ARCHIV FÜR
GESCHICHTE
DES
DEUTSCHEN
BUCHHANDELS
Börsenverein der Deutschen
Buchhändler. Historische...
Digitized by Google
jDnvtuu'ü (Collrgr Itbrarg
KKOM THE rUNU OF
CHARLES MIN< >T
Class oi 1828
Digitized by Google
Digitized by Google
$u&lifattoneit
beä
SBörfenüercinö ber SDeutfc^en Bud^ättbler.
SReue Sotgc.
— • — -
21 r dj i D
für
®efdjtd)te be8 Deutzen öudjfjanbeU.
VII.
Seidig,
©erlag bed ©örfentoereinS ber $eutidjen ©udjtyänbler.
1882.
Digitized by Google
für
©efdjitfyte bcö SDeutf^cn a3udjljattbel$.
herausgegeben
»on
ber $riftorifrf)en ©omtniffton
M
I
SSörfenceremS ber 2)eutfdjen 93ud)l)cmbler.
VII.
»erlag be* »örfenöeretn» bet Deutf^en »ii^anbler.
1882.
Digitized by Google
Bl/TO'i.l'/
\ mm - —
$rurf oon 0. (9. leubner in ßeipjia
Digitized by Google
SJortüort.
Tas oorliegenbe ©tücf be3 2trtf)iü3 erjd)eint fpäter, als bic
unterzeichnete (Sommiffton gewünfd)t f^tte, ja fein @rf feinen wäre
fogar überhaupt für jefct in grage geftetlt gewefen, wenn nic^t
noc^ einige unerwartet einge^enbe Beiträge unb bie Xljätigfeit ber
ffiebaction feine Verausgabe ermöglicht hätten. ©rö&ere Arbeiten,
bie üon langer $anb her für baS $lrcf)iü in SluSficht geftellt ge=
wefen waren, waren ausgeblieben, blieben infolge XobeSfallS beS
SerfafferS unoottenbet, ober würben aus locatyatriotifchen 9tücf=
fiepten an anberer ©teile oeröffentlicht. 2)ie unterzeichnete (£om=
miffton fann baher nicht umhin, wieberholt an alle fid) für baS
Srchit) interefftrenben Greife bie SBittc ju richten, bemfelben ihre
thatfräftige Unterftüfcung jupwenben unb bie SRebaction mit 93ei=
trägen ju unterftüfcen. 9Rur in biefem gatte fann bem Snhalt
berjenige @rab oon ÜRannichfaltigfeit bewahrt bleiben, ber unbe=
bingt wünf diene werth ift. Sine gewiffe, wenn auch nur ^ocait
©infeitigfeit wirb aber unoermeiblich, wenn fich ber SRitarbetters
freis terengert, ftatt fich iu erweitem; bie einzelnen S3eitragenben
müffen ja, infofern es fich um Arbeiten auf urfunblidjer ÖJrunb*
läge hünbelt, nothwenbiger SBeife oorwiegenb auf bie Duellen ihre«
SBohnort« hwgewiefen bleiben.
ßeipiig, im gebruar 1882.
$ie §iftorifche ©ommiffion
beS ©örfenoereinS ber $eutfchen ©uchhanbler.
Digitized by
Sfitf
©rttter 93eridjt an bte §ifiorij(f}e Sommiffion beg ©örjenöereinS ber
©eutfäjen ©ud$änbler. Son griebrid) ftapp l
«uc^brucf unb SJud^anbel in ©ranbenburg^reufeen, namentlich in
»erlin, in ben Sauren 1640—1740. «on Sriebrid) ^app . , 7
«m&roftuS groben öon 93afel als ©rüder be3 Salmub. 23on §einridj
Möllmann 44
$rimu3 Araber, $an3 ftreifjerr oon Ungnab unb ©enoffen. Sern ft.
§erm. SReüer 62
3)ie Anfange beS Seidiger SRe&f atalog«. 8on \»lt&rcrf)t .Hirrfitjoff 100
(Streitigfeiten über bie ©etoerbSbefugniffe in Seidig im 3al)re 1598 ff.
Son 9llbrec$t £ircf)t)off 123
3ur älteren ©efätc^te ber turfää)fifd)en ^riotlegien gegen SRadjbrud.
8on SUbredjt ffird)$off 146
$ie Sntnridelung be« ©udj * ©emerbeÄ in 2)orüat. ®on $rofeffor
SBilljetm Stieba 163
©er beutfdje $hid)l)anbel gegen Snbc bei* 18. unb $u Anfang beft 19.
3af)rtjunbertS. 93on g. $erm. SR euer 199 —
SRiScetlen.
Sur ©efäic&te bed 93üd>ermefenS im 15. 3at)rfmnbert. SRitgetfjeilt
»on $rof. Dr. 8. ÄrauS 250
3urÄennrni6ber«ffociationgöer^äItniRe. 8on SUbredjt Äirdjljoff 253
$oti$ über ben 9teifet>er!ef)r im 17. Satjrfmnbert. SRitgetljeilt bon
gb. «raufe 261
©ie Senfur be« aRefetatalogS. »on «ibredjt £ird)fjoff ... 263
Wotij über »üc^ertaEen. Son »u^l 264
She faiferL ©üc^erSommiffion &u frranffurt a. HR. unb bie ^eipaiger
SReffe. 8on «Ibredjt Äir($$off 264
^atriarcfyxlifdjeä ^referegiment. $on «lbrec^tÄirdc)t)off. . . 266
#ur Q)efcr>icr>te ber Senjur in Greußen im Anfange be& 18. 3at)r=
IjunbertS. SRitgetfjeilt bon €b. Äraufe 268
Digitized by
Iritter ftttyt an bie ^t(torifäe Cümmtffifln bes Mvfmmin*
ber JDeutfifyen ßudjtjänMer.
©eit meinem jmeiten SBeric^t oom 10. 9Kärj 1880 f)abe idj
unauSgefefct an ber ©e(cr)id)te beS 2)eutfdjen 39ud$anbelS fort=
gearbeitet. $a id) mä^renb beS ganzen SafjreS nur am Üttittmod)
burd) eigene ÖJefdjäfte in Anfprud) genommen mar, fo benufcte ic§
bie mir fo reidjlid) jugemeffene freie Seit auSfdjlie<d) ju ©tubien
unb Ausarbeitungen für mein SBerf unb bin beSf)alb aud* in feiner
görberung ein gute« ©tücf weiter gefommen.
AIS bie §auptfrud)t meiner Xfyätigfeit will idj r)ier gleich im
(Eingang bie Xfjatfadje f)ert)orljeben, ba&, um mir öebenfen unb
3meifet aus bem $opf ju fragen unb meine toft ju erproben,
id) im legten Pommer neben (Srforfdmng ber Quellen augleid) an=
gefangen habe, an bie Storftetlung felbft ju gef)en.
Söä^renb meine« Aufenthalts auf bem ßanbe bearbeitete itf)
bie neuere @efd)id)te, refp. Steile meiner berliner Ausbeute; ba=
gegen uaf)m id) nad) meiner fRücffet)r in bie ©tabt bie Anfänge
ber 93ud)brucferfunft unb bie attmälige (Sntnricflung ber budjfjänb;
lerifdjen SBerfjältniffe in Angriff. S)er QJrunb biefer Xfjetfung mar
ein rein äufjerlidjer: für jenen $mtd reidjte id), auf bem Sanbe
moljnenb, mit öerhältntfjmä&ig menig ^Hilfsmitteln aus, ju biefem
aber mar ein reidjer Duellenapparat nöu)ig, ber jeben Augenblicf
jur §anb fein mufjte unb nur in ber ©tabt ju finben mar. (Sine
grud)t ber auf bem erftgenannten gelbe fid) bemegenben Arbeiten
ift u. A. ber Auffafc über bie preu&tfdje Sßrefjgefefcgebung oon
1815—1840, meldjer im 6. ©anbe beS „Ard)iöS für ©efdjidjte
beS 2)eutfd)en 93ud)f)anbelS" abgebrucft ift; ein Äapitel aus ber
dlteften (Sefdjidjte bilbete ben mefentlidjen Sn^alt eines Vortrags
über ©utenberg, meldjen ic§ im Saufe beS SßinterS oor bem ^iefigen
miffenfdjaftlidjen herein Ijielt. SBiel ift bas aflerbingS nod) nid)t;
«rdjit. f. öcf*. b. ajcutjdjen »u«W. VII. 1
Digitized by Google
— 2 -
allein tcf) bin mandje Söebenfen unb gtoeifel loS unb glaube bie
richtige 3Ret$obe ber $arftellung gefunben ju Ijaben. 3ur 3«*
bearbeite id) bie ^ranffurter $8urf)f)änblermeffe beS 16. 3al)r=
tyunberts unb faf)te bann mit ber ©efcf)icf)te ber in ben 5ranf=
furter bieten Aar erjagten &aiferlid)en $üd)er-(£ommiffion fort,
meiere bie §aupturfad)e beS allmäligen SRuinS üon granffurt unb
ber aus i^m ^ertjorge^enben Hegemonie Seidig« tourbe. Seiber
ift bie Seit bis jur öeröffentlidmng beS erften ÜKefefatalogS (1564)
fct)r arm an jufammen^ängenben arduoalifäjen Duellen, ßerftreute
Slnefbota, müfjfame Sflofaifarbeit, unfritifrf)e @Jemeinpläfce unb felbft
gläubig erjagte unb nad)er$äfjlte 9)i\irrfjcn finb ber rebenbe SBeroeiS
für baS fid) nur langfam lirf)tenbe 35unfel, meldjeS fidj nod) über
einem großen Steile biefer ^eriobe ber ©ntmicflung beS 93ucf)~
fjanbels ausbreitet.
S)ie reidjfte Ausbeute f)at im öergangenen 3aJ>re wieber 93ajct
geliefert, auf n>elct)ed 3f>re Stufmerffamfeit ju rieten id) mir fdjon
in meinem üorjäf)rigen Söeridjte erlaubt t)atte.
&bgefef)en öon ben mertfjoollen Sonographien, roie bem Sieben
ber glatter, bem Sfjronicon beS ^ellican, meiere für meinen &xozd
jeljr fd)ät3enStt)ertl)e ©injel^eiten über bie erfte $älfte beS 16. 3af|r*
f>unberts enthalten, entbeefte mein SRitarbeiter, $err Sluguft Äapp,
au« bem (Snbe jener Seit eine f)öd)ft bebeutenbe Duelle, meiere
#err töegierungSratfj Dr. ©iföoff bafelbft i^m unaufgeforbert mit=
teilte: ein altes SRedmungSbud) beS SßicolauS SpiScopiuS, eines
©orfaljren beS §errn Dr. 23ifd)off*).
§err Dr. ©ifdjoff überliefe biefeS mistige ÜDtonufcript #errn
Äuguft $app anfangs unter ber ©ebingung, bafc eS als Sßrarf)t=
merf foftenfrei gebrueft unb in 2kfel oerlegt würbe. SEBenn audj
jmei oon 3f)ren 9ttitgliebern, meine §erren oon ber (Sommiffion,
fid) mit nicf)t genug ju rüfjmenber Liberalität fofort bereit er=
flärten, ben Srucf ju bejorgen, unb mit if)m jugleidj ben SSerlag
ju übernehmen, fo entfprad) biefe ledere SBebtngung bod) nidjt
ben 2Bünjd)en beS §erm Dr. S3ifd)off, roeSfjalb er benn jcfjliefjlidj
bie Schmeighaujer'fche SBud^anblung in 93a(el mit ber $>erfteHung
*) Hnm. b. SRcb. $iefe3 für bic ©efdndjte bc8 93udjfjanbel8 n?idjtia.e
unb $od)intereffante $ocument ift iruttrifdjen im Berlage non 93. 6dnuabe in
«afel publicirt »orben. 3>ie «luglafjungen be* $crrn Dr. ffapp über bejfen
3n^att unb ©cbeutung finb beSfjalb I)ier weggeloffen worben.
Digitized by Google
— 3 -
unb Verausgabe be8 ÜJtonufcriptS Beauftragte, welche in ber Sßerfon
beS ftöbtifc^en ÄrdjioarS, beS §errn Dr. SR. SBacfernagel, einen
oortrefflichen Herausgeber gewonnen hat. (sicherlich ift noch manche
Wertteile §anbfchrift unter ben 6cf)ä&en ber alten »afeler ®e=
fa^lec^ter oeTborgen, beren Veröffentlichung im Sntereffe ber 2Biffen=
fdjaft liegt, hoffentlich giebt bie (Srfenntnifj oon ber ©ebeutung
ber ©piScopiuS'fchen SRedjnung8bttcf)er unb feine günftige Aufnahme
in ben beteiligten Greifen Veranlaffung ju einer erneuerten (Sx=
forfchung unb Verausgabe berartiger wichtiger Quellen.
Von Ärdjioen ^abe ich im SRai beä oergangenen 3a^re8 ju=
nädjft granffurt a. 2R. wtebeT befudjt, beffen reiche aRaterialien,
foweit fie meinen 3wecfen bienen, ich jefct alle in getreuen Slb-
fünften ober HuSjügen beftfce. 3)en SReft ber Kopien l)at §err
$einricr) Sßallmann mit gewohnter ^änftlic^feit unb biplomatiföer
©enauigfeit für mich beforgt S)er ftäbttfd)e Mrdjtoar, £err
Dr. (SJrotefenb, fam mir aud) bei meinem britten 93cfucr)c mit ber
fdjon fo melfad) erprobten ©efättigfeit überall förbernb unb r)clfcnb
entgegen.
$ie erfte plfte beS 3uni braute id) im fädrfifchen @ef).
©taatSardjioe in Bresben ju. Surf) t)tcr l)attc ich mich ber freunb*
Haften Aufnahme unb juoorfommenbften Unterftüfcung Seiten«
beS £errn $lrct)ioratt) Dr. <ßoffe ju erfreuen. Vis jum (5nbe be8
16. SafjrfmnbertS fanb id) leiber oiel weniger SRaterial als ich
»orauSgefefct ljatte. (Sinige intereffante Säße oon Verfolgungen
öon $rutfern, ßenfurerlaffe unb Snterceffionen ber furfürftlidjen
Regierung ju ©unften it)rcr Vuchhänbter bilbeten für jene ^eriobe
bie einjige Ausbeute. @ef)r mistig bagegen fct)icncn mir bie regel=
mäßigen halbjährlichen 2Refjrelationen, welche ich, fotoeit fie für
ben SBudjhanbel oorl)anben waren, big jum 3ahre 1830 wörtlich
abgefchrieben hQöe- ©fe finb reich an (Sinjelheiten über bie ge^
fchäftliche ©ntwicflung beS VuchhcmbelS unb f äffen namentlich aud)
feine Vejiehungen jum SluSfanb ins 5luge. 3d) hoffe immer noch,
bei einem fpäteren Sefudje in Bresben mehr über bie Seipjiger
Verhälrmffe ju entbecfen.
3Ba3 mir junächft obliegt, ift eine SReife nach SBien, wo ich
in bem 0ieict)r)ofratr)s ^rc^to meine granffurter ©tubien ju er
gänjen gebenfe. £ort ftnben fich öielfach bie Dom SRatfje biefer
freien ©tobt ergangenen Antworten* auf Äaiferltdje 3umutf)ungen
l*
Digitized by Google
unb gorberungen, bie im granffurter Ardjiu nic^t eingetragen ftnb,
ober Verfügungen unb 23efef)le, bie ^ier oer(d)nmnben finb. So
ift j. 93. bie wichtige 33üd>er=Xare, mit meldjer in ber jmeiten
$älfte beS 17. 3af)rf)unbertS ber beutfdje 33ud)hanbel ^eimgejutt^t
merben follte, in oielen ©djriftftüden ermähnt, inbeffen in feinem
ber üon mir bisher befugten Ardjioe aufbemaf)rt. ©ie mufi fid)
in SBien finben. 3dj meife nod) nid}t, ob id) in biefem 3afjre
baf)in gelangen roerbe, aber über baS 3aljr 1882 hinaus fann ich
meinen SBefudj in SBien nidjt üerfd)ieben.
3d) tjoffc nämlich im nächften 3af)re an bie Aufarbeitung beS
erften SknbeS meines SBerfeS benfen ju fönnen. Aber je roeiter
idj in meinen ©tubien fortfdjrette, befto mefjr brängt fid) mir bie
Ueberjeugung auf, ba& eS mir nict)t möglich fein roirb, bie grojjc
Aufgabe ganj allein ju bewältigen, unb ba& id) ber §ülfe tüchtiger
Mitarbeiter bebarf. 3$ fyabe mid) beShalb auch im »ergangenen
3afjre nach neuen bemalten ^elfenben Gräften umget^an. öür
bie unmittelbar auf bie drfinbung ber $ud)bruderfunft folgenbe
3eit §at mir £err Dr. A. oan ber iiinbe in SBieSbaben, ber be-
rühmte SBerfaffer beS „©utenberg", feine 53eif)ülfe gugefagt, roährcnb
$err Dr. 3B. SenriS, Sßrofeffor an ber hiefigen Unioerfität, fo freunb=
lid) mar, mir feine S3eil)ülfe für bie Abjdmitte über baS 9*ed>t
ber treffe unb Unrecht beS SßachbrutfS jujufagen. 2>a id) mit
biefen §crren in meiner Auffaffung ber betreffenben fragen ganj
übereinftimme, mä^renb ihre Arbeit ftdj bem Ion beS ©anjen ein-
orbnet, fo fann baS foätere SSBerf burd) biefe Arbeitsteilung nur
gewinnen.
©d)liefjUd) möchte id) mir erlauben, Sfmen nod) einen SBunfcfj
an3 §erj ju legen, beffen Erfüllung meiner Arbeit in ^ol)em ÖJrabe
ju ©ute fommen mürbe. @r betrifft bie gortfefcung ber Aufzüge
aus ben 2Hefc£atalogen bis auf bie Gegenwart. 3d) fann nicht
banfbar genug anerfennen, meld) fidjern gü^rer unb ftarfen An*
halt mir ber ©^metfe^fe^e Codex Nundinarius bietet (15G4 bis
1846). Sßäre eS nun nid)t angezeigt, menn er mit bem 3af)re
1870, als bem äußern Abfdjluft unferer miebergemonnenen poli=
tifdjen (Einheit fd)löffe, bamit man aus ihm baS ftatiftifdje gacit
ber bisherigen bud)f)änblerifd)en (Sntnndlung jie^en fann'? gür
bie 3af)re 1847 unb 1848 f)d>e id), Qn ©dnoetfchfe mich an=
fchliejjenb, bie AuSjüge aus ben betreffenben Katalogen anfertigen
Digitized by Google
— 5 —
laffen; bic Bearbeitung aller 3atyrgänge aber überfteigt bic Äräfte
eines (Sinjelnen.
SRatürlid) ftcHc id) biefe beiben 3af)rgänge jur unbebingten
Serfügung beS BörfenoereinS. (SS !äme alfo nur nod) auf bic
3eit öon 1849—1870 incl., alfo im ©anjen auf 22 Saljre, an.
3tf> fann 3$nen einen ganj oortrefflid) geeigneten Bearbeiter
empfehlen, falls nicf)t üon bem gortfefcer beS ©cf}tt>etfd)fVjcf)en
SBerfeS bereits Borarbeiten gemadjt fein fottten, bie feine Beoor=
jugung münfcfjenSttjertf) erfdjeinen laffen.
SGBie bem nun aud) fein möge, id) bitte ©ie bringenb, biefe
Angelegenheit in (Srmägung ju jie^en unb i^rer görberung üiel=
leidjt ein fjatbeS $eft beS SlrdjioS ju nribmen, ober ben ©ober,
im urforüngüdjen gormat als eine Beilage ju einer ber nädjften
dummem beS aisbann nur in falber ©tärfe erfdjeinenben HrdjtoS
fyerauSjugeben*).
«eriin, 15. SRörj 1881.
grifbriöj 8app.
*) Änm. b. 9tcb. $ie §iftorifdje ©ommijfion be8 ©örfenoereinS tjat btefen
öunfd) bti §enn Dr. Äapp ju bem irrigen gemalt unb feine 2>urd>füf)rung
bei bem 93orftanbe beantragt.
Digitized by Google
4Butt)bruih uni> iBuajIjanbfl in Oranienburg • Greußen, namentliaj
In ifdin, in *en Sauren 1540-1740.
Sott
gtiebri# Stipp.
2)ie beibcn crftcn Safyrfmnberte be3 branbenburg*preuf}ifcf)en
S3ud)brucf8 unb 83ud$anbelg finb gerabe fo Hein unb ärmlid) tute
bie Anfänge beS branbenburgifd)=preufjtfcf)en ©taateS. ©ie unter*
treiben fid) ^öc^ftcn« baburd) öon beffen dntarirflung, bafe fic
nichts oon ber innetn griffe unb treibenben traft in fidj Ijaben,
loeldje Shtrfürftentfjum unb Äönigtljum in öerf)ältnifjmäf$ig hir$er
Seit ju ir)rcr tyeroorragenben politifdjen ©tetlung erhoben. (Srft
als griebrid) ber @rojje feine <Scr)tac^tcn fd)lug, trat Sßreufjen in
bie geifttge SBeroegung be8 SafjrfmnbertS ein unb nafym am
ttriffenföaftlidjen £eben be« beutfdt)en Rottes. $er SBudifjänbler
grtebrid) Nicolai bejeic^net ben $nfang8punft beS ©rroarfjenS felbft=
ftänbiger literarifdjer Xtjätigfcit. einzelne if>m öoraufgef)enbe be=
beutenbe 9JMnner beftätigen als $lu$naf)me nur bie fRegel unb
finben feinen gebei^tia^en ©oben in bem unfruchtbaren ©anbe ber
SJcarfen.
2öer mit ber S^otJ) unb ©orge beö äugern Sebent fämpfen
mufj, ber !)at natürlich loeber ©inn nod) SBerftänbnifi für bie leeren
Aufgaben beS $afein«. $>er Oränjer oerläfjt fid) auf fein <$t-
tuef)r unb prüft, ba er ftetS auf feinblidje Singriffe gefafjt fein mufe,
ob ba« «ßuloer auf ber Pfanne trocfen fei (Sin fixere« Sluge
unb eine fefte §anb gelten if>m me^r al« alle ®elef)rfamfeit unb
alles SGÖiffen. 93ud)ftabiren unb Sefen fann tf)m nichts Reifen,
aber ftets fein 3^ äu treffen, baS ift feine erfte Aufgabe, feine
f)öd)fte Seiftung. 3n biefer Sage befanb fid) 93ranbenburg^ßreuf$en
oon Anfang feiner ®efd)id)te an bis jum (Snbe beS ftebenjäfjrigen
Krieges. $)ie ©udjbruderfunft §atte fid) fd)on über bie bamals
Digitized by Google
— 7 —
chrilifirte SBelt oerbreitet, aU bie Äurfürften 3of)ann unb Soachim I.
toon $ohenjollem fid) noch mit ihren Raubrittern unb Sunfern
ljerumjujdjlagen Ratten. §uffitenraubjüge, SReformationSfriege, oor
allen ber fdjretfftdje brei&igjährige matten faft bog ganje Sanb
trielfad) jur (Jinöbe, bänifche, polnifche unb fdjwebifche Sfriege, ber
fpanifche unb ber öfterreidjtfdje (Srbfolgefrieg liefen ba« erfdjopfte
$olf !aum jum Äufat^men fommen unb ben armen, ohnehin
Tofjen Slbel immer mehr oerwilbern. 9Bo füllten ba Ruhe unb
(Sammlung, wo greube unb ®enufe fich entwicfeln, wo foßte ba
griftigeS fieben eine frcunblicr)c Stätte finben? 3n einem fotct)cn
Staate tonnte nur bie förperlidje Äraft unb ber wilbe Sdjlachten=
muth etwas gelten, währenb bie ©ilbung als unnüfce« ©epäcf oer=
ältlich bei Seite gehoben mürbe. Sie armfelige §ütte be« tyUf*
lofen Bürgers ober ©auern mar faum notdürftig mieber getieft,
als fdjon ein neuer (Einfall, ein neuer Raubjug fie mieber ju jer-
ftören brof)te ober gar jerftörte. $)ie Seute hungerten fid) burd)8
fieben unb maren froh, menn fie ©ibel unb ®e[angbuch fürs $au3,
ben ^ateduSmug unb ein paar bürftige Schulbücher für ihre Sinber
anfdjaffen fonnten. <£g ift bejeidjnenb noch $x Dag crftc Viertel
be3 oorigen 3af)rhunbert3, baß ber alte $effauer feinen fünften
Sohn unb Siebling, ben ^ringen 9Korife, ber fpäter auch pttn^u
jeher ®eneralfelbmarfchall mürbe, ohne allen Unterricht aufmachten
unb nicht einmal Sefen unb Schreiben lehren liefe, benn ein ©eneral,
meinte er, fönne auch ohne biefe geberfudjfereien Schlachten ge=
minnen.
Srft nach ©eenbigung be8 fiebenjährigen Krieges beginnt eine
neue Slera. §ier fofl junächft bie ihr ooraufgehenbe Sßeriobe big
$um Regierunggantritt griebrich« beä (Srofeen gefchilbert merben,
welche fich auf bie urfprünglid) branbenburgtfch-preu&ifchen ©e^
fifcungen befchränft unb bie fpäter erworbenen, für ben ©ud)=
hanbel unb ©udjbrurf wichtigen größeren ßanbfchaften unb Stäbte,
wie SHagbeburg unb Stettin, ausliefet.
©ereinjelt fommt fdjon gegen (Snbe bed fünfzehnten 3ahr=
fmnberts eine $)rurferei in ber Slltmarf oor, unb jwar in Stenbal.
3oad)im SBeftfael oon bort hatte mehrere Saljre lang in ©emein=
fchaft mit 3acob Raoenftein in 9ttagbeburg gebrueft, fct)rtc aber
um 1487 in feine ÖJeburtSftabt jurücf unb legte hier eine neue,
big 1489 beftehenbe $rutferei an, au« welcher 1488 ber Sachfen=
Digitized by Google
- 8 -
fpiegel, ein unbatirtcr $onat unb eine Sammlung lateinijcher 93riefe
hervorgingen. $lud) baS mit zahlreichen §ol$fchnitten gebruefte
95tarien=^ßfalterium, meld)eS etma 1494 im Äloftcr Qinm bei
Süterbogf gebrueft mürbe, fanb feine Nachfolger. $>er erfte Slnlafs
jitr Errichtung einer ftänbigen 3)rucferei ergab fidt) bagegen ju %n*
fang beS 16. 3af)rhunbertS in granffurt a. £>., mo Äurfürft
Soacfnm L 1506 eine llnioerfität gegrünbet hatte. 3mar mar bort
fd)on 1502 als 33ud)brucfer Martin Fretter aufgetreten, inbeffen
meifj man, abgefet)en oon brei oon ihm herausgegebenen SBerfen, nichts
oon ihm. XaS erfte h*i&t: „2)aS buhlen mirb genät b' bamm ber
feien f)t\l *8nb oer Seligfeit". Slm @nbe: „©ebrurft onb tolenbet
nn ber löblichen ftat graneffort an ber Slber (sie!) burch SKartinum
tretter $o man ^a(t nach S^rifti on&erS lieben harren geburttj.
Saufenbt. funff hunbert fcmei 3are". Xiefe 1 % Sogen ftarfe Schrift
in 8° enthielt Sprüche beS berühmten ÄanjelrebnerS (heiler o. ftai=
ferSberg unb mar oom furfürftlichen fRatf) 3ohanneS Schräg tyx*
ausgegeben, (^anjer, Stnnalen I, S. 257, 9c. 525.) 2)a3 jmeite
Söerf ift eine lateiniuhe Ueberfefcung beS eben genannten, 20 ©lätter
in 8° ftarf. (£3 erfchien in bemfelben Safn; 1502 unter bem Xitel:
„Arbor salutis animae" unb jäfjlt bretunbjmanjig alphabetifd) ge=
orbnete Sprüche, meldje ber ^Berliner SßräpofituS 3of)anneS Schiplifc
aus bem beutfehen $ejt überfefct hatte. 2)aS Dritte SBerf bilbet
einen ftarf en goliobanb, welcher mehrere Sractate beS 2Jcagifter
^etruS §iSpanuS über SlriftoteleS bringt unb oon ^rofeffor Johann
2inbf)olfc 1504 herausgegeben ift*). SllS fcruefer oon grö&erer 93e=
beutung bagegen bemährte ficf> Gonrab Söaumgarten aus Rotenberg
ober Rotenburg, ber fich 1502 juerft in Clmüfc niebergelaffen hatte,
1503 nach ^Breslau gebogen mar unb 1507 nach Sranffurt fich 9es
manbt ju haben jeheint. (£r bruefte philofophifche unb humaniftifche
Söerfe. Sieben ihm mirfte ber ^rofeffor ber Sftathematif SlmbroftuS
Sacher aus 9HeerSburg, ber 1506 in feiner ^rioatbrueferei ben Sucltb
herftellte unb eine Slrithmetif, fomie einen ?luSjug aus ber Mu-
sica Boethii herausgab. 51 uf fie folgte 3ofmnn §anau, oon mU
ehern 1509 ein Üttartial, 1512 ein §ora$ hcrrü^rcn un0 $utten$
Querelae gegen bie Soefce in ©reifsmalb, fomie oerfchiebene £uma=
niora bis 1516 gebrueft mürben, granffurt erhielt übrigens erft
*) Kol einem * ortrage beS §ernt ^rorector Stfjtuarse in ftranffurt a. 0.
t>om 19. SRärj 1878 (ftranffurter ^arrtotijdjeS Sodjenblatt 1878, 9h. 38).
Digitized by Google
- 9 —
gegen 3Ritte beS 3ahrf)unbertS feinen ftänbigen Druder in ber
^erfon beS Sohann ®td)hom aus Dürnberg, ber 1549 in Sßittcn-
berg gewonnen würbe unb in feinen fauberen, frönen Druden bie
auf ber jungen Unioerfität entfchieben fjerüortretenbe ptjiloiogifc^e
unb theologijche Dichtung pflegte, ©eine Druderei war eine für
bie bamalige Qtit fef>r bebeutenbe, inbem er 18 „®ef eilen" unb
4 ^reffen befd)äftigte. Sieben i^r war um bie SBenbe beS fed)Ss
jetjnten Sö^unbertg bie $artmannfche Dfficin unter Sodann £art=
mann unb feinem ©olme Sriebridj üon befonberer Söebeutung. ©ie
hat aud) einen reiben mufifalifchen SSerlag aufjumeifen, unter
welchem bie SBerfe beS SantorS Söertholb (SefiuS, namentlich feine
GJefangbüdjer, obenan ftehen. 3m 3af)re 1663 würbe burch (SraSmuS
Rogner aud) in ©üben eine giliale feiner Druderei errietet, bie
jeboch nac^ einiger 3«* wieber einging. 3ur Qtit beS ^weiten
SubiläumS ber Unioerfität (1706) gab es in Sfranffurt au^er ^rc|
93uchhänblern fünf Drudereien; auch beftanb bort längere &t\t eine
Druderei für bie Verausgabe t)cbräijc!r)er ©d)rtften. (©djwaräe
L c. 1878, Dr. 54.)
3n ©erlin führte ßurfürft Soadnm II. 1540 bie neue (Sr*
finbung ein. (£r brauste, nad)bem er fid) 1539 ber Deformation
angefc^loffen hotte, einen Bruder für feine neue $ird)enorbnung
unb berief jum 3roed ihrer äufjern $erftellung als feinen §of=
buchbruder ben $anS SBeifj aus SBittenberg, ber bort oon 1525
biä 1539 u. 31. auch elf ©djriften oon fiuttjer gebrudt fyattt.
Da« furfürftüche ^rioilegium ift am 20. Styril 1540 auSgefteüt.
3n bemfelben Sahre, wahrfcheinlid) fchon etwas früher als im
8tyril, erjchien in Ouart „Äirchenorbnung | im (Slmrfürftenthum
ber ÜHarfen | ju ©ranbenburg, wie man (id) | beibe mit ber ßeer
unb (Sere | monien halten fol. Öebruft ju Berlin im 3ar MDXL."
Die Missalia Eeclesiae Brandenburgensis Waren noch 1494 in
Dürnberg gebrudt werben. 3n bemfelben 3a^rc 1540 errichteten
auch fpanifche SDöndje in ber ©tabt SDerko bie erfte Druderei,
beren SBuchftaben fie aus Dom erhalten fyabtn foHen.
Die treffe oon SBeifj war in ©erlin übrigens nur bis 1544
in Dfjätigfeit ®r brudte jiemlich *iel für jene 3eit unb ftattete
feine SBerfe auch mit tutet gewiffen (Sleganj aus, amtliche Hr=
beiten, wie bie Deformation beS ßammergerichts, theologifche ©freit*
fchriften, ©djul- unb SlnbachtSbücher, ^rebigten unb einzelne ©rüde
Digitized by Google
— 10 -
öon alten ßtaffifern. Snbeffen fdjeint SBerlinS erfter $)rucfer {eine
SRedjnung bort nic^t gefunben ju tyaben, menigftenS gab er 1544
fein ©efdjäft auf unb feljrte nad) Wittenberg jurücf. Son 1544
bis 1575, alfo öottc brei&tg 3af>re gab es feinen $rucfer in ber
jefcigen SReid)$l)auptftabt. 2)er fturfürft lieg feinen Skbarf an
©taatsfadjen in JJranffurt a. 0. bruefen, moljin audj #od)jeit8=
gebiete unb Seidjenreben oon ben ^Berlinern $ur SBertrielfältigung
gefanbt mürben. $)er bereits erroäfmte, um biefe fttit *n 3franf*
furt tf)ätige Sodann @id)f)orn fjatte fogar 1567 für bie ganje 2Warf
ein ^riöilegium ermatten, wonach feine neue $rucferei neben ber
feinigen errietet werben burfte. $ie berliner ©eletyrten mufften
jefct für längere Seit auätoärts bruefen laffen, fo ber ©tabt^
pfjtificuS 3Jtottf)ia8 gtaciu« (giecf) bei #an3 £uft in Wittenberg,
®eorg Goeleftinuä bei föunge in $)amm 1568—1571 unb 2Kid)ael
§a8lob unb SBotfgang Sobft in granffurt a. O. 1571. (Sin «b*
bruef ber WugSburger (Sonfeffion erfdjien 1572 nidjt in Sertin,
fonbem in granffurt a. D.
örft Seonljarb Xfyurnetoffer $um Xfjurn*) richtete in Söerlin
mieber eine $rucferei ein unb erhielt 1572 ober 1573 Dom $ur-
fürften baS graue Älofter jur Ausübung feiner ftttttft angetoiefen.
, Hm 6. Auguft 1531 in ber berühmten SDrucferftabt 93afet geboren, ift
er einer ber abenteuerlidjften (Sfyiraftere, toeldje bie ÖJefdjidjte ber
93udjbrutferfunft aufjumeifen f)at. ©djon in früher Sugenb oiet-
fadj mit Slfdjtimiften unb SRetaflurgen oerfefjrenb, erlernte er oer=
fdjiebene Oe^eimniffe unb fünfte, beren SBermertfjung ifjm frei(id)
fdjledjt befam. ©o mu&te er benn aud), als er oergolbeteS Stei
ftatt eckten ©olbeS oerfauft ^atte, bie £eimatf> fcertaffen unb fein
®lütf in ber Jrembe toerfudjen. $ann ermadjfen trieb er fid> in
faft ganj (Suropa f>erum, $og über ©trafjburg nadj granfreidj unb
(Snglanb, biente eine Qtit lang als tfuiraffier in einem Regiment
beS üttarfgrafen 3Ubrcd)t Adn'fleS, arbeitete bann in ©d)mel$ütten
unb mürbe 1558 3nfpector ber Xttroter SBergmerfe be3 Sr^erjogS
gerbinanb, in melier ©tellung er ftdj ein grofjeS Vermögen er=
marb. 9Htt (Srlaubnifc be3 ÄaiferS 2Rajimüian befugte ber unftete
Abenteurer ju feiner fernem Ausübung ati Sergmann ©djottlanb
3 3- «• ©. KoeMeil'l Beiträge $ur ©efäidjtc ber «Bt^enf^aftcn in
ber Wart »ranbenburg. ©erltn unbßetpjig, $ecfer 1769. 4°. S. 65—198.
Digitized by Google
— 11 —
unb bie Drfneo«, ging aber oon bort burdj Portugal unb ©pa*
itien in ben Orient bis nadt) Probien unb ^ßaläftina, inbem er fidj
überaß als SBunberboctor einen großen tarnen machte. 3m 3al)re
1568 fehrte X^umeoffer nach $)eutfchlanb jurücf unb enegte burdt>
feine glücflidjen (Suren überall gro&eS Sfaffefjen. ßunächft manbte
er ftd) nach fünfter in Söeftfalen, wo er 1569 feine Archidoxa
unb 1570 feine Quinta Essentia in ber Officin Dffenbrug'3 in
Ouart bruefen unb mit ben nötigen tafeln auSftatten laffen mollte.
Snbeffen mar bie fieiftungSfälngfeit ber fonft in gutem SRufe ftehenben
Drucferei ju gering, meSl>alb er fiel) nach granffurt a. D. manbte,
»o er in ber Sodann ©i^om'jd^en Erucferei feine ©Triften beffer
auSjuftatten oermochte. $icr lieft er bann audj 1570 fein grofjeS
SBerf „Pison ober «efchreibung ber SEBaffer" bruefen. «nfangS
1571 lernte Shtrfürft Sotjann ©eorg, ber ^ur ^ulbigung nadfc)
granffurt ge!ommen mar, ben intereffanten Sflann fennen unb jog
ifm bei einer ferneren Äranf^eit feiner ©emaf)lin §is SRattje. $)iefe
genas fet)r fefmell unter beS SBunberboctorS getiefter SBehanblung,
ber banfbare fotrfürft aber ernannte benfelben ju feinem Seibarjt
unb überhäufte ihn mit ©unftbejeugungen aller Ärt. X^urneöffer
arbeitete fich unter biefen günftigen $erf)ältniffen rafd) empor,
dr oerlaufte öaracelfifdje Heilmittel ju hohcn greifen, [teilte bie
föatiüitat, oerfertigte Hmulette, grünbete ein £eif$au$, errichtete
ein ßaboratorium unb legte junächft für eigene ßmeefe mahrfchein=
lief) 1572 ober 1573 in bem ihm üom Äurfürften eingeräumten
grauen ßlofter eine 93ucf)brucferei unb ©chriftgiefterei an, toeldje
er mit beutfehen, lateinifchen unb morgenlänbifchen Settern, oor=
trefflichen „gormen" unb ßierrathen aller 2Crt auSftattete. Sodann
@eorg braute manche Sage in ben SBerfftätten $hurnebffer3 ju.
Die Bereitung mebicinifcher (Seheimmirtel unb bie görberung aller
bunfeln fünfte, welche in ber Äüd}e für bie alchbmiftifchen gjer-
fuct)c gebraut, ben jäJcenfdjen plöfclich reicher, roeifer unb glüeflicfjer
machen follten, ftanben fytx neben ber $)rucferei unb ÖJiefterei. @3
ift aber bejeidjnenb für bie Unbilbung jener Seit, bafj 93uct)brucf
unb ©chriftenguft in ben klugen ber höchftftel)enben ^erfonen oiel=
fach «och ^ Ju ber Sllchtomte gehörenb betrachtet unb biefer ?ln=
fchauung entfprecfjenb behaubelt mürben.
2Bie bebeutenb übrigen« XhunteofferS fcrueferei mar, geht au«
ber Xhatfadje tyvooT, baft er in feiner 93lüthejeit über 200 Arbeiter
Digitized by Google
— 12 —
befdjoftigte. ©einen beften SBerlagSartifel bilbctcn feine ßalenber,
meldte in üerfchiebenen Ausgaben erfdnenen unb in ganj 5)eutfd)*
lanb reiben Hbfafc fanben. 3m 3af)re 1577 lieferte bie 2)rucferei
Werfe jum ©efammtbetrage üon 440 SBogen, barunter feine eigenen
©Triften unb biejenigen auswärtiger (Belehrter. $luch ber Stur-
fürft gab ihr reichliche Aufträge. I^urneüffeT, beffen Arbeiten an
fünftierifcfjer SluSftattung für bie bantalige ßeit unerreicht baftanben,
ift überhaupt ber erfte $)rucfer in ber 9flarf, melier auf ben
tarnen eines ütteifterS feiner ßunft unb eines bebeutenben 2*erlagS=
buchhänblerS Slnfprucf) ergeben fann.
$ie ©djriften gofj ihm öor (Errichtung einer eigenen ÖJiefjeret
theilS Zacharias 2et)mann in Wittenberg, tlieiu beforgten fie ber
S3ud)t)änbler Simon §ütter in granffurt a. 9W. unb Soadnm
Sochner in Dürnberg. 3n Wittenberg maren ju jener Qtit wegen
beS häufigen 23ibelbrucfS nicht allein oerfcr)iebenc SDruder, jonbem
auch oret ©chriftgiefjer. £et)mann lieferte if)m über $meihunbert
Äalenberjetdjen unb grobe fchmabadjer gracturf chrift, wie auch
fleine Settern, klammern, Ziffern uno UnterfcheibungSjeichen. (Sngek
bert Krechtings Wittme in Wittenberg oerforgte ihn mit SSerfalien
unb griebrich S3ärmalb bafelbft mit grojj Duart, (Surfio unb anberer
©chrift. 55:^urnet>ffcr johlte folgenbe greife: für ©ecunba gractur,
grobe Antiqua, grobe Domain, grobe (£urfiö, Xertia gractur
ä Zentner 22 Ztfix., für baS Seihen ber aKatrijen oon jeber
©chrift 5 fl.; für ben Zentner grober fchroabadjer ©chrift nebft
©ie&erlohn 18 fl. 3)er Zentner 3««9 ^urbe ju 10 fl. unb ber
©iefjerlohn ju 8 fl. angefangen. V/t Sentner Ouabratfcf)rift
fofteten 33 fl., ein Zentner Littel = gractur unb ettoaS Surfto
(20 «ßfunb) 26 Ztyx. 6 ©rofdjen, fleine ©chrift ber Zentner
24 Zfyx., 5 *ßfunb Qarbe bezahlte er mit einem (Bulben, ju einer
anbern 3eit 6 ^funb mit 27 ÖJrofchen. garbe unb gormfdmetbe*
flingen lieg er oon ßachariaS £et)mann aus Wittenberg fommen, ber
einen einträglichen §anbel bamit betrieb. 3n bemfelben 3ahre
lieferte ihm ber Wittenberger $rucfer |>anS ©chmertel eine 5)rucfer-
preffe mit ftubtfyöx unb ©efcfaften für 40 Xtyx. $ls Sorrector
unb Ueberfefcer für bie griechifche unb lateinifdje ©pradje be=
fa)äftigte 5X^urnet>ffcr ben ÜHagifter ©alomon $)eichmann, für bie
beutfche ben 9ftagifter 3oacf)im ©röpler. fter gactor (Tregor
(Sber fefcte lateinifche unb griechifche 3Kanufcripte unb Michael
Digitized by Google
— 13 -
§en|jfe au8 93ürget bei 3ena, bem £an8 ©cfjneübolj als ®ehülfe
beigefellt mar, leiftete ÄnerfennenStoertheS im beutfchen ©chriftfafc.
Sin $rucfern tourbe eine für Damalige SBerhättniffe grofce Anjaf)!
befestigt; jeber berfetben erhielt möchentüch l/4 2f)lr. 8ot)n. «ufcer*
bem ftanben oerfefuebene tüchtige ^poljfchneiber, ©tempelfchneiber
uno i2>teper m jetnen -ticuucn.
S)a3 Rapier bejog X^nrne^ffer gröfjten SfjetfS oon ßachariaS
Seiger in bem benachbarten 9ßeuftabt=(3:ber8roalbe, bem Söeftfcer ber
1532 bort errichteten Papiermühle. $)a fie aber feinem Söebarf
nia^t ooHauf genügen tonnte, fo mujjte er benn auch ™ ^Bitten*
berg, Seipjig, Dürnberg unb Sauden jugteich größere SBorräthe
einfaufen. 3m 3af)re 1574 johlte er u. SL bem Suchhänbler
Samuel ©eelftfch in Wittenberg, au«fcr)üc§Ud) guhrlofjn, für ben
»allen (ä 10 föieS) 2Kebianpopier 11% unb 12% fl. unb für baä
föiel gfieaafpapier 4 Ztyx., bem «ßapierhänbler SllermS ©d)afhirt
in SBaufcen 12 SBallen mit je 17 %fylr., ben ©allen gewöhnliches
Schreibpapier mit 8 %fyx. unb bem SftifolauS Verlieh ju Seipjig
baS 9he3 beften 9Rebianpapier3 mit 3% ft. unb ben ©allen ©chreib*
papier mit 9 fl. S)ie Rechnungen oon 1575 fehlen. 1576 taufte
Xhurnetjffer oon ©eelftfch allein für 800 fl. Rapier, 1577 aber
gab er für foldjeS 900 fL au«. §luf$erbem hatte er in biefer 3eit
auch Seipjig, granffürt unb anberen Orten bebeutenbe Mengen
$apier erhalten, ben Sailen 9Kebian^rucfpapier a 10 iRieS ju 15 £f)tr.
unb ba$ SRieS Schreibpapier ju 3 %tyx.*). SBibrige gamilien=
üert)ältmffe jroangen $hurneöffcr Setiin ju oerlaffen unb im 3uli
1577 feinem erprobten ©e^er Sftichael $enfcfe bie $>rucferei unter
nicht fchtoer ju erfüllenben ©ebingungen für 1100 ^:^Ir. ju oer=
taufen. (5r fetbft ging junächft nach Söafel unb f ehrte 1581 oor^
übergehenb nach ©erltn jurücf. 3Ba$ aus ihm gemorben ift, meife
man nicht @3 Reifet, er fei nach längerm Aufenthalte in 3talien
im Sahre 1595 ober 1596 in einem ßlofter ju Äöln a. SR. ge=
ftorben.
SKichaet §en$fe ftarb inbeffen fchon 1580. ©eine SBittroe
übertrug 1582 baS ©efd^äft burch ihre Serheirathung mit SRifolauS
Solfc aus Arfurt auf biefen, ber jeboef) balb barauf feinem ©dmneger=
fohn, bem IRector be§ grauen ÄlofterS, Sßtlhelm gilben ben
*) Wölfen L c. 6. 103 unb 104, bem btefe (ünjel^citen entlehnt finb.
Digitized by Google
— 14 —
brauch unb bic 9tutjniefjung ber $)ruderei überlief, gilben mar
ein gelehrter SRann, bruefte oortrefflich griedjifch unb lateinifd), ging
aber 1586 als ^rofeffor ber griedjifdjen ©prache unb ber ÜRatlje=
mati! nach granffurt a. D., wo er fdjon 1587 ftarb. Auch Solfc,
ber jefct mieber in ben alleinigen 93efifc ber ftrutferei trat, ftebelte
1592 in bie lefctgenannte UnioerfitätSftabt über unb bruefte bort
bis ju feinem 1619 erfolgten Xob. gortan war 93ertin wieber
mehrere 3at)re ohne einen Bruder, alfo gezwungen, feine §od)jeit$=
gebiete unb 2eid)enprebigten nach Wittenberg unb grantfurt a. D.
jum $)rud $u fenben*).
tiefer jämmerliche ^uftanb bauerte bis &um Anfang beS
ftebenje^nten 3a^rt)unbertS. S)er Shirfürft griebridj Soadjim be=
rief 1599 ben bis balnn ju $amm in ber Heumar! tfjätig ge-
wefenen Ghtiftoph töunge als feinen SJruder nach 93erlin unb wies
nm ote waume yur eine jurueteret wteoer tm grauen «io|tci an.
9iunge arbeitete t)ter arm unb bürftig bis ju feinem Sobe (1607).
gunächft festen feine (Srben, bann fein ©of)n ©eorg allein, öon
1610 an, baS öäterliche ©efchäft fort, meines aber burch baS
@lenb beS breifjigjät)rigen Krieges immer mehr in Verfall ge=
riete), ©eorg föunge ftarb 1639. ©eine SBittwe folgte it)m bis 1643
unb übergab bann bie ftrutferei it)rem ©o^n Sfjriftoplj, ber fie
bis ju feinem Xobe (1681) befafc unb erweiterte. (5r mar ein
gäriger unb unteme^menber SRann, ber auch als Serleger fid)
hertoorthat unb nur burcf> Sflangel an Mitteln oielfad) gelähmt
mürbe. 3m gebruar 1648 gemattete ihm ber große fturfürft, ba
oon ben beiben anberen 33ucf)f)änblem ber eine, ©utt), oerftorben,
ber anbere, Äalle, menig jum Druden ju geben oermöge, ben
eigenen ©erlag in feinem §aufe ju oerfaufen: „bafern ihm bie
berliner S9uc^f)änbler fold)e Söerfe umb einen billigen ^reiS ab=
hanbeln wollten." ©inen 9Ronat fpäter gewährte if)m ber $hir=
fürft ferner in Anbetracht ber traurigen fttittn ein breijät)rigeS
Moratorium gegen feine harten ©laubiger. Sftunge fdjeint ftd) aber
balb barauf ert)olt ju höben, benn er gab 1655 bie erfte, regele
mä&ig einmal bie SBoche erfcheinenbe 3C^U"9 h**au$. ©(hon
früher, oon 1617 an, hatten bie SRunge'S gelegentlich einzelne glug=
*) ^rteblänber, ©eitTäge jur ©udjbrucfergefdjidjte Berlind. ©erlin
1834, unb «. ^ottljaft, ©e)d>i(f}ie ber Familie ü. SJcdcr (leibet bis jefrt un=
üoflenbet), p. 18.
Digitized by Google
- 15 -
Mütter, Sfoifen, ^Relationen unb neue ßeitungen oeröffentlidjt, beren
Xitel unb Qafyl übrigens ein nur antiquarifdjeS Sntereffe haben
unb beSljalb tytx nidjt weiter in 93etracf)t tomtnen. 5Die eigentliche
3eitung8preffe in ^reufeen botirt erft aus bem 18. 3afjrf)unbert
unter griebrict) bem ©ro&en. 9iad> ©r)riftopt) SRunge'S Sobe (1681)
fiel bas ©efääft an feine SBtttme SHaria (Marina geb. Xt)efen=
borf, meiere eS, als fie ftd) 1685 mieber oerfjeiratljete, if)rem jmeiten
ermanne $aüib ©alfelb au* §alie a. ©. überliefe. 55a biefer
aber fdjon 1686 ftarb, jo führte bie Söitttoe bie $rucferei big
1704 fort, too fie biefe fammt bem Berlage für 2500 Xfylx. an
Sodann Sorenj oerfaufte. fiefcterer mar bis 1734 tf)ätig, SBittme
unb ©oljn folgten if)tn bis 1747 refö. 1757, mo baS ©ejdjäft in
bie §änbe oon Äarl griebrict) iReüftab überging.
2>ie urfarünglid) SRunge'föe Erucferei mar bis 1664 bie
einige in »erlitt. 8m 17. 3uni biejeS Saferes erft erteilte ber
grofje Äurfürft bem ©eorg (Spulte aus ©üben baS ^rioilegium
jur (£rrid)tung einer jmeiten $)rucferei, meiere jebo^ nur bie
$)rucffad)en für ben §of unb bie furfürftlicf)e SBibliotfjef liefern
jodte. ©cfjulfee nannte fid) beStyalb „ßfjurfürftlidj 93ranbenburgifdjer
93ud)brucfer" ober aud) oon 1673 an „#ofbud)brucfer" unb fügte oon
1666—1669 ^inju ,,«uf bem ©c^loffe", mofnn feine Officin jur
beffem Uebermadjung ber ^errfdmftlidien Arbeiten »erlegt morben
mar*). $iefe $ofbucf)bruderei hat bis in bie neuefte 3eit be=
ftanben unb mürbe als ^erfer^dje ©el). Dberf)ofbud)brucferei 1877
oom $)eutfd)en fHeic^c angefauft, nad)bem fie oon @cr)ul^e auf
Ulruf) Siebpert (1685—1701), Sodann griebruf) S3od (1 701— 1716),
(S^riftopt) ©üfjmild) (1716—1721), <3fottf>arb ©d)led)tiger (1721
—1724), Daniel «nbreaS SRübiger (1724-1736), ^riftian
Hlbredjt ©aebert (1736-1755), (S^rifHan griebrid) Penning
(1755—1765) unb ©eorg Safob $etfer unb 9ftad)tommen (1765
— 1877) übergegangen mar.
$eben biefen beiben beutferjen gab es in bem uns befdjäfti;
genben 3eitraume aud) nodj einen franjöfifcf)en §ofbud)brutfer in
ber ^erfon beS Robert Stöger oon 1696—1704, Sofmnn SBeffel
oon 1704—1715, feiner SBitttoe bis 1718 unb beren jmeiten @f)e=
mannS Sodann ©ottfrieb 9Hid)aeIiS, befjen tarnen bis (Jnbe beS
*) ^ott^aft, L c 27.
Digitized by Google
- 16 —
3af)rf)unbertä blühte; baneben öon 1713 an &rnaub Dufarrat,
beffen @Jejd)äft fd)(iefjlid) an ®eorg Sofob D)ecfer gelangte. $)te
julejt genannten Bruder trugen burdj gefälligere $Iu£ftattung ber
33üd|er, gefdmtadüollere ©Triften unb beffern D)rucf roefenttidj
§ur $ebung ber Shinft in SSerlin bei
Sttit bem 33ud$anbet jener beiben Satyrljunberte war e3 um mdjtS
beffer befteüt al$ mit ben jmei beutfdjen ftruefereien. Die erften beut=
fidjen ©puren einer bucf)f)änblerifcfjen ober öielmef)r bud)tröblerifd)en
$!jätig?ett jeigen fid) 1585. $lm 6. Sluguft btefeS 3ufjre8 erlieft
nämlid) fturfürft Sodann ©eorg, um feinen ©täbten nid)t bie 9lalj=
rung ju entjie^en, au3 ßebenief an ben Sanbreiter §an8 ©Clauens
bürg (©djawenburgf) in Berleberg ben 93efef)l*), barauf ju adjten,
ba& frembe S3ud)füf)rer aufcerfjatb ber Safjrmärfte in ©ittftod unb
anberen ^riegnifcfdjen ©täbten feine SBüdjer auslegten.
„<Kad)bem mir — Reifet e« wörttief) — unbertyenigft berietet
worben, baS fidj aflerlen frembbe 93ud)füljrer Unberfteljen f ollen,
au&erfyalb ber Sljarmärfte in Unfercn Sßriegnifefajen ©täbten, wie
bie Üftafymen tmben, Jjerumbsujieljen, ju fjaufiren unb bann Unferen
©täbten bie Wahrung jurücfjujie^en, SBeldjeS Uns atfo gujufe^cn
unb 5U gefdjeJjen ungelegen, 3ft bem nad) Ünfer ernfter unbt wirf;
lieber befcr)t hiermit an Did), Du wofleft fleißiger 2ld)tung barauff
fyaben unb gebenn, ba unb wenn Du frembbe Sudtfüljrer aufjer*
tyatb ben Sfya* Sftärftcn $u SBittftod unb anberen unferen Kriegs
nifcifdjen ©täbten befinbeft, biefe felbft antriffft ober ber Sftatwten
®unb ift gemalt worben unb Du in unferen ßanben befommen
fannft, Du wofleft ben ober biefclbigen ernftlidj aufertegen, fidt) ber
Slufilegung ober 9lu3fefcung 3b,rer 93üd)er außerhalb ber %§at*
märfte gänjtiö^en suentlmlten , Unb ba e8 barüber öon Qftnen nidjt
gefaxt, Unb fle hierüber angetroffen werben, wofleft Du gljnen
Sftre SBüdjer unb anbere SRaterie nehmen ober begfaflä nad) ©e;
legenljeit in gcbürlidje ©troff nehmen, bie Du uns jeber 3cit be=
rennen unb 3" Unferer $ofrenbteto einbringen, aud) ben fremben
©udjfjänblern unberfagen wofleft fidj mit ben Slnberen unferer
Unbertanen 3nn unferen ©täbten fo ftet) beä ©ud)f)anbe& ge;
brausen, ju oergleidjen".
tiefer erftc lanbeSfjerrlidje 93cfc^l erging auf bie Sefdjwerbe
be$ 93ud)füf)rer3 §an§ Subwig in SBittftocf gegen ben 2Kagbe=
burger 93ud)l)änbler Sodann granefe unb ftef)t ganj im (Sinflang
mit ben bamaügen engen Slnfdjauungen oon Qunftjwang unb
*) «önigl. ^reufc. GJef). StaatSnrajtü Rep. 9 F. 2. a — Euerer „Gcnjur".
Digitized by Google
— 17 —
©efc^äftSbefc^ränfungen. 9ßur auf offenen Sahrmärften burften
grembe, b. f). nid)t Angehörige einer ©tabt mit ben ^Bürgern con=
curriren, ju jeber onbern Qeit aber mar ihnen bie Ausübung U)re3
GJemerbeS bort oerboten. 9cur bie ©tobt ©tenbal jeigte einen
lueitem 931itf als ber #urfürft, inbem fie ftdj im 3uli, am greitag
nad) 2ttargaretf)a 1587 mit folgenber Eingabe an ilm roanbte*):
„UnS hat 3°hann Srande, SBürger ber atten ©tobt SRagbe;
burgf, unb 93ud)hanbler umb eine Vorfajrifft an @to. ©hurfürftl.
(Knaben mitzuteilen crfudjt unb angclanget. SBelche mir 3hme
aud) oerhoffentlidjer unb oertrauter ber ©adjen SBilligfeit nadj nicht
genmfjt ju weigern. 3nbem bie ©adje unb ba& 51nliegenn fo ehr
beSfalfe ^att (als bafc S^me außerhalb benen gemeinen 3ahr=
marften in ber alten SWard unb Sßriegnifc unb atfo aud) aühie
93üa)er oethel (feil) ju haben nicht oerftattet merben unb oer=
botten fein folle, mir umb fotet) oerbott un« beffelben über 3^mc
*u fud)ett unb aufyubringenn ber ju ©aljtoebel unb bie in ber
Sßriegnifc gefeffenen Vuchfürer fieh fiaj fotlen angenommen ^aben)
and) für biefe ©tabt unb fonberlic^ für baä ministerium, bie (Jle=
njeo unb literatos, bie ©djole unb 3«g*nt barin mit einjuredmen,
ein Langel unb merdttdje Angelegenheit merben unb fein mürbe,
SIfa unb meil mir be8fal& uns an unnb mit Sodann granden
bie Sache bermafjen üergtidjen, ba§ e3 nicht allein eine gute öc-
legenheit gibt unb ift, bog oon 3^me bie Snfurr unb Lieferung
ber 53üd)er an^ero unb in anbere ©täbte ber $lltmard unb auch
in bie ^ßriegnifc gelobt unb man alfo ju jeber 3eitt unb aujjcr;
^alb ben gemeinen 3a^ratärften bie Sufuhr unb ©elegenheit ju
aflert)cmbt ^icr $rebiger, ©dmlen unb anbere literatos bienenbe
©üdjer ^ben fann, ©onbern bie «üdjer auch in beffern Äauff
oon 3h^e atd oon benen fo aü^ie im ßanbe gefeffen fein, fönnen
gehabt merben ©internalen ehr in ber ©tabt 2Kagbeburgt unb bahn
auch in ©isleben fein Eigene Sudjbrudcrei $atf ba ehr ber Ver-
leger unb ber ©üa^er hin mieber umb bie erfte 3ntabt unb arbeite .
belohnung mea)tigt ift unb bamit alfj felbft gebrudten öüa^ern h™5
aus nad) granffurt a. HK. umb bie auStänbifchen SBücher nidjt ohne
fonberüchen unb merklichen Vorteil! feine umbf abläge unb mechfell
unb and) biefelbe auälänbifche unb an anberen meuteren Drtbenn
gebrudte ©üd)er in mohlfeileren ®auff Ijatt unb mohtfeiterö unnb
befferä S'auffö als bie anber fd)led)te SBudjfürer geben fann. Unnb
ju allem bem e8 an bem ift, bafj ehr aü^ie einen 93ud)Iabcn ju
legen unb ju haltenn hiebeüor oon bem ministerio 3hncn unD Dcr
©ajolen ju gute, ermahnet unb angehaltenn unb mir 3hme bem
nach auch umb jät)rtict)c ^ßenfion ein gemelb erlaubt unb oon 3hmc
•) ftönigl. ^feufe. ©el). 6taat3=Slrd)iü ib.
*r$ts f. Okfd). b. VtuMtn «nM. TO 2
Digitized by Google
- 18 -
bic iäfjrlidje pension unb gebüre ju tybenn Ijabemt, ja foldjS unnb
bie ©ücf)er ju jeber Seit hin unb mieber ben ficutcn ju präfen=
tircn, je unb alle mege freö unb unoerbotten gemefenn unb unferm
öertramen nach ein favorabilis causa ift unb biüig alfo bleibt
unnb getaffen mirbt 3n SRaffen e3 baher auch über bie $ram unb
anbere wahren, barüber aud) ©üben unb Snnungen geftiftet fein,
nicht fo genau gehalten, unb alfo bie in ber Gramer unb anberen
Oilbenn außerhalb ben gemeinen Sa^rrmärften ju etlichen Sttahlen
im So^rr frembe Gramer unb Äaufleute bulbenn müffen, fo feinbt
mir Gfrftlicf) ber guten 3«t>crftc^|tr ©r. Shurfürftl. ©naben merben
oon und biefc unb ba£ bei berfelben mir fjierin oor 3o^onn
granefen benfelben oberjälten gränben unb umbftanben nach unb
bar er and) ein ftttmärefer unb Sr. Sfmrfürftl. (M na ben geborener
Untert^an unb unfer fianbSmann ift unfer SBorfdjrift unb ©itte eins
pmenben und oermögen laffen unb unternommen t)aben, mit gna=
ben oermerfen unb annemmen Unb ift alfo an ©e. CEljurf. ©n.
unfer unterthenigft fleifeigft ©itten, biefelben moflen über 3o^ann
ftranfen foldj SSerbott unb bie Angelegenheit, baä atnjie unb fonft
im ßanbe in ben ©täbten, ba feine ©udjfürer mahnen anberfc als
in ben freuen 3af>rmarften feine ©üdjer gebraut unb oeihett (feil)
gefjatt merben foflen, gnäbigft abfen unnb in bem nicht allein bie
obgefagte Umftänbe räum unb ftat haben, fonbern 30h™« ftranfe
barin auf unfer SSorbitte genießen laffen. SDafc feinbt umb ©m.
(Jlmrfürft, ©naben mir in aflen fcfmlbigen «Pflichten unberthenigft
ju oerbienen bereit unb toiüigf".
Sluch ber Stbminiftrator beä Srjftiftg, 3oacf)im griebrich, ©ofjn
be3 ^urfürften Sodann ®eorg, oermanbte fich bei biefem am
5. Huguft 1587 für granefe unb bat, bajj berfelbe in ©tenbal
einen 93ud)laben galten, fomie auch in anberen ©täbten bed SanbeS
au^er^alb ber Sohnnärfte oerfaufen bärfe. @r, ber Slbminiftrator,
^abe if)tt conceffionirt, „meil allerlei annef)mbliche Sföaterien, fo
fonften in ben ©täbten bei ben ©uchbinbern nicht ju befommen,
bei granefe ju befinben; meil er melen geleerten ßeuten, 2CbcH-
ftanbeS unb in gemein auch &er Sugenb tynbuxd) ju bienen ge=
meint, f)abt ich fyn biefe meine Snterceffion nicht oermeigern
mögen/' $)er Shtrfürft erlaubte bem entförecr)enb gegen @nbe 1587
„aus erheblichen Urfachen" unb gab nach, »Da& DCt ©uchhänbler
3ohann granefe nicht allein in öffentlichen Sahttnärften, fonbern
auch oufcerholb berfelben, ju melier Seit be« Söhres e« 3ljine ge=
legen fein mürbe, burch fid) unb feine Liener, in jeber Unferer
©tobte unb giecfen oierjehn Xage lang in allerhonb gacultäten
gute unb nüfcliche opera unb ©ücher öffentlich ou«feJcnr feifl (alten
Digitized by Google
- 19 -
unb ocrfoufen möge; bod) fottc er in Theologicis feine oerbödjtige
caloimftifcfye ober anbere Srrige Südjer einführen unb feitt ^aben,
ingleidjen aud>, ma« gemeine Scholastica fein, weil onbere Unferer
Unbert^anen 3f)re Gärung bamit tyaben, nic^t füren."
Xrofc biefer Sertoarnung ^infic^tlic^ be« Sertriebe« „caloini*
ftifdjer" ©Triften naf)m fid) ber Slbminiftrator 3oad)im griebrid)
bod) grande'3 an, als biefer in ber jtoeiten Sßeriobe ber crt)pto=
calüiniftifdjen SBirren in Saufen eben be« Sertriebs berartiger
Schriften falber auf ber Seidiger Stteffe gemafjregelt tourbe.
$er fturfürft Sfjriftian ju Soffen tonnte fid) olfo aud) mit
9fted)t bei 3oadjim griebridj barüber bejdjroeren, bog biefer
ftd) grande'S ungehöriger SBeife annehme, „benn biefer fei
burdj 3eugen überführt worben, bafj er al« ben allgemeinen
betriebenen ftedjten, audf) be« ^eiligen föömiföen föeid)« <ßo=
li$eü=Drbnung entgegen, aüerfyanb ©dmtee= unb Säfter ;©d}rifften
in ben eingefallenen 9Migton8ftreitigfeiten $eitf)er in Unferen
Sanben oielfältigf eingefd)oben, aud) hierüber etliche berfetben,
ungead)t, ob 3t)me gleich fold^e albereit Dftem anno 1590 $u
oerfauffen oon ertuentem SRaljt oerbotten gemefen, ned)ft 2Seit)=
nagten biefe« 91. 3at)re8 in großer Spenge toieberumb nadf)
2"W9* Ju führen fid) unterfangen, aud) fold)e ©djrifften bamal«
ganj oertufdntr SBeife ju fonberlidf)er SeradEjtung UnferS angelegten
Serbott« unter bie Seute farengen motten, ba« er fid) aud() l)ier=
über anberer, mef)r tjodjfträffttdjer untr)aten mit 9ßad)brudung ber
oon Un3 prioüegirten Süd)er unterftanben."
$)erfelbe engfjerjige ®eift, melier fid) in biefer Sefdjtoerbe
be« ßurfürften oon ©adjfen äußert, jeigt fid) auf roirtr)fc^aftUcr)em
©ebiete in bem Sßrimlegium, metd)e8 Äurfürft 3of)ann Oeorg am
18. Cctober 1594 bem 93uct)r)änbtcr §an« SBerner in Göln a. ©pree
((ebenfalls ein ©ofm ober ftadrfolger beS Sudjfüfjrer« 3örg ferner
au« Sertin, melier im 3af)re 1569 bie Seipjiger 3Heffe befugte)
ertt)eilte unb meiere« fturfürft 3oad)im griebrief) am 14. October
1600 beftätigte. „2)erfetbe fott," Ijeijjt e« mörttid), „jur gort;
jefcung feiner beffern flcafyrung, aud) jur Seförberung be« gemeinen
ftutjenS, auc^ $ird)en unb ©djulen, etliche Südjer auff legen unb
bruefen laffen bürffen — jebe« 2M mit ber ^rofefforen Unferer
Unioerfität ju granffurt a. 0. Sornriffen unb (Senfur unb ein
^riüilegium erhalten, bamit fte tfjm rric^t nad)gebrucft merben.
2*
Digitized by Google
20 —
SBcr feine ©üdjer ohne feine Genehmigung nachbrucft, johlt 200 Xf)fr.
fiScalifche ©träfe, wooon bie eine §älfte Unferer Cammer, bie
onbere an §anS SBeroer bejaht werben foll, barf auch eine ©uch=
binberei errieten mit eigenen Gefellen, falls bie bisherigen ©ucr):
binber in ©öln unb ©erlin, welche ihm burch ihre gautyeit fchaben,
in i^rem Unfleifj fortfahren. STCadjbem er fich auch f*™er beflagte,
bafc främbbe ©udjführer oftmals atthier fid) unterstehen, außerhalb
ber 3Bod)en= unb 3ah™tatfte Bücher feihl ju halten, bie boch
UnS mit Unterthanen=$ßflichten nicht oerwanbt, auch Weber ©djofj
noch ©teuern geben unb Sinne ctlfo fein ©uchhanbel mit Über=
fürung främbber ©ücher geftopft werbe, fo follen bieSfalS ©ürger=
meifter unb SRathmänner ber obgemelbten beiben ©täbte ©erlin
unb (Eöln barauf fehen, bafj er gleidjmol oon benfelben auswärtigen
©uchfüreru nicht übermalt unb tymt, Raufen SBerner, baffelbe
ju nachtheiligem ©organge nicht gereichen möge; jebodj foll er,
#anS ferner, auch Seute mit bem $aufe feiner ©ücher jur
©illigfeit nicht überfejen."
tiefer ©uchlaben war bis jum äftai 1614 ber einzige in
©erlin unb „3ebermann otifyiex als fet)r billig befannt." SBerner,
ber im Saufe beS 3af)reS 1615 ftarb, r)atte fich a&cr w feinen
legten SebenSjahren ben Unwillen beS 1613 jum (EalmniSmuS über=
getretenen Äurfürften Johann ©iegiSmunb baburch jugejogen, baft
er in ben ©treitigfeiten jroifcficn Lutheranern unb SReformirten fich
Weigerte, bie ©treitf Triften ber lefcteren ju führen. 211S üttartin
Gutf), ber bisherige 93uct)r)alter beS ©efchäftS, unterm 16. ©eptember
1615 um bie Uebertragung beS SBerner1fchen ^rioilegiumS auf fich
bat, welches ihm t»ou beS oerftorbenen SBerner'S ©ohn öorbehalt-
lieh furfürftlicher Genehmigung öerfauft worben war, beftätigte jwar
Johann ©iegiSmunb bie Uebertragung am 1. Januar 1616 unb
„ftraffte" ben ©ohn nicht wegen „ber ©erbrechen" beS ©aterS;
allein er hatte ©uth furj jiroor baburch eine (Soncurrenj gefchaffen,
baft er unterm 10. 2Rat 1614 bie ©rüber Äalle, bie feine gelernten
©uchhänbler waren, als jweite $anblung für ©erlin ürioilegirte.
„iRachbem wir befunben, bafj es an guten, fonberlich aber an
theologifchen ©üchern" — ^ei^t eS wörtlich in bk\tx intereffanten
Urfunbe oom 10.2Rai 1614*) - „bie bei biefen ßäuffen unb 3eitten,
*) $reu&. ®c^. <5taat8ard)tü B. q F. 2 a. »üdjer=(£enfur.
Digitized by Google
- 21 -
ba burdj unnötiges @e$änf etlicher müßiger ^^eotogen (ba fic
anberS alfo $u nennen) OTeS in ber $irdje unb ©emeinbe ©otted
unruhig! unb ifjrr gemacht wirbt, ju ^aben, $u Icfen unb ju ge=
brauchen nüfcltd): in beiben Unferen Sftefibenjftäbten tt)irflid)er
Langel vorfiele: bog fidj aud) jubem 3of)ann SBerner, ber fünften
mit einem Privilegio beS »uc^fü^ren« r)alb oon Unferen in ©ort
ru^enben Altern §od)löblid)fter ©ebetfjtnuS, autf) Uns felbften be=
gnabigt bergleidjen SSüdjer ju führen fidj oertoeigerte; bajj mir
barauf mit Unferen lieben getremen §anfen unb Samueln, ben
Sailen ©ebrübern, bürgern in Unferer $Refibenk*©tabt SBerlin,
r)anbeln laffen, jold) SBüdjerfüren auf fid) ju nehmen, audj r)icr=
mit auf bem ifco einfteljenben ßeiüjiger Dftermarft einen Anfang
ju machen, meines MeS fie bann get)orfamblitf) eingegangen: ba=
mit fie aber aud) bannadjfjeto umb fo biet meniger einigen 6d)aben
auSftefjen ober gemartteh bürffen: @o motten 2öir fie hiermit
gegen mennigflid) foldjeS it)rc§ 53ud)fürenS t)atb, ba fie fid) UnS
$u untertfjänigften (Sfjren unb ©ef)orfam alfo bequemen moöen, in
Unfern befonbern @d)ufc unb ©djirrn genommen, aud) gegen men=
nigflid) befjelben 53ud$anbelS halb, notf) unb fc^ablod galten.
2Bir motten ihnen aud) femer einen gelegenen Ortt) an Unferer
Rennbahnen attf)ier oorm @d)lojj*) amoeifen, aud) fo oiel Fretter
unb £ol$ (alfo ju einer 93ube) als fie fu'erju nöttig! oerretdjen
lafjen, bamit fie einen Saben erbauen unb foldje 23üd)er öffentlich
bafelbften feil hoben fönnen. Hud) fott niemanbem außerhalb ihnen
beiben in oorgemelbten Unferen SRefibenjftäbten Berlin unb (Söln,
Dergleichen SBücher ju führen, fetf)l $u galten ober ju oerfauffen,
nachgegeben, oergönnet ober oerftattet »erben: SltteS bei Serluft
unb (SonfiScation ber SBüdjer, fo offt biefem pmiber etroaS gefct)er)c
ober oorgenommen merbe.
„Unb haben SGBtr fie auch ferner« begnabigfjenb befreiet, in=
bem es abermals bie Erfahrung geben, mie langfam es mit bem
Söinben ber 33üd)er, aus SRangel ber Oefetten, fyttnatyn ginge,
aucr) alfo, bafc öfters 33üd)er über einen SRonat beb ben s-öud)=
binbern liegen bleiben müffen, bafj fie, fo oft eS 3t)nen beliebig
ift, ein paar ©efetten ober bie fonften nach §anbroerfSgebrauch
*) Cber audj (StedjbQljn, atoifdjen ber ©rübetftrafee unb ber iefcigen
Sdflofcfreiljeit, gegenüber bem Schloß.
Digitized by Google
I
- 22 —
jugelaffen an 3a*K fe9clt^ auf fo lange e* ihnen gefefligf,
polten mögen."
$er Ihirfürft burfte e8 bamatS aljo nicht wagen, mit @eroalt=
maferegeln gegen bie ba3 Sßol! aufhefcenbe lutherifche ©etfttichfeit
einschreiten, unb mußte froh fein, roenn auch feine Partei ju
SB orte !am. So prioilegirte er benn bie Äafles unter ber auS=
brüctticfjen Verpflichtung, baß ftc bie $)rucf= unb Streitfchriften
ber SReformirten auch führten unb tierbreiteten. SEBie Dortt)eiI^aft
unb ftaatSmännifch meife friert biefe Sttaferegel oon ben ^reß*
beftimmungen fpäterer Seiten ab! »tlerbingä mürbe fie ein tiotteS
Sahrfjunbert öor bem geitpunft getroffen, too griebrict) 2BUt)elm I.
„bie souverainete toie einen rocher Oon bronze ftabitirte."
<£rft Äurfürft ©eorg SBtlhelm liefe burd) ^riüitcgium oom
29. September 1625 ben ©eorg Gelmer auf fein Slnfudjen als
britten 93uchhäubler neben ben beiben, bereit* in SBerlin be[ter)en=
ben girmen ju, weil er fidj tierpfüchtete, „foldfe Sucher, 9ttate=
riatien unb SBerfe ju führen unb um einen billigeren Sßrei« als
bisher ju geben, bie man bisher an biefem Ort umb billige 93e=
ja^Iung nicht hat erlangen unb überfommen fönnen." Ob Gelmer
fein ©efdjäft nicht angefangen Ijat, ober ob er früh geftorben ift,
geht aus ben Äcten nicht herüor; e8 geflieht aber feiner ober nur
eine« Nachfolgers fortan feine (Ermahnung mehr.
$er breifeig jährige färieg, ber ftd) um biefe 3e^ nac§ ocn
Warfen manbte unb baS ganje £anb in eine (Sinöbe oertoanbelte,
jerftörte aud) bie befchetbenen buchhänblerifchen Anfänge unb liefe
ebenfotoenig neue 2lnfä|e auffommen. Namentlich litten bie beiben
©auptftäbte Berlin unb (£öln entfeklid). ben Verheerungen
ber geinbe gefeilten fid) anfteefenbe $ranft)eiten; §anbel unb ©e=
toerbe lagen berartig barnieber, bafe bie gatyl oer ©imoohner ber
beiben Stäbte auf jufammen faum (5000 fanf. So tiergefyen benn
auc^ me*)r S^anjig 3ahre, et)e man in ben Äcten beS ®eh-
Staatsaktes, meiere fogar oon ber ßulaffung oon 3Jc*aterial=
roaarenhänblern berieten, toieber ber Eingabe eines 33udt)hanblerS
ober $rutferS begegnet.
äBä'hrenb biefer ganzen 3eit ftnbet fid) nur ein einziges ®e=
fud) um ein ^rioilegium jur Errichtung einer 93ud)hanblung in
ben 9ttarfen tior unb jmar aus Güftrin, too 3ol)ann griebrid)
Sftanftabt fich nieberjutaffen beabfichtigte. $>er Äurfürft genehmigte
Digitized by Google
- 23
unterm 8. $ecember 1648 feine Sitte, „ba 2öir bie gefügte Sud)=
(janblung Unfrer Seftung unb neumärffchen Sanben nüfclich unb
fürtreflich befinben." 2Bie ttein unb jämmerlich bie ©efcfjäfte ba=
mals waren, ergiebt fid) au3 bem ^riotlegium, beffen Hauptinhalt
folgenbermafcen lautet:
,,3:1) un bafj unb öerroißigen fjicrmit unb in M vaft biefe£, bafc
(£r, Csoliüiin [Biebrich SRanftabt in obermähnter Unfrer SSeftung
ßüftrin an einem moßgelegenen Drthe aber nicht aufm 9iaht*
häufe wie ©r angefangen, einen offenen ©uchlaben anrieten, unbt
©ich nic^t allein ber freoen §anblung mit aßerleö im föömifchen
SReidje unterbotenen Suchern, fonbern auch allen benjenigen
©rüden, welche ju ber Suchhanbelunge, ©chreibereü unb Suchbin:
bereu gehören, aU ©chreibfebern, aus unb (Sinlänbijchen ©abreibe*
unb geferbten Rapier, ©iegelmachS, ©panifchen ßatf, Srieffaben,
Oblaten jur Serfigelunge ber Srieffe, gebunbenen unb ungebun*
benen ©dml= unbt Seht s Suchern, Salenbern in aßen formaten,
Suchbinber^laujuren, ©djmetnej©a^r;2ohgar--©affian, unb 9teu=
üi)'d)en Seber, Sorbuan, Suäjbinber unb ©djreibe= Pergament;
Item geferbten Pergament, roie folcf)e3 inners unb außerhalb
Sanbeä zugerichtet mirbt, unb in Summa mit allem, ma$ ben
folcher £anblunge üblich ift, gebrauchen fofle unb möge; 3*boch in
folcher geftalt, ba& (5r ©ich auch iR feiner $anb;
tung ber 53illigfett befleißigen unb allemal)! bie (iurrent Xaj,e ber
Südjer oon Sfranffurt a. 9Jc. unb fieipjig nebenft bem Catalogo, fo
oon ben Suchern auf aßen Steffen herauäfommet, aufraffen unb beö
ber $>anb haben fofle."
3n ben junächft auf ben Dreißigjährigen ftrieg folgenben
3ahren !ommen bagegen meiftenS nur ÖJefuche um ©eftattung ber
Nachfolge in bereits beftel)enbc girmen, ober Sejd)Werben über
auswärtige unb ftäbtifche Goncurrenj oor. ©o würbe bem Daniel
Reichel aus Wittenberg auf feine Sitte oom 17. $ecember 1648
bewilligt, baä oon 9Kartin ©uth betriebene ©ejehäft fort$ufefcen.
$>iefer fetbe Reichel flagte im Sftooember 1655 in ©emeinfehaft
mit 3ohann ßafle gegen ben Hamburger 93uct)r)änb(cr Sohann
£efcer, welchem bann auch burch furfürftlicheS Serbot oom 22. 9to=
öember 1655 ber Serfauf oon Süd)ern in Serlin unterfagt würbe.
Sin jweite« Verbot erließ auf Reichels Sejd)werbe ber Äurfürft
am 17. S)ecember 1655 an ttaltyafar SReomft au« Wittenberg:
„aßhier in ben Käufern hcrumbjulauffen, ben Äatalogum feiner
S3üd)er ju präfentiren unb Sucher ju oerfauffen, woburch jenem
in feiner Nahrung, wooon er bod) beä SanbeS onera tragen muß,
Digitized by Google
- 24 -
Eintrag getfjan wirb — mibrigenfatls $u gemärtig fein mufjt,
ba& $u mit ^bnafjme ber SBücfjer unb anberer ejcmplarij^er Straffe
of)nfef)lbar belegt roerbeft."
2öte föeidjel ba8 ©utlj'fdje ®efdjäft auf ber «Steden, fo
fefetc SRupert SSölder ba3 ftaüYfdje in bem „nädjft Unferm <Sd)loß*
tt)or gelegenen fiaben" fort. @r t)atte e§ fdjon 3af|re lang für
ben alten 2llbred)t $Me oertoaltet unb erhielt am 5. 2Rärj 1660
oom ßurfürften bie Uebertragung beä ^rioilegiumä. Unterm
26. 3uli 1666 mürbe Sölder audj geftattet, einen 83ud)faben in
Jpalberftabt „anzulegen unb ju galten.'' 3m folgenben 3af)re,
16. ©eptember 1667 gemährte ber tfurfürft bem 3of)anne3 3anfo=
niuS unb (Srben in Slmfterbam ein ^ßrioilegium jur (£rrid)tung
eines freien unb offenen 93ud$anbelg im ganzen ßanbe, mo eä
ilnn gut bünfe, mit 2lu3nal)me oon granffurt a. 0. unb Berlin,
mo er nur ju Qdttn unb fonberlid) auf 2öod)en= unb 3a$r=
märften oerfaufen burfte. „@r fotl bartn fonften oon ben in
Unferen Sanben fid} auf^altenben $ud)ljänblern nid)t turbiret
merben, majjen mir bie gollfretiung berer 93üct)er barumb naa>
gegeben, bajj er bie ftubirenbe Sugenb alß aud) anbere gelehrten
£eutf)e unb bie jenigen, fo SBüdjer brausen, im greift unb SSer*
fauff ntcrjt überfein, fonbern biefelbigen umb einen billigen Söertf)
überlaffeu foö."
$rofc ober oielmefyr megen biefer Segünftigungen flefjten „bie
93uct)t)äubler in ber 9tefibenj Berlin unb Göln" bei jeber ®elegen=
fjeit ben <2dmfc beS großen ^urfürften an, ber ifjnen bei ber ba=
maligen eng^erjigen Sluffaffung gemerblidjer 93erf)ältuiffe bann aud)
regelmäßig gemährt mürbe, ©o unterm 11. Ü)car$ 1669, mo fid)
bie beiben SKonopoIiftcn gegen bie ungebüf)rlidje (Soncurrenj ber
berliner Bruder unb 93ud)binber befdjmerten. „$)ie l)iefigen SBudj*
bruder unb 33udjbtnber — fjeißt eä in biefer djarafterifttfdjen @in=
gäbe — laffen fid) an ifyren $)ruderenen unb S3ud)binben nid)t
begnügen, fonbern unterftefjen fid) aud) babeto, Materien unb aller=
fjanb S3üct)er in allen gaculteten an großen unb Meinen, oon frem=
ben Orten f)erein ju oerfdjreiben, unb gar an il)re Käufer unb
93uben anjufdjlagen, ju oerljanbeln unb ju oerfauffen, unb mo
alle Qeit nid)t öffentlich, bod) heimlich fjerumfenben, mie ©idj ban
bismeilen außtoeifet, men mir bergleidjen fachen aud) befommen,
meldje oon ben §erren (Sonfiftorialrätljen ju führen oerboten morben,
Digitized by Google
- 25 —
fd)on bic ganje Söclt baüon angefüllet ift, unb foldjer ©eftalt
mutfmtafjlidjen, bafc ©ie oon bcn Sudjbrutfern unb ©inbern aufj-
gebreibet fein werben. 35a e3 bod) gemeinigltd) unfj impubiret
wirbt, als wen «Sie aufj unferen ßaben feinten'? weil md)t <5ie,
fonbern wir mit 23üd)ern ju ^anbeln gnäbigft prioilegiret feinbt;
tan aud) ju tteip^ig, Wittenberg unb fonften nichts neue* fo ge=
fdjminbe rau| fommen, fte ^aben eS fd)on befteHet, baS e3 if)nen,
jobalb e3 nur fertig, jugefdnrfet wirbt, unb fonberlidj bie tl)eolo=
giften <5treitfd)riften. $)a fie olmebem mit i^ren Druden unb
93inben jo oiel $u t^un ^aben, bafj Sie unfere 93ücr)cr nid)t eiu=
mal beförbem wollen, aud) oon frembben SBüdjem, bie aufjerfjalb
üerfdjrieben werben, genug ju binben befommen: wie wir leiber
eö in unferen §anblungen, bafj wir faum unfjer 2eben$mittel er*
löfjeu, unb nichts meljr faft wafj »erlangen föunen ('?), gnug erfahren,
aud) fonften wan wir wafc binben laffen, woll in falbem 3af)v
wegen 3*>rer Dielen Arbeit nidjt beförbert f)aben fönnen: $af)er
e3 ben fommt, baj$ nunmehr bie Ääuffer faft feine SJcaterien oon
uns fauffen wollen, jonbern lieber bei bie Söudjbinber befteUen
unb oerfdjreiben laffen, bamit fie fold)e3 befto eljer gebunben be
fommen mögen, ba ben nid)t f leine 33üd)er wie fie of)ne bem
nebenft if)re SMnberet) an fleinen <&d)\\U unb SBetbüdjern, (Salenber,
Sdjreibtaffeln u. bergt fdjon öffentlich gebunben führen, fonbern
aud) grofje unb Keine liebeln, ^oftillen unb Commentarii in allen
Sacultetten mit unterlauffen." 211* ber große fturfürft ferner
unterm 20. 9Jcär$ 1677, um eine Goncurrenj ju fdjaffen unb um
ben ^SreiS ber Söüdjer niebrig ju galten, bem Seipjiger 93udjs
fjänbler St)riftian Äirdjner geftattete, fdjon oier$ef)n Sage oor ber
Eröffnung ber ÜJcarfte in bie sJtefiben$ien ju fommen unb feil $u
galten, proteftirten fofort wieber biefelben prioilegirten S3uct)=
hänbler SReidjel unb SBöltfer am 29. Cctober 1678 gegen ben Ü8e=
fud) &ird)ner3, „ber ifmen ba* 33rob oor bem 3Jcunbe wegnehme,
jumal fdjon fieben 53udjbinber unb jwei Bruder alliier, bie alle
mit ben abgängigen ©d)ulbüd)ern unb anberem fjanbeln, ungerechnet
bie burd)reifenben 33uc^c)änbler, bie ^eimlicj^ oerfaufen." 3)er $ur*
fürft aber beftanb bieSmal, 24. Sanuar 1679, auf feinem 53efef)l,
„geftalt nach bem 93erid)t feiner fRät^e ßfjriftopl) oon 93ranbt,
poppen unb ÜJceinberS oom 13. 3M 1678 bie ^iefigen 93uc^=
fütjrer eine Xljmrung mit ben Büchern gemalt unb gleidjfam
Digitized by Google
- 26 -
ein Monopolium eingeführt, tt>eld)e3 ©e. S^urfürftli^e £urcf)laucht
nicht ferner geftotten wollen." UebrigenS oerbiente Äirdmer un=
bebingt ben SBorjug oor jenen SDconopoliften. ©ein gut gebrucfter,
reichhaltiger unb wiffenfdjaftlich georbneter ftatalog für bie Öfters
meffe 1677 umfaßte brei Sogen, währenb Söötcfcr nur einen Sogen
in Quart mit alphabetifch georbneten Söüdjern erfd)einen lieg,
©leichfaßg „in favorem studiorum" hatte ber Äurfürft 1672
bem Sofwnn SlnbreaS ginceliuS ein buchhänblerifcfjeS ^rioilegiunt
für ©targarbt erteilt, welches 1681 auf 3eremia8 ©chreo in granf*
furt a. 0. überging, für welch lefctern Ort ihm fd)on 1673 eine
Söuchhönblung ju errichten geftattet morben mar. Um ihren ^reis
nicht ju oertheuern, burfte er feine 23ücher jollfrei nach feinem
hinterpommerfchen Söuchlaben burch bie Sfteumarf führen. SJerfelbe
©d)relj erhielt 3. 9cooember 1683 trofc ber (Sinfprache oon mieber
benfelben Reichel unb öölefer auch ein ?rioilegium für Söerlin,
fo bafj gegen (£nbe ber Regierung beS großen Äurfürften bort
brei Suchhänbler, Reichel, Sölcfer unb ©djreQ ihre ©efchäfte trieben.
(Sine ©inmifchung in biefelben finbet nur auSnahmSmeife ftatt. ©o
liefe griebrich SBilljelm ihnen unterm 26. SRooember 1683 „an=
beuten", „bafj fte feine ©treitfehriften ber lutherifchen Theologen,
barinnen bie SReformirten auf 8 #eftigfte berläftert, üerfefcert unb
oerbammet mürben, als be§ Calvini Rumor, Ranconis (Calovii?)
Historia Syncretismi unb anberer Dergleichen aflhier nicht einführen,
noch oerfauffen foflen. ©o ift fold)e3 burch Den dwrfürftlichen 6on=
fiftorialrath o. glemming unb ©eheimen Kämmerer, ©ecretarium
©türmer geftrigen SageS, meil bie SBuchfüfjrer oon ber granf=
furter SJceffe eher nicht atthier angelangt, ihnen oorgehalten morben
— bei SBermeibung oon 100 %$[t. giäcalftrafe unb ßonfiScirung
aller folchen (Sjemolare. $a bie S8ucf)l)änbler erftärten, fie fönnten
nicht lateinifch lejen, auch °ie bcutfrfjen 23ücf)er nicht burdjfehen,
ob bergleichen injuriosa in ihnen oortjanben, fo foHten fie in
fünft einen catalogum bem (Sonfiftorio übergeben unb beffen
folution megen beä SBerfaufeS abwarten. $iefeS ha°en bie 93uch=
führer ju thun oerfprochen."
$)er grofee Sturfürft gab noch *n feinem legten fiebenSjahre,
31. 2Jcar$ 1688, bem griebrich ^ßefeneefer bie (Genehmigung $ur
(Errichtung ber erften &upferftich= unb fianbfartenhanblung in
SBerlin, wieä aber bei ber eiferfüchtigen (Sinfprachc ber brei
Digitized by Google
— 27 -
prioilegirten SBuchhänbler atte ©ejudje um Vermehrung ber eigent=
ticken SBuchhanblungen furjer $anb ab. 5)ie oielfad) fid) nrieber=
holenben Eingaben betueifen übrigen«, baß fomohl bie Saftf
ber Eimoohner als auch baS literarifche Seben SöerlinS fid^ gegen
Enbe ber glorreichen Regierung griebrich 2öilt)elm'S bebeutenb
gel) oben hatte.
Äurfürft griebrich III. fügte am 7. ©eötember 1693 ben be=
reits beftet)enben brei 93ud$anbtungen eine oierte hinju, inbem er
bem 3ot)ann SKic^ael Sftübiger aus §eibetberg bie Genehmigung
jur Errichtung eines anbern ©efchäftS erteilte, „in gnäbigfter
ßonfiberation, baß berfelbe bei ber (täglichen GrHnäfcherung ber
cfmrfürftlichen ^efibenjftabt geibelberg ad baS ©einige oerloren
unb fich mit 2Beib unb Äinbern ant)ero faloiret." 3n bem amt=
liefen ^Berichte, auf ®runb beffen biefeS ^riüilegium erteilt tourbe,
heißt es, baß auger ben obengenannten beutfdjen SBuchhänblern
noch ein granjofe einen Saben führen fotle, baß berjelbe jeboet) fein
^?rioilegium aus ber SehnSfanjIei erhatten t)aDe- ®er frühere
ßanbibat ber Ztyoloqk Otto (Shriftian ?fcffcr/ welcher bisher als
Antiquar concefftonirt mar, erhielt am 8. October 1697 für Berlin
ein ^rioilegium als 93ud)hänbler: „$a ber ältere SWcfer, heißt eS,
unlängft mit Xobe abgegangen, ber Pfeffer aber bie SReicherfchen
©üdjer erworben f)atf alfo fott Pfeffer megen feiner guten (£ru=
bition unb guten SBiffenfchaft oon 93üchern baS jroeite Sßrioilegium
haben, jebodj mit ber $laufel, baß alUjier hin furo feine mehrere
S9ud)führer prioilegirt toerben foflen." 2)er junge SBölcfer, 3ot)ann,
toeldjer auch cinen 53ncf)laben in granffurt a. O., ©targarbt unb
©tettin hatte, fefcte baS ®eföfift beS SaterS in SBerlin fort. @S
beftanben hier alfo ju Anfang beS 18. 3at)rhunbertS bie öier ©e=
fchafte oon Otto ßhriftian Pfeffer, Sohann »ölefer, ^Jeremias
©ehren unb Sohann 3Hicf)aet 9tübiger. £er lefctgenannte mar ber
einzige oon ihnen, ber jugleicf) 33ücher oerlegte, ©o fagt er in
feiner Eingabe tiom 16. 9Jcar$ 1697, baß er Bruti Opera, Ma-
rianae de rebus Hisp. unb Cambdeni Anglia Normannica in ber
treffe habe. 3n bem jungen Königreich Greußen entfaltete fich
jtoar balb in ben höheren ©efetlfchaftSfreijen ein reiferes Seben
unb größerer fiuruS, ja fogar oiel äußere bracht unb fürftliche
Serjchtoenbung; allein ber Söuchhanbet blieb oorläufig auf ber um
bebeutenben ©rufe ftefyen, meldte er toährenb beS ganjen fiebern
Digitized by Google
-28,-
jeljntcn Sa^rfjunbcrtS eingenommen ^atte unb erft unter griebrich
bem ©rofcen mit einet p^eren oertaujd)te. (£8 ift ein befd)ämen=
beä 33üb, meines auch ber fonftigen Slrmfeligfeit ber poüti^en
unb nrirthfchaftlichen 3uftänbe unter ber Regierung ber beiben
erften preufeifchen Könige entfpridjt. 2)a3 SBerlagSgefchäft be=
fd)ränft fid), mit Ausnahme ber Unioerfttät granffurt, auf ben
$ru(f oon ein paar SBibeln ober ßalenbern, ©efang= unb <&d)üU
büchern. Sin pr)iüftert)aftcr QJefidjtäfrete oerengert ben 83licf beS
beoorjugten <5ortimenter3, ber fleinlichfte 3unft= ober ©robneib
hängt fid) frampfrjaft an jein Monopol unb tjält fid) bei ber Au3=
beutung beS bücherfaufenben <ßublkum£ Jjier über alle Anfechtung
fogar gefefclicf) ergaben, mä'hrenb für bie Regierung bie jämmer-
licfjften 23eroeggrünbe unb fur$fidjtigften polizeilichen ®efid)t8punfte
mafjgebenb finb. $5aburd) mirb nrirflid) ba3 2lufblüt)cn beä ÖJe=
fd)äftä unmöglich gemacht. (Sine golge biefer Anschauungen ift
bann aud), bafe ber ©uchhänbler nict)t mehr als ein ©emürjfrämer
gilt, bafj er oon oben herab höchftenS mie ein gebulbeter Unfug
angefehen wirb, bem man auf bie Singer fehen mufj.
3m neuen 3af)rl)unbert begegnet un8 in SBerlin juerft ttneber
ber fchon genannte Otto (Shriftian Pfeffer, weldjer am 11. SJcai
1700 bie ©rlaubnifj erhielt, feine Bücher im $ammergertd)t8gebäube
auSjuftellen unb ju üerfaufen. Am 22. 9cooember 1700 mürbe
bem Sofjann ßhriftoph ^ßapen baä oon ihm angefaufte ^ßriüUc-
gium be3 3of)ann SSölcfcr unter ber SBebingung beftätigt, „bafj ber
lefctere fid) be8 SöüdjerhanbelS in Berlin gänjlid) begebe", mährenb
3ohann Heinrich Ullen am 4. April 1704 bie Erlaubnis jur
Errichtung eine« neuen SSudjlabenS (be3 fünften) im bamalS
neu angelegten ©tabtoiertel griebrichämerber erlangte. $)em be-
rühmten Xl)eologen $1. granefe in §alle marb am 6. ©eptember
1702 geftattet, am 9Jcühlenbamm eine *8ud)hönblung be$ §alle=
fd)en 2Baifenf)aufe3 ju errichten, meldje Erlaubnis auf mieber?
holt eingereichtes ©efud) erft am 10. Üftärj 1710 bahin erweitert
warb, bafj er aud) anberämo in Berlin einen 93ud)laben anlegen
burfte. £er iöud)bruder 3ohann Öorenj bagegen, ber am 28. Auguft
1704 al* Nachfolger ber 2Bitttoe ©alfefb prioilegirt morben mar,
mürbe auf fein ÖJefudj oom 20. $>ecember 1709 um Errichtung
eine« 23ud)laben$ in ber 9)cttte ber <3tabt abfehlägig bejehieben,
trofcbem ba& er nadjroieS, baß feine jefcige Söofmung in ber
Digitized by Google
— 29 —
SRagetgaffe ju feuergefährlich fei, unb ba§ bie Reifen unb Dcooitäten,
bie taglich oei ü)m gebrueft mürben, bei ber weiten (Entfernung
oom 9Jcittefyunfte ber ©efe^äfte oielfach unüerfäuflicf) bei it)m
(iegen blieben. Sorenj erfuhr biefelbe &bweifung oon Beuern im
3Jcai 1715 unb jwar auf ben ©runb hin, bafc fchon ju öiel
©efdjäfte in Berlin feien, unb oerlor 1721 fogor wegen $ref}=
überfchreitungen fein Sci^ngSprioilegium. UebrigenS ftnb auch
bie fachlichen Beziehungen ber Regierung griebridjS I. jum Buch*
bruef unb Buchhanbel ebenfo fpärlich wie bie perfönlichen. Softem
unb SRethobe jeigt fich nirgenbs in ben 9Ha®eln biefeS
ÄönigS. 2öie er 1099 bie oon SßariS nachgeahmte $wangSweife
Ablieferung oon jwei Pflichtexemplaren an bie furfürftliche, fpäter
fönigliche Bibliothef in »erlin einführte, fo erlieg er auch am
5. Wooember 1703 baS erfte Senfurebict, le&tereS allerbingS nicht
im Sntereffe beS giScuS ober ju feinem Scf>u|e, fonbern jur Ber=
theibigung ber SReformirten gegen bie lutherifcfje Unoerträglichfeit
unb Sntoleran^. £ie GJeiftlufjen beS letztgenannten BefenntniffeS
hebten nach wie oor gegen jene. 28är)renb ber gro&e Äurfürft noch
am 5. 9Jcärj 1669 bie ßenfur aus feinem anbern örunbe oerfügt
hatte, als um bie Schriften, welche fich fy* unterwarfen, gegen
SRachbrucf ju fänden, führte griebrief) L fie ein, um 9tuhe oor
ben 3c^ten Ju haben. (Er befahl beSf)a(b, baf$ fortan feine
tfjeologifche Schrift ober anbere beS ÄircffenwefenS halber oer=
fertigten Sractate ohne oorljerige ßenfur gebrueft werben bürften,
fei e3 Seitens ber betreffenben tlnioerfttäten, fei es beS 2anbeSbifcf)ofS
UrfinuS in Berlin, geruer oerbot er bie (Einführung jeber folcfjen
Schrift in *ßreu&en, wenn nicht ber im einen wie im anbern
gaüe biefer Beftimmung juwiber §anbelnbe fich oer (SonfiScation
ber (Exemplare unb einer entfprechenben ©elbftrafe ausfegen
wollte.
3n einem Streite, welchen StnbreaS töübiger unb bie SBittwe
|>einefen wegen beS Vertriebes oon Slrnb'S wahrem (£hnftentf)um
hatten, würbe am 12. gebruar 1709 entfdueben, bafj jener in ber
Äunnarf unb 9ttarf Branbenburg, biefe in 9Ragbeburg unb falber ;
ftabt fich ^rcr ^rioilegien bebienen unb babei gefdHifct werben
foüten. «m 29. «uguft 1711 befahl ber ftönig auf Borftellung
eines franjöftfchen 2)rucferS, beS $ierre ©oujion hin, bafe Weber
in bie beutfehen noch in bie franjöfifchen 3«tungen etwas gefegt
Digitized by Google
— 30 —
werbe, woburch bie üKcmufacturierg in frembe 2änber gejogen
werben möchten.
Unter griebrich SBüfjelm h bagegen tritt wie in ben übrigen
SRegierangsmajjregeln, fo auch in ber 93eauffid)tigung beä 93ud^
hanbelä unb 23uchbrucfS ein ftrammerer unb rücffichtsloferer ßug
fjeroor, welcher übrigen« üietfact) oon ben wirtschaftlichen $or=
urteilen feiner Qtit beeinflußt wirb. Söenn tyt unb ba Stu*=
nahmen oon ben feftgeftellten ^Regeln gemacht werben, fo geflieht
e3 ntdt)t auf bie gürfpradje eines mächtigen (SönnerS tjin, fonbem
im wirf ticken ober oermeintlichen Sntereffe be£ ©taateS, wie ber
SRefrutenfaffe, be3 Anbaues neuer ober ber SBerbefferung alter
©tabttheite. 3n erfter Sinie ftanb für ben ßönig ftet« ber fi3=
califcf)e (SefichtSpunft. ©o war am 27. 2Rärj 1720 Sodann
Georg Xfyütit, $ucf)binber unb 99ud)hänbler in (Sr offen, um ein
Sßrioilegium für acht oon ihm neu herauSjugebenbe ©ücher (7 <5Jebet=
büdjer unb ein Gefangbuch) eingefommen. (SS würbe baffelbe auch
„auf jwanjig 3af)re bewilligt, wenn bie 93ücf)er juoor oom ^Berliner
|>ofprebiger geprüft worben finb, weil folcheS pr 33eförberung ber
@f)rc Gottes, jur Vermehrung ber föniglichen Slccife unb ber
hiefigen Untertanen fetbfteigenem flhifcen gereicht, baburch a«<h
ein Scufcen ben ^apiermachern unb Suchbrucfern als !önig=
liehen Untertanen geflieht unb ba« Gelb baburch im Sanbe be=
halten; auch *or 93äcr)er ein mehreS Gelb oon ben 2tn=
gränjenben hereingebracht wirb, weil nicht allein fytr, fonbern
auch öon oen angränjenben ©achfen unb fohlen fonberlich b°3
$anjiger Gefangbud) (unter ben ju prioilegirenben) mehr oerlangt
Wirb." Sluch gab eS fein beffereS Sttittet für ben ©uchhänbler,
fich bie fönigliche Gunft ju fid)ern, als wenn er fidt) auf öffent=
liehe Seiftungen begehen fonnte ober fich *>aSu cr&ot- ®«
erwähnte §ofbuchbrucfer <Sr)riftoph ©üßmilcf) mußte 1721 für bie
Uebertragung beS ^riöilegiumS ber ©chloßbrueferei eine frei=
willige (!) ßahlung oon 200 %tyx. an bie föefrutenfaffe leiften;
Bei einer anbem Gelegenheit fielen fogar 500 %fyx. flk biefen
ßieblingSfonb beS Königs ab. Stuch fleine ©ummen würben burcf)=
aus nicht oerfdmtäht. ©o follte ber SÖuchhönbler Johann Gottfrieb
Völcfer ba« feinem Großoater oerliehene ^rioilegium für granf=
furt a. 0. unter ber Sebingung erneuert erhalten, baß er, wie et
freiwillig oerfprodjen, 25 Xffix. an bie föefrutenfaffe jahle. Völcfer
Digitized by Google
— 31 —
tfjat eS fofort; baS ©elb ober würbe oon bcm föniglicr)en Sßrocu=
rator Sehmann unterf plagen. $)er ßönig oerlangte abermalige
3ahlung, SBöIcfer mujjte fie wot)I ober übet leiften unb erft als er
bie Quittung für bie testen 25 Zfylx. beibrachte, erhielt er im
September 1731 bie Ausfertigung ber Erneuerung beS $riüi=
legiumS. 2lm 5. flpril 1734 Ratten fidt> bie Söertiner 23ud)hänbler
etjriftopt) ©ottlieb Nicolai, 3of)anneS SWolauS (SHinger (für bie
§auYfct)e 9Baifen^auSbu^anMung), ©ottfrieb ©ebiefe unb 2lm=
brofiuS ^)aube (9^act)fotcjcr t»on Sßapen, refp. SRübiger) birect beim
Äönig barüber befchwert, bafc Sodann SlnbreaS SRübiger (<5ohn)
unred^tm äjjiger SBeife einen ©udjlaben eröffnet t)abe unb üerlangten,
bafc biefer fofort wieber gefchloffen werbe, wä'hrenb fie ben öater
3ohann2Kichael$Rübiger befdjulbigten, baS Dispensatorium Branden -
burgicum nachgebrueft ju haben. sJlübiger ©ofm bat am 3. 3uli
1734 um Äbweifung ber unbefugten Silage, benn, fagte er ju
feiner ^Rechtfertigung, er trage reblich jum 93au ber griebrich=
Stabt bei, was feine Leiber nicr)t träten, er fei SBater oon
18 ßinbem unb 5 (Snfeln unb fyabt in Berlin unb SßotSbam triet
gebaut, weshalb ©e. SDßajeftät it)n 3f)rcr ®nabe gewürbtgt hätten.
2)er 9tact)brucf ber Dispensatorium Brandenburgicum rüt)re übrigens
Don Sungnicfel in (Arfurt r)*r. <Bo grofje SSerbienfte um baS
2Bot)I beS ©taateS fonnte ber ßönig nicht unbetohnt laffen. @r
öerfügte alfo 18. October 1734, bie Petenten fönnten eoentuett
ben föübiger in foro ordinario belangen, wenn fie fid) nicht bei
biefer Antwort beruhigen wollten. Natürlich beruhigten fie fid}.
2lnbererfeitS r)atte ber Äönig fct)on ju Anfang ber jroanjiger
3ahre eine ftrenge Senfur für ©chriften religiöfen SnhaltS eim
geführt. „SSir finben nöthig unb gut — fagt er in ber SabinetS=
orbre Dom 29. 2Rai 1722 — bafc bie theologifchen 93ücher, worüber
bei UnS ^rioitegien gefugt werben, fnnfüro oon Unferen ßonfiftorial=
räthen, gelbprobft unb §ofprebiger SablonSfn, $orft, GJebicfe unb
9toIteniuS reoibiret unb cenfiret werben foflen". Xrofc beS §e£enS,
namentlich ber §aüenfer Xhe°f°9cn> &KeD a&cr ^cfc Crbre jiemlicr)
unbeachtet unb wirfungSloS, inbem Verleger unb Söerfaffer tl)co=
logijcher OppofitionSfchriften um gar feine ^rioilegien eintamen
unb fich, wenn fie feinen ©dju^ »erlangten, für berechtigt er=
achteten, ohne jebe (Senfur ju bruefen. $ie theologifche ßiteratur
toar übrigens baS einige literarifche ©ebiet, für welches ber Slö'mg
Digitized by Google
- 32 -
©inn unb Verftänbniß Ijatte, ofme freilid) ju afjnen, baß ifjn feine
ifmt geiftig überlegene Umgebung baljin lenfte, wof)in fie if)n führen
wollte. Xrofc aller ©ewaltmaßregeln, wie j. 95. ber Verbannung
beS $f)ilo(opf)en SSolff aus £alle, berührt in griebridj SBitfjelm
eine ed)te, bie 2öat)rl)eit fucf)enbe grömmigfeit ebenfo wof)ltf)uenb,
als fein offene^ ©ingeftänbniß begangener gärten uerfof)nenb wirft.
Ueber innere Angelegenheiten wagte ju jener Seit fein Untere
tf)an eine ber ^Regierung nur mißliebige, gefdjweige benn fie öer=
lefcenbe Aeußerung ju bruefen, benn er wußte genau, was if)m in
einem folgen galle beoorftanb. 3n ber auswärtigen ^Solitif aber
erachteten bie Sfttnifter eine ganj befonbere Vorfielt im Verl)ältniß
Greußens gu ben befreunbeten Staaten für geboten unb legten bie
größte Mäßigung unb ©rfjonung an ben Xag. ®ie geringfte 93e=
jcfjwerbe würbe oon it)nen aufs ©enauefte unterfucfjt. Als j. 93.
ber faiferlidje VüdjercommiffariuS in granffurt a. 2#., ber ntct)t
einmal auSbrücftid) oom 92öiener §ofe unterftüfct würbe, ju Anfang
1729 bie Verfolgung unb 93eftrafung beS bamals in Verlin leben=
ben VerfafferS ber „<$efpräcf)e im SReidje ber lobten", beS befannten
gaßmann verlangte, würbe biefer am 5. Auguft 1720 einem lang=
wierigen Verhör unterworfen unb nur wegen Langels an 93cweifen
nid)t weiter betäftigt.
Von allgemeinerer 93ebeutung aber ift ein am 20. (September
1732 oon ben 2Jfiniftern 95orcfe, ^obewils unb $l)ulemet)er er-
laffeneS SRefcript an bie SanbeSregierungen, worin biefe im fönig-
liefen Tanten angewiefen werben, barauf ju achten, „baß feine
Vüc^er, ^iecen unb ©Triften, in welchen Unfer unb Unferer f)ol)en
Alliirten Smtereffe oerfiren möchten, bei Vermeibung oon 200$)ufaten
fiScalifdjer ©träfe gebrueft, bebitiret ober publicirt werben follen,
es feto benn, baß biefelben bürde) oerorbnete tüchtige (SenforeS
approbiret, bas ©criptum felbft aber nebft ber (Senfur unb Appro=
bation ju Unferer weitem Verordnung ant)ero einjufenben". 2)er
Äönig oerftanb biefe 9Jcaßregel anfangs gar nidjt unb fcfjrtcb wie
gewöljnlirf) bei fingen, oon beuen er nichts wußte, an ben SRanb
bie grage: „2öa# ift baS?" $)ie Sftinifter erflärten am 22. ©eptember
1732, „eS feien 00m faiferlidjen §ofe unb aus SRußlanb oielfad)
Vefcf)Werben eingelaufen. 9cod) neutidj fei fytx in ber 3ülid)=
unb Vergiften ©ucceffion ein ©criptum an baS ßidjt getreten,
welkes man, wenn man es nicf)t confiScirt f)ätte, für eine Arbeit
Digitized by Google
- 33 —
öon (Sw. SHajeftät ju bergleidjen ©achen BefteUten 93ebienten paffirt,
aber bem fjiefigcn #ofe wenig @^rc gemalt ^aben würbe." @rft
auf ®runb biefer (Jrflärung oou>g ber tönig bic SBerorbnung,
gegen welche übrigen« bie £afle(cf)e Unioerfttät am 20. SRo-
oember 1732 (Sinfprache erhob, weil ftc bie ihr gewährten
(Senfurbefugniffe aufgebe unb baburch bie SBtüt^e ber ^ochfcfmle
Beeinträchtige, Seipjig unb ©adjfen ober nur um fo mehr
in glor bringe. $ie Steten enthalten nichts barüber, ob biefer
$roteft eine günftige Aufnahme fanb; nad? fpäteren Serfügungen
ju fdjliefeen, fcheint bie SKa^regel aber nur ein ©chrecffdmj3 ge=
toefen ju fein.
Äm 30. SKärj 1736 nmrbe auf SBunfch ber rufftfd&en flaiferin
ben ^Berliner 93uchhänblern bei 100 $)ucaten fiScalifcher ©träfe ber
Sertauf ber Lettres Moscovites verboten. „Söeit auch foVDot)! in
ber 93erlinifd)en als Sßotöbamer ©ajette — fdjrieb ber (Sefanbte
ü. 9Earbefelb am 30. Januar 1736 aus ©t. Petersburg — oer*
fdnebentlich ganj unbegrünbete unb theilS injuriöfe Nachrichten
Don ben ^ieftgen Äffären bebitiret woTben, fo bäten 3f)re $aifer=
liehe SÄajeftät gleichfalls, bog ben ©aaettierS injungiret werben
möchte, ^infüro mehr SSorfic^tigfcit ju gebrauten unb bergleichen
3eitungen in i^ren ^Blättern femer nicht ju inferiren. ^iefiger
©eits ^üte man fict) mit aller ©orgfalt, bajj ben ©ajetten nichts
einfließen möge, was ©r. $ön. Sftajeftät unangenehm ober bero
hödjftem Sntereffe im ÖJeringften jumiber fein fönnte."
3n ben lefcten SebenSjahren beS Königs gemannen bie ©eift=
Hajen toieber einen befonberS ftarten (Sinflufj auf fein gühlen unb
3)en!en. SBon religiöfen ßweifeln geplagt, beschäftigte er ftcf) eifrig
mit tr)co!ogtfcr)cTt fragen unb oerfolgte in ehrlichem, aber be-
ftt}ränftem Sifer jebeS in feinen Äugen gottlofe Suct). SDic beiben
Sföaferegeln, meiere er ju Anfang 1737 gegen bie Einführung unb
Verbreitung gotteSläfterlicher ©Triften ergriff, »aren baS ©enfur=
ßbict oom 24. gebruar 1737 unb bie öerorbnung oom 19. SRärj
1737, wonach feine in ^Berlin anfommenben $üd)er oon bem ^acf=
hof oerabfolgt werben fotlten, beoor nicht bem ©enerat^giScal ein
SerjeichniB berfelben oorgetegt unb oon biefem approbirt fei. 2)er
Schlüffel jum SBerftänbnifj ber bamaligen ©timmung griebrief)
SBilhelmS L finbet fich in bem ©^reiben, welches er wegen einer
ihm anftö&igen atheiftifchen ©chrift (de Tribus Impostoribus?)
«r$to f. »efd>. b. 5)futf4en »ud^. VII. 3
Digitized by Google
34 —
am 18. SRarj 1737 an ben ©enerafcgiScal ©erbett richtete. @8
lautet wörtlich:
„$a oon ©r. Äönigl. 3ttajeftät in Sßreugen :c. Unferm allergnäbigften
$>erm, fo wohl al« auch bereit« ju $ero £errn SBatern, be« oerftorbenen
Königs SDcajeftät Seiten oerfdjiebene fdjarffe SScrorbnungen unb 93er;
bot^e ergangen, bafi fein ©udjf üfjrer noch 93üd)er $änbeler fid) unterfte^en
f olle, bc^ fchwerefter unb empfinblicher ßeibe$:©traffe Atheistifche ober
Dergleichen 93ücher ju oerfauffen, noch auch heimlich $u führen, welche
wieber ©ott, fein ©eilige« SBort unb befjen Allmacht ftreiten; ©o
haben ©e. königliche 3Hajeftät ju &ero befonberm SHi&fallen bennoch
beü bem Vice-Praesident ©röben jum ©rein neulidjft ein gewi&e8
SBuct) getroffen, welche« nicht nur öffentliche nriber ©ott, befeen SBort
unb Htlmacht ftreitet, fonbern fo gar Unfern $eälanb Jesum Christum,
Mosen unb Mahomet in eine Classe fefcet, unb bie Religionen auf
ba« aUerfchänblichfie traduciret. S)en Sittel biefe« abfdjeulichen Suche«
wollen ©e. königl. SJcaü. rtic^t einmahl nennen noch {^reiben, weil
©ie foldje« alleine fd)on bor bie gröfjefte, ja oor eine ©ünbe mieber
ben ©eiligen ©eift ju fein erachten, ©ie befehlen atfo $ero ©e;
heimen SRatb, unb General-Fiscalen ©erbett, ^ierburo) alfofort bar=
über ju inquiriren, unb fein berjichert, bafj berfelbe al«bann, unb
mann er obige Data jufammen nimmet, ben Titul biefe« 5öud)c*,
unb wo jolche« tievf ommet, faalb herausbringen toirb. @« ift folche«
infame SBuch in franfcöfcher Sprache, auch fonften, Wie man faget,
wot)l gefdjrieben, unb nicht alt; e« hflben aber ©e. königL SRatt.
folche« felbft nicht gelefen, fonbern alfofort öerbrannt. Xa aber ge;
bad)ter ©röben jum ©tein aufjaget, bajj er felbige« oon bem 93ua>
fiterer Rauben au« SBerlin befommen, unb oor 30 SRthlr. gefauffet
habe, ©o toollen ©e. königt. SHaöt. ba& ber General-Fiscal ©erbett
gebachten ©udjführer Rauben fogleich actioniren foll, woher er biefe«
SBuch hflt/ uno Warum er fich unterftanben, mieber ben expressen
königlichen Söerbott), fötale« fommen ju lafjen unb §u oerfauffen. (£«
befehlen auch ©«• königl. 2Jfat>t. gebauten $)ero General-Piscaln
©erbett hiwburd) alle« drnfte« hinfüh^ fäatff ""b genau acht *u
haben, bafc fein SBuchführer noch ©uchhänbler bergteichen gottlofe
Sucher, e« fei mit ber $oft ober aber mit anberer Gelegenheit
fommen lafje, einführe unb oerfauffe, unb jmar biefe« fo wenig
heimlich als öffentlich, auch Wann er foldjem juwieber ba« geringfte
oermerfet, al« bann alfofort fein Ämt ju beobachten, unb wieber
bergleichen S3uchführer ober 58ud)hänbeler fchorff ju agiren; geftalten
er fo wol felbft al« alle übrige Fiscale barauff Wohl invigiliren unb
genau acht geben foöen, bamit biefer ©r. königlichen SJcajeftät
Ordre stricte nachgelebet Werbe.
$ot«bam ben 18. Martii 1737. 2fr. ©ilhelm."
©chon am 25. ÜJcärj 1737 berichtete ©erbett an ben tönig,
bajj er in bem Katalog beS krieggrath« ©regor^ oerfdjiebene „oer=
Digitized by Google
— 35 -
bottene roiber (Sott unb beffen ^eiliges SBort ftreitenbe 93üc^cr ge*
funben habe unb fragt an, ob er nicf}t ben SBerfauf biefer ©Triften,
heimlich fotoohl als öffentlich unterfagen unb fic auf ber tönig=
liehen 93ibliothef abliefern foüe. @3 befanben fidj barunter u.
Bibliotheca patrum Polonorum, quos Unitarios vocant, Joh.
Crellii Ethica Christiana unb Liber de Deo et ejus attributis;
Xriller'S Unterfuchung etlicher Oerter beS neuen XeftamentS; Ser-
vetus de erroribus Trinitatis (wegen tt)eld)e$ 93uche3 er Oer=
brannt rourbe); Ejusdem Dialogi de Trinitate; Schlichtingii
Disputatio de Socino; ber Sffocoto'fcfje Katechismus ; Solj. ^reufc1
Theologia ober getftlicr)e ©efprckhe oon oerfdjiebenen Ärt^en ber
dniftlichen Religion O^utor ift ein scriptor unitarius") unb Spi-
nozae Tractatus Theologico-politicus." (Serbett tourbe auf feine
Anfrage am 30. SRärj 1737 bat)in bef Rieben, bafj er „obige oer=
bärtige, toieroohl fct)on größten längft befannte SBüdjer ab=
forbem (äffen möge, umb fie bemnedjft auff Unferer königlichen
$ibliotr)ef liefern ju fönnen" — ein SBefehl, bem fofort golge ge=
leiftet rourbe. 3iemltch um biefelbe Seit — 19. SKärj 1737 — erhielt
ber ©eh. fRatt) 9fteinl)arbt ben ©efet)!, „bei ber Serlinifäen Hccife
bie Serfügung gu tf)un, bog roenn r)infü^ro 58uct)für)rcr ober 93üct)er=
fjänbler ober auet) SßarticulierS ©lieber, es fet) mit ber Sßoft ober
anberer ©elegent)eit fommen laffen, folche nicht eher öon bem $ßacf=
f)of terabfolget roerben foHen, bis bem ®eneral=gi8cal ©erbett eine
Specification baoon jugeftetlet fetm roirb, um baburet) ba§ (Sin*
bringen berer att)ciftifdc)en unb anberen Suchern, meiere bie Srjften$
@otteS, beffen ^eilige Sigenf Rafften, roie auch f«n Söortl) offen=
ba^r beffreiten, fo mehr ju oerhinbern."
(Segen biefe Verfügung legten bie bamaligen berliner 93uc§=
hänbler Sodann AnbreaS föübiger, (St)riftop^ ©ottlieb Nicolai,
3or)ann SRicolauS (SHinger unb 3oh- ^ßeter ©chmibt am 4. üRai
1737 ©infpracfje ein, inbem fie ausführten, bafj bie befohlene Wlafc
rege! ihnen vielfache ^inbemiffe unb fcr)äblict)en Aufenthalt oer-
urfache, bafj fie in 9Re6jeiten aber gerabeju unmöglich ju befolgen fei,
toeil bie SHirje ber Qeit ihnen bann nicht geftatte, eine ©oeeifteation $u
machen. $a fie nun oon ben neu h«au8gefommenen unb etlichen
anberen SBüchern jroei 2Ral im 3af)re Äataloge bruefen liefen, fo
fei baä für bie ^Beurteilung, ob fie etroaä HnftöfjigeS enthielten,
eben fo gut, ba fie auf erhaltenen 93efet)I bann bog nicht ju
3*
Digitized by Google
- 36 -
2)ulbenbe alfofort luicber außer ßanbe« fdjicfen !önnten. „Unjere
fc^r müljfame $anbtung — fo f fließen bie 93ittftcllcr mit einem
£ppell an ben am ßeicfjteften ju rüfjrenben glecf im §erjen be«
Äönig« — ift aflljier bereit« fo fd)(ecf)t befd&affen, baß mir faum
ba« tägliche 93rob bobei fjaben. SBenn mir nun barin nodj mef)r
gef)inbert unb oollenb« unoermögenb gemalt werben foöten, burcf)
eigenen Verlag, al« worin oornetymlid) bie <5eele be« 93udjf)anbe(«
befielt, etwa« ju unternehmen, fo werben jur SBeförberung unfere«
öerberben« bie auswärtigen 33ucr)t)änMer ben 9lu|en außer San=
be« sieben."
3M)r al« biefe SBitte aber bewirfte ba« ®utad)ten be« ®e=
neral« oon ©rumbfow, be« SSicepräfibenten be« ©eneralbirectorium«,
meldje« unterm 30. 9Kärj 1737 ben föniglidjen 33cfcc)t einer oer=
nidjtenben Äritif unterwarf. ÖHeid) im (Singang bemerft er, baft
„ber 93efel)l quaestionis ungereimt, unpracticabel unb niöjt nur bem
commercio überhaupt, fonbern audj in specie 3§rer SDlajeftät eigenem
ljödrften Sntereffe präjubicirlid) fei. SBenn alle ©üdjer" — bemerft
®rumbfom wörtlich — „Weldje tfyeil« mit gufjrleuten auf bem ^arf^of
in großen Stellen, tt)eilg auf ber v#oft in Keinen badeten oon 3eit
ju Bett anfommen, ©tüd oor ©tüd f ollen eraminiret werben, um
ju feiien, ob nidjt« Sltfjetftifdie« unb bem wahren (5b,riftentfmm jus
wiber ßaufenbe« barin enthalten, fo gehöret Ijierju nidjt allein ein
befonberer Httamt, ber fonften gar in ber SBelt nidjt« ju tljun, fon=
bem e« ift aud) nidjt eine«, fonbern öieler NB. fefjr geteerter unb
unparteiifdjer HRenfdjen Arbeit, biefe« jugleic^ widjtige unb müljfame
SBerf ju beftreiten. $)enn wie Witt möglid) fein, baß ber ©enerafc
5i«cal, ber burd) unjä^ttge anbere 93errid)tungen bi«traluret ift, bie
große SRenge 99üd?er, weldje jonberlid) in Sfleßjeiten ju 40 bt« 50
(Sentner nur öor ©inen ©erlinifdjen SBudjfüjjrcr mit einmal am
lommen, in Seit oon 8 Xagen, wenn er aud| feine Ütttnute oerlöre,
nur bem XituI nad) burdjfetjen unb fein videtur, ob ba« 93ud)
gute ober fd)timme prineipia enthalte, geben fönne?
2Ba« wirb ober fann er aber oor ein gewiffentyafte« ©cbenfen
abftatten, wenn er nidjt« al« ben Xitut be« SBudje« getefen? $enn
weta^er Slutor, wenn er aud) nod) fo fdjlimme Se^ren enthielte, würbe
fo wunberlid) fein, fold)e fogleidj auf bem Situl ju ejprimiren, um
bie Sefer oon beren Secture gleid) beim ©intritt abjufajreden. 3ft
nun alfo unmögtid), ben 3nb,alt eine« ©ud)e« au« bem bloßen Xitul
5U beurteilen, fo erwäge man einmal, wa« für unjä^lige 3eit baju
erforberlid), um bie neu anfommenben 93üd)er felbft einjufeljen unb
burdföulefen, um baoon mit ©runb urteilen ju fönnen? ©ewtßtidj,
ein CoUegium oon 20 ©eneral*Si«cälen Wäre nid)t genug, um biefe
Digitized by Google
— 37 -
93udjers3nfoeciion in folcher furgen 3«ü gu Herrichten, ba& bcr $)ebit
betfelbcn ntd^t gehemmet, folglich bic 99u<hführer in ihrer Nahrung
nicht get)inbert lucrben.
2. ©efefct aber, bcr &err ©en.sSfiScal §ättc bie übermenfchltche
gertigfeit unb auch bic hinlängliche Seit, um alle neu anfommenben
©üajer mit einem SBlitf öon Anfang bis 511 (Snbe gu burchfdmuen,
fo mürbe er bodj gu gleicher £eit noch üiel onbere Dualitäten be-
fijjen muffen, bic er, bem 93ernehmen nad), nicht f)at unb auch nicht
möglich ift, ba& ein SRenfch allein fie gufammen befifcen fann. Sr
müfjte nämlich a) nicht nur alle Spraken, fomot lebenbige al$ tobte
beftfcen. 9htn aber fann ber #r. ®en.?Si8cal au&er feiner lieben
SJhitterfpradje nichts als ein menig ßatein. SBie miH er benn fron*
göftfehe, engtifche, itattenifcr)e, hoüanbifdje, rufftfehe Söüdjcr (ber oricn=
talifchen ©prägen gu gejd>roeigen) lefen unb öerftehen, mofern ihm
nicht gugletd) mit ber Orbre bcr (SJeift ber ©prägen (melier feit
1 ber Slöoftel Briten nicht mehr öorfjanben) gefd)enft warben?
©obann müffe ber ®eneral--gi3cal aufcer bcr SuriSprubeng,
in melcher übrigen« am SBenigften $e$ereien gu beforgen feien,
ein guter $ffito\opfjpi, 3Rathcmaticu$, Xl>eologu3, ^^ficu« unb
äRebicuä fein.
„S)enn menn er biefc SBiffenfdjaften nicht im tjödjften ®rabe
befifct, fo wirb er erftlich bie ©üdjer nicht öerftehen, unb ba3, mag
gefährliche ober unfdmlbige Principia finb, nicht beurteilen tönnen,
unb hiernächft mirb ihm S3ieleS tounberlich ober heterobor, öorfommen,
toaä e3 bod) in ber 2fmt nicht ift. SSoIIte er nun in biefem gafle gu
anberen Männern SftecourS l)abcn, meiere bie ®ad)en beffer alä er
öcrfteljen, fo ift bie grage, ob biefe SWönner fetbften orthobor. ftnb
ober nicht finb? Unb ob fte fich nicht biefer Gelegenheit meifterlich
gu bebienen wiffen merben, um ba3, mag nicht in ihren ©ram btener,
gu öerfefcern unb als üerbotene unb at^eiftifdje 93üd)er au$guf<hreien,
wie mir gu unferer Seit ba3 (£|empel mit ber SEBolffifchen $t)ito=
foptjie unb benen berfetben angebid)teten gräulichen Srrthümern ges
feb,en haben. Unb bergteichen fann Xag täglich mieber ejiftiren unb
gar leidjtigticf} gefchehen, bafj Diejenigen, melche bcr SBahrhcit feinb
finb, bem ©rn. ®en.=f$tScal unter ber $>anb einen ©inf geben toürs
ben, um biefeö ober jene« neu hcraudfommenbe Söuch oor atheiftifch
ober gefährlich gu erflären, unb üieüetcht auch biefem ihrem Suchen
eine SBahrfcheinlichfeit baburch beigulegen, ba& fte einige auä ihtcr
Sonnerjon genommene <ßaffagcn gum ©emeiS ihre« Angebend am
führen unb bie unfchulbigfte ©ad)e baburch üerhafet machen mürben.
3uf melche Seife nicht« leichter, aß aüe Süchcr in bcr SBelt, ja bie
©ibel felbft oerbächtig gu machen, g. (5. £mbner hat in feiner ©eo=
grapse unter bem Xitel öon Napolis angeführet, bafe bafelbft ber SBein,
fo man Lacrymae Christi nennt, fchr belicat fei, fo bafj ein SBeft=
Digitized by Google
- 38 —
fäünger, al3 er balnn gefommen, unb er biefen ©ein gctrunfen, fe§r
j^mcrjtit^ beflagt, ba& (SJjriftuS nic^t aud) in feinem SSaterlanbe ber*
gleichen Xfyränen oergoffen. SBenn nun einem biefe Sßaffage nur
allein angefüfyret mürbe, maä mürbe teidjter fein, als it)m ben 93e*
griff beizubringen, ba3 ganje ©ud) märe attyeiftifd), unct)tifttict) unb
folglich ju »erbieten?
2. 3)a3 ©üdjermefen Ijat feit ber Deformation in ganj £eutfa>
lanb, nidjt meniger in allen cioiliftrten Sänbern freien Sauf gehabt,
moburdj bie ©eletjrfamfeit ju biefem fu)f)en ®rab geftiegcn, in meinem
mir fte ticut ju iage fetjen. SBoflte nun biefe ftreit)eit burd) bergt.
Orbre in 3. SJcaj. Sanben eingefdjränft merben, fo mürben bie ©e=
lehrten liierburdj nidjt allein feljr niebergefd)lagen unb ber ©udjs
t) anbei felbft gänjlidi &u (Srunbe gerietet tu er ben, fonbern and) bie
©arbarei unb Unmiffenfjeit (meldje 3- 2R. 93orfa^ren mit fo oieter
3J?üI)c unb Soften oertrieben) aufs 9teue jum größten ^räjubij ber
gegenmärtigen unb jufünftigen Seit überfymb nehmen.
S)a3 Sßapftttjum ljat ben oon biefer 3nqutfttion t)errüljrenben
grofjen ©djaben jur (Genüge emöfunben. SBeämegen heutigen Xaged
bie bemittelten $att)oliquen, menn fte iljre ßtnber ma$ SRedjtfdmffeneS
motten lernen laffen, bemü&iget finb, felbige auf proteftantifc^e Uni-
üerfitäten ju fc^idfen, unb ifmen bofclbft baSjenige ©elb, jum gröfjten
^räjubij be3 Sanbe8t}errn, oer5ef)ren ju laffen, metdjeS fonft im ßanbe
mürbe geblieben fein.
Hu« Allem, ma« bi«f>ero angefügt morben, erljeflet jur ©enüge
bie befdjmerlidje Solge, um einer ober ber anbern Piöce mitten, ben
ganjen ©ud)Imnbel unb ben freien Sauf ber SBiffenfdmften ju ruintren,
mithin 3« 2R- Sanbe in ben gröfjten Serfaü fomol megen bed com-
mercii als bem batjer fliefjenben ßönigl. Sntereffe ju bringen, in*
bem ben ®önigl. Unioerfttäten bi£1)ero baburdj oon ^remben fo-
tiel jugemadjfen, meil auf benfetben bie SBiffenfdmften itjren freien
Sauf gehabt.
©iernädjft mädjfet bem ftönigl. eigenen Stttereffe nod) biefeS
bopoclte prae Judicium ju, bajj nicfc)t nur bie Sßofrreoenuen merflid)
baburrf) mürben gefdnoädjt merben, meilen 92iemanb mehr etmaS oon
neuen Söüdjern mürbe fommen laffen, fonbern and) bie Unioerfttäten,
meldje notfjmenbig oon ben gremben iljre meifte Äufnaf/me gemonnen
unb nehmen muffen, ju ©runbe getjen, mogegen bie benachbarten
Unioerfttäten befto meljr in ftlor fommen mürben; ma&en nichts
natürlicher al« biefe«, bajj ber grö&efte ßulauf bat)in getjet, mo bie
mei|te ^ret^ett tit.
9Ritt)in märe mein Sta^t, e3 bei ber bi^^erigen 93erfaffung unb
greiljeit ju laffen, ma^en, menn aud) biÄmeilen eine oerbäa^tige Ptece
jum Sorfa^ein !ommt, baS publicum baüon fogtetet) 9licfc)ter fein mtrb.
Xa bann ber orbentlia^e SBeg ber Sonfidcation atte ;5eit ftart ^aben
lann. 5)cnn mer ein böfeS ©emütt) unb fa^limme prineipia ^at,
Digitized by Google
— 39 —
wirb bo<h alle 3eit SRittel finben, ofme bie ©udjhanbler ft<h folc^e
fommen ju laffen."
5)cn begrünbeten 33e[ch»erben ber ©uchhänbfer unb ben (ac^Iic^en
Ausführungen ®rumbfo»'S gegenüber, welche (entere im üttunbe
ein ei? fo f) od) ft et) enben unb einflußreichen ^Beamten boppelt fd^uer
ins ©enridjt fielen, gab ber Äönig nach unb ließ bie Ausführung
beS ©eferjlS, ohne ihn birect ju »iberrufen, auf fich beruhen. Sticht
triel beffer aber fuhr er mit ber #auptmaßregel, bie er gegen bie
„fehl echte treffe" jur allgemeinen Anmenbung $u bringen gebachte,
mit bem &enfur*(Jbicte oom 22. gebruar 1737, »eiche» an bem
einftimmigen SGÖiberjprud) feiner SWiniftcr fcheiterte unb bedr)alb
auch nicht einmal veröffentlicht mürbe. SBenn bie §anblung3»ei(e
griebrich 2öilf)elm I. einer SeitS feine ®emiffenhaftigfeit unb Äch-
tung oor bem 9tathe feiner haften Liener oon ber fchönften
Seite jetgt, fo fteflt anbrer SeitS beren Gutachten bie Unabhängig*
feit unb Unerfdjrocfenheit ber bamaligen höh«" Staatsbeamten in
baS oortheühaftefte Sicht, ©rumbfo» fo»of)l »ie baS ®eneral=
Directorium reben mit einem greimuth, ber noch ^cutc iebem con=
ftitutioneHen SJftmfter große (£f)re machen mürbe; ber Äönig aber
unterorbnet ihrer beffern (Sinftcht feine Sßläne unb $fofict}ten mit
einer ©ereittoiHigfeit, bie felbft in unfrer Seit in ben regterenben
Greifen nur feiten gefunben mirb.
griebrich SBilhelm L alfo hatte feinen ©eh. föath (fpätern
Äanjlcr) o. Gocceji mit ber «bfaffung eines (£enfur=©bict* betraut
(SS enthält baffelbe elf Paragraphen unb beftimmt, nachbem in
ber Einleitung bie Verbreitung oerbächtiger unb feanbalöfer
^Bücher gerügt ift, im § 1, baß jebeS in Greußen $u bruefenbe
93uch oorher $ur (Jenfur gegeben unb approbirt »erben müffe.
§ 2 oerbietet ben preußifchen ©uchbruefern unb SBudjführern
ein SBudj im AuSlanb bruefen ju laffen, ,,»enn nicht juöörberft
eine (Senfur barüber in unferen ßanben ergangen". § 3 fefct für
jebe ^rooinj bei ben GonftftoriiS unb Regierungen oier Genforen
ein, jmei geiftliche unb j»ei »eltliche Räthe. § 4 behält ben $e*
canen ber Unioerfitaten bie Genfur für beren 9Jcitglieber oor. SBenn
ber 5)ecanuS felbft ber (Sbitor ift, fo foH ber nächfte Sßrofeffor bie
(Senfur oerrichten. Stach § 5 r)at es in ^Berlin fein S3e»enben für
bie (Eenfirung ber politischen Schriften burch bie Societät ber
3öiffenfchaften, fo»ie bei ber Genjur ber geiftlichen Schriften burch
Digitized by Google
— 40 —
eine befonbere ©ommiffton. § 6 beftimmt, bafj bic SBerfe, Seichen*
unb onbere *ßrebigten oon ben 3nfpectoribu3 unb in Keinen ©täbten
oon bem Snfpectore unb (Snnbico cenfirt werben müffen. § 7 be=
fiefjlt, bafc jebem Suche ober jeber ^ßiece allezeit bie Senjur beigebrueft
werben fotl. Dem Genfor mufj nach § 8 öon jebem gebrochen
Suche ein gebunbene§ (Somplar gegeben, bagegen follen if)m feine
$anjlei= unb onbere (Gebühren entrichtet werben. § 9 »erbietet,
um bie Einführung öerberblidjer unb gottlofer 93üd)er ju Oer*
hinbern, ben Sudjbrucfern unb Suchführern bergleidjen in Greußen
ju oerfaufen unb weift fie an, „wenn fie oon ber fieipjiger ober
anberen Steffen fommen unb einige Südjer mitbringen, ben Cata-
logum, ehe er gebrueft wirb, bem betreffenben (Senfor jujuienben unb
feine Approbation barüber, efje er jum Drucf beförbert ober bie
Sücfjer oerfauffet werben, einloten." Um bie Sud)führer in
ihren ^rimlegien nicht $u fdjmälern, öerorbnet § 10, bafj afle
©udjbrucfer bei Serluft ihres ^rioilegii unb bie übrigen bei
20 Xfjlx. (Strafe neue Südjer unb Schriften, über bereu Drucf
unb Verlag fie nicht in specie priüüegirt finb, nicht oerfaufen
bürfen, unb f ollen bie jenigen, welche fothane Südjer herumtragen
unb bamit h<*ufiren, aljofort mit Slrreft belegt unb nacfjbrücfUd)
beftraft werben. Da nun auch Auctionäre öfter Dergleichen gott-
lofe 93üdt)cr üerfaufen, fo fott nach bem ©chlu¶graphen 11 ber*
gleichen nicht üerftattet werben, fonbem fie müffen juoörberft ben
Catalogum öon benen Büchern, welche fie ju £aufe haben, benen
SenforibuS öorjeigen unb bereu Approbation erwarten, geftalt fie
bann, wann ein oerbächtigeS Sud) oon ihnen oerfaufft werben fotlte,
mit 20 %fyx. ©traffe angefehen werben foöen.
Der Äönig ooßjog biefeä ©biet am 8. SJcarj 1737 burch feine
Unterfchrift. Socceji hatte e3 fchon am 21. gebruar an baä ®eneral=
Dber=5inana4frieg3* unb DomainemDirectorium mit bem (Srfudjen
gefanbt, „nach öüt^9cm ©cfaHen mir ohnfehwer wiffen ju Iaffen,
ob e3 be&halb etwa« ju erinnern finbe?" Der ©eh- ginanjrath
(Jutemann warb jum 95ericr)terftatter beftellt unb reichte fein erfteS
furjeS (Gutachten am 21. 9flärj 1737 ein, welches ebenfo unbarm=
herzig mit be$ Königs (£enfur=$länen umging als ©rumbfom &u
gleicher Qtit mit ber ^acfhauS^e-tnfion. „Sdj bin, fagt (Sulemanu,
ber ohnma&geblichen SReinung, bafj jwar in tt)eoIogifet)en 9ftate=
rien bie ©enfur ber Südjer gut unb nötf)ig, wie wohl e$ auch
Digitized by Google
- 41 -
auf fold)e (Senfore* anfommt, welche mobcratc principia haben. 3n
p!)iIofop^ifc^cn ©ad)en fottte man eS fo genau nidt)t nehmen, fon*
bem libertatem philosophandi laffen, meiere, tüte id) fürchte,
fefjr wirb eingefchränft werben, jumaten wenn bie 93üc^cr in=
biscreten, ungelernten ober parttalen ßenfortbu* in bie £änbe
fommen. 3n ben ^rooinjen unb ben Collegiis werben gewig auch
Dergleichen Senfore*, fo mit ©olibität baüon urteilen fönnen, fefjr
rar fein." «m 27. SÄärj 1737 fütjrte (Sulemann in einem ^weiten
ausführlichem Gutachten noch n^hcr au$:
1. „Tai (Sbict geht &u roett, ba e* inbiftinete oon allen Büchern
fpridjt; inbeffen tr>ot)l Sßiemanb baüon hatten wirb, baß bie juriftifchen,
mebicinifchen, genealogifdjen, fdjotaftifchen unb anbere bergt SBüdjer
auch bie (Jenjur paffiren müffen;
2. wegen ber t^eo(ogifct)en ©üerjer foü bem hernehmen nach
©r. 3Jcaj. abfoluter SBiüe fein, ba6 fettige cenfuriret Werben foüert
unb wirb alfo rootjt beghalb nichts al* obsequii gloria übrig fein,
©onften aber mürbe ich ber Meinung fein, bag jwar wot)t eben
nicht ein freier öffentlicher .p anbei mit ben SÖüdjcrn, welche man öot)r
öerbächtig unb gahr atheiftifch hätt, iu oerftatten, jebod) aber ben
theologis unb philosophis oofl ju oerftatten, bag fie bergt. ©ücf>er
haben, bamit jene pro concione, beibe aber in SSüchern bie principia,
fo etma gefährlich fcheinen ober mirftich fein möchten, grünblich ju
wibertegen Gelegenheit haben mögen. 2Bte nact) oerbotenen ©ad)en
bie (Suriofttät unb ©egierbe bei ben 2Renfchen allezeit grog ift, fo
wirb auch bnreh afle praecautiones nicht ju oerhinbern fein, bog
fotehe Bücher heimlich in« ßanb gebracht werben.
3. $ie phit°f°Phifchcn Schriften anlangenb, fo barf man nur
bie Sange* unb 2Bolffifcr)en ©treitigteiten jum Srempet nehmen. $luS
Wa* oor Urjachen $>err Sange bem $errn SBotff gerne athciftifdje prin-
cipia anbieten wollte, ba* t)at ber tejjte in feinen ©d)riften fdjon
Har genug entbedt, unb ein jeher Unpa rtcii jdjer wirb geftehen müffen,
unb ift auch Won burch eine au* (ehr gelehrten Bannern beftanbene
©ommiffion au*gemacr)et, bag in ben SBolffijchen 93üd)ern nicht*
9Ub,eiftifche* befinblich- Unb ich meines geringen Ort* bin ber Httei;
nung, bag noch nicht leicht Semanb üarfere ©rünbe beigebracht, umb
einen Streiften ju conoinciren, al* §err SBolff in oerfchiebenen ©üchern,
fonberlicr) in ber jutefct herau*gefommenen theologia naturali.
SBenn nun p^itofop^tfe^e ©üdjer cenfuriret werben fotlen, fo
würbe erft ein systema philosophiae feftjufefcen fein, wonach bie ©em
fore* fich richten mügten, welche* aber eine pur ohnmögtiche ©ache
ift, ba e* heiget: quot capita, tot tsensus, unb Wie e* Wahr ift, wa*
man gemeiniglich fagt: Per contradictiones et disputaticraes eruitur
Teritas. tllfo ift öielmehr gut, bag bie philosophi über ihre prin-
Digitized by Google
— 42 —
cipia jonfcn unb gegen einanber ichreiben. Allenfalls ift auch offen=
bar, bafe nicht über alle partes ber $f)ttofoplHe eine Senfur nötfng,
fonbern es würbe fold^c« nur, wenn e« ja fo fein fottte unb müfcte,
oon ber Metaphysiea unb Ethica ju berftehen fein. $enn wer wirb
ftatuiren, bafe auch üon ber $fU)frt, 9lrithmetif, Algebra, ©eometrie,
Slftronomie, Dptif tc. eine (Jenfur nöthig fei?
4. ift e$ unmöglich, alle herauSfotnmenben ©üdjer mit Attention
nachiufehen. 8Ran fann bodj nicfjt nach ben Mögen Xiteln urteilen,
bie gerabe bei ben gefährlichen ©Triften am Unfdmlbigften lauten.
©3 ift ba$ erft recht unmöglich in ben Sßroöinjen.
5. %ua) bie Ausführung wegen ber Auctionen fcheint mir ganj
unmöglich. @3 werben tyzz beftänbig oft 4, 5 unb mehr Auctionen
gehalten, woüon iebe ficr) oft auf einige 1000 ©tücfe oelöuft; jefct
©. eine bei SKübiger oon mehr 9000 ©tücf, bie felbftrebenb ben
Cen3oribu8 nicht befannt fein fönnen. ©nblid) aber ift es
6. befchwerlich für 99uct)für)rcr unb ©uchbruefer, bem Senfor
oon jebem Shicf) ein gebunbeneS ©lemplar ju geben."
Auf ®runb biefer abfehriftlich beigefügten Gutachten feilte
baS @enerat=$>irectorium am 6. April 1737 Socceji mit, „wag
ratione bergleichen (SbictS in Srmögung gebogen, mithin bafür ge*
halten werbe, bafj eine folche generale CSenfur gumat aller unb
jeber 93üc^cr ohne Unterfdneb impracticable, auch *n fielen ©tücfen
bebenflich unb nicht nur bem commercio überhaupt, fonbern auch
in speeie ©r. Äönigl. SWajeftät eigenem Aflerhöchften Sntereffe
pröjubicirlich fallen werbe."
Aud) gegen bie Unterfuchung ber 93ücf)er auf bem $acfhof
fpracr) ftch ßulemann am 4. ÜRai 1737 mijjjbifligenb aus. „3n=
beffen erhellet aus ber föniglkhen SabinetSorbre an ben ©eh- 9toth
^einharbt — fagt er - ba& ©r. tfönigl. 2Jcajeftät AUerhöchfte
Intention unb ©efeht nur allein auf biejenigen 23ücher gerichtet
fei, fo bie Sjriftenj ©orte«, beffen Ijeilicje Sigenfdjaften wie auch
fein SBort offenbar beftreiten. SBenn eS nur babei bliebe, fo würbe
bawiber enbtlich nichts ju fagen feön." 25em (Seh- SRath oon
(Socceji aber antwortete baS General = Ober =ginanj=, SfriegS^ unb
Romainen =$>irectorium am 7. 2Rai 1737, „bafc beS ßönigS 3n«
tention unb Drbre nur allein auf bie ber Stiften) ©otteS, beffen
heilige (Sigenfdjaften unb feinem SBorte feinblichen ©chtiften ge=
richtet fei; bau es bebenflich, ©t. äßajeftät wegen beS übrigen 3n=
halt« beS ©bietet jefct SBorfteHungen $u thun, um fo weniger, als
©e. SRajeftät nicht« ©pecielleS befohlen. ©S bleibe alfo bem ic
Digitized by Google
— 43 -
Socceji überladen, bie $uct)häubler ju bejdjeiben unb baS patent
einiuri^tcn." Äuf biefe Antwort f)\n lieg biefer 2. Suli 1737
bann bic Äcten reponiren, in n)etcf)en ba8 bereit* gebruefte unb
jefct vergilbte (Sbict heute nod) ruf)t. Der £önig fam nie mehr
auf bie ©adje jurücf, ba neue Aufgaben unb ©orgen fein 3ntereffe
in flnfprud) nahmen, fo bafe ^reu&en fiel} bei feinem Xobe ohne
jebe aflgemeine Senfuroorfcfjrift befanb. 2)ie 9Hinifter jener Qtit •
aber roaren oorurtheitelofer, fetbftbenmfjter unb unabhängiger als
ihre Nachfolger hunoert Sah« fpäter unb bilben einen tt>ohI=
tfpienben (SJegenfafc ju ben ftampfc unb SRodjotu, mcld)c 1840 bei
ber X^°nbefteigung griebrich Söühelm IV. bie ^refegefefcgebung
unter ftch horten«
»
Digitized by Google
ambrüfw* frühen aon flafcl als JBrudwr ü^s $altmU>.
8011
geinriü) Möllmann.
2öenn toir heutzutage oon bcn Suben in oergangcnen Satyr*
fmnberten, in ber fogenannten guten alten Reit, fprectyen f)ören,
fo fteüt fid) ber (Sine unter benfelben ein redjtlofeS, unterbrücfte«
§äuflein armfeliger üflenfctyenfinber oor, benen fein onberer @rwerb8=
jweig geftattet würbe, a(8 ber in beftimmte ©renjen eingefdjränfte
Äleintyanbel, wäfjrenb bagegen ein Hnberer in benfelben nur SBudjerer
unb ©lutfauger erblicft, bei benen oon Qtit ju Seit ein Äberlafc
burd) fanatiftfje Ißöbetfjaufen mit ootlfommenem fltedjte angewanbt
würbe. Unb bie SBatyrfjeit? ©ie wirb geseilt werben müffen in
religiöfe Unbutbfamfeit, gepaart mit Aberglauben auf ber einen,
unb ©tf>acf)er unb mafclofen SGBuctyer auf ber anbem «Seite.
©0 fd)limm, wie man aber mitunter bie Unterbrücfung burd)
bie Sfjriften fyinjufteflen fuetyt, mar e§ bodj nid)t, wenigftenS nict)t
met)r ju jener Qtii, als bie burd) bie §umaniften oerbreitete SRe*
formation ftd) Söatyn gebrochen t)attc. Sn georbneten, ruhigen
ßeiten tonnten „be8 ßaiferS Äammerfnedjte" tfyren 9fleIigion8fa Jungen
ungeftört leben. SBir fönnen au8 einer gleichzeitigen ©djrift er=
fefjen, ba& ifmen, beoor bie jefuittfdjen (Sinflüffe am taif erliefen
#ofe mädjtig geworben waren, fogar bie (Srrtdjtung oon $rucfereien
erlaubt war, welche foäter nur in SRefiben^ unb Umoerfttät8=
ftäbten ifjren ©ifc tyaben fottten. $ieroon berietet un« eine gtug*
fdjrift, bie Suttyer felbft befürwortet tyatte, nämlid) be8 SaurcnttuS
oon SRofenrotf): „SBartjafftige newe jegttung oon fdjretflidjen
ongewittern, fo fidj im nedtft oergangenem 3ar in ber ©lefien
begeben fjaben ic. . . . ©ebrüeft ju Dumberg oon $an8 ©ulben=
munbt 1536. 401). SBon ben SBerwüftungen, welche ein Drfan in
Del8 anrichtete, ^ei^t e8 bort (SMatt B4) folgenbermafjen:
Digitized by Google
— 45 -
„(£« §at auch etliche 3uben \ampt jren toeübern ünb finbcnt auß
jren fajlaff gemäßen, famüt ben betten, über bie bedjer, auff bie
gaffen gemorffen, auch jre finber tuegf füren »Döllen, dergleichen fo
hoben fie bafelbft ben jnen ein faft merettiche brücfereü, ju geriet
barinne fie ba« 2llte Xeftament, fo in jrer fürache auff« neto mit
einer glofen ünb außlegung corrigirt morben, in §ebreif<fjer junge
bruefen fürgenummen, Uöcldjcr cfcmülar fie ein ganfc gemach aQ ool
gehabt, 3)ife« gemach ünb Prüderen, ha* ba« Wetter auch genummen,
baffelb ganfc eingeriffen, bie ©rmülar ünb gebrueften fejrternen über
alle genfer in bie gaffen ber ©tat, für bie ©tat, auch in alle mente
felb gefürt, eine« in ba« anber gemenget, jurriffen, an bie jeune
ünb beume gegangen, ba« man alfo be« morgen«, toie e« tag morben,
in ünb üor ber ftat, auch auff bem fetbe fmu ünb toiber ünb gering«
ümb bie ftat, bie felben fearten ünb gebrueft« üaüir, fo üil ünb
ganfc biefe gelegen, ünb funben, in maffen, mie e« gefchnent ljette,
$a« bie leute in ünb üor ber ©tat, auch bie $an>rn auff bem felbe
berfelben groffe bürben auff gelefen onn ljetimgetragen haben, $nb
folape fearten finb ferner bann eine gute menl toege«, ünb noch üil
toeüter üon ber ©tat in ben Ijeüben ünb toelben gefüüret morben.
6« ftnb aud) foldje fearten ünb brieffe ben leuten in bie beufer junt
fenftern ünb ben innerlichen gebemen hinein, fo felfcam geflogen
htmnten, ba« man gnugfam bauon nidjt reben tan/'
%H füäter bie SRadjt ber Sefuiten gemachten war unb ihr
ginflug, burd) bie Xribentinifdje tirchenoerfammlung befeftigt, an
bem #ofe föubolf« H fid) in jeber Söeife bemerfbar machte, ba
freilief) mußten aud) bie Suben ihren X$eil baüon fmtren, wenn
e« auch nur in fo toeit gefdjah, baß man aus ihren ßehrbüchern
ba« ju entfernen }ud)te, ma« ber djriftlichen Glaubenslehre anftößig
erjdjeinen fonnte.
(Sin SBeifpiel fjierüon berichtet uns ©treuber in feinen „bleuen
Beiträgen jur 93a«ler $uc§brutfergefdjicf)te''2). Slmbrofüi« groben,
ber ©nfel Johanne« groben1«, be« gelehrteren SBuchbrurfer« feiner
Seit, ^abe im Sahte 1579 ben (Entfölufs gefaßt, ben Xalmub $u
bruefen unb hätte er, „bieroeü bie« Sßerd ein befonbere ffet ha&e,
barein bie $)rutfergefellen bi«her nicht genugfam geübt unb ber
©fachen unerfahren", bei bem IRatt)e ber ©tabt barum nad)=
Jüchen müffen, einen Suben jum 2)rude be« SBert« gebrauchen ju
bürfen. SBeldje ©chroierigfeiten man ihm entgegengeftetlt $aben
mag, barauf läßt bie 93emerfung fließen, baß bie Suben bamalS
in SSafel ein üerhaßte« ©efdjlecht gewefen feien, ba fie ben Unter=
thanen mit überfdjtnenglichem SBucher überlegen gemefen. 3u bem
Digitized by Google
- 46 -
fam nod), bafc Äaifer SRubolf II. oon bcn ©aflern verlangte, ben
$rutf ju »erbieten, weil ber Xalmub toiber ben djriftlidjen (glauben
fei. Obgleich ber SRatf) oon Safel bem förifer in einem „grünb=
lictjcn 93eridjt" au«einanberfefcte, bafc bie ©enfur unb bie Unioerfttät
rticr)td gegen ben 2)ru<f einjuwenben gehabt fjätten, fo münfd)te
bodj SRubolf n. ein ©jremplar „foldjer tatmubifdjer SBüdjer" jur
Gftnfidjt. üttan fam btefem SBunfdje nadj, wenn audj Slmbrofiu«
groben nid}t mit Unrecht meinte, Äaiferl. Sttajeftät gärten fid) audj
in ^rag ein (Sjemplar oerfdjaffen fönnen. SBürgermeifter unb
SRatl) ber ©tabt 93ajet fügten in ihrem ©d)reiben oom 25. Sali
1579 bie untertänige Sitte bei: „Otto. ftaö. 9Kaü. motte fid)
be« getanen 53erid)t« unb be« $>rutf« gnäbigft erftättigen unb
benfelbigen al« unfd)äbtich nict>t jumiber fein, motten audj ber
Urfadjen auf einen mübem 2Beg fid) gegen fie gnäbigft refoloiren".
Allein bie SÄajeftät mar anberer Meinung. 3n feiner Slnttoort
d. d. 30. Dctober 1579 »erlangte ber ßaifer bie (Sinftettung be«
$)rutf«, ba in bem Xalmub bie ^eilige $)reifaltigfeit unb unfer
einiger Srlöfer unb @eligmad)er 3efu« ©hnftu« gefdmtäht merbe.
dagegen manbte Ambrofiu« groben ein, bafe ber Xatmub nidjtg
anbere« fei, al« eine jufammengelefene Sefjre oon alten unb neuen
jübifdjen ©cribenten, überbie« fei ja ba« SBerf bereit« früher in
ben Sauren 1519, 1547 unb 1553 $u SBenebig gebrutft morben.
S)ie Unioerfität, meldje ein eigene« ©utadjten barüber ab^ab, tx-
Härte, in bem Xalmub feien f)errlid)e, nüfelicr)c unb mohlbienftltche
fielen begriffen, aud) in ben alten ^ßf)i(ofop!)en, Propheten unb
anbern 93üd)em, in grieeffifdjer unb lateinifc^er Spraye gefdjrieben,
bie jeberjeit in ben ct)riftltct)cn ©djuten gemeiniglich gebraust
mürben, befänben fid) ©djmähungen, al« miber ben SRofen im
Suliano, teiber ben ^eiligen 2)aoib im ©implicio; geiler unb
Srrt^ümer mürben aud) oon ben SHrdjemmtem Xertuttian, Auguftin
u. 21. aufgebeeft. @nblid) beriefen fte fid) auf <ßetru« ©alatinu«
unb auf SReudjlin, beffen fid) ftaifer üttajimilian I. angenommen habe.
groben äufjerte bem SRathe gegenüber, er glaube, bafj man
ihm au« üttifjgunft ben $)rud oermehre. SBenn aud) bie« nid)t nad)=
gewiefen merben fann, fo mirb bod) anzunehmen fein, bafj föubolf II.
fid) perfönlid) nid)t im ©eringften um bie ganje Angelegenheit
getümmert fyabtxi mochte (lagen ja boct) bemfelben feine ald)tt5
mifrifd)en unb aftronomifd)en ©tubien mehr am §erjen, al« bie
Digitized by Google
- 47
2Bof)lfaf)rt be8 9ieid)e8\ unb werben waf)rfcf)einlicf) feine ©eratfjer,
bie ©ätcr ber ©efeUfdiaft 3efn, bic @cfafc für ben ^riftlic^en
@lauben in ber Verausgabe be8 Xalmub gewittert rjaben.
©o weit ftnb mir bem SBcricf»tc ©treuber'8 gefolgt unb fügen
nur nod) feine ©cfylufjmorte über biefe Angelegenheit bei: „$)er
lalinub faf) baS fiicfjt ber SBelt im Safjre 1588, es fd)etnt, bafj
man fict) gegenseitig baf)in oereinigte, ifyn ber ßenfur be3 3nqui=
fttorS Dr. äftartinuS SKarinuS in ©enebig ju unterwerfen, womit
fid) beibe Xfjeile jufrieben erflarten".
5Racfj Acten be$ granffurter ©tabtardjtüS lag bie ©adje anberä,
unb wollen wir nun an ber §anb berfelben ju fdulbern oerfud)en,
auf welche SSeife Ambrofiuä groben ju bem 5)rucfe beä umfang=
reichen SßerfeS gelangte unb welche folgen eä für ifjn Ijatte.
Ambrofiuä groben f)atte am 2. April 1578 mit Simon 3ub
jum ©embs (in grantfurt a. 3R.) einen ©ertrag eingegangen,
worin er
„jugefagt onnb ficf> fdjriftlid) öerobligirt, ben ^ubndien 2)atmutl)
Aöermafjen onb gteidjformig berf elbig 3n Anno 47 ju SBcnebifc burd)
äflarcum Antomum Sufttnianum mit SoncorbantijS tjebreifer) gebrudt
roorben, otntfetylbar, 3"" ben breöcn nedrft naäjeinanber oolgenben
3aren jutrurfen."
Aus bem Xerte fei nur ba8 au$$ufdjeiben, was
„öermög bejj Concilij Tridentinj ber Sijriftltdien Religion juwiber
burü) ben §ern Sftarcum Sttarina aU3 3nquifttom barinnen corrigirt
onnb fjerauffenjulaffen oor Sßottwenbig juaajten feto."
3)ie Auflage fotlte 1 100 (Sremplare ftarf fein, welche auf „Soften
onnb geualjr" beä $)rucfer3 „gefyn Srancffurt gelifert werben f ollen,
neutblid) ju Seber graneffurter mefc ein ©elfter tfjeil o!|ne onter=
lag, bifc ju (Sntlidjer ootlenbung bejj ganzen werefs." 9cad)
gefcfjefjener Ablieferung eine« jeben s$oftenä oerfprae^ ber 3ube bie
entfprecfjenbe State bem Bruder ju entrichten; baran war nod) bie
©eftimmung gefnüpft:
„welcher tfjeil Ann feiner 3u)"agen ©eumig erfunben werben folt ober
würb, bafj ber Anber tfjeil fid> Alles oerluftS, Soften« onnb fdjabcnä
an bem Serurfadjer juerfiolen Ijabcn, onnb bafe ben ©erpjenbung
Aller beffelbtgen Ijaab onnb guetcr, wo biefelbigen aud) anzutreffen
fein werben, fönnen ober möd)tcn."
Obwohl biefer ©ertrag of>ne Arglift „an eine« gefdjwornen
eib§ ftatt" oon beiben Xfjeilen eingegangen worben war, fo fdjeint
boa) AmbrofiuS groben benfelben nicf)t genau erfüllt ju ^aben;
Digitized by Google
benn brci 3aljre fpäter, am 5. Slpril 1581, liefe ber Subc auf bc8
groben „haab onnb gueter 3m Sfram onnb öefjaujimg, jum Lüfter-
berg genanbt" (jefet alte aflainjergaffe 32/34) buret) Dr. 3ohamt
Setter Slrreft legen unb eine ßlage gegen ihn einreiben, ber mir
golgenbeS entnehmen: SlmbrofiuS groben J)abe, trofcbem bafj ihm
oon ©imon jum ©embä ein SBerjeidjnifj jugefanbt würbe, wie bie
S3üdjer eingepaeft unb oerfanbt werben füllten, bie @enbungen in
großer Unorbnung gemalt, inbem bie „Duatern onnb bogen oer=
legt onnb nicht Wtä)t jufammen gefchoffen worben". $)ann fei
eine äRenge „bleibe bogen" babei gewefen, bafj man ben 2)rucf
nic^t habe lefen fönnen. gerner gärten fid) in ben einzelnen
ßieferungen fefjr Meie fcefecte oorgefunben, bei einem §abe ber
Xitel, bei einem anbem „bafe finis" gefehlt, fo bafe e8 ferner ge=
wefen fei, complete Sjemplare jufammen ju ftetlen. groben habe
jwar Nachlieferung ber blaffen unb befecten 93ogen jugefagt, e3
fei aber niemals gef c^erjeu ; enblier) fei ber Xejrt nidt)t genau
gewefen. $>a groben bie ©djutb baran auf (einen ©orrector fd)ob,
fo f ollten bie Drucf fehler jwar oerbeffert werben, e3 feien aber bereu
fo üiele gewefen, bajj nur ein SKeubrucf abgeholfen hätte, !urj ber
ganje Xejt wäre fo oeränbert, bafj „bie §errn Theologj ju SBafel
nach empfangenem beriet felbft gefagt Im&en, @8 feti bem 93ud)
juuil gefchehen, man fotl fein feinS wejenlichen Sertö oerfern".
3n golge aller biefer SKängel unb gehler feien bem Suben ©imon
jum @Jemb3 bie S3ücher unberfauft liegen geblieben unb fei er ba=
burch „3n onuberwinbtlichen fchaben onnb nachtheil gebracht onnb
eingefürt" worben.
9cicht8beftoweniger f)ättc aber groben in Slbwefenf)eit be§
Simon sunt ®emb8 8aWw«9 iu erpreffen gefucfjt. Sefeterer, auf
einer 9tei|e nach ^olen, wohin er hauptfächlich ben £almub oer=
faufte, begriffen, hätte nicht rechtzeitig jur SKeffe hier eintreffen
!önnen; groben, welcher bie« erfahren hätte, fei
„fo öngeftumb 3« beffen 9flit ©onforten begleichen beffen §auffraw
getrungen, bajj er ©ie ju einer onerfdjwinglichen, obermeffigen, Oer;
pottenen, hochftrefligen, 28udjerifcf)en Contract onnb Obligation pro
5000 fl hauptgelt onnb bann SlUSbalbt 300 fL pro cento, welche*
bafj 3ar 12 ft tragen thut, mit onnb jur hauptfumma eingefchlagen,
boch nicht 3nn feine $erfon, (Sonnber 3m fchein einer Sinbern, fo
3ne 3m (1) meret oerlegt höbe, ein Obligation aufteilen ünb jube;
willigen getrieben hat/'
Digitized by Google
- 49 -
81* nun Simon am SBorabenb be* jübifdjen Dfterfefte* oon
feiner föeife $urüdgefef)rt fei, habe er ben groben, ber am nädjften
Xage abreifen wollen, nur nod) baju bewegen fönnen, bie @nt*
Reibung bis gur nädrften 9Keffe hinau*jufd)ieben. 3n biefer
(§erbftmeffe 1580) ^abe ©imon am legten Äbenb oor ber Wbreife
groben'* unb feine* ©djwager* $an* ßubwig 9fleüer3) nad) langem
$)in= unb §erreben „mef)r 2lufj oberflüffiger guete, bann ftufc
fdjulbiger ^fttd)t, mit fonberlid)er betradjtung, bamit bafj merd fein
oolttjomenfjeit erreicht" in einen (Sontract gewilligt, unb oerfprodjen
bem ©djmager groben'* in nädjfter §erbftmeffe biejenige ©umme
#i $af)len, meiere groben oon 9tteoer gegen SBedjfel aufgenommen
jjatte; groben fyxbt fid) ,,ljorf)Ud) beclaget, er müfte feinem fdjwager
glauben galten, bamit er f)infüro mit oerlagf toiberumb oon 3me
gefürbert werben mödjte." Xrofcbem f)abe groben batb barauf in
einem am 21. Cc tober 1580 oon ©afel abgefanbten unb am
13. SRooember §ier eingetroffenen Briefe „ben ned)ftbefd)loffenen
Contract Reuocirt onnb üffgeljebt".
£ur$ oorljer tjatte ©imon oon SReoer einen ©rief erhalten
3n welchem Slnfengflid), (£r beflagter noa) weiter* ju oerfortfjetlung
onnb mit obligationes onb oerfdjreibung ©ie ju ljintergefjen onter*
fiefjt, 3m fajein, bo er ©leger bafj merd gern gefürbert feljen, ©o
roolte er of 3m ©rebit onnb Ruberer geftolt feinem fajwager nit
fouit ber erft Xermin 3nt ßefctern Contract erreidjt nembtiO) 1500 fl.,
roann CSlager 3me ein beroiUigten fcr)cin jufdjiden, wiberumb of* neu
oorftreden, Onb Sefolid) mit bem Slnfyang, of bie 3me jugeftelte
Obligation, bie nodi faum ertrudnet, Onnb er ongcuerlidj 2ld)t tag ju
f>au& gemefen, feiner üottigen bejatung, off bie ttt)ig öerfduenen 9Kit=
faften me& $u haben, trugen onb $odjen tr)ut."
gemer habe groben an feine „gactoreij" in granffurt gefd)rieben,
„c* folte bem ©leger nit ein blatt geuolgt werben, wafj feitljero ned)ft=
uerfdnener SWefe gebrudt roorben were, @r onnb fein fa^toager feöen
benn Ätte* 3re* 2luäftanb* juuor oergnuegt ünb behalt."
©nbüch erflärte groben in biefer Üfteffe, meldte bod) ber lefcte
Xermin fei, bem Kläger ba* ganje SSerf nid)t liefern ju fönnen,
woburd) bemfelben bebeutenber ©tfjaben jugefügt mürbe. SJuf ber
anbem ©eite t)ättc aber groben üiel mehr ©jemptare al* bie feft=
gefteöte Auflage gebrudt, unb jwar fei bie überfdjüffige 2(njaf)t
fo bebeutenb, bafj e* „ftfn'er noch ein ganfc ober t)alb werd be§
trud* were". (5* liege befföalb bie Gefahr nahe, baß groben,
weil im (Sontracte nid)t au*bebungen fei, bafj er ba* SBer! nid)t
Hrdjio f «ffd». b. Icutf4en 85ud|^ VH. 4
Digitized by Google
- 50 -
ttrieber brucfen bürfe, fo lange ber Sube noch (Sjemplare habe,
balb eine neue Ausgabe üeranftatten motte, menigftenS beute feine
Aeufeerung: ,,©te gehen ©o fet|am mit bem merefh bmb, baS balb
ein anber neu merefh auch beo ber hanbt fein werbe", barauf hin.
&ur$ Simon fehe \\d) bis jefct burd) groben um eine Summe öon
9000 fl. gefdjäbigt, um bereu ©rftattung er burch gerichtliche Älage
nachfuche.
3Betct)er Erfolg bamit erhielt mürbe, fönnen mir au* einer
ßlagfchrift entnehmen, meiere ein 3ube ©imon oon ©ünjburg in
Schwaben, Ot)eim beS injmifchen oerftorbenen ©imon jum (5Jemb$,
am 6. April 1582 burdt) ben ^rocurator Sodann Srüfl beim
9Ratr)e ber ©tobt fjranffurt einreichen tiefe, tiefer 3ube ©imon
oon (Sünjburg, ber bem oerftorbenen ©imon jum ©embS 8000 fl.
jur $erftellung beS Xalmub oorgeftreeft aber bis balnn noch nici^t
mieber erhalten hatte, tiefe auf bie im Sermahrfam beS Dr. 3ot)amt
Setter unb beS ©chrtftgtefeerS Semharb 3HoH4) befinbtichen, burch
©imon jum ®embs befchlagnahmten Sücheroorräthe beS AmbrofiuS
groben Arreft legen. $enn menn fich auch Sefcterer unb ber oer=
ftorbene ©imon nebft beffen Sttitconforten am 7. April 1581 „jue
grunbt mitetnanber oerglichen", fo hatte boct) groben ben Sertrag
abermals nicht gehatten. (Sr follte nämlich ben Xatmub oollenbS
fertig brucfen unb in ber §erbftmeffe 1581 abliefern, bagegen
mürbe er 1200 fl. in brei SRaten ausbezahlt erhatten, groben tarn
bem Sertrage fo meit nach, bafe er bie Südjer jur beftimmten
ßett nach granffurt brachte. AIS nun ©imon ungefähr hebert
@r.emptare „ju ftch 3nn fein behaufeung onnb gemalt 'genommen,
onnb gleich öerlrnnbelt hott", bie übrigen aber (im ßaben groben'«)
burch einen Sucf)btnber einpaefen tiefe, „omb further juuberfchicfenn",
unb barauf groben bie erften 333 fl. empfangen hatte, hat biefer
„bie eingepaßte Exemplarien, ann jmet) onberfdnbtlich ort alhie
jue graneffurt hinberfafct onnbt ift bauonn gejogenn."
©o ftanb bie Angelegenheit bis jum 17. April 1582, an
melchem Sage nachfolgenber Sergteich gefchtoffen mürbe:
„Abj Sff hcutt bato benn fiebenn&efyennbten ApriliS
Anno 1582 habenn fid) mitt einannber oerglicfyenn Ambroft groberni
Snnbt %\aad 3uebt pr gulbenn föofenn, als Sormunnber, ©iemonn
3uebennS junt ©embS oerlaffene $inber onnb fein mitgefeflemt, tnm
geftaflt, mie folgert,
Digitized by Google
— 51 —
(ShrftUdj foflenn bemelte 3uebenn ftrobenio lieffernn bic 9teune
öerjeidjnete Tomos fo fte begann bcnn $u erfuüung bcr 300 XIjaI=
mut, önnb toaS baratm abgebet, fo Diel aubere Tomos ju Sßfamtbt
bie bem abgang öergleidjenn mögenn $ie foü ftrobeniuS tjinnber
itimc beljaltenn, big f i c bie SReftirente erfefcenn, tmnb foQemt
bemelte 3ueben 93erbunbenn feinn 3^cnn 93Iei& anfcuwenben, bamitt
folaje reftirenbte t^ett beraub aus tßotenn kommen, 3m faß fte trit
jjerauä fommemt, 8tt)ifd)en ber §erbftme& bic* 82ten 3ar8, foflenn
betnelte 3uebenn onerfart (ein, 93nnb ftrobeniuS fein Sßfanbt behalten,
toa$ aber #eme foll mann fotdjeö $fannb pro rato au& taufajenn,
Snnb ift roeiterä abgerebt, önnb befdjtoffenn, baä bie gemelte
Suebenn ftrobenio atfo baar lieffermt follenn breü^wnbert gul =
benn ju fünfffceijenn ^afcenn, SBnnb ban öff einenn getuiffenn
ßauffmann tieffem önnb Ihinfftig %oatm\ befj 82ten SfcM in
©tra&burg brentyunbert fedjfcig fed)3 gulbenn önnb jetjenn
^afcenn, 5)atgegen fott 3^enn 3uebenn ftrobeniuS tieffemn, Re-
dubott, Sanhadrim, Horaiot abot. R.N.Sabatt 3eber for;
tenn fiebennljunbert, f)ie 3töiWeuu foflenn 3u beibenn feittenn
alle irmngenn 3toifpofl* contract gegenn einannber SSffgebtt feinn,
fo grobentuS, gegenn ©temomtS gum ©emb$, (Srbenn S3nnb mitr
consorten fjabenn möchte, önnb fie gegenn 3*une, 3U meljrer oer-
l'ia>ertjcit feinnbt bar bei) gemefemt aU &tü%tnn, Ter (5§renn!jafft
tmnb »orneljm §err ©tegmunb ^enerabennbt önnb $)auibt Serie
öonn ©ünnfcburg. fooiel bie fjannbtfdjrtefft 'Efjeoborj betanngt, fotl
ifjnemt ftrobeniuS audj 3u§<"wbenn fteflenn önnb fofl XtjeoboruS fie
tyerumb audj quittirenn S3nnb fofl f)er ftetierabennbt bj gellt ntt
tjeraufc gebenn, bife $§eoboru« quittirt Jjabe.
Slmbrofi ftrobenj."
$>amit toar aber ber ^rojefj nod) nidjt ju @nbe; bemt fünf
3af)re ftmter, als StmbrofiuS groben fd)on tängft fein (SJefdjäft
feinem ©o!jn §ieronnmu8 übergeben fyatte, traten gegen (enteren
plöfclidj bie JBonnünber ber ßinber be8 ©imon jum <$emb$ auf,
inbem fte auf einen unbatirten Qttttl oon ber $anb beS SlmbroftuS
»eitere «nfprüdje grünbeten. $er 3n$alt be8 ftreitigen ®d)rift=
ftücfs toar folgenber:
„3ttem fertte bem 3fatf nod) ju luffren in ber Soften mefj 1582 öon
Zfyrfnntbt
Sabatt ©in^unbertt
Sanhedrim neun
Kedubott sex
Abot R. N. SBierljunbert önnb feajjig
SImbr. ^robenj/'
4*
Digitized by Google
- 52 -
Äm 27. September 1587 flagte ber Sube Sfaac §ur gulben
SRofen im tarnen ber übrigen SRiroormünber bei ©dmltfjeijj unb
6d)öffen, bafj fcmbrofiuä ben (Srben be3 Simon $um ®emb3 nod>
obige Sudler ju liefern hatte, unb oerlangte, bafj §ieronümu*
groben, ber fic immer auf bie §ierl)erfunft feine* $ater8 oer*
tröftet, unb ber biefe 93üd)er hier in feinem Saben üertoafjrt habe,
biefe fogleicr) mit ©rftattung „3ntereffe, ÄoftenS onb €>(haben$"
liefere. ;}uglcid) lieg aber auch ber 3ube auf bie in granffurt
befmblichen ©üdjer §ieronljmu$ groben'3 93ejd)(ag legen.
Waä) mehrfachem §in- unb §erfd)reiben ber beiberfeitigen
«boofaten publicirte ber 9totb, am 5. «pril 1588 ben SBefdjeib,
menn HmbrofiuS groben bureh einen (5ib ober burdj einen be=
glaubigten ©d)ein nadnoeifen tönne, ba& er ben oben angeführten
Settel oor bem 18. Äpril 1582 getrieben höbe, fo folle er oon
Älage unb gorberung freigefprochen fein, injttnjcfjen aber bis jum
Eintreffen ber »erlangten ©rflärung höbe bie S3efdjtagnaf)me fort=
jubefte^en, e3 fei benn, baß groben lunreiehenbe Kaution hinter =
lege unb bie bisher aufgemanbten ©erichtsfoften erfefce.
äurje geit oorfjer, am 19. 2Bära, tjattc Stmbrofutf groben
folgenben ©rief, ber am 1. $lpril hier eintraf, an ben älteren
©ürgermeifter gefanbt:
Stoer ©rneufterr fürfidjtigerr (Srjammer ünnb tutyfer $crr 93urs
germeüfter G. SB. toünfch icf) $u foldjem 1)od)loblid)em 93urgermeüfter=
tumb üil gtid onnb ijeäl/ ber atlmedjttg gott wolle (£. 5- (£. 2B. in
langmüriger gfuntljeütt glicfljaffttgerr reirung (!) bemarrn. Mannet;
^in §er ©urgermeüfterr fo han id) im 82 3ar oerfdjienen/ minem
fun 3eronimo Frobenio onnb mim bodjterman Sonata Stteüer/ min
Xruderco, fampt ben Xalmutifdjen bud)ren fo id) in ©afefl onnb
ftrantffort gedopt jefauffen geben/ borumb fü mich noch ünfrem 6on=
tract fruntlichen behalt/ oolgcnter 3itt fyatt ein Srfammer lRf)att &u
93afefl min 3Dod)terman mitt bem ginfmeofter ampt begobett/ ünnb
min fun fid) in ein hüratt begeben/ ba3 fo ber Irudero nit fonber=
lia)3 mer nodjgefroget / angef ed)en fo iren nufo bafc bü onn& ban je
frandfort fdjaffen fonnent/ ban bie felfcamen frtegSleuff bie frantfforter
meffenn (junberlid) im buchfmnbefl) oon meffen ju meffen ringeren,
$anb alfo fo iren buehhanbefl etinem burger ju ©afeU/ §err fiien*
hart Dftrin jefauffen gen / borumb ban min fun Scnmümujj bie oer=
fdjünene franrfforter $erpftmef$ 87 hinab gefarrn/ onnb inn alba
geluffert. (So flagtt er mir 3farf 3"b jur gulben Sftofcn ünnb ftn
mitgfpan ©imon« jum ©embä oerlofnen fünber oormunber/ habent
im 4 ganzer Xhal^ubt fo er bem #anigen 3uben jum SBoffen
Digitized by Google
- 53 -
föutttt juerafauffen oertruroet/ Ijinber im Ion arreftieren aufe orfadjen
fü ein jebbetj mit minet fmnb geförübenn gefunben/ borin ic$ inen
no<$ ertliche Tomos jeluffern fdjulbig. !an mi$ beren onuerfa^amptten
befhen nit genugfam oermünberen ba8 fü fo mengen Gontract mit
mir offgridjt/ mir aber feünen nie ein tag gelitten/ ban ben
17. Aprill im 82. 3« §an° mir eünen offgerid)tt mie folgen min
fun @. 2B. mofen !an/ off melden fü mir glidj 300 f geben fo fü
mir fdjulbig tjfen fan off bannettn'n mir nodj 366 f 10 bj burdj
ein gemüffen fauffman off 3oannj gemelfc 3«* 8^ ©trafjmrg
luffern/ onnb fd)uden fotten. ob ber felbig tag oerfdmnen fjanb fij
midj »über motten (mit reuerenfc $emetben) bfdjüffen onnb betriegen/
fo ljan i$ nit mer mit inen motten fjanblcn. fonber tyanb fü bie
Tomos onnb partefe bie fü mir nod? ein mol ünertidjer roife/ oor«
beren/ f>aben motten/ fo f>anb fü mir #ern pgmunb SSiroben oür
ein bürgen onnb felbS jaler mieffen geben/ ber mir ban obgemelte
Snmma in fim onnb nit irem nammen fäulbig jefün gnugfamftd)
befantt/ off baS f)in fmnb mir ben 18. Aprilis im 82. 3ar oür
afle toüttere anforberungen arod) atte oernere anförodjen eün anbren
gnugfamlid) Duittiret/ onnb bie mitt einä ©rfammen 8Nja& je franef;
fort ünftgett Ion befrefftigen. bin alfo be& oermaletiten üngfüfferS
abfummen. $o nun §err Surgermeüfter 3<>anni oerfdnlnen/ Onnb
mid) .perr SBiroben jäten fotten rjabent fo abermol ben (Eontract onnb
Ouittung ombftürjen motten/ tjatt alfo $er Proben ba* gelt big
off bie jjerjjftmefe 82 beljaltten. ©o bin idj fetter gen frantffort ge;
riefet Onnb i)an baS on atte ber 3ubcn üreb empfangen ünb tjanb
alfo in fünfttmlben Saren mir nie nit ober ben muten angefotbert
baS fo baS jebbulj Ijinberljaltten jtoiflet mir nit fo berfftint miner
gfdjrifftcn mer fjinber ünen !)an/ man idj fü fdjon geforbert fo twnb
fü öfaö* in fyabenfo oerletit/ borumb f)an id) Our atte toeitere anjprodj
motten Cuittirt fin. Xie rcil bann bie Lüne Quittung bie CS. 28.
min fun abhören mürt (on/ onnd allerb in gen oon eünanbren abfdjeü«
bett onnb fü 3«ben ein ünbüttig onbefiegt arreft gegen im ourges
nummen er aroä) mie oben erjelt ftin gmerb borumb oerfaufft/ ba«
er nit mer nod) frandfort reoffen bebörffte/ onnb bie Xalmubt in
oerfäünener me& min fun/ mo ba« arreft nit anglegt mol üerfauffen
fonnen fü in aber/ mutmuttiglid) oerrjünbertt/ id) inn atod) allein ju
relarirung befe onbefiegten arreft/ onnb min onfdjulb gegen (£. SB.
pi bemüfen onnb $u enjulbigen Ijinnb geföüdett ©o tangtt min
onnbertfjänig bitt onnb begeren/ ba§ bie ^uben bo f)in gemäfen
roerbint / bad fü im bie 4 Xtrahnubt bejatint/ onnb im bife reife
(ba er ban anberft nit jeuerricr^ten fyatt) loften onnb fo^aben ab?
tragint/ ban man id) roüber ben (lontract ju irem nod^teül ge?
banblet/ mürbent fü mir bie oürte bour gnug rennen./ bitt 6. SB.
motte bife or^ minen fun beuoten baten onnb imd bie oerlorne böfe
artt/ mit onmar^eit onnb böfen finan|en nit ton omb^er fa^leiffen.
Digitized by Google
— 54 —
(5. ©. 333. tf)on iaj midj über 3itt in gnoben beuelen/ onnb
fo 6. SB. finber ober oerroante gon SBafell tomint bo je ftubieren/
toolt idj allen mügliajen flife onferen/ fo root onnber fämin onnb
gufc gefdjed)e. ©eben in 93afeü 19 3Harfc 1588
<S. @. 333.
ganfc bienftroiüiger
Ambrosj Frobenj.
Hm 12. 3ult (1588) erflärte ber 3ube, groben lönne ben
<£ib nid)t reiften; benn er Ijabe am 2. 3uni 1582 an ©igtmmb
geoerabenb einen SBricf getrieben, au$ roeldjem beutlidj tjeroor=
geb,e, bafj er bis bat) in bie betreff enben SBüdjer nod) nidjt abge-
liefert f)abe, roaS audj fpäter niemals gefdjeljen fei. 2)er ©rief
an JJeijerabenb würbe im Original oorgelegt unb lautete fok
genberma&en:
$)em ©rnueften fumemmen onb 2Bet)fcn $err (Sigmunb Proben
truefer $errn onnb burger ju ffrundfort.
SRein fruntlidjen toiaigen bienft juuoran feü erod) Qeberjitt (£m=
uefter günftiger $err Virobon bo gegenwärtigen jurlittm fdued id)
bie flleft ber bü$ren fo id) inen ju liffren oerförodjen onb fdmlbig
bin nemlidj 100 Sabet 9 Sanhedrim Redubot 6 Onnb 460 Abot
R. Natan. $ir mitt roerint fo gelieffert/ roitt aber fein* weg* ba3
man8 inen oberantroortte funberd bt) ein anbren im fafj oerbtibint
bif? ftj eudj aroä) tutt btft (£ontract gelieffret banb ban fo finb teut
bfdjiffer./ bitt 6. (S. fltffig rooUint onbefroert $u fm §ern burger=
meifter jum jungen neben minem grufe anzögen er ben 3uben be=
[djüde onnb im foldjeS anjujeögen bomitt fo roiffint roa£ id) inen
jugefagt gebauten bomit fo fein roitere trölereo mit mir anjufaajen
babint ban id) bin mib bie ober fem teirterfc mitt folgen öermala=
bigten 3"t>en ju oberlauffen/ allein ir SB. jo ermane/ fo/ mir ben
Gontract arod) r)atttint rote id) inen, roo ber #er SBurgermeofter be=
filt ba3 fafe ju beroaren bin iaj jufriben ba8 man* barfiere finber
ünöartiefajc litt ober roa« @.9B. gef eilig $a3 fa& l)aüt big SJhrfenn...
finb aro$ ettltdj find barin fo mir gcfjörent/ fjatt aber fein not/ 3dj
gebenf bie böfwid)ter fytbint/ beul Ijinberlegtt bie ben beffecierenten
partibus mögint oerglidjen/ ban bie fo mir truglidjer roij fjanb ge*
fdjüd Iwn nit groift roo« fo bomit gemeint onnb baS fo oiel büfet
ftüd rourtt) im fm tmbint/
Setter Episcopius t)att (£. (5. betten roan ber furman bad fafj
fuber ganfo on oerbrodjen lüffert fo foöent irä im bejalen oom C 1 f
roiget 9% C onnb foüinfo im off 3oannj au bem gelt abjiedjen.
ttmn erod) bem lieben gott beuclen.
Xatum 2 3unij 1582 Q. (5. 5). SB.
Ambrosj Frobenj.
Digitized by Google
- 55 —
Grft nad) Serlauf eine« ganjen 3af)re«, am 10. Äuguft 1589,
liefe Slmbroftu« toieber ettoa« oon fid) l)ören unb burdj feinen &n=
malt eine Grflärung einreiben, ber wir golgenbe« entnehmen:
„fcld fjat Gr grobeniu« anfangs fidj anberft nidjt beim bafe
bem alfo feie juerinnern gemuft, toere audj baruff ben Hobt, fonber=
lid) bafj bie 3"benn bejalt feien juerftattenn gemeönet getoefenn,
vJcad) bem aber ber clagenbe 3ub burd) eine SRiffiff, fo Gr fSrr o =
beniuS an ben berrn fteierabenbenn getfjan, feine Intention
önnb bafe Gr ftrobeniu« ben 2lubt mit gutem getoiffen nit tfmn ßönne
bejeugenn tuöllen, Ijat biefelbige SRiffiff %$mt örobenio ber fadjenn
beffer nad) p bendenn nrfad) gegebenn, önnb baruff benen hinc Inde
abgangenen SRiffiuen nad)gefud)t, onnb befunbenn, bafc Gr Jros
beniu« gleich nad) bem f abreiben fo ber 3nb eingelegt bnnb
ben 2. SJunij Enno 82 batirt, gleidj ben 3. 3unij onnb alfo
ben anbern tag barnad) ein anber fdjreibenn an 3fme geterabenben
getf>an, — aus toelcfjenn föreiben Gr ber tyerr grobeniuS jtd) erft
be« fjanbelS eogentlid) erinnert, önnb Ivette Gr ber ^err tfrobeniu*
leibenn mögenn, 2)o 3fm geierabennb bem 3ubenn mit ben SRiffiuen
fo tool Ijat btenen onnb 3ftne grobentum barburd) oernacbjeijlen roötten,
ba& Gr ba« anber fdjreibenn 3§nen and) jugeftelt Ijette, ©o toere
bielleidjt biefe 3roeü,ung oerplieben. $ann baS ben 3. 3«nij Hnno
82 abgangen f abreiben gibt ein foldjenn ciarenn beriet, alfo bo
3b, me ^[robenio baff elbige nit ab gefalle im getoefenn, onnb mann an:
fang« foldjenn beridjt gebebt, jtoeiffelt Gr grobeniuS nidjt Gr mürbe
mit deinem $It}btfd)tour beloben toorbenn [ein, miemol Gr fjrobeniu«
folgen 2lt)bt mit gutem genriffenn bmb fouil beftomefyr Ijette tfjun
Können, Xicrueil Sljme 3nn feinem genriffenn biel eine« anbern onnb
bafi bie 3nbenn bemalet, bnnb 3^nie nod) mol ein meljrer« fdmlbig
betouft, Gr aud) ©ort lob eines offridjtigern gemuet« als biefer be*
trueglidje 3nb bei mennigtid)en betont 93nnb bamit G. G. onnb
g. SB. ber fadjenn redjtenn nnnb fattenn beriet Ijabenn, ©o »erhalten
ftd) biefelbenn alfo, G« Ijat Gr ftrobeniu« 3nn ber Saften;
mefj ftnno 82 mit ben 3«benn einen netoenn Gontract bffgeridjt,
fo 3nn G. SRatf)« Ganzen ju finbenn, baruff bann aud) ftrad«, etje
foldjer Gontract jue beiben tfycqlenn erfüllet gemefenn, bie Quittung
eruolget, meldte« bann aus benen brfadjenn befcb,eb,enn, biemeilSebe
$artb,ej ber anbern jugefagt, ftud omb ftud 3n^alt Gontract«
juliefferen, c» nfmn an bie liefferung kommen, onnb f$on
etlidt) partes gegen ein anber abgetaufd^t morbenn, ba ijat e« 3^me
Avobeiuo an etlidien ftudenn, fo Gr oermög Gontract« lieffern föQenn
gemangelt, meldte Gr 3b,nen off« furberltd^ft oon SBafel ^erab jus
fd^idenn jugefagt, onnb ald bann feine reftirenbe liefferung
oon 3b,nen 3ubenn aud) getoarten möflenn, $ff meldte« bie 3u*
benn betruglid^er meife, onnb mit glattenn toortenn 3^er art nadj
Digitized by Google
— 56 -
Sfjme grobenio entbottenn, ben rcft 3tyrer liefferung alfobalbt 3«1
fuftapffen jubringenn, bargegenn @r Sfrobeniuä 3^nen nurrenb ein
Heine befantnuS gebenn folte, ba|j &r 3§nen bie nadrftenbige tfjet>t
oon Söafctl I)erabfd)tdenn motte, baruff Orr ^robeniuS ba3 3"" =
gelegte kleine 3 ett elin 3f>nen bona fide jugeftelt, ata Sie
3ubcnn nf)un foldjeS empfangenn, feinbt ©ie 3nn bem namen oon
3f)me ftrobento gongenn 3^tcm erbictenn nac§ bie auftenbige
tljeul at8 batbt ju bringen, aber %$xtT artfj naa*> lang
auffenplieben onnb enbtlid) kommen onnb anbere tf>eöt
beren <£r ftrobeniuS nit beburft 3^nte nit annembtidj nod)
3m Sontract begriffen gemefenn offfattetn möllen, «lld
nt)un @r ffrobeniu«, biefe onnb anbere met)r ber Rubtn onbtfligfeit
gefefjen, onnb gefpuret, 3f* @* oon fjinnen gejogen, onnb ben 2. Sunij
Slnno 82 tjern fteterabenben bie 3*n 8ettctin oermetbete ttyeül fjerab*
gefdjidt, Onnb barbej mie ber 3UD*nn 3«8ctegte mifftff auämeifet,
onnb gleid) ben anbern tag barnad) obangeregte miffiff an Ijerrn
Sreterabenben gefd)rieben, SBnnb bie Jjerbftmefe baruff felbft als
fyero kommen, mit 3f)nen Suoenn megen berenn 3&nie 5ros
benio mangelenben t r)et)l enbttidj onnb oon nemen contra;
fyirt, Sllfo ba8 ©ie Subenn 3$me Sfrobenio bamatS bie 3m ©ontract
oermelbcte 366 fl 10 fyerauSgebenn mieffenn, bie fünften oermög
GontractS off So^nni« Slnno 82 %nn ftraSburg tjaben erlegt werben
foflen, onb aflerft b,err geierabenb biefelbige 3Re& %\)mt ftrobenio
megen ber Subenn erlegt, ©amalä t>at ftrobeniuä ©ie 3"*)alt
be3 Settelin« oermueget, onnb oergeffenn baffelb oon Sfyntn
mtberumb suforbern, onnb tljut alfo 3fo clagenber 3«b fotdje«
betrugtidiermei« miberumb fjerfur fudjenn, $ann genugfam abjunemen,
mere (5r SrobeniuS 3f>nen bamalS bie 3m Settelin oermelbte t^eol,
fo geierabenbenn albereit gelieffert gerne jenn, fajnlbig pliebenn, ©ie
mürben 3§mc gemifjlid) angeregte 366 fl 10 nit fjabenn oolgenn
laffenn, SBie bann fteierabenb ocrmitteltS @t)bt3 fagenn muS,
ba| ©ie biefelbige tjerbftmefc atlcrbingS richtig morbenn,
onnb @r grobenio baruff bie 366 fl 10 geliefert f>at: SBie Äann
biefer betrugli$e 3ub an 3fco foldjeS nod) einmal forbem, 93nnb
möchte fttoar Gr 3ub fetner forberung alfo befugt gemefenn fein, &r
mürbe nit 6 ganzer 3 1) ci r ftittgejd)toiegenn f)abenn, bann
3^a fein Srobenij foljn ünnb todjtermann alle mefj f cit =
Ijero att)ie gemefenn, aber nielje oon e^ni^em Subenn ettoaS ge=
forbert morbenn, fonbern tjabenn oielme^r beren partes fo ©ie 3fco
clagenn oon 3^nen begeret ju tauffenn, 3)temeil aber fcerenfelben
ftud bamal« mie aua) nod) heutig« tag8, aus bebenflia^en orfaajen
Äeine feolgemefenn, oermeonen ©ie an Sfco mit folgern 3ettelin
foldje an fic^ jubringen, mela^eö bodj mie gehört 3nn ber IjerbfN
me& 2lmto 82 bejalet onnb baruff ber Ijerr grobeniu« oon
Seierabenbenn, ba« gelt nemblia) 366 fl 10 $|. empfangen.
Digitized by Google
— 57 —
hieraus nfwn @. g. önnb fr 3B. ctärliä) abjunemen mit maS
betrug bicfer got lofe 3ub ömbgefjet it."
SlmbroftuS Jroben legte eine eigenf)änbige $Tbfd)rift be8 93riefe$
bei, melden er am 3. 3uni 1582 on ©igmunb Öeöerabenb ge=
fdjrieben ^aben wollte. SGÖir laffen benfelben, roeil ber auf ßaifer
9tuboIf II. bejügtidje ^affug entgegengefefct bem non ©treuber
2Ritgetl)eüten ift, f)ier mortgetreu folgen:
„©djrnben an §err ©igmunb fteuroben au& Safett 1682
ben 3. 3umj.
(grnuefter gunfitigerr $err Sfeuroben/ emer fa)röbenn b,ab iä)
empfanngenn gtefenn/ önnb ben inf)atttt üerftannbenn. fieg ema) fn'e
ben ju muffenn bad ia) inn bem Contract fo ia) mit eigner lianb
gcfcfjrüben / önnb inn bic (£an jleö öbergeben / bem 3 üben bura) Sranfc
Michell in fein §ujj öorgetefenn/ bafj er 3ub anrebt önnb geftdnbig
jugefagett önnb üerfproa)en liab bem bin id) noä)fommenn/ ma3 id)
in ^frandf ort getyan / gelüffert ma$ nitt / im ein befantnüfc geben
bö erfterer für fnnab ju fa)üdenn mcld)c£ ben 2. dito gcjdjedjenn.
fantöt eönem brieff beffiä) (!) ber §err mol muffen ju^altten. 2)ad
aber ber 3ub jaget/ er roofle ben Contract tjalttenn/ önnb t)ab
in ge^alttenn / mfirt min (grüben fo in ber (Sanfcteö ligt / beriet
geben/
oorem Contract ©o Imnb mir bic üermalebigtten geleugnett
touffelia)e tfjeöl bie fö mir $u ergenjung ber 300 ftucf fa)ulbig/ als
Batra önnb Moka/ bie b,obent inen als »ol al* mir gemanglet Ijatt
an oa) ber abgeftorbenn ©imon mit mir gerebet/ er motte Mezia
muber (offen trucfenn. bomitt föne önnb mine tfjeöl mea)tint ergenfct
merbenn. ümbfrüben« mitten f)an ia) fötale önnb merere tljeöl toffen
fottenn.
Xornod) Ijanb fö ömgment fö fignit (1) eben nod) 9 Tomos je=
luffern fä)u(big. ©olä)e üolgenbe tomos mottint fö mir tuffern / ©ö
oeriedjen fia) anoa) e$ merbe er öur bann r)inber fö. mie c» jum
Contract fam/ lautet ber atfo. 3)a3 maä ann ben tomos abgienge,
fottent fn mir anbere gebenn / bie ben reftierenben Tomis öerglia)en
mögen bie f ott id) behalt te nn biß öff funfftige 3)lcfj / als bann fottenfe
mir gegen einanbern müber abtufa)en. alfo lutett ber articull im
Contract ben merbent ir in ber (Sanken finben.
toie e3 nun an ein luffern gort/ fdjucfent fö mir bö ber erften
fort baran üerföroa)enn. 9. ftucf en fein« / funber trigerleö öartefj beren
ia) nitt beger noa) bebarff / fö fdmltt önnb flucht ia) Elina Sann
önnb fag im fö fottint mir bie öerföroa)ene t!jet)l lüffrenn fott fö
nebent fö fejen/ ire oerföroa)ene tfjeöt murbint jeglia) öolgen. §an
aber nit gemeint/ bad ein f Reimerei) bar hinter gfin/ önnb fyab inen
min tuffrung/ maS ia) gelmöt/ ourgejeltt/ inen al3 ban ma8 ia) noa)
öür reftierenbe partes jo ©afett r)att/ ein befantnufc getfmnn. als
Digitized by Google
— 58 —
100 Sabat. 9. Sanhedrim/ 6 föbobot Onnb 460 Abot E. N. bo
crftcr für inen folc^e ju jeföuden/ ocrmeint alfo bic fad&en toärint
richtig/ onnb id) Ijabe ir gegen lüffrung anod) off oolgenten ttyag
friog 3noentier id)/ bie befinb id} toie oolgtt
Tomos
Ijanb
fö mir
foüen
luffren
104 zvraim
134 Pesachim . .
149 Sucha
140 zufa
119Mott katan .
136 Svnodt
178 Abot
103 Cadazim . . .
60 Colim
77
$aS . . 113
fjanb . . 99
fege; . 55
lufret . 90
75
180
36
52
27
9fteftie=.21
rent. . . 50
fü mir . 90
nod) . . 29
61
67
8
5)o id) 3fa<fen frog ob baä bem Contract glidj fte/ ob fein
onnbere Suffrung folgen toerbe. 9ietn föridjt er/ id) fotle bie Tomos
toeldje fö mir annfjer refto gefriedet/ üür bie reftierenbe partes be=
Ijalttenn/ ift baS nitt ein fyeimlidj fd)etmenftutf? oermög bejj Contract
folttennt fö oon erften bie mir oerförodjene 9. Tomos getuffret fjan/
fo fo nit Doltummelj tjertint fonnen mären/ bie mit mir abredjnenn
(nrie id) jeuor mitt inen t§on l)an) als bann oür bie reftierenbe
ftütf/ onbere partes bie benen öerglidjen medjtinnt (Sutt be& Con-
tract) mir oerunbertöfonbet fjabenn/ onnb ein gfdjrifft oon mir ge=
nummen/ toa$ fö, mir oerunbcrnfent fjettint fo fyettint fö, obemadjt
offlegen fonnen toaä bie onnberofanber gfin merint/ toere erbarlid)
get)anblett/ al3 mir Oor ben Ijerrn ©urgermeöfter fummen/ onnb id)
onbere Tomos jum onnberpfonb begert/ bie mir annemlid) toärint/
fyinb fo gefagtt/ bie Tomos bie fö an ber erfte mir gefdjücftt onnb
mit 5U ben obgemeltten. 9. partibus geljörent folt id) oor inne re=
ftierenbe tljeil beritten ober fottt inen toüber geben Ijaben/ Ijan nit
fonnen »äffen morumb fö mir ban lefce Tomos gefdjudt fjabent/
id) I)an fö betjaUttenn big fö mir anbere lutt be$ Contract $u öer=
glidjung ber reftierenben teölen Innberleotint / ban bie partes fo fö
mir geben finb befj onfoften nit inert ba£ fö annbere off oolenn (!)
mid| gänjlid) je luffren befdjütfünt aber fo ljanb ein bfd)üfferö im
finn ge^an. $erotoegen Ijan id) midj billig ju erflagenn ba3 fo
brühig am Contract morbenn onnb bie beiü fo id» inen nodj luffren
fdjulbig in jube^alttenn, big fo ftd) mit mir oerglid)int/ onnb nimnt
mid) tounber ba$ ein (£f)riftelid)e oberfeott eönem oerjnnfletten 3«ben
ber nmffelid) mit öfdjufferö ümbgott mer glauben güot toeber eonem
Triften./
Sflan ^anblet in ftrandfort mit mir ba3 fao. 2Ra. eim @. SRljat
5u ftranffort in ber oerfduinenen ftaftenmefj ben 7. 2flartii in SBien
batttert 82 jugfcfprüben/ ift aber off ber ooft oernmdjflett morben
Onnb ift ben 22. Sttaj gen $8afeü öerfd)ütft famöi coner (Sooij find
Digitized by Google
- 59 -
infyal.v Xic roil mit bemelfc grobenij falben Don ertlichen ftattlidicn
Otiten umb Intorcession angelangt toorbenn 2 o liabcnt mir nit luoücn
ünnberloffen etod) fn'emitt gnäbigltd) petmanenn ir »otlint emd) ob=
gebodften Ambros. Frobenium ju gebür tool beuolcn fin loffenn ünnb
inn gegen Demanten 3«ben $u pflagner execution/ bermafen Der*
§elffen/ bomit er furberlidrft of$ ben fachen funime ic. alfo Ijanblet
man mit mir bad idj onoerbienter roifi in ftrandfort fo Dil fdjmad)en
empfadj baä atod) frembben leuten n>e butt. befdjudjt mir ein ferner
arrefl/ ober allen oertrag/ben idj attejü geljaütten / bie Suben aber
nie. ©o ttrill id> fedjen toie ber fadjenn jubegegnen fic ?c.
Ambrosj Frobenj."
9n bem am 24. Dctober 1589 erfolgten »efdjeibe beS 9tatl)eä
roirb „bem beclagten jugelafcen ben eroanten 3cu9en ©igntunbt
gegerabenben abfjorenn julajjen." Slmbrofiuä groben fdjeint aber
bainit feine (Sile gehabt fjaben; benn am 13. gebraar be3
nädtften 3a§re3 tonnte ber Kläger erflären:
„2a* foldje frfjrifft ganfc Don bntourben feie, au$ ime
in feinen toeg befurberlidj, SDemnad) biefclbige bem $. geierabent
niemals jugefdpdtet morben, er audj biefelbige nidjt eiru
pfangen bat, 93nnb alfo foldje Dermeinte ©opej on fürs
bring ung be8 Originale feine betoeifung anbringen med)tig
ift ©o referitt fict) biefelbige auff ein fdjreiben fo er Don geier:
abenben empfangen f)ab barauff er beSmalS anttoorte, 5)effen bod|
in bem Dorigen fdjreiben, fo eben ein tag juuor batirt,
nid>t ift melbung gettyan toorben, roetd)e$ bo$ on3»eiffel
nia^t toere Dnberlaffen roorben, fo bie fad) gehörter mafeen ge=
fdjaffen gemefen. 8ud) fo man foldjeä le^tc« Dermeinte« fa^teiben
mit fleiS beftyet, tourbt barinn nidjt befunben baä beS Dorigen
fdjrciben in einigen toege toere gebaut: Dill weniger ba3
baffelbig barburdj roere auffge^oben Dnnb mibberruffet
ro orb en. Sllfo ba$ f)ierburd) Hat lief) erfdjeinet baS folget üerlourten
TOffiff, obfcfjonn biefelbige auff fein oortyeill gerietet toere, Dill
SJcuetmaffungen juwiberlauffen, Dnnb alfo auff biefelbige in feinem
weg jubauen feie.
2Ba8 aber toeiter bie Sßuncten, fo in efjgemelter fdjrifften abjus
leinen finbt, betriffet, ©o tourbt barin gemetbtet als men bie 3uben
Don ©fjgemeltem grobenio gangen feien, mit erbietung bie aufftenbige
ttieiü als balbt jubringen, meldje» bodj Don inen nidjt befd)ef)en feie,
fonber anber t^eil bradjt, beren er nid)t beborft fyabe. Xarauff fagen
aber efjgemelte $uben, ba8 fnerin nidjtS anber* geljanbtlet nod) Dor
bie $anbt feie genommen toorben, $en fo DiH ber contract ober Der;
trag in fi$ begrieffen f)ab, $en bemfelbigen auStnuflidj einuerleibt, ba3
»o fic bie guben bie speeifierte ftuo! nid)t zubringen Dermögen:
fo!a)e* mit anbern bergleid)en gefa^e^en möge: SGBela^e* ban alfo üote
Digitized by Google
- 60 -
bradjt toorben: (5« murbte and) ef)gebad)ter ftrobeniu«, wo folgern
Sertrog juroiber gefjanbttet roorben, fid) beffen fonber
Smeiffett alfo batbt bcTtagt, onnb ntdjt atfo ein lange Seit
fötale« ftitfdjroeigent oerbteiben fjaben loffen. $a« aber audj,
roie tueiter oon ime ftrobenio in angerurter grifft furgeben rourbt,
er in ber #erbfrmä« Ho. 82, bie Suben infjatt be« 3ettetin« üer=
gnuget, onnb baneben oergeffen tjaben fotte, fotdje« oon ilmen toiberum
juforbern, Solche« finbt ft e bie 3«ben in feinem roeg geftenbig,
rourbt fid) aud) immermer ba« fotdje« alfo in ber tfjat ge?
fd)et)en feie mit roarfjeit befinben: 2Bte ben audj folgern ipsa iuris
praesumptio jumiber lauf f et, baft er at« ein $anbtter alfo
bofelidi fie begnügen, onnb bagegen bie $anbtf$rifft an roetdjem
ime nid)t ein roenig gelegen, roiberumb juerf orbern, ober fia) in
anbete roege juuerfid)ern onberlafjen fotte fjaben. (5« ift audj in
feinem roeg ben 3uben oerljinbertidj, ba« oon bem ©eftagten gteidjer
geftatt ju befjetff feinet Intents oorgeben rourbt, ba« roo ber 3ubt
feiner beforberung befugt geroefen roere, er nidjt eine fötale lange
Seit mürbe ftil gef dornigen fjaben. 2)an ba miber murbt oon inen
mit beftanbt gefagt, ba§ fie folajcs jum offtermat genugfam melbung
getljan ^aben: aber alle 3eit oon einer 2tteffe ju ber anbern auff=
gehalten toorben finbt, mit ber fonbertidjen oertroftung, er Hmtooftu*
merbe in oolgenber 2tteffe fommen, onb ftd) mit inen oerglcia^en.
©a« aber belangt, ba« furgeben tourbt, »o grobeniu« inen ben
3uben etroa« mere fdmtbig bliben, ba« fie ime bie 366 f. 10 bafcen
ntd)t mürben t>aben folgen onnb gufommen laffen. 5)arauff
ift ber 3uben beriet, ba« nad) bem fie ime gemelte ©ummen
fa^on bereibt in ber oergangenen Strasburger ÜRc« fdjulbig
geroefen finb: fie an inen nidjt« f>aben erminben motten
laffen, fonber inen befjfmtben befribigen: genfotid) oerljoffent fie
mürben oon ime Srobenio gleitet geftatt oergnuget roetben: SU«
aber fötale« butdj feinen oetjug atfo batbt nidjt gefdjefjen: Strtbt fie
weiter ba jumaü beü ifmte anmainung äiittjun , burd) ire Feiertag
üerljinbert morben, in roetd>er 3eit, ben er and) ftec) oon tnnen bes
geben tjab. $a« aber aud) furgeben murbt, at« roen fie bergteidjen
partes audj nid)t üon ime mürben gefaufft tjaben, men er iljnen
mit f djulben nod) öcr^flic^t gemefeen mere: $arauff fagen fie, nadj
bem Hmbrofiu« 6on, feine« oatter« fdjulben alle 3eit oon
fid) gefdjoben onb feine« oatter« ßufunfft oertröftet §ab:
fie nid)t ombgef)en fönnen, omb beffetbigen ©on bie partes
beren fie notturfftig gemefen jufauffen: onnbt t^ue atfo fötaler gegen
»urff mer miber ben SBectagten ben ba« er ime in einigen roeg be«
furberlia) fein fofle. $en on Broeiffel, mo bie Suben juuor meren
behalt onnb befribiget motten: meren fie berfetbigen tyeit, fo fie
juuor gehabt, roeiter nidjt notturfftig geroefen: onb fetten bemnadj
biefetbig nidjt fauffen borffen."
Digitized by Google
- 61 -
©alb barauf, am 22. «pril (1590) ftarb ©igmunb geoer*
abenb5), ofjne bafj er als 3CU9C öernommen toorben mar. Äm
5. Suni beffelben 3af)re3 oerfid>erte nochmals bcr Anmalt be3
Ambroftu* groben, bog biefer geoerabenb ba3 betreffenbe „treiben
jugefducft, ötmb fid) bie fachen 3nf>alt ber fdjrifften alfo oer=
lauffen" tyaben.
2Rit ben SBorten: „©tefjet ju bebenden" fdjliefjen an lefct=
genanntem Xage bie int granffurter 8tabtardjit> über biefen Sßrojefj
befinblidjen Acten. SBafjrfdjeinlid) tonnte berfelbe nidjt weiter
geführt werben, weil AmbrofiuS groben nichts met)r oon fid)
ijören Hefj, um bem if)tn jugefdjobenen ®ibe, ben er trofc aller
Betreuerung nidjt toof)l leiften tonnte, au« bem SGBege ju gefjen,
mögKdjerweife aud) lag ü>m unb feinem ©ofme, ba fie nidjtS mef)r
mit bem ©ud^anbel ju Raffen Ratten, nichts mefjr an ber ganzen
Angelegenheit. Und aber mag fie als ein fleiner Beitrag jur
@ef(^ic^te be8 Sud^anbelS im fed)8jef)nten 3af)djunbert gelten.
anmerfungen.
l) Siefje 2Befler, bie erften beutföen Settungen. Bübingen 1872. 8°.
Seite 117, 9fr. 105.
*) Beiträge jur oaterlanbifd)en ©efcfjidjte. $> «ausgegeben oon ber
^iftorifeben «cfellfäaft au »afel. *b. 3. »afel 1846. 8°. Seite 84 u. ff.
■) Siebe Stodmeöer unb Sieber, Beiträge jur ©a&ler fjudjbrucfer*
gefäidjte. ©afel 1841. 4°. Seite 116, 117.
*) Eürgcrbua) VI, ftol. 219: ,,©ernb,arbt 9Roi oon föaff&aufen fajriffc
gie%er ift ^um bürger angenommen morben, duxit filiam Ciuis et lurauit
ben ©urger Äibt Suntagfc ben 81. July Änno 69." <£r ftarb im Äuguft
1582 (begraben am 28).
*) Sielje Naumann, Sigmunb fteoerabenb, fein fieben unb feine gefdjäft=
lidjen »erbinbungen. ftranffurt a. 3R. 1881. 8°. S. 63.
Digitized by Google
JDrttmiö ftruber, Qans freifcerr wm »ngnao un& <5eti0(fen.
5. germ. Zktt}tx.
$err oon SRabicS berührt in feiner ©efdnchte be& beutfdjen
©uchhanbels in $frain') auch eine in {ich abgefchtoffene fetyr inter=
effante (gpifobe aus ber ©efäidjte beS beutfehen SuchhanbelS über=
haupt in ber SRitte beS 16. SahrfjunbertS: ben in $eurjdjianb
erfolgten $>rucf öon ©üchern in ben fübflaoifchen ©oralen unb
beren Verbreitung nad) Ärain unb anbem fübflaöifchen ßönbem.
$iefe (Sptfobe ift jroar fc^on früher ausführlicher befyanbelt, juerft
oon Sfm. grbr. ©dmurrer2), aber noch nict)t mit 93erücfftdjtigung
ber babei in Betracht fommenben eigentlich bu^änblerifd^en Ser=
hälhüffe. iReuerbingS ift bie auch oon ©dmurrer bei feiner $ar=
fteüung benufcte, in ber fönigl. UnioerfttätSbibliothef ju Bübingen
aufbewahrte (£orrefponben$ Ungnab'S pubticirt toorben3), meiere
gerabe nach biefer Dichtung hin jiemlich rcic^eö SRaterial bietet,
aber ebenfalls für bie oon bem Slrdjiü erftrebten Qitlt noch nicht ge=
nügenb auggebeutet ift. S)ie nachftehenbe Ausführung möge baf)er jur
Srgänjung unb tfjeilroeifen ^Berichtigung früherer Arbeiten bienen.
3)ie Deformation fiutfjer'S fyattt au($ *n ocn Säubern ber
öfterreichifchen Monarchie, befonberS auch in Äroto/ zahlreiche An=
hänger gefunben, ^auptfäct)Uc^ in ben treifen beS Abel« unb beS
gebilbeten ©ürgerthumS, toelche, ohnehin in oielfadjer Berührung
mit bem au&eröfterreichifchen $eutfchlanb, ber beutfehen Sprache
funbig unb bat)er im ©taube roaren, bie beutfehen reformatorifchen
©chriften ju lefen; nicht minber bei einem grojjen %ty\it beS
nieberen ÄleruS. 2)ie höhere (Seiftlichfeit bagegen ^iett fich gröjjten=
theilS jur fatholifchen Kirche, ebenfo baS niebere Sßolf, meines,
überhaupt unculnmrt unb arm, aujjer feiner bis bahin einer
eignen ßiteratur entbehrenben 9ttutterfprache feine anbre ©prache
oerftanb.
Digitized by Google
- 63 -
Ueber bie 3ujtönbe in bamaliger 3^ fptidjt fidj £an$ oon
Ungnab, bcr in golge feiner früheren amtlidjen Stellung reid)lid)e
(Gelegenheit gehabt !)atte fidj eine genaue SBefanntfdjaft mit ßanb
unb Seuten ju oerfdjaffen, in feinem ©^reiben an bie beutfdjen
Jhirfürften unb gürften (14. September 1561) unb an bie beutf^en
$eid)3ftäbte (4. Stpril 1563) jiemlid) gleicfylautenb folgenber^
rnafcen au£4):
$>ergegen ober ... bie Srabaten onnb SBinben ünnb anbere
berfelbenn enbc ombliegenbe nationen . . . onangefel)enn, ba£ fie
juuor je ünnb aUmegenn ein ro<$, gottlofc, papiftifdj onnb fotet)
lebenn ünnb toefenn gefürtt, ba8 fie toeber gott, nodj feine gebort,
tjcnlig» roortt, millen nodj beueldj er fault tmnb natjenbt in bie
taufenbt jar niemanbt getjabtt, ber fie beffelbenn djriftenlidj unter
roiefeenn, fonnber feinbt immer alfo inn irem gottlofem irtljumb
fortgfarren mtnb aufjertjalb irer mc&biirficr, breuiern ünnb anberer
greulidjer abgöttifdjer ünnb gortälefterlidjer buedjer fein üolfomne
onnb geregte bibel nod) anbere d)rift(id)e buedier in irer fprad)
nie gefwbtt, ober ba fie fcf)on an etlichen orttenn bie gefdjrieSene
bibel t)aben, ift bie bodj bermafjen beprauiert onnb oerfelfdjt, baS
fie inen mr)er fdjab onnb üerfuerlid) als nufc, mie ir Ijerrn felbft
miffet aud) allen redjtgtaubigen offenbar onnb toiffenb ift, mie bie
paptften §u befc£)önung irer greöl bie r)eülig gottlidt) f^rifft ireS
gfaflenä nod) auf bife ftunb üertyeren, maiftern onnb piegen onnb
üiel §unbert jar alfo erbärmlid> gfdjefjenn ©o man
aud) null, ba£ ba« fundament djriftlid^er lerjr onnber obgenante
oöldfjer Kjome onnb einnmrfcle, muefc man innen bie buedier nid)t
atlain gar wolfail onnb omb r)albgelt oerftjauffen, fonnber audj
|Bin ttjeil üerfdjenftjen ünnb einbinben laffen, bann fo toeber trutfr)er,
buedier nod) budjbinber t)abenn, audi ber meb,rer tb,cil als arme,
oertribne onnb oon bem Xr)ürdb,en, aud) iren eignen herru, fonns
Verlief) oon benen , bie fid) geiftlirf) neuen, barl beleftigte leutb,
[oldje \u tauffen nidjt oermegen onnb alfo erarmet, ba£ fo fid)
taum ju ünberfjalten t)aben; audi bie pfarrlierr onnb priefter fo
arm, ba* fo fetb« ju pflueg geen onnb fid) mit bem arffjerpau
entehren mueffen.
$)ie Trainer (SBinben) unb bie in Ärain eingenmnberten
„(probaten, bie man fonft $iftrier nennt", fdjilbert ^rimuS trüber
in feiner Sorrebe jum erften Steile beS SReuen SeftamentS „in
djrobatifdjer Spraye" (1562) mie folgt5): fie
„rjaben ben 9tut)m, . . . . ba& fie reblid), ftarf unb nott)s
leibig Seute ftnb. $enn ein jeber (probat, ber 5U feinen Sauren
fommt, er fei ein @raf, ©beimann ober £rieg$mann, ift fo be^erjt
Digitized by Google
- 64 -
unb gefdjicft, bafe er mit jeglichem Xürfen befonberä ©djarfrennen,
feinen ©piefc brechen unb ben angebotenen ßampf, e$ fei ju 'Hofe
ober ^ufj, barf auaführen, ©ie finb auch toohl berebt in ihrer
©pracb, unb ehrbar 3hrc Sßriefter lefen Hfteffe in ihrer
Ghrobatifchen ©prache, prebigen auch ju Seiten, aber bie gröbften
erdichteten fabeln .... $ie im SRöttlinger ©oben, um SReuftabt,
Xürffelb unb berfelbigen ®egenb wohnen, finb fcfn'er auch an &rt
unb ©itten toie bie probaten unb ©örffen (b. h- ©erben), bie
üor ben Xürfen unb aus ber Xürfei gu ihnen geflogen ftnb". —
$ie ©emofmer be« ßarft, ber ®raffd)aft ®örj unb $tfterreich3
(b. % Sftrien«) gelten fich „theil« auf GtyrobattM, 4«» auf
Sälfeh mit ©itten unb ©tauben. 2Belcf)e aber im ßanbe ftrain,
Unterfteöer unb Äämt^en feien, bie galten fich nach Slrt unb
Gigenfchaft ber ®eutfchen". $er gemeine 9Rann (ber SBtnbe, b. h-
©looene) fei ein „gute*, ehrbar, treu, mahrhaft, gehorfam, gaftfrei
unb milbe* 93olf", nur fefjr abergläubifcb, toeil fie roeber einen
#atechi3muä noch eine SBibet in ihrer ©pradje Ijaben, „fonbera
haben )idj allein mit ihren ©reoieren ober äftefebüchern beliehen
müffen; unb biefelbigen ©ücher finb oor ütelen 3a^ren bermafjen
bunte! unb unoerftänbig mit ctlidjen lateinifeben Wörtern üermifcf)t
unb oerbotmetfeht, bafc auch ihre $riefter felbft üiele SBörter in
ben fonntäglichen ©üangelien nicht üerftehen".
3n bem ßfjarafter biefeä ettoaS milben, ftet8 fampfbereiten,
halb rofjen SBölfergemijcheS jeigen ftdj üiele berjenigen ©üb=
flaüen, welche in bem genannten ©riefwechfel üorfommen, ber
überhaupt ein ungemein belebtes Söilb jener unruhigen, fampf=
erfüllten Qeit bietet.
©twaä üon bem ritterlichen S^arafter feiner ßanbSleute hotte
auc^ SßrimuS X ruber, ber f)ert)orTagenbfte Sßerrreter ber refor=
matorifchen 3been in Sctain, ein 2Rann, ber tapfer unb uner=
fehroefen unb bei bem als gut unb recht ©rfannten unbeugfam
üerharrenb, alle ©efatjren üerachtenb, bis an fein ßebenSenbe für
bie üon ihm üerfocf)tene ©adje eintrat.
©eboren im 3<rf)re 1508 ju iRaftfc^ija (9ta8fchife) W Äuerfperg,
brei teilen üon ßaibadj, ftubirte er in ©aljburg unb SBien. §ier
lernte er auch Ju fciner Sttutterf prache, bem „Söinbifcfjen" ober
©loüenifdjen, baS fteutfehe unb ßateinifche fyixitfL $)urd) 8$er=
mittlung be« ®ifchofä üon Xrieft, Sßeter SBonomuS, erhielt er nach
erlangter $rieftermeit)e 1527 ein ^frünbe ju ßaef (ßagfh) bei
iRatfchach. 3m 3ahre 1531 jum Domherrn in Saibach ernannt
tourbe er jebod), injmifchen mit ben 2et)ren ßuther1* befannt ge=
Digitized by Google
- 65 -
morben, feine* SmteS entfefct unb würbe ihm, weit er oon her
Äanjel ba* Slbenbmaht unter beiberlei ©eftalt oertheibigt unb ben
ßoelibat angegriffen hatte, ba3 ^rebigen oerboten. Dbgletct) ihm
1532 ber iRatt) ber ©tabt Saibadj unb bie Sanbfchaft oon Sfrain
bie (SttfabethSftrche bei bem S3ürgert)ofpitaIe eingeräumt Ratten,
lourbe er bod) auf 93efet)l Äarl'S V. burd) ben 93ifdt)of granj
Äafcianer oon Äafcenftein 1540 au3 ßaibach oerroiefen. $)ie 83er-
menbung ber ßanbfdjaft für ir)n blieb fruchtlos. 2luf feine Pfarre
ju ßaef jurüefgefehrt würbe er auch t)ier buref) ben Vifcfjof oon
greifing auägewiefen; ©leiere« wiberfuhr ü)m auf ben Pfarreien
ja XüfferS unb föatfdjadj. (Sr prebigte hierauf p ©t. 2Karjmitian
in Siflo unb würbe bann nadjeinanber winbifdjer ^rebiger in
Xrieft unb Pfarrer $u ©t. ©arthotomäifetb. 2tuch oon hier mußte
er oor ben Verfolgungen beö ©ifdjofs oon ßaibad), Urban Xerjor,
ber ityn mit ben Kirchenbann belegt unb „aßer feiner Oüter, 93üct)er
unb ^frünben beraubt" f)atte, fliegen, um ber Verhaftung ju ent=
gc^en. 3t°ar durfte er auf Verwenbung ber ©tänbe be8 ßanbe«
ftrain in fein Vaterlanb jurüeffe^ren, oerließ e« aber 1548 wie--
ber. feine ^auptgegner bezeichnet er bie (Sr^priefter, bie Var=
füßermönchc unb ben ßanbeShauptmann oon Krain, 9ßicolau£
3urifdnV).
Xruber wenbete ftdj nun nach bem außeröfterreidjifchen $)eutfch-
lanb, junächft nach Dürnberg, wo er an Veit Dietrich einen greunb
gewann, ber ihm balb (fpäteftenä i. 3- 1540, in welchem 3af)re
ßefcterer ftarb) eine ^ßrebigerftetle in Rotenburg an ber Xauber
oerfcr)affte. ^ier oerheirathete er fid). 3m Slnfartge be8 3at)re$
1553 trat er eine neue ^rebigerfteHe, in Kempten, an7). 9lact)=
bem er biefe Stellung aufgegeben, würbe er burch ben §erjog
(Shriftoph oon Württemberg jum Pfarrer in Urach ernannt8). 9U$
ißrebiger ber ßanbfchaft oon Krain nach Saibach jurüefberufen wirfte
er fyier unb in ber Umgegenb im ©ommer 1561 jefjn SBochen lang,
ebenfo im ©ommer 1562. 3m 3ahrc 1563 abermals nach £a*;
bach jurüefgefehrt war er hier bis 1564 thätig, wo er jeboch „mit
äBeib unb Kinb, ©aef unb $acf" au« Krain hinausgemußt. 2Ü3
er enblid) 1567 ohne (Einwilligung ber ßanbfchaft abermal« nach
Krain fam, mußte er in golge ber oeranberten politifchen Ver
hältniffe fchleunigft umfehren, um fein Vaterlanb oon ba an nicht
wieber ju fehen9).
«r$io f. öefa. b. $euti<&en «u<6b. VII. 5
Digitized by Google
- 66 -
AIS trüber 1564 Äroin ttrieber oerlaffen, hotte ihm bic Sonb-
fcf)aft 200 Xljaler jährlich auSgefefct, bie bis ju feinem Xobe be=
ja^It würben10). $iefeS ©elb oerwenbete er fäft auSfchlie&lich
jur Unterftüfcung oon «roten unb it)reS ©tauben« wegen 83er=
folgten. — 2)er $erjog oon Söürttemberg oerlteh ihm nun bie
Sßfarrftette ju Saufen am SRecfar, oon wo er fc^on im nätfrften
3af)re nach $>erenbingen oerfefct mürbe11). §ier ftarb er im
78. SebenSjafjre am 28. 3uni 1586. SRod) an feinem XobeStage
hatte er feine ©dmlben angegeben, feinen ©djulbnem bagegen ihre
SBerbinblichfeiten erlaffen12). —
2Bäf)renb beS Aufenthalts in feinem ©aterlanbe fjattc Xrober
jebenfattS nicht baS SBebürfntfc empfunben, eine anbre, als eine rein
perfönliche SBirffamfeit ju entwicfeln. #ätte er aber auch baneben
Ittcrarifct) tfjätig fein motten, fo hätte bem entgegengeftanben, ba{$
eS bamalS noch feine flooenifche ©djriftfprache gab — ihm felbft
mar e3 oorbefjalten, fpäter ber ©djöpfer ber flooenifchen National:
literatur ju werben. Anwerbern beftanb bamalS noch feine 93uch;
brucferei in ßrain13). ©päter, nach (äHnridjtung beS ftaoifchen
5E)rucfS in SGBürttemberg, t)atte er allerbingS bie SReinung auS-
gefprocf>en, bajj es gut wäre, wenn eS eine ©ud^brucferei in Saibadj
gäbe, meü man bann bort leichter Ueberfefcer erlangen fömtte unb
bie mit Gefahr unb großen Unfoften oerbunbene Einführung ber
auswärt« gebrochen 93üdjer oermeiben mürbe14). AIS ftdj aber
im 3al)re 1562 mäfjrenb feiner abermaligen Anwefenheit in $h"aüt
Gelegenheit $u Errichtung einer 93ucf)brocferei barbot, wies er baS
Anerbieten entfefneben ab. 3n biefem 3af)re fam nämlich ein SBuch*
broefer Samens Auguftin Sröefj (SfrieS) oon ©trapurg nach
Saibad) unb erbot fiel) jur Einrichtung einer brucferei für coriflt=
fcfjen unb „chrabbatifdjen" £)rocf. SDie SBetjörbe mottte jeben=
falls nid)t ol)ne Xruber'S Gutachten oorgefjen, unb ba biefer
noch nich* in Satbach angefommen mar, fo wartete grieS
mehrere SBochen auf ihn. Aber gleich bei feiner erften 23e=
fpredjung mit grieS, am ©t. ^eterStag 1562, hatte Xrober biefen
entfehieben abgewiefen.
„3)a3 id)" Wreibt Xruber an bie $ramerifchen SanbeS^
behörben15), „mit bem ^riefen gejanndht, ift am meiften
barumb gefajehen, baS ich inte beb, e. g. onnb fn\ nicht wetten
oerhelffen, gelt juerlanngen, baS er ein bruefereö alhie ^ct
Digitized by Google
— 67 -
mügen anrieten, ober baä er ber obrift ober bie crabbatiföe
brurftjeretj würbe".
$arauff)in mtefen aud) bie SSerorbneten oon ftrain ben $>rutfer
jurtftf. ©ie berieten bariiber an Ungnab (ßaibad), 21. October
1562)
So t]aben mir un3 aud) juerinbern, aH tiicuor in abwefen
jjerrn Sßrimufen Xrueberä ein buet&trudljer fneljer fomen onnb auf
ine §errn ^ßrimufen etlidj modjen lanng gemartet in tyofnung er
möchte burd) ime jur auffridjtung be3 trutff)3 befurbert werben
onnbt aljjbalbt aber fjerr $rtmu8 oon eueb, herein onnb fjief)er
fronten, Ijat er bemeHten buedjtrudlfer auf fein anlanngen oon ftunb
an ju antwortt geben, er fofl folcr)ed djrabbatifdjen onnb ciruöi-
fd>en trudb,3 falben basier fain Ijofnung fefcen, bann berfelb trudl)
fett brausen beo eueb, auffgeric^t onb numalä ftätlid) im merc§, er
b,ab aud) braufjen juegefagt alle feine arbeit 510 foldjen trudf)
t)inaufjjufurbern onnb man er annberft t^et fo tyanblet er nit
allein miber fein juefagen, fonnber e3 mürbe ime mit großen on=
glimpffen üermifen merben. 5)amit fwt ber ben buea^trua^er ab-
geroiefen. ©etibtjer ift fain annberer buedjtrudfyer ini lanbt fernen.
$>err $rimu3 onnbt mir b,aben aud) nie baran gebadjt ainidjeu
truefb im lanbt auffjurtdjten ober auffrid)tcn ju taffen, toie ban
bafelbft gm biefer jeot onnb tegtict) gemarttenben oerfolgung
nidjt ju t^uen märe. $ann man muejjet ftunbtlicr) beforgen
ba3 folcf)er truefb, bei) ber Hwü. m. nidjt oerardljroönet onnb
atebann mit grofeem oergeblidjen oneoften onnb ongelegentjait
jurftört mürbe.
Unb bod) fofl, wie ©iflem, allerbingg ofyne näheren sJiad)mei3,
angiebt17), Xruber fdjon im 3. 1562 ben SBudjbrucfer 3of). 9Ran=
lius ÜJiamiel, 9J2anbl ) au$ Württemberg mit nadj ßaibad) gebraut,
biefer aber ©pottüeber auf bie fatfwlifcr)e Äirdje gebrueft fjaben unb
beSroegen gezwungen gewefen fein, feine $f>ätigfeit oorläufig ein=
aufteilen. $)er ©adjoerfjalt ift unftar; bo jebod) baä gactum feft=
ftefjt, ba& bamalä fold)e ©pottlieber oerbreitet morben faib1*), fo
ift ©ifletn'3 Angabe immerhin maf)rfd)einlid)er, al8 bie Slnnafjme
b. 9tabic8', bafj grieS trofc feiner ßurücfweifung feiten ber S3e=
rjörbe bennoef) in Saibad) gebrueft Ijabe. $a& SDtanUuS burefj
Xruber, wofjl auf beffen (£utpfet)lung, „ins fianb gebraut" wor=
ben, wirb aud) burd> äftid). S)eniS beftätigt19). Sefcterer fefct ben
Knfang feiner Xf)ätigfeit at3 S3ud)brucfer in baS 3af>r 1576,
mäfjrenb 9Banliu3, wie 0. Rabies nadjweift'0), bereit* 1575
onentucü ju orueten annng. —
5*
Digitized by Google
— 68 —
StlS ober Xruber fein SBaterlanb ^atte oerlaffen müffen,
mochte er fef)r balb baS 33ebürfnifj empfinben, auch aus ber
gerne, burd) fchriftliche Belehrung, unter feinen EanbSleuten für
bie ©ad)e ber ^Reformation mirfen. Um 1550 machte er, mie
Sbpttar beftätigt21), ton Skrfudj, baS flooenifche 3biom nach beutfdjer
HuSfprache mit lateinifdjen Settern (fpäter oermenbete er aud) beutfehe )
$u fiyiren"). $aj} er bie flooenifche ©pradje für geeignet f)ielt,
baS (Soangelium unter ben fübflaotfchen SBölferfchaften ju oer=
breiten, lag nicht allein baran, ba& biefelbe feine äJcutterfpr ad)e
mar, fonbem auch baran, bafc fie meithin ohne ©chmierigfeit öer-
ftanben mürbe. @eorg 3)almatin fpricht ftd) barüber folgenbep
mafcen au«23):
$ie 2Sinbifa)e Spraye ift nit in einem SBinfel oerborgen, fom
bern burd) gan^e, mächtige unb nie! Königreich (gleichmohl in
etliche Dialectos abgeheilt) heutige« XageS im ©chrounge geht.
$enn ber SBinbifdjen ©prache, nit atiein bie, fo im ganjen Kraim
lanb, Unterfteöcr, ßärnthen fammt ben angrenjenben ßanben, als
ßrabaten, fcalmatien unb SBinbifdjer SRarf, ßarft, Kettling unb
Sfterreich gefeffen, fonbern auch in SBöfjmen, ^olacfen, SDcoScomiten,
SReu&en, SBoSnaden unb SBatachen, unb auch fchier ber meifte Xfjcil
ber SSölfer, fo unfer (Srbfeinb, ber $ürf, ber S^riften^eit abgc=
brungen, biefer &eit gebrauten; alfo bafj auch am türfifdjen $>of,
jtoifchen ber anbem, in ber ganzen Xürfei ingemein, unb auch in
Kanjleien gebräuchlichen ©prägen, bie SBinbifc^e and) ein .pnupt--
fprad) ift. ©ei meldten aßen, auch unfer ßanbfprad), menn fie
recht gerebt unD auSgefproajcn ober geichrieben, gar mohl unb
oiel leichter mag oemommen unb oerftanben merben, als mir ge=
baajte anbere SBinbifche SSölfer in ihrer ©pradj, oon megen ihrer
ferneren unb fonberbaren Pronunciation unb Orthographie, Oer;
nehmen ober oerftehen mögen, mie foldjeS bie Erfahrenheit lehrt.
Ucachbem ihm bie fchriftliche 3)arfteHung ber flooenifchen ©prache
gelungen mar, »erfaßte Xruber in foldjer ein Äbecebarium, „bar=
au« bie Kinber minbifd) lernen lefen unb fdjreiben", unter Beigabe
oon SBrenj' Katechismus24) in jtoei Ausgaben, einer mit tateinifchen,
ber anbern mit beutfcfjen ©uchftaben; aufjerbem überfefete er Suther'S
Keinen Katechismus ins SBinbifche. Die äftanuferipte biefer ©chriften
fdnefte er jur Prüfung nach Krain, oon mo er 93eifatt unb (5r=
munterung erhielt, ©chmierig mar eS aber, eine SDruderei bafür $u
finben. 3n Dürnberg unb ©ehm. $att magte man unter ber §err=
fdjaft beS Snterim, mohl auch, n>eil man °*r ©prache megen ben
Digitized by Google
- 69 —
SnfKtlt nicht oerftanb unb mögliche Unannehmlichfeiten freute, ben
2)rucf nicht ju unternehmen. Glhtblich oerftanb fich boer) Ulr. 2Äor=
^art in Bübingen ju ber §erftellung, welche jeboch (1550) nur
getmitcn uno unter eroicntetem ircamen erjoigen tonnte j. *)en
#atecht«mu« liefe Araber in jmei Ausgaben, einer in größerem,
einer in fleinerem Dctaö bruefen; beiben Slu«gaben fügte er t>er=
fd)iebene beigaben ^inju88).
$)a Xmber ber Entfernung feine« SBohnort« wegen ben 3)rucf
nicr)t fclbft überwachen tonnte, fo übertrug er bie Äuffidjt barüber
einem Tübinger ^ßrebtger; ober Weber biefer, nod) ber ©efcer oer=
ftanben auch nur ba« ©eringfte oon ber minbifchen Spraye*7),
fo bafe bie 2)rucfe wof>l nicht gerabe correct auggefallen fein mögen.
2)ie ganje Huflage biefer ©Triften ging nach Sfrain28). 93t«
jefct ift noc^ fein (£r.emplar berfelben ttrieber aufgefunben worben.
Äbgefetjen baoon, bafe fo!ct)e für ben täglichen unb ©chulgebraud)
beftimmte 93üd)lein gerobeju jerlefen ju werben pflegen, forgte auch
nach Eintritt ber (Gegenreformation bie „Deformation^ Eommiffion"
bafür, bafe !ein SBlatt, welche« mit ber geächteten Dichtung in ßu=
fammenhang ftanb, erhalten blieb. Verfuhr fie bodj bei Slu«^
rottung ber jungen flooenifchen Dationalliteratur jo grünblich, bafe,
al« 1616 „bie übrigen jufammen gefammelten fefcertfchen Söücher
an einem öffentlichen, burch bie ©eftrafung ber Verbrecher übel
berüchtigten Orte'' oerbrannt mürben, fogar bie unfdjulbige flooe-
nifche (Srammatif be« Slbam 53ohoriah biejem Sdjicffale nicht
entging29).
$)a« Unternehmen hartc trüber offenbar mel SDcufje unb
(Selb gefoftet; fein SBunber, bafe er oorläufig in feiner litera=
rifchen X^atigfeit eine $aufe eintreten liefe. Neue« Seben fam
erft nrieber in bie Sache, al« $et. $auL Sergeriu«, ber frühere
SBifdjof oon Sapo b'Sftrta, auf einer feiner Deifen in fceutfchlanb
nach SSürttemberg fam. 3m Januar 1555 hatte Xruber mit SBer=
gerius eine SBefpredjung in Ulm, wo man fid) bahin einigte, bafe
Srfterer ba« SReue Xeftament in« SBinbifche überfein foHte. Xruber
überfefcte nun junächft ba« Eoangelium SJcatthüi unb jwar fyaupU
(ächüch nach Suther'« beutfeher Ueberfefcung. (JE* ift intereffant
ju fehen, wie al« oermittelnbe Sulturfprache überall ba« fceutfdje
btente. Xruber felbft mar ber Urf pradjen ber ©ibel nicht funbig;
aber auch faft alle fpäter bei bem Ueberfefcen Beteiligten Oer*
Digitized by Google
- 70 -
ftanbcn aufjer Üjrer fyeimifdjen SKunbart audj baS $)eutfdje unb
nur biefeS. SBemt einer oon biejen fübflaoifdjen (Seiftlidjen audj
lateinijd) oerftanb, galt er jdjon für feljr gelehrt) S)ic Höften
be3 $rucf3 trug ber ^erjog oon 2Bürttemberg unb fo tonnte benn
baS erfte Soangetium gebrueft »erben, unb jtoar loieber bei Ulr. SRor^
fjart in Xübingen, ber inbefj ber bro^enben ^eftgefafjr wegen feine
treffe nad) Reutlingen überfiebeln mufjte. S)er $)rucf tourbe maf)r=
fcfjeinüdj nod) oor bem (Snbe beS Söhres 1555 oollenbet. VLl$
Seigabe gab Xruber eine Auslegung beS Äatedn'SmuS unb ein
Äbecebarium. 5tuct) oon biefem $rucfe ift fein (£jemü(ar met)r
aufjufinben80).
81« Sruber ba« iBud) ebenfall« erft in ber $eimaty Imtte
prüfen laffen, unb erft als baS Urteil barüber günftig aufgefallen
war, überfe$te er nod) bis jum §erbfte 1556 bie brei anbem
(Soangelien unb bie Slpoftelgefd)id)te. $>er 3)rucf biefeS ganzen
erften Xt)eild beä Reuen JeftamentS tourbe gegen ben $erbft 1557
oollenbet31). Sieben ber 2utf)erifd)en Ijatte fid) Xruber nodj einer
anbem beutfdjen, gtoeier lateinijdjen unb einer italienifdjen Ueber=
fefcung bebient32). — Son bem jtoeiten Xfjeile beS «Reuen SeftamentS
erfGt>icn 1560 bie (Soiftel an bie Römer mit fcebicarion an 2Rar>
milian ßönig oon SBöljmen83). Slucf) btcfcS ©tücf, fonüe baä nodj
getjlenbe mürbe in ber Ofpcin oon SJcorl^art'S (Srben (Ulrid) 9Kor=
fjart mar fd)on jmifc^en bem 10. gebr. unb 23. 9M 1554 ge=
ftorben84) in 4° fjergeftellt.
9Jcajrimilian hatte bie if)tn überfanbten $rucfe Xruber'3 auf
3nl)alt unb 6praa^e prüfen laffen. $a8 Refultat mar, baß ber
Snfyalt völlig correct, bie ©orad)e bagegen nur einem Srudjtljeile
ber flaoi(djen Sötter ocrftanbUcf) fei unb bafe fid) aufjerbem in ber
Ueberfefcung oerfdjiebene Germanismen fünben (Xruber hatte für
manche bcutfct)c SGBörter !eine entforedjenben minbifdjen finben fönnen),
j. S8. Vrshah, Gnade, Ferdamne, Trostht, Nuoz, Leben, Erbszth,
Lon, Ayde, Stym u. bgl.35); aufjerbem foßte bie ^Bezeichnung mit
lateinischen SBuchftaben ftd) nicht ganj mit ber flooenijchen SluS=
forache beefen.
Snjmifchen mar trüber, burdj men, ift nicht ju ermitteln, bei
bem $er$oge oon SBürttemberg befchulbigt morben, bafj er nidjt
ber SugSburgifdjen Sonfeffion gemä{$ gelehrt, fonbern burdj feine
toinbifc^cn Sucher fectirerifc^e Meinungen oerbreitet höbe36). 3n
Digitized by Google
- 71 —
golge beffen nmrbe ü>m bic $)rucferei in Bübingen gefperrt. SBon
biefem SBerbadjte reinigte er fidj burdj einen an ben $er$og ge=
richteten ©eridjt37):
CS- in [ummarifdjer Söcriajt mib furfoe ©rjötung, iua3 in einem
jeglichen Söinbijdjcu üBudj, Oon Sßrimo Srubcro, big auf big 1560. %ax,
in Xmd gegeben, fürnäm(id) getyanblet unb geleert tuürbt. Söe;
fdjetjen au& Söeuetd) eines (i^riftlidjen teutfdjen durften, jonb ju
Qbteinung unb entfdjulbigung ber faljcficn SBejüajtigung Onb %n-
gebung, aU ob er I ruber enoaS Sdjroörmerifd), onb ber $lugf=
»urgifdjen ßonfeffion juwiber in feinen tjemadj gemelten ©üa^ern
gefegt foflte f)aben. Äctum 3inftag ben 2. tag 3anuarij, im 1560. 3ar.
SCufjerbem mufjte Xruber mieber oon jebem feiner toinbifdjen
©üdjer ein ©jremplar jur Prüfung an $önig SÄajimiltan f Riefen88),
auf beffen Vermittlung Inn ifjm bann (1560) bie S)rucferei toieber
geöffnet ttmrbe.
5BiS baljin t)attc Xruber ben erforberlic^en Äuftoanb jum X^eil
au« eignen Mitteln, jum au« ber oon bem #erjoge oon
Württemberg unb ben Stäuben oon ftrain getoätyrten Unterftüfcung
befrrüten. 93i3 $um 3af)re 1560 ^atte er „oon ben CSreinern ben
1000 gulben erbettelt onb ju tallern erfamlet"; biefe« (Selb t)atte
er „omb toinbifdjen brueff) auggeben"89). —
(Sinen neuen Huffdjnmng erfuhr ba8 Unternehmen burdj bie
Beteiligung be3 #an3 Ungnab greüjerrn oon ©onnegt. grüner
in faiferlid)en SMenften, als ßanbeStjauptmann oon Steiermark,
bann jum oberften gelbljaiüptmann ber fünf nieberöfterreidjifdjen,
toinbifdjen unb CToatifdjen fianbe beftellt, mürbe er balb ein ent=
fduebener Slnfjänger ber ^Reformation. 2)er Religion toegen ge=
jnmngen, fein SBaterlanb ju oerlaffen, loanbte er, ber übrigeng im
©efifce feiner ®üter gelaffen toorben loar, im 3a§re 1554 fidj
nad) Wittenberg, oon ba 1557 naef) Uracf}, too iljm ber §er$og
Gf)riftopf) oon Württemberg ben 2Röntf)Sl)of, ba« ehemalige ©fjor*
fjerrenftift 6. Slmanbi, überroieS40). 3m «uguft 1560 trat Um
gnab mit Sruber, unb jmar auf birecte ©eranlaffung beS fieberen,
in nähere ©erbinbung unb oon nun an begann er mit ftuftoanb
eines nüf)t geringen XfyeilS feiner ©intunfte bie % ruber'fdjen Unter*
ne^mungen fräftig unb eifrig ju unterftüfcen, ja fief) fo toeit mit
benfelben ju ibentificiren, bafj er big ju feinem Xobe bie allgemeine
unb gefdjäftlidje Oberleitung behielt, toäfjrenb Xruber bie fjaupfc
fätt)tic^c S3efd)affung beS SKanufcriptS, b. I). ber Ueberfefcungen, oblag.
Digitized by Google
- 72 -
Xruber mar Balb ju her <5infid)t gelangt, bafj bic ftoöenifche
©pradje boef) ju menig oerbreitet mar, um feinem &mdt, ber HuS=
breitung be8 (StjangeliumS in allen fübflaoifc^en fiänbern, entfpredjen
ju fönnen. 93icl leichter mar bieg ju erreichen, menn man audj
froatijc^e 93üdjer fjerftetlte. 3)ie mit bem ©erbifdjen üermanbte
„djrobatifdje" ©pradje, mie fidj trüber auSbrücft, mar ziemlich in
allen fübflamfcf)en Sänbern öerftänblidj, menigftenS mar anzunehmen,
bafc bie glagolitifche, mie bie ctorillifche ©djrift überall üerftanben
mürbe. <£in &u%mb oerfchiebener ©eifttidjen unb SSeltlidjen in
SWöttling über Stefan Uonfur« Uebertragung befagt41):
$)iefelb ift er(e^en onnb befunbenn, ba$ bie bura) gannfe Qab
matien nach bem abrianifchen mecr, begleichen burch Probaten,
©offner (93o$nien), ©irffety (©erbten) onnb berfelbenort mß auf
(Jonftantinopel öerftanbig onnb genugfam feto, ©o mag auch bife
crobatifdje oerfion meiter in bie jirulija, baS ift t)atb ober abre*
uirt grieäjifd), beft leichter gepradjt merben. 2)armit mirbet oer;
hoffentlich bie recht dt)riftlith reltgion burch bie gannfc Sürcfheto
gefürbert . . . merben.
Sluch Ämbr. grölich fdjreibt42): bie „airuliaa... geet burd)
ßittam, SRebffen, 9Ko3comttern, 9Mbam, Söaladu'a, ©irfei, $)al=
matien, Sonftantinopl unb auch an beS turffnfehen ffmiferhoff."
SBergeriuS l)atte ebenfalls bie Sbee angeregt, eine froatifct)e
Ueberfefeung ber SBibel ju oeranftalten. trüber, ber beä Äroatifc^en
nicht mächtig genug mar, machte jur ©ebingung, ba& it)m jmei
Kroaten, bie gut balmatinifch unb boSnarifch fprächen, als ©et)ilfen
beigegeben mürben. 9Hit Dieter ättühe gelang eS enblidj, einen
froatifchen Sßriefter baju ju bemegen, ba& er nach SBürttemberg
!am. Tickt brachte eine angeblich öon ihm naef) ber SBulgata an=
gefertigte froatifche Ueberfefcung ber SBibel mit. tilg man aber an
©ergletdjung biefer #anbfd)rift mit neueren Ueberfefcungen get)en
rooflte, jog er fid) jurücf unter bem Sorgeben, er märe nur ge*
fommen, um ju jeigen, bafi eine folche Ueberfefcung bereits oor=
hanben fei, unb obgleich ihm SBergeriuS oerfprach, it)m einen lebend
länglichen 3at)re8get)alt oon 100 fl. ju oermitteln, »erlieg er mit
feinem SRanufcript 3Bürttemberg bodj fcf)on nach mer Sagen mieber43).
(Sin günftiger Umftanb mar es, bog Xruber mit jmei ber
froatifchen ©pract}e üollfommen funbigen Männern, Stephan £on=
ful unb Antonius Halmata, in JBerbinbung !am. ©tept)an
ful, ein Sßriefter au« ^inguent in Sftrien, f)attc ebenfalls ber
Digitized by Google
- 73 -
Religion fjalber fd)on um 1549 nad) $)eutfd)lanb auSroanbern
müffen. §ier Ijatte er aus freiem Antriebe iruber'3 roinbifdje
Ueberfefcungen in bie froatifc^c Spraye unb <Bd»rift (glagolitifä)
übertragen unb bann feine Uebertragnngen in SKöttling prüfen
laffen, too man biefelben für üerftänbtidj unb nüfctid) erttärte.
8uf SBeranlaffung be« ©erjog« ging herauf Gonful nad) ftfrn*
berg, um buref) ben ^unjenfe^neiber 3of). §artroad) unb ben ©djrifk
giefeer ©im. 9Cuer glagolttifdje ©djrift Ijerftetlen ju laffen44). $)en
20. Sluguft 1560 ging biefe ©djrift an Ungnab ab, ber fie ber
3Korf)arfjcf)en Dfficin in Bübingen übernneS.45) ©tepljan Sonful
mürbe im 3<rf)re 1560 ton Ungnab gegen freie SBotmung unb,
mit 9Rücffid)t auf feine Samilie, einen Sa^reSge^alt oon 170 fl. in
feine $>ienfte genommen. — Antonius Halmata, als froatifdjer
Ueberfefcer berufen (er oerftanb nur froatifd) unb beutfd)4*), oer=
liefe Baibad) am 3. gebruar 1561 unb ging über Kempten nad)
Uracrj. Ungnab roicS it)m befmfg SBeauffidjtigung (Sorrectur) be3
<£xad$ uorläufig Bübingen als SlufentljaltSort an, fco er, ber Un=
üerfjeiraüjete, 30 fl. Satyrgefyalt unb freie $oft im Ijerjogtidjen ©ti=
penbium erhielt47).
Snjroifdjen t)attc Ungnab in feiner SBefjaufung in Urad) eine
eigne 3)rucferei errietet. $)ie roenigen 9*acf)ridjten, meiere über
biefe öorliegen, fteHe idj gleich t)ier gufammen. 3)er 3«tpun!t ber
(5rricr)tung ift nid)t genau ju beftimmen; roa!jrfd)einlid) fiel biefelbe
in bie SKittc be$ 3af)reS 1561. iRacr) SRotf}4*) ift bie, roie be=
merft, im ©ommer 1560 fjergeftellte glagolitifdje ©d)rift roenigftenS
ein 3a^t e^er in bie Üftorfyart'fdje Dfficin gefommen, als bie Uradjer
treffe in ^Bewegung gefegt würbe. $ie tedjnifdje ßeitung ber
2>rucferei beforgte nad) SRotlj'S Angabe49) ®eorg ÖJruppenbad), ber
bamalige (Eigentümer t>on Stforljart'S fcrutferei, beffen SBittroe er
gefjeirattyet ffatte; er berietf) Ungnab, beforgte ifjm ßaljlungen ic
©teiff bagegen fagt50), bafe oljne 3roc*fc* Oftöalb ®ruppenbad)
(nad) ©teiff ©ruber ©eorgS, beibe Äinber aus erfter @f)e öon
2RorJ)art'3 SEBittroe, alfo ©tieffö^ne beS ßefcteren), ber aud) 1559
eine Uradjerin gefjeiratfjet fjatte, ber Uradjer treffe oorgeftanben
tyabe. B^erft brudfte man in Urad) mit einer treffe, im Dctober
1561 !am aber nod) eine jroeite. „Sönb geroarten teglid) nod) ainer
trudljer prefj au$ Dumberg, bafe man J)ie in meiner befjaufeung
mit jroo tmb ju Bübingen mit einer prefj äße breti fpradjen tmb
Digitized by Google
- 74 -
gefdjrifften, toinbifa), glagolifdj bnb cirultfdj furbertid) nrirt trudln
mögend treibt Ungnab51)-
55cr $)rud bereitete natürlich feine ©ct)tDiertglciten, befto meljr
aber ber ©a|, ba bie beutfdjen ©efcer ber Spraken unb ber fremb=
artigen ©djrift ganj unhinbig waren. Später mögen fie fid) tooljl
ober übel eingearbeitet l)aben; im Anfange mu&ten fid) aber bie
bei bem Ueberfefcen befolgten ©ele^rten jum Xfjeil bequemen,
felbft am ©efcfaften ju arbeiten, fo j. 33. Stephan Gonful. (St
treibt52), baß er „felb« ein jeit fe^er gemeft, biemeil bie gförifft
onb forad) ben beutfajen jefeer onb brudfjer onbetyanbt getoeft, big
id) bie foldje fct)rift ontertoifen." 2>iefer Umftanb sog iljm übrigen»
Verfolgungen unb SÖefdnmpfungen oon ©eiten ber Xübinger ©djrifts
fefcer ju, wegen beren ftet) (Sonful um Snteroention unb ©dntfc an
ben $er$og wenbete53). «udj ®eorg gwetfdjitfdj, einer ber lieber*
fefcer, !onnte bie froatifa^e ©djrift fefcen84). 2)ann fdjidte Xruber
jroei „ff)naben jum brudtjen" aus Satbad), im 9totf)faHe wollte er
„noa) ein Knaben jum crobatifajen fefcen" leiden,65). $iefe froa--
tiföen ©efcer mürben oon ben beutfa^en in Uradj ebenfalls tyäfc
lieft gemifftanbelt*6). — 2>ie Sorrectur mürbe burd) bie baju be=
rufenen Ueberfefcer mit beforgt —
Sftadj 9lnweifung oon (Sonful unb Halmata mürbe in Uracr)
burd) bie öon Dürnberg berufenen ßeute, ben „punfcenfdjneiber"
unb ben ©tfjriftgie&er, weldje bie glagolitifdje ©djrift geliefert Ratten,
im ©ommer 1561 innerhalb breier ÜKonate aud) bie ctiriHifc^e
©djrift t)ergefteat57). ift nidjt wörtttd) ju oerftefjen, wenn
Ungnab an Äönig SWajimilian fdjreibt58), <ßrimu3 trüber f)abe
„mit f)err Stephano Consule Histriano ümtb anberen iren mit=
gefnlffen... bie winbifdje onb crabatifdje buedtftaben . . erfunben;"
benn fdjon 1483 war in 9tom ein flaoifd)e3 SRiffale mit glagoli*
tifdjen Settern gebrudt worben59). (Sbenfo fjatte man bereit« jwifdjen
ben Sauren 1492 unb 1494 in ben Stlöftern TOlefdjeoo unb ®onabfd)e
in ber $erjegomina ßird>enbüd)er mit cörittifa^en Settern gebrudt60).
fcud) in Obob in ber !Re!a (Montenegro), fowie in ^obgorifta in
$)almatien $atte man fdwn früher altflaoifdje Äira^enbüa)er ge*
brudt61).) $iefe ©djrtftgiefjer unterhielt Ungnab in feiner 93e=
Häufung, wafjrenb für „bie anbern perfonen, fo ju oerbolmetf ajung,
jum fefcen onb trudln gehören", ber §erjog oon SBürttemberg
forgte6*).
Digitized by Google
— 75 —
«bcr fdjon öor (Errichtung ber Urad)er Drucferet hatte man
in Bübingen froatifdje Drucfe (mit ben glagolitifchen Settern) f)er=
gefteflt 3m 3uli 1560, alfo noch cor feiner näheren »erbinbung
mit Ungnab, fünfte Xruber an ßönig 2Rarjmilian bie erften
groben troatifchen DrudS63), fogenannte Sßrobejettel, b. h- eine
Ärt *ßrofpect. DaS erfte gebruefte troatifche SBud), ber Keine $ate=
djiSmuS, melier bem Könige gemibmet mar, ging an biefen am
1. 9Rärj 1561 ab mit ber 23itte, baffetbe burd) ©adjüerftänbige
prüfen ju (äffen6*). Später mürben bann bie froatifdjen 93üd)er
jmoeilen in brei üerfcfjiebenen Ausgaben, mit (ateimfe^en, glago=
litifchen unb ctiriflifc^en Settern, gebrudt66).
9ttan hatte mof)! oom Anfange an bie ©chtoierigteiten, meldte
bie ungewohnte Uebertragung in« ftroatifche bereitete, empfunben.
Um biefen $u begegnen, fudjte man fid) anbre Ueberfefcungen be=
hufs SBergleidmng ju üerfchaffen. SBon bem froatifchen ^riefter
mit feiner ©ibelüberfefcung ift fd)on bie Siebe gemefen. ©päter
lam man nod) anbern Ueberfefcungen auf bie ©pur. Der faifer=
liehe Wati) unb Hauptmann ju ©anet Seit am ^taum (heute
giume) hatte einen „parfotten" ober ^rebiger Samens SRicotauS
3Kofe8 „au3 ber in§t ßerft" entbeeft unb mit nach Saibach ge=
bracht, ber bie ganje 29ibel in bie „crabatifct)e" ©prache t>erbo(=
metfeht unb mit ber „©lagola" gefchrieben fyabtn rooflte. Der
EanbeS&erroefer Sobft oon Callenberg unb bie Sanbfchaft oon Ärain
forberten ben SRönd) auf, biefe feine Sibel „gegen ainer gebür^
liehen ergefclidjaöt" in Drud ju geben. Darauf äußerte ber SRönd},
er müßte bie 93ibel für ftch behalten; menn man ihm aber ba8
93i«thum ju Xrieft ober ju Sßiben (Sßebena) oerfchaffen, auch anber=
meite (Srgöfclichfeit ttwn wollte (fpäter »erlangte er eine jährliche
^rooifton öon 30(f Dufaten [ober ©ulben], für ba8 erfte 3af)r
jum größten Xheil gleich &aar äu iah^en)/ f° wollte er bie SMbel
in brei ober oier 3ahren abfdn-eiben. Da man auf biefe SBebin*
gungen nicht eingehen mochte, fuchte man bie S3ibel bem 9Jiönct)c
burch feine DrbenSbrüber „au8 ben §änben ju bringen"66). 93alb
nachher mar ber 9Rönch geftorben unb über bie Söibet mar nicht«
mehr ju ermitteln67). — Dann ^atte fid) ein Doctor au« Sßabua,
ein geborner SRagufer, ber früher Sßrofeffor ber hebräifchen ©prache
gewefen, erboten, bie SBibet ju überfein, wenn man ihm eine Sßro=
mfion oon jährlich 120 Oolbfronen jahlen unb noch einen „(Sra=
Digitized by Google
— 76 —
Batten" als ®ef)ilfen beigeben wollte**), ©djon früher fyatte man
if)tn angeboten, bafc er fid) nad) SBürttemberg begeben foHte, um
bort ju überfein, unb öerf proben, bafj „ime jerlidje pefolbung
80 gulben reinifdj geraidjt {od werben, baneben fein erliefe tiefd),
effen onb trinken jw genuegfamer noturfft, aud) fein ruetyge liger=
ftatt, bie jerung an fjtnaufc reitten tmnb wo er nit weitter al*
ein jar bienen wölbt, fol ime bie jemng onnb ade noturfft aud)
geraidft" werben69). Äber nad) SEBürttemberg wagte er nidjt JU
gelten, weil er fürchtete, bann rtic^t wieber nad) $almatien fommen
ju bürfen, au&er, man wollte ifnn „fein ßeben lang bie Untere
Haltung geben"70). Slud) biefeS (Sefdjäft fam nidjt ju ©tanbe. —
3)ann gelangte Xruber in 83efifc einer gefdjriebenen glagolitifd)en
93ibel, bie einem Sftöndje gehört (mefleidtt" bie bortyer erwähnte)
unb welche er oon ^anibal be SomitibuS erlangt hatte; fie foHte
etwa 100 Zutaten foften71) unb muft angetauft worben fein; benn
fie würbe fpäter benufct. — Von Suu)er'3 §au3poftitte — bic
fpäter burd) Sruber überfefct würbe — hatte ber ßahlmeifter Äfn*l
oon Äaltenbrun oon ßatbad) in einem „gfd|lo&" in Kroatien eine
„waüfehe" (italienifc^e) Ueberfefeung entbedt, welche Xruber burd)
einen Staliener „überfehen", corrigiren unb abtreiben lieft72). —
(Snbltct) gelangte man in ben SBefifc einer polnifdjen unb einer
böfmüfchen ©ibel. 9Ran war ganj erfreut, $u pnben, bafj e8 faft
halb froatifdj fei; man rjatte nie geglaubt, bafj biefe ©prägen fid)
fo äfmlitf) feien unb beibe ihren (Srunb unb Urfprung in ber
froatifd)en haben. 5U)lombner unb ßwetfdntfd) Ratten einige l'djwere
SBorte barin gefugt unb gefunben unb biefe in bie froattf^e SBibel
„*erfefct"78).
Xruber, ber, wie oben erwähnt, balb nad) ber ißerbinbung
mit Ungnab mehrfach in Ärain abwefenb war, blieb nad) wie oor
für bie Ueberfefcung tfjätig. greilidj war er burdj &mt8gefd)äfte
unb Änfeinbungen üielfacr) abgehalten. 3unäd)ft lDQr c3 wieber
bie höhere fatholifdje (Seiftlichfeit, welche feinen Seftrebungen feinb=
lid) entgegentrat ©djon feine eignen $rude waren ^eftig oerfolgt
worben. „$>er pifdjoff ^at gewuet $a haben wir ewere puedjer
mueffen flehen, wie ©riftum in ©güpten" fdjreibt SRatheS tylomb-
ner an Xruber74). $>ie mit Verbreitung ber S3üdjer Getrauten
brauten fie wieber. „SBie meine gefeiten ninbert mit innen fjaben
^in mugen, f>aben fü mirS jw lefct in« f)aufj gelegt"74). $)en
Digitized by Google
— 77 —
^rebiger @regor in äRöttting, Bei welchem man nur Xruber'8
Sated)i$men unb ben erften Xf)eil be3 Svenen XeftamentS gefunben
Satte, fperrte erft ber (£rjpriefter Sörg ©raff ju 9ieuftabt fieben
löge lang unb bann ber S8ifd)of oon Saibad) brei SBodjen lang
bei grofjer Äätte ein; er erhielt nur SBaffer unb fdjimmligeS 93rob
unb mürbe noef) fdjlimmer gemartert, bis er ertbtict) auf ernftlidjeS
©egeljren ber ßanbföaft wteber freigelaffen würbe76). „3m anfang
Ijaben wir mit ben puedjern an mer ort fliegen miefjen", treibt
Ätylombner an Ungnab7*). „$ie ift ber fmubt teuffet burd> ba8
biätumb"; aber „ünfere einfettigen, armen priefter Ratten ftdj
ritterlidj"77).
Äud) perfönlict) blieb trüber nicfjt öon Anfechtungen oer=
|a)ont. Äaifer gerbinanb erlief auf SBeranlaffung be3 33ifdjof3
unb ber j£omf)erren ju ßaibadj „fambt anberen pfaffen unb mün;
a>n" am 30. 3uli 1562 miebertjolt an ben ßanbe3f)auptmann,
ßanbeSoerwefer unb SBifcttyum in ßtain ben SSefe^l, Xruber,
£f)fombner unb Slnbre ju oerljaften, an bie £anbe8bef)örben, it)n
nidjt $u befdjufcen, unb an ben ^Hatt) ju Saibad), if)n uidjt pre=
bigen $u (äffen unb nidjt in ber ©tabt ju bulben. 9iur burd) eine
Snteroenrion beS £anbe8au8fd)uffeS mürbe biefe ©efatyr für jefct
obgetoenbet78). 3m SKooember braute ein Äammerbote erneute
taif erliefe Befehle au8 5ran!furt: an ben 2anbe8f)auptmann unb
ben 93ifd)of, bafj fie bie armen Seute im @pital anweifen foHten,
bei ber alten Religion ju bleiben unb jur SReffe ju geljen; „wo
fie fid) ntcr)t weifen laffen, foll man fie aus bem fpittatl froren;"
an bie SßeTorbneten ber fianbfcfyaft, £ruber bem ©ifdjof jum (£ja=
miniren ju ftetten, unb an ben 93ifd)of, Araber ju ejeaminiren unb
bem Äaifer 99erid)t $u erftatten79). Unb als Xruber einmal auf
SBunfct) mehrerer (Sbelleute auf ©djlofc SBilwin geprebigt fyatte,
broljten bie „pfaffen, beren üil baljin Junten finb", ir)n ju er=
Xro$ aller Verfolgung aber arbeitete Xruber unerfdjrocfen
fort, felbft aU auf Änftiften be8, wie e3 ftfjetnt, etwa« intriguanten
Stephan Sonful, mit beffen Ueberfefcung Xruber nid)t recr)t ju-
frieben war, ein emfter ßonflict mit Ungnab, Äfjlombner unb Än=
bem auäbrad). —
2)ie Ueberfefcungen würben bamals meift in ßtain angefertigt,
unb jwar unter mehrfacher reger Beteiligung. @o würbe j. 8.
Digitized by Google
— 78 —
bic $oftiöe ©pangenberg1« (®raf Xf)urn ^atte baju an ÜRathe«
Ä()Iombncr 25 fl. gegeben81)) oon btei oerfdjiebenen ©etten über=
jefet: burdj SÄatthia« gwitf^itf^, ^farrötear ju Sßifino in Sftrien,
buref) ben Pfarrer 3oh- SBeijIer ju Äofftal (Äoftel), bei feljr ge-
lehrt mar (er oerftanb ßatetnijdj, ®rtecf)tfch, 3>cutfd^ unb Äroatifch;
aber „ber wein fdjabt im batbt önb ift gar üngefct)ictc)t ; er mueft
nun fonnber« perfonen haben, bie allmeg auf in fefjen") minbifcf},
unb burd) ben Pfarrer Stfathe« ©duerfchifc oon ÜWitterburg froa^
tifd}. Xruber überfefcte in Saibadj in« SBinbifche, au« bem 2Btn=
bifct)en übertrugen in jeiner Skfyaufung jtoei gelehrte rrabatifche
Sßriefter in« törabatifche unb jmei „Sfrtaben" maren burd) 3obft
oon (Callenberg unb bie SBerorbneten oon $rain jum Slbfchreiben
ber 93erbolmetfcr)ung in« ®lagolitifd)e angenommen82), daneben
mürbe auch in Urach überfefet, mohin Xruber bei feiner SRüdfehr
jroei uSfofiföe «ßriefter, 9flatthe« ^opouicho au« ©erbten unb #an«
9Mefchema$ au« 99o«nien, auf eigne Äoften beljuf« Ueberfefcen«
mitnahm. 3n Urach mürben fte burd) Ungnab unterhatten unb
nach 20 2öod)en mieber nad) Ärain jurücf gebraut84). &nbre füb=
flaoifdje Sßriefter, bie in Urach mit Ueberfefcen, (Sonferiren unb
(Eorrigiren befdjäftigt maren, finb ©eorg 3wtff<hüW)85) unb ©eorg
Suritfchitfch, meld) legerer oom 3uli 1562 bt« 1563 an ®efmlt
100 fl. nebft freier SReife oon Ärain unb jurücf erhielt8*).
©o entmicfelte fid) ein überaus lebhafter 9Scrfct)r jmifc^en
Ifrain unb Urad), inbem bie in Ärain angefertigten Ueberfefcungen
nac^ Urac§ eingetieft mürben, bie Inet hetgeftellten aber fortgefefct
nach ^oin gingen, um bort burd) ©pradjfunbige geprüft ju merben,
efje fte jum $5rucfe !amen. ©chon bie erften Arbeiten Xruber1«
maren burch eine ßommiffion in Ärain geprüft morben. (5« mürben
au« aßen Vierteln be« Sanbe« bie gelehrteren ^ßriefter, auch biel
„fhrabbatifcher pfaffen" berufen, um ihr Gutachten abzugeben,
„mouer anberft bie getftlichen peü ber Hmo. m. nit fürpiljen onnb
peü ber tf)aü. m. bie furgenumen pefichtigung ber puecher meeren."
5)ann tönnten ©tephan ßonjut unb Slntoniu« ©almata ihre Arbeit
nach &er Xruber1« juftificiren laffen87). Unb auch &n*- Xalmata
hatte fchon, ehe er nach Württemberg ging, in ßaibach Sonful'«
Arbeit corrigirt88). 9Kan hotte felbft ein (Exemplar nach SSenebig
in bie Xruderei gejdntft, um „ju erforfchen, mag oon bifen
brudh ha^en//89). - Bot 1. 3onuar 1563 jchlofe ©tephan Gonful
Digitized by Google
- 79 —
in SWitterburg mit 3oI). gabianitfd), bcm SBicar ju üttitterburg
9Rattf>ia« 3ttitf(f)itfd) unb granci«cu« Pfarrer ju ©aflion,
einen Skrtrag baln'n ob, bog fic ben jroeiten X^eU be« 9teuen
Xeftament« mit it)m conferirten unb corrigirten unb hierfür fottrie
für fpätere Arbeiten pro Sogen oier ßreujer erhielten90).
3m ©erlaufe ber 3eit beabftdjtigte Ungnob feine Unter*
nefratungen nod) über ben urfprünglidjen 9M)men au«jubef)nen,
inbem er aud) nod) anbre flaoifdje ©proben herbeizog. Am
12. Suli 1562 t^eilt er bem £er$oge oon Sßreujjen mit, bafj er
Eut^er'Ä ßatedji«mu« aud) ütthauifd) bruefen molle91). öielleidjt,
um bie 2)rucferei bei SRanget an üRanufcript ju befdjäftigen,
bruefte er aud) italienifdje Ueberfefcungen. ÜKit einer Partie l)icr=
üon ging ©tepfwn Sonful im ©ommer 1564 nach Safel, um bie
Serfenbung nach 3talien oon t)ier au« ju betreiben. $och mar ber
§erjog oon SBürttemberg bem entgegen. @r fdjrieb unter bem
10. ©ept. 1564 an Ungnab9*):
©ooiel ban bie bruderen belangt, fjaben mir Oon f)er$en gern
gehört, ba« big hochnufclid) merd ber crabatifchen, ^iruQtfo^en unb
jeroifd)en fprad)en be« allein feeligmadjenben roort« ©otte« alfo
Don ftntten geet. . . . $a$ aber fold)e« alle« andj in ber melfd)en
ober italienischen fpraäj füllte gelefen onb gebrudt merben, foldje«
fonnten mir nit für ratsam galten. $ann e« fein mandjerleü,
fpraöpe t in italienifcher jungen, mte aud) in ©eutfdjlanb, jubem
ift bifj ain liftige«, böf onb fonberliä) ju fecten geneigt« gefinbt,
©0 haben aud) mir niemanbt, ber ba foldjer fprad) fünbig feie,
barumb miH un« in allmeg bebendlich fallen, foldje« in Unfjerm
lanb bruden yi Iaffen. ©obann ift aud) beo un« nod) nicht ge;
ratfjen, bafc ba ba« alt onb neuto ieftament foltc in grofjer form
mit figuren gebrudt onb oerfertigt tuerben. 3Dann e« mürbe oiet
barauff laufen onb müefcte ein fold) bued) alt onb neum teftament
meniger nit bann omb 5 gulben oerfaufft merben. 2Bo nun ber
oertrib möchte fein, ift rooljl ju bebenden. 35ann 1000 ejremplar
auf ba« menigift mit bem oerfieren 4000 fl. coften mürbe. SDarumb
leere onjjer« erachten« bi« merd nod), bi« man bie anbere buedjer
oertrieben Onb man mit gelt miberumb ain gefaxte hanb haben
möajte, einjufteüen. —
©0 fc^rttt Ungnab'« Unternehmen rüftig oormärt«; aber bie
Soften maren auch ganj bebeutenb. 3)enn, abgefel)en oon Sruber,
ber für feine Arbeit feine Vergütung beanfprudjte, mußten ja nict)t
aüein bie in Urach burd) bie Skuderei unb ben ©erlag überhaupt
oerarfadjten Soften, fonbern aud> bie nicht unbeträchtlichen ^Beträge
Digitized by Google
— 80 —
für SReifefoften, Xranäöort ber SBücher ic. gebetft werben. $rofo
bcr grojjartigen Unterftüfcung burd) $erjog (5t)riftopr) oon 2öürttem=
berg, melier aufjer anbern SBortheilen jährlich 300 fl. anwies95),
mufjte bod) Ungnab noch oiel oon feinem eignen (Sinfommen $u=
fc|en. (SS mu&te tym ba^er ju grofjer ©efriebigung gereichen, bafc
if)m noch oon anbern ©eiten Unterftüfcung ju 5£^eit mürbe. @iner
ber oornefjmften Oönner beS Unternehmen«, ©rj^erjog 2Rarjtmlian,
Äönig oon Söhnten, wie« jur görberung beS froatif^en S)rucfS
400 f(. on mit bem (Srbieten, wenn bieS ntc^t ausreichte unb man
ir)n baran erinnerte, bis 1000 fl. ju geben94); aber „man borfft
nit oit baroon fagen" r)atte SRajimilian'« Dberfthofmeifter ßfyriftoplj
t>on ©ifcing geäußert95). S)a biefe ©umme nur nach unb nach
jur ÄuSjahlung fam, fo gab fie ber Staufmann SBolfgang Rätter
in Augsburg oorfchufeweife ^er. „Sto ©eorg SBifler buerger onb
bued^anbler ju Slugfourg Wirt bie 400 thaller Dom ^errn ^atler
heben onb ju Bübingen erlegen tmb richtig machen. Staffelbft hat
er in ber truetyereg einer wittfraw*) fein fyanM onb oerlag; bie
mirt man e. g. aufteilen"96).
$)ie £anbfct)aft oon Ärain bewilligte 100 Xfyaitx, bic oon
(Steuer 100 fl.97), bie oon Defterreid) 100 fl., einige Nürnberger
gaben 7 1 fl.98), auch untcr oen SBiener (Sbeüeuten unb Stauflcuten mürbe
gefammelt. 3m $erbft 1561 tiefe Ungnab feinen ©taHmeifter §annS
$>offman eine föetfe an bic $>öfe ber beutfehen proteftantifcr)cn
Surften machen, um biefe unter Ueberreid)ung eine« ©Treibens
oom 16. ©eöt 1561 unb oon (Sremplaren ber bis bat)in ge-
brueften 33üd}er ju Beiträgen auf juforbern. darauf gingen folgenbe
©penben ein: ^3t)ttipp fianbgraf oon Reffen gab 200 %^a\tx mit
ber SluSfidjt auf met)r, wenn ein 3eber pro rato unb nach feinem
Vermögen baS ©einige baju thäte; Joachim gürft ju Inhalt
12 Zfyaitr; 3ohann Sttarfgraf ju 93ranbenburg 100 fl. meifjnifch;
^erjog Wibrecht oon ^reujjen 100 p. (aufjerbem ein Storlehn oon
600 fl. unb als ®efd)ent für Ungnab ein föofj); SBolfgang JJürft
ju Inhalt 30 Xhater; «uguft turfürft oon ©achfen 200 fl.
Orofchen, auf bem Sttarft ju ßeipjig ju jahten („ömtb begeren
gnebigft ir wollet mit oteifj anhalten, bafj bie biblia onnb boctor
*) «Ifo bei Ulr. 2RorI)art'g ©itttoe; eine anbre «udjbruderei gab e«
bamal« in Bübingen md)t. ($iefe ©teile foric^t für Steiff'* «ngabe.)
Digitized by Google
— 81 -
Sutfjeri Ijaujjpoftill onb nit etwa befj rottengeifts Sflirici tractetlein
imnb Jdjroermerei förberlicfjft mög inn bcrurtcn jpradjen ünuer=
fetfd)t gebrucft önnb gefertigt merbenn. SBnb roaS für bücl)er inn
joll^en fpradjenn aufjgefjen, bauonn wollen önnfc ibeSmalS ein
tremplar in onfer f)of libere aufliefen"). Vorläufig au3toeid)enbe
Äntmort erteilten Sodann griebridj ber 2ttittlere, ^erjog jn Saufen,
3oad)im ßurfürft öon Söranbenburg (roegen StuSfteuer feiner Xodjter)
unb Barnim $er$og Don Bommern100). (Vettere 100 Xfmler
jpenbete 1563 ^ßljilipp fianbgrof üon Reffen lül).
3m 3al)re 1563 fdjicfte Ungnab abermals um $ilfe aus.
Stephan (Sonful machte mit einem Schreiben unb (Sjemplaren ber
£rucfe bei ben etmngelifdjen föeicf>Sftäbten eine SRunbreife, beren
grgebnife folgenbeS war. Dürnberg gab 400 fl., SRegenSburg
50 fl. rf)., Rotenburg an ber Sauber 100 fl. an $ufatengolb,
Ulm 300 fl., ßaufbeuren 40 Sljaler, Sinbau 60 $f)aler ä 17 93afcen,
Kempten 50 ©olbgulben, üflemmingen 100 fL ju 60 fr., SReut=
lingen 30 fl., JJranffurt 200 fl. k 15 SBafcen, ©trafjburg 400Xf)aler
Ungnab f)atte ben gürften unb 9fteitf)3ftäbten üerfprocfyen über
ityre Beihilfe gute „raittung" abzulegen, ebenfo bat er ben $erjog
oon SSürttemberg um Slbnafjme einer folgen108). <£r legte benn
aud) jctyrlicf) öor Beauftragten ber Uniüerfität Bübingen Slec^nung ab.
©eine 93erlag3tf)ätigleit mar im beften ©ange, als fte ein
plöfclidjeS (Snbe fanb. Slm 27. $ecember 1564 ftarb er bei ®elegen=
tyeit einer SReife in SBintrifc in Söljmen, nadjbem er noef) auf bem
Sterbebette feiner ©ema^lin baS angefangene SEBerf als „feinen liebften
©djafc" empfohlen fmtte104).
(SHnen Ueberblicf feiner SBerlagStfjätigfeit in ben Sauren 1561
bis 1564 giebt bie folgenbe Ueberficr)t 105).
. . SJcrfanbt nadj 3n Urad»
»■W- 2atbc$: «tllad): «Bien: 15*4 noch öortatfcifl:
(200 ^robjettel, glagolitifa^. 9iürn*
berg 1660.) ? ? ? -
2000 Slbecebarium, froatijd) (glagoü=
tijdj). Tübingen 1561 1018 — 500 311*)
2000 ffatedjiSmuS, ftoatifd) (glogoli--
tifä) mit SSorrcbc an tönig
SRapmilian. Tübingen 1561 . . 1200 700 10
300 ^robaetteUnriaifd). Urad)l56l**).
*) Rufjerbem an ben 93ann8 oon Kroatien, $eter trafen Don ©berau,
50; aj^(grifiopb, frreüjetrn öon Ungnab in 2Bara3btn 50 (Sjemplare.
8r4u» f. ®ef*. b. «ratfdjen »ud)l>. Vll. 6
Digitized by Google
— 82 -
Berfonbt nod» 3n Uro«* tl
«uflflfle: Soibodj: 8üla$: «ten: 1ÄM nwft »ortättng:
2000 «becebotium, öjriüiW. Uw* 1561 1090 - 700 90
2000 ffatedjiSmu«, coriflifo) (Xü*
bingen?) 1661 "29 500 237
2000 SReueS Xeftament, froatifä (glago*
litifö). l. Xb,eil. 3Rit ffiibmung
1000 «fceflelben 2. X$eil. Xübingen. 4. 170 — 115 687
1000 $eue$ Xeftament, froatifä (cörifc
lijcb,). 2 Steile. 9Rit SBibmnna.
an 3Bolfgana Sßfaljgrafen bei
9tf>ein. Xübtngen 1563. 4. . . 50 230 - 292
1000 Loci communes, froatifcf) (ctiril*
lijA). mt Sorrebe an Äönig
SRajimilian. Bübingen 1562. 4. 39 73 350 497
1000 $iejetben, ftoatifd) (glagolititö).
9Rit «orrebe an Shtrfürft Nuguft
üon ©attfen. Bübingen 1662. 4. 244 310 62 317
1000 «ugSbiirgifttje ©onfeffion, »in*
bifdj. wit «orrebe an fcerjog
e^riftop^ üon SBflrttemberg. fft«
bingen 1562. 4 810 443 - 150
1000 Diejetbe, troatif^ (glagoUtijd)).
SRit «orxebe an 3otyannöriebn$
ben Mittleren unb Sodann SBUbelm
^eraogcsuSa^cn. (Ura$)1662. 389 174 46 307
1000 Xiefelbe, troattfef) (cötitlifd}). 9Rit
»ortebc an Wlipp 2«nbgrof au
fcefien. (©benba) 1562 46 100 494 312
1000 $ofttfle (natfi Sutfyer, 3Relan$tf)on
u. ©renj), Iroattfö (glagolitiid».
mt «orrebe an §er$og ßfjriftop^
oon ©ürttentberg. Bübingen
1662. 4 167 71 206 483
600 fciejclbe, ttoatifä (cöriaij$). 9Rit
«orrebe an Hlbtedjt ben kelteren
^artgtafen ju ©tanbcnbnrg. Xu*
bingen 1563. 4 40 71 — 360
1000 SRattt)ia$ «nlber'8 $rcbigten öom
$agei(ftoati^(giagolit.).1662.4. 500 - 100 269**)
500 Beneficium Christi (au8 bem %ta*
Uenzen), troatifö (glagolitift^).
Bübingen 1563 200 100 — 190
1000 ©eiftiiay ßieber, tDtnbifd». Xü-
bingen 1563 500 200 40 176***)
400 «ugdburatfäe fconfe jfion, troatifö
(mit lateinijd>en Settern) — — 41 V
*) flu&etbem an $eter ©tafen Oon Cberau 25, an «$riftop$ üon
Ungnab 25 er.emplare.
**) hierüber an Sfjriftopf) oon Ungnab 140 (fcremplare.
*) «n ttljrijiop!) oon Ungnab 80.
f) $ie übrigen nad> «üladj.
Digitized by Google
— 83 -
ÄufIttfle: 8aiba®7Ä£?*»ifn: 1564 ?o$ »™?au>ifl
400 Sutfjer'ä fleiner M atedndmu*, fro*
otiii (mit lateinifäen Oettern) ? ? 66*)
400(?) £ird)enorbnung, minbifc^.
? ffifirttembeTgijdjeÄirdjenorbnung,
rroatifä (glogolitifdj). Bübingen
1664 l0i).
? SKefelbe, troatif^ (mit lateintfaen
Settern). Xübingen 1664.
y Apologie bet ÄugSburgifcben ßon:
feifion, froatiid) (mit lateinischen
fiettetn). Bübingen 1664.
i ^ieielbe (mit glagoiit. Settern).
<Sbenba 1664.
2Iu Berbern an italienifchen Druden:
1000 StugSburgijdje CXonfejfton. lü*
bingen 1662.
600 Apologie bet Äug&burgifdfen (£on=
feffton. febenbo 1663.
1000 üut^er'S fleiner ttate^iämu«.
Cfbenba 1562.
500 3)eT 51 unb 180. $falm.
$ie $)ifferen$ in ben Summen finbet ihre Srflärung jum
Xfjeil in bcn 2>ebication3= unb ©chenfejremplaren. ©8 müjjtc
übrigen« auffallenb erfdjeinen, ba| bie eine treffe in Bübingen
fo oiel geliefert hoben Rollte, währenb aus ben jwei Urachern nur
bie SJcmberjahl ber S5rucfe hervorgegangen wäre; man barf aber
wohl annehmen, bafc ©djnurrer, ber nur einen Xt)eil ber $)rude
gefehen f)at, bisweilen bie DrtSbejeicfjnung ber Sorrebe mit ber
5)rucfbeäeicf)ming öerwechfelt hat.
©o eigenartig, wie baS ganje Ungnab'fdje Unternehmen, war
auch bie Verbreitung {einer SSerlagSartifel. Üftit bem 93uchhanbel
ftanb Ungnab nicht in birecter SBerbinbung; benn wenn auch ®forg
®ruppenbach einen ber SBüdjer auf bie granffurter 2Reffe
gefcfncft \)ailQT), fo wirb baS SRefultat bod) fdjwerlich ein nennen«^
wertrjeS gewefen fein. 2Ber ^ättc auch °<>rt oie in unbefannten
Sprachen gebrucften ©üdjer taufen f ollen? 3n förain gab eS noch
(eine eigentlichen 93ucf)f)änbler. 3hre Sreoiere unb üftefcbücher be=
jogen bie ©eiftlict)en gröfjtentheils öon Sknebig l08). 9cun gab es
jwar, unb baS ift für ein Sanb mit fo geringem literarifchen 93e=
barfe merf würbig genug, eine größere $ln$af)l oon ©uchführern
bort unb iüar)rfct)einlict) fdjon feit längerer Seit; benn fie werben
*) Der gröfete S$cil nad) «iHadj.
6*
Digitized by Google
- 84 -
fo nebenher als etwas 93efannte8 erwähnt. $a$ waren aber jcbcn=
falls Heine, meift unfidjere Seute, öteHeiä^t fat)renbe Krämer, bie
auf it)ren £aufirjügen burdj ba3 2anb gelegentlich aud) S3üd)er
oerfauften. 2tuc^ 93uchbinber gab e3 nid)t; unb wenn §err oon
SRabic« ben Seonfjarb Stegmann in Satbad) al« 93ud)hänbler an=
füt)rt, fo barf man biefe Angabe wof)l faum als begrünbet auf-
nehmen. 9cad) allen Nachrichten, welche über Stegmann oorliegen,
war er ftdjer nur ein 93ud)binber, ber natürlich auch mit jolchen
non ihm eingebunbenen SÖüchern rjanbelte, welche überall in ben
§änben ber 93ud)binber waren. (Shr oerfuc)r auch ganj fo, wie bie
33ucf)binber j. 93. in 93re8lau, in SRiga unb an anbem Orten109),
inbem er bie ihm $um 93inben übergebenen 93üct)er liegen liefc, um
feine eigne SBaare beffer abjufefcen — ba8 93uct) unter bem Schübe
beS (SinbanbeS — unb bie buchhänblerifchen ©oneurrenten, in biefem
gaüe bie Agenten Ungnab'3, jurücf jubrängen. Äud) bafj er „feiner
©efchäfte halber" fidt) nach 2lug8burg begab110), tann nichts beweifen.
3unächft fann er beabftchtigt haben, brausen Sinfäufe an bem ihm
£U feinem $anbwerfe nöthigen 2Jcatcrial, 5. 95. Pergament, ju machen,
welches er in förain fd)werlid) fo leicht erlangen fonnte. SDann mar auch
Augsburg ber befte Ort, fidj feinen 93ebarf an 93üchern (abgefeejen t?on
ben Ungnab*fchen) für fein 93uchbinbergefchäft ju beforgen. $ort mar
ber bebeutenbe ®rof$fortimenter (SJeorg SBifler etablirt, ber ja felbft
auf ben Xiteln feiner brei erften 9Jceftfataloge fagt, baf? bie oon ihm
aufgebotenen 93üd)er „ad exterorum Bibliopolarum omniumque
rei Literariae studiosorum gratiam et usum coemti et venales",
mithin auch für SBieberoerfäufer beftimmt waren. 3)a{j ber fo
bebeutenbe ®efd)äft3mann, ber $. 93. auch in Bübingen (f. oben)
eine giliale unb in SBien „feinen $anbel hatte" (e* hatte aud)
einen „Liener" bafelbft), ber allwöchentlich üon Augsburg nach
SBien 93oten abfertigte111), bafj ein folcher SUcann bem 93ud)binber,
welcher fonft feine beffere (Gelegenheit hatte, fict) SBaaren ju üer=
fdjaffen, nicht unbefannt war, ift natürlich- Gelegentlich biefer
Steife hatte fich Stegmann burd) Xruber beftimmen laffcn, üon
Augsburg über Urad) ju reifen, um an Ungnab 9Jcanufcriüt unb
9Jcittf)eilungen ju überbringen; bie 3et)rung bafür war ihm ju
Oergüten 112> ßS war bieg alfo nur ein gewöhnlicher gelegentlicher
93otenbienft.
SU8 Sermittler be3 93erfauf3 bienten mehrere ber Sache er;
Digitized by Google
- 85 -
gebene ^ßrioatteutc, jebenfafls oon früher f)er fotoof)l Xruber als
Ungnab al8 ttrittig unb juoertäffig befannt. Rur ftrain mar bet
§auproermittler, ber $auptagent, wenn man fo fagen barf, ber
fianbfäreiber SRatljeS Äfjlombner in Saibad). Cr mar einer ber
eruen JoejorDerer Der ütC|Ormation Dort getoejen, in jetnem $au|e
fanben gufaimnentünfte eoangelifdj ®eftnnter ftatt 113) unb nod)
fpäter nrirb feine SBitttoe eine „fdjarfe ^ßroteftantin" genannt114),
ttfjlombner fdjeint t)auptjäd)lirf) an Unteragenten abgegeben $u fjaben ;
bod) oeTttjeilte er and) einzelne (Sjemplare. $)urd) Slmbr. grötia)
m SBien trotte er $. ©. im Safnre 1561 im Stuftrage Ungnab'8
102 „abecebari" erhalten, bie er ausfeilen motlte. gerner r)atte
er „410 fljate. auf ©ant Seit gefdncffjt, 100 püntnen (gebunbene?)
^ab idj t)em Äfnäl gebn onb fonft f)ab id) an ber granifc aflent;
falben in bie 100 au&tattt onb oerert"115). 3n bemfelben 3af)re
t)atte er 100 $ated)i$men binben taffen, bie er einem „fljramer"
(alfo xoofyl 93ud)füfjrer) in 9Röttting geben tootlte118). 3m Safjre
1562 f)atte er bie froatifdjen ÄatedjUmen üetu)eitt: nad) ©t. Seit
410, nacr) 2Höttting 200, an Jtytftt 100. Uebrig t)atte er nod)
60 ©semplare. S5ie jtoei gäfjdjen mit cnritlifdjen tagen nod)
in SBiÜacr); SRiemanb mußte, rote er bamit tjanbeln foflte117). ©päter
fajeint baS §auptgefd)äft in anbre £änbe übergegangen ju fein.
Huer) Sobft oon Callenberg, ber SanbeSoenoefer oon ftrain,
unb bie SBerorbneten ber Sanbfdjaft in $rain bemühten ftd) um
bie Verbreitung, ©ie oerfpracfjen bie ©üdjer orbentlid) au8ju=
feilen unb ben ettoaigen Q£rtö8 gebüfjrtid) ju oerredmen118). 2tt8
@efcr)enf rjatte Ungnab oorf)er an (Callenberg „ben luftgartten ber
feefle onnb bie crifttidj beffjantnufe be8 3of)anne ©otoani, befj=
gleiten bie fdjrifften ber dwr onb furften ju Naumburg ber retigion
falber gepflegten tjanbtung" gefdjuft119). ÜRit ber Verbreitung
fpeciett beauftragten bie Verorbneten ifjren ßriegSfecretär gabian
ftirdjberger120;, ber u. St. über 30 (gyemplare beS Sfteuen ^efta=
ment« an etliche ^ßriefter unb „framer" in ÜKöttling gegeben
fjatte1*1), auc^ Vüt^er an $f)tombner, an 3^44^14 uno on
$arbo, ben Hauptmann oon giume, abgab122).
$)er 93anu§ oon Kroatien, ^ßeter ©raf oon (Sberau, oerfprat^
9teicr)faas görberung beg „c^rtftti^en unb guten SBerfS", fooiel fte
i^m möglich123). (Sbenfo erttärte ber Hauptmann oon gtume,
gtanj ©arbo ju äöajenftein, fit^ jur görberung bereit124). 5)er
Digitized by Google
— 80 —
Vermalter (^ßfarroicar4?) §an« $>rinoua$fhi i^rcnoucjij ju 2Wött=
ling lieb fid) bereit er Hären, allenthalben im ßanbe ausrufen ju
laffen, bafj, wenn foldje SBücher fjmfämen, man fie SRöttling
ju !aufen finben mürbe m). S)ie oerfdn'ebenen anbern ^erfönlid)=
feiten aufzuführen, meiere für bie Verbreitung tt)ätig maren, ift
hier nic^t ber Ort.
$ie ugfofifdjen „münch" hotten ftet) ebenfall« nad) ihrer 9iücf=
fet)r au« Urach erboten, „mann man inen ain anfcal buecr)er onnb
e^emplar be« neuen teftament« in cirulifcher ipradi getruefht jue=
ftetlet, ba« fie baruber ir leub«gefar mögen onb biefelben in Soffen
(93o«nien) onnb berfelben ortten anbringen tmnb oerhannblen
moUten"1*6).
ÜRan fuchte überhaupt oon ftrain au« nach näher ober ent=
fernter gelegenen Sftachbarlänbern &u mirfen. <3o fdjreibt Äh^mbner
an Ungnab187):
j£»iet)cr haben mir jum anfang 500 eremplar genueg, pi& jich
ba« toefen pafe einreift. (£. g. toaife bie griffen granife onnb grofje
toranneb/, naä) $)almatien in ben mer fteüen ift bannoch mer
polijeö, ba man nit alfo oielnfcb onnb on fchrifft onnb gort lebt.
SSnnb üon benjelben orten mag e« aläbann eintoert« in bie anberen
fhünigraich onnb lanb {tätlicher geen.
$)erfelbe hotte 1561 „ir etlich auf Venebig oerorbnet; oerlmf
tooH ain thauf pefhumen"1*8). @r f erlägt überhaupt ben 2öeg über
Venebig oor"9).
$ie pefet oerfilberung wirbt feon auf Venebig. $ahin fhumbt
aufc gannfc ©ricdjenlanb, Stöorea, föogu«, fcalmatien, (Sonftantinopl
onb anber oil oolfh«; bann e« hat ber orten oil ftöt onb ain
jimblidje cuulifdje manfehafft, bie ain gueter junter fein merben
in gannfcer Xhürfheö. @. 9- mag auch ben herm %ilt)ct pömegen,
ber hat bienner 5m Gonftantinopl, Slleronbria onb allenthalben,
burch bie wirbt e« fürberlich geen. %n ounfern tail auf SBoften
(Vo«nien) ift e« noch gfroren, aber wirbt auch gmadj« entleimt.
Sn einer Sßachfdjrift fügt er aber fyniu:
3Rit ber oerfilberung acht ich «a£h foi* uor auf Venebig. 9lach=
bem aber ber ftifher ü«b anber ir haut onb guet fürchten onnb
ba« e« anfang« ain puff laiben muß, ratt ich *• fl- petoeget ain
armen fdjroper, ber nit otH jm oerlieren hat, ber fueret bie gattung
oben ein auf Venebig mit wenigem coftten barfuer onb meutt (?)
hielt im teutfehenhau« fail. $artn barff man nit alfo greiften
Onb fo man tourb fehen f^tta. m. bebicirung auch herzogen« oon
Digitized by Google
- 87 -
©iertenberg juelag beS bruffjS würben ft) nit alfo barcin fallen;
gejdjedfS aber, fo würben bie fünften in gantS ©rieajenlanb auf;
Riegen onb bie frage erft groß machen.
©elbft iRufelanb fafjte man in« Sluge.
(£. g. werben on jweiffl bie frag auff 9flojdjfb,owit and] geen
laffen; an bie SRafcen, ©irffen onnb $ofdjega mag e. g. burd) ber=
felben fun Ijerra Sriftoffen audj bie fad>n fürbern onnb burdj ben
grölidj auff ©ibenwurgen onnb berfelben enben130).
9ßadj Xrieft wagte man fid) nidjt
$)aä man aber bie puedjer in ainer großen anjatl gen Xrieft
onb ber ortten legen foll, fluni id> nit rotten, bann bie pifc^öft
mügen bie an benfelben ortten, weil bie oerffjauffer berfelben enn*
ben Amin ftodr) Ijaben ftmnen, oill eb,e tyeben onb arre&tiern
alte b,ier131).
dagegen wirb oorgefdjlagen, nad) ber Xürfei über giume
mirfen.
55er oiedjer falben juuerfilbem maifc idj ber ennben nit, ben
oon b,ie au* pi& in bie Xurfljei, wo bie Xurfljen mit fjaufc Wonnen,
iß e3 numalS laiber atteS öbb, aber meid bie ourger jm ©onbt
SBeitt am plannt ir tmnbtirung ober mör als auf SdjibanigHj,
Xrogier onb forbt auf JRogufe tyaben, eradjte id), wan e. g. bem
Ijaubtman bafelbft 5m ©ont SBegtt gefdjriben, er würbe e. g.
gerinnen biennftlidjen wiüen erjaigen1M). —
3n SBien war SlmbroS gtölidj tfjätig, ein Bürger bafelbft
unb, wie ©djnurrer fagt, !Rat^gr)err. Äoftrentfdjitfdj bejeidjnet
ilm183) als 33ud)f)änbler — aus meldjem (Srunbe, ift nidjt erfinb=
lidj. 3n SSien gab eS bamals, abgefefyen oon ber Sefuitenbrucferei,
nur folgenbe 83ud$änbler: SofyanneS ©ingreniuS, Sfluf). ftimmtx*
mann unb iRap^. #oflmlter (@frjetu8fi),S4); als 93ud)füf)rer finb
um 1560 nur befannt: (ÖJeorg Sberlmrt,) ©tepf). £>öfd), 3of. ©auer,
§anS 3an, Talent. ^ßrefiltyo unb fieop. Shtäbl135). Die einzige
©teile, aus ber man fdjüefjen fönnte, ba& grölidj $udjf)änbler
gemefen wäre, ift bie, wo er 2Kid>. Simmermann als „unfer 93uc^
bruefer" bejeidmet136); bem äufammenlwnge nad) ift bamit aber
nur gemeint: ber ©d)riftfefcer fann nodj nidjt ju eud) fommen,
weil er unferm SÖudjbrucfer (l)ier in SBien) bis jum 1. ©eptem=
ber gu arbeiten oerpflicfytet ift. 2lud) aus ber fpäter ju erwäfjnen=
ben @Tjäl)lung oon ber §auSfucf)ung bei ©ebaftian grölid), feinem
Senoanbten, gef)t f)eroor, bafe biefer bie 33üd)er in feiner Sßotmung
f>atte, alfo feinen 93ud)laben Ijtelt.
Digitized by Google
- 88 -
SlmbroS grölid) war eS, bcr u. Sl. bie $a^un9 ber Unter=
ftüfcung beS Königs SRarjmilian an Ungnab oermittelte. (£r gab
an ^t>riftopr) oon ©ifcing, ben Dberfthofmeifter bed Königs, jc^n
froati?cr)e Katechismen jur 93eförberung an ben „herrn ©otjane"
unb (Srofcgrafen oon Ungarn187), oermittelte aucf) 1561 bie ©en=
bung oon 102 $lbecebarien an Kf)lombner in fiaibacf). Ungnab
fd)icft ilmt (22. Dctober 1561) „jmaty fafjt ool ciruüfd)er cate-
chismorum auch glagolifcher onb ciruüfcher tafelplätlen" (jeben-
fafls fog. Sßrobjettel) jum SSertheilen, unb jmar ber (Sicherheit
wegen unter ber 5tbreffe bcd König« Sflarjmilian13*). 3m 3uni
1562 erhielt er wieber „ein fogel" S3üc^er mit bem „rrainifdjen"
Xeftament139).
9Son ben SBiener Kaufleuten, „fo teglich omb einanber am
ßuegecff) fein", fud)te er ^Beiträge ju erlangen137). Um bie Sßüdjer
ju oerbreiten, hatte er in SSien einem jeben 33ücf)ergeroölb ein ©jcem*
piax oon jebem 93uct)c jum $erfaufe übergeben, weil „bafelbft oon
allen (anben leut omb buedjer ff)umen""0). $tucf) bie JBerbinbungen
SBienS nach bem Sludtanbe benufcte er, inbem er ©enbungen nach
ber Dölbau, ber SBaladjei, Siebenbürgen, Ungarn ic. machte. 2luf
Anregung beS ©ecretärd Ungnab'3, SBolf, follte er auch (Sjemplare
nad^ ^Dcbrecjin fcf)icfenui).
©wer gnaben wollen ihme ftiölityn auch beuelct) fc^reibcn, bad
er ein jroatt üafe mit buedjern mit elftem gen $ebrijj fchicff) onnb
ba er fie nit Ijette, fo wollend e. g. ime hinab f ducken, boch nhwn
bad maift jirulifch, bann bie crabatifchen bi$ ort« wenig werben
ihren oerfdjleufj hßben. 3<h will auch in bifen meinen raöfen
burch 9?cu§en jiechen, alba ift auch bie jirulifche fprach onnb (grifft
befhanntt, aber inn aflweg innen bie recht niberlag Don wegen ber
großen jarmärfht jur 2)ebrifc georbnet werben mit fotichen buechern,
bann bahin fronten bie SReujjen item bie 9ta|jen oon Semefchwar
Onnb gar aud Sinidj, Dergleichen auch aud bem diäten marfht.
$lber ber X^ätigfcit in SGBien würbe balb ein ßiel gefegt
©ebaftian grölich crjä^lt barüber"2):
Sßachbem ich aud chriftenlicher fchulbiger Pflicht nach meinem
armen onb fchwadjen oermügen gern ben fuedtaphen mit befürs
berung meinem lieben onb alten oattern ober fchwahern ftmbrofien
grölichd fälligen in üerfilberung Onb fünften onber bie leut jus
bringen ber buecher bed neuen bruggd erftatten onb nachgeuolgt
hette,
Sachtem bie fachen bed truggd an bie rö. tfyax). mt. ald funba=
ment Onb phfetifler ber alten religion gelangt ift, maid nit aud
Digitized by Google
— 89 -
ma* ober burdj meldje« Iscariote angeben, bermägen ban bie rö.
fljon. mt. jmen gefanbten ober comissarii al« namblidjen ben §errn
boctor Sber rö. ffjaö. mt. n. ö. regimenbt« ratt) ic. onb Ijerrn 9t.
©obenfcl rö. fljaö. mt. :c. secretari ju etlichen buedjfuerern erfl)unbi=
gung mie ober mo foldje buedjer mären ju^alten au» angnen
munbt gefd)iff)t onb oerorbent, meldje ban anfenglid) $u ainen bued)=
binber Jörnen, alba fic nidjt« funben, aber gleidj mott fid) fo meit
erttjunbigten, ba« folcfjc buec^er beb mir jufinben. darauf fi jid)
nod) ju merem buedjbinbern oerfuegt Onb ba fi nidjt« gefunben,
fein fie auf bie fpur ffjumen nod) ben einem buedjbinber, melden
luiuv onb ftuben orbtöfcling überfallen in feinem abmefen onb fid)
runb ombgejef)en onnb alba ba« neue teftament baib ttjaiü beifamen
gebunben onb bie confeffton auch, loci communes beifamen gefunben,
foldje gefeljen onb jmaö barau« genomen. Sfcadjuotgenbt« jid) in
meine befyaufung oerfuegt, nadj mir gefragt onb nad)bcm idj nit am
fjaimb«, audj fi in meiner ftuben nid)« gefunben, gar in mein tyamer
gangen, atba fi ma« bie neue gefdnffjte buedjer crobatifdjer fpraty
gefunben. 3n bem fam id) aud) anljaimb onb nad) bem jubifdjen
grue« befragten fi mid) ob idj nit ber onb bergletdjen buedjer ijettc.
£a id) fi aber baib oermertffjt, fwb idj innen geantroortt ja, fragten
fi mieuil ber mären, fagt idj, i$ mei& e« nit, fi mären mir allein
auf guette« Oertrauen ju beljaltung geben toorben, fragten fi meitter,
ob ier nit mer oorfjanben mären, fagt id) nain, onb mieuit ier bem
grauen oon 2 er in juegefuert meren morben, antmort id), fljeine«.
Tarauf fi gefagt, ba« ir aber niet maint, ba« mier joldjc« au«
angner bemegnu« bätten, fo aufferlegen mir eudj, ba« ier in namen
ber rö. ffjan. mt. bei berfelben ftraff onb üngnab, al« lieb eudj lenb
onb leben, fljatn« beren roedlj gebt, e« fen mer e« möüe, onb alfo
Eingängen ber ffjat). mt. relation bermegen getljan ober tifdj. 35a
id) aber foldje« ben f)errn fRaib onb Safoar SBenfcler e. g. enbecffjet
• onb mit innen bermegen rabt gehalten, bin id) am brüten tag au«
begern ßriftoffen föaüben ju ben fjerm comiffarien gangen onb inen
angejaigt, ba« bie buedjer aller geftalt onb mafjen, mie fi mir ober*
antmort, mieber oon mier abgeforbert merben. SSnb erftlid) fambt
meinen fdjroagern ju bem Ijerrn boctor (Iber in feine beljaufung
gangen onb nadjbem er mid) abfeit« in ain ftuben fambt meinen
fdjmager gefiert, fjab idj im mie oorbemelt enbedtjt. darauf boctor
Sber, ber fid) aud) gegen mier mie bie üfjarifeer gegen ©riftum er=
jaigte, in aller freunbfdjafft gefagt, ber teuffei fjab im bife com-
mission gebracht, er wolle ainfjunbert, jlja jroatiljunbert bie beften
gutben barum geben, ba« er barin nidjt« oermant märe. @« möchten
etmo ier ffju. mt. oermainen, e« mere fein freub onb froloefljen bar=
über, ba« aber nit alfo fetje, er rooUe, ba« ain ieber glaubte, ma« er
motte, unb ime audj ju rue lie«. @« fege etmo ein fuppenfreffer ober
ftiegentreger oorfjanben, ber etma fünft ffjain genab erlangen fljan,
Digitized by Google
— 90 -
ber wolle fid) alfo juemac^en ünb genab erwerben .... @r wolle
fidj jwifchen tür ünb angel nit fhlemen, es wer3 üatter ünb fun
hjoü mit aim brtcflc gegen einanber richtig machen, ünb fjatt mir
normalen beuolhen ünb auferlegt, beü ier fhaü. mt üngnab ünb
ftraff, baS ich bie beölrnnben möüe behalten, ünb barbei gejagt,
man man euch nicht fo mofl brauet, man §ett e8 euch nit ge=
laffen, fonber üerüöbfchiert ünb meefh genomen, aber mottet fi alfo
bis auf ier mt. ic. weitere üerorbnung beüfjanben Ratten.
$er anbere ßommiffar, Sobenfcl, ^atte „gar grobe rauhe" Stnt=
wort gegeben unb e8 ebenfalls bei ber 5lrreftirung gelaffen.
Sie übrigen gäffer mit rroattfdjen S3ücf)ern „ünb ain fäfjle mit
allerlei buecfjer jufammen gelegt" hatte grölid) an Ungnab'3 „Liener"
fidler abgegeben unb alfo befeitigt. —
2)a mar freiließ 9Mcf)t$ mehr ju machen; benn ftf)on am 24.
3uli 1528 mar in Sßten ben SBudjhänblern bei ßebenSftrafe üer=
boten roorben, „fectifdje" Schriften ju bruefen ober in bie (Srblanbe
einzuführen, unb biefe Serorbnung mar ben 1. Sluguft 1551 unb
ben 25. SDcai 1555 wieberholt morben143). —
Db in SSiUad) Semanb für bie Sache ^erüorragenb tf)ätig
ober ob biefe ©tabt nur ein $)urd)gang3ort mar, ift nicht ju
ermitteln. —
25er bem Ungnab'jchen Unternehmen tf)eil3 förberlidjen, tfjeil&
hinberlichen Umftänbe maren üerfchiebene.
Sßor Willem barf man annehmen, bafe ber ®ifer all ber üer=
fdjiebenen ÖJönner unb görberer nur menig fptte nüfcen !önnen
o^ne ben mächtigen ©chu(} beS Königs äftajimtltan (fpäteren
ÄaiferS 9flarjmilian IL). $)a& ein fo hoher $err, ber bem Xhrone •
am 9cächften ftet)enbe gürft eine oon fo üielen unb fo einflufc
reichen (Seiten angefeinbete 8ad)e mit feinem tarnen ju beefen ge=
ftattete, fte^t wof)l ohne Söeifüiel ba. @3 ift fchon oben ermähnt,
bajj Ungnab an Slmbr. Frölich c*ne Söücherfenbung unter bem
tarnen 2Ra£imilian'S abgehen liefe. Ungnab fdjreibt barüber an
ben flönig1"):
©uerer lt)u. m. thue ich auch ünberthenigift anzeigen, bajj wir
mit bifem üotten ben $lmbrofien Pölich burgern inn 2Bien jmaü
faffel üol obgemelter catechismorum auch glagolifchcr ünb ciruli*
fcher tafelülätlen jufchiefhen, bie er au&juthailen ünb ünber bie
leut Wirt miffen jubringen. $amit aber bife mol ünb fiajer h"^
unbetonten fyab in ben üotten ain offen maufcebl in meinem
namen mitgeben mit bem oermelben bafe ich biefe buechlen e. fhu.
Digitized by Google
- 91 -
m. ünberthenigift jucjc^icfe, bcr önbertt)enigiften Hoffnung e. f. m.
atö gnebigfrer bcfurbcrcr bifeS cf)riftlichen toerfh* tucrben gnebigft
fein miafalen baran ^abcn.
2)ic brieflichen Aeufjerungen aJcarimilian'ä bezeugen überaß
fein lebhaftes unb aufrichtiges Sntereffe für Ungnab'3 <3ad)e. Auch
ber inbirecte ©d)ufc, ben bic öorfichtige SRücffidjtnafyme auf bie be^
tonnte (Sefinnung be$ Nachfolgers beS bat)infiechenben ÄaiferS ge^
mährte unb bie SB. in ber Angelegenheit ©ebaftian grölich'S
beutlich ju Xage tritt, ift nicht gering anschlagen.
@ine ähnliche fdnifcenbe SBirfung berfprach man fid) »on ben
Debicationen an bie dürften ober oielmehr ben an biefelben ge*
richteten SBorreben, mie oben ermähnt morben ift. 2)iefe Vorreben,
tocnigftenS bie nricfjrigeren, mürben übrigeng bor bem befinitioen
Xrucfe ben Setreffenben jur Genehmigung jugefteüt.
SRicht minber anerfennenSmertb, ift baS unentwegte Eintreten
ber frainerifcf)en 93et)örben für Xruber. Sei Gelegenheit einer aber;
maligen Verfolgung, als er fürchtete, man mürbe ihn gefänglich
einziehen, aber „ich to^be im gfchlofc alt)ie nicht lang bet)attten,
fonnber gen 9lom gefchiffjt, ölba merb ich ein malifch f Uppen mit
flifft oermacht aufjrrinfhen mueffen, ben mein nam ift ju SRom fchier
fo moü als 2utt)eri feiigen beraubt onb oerhaft''1*6), oerboten ihm
bie Verorbneten fogar, bor bem mit ber Unterfudmng beauftragten
EanbeShauptmann ju erfcheinen. SBenn man fyittin auch eincn
SluSflufj ber (£iferfud)t jmifchen ben 2anbeS= unb ben faiferlichen
93et)örben erblicfen barf, fo jeugt bodj baS Vorgehen ber erfteren
für baS gro&e Sntereffe für ihren «Schübling. —
2)ie Antipathie ber fatholifchen ©eiftlichfeit rourbe burch ben
Sifer ber Sßroteftantifchgefinnten aufgemogen. Anbere ^emmniffe
aber lagen in äußeren Umftänben. $>a ift junächft bie Schmierig*
feit unb ©efätjrlichfeit ber Verfenbung ber 93üct)er ju nennen.
Ungnab treibt an bie fteichSftäbte146):
bieroeil man bie (Bücher) ein fo meinen toeg burch bie gotts
lofenn baalspfaffen, tjeuchler onnb aüerleö bergleichen beS teuffei«
hoffgefinb muß fd)io?henn onnb folcheä mit groger geffyar ber buea)er
onnb beren, fo barfcu gebraucht merbenn, tetbd onnb lebend, benen
man auch befehalbenn grofee oereherungen ttmn mu&, bamit fie bie
an alle ortt aufitheilenn, ^abt ir t)erren . . . juerroegen, roa« für
merklicher üneoften in aüen barauf gehe.
Digitized by Google
- 92 -
Xie SBege waren unfidjer unb audj bied üermefjrte ber Um*
mege falber bie Soften unb ©d)mierigteiten. „&uf ©atjpurg"
fdjreibt $f)Iombner an Ungnab147), „ift bcr ftrafj puedjerfjalb nit
am fitfjriften. $er nefcig pifc^of muet. 2ln bcr $ijrembSprudf)en
öffnet man ade«, bamm ift eS am pegten al auf SBien, auf 93iU
lad) onb ^etfjam jufdndfjen".
(£in SRi&ftanb geigte fidj bei ben Uebertragungen ins Shroatifdje.
2Ref)rf ad) mirb geflagt, bafc fid) barin unöerftänblidje, nict)t redjt
froatifdje SBörter fänben; aud) bie Crtfmgrapfne mar nidjt jus
friebenftettenb. Xruber fdjfog beSfyalb bor, ben X)rud au£jufefcen,
bis man paffenbe Ueberfefoer gefunben f)ätte148), unb menn aud)
Ungnab auf biefeS ©erlangen nic^t einging, fo tyatte er bod) an
Üirdjberger ben Auftrag erteilt, mit Verlauf ber froatijdjen 89üd)cr
einhalten, big bie nötige (5orrectf)ett fyrrgeftettt märe 149). «nbre
fagten freilid), an ifjrer ©pifce ©tepfym (£onful, baS mären ein=
fadje Selker, mie fie in jebem 3)rurfe oorfämen unb bie baS Sßer=
ftänbnijs ntdjt Ijinberten.
9lud) bie 2)rucffd)rift bereitete ©djmierigfeiten. $ie SBünfdje
gingen r)ier auSeinanber. ©o meinte SlmbroS Srölidj, bie fieute
öerftänben baS ßürillifdje nidft, man follte beSmegen üiel lieber
mit lateinifäen S3ud)ftaben bruefen; bann mürbe eS aud) mit bem
SSerfaufe beffer geljen150). fcerfelben Stnfidjt mar granj 93arbo:
baS für guet angefefyen morben, baS bie euerer mit lateiniiajen
puedjftabcn gebrudljt »erben foüen, märe mein ratf) aud) barjue,
bann in $5aömatia önb annbercr berjelbigen ortten ml p^rauen
feöen, bie bie crabatifäen pucajftaben nidjt, aber bie lateinifdjen
oerfteen151).
«nbrerfeitS fdjreibt ®raf Oberau152):
2BaS bie öberfdjidfjt prob betangenbt, f^unbt bie öon imfern
roinbifdjen, bie nit gar guett Interner fein tmb beren man bei önS
mentg finbt, auf geftelte iucifc, mie fu e. g. ju brud^en uermannt,
nit mol oerftanben ober gelejen merben, überjenbe berfmlben e. g.
formam mtferer jpradjen gepraudjS, ob* biejetbe alfo möd)t imprimirn
laffen, bannt mödjt etmo frud)t gefajafft werben.
©djmerjlid) mürbe ber üftangel an 93ud)binbern empfunben,
ba ja biefe 93üd)er anberS als gebunben taum oerfäuflid) maren.
25er burd) Xruber mitgebrachte ©tegmann banb, mie fdmn bemerft,
lieber für fid). „SBir merben müffen ein tremen onb guetten pud)=
binter fjaben, ber fid) beS merrff)« annimbt önb felbs bie puedjer
Digitized by Google
- 93 —
binbe önb oerfauffe auf ©. Seit, 9Jcetting, ^ßetam onb Sftcrrcic^,
als ban geet e$ fort". Vorläufig fodte man tum jebem 93ud)
50 big 60 @tücf „fdjlecht" (ichlicht, einfach) in meifc ober fdjtüarj
Pergament binben taffen, bamit bie SBüdjer abgingen153).
$ann fam noch bie Seibenfdjafttidjfeit beä SotfeS in& ©piel,
ba3 leicht oertefct unb bann ber ©adje ber Deformation abmenbig
gemalt »erben fonnte. So fjatte ber Sßrobft ju Schwing (in
vS|tnenj
ftd) fer tt)ilbt onnb onnufc erzeiget, oonmegen ba$ er in ber poftit,
fo e. g. im gefdjictyt, ehoaS gelegen, barin bie geiftlityeit geftrafft
mirt Vermeint«, man er herrn Stephan ^aben mochte, jo motte
im mit einem toldj burcf)fted)cn onnb baS buch oor feinen äugen
in ba3 femr merfen. SJlan folte in ben büdjern niemanb freiten.
2Ban ber bifdjoff folic^d erfüre, fo mürbe bie büajer oerbieten onnb
alle, bie folidje bücher fetten, in ban fefeen; onnb bergteidjen fdjelt
mertern Ott gehabt154). —
3ßa§ enblid) bie gefcf>äftüchen ©rgebntffe oon Ungnab'8 Unter»
nehmungen betrifft, fo hatte biefer atterbingS feinen pecuniären
(Seroinn im Sluge, melmefjr lag if)m bie görberung ber ©adje am
$er$en, fo fein*, bafj if)m im Sntereffe ber Verbreitung fogar 9cad)=
bruef nicht unmiHfommen ju fein friert. ^^tombner ein ©fern»
plar nach SBenebig jur ttnfic^t in bie 5)rucferei gefeiert hotte,
f tfjrieb er an Ungnab185): „©. g. mirb pefinben, fn werben per
contraband nad)brucft)en önb ganj $>almatien anfüllen. $a3 ift
guet, mir pegern Aptin* gewinfj, fonbern ba$ gotte« eer au&prait
werb". Unb mieber fpäter, at« er eine ©enbung nach SSenebig ge=
mad)t hatte15*): „SJcan brüfr)etö nad) onb füllet bie gancj Surften;
mann e. g. nur bie au^praitung tf)uet, baran ift genueg".
2)ie S)rucffoften maren beträchtlich gewejen, fo bafj, tro| ber
ni<f)t unbebeutenben Unterftüfcungen oon oerfehiebenen Seiten , bei
Sd)lu{$ ber ^Rechnung auf ©eorgii 1562 Ungnab oon feinem @igen-
t^ume 1078 ft. jugefefct hatte. $a§ nädjfte 3ahr braute einen
noch ungünftigeren Slbfchlufj. kluger bem 3ahre3beitrage beS §er=
jogS oon SSürttemberg unb einem abermaligen ©efchenfe be3 $ur=
fürften griebrich oon ber ^faty waren feine au&erorbentlid)en s&tv
träge eingegangen, fo bafj bei ©chlujj ber Rechnung auf (Seorgii
1563 Ungnab beinahe 3000 ft. augefefct hotte157;. 3m 3af)re 1564
fteflte fich immer noch ein Sßerluft oon 2445 ft. herauf158).
£ie Auflagen maren $um Xtyil ju h^ gegriffen unb bie
Digitized by Google
- 94 -
©üd)er wollten nid)t retf)t abgeben. $>ie3 log, aufjer in bcn er=
wähnten Uebelftänben, aud) in ben 2$erf)ältniffen ber betreff cnbcn
fiänber. Ungnab fd)reibt borüber an bie beutfdjen ßurfürften unb
gürften159):
60 man and) mit, ba§ baä fundament rfi r i f 1 1 i di c r Icljr ünnber
obgenantc oöldfjcr fronte onnb einwurzle, mnefi man innen bie
tuiciter nidit allein gar wolfaü onnb Otnb fcatbgett oerffyauffen,
fonnber and) 311m tbal ucndienfhen onnb einbinben laffen, bann
fo meber trudfjer, buedjer nod) bnd)binber fjabenn.
©in ät)nlid)e8 Urtr)eil geben bie Skrorbneten oon färain ab160):
(£. g. waifc, ba* (Sfyrabbaten onb 2Binbifd)lanbt fafet oerwuefjt,
oerberbt onnb erarmbt ift. Xafyalben fid) bie buedjer an benen
ortten nidit jo balbt wie in Xeutfd)Ianbt onnb annbem Defekten
reifem ortten oerfdjftefjen laffen, aber mit ber toeöl onnb jetit
möchten biefclben, wann man beren geioon wirbt, bafj abgeben.
trüber fjatte fid) geäußert161), er wiffe nid)t, rote man bie
93üd)er oerfilbem fönnte; man fjabe e8 auf mancherlei 2(rt oer=
fudjt unb oerfdjicft, aber man frage gar nid)t banad). $hid| 9lmbro8
grölid) fc^reibt oon SBien, mit ben SBüctyern get)c eS (angfam.
UebrigenS ging e8 ben fieuten ber Gegenpartei manchmal aud)
nicr)t beffer.
$>aben gteid) unter tyanben be3 neupadjnen carbinaln Stanislai
Hosii, bäpftttdjen nuntii ben ber faöf. mt., bud> confessio ecclesiae
christianae etc. genanbt, baä man nun jum britten mat bradt.
|>atta i&t gebeffert onb ber djriftenljeit ju einem peutpfennig onter;
fein (äffen onb werben ifjr bodj wenig oerfaufft. Sr oorfdntftS
onb oorfdjenfts in anber lanbt16*).
Viele ©jremplare mußten oer(d)enft werben. 2)ie meiften anberu
mürben auf (Srebit gegeben. ©0 !auften bie u8fofifd)en <(taefter
bie oon ifjnen ju oertreibenben ©jemplare nic^t, fonbem nahmen
fie nur in (Sommiffton. $lird)berger, ber oon Ungnab olmefyn um
ÄbTec^nung gebrängt würbe, wagte nid)t bie Verantwortung auf
fid) ju net)men unb wie« fie barum an Ät)lombner.
5lufcenftänbe gingen fd)led)t ober gar nid)t ein. lieber crebi=
tirte (Jjemplare fdjreibt ^lombner168):
2>er p^Ieger jw föodntfd) ift eud) für puedjer 8 bucaten fa^ulbig.
s$f)(eger jw ©rfljenftein 5% f., ^regl am $rant aud) fooil, SRarr.
^ßregl alf)ir 3 bucaten, ^ofepl) pueajfürer 10 f. ongefer . . . .
HJteinc* achtend wirbt ber pued)fürrer au3 Gbarnbtcn allein oon
Sttubnia in bie 80 ftueft) fjaben. 3r wifjt, bafj man oon benen
leuten ben puedjfuerern fjart pejaöt wirbt.
Digitized by Google
- 95 -
2>er ©raf oon ©erin Ijatte burd) ©ebaftian grötid) ©üdjer
erhalten, bie er bann nid)t bejahten wollte.
2Ba§ weitter ber bueäjer falben fo ber $err graff üon ©erin
begerbt l)at, aud) oin grofce anfcal fjatt imc (äffen auf fdjwären
uneoften einbünben, onb ftäfo gefdjrien, man ft nuer einbunben
waren, wolt fö üon ftunban befallen, onb ba wier im bie buea>r
tji ix onb t)er gefuert, aud) imc juegebradjt onb perfonlid) id) onb
ber t>crr Sriftoff 9Raib mit imc gerebt, wad fljalte (jlja wie iä)
reit fagen fott) ongrifdje antmort er bermegen id)impl)lid) gegeben,
toerben e. g Dementen, ©ott oerjeifj imo*164).
Ueber 33üct)crprcifc liegen einige Sßotijen Dor.
SBir tjaben . . . anfangs gebaut ain oneinpunbten pueä) pro
10 pafoen augeben, fo f)at3 aber ber 93ubnia bem puecbjuerer in
ßfjarnbten rein pro 8 pafcen gelaffen. $amit Ijaben wir aud) nit
anber« gemügt, onb mit onferm tyauff bem SBubnia folgen mueffen.
S)ie puedrfuerer b,aben fid) baben etwa« gemarmbt, fo $aben*
tool $m 23 pafcen onb talern geben, aber mir f)aben nit anberS
oerffwuft als obfteet, onb baffelb ift nit einprägt. Ob bie puedj-
fuerer ain weöt guet tag t)aben gehabt, fo werben« einmal wiber
mit eweren puedjern mueffen pueffen165).
(68 fwnbelt ftd> tyer um $rucfe Xruber'8, oietteid)t einen
Xljeil be8 bleuen XeftamentS.) — 2lmbro8 gröftd) fdn*eibt an
Ungnab166), man fjabe befd)loffen, ba8 winbifdje 9teue Xeftament
ungebunben ju 1 fL» gebunben ju 1 Xtyaler ju oerfaufen. SBarbo
fjatte gemeint187),
bie 4. euangetiften Wirt man mügen oerfauffn omb pafcen. 20.,
bie poftil omb ein floren, loci onb augfpurgerifd) confession ein«
omb 10 pa{jen ober meljr onb nad) bem ettlidje priefter reidj ober
arm fein, bie Walifd) confession eingepunben omb 10 ober 12 fr.
Unter Umftänben war man audj geneigt, bie S3üd)er billiger
ju laffen.
©o r)attd aud) att)ie ben onb ümb ünfj reiäje priefjter, bie
c8 jweiffet« on gern ffjauffen onbt pejaüen werben. SBirt fidj aber
etwo einer ober mer onbtcr inen befinben, ber armb onb folidje
puedicr nidjt nad) oöfligen werbt beladen medjt, bemfetben mu§
mannfj aber leid)ter taffen, bamtt nur gotteS eer beförbert onb
baS arm pöffl beftattlidjer onbterwifen werben168).
©o ift e* leicht er!tärlic$, bafc ba« fflefultat in geföäftlityr
SBejiefjuna, ein ungenägenbe« fein mufjte.
Digitized by Google
- 96 -
Ungnab tyatte bie gortfefcung feine« SBerfS feiner (Semafjlin
empfohlen; aber aud) fie ftarb jdjon am 16. 9cooember 1565.
fttoax oerfpradjen feine ©öfme, $anS unb ßubwig, baS SGBerf iljreS
Katers fortzulegen:
mit ber fjilff önb gnab gotteS baffelbig fortzutreiben onnb tnnS
toerffj &u rieten, atfo baS nit allein bie jejjt getrudljten buedjer an
benen orten, ba manS oerfteljet, oertriben onnb onter bie leutl) ge=
pradjt, fonnber aud) mit ber jeit mefyrer trugen ju laffen onnb
bemjelben mit onferm Ijödjften oermögen nad)jufe&en, aud) euerer
onb ber djurfürften onnb annberer ftenbt mit weiterer contribu-
tion als üiel immer muglid) ju oerja^onen gebaut169).
SRad) bem Xobe ifjrer 9ttutter fdjeinen fte aber bod) baoon
jurücfgefommen ju jein.
3)ie Ueberfefcer jerftreuten ftd). Stephan Gonful unb $nton
Halmata blieben nod) furge Seit, oerliejjen aber im ÜKärj 1566
ebenfalls SBürttemberg l7°).
SßaS aus ben bei Ungnab'S Xobe nod) oorljanbenen $or=
rätfjen geworben, ift nic^t ju ermitteln. £)ie curillifdje unb glago-
litifdje ©djrift fiel im bretfj}äf)rigen Kriege ben Kaiferlidjen als
Kriegsbeute in bie §änbe unb fam 70 3af)re nad) Ungnab'S Xobe
burdj Kaifer gerbinanb III. in bie £rueferei ber ^ropaganba in
9tom,71j. —
Xruber ftettte nadj Ungnab'S Xobe feine Uterariföc Xfjätigfeit
nict)t ein. @r gab nod) folgenbe ©dnnften in minbifdjer ©prad)e
IjerauS, bie in Bübingen, maf)rfd)einlid} mit Unterftüfcung beS $er=
jogS oon SBürttemberg, gebrueft mürben: ber Sßf alter (1566); ber
KatedjiSmuS, einige Jaunen unb neue djriftlidje Sieber auf bie
Ijoljen gefte oon Xruber, ©ebaft. Krell unb 5lnb. (roafjrfdjeinlicf)
1567 ;; ber jtoeite Xljeil beS 9teuen XeftamentS (bie Spifteln ber
fünf Slpoftel unb bie Offenbarung 3of)anniS) in Octao (1577);
baS SReue Xeftament in 2 Xfjeilen in Octao (1582); bie (Soncor;
bienformel, unb enblid) ein §auptmerf : fiutfjer'S §auSpoftiüe, beren
Ueberfefcung Xruber jmei Xage oor feinem Xobe, am 26. 3nni
1586, beenbigte172;. ©ebrueft mürbe biefelbe erft im 3aljre 1595
in Xübingen auf Koften ber Sanbfdjaft in Krain, meiere bafür
2000 fL hergegeben fyatte. $ie Verausgabe beforgte SßrimuS
Xruber'S jmeiter ©ofm, geltcian. $)ie Sjemplare f ollen bann
burd) ben Sftector §ieron. 3#egifer ju Klagenfurt in 21 gaff er n burd)
Kärnten nad) Saibad) beförbert morben {ein173}. —
Digitized by Google
- 97 —
Site jelbftftänbigeS Unternehmen ift bie $8ibel=Ueberfefcung
(2L unb $1. Xejtament) bcS ÖJeorg 2)atmatinu3 ju erwähnen, toeldje
nac^ Shirdjftdjt burcf) eine ßommiffion fprarfjfunbiger üttänner auf
SBeranlaffung ber Sanbfd)aft öon ßrain im Safjre 1583 in 3Bitten=
berg bei §an3 «rafft'* <£rben (in %ol, mit $oläfd)nitten) gebrucft
würbe. 3u ben Soften t»on etma 8000 f[. trug bie Sanbfdjaft ju
©teljer 1000, bie in Dörnten 900 fl. bei, mäfjrenb ben SReft bie
fianbfdjaft oon ftratn trug. 5)ie Sjemplore mürben gebunben unb
in gäffern auf Soften beS 2)rucfer3 bis Seipjig, oon ba auf Soften
ber Sanbfa^aft oon Srain nacf) Saibadj nerfüfjrt. $em Surfürften
*on 6ad)fen üerefjrte man burd) eine Deputation als 3)anf für
»eförberung beä SBcrfg fed)3 „föftlicf> eingebunbene" (Jjemplare17*).
Stnmcrfungen.
*) «rdjiö für ©eföidjte be« 2)eutfcben ©U($$anbel3, VI. ©tüd, 6. 74 ff.
*) ttljrift. ^rriebr. ©djnurrer, flaoifdjer 5Büd)erbru(f in SBürtemberg im
16 3atjrfjunbert. (Sin litterari|d)er ©eridjt. Bübingen 1799. 8.
3) Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Litera-
tur der Südslaven in den Jahren 1559 — 1665. Gesammelt und heraus-
gegeben von Ivan Kostrenöic. Wien 1874. 8.
4) Urf. Beiträge, S. 47 ff. 178 ff.
•) $. S. Sttf). St Ocm, $rimu3 2 ruber ber Reformator Ärain3. (Ein
Beitrag jur 9leformation3gefcf)id)te Dejlerreid>8. (Erlangen 1861. 8. 6. 9—12.
Ä) ©djnurrer, a. a. 0., ©. 1—3. ©illetn, n. a. O., ©. 18—24.
7) ©djnurrer, ©. 4. 8) ©iflem, ©. 61. •) (fbenba, ©. 79—85.
10) ©Anurrer, ©. 115. — ©iDem, @. 76.
»5 ©iDem, @. 73. ") Cbenba, @. 75. ") (Ebenba, ©. 24.
M) Urf. Beiträge, ©. 112. ls) «benbo, ©. 113. »•) gbenba, ©. 117, 118.
") ©iDem, ©. 87.
in) «eral. ö. 9?abtc*# Hrdjib f. ®. b. $. S3uc$f)., VI., ©. 76.
,9) SJh<$. fceni«, töad)rrag ju feiner »u$brucfergejd)icf>t SBienS.
2Bien 1793. 4. ©. 17.
>0) fciefe* «rc$it>, VI, ©. 77.
tl) 2Rittbeilungen be* tjifwrifdjen herein» für Äraxn, ^eraudgeg. öon
filun unb Äojta. 1852. ©. 2. (©illem, ©. 26.)
ss) ©Anurrer, ©. 6. M) ©ittem, ©. 46. ") Sbenba, ©. 33.
,s) ©djnurrer, ©. 7, 8. — ©tHern, ©. 32. — R. Roth, das ßüchergewerbe
in Tübingen vom Jahr 1500 bis 1800. Tübingen 1880. 8. ©. 10.
") ©iDem, ©. 33, 34. ") »totfj, a. a. 0., @. 10. ,8) (gbenba , ©.10.
"j ©iDem, ©. 93. ,0) ©d&nurrer, S. 14, 15. S1) «benba, ©. 21, 22.
**) Sorrebe $um erften Steile be« urinbiföen bleuen leftament«, batirt
Bübingen, 9. 3uni 1557. (©iDem, ©. 12.)
") ©djnurrer, ©. 28, 29. — ©iDem, ©. 41.
") Karl Steiff, der erste Buchdruck in Tübingen (1498—1534). Ein
Beitrag zur Geschichte der Universität. Tübingen 1881. 8. S. 34.
**) ©djnurrer, ©. 33. 3Ö) ©iflem, ©. 66, 67. 8T) ©cfcnurrer, ©. 35.
»•) Iruber an Äönig SRarimilian. Äempten, 2. $an. 1560. (Urt SBci=
träge, ©. 3.)
39) $erfelbe an Ungnab. Äemtoten, 1. Mpril 1560. (Urf . »cirräge, @. 10.)
Änfiio f. ®c<4 b. 2)curt4en ©u^. VU. 7
Digitized by Google
— 98 -
40) SRotlj, ©. 12. 41) Urf. Beiträge, ©. 2.
**) Slmbr. grölid) an Ungnab. SBien, 16. $uni 1561. (Urf. Beitrr., ©.39.)
4S) ©dmurrer, ©. 19—21.
**) trüber an Ungnab. tempten, L Bpr. 1560. (Urf. Beiträge, ©. 10.)
") 9totr>, ©. 12.
4a) Hmbr. grölt* an Ungnab. ©ien, 24. 3uni 1561. (Urf. Beiträge, ©. 42.)
47) ©(fjnurrer, S. 51.
48) Hotlj, 6. 12. 4W) Cbenba, ©. 13. 60) ©teiff, ©. 34, 9lnm. 4.
M) Ungnab an ffönig SBartmitian. Urad), 22. Cct. 1561. (Urf. ©et*
träge, 6. 56.)
8>) Stefan Sonful an fcerjog ßfjriftopb, oon Württemberg. Urad>,
19. Hob. 1563. (Urf. Beiträge, ©. 198.)
8S) (Ebenba, unb Ungnab an fcerjog S^riftopr;. Urad), 20. Kofi. 1563.
(Urf. Beiträge, ©. 199 jf.)
M) SRatrjeä Ätjtombner an Ungnab. Saibad), 12. $>ec. 1561. (Urf. Bei*
träge, ©. 62.)
") trüber an Ungnab. Saibad), 19. 3ulil562. (Urf. Beiträge, ©. 95, 97.)
*•) Ungnab an ^erjog (S^riftop^ oon Württemberg. Urad), 20. SRoo. 1563.
(Urf. Betträge, ©. 200.)
6T) terfelbe an fiönig SWajimilian. Urad), 12. «pr. 1561. (Urf. Bei*
träge, ©. 18.)
68) 12. «pr. 1661. (Urf. Beiträge, ©. 16.)
••) 3- g. ^eigebaur, bie ©üb:©taöen unb beren Sänber in Beaieb,ung
auf ©ejrfjicfjte, Cultur unb Berfaffung. Seidig, 1861. 8. S. 150. (SiDem, ©. 7.)
60) ©tflem, ©. 6. — Keigebaur, 6. 70, 132.
ei) Heigebaur, S. 70, 71. (Sillem, 6. 6.)
«*) Ungnab an König SRarimiltan. Urad), 12. ?lpr. 1561. (Urf. Bei*
träge, ©. 18.)
63) trüber an benfetben. ßempten, 27. 3uli 1560. (Urf. Beiträge, ©. 12.)
•4) fcerfelbe an benfetben. tübtngen, 1. 9ttär$ 1561. (Urf. Beiträge, ©. 15.)
") ©illent, ©. 65.
••) Fabian £ird)berger an Ungnab. Saibad), 28. 9too. 1562. (Urf. Bei*
träge, ©. 128 ff.) — ©eorg 3roetfd)itfd) an benfetben. Saibad), 10. 3an. 1563.
(Urf. Beiträge, ©. 146, 147.)
4T) granj Barbo an benfetben. SBajenftein, 3. $an. 1563. (Urf. Bei*
träge, ©. 138, 139.)
flB) gab. Äird)berger an benfetben. Saibad), 28. 'Slot. 1662. (Urf. Bei*
träge, ©. 129, 130.)
•9) granj Barbo an SHatf). Ät)tombner. ©. Bent am $t)laumb (giume),
27. 3uni 1662. (Urf. Beiträge, ©. 85.)
70) S)erfelbe an Ungnab. Saibad), 21. Cct. 1563. (Urf. Beiträge, ©. 196.)
") SRatf). Äbjombner an Ungnab. Saibad), 11. ftoo. 1563. (Urf. Bei*
träge, ©. 197.)
") trüber an benfetben. Saibad), 9. 35ec. 1563. (Urf. Beiträge, @. 219.)
") Sttatf). ttjlombner an benfetben. Saibad), 11. ftoo. 1663. (Urf. Bei*
träge, ©. 197.)
74) Satbad), 24. gebr. 1560. (Urf. Beiträge, ©. 6.)
") ßljtombner an trüber. Saibad), 24. gebr. 1560. (Urf. Beiträge, ©. 6, 7.)
76) Saibad), 19. 9Rai 1561. (Urf. Beiträge, ©. 62.)
7T) ßfjlombner an Ungnab. Saibad), 20. Cct. 1661. (Url Beiträge, @. 64.)
7") Urf. Beiträge, ©. 97, 99, 101. 7») <£benba, ©. 124.
80) trüber an Ungnab. Saibad), 4. ©ept. 1562. (Urf. Beiträge, ©. 102.)
81) Ät)lombner an Ungnab. Saibad), 16. Stob. 1662. (Urf. Beiträge, ©. 123.)
**) Urf. Beiträge, ©. 73, 74, 81, 140, 157. •■) gbenba, ©. 90.
M) ©djmtrrer, ©. 53, 64. - Urf. Beiträge, ©. 57, 77, 62, 69.
") ©d)nurrer, ©. 54. — Urf. Beiträge, ©. 60. M) ©d)nurrer, ©. 54.
87) Äfjtombner an trüber. Saibad), 24. gebr. 1560. (Urf. Betträge, ©. 4.)
Digitized by Google
— 99 —
M) UrfunbUdje Beiträge, 6. 6.
*•) ftfjlombner an Ungnab. £aibac$, 19. 9Rai 1561. (Urf. Beiträge, 6.34.)
•5 Urt. Betträge, ©. 134. •») (Sbenba, ©. 94.
•*) ©cfrmrrer, 5. 67. ••) gbenba, 6. 65.
M) Ämbr. ftrölid) an öeorg Seötl. »ien, 4. SRai 1561. (Urf. Beiträge,
6. 27.) — tönig 9Rarimilian an Ungnab. SBien, 6. 3Rai 1561. (Utt. Sc;
träge, ©. 29.)
••) Urf. Beiträge, @. 27.
••) «mbr. ftrölia) an Ungnab. 3Bien, 24.3uni 1661. (Urf. Beitrr., ©. 45.)
9T) Urf. Beiträge, ©. 34, 35. ••) ©illem, ©. 64.
»•) Urf. Beitrr., ©. 28. 10°) Gbenba, S. 54-67. 101) Gbenba, 6. 189.
l0t) ebenba, 6. 180-190. los) ßbenba, ©. 62, 178, 222 ff.
,04) ©itlem, ©. 58.
m) 9ta$ ©djnurrer, 6. 61, 62, 82—110. ©dnrorrer giebt überall, wo
e3 ihm möglidj getoefen ifl, eine aenaue bibliograjjljiföe Beitreibung ber
2>rucfe,^on)ie bie originalflaüijdjen Xitel.
,0*) Bicücidjt als eine Ärt öon fculbiguna. für ben §er$og unb ben ein*
flufcreidjen 3of). Brenj; biefer Ijatte bie Ätrctyenorbnung auf Befetjl be*
^erjog* 1569 üerfa&t. Bergt.: SB. Samerer, Spanne« Brenj ber ©urt*
tembergifaV Reformator. Stuttgart 1840. 8. @. 62, 53.
,0*) Hotlj, 6. 13. ,#8) Urf. Beiträge, <S. 176.
lw) »gl. biefe« Är$iO, IV, ©. 60. VI, ©. 189, 142, 143, 146, 147.
uo) Urf. Beiträge, 6. 190. »») Gbenba, ©. 41, 42. »■) Cbenba, ®. 191.
"•) ©ittem, ©. 16. "«) Bergl. biefe« Hrc&iü VI, 6. 81.
"•) t^lombner an Ungnab. Saibacf), 12. 25ec. 1661. (Urf . Beiträge, ©. 62.)
llÄ) «benba.
117) fcerfelbe an benfelben. Saibacb, 18. SRära 1662. (Urt Beiträge, 6. 71.)
"■) «n Ungnab. fiaibad), 14. SRärj 1562. (Urf. Beiträge, 6. 69.)
Urf. Betträge, ©. 23. 18(r) (£benba, ©. 91. m) ©benba, ©. 141.
(Sbenba, ©. 213, 214. ,M) Cbenba, ©. 161, 165, 221.
Gbenba, ©. 195. m) Sbenba, ©. 166.
"•) SHe »erorbncten oon Ärain an Ungnab. Saibad), 9. $ec. 1563.
(Urf. Beiträge, ©. 216.)
%tr) 2aibac$, 20. 35ec. 1561. (Urf. Beiträge, ©. 66.)
t,Ä) ßf)lombner an Ungnab. fiaibadj, 12. $ec. 1661. (Urf. Beiträge, ©.62.)
,w) Urf. Beiträge, ©. 66, 66. 180) Gbenba, @, 66.
Ul) £ir$berger an Ungnab. Saibao}, 8. S5ec. 1663. (Urf. Beiträge, ©. 214.)
l"\ «bam fiangenmantel an Ungnab. Äoftel, 24. Sunt 1662. (Urf. Bei;
träge, ©. 83.)
Urt. Beiträge, ffiegifter.
,M) SRiaV Denis, äBien* Bud)brudergefd»ä)t bis M.D.LX. SBien 1782.
4. 6. XI ff.
»*•) Albr. Kirchhoff, Beiträge zur Geschichte des deutschen Buch-
handels. 1. Bündchen. Leipzig 1861. 8. ©. 160, 151.
,3*) Urf. Beiträge, ©. 42. 1ST) «benba, ©. 28.
»*•) Ungnab an tönig SRarimilian. Uradj, 22. Oct. 1661. (Urf. Bei*
träge, 6. 56.)
»»•) Urf. Beiträge, ©. 78.
»°) «n Ungnab. 10. 3an. 1862. (Urf. Beiträge, ©. 68.)
M3 Urf. Beiträge, ©. 107.
14t) ©ebafi. ftrölid) an Ungnab. fBien, 3. $ec. 1563. (Urf. Beiträge,
@. 206 ff )
**■) 3>entÄ, SEBienS Bud}brudergej$id)t, ©. XXIV.
«««) Ungnab an tönig Sföarjmiüan. Uran), 22. Oct. 1561. (Urf. Bei*
rräae, ®. 66.)
»«*) Iruber an Ungnab. 2aibacf>, 5. Oct. 1663. (Urt Beiträge, ©. 193.)
>«•) Urf. Beiträge, ©. 176.
7»
Digitized by Google
— 100 —
u7) ßaibadY 19. 9Rat 1561. (Urf. Beiträge, ©. 35.)
Urf. Beiträge, ©. 147. ebenba, 6. 108. ,8°) Gbenba, 6. 121, 140.
«n Ungnab. ßaibadj, 21. Oct. 1563. (Urt Beiträge, ©. 196.)
,M) «n benfelben. ©elin, 10. 3>ec. 1563. (Urt. Betträge, ©. 221.)
"*) Stephan «onful an Ungnab. »rjebac, 10. 3an. 1563. (Urf. Bei=
träge, 6. 155, 157.)
»*) Urf. Beiträge, 6. 150.
Saiba#, 19. SRai 1661. (Urf. Beiträge, S. 34.)
,M) Saiba#, 12. 2>ec. 1661. (Urf. Beiträge, ©. 62.)
,iT) ©ctynurrer, @. 60, na$ ben 9te$mmg3|>aöieren Ungnab'*, bie ebem
.fall« in Bübingen aufbewahrt werben.
»»») (Sdjnurrer, ©. 64.
14. ©eptbr. 1561. (Urf. Beiträge, 6. 49, 60.)
,M) «n Ungnab. 2aiba<$, 9. 2)ec. 1563. (Urt Beiträge, ©. 216.)
l«) Urf. Beiträge, ©. 146.
1M) Ämbr. grölic^ an Ungnab. SBien, 24. 3uni 1561. (Urf. Beirr«, ©. 42.)
«••) £aiba$, 24. ftebr. 1660. (Urt Beiträge, ©. 5.)
»•*) ©ebaft gröli$ an Ungnab. »ien, 8. fcec 1563. (Urf. Beiträge,
© 208 209 )
lM) Stfjlombner an Iruber. ßaibad), 24. gebr. 1560. (Urf. Beiträge, ©. 6, 6.)
»••) SBien, 1. «ugufr 1562. (Urf. Beiträge, ©. 98, 99.)
1ÄT) ©tepf). Conful an Ungnab. Brjeoac, 10. 3an. 1563. (Urf. Bei*
träge, ©. 166.)
•«•) @regor Blafjottntfdj an Ungnab. SRöttling, 19. 3<*n- 1563. (Urf.
Beiträge, ©. 166.)
•Ä) ©Reiben an Bürgenneifter unb fflaty ber 9tei$&ftabt Äaufbeuren.
Ura<fi, 12. Äug. 1666. (Urt Beiträge, ©. 230.)
1T0) ©$nurrer, ©. 72—74. 11 ») 9tot^, ©. 14.
"») ©$nurrer, ©. 117-128. ©ittem, ©. 75.
178) Bemerfung ber ©puren üon Ausbreitung, gortyftenj: unb 9t%aU
tung ber fct>angelifd)eu ße^re in ©tetjerntarf, Kärnten unb Cratin. 9*ebft
einigen 9tad)ri$ten bon beut 3eugen ber SBa^eit, fcanfen Ungnab, ftren*
herrn au ©onnecf. «tu« tterfduebenen ©äriftftetlern jufammen getragen.
(3n fr «. *. ttofer'* $atriotif$em «r$iü. 4. Banb. granff . a. lt. 1786. 8.
©. 187, 188.)
"«) Cbenba, @. 191-194.
Digitized by Google
Wie anfange Urs Ceinjtger Mt$Ula[ü$s.
Klbrcc^t ftirifjfjojf.
SBci Bearbeitung ber gefchichtlich=bibliographifchen (Einleitung
ju feinem Codex nundinarius hatte eS ber nunmehr oerftorbene
Dr. Ouftaö @dm>etfchfe mit SRcct)t beflagt, bafj ba8 ßeipjiger
ftäbtif^c «rc^io — nach «usmeis ber ftepertorien — fo gut mie
nichts über bie S3err)älrntffe beS SuchhanbelS im Allgemeinen, gar
nichts aber über beu SReftfatalog biete, $atte ich nun auch bei
meinen eigenen öiel fpäteren SRachforfcfmngen noch einiges, unb
nicht unwichtiges, SRaterial gefunben, fo blieb eS bennoch t>er=
wunberlich genug, bafc baS 2trd)to eine« $auptplafceS beS beutfdjen
99ud#anbelS ftd) als fo unergiebige» Dueüengebiet für feine ®e=
fdnehte ermeifen fottte. Daneben mar jmar — mie ich leiber ju
fpät in (Erfahrung brachte — nod) einiges ÜWaterial (aus bem
Slrdno beS früheren ßeipaiger tutherifchen (SonfiftoriumS entftammenb)
in bem Sirrin ber jefcigen foeiShauptmannfchaft oorhanben gemefen,
bem Slnfdjeine nach bie Acten über bie Sonftituirung unb Organi=
fation ber £urf. ©ächf. Bücher=(£ommiffion umfaffenb, ein SRaterial,
nad) melchem mofjl Sßölifc bie Abhanblung im 9. Jahrgang feiner
3a^rbüa^er: „Ueber bie Anfänge ber ßenfur unb beS 93ücr)er=
wefenS im ßhurftaate ©adjfen" bearbeitet ^aben bürfte; aber biefe
Steten maren leiber, ef>e ich fte benufcen tonnte, bem 8taumbebürf=
niffe jum Opfer unb bem genugfam belannten ©a^icffal öieler
alten Acten unb Rapiere anheimgefallen.
@o mar mir benn bie SJcittheilung, welche ich im oerfloffenen
Safjre erhielt: es babe fict) auf bem Stoben unfereS SRatfjhaufeS
eine bisher unbeachtete Äammer als oollgeftopft mit unrepertori-
ftrten Acten unb lofen papieren ermiefen, um fo erfreulicher; fie
©ar geeignet, Hoffnungen ju ertoeefen, bie benn auch in "ber*
Digitized
— 102 -
rafäenbem Umfange erfüllt morben finb. Die ftäbtifchen ©ehörben
Ratten nämlich boneben faft gleichzeitig enblid) befdjloffen, ba«
Ard)io (bisher einem einfachen (Sjpebienten ober SRegiftrator
anvertraut) ber ßeitung eine« wiffenfd)aftlich qualipcirten Pieren
^Beamten ju unterteilen, bie ööflig ungenügenben SRepertorien att=
mältch umarbeiten ju laffen unb bie bisher faft unbenufcten
©chäfce baburch erft für bie »iffenföaftlic$e Sorfäung unb für
bie Sntereffen be« ftäbtifdjen Dienfte« in 2öar)rr)cit jugänglich ju
machen.
Der neue ArcfjiteDtrector, |>err Dr. SGBuftmann, begann im
Dctober öor. 3ahre« feine Xljätigteit mit ber SRepertoriftrung jener
erft mieber ermittelten reponirten Acten unb bie erfte %tud)t biefer
£f)ätigfeü war ju meiner befonberen SBefriebigung bie Auffinbung
ber umfangreichen ©peciakActen nid)t allein ber in ben breifciger
fahren biefe« Safjrhunbert« $u ben Xobten geworfenen ©äd)f.
93üd)er=(5ommiffton, fonbern auch öer Acten über ba« 83ücherwefen
unb bie Sudjbrucfer im Allgemeinen: me^r al« 200 ga^cifcl unb
©ammelbänbe, lefctere unftjftematifch, nur chronologifch georbnet
bie mannigfachften Actenftücfe über ade möglichen buchhänblerifchen
SSerhältniffe in fich faffenb, währenb fich conftitutioe Urfunben über
bie Organisation unb allmalidje Au«geftaltung ber (Sompetcnjen
ber ©ücher^ommiffton nach ben Süctttheilungen be« §erro Dr. SBuft;
mann ntent oorgeyunoen gaoen.
(£« wirb eine ziemliche Seit barüber hi«9*h«t/ & wir
gelingt, biefen SBuft ju burchftöbern; benn auch fämmtliche Acten
über einzelne 9tochbrucf«= unb (JenfurfäHe, namentlich ber älteren
3eit, bebürfen ber forgfältigen Durcharbeitung, weil fich °*i
jebem berfelben intereffante Detail« ergeben !önnen, welche 99eu
träge jur genaueren Ausführung be« ©übe« ber buchhänblerifchen
»erhältniffe unb be« gefchäftlichen treiben« liefern. Aber fchon
ber erfte Anfang meiner SRadjforfchung ha* reiche JJrüdjte getragen.
Da« gaScüel: XLVI, 125: 99ücher=Acten de a° 1546 sqq. bi« 1615.
Vol. L lieferte in jwei Actenftücfen intereffante« SDlatcrial für bie
©efchichte ber Anfänge be« Seipjtger SKefjfataloge«, welche« belegt,
bafj biefe Anfänge etwa« ftürmifcher Statur gewefen finb unb feine«=
weg« ba« friebliche ©inoerftänbni^ jwifdjen Penning ®rof$e unb
Abraham Samberg aufweifen, welche« ©djwetfchfe — ber nur auf
törunb bibliographifcher Data unb au« bem SBortlaut ber Xitel
Digitized by Google
- 103 —
ber gebrucften SRe&fataloge ©djlu&folgerungen jiehen fonntc —
angenommen tjatte, ja annehmen mu&te.
Die ©ejammtheit ber Vorgänge ift jugleich wie !oum ein
anberer gatt geeignet, bie fonberbaren &on|equenjen be« bamoligen
^rioilegiemllnweien« — benn fo mufc jum Xtyii bie gebauten^
unb principlofe, oorwiegenb fi«califch=ftnanjiellen Sntereffen bienenbe
(Srtejeilung ber $runlegien gegen SRadjbwtf genannt »erben —
unb bie au« bemfelben entfpringenben SBirren unb ©treitigfeiten
tjor Augen ju führen. 3n ben Darlegungen Penning ÖJro&e'«
treten und zugleich bie bamal« unter ben bebeutenberen unb an
ftanbigen Verlegern ^errjd}enben Anfchauungen über Sftachbrucf
unb *Bertag«recht entgegen, ebenfo bie Sßraji« be« töatljeä Don
granlfurt a. 2R. in Sßrioilegienfragen. SBeitere« in biejer S3e=
äiehung bienlidje« Material ^offc ich noch in bie|em SBanbe be«
Ardnc« au« ben angebogenen Beten mitteilen ju fönnen. Aller*
bing« barf nicht auger Acht gelaffen werben, bafi bie in berartigen
(Streitfällen ju Xage tretenben Behauptungen unb Ausführungen
ber Parteien über ©efd)äftSgebräutf)e unb tr)atföcr)Iict)e SBerhältniffe
nicht unbebingt gläubig aufgenommen werben bürfen unb^unäd^ft
an ber §anb fortgefefcter gorf jungen ju prüfen finb, benn oiel=
fad) toirb Don ben Betheiligten mit einer gewiffen Birtuofttät
gelogen, ba« Xhatjäa^lid^e üerbrefjt ober oerfä^leiert 3n bem oor=
liegenben galle ift j. 58. erläuternb ju conftatiren, bag bie ©ächf.
Regierung wenigften« im 16. 3af)rf)unbert nicht ber granf furter
<ßrarte gefolgt mar, wie ftd) ja fd)on einfach au« früheren acten=
mäßigen SKittljeilungen oon mir in bie(em Ardjio ergeben bürfte.
Da« erfte ber beiben Actenftücfe ift eine an ben SRatf) oon
Seipjig gerichtete Bertf)eibigung«fchrift Penning (Srofce'« gegen eine
wieberholte Denunciatton Abraham ßamberg'« wegen angeblichen
9lachbrucf« feine« SRefjf atalog«, eingereicht in Dre«ben unb bem
tRatfje oon Seipjig, al« in ©emeinfehaft mit ber Unioerfttät jur
Beaufftchtigung ber Bud)brucfereien unb Budjhanblungen com=
mittirt, ju näherer Unterfuchung unb Beridjterftattung überwiefen.
ßeiber fehlt bie Driginal-Denunciation, bie möglicherweife weitere«
Material jur Aufhellung be« 5£t)atfäc^tic^cn hätte bieten fönnen.
Daneben ift auch &u bemerken, bafj bie paritätifch mitberechtigte
Unioerfität bei ber fchlie&lichen Behanblung ber Angelegenheit gar
nicht erwähnt wirb, währenb fte boch nach ben Behauptungen
Digitized by Google
Abraham Samberg'« im Verlaufe ber Differenzen — unerfid)tlicr)
ob als ßenfurbef|örbe, ober au« meiern ©runbe — eingegriffen
haben foflte.
Penning ®rofje'8 S3crtr)cibigungSfct)rift lautet nun:
©fjntuefle, Sichtbare, #ocr) onb SBohlgelartte, §och onb SBok
roeife groggunftige #errnn, 2>eä Gf)urf: ju <Sact)ffen ünb
©urggraffen ju SRagbeburg!, 9R. gnft. $errn oon (£. $och mtb
roolto: mir Vorgehalten 93cfer)litt), fo Abraham Samberg! roieberumb
aufjgettnrdet, höbe 3<h mit ontertt)enigfter SReuerenj angehöret.
SBeitt benn barin bie ^eilfame dl an je! jubefinbenn, baä icf>
auch gehöret, ©nnb bo e8 omb bie oon Samberg! gcclagte ®acr)e
anbera betoanbt, €>. ©hurf. ®. oon @. $>ocr) onb SBolto. onter*
tt)enigfi berid}tett toerben foflen, Sllfj bin gegen ©. ßfmrf. ©. 3<*>
onterthenigft bandbar, S)a3 biefelbe toieber Samberg» feinbtfetigeS
angeben aud) meine defension gnebigft oornerjmenn tooüenn!
SDcagf bemnad) (f. $odj onb SBolto: ontert^enigtic^ ja berieten
nicht onterlaffen, SEBie ihnen aud) ot)ne biefc^ toiffent, $a6 ich nun*
mehr (:@ott tob:) faft ins bretjffigfte Sar meinen ©uchhanbel, inn
biefenn onb anbern Sanben beimaßen gefür)ret, $a3 er burdj gotteS
gnebigen feigen für ober neben anbern »olbefteOet. SEBeil ict) bann
bafür gef)altenn, tiefer mein ©eruff oornemblich in bem flehe,
2)a& netoe ©uct)er, fo Stirnen, ©dmlenn onb föegimenten nufc onb
ttotttoenbig, an ben tag! gebraut, onb ber (£^riftenr>cit mitgctt>etlett
werben, $ar!egen aber auff ben Vertag! folcr)er nemer ©udjer,
beuorau« toenn fie grofi fein, einn mistiger !oftenn gefjctt, onnb id)3
Demnach bamit tragen muß, ob e« abger)enn mochte ober nicht,
^abe beo S^urf. Slugufio <£r)riftmtlber gebecr)tntd icr) rtict)t afleinn
etliche special privilegia, fonbern aud) ein generalprivilegium
©ntertr)enigft er^altenn , ©rafft roelcher icr) netoe ©udjer in materia
sive in forma angefangen mit groffen !oftenn juoorlegen.
Snngleicrjenn ^att hernach ©hurfurft ©hriftianuS 1. #od)loblichfter
gebcd)tni$ auf mein anbermeit üntertr)enigfte3 ©uppltciren etliche
Special Onb and) ein General Privilegium mir ju biefem enbe
gnebigift erteilet, 2)af)ero ich Snmittetft in publicirung Hefter
büc^er oorrgefahren, ©einbt alfo, meit ber *Rad)brud nicht jus
befahren gctoejjen, l)tentit oiel nufelid)e ©ucr)er oonn mir an baS
Sicht gebracht, SEBie (£. §od) Onb SBolto. au« beigefügten Catalogo
meiner oorlegten ©udjer jufehen, ©nb 3nn folgern oorhabenn
fahre 3er) noch immer fort.
211& nun ju grandfurt am Sttatjen bie oornembfte ©uchhenbeler,
bejj onb anberer 6rte alle juglcich oiel Catalogos 3h*** Oortegten
©uetjer brudenn taffenn, onb bafeclbft ju feilem !auff gefjaltenn,
©nnb ich «ach gelegen^eit meinet hanbelfj ber $lufelenbifd)en bucher
bafelbft oiel einju!euffen, onb anhero nach Seipjig! $uuorfd)affenn
Digitized by Google
- 105 -
pflege, tjatt facti biefem meinem Diel befanbten §anbel e3 bie SRotturfft
erfordert, bin aud) barumb erfudjt toorbenn, bag id) meinen ftunben
SBorjeufniffe berer afle Steffen 9*eto au&geljenben budjer mitfdjiden
motte , Xamit id) itjnen nun ben Goftenn tregltdjer machen möchte,
§abe id) Ao. 1595 in ber gaftenmefje nova inventione au» ben
Srandfortifdjen Catalogis, berer bamalfe bren ober Sierlej einen bor*
ferttigt, benfelben alfo etliche 3« nadjeinanb. ju Seiöjtgf mtnb
entloben Srüdenn loffeit (: toie au« beigefügten ©ieben Exemplarien,
barunter brej &u Seidig! mit ber vniversitet approbation gebrudtt
juföuren:) S3nnb fotdje« eben barumb für bie fjanbt genommen,
2)af$ id) obangeregterm äffen, ©rafft fjabenber gmener ©fjurfürftlidjer
general Privilegien mid) feine« StofbrudS beforgett, Sa jum anbem
bafj aud) ül)nc ba$ im 9t cid) unter ben 33ud)t)enbtern bnb brüefern
biefe gemonijcitt ift, menn it?r 3n>eö gu onterffiebenen ftunbenn ben
ber Obrigfeit, fo bie inapectioii hierüber f)att, fid) angeben, önb ein
^ud) bat den julaffen juuorftattenn, anfudjen, bafj alfc benn ber
tätige., fo jutn erpenn angefügt, barbej gefdnijjet, bnnb ber anber
abgemiefen tuerbe, bngeadjtt bafi toeber ber Grrfte nod) ber anb.
einig privilegeium bordeigen tjntt, $luff roelfe ©etoontyeit aud) ein
(grbar 9)atr) §n ftrandfurt am SRatjenn oljne alle« mieberrebenn jus
erfennen tmbt ju decretiren öflegett, SBie id) berietet morbenn au»
ben grunbe, toeil baö SBerd öorfjinn in nullius typographi aut
bibliopolae bonis, SDaS eS bemnadj be3 occupantis »erbe. 3<* tt>a$
noeö menr t|t, wenn einer etn iöuä) oorntnn freu ono itajer, ooco
ofjnc Privilegien gebrudtt tmb oorljanbett, JBnb ein anberer tjernaf
baruber ßaöferlid) privüegium aufjnnrdett, ^ßflegtt ermelter föatf) $u
grandfurt ben erftenn ben feiner posses neben ben privilegio jus
fdjufcen, SBie aufm fatt gennugfam juerweifen, Snmitteift aber ontb
nafridjtung toiflen be3 §: ©urgermeifter (SeelftffeS (sc. aud) SBudjs
fjänblerS) ju SBittenberg! ^eugnife tjirüon onter feiner $anbt @.
.pod) onb 2BoItt). id) Ijiermitt überreifen tfjue, Neffen fie biefe SBrfadj
anjiefjen, Xafj fie bafür Ratten, 3)aB ^aögt: SKatift: Privilegium ober
93udj er barumb mitteilen, bamitt ber Senige, fo ein oome^me» SBerd
bruden laffen, bnb groffen foften barauf menben mifl, 5lber im
groeiffefl, ob er i^n auf »ieber barauS Iofenn möf tte, ^ieburf etlicher
mafeen möge gefifert fein, SEBie bann ber gemeine Stylus privi-
legiorum auStoei^et, 2)a» in Eingang be« privilegij biefe entbrfad) e
gemeiniglif pflegt gemelbet ju werben, SBelfe entorfaf e ba« ©emut
tmb meinung ßaöferlif er SWanft: clerlif anjeigtt per jura vulgata etc.
SBann aber juuor^in ffonn einer fid) funben, ber e8 gemagert, ba3
SBerd auf feinen foften gebrudt, ober bruden laffen, SSnnb ein anb:,
fo ba fiebert ba« biefer ein gutt SBerd angetroffen, baj feinen foften
toieberbred) tte, will biefem, ber bie gefaf)r aufegeftanben, baffelbe
nehmen, ünb ein privilegivm für fif afleine ju bruden aufemirden,
ba wirbt nid) t gemeiner (: bafj nembtif einer fif befto leichter oor*
Digitized by Google
- 106 -
mögen laffe, ein 9iero gutt bud), mitt önb burdj feinen Vorlag! an
ba* ßid)t 5U bringen, menniglid) bamitt jufrommen:) fonbern eigener
9*u| iene* onb gemeiner fdjaben, wieber bie 9taturlid)e billigfeit ge=
fud)ett, ben 3enen fd)abet e*, fo tym biefer burd)* privüegium
ba* 83ud) entjietjen mag!, in gemein, »eil eS numef)r be* erften
SBorlagf an ben Xagf gebrad)t, 93nb menniglid) baffctbc gemne
ljaben mitt, bafe er* befto teurer öorfauffen, onb bie Seut^e alfo
fd)afcen möge.
Xanut id) aber auf mein üorljaben fomme, 2llfj id) nun ob-
ermenten meinen Catalogum wie gebad)t e$lid)e 3ar naojeinanber
gebrurft, finbet fid) Samberg, beme id) juuor feine 3)rucferej üorlegt
(i. e. be(d)äftigt), Stber weil er in $lu|janbtmorttung ber ©üd)er,
onb mit ben Suföufc mit mir fefjr unrichtig Umgängen, 3d) ü)n
nid)t me§r öorlegen motten, 3ft fyer (sie) 3>oeiffet6o^ne au« Sßn=
©f>riftlid)er $Rad)gier, ©upplicirt Wo. 99. an ben gewesenen ^jerrn
Administrator) ber (£f)ur ©ad)ffen SÄ: gnfi £errn omb einn pHvi-
legivm, SSber biefen meinen erfunbenen meljr bann ein 3« posse-
dirten, onb alfo nad) ©ad)ffenn $ed)t praescribirten Catalogum.
SBeiü er aber nidjt getramett, bajj privüegium infonber^eitt allein
baruber auerlangen, ©efeett er efclid)e anbere S9ud)er oome an Sllfe
£. ©d)ilter& disputationes, Eccardj ©ettbud), ©efangfbüdjlein
Suttljerj 2C. onb melbet ben Catalogum aUererft julefctt, SBie au«
ljöd)ftermeltem feinem erlangten privilegio abjuneljmen, Smeiffelfj
olme Ijatt er in biefer feiner Supplication t)öd)ftermelte meiner (Sfjurs
fürftlid)en general Privilegien ünb meiner an bem Catalogo Ijnbni-
ber possess, üorjefyrung onb oielfeltig Interesse menig erwelmett, Xcnrt
fo e* gefdjetjen mürbe e* iljme alfo nid)t angangen feinn, Älfj er
nun fold) priuilegium erlangett, trutft er ben fjranrffurter Catalogum
im felben 99. 3are alf)ier nad), alba id) biefe* feine* privilegij on=
wifjent U)it barumb tior @. 4>od) onb molm: belanget, SSeil er aber
lwd)ftermelte* privüegium üorlegett, ift öon @. §od) önb SBolw:
onfj ber befd)eibt worben, er folte babei gelaffen merbenn, 3$ fonbte
benn bej 6. Sfjurf. ©. bie gnebigfte erclerung erlangen ba* in meinen
General privüegien aud) biefer Catalogus folte begriffen feinn, Db
id) mid) nun mol eine* fold)en befdjeibt* nid)t oorfefjen fjette, ©inte-
rnal meine privüegia clor oon benen scriptis reben, fo {jiebeuor oon
niemanbt* privüegirt, in meld)er jal ber Catalogus für Samberg*
privilegio aud) geme&en, ©o §abe id) bod) fold)en befd)eibt in onter=
tljenigfeit gefwrfamett, JBnb weil id) albereit fieber Äo. 93. ange=
fangen einen Elenchum berer bud)er, fo alle Steffen auf$gel)en, in ein
Volumen auf eine fonberbare d(ei$ige 9lrt jufammeniutragen, ber
gl cid) umb bie ßeit fünfie^rid), onb alfo jum iusto volumine mor;
ben, t)nbc id) bie Continuation beweiben liinfuro aud) auf bie art $u
behalten mir furgenommen, bamitt ba* Sercf oolfomblid) onb einerlei
art onb form behielt, onb bem feuffer ermclte Continuationes nid)t
Digitized by Google
- 107 -
als fonberbarc scripta Dorf ommen mödften, *8nb bamitt (£. £>od) unb
Söoltü : öorneljmen, SBafj mtd) bornemblid) bemogen, biegen funffief);
rigen Elenchum juferttigen, 3ttag biefctbc idj nic^t bergen, $a& ber
gro&e Elenchus librorum SBetdjen bie SöiHerfdjen 2lo. 92 gebrucftt,
j»ar atte 93ud>er, fo fteber 2lo. 64. gebrudt, begreiffet, «ber mettter
ntd)t, alfj big ju obgebaä^tten 92 geredet, wie beigefügt! jufefjen,
2)ertnegen id) öon bieten borne!)men ünb anber Seuten ermanet toor«
ben ber folgenben $are Elenchos aufammenjutragen, bnb orbentlidjer
meifje, nad) Änleittung ber SBitlerfdfen disposition juferttigen, 2Ub
id) nun foldjen Elenchum publiciren wollen, SBnb Samberg of)ne be3
bed Catalogo falben ober wen ten beleibt bei (5. $odj bnb SSolto:
erljültenn, $abe id) bifj mein bortjaben, fomol aud) Sambergend er«
bülteiien bcjdjeibt mieber midj $od)ftermelten $errn 8Ibminiftratorj
üntertfjenigft juerfennen gegeben, $nb gebetten, enttoeber mein ge-
neral privilegivm bal)in percleren, ober aud) ein fonberlid) Privi-
legium mittjutfjeilen, 2)a8 beme alfo, beruffe id) mid) auf bamalfi
eingefdjirftte bntertyenigfte supplicationes, fowol »eil Samberg fid)
alfjbalbt anfangs banrieber gefefott, bie hinc inde ergangene beriet,
fo jmeiffetfjoljne nod) in ber <£l)urf. Regierung ju fcrefjbemt jube*
finbenn, S3nnb benn entließ uff meinn erlangte«, aud) ifco anbermeit
gnebigift beftettigteS ©ImrfürftlidjeS Privilegium, barin biefe toorbt
der Ii d) jubepnben, 35aS 3d) ©rafft meines General privilegij über
ben ftreittigen Elenchum tmb Continuation begnabet; 3)iefe3 fjatt
nun ber Samberg! ernnfdjet onbt gebaut Calumniare modo audacter,
Semper aliquid haeret eS werbe uidjt abgeben, fein SBorleumbben
werbe bei) einem ober ben anbem betofafl erlangen, Xenn weil
$ennig tröffe i|o aUererft mitt feinem funffieljrigen Elencho ber-
furfommet bnb bie Continuation mitt anfjefftet, tnirbtS einen feinen
fd)einn befommen, Sßenn Xu if)n Ii c ff t i 9 norleumbeft, dB fej bis
toenf oonn il)me ifco aUererft bier ju 9cad)teil erbadjtt, Saufft beinern
privilegio ftradS jumieber, «ber gott lob, er (jatt bamal& für brej
Saren bo erS movirt, nidjtS erlanget, $ie $od)löbtid)e ßfmrf. SRe=
gierung ju 35ref$ben &att meine Sufrid)tigfeitt bnb bijftero of)ne
SRufyn geübten (Jrbarn IranbeU bnb »anbei! angefefjenn, ifm abge=
toiefenn bnb mid) bifjfjero bej §öd)ftermelten meinen privilegio ge*
frfjufcett, Xaljcro id) bann folgen Elenchum neben ben Continua-
tionibus in bie brerj 3ar nad) einanber nngebjnbert bruden (äffen
onb bor§anbelt, 28 t Li and) üor^offen, wenn 3Jc: gnft: $err biefer
meiner entfdjutbigung unter tl)enigft berietet wirbt, Sambergf werbe
nodjmalB üoitn feinem bnbefugten fudjenn abgemie^en werben, «u§
roela^em ädern S. ^pod) bnb motro: 3 11 u or nehmen, Ob ictj mit Sam-
berg ober Samberg mit mir bej auftnrirdung ber Privilegien sab
ober obrepticie nmbgangen, 3Bel$e$ bamit eS befto bcüer erfdjeine,
will id) öf iebe puncto, bamit Samberg inn supplicationibus nud)
feunbtfe^liger meife berleumbbet, anbtmortten, Srftlid) menbet Sam=
Digitized by Google
- 108 -
berg üor, er tyabe üor 93ier Saren inti ßeiüjig einen *8ud)t)anbel an*
gerietet, $ab,ero er ümb $unbt(d)afft miHen einen Catalogum ju
brücfen beburft, $ermegen bei bem $>errn $tt>miniftratori ber (5f>ur
• ©adjfjen ümb ein Privilegium baruber angefügt ünb baffetbe erb,al=
ten, er metbet aber nidjt, ob er aud> meine* biebej angebogenen t)tct=
f eitrigen interesse, 9tembti($ meine« general privilegij in* funffte
3ar gehabter posses vel quasj Stern meiner praescription erme^neti,
*8nb ba* glaub id) aud> nid)t gefd^en aufein, fonft mürbe er (:ber
ein Söudjbruder ben tfanbel nidjt gelernet, bamit toeber nadj ^rand=
furt am SRanen nod) anber* mo tjanbelt ober reifet, bifc bato fein
fonberlidj Sßerd auf feinen eigenen foften gebrudt, nodj ju brüo?en
oormodjt, aud) niajt üiel metjr 93ud)er in feinem fiaben tyatt, alfj roaf?
fein 3«fdw& ift an benen ©udjern, bie er anbern ümb* Soijn brudet,
ober bod) fteine tractetlein üon 8 ober 10 SBogen bie er üf* tb,euerfte
ünb bifjfjero onerierter toeifje ben SBogen ümb 3 A bar gelbt if)m
be5alen lefeett, ünb ade melbt bamit fdjäfeet, nrieber midj einen (£r*
barn §anbet&mann, ber in* fcreüfjigfte %ax ben SBudjfjanbeU ©rlidj
gefüljrett, SBiet ftabttict)e ünb Sltynjefmtidje SBerd, barauf üiel Xau*
fenbt gulben gangen, auf meinen, bod) üon ©ort üorlief)enen foften
üorlegt ünb an* Sidjt bradjtt, mie auf} obangejeigten meiner üor=
legtenn ©udjer Catalogo ju feb,en:) nidjte* ermatten fmben.
3um anbern, bietet er meinen @otjn ffriebrid) ©ro&en an, SHfc
Ijabe berfelbe 2Io. 99. in ber Dftermefje 3^me foldjen feinen privi-
legirten Catalogum nad)gebrudtt: S)enn er in emigteit feinen Cata-
logum nid)t üorlegen, ünb barau* ertoei&en wirbt, $a* i^me mein
©oljn benjelben nad^gebrudtt, ünb ju fefcen, ba* ein foldjer Elenchus
aljj id) privilegiret ünb bafjero gebrudt, ünb üon meinem ©offne
üorleget morben mere, ©o ift e* bod) ganfc ünb gar in forma quae dat
eßse rei üon feinem Catalogo (:ben er bod? nidjt felbft maa)t, fons
bem bem 5röndfurtifd)en fd)ted)t quasi maneipium ejus nadjbrudt:)
ünterfdjieben, SBnb fotte ba* folgtid) fo offt scripta de eadem materia
bod) diversa methodo et forma aufjgefjen, ba* {te für eine* gehalten
tu erben muften, §abe über Bambergen icfi midj üiet mein: ,su be=
fdjmcren, 2)en id) über bajj promptuarium 3tem plorum (sie, ftott
Exemplorum) privilegirt, er ^att aber nucleum historiarum gebrudtt,
$>arin bie Exempla ünb anbere fad)en meine* promtuarij aHerbinge*
gebraajt, ünb nur in eine anbere dispositipn üorfefcett fein, heften fo
iljn fein ünbefugte* fud)en angeben foflidj burdjaufc beü iljme juer;
fjolen mir fjtemit üorbeljalten tfjue.
Sur* britte fürid)t er, alfe ber §err tlbminiftrator beffen be;
rietet, $>aben ©. ft. gb. meinen ©o^n ju ftraffen ünb Exemplaria
einjubringen befohlen, er melbet aber nidjt, bafe er ber berid)ter ge=
mefeen bamatfj er benn, mie Serleumbber pflegen, meinen 6ofm
mirbt angebietet tjaben, mafe er mir . . . (sie) $att. 9lun Ijat mein
(o^n ben ic^ be* bud)b,anbetfc üon 3ugent auf ünterrid)tet, bamalg
Digitized by Google
- 109 —
fetnett budjtaben gteich erft angerichtet, Sötte nun Samberg ba* ienige,
fo int motgefatten in Anfang feine« J)onbel6 Catalogum ju Ijaben,
nicht auch feinen 9cect)ften gegonnet haben?
3um 4. bietet er tnid) femer ganj öndjriftlidier weife an,
Xa» id) ber {traf juentflieheu meinen fünfierigen Elenchum ge*
ferttigt önb bei ber Gtjurf. flieg innig $u Ererben, meiere feine«
privilegij önmifeent baruber önb befjetben Contintiation sub et ob-
reptitie aufgenommen, mit mir auch fotdje Iniurien gebürtig ju
anbten öorbefwlten. önb befinben ©. $oa) mtb motm: aufe ber ein=
gang* biefer öoranbtmorttung deducirter erje^tung ben öngrunbt
biefer aufbichtung t)anbtgreiflid^ , benn ber posses önb öoriärung, fo
id) broben angezogen jugefdjmeigen, 3ft bie Occasion ben funfUjärigen
Elenchum $u machen elter tmnbt anber«, atfj fte Samberg! fetfchltd)
anjeigt, Xie hochl übliche Regierung ju X reiben t)att auch feines pri-
vilegij pute roiBettfcrjaft getjabtt önb biefen meinem funfUjartgen
Klenchum fampt ber Continuation uouu feinem Catalogo ein gar ab;
gefonbert merd geboten, $aöon in ber S^urf. (Sanjlej bie befte nach=
nebtung, 3ft bemnach ein lauter erbichter öngrunbt, bj er oorgibt,
e* fei feinem privilegio ex diametro jumieber, mirbt« auch in einig:
feit nicht mar macheu, 5)enn Vbi forma di versa ibi et res divers ae.
3a ba« noch mchr tft, e« mirbt unter bud) führe™ alfo gehatten,
23enn einer ein Sud) in einem Format, atfj fot. ber anber in anber,
alß 4. brudet, merben fte fdjon für ünterfchiebene merd gehaltten,
mie mit ber $eubtfch ©ibet Suttjerj ju ftranerfurt mtb in biefen
Sanben gefehlt,
$)a« er öor« 5. feinen tnnneberbringlidjen fdwben öormenbet
fyatt auef) feinen grunbt, Xenn entmeber fo ich ocn Elenchum önb
continuation nicht met)r bruefte, motte er feinen Catalogum befto
ttjeurer geben (:»ie er« mit anbern tljuett:) SBnb atfo bie ßeutye
fdmfcen, @o gebe @. $oa) önb motm: ich« suerf ernten, Ob bifj fein
Interesse bem ©emeinen 9htfc jumieber grog ju achten, Ober er
norme inet feinen 33 uetjh anbei befanbt ba mit jumachen, fo !ann idi il)n
bo ch nidjte« ijinbern, ienn er feinen Si n üben einen megf , fomot aifj
ben anbern feine Catalogos juf Riefen mögt, hingegen führe ich ben
Elenchum fampt ben Continuationibus mciftettttjeil^ nach tfrandfort,
alba ich auch nm meiften ertöfet, ©olte id) nun bie Continuation
in biefen ßanben abfdjaffen, 9Rufte mir Lambrecht (sie) auch bj gro&e
merd ab ha rtbetn, ober ich müfte fie einem frembben ju grandfurt
ober anber«mo jufdjtagen, ber fte nach meinem methodo ferttigte,
brausen brurfen tiefte, önb atfo ben frommen, ber bifc fatfj burd) mich
in biefen ßanben erhatten mürbe, entjie^en ttjette, ®enn ich, gotttob,
ben Elenchum nunmehr in bie Äunbtfajafft bei Slufjtenbifchen bracht,
£>j, fo ich if>n nicfjt mehr forbern mürbe, demnach bie Mufelenbifctjen
ihn in biefem meinem methodo nachbrüefen mürben, e« mehre benn
fache, 2)afc Samberg auch meine Continuation, Sraft feine« privi-
Digitized by Google
- HO —
legij bruden, ünb biefelbe hinauf?, nadj tfrandfurt ju fuhren befugt
fein fotte,
$)af$ aber bietet er mid] ab er mal jum 6. an, 3)$ id) in meinen
Continuationibus (einer bud)er nid)t gebad)t, 5)enn erftt icf? mad)t er
feine« «Ram^afftiöf, Ijat i$r audj ni$t üiel bte er brüdet, jum onb:
f Riefet ober üormelbet er mir beren ^Bittet nidft, ünb jum dritten,
fcefcen allen üngeadjt, #abe id> boä} feine ©üd>er, foüiel 3d> bero
erfaren, in meinen Continuationibns gemeltet, mie er aber meine
bifefjero in feinenn Catalogis gebaut, ober nadjmal« gebenden mödjte,
menn id> ber Continuation müffig geljen folte, mürbe man mott er=
fahren.
3um 7. bietet mid) audi Samberg an, $a3 mir oon ber Sob«
lidien ©niuerfitet atfjicr oorbotten morben, 3kuie oorgangene SReffe
meine Continuation nid)t ju bruden, beim id) gu ber Seilt alfc er
üorgeforbert, oon Srandfort nod) nidjt anljeim gelanget getoefen, ©in
aber oon ben meinigen gu meiner Äntjeimfunfft berichtet, T'$ ifnn
bie Soblidje ©niuerfitet, fo omb mein Privilegium nriffenfdjaft gehabt,
nicfjt oorftatten trollen nlfjicr ju bruden, baran mir menig abgebet,
$)enn id> meine Continuation ju (Silfcleben hinter mir befetyt gelajfen
jubruden, roeldjä and) gefgefjen.
(Snbtlidj onb jum Balten, Xlmt er mir jum tjodjften ünguttlidj,
bj er mid} bejud)tiget, «Ife Ijette mid) SR. g. $err rescripto decisivo
id) ettoaä toiber fein Privilegium gefwnbelt, toirbtS aud) in ©toigfett
mdit mar magert fönnen.
liefern nad) gelanget an @. b,od) ünb toolto: mein bienfc
üleifjige« bitten, $>ie gerufen, S)iefe3 aüeö grofegunftig erroegen,
fegen bes Sambergs üngegrunbe üorleumbbung fjalten, Xiefe exa-
miniren, toerben fte gennfe befinben $)a3 e8 eine lautiere muttmiHige
junöttigung, onb in betrad)tung meine»? ©nrlidicn erbarn onb auf =
richtigen $anbelfj ünb toanbeljj, e& burd) Styct üntertljemgfte Inter-
cession bej meinem gnb. §m. e3 baljin ridjten t)elffen, 2)j entmeber
Sambergf mit feinem eigennujigen Catalogo bruden abgetoiefeen, ober
bod) id) bej meinem Elencho ünb be&en Continuation, befage aufe=
brudlidjer morbt meine« privilegj erhalten merbe, ©nb id) alfo mit
oorlag anberer gurter ©udjer femer ongefjinbert fort faren möge,
Samberg ber ein ©ud|bruder bej biefem feinem beruf bleibe onb
in ba$, fo er nidjt geiernett, anbern Seuten, ia gemeinem Sanbe ju
fdjaben fi$ nidjt ftede, 2)enn menn ia) alfo üon ib,m, ifco balbt üon
einem anbern ©udjbruder folte Ijtnterfrodjen, oorteumbbet onb bei
ber fjoficn Obrigfeit, fomol atg bej G. bod) onb molm: mit fo fallen
bejic|tidjen gebrudt toerben, Stufte id) entlidj aud) üonn meinem
beruf ferner Sterne budjer gu oorlegen ablaffen, 3feo fte^e i^ int
tjanbel mit $em SWarttino Slia^man, ber SRedjten Toctore onb S^urf.
8: (Sammer "Kntb ber mir ben Homerum mit annotationibus berrn
Cru8ij juuorlegcn ontergeben will, 3« gleiten ^abe ia^ mit $r.
Digitized by Google
— 111 -
3). ©öbelman aud) <£f)urf. ©. ^offrat^ gefdjloffen, be« $errn
Chytraej fertig scripta jufamenjubruden, $)ar$u aüerfeitd ein
groger foften gehöret, Sötte ich nun fotcr)e bucher oorlegen, onb
nicht gutte gelegencjeit haben, biefelben an allen orten onb enben
in onb an ff er lanbe« meinen ftunben juuerftenbigen mehre mein
fdjabe ünuberwunbtlid), Samberg brüdet feinen Catalogum nur in
biefen öanben, an anbere orte führet er ilm nid)t, am wemgften
aber an bie orter bo öffentliche Steffen gehalten »erben, Ober
auch ba ich meine ftimbtföafft am meiften höbe. $>eromegen onb
wen er gletct) meine bud)er in feinen Catalogum fejen mürbe
(:bafc id) bodj wegen feine* feinbtfef)Iigen gemüth« fo allein ju
foemtng meine« ^anbelg gerietet, ongemifc:), fan bochmit feinem
Catalogo meine« hanbelfj notturfft nicht erfüllet noch meine« in-
dicis fleifj erreicht werben. SSorfetje midi bcmnnd) (5. tjod) Onb
wolw: werben in it)ren onterthenigften beriet, biefe« äße« ju fchufc
(St)rlic§er §anbetfeteutf)e, onb er^attung gemeine* 9tufce« bej biefer
berumbten banbelfeftabt in fein oergefc fteßenn, Solare« auch omb
biefelb hodjfte« oleifee« in onterttjenigfeit juuorbienen, bin id) willigf,
Saturn ben 12 SRaij Ho. 1602.
<£. $od) onb SBolw:
SBntertfjeniger
Mennig (Mroß
SBudjführer.
25a« zweite Slctenftücf ift ber 33eritf)t be« $Ratt)e« nad) $re«ben
über bie mit ben ftreitenben Parteien aud) tnünblich gepflogenen
Serhanblungen. tiefer ©eridjt reprobucirt im (Sftofcen unb ®anjen
ben Sn^alt ber fliege = unb «ertheibigung«fchrift, ift aber fäwer
ju fürjen, ba er intereffante (£in$elnheiten au« jenen münblid)en
SSerljanblungen einflicht; er lägt eine gewiffe ftitte, nidjt ganj un=
gerechtfertigte Parteinahme für ben früheren ^att)«herrn — Penning
ÖJrofee war feiner SBürbe im 3al)re 1593 wegen &erbad)t$ be«
SruptocaloiniSmu« oerluftig gegangen — burdrfchinunern. Äßer*
bing« war Penning (Srofce ju feiner Qtit ber bebeutenbfte Seipjiger
Verleger unb bafi er ftet) biefer feiner (Stellung ootl bewußt war,
ipric^t ftdj beutlich genug in feinem langatmigen, aber wohl ab=
fichtlief) möglichft unflar gehaltenen Schreiben au«. (Sr betont
übrigen« bie h^roorragenbe S3ebeutung feiner eigenen gefct)äftlict)en
Stellung gegenüber ber be* fid) mühfam emporarbettenben, bie
3been anberer jum copirenben Abraham Samberg — oft
genug auch Samprecht genannt — mit um fo größerem Rehagen,
al« bie ßeipjiger 93ucr)r)änbler erft wenige Sah« oorher ben S8er=
Digitized by Google
- 112 —
fudj gemacht Ratten, (enteren an ber ©rridjtung einer S3ud$anb-
lung ju oertyinbern unb ba$ ©Reitern biefed SerfudjeS wo^l 9tti&*
ftintmung genug jurüdgelaffen f)aben mochte. $er betreffenbe S3e=
ridjt fclbft lautet:
©nebigfter (£b,urfürft tmb ©err, (£. (£(jurf. ©n. b,aben ön« am
bato $refeben ben 25. Styriti« jungft üerfdn'enen öf Slbraljam
Samberg« anbertoeit ünbertl)enigfte« ©uööliciren gnebigft befohlen,
ba« ttrier §ennigf troffen oor ön« erforbern, hierüber tmren önb
geburtidj üornefjmen, ünb bo ttrier e« geclagtter maffen befinben
mürben, bie gebrugftten Exemplaria öon ifjm abforbem, ju ün«
nehmen,' QUO) bie biffat« üoriuirgftte tmb im Sßriuüegio angebeutte
ftraff üon 3tö*n einbringen taffen f Otiten, SBeijre e« aber bjerumb
anber« bemanbt, ober fonften notigf, S. (Sburf. ©. fotdje« mit jus
rudjenbung be« 3nfd)Iuffe« beridjtten.
©oldjem jn ünberttyenigftem fdmtbigen gefjorfam, fjaben ttrier bie
<ßartt)eüen üor ün« befd)teben, ünnb ermeütem ©roffen be« ©uüüli;
canten ©lagfdjrifft üon ^uneten ju $uncten fürgeljaltten, *Rem=
tict)cn nrie Ebralmm Sambergf angezogen ba« (£r üor üier Sparen
üngefeljr einen ©udjtaben al|ier angeridjttet, mtb ju befto meljrer
fortftedung fötale« feine« neu angeljenben ijanbel«, t)ettc er bie
notturfft ju jein eradjttet, bamit bie SRaterien fo er fu^rete ben
Seutttjen 3nnote«cieren ünb befantf) toerben moderten, Sin tßriuis
tegium über ben Catalogum ber ©üdjer, fo 51t ftrangffurtt am
SRaüen t>nb alfner 5U ßciüjigf aufgeben, ünbertljemgft aufzubringen,
toeld&e« @r audj üon bem gemefenem $errn Mbrniniftratorn ber
(£f)ur ©adjffen ic. Snferm gnebigften Ijerrn üff adjtt 3§ur lang!
ünbertfjenigft erlanget önb erlitten,
SttS Gr nu^n craft fotdjer begnabung ben erften Catalogum in
ber Dftermeffe Ao. :c. 99 üerferttiget, önb Srieberid) ©rof ficr) ünber*
ftanben angeregttem SßriuUegio jumieber benfetben na^jubrugfen, önb
fotdje« bamit befajönen toollen, alf ob fotdjer $rug! in feine« Sutern
Benningen ©roffen« ^iebeuor erlangetem ©enerat ^riuilegio, fo <£r
ober bie ©üdjer, weldje Gr üorleget, aufbraßt, implicitö mit begrieffen,
meiere öon on« bem iRatr)e gerinnen ein folajer abfdjiebt gegeben
morben, ba« Stbra^am Samberg! beü obangejogenem feinem ©öeciat
^riuilegio gelaffen önb gef djüfcet, önb bj tljme ©rof baran feine
tyinberung nod) cinliattt tfmen, audj bie gebrugftten cr em plana &uuor=
feuffen fict) ent^altten fottc, Gr fontte bau öon b,odjftgebad)ttem S3nfertn
gnebigften berm, gnebigfte ^nteröretation önb erclerung ju mege
bringen, baS in ber Generalitet feine« angebogenen $riui(egij aud)
ber ftreittige Catalogus libronun begrieffen önb juuorfte^en feö,,
©cldie erfterung @r nid)t allein nidjt t)ctte erlangen fonnen,
©onbern ber $>err ^bminiftrator ^ette sub dato ben 28 Aprilis
Ao. 99 anbermeit befohlen bie üorttmrgftten Exemplaria ju fambt
Digitized by Google
— 113 -
ben breiffigf golbeä gulben ftraff oon ftriebertdjen (Stoffen einjus
bringen ic.
$)a §ette §cnnigf groff bie3 toergf auf einen onbern toegf an«
gegrieffen, onb %fymt fein Sßriuitegium gleicbfam per indirectum ju
toaffer jumadjen ftdj onberftanben, in beme (5r einen Catalogum oon
allerljanbt ©üdjern, fo innerhalb fünf onb ©ed)8 Sparen aufgegangen
äufammengetragen, bemfelben einen oorblumeten nahmen gegeben onb
Elenchum uel Indicem libroram inseribiret, audj beö ber löblichen
Dftegirung ju 5)refben, alf roelcfye hteuon feine nuffenf djafft getragen
olme SBorbenmft be3 Ijerrn SIbminiftratortS ein Special $riuile=
giunt über fotogen Elenchum mtb beffen Continuution sub et ob-
repticie auf gewonnen, baffetbe audj onlangften oon @. (£f)urf. ®.
oorneuem laffen,
93nb ob Gr tool troffen feine begnabung ober ben Elenchum
tool gönnen fontte, €>o roolttc borf) btc ben Gfuirf. Herren SRätben
üorfcitgflidier teeife mit eingefdjobene Continuation, luetrfje iüd)t*
anber3, aUi ein Catalogus ber Seipjigifdjen unb ftrangffurtter ©üct)er
toefnre tote biefetben oon äfteffen ju Steffen aufgeben, baruber (Sr
Samberg! specialiter priuilegirt toef)re, feinem angebogenem Sßriui;
legio ex diametro jutoieber, onb 3^me an feiner nafyrung bnb
bemerb ju mergflidjem nad)tb,eil laufte, Snmaffen <£r fötale« aU
bereit mit f traben erfahren, $a3 auch, ©roffe ju befonberm feinem
Sambergs nadjtijeil onb ^anbtierung bie ©üdjer fo (5r gebrugft
onb oorleget in feinen Catalogis ganfc Onb gar auffen getaffen,
ober bodj feinen nahmen babeo mit ftüfdjroeigen obergangen,
Ob audj tool (£. ©Ijurf. ©. of Samberg« jungft ünbert§enigfte3
©uppliciren, in ben entftanbenen Errungen jmifajen §emtigf ©roffen
tmb 3^nt roegen tljrer respectiue tyabenben ^riuitegien bie gne;
bigfte SBormittefang onb Interpretation getroffen, ba3 ftcf> nulmmeljr
ein ^scöer feiner begnabung otme beä anbem nad&tljert onb fein
felbfl gefafjr fidjerlid) gebrauten fan, ©o b,ätte bod) ©rof fötalem
md)t pariret, ©onbern mit biftraljirung ber ©remplarien nad) be;
fcfyctjenem bcietjlto) onb oorbotb fortgefahren, 93nnb berotoegen ge=
betten, 3fön ben bem gellen budjftaben feine* ^riuilegii jufdjufcen,
onb betjbcn ©roffen biefe Sßororbnung jutljuen, bamit ®ie fid)
fnenfuljro berogleidjen turbation onb nadjbrugfS entljaftten, ftdj
3f>rer begnabung of)ne feinen fcfcaben onb nadjtfjeil gebrauten, bie
oorfengflidje continuation onb einfctidje oorfauffung S^red Elenchi
abftetlen, onb ber oornmrgftten ftraff tjalber fia) mit 3f)nte ab;
finben mögen.
hierauf b,att $ennigf ©rof nadjüolgenbe antljtoortt onb beriet getrau.
$)er SBeridjt nimmt nun bic öertl)eibigung$tdjrift ©ro^e^
toörtüc^ in fiel) auf, aber mit fol^enben ©inf Haltungen (fte ftnb
auc^ oon einer anberen ©anb in ba8 ©oneept eingefügt): ©ei ber
Digitized by Google
— 114 -
Sluöeinanberfefcung feiner ©eroeggrünbe pr Verausgabe eine*
fieipjiger SföefcflatalogeS wirb eingefchoben, bafj feine Slbfidjt aud>
baf)in gegangen fei, bafj
bie ienige fo bücber fauffen onb eine liberei erzeugen motten
mifeen motten maS für tut d) er onb ju melier #eit ein iebeö au3=
gangen onb lucidum bie neuefte ebition fei,
fo nrie berichtigt, bafj er nicht in ber gaftenmeffe 1595 nova
inventione mit feinem Äataloge begonnen habe, fonbern „Ao. 1594
Onb 1595 nova et propria inventione", unb bafc er i!jn „in
Sßreuffen, *ßolen, ^ct)Icften, Seemen, ©achffen ic. oorfdngfen" müffe.
SBefentlich anberS ift im 93ericf)t bie SDarftettung be3 93or=
gangä oon bem fünfte ab, mo ©rofje fagt, er fjabe feinen
Elenchus nach ber Söitter'fchen $)iSpofition gefertigt. Slnftatt ber
bort ftefjenben (Ermähnung ber oon it)m in Bresben getanen
©dritte, um eine $)edaration feines ©enerak$riüilegium8 $u er-
langen, tyeifjt e§ in bem 93erid^t, er
^abe alfo folgen Elenchum neben ben Continuationibus in bie
brett 3har nacheinanber ongefnnbert brugfen laffen onb oorhanbelt,
So liefe er auch in folche continuationen beS Elenchi feine
nnberu bücber fegen, alä bie ienige fo gemiä auSgangen onb $u
feilen fauff jubefommen, bermegen ein* alle ffrancffurter onb Seifljifche
mefjen onb märgtte eine fonberlicbe perfon, fo ftubirt ju hoben
pflege, fo in a0en budjlabcn ma& gemiS auSgangen Onb oorbanben
erfunbigung nehmen mäfte, bo Zugegen in Sambergend onb ben
anbern ftrancffurttfdjen Catalogis oiel bücber jubefinben, fo noch
nicht anfangen »ehren auch UlD^ ausgeben mürben, meines
ben ienigen fo bücber fauffen motten grofje Snricbtigfeit auch bem
buchhanbet an fich fetbft aflerbanb fdjaben onb nadnliett gebebre,
motte bemnach ehr Penning ©rofce onberthenigft oorfmffen, man
(£. ©hurf. ©. biefer feiner onbertbenigjten entfdmlbigung onb be=
fchaffenheit biefer fachen gnebigft berichtet merben, ba$ fiambergf
abgemiefen merben fotle.
9cuf)n mirbt gleimol ©nebigfter ^t)urfürft onb §err, 9tu3 allen
SSmftenben fo oiel befunben, $5a3 $>cnnigf ®rof ganzer fünf 3>ha*
juuorn, eheban ba« Abraham Samberg! fein ^riuilegium geführt
onnb erlanget, ben Catalogum gebrugft onb oorbanbeltt, mie e« ban
auch feine 3nuentto ift, Xabero er ban si non vigore generalium
Priuilegiorum, boch propter possessionem et praescriptionem (: meil
e$ res mobili8:) ein ins quaesitum r)atr gnmaffen (5r ban folcbeS
mit Sieben ©jremplarien beä Catalogi, mie oben auch angejogen onb
oormetbet morben, belegt onb beftergfet. 3U bem ift e£, roa8 ben
Elenchum onb Continuation belangen thut, oiel ein hoher, michttiger
Digitized by Google
- 115 -
onb nufclicfjer Werg!, al# Samberg« bloffcr Catalogus, meldjen (5t
ben ftrangtfurttifchen fehlest nadjbruaft, 93nb oon i^o angeregttem
Catalogo o a n 13 Onb gar in forma, quae dat esse rei methodo et
dispositione, barinnen ein befonberer üleif gebraucht onb angemenbet
toirbet, onberfdjieben, ünb alfo ein abgefonbert fonberlid) mergf ift,
at res et collatio docet,
So meifet bcr Elenchus megen fetner richtigen disposition
(: meldten <£r oornemblich umb fortftellung be« allgemeinen buehhanbel«
willen, barauf bie« tüerg? gerichtet , angefangen:) allezeit of jeljen
3af)r jurugfe in ba« groffe mergf, toctctieö oon 3hm ©roffen oor*
leget onb roie er beridjttct ober 800 fl. barauf gemanbt onb baburch
ben buchfwnbel ben ftrandfurtern gute« tfjettä au« ben #enben ge*
rounben onb in biefe lanbe transferirt morben, ba« man fich befage
be« Elenchi ber ©üdjer auch mehr al^ier in bicfem lanbe onb bei
btefer ftab in ben buchläben erhole, melche fonft ju ftrantffurt ge?
fudjt onb gefaufft merben, $0 nud) ilmte joldjc continnatio burdj
biefe« be« Samberg« oome^men geftooffet merben folte, fo mürben
fich &flU> bie Öranctfurter berfelbigen onterminben onb atfo mit Con-
tinuirung be« catalogi fortfahren bamit fic baburch ben buchhanbel
rote auc^ tiuTiiorn geroehfen genjltd) roieber an fiefa onb au« biefen
tanben onb biefer ©tab bringen mürben mie ban bie« fein mergf
faü in ade frembbe lanbe iebr oorf)anbeltt onb oerfuhret, mie 6r ban
folche« mit feinen 9Jcargft ©udjern ju belegen onb ju bef feinen (sc. bereit?),
©ierbeö mier ban auch in gelittener 93orhor biefe« berichttet
morben, ba« <£. Slmrf. ®- löbliche SBororbentte gufticien SRäthe ju
fcrefben in 3h«m onberthenigftem bebeng!en (— meggeftridjen ift:
sab dato ben legten 3)ecembri« Ao. 99 — ) in erroegung aller S3mb=
itenbe fetbffc bafnn gefehen onb bie« mittel onberthenigft furgefdjlagen
haben f ollen, ba«, $0 ein 3eber beo bem feinen, alf Abraham Saim
brechrt beo bem Catalogo, mie @r folgen ben grangffurrtifchen nach-
brugfet, Onnb $cnnigf ©roj ben bem Indice ober Elencho fambtt
ber Continuation ju complirung be« angefangen SBtflerifchen mergf«
(: melche« Samberg« ^rtuilegio gar nicht juroieberlauffet, fonbern fein
Catalogus in forma et dispositione et metbodo Oon ©reffen« für-
nehmen onb mergf ganfc onb gar separirt onb onberfchieben :) bleibet,
onb gelajfen mirbet, ba« beibe $riuilegia neben einanber rool fein
onb gebulbet merben fönnen, in betrachttunge ba« ©ro( alf ein 93ud)=
führer ben Catalogum atj feine Snuention vigore feine« general
^Sriuilegii jum erften gebrugft, onb nicht oormeinet ba« ober bem*
felben Samberg! ein $riuilegium fuchen foQen, SBber bie« auch feine
continuation be« Catalogi forma sive jure oon Samberg« feinem
Catalogo meit onberfchieben,
2Ba« fünften femer oon Abraham Sambergen in feinen beüben
©upplicationfchrtfftten mie oben im eingange in specie angejogen,
geclagtt onb furbrachtt morben, melche« mier fcennigf ©roffen alle«
8»
Digitized by Google
— 116 —
onberfd)iebttidj nad) einanber furgeljattten fyaben, beffen ift (£r feine«
mege« geftenbtgf gemefen, aud) biffat« of ifm m$t« aufgeführt morben,
3)an ob er mol in feiner abrebe, ba« er audj fieber Samberg«
erlangetem «ßriuitegio oon Ao. 99 biff)ief>ero öffentlich feine Conti-
nuation oortjanbelbt Onb üorfaufftt Onb baffelbe titulo priuilegy,
met($e« ber continuation aufbrugftidj Onb indistinete gebengfet, @o
feö e« ib,me boeb, btf auf biefe ftunbe juuor^anbeln nidjt oorbottben
gemefen, ma« @r aucf> oortjanbetbt, baf feö cor insinuirtem befetjt,
onb ju complirung be« Elenchi gefdjetjen, furoembtidj omb fort;
fefcung mitten be« bua}f)anbel«, barauf bie« mergf geria^ttet.
2Sa« audj toegen feine« ©otme« tfrieberidjen ©roffen«, at«
factum terty, onnb mie @r ftennigf ©rof beto ber ©fjurf. SRegierunge
ju $refben ba« ^ßriuitegium über ben Elenchum ünb beffetben Con-
tinuation sub et obreptitie, finttematyl bie ßljurf. Herren SRattje oon
Samberg« Sßriuitegio feine miffenfdjafft gehabt, aufgenommen haben
fottte, meldte« ©rof alf eine fonbertiä^e Sniuria gebürtigen ju eifern
3^me protestando f urbetja Ittcn,
Stern mie ®r Sambergf burd) ben gebrugftten Elenchum in
ünoberminbttidjen fd)nben gebraut,
3tem bj ©rof in feinen Continuationibus Samberg« 93ud)er
nidjt gebeerte,
Stern atf ob 3f>me ©roffen oon ber Söniuerfttet oorbotttjen
morben fein foltte, feine Continuation bie nedjft borgangene 9Reffe
nid>t ju brugfen ic. beffen allen Onb Seben ift ©rof burd) au« nidjt
geftenbigf getoefen, fonbern bi«fal« feine notturfftige SBoranttjroortung
onb abteb,nunge barmieber eingetoanbt,
3nfonberf)eit aber %at er feine« toeg« geftanben, bj (£r Sam=
berg« btofem angeben onb befdjutbigung nad), @. ©§urf. ©., in biefer
fadjen aufgegangenen befeljtidjen nidjt pariret, fonbern benfetben ju=
mieber getebet, onb toieber Samberg« ^ßriuilegium getjanbeltt haben
fottte, mie ban audj biffat« mieber tljn nidjt« aufgeführt nodj bar*
gctljan morben ift,
©ennigf ©rof ^at fidj gegen on« audj baljin erfteret, man
Sambred)tt bie Xittet feiner 93üd)er, 3nmöffen oon benen ju grangfs
furt an ber Ober, SBittenbergf, $>refben, ©örlifc, $aüe ic. onb anbem
meb,r gefchelje, Stjnte aufteilen onb fötale« begehren, bie bua^er audj
führen onb in feinem taben b,aben mürbe, bomit biefetbigen oon
benen fo fte jufauffen begetjren oermoge be« Catalogi ober Elenchi
bei i^m gemi« jubefommen, fo mottle ©r biefetben eben fo mol in
feinen Elenchum onb disposition fe^en onb bringen, ©o ^ette ftdi
audj Samberg ba^er befto meniger jubefdfjmeren, benn meit e^r oor=
meine in feinem Catalogo me^r büdjer ju ^aben at« Penning (Srofe
in feiner Continuation, fo tjette eb,r leidet abjunetjmen bj Samberg«
fein Catalogus at« ber an büdjer reifer befeer at« itjme feine Con-
tinuation, meto^e eingejogener, abgeben mürbe,
Digitized by Google
- 117 -
Solche« fjaben @. C£I)itrf. ©. berfelben gnebigftem begehren önb
befehl $u onberthenigftem fdmlbigen geljorfamb mier önberthenigft
bend)tten follen önb [teilen ju @. Gljurf. ®. gnebigftem ermeffen,
bebengten önb gefallen, önberthenigft, wa« bicjelbe wegen oban;
gezogener SBrfachen önb SBmbftenbe respectiue gerinnen femer
gnebigft onorbenen önb befehlen wollen,
93nb (J. Sljurf. ©. in ünberthenigften gefprfam ju bienen feinbt
mir öflichtfdjulbigt önb bereithwilligft,
Datum ben 20. Sftaij Ao. 1602.
(5. (Stmrf. ©. S3nbertf)enigfte
©ehorfambfte
$cr Watfy ju ßeipjigf.
93ei ben wiberftreitenben unb in ftd) felbft fchwanfenben $ln=
gaben ber Parteien bürfte e« eine müßige unb unfruchtbare Arbeit
fein, bie einzelnen ?ljafen be« ©treite« in chronologifcher golge
^t)pott)ctif(^ fijriren &u wollen. Ob öon biefer ober jener ©eite
eine £onfi«cation, ein Sßerf auf Verbot ober fonft etwa« ber artige«
verfügt ober nur in Su8ficf)t geftedt worben ift, beut bodj feine
Solge gegeben mürbe, ift im ÖJrunbe genommen jiemlich gleich2
gültig; e« genügt ooßfommen, fid) überhaupt nur ein allgemeine«
Söilb ber Vorgänge ju geftalten.
3unäd}ft mu§ conftatirt werben, bafj Penning (Srofce bei bem
(Streite überhaupt moralijtfj im 9ted)te war, nicht aber im SRecfyt nach
ber nun einmal tyerrfdjenben föecht«übung. (5r hatte fein Unter=
nehmen im 3a^re 1595 mit bem Kataloge für bie 9Kicf)aeli«meffe
1594 begonnen; berfelbe trägt nämlich (jebenfall« erft nachträglich
erfdjienen) bie erftgenannte 3ahre«jahl. SBeldje« waren feine eigent=
liefen S3eweggrünbe bafür, ben SKeftfatalog auch f"r °k Seipjigcr
Steffen ein jubür gern? $a« eine 2Ral führt er fein Unternehmen,
namentlich in ©etreff ber in ©emeinfehaft mit feinem ©ohne
griebrich herausgegebenen Kataloge, auf bie SBebürfniffe feine*
©ortiment«gefchäfte« unb auf bie 2Bünfcf)e feine« fömbenfreife«,
namentlich im Dften, jurücf, fucht alfo (ebenfo wie bie« auch
Abraham Samberg thut) für feineu Stteftfatalog feine«weg« eine
Derartige officielle 83ebeutung anjuftreben, wie fie bem granffurter
ungefähr ju berfelben 3cit burch ben Uebergang in bie §änbe be«
bortigen föathe« aufgeprägt würbe. Änbererf eit« bocumentirt fich aber
boef) fowohl bei ihm, wie bei feinem Soncurrenten, burch °« Erwerbung
öon «u«fchlie6ung«=^riöilegien gegen ben $rucf öon anbem gleid)=
artig abgegreujten ©ortiment«=tatalogen ba« öeftreben eine älm=
Digitized by Google
— 118 —
liehe offtciefle Bebeutung für benfelben anjubafmen, wie fic bem
©rofje'fchen jpäter aua? tf)atfäd)(idj unb gemohnheit«mäfjig 511 Ztyii
ttmrbe. $at er nun gleichzeitig mit bem beginn ber $erau«gabe
einzelner SJcefjfataloge toirflict) bie &bftcht gehabt, bamit — bis er
ein justum volumen angefammelt fyabt — eine gortfefcung ber
fogenannten Collectio in unum corpus borzubereiten unb an bie=
fefbc einen „fünfjährigen Elenchus", ober eine gortfefcung auf
„jetyen 3hore zurugf", mie er im »eiteren Serlauf ber Erörterungen
au«einanberfefct, anjufnüpfen? 3>a« ift jefct too^I faum feftju^
fteflen. ©ebadjte Collectio in unum corpus mar 1592 at« Berlag«=
artifel tum SRic. Baffe (Baffee) in granffurt a. 2R. (menn auch
mit (Srmähnung ÖJeorg 3BiHer'« in $lug«burg auf bem Xitef) unb
mit Baffe'« Borrebe erf Lienen , währenb ®ro&e biefelbe als ein
Unternehmen ber „Söiller'fchen'' (ÖJeorg unb (Slia«) bezeichnet unb
fpäter inbirect anbeuten ya motten fehetnt, al« Ijabe er gerabe mit
biefer Berpflanzung ber gortfefcung be« erften gefchäftlichen 3n=
tereffen bienenben bibliographtfehen Unternehmen« mefentlich baju
beigetragen, bafj ber „buchh^nbel ben graneffurtern gute« thetl« au«
ben $enben gemunben onb in biefe lanbe transferirt morben, ba«
man ftch befage be« Elenchi ber Bücher auch mehr alhier in
biefem lanbe onb bei biefer ftab in ben Buct)läben erhole, tuclcfjc
fonft ju graneffurt gefacht unb getaufft mürben".
Selche« ©emicht biefer bebeutfamen Behauptung beizulegen
ift, miß ich hm 8^* noc§ Dö^n 9cfteIlt fe"t lofttn. 3$ fann aber
nicht umhin an meine oben getane Steuerung über ba« 9Ra& ber
3ut>crläfftg!eit berartiger Behauptungen, namentlich menn fte gleich
fam al« Trümpfe benufet merben, ju erinnern, menn auch nicht
auger «cht ju laffen ift, bog bie «ngabe: ßeipjig« aRe&oerfehr
merbe fein* mefentlich burch bie Bebürfniffe be« Often« geftüfct unb
erweitert, eine Betätigung burch bie oon mir früher publicirten
Slctenftücfe über ben Budjhanbel in Bre«lau unb burch ben Um«
ftanb erhält, ba& bie oon ^ßaHmann oeröffentlictjten SRect)nung«=
papicre @ig. geüerabenb'« in granffurt a. 9K. unb feiner 9iadj=
folger einen fehr fchwachen SReffrerfehr biefe« $lafee« mit bem
Dften conftatiren. 2lnbererfeit« aber oerliert biefe« Argument ba^
burch an SBerth, ba^ bie leipziger Bud)hänbler umgefeljrt in einer
(in einem anberen Beitrag beijubringenben) nur menig fpäteren
Eingabe (00m 3af)re 1616) gerabe barüber flogen, bajj fid) bie
Digitized by Google
- 119 -
Suajfüfirer ber Öftltd) gelegenen Sänber me^r nad) granffurt a. 9W.
gebogen Ratten unb ber $$erlef)r mit if)nen fid) toefentlid) gegen bie
3eit oor 30 bid 40 Sauren oerringert fyabe. daneben ift aud)
)U beachten, bag in allen aus biefer Qtit bei ben bieten befinblidjen
ftadjridjten, in benen e« fid) nm Snfinuationen oon patenten it.
an bie fremben 93ud)f)änbler ober um beren SBorforberung auf ba«
9lat^au« ^anbelt, fid) auffällig «eine 3a$len für ben 2Re&beju$
ber fremben $ud)f)änbler ergeben. Stöerbing« fommt babei in S3e=
traefo eine«Ü)eil« ber geitpunft im Verlaufe ber DJceffe, au« meinem
biefe SKotijen ftammen, anbererfeit« bie größere ober geringere ®e=
neigtfyeit ber gremben, berartigen Sabungen nrirflid) golge ju
leiften unb enblict) bie 5 rage: ob e« ftd) bei allen biefen g allen
mefleid)t nur um bie in offenen ÖJemölben ober 93uben au«ftef)enben
fremben Verleger gefjanbelt fyabe, nid)t aber um bie blofjen @in=
fäufer: bie reinen 33ud)füf)rer.
2Rir erfdjeint e* »a$rf<fcinfo$er, bafc «bra^am Samberg 9ted)t
f>at mit feiner 93ef)auptung: bag ber (Sebanfe ber Verausgabe be«
Elenchas bei Penning Ökofje erft in golge feine« , Samberg'«,
Soncurrenjunternetymen« entftanben fei, al« Sttittel, bamit enttoeber
biefer (Soncurrenj bie ©pifce abzubrechen, ober burdj bie meffen=
roeifc erf olgenbe unb felbftoerftänblidje, toeil notfnoenbige gortfefcung
be« Elenchus ba« Samberg'fdje Sßrioilegium für feine Sßerfon brad)
$u legen.
Slbrafjam Samberg'« erfter SBefjfatalog erfd)ien aber, toa«
feinerfeit« in ben Sßertjanblungen gar nid)t ermähnt unb oon
Penning @rofje merftoürbigermeife aud) nidt>t au«genufct miro, be=
reit« in ber 27cid)aeli«meffe 1598 unb jtoar junädjft ol>ne Sßriöi=
leg tum, alfo al« nadte« Soncurrenjunterneljmen gegen ba« fcfjon
fünf 3a^re beftefjenbe ©rofce'fdje. 9Bie ifym unter biefen Umftän=
ben überhaupt ein Sßrioilegium jum 2)rud beffelben oon Dftern
1599 ab — jumal fowoljl fein eigener, mie ber (SJrofje'fdje ÜHefc
fatalog im ©rofjen unb ©anjen nur 9tod)brüde be« granffurter
toaren, ja beibe bie granffurter ÜKeffe in optima forma auf bem
Xitel al« glagge führen — erteilt merben tonnte, bleibt nad)
nnferen feurigen SRed)t«begriffen natürlid) unöerftänblid). @« ge=
f$af) eben unb obfdjon Penning (SJrofje in feiner öertfjeibigung«*
fdjrift au«fül)rlid) unb nrieberljolt feine« ®eneral=$ßriüilegium« über
alle oon ilrat ju oerlegenben SBerfe gebenft — er erhielt baffelbe
Digitized by Google
— 120 -
■
im 3af)re 1581 — unb obmohl bic beteiligten SBehörben bie
Siedjt 3 gültigfett bcffelben in feiner äBeife anfechten, (o idjemt er
auf bie burdndilagenbe SCÖirfung beffelben boct) nicht befonberS oet>
traut ju ^aben. Ällerbirigd waren Derartige ©eneral^rioilegiett
burch bie SSerorbnung oom 3at)re 1594 eigentlich für fernerhin unjus
läffig erüärt morben; aber erteilt unb mehr ober meniger refpectirt
mürben fte beffenungeachtet auch fernerhin. 2)a$ fd^eint toenigftenä
feftjufte^en, bafj Penning ©rofje feinen SBerfuch machte, auf (SJruitb
biejeS feine« @enerak$rioilegium8 (Einföruch gegen Abraham ßam=
berg'8 (Soncurrenj ju ergeben, bafj er üielmehr junächft temooriftrte.
<Sct)roctfcr)fc fennt feine ©rofje'fchen Kataloge oom 3af)re 1599;
auc^ bie reichen ©ammlungen be3 93örfenoerein3 an SRefjfatalogen
enthalten nur ben Samberg' jdjen oon ä^ict)aelid 1599. Slber ein
(Sro&e'fcher ift ju Oftern 1599, unb jwar unter bem tarnen
Sriebrich ©rofce'S laut KutoeiS ber ©treirf Triften, nrirflict) er=
fdjienen. Ob er unterbrach ober fein SBerfauf oerhinbert mürbe
ift mir unflar; aber ich nehme als genrifj an, bafj ein ©ro&e'fdjer
SKtchaeli3:9Jcefjfatalog für 1599 nicht erfdnenen ift unb bie Con-
tinuatio I. be8 Elenchus, batirt oon ber 9ceujahr3meffe 160O,
feine ©teile oertritt, um eben bie gortfefcung oon ©rofje'3 urforüngs
liebem Unternehmen unter anberer gorm ju ermöglichen. (Sine
flüchtige Skrgleidmng fchon ber erften ©ehe ber Continuatio I. mit
Sambergs 2ttichaeli3mefjfatalog 1599 fcheint biefe Sinnahme nur
um fo mehr ju beftärfen. $amit erflärt fich benn auch einfach
ber Umftanb, bafj neben ber ©uite oon 1703—9 bie 9ceujahr3=
meffe oom 3af)re 1600 nach ©chtoetfchfe'8 2ttittheilungen bie ein=
jige ift, in melier ein SRefjfatalog erfchien.
9tteine Sinnahme geht nun metter bahin, bafj Penning ©rofje,
tote fchon gefagt, feinen ffierfuef) weiter machte, offen gegen feinen
Goncurrenten anjufämpfen, oielmehr fchneU feinen Elenchus, ber
— obwohl er bie ßeitangabe 1593 bi* 1600 auf bem Xitel führt —
nur bie 3af)re 1593 bi$ 1599 umfafjt, beffen Snfmlt auch mit ber
Söejeidmung Index quinquennalis unb ©rofje'3 eigenen Angaben
(5 bis 6 Sahre in ben ©treitfehriften, günffjährigeS 3$eraeicfmi$
auf bem Xitel ber beutfehen Äbtheilung) in SBiberforuch fteht, ht-
arbeiten liefj ober bearbeitete, bafür unb für bie organifch baran
ju fnüpfenben gortfefcungen fich ein ©oecial=Sßrioilegium ju er=
mirfen unb fo auf einer %xi oon ©chleidnoeg Abraham Samberg matt
Digitized by Google
- 121 -
$u fe|en toufete, tote biefer eä mit feinem in 2öaf)rfjeit bocf) eigentlich
auch mir erblichenen Sßrioilegium ihm felbft gegenüber ju thun Oer*
fud)t hatte. 2Ran fönnte fogar auf ben (Sebanten tommen, bafj bieCon-
tinuatio L oon oorn herein gleich mit bem ©tamm be$ Elenchus ju=
fammen ausgegeben toorben fei unb bedr)alb ftch auf bem ^attpttitet
bie Angabe finbe: er umfaffe ben geitraum oon 1593 bis 1600.
©edjS Sontinuationen, jute&t raohl 93orfict)tS halber in <&S=
leben gebrucft, toaren erfdnenen, als ber Streit oon Steuern ent=
brannte. 5Dic in bem ^Berichte beS SRatheS oon Seiojig fich oor=
finbenbe Einführung: bie „3uftitien=9ftätf)e" in SDreSben mären ber
Meinung getoefen, bafj beibe Parteien einfach im ÖJenufj ber fich
angeblich gar nicht toiberforechenben beiberfeitigen Sßrioilegien ju
belaffen feien, wirb toof)l richtig fein, obfdjon eS SBebenfen erregen
tann, bafc in bem Gonceot beS fRatt)«beric^tö baS urforünglich
mitcitirte Saturn jene« <8totad)ten3 (31. fcecember 1599) toieber
»eggeftrichen ift. «nberenfalls märe eS auch nicht benfbar, bafj
Penning ®rofje feine Sontinuattonen jtoei 3ahrc ^an9/ uno imx
mit ber auSbrücflichen ^Bezeichnung: SJftt (5t)urf. ©äct)fifcr)cm special
Privilegio, r)ötte erf feinen (äffen fönnen. SöaS alfo Abraham
Samberg ju einer neuen Älage Sßeranfaffung geboten haDen ma&
bleibt unftar; oielleicht mar eS bie Hoffnung, mit einer neuen 3n=
terpretation beS anfa^einenb getroffenen ©ompromiffeS einen befferen
(Erfolg ju erjielen: nämlich Penning ®ro&e ben (Sinjeloerfauf ber
halbjährlichen JJortfefcungen abjufcfmeiben. Stach bem Referat beS
Seinjiger SRatheS über ben Inhalt oon Abraham Samberg*« ßlage*
fdjrift hotte fich lefcterer ja auSbrücfltct) bahin geäufjert, bafc „@r
Tuot troffen feine begnabung ober ben Elenchum mol gönnen
fontte", aber beantragt, bajj biefer unb fein ©olm griebrich „fich
Shrrc begnabung ohne feinen fchaben onb nachtheil gebrauchen, bie
oorfengfliche continuation onb einziehe üorfauffung 3hre* Elencbi
abftetlen" müßten, hierin mürbe aber ein unlösbarer äöiberfpruch
liegen, toenn man nicht annehmen tooUte, bog fytt ein Schreib*
fehler untergelaufen unb julefct ftatt „Elenchi" „Continuationis"
$u lefen fei ßubem ift griebrief} ®rofje auch mit feiner girma nur
bei ben ©ontinuationen, nicht aber bei bem Elenchus betheiligt.
$>em fei nun toie ihm motte; mie lange ber ©treit gebauert
hat unb $u welchem 3c^tpunft er befinitio beigelegt morben ift, ift
$ur Seit noch nif^t feftftetlbar. ©chtoetfchfe ^at feine ®rofje'fchen
Digitized by Google
- 122 -
Kataloge oon ber ©erbftmeffe 1602 unb oon bcr Dftermeffe 1603
ju GJefidjt betont men; audi bie S3ibIiot^e! beS 33örfenüereinS beftfct
foldje nic^t, crft oon bcr $erbftmeffe 1603 ftnb jur Qcit nrieber
Kataloge bei bcr (Soncurrenten bibliograpfnfd) nad^genriefen. SS
entfielt nun bie grage: finb in biefen jtoei 9Keffen, alfo in ber
Seit, in welker ber Gonftict feine ßöfung gefunben fjaben mufc,
überhaupt ©rofje'fdje aKefcfatatoge erfc^ienen?* 3$ oermag mit
ben mir $u Gebote ftefjenben bibliograpfufdjen STCadjtoeifen biefe
grage nidjt ju löfen; oieüeidjt bieten biefe ßeilen bie Seranlaffung,
baß fte oon anberer Seite getöft nrirb.
25ie Xitel ber beiberfeitigen Äataloge oon ber SKidjaeliSmeffe
1603 betoeifen bagegen, bafc ber toenigftenS breijä^rige ©treit um
biefe Seit burd) einen Sompromifj beigelegt war. Penning (Srofje
lieft feinen oon Sttrratyam Samberg anftö&tg befunbenen Xitel:
Continuatio ... Elenchi faden, änberte ilui in: Continuatio Indicis
generalis, fefcte auf ben Xitel einfad) nur: Cum Gratia et Privi-
legio unb gab ben $rucf beS ÄatalogS in feiner eigenen @iS=
lebener 2)rucferei auf. Slbrafyam Samberg aber erhielt fein Sßriöi=
legium oom 3af)re 1603 ab auf weitere 15 Safjre oerlängert (oer=
mutf)lid) oon oom herein mit ber SBeftimmung biefer Qtit als
äufjerfter ©ränje , übernahm ben Xrud beS ÄatalogS unb lieferte
fid) unb feinem (Soncurrenten baS jebem erforberlidje, oielleidjt
audj ber Qafy nad) oereinbarte Quantum oon ©jemplaren mit
ganj oerfdnebenen Xiteln. SBä^renb Sbrafjam Samberg auf feinen
eigenen (Exemplaren als Serleger genannt ift, erfdjeint er auf
Orofce'S (Sjemplaren nur als 2)rucfer. ©d)toetfd)fe t)at auSbrücf^
lid) bie toörtlid)e Uebereinftimmung ber beiben ßoncurrenjauS*
gaben conftatirt. Wlit bem ßrtöfd)en oon Slbraljam Samberg'S
Sßrioilegium üerfdnoinbet er als Verleger eines SReftfatalogS unb
erfct)eint nur nodj für bie $auer feiner Xfjätigfeit als 93ud)brucfer
überhaupt als fcruefer oon ©rofje'S nunmehr alleinigem Äatalog.
@o toeit führen bie bis jefet aufgefunbenen Steten in 83er=
binbung mit ben bibliograpljif d>en 2Rittf)eilungen ©d)toetfd)f e'S. Db fidj
bei weiterer $)urd)fid)t ber Slcten nodj ergän jenbeS SWaterial erf djliefjen
nrirb, ftetjt ba^in; oon toefentlidjer öebeutung für bie Sugenbgefdndue
beS Seipjiger 9tte&tatalogS bürfte es faum fein lönnen.
Digitized by Google
Streitigkeiten über bie <$emerbsbefugmf[e in Ceinjig
im 3o^re 1598 f.
Bon
«Ibrenjt JHrrfjfjoff.
$>er äufommenfdjlufj oc& ®emerbe= unb $anbel3ftanbe3 ju
3ünften, Snnungen unb Korporationen war int ©rofjen unb ©anjen
fdjon jum Slbfdjlufj gelangt, efje ber eigentliche S9ud$anbel fid) in
größerem 9Kaßftabe au« ben Keinen Anfängen be« §anbel8 mit
#anbfd)riften unb aus bem 83u<f)brucfergemerbe Rexaus ju enfc
nrideln begann. 3n feinen bebeutenbften SSertretem unb in feinen
tonangebenben ©öijjen als $erlag$f)anbel aud ben gugleid) f)anbel=
treibenbeu — unb jtoar junädjft nur mit tfjren eigenen 3)ru(f*
toerfen ^anbeltreibenben — 93ud)brucfern tjeroorgemadjfen, recru*
tirten fia) bie Vertreter be8 $lein= ober ©ortiment3=93etriebe3, als
eine« fo gut mie neuen, nod) ööttig freien ^anbetSätoetgeS, oorerft
au8 ben oerfdnebenften @rmerb8= unb ©ef d)äf tsrreif en, bis audj
metyr unb meijr ber SBerlagSfyanbel, unb jtoar fd)on früher in au3=
gebet) nter cm 9#aße, al8 nad) ben Impressis ber S3üd)er allein
gefdjloffen werben barf, in bie #änbe biefer S3ud)f)änbler unb
$Bud)füljrer überging. SÖIieb aud) bie S3ctriebStocife beä ®e=
föäfteS nod) auf lange fnnau& eine nadj unferen jefcigen äte
griffen ettoaS främerfjafte, fo fud)te bod) balb genug einerfeit« baS
fteigenbe ©etbftgefüfjt ber neuen ©efd)äft*Ieute, anbererfeitä ba3
ben 3eitanfd}auungen entfpred)enbe ©treben nad) corporatioen 93e=
redjtigungen unb nad) möglid)fter SBefdjränfung ber ßoncurrenj
am ftänbigen ©ifc be$ ©ejd)äfte8 bie Quellen einaubämmen, aus
benen früher ein großer $ljeil ber ®efd)äft8genoffen entftammte.
5Diefc urfprüngtidjen (Elemente behielten aber trofcbem überall ba
naturgemäß ben ßleinoerfeljr in ben #änben, mo fid) nid)t in ber
Serbinbung mit bem $erlag8bud}!janbel bie ÜRöglid)feit bot, in
ben großen SBerteljr, ben 2He&üerfel)r, mit einzutreten.
Digitized by Google
I
- 124 -
2)aS 16. 3af)rf)unbert unb ba« crftc drittel be« 17. meinen
batyer aud) in öielen bebeutenben, wie unbebeutenben ©täbten eine
Äette üon ©treitigfriten anf über bie ©renjen ber gewerblichen
SBefugniffe jwifd)en ben 93ud)f)änbtem einerfeit« unb namentlich
ben 93ud)binbern unb $Bud)brucfern anbererfeit«: e« ftonben ftreitenb
gegeneinanber bie feftyaften 93ucf)fül)rer gegen bie bud)hanblerifd)e
©efct)äfte betreibenben 33ucf)btnber itjreg Orte«, ledere unb bie
$Ieinbud)I)änbler in weniger bebeutenben ©tobten gegen bie reifen*
ben ©ud^änbler, bie ü)ren ®efd)äft3betrieb über bie freien 9Jcarft>
jeiten hinaus auSjubehnen fugten ober auch wot)l gar — gleich
ben 93ud)f)anbel$reifenben unb ©ubfcribentenfammlern ber 9tai=
jeit — mit ihrem Äatalog in ber #anb oon #au« ju §auS
wanberten unb jum tauf anjureijen fugten.
5£)iefe einförmigen unb meift langweiligen ©treitigfeiten bieten
ober für bie %t\t oor bem fcreifjigjährigen Kriege wenigftenä eine
erfreuliche unb hocf)intereffante ©eite: fie belegen einen entwirf eiteren
9Serfet)r unb ba« öor^anbenfein eine« größeren Sflafce« oon litera=
rijchen SBebürfniffen in ©ebieten unb Orten, bie ftd) noch lange
nach jener trüben Qtit als für regere geiftige Sntereffen oeröbet
unb erftorben jeigten.
3ur 3nnungS= ober GoroorationSbilbung fäeint ber S3uct>=
hanbel aber trofc aller berartiger ©treitigfeiten wot)l nirgenbs
gelangt ju fein; in ßetyjig ftemmte er fic3c> fogar felbft — aller=
bingS im erflärlidjen ©efchäftSintereffe — fein* energifd) gegen bie
in ben Sauren 1666 bis 1670 ^eroortretenben Söeftrebungen ber
ü)m fo nahe oerwanbten 83ucf)brucfer: für bie jur Qtit befte^enben
Officinen Hu8fct)Iie§ungörecr)te unb bie 33efcf)ränfung auf eine be=
ftimmte 3ah* (a<h*) Ju erwirfen. Slber wo fid) irgenb 2faSfid)t auf
Erfolg bot, ging baS £rad)ten ber 93ud$änbler baln'n, fidt) burdt)
©rwirfung ftaatltct>er ober ftäbtifcher ^rioilegien gegen alle weitere
unbequeme ©oneurrenj ju fd)üfcen unb fo für bie einzelnen ginnen
ungefähr biefelben SluSfchlie&ungSrechte $u erwerben, meiere bem
©ejchäftSjweig als folgern oerfagt waren, ©anje Orte, ja ßanb=
ftrict)e mürben burdj berartige ^ßrioilegien unb anbere SBegünftigungen
(wie j. 93. fpäter burd) ^Bewilligung ber ^ßoftfrei^eit) einzelnen
ober wenigen ginnen gleichfam als Romaine überwiefen unb bie
aWöglidjfeit ber (Errichtung neuer ©uchhanblungen mar bamit mehr
ober weniger t)on bem auöfc^tiefetic^en ©rmeffen ber ©taatS= ober
Digitized by Google
— 125 -
OrtSobrigleit abhängig gemacht. @o bilbet biefe« <ßrimlegien=
mefen beim betriebe be3 @orriment8:93uchhanbel8 — beim biefer
mar bebet ber Angelpunft — gleichfam ben ßeim unb ben natür^
liefen tlebergang $u bem oon ber mobernen ©taatSraifon fo lange
für notf)tt>enbig erachteten SonceffionStoefen. $er SBuc^c)anbcl mar
ja im Saufe ber Qtit ju einem gefährlichen ©etoerbe ermachfen! —
Ausführliche Actenftücfe über berartige ©treitigfeiten habe ich
in biefem Archio bereit« au« SreSlau mitgeteilt. 3d) laffe ben*
felben bieSmal gleichartige aus ber 9Jce§ftabt Setpjig folgen, bie
alfo fchon biefe« ihres UrfprungS fyalbtt boppelteS Sutereffe be=
anfpruchen Wunen. ©ie finb bem gaScifel XLVI, 125 beS
£eip§iger ©tabt=Archü>3 entnommen: ©üdjer: Acten de Ao. 1546 sqq.
bi« 1615. Vol. L ßeiber bieten fie aber mieberum feinen Abjchlujj
unb laffen ben Ausgang beS ©treiteä nicht erfennen. 3ch habe
mich baf)cr barauf befchränfen müffen, fie mit einigem wenigen
9Katerial aus anberen Acten ju ergänzen unb nur einige furje
Söemerfungen baran ju fnüpfen.
^ie S3uchführer alfyicr proteftiren c. Abraham Sambergers
anfahenben buehhanbefl ünb immaturam occupationem
possessionis lite pendente.
Achtbare ©hrnuejte §ocbgelarte $och tmnbt SBoUroeifje grofjgonftige
#ern onb ©önner, (£. <£. onnbt A. SB. mit onfeere fdmlbige to\U
ferige fcinfte oormögenb beuor. 93nbt merben bemnach @. @. onbt
A. SB. grofegonftig pch erinnern fönnen maS bei benen mir onlangft
fomofl megen ber frembben budjfürer als auch infonberheit ber
«uchtruefer onb buchbinber alfjter gefugt meines oon (5. <£. onb
A. SB. mit grofcgonftiger oortröftung jur befoberung ünferS rechten«
angenommen. 3n bem nun jota)eS hanflet hat fi<h geftrigeö tage«
nrie auch noer) ie$o Abraham ßampredjtt ein bucfjtrncfor alliier
oor bem ©rimmifebenn %\)ox roonhaffrig de facto onterfteljen motten
einen buchhanbefl in ber ©rimmijchen gafjen in ber Ullrich Stteuerin
bebaufung für fid) onbt für bem budjtrucfer $>anS SRambau ju
©erlifc fefcbafftig anjurichtemt onb einen offenenn Sabenn $u
halten. Dteroeitt bann mir onfere befebmerung (5. @. onb A. SB.
eben biefjeS onnbt anberer buchtruefer balbenn üorgetragen fötale«
auch noch P re(h* banget, onnbt aber onS f>ieburd) ein aroft prae-
iudicium jugejogen merben möchte motten mir hiemit mieber foloy
Onjeittige occupationem possessionis solenniter protestiret babenn
im 2)iefelbe feineStoegeS etnreümen neben bitte fotct)eö ju regi-
striren, gelanget auch an (£. C Onnbt A. SB. ünfeer binftüleifcigS
bitten bie geruhen gebauten Abraham fiampreajt 93uchtrucfern
Digitized by Google
— 126 —
grofjgonftig inhibiren onnbt aufferlegenn baS er fid) feine« nemenn
©udftanbel« aud) feiner oormeintenn Posseesion befeelbenn ünter=
fange: ©onbernn feiner $rudereo onnbt Sßrefccnn bafjeim »arte
bi« fo lange ba3 biefe« wolbefugteS rec^tt wieber ifjn neben benn
2lnbernn SBudjtrudemn, ©udjfuremn onnbt ©udjbinbernn au%-
gefturett werbe. Suuorlefjtg <£. (£. onnbt «. SB. tywen hiermit
juuorau& ber Iustitien onnbt bann aud) bem gemeinenn wolftanb
onbtt gutter orbnung eine befoberung. SBnnbt loldie» omb (£. (&.
tmnbt «. SB. auuorfdjutbenn feint mir fambtlid) willig onbt gefli&enn.
@. (£. ünnbt «. SB.
Untertänige $infh
praes. 2. miliige ©udjfu*
VIP. (15)97. rer in Sei^igf.
5E)tc urforünglidje (Eingabe Hegt nic^t bor. (Sine befonbere (£ile
cntwi<f clte ber SRatt) aflerbing« nid)t bei ber ©rlebigung ber 93efcr)mcrbc,
berni nacfj Serlauf oon 3al)re8frift füllten ftd) bie Petenten ge=
orangen, biefelbe in folgenber gorm in (Sximterang ju bringen:
(Sfjrenuefte, Sagbare, §odjgelarte, $>od), onbt 2Bof)lweife, ins
fonberS grofegunftige gebtetenbe Herren, 3)afc beti, @. l£.
onbt 51. 38. SBier, wegen bieler einfül>rungen, onbt befdjwerlidjen
newerungen, fo onfj jnm tfjeil, üon ben S3ud)bnt(fern, onnbt t$eil&
Oon ben 83ud)binbern allner bifjbaljero, tjabcn jugefuget werben
wollen, omb grofegunftige abfd)affunge berofelben, cttoa cor einem
3f)are, bemutigeä oteifteä anfudmnge gettjan, »erben biefelbe fidj
jmeiffelSoljne nodj gutermafeen, ju betreiben wiegen.
SBeiü bann fold)e newerungen bebbeä oonn ©udjbrudern, Onbt
©udjbinbern, nict>t alleine, nid)t eingeftelbt, fonbem aud) nodj teg=
lid) ie mebjr, onbt metjr gef)euffet werben, «l& fönnen SBier nidjt
Ombgang fjabenn, @. @. onbt 8L 2B. biefetben nodjmalfe binftlid)
ju erfcnnen &u geben, ber tröftlidjen f)offmmge, (£. @. Ä. SB.
Werben aljj £odmorftenbige löbliche Regenten > gutter Drbnunge,
onbt ben woljlftanbt ©emeines nufoeS, beooflidjtten, onbt biefelbe
aflerfei&S fobern, onbt tmnbtfyaben.
SBnbt ©rftlid): ift am Xage, 2)a3 bie ©udjbinber alfner, ftd)
nuljmeljr etlicrje 3fyar tjero, onberftanben, 3nmafeen fie fict) nodj
teglid), ie lenger ie metyr onberfteljen, offene 93ud)Iäljben an$u;
• ridjtten, Xarinne fie nid)t alleine ifjre eigene, fonbem aud> oon
anbern 83ud>binbern gebunbcne, %a aucr), bafj nodj meb,r ift, nidjtt
nüein gebunbene, fonbern aud) allerlei) ongebunbene, Onbt SHofye
budjer ju feilen fauff Ijaben, darunter boa^ $u weilen ber me^rer
tt)eill, nidjtt i^r eigen, fonbern frembber ©utfrfüfjrer, 8Bel(^e ban
oon i^ncn, ontter i^ren ©urger %tt$tt, ben frembben ju gutte
oorfaufft, onbt distrahiret werbenn. Sngicidjen t^un aua^ efclidje
töuc^bruder, breiten au& ib,rem beruff, Sii^tten ©ua)lä^ben ann,
Digitized by Google
- 127 —
darinnen fie bann jufdmfi berer SBudnnr, fo roier bei) Unten üors
legen, öiefl cf>c, aud) mof)If eiler, alfj SBier felbften, bie SBier großen
onfoft barauf roenben, mit ünferm fyödjften fd)aben, ju feilen fauff
haltten, Xannent)ero e3 nufjmetir baf)in lauffen roill, Ta* ber
3enige, ber meber in ber Xrudereö, nodi) beb, ben ©udjbinbern
gutteS tfmn, nod) fonften ftdj feiner fnnft, ober IjanbtroergS nefjren
mill, ein ©udjfityrer jn »erben, onbt SBud^anbell anfeuriaVten,
ft$ onberfte^en barff, 3mnafjen ftd^ einer ifco pnben tlmtt, 2Sel<$er
roiemob,! er ba3 ©udjbinberfmnbtmergf gelernet, 3ebo(^, biemeil 31jn
bie ©udjbinber in iljre 3nnunge ntd)t annehmen »ollen (: aufj
träfe orfad>en, ift önfj ünmiefjenbt:) einen J8ud)#änbeler geben mifl:
SSnbt ftnbct ftd) aud) of;ne biefen m'eU Xruder, onbt 99ud)binber,
meldje, ba fie fid) itjrer löblichen fünft, ober §anbttoerg3 mof)(
neljren fönbten, ftd) auf bie faule feite legen, onbt mit ©udj;
ÄTamereien teglid) bff offenen Sttardtte finben lajjen, SBeldjeS bann
$u großer onorbnunge, Onbt Confusion gereidjen tfjutt. 9llfo, ba$ man
rootjl enbtltdj, niajt miefcen mürbe, SBeb,r 93ud)£änbler, ©ud)truder,
ober ©udunnber meb,re, onb jmar in biefer löblichen, onbt be=
rumbten fjanbelfjftabt, niemalfe ift Oorftattett morben, SBie aud) an
allen anbern ortten, ba toofylbefteltte, Onb Sßofjlangeridjtete 93ud)=
§änbeü gepflogen merben, feineSroegeä jugelafcen mirbt:
3ugefd)toeigen, roa§ burdj foldje onjeittige $auffleuttf)e bem ©udj;
fmnbetl für mergflidjer abbrud) beogefüget, bnfere naljrunge, ba=
uon SBier ©ürgerlia^e pflidjt, audj fd)o&, onbt fteuer entrichten,
gefcfjmelcrt mirbt:
©oltte nun foldjeS einem ober bem Zubern alfo Ijingefjen, ©o
mürben SBier audj enbtlid) genöttigett merben, ünfc be3 Edicti:
quod quisque Juris mieber bie ©udjtrutfer, ®o moljl aljj bie 83ud)=
binber ju gebrauchen, S8nbt gleid), mie fie ©udjläljben, alfo aud)
SBier Xrudereöen, ünbt ©udjbinbereöen, in onferen roofjnungen, ober
fonften, nad) onferer gelegenljeit an$urid)tten, onbt anjufteüenn,
@nbtlid)en, fönnen mier aud) biefeS onerinnert nid)t hingegen
latien, S)a3 ütett ber frembben 93ud)fül)rer, man fie onfere SJcardtte
befudjen, nid)t allein in metjrenben SJcardttcn, ©onbern aud) bie
ganfce 3af)ltood)en über, 3<* oud) ö>ob,l efclidje meH tood)en l)er;
nacb, fid) haben Onberftanben , it]re Satjben offen ju Ijaltten, Xaffelet
onbt budjer aufcjufefcen, Onbt biefelben S^Jennt glichen juuorfeuffen,
!Damitt abermalfe on&, 2116 benen bie natjrunge biefeg ortt8, außer
beS SKardtt«, für ben frembben gebuefnret, baS brobt cor bem
9ttunbe rjinmeg! gerieten mirbt;
Tiefem ädern nad), gelanget an (§. ($. onbt 21. SB. onfer
bcmutigeS ^oc^oleifeigeä bitten, bie gerufen bie ©ua^bruder, onbt
©ud) bin ber förberlid)ft neben onfe oorbef Reiben, onbt omb ab-
helnunqe angeregter SKängefl, onbt einfüfjrunge ft(^ grofegunftigf
beförberlia) erzeigen: ©ola^e§, SBie e« ju erbamunge be| ©emeinen
Digitized by Google
— 128 -
nufeeä, gebeiljlichem aufnehmen ber önberthanen, iortpflanfcunge
bürgerlicher etnigfeit, önbt $um mohlftanbe be3 ganzen Satter;
lanbe« ^o^nöttigf, önb nufrlich ift. «lifo ömb @. <S. «. SB. ju^
uorbienen, feinbt SBier ieber 3eit fchulbigf, önbt ganfctoittigf, Saturn
Seiöjigf Den 23. Octobri« Ao. 98.
@. @. önbt «. SB.
Snberthenige
onb ©ehorfame
33urgere onbt Sud>
fitfjrer bafelbft.
Stuf biefe jmeüe Eingabe f)in reagirte enblidj ber föatfj,
memgftenä gab er bor Spaltung einer münblic^en SBergteidjS"
öerfmnblung, mie btefelbe beantragt war, bie Ätagefdjrift an bie
beiben in ^nfpruch genommenen ©enoffenfehaften ju oorljeriger
fdjriftlicher ®egenäuf$erung ab. $)ie SSerantmortung ber $8udj=
binber lautet:
Gthntöbefte, Sichtbare, önbt $>ochgetarte, (Srbare önbt §ochmeife,
grofjgunftige onbt gebietenbe liebe #errn, (5. ©hntö. $>od)ang. önbt
ßrb. #ochtü. feinbt onfere $flichtfchutbig geijorfame bienft, in
bemut Seberjeitt treuen SSlei&eS bereit,
©rofjgunftige önbt gebietenbe $erm, 2lufj beme SSnfj Insinuirten
önbt öbergebenen ©djreiben, haben mir nidjtt mit menig öernmnbe;
rung öemohmmen, SBeldjer geftaltt bie 23ud)furer 5ttt)icr fich oormeints
lieh ünberftanben, ben einem (Shntöheften önbt $ocb,meöfen SRatb,
öiiiib jur üngebuljr jubejehtoeren, SCtfe ob ba^ero, bad mir aud)
öngebunbene ©ücher önb rohe Materias ju feilem Slauff liabnm,
mir Merleö befdjnjerüdje Neuerung einfuren foltten, önbt ba3
toldicy abgeschafft toerben möchte, jubitten,
$ierauff fonnen @. @b,rnö. $>ochang. önbt (5rb. $ochm mir ju
önferer öerantmorttung onuormelbet nidjtt lafcen, SEßie baS e3 jroar
nidjtt ohne, $)a$ üiel ber ünf erigen jugleich gebunbene onbt önge*
bunbene 93ücf)er, ©o tüof)l rohe Materias in 3hrcn Säben fcitl
haben, onbt juuorfauffen pflegen,
$a3 aber foIct)eS eine Steuerung feinn fotle, befeen feinbt mier
feinet mege* geftenbigf, ©internal onlaugbar, $aä mobl oor
©edj&jtgt önbt mehr 3haren önfere Vorfahren nidjtt allein befj
binbenS fich genehret, fonbern jugleicb, auch neben 3h"m §anbt=
mergt offene SBudjlaben ge^abtt; 3ha auch »ooht ertliche ftattliche
mergf oorlegt haben,
3Bann mir benn fotcr)eö nicht allein, mie Sjo gemelbet öon
önfern Sorfaren toohtherbracht, fonbern auch bifj bahero 3« önbt
Metoege in geruhiger Sßo&efc geblieben, SUfe feinbt mir auch ber
geroi&en 3uuorfi<ht, mir füllen auch funfttiger 3«tt mitt mehrerm
Digitized by Google
- 129 —
ftedjten babeo, gefdjujet onbt geljanbthabtt merben, bctt ba« on&
l'oldjc« bie ©uchfurer mehren mögen,
93ef erstehet onfj bcnmad) Don Sfmen feljr üngüthl ich, Xr.: fie
furgeben, mie folc^d jur Steuerung etngefuret, 3ronafcen ©ie benn
aui mttt biefer ongegrunbeten Oflagen onfj jur üngebur befcfjmercn,
55a« Sie furgeben, S11& ob mier Onbter onferm ^Bürgerrecht frembber
©udjfurer ongebunbene onbt rohe ©ucf)er, 3§nen ben frentbben jue
gutlje, oerfaufften onbt distrahireten, $enn wir begen feine« mege«
geftenbigf, onbt mieber (wirbt?) Sljnen ben ©uchfurem mit beftonbe
onbt guttem grunbe juermeifen onmuglid) fein,
3)a« ober ift leidlich auerachten, man frembbe henbtler beo
onfc binbeu tagen, ober gebunbene ©udjer oon ün& nehmen, 2)a«
Sie rnifc an ftatt bahre« gelbe* anbere ©flauer onbt rohe Materias
geben, Snmö&en bann oon ben ©udjfurern Hlljier fctbftcn gleicher
geftalt gefchieljet, S5a« man mir onfem to^n ^aben motten, (Sie ong
mitt Suchern ( : tüclcfje mir 3a nothmenbig nadjmaht« mieber ju getbe
machen mugen:) bejahen, onbt mann mir bie bejat>tung bergeftalt
nicht annehmen motten, inn anbem ombliegenben ©täbten onnbt
Sieden 3hre ©udjer binben tagen, barburch ong ban merctliche*-
ftbbrud) beögefuget, onbt onfcre Sprung, bauon mir ^Bürgerliche
$flid)tt, aud) ©dwg Onbt ©teuer entrichten, gefchmelert mirbt, guge;
kbroeigcn, 2>a* mohl ertliche ber Such für er einem ober mehremn
tmfer« mittel« anbieten, ©ie juuorlegen, onbt 3hnen ö0* ettlic^e
ljunbert gulben ©udjer furjufejen,
2Ban ban beme alfo, fo fönnen mir in onfer einfaltt nicht be=
finben, mie bie ©uchfurer of biefenn irrigen mahn geraden, 35a« ©ie
ong in onfern offenen ©umtoben einfaltt thun ober biefelbe abju;
Raffen bitten fonnen,
Ob fie nun mol p Shrem behelf melben burffen, mie fotdje«
in biefer löblichen onbt berumeten ljanbel«ftabt niemahl« oerftattet
roorben: fluch <*n anbern ortten, ba mohlbeftalte onbt mo^langertchtete
Suchhänbefl gepflogen merben, feine« mege« $ugelagen merbe; ©o
mirbet boch folche« mieber 3hr fel&fx eiÖcn föreiben, (: borinnen fie
fejen onbt befennen, mie mir ertliche 3§ar hero offene ©ud}täben
angerichtet, onbt noch täglich anrichteten:) oon 3hnen furgegeben,
©ie merben aud) burdj 3h*e eigene SRegifter onbt ©udjer eine«
Hnbera oberfuret, onbt ift oljne ba« 3hr furmenben mieber bie
öffentliche f mietbare marfyeit, Sanbtubtichen brauch onbt gemon^eitt:
Snmagen bann bie ©uchfurer oorruefter 3eitt, aug beg §erm ©urger;
meifter SRaufdjer« feeligen oon 9iatf}« megen gegebenem ©efcheibe:
2Bie aud) onlengften ben £>errn D. 3<>han Sftunchen«, ©urger meifter«,
SRegirung mob,t Oemoljmmen, 35a« faft an allen ortten, mo man
nur hiufommet, bie ©uchbinber, fo e« erzeugen fönnen, neben 3hrcm
£>anbtroergf audj offene ©uchlaben onbt rohe Materias ju feilem
Äauffe Ijaben mügen,
Hr*io f. ®ff*. b. Deutzen Su$b. VH. 9
Digitized by Google
/
I
- 130 —
2öie foltc bau fold)e« in biefer löblichen mibt beruhmeten £>an=
bcldftabt einem ober bem 9tnbern oerbotten merben Y 3ubeme fo tan
nid)t üernetnet merben, $a« mir neben ©urgerüdjer $flid)tt nicrjtt
aflein megen onferer $eufer ünbt SRafn-ung ©dmfc ünb ©c^ajung enfc
richten, ©onbern aud) wegen ünferer Innung (:berer bie s-öucf)furcr
feine fjaben:) Ädertet) befdjroerung mit madjen, Stufctauffen tmbt
fonften trogen mufcen,
Eatjero ban ber natürlichen bifligfeitt nict)t gemefj, $a« ba mir
neben ünferm $anbtmergf 3<f)ttoa« ermerben bnbt erlangen mögen,
tmfe mifjgunnet merben fofle: ©internal man bie 93urgerfct)afft tmbt
t)anbtroerd«teutrje in gutten oormögen tmbt aufnehmen fein, fnerburd)
gemeiner ©tabt nuj ünbt frommen, üiel ünbt meitt befcer geförbert
mirbt, $an men fidt> einer ober ber anberc geruljmete seirrige ßauff=
mann ünbt £änbtler onbterftet)en hrifl, gleidjfam ein Monopolium
ouff Juristen, ünb onbere neben fid) ünberjubrutfen, onbt jubemüfen,
23nbt beborf ol^ier ber ongeittigen bebrauung mit bem Edicto quod
quusque juris gar nicr)t. ian ober ba«, ba« e« noeb, beö tocitem
borju nidjt fommen, SBir ünfc and) nid)t« üngeburlid)e« amnafjen:
80 tönnen mir rmfc ni(t)t jumieber fein lafjen, SBan bie SBudjrjanbtler
ba« 93ud)binber £anbtmertf redt)t bnbt rebtUcb, gelernet, Stjre 3tjar
gemanbert, ba« äWeifterftüd oorfertiget, onbt 5lnber«, ma« fiel) $anbt*
mertf« gebraud) naen eigenet bnbt geburet, cor richtet, Xa« fie fo
rootjl alB mir be« rjanbttnergf« onb fmnbel« ^ugleict) nefjreten, $)ann
joId)e« gereict)ete niditt allein ju fterrfung onjerer Innung, \ onbern
macrjte aud) bem ganjen $>anbtmerd, megen too^tyabenber SReifter,
ein befonbere« önfetjen,
SSnbt foldje« tjaben @. ©fjrnü. ftodjang. onbt (£rb. §od)m. onferer
notturfft nact), megen onfere« rjonbtmertf«, mir ünberridjtet nid)t
tafeen mögen,
SBan ban üerr)offenttid) baraufj foniet juuornerjmen, $!a« mir ünfc
befe ©udjrjanbel« ju feiner Steuerung gebrauten, ©onbern Don onfern
Öorfaren alfo tjergebractjü, bife bal)ero in gerufuger ^o&efj hujus juris
gelafeen, $iefelbe no$mat)t« innen tjaben, auef) über biB folct)cö an
anberen ortten alfo gebreudjtid), ünbt bafjero erfetjeinet, ba« bie ©ud)1
furer 3^rc« mieber onfj befd)cljene« fudjen« feine« mege« befugtt,
2U& gelanget an (£. (Sljrnü. $od)ang. ünbt (Erb. £>ocb,m. ünfer bemu*
tige« onbt gefjorfame« bitten, ©ie motten onfj in folc^er morjIb,erge=
bracfjten continuirten ^ofeefj nid)t turbiren tagen, ©onbern borbeo
ünbt ber Sanbtubtidjen gemon^eitt, grofegunftigf fdmjen, bie 93ud);
futjrer aud> üon 3^rem onjeittigen, ünfugfamen ünbt mi&gunftigen
fuetjen, tote üorb.in jum öfftern gefdjeb.en, noct)mar)I« in Srnft ab;
roeifen, fieben ber geroijjen 3wuorficr)t, @. @t)rno. $oct)ang. ünbt
@rb. $)oo^m. ©icf| bifefalg gegen ün| groggnnftig ünbt bcförberlict)
bezeigen merben, ^a« umb biefclbc mit fcb,utbigem get)orfamb inn
^emuttj juuorbienen, feinbt mir Seberjeitt erböttigf onbt mittigtV
Digitized by Google
- 131 -
ünbt ttjun CS. Crhrnu. ic. grofcgunftigen Resolution ünfj gen^tic^
getröften, Signatum ben 3. SRouembr. Ao. 98.
©. 6f)rno. |>odjang. ünbt (Srb. $od>to.
gefjorfame
Surgere ünbt N-Bud)=
btnber ju Seiüjigt.
SGBenige Xage barauf erfolgte aucf) ber ®egenberid)t ber 93ud)=
brucfer; er lautet:
©fjrnütjefte Sldjtbare, $odjge!erte ünb tootylloeiffe grofjgünftige
gebiettenbc Herren, Sieben erbietljung ünferer untertänigen ünb
gefjorfamen bienfte, f gönnen wir niajt ümbgefjen, d. ©fjrnü. ünb
$od)to. üff ber ©ua^füljrer alljier ünlengften eingetonnte ©c;
jd}toerung«fd)riefft, fouiel ünfe 33ua)bruder biefelbe concerniret, ünb
angebet, ünfern fegenberidjt erljeifajenber ftoturfft nadj tuen*
toieber juerttjennen augeben,
$nnb ma« <£rftlia>n anlanget, ba« fieb, ettü$e au« ünfc ünter*
ftenben, Offene ©udjtaben anauridjten, 3ft fol^e« (wie e« ünge;
reumbbt furgegeben wirbt) gar ttjeine Neuerung, üielmeniger au&
ünferm betriff gefüjrttten, ©onbem ober 9ftenfd)en gebenden 3n
aflen lanben eine 9Red)tmeffige b,ergebrad)te ünb beftenbige gewon=
ijeit, 2)a« bie ©udjbruder alljier ünb Änberer örte, Sfyre offene
©udjlaben ünfunberlid) gehalten ünb nod)inalfc galten tfmn, Äud)
alliier Exempla Dorfjanben, ba« öaltin üöapft, Wiefel ©djmibt,
©ruft Sögelin ünnb $an« 99eoer 3n bieier ©tobt Offene 93udjs
laben gehabt ünb iidi berfelben uad) intern betten gebrauchet,
2Betdje« bann aud) ber 9taturtid)en aequitet ünb biüigfeit gemefj,
©internal}! ünlaugbar, 3)a« aueb, beü Dielen fmnbtroergten feinem
üerboten ift, mit bem Wenigen fo feine« gewerb«, jufanbeln, ün*
geadtf obgleidj Slnbere aua? bamit fjanbeln, 5)ie fotoenigf alfi bie
93ud)füb,rer barju priuilegirt feinbt ünb gönnen ba^ero üielmeljr
wir bie 93ud)bruder, fo nid)t üor #anbtmergf, fonbertt üor ein
fretje fünft Seberjeit gehalten, ünfj beffen gebrauten, meldje löbliche
ftunft aud) ber SBernunfft nad), üiel ef>er, benn ber ©udjl>anbel
getuefen ünb aufkommen ift. Herwegen bie SBerlwnblung ber
99üdjer ber Shunt ber Dr lieferet) nidjt juüergleidjen, ©internal)!
e« balbt gelemet ünb nid)t üiel ünternjeiffen« bebarff, toie man bie
söüdjer an [idi ünb teuer genug aufbringen , 1) erfegen biefelben
>ii in molfeilften bekommen fönne, Xo im #egentf)eil ein 83udjs
bruefer lange 3eit lernen, bie ©djriefften, ünb toa« barju gehörig
teuer erjeugen, aud) ben meiften üleifj (ber gerinnen fonberlid)
erfordert toirbt) neben bem übcrjd)roenglid>en üneoften, fo nur üff
ba« gefinbe geljet, anmenben mu|, 35a« alfo ein grofe üngleia>
Ijeit üorfjanben, Slud) faft ridiculosum, Sil« mann bie pictura Ap-
peUis ober fonft eine« Äunftliojen SÄa^ler«, einer fdjledjten Xaffel
cediren ünb meinen foltte,
9*
Digitized by Google
— 132 -
$)aä ftc Mijj nun borS Rubere aud) befd)ulbigen 2113 jottten roir
ben 3ufd)u6 melier an ben oerlegten ©üdjern erobert, 3« offenen
S3ud)taben ju feilem fauff fjaben, onb molfeiler alfj ftc geben, 3ft
fold)e8 gleidjergeftatbt in aßen irudereuen breudjlidj, $a8 man off
ba* Xauffent ber oerlegten 93üdjer ein SBud> jujufc^iffen madjt b,at,
meines $appir bie 99uc|fül)rer fetbft barju geben müffen, onb roenn
bem Serleger feine ootflenbige ©umma oergnüget, onb maä obrigf,
Stehet ben ©uajbrutfern freö,, ob fte baffelbe oerfeuffen, ober oer^
faxenden mögen, $o e£ aber ber Verleger begehrte, mirbt ifjme (oldjeS
Oor 91 itb er n umb billige $ anhing aud) billig getaffen, Onnb tuiemot
mir manchmal ber Exemplarien toenig übrig beljattten, 8o muffen
mir bod) fotdjeS an bem geringen ^appir root oielfeltig! einbüßen,
baS mir alfo berjelben menig 93ortb,eit ijaben,
2Ba$ fidj bie 93ud)füt)rer jum dritten über ben Wenigen ©udj=
bruefer bef ärmeren, fo off bem SWardt feit rjat onb norme üben baä
eä aud faulljeit gejdjelje, baran gefdjiajt bem guten 9Kan faft unrecht,
Saun meil itjmc roegen feines Hilter* onb ©löbigfeit beä gefidjta bie
Arbeit ju fc^toeer loorben, onb fonft nid)t anberS geternet, sJÜhifj er
gteid) »öl aud] feinen biffen brott er tu erben, SBuften aud) nid)t, mafc
oor grofen fdwben er mit feinem Tabulat ben ©ud)füf)rern tljun fotle,
2 interna 1)1 fein ganzer tram über 4 ober 5 fl. md)t mertb, ift,
5)aö jid) aud) bie 83ud)füJjrer enbtlidj oernetjmen taffen, bo ünfe
geftattet merben folte, in offenen laben feil juf)aben, fid) ber Regul:
quod quisque juris etc. jugebraudjen , Erudereien fetbft anjuri^ten,
Xruder onb 93ud)binber juljatten, ©oldje« ift gar onbebac^tfamb für;
gegeben, 2>ann meil oermöge be« Slmrfürftlidjen gnebigften «Inno 71
ausgegangenen offenen Patents onb beueld)3 in biefen Sanben 9cHe*
manbt 3)rudereüen an Juristen oerftattet merben fotle, feo bann
berfetbe gnugfamb qualificiret, f)abc e3 getentet onb bic (£l)urfürftlid}en
Herren 9*ätb,e benfetben juuorn tüdjtigf erfant, @o mürbe ben $Budj=
füfjrern idjiueer fürfallen, juuolge Ijödjftgebadjtem (Xijurf. beueldje, gleidj
ben fieer^ungen erft liefen julernen, onb fidj t)ernad) Druden» ju;
gebrauten, Doljerfegen ber S3ud)b,anbel nic^t grofeä lernen* bebarff
onb einem 3*ben, ber baju fiuft onb üerlagf t)at, fid) beffen ge;
braudien mag, ©o feinbt über biefeö jefco 6edj« motangerid)te ^reffen
alliier übrig! onnb Horba üben, fo aud fanget ber Materien onnb
operam tebig! ftefyen müffen, ünb fönten bie ©udjfüljrer mol geför*
bert loerben, roenn fie nid)t grofen üortfjeiljj onb gewinn*
megen Slnbere örtte alg ju erleben, #aUe, 3crbft, onb Dergleichen
93u$bruder fetten, onb onfc bie an fid) gebrauten opera ümb
bitlidjen gleidjmeffigen tolm &u bruden oergönnen treten, mie redit
aber biefelben ©üdjer befunben, 3ft alfeujeer am Xage, 3)ann mie
bie 3Jcunfc ünb 2ofm ift, @o ift aud) bie toaljre.
Beil bann (5. (Jljmü. onb $od)to. aufe biefem onferm !egen--
beridjt grofegünftig jur notturfft juuerneljmen, $a3 fi^ bie 5Bucb,=
Digitized by Google
— 133 -
füfjrer mit f feinem fug! wieber oiife jubefdjmeeren, onb aufc ob=
angejogenen gegrünbten orfadjen onfer feinem, ber fidj beffen
gebrauten will, ba3 offene feil Ijaben ber büct)er »erhoff entließ
nid)t geweljret werben fan,
2o bitten (§. Gfjrnu. onb {>ocf)ro. mir 0ntertt)enige3 oleife, 3ie
Wollen inn fürnet)mer betradjtung, ma$ Oor grofe müt)e, Ärbeit
onb oncojten, fonbertid) in biefen ferneren fieufften, wir teglidt)
onfern $rucfereöen anjuwenben, ünj niajt« wieberwerttxge« aufs
erlegen Sonbern oielmeljr beö onfern uralten weitergebrachten
gewontjeiten onnb orbnungen, ©o nidjt allein att)ier ©onbem in
ganzen SRömifdjen Sfteicb,, wo ^rueferegen jufinben, im braud) onb
übung feinbt, jur billigfeit fdjüfcen onnb l)anbtt)aben, Slud) ba8
frücf brott fo ünfj ©ott bürde) ünfre SRütje onb Arbeit befeueret,
bie ©ud)t)enbler nicht afajcfjnciben laffen. SoldjeS omb 15. @t)rno.
onb $ocb,w. ernennen mir onfj in allem Untertänigem get)orfamb
juuerbienen fdwlbigf. Saturn ßeipjtgf ben 7 SRouembr. Slo. 98.
<£. (£t)rno. onb $od>m.
Untertänige
get)orfame
©ärgere onb ©udj;
brurfer alt)ier.
2Ba3 junädjfr bie Differenz mit ben ©udjbinbern anbetrifft,
fo ergiebt fuf) aus ber ©ertfjetbigmtgSfdjrift berfelben ba8 intern
effante gactum, bog bereit« pr Seit be* ©ürgermeifter* $iero*
nmnuS 9toufdjer, alfo um ba* 3af)r 1575, eine gleichartige ©e*
fdjwerbe ber ©ud}f}änbler abgemiefen morben mar. @8 fann aud)
nid)t in Äbrebe geftellt werben, bafj bie SluSfüfjrungen ber ©udj=
binber jiemlid) ftidifjnltia, erfdjeinen. X$atfädjlic$ Ijattcn fte in
Heineren Orten ben ©ud)fwnbel für ben bortigen unbebeutenberen
©ebarf an ©cfmlbüdfero, $ated)i8men, ®ebetbüdjern, Äalenbern,
©oltsbüdjern u. bgl. in ben #änben, aus tfjren Greifen maren in
früherer 3eit genug ©ucf)füljrer ^eroorgegangen, ja gerabe in Seiojig
fettft t)atte bis yim Safjre 1530 bie ©u#inberfamilie Clement
eine ganje föeilje geftellt. Sbenfo ift burd) bie jiemlirf) au8 ber*
felben Seit ftammenben SluSfuljrungen ber ©reSlauer ©ucfjt)änbler
(Ärt^io IV. ©.41 ff.) nadjgemiefen, ba& ber SRefjoerteljr fid) audj
auf gebunbene ©ücfjer erftreefte unb ba§ bie fremben ©ud)t}änbler
eleganter gebunbene ©üdjer, namentlich (Gebetbücher u. bgl., bei
ben fieiojiger ©udjbinbern einzulaufen pflegten, fiebere mußten
alfo gerabeju ein Säger führen unb it)re ©et)auptung: bafj fie
Digitized by Google
- 134 —
$um mit Büd)ern bejaht mürben (changirten, ftädjett), fann
baljer wof)l !aum in 5ra9e 9^ogcn werben. 9ftir will e« fcheinen,
al« ob ber €5dnuerpimft ber Befdjwerbe ber SBudjfjänbler gegen bie
Buchbinber unb auch gegen bie Buchbrucfer weniger in biefer be=
fdjränften (Soncurrenj, at« in ber Befürchtung gelegen habe, ba&
beibe Parteien, namentlich aber bie erfteren, fremben Buchhänblern
al« $)ecfmantel bienten, um biefen ben SKarttoerfefjr über bie
orbnung«mä&ige 3e^ ^inau3 ju ermöglichen, bog fte für foldje
2Kefjfremben „gactoreien" beforgten, für fie bie „rohen SDcaterien"
oertrieben. 2)enn ber ©treit über bie Berechtigung, auch über bie
9#e{$- ober 3at)rmarft«jeit t)inau« feilzuhalten — in Reinen Orten
fo gang unb gäbe — zieht fich fogar für Äei^jig, für einen ber
ßentratyläfce be« beutfdjen Buchhanbel«, fo jiemtidt) ein ganze«
Sahrhunbert hinburch fort. $ie Befcfm>erben aber werben eben
fo ernfthaft öorgebracf)t, wenn e« fich barum hanbelt, ob mit „Such
Kramereien (b.i. Antiquariat) tegtich t>ff offnem Sttarcft" unb einem
SBaarenoonathe im 2öertt)e oon 4 bis 5 fl. (wie bie Buchbrucfer be=
haupten) feit gehalten wirb, ober ob offene fiäben gehalten, „Xaffelet
onb Bücher aufjgejefct", bej. „Gaffeln unb Xitut au«gehängt" werben.
Anlangenb bie Befcfjwerbe gegen bie Buchbrucfer, fo richtet
fich biejelbe jroar nicht gegen beren Bertag«betrieb; fte h<*t aber
trofcbem eine für bie Damaligen Berhältniffe ebenfall« nur fehwaerje
©runblage, nicht allein weil ba« Ihnb gegen ben eigenen Bater
flagt, fonbem auch barum, weil fich ber theitweife Sortiments
betrieb ber Buchbrucfer mit aud einem Brauch ober SHifjbrauch
herzuleiten fcheint, ber au« älteren Berhältniffen organifch e*;
warfen, erft föäter al« 2Jft&brauch aufgefaßt unb befämpft würbe,
in ber oorliegenben Befchwerbe aber an fich no3> nu$t an=
gefochten wirb.
©« ift bie« ba« (Eigenthum«= unb Berfügunggrecht betreff«
berjenigen ooßftänbigen (Exemplare, welche fich au8 bem oon Alter*
her herfömmlichen „3ufcfM&" beim $rucf ergaben, tiefer guf^ul,
heutigen Sage« meift ein Buch auf ba« SRie«, betrug bamal«, wie
au« ber Bertheibigung«fchrift ber Buchbrucfer ju erfehen, ein Buch
auf jwei SRie«; er oerblieb in alten Seiten, wie wir gleichfalls hier
pnben, bem Buchbrucfer, ber nur gehalten war, bie befteöte Stuf*
lagejaf)! glatt abzuliefern, ©d)on bie ätteften un« erhaltenen Nach-
richten au« bem 15. Sahrhunbert weifen auf biefen Brauch tyn,
Digitized by Google
- 135 -
toie man au3 ber (Sorrefoonbenj 2faton ftoburger'ä in Dürnberg
mit 3ofrann 3(merbad) unb Sodann Sßetri in 93afct ju • fdjttejjen
berechtigt ift. (Erfterer »erlangt toteberfjolt oon biefen für ifm
arbeitenden Officinen jur (Srgänjung bie oerfdnebenften 93ogcn unb
ßagen in mefjrfadjer Slnjaljl, bie fie feiner Angabe nad) leicht au8
ben „$efecten" liefern tonnten. Seicht tonnte aljo au&erbem nodt)
mer)r als ber blofje Qufdmfj in ben §änben ber SDrucferei $urücf=
bleiben. SBon einein näheren (Jingefjen auf biefen $untt mujj itt)
aber für jefct abfegen, ba id) #errn Dr. D8c. §afe in ber SluS=
nufcung jener oon tfjm bis jefct erft in einer ßiebtyaberauggabe oon
25 Syemolaren oublicirten 93rieffammlung nid)t glaube oorgreifen
ju bürfen.
§eroorgetoad)fen ju fein fdjeint mir ber 93raud) aus bem alten
fo trielfacf) oortommenben $lffociation8oerl)ältm& jtoifdjen 33ua>
^änbter unb 93udjbrucfer beim Berlage. $er 93ua)t)änbler „oor=
legte ben $8ua)brucfeT", toie ftd) Penning ®rof$e in Seipjig in 93e=
$ug auf Äbra^am Samberg auSbrücft: er trug bie §erfteflung«=
foften, erhielt bie $rucferet geroiffermafjen im (SJange, roä^renb ein
roefentltcfjer $b,eil be* ©etoinneS beS i8ud)brutferctbefi|3er3 jutn
X^eit toof)l nod) au8 bem SBertauf be$ ifnn jugefaflenen mäßigen
SluflageantljeilS ertoudjg. 3d) b,abe unlängft ein SBetfoiel ^ter=
für betreff« Sodann $errgott'* in Dürnberg angeführt; bie ange=
$ogene (Sorrefoonbenj aber toirb bie eigentümlichen Sertjältmffe
unb SBejietjungen ber älteften Serleger unb 93ua)brucfer $u ein=
anber in intereffanter SBeife beleuchten. Äl3 föeft biefeS urfprüng=
liefen ÄntfjeilS am SBerlagSartitel felbft bürfte nun ber brauet)
ber Ucberlaffung be8 3ul^uffe* an Den ^nicfer übrig geblieben
fein, ben allerlefcten föeft enblid) bie fogenannten ?lu«t)änge=©jem=
plare barftellen.
<&rft fpäter mürbe oon ben ©ud)t)cmblern gegen biefen alten
jum UKiBöraucn getooroenen joraueo oorgegangen uno manene
fpätere Söudjbrucfer-Drbnung oerbietet it)n auSbrücflid), weil eS
nidjt immer bei bem 3ufäu& ö°n nu* «wem 93ud) geblieben ju
fein fdjeint ift trauen beftanb toenigftenS; bie fä'djftfdje SBer=
orbnung oom 3ab,re 1594 oertoarnt bie Söudjbrucfer, nicht baS
gute Rapier ber ©erleger jum 3$eü gegen fchledjte« auSjutaufchen,
um barauf ju ihrem SBort^eil (Epithalamien unb (Jarmina ju
bruefen — bie ©udjbrucfer mieberum betlagen fia) in if)rer «nt=
Digitized by Google
- 136 -
roort barüber, bajj fic burdj ba8 tfjncn gelieferte frf)led)te ^aoier
(unb erbärmlich genug mar e$ meift $u jener Qtit) Jßerlufte, näm-
Her) WuSfaß am 3ui^u6/ erlitten — unb Penning (SJrofje be=
jdjiilbigt 5lbral)am Bamberg, bog er mit ttim „in Slufcantmorttung
ber SBücher, önb mit ben 3uf^u6 fehr önridjtig ümbgangen". Slber
bie ©acf)e felbft unb bie öermerttjung ber gufdmfjesemplare aud)
unter bem üblichen greife, ber fieipjiger Sttejjtare, mirb jur Qtit
be$ ©treiteS noch als ein notljmenbigeS Uebel Eingenommen. ^Denn
nur barüber, bafc einzelne 93urf>brucfer in offenen fiäben mit biefen
3ufchufjeEemplaren feil gelten, flagen bie 83ud)f)Qnbler unb Penning
©rofje foridjt fogar im 3ahrc 1602 gemiffermafjen megmerfenb über
Abraham fiamberg, bafj er
nicht Diel mefjr ©udjer in feinem fiaben tjatt, alfc mafe fein 3u=
fcr)u^ ift an benen Söucfyern, bie er anbern omb« 2ofm bruefet, ober
bo<h fleine tractetlein oon 8 ober 10 S3ogen bie er of& theuetfte,
onb bi&hero onerierter roei^e ben ©ogen omb 3 A bar gelbt ihm
bejalen lefjett, onb äße loelbt bamit fehlet,
mit toelct) legerer SSemerhmg tootjl mancherlei (SJelegenhettSfachen
unb fliegenbe ©lätter, fpecieH aber mocjl bie Sftefjrelationen gemeint
fein foflen, bie Samberg (gleich °*m Sflefcfatalog) ben granffurtern
nac^bruefte ober nadjbilbete.
Ob e8 ben ©uct)t)änblem gelungen fein mürbe, ben S3ud)5
binbern unb 93ucr)brucfern gegenüber baS SSergeltungSrecht ju üben?
2)en erfteren gegenüber fdjmerlidj, benn fie maren, mie fie in ihrer
©rflärung mit einer gemiffen Sronie hervorheben, burd) ihre
3nnung8=®tatuten gebeert; bie 93ucf)brucfer aber mürben roor)l jur
3eit be£ ©treiteS mit it)rem Sßochen auf bie ©erorbnung üom
3at)re 1571, bie ihrem SEBefen nact) nur eine Umfchreibung ber
$Reid)$orbnungen mar, noch mc^ burch jubringen oermocht fjaben.
$)ie 93erorbnung oom 3ahrc 1^94 ^atte fie jmar jum junftmäfjigen
3ufammenfchlufe ermahnt — unb thatfächlich beginnen bie Slcten
ber 3nnung mit ber Dftermeffe 1595 — , bie obrigfeitliche Ste
ftätigung ber 3nnung8=S(rtifel felbft erfolgte aber erft im 3ahre
1606. fciefe 3nnungS=Krtifel (ich tarn ihren SBortlaut nicht)
f deinen bie SBeftimmung: bau nur ein gelernter ©uchbruefer eine
Söuchbrucferei führen ober oermalten bürfe, nicht enthalten ju
haben, benn einerfeits beftanb bie ©rofee'fcrje SBuchbrucferei bamals
bereit«, anbererfeitg bezeichneten bie Seidiger 93ücher=©ommiffarien
Digitized by Google
137 —
eS im Safjre 1670 als eine Neuerung, ber nidjt ftattjugeben fei
unb koelc^e gegen „bie oon 3o§. (Srofjen unb Sonforten angebogene
befugnuS (meiere?) lauftet", al8 bie 93ud)brucfer in bem neuen
(Sntnmrf iffrer 3nnung8=3lrttfel oom 3a§re 1666 bie Einfügung
einer berartigen ©eftimmung beanforudjten. Sftadjbem aber bie
erften 3nnung8=$lrtife( einmal beftätigt waren, erwuchs and) in
fieipjig, wie überall in SCeutfd)lanb, unter ben SBudjbrucfera ber
3unftgeift unb ?ßennali$mu$ gu einer ©tärfe, wie faum in einer
anberen Innung, — ju einer ©tärfe, gegen bie ein angeblicher
Sinbringling, ein Unjünftiger ober SBönljafe, oon nun ab auf lange
ßeit fjinauä faum me^r auf jufommcn tiermod)t f)ätte. Xer ßtn-
bringling oon S9uct)^änbler brauste nur oon einem beliebigen @e
feilen „gegolten" gu »erben unb feine Dfftctn mar in Serruf unb
tranfte. S)aS SBerf oon 3. 2). SBert^er: SBarljafftige 9cacf)rid)ten
ber fo oft» als berühmten $u<$brucfer=Shmft, 3ena 1721, fdulbert
biefeS $o$le unb felbftgenügfame ßunfttreiben {n faum p bewältU
genber Sangweiligfeit
SBei jenen eben ermähnten SBeftrebungen ber fieipjiger 8Sucf)=
bruefer in ben Sauren 1666 bi$ 1670 traten fie übrigens audj
fonft feineöwegS blöbe auf, ja breiten bieSmal ben ©üte& gerabeju
um. 6ie beantragten im 9. Slrtifel ber neuen Statuten, bog „benen
$8ud)füf)rern nidjt oerfiattet werben will, disputationes anjunet)men
unb ju oerlegen", woburdj nad) ber fefjr oernünftigen SReinung
Der Jüucoer^omnu)Uon
„ebenfalls bie $)rutfer iljren 93ortt)eit unb privatnufoen fudjen, bar;
gegen bergteia^en benen ©ud)f)änblern unb per consequentiam benen
autoribus felbften ntdjt tiergönnen, fonbern entjtef>en wollen, foldjeä
autt) ber allgemeinen libertftt unb S9ua)f)anbtung sutoieber lauffet",
roe$r)alb ein berartiger Slnjprudj benn aud) entfdjieben ab$u=
meifen fei. (XLVI, 3. $u ben 83ud)brucfer Acten gehörig, fo
nad^er Sfrefiben !ommen. 1670.) S)ie <5ad)e mar eben gar nidjt
nebenfädjlid), benn ber Sertrieb biefer gelehrten ßleinltteratur
hatte ju jener Qtit eine wefentlidfc) größere SBebeutung als l)eut ju
Xage unb lag — namentlich im 18. 3al)rfmnbert — in ben #än=
ben befonberer @efdjäfte, ber $i$puwtion3f)anblungen. gür ßeitijig
mar im ßaufe bes 18. 3af)rf>unbert bie 2angent)eim*fd)e bie be*
beutenbfte berfelben, bie lefete, bie ®ötf)t'\ty, ging erft im 3af)re
1839 an bie girma %. O. SBeigel über. — @o weit reiben für
Digitized by Google
— 138 -
mtd> jur Qcit bie SRadjridjten über bie Differenzen mit ben 83ud£)=
bruefern betreffs ber beiberfeitigen ©efugntffe jum @emerbe; ober
©efdjäftsberrieb.
• SBie aber fdmn oben angeführt, liegt nact) meinem 2)afür*
Rotten ber ftngelpunft biefer Streitigfeiten in ber Stellung ber
befet)beten (Soncurrenten ju einzelnen ober mehreren auSmärtigen
SBud^änblern, eine Stellung, in toeldjer ftd) mof)l auet) &nflänge
an fid) erft fpäter energifdjer unb allgemeiner entmicfelnbe ©e=
fääft&einridjtungen unb ®efdt)äft$gebräud}e, an ba8 eommifftonä-
mefen in ben (Sentralpunften be8 S3uctjt)anbel^ finben laffen. 93e^
reits im 3at)re 1559 tjatten, nact) 2lu3mei3 eines fpäter in extenso
mitjut^eilenben SctenftücfeS, bie Setpjtger SBud$änbler SBefdjmerbe
barüber geführt, ba& Sodann 9lpel, melier fict) fpäter ju einem
ber bebeutenberen Seipjiger Serleger emporarbeitete, unter feinem
^Bürgerrecht ben »erlag unb überhaupt moljl ba3 Säger oon (Element
öaubouin in Söon mit bem Sorgeben, bafj bie §älfte baran fein
eigen fei, in offenem Saben feil t)alte. Da« (Eröffnen be3 ©e=
mölbeS mar ©aubouin auSbrücflidj oerboten, im übrigen aber it)m
freigelaffen morben: „mag er fonften oerfauffen !an, möge er tt)un",
übereinftimmenb mit einem früheren Hbfommen mit bem SRatt) Dom
15. Sluguft 1551, bemjufolge er fict) oerbinblid) gemalt t)atte
sese in posterum inter tempus nundinarum suos libros ven-
diturum camera clausa, et pro pensione senatui soluturum de
centum aureis quos vendiderit, unum sicut alii mercatores, qui
cives non sunt.
3n är)nlicr)er SBeife richtet fict> bie 93efcr)roerbe ber Seipjiger
93udjf)änbler oom September 1597 gegen Slbrafjam Samberg audj
bagegen, bafj w fidj unterftanben t)abe eine 83ud)lwnbhmg
für fidj onbt für bem budjtrutfcr J>an$ föambau \n ©er«
lifc fefe^afftig anjurtdjten tmb einen offenenn labenn ju galten.
Sotjann 9tt)ambau fct)eint nun aber ju benjenigen oerlegenben
SBudjbrucfern gehört ju r)aben, meiere nietjt regelmäßig bie 9Reffen
befugten, jebenfaHS nict)t bie granffurter, oielmetjr ben 9Rejj=
vertrieb Ujre3 Berlages anberen S3uct)t)änblern überlie&en, ja bereu
»erlag jum XI) eil unter ber girma biefer Sommiffionäre in bie
Sflefjcataloge aufgenommen mürbe. 2Bie ba8 SBertjältnifc imifc^en
Äbrat)am Samberg unb Sofmnn ftfjambau getoefen fein mag,
fönnte nur uermutljungSroeife conftruirt merben, aber e$ liegt um
Digitized by Google
— 139 -
fo mefjr nctfje, e» mit einem (Sommiffion8üert)ältniffe unb mit ber
SBeforgung einer &rt üon Auslieferungslager ju oergleidjen unb
als einen weiteren SBeitrag ben öon mir in meinen Beiträgen
jur @ef$ic$te be* beutföen »ucftanbetft (2. ©bc§n. @. 84) bei*
gebrachten sRotijen barüber anjufefien, al« allem Slnfdjein nad) ge=
rabe ber bort fpeciell erwähnte Sartre! SSoigt e8 mar, ber ßam*
berg'8 9iact)fo(gcr in bem gebauten 93err)ättni§ $u 3ol)ann 9tf)ambau
mürbe. SBieUeidjt barf fogar mit biefen Söejieljungen fct)on ber
möglicfjertoeife nur jufällige Umftanb in 93erbinbung gebraut
werben, bafj etma im 3af)re 1570 — bie Äctennotij ift unbatirt
— bei SRadjforfcfmngen auf ber ütteffe nad) bem Vertriebe reformirfc
tfjeologifdjer Sdjriften $wei frembe S8ud$änbler, nämlid) (Clement
Skubouin unb ©imon §ütter, al8 bei Sorenj gincfeltfjauS anfr
ftetjenb angeführt werben.
2)a3 in jweiter Sinie erwähnte 9Sert)älrni§ aber ergiebt fid)
fpeciell wieber für Sodann SRfjambau aus einer Unterfudjung,
meiere nur wenige Safjre fpäter als biefer ©treit, im 3af)re 1604,
geführt rourbe. (@Tgangene (£f)urfürftlid)e befe^lic^e in fachen ©artljel
ooigtenn ©udjfüfjrern afln'er $u Seipaigf, tmnb bie Praxin Euan-
geliorum Martini Möllen ^rebiger« ju ©örtife belangenbe. Anno
Domini, 1604. Sefonbere« $eft in bem fdjon citirten Detern
gaScifel XLVI, 125. Vol. L)
S)ie jweite Sßeriobe ber früptocaloiniftifc^en SBirren Ijatte ge=
rabe ifjren blutigen &bjd)tuf$ gefunben unb ba8 gaf)nben ber fädj=
ftf d)en ^ßrefjpolijei auf bie reformirt^eotogifdje Siteratur ftanb
bafyer nod) in ber fct)önften 93tütt)c. ©o erhielten benn bie 25epu=
tirten $ur fieipjiger Süc§er=(£ommiffion, bie Unioerfität — bieSmal
wirb augnafjmäweife fpeciell bie tf)eologifd)e gacultät genannt —
unb ber föatfj ber ©tabt, unter bem 27. 3uni 1604 üon $re3ben
au« ben ©efefjl, barüber ju inquiriren, wie es fomme, bafj be8
„Martini Molleri (Müinifdje praxin Euangeliorum" burd) ben
£eip$iger 93ucf>füf)rer 93artl)el SBoigt oerlegt morben fei,
„wie ti ftd) bann audj alfo auj$ bem berfdjienen Dftermarcft ben
Sud) gebraeften Catalogo, in lit. D. 3 befinbet", mag „ju Oer-
fdjhnpffung tmferer <Sf)rtftlid)en Religion gereiü)et".
3rür bie 93üd)er=(5ommiffion (wenn oon ben beiben jur 3n=
fpection ber treffe berührten Korporationen gur 3«* fd)on unter
biefer fpateren 2lmt3=girma gefprod)en »erben barf) fd)eint ber
Digitized by Google
— 140 -
galt ein befonbers anmutfjenber gemefen fein, ben fte ftdj aud)
mit fpecieüem SBefjaqen juricf)tete. Sartre! SBoigt mürbe am
17. October nadj öorfjer feftgeftettten grageartiteln üernommen,
meiere mit feinen «ntmorten combinirt folgenbe« $rotocoH ergeben:
Capita »ff meldte ©arttpt Sßoigt ben 17. DctobriS
2lo. 1604. befraget morben.
1. SBa8 eljr bi&ljero innerhalb 3tmre3 f rieft für Xt)eoIogifd)e
bud)er oorleget,
1. $e$ SRetifanbri e^ebutt)Iein
2. genitalen* Seelen Sdjafc
3. etliche ßeid) $rebigten,
4. SGBürbe ifco beS SRattyefij (Sorad) gebrugftt.
2. ffieljr biefetbige burdjlejjen onb onterfdjrieben (b. t). cenftrt),
SBufte e3 nid)t, ban bie fcruder tiefen eS onterfct)reiben,
onb entpfingen aud) oon bem ienigen, ber onterfajrieben ^ette,
bie eremplar, barauS gebrugtet mürbe,
3. Ob e^r ntdjt Martini Mollerj *ßrebiger3 ju ©ortij} SaU
uinifdje tßrarm Euangeliorum oortegt t)abe, onb auf me« anfügen
ctjr folgen oortagf gettjan,
9cein, eljr nidjt, fonbern $an$ Atombau ber ju ©örtifc toonet
4. 2Bo efyr fötale bruden tagen,
Su ©örtifc l)äte e8 föambau bruden Xaffen
5. Db ber 5)rug! genjliä^en üorfertiget, onb bie exemplaria
oorfauft toorben,
föambau lmbe e£ fd)on jtoeomaf)l auff gelegt, »eil eS fetjr
abgangen, aud) öon if)tn oorftanben, baS er e& furfclidjen
loieber auflegen mödjtte,
6. 2Bo fie oorfauft toorben,
5ltlentf)alben, etjr Ijette ifmt felbft exemplaria juuerfauffen
äugefetjidt,
7. SBieuiel exemplaria e^r berfelbigen anfjero bradjtt önb atyier
»erlauft,
frönte eS ntdjt eigentlich toi&en, 9iambau fdndte Um non
einem margft $u ben anbern aflerf)anbt buetjer $u, toa« etpr
oorfauffe, ba3 bejahte eb,r i^n,
8. SBetmte eljr folcfje öorfauft
#ette fie Inn onb toieber oorfauft, wo fie bie teure) e begehret
fetten, onb betten eS anbere 33ud)fuerer eben fotootjl oorfauft,
aUd et)r, toeit t§ juuor laufen nie m all ä oerboten getoefen,
9. Db berfelbigen noer) met)r oorfjanben, onb et)r berer $u*
uorfauffen,
10. SBieuiel er)r nod) exemplaria t)abe,
(Eft möchte noch etwa« wenig oort)anben fein, motte bie exem-
plaria tagen je^len onb biefelben beilegen.
Digitized by Google
- 141 -
28 ei 11 fidj bau au3 ©artf)o( Sotgt« aufjage befunben, ba* e$r
bie praxin Euangeliorum nicht öorlegt, tft eb,r üon tmS befraget
morben, SBarumb ban in bem Catalogo folch buch auf feinen
nahmen gefegt morben,
darauf hat er bie&en beriet getfmn, S5a8 ju ftrandfurt am
SReien, ein ieber budjfuerer ber bat) in Ijanbelt üon allen neuen
bußern, fo ehr ber artl) bringet onb oorhanbett, mo bie gleich
gebrudet feinbt, ein JöorjeidmuS mit oolfomlichen titutt in bie
Sandten bafelbft einantworten mufje, $o mürben eine« ieben
©uchfuerer* bucher jufammen gebunben, onb befjelbigen nahmen
barauf gef ^rieben, 2Ban nun ber Catalogus aufgelegt mürbe, fo
mürbe befjelbigen nahmen ju iebem buch gefefct, ben melden e« ju
graneffurth am Speien jubepnben, SBeitt ban ber anbern SBuoV
fuerer feiner foldje praxin Euangeliorum ju tfrandfurt oorf)anbete,
all« ehr, önb ehr e§ onter anbern feinen buchern in feinen $Bor=
jeidmuÄ alfjo in bie grandfurter (Eanjteö mit eingegeben, all*
feto ti aud) baljer auff feinen nahmen in Catalogo gefegt morben,
onb habe ehr bifjfaÜS ben ienigen fo bie Catalogos orbenen onb
auflegen nicht mafj jugeben, mie fie eine« ober ba8 anber, mehr e3
öorlege ober öorljanbele, mit nahmen fefcen f ölten, ban eljr gebe
nur iebeS bu$& tittut uolf omlidjeu ein (b. h- ba3 mirfliche Xitct^
btatt, mie e& and) an ben SRefeftänben unb Hflefjgemölben in
natura ausgehängt mürbe), onb mürbe e3 ber 93efd)Iu8 ober baS
lefcte SBIat (£in3 3eben XeileS ber Praxeos Euangeliorum flerlich
auSmeufen, ba« (£3 ju ©orlifc inn Dbertaupl inn Verlegung
Sotmn föhambau gebrudt.
9ßacf)träglid) gab Marthel SBoigt feinen ßagerbeftanb auf
16 (S^emötare an, mäfjrenb bie anberen ßeittjiger S3ud)hänbler feine
üremnlare öorröt^ig ju haben erflärten. ©r fam mit einer (£r=
mafmung, fünftig oorftd^tiger ju hanbetn baoon unb gebenft ber
6cf)lufjbefd)etb auä S)re3ben Dom 5. SRooember 1604 merfmürbiger=
meife nid>t einmal eine« förmigen Serbote« beä 93ud)e8. $ie
SluSfagen SBarthel Voigts eröffnen Sßerfpectioen auf oerfchiebene
gefchäftliche Gebräuche, bie anbermeirtg ju benufcen fein bürften,
auf bie ich f)ter aber nicht eingeben möchte, um nicht ju weit oon
meinem eigentlichen Xt)ema abgelenft ju roerben.
i)a m$muti) ber Seidiger SBudjhänbler über bie Uebergriffe
ber äRefjfremben fcfjcint fortgebauert ju haben, frühere 2JKt=
Teilungen belegen bie«; aber bie &u$befmung be8 offenen $er=
fefjrS berfetben mit bem publicum auf bie ganje 2Refjjeit mufj
aümälich unb gemohnheitSmäfjig ju einem berechtigten ©rauch
herangemachfen fein. ^Dagegen traten fte nach längerer Sßaufe (bie
Digitized by Google
- 142 -
Äcten bergen üiefleicf)t neben bent .gmifehenfatt öom Sahre 1630
nod) manche anbere) im 3a1jre 1642 nod) einmal corooratio gegen
einen fremben 93ud)hänbler auf, ber üon SReuem ben 93erfud) machte
auch itnifc^en ben Steffen feinen £aben menigftenS fyalb offen ju
galten unb burd) einen Liener ©efc^äfte betreiben ju laffen. $>ic
SBefchmerbe finbet fid) in bem Vol. III. be8 mehrfach angebogenen
gagcifel XL VI, 125. unb lautet fammt ber Anlage:
Cr r)rcnuefte, Örotjachtbare, £>och ünnbt 28 ohlgelahrte, $och ünnbt
moblmeüje, infonberä grofcgönftige ünnbt ^od^gee^rte Herren,
(£. (£. ©. St. ünnbt $crr(id)!eiten feinbt ünfere ^flichtfchulbige
gehorfame $>tenfte in fteter Xrem ünnbt 931ei& befteS SSermögenS
ieberjeit juüom, mtnbt fönnen tyeraedjft ünombgänglid) nict)t üor=
bet) ©iejelben ünterbienftlicb juerinnern ünnbt öon ünbendlicben
Sauren ju toieberholen, tuafema&en benen 93ud)hänblern fo ©ürger
ünnbt ©tmuotmer biefer ©tobt fieiüjigf albereit Ao. 1559 3b*e
bomacjlfj ^abenbe bürgerliche gren^eit ünnbt Privilegium alfe folchefc
bureb einen ßeonifeben S3ud)banbler ünnbt feinen Liener 3hncn
ünnbt gemeiner Stab jum fdmben ünnbt nadjtfjeü ^att violiret
tuerben motten, bureb einen recbtmefcigen abjebeib confirmiret, bajj
ne^mlid): $ein Slufelänbifcber ©uebfübrer, fo nicht SBürger albier,
meber üor fid) felbft, noch bureb feinen Liener, ob berfelbe gleich
öürger mehre, aufeer benen öffentlichen Sabnnarrften einen offenen
bud)taben halten ünnbt baraug üerfauffen möge nod) bürffe, tüie
befcen beigefügte abfctjrifft au8 bem ratbSbucbe de Ao. 1559 fat=
fameä ünnbt clareS 8«ugnij3 giebet, bajj 8ie bergeftalt fo mot>t
bobmalS 3br jus salvum et integrum ermatten, alfe fie feinbt biefe
3eit bis dato ben befcen quasi possessione ie ünnbt aflroege ge*
ruhig getanen morben, alfco bafj, alg Ao. 1630 ©lernen ©gleich
üon ftrantffurtb am 9Jceben an @. ©. ünnbt ^oc^meüjen SRatb bitfc
lid) gefonnen, bafe 3bOT fötaler bürgerlichem grenheit ünnbt Privi-
legien jumieber einen offenen laben jmifchen ben HJcarcften ju
haben üergönftiget tuerben möchte, @r iebodj meil üon benen
bieftgen contradiciret morben, folebeä (alfj melcbe« mieber Stecht)
nicht erhalten mögen, fonbern hart bie Xtmren feines 93uctjlabcn»
continuirlich Raiten mü&en, So gar, baß als ich SlnbreaS £ljle
üon @. (5. §od)iü. 9tau)e ba$ Bürgerrecht gebührenber majjen ge=
bethen, SDcihr jolcbejj beSmegcn denegiret roorben, meil mohl=
gemelbeter SRott) in gebanefen geftanben, bafe ich Schleich« Liener
mehre, ünnbt in« fünfftige mit f alfchen fürgeben alfj wenn bie
©chletchifche ©anblung mein eigen mehre, ben SRath ünnbt b«figc
©uchführer hintergehen mürbe, ünnbt habe beämegen augenfdjeins
lieh barthun mü&en toormit ich mich alä ein ©ürger ju nehren
gebechte, <Bo ift auch &ber biefe* fonften gemeine« 9lecbten& bad
benen jenigen, fo nicht bürger feinbt, ünnbt feine bürgerliche be=
Digitized by Google
- 143 -
fchtoerung tragen, and) toeber bet ©hurfürftlichen Raubte Dbrigf et tt,
ii od) Cr. (i. .psiB. 9tath mit feiner oflicht jugethan, onnbt belegen
fobalb bad geringfte Sönljeil in ffriegeäjeiten ober beö anberer gelegen:
t)eü bem £anbe ober gemeiner Stab suüetjet, bemfelben ben rüden
toenben Onnbt nid)t8 ju mitten fein, öffentliche hanblung jutreiben
onnbt baburd^ bem getreten Sntert^anen onnbt ©ürgern it)r brott
oorm SRaule megfjunehmen, nicht üergönnet noch jugelajjen, wie
bafjelbe Comnrani omni um Politicorum consensu fatfam aufjgefüf)ret
merben fönte, onnbt fotcfje regul in aßen ^anMungen, e* feö mit
feibe, Suchen, Seintoanb, fifct)toa^ren ünnb Dergleichen in ihren valor
täglich in contradictorijs erhalten roirbt. Db nun sroahr mie am
gefüt)ret fo roohl bad Stecht aljj bie langtoierige Observanz onnbt
quasi possess oor 0n3 militiret fo mifl fiel) boef) bem allen jugegen
Johann SjSrefje ein üorhm gemefener Subilirer oon grrancffurtt am
HTceuen, tu cid] er gebauten ©lemenfe Scf)leichenfi ©uchhöublung burch
(rrbidiüffi an fich befommen, onterfiehen, jtoifchen benen 3Öcärcf ten
feinen buchlaben offen ju halten, Onnbt burch feinen Liener SInbreaS
#üfmen' öffentlich SSerfauffen julafeen, toie benn öffentlich am tage
onnb iebermönniglich bor äugen, bafe, ob @r jmar 3hm Hbft be=
teuft ift, bafj Gr befjen nicht befugt, toelcheä boher er f dt einet bafj
Sr gleich roie @r in SJcarcft Seiten ju thun pfleget, aniefoo feine
Xaffeln onnbt Situ! nicht tyxau& tynqtt, auch bie Zfyüxtn nur in
etmat aufhelt, nichts befto minber ieboch taglich öerfaufft, onnb
bergcftalt einen offenen Saben hat*, iebermann burch feine fyalb
offene ttjür $u ihm eingehen onnb fauffen fan. SBeil aber @. @.
§2B. SRathfj ünnb gemeiner ftabt gerechtigfeit ^ierburc^ endogen
melchefe albereit 1559 befage ber erlangeten Äbfchrifft roöht ermogen
toorben, onnbt onfj alfj welche ohne biefeS ben ber Continuirlichen
ßriegSOnruhe in biefen tanben onnbt bahero rührenben (flechten
abgang ber Midier, faft feine ÜRahrung haben, groger fchaben ju=
gefüget roirbt, bafj roier enblich jum SBerberb beS allgemeinen
roefenS nicht roohl mittel haben toerben einen ober ben anbern
oomehmen authorj toelcher feine toerd alhier in feiner gegenroartt)
inspection onnbt correction onnbt nicht ettoann in ocrbäd)tlid)eii
onnbt l^alb (£aloinifchen ober ^abftifchen orten gebruefet höoen
mifl, ben 23ertagf juthun, ©elanget biefem nach an ©. ©. ©«.
onnbt £crrligfeiten onfcer onterbienftlicheS bitten, ©ie motten ün&
ben onfjerer bürgerlichen gerechtigfeit onnbt privilegio onnb befcen
geruhigen quasi possess grofcgönftig fernen onnbt hanD^a°cn,
onnbt gemelbeten 3°ha™ Sßrefcen ober in befjen abroefenfjeit
Andreae ßühnen feinen Liener ernfttich onterfagen onnbt oerbieten
lafeen, ba& @r bemfelbcn jumieber aufjer bem offenen SahriDlanf
feinen laben oerfchliefce onnbt nichts oerfauffe. ©oldjeS ift Oer:
hoffentlich bem fechten onnbt billigfeit gemefj, onnbt mier feinb
e$ omb (£. ©. @21. onnbt $>errligfeiten mit on&ern gering;
Digitized by Google
— 144 —
föäfctgen bienftcn in fdjulbigen geljorfam ju oerbienen miüig onnbt
geotijjen.
Sign: ßeiüjtgf ben 16. Febr. Ao. 1642.
<S. (5. ©21. onnbt fcerrligfeitt
bienftfdjulbige
gefjorfame
©artyol SBoigt SBua^.
Thomae ©djürer« ©rben ünb
Matthias ©öfce
©otfrib ©rofen ©eet. Srben
Penning ©roffen ©eel @rben
©amuefl ©djetbe
Slnbrea« Def)H
Sodann ©rofjenS ©eel. (Srben
3acob ©ajufter
XobiaS fflefcfelbt
onbt
SRartin föiajter.
(Vertage.) Stbfärifft
aus bem SRattySbudje de Ao. 1559. fol. 93üd)füf)reT alfjter
ju Seipjigf. Sternen* SBalbuin. Sacob Styet.
(£3 tjaben fid? bie budtfüfjrer alluer oon Jacoben Styel für
(Sinem (Srbaren SRatfje bectaget, bj er einen offenen laben feil=
l) a b c , ©o er bod) nur be* Slementt* ©albuin oon Setben (eic)
biener fe&, boburdj uid)t afleine itmen fdjaben gefdudjt, Sonbem
and) bem 8tatf>e feine ©eredjtigfeit entzogen mürbe, in beme ba*
21oet afö ^Bürger bie ©üdjer für bie ©einen oerljanbelt, onbt ob:
tootjt $lpel einen Contract in ©djrifft üorgcleget, onbt oermeint
barmit jubefdjeinen, ba& ber $>anbet bie Ijelffte fein eigen fet),
©o ift bod) joldje ©grifft roiebermertig befunben, beromegen ber
fflaty fie alfo üerabfäiebet, ba* «»et jmifdjen f)ier Onbt 9Rid)aeli
nidjt fofl in offenen laben feit Ijaben, wa& @r aber fonften oer=
fauffen fan, möge tfmn, bodj mit bem bejdjeibt, mie im föat!j$=
bu$e de Ao. 1558 juftnben, Actum ftreitag« naa) ^fingften
Ao. 1559.
SDet Streit mürbe oon Seiten be* ©eflagten nad) 9Röglid)=
feit oerfäleppt unb naef) unb nad) in bie gönnen eine* geridjt=
liefen Sßroceffe* ^inübergejerrt, obfdjon oon Seiten ber Kläger
Don oorn herein ein Xrumpf audgefpiett morben mar, ber &u jener
ßeit in ©adjjen weiften* burdjgriff: ber Sdjrecffcf)uj3 mit ben oer=
bärtigen, l)alb caloiniftifdjen SBertag*orten, nad) benen fid) bie
„oornefymen ©elef)rten" mit iljren SBerfen menben möchten. (SBict^
leicht eine Slnfaietung auf §anau, lange Seit ba* ®omicü ber
Digitized by Google
— 145 -
girma: 2Bedjer$ (£rben Slubrü unb ©djleidj?) $)ie üorliegenben
bieten bringen, wie fdjon einleite nb gefagt, ben s2lbfd)Iujj beS
(Streites nicf)t, felbft nic^t einen oorläufigen ©efcfyeib. $)a3 detail
aber ift ööflig gleichgültig, ba e3 nidjt ba3 ©eringfte für bie ®e
fd)id)te ber GfefchäftSgebräudje, nid^t einmal irgenb roctc^eS neue«
Material für bie (Specialfrage bietet, üielmet)r fiefj nur um fflecgtS--
fragen breljt unb in weitschweifige juriftifche $ebuctionen »erläuft.
SRöglicherweife waren e3 bie balb wieber um 2etp$tg3 Sftauern
tobenben SfriegSftürme unb $anb in $anb bamit ge^enb bie ba8
©tabtregiment brach legenben inneren bürgerlichen Söirren, welche
ein Sinfdjlafen berartiger fleinlicher Streitereien toeranlafcten.
©ingen biefelben aber überhaupt bamit ju (£nbe? S)a3 fann ju*
nächft noc^ nicht behauptet werben; erft weitere 2lcten=<Stubien
werben barüber Äuffchlujj $u geben oermögen.
*r$to f. Okf«. b. S)futf«en 8u*l>. VII. 10
Digitized by Google
.Bar äiimn Gtfälfyt *er hurlWiftyn prfotlegien gegen
ilad]tintrft.
«on
Kn anbercr (Stelle — in bem Auflöte: Beiträge jut %t*
fdndjte ber Sßrefcmagregelungen intb be3 ©erfefyrä auf ben SBfidjer*
meffen im 16. unb 17. Safjrfmnbert, im 2. ©mibe biefeä ÄrcfjioS
®. 34. 35 — fjabe idj bereit« betont, bafj bie fäd)fi(dje SRegierung
beS 16. 3a§rf)unbert8 unb ber erften $aifte be$ 17. IrineSroegS
berechtigt ift, ben 9hif)tn für fidt) in Slnfprudj ju nehmen, at« Ijabe
fie burd) eine mofjlmollenbere SBeljanblung ber ^refjgemerbe, als
bie faiferl. 93üd)er*(5ommiffion ju granffurt a. 2R. benfelben ju
X^cit merben liefe bemufjtermafcen ba« (Emporblüfjen ber ßeipjiger
33ücf>ermeffe gegenüber ber granffurter geförbert. 3$ Ijabc fpz*
öorgeljoben, bafj fie in pref3poli$eittd)er §infid)t ganj ebenfo gemalt*
ttyätig unb rücffid)t3lo$ oorgegongen fei unb biefe 93et)auptung mit
SBeifpielen au& ben Steten belegt. Unb wenn in granffurt a. 2ft.
bie 83ud$änbter barüber ju flogen tjatten, bafj parteii)dj unb oera=
torifcf) gegen bie proteftantifdj-t§eologifd)e ßiteratur im Allgemeinen
»orjuge^en oerfudjt mürbe, fo mar lange 3«* Ijinburdj in Seipjig
ba8 gleite SUcc^t bejüglid) ber reformirt=tl)eologifd)en öor^anben.
SBenn fid) bie hirfäcfrfifdje Regierung anbererfeit« nun audj
fct)on frü^jeitig ju geläuterteren Slnfdjauungen über 93erlag$red)t
unb 9f?act)bruct (menn aud) jum Xt)cil nur tf>eoretifcf>) befannte,
fo fann trofcbem nid)t in Äbrebe geftetlt werben, bafj fie aud>
tyrerfeit« ba8 ftScalifdje 3ntereffe, tuetc^ed ben SSiener £of unb
bie faiferl. 99ücf)er=(5ommiffion in granffurt a. 2tt. bei ber SBefjanb«
lung be8 SßrtmlegienmejenS in erfter Sinie leitete, ebenforoenig aus
bem Sluge liefe ja fogar in fdjärferer SBeife alä jene gur (Mtung
braute unb ba& gang biefelben Unjufömmlicftfeiten unb 93erfef)rt=
fjeiten bei ber 83erleif)ung öon Sßriüilegien in $)re8ben unb ßeipjig
oorfielen, mie ba8 in SBien unb granffurt a. 2R. ber gaH mar.
(£8 lag ba8 eben in ben 3«tanfc^auungen. $)ie (£rtf)eilung oon
Digitized by Google
- 147 —
^riüitcgien war mehr ober weniger eine reine (Sunftbejeugung; fte
erfolgte ofme Prüfung ber Berechtigung beS Bewerbers nnb wer
juerft um ein *ßrit>ilegium für ein befttmmteS SBerf ober ein be=
ftimmteS Unternehmen einfam, ber erhielt baffelbe, wohl gar jum
Schaben eines wirflich Berechtigten, wie B. Abraham Samberg
in Seidig im %aipt 1599 für feinen «Radjbrucf beS Sranf furter
2Ref$fataloge8 gegenüber Penning Orofje, ber benfelben ja fcfjon
feit bem Safjre 1595 auf Seidiger ©oben oeroflanjt hatte. SBohl
jur Ausgleichung oon bobei unausbleiblichen Ungerecfjtigfeiten tarnen
bann bie fonberbarften SRothbehelfe oor, wie j. B. baß ein Oer*
änberteS gormat ober eine befonbere $)rucfeinrichtung ein unb
boffelbe 2Berf als jmet oerfcfnebene betrachten liefe. 2SaS ben
Unteren Sßunft anbetrifft, fo mar $. 93. im Sahre 1655 bie girma
(Snbter in Dürnberg im Befifc eine« turfädjfifchen ^rimlegiumS
auf ein ©ebetbuch, bie girma ©lern in Süneburg im Befi& eines
folchen auf eben baffelbe Such, bod) nur für ben 2)rucf in gehaltenen
Kolumnen.
9Hcht wenig trugen ju berartigen Berwicfelungen auch oie
©eneralprioilegien bei, bie trofc ihrer angeblichen Slbfctjaffung im
3ahre 1594 bennod) weiteren oerlieljen mürben, fo noch im Saljre
1612 eins an ben SBittenberger Xljeologen fieonharb #utter für
feine fämmtlichen fc^on erschienenen ober noch erfcheinenben SBerfe,
ein ^rioilegium, welches er fogar anftanbSloS gegen feine bis*
hcrigen Berleger jur Geltung brachte. (Eine ber früf)eften unb
megen ihrer grojjen gejdjäfttühen Bebeutung ziemlich »erbitterten
(Streitfragen mar bie betreffs ber Berechtigung jum 2)rucf ber
iiutf)cr*fchen Bibelüberfefcung unb betreffs beS Vertriebes ber aufeer«
halb ©achfenS gebrucften Ausgaben innerhalb feiner ©renken unb
auf ber 2Weffe, eine Streitfrage, welche ich fäon in bem (Eingangs
gebachten Huffafte geftreift habe, ©igentltch waren urfprünglidt)
bie SBittenberger Buchhänbler allein für ben S)rucf in ©achjen
primlegirt, fyerfömmlid) jdjeint aber fdjon in ben fed^iger Sahren
beS 16. SahrhunbertS auch oen ßetpjigern ber 2)rucf nicht mehr
»erwehrt gewefen ju fein unb ein energifdjeS Auftreten ber herzog?
liehen Regierung in SBeimar im Sahre 1564, welche förmlich mit
SReoreffalien brohte, fcheint ben Hnftofc baju gegeben ju haben,
ba& ßuther'S Bibelüberfefcung als Gemeingut ber beuten Marion
in ben freien Berfef>r überging, menigftenS fcheint ber jonft fo ge=
10*
Digitized by Google
— 148 -
fügige 9tott) ju ßeipjig im 3ntereffe be3 SÄefjoerfeljrS jum minbcften
ben öerfud) gemacht ju tjaben, ben auswärtigen 93ibelauSgaben ben
freien SBerteljr ju fidjern; bie SBortfaffung eines 93efd)eibeS au$
Bresben oom 9. SKai 1564 beutet barauf f)in. 3enc3 ©djreiben
ber SBeimar'fdjen iRättje an ben Seipjiger S^atl) ift übrigens intereffant
unb bebeutungsoott genug, um Ijier in extenso eine ©teile §u finben:
SBnnjer freunbtlid) bienft juuor, (Srfamen SBifen ©ejonbere gute
^reunbe, 9cad)bem ünnS furfombt, als foltern fid) efclidje ©ua>
bruefer, onb Ijenbeter, oonn 2Bittenbergf, onnb Öeiptjigf, off beS
burd)taud)tigftenn, Ijodjgebornen durften, onnb Herren, £>errn Sluguften
©erfcogf ju ©adjffenn ünb Sfjurfurft k., onnferS gnebigftenn #errnn,
gegeben önb erlanget priuilegium onberfte^enn, ben ©udjbrutfer
ju 3ftena, Xf)omafen SRetoartten juuorfnnbern , onnb nidjtt 5uge=
ftattenn, bie ju S^ena offgeiegte onnb numljer getaufte ©iblia ju
Seiptjig! feit juljaoenn, onnb juuorfauffenn,
SBann %v bann toiffet, toaS bie alten, audj ber 3ungfte üff=
geriete 9caumburgi(d)e Vortrage, ber onbertb,anenn beS lob Ii dum u
ß^ur ünnbt fturfttidjenn $auffeS ju @ad)ffcn, beiberfeitS geroerbe,
bantirung, onnb Ijenbele ffatbenn, ®o ofyne mittet in fjoaVrmetttenn
Gfmr onb fturftlidjenn ßanbenn getriebenn, onnb gepflogen merbenn,
$)a$ fte borann ongeljinbert feinn, bteibenn, Onnb gelaffenn werben
i olle im, alle ntl) albeint oormugenn, onnb mit fidj briengenn, So
tootlenn bemnad) abmef enS, ünnb ann ftabt beS burdjlaudjtigen
fjodjgebornnen fturftenn onnb $>errnn, $errn 3o^an« ftriebridjenn
beS mittern fterfcogen ju ©aeffffenn :c. ©nnjerS gnebtgenn ^urftenn,
onnb $>errnn, Sir, annn eud), Ijimit gnebtglid) begerenn, onnb
für SBnfer perfon freunbtlia) gebet^enn fjabenn, 2Bo bem, toie obenn
gemelttet, atfo toere, 3r tooliet baS ernftliaje gebürtige onb biüidje
einfeljen Ijabenn, onnb oorfdjaffenn, SDamit gebauten SRetoartt, ober
benn feinen obgemettte ju 3^ena getratfte Siblia, aflebietoeitl bic=
fetbtige mit ben buajftabcnn, Figuren, ünnb allem anbern oonn
ber Seipjifdjenn, ünnb 2Bittenbergifö}en bud)!)enbeter ©iblien gen|=
lid) ünberfd)ieblta) ünnb abgefonbertt, onnb alfo üor feinen nadV
brutfenn, ober anbere gejdjerung ju Ortzeiten, nod) juftraffenn,
3«^o onnb fnnnfurber, off jebenn fieipjifdjenn SJcargdt, oonn benn
SBittembergifdjenn, onnb ßeipjifajenn ©udjtrurfcmn onnb §en=
beternn, aua? fonftenn offne menniglid)S üBorlunberunge feifl ju:
b,abenn, onnb juuorfauffenn, muge gegonnet, oorftattet, onnb nadj;
gelaffenn merbenn, 3ngleid)en3, onnb fnmoieber, mirbet fonber
allen 3»oeiuel, ^od^gemelttem Snferm gnebigen Surften onnb £errnn,
nid^tt entgegenn, nod) juroieber feinn, 2)a§ bie 2Sittcmbergtfd}en,
ünnb ßeipjifcb.en buefifurer, ünnb b,enbeler, bie 833ittembergtf(^cn,
ünnb Setpsifaienn ©iblien in f. g. g. fianbenn onb ^ürftent^umbenn
auai feill baben, onnb oorfauffenn mugenn, ®e§ SßorfefjenS 3r
Digitized by Google
— 149
werbet Chid) gerinnen roilferigf, onnb onbefdjraertt erfcaigenn, 5)ann
foltte nidjt gefd)ef)enn, So fyabt 3r felbflcnn, al« bie metyruors
ftenbigenn leirfjUicf) 5uerad)tenn, ob nicfjtt üieleiäjten Ii odj gebautem
SSnferm gnebigen Surften onnb $errnn, off ben O^oü bie gegen;
fdjanfc jugebrauä)enn 93rfad) gegeben Werbenn modjtenn, SBeldj«
wir ober fintemall) e« ben SSortregenn, altem, onnb SRumlidjenn
£erfhommen be« löblichen $aufe« $u Sadjffenn juwieber nicr)tt
gernne erfdjawn wolttenn, 2öir jweiueln aber nid)tt, 3r werbet
e« borju nidjtt fljommen laffen, Xorann gefaltet SBnnferm gnebigen
Surftenn, onnb $errnn, gu gnebigem gefallen. So feinbt wir e«
für onn« omb ©ud) freunbtlidj juuorbienen genaigtt, Saturn
SBeumar, Sontag« 3u&ilate, Inno bomtni 1564.
$odjgebad)t« SBnfer« gnebigen Surften
onb $errn (langer, onnb föattye.
gür gTanffurt a. 9)?. war e« nadj ben Steuerungen Siegi«=
munb getierabenb« fdjon in ben fedjjiger 3a^ren be« 16. 3af)*s
fjunbert« f)erfömmlid), bafj ade neuen faiferl. SBüc^er^rioüegien
fämmtticf)en 93ud)f)änblern jur aflefeeit infinuirt würben; für fieipjig
fäeint bieg erft oiel fpäter bräudpd) unb oon ber Seit ab erft
fteljenb geworben ju fein, al« ben jur ^re^polijei beputirten 3Kit-
gliebem ber Unioerfität unb be« SHatf)e« in ber ^ßerfon eine«
99ücf)er;3i«cal« ein Unterbeamter beigeorbnet würbe, welcher biefc
Aufgabe bem Victor ber ©üd)er=&ommiffarien, bem SRatfye ber ©tabt
£eip$ig, abnahm. $)a« früEjefte ©eifpiel für eine berartige 3nfi=
nuation finbe id) in ben bieten oom 3af)re 1614, in welchem bie
jur 9Kidjaeli«=3Reffe anwefenben fremben unb bie einfjeimiföen
93ud)f)änbler auf ba« SRatl^au« citirt werben, um auf Antrag $o=
bia« ©teinmann'« au« Sena bie Serlefung feine« am 16. Buguft
1613 erwirf teu ^rioilegium« über eine ganje SReifje oon 5Berlag«=
artifeln ju oernel)men* Äuf eine gleidje SBerfyanblung fdjeint mir
auef) ein burd) ben 9latf)«biener Senebijr ©djönfelber beglaubigte«
$erjeid)ni& oom 5. Dctober 1615 ju beuten, monad) folgenbe au«*
wörtige 23ud)l)änbler (neben ben ßeipjigern) auf ba« 9ftatf$au« ge=
laben waren, nämlidj au«:
Sranffurt a. SR.: Sodann SBörner jun., Sonrab Horton«.
Wittenberg: ,8ad)aria« SdjüreT'« (Srben, Samuel Seelfifa)'« (Srben,
(Siemen« SBerger, $aul $elmig, 33ec^tt)olb SRab.
ftranffurt a. D.: 3o^ann @id)I)orn, 3o^ann Skiern (I^nmiu«),
griebria) ftartmann.
Dürnberg: Xaoib Kaufmann, ©eorg (Snbter sen. unb jun.
Digitized by Google
— 150 —
Sttagbeburg: Ambrofiug Sircfmer, 3o^a«n grande, 3o^ann 91eu--
mann.
Stettin: 3o*)ann Ghnftoph Sanbtrachtinger.
Hamburg: Mag. groben.
3ena: Xobiag ©teinmann, £>einria> 9*aud)mau(.
Süneburg: Sodann ©tern.
?Rofto<f : 9Ricf)ael ©chcitter.
Bresben: Anbreag ftrüger.
#afle: 3oa(^im fftuficfe.
Arfurt: 3oad>im äRea)ler, SKartin SBtttel, äKartin ©Langenberg,
3acob ©inger.
93re3lau: SWartin ®uifer, Sofann $erfert.
Süifeerbem: 3acob ©ar. (üiclleic&t: SRorifc ©aje au* SRoftocf).
dagegen ergiebt fid) aug einer 9cacf)brucf3ttage beg gigcalg
für ben Sßrofeffor Seonharb §utter gegen 3o^ann 3rrancfe aus
SRagbeburg aug bem Safjre 1616, bafj beg erfteren ®enerd:$ritu=
legium nur ben SBerfen öorgebrucft, feinegwegeg aber ben 23uch=
hänblern fpeciell inftnuirt worben war, woraug woh* jebenfaH«
mit Sicherheit ju entnehmen ift, baß bamalg bie Snfinuation ber
Sßriüilegien $ur 9#eß$eit noch feinegwegeg alg fefte SRegel galt.
(Sine wettere Unbequemfichfeit bot bei ben jädjfijdjen S3üc^er=
Sßriüilegien beg weiteren ber Umftanb, ba§ bei jebem SRegierungg-
wedjfel bie fämmtttdjen noch ©eltung ^abenben ^ßrioUegien er-
neuert »erben mufjten unb faft hat eg ben Änfdjein, alg ob bei
biefen Gelegenheiten (fie traten an ber Sßenbe beg 16. Sahtfmnbertg
wieberholt ein) bie Saften ber Verleger an nach $regben ab$u=
liefernben greiejemplaren rocfcntlic^ ert)ör)t worben wären, weit
über bag Augmafj beffen §inau$, wag bei fai(erl. 93ücf)er^rit)i;
legten ju leiften war. 93ei biefen würbe nur bie frachtfreie &b=
lieferung oon brei Sjemplaren nach 95Hen öertangt. SBerftänblich
ift eg baljer, wenn bie Verleger ihre Verpflichtungen möglichft eng
$u interpreriren Juchten, bei neuen Äuggaben feine Pflichtexemplare
mehr ablieferten, ja biefe Ablieferung wo möglich ganj umgingen.
SBermuthlich brängte ftch biefe Beobachtung ber furfächftfchen
^Regierung am braftifchflen eben bei jenen Gelegenheiten, bie eine
(Erneuerung ber Sßriüilegien bebingten, auf unb fchärfte ihren fi$=
caltfdjen Appetit. SBenigfteng beginnt mit ben erften Sahren beg
17. 3ah^^unoert8 e™ ftc§ mchr unb mehr energifcr) entwicfelnber
commiffarifcher gelbjug gegen bie renitenten 23uchhänbler. ©oweit
ich bie »erhättniffe ju überfein oermag, eröffnet eine in ben mir
Digitized by Google
- 151 -
oorltegenben Äcten — es ftnb btefelben, welche ben beiben wr*
oufgehenben &ufjäfcen benufct mürben — nicht enthaltene, aber im
Codex Augusteus (I. ©ö. 409. 410) abgebruefte unb biefer Duette
na^ bereits an bie „Sucher =(Sommijfion'' gerichtete öerorbnung
Äurfürft ©briftian IL »om 18. «uguft 1609 bie 9Äafcrea.eln.
6ie lautet:
SBürbige unb $ocbgelabrte, tiebc Sfabaajtige unb ©etreue, SBir
»erben berietet, bafe bie ©udtfübrer unb $rucfer bei Such, benen
©ir bi*bero uff $hr begehen untertbünigft suppliciren, über et*
liehe »ücber unb ©djrifften Privilegia bergeftalt erteilet, ba& fie
in Unfere Sanfceleö, unb fonberltcb iefco in SBnfer Ober^Consisto-
rram üon ieber Materia eine gemiffe Änjabt Exemplaria mit #er=
luft biefer Privilegien unb auf ihren Soften einfanden foflen, ftdj
in beute feljr fftumig bezeugen, unb bemfelben nicht atterbing* naa>
fommen, babero bann bie Exemplaria entmeber gar jurüde bleiben,
ober bod) etliche an Ort unb önbe, babtn fte nicht gehören, übers
jenbet unb niajt ju recht au*geibeilet mürben. 2Bann Söiir bann
folget Unrid)ttgfeit feinet mege* nacbjufeben gemeunet; 2ltö be-
gehren SBir oor Un* unb ben #ocbgeoobnten dürften, §errn 3o*
qann ©eorgen, unb bann in Söormunbfcbafft beö auch ftoebgebobmen
Surften, $errn Äuguften, beübe #erfcoge ju ©aajfen, Unfere freunfc
Urfje liebe ©rüber, hiermit gnäbigft, 3b* rooflet alle ©uebfübrer
unb Bruder öor <£ucb erf orbern, %f)ntn biefe it)re SKadjtä&igfeit
ernftlicb öertoetfen, unb barneben auferlegen, bafe ein ieber oor ftcb
ein richtig ©erseiebnifj, ma* für ©üdjer öon £eit Unferer (Elmr*
fürftL Regierung an, einer unb ber anber gebrudt, melier Mate-
ria er Exemplaria etngeftbidet, unb mer fie biefe* Ort* empfangen,
(£ud) aufteilen, unb mie e* fonften allenthalben barum befajaffen,
grüttblidjen ©eriebt tbun laffen, mit biefer angebängten Commi-
nation unb ©erioaraung, meteber Diejenigen Exemplaria, fo an
alter unb neuer Materia noch binterfteflia,, r)infüt)ro nicht gebührlich
ins" Ober:Consistorium einantworten, unb unter bem Ober-Con-
8istorial-3nftegel ein ©efantnifj Darüber empfaben unb oorjulegen
haben toirb, bafc Don bemfelbigen nicht allein fein Privilegium
toieber abgeforbert, fonbem er auch fonften in gebührliche Straffe
genommen merben foüe. $argegen aber foüen fte aufferhatb ber
2djreib;ÖJebühr unb nerfebriebenen Sucher in Unfer Gantet) nicht*
ferner* ju oerrichten fchutbig fettn.
SBerbet bemnach Un* angebeutete SBerjeicbni* förberlichft ju über*
fenben, unb mie ftfpft allenthalben befinbet, ausführlichen ©eriebt
gu thun miffen, Unb geflieht hieran Unfere SReonung, datum
$re&ben ben 18. Augusti, Anno 1609.
Ättem Slnfchein nach — menigften* ift e* au* ben fpäteren
Sorfommniffen abzunehmen — blieb Wefe Serorbnung ohne irgenb
Digitized by Google
- 152 -
melche SBirfung, mahrfcheinltch in golge bcr fiäffigfeit ber ferner =
fällig arbeitenben jmeiföpfigen, in fidj melfach im ©treite liegenben
©ehörbe. Erft mit bem nadtften SRegierungSmechfel tritt ein bc=
jcfjleunigteS Xemöo ein. Äurfürft Sodann (Beorg erliefc junächft
unter bem 9. 3uti 1612 bie Verfügung an bie Eommiffarien, bie
53uchhänbler ju ber ^erfömmlic^en Erneuerung ü)rer ^riöitegien
ju oeranlaffen:
SüBürbige, $oc^gelarte, (ieben einbettigen onnb getreuen, 2Bir
t) et ten onä iuof)l oerjefycii, @3 f ölten bie ©uchhenbler onnb -3er=
leger, toeldje oon ünjern uorfaljreiui (Sljriftltdjer gebedjtniä geoeral
ober special Privilegien erlanget, nad) be8 meötanbt $od)gebornen
dürften onbt ^erm, ^errn S^riftiani beS Änbem §er$ogen onb
©fyurfürftenS ju ©adjfeen »c, onferS geliebten ©ruber* onnb
©euatterS, aud) löbtidjfter gebed)tnu$, abfterben, beg on3 fid) am
gegeben, onnbt omb renovation ihrer fwbenben Privilegien gebeten
fmbenn,
$ietoeil aber ben 23. Junij negftlnn bie it)are«frift oerflo&en, onb
berentmegen beo on$ nientanbt anregung geu)an, 211« begehren
mir oor ün8, onb ben £>od)gebornen fürften ünfern freunb Hieben
lieben ©rubern onb ©euatter, ^errn Sluguften, ©erjogen ju
©aren. ic. hirmit gnebigft, 3hr mottet alle 93ud)henbler onbt Oer*
leger beö euch aläbalben oor eud) erforbem, ünb u)nen auffertegen,
ba£ [it in jeit ©ächfüfeher frift oon ben 23. Juny negftüer*
fduenen an juredmen, omb erneuerung aller ihrer Privilegien,
ohne einigen onberfduebt, ben onferm Dber^Consiatorio fchrifftlid)
anhalten, onb biefelbcn in originali fürlegen foflen, 3Äit ber au3=
brüdtid)en oertoarnung, bo einer ober ber anber inn gefaxter frift
Solchem ntdit luürcf lidjcu nachfefcen rourbe, ba8 fie alÄban be-
rurter Privilegien genjticr) oerluftig, onb mir biefetben anbern ju=
erteilen nnjjen tooüen. hieran oolbringet U)r onfere meinung,
Datum 2)refcben am 9. Julij Anno 1612.
9hd) bem einfachen Sftegiftraturüermerf auf ber Slbreffe: „Ehurf-
beöetjlicl) ben 93ud)brucfem alhier ju insinuiren", ift aber mo^l
anzunehmen, bafj ber S8efel)l nur unooflfommen ausgeführt, feine
^Befolgung aber in feiner SEBeife Übermacht mürbe unb erft ein am
12. Dctober 1615 oon Bresben au« urgirter SpecialfaO, ber nod)
oor feiner gefchäftlichen Erlebigung am 27. Dctober oon neuem
in Erinnerung gebracht mürbe, ja beffen Ausgang burd) ben eigene
gefanbten 93oten gemelbet merben fotite, fchetnt ben 93ücher=Eom=
miffarien bie Erinnerung unb ben Pflichteifer gefchärft ju haben.
E« hanbelte fid) auch um tan unbebeutenbe« Object:
Digitized by Google
— 153 —
$>emnatf) mit ünferm Privilegio D. Lucae Osiandri Biblia in
folio al bereit Stnno 1609 in oerlegung 3otyann 93örner3 ju Brands
furt gebrutfet, wie 3fc auä bem Sfnfc^Iufe jubefinben, 5)ie Oers
fdjriebenen jetjen Exemplaria aber big bato noct) nidjt eingefajidet
morbeun, ?Ü8 begeren wier oor 0n8 onnb ben fjodjgebomen dürften
onfern freunbttid)en lieben ©rubern onb ©euattern, #errn Stuguften,
^erjagen $u ©adjfcen 2c, hiermit gnebigft, 3^r woüet oerfäjaffen,
baä bei} noaj werenben ifcigen ßeipjigiidjen SRartft fotaje Exem-
plaria oon gebauten Sodann hörnern ober feinen Wienern alfjs
bolben abgeforbert, antjero wof)lüerwal)ret oberiduefet, onnb in
onfer Ober Consistorium gegen beweiben geregelten befannbtnüS
eingeanbtmorttet werben.
$)ie SRequifttion war foeciefl an ben Seiojiger SRatf) gerietet
unb würbe oon it)m nunmehr naef} Ausweis nadjfolgenben ^ro=
toeofl« umgetyenb ertebigt:
SJarauff @. (5. £odjweifer SRati) al^ier ^eutt bato $>anfcen SBörs
nern ben (SItem, ©udrfüljrern att)ier in fifcenben 9tat^ erf orbern
laffen, onbt oon ifmie oernommen, ob So^an ©ömer Oon ftranef;
furt atljier in S. Sfjarmercften bücfjer feitt onbt einen ©udjlaben
attjier t>abe, Onbt ob berfelbe bie Biblia D. Lucae Osiandri ao.
1609 oertegett.
Xtorauff (£r berietet ba8 gebauter Sodann 93erner oon grancf=
furt t)icl)ero gar nid)t ti anbete, and) feinen budftaben nod) budier
atfjier ju oerfauffen fyabe, ©onbern wenn einer ober ber anbere
SBudjfutjrer atljier angeregte lateinifdje Biblia Osiandrj fyaben onb
fuhren wolle, ba8 er biejelbe inn grantffurtfj oon i^me fauffen,
onb alfo bann an^ero bringen mufce. Actum ben 16. Octobris
Ao. 1615.
(Srft jefct gingen bie ©üdjer=(Sommiff arten oor unb citirten
unter bem 27. SGooember 1615 bie nacfjfte^enben 9kioilegienbefifcer
für ben 4. $ecember „hofft gnebigften $euef)titf>3" auf baS SRatlj=
fmuS: Penning ®rofce ben kelteren unb Süngeren, 5lbraf)am ßam=
berg, Sodann 9ftofe, Sacob ^ctüöeridj, 9hcota'u3 unb Sljriftoö!)
SRerttcf), Xf)oma8 ©djürer'S Srben, (5t)riftopr) (Sttinger, üftidjaet
©tolle unb ÄmbroftuS £erfcfdj, fowie oon ^ic§tbud$änbtern:
Dr. 3acob ©c^u(|, Dr. 9Ratt^öu3 $>reffer'8 :@rben, Mag. Sodann
9tyeniu8 unb bie (Srben oon ©etuS SaloiftuS. $a fein neuer bie«
anorbnenber SBefefjt ftd) bei ben Steten befinbet, bie (Sommiffarien
aud) fein Saturn Desjenigen furfürftL SBefeljte, bem fte golge
geben, citiren, fo ift bei üjrer fonftigen Strt unb SBeife ber ©e=
fd)äft8ffit)rung — bei Hufgaben, bie mit umfangreichen 9Sorunter=
Digitized by Google
— 154 —
futfjungen ober Verhandlungen oertmlpft waren, tarn es ihnen
auf ehre Serfchleppung oon einigen Sohren nic^t an — bie ®er=
muthung berechtigt, bafj bie3 ber erfte Schritt $ur Äu8für)rung
ber Verorbnung Dom Sahre 1609 mar.
Sßach oerfdnebenen »erfdjlewungen unb neuen ©itatumen
überreichten enblidj bie gerammten S8ud)t)änbler unter bem 5. ÜJcär$
1616 nac^ftet)enbe (Srflarung, toclc^c mieberam mancherlei inter^
effante, §kx aber nicht meiter ju erörtembe Sluffchlüffe über bas
bu$f)änMerifdje (SefchäftSleben bringt ^erüorjutjebcn ift jebodj,
bafc bie Umoerfität, über bie erteilte ßommiffion hinaus, ben
Serjucr) machte, ihr Sntereffe, unb fpeciefl ba« ber Umoerfität*:
Söibliothef, bei biefer Gelegenheit ju förbern unb ben SBuchhanb;
lern gegenüber neue Verpflichtungen einjujchmuggeln.
C£^renot)efte sichtbare $0$ tmnb SBohlgclartte £>och onnbt SSot)t=
meife gro&günftige gebietenbe liebe faxten, $enfelben feinbt onfere
gehorsame onbt ganfctoiu'ige bienfte juuor, ift ^ienec^ft ihnen on=
verborgen, SBetcher geftalt neben anberen füjjrnehmen jugeorbneten
herrn Conimissarien auff (£Imrf. fcurdjlauchtigfeit ju ©achffen ünferä
gnebigften tyrxn ernften befehlig fie ben 4. Decemb: öerrudten
1615 %afyttä, onnbt bann am 8 Februarij on$ unter anbem
ben üerluft h^benber Privilegien, onbt Confiscirung ber Exemplar
auferleget, bafj mir beren oon 3h* C£ L)urfl. @n. Ijodjlöbiidjftcn uor-
fahren onnbt ©ruber CXtiurfürft Christiano II. (Jhri(t)eligfter ge^
bechtnüjj, ©o toohl ©. StatfL ©n. on3 gnebigft privilegierten
büdjeru, iebed budjeS alfe offt eä feitt)cro gebrudet bie in
priuilegien benante Exemplar: a ©ero löblichen Cberconsistorio
einfänden fottemt, 9lun erfennen mir on8 fchulbig 3h* ©hnrf.
@m. mit tmferem armut onterthenigft jugehorfamen, baben auch
feib beffen folcher bücher eine gute anjahl »ff etliche hunbert fl.
merth exemplaria eingefenbet, 2Rögen aber <S. hoch önbt ©ohlm.
anzubringen nicht ümbgehen, ba3 0n3 folche* alfo ju Continuiren
onmügtich merben, auch barüber mohl ber ganfce buchhanbel biefer
Sanbe in mehrere abnehmen fommen, roo nidjt gar ju grunbe
gehen möchte.
2)ann erftlidj f)at tm iebes buch gemeiniglich nach anjahl bet
bögen feinen gemijfen Xaj, atlermeift off bie alte jeitten, onnbt
Damals breuchlichen onera gerichtet,
9hm feinbt ben (Sr)urfürft Augusti onnb (Ütjurfiirft Christiani I.
höchlöblichften anbendens oon iebem privilegio mehr nicht alg jmeo
ober breo exemplar jur Kanfcelet) Zara, aurf) nur oon bem erfteit
Drncf gereichet, 3fco foflen mir oon iebem privilegio 18 Exem-
plar, barju fo offt ba$ buch gebrueft mirbt, onnbt oon allen for-
Digitized by Google
— 155 —
maten entrichten, ©leidjwoljl ^etffen t>n* Totere privilegia auffers
bclb lanbe-S nid)t*, fonbem werben ünfer gute, ünnbt uon 3fyr Qtyurf,
@n. privilegirte bürfjer an anbern ürtten, al* ju (£öln am SÜjcin,
ättagbeburgt, Hamburg!, 8übed, ftrandfurt am 3Jieüen ünnbt an ber
Dber, Stettin, Steffen ünnbt fonften üngefdjeuet nadjgebrudt, $ier*
gegen wirbt nod) feurige* tage* üon ben Genierlichen Privilegien,
beren man bodj burd) bafj ganfre föömifdje 9ieid) genieffen tl)utt mefjr
nidjt al* breö exemplaria bem alten tar. nad) gelieffert.
gür* flnbere, wollen heutige* tage* etliche autores mit fo leib*
lieber reoompens wie üor alter*, nid)t erfettiget, aud) beren faft
befriebiget fem, efje mir ünfern auff üappier ünnbt 2>ruderlolm ge*
Wanten Soften heran* gelöfet.
S93eld)er pro tertio gleicher geftalt ba|r üerf)anben fein mu&,
Stenn fein brüdergefell tägliche Soft ünnbt wöchentlichen lofm tnU
ratzen, noch ob,ne üorrath pappier«, färbe, ünnbt anberer hierju notfc
wenbiger fachen im Xrücfen fortfahren lann.
Sber bifc ünnbt jum üierten feinbt ifeige Qtüttn an fid) felbft
fehr ferner, ber jeug, fchrifften, pappier, $rutfer=, fuhrlohn, ünnbt
alle anbete ünloften in buppelben Werth, ünnbt fan man üon ben
newen pappierljenblern bafe pappicr nid)t allezeit in fold)en fortten
ünnbt formaten wie juuor ba ein ieber e* felbft ben ben pappier;
madjern beftellen möchte, befommen, bie pappiermarfjer brechen ben
formaten abe, mifd)en ba$u üiel geringe* mit unter, weld)e* wir bod)
gleich bem gutten bejahen, Eannenhero *u ünfem nicht geringen
fdjaben üer^inbert wirbt, ba* wir in^alt* hödjft befagter Shurf. Pri-
vilegien bie büd)er auff gut meijj ünbt gleite* pappier nicht firnnen
brüden laffen.
3um fünften, wann nun gleich ein buch alfo fertig ift, wirbt
boct) nict)t ftraef* ber ganfce bruc!, üiel weniger ümb bahr gelb Oer*
!auffet, fintemahl ber budjfjanbel in ünnbt auffer $eu&fdje* fianbe*,
i§o mit einer folgen menge büdier überheuffet, ba* üiel auff bem
flieh üerb^anbelt, ünnbt fo bann erft erwarttet werben muß, wag baraufj
§u löfen fein will:
®ef)en auch üor* Seifte uid)t alle büdjer gleicfj gefdjwinbe
abe: ©onbern ift eine* angenehme, feinbt bargegen üiel anbere jus
mahl groffe ünbt foftbahre werde, fo langfam abgehen, aud) Wohl
gar liegen bleiben.
3um Stebenben ift bie 8ah*un9 Bei biefem Ijanbel fetjr üngemijj,
ünbt entfdjulbigen fid) bie Ihinben offter* bamit, ba& fte bie wahren
hinwieberumb an firmen, ©dmlen, berfelbcn bienere üerfeuffen ünnbt
üerborgen, ba bie befolbung nict)t gro&, bie ©tubierenbe Sugenbt
nicht alle gleite* üermögen*, ia etliche be* bud)* pretium wohl erft
mit beten ünbt fingen für ber üjür famlen muffen.
©o haben jum Ächten bie SBuchhenbler aufj $olen, ©chle(ten,
©öhmen, Sßreu&en ünnbt anberen entlegenen örttem fjtebeuor m\)x^
Digitized by Google
- 156 -
tbnlä meiner nidjt al« big nad) Ceipjic\f gerctjct, onnbt alba Wafc
fic beborft, etnfauft, 9hm aber oon efclidjen Sauren Ijero, bo man
bicfcr Sanben nidjt alle* bcfommcn fönnen, fcinbt fic gewönnet felbft
nad) granrffurt am 3Renen aujietyen, $a^ero ber fymbet in btefen
fianben fc^r abgenommen, onnbt beö weitten nid)t alfo ift, tote er
für 30 ober 40 Saferen gewefen.
Starju für* neunte nidjt wenig f)ilfft, bafe on* nic^t aflein ob-
gebauter maffeu önfere gute büdjer anberer örter nadjgebrüdet toerben:
©onbern au<$ Äufetenbiföe bud)fül)rer beö onfern gnebigften GHjurf.
onnbt fjerrn ober iljre büdjer Privilegien ontertt)enigft erlangen, SBo*
mit toter gleid)fam auff beoben fettten oon 3§nen gefangen fcinbt,
5)enn worüber oon Styr Styurf. ©n. mir gnebigft privilegiret, freuen
fie fötale privilegia auffer berfelben territorio ntctjt nadjjubrüden:
2Baj 3^nen aber in <£ljurf. ®n. fianben abgeben mag!, toerben
toir Ijödjft gebauter Privilegien fjalben oon $fin?n gefdjäfcet, toie fte
nur wollen, Ta fie hingegen an benen pflichten onbt bürben, fo ^tir
C£t)urf. ©n. toir al* tretoe getjorfame onterttjanen nad) eufferften
oermögen mifligft letften, nidjt ba* geringfte praestiren ofyte toafj fte
oon exemplarien lieffern, Weldje* fie mittel« iljren Xara wof)l jeljen
ober §unbertfed)tig an on* toieber einbringen.
93or biefer 8eit, mann gleidj #eöf. 3ttaöt. auffer be* Zeitigen
föeid)* gefeffenen budftenblcrn privilegia erteilet; ^aben fte bod>
biefelben toieber be* föeidj* S3ntertt)anen nia^t gebrauten börffen,
$urd) weldje gelegenljeit geöerabenbt onb bie SBedjelifdjen ju ftrand=
furt am 9fleöen faft alle fürnembften Juristenbüd)er ben Spaniern,
Stalianern onbt Shranfcofen nadjgebrudet.
3um ßeljenben tyaben bie (£ljurfürftli($en jur Visitation deputirte
Herren, on* fürm 3af)r auferleget, ba* toir oon aflem bem fo in«
fünftig alliier oiinc ober mit (Hjurf. Säd)fifd)en privilegio gebrudt
wirbt, ein Exemplar in f)ieifd)e Bibliothecen lieffero f ollen.
SSnnbt will ober big junt eilften eine iebe Facultet oon benen
büdjern fo in itjrc Censur gehören beroljalben 2, bie Theologifd)e
Facultet aber 4 Exemplaria l)aben, Welche toir audj bie büdjer $u
beförbern, willigen muffen, ÄUein bie löbliche Juristen facultet be=
gefyret für foldje Censur 12 Exemplaria, meldje* juuor nie erhöret
toorben.
3um Bwölfften wirbt ba* (Sljurfürftlidje auf anbere wahren
neutic^ft gelegte gelb aud) onfc (bie bodj inn bem auftreiben nidjt
begriffen) jugemutet, Onbt weil hierunter öfter* pappter anfompt,
weld>c* juuertruden an anbere ort anberweit abgefdjidet, nad) Oer*
richteten Drud aber wieberbradjt wirbt, will berürte Offlage allemafjl,
onbt alfo 2 ober moljl breöfedjtig geforbert werben: $a bodj auf
anbern universiteten gemeiniglidj bie bua)l)enbler bt&fal* mit ben
©tubenten faft einerleo freufjeit genieffen.
Ob wir bann mof)l jum 5)re05e^cnben, foldje oiel onbt mannig^
Digitized by Google
— 157 -
faltige 23nfoftcn, befdjwerben onbt abgenge off bie büdjer [plagen
wolten, ©o »erben fte bodj baburd) onfeuffli($er, bleiben beftomeljr
liegen, fommen enbtid) wob,l gar $ur maculatur, onnbt orfadjen
einen nad) bem anbern feinen Ijanbel nieberjnlegen.
S3mtbt ober big aüe« jum SBierfceljenben, würbe folc^c beä
XareS ettyöljung in effectu afleine, ober ie meiftenttyeilS treffen ben
ordinem literatorum, $ird)en, Academien, ©djulen, $farr§errn, Pro-
fessores, Praeceptores, Scholaren onnbt Dergleichen, beren guftonbt
aufc ße^fer Friderici Constitution Onbt teglid)er erfaljrang mennig=
ticken offenbatp: ift.
SBenn üng bann nid)t jmeiffelt, bo onfer gnebigfter (Jfjurftirft
Onnbt Ijerr biefeS aÜe§ Dntertfyenigft onnbt aufmtfjrlidj berietet wirbt,
8te möchten aufj angeborner Kfmrf. SCRitbigfeit ben lieben ftubien &u
gnabt onnbt guten, berärte difficulteten gnebigft linberen S. t)ocfi
onnbt SBofjlw. aurf) jWeiffel3of)ne geneigt fein, biefer gemeinen ©tabt
Commercia jubeförberen, olfc gelanget an biefelbe onfer bienftoleiffige
bitte, ©ie wollen beü, l)odjgebad)ter 3« $$urf. @n. onS ontert^enigft
©erbitten, bajj biefelbe gnebigft gerufen wollen, berürte jncommodi-
teten ab juwenben, onnbt alfo jum über n, bamit ber 99ud)f)anbel in
6. (Eb,urf. @n. ßanben, ftirapen, ©Ovulen onnbt ©rubierenber Sugenbt
jum beften, aud) wier in biefen otjne bafc fdjweren leufften bei)
onfem bi&lein brot« erlitten werben mögen.
hieran erzeigen ©. (£l)urf. ©n. ein Cftriftligeft onnbt löblich
wer(f, SSnnbt omb biefelbe inn SSntert^enigften Xrewen, fo wo^t
aud) <g. §odj onnbt woijlw. nacb, Vermögen juuorbienen feinbt wir
ftetS bereit onnb ganfcmiflig, Saturn ßeipjigf am 5. Martij Ao. 1616.
(£. $0$ onnbt moljlw.
gefwrfame ©ürgere
SoljanneS ©orner senior
9Bid)acl ©toll
§ gros b. Slter
3acob Slpett
«nrtliel $oigt b. (Stter
Xljomae ©djurerS ©eet. SGBittibe Onb (Srben
3ofyann 9tofa
Penning ®rofj ber 3ünger
«Ridoü* Werlid)
(Sfjriftoff Vertier)
Slbrarmm Samberg
Safpar f lofemann
Sfcriftoff ©flinger
ffiliaö ^el)efelbt
Sodann ©orner b. Sünger.
SBenn aud) bie Eingabe ber 53ud$änbler fofort nad) Bresben
Sunt 9$efd)eib eingefanbt worben fein mag, fo fanben bod) biö ju
Digitized by Google
— 158 —
bcm (SHngang beffelben (er ift nom 3. Suli 1616 batirt ) nw§
langwierige Swifc^enocr^anMungcn unb ©pecialunterfudmngen, fo=
hrie Eröffnungen weiterer furfürftl. ©efeljle ftatt, bie tfjeils nierjt
bei ben mir fcorliegenben Kcten beftnblid), ttjeiU fo flüchtig unb
unleferlidj protocottirt flnb, ba& ftd> — nautcntli<$ ber melen
ötgennamen halber — nur mit 9Rühe einzelne ©teilen entziffern
laffen. $>a8 aber, maS fid) mit Sicherheit entziffern läfjt, bietet be*
allgemeiner Sntereffanten eigentlich nichts; benn nur Stofagen ber
einzelnen 3nquiftten über bie ihnen erteilten ^riüilegien finb
barin enthalten, burdjfreu^t mit SDaten ju ben gerabe cor ber
93ücher-(5ommiffion fuielenben unb oon bem giScal Mag. @rie$=
bacr) geführten 9facr)bmcf3=^roceffen ober ©treitigfeiten. (Sin bei
ben Hcten beftnblic^ed öerjeichmji biefer gerabe anhängigen (Saasen
ift übrigen« als Beleg für bie SSielfältigfeit ber au« bem $rim*
legienmefen fid) entnndelnben Differenzen intereffant genug, um
hier mitgeteilt ju merben:
©üd>r,
tt>ctd)e jur ©ngebühr nac&gebrudtt tnb
confiscirt merben foflen.
D. ßconharbt Butter p. 3c»hann granden $u SWagbeburgf.
Opera Augustini p. $aüib 9teid)orbt ju Stettin.
SBörner onbt #emöel •/. ©antuet Gtouchcn.
Famosfdjrifften p. Sodann ©rüdner onbt ÄnbreaS SRichetn.
X^teme */. ©a)ürer$ @rben Thesaurum Fabri betreffenb.
@a)ürer3 Srben '/. föahmbau dnb Ruthen pp. catechismum
Diterici.
^atlerbrobtS (i. e. #aflerüorb) Liener pp. Phü. Ni(colai) Histo-
riam de Regno Christi.
äRünjmantmt unb Xajorbnung.
©runn */. $albmenern pp. üb. Euclidis.
«ugafiffet ber önangelifcben Sbur-- Dnb Surften.
Megandrum 1 c-*-äi.k*
8eligion*eibt| bctreffcnbc-
©infdjtdung ber confiscirten ünb privilegirten 93üd)cr.
Rhenias ünbt Samberg!.
Sind D. contra ©chürern unb ©öfcen.
2)er furfürftliche ©efcheib nom 3. 3uli 1616, meldjer ben
©etheiligten am 22. Suli ober 17. ffoguft eröffnet mürbe unb ju
beffen genauerem Serftänbnifj bie Äenntnij be8 amtlichen Berichtes
ber 8üdjers(Sommiffare ertuünfd)t märe, lautet nun folgenbermafjen:
Digitized by Google
- 159 -
SBürbtge, $odjgefarte, Stnbedjtige onnb Siebe getreue, ©ix Ijaben
(Suern ünberttpntgften beridjt, bie ©udtfüljrer ju ßeiojigf onb it)rc
fdnübtge reftirenbe Exemplarien für bie privüegia betreffenb, Oers
tefen f)ören, S3nb motten Gudj §u gnebigfter resolution iridjt bergen,
Cbrool bte $ud)l)änbler fömbtlicr) onbcrttjenigft gebeten, bamit 3§nen
bie anjaf)l ber ©remotarien firr ben ersten btnef gelinbert, onb für
bie anbem editionen gar ertafcen merben möchten, 2>aB mir bod) auf
gehabte reiffe beratfjfdjtagung, ma8 bie ©up^Itcanten einmal)! in
onfern Privilegien auf 2ftr onberttjenigfteä borfjergegangeneä anfügen
angenommen, onb mir onter onfer £>anbt onb &f)ur Secret oerorbnet,
anifco ^inter)ieb,en jutafjen, nietjt gemeinett
legeren bemnetd) gnebigft, 3fjr mottet nocfjmatn Sßnen aufs
erlegen, ba3 ©ie itjren Ijabenben Privilegien, in aüen ünb ieben
puneten, bem 93ud)ftabcn nadj, miberttjeniajtcn getjorfamb teiften, onb
bie Äeftirenben exemplaria oon aßen btöfyer erfolgten editionibus
auf S^reti eigenen oneoften etnf Riefen, ©amit ©ie aber barneben
onfere (Jtjurfürfttidje gnab im mertf jufoürcn, ©o feinbt mir gnebigft
aufrieben, mann bet) onä ©ie tünfftig, ober Sfteue 33üd)er, omb pri-
vüegia anhalten, ober bie oorigen ©üdjer mteber aufliegen tagen
werben, bafc nadj bem erften bruef oon iegtidjer anbermeit aufgelegter
materi nur Sfceun Exemplaria gegeben toerben, 2öir motten ün3 auef»,
ba 3 tnicn iemant ju fdjaben nacfjbnidet, ober Onfem Privilegien jus
mieber, im ßanbe oerf>anbett, auf 3f>r onberttjemgfteS anhatten, mit
gebürtiger tjuin onb anorbenung jubejeigen mifcen, SBie mir bann
ai bereit bie oerfügung getfuin, ©o oon uns iemant onter ben auf};
tenbem, Ober ein ober mefyr 33ud) befreöfmng bitten mirbt, anberer
geftatt 3ßne foldie nidit juertfyeiten, C5r oerbinbe fid) bann, bog Gr
feine Oon ün& privilegirte ©djrifft uadjbrucfcn motte,
3n ben übrigen puneten, bie beO oerrtditer Commission norfj
onertebigt geblieben, onb auf onfere gnebigflc ereterung gefteltet
roorben, f)abt 3fa onfere Resolution f)ierbeü mit meljrerm ju Oers
nehmen, 2Betd)e$ äße« 3*)* ben ©ud)füf)rern oermelben, bameben
ba§ in fünfftige ©ie beO oertuft onferer Privilegien ju ben ©üdjern
guttj *ßappier, reine ©djrifften onb ftei&ige correctores gebrauten,
aufertegen, ©omot aüe Söucfjbrucfer auf bie oon (Sud) oberfefjene onb
für bitlicr) erachtete SJrucfer Orbnung, einen ©obt erstatten, al&batbe
tagen, onb mie 3fc biefen onferen ©euljetidj exeqniret, onberttjemgft
berieten mottet, 3)aran gefdjidjt onfere gefetlige meinung, Datum
SJrefcben am 3. Julij Ao. 1616.
Slntage.
L fcemnadj in Calenbergers Erudereü oiet bigr)ero onter
onferm privilegio oerfertiget, oon onterfdjiebenen materien aber ntdjt
allein feine Exemplaria eingefriedet, S3efonbern aud) anberer onjimb;
lieber oorfljeil gebrau^et, S3ber btefeS, bie oon ber Gfjur ©adjfjen
Stbmuttfiratorn §erro grieberio) SBityelmen &er&ogen §u 6ad#en ic
Digitized by Google
— 160 -
(Sf)riftjeeiiget gebedjtniS erteilte fretiheit, toeber oon toeulanbt ünferm
freunblichen lieben $errn ömbern onb ©eurttern, $erm ©hriftian
bem Wnbern, $erjogen gu ©a^gen ic. hochlöblicher gebechtnid,
noch oon onä renoviret, oieltoeniger bcfctoegen onberthenigft ange=
fudjet, gleichtool ober ba3 Privilegium nai Calenbergers Xobt
an bem cedirt morben, ©0 motten mir bafjelbe fnrmit geglichen
aufgehoben, onb be8 9Ri&brauä)3, ©otooln ungebetener renovation
Wegen, cassiret haben,
2. ©eü 3acob Slneln befinbet fid}, bog @r D. Cornely ©ecfer*
Psalterium, in ünberfdnebener form etlidjmahl cum privilegio ge=
brucfet, ünnb feine Exemplarien entrichtet, tüic and) oon D. Dresseri
Isagoge Historica, beroloegen @r mit ernft jur fdmlbigfett fott
angehalten »erben,
3. Penning ©rofc reftiret bie (Sremplar oon ber erften edition
(Stolbtfteinä processus, oon Dr. Joachimi a SBeuft Ao. 1611 auf*
gelegter Sateinifdjer ^oftill, oon bem Calendario Sanctorum, üon
jmeöen editionibus be$ Enchiridij D. Chemnicij, onb ber £er$=
fterrfung Tilesij, 00m ©ciftltc^cn Äleinot in Seiften, in 8°. liefen
Defect fott er förbertict)ft erfejen, ober, inn mangelung ber Sucher,
ben billidjen toerth für bie anja^l ber ©remolarien oberfchicfen,
4. Db bie Verleger, au£ guthem miflen, aßen Professoribus
onb Doctoribus ber beultet, barein bie ©üdjer gehören, Exemplaria
oerehren motten, baS ftclict $u ^hrem gefallen, toere e$ aber nicfjt
ein debitum, noch ben einer ober ber anbern beultet alfo her
gebraut, ©0 fotlen ©ie barju nicht üerbunben, auch feineStoege*
mit ber Censur onb approbation get)inbert toerben.
5. Abraham ßambergf tutrbt erlaubet, bei bem Verlag! ber
©d)rifften M. Strignity ünnb M. Nathanaelis Tilesij Ober iueldje
Oon ün3 @r privilegirt ift, jubleiben, toeil XobiaS SBetter (mit
beme üor 3. ityaren auf unfern gnebigften 83eub,elich ein Contract
aufgerichtet toorben) feine ^ruderet) einem ©djneiber oerfaufft,
onb baburdj gebauter Contract feine enbtfdjafft erreichet $atf
Datum ut in rescripto.
©r bringt aflerbingS ben Söuchhänblent eine geringe ©r^
leichterung, lägt aber in $unft 4. bie Slnforberungen ber Unioerfi^
tät8=$rofefforen in ber ©dnuebe, ba eS fcr)tmerig gerne jen fein
bürfte f eft juftcUen , ob berartige Abgaben thatfächlich hertommlich
waren ober nicht unb ber „guthe 2BiHe" ber 93ucf)hänbler boct)
burch Keine ^reffionSmittel bei ber £>anbhabung oer Senfur ju
beeinfluffen mar. SQBat>rfcr>cinlict> ttmrbe bie Verpflichtung ber S3uch;
hänbler aus ber SBerorbnung oon 1594 herzuleiten oerfudjt; nach
biefer mar es ben (Eenforen anheimgegeben toorben, ob fie fid)
mefleidjt für ihre Sftühe mit 93üchern „üergnügen" laffen wollten.
Digitized by Google
' . — 161 -
£f)atfädjtidj fjielt beim aucf) bic Uniöerfität iljrc Slnfprüdie memgfteng
tfjeilmetfe aufregt unb bejeidjnet fidj nod) im 3al)re 1670 atg im
S3efifc biefer ©mpfanggberedjtigung befinblid); benn in betn Script
ber $Büdjer=(Sommiffarien Dom 19. ©eptember 1670 über bie öon
ben SBudjbrucfern erbetene SBeftätigung tyrer neuen 3nnung8=
drittel fjeifjt eS:
Ueber toeldjeg mir, bie Universität, baß pr Bibliothec bie 93er
leger öon iebem ©udj ein exemplar, ingleitfjen etfidje in bie
Facul&t, barein bie Materien gehörig jueliefern fdjulbig, unb bie
Universität unb Facaltäten bejjfjalben in possessione fid) befinben
förberlidtft jue urgiren üorbefjaüen.
©o mel aber fdjeint aug biefer öermafyrenben Raffung f)eroorju=
gefjen, baft bie ßeiftung felbft öon Seiten ber 93ud)l)änbler ein
gefteöt mar unb aud) trofc beg 93orbet)aIteg ber llniöerfität nidjt
mieber aufgenommen roorben fein bürfte.
25ie ©rmäfjigung ber ©egenleiftungen für bie erteilten ißrtois
legien mar eine ju geringfügige, als ba& ftd) bie 8erpfütf>teten
nidjt aud) nodj fernerhin biejen i^ren Sßerpflidjtungen fo toeit mie
irgenb angängig $u entjieljen ü erjagt Ratten; öcrctnjclt and) nodi
fpäterfjin üorfommenbe furfürftL 93efct)te/ bie ©inaieljung ber
^flic^tejcempkre ju übermalen unb ju üeranlaffen, bemeifen bieg
überbieg jur ©enüge. 2)en fädjfifdjen 93ud$änblern mar bie $inter=
iie^ung berfelben nun allerbingg meniger möglid); befto renitenter
fdjeinen ficr) bie aufjerfädjfifdjen Serieger üerfjalten $u Ijaben. ßg
gab bieg unter bem 28. (September 1626 ju ber nadjftefjcnben
gd^armfdjten, an ben 9latr) öon ßeipjig allein genuteten 9Ser=
orbnung Steranlaffung:
ßiebe getreuen, $emnaaj, ©o mol bie in önfern Sanben, ate
aufeer benenfelben gefegenen Sua^fü^rer önb SBerlegere, benen SBir
anl)ero ober önterfdjieblidje 99üd)er önfer Privilegium gnebigft er=
feilet, mit einfajidung ber barinnen benanten ©r einplanen ftaj
jimlia) feuuiig ernrie&en,
«Id begeren SBir fjirmit gnebigft, 3r mottet alfobalt bie frembben
93ud)fül)rer, neben ben einljeimiföen, üor eudj erf orbern, benen
feumigen ernfte üerroeifung tf>un, önnb %ntn aflerfeitt bie fjinter;
ftcütgen @£emplaria, ©omol berer öon neuen gebrudten, alg
fünften ttneber üfgelegten SBüdjer in önfer Dber ©onftftorium üf
3re öneoften förbertia^ft einjufdjiden, bett öerluft ber ^ßriotlegien,
önb mit biefer augtrudltdfen üernjaroung öferlegen, $afc inn öer=
btetbung befcen bic crtt)eittc privilegia burdj 3re orbenttidje Dbrig;
feiten öon 3nen abgeforbert, anbern erteilet, önb biefelben in önfem
It$io f. OMA. b S>eutfd>fn ®ud>l>. VII. 11
Digitized by Google
- 162 —
fianben ju distrahiren beü tmuertneiblidjer ftraf bcr Confiscation
joüc ü er betten tu erben, ünnS aud), Weld)ergeftalt gr foldjeS $u
werd gerietet atfobalben Ijintoieber berid)tten, SJaran gefdjid)t
onnfere meinung, Statum $)ref$ben am 28. SeplembriS Ao. 1626.
Sie würbe am 5. Dctober neben ben einf)eimifd)en 93ud)=
tjänblern nod) folgenben fremben inftnuirt: ßadjariaS Sdjürer'S
(Jrben unb Samuel Seelfifdj'S ©rben au« SGBittenberg, XobiaS
Steinmann unb Sodann ©eit^mann aus 3>ena, $luguft gerber
unb Sotjarot §al!eroorb aus fRoftocf, Simon $>albmeüer, SBolf*
gang (Snbter unb (Siemens Serger aus Wittenberg (falfd) für: 9cürn=
berg), Sodann ©irefner, 9Kartin Spangenberg, XobiaS £>erfc)'d)
(®eorg §erfc) unb Sanbtracrjtinger (mofjl aus Stettin) aus Arfurt,
SRidjael gering aus Hamburg, 3oljann Xfneme (XfytnniuS) aus
granffurt a. D., Siemens Sdjleid) aus granffurt a. 9tt., $)atrib
ÜKülIer aus Breslau, 3Kid)ael Delfdjläger aus §aUe, 3or)ann
grantfe'S Srben unb SlmbrofiuS fördjner'S (Srben aus SRagbeburg
unb SEÖotf ßafcefl aus Sdjmalfalben.
Ob biefe SSerorbnung ein ©ct)rccffcr)u6 geblieben, ober ob fie
Wirflid) in irgenb einem gall in SBirffamfeit getreten ift, barüber
geben bie bis jefct benufcten bieten feinen Sluffdjlufj; aber baS
Sntereffe an bem ©ebenen ber Seipjiger ©üdjermeffe tritt fjier
bod) gegen baS fiScalifd)e in etwas auffälliger 28eife in ben Printers
grunb. 2)ie confiScirten @jemplare ber gegen ein furfäd)fifdjeS
<ßrioilegium gebrueften 93üd)er würben baneben mieberfjolt für
baS S)reSbener Dber=ßonftftorium einjujiefjen oerfudjt; bodj fdjeint
ber SHatr) ju Seiöjig bagegen meift einen jiemlid) jä^en pafftoen
SBiberftanb geleiftet $u fjaben, um wo möglid) biefe grüßte feiner
amtlid)en Strbeit felbft behalten ju tonnen, wie er baS ja audj be=
jüglid) ber Strafgelber für (Senfur^ontraoentionen aud) föäterfnn
nod) burd)$ufüf)ren fud)te. Slm 16. SKooember 1625, unb erinnernb
am 5. Dctober 1627, oerlangt bie Regierung oom SRatlje wenigftenS
ein SBcrjeia^nifj ber auf bem SRatf^aufe in SBerwafjrfam befind
liefen confiScirten SBüdjer; aber felbft auf biejeS Serlangen fdjetnt
Dom töatfje gar !eine Antwort gegeben worben ju fein.
Digitized by Google
fltc (Entmühelung ors tfiutj-tötrorrbes in fltorput.
23on äöil^clm ©ttebtt,
^rofeffor an bet UntotrfttÄt 5)orpot.
Die Anfänge ber SBuc^brucferfunft in $orpat fallen mit ber
Srridjtung ber Äfobemie bafclbft jufammen. Sltterbing« ift nad) eineT
SRirtyeüung bei ©abebufdt)1) fdjon im Sa^re 1630 bort gebrueft
morben, mäf)renb bie Umoerfität befanntlid) erft im 3a§re 1632
eröffnet mürbe. (£ine Slbljanblung be3 nad$erigen erften SRectorS
ber Slfabemie, ©fytte, „Quaestiones de hodierno statu", fofl im
Sa^re 1630 in $)orpat bie «ßreffe oerlaffen fmben. «Kein ein
3rrtljum bleibt fjicr nidjt au3gefd)loffen, tuenngleid) berfelbe freilidj
mdjt nadjgemiefen werben tonn, meil baS fragliche SBüct)(ctn Oer-
loren ju fein fdjeint. $$atfäd)Iicf} !am bie Xljättgfeit ber S)rucferei
erft in ben redeten (Sang, als bie Unioerfität in3 Seben gerufen
roorben mar.
(Sine geeignete *ßerfönlid)feit jur ßeitung ber Snftatt ju finben,
mochte bamals nidjt fo einfact) fein. SRan mar anfangt2) mit
einem SBudjbinber in föiga, Warnen« (£f)riftian Zittau, in Unter*
fyinblungen getreten, ber fid) bereit erflärt fyatte einen ^ud) laben
unb eine Drucferei in Storpat ju eröffnen, leiber aber ftarb, beoor
er ba§ SBerf fjatte in ©cene fefcen fönnen. 3n 9riga Ijatte fidj
Zittau baburd) l)eroorgetf)an, bafj er, obmof)l SBudjbinber, bem
prtüilegirten ©tabtbud$änb(er erfolgreiche Soncurrenj machte; feine
Energie märe o^nftreitig ben engen Dorpater SBerf)ältniffen fef)r
ju Statten gefommen. gür itjn fanb fidj nun ein anberer 9tigenfer,
Sacob S3ecfer, ober mie er fid) lateinifd) nannte 3acobu8 $iftoriu&,
ber im 3af)re 1632 bie afabemifdje fcrutferei übernahm unb bi*
jum 3al)re 1636 oermaltete. fciefe 3Baf)l aber mar feine glücf=
lidje. SBetfer brad) feinen CEontract unb entmid) mit jroei feltenen
Digitized by Google
- 164 —
SSüdjem aus ber ©tobt3). 9lad) anberer Sterfion befanb fidj
Sacob 93eefer im SRärj 1639 nod) in ftorpat. Unter bem 2. 2Rärj
beS genannten SaljreS erfudjen nämlidj SRector unb Senat ber
Unioerfität ben ©eneralgouoerneur, ben SBecfer jur Verausgabe ber
9ftüfjle, „bie aöergnäbigft ber Xüpograpf)ie confirmirt morben fei"
ju jmingen4). ©S ^anbelte fiel) babei um eine 9Mf)IfteHe am
©mbad), bie 2M$müf)le genannt, meld)e bem ©udjbrucfer jur 93e=
reitung beS iljm nötigen Rapier« eingeräumt morben mar. SBecfer,
ber überhaupt feine juoerläffige ^erfönlidjfeit gemefen fein mag,
modjte es aud) in biefer SBejiefyung nidjt bcffcr gemacht ^aben,
benn er f)atte bie 2Jcuf)le, wie eS in ben Scten fyeifjt, „beterioriret
unb aufgegeben". (Sleidjmofjl fdjeint er bie 9#üf)le nid)t haben
räumen ober bie SBemeiSftüde, meldje feine Slnfprüche auf bie ÜDcuhle
belegten, ausliefern &u motten, tiefer ©treit, über beffen (£nbe
nicht* befannt ift, mufc lange gebauert haben. ®d)on bie töniglichen
föefolutionen Dom 20. «uguft 1638 auf bie burd) Dr. §etrricuS
$einiuS im tarnen ber Unioerfität oorgebradjten ©efuc^e ermähnen
beS SBorgangS. 2)er jehnte Sßunft orbnet an, bafj bie ÜKaljmü^le,
bie juöor einem ©udjbrucfer 3acob SBecfer übertaffen gemejen fei
„nunmehr ber Äfabemie conferiret unb eingeräumet merbe", bamit
fie ihre eigene Papiermühle h&be5).
S)ie fcrucferei felbft fdjeint fid| nicht in ber SMjmühle ht-
funben $u ^aben; ein eigene« ©ebäube hatte bie Sttabemie inbcfj
nid)t für biefen ßmecf. Wod) im ßaufe beS SahreS 1635 ftanb
man mit bem Deconomen für ben Xifdj ber töniglichen ©tipen=
biaten, einem gemiffen German SRaoerbing über ben Änfauf eine«
ihm gehörigen §aufeS, baS für bie 2)rucferei, bie ©ibliothef unb
baS ^trc^iö beftimmt mürbe, in Sßerhanblungen0). $)ie Äauff umme oon
450 X^alem mochte nid)t genügt ^aben, ober üieüeidjt ber afabe=
mifche ©enat mit biefem Sßrojecte nicht einüerftanbeu getoefen fein, benn
bafj ber $auf mtrflich &u ©tanbe gefommen ift, geht aus ben Meten
nicht t)eroor; mohl aber mar felbft 1636 nod) lein ©ebäube für bie
Srucferei oorhanben, benn als in jenem 3at)re ber ^rofeffor 3o^ann
SRaicuS ftarb unb feine SBittme baS bisher oon ihm bemotjnf e §auS oer-
äußern mollte, oerlangte ber ©enat, bog biefeS (Sebäube als ein ber
Sfrone anget)örenbeS für bie afabemifche 3)rucferei angemiefenmerbe7).
2#an ^atte aber nicht nur in ber SBa^l ber ^erfönlicfjfeit es an
ber gehörigen Slufmerffamfeit fehlen taffen, man bewies auch
Digitized by Google
- 165 -
fonft nicht bie nötige ©orgfalt unb baran mag e« gelegen hoben,
bafj bie $)rucferei nicht $ur regten SBlüthe gelangen mollte. ©elb *
freilich tourbe nic^t gefpart, — mir pnben j. 89. im 3af)re 1638
bem „typographo" einen 3oihre3gehaIt öon 50 X^alem auSgefefct8) —
wie baffelbe aber oermanbt tourbe, banim Üimmerte man fid) nicht
«18 bie theologifdje Sacultät am 20. «uguft 1635 in einem be=
fonberen ©chretben gleichfalls gegen bie geplante Ueberfür)rung ber
Unioerfität nad) föeoal proteftirte, befchtoerte fie fiel) unter Slnberem
auc^ baruber, bog „noch rntfytö rid)tig8 wegen ber $)rucferei, bie
boct) ein anfehnlicheS foftet, gemad)et unb SRiemanbt bie 3nfpection
übergeben habe"9).
Sieben feiner 2)rucferei fct)eint übrigen^ Söecfer auch ein SBers
fogScjefchäft betrieben ju hoben. SBenigftenS fteht auf bem $itel=
blatt oon Sriberici 2Kenit fjiftorifcrjcm SßrobromuS10) „gebrueft ju
S)örpt in ßiefflanb ber) unb in Verlegung Socob SBecfern".
aWeiftettS aber tragen bie in ben Sahren 1632—1636 in fcorpat
gebrueften ©üchlein ben ©harafter afabemifcher ©elegenrjeitSfchriften,
als $iffertationen, Bericht über bie Eröffnung ber Slfabemie, in
biefer Seranlaffung gehaltene ^rebigten u. f. to. fciefelben er--
jdnenen ttjeite beutfer), tt)cilö lateinifer). 93on ben mir befannten
15 S)rucfen biefer 3at)re finb nur 6 Iatcinifct)e, bie übrigen beutfehe
unter triefen oorjuggroeife ^rebigten — fo liefj j. $8. Sßaftor §eins
rieh 3nrnct)enhofer feine in ÜJcoSfau über ben %oh ©uftao SlbolphS
gehaltene 9tebc in $)orpat bruefen — aber e3 finben fidt> auch unter
ihnen bie 9cacr}brucfe jtoeier fleinerer 2utt)erifcher ©chutfdjriften,
„(5in ©ermon, bafi man fotte Sttnber §ur ©dmlen holten" unb
„Örunb unb Urf ad) au$ ber ©d)rift, bafj eine chriftliche $Ber=
fammlung ober ©emeine 9ftecr)t unb 2Jcacr)t höbe alle Sehre ju
beurtheilen unb Sehrer $u beruffen", bie auf S3eranlaffung bei
^$rofeffor3 3ot)ann SSeibeling hergeftellt mürben.
5)ie tect)mfcr)e 2eiftung3fät)igfeit ber 3)rucferei beutet ein sunt
©chlufc beS „^robromuS" abgebruefteä ©prüchlein an:
„Ob man au3 Sorfafc root nid)t gern hat motten irren
„Xhat bod) bie ©orrectur fich oftmal« felbft oermirren
„311$ lägt man* fo gcfd)efm, bem 8»ilo ju guth
M(«uff ba$ er hob su thun) ber fühl hie feinen 3Kuth"
Sin ^rucffehleroerjeichniö ift übrigen« nicht mitgeteilt, ©o meit
Durchblättern barüber belehren fonnte mar e£ in Dorpat in biefer
Digitized by Google
- 166 -
$infid)t nidjt Rümmer befteßt als anberswo in biefer @öocr)e, aus ber
über mangelhaften $)rucf oielfac^e klagen fich erhalten ^aben11).
yiaä) Secfer übernahm Sodann Sögel bie 3)mderei in $)oroat.
3n welchem 3af)re baS gefeiten, (a^t ftd) nic^t mehr ermitteln.
2tuf brei mir befannten ©djriften au« ben 3ahren 1637 unb
1638 ift fein Erucfer genannt. <£rft bie fciffertation beS $et.
Slnberffon ©Horner „tractatus theologicus de libero arbitrio"
weift neben bem Saturn: „Dorpati d. 25. Septbr. 1639", —
wahrfdjeinlid) bem £age ber Disputation — ben 8ufa6 »Per
Vogelium" auf. Sodann Sögel t)ulbigte ber ©ewohnheit, feinen
Sftamen auf bie in feiner SBerfftatt gebrueften Südjer ju fefcen, feiten.
Unter 28 mir befannten 6d)riften aus ben Sauren 1639—1655,
bie in Dorpat gebrueft mürben, ift nur auf oieren ber $>rucfer
genannt S)ie Schrift beS Slnbr. SirginiuS j. S. „in evangelium
Johannis selectissimae notae" r)at bie Semerfung: Dorpati per
Johannem Vogel 1647. 3n $aul (Jinhom'S Historia lettica, bie
1649 erfd)ien, nennt ficr) Sögel „ber föniglic^en Slfabemie Suchbrucfer";
ebenfo auf ben in ben Sauren 1648 unb 1649 herausgegebenen SBerfen,
ber eftnifchen (Sramraatif oon (SutSlaf unb bem griedufcf)=lateinifcr)en
Sßörterbuche oon ©ejeliuS. Ob er öietteid)t ben (S^rgeij hattc nur
in Südjern, bie nid)t fo oergänglidjer Statur fchtenen, wie gewöl)n=
lid)e afabetmjche ®elegenheits[chriften, fich als Denjenigen ju nennen,
ber ba^u oerholfen, ihren 3nhalt jum Allgemeingut werben ju
laffen? (SS fei übrigens fytx ermähnt, bog mir biefe jefct meiftens
fct)r feiten geworbenen ©chriftchen nict)t felbft &u ©eftc^t gefommen
finb unb bafj ich i*)rc ^itel nach ocr ©abebufch'jchen Sibliothef
jufammengeftellt höbe, mo möglicherweife nicht jebeSmal ber ganje
Xitel genau gegeben ift. 3m Sahre 1654 mar Sögel noch tyfittg.
2)er au« biefem Sahre erhaltene ©tatuS ber föniglichen Hfabemie
$u $>örpt meift ben $affuS auf: $er Sucf)brücfer 3of)an SogeU
hat ju f orbern 50 Xfjaler ©ilbermünje
Daß Sögel gleichzeitig bem Suchhanbel obgelegen, ober bafj
er Sucher auf eigenes SRifico jum 35rude übernommen fjätte, finbet
fief) nirgenbs erwähnt. Dagegen fteht bei zweien ber aus feiner
Dfficin h^oorgegangenen SGBerfe auSbrücflich ber 9came beSjenigen
oermerft, ber bie Soften beS DrucfeS trug, ©o liefe (5fe$eliuS fein
lateinifch-griechifcheö Wörterbuch auf eigene Äoften bruefen: „opera
et vigiliis M. Johannis Georgii Gezelii, Hebr. et Gr. ling.
Digitized by Google
- 167 -
Prof. eiusque impensis" ftef)t auf bem Titelblatt. 3)en 3)rucf
oon (Sinhorn'S Historia lettica bejahte ein gemiffer Sacob ©tern*
bad). Äuf ber erften ©eite biefeS S3ud)ed lieft man: „in $Ber=
legung Sacobi ©ternbad)S Notarii ecclesiastici Curlandiae". 3Beit=
aus bie meiften ©djriften mirb 93ogcl mohl auf Soften ber 2(f abernte
gebrucft fmben, bereu mohlbeftallter SDrurfer er ja mar. $$aft alle
toährenb ber Sa^re 1639—55 in $orpat gebrochen S8üd)cr finb
ffteng toiffenfdjaftlidjen 3nf)altS. SRit SluSnahme eines einzigen
fämmtlich in lateintfc^er ©prache abgefaßt, waren fie nur auf ein
Heines publicum berechnet unb eS mar batjer unmahrfcheinlich, bafc
ein üermutf)lid) mittellofer 9Rann ein SöerlagSgejdjäft auf eigenes
Äiftco barauf grünben tonnte. §anbelte eS fid) bod) nicht um ©d)ul=
bü^er ober ©rbauungSfchriften, mie fie gleichzeitig in föiga metfad)
erfchienen. 2Bir finben in $orpat griechifch-Iateinifche SBörter-
büdjer, theologifdje Äbhanblungen über bie greifet bes SBillenS
unb anbere mistige ©treitpunfte, gelehrte 9luSeinanberfe$ungen
j. 93. über bie Sßfjtifif beS StriftoteleS, enblic^ bie afabemijd)en
©elegenheitSreben ber ^ßrofefforen über bie alleroerfd)iebenften
Oegenftänbe. $ie einzige mät)renb biefer 3af)re bcutfd) erfchemenbe
©djrift ift 3of>ann GtotSlafS „SBertdjt oon ber falfch ^eüig ge=
nannten 93äd>e in Siülanb, SBöb^anba. $örpt in Siolanb 1644."
3m 3a^re 1656 belagerten bie Muffen S)orpat unb mit ber
Eroberung ber ©tobt löfte fic^ bie «fabemie auf. UnioerfitätS=
bibliothef unb Söudjbruderei mürben $um ©djufce oor räuberifchen
Horben in ber SRarienftrdje unmeit beS Altars eingemauert 13j.
SDamit hatte bie furje SMütheperiobe 35orpatS ein (£nbe erreicht.
5öon 1656—1689 ruhte bie Sudjbrucferfunft in fcorpat. Saren
in ben 25 Sauren oon 1630—55 bod) menigftenS einige fünfjig
©Triften gebrucft morben, jährlich mithin burchfchnittlich jmei neue
8üd)er an bie ©effentlüf)feit getreten, fo oerliefc jefct in 33 langen
Sauren nicht ein einiges SBerf bie treffe14). UebrigenS fat) eS
in ben anberen ©tobten ber Dftfeeprooinjen, menn mir oon SRiga
abjehen, nid)t beffer um bie Söefriebigung litterarifd^er SBebürfuifje
aus. 3n SRitau mürbe in biefer Sßeriobe überhaupt erft eine Söud)=
brucferei eröffnet $er$og 3acob hatte bei feiner SRücffehr aus
fchmebifcher ®efangenfchaft im 3at)re 1660 einen gemiffen Michael
Sarnau* junt §ofbudt)brucfer ernannt ,ö), ber aber nur eine geringe
Xhätigfeit entfaltet 311 haben fcheint. SBemgftenS finb mir bis jefet
Digitized by Google
- 168 -
nur jmei SÖBerfe befonnt gemorben, meiere in ben Sohren 1667
unb 1669 in 2Ritau gebrudt mürben — „Sobiaä gifdjer« ©djulbigfte
ßobfärifft be3 §erra SReWnor öon götderfamb" (8 ©. 4°) unb-
„gölderfambifdjeS ©laubenS= unb Xugenbjeugnijj". %vufy nadjbeut
im Safere 1684 ein neuer ,$ofbud)bruder", Öteorg SRabefcfn, an-
geftellt unb ob motu feit 1675 eine $Bud)f)anbIung in 2Witau er-
öffnet morben mar, ber 3of)ann (Sünfcel oorftanb16), ift bie 3aW
ber bi« &utn @nbe be$ 17. 3al)rf)unbert$ im £anbe gebrutften
28erte unbebeutenb — id> fenne nic^t meljr ate üier, meun oon
bem feit beut 3a^re 1697 fjerauägegebenen Äalenber abgefefjen
mirb. ©anj itynlidje SBerfjältniffe toeift föeöal auf. §ier, mo
feit bem Safjre 1633 bie ©tobt unb ba* (SJumnafium jujammen
einen 93ud)bruder angefteflt Ratten, ber bei freier 3Bot)nung
50 Xf)aler ©efyalt bejog17), mürben boct) oon 1657—1687 nur
etma 12—15 ©Triften gebrueft. ©elbft biefe moren größtenteils
bei S3eerbigungen gefprodjene ©elegen^eitöreben.
81« man in $orpat im Safjre 1688 anfing ftd) jur <£r;
neuerung ber Uniüerfität oorjubereiten, mürben aud) bie ringe-
mauerten ©d)ä$e mieber an« Xage3lid)t geförbert $)a fanben ftd)
al£ $interlaffenfdjaft ber $)ruderei 21 gan$e unb fmtbe Äaften
mit Settern, barunter aud) gried)ijd)e, fjebräifdje, furifdje unb eine
Sammlung oon Äalenbercfyarafteren; überall lagen bie 33ud)ftaben
bunt burdjeinanber18). 3)iefe fietterfaften, fomie 150 93änbe ber
SBibliotljet maren ba3 einjig 9tamf)afte, ma3 oon ben ©ammlungen
ber erften Hfabemie nod) in ben ©efifc ber ju reftaurirenben über=
gelten tonnte19). $>er Äönig entfdjlofc ftdj baf>er eine Südjer*
fammlung aus §oUanb für bie neue ttfabemie $u oerfdjreibeu unb
gleidjjeitig mürbe mofyl aud) jur Snftanbfefcung ber $rutferei ein
neuer SBudjbruder angeftettt. 9lad) langer ^aufe finben mir im
3af)re 1689 eine in X)orpat gebntefte ©djrift, bie „Oratio de
studiis academicis" oon ©trätfjomtuä, eine gur Eröffnung ber
Unioerfität gennfj fet)r geeignete Äbfjanblung. 2luf berfelben nennt
fid) ber Bruder nodj nidjt, mof)l aber erfahren mir feinen
Tanten auä ben im Sa^re 1692 oeröffentiiduen Statuten ber
UniocTfität. <£r Inefj SofjanneS ©renbefen unb nannte fidj felbft
„Reg. Acad. Typographie"»). $erfelbe mar üietleidjt ein »ruber
beS gleichzeitig in 8ReoaI tätigen 93ud)brudeT3 Cifjriftopf) Sören*
beten, beffen tarnen mir juerft auf einem $rude au« bem Safjre
Digitized by Google
- 169 -
1693 begegnen, ber ober nod) int 3af)re 1695 am föniglidjen
©omnafium bafelbft angeftellt mar, wie eine bei ber Sftenoüation
beS Äir^ent^urme« ju 6t Nicolai am 26. «uguft 1833 auf;
gefunbene Urfunbe erweift21).
Sodann SBrenbefen oerwaltete bie $rucferei in $oroat bis §tt
ifjrer UebeTftebelung nad) Bernau. $)ie fonberbare ©dfrift beS
^rofeffor $)au „$er närrifdje unb elenbe Ätfjeift ober ber alfo
genannten grofjen Religion jämmerliche $Sefd)affenhett, aus bem
SHdjte ber ÜRatur fürjlid) oorgeftellet", meiere im 3ofn*c 1699
tjerauSgegeben ttmrbe, trägt nod) ben Sßermer! „$)öröt gebrudt bei
^uiiann SBrenbefen." 3m ©anjen gingen in ber 3eü üon 1689
bis 1699 28 ©djriften an« 23renbefen'S $)rutferei fyeröor, meiftenS
fciff ertationen ober ©elegenheitSreben in tateimfdjer ©praa^e. $)eutfch
mürbe nur ber bereits ermähnte S)au'fd)e „Sitfjeift" gebrudt. Ob
örenbefen auch nad) Bernau überfiebelte, bleibe ba^ingeftettt. $ie
bort oon 1699—1709 öeröffentlidjten $>iffertationen tragen ben
tarnen bes Xnitfcrs nicht
Xrofcbem in ber ^weiten SBlütheoeriobe 3)oroatS t>err)ältm§=
mäjjig mehr ©Triften gebrudt mürben, als in ber Seit oon 1630
bis 1656, frffeint eS bod) mit ber SJruderei unb bem $8ud)hctnbel
tläölict) befallt gewefen §u fein. SBegen ber urfprünglich für
töpogTapf)ifd)e 3wetfe unb jur ^ßapierbereitung beftimmten Sftaljs
mühle, welche ber föatf) mährenb ber $ät ber ruffifc^en Stegierung ein=
gebogen hotte, entftanben jwifchen biefem unb ber Slfabemie ®treitig=
feiten"), aus benen erfidjtlid), ba§ bie $>ruderei theilmeife ber
unentbehrlichen ©ülfSmittel nicht genug, tfjeils wohl überhaupt
nicht einmal geeignete SRäumlidjfeiten ju ihrer Verfügung f)atte.
@S fam ^inju, baf$ 2)orpatS Einwohnerzahl gering mar unb in
ber ©tobt felbft menig Sucher Vlbjatj finben mochten. „SDannenhero
»eil bie Statt 2)örpt an fidj felbft fein oolfreicher Orth ift" hei&t
es in ben ffieftaurationSacten ber Unioerfttät oon 16902*). $ie
Behauptung ber $)rutferei, bafj fte burd) ben $rud ber afabemifchen
Schriften allein nicht beftet)en fönnte, mar alfo nur gu gerecht*
fertigt. SMe s-8ua)bruderei bat baljer um baS fRec^t bie eftnifchen
Bücher, meiere im ßanbe gebraucht mürben, bruefen &u bürfen.
Der <&eneralfuperintenbent fueffte inbeffen biejeS Vorhaben gu oer=
eüeln, üieUeicht meil er baS ben SReoalern eingeräumte ^rioileg
nic^t oerlefct miffen wollte. $)a ber Äönig fia) in bie Singelegen;
Digitized by Google
— 170 —
tyeit wohl nicht mifchen mochte, fo war biefelbe noch im Salpre
1699 nidjt entfchieben. 93ei Verlegung ber Unioerfität natf) Bernau
intcrefftrte fich ber neue ©ouoemeur unb Äanjter ©rieh Dalberg
für bie ©adje. Die SBuchbrucferei, meinte er in feinem atterunter;
thänigften 9Jtemoria{ Dorn 11. December 1699, fei jwar nicht übel
beftellt, ober ba8 Söerf nufce fich mit ber Seit ab unb tönne, wenn
nicht jährlich etwas boran üerbeffert unb oermehrt werbe, leicht in
JBerfott geraten. Daher befürwortete er eine Keine Sulage ju
bem bisherigen ©ehalt unb „bem 93ud)brucfer fretj ju geben, bie
ehftnifche ©chuelbüdjer aufzulegen unb ju bruefen"24).
SBon einer Söudjhanblung erfährt man in biefer ^ßeriobe nichts
©ichereS. Soljann 2Rener, früher S3uct)^änbler in fteoal, fott im
Sa^re 1694 um ein ^rioileg nachgefudjt, aber mit feiner 93itte
feinen Slnflang gefunben ^aben25).
9#it bem SBegjuge ber Unioerfität aus Dorpat trat oölliger
©tillftanb ein. (Sine lange $eit bergeht, mehr als 75 3af)re, et)e
mir wieber üon Sudjbrucf unb SBudjlmttbel in Dorpat hören. (Srft
gegen 1785 würbe in Dorpat ein Söuchlaben eröffnet. S3ei ©e^
legenheit eine« &rtifefs über SBücherpreife in ßiolanb bemerft
£upel in ben „SRorbifchen 27ctScelIaneen": „Eon bem Dörptfcheu
Söudjlaben unb beffen etwanigen ©lücf öeförbem ober Leibern
lägt fid) noc§ *W urteilen, weil er erft oor furjer 3eit ift an=
gelegt werben"26).
3wei SJcanner unternahmen biefed SBagftücf, ©auger unb
Sinben. SSenigftenS lieft man auf ber im 3cthre 1^86 in öber=
pahlen gebrochen ©cf)rift „Der lief; u. ehftlänbtfche ©auer" bie
SBorte „Dorpat. ©auger unb £inbenfct)c $Buchh<mblung." 3n jebem
gatle gab eS bamalS nur eine einjige SBucfjhcmblung in Dorpat.
Sluf ber Slmbtfchen Ueberfefcung ber ©täbteorbnung ßatharina'S,
bie gleichfalls im 3ahre 1786 gu Dberpaf)len gebrueft würbe, fte^t:
„im Serlag ber Dorpatfdjen 93uchhanblung". (5S fönnen mithin
unmöglich jwei 93ucf)hanblungen neben einanber ejiftirt haben.
$$or (Eröffnung biefeS SabenS war ber SBuchhctnbel in ben
#änben eine« SBuchbinberS, 9lamenS QJcrtfcherltch, beffen |>aupt=
gefchäft bie 93ucf}btnberei war, ber aber auch fogar SBücher oer=
legte. Der „hirfce 5luSjug aus bem SRigifcfjen Catechismo", welchen
ber eoangelifche ^rebiger ju ©t. 3of)anniS XobiaS 'plafchnig im
Söhre 1779 herausgab, ein Keines Büchlein in Duobejformat oon
Digitized by Google
— 171 —
204 ©eiten27), $at auf bem Xitelbtatt bie ftotje »emerfung: 2*er=
legt bei SBernt)arb (£t)riftian 9Jcitfcr)erlui) in $)orpat.
SBefdjen Umfang ber §anbel biefed SRanneS gehabt t)aben
mag, läßt fid) au« einer Stuction ermeffen, bie er im 3at)re 1798
oeranftaltete. @8 Reifet in ber 2)örptfcr}en Leitung au« bem er=
mahnten 3at)re28), bafc er eine Änja^I 23ücr)er, beftcl)cnb aus
6 — 700 93änben au8 freier §anb an 9fleiftbietenbe oerfteigern wolle.
Offenbar fonnte er bie neue Soncurrenj nicr)t ertragen ober würbe
it)m gar ber Vertrieb oon 93üct}ern ju ©unften ber neuen §anb=
lung unterfagt. 3m folgenben 3ar)re fetjen mir ir)n als ,,©tabt8=
SBudjbinber" auftreten. «18 folcr)er fuc^t er burct) bie $örptfct)e
geitung jwei Setjrlinge29).
$ie oben erwähnte SBerbinbung ber ftorpatfdjen 23ucr)t)anb=
lung mit ber $)rucferei in Oberpafjlen mag bie Seranlaffung ge=
wefen fein, bafj ber £eiter ber festeren, 9Kict)aef ©erfyarb ©ren$iu8,
im 3at)re 1787 nad) 25orpat überfiebelte, al8 bie Slnftalt in Obers
patzen einging. (£8 tjeifjt30), bafj (£r)r. §einr. 9Uelfen, ber urfprüng=
lief) in Shirlanb §au8ler)rer, feit 1784 in $)orpat fjeimifdt) mar,
juerft al§ Slboocat, bann als ©ecretair beim 9Rieberlanbgericr)te it)n
ba$u bemog, in 25orpat feinen bauernben SQ3ot)nfi^ ju nehmen.
§ier mar nämtict) oon helfen im herein mit griebricr) ®aoib
fienj, bem bamaligen Oberpaftor ber beutfcr)en ©emeinbe, bie §er-
ausgäbe einer 3eitun9/ oer ,/$örptfd)en ßeitung" geplant morben
unb bieje füllte oon ©ren$iu8 gebrucft werben. Obgleich wöchentlich
nur eine Kummer in Duart oorgefetjen war, bie 2)rucf erpreffe
mithin t>orau8fict)tlid} nicfjt fct)r in ftnfprud) genommen Würbe,
folgte (SrenjiuS boct) ber Slufforberung.
©eine |>aupttt)ätigfeit fdjeint in ber Xt)at in ben erfreu Sauren
nur ber 2)mcf ber 2>örptfd)en geitung gewefen ju fein, bie übrigen«
fefjr batb fcfwn — feit 1791 — jmeimaf wöchentlich, ©onntagä
unb 3Jcittwoch8, erfctjien. Ob wirflief) ber erfte 3at)rgang ber
$)örptfct)en 3cüung im 3at)re 1788 erfd)ienen, bleibe bat)ingefteHt.
5Bi8 jefct ift e8 meinen ^Bemühungen ntct)t gelungen, ein ooUftän*
bigeä Sgemptar fämmtlicr)er 3arjrgänge ju ermitteln. Sic Xorpatcr
llnioerfitätsbibliothef befifct oon 3 atjr gangen aus bem borigen
3ahrhttnbert nur ben für 1791, bie (Belehrte eftnifct)e ®efettfchaft
93ruct)ftücfe au8 ben 3at)rgängen 1793 unb 1794, bie altertyum**
forfct)enbe GJefeflfchaft in föiga ben für 1799 unb einige Stummem
Digitized by Google
— 172 -
Dom 3af)re 1798. Die fatfertidje öffentliche SBibttothef in $eterS=
bürg ^at ein (Sremplar bet „2)örptf(h^oiitif^=©elehrten 3eitung"
oom Scrfjte 1789.
5Dicfe, oom (Sonrector ginbeifen auf eigene §anb heröu8:
gegeben, mar ber fdjüchterae Serfuch eines GoncurrenjblatteS ber
eben begonnenen 2)örptfchen 3c^un9 ooer c™c 9frt Beilage ju
berfelben, ju beten $tbnat)me fein Abonnent oerpflicr)tet mar, eine
Unternehmung, bie balb einging; benn mehr als biefer eine Safjr;
gang, ber überbieg erft am 1. 3uli begann, ift nie an bie Deffent=
fidjfeit getreten. Vielleicht ift auch biefe $)örptfcf}e $olitifch=®elehrte
3eitung mit ber juerft genannten $örptfchen 3e^n9 ibentifdt),
etroa beren erfter 3at)tgang. 5)aS (Somplar auf ber Petersburger
33ibtiothef höbe ich ™fy einfehen fönnen. £)ie SMbliothef ber ©e=
(ehrten cftntfct)en ®efeflfchaft in $)orpat bewahrt eine Stummer ber
3eitung auf, bie fid) als bie ^robenummer bocumentirt. ©ie tragt
ben SEitel: ,,$ochobrigfeitlich beftärigte fcörptfdje $oUttfö:@ct$rte
3eitung. ^robeblatt. Eonnerftag ben Uten 3uniu8 1789". ®er
Anfang enthält eine Steigerung beS Herausgebers, bafc er roünfche,
bie Sefer mit „recht nichtigen Sftcuigfeiten" unterhalten $u fönneu,
aber leiber nicht in ber Sage fei SSict ju bieten, benn „fo iftS nun
fctjon ber Sauf ber SBelt, bafc ber 3eitungSfchreiber nicht ben merf=
mürbigen Gegebenheiten ju befehlen hat, mie er nritt". @S folgen
nun bie einjetnen ÜRittheilungen unb jum @cf)luffe heißt eS:
„2)te 555örptfct)e SeitungSs(S:jpebition erfucht nochmals afle föefp.
ffvtditcr ftnl)le joroohl als auch $rioatperfonen, bie etroaS befannt ges
macht tui jfen wollen, biefe 3eitung mit 3hrem 9ect)rteften 3utrauen &u
beehren, unb alle gerichtliche forooht als priöate 93efanntmachungen
an biefelbe unter ben im Sloertiffement angezeigten ©ebingungen, nem=
lieh 26 <£op. für jebe 12 Seilen in gefpaltenen dolumnen, gütigft
einjuichiefen, unb biefelbe an ben ©onrector in $)orpat M. §inbeifen
ju abrejiiren. $ie (Srpebition öerfprid)t bie promptefte 93ebtenung.
3Jlit bem ltcn Julii erfcheint baS erfte Statt biefer 3eitung".
3ch neige ber Anficht ju, bafj mir es f)iet nur mit einer unb
berfelben 3eitung ju thun h^en, bie als S)örptfch^olitifch=©e=
lehrte 3eitung begann unb als $)örpt{che 3«itung fortgeje|t mürbe,
üttöglid) ift es aber auch, *>a& »on oornherein eine wiffenfchaftliche
Seilage, etwa mie in unferen Xagen bie Seitage jur SlugSburger
Allgemeinen 3^tun^ geplant mar.
Digitized by Google
— 173 -
ginbetfen, ber als Herausgeber fungirte, Ijatte, aus öeiüjig
gebürtig, anfangs ^auSle^rerftetlen in unferen ^roöinjen be=
fleibet unb mar gulcfet in Arrofütl in Sermen tf)ätig gewefen, oon
»o er bura) £enj' SBermittelung als „Sonrector" nadj $orpat be-
rufen luurbe. £b ginbeifen bie richtige Sßerfönlidjfett war, ein
foIa>8 Unternehmen in ©ang ju bringen, öennag \6) nidjt ju ent=
fa^eiben. SBiel ©ntgegenfommen fanb bie 3bee beim publicum
nidjt 3n ben SRigtjdjen Stnjeigen oom 4. SuniuS 1789, in roeldjen
er mittrjeilt, bafj bie ßeitung hu 3of)anni ifjren Anfang nehmen
fotte, beflagte er fidj barüber. <E* Reifet bafelbft31):
„$a fid) bis jefeo ju tuenig *ßränumeranten auf bie, öon mir
angefünbigte $örptfd)e politifd>ge!ef)rte ßeitung gefunben Ijaben, als
bajj id> mit bem Xrutf jur genannten Seit ben Anfang madjen tonnte,
unb oiete über baS verlangte 6ilber-©elb erhobene klagen mir gar
ju beutlid) fagen, bafj mandjer £iebf)aber burd) ben fjoljen SBertb
bicfer SKünje abgefd^recft toirb; fo madje id) t)ierburrf) befannt, bafj
bie fcörptfdje politiidj:gelef>rte 3eitung für fed)S föubet, in Shipfer
ober in Sanfo-Slffignationen, jur gefegten 3eit foll ausgegeben, fo-
balb bie 3flf)I ber *ßränumeranten fo grofc .ift, bafc of)ne 93eforgung
beS SSerluftS ber $rud fann angefangen werben. 3$ erfudje batyer
alle üiebtjabcr biefer 3cüung fidi längftenS bis jum loten Junii
mit itjren Pränumerationen bei mir ju melben, unb äluar, ntct)t bloS,
loie bis jefco gefdjetjn, tarnen, fonbern tarnen unb baareS ©elb,
auf ein ganjeS ober ein IjalbeS 3af)r an mid), unter meiner Mbreffc
ein^ufd^iefen. 3eber ertjätt über baS eingefanbte Okib oon mir eine
Ouittung, bamit, menn fidj toiber SSermuttjen, nidjt fo üiet $ränu=
meranten pnben füllten, bafj bie 3eitung ijjren Sortgang ^aben
fönnte, ein jeber gegen 3urüdgabe ber Cuitung fein prönumerirteS
@etb jurücf erhalten fönne. Unter ben oben genannten ©ebingungen
nimmt bie 3«tung otmfeljlbar ju SofjanniS ifjren SInfang.
$)orpat, ben 25ften 2Raö 1789.
M. ginbeifen, (Sonrector."
ginbetfen regnete, mie man fiet)t, auf ein größeres ßefe=
publicum aufjerfyatb ©orpats. ©onft fyätte er nid)t in ben SRigifdjen
Snjeigen annoncirt 2>ie bamals fct)on erfdjetnenben 9teüalfct)en
2Böd>entlid)en 9tad)rid)ten enthalten bie Annonce nidjt.
(SS ift übrigens leid&t erflärlia), baß bie $oliafa>©elel)rte
Seitung feine Abnehmer fanb. Studj bie fpätere $örptfd)e geitung
flagte über SRanget an Abonnenten. 2Bieberf)olt r)atte in ben
Sohren 1791, 1798 unb 1799, aus melden uns ßremplare
Digitized by Google
- 174 —
ber ©örptfdjen 3eüung öorltegen, ©renjtug alg bcr Drucfer über
Lauheit unb % heünahmlofigfeit fief) &u beflagen. 60 fietfjt ee am
4. gebruar 1791 u. „SBenn nun aber and) nodj untergebene
Herren Sntereffenten mir für triefe* holbe 3af)r ben $ränumera=
tiongpreiß ntct)t haben jufommen laffen, fo bitte idj gehorfamft mir
folgen auf bog SBalbigfte ju überfenben"8*). 3um @cr)tui be*
3af)reg theilt er mit, baß er gefonnen fei, bie 3*ttung fortjufefcen,
unb fagt ba:
,»3<h t>offcr baß man fo gütig fein wirb mich ferner beö bie=
fem Unternehmen ju unterftüfcen, $u meinem mich oorberhanb nicht*
aufmuntern fann, al* bie Hoffnung, baß ich ein SJeal mit ber 3*it
mehrere ^reunbe unb ©önner ber borpatfdjen 3eitung erhalten
werbe, befonberg ba ich mich bemühe fie immer intereffanter ju
machen unb au* reichhaltigen OueHen fünftig ju fdjöpfen eine
fämeidjetfjafte §Iu^ficr)t habe, diejenigen Herren, welche mir bi*
ju (Snbe biefe* SKonat* nidjt etwa bie fernere Haltung ber 3^itung
abfcf)rei&en, redme id} wieber unter bie 3**^ meiner Herren 3nter;
effenten auf bag fotgenbe 3a^r, um meine ^Berechnung barnad)
machen ju tonnen33)".
£ro$ biefer SBerfpredmngen hatte bie ßeitung, felbft nachbem
fie je^n 3af)re beftanben, noch fo wenig 93eifatt, baß ®renjiug am
8. 2>ecember 1798 annonciren mußte, eg ^tten äußerft SBenigc
ber refp. Sntereffenten burd) ©infenbung ber Pränumeration
abonniret, er müffe bitten, baß bie« big jum 20. $>ecember ge=
fchehe34). Unb ähnlich fotbert er im nächften 3ahrc auf, bie 93e^
fteKungen ja big jum 20. 2)ecember machen ju moflen „inbem nicht
mehr ?lbbrücfe angefertigt werben wie bcftcHt worben"35).
Söorin bie (Srünbe bafür ju fuchen finb, baß bag Unter*
nehmen nicht recht in Ötong fommen wollte, möchte nicht mehr
genau anjugeben fein. Vielleicht lag eg am greife. £)erfelbe betrug
5 mi ©ilbermünje in $orpat, 6 9lbl. für bag länbliche $ubli=
cum, mar alfo oerhältnißmäßig hoch cmgefefct für ein jweimal
wöchentlich erfcheinenbeg Statt.
SSahrfcfjeinlicfjer aber will eg mir oorfommen, alg ob bei bem
allgemeinen 3"Wnitt beg S)orpater Sebeng in jenen 3ahren bag
99ebürfniß nach einer 3*itung noch nicht recht oorhanben gewefen
wäre, $upel fctjäfct im 3ahre 1774 bie Einwohnerzahl fcorpatg auf
3300 *% nach ©cfarbt'g XabeHen ber SRigifdjen Statthalterfchaft au*
bem Söhre 1792 f ollen bamat* 4509 ^erfonen bafelbft gelebt hoben.
Digitized by Google
- 175 -
^Rechnet man Ijterju nun aud) nod) bie flanbberoof)ner ber nädjften
Umgebung, fo erfdjeint bie 3a¥ oerer, meiere an ber 3e^un9 cm
3ntereffe f)aben tonnten, bennod) immerhin gering. $)enn, nrie fdmn
§upel bemerft, „bie StntDofjner beftetjen aus bretjerleö Nationen,
au« $)eutfd)en, föuffen, elften" unb es Rubelte fid) um eine
beutfdje 3eitung.
9Äan fann fid) fjeute nur ferner eine SBorftettung baoon
machen, mie in jenen Xagen bei uns baS literarifdje SBebürfniß
SBefriebigung Juckte unb fanb, mit melden ©d)mierigfeiten ber
93udjf)anbel ju fämpfen t)atte. 3>d) glaube nid)t, baß bamals ein
93ud) erfdnen, ofme baß burd) oorfjergegangene ©ubfeription bie
toften für ben $>rud beffelben gebeeft maren. 9*od) im 3a^re
1800 nmrbe in ber $örptjd)en &t\tün$ Demjenigen, meiner für
ein geun^e» xuert ipranumeranten uno (öuü}crtoenten gammeln
tooüte, 10 ^rocent Sßrooifion, alfo tum 10 (Srmplaren baS elfte
gratis oerf proben87). 3n berfelben 3eitung annoncirte ber Sßaftor
St)r. 2en$, bem ber erftc SÖanb tum SRouffeau'S $eloife abtjanben
gefonrmen mar: „2Ber itjn etwa oon mir geliehen (jaben jottte,
»irb inftänbigft gebeten, mir iljn mieber jujufteßen unb bagegen,
toenn er es münfdjt, bie übrigen Söänbe jum $urd)lefen in (Empfang
ju nehmen"38), ©elbft einige fünfjig 3af)re fpäter, als 3)orpat
jdjon eine blüfjenbc Unioerfität mar, mar bie 2lnfunft eines größeren
üBüdjertranSportS ein ©reigniß. Xljeilt bod) unter bem 11. SKärj
1857 ein ftorpater Sorrefponbent bem Snlanbe mit: „SReulidj
langte eine beträdjtlidje *8üd)erfenbung c)icr an''39). Offenbar mar
alfo ber SeferfreiS in $orpat im oorigen 3a§rf)unbert ein fefjr Heiner
unb mir fönnen uns nid)t munbem, baß bie 3citun9 *n Dem
SHaße gebeten fonnte, als if)re ©rünber unb Herausgeber eS
fjofften.
©renjiuS fcr)ctnt fid^ aber burdj biefen falben Mißerfolg nidjt
fyaben irre mad)en $u laffen. @r arbeitete in feiner $)ruderei
rüftig fort unb gerabe in jenen Xagen finb man^e für unfer
prooinjieHeS Seben bebeutfame Sßerfe oon ifpn oerlegt worben.
3)ie Sropograpfufdje Ueberfidjt ber föigifdjen Statt^alterfa^aft, meldje
ber ^rooinjialjecretär ©darbt, ber tlrdjiüar ber SRigifd)en ©tatt=
kalter fdjaftSregierung, im Safere 1791 oeröffentlidjte, ju brurfen,
tote er urfprünglid) beabfidjtigte40), gelang ifym freiließ nidjt; aber
aus feiner Officin ging SRielfen'S #anbbud) jur Äenntniß ber
Digitized by Google
— 176 —
^olijetgefefce im Söhre 1794 fjeroot (2 SBänbe für 5 WM.). „3m
Berlage beä föerrn (SrenjiuS, 93uchfüf)rer8 in Xoröat" liefe 3.
fienj eine neue Auflage feiner im Sahre 1786 juerft erfdnenenen
Sßrebigten bruefen41). gür ein SBerf „oon ben gewöhnlichen inner=
liefen unb äußerlichen Äronf^eiten be$ ehftlänbijchen SBauren", öon
Dr. 81 g. SBtntfler oerfafct, erbat fid) (SrenjiuS im 9ttärj 1793
pränumerirenbe ©ubjeriptionen42).
SKamentlich aber ber eftntfcr)c Xr)eil unjerer 93eüölferung oer=
banft ifjui ben £rucf werthüoller Schriften, (äfrenjiuS mar e3,
melier ben 3)rud beä SMbelauSjugeS, ben ^ßaftor ©c^nett ju ©t.
3of)anm3 im 5eÜinfd)en Greife in föeoalfcher SRunbart angefertigt
hatte, bejorgte. $iefe3 s-8uch, c. 13 ©ogen ftarf, mürbe für ben
bamalS enorm billigen ^rete oon 20 Äoö. oerfauft, bamit „jebe
SBauerfamtlie eS fid) of)ne 33e(chmerbe beo ihrer Ärmuth anfdjaffen
fann". (£8 fanb benn auch fo reifjenben Abgang, bafj nach einer
SRittfjeilung in ber Eörptfchen 3«tung Dom 15. 9Kärg 1791 über
5000 ©jemolare abgefegt morben fein follen. lieber ben SBertt)
unb bie Öebeutung biefeä S3uche3 Derbreitet fid) bie 2)örptfd>e
Seitung in einem längeren Sirtitel ausführlich- liefern 93üdjlein
folgte im ÜJcarj 1793 „be8 §erm ^aftor 9ttaröurg gn Heuhaufen
neuer erttärter ©r)ftnifcr)er ÄatednSmuS Sutten mit hinzugefügten
SBemeiSfprüchen ber h- ©djriff ' unter bem Xitel „ftriftltf Dppetufe
föamat". (SS joHte ein Sejebuch für bie eljftnifdjen $orf* unb
IHrchfpielichulen fein, baS gleichfall« nur 20 top. foftete unb ba«
fo wichtig erfdjien, bafj baS Kollegium ber allgemeinen gürforge
in SRiga auf 500 (Sjemplare fubferibirte43).
(Sine 93ibIiograpt)ie ber ©renjiuS'jchen kniete habe idj bis
jefct noch nifyt jufammenjufteUen uermodjt. 9Ran ficht aber auch
aus ben wenigen 33ei)öielen, bafe es fich um wichtige unb größere
SBerf e r)anbclte, welche in ber ©renjiuS'fchen SBuchbrucferei her=
gefteüt würben. $)ie fteigenbe Slufmerfjamfeit, welche man {einer
£hätigfeit allerorten fdjenfte, oeranlafcte bei ©egrünbung ber Uni=
oerfität bie Ernennung ^ren^uS' junt alabemifchen Öuchbrucfer.
Unter welchen Sebingungen biefe Aufteilung erfolgte, läfct
fich nicht mehr ermitteln. @S war jebenfalls eine lofe Serbinbung;
eine eigene 3)rucf=$lnftait bejajj bie Unioerfttät nicht unb ©renjiuS,
ber auf {eine Äoften bie 2)rucferei früher ins Seben gerufen hatte,
erhielt wohl jefct nur ba« ftecht, ben Xitel eine« UnioerfitcttS;
Digitized by Google
— 177 -
SBudjbrucferS ju führen, ©o nennt er fid) menigftenS wieberfjolt
auf ben fett 1803 oon Unit gebrucften Söüdjern.
Urfürünglidj war an bie (Jrrid)tung einer UnioerfitätS^SBud^
bmcferei gebaut worben. 2)er §trtitcl 8 ber ©tiftungS=Urfunbe
befagte: „$ie Uniöerfität ^at eine 83ud)brucfereü unb eine 93ua>
fymblung ju ifjrcr oölligen EiSpofition". «ber 2Kangel an Mitteln
mochte bie Ausführung oereitelt ^aben. $)er Kurator Ätinger in=
tereffirte ftd) übrigens für ein berartigeS Snftitut SllS er am
30. 2Rai 1805 einer <£onfeüS=©ifcung beiwohnte, in tt)clct)cr er
um ©elb jur SInfdjaffung oon orientalifa^en unb griecr)ijd)en Xooen
für ben SBudjbrucfer (SrenjiuS angegangen mürbe, meinte er, es fei
ratsamer, bajj bie Uniöerfität eine eigene 5)rucferei fmbe. 2)ie
Uniöerfität fottte mit if>rem @elbe eine Änftalt ins ßeben rufen,
alle Auslagen auf ficr) nehmen unb bem an^ufteCtenben ßeiter ent=
meber ein fefteS 05et)alt beftimmen ober ifjm einen Hnt^cil an bem
(Ertrage jugeftefjen. (Sine jur 93egutad)tung btefeS $Borftf}fageS eim
gefegte ßommiffton, beftefyenb au# ben Sßrofefforen ©aSpari, pejel
unb SRambad), ermittelte inbeffen, bafc ber Uniöerfität bie Unter^
Haltung einer eigenen Söudjbrucferei ungleich treuerer ju ftefyen
fommen mürbe, als für bie jährlichen $>rucffoften im (Stat atö-
gefefct mären. ©renjiuS forberte nämlich für bie Ueberlaffung feiner
2>rucferei an bie Uniöerfität 5000 3cbl. «IS 3af)reSgehalt für bie
ßeitung beanfpruchte er 1000 W>1 unb 25% Tantieme. $ierju
tarnen bie Söhne für 3 hülfen ju 300 9tbl., in ©umma 900 föbl.,
unb bie SKiettje für ein paffenbeS ßocal, bie auch auf einige hunbert
SRubel oeranfchlagt mürbe. S^act) Anficht beS bamaligen National;
öconomen, Sßrofeffor Stambach, fyättz bie Uniöerfität mithin, um
auf ihre Soften ju gelangen, wenigftenS für mehr als 2000 9tbl.
im Sahre brucfen laffen müffen, was nicht ju erwarten mar.
3n golge biefer SluSeinanberfefcungen erflärte ber Kurator,
ba& bie bisherigen «er^ältniffe mit bem Unioerfttät3=93udjbrucfer
©renjiuS beibehalten unb oon ber (Stablirung einer eigenen $>ru<ferei
abgefehen werben fottte ((£onf.--@ifeung oom 19. 3Kai 1806)44).
$>ie „93erhältniffe" ju (SrenjiuS waren nun aber nichts weniger
als feft geregelte unb biefer Umftanb erflärt eS uns, bafc wir ir)n,
ber in beftänbiger ®elboerlegenf)eit war, wieberholt an bie Uni=
oerfttät mit Sitten um S)arleljn fommen fct)cn. ©eine Sßerfonal=
acten im $rd)io ber Uniöerfität beginnen mit einem ®e)udj an
«rc^io f. <9<fd). b. Deutzen »u<M. VU. 12
Digitized by Google
- 178 -
ba$ ßonfeil um einen S3orfrf)uß $ur SBergrößerung unb SBert»ott=
fommnung feiner 2)rucferei, fotoic um bie geftfefcung eines <$e-
haltet, tiefer $)oppelbitte mürbe nidjt üoflftänbig entfprodjen.
Sie mürbe im Eonfeil $u mieberfjolten SKalen btScurirt (7. 9ttär$,
L 3uni, 27. 3uni 1803) unb enbüct) fam man überein, noment=
lief) in Erinnerung an bie feitenS beS ©eneralmajorS öon Älinger
geäußerten 2Bünfcf)e, baß bie Uniöerfüät für bie gute Einrichtung
ber afabemifcf>en $)rucferei ©orge tragen möchte, baS erbetene 3)ar=
lefjen ju bemifligen. ©renjiuS erhielt baffelbe fogar äinSfrei, aber
aflerbingS nidjt auf jeljn Satyre, mie er gebeten r)atte, fonbern
unter ber Verpflichtung jeberjeitiger 9tücf$al)Iung. ©eine ©d)ttrieger=
mutter, eine grau Sßaftor 9JcMer, übernahm bie 93ürgfcf)aft. SBon
bem ©ehalte, um ben ©ren^tuS gleichfalls nachgefucht hatte, ift gar
nidjt bie Siebe.
SBie groß nun auch bie ©umme öon 1000 SRbl. in Anbetracht
ber geringen SKittel ber Unioerfität fein mochte, ©renjiuS mar
mit ihr menig geholfen unb fefjr balb mar er öon Beuern in be=
brängter Sage. (Er mar ohne Vermögen, aber ein unternef)menber
inbuftriefler 2Kann, ber auf biefe SBeife fid) in ©efdjäfte üermicfelte,
bie ihm jeitmetlig bie größte Verlegenheit bereiteten. 3n einem
üom SRector 93olf bem Eurator unterbreiteten Berichte über ihn
heißt eS: „er ift ein armer 2ttann, ber aber mit aller möglichen
<ßriüataufopferung fid) beftrebt, feine ^ruderen öon Xage ju Xage
einer größeren ©ollfommenheit entgegen ju führen unb fie ju
ber SMenbung $u bringen, jmie fie einer faif erliefen Unioerfität
mürbig ift."
3u biefer SluSbehnung feines ®efd)äfte3 gehörte auch bie
Uebernafune beS $)rucfS unb Verlages eftnifcr)er &ircf)en= unb ©d)ul=
bücher. SÖalb nad)bem ftcr) (SJrettjiuS in 5)orpat niebergelaffen, be=
mühte er fid), ein barauf bezügliches Sßrtöileg ju erhalten, ba, mie
er in einer fpäteren Eingabe an baS Eonfeil fagt, er überzeugt
mar, baß er olme ben Verlag unb $)rud ber genannten ©djriften
„unmöglich beftehen unb fubfifttren tonnte". 2)er 9tigafd)e 53ud):
brucfer, Daniel 3Jcüller, mar ihm bei feinem Veftreben tjinbemb
in ben 2Beg getreten unter ©erufung auf ältere ^rioilegien unb
tjatte ihn ju einem ^roceffe genötigt. 3n ber gurdjt, biefen ju
oerlieren ^atte EJrenaiuS bann lieber eine frieblia^e 2luSgIeidmng
oerfud)t, bie ihm glüdlidj gelang, inbem er fiel) für bic ©umme
Digitized by Google
- 179 -
oon 1500 9161. üon ÜMfler baS 3ietf)t auf ben Verlag bcr be*
treffettben 93ücf)er abtreten lieg. 83&ir laffen biefen intereffanten
Vertrag tytx nad)ftef)enb folgen, ber im Original, t>on beiben (£on=
tra^enten unterzeichnet , in ben sßerfonalacten beS ©renjiug fid)
erhalten t)at.
„Äunb unb flu miffen fet^ ^iemit allen, benen baran gelegen,
baf$ jtüifdjen ben Sligifdjen prioilegirten Stabtbuchbruffer §errn
SuliuS ©onrab Daniel SRüfler an einen, unb ben priöilegirten
83ucf)bruffer in $orpat §errn SÄidjaet ©ertjarb ©renjiuS am
anbern Xhetl, um bie jnrifdjen ihnen bei) ©in. ^odmerorbneten
lieflanbifchen ©om>ernement3=9tegierung bisher pendent gewefene
Streitigfeiten in ber @üte abjuthun unb beizulegen, folgenbe SBer;
abrebung unb unmtberrufliajer S8crgleict> feftgefefct unb abgefchloffen
toorben ift.
1.
($3 öerftattet nämlich ber £err SuliuS Sonrab kantet SJcütter
für fidj, feine (Srben unb (Srbnefmter, wie auch für alle, bie in
feine SRedjte au$ tu cid) cm Xitel e3 auch feti> treten werben, bem
£>errn Michael ©erfjarb ©renjiuS, beffen (Srben unb Grrbnefjmem,
ingleichen allen beffen Successoribus alle 5J)örr>t=@r)ftnifct)e $irchens
unb Schulbücher fomie ehftnifche $alenber ju bruffen unb ju oer*
legen, auch öerfpridjt gebachter $err HRüller bergleichen ehftnifche
Bücher nie ju bruffen unb in feinem Verlag ju halten, als auf
welche Berechtigung er hiemit förmlich unb in befter ^oxm Rechtens
SSerjicht tr>ut.
2.
fcageaen oerbinbet ftct) $>err SRichael ©erljarb ©renjiu* für fich,
feine (Srben unb (Srbnehmer, ingleichen für alle bie, fo au« irgenb
einem Xitel in feine fechte succediren merben, feine bergleichen
beutfche ober lettifche Kirchen; unb Schulbücher, worüber gebachter
£>err HJlüHer ein Privilegium befifot, nod) auch lettifche fealenber
ju bruffen unb gn oertegen, fonbern beren $rucf unb SSerlog
§errn HJcuHer, beffen ©rbcn unb (Srbnehmern, auch beffen anbern
successoribus allein unb auSfchliefclich ju überlaffen.
3.
$ie bei) ©in. $>ocfmerorbneten lieflanbifdjen ©ouoernement$=
Regierung bisher pendent getoefene Streitigfeiten merben mit bet);
berfeitiger (Einwilligung, als welche benbe contrahirenbe Xheile
hiemit geben, aufgehoben, ohne bafc einer ber Contrahenten öon
bem anbern Äoftenerfafc forbern barf.
Xainit nun biefer Vergleich befto fefter unb unoerbrüchlicher
gehalten merbe, fo ftnb nicht nur benbe Xheile bafjin übereinge=
fommen, bajj baSjenige Xheil, meines biefer Abmachung etwa ju=
toiber honbelt, in ©etretungSfall bem anbern Xheil eine $ön oon
12*
Digitized by Google
- 180 —
©in Xaufenb 9tbl. olme alle ^Xuöflücfitc unb SBiberrebe beja^len
fofl, fonbcrn haben aud) biefeS 3nftrument unter ©egebung aller
Äudflüdjte unb Sinreben, fte mögen Warnen Reiben, mie fte motten,
eigenhänbig untertrieben unb unterfiegelt , and) in jmeö gleid);
lautenben Sremplaren au3gemech(elt. ©o gefcheljen in SRiga, ben
9. 3untt. 1800.
Sutiuä Sonrab $aniel 2Rüfler
meine $anb unb ©iegel. (L. S.)
HJcichael ©erwarb OrenpS
meine $anb unb Siegel. (L. S.)
Eon ben 1500 Rubeln ift f)ier freiließ nicht bie föebe. ©rem
jiuS ermähnt ober fetbft in einer Eingabe an ba8 (Sonfeil biejer
eingegangenen ©chulboerbinblichfeit. (Jr tonnte bie oerfprodjene
©limine nicht baar auszahlen unb 9Jcütter erflärte bofyer, nacr)bem
er eine Obligation erhalten, fo lange warten ju motten, big ©ren=
jiuS burd) „hinlänglichen Slbfafc ber eftnifchen ©erlagSartifel im
©tanbe märe, biefeS tapital ju befahlen." Sttiftigfeiten, bie 9RüUer
mit einem ©chmager beS ®renjiu3, bem ©ucrjbrucfer §äcfer in
9ftiga hatte, oeranlajjten it)n inbeffen — aus (Shicane nach ©ren=
yivi& jeher Sluffaffung — bie ©chulb früher ju fünbigen, fo ba&
©renjiuS in bie größte SRott) geriet!). SlllerbingS beftanb fein ©e=
fchäft bamals fcr)on ungefähr fünfzehn Söhre; aber bie eftnifchen
neu gebrueften SÖücher hotte er noch nicht in genügenber Spenge
abfegen fönnen; er mar femer mit ber gertigfteUung anberer SCBerfe
befchäftigt, namentlich mit §uptV% eftnifchem SOBörterbuct). ©o hatte
er manche gorberung augftehen unb fonnte getroft in bie 3u&mft
bliefen; nur beburfte er einer gemiffen ßeit, big «lieg einging.
Unterbeffen brohte ihm bie (Sjecution, menn er nicht fchleunigft ben
übernommenen SBcrbinblicr)fcitcn nachfam. 3n biefer 2lngft manbte er
fich (15. $ec. 1806) mit ber Söittc um ein $)arlehn oon 1500 föbl.
an ba3 ßonfeil.
„2Rein Vertrauen ju ber menjehenfreunblichen ®üte" — fo heifct
e3 an einer ©teile beS ©efud)3 — „unb bem 2Ritgefühl frember
SKoth bejfelben (be3 ©onfeil«), ift ju fet)r auf Erfahrung unb Ueber;
jeugung gegrünbet al* baf? ich fitetcr) unb juerft an baffelbe
meine ©itte um §ülfe unb Unterftüfcung gerichtet fyabtn fottte,
tue im mich nicht ©efcheibenheit unb ber gute SBitte, üon betten ©üte
nur in ber äugerften Sßoth (Gebrauch machen unb bemfelben fo
lange als nur möglich, nicht bef et) tu er lieh merben \u motten, baoon
abgehalten hätten, tiefer Äugenblicf ift ifco ba; ich ha&e feinen
anbern Äu8meg, ben gänjlichen unb unberfchulbeten töuin unb
Digitized by Google
- 181 —
Sßerluft ooh mir unb meiner Familie abgalten als (Sin £oaV
ocrorbneteS ßaiferl (Eonfeifle um eine Änleilje oon 1500 föbl.
get)orfamft ju bitten."
Xtt Pfanb bot er feine S5rucf erei, beren SBertb, er auf 5000 föbl.
fcf)ä|te, baS if)m oon SKütter überlaffene ^rioileg unb eine 9teü>e
oereit» geenterter e|tnt]cner ©cnntten an. \&x war eroortg, Die
lefcteren in einem ber Unioerfität gehörigen (Gewölbe ju beponiren,
bamit bie Unioerfität fte auf itjre SRedjnung oerfaufen fonttte, falls
er bie 1500 fühl triebt jur gehörigen 3«* jurücf gejafjlt fyabtn
mürbe. 3Mefe Süd] er, bie und bie ShiSbeljmmg feineö SerlagS
djarafteriftren, waren nad) einer eigenen Aufzeichnung oon (Bren*
jiuS d. d. 17. San. 1807 :
500 etytmMe ©efangbüdjer, k 1 9W 500 8MI.
400 9teoaiifa>el)ftn. 93ibetau«jüge, ä 30 ftp 120 „
900 ftreöfäe Rechenbücher, A 40 ftp 360 „
900 beS bis jur £älfte fertig geworbenen unb noch
fortget)enben ftupelfdjen ehftn. SerkonS nebft
©rammatif, toooon ber Pränumeration« :^ßreis ju
5 Sflbt. für'« (5?:. angefejjt morben, unb welches
ich gegentoärtig nur mit 2 SRbl. für'» ®j. be=
rechne, macht ben SBerth oon 1800 „
(Summa 2780 Übt
Xa* (£ on feil glaubte eine fo bebe utenbe ©elbfumme, wie bie
geforberte, nicht ofme SBeitereS ^ergeben ju fönnen unb wanbte
fidj baher jur SBefchaffung berfelben an ben CSurator. ftlinger
aber wies in einem ©^reiben aus ©t. Petersburg oom L Sttärj
1807 baS ©efudj ab, weil „oon #errn ©renjiuS noch fein flaffi*
fdjeS Söer! $um (gebrauch ber bortigen Sehranftalten ift gebrucft
roorben". S)aS ©onfeil möge nad) ©utbünfen auf eigene ®efac)r
in biefer Angelegenheit oorgehen.
3m Profefforen=ßottegium entftanb über biefe Ablehnung Un?
wille. 9Ran begriff, baß man (SrenjiuS nicht fallen laffen tonnte,
ohne ber Unioerfität, bie fdjon ein 9M geholfen hatte, auf's ärgftc
ju fchaben. „SBo bleibt benn unfere $)rucfereö?" fragt baS Sirs
cutar beS ftectorS oom 8. üttärj 1807, welkes ben abfdjlägigen
©efcf>eib beS GuratorS ben ©liebem beS (SonfeüS mitteilt @ab
bie Unioerfität nichts, fo fiel OrenjiuS in bie $änbe oon 2öud)erern
unb bann fab eS noch fd)Iintmer aus. Uuterftüfct mußte ber tüd)=
tige 9ttann werben — baS fdjeint bie Meinung Aller gewefen ju
Digitized by Google
182 -
fein. Uber auf welche SBeife? $)ie bargebotenen ^fänbcr tonnten
ber Uniöerfität nicht genügen, fo öiel war tlax. ©oUte bie Uni=
oerfität eoentuetl ben Vertrieb ber if>r oerpfänbeten Söücher über-
nehmen? 3)ie3 festen untunlich, abgelesen baoon, bafc es feine
auSreidjenbe Garantie bot. gür bie ganje £rucferei aber fanb fid)
föäter nicht fo leicht ein Abnehmer.
3n biefer SBerlegenheit ^arte ber SRector, ber ^ßrofcffor be$
<Jioil= unb (Sriminalrecht« St. J. 9Heoer, bie 3bee an bie Kollegen
ju aopefliren unb biefe auf $uf orbern, al« Sßürgen für bie twn
©renjiuS begehrte ©umme einzutreten. 3)a3 SRifico, röelct)ed bie
Uniöerfität als ©taatSanftalt nicht auf fid) nehmen tonnte unb
burfte, mochte s$rioatperfonen int 3ntereffe eines SnftituteS, beffen
görberung ihnen allen gleichmäßig am §erjen lag, fetjon zugemutet
werben. Unb in ber Xtjat mürbe nicht ücrgcblict) gebeten! 3n
ber ßonfeil3s@ifcung oom 12. ©ept. 1807 tonnte mitgeteilt werben,
bog bie §erren ^rofefforen GMnfa, Traufe, 9Korgenftem, (SmerS,
ßaujmann, 93aron oon (SlSner, ©rinbel, §ejel unb ber SRector felbft
als «ntragftefler, benen fief) fpäter ber oon einer SReife ^eimfetjrenbe
<ßarrot anfchlofc, bereit waren, bie ©ürgfehaft ju übernehmen, bie
für jeben (Saoenten 166 SRbl. 66% Äop. aufmachte, ©o war bem
armen ©renjiuS geholfen unb bie gute ©adje gerettet.
SBar fo bie brof>enbfte ©efar)r oon ©ren^uS' Raupte abge^
wanbt worben, fo fdjien eine ruhige &t\t oer Arbeit unb beS S8er=
btenfteS für it)n bodj nicht getommen. ©eine ©ituation blieb eine
fritifcfje unb ohne bie rettenbe $anb ber Uniöerfität wäre üieHeidjt
fein Untergang unoermeiblid) gewefen.
$ie $)ruderei fann eigentlich nicht als eine Heine bezeichnet
werben, wenn ihr SBertt) auf gegen 5000 TOI. beziffert würbe.
3h* Settern^orrath repräfentirte im Söhre 1805 baS anfehnliche
Gewicht oon 5218 $funb; bie Qcfyl oer ^reffen war brei. $5aS
^ülfsperfonal war auch wicht unanfehnlidj. ©renjiuS felbft ertlärte
für bie UnioerfitätSjwerfe mit 3 (SJetjülfen auSfommen ju fönnen,
aber er beschäftigte offenbar mehr ^erfonen. Siner ber ^rofefforen
giebt bie Qaty ber Oehülfen im 3af)re 1809 auf 7-8 an. ©ich
gefchiefte ©efcer ju oerfchaffen, war ftets ©renjiuS' SBemühen unb
er fcheute feine Äoften, ba er geeignete $ßerfönlid)feiten in ber
#eimath nicht fanb, fte aus $eutfchlanb ju oerf ^reiben, ©o er*
bittet er fich ©. im gebr. 1810 für bie aus Königsberg nach
Digitized by Google
— 183 —
35orpat überfiebelnben 3 ®ehülfen, griebr. Aug. Xraeger, (Sari
$amb SBuffc unb 3of). gerb. 9Rud}0, au« 2Kecflenburg;©chtoerin
unb Seipjig gebürtig, oom ßonfeil SReifepäffe.
©leiehroohl fragte er beftänbig über 9Rangel an SBefchäftigung.
$)urd) ben $rucf ber $örptfehen 3«tung unb bie Anfertigung
von ®efangbüchern, @inlabungS=93ifleten u. f. id. waren feine ^reffen
meitauS am meiften in Anfprud) genommen. 3m Stooember 1793
bietet er45) „alle möglichen Gattungen auälänbifdjer 9ceujahr3=
münfcr)e als auf AtlaS gebruefte, in unterfchiebenen $ouleuren
auf AtlaS gepreßte, fcr)r feine ifluminirte, SBünfc^e auf gemalte
atlaSne ©trumpf bänber, auf $abacf3beutel, auf SabacfSbofen,
auf gemalte atlaSne Riffen u. f. ro." an unb mieberholt bieje An-
noncen mehrmals46). 3m 3)ecember hat er SB. „feljr feine nach
italicnifct)er DJcanier oerfertigte auSlänbifcije 9ceujahr3toün(che"47).
S)aju fucf)te er überhaupt Oeminn im Söerfaufe oon auswärts ge^
brueften SBüdjern, b. %. im 93ud)hanbel. häufig empfiehlt er öüc^er
unb ÜRufifalien48), bie „allerüerfchiebenften ©ücher"49), auSlänbifche
Almanache, 9teüolution3almanacr)e, ÖJötttnger unb ®otf)aifche £afchen=
falenber, beutfd) unb fran^öfifch50), „Sparten oom franjöftfchen
foriegSfchauplafc, oon granf reich überhaupt, and) gebruefte ^attjen^
SttlletS"51). Aber aU baS braute nicht oiel ein, „benn" befagte
eine (Eingabe oom 14. 9Hat 1806, „bie Erfahrung (et)rt, bajj meber
baS !)iefige noch herumtoohnenbe ^ubüfum eine foldje 93uchbrufferei
gehörig beschäftigen fann." ®er ßettern=SBorrath mu&te ein großer
fein — namentlich burften feiten jur SSertoenbung fommenbe orien-
talifche, griec^ifc^e Xtipen nicht fehlen — meil baS 93ebürfni& ber
Unioerfitöt eine geroiffe SJcannigfaltigfett erheifchte, unb boct) maren
auc^ °ic öon biefer Seite etngehenben SBefteflungen nicht jahlreich
genug. ©renjtuS (lagt, bafc er eigentlich auf nichts mit ©enrifc
tjeit rechnen tonnte als auf bie femefterlichen ßectionS Kataloge,
bie ihm jum Xrucfe übergeben mürben.
$)iefe llmftönbe oeranlafjten toof)l ©renjiuS, feine mehrmals
oorgetragene ©itte um ein fefteS ©e^alt im 3af)re 1808 ju toieber=
holen. „SBäre es nur jährlich 400 iRubel, fo mürbe ich tafar
immer banfbar feun unb genrifc meinen gleifc jum ©eften ber !aifer=
liehen Unioerfität erhöhen." £te gorm beS 3ahrgehalteS aber
fdjten bem Sonfeil nicht angemeffen. Obgleich eS ben ®ren$iuS
mit ®elb unterftüfct, audj jur Anfdjaffung gemiffer Xopen unb
Digitized by Google
- 184 —
einer treffe, bie in ben füeciellen $)ienft ber Unioerfität gefteflt
mürben, bie nötigen 9#ittel enblicf) boch ju beforgen geroufjt hatte,
obgleich e$ femer anerfannte, bafj er mit SRücffidjt auf baS Uni=
oerfität3=(£igenthum ein geräumigeres Socal jur Unterbringung ber=
felben ^atte mieten unb mehr Öfehülfen aufteilen müffen, für bie
er nicfjt immer hinlängliche SBejdjäftigung r)attcf fo mollte e£ oon
einem feften ©ehalte bocf) nicf)t$ wiffen. ®renjiu$ mürbe bie $lnt~
»ort ju Xrjcil, bat man nach bem ©eftanbe ber ffieferoalfaffe ihm
iä^rlic^ eine „t)öchften$ auf 250 W)l fict) belaufenbe Unterftüfeung
für bie erhöhete 9Wiett)e in $infid)t ber ber Unioerfität ^gehörigen
Sßrcffc unb Settern, foraie ber Unterhaltung be3 für bie Uniöer^
fität oermehrten 93erfonale3" jufommen laffen moHe.
SSielleia^t mar bie ©eringfügigfeit beS @er)altd mit bie Urfadje,
baß e8 ©renjiuS nicr)t gelingen mollte, fich au8 feinen Sdwlben
herauszuarbeiten, unb er gelungen mar (am iL ge&niar 1809),
ba3 ßonfeil nicf)t nur um Huffdmb ber jährlichen Xheiljahlungf
fonbern auch &er fälligen Qinfcn ju erfuchen. £er arme Wann
erfcheint fct)r geplagt. (Er fprid)t oom Serfauf feine« §aufe«, ber
©erfteigerung einer größeren Partie flafftfcher SBücher u. f. m., wa3
ihn alles oor bem SRuin erretten foH. $a$ (Sonfeil oerfteht fich
aber nur theiltoeife jur Erfüllung feiner Söitte. (£3 genehmigte
ben Äuffdjub ber Abzahlung, läßt aber bie Q\n\tn oon bem @Jren=
jiuS oerfprochenen jährlichen „(Srariale" im ^Betrage oon 250 SRbl.
abziehen.
Xamit mar nun ©ren^iuS blutmenig geholfen unb fo mürbe
benn in Anbetracht feiner bebrängten Sage ber SBorfdjlag laut,
ihm baä (Sapital oon 3500 «bin., melche bie Unioerfität ihm afl--
mählig oorgefcffoffen hatte, ganj ju erlaffen. Namentlich s$rofefjor
©rinbel nahm fich oiefer 3bee mit SEBärme an unb machte in
längerer Stuäeinanberfefcung flar, mie ba& Sntereffe ber Unioer=
fität erforbere, bafj bie Unioerfität Sbrucferei emporfomme unb ber
Unioerfität (Srjre mache.
„2Ba$ thun mir für bie Xrucfereö? 3500 8tbl. höben mir ge=
geben. 93on biefen ftnb bie nothwenbigften (bei) weitem nicht alle
erforberliche) (Einrichtungen getroffen. Sie müffen jurüdgejahlt
werben; baju müffen fte aber auch oiel eingetragen haben. 2)a3
fann nicht ber Sali fetm, benn bie Kenten, bie ber #err ©rem
5iu« oon einem X^ert be3 (Kapitals geniefet unb bie perfönlidje
Einnahme oon ber Unioerfität betragen jährlich nicht 1000 RH.;
Digitized by Google
- 185 —
roaa nebenbeo gebrutft rnirb, ift, ba bie Promotionen fpörtict) —
nad) ben neueren 93efef)Ien — finb, anwerft unbebeutenb, fo bafe
bie Rettungen! bie Unioerfität&bibliothef*) notdürftig erhalten.
SBBie fann ber $err ©renaiuS nun 7—8 ©efjütfen, bie ju 100 föbl.
jährlich unb freo, (Sffen Xrinfen :c. erhalten, unterhalten; wie fann
er nur baran benfen, einen ftactor anjufteüen, um baä ©anje in
beffem 3uftanb ju fefcen ober gor bie ©ommlung ber SBerfgeuge,
Settern ic gu oennehren?"
3m eonfeil üom 22. ÜRärg 1809 ging ber Antrag einftimmig
burefj unb man tarn überein, bem .perrn ßurator baoon 3J2itt^ct=
lang 511 machen, tiefer jebodj wollte nichts baoon nriffen unb
berief ftdj Darauf, bafe er biefe 2>ar leiten ber Unioerfität gänglich
ignorire. £cm <5Jrengui8 eine (Srattftcation auSgufefcen überliefe
er bem ßonfeil, nur bafj folcheS nicht unter bem tarnen eines
Öehalteä gefchehe. ©0 blieb ntc^td anbereS übrig, als in ber 5orm
einer SRiethe für baS Socal, toelcheS für bie Sufbetoahrung ber
ber Unioerfität gehörigen 99ud)brucferi©eTätf)fcf)aften not big mar,
ihm 250 bHbl. auSgufefcen, bie er in ben 3arjren 1809 unb 1810
auch richtig erhielt
3n biefer ßeit mufj es mit ber $)rucferei enblict) beffer ge=
gangen fein, benn bis 1812 ^at er feine <3ct)ulb oon 3500 9tbl.
auf ca. 3000 SRbL ^erabminbern fönnen. SBenigften« mirb am
3. fcuguft biefeS 3ahreS oerfügt, bafj bie (Japitalien, »eiche ber
93ud)brucfer ®rengiuS ^abe, gufammen 3050 SRbL, if)m gefünbigt
werben fottten. 3nnerhalb 3ab,re3frift fottte er «lies begabt f)aben.
Ob er bem nachgefommen ift, gef)t au$ ben Äcten ttict)t heroor.
Sin anbere« $ocument geigt un$ nur, bafj noch im 3af)re 1817
bie Unioerfität auf bem ehemaligen ®rengiu«'fchen, jefct 2)emoifeüe
SRajor'fchen £>aufe eine obligarionSmäfcige ^orberung oon 2000 SRbl.
ftetien hatte, üöermutrjlicr) mar ©rengiuS bod) idjliefjlid) burd) bie
sJiotti gelungen, fein §au$ 51t oerfaufen.
SRittlertoeile fdjeint ba8 3ntereffe, ba« bie ^rofefforenmelt
an ©rengiu* nahm, gefchtounben. $113 er fid) im Sah« 1813
befömert, bafc er meber für 1811 noch für 1812 bie ü)mgugefagte
(Entfdjäbigung befommen ^ötte, merben it)m ftatt ber fälligen
500 föbl. nur 350 ftbl au*gegaf)lt unb lungugefügt, ba&, wenn
er fid) fünftig nicht prompter unb thätiger geige, man auch °icfe
*) Soll wohl h«feen: Uniocrfttätdbtuderei.
Digitized by Google
- 186 -
Unterftüfcung tfjm nrieberum entjiefyen mürbe. §atte ber etnft fo
rührige ©renjiu* in bcr %f)at in jcincm (£ifer nadjgelaffen? Ratten
if)n bic 6cf)icffal*fcf)läge mürbe gemacht? $fjatfacr)e ift, bafj man
if)n feit 1811 feiten* ber Umoerfität aufgegeben ju fjaben fdjeint,
unb bic« erflärt rooljl bie Äünbigung, bie man 1812 über tyn
oerljängte, ofme bafj fidj eine Stimme ju feinen fünften erljob.
(Sin tntereffante* ©djreiben, meines ba* ßonfeil am 4. $ecbr.
1809 an ben Surator richtete, belehrt un* über bie guftanbe ber
Sutfjbrucferet. 2)a*felbe münföt ^ortofreüjeit für bie oon $or-
pater ^rofefforen an einen 93ud)f)änbler ober eine gelehrte Slnftalt
be* ruffifdjen SReidje* ju oerfenbenben Sttanufcripte. (S* wirb nun
nidjt mefyr über ben SRangel an Arbeit geflagt, fonbem über ben
ÜKangel an Arbeitern. 2)ie $orpater ftrueferei fdnnte oft faum
bie officieflen laufenben $>rucffadjen ber Unioerfität erlebigen, »eil
es an ©efcern fehlte, ©ren$iu* l)atte freiließ nrieberfyolt ©efjülfen
au* bem &u*(anbe oerf ^rieben, bie ^ßa^jc^roierigfeiten aber, mit
melden bie einmanbernben $anbtüerf*gefellen ju fämpfen Ratten,
maren Urfadje, bafj nur SBenige tommen wollten. 2Ber enblid)
glücflict) bie ©renje pafftrt §atte, mürbe in ber Siegel gleidj oon
ben $)ru<fereien in SDfttau unb 9tiga in $8efd)Iag genommen, fo
bafc bie $)orpater enttoeber gar feine ©efeflen erhielt ober nur
Xaugenidjtfe, bie au* SRiga fortgejagt maren.
©omit feien nun bie ^ßrofefforen, meiere SBerfe ebiren moUten,
barauf angemiefen, bie Qftanufcripte nad) anberen Orten be* föeictye*
ober gar in* 8u*lanb ju f dürfen; im (enteren 5atte f)abe bie
grofje Entfernung be* Äutor* oom $rucfort ben 9iadjtf)eil, ba&
bie Gorrectur fäledjt beforgt merbe, „wie be* §erm ^ßrofeffor
©rinbet* ©runbrifj ber Chemie ein traurige* SBeifpiel liefert."
$>em ju entgegen, fyabe Sßrofeffor s$arrot ben erften Söanb feines
©runbriffe* ber sJtytyfif in SDorpat $u bru(fen begonnen, fei aber
Dom gebruar bi* ®ecember nid)t bamit fertig getoorben unb an
bie $erftellung be* jroeiten 93anbe* fei gar nid)t ju benfen. 6o
fyabe er fic§ an ben SBudjbrucfer ©teffenljagen in 2Ritau gemanbt,
meil e* möglich fei, oon bortfyer bie ©orrectur ju beforgen. 9hm
forbere ba* $)örptfd)e ^oftcomptoir für bie 2Hanufcript-©enbungen
lotymeife ©ejatjlung gleich ben ©riefen. $)a* aber überfteige bie
Äräfte ber Diepgen ©elefjrten, bie o^ne^in faft fein Honorar for=
bern fönnten.
Digitized by Google
187 -
Offenbar mar ©renjiug' föührigfeit erlahmt. Dbroohl er &r=
beit genug hätte Iwben tonnen, oernachläffigte er, roaS ihm über=
tragen nmrbe unb entfpradj nicht einmal ben Änforberungen, welche
bie Unioerfität billiger SBeife an ihn ju ftellen berechtigt war.
9lo<^ ein anberer %aU belegt feine ©aumfeligfeit unb jeigt, wie
ferner e3 bamals ben Tutoren mürbe, ihre Arbeiten an bie Deffent^
lidjfeit ju bringen.
Oberlehrer Dr. ©truoe ^atte eine griedjifche ©rammati! »er-
faßt, welche oon ber Ober=@dwlbirection in ©t Petersburg jur
Einführung in bie ©chulen ber Cftfeeprooinjen genehmigt morben
mar. ©in Suchhänbler h^e fich auch 9^i^ jum Serlage bereit
gefunben — ®eorg griebrief) 3tteinShaufen in SRtga. &ber ber
fcruefer fehlte, @ren&iuS, bem ber $5rucf übertragen morben mar,
hatte baS SKanufcript oier Safjre bei fich Kc9™ taffen, ohne einen
einzigen Sogen ju liefern, bis enblich bie ©ebulb oon Sutor unb
Suchhönbler erfdjöpft mar, fie baS SBerf jurüefforberten unb im
3ahre 1814 ben $rucf bem 93ucf)brucfer ©chünmann übertrugen,
ber fich mittlermeile in $orpat niebergelaffen §attt. Sehnliche
Erfahrungen machte ber an ber ^Uesanber^eroSfo/fchen Slfabemie
in Petersburg angefteüte Sßrofeffor §orn. $)iefer manbte fich m^
einem ©efud) an baS 3)orpater Eonfeil, ein oon ihm oerfafjteS
SBer! „Narratio pragmatica studii linguae hebraicae" in 2)orpat
bruefen ju taffen, meil hier bie einjige ÄronS=2)rucferei mar, bie
orientalifche % üpen befafj52), mufete aber abfehlägig befchieben »erben,
trofcbem ber Kurator Jünger fich fü* %ß intereffirte53), ba „bie
UnioerfttätS=2)rucfereü jefct oon langem her fo befdjäftigt fei, baß
fte baS Sftothbürftigfte faum ju liefern im ©tanbe fei"54).
ES ift nicht erftchtlich, moburch ©renjiuS biefe allgemeine Un=
jufriebenheit auf fich Stögen fyat. Siegen e$ bie SBerhältniffe ba=
malS mirllich nicht ju, bafj trofc beS gefteigerten literarifchen S3e=
bürfniffeS ©renjiuS feine Änftatt jur 93lütf)e bringen fonnte, ober
mat er felbft ©djulb baran? grüher tlagte er über SKangel an
öefchäftigung; nun flog ihm biefelbe reichlich ju unb er mar nicf)t
im ©tanbe, ben an ihn gefteHten Slnforberungen ju genügen, 2)aft
ber $rucf ber ^örptfdjen Seitung ihn jefct mehr als fonft in Vin
fpruch nahm, mirb man faum glauben fönnen. ÖJenug, ber Un=
toille mürbe fo grofj, bafj man baran ging, einen Eoncurrenten ju
befchaffen.
Digitized by Google
- 188 -
2>iefer mar balb in ber ^erfon beS bisherigen gactorS ber
Sttüfler'fchen $)rucfeTei in SRiga, 3- & ©chünmann, ber auch eine
3eit lang in ber ©teffenhagen'jchen Dfficin in SKitau thätig ge=
roefen war, gefunben. 2)ie SMänbifchc Oeconomijc^e ©orietät,
beren SBorftfcenber bamals ßanbratf) üon ßipharbt war, interefftrte
ftdj fet)r für baS Quftanbefommen einer ^weiten ®rucferei unb gc=
mährte &u biefem gmeefe fogar eine Unterftüfcung üon 500 SRbl.
9cotf)Wenbig war nnr bie ^Beibringung eines SltteftateS, bajj eine
jweite ©uchbrueferei in fcorpat wirtlich Sebürfnife fei- Daöon
machte ber ^olijeiminifter in Petersburg bie Genehmigung ab=
gängig unb forberte, ba& einige Sßrofefforen ober baS (Sonfeü baS=
felbe auSfteflen follten. 2)ie(eS ju erlangen, wanbte ftdj nun @dnln=
mann an Sßrofeffor äRorgenftern65), ber bem ßonjeil bie ©itte
befürwortet oorlegte.
„SBie Diele mebicinifdjc 5)iffertationen liegen ungebrudt! wie
manage $reisfd)rift, wie manches Programm u. f. w. SBie
manche titterarifche Unternehmung wirb jefet aus Langel an 93or=
rath oon Settern unb Rapier, an Arbeitern, an Drbnung u. f. w.
in ber ©eburt erftief t ober fd)leicht traurig langfam öorwärtS!
SBie mancher oon uns weife baS aus jehnjähriger Erfahrung!
SBeifptele anzuführen ift langweilig unb oerbrüfjtid). 3m SRothfaü
ftehen fie in SKenge *u «efehl."
(So würbe benn am 8. 3uli 1813 im tarnen beS (SonfeilS
ber faiferlichen Unioerfitat baS 3^ugni6 auSgeftellt:
„bafe eine jweite in $orpat anjutegenbe ©uchbrudereö einem fehr
bringenben ©ebürfniffe beS hi*ftg*n gelehrten $ublifumS entfpreebe
unb bemnach ihre balbige Einrichtung ftu wünfdjen fen, ba ber
UniöerfitätSbuchbruder ©ren^iuS beö ber 53e)d)ränf tljeit feiner Dfficin
felbft bie öffentlichen 5)rudfachen mit ber erforberlichen <5d)netlig=
feit fertig ju liefern bi3t)er nicht im Stanbe gewefen ifL"
OrenjiuS war bamit nicht aufjer SBrot unb Hmt gefefct. (£S
war ^rofeffor SRorgenftern'S auSbrücf liehe ©rflärung56) bafc eS
nid)t feine Slbficht fei,
„Gerrit ®renjiuS um feinen Xitel eines UnioerfitätSbuchbrucferS
ju bringen, noch Hmi, wenn er ju rechter Qtit praestanda präftirt,
irgenb etwas oon ben öffentlichen UniberfitatS:$>rudiachen ju ent=
jiehen, fonbern nur in $orpat bie SRöglichfeit oeranftaltet ju
fetjen aud) aufcer feiner befchränften Dfficin titterarifc^e Arbeiten
5um Xrude geförbert unb überhaupt ernte gröfcere lebhaftere
Xhätigfeit in ttwographifcher $inficht aufblühen *u fehen."
Digitized by Google
- 189 —
$)emgemäf$ blieb ©renjiua junächft toaS er mar unb bie
Steten belehren uns, bafj er für bie 3af)re 1813 unb 1814 feinen
(Behalt in ber ernannten 5orm ber 9Jciett)e fortbejog. ©leidmjohl
tourbe ©chünmann, ber feine Ifjätigfeit bamit begann ba3 öon
©renjiuä oernachläjfigte SBerf beS Oberlehrers ©truoe ju bruden,
tooju er bie griedufchen Settern aus ber UnioerfitätSbruderei er=
hielt, if)m balb gefährlich- 8m 30. $ecember 1815 bittet ©renjiuS
bemuthig unter §imoeiS auf feine ©ermögenSumftänbe unb adjt
unerjogene tfinber, bafj man bie „toirflidjen UniüerfitätSarbeiten"
bod) burd) Um a(d beftaQten unb beeibigten Unioerfitätsbuchbrutfer
ohne Ausnahme in 2)rud bringen möge, ©eine buret) ben bid=
fjerigen ÄriegStrubel gefunfene $)ruderei fei nun, too ruhigere
Seiten es ihm geftatteten brauchbare ®ef)ütfen aus bem AuStanbe
$u beziehen, im beften Qu$t fid) toieber ju heben. SDie Untoerfität
fieberte ihm ihre Arbeiten auch ju57), aber eS blieb beim ©or=
fyiben. Jrurje ßeit barauf fieht fid) ©renjiuS oeranlafjt bem <£on=
feil mitjutheüen:
„bafj ein grofcer X^cil biefer mir jugefidjerten Arbeiten in ber
fich neben mir etablirten ©uehbruderei jur Anfertigung gegeben
nrirb, in melier nur nod) förmlich bie X^efe« ju 3 juriftifd)en
Promotionen unb beren Diplome gebrudt morben"58).
Auf bie Stauer aber fonnte fich ®renjtug neben bem fid)
offenbar mächtiger protection erfreuenben ©d)ünmann nicht hatten.
Als er im ©eptember beS SafjreS 1817 oom Sonfeil bie Sohren
miethe erhält, fdjübert er feine bebrängte Sage unb menige Sftonate
fpäter nimmt er feine Snttaffung. (5r mu& feine Söuchbruderei
aufgeben unb einem glüdlid)en Nebenbuhler baS Selb räumen.
Xie (Eingabe um feine ©ntlaffung jeigt, bog er fich m^ feinem
Goncurrenten gütlich auSeinanbergefefct hat: er oerfauft ihm feine
5)ruderei
$a ich mid> bemogen gefunben meine ©udjbrudereo aufjugeben
unb mit bem neuen 3nhr* eingehen ju Iaffen, toeil ohnmöglidj ämeie
in $oroat neben einanber fubjtfriren fönnen; fo habe ich nad)
getroffener Uebereinfunft foidje fammt ber bisher oon mir herauf
gegebenen X)orptfct)en Beitung an ben $erm ©chünmann auf immer
abgetreten unb bitte Demnach baS hochoerorbnete Sonfetl gehorfamft
mich Oon ben mir obliegenben Amtspflichten als beeibigter Uni
oerfttätsbudjbruder ju entlaffen unb mir geneigteft meinen Äbfdneb
ju ert£)citen.
Ungern oerlaffe ich bie ©ahn, auf ber idj mich ftetS beftrebte
Digitized by Google
- 190 -
meinen mir obliegenben ^fhdjten ju leben unb mögüdjft nüfclid)
ju feint, ©erüfnrt bringe ©inern $od&oerorbneten Sonfeil icf) meinen
innigften Xanf für bie mir öom ©eginnen ber Untoerfttät an ge=
fajenften 2Bof)Itf)aten hiermit bar unb bitte gelprfamft biefeS ebfe
SBo^Imoüen nod) ferner auf meine ®inber r)utbrcicr)ft ru^cn ju taffen,
üon benen jroei fia? ben ©tubten ju mibmen beftreben.
Xorpat, ben 27. fcecember 1817. SR. 3. ©renjiuS."
2öir fönnen un3 be3 Sinbructe nic^t erwehren, als ob ©ren^uS
fn'er Unrecht geföefjen wäre. Sin ^ionter unb Kulturträger im
ebelften Sinne be8 SBorteS erfdjeint @renjiu3 am <£nbe beS öorigen
3afn*f)unbert3 in einer sßromnjialftabt, in melier bie Xrabition
ber cor einem 3a§rf)unbert blüf)enben literarifdjen SRegfamfeit faft
erlogen ift. £urj Dörfer ift er als Verbreiter gemeinnütziger
S^riften jur SlufHärung unfereS eftnifdjen SanbüolfeS in einer
Keinen Sßrioatbrutferei Satjre lang unermüblidj tt)ätig. intelligent,
arbeitfam, fleißig ftet)t er in ber SBiebererwecfung ber Unioerfttat
ba3 aufgefyenbe SWorgenrotf) einer befferen Qtit, biz aud) ifni
förbern foll unb mit aflen Gräften wirft er fid) ba^er auf bie
Veröoßfommmtng feiner Unternehmung, «ber ifjm fehlen bie
Littel, welche feine Serbinbung mit ber Unioerfität ü)m tfjeitmeife
befd)afft. $>ennod) gef)t er rüftig an'S Sßerf, erweitert feine 3eitl*n3f
träumt ba$ 93efte oon ber 3ufanfc ^^er oer erhoffte Verbienft
will nict)t fommen, bie Arbeiten bleiben aus, er ftef)t fid) oon
üieten (Seiten bebrofjt. %U bann beffere Seiten eintreten, Arbeit
iljm genug juftrömt, ba t)at er wieber ju oiel übernommen. (Sr
fann bie fiet)rbücr)er, $)iffertationen u. f. w., welche gebrueft werben
foHen, nidjt mefjr bewältigen, weil bie mittlerweite 5)eutfd)lanb
oerfjeerenben Kriege in ben 3afjren 1812 unb 1813 ifjn oon
etwaigen §ülf$fräften abfd)neiben. darüber altert er, fann feinem
©erufe nidjt mef)r fo rüftig nad)gef)en unb ein Sfnberer, Süngerer
tritt aflmäfjlig an feine ©teile. 2Rel)r unb mefjr üerliert er an
Söoben, bis er enblict) gezwungen ift bem neuen Slnfömmling gan$
$lafe ju machen. Ärm, wie er feine SBirffamfeit begonnen, jiefjt
er fict) jurücf. (Sin Slnberer erntete, wo er gefäet.
Sluf ber einmal geebneten ©afjn fam nun ©ajünmann
bequemer unb leichter fort. Unter benfelben SBebingungen, bie
©renjiug jugeftanben worben waren, ftettt baS ßonfeil na<f) er=
folgtem ©efudje ben ©djünmann am 23. gebruar 1818 als Uni=
tterfität3-©ud)brucfer an
Digitized by Google
— 191 -
„in bcr Erwartung, bafc er aßen bcn mit biefem Slmte über=
nommenen SBerpfli Ortungen treulich unb gcmiffenljaft nadjfommen
unb üorftefjen unb befonberS ba$ U)m anvertraute ©igentium ber
Unioerfttät aufä forgfamfte bewahren, fomic aüe iljm aufgetragenen
Arbeiten ber Uniöerptat auf baS fdjleunigfte oor allen anbem
förbern werbe".
£>a3 UniDerfttätSeigentfjum an Settern, beffen Cbt)ut Ijter
Sdjihtmann befonberä an« #erj gelegt wirb, war nidjt fo gering.
(SS fjanbelte fidr) um circa 1500 $funb. SGamentlidj ber SBorratf)
an orientalifdjen Settern, bie im 3a§re 1807 aus ber Sdjrift=
giefcerei oon SSreitfopf & Härtel in Seipjig belogen worben waren,
war nict)t unbebeutenb. 2)ie ©Triften, welche ©renjiuS feinem
9tad)f olger übergab, beftanben auS:
(8en>i$l brr Stabttpaage ju
S?amf ber S($riften. Xorpat: rfinc* (BfWicfct
ber S^riftcn.
Xertia coptifd) * 42 tt
(Eicero griedjifdj 153 „
(SorpuS Ijebräifdj 76 „
ÜHtttel ätfjiopifd) 39 „
<£orpu8 rabinifdj 25 „
Xertia armenifd) 39 „
bittet furifd) 69 „
HHittel griedjifd) 76 „
Sicero famaritifd) 42 „
SorpuS griea^ifd) curfio $erfalia 38 „
Xejt eftrangelij^ 36 „
©icero arabifd) 82 „
(Jicero Ijebräifdj 77 „
GorpuS ©rieajifcfj 119 „
(5tn Saften mit mebicinifdjen, d)emifa)en unb mattes
matifajen S«0)^ 93 n
«uffifaje Xitelfajriften.
@robe Sanon 21 7, „
Doppcl Sicero 12% „
Xcjt 13 „
Xertia 63/4 „
@ewöf)nlid)e ruffifdje Schriften.
^ctit auf (Eorpu« Segel 84
gicero curfio 117 „
(Jicero antiqua 300 „
(93ei biefer Sajrift befinben ftd) einige in Rapier
gefajlagene ©lüde.)
Digitized by Google
— 192 —
©riecfcifcfce Xttelf^rtften.
flame ber S4rift«t.
Öcroiitt ber Stobtroaaflf \u
Torna t: trinrt flknridbt
brr sd)riftfn
@robe Sanon
Goppel «Mittel
Xejt
Xertia ....
SMefer SBorrau) mar übrigen« feineSroegä ausreichend Sroei
3at)re fpäter regte s£rofeffor 2Rorgenftern ben ©ebanfen jur Ser*
ooflftänbigung ber griednfehen Settern an, toa« ©djünmann aua)
oerfpract) auf {eine Soften tfmn ju wollen, ©leichjeitig fprac^ ber
Sßrofeffor ber (Sjegefe unb ber orientalifchen ©pradjen ben SBwvfdj
nach einem größeren ©a$ arabifdjer Settern au« unb bieS führte,
weil bie Sluägaben ju gro& ju toerben bror)ten, ba3 $)irectorium
barauf, bem ßonfeil ben 93orfcr)lag ju machen, fämmtlicfje Xtipen
ber Unioerfität an ben SBudjbrucfer ©cr)änmann ju oerfaufen59).
3)a3 ßonfeil ging fogleid) barauf ein60) unb beauftragte ben ©economic
©ecretär mit ber «ufftellung beS greife«. 9Jterfwürbigertoeije ge=
rictr) bie Angelegenheit aber in SBergeffenheit unb erft im 3a^r 1834
rourbe ber ©onfeil8=99ejcr)lufj ausgeführt. 9Jcan oeranftaltete eine
Äuction ber unterbeffen fdjon gänjlicr) unbrauchbar geroorbenen
©uchftaben, auf welcher ©cr)ünmann mit einem ©ebote oon 12 fRbl.
pro ^ßub ber afteiftbietenbe blieb, fo bajj bie Unioerfität bie Summe
oon 480 föbl. 93co. erhielt
Sttit ©cr}ünmann fcr)eint in ba$ Söuchbrucfer-^etoerbe neue«
Seben gefommen ju fein. Salb nad)bem er oon ber Unioerfität
angeftellt toorben mar, oeranla&te er bie ©egrünbung einer Sfranfen;
unb Segräbnifjfaffe für alle fcorpater SBudjbrucfer. @r als $rin=
jipal mit 5 ©erjülfen: §. SB. SBiebenbt, (Sari 2J?icr)ler, 3. 5. 2ttud)on>,
g. 3. $ul8borff unb 3. SB. ©d)ul| unterzeichneten am 2. Januar
1819 bie ©tatuten, bie aber erft im 3at)re 1824 bie geroünfdjte
SBeftätigung fanben.
Ueber ©ct)ünmann'3 Xl)ätigteit in ber 2)rucferei geben bie
Unioerfität^sÄcten gar feine Suäfunft. SBeber fommt er in bie
Sage wie fein unglücflidjer Vorgänger bem Sonjeil mit SBitten um
SBorjctjüffe läftig fallen ju müffen, noch werben ßlagen über ilm
taut, bog er ben Änforberungen nicht genüge, «ugenfcheinlich
gingen feine ÖJefchäfte gut unb er hatte feinen ÖJrunb ju bebauem,
Digitized by Google
- 193 —
bag er nach $)orpat übergefiebelt mar. SRur f)atte er t>orüber=
get)enb Uneinigfeiten mit bem SRatfje unb ber SBürgerfdjaft.
Söenige 3at)re nämlich, nadjbem ©chünmann bie ©renjiua'fche
SJuchbruderei getauft unb mit ber feinigen bereinigt hotte, begann
bie ßunftgemeinbe ihn auch ju ben Duartier= unb ^olijeiabgaben
heranziehen, ma3 mof)l faum al$ unbillig angefe^en merben
fonnte. ©chünmann inbefc erblidte barin eine Ungetedjtigfeit. Unter
$inroei3 barauf, bafj fein ©efd)äft nic^t ju ben jünftigen «rbeiten
geregnet merben tönne, glaubte er mit Berufung auf bie Senate
u!afe üom 28. Suni 1783 unb 19. gebr. 1802, nad) melden
9Ranufacturen unb gabrifen eines befonberen ©chu|e3 gemürbigt
mürben, feine $rutferei ju berartigen Stnftalten rennen ju bürfen
unb ohne 5lbgaben=3ahlung ejiftiren ju tonnen61). $a e3 aber
©dnxnntann weniger auf bie (Uelbfumme ange!ommen ju fein fdjeint,
als bafj er ftd) oerlefct fühlte ju ben gemöhnlichen bie ®emeinbe=
Abgaben tragenben jünftigen $anbmerfern geregnet gu merben,
fo erbot er fich bie 2)rucfarbeiten für bie öffentlichen Snftitute ber
©tabt, bie öffentlichen 93efanntmac^ungen u. f. m. unentgeltlich ju
beforgen. SBi«t)cr maren ihm biefe au3 ber ©tabtfaffe bejal)tt
morben unb er mar ber $nfid)t, bafj ber SBetrag berfelben bie
Steuern, bie er jafjlen follte, meit überfteigen mürbe.
3)er fRat^, bem ©djünmann feine Sefdjroerbe unterbreitete,
crfuct)te bie Slntoniengilbe um eine SBegrünbung ber 93efteuerung
be3 ©chünmann unb nad) einigem ©djriftenmedjfel tarn er aud>
am 21. 3uni 1821 in Eefifc ber geforberten Erläuterung.
3n biefer mirb nun auSeinanbergefe^t, bafc in teuerer geh
mieberfjolt mehrere ^iefige Einmohner fidt> bemüht Ratten ben allen
Sinmo^nern gemeinfdjaftlid) obliegenben Saften ftd) ju entgehen.
HHein ber §anbeU- unb ®emerbeftanb foüe bie öffentlichen Ab-
gaben erfdjmingen. S)ann bürfe aber auch bie SBudjbrucfem h^am
gejogen merben, benn fie mürbe in ihrem ganjen Umfange hanb-
merfämäfjig betrieben.
„&uch fann t% ©upplicanten nicht jum 9cacf)thetle feiner @hre
gereidjen, bafj er üon biefer ©Übe, ju ber er feinem ©eroerbe unb
feinem ©tanbe nach bodj immer gehört, befteuert roorben, ba felbige
Diele achtungäroerthe Männer $u ihren SDcitgltebern jäljlt bie,
wollte man mie ©upplicant irrig oermeint, bie ©uchbruefer ju ben
ßünftlem rechnen, germfj nicht weniger Äünftler finb." (@S merben
bie ©otbfchmiebe, Uhrmacher, SJlaler, Süchfenfduniebe, ©chloffer, ja
«t*i» f. «ei*, b. Dcuti*™ »ud)f». vir. 13
Digitized by Google
— 194 —
felbft bic ©dmeiber aufgejagt.) „3ur 93ud)brutferei ifl, wenn bie
SJcafchinerie einmal ba ift, befanntlidj nicht immer ein großes
©enie erforberlid), fonbern auch ein mittelmäfjigeS fe^r bortheil*
t)aft jur Erlernung beS ©efcenS unb 2Ibbrucfen$ bon ©chriftfäfcen
gebraust werben fann, um fo mehr ba beb, ben SBudjbrucfern bie
SRoben nidjt fo oft Weddeln. $luch lann bie ©udjbrucferett ben
fd)önen fünften nicht jugejählet werben, inbem ju felbigen befonnter-
maa&en nur bie £anbfchaft= unb ^ortroitmaler, 93ilbhauer, Slrdjü
teften, ftupferftecher, bie e8 burdj befonbere Uebungen, 9cachbenfen
unb öorjügtidieS ®enie ju einem befonberä h°hen ©rabe ber 93ofl=
fommenheit gebracht haben, gehören."
Namentlich aber belegen fei ber Suchbrucfer fein ftünftler,
weil ©chümnann bei feinem ©efuct)c um Slufnahme in bie ruffifdje
Unterthanenfchaft bon ber ®oubernement3;$Regierung ben SBefdjeib
ermatten jum SBürgeroflab angetrieben ju werben, er fomit bie
gefefclicfjen Äronabgaben jaf)Ien müffe, „welche« ben einem (&c
teerten ober ßünftler nie ber gatl ift, inbem begleichen <ßerfonen
nach ben SReidjSgefetjen ju ben erimirten ©tünben gehören".
©chünmann1« Anerbieten eines unentgeltlichen ®rucfe« ber
ftäbtifdjen ©efanntmac^ungen fei fefjr fonberbar. SÖBarum wolle
er auf einem Umwege weit mefjr Abgaben jaulen, als bon ihm
auf bem gef etlichen Söege »erlangt würben? ©djünmann ^abe
burdj ben SInfauf ber ©renjiuS'fchen 2)rucferei ein 9tt onopol. @r
habe bie $)rucffoften bereit« auf« doppelte unb nodj mehr crt)öl)t.
2Ber bürge bafür, bafj fic nid)t nod) mehr in bie §öf)e gingen?
2lu8 jebem Jahrgänge ber 3etog fei ju fehen, bafj f elbige $ur
$>älfte mit ^rioatbefanntmaerjungen angefüllt fei, mithin beziehe
©djünmann ein bebeutenbe« (Sinfommen au« ber ©tabt. — S)ie
5lntoniengilbe fdjlug baljer bor, entweber ben ©chünmann anju*
halten ba« ^Bürgerrecht ber ©tabt anjuneljmen unb bie ©teuem
ju tragen wie jeber Rubere, ober falte er fich weigern fotlte, bahin
ju wirfen
„bafj ein ^weiter ©udjbrutfer ^iefetbft etabltret unb bemfelben
als ©tabtbudjbrucfer ba« Sßribilegium jur $u«gabe eine« 2Bod)ens
blattet gleich ben 9tigifc^en Slnjeigen jum ©efwf ber Snfertion
ber gerichtlichen unb 9$ribat=93efanntmadmngen erteilet werbe."
lieber bie ©ntfdjeibung biefer ©treitfachc lögt firf> nicht« er=
mirteln. $)iefelbe fcheint auggeblieben ju fein, Sebenfaü« gelangte
bie ©chrift im SRathe jur SSerlefung. 3m Xifdjregifter ftefjt unter
b. 29. 3uli 1821: bie (Srflärung be« Steltermann« ber gro&en
Digitized by Google
— 195 —
©übe abjumarten. SBeitereS f)at fid) in ben Sitten be* ftath*
ntc^t finbcn laffen rooüen.
35er in ber ©<f)rift fo bringenb geäußerte SBunfcf) nach einer
feiten SBuchbrucferei foütc erft in fünfzehn Sauren in Erfüllung
gehen. $atte eS fchon lange gebauert, biö ber ©renjiuS'jchen
$ra<ferei eine Eoncurrenj erwuchs, weil baS SBagftücf in S(nbetracr)t
beS geringen (Gewinnes, ben e» oerfpradj, ju grofc jdjien, fo mochte
öietteidjt jefct, wo eS ©dnmmann fid)t(icf) gut ging, Sßiemanb oer=
fua)en ü)n aus bem ©attel ju tybtn. Erft im 3al)re 1835 trat
man bem ©ebanfen an bie Errichtung einer ^weiten $5ruderet
eifriger näher. £er 93ud)brutfer ÜKontag in föeoal, ber Inhaber
ber ßinbforS'fchen Erucferei, beabfkhtigte in ©oroat eine giliale
m eröffnen unb manbte fidj an ben ©eneralgouoerneur, #errn
©eneral=2ieutenant S3aron Rahlen, mit ber ©itte um bie Eonceffion62).
2)a nun ber Umfang beS 93uct)br ucf crgef ct)äf tcö ^auptfäc^Iic^ burd)
ben ©ebarf ber Unioerfttät bebingt fdjien, fo oeranlafjte SBaron
$at)len lefctere fid) gutachtlich #x äufjem68). SBon r)icr aus mürbe
bie Antwort erteilt, bafj bog Eonfeil bie (Errichtung einer jmeiten
$rutferei wünfche, infofern bie $erfönlid)feit unb bie SKittel
beS $errn 2Rontag für baS gortbeftetjen ber neu m erridjtenben
Offtcin GJewäfjr leiften fönnten. $ie Errichtung einer jweiten
^ruderet rourbe fomit nicht ganj für unbebenflich gehalten unb
au« bem SBegleitfdjreiben beS SRectorS an ben Öteneralgouoerneur
geht auch fytxtnx, bafc man fürchtete, SWontag merbe fid) auf bie
$auer nicht in Xoroat holten fönnen, was „leicht eine 93er =
fchlimmerung beS gegenwärtigen 3uftanbeS jur golge höben Dürfte."
3m 3af)re 1837 mürbe biefe jweite SDrucferei eröffnet, ber
§err Saafmann als Ö5efct)öftöfürjrcr oorftanb. 9#it bem S)rucfe oon
$anileroSry$ Erinnerungen mürbe am 15. SRooember bie Arbeit
begonnen. ftolft'S *ßrebigten, S3unge'S botanifcher Eatalog waren
bie nächften SSerfe, welche bie 2Kontag'fche treffe befchäftigten, fo
ba& bie mer ©ct)ülfcn genug thun hatten. 3n biefe 3at)re fäUt
auch öer Soreftier'fche Serfuch jur Eröffnung einer joIogra^r)ifc^ctt
Snftalt. Seiber beftanb biefelbe nur wenige 3fohre (oon 1837—41).
$aS erfte unb einige Söerf, welches mit goreftier'jchen $olj=
fdmitten gefchmücft erfchien, war bie in ber Saatmann'fchen %w-
graphic gebruefte ruffifche Ueberfefcung ber ©chubertfehen 9catur=
gewichte (2 Xheile. 1841). StuS SRontag'S $änben ging nach beffen
13*
Digitized by Google
- 196 —
früh erfolgtem lobe bie ©udjbrucferei an #errn Saarmann über,
ber (ie noch beute rüftig führt.
3)ie ©chünmann'fche X)rucferei mürbe burdj bie (£oncurren$=
Unternehmung nict)t beeinträchtigt. SDorpat, beffen (Einmohnerjahl
unterbeffen gemachten mar, fonnte nunmehr jmeien $)rucfereien
SRaum gewähren, ja feljr balb folgte fogar bie britte.
Qu ben bon ©cf)ünmann h^augebilbeten Drucfern gehörte
nämlich auch Sari ©ortlieb 9Jcattiefen aus $orpat, ber feit 1835
als Sermalter, feit 1846 als Pächter ber ©chünmann'fchen fcrueferei
thädg mar unb bie «nftatt pr ooüften gufriebenheit beS SBefifcerS
tabetlod leitete. §err URattiefen r)attc fct)r balb mahrgenommen,
bafj bie in 5)orpat als bem SHittelpunft miffenfehaftlichen ßebenS
unb ©trebenS ber Dftfeeprooinjen unb eines grofjen %tyilt% SRufc-
lanbS beftehenben 2)rucfereien nicht einmal für baS örtliche SBe^
bürfnifj ausreichten. $)te afabemifchen <$elegenf)eitsfcf)riften hotten
fich ftarf oermehrt, ber $rucf ber in 2)orpat erfcheinenben 3«itungen
unb 3ournale nahm bie ^reffen in &nfpruch — jo mar es erflär
lieh, bafj ein nicht unbebeutenber ber in $)orpat oerfafjten
©Triften in anberen ©täbten, namentlich im ÄuSlanbe gebmeft
mürbe. Sur Sermeibung ber bamit oerbunbenen Unbequemlich=
feiten fomie mit bem SBunfche bie im SluSlanbe oerhältni&mäfjig
hohen $)rucffoften herabjufefoen, fam $>err SJcattiefen im 3af)re 1848
um ßonceffton jur Anlegung einer neuen $)rucferei ein, bie ihm
auch nicht oerfagt mürbe, nachbem baS Sonfeil am 17. 2Kärj 1848
fich oahin auSgefprodjen fyattt, bafj „bie Ghrrichtung noch e*ne*
SDrucferei am h^figen Orte burch einen tüchtigen unb juoerläfftgen
9Rann nicht anberS als münfchenSmerth fein fönne".
3u ben nun beftehenben brei 2)rucfereien fam im 3ahre 185S
noch eine hinju, bie, oon (Sari ©dml$ begrünbet, im §aufe beS
©olbarbeiterS ßrug in ber SRitterftrafce ihren ©ifc r)attc, aber nur
menige Safjre aushielt unb fchon in ben fettiger Sahren mieber
einging.
$)ie 5)örptfche Qeitung, bie feit bem 3al)re 1863 täglich er=
fchien64), ging mit ber $)rucferei aus ben §änben ber SBittme
©chünmann im 3ahre 1865 an bie ßarom'fche SBudjhanblung über.
93on biejer faufte fte ©läfer in fpäteren fahren, unb gegenmärttg
ift es bie ©ehnafenburgfehe $rucferei, metche bie SRcftc ber einfügen
älteften Slnftalt in fich aufgenommen h&t. Unterbeffen mar ber
Digitized by Google
— 197 -
$örprfd)en 3c^n9 c^n Qciuic^tigcr Goncurrent erftanbcn in ber
von 2ftattiefen feit bem 3af)re 1866 herausgegebenen „SReuen
5Dörptfc^en Leitung". 8m 15. Sftoöember unb 15. $ecember 1865
erfdjienen ^kobenummero, am 2. Januar 1866 bie erfte Kummer.
«nfangS nur breimal toöd)entlicf), toirb bie geitung feit 1869
tägttcf) ausgegeben unb f)at fidj bis auf ben feurigen $ag ifpe
Stellung ju erhalten gemufft.
$)reifjig 3af)re lang r)at $orpat feine brei $)rucfereien behalten
unb erft in ben aHerlefcten Sauren finb neue fjiujugefommen. $)ie
@eroerbe$äf)lung com 28. üftoöember 1878 conftatirte wer $)rucfereien;
gegenmärtig jä^It $)orpat bereits fünf, oon benen bie eine au3fd)Uej$;
lief) jur $erfteUung eftnifcfjer 3)ruchoerfe beftimmt ift. 8uS Meinen
Anfängen entfielt ©rofjeS. 3n noef) nidt>t 100 3at)ren finb aus
einer $)rucferei ifjrer fünf geworben.
2(nmerfungen.
l) fiiülänbifdje »ibliotijet b. v. ©fötte.
*) SRetnorial be3 Söud^änblerS ©erwarb ©gröber im Brdnö für ©efei)
be« Deutfdp ©udjfjanbelä VI, ©. 136. Slbfdjn. 14.
*) Schirren, $ur ©efdudjte ber fd^mebifc^en Unioerf. in fiieflanb in //2Jlit=
Teilungen au* b. ©«biete b. ©efdjidjte £itK ®fc u. durlanbS". 93. VII, 6. 15, 42.
*) ©djirren, o. a. O. ©. 176. *) 9Rittf)eihutgen, a. a. 0. VH, 228.
•) «benba VII, 233. ») Cfbenba VII, 42. 8) (gbcnba VII, 226.
•) «benba VII, 217.
,0) 8roet gjemnlare baüon in ber »ibüotljet bei gelehrten efrn. ©efettfd).
ju Torpat.
") »ergl. j. ». »edjer'S ^olitifdjen fciScur« öon ben eigentlichen Urfadjen
bcS Huf= unb «bneljmenS ber ©täbte, 4. «uff. 6. 137.
,s) HKitt^eilungen Vir, 43.
") ©abebufd), fiiöWnb. »ibliofy I, 424.
14 « (Ed fei tjicr nochmals batan erinnert, bafj bie mitgeteilte ©tatifrif
ber Drude leinen Änfürudj auf 58otlftanbigfeit ergebt. (£& feljlt eine ©iblio=
granhie baltifdjer 3)rude unb bie ljier angegebenen 3a*>kn berufen nur auf
ben Sammlungen bed Kerf.
»5 Snlanb 1836, Sp. 336.
,#) §nlanb 1845, ©p. 673. ,T) Cfbenba 1846, ©p. 671.
,s) ©cfairren, a. a. 0. ©. 16. 19) Cbenba ©. 28.
,0) Sae. R** Mü« Caroli XI«1 Statuta et Privilegia clementisaime con-
cessa atndioaae javentuti in academia Livonorum Dorpatenei ex Codice
Conatitutionuxn deanmta. Dorpati excadit Johannes Brendeken, Reg.
Acad. Typographus, anno 1692.
ai) Jnlanb 1836, ©n. 668.
**) ©girren a. a. O. ©. 28. M) SRittheilungen ic VII, 247.
M) Gbenba VII, 270. «rt. IX. ") ©djirren, a. a. 0. ©• 28.
,e) ©tüd 11 u. 12. ©. 621.
") Cin (Sjemnlar in ber ©ibliot^e! ber gelehrten eftn. ©efeUfdjaft.
*•) 9*. 85 öom Dctbt. ") »om 3af>re 1799. 5«. 26. 1. ftebr.
Digitized by Google
— 198 —
80) 92ede unb 92opierfO/* ®elef>rtenIericon sub voce Steifen.
S1) Saljrg. 1789, ©. 275. 3*) $örptjd)e 8«t«ng 1791. 9*. 10.
") (Sbenba 10. $ecbr. 1791. 91. 99. S4) (Sbenba 1798. 92. 98.
■•) (Ebenba 19. 92oöbr. 1799. 91. 93. 88) fcopograplj. 92a$rid>ten I, 256.
t7) fcörptföe Bettung 1800. 92. 31. ,9) ttbenba 1800. 92. 40.
»•) 91. 11 bei 3at>rg. 1857.
40) (Eine Bufforberung §ur Pränumeration in bcr fcörptfäen 3eitung
1791. 91. 43.
41) Boertiffement $ur fcörptfd&en 3eitung oom 20. gebr. 1793. 9?. 15.
4") $örptfo)e Seitung 1793. 92. 22. «■) gbenba 1793. 9?. 21.
44) 2Bir ftüften un« bei biejer $arfteUung auf bie im Brdjio bei Uni:
Oerfttät beftnblidjen „Beta be3 ©onfeitä unb 35trectorium8 in SBctreff bet
UniüerfitätS^ud&brutfereö,'', 2 gaScitel, ba8 erfte, für bie 3abre 1806—21,
mit 128 numerirten betriebenen goHoblattern, ba3 anberc für bie 3a$re
1822—48 unpaginirt.
45) 3)örptfa)e Bettung 92. 94. 46) (gbenba 1793 92. 96.
47) Gbenba 1793 92. 100. 48) fcbenba 1794 92. 70.
*9) Sbenba 1794 91. 7. 50) (Jbenba 1793 92. 96.
6I) <£benba 1793 91. 9. **) ©^reiben t>. 9. 92oüemb. 1811.
5») ©^reiben ü. 10. 9J2ai 1813. ") ©ifcung 0. 16. 9Rat 1813.
") »rief au« Higa o. 21. 3uni 1813.
") ©treiben an« (Sonfeil o. 4. $uli 1813.
6T) ©ifcung oom 4. gebr. 1816. ") ©^reiben oom 8. 2)ecbr. 1817.
©i&ung öom 8. Octbr. 1821. eo) ©ifeung öom 3. 3Rärj 1822.
«eldjtoerbefdjrift be$ ©udjbruder« 3. (£ Sdjünmaun an ben föatfc.
4. SKärj 1821. Brcbjo ber ©t. Bntoniengilbe, Beten in ber ©djünmannföen
$ro$e&fadje.
6*) ©djretben oom 19. Suni unb 20. Bug. 1835.
••) ©djreiben oom 4. ©eptbr. 1885.
•4) Snlanb 1862, 92. 49, ©p. 785.
Digitized by Google
Hrr Heutige flunj^mtbel gegen fcttbe des 18. unb ju Anfang Des
19. Sa^nberte.
fccrm. 9tr|er.
SBäljrenb be« 18. Safjrljunbert« ^atte fid), wenn audj mit
Beibehaltung ober nur tljeilweifer Umbtlbung älterer (Sinridjtungen,
eine tiefge^enbe Umgeftaltung be« beutfdjen 93ud)l)anbel« oofljogen,
öeranlafjt fjauptfädjlid) burd) ben all mal igen Uebergang oon bem
<5fyntge= jum 3al)tung«gefd)äfte unb burd) $erau«bilbung üerfc^ie-
bener ^ierburd) bebingter, balb aflgemeinere ©eltung erlangenber
Ufancen. Dljne langbauembe kämpfe ging e« babei allerbing«
rndjt ab. 9ßod) lange nad) Auftreten ber fogen. Sftettoljanblungen
erliefen 19 fübbeutfdje, öfterreidjifdje unb fc^mei^erifc^e ©ud)t)anb=
fangen, an ihrer Spifce bie 3. Eotta'jdje S3ud)f)anblung in
Xübingen, eine gefjarnifdjte Hufforberung an bie „Somptantfjanb-
lungen" unter ber Ueberfdjrift: ,,©d)lufinal)me ber am (Enbe unter =
jeidjneten ©ortiment«=93ud)f)anblungen über ba« ßirculare, welcfje«
an beT Seidiger 3ubiIate=9Keffe 1788, an alle bie Seipjiger SKeffe
befudjenben auswärtigen 93ud)f)anblungen abgefanbt worben". 8ie
ftetlen barin ben Unterfcfjieb jwifdjen ben Sortierten be« „gabricf=
§anbel«" (bei reinen öerlag«f)anbel«) unb be« ©ortiment«:$an=
bei«, b. 1). be« ©etrieb« oon Sortiment unb Vertag neben einanber,
in ein ziemlich grelle« 2id)t unb f orbern oon erfteretn, bafj oon
ba an alle Sßartiepreife aufhören, Pränumerationen nur burd) ©ud)=
fjänbler gegen eine ^rooifion oon l/4 be« pränumeration«preife«
in GJelb coüigirt werben j ollen, baft tt einem, ber ben fdjulbigen
6albo bejaht l)at, ber Srebit oerfagt werbe, ba« ganje 3a§r t)in=
burd) alle« ©erlangte franco Seipjig of)ne Änftanb ausgeliefert
werben jolle, ba« ©riefporto für Söeftellungen oon ben Verlegern
ober beren Sommifftonär« getragen werbe, alle Oftermefjen ber
Digitized by Google
- 200 —
@albo nad) Slbjug oon 33y8 % in SReid)Sgelb ober nach bcm
24 fl.--gufje bejaht »erbe, töemittenben oor SBejahtung beS ©albo
in orbinären greifen ohne SBiberrebe jurüefgenommen werben.
SlnbernfallS mürben fie fich für ben 93erlag ber 93etreffenben nicht
mehr oerwenben, jonbern oon ihren gangbaren Ärttfeln SRadjbmcfe
oeranftalten. — Sin, unterzeichnetes , an fämmtüche 93uch=
hanblungen oon Deftcrreict), ©atyern, granfen, Schwaben, ber ©chweij
unb ber SJtyeingegenb gerichtete« (Sircular, batirt gebruar 1796,
welche« bie <ßalm'fcf)e S3uchh<mblung (wohl 3. 3- $alm in erlangen)
in einer Ucadjfchrift ju ihrem eignen macht, fdjlägt oor, um bie
Sftacht beS norbbeut(chen SudjhanbelS ju brechen, eine eigne SReid)^
buchhänbler*2Jceffe anzulegen, wo man gleich mit wirtlichen ®t~
fdjäften ben Anfang machen tonnte. ®S fönten beSt)alb ade
93uchhänbler beS Geichs unb ber Schweif am 1. 3uli beffelben
3af)re3 fid) in Ulm einfinben, um gleich am nächften £age eine
SSerfammlung ju holten, in welcher ein Jührer ber ©efchäfte unb
ein SRotar gewählt würben, um bie SBerfammlung ju birigiren unb
baS SRefoloirte ad Acta ju nehmen. — SRatürlict) hielten folche
Schritte bie (Sntwitflung ber $inge nicht auf. —
$er le|te größere (5hange=©uchhänbler war wohl $aul ©ott=
helf Kummer in ßeiojtg. $lber bie fchlimmen Erfahrungen, welche
er machen mufjte, bie Schwierigfeiten, welche er fanb, wenn er fremben
Verlag üerfcf)rieb ic, bie SBeoorjugung, welche ben auf Rechnung
Sßehmenben überall oon Seite ber Serleger $u Ztyil würbe, oeran*
labten ihn, burch (Sircular oom 1. SJcarj 1789 ju erflären, bafc er oon
ber nächftfommenben 3ubil.;9Jceffe an alle &honge-9ftechnungen abju-
fd)lie&en unb burchauS3ahlungS=$Redmung anzufangen gefonnen fei.—
2Bie ber beutfehe Suchhanbel ftd) furj nach beginn beS neuen
SafjrhunbertS barfteüte, ift au« bem erftchtlich, was föö&ig ') barüber
Jagt: 803er SortimentSf)anbel treiben Witt, mu& ben Suchhanbel
orbentlich in ben befrimmten £ehrjab,ren, fünf bis fedjs 3ahren, je
nachbem er Sehrgelb erlegt ^at ober nicht, erlernt höben. — 3«
Seipjig mufj auf Söeranlaffung eines lanbeSherrlichen ütckripts
wegen ber ju oielen bafelbft fich höufenben 93uchhonblungen jeber,
ber fich etabliren will, ein beftimmteS ©ermögen nachweifen ober
einen SBürgen bafür fteöen, wibrigenfaUS ihm baS Bürgerrecht nicht
ertheilt wirb.
Xer SortimentShanbel befchäftigt fich mit bem Sortiment,
Digitized by Google
— 201 —
b. t). frembem ^Berlage, welken er oon Änbem mit 93ejief)ung eine*
getoiffen Rabatts nad) mehreren Sjemülaren mm jebem Slrtifcl
eigentümlich erwirbt unb oerfauft. <£ine eigne $anbeteart ift ber
£anbel ä Condition. (Er tritt ein, wenn ein Söuchhanbler auf ben
SKejfen aufjer bem genommenen Sortiment oon einem ober einigen
(Sremölaren, meiere auf töedmung gehen, noch ein. ober einige
Gfcmplare f abreibt, b. i. er nimmt fie mit ber 23ebingung, toenn
er folcfje nicht abfegt, jur tunftigen Dftermeffe fie mieber jurücf-
jufenben. SDicfcS Pehmen a Condition tonn auch aufjer ben
Steffen eintreten. 931ofe gortfefcungen gehen nicr)t auf (fefte)
Rechnung, fonbem fönnen bis jur fünftigen SJceffe jurücf getieft
»erben, wenn fie gleict) nicht ä Condition genommen finb. — Seit
ungefähr jehn Sahren (alfo etwa feit Anfang ber neunjiger Sa^re
be£ 18. Sa^r^unbert«) ift ber 9tettof)anbel im (Segenfafc jum
ZaafäfyanM ber gemöhnlichfte. 2)ie Rechnung gct)t oom 1. Januar
bis $um 31. $ecember. 9tEed unoertangt ober ä Condition @r*
haltene wirb jur Oftermeffe remittirt ober bejaht S8cträcr)tlicr>c
Salbi werben gewöhnlich $u $wei dritteln jur Öfter*, ju einem
drittel jur 9Kid)aeli8--9Reffe bejaht. $a8 oon bem Seidiger
ßomntiffionär außerhalb ber Steffen gelieferte Sortiment wirb ju
Cftern unb gu SÄichaeliä berechnet unb nebft ber pro cura (^ßros
oifion) bejaht — 2)ie Seipjiger fdjliefcen unter einanber @nbe
9cooember3 ab unb falbiren Anfang 3anuar8 nach Slbjug oon 25%.
— Sttad) fieiojig wirb franco, oon Seipjig unfranfirt gefanbt.
SBenn ftch jwei Sßerfonen mit ben gehörigen ßemttniffen unb
5onb8 ju einem gemeinfäaftlidjen (Stabliffement affoeiiren, fo wirb
enttoeber, wie bei jeber anbem §anbel3compagnie, ein gemeinfehaffc
lic^ed Saoital ju gleiten Xtyikn jufammengefc^offen unb (Seminn
unb Skrluft gef)t ju gleichen %f)t\ten; ober es nimmt ein fdjon
etablirter Söuchhänbler einen Zubern in ©omoagnie. £ier ift bag
Verfahren folgenbeä. $er oorhanbene Sßerlag unb ba8 Sortiment
werben oon einem ober jtoei erfahrenen ©udjfjänblern, unb jwar,
wa3 ben Verlag betrifft, jeber drittel bejonberS, ba8 Sortiment
aber nach ber SBaflenjdmur tarjrt unb bei ben SerlagSartifeln oon
bem Xarator gewiffenfjaft auf bie Slnjahl ber Auflagen, ba8 3ahr
be3 ©rfcheinen« unb ben bisherigen «bfafc Slücfftc^t genommen,
hierüber wirb eine Tabelle angefertigt, in ber biefeS SldeS genau
beftimmt, auch De* SSorrath ber Sjemplare oon jebem einzelnen
Digitized by Google
— 202 -
Slrtifcl, in föiefj uitb S3otIen beregnet, ausgeworfen wirb. SBci
ber Xaje pflegt man gewöhnlich brei Staffen $u machen, nämlich
gut, mittelmäfng unb nadj bem Sföafulaturpretfe, unb fyternadj bie
greife auszuwerfen. Oft nun ber SBertt) beS ganzen Verlags auf
biefe Söeife auSgemittelt unb baS oorräthige (Sortiment mit ber
SBaflenfdjnur gemeffen unb nach ben brei bemerften (Staffen ge=
fdjäfct unb fo ber äBerth beS ganjen Vorraths jur gegenfeitigen
Sufrieben^eit feftgefefct, fo zahlt ber neue Kompagnon, um mit bem
erften gleichen Äntheil unb SRechte ju genie&en, entweber bie ganze
Summe baar in bie gememfdjaftltcfje Gaffe ju neuen ©peculationen,
ober er fauft bie £>älfte beS ©anjen bem bisherigen Vefifcer ab,
inbem er biefem bie Hälfte ber Xarjumme baar ju beffen eigner
SMSpofition ausglitt, unb beibe bilben bann aufs neue noch eine
©äffe ju ferneren ©peculationen. ©emöfmlich wirb unter folgen
Umftönben noch feftgeftellt, bafj ber erfte ^öefifeer ber $anblung
alle gorberungen unb ©djutben bis ju bem ftatpnntU, wo bie
Gompagnie ihren Anfang nimmt, allein übernimmt unb oertritt,
toogegen ber neue Kompagnon besmegen außer aller Verantwortung
bleibt. - ©ei ber Xrennung einer folgen Societät wirb gewöhn-
lich folgenberma&en oerfahren. Kauften ber ßeitpunft, wann folche
oor fich gehen fott, oortäufig beftimmt worben ift, wirb oon bem
oorhanbenen Serlage abermals, wie bei bem Anfange ber 6er-
binbung, eine genaue tabeHarifche Snoentur gemacht; nachbem jeber
einjelne Ärtifel oon einem ober einigen baju gewählten 83udj=
hänblern tajirt worben ift, theilt man ftch entweber gütlich, fo
baß jeber Xh«l opfern ober jenem VeTlagSartifel ju Veiber
3ufriebenheit (Exemplare nach ber Xajre übernimmt, ober man
ftellt jwei VerlagSartifel, welche in ber Xare einanber am 9tft$ffot
fommen, jufammen unb lägt baS 2ooS fo lange entfeheiben, bis
baS ®anze getheilt ift. $)er Vorräte) an (Sortiment wirb auf
gleiche SBeife auSeinanber gefefct: zwei Valien, nach ber Valien^
fdmur gemeffen, werben neben einanber gefallt unb barüber gelooft,
unb fo lange bamit fortgefahren, bis baS ®anze geseilt ift. Siner
oon ben Kompagnons übernimmt fobann bie in ben Vüdjern be-
finblichen gorberungen, fowie bie Bezahlung ber ©Bulben bis ju
einem feftgefefcten 3*üpunfte, welches burch Sircular ben Vuit):
hanblungen befannt gegeben wirb. Stach Ablauf biefer grift unb
nach gesehener gegenfeitiger Berechnung werben bie noch oor=
Digitized by Google
- 203 —
fymbenen Slctioa unb Sßaffioa aufgezeichnet, ber SBertt) jur 3U:
friebenheit SBetber auSgemittelt unb oon einem oon SBeiben über=
nommen, wobei man bie gorberungen in gute, mittlere unb t>er-
lorene t^eitt unb banach beftimmt, um eine ©umme im ©anjen
fefrfe^cn ju Wimen, wogegen man fobann bie ©Bulben in
Sfafölag bringt. Ober man oergleicht fidj bahin, bafc man
Blies, was oon ber Gompagnie übrig ift, in ©aufch unb ©ogen
übernimmt.
2llS gebräuchliche 93ücf)er unb gormulare nennt SRöfcig: 9Re-
morial (©udjbuch, nur für bie ßeipjiger*), Verlangäettel, Sttefr
memoria!; an §anblungSbücf)ern: Vrouillon unb Kontobuch für bie
äunben, (£omnüffionS=©trajäen für bie Sommittenten, oerfdjtebene
©trafen für bie ©uchhänbler unb ßaffabud).
SBefjufS ber S3eförberung beS 93ud)hanbelS ift nachgelaffen,
bafc bie bie Seidiger Steffen „bauenben" ©uchhänbler au« ihrer
SWitte fceoutirte, unb jwar brei fädjfifche, nämlich jwei aus ßeipjig
unb einen aus einer anbem furfädt)fifct)cn ©tabt, unb fedjS aus
ben fremben bie 2Reffen befuchenben Vuchhänblern auswärtiger
fiänber ober 9teid)Sftäbte, wo fich mehrere SBuchhanblungen be=
finben, erwählen, welche baS gemeinfdjaftliche Sntereffe beS SBudj*
hanbels wahrnehmen. 3n gewöhnlichen gätten fann bie 93ücr)cr=
ßommiffion oon biefen $)eputirten münbliche ober fchriftlidje ©ut=
aalten erforbem. — 2)urdjgehenbe Sücherbaflen werben, um bie
Verbreitung oon Sflachbrucfen ju oerhüten, an ber ©ren^e oerfiegelt,
refp. entfiegelt. —
Obgleich in biefen ^ittheilungen einige auffallenbe 93emer=
rangen enthalten ftnb, fo barf man fie bodj nicht ohne SöeitereS
als unbegrünbet oon ber §anb weifen. $enn SRöfjig hatte gewiffer=
mafcen unter Vetheiligung beS 93uchh<ntbelS gearbeitet. Vor @r=
jeheinen feines ©ucheS hatte nämlich 3. $tnrichS, ber ben Ver=
lag übernommen, jämmtliche 93ucf)hänbler aufgeforbert, bezügliche
merfwürbige unb wichtige gälle aus ber SßrarjS mitjutheilen2),
unb wenigftenS bem Verleger felbft barf man gewig eine Ärt fad);
oerftänbiger SKitarbeiterfchaft auftreiben.
•) 9ladj Stöjjig; nadj gütiger SWitt^cilung be* fterrn Dr. St. Ätrdjljoff
mar baS SRemonal ober 6ud)bud) audj in Berlin, toenigften* bis gegen (fnbe
ber oier$iger %at)tt biefed 3afjrtjunbcrt$, gebräudjlid). «erlag unb Sortiment
rourben nur auf Vtemoriat, nigt auf SSerlangjettel ausgeliefert. Sergl. aud)
btefe* «rdfio, V, ©. 210.
Digitized by Google
— 204 —
Nur in 93e$ug auf bog, wag Nöjjtg über bie furfächfifche
33üc^crtajrc fagt, mufj bemerft werben, bafc biefe Söeftimmungen,
wenn überhaupt je ju praftifcher Geltung gelangt, bamals fidler
fdjon längft obfolet geworben waren, Nach Johann Georgs 9ttünj=
unb Xajorbnung oom 31. 3uti 1623 waren nämlich bie ©uch=
hänbler im Shir* unb Seipjiger Greife gehalten, bie granf furter
©ü^erta^e jeber SReffe jebe« Orte« Dbrigteit anzeigen unb mehr
nicht, als an beut Gülben oon au3länbifcr)em $rucfe 5 Gr., oon
inlänbifchem aber 2 Gr. oon beutfeher, 3—4 Gr. oon lateinifcr)er
SRaterie an Gemtnnft $u nehmen, bei ben am Orte oerlegten
93üdjern oon gemeinem $)rucfe auf gemeinem 5)rucfpapier ben
©ogen für 3 fetter, auf meifj grofc tötonen* unb SNebianpapier,
mit fleiner Schrift gebrueft, ben SBogen nach Gelegenheit für
2—3 *ßf. ju geben. —
3d) ^abe fcfwn früher mitgeteilt, bafj mit bem 18. 3a^r=
hunbert bie Neuerungen im SBuchhanbel ju einem gewiffen 2(b=
fcr)luffe gefommen waren. SBon allgemeineren neuen (Einrichtungen
ift mir au3 ber hier in Betracht fommenben geit nur eine SBer=
fenbungSlifte betannt geworben, ©ie ift batirt oon 1807. SKe
Ueberfcrjrift beS oier gefpaltene goliofeiten enthaltenben gormularS
tautet: SBerfenbung3=fiifte. (3n Äommiffion bei 3. g. Glebitfcf)
in Seiojig.) $)ie Sifte fül)rt 446 ginnen auf. Serfenbet würben
oon bem betreffenben Ärttfel, einem Chansonnier, an 73 £>anb-
lungen 182 (Sjemplare.
3u au^fct)liegttcr)er unb allgemeiner Geltung waren inbefj bic
neuen Ufancen immer noch nk^t gelangt. $)ie Sßeibmann'fche ©uch=
hanblung j. 85. fcheint noch längere 3eit hinburch ba8 «ßrineip be^
folgt ju haben, nur unter folgenben 93ebingungen Gonto ju eröffnen:
1) Rechnung bis 31. SNärj; 2) 33V3% ^att; 3) ben Salbo in
jeber Oftermeffe ganj in fiaubthatern ju 1 Zfyx. 13 Gr. p
jahlen; 4) Nicht« ju remittiren. S9ewei3 bafür finb mehrere in
ben Sammlungen be8 SBörfenoereinä oorhanbene <5cr)riftftücfe. —
3Me mit bem Uebergang jur gahlungSrechnung oerbunbenen
Neuerungen unb beren allgemeine Annahme hotten oerfchiebene
Uebelftänbe heroorgerufen; auch bem Shaugegefchäft hatten ftch
üttijjbräuche mit herübergefchleppt, unb aufcerbem war bie attge*
meine Sage fo ungünfrig geworben, bafj ftch Der ©udjhänbler nach
unb nach gemiffeS Gefühl oon Unbehagen bemächtigte.
Digitized by Google
I
- 205 —
2)ie älteren eigentlichen 23ud)fjänbter waren grofeentheilä gut
fttuirte, mohlangefehene §erren. 3^re ©erbinbungen reiften bis
in bie työdjften Legionen unb ihre ÖJejc^äfte erfreuten ftch einer
tneitfjinlooljnenben Shinbfchaft. 2)te §anblungen behaupteten eine
gemiffe Stabilität unb blieben, burcf) (£rbfcf)aft ober ©erheiratfmng,
in ber Siegel lange 3eit t)inburcf) im SBefifce einer unb berfelben
ganrilie. $)a3 mürbe nach unb nach anberS. S)ie ftaty ocr
Söuchhönblungen oeratehrte ftch fdjnell, bie tjierburch heroorgerufene
ßoncurrenj tr)at natürlich ben älteren ©efdjäften fühlbaren $lb=
brach« ^cr ^uchhanbel recrutirte fid) immer mehr auch au&
folgen Greifen, bereu üftitglieber feine regelrechte Sehre burd);
gemacht hatten unb barum al£ (Sinbringlinge angefetjcn mürben.
So erhielt 1789 ber furfürftliche §of- unb ßabinetäbuchbinber
XobiaS granj SartoriuS in Sflainj ©onceffton jum SBudjhanbel.
«bam SKidmel Äöt, fcoctor unb ^ßrofeffor ber «ßr)itofop^ic unb
fiiteraturgefchithte in SBürjburg, erhielt 1797 ein fürftlicheS ^
mlegium jur Errichtung einer neuen ©uchhanblung „mit bem
auöbrücflichen ©efehle, feine SKachbrucfe ju führen unb ju Oer
breiten." Um bie Witte be« 18. SahrhunbertS hatten in 3)eutfch^
lanb nur ungefähr 100 eigentliche SBuchhanblungen beftanben8),
bagegen führt ein 93uchhänbler=SSerjeichni§ oon 1801*) fcf)on 473
ginnen beutfcher unb fchmeijeri jeher ©uchhanblungen auf, barunter
64 reine 93erlag3hanblungen, 108 folche, bereu ©erlag jroifchen
ben Steffen auggeliefert mürbe, 167 foldje, bie jmifchen ben Steffen
nicht ausliefern liegen unb 28 folche, bereu ©erlag nicht in ßeip$ig
$u haben mar. 3n *ßreufjen fanb man ftch ou«*j biefc Sunafjme
üeranlafjt, mittelft (SabinetSorbre oom 19. ©eptemb. 1801 fcft=
sufefcen, bafc, um ber unüerhältnt&mäfjigen unb nachtheiligen 93er =
mehrung ber $n$ahl ber 93uchhanblungen*) Einhalt ju thun, mer
von ba an um ein $uchhanblung3*^ritnlegtum einfäme, Jecr}*
Jöehrjahre unb jmei $)ienerjaf)re überftanben haben unb über fein
fittticheö betragen mährenb biefer ßeit t>ort^cilt)aftc ßeugniffe bei=
bringen, aufjerbem behuf 3 feine« ©tabliffements in ben „SReftben
äien" 5000 Xlwler, in ben ^roüinjialftäbten 2000 X^aler eigne«
Vermögen befi&en unb nachmeifen mü&te.
93ei a liebem mar man im SWgemeinen nicht fchmierig, menn
*) <£3 qriftirten 1801 in ©crttn 33, in Seidig 75 Sudftanblungen,
unter le&tcren 34 ©ommiffiondre.
Digitized by Google
- 206 -
folc^e, bie fidj neu etablirt Rotten, in ber ÜReffe auf SRedjnung
nehmen wollten, oorauSgefefct, bafj fie aud) itjrcrfeitS an 93erlag
(£twa3 bagegen bieten tonnten, ©elbft ber gewiegte 3of). SJriebr.
Äorn ber ältere in 93re8lau fdjreibt5):
„2Ba3 nun S^nen meine ftreunbe betrift bie fi<$ al$ SReue
etablirenbe melben roerben, fo erfläre id) l) idj oerjage feinem
ben (Erebit in mäßiger ©umma. 2) id} begehre nidjt, baf$ ©ie ab=
folut gegen nehmen fotlen, wenn Sföre Saage 3$nen 'eine §ofs
nung $um Xebit madjt, 3) id) roerbe um 3fjnen ju unter;
ftüjjen miä) nid)t entjie^en, öon 3^en Slrtideln, bie ©ie mir
einfenben roerben ®ebram$ ju machen.'' (Erbittet alle roirftid) oor=
^anbenen SRoöitäten in beliebiger 3al)l a Sonbition.) „Äber öerjdronen
©ie mtd) mit Fatturen, roo burd) buntfdfädige föeft^njeigen, ba«
reele ber $anblungen in (Sljarlatanerie oerroanbelt wirb."
dagegen erflären 3- Sac. ©tafyel fei. SBitroe & ©ofm in
SBürjburg (3-=9R. 1796), bie mit jeber 3Heffe anwadjfenbe ßafjl
neuer 93ud)l)änbler erfdjwerten ba3 (Seftfjäft }o fefyr, bafj man balb
gezwungen fein mürbe, breijefjn SDtonate im 3afjre jur $lbfd)liej$ung
aller 9*ecf)nungen ju oerwenben. $)er Slbfafc ber 93üd)er oermeljre fict)
nidjt im 93erl)ältni& ju ben unjäljligen neuen s£robucten ber 93üd)ers
madjer unb aller Sortfjeil betjne fid> am @nbe auf ein ungeheures
fiager oon 9Kaculatur au3. ©ie f)aben beSfjalb iljrem Sommiffionär
Orbre erteilt, nur oon 87 (beftimmt namhaft gemalten) §anblungen
93eifd)lüffe anjune^men; oon anbem §anblungen gefanbte üftooitäten
mürben mit Sßorto für ^in- unb §erfrad)t belaftet roerben. —
SBon anbem Urfacrjen ber bamalö oiel beflagten mifjlidjen
Sage be3 93ud$anbel« roar bie widjtigfte in ben Kriegen ju fudjen,
welche oon ben neunziger Sauren beS oorigen 3af)rl)unbert$ an
in immer roieberfef)renber golge nad) unb nad) faft ganj (Surojm
in 2Jcitleibenf)eit jogen. 5Dte beften Shmben oerfdjwanben, für
bie fübbeutfdjen §anblungen j. 93. bie tlöfter unb Stifte6), ober
oerliefjen ber brob,enben Ärieg8gefal)r falber iljren SBoljnort.
Slnbre waren buref) bie fortwärjrenben 9tequifttionen, ßontribu=
tionen, (Einquartierungen u. f. f. aufcer ©tanb gefefct, an 93efrie-
bigung iljrer literarifdjen Neigungen ju benfen ober bie 93udj=
f)änbler=9tedjnungen ju bejahten.
9Kd)t feiten traten SerfefjrSftocfungen ein. St)r. gr. 3Bar»p=
ler & f8t& in Söien Ratten j. 93. bie @nbe ©eptember« 1805 oon
Seipjig abgefanbten 93üdjer erft Snbe gebruar« 1806 erhalten.
Digitized by Google
- 207 -
mit bie SBallen, faft bis nach SBien gelangt, nneber nach fieipjig
Ratten jurücfgehen unb oon ba nochmals nach Sßien cjpcbirt mer=
bcn muffen. SDabei fam bie einmalige gradjt für ben (Sentner
auf 19 fl. fielen. (Gircular t>om Slpril 1806.) ®. «. Sange
in »erlin tfjeilt unter bem 22. «pril 1807 mit, bafe alle Strtüct,
melcf)e er feit «uguft 1806 für feine §anblungen in ©tralfunb
unb ©reifsmalb oerfdjrieben ^atte, wegen Hemmung be8 Skrfetjrä
bis ba^in in 23erlin Ratten liegen bleiben muffen. —
2>aju tarnen äujjerft läftige Üftafjregefn ber ^refjpoliäei,
hervorgerufen ebenfalls burtf) bie franjöfifdje SReüolution unb
beren folgen, ©djon 1797 empfahl Sodann §riebr. ^arrfnodt)
üon SRiga7) bie äufjerfte SSorficht bei (Sinfenbung oon SReuigfeiten,
ba alle oon ber Senjurcommiffion oerbotenen Söücher fogleid) t>er=
brennt mürben. Cr oerroaljrt ftd) gegen allen (Schaben. —
ßu ben gefährlichen ©Triften maren unter allen Umftänben
folche ju rechnen, meldje einer bamalS häufiger gepflogenen ®e=
mofmheit gemäfj norficfjtsfjQlbcr anonmn, b. I). otjne Angabe be8
Verlegers unb DrucferS oerfchieft mürben. $)ie SöibIiotr)cf be8
SBörfenoereinS bep^t aus ber ©chenfung be3 £errn Dr. fördföof?
eine auf eine beraTtige Senbung bezügliche 5öctur üon §einr. Frölich
in ^Berlin, bem Vorgänger ber girma $)uncfer & £umbotbt, unb eine
eben folche SRemittenbenfactur. $)ie erftere ift gebrueft unb lautet:
fieipjiger Dftermeffe 1806.
§err Netto.
in
erhalten
3riebetoünfd)enbe 5)eutfdjlanb . . . ä 12 gr. ord.
$5er «erleget wirb ftd) in ber Dfter=3Reffe 1807. melben.
$ie (gefdjriebene) SRemittenbenfactur (an eben benfelben) hat ben
SBortlaut:
$err Anonymus erhalten jurücf
l $ie Safobiner*) rthl. 1. — gr.
L. J. M. 1801. F. C. Löflund.
CSö mar alfo fchon öor bem traurigen Snbe 3of). SßfuX
$oIm*3, ber befanntlich auf franjöfifchen ä3efet)l am 26. 8ug.
*) S>ie wahren 3ocobinet im ^reufeiföen ©taate (ba* fogenannte 6(^ttjarje
©ua) oon fcan« o. $elb. tourbe in fätoaraen Umfälag broc^irt ausgegeben).
Digitized by Google
- 208 -
1806 ju ^Braunau erhoffen mürbe, meü man eine foldje anonmne
©d)rift (Deutfdjlanb in feiner tiefen ©rniebrigung ) bei ifmt ge=
funben f)atte, bie ©Ute aufgefommen, oerfänglid) erfctyeinenbe <Scr)rif=
ten anonüm ju üerfdncfen. ©djon 1798 fal) ftdj Soty. griebr.
£orn ber ältere ju 93reS(au oeranta&t, fcfjreiben: „Strien
greunben bie Slnontimifdje *ßäcfgen an mid) fenben motten, bitte
icf) fo!cf)e rücfyubeljalten, alles oerfappte ift mir oerbäcfjtig, ba id>
oon je t)er gewohnt bin, offen jn fymbeln, unb feinen ©runb ju
finben meifj, Ben rebl. ©emerbs^rt, unb erfüllten UntertfjanS=
«ßflidjten midj oerfteefen." Hm 1. Slpril 1809 erüefjen 46
Seidiger Sudjljanblungen ein ßircular, burdj meines fie auf
obrigfeitlidjen 93efef)l iljre fämmtlidjen Kollegen erfudjen, ifmen
„burdjauS feine anonam erfdjeinenben ©Triften, of)ne SfjreS
mens Unterfdjrifr", fomof)l für fie felbft, als aud) in badeten für
ifjre Kommittenten jujufenben, meil fie fonft oerbunben mären,
foldje Redete ber Cbrigfeit ausliefern. Qn gleicher 3«t oerbat
ftdj bie 2Reöer'fdje 93ud)f)anblung in fiemgo burdj Kircular atte
anontimen ©djriften gan^lid), ba fte neuerbingS einige berfelben
if)rer Regierung Ijabe abliefern müffen. Unb atterbingS mar ben
franjöfifa^en ®emaltf)abern gegenüber bie größte Söorftdjt geboten;
tdj erinnere, aufcer an 3. W ^ßalm, nur nod) an baS ©djitfjal
SRub. Baa^ar. SBetfer'S unb Äug. Sttafjlmann'S.
3e meiter ber übermältigenbe franjöftfct)e (Sinftufi ftet) auS=
breitete, befto f d)limmer mürben bie $ufiänbe. g^act) Sinnerjon
beS SRorbmeftenS DeutfdjlanbS, ber „Departements ber @Ib= unb
2Befer=2Rünbungen", mürbe, im Sluguft 1811, eine Ueberfia^t ber
oon nun an geltenben franjöftfdjen öeftimmungen auggegeben8),
gär bie SBudjbruder mürbe bie franjöfifaje Sinrid)tung ber 93re=
oets eingeführt. 3eber 93udjbrutfer f)atte ein oon bem $räfecten
feines Departements parapljirteS unb paginirteS 93ucr) ju führen
unb in baffelbe bie oon itjm ju bruefenben 2Berfe einzutragen.
(Sine Hbfdjrift baoon mu&te an ben @feneral=Director (©taatSratlj
(General SBaron oon Sßommereul in $aris) eingefanbt merben,
beffen Druderlaubnifj abjumarten mar. Die 93ud$änbler fottten
ebenfalls breoetirt unb baffin beeibigt merben, bafj fie fein SBerf
oerfauften ober ausfeilten, meines ben <ßflidjten gegen ben ßaifer
unb baS SSot)t beS ©taateS entgegen märe, granjöfifdje im Hue=
lanbe (alfo aud) in bem übrigen Deutfd)lanb) gebrutfte $Büd>er
Digitized by Google
— 209 —
Rotten eine @ingang«abgabe ju entrichten: 150 granc« für 100 $Hlo=
gramm; in anbern lebenben ©prägen gebrudte 93üct)cr 75 Gen;
timeS für ba« Kilogramm (b. h- incl. ber abbitionetlen Geeinte
für &rieg«fteuer unb ber ©tempetgebütjr 84% Centime«.) Alle
eingef>enben ©ücherfenbungen würben plombirt, bis bie Vertriebs =
erlaubnifj oon *ßari« au« erteilt war. Alle innerhalb be« fran=
jöfifchen SReid)« für ben 93ud)hanbel gebrueften SBerfe unterlagen
einer Abgabe oon 1 Sentime für jeben gebrueften Sogen. SBon
jebem gebrueften S9ucf)e waren, fünf (Sremplare an bie Sßräfectur
abjuliefern. SGBa« irgenbmie gegen biefe Seftimmungen toerftiefj,
würbe conft«cirt; unter Umftönben erfolgten noch weitere ©trafen,
(lieber bie §anbf)abung ber oorgefdt)riebenen Seclaration oergl.
biefe« Ardnü, I, ©. 203—205.) - Sie* finb bie einfchneibenbften
SBeftimmungen. Sfmen folgt noch c™c Snftruction über bie $a=
lenber. Siefe waren ohne irgenb eine Hervorhebung mit gleicher
©ehrift herjuftellen; mit großen ©uchftaben waren ju bruefen bie
gefte ber Himmelfahrt, Sföariä Himmelfahrt (zugleich mit bem gefte
be« ^etl. Napoleon), Allerheiligen, 2Beihnad)ten, Oftern unb ^fingften,
eoent. ber 1. Januar, femer am 1. Secember ber 3ahre«tag ber
Krönung Napoleon« unb ber ©flacht bei Aufterlifc.
3m 3ahre 1812 fanb fich bie föuiglich fächfifche Regierung
au« politifchen ©rünben, wenn auch 511m einer Anregung
oon anbrer ©eite folgenb, ju ©erfdjärfung ber beftehenben prefc
polizeilichen 33eftimmungen oeranla§t9). gür alle in Shirfachfen
außerhalb 20 namhaft gemachter ©täbte, fowie für alle für SRed^
nung inlänbifcher Verleger außerhalb ßanbe« ju bruefenbe ©driften
politifchen, t^iftoriferjen, geographifchen unb ftatiftifcf)en Inhalt«,
welche auf bie neueren 3cil°erh^tniffe oon unb mit bem 3af)re
1788 an ©ejiehung hatten, ebenfo für bie bahin gehörigen Auffä|e
unb einzelnen ©teilen in anbern ©driften, Journalen unb SBochen^
blättern, welche in anbern, al« ben benannten Orten gebrudt mürben,
war in Seipjig ein eigner denfor beftellt. Sie aufcer ben benannten
Orten ju brudenben 2Bochen= ober 9Ronat«blätter burften bei un^
fehlbarem SScrlufte ber (Sonceffion jur §erau«gabe jener
fchriften ohne Approbation be« ßenfor« feine anbern, al* bie in
ber bereit« cenfirten ßeipjiger politifchen 3^tung befinblichen Waty
richten, biefe aber ganj unoeränbert, aufnehmen, ©ämmttiche in^
länbifchen 93uchfjänbler hatten alle SBerfe, welche fte außerhalb
MrdjiD f. ö*f$. b. Ecut^en »ud»l). VII, 14
Digitized by Google
- 210 -
SanbeS brucfcn (äffen wollten, cor bem Abbrutfe einem inlänbifdjen
(Senfor jur (Senfur oorjulegen, bei ©träfe oon fechswö<$entlichem
©efängnifc ober härterer H^nbung. — ©ämmtliche ju ßeipjig
etablirte, fowie bie auswärtigen bie Scipjigcr SWeffe befud)enben
33udjhänbler füllten jebeSmal ju Anfang ber SJceffe bie SBerjeichniffe
it)rcr neuen SBerlagSartifel, aud) wenn biefe bereits im SKefefataloge
ftanben, bei ber 93üd>er=(£ommiffton abgeben. fleeue jwifdjen ben
Steffen erjdjeinenbe SBerfe waren oon ben Gommiffionären ber
auswärtigen ©uchhanblungen ebenfalls anjujeigen. SGBer biefe fcn=
jeige unterlaffen ober früher ben S)ebit eines SSerlagSartifetS unter*
nehmen mürbe, foHte mit einer (Selbftrafe oon 50 X^alern belegt
werben. 33ei miebeT^oIten Gontraoenrionen fottten bie Seipaiger
93ucr)I)änbIer baS föedjt, Gommiffionen ju übernehmen, oerlieren.
2)ie fieipjiger $ud)hänbler fönten bei $ermeibung gleicher
©träfe bie Gommiffton auswärtiger ©uchhcmblungen nicht anberS
übernehmen, als nadjbem fid) bie Kommittenten burd) geugnifj
it)rer DrtSobrigtett ober burd) beglaubigte Slbfdjriften ihrer etwaigen
patente legitimirt gärten, ba§ fie unter öffentlicher (Genehmigung
a(S 23uchhänbler anerfannt ober SBerlagSgefcrjäfte ju betreiben be-
rechtigt feien. $>ie Gommiffionäre hatten bann bei ber 93üd)eT~
Gommiffion anzeigen, für welche auswärtige ^anblungen fie
GommiffionS* unb ©pebitionSgefd)äfte führten unb ob unb an
welchen Orten biefelben ein ©üdjerlager in fieipjig hätten. $>er
(Eingang oon auswärts gebrueften Schriften ohne ober mit fatfeher
Angabe oon fcrutfort unb ftame beS Verlegers ober GommiffionärS
war atsbalb ber Söehörbe anzeigen, ber 2>ebit foldjer ©djriften
ju unterlaffen. ©ämmtliche intänbifche 93ud)hänbler unb bie 3n--
tjaber oon £eü)bibliothefen unb Sefeinftituten waren bei ©träfe oon
10 £f)lr. in jebem GontraoentionSfafle oerbunben, £)rutffchriften,
bie ihnen oon unbefannter f>anb jugefenbet würben, fofort nach
Gmpfang ber Dbrigfeit beS Orts, in ßeipjig ber ®ücr)er=Gommiffüm,
auS^ut)änbigen. Ausgenommen war unauSgepatft burcf)gel)enbe8
©pebitionSgut.
£ie Seipjiger $uct)hänbler famen jmar gegen bie meiften biefer
SBeftimmungen als unausführbar ober unflar ein; ob oorläufig mit
(Srfolg, ift fehr ju bezweifeln.
2>rei Xage nach ocr ©ehlad)t bei QJrofegörfchen, als burd) ben
SRütf^ug ber preu&ifchen unb ruffifct)en Armeen ganj ©achfen unb
Digitized by Google
- 211 -
her größte Sfjetf ber preußifdjen Staaten ben fran^öfifc^en §eeren
rcieber preisgegeben worben mar, am 5. ÜÄai 1813 mußten in
Seidig alle Schriften, roefdje „ttriber S. üHajeftät ben $aöfer oon
Jranfreidj unb Äönig oon Italien unb feine $1 Htirtcn , fo wie
wiber beren Softem gerietet" waren, oon benjenigen 93ud$änbtern,
weld>e fotct)c als 93erlag3artifel ober al« Sortiment befaßen, bis
WbenbS 6 Uljr bei ber Sßoliaei abgeliefert werben; äugleid) mußte
über foldje abgelieferte Schriften ober barüber, baß bie ^Betreffen*
ben feine foldje Schriften befäßen, ein Schein auSgefteüt unb ber
©adjoertyalt bei <£f)re unb 93ürgerpfticr)t oerfid)ert werben10). $arl
Xaud)nifc lieferte eine ^roclamation ab, S. g. Äöljler „ein @fem=
plar", fjr. «ruber jwei ^aefete, 13 oerfcf)iebne #anblungen je ein
$atfet. —
SSon inneren Urfadjen Desjenigen 3**ftanbeS, melden man ben
SerfaH beS 93ud)f)anbelS nannte, tritt oor Ottern bie Oct)(euberei
fjeroor. ©d)on bie erfte ©udjfymblungSgefeflfdjaft öom Safjre 1765
r)attc ftd) in ber Einleitung ju ityrem (SJrunbgefefce u) atlerbingS
fjauptfädjftd) gegen bie 9tad)brurfer, baneben aber audj gegen foldje
gerietet, meiere „oerfdjiebene greife machen, unb meiere bie ein=
getauften 93üd)er tticr)t jum 9Weßpreife oerfaufen, fonbem biefelben
oertröbeln unb oft bie beften SBerfe unter ber #älfte ifjreS magren
2Bertf)e£ oerfdjleubern". Später finben ftdj Etagen genug barüber;
oon Belegung bura) SBeijpiele fann id) abfegen.
(Sin aus bem (Ef)angef)anbet überfommener Stäben mar baS
übermäßige 9teftfd)reiben, weldjeS atlerbingS in tjödtft bebenfttcfyem
SRaße überfjanbgenommen ju §aben fct)cint. Set) befdjränfe midj
Darauf, eine Seußerung 3oJ). griebr. Äorn'S beS älteren oon SöreStau
anjufüljren, ber ftdj jiemlid) braftifd) alfo auSbrütft12;:
Wod) finb bie Ofter^SWeß Arbeiten nid>t oorbeo, ba bie Scuaje
ber 9teftf$reibungen in berfelben fo peftilentialifaj wütete, baß
tyre folgen noef) fühlbar finb, benn außer gewöhnlichen Un=
orbnungen, unb Urningen bie aus ben Nachlieferungen fd)on
wäfjrenber 2Reffe empfunben werben, oerlieljrt fid) aud) bie SRög;
lidjfeit ber nötigen Buchhaltung ju £>aufe, unb gebührt eine fonft
unbefannte jweite Suchhaltung über bie tiefte, benn wie oft gc-
fajie^et e§ baS kreiße oerftärft, oerminbert werben, wie oft baß
bet) föeft (Sinfenbungen, neue SRefte oon feilen, Tupfern, Sogen,
nod) wieber übertragen werben, ja Wot)t benm Schluß unb Qafy
hingen abgetrieben, ober auf« neue oermerft werben müßen, :c.
14*
Digitized by Google
— 212 -
9tod) häufiger aber erfdjeinen bie klagen, ju melden bie Ueber-
fchmemmung mit Staigfeiten aufjer ben Steffen foft unabläfftg 2$er=
anlaffung gab. $iefe Sftooafenbungen oerurfadjten bei bem bamaligen
@e[d)äft§gcmge atlerbingä nur unnötige Soften, oft auch Errungen,
unb bie SJtaigfeiten blieben noch baju ohnehin meift unbenufct
liegen, ba man in ber SRegel nur jroei mal im Satjre, nach ©chlufc
ber Steffen, 8ortiment3fataloge, ba8 bamal« ttridjtigfte öertrieb«=
mittel, bruefte unb tierbreitete*). Seicht erflärlich ift eS bafjer,
menn man fid) foldje 3wfcnbungen ernftlid) »erbat, nrie j. ©. bie
granffurter unb bie ©erliner SBuchhanblungen in ßoIIectiö=(5ircu=
laren13). Utatürlich »erbaten ftch auch einzelne $anblungen burdj
ßirculare bie unoerlangte 3ufenbung oon gfauigfeiten jtuifchen ben
Steffen, mie g. 3ac. ©tafjel fei. SBittme (SBürjburg, 1. ©eot.
1789), griebr. fetter in (SKefeen (ÜRidj.=9ßeffe [15. ©eöt.] 1790),
3oh. Saf. $alm (Srlangen, 24. Aug. 1797), 3. ®. e^r. 93raun
(Augsburg, D.=9K. 1803). $ie Stitiograpfufche GJefettfäaft in
iöern ging fogar fo meit, bafj fie, im $ecember 1795, erflärte,
megen $öhe ber grasten unb meit fie unaufhörlich mit 9teuig=
feiten überhäuft mürbe, t>on ba an feine offnen Rechnungen mehr
führen, fonbem Witz, ©efteüungen auf Sortiment unb Aus-
lieferung tr)rcg SBerlagS, burdj ben Seipjiger Sommiffionär be=
forgen laffen ju motten. 3ol). griebr. $om ber ältere in 93reälau
nahm jtuar 9tatgfeiten in beliebiger Anzahl an, fyattt fich aber
barüber $u befchmeren, bafj er bei (Sjpebition ber Stooitäten, ber
SRefte unb oorjüglich ber ßontinuationen „fo hintan gefefct mürbe,
bafj übrige hiefige Suchhanbtungen oieleä baoon ef>enber unb nicht
etwa Sage, fonbem Söochen, auch 2Konatf)e oorhero erhatten''14).
3u biefen SWifeftanben famen bann noch Unannehmlich:
feiten, welche fich ber fchliefjlichen ©albirung ergaben. Soadj.
^ßauli in Berlin führt bie ÜRipräuche unb ^Betrügereien, melche
oon 3ahr ju 3ahr junähmen, folgenbermafjen an15). 9Jft&bräuche:
1) SRemiffton be3 größten Xt)eild be3 S3ejogenen, mährenb ber
übrige 93etrag nicht einmal gezahlt mürbe; 2) SRemiffion oon in
ber 2Reffe ©efchriebenem, oft noch baju fc^mujig; 3) „menn ein
*) 211* StuSnaljme ift eä betrauten, wenn bie SBcibmann'fäc Söuc^=
fcanblung früher laut 9?otij an einem ftatalogc oon 1733 nebft bem 3eitung$;
©yttacte einen Äatalog oon ©üdjern au3 allen ©prägen unb SBiffenf^aften
olle SBoajen gratis ausgab.
Digitized by Google
- 213 -
$ud)l)änbler banferott unb beffcn SBaarenlager oerauctionirt mirb,
fauft man baoon meinen Berlag auf unb gibt if)n mit ftatt baaret
3af)Iung an. SRic^t baran ju gebenfen, bafc id) bie meljrfte ßett
um bie ©ad)en betrogen bin, fo foH id) fie. bann aurf} nodj für
baareä ©elb annehmen. Äuf tiefe Sßeife l)at man mir ©adjen
jurwf gegeben, bie irf) feit meljr als 20 Sauren fdmn (an) anbere
§anblungen abgetreten Ijabe". Betrügereien: 1) (Srfdjnrinbeln oon
(Erebit, mäf)renb julc^t ber Betreff enbe oon ber 3Reffe toegbleibt
„3umeilen finb eS nid)t einmal gelernte Budjfjänbler , fonbern
2Rietf)linge anberer, unb jmar foltf)er §anblungen, bie feinen Srebit
meljr §aben"; 2) Serfauf oon $anblungen, of)ne bie Sßaffioa ju
orbnen; 3) (Entnahme oon neuer SBaare, wä^renb für bie alte
©dmlb Sßedjfel gegeben unb bann md)t eingelöst »erben.
2)iefe Umftänbe oeranla&ten balb oerfdjiebene §anblungen,
Diejenigen Bebingungen befannt gu geben, unter benen allein fie
ferner tyren ©erlag in SRedmung liefern mürben16). S)ie fympt=
jädjlidjften Bebingungen maren: richtiger 2lbfa)lu& jur Dftermeffe,
Ballung in gutem (Selbe (Saubtfjaler k l Xf)lr. 14 ®r., preufetfctjeS
grobes Sourant ober fdjmereS @olb), jur Dftermeffe menigftenS ju
jwei dritteln, baS lefcte drittel in ber 9ttidjaeliSmeffe, 9flict)t=
remiffion älteren BerlagS, feft ©erlangter ober gefd)riebener Sirs
tifel, aufgefcfjnittener ober befdjmujter Büd)er, eoentuell feine
$iSöonenben.
$er SKepefua) mar, menn aua) bie ütteffen an Bebeutung
oerloren garten, immer nod) mistig, fdjon belegen, meil aua) jur
2Rid)aeliSmeffe fteuigfeiten gebraut mürben unb manche #anb=
fungen aufeer ben SReffen nid)t mefjr ausliefern liegen; ettoaiger
53ebarf in ber ßroifdjenjeit mufjte, mit Berminberung beS ^Rabatts,
oon ben betreffenben (Eommiffionären bejogen werben. Snbefc
mod)ten nid)t feiten bie friegerifdjen (Sreigniffe ben äRejjbefud) uns
mögltdj. Äud) bie ungünftige 3af)reSjeit, in roeldje bie Dftermeffe
fiel, mar bismeilen red)t unangenehm fühlbar, Bon anbern ©eis
ipielen eine«. Sodann (Ernft 2Rener in Breslau f)atte ftd) mit
bem feften Borfafce, bie Seidiger SReffe ju befugen, am 14. Styril
1785 mit feinen bortigen (Sollegen auf ben 2Beg begeben. „Äuf
ber erften Starion bradjten mir mit 8 ^ferben 12 ©tunben Jtt,
Sir traten bie jmeite ©tation an: aber eS mar unmöglich fort*
jufommen, meil man megen SBaffer unb ©djnee nid)t bie minbefte
Digitized by Google
- 214 -
©pur eine« 2öege3 fanb. SGÖir roaren alfo gelungen, roieber nact)
§aufe reifen"17).
S)urcf) ben $rieg roaren bie ©elboerhältniffe zerrüttet, bie
Qahlung in gutem (SJelbe, rote fie natürlich verlangt rourbe, oft
fcfjroierig geroorben. Sßiener SSanfnoten oerloren 1801 jdjon
25% I8). 3m Sahre 1806 öerloren in SBien bie ©ancojettel
38— 40% l9). ©efonberS ©Rieften hatte otei gelitten. $a8 ©infen
ber 9Jcünje r)atte 2)oü. ©iegert in ßiegnifc 1801 einen SBerluft oon
roeit über 2500 %tyx. oerurf ad)t20). 1807 rourben in SreSlau
für baareS ©elb gegen hinlängliche Sicherheit 12, 15-20% 3n=
tereffen geforbert unb gegeben21). 3m 3af)re 1808 theilt (5. &.
UJcetjer in 93reslau mit, bafj nach bem Sanbrectjte ©cfmlben unter
SO %ffix. nicht in Mourant bejaht ju roerben brauchten; 3Jcunje
oerlor aber gegen Mourant 40—42% unb mehr. Slujjerbem war
e3 »erboten, mehr al8 150 %$lx. preugtfet) Sourant auger 2anbe3
ju f chief en2*).
£ie burch ben üerminberten SJcefebefud) h^öorgerufene Ser^
rtngerung ber 9Jcefjgefct)äfte lieft bie 9teife-- unb anbere 9Jce&fpefen
gegen früher unoerhältnifjmä&ig hoch erfcfjeinen. (©päter famen
ju ben 2Jcefjunfoften noch neue Abgaben. Unter bem 22. Slpril
1808 machte ber fRatt) ber ©tabt Seipjig befannt, bafc allen ben=
jenigen auswärtigen gieranten, welche in pünftlicher Slbenrrichtung
ihrer, längftenS ÜUcittrooch in ber 23öttcr)errooche [ber erften 2Re&=
rooche] fälligen Beiträge ju ber §ur Tilgung ber ßeip^iger
[ÄriegSfcr)ulben=S£ilgung8-J ©tabt-§lnleihe ju entrichtenben üRteu)=
jinSabgabe fich fäumig beroiefen, bie (Eröffnung ihrer ©eroölbe,
S3uben unb SKieberlagen, foroie baä öffentliche Aushängen ihrer
girmen unb ©chilber attba unb an ihren 2Bof)uungen bis $ur Ab*
entrichtung ber Abgabe nicht geftattet roerben foUtc. 3m 3ahre
1809 rourbe baS fefron üorrjer öerboppelte SBagegelb abermaU er*
höht unb aufterbem ein SGBechfelftempel eingeführt.)
©injelne §anblungen hatten ganj auf ben SBefuct) ber 2Reffen
©erdichtet. $en Uebrigen machte fich °*e 9ro6c Unbequemlichkeit beS
ShiffudjenS ber auswärtigen ©efchäftsfreunbe (nur bie fieipjiger er-
lebigten ihre ganzen 3D?c6gefcr)äftc in ihren ÖJefdjäftlocalen) f ortbauemb
fühlbar. 9cur in feltenen Ausnahmefällen rechnete eine auswärtige
©uchhanblung in ihrem eignen £ocale allgemein, roie j. 18. bie
©ebrüber §arm oon §annooer, roelche 1800 roegen Uebemahme
Digitized by Google
- 215 —
ber fattttcn föitfcfjer'fcfjen 93ucf)hanblung beS fchmierigen Arran=
gementS falber Diejenigen £anblungen, welche ©elber oon ihnen ju
erhalten hatten, baten, fid) ju tf)nen ju bemühen, ba fie auf onbre
SGBeife bie ©efdjäfte nic^t rechtzeitig würben erlebigen fönnen83;.
Um biejen Unbequemlichkeiten ju begegnen, Ratten fdpn in
ber Oftermeffe 171)1 ©. 3. ©öfchen oon Seiüjig unb SRupredjt oon
(Böttingen Unterfdjriften behufs Errichtung eines gcmetnfcr)aftlict)en
AbredjnungSlocalS gebammelt24), ohne bafj jebod) biefer *ßlan jur
Äuäfü^nmg ge!ommen märe. $iefeS Vorgehen §attc möglichem
toeife bem bebeutenben Seipjiger Suchhänbler ^ßaut ©ottfjelf Summer
SBeranlaffung gegeben, am 4. April 1792 ein Sircular ju erlaffen,
in meinem er fich jolgenbermafjen auSfpracr).
3)urch bie Anfragen mehrerer feiner auswärtigen greunbe
oeranlafct fei ihm ber ©ebanfe gefommen, bafj er oietleicht am
erften im ©tanbe fei, ben SBunfcf) nach 33ef Raffung eines $er=
fammlungSorteS ju befriebigen. 93iSf)er fei eS ihm immer bebenf=
lieh getoefen, »eil man feine Oefchäfte bodj immer gern ohne Qu-
flauer unb 3eu9en betreibe. 9hm glaube er aber einen paffenben
$lafc gefunben ju haben. Seinem fei mof)l baS ftichter'fche £affee=
hauS unbefannt. ($affelbe, im erften ©toef beS meftlichen ©cf;
haufeS ber tatharinenftrafce unb beS SBrühlS, mar eins ber am
gefehenften öffentlichen ßoeale ßeipjigS, wo auch 6dutter wäfjrenb
feines SJeipjiger Aufenthalts oerfehrte.) SSie baS erfte ©toefwerf,
fei auch baS S^eite eingerichtet. S)iefeS habe feit einigen fahren
eine ©efellfchaft oon 140 belehrten unb Äaufleuten, beren 9Jiit-
glieb er fei, jum gefettfehaftluhen Vergnügen gemietet. $a nun
»ärjrenb ber üReffe fich wenig ober gar feine 3Kitglieber wer-
fammelten, habe er bie ©efeüfchaft um ©rlaubnifj erfucht, einen
Xtjcil ber Simmer währenb ber Oftermeffe anbieten ju bürfen.
(£s feien fünf an einanber hangenbe fchöne gimmer, fo grofj, bafj
wenigftenS 50 Xifd>e fo bequem gefefet merben fönnten, bafj bei
mäfjig lautem Sieben 9faemanb ben Anbern ftören mürbe. SMefe
fünf 3immer nun biete er, Dorn aöererften Anfange ber 9Jc*effe an
bis ju beren gänjticr)er ©eenbigung, märe es auch erft bn ben
^fingftfeiertagen, unter folgenben 93ebingungen an: 1) müffen fich
toenigftenS 100 ^erjonen ju beren Annahme oerbinblich machen;
2) Seber johlt für bie Oftermeffe 2% Xfjtr.; 3) für einen *u
haltenben Aufmärter jahlt überbieS noch ein Seber 4 ©r.; 4) ba
Digitized by Google
— 216 —
feine oaffenben $ifd)e öorhanben finb,' fo jafjlt 3eber für anju*
fcr)affenbc Sifche unb Schreibmaterialien, meldte Snoentar bleiben,
Abrechnung oorbehalten, 1 X^lr. 5) SBenn geheijt »erben mü&te,
tjätte ju Slnfdjaffung be3 §oljeg noch ein Seber ettoo 4 ®r. bei--
jutragen. 6) ©inern jeben ftef)t e& frei, fid^ oon bem ßaffeefjaufe
Äaffec ober anbre (Srfrtfdjungen in bie ßimmer bringen ju laffen.
„Allein Xabaf barf nur in bem gro&en Srferjimmer geraupt
werben. 2)iefe8 ift ein ©efefc bei unferer (SefeUfchaft unb muß
bafjer aud) oon 3^nen unoerbrüdjlid) gehalten merben." 3m Uebrigen
fei jJUemanb gehalten, au« bem $affeef)aufe, ba8 ganj abgefonbert
fei, ettooS ju oerjehren. 7) £er eintritt unb bie (Erlebigung oon
@efäaften ift nur benen geftattet, loeldje ein ©fflet haben. 8) 2>ie
fünf ßimmer merben jeben Xag, fo früh e8 gemünfd)t wirb, geöffnet,
unb erft AbenbS um 8 Uf)r gefdjloffen; bod) müßten jtoei baoon
AbenbS um 5 Uhr geräumt merben. ©tmaige ®efefce fönnten ftch
bie Zty'tintfymtr felbft geben. ©i8 baf)in jd)lage er golgenbeS oor:
1) ba« fleinfte ßimmer möchte als ©ored^, refp. (Smpfangajimmer
freigelaffen merben; 2) 9ttd)ttf)eitnef)mer ^oben fict) anmelben ju
(offen, efje fie eintreten bürfen; 3) wirb gebeten, burd) laute* ©freien
ober Sadjen bie Anbera nicht ju ftören; 4) mer müßig ift, wirb
fid) oon ben $ifd)en, an melden geregnet wirb, in einiger Snt=
fernung galten, um SRiemanben ju ftören ober ju behorchen;
5) märe ju ratzen, baß Einige gemäht mürben, um über etma
ju machenbe Regeln Aufficht ju führen. Stuf bie 9Nid)aeli3meffe
jode fich biefe (Einrichtung nie erftreefen.
Stuf biefeS Anerbieten liefen faft (auter ^uftimmenbe Ant=
morten ein, manche aflerbingS nur bebingt. gr. Nicolai in ©erlin
lehnte in einem ausführlichen ©treiben bie ©etheiltgung abr').
3nbiScretionen, ©treitigfeiten unb unangenehme ©cenen feien nicht
51t oermeiben. (Er felbft bringe jwei ^erfonen jum Steinen unb
bafjer boppelte atteßbüdjer mit. ©ei ber bisherigen (Einrichtung
gehe feine 3eit oerloren; benn mährenb conferirt werbe, müßten
bie 9RarftheIfer auffuchen unb mancherlei (Sjpebitionen oornehmen.
diejenigen, welche ihm (Selb brächten, mürben unwillig fein, toenn
fie unoerrichteter ©ache mieber fortgehen müßten. SWan fönnte
leichter Semanben ju §aufe auffuchen, als an einem allgemeinen
©ammelplafce k. — ©on ben ßuftimmenben fyatttn freilich auet)
noch SRanehe ©ebenfen; ben (Einen mar ber gewählte Crt ju ent*
Digitized by Google
- 217 —
legen, Anbre wünfehten, bafj auch bie Seidiger fämen, bie bod)
an allen Unannehmlichkeiten ber 2Reffe bie Sdmlb Rotten. Snbefc
fonnte Äummer bod) fd)on am 30. April 1792 burch ein fleineS
(Sircular baS neue AbredjnungSlocal im SRichter'fchen ßaffeehaufe
ber Söenufcung übergeben. 3ugleid) erbot er fid), manchmal auf
furje ßeit jUr AuSfunftSertheilung ftd) bafelbft einjufinben. 31ns
gerafft t)artc er 33 Xifdje (bie übrigen t)atte ber ßaffeewirth
dichter hergegeben), 4 2)u$enb gebermeffer, 100 Sebern ic. 3)ie
®e(ammtfoften betrugen 67 X$lr. 16 @r. unb ba oon 121 %ty\U
nehmern 121 X^tr. gegast worben waren, mürbe ber Ueberfdjufc
mit 10 @r. 6 $f. an Seben äurüdgejahlt.
ßeiber hatte bie Sache feinen langen Söeftanb, inbem fdjon
im näd}ften 3a§re baS betreffenbe §auS in anbre §änbe über=
ging unb baburd) bie Jortfefcung ber neuen (Sinrichtung unmög=
lid) gemalt mürbe. Snbefj fdjeint man fid) boct) jiemlid) allgemein
bamit befreunbet ju ^aben. SBentge Safjre fpäter nahm Sari
(Sfpiftian $ort)atl) oon ^ßotsbam bie Sache oon Beuern in bie
$anb. 3n ber Dftermeffe 1797 mürbe jmifchen ber theologifdjen
gacultät ber Unioerfttät ßetyjig einerfeitS unb §ort>atf), fowie
Äaffte oon Stettin (biefer ftarb Oftetn 1812 in Stettin) als »er=
tretern ber auStoärtigen ©uchhänbler anbrerfeitS einSRiethcontract26)
abgetroffen, wonach ben auswärtigen SÖuchhänblern baS grofje tt)eo=
fogifcfje Aubttorium im Sßaulinum ju ihren ^Berechnungen gegen
einen jährlichen SHiethainS oon 100 Xr)lm. in fächfifchen SpecieS
unb 20 %i)ixiL jährlich für ©ebienung (Aufbewahrung beS 3n=
oentarS ic), jebeSmal jur Dftermeffe praenumerando für ba« Safn*
an ben Professor theologiae primarius ju johlen, oermiethet würbe.
Xifche, Stüt)le K. hatten bie ©uchhänbler felbft angaffen.
gftr Senkung biefer „<8örfe" ^attc jeber X^xim^mtx jähr=
lid) einen %f)c&tx an $orüatf> ju entrichten. $aS angefchaffte
Snoentar, (Sigenthum ber auswärtigen üöuchhänbler, beftanb aus
Xifdjen, Stühlen, grünen SSorhängen, einer fchwarjen Xafel, geber=
meffem, ®inte= unb Streufanbfäffern, $Bort)angftäben, SGBolfem
bretern nebft barunter befinbltchen eifernen Schrauben ic, — Ueber
bie Einrichtung ber 23örfe giebt eine in Sßlacatform gebruefte, jeben=
falls jum Anheften beftimmte, oom Schluffe ber 3mbilate=9)feffe
1798 batirte „fiifte ber ©uchhanblungen fo ihre ÜRe&gefchäfte im
?aulino »errichten" «uSfunft.
Digitized by Google
- 218 —
$er §örfaal im *ßaulinum war oon SWontag nach Subilate
an alle borgen um 7 Uf)t unb 9lachimttag3 oon 2 Uf)r an §t-
öffnet. 3eber SBetheiligte erhielt ein 93iHet, ba« er beim föedmen
neben fid) auf ben Xifd) legen tonnte, um fenntlid) ju fein. 2Ber Äranf-
heitS falber in Seidig feine (Sefchäfte nict)t bafelbft oerrid)ten fann,
fdjreibt ober fjeftet fold)e8 auf ber fc^roarjen Xafel an, bamit jeber
feinen 93efud) bei if)m machen !önne. 2Ber SKemoriale auffudjen
lägt, wirb gebeten, e£ in ben grühftunben oor 8 Vtfjr unb 9lach;
mittags oor 2 Ufjr beforgen ju laffen, weil bi« ju biefer %tit
auch biejenigen 33uchhänbler, welche ihre SRieberlagen nad) biefen
©tunben oerfdjliefjen, gewijj ju §aufe fein werben, ober man fdjreibe
OTe3 auf Settel unb tfjcitc foldje im Sßaulino aus. ©ü^ergefuc^e
oon unbefannten Verlegern finb an bie fchwarje Eafel anheften,
ebenfo ba8 Verlangen nad) Wienern ober Sehlingen. Seber Äu3-
wärtige wirb alle $age aud) „einige Seiojiger mit rechnen". Äönnen
bie Seidiger 93ud)hänbler juweilen felbft !ommen ober einen ,panb=
lung8=S8ebienten nach bem SkrfammlungSort jum ^Rechnen {dürfen,
fo foü bafür !ein ©intrittägelb befahlt werben, ©treitigfeiten unb
unr)öflic^c ©egegnung finb ju oermeiben, man foüe bann lieber
baä ©efd)äft abbrechen unb bie ©acfje ju #aufe unter oier Äugen
abmalen. @3 foH jeber §anblung nur geftattet fein, burd) eine
*ßerfon abzurechnen, um ben v$ta& nicht ju fef)r in Sfaforuch &u
nehmen. $)ie Xifdje unb ©tühle waren fo gefteUt, bafj 9tiemanb
in beä Slnbern SBudj bliefen ober ba3 (Sefchäft ftören !onnte. 3ur
Söebienung waren jwei Slufwärter bereit, jebem, ber StwaS ju (Riefen
^atte ober grüfrftücf, 93ier ober SCBaffer ©erlangte, fold)eS ju be-
forgen. „Sabat ju rauchen wirb im Äubitorio nict)t erlaubt,
wer aber ein Sßfeifdjen $u raupen wünfe^t, ber fann e3 in bem
©arten beS #errn Prälat Surfdjer" (beS bamaligen Prof. theo).
Primarius) „u)un, welker bie ©efälligfeit gehabt fwt, uns ben
eintritt ju erlauben".
$ie 3ar)t ber Xljeilnefjmer, felbftoerftänblid) lauter Auswar;
tige (auch 5r- Nicolai oon S3erlin war jefct babei), belief fid) nad)
biefer Sifte auf 107. girmen.
SMeSmal fyattt bie ©ad)e längeren 93eftanb; bie Einrichtung
fiberbauerte fogar bie fritifche Qtit ber grofjen Kriege. SRur in
ben Sahren 1807, 1809 unb 1812 mu& bie ©etheiligung in gotge
fd)wad)en 9ttepefud)3 gering gewefen fein; benn nach ben bem
Digitized by Google
- 219 —
2Rietf)öertrage angetriebenen ^Quittungen Wieben in biefen 3af)ren
iRefte oon refp. 26, 40 unb 30 Xfjalern, bie erft bei ber nächften
gahlung mit ausgeglichen würben. 3m Safere 1813 (jat jebem
falls gar feine SDfeffe ftattgefunben. $oroath fcfjeint bieS oorauS;
geje^en ju Jjaben; fd)on am 12. gebruar 1813 erlieg er ein 6ir=
cular, worin er bie SBitte an feine (SefchäftSfreunbe auäfpracf), ihm
umge^enb mitjutheilen, ob fie fich in Anbetracht beS fchwachen
fuct)« in ber fefcten Qtit oerbinblicfj machen wollten, fid) aud) f ünftig
an ber fo bequemen unb öortfjeilijaften (Einrichtung ju beteiligen,
unb in biefem JJalle ben 93etrag oon einem $t)aler fädjf. für jebeS
3af)r an ir)n ju jaf)len. Sollten auch nur 100 §anblungen bafür
ftimmen, fo mürbe ber Beitrag fid) jährlich nur auf 1% Xfjaler
belaufen. — (Es finbet ftd) aber aus bem Satyre 1813 gar feine
Duittung, fonbern an bie aus 1812 ift ohne Sücfe fogleidj bie für
1814, jugleidj mit bem $efte oon 1812, angetrieben. ®ie
Duittungen laufen bann ununterbrochen fort bis jum Saljre 1827;
bann liegt nod) eine Duittung aus 1832 oor, in welkem 3af)re
ber TOetfoinS ic. auf 130 Xtyx. erhöht crfctjcint. —
Sieben bem Erfolge, welchen baS £oroath'fche Unternehmen
in fofem fyattt, bafc burch baffelbe eine Anftalt jur (Erleichterung
ber Abrechnung nun enblich bauernb gefdjaffen mar, tritt als hers
. oorragenb wichtig ber barauS he^orgegangene erneute SBerfudj
einer budjhänblerifchen Bereinigung mit weiter geftecften gielen
heroor. 5)ie burch W*- (EraSm. SReid) im Söhre 1765 angeregte
93uchhaublungSgefeHfchaft fcheint eS faum $u bebeutfamerer 933irf=
famfeit gebracht ju i)abtn*7). $aS Äummer'fche unb baS £or^
oath'fche AbrechnungSinftitut waren nur ganj befchränften gwecfen
ju bienen beftimmt $ie nun ju befpredjenbe freie Sereinigung
jeigt wieber oon Anfang an eine ju (Erwartungen wirflid) berede
tigenbe (Energie. 9Jcan barf wohl annehmen, bajj bie burch bit
gufammenfünfte im ^ßaulinum ermöglichten unb hervorgerufenen
gemeinfamen ©efprechungen, bie gegenf eiligen 9JJittr)eiIungen über
gefchäftliche (Erfahrungen unb Mängel nun enblich bie Ueberjeugung
gezeitigt hatten, bog bem faft unerträglich fcheinenben ßuftanbe beS
SBuchhanbelS nur mit oereinten Straften abzuhelfen fei 3n biefer
Ueberjeugung ^atte §oroath, aufgeforbert oon „einer großen Am
jahl achtungswerther Männer/' am 23. «Kai 1802 eine $erfamm=
lung ber SBudjhänbler, auch ber Seipsiger, im S9örfen(aale beS ^au-
Digitized by Google
— 220 —
Knum oeranftaltet. (Sr eröffnete bie SBerfammlung burcr) eine längere
2lnfpracf)e, in roelcher er biefetbe aufforberte, bie im 93udjf)anbel
eirigeriffenen Unorbnungen unb üJcangel in (Sxmägung ju jie^en
unb üornefmittcr) über folgenbe fünfte ju beratschlagen:
„1) ber ungebüf>rftd}e SRabat, melden mehrere 93uö)^anblungen bcn
^articulierä bereinigen, jum ©eifpiet 16, 20, 25, ja fogar,
wie fia) auS einem ©elege ergab, 50 pro Cent, müßte für bie
3ufunft aänjlid) aufhören.
2) SBürbe ein 8luSf$u& fotiber unb erfahrner ©udjbanbter er:
forbert, um in ftreitigen gäflen, mo^tn bie pofitioen ©efefce
nidit reichen, ju cntfajeiben.
3) SBäre ju ermägen, roie bie immer mattjfenbe 3ah* öon 93ua>
hänblern in geftriffe ©ränjen befdjränft werben fönne, unb auf
welche Ärt ber Grebit einjufchränfen fco.
4) SRüfete in bie 3ahlungen, fomohl in töüdficht beS ©elbfujjea,
aU be3 fogenannten Uebertrag« Drbnung gebraut toerben.
5lße Rechnungen oon 20 9ttf)lr. müßten rein bejaht werben;
auf 30 ffithlr. «muten 5, auf 40 SRtf)lr. 10, auf 60 fötfjlr.
15, unb tum ba an bis 100 fötfjtr. 20 Hthlr. SRcft über*
tragen werben.
Seber ©udjhänbler foHte hierüber feine ©ebanfen fchriftlidj
mitteilen. Darauf mürben 16 Deputirte aus ben oerf ergebenen
©egenben DeutfchlanbS gemäht mit bem Auftrage, bi« &ur nächften
3Ricr)aeli3meffe f^riftlic^c öorfcr)läge über obige mer fünfte in3=
befonbere unb jur SSerbefferung beS beutfdjen SBudjhanbelS über=
haupt anzunehmen, einen $luS$ug barauS ben einzelnen 53ud)t)anb=
Inn gen mittut teilen u. f. w. Tiefe Deputation, befteli enb au 3
93of)n in Hamburg, SBreitfopf & Härtel in ßeipjig, Sotta in %ü-
bingen, ßrufiuS, gritfet), @öfcr)en, fämmtlich in Seipsig, $af)n in
§annooer, ^ortmth in $ot8bam, 2B. &. $orn in SreSlau, Jhimmer
in Seipjig, Shifcler in Dürnberg, gr. Nicolai in ©erlin, Marren*
trapp & Söenner in granffurt cl SBiemeg in Sörauufdjweig,
©ebrüber SBalther in Dre8ben unb SBappler in SBien, forbertc
nun in einem befonbern ßircular bie SBudjhänbter auf, tr)rc ©e=
bauten unb (Erfahrungen über bie Mängel be$ ©udjhanbelS unb
ihre SBorfchläge jur SBerbefferung beffelben an ben ihnen junädrft
roohnenben Deputirten oor bem September 1802 einjufenben, bamit
fie in ber 2Rict)aeli8meffe mit ihren 3$orfcr)lägen h^orrreten fönn=
ten28). 3U ©ceretären mürben in einer am 26. 3Rai bei ©afpar
gritfeh abgehaltenen Cerfammlung ernannt: Oöfct)cn für bie 9teidfc}&=
Digitized by Google
— 221 —
unb föfjeintanbe, #ärtel (in girma SBreitfopf & Härtel) für Ober^
unb 9tteberfachfen unb Kummer für ^reufcen unb ©djleften.
2(m 1. Äuguft 1802 fchicfte §orüath ba« geftodjene $)eputa=
tümSfiegel an bie ©ecretäre nadt) Seipjig. $)affetbe (ein Slbbrucf
baoon befinbet fid) au« ben Semperfc'fchen Sammlungen im ©eftfce
ber Sibtiothef be« SöörfenbereinS) mar frei*runb unb geigte in ber
SRitte jtoci gefreute §änbe, barunter: den 23 May 1802. $ie
1
'IM
H
DEPÜTATIONSSIEGEL DER BUCHHANDLUNGEN DEUTSCHLANDS.
S3on ber Dftermeffe 1802 an big jum §erbft, ja nodj fpäter,
ging nun eine größere $ln$af)( üon (Gutachten ein, jum Xfjeü jietm
lid) audfür)TÜc^ bie beregten ©egenftänbe befprechenb. Äu&erbem
erfcf)tenen auch noch befonbere ©Triften im 3)rucf: baS menig oer=
änberte (Gutachten t>on 3of). 3ac. Sßalm in (Srlangen, ferner be=
fonbere ©rodjuren »on g. tyr. gr. granfe*9), % 3oach. ©öftren 30 )
unb $fut. 3. ©chalbacher31), ber übrigen« für einen argen @d)Ieu=
berer galt. — 3ch fjabe mir bie äföühe gegeben, biefe umfangreiche
Sammlung oon Gutachten, beren Originale fidt) in ber 93ibIiotf)ef
be« SörJenoereinS befinben, unb bie Srodmren ic. burchjuarbeiten,
bin aber ju ber Ueberjeugung gelangt, bajj eS t)ier üoUftänbig ge=
nügenb ift, einen 2lu«jug aus bem nachher ju erroähnenben „Äuä=
juge" mitjutheilen.
S)en 22.©eptember 1802 feilte Kummer feinen beiben ßottegen
einen „Extract ber an mich gefanben Sluffä&e" mit, in meinem er
ben Hauptinhalt ber einzelnen Gutachten anfüt)rt. «m ©d)lufje
fagt er:
„3n toie ferne oon bem tyex (Gejagten etwa« anmenbbar feto,
mage ich nicht ju beftimmen, eS ift unleugbar mancher gute ©e*
bände barinnen, iaj mag gegenfeitig aber aud) nicht leugnen, bafe
mir SSieleS ganj unausführbar, üerfduebene« aud) gar lac^erticr)
üorfomt ... ich T^iett e« für ©chulbigtett 3hmm einen furjen S(uS=
jug barau« &u machen um 3h"eu ber SRühe ju überheben fo üiele
Sogen $u burchlefen".
Unter bem 25. 9Kärj 1803, alfo noch *°r ber Dftermeffe,
ging ein ausführlicher üBrief (an Kummer?) oon gr. Nicolai ein,
in welchem biefer feinen ablehnenben ©tanbpuntt barlegt. $ie
Meinungen, fagt er, feien ju oerfchieben, als bafj Sitte unter einen
§ut gebracht werben tonnten. (Jinen rect)tfc^affnen SJianu ju einer
jotehen S3erbinbung jmingen ju motten, fei lächerlich unb unauS^
Digitized by Google
— 222 —
füfjrbar. Die Steffen feien frei. Unb wo folle bei etwanigen Än*
fcf)ulbigungen bie Qtit ju Auflage unb SBertheibigung ^erfontmen'?
Denn Abwefenbe werbe bod) wof)l ein Au3fd)uf$ oon fteben £eip=
jigern nid)t of)ne Appellation rieten wollen. @S fei unüberlegt,
über §anblungen, welche 3emanb ba$ 3af)r über ju $aufe be=
gongen, burd) bie SBcfc^tüffe ber Seidiger üKeffe in brei 2Bod)en
biSponiren ju wollen. SBenn j. ©. in Seipjig für gut befunben
würbe, mit einem berliner 93ud)f)änbler bie SRedmung aufgeben,
beffen SBerlag ober «Sortiment er nicht entbehren fönne, fotle er
bann aud) in ^Berlin bie SRecfmung mit bemfelben aufgeben? @d)on
„oor 30 ober 40 Sauren mottte ber bamatige SBud)hänbler=lBerein,
melier unter ber Anführung beS feet. Bleich öiet bebend, @d)rei=
benS unb @d)icfen3 machte unb innerhalb SafyreSfrift wieber in
fein 9cid)t3 verfiel, fd)led)terbing3, bafj aud) alle ©erliner Sßucf}*
t)änb(er, in ©erlin mit §errn ^auli feine SRedmung galten füllten,
weil er Heilerts fabeln mit ß. <Preujj. $ribil. gebrueft hatte."
SWe^rere ©ertiner 93ucr)r)änbler Ratten e8 öerf proben, aber nidjt
gehalten.
SBcnn man aber burd) obrigfeitlidje (Gewalt bie 93efd)lüffe beS
93ud)hänbler = SBereinS jur SBoflätelrnng bringen laffen wollte, fo
möge man bie« bod) fcr)r bebenfen. Aud) ber feet. 9ieid) „hatte
bie Scr)tt>acr)r)eit fduHftlid) anzugeben, bafc fieipjig ber ©tapelplafc
beS 93ud)hanbelS fei, worüber ilm ade auswärtigen 93udjf)änbter
auslasten". (Nicolai lieg fid), wie e8 fd>eint, nicht gern eine
(Gelegenheit entgegen, feiner Animofität gegen Seipjig unb bem
nicht 5U oerwinbenben SBerbruffe barüber, bafj f. ß. bie UmgeftaU
tung beS ©ud)hanbel§ wiber feinen föatf) in« SBerf gefefet worben
mar, AuSbrucf ju geben.) Die Auswärtigen tarnen nid)t um SeipjigS
mitten nad) Seipjig, fonbern ihrer eignen S3equemticr)feit wegen.
Die Obrigfeit laffe Gebern oöllige gretrjeit; wenn fie aber nicht =
fächfifchen 93ud)f)änblern SBorfdjriften madjen wollte, fo fönnte bie
üfteffe leid)t wieber nad) granffurt !ommen. 3n bortiger (Segenb
fönnten Kanäle gegraben werben $um SSaffertrnnSport. Seipjig
habe atfo mahrlich uid)t Urfad)e, burd) unbebadjtfame ©dritte au«=
wärt« Gelegenheit jum 9Jci&oergnügen *u geben unb auf biefen
unb jenen ©ebanfen felbft p bringen. — SBer wolle benn eine
grofje ©ortimentshanbtung ihrem SBefen nad) beurtheilen, befon^
ber§ wenn man noch ™fy oieljährige Erfahrungen gefammelt habe
Digitized by Google
- 223 -
(ba$ ging auf ®öfdjen); wer fönne bic ungeheure 3bcc für au§=
füfjrbar galten, oon einer einigen ©tobt unb oon einer freien
3Keffe au« alle S9ud$änbler in ganj Deutfdjlanb in (Sine 3unft
$u bringen? <£f)e aber ein herein unb ©efefee gemacht werben
tonnten, mü&ten erft afle Uebelftänbe beutlid) jur ©prad)e gebraut
»erben, 5. 33. bafj bie reinen SBerlagSf)anblungen bie ©ortimenter,
fonberlicr) bie fleinen, mit §ärte unb ©tolj betjanbelten unb ftd)
nur allein oomef)me Herren bünften. SBenn er bei ben 93era=
tlmngen gegenwärtig Wäre, würbe er über 9Hancf)e3 feljr laut
fprecfjen, weil er e8 für feine Sßflicfjt Ratten würbe, audj bie fleinen
$ud)f)änbler ju oertreten, welche l)tn unb wiber fefyr gebrüeft
würben. —
@rft jur Dftermeffe 1803 fonnten weitere ©dritte gefdjefjen.
<£tn 00m 4. 9Hai 1803 batirte« ßircular, nebft <Radjfd)rift ber
©ecretäre ©öftren unb ßummer, jeigt an, bafj ber 2(u8jug ber ein=
gegangenen Sluffäfce unb ba$ ®utacf)ten ber Deputirten bei §or=
oatfj auf ber Sörfe unb bei Äummer unentgeltlich ausgegeben
würben, unb forbert auf, ben näcf)ften ©onntag, 8. Sttai, früty
8 Uf)r ju einer 93eratf)ung barüber unb jur 2Baf)l einer neuen
Deputation, welche bie beiben ©dtjriftftücfe beraten foüte, auf ber
©örfe ju erjdjeinen.
Der oon <& 3. ©öfdjen beforgte „ftuSjug ber eingegangenen
Huf fäfec über bie ©erbefferung be$ 93ucf)f)anbel8" umfa&t 54 ©eiten
in 8°. Da faft bei jeber grage bie $nfid)ten aus einanber getjen,
ja ftdj oft gerabeju entgegengefefct finb, bie ber Majorität aber
in bem Öhitadjten ber Deputation ^um größten Xt)eile auSgebrücft
finb, fo mag e8 genügen, eine Ueberfidjt ber befyanbelten fragen
ju geben. 1) Rabatt an ßeute, meldje nidjt mit 23üdt)ern fyanbeln.
(Die oerfdjiebenen SBoten finb in brei Slbtfjeilungen jufammens
geftellt: gan^lid) abjuf Raffen, nict)t ganj ab;ujfd)affen, gar nid)t ab=
äujdjaffen.) 2) ©d)luf$ ber Rechnungen. (Allgemeine &nfidjt: ju
Reujafjr *u fc^tiefecn.) 3) 3af)lung8aeit unb Uebertrag. (Die
Reiften ftimmen: f leine Soften unoerfürjt, größere, etwa mef)r
als 10 Xfjaler, ju jwet Drittel $ur Ofter=, ba3 lefcte Drittel jur
9flicf)aeli3meffe *u jaulen.) 4) Rabatt an 93ud)f)änbler. 5) ®clb=
fufj bei 3°^un9en Dcr ©ud}l)änbler. 6) ®elbfujj eines jeben
Ort«. 7) klagen über *u oiele ©uchhänbler. 8) gu oiele SBer=
lagSrjänbler. 9) ©rforberniffe oon neuen ©tabliffement« unb Art,
Digitized by Google
- 224 -
mit ifmen ju »erfahren. 10) S3ücf}erpreife. 11) 9leuigfeiten follen
in ßommiffion gegeben werben. 12) gradjten. 13) SRemittiren.
14) föefte. 15) $a3 2>i8pofition= ©teilen. (Allgemein: fotl auf=
hören.) 16) Orbnung bei ben ©erfenbungen. 17) ©rebit an ßunben.
18) Pränumerationen. 19) (ßieferung oon) ©erlag an *ßarticu=
Xicrö (^rioatleute). 20) «Rachbrucf unb ftadjbrutfer. 21) ©er=
fc^icbcnc Sbeen. (SommifftonS; unb ©pebition3--93ureau8 an oer=
fdjiebenen Orten ju errichten; ©eftintmung ju treffen, wie m'el
SBüdjer ein SBuchhänbler auf jebe Stteffe bringen barf [nicht mehr
als je^n jährlich; ÖJebr. SKaflincfrobt]; ©udjljänbler follen Snnungen
bilben; £ilf3caffen für Unglücf liehe anzulegen, u. bgl. m.) 22) SRittel
ben ©efefeen ßraft $u geben. (Drganifation einer 93örfe. SluSfchufc
ober ©orfteher oon SBuchhänblern, nad) Stnftcht SWeJjrerer jum
größeren X^eil au« ben ©ortimentern ju wählen.)
5Da3 apart gebruefte ©eparat =93otum 3- 3- $alm'8M), batirt
(Erlangen im Sluguft 1802, ^at im 2Bef entließen fotgenben Inhalt.
Qu ber eingeriffenen Unorbnung habe bie Seipjiger Sfteffe bie erfte
Gelegenheit gegeben, weil jeber Heuling gelaufen fomme, um feine
99üct)er anjubieten ober fid) Srebit ju oerf Raffen, femer bie gracr)t=
freitjeit ber Seipjiger unb ber ju leicht gegebene ßrebit. (£g folle
fid) eine ©efeflfe^aft oon etwa 50 ber folibeften SBuchhänbler bilben,
oor^üglich ©ortimenter, bie anfe^nüc^en ©erlag hätten, unb biefe
GefeUfchaft foHte fefte Grunbfäfce entroerfen. 3u ihren jährlichen
Sufammenfünften füllte fie eine ©tabt balb in Dber=, balb in
SRieberbeutfdjlanb wählen. 2)ie geit ber 3ufammenlunft ift in ben
©ommer ju oerlegen. $>ie grad)tfreiheit wirb aufgehoben, $ie
Sftitglieber ber Gefeflfchaft müffen fid) jum ftrengen ©efefce machen,
mit ben anbem § anbiungen feine ®efd)äfte mehr ju machen. $)ie
^u ber nädjften 3ufummenfunft gewählte ©tabt bleibt ein ®tty\m
nifc. dasjenige SKitglieb ber ©efellfdjaft, in beffen ©tabt bie 3U;
fammenfunft ftattfinben foll, t)at ein bequemes $au§ für bie ®e=
fellfdjaft ju beforgen, in bem fämmtliche üttitglieber wohnen unb
in einem ©aale tfjre Gefchäfte oerrichten fönnen. ©er Saufdjhanbel
im ©rofeen ift wieber mehr ju betreiben, ©alborefte bürfen nicht
me^r üorfommen, eben fo wenig ber Äunbenrabatt unb ba8 ju
freigebige ©rebitiren an ^rioatperfonen. $ie öffentlichen Stnfün;
btgungen ber S3üct)er follen ganj aufhören. Anfängern, bie nach
ber Seh^eit noch fed)3 3ahre gebient haben unb oon ihrem Sßrim
Digitized by Google
- 225 -
cipal empfohlen werben, jofl man einen fleinen (Srebit gewähren. Die
©efellfchaft foU einem foldjen ju einem guten ^ßlajje behilflich fein,
bamit er {einem gemefenen Principal in feiner ©egenb nict)t fcr)abe.
Äeine §anblung fotl mehr al« einen ßehrling annehmen. — Durch
befonbere« Gircular üom ftooember 1802 empfahlen bie Nürnberger:
SRonath & Äufeler, bie Steinte 93uchh<mblung unb bieget & SBieS*
ner, bie Sßalm'fchen Sorfchläge allgemeiner Ännaljme. —
Saft (Gutachten ber Deputation enthält juerft eine Slnfprache:
„&n unfre fämmtlichen Herren (Sollegen" (f. 1. ^Beilage). Dann
folgt ba« (Gutachten felbft, beffen Abweichungen oon ber befinitioen
SRebaction ich an feiner ©teile (ogl. 2. Beilage) bemerft t)abe, nebft
einem Nachtrage, ba« oerfpätet eingetroffene SBotum oon öarren^
trapp & SBenner ent^altenb. Da« ©an je umfafjt 17 Seiten Heinere«
Octao, al« Schrift ift Antiqua oertoenbet.
3n ber am 8. 9Rai 1803 abgehaltenen SBerfammlung mürbe
bann eine au« 30 2Ritgliebern beftet)enbe neue Deputation befmf«
(Jnbrebaction be« (Gutachten« gemäht unb au&erbem eine Aufpräge
an ba« publicum befdjloffen, meiere bie ©eftimmung höben follte,
„burdj einen mit einbringenber SBat)rt)eit oerfajjten Sluffafc ba«
^ubtifum öffentlich über bie Sigentfjümlidjfeiten unfer« $anbel«
unb namentlich "&er D0$ SRabatgeben \u unterrichten u. f. w."
Unter bem 16. Äuguft 1803 öÄfc^icftc ba« Deputation«mit=
glieb (G. %. §eo,er in (Gie&en ben gebrueften (Entwurf einer folchen
Änfpradje mit einem Sircular für bie SWitglieber ber Deputation.
(£r nennt fich allerbing« nicht al« SBerfaffer, aber ber Umftanb,
ba& Sircular unb Entwurf jufammen oerfchieft mürben, fomie bie
fBieberfet)r gemiffer SBcnbungen unb Sigenthümlichfeiten ber Drtf)o=
graphie in beiben berechtigen ju ber Annahme, ba& #eöer wirf=
lieh DCT SSerfaffer gemefen ift. (£r hotte ben (Entwurf nur an bie
SDfttglieber ber beiben Deputationen oerfchieft, aber 300 (Sjemplare
mehr bruefen laffen, melche im gaH ber (Genehmigung in ber nächften
Oftermeffe an bie übrigen 93ud)hönblungen öertt)eilt werben foüten.
Die weitere SBeroielfältigung follte bann jeber §anblung nach bem
SBerhältntfj ihre« publicum« überlaff en bleiben. 3ch fenne nur
ben einen Drucf unb glaube beftimmt, bafj eine foldt)e weitere $er=
üielfältigung nicht erfolgt ift.
Der Inhalt biefer, „An ba« ^ublifum" überfdjriebenen, 24 Seiten
Hein Octao umfaffenben unb mit Antiqua gebrueften Anfpradje ift
*r*to f. «ff* b. teutfäen 5Bu<*l> vn. 15
Digitized by Google
— 226 —
turj folgenber. $er beutfdje 53ud#anbel f)abe feit 10 bis 16 Sauren
bebeutettbe SBeränberungen erfahren. Um 3rrtl)ümer beS *ßubli*
cum« ju jerftreucn wolle man lieber mit ©ntfagung aller (Sefdjäft8=
geljeimniffe eine $arftellung beS guftanbeS beS (Sefa^äftS geben.
hierauf folgt eine „lurje ®efdt>idt)tc beS beulen $8u<$l)anbelS",
oielmetyr beS UebergangS oom (5^onge= jum ßö^ungggefc^äft.
Anfangs f)abe man (im ShtdjrjanbelSoeriefjr) üon bem beftimmten
Scipjigcr ßabenpreife 15% Rabatt gegeben, biefer Rabatt {ei aber
fpäter oon oielen §anblungen auf 25 unb 33y8 % »orben.
5)urd) biefen fyoljen Rabatt fei eine unoerljältnifjmä&ige SBermefjrung
ber 33udjf) anbiungen oeranlagt morben. S)ann fei ber #unben=
rabatt entftanben, juerft burd) SReicf), ber ben ©eleljrten 10% Rabatt
angeboten f)abe. tiefer ©ebraud) fei balb allgemein geworben, ja
manche §anblungen fjätten 15, 20— 33ys% Rabatt gemährt. 9hm
betrügen bie ©pefen einer reinen Sortiment« fjanblung 12%, öon
ber ©umme beS jährlichen ÄbfafceS; für Skrlufte ic. feien ferneT
10% abschreiben. $a man nun oft weniger als 33V8% Rabatt
genieße, fo fteüe fid) ber wirtliche SSerbienft beS ©ortimenterS nur
auf 10ys%. ^arau« folge, ba{$ man bei ©emätyrung oon nur
10% Rabatt oöllig oerbienftloS arbeiten müffe. $aju fei ber
©ortimentsbuchhänbler ber einzige Kaufmann, welcher an einen
feften 'ißreiS feiner SBaare gebunben fei, ferner erlaube ihm bie
Äleinlidjfeit feines $>anbels nicht, fid) mit anbern §anbelSobjecten
ju bef äffen. Unter allen Uebeln, ftrieg, Neuerung u. f. f. müffe
alfo oor allen Slnbern er^uerft leiben. $urch biefe Umftänbe
fehe man fid) gezwungen,' einmütig unb feierlichst ju erflären,
„1. baf$ mir alles föabatgeben, namentlich oon 93üd)em bie noch
nicht über 10 Saljre alt finb, als einen baS ©ejdjäft herafc
würbigenben, baS faufenbe Sßublifum nur täufdjenben ®ebraudj
anjefjen, inbem nur erweislich burd) tfw, bie ©ünbflutt) fchled)tcr
unb oertbeuerter 93üd)cr, über unjer SSatcrlanb gefommen ift.
2. 2a\] mir um baS ^ßublifum fjinretchenb ju entfd)äbigen, oon
jefot an, bie Seipjiger allgemeinen Sabenpreifce ber 93ücbcr,
ohne (Erhöhung unb ohne s^orto-- nod) anbere Berechnungen,
einftimmig burd) gang ieutjdjlanb beibehalten wollen; bagegen
aber auch
3. $5aS SRabatgcben unter allen unb ieben SRubrifen abfteUen.
$ie wohltätigen Solgen biefer 9Ra3regcln, werben fta) balb
unb fräftig äufeern.
$aS ^ublifum wirb für ben Chimären Sortbeil ber pro
Digitized by Google
— 227 —
Cento, mit wofy feilem Öücfjern an [ich, mit weniger, aber
unter biegen mit mehr guten 93 ü eher n oerjehen merben."
Dieje ©chrift ift, menn man nicht fchon oorljer oon ber ganjen
3bee jurücfgefommen ift, in ber Dftermeffe 1804 jur Ausgabe an
bie ©uchhänMer gelangt.
Qu gleicher Qeit rnufj baS (Elaborat ber jmeiten Deputation auS=
gegeben morben fein, »eiche« mit 3ugrunbelegung beS Gutachten« ber
erften Deputation, unb nadjbem noch im ßaufe beS ©ommerS 1803
oerfdjiebne (Gutachten barüber eingegangen maren, bearbeitet roorben
mar. Sftöfjig jagt beftimmt53), ba§ biefer „©ertrag ber 93u^änbter
über einige ©egenftönbe ihres ^anbelS" in ber Dftermeffe 1804
befannt gemalt morben fei. Auch ber Eingang ju ber (Einleitung
ber jmeiten Deputation beutet barauf hin. — DiefeS mistige unb
feltene Äctenftücf (e8 umfaßt 24 Seiten in größerem Dctaü; bie
©chrift ift Jrattur) bisher noch nirgenbS authcntijd) toieber
abgebrueft morben. 9töfjig giebt nur einen, noch baju nid)t ganj
feuerfreien HuSjug barau« mieber. 3ch theile baffelbe au« biefem
®runbe wörtlich mit (f. 2. 93eilage). —
Stach Erfüllung iljrcr Aufgabe töfte fich bie Deputation auf.
©ie mar ein §aupt ofme eigentliche & lieber gemefen; einen herein
fann man bie formlofen gelegentlichen SBerfammlungen, roeldje tein
®runbgefe| fyatttn, beren Xf)eilnel)mer ohne beftimmte Pflichten
unb SRechte maren, faum nennen. 3h* SBirfen hatte, unb ba$ lag
in ben ungünftigen ßeitumftänben, nict)t jum fleinften Ztyii auch
in ben meit auSeinanbergehenben Anfügten unb ber Unmöglichfeit,
$lü*e unter einen §ut $u bringen, nicht ben gemünfehten unb erhofften
©rfolg. ©d)on balb nachher fahen fich toieber oerfct)iebene 93uct)=
hänbler oeranlafjt, ben immer mieber heroortretenben Sflifjbräuchen
burch Sufftellung oon ©efchäftSgrunbfäfcen entgegenzutreten, als
j. 93. 3. ©• ©ommer in fieipjig (1806 unb 1810) unb 93äbeter
& Äürjel in Duisburg (1807).
SBährenb alfo ba$ behufs (Erleichterung ber Abrechnung in§
Seben gerufene ^ßrioatinftitut fortbeftanb, fdjien bagegen bie Seit
für eine Bereinigung mit meiter gehenben ßielen noch nicht ge^
fommen. Der einzige fefte $unft mar in bem Seipjiger 93ud)=
hanbel gegeben. Sßenbet fich ooch fr 95. (Sari Ghriftoph ©tiHer
in föoftocf fchon im 3- 1800 mit ber Sitte um ein fachoerftänbigeS
Urtheil an eine Anja!)! angefehener unb erfahrener Seipjiger 53uaV
15*
Digitized by Google
- 228 -
hänbler (3of). «mbr. 2krth, Slbam grbr. 23öhme, 3of). ©ottt.
geinb, Sßaul ©ottfjelf Shimmer, (Safp. Sritfch, Siegfrieb fieberest
(Sruftu«, SBeibmann'fche SBuchhanblung unb 3ol). ©ottfr. ©raffe),
welche bann and) ihr (Gutachten m>r einem SRotar abgaben.
3m Satyre 1811 t)atte griebridj Gerthe«, jugleich im tarnen
mehrerer anbrer SBuchhanbler, eine (Singabe, betreffenb bie Ein-
richtung einer genaueren Sontrole über bie nach Seidig fornmen;
ben unb öon ba weiter ju oerfenbenben $rucffchriften ic, an bie
fönigl. fä^ftfct)c Regierung gemalt. 3d) theile bieje« intereffante
Hctenftücf, meines meine« SBiffen« noch nirgenb« veröffentlicht
worben ift, feinem SB ortlaute nach mit (f. 3. Beilage). — 6«
mürbe ferner fein, ftdr) über ben eigentlichen SBeweggrunb ju SBor^
fcf)lägen flar ju werben, meiere geeignet waren, burdj frraffere Sin*
jie^ung ber prcfepoli^cilicr)cn SKa^regeln ben fremben SBuchhunbel
abjufchrecfen unb oon ßeipjig ju oerfcheuchen; aber ber 9lame be«
HntragfteHer« ift Bürge bafür, bafe in ber %f>at nur bie bringenbfte
9tothmenbig!eit, bie aufrichtige Sorge um Rettung unb ©rfmtono
be« beutfe^en, fpeciefl be« Seipjiger 93u<hhanbel« bem fyotyfy
baren Spanne bie geber in bie |>anb gebrüeft hatte. Gerthe« tonnte
ba« Seidiger ©efchäft ju genau, um bie burch feine SBorf erlüge
mit SRothwenbigfeit entfte^enben Srfchwerungen nicht gan$ ju über
flauen unb ju würbigen; auf ber anbern Seite mar er aber auch
oon bem gewaltfamen unb rücffichtölofen 3ufahren ber franjöfifchen
SÖehörben fo unterrichtet, bafj ihm ein energifche« Vorbeugen als
unbebingt geboten erfreuten mufcte.
5)ie fächfifche Regierung erforberte über biefe Eingabe unter
bem 10. 3uni 1811 ein Gutachten oon ber öücher^ommiffion,
welche unter #in$u$tehung oon hierju $u erwähtenben 93uchhanb-
lung«=$)eöutirten in (Erwägung jiehen foflte, „ob überhaupt bie
Anlegung einer folgen ßontrole ohne Störung in bem feitljer
$um erheblichen SBortheil für ba« 2anb unb für ba« Söefte ber
Siteratur ju ßeipjig beftanbenen ©ücherberfehr hervorzubringen thun=
lieh, unb in wiefern hierbei auf bie 93orf<hläge Gerthe«' SRücfficht
ju nehmen, ober welche anbere bem ßweefe jwar entförecfjenbe, aber
bie feitherige greiheit be« SBuchhanbel« unb be« literarifchen %tx
fehr« nicht h^mmenbe 9Kafjregeln etwa ju ergreifen fein möchten".
5)urch Stimmenmehrheit würben al« ®e*utirte ad hoc ge
Wählt: 3oh. Ämbrof. ©arth, ?aul ©otthelf Äummer unb ©noch
Digitized by Google
- 229 -
ftidjter (in girmo 3olj. grbr. ©lebitfcf)). fciefe $>ejmtirten foüten
ifjr ®utad)ten binnen 14 Xagen abgeben. (Sin joldjeö ©utadjten
finbet ftdj bei ben betreffenben papieren nicf)t (oielleicfjt fjatte nur
eine Sonferenj unb 93efpred)ung ftattgefunben), xoofy aber ba3
Soncept eine« ©djreiben« oom 20.Huguft an bie ©üdjers&ommiffton,
meldjem auf ote neueromg» eingetretenen jucaftregeln De» tat|erl.
franjöfifdjen ®ouoernement8 Ijingenriefen wirb, fotuie auf bie 9toa>
tiefte, rcelcfje bem ßeipjigcr 33 ndfy anbei aus ber angeorbneten
erweiterten ©renjjperre nad) granfreid) ertoadjfen müfjten. (3n
golge ber oon Sraunfdjweig bis SRünfter aufgehellten Conanen
fonnte leine 53üdjerfenbung, aud) feine burdjgefjenbe, bie ©renjen
beS franjöftfc^cn SReidjS meljr paf fircn. ) 2)ie $eputirten bitten
nun, in bem oon ber 93üdjer=(Sommiffion ju erftattenben 93c=
richte über ben $ertf)e«1djen Antrag aud) biefefc UmftanbeS @r=
»äfmung ju tljun, um fo toenigften» eine 2Wilberung ber ©oerre
ju enoirten.
S)ie Regierung jögerte augenfdjeinlidj lange, et)c fic ftdj ju
»eiteren ©djritten entfliegen fonnte, mufj aber bod), länger als
ein Safjr nad) @inreid)ung be$ SßertfjeS'fdjen Antrags, burdj bie
Sftotlj ber Qtit gejnmngen toorben fein, gegen ifjren SBitlen einen
(Sntfdjlufj $u f äffen, ©ie erlieg ba3 oben ermäfmte Sflanbat oom
10. «uguft 1812, meinem bie 93orfd)läge ^ertf)eä' jum Xfjeil ju
®runbe gelegt waren. —
Unb toieber im Saljre 1817 ergriffen Seidiger ©ud$änbler
bie Snttiatioe ju einer Reform be» 93ud$anbel8. $)ie Eeputirten
% &. Kummer, (£. g. (Enod) SRiduer, 3of). gr. $artfnod) unb
g. SB. 93ogel fjatten unter bem 8. 2Rai buref) ein (Sircutar
be^uf« geftftellung allgemein anjune^menber (Brunbfäfce unb 93er~
befferung ber 3uftänbe be3 93ud$anbel&' jur SBaf)l einer Sommiffion
oon 25 achtbaren ^nd)f)änblern auä ben oerfd)iebenen ^rooin^en
oon ganj $>eutfd)lanb, unter benen f)öd)ften$ neun au3(d) liefjlid)
ben 9BerIag3f)anbel Xreibenbe befinblid) fein foHten, aufgeforbert.
Sine ju biefem 93ef)ufe anberaumte SSerfammlung fjatte am 11. 9Rai
unter bem SSorfifce oon 21. ®. (Sberfjarb aus ©alle ftattgefunben.
$lu$ ber gewählten (Sommiffion mürbe jum erften 93orftej)er ©.
Äummer, jum jmeiten g. (5^. SB. Sögel, jum (Sentralfecretär
51. @. ©ber^arb ernannt. $)ie (Sommiffton forberte hierauf burc^
©ircular oom 15. SWai bie fämmtlidjen S3u(^^änbler auf, i^r ifjre
Digitized by Google
— 230 -
bett 99ud#anbel betreffenben SBefdjwerben, Slnfid)ten, 2Bün(cf)e unb
93orfd)Iäge mitpt^ctlcn.
$odf) bieS liegt fdjon au&ertyatb be3 jeitttd) befdjränften 9tof)menä
biefeä &uffafee3. — S)ic ^ßeriobe ber SRef ormbeftrebungen im beutfdjen
Söudjfjanbel unb sugleid) bcö Slnfämpfenä gegen bie norbbeutfdjen
Sentralpläfce, in erfter Sinie gegen Seidig, mar angebrochen unb
Älagen unb SReformt)erfutf)e fjören tum ba an nidjt metyr auf. 3d)
werbe eüentuett bie meitere (SnttoicKung nad) ben in ber ©ibliotyef
be3 SörfenüereinS üorfjanbenen ÜJcaterialien in einem fpätern 8tuf=
fafc ju fdjilbern üerfudjen.
Slnmerfungen.
') <£. ®. SRößig, $anbbu$ be« ©ua}f)anbelSre#t* füftematifö bargefteUt
für föedjtägeleljrte, 5Bud)I)änbler unb ©c^riftficDer. Seidig 1804. 8.
") ©ircular dorn fflfcära 1803.
3) An das Publikum. D. D. u. 3. 8. S. 2.
*) allgemeine« $eneidjni& aller ©udjljanblungen, toeldjeS eine ttntteifung
jur (£rleid>terung ber SWefjgefdjäfte , unuoiji für bte auf ber SReffe gegem
toärtigen, alä aud) abtoefenben sperren 5öu^ljänbler, enthält. SRcbft einer
Ueberficr)t aller (Jommiffionen toeldje jeber ber Herren ©udfljänbler in fieinjtg
Inn. Sedjfte Stuflage, üeipjiqer 3ubilatemeffe 1801. 22 Seiten. 4.
8) Eircular, batirt ^Breslau (er befugte biefe 3Reffe nidjt) D. 3tt. 1798.
°) Sircular oon 3ob. ®g. ©f)pf>. ©raun. HugSburg, C. 9R. 1803.
?) (Sircular, batirt Seidiger 0. 9R. 1797.
8) Ueberfefoung berjenigen Slrtifel ber ß. Ä. 5>efrete, roeldje bie 99ud)=
brudereö unb ben S3ud>tjanbel betreffen, unb einiger öon bem §errn (Beneral*
$irettor gegebenen ^nftruftionen ju berfelben Äu«füb,rung junt ®ebrau$ ber
Jörnen ©ud^änbler unb S8ud>bruder, in ben Departementen ber 6lb= unb
&efer=9Rünbungen. Huguft 1811. 4.
•) 3ftro Äönigl. Sttajeftät oon Sadtfen ic. ic. ic. SJianbat ba« ©enfur=
unb Sü^ermefen betreff enb. De Dato Bresben, am loten Sluguft 1812. %ol
10) $a8 Umlauffa^reiben $aul @ottt)ctf Jhimmer'S in ben Sammlungen
be§ Sörfenoerein«.
n) ©runbgefefc ber neuerridjteten 93udjf}anblung3gefeflfd)aft in S)eutfaV
lanb. (fietpäig 1765.) frot.
15) Etrcular, batirt »reSlau ben 29. Sept. 1791.
,a) frranffurt, Cftermeffe 1790. ©erlin, 28. Sept. 1790.
") dircutar oon «re*lau, 24. Septemb. 1796.
16) Sircular oom 1. October 1798.
10) Solare dirculare liegen mir oor üon 3of)- Sljrifttan Sommer in
Seipaig (30. Oct. 1797), ^nbuftrie = ©omptoir in SBeimar (9. EGor» 1798),
$oac|. faiüi in ©erltn (1. October 1798), ftrbr. Seoerin & Sornp. in SBeifjen-
felS (8. ftooemb. 1798).
17) ©ircular oon $re*lau, 16. «pril 1785.
18) 3)ao. Siegert, Siegnitj, 25. HJcai 1801, an ©. ^rttfc^ in Seipjig.
19) ©ircular oon (J^r. 2fr. SBappler & »ed, SBien, «tpril 1806.
*°) ®ao. Siegert an (5. gritfa), fiiegnifr, 25. SWai 1801.
fi) (Jircular oon 6. fr. «nbre, »erlin, 20. «pril 1807.
") Ctrcular oon (£. (3. 3Wet)er, ©re8Iau, O. 3B. 1808.
,3) ßircular, batirt Seip|ig, 0. 9». 1800.
Digitized by Google
— 231 -
") 3- 3- $<»fot in Ctlangcn, 10. «oril 1792, an % &. .Kummer in
Ueip^ig
,4) Berlin, 13. ?tpril 1792.
") 5)er Original-SRietbcontract im ©efifce ber ©iblion)et bed S3örjenoerein#.
I7) Hu8füfyrlia)ered über biefelbe oergl.: Albr. Kirchhoff, Beitrage zur
Geschichte des deutschen Buchbandeis. 2. Bandchen. Leipzig 1853. 8.
6. 220 ff. — Hug. 3d)ürmann in: 9Raga$in für ben SJeutfdjen $ud)l)anbel.
3a^rgang 1875. Seidig. 8. S. 60 ff.
*9) Üircular oom 24. SKai 1802 nebft ©eilage oon gleitt)em SJatum.
*) lieber ben iefcigen »erfüll bed ©ua^anbel« in Xeutfajlanb übermannt
unb in ben ^ireu&ifdjen Staaten indbefonbere. Slebft einigen SJorfdjlägcn bie
obtoaltenben Sftifjbräudje ju Ijeben. 2eutfä)lanb 1802, in allen $ud)f)anb=
fangen. 8. (Unterjeidjnet: 3f— •)
80) SWeine ©ebanten über ben ©u^anbel unb über beffen hänget, meine
wenigen (Erfahrungen unb meine nnmaftgeblicben SBorfajlage biefelben ju per
beffern. Sölofe abgebrudt für bie $>erren SJorfteljer unb meine übrigen Herren
ßoueaen, jur Prüfung, 93erbefferung unb (Ergänzung. 8.
y») mit 3. Sajalbaajer (»ucfcljänbler au* *Bien),rfreimütl)ige »emerfungen
über ben £uflanb beS *ua)f)anbel3 unb gutgemeinte S3orfa)läge ju beffen »er«
befferung. Oftermeffe 1803. 8.
") «eütrag ju ben »orfajlägen, meiere au ftolge ber in ber 3ubilate*
SJieffe 1802. gehaltenen ©uajhanbler^erfammlung oon iebem 9ttitgtiebe bed
»üdjbanblerftanbeS geforbert roorben finb. (11 ©eiten.) 4.
*') ffiö&ig, a. a. 0., 6. 449.
Beilagen.
1. 3n int fr f fnnnntlirijnt fjemn Cailegen.
Söir erfüllen hiermit bie in ber borigen Oftermeffe übernommene
SBerbinblidtfeit unb übergeben 3#ttMt:*)
1) i)ie ben und eingegangen Sluffäfce über bie SBerbefferung
bed Sudjfjanbeld, und) ben ©egenftänben georbnet in einem 2lu3$uge.
§errn $almd Sluffafc Ijaben mir nid)t audgejogen, weil er felbft ben*
felben ijintänglid) betannt gemalt l>at
2) $ad oon und »erlangte ©utadjten, toobet) mir bitten, folgenbe
fünfte in Uebertegung ju nehmen:
1) SBir finb überzeugt, baß ©ie bon und feine ^rojecte oer;
langen; benn ^rojecte fönnen in ber Sfjeorte fet)r glänjenb feon,
machen aber in ber $tu$füt)rung oft bad Uebel nur ärger. ©d ift
und nidn eingefallen, ein neued ©öftem bed $htd)ljanbeU ju erftnnen,
tuelaV* oergeblidje Arbeit feun möd)te; eben fo wenig bad oeraltete
(Softem bed Xaufd>f)anbeld toieber tyerDorjufuajen, tneldjed mit ben
jefcigen iöcrlialtnincn ber 3)inge nidjt vereinbar ift, unb toobety ber
größte £f)eil ber ©ud)f)änbler 511 ÖJrunbe gef)en mürbe. Xaufü);
b anbei ift immer ber erfte Anfang bed #anbeld, meint eine Nation
noa) in ihjer IHnbf)eit, ober fo lange ber ©egenftanb eined #anbeld
für fie noa) ju unbebeutenb gegen ben SBertlj bed ®elbed ift, nrie
*) ©ir bitten oon biefen bettben 6ad)en, bie blofe unfern $anbel angeben,
nidjtd in ba* grofje ^ublifum ju bringen.
Digitized by Google
- 232 -
j. 93. Gumpen, bic man für Nabeln, ober gegen anbre Summen ein-
taufcf)t. £cr Änmpf über ba$, mag man nieftt in (Spange geben
fönne, unb baar bejaht »erben muffe, Ijat !aum aufgehört, unb mir
foUten ilm mieber anfangen?
2) Sic <Ka$tf)ei(e be8 $u$f)anbeld fliegen $um Xtjcit aus
CueHen, meiere nttt)t in ber ©emalt berer ftnb, bie ihn führen, unb
bie ihn oerbeffern moüen. ©chon ber Umftanb macht biefen ©anbei
fet^r fc^mierig, bafj er fcf)r üielen «ufmanb an 3eit unb ®elb er=
forbert, ber Stbfafc immer fel)r befchränft unb ber Umfa& be3 ®elbe$
in bemfelben fehr langfam ift. $)ie 9iatur be3 ©anbei* fönnen mir
nic^t abänbem. (Eben fo toenig fönnen mir bie Sortfehritte unb 93er=
änberungen in ben SBiffeufcf>aften aufhalten, unb oerhinbern, bafe neue
39üd)er alte öerbrängen unb bie Säger baburch an 2Bertf)e fjerab;
gefegt merben. 9Bcr fann Reifen, menn ein Staat fchlcdjteä (Selb in
Umlauf bringt, unb baburch ben ©anbei in feinem (Gebiete oerbirbt?
2Ber fann ben (Seift beg Zeitalter* anbern, menn biefer ba$ Srrtöolc
bem @oliben oorjie^t? SBer fann bie greife ber 2eben$mittel, ber
^Materialien unb aller übtigen SBebürfniffe ^erabfe^en? u. f. m.
Ueberljaupt merben unfre ©erren (Soüegen feine Unmöglichfeiten
oerlangen, nicht crmarten, bafj mir jo oiele oerfa^iebene Sfleinungen
oereinigen unb bie SBünfdje eine« jeben befriebigen fotlen, jumal
ba manche Huffäfce mef>r ißriüatoortheile als baS allgemeine ©efte
ju bejmeefen fcheinen. 2Bir miffen ba* ©lüef einzelner ©anbiungen
nicht anberä ju beförbem, als nur burefj bie SSerbefferung be8 ©anbei*
überhaupt, unb biefe SSerbefferung fann nach unfrer (Sinficht buref)
nichts onber* b.erüorgebradjt merben, als buref) jrrenge Drbnung,
burdj rebltche ©efinnungen, burd) ©iüigfeit, burdj jmeefmä&ige ©anb;
lungSgrunbfäfce unb bur<h ein (sie!) ©anbeisoerfefjr, meldte* gegen«
feittgeS 3utrauen unb gegenfeitige UJortheile ermeeft. 2Bir finb nicht
im 8tanbe, bemjenigen, beffen «bfafc in töücfficht feiner ©anblungS*
unfoften ju befchränft ift, einen grö&em SBBirfungSfrei« ju öffnen,
feine Ausgaben 311 oerminbern unb if>m beti feiner geringen einnähme
mehrere SSortheile anjumeifen; auch fönnen mir nicht bemienigen,
ber ofjne hinlängliche Gräfte anfängt, unb hernac^ feine Rechnungen
nicht bejahten fann, längere SRaehficht unb mehr Kapitalien Oers
fdmffen. SGBir fönnen bem ©chleuberer feinen grö&ern Rabatt, feine
beffern 83erlag3bücher jumeifen, bamit er beu feiner Schleubereu boch
noch beftefjc; mir fönnen niemanb oorfchreiben, bafj er meniger ober
mit mehr (Sinficht bruefe ober geringere ©onorarien jahle. 2Bir
fönnen bemjenigen, ber leichtfinnig ©erborgt, nicht fo lange ©rebit
oerfchaffen, bis er feine ©chulben eingetrieben $at; furj mir fönnen
Niemanb ^clf cit , ber ben ©runb feiner ungünstigen ßage in feiner
eignen ©anblungämeife ju fuchen hat.
3) SBir haben un8 nur auf bie ©auptyunfte be3 ©egenftanbe«
befchränft, au* ber Ueberjeugung, ba&, menn nur erft ber (Srunb ju
Digitized by Google
- 233 —
einer beftera 93erfafiung gelegt morben, bie übrigen guten %bttn,
meiere mir, in ben und mitgeteilten Sluffäfcen gefunben tyaben beffer
in ber 3" fünft, nad) unb nad), in lieb er legung genommen unb in
Sludfüljrung gebraut merben lönnen. Ueber Diele«, mag und oorju*
plagen ju anmafcli(§ töten, fönnen pdj bie $anblungSüermanbten
in einer ^rooinj ober in einer Stabt meit beffer oereinigen, meil fie
bie 53crrjältniffc iljrer ©egenb pdjerer ju beurteilen unb iljren #anbet
barnad) einzurichten oermögen.
4) (Sd ift un« nidjt erlaubt, nad) ber befannten SJcoral bed
(Sridpin ben SBortljeil ber einen S3ud)f)anbiung burd) ben 9ta$$ett
ber anbem ju beförbern. 23 ir bürfen bem einen ntcrjt jumutlien,
fd)Ied)te löüdjer ju nehmen, nodj bem Slnbern, bafc er {einen S3erlag
unter Sebingungcn meg gebe, bie fein Herberten nad) pd) jietjen
mürben. ©3 mürbe nid)t allein unerlaubt, fonbern aud) unoerftänbig
femt, menn wir bie ©eele bed $anbeld, bie gre^eit beffelben, jer=
ftören »ollten. $er Kaufmann barf bem fjabrifanten nid)t gebieten,
toaS, mie oiel unb mit meinem Sortiert er arbeiten [oll ; unb ber
gabritant lann ben Kaufmann nidjt jmingen, pd) mit feinen Slrtifetn
ju bef äffen, ober iljm oorfdjreiben, mie er bad, mad er oon if)m
genommen Ijat, toieber abfegen foll.
5) 3)ie jaljtreidje SSerfammlung ber Herren ©ud>ljänbler, meiere
biefe Arbeit oon und in ber oorigen Dpermeffe oerlangten, merben
und bad Beugnif) geben, ba| mir und nidjt baju gebrängt traten.
Srett oon aller $tnmaf}tid)feit übergeben mir %tyntn unfer gemein:
jcf)a ftlid)ed Ghttadjten, jmar mit aller Sretmtütl)igteit unb mit ben
beften 8Bünfd)en, aber o^ne enttjupapifdje Gnoortungen unb ot)ne
Hoffnung, bafc bei) bem beften SBiHen ettoad ©uted ju ©tanbe
tommen werbe, fo lange pd) $rioatintereffe, *Rebenabpd>ten unb SJcifcs
trauen bemjelben entgegenfteUen. ©emtfren ®ie nun oon unfrer «rbeit,
mad 3^nen gut baucht.
hierauf folgt bad ©utaajten, unteraeid)net oon ber erjten Deputation:
Sari grnft 83oI)n in Hamburg, Sreitfopf unb Härtel in Setpjig, Sotta in
Bübingen, ©iegfrieb ßebrety ©rufhid in ßeipjig, Gaipar ^ritfc^ in Seidig,
®eorg 3oaa)im @öj4en in Seipjig, ©ebrüber fcafcn in $annooer, <£arl
Cftrißian fcoroatfi in $ot«bam, SBityelm GJottt. fiom in »refilau, $aul ©ottl).
ft ummer in ßetpjtg, Utonatl) unb Äufeler in Dürnberg, Marren trapp unb
Senner in ftranffurt am SJlatn, ftriebr. Sietoeg in SBraunfdjtoeig, Stoiber
in Dredben unb (£I)r. %x. ffiappler in ffiien.
Da bad „©uralten", mit (Srtoeiterunaen »erjeben, faft unoeränbert in
ben „Vertrag" aufgenommen ift, fo tann idj oon SBiebergabc beffelben ab-
fetten, ttngef&ngt ift nod) ein SRacfctrag: eine Hudeinanberfefcung oon Sarren*
trapp unb SBenner, mela)e audfutjrltd} barlegen, bafe bad Örunbübel in
bem SRabattgeben an $rioatleute liege unb öafe alfo ber ßunbenrabatt
unter jeber &eftalt, mie 5. 8. fötfäenle an 9fi$ern, tjötjerc Stnna^me bed
(Belbe« als beffen SBertlj, fraajtfreie $ufenbuitgen ic- gänjlia) obgefc^afft
werben müRe.
•
Digitized by Google
- 234 -
2. rtwg i>c r fluiijtjänMer über einige <5egen|Wtti>* ihres Ijan&eU.
($>ie in etfige klammern eingetroffenen ©teilen ftnb Buföfee gu bem
erften (Shitachten.)
3n bcr SubttatesSReffe be3 öorigen Sa^red übergab bic erftc
Deputation baä Don ihr öerlangte @utad)ten ben fämmtüchen in
ßeipjig anroefenben Herren ©uchhänblera mit ber Sitte, eine aroeöte
Deputation ju erroählen, welche jenes ©uralten prüfen unb oer=
beffern möchte. SRicht einige, fonbern alle $erren ©uchhänbler au*
aüen ©egenben Deutfchtanb« mürben |U biefer 28af)l eingraben, unb
öon ihnen würben folgenbe Herren ju ber neuen Deputation erwählt:
ftnbräefche (sie!) 93uchh. in ftr. a. SW. £err $artfnoch in DreSben. (sie!)
#err Sarth in Seipjig. — #eüer in ©iefjen.
— ©öb,me bafeftft. — fceinfmS in Seipjig.
— ©ohn in Hamburg. — $offmann in Hamburg.
— S3o^n in Sübecf. — |>oroath in ^otäbam.
— Satoe in Sßrag. — Seil in SRagbeburg.
— ©rufiuä in Seiäjig. — Kummer in Seipjig.
— Dieterich in ©öttingen. — ßagarbe in ©ertin.
— Styl in ßeipjig. — SRaurer in ©erlin.
— ©ttinger in ©otha. — 9ttco(ooiud in $önig3berg.
— ftrommann in 3ena- — Gerthes in Hamburg.
— ©raff in Äetyjig. — SRottmann in ©erlin.
— ©öbbel« unb Unjerinßönig^ — (Sc^roctfc^lc in $afle.
berg. — (Siegert in fiiegnifc.
— ©ebrüber #ab,n in $annooer. — Stiller in föoftocf.
— ©ammerich in Altona.
Dem erhaltenen Stuftrage gemafc !)aben bie eben genannten
Scanner fich über jeben $unft beä ©utad)ten3 beratschlaget unb un3
Unterfdjriebenen aufgetragen, baä föefuttat ihrer ©erathfchlagungen
befannt ju machen.
Diefe oon ben ©uchhänbtern auä ganj Deutfd)lanb ermatten
Scanner reörafentiren mit Stecht bie Bereinigung aller ein =
jetnen SDfitglteber be8 ©uchhanbetä, unb ba3 burd} fie ge;
prüfte unb nach i t) r e in SEBilten abgeänberte ©utadjten ifl
jefct n l ö ein ©ertrag aller SRitglieber unfer3 §anbel£ am
jufehen, barnad) in ben ernjähntengätlen hanbeln motten.
Barth.
Dyk.
Göschen.
Kummer.
hierauf folgt ein SBieberabbrucf ber Einleitung ber erjtcn Deputation ju
ihrem ®utaa)ten (1. ©eilage).
Digitized by Google
- 235 —
Vertrag.
L (Sin jeber, melier über bic Statur beS SuchhanbelS ruhig
nachbenft, mirb überjeugt merben, bajj, menn ein SDcittel au^
finbig gemalt »erben fönnte, moburd) atle unb jebe 3Jcit=
glieber beS SSuc^^anbeU ohne StuSnahme genötigt mürben,
ohne alten Rabatt $u berfaufen, fein eignes 93efte erforberte,
ben Rabatt als eine 6cf)leuberet) gänzlich abjufchaffen. da
mir aber an ber 9Jcögticf)fett eines folgen SJcittelS jmeifetn, fo be=
forgen mir, bafc gemiffenlofe Sua^^änbler, ungeachtet ihres gegebenen
SS orte», ja ungeachtet eine» (SibeS, bureb Schteuberetoen mit Rabatt
ihren rebtid)en Rachbarn, bie feinen Rabatt ju geben fich oerbinblich
gemacht Ratten, fdjaben, ober fie mohl gar ©runbe rieten mürben.
3ft ber Rabatt aber nicht ganj abjufchaffen, fo ^etfen au« bem
nefjmlidjen ®runbe auch bie ©efdjränfungen beffelben nichts. [SBoUte
man ©trafen auf baS ©eben beS Wabattt feft fefcen; fo ftnb mir ju
feiner berechtiget, als ju ber, bafj ein SBuchhfinbter, ber ferner Rabatt
gäbe, ben ©rebit üerlöre.*) 2Bie unausführbar biefe ©träfe ift, fällt
jebem gleich in bie Slugen, ber bie SBerfchiebenheit ber denfungSart
unb ber 93ert>ältniffe ber ©uchhanbler überlegt. deshalb bleibt nichts
übrig, als fötale $anblungSgrunbfäfce einzuführen, unb zur 8luS*
Übung ju bringen, moburch baS Uebel oon felbft aufhören, menigftenS
öerringert merben mufj. denjenigen, ber auf irgenb eine SBeife
öffentlich ben SBücherfäufern, bie nicht ©uchhänbler finb, Rabatt am
bietet, merben feine rechtfehaffenen (Sollegen oon felbft auf alle SBeife,
bie in ihrer 2Jtacht ift, fein unbilliges Verfahren empfinben laffen.
3)aS SBenige, meines ein ©djteuberer burch SluS bieten beS Rabatts
mehr abfefct, mirb ben «Schaben nicht aufmiegen, ber ihm aus fanget
an $anbetSeinigfeit unb Butrauen entfielen fann.]1)
EL die Rechnungen, meldte foäteftenS in ber Dftermeffe be*
Zahlt merben f ollen, fchtiefjen mit bem (Snbe beS oorhergehenben
3ahreS. 2Ber jur Dftermeffe feine Rechnungen nicht bejahten fann,
barf, menn er feinen ©rebit erhatten nritt, nicht unter jmen drittel beS
Betrags berfetben jatjtcit. Eigentlich erforberten ^anbtungSorbnung
unb (Sicherheit, bafj bie Rechnung bann, mann fte abgcidjloffcn mirb,
auch bejahtt merbe; beShatb rnufc einem {eben überlaffen bleiben, ob er
[* ■ durch eine öffentliche allgemeine Anzeige mürbe baS ^ublifum in
foldjen ©egenben, mo ber Rabatt nod) nicht eingeführt ift, auch baoon unter:
richtet merben, unb bie ©djleuberer mürben, junt Ratyheil ber foliben §anb=
Iungen, nur noch mehr um fid) greifen fönnen. deshalb ift biefer Ärtifel
[teilen geblieben mie er ift. können bie SBucbtjänbler in einer ©tobt ober
$rooin&, mo ber Rabatt eingeriffen ift, fid) bar über bereinigen, ben Rabatt
gan^lid) abjujchaffen, fo bürfen fie ja nur tn ihren Katalogen foldjeS belannt
maejen unb ihr ^ublifum Don ber ^ot^roenbigfeit ihrer genommenen SKafe
regeln burch ®rünbe überzeugen. ©elingt einigen 99ud)hanbtungen biefe !&er
einigung, fo merben balb mehrere ihrem öeofpiele folgen.]
Digitized by Google
nadj 5lbfd)luf$ bcr SRedmung ju SReujatyr, Don ba an bis jur Öftere
meffe, al« bcr SatjlungSjeit, ba« oon iljm auf neue IRecfjnung Oers
langte geben toiß ober nidjt. ©otibe HRänner werben jtdj jur gegen*
feitigen Sufriebentjeit barüber fajon oereinigen, unb biejenigen, toelct)e
tf)rcn ©rebit auf« ©biel fefcen, — j. 93. buref> niajt bejahte Settel,
[ober burd) nid>t jur ausgemalten 3eit geleiftete 3afjlungen] — tonnen
nid)t »erlangen, baß if)r (Srebit of)ne Orangen fe».
III. Sine abgefajloßne föedmung toirb al« eine anerfannte ©ct)ulb
angeben2), Saßt jemanb in ber Dftermeffe ein drittel öon bem
©albo berfelben übertragen, fo8) [fann ber Srebitor, toenn er e«
nötfn'g finbet, barüber einen SBedjfel »erlangen, toeldje« beü anbern
®aufleuten ebenfalls fetjr oft gefd)ieijt. 3ur Sicherung unfer3 £>anbet«
toirb überbiefe3 ein ©d&ulbbuct) nadj folgenber Einrichtung gemalt,
unb oier ju biefem Bmecf ertoal>lten 93orfte^em übergeben:
1) $>ie ja nun tilgen Herren ©ud$anbler ertoäf>len ju btefett $ßox*
ft efter n Scanner, meiere allgemeine Wartung unb 8 u trauen, f)in=
längliche Erfahrung unb @infict)ten befifeen, unb bie ^orfteher
ertoäf)len au« ifyrer SRitte einen ©ecretair, ber bie Arbeit außeT
ben SReffen beforgt. ©enm ©d)luß einer 8Reffe toirb für ba«
nädifte £>albjal)r ein anbrer ©ecretair getollt
2) Xiefe SBorftc^cr finb in jeber Öfter* unb SRidjaeltemeffe, ben
nädrften $)ienftag nad) ber flatylnjodje, Vormittags oon eilf tri«
jtoölf Uljr, an einem beftimmten Ort oerfammelt, um iljre Dbliegen=
Reiten ju erfüllen.
3) 3n bem ©cfjulbbuct) befommt ieber 33ud)f)änbler fein ^olio
mit ©oll unb $aben.
4) SGBirb eine rechtmäßige ftorberung ober ein oerfaüuer SBedrfel
nid)t ju ber feffgefefcten Seit bejaht, fo fann ber Krebitor ben
betrag auf ba« Sonto feine« Debitors oon ben JBorfteljern ein*
tragen laffen.
5) 5)ic SBorfteljer ftnb üerfcftia)tet, alle Stnjeigen ber Debitoren,
iljren Flamen, bie ©umme i^rer ftorberung unb ben Xag ber 8ss
jeige genau unb of)ne SSerjug auf ba« ©onto be« Debitor* einju=
tragen. (£« toirb babeö, oorau«gefe|jt unb erforbert: a) baß ftc
feine anbere ^orberung eingetragen, al« bie fdjrifttict) mit Sinnige
be« Xage« ber Abgabe unb eigner Unterfdjrift be« tarnen« ein«
gereicht toirb; b) baß bieje gorberung in allen fünften richtig feö,
unb baß ber Clrcbitor mit bem Debitor, entroeber in ober außer
ber ÜJteffe, fdjriftlicb, abgefdjloffen, ober baß ber (Jrebitor bem
Debitor brei Monate bor ber S in*eidjnung bie Rechnung jugefanbt
unb barauf feine 2tnttoort erhalten b,abe. 3f* toeber ba« eine nod)
ba3 anbre gefdjeljen, unb ift bie gorberung nic^t richtig, fo werben
bie 2?orfteb,er foldje« ^ernad) befannt machen, unb e« toirb barau«
ber ftad)t$eil für ben (Jrebitor entfielen, baß ber Debitor if)n
Digitized by Google
— 237 —
ftegen ©djmälerung feinet Krebit* bei) ber Dbrigfeit belangen !ann.
c) $afe ber ©rebitor bem (sie!) Debitor an bie 3af)tung erinnert
unb mit ber ©injeidmung gebrot)t fjabe. $)iefe Erinnerung unb
$)roI)ung mufc nadj SRafjgabe ber Entfernung be* Debitor« ton
bem ©rebitor fo jeitig gefc§el)en fetin , bafc ber Debitor nodj bor
ber ©injeidmung SSeranftaltung jur Ballung treffen !ann. d) ©ottten
©rebitpr unb Debitor $ur 3eit ber SCRcffc in Seidig gegemoärtig
fetin, fo ift tyntänglid), wenn ber ©rebitor bem Debitor brei Xage
bor ber <$injeidjnung fein öor^aben, bie ©djulb eintragen ju taffen,
angejeigt fwt.
6) ©obalb bie eingetragene ©djulb enttoeber ganj ober 511m
Xt)eit begabst ift, mufe ber bisherige ©rebitor fotdjel anzeigen, unb
bie abgetragene (Summe toirb nebft bem Xage ber ^atjlunq oon
bem Vorfiel) er ober bem ©ecretair im ©oben auf ba* f^fotio be*
bisherigen Debitors eingetragen, SBerfäumt ein ©rebitor bie 2ln-
jeige ber geleifteten ßa^tung langer, al* bier Söodjen nndi (Smpfang
be* (Selbe* ober ber 9ta<$ridjt oon ber geleifteten 3afjlung, fo
toirb er bem Debitor für ben Stäben berantmorttidj, melier biefem
au* oerfäumter Anzeige ber ga^tung in SRüdfidjt feine* ©rebit*
entfbringen fann. $er Debitor mu&, toegen feiner eigenen ©idjer=
b,eit, fetbft ober burdj feinen ©ommiffionair bie oon ifmt geleiftete
3at>tung ben SBorfteljero ebenfall* anzeigen. $tud) mirb e* $u
feiner ©td)erljeit nötfug fetin, baf? er, im ftatl bie 3af)tung burd)
©ommifftonaire an ©ommiffionaire gefd>ef)en, ben ©rebitor unmtttel*
bar bon ber geleifteten ^nl)lung benadjrid)tige.
7) 2)ie SBorftetjer finb berbflidjtet: a) bie* ©udt) nie öffentlich
ioerben ju taffen, unb nie au* ben ©änben ju geben, fonbern al*
ein itjnen anoertraute* geheime* ©ud), morau* fte niemanben (sie!)
ettoa* entberfen bürfen, treutid) auf jubematjren, mit folgenber einzigen
2lu*nat)me: b) ©rft bann, unb nur bann afletn, menn auf ein
©onto eine* unb beffelben ©udjf)änbler* 3c^n ©rebitoren einge^
jeidjnet finb, f ollen fte einem jeben 93ud)l)änbter (unb niemanben
anber*) ber e* oerlangt, 9?ad)rid)t geben, wie biet bie ©djutben be*
©ud)t)änbler*, auf beffen ©onto 3ef>n ©rebitoren eingetragen finb,
betragen, bamit ein jeber ©udräänbter in bebenf liefen gätlen ju
feiner ©id)erb,eit bie gehörigen 9Kaf}regetn treffen fönne. c) $ie
S3orftef)er bürfen niemanb, aud) fetbft ben ©udjfjänblern nidjt irgenb
eine anbre ftrage, in melier ftorm fie audj gefteüt fetin möge,
roeldje ben 3tt$att be* ©d)ulbbudj* betrifft, beantworten, at* biefe:
toie biete 93ud)f)änbler f)aben auf ba* ©onto biefe* ober jene*
©udjljänbler* eintragen taffen, unb toie biet beträgt bie Summa
ber bort eingetragenen ©djutb? SBorauf bei bem fo eben in b) am
gegebnen Satt nidjt* meiter geantwortet toirb, at*: ©o biete ©rebi=
toren — bie ©umma — . <£* oerftefjt fid) bei biefer ©umme, bafj
ba* $aben bon bem ©otten borfjer abgezogen morben.]
Digitized by Google
- 238 -
IV. ©er als ©udjfjanbler ftd) etablirt, mit 93udjf)änbtern in
föedjnung treten unb Srcbit Ijaben will, oon bem4) wirb geforbert:*)
1) $)afj er bie ©udjljanblung öier bis fünf Saljre als Sef)rling
erlernt habe, hernach wenigftenS breö 3a^re Liener gewefen feö,
unb borüber Sltteftate oorlege, [bamit nicr)t jeber junge Sföenfch,
nad)bem er in einer ©ud^anbtung einige 3ahre gelernt hat, fidt>
ju feinem eigenen sJcad)üjeü gteicr) ctabtiren fann, unb bamit nicht
ßeute olme ßenntniffe beS ©udjhanbels unb olme (Erfahrung ben
Öeuten, welches (sie!) fidj beibeS erworben fyaben, ben 2öeg ju
einem Stabliffement ba üerföerren, wo fotdjeS noch mit ®lücf ge=
macht werben fann.]
2) Da§ er an bem Orte, n>o er fiefjrftng ober Xiener gewefen
ift, erft nach einer jweöjätnuQen (Entfernung oon bemfelben eine
Sortiment* :§anblung etabliren unb alfo nidit gteicr) aus ber
ßonbition ju einem eignen (Stabliffement an ben nehmlicben Orte
übergeben bürfe.
3) $afj er in ben erften ameö 3ahren aüe3 baar bejahe, ober
ba& breö jotibe Männer5) fchriftlich für ihn 93ürgfcr)aft teiften,
[ober bafj fed)S gute ©uchhänbler ihn einftimmig empfehlen, nicht
blofe in SRücf ficht feiner bisherigen Aufführung, feines ftleifjeS,
feiner (Seühicflichfeit unb $Red)tf$affenfjeit, fonbern auch ber ju
feinem eSortfontmen nötigen SonbS.]
4) $afc er feine @cfct)äftc unter feinem eignen 9tamen, unb
mdit unter einer allgemeinen «Hrnta, j. (5. Bureau, ßomtoir,
(Sjröebition u. bergt, betreibe; benn wer ben einer §anbtung
gewinnen will, muf$ fidt) auch nicht fchämen feinen Flamen baju
herzugeben; [unb wie fann ein 93ureau, Somtoir u. f. to., befriebigenb
quittiren?]
V. SBer eine alte $anblung fauft ober übernimmt, fann nict>t
eher Grebit erhalten ober als neuer Eefifcer anerfannt werben, bis
bie ©Bulben beS oorigen gänjltch berichtigt ftnb, [aus bem ©runbe,
»eil ftiemanb etwas faufen fann, baS nicht beS S3erfauferS (Sigen-
tfmm ift. ©ine nicht be^arjtte SBaare aber gehört bem Skrfäufer
nicht c^er als bis fie bejaht ift.J 93eö ßompagnien bleibt jeber
*) [3eber £anbe«b,erT fann jebem feiner Untertanen bie ©rlaubnife mit
$üdjem ,mi Rubeln geben; aber er fann bie $8ud>f)flnbler nicht fingen, mit
biefem Spanne Q^efcr)öfte 511 machen. Die Dielen neuen (£tabliffements, toeldje
burd) biefen §. einigermaßen befdjränft »erben, finb ein 9?ad)tl)eil nid)t nur
für bie SScfifcer ber altern $3ud)banblungen, fonbern für ben Buatanbei über=
ijaupt in SRüdfidjt feines ^toecfeS. Dem ©eleljrten unb bem ^Jublifo fann
nicht bamit gebient feon, baß es oiele löudjfjänbleT unb oiele Südjermagajtine
giebt; fonbern bafe genug 'Öudjfjänbler ftnb, bie binreid^enbe Gräfte *u foliben
Unternehmungen fyaben unb beren 9Jtaga$ine rooljl oerforgt finb. 6inb aber
$u oiel S3ucf)t|änbler in einer QJegenb ober an einem Orte, fo fd)loäcf)t einer
ben anbern. Die Solgen baoon fallen oon felbft in bie äugen , unb werben
naa) gerabe allenthalben empfunben.]
Digitized by Google
- 239 -
Kompagnon, aud> wenn er aus ber $anbetSoerbinbung tritt, fo lange
öerbinblid), bis alle gemeinfdjafttid} gemalte ©Bulben gänjlid) be=
ja^t ftnb.
VI. $ie SBoljlfaljrt jebeS Kaufmanns beruht auf einem oer*
ftänbigen Satcut. liefen ©atcul mu& er, wegen ber notljmenbigen
ffiü<fftd)t auf feine ©ebürfniffe unb ben greife feiner SRatcriatien,
auf ben in feinem Sanbe gangbaren SKiinsfufi grünben, worauf er
frembe SJlünjforten na<f> bem jebeSmaligen SourS ju rebucircn fmt
$iefe« ift fo wafnr, ba| fein Kaufmann, er fwnble womit er wolle,
an feinem Orte anberS t>erfäf)rt; fo wafjr, bafj ein anbre« SSers
fahren, wenn e« oemünftig fettn fott, gar nic^t gebenfbar ift. S)e«=
fmlb lege aucf) ber S9ud)f)änbter bei) feinem &atcut ben Sßünjfufc
feine« fianbe«, er jcn gut ober fehlest, jum ©runbe, werbe mit
feinen ^reunben über bie Sftünjforte, worin er bejafjtt feön
mill, einig, unb berecfme bann bie übrigen ©elbf orten nad) jenem
SRünjfufje, wie e« ber SourSjettel beftimmt. 3)a ber Verleger eine*
Stodje« ben einmal feftgefefcten greife beffelben immer gelten laffen
muf}, fo mürbe er fonft beb einem fd)ledjten ©our« au«länbif$er
SWünjforten ober auSlänbiföen <PapiergelbeS allein oertieren, ober ju
©runbe geljen*); hingegen ber, welcher e« if>m abfauft, niemals, ba
er im Satte eine« niebrigen Sour« ben greife be« ©udje« jebe«mat
erf)öl)en fann, wenn er fidj nur mit feinen 9lad)barn barüber oer=
einigt t>at $aben jweö ftreunbe ficf) über bie ©elbforte oergtiajen,
fo gilt biefer 33ergleid) für bie taufenbe Wctfinung; beti (Eröffnung
ber neuen mufc, menn e« bie Umftanbe erf orbern, eine neue Uebers
einfunft getroffen werben. 3)ie ÖJeredjtigfeit erforbert, baß alle ©ud)=
tyanblungen, bie orbenttirf) fjnnbcln unb richtig sagten , mit gteitfier
©iüigfeit befwnbett werben.
VU. Sitte «Reuigfeiten oon ber Öfters unb 3Ri(f)aetiSmeffe eine«
Saures follen bi« jur näajften Oftermeffe in ©ommiffion gegeben
werben, ausgenommen ®unft= unb ^radjtmerfe, au$ foldje wiffen*
fäafttid)e SBerfe, wooon jeber 93ud$änbter mit aiemtidjer ©emi&tjeit
im SSorau« wiffen fann, ob er ein (Sjemptar wirb gebrauten fönnen;
überhaupt werben ausgenommen alle biejenigen Uttel, welche burdj
ba« #in= unb #erfenben fd)tedjterbingS leiben. Son bem Verleger
t)ängt e« ab, Wie üiel ©remptare er in Sommiffion geben WiQ.
©efdjäbigte 93üdjer unb fotdje, bie älter als bie laufenbe {Rechnung
fmb, bürfen nidit remittirt werben; wo Iii aber ein aufgefdmitteneS,
nirfit befd)äbigte« 83ua), wenn e« in iommiffion genommen, ober als
Sßooität unoerlangt eingefanbt ift; benn niemanben barf jugemutfjet
*) SJian benfe nur an bie fran}dfifä)cn Slffignaten. [— 2)er Sarotin $u
61/, SRttjlr. fann bie ©afis unierer 9iedjnungen nirfrt werben, weil tratet
unb ©rofdjen, ober (Bulben bic »oft« ftnb, rooruad) ber Sarolin als eine
©aare beregnet wirb, bie fo öiel analer unb ©rojajen ober Guiben gilt]
Digitized by Google
- 240 -
»erben, bafc er ein ©udj faufe, beffen Qn^olt er nid^t fannte. 9tc=
mittenba, bie nidjt fdjon abßcticfert »orben, fönnen nic^t abgetrieben
»erben; [bei? ertoiefenen UnglütfSfäHen in Slnfelmng be$ Xranäporte«,
pmal ben $anblungen, bie nidjt in fceutfölanb ftnb, wirb man
Ijieröon eine billige ÄuSnaljme maajen.] Wud) foll ba« fogenannte
SßifpoftttonSfteflcn burdjau* nid)t geftattet werben.
VIII. ©enbet ein SBerleger jmifdjen ben SWeffen Neuigfeiten
unverlangt ein, unb fann ber Empfänger biefelben niajt abfegen, fo
ift jener gehalten, bie #in= unb $erfradjt ju tragen. ©erlangt aber
Semanb, baß itjiu eine gemiffe &n$at)l Neuigkeiten | ,etne 3tnj\arjt, bie
jeber felbft am beften für ba3 SScbürfniö feine« Orte« bestimmen
unb verlangen fann,] ^ugefanbt »erbe, fo mufj er felbft bie Brradjt
baüon tragen. ©on ©ontinuattonen trägt ber ©mpfänger bie tfradjt,
»enn er biefelben ntc^t abbefteflt fjat.
IX. Hefte, bie »äfjrenb ber 9Reffe nidjt geliefert »erben, finb
al« nidjt gefdjrieben anjufefcn, »eil ein jeber ba« niajt fertige ©ud)
al« Neuigfeit einfenben fann, unb baben, nichts verliert
X. ßetn Verleger barf feine ©erlagäbüdjer ba, mo ein tljätigcr
©udjljänbler ift, ber orbentlid& jaljtt, an irgenb eine $crfon, »eber
©eleljrte nodj ©udjbinber, nod) Antiquare ober Xröbler, nodj fonft
jentanb, ober an irgenb ein Snftitut in (Jommiffion geben6). @r foll
femer loeber buref) Annoncen, nodj burd) Umfdjläge, nodj auf irgenb
eine anbre SBeife Sßrioatperfonen Rabatt von feinen ©ertagSbüdjern
anbieten. (5 ben fo tuenig barf er Nettopreise loeber7) auf ben Xiteln
ber ©üdjer, nodj in Journalen, nod> in anbern öffentlidjen ©lättern
befannt matten.
XI. 55er greife eine« ©ud)e* barf nid)t efjer fjerabgefefct »erben,
at« bi« e3 geljn Saljre alt ift; fonft mufc ber Verleger ftd) gefallen
laffen, bafj jeber ©uajbänbler, ber nod) ein ©remplar baoon auf bem
fiager Ijat, foldje« gegen (Srftattung be« Nettopreise* jurüd giebt.
XII. $er Verleger, melier oerfiegelte ®eljeimniffe auSgiebt,
barf fidj nid)t bef djmeren, »enn bie ©udjljänbler foldje eröffnen; unb
ift gehalten, im ftaU be« Nidjtabfafce« berfelben, audj eröffnete jurüd*
june^men.
XIII. (Sin alteS ©udj unter einem neuen Xitei ju oerfaufen,
»irb at« ©etrug angcfefjen, »enn ber Verleger nidjt auf bem neuen
Xitel bie ©eränberung an5eigt, unb ein jeber fann ein foldje« ©udj
aud) nodj nadj 3ab,ren jurüdgeben. 2ludj barf nidjt ein unb baffelbe
©ud) unter oerfd)iebnen Xiteln erfdjeinen, »enn nid)t biefe Xitel neben
einanber gebrueft ftnb, roetc^ed feinem ©erleger oer»eljrt »erben fann.
XIV. diejenigen $anblungen, »etd)e bereit« iljre ©efdjäfte
unter einer allgemeinen gtrma, j. ©. ©ureau, (Jomptoir, @£pebi:
tion u. f. ». treiben, unb beren ©eftfcer no<$ nidjt namenttidj be=
fannt ftnb, »erben hierüber bie nötige 9lu«funft ju geben ge=
galten feijn.
Digitized by Google
- 241 -
XV. 5)er ^afjrgang aller Sountate, toeldjer mit bem neuen
3af)re anfängt, mufj auf neue SRedjnung gefegt roerben. [$od) mufj
jeber 93ud$änbler bem Verleger in ber 3tobilates9Reffe beftimmt an*
geben, roie Diel CSjrcinplarc er behalten roiU, unb bau cm barf er fein
ßjemplar remittiren.]
XVI. @* toirb auger bem §. III. betriebenen ©djulbbudje
ben SSorftefjern, welche jene» ®ud) beftänbig in ben $änben Imben,
nod) ein ftotiäbud} übergeben, 3n biefes SBud)8) fann ieber ©ua>
$änbler feine traurigen (Erfahrungen über böfe ßunben jur SBarnung
Bnbrer treiben, bamit nidjt unguöerläfftge ßeute, ober toot)l gar
Betrüger einen $htrf)t)änbler na$ bem anbem in Sajabcn bringen.
$lud) fönnen unerlaubte ^anbtungen anbrer Vitt, bie einer 9tüge
bebürfen, burdj bie SBorfteljer in biefem SBudje jur SBarnung ftnbrer
bargeftettt »erben. [5)od) barf feine 99efd)tt>erbe eine« 58ud)ljänbler8
gegen einen anbern ©ud)f)änbler oon jenem felbft eingetragen werben;
fonbern, wenn eine folt^e ©efa^roerbe eine mistige ungeredjte #anb;
lung betrift, fo mufj foldje fdjriftlid) ben SSorfteljern übergeben, oon
biefen geprüft unb, menn fie fol^e gegrünbet finben, eingetragen
»erben. 2lu3 biefer Söeftimmung folgt oon fetbft, bafc getoötjntiaje
SRifeoerftänbniffe, 8änfere9en, Uebereilungen, unoorfi^tige Söortc, (£m=
pfinblidtfeiten, IPlatfdjeretjen, perfönli<f)e ©eleibigungen, meldte für bie
Dbrigfeit gehören, in biefe« ©udj nia^t eingejeidjnet toerben fönnen,
fonbern nur foldje 2)inge, toeldje einen nachteiligen (Sinflufe auf ben
ganjen 93ud)hanbel ^aben fönnen ober toiber bie einmal allgemein
angenommenen ®runbfafce beffelben ftreiten.]
XVII. ©üdjcrlotterien ftnb bem ©udjtjanbel unb ber ßitteratur
nadjtljeilig9). [SBenn ein SÄann an einem Orte fein (Japital für
ein SBaarenlager oertoenbet, welches üim fein um füge* 2Iu3fommen,
btt) oieler Arbeit unb SRütje, giebt, unb fein Wachbar burtf) eine
ßotterie bie ganje ©umme be3 ©elbeS, bie in jener Ocgenb in einem
ober mehreren 3af>ren für Söüc^cr in Umlauf gefefct toirb, an ftd)
jiehet, melier Scadjtheil toirb barauS für jenen ©udjf)änbler ent=
flehen! 2Ba3 einem recht ift, ift bem anbern billig, unb fo mürben
am @nbe bie oermehrten ßotterien alle SBaarenlager jerftören, bie
jum ©eften ber ßitteratur unb nicht immer jum ©ortheil be3 Ste
fi&er* unterhalten toerben. tiefer $unft ift fo mistig, bafj jeber
23ud)l)dnblcr in oorfommenben fällen bei) feiner Obrigfeit bagegen
einfommen toirb.] Kein Verleger fann oerlangen, bafj jemanb feine
Vöüdjcr aufd ßager lege, menn er felbft biefelben burrfi ßotterien
überall auSftreut. S)efehatb ift berjenige, melier fünftig feine 58er=
lag3bücf)er burdj ßotterien oerbreitet, gehalten, alle Srtmplare ber
auägefpielten Kriftel, bie anbre ©uchfjänbler ihm oon ihrem ßager
remittiren, gegen (Srfafc be$ WettopreifjeS untoeigerlich jurücf ju nehmen.
XVm. SBer nachbrueft, ober einen 9cad)brucf burch &ata =
logen ober anbre SRittet jum ©erfaufe befannt macht, oer-
KrAio f. ftcftfj. b. SeutfArn Sud*. VII. 16
Digitized by Google
— 242 —
licrt beo allen ©uchhänblern Sichtung unb 3utrauen, unb ein jeber,
ber mit feinen Gollegen ferner in SSerbinbung fielen roiH, fjebt mit
bem SRachbrucfer foroohl als mit bem jenigen, ber10) einen 9fad>brucfer
aufmuntert ober SBorfdmfi teiftet, bie Rechnung auf. $ie Ausrottung
beS ftachbrucfS ift ein fo mistiger (Segenftanb, bafc er bie ©erat^
fd)lagung einer eigenen Deputation unb bie Bereinigung oder ©uet)*
ijanblungen erforbert. 99iS bat)in benachrichtige jeber rechtliche ©uchs
hänbler ben Verleger Don ber (Shrfcheinung eines SßachbrudS, fo batb
biefer p feiner Stcnnrmfe fommt, bamit ber Sß er leg er fich mit ihm
in Hbfid)t eines ^reifes oereinigen fann, ber ihn in ben Staub fefet,
feine Äunben, bie ben 9ind)brutf um beS wohlfeilen $reifeS mitten
ocrlangen, burch baS Original ju beliebigen, unb fich auf biefe 2trt
feine Sunbfchaft ju erhalten.11)
S5emerfungcn.
1) Änjtatt bei eingeflommerten Stelle heifjt eS in bem ©utachten: Doch
mir hoffen, bafc, wenn bie übrigen fünfte ber ©erathfdjlagung jur ÄuS*
füb,rung gebraut »erben tönnen, baS Uebel fdjon oon felbft aufhören, wenig*
ftenä firfi derringem treibe.
2) 3m Outachten: ift ... . anjufehen.
*) 3m ©utachten lautet §. III oon t)tcr an bis jum Schaffe : giebt er
barilber einen SBetbJel, in ber nädjften SKichaeliSmeffe ben erften SKontag nach
ber $af)lmod)e ben bem CXommiffionair ober bei) einem ©anquier in fieipäig
&at)lbar. "Ber feinen SSecöjel nicht einlofet, ber mufj bie neue Rechnung gleidj
^u Sceujahr beüm Äbfd)lufj jahlen, unb ftcr> gefallen laffen, baß ber nierjt
bezahlte SBediiel ben ben §u erwäljlenben SBorfteljern beS 93ud)b,anbelS regiftrirt
werbe. ©8 oerfteht fich übrigens oon felbft, baf$ er oon bem 3nhabeT beS
SBecbfetS, bis biefer befahlt ift, feinen femern (Erebtt oerlangen barf. SBenn
ein SRann fo weit infoloent ift, ba& mehrere SBeaMel oon ib,m regiftrirt finb,
fo läfjt bie ©efellfchaft burch ihre Sorfteher tie gorberung ber ffimmtlichen
©ucfjljänblei bind) bie Cbrigfeit berbetjtreiben.
4) 3» Outachten: 93on einem ©ud)b,änbler, ber ftch etabliren miu* . . .
*) 3m ©utacfjten: ober bafj ein foliber »uajhänbler fo lange . . .
•) 3m ©utadjten fteht noch: auch barf er beS^alb nicht fieuten, bie nicht
mit Büchern hanbeln, Rabatt jugeftetjen.
7) 3» ©utadjten : toeber auf ben 9fooitäten$etteln, noch °uf ben 2 itcin . . .
e) ©iS hier hin lautet §. XVI im Outachten: (£3 werben atoeö ©üdjer
gebunben: in einem berfelben erhält icber ©uch^änbler fein ftolio, worauf bie
tünftig ju biefem Rtoed befonberS erwähnen ©orftetjer, welche fowob,! bie
Seidiger Öfter * als 9Jcidjaelt8meffe befuetjen, unb niemanb anberS als
fie unb fie nur in oolljähliger ©erfammlung feine nicht bezahlten
SBetbJel regiftriren; in baS anbre . . .
•) 25er erfte Safe lautet im Outachten: SSudjcrlotterien, &umal oon %er-
lagSfjänblera angefteut, finb bem SortimcntStjanbel nad}theitig.
10) 3m 0utatf)ten Oon t)ier an: einen Scachbrutf auf irgenb eine SBeifc
befannt macht unb an ©uchhänbler fenbet, bie Rechnung auf.
") 2>a8 ©utachten enthält nod) einen §. XIX: Sollten nun unfre Herren
(SoHegcn Oon obigen Slrtiieln irgenb etwas ber Mnnatjme würbig finben, fo
Digitized by Google
- 243 -
bleibt immer nod) bie ÄuSfübrung als fyauptfaty übrig, unb biefe fann nur
buref) eine Bereinigung ber fämmtlid)en $men Sudtoänbler *n ©taube ge*
bradjt »erben. 2Bir flogen S^nen bedt>alb cor, biefe Bereinigung auf bie
fogenanr.te ©örje $u grünben, unb ratfjen fold^e öor alten fingen fluerft ju
Staube $u bringen, unb beb QtjTer näefiften Berjammlung HRänner *n er*
wählen, bie 3b,r 3utrauen oerbtenen, um folgen ben $lan jur Drganifation
ber ©örfe, unb bie ©eftimmung ityrer Siebte unb Sortierte ju übertragen.
fBir $aben un8 bamit nid)t befaffen fönnen, roeil mir bie ©rdnjen unfrer
SJoümaajt nict)t überdrehen burften.
3. Chigflbf uan fxittoin) tytxtyt* an fixUMa) augufi
iäftmg 901t ^nttjrrn.
Slllerburajiaudjtigfter ic.
SBenn ber Unterfcfyriebene e& magt, <£m. ic feine ©ebanfen unb
3Bünfd)e über ben Seipjiger s-8nd)t) anbei efyrerbiettgft t>orju legen, fo
furztet er meber ben Vorwurf ber 3"bringlid)feit, nod) ber ftrfifs
liefen Hnmaafeung auf fia> ju laben. @r unb alle bie, meldte gleidjer
©efinnung mit ifmt finb, bringen al« freie SRänner be« HuSlaitbeS
it)re «nfidjten unb 2Bünfd)e bor ben Xfpron eine« HJconardjen, ben
ganj (Suropa at« einen Sater feines 58olf« unb al« einen raftlofen
©eförberer alle« befcen, ma« Sßötfers unb 2ttenfd)enmol>l betrift, fd>on
feit einer langen 9tci^e oon 3afyren beref>rt, unb ber fid) mit ein«
ftdjt^üoücn unb moljtmollenben Staatsmännern umringt nat, bie, ma«
ber einzelne ^rioatmann nur unbodfommen unb tffeilmeife bemerft,
auf ihrem tjühern Stanbüunct ganj überfdjauen. Sic fpredjen al«
beutfetye, clme meiterc Wücffidjt auf ä ufere öolitifd>e S8erl)ältnifje.
@ie rieten tljre fRebe an ben erfmbenften S3eförberer beutfdjer Sultur
unb Sitteratur, unb ma3 fie t>ier borjutragen mögen, greift mit f)um
bert fidjtbaren unb unftd)tbaren gaben in ba« innerfte SBefen unb
Xriebmerf berfelben ein. (£nbti$ smedt, ma« r)ier nur in notfc
bürftiger Srurje unb in bie aßgemeinflen Slufentinien bejeidmet merben
tonnte, auf Rettung unb Ghrfwlrung eine« #anbel8$metge3 ab, ber für
ba8 ßönigreid) <Sad)&en im Allgemeinen, in« befonbere aber für bie
Stabt unb Unioerfttät Seiöjig bis jefct oon ben midjtigften unb
roobltfyätigften folgen mar, in biefem Slugenblid aber in ber äugen:
fdjeinlidtften ©efafyr fdjmebt, großen Abbrud) ju leiben.
@3 märe nötfjig, bie ©efdndjte be« beutfdjen ©udjfmnbet« $u
enrmideln, menn man au« ber ©eftelmng befeelben in jefctger ©eftatt
ermetfen moflte, mie ju ermeifen ift, bafc ofme benfetben feine beutfd>e
Siteratur beftänbe, unb fo mit nid)t bie ©tuffe ber geiftigen Sultur,
morauf bie beutfdje Nation fte^et, unb beren grofjer nie ju bertilgenber
©influfc auf ba« SBof^I ber Suropäifdjen 9Kenfa)t)eit.
3n 3)eutf^tanb fönnten SBifienfdjaften unb fünfte nicf)t getrieben,
nicf)t geförbert merben, menn nid^t burdj alle ^roüinjen, mo beutfä^
16*
Digitized by Google
— 244 -
gefprodjen roirb, ber ©uchhcmbet bon einem $unct au« gehanbljabt,
wenn nicht oon allen ^robinjen au«, gleichförmig mieber nach einem
$unct geftrebt mürbe. $eurfd)lanb hat feinen 27cittelpunct, feine
§auptftabt, feinen allgemeinen ©efc^ü^er für SBi&enjdwft, Sunft unb
fittteratur. — $ie ©efammtheit mufc bie« erfefcen, — ber S9ua>
Ijanbel ift ba« bittet ber ©inheit.
55)ic beutfche Station ift eine lefenbe, reflectirenbe, bie fiitteratur
ift ihr SJcittel jur (Sultur, in melier fie fonft im Allgemeinen gegen
anbere Nationen biel jurücf ftebt. -Unmut man it)r aud) biefe« ®ut,
ma« burdj Äuflöfen ber ©infjeit be« beutfchen Söuchhanbel« gemifi
gefdjehen ttrirb, fo ift ber ©abritt rücfmärt« jur ©arbareä gefchehen.
@« ift ^ier nidjt ber Ort ju unterfuchen, mie bem beut j djen
Söuchhanbel ©efatjr broht, mie biet berfelbe burch einen (feine?)
fehler unb SKtfcbräuche ftch felbft babon jugejogen habe, mie biet
babon äußern politifchen SBerhältni&en unb ber £eit iujufchretben iftl —
genug, man fann e« mtfcen, bafj ber beutfche ©uchhanbel in feiner
Einheit auf bem (Stapelort Seidig mirb jur «uflöfung gelungen
werben, menn nicht $8erfu<he fdmeU unb fräftig gemalt merben, um
3ud)t unb Drbnung in bie ©adjc ju bringen.
$ie meife 9Jcarmte, bety beren Befolgung ©adjfen« #anbel im
Allgemeinen fid} fo tooljt befanb, iebem erlaubten ©rmerbe unb §ans
be(«:3roeige auf ben fieipjtger SJtefccn bie möglichfte ftreoheit gu ge;
ftatten, marb bt«h« auch bon einem ftodjpreiBlichcn W'irdjcuratljc unb
Oberconfiftorio, al« bie obere SBehörbe in Sachen ber SBücherjenfur
unb be« ©uchhonbel« fo mohlthätig unb gleichmäßig gehanbhabt,
bafj bie« mit Stecht al« eine ^aupturfadje angefehen merben fann,
marum fieipjig feit fo oielen fahren ber SDcittelpunct unb ©tapelort
be« beutfehen ©uchhanbel« gemorben ift. 3)ie SBuchhänbler au« SRiga,
Goppenhagen, Strasburg, 3ürdj unb SBien, fannten bie SiberaUtät
ber in ©ad)fen herfdjenben $enfart, unb fo entftanb tytt ber er=
freulichfte ©Triften* unb Sbeentaujch für alle Hölter beutfeher Bungen,
ein 3 um tut, mobon ftch ba« Äu«lanb faum eine 93orftellung &u
machen tueife, mo (Sine §auptftabt auch allein ba« bleich ber Sbeen,
unb bc* SBeljifel« berfetben, ber iöüdjcr, monopolijtrt; ba hingegen
hier auch ber ©uchhanbel ba« ©iegel be« germanifchen Golfer;
bunbe« trug.
9cur in aufcerorbentlichen, unb, bringt man bie in ben lefcten
Sahren ftch iähtlich auf 3000. neue ^robuete betaufenbe SJcenge
ber erjeugnile be« SBuchhanbel« in Anfchlag bie bon Seipjig ber=
fenbet merben, höchftfeltenen fällen fah fich bie ßöbl. ©üd)er=
©ommifeion in ficipjig gemüfftget, auf ein oerbächtige« ober gefefc
mibrige« Sßrobuct öcfchlag jutegen, unb felbjt baben mar bie gorm
ftet« fo fchonenb unb gemä&tget al« möglich- Uibrigen« mar aöe«,
ma« oon au«märt« jur äJcefee in ben 93uchhanbcl fam unb oon ba
mieber oerfenbet mürbe, meber einer oorläufigen Untersuchung noch
Digitized by Google
— 245 —
einer fp&tern 9lad)frage unterworfen. 3Ran fefcte ja mit boflem
9%e$t Dornum, baß alle*, Wa* fyier üerfenbet unb ocrrcctjnet werbe,
auf bcn auswärtigen Sßläfcen, wo $ruder unb Serleger für feine
gabrteatton forgten, aud) bie gehörige ©enfur paffirt tjaben werbe.
SBie fef)r wäre e* ju wünfdjen, baß biefe oortreffltdje (Sinridjs
tung aud) fernerhin unangetaftet üerbteiben, unb aüe« beim taten
geladen werben mötfjte, beö bem fid) alle Steile fo mof)l befanben!
«Hein fo wie bem äußern ©ernennten naef), bie ©aajfifdje 9te=
gierung fid) mol)l oeranlaßt finben fönnte, über bie politifdfen ©Triften
unb ©lätter, bie in ©adjfen fetbft gebrueft werben, burd) Aufteilung
eine* unmittelbaren ftöniglidjen Senfor* in 8eip$ig fünftig eine
ftrengere Wuffidjt unb SBerantwortlidjfeit ju oerorbnen: ©o tonnte
eS and) bem gebietenben Crange ber 3eit für angemeßen gehalten
Kerben, bafj au$ ber oon au*märtigen ©ud)twnblungen nad) ßeipjig
gefanbte ©erlag einer ftrengern Sontrole, al* biSfjer, untermorfen
mürbe.
Slnbere Qtxttn gebieten anbere 3Raa*regeln: 3Ba* oor nidjt aüju;
tanger &t\t allen auswärtigen #anblungen, bie ifjre ®efd)äfte oon
ßeiojig au* betreiben, unb regelmäßige (Jommißioneur* in Seipjig
galten, eine bebenfliäje ©eläftigung unb ©efdjränfung gefdjienen Ijaben
mürbe, !ann jefct al* eine Rettung** ober ©id>erljeit*anftalt benfetben
SRännern fogar münfd)en*wertl) erfahrnen. SBieöiel muß ber freie
©ürger fi<f| berfagen, menn bie ©tabt, bie er bewofmt, in ©eiliges
rung*ftanb erftärt mirb. Unb bod) ebrt er bie Hnftalt, bie oielleidjt
feinen legten Heller unb ©peidjer oor feinblidjer ^ßlünberung fiebert.
ö* fdjeint, baß ber ßaäferl. granjöfif^en ©et)örbe ber Umjwnb
nic^t entgangen feö, baß Seipjig* ©ud#anbel nidjt blo* ©adjfen,
fonbern ganj 3)eutfdjlanb angehöre. 3Ran f)ält allgemein Seidig
für ben Ort, ber für alle*, ma* überhaupt in ben beutfdjen ©udjs
Ijanbel tomme, oerantmortlidj gemalt merben fönne, unb man mürbe
Diefleia^t bie (Srwieberung, baß afleS, wa* oon bort ausgebe unb
oerfenbet merbe, fdjon an feinem eigentlichen 3)mcfort cenfirt morben
fe$, barum md)t ganj genügenb finben, meil gegen bie <£ompeten$
biefer einjelnen (Senfurbeljörbe bebeutenbe 3ft>eifel erregt merben
fönnten, e* audj garnidjt ju leugnen fteljt, baß in managen tleinen
$rudorten bie ©adje für bie jefcige 3eit etwa* feljr teic^t ge*
nommen wirb.
3>iefe ©etradjtung läßt befürchten, baß oon ©eiten be* ftranj.
©ouoernement* nod) immer ftrengere unb beengenbere SRaa*regeln
gegen ben SRittelpunct be* beutfdjen ©ud^anbel* genommen merben
fönnten, meiere fyier anzugeben aber ein fetyr fträflidfer ©ormifc femt
würbe.
@* ift nidjt unwal)rfd)einlidh, baß, wenn nur erft bie Seipjiger
Genfur unb ©üdjers&ommißüm metjr generaliftrt würbe, unb jur
ßenntniß aUe* beßen, wa* nad) Seibjig fommt, unb oon ba mieber
Digitized by Google
246 -
ausgebet, gelangte; lue im femer ein eigene* SRegulatio bie beö ber
93erfenbung ju erfüQenben ©ebtngungen aus* ip räche, unb bie je fid>
ben Abfielen ber Äatferl. Srranjöfifchen Eenfur mehr näherte, man
burch ©efanntmadjung unb Sßortegung biefer neuen Einrichtung allen
fernem Seforgnifcen entgegen fommen unb melleicht felbft fdjon am
georbnete ©efchränfungen erleichtern tonnte.
Die ftranjöfifche Regierung fud)t, fooiel au* ben Decreten oom
5ten ftebr: unb 3ten Äug: 1810. unb au* bem neuern Decrete Dom
9ten April abjufehn ift, tooöon jene frühem Decrete auch auf ba*
Slb= Em*; unb SSefer* Departement erftrecft merben, bie mögliche
Einheit jur fchneüen Uiberfidjt überall ju erhalten, unb barauf müßte
auch luotjl bei einer neuen Einrichtung, bie ber SüchersEommtfjion in
ücip^ig ju geben märe, oorjüglich SRncf fidjt genommen merben.
Die Einheit be* beutjchen ©ucbhonbel* unb ber bcutfcbcn Sitte:
ratur burch bie Organifation in fieipjtg, fann unter breä ©eficht*=
puncte gebraut merben:
1) jährliche 3ufommenrunft Oer ©uchhänbler in ßeipjig, um ein-
anber bie neuen ©ücher juüerfaufen, juüertaujchen unb mit
einanber abzurechnen.
2) Haltung eine* Sücherlager* in ßeipjig, unb eine* Eommifeionair*
jur ©etreibung ber ©efchäfte,
3) ber 2Be&fatalog.
Diefe Einrichtung au* ber Statur ber 3a die entfpringenb, be=
ftanbe fdwn in granffurt am SRatm. Ein richtiger ©inn bemog öor
3toe^hunbert fahren bie Suchhänbler oon ba nach ßeipjig fti ber
(Säctjfifchen Regierung anjuoertrauen, bie burch Gkrecfytigfeit befannt,
bamal* allein 58efchü&erin ber SBiffenfchaften mar. Salb (1687) fanb
bie Regierung biefe Angelegenheit fo mtchtig, bafc fie jur fpejietlen
Äuffidjt Darüber, eine eigene Eommiffion ernannte, melier julefrt
1773. eine Organifation gegeben mürbe, bie im hohen ©inn meife
unb üortreflich mar; bie ©üchcr^Eommiffion mürbe baburch bem #och=
mürbigen Dber^Eonfiftorium unterorbnet, unb eine Anjat)t einfyeimifdjer
unb au*märtiger ©uchhänbler foUten berattjenbe Stimme erhalten.
SBenn bie Eommiffion rafch unb beftimmt eine Serorbnung ent-
wirft, fogleich publicirt unb möglidjft jur allgemeinen kcnntniB im
3nn* unb Au*lanbe bringt; menn biefe Serorbnung jeigt, baß fie
bie fpeciellfte Auf ficht tjätt, bafc fie ben Ungehorfamen mit hart er
©träfe belegt; menn fie möglichft 9ftühe fid) giebt, baß bie Serorbs
nung ftreng befolgt mirb, unb ben ©trafmürbigen mit aller Strenge
ber ©efefce beftraft, fo fann Dielleicht ba* ©anje gerettet merben.
ßaum bebarf e* mohl hier ber Semerfung, bafc bie Serorbnung
nicht rücfroärt* mirfen müfje.
Diefe Serorbnung burch Erfahrung berichtigt, tünftig oiefleicht
Gefefcbuch be* beutfehen ©uchhanbel* hotte breo ©eficht*puncte JU
fa|en, mie oben:
Digitized by Google
— 247 —
1. Äufftdjt über bic 3ufammenfünfte ber ©u^^änbter in
ßeiöjig.
a) jeber auswärtige ©uchhänbler müfete am läge nach fetner
Änfunft in Seidig oerfönlid) üor ber ©ücherj(Kommifeion er*
feinen, mit ber genauen Aufgabe ber ©üdjer, bie er bcüor*
ftehenbe 3Refce bebitiren motte; beü jebem einzelnen Ärtidel
$rudort unb Stammen bed fcruder« angeben; ob mit (Kern
für gebrueft unb toelcher?
b) ben Xag üor feiner ttbreife ftettt er ft(^ mieber, feine erfte
Ängabe roirb it)m üorgelegt, er unterfdjreibt fie auf @f)re unb
©emifeen, als toafyx, ober jeigt auch bie mäijrenb ber 9Jce&e
üorgefaflenen SSeränberungen an; beü melier (Gelegenheit benn
bie $üd)er:(£ommif}ion bie nötigen fragen üorlegen unb fid)
roeiter unterrichten fann, j. SS. toer fein (KommiBtonair fen?
ob er ein ©üdjerlager in Seidig t)abe unb mo? ob er bie
Verpflichtungen be3 (SommiffionairS in Seidig fenne?
2) $luf ficht über bte Seipjiger 93ud)t)änbler aU (EommifHo;
nair« unb SpebtteurS.
a) 93on biefen ift ju Anfange jeber SRefje, |: eigentlich nur
Jubilate 2Re&e:| aufzugeben, für melden auSmärtigen ©uä>
hänbter fte bie ©efchäfte mährenb ber SJcefee ganj beforgen:
b. h- auch feinen «euen Verlag oerrechnen, für felbige mfifjen
fie, mie für ihre eignen, bie Aufgaben ber Sucher machen,
eben fo toie oben beü ben fremben bie SRefjen befuchenben
©uchhänblern ermähnt ift. (Sntfchulbigung, ba§ ber Slu«;
märtige bie Aufgaben nicht eingefanbt habe, fann nicht ftattfinben.
b) Aiir roeldje frembe SBuchhänoler fie nur t) a 1 b c ©efdjäfte
machen: b. h- bic ©ücber oerfenben unb annehmen 2c. —
auch für biefe muß ber Gomnti&ionair bie Aufgabe machen:
berfetbe muft mifjen, ob fein Kommittent ein juüerläffiger
SRann ift, fo ba& er für ihn einfielen !önne; auch ift e$
in be3 (KommifjumairS $änben, ju mifjen unb $u erfahren,
ma$ ber (Kommittent burch ihn fpebire.
@3 finben alfo wenig «uSflüchte ftatt, wie wohl beü
üorfattenben Uibertretungen oor ©eftrafung noch genaue Unter;
fudmng ju machen märe. Uiber biefen $unct ift ein nähere«
detail $u geben.
c) 3eber (Kommi&ionair ift oeröflichtet, ber *Büchcrs(£ommi&ion
an^ujeigen, menn er einen neuen (Kommittent betont nu\ ober
menn ihm einer abgehe; mer üon benfelben ein Sager in
Seipjig fabe, unb ob ber Sd)lü&el baju ben ihm feü. s2lurf}
hier wirb bie ©ücherifcommifjion Gelegenheit fyaben, üiele
Erfahrungen &u machen.
d) 3eber (Eommi&ionair mufc üon feinem (Kommittent »erlangen,
bafc (er) beü ßufenbung oon neuen Büchern aufjer ber HÄefee an
Digitized by Google
— 248 —
iljn genaue Aufgabe barüber für bie ©üa)er:(£ommi6ion eins
fenbe, unb ein (Sremptar, um e* auf Verlangen oorlegen
ju fönnen. $>em Sommigionair fann hierüber feine Suds
flu^t geftattet »erben.
3) 5)er SRegsSatalog.
mug notljmenbig unter Äuffid)t ber ©üdjercommifftott gefieöt
Werben. Gr ift $riüat:@igentfmm, unb obmofyf er bieg nid)t febn
foflte, fo wirb bodj bie ßönigl: ©ädjf: Regierung, ber baffelbe Ijeilig
ift, oieflcicr)t triebt eingreifen Kotten. Xie Söeibmanntfdje 33ud)f)anb=
hing fann ba* (Sinfommen unb ben $ebit bauen behalten, aber bie
Anfertigung unb SRebaction nu$t; ftc jat)lt bie Soften an ben sJie;
bacteur, ber aud) ben $rucf beforgt, ber ein SJcitglicb ber 33üdier-
Gommigion feön mug, »eil er bort oiel &u*funft geben unb anberer
©eit* fid) bort öiele Aufftärung einfammeln fann. Um aber bie*
3nftitut ganj unabhängig ju mad>en, wirb ba* Honorar für ben 3te
bacteur öon aflen ©uaj^änbtern getragen, wogegen ber $rei* für*
publicum nod) gemilbert wirb, bie ©eöträge jum Honorar geljen Ärtidel--
wctg, jum 93. 4 4 ®r.: wer 3. tmt 12 ©r.: — »er 6 $at 1. fötlr.
bie 93ort$eüe, bie burd) biefe ©inriajtung be* 9Jceg:(£aiatog* für bie
Sitteratur gewonnen mürben, gehören nidjt r)icrt)er, unb bebürfen
einer eignen $)arftettung: für bie §anbf)abung pottcetjlic^er Drbnung
bietet fict) aber gleidj bie ftrage bar, warum ift bie* ober bie* ©udj,
wa* in ber oben geforberten Aufgabe be* 93ud)Ijänbler* öon neuen
©ü$ern fteljt nidjt in bem 2Jcegcatalog, ober umgefeljrt, er giebt eine
watjre (Sontrole für bie S3üd>er:(£ommiffion.
SBenn biefe* r)ier oorgefdjlagne balbigft aufgeteilt, mit Srnft
unb (Strenge burdjgefüljrt wirb, fo fottte man gtauben, Ware föon
manage ©efafjr befeitiget.
gür ba* innere be* «udftanbels würbe ber grögteSortfjeil babunft
entfteljen, bag bie $o$UM: 93üd)er:©ommigion ©elegenljeit fanbe, ba*
$erfonale be* beutfdjen 93ud)fmnbel* fennen juternen, um burc§ bie
$anblung*weife ber einzelnen SRitglieber juerfafiren, wer Zutrauen
oerbieue unb wer nidjt.
$er SommerjieHe Xfjeil, ber ebenfall* oon ber ©üdjer^Som-
migion jubeobadjten wäre, bebarf jejjt feiner ©rmägung, ba e* nidjt
9cotf) Ijatl — Stufige Reiten lagen oiefleidjt ju, bag fünftig bie 1773.
gemachte SBerorbnung einer beratfyenben ©timme ber ©udjfjänbler
wieber aufgegriffen werbe, bann fann bie SSerbegerung ber com*
merjieflen ©erf>ältniffe mit ©adjfenntnig oorgenommen werben, jefet
tagen bie grogen »eränberungen unb bie S^ott) ber £eit nidjt fk&tr
urteilen, über ba* wa* ju tfwn unb ju tagen ift; aud) löffen $anbs
tung*öerf)ältmge fict) immer am beften oon felbft.
Diefe 9cot$ ber Seit wirb audj Ijerbeä führen, bag bie (Seföäftc
ber ©ücfcersGommigion burd> obige 93orfd>läge nidjt feljr gehäuft
werben, ba bie Uiööigfeit ber ßitteratur gebrochen ift unb bie 8a^t
Digitized by Google
— 249 -
ber ©ud$änbter fi<$ immer mef)r oerringert, oorige« 3af)r betmafje
um funfjig.
Snbem mir nun biefc aüe3 bcm allerljödjjten tanbe$D&terlidjen
(Srmeffen <£m. ic efjrerbietigft unb mit ber lebhafteren Uiberjeugung,
ba£ um babeu meber ©igennufc ober irgenb eine onbere felbftfüdjtige
Seibenfajaft, fonbern ber SBunfd), bafj SBijjenfajaft unb Humanität
nod) ferner in Soffen iljre na<$ allen Seiten ijin motyltijätig mir 5
fenbe unb fdjimmembe Öeudjte $aben möge, ganj allein geleitet fjaben,
erfterben mir mit tiefjter
(5f)rfurd)t
Srriebrid) *ßertf)e£
Subilatemefee
1811.
$ud)ijänbter »on Hamburg im tarnen
be* 3nbuftrie;(£omtoir8 oon SBeimar,
be3 $ud)fjänbter3 Sotta in Stuttgart,
be$ 99ud)t>änbler§ Sampe in Hamburg, unb
in feinem eignen Stammen.
Digitized by Google
SJHfceUeit.
3nr (Sffrijidjtf be$ ÜHtyrmtUns im 15. 3aljr!junt»rrt.
9Ritgetljeilt oon $rof. Dr. 5. £. Stxaui.
$)a$ ftäbtifcbe ^lrd)iu ju ftreiburg im ©r. bematjrt einen ftarfen
99anb in 4° auf Rapier gefdjrieben, melier nad) einer (Eintragung
auf bem legten ©latte (Anno Domini 1481 in vigilia seti Bartho-
lomaei apostoli wart dis buch ingebunden vnd ist der swesteren
zu 8ant Agnesen bj Friburg) gegen ÄuSgang be$ 15. 9<t$I$. D*m
Ägnefenflofter ju ^eiburg gehörte. $)en Hauptinhalt bilbet baä
„Slemterbuch", welche« nach ber Sorrebe „gemachet (ift) onb je=
famen gefügt 08 bem latinifchen amptbuch meifter §umbertt (Gumbert*,
be8 fünften ®eneralmeifter8 ber ^rebiger Liber officiorum 1259)
ton einem bruber beSfelben orbenS oon bem conoent je ©afel";
nach einer SHanbnotij oon bruber 3ohanne8 9Jceoer. 9lu8 biefem
für bie grauenflöfter bc8 3)omtnicanerorben8 oerfafeten „Slemterbuch"
t)at mein (£oÜege, $err ^ßrof. ßönig, im f^teiburger „5)töcefan=
Slrchio" (Sreib. 1880), XIII, 196 ff. einige SluSjüge gegeben, welche
ben culturgefdjichtlichen SBerth be8 2Berfe8 ^inreia^enb aufmeifen. Sei
ber geringen Verbreitung be8 f,$iöcefan--2lrchio8'' außerhalb be8
®rofjf)erjogtf)umö Öabcu bürfte c» fi$ lohnen, ben ba$ Ämt ber
©udjmeifterin betreffenben $affu8 ju weiterer ftenntntfj ju bringen,
ba berfelbe nicht ju oeracfjtenbe Sfcotijen über bie SBeljanblung be8
©üajermefen« in ben mittelalterlichen SHöftern enthält. —
$o8 Amt ber ©uchmeiftertn, 3. ßapitel. „(Siner büa>
meifterin ampt ift, bj fie gute liebi !)ab $u ben bücheren onb groffe
gnob. Si fol achten, bj ein jimliche gürte ftatt (Ort) jtge, onb fidjer
onb mol gefchieft miber bj ongewitter onb ben regen, onb bj ft gute
lufft fjab, tmb bj fol bie liberO fin, onb fol glich geformiirt fin als
ein cell, grofe onb Kein, nach jal ber büdjer; bodj fol bie libero
atfo fin, bj man ft mög unteren, fo fidj bie jal ber büdjer nteren
Werenb, onb bie arm arten ober bie pulpet, bor Off bie büdjer ligen
fonb (f ollen), bie fonb oon holfctoert fin, were jodj bie liberü üon
ir felbS üon fteinmerf, alfo bj fie befter ba8 oor fuchtigteit, fchimel
Onb anbren fdmben behalten werben mögen; onb fonb manigfalttge
onberfdjeib ber armarien ober pulpeten, bor off onb bor inen figen
ligen je bie büdjer, al8 bie materien je famen ge^örent mag."
Digitized by Google
- 251 -
,,£od) wo man fjatt Don innen in bem clofter bie latinfdjen
budjcr, bie mag man nad) orbnung bü fnnber legen, onb bie tuftidjen
budjer öd) naaj orbnung btjfunber; ift aber üätoenbig off bem bort
bc~ clofterS in ber ftoeftren priefter f>ufj ein funber liberü, mit
latinföen büdjeren, als benn in ettlidjen ctöftem gemontyeit ift, fo
mögent bie priefter be8 ctofterS ad)t onb flijj Iraben berfelben liberö,
bodj alfo, bj übet bie bürfjer ber felben liberö figen gutti jhrif altige
ober brifaltige regifter je latin onb je tüfefdj; onb ber felben regifter
öd? oon innen fjaben bie ftoeftren, alfo bj fi wiffen toie oil onb toj
büdjer ft tjaben, onb alfo bie offen libcrt] mit ben latinifdjen budjer
onb bie imoenbige liberö mit ben tüfcfdjen büdjcr fonb tool onb
orbentidjen onb in allen bingen gef Riefet fin."
„23nb Off bie mangfaltigen pulpeten fonb bie büdjcr nit Oer:
mifdjlet ligen, böfunber uadj orbnung onb eigenlid) gewidmet, alfo
bj man bie bing, bie man traben mit, fdmeüe finben ftge. 35 ie
erften büdjer be$ erften pulset ober be3 erften armarien fonb alle
gejeidmet fin mit bem budjftaben ostoenbig off bj bud) alfo: A, Onb
al« oil ber budjer berfelben armarien ober pulpet finb, fonb alle fin
Oon einer t)anb materien ünb bie büa>r ber pulpet fonb alle ir jat
t)aben, als in bem pulpet A fol bj erft buaj alfo gejeidjnet fin AI,
bj anber bud) be3 felben pulpet All, bj britt AIII, bj oierb AIIII,
onb alfo jemer me ber jat nad) bid nit mer budjer finb oon ber
materie beS pulpet ober armarien A. Sßnb bor nad) fol beb alfo
georbnet fin bj pulpet beä SBuajftaben B, onb bonmd) bj pulpet
ober armarien 0, Onb bor nad) D onb E, onb ber anbren bud)-
ftaben als oil man ber materien bat onb pulpet machen toil. $tn
ba& erft pulpet ober armarien beS budjftaben A mag man bie
materie ber Söibel bin legen, als oil benn ber budjer finb, onb bie
jeiefcen önb übergefdjrift bor nad) madjen, alfo: in bifem büdj ift ge=
fajriben be* erften „bj bu$ ber gefdjöpffte", beS anbren „bj bud) be3
üSgengen be$ folfeS 3$raf>el", onb bie anbren bri büajer 3Jloofi etc.
SBf bj anber bu$ alfo: in bifem büd) ift bj bud) 3ofua, pubicum,
SRutt), bie oier büdjer ber hängen onb bie jmei paralipomenon. SBf
bj britt alfo: b,ie ift ingefdjriben bj bud> Xljobie, Subita $efter,
3ob, 9faie, Seremie, ßjedjieli«, 2)anieli3 onb ber jtoölf minre
Propheten. AIII: off bj toerb alfo: bie in bifem Oolumen ift be-
griffen bie emangelien, ade epiftoten @ti Sßauti onb bö ganfc nutt)
leftament AIÜI: onb alfo iemer mer bur ofe. 5?nb an bj anber
pulpet beS budjftaben A mag man bie gto3*) onb bie Odtegung ber
ijeiligen ober bie bibet bin legen, onb in glidjer tuis odj alfo ober?
fdjriben ünb jeidmen, al3 lue oor gefprodjen ift. De« gleiten fol
man tun allen anbren pulpeten ober armarien. Sin ba« britt pulpet
beä budjftaben C mag man Einlegen bie büdjer ber ijeiligen lerer,
*) OHo«, glosea ordinaria be* »alofrieb ©ttabo. S. $iäc.=«rt$iü IV, 16 ff.
Digitized by Google
- 252 —
als ©t. ©regoriuS, Äuguftin, $eronimuS, SlmbrofiuS, 93eba önD
©ernfjarbuS önb bet anbren, bic bo fagen öon d)riftenlidjer Ier.
ba* öierb be« bud)ftaben D mag man legen bie collaciones
patrum önb bj leben ber altoetter bud), ber ^eiligen marteret önb
beS geliehen, «n baS fünft beS bud)ftaben E mag man legen bie
büd)er ber l)iftorien onb croniten, önb mj beS geliehen föllid)er
materie ift, önb alfo bur öS Inn in aßen öulpet als öil man materien
önb büdier Ijaben mag, önb alroegen fin öberfd)rtben, toj in einem
iecEltct)en bud) ftot önb bor an $eid)nen finen eigenen bua^ftaben.
»ÜBere aber fad), t>s es nit gefüglid)en toer, bie öbergefdjrift oftmenbig
of bj bud) je fd)rtben, fo möchte man eS an ben anfang ober anbj
enb beS bud)* jdiriben onb allein oftmenbig mit bem bud)ftaben
onb mit ber jal jeidmen bj bud) nad) orbnung."
$aS 2. ßaöitel bestimmt : ba& stoei ober brei „föegifter", ßata=
löge, foßen gefertigt werben nad) ber befd)riebenen Orbnung ber
„öulpet", mit ben betreffenben ,8eid)en unb ©ud)ftaben, fo aud) bei
ben gortfefcungen. $ie „liberö" foU gut Dermalst fein, bie ©üd)er
in gutem ©tanb erhalten bleiben u. f. ro. «m Anfang beS 83ud)eS
ift bie SWaterie, ber 3nb,alt, anjugeben; ift ein ©ud) gefd)enft, ber
SRame beS ®eberS beijujdjreiben. $)ie 33ud)meifterin foll auf SBer*
meljrung ber 93üd)er benfen; ftnb biefelben SBüdjer mefjrf ad) öor*
fwnben, fo f ollen bie beften behalten, bie anbem o er tauft unb mit
bem (SrlöS neue ermorben merben. Sin ober jmei SRal im ^afyr
foU man bie ©üdjer „erftötben önb feren önb befed)en, ob feines
gefd)ebiget öon ben murmen ober fünft jerbrodjen" u. f. tö. — $ie
ausgeliehenen ©üd)er f ollen genau öerjeid)net fein: wem, toie lange
u. f. tö.; felbft ein Formular ift angegeben: A. 1484 in translatione
s. Dominici Imt eitölmngen ftoefter Anna bj bud) mit ben öier
eöangelien önb mit bem ganzen nümen teftament, AIII, oon mir
fmefter 3ubit^, budjmeifterin." SBolIen Auswärtige aus bem Softer
33üd)er leiten, fo fyaben fie „ein erfantnufc briefflcin" auSjufteüen,
5. 8. ,,3d) ftoefter #atb,arina je Öttenbad) je 3ürid) ober je @t.
Üttnria SJlagbalena an ben Steinen je ©afet be!enne mid) mit biefer
gefd)rifft, bj id) bab enöt)angen öon ber prior in önb conöent in
St. 3ttid)elSinfel je 93em baS bud) ber emöteren, ober baS orbu
narium je tü|jfd)e a. D. 1484 öf ©t. £0 mimet tag translationis."
Statt eines fold)en ©riefleinS fann aud) ein anbereS ©ud) ober
irgenb ein Sßfanb bis jur $wcüd$äbt hinterlegt merben. — 2)ie
©ud)meifterin foll aud) fmben „bermet, öaöir, tintten, feberen, bimfc
(©imftein, §um Sftabiren auf bem Pergament), friben, ölö" unb ber*
gleiten, unb ben <Sd)meftern nad) ©ebarf geben.
Digitized by Google
- 253 —
Jur fiemthttß der 3l(föcttttums0fr^ältntO'f.
8on Hlbred)t *ird)hoff.
3u ben fchnnerigften Aufgaben für bie ftorfdjung über bic
®ef<h"h*e beS beutföen ®uchh<"tbelS gehört bie SSerfolgung bei &nt*
mtcfelung beS inneren gefchäftlichen ©etriebeS beffclben. 2)ie eigent;
liehen nnb natürlichen Cuetten bafür, bie ©efchäftspapiere, finb tängft
üerfchnwnben, nur fümmerliche unb abgeriffene ©ruchftücfe tauten
gelegentlich auf. Um fo toünfehenSmerther ift eS bat) er, alleS baS,
niaS ein glücf lieber 3ufall auffinben läfet, ju fammeln unb mitjus
t tjcileitr unbefümmert um bie jum Xbeil grcfje SBeitfchtoeifigfeit ber*
artiger ©cripturen. $n feiner fleißigen unb banfenSroerthen ©io*
graptjie ©igm. geberabenb'S in granffurt a. 9R. hat Möllmann
bafelbft eine gan.se 9teif)e t)ochintereffanter 5)ocumente über bie mannigs
faltigen ©efchäftSoerbinbungen beS erfteren mitgeteilt, 3dj möchte
benfelben hier ben Vertrag über bie ööfung beS ©efeüfchaftsoerhält:
niffeS smeier Seipjiger ©uchhäubler anfchtiefjen, melier fchon um
beStoitlen noch ein befonbereS 3>ntereffe beansprucht, meil er weiteres
2Raterial &ur ftetmtnifj ber eigentümlichen unb oernricfelten, ftitten
unb offenfunbigen SlffociationSoerhältniffe ber älteren ßeit barbietet
unb eS öerftänbttcher macht, wenn man im Codex nundinarius in
bemfelben 3flhr e*ncn unD benfelben Serleger als SRitglieb einer
(SefelljchaftSfirma unb für fieb allein ober gar noch mit onberen ©e=
fdjäftSgenoffen gemeinfchaftlich toerlegenb aufgeführt finbet. ©efonberS
wichtig fcheint mir bie möglichste Darlegung biefer 93erhältnijfe für
bie ^Beziehungen ju fein, tuelcnc in älterer unb ättefter Bett einzelne
bebeutenbe 93 erlegerfirmen an oertegenbe 93uchbrucfer fnüpften. SBenn
man $. 99. an bie SSerbinbung granj ©ircfmann'S in <£öln mit SBolfs
gang fiachner unb 3ohann groben in ©afel im erften drittel beS
16. SahrljunbertS benft unb im jmeiten drittel ben ©ofm ober (Snfel
beS erfteren als ben Hauptabnehmer ber Nachfolger ber lefcteren finbet,
beffen «Salbi bis faft jur #älfte ber ganjen 2Jcefjeinnahme anftetgen,
fo fönnte man um fo mehr auf ben ®ebanfen fommen: eS ha&e cnl
förmliches Gommanbit s Serhättnifj ftattgefunben, als fich fpeciell
hier ber tatholifche Kölner 93uchhänbler meüeidü nicht offen als
Xfytityabtx einer proteftantifchen girma nennen !onnte. Stammt baS
hier mit$utt)eilenbe Xocument nun auch au& toef entlieh fpäterer Qdt,
fo führt es boch SlffociationSOerhältniffe oor, bie auch noch über bie
aufgelöfte girmengemeinfehaft hinaus für ben gemeinfam erloorbenen
S3erlag fortbauerten.
$aS Original beS ermähnten Vertrages finbet ftet) in bem 2. ©anbe
ber bereits oft ermähnten Hcten beS fieipjiger ©tabtarchiüS (XL VI, 125.)
eingeheftet unb lautet:
3u»iffenn, demnach jtoifchenn $errnn 3ohfln hörnern bem
ßltem, befeelbenn ©rbenn onnbt (Srbnehmen, onnbt ©lias föehefelbenn,
Digitized by Google
— 254 —
betoben bürgern onnbt 33ud)füfjrem altjicr §ue öeiojig! am jeljenbenn
Januarij Anno 1610 (Sin beftenbiger Contractus initae societatis
bergeftatbt gefdjloffenn morbenn, S)a3 9flc^cfclbt bie Ijelffte be3 ganfcenn
IwnbelS fambt aHenn Priuilegien, onnbt onbcm $uegeb,örungenn, ümb
tmnbt oor ein Saufenb ©ea?«bunbert gulben erfaufft, SBie foldjer
Contract, toetdjer oonn (5. (5. $od)toeüfenn töaljtt ratificiret onnbt
bcm SRaljtäbudj einverleibet! toorben, mitt niedrem befagett onnbt
ausmetjfett,
Db nun tuotit berfelbe, onbter anbernt clare nmfe giebett, ba8
(einem tbeiQ freö ftcticnn fofl fid) feinet gefallen» au8 foldjer Societet
juc begeben, onnbt jue trennen, $)ieroei0 aber SRefyefelbcnn fonbere
occasion onnbt gelegenljeitt fürgefallen, feine Ijanbtung anbermeitt*
jue beftellenn, ^att er beü, feinem attittgefeflfajaffter, #errn $anfenn
hörnern bem eitern bittlidfenn fo oiel ertjatttenn, ba# er 3§n guett«
nrifliglidjenn au* foldjer Societet getafeen, 3ebod> üolgenber geftalbt
onnbt anber« nidjt lafeen toill, $)iemeifl er töefjefelbt ©örnern nad)
gepflogener richtiger SRedmung, nod) eintauf ent gulbcn an ben Oer*
füroajenen eintaufent @ed)8 Ijunbertt gülben fdjulbigt oerbleibett, ©ott
onnbt roifl er ifjme biefelben auff biefe mafee abtragenn onnbt bejahen,
9lemblid)enn alfobalbenn nadj ooüjie^ung biefeS Contractu, elje
5ue einiger division onnbt tfjeilung gefdjrittenn toirbt, $anfenn ©örnern
bem eitern fünfflmnbertt gulben, an gutter gangbarer 3Rün{}( babr
über abtragen onbt bejabjenn, 3)ie SReftierenben fünfftmnbertt gulben
fotlen oolgenbergeftalbt abgetragenn merbenn, ^cmblidicnn alle $fyax
ijunbertt gutben, in bie breö fieiogiger SRertfte eingetljeilett, 9ßeu3t)ar8=
marettt Äo. 1617 mit ben erftenn breoonnbtbrenfjig gulben 7. gr.
benn afjnfang jue madjen, onnbt alfo jue oerfaf)renn, btfe bie fünff=
Ijunbert gulbenn genfclid) oergnügett,
$)amitt aber $an« ©örner ber etter fo mo^l aud) feine erbenn
onnbt erbne^men, ber SRefiierenben fünfffjunbert gulben genugfamb
assecuriret onnb oorfidjertt, b,att nidjt allein gebauter SReljefelbt feine
ifco Ijabenbe beroeglidje ©üetter gerieb, tlid^enn oorpfenbett, ©onnbern
aud> feinen $errn ©djroeljer Satter Salttenn ©tolbergem baljin bin*
lidicn üermodnt, baö er gleidjergeftalbt biefer fünfffmnbert gulben
falber alfc ein felbSfdmlbiger barfür ha ff tonn tuiü, onnb ba ober
ocrt)offcnii ÜRetjcfclbt mitt ber bejabjung fid) einen ober ben anbem
Dermin feumig erjeigenn mürbe, ©oü SBörner ober befjelbenn erbenn
befuegtt onnbt bered)tigett fein, bie ganfce Ijinterftellige ©umma auff
einmal}! jueforbem, SBie bann #err ©tolberger, al« felb^ulbiger
auff foldjenn faß fid) bab^in auSbrucflidjen erclerett, onnbt juegefagtt,
bie ganfce ^interfteflige ©umma, fo oiel afm ben fünff^unbert gulbenn
SReftieren, onnbt bleibenn toirbt, für 9leb^efelben o^ne einigenn b^ülff*=
jmang! abjutragen onnbt juebeja^len, barmieber i^n fein SRed>tt 3n=
fonber^eitt bad beneficium excussionis, ober mir biefelbenn immer
nafmten ^abenn fönnen ober mögen, fdmfcen, onnbt ^anbt^abenn follen,
Digitized by Google
— 255 -
toeldjer er firf) aud) tjtermitt crefftiger ünnbt bcfienbiger tuetifc null
expresse üervcl)cnn tmnbt begebenn haben,
S3bcr btejcö ^abenn fidi beoberfeit* gemefene @efellfchaffter r>oI=
genber ^uncten babin oerglichenn, 2)a«
1. ©rftlicbenn Dnnbt üor allen bingen, bic aujjenftebenbe Sduitben
off beoberfeit* üneoftenn, mit olei* eingebraebtt ünnbt in gleiche thei=
lung foHen gebraut merbenn,
2. 3um «nbern, foH feiner bem anbern, burch toa* fchein ünnbt
tnttteQ bafjelbe immer gefebehen fan, ober magt, feine ftnnben beim-
lidj ober öffentlich, bureb fieb fetbften ober burd? anbere, abfoannen
ünnbt jue fief) jiehenn, mürbe aber folebe* oonn einem ober bem
anbern tt)eiU gejd)el)en, 6oQ fid) tjicrburd) ba» oerbroct)enc tt^ eil bc*
beften merefe* meiere« fte Oelber feit« inn oertag gehabtt, fjiermitt
üerluftig gemacbett fyabenn,
3. ©iemeifl bann für* dritte, bie roerefe fo in roebrenber
Societet oertegett, ünb gebruefett morbenn, bcoben ü) eilen fo mot)!
berfelbenn @rben onnbt (Srbnebmen ferner jum oerlag oerbleiben
foflenn, Slljj foll e« bamitt oolgenber geftalbt gehalttenn merbenn,
SBurbe einem ober bem anbern tyeffl feine ^elffte ehe ben bem anbern
abgebenn, foll er niebt befuegtt fein ebe onnbt ban juuorn ba« anbere
aueft bie feinigenn distrahiret, bafjelbe obne üorbemuft onnbt miflen
feine« 2Rittoorleger* roieberumb aufflegenn onnbt bruefenn suelafcenn,
©onbem feinem mittoorleger bie nodj obrigen onnbt 9teftierenbenn
Exemplarien mitt ülei* oortreibenn Ijclffcitn , tu cid) er auch fdjulbigf
fein ioll, biefelben baflenroei* omb billige babre bejahlung bem
manglenben tljeil Oolgenn jue laßenn, e* mehre bann ber oorraljtt
gering, Sllfj bann fie fid? ber bifligfeitt juuorgleichen mifecn tuerbenn,
4. ©* foflenn auch oor ba* üierbte gemefene gefeüfchaffter, ober
berfeelbenn ©rbenn ünnbt nachkommen, Slfle onnbt iebe Seiojiger 9fcu*
3ba*amercftte, auffrichtige onnbt ffirbare abrechnungmiteinanberbalttenn,
onnbt ba* Shenige, fo einer bem Anbern an au«tenbifchenn ©ücbern
juebejablenn fchulbigt mitt babrem gelbe abtragenn, ma* aber auff
flieh Rechnung oerbleibett, fofl bem ©laubiger frenftebenn, fid) feine*
gefallen* an gutten gangbabrenn hierlenbifchenn büchem bejahlett
juemacben,
5. 3)iemeiü auch oor« fünffte, fid) offt onbt üiclmal)l§ begeben,
onbt getragen iljutt, ba* bie Authores it)ro ausgegangene Bücher
mann fte toieberumb oonn neuen foflenn getrudett merbenn, enbts
meber corrigiren ober in ettroa* oerbefjera. ©o foflenn folche corri-
girte onnbt üerbefcertte Exemplarien beoberfeit* benn gemefenen ©es
fellfcbafftern, fomohl auch befeelbenn ©rbenn ünnbt ©rbnehmen fein
ünnbt oerbleibenn,
6. Obgleich oor« ©ecbfte, ein ober ber anbere Author, wie bie=
felbenn nahmen habenn möcbttenn, fo hiebeuor gewefene gefeflfdjaffter
oerlegett, in funfftig etma* neue* au*gehen, onnbt in benn bruef
Digitized by Google
- 256 -
gebenn motttenn, ©oll fein tfyeiH madjtt fjabemt biefelbe allein ahn
firfj juebringenn, onnbt baS anbete bauon auSjuefdjliefjen,
7. SBurbe aber üor« ©iebenbe, ftdj begeben bnbt juetragenn,
baö Onbter ben Authoribus fo bie ©efeUfdmffter fyebeuor mitteinanber
üortegett, einer ober ber SInber mie biefelbenn nahmen fjabenn, be=
liebung tragenn mödjttenn, au« fonberbafper affection onnbt jue-
neigung, ünnbt nid)tt etwa burd) geltende ünnbt gaben lieber mitt
einem feiner neuen toerd fyaloenn, al« mit jmeoen jue Contrahiren,
©o foU off folgen fall bafietbe tljeil jmar fotc^ed merd oor fidj a^n=
june^men befuegett fein, Sebodj ba3 anber t^eit bie funff 3^ar über,
bif) bie Bestirenben 500 fl. genfelid) bejaljlett jum ljalbenn oertag!
mittgenofmtmen werben, 9tad) oerfliefeung aber ber bemeltten fünff
3$ar, fotC bem Wenigen fo bie neuen merd allein juegefdjtdett morben,
biefelbenn oor fid) allein jue genießen, onnbt jue oorlegenn fuegf
onnbt madjtt fmbenn,
8. 35a aud) oorS Ädjtte ein ober ba« anbere t^eitt , bur$ bie
dritte SSierbte ober fünffte b,anbt, bie merd üon obgebadjten Authorn
©rpractici erbte, onnbt onbter einen frembben nahmen oerlegette foll
baä fdmlbige tljeit, ftd) ljterburdj aller onnbt ieber Verlag* Exemplarien
luermitt oerluftig gcmad)tt t)abenn, onnbt femer jue einigem Vorlag
nidjtt juegelafjenn merbenn,
9. $emnadj jum Steunbtenn, (Sin ober ber anber t^eiQ ftd)
ünterftefyenn toottte, ober tjicbcuov oertegte, fomoljl in fünft ig neue
büdjer, fo gebaute Autbores gefdjriebenn, ober nod) fdjretbenn mürben,
(£l)urfürftlia)e onnbt anbere ^riuitegien au$juebringenn, onnbt burd)
foldje mittett bie merd atiein atm fid) jiefjenn. So foU tjicrmitt feinem
tt)eit oerftattet onnbt nadjgelafcenn fein, einig priuilegium, mie fotdje
nahmen imbenn mögenn, $ber bie büdjer fo fie in gleichem oerlagf
ljabemt, o^ne beS anbem oorbemuft onnbt mitten jue fudjenn, $>o
aber ia einigf Priuilegium ontert^enigf gefudjett onnbt gebetfjenn
morbenn mufte, foü ba&elbe in beober nahmen juegleid) gefdjetyn,
onnbt auff beobc auegleid) gerietet merbenn,
SBurbe aud) ein ober ber anber ttjeitt fidj onterfte^enn feinem
ÜKittoorleger jum sJiad)tl)cil, onnbt in rüden ein Priuilegium au£;
juebringenn, ©ott bafeelbe Uime an feinem fmbenben 9ied)tenn onfdjeb;
tid) fein, $a3 fdmlbige tljeil aber fid) bjermitt ber S^nigenn SBüdjer,
barueber er ofme oorbemuft feines 2ttittüorteger3 Priuilegium erlangett,
oerluftigf gemagert fjabenn,
10. Dbgleidj jum $et)enben ftdj begebenn onnbt juetragenn
möä^tte, ba$ ein ober ber Anbere Author felbftenn Priuilegium ober
feine büdjer auäbringenn mürbe, SSnnbt biefelbenn einem onbter biefenn
beüben gcmefenen gefeUfdwTftem «Heine Communiciren ünnbt jueigenen
moltte, ©oll bod) bem anbem 9JcittConsorten onnbt befcen ßrbenn
ber ^atbe oerlagf, fo offt onnbt oielmab,t§ felbige gebrudtt merbenn,
fjierburd^ nia^>t benommen fein, ©onbem aDe Beott barbeo getafeenn
Digitized by Google
- 257 -
merbenn, 3*bod) baä e3 biefjfatjj, mie beim Siebenbenn $unct oben
gemelbet, gelitten merbenn foll.
11. $)a aud) oorS ©ilffte, einet ober bet Änbere tljeil nidjt
beliebung tragenn würbe, onnbt feine gelegenljeitt nidjtt fein motte,
Sitte onnbt iebe metcf auff gleidjenn tljeitt mit juuotlegenn, ©oll bem
anbem fteoftefyenn, fold)e$ gegen restitution be8 3fymigcnn, roa$ bem
Authori pro labore juer recompenss gegebenn toorbenn, Mein ju;
uottegemt, metyre e3 i^m aber aud) nicfjt al)nnel}mbli<$, SUfjbanu foll
ba$ anbete t^eiU feine portion einem frembben jue oberla&enn bt-
fuegtt onnbt beredjttigett fein,
12. 3)iemeitt aud) öorÄ ßwölfftc bijjal)iil)ero um gerne f euer Societet,
bie ©djreibenn fo oon ftembben ofjrttenu almfommen, afm betjbe ge?
fetlfdmffter geljattten onnbt oermufjtlidjenn ba3 berfelbenn, cl;c biefe
division funbtbat, meljr almfommen roetbenn, ©o follenn aud) ber;
gleidjenn brieffe nidjtt oonn einem allem, ©onbern oon beöben ju^
gleich eröffnett, in be^ber Stammen beanttroorttet, onnbt barinnen auSs
brüdlidjenn oormelbett merbenn, $a3 bie ©üdjer im falä berer begehret
toorbenn, cor biefe« maljl auff gleite tljeil, onnbt beöber jue guett
überfdjicfct toütben, ©olle abet i^me bem Eidjtet onnbt bet fte beübc
in fd)rifften erfudjt, meifl fte ftdj oon einanbet gettenntt, tyinfüro frens
fteljenn, mitt meinem er feine Ijanblung fünfftig ferner continuiren
motte, ©oltte aber ober juuorfidjtt einer fo oermefjen fein, onnbt bie
gemeinen an betybe tfjeil gefd)riebene brieffe, otjite be£ anbem fegen^
roartt onnbt einmittigung erbredjen, ©o foll berfelbe fo üoflfömtid},
Sllfj oben betjm anbem Sßunct ermefynet morbenn, be8 beftenn merd«,
meiere« betjbe gemefene ®efettfd)affter bifcfyeto ootlcgett obet nodjmafylfc
miteinanbet ootlegenn metbenn, ftet) butdj biefe oetbtedjung gan& oer=
luftig gemagert Ijaben,
©elangenbe aber bie ©djreibenn barauff eine« 9laf)me allein juc^
befinbenn, ©ollen biefetbenn bem 3f)enigenn, alm beljne fie lauttenn
onmeigerlid) juegefdjitfett onnbt berer infalbt bem anbem nidjtt
notificiret, ©onbern oon einem ieben oot fid) eröffnett onnbt beanbt;
morttet merbenn,
@3 fotten and) alle Ijeimlidje collusioues, onnbt ^ractiden, mie
bie immer nahmen Ijaben mögenn, barburd) einem ober bem Slnbern
tfjeil fönbte ober möchte fd)abenn an feiner tyanblung juegefüegett
merbenn, Iii er mitt genfclid)en oerbottenn fein, SBurbe ftdt) aber im
geringftenn befinbenn, ba3 biefem juemiebet, oonn einem obet bem
anbem ettroaS attentiret, onnbt fütgenommen roütbe, ©ott baä oor-
bredjenbe Ü)eil Ijierburdj ebenmefjige ftraff oormirdtt Ijabenn,
13. ©nbtli^enn onnbt oor«2)te^e^enbe, $iegtandfurtter ©Bulben
betreffenbe, mitt £>an3 ©örner feinen Ijalbenn tfjeitt gebüerenbermafcen
woljl abjueftattenn onnbt juebejaljlenn mi&en, föeljefelbenn, bet) oor=
pfeubung aller feinet fjaab onnbt ©üttet attet abnfptüdje genfclid)
benehmen, onnbt befcmegenn @. @. $>odjm. SRat)ttd Consens aufjmürdenn,
«riftib f. «efa. b. Stützen »uc^. VIT. 17
Digitized by Google
— 258 -
$amitt nun biefe Sßergleidjung onnbt jerfchliefjung ber &uffs
gerichttcnn gcfcllfc^afft ftebt, oeft, onnbt onuorbrüchlich gesalbten werben
möge, So haben fich beube t^eit , mib berfelbenn @rben onnbt @rb*
nehmen 510er Exceptionen, tmb SRecf)t8tt>ohlthaten, Snfonberljeitt doli,
persuasionis, rei non sie, sed aliter gestae, laesionis tarn enormia,
quam enonnissimae, ünnbt wie biefelben immer nahmen habenn mögen,
in beftenbigfter 9techtt8form renunciret, fid) berfelbenn in ade eroigteirt,
hiernrieber im gertngftenn nidirt juegebrauchenn, Xreulich onnbt aus*
gefdjloffenn Ärger Lift Onnbt gefehrbe. ^l)rfunbt(id) ift foldjer i8er=
trag! nxdjtt allein nenn betjbenn ^nrttljenenn, neben berofelbenn bar-
£ue erbetenen jeugenn, mtnbt SRerjcfelbens ©dnoeljeriöatternu al*93ürgenn
onnbt felbfchutbigem, onterfchriebenn, bnnbt mitt thron gemölmlichenn
SJSefcfchafftenn befiegeltt, ©onbern a ud) barbeti ferner abgerefybett toorbenn,
ba$ berfelbe (£. (5. Onnbt $ochtü. föahtt ju ertfjeitung beä Consensus
in bie hypothec, bauon ber breüje^enbe $unct melbett, onnbt juer
ratification eheft fürgetragenn toerbenn foU, Actum Seipjigf 14. Sulii
Anno 1616.
§an$ ©orner (SliaS ffiehefelbt Satentinufj ©tolberger
senior pp. m. mppria. Steine (Sigen $anb
tmbt ^efefchafft.
Felix Schöppritz ®eorg (Signer Soljan: ©orner ber jünger
tanq. testis subscri- Sllfj ein 3*ige SIlS ein 3™ge
psit mpp. onterfchrieben. onterfchrieben ©uchf.
Qocob «peü aU Georgius Braun Sodann SRofa bifcer
3euge onterfchrieben. tanquam testis ^onblung erbetener
subscripsit. . 3euge mein eigene
Ijanbt ünb ©iget.
Sodann SBörner — meiner bei ber Söfung be3 93ertrag$oer=
r)ättniffe§ bereits fo gebrechlich mar, bafe er bie weitere gefchäftliche
SBeljanblung ber Angelegenheit einem ©cooHmä djtigten überlaffen mufcte
— hatte feine 93erlag3thätigfeit in fieiöjig nach Sluätoeiä be3 Codex
nundinarius im %afyxe 1599 begonnen, jebenfaüS wobl uiiou in üors
gerüdteren fahren. $er m^ 'hm g(eidt)5eitts in ftranffurt a. SR. unb
Seipjig üerlegenbe Johann Börner jun. ift oermuthlid} ein ©oljn
ober SSerioanbter oon ihm, beffen eigentliches Storniert jioeifelhaft cr=
feheinen fönnte, ba er — megen Nichtlieferung ber ^flichtejcmptare
für ein furfächfifcheä $rioilegium in Slnfprud) genommen, bei melier
Gelegenheit Johann ©örner sen. oor ben fftatt) geforbert wirb —
als in granffurt 0. SR. bomicilirt unb als angeblich bie ßeipjiger
Steffen nicht befuchenb bezeichnet wirb, währen t> er boct) thatjächlich
in ben SJcefjfatalogen als Seidiger Verleger unb bei Äbfchluj} beS
Vertrages als in ßeipjig anmefenb auftritt, ja fogar am 5. 3Rai 1616
eine Eingabe ber ©efam mtbett ber ßeipjiger 93uchbänbler neben Johann
Börner sen. mit untertreibt. SBahrjcheinlid) betrieben beibe Börner
Digitized by Google
- 259 —
ib,r ©efdjäft in ©efeüfdjaft, bcr jüngere ben ftranffurter 3&>eig lei*
tenb, eine SSerbinbung, welche, toenn ba8 pecuniäre ^ntereffe e3 gu
gebieten fd)ien, gelegentlich in äbrebe geftettt morben fein mag. SBäre
bem nicht fo gemeien, fo märe jene SBorlabung beS älteren Söörner
anftatt beä jüngeren gänzlich unmotinirt erfolgt, cö fei benn, bog
auch tyuc an bad SSerhältnife Don dommiffionär unb Kommittent ge*
bad)t werben bürfte.
s3?act> SluämeiS bc* Codex nundinarius geftaltete ftd) nun bie
SSerlagSthätigteit Johann ©örner'S sen. folgcnbermafjen: 1599: 2 SSBerfe,
1600: 19, 1601: 11, 1602: 15, 1603: 18 (3of>. ©örner jun. in
ßei^ig 1604: 5, 1606: — (3oh- ©örner jun. 16), 1606: 3
(3o£ ©örner jun. 23), 1607: 8 ($oh. ©örner jun. 3), 1608: 3
(3o£ ©örner jun. 9), 1609: 24, 1610: 10 CSoi). ©örner jun. 5;.
ffiahrfcheinlichermeife mar e« feine fct)on b,emortretenbe 8tänlltd)feit,
ober auch Dieüeicht ber befinitioe Sßerjug beä jüngeren ©örner nach
ftranffurt a. 9Jc., melcbe ben älteren jur Aufnahme (5lia8 SRehefelb'S
jum ©efchäftätheilhaber Deranlajjten; lefcterem fönnen ja anfänglich
nur mäßige SHittet, menn überbauet meiere, $u ©ebote geftanben
b,abcn. Slnbererfeit« bürfte aber auch eben fo oorroiegenb jene trän!'
tichfeit bei ber SBieberlöfung beS ©efeÜfchaftSDerhältniffeS SluSfchtag
gebenb gemefen fein, in JBerbinbung mohl mit bem Crange föehefelb1«,
eine cnergifdjere ©efchäftsthätigfeit ,ui entfalten, als eben jene ©djmäche
beS eigentlichen ©efctjäftSbefifcerS geftattete. @S fpricht fict) bie* auch
barin aus, bafe föehefelb Don Dorn berein fchon einige SBerfe unter
feinem alleinigen tarnen Derlegte, obgleich er mit feinem DertragS;
mäßigen Sapitaleinfchufe noch im SRürfftanb mar.
Xhatfächlich hob fid) auch baS ©efdjäft mit bem (Eintritt (SliaS
föehefelb'S. 3m ,uibre 1611 brachten bie neuen ©efeüfchafter 22
Ärtifel (Kehefelb baneben für fich aflein 1), 1612: 14 (für fich aüein
©örner: 4, Siehefelb 7), 1613: nur 8 (bagegen ©örner aüein 5,
SRefjefelb 3, mährenb bei jmeien Marthel Soigt betheiligt mar), 1614:
15 (Nehefelb für fich aflein 4\ 1615: 25 (flehefelb aüein 5) unb
cnblich 1616: 17 fföehefelb aüein 2).
Dbfdjon ber abgebruefte Vertrag feiner im (Eingang auSgefprochenen
Slbftcht nach eine öuflöfung beS ©efeüfchaftSDerhältmffeS bringen moüte,
fo erfolgte bieS in Doüem Umfange thntiüdjlid) boch nur für baS
SortimentSgefcbäft. 3)ie bisherigen gemeinfehaftlichen SBertagSreehte,
unb bie fich aus ben beftehenben SSerbinbungen mit Tutoren naturs
gcinäft metter entmicfelnben, Derbtieben bagegen in SBahrheit in ge=
meinfehaftlichem (5igentf)um, nur bafj jeber ber bisherigen ©efeüfdjafter
feine Hälfte für alleinige Rechnung oertrieb unb nur gehalten mar,
feinem früheren ©enoffen eDentueü au« feinen 33orrätf)en jum Partie;
ober 9cetto:($aaen0^«i3 auszuhelfen, unb jmar in jährlich au3=
jugletchenber £hange= (Stich-) Rechnung. Äber nur „bicrlenbifcher"
»erlag, b. h- toof^i ßeiöjiger unb auf ber ßeipjiger 2Jceffe Derhan=
17*
Digitized by Google
— 260 -
bctcr Verlag mar bei biefer enbtiehen Ausgleichung — bic fich jeben-
faüö auch auf bic etmaigen gegenseitigen ©ortimentslieferungen be^
jogen ^aben muf$ — oermenbbar, „aufjlenbifcher", b. \). roohl nicht
nur aufeerbeutfeher, fonbern auch gtanffurter SRcfcgut, mufcte baar be*
ja^lt werben. S)ieS ftimmt mit bent Vraud) ber SBittenberger Vudj*
hänbler, melche gleichfalls ©trafjburger, Vafeler unb au^erbeutfa^en
Verlag, melden fie oon ftranffurt a. SR. mitgebracht Ratten, nur
gegen baar, nicht in Gfwnge gaben. Ob bie auch hierbei jmifchen
ben beiben bisherigen ©efeQjchaftem geltenbe ^^redrechnung unb ber
$lbrecf)nungStermin (bie sJleujahrSmefie) als bereit« eingebürgerte ©e=
fchäftSgebräuche betrachtet merben bürfen, ober nur ein $rioatabfommen
barftetten, ift jebenfaüs fraglich- 9ludj für bie Srebitoerhältniffe bei
bem ftranffurter SJtefjüerfehr giebt Sßunft 13 feinen Sluffchlujr, er
conftatirt nur auch, bafe eben Srebit gemährt mürbe.
$ie neuen Auflagen — öerbefferte, mie einfach abjubrucfenbe
— verblieben, mie gejagt, im gemeinsamen (Sigenthum unb fcheint
eS faft, al§ ob nach ben herrfchenben Änfchauungen öerbefferte Auf;
lagen als neue SBerfe, über melche mit ben Verfaffern oon neuem
ju contrahiren fei, betrachtet worben mären. dagegen ftanb bei neuen
SBerfen tion Verfaffern, bie bereits im gemeinfehaftlichen Berlage oer*
treten toaren, unb melche biefetben einem ber beiben bisherigen ®t-
fcüfctjafter allein jum ©erläge anboten, bem übergangenen bic Option
frei, ob er an bem Berlage Jljeil haben motte, ober nicht. (Srft im
Salle ber Ablehnung, fo mie menn bei bem erforberlichen ÜJceubrucf
eines älteren SBerfcS ber eine ber beiben Xtyityabtx am Verlagsrecht
nicht bamit einoerftanben mar unb jurüeftrat, ftanb bem anbern Xheil
frei, beffen „Portion'' einem ftremben (neuen Slffocie) ju überlaffen.
©o mar benn bie oottfommene Söfung ber Bereinigung unb bie
©Reibung beS gemeinfamen VerlagSeigenthumS eigentlich auf ein
langjameS Veralten unb Vergreifen biefeS gemeinfamen Verlages, be*
jiehenblich auf ben offenen ober ftittfehmeigenben Verjicht eines ber
beiben Xheilhaber bafirt. £ha*ladjfti fcheint eS benn auch ju^
gegangen ju fein, nachbem bie fünfjährigen ^a[]luna*fnften oon Siehe-
felb'S noch reftirenbem urfprüngltchen (£apitaleinfcrjuj3, für melche Seit
ja fogar eine eoentuelle (Srmeiterung beS gemeinsamen Verlages ins
äuge gefaxt mar, oerftrichen maren. Xcnn eine „fonbere occasion
onnbt gelegenheitt" ju einer neuen 5tffociation hattc ^cr)cfclb fchon
gefunben, als bie offene mit ©örner fich auflöfte: er trat fofort in
girmengemeinfehaft mit Johann ©rofj (nicht ©rofje). Vereits im
Sahre 1616 braute bie neue Sirma 6 VerlagSartifel.
$ie VerlagSthätigfeit aller brei tritt aber nun für bie nädrften
3al>re in brei formen auf: bie Verbinbung Vörncr unb Sftehefelb
nicht mehr als ftirma, aber im Sahre 1617 bringt Vörncr für fich
allein 7 SBcrfe, föchefetb beren 15, bie girma 9?ehcfclb unb 3fth-
©rofj aber 13. &ür bie nächften %cA)ic fteHen fich bit entsprechen;
Digitized by Google
- 261 -
ben 3o^cn folgenbermafeen: 1618: 2, 2, 35 — 1619: 1, 6, 27,
(aufeerbem 2 für alte brei gemeinföaftlidj) — 1620: 2, 0, 25,
mäfyrenb für 1621 ©örner gar nidjt genannt wirb, bagegen tner!=
»ürbigertoeife nod) cintnat in ben $at)ren 1622 «nb 1623 in Girmens
gemeinfdjaft mit SInbrea« Sftyambau mit 6, refö. 7 2Berfen. $ie neue
©efeUfd&aft ,,@lia« SRct)cfcIb unb 3ol). ©rofe" oertegte nun in ben
Satiren 1621: 25, 1622: 18, 1623: 33, 1624: 27, 1625: 36,
1626: 12, 1627: 28, 1628: 16 unb 1629: 16 SBerfe, beuteten
föetjefclb für ftdj allein in ben Sohren 1622 unb 1625 je ein 2Berf.
3m 3abre 1629 fanb eine Trennung ftatt; neben bem gemeinfdmfts
tidjen Sertage öon 16 SBerfen braute SRefjefelb für fid) aüein nod)
9 SBerfe, %o§. ©rofe bagegen nur eines. 93om fotgenben 3af>re ab
aber üertegen fie üöllig getrennt unb jtoar 1630: jeber 17, 1631:
jeber 9 SBerfe, 1632: Sftcfjefelb 24, ©rofe 13, 1633: 12, bej. 15,
1634: 17, bes. 9, 1635: 12 (au&erbem 2ftid)aet föeljefclb 4), bej. 6,
1636: 13, bej. 8, toomit ©lia« SRefjefetb au« bem ©efäaft«leben
fdjeibet, mäbjenb Solj. ©rofe unb feine (Srben nod) bi« 1641 oor=
tommen unb in ben 3faljren 1639 unb 1640 öorübergeljenb ein
Xobta« 9tet)efetb al« Verleger tum 1, refö. 3 SBerfen erfdjeint.
$ie meiteren fünfte be« «ertrage« !önnen fügtid) mit ©tiO=
fdjtoeigen übergangen merben, ba fid) au« ifmen faum Folgerungen
betreff« atigemein gültiger @efdjäft«gebräudje jiet)en laffen bürften;
fte berufen augenfdjeinti$ auf fubjectiöen SInfdjauungen entföningenen
93erabrebungen.
Hütt? über ten UriOnerh^r im 17. 3a(jr^uniiert.
9Kit geteilt Don (Sb. ft taufe.
©. ©fj. $ifan«ftt bemerft in feinem „(Sntttmrf ber *ßreuj}ijdjen
2itterärgefdjid)te mäbjenb be« 17. 3a Wunbert«" (#önig«berg 1853.
©. 62), baB foroofjl bie einffeiimjdjen al« aud) bie fremben ©ud);
f)änbter 3°flfreil}eit genoffen tjätten. „3)ie teueren fanben fid) batjer
bäufig ein, unb oerforgten anfanglid) ba« fianb faft fnntänglid) mit
S8üd)ern." $ie fotgenben 2)ocumente mögen al« ein Söeleg für biefe
Angabe, tuclcfjc nod) für eine föätere 3eit bie große 2lu«bef)nung unb
Jöebeutung be« SReifeöerfebj« ber ®ortiment«bud)ljänbler bi« in weite
fernen conftatirt, bienen; benn felbftöerftänblid) toirb man nic^t baran
beuten fönnen, bafc ber $elmftebter 93ud$änbter feinen „Diener" nur
jur (Sintrcibung einer in ©elmftebt ermadjfenen ftorberung öon 21 Xljtrn.
nadj bem entlegenen Greußen gefanbt ^abe. —
3d> &§riftianu« 8Hct<f> SBon Papenburg! au« <ßreufeenn, tl)ue
$unbt Snnbt befenne mit biefer meiner ©djrifft, ba« 3dj bem
(S^renoeften onnbt oorne^mgea^tenn #rn. Samueli ©remen, bürgern
Digitized by Google
— 262 —
onbt öu^änblcrn in • $elmftabt , (Sin SSnnbt jtoanfcigf U)aler in
36 gr. in einen tljaler geregnet onnbt ben ©ecbäjet)n gr. lefcfc
gclbt fdmlbig morben, berebe Snnbt gelobe bemnacb ^iemit ben
guttem glauben Snnbt treten, 3föme fote^e fdmlbt nebenft einem
honorario, meiün (£r mir alle« gutta SSnnbt liebet erjeigett, $urcb
feinen S)iener, melden er an ifco mit in ^reufcen fenben ttjuett,
auffS aller forberlicbfte Snnbt fetjleunigfte mit fjobem £ and richtig
juertegenn Snnbt jujatjlen. 8" Srfunbt SSnnbt meiirer Strafft £er
matjrljeit l)ab 3<S $iefe3 mitt eigener tyanbt gefebrieben Snnbt ünter;
fd)rieben.
Actum £>etmftabt ben 23 Aprilis Anno 1619.
e^riftianu« föeicb.
3)er ©djulbner, jebenfafld ein ©tubent, ber bie $etmftebter Unis
toerfität befud)t hatte, jaljlte nidu, unb aud) fein Sater, ©tabtfdjreiber
$aoib 9teicb in iRaftenburg, meigerte fict), bie ©dmlb bed ©oime3 ju
begleichen, £cr ©cbilfe be8 $elmftebter SucbbänblerS luanbte ftcb
hierauf an ben 9tector unb ©enat ber $önig$berger Unioerfitat
unb biefe richteten an ben Stau) ber ©tabt 9taftenburg folgenbe«
©ebreiben:
($t)renoefte, Grrbare, 9Zamt)affte mtnbt SBoflmcife $>rn. günftige
gutte freunbe. Stegft münfct)ung Sonn ©Ott glücfticbe molfart Snnbt
erbittung Snferer mifligenn 3)ienfte geben mir @. 9t. SS. au$ ^ie
bei liegenber Copia euerS ©tabtfct)reiber8 ©otmS (S^rifHotti SReicben
banbtfcbrifft, juuernebmen, melier mafjen @r $em aud* d^xtn Seften
£rn. Samueli Sremen buebbänblern ju §elmftabt, ein SSnnbt jmanng
ttjaler, nebenft einem jugefagten honorario, fct)ulbig morben, aud) jur
abbolung foteber fdmlbt beä etjegemeUen Bremen Liener mit fic^ am
bero in ^ßreufjen genommen tjabc. SBann mir aber oon genantem
Liener beriet erlanget, ba3 euer ftabtfdjreiber feines ©obnS tyaxtbU
fd)rifft, ju löfen ftd) oertoeigern onnbt ben Liener ot)n abjatjtung
Xcr fdrnlbt Sonn Rinnen mieberumb abjufertigenn, gemeint fein
foQe. 23cld)03 nicht allein feinem ©olm allcrnanbt böfe naebrebe,
fonbern aurf) anbern ^ßreufjenn, fo ifco ba anmefenbt, onnbt #ünfftig
babin kommen möchten, febr t)inberlieb fein mürbe haben mir auff
ferner $)e§ Sremen Liener« antjaltenn niet)t Sntertafcen moUen,
6. 9c. SB. biemit juerfueben, freunbtidj btttenbe, (5. 9c. 23. ibren
©tabtfebreibem jur bifligfett oermeifen onnbt anmaßten motten, ba3
er obn ferner bebenfen feine* ©obnä r)anbfd)rifft mit richtiger
3at)lung ablöfe, feinem Liener mit einem honorario, SSnnbt 10 fl.
aufgelauffener Soften, meiö er feinetbatbenn albier martenn Snnbt
mit Serfeumniä gutter gelegenbeit jebren müfeenn, moflabfertige,
Snnbt 2)urcb fein tergiversiren nicf)t anberen aud) ©. 31. SB. eige*
nen ^inbem, fo &ünfftig babin kommen möct)tenn, Sbele nadjrebe
Snbt ^inbernu* errege. SBie fotd)e$ bie bifligfeit fetbft erforbert,
Digitized by Google
- 263 -
ntiü feint rotr e£ omb (5. 92. SB. fjinttriberumb juuerfdjutben toiütg
Unnbt erböttigf. Datum ßönigSbergf ben 3. Octobr. Ao. 1619.
frcunbt roittige
R. ünbt S. A. B.
ffönigl. unb Umüerfität3btbliotf)ef in ßönigdberg: SRanufcript 9fcr. 1716 III.
(91. 537-589.)
4Dte ftenfur He$ jKe^HataUgs.
«ou «lbrea)t *Hrd)$off.
$ie ©inljolung be3 Smprimatur war in Seidig oon «lter$ ^er
@a$e ber $rucfereien; in iijren $änben oerblieben bic „unterfdjrte;
bcncn @jemj>Iare". Slber satjtreid) waren bie Runter jiefjungen, na;
inentlidj baf roo e3 fidj um Heinere (Sachen rote £>oa)äeit3gebid)te u. bgl.
fjanbelte, ober roenn bie ©ruefereien nur einjetne ©ogen eines SBerfeS
tj er 511 [teilen Ratten. ?lud) ber Stte&tatalog, roenigftenS bie Samberg'faje
(Serie, roar lange Seit ofme ©enfur erfdjienen unb erft eine Unter:
fud)ung wegen einer „gamoafdjrift" roar 93eranlaffung, bafj aud) er
bem SRotfjftift be3 £enforä untergeorbnet rourbe. ®a3 nad}ftef)enbe
feljr flüchtig unb unteferlidj getriebene ^rotocoll ber Söüdjer-'Gom:
miffare füffrt hierfür ben 9lad)roei3.
19. Octobris 1616.
5)er £f)rf. beoeljtig, fo ber Sljurf. jroc ©. an 6. ©. löblidje
llnioerfitat onb (5. (S. SRattf) abgeben tajüen, M. SRf>enio onb Sam;
bergen SBud^trurfem (oorju^alten?), Wie bie fd)meb,fd)rifften im fjei=
ligen mm. föetdje beb emfter ftraffe öerbotten, Ijette bie (Jfrf.
öormeinet, at* fottc gteidjwol öon Sambergen onb SRljenio in ge=
büljrenbe adjtung genommen roorben fein, Qfo tjette fidj aber ÜJc.
BUjeniuS ünterftanben, onb einen famosen tit. (gegen?) M. ©djmiben
biefen SRarcft in tru(f geben audj oon Samberg! atfj SSorteger folgen
ritut truden laffen, roann benn tfjr (Eft $(urd)L) (£. @. S. U(ni=
üerfität) onb <£. <£. ?Rattfj bejjmegen btfen ®n. beoe^id) getfjan, crafft
Weidjen bie Commissarii tljme M. SRljenio mitt ernft oerweifen,
aud) Sambergfen aber fo ben Catalogum truefen, onb in ben Cata-
logo bifen fdmnbttitutt inferiren laffen, mitt oorjerung Onb oerluft
be3 privilegij, aud) ben <5. (£ljf. ©• emfter ftraffe, baoon ben testen
©ogen in bem Catalogo roieber umbbruefen (äffen, nidjt jroeiffetnbe,
®ie (in?) folgern ©Ijf. S). onterttjenigft getjorfambft nadjfommen
roerben.
Darauff M. BtyeniuS oor jtdj, onb oon toegen Samberg!» fidj
ereteret, ba« ©ie frodigebadjter <£f)f. beoeljlidj ontertyenigfte ge=
t)orfambfte SSotgc lafjen wollen, Äbra^am Samberg! ftd> ontertfjenigft
entfa^utbigt onb berietet, ba« i^n M. Sib.eniu* Untergängen, onb
Digitized by Google
- 264 —
ibmc ein crimen falsi begangen, aurf) folgen titutl f) int er feinem
miffen tmb willen ^eimlic^ eingefdjoben, mitt bitt ihn beö ©. ®hf.
X). onterthenigft mitt anfehen jue empfehlen, auch abgrifft befeen
bettfolgenben (?) Conclusum, ba3 befcmegen (5. (5. U(ntoerf.) önb
(5. (5. 9lath önterthenigfie Ächtung (sc. geben werben?) önbt fiel)
entfcfnilbigen, ba& ^iefur fein Xrucfer ben Catalogum ju cenfxren
übergeben, Ijinfur aber (£. @. U(niöerf.) önb (£. (£. 9latt) mitt einanber
öorglidjen ba3 ^infur aUjeitt ber Catalogus oon ber lobt U(niberf.)
bnb @. @. SRath juüorn ccnftrt werben foUc. —
Mag. 3ob,ann tftb,cimi* t}atte in ben 3 al) reu 1611 unb 1612
oerjchiebene SBerfe in feinem ©elbftoerlage erfajeinen laffen, oer=
muthlieh auch im Saljre 1616 bie in «frage fte^enbe ©chrift, obfdjon
ber Codex nundinarias feiner für biefe« %ct$x nicht erwähnt. 3ft
bielleicht anjuneljmen, bafc ^R^eniu« als gujammcnftetler ober 9ftc-
bacteur be3 SRefef atalog« ju betrauten ift? Slnberenfaü« wäre bie
Sntfdmlbigung Samberg«: ber betreff enbe Xitel fei olme fein SBiffen
unb SBiHen in ben flatalog aufgenommen worben, unoerftänblidj.
Hott? über Mtyxiautt.
3u ben u. a. bei IHrdjfwff, Beiträge §ur ©efchichte be« beutfchcn
Euchhanbel« II, ©. 92, ©utjl, Sur föedjtÄgefc^djte be« beutfdjen
©ortiment«buchhanbeI« ©. 30 fg. mitgeteilten SBerfuchen, ben $rei«
ber ©ücher polijeilich ju regeln, ift als weitere* ©eiföiet ^injus
jufügen eine 93erorbnung be« SJcagiftrat« oon Antwerpen aud bem
17. 3aljrf)unbert, beren Original in bem ehemaligen Sabentocale be«
9Jcufeum «ßlantin-SRoretu« ju Antwerpen au«gehöngt ift. $er 9Ra-
giftrat tarifirt eine 2ln$a$l öon ©dniU, QtbtU unb Unterhaltung«:
büchern unb bebroht ben ©uchhänbler, ber über ober unter biefer
Xaje oerfaufen würbe, mit einer ©elbbufce öon 25 fl. (©. auch
M. Roosea, Catalogue du musee Plantin- Moretu 3 1881 p. 45.)
$eibelberg. Dr. ©. ©ub,L
Wit ÄuiffrL #u^cr-C0mtntffum jn fnmhfurt m 0L
uttH Iii £ftnjtger fllrffr.
8on«lbtcchtRira)hoff.
©ei ©efprechung ber SBerhältniffe ber Setpjiger SReffe in meinen
„Beiträgen jur ©efchichte be« Deutzen ©ucfjhanbel«" babe ich,
(2. 93bchn. ©. 80) al« tyatfaty angeführt, bafc ber $aif. £of auch
nach ßeiüjig eine ©ücher = (Eommif fion einschmuggeln oerfucht habe,
bamit aber an bem SBiberftanbe ber furfächftfehen Regierung ges
fcheitert fei. 9Jcein ©emährSmann hierfür war 3. ©t. Mütter (Der
Digitized by Google
— 265 -
»üdjernadjbrud. Böttingen 1774. ©. 186), ber feinerfeit« fid) wieber
auf eine furje Doti$ oon 3. SHofer ftüfet. $ie in bem t»or=
liegenben SBanbe be« Ärdjio« fdjon fo oft angebogenen Steten ents
Raiten nun ein ©djreiben be« »aif. ©üd)er:(Sommiffar« Sodann £ub;
roig com $agen an ben Datl) oon Seidig, wetd)e« — wenn e« quo)
jene Dotij nic^t in feiner ooüen 9lu«betmung beftätigt — bennoa)
Äntjatt genug für bie Slnna^me bietet, baft tb,atfäd)lid) 93erfudje ges
mad)t morben finb, ba« Gompetenjs@ebiet ber ftranffurter 83üdjer=
CEommiffion auf einem Umwege audi auf Seiöjtg ausübet) neu, ober
wenigften« bie in ben Deid)«oerorbnungen bem »aif. friÄcal, jebodt)
nur biefem, unb nur in prefepotijeitict)cn Sad)en, jugewiefene Ob:
liegenf)eit : bei fiäffigfeit ber territorial-- Dbrigf eiten oon fid) au« gegen
bieielben ex officio Oorjugeljen, ju benujjen, um oiefleidjt altmätid)
eine Dberaufftd>t audj über bie Seidiger SReffe an fid) ju reiften.
3)a« ©djreiben fetbft tautet nun:
S3nfern Sreunbtwiüigen ©ruft, fantyt münfdiung aller SBolfartr);
©bie, ©fjrnoefte, Sürftajtige onb weiffe, ©ünftige Herren. $enen
tonnen Sir Wotmeinenbt ntdjt bergen, Tcmnnd) bie Dom. ßaöft. 2Raj.
SSnfer Stüergnebigfter $>err, wetjlanb ©igi«munbi ßatomj ©. ©ürger«
ju ftrandfurt am 9Raon, tynbertaffenen SBittib, ein Special $riui=
legium ober bie biftbero ertliche geraume 3nr tjero oon 3ljrm ljaufe=
Wirt, onb 3br in Xrud gegebnen Xeutfdjen Delationen Jacobi
Franci alias äReurer«, Wie and) bie Satimf $e Delation, fonften
Mercurius Gallobelgicus M. Gothardi Arthueij genant, Onb beffen
Continuation, atlergnebigft mitgettjeölett, onb inhibirt, baft einiger
©ud)truder, ober ©udtfütnrer, an feinem ort, Weber in groffer, nod)
f leinen gorm, onber ma« ©djein ba« gefdjetjen möchte, bie felbige
nadjtruden, ober tt>o bie oon anbern naä)getrudt, btftratyren fotle
bej Straff ©ed>« mard tötige« ©otbt«, onb &onfi«cirung ber ge=
trudten {£j:emj>larien, alle« oermöge meittern Sn^alt« beft barüber
erteilten »eüftert. ^riuilegij, beffen Copia tnerbej gefügt: 9Snb aber
oon ßuern ©ärgern, 8udjfm)rern onb 93ud)trudem, bift anfjero fo*
balb nadj Stuftgang ber ftrandfurter Steffen, fotdje Satomifdje De--
tation nadjgetrudet, Onb biftrafnrt morben.
SBann bann t)öd)ftgebad)te »enft. 3Kaj. 93nfer Ällergnebigfter ljerr,
SBn«, at« jfjrer »eoft. 3Kaj. Df)at, onb oerorbnetem 99üdjer Sommif:
fario ©eneraln, bie ©recution fotdje« »ejfertidjen Privilegij onb Sons
fi«cirung berer bartoiber getrudten (Sremptarien, atlergnebigft anbe=
oofjlen: 211« fmben 2Bir nict)t Onberlaffen fönnen bie Herren eine«
fötalen fnemit, »rafft SSnferer ©eneral »eiftertidjen Sommiffion, jus
oerftenbtigen, freunbliä) begerenbt, biefelbe bej allen onb jeben iljren
©ürgern, (Sinmofjnern, onb bjnberfaffen, fo ber ©udjtruderej, onb
©udjtjanbet jugetfjan Die (5 rufte Verfügung tbun Wöflen, baft offt=
gebaute Delation, onber ma« gefugten ©a^ein ba« jmmer fejn möchte,
in »einerlei weife, gormat, ober onber anberm Daumen, oon Sfjnen
Digitized by Google
— 266 —
ntdjt gerrucft, nachgetrucft, ober biftra^irt werbe, Onb folche* fo (iebe
S^nen ber $ejfj. Sttaj. SBngnabte, auch onnachläfetiche ©traff oon
©edj* flttaref lötige* ©olbt* onb ®onfi*cirung ber (Srnnplarien ju
oermejben: welche ongeachtet einige* Slnfehen*, Sinrebte ober Äufc
flucht, wiber bie Verbrecher onnachläffig folle oorgenommen, onb eje=
quiret »erben. SBetdjeS 2Bir ben Herren anzufügen nicht onberlaffen
wollen , freunbtlicf} begerenbt bie angebeutte Verfügung bej i^liren
©ürgern, onb Angehörigen juthun, bamit f elbige jur gebühr ange*
Wieffen, Onb bent ^cifcrlicr)cn ^riuilegio onb Sföanbat oöfliger ©e;
horfam geleiftet merbte. ©inb benen fonft ju freunblichen $ienften
geneigt, ©örtlicher Allmacht ©djufc 93n* aUcrfcitö empfelenbt. ©eben
$randfurt am SRetin, ben 2*' p** ablauffenbten 3ar* 1627.
$er herrn freunbttoifliger
3ot)ann ßubtoig oom #agen
faö. 2Jcrt. 9ftt)att onb Commissarius
in re libraria Generalis.
3)ie Amtszeit biefe* Sucher =<Eommiffar* fällt gerobe in ben
Zeitraum, in welchem bie faiferliche SRacht in $eutfcr)lanb auf it)ren
^öljepunft gelangt war; er eröffnet bie 9teit)e berjenigen Inhaber
biefe* Amte*, welche mit größerer ober geringerer (Energie unb 8iücf=
ftcht*lofigfeit bent dtatfp ju ftranffurt a. )Dl fein lanbeSherrliche*
Dberaufficht*recht über bie Sßrefegewerbe ju beeinträchtigen unb melir
unb met)r einjufcfjrärifen, unb fid) als ßaiferl. Ober: ober Oberaufs
fict)t*:©ehörbe über bie XerritorialiDbrigleit $u fleQen oerfucrjten.
3n biefent (£t)arafter tritt auch Da* oortiegenbe ©abreiben auf; e*
wenbet ftd) mit Umgehung ber 2anbe*regierung birect an bie an fict)
competente Unterbehörbe unb oerlangt bie fonft ganj ungebräuchliche
Snfinuation be* ßaiferL $rioilegium» in Seipjig. SBenn auch nic^t
oerlangt wirb, bajj bie angebrohte (£onfi*carion thatfächlicr) burcr)=
geführt werbe, fo ift bie« boch wot)t al* ber oerfteefte Bielpunft be*
©treiben* anzunehmen, ba thatfächtich feit bem ©eginn be« 17. Sah*5
rjunbert* bie ßatomu^fchen 9Refjrelationen (unb jmar anfänglich öon
Abraham Samberg) in Setpjig — wenn auch etwa* oeränbert ober
erweitert — nachgebrueft würben.
Sie ftch ber ßeipjiger 9iatt) bem 93erfud)er gegenüber benommen
haben mag, ift nicht mit Sicherheit feftjuftellen; ba* ©abreiben finbet
Per) ganj ifolirt in ber chronologifchen 3folge anberer, bamit in feiner
SBeife jufammenhängenber Actenftücfe. Aber ber Umftanb, bafe baffelbe
weber einen Sßräfentation**, noch irgenb einen fonftigen föegiftrarur;
©ermerf aufweift, legt bie SSermuthung nahe, bajj ber Setpjiger 9ratr>
baffelbe oöttig unbeachtet gelaffen haben mag.
Digitized by Google
- 267 -
SSon «Ibreajt ftircHoff.
99ei bcr furjen ©fjarafterifirung bcr *Prefjüert)äItniffe in ben
crften 3eiten bcr Deformation, welche idj in bem Sluffafce über 3o=
Ijann Herrgott im l, SBanbe be3 2lrct)iü3 ju geben oerfudjt t)abe,
tjabc idi aud) beä öfter Oor!ommenben patriardmlifdjen Verfahrens
gebaut: jur ©efeitigung oon für anftöfcig befundenen ©Triften ben
SBeg beS SluffaufenS berfclben ju befreiten. $ajj ober ein ber=
artiger 93et)elf auch noch — roenn auch oielleia^t nur ganj üeretn=
jelt — in einer 3eit auftritt, in melier ein ftraffereS ftaatlidjeS
Regiment fd)on längft jur Siegel gemorben mar unb ba* pecuniäre
Sntereffe ber Untertanen feineSmegeS befonberS rücffichtSüotl be-
hanbelt tourbe, ift bemerfenStoertf) genug. $a8 Seifpiel ftammt aller*
bingS aus einer ©egenb $eutfchlanb$, melaje ftch burdj Regung unb
^flegung berechtigter @igentt)ümlic^feit unb beS Hltherfömmlichen bes
fonberS anzeichnet: au* Sftecflenburg unb befunbet nebenbei eine
mirfliche lanbeSoäterliche ^urforge für bie Hebung beS geiftigen
ÜRioeau'S ber SBeoölferung. Ob ba$ gleiche Verfahren auch beliebt
morben märe, menn eS fidj um politifc^e Angelegenheiten, um „ftamo3"=
©driften, gehanbclt hätte? 2Bot)l faum. —
bereit« in einem Sbict oom Söhre 1682 unb oon neuem unter
bem 1. SRai 1684 ^afte ^erjog ©uftaü 2lbotyt) Oon 2Kecflenburg
gegen abergläubifche ©üdjer unb namentlich gegen „bie barauff ge=
grünbete oerbächtige Curen an SJlenfdjen unb S3icl)c" geeifert unb
jene ju confiäciren anbefohlen, ©anj befonberS mar bie iöerorbnung
gegen baS meitüerbreitete unb oft aufgelegte (Soter'fdje £au8buch ge=
rietet gemefen; binnen 14 Sagen foOten alle ßremplare bei ftrenger
©träfe an bie Suftij « Sanjtei eingetieft merben. 2lber meber ba«
publicum, noch bie ©uchhänbler bürften ftch oiel um biefeS ©ebot
gefümmert haben, benn eine neue JBerorbnung üom 23. Sluguft 1689
(fteue oollftänbige ©efefc;©ammlung für bie 9ftecflenburg=©chmerinfchen
Sanbe bis ju Anfang De* 19. 3ahrt)unbert3. 5. ©b. $ard)im 1841.
4. ©. 76) fdt)ärft bie fdjon beftet)enben Verfügungen oon neuem ein
unb betritt, um jum $u gelangen, ben alten patrtarchalifchen
SBeg ber jmanftiger %a\)xt beS 16. 3ahrt)unbert8:
. . .demnach mir in ©rfafyrung gefommen, melier geftalt eine
gebrudte Charteque unter ber Rubric: (Etliche fonberbare unb ÜRerf;
mürbige ^Srop^ece^ungen fo ficr> auff ba« 1680. bis ju bem
I700ften 3af)r erftreden ic. ofjne Benennung be* Ort«, mo f elbige
gebrudet, unb beS Autoris ber fte öerfertiget, in Unfern £er5og=
tl>umb unb Sanben herumb getragen unb üieUeidjt in ben Such*
laben auch öffentlich oerfauffet merben . . .
Digitized by Google
- 268 -
ade abergläubischen ©durften aber bereits buref) baä gebaute (Sbict
oon 1682 oerpönt feien, fo wirb anbefohlen, obige ©djrift
abjuthun, ober bem ©udjführer, oon welchem ®ie foldje befommen
haben möchten, wieber einzuliefern. 2Bie bann ^icniit in specie,
allen ©uchhcmblern ernftlicf) üerboten wirb, folche ©grifft nicht
me^r juoertauffen noct) auSjubreiten, fonbem ade beö Shnen baoon
oorhanbene gjemplare in Unfere 3ufti^ SanfeeHeo fofort einju*
fdn'cfen, unb bamit fie beffen fiel) ju oertoeigern fo öiel weniger
Urfache fyabtn möchten; fo haben 2Bir oerorbnet, baf» ihm bafetbft
ba3 ©etb bafür was fie wehrt feon, gejahlet werben fofl.
SBeitereS SRaterial jur SBerfotgung ber Angelegenheit bietet bie an=
gezogene Ouefle nicht.
Jur <$efö)töjte Der Ccnfur in Jflreugen im Anfange hts
18. Jahrhunderts.
SRügetheilt oon <Eb. «raufe.
königliche Serorbnung wegen censur ber Theologifchen ©d)rifften,
in specie oon ber $irchen=Union.
ftribrict) König in ^reüjjjen ic.
Unfere tc (Shrwürbige, §od)= onb SSoIIgelahrte, Hebe getreue;
@S ftnb eine 3clt $ero aUerhanb ©driften onb Xractätdjen onter
bem Titul, Evangetifche ober Protestirenbe Kird)e ju Oer?
einigen, $in onb Wiber in Unferm Königreich, (Ehurfürftentlmm
onb anbem Unfern Provincien Onb fianben im ®rud aufegefommen,
onb divulgiret worben. 9hin la&en wier jwar gefchefjen, bj oon Oer*
nünfftigen wottmeinenben onb (S^rifHic^en Theologis onb Politicis,
fo bie warheit onb ben ^rieben lieben, über folche materien 3hre
gurte gebanfen burch ben S)rucf Shmb gemachet werben mögen; 9cad)s
bem aber onter folgern Titul, Schein, Sßorwanb onb Gahmen auch
aUerhanb ©djrifften debitiret werben, woburch bie altercationes dis-
puten onb ©trettigfeiten jwifetjen benen Soangelifchen oermehret, onb
bie wottgemeintefte Intentiones $oher Puissancen felbften oerfehret,
oerunglümpffet, ober übet ausgebeutet werben; SGBicr aber in Unfern
Königreich, Glmrfürftenthum onb Sanben aller fernem 9ttifcoerft&nb=
nifeen onb ©treitigfeiten oorjubeügen, onb hingegen onter benen Pro-
testirenben bie ©hrifttiche S3erträglich!eit onb Tolerantz je mehr onb
mehr ju beforgen Un§ jeberjeit angelegen feü,n ta&en; haDcn
SBicr oermöge onferm Sigentjänbigen SlUergnäbigften Rescript de
dato (Jöln an ber ©pree ben 5. Novembris jüngfthin nicht allein
alle unfere ju folchem Bmeg £ibeoor publicirte edicta hiburet) wibers
holen onb erneüren, fonbern auch rrafft biefe* omb oberwehnten
Digitized by Google
- 269 -
inconvenientien wegen berer in $)rud fommenben ©chrifften $u be=
gegnen oerorbnen motten:
1. Taft ^infü^ro in Unjerm Königreich (£t)urfür|'tciitt)um t>nb
ü aubcu niemanb oon Unferen Untertanen ober anbern, fo f iety in
felbigen aufhalten, e« feo wer @r motte, einige Theologiföe ©grifft
ober anbern ba« Kirchenwejen betreffenb oerfertigten Tractat, ot)ne
üorhergehenbe censur fct>rifftlic^ communiciren, auch toeber in noch
auger ßanbe« jum öffentlichen 3)rud anggeben onb publiciren fofle.
2. ©old)e censur berer Theologijdjen ©chrifften fott üon benen,
bie ünter Iurisdiction Unferer Universitäten ftetjen, attemaht üon ber=
fetben Theologijchen Facultät gefuchet onb ermartet werben.
3. SBa« ober jonften in Unfern Residentien an Theologischen
8 grifft cn ine gern ein, ober and) in Unjerm Königreich (Xt)urfürftcu
tt)um onb anbern Unfern Sanben üon folgen ©chrifften in« ^öc-
fonbere, bie ben ftirdjcn-- ^rieben Onb berfelben ©tanb unb ©ad)en
betreffen jemanb in 3)rad ju geben mitten« ift, foIct)e fotten jebeö=
maSfi,, e« feön Sßrebigten, SBücher, ©rieffe onb Tractätlein, oort)ero
Unferni ©ifdjoff Ursino jur Censur onb Revision eingef Riefet, Onb et)e
nicht« ausgegeben merben, big mit onjerm Slttergnäbigften Sorbe-
muft berfelbc fold)c jum $rud oerftattet ^att.
4. $amit auch mier felbften befto genauere Nachricht haben üon
allem, ma« in Unferm Königreich (Shwtfürftenthum onb fianben üon
Theologifchen ©chrifften in $rud fommet, fo fotten alle Unfere
Universitäten an jefcbenanbten ünfern ©tjdjoff attemahl am ©nbc
eine« jeben Söhre« ißerjeidmig einfänden berjenigen ©chrifften, melche
©ie ju bruden concediret haben, bie ©r Ung bann Äderunterthänigft
fürjutragen onb registriren ju lagen, gehalten ift.
5. gerner fott fein 93uchführer ober ©uchbinber macht h<*Dcn
ein Theologifdjeä, ober mie üorgebacht jum Kirchenfrieben ab^ietens
be« Scriptum in Unjerm Königreich/ (Sljurfürjtentlnim Onb Rauben
einzuführen onb $u oerfauffen, tri habe e« benn oorher gehörigen
Orth« jnr censur gejeiget, Onb be«t)alb concession, melche $fym
jeboch ohne auffmenbung einiger Koften, erttjeilct roerben fott, erhalten.
6. 2öa« aber in specie üon offtbemelten ©chrifften in Unjerer
Residente ju Kauff geführet mirb fott nicht üertauffet, noch jemanb
communiciret merben, e« tyabe benn folche« oorher Unjer ©ijehoff
gefehen, onb mit onferer Slflergnäbigften approbation $u oerfauffen
concediret.
7. Kein ^uchbruder aber jott jich onterftehen, etma« oon folgen
©chrifften ohne concession onb censur ju bruefen, üiel weniger alg
wenn e« anber«mo gebruefet wäre, heimlich ju debitiren onb aufzugeben.
8. Sollte jich iemanb gelüften lagen wib(er) bieje« Unjer Sets
both ju hanbeln, onb entweber ohne censur üon Dergleichen ©chrifften
wie üorerwefmet, etwa« in 2>rud loggeben onb üerfauffen, fo jott ber^
Digitized by Google
- 270 -
felbe md)t allein aller Exemplarien oerluftig feön, fonbem aud) ad
pias causas mit einer wiflfüfjrlidjen ©elbbufj beftelten ümbftänben
nach, angeben merben.
SBelchem nach EBier (Eüch benn hiemit aüergbft önb ernftlich an*
befehlen, biefer SBerorbnung fo mofl öor (Such felbft nachzuleben, alfc
auch allen önb jeben ©uchführern önb ©uehbruefern alliier funbt ju
machen, barüber mit (Srnft önb ftachbrud ju galten önb batoiber feine
contravention ju öerftatten, fonbern bie Verbrecher Unfj anzeigen,
ober getoertig ju feön, ba& nrier bie SBerantmortung öon <£ueh forbern
werben.
Königsberg ben 10. Decembr. 1703.
fln
Pro-Rectorem et
Senatum Acad. C. A. v. Rauschke
Regiom. G. F. v. Kreöfcen
C. Graft" v. Wallenrod,
ftönigl. u. Umoerf.=»ibHoth«t in «önig»berg i. $r. Mscrpt. 1884. II.
No. 42 (6. 296-299).
$)er obigen 93erorbnung fcheint jebenfaflS öfter infofern juroiber
getjanbelt morben ju fein, als manage ©eiftliaje nach biefer
ihre ©driften außerhalb ^reu&en« erf^einen ließen. 5>ie SRegierung
fab, fict) roenigftenS im %a$xt 1720 ju nadjftefjenber Serfügung üer=
anlafjt, toelehc jtoar bereit* im „Corpus constitutionum Prutenicarum,
ober Königliche ^reufjifdje SReich&Drbnungen, Edicta unb Mandata
öon ©eorge ©rube, L Xheil. Königsberg 1721. $ol. (No. LXI.
©eitc 133)" abgebrueft ift, t)ier aber, meit ftc bie obige 2Rittheitung
ergänzt, eine ©teile finben mag.
$a& fein © eiftlitf)er öon feinen gefertigten Sachen ober ^rebigten
ofjne Censur bruefen ju laffen fiel) unterftefjen foU.
^berief} SBilhelm König in «ßreuffen ic. ic. :c. (Sblgtr. (SS tft
ju unferm nic^t geringen Htti&f allen mahrgenommen roorben, maS
geftalt einige berer ©eiftlichen üerfdjiebene öon ihren gefertigten Saasen,
aud) jumeilcn $rebigten, morinnen theilS anjügtidje ©orte unb In-
vectiven, theilS anberen ju feiner ©rbauung bienenbe, fonbern fd>äbs
lic&eS Ärgernis gebafjrenbe $inge enthalten, hin unb mieber divulgiren,
unb gar bergleichen ©djrifften ob fie gleich nicht censuriret feön,
auffer fianbeS an frembben Orten jum $rud bringen; Wieweit nun
foleheS öon gefährlicher Consequentz bannenljero feineStoegeS ju ge;
ftatten; SUS moflen mir hiemit öerorbnet unb beö harter exeraplarifehen
unausbleiblichen Straffe alles (SrnfteS inhibiret haben, bafe fünfftig
niemanb einige ©grifft ober ^rebigt, welche nicht oorhero ber
hieftgen Theologifchen Pacultät jur Censur übergeben, unb berfelben
Approbation unb ©enehmhaltung barüber impetriret toorben, bruefen
ju laffen ftch unterftehen fotl; SSBir befehlen bir bemnach in ©naben,
biefe unfere 93erorbnung benen $rebigern ben allen Kirchen beS bir
Digitized by Google
<
- 271 —
anoertrauten &mt3 fo fort befanbt ju madjen, unb iljnen, bajj ein
jeber fold&eä gefjorfamft beobad)te anjubeuten, biefelbe aud) bor
©djaben unb erfolgenber ©traffe, toeldje bcn Contravenienten of>n;
fc^tbar treffen mirb, nadjbrüdlid) warnen. $aran w.
Äönigäberg ben 27. Maji 1720.
3). t>. lettou. S. ö. Dftau.
SBaflenrobt.
2lu$fd)reiben an ade Slembter.
w rinjitguitgeu.
3m 6. ©anbe beS «rdjiö« ift gu tefen:
©. 250 8. 16 üon unten ftatt loniß — louuß
„ „ „12 „ „ „ lenolnß — leuoluß
„ „ „II „ „ „ lenoß — leuoß
„ „ „ 3 „ „ schikt — schickh
„ 251 „ 3 „ oben 1501 jor ftatt a 1501 jar.
„ „ „ 4 „ „ den ftatt din.
3n meinem Äuffajje biefed ©anbed: ©treitigfeiten über bie
©emerbsbefugniffe in Seidig im %cfyxt 1598 ff. f)abe id) befonberS
betont, bafj bie ©ejieljungen Sbrafwm Samberg*« ju 3o^ann Saarns
bau in ©örlifc gerabe auf SBartfjel Soigt, bei bem fid) ftnttänge an
SommmiffionBoerffältniffe finben, übergegangen feien. @ine gelegen^
lidje Hctennotij betest midj nun, bafe ©artyel SBoigt ber ©d&miegers
fofm fiamberg'S mar. @3 bürfte alfo be3 teueren ©ortiment3gefc|äft
in üßerbinbung mit jenen ©ejiefyungen auf erfteren übergegangen fein
unb fid) barauä aud) üiefleidjt erflaren, bafj ber ©üecial=93efdjmerbe
ber ßeipjiger $8ud#änbler gegen Slbr. Samberg feine weitere ftolge
gegeben mürbe. & ßira^off.
«etontwortlitt)« JRebacteur: 5 . $erm SRctjer in fietyjig.
Digitized by Google
spttfeltfattoiten
23ijtfenüereinS ber £>eutfd)en 23ud$änbler.
9lcue Solge.
für
©efdjidjte beS S>eutfd&eti 33ud)f)anbeU.
Seidig,
»erlag beä 33ör jenoereinS ber SJeutfdjen »u^^onbler
1883.
Digitized by
für
©eftytdjte be$ £>eutfd)ctt S3udjljattbeI8.
herausgegeben
»Ott
ber £iftorifdjen (Eommiffton
bei
93örfenuerein3 ber S)eutfdjen 93udjf)änb(er.
VIII.
ßetyjtg,
Verlag beS ©örfenüerein« ber $eutfdjen «ud>!)änbler.
1883.
Digitized by
Xrutf MI *. 9. tiutn« in 8«^».
Digitized by Google
3n$alt
ertte
SJiettet ©triebt an bie $ifioriföe Sommiffion beä H3örfem>erein3 ber
Xcutidicn 93ud$änbtet. fßon ftriebridi kapp 1
Samuel Slmariu«, bei älteftc »u^bruefer ©ototf)urn$ (1565—1566). Eon
ftranj 3of. S^iffmann 6
«in ©udjbtudetftrife au fttanlfurt a. 2fl. im 3af>re 1597. 93on fceinr.
Möllmann 11
SBciterc« über bie «nfänge be« «einiget SWefefatalag«. »on SUbred&t
JHro^off 22
3ut älteren ©efd)id)te bet futfäa^fiföen ^riüilegien gegen 9ia($brucf
(unb bet fädjitföen Cenfut). 3»eitet Beitrag, »on 911 brecht
#ir($f)off 28
3ur dlteftcn ©efdndjte be« Seliger 3«tung«roefen*. ®on SIlbred>t
ftird)f)off 49
üfieftüd^te au« ben Steten ber furf. fac^fifc^en 9ü$er=£ommiffton au
fieipStg. Son 9Ubre$t ßtttfjljoff 62
1. 8u ben ©emetbefrreitigfeiten 63
2. eine 3eitftimme aus bem 17. 3af)r$unbert über bie fd)led)te
93üa)crau*ftattung 66
3. „Sautet unb Unlauter" 74
4. 5Dic üerunglüdte Südjet^aje bon 1666 76
5. „$ut$jeljet" 78
6. „Pro novitate" 79
7. $et Verleget witb ftcr) in bet 9fteffe melben 83
8. £leinbud>f)anbel unb (Jotöortage in Seidig an bet SBenbe beS
17. 3atjrb,unbett8 85
9. 2>ie Gattung bet tfjeologijdjen ftacultät §u Seip^ig alz Senjur
befförbe 101
10. 35ie Scipjiget Weujaljtameffe 109
11. «u« bet 3eit be« SRiebetgang« ber ftranffutter SWeffe im
18. $af)rtmnbett 112
12. 3ut ätteten @ejc$ic$te ber ßei^ifler Socatyreffe 118
18. ©elelprte engJjetaigteit 121
14. 5Bu$f)anbletifd&e fcouttoifte 122
Urlauben übet bie $etf)ältniffe be« 5Bud)f)anbel« unb ber Sßrefie in
©tra&butg im 18. 3at)rt>unbert. SRitgetljeilt oon ©tabt=«rd&iüat
»tudet 128
Digitized by Google
— VI —
öftre
SHittfjeitungen jur inneren ©efdjtdjte be« $eutfdjen ©udjfjanbel« oon
1811—1848. I. BereinSbitbung unb VeretnStfjfitigteit. 8on
fcerm. SKeüer 164
SRiSceHen.
®u$I)änblerifc$e ©eföäftSöapiere au« ben 3af)ren 1523 bi« 1530.
Von «Ibre^t flirc^off 286
fcanjiger »ucftöänbler als Äalenberoerleger im 16. 3af>rt)unbert.
9Rttgetf)ettt oon 6b. Traufe 296
ein gefährlicher fcruef fester, «on SUbredjt ßir^^off . . . . 298
Seitrage gur Ofe|rf)id)te ber öfterrei$if$en Süt^erpoli^ei 303
»ucö^änMertfc§e SJeputirte fdjon im 3a$re 1778. Sttitgetljeilt oon
fr §erm. SRetier 309
©u^änblerbriefe oon 1786 bi« 1816. Veröffentlicht oon fiubmig
(Beiger 311-
(Sine CabinetSorbre an ©taatSminifter oon SBöflner. SRitgetfjeilt
oon &. $erm. SReoer 326
Hu« ben $artfnoc$'fd>en ©efääftSpaoieren. SRitgetrjeilt oon ©.
Segerlofr 328
$aut CBottt>clf ßummer'S Votum über bie pfeubo^ertfjerfdje ©in*
gäbe oon 3ubitatemeffe 1811. 9Ritgetf)ettt oon fr $erm. SReoer. 330
Nachtrag ju Seite 35 unb 38. Von SUbred>t IUrc$$off ... 333
tOJ
L'OI
ßtl
811
ist
8SI
nr 33(1 (ii.
Digitized by Google
Uterter tfertnjt an tote 4)t|toriföje (Emnmiflwm fces Mtftmftxtlns
Ber Onitrrfjm tfuttjfjänMfr.
Unter ergebener Sejugnahme auf meine Scripte am ben
Sauren 1879, 1880 unb 1881 freue ich mich, 3§nen in biefem
Sahre einen größeren gortfehritt metner Ärbeit als in einem ber
oorhergegangenen melben ju fönnen.
Sdj haöe mich, wenn auch bie neue Seit nicht außer 2ld)t
laffenb, in ben legten jwölf 9Ronaten oorjugSweife mit bem erften
3at)rf)unbcrt meiner Aufgabe befdjäftigt. &ußer 33afel, welches
fo ziemlich fertig gepellt ift, ^oben mict) oorjugSweife Augsburg,
granffurt unb $öln in Änfpruch genommen. SBie eS bei Derartigen
Arbeiten gewöhnlich geht, fo f)abe aud) ict) im ferneren Serlaufe
meiner ©tubien neue ßücfen unb ©ctmnerigfeiten entbecft, fo baß ich
oielfad) gezwungen mar, alte bereits fertig gcftctttc Partien theilwetfe
ju oerbeffern, ööllig umzuarbeiten ober auch ganz ju ftreidjen.
2)aburch, baß ich burcf) einen, in meinem legten ^Berichte bargelegten,
rein äußerlichen @runb junäc^ft oeranlaßt mar, bie ältere unb
neuere ®efdnd)te beS SöuchhanbelS gleichzeitig in Angriff zu nehmen,
habe ich «inen befferen Ueberblicf über baS ju bearbeitenbe gelb
gewonnen unb glaube ben theitfi fpärtichen, theilS reiben ©toff
flarer zu beherrfchen unb richtiger umgrängen ju fönnen.
3ch bin ber 2lnfuf)t, baß namentlich baS erfte Stahrfmnbert
oerhältnißmäßig am SluSftihrlichften behanbett werben muß, weil
eS eben bie ©runblage für bie $unft unb baS (Sefchäft legt, beren
Urfprung eS in ben oerfchiebenen Steigen beftimmt nachjuweifen
hat, unb weil eS femer gilt, aus ben oielfacf) einanber wiber^
fprechenben Duellen ein flareS 93ilb oon bem eigentlichen Hergänge
ber $inge ju entwerfen, ©o fdjäfcenSwerthe Vorarbeiten auch für
bie Anfänge beS SBuchhanbelS oorhanben ftnb, fo legen fie in ihrer
großen SWehrjahl boch ein größere« Gewicht auf bie antiquarifche,
«rdjis f. ®el$. *. Dcutf^cn «huftt VIII. 1
Digitized by Google
— 2 —
als auf bie cultureHc Seite be§ ®egenftanbe8. Snbem fie ftdj
meift in ben fubtilften Unterfudjungen über untergeorbnete gragen
oerlieren, (offen fic ben gro&en gerichtlichen 3ufammenhang aufcer
Sicht, in meinem bie neue (Srjdjeinung ju ber allgemeinen beutfdjen
Sulturentwidlung ftet)t. 3d) haöe mid) bemüht biefem ©efidjtä;
punft geregt ju werben unb fyoffe, aud) für bie Slrt ber 5lugfüh=
rung auf 3r)re 3uftimmung rennen $u fönnen. ©erabe für baS
erfte 3a^r^unbert öerurfad)t bie SBefcfyaffung be3 überall $erftreuten
SttaterialS befonbere Sdjwierigfeiten. 3d) ^abe j. 93. act)t Sage
gebraust, um nur öier Seiten einer unleferlid) getriebenen Ur-
funbe au« bem ©nbe be8 15. SahrhunbertS ju entziffern unb id)
beburfte mehr als 100 Slrbeitgftunben, um ben 93riefwechfel beS
©raämuS burchjufehen unb bie für meinen ßmed geeigneten 53riefe
unb Söriefftellen auÄjujie^en.
3d) bin im legten 3af)re noch nicht in SGßien gewefen; e£ ift
aber möglich, bafi id) im fommenben £erbft nod) bafnn gehen
werbe. (5$ fommt audj auf ben geitpunft fo genau nicht an, ba
es fid> um bie ©rgänjung meiner 2)arftetlung au§ ben granffurter
Steten Rubelt, weld>e ba« (Snbe be$ 17. 3af)rf)unbeTt8 umfaßt,
dagegen höbe ich SlugSburg befugt unb in bem bortigen ftäbtifchen
Slrdnoe eine reiche Ausbeute für meine Qmdt gefunben. 3)ie ©e=
nufcung ber bortigen ljanbfd)riftlicf)en Sd)äfee mürbe mir oon bem
§errn Oberbürgermetfter gifdjer unb bem Ärdnoar, £errn Dr. $L
93uff, in ber entgegen! ommenbften SBeife erleichtert. $>a$ SlugSburger
2lrd)io ift namentlich für bie Anfänge be3 $8ud)honbel8 äufjerft
mickrig. (SS weift actenmäfjig nod)/ wie bie reich entwitfeftc $unft=
inbuftrie ber alten Üteid)3ftabt bie SBorbebingung für bie glänjenbe
Sluäbeutung ber neuen Srfinbung bilbete unb wie bie erften Bruder
unb §änbler au« ben Schreibern, 9Mern, SUuminiften unb ®olb=
fcfjmieben hervorgingen.
£>a& neben biefen Ouellenforfchungen unb Stubten auch Die
Bearbeitung ber gebrudten Materialien herlief, bebarf wohl feiner
befonberen Erwähnung, ©erabe im legten Söhre war bie Literatur
über mein Xhema befonberS reich- Weber granffurt im 16. 3af>r=
hunbert höben ©rotefenb unb Möllmann fet)r werthoolle 9Nono=
graphien in ihrem ©genotyf) unb geljerabenb oeröffentlicht. 3)a$
SRedmungSbud) beS SptfcopiuS wirft neue« Sicht auf bie buch=
hänblerifchen SBerhältniffe um bie 3Kitte beffelben Stohrhunbert«,
Digitized by Google
3 —
unb bie oon D. §afe oorläufig als ÜHanufcriöt gebrucften SBriefc
& ÄobergerS an 3. $merbach büben wof)l ben bcbcutenbften 93ci=
trog ju bcr ^ßeriobe, welche man als (Snbe ber Sncunabelnjeit ju
bezeichnen pflegt. @onj in ber neuen Seit bagegen wurzelt baS
ßeben oon g. 51. ©roct^ou«, beffen te^tcr (3.) 93anb im oorigen
$ahre öon feinem Snfel Dr. (Sbuorb SBrocfhauS ooüenbet ift unb
gleich feinen Vorgängern eine reiche güfle oon Stoff bietet. 34
habe fetbftrebenb aüe biefe mistigen ©rfcheinungen forgfältig burd}=
gegangen unb bie mir geeignet erfcfjeinenben HuSjüge aus ihnen
gemalt, bie SBebeutung oon SBrocffjauS auch ausführlich in ber
$>eutfcf>en 9htnbfd)au bef proben.
Söenn mein (SefunbfjeitSjuftanb berfelbe bleibt, welcher er
wäfjrenb be§ »ergangenen SatjreS mar, fo f)offe ich juüerfidjtlich,
ben 2)rucf beS erften ©anbeS gegen ßnbe 1883 in Angriff nehmen
ju fönnen. 2Bie weit ich ^n führen fofl, ift mir felbft noch nicht
recht flar, namentlich fcfuoanfe ich a*oif<hen Swc* Stüpvmtttn, ber
3eit nämlich ber höhten SBlüt^c beS beutfehen ©uchhanbels, ber
fo ziemlich mit bem Ausbruch beS breifeigjährigen Krieges jufammen*
fällt, ober bem (Snbe beS 17. Sahrfjunberts, bem Verfall graut*
furts als ÜRe&olafc, einem $bfchlufj, welcher zugleich ben oolitifchen
unb mirthfehaftlichen SRuin $)eutfch(anbs wieberfpiegelt. SBenn ich
bie ©rjählung be$ erften VanbeS big ju biefem ^dUpnivXi fort*
führen follte, fo mürbe fich ber SReft auf einen jweiten 93anb be=
fchränfen (äffen. gafls ©ie aber für wünfchenSwertf) erachten, bie
ganje Stufgabe auf brei Söänbe $u oertheiten, fo müfjte, fo weit
ich w'* jefct bie Sache überfehen fann, ber erfte mit bem ©eginn
be« 17. Sahrhunbert« fchliefjen, obwohl ich wir in biefem gatl
bie ©chwierigfeit nicht oerhehle, ba& bann bie ®efchid)te ber granf*
furter 93ücf)er*(Sommiffton, bie ein (SJanjeS in fich bilbet unb über
100 Söhre jum SRuin granf furt« brauchte, miflfürltd) in jwei
$h*ilc gefchnitten werben müfjte. $ur$, id) bin mir über biefen
$mttt noch n^ rc^ ^aT> UIt0 eS W öietteicht am beften, ihn fo
lange rul)en 511 (äffen, bis ich m^ oem 008 16- Sahrfjunbert bar*
ftetlenben Ztyik fertig bin. 3d) werbe e$ öufeerft banfbar an*
nehmen, wenn ©ie mir 3h« Anficht über bie äufjere ©intheilung
nicht üorenthatten wollten.
3ch erlaube mir in biefer Verbinbung ju bemerfen, bafj ich
mir bie $erioben*@intheilung 3$re* $rofpecte8 00m 3uli 1877
1*
Digitized by Google
uidjt $u eigen machen möchte. $)amit bin id) jtoar ööttig cinoer--
ftanben, bafc ade barin angeführten fünfte bie forgfältigfte 9$e*
hanblung unb (Srroägung oerbienen; inbeffen nritt e8 mir fdjeinen,
al$ feien bie einzelnen Sßerioben ju äu&erlich, ju vuiüfürlid) qc=
griffen. empfiehlt fid) bielleicht, bafj ich Sfjnen feiner 3clt oen
fertig geftellten Ztyii beS ÜJcanufcriptS jur gefälligen Anficht unb
Begutachtung oorlege unb mir uns in ber toährenb ber ÜReffe
too^l ftattfinbenben Sonferena über eine eoentuelle Abänberung
jener ^eriobem(Eintheilung be« weiteren befpredjen.
(Sin anberer Sßunft, über welchen ein balbigeS (5inöerftänbm&
ju erzielen in unferm beiberfeitigen Sntereffe liegen bürfte, betrifft
ben $Ia|j unb ba$ 93erhältnif$ ber Anmerfungen, (Sitate unb 2)ocu=
mente jum £ejt. S3ei meinen früheren Arbeiten, wo eS fid) barum
t)anbelte, meine 3)arftellung unb namentlich ttjrcn ©egenfafc $u
entgegengefejjten Auffaffungen ju beweifen, höbe ich bit ©itate unb
bie Urfunben in einem bejonberen Anhange gebracht. @8 hat biefc«
Verfahren ben SBorjug, ba& ed bie ©rjählung nicht unterbricht
unb bie Aufmerffamfeit be« ßeferS nicht theilt. ®ar Siele füm=
mem fid) auch ni<^t um ben gelehrten Apparat, um beffen willen
Anbere wieber ba8 SBud) taufen, 9kd) meiner Anficht barf er
burdjauS nicht fehlen, benn einmal erzeugt ber forgföltige Duellen*
nad>wet8 ba3 Vertrauen beS ßeferS in bie ßuberläffigfeit beS 2)ar-
ftellenben, bann aber bebarf biefer ber Sitate unb Urfunben jur
^Rechtfertigung feiner Anfid)ten. 3d) ha&e °ie oon OT*r bifyet bt-
folgte 2Hethobe immer bewährt gefunben unb mürbe ihr auch jefct
treu bleiben, wenn @ie in 3h**r SHajorität mit mir einoerftanben
finb. Anbererfeit« aber oerhehle ich mir nicht, ba& ®iele3 für bie
Anbringung ber üuellennachtoeife unter bem Xejct fpricht $ie
Sache hat jwar nur eine formelle ©ebeutung; inbeffen ift e3 boct)
hohe 3«t, ihr ie&* m¥ Ju treten. 3ch überlaffe 3hnen gern
bie (Sntfcheibung unb bitte <Sie nur, biejelbe balb ju treffen, weil
mir baburch bie äufjere Anorbnung beim ftetigen gortgang meiner
Arbeit erheblich erleichtert toirb.
Berlin, I. tyril 1882.
rvricbriih Stepp.
Digitized by
Samuel aptarius,
bcr älteftc 93utt)brucfer ©olottyurnS (1565-1566).
granj 3of. Sitytffinann.
galfenftein unb nacty itym (Sräffe fefcen bie ©infütyrung bcr
©uctybrucferei in ©olottyurn auf ba3 Satyr 1058. 5lücin biefelbe
fanb, wie f(tyon ©trotymeüer unb SSegelin bemerften, bereit« im
Satyre 1565 ftatt. ©amuel HpiariuS, ben Sern, too fein SBater
2KattyiaS SlpiariuS 1537 bie erfte fcrueferei errietet tyatte, „IIa
Martii" 1564 auf bie älage Sutern« aus „lanben tmb gebieten
(tyatte) üertoöfen laffen", (man fetye hierüber: $ty. ö. Liebenau im
Sinniger f. fetymei*. ©efctyutyte 1873, ©. 326: §3. ßraft o. Sujem)
fuetyte tyier eine Stätte für feine treffe. Seibcr finben fiety über
feinen §lufenttyalt in ©olottyurn, laut SNitttyeilung be$ §errn ©taut«*
Jctyreiber Hmiet, unter ben ©etyriften beS ©taatSarctyiüe« {einerlei
Slufjeictynungen; bagegen ift nietyt metyr „gänjlicty unbefannt",
(4>iftor. ßeitung 1854, 9ir. 44) ma§ er bafelbft bruefte, benn jn>ei
©Triften be« SatyreS 1565 befinben fiety auety auf ber ©tabtbibliottyef
in ©olottyurn. ©etytoieriger faßt e3, bie 3eitbauer feine« «ufent*
t)alteö *u firiren. ©ennfj ift, ba& er oom Satyre 1567 an bis 1591,
bon meinem Satyre eine ©etyrift bie ©ejeictynung trägt: „beö ©.
Slpiarii ©rben" (@. SSeller, Slnnalen, I, 257, 311), in 93afet mar;
fraglicr) ift aber, ob er ba3 ganje Satyr 1566 tyinburety in ©olo*
ttyurn bruefte, ba auf nur einem einzigen 2)rucfe biefeS Satyreä
©olottyurn genannt mirb, mätyrenb bie anbern feine Eingabe be3
2)rucforteä tragen unb einer (3Rr. 11) felbft Safel oermuttyen läfjt.
£afj er ttyeilmeife fetyon 1566 anonüm in 93afe( gebrueft tyat, ift aller*
bingS möglicty, aber roenig toatyrfctyeinlicty, benn tyier$u lag für 93afel,
obwotyl bafelbft ben 12. fcecember 1524*) bie Genfur eingeführt
*) 16M. 12. See. Cin^Higer refölufe ber W&tf)t (oon «afel), bafe bie
Digitized by Google
- 6 -
roorben mar, fein (SJrunb oor; roof)t aber mögen bie 93erf)ältniffe
©olotrmrn'ä ifm Ijierju beftimmt fjaben, rote fte itjn aud) oeranlajjten,
fo balb ben Ort roieber ju oerlaffen. Sföögluf) ift audj, bafj jroifdjen
<Solotf)um unb 93afel nod) eine weitere Station {einer ambulanten
2()ätigfeit liegt.
3d) laffe nun bie ßifte fetner oon mir ermittelten (12) fcruefe
folgen, bie um fo roillfommener fein roirb, als fämmtlicrje, mit $u3=
na^me oon 9ir. 2, mir nur in je einem (Somplar befannt finb.
1565.
1. Xttelblatt fefjlt. Urfprünglid) 4 SBl.
1. Äojj argem toon fo fjeb tays an, ein ftrötolin ju bef lagen 1
3a} feufffe onb flag, ba3 . . .
2. SRir ift ein fleineS SBalbuögelin, geflogen auf}
meiner $anb, ift mir geflogen . . .
(SSerfaffer: ein junger ©efell p ©amberg.)
3. 3d) fdjnring mein ljorn in§ jammertljal, mein fröüb
ift mir oerfd)ttmnben, 3d* ^b gejagt . . .
©amuel 2lpiariu3, 1565
Bafel. Sammelbb. Sarafimftorcart. 92t. 46. — §err Dberbibliotyefar
Dr. 2. ©teber trt ©afel fwtte bie ©üte, mir ba« oon tym angefertigte
8er$eid)m& be* wertvollen «anbe* mitteilen, ba§ mir bann $u einer
reiben OueUe toarb.
2. Sflurer, 3of}. — ©ujjprebigen | Ober bemdrte Slrfeneo,
roiber bie erfdjrodenlid)e plag | ber Sßeftilenfc, onb allerlei ftraaffen [
(Statte*, geftelt in bie ^referuation, ©uration | onnb Kaution, baS ift,
rote man fid) Oor, in | onnb nadj ber ^eftitenfc onnb ftraff | ©orte«
galten fol, burdj Sofjan* | nem Stturer ^far^err.
(ßti SSerjierung).
3epb,onia3 cap. 2.
(Srfudjenb eüdj feto«, onb trdttcnb t)drjü o bu oold ba« | fein
luft (barjü) Ijaft, ee ba« Ijerfür fumme ba$ ange; | fliegen onnb be;
\&) tonen ift, onnb toie ber ftaub bie jeöt | oerlauffe, ee ber grimm
jorn be8 Herren über eud) fumme, | ja ee ber tag bed jornä bed
Herren über eüdj fumme. 6ü-- j d)enb ben $erren 0 olle bc mutige*
auff erben, jr bie feine | red)te getfyon f)abenb, ftctlenb nadj geredj-
tigfetit onb | bemüt, ob jr bod) ttenen am tag be3 jornS be« | Herren
mörf)tinb üerborgen fetm. |
I5(fl. Jßer§ierung)65
8. 76 unpag. 99t mit Sign.: 9tij — fHij.
bruder f)infür toeber lateinifdje, Ijebräifdje, griedjifdje noch beutfdje fünften
br liefen ober in bruef geben joüen oor beren beficf)tigungburdj bie jeweils
üerorbneten. — foldje finb für einmal befteüt Slbelberg SReder, alt=bürger
meifter, Siur, 8'egler(?), alt * ober^unf tmeifter , ber ftabtf djreiber (SdjaUer).
»afel, föatt)3erfenntniffe 1518 — 1524. (Obiger «ufyug bei: 3. Strirfler,
«ctenfammlung j. fdftoeta. föeformat.©ef$id)te 1521—1532. L 825. 9t. 946.)
Digitized by Google
- 7 —
93t. 75 b. GJetrutft ju ©ototljurn | burd) ©antuet Stpiarium. |
1565 |
93t. 76 a. Sacat. 93t. 76 b. 2lp. ^ruefj. 93är tinfö, im hinter;
arunb 93ienenftöcfe.
931. 2 a. 3)em Sbten onb oeften | #ieronimo oo 9100, #oupt=
man | unb 93ogt 93dd)bcrg, mpnem güm | ftigen Suncffjerren, münfd)t
Spanne« | 2Rurer $farrl>er, burdj Gfjriftum | grib onb ©nab. |
931. 7 a. &t- | ben ben letften ©eptembri«. 1564. | (5. 95. |
©ütmittiger | 3of>anne3 Stturer | Pfarrer. |
93t. 7 b. «ßreferuation, bj ift, mie | 991. 31 a. (Juration ober
bic anbei |
93t. 52 a. ©outio ober tetfte $re; | ®l. 75 a. Wmo«. 4. Gap. |
93t. 75 b 8. 3-: ®nb*)
©otot^urn: ©tabtbibltottjef unb $r. StaatSfdbreiber Stattet. — fiiuern:
ßanton*bibUot$et.
3. ©oangetifdje ©ebetfje auf atle fontägttcfje hangelten.
12. ©ototfuim, 1565.
Äatalog ber <5tabt=»ibliotl)e! Don ©olotljuro 1841. 6. 211. Setber
wirb bad Somplar Dermijjt unb mufe tcl) bafjer bie SBiebergabe beä Xitili
auf bie bibliograptjijdj ungenügenbe 93eraeidjnung bc& Äatatoge» bt-
fdjränfen.
1566.
4. (SementariuS, 3of). — £<*ben oft | fterben beä etlenben
tmb | Ijinftiefjenbe menfrf)en3, ber fidj | fo meöfe, reö# Ott gtoattig be*
buneft, | ber ba baS er nic^t tyun fott, t§ut, onb mibe* | rumb toaS
er tljun fott nidjt tfmt, jungen onb | atten, gefunben onb franefen,
ünb allen benen | bie ba begdren fdtig $u iu erben, fetjr nufc | ti($
$u tdfen, 93efd)roben burdj Qo^anem Sementarium.
(ßt. 93erjterung.)
Soft. l.
93toj? bin icf) aufe meiner Stüter tetib gangen, | btofj toirb t(§
toiber b6rt t>in gefyn. |
*) 9Iu8 331. 6 b ber Sorrebe ergibt ftdj, ba& SRurer fdjon mehrere
Schriften oerfafct ^atte, bie iebod) aus ifrni unbekannten ©rünben ,,©djiffbru($
erlitten", fo bafe bie ©u&prebigten „für alle ben oortrab" Ratten, fomit iuerft
im 2>rud enduenett. S)te Stelle tautet toörtlidj : „$nb toieiool id) norbtn oud)
etliche 93üd)ltn hm gegeben tyab, bie bo off gleite malen] geriet (toeldje
»ügefdjrpben toarenb ben ftürftdjtigen, (Erfamen ün topfen befe föpat« ber Statt
(Solotpurn, ali namlidj, löblicher gebidjtnufe, ®rfo ©djtoafler, ©djultpeiffen On
fcouptntan, SBernpero ©aler, ©tattfdjrpber on fcouptman, 3oad)tmo ©d&epbetfer,
ber Statt ^kmertyerr Onnb $ouptmann, SBrjo SGßielftcin, ©etfelmepfter, ic.)
3Hag aber nit roiffen, üon toai winb foldäe oerworffen: wie ober wo fo
©(piffbrua) erlitten pabettb, pe ba| big für aue ben oortrab batt tjaben to Ken,
rot 11 atfo S. S. (oon roägen üiinfti onb finer fttra)e) Debatten, bj toai fp
nit alö ein funer onb ernftf)affter (Sfbrad hieran erbure lau, als ein aütt*
»iQiger ^ieremiaS i) erlief) beroeine, onb e& Cprifto. ber bann bie fd)maaa)
ftner Äird^en üffnimpt, beueljle."
Digitized by Google
— 8 —
Qkttüdt ju ©olotyurn burdj | Samuel «tyiarium.
1566
8. 64 unpag. ©I. mit Sign.: aij — tjo.
931. 2. (Sign, aij) $em @ble onb (Seren: | üeften, SRangen oon
$ftrrbt, | meinem günftigen Qundernn | fene | burd> (Eljriftum frib
onnb j ©nab.
Stenn beginnt bie „Sßorreb" ($>ebication) mit ber Initiale
Xnüib unb ©atfyfeba im SBabc oorfteflenb.
©I. 8 b. Sd)t.: — Saturn ben | 21 9*ouerab. im 1566 3«. |
<E. JB. | gütttoiaiger Liener | Solmn. SRurer | $farrf)err. |
SSorau* fid} ergibt, bafj $of). Sementariu* mit bem Pfarrer
SRurer ibentifä ift*).
SRit 93t. 9 (Sign, b) beginnt bie au* brei ^rebigten beftetjenbc
Schrift.
2>iefe für bie S)ru<fgefdjidjte Solotljurn* nricfjtige Sdjrtft, ba
fie bie einzige biefe* ^alire* ift bie Solotlmrn als Xrucfod nennt,
fteat bie Sfjätigfeit be* Höiariu* bafelbft für einen Ii] eil be* 3- 1566
jroetfello*. 2)a* Saturn ber SBorrebe unb bie Signatur beroeifen,
bafe ber $)rud nad) 21. $lot>. 1565 ju fejjen ift; bie Sorrebe
trägt bie Signatur: a unb ber Xert fätjrt mit b fort, Was Wenn ba*
93ormort jutefct in 2)rutf gefommen märe, nidjt ftattgefmbt Ijätte,
meil al*bann ber Xert mit a begonnen unb bie JBorrebe ejtra be*
jeidmet roorben märe.
Slpiariu* öeranftaltete fpäter eine neue mabjföeinticfj blofce XikU
ausgäbe, bie er ofme Angabe be« 3>ruc!orte* mit ber 3a§rjaf)l 1568
mieber auf ben 2Jcartt braute. (Willen Collectio. Francof. 1592.
P. H 90. Sd»oetfd)ie, Codex nund. L 5.)
3)ie Sdjrift ift oon nufeerorbentliajer (Seltenheit unb fudjte id) fie oer=
geblitf) in ben größten ©ibliottjefen TeutfdjlanbS, l^atte abeT bie greube
ba* im 28. Kataloge be« Sdjmeij. Antiquariate* in ^üvid] oeraetdjnete
Somplar, ba8 mir fcamal* entgangen mar, iüngftb,in im Antiquariate
®eorg in 93afel mieber aufjufinoen. (5* ift ba* einzige mir befannte,
nun m meinem Siefi&e.
5. (gin $üpfcf) i ftcüm ©cöftlid» Sieb jü fingen, So man morgen*
auffgeftanben ift, 3m tfjon, Entlaubet ift ber SBalbe :c. SRit jmetoen
frönen gebetten, tioran gefefet, ba* oegtid) Gtjriften menfdj 5Ü morgen*
onb abenb* biöidj betten folt ic. ($oIftfdjmtt.)
Oetrucft burd) Samuel Slpiarium. 1566. 8.
•) (SementariuS, mie fidj SWurer in biefem unb fpätern 93a3ler Druden
latintfirt nennt, ift eine öon bem 3ot>. 6. be* 3öa)er'fa>en ©eleljrtenäßejifon,
&u*g. 2. 1760, ganj öerfdjicbene ^Jerfönlidjteit; wob,! aber gehören bie
bafelbft üerfteidfneten Sdjriften unferm SWurer an. 3olj. SRurer (vEementa-
riu«) oon Solotlmro, ber fid; in feinen ©driften ftarf bem ^iettSmu« $u*
neigte, mar 1662 in Solotf)urn Kaplan, 1668. 17. SWai, Pfarrer §11 ©üfeerad),
1556 29. 3uni ebenfo in Dornap; bann 1668 in ©engen, 1562. 17. Apr.
in BaUtftal, mo er 20. Äug. 1676 ftarb. (P. «. 6a>mib, bie JHraVnfä&e be*
«t. 6olotb,urn. ©olot^. 1876. «Rr. 276.) Unfer dement, mar fomit, al*
fein Doppelgänger bei 3öcper 1589 al* Diafon nad) Tuttlingen tarn, iflngft tobt.
Digitized by Google
— 9 —
a. (Jin gebett fo man fdjlaffen gcfjet .... ÜJl. C.
b. (5in ®ebett be3 morgen* fo man aufffte^t. . .
1. 3$ band bir lieber #erre, baS bu mid) f)aft
bemart, 3n bifer nadjt geferbe. . .
2. ©o gefjet ba b,er be» tage« fdjein, D ©ruber
lafjt ünn8 bandbar fein. . .
6. $er ©eüftlic^ | ©ud)3baum, üon bem ftrtit be« 2rleüfdjä miber
ben ©enft. (fcoljfänitt.)
gin anber geüftlid) Sieb miber bie breij (Srfcfnnben ber ©eelen
3m tl)on, 9Rag id) ünglüd nit totberftan, ic.
©etrudt burdj ©amuel flüiarium 1566. 4 ©{. 8.
1. 9hm Iförenb jü ir (griffen (eut
toie leüb unb ©eel gen anber ftretjt . . .
(93erfe abgebt.)
2. O @ott üerletjd; mir bein genab, gib f)ilf ünb
ratfj, id) mufc fünft gar »erjagen . . .
«oebefe, «runbr. ©. 237. (fcanä SBtfrjiat ö. SBcrtyeöm.) äBadernagel,
SMM. 1664. 6.
©afel, ©ammelbb. <sarafin=Öorcart 9fa. 76.
7. Ittelblatt fctjlt. Urfürünglid) 4 öl.
1. SSadj auff mein« gemüts einn tröfterin,
id> t>ab mir« aufjerläfen, fü lent mir
tag ünb naa^t. . .
2. örinnenbe lieb, bu $ei&er flamm, mie gar ^aft
mid) ümgeben : | : «1« burdj ein tutib . . .
Samuel SlüiariuS, 1566.
93afel, ©ammelbb. ©aiaftn^orcart 92r. 47.
8. (SRanuet, SRic.) 3)aS ©orbeli. ein GJefüräd) üon einer Stüter
mit jrer Xodjter, fie in ein (Elofter jubringen. slhid) etlicher Utüiidj
u. Pfaffen Argument, bamit fie ba3 (Slofterleben al§ einen ^eiligen
©tanbt möüen bejdjirmen, u. b. (Styeftanbt üertoerffen. ($oljfdmitt.)
1566. 12. Hm ©djlufj: ©errudt burefc ©amuel «üiarium. 39 öll.
68. »üdjer--(£atal. ö. O. fcorrafionufc in ücipjig. 31. 1147. 30 SRt —
ge$tt bei: ©ädjtolb, 9?. SKanuel.
9. 2111er b,anb neutoer Blutungen, 93on 9Ziberlenbifd)e Religion«;
fadjen. | 2Bie fie jü graneffurt in ber Sttefj, bifimalä | feil gehabt,
jufammen getrudt. | ©rftlid) ßö. 2ftau. üon | $ifüanien ernftüdje
ebict Onb befeldj, | ber e^equtton be8 Xribentifdjen (£oncilium$. | ©o
bann fuüülication üon ber bitter; | fdjafft, berjßrinjjin ünnb SRegentin
im SRiberlanbt | Örato SRargrettja $er|jogin ju <ßarma ünb Pacenfc
ubergeben, famüt jrer ©naben anttuort, ünb | bc* 2lbel3 SReüülication. |
SBeiter miberlegung ^Refutation ünb entfa^uls | bigung ber 9liberlem
bifa^en ^errfc^afft, | gegen jrem aller ©nebigften flö. ünb §. \ tyfyu
üppo. | 2)e^gleic^en ber ©toit Änborff enberung | inn ber IHrdjen,
ünnb Hu^gongner befanntnuS M \ ©laubcn« falben, mit angeb,endten
10 -
9Ranba: | tnt be3 ^rinfeen oon Drängten, ic. | M. D. LXVI. Slm
@nbe: ©etrudt burd) ©antuet | V «piorium. V | 1566. | 47 SBl. 4.
öl. £ mit ber Initiale: SB. ZtWi Hpfelfäufe oorftetlenb. ßij
u. fiiij a unb b mit fleinen fcotsfdmitten. 93t. 2tt b. 9lü. $>ru<fj.:
S3är Kit!*.
$ie Sitetjeiten 1, 2, 5, 6, 8, 9, 13, 14, 17 ftnb rot!) gebrudt.
(5. «Seiler , bie erften beulten 3eitgn. (9b. 111 b. «ibliotbet b. lit.
herein* in Stuttgart) 6. 188, 91 295 bejeidjnet biefen l£mrf unb ebenfo
bie Tan. 316 unb 316 al$ ©aSler Trucfc : tuie iaj fa^on betont, fehlen
tyefür awinacnbe 93eweife. 9lr. 816 (a) bei SBeHer Ijalte ia) aubem für
leinen SDrud be& &piariu§.
10. 2öunberbartid)e | ünnb fettaame ®efd)td)t, fo | fic^ Ijat
jugetragen, 3n ber ßeöfer= | ticken freuen Btettdjftatt Förlingen, |
93on einem SBeöbSbitb, bie fidj für ein | SttannSperfon ausgeben Imt,
3ft aud) | inn 9Rann3fteibern gangen, mit i^rcm | regten Xauff:
nammen (Sna Salbte* | rerin öon ©lofc, t)crnad) in ®t- | fangSmeifj
geftett. | 3n ber meife, $on üppigtid)en bingen, | fo mötlen mir Ijeben
a«, je. | Vignette.
Slm (5nbe: ©etrudt bur$ ©amuel | Yflpiarium.Y ! 1
6 ©t. gr. 8. mit Sitetfjolafdmitt.
«d) ©ott id> tfm bir ftagen, |
(5. SBetler, Ännalen I, 235, 9h. 183, wo unbewiefen »afel als $rud;
ort genannt wirb. — 3urid), ©tabtbtbliotljel.
11. ©etfcame geftatt fo in bifem M. D. LXVI. $ar, | gegen
auffgang ortb nibergang, onber bretjen malen am ftimmet | ift gefefjen
toorben, ju ©afet*) auff ben ip>\\. »nb fröitj. $6mmonat | tmb
üolgenbS auf ben öij. Äugften. |
®rofjer ^ot^fc^nitt in Duer*4 mit einem gebrudten ©tatte als
©rflärung unb ber ©$tu&fd)rift: ©etrudt bur<f> ©antuet Slpiarium.
SSerfaffer: ©antuet Socciu« ber fettigen ©efdjrifft ünnb frefien
fünften ftubiofuS jü Jöafel im SBatterlanb.
SflriO), etabtlnbltottjcf.
12. $)te a$teft neume Sebttung. | Stufc ber ßen. Httatoftat Selb*
täger, iuj fid) Don bem tetften tag | ttugufti an, biß auff ben ans
beren tag DctobriS, | biferä 1566. %at%, !>at jügetragen ünnb üer*
tauffen, | gemeiner <£f)riftent)etit, alle« getreumtia) ünb roarfmff= | tig
an tag geben, ©ort anrüffenbe, ba3 er ün3 fein $Bät= | tertiäre t)ilff
ünb gnab, meiter mötle eractjgen ünb | üertenfjen, ün8 aud> gnä;
bigtlid)en, üor bifen | ölütfjünben erretten. | ©etrurft burd) ©amuel I
V «ütarium */ | 1566.
4 öl. 4. mit Sitetyoläfcfmitt.
SBcUer (SiMtotfjet be# lit. «erein* in Stuttgart. ®b. III), 6. 196.
3lx. 315. - Büna), ©tabtbibliot^ef.
•) «piariu« bamals fajon in »afel?
gitized by Google
(Ein iBufljDruxkerprtke ju Frankfurt a. QU. im 3aljrf 1597.
»on
$rinr. $aKmann.
3n meinem Auffafce über granffurtS Suchbrucferorbnungen
(@tücf VI beS Archio«) Jagte id), bafc bie Crbnung oon 1598,
meiere bie beiben oorhergehenben üon 1573 unb 1588 ') in er=
toeiterter gorm jufammenfafste, burch bie oerfchärften gorberungen
ber faiferlichen ©üchercommiffion hervorgerufen morben märe. $em
ift aber nicht fo. Senn ich fyutt biefen Sßortourf, melden ich ber
ohnehin frfjon t»telgeyct)rnär)ten Söüchercommijfion gemalt f)abe,
jurüefne^men femn, fo Oerbanfe ich bieä einem ätfaU, melier mir
beim 9tocf)fudjen nach anberen fingen im granffurter ©tabtarchio
bie bieten über einen 93ud)brucferftrife in bie $änbe fötelte, morauS
$u entnehmen ift, ba& ©efeflen unb $rucferf)erren bem SRat^e bie
SBeranlaffung gegeben Ratten, eine umfangreichere Drbnung ju er;
laffen. ®en Anlafc jum ©trife bot eine fehr geringfügige ©adje,
ba« |>o(en be« ©affer«, metdjeS bie $)rucfer jum Anfeuchten be3
Rapier? unb jum 2Bafd)en ber gormen nöt^ig t)atten. 2)er 93ucf>-
bruefer Sodann ©auer8), melier bamalS bie gröfjte fcrueferei in
granffurt befafc, verlangte oon feinen fieuten, bafj ftc baä Söaffer
oon einem in ber Sftä'he feine« §aufe8 befinblichen 33runnen holen
fottten; beffen toeigerten fich feine 2)rucfergefeflen unb fteflten mit
ben ©efcern bie Arbeit ein. 211$ fie einige Xage gefeiert hotten,
roanbten fie fich a" De" oer ®taDt (25- Cctober 1597),
bamit biejer ihnen Stecht fchaffe. 3)och fyöxtn mir fie felbft:
„demnach Johann ©atoer 93urger onb ©udjtrucfer alfjie, 93nfer
in obgeftanbener 9fte§, off bie Sieben onb jroenfeigf gefeden, theilS
hiemtm ©urgent, t^eitd aber frembbe ^shirn $u Arbeiten, off onnb
angenommen, barbeneben einen gennffen lohn aufgemachet hat; Alfj
mir aber in u oller Arbeit geftanben, ßrmelter ©aroer einen
netoen gebrauch (welchen @r beti feiner Xrucfereo nielje
gehapt, noch alhic önt> anberfttoo in Xrudereöen üblich
onb gebutbet tourbt) ©n3 mit ernft offbringen, it)a haben
- 12 -
Köllen, bog ein 3feber Trurfcr ba| SBaffer, fo (Sr ju feiner Arbeit
benötiget, fclbft off ber ©afcen fwfjlen f ollen , 93nbetrad)tet, bodj
foldjeä nierje bet) on3 ber gebrauch geroefen, Sonbern baßelbe
allein ben letyr jungen, ünb Sd)mufcen, bereu (Sr bann aud) 10
tjat, ie onb afleroege jugeftanben, roie nod). .8« bem e$ aud) mit
onfercr Arbeit alfo gefd)affen, bafj mit referenfc aumelben, mir
bar füg ig gefjen, nnb alfo nit Uff bie gaffen, nod) non ber Slrbeit
ieber £eit kommen können.
SBeiln Tann geüietenbe (künftige $errn, fotdje8 ntelje bräudj«
lid) geroefen, aud) eine fotdje öngütlidje neroerung ben onb onber
ünS einreifen $u (äffen, 2Bir 3me Sauren ßcineS roeg3 $aben
gut Reiften fönnen, SHfo fjat @r etliche ©efetlen beurlauben
roötlen, 93nb als mir fotdjeft oormerefet, mir fambtlicfc ju
ifjme gangen, onb g^meit fetbften, bor fdjaben gu fein, treulidj
öerroarnet, aud) einen folgen gebrauch, I)enen <5r niche gehabt,
nod) alfjie ünb anberftmo, mie obtaut, off trudereüen öblid) roeljre,
abjuftetten, 93nb 93na bei) altem Ijcrfommen öerpleiben ju tagen,
3nftenbigen fleifceä ge&eten, mo uidn, alfo bann foldjeS (5. ©. onb
2B. fiirjubringen, roier groflid) gemüffiget mürben: (£r aber
ganfc trofciglid) geantroortet, mann önfer gteid) nod) fo biet mehren,
motte @r e3 bod) nad) feinem mitten, ünb gefallen getjapt fiaben,
*8ff fötales roir ib,ne jum anbernmaljt freunblid) begrübet, onb
barbeneben iljme angemclbet Ijaben, $o mir roeiterS feüren ünb
ßeine Arbeit ben il)me baben fotten, fotte fo!d)e^ off feinen Soften,
ünb fdjaben gefcr)er)cn, Seuorab, roeitn bie £rudert)errn einen ©e;
feilen üor einen tag mot oier ober fünff gutben abfurfoen treten;
®anfc oljne aber, bafj ®nfer fudjen ben iljme Ijette ftatt ftnben
motten, Xeroroegen foldjeä ben ©urgermeiftern anjufünben, mir
mieber onferm mitten fjödjlid) üerürfadjet morben fein, roefd&c aber
Styne Saroren im befdjeibt, bafj ®r e$ ben Altern Ijerfommen, ünb
gebraud) oernleiben (äffen fotte, anbeuofjlen Ijaben, Saroer aber
folgern ©efdjeibe eben fo menig nlß onferm begehren nad) gefefcet,
fonbern fein obiger aufjrebe, 5)argegen ünermeintlid) eingefub,ret
ünb eröffnet l)at, (5r t^etc folgern befdjeib uidjt fahren, 2lb
meinem bann juermefeen mciln ©aur angeregtem Decret nit ge*
borfamen nod) ©nfernt 9lea^tbiaicbem 2tnftnnen gratificiren motten,
Söir aue^ in einige neroerunge einjumifligen, noa^ on§ mieber alt
fyerfommen befc^meren ju lagen, nic^t fajulbig: 3)enn biemeil bie
Xruderfjerrn fid) auff fdjriffttic^ onb munblid) bei 20 f ^5een ju=
fammen oerbunben, bag, bo fie einen gefetten ifjrem gefallen nadi
beurlauben mürben, berfetbe beeb ben ben anbern «eine arbeit
befommen folte, ^nmaffen bann »oldic« innerhalb jmener innren,
Simon SRanem onb Valentin Söediterii alfo begegnet morben ift,
$)ero onb anbrer Sßrfadjen falben 3)ann, fonberlia^ aber roeiln
beg Saum ongtitlitt^eg für^aben roieber alt t>erfommcn, nit öbtia^
zed by Google
— 13 -
ünb üne at)n ünferer Arbeit inercf liefen s2lbbrud) bejeigen mürbe,
molgebadfte @. (E. ünb g. 903. als ünfere beliebte Dbrigfeit, üljmb
Sljne ©aurn üon feinem ünfreunbtlic^en furneljmen ab önb baljin
Suuermugen, bafc <£r eS beö altem tjerfommen üerpleiben tafcen,
S3nb S3nfc megen, ba& mir etliche tage fwben feören muffen, einen
billigen abtrag bezeigen muge, hierunter birtenbt anjuruffen mir
gro&üd) genottrangt morben feinbt. Sludj bo notty Sluff SRartin
iöatoren, beut SGBagenmeifter3), Sßiclaufe Stoben4), ftlbredit 2 poppen,
5lfcmufj ftlcdjjcn ünb anbere, fo ber Xr liefere i;en lange beö
gemofjnet ünä referiren ümb biefelbc hierunter günftig befragen
laffen, langt folgern nadj, Wjn biefelbe (5. (£. önb 2f. 2B. ©nfer
önb im Stammen ber famptlidjen Xrucfer gefellen 93nbertijenige$
önb fmdjftetfeigeS bitten, ©tc gerufen geftalten ja dien nad), ein
©nebige« einfeljen $u Iwben önb ön« al£ Strme ©urgere önb 3n;
molmere mit folcr)er renouation önb nemerung deines roeg« be;
laben, fonbern obermelten ©amern mit befonberm ernft baljin metfen
önb (Sompettiren, ba| Sr bafc Wenige, mafc ben Sefjr jungen önb
©d>mujjen jufteljet, biefelbe auein üerrid)ten, önb S3n8, 2113 bie
mir otme bafe mit harter arbeit belaben, barmitt entheben, 83nb
ünS beö altem Ijerfommcu öerpteiben ju laffen, ?Ingcfct)en einem
3eben Iwnbtmerdfömann mol bemuft, ba& mag einem Sßoftuttrer
önb jungen jutf)un gebührt, mit nieten ber (Meierte barmit bc-
fdjroeret murbt, 9Snb bann $um Slnbern, meiln ban mir etliche
tagen mieber önfem mitten Ijaben feören mufjen, mie nod), aljj
Sitten mir ebener ma&en, nit allein ömb bafc ©aroer ün« folgen
ßojtcn erftatten, ©onbern aud) nadj bem fia? Seberjeit etliche ©tritt
önb ©pan jiüifdjen ünä önb ben Xracfer Herren, erregen önb für=
fallen aud) önnötig @. ©. ünb SB. bejjfjalben anjulauffen, $ie
motten aufe bero mittel einen dratcjd Sßerfoljnen mie off anbern
Sunfftcn aud) ber gebrauch ift ünS günftig juorbnen (äffen, melier
bo ettroaS fürf allen folte, SBn3 ju Sfber ßeit entföeiben fönte,
$amit alfo frieb önb einig!eit erhalten mir beö Altern tycrfommcn
gelaffen, önb bargegen nit grauiret merben mügen.
35aran ermeifen ©. @. önb SB. ein IjeüfameS lobpreifenbeS
Sufticien roenf ic.
(5. (5. önb & SB.
ünberttjenige ic.
#anfj teurer SRattfjeS ©etfer
Valentin SBedjter %o1)an molff
©ebaftian ßeftner Gljriftoff Styrenfrtebt
Qo^ann ©raun 2lbam brunner
öor on« ünb üttitconforten
aueb, im tarnen ünb üon
megen ber famptlic^en $)rucfer-
gefeüen aflfjier.
Digitized by Google
- 14 —
3toei £age barauf (am 27. Dctober) reichte Sauer beim SRathe
einen jefm goliofeiten ftarfen ^Bericht gegen bie gorberung ber
©efeflen ein. $)ie Angelegenheit ginge nid)t fämmtHcf)e ^iefige
$)rucfergefeflen, in beren dornen bie SBefdnoerbe untertrieben (ei,
an, fonbem „nurrenb fünff fiebiger gefeflen, fo ben mir gearbeitt,
onb auß lautterm tru{$ onb mutfrtoiüen, beö mir außgeftanben,
fRcmbltct) Sacob ©öfcen, §an3 toagener, §an3 Soleier5), §anß
93raun, onb Submig Steger fbarunber bren meine Scf)mufcen onb
2ef)r jungen getoefen)." $ie Sefcer Ratten mit ber Sadje gar
nichts ju tt)un, fonbern fid) nur oon ben 2)rutfern baju aufwiegeln
laffen. 2)ie ftreitige Angelegenheit oerhalte fidj anberS, als fie
bargefteüt toorben, e$ fei non jetjer bräuchlich getoefen „onb toirbt
baburd) gar feine 9ßetoerung gemalt, baß ein Seber ber ©efeflen
off fein ^ßreß jur notturfft, jum Anfeuchten onb Abtoafdmng ber
formen toaffer holen müffen". Sr berufe fid) beßtoegen „off aße
Srutferherren Alhie". (£$ fei jmar toahr, baß als er noch nic^t
„fo ftard, Alß 3|o getrueft" er einem jeben ©efetten bei jeber
treffe einen „Schmusen" beigegeben ha&e, „ber 3me bafe toaffer
jum feud)ten onb toafdjen gefjoßt", als er aber im ©ergangenen
(Sommer mit fünf ober fedjS ^reffen gebrueft hätte "ön0 mc*)*
gefinbtS, Alß juuor höben müffen", haüe cr au§ 9utcm SBiflen
„onb gar deiner gered)tigteitt ein Armen jungen Angenohmen,
fo jum truefen noch nicht nufc getoeßen, ber Snnen nit allein
toaffer jugetragen, fonber höben fie bie gefeflen, Snen felbft 3re8
gefallen^ gebraudjt onb onbereinanber oerfdndt, onb man berfelb
nit Alle Qtxtt oorfjanben getoeßen, onb off fie getoarttet, fie ben
Hungen gefchtagen onb mitt fügen ju tretten betroroet" unb ftch
fo betragen, als ob ber 3unge ihrettoegen jum SSaff erholen an*
genommen toorben fei, obgleich bie Crbnung auSbrütflid) üorfdjreibe,
„baß ben gefellen, Seinen jungen 3re3 gefallen^ ju prauchen,
onnb juuer(chiden gepürt". 3a fogar fotoeit toären bie ©efeUen
gegangen, fährt Sauer fort, baß fie „mann ber Sung nicht oor~
hanben getoeßen, auß fiautterem muttoillen, mein $außfrato mit
fchmerem Seib, bahin getrungen, baß fie Shnen toaffer juc tragen
müffen, ba fie boct) 3n berfelben 3eitt, offt müffig onb ftiü ge=
ftanben, onnb auff baS maffer getoarttet, Alfo baß fie baffelb 3n
mittelft (biemeil ber SBron ober jtoen fchritt nicht oon ber tt)ür
fteet:) mol holen, onb meiner haußframen bamit oerjd}onen können".
Digitized by Google
— 15 -
©o f)ätten fie feinen guten SBitten ju einer ^ßflidjt umgemanbelt.
Site ber eine ©efette (Subnng ©teger) ftd) ber grau ©auerS
„StyreS groffen fdnoangeru £eib3 fjalben erbarmet" unb ba3 SBaffer
felbft geholt f)abe, gärten iljm bie anbern ©efetten mit ©dalägen
gebrofyet $arauff)in f)abe er (©auer) fidj oerantagt gefef)en,
„folgen muttoitten $tb ju fd^affcn". er nun tiefen Söinter
mieber ju brucfen angefangen fyabe, Ratten bie ermähnten fünf
®efetten, nadjbem fie einige £age gearbeitet unb ba8 SBaffer felbft
geholt gärten, ju murren angefangen unb fid) barüber befeuert.
®r f)abe if)nen barauf entgegnet, „mann e3 Sfjrer einem nid|t ge*
fettig, ober ein foldjeä tfjun möflen", fo motte er bemfelben feinen
Sofm geben unb fönne er bann Jnnjietyen, mofnn er motte. 6r
(©auer) mürbe bann „anbere aud) f)iefige Surger annehmen onb
arbeit geben, meldte ba8 SSaffer gern f)o!en teerten."
hierauf Ratten bie günf, oon melden brei bei itym gelernt
gärten, „trufcig geantmortt, fie Rieften einen für ainftieb
onb fdjelmen, ber 3nen «n 31jr Strbeöt ftünbe", unb feien
bann mit ben übrigen 22 ©efetten, meldje nichts mit ber ©ad)e
$u fdjaffen gehabt Ratten, „freuentlid) onb mutmittig aufjgeftanben,
onb ba fie bifj off ben britten tag ben einanber gejedjt onb anfc
gefdjmürrmet, tyaben fie ©ontag« ben ©ed)tjet)enben DctobriS 3n
9ttattf)ei8 93ecfer3 befjaufcung 3re tyeimlidje in Äüen SReidjS Con-
stitutionen oerbottene, onnb niebergelegte Gonuenticul ober ju=
fammenfunfft gefyapt, onbt fid) famptürf) nict)t allein bie
Xrütfer gefeüen, fonber aud) bie fefcer, bie boct) mitt
bem majferfjolen nid)t ju tfjun, jufammen oerbunben,
bafj Äeiner ofjne ben Zubern einfter)e, ober Arbeiten mölte."
Sn golge beffen Ijätte er einen ©djaben oon mefjr als 80 ®uU
ben gehabt. Ueberbie« Ratten fte aud) bie ©efetten anberer ütteifter
baju bemogen „3re oermeinte ©u^ticarion jum btofjen fc^ein" mit
ju untertreiben, ba bod) biefe ©efetten über ifjre Herren ftd) nict)t
ju beflagen gehabt unb fidj auef) nid)t über bog SBafferfmlen be=
fdjmert Ratten, ©o mürbe „Sßalentin 2Bed)ter onb §anS 93raun
Oermittels (SibS nid)t oerneinen !önnen, ba& fie oergangenen ©om=
mer, Sn #err SRiclaufj 53afjei Xrucfereo, bafj maffer felbften J)o(en
müffen, aud) gutnoittig getrau, onb firi) beffen gannfc onb gar nidjt
befdjmert tjaben." gerner hätten, „2116 §an3 ©raun onb (£t)riftoff
©attjberger, famot nodj tfvfytn $reffen(!) oor adjt tagen, ftdt>
- 16 -
toiber einfallen, onb trücfcn toöttcn, e|lidje üffrüljrifd)e gcjcttcn onb
offtoufeler, biefelbcn toiber funberftefltg gemocht" hieraus unb
ou& bcm Umftanb, ba& bcr ©rannen „Ijartt an bcr tfjür" unb fie
ju jeber treffe toäf)renb eine* Xag* nidjt mehr al* brei ober tue?
(Sinter SSaffer bebürfen, fei $u erfefyen, bafj „ein fiautter fürfefclidjer
ftrafflic^er tnutfyoill onb nurrenb $u oerfüljrung anberer gefellen
oorgenoljmen toorben ift."
ferner jet tum ju «Jören getommen, oajj „Die autfrunniaje
©uppucanten, oen tgrer juiammentunytt, ]tct) )amptitcrj ono off etn
UletoeS oerbunben, bo fdjon biejer ftreitt oergliedjen werben, onb
fie einftefjen onb Arbeiten folten," wann er ©auer „mit einem
onber 3fmen, einen ©treitt tmnb toibertoillen Ijaben, onb auf}
beweglichen orfadjen, es were gleich ber befolbung obeT anber*
falben, ben felben beurlauben würbte, fie Stüc fampt onnb fonber
mitt einanber sugleic^ wiberumb aufcfteljenn wolten." $5aburd)
mürbe er aber nodj mefjr an ber SSottenbung feine« angefangenen
SBerfes gef)inbert unb in nod) größeren Schaben gebraut.
S$on einem 93eid)eib ber beiben Herren 93ürgermeifter, wie er
in ber ©upplication angegeben fei, wtffe er nichts, unb glaube
audj ntd)t, bafj er fo gegeben toorben fei, üielmefyr Ijoffe er,
weil ba3 ^Betragen ber ©efeflen gegen bie fcraderorbnung oon
1573 toäre, biefe aber nid)t ben nötigen ©d)ufc biete, bafc
eine neue Orbnung publicirt mürbe, um äfmlidjen gälten oor=
jubeugen. S9is bafnn mürben bie 2)rutferf)erren nadj ber unter fid)
gefdjloffenen Vereinbarung fjanbeln unb „folgen mutwilligen off=
rüf)rifd)en gefetlen, Äeine Arbeitt geben ben einer namljafften ftraff."
Uebrigens feien bie Sßrincipale aud) gar nidjt bagegen, menn,
wie bie ©efeflen oerlangten, jur ©djtidjtung äljnlidjer ©treitigfeiten
fceputirte oom SRatl) ernannt mürben. <Sx bitte besf)alb fämmt*
lidje ^rucfer^erren oorlaben ju laffen unb nadjbem fidj auf biefe
SBeife bie ©runblofigfeit ber oon ben (gefetten oorgebradjten ©e=
fd)werben f)erau8geftellt l)ätte, biefelben anhatten, bafj fie if)m
„Sitten oerorf achten, onnb jugefügten Soften onnb f droben, nit
SlUein ju Sfteftitmren, fonber 2tud) fid) 3n 3f)re Slrbeitt, miberumb
ünuerjügüc^ ein ju fteüenn, Wulbig onnb Wta^tig feoen."
ßugfeid) mit biefem Senate legte ©auer bie oben ermähnte
bie ba^in geheim gehaltene Uebereinfunft ber $rurferf)erren oom
14. SWai 1594 oor, toetc^e bem SBortlaut nac§ f)ter folgt.
Digitized by Google
- 17 —
28ir ©ernadj benanten Gielaus ©affae, Sofann getyerabenbt,
Sfoljann ©piefc6), SGÖotff $ieterid> <£aefar7), Sofjann ©auer, önnbt
gadjariaS ©altfjeniuä8), Sitte ©urger Sllljie, SBefennen f>iemit, bem*
nad) mir ein 3e^t fyero, mit groffem onferm ©djaben erfahren,
bafe bie Xrudergefeüen Ungemein, 0n8 nict)t atiein mit ben befol=
bungen bermafen übernommen, ba8 mir barbeb, in bie Sänge nic§t
befteljen könnten, fonber aud) offtermatjt« auf* lautterem trufo, onb
muttroitten, ba mir Sfmen nidjt SUfebalbt 3r Sieblein fingen roötten,
$lu& ber Slrbcitt fte^en börffen, fonberlid) ba fie fetyen ßönbten,
bafe einem, an eim roertf oiel gelegen onb obgleich, tf>eit8 ber Stnbern
gefetten mitt ber angebottnen ©efolbung $ue frieben, 3*Dod) fidj
offtermaf)l3 ein SReubig föaff barunber finbet, roeld)e8 fid) ©oerret,
9tur bamit bie treffen onb berfetben tagroertf nit für üott mie fidj
gebürt, 3n bj roertf geriet roerben mögen, barburd) fein onbitticf)
geforberte ©efolbung ju erhalten oermeinent, onb ba er gleich foldjeÄ
nid)t erhalten mag, ben einem anbern angeftanben, onb roolil audj
eben roeniger, al& mcf)r ©efolbung meber 3me ber ©rfte Xrucfers
Ijcrr geben möflen angenommen, *Rür bamit er gebauten feinen
(Srften §errn, beme er Arbeit ju gefagt, barburdj inn fdjaben onb
oerfaumnuä bringen möge bieroeil er mol gerouft, ba« audj bie
Üruderljerrn onber einanber felbä, einer bem Slnbern ju nadjtfjeil,
fötale ünrüfuge ©efetten angenommen onb Arbeit gegeben, Sur <Jin8.
tfurS 3roeitc, roir fur gemifi roiffen, bafc fie bie Xrucfer=
gefetten in gemein, ^eit(iu) Sfyre licimlirfjc Conuenticula hallten,
Onb olm 3rociffenlirf) meiftentfyeils, barumben mie mir Setydjtlid)
aufc öftren ünbtflidje fudjen 2lbnefmten mögen, ba fie 3" erfaljrung
fommen, bafe etroann einer onber Stynen, "nc gebürtige befolbung
oon einem $errn genommen, 3ime befcroegen gu rebt &u (teilen
foldjeS Ijod) oerroeifcen, onb üjnfüro bergleidjen befolbung nidjt
me^r ein jugefjen, ermahnen onb betören börffen.
2Bie audj, ba ein gefetten mitt einem $errn ber befolbung Ijalben,
nidjt ober ein kommen können, ba& 9lt& bann ßein Slnberer gefett
an beffetbigen Süden omb angebottene SSefolbung, ober ba 3ftm ber
Xrutferf)err gleidj meb^r geben möflte, fielen fofle ober möge, barburdj
ön8 Älfo öftres gefallen* ju reguliren onb bie befolbung mie fie felbS
roötten, ju machen onberfteb,en, bafjero mir bifjljer nidjt Slttein 3n groffen
{droben geführt morben, fonbern aud) ba$ meifte 3ft, megen folgen
önbiflidfen forberungen, onb gefud>3 mitt bergleidjen ünrüfjigen önuer=
fdjämoten gefetten tägtid) oor ber Dbrigfeitt on$ jantfen muffen, ©o
ijaben mir obgenante, folgern Ättem (Qnfonber^eitt 9lber, bamit mir
önfer geliebte Dberfeitt, ^infüro 3n ber gleiten fällen, befto roeniger
bemühen, onb fflnlauffen börffen) fo oiel müglic^ fur ju kommen,
ön8 mitt einanber off naa^üotgenbe roeife oereinbart onb üergliedjen.
55ieroeil oon roegen ber üielfaltigen onberfa^iebli^en gormat,
fo mol ber gröfee onbt Heine, alfj auc^ ber ©roben onb kleinen
«tdjiö f. ®of4. b. Deuten mm. VIIL 2
Digitized by Google
- 18 -
engen fdjriefftcn falben, in du wot)l 93on ^chtm Format ein ge?
lüiffc SBefotbung gu beftimmen, ober bo fotdje3 glcicb, gefein ftönte,
3bod) ober nid)t ein 3eblid)er Xrucfert)err, gleid) 3nn ber StteB,
onb |U metdjer ßeitt bie Xrudergcfeflcn üon ben Xrucferf)crrn, ob
fic 3$nen Arbeit geben ober nidjt, wiffen tmb Mitgenommen werben
mötten, bie befotbung machen Kann, Sintemal fie, ob fic gleid)
üngefäf)rtidj wiffen mögen, mit wie oiel ^reffen fie bo& tjalbe
3ab,r über, ju trüefen traben, 3*bod) be3 ftormatä tmlber, etmann
aufe mangel befe ^aonerS, Sdjriefften, ober onber ongelegenfyeitt,
ein onber format, fie wotjl gern wollten, gebrauchen muffen.
©o mag ein 3eber Srucferfjerr, mit feinen gefeflen, fo toot
ben feiern, atfe Xrutfern, benen er SIrbeit jugefagt, fid) fo beft er
mag, ber befotbung tjatben Dergleichen, 3m faü Mber einer ober
mcb,r ©efcöcn, fid) mit bem Xruderf)ern ber befotbung tjalben nid>t
oergteidjen motten ober Äönten, onb ber ©efefl barüber oufjftünbe,
So fofl ßein Slnberer, onber ün«, fötalen ©efeflen, ob er gleid)
bie oon feinem (Srften §errn, angebottene befotbung, ober auch ein
weniger, nemen motte, Arbeit geben, ober ju fagen.
SSnb 3m fall einer onber on«, oon eine* gefeflen wegen, bem
er billige betoljnung, ber ©efefl ober fetbige nicht annehmen wöflen,
onb barüber 3llfo trufciger megfe, Stufe ber Arbeitt ginge, aud) ein
ober metn* anbere gefeflen, fo er befemegen nicht furbem Äönte,
gehen liefe , onb Urlaub gebe, fo foü gteicbfola «einer onber on3,
ber felbigen ©efeflen einen Annehmen ober Arbeitt geben,
SBo fern Sber einer onber onS folche* 3m geringften ober;
tretten würbe, ber fofl alfe batbt 3roanfci9 ©oltgülben, ben halben
theit on« obgebadjten üergtiedjenen, Onb ben SInbern halben theit,
3n (Sine* (5. 9iatf)3 Mltne gemeinen Mtmufeen haften, jur <£oen
onb ftroff ju bejahen oerfaflen fein, onb fo mannen tag, einer
onber on«, ber gleiten ©efeflen, einen offhatten onb Arbeitt geben
würbe, fo mannen ©ottgulben of obgemetten weg, halb 0n3, onb
halb ben ttrmen, $ux $oen onb Straff ertegen onnb befahlen.
Solche* SlfleS, 9Ufo lunbr ftebt, onb ünuerbrochentich &u ballten,
^aben wir cS einanber mit honbgebenben trewen jugefagt, Onb getobt,
onb ju mehrer becrefftigung biefeä mit ?lignen twnben ünberfdjricben
onb mit onfent angebomen SBittfdjaften becrefftigt. ©efdjehen 3« be8
genügen SRcich* Statt granrffurt om Statin, ben oiertjehenben SKo=
not« tag HKaij 2lnno taufent fuitfffmnbert SReunfcig onb üier.
fticlaS ©affae
3ot)ann $enerabenb
3ohann Spiefe
SBolff Eietericb, Saefar
3o^an Sauer
3achario* ©alttjcniuS
Sotjann Setter.
zed by Google
19 -
@3 folgen nun bie 9tu«fagen oerjdn'ebener fjiefiger at3 3cu9en
oernommener 93ucf)brucfer, juerft föicotau« 53affeV). $)erfetbe
erftärt, als er »or 41 3af)ren tnefjer gefommen fei, fjabe man
überall SBrunnen im $aufe getjabt unb Ratten bamat« bie Ötefeflen
ba« SBaffer fclbft gefjott. 211« er fpäter ein eigene« $au« er=
morben ^ättc, „f)ob er bie bequemtet be8 brunnen« nidjt gehabt,
tmbt miemol fidj etliche bamal« gemegert für ber tfjür ju fjoten,
^abe er fte 2 fpringen lafferu $)ie übrigen fjoben« miflig getljan."
S9ei einer treffe feien immer jmei ^erfonen, ber ^ßreffenmeifier
unb ber ©aüenmeifter, oon welchen le|terer immer ba8 SEÖaffer
ju fjoten f)ätte.
93on ben Uebrigen fjeben mir noef) ben fdjon ermähnten
ÜRartin 99auer fjeroor, ben SBatcr be8 au8 ben gettmitayfdjen
§änbetn befannten $anS Martin 33auer (üon ©ofeneef) 10). tiefer
fagt au8, er fei na^eju 50 Safyre Söudjbrucfer gemefen. 3U fa™**
3eit hätten ftet« bie ©atlenmeifter, wenn fein Sunge oortjanben
gemefen märe, SBaffer tjoten müffen, freiließ r)ätte er nur ©runnen
im §aufe oorgefunben. ©ei (Sodann) 9QBecr)cI hätten jmar aud)
bie Saftenmeifter baS SBaffer tum ber ©äffe au8 geholt. 9hcotau8
SRou), ber nidjt gut auf Sauer ju fpred)en gemefen ju fein fdfeint,
fagt, menn fiefcterer e8 mie fein ©dmjager Segler machte, ber
„et)er ben gefeflen jugetragen fjette", fo bebürfte e$ be8 ©treite«
nict)t. „©auer t>ab ausgelernt onbt ein menb genommen, miffe
feinen brauch, er f)ab auef) 8 ober 10 gefeiten $u oiel gehabt,
bamit man einer nit motte, er bie maf)I an ben Slnbern f)abe, onbt
fonbertief) bie ©infjeimifdje bürger trugen ßönne."
$)ann folgen noef) bie StuSfagen anberer, meiere u)eil8 r)ier,
tl)eil8 in fremben Crten gearbeitet Ratten. 2)ie ÜRet^af)! be=
Rauptet, ba& e8 bie ®ef eilen au« freiem SBitten getfjan t)ätten,
mitunter fjabe man bie jüngeren Oefeüen eigen« bafür begabt,
gelungen fei feiner morben, ja e8 fei oorgefommen, bafj ber
oerftorbene (Seorg SRab11) „etma felbft maffer gefjotet onbt ge=
mafdjen" f)abe. dagegen erftärt Sofjann ©pie8, er fjabe oor
etlichen 20 Satiren bei Sftab getemt unb Ratten bamat« bie ÖJefeflen
ba$ SBaffer „one befefnoeren für ber tf)ür gebotet".
5tl8 hierauf ber befannte ©tmbicu« Dr. ©tfjadjer12) am
15. SRooember 1597 bie Angelegenheit normal« bem ?Rat^ oortegte,
befälog biefer: „SRan foE bie ©ad) jugteid) aroiferjen ben ^art^enen
2*
Digitized by Google
- 20 —
üffyeben onb 3bcn ttjeü feinen fdjaben tragen tafjen. S)odj jode
bie Orbnung fo bie Xrucferfjerrn ünber fid) felbften t)fgerid)t,
Ijiemit (Saffirt onnb üfgef)oben fein".
©o frf)lofj biefer au« fteinen Urfadjen tyeroorgegangene «Strife
mef)t jum 9iatf)tf)eil ber Sßrinäöale, als ber ®efetten. S)ie golge
beffelben aber war, bafj ber SRatt) im nädjften Saljre eine neue
Drucferorbnung (gebrucft bei Sodann Sauer) ausgeben tiefe, toet^e
bie beiben oor!jergef)enben oon 1573 unb 1588 in ftcf) vereinigte
unb aujjerbem burcJ) loeitgefjenbe Serorbnungen äfjnlicfjen 9$or=
tommniffen, wie ba8 oben gefdnlberte, oorjubeugen fudjte.
Slnmerfungen.
2 $iefe Orbnung, toetc^e ljauptfadjlid) bem gegenteiligen SRadjbrud bcr
ftranffürter Berleger fleuern tollte, erfdjien nidjt mie bie be* 3ab,re8 1573,
tucld)f bie Berfyältniffe ber S)ruderb,erren »u ben ©cfctlcn regelte, in $rud.
3d) b>be fie in Sigmunb fteüerabenbS Sieben jc. (S. 191—194) abbruden
laffen.
*) 3m Bürgerbudje VI. fol. 91 vereo finbet fidj feine Vufnatyne al*
Bürger mit folgenben SBorten eingetragen : „OoljanneS Sauer Don SBetter 3n
Reffen Budjtruder duxit filiam SKartinj fiedjlerS Ciuis. 3ft $um Burger am
genommen toorben Juravit Martis 7. Martij Anno 92. ded. 12 ß." Unge=
fftb> ein ljalb 3ab,r früher, am 18. October 1691, b.atte er bie <Ef>e mit
(Slifabetlj, ber Iod)ter beS BudjbruderS Martin £ed)ler, eingegangen, lieber
biefen f. Sigmunb ^feoerabenb'S Sieben S. 21 u. a. O. Uefcer Sauer, meldjer
föäter al* Xljeilneljmer an bem 3rettmild)*fd)en Äufftanb ber ©tobt oerwiefen
mürbe, oergl. Äriegf, ®efd>id>te oon ftrantfurt a. SR. ftranff. 1871, S. 297
IL ff., unb Sdjtoetfdjfe'S Codex nundinarius , Bb. I. S. XV u. ff.
*) SRartin Bauer mar als Budjbrudergcfelle oon Jpetbelberg nad) ftranf:
furt gebogen unb am 18. $ecember 1568 bofelbft Bürger geworben unb ftarb
als Schweiber ober Berroalter beS SBeifjfrauenflofterS am 24. 9luauft 1598.
4) HicolauS töotb, au« Dettnif im Boigtlanbe b,atte am 27. SJcai 1683
„SRaria fcenrid) SRöberS fei. $odjter t>on (Sniljeim" geljeiratbet unb mürbe
am 22. Äöril 1685 ald Bürger angenommen. Urförünglid) Budjbruder (im
3ab,re 1687 mar er BudjbrudergefeUe bei $o1jann ^etterabenb) mürbe er
fpäter Budjfübrer unb mar xu jener &tit ber bebcutenbfte „Sortimenter"
SranffurtS. Bergl. ftenerabenbs Seben jc. S. 236. ®r ftarb am 9. Sep;
tember 1622.
*) tiefer $anS Segler, {ebenfalls ein Bcrmanbter Sauer'S, ftarb einige
Jage nadjber (begr. 6. Wooember 1697).
•) Sodann Spiefj, befannt als Serleger beS erften SJoltSbudjeS oon
Dr. ftaufl (1687), mar al* Sdjriftfeber oon Cberurfel nad) ftranffurt gebogen
unb bafelbft am 20. Äuguft 1572 Bürger gemorben.
*) SBolf bietend? ßaefar oon «ugSburg, „9lotariu§", blatte am lo.^uü
1687 „Barbara meilanbt |>errn 3)octor 3ob,ann Knippij feiigen Sodjter"
geb,eiratb,et unb mar baburd) SKitbeft^er ber ftirma „(fgenolff* (Srben" ge*
morben.
") Dr. jur. Sadjaria* $altb,eniu3 au* 5rieb6erg i. b. ©etterau b,atte
«nfang* be* 3ab,re* 1595 bie SBitroe be« 1593 (begr. 14. 3uli) öerftorbenen
zed by Google
- 21 —
3o§ann SBet^el geljeiran)et. 9la($ bem im ftoüember 1606 erfolgten lobe
feinet grau ging er am 10. 3uni 1606 eine jmeite ©je mit „Sbuna, weit.
Klemens ÄirfctjbaumS Don ftntorff Bürger nlliic (ju ftranffurt) nadjgelaffener
Cljetodjter" ein. ©ein $obe$tag ift in ben ^rranffutter iobtenbfidjent nidjt
aufjufinben, er mufe jebort) 1614 geftorben fein, ba im folgenben 3af>re feine
(Erben in ben HRe&fatatogen angegeben finb. SBafyrfdKinlirf) Ijatte er, ber
im 3a^re 1614 als SRotar ber ©ürgerfdjaft oon bem aufrührenden frettmildj
bejerjimpft warben mar, bie Stabt öerlaffen. SJergl. ftr. 2. §offmann, ber
gelehrte *hid)tianMcr &a. ßubw. ftrobemuS in Hamburg. Hamburg 1867.
8. S. 6, unb IhHcg!, ©efa. o. ftranffurt, <B. 302.
9) S. über benfelben: SKittbeilungen an bie SWitglieber beS SSereinJ f.
<8kfd)i(f)te unb «Itert^umSfunbe in ftranffurt a. SR. ©b. VI. $eft 1. %xanh
furt 1881. 8. ©. 99—106, unb Sigmunb fterjerabenb'* fieben, Seite 11
u. a. a. 0.
,0) 6. Äriegf, QJefd). bon ftranlfurt. 6. 371, 376 u. ff.
") ©. über biefen 6igm. frenerabenb'S fieben. ©. 11 u. a. a. 0.
*") «eral. ©djtoetfäie'* Codex nundinarius, »b. 1. 6. VII, XV— XVII.
ftriegr* ®efo. o. ftranffurt, S. 280 u. ff. unb ©igm. geöerabenb'8 fieben,
S. 94 unb 116.
Digitized by Google
aüritrrfs über Me Anfänge bes Cfittiiger #le&kataU>$s.
«Ifcrcdjt tfirdjljoff.
%m €>d)lufj bcr 9ttittf)eilungen über bic Anfänge beS Seiöjiger
ÜJcefjfatalogeS im vorigen 93anbe bes ?lrd)io« mu&te td) eä fraglich
erfdjetnen laffen, ob ftdt) bei fortfdjreitenber 3)urcf)fidjt ber wieber
eufgefunbenen $cten noef) toeitercS Sföaterial für biefeS %tyma
barbieten mürbe. Die pm X$eil feljr oer$ettelten Hctenftücfe ftnb
in ben oerfdnebenften Qtittn unb md)t gerabe aüju foftemattfd) ju
gaScifeln oereinigt morben; in golge beffen finbet fidj ba3 üttaterial
fefjr jerftreut, überhaupt audj nur lücfenljaft üor unb erft bie
$)urd)ficf)t aller ftd) über eine jum Xt)eil längere ^ßeriobe er=
ftreefenben ©ammetbänbe fann bie <5Jewi&t)eit gewähren, bafc baS
Duellenmaterial für einzelne fragen unb gätle ööHig auggebeutet
ift. ©o Ijaben benn meine vetteren SRacfjforfcfmngen fct)on jefct
(Ergänzungen ju fo jiemlid) allen meinen Seiträgen im oorigen
Söanbe be3 Ärduoeä ergeben. 3d) laffe baoon junäc^ft bie jur
3ugenbgefcf)icf)te be8 ßeipjiger 9Jcefjfataloge3 folgen; fte beftätigen
wenigftenS meine gleich anfänglich ausgekrochene Sermutlmng, ba&
bie weiteren ttuffdjtüffe fdt)merlich oon einföneibenber öebeutung
fein fönnten.
SDol 5a«cifel beS SJeipjiger ©tabt^rdjio* XL VI, 144:
Slcta, aüerfjanb Sßrioiteg: unb SRadjbrucfftreitigfeiteu betr. 1580—
1777. Vol. I. enthält bie nad)ftef)enben beiben Stctcnftüdfe. ßunächft
einen ©eridjt ber Unioerfität an ben Slbmtniftrator oon Shirfadjfen,
§crjog griebrict) SBtlljelm:
2)urcblaudjtig,fter $od)geborner ftürft 2c. ©nebigfter $err, wie
ganfo befdjwerliajen Abraham Samberg! SBürger önnb bud)brucfer
atyier, ftcb ober Srtebriä) ®rofcen, bud)füf>rer atlner, onnb ba$ ber*
zed by Google
- 23 -
felbe juwieber (5. fr ©. gebautem Samberg, ünterm dato Xorgau
ben 24. Martij Sungft^in, gnebigft conferirten priuilegio, über
e&licfjc büdjer, ünnb fonberlichen ben Catalogum librorum, fo bie
3üng]t üorfchienenc ftraueffurter aRe&e aufcgangen, ünb noch ^craufeer
fommen möchten, ntdjt ohne fonberbahren feinen fdjaben, ic&gebad):
ten Catalogum nachbruefen la&en, beclagr, fotcheS haben @. fr ®n.
au« bem 3nWI"& gnebigft juerfehen,
9hm werben 6. 5- ©«• »on $erfelben Wohfoerorbneten #errn
Local Visitatorn, ünterthenigft berietet fein, wafj auch ber *8uch=
Bruder ünnb ©udtfüfnrer falben ben 20. Martij, be§ abgewichenen
98. Sahrc?, Demnach mir ünnb ber Statt!) alliier, ber eübeSleiftung
halben, wafcer mafjen biefetbe gefdjerjcit, ünb was ieberer Obrig*
Tcitt, in folgen fachen ju ttjun, ünb üci] anjumafjen t)etten, nicht
aller ®inge mit einanber gleidjftimmig, üorgelauffen, ünnb befage
Snhabenber Instruction üor anorbnung ünnb Weifung gettjan
worben, $afj nemblicfjen, inhattS ber Vniuersitet Statuten, f)in;
fütjro, ofme Sorroi&en ünnb bemifligung be3 Rectoris, ünnb ber
üier Faculteten Decanen, auch ber ganzen Facultet, barein bie
getriebene Materia gehörig!, burd)auf$ nichts gebrueft werben,
ünnb berowegen bie buebbruefer alfuer, be3 2)rucf3 falben, nicht
afleine bem föatth, fonbern auch ber Vniuersitet, mitt Pflichten
jugethan ünnb üorwannbt fein foflen, $)efeen aber allen üngeadjt,
hat gebadeter ©rofj, berurten Catalogum, fo Samberg! albereit
altjier gebrueft, nicht afleine in anbere form ünb ßrbnung bracht,
bamit es? ünuormercft bleiben m Li du e, fonbern benfetben audi am
berSmo auflegen, ünnbt ju £atte bruefen laffen, wie (£. fr ©n.
au$ beigefügten jweüen Slbbrucfen gnebigft juerfefjen, ®af)ero it)me
aud^ üon bem Stattfje aNuer, ben felben ju distrahiren, ernftlichen
inhibiret ünnb üerbotten worben, San aber gnebigfter $err ge^
badjter ©rofj hierin nicht afleine ©. fr ©n. supplicanten gnebigft
conferirten ünnbt confirmirten priuilegio, fonbern auch ber jungft
publicirten 5)rucfer Orbnung au&brucftichen ünnb üorfe&licher weife
ju wieber gehanbelt,
®o bitten (S. fr ©n. wir ünterthenigft, biefelbe geruhen gne-
bigft, wolten hierin ein gnebigft einfehen haben, önnb mehrges
beichten ©rofeen, ju erlegunge ber in berurten priuilegio expri-
mirten ünb üon ihme üorwireften ftraffe ber 30 golbt ft. SR^eintfc^,
ünnb SSorluft ber gebrudften Exemplarien burd) geburliche Stttttet
anhalten ta&en, bamit supplicant feiner aufgewanten SBnfoften er;
göfelichfeit Imben möchte, auch "ich* zugeben, ba3 üon einem ober
bem anbern hinfüt)ro, juwieber berfelbeu gnebigften priuilegio iecb>
was üorgenommen Werben föchte, Solches gnebigfter $err, ge;
reicht ju @. fr ©n. supplicanten gnebigft mitgeteilten priuilegij
ertjaltung, ünnb ümb biefelbe feinbt wir folcheS, beneben suppli-
canten, ünterthenigft juuorfchulben, auch ®- fr ©"• ünterthenigfte
Digitized by Google
- 24 -
gefwrfame Dienfte jue leiften icbcr 3eit fdjulbigf onb $flid>tigf,
Datum Seipjigf bcn 18 Aprilis Ao jc. 99.
©. fr ©n.
93ntcrt^änigift
©etjorfamfte,
Rector, Magistri onnb
Doctores, in ber Vni-
uersitet bofelbft.
Sluf biefen SBcric^t erging foIgenbeS föefcript an bcn SRatl) §u
fieipjig:
Siebe getreuen, 2BeId)er mafjen fid) a$n on3 bie SSntuerfitet
jue Seidig onbertfjenigft befdnoeret, ba3 fid) ^rieberieb, ©rojj 83uä>
ffityrer bafelbft ünberftanben b,aben foHe, onferm Slbra^am Sam=
pergen onlangften gegebenen priuilegio, aud) ljiebeuoriger SBcror*
benunge önb öftren Statuten jumiber ben Catalogum ber büdjer
fo bie negfte ftrandfurter ftaftenmefje auÄgangen, nad)jubrudenn,
Da8 f)abt 3§r aus bem beifdjlufj juuernef)men , Darauf begeren
wir in SBormunbtfdjafft meilanbs Gfmrfl. Sljriftiani juc ©aa)fenn it.
fiöbtidjer gcbädjtnu«, fjinbertafcener jungen $errfd)afft ic. $iemit,
3f)r wöttet Sfmte ©rofeenn biefe binge gebürlid^cnn für^attenn,
onb ba $t>r e3 gcclagter ma&en befinben werbet £$f)mt neben Oer*
nielbunge onfcrS hierüber tjabenben mißfallen« offerlegen onb be=
oef)ten, nidjt aüein bie oermirdtenn (Sjemplaria, onb bretfjig Styck
nijdjer gotbtgülben ftraff onweigerftd) einjuanttoortten onb juer?
Iegenn. ©onbern fid} audj bergleidjen brudenS juentfyatten, Onb
ber SBnioerfitet fyabenben instruetion gemäfj juer^eigen, bamit Wir
Vöiber $f)nen ju anberem einfetjen niajt bewogen werbenn mögen,
ober aber, nad) befinbung ünö ber fad)en befdjaffenljeit berichten,
Daran gefaxt onfere meinunge. Dat. Xorgau am 28. Slprili*
«o. jc. 99.
&©$j®ai$feitn,
5ür bie ©efd)icf)te beS ßeipjiger SRefefataloge« an fidj ftnb
biefe beiben Slctenftücfe, wie fdjon gefagt, oon feiner wefentlidjen
SBebeutung, befto intereffanter aber für bie tenntnifj ber ©teHung
ber beiben jur SBü^er^ommiffion beputirten amtlichen gactoren
r- ber Unioerfität unb be8 9tatf)* — einanber aud) in biefer
gunetion gleich oon bem Äugenbucf an, in welkem für tyre bis*
fjer nidjt eigentlich geregelte gemeinfame Ämt3tf)ätigfeit burd) in
Äraft fefcen ber 93erorbnung oon 1594 eine formale unb fefte 93afi£
gc(tf)affen worben war.
Hm 20. 9Rär$ 1598 hatte bei Gelegenheit ber äirchemSBifita*
hon bie ^ublicirung jener Serorbnung unb bie in ihr oorgefchrie*
zed by Google
— 25 -
bette 93ereibigung ber SBudjbrutfer auf bie tfjnen in betreiben aufs
erlegten $fiidjten ftattgefunben. ®leid) hierbei waren awifd)en ben
Vertretern ber beiben commtttirten Korporationen Ütteinung§oer=
fd)iebenf)eiten über bte ©renken if)rer beiberfettigen (Sompetenjen
fjerüorgetreten, ober — wie bie Unioerfttät fict) auäbrürft — bie
93erf)anblung toar nidjt „aller £)inge gleidjfttmmig oorgelauffen."
©et ben ntdjt abrei&enben Gompetenj=©trettigfeiten beiber Äörper*
ftfjaften, bte ftetS mit einem getoiffen 93ef)agen unb mit größter
SBeitläufigfeit befyanbelt, ja förntlicf) gefugt mürben, unb oor benen
bte ©ad)e felbft, um bie e£ ftd) fjanbelte, nur ju leidet in ben
$üttergrunb trat, fann bie§ nicr)t gerabe SBunber nehmen.
SBorin aber biefe StteinungSoerfdnebenfyeit junädjft beftanb,
ergiebt fid) au« einer bemüt^igen SRedjtferügungSfdjrift be8 93udj=
brutferS Jranj Sd)neflbolfc oom 22. Sanuar 1600 an ben föatf).
<£r fagt bartn*):
KW aber bamal«, ba idj mit bewifligung eine« Sljrueften onb
fjodpöcijen Staate mein ^nrament praeftiren f oltc , aud) ber Man-
dats, fo ein (Sljrueljfter ünb fjodjwetfer SHo^t ju publiciren pfleget
gebadjt würbe, ob biefel6igen aud) ünter ba* Snrament begrieffen
würben, ber 83niuerfttet oerwanbten aber ftradS ja gefaget, e3
würben ünter biefen Worten ( . niajt§ jubruden . ) fo it)m iurament
jtefjen, gleidjäfalä befdjloffen, ber (Sljrueljfte onb meuje tierv s#au:
lud ©abft aber t)a t fidj auffä aller befftigfte barwieber gefegt, onb
folä)e$ nidjt barunter oerftanben Ijabeu wollen, Älä aber ju bcip
ben tr)citcn eine gute weile tjart barwieber geftritten, l)at ber @l)rs
wirbige onb b.odjgelab^rte D. ©eder ( . bamalS Licentiat . ) ftracfä
ouff ünfer« gnebigen dürften onb Herren 93efef>l, ünb bann auff
ba« ^urament gejcfjen, ünb gefagt, Sr fönne barinnen feine Ex-
ception befinben, ba* bie Mandata foltert auSgefefcet jeün, ünb fagt
femer ju ün3, wir fönbtenä ohne oerlefcung ünferS gewiffenä
niäjt bruden, wir fetten e8 bann, tnfjalt beä 3urament3, juuor
bem Rectori gewiefen, (£8 were bann, ba$ eine fonberlid)e decla-
ration üön onferm gnebigen dürften ünb tyerro baruber ergienge,
$)a« obgemette Mandata nidjt barunter foltert begrieffen feün. Dax-
auff id) bann alsbalb neben Sacob ©aubifd) ben oorgelefenen @üb
praestiret, 3)ieweil aber fteber biefer 3eit mir fein Verbot üon
•) 3d) bin jur Seit Damit befdjäftigt, au3 ben gefammten «cten bet
©üa)er=(Sommiifion au«füf>rlidje :)ica.cften=$lu*jüae ju bearbeiten unb beab*
ftdjttge biejelben nad) i^rer SoHenbungin ber ©ibltotfyef be« ©örfencereinS
Äu beooniren. Tee «ereinfadntng unb JKaumerfnarmfe ijnlbcr werbe ia) baljer
bei allen weiteren Mitteilungen aud biefen Vielen im Ärajio bie $inmeifungen
auf bie Socate fortlafien. Tie erforberlidjen genauen 9Jad)tt>eifungeu werben
fid) einfaä) aud jenen djronologiid) georbneten 9iegeften ergeben.
Digitized by Google
- 26
einem libnindiüen önb fjochtoctifcn 9ta§t Darüber getljan, fo Ijab icfy
in betradjtung meinet getanen ©tibeä, ünb meinet geioiffenS fyalbtn,
$)ie weit eä mir fo hart ^inetn gehoben, nicht ombgehen fönnen,
ba« jenige, toaä mir ju bruefen übergeben, erftlid) bem ^errn
Rectori ju jeigen.
GS ift ntc^t erfichttich, ob bie anberen Seipjiger Vuchbrucfer unter
biefen Umftänben ben <£ib geieiftet Ijaben, ober nicht ^ebenfalls
war baS <Selbftgefüf)l beS 9lat^cS baburch, ba& bie Unioerfität auf
©runb be3 SBorttauteä ber Verorbnung in biefem fünfte bie
Autonomie be« SRatfjeä ju bekrönten unb fio) eine autoritatioc
(Stellung über bemfelben ju oinbiciren oerfuchte, oerlefct — ©djnefc
bolfc bittet ben ^Hatt) „feinen 3om 5U linbern" — unb öieüeidjt bürfte
eS gar nidu fo u mua l) r fd)c t n 1 1 d_i fein, bog bie fdwn betonte, im
Serlaufe ber 23erf)anblungen über bie Streitfrage jroifchen Penning
©rofce unb Abraham Samberg burd)fcf)immernbe Parteinahme beä
9lat^cö für erfteren weniger einem bewußteren föecfjtSgefüfjle, als
bem Antagonismus gegenüber ber für Samberg — unb jroar über
bie ©renken tt)rcr Sompetenj t)inau§ — eintretenben Unioerfität
entfprang. Schon in einem früheren gall fc^eint mir eine folche
Parteinahme beS 9fathe£ für Penning ©rofje — er mar im Safjre
1586 in Verbinbung mit 3of)ann granefe in 9)iagbeburg in eine
9cad)brucf£flage 9Kathia3 ©töcfel'S in Bresben oertoicfelt — in
fet)r auffälliger SBeife ^roorjutreten. 9cicf)t allein bajj baS Ver-
fahren in ungehöriger Süeife oerfdjleppt mürbe, jdjeint fogar feine
bamalige SBertheibigungSfchrift oon 9tath$beamten oerfafjt ju fein.
3)a3 ftarf corrigirte ßoneept befinbet fich bei ben Acten; unb
Damals (oor bem Tumulte gegen Abolph SBeinhaufen unb bie
SReformirten überhaupt) mar Penning ©ro&e noch 9tathSherr!
^ebenfalls überfchritt bie Unioerfität mit ihrem ifolirten ©im
treten für Abraham Samberg, fomie mit ihren Anträgen auf (5on=
fiScation be$ ©rofje'fchen OftermefcfatalogeS oon 1599 unb (Jim
jie()ung ber nach Samberg'« prioilegium an biefen oertuirften
©träfe oon 30 ©olbgulben bie ©renken ihrer ©ompetena. Db fie
hierbei auf eigene §anb hin hanbelte, ober oon Samberg ange-
gangen worben mar, ift nicht ju erfehen. $)er SRatf) mar an8-
brücflich jum Actor ber entftehenben ©ücher^ommiffion befteHt
unb hatte als folcf>er thatfächlich — nach *>er eigenen Angabe ber
Unioerfität — ben Vertrieb beS (Üro&e'fchen Katalogs oorläufig
Digitized by Google
unterzogt. (Sine 83erid)terftattung feinerfeit^ nad) ®re«ben fann
aber erft nad) Eingang bc« hirf. ©djreiben« oom 28. April ftatt=
gefunben fwben, imb bürfte aud) wof)t jiemlicf) in Uebereinftim=
mung mit ©rofje'« Ausführungen Dom Salpre 1602 ausgefallen
fein unb ju bem $re«bener SBefdjeib oom 31. $)ecember 1599
beigefjolfen haben.
Dftern fiel im Satjre 1599 nad) bem in Saufen nod) gel*
tenben Sulianifdjen $atenber auf ben 8. April, nad) bem ©rego=
rianifd)en (cf. Sßilgram'S Calendarium) auf ben 11. April; mittun
begann bie Jranffurter 9Keffe mit bem ©onntag Subita ben 25.,
bej. 28. 9Rärj. Abraham Samberg f)atte aber fein ^ßrioilegium
jum 2)rucf be« SRejjfatatog« erft am 20. 2Rärj auggefertigt erhalten,
aljo ju einer $t\t, al« Penning QJrojje jebenfaü«, eben ber granfc
furter 9fteffe falber, oon Seip^ig abroefenb fein mußte. SBar ifmt
nun ba« Sßrioilegium inftnuirt morben ober nid|t? ober maren feine
SSorbereitungen, mit benen Samberg'« Schritt fjöltenb, fdjon fo roeit
oorgejdjritten, bafc er oon bem $rutf nid)t mef)r abfegen tonnte?
^ebenfalls ift man nid)t berechtigt anzunehmen, baß er — mie bie
Unioerfität anbeuten ju motten fdjeint — eben biefe« Samberg'fchen
^rtüilegiumä falber ben $rutf feine« 2Kef}fataloge« außerhalb
Seipjig« ^abe beforgen laffen; benn fdjon bie Äataloge oon 1596
unb 1597 finb nidjt in Seidig, oielmefjr in £alle gebrueft.
lieber biefe oon ber Unioerfität gleichzeitig monirte Umgebung
ber Senfur feiten« Penning ©rofje'«, benn als folcfye mar nad) ber
Serorbnung oon 1594 ber $>rurf in $alle(?) gu betrauten, ttrirb
jebodt) in bem furfürftlid)en föefcript jiemtief) leicht hinweggegangen;
bie SBeftimmungen waren nod) ganj neu unb hatten fid) noch nidjt
eingelebt, ©djroerlid) hatte Penning ©ro&e bie Unter laffung«fünbe
mit befonberem SBorbebadjt begangen; im Salpre 1602 führt er
ja aud) — oielleicfjt ergänjenb unb einen un« unbefannten 93or=
nmrf Abraham Samberg'« beantroortenb — an, bafe er oerfdjiebene
Sflefjfataloge mit „Approbation" ber Unioerfität oeröffentlidjt t)abe.
SBie mir übrigen« gefefjen haben, mürbe bie ßenfur aud) be« SD^c&=
fataloge« erft jpäterfjin jur SRegel.
Sur älteren Geföjiöjte fcer kurfäd}(iröjfn Pritfikgim gegen
ttadjbruik
(unb bcr fächfifchen ßenfur).
9Jon
ttlbrtrfjt Äirtf)f)off.
3ttJcitcr ©citrog.
3)ie mrfächfifchen 93ücf)er=$rioüegien finb allerbingS nic^t bic
einzigen, meldte neben ben faif erliefen in $>eutfcf)lanb oortommen.
SSereinjelt treten auch ^riöilegien anberer XerritoriakDbrigfeiten
auf, bie aber naturgemäß ihrer rein localen ©irfung falber, nur
eine untergeorbnete ©ebeutung ju gewinnen oermodjten. Sinzig
unb allem bie erfteren fonnten fidf) bagegen eine größere unb meitcr-
greifenbe Söebeutung erringen, aber md)t auf ®runb if)rer terri=
toriafen 2ßir!ungöfpt)äre an fich, otelmehr nur in bem ÜRafje ber
fteigenben 2Bicf)tigfeit ber ßeipjiger Söüchermeffe. 3e mehr fich t)ier
ein be8 beutfdfyen SBuchhunbetS concenrrirte, um fo fräftiger
unb nachhaltiger mürbe ber Sdmfc, ben bie fächfifchen S8ü<her=
<ßriotfegien gegen ben 9cacf)brucf unb beffen SBcrtrieb &u fdpffen
oermochten. @S bürfte ba^er rooht nicht juoiel gejagt fein, menn
man ben geitpuntt, oon bem ab furfächfifche ^rioüegien nicht mehr
auSfchliefelich oon fächfifc^thüringifchen Verlegern, fonbern mehr
unb mehr auch ü°n @£terrttoriaten gefugt mürben, als bebeutfam
für bie ®ejchichte ber (Sntnricfelung ber Seipjiger Süchermeffe be=
jeidmet, als eine Slnbeutung bafiir, ba& fie — au« bem Gahmen
beS größeren 3af)rmarft3= unb 2Banberüerfef)r8 nunmehr ood=
ftänbig herausgetreten — fich in ihrer 93ebeutung neben bie granf^
furter SBüchermeffe fteUen burfte. Unb in ber Z\)at beeft fich
biefer S^punft aufjerbem jiemlüf) genau mit bem §eroortreten
anbertoeitiger Smnptome für biefe oeränberte «Stellung SetpjigS
als einflußreicher 9Re&plafc für ben ©uchhcmbel, j. 93. mit ber
zed by Google
- 29 —
Serpflanjung eine« concurrircnbcn Sftefjfataloge« borten unb mit
bircctcn Nachrichten au« bcn Greifen bcr ©uchhänbler felbft, menn
fchon biefe leiteten jum ftet) miberfprechenber SRatur finb,
je nachbem ba« Sntereffe be« geugnife Stblegenben e« ju »erlangen
jcr)ien.
SQBann eigentlich ba« erfte furfäc^ftfe^e Sßrioilegium für einen
nicf)tfäd>fifd)en 93ucf)hänbler erteilt fein bürfte, möchte fich ferner
ermitteln laffen. ®« mürbe baju ber forgfältigen unb ferner ju
bemerffteUigenben $urchmufterung ber $)rucfe au« ber jmeiten
§älfte be« 16. Sahrlmnbert« bebürfen, benn bie bibliographijchen
§ülf«mittel gewähren für eine berartige Unterfucr)ung (eine §anb^
habe. 9cad) bcn nadjfolgenben Sctenftücfen märe Sodann Spiefc
in granffurt a. ÜJc\ im 3at)re 1598 ber erfte nicr)tfäd)fifcr)e 9Bud)=
hanbler gemefen, ber ein furfächfi(cr)e« ^rioilegium gegen iftachbruef
nadjgefucrjt hätte, immerhin möchte ich biefe Angabe rticr)t fo ohne
weitere« als unbebingt ben>ei«fräftig hinnehmen. $ie SBieberfehr
be« fjaüed in bem Slnfucrjen be« 93ud)brucfer« ®eorg ©ruppenbadj
in Bübingen — unb t)icr hanbelte e« fid) um eine Sflefjraaljl üon
93erlag«artifeln, barunter eine lateinifdje S8ibelau«gabe — gab im
Sahre 1600 Seranlaffung ju SBoroerhanblungen, au« benen un«
roenigften« einige Slctenftücfe erhalten geblieben finb, leiber nicht
ba« Originalgefud) ©ruppenbad}«.
§e*äog Sricbri^ SBitljelm, ber Slbminiftrator öon $urjact)(en,
^atte baffelbe unter bem 21. Januar 1600 an bie ©eputirten jur
©üchepSommiffion jur ^Begutachtung: ob ber Neuerung'' ftatt=
jugeben fei, übermiefen unb überra|cf}enb genug — ba man boct)
fonft in berartigen fingen fet)r fetbftt)errlicf) oorjugehen pflegte —
mürben bie Outachten ber jumeift Snterejfirten, ber 93ud)hänbler
unb ©uchbruefer ju Seipjig eingeholt, ob auch *>er ju Wittenberg?
ift nicht erfichtlich- Hber möglich ^äre **■ $ie »ebeutung SBittem
berg« al« Serlagäplafc ftanb bamal« menig hinter ber fieipjig«
jurücf unb (eine girmen erfreuten ficr) eine« bebeutenben 2lnfef)en«,
ba« erft fpäter burch ba« meitere Aufblühen ßeipjig« mehr herab
gebrüeft mürbe, deutlich fprechen bafür bie Berufung Penning
©rofce1« in feinem Streite mit Abraham Samberg auf ba« geugnig
Samuel ©eelfifch*« in Sittenberg unb ber Umftanb, bafc fogar
oon ßeipjig [elbft au« auf ba« jachüerftänbige Gutachten ber 9Bitten=
berger 93ud)hänbler in Streitfällen prooocirt würbe. $ie« gefdjaf)
- 30 -
j. 93. im 3af>re 1G21, als ber aus SreSlau übergeftebette ßafüar
Älofemann mit 3lbraf)am Samberg „in puncto einfj erfaufften 93ud}=
fyanbelS" in Differenzen geraten mar; beS erfteren 53itte, bafc bie
SBittenberger 93ud>f)änbler öon if)rer Dbrigfeit üeranla&t »erben
möchten
üffm faß Samberg^ üorgeben nadj, bie privilegia Authoris nidjt
»iberumb aufgelegt, ünb ifjm ®lofcmann gefolget werben folten,
angeregte ©üdjer .... in einen richtigen Xar. ünb anfdjtag ju:
bringen, t>nb n»njj biejelben sine respcctu ad privilegia martyafftig
an fid) felbft roertb, ünb gülbig fein möchten, ir)re Senfur ünbt
©eridjt förbcrlidjft üon fid) ftellen
mürbe üom fieipjiger 9iatf) fpectefl befürmortet. ©in Uebergefyen
ber SOBittenberger Verleger in jener als fo einfdjneibenb beljanbelten
grage fönnte alfo nur bie Slnnaljme beftärfen, bafe baä 9Ka6 ber
errungenen ©ebeutung SeiüjigS als aftefjplafc ifjm bereits ein afl=
gemein anerfannteS Uebergemidjt üerfdjafft Ijatte.
$)ie SIntmort ber 93urf)f)änbler an bie 93üd)er=(£ommiffton,
fpeciett übrigens an ben SRatf) gerichtet, lautet nun folgenbermafjen:
©tyrnueftc, Äajtbare §odjgelarte, $odj ünnbt SBoljltueife 3n*
fonnberS grofegunftige #errn, 3)aS (5. @. ünbt Sldjtb. Söoljln). onS
fembtlidjen üorgeb,alten, roeldjer geftalt beü ber Ci ljur Saufen Ad-
minißtratore ünferm gnebigften #errn, ®eorg ÖJruüüenbad) 93udj;
bruder jue Xubingen ümb ein Priuilegium über etliche Theologifd>e
93udjer angclangett ünbt erfudjt ünbt borauf aud) juerfennen geben,
mie fjodjftgebadjter ünfer ©. in gnaben gemeinet meljre ben Ijam
bei in bieien lanben jue fdjufcen, ünbt feine neue einfü^rung biefen
löblichen e&ur ünb gurftentumb Sacbjcn suejtefjen juclaffen, ünbt
bermegen @. @. ünbt Ä. SB. ünfet üntcrtfjenigft bebenden ünbt
ünfere ftotturft hierin (S. (£. ünbt 21. SB. 3uerofnen befohlen: SllS fjaben
ntd)t allein U)re fr ®. gnebigfte ünb üeterlidje ©orforge üor biefe
öannbe ünbt berfelben SBntcrtljanen gebeifylidjeS aufnehmen, be=
fonnbern aud) @. 6. ünb Ä. SB. jue biefer @tabt ünbt borinnen
©ot lob florirenber Jft'aufmanidmfft, ünbt S3ud)f)annbcl beften gc;
neigte« gemut mier ünfer» tfycitS genugfam ünbt überfluffig juc=
fpuren ünbt in ünttertljenigfter $>andbarfeit juerfennen.
2ttögcn barauf <5. ©. ünbt SB. üntertljemgcS gefjorfamS mct>t
üor^alten, baS eS ünS fel)r befremtlid) üorfomüt baS fola>S beü
ifjrer 3. ©. juc tjodjften üerberb biefer tannben juefudjen ©ruü=
üenbad) fidj ganfo ünüorfdjembt ünterftefyen barf.
$en erftlid) albiemeil aller Priuilegien 3nf)alt biefer, baS in benen
Sanben bab,in fidj fola^e Priuilegia erftreden fein onberer bie borinnen
Priuilegirte buö^cr brurfen, anberroeit gebrudte fuhren, bafelbft üor;
zed by Google
— 31 —
fauffen ünb oorljanbeln möge, mic d. @. onbt 21. SB. audj oljne onfcre
erinnerung mefjr ban genugfam betouft aud) fonften menniglidjen funbt
onbt offenbaer, fo folget onmieberfpred)lid) $a3, man oon ber (£f)ur
Sachen Administrators onferm gnebigften $erm ber Xubingifdje aufc
lenbifdje $ud}bruder ©ruppenbad), über bie oon iinne in feiner sup-
plication nanu)aft gemalte ©udjcr ein Priuilegium erlangte, fein
93ud)brucfer in biefen lanben biefelben bruefen, bie anber&oo naa>
gebruefte fein ©ud)ff)urer in biefen lannben oorfeuffen burffte, fonm
bern bcü, ü)mc allein berofelben firi) $u erholen ipmc gen Xubingen
nadtöiefjen, ba£ gelt auf} biefem lannbe ifnne pejufljuren gebrungen
mürben, To hiergegen man bie 93udjer in biefen lannben gebrudt,
ba3 gelt attcr- gerinnen betj ben SSntertfjanen oerbliebe, bie ©udjer
aud) in leiblichen onbt mo^lfeilcrn SBertb, als fie ©ruppenbadj üor=
feuffen möchte, menniglid)en jue feilen fauffe ftunben, SBeldjcS ban
©ruppenbad) als ber nur feinen eigenen nufc jue biefer lannbe
fdjaben fudjet beforget onbt er bermegen foldjeS felbften in feiner
supplication nidjt tan oerfdjmeigcn. (£. (£. onbt 31. 2B. gerufjen
biefeS grofegunftig juermegen, 55a« bie Sljurf. ©ad)f. Priuilegia
anffcr^alb biefeS löblichen (£l)urfurftentl)umb$ ©ad>fen niemanbt
binnben, befonbern nur aüein biefeS ©ljurfurftentumbS SSntertfjanen
onbt einmofnter, folget bermegen onoormeientlicb baS (SruppcnbadjS
iudien nur alleine mieber ün$, onbt aQe biefeS bocqlöbtirfjen (Inur;
furftcntfjumbS SSntertfyanen ttjnt lauffen onnbt gercidjen.
3um Sinnbern baS foldj ®ruppenbad?S fudjen jue biefer Sann;
ben groffen fdjaben gereichet erfdjeinet aud) borau|, bann menn
bie 93udjer in biefen lannben nidjt möchten gebrueft merben, fo
entginge crftlid)en ben 93ud)brudern baS S)rurferlol)n fo barauf ge;
gemenbet mürbe, ben SBudjbinbern gefdjet)e audj abbruef) in ifjren
93ud)binben, @S entginge aud) jugleia^ ben $appirmacf>ern ein
mcrdlidjcS, onbt consequenter mürbe audj allen annbern benen
leutten, fo ifjre auffentfjalt oon ©udjffjurcr, 5>rurfern, ^apir;
magern, SBudjbinbern burd) einen ober ben annbern 2Beg l)aben,
biefeS alle* an ibjer na^rung abgeben, berer ban baS nidjt eine
geringe Slnjab,! in biefen Sannben fein mögen <£. (5. onbt 8. 28.
grofcgunftig ermegen moüen.
3um britten fo gereid)et ©ruppenbad)3 fud)en, über baS maä
oon SBudtffjurern, 93ud)brudern, Söudjbinbern, <ßappirmad)ern onbt
allen anbern angefuljret aud) fünften allen Theologis, Politicis, ge;
lerten onbt ongelerten, in suma allen ben Wenigen meldje folidje
S8ud)er in biefen lanben fauffen mürben jue fdjaben, fintemal man
©ruppenbadj feinen begeren nad) ober etliche ©udjer audj in biefen
fiannben mieber bie @inmof)ner Priuilegiret fein folte, eS iljme
aUcrcrft ein gemuntfdjter Ijanbet fein mürbe, $an er juemal bie
©udjer b,od) fteigern, onbt nad? feinem miüen übermeffig taxirn,
ünbt ün* 93ua^f^urern jue ^ranrffort feine« gefaflen« fdja^en,
Digitized by Google
- 32 —
nod)matä »an mier einen fo meitten weg mit groffen foften ü)me
nadjreifen bic budjer jue meilen mit teurem föurloijn hierein bor--
f Raffen, mier notmenbig gebrungen mürben, Htyier bie ©udjer nod)
teurer jue oorfeuffen, fo mier anberS bie aufgemanten foften baran
nidjt üorlieljren motten, 2Bet(§e3 «löcS ober oorfmttet onbt erfoaret
merben fan, man bie ^udjer in biefen lanben gebrurft ünbt allner
jur ftette juefinben.
3um Sterben !ontte oon tm$ eine greife anjaf)! ber furnemften
©udjer: TO ©ibeln, *ßoftitn, Sifdjreben, Seftament Sutten, For-
mula Concordiae, Promptuarium exemplorum, Sludj Philippi SBudjer,
ünbt bergleid)en erriet merben, fo in biefen Sannben erftlid) Oer*
fertiget onbt aufcgangen, audj moi)l mit ©ljurf. onbt %utftl. €>ad)f.
Priuilegien begnabet, meiere aüe üon ben Äufjtenbiföen Söudjs
bruefern ongefäeuet nadjgebrucft baburdj ber ©uaj^anbet in biefen
lanben otme ba« bifj an^ero oon ben Hufclenbifdjen ober bie majfen
gefduoedjt morben, foüen fid) nun biefer Xubingijd)er ©udjbrucfer
©ruüüenbadj onbt anbere aufetenbifdje aöererft auch, (Ilmrf: ©.
Priuilegien aufc biefen lannben juegetroften f)aben, mürbe ber
fmnnbcl juemal fdjtoad) onbt geringe ober mof)I ganfc onbt gar oon
Rinnen in frembbe lanbe oorteitet merben. SBier befinben jtoar
olbcreit mit onferm großen fdjaben, ba3 bie Wenigen fo Ijiebeuofjr
aufj ümbtiegenben lannben fidj beü ün3 aüerleü, 83ud)er ertrotet,
ifco meljrettjeilS felbften lu'naujj gegen frrandfort onbt fonften reifen
onbt fid) albo mit Sutern nad) SRotturft ifjreä 93ortreib3 oorfefjen,
SBoju bann audj baS üilfettige SSorbieten ber 93udjer bis anljero
nid)t menig ge^otffen, ban metf ber f auf man fielt) an feinen ort
nio^t binben teffet iuxta illud:
Impiger extremos currit Mercator ad Indos
Per mare, pauperiem fugiens, per saxa, per ignes
ftnnbet er baS 93ud) fo er begeret ju Seiojigf ober Wittenberg
nio^t, albiemeil e3 entmeber att)ier §uebrurfen ober jueüorfauffen
oorbotten, siefjet er fo (ang tjerumb bis er§ an einem ort pnnbet.
3um fünften fo bin audj oon meinem ®. §. id) Penning ®rofj
Ober bie lateintfdjc Biblia, baruber (Sruüpenbadj audj Priuilegium
infonnberljeit fud)et gnebigft Priuilegiert :j: fo boct) mcnigttdjen be=
muft ba« it)r g. ©. au| erheblichen S3rfadjen onbt bamit man
nirfit annbere editiones in biefe tannbe einrieben fofl, üorfjurtenn
moflen :|: meldjeS (£. @. onbt $1. 28. id) beneben meinen annbem
infjabenben, S'aüferlidjen, Stjur: ünbt fturftlidjen general ünbt spe-
cial priuilegien edirt (i. e. üorgemiefen), Onnbt bemnadi (£. @.
onbt Ä. SB. 3meifet3 ofyte fid) grofcgunftig merben entfinnen fonnen,
2)eromegen ba3 it)rc ÖJ. mid^ babeij gnebigft ^anb^aben moflen
(5. (5. onbt SB. mic^ jueüorbitten ia^ ^irmit binft(i(§ mit ge^
betten ^aben.
(Sntlia^ ünbt jutn ©elften, fo ift aua^ ünferS miffen* üner^ört,
Digitized by Google
- 33 —
ba3 bie tjodjIöMidjeu ünbt gültigen (I ljur uubt 5 ur)tcn»ööii Saufen
frembten Stufjtenbifdjen fo ifmen Weber mit et)b«t nod) pflichten
üormant, nod) audj fünften if>ren 3- ®. einige ©äjofj, fajafcung,
fteuer ober bergteid)en teiften, miete* jjpre'flg'ene S8ntertt)anen, ber*
tnaffen tt>ie ©ruppenbadj ^&_firiuilegiret, munbert ün« jum
b,od)ften ba& ©ruppenbad) i'o aufetrudlidj supplicando bitten barf,
baS i^re g. ©. ib,me feinen üormeinten fdjaben mieber tyre fr ®.
ünteru)anen, ünbt üon berofelben armut erfefcen juelaffen, begnaben
folle. Ob barumb, baä ©ruppenbadj ben Authoribus ünbt fonbers
tid) $errn Moysi *ßflad)ern üor beffen arbeit 500 ft. feinem be=
rid)t nad) geben, e3 Ci tinftüdi ünbt billig feie, ba8 er ünfer« ©. fr
ünbt $errn S3ntertf)anen juemieber ümb Priuilegia anfüge, geben
(5. (£. ünbt 91. SB. tuier untertänig juertennen, motten gefdjmetgen
baä ©ruppenbadj foldieä nid)t mit geringem fajimpf bemelte« flmr=
nemen Tbeologj anjeugt, als mürbe mit be& @etft3 gaben Bi-
rnau Getrieben, beffen SfjrifUidje Theologen ifmen ntct>t gerne
mürben nadtfagen (offen.
tiefem allem nad) gelanget an ©. @. önbt 91. 28. ünfer aller
üntcrtl)enigc3 bnbt Ijoajüleiffigeä fudjen önbt bitten, bie gerufen
fold)e3 gro&gunfttg juermegen önbt bet) 93. @. £>. ön« mitt ünter«
Weniger intercession fdjrift jueüorbitten, 3)a3 i^re fr ®. ©nippen;
bad)* önbefugten önbt unbilligen fudjen nidjt ftat geben motte be-
fonnbem ün8 aU itjrcr fr ©. SBntettfjanen barmieber juefdjufeen,
bamit mennigtidjen feine Sljrlidje nafyrung, öon ©ruppenbad) önbt
aßen anbern aufelenbifajen eigennufeigen SBudjbmdern üngeljinbert
ffjuren önbt treiben möge.
©oldjeS mie es juerljaltung gemeine« nufceS, erbauung be3
fjanbelä, ünbt gebeilidjen aufnehmen biefe« löblichen (Slmrfürfteiu
tfmmbä gereichen t^utt: 9tlfo ümb ifjre fr ©. jueforberft önnbt
benn (£. (£. önnbt 91. 20. treue« gcfjorfameS üteifjeä jueüorbienen,
ci feinten mier ün3 üntertfjenigft fdjulbig ünbt ganfo miHig.
Saturn ßeipfcigr ben 28. Sanuarij 9lo. 1600.
@. @. ünbt 91. 2B.
üntterujenige gefmrfame
®ie 93udjfl)urer bo*
felbftenn.
9ln biefe Eingabe, ober an biefeS © utadjt en, roenn man e$ fo
nennen mitt, fehlte jjt fid) bie entfpredjenbe ber 93ud)bru<fet:
@b,rnüf)efte 9ldjtbarc #od)getartte, ©oa^ünbroolmeiffe grofjgüns
ftige gebiettenbe Herren,
9ßad)beme auf? ber CSljur ©aa^fen $errn Administratoris ünb
l^ormunben önferd gnebigften dürften ünb $errn an bie £öblid)e
üniuersitet at^ier, ünb @. ßrnü. ünb $>oä)ro. S^euliajer 3eitt er=
gangenen beuetc^, ben 21. ^anuarij Sungft üerfdjinnen, mir ©ud)=
bruefer, fambt ben ©uaj^änblern al^ier, üor @. ®§rnü. ünb
«r«*io f. «ff*, b. Stutzen Bu^. vm. 3
Digitized by Google
£>. 2B. Hubert, tinb ünfi alba eine« ©ud)bruder« oon Bübingen,
mit naljmen ^eorg ©ruppenbadj«, supplication an onfern gne*
bigften fjerrn feegen eine« priuilegij über ertliche Xljeologifd)e
93ud)er, obergeben *tübrben. Ijaben mir fofdic in SBntertljenigfeit jus
fjanben genommen, oniTofä J\cri*tten nad) nottnrfft erfetjen, $ie
meil mir bann hierauf} mit fdjulbtfcer ontertfjeniger banefbarfeit
oerftanben, $)a« f)öd)gebadjter onfer gnebigfter fjerr, au« t)ofjem
Sürftüdjem oerftanbe, onb bäuerlicher üorforge gegen 3f)re Sönters
ttyanen, onb berfelben gebetylidjen Huffneljmen, gemelte« ©nippen:
bad)« eigennüfoige« fudjen, itidjt alfobalbt fjaben bemittigen motten,
©onbern juuorn gnebigft beriet begehret, Ob foldj fudjen be« pri-
uilegij falben, audj ot)ne eine befonbere 9ieue einfül)rung, ober
aud> ünfi ©udjbrudero , onb 93ud)fjenb(ern in biefem Sanbe ob,ne
nad)tt)eÜ jubemitligen feü,. ©o geben fyierauff @. ©fjrno. onb $>odjm.
mir inn ©ntertljenigfeit juerf binnen: SBann bc« ®ruppenbad)« ön*
befugte« fudjen foltte ftabt finben, Da« nidjt aüeine onfj altner,
©onbern aud) bem ganzen Sanbe onb ©fjurfürftentljumb ein merd=
lidjer fdjaben augefügt merben motte, onnb fötale« au« üolgenben
orfadjen,
1. erfttief), SBürben bic 8u«tenbtfd)en ©udjbruder fid) be*
fleifftgen, Sitte ortt onb enbe äuburdjftreidjen, onb alle beruffene
Scribenien Onnb Authores mit fjotjem gelbe an jidi juebringen,
mie benn ©ruppenbad) in feiner supplication fold>e« oon fid) felbften
melbet, onnb mürbe enbtlid>en bofnen gelangen, ba« menigf red)t;
fdjaffener guter ©üdjer onb mergf, fortljien in biefen Sanben meb,r
jubruden fein mürben, meldte« bann biefer lö Miosen Vniuersitet,
onb bem ganzen Sanbe ju fteinem SRufjm gereidjen toottte.
2. 3um Änbern, SQßürbe e« onfe Sudjbrudcrn ju einem ün*
überminbtlidjen fa^aben onnb nadjtljeit onferer Sprung gereidjen,
mann burd) einen folgen grieff, bic beften ©üdjer au« bem Sanbe
gebogen mürben, mir aber gleic^mol onfere molangerid)te Krudes
reoen mit fdjtocren onfoften ermatten müffen, onnb obfdmn ber*
gleiten gute onnb 9ftifclid>c ©üdjer in biefen Sanben mo( abgiengen,
onb grofe Sftadtfrage tjetten, fcürfften mir boeb, bie felben nid)t naa>
bruden, onb mürbe onfc atfo onfer SRaljrung, burd) bie frembben
onnb 9lu«tänbifd)en, genfctid) geftopffet onb gefyinbert.
3. 3um britten, ©o mürben bie 9lu«tänbifd)en faft mein: frei;
fjeit onb gcredjtigfeitt in biefen Sanben haben, Sit« mir ünterttjane,
5)ann fie bruden ünfe oljne ba«, meiftentfyeil«, Sitte üorneljme merd
brauffen nac§, Cbf^on biefetbe r)ier ju Sanbe, mit S^ur onb ^ürft;
lieben $riui(egien begnabet, onjj aber foltte fo(d)e« biird) be«
(Sruppenbao^« onb feine« gleiten onuerfa^embbe« fuc|en, genfclidjen
abgefa^nitten fein, SSnnb mürbe al^ier on& gtetcr) eine ©a^a^ung
oon ben frembben, onb «u«Ienbifa^en, burd) biefe «ßractid aufge^
leget, 3n beme mir S^nen in fmijem ftanff berfelben ©üa^er, 2)a«
- 35 -
Senige mieberumb bejahten müften, ma« fie burd) gebend ünnb
Anbete« barauff gemenbet, bamit fie bic üornefjmbften fdjriefften
ünb Authores an fia) gebogen Ijetten,
4. ßum üierbten SBürbe e$ bic ^appirmadjer in biefen Sam
ben, Äudj nid)t menigf betreffen, mann beS ®ruppenbad)3, ober
eine« Slnbern biefer geftalbt ünjimblirfieS onb ünbillicfjea fud)en
einen forttgangf gewinnen folrte, dann do fonften mtfere ©ud)=
tjänbter ba8 ^appir f}ier ju Sanbe mit grofer Sln&aljl »erbrausen,
ju allerlei) Sftufclidjen menfen, fo att)ier juuorn üon ber ßöblidjen
Vniuersitet approbiret, onb jum X^eil brauffen ju ßanbe erftlid)
gebrueft merben, mürbe foldjeS bergeffalt nadjmatS üerbleiben onb
atfo bie guten Seutte, mett fie burdj biefen Abgang! ihr ^appir
ntc^t gelofen föntten, in mercfüdjen fdjaben barburd) geraten,
5. 3«nt ftunfften ggürbe biefe« beS (SruppenbadjS eigennüfeige«
üid)cn, ba3 ganjje ßanbt betreffen, ünb üornetjmlidj diejenigen,
fo ber SBüdjer bebürffenbt, dann meit bie 2Iuf$(enbifd)en if>rem
eigenen 99eff)enbtnufc nad) bie Exemplaria (i. e. bie SRanufcripte)
mit Ijofyem gelbe an fidj juerfauffen gefliffen fein, da motten fie
martidjen baffelbc mieber baran b,aben, ©d)lagen8 auff bie 93üdjer,
dof)er bann fombt, ba* bie Äufclenbifdjen 93üd>er Seliger £eitt
alfo ober bie maffe b,od) taxiret werben, ba$ man fie fct>ir ntcrjt
metjr bejahen fan, @$ gefjet aber über SRiemanbt am meiften,
Sttfi ober bie Ernten Pastores onnb Studenten, do barfegen, mann
fie I)ier ju ßanbe nadjgebrutft, man fie faft ümb ba3 fyalbe gclbt
fjaben ff)an, SBela^e« traun ber 5lrmen ftubierenben Susent ein
merdtidjer ßutragf, onb üortljeil ift, onb fljan monier 9lrmer
gefeite, atfo beim ©iubiren erhallten merben, do er fonften, mann
alle ©üdjer fo teuer, onuermögen falben bauon abtaffen müfte.
diefe onb bergleidjen motiuen, fo alle jutangf juerjcJjten, Slber
ünlangften ^öa^ftermefltem onferm gnebigften Surften onb Ijerrn
meittteuffiger oon ünfj in üntertb,enigfeit juerf^ennen gegeben, 2ltf$
3ob,ann ©pi& oon ftrandfurtfj am Stetten gleidjfalS omb ein pri-
nilegium über etttidjer üornefjmer Theologen SBüdjer angetanget,
3ftme aber baffetbe ünfer« miffenS genfctidj abgeflogen morben,
ÖJeben @. ©fjrnü. ünb $odjm. alfe ben Ijodjüerftenbigen, mir jn
SBnterttjenigfeit felbfteu juerf^ennen, mag für grofer fdjaben, ünfc
ünterttjanen, dorauS entftefyen mürbe, mann bie Slufjlenbifdjen
mit folgen priuilegijs üon ünfer fjofjen Obrigfeit l'oltcu begnabet
roerben, do bo$ ünfer« üntert^enigften fpffenS ünb erad)tcn3 bie
Priuilegia ben üntertfjanen ju troft onnb gebeülid)em Sluffnefnncn
S^rer 9Jaf)rung üietmetjr, alfj frembben, ünb SluSIänbif^en ^u
gönnen feinbt.
93nnb bitten hiermit ontertfjenigttid) onnb bemütig!, (£. (5§rnü.
onb #od>m. moUten in ermegung jefciger fc^minben teuren Beitt
(bie ünfe be« üielen gefinbe« falben, fo mir mit grofen ünfoften
3*
Digitized by Google
- 36 -
Ritten muffen, tmb bod) an ünferm fcrucferlofm nidjt bic gerittgfte
Sulage hoffen ober begeren bürffcn) faft erbrucfet, jugcf^meigcn
bc« mangels am üerlag ber Sucher, fia) biffal«, ihrem gro&günftigen
oertröften naa), ünfer üäterlich annehmen, ünfcre bürgerliche Wahrung
Riffen fterden ünb bcförbern, onb beü mehrhöchftgebachtem ünferm gne*
bigften dürften ünb Ijerm üntert^enigfte Intercession ttjun, 2)amit be3
®ruppenbad)3, ober $lnbercr feines gleiten, eigennüfoigcS uorthoit
hafftigeS fuchen f feinen forttgangf geroinne, Sintcmahl e3 onfj traun
allen ^ierjuSanbe ju grofem fd)aben onnb nachtheil gereiften tuolttc,
(Solches jeinbt ümb (£: (S^rno. ünb Ijocrjiu. roir inn aller unter:
ttjenigfeitt ünb gefjorjamb beu Xagf onnb naa)t juuerbienen SeDer
3eit bereitwillig! onnb geflieffen, onb thun S. Ghrnü. onb ^oc^to.
(Sott bem ^Hmechtigen ju glücffeliger frieblichcr Regierung aud)
3eitUä)er ünb ewiger roolfarth treulich befehlen,
$at. üeipfeigf ben 30. Sanuarij «nno 1600.
(S. (S^rno. ünb $od)2B.
9Sntertt)enige gehorfambe ©ärger,
X)ie ©uchbruefer fambt:
ticken alhier.
$)er ©ericfjt ber Uniüerfttät unb beS töatheS ber ©tobt giebt
nun jroar im 9Befentltcr)en nur ben Snfjalt beiber (Gutachten, unb
jtoar ihnen jufrimmenb, roieber; trofcbem aber bürfte beffen roört*
liehe Anfügung jur Hbrunbung be« ©ilbeS ber nun einmal aunädjft
herrfct)enben Slnfdjauungen nic^t überftüffig erfct)einen.
©nebigfter Ijer, ©. ©. f^ben furfc üorrugfttcr 3cit ber lob;
liefen Uniuerfitet alhier onnb onf gnebigft juerlenncn gegeben,
welcher geftalbt @. fr © üon ®eorgen (Sruppenbaa) ©udjbrugfern
ju Bübingen ümb ein *ßriuitegium ober etliche 2c)eoIogi)a)e ©üdjere
ünberttjenigeft erfudjt üub angelanget roorben, $abencben gnebigft
begehret, roeil (£. ft. ®. onroiffenbt, ob oieleidjt einer ober ber
anbre in biefem (ifjurfürftentfjumb Sachffen folche ©ücf)er aud) auf;
geleget, ob aud) bie Xb,eologifd^e beultet all) i er foldje juuorn ap-
probirt, onnb baljero ober fonften bebengfen fürfaQen moentte, ba8
roier erroegen ünb (£. ©. ^ienroieber onberthenigft berichten
f ollen, Ob ohne eine befonbere neue einführung, ober aud) ber
©uchbruefer ünb ^enbeler in biefem lanbe naa)tt)ei(, beS ©nippen;
bad)d fuchen ju beroiüigen,
©or folche (£. &. ganfc ©etcrliaje ünb gnebigfte forgfaltigs
feit, oor biefeä e^urfärftent^umb^ ©aa)ffen ic. onnb beffelben
©nbert^anen wolfart^ ünb gebeutidjeä aufnehmen, feinbt roier ganfc
onbert^enigft bangfroar,
93nnb ^aben onfer* tt)eil«, fo oiel bie ©ua)brucfer ünb 93ua)=
fu^rer alf ünferer ©urgere betriefft (. bieroeil bie Censur onb
approbation üon bem Suüülicanten in feiner überreichten Supplik
zed by Google
- 37 —
cation benanner ©üdjere önb operura öor bic Xfyeologifdje ^racuttet
fumemlicb, gehörig! .) hierüber gebortt önb öornofjmmen, 2Ba$ nulm
biefelben önberfdneblicf) ju Syrern beriet in fdjrifften ünbertljenigft
etngewanbt, fceffen wollen (5. ft. @. ftd) auf ben besagen gnebigft
berieten (offen,
2Ban ban nid)t allem auf ijjo angeregtten ber SSudjbrutfer önb
SSu^enbeler eingewandten beriet, fonbern aud) fonflen befunben,
bo biefem beä ®ruööenbad)3 oortf)eilf)affttigen önb aigennufoigen
fud)en fotttc deferiret önb ftabt gegeben werben, bj folc^c« nidjt
alleine befonberbaljrer nad}tt)eiligen neuerung önb einfüljrung,
fintemal)! bafjero onbere Muflcnbifcfje berogleidjen aud) fud)en wur=
ben, fonbern aud) biefen tauben önb berfelben 3$nbertl)anen $u
Ijodjftem «acr)tr)eittgen fdjaben, abbruef) önb ftoöffung ifjrer bewerbe
bnnb naf)rung fommen önb gelangen würbe, otfo ba3 folef>er ge=
ftotbt bie frembben önb auflenbifdjen, üon Welmen bod) bie Obrigs
feit nichts ju gewarrten, mef)r frei^eitten önb gerecf)tigfeitten in
biefen lanben Ijaben önb erlangen würben atf bie (Srb SSnter*
tränen, bie weil fie olme ba3 faft afle üornefyne Opera an fidj
bringen, biefelben aud) öngejdjeuet brauffen nac§brutfen foflen, ün=
betrachtet, obgleich anbeie baruber Glnir önb fturftlidje ^riuüegia
erlanget fyaben, weil fie biefelben aufferfjalb lanbcS nidjtä binben,
93nnb würben otfo bie Sluflenbifc^en bmb fo öiel befto meljr
i^o önb tünftig! öf aflerlwnbt gelegenf>eittcn bemfen, wie fie je
lenger je mejjr, üomtljme beruffenc Scribenten önb Authores mit
gelbe an ftd) gießen önb bringen möchten, bj es enbtlidj wie $u
befahren bafjin gelangen würbe, baä l)inful)ro wenig fürneljme
opera önb 93ud)er in biefen lonben mefjr p brugfen fein würben,
welches ban ben löblichen Uniücrfiteten biefer lanbe, önb jwar bent
ganzen ©Inirfürftentfjumb Sadjffen p wenig! rutjm, ben 93nber*
tränen aber, welche i^re molangeridjtte önb Wolbeftattte $rutfc=
retien mit groffen S3ncoften erlitten, aud) allgemeine lanbtbürben
önb befdjwerungc mit tragen Jjetffen müffen ju cuferften Sorberb
gereichen woltte,
(53 würben aud) foldje $riuilegia önb Concessiones fürnemb=
lieb, ben ©rbonberujanen biefer lanbe $u fdjaben önb nadjtljeü önb
wieber biefelben gefucfjtt, erlanget önb aufbraßt, aud) baljero befto
nui)v önb groffere fteigerunge fotdjer auflenbifdjen Sßriuilegirten
S9ud)er gemadjt önb oorörfadjet, bieweil bie 93nbertf)anen in biefem
tSlmrf ürfteiitlnimb biefelben öornefjme gutte önb nüfclidje opera önb
Süßere, ob fie gleich in biefen lanben wo! abgingen önb groffe
nachfrage fetten, ju wieber ben aufgenommenen $riuilegien nid)t
nadftrugfen borfften, önb würbe ifmen alfo burd) bie frembben,
önb auflenbifdjen tt)re bewerbe önb nafjrung genfclid) geftoöffet
onb endogen.
$emnad) fo gelanget am @. & &. ^iemit ünfere önberüjenigfie
Digitized by Google
- 38 -
bitfj, 6. ®. gerufen gnebigft, auf obangejogenen örfaajen onb
ümbftenben ©upplicanten oon feinem tmbiflichen önb nachtheiligen
jucfjen, 3mnaffen im oorfdnenen 98 3f)are So^an ©pieffen öu^
brugfern ju ftrangffurtt am SJcetien, off berogletd>en fuajen auch
begegnet, abroeifen ju (äffen,
©old)e3 gereidjtt $u biefer lanbe önb berfelben S3nberthanen
nufo tinb molfartf), ünb mier feinbt fota)e3 omb g. ©. onber;
tfjenigft juuorbienen fajulbigf ünb bereitfmüaigft, $at. ben
12. HJcartij Ao. 1600.
3n tiefen Ausführungen treten nun alle 93ct^ei(igten als ein=
gefleifcf)te 9Kercantiliften auf. Schwer, ja eigentlich unmöglich ift
e3 — namentlich wenn man im Auge behält, bajj allem Anfdjein
nach Penning ©ro&e, ber fuf) ja in ber Eingabe ber Sudjhänbler
gerabeju in birecter 9tebe eingeführt, ben ©timmführer macht —
bie fyex eingenommene Stellung ju bem MachbrucfSunwefen
unb bie Anführungen über baS zeitweilige SJcafj ber ©ebeutung
ber Seidiger Süchermeffe mit ben oon mir im oorigen S3anbe
be3 ArchtöS mitgetheilten Aeugerungen unb ^Behauptungen Penning
©roße'3 barüber in ©inflang ju bringen. 2Bät)renb er fich im
3ar)re 1602 rühmt, buref) feine Serpflanjung be3 SflefjfntalogeS
nach fieipjig ju einer wefentlichen Aufnahme ber SBüchermeffe bei=
getragen unb üiele auswärtige Suchhänbler oer granffurter 9fleffe
abfpenftig gemacht ju $aUn, jammern bie ©uchhänbler hier über
ben angeblichen SRiebergang Seipaig«, fowie barüber, bafc bie $unb=
fchaft ber umliegenben £anbe jefct „felbften hinauf gegen grancf=
fort ober fonften" reife um ihre ©infäufe &u machen. 3d> oer^
mag mir bie8 nur in folgenber SBeife jujammenjureimen.
3wei fünfte erfcheinen mir nämlich in biefer Seremiabe be=
fonberS bead)ten$werth; in bem erften unb wichtigften glaube ich
bie ^auptoeranlaffung ju ber peffimtftifch gefärbten 2)arfteüung
finben ju bürfen: man wagte nicht mit birecten ober einget)enben
SBorfteüungen — bie nothwenbiger SEBeife SBerhältniffe hätten berühren
müffen, in benen man jur Qtit in ben 9tegierung3= unb SBcr=
waltungSfreifen ©adjfena noch fl<*«S befonberä empfinblich war —
heroorjutreten, malte alfo wenigften« im allgemeinen recht fchwarj,
um oieOetcht bamit einen ©tnbruef ju machen*).
*) SBenn ieft mit ber ©efpredmng biefed fünftes jietnlid) ftarl auf ein
anbereS ©ebiet funüberfdftneife, fo bütfte bie3 bod) feine (Stttfdjulbigung bann
finben, bafj bie Erörterung fid) nothwenbiger SBeife mit ber jnfammen^ängeni
ben (Erläuterung be$ @utad)ten3 oermeben mu&te.
zed by Google
- 39 -
Warf) 2luSfüf)rung be» ©utadjtenS ber S-Öud)t)änblcr bat ju
ber angeblirf) oerringerten Jrequenj ber ßeipjiger Sföeffe
baS öilfettige SSorbieten bcr ©udjer bis anfyero ntdjt wenig
gc^otffen, ban tueit bcr faufmann fid) an feinen ort ntcr)t binben
leffet .... finnbet er baS SBudj fo er begeret jue Seidig! ober
©Ittenberg ntdjt, albiewetl eS entweber atf)ier juebruden ober
jueoorfauffen oerbotten, stehet er fo lang tjerumb bis er« an
einem orte finnbet.
Uttdjt fräfttger tonnte meine in früheren Beiträgen ju biefem
Slrdjioe niebergelegte 93e^auptung: bajj bie furfädjfifdje Regierung
in pre^polijeiUc^en fragen nidjt um ein $aar anberS gefyanbett
fyabe, als bie faif erliefe 93üd)er:(Sommijfion in ^nit^firrt a. 2K.,
unterftüfet unb beftätigt werben, als gerabe burd) biefen ©djmer jenS*
ruf aus bem Sftunbe ber junädrft betroffenen. @an$ abgefefjen
öon ©erboten unb (SonfiScationen aus ben engfjerjigften Politiken
®rünben unb SRüdfidjten unb au« fwd^entwicfelter perfönlid)er
@mpfinblid)feit ber Regenten, war gerabe ju jener Qtit in golge
ber cröptocaloimfrifäen ©irren bie gefammte reformirt^eologifdje
Stteratur unb jebe ßonrroüerSfd)rift über biefe ftrd)lia>poItriföe
grage überhaupt in ©adjfen oerpönt unb baburd) oon bem 9Kefj=
oerfefyr auSgefd)loffen, waren wegen beS trofcbem oerfudjten 93er =
triebS frembe 93ud)f)änbler, j. 93. Sofjann granefe aus 9Kagbeburg,
gemafcregelt worben. 3u ber erften Slbttyeilung biefeS SuffafceS
fjabe id) eiueS einfd)lagenben 8pecialf alles bereits gebaut; $u
wetterer Erläuterung möge bienen, ba& im SWärj 1617 auf 93cr=
langen beS DbepßonftftoriumS in Bresben folgenbe Sortätye uon
confiScirten unb bis bat)tn auf bem ^Rat^auS aufbewahrten refor*
mirten unb GontrooerSfdjriften (faft ein gradjtwagen ooH) nadj
Bresben abgefanbt würben:
186 Manuale de praeparatione ad mortem Martini Molleri $u
gorlifc in 8vo.
300 $ren Icüdwrebigten über #erfcog Augusti «bfajiebt ic.
per D. Martinuni Mirum ßf)urf. ®. #offprebiger in 8T°.
140 Lupus exeoriatus SBölffner fdjafpelfc ber Satöiniften,
Zachariae Rivanders D. Ao. 1591. in 4*°.
400 Responsum juris de expugnatis aedibus Weinbausens
Ao. 593 D. Hieronvmi Pansemanni L C.*) Ao. 1597. Lichae
in 8°.
*) 2>ie beutfd)e Äuftgobe: Arnberg 1606 Dürfte olfo tooljl gar nid)t nad)
ßeityig geörad)t worben fein. 9*ad) «ngabe in ber «orrebe biejer beutfd)en
Digitized by Google
- 40 -
3 Calvinista Aulico politicus baS ift ©Ijriftlidjer berieft
Dr. Sconfjarbt £utter«. HRagbeburgf 1614. (SKe* als 9*aa)brud?)
.... SReiimueifc bafqüifl. 93on furnembften ßaloiniften, bogen
meijj auffeinanbergelegt, mie eS aufj ber trudereö fommen,
ein conbolut ift nidjt ju jcMcu.
300 Examen oon bem ju ftrandfurt an ber Ober glaubend:
befentnufe, 25. £utter3 ju Wittenberg, in 12°. Ao. 1614. («IIS
9la<$brud? ober Streitfdjrift?)
150 SBrfatfjen marumb bie ©acramentirifdje leljre onbt leerer
nic^t ju bulben, %. Sofyin SBiganbtS. Königsberg, Ao. 1583. in 4.
347 Calvinista aulico Politicus Leonhardi Hütteri, SHagbebg.
ben So^im ©oft de An. 1614. (9to<$bru<f ?)
60 SIbtrugf (Stüter ©djrifftenn barauS nunmehr ber üorlengft
geljoffte Genuinus Intellectus Formulae Concordiae bn* ift: ber
eigentliche o. rechte SSerftanbt be$ Concordienbuajä ic. De Ao. 97 in 4to.
138 ®rünbtlidje b. Üftofjtroenbige Snttoortt auff bie ofmlengften
aufegefürengte ©erliniidje 9leüe 3eitungen ^anfeen Knorrens onbt
©enebict $abered)ten3 :c. D. Leonhardi Hütteri, getrueft }u SJcagbeb.
ben 3oad)im ®oet Ao. 1614 in 8°. («Raajbrud?)
60 Kurjer SBeridjt ju Diejenigen, <So fid) Sut^ertfcr) nennen,
im toenigften ntdjt, ioie feljr :c. getrudt IJerbft Ao. 1595 beö
Bonaventur ©d)mieb in 8°.
Unb ba« war nur ba«, roaS eben nod) oorfjanben mar! $)ie=
jenigen 93ud>rjänbler be8 öftlidjen $eutfd)lanb3, roclc^e ber refor=
mirMfieologifdjen Siteratur notfyoenbig beburften, tonnten mithin
ber granffurter SDceffe nid)t rjöllig entratfjen. $5enn fjatte gleich
grantfurt a. 9K. gegen @nbe be$ 16. 3af)rljunbert8 bie SReformirtcn
auggetrieben — fie manbten fid) faft ausnahmslos nadj §anau
unb liegt hierin roof)t ber (Srunb ber tleberfiebelung ber girtna
2öed)el unb it)rcr 9tod)folger nad) bort — fo liegen bod) feine
Slnbeutungen bor, bafc man bort, mie in «Saufen, ben SDßefjoertrieb
ber reformirten fiiteratur oerf)inbert fmbe.
®ie $anbf)abung ber ^re^polijei felbft aber, gerbet unb
gegen bie „gamoSfdjriften", baS 23erfal)ren, mar ein gerabeju beS=
potifd)e$, ber betroffene 93ud)t)änbler ober 39ud)bruder üöllig red)ts=
unb fdjufctoS. Söon $)reSben aus mirb cinfad) angeorbnet, eine
als mißliebig befunbene ©djrift, ober ein $ur JamoSfd)rift ge=
ftempelteS Opus, ju conftSciren, gegen ben oerbredjerijdjen 93uct)=
f)änbler ftrafredjtlid) oorjugeljen, eoent. 83erid)t ju erftatten, bamit
ttudgabe foü ba« Original unb ber Atoeite Tvurf beffelben (Urfel) „bct)be&
inaig gleich btftraljirt ünnb auff ta uff t" toorben fein.
Digitized by Google
- 41 -
oon $)re$ben au« über bic ©träfe felbft entfehieben werbe, hiermit
ift ber Sßrocefj oon oom herein entfehieben; eine geftftettung be«
X^otbeftanbe« finbet nict)t ftatt ; ob bie incriminirte ©djrift wirtlich
eilte gamo«fchrift fei, ba« wirb gar ntc^t unterfucht, wäre auch
gar nic^t angängig gewefen, »eil für Ißre&belicte überhaupt feine
rechtliche Definition ejiftirte. 2)ie ©ücf>er=(£ommiffare fragen baljer
auch überhaupt nicht banadj unb ber Slngeflagte oerfudjt ober wagt
es auch gar nicht, ba« angebliche gactum in grage gießen,
fud)t f)öd)ften3 ©djufc hinter proceffualifchen gorinen unb Ghnreben
ober 3nterceffion«gefuchen feiner §eimath«behörbe. ©elbft bie
wirtlich eingeholte ßenfur, ja felbft ber flare Dachwei« eines unter;
gelaufenen Srrtfmm« ober bie oon ber Dberbet)örbe gewonnene
beffere Srfenntnij} it)n nicr)t oor einer ©träfe, wenigften«
nic^t oor ber einmal ©erhängten (£onfi«cation feine« ©igentfjum«.
Roma locuta est! unb babei h<*t e« fein SBemenben.
ßtoei SBeifpiele au« nur wenig fpäterer $eit mögen bieje
Starfteflung be« eigentümlichen ©erfahren« erläutern. Unter bem
4. «pril 1607 ftettt Abraham Samberg in fietpjig bem Shirfürften
©htiftian EL beweglich oor, wie er wegen ber guten Aufnahme
ber granffurter 2ftefjrelationen unb weil er barum angegangen
worben: auch *>on fieipjiger ÜHärften berartige Delationen $u oer=
öffentlichen, feit bem Ofiermarft 1605 burch ^ieron. 2flegifer mit
Verfertigung Derartiger Delationen einen Anfang gemacht unb
fettbem oier h«*au«gegeben fyabe, jeboet) unter ©enfur unb &ppro=
bation be« Dector« unb ^ßrofeffor« historiarum, an bie er „mit
Stobt onb Pflicht gemiefen". 6« fei babei oon ben Herren Cen-
soribus bie SBorficht gebraust worben, nur foldje gacta aufzunehmen,
bie bereit« anberweit befannt unb bioulgirt gewefen feien. @r
habe bie «bficht gehabt, mit ber ßeit ein justum volumen ju=
fammen^ubringen
ju bem enbe id) bann mit einem continuo Numero burch aöe
4. Relationes iiinburcf) gegangen bin, auch ieber ©orten eine (iemlirfje
anjahl in öorraf)t bruefen onb beilegen lajjen.
(Einige 93uct)für)rcr unb 93ud)brucfer Ratten fief) aber unterftanben,
folche Relationes ju erftaljiren unb in Compendia ju bringen
unb mit jum Xheil bebenflichen Bufäfcen ju oerfehen, ja ohne
Damen unb 2)rucfort hc*au«augeben, fo bafe e« gefchienen, al«
feien fie fo erftlid) burdt) ihn in fieipjig in $5rucf gegeben worben.
- 42 -
3n biefer Hrt fei ein 9cad)brud bei (Shrtftian Sergen in Bresben,
ein anberer in (Srfurt erfd)ienen unb „burd) Heinrich Sirnftielen
Suchhänblern bafclbft fwuffenweife distrahirt worben".
Sluf ben „oormehrten" Erfurter SRac^brucf fei fälfdjluh fogar
feine SBerlagS-^lbreffe gefegt worben nnb auf ®runb eines @r.em=
plarS biefer SftachbrudSauSgabe — bie ja mit feinem eigenen
$)rud nidjt ibentifd) fei — feien ihm oom Sftath auf furf. 93efef)t
Inn im vorigen 3af>re 178 ©femplare confiScirt unb bei Serluft
feinet ^Bürgerrechts ihm geboten worben, oon feinen Delationen
nict)t« mehr ju btftrar)iren. tiefer Sefehl fei aber {ebenfalls burdj
bie Sufäfce in jenem 9cad)brud, nid)t burd) feinen Originaltext
oeranlafjt worben. @r habe auf bie „Subscription" ber Unioerfität
oertraut, auch bie neuefte gortfefcung ^abe biefelbe erhalten, bod)
habe er mit bem $)rud biö auf furf. SRefolution jurüdgehalten
unb mürbe er, wenn fein Unternehmen, auf baS er nicht ben ge=
ringften Xt)eil feines »enigen SermögenS oermenbet habe, intereipirt
werben fottte, in großen ©droben fommen unb fein Sorrath gu
SÄaculatur werben.
©r bittet beSfjalb um Serorbnung, bafj ilmt bie confiScirten
Sorrätf)e wieber gugefteßt werben motten unb um Serfügung an
bie Unioerfität
tute onb welcher geftalt e$ in $ul unft mit bergleidjen coDtinuatione
historica onb berfelben censur gehalten »erben fofle. SBürben
and? @. ß^urf. ©. an ben albereit gebrueften Exemplarien an
einem ober bem anbem ort etwafe oorenbert ober au&engela&en
^aben wollen, gerufen fic folcheS mihr gnebigft anbeuten 5U ta&en,
fotlen biefelben bogen alfo batb of meine üneoften ombgebrutft,
onb alles nach @. Cfyrcf. ®. gnebigftem Wohlgefallen in onber*
tfjenigfeit geenbert werben.
%xo% biefer, anfdjeinenb oon feiner Seite in grage gezogenen
Darlegung beS ©adwerhalteS lieg es aber ber 00m Shirfürften
eigenhänbig unterzeichnete 93efd)eib 00m 9. $oril 1607
nun beweglichen Srfachen ben ber besehenen Confiscation Oers
bleiben, aber boch bergeftalt angeregte Relationes in $rnd ju:
oerfertigen, tymt juelaffen, bafe ©r ber Sraunfchweigifchen $änbel
barinnen im wenigften nicht gebenden
bürfe unb fernerhin bie Senfur immer nachsufuchen fei. 3m Safjre
1617 würben bie noch öorhanbenen 242 confiScirten Sremplare
00m Statte nach Bresben abgeliefert.
zed by Google
- 43 -
$>er jweite gall betrifft bic beiben ©rfurter 93ucf|f)änbfer
Sofwnn 93ircfner unb Slnbrea« SDcichaet, bencn in bcr Dftermeffe
1623 brei angebliche gamo«fchriften conft«cirt korben waren;
SDadjael ^atte feine Kaution bi« jum 2lu«trag ber (Sache ju be=
ftetten oermocht unb war btfyalb in §aft genommen worben.
Stuf bie Mahnung be« Statt)« um enblichen @ntfd)eib üom 23. 3Hai
(am bann am 27. SJcai bie merfroürbige SReJolution, ebenfaü« oom
Äurfürften Sodann ®eorg L eigenhänbig oottjogen:
9Gun bcfinbet fid? gleichwohl fo öiel, ba& bie brett Sa)rifften nicht
alte Famos f pufften, fonbcrn nur bic Srleuterung wiber unfern
Ober ftoffprebiger 2). STcarthien #oen begleichen, bic anbern betbe
aber 4>iftorifct>c Relationen feöen, Seboch lafeen wir e« beb
bcr befchef)enen confiscation bewenben, SSnbt feinbt jufrieben,
bafj Stnbre« 9Jiid)el mit einem oermeifj, onb fegen angelobung bin;
furo begleichen famos fcfjrifften nicht jufüf)ren, wiber o| fretoen
gufe gefteflet werbe.
(SautionSbefteUung ober Sßerfonalarreft aber, 93ejd)fagna!)me
ber S3orräthe bis jur £bt)e ber angeblich oerwirften ober oer=
muthlich ju oerhängenben ©träfe, Sperrung be« Gewölbe« big jene
erlegt, waren bie gewöhnlichen erften läJcajjregeln, mochte e« fid)
nun um 9tachbrucf«= ober prefjpolijeiliche Angelegenheiten fjanbeln
unb fie wirften um fo fchneibiger, al« ber betroffene anbcmfaÜ«
bt« jum Äu«trag ber ©ache am 2Refjbe(uch oerhinbert war. Qitm-
lieh jafjlreich finb bie gälte in ben Kcten, bafj fidt) berartige Am
gelegenheiten trofc 3nterce(fton ber §eimath«behörben Safjre lang
fjinfehteppten. ©ei &bwe(enr)eit ber 93efcr)utbigtcn würben einfach
ihre ©ewölbe unb Ulieberlagen eröffnet — benn ftet)enbe Säger
würben auch in Seipjig bereit« gehalten — unb bie «ßfanbung
üoflaogen.
daneben jog ber 9ktf} ju fieipjig — atlerbing« nicht nur
ben ÜJce&prioilegien gemä&, fonbern auch ton $Reicf)«orbnungen ent=
fprechenb — auch folc^e ^rioatftreitigfeiten ber gremben, bie mit
bem SSerfehr auf ber 2Jceffe felbft unb mit bem Sßriöilegienwejen
nicht« ju (djaffen hatten, oor {ein gorum. Äuf ber Dftermeffe 1597
tlagte ber SSucfjbrucfer Sacob Suciu« au« $elmftebt oor bem ?Ratt)
gegen ÜHichaet Sßefcolt au« SRoftocf, bafc berfelbe, entgegen ber
SReich«polijeiorbnung oon 1570, auf einen oon ihm gebrueften
Xractat Andreae Coelichij „$on benen fo fich au« 93or$weiffetung
felbft ombbringenn" gefegt fyaU: ©ebrueft ju #elmftebt, woburch
Digitized by Google
- 44 -
ihm, ßuciu«, Ungelegensten entfielen tonnten. Sßefcolt entfdjul=
bigte fid) bainit, bog er ba« nur aus Unbebadjtf amfeit getljan habe
unb würbe oom SRatfje ju ßeipjig — nactjbem tfjm biefer „foldjc*
erfttidjen mit geburlid)em ernft, onb oorbefjaft ber ftraffe
üorwiefen" — oerurtheilt, bafc
ehr alle Exemplaria, fo ehr albereitt distrahiret, Onb oorhanbelt,
ttjicbcr $urucf bringen, Onb ben crften bogenn recudiren onb Omb;
brutfen, Onb bn« begangene sphalma barauf eorrigiren onb enbcrn
laffc unb oerwarnt, fid^ fünftigt>in ben SReich«orbnungen gemäfc ju
bezeigen. Späterhin fd)cint fid) bie Bücher^ommiffion allerbing«
nid)t mehr al« ein Organ betrautet ju haben, welche« aud) bie
Beobachtung ber 9fteid)«polijeigefefee ju übermalen f>abe; fie ^iett
fid) nur nod) an bie furfächfifchen Berorbnungen — oon benen
allerbing« bie üom 3at)re 1571 ben Inhalt ber 9teid)Spoli$ei=
orbnung reprobucirt — unb ^war trofcbem bafc ber Unfug: nidjt
nur faljdje girmen unb fogar (anbere Budjhänbler ernftlich ge=
fätjrbcnb) roirflid) beftefjenbe frembe ginnen auf 9kd)brücfe ober
al« gamo«f Triften qualiftcirte Bücher ju fefcen, weit oerbreitet
gewefen ju fein fdjeint. 30?er)rfact)e Beifpiele finben fid) hierfür in
ben bieten, wie aud) au« ber oben angeführten ^rocebur gegen
Abraham Samberg erfid)ttidj. (Sin« berfetben oerbieut hier übrigens
noch eine ©teile, weil e« nebenbei einen f leinen Beitrag jur ®e*
fliehte be« Berlagerechte« bietet. 3n einem Briefe be« Bud)=
hänbler« Solwnn ßhnftopf) ßanbrradjtinger in Stettin üom
16. October 1623 — er ift nur in notarieller $lbfd)rift oorhanben
unb bleibt e« unbeutlich, ob er an ben Bud)brucfer (Shriftoph
maref in §alle ober al« ßrebitio für biefen an einen fieip^iger
Buchhänbler gerichtet ift — überlä&t berfelbe bie 31u«nufcung feine«
Berlag«red)t« an $ao. $>erlitit ©alenber unter folgenben äftobalitäten:
ünbt fo e« euer gelcgenhcitt wehre, wollet ifjr biefen meinen
.... ©alenber in foüiel Formaten atfe ihr fönnet Onbt möget,
nachbmefen, 3d) oerhoffe, ©eliebt« ©ott, bann funfftigen bleuen
SabrSmartft $ue Seipjigf jue fein, 3hr wollet aud) foldje« alle«
auff eueren Berlagf tt)un, ihr möget mir ein bißiche« gelbt geben,
bamit nur ber (Salenber möge jue . ? . in ber funbe onbt nach:
frage oerbleibcn . . . (foH) ben ©alenber onbt prognosticon nicht
anber« aufffefcen, alfc wenn er jue Stettin in Bommern gebrudt
.onbt üerleget wehre, bomit er alfo beti ünferm nahmen oerbleiben
möge. «Solche« werbet 3h* ohne mehrern (?) fchaben wohl tf)uen
fönnen.
Digitized by Google
- 45 -
Was nun bcn jtocitcn StyeU beS aus bcr $enffchrift bcr
©udjhanbler herausgehobenen ©a|jeS anbetrifft : bafc bie 93ud)-
hänbler (ber Kaufmann), wenn fic ihren SBebarf Weber in Leipzig,
noch *n Wittenberg beefen fönnten — toett bie betreffenbe Siteratur
ober bie betreffenben SBüdjer bort Weber gebrueft noch oerfauft
»erben bürften - fo lange herumzögen, bis fic baS ®efud)te an
irgenb einem Orte erlangten (fie liejjen fia) ja an feinen Ort
binben), fo mufj ich gefte^cn, bog mir biefer SßaffuS in ©rrnan--
gelung weiteren erläuternben 9ttatertals junächft noch «nfl« bleibt.
3ft eS nur ein nichts weiter bebeutenber SRebefchmucf, um bie an-
geblich bem Seidiger SWefjplafc brohenbe ©efafp: in bunflen 9ln=
beutungen auf ben gernftehenben ftärfer einwirfen ju laffen, ober
ift hier eine ^Bezugnahme auf ben althergebrachten Wanberbetrieb
im SBuchhanbel, ber ja bis über bie ÜHitte beS 17. SahrfmnbertS
hinaufreicht*), beabficr)tigt? $)aS lefctere ift mir atterbingS wahr=
fcheinlicher, weil anbernfatls bie $erbei$iehung Wittenberg« fo
Ziemlich uner Kärlich märe. 2ftan hätte bann anzunehmen, bafe
manche biefer hftwfirenben unb bie Sahrotärfte beziehenben S3uch=
führer, weit ohne SSerbinbung mit bem ben größeren GtefchäftS*
betrieb beherrfchenben SRefjoerfehr, oon 3«t zu 3eü ihre *öorräthc
nicht nur in fieipzig, fonbern überhaupt in ben größeren ©ud)*
hanblungSpläfcen ergänzten. Taft fpeciett auch Wittenberg aus-
märt ige girmen (z. 93. in Sena) »erforgte, fyabt ich föon in
früheren Äuffafce angeführt.
Was baS ^rimlegienmefen felbft anbetrifft, fo eröffnen bie
mitgeteilten Elctenftücfe aüerbingS feine neuen ©efidjtSpunfte; eS
tritt in ihnen nur ber naefte (SgoiSmuS herttor, feine ©pur oon
Achtung oor ben erworbenen ^Rechten frembtänbifcher @Je(chäftS=
genoffen. $>ie «ngft baoor, bafj fich bie befcheibenen §onorar=
forberungen ber ©elehrten im eigenen ÖefchäftSbereich fteigem
fönnten — bie Einführung ©ruppenbach'S, bafc er SftojeS Sßflach ein
Honorar oon 500 (Bulben gezahlt fyabt, ift aflerbingS überrafchenb
— »erführt bie ßeipziger z« ©rfraoaganzen. 3n ber Einnahme
eines anftänbigen Honorars feitenS eines Xtyotostn wirb gar
©imonie gewittert! Wenn weiter Penning ©rofje fpeciett barauf
hinweift, bafc er felber bereits im SBefifce eines SßrioilegiumS auf
*) «erfll. bcn ÄaWfäen «u|fa^ im 7. »b. beS Hrcf>iöS.
Digitized by Google
- 46 -
bcn $)rucf bcr lateinifchen 93ibel fei, für meiere ©rupoenbad) ein
fold)e« nachfuche (für bic Ofianber'fdje $lu«gabe ober für bic
Ueberfe^ung oon XremeHiu« unb 93cja?\ fo ift bie« ein neue«
SBeifmel bafür, in welch weitherziger unb intereffirter Söeife bie
©erleger folct)cr nad) unferen jefeigen ©egriffen bem freien öerfe^r
angef)örenber Söerfe ihre bennod) barauf erwirften ^ßrimlegien au«=
julegen fugten. Penning ©rofje mad)t e«, wie j. 93. ®eorg 93au*
mann in 93re«lau, ber auf ©runb feine« allgemeinen ^rioilegium«
auf ben SDrucf oon Schulaufgaben ber ©laffifer bie @infüt)rung
unb ben SBerfauf üon größeren fritifchen Aufgaben berfelben glaubte
t>erf)inbern ju fönnen.
$)ie 3nfinuation ber ertt)eitten Sßrioilegien an bie jur 9)?effe
anmejenben fremben 23ud)t}änbler, unb $war fpäter burd) 3$er=
mittelungbe« 93ücher=gi«cal«, würbe übrigen«, wie ingranffurta.üH.
ja fcf)on lange herfömmlid), fdmell jum allgemeinen SBraud), beffen
eoentuelle Unterlaffung bann auch in Streitfällen al« proceffualifche
©inrebe SSerwerthung fanb. $)iefe Snfumation gefchat) fogar ge=
legentlich an anberen größeren 93erlag«oläfcen, menigften« bemerfen
Soadnm töethe'« @rben in Stettin in einer Eingabe an ben föatt)
ju Seidig oom 17. 2Rai 1614, in welcher fie um Snfinuation
ihre« faiferlichen ^ßriüilegium« über ba« „of etliche jharlang
an fich erfauffte 3$erlag«recht oon $)aoib §erlitii Calendaria unb
Prognostica in oerfdnebenen gormaten unb an ber £angen Sofc
tafel" bitten, bag fte baffelbe
albercit ju Hamburg!, Suneburgf, tinb anberer örter, burch bie
Obrigfeit iebe« ort« gebührlichen publiciren, onb jue SJcennigliche«
wifeenfehafft eröffnen la&en.
99emer!en«werth ift babei, bafc — be« Gharafter« ber orioilegirten
Ärtifel fyaibtx — bie Snfinuation auch an bie SBudjbinber naa>
gefugt war unb auch erfolgte, ber Statt) alfo auch noch nach &en
SSerfuchen ber ßeipjiger S3uc^t)änbler, ben herfömmlichen $leinbud)s
hanbel ber ißudjbinber eingufchränfen, biefen al« berechtigt aner*
fannte unb befd)ü&te. 3n bem legten drittel be« 1 7. Sahrfmnbert«
würben fogar Verbote, wenn e« fich um gamo«fchriften unb bie
fleine glugblattliteratur henkelte, oen 93uchbinbern — auch ocn
au« ben 9tachbarftäbten §aüe, Naumburg ic. bie Sföeffe mit ge-
bunbenen 93üchern bejieheuben fremben — in aller gorm infinuirt
SBahrfcheinlid) ift e«, bafj wenigften« größere Verleger 9coti=
Digitized by Google
- 47 -
ficotionen über bie üon ihnen erlangten ^rioilegien on ihren &e=
wölben ober SBerfaufSftänben anfragen liegen, wie fte baS ja mit
ben Xitelblättern ihres Verlages ju tfmn pflegten. Von SigiS=
munb geoerabenb, X^eobor be Vrto unb fticolauS Vaffe in granf=
furt a. 2fl. ftnb ja fogar in Pacatform gebraefte VerlagSfataloge
— bie ber beiben erfteren mit ihren Porträts gegiert — , meiere
bie gleite Veftimmung Ratten, befannt. 3cf> wüfete wenigftenS
nicht, meiere anbere Veftimmung ein gleichfalls in Spiacatform ge=
bracher, „Tenor privilegii caesarei" betitelter furjer lateinifcher
3tuS$ug aus Penning ©rofce'S über 7 oerfefnebene Söerfe erfjak
tenem faiferl. Sßriüileg gehabt f)aben fottte; er liegt in ben Steten
ber Vef Reinigung über bie am 13. Cctober 1606 erfolgte 3nft=
nuation an bie einfyeimifdjen unb fremben Vuchhänbler bei unb
enthält nur bie notfjwenbigften ZtyiU ber Urhinbe, unter 2Beg=
laffung aller Surialien unb — be« Saturn«! $atte baS leitete
einen 3wecf unb foflte etwa bie 3«tbauet b& ^rioilegiumS im
Unttaren erhalten werben?
SBaram auch nicht? SWjugro&e ®ewiffenf)aftigfeit wage ich
ben (Sollegen jener langftüergangenen $t\t nicf>t nachzurühmen.
®ing es bodj bei bem ganjen ^ßrioilegienwefen nicht fef)r lauter
unb rein $u. 3Me um Sßrioitegien an[ucf)enben ©ittftefler unb bie
biefetben gewä^renbe Vef)örbe geben einanber jum X^eil nichts
nac§ in ber SBeitherzigfeit ber fcnfdjauungen ; galt eS boef) nur,
fid) einen Sßortfjcil ju fiebern, gleid)Oiel ob einen berechtigten, ober
recf)tsmibrigen. Äm fchtimmften wirften bie ©enera(=^riöilegien,
bie — obfehon in @achfen bereits im 3at>re 1594 gefefclich ab=
gefdjafft — erft gegen baS Safjr 1616 gan$ aufjer Gebrauch ge=
fommen ju fein fcfjeinen. 9Kit ihrer §ülfe ejpropriirte gleidjfam
auf eigene gauft hin ein weitherziger einheimifcher Verleger feine
auswärtigen (Sollegen, ©in Unfug befonberer Strt, ber bamit
feitenS einzelner mit einem folgen ®eneral=$riöilegium begnabeter
oerlegenber Vuehbracfer getrieben würbe, tritt bei ben Vernehmungen
im Safere 1616 ju Xage, ats bie Seidiger Sßrioüegieninhaber ftd)
über bie Ablieferung ber ihnen auferlegten ^Pflichtexemplare auS=
juweifen hatten: fie oermietheten biejelben gleichfam an ihre Äunben,
übernahmen bafür aber bie Lieferung ber ^flidjteremplare, waljr=
fcheinlich aus bem ihnen noch immer juftehenben 3ufdmfj. 3n
jener Vernehmung erflärt Sofjann SRofa, ba& er Parinij (?) dis-
zed by Google
- 48 -
putationes grammaticae unter 2tticf)ael ßanfcenberger'8 ®enera(=
^kimfegium üerlegt fjabe
audj üom ballen metu geben muffen ünbt feine exemplaria
einliefen bürffen, fo fte ifjm belegen ju nortreten jugefaget,
3tem in Xfyobiafc Seüerä ^ruderen audj efclidje büäjer önter
©euer« privilegio generali gebruefet, audj üon ieben Rotten
me$r geben, belegen (Sr ftdj erbotten, if>n roegen ber exemplarien
ju üortreten.
2)ie golge war benn audj, bafj beiber (Senerat^rimlegien cafftrt
mürben. 5Diöcrcbitirt ntüffen fte unbebingt fdjon getoefen fein,
ba Penning ®rofje ber Weitere bei ber gleichen Gelegenheit erflärt,
bafc er ftdj beS feinigen „nid)t meljr gebraust ^ötte".
Digitized by Google
3ur filteftm (5efit|i^tc be$ fetpjiser 3rituitg$mf|>its.
«Ibrc^t tfird^off.
3n feiner, ben 3. Banb biefeä ÄrduüS auSfüflenben forgfäl*
tigen Arbeit: 2)ie Anfänge bet beutfehen 3eüung8preffe 1609 —
1650 hat ©err ^rofeffor 3. D. Opel in §alle auf ©. 185-189
auch bie in jene Sßeriobe foflenben leipziger ßeitungen behanbelt.
3n nadjfolgenben üBittfjeitungen bin id) im ©tanbe au« ben Steten
ber leipziger 93üd)er=6ommiffion nicht allein feine furzen 9?otijen
einigermaßen zu ergänzen, fonbern auch bie in ber (Einleitung zu
ber: ®efcf)ichte ber leipziger 3eitung oon bem unlängft oerftorbenen
@ef). ©taat^ Ärdnoar ß. 5D. oon Söifcleben (ßeipjig 1860) ge=
gebene $)arfteüung ber Borgefd)tchte ber (enteren zum X^eil ju
berichtigen. Vielleicht ift einiges in bem, atlerbingS nur jet)r lüefen-
haften Material fogar geeignet neue ®eficht$punfte für bie @nt^
ftehungägefchichte ber gebrueften Leitungen überhaupt $u gewinnen,
menigftenä ju gorfchungen nach ber betreffenben Züchtung hin <wts
juregen. —
$te ©emeinbeüermaltung einer fo bebeutenben, ziemlich fetb=
ftänbig baftehenben §anbel3ftabt wie ßeipjig hatte ficherlich bie ge=
grünbetfte Beranlaffung fich über ben Sauf ber Begebenheiten
möglichft genaue ßenntnifc ju oerfdjaffen, alfo fich frühzeitig alle
neben ben auägebehnten geschäftlichen Beziehungen ihrer Bürger^
fdjaft fich barbietenben §ülf2mittel anzueignen. $)ie Sfteuen 3e*s
tungen unb &mfen mußten alfo roohl, fobatb unb in welcher Sonn
biefelben auch auftraten, Beachtung finben, umfomehr als ja felbft
Machbar gemeinben oon geringerer, felbft untergeorbueter Bebeutung,
wie Opel — aöerbing« erft aus bem 17. 3af)rhunbert — anführt,
gefchriebene ßeitungen zur Information ihrer Berwattungen ht-
Zogen. $a& bie* in ßetpjig aber fehr frühzeitig gefd)ehen ift,
fcheint mir ziemlich gewifj, benn ich m%* faft mit Sicherheit an-
«r*iD f. ©ff*, b. Stutzen »utftlj. VIII. 4
- 50 -
äunefjmen, baß bie gefchäftSmäßige Serbrettung getriebener $Rad)=
richten über Xage^flceuigfeiten (Literae, ©riefe) jeiilidj oiel weiter
priiefretc^t, als man nad) ben wenigen bisher barüber ju Xage
getretenen juoerläffigen 9cadjweifen annehmen fonnte, unb baß baä
Auftreten ber junächft ofjne eigentlichen äußeren ßujammenhang
erfcheinenben, fic3t> (cf)ueü oermehrenben unb chronologifd) näher unb
nät)er an emanber rütfenben gebrueften „Weuen geitungen" auf
biefen oiel älteren, mehr ober weniger regelmäßig verbreiteten
fd)riftlichen 9Jcittf)eilungen bafirt. 93ei bem im drängen ber @r-
eigniffe fiel) fteigernben Sntereffe ber SDfaffen fdjritt man junädjft
jur 3)rucf legung ber wichtigeren, wenigftenS bie ©emüther tiefer
patfenben 9^acr)ricr)tcn, wätjrenb bie jufammenhängenbe tJolge be$
überhaupt oerbreiteten 9ceuigfeitäftoffe8 junächft nod) ungebrueft
blieb. SBe^üglich beS üon mir oermutheten ^ö^ren Älter« ber=
artiger gefchäftlid) oerbreiteter ßorrefponbenjen oerweife ich auf
meinen rebactioneflen 3ufafe in *>en ^unterfangen $u g. Xeutfdj'S
erftem flrtifel über ben beutfdjen ©uchhanbel in Siebenbürgen im
4. Eanbe biefeS Ärcfjiü« (6. 26).
^ebenfalls fcheint ber Seidiger 9kth fdt)on frühzeitig bemüht
gewefen ju fein, fid) berartige ÜRittr)ciIungen über $age£neuigfeiten
ju oerfchaffen. Hn ber erwähnten ©teile habe ich fdwn bie 9toti$
au« ben Seipjiger @tabtfaffen=$Red)nungen beigebracht, baß in ben
neunziger Sahren beS 15. 3al)rr)unbert3 bem SBoten, welcher „bie
9teuen 3«tnngen au« 9tieberlanb" braute, ein SBiaticum gezahlt
würbe. $)er gewählte ÄuSbrucf ift neu unb tritt meine« SBiffenä
hier jum erftenmal, in ber betreffeuben Duelle fonft ^unächft nicht
wieber auf; unmöglich Wimen alfo barunter gewöhnliche (5orre=
fponben$en ober amtliche SJcittheitungen oerftanbeu werben. 3dj
möchte ferner weiter annehmen, baß bie jahlreid)en Heineren unb
größeren hanbfcr)rtftlichen ^coti^en über geitereigniffe unb felbft
§lbfd)riften oon Flugblättern aus bem 16. Sahrhunbert unb fpäter,
welche bie ©tabt unb ihre SBerhältniffe gar nicht berühren unb jum
in ben im $lrchio=$Repertorium sub I, 22 oerjeidweten jwölf
©ammelbänben mit anberen ftäbtifchen bieten Dereinigt finb, bie
Ueberrefte berartiger auf bem (Sorrefponbenjwege belogener £age«;
berichte fein bürften. SGBie hätten anberenfaH« biefe Rapiere ihren
SBeg unter bie ftäbtifdjen Äcten unb fdjließlich in baS Slrdjio ge*
funben?
Digitized by Google
- 51 -
$>ie Seipjiger Stabt^, nrie bie Seipjiger Untocrfttatö-93ibIiotf>ef
bewahren aufjerbem längere 50^9CW ÖOn getriebenen ßeitungen
au« ben legten beiben ^a^rje^nten bes 16. 3af)rfmnbertä (bie
Details bei Opel), bie erftere in $lbfd)rift, bie lefctere im Original.
(Sinige Hummern biefeS, naef) Opel in Dürnberg (!) jufammen*
geseilten Originals einer Söocf)en=,3eitung finb auSbrücflidj an ben
Dber;@c§öppenf(f>reiber ©imon Xrueb in Seipjig abreffirt, ber
Hbreffat Ijattc ben ©oten ju bejahen, ©iner onbern Kummer
liegt ein Settel öon bem Liener ber abfenbenben Nürnberger girma
bei, entljaltenb bie ©itte: einen eingefcfjloffenen ©rief narf) Morgan
meiterbeförbern ju moöen. ©ei ber Äoftfpieügfett biefer getrie-
benen 3eitun9cn uno &em M nic^t nnbebeutenb jntnmirenben
©otenlofm ift e3 faum glaubhaft, bafj $rueb ber nnrflitf>e Slboit;
nent geroefen ift; idj öermutfye etjer: ber 9tatt). ßeiber ift meine
Hoffnung, in ben ©tabtfaffenred)nungen barüber 2luf jdjlufj ju finben,
$u Stauben geworben : ber ©anbaltemuä einer pietätlosen Sßeriobe
in ber ftäbtijdjen ©ertoaltung fmt feine ©ermüftungen felbft big
in ba8 ©tabt^erar - mo biefe fcocumente aufberoafyrt merben
- erftretft, bie 3at)rgänge 1556 bi* 1620 finb oerfdjnmnben !
(5:3 fcfyeint aber fogar möglidj, wenn nidjt gar mat)rfcf)einlid),
ba(j ber $atf) bie berartig eingefjenben Neuigteiten nicf)t audf^Iie^
lief) jit feiner eigenen Information benufcte, f onbern unter Um=
ftänben aud) jum ©eften ber gefammten ©ürgerfdjaft bie ©eröffent*
iidmng berfelben anorbnete. 3n ber ©erantroortung beä ©udjbrucferä
granj ScffneHbolfc üom 22. Januar 1600 barüber, bafj er feinem
einmal geleifteten ©udjbrucfereib entfprecfjenb felbft bie iljm jum
3)rucf übergebenen 8totf}3manbate ber Unioerfität jur (Jenfur oor*
gelegt fmtte, finbet fief) nämlid) ba« ifjm trofc feiner ®en>iffen3=
bebenfen abgerungene ©erjprecfjen, fid)
fortbin ber 3eigen6 (i- e. be8 (Siitreic^enS jur (£enfur) 511 enthalten,
iüa$ bie SRanbata onb Stenn Bettungen belanget, onb bie;
jelbiQcn mann fic ein (Sfjrueftcr onb f)odjn>eijer föafjt be =
fiedlet, tmfeumiidjen 3U bruefen.
$ie (Senfur ftanb aber gefefclicf) an^fd^Iie^Uc^ ber Untoerfttät ju
unb eine ©jemtion oon berfetben mar überhaupt nur benfbar bei
amtücfjen ^ubücationen.
3u ber 91nnaf)me, bajj eS ficf> fnerbei f$on um in regele
mä&iger golge unb grift erfdjeinenbe Slüifen ober äeitungen ge*
4*
- 52 —
hanbett haben fönnte, tft fein Änhattepuntt oorhanben; matt barf
fidjerlich nur an gelegentlich veröffentlichte SGeue Leitungen ber t)er=
fömmlichen 3orm, oiefleicr)t fogar nur an jum Slnfc^lagen ober
$ht3f)ängen beftimmte ^piacate benfen. 2lber ber gleichfam amtliche
ßt)arafter gemiffer berartiger Sßublicationen ift für ßeiöjig xoofy
nic^t $u bejmeifeln. 3ch fann baneben nicht umhin, fyvemit bie
fdjon mehrfach benufcte ©teile au« ber 93ef<hwerbe ber ©re«lauer
©uchhänbler gegen ben ©tabtbuchbruefer ©eorg SSaumann in ©er^
binbung ju bringen, mit ber ©efchroerbe nämlich barüber, bafj lefc-
terer bei bem ©ingang Steuer ßeitungen biefelben fofort bruefen
unb felbft an Sonntagen unb an ben Äirchtt)üren burch ©ehüler
oerfaufen tiefte. SBäre ihm bie« ohne einen gemiffen obrigfeitltehen
(Jinflufj geftattet gemefen?
Seidig mar aber fetbft bereit« ein pafc, oon bem au« ge=
fchriebene geitungen oerbreitet mürben; nach bem 3cu9m6 cincd
gleich mitjuthcilenben Äctenftücfe« maren e« namentlich arme ©tu=
benten, welche ftdt> mit bem ftbfcfjreiben berfelben einen ©rtoerb $u
üerfchaffen mußten. Unb auf biefe gefd)riebenen, bereit« gemerb«;
mäfjig hergefteHten mirflichen Seitungen — beren Vertrieb übrigen«,
mie bie SDattheitungen Dpel« (Ärcf)iö III, 28) conftatiren, feine«=
weg« au«fchlief}lich ber Seidiger ^oftmeifter in $önben t)atte —
mufc fich bie prefjpolijeitiche Ueberwadmng be« 9tau)e« erftreeft
haben; modte man bie« in Jrage jiefjen, fo mürbe e« unerftärlich
bleiben, bafj bie erfte urhmbliche Nachricht über gebruefte ßeip=
giger geitungen biefer al« ebenfall« noch oer SRitcenfur be« 9iathe«
unterworfen geoenn.
$)iefe erfte urfunblicrje Nachricht ift in ben Steten nur in einer
Äbfchrift oorhanben. ©ie lautet:
93on ®otte« @maben Scanne« Qteorg ic.
SBürbige #od)gclaf)rtc 9lnbäd)tige, unb liebe getreuen, Un« ift
euer unterthänigfter ©erid)t, mie e« umb 9J?ori| Börner« fuchen,
megen $rucfung ber Stoifen unb 3*itungen bemanbt, unb mie meit
ihr öermeönet, bafc feinem untertänigsten ©itten ftatt ju geben
mere, fürgetragen morben,
2Bie mir un« nun gefallen taffen, bafj ihr bie ©uchbruefer atte
oereöbet, unb gute Stnorbnung in ben Drucleretjen gemachet, Stlfo
ftnb mir eurem unterthönigftem fürfchlogc nach, gnäbigft jufrt'eben,
bafj ermähnter SRorifo Börner, unb fonften, ohne unfern ©orbe=
muft, niemanb, bie Sloifen, fo er bruefen taffen mit, bem Rectori
zed by Google
- 53 -
unb bem SRath jur Censur icberjcit Dörfer untergebe, Wurft nichts
Qiibcrc«, al« ba« allcrgctoifecftc, unb tun* tfjeil« ju tfrancffurt n II-
bereit gebrudet, unb üerantmortlia), tf)eil« audi fünften aujj ^nimt ■
i rfj reiben $u behaupten, unb tu ober un« unb unfern lanben, nodj
anbern unfern ®lauben«genoffen ju roiber ift, burd) ben $)rucf
aufjfommen laffe,
Darneben mag e« beu bem $lbfec)reiben ber Bettungen, bartion
etliche orme ©tubenten fich bifftero ju neljren gepflogen, auch
hinfüro oerb leiben, motten mir ©uet) ju unferer Resolution »er-
nteten unb ihr ooübringet baran unfere gefettige SRetmung, Datum
Erefeben am 9. Decembris 1633.
ftriebrich SRefeW.
2lu« biefem, an fRatt) unb Unioerfität al« Büd)er (Sommiffare
gerichteten fftefeript be« Cber:£onfiftorium«, welche« jmar fet)r fc^nell
— am 12. £>ecember — präfentirt, laut be« föegiftraturoermert«:
„3ft am 1 Martij 1634 ben Buct)brucfern üorgelefen worben"
aber erft unoerhältnifjmä&ig fpät allgemein pubticiTt mürbe, getjt
nun junächft nicht mit Klarheit ^erüor, ob 9Jcorifc Börner fein
Unternehmen erft beginnen wollte, ober ob e« bereit« im gufam-
mentjange ftef)t mit ben üon Opel (©. 185) angeführten „£)Tbent=
liehen SBodjentiichen Sßoft 3c^*un9en" öon ^en 3ahren 1680 unb
1631. dagegen ergiebt fich mit Sicherheit, bafj bie Angaben SBi^-
leben«: $ömer unb Äormart hätten com Seip^iger ^oftamt bie
(Erlaubnis jur Verausgabe ihrer 3e^un9en erhalten, weit üon
Älter« hcr oaS SR«*}* Sur #erau«gabe üon geitungen a^ ein
Hu«flufj be« ^oftregal« angefehen worben unb für jeben #erau«=
geber einer folchen eine vorherige Berftänbigung mit bem $äcf)ter
be« fächfifchen ^oftwefen« erforberlich gemefen fei, hinfällig ift.
SBenn jene ßcipjiger 3citun9cn öcm 1630 unb 1631 auch üom
Sßoftmeifter ©ieber herausgegeben worben fein fönnten, fo mürbe
hörnern boer) feine au«fcf)lie&liche Berechtigung in ben gormen
eine« ^rioilegium« gegen Üftachbrucf ertheilt, biefe« lefctere bem=
entfprechenb auch a^cn Bucfjbrucfem infinuirt, mit ber einzigen
(Jinfchränfung allerbing«, bafj ftch bie ^Regierung ba« Siecht mei;
terer ©onceffionirungen au«brücflich üorbefnelt. £>e« Sßoftmeifter«
©ieber unb feiner etwaigen, gar au«fd)Iieiücr)en Berechtigung jur
§erau«gabe unb $um Vertriebe gebruefter Leitungen wirb in
(einer SBeife gebaut; feine Berechtigung fubfumtrt fich bielmehr
nur unter bie aufrechterhaltene ©eftattung ber ferneren Äu&gabe
hanbfehriftlicher 3eitungen. $en Bertrieb foldjer ^atte er aber
— 54 -
bereits feit IG 19, in toetd)em 3af)re er bie getriebenen ^rager
Bettungen nach Söffet lieferte, beforgt, unb biefer Vertrieb einer
befonberen ©attung oon (Sorrefponbenjen mag immerhin al« &u«=
fluf? bcS ^oftregal« betrachtet werben. $\m\ Ucberflufc roeift aud)
ber 93ucf)f)änbler Ximotf)eu« Nifcfd) in Setpjig in feiner fpäter bei
äubringenben Eingabe öom Sahre 1652 mit ©mphafe barauf r)in,
bafj firf) bie Berechtigungen be« Sßoftmeifter« früher nur auf bie
geschriebenen Leitungen erftreeft hätten. @rft ©ieber'« Nachfolger,
(Sfniftopf) 3Kühlbach, erhob, roie mir fehen merben, unb mohl in
Nachahmung ber Vorgänge in granffurt a. 9Jc., im Saljre 1650
jenen Slnfprud), bafj bie Verausgabe gebruefter 3eitungen al« mit
bem ^ßoftregal jufammenhängenb an fein llmt gebunben fei unb
bie« allerbing« mit auf ©runb ber ihm in feiner Öeftaüung regier
rung«feitig gemachten ßufagen — fie finb im SBortlaut nicht U
fannt — #ufagen, bie trofc eine« (seitlich übrigen« nicht befdjränf-
ten) entgegenftefjenben *|kioitegium« mieber iljrerfeit« mit jenem
Sorbehalt oom 3at)re 1633 („ohne onfer Sorbemuft") gerechtfertigt
werben fönnen.
Börner*« Unternehmen toirb übrigen« burd) bie ihm erteilte
Gonceffion in eine ziemliche Slbfjängtgfeit oon ben granffurter
Leitungen gebracht unb er jugtekf) im 3ntereffe ber proteftantifdjen
©ad)e unb ber fächfifchen Sßolitif oineulirt, bei bem fchmanfenben
(Etjorafter ber lederen natürlich eine fetyr heifle Stellung, ba fur=
fächfifche Sßolitif unb proteftantifche« Sntereffe nur $u balb in be-
benflichen SBiberftreit geriethen. Nach ben Angaben Sßi&leben1«,
bie ich ni^t gonj au controHiren oermag, bauerte Börner'« unb
Äormart'« X^ätigfeit bi« jum @nbe be« brei&igjährigen Kriege«.
25a er aber {elber (©. 12) ba« hiftorifche factum mittheilt, bafj
nach ocr ©efefcung Seip^ig« burch bie ©darneben im 3at)re 1642
biefe fid) ber ^ßofroenoaltung — bie erft im Sahre 1650 mieber
an ©achfen überging — bemädjtigten, ÖJeneral Xorftenfon jomohl
Börner, al« Äormart bie fernere SBeröffentlidjung oon $age«neuig=
feiten burch ben $)rucf unterfagte unb bie« bem fdjmebifchen ^oft=
amte oorbehielt, müfjte fuh ihre publiciftijche XtjätiQfeit mieber auf
getriebene 3«tungen befchränft haben, ©inb nun bie biefer 3eit an=
gehörigen, oon Opel angeführten unb öeipjig jugefchriebenen gebruef-
ten 3eitungen al« ihre ^ubticationen &u betrachten? $>enn ber $er=
fuch Oper«, biefelben bc« auf bem Xitel ftehenben burchftrichenen(£(<Z:)
zed by Google
- 55 -
fjalber mit bem turfädjfifcfyen ^oftamt in 93erbinbung ju bringen,
ift nad) bem Sluffinben oon Börner'« ^rioüegium füglidjertoeife
unhaltbar geworben. $)ie betreffenben ßeitungen medjfeln übrigen«
metjrfacf) in ber Sitelbeseicfmung, fo bafc e« — bie Sorfrage at«
jutreffenb angenommen — fraglid) fein fönnte, ob ju Qdttn in
ber %$at jroei ober gar mefyr 3«tung«unternef)mungen neben ein=
onber beftanben, bie furfäcl)fijd)e Regierung alfo it)rcn im 3oi)re
1633 gemalten 93orbef)alt jur (Geltung gebracht Ijätte.
3u größerer ßtarfjeit hierüber mürbe man gelangen, wenn
meine Sermuttmng, bag eine Heine golge gebrucfter 3«tung«=
nummern, melcfje ftd) in ber 93ibliotljef be« Söörfenoerein« ber
$eutftf)en 23ud)f)äubler befinbet, fieipjiger Urfprung« {ei, eoibent
betoiefen werben fönnte. 3d) fann atterbing« für biefe 33er^
mutfmng nnr äfmlidje (Urünbe mie Opel anführen; meift finb bie
in nädjfter STiä^e fieipjig« »erlaufenen ©reigniffe mit befonberer
$u«füf)rlid)feit beljanbelt, ^meinta! madjt bie Sorrefponbenä au«
Scipjig, je einmal bie au« (Grimma unb s$irna ben ©djlujj ber
Kummer unb au&erbem ift im atigemeinen bie ganje Haltung ben
©djmeben md)t mef)r günftig. Slufeerbem fann man auf ßeip$ig
al« ben @rfd)einung«ort au« bem 21u«faH oon 9lr. 39 be« Saljre«
1636 fdjlte&en. $)ie $oft au« Göln mar in golge ber $rieg«;
Operationen auf ber ^oftroute am ©rjcf)einung«ort nidjt eingegangen.
3ebe ber betreffenben Hummern beftefu" nun au« einem falben
S3ogcn in Duart unb alle finb mit ber gleiten Schrift gebrucft,
jelbft bie $öpfe ber einzelnen dummem, trofc ber 93erfcr)iebcnr)ett
ber Xitel, mit ber gleichen, ber Sanjlei fid) näfyernben 3tofd)rift;
fogar bie größeren, al« ^ßarangonagen burcr) brei 3«ten gefjenben
§lnfang«budjftaben ber einzelnen (Sorrefponben$en finb ibentifd).
9hir in ber au« Keinen gileten jufammengefefeten Umrahmung
jener ^itctjciten meinen fie unbebeutenb oon einanber ab, alten
aber ift babei eine Strt oon £ierftab gemeinfam. @« finb nun
fotgenbe 23lätter, jebe« mit ber ©emerfung: (Snbe fd>lie&enb.
Sßoft 3eitung. 1636. 9io. 12 unb 40.
9Rit ber Storni auf bem ©djönbrud: ((Seite 1 ber «Rummer)
prima Don 9lo , (Seite 4) Anno 1636. Prima oon 9ßo. ...
Drbentlidje 3eitung - %°: 1639. 9to. 20. 32. — H° 1640.
9co. 36.
$ie Sßorm ift ganj ber ber oorigen gleid), fotool)! in ber
gorm, wie in ber 6d)rift.
- 56 -
3Bod)entlicf)e 3eitung «° 1636. SR«>. 11. - *• 1630.
91°. 17, 20 unb 32. - «° 1640. 91°. 35. — «°. 1641. 91°. 4.
$ie 9iorm wirb auf ©eite 1 mit 91°. . . ., auf ©eite 4 mit
21° 91° bejeidmet, jcbodj mit größerer Schrift, al«
bei ben beiben üorigen.
Tie beiben erften ßeitungen möchte idj, träfe be« abiueirtjcnben
Xitel«, eben wegen ber oollfommen übereinftimmenben Ujpogra--
pc)ifcc)en $lu«ftattung, für $ufammengef)örig anfefjen, benn mit ber
<3Hetdt)mä&igfeit in ber Xitetbejeic^nung fct)cint man e« ju jener $eit
in ber Xt)at nicr)t aflju genau genommen ju fjßben. Äm ©d)luf$
t»on 9?r. 40 ber ^ofoeitung ftety nämlich unter einem Strich bie
9Ract)rict)t :
SBeil »ergangene SBodje bie ©öflnifdje $oft onb anbere ©oten nidjt
anfommen, al« ift bie ordinarj Wöchentliche #eitung, als Numero 39.
jurüd geblieben.
mit melier ^Bezeichnung boch nur bie ßcüung felbft gemeint fein
fann, ber 9Kitermä^nung be« gleichzeitigen Äugbleiben« auch ber
anberen SBoten falber nict)t etwa eine mit ber Sölner ^oft an=
fommenbe, al« Cuefle ju benufcenbe frembe Stttong.
dagegen ift e« nict)t möglich bie „SBogenttige ßcitung" mit
ben beiben erften in SBerbinbung ju bringen; an« beiben Kategorien
finb Dom 3ahre 1639 bie dummem 20 unb 32 öorljanben unb
wenn auch bie Xöpen, nrie fct)on ermähnt, oöllig gteiet) finb, fo ift
bodj bei ber Wöchentlichen 3^tung bie @d)rift abgenufcter, ber
$)rucf noc§ fchmieriger, bie ©eftaltung ber 9corm auch oerfc^ieben.
dagegen befteht bei ber erften Kategorie bie Umrahmung ber Xitel=
jeile übereinftimmenb au« bem fct)on ermähnten (Sierftab oooooo
mit einer baran gefegten SRei^c ftitiftrter ©tattoerjierungen qp* bei
ber Wöchentlichen S^ng bagegen au« einer SBerboppelung jene«
Sierftabe«. 3m übrigen ift jeber ©erfuef), au« bem ©cr)riftcr)araeter
unb au« tnpograpfnfdjen Serjierungen unb (Snbftöcfen auf ben
3)mcfort ober gar auf bie Dfficin fcr)ticfeen ju motten, nrie bie«
Dpel bei ben ©erliner 3eitungen unternimmt (Slrdjio III, <S. 135.
136), für ba« 17. 3a^rf)unbert, unb felbft fdjon früher, abfolut
unftattt)aft.
3n nrie roett nun Börner unb Kormart mit biefen t>crfct)ic=
benen ßeitungSunternehmungen in SBerbinbung gebracht merben
bürften, mufe jur 3eit noch bafnngefteüt bleiben. Xhat?ächlich
zed by Google
- 57 -
brachte, wie fcfjon angeführt, bic gegen (5nbe beS SafjreS 1642 er=
fofgenbe 53efefcung ßeiüjig'S burd) bie ©d)Weben ifpren SBiättern
ein jäfjeS (Snbe unb für bie fieipjiger 3eirun9s P ^ e f T ^ trat fomit
eine mehrjährige *ßaufe ein; benn üon einer unter fdnoebifdjem
(£influfj erschienenen, bcj. üon bem fdfjmebifcf)en ^oftmeifter $)icfpau(
herausgegebenen gebrueften 3ettung ber 3afjre 1643 ff. ift big
jefct nichts betannt. Ueber Sßörner'S unb Äormart'S weitere pubii*
eifrige $$&ttgfett auf bem alten (Sorrefüonbenäwege tfjeift übrigen«
äöifcleben nict)t^ weiter mit als baS factum, bafj fte eben bis jum
ßnbe beS Krieges gebauert ^abe. &ber fie fdjeinen — wenigftenS
nidjt oftenftbel unb jebenfaHS nid)t Äormart — bei Eintritt beS
JriebenS feine ©djritte gett)an ju haben, um ju geeigneter $dt
wieber in ihre alten Siebte eintreten ju fönnen.
öS mar nämlich feiner üon beiben, üielmehr ber Seiojiger
58ucr)brucfer Sodann 93auer, melier fief) im 3at)re 1648 wieber
um ein ^riüilegium jur Verausgabe einer gebrueften wöchentlichen
ßeitung bewarb. 9cach Söifcleben (©. 9) würbe jein gegen (£nbe
beS 3at)reS 1648 eingereichtes ©efuet) aber unter ben 27. Januar
1649 üon bem Dber-Sonfiftorium in Bresben um beSwißen ab=
gewiefen „ba mit folgen 3«tungen öffterS grofje SSnric^tigfeit üor-
gef>et" unb wirb r)ierbei — bejeicfjnenb genug für bie fcr)on be=
rührte Streitfrage — eines aus bem $oftregal entfüringenben
Anrechtes beS ^oftüädjterS in feiner SBeife gebaut.
Slber bie «nfidjten mußten ftdj in ben föegierungStreifen fchnett
geänbert fjaben. £>aS SBauer eben erft abgeflogene *ßriüüegium
würbe fcfjon im barauffolgenben 3uli bem fieipjiger S3ud)brucfer
unb 93uc^f)änbler Timotheus SRifefch ertheitt, wie nacfjftehenbeS,
SEBifeteben unbefannt gebliebene &ctenftücf — eine ©erwerbe
9rifcfch'S - beweift:
eurer S^urfl. $urd)l. fan nodjmahtn auf} bringenber groffer
9coth ich in Unter tt)änigfeit nicht oerhatten, bafj, ungeachtet ®.
<5t)urfl. $urd)laucht Anno 1649 im ^ulio ein gnäbtgft Privilegium
über bie gewöhnlichen luöa^cntliajen (Sin- unb ttu&lenbijdjen Or:
binare 3eitungen ju bruefen unb ju oerfauffen mir ertfjeitet, auch
nod) neu Ii di am 21. 3an. (auffenbeS SahreS in Dero f)0$ti)b(.
Ober-Consistorio, uff mein unterthänigft Slnfiidjen toiber ben $o[t
SReifter ju Seidig, gnäbigft erHären tajfen, bajj im gnäbigften
Privilegio aÜ*e 3ei*"rigeit , wie bie ÜRamen haben, ober unter waS
Xituf, folgern jum 37aa^t^eit pc motten erbaut werben, begriffen,
Digitized by Google
58 -
bctmiod) ber fieipjigifdje PoftäReifter ftc^ unterftanben, abüerwidjne
2Bod) Rettungen, unterm Xitul Ordmar*Poft:3citiingen, bruefen ju
laffen; wann bann fold) be$ Poft£Rcifter3 fürneljmen bem gn. Pri-
vilegio ganfe mtb gar ju miber, unb er atfo an bcmfclben fic§
vergriffen, aud) ofme ba3 mit gebrueften Bettungen 5U ha«1
betn nidt) t befugt, immaffen feine 93orfa^rcn bergleidjen
nicht getfjan, aud) nicr)t begehret, fonbern ifjren fyotyn Princi*
palen bie Correspondentzen burd) bie feber, unb nicht burdjn
bruef, jugefertiget; bie gebrückten Rettungen aber von anbern
Seutcn oerhanbett morben; $113 ift an (£. G^urfl. $urä)l. mein
untertljänigfbbemütfngft bitten, @. dljurfl. $)urd)l. motten gerben
ein gnäbigft Ginfetjen fyaben, unb bem PoftSDceifter, ba§ er baoon
abftelje, gnäbigft befehlen. 3dj bin erbötljtg, bem PoftHJceiftcr, ba=
mit er fieb, nicht ju befdjmeren, wöchentlich von iebem ftücf jet=
tungen awanfcig Exemplaria ju befteüung feiner Correspondencen
freu unb ohne Sntgett ju liefern, auch iebcSmahl bie ienigen Sachen,
fo er benen 3ettungcn 51t inseriren begehren wirb, auff meine
Soften mit in 35rucf, ieboe^ uff uorfyergcfjenbe Censur beä Profes-
soris, 51t förbern. ®egcn G: Gf)urfl. Eurdjl. eö in untertänig;
ftem ©e^orfam §u üerbienen verbleibet
(S: Gfjurfl. fcurchl.
$)ref}bcn ben 17. Martij
1652.
unterthänigft- geb,orfamftcr
Timotheus Ritzsch ©ud);
^änbler in ßeipjig.
X5ie $lnnahme 2öifcleben% bafc SRifcfdj'S Privilegium vermute
lief) noch au3 ber geit be3 StriegeS batire, wirb fonach tytxbuTd)
wiberlegt, währenb bie ^Beziehungen pörner'3 unb ÄormarfS $u
töi&fch, von benen SBifcleben ebenfall« f priest, in ber »efchwerbe
fctbft feine weitere (Erläuterung finben. Db bie anfe^einenb in
föi&feff« Privilegium für feine 3citu«9 gebrauchte ^Bezeichnung:
,,933öchentliche ©im unb Sluftfenbifdje Drbtnar^eitungen" ber wirk
liehe Xitel berfelben gewefen fein mag, muß bahingeftetlt bleiben.
(5r fonnte ftd) aber feinet Privilegium« nidt)t lange in SRufje er=
freuen. X)er mit bem 3af)re 1650 nach bem $lb$uge ber ©chweben
fein alte« 9(mt wieber antretenbe poftpächter, ©hriftopf) ÜJcub,lbach,
hatte fief) in feiner SBeftallung 3uft<herungen erwirft, welche im
3Biberfpruch mit SKi^fch'« Privilegium ftanben, unb fam nun auch
fofort, n>ie SBifeleben anführt unter bem 16. unb 26. 3uni unb
3. 3uli 1650, mit 93efcf)Werben gegen SRi&fd) ein, weil „Seitungen
ju {^reiben, ju bruefen unb auszufertigen einzig unb allein bem
Digitized by Google
- 59 -
*ßoftamte juftetje, inmaßen e3 oorfjin jeber$eit in beffen $>irection
gemefen." (SBifcteben ©. 12.)
^ebenfalls mar baS unflare, roenn nidjt jmeibeutige SBerfjalten
ber furfädjfifdjen Regierung in biefer grage oon SBejorgniffen oor
Jöerwicfelungen mit bcn ©dnoeben beeinflußt gemefen. 28ie biefe
fd)on als greunbe nad) ber ©dtfadjt bei SBreitenfelb im Safjre 1632
ifjren Einfluß auf baS ^oft- unb 3«tung8mefen jur (Geltung
bringen gemußt Ratten, fo traten fie bieg bei ber jmeiten 33efe$ung
al* geinbe mit um fo größerer SRüdfidjtlofigfeit. ^ebenfalls jeigt
fid) in ber fcr)nellen Slufeinanberfolge ber beiben ©emerbungen um
ein 3eüun9äpriMkg,uim unb in bem ©erhalten ber furfäd)ftfd)en
Regierung Urnen gegenüber fdmn ein 9cad)laffen beS fd)toebifd)en
Krudes unb menn bem 'tßofrmeifter ÜJ?ür)lbact) bereit« oor feiner
Serbrängung burdj bie ©djmeben in feiner SBeftallung irgenb meiere
©eredjtigungen $ur Verausgabe gebruefter geitungen jugeftanben
geroefen fein foüten — es fel)lt aber jeber WadjmeiS unb jeber
«n^att bafür, ja 9hfcfd) miberfprid)t bem in ber pofihoften Söeife
— unb bie Regierung bie $lbfid)t gehabt t)ätte, fie bei erfter ©e^
legenfyeit mieber jur Rettung fommen ju (äffen, fo mochte eS iljr
t)ietleicf)t ganj genehm fein, unter ber bod) immer läftigen ^Reibung
mit einem anfprudjso ollen Sftebenregiment gunädjft erft ein toenig^
ftenS unter ber (Eenfur ber SanbeS-Unioerfität ftetfenbeS $rioat-
unternefymen fid) einleben ju laffen.
SJcürjlbacfy'S 93efdjmeTben fcr)einen junädjft jmar feinen (Srfolg
gehabt, (eine 93erfud)e, feinen beftallungSmäßigen ®ered)tfamen
©eltung su t>crfcr)affen fidj aber oon 3ctt ju geit mieberljolt $u
tjaben, benn nad> SluStoeiS oon töifcfdf* 93efet)rüerbefcr)rift r)otte ja
baS Ober^Sonfiftorium nod) am 21. Sanuar 1652 beS lefcteren
^ßrioilegium bem ^ßoftmeifter gegenüber oon neuem bat)in erläutert,
baß baburef) ade anberen ß^tungen, meldjer Xitel iljnen aud) bei=
gelegt merben möchte, auSgefdjloffen fein füllten. $Bafjrfd)einlid)
fyatte 2Rüf)lbad) baburd) burd)jubrtngen gemeint, baß er fein bc-
abfidjtigteS Unternehmen burd) ben Xitel — als ^oftjeitung —
mit bem Sßoftregal ju üerquiefen oerfudjte.
Unb in ber %$at trat er, roie töifcfd) angiebt, in ber jmeiten
SWär^SBoc^e mit einer „Ordinar^oft^eitung" fjeroor. 3dj möchte
faft annehmen, baß Börner unb flormart, unb befonbereS legerer
— meldjen it)r Srmerb als ßeitungSo er leger fd)on burd) bie
— 60 -
©darneben oortäuftg, burcf) föifefä'S «ßrioilegium nunmehr ober
befinitio abgefönitten worben war — bei biefer Slction aWü^ba^'«
gegen SRifcfd) hinter erfterem geftanben, mit if)m im 93eretn getoirft
haben mögen, unb bieS mürbe um fo Waf)rfcf)einlid)er Werben, wenn
fid) roirflid) feftftetlen lie&e, bafc bie oon Sttütylbad) angebogenen
beftallungSmäfiigen <5fered)tfame bereits au« feiner erften Ämtimng8=
periobe f)erftammten. $>ann märe anjunefjmen, bafc fc^on bamats
irgenb roeldje SBerbinbung jmifdjen allen breien ftattgefunben f)ätte.
Börner unb Äormart tonnten ib,ren alten, lucratioen 3«tung$oers
trieb nidjt mieber aufnehmen; fie mufjten ifpren ©ebarf an ge=
brueften Seitungen nadj SBifcleben oon fRifefdf> taufen. Unb wenn,
mie Söifcleben anführt, im 3at>re 1652 fogar eine förmliche S8er=
einigung ßormart'S mit föifcjcf) über bie gemeinfdjaftlictje §erau8=
gäbe ber 3cltun9 iu ©tanbc tarn, Sftüfjlbacfj aber fid) mit bem
Anerbieten SRifcfdj'3, if)m 20 Gjemplare*) jeber SBodjennummer
„ju befteflung {einer Correspondencen" unentgeltlich ju liefern unb
baS maS er wünfdje, oorbetjaltlid) orbnungSmä&iger (Senfur, in bie
Seitungen aufnehmen ju wollen, anfdjeinenb beruhigte, fo ift bie
Hnnaf)me be3 SuftanbefommenS einer Strt oon (Sonfortium jwifdjen
ben brei Soncurrenten wofyl war)rfdjetnlid) genug.
$>a{3 aber 2Jtüf)lbacf) auf ben oon SRifcfd) oorgefd)lagenen (5om=
promi& für feine Sßerfon oorläufig einging, ift nad? ber gaffung
beS SSefdjeibe* be$ Dber^onfiftorium« an bie $üdjer=(£ommiffton
wotjl faum ju bezweifeln, tiefer S3efd)eib lautet:
SBürbiger, $od)gelarte, Änbedjtiger onb liebe getreüe, 2Ba$
mafcen Unn$ Thimotheus SRifofd), Bürger onb 93ud)benbler ben
(Sud), ober ben Sßoftmetfter (S^nfton äJcüfjlbadjen wegen brüefung
ber 3eitungen fid) abermals ontcrtf)enigft befdjweret, onb barnebrn
3^n ben Unferm bifefalfc erteilten privilegio gnebigft Oer;
bleiben jutafeen, gebeten, boS ift aus bem einfd)lufj mit meiern
juerfetfen, Cb wir nun wof)l niebt gemeinet, bem ^oftmeifter an
bem ienigen fo wir iljm in ber t^m erteilten beftettung bewilligt,
einigen eintrag tbun ju lafeen, ©o trogen wir bod) aud) bebenden,
bafj 9ti&fä)en ausgefertigte Privilegium alfo fd)led)ter binge &u
caesiren, SBegebren bemnad) hiermit gnebigft, 3b,r wollet ©ie beo=
*) nijprcdicn biefe 29 ©jemjjlare eben ungefähr bem getoölmlidjen %b-
jafc einer aefdjriebenen ßeitung? $ieftal)l bedt fidj aber oud) mit ber ber t)cr-
fömmlid| für priüilegirte 93üd)er an bie Regierung etn*uliefernben freierem*
tolare. ©ie war jwar lange $eit auf 18 normirt gewesen, würbe aber — idj
$abe nod) nidjt ermitteln lönnen, wann? — balb genug auf 20 erf)öf)t.
zed by Google
- 61 -
berfeitS bor @udj erforbcrn, biefer irrungen falben fegen einanber
f)ören, bnb burdj bleifeigeä jureben off bie oon SRifcfäcn fürge^
fotogene ober onbere benben teilen annefymtidje mittet, <Sie in
güten oergteidjen bleife Ijaben, ®o bann UnnS bie Transaetion
jur ratification juf^iden, ober in fegenfatt, roaä beb (Sud) für=
getauffen, onb toe&en fid) ein iebmeber ereteret, nebenft toieberfens
bunge ber eintage ju Unferer fernem onorbnung ontertt)enigft be«
rieten, Daran gefdndjt Unfere meinung, Datum $)re&ben ben
28. Aprilis Anno 1652.
• ftriebricü, 2ttefcfa%
$>ie Regierung neigte ftd) fomit bereit« in bebenflicfier SBeife
bem Sntereffe 9Rü!)tbad)8 ju, fdjftmte ftdj aber bod) genrifjermafjen,
ba3 in gebrüefter Seit erteilte Sßribtfegium einfach $u caffiren.
Slber jum ruhigen (Senufc beffelben fonnte SRifcfdj nidjt mefjr ge^
langen; bie Änforberungen SWütjtbacty'ä um r ben brängenber unb
brängenber unb eine fur$e Sßeriobe be3 XriumbljS für erfteren
fd)(o& mit einem ootten unb unbebingten ©iege be8 lefcteren, b. i.
ber $oft Saft detail herüber ift in ber au3ffif)rlid)en geftfdjrift
SBifcleben'S nac^jutefen.
£efefrünjtr ttua tien vielen Her Kurf. fädjlifnjen ßtinjer-fcommiffton
}u Cetp?tg.
99ei ber £urd)mufterung unb 9iegeftirung ber umfänglichen
bieten ber früheren fächfifd)en 93üd)er;ßommiffton, beren 93eftanb
fidj übrigen* jefct auf ziemlich 600 größere unb fleinere Jaäcifel
herauSfteflt, bin id) auf eine Spenge fleiner cr)ara!teriftifdt)cr 3Ü9*
au* bem gefd)äftlic^en treiben unb auf mancherlei intereffante
aphoriftijdje Beiträge jur ©efd)ichte ber ©ntwitfelung ber <&e-
fd)äft*gebräuche geftofeen ; fie finb jeboct) meift ju abgeriffen unb
öerjettelt, um oorläufig jur Bearbeitung jujammenfaffenber 2)ar=
ftellungen ober größerer Abhanblungen bienen ju föunen. %$xt
3Wittf)ei(ung aber fcheint mir nicht unjwedmäßig, ja geboten, um
baburd) bie Aufmerffamfeit ber wenigen Jorfdjer auf biefem Ge-
biete jpecieü aud) auf bie nur ;u leidet oernachläffigten, weil an=
fcheinenb nebenfächlichen Acten über mehr ober weniger Peinliche
©treitigfeiten unb SpeetalfäHe in 9cad)brudS- unb $reßangelegen=
Reiten hinjulenfen unb üielleid)t weitere gleichartige Beiträge au*
ähnlichen Duellen ^roor^ulorfen. ©in (Srfolg hierin wäre bopoelt
münfd)en*werth, weil berartige (Sin^elnheiten unb «Subtilitäten
wefentlich finb $ur ©eftaltung unb Ausführung be* Oefammt»
bilbe* ber gefchichtlichen Sntmitfelung be* buchhänblerifcheu ®e=
Jd)äft*betriebe*. £ic (Sutwidelung be* lederen aber bilbet wegen
feiner Sigenartigfeit unb feine* charaftcriftijchen Abweichen* oon
bem anberer £änber — obfehon überall oon ben gleichen gönnen
auSgefjenb — einen nicht unmefentlid)en Beftanbtheil ber ©ejdjichte
be* beutfehen Buchhanbel* im Allgemeinen, einen feiner
$Red)t*gc[d)ichtc. ©erabe biefer Ztyii, bit ©efdn'chte feiner inneren
©eftaltung, ift am jd)werften in feinen Anfängen unb in feiner
Digitized by Google
- 63 -
gortbilbung 511 erf orfchen, weil f)icr bic Duellen am meiften oer=
fagen; bod) jeber, auch ber befcheibenfte, gortfchritt auf biefem
(Gebiete tagt erfennen, ba& eben jene befonberen (§igentl)ümlich=
feiten be« beutfchen 23uchhanbel« unb fetner SBetriebSroeife meit in
feine Sugenbperiobe aurürfreidjen, fdjon luw ihre feime erteil
nen laffen.
3d) ijabe mir bafjer oorgenommen, berartige ^Beiträge unter
bem obenftehenben Xitel ju oeretnigen unb in jufammenhangälojer
gorm im $rcf)iö ju oeröffentlichen. 3dj füfjle mid) ^ierju um fo
mehr oeranlafjt, als fid) bie Sßorftubien be$ $errn Dr. $app
mit rafdjen Schritten ihrem @nbe nähern, er im nächften Safyre
energifd) an bie gerligfteUung beS erften 93anbe« bes großen
SBerfe« $u gehen gebenft. (Sin (Einzelner oermag ober beu ganzen
Äctennmft, ber eigentlich ber Durcharbeitung harrt unb ihrer be-
barf, nic^t &u bemältigen. SHögen meine SBerfudje jur Söeihülfe,
mit benen ich «nen neuen SBeg betrete, 33erfud)e, bie fich
meiner befonberen ßiebhaberei unb ben fo eben angebeuteten §tu8=
fichten entjprechenb junächft meift auf bie ältere $eit befchränfen
werben, Nachfolge finben! Unb toenn ich oa&ei gelegentlich etn>a«
oon bem $hema ^cr einzelnen 9#i«cellen abfdnoeife unb fcheinbar
heterogener $)inge, fei e« im $e£t, fei e« in ben $lnmerfungen,
gebenfe, fo bitte ich b*eg ntit bem mof)! nicht gan$ ungercd)tfer=
tigten SBunfche ju entfd)ulbigen: intereffante« Sftaterial — menig=
ftenS mir als folche« erfcheinenb — ba unter ober an ben 9Hann
ju bringen, wo e« irgenb angeht.
1. ßu ben ÖJemerbeftreitigfeiten.
511« ich im borigen Eanbe be« Slrchio« bie mir bis bahin
befannt geworbenen 9coti$en über bie ©treitigfeiten ber fieipjiger
©uchhänbler mit anberen (SJewerbtreibenben unb mit fremben SBucf)5
hänblern wegen gewerblicher Uebergriffe jufammenftetlte, fjattc ich
oon ber Differenz mit (Siemens Schleid) aus granffurt a. SÄ. oom
Sahre 1630 nur burch bie (Erwähnung berfetben in ber (Eingabe
00m 16. gebruar 1642 Äenntnifj erlangt. *8ei bem weiteren
5)urchforfchen ber bieten bin ich nun jmar auf ba« Original
fcocument, oom 14.«uguft 1630 batirt, geftofjen; e« bietet baffelbe
aber feine neuen ®eficht«punfte, ober einen weiteren (Einblicf in ba«
gefchäftliche treiben. 9iur fommt ba« im 3af>r 1642 nur fehr
zed by Google
- 64 -
tierfjüflt ouftrctenbc Argument ber confcffionellen Verfchiebenheit,
ber früheren Qtit entfprechenb, fchäTfer jum ÄuSbruef. $)ie Vu<h=
hänbler fagen:
9hin fönncn mir %l>mt zwar bei): tmbt in öffentlichen 3a^rme§en
fein (Skmerb onbt ^anbel gerne gönnen, fonften miß aber faft nicht
einbilbcn, bafe bemclter Schleid), fo diuersae religionis bers
gleiten ünuertjofte Steuerung onbt ongebreuöjliche Iwnblung begefc
ren foltte.
©ie treten bomit intoleranter auf, al« fich nicr)t oiel fpätcr ber
Seidiger $anbel«ftanb im Allgemeinen ju ben fremben reformirten
§anbel«hänfern ftellte, toetc^e in ßeipjig (Sommanbiten errichteten
ober fich bort nieberliefjen, ohne aüerbing« ba« ^Bürgerrecht er=
werben unb ber Gramer =3nnung beitreten ju fönnen. Siemen«
8d)lcid) rnufc e« aber toeniger um eine (Eommanbite $um Ver-
triebe feine« Verlage«, um ein Auslieferungslager beffelben, ju
t^un gemefen fein, als um mirflichen ©ortimentSbetrieb. &enn
mie — <ßallmann fybt e« in feiner ©iographie ©igmunb
geoerabenb« in granffurt a. 2Jc. l)ttt>ox — bie bortigen reinen
Verlag«firmen ü)re ©emölbe in ber Vudjgaffe nur jur ÜHefoeit
öffneten, ebenfo fcheint bie« auch in toenigften« theilmetfe,
ber gaU gemefen ju fein. 9codj au« ben fiebenjiger 3af)ten be«
18. Sahrhunbert« wirb bie« oon griebrich SBehganb fpeciett er^
mahnt; ma« jmifchen ben Steffen oon feinem Verlage gebraucht
mürbe, mufjte bei „feinem (Jommifftonär abgeholt" merben.
$)afj nun biefe ©tteitigfeit ju (fünften ber eiiujeimifchen
©uchhänbler jum enblicr)en Au«ttag unb §(bfcr)lu§ gebraut morben
fein mufj, ift jmar bei ber Verzettelung ber einzelnen Actenftücfe
nicht birect naehjumeifen, jebenfafl« aber anzunehmen, dagegen
ergiebt ein oereinjelt in ben Codex Augusteus (Tom. I. ®p. 413.
414) aufgenommene« SRefcriüt be« Ober-Gonfiftorium« an bie
»ücher^ommiffion toom 12. 3uli 1678, ba& bie ®emerbeftreitig=
feiten mit ben Vuchbinbern burch einen Vergleich, ber biefen jebem
fad« ein ziemliche« 3)can oon Stechten jugetheilt Ii a ben mufj, Ihm
gelegt morben maren. ßeiber ift biefer Vergleich felbft meber in
ben Sober. aufgenommen morben, noch fein ontialt in jener Ver=
orbnung rccapitultrt ; nur Ausbauer unb ein gtücflicher änfaü*
fönnen ihn möglicher SBetfe au« bem Actenmuft noch au Sage
förbern. Aber jene Verorbnung conftatirt neue unb meitere Ve-
zed by Google
— 65 -
fdjroerben bcr Vud^änbler über bic §aufirer, 3)i3putation$f)änb(er
unb Äuctionatoren, bic ju einer Äbgrenjung ber ©emerbebefug*
niffe biefer Äleimßoncurrenten Veranlagung gaben.
®te Verorbnung lautet:
SEBeter)ergeftatt fid) bie Vudjfüfrer ju ßeujjig über bie Vud>binber
Auctionirer, #au&irer unb Disputation-Srämer befdjmeret, unb ma$
fie bafyer gebeten, ba£ tjabt if>r au$ bem 3nfäjluft ju erfefjen;
ftttermaffen benn nun niüjt meljr als billig, bafc ein ieber in feiner
redftmäfcigen Profession gefdfüfcet, unb feiner einem anbern ©in*
trag ju tfjun (mobura) eitel Confusiones unb 3*rrüttung guter
Drbnung entfielet) nad)ge(affen merbe; laffen SEBir e$, ma8 bic
Vudjbinber betrifft beö bem jmifäjen fie unb ben Vud)füt)rern auf;
gerichteten SSergtcic^e verbleiben, mit gnäbigftem Vegetyren, Hir
mottet beöbe Xfyeile folgern nadjjuleben befdjeiben, ben Auctionirern
aber, ba| fie feine rolje 93üc^cr führen, unb ben ftauftrern unb
Disputation-Srämern mit nidjtS, als Mögen Satenbern, Disputa-
tionen, anbern fleinen, auf« Ijödjfte in 10. bis 12. Vogen be*
fte^enben Materien gu banbeln auferlegen, unb barmiber bei Ver=
luft berjenigen Vüdjer, fo biefer Unferer Verorbnung jutoiber bet)
ein ober anbern gefunben merben, nidjt tjonbetn laffen.
Sie ift aud) um beSmitlen intereffant, meil fte conftatirt, bafj bie
Vüdjer=Huctionen fefjr fdjnett nad) ityrer (Einführung in fieipjig
überhaupt aud) fytx ju ät)ntief>en Vefdnoerben führten, als in
granffurt a. ütt. oon ben bortigen Vud)f)änblern gegen bie lieber^
rragung ^ottänbifc^er Gebräuche nad) bort erhoben morben maren.
SDenn aus bem Verbot an bie Vüd>er=$lucrtonatoren, rof)e Vüdjer
in tr)ren Sluctionen ju oertreiben, gct)t beuttid) genug fyeroor, bafj
aud) in Seipjig bie Sluctionen fefjr balb jum Vertrieb neuer
Vüdjer, ober oon Sortiment, auSgenufct mürben. Stofj aber bie
Vefdjränfung ber $iSöutationSf)änbter nidjt nur auf ben Vertrieb,
fonbern audj auf ben Verlag fleinerer ©djriften $unäd)ft burdj
geführt ober menigftenS burdjjufüfyren oerfud)t mürbe, fdjeint mir
aus einer SluSfage Sotjann griebrid) (SJlebitfdj'S bei ber Verne!)*
mung in einem ©treit mit ber tljeologifcfjen gacuttät fjeroorju*
gefjen; er beftreitet bei biefer Gelegenheit bie ßompetenj Sodann
(5f»rtftopt) »oWarty* als budjf)änblerifd)er ©admerftänbiger für
bie gacultät auftreten ju bürfen, meil er „ein blofcer disputation
(Jrätjmer auf bem Collegio, meinem bie Vudjfülnrer nidjt Oer
ftatten merben, ein redjt Vud) ju verlegen." Sluf ®runb meldjer
SRedjtSbefugniffe aflerbingS biefe Vert)inberung ber Verleger*
«r«i» f. Okfd,. b. »eutfften »uc*!>. VIII. 6
Digitized by Google
- 66 -
tfjötigfeit eines $)i«putation«!)änbIer« fjätte burdjgefütjrt werben
joden, ift für mid) jur Qtit nid)t erfidnlidj; aber in einer im
3af)re 1761 wegen ber SBerbreitung eines ©efprädje« im fReic^e
ber Xobten jnnfdjen 3^äcn00rf wnb Hippel cor ber 93üd>er;
Sommiffton geführten Unterfud)ung mirb am 24. Storil bem 3)i«s
outation«f>änbler Söenbler unterfagt, fid) 83ud)f)änbler ju nennen.
Ob übrigen« in früheren Seiten bie Seidiger 93ud)f)änbler
aud) ben ©elbfroertrieb ber oon Tutoren auf eigene Äoften ge=
brutften 93üd)er ju oerijinbern gefugt fjaben mögen — ttrie man
au« bem galle folgern fönnte, bafj ber fRatt) ju fieipjig im 3of)re
1580 bem SSifirer Sfaac W>am Sttefe unterfagt fjatte „fein nero
oerfertigt 9fted)enbud) feit juljaben onnb oerfeuffen julafjen", ob=
fct)on er felbft bie (Jrtfjeitung eine« furfäd)fifd)en 'jßriüilegium« an
ifyn befürwortet t)attc — fdjeint mir umoaljrjdjeinlidj. @« bürfte
um fo meljr ein roiflfürüdjer 2Kact)tfpruct) be« Sktlje«, ber übrigen«
unter bem 31. 2Kai oom Shirfürften Äuguft aufgehoben mürbe,
üorltegen, al« ja bie SRefcfataloge frf>on fef)r frü^eitig ben <Selbft=
oerlag conftatiren.
2. eine 3eitftimme au« bem 17. 3af)rfjunbert über bie
fdjtedjte 93üdjerau«ftattung.
2)er traurige 83erfatt ber ©ucfjbrutferfunft in $)eutfd)Ianb im
Verläufe be« 17. Satyrljunbert«, bie SSermilberung be« ttjpogra=
pfnfdjen ©efd)matfe«, bie crbärmlidje $u«ftattung be« Söudje« im
allgemeinen finb be!annte Xf)atfadjen, wenn e« aud) bi« jefet nodj
faft oollftänbig an einer eingefyenben ©d)Uberung berfelben, nament-
tid) au« bem tedjnifd)en unb fünftlerifdjen ®efid)t«punfte, fefytt.
(Sine berartige ©d)ilberung f)ier ju oerfudjen ift junädjft aud) nidjt
meine Slbfidjt; wof)( aber erfdjeint e« mir oon 3ntereffe, üereinjett
auftretenbe gleidjjeitige geugniffe über biefe trübfeligen »erhält*
nifje jur üflittljeüung $u bringen, mobei aflerbing« ju beadjten
Bleibt, bafj berartige 3eu9niffc ™ SRücffidjt auf bie bamit jum
öerfnüpfte SRutymrebigfeit über bie eigenen Seiftungen nidjt
gejault, fonbem gemogen fein motten.
(5ine foldje ©timme ift bie ber ©ebrüber Sodann unb §ein;
riet) ©tern in fiüneburg bei ©elegenljeit eine« ^rioUegien^roceffe«
mit ben 9fted)t«nad)folgern 3of)ann grande'« in 9Hagbeburg be=
treff« be« Berlage« oon Sofjann Ämb'« wahrem (£f)riftentfmm
Digitized by Google
- 67 -
imb SßarabieSgärttein : mit ©amuel ©djeibe unb Penning ©ro&en£
(£rben in Seipjig. $)ie ©treitfruge fetber ift hierbei Siebenfache
unb get)e id) auf biefelbe, bie fief) oom 3af)re 1629 ab burdj
oofle 10 Safere fnnburchfchleppt, ohne baji ein Slbfchtufj erftcf)tltd>
toirb, ^ier nic^t weiter ein, obgleich ^dj bie Sebeutung ber $iffe*
renj in ben gormaten für bie ©eltung unb bie Xragweite ber
erteilten <ßrioUegien barin wieber mit in grage fommt.
3n S3ittfct)riftcn an bie £er$öge oon Sraunfdjweig oom
27. Sßooember 1629 jur ©rwirfung einer Snterceffion $u ihren
©unften unb in einer ©tngabe oom 3. $lboent'©onntage be3 gleichen
Söhre« an Surfürft Johann ©eorg oon ©achfen gehen bie ©e=
brüber ©tern bat>on au«
SBic er granefe onb fein $ocf)terman Scheibe auch (£. (Sljurf. $urdjl.
mitte« priuilegium geehret, 3hm wit biefer Condition gnd*
bigft concedirt, $afe er mehrberührte 93üd)er fleißig ju corrigiren,
auff« jicrligftc ju bruefen, auch 9U* S^C'H Rapier bajunchmen ju
lagen fchulbig fein fol, gibt alle« ber Slugenfdjein, £aim mär ba«
geidjehen, mürben anbere &rucfe uon 5hm fetbft fidj oertieren,
Snb bie Slmfierbammer onb leöber nicht oerurfachet, Snfer @oan*
gelifcrje Sucher 5U bruefen,
wobei fie weiter bemerfen
SBie inftenbig onb begierig aber oon bebrengten oornehmen ©erfeen
in Dfterreich, SRehren, ©d)lefien önb anbern orten onfer edition
in Seip&ig gefucht Wirb, gebürt on« nicht ju reben,
wäfjrenb ebenfalls ber Stugenfchein lehre, bafe bie grancfe--©cheibe-
fchen Ausgaben, obfcf)on ben ihrigen Sogen auf Sogen, ßeite auf
ßette nachgeahmt, mit genau ben ihrigen nachgefdjnittenen Tupfern
unb Titeln oerfefjen, betreffs
Correctur, S)rucf unb Rapier mehr ber Such gattung, ba man
fonft oor 18 A ein aiphabet fan höben, gleicher als einem red)t;
fchaffenem Suche, onb macht bod) ben tart gleich h°4 ba&
e3 nur omb bie tyütx autfmnbe, fat)c man, ba ba« Xübingifche
giffttge Such fegen Arndii ©. Scripta h*roorfam, S)a e« biefer
SWagbeburger, fo batb e« nur aufwog, ^euffig nachbruefte, onnb
e« t)alff in alle äöett aujjftretoen, bamit e« nur ootlenb jum ©treit
fäme, Ta3 war ba« Deo gratias, fo bem frommen #errn Amd
in ber ©rube oon branden geben warb, 2Ba« auch f^nft biefer
Ort mannigmahl ünfer $>rutfe oor (Sf)re, ba» seuget bie gan&e
SBett onb alle getarten, mit gefchweigen, Ob nicht oor biefem biefe«
onfehätbigen @. $crrn Arndten Südjer ^a\b, $)a& fie ünflei&ig
5*
Digitized by Google
- 68 -
gebrucft in offenem patent ju ßeipfeig angefdjlagen onb geflaget
toorben, 5Xiui» imgleid)en Doctor Sopffer bafür gemamet. •
3n einer weiteren (SHngabe t)om 16. gebruar 1630 rühmen bann
bie ©ebrüber Stern bie SSorjüge iljrer ^rueferjeugniffe gegenüber
ben jenigen tyrer (Soncurrenten, fomie i^re Uneigennüfcigfeit(f) noa)
weiter:
Sßeiln nun gleidjtool einmal gemifj, ba$ mir, olme üppigen r^umb
äumelben, äße ünfer oermögen auff bie ©udjtrücferei getoanbt, alles
auff guet $apir, in bequemer form, gar correct, mit offt ümbge;
gofcen, onb oerenberten fdjärffen Typis, ju SWenniglirfjcS satis-
faction, leferlid), onb fd)ön trürfen lafcen, aud) barbei mit ünge=
jiemenber onStyrtftlidjer oberfefoung onferS negften, onfere onuer;
anbttoorttlidje jugenge nid)t, fonbern oietme^r aud G (jrtftlidjer De-
uotion, onb liebe ber ®ird)en, ©d)ulen, onb be$ ganzen (Suangelifdjen
mefen3 nujj, onb frommen gefudjet, onb, ünferm fitesten geringen
üermögen nad), üortgefteüet, Snmafcen mir ban fold)e onfere S^rifc
ttdje jntention, nod) omb fo oiel befto meljr öffenttid) ju conte-
stiren, bie onfe bifjanfjero fjeüffig angeftalte $olitifdje ©üdjer, bie
onfc fünften, gleidjfamb onter ben fjenben, mol fetten mrgfgcrifjen,
onb mir onfj babürdj innerhalb furfcer 3ettt nid)t meniger atjj
onbere getljan, mit ef)ren, onb guetem titull, bereiten fönnen.
Slu8fül)rlia)er nodj oerbreiten fie fidj in einem fpäteren ©ta=
bium beS (Streites — in einem SnterceffionSgefud) an ben §erjog
oon Söraunfdjmeig Dom 29. 3uli 1637 — über ben gleiten s^unft.
©ie fagen oon fid), bajj fie
alfe etyrlidje fyanbelsleutlje, of)ite ruf)m, ©Ott ju efyrcn, onbt bem
Evangelifdjen mefen $u bienft, ber ®unft $rüdereu on$ befliefjen
alfco b.aben ber oomembften ©tieften aud) im föatl) ju Seipjig
fifcenbe ©ud)füf)rer oon tyie Slrnbifdje »üdjer f)äuffig begehrt, at|
mit üieten 3^en eigenen fd^reiben juermeifen, bafe tljeitä oor iljren
eigenen braud) tljeilS S^re ®unben jugattiren, ©te beren benötiget,
Sa gar oorneljme fjerrn, au« $refeben felbft, tmben (Sie burd) 3^r
fdjreiben forbem la|en, 3" bem Ijaben nie oor onnS Slägere fold)e
formate, at$ bie onfere fyeroorgegeben, fonberen benen onfrigen
gefolgt, onbt auff fold)e bie Privilegia erhalten, SSBann Sie nun
aud) erhalten mürben, bafr feinem 9Kenfd)en in« ©Imrfürftentljumb
uff fd)rifftlid) begehr, Söir oon t)ierau3 bfidjer abfolgen lafjen fol*
len, atfjbann pariren SBir ge^orfambft billig, 2)afj aber menniglidj
bie Süneburgifd)c brüdt lieber alfc bie Sljrigen begehrt, bafür !ön=
nen mir nid)t, können eljrlidjen teuren, bie Snfere 93üd)er alfjier
in loco fud)en, uid)t üerfagen, fetten ®ie, onfere Slnctager, laut
be^ Privilegij gute Arbeit onbt ^appier gebraud^et, ®o fetten 6ie
bie ©trafeburger, ©tetiener onnbt anbere nid;t aufbradjt, aud) gar
Digitized by Google
- 69 -
ben $ottenbern in üerböchtigen ortern anlog geben, faft alle fötale
93üdjer, bie am gengeften beü 93nn8 ünnbt 3hncn in Gljurfürftcn-
tfwmb nachaubrucfen, ünbt hette mann [i. e. bie ©terne] nicht befjer,
a(& ünfer Stncläger, ben üleifj, ben mann ©ott ünbt fo ebler fünft
fönlbig, mercfen lagen, maä folte mol tefclich cor arbeit gemacht,
ünbt toohin folte mann mot ben tayt getrieben haben, jugefchmeigen
maS eä bem Xeufofchen Sanbe oor eine ehre gemefeu mebre, tuenn
mann äug ^oüanb1) foldje gemeine Xeufcfcfje ©ücfja- ^ette holen
müfcen, würben atfjbann auch auf* Dfterreich Ao. 1626 beu
fperrung ber 3)onau über ©afyburgf niid) auff ©amm ©tragen
burd) £tirol onfere Berlage jutragen, oon hieraus auff Stürnbergf
nicht geforbert, ünbt barneben getrieben fein, bog man 3hte
editionem nidjt lefen tonne, ünbt nicht begehre, 3a ber Jesuit
Tannerus mürbe nicht in feinem Antichristo ju ^ngolftabt 1630
gebrudt, in praefatione fo fdjimoflidj bie Güangettfchen $)rüderetien
anflehen bürffen, al& (£r mit biefen SSortten tfmt, (Charta nigra,
bibula, Bordida, flaccida, nec Institorum qdem cucullis apta: atra-
mentum sutorium, infiguratum, maculosum: typus et Impressio
neglectissima, cui vix Lyncei etiam oculi legendae sufficiant, ita
belle 8criptori8 editionisque operi operae Typographicae respon-
dent, dignum scilicet patella operculum) SBann mann rechtfehaffen
arbeit gemadjt hette, töber ünfer t>iele ( — nämlich ©uchhanbter
unb ©uchbruder — ) haben ünterm ©djufc befj Privilegij ben ün=
fleis ju maref gefüt)ret, ünnbt h<*t bodj an hohen tajrt nichts ge;
mangelt, borüber bann gnug geclagt, ünbt mügen mol etliche fein,
fo münden, e$ mere nimmer ein guter bogn gebrudt, bamit 3fc
onfleiS nur oor SBerftenbigen nicht gefajolten merbe, ba e3 bo<h ber
Trüdcreoen großer fpot, bog fouiel üoruehmer 6üangctifd)er ^erren
Theologen nufcbare Scripta burd) fo elcnben brud buref) ganfc
Xeufcfdjtanbt au&geftreuet morben fein, alfe tytle man ntc^t oon
©ott auch nicht fouiet gnabe, ünbt gäbe, fotool alf) Sßaüiften onbt
(Jaloiniften [L e. bie $oflänber], SBnfere ©ücher mit einem guten
brud jujie^ren, mie benn fertig fjerr Ärnbt ünnS juni öfftern clagt,
ünnbt begehret, bog toeit biefcS f abreiben [i. e. be8 ßlä'gerS] (ber
benn oiel harter ehrenrühriger mort auff ünfem 3hm üorfommens
ben ülei« herauÄftofjeu, onb onfer ehrlich gerügt befdmtifoet) oor=
fahr, fo ünlefcrtich ünbt incorrect feine büdjer brüdte, mir bie brüden
motten, auch 00 &cr $an$iger ftreit antjub , onn* fein 5 d] riffle
geben, bie iene alfjfort ün8 nachgebrudt.
3)erhalben, meiln mir jmar nicht jroeiffeln, ma3 oon allen Sers
ftenbigen bodi gelobt ünb begehrt mirbt, auch i'idj üermunbem über
biefe üngeftümme ünbt freche Äncläger, benen mir ein theil ber
forge nur, fo ©ie billig rjetten tragen f ollen, abnommen ünbt
fber] flunft ^ruderen in etma« 3h* ßob, ünter fo greulichen Kriegen,
erhalten, bamit 3h* riete »nter onn« (Joangelifchen nicht gar er;
Digitized by Google
— 70 —
(öföte, önbt wirbt folche« auch im ß^utfütftcnt^umb ©adjjjen mol
ertant fein.
3n wie weit bie ©ebrüber ©tera berechtigt finb, i^rc 93er=
bienfte unb it)re Seiftungen funftchtlich ber töpograpt)tfcf)en ?lu«=
ftattung gegenüber ihren ©egnern unb (Soncurrenten fo ho<h $u
{teilen, wage ich nict)t $u entleiben. 3)ie bem Anfange ber fccten
betgelegte $rucf= unb $u«ftattung«probe ber ©antuet ©chetbe'fchen
ÄuSgabe ift feine«wege« ber Ärt, um biefe ben ©ubelbrucfen ju^
jäf)len ju muffen, im ©cgent^cil, jene Sßrobe mürbe berechtigen,
fie ju ben befferen, wenn nict)t beften ^regerjeugniffen jener ßeit
ju rechnen, wät)renb anbererfeit« bie früheren ©tern'fchen Äu«s
gaben ber Slrnb'fchen ©Triften mir noch nicht burch bie §änbe
gegangen ftnb. SebenfaH« rechtfertigen bie S)rucfe ber ©tern'fdjen
Officin au« ber jweiten #älfte be« 17. 3at)rhunbert« fetnedfaQd
in öoßem Üfla&e ba« ©elbftlob, welche« 3ot)ann unb Heinrich
©tern it)rcr 2)rucferei in ber erften $älfte beffelben foenben. (£«
ift bie« auch »erhältnifjmä&tg nebenfächlich, infofern nur bie $lu«=
fprache über bie tjcrrfc^enben 9Kängel an ftch f)\tt oon ©ebeu*
tung ift
©peciett bie klagen über bie fdjlechte Sorrectur ber erfcf)et=
nenben S3ücr)cr, über bie Lochia jftgfeit ber ©uchbrucfer in biefer
SRtcfjtung, finb alt unb nie abreifcenb. 5Dic 93ucf)brucferorbnungen
im ungemeinen, einzelne fächfifche ^refjoerorbnungen k. eifern
ohne Unterlaß bagegen, jebe« (ächfifcfje ^Privilegium macht ßorrect=
heit jur Pflicht unb bie 93ücher=Sommiffare in Seidig fyabtn
mehr al« einmal ben Auftrag, frembe unb einheimifche ©uchhänbler
ju größerer ©orgfalt in biefer §tnfid)t ju ermahnen. @o eifert
ein föefcript be« Ober^onfiftoriumä in $)re«ben öom 25. Januar
1688 bagegen, bafe bie mit Sßrititfegien gebrucften ©chutbücher
„fo gar übel corrigiret oerhanbelt werben" unb brot>t mit Verluft
ber ^Privilegien. Söci ber Snfinuarion biefe« föefcriöte« währenb
ber Oftermeffe am 11. ÜHai machten bann jwet frembe SBuchhänbler
ihrem gebrücften §er$en fiuft unb fefeen ihren Unterfchriften ©e»
merfungen ^ttt^u, welche bie Verantwortung für bie je Uebelftänbe
oon ben Verlegern ab^uwäl^en Jüchen, ßhnfttan ®entfch au«
granffurt a. 9R. bemerft:
(5« mere ju wünfchen ba« begleichen ©efehl an bie ©uajbrucfer
auch (iTgienge. bann ob gleich bie ©uchhanbler bie Correctur
zed by Google
- 71 —
beftcn« beti bcn Sudjbrucfern (Erinnern unb bejahten, fo würbt
Dffterä Corrigirct loic ber Hugenfdjein bei) fielen (Siebet,
£f)eobor SßljiUpp Safoiftug au8 Dueblinburg aber:
©3 were nötiger benen SBudjtrucfern jubefefjlen ba(j fie fleijjige
correctores hielten audj in truefereien fleißiger corrigirct . . . (üon
anberer $anb fortgefefct) infonberljeit wenn ber ©erleger wegen
abgelegenffcit be3 ortä nicf)t !ann jugegen feön,
wäf)renb ©atub gleifcfjer ben gar nic^t baf)in gehörigen Stofr
feufaer: „2öer fann aber oor bem böfen unb fdwnM. SRadjtrucf"
2Ba3 ßalüiftuS junt ©djtufj bemerft war it?ot)t ein §aupt=
grunb nic^t nur ber fcf)(ed)ten Gorrectur, fonbem aud) ber fd)(ecfjten
ttjpograpf)ifdjen $lu3ffil)rung überhaupt: ber ©ruef in flehten Orten,
unb jmar — ebenfo tote fieut ju Sage — ber größeren SMfligfeit
fjatber. Unb biefer S3ißig!eit be3 SßreifeS entfprad) benn aud) bie
tnpograpljifdje $tu3füf)rung fettend ber fdjledjt ausgerüsteten Keinen
©rudereien. 3n ber 9läf)e ßeipaig« war eS eine ganje SRetfje
Heiner Orte, beren ©ruderpreffen auf bie Aufträge ber 2eip$iger
©erteger angewiefen waren, wie gleichartige 93err)ättniffc aud) in
S3ejug auf Dürnberg ©rwä^nung finben, ba8 ftdj felbft rühmen
tonnte, eine Ijolje Stellung aU ©rudftätte einzunehmen.
©tefe SSerffättniffe fontnten anbeutungämeife oor ber 53üd)er-
ßommiffion $ur Sprache, at» im 3 um 1688 eine Unterfudmng
barüber geführt würbe, bei wem 93apt. Jerb. granj Söeinberger'ä
@d)rift: Vita resuscitati mortui, worin „grobe fdjmä!)= unb
täfterungen ju befinben", bie ofjne tarnen be8 ©ruderS, aber mit
furfädjfifdfem *ßriotfegium unb mit fflejeic^nung SeipjigS als
©rudort, erfdjienen war, gebrudt ober oertegt fei. ©ie Seipjiger
58ud)bruder gaben if)r fadjoerftänbigeS ®utad)ten über ben ©rud
baf)in ab, bag bie @d)rift nidjt in fieipjig gebrueft fei. ©erartige
©Triften feien in ßeipjig nidjt anzutreffen; biefelben feien fetjr
untermengt, jum X^cit fef)r alt. ©a3 Söud) fönne atfo an einem
Ort „ba bie ©ruderen nidjt fonberlidj im fdjmange", etwa ju
3Kerfeburg, 3erbft, 9ttagbeburg, unb weit Sodann §offmann in
Dürnberg „foldje ©inge audj ju <Bd)toabaä), Sittorf unb nodj
einem Keinen Orte bruefen ju tagen pflegte", fo fönne e3 audj
oon bortt)er ftammen. ©er ©djlufc auf 3ot)ann §offmann in
Dürnberg als ben Verleger war aflerbingS ein leichter: er tjatte
— 72 -
bem 93ücf>er;giScal fcaüib Söittorff bie 18 ^flid^tcjemptarc für
ba§ Sßrioilegium auSgehänbigt*).
kläglich mu&ten alfo auch unter folgen Umftänben bie 93er*
fud)e auffallen, gelegentlich baS publicum mit 9cacr)brucfSauSgaben
unter auSlänbifcher girma täufchen ju wollen; eS gefc^at) baS
öfter unb oormiegenb bei 83üchern met)r ober weniger bebenflicr)en
SharafterS. ßfjriftian SBeibmann in öeipjig j. 93. würbe im
Satjre 1677 bei bem Vertriebe laScioer Schriften betroffen; neben
einer beutfct)en Ueberfefcung ber Lupania unb einem in fieipjig
oon bem franjöfifd)en 6pracf)metfter Heinrich ßolomb oeranftalteten
9cad)bnicf ber Escole des Filles l)artc er beS Solwnn 9HeurfiuS
Aloisia Sigaea s. satyra sodatica in größerem Umfange oertrieben
unb wollte feine (oon ifmt felbft als «Rachbrucf t)ergeftettten?)
©jemplare angeblich auf ber granffurter äfteffe oon be XourneS
aus (Senf erhalten haben, obfdjon fte „auf t)ier im 2anbe gemachtes
©ctjneebergifch Sßappier [in maßen eS mit bem Ghurwappen be-
zeichnet] gebnuft, aud) bie $)rucflettern nid)t unbefant" wären3).
$lud) Socjann gritfd), ber früher ©yemplare ber ^oflänbijc^en Ori-
ginalausgabe oon granffurt a. 9Jc. mitgebrad)t, aber alle bereits
oertrieben Ijatte, bejeic^net bie @Eemplare SBeibmann'« fofort unb
entfcrjieben als fächfiftf>en UrfprungS. —
Die in ben Auslobungen ber ÖJebrüber ©tern in Lüneburg
enthaltenen ^inbeutungen auf ben früheren öerfehr mit eüauge=
lifcf)=tl)eologifcr)er fiiteratur nach ben öfterreict)ifchen ©rblanben unb
auf ben ©chmuggeloertrieb wenigftenS ber fleinformatigen (Sr*
bauungSliteratur borüun nach eingetretener (Gegenreformation über=
gehe ich h*er uno öerweife bezüglich biefer Söer^ftttniffe nur auf
bie nebent)ergef)enbe (Erwähnung berfelben bei ben SBerfjanblungen
über bie geplante fächfifdje SSücherta^e, welche fich im 1. S3anbe
beS ArchiüS abgebrueft finben.
') 3>em tion ben SoHänbifäen «udtäänblern in Röterer ßeit, unb neu
mentlid) im 18. 3at)tt)unbert, in au$gebe!mtefter 2Beifc gepflegten 9lad)bru(f
franAöfifdjet Siteratur jdjeint eine ^Seriobe dfiniidicn ©ebaijrenS in 93e$ug auf
bie beutfdpe tt)eologif$e, jöcctetl adcetijdje Siteratur üorangegangen *u fein,
unb jloar in toeit größerem Umfange, alft man bei ber ticrjjältniBmänig nur
geringen 3a^l öon SRadjbtütfcn oon Serien au8 bem ©ebiete ber bcutfdjen
JKationalliteratur (*. 93. Cpifc, SJtofdjerofö, $ar«börfer, $efen), bie aus ber
SBltttfye$eit beS fyoüanbiföen 33ud)I)aiibcl* im 17. $a$rtyunbi.'rt flammen, an-
nehmen foüie. 25ie aflmälige i>o*löfung be* Ijollänbifdjen ShtdjiwnbetS oon
bem granffurter 3We6oerfeb,r fäetnt füi bie beutfäen »crlegeT^ntereffen in
Digitized by Google
73 —
biefer ©ejietjung wenigftenS günftig gewirlt ju twben. $iefe Nadjbrücfe aSce*
tifd/cr SBerfe entjiefjen ftdj, »eil weniger Beamtet unb oielfadj förmlich auf:
gebrannt, leidjtcr bcr bibliograpfyifdjen gorfdmng "nb Sontrole, fo bajj im
allgemeinen oon biefem 3ro*tge ber IwHänbifdjen Nadjbrutfcrtljätigfeit bisher
wenig ober gar nidjt bie Nebe gewefen ift. 9Bie bte ©emertungen ber @e-
brüber Stern aber fdjon anbeuten, nutfj biefelbe bod) eine nidjt unbebeutenbe
gewefen fein unb ©puren oon Klagen barüber, bte fidj wofjl oorwiegenb in
ftrantfurt a. geltenb gemacht tjaben bürften, treten audj nod) fpäter in
ben Setpjiger Hcten Ijerbor. So reichte am 10. September 1653 SBolfgang
Snbter ber Heitere in Dürnberg eine umfänglidje 93efc^merbefc^rift über ben
Seipjiger ©cefjbetrieb be3 Nürnberger ©udjbinber« §anä (immer bei bem
Dber*(tonftflorium in 3)reSben ein. 3)er{elbe lwbe in feiner „©uten auff bem
SWarcft" tjoflänbifcfye Nacbbrüde ber betben iljm, (Snbter, fäd)fifdjer ©ettS pri=
bilegirten ©üdjlcin: „SHidj. S)il^crr'« SBeg jur ©eligfeit" unb ,^Eoftia SBegt*
Iein'3 ©etbücfjlein", beibe in 24°, feilgehalten, feine (Sntfdjulbigung aber —
bie ^ribileaien nidjt gelaunt ju traben — fei tjinfätlig, ba 5?ellagter feine,
Snbter'8, SserlagSbüdjer febr woljl tennc unb audj oerfaufe „ünb (Er hingegen
mit biefem Nadjtruder ju »mfterbam guete corresponderus pfleget, bnb bem-
nad) ljanbgretffltdjen, baS er foldjer oerbottener ©femplarien me$r bnb öffterS
bnb nict>t nur in berwtdjenen SRard^, fonbem audj anberer Drten berfcf|lof$en
onb oertaufft Iwben muffe", weStjalb er, ©nbter, bitte troftbem „gegen ben
delinquenten, tn craft berfelben (sc. ^ribilegien), naet) bem Stempel be$ §ebl.
Nöm.--Neidjä ©tatt grancffurtl) am SJcaon, (meldte auff ber meinigen unb an*
berer ©udjfjänbler ©lag bnb demonstration, wie groffen Schaben on$
Xeutfdjen ©udjfüfjrer burd) frembbe onb benantüdjen burdj bieften
ftollänber mit nadjtrucfung berjjleidjen privilegirten ünb anberer ©üdjer
jugefüget werbe, alfobalben Cbria,tettltdje Inhibition ergeben Iafecn) fdjärfer
proceairen.'' 3)iefer ©pedalfaü bietet nebenher batum ein erljöfjtereS $ntttt
effe, weil ber Nürnberger )Hatfj biefcS 3Jorgef)en (SnbterS — Gramer nidjt in
Nürnberg cor ibjer beiberfeitigen Suftijbe^örbe, bielmeljr bor fremben, wenn
audj für bie SNe&jeiten tfjatfädjlid} competenten ©eridjten $u belangen —
fcfjr übel oermertte unb ifun bei 50 fl. ©träfe anbcfabX ©ramer nidjt weiter
ju „turbiren", bielmeljr „in fieipjig frei) passiren unb Ijanbeln ju laften."
•) 3ur £f>aratterifirung ber <Praji8 ber ^Srefepolijei mag bei biefem
3aH mttangefüljrt werben, bafe baä Cber=Sonfiftorium am 25. $uni 1688 be-
hauptet: ein ^rioilegium fei nie an SBeinberger erteilt worben, unb juc
©egrünbung feines Sonfi3cation8=5)ecret8 am 24. %ü\\ weiter erflärt: es er=
gäbe ftdj ba« au8 bem ©ertdjte be« Nat^S p Seipjig oom 80. 3uni, fowie
«ncfi. bau ber SJrucf gar nid)t in fieipftig ßattgefunben tjabc ; beibe Angaben
(auf bem 2:itel beS ©udje§) feien alfo ein ftalfum. Äber in jenem 5Berict)t
be8 ^ieip^iger Nat^d wirb beS $ribilegium* gar nidjt erwähnt, wob,l aber
ftnbet fief) bei ben Vielen ber änterimdfdjein bed Cber = (£onfiftoriumd oom
0. Nooember 1687 über ba& SBeinberger bewilligte ^rioilegium, gegen fttüdf?
gäbe weldjen ©djeine« ba8 Original be8 ?ßrioiIegiumÄ bei ben »üdjer Som*
miffaren ju ergeben unb auf ®runb beffen ber 93üdjer=2ri8cal bie Snfinuation
an alle ©uct)b,anblcr nadj bem feftfte^enben 93raudj oorjunebmen gebabt b,atte.
Sud) bie 18 $flid)te£emp!are waren rtct)tig abgeliefert unb oom Tvte-cal ab*
genommen worben. Äber bie ©djrift würbe nadjtröglidj ald ^amoSfdjrift
aufgefaßt unb einer Säfterfdbrift fonnte bodj Wo^l nidjt ein furfäd&ftfdje* ?$xv
oilegium erteilt worben (ein, mithin mu^te bie bennod) auf bem Xitel
prangenbe Srwätmung eineft foldjen not^wenbiger 3Beife ein ^alfum fein!
*) Cr)riftian SBpibmann fudjte ftdj bamit auSjurebcn, er „f)ätte nid)t ge=
muft, bafj e* ein fo böfe ©ud) wäre, unb führte foldje binge nidjt um be3 in*
balt£ willen, fonbem weil eft woiji abgienge, unb an bergl. büa^ern etwad ju
berbienen wäre." S)er ©cridbt ber Söüdjer* (Eommiffare nadj «reiben oom
8. Äuguft t)ebt ba8 fdjlimme yioctwnt l/erbor, bafc jene ©djriften „abfonberlidj
oon ber 3«8c«b" getauft würben.
— 74 -
3. „ßauter unb Unlauter.''
3n ben 8cten über ben (SoncurS beS im 3af)re 1066 üer-
ftorbenen 93ud)f)änbler3 Samuel ©djeibe in fiet^jig, be3 ©djnrieger=
jofmeS uon Sodann granefe in SRagbeburg, finbet fid) ber nadj=
ftefjenbe föedjnungSauSjug üon 3of)ann ©rojje unb ©onforlen in
Seidig: _ _ _
0
er
3 5-
3
a 3 I
s ^ ~ 2
2 «1
3
es
o
5,
3
©-^ 2. §
3
►1
«3»
5
P
3
2 5. 2. 3
~ T* ~ v «»> er
02 ^ > 5- 2" t
* g
B —i"3? I «S ^5
fr s: J
CS |
OS I
CS = ;
ISN
2 I
CS I
OS
es
co
3 f^^^ SjW^
3
SS BS BS
ar
3 • o
R _ od 3^
«1
wif
— « 3 s*
Sc
£ 2. cV 3
3 &' SP
Ä«1
an
T3T>
09
63
3
5 h* H* >■* fcfl
00
'XH*ooo3*-u>aoot
OS; 5 5 ? Oic ;
3
3
3 O
Ii
3
es I
os I
OS I
es I
OS
OS
OS
2^3^
C° r» 3 q. <"» 3 o.
So
P
3
9
CS
9? SS
J3
3
3
3
er
3 5. 3?
H 2 2
Iis»
co 2 ^
o 3
4- • • • • '<$
2*
>Ä , , , , tO
05 » 5 - " M OD H
2 = c ; ; 5 ?
CO
o
3 3
O CO
CO CO OS V O
Oi 5 , c
—
Digitized by Google
- 75 —
tiefer $bfcf)lufj macf)t un$ mit jmei (menigftenä mit) bisher
frcmbcn ©efchäftdauSbrücfen: „Sauter unb Unlauter" betannt, bic
erfi^tlic^ bem SRctto unb Orbinär fpäterer 3eiten entfprechen. @r
jeigt unä ^gleich bic gorm ber (Sontenfütjrung, bic fonach oöütg
ber ber SReujeit bis ju bem noch nicht fo fern liegenben 3«tpunrt
entfpraef), als bic theilmeife Drbinär=SRechnung gänjtic^ aufgegeben
würbe; ber einjige Unterfäieb ift ber, bafj ^ier bie SRetto* oor ber
Orbinär=(Solonne ftefyt. Gr jeigt ferner, ba| bie 9cetto=9ted)nung
in X^alern ju 24 (Srofdjen, bic Drbinär=sJtecf)nung in Öfutben ju
21 ©rofdjen geführt ift. 23efremblich unb abmeichenb ift nur bie
sJtabattfyöt)e für baS „Unlauter"; es ergiebt biefelbc — abgefefjen
t)on bem 25ecort oon 6 Sßf. unb einem weiteren t>on 3 &x. bei ber
Umrechnung (e8 müfjte 36 %tyx. 1 1 GJr. fjeifecn) - 28,57%. Ob
bat)er ber Rabatt für bie UnIauter<Drbinär:)föecfmung überhaupt
ufancemäfjig nicht in ^rocenten, mclme^r beliebig nad) Ueberein--
(ommen oom Sttjolcr ober Bulben normirt mürbe, ob e« ftd) oiel*
leicht ^ier gar nur um ©ortimentslieferungen, bie ftetS niebriger
rabatrirt mürben, hönbeln mag, ift junäct)ft noch nic^t feftjuftettcn,
ebenfomenig ber ©runb, we^h^b bie SRetto^edmung in Xt)alern,
bic DrbinärsSRecfmung bagegen in (Bulben geführt ift. Aber gerabc
biefer Unterfcfn'eb fönnte mich w ocr Annahme beftärfen, bafc eben
bic Unlautcr=(£olonne oom (SJrofje'fchen ßager gelieferte« rcict)«=
tänbifcheä Sortiment, bic 2auter:£olonne bagegen fieipjigcr äRefc
gut: fächflfchen, fpecictl ®ro&e'fcf)en «erlag »errechnet.
$aji übrigen« biefc Abrechnung etwaige ehangegefdjüfte nicht
in fich aufgenommen hat — es [et benn, ba& bie an ficf> unbebeutenben
SBeträge für bic einzelnen Steffen 6albi ber <Sf>angegefchäfte barftcl=
len, wogegen mieber fprädje, ba& fie pro unb contra auftreten, — ift
wohl fchon barauS abzunehmen, bafj fie nach ÄuSweiS ber 93erf)anb=
lungen über bic ©ücher=Xajc in ben Sahren 1066—1668 &u jener
3eit immer noch oorwiegenb nach ber Qofyt ber gegenfeitig gelieferten
©ogen oerrechnet mürben. 2)a| fich tyttin a&er tö1"1 tm fiebenten
Sahrjehent beS 17.3ahrfmnbert3 eine SBanblung jeigenfolltc unb bafj
fchon einzelne §anblungen berartige ®efchäfte auSfchliefjlich nach bem
Drbinär= unb Nettopreis ber (^emplare abgefchloffen hätten, — für
eine folche Sinnahme märe ein oeretn$elte3 unb mit fo fleinlichen
©etragen auftretenbeS factum boct) mohl nicht bemeiSfräftig genug.
Samuel ©cheibe'S ©efchäft enbete ja im (SoncurS; einft bebeutenb
Digitized by Google
- 76 -
— fein ©djroiegeroater 3of)ann granrfe in ÜRagbeburg war bct
Driginaloerleger oon SRoüenljagen'S grofdjmäuSler unb Sodann
9lrnb'S toarjrem (5f)rifteutf)um, Scheibe felber noef) im 3af)re 1640
für leitete« in (Semeinfcfjaft mit Penning ©rofce jun. in Seidig
orioilegirt unb megen beffelben mit Sodann unb §einrict) ©tern
in Süneburg in Sßrocefe oerttricfelt — f)atte es fid) bic Ickten 3at)re
anfdjeinenb nur fümmerlid) ^tngefct)teppt. gigurirt ©djeibe aud)
im 3a^re 1663 nod) mit 12 Slrtifeln im SDcefefatalog, fo bod) in
ben Safjren oor unb nad)f)er nur mit 1, 2 unb 4, aflerbingS neben
tljm fein ©ofm Sodann mit einigen wenigen. $ie SBer^ättniffe
ber gamilie waren fo fjerabgefommen, bafj fie ju ben 89eerbigungS=
foften ©amuel ©djeibe'S oon bem 3htd)t)änbler EobiaS föiefe
60 ©ulben erborgen mufjte1) unb bafj ber Slpottjefer SEBeibmann
gleichfalls für feine SJcebicamentcnlieferungen an ben SBerftorbenen
unb an feine ©djtoiegermutter 3lrreft anlegen liefe.
gür U)eitget)enbe ©d)lüffe in ©ejug auf baS gefd)äftlid)e föed);
nungStoefen bürfte alfo baS mitgeteilte fcocument noa) nid)t aus-
reichen.
') VLbtx bie unuermciblidje Üeic^en^rebigt nmrbe bodi gebrudt; fie be=
finbet fid> in bei «ibliotfje! beS «örfeuberein».
4. £ie oerunglüdte 23üd)er=£a£e oon 1666.
3m L SBanbe beS SlrdnöS fjabe ict) unter bem $itel: „diu
SReformoerfucr) aus bem Safjre 1668" bie auf jene fädjfifdje Mafy
äffung eines in granffurt a. Üft. gefct)eiterten SBerfudjeS ber 9Reid)S=
regierung auf (Einführung einer obrigfeitlid)en 93üd)er=£ar.e be=
jüglid)en $erf)anblungen nad) ben Slcten beS §aupk©taatSard)ioS
in Bresben jum Slbbrud gebracht. 3)aS bort ©. 86 ff. abgebruefte
©utadjten ber fremben 93ud)l)änbler, meld)eS biefelben birect nad}
Bresben eingefanbt rjatten, mar oon einer eingäbe begleitet, bie
öom £ber--(Sonfiftorium ben Seipjiger ©üc^er^ommiffaren — unb
jmar of)ne baS ©utadften — im Original mitgeteilt rourbe;
biefelbe mag jur SBeroollftänbigung beS Materials fner um fo
mein: einen ^ßlafc finben, als fie jugleid) bie gang unb gäbe, oon
mir ftets beftrittene $lnnat)me: bie furf. fäd)fifcr)e 83üd)er=£onu
miffion fei erft im Saljre 1687 als {oldje eingeführt morben
fd)lagenb miberlegt.
zed by Google
- 77 -
$)urd)laudjtigfter ic. (£f)urfurft ic.
©näbigfter (Sljurfürft unb #err, (£m. Sljurf. $urd)l. tjaben
burd) bero ju betten in ßcipjigf 51t benen ©udiljanblungds
fachen ©erorbnete Herren Coinmissarien unä gnäbigft an-
beüten lafcen imfer bebencfen ju eröffnen, SEBie bie ©uajmaljren auff
einen geroijjen ^ßreife unb billigen tax gebracht unb gefegt merben
möchten, $ierauff fönnen ©. GHjurf. $urd)l. mir in untertfjänigfett
ntd)t »erholten, bafj fotdje« anberer ©eftalt nidjt gefa^eljen nod)
ju merde gerietet Serben fann, $ann bafe mit jujie&ung be3
9tatt>ä ju ftrandfurtlj am SRamt unb ber bafelbft oorlmnbenen ©ud);
füljrer, metdje @ro. Sfmrf. $ura)l. Sa^ntörtfte in 2eip$igf nid)t
befuajen, cor allen fingen benen $u§länbifd)en ©ud)füf)rern, meldje
aus frembben Äönigreia^en unb §errf(§afften ifjre ©udjmafyren 3ä$r*
li$en nad) ^randfurtl) am 9Rat)n auf bie SRärdte bafelbft ju feigen
$auffe bringen, unb folcbc auf ba§ tljeüerfte an Un3 oerljanbeln,
ein billiger unb leibtltdjer greife, tote fte ityre bitter in bem #etil.
SRöm. S^eid) öerfauffen f ollen, gemalt merbe. 5)enn roo foldjeS
nidjt gefd)id>t, ©0 ift e* niajt möglichen, bafc mir bie büdjer toof)l=
feiler geben fönnen, alfj mir fie felbft oon benen Slufelänbtfdjen
bua^fü^rern erf)anbeln unb annehmen muffen, ©interna^ SBir ja
barnad) reifen, unb anbere $>o^e un!ofien barauff menben, unb
nod) barju gemärttig feün müfjen, bafj un3 ein ober baS anbere
exemplar liegen bleibet, unb ju maculatur mirb. ©einb bemnac^
hierauf ber untertfjänigften juoerfidjt @. (Sljurf. 3)urdjl. merben e8
füme^mlid} baf)in gnäbigft rieten unb beförbern, bafe benen ftufj;
länbifdjen ©ud)f üf)rern , fo in ba3 ^eilige SRöm. ^Keidi Iwnbeln,
unb it)rc ©udjmafnen und) ^randfurt^ am Sftaton bringen, mit ju
jief)ung bed iKatfjä ju Srandfuvtl) unb berer bajclbft mol)nenben
©udjfüljrer ein foldjer billiger greife gemalt merbe, barnad) fie
fid> fomof)l alfc mir unfereS ortf)8 rieten müffen, unb alfo biejer
fad)e aufj bem grunbe, baröon bie fteigerung ber buajmatyren fjer;
rühret, abgetmlffett merben möge, ©oldjeS umb @. (£J&urf. fcurdjl.
in aller untertljänigfeit geljorfambft ju oerbienen feinb unb oer=
bleiben SEBtr ieberjeit fo bereitmifligft alfc fdjulbigft, Datum fieipjig!
ben 15. Octobris Anno 1668.
G. Sfjurf. $urd)t.
untcrtf)änigfte
gelmrfambfte
©ämbtlidje naajer Seidig!
ljanbelnbe ©udjfüfjrer.
$118 weitere (ärgän^ung be3 ÜttaterialS für bie larjrage
bürfle e$ bienlid) fein, ben SBortlaut ber ©üd)ertaje 00m 31.3uli
1623, meiere allerbingS mof)l fautn irgenb meiere prafttfe^c ©e=
beutung erlangt f)aben mirb, mit anzufügen.
Digitized by Google
— 78 -
58ud)füf>rer.
Sollen fdjulbig feint, iebere SRefe, ben grandfurter £ajt, iebe£
Ortg Cbrigfeit ju ediren, nad) welken fie iljnen ben Xar. ber
$Büa)er fefcen, unb mef>r nid)t, als auf ben ©ulben, an bem Sluf;
länbifdjen $rud 5 ©rofdjen, ton bem Sntänbiföen ober 2 ©rofäen
oon $eutfd>er, 3 in 4 ©rofdjen tion Sateinifdjer Materia, jnm @e--
roinft oerftotten fotten.
Xic gemeinen Scholasticalia, feonb öor üielen Sohren, ber
93aün ju 10 ©ülben in 10 X&aler oerfaufft.
2)ie biefeS DrtS verlegte 33üd)er, mann fie anf gemein XnicT
polier, unb gemeiner Xrucf, ber Söogen 3 geller.
2Ba3 aber auf lueifj, gron, (fronen- ober aud) auf Median-
<ßapier, grofj Format, mit fleinen ©dnrifften gebrudt, meil bie Au-
torn wegen itjrer SRülje, unb angemonbten ftleifjeS Recompensation
l)aben muffen, aud) auf ©rlangung unb ©Gattung ber Privilegien
jiemlid>e Unfoften gef)en, ber ©ogen nad) ©clegenfjeit 2 in 3 $f.
(Codex Augusteus. IL Sp. 805.)
5. „2)urd)fef)er."
Unter bem 19. 9Rai 1679 rietet ber fcodprftl. Sädjfiföe
©ecretär (Sljriftopf) ÜKtjtiu« in §afle eine $enunciation an bie
©ücfjer^ommiffion, baf)in gefjenb: feine Instructio Secretarii et
Epistolographia nova fei unter bem Xitel Instructio Secretarii
et Epistolographia correcta „uon einem oerbedten, fo genannten
$>urdjfefjer" toieber aufgelegt unb berfelben „eine f)od)fdn'mpff=
licfye, graufame, läfterlirfje (Sdmtäl) ßarte anftatt ber SBorrebe,
barin er mit auSbrü (flicken SS orten genennet . . . oorgebrurfet"
loorben. @r bittet ben erften Sogen biefer Epistolographia cor-
recta nod) in ber SHeffe ,,bet) allen SBudjfjänblern, infonberrjeit
bet) 3ofjann £offmann oon Dürnberg (aflroo oermut^icr) bie mei-
ften werben ju ftnben fenn)" ju conftSciren, ben ferneren Vertrieb
ju ©erbieten unb auf ben SSerfaffer ber SSorrebe ju inquiriren.
$er gaü an fidj bietet atterbingS fein 3ntereffe; er lä&t
im« aber erfennen, ba& bie 93ud)mad)erei — fcr)on t)unbert 3af)re
früfjer flogt ja eine furfädrfifdje SBerorbnung barüber, bafj Seber-
mann mit feinem tarnen im $Bud)laben liegen motte — , bag
fpeculatiüe 9lad)af»nen unb Ausbeuten neuer Sbeen unb populärer
fiiteraturprobuete, bie einen größeren $lbfafc erhielt Ratten ober
t>erfprad)en, fidj and) ju jener 3e^ in c*ner folgen $lu3bel)nung
bemerflid) matten, baf* biefe ©rf Meinung jum (Sntfte^en unb @in=
bürgern eine« förmlid) teeffnifdjen SluSbrucfS für berartige 83üd)er=
zed by Google
- 79 -
gobrifontcn führte. 2)enn als folgen tcc^nifc^cn §luSbrucf oer=
menbet SKnliuS bie gemähte SBejekfinung, fyebt btefelbe fogar in
feiner eingäbe burdj Sanjteifc^rift fpecicü fyeroor, fo bafj mof)t
!oum boran jmeifeln ift, bafj mir eS lu'er mit einem roenigftenS
in literarifdjen nnb gefd)äftlicf)en Greifen allgemein gebrausten
unb befannten ©obriquet ju tyun l)aben. Äucf) ber £intt>eiS auf
Sodann §offmann ift ju beachten, ba beffen ©erlag fidj ftarf auf
populärem unb unterfjaltenbem (Miete bemegt, er felbft übrigeng
gerabe feines befonberen Renommee« §inficf)tlicf) feiner SBücfjer;
auSftattung genoffen ju fjaben fcfyeint.
6. „Pro novitate."
bereits im 4. SBanbe beS Slrdn'oS f)abe icf) eS in ber 9JciS=
ceüe: ,,<Romtäten=93erfenbung fct)on im 17. 3af)rfmnbert?" für fo
gut als nadjgennefen bejeufjnen fönnen, bafj baS SBorfommen oon
fleeuigteitsoerfenbungen in einem Heineren Greife größerer, iljrer=
feit« mieber eine meitere ®efd)äftSclientel oerforgenber |>anblungen
föon für ba« 3a§r 1669 anzunehmen fein [bürfte. 3^ bin jeftt
in ber Sage weitere unb unbebingt beweifenbe SBelege für bie
tfjarfädjftdje @£iften£ biefeS ©efcf)äftSgebraud)S unb felbft beS noef)
f)eut üblichen ÄuSbrucfS „pro novitate" auS bem (Snbe beS 17.
3al)rfmnbertS beijubringen.
SGÖenn ber SRatt) ju fieiöjig unter bem 14. 2)ecember 1G78
na$ Stetten berietet, bog SeremiaS ©djren in Sranffurt a. D.
unlängft eine oon i$m, bem SRatf), für politifcf) anftöfjig befunbene
©djrift „anfyer getieft unb an oiel 23ud)füf)rer austeilen
laffen", fo !ann biefeS gactum an fid) fdjon, trofc feiner ebenfalls
nitf)t unbebingten Älartjeit, als eine 23eftärfung ber aus bem 93or=
fommnifj üon 1669 gezogenen Schlußfolgerungen bienen. $a=
gegen läßt baS folgenbe factum an ©eftimmt^eit nichts ju mün=
fdjen übrig. 3n ben UnterfucfmngSacten über ben Vertrieb ber
als ßibetl be^anbelten glugfdjrift:
3ol). %x. SRaöer'S gcfamletc fronen üon einer Ijerjlid) betrübten
SRutter wegen beS erbärmlidjen SlbfaflS it>reS ©uangelifdjen
@ofmS jum ^apfttljum
toirb nadrftehenber »rief beS ©ucfU)änbterS griebrid) ÖJrofc^uff in
Äeiöjig an Sodann (Shriftopf) SWietr) in Bresben oom Huguft
1697 beigebracht:
Digitized by Google
- 80 -
hochgeehrter $err SRietf).
3>afj pädt. bon Hamburg, roorimten bie $ur<hl. SBett fetm foß,
ift nodj nic^t etngelauffen, bin e« aber biefc Woche gemifc oermu=
tljenb. $ierben pro novitate
12 attatter« ^renen jc ä 6 \
$iefe werben üon einem §atlifchen $aufirer auf allen gaffen Ijerumb
getröbelt, imfall berer meljrer beliebig, wolle b#r. batb melben.
bejjen empfehle bemfelben ®ottt Protection, unb üerbleibe nebft
frbl. begrüfwng
$. £. SBitt.
©rofehuff.
©rofdjuff oertrieb bie glugfdjrift felber nur au« jweiter £anb.
©ie war bei Rendel in §aHe gebrudt unb öon bem Seipjiger
Söudjbruder 3o^ann (Ef)riftoph löranbenburger unb bem §auftrer unb
fliegenben 93ud)hönbler Sotjann Sanfon (©anfon) au« fyxhft, ber
aber aud) in Seipjig ein $)omicil befafc, in größeren Partien
übernommen worben; oon erfterem tjatte ®rofdmff erft feine
(Sjemplare belogen. Slber aud) feiten« 53ranbenburger« fann e«
fief) hierbei nid)t um ein feft abgesoffene« Äaufgefääft gefjam
belt t)aben, oietmehr mu& bie SKemijfionSberechticjung für bie
nid)tabgefefcten öjemplare oon öoro herein als vorbehalten ge=
badjt werben; e« get)t bie« wof)I barau« ^eroor, baß aud) $ran=
benburger feiner 2lu«fage nach nad) erfolgtem SSerbot ber ©djrift
feine nod) oorrättjigen ©jemplare berfelben an ben „93ud)füf)rer
Beuger in §atle" jurüdfehidte
©in wetterer 23efeg finbet fid) in einer anberen Unterfudjung
wegen be« SBertriebc« einer angeblichen gamo«fd)rift, weldje ber
gewefene Sonrector an ber %$oma%\ä)\\U Änbrea« ©tübel in 93er=
thetbigung oon S^riftian Xhomafiu« in §alle gegen ben S)iacomt«
Ulbert (Stjriftian fRott) in ßeipjig im 3ac)re 1698 tteröffentlid)t
hatte. Sluch l)ier legt ber wieberum betheiligte $r. ÖJrofdjuff
ba« folgenbe ©^reiben üor, um fid) gegen bie Annahme: at« fei
er ber Verleger ber ©djrift, 511 beden:
$atl ben 18. 3an. 1698.
©onber« oietgeehrter £r.
9cebft bftfr. salutation überfenbe bemfelben biefe« gegenwerrige fo
etwa« neue« ift, u. jtoar 50 ©tüd, ba ©tüd a 6 A, brausen
mehr ber 2lrt, wollen ©ie fold>e« melben, biene gerne bamit u.
D|t.
©hnftoph ©alfelb.
xl by Google
— 81 —
(Ebenfo wirb conftatirt, bafj bie SBaifenf)au8bucf$anblung in
£afle im 3af)re 1703 an #einid}en'S SBittwe in Seipjig eine
SBro<f)üre ofyie SBefteÜung „getieft" habe, wät)renb biefelbe 2txp-
$iger girma bei einer anbem Gelegenheit (im Safjre 1696) au«=
jagt, ba& ü)t üon unbefannter Seite 25 (Sjemplare einer g(ug
jdjrift „in einen Vogen eingefdjlagen jugefcfjtcft" worben feien,
©eitere Veijpiele für tefctgenannte SRobaütät ber fteuigfeitsoer;
fenbung, felbft anf bem ^ßoftwege — worüber an anberer Stelle
mehr — werben in bieten aus ben Sauren 1703, 1704 unb 1705
ermähnt. Äm bebeutfamften ift ein gall auä bem Sa^re 1726:
bie Sßoftoerfenbung beS 2. Xt)ei(ed beä „betrübten $refjben", bie
(Srmorbung be3 3)iaconu3 §af)n in Bresben buref) ben furfürftl.
Trabanten ßaubler beljanbelnb, ein Sriminalfall, melier in Saufen
bie größte Aufregung ^erüorrief, weil ba8 ©erbrechen fatholifdjem
ganatiSmuS in bie @dmf)e gefchoben mürbe. $a3 83uch mar mit
bem fictioen 3mpreffum: granffurt unb fieipjig bei Johann Stn-
breaS SRübiger in Berlin erfc^ienen unb würbe tum biefem mit
ber *ßoft als iReutgfeit terfanbt &m 31. «uguft Ratten Sancfi=
fcf>en8 Srben 50, ®eorg SRorifc SBeibmann 50, Sßolfgang $eer 50,
Sacob Sdmfter 50, §etnridj ©ottfrieb VoetiuS 25 unb 3of>ann
S^rifrian SKartim 30 (Sjemplare mit ber „berliner ßutfdje" er-
halten. $er SRübiger'fcfje ©rief (gactur) an Schufter, melier bei
bem Verbotsuerfahren jur Vorlage gelangte, lautet:
Berlin ben 28. Huguft 1726.
hochgeehrter #err!
3dj banrfe einSroeilen bftL t>or gute expedition lefct aufgetragener
Commission. Senbe ifoo p. novitate
50 betr. 2>rc3ben 2tft St^. 4. . . >f 2. 12.
3cfj öerharre
2K $0$ bftt.
3. «. töübiger.
P. S.
Anlage an $errn Braun
erfucfje fo&alb abgeben ju lafjen.
$ier tritt alfo ber tedmifdje ÄuSbrucf „pro novitateu mit aller
Veftimmtheit tyxnox, ja, ßeipjtger in biefer SBeife mit 9teuigfeit8=
jufenbungen bebaute girmen »erben unwiffentlidj ober wiffentlid)
(aU (Sommiffionare?) Vermittler ber weiteren Verbreitung, wie
benn 6f)riftian ©mmerich in Seipjig — wegen „berer (Sjempla=
«tefcitt f. Qkf*. b. Seutfaen »udjft. Till. 6
- 82 -
rien" (einer angeblichen gamoSfchrift) Ueberfenbung nach Bresben
oernommen — fich bamit rechtfertigt
bafe in bem an ihm überjehidten Sßaqüet jugleich nud) an bie
Dre&bener $ud)fül)rer Johann dfyriftopl) HKietfjcn, Sohann Sacob
SBincflcni unb Csobaun tlhriftopf) 3immcrmanncn berglcidjen Der?
flegelte s4?aqüetc eingefchlagen unb weil felbige bereit» überfchrieben
getoefen, h°be er foldje wie er ftc empfangen, an bemelte 83ua>
führer überftt)irfet,
auc^ Sötten gintweraann unb 3Htetr) oor erfolgtem Verbot noch
mehr @£emplare nach Bresben (oon wem, etwa oon ihm al« eine
9lrt oon (Eommiffionär?) üerfchrieben *).
2Bie ober 3fr. (Srofdmff, oon welchem im Safere 1705 gefagt
wirb „er führe oiel neue $inge", biefelben — auet) wenn fie nicht
fein ©erlag waren — - in Suchhänblerfreifen weiter pro novitate
oerfanbte, fo auch 9ro6e girmen, wie Johann griebrich ©lebitfd).
3hnt roaren j. SB. im 3af)re 1705 oon Sotjann ^ßfyilipp Änbreae
in grantfurt a. 9ft. 100 ©semplare einer bem fächfifch;polnijd)en
Jpofe fehr unliebfamen unb mehrfach an oerfduebenen Orten ge=
brudten glugfd)rift
SBertrauteä Schreiben eine* oornehmen Xeutfchen DffictrS an eine*
getuifcen $o$tn Potentaten ©erjeimen Sftätr)e oon ben jefcigen Con-
juneturen fpnbetl. bem fehr tyirtcn Verfahren ®r. &5aarifd}en
9Wait. an benen frembben X>eutfd)en SJciniftern unb Officirern. %m
Sahr 1705.
al$ SReuigfeit zugegangen; er oertrieb fie aber nicht am ^ßlafce
fonbern oerfanbte fie nach ^uSfage feine« ©er)ülfen ©eorg 3uliu3
(Jngetbredjt weiter an auswärtige ©uchhänbler, nach ber 9cieber=
laufifc unb Schleften, 10 ©jemplare auch a" SBintfler in Bresben.
3n allen biefen gällen, felbft in bemjenigen au« bem 3at)re
1669, honbelt e8 fich nun allerbing« um eine ephemere Literatur,
beren Verbreitung nicht auf bie mehr ober weniger ferne SDceffe
oerf (hoben werben fonnte, beren Verbreitung oielmehr fchnell er=
folgen muffte. ©8 wirb auch "l oc» Vernehmungen ber ßeiö$iger
©uchhänbler barauf fjingewiefen, bafj man ©abriet 5Da$l in Stettin
für ben Veranlaffer ber oben erwähnten (anonümen) ^oftfenbungen
halte. @r war eben jur Seit beä Scorbifehen ÄriegeS als öer=
breiter politifd)er glugidjriften befannt genug, bürfte aber bie
SWeffen !aum befucht Ijafat, ba er in ben 2Jcefjfatalogen überhaupt
nur in ben Sahren 1703, 1704, 1709 unb 1714 unb jwar nur
Digitized by Google
— 83 —
mit refp. 4, 1, 2 unb 2 SBerlagdartifetn figurirt. 2)ennocf) ober
glaube uf), bafj es ftdj nidjt genügenb rechtfertigen (äffen mürbe,
wollte man Deshalb annehmen, biefe 9ieuigfeit$oerfenbungen gärten
nur erft für berartige ütcrorifd^c (SintagSfliegen ftattgefunben. Um
biefe ©efdjränfung annehmen ju müffen, mürbe idt) bod) einen
pofitioen Verneig für bie anbermeite SRidjtgebräuchttcIjfeit für er=
forberlid) galten. Tcun nidjt auger Sldjt 51t t äffen ifi, bafj eben
nur ber llmftanb, bafc bie betreff enben ©d)riftd)en SBerantaffung
ju prefjpolijeilidjen Maßregelungen gegeben fyaben, uns bie $ennt=
ntfc beS frühzeitigen 93orfommen8 einer öerfenbung „pro novi-
tate" actenmöfjig oermittelt fjat. 25 a 3 aber möchte öießeidjt am
genommen werben bürfen, bajj ba« ©ebürfntfj: für ben Sertrieb
jener ephemeren Literatur auf einem anberen, als bem t)ergebrad)5
ten SBege $u forgen, ben ©ebraud) an fid} in« Sieben gerufen
f>aben mag.
*) ©ei ber SonfiScation ber ©t^rift: Mulier non homo am 22. Januar
1690 Liemcrft %o\) fcerbotb ÄUoje in &eü»tg bem ®fid)er=St$cal J)aöib s-8tt--
torff gegenüber: et tjabe jtoar „etlid)e Exemplaria gehabt, foldje aber an
ben Serleger 3[o!jann hielte (Steide) nad)et 3e$na ftueber jurüdgefanbt."
§iet tann e* fid) aflerbingS um ein wegen beS fd)on befannt geworbenen Sei:
böte* rüdgängig gemalte* SRe&gefdjäft Ijanbeln. ©ei SRotifr ©eotg ©eib=
mann unb bei ftriebrid) fiandifd)'* SBittiue waten bie (Ejemplare bereit* „au3=
gelegt", bei 3ol). triebt. GHebitfdj nod) nidjt; leitetet braute ftc etft „au*
bem fynbetn ©emölbe (uom Üaget?) $etüot."
*) Äud) bei bem gaH öom Saljte 1726 behauptet Sdjuftet, bafe et bie
erhaltenen (fcjemplare b,abe aufjet ÜanbeS (nad) ©Rieften) fdjtden fotten, eine
©efmitptung, bie nicht weiter befdjeinigt wirb, aud) in bet eigentlich ju bie-
jem $3etmf ootgelegten Srieffactut feine ©eftatigung finbet, ob jd)on in ber*
felben bon anbeten ©ommiffionen bie SRebe tft.
7. $er Verleger wirb fid) in ber SReffe melben.
$err g. $erm. SHeoer f)at in feinem Äuffafce im oor. SBanb
be$ ÄrdnoS: „$)er beutfdje 93udjt)anbel gegen @nbe beä 18. unb
ju Änfang be8 19. 3aljrl)unbertS" auf @. 207 ber ©u^erung«=
mittel gebaut, bereu fid) beutfdje Verleger bei ber SBerfenbung
foldjer ©Triften bebienten, bereu Seanftanbung ober öerbot fei=
ten« ber ^ßrcfepolijei ju befürchten war. gingirte 2>rucforte unb
fatfdje ginnen waren ja etwas «ltgebräud)lid)e3; fie boten unter
Umftänben bem Verleger paar einige Stafung, menn e8 fid) nur
um bie ©olportage in engeren ©renjen Rubelte, fd)äbigten ober
öerfnnberten aber felbftoerftänbttdj ben Sertrieb unb Hbfafr in
weiteren Greifen, wenn bem 93ucf$anbel nid)t allgemein bie 93e=
6*
- 84 -
jugäquelle jur Äenntmfi gebraut werben fonnte. $er offene Ver^
trieb auf ber 9tteffe, in ben althergebrachten gormen, war aber
bereite bebenflid)er geworben. $ie fadjftfdje Vüdjer:(£ommiffion
^atte gegen (Snbe be« 17. 3af)rlmnbert8 it)rc fctyaffe ^eriobe, bie
^eriobe it)rcr abfoluten Unfelbftänbigfeit, bereit« tyntex fid); fie
begann au« eigener Snitiartoe oorjuget)en unb cu(turgefd)id)tlid)
intereffant ift e« jebenfall«, bajj e« bie au« granfreid) mef)r unb
me(jr herüberbringenbe la«ciüe Literatur mar, wetdje ifjr ber Än=
trieb ju fclbftänbigem Vorgehen würbe, ©o fanb benn bie erft=
malige Verbreitung oon ©Triften, bei benen ftd) ber Verleger
einer Vefd>lagnat)me gewärtig f)ielt, anontom ftatt. „$)er Verleger
wirb ftd) in ber nädjften SKeffe melben!" 2Bie im Anfang be«
19. 3at)rt)unbert«, fo aud) fdwn im fiebenaelmten!
3m ©pätjaljr 1695 würbe in ©adjfen auf bie glugfdjrift
greubige« 3ujaud>jen ber ©rweljUen grembblingen hin unb fjer
in Sodjfen, Vranbenburg ic. über ben ©icg Dr. ©pener* wie;
ber bie Geologen ju SBittenbcrgf. Anno 1695.
eifrig gefat)nbet. 3n fieipjig oermoc^te ber Vüd)er:gi«cal 3)aoib
Vittorff bei Vud)hänblern unb Vud)binbern !ein (Sjremplar aufs
jufpüren; alle oerftdjerten, ba« ®cf)riftd)en nie ge(ef)en ju haben,
ob(d)on „ftarfe Nachfrage barnad) gehalten würbe". 33efferen ör=
folg Rotten bie 9cadjforfchungen in $)re«ben, wo ba« Sntereffe an
ben pieriftijdjen ©treitigfeiten in golge oon ©pener'« früherer
borriger ©tellung al« §ofprebiger nod) ein intenfiuere« fein mujjte.
3ur 3nformation ber Seipjiger ©üc^er^ommiffare tfjeilt ba«
Ober=(Sonfiftorium in $re«ben benfelben bafjer unter bem 30. 25e=
cember 1695 mit, bafe ben $re«bener Vud)l)änblern ©abriet
$übner, 3of)ann S^riftop^ gimmermann unb Soljann 3acob
SBintfler, fowie bem bortigen Vudjbinber Sfnnftoph £>ecfet ^adete
mit @)remptaren unb bem Vermerf „jugejehidt" worben feien:
bafj bie Ueberfenber berfelben in beoorftehenber 9?euen 3ah*« SJcefce
ben benfelben ftd) angeben, unb bie 3ahlun8 forbern wotten.
Sluf ber fieipjiger sJceujahr«meffe füllten nun bie Slbreffaten fct=
ten« ber Vüd)er=ßommiffare $ur Srmittelung be« Verleger« be-
nufct werben, feine« gall« aber an biefen (enteren Zahlung leiften.
Ob bie (Ermittelung gelang, ergeben bie Steten nicht.
3n mehreren ber in ber ooraufge^enben 9Jci«eetIe angeführten
gätle tjatte bie unoerlangte 3ufenbung berartiger für bebenflid)
zed by Google
- 85 —
erachteter SReuigfeiten ebenfalls anonöm ftattgefunben, olme bafc
jebod) einer ät)nlict)en ©emertung be« SlbfenberS babei gebaut
wirb. 3öci ben Äcten finbet fid) fogar bcr Umfd)lag einer ano
nomen Sßoftfenbung an SfyomaS Sritfdj in Seipjig oom 3afn*e
1705, ber jebod) gar leine SRotij weiter enthält, auf bem fogar
im fiacffteget ber eine, ben gunamen bejeidmenbe ©udrftabe üor-
fid)tigerweife ausgefragt ift, wa$ bem f Warfen ©lief be$ Snquu
renten nidjt entgangen ift. Äber fo ganj unbefannt werben wofjl
in oielen gaHen bie (Smpfänger mit ben Quellen, au« benen ber=
artige ©enbungen ftammten, nidjt gewefen fein. Steint bod) aud)
$t)oma$ gritf4 bie ©enbung werbe wo^l „ton £at)len" (©abriel
$>af)t in Stettin) fein. (Sicherlich erfolgte wof)l aud) meift bie
©e$af)lung biefer anonymen ©enbungen, ohne baft fid) bie ©ud)=
^änbler $u 2)etectioeS ber ©üdjersßommiffion ^ergaben, ©ei ber
ljerrfd)cnben pre&polijeilidjen SGBiHfür war ja iftiemanb oor unoor=
f)erjufel)enben @d)äben gefiebert. SBurbe bod) bie Sßrefjpolijei nidjt
einmal in Wittenberg unb fieipjig übereinftimmenb geljanMjabt
SBäfjrenb an erfterem Orte bie ©djelmig'jdjen anttyietiftifdjen
©Triften oom ©erleger ungef)inbert oertrieben würben, fafmbete
in Seipsig ber ©üdjer fiscal barauf. «HerbingS breite fid) ber
SBinb balb wieber.
8. Äleinbuc^^anbel unb Kolportage in fieipjig an ber
SBenbe be« 17. 3af)rf)unbert$.
©ei ber ©djilberung ber ©dn'cffale Sodann $errgott'3 im
1. ©anb be3 &rd)tö$ §abe idj nad) bem mir bis bat)tn befannten
SRaterial baS treiben beS Äleinbudjljanbete in ber SReformationS-
jeit, bie ©ertriebsweife beT glugblatt«= unb Hrdt)tic^ = poteinif cr)cn
fiiteratur jener ßeit, rurj ju führen oerfudjt. (Eine nidjt uninter=
effante ßrfdjeinung ift e$ nun ftdjerlid), bafj — unter bod) wefent=
lkt) oeränberten äußeren ©ebingungen — ba« (Snbe be« 17. 3afpr=
Imnbert* äf)nlid)e ©erljältniffe ju Sage treten läfet; wenigftenS ift
bie« für ßeipjig ber gaü. 3war to<*x*n bie ©runblagen ber obrig=
feitlid)en ©efjanblung ber $reffe, abgefefyen oon ber nunmehr burd)=
geführten §anbf)abung ber $refjpoli$ei burd) befonbere, unb jwar
ftaatlidje ©efjörben, feit jener geit nodj wenig teränbert; eS ^errf(^=
ten noc^ biefelben (Srunbfäfee, ober genauer biefelbe ©runbfafclofig=
feit. Äber ber ©udjt)anbel felber ^atte fid) ju einem ftrafferen
— 86 -
unb feftcren ©efüge emporgearbeitet, ju einer (Seftaltung, in welche
fiel) jene alten gönnen eigentlich nicht mehr einjufügen üermodjten,
mehr ober weniger alfo neben feiner beseitigen OrganifationS=
©rufe eine befonbere ©rfcheinungSform beS GJefchäftSlebenS bar=
fteöen mußten. SJcochten auch bie geiftigen Strömungen nicr)t mit
ber gleichen 3ntenfität alle ©rindeten ber Beoölferung burdjfefcen,
toie jur SfceformationSjeit, — bie folgen unb (ftnmirfungen beS
langen inneren ÄriegeS waren ja noch nicht überwunben — fo
waren bodj bie (Strömungen (elbft bafür mannigfaltiger geworben,
namentlich mar baS politifche Sntereffe mehr in ben Borbergrunb
getreten.
Auf bem altgewohnten religiöfen (Gebiete waren es bie fbn=
fretiftifchen unb pietiftifchen Bewegungen, baS eifrige SBirfen ber
polniid;en unb hottänbifdjen ©ocinianer unb Unitarier, baS Auf-
treten ber ÜJtyftifer, für ßeipjig fpecieQ noct) bie (5fir. XhomafiuS=
fcf)en ©treitigfetten unb ber Antagonismus gegen bie aufblu^enbe
neue branbenburgifche Unioerfität §aöe, bie eine gelehrte, wie auch
populäre Sßolemif jeitigten, ber bie zeitgemäße Söürje einer met)r
als berben gorm nicht fehlte. $)aß tiefe Bewegungen aber ifjre
©eilen auch in überrafchenber 2Beife bis in Streife fortpflanzten,
bie für biefetben unzugänglich fcheinen foHten, war wohl eben
wefentlidj bem nach oc« melfältigen klagen jener Seit weiften
breiteten Behagen an biefer Derbheit unb an bem ^aSquillwefen
jujufchreiben. Weht nur bie gelehrte $olemtf, auch D*c ?tioat-
oerhaMtniffe würben burch baffetbe oergiftet unb wenn wir heutiges
läge* auch Da^/ K>Q$ bamalS obrigfeitlich als ^ßaSquid,
fiibett ober gamoSfchrift bezeichnet würbe, WaS ber obrtgfeitliche
SBiHe ober bie ©mpfinblichfeit einflußreicher belehrten baju ftenu
pelte, bafür anerfennen würben, fo bieten bie Acten bod) genügenbe
Unterlagen, um bie ©jiftenj biefer ©euche anerfennen ju muffen.
*scn naoe )a^oxi an anoerer <öteue (aus ©tranourg; einige» vjia-
terial bafür beigebracht, ©elbft größere, (onft hochangefehene buch*
hönblerifche girmen würben burch bie (JrtragSfähigfeit folcher
^ublicationen oerleitet, bie $anb &u ihrem Berlage ju bieten (fo
B. 1688 Johann griebrich ©lebitfcfj in ßeipjig), benn ju $un=
berten fanben fie Ääufer, felbft ba wo baS Sntereffe an ben Sßer*
fönen als fehlenb angenommen werben muß1). SGÖie weit bie
©euche um ftch gefreffen hatte, fann man aus einem ftefeript beS
Digitized by Google
- 87 -
Cber-ßonfiftortumä in Bresben an ben ftattj ui fieipjig öom
18. SKärj 1702 erfehen. <S* fjeifct barin:
2öir ü ernennt eu, ob motte fotoo^t bie ÄuSftreus unb publicirung
aÜ"ert}anb famoser ©c&rifftcn unb Pasquillen Wieber bot)e unb nte-
brige faft gemein, unb felbe fogar an benen Gcfcn beret (SJajjen
affigiret unb in bie Raufet geroorffen; $113 aud) üon ^ier unb
Seidig, wie offter« au« benen fremben 8ettungen juerfeljen, atter*
fjanb nachteilige Raisonnements , unb meiertet praejudicirlid)e
jum öfftern unwahre Relationes gei<hrieben werben.
polittfehe SRoment mitfpricht, fo ift bie ©ejiehung auf $rtoat;
perfonen unb ^rioatöerhältniffe bodj ftart genug au*geprägt unb
bejeichnenb für ba8 X reiben überhaupt ber Umftanb, baß fct)on
Diel früher — trofc ber eingewurzelten fächftfch;tirchlichen Äbneigung
gegen alles 9cichtlutt)eri(che — in einem ähnlichen SRefcript gegen
berartige gamoSfchriften geeifert wirb, felbft wenn fie „gegen &al
oiniften unb Äatt)oliten" gerichtet fein f Otiten. (5. gebruar 1667.)
daneben blühte bie 3at)rmarft Literatur natürlich weiter;
^ixe^^r^ ^ßS^ouic tcn^^^irx^tcn^ <ää3nn^drdr ^^^c itiu lic^f 'S^ö u« ^^J^*
wucherten: eine Literatur in gangen unb falben 33ogen, ber ^ßact
eine« ^efftf^en ©eiftlichen mit bem Xeufel gar au* einem Viertel
bogen beftehenb, Sleinfram, ber oon ben oerlegenben ÄleuuSpecu;
lauten — melfach unbebeutenberen SBudjbructern, welche ihre feiern i
ben treffen bejehäftigen wollten — an bie Sfcrif^nhänbler im
StieÄ unb 93ucr) abgegeben mürbe, im (Sinjel^erfaufapreiS bid auf
Pfennige ^inabge^enb.
©tärfer in ben Sorbergrunb aber waren, Wie fdjon gefagt,
bie polttijchen Sntereffen getreten. $ie nicht abreißenben Äriege
mit grantreich, bie ©räuel feiner &rieg*ööller in $oflanb, in ber
$fal* boten reiben Stoff für ba* theitnehmenbe 3ntereffe be*
beutfrfjeu 3nnenlanbe$. Xraten auch bie alten „Sfteuen ßwtungen"
in ihrem mancherlei (Sreigniffe jufammenfaffenben, ben Stoff mehr
gruppirenben e^arafter gegen bie fidj me^renben regelmäßig er^
fdjeinenben wirtlichen S^i^Ö«1 Wo* länöft ftart in ben §inter=
grunb, fo lieferte bod) jebeä größere ober Heinere treffen, jebe
@tabt=©erennung (§le(egent)eit unb Material ju (Einblatt s^nbüca-
tionen, meift mit einem Mupferfric^ audgeftattet: bie ©runblagen ber
©ammeiwerte beS Theatrum europaeum unb fpäter ber 2ubolpt);
fd>en Schaubühne. <S* fcheint fogar al* hätten bie ^ofttneifter
— 88 —
ober ^oftoerwaltungen Derartigen ober ähnlichen ^ublicationen im
älteren (SJjarafter noch nicht ganj fem geftanben; im September
1697 wirb menigftenS eine« 9cachbrucfS ber $rönung$:9ftelation in
Pratau „wie folc^e im ^oft^auje oerfaufft wirb" gebaut.
Äber auch bie politifcr) = ftaat^rec^tlitr)e gelehrte Debuction be=
gann fid) mehr an bie große SWaffe ju wenben. Der Änftoß ging
xooty oorwiegenb oon .v>olIanb aus unb in Nachahmung ber bor-
tigen, torge^enb gegen grandreich gerichteten, ober biefeS beTüd*
fid>tigenben $ubticiftif; bie politifche Erörterung unb «ufflärung
mürbe poputarifirt. Sßadenbe, anreijenbe Xitel bienten mit als
§ebet, bie «uSftattung mit Tupfern ober wenigftenS mit Xitel=
oignetten, womöglich fatürifchen ober carrifirenben, mußte Reifen.
Der 93ud)hänbler §etjbet) in Seidig fagt bei einer Serne^mung
betreffs eines SßaSquitlS gegen eine ßeipjiger SBürgerSfrau (Die
ehrliche grau ju *ßliffine) am 20. Cctober 1695: er fjabe ben §ol$=
fd)nitt auf bem Xitel anbringen (äffen: „bamit es befto beßer ab-
geben müdjtc, wie inSgemein oor Romanen allerfjanb inventiones
pflegten gemalt ju werben." Die Äcten ber ©üd)er=£ommiffion
geben eine 93lumenlefe jener Xitel: Der Ätt unb 9ceüe treuherzige
unb tief finnige granfcmännifche Politicus; Der ^olitifdje SWaulaffe;
Der gute 2Rann; Der politifche ©to&gifch; Der ©aturifäe §off=
äRann; DeS Serftorbenen Staats fieichenbegängnüS; Die politifche
Colica; Der politifche geuermäurerf ehrer; Der Verliebte (5uro=
päer, unb als gewerbsmäßige gabricanten bcrartiger Schriften
werben j. 93. ber Profeffor 3of)ann SRiemer unb ber Äammer^
muficuS Söär in SGBeißenfelS oon ben Verlegern angegeben. 3nwie=
weit ber Angabe eines berfelben, St)riftian SBeibmann'S in Seipjig,
baß ifjre unb „SBeißenS anbere fachen" bisher in fieipjig „gebulbet"
worben feien, (glauben ju (Renten ift, erfdjeint mir fef)r biScutabel;
benn bie Genfur würbe, wie noch weiter auszuführen, nur gu oft
umgangen, ober Quantitäten oon auswärts belogen, oielf ad) bie
Angabe falfcher Drutforte für rathfam erachtet. «IS SntfdmU
bigungSgrunb für ben lefctgenannten preßpoliaeilidjen Verfloß führt
j. SB. jener Sh^. Söeibmann an: „bamit er befto theuerer oerfauffen
tönte." %m faiferttchen §ofe befaß ßeipjig benn auch )d)on ka£
Renommee „ob folte (bafetbft) berofelben nicht wenig fd)tmpf= als
despectirüche, tfjeilS bem Publico gcfärjr unb präjudicirliche )d>riff=
ten oon einiger Qtit tyr gebrudt unb divulgiret worben feon."
Digitized by Google
- 89 -
«
$ie geführte S3efd)merbe fyatte auch bic Solge, bafc neuerbingS,
mie fdjon menige 3Bochen Dörfer am 1. gebruar 1681 gesehen,
bcr $)rucf ofme oorauf gegangene ßenfur ber gacultät3=®ecane
abermal* bei ©träfe oon 4 SReufchocf oerpönt mürbe.
gür Saufen fpeciell, unb inSbefonbere für ßetpjig, Ratten
fich bie Politiken unb fachlichen Sntereffen gegen (Snbe beS
17. 3ahrhunbert« noch mefentlich burch ben Uebergang ber pol=
nifdjen ßönigSlrone an Sluguft ben ©tarten unb burd) beffen Ueber=
tritt jur tattjoIifcr)en SHrdje complicirt. S)a8 Sanb mürbe fefjr gu
feinem Unbehagen unb ©djaben tiefer in ben ©trübet ber größeren
Politiken öermicfelungen hineingezogen, feine bisher feljr engt)er=
jigen firct)lidjen Änfdwuungen ferner »erlebt unb gereijt, beibeS
oollauf r)inreict)enb um ba$ lebhaftefte 3ntereffe an allen barauS
entfpringenben ©treitigfeiten in ben meiteften Greifen ju ermeefen
unb ber betreffenben reichhaltigen glugfchriftemßiteratur einen
empfänglichen ©oben ju bereiten. §anb in #anb bamit ging bie
fteigenbe empfinblichfeit ber fächftfehen Regierung für biefe £itera=
tur. ^Beziehungen , bie früher gleichgültig getoefen roaren, mürben
nun ftaatÄgef ährlich; bie (SonfiScationen mehrten fich, man fchritt
fogar ju ^räoentiooetboten, noch c^c mön oen Inhalt ber oer=
botenen ©dnrift auch imr feinnte. ©d)on im 3af)re 1695 mar
nach ber Mögen Zitelauffüt)rung im ÜRefjtataloge eine ©ammlung
oon Urtunben unb iReceffen über ba8 ©tift Queblinburg oerboten,
bie ßonfiScation angeorbnet morben; als aber lefctere in ber Öfter*
meffe burchgeführt merben fott, ftetlt fich tyxaui, bafc baS Söuch
noch gar nicht fertig ift! Unb unter bem 28. Sanuar 1698 mirb
eine geitfehrift: Mercurius Polonicus, bie in SBarfchau erft er=
jeheinen fofl („obfdjon fonften gute Söücher, ton obigen unb anbern
Oerthem einführen jula&en, SBir feineSroegeS juinhibiren gemei*
net") oon oorn tyxtin »erboten, obfehon aus bem eigenen neuer *
morbenen Königreiche ftammenb! mährenb im Safjre 1702 ein
ähnlicher Schritt geflieht, aber mit ber auSbrücflichen Ämoeifung,
bie (Jjemplare „in ber ©rille" megnehmen ju laffen. $)ie arme
Sucher: Com miff ton gerieth burch bie fich f° äum ^)eit ergebenben
CS omplicat tonen gelegentlich in ar9e ®ettriffen8bebrängnifj; fie tonnte
93. nicht anberS, als im Sluguft 1697 bie fdjon ermähnten
SWaher'fchen %fyxäntn über bie (Sonoerfion eine« (Eoangelifchen —
baS ©chriftchen fcr)cint in Xaufenben oon ßjemplaren oerbreitet
zed by Google
- 00 -
worben $u fein — wegen beä mit bemfelben in ©erbinbung ge=
brauten ($erebe£ über {eine angebliche ©ejiehung auf Stuguft ben
©tarten (e8 war juerft lange nor feinem Uebertritt erfreuen)
confiSciren ju laffen, obfchon „in bemfelben nichts fo ber reinen
Seljre unferer Kirche unb benen Ii bris symbolicis gumieber ent=
galten."
$ie größeren ©uchhanblungen hielten fi<h bem ©erläge unb
Vertriebe biefer ganzen 2iteratur*®attung meiftentheilS fem; Sto-
mas gritfch erflärt fogar im 3a^re 1705 ftolj: er füf>re berartige
$)inge nicht, 1726 baß bei if)m „Dergleichen chartequen niemalß
anzutreffen gewefen, noch in8 fünftige fenn werben", niel früher
fct)on (am 14. Sanuar 1680 bei Gelegenheit ber Snftnuation be8
©erbot« einer angeblichen gamoSfchrift) Sorenj ©igiSmunb (Sörner:
„ba3 mehren leichtfertige fachen, bie er nicht ^egete", eine ©ehaup:
tung, bie aüerbingS fehr nach ©cheinheiligfett fchmecft, benn ßörner
befanb fich mehr al& einmal preßpoliseilich im ©ebrfinge. 9ttehr
fchon fcheinen ftch bie Heineren, weniger oerlegenben ©anbiungen
bamit befaßt, felbft burch ben ©roffo Vertrieb berartiger Sachen
in Suchhänblerrteifen einen fdnoachen (Srfafc für ben eigenen
geringen ober mangelnben ©erlag gefugt ju fyabtn, wie Shrifrian
fßeibmann (biefer auch m& loScioen ©achen), Johann $einichen'8
SBittwe unb ftriebrich Öfrofdmff, ber ftch ia fogar, wie nur fchon
gefehen ha&en, befonberS bamit befchäftigte, „oiele neue 2)ingc"
führte unb oon bem in einem galle auSbrücflich auSgefagt wirb:
er fyabt ein gelehrte« (lateinifche*) ?a8quiß Änbrea« ©tübel'8
„an feinem ©uchlaben Öffenbtlich angeflogen". 2efctere3 bürfte,
in gortfefcung be* alten 9Reßbrauch« mit ben Sitein ber 9ieuig*
feiten, wohl allgemeiner ftattgefunben haoett*); e3 war ba« ba*
ürimitioe ©djaufenfter!
5Der Söwenantheit an bem ©ertrtebe biefer ßleinliteratur muß
nun aber ben ©u<f)binbern unb bem Greife oon ®ewerbtreibenben
jugefatlen fein, welche ber Ober=@tabtfchreiber Ghriftian 3*eunb
in einem ©ericht oom 19. Sluguft 1697 über eine ftattgefunbene
©erbot« =3nftnuation generell jufammenfaßt, wenn er fagt: er
habe fich
ju bcncn ^crfohnen in Paulino, ©roßen ^ürffen Collegio unb
unterm tRathhaufa f» rnit alterljanb rohen Materien hanbelu
begeben.
gitized by Google
- 91 —
$)ie 93ud)binber waren, wie fct)on mitgeteilt, tro| be8 9Biber=
ftreben« bcr 93uchhänbler, unbefunbert bei ihrer althergebrachten
^Berechtigung jum Vertriebe gebunbener üöüdjer, fo wie Don ©ct)ut=
unb (Sebetbüchern unb Äalenbern erhalten, biefe Berechtigung war
ihnen ja auch W c"tem befonberen Vergleich garantirt worben;
fie treten fogar als Verleger in biefem ^Bereiche tyuain, wie j. 93.
Gaäpar Sunijiuö. $>afj fie aber auch gefammte £lein=2iteratur
in ben »ereich ihre« OefchäftSbetriebeS gesogen hatten, geht barauS
heroor, bafj auch 93ucf)binber (j. 93. im 3atjre 1695) unter beg-
ierigen genannt werben, benen unoerlangt itteuigfeitsfenbungen
jugegangen waren unb bafc feit ben fiebenjiger fahren be$ 17.
3ahrhunbert« bie SJerbotösSnfinuationen über Derartige ©achen,
jum Xfyiil auf auSbrücf liehe Änorbnung beS Dber^ßonfiftoriuniS
in 2)re3ben, auch an erfolgen, ©djon im 3at)re 1673 war
ben öuehbinbern bie 93efteöung be« SBücher-f$i8ca(8 infinuirt wor*
ben unb wirb baS betreffenbe ©ocument unterzeichnet oon: Xile;
mann Xorel, ßhriftian Seichmann, Shriftian giefe, Joachim Äercf=
bäum, ©ottfrieb Jeimann, Safpar Sunifc, Ghriftoph Älinger, <£hns
ftian ©eiffert, ©ottfrieb fcehne, fffataft Seichmann. SBon ba an
erfolgte aber bie Eröffnung in faft ununterbrochener golge, j. 93.
bie eine« föefcriptS com 18. Sluguft 1682, ba« oor ber (£infür>=
rung unb SHoulgirung oon „fchmah- unb fdjanbfchrifften" warnt,
„wegen ber SBudjbinber" an Gafpar fium'fc unb Joachim ßeref;
bäum (wahrfcheinlich als Dbermeifter) auf bem Sftathhuufe, wät>
renb in ber 9teujahr3meffe 1684 ein anberweitigeg SRefcript oom
15. 3)ecember 1683 wegen ber oerbotenen „Chartecen, ©chmäh;,
©chonb- unb Säfterfchrifften" folgeuben 93uchbinbern infinuirt wirb:
©htiftoph Älinger, Xtleman Xorefl, Joachim Äercfbaum (ober
äreefbaum), Sobia* glügel, SSernharb «ßetri, 2Hichael Zfylo, Sohann
tfucn». yn oer sü|terme|)e looo treten bei Der -yn|tnuarton Der
gleichartigen ©eneral=Serorbnung oom 27. gebruar 1686 ben ein-
heimifchen noch bie fremben, bie Stteffe bejiehenben 93uchbinber
hingu, oon benen aus bem 3nftnuation«^nftrument nachftehenbe
ibentificirt werben fönnen: ©eorg Btonfft oon ©alle, Slnton 9Mfc
ner oon Bresben, &hriftian Öteßto öon Qtify, Johann Sacob ©il-
bennann unb 3ohann SGÖagner oon Naumburg, Äbarn £unefer (?)
oon ©alle, (SaSpar ÜRorauer oon Sßirua unb ber „Äupferhanbler"
©hriftoph Hngermann oon $)re«ben. $ie 3ahl ber ßetpjiger
Digitized by Google
- 92 -
93ucf)binber föeint fo aiemlid) auf bct gleiten §öf)e gegolten
ju ^aben; im Dctober 1691 werben genannt: £f)riftopf) ßlinger,
GJottfrieb Jeimann, GJottfrieb §e&e, e^riftopt) flolbe, @}aia*
Seidnnann, Sobia* glügcl, d^rtftopt) Jeimann, 2Rid)el SHelo,
üttaria ßunifcin SBme., ©ottfrieb Sunitiu*, (Sf)riftopI) ©ottlieb
#enricj, Soadnm ßeretbaum, Ärnolb «ßeterfon, Sofymn ©eorg
Söeinridj, ©ernljarb ißeter. hierunter lönnen jebod) audj mol)l
<fci*putation*f)änbler gewefen fein, ba e* fid> um ba* «erbot einer
in §aüe erfdjtenenen afabemiföen ©djrift tyanbelt.
3$re SBerfaufSftänbe Ratten biefe ©udjbinber unb „Shipfer=
fticfj^änbler" oielfadj in ben fogenannten «einen S3üf)nen=®emölben
„unter bem töatf)f)au*", eine SBerfauf*fteHe, beren oielfad) bei ben
©erbotS^nfmuationen gebaut wirb - nod) jefct fpieten bie SBuc§=
binber im föatf)f)au*burd)gange eine föoüe in «nfünbigungen oon
Äalenbern unb berartigen Äleinigfeiten — , in ©üben auf bem
Sttarfte (unb audj bie* l)at ja erft oor etwa jwei 3afn*ief)nten
aufgehört), waf)rfd)einlid) aud) in ben Solonnaben neben bem
fogenannten gürftenfywje, an melier ©teile fidj jefct ba* SWau^
ricianum ergebt, ©o glaube idj mu& bie ©emerfung: ba& bie
öerbot*=3nfinuation im gürften^ollegium, im Sßaulinum unb in
ben Collegiis erfolgt fei, beaügUd) be* erfteren aufgefaßt werben,
wenn nid)t im allgemeinen babei auf bie wof)l in ben Kollegien
felbft ober bidjt bei ilmen feityaltenben $i*putation*t)änbler f)in=
gewiefen wirb3). $er ©eftf)äft*öerfef}r biefer lederen beftf>ranfte
fid) übrigen* feine*wege* <mf bie Keinen Unioerfität*fd)riften allein,
oielmefjr fäloffen fie fid) für ben ßleinöerteljr mit Flugblättern
oöllig ben ©udjbinbern an, waren aber für ben Vertrieb rofjer
93üd)er au*brütflid) auf ba* gieren joldjer oon $öd)ften* 10 bi*
12 Sogen eingefa^ränft unb bürften nebenbei wof)l aud) ben Sinti;
quariat*f)anbel gepflegt l>aben. <£* bürfte ba^er für bie aufjep
f>alb be* Unioerfität*^a^on* geityaltenben unter ifjnen biefe
23ejei$nung wof)l faum in ifjrer urfprünglidjen ©ebeutung feft=
galten fein, biefelbe fidj melmelu- begriff fid) mit ber oon 2röb=
lern unb §aufirern oermengt Imben; benn im 3af)re 1726 fdulbert
ber ©üa^er^nfpector Srefurü) ben ©tanb be* SDi*putation*=
fjänbler* «Ricolau* 9Bofcl - ber fpöter „ein Äupferbrucfer aufn
föatftöaufj" genannt wirb - braftifd) genug bafnn: „bafj bie
meiften ©dnnfften, fo er auff felbigen liegen gehabt, in lieber*
zed by Google
— 93 -
liehen fiiebern unb anbern nichtäwürbigen unb ärgerlichen fingen
beftanben."
3um Ztyii müffen bicfe VerfaufSftänbe mit bic «ufmerf=
famfeit retjenben ginnen unb ©dnlbern oerfehen, bie ©üehelchen
auf Xafeln ausgelegt worben fein, wie rücffichtlich be8 etfteren
99. im 3af)re 1676 »on bem ©taube be3 SSuchbinberS SaSpar
SumjiuS „bett feinem fogenannten Raphael", im 3af)re 1697 oon
einem anberen, bem „SßBß beü ber 53ö*rfe" gefprodjen wirb, xüd-
fichtlich be3 (enteren aber auf bie Anführungen in bem ftuffafe
über bie Seipjiger ©ewerbeftreitigfeiten im üor. 93anbe be3 ÄrdjioS
oerwiefen werben fann. 3mmer^in aber bürften e& meift nur
fümmerlidj fid) fortt)elfenbe Meine ©efchäftäleute gewefen fein,
wenn fic gleich aud) gelegentlich weiterauSgreifenbe ©cfdt)äftdocr=
binbungen unterhalten fyabtn fönnen. ^Betreffs be3 erwähnten
HicolauS SRofel finbet ftd) bie 9fottj, bafc er mit einem ©efcf)äftS=
genoffen gleicher Ärt, ßljriftian fiefjnert in Bresben, in fortlaus
fenbem 93erfct)r ftanb; er hatte ihm 9ceue3 ju f djicfen, „was in
Bresben paffiren mürbe". (Sin anberer biefer ftleinfrämer, ©liaS
gibig unter bem 9tathh<*u3/ wirb 1677 gef dnlbert als „ein ÜHann,
fo mit Äupferftücfen, disputationen unb aHerf)önb flehten tractat-
lein alfjier einen fleinen Sra^m fjat", ber jwar bie SRaumburger
2Reffe bejieht, bort auch Weine SBüchereinfäufe (j. S9. bei Ghriftoph
Sorberger au« SWerfeburg) macht, bem aber ber giScal bie 2*er=
böte in feine ©d)reibtafel eintragen rnufc unb ber über feine ®e=
fchäfte unb ©ejugSquellen feine «uäfunft ertheilen fann (oielleicht
aber auch nur nicht will), „weil Dergleichen $inge nicht aufge=
fchrieben würben."
UebrigenS ergeben fid) bei ber §anbt)abung ber Sßrefjpolijei
feiten« be* 9latt)d gegenüber biefen Äleinhänblern auch ßompe=
tenjconflicte befonberer Ärt. $>ie $5i3putation8honbler mochten
fid) ^um 21) eil at$ ein Dinner, ber Unioerfttät betrachten, Wohl
auch h™ un0 lieber wirflich inferibirt fein unb fid) beSr)alb ber
ftäbtifchen 3uri*biction für entrüeft halten. 3m Söhre 1716 fudjt
fid) ber ©ehülfe ber SBittwe Seate Emmerich (im Sörner'fchen
SBuchlaben) C£t)riftian ©d}mibt4) ber Vernehmung wegen beS »er;
trieb« einer für anftö|ig befunbenen ©chrift: ®e« ©ächfe. grauen*
jimmer« borgen* unb Slbenb lebete), auf ®runb feiner angebe
liehen Snfcriprion bei ber Untoerfität ju entjier^en; er weigert fich
— 94 —
einfad) ber Sabung auf bae Mainaus golge $u leiften unb ber
$atf) muß [\6) in ber Xljat jur ©erifyerftattung naef) Bresben
entfd)licßen, mit weldjem ©rfolg, ift nict)t erficfjtUd).
Ucbcr ben fdwn angebeuteten SBerfe^r auf ben flcincn SRärhen
unb auf ben 3afyrutärften t)inau£ mar biefe Setein ^Siteratur nun
aber aud) ©egenftanb eine« ausgebeizten Golportagc= unb fynifb*
oerfetyrS. SEÖieberfjolt wirb be8 UmftanbeS gebadet, baß berartige
©cfnriften, wie ßibelle, Sieber, poütifcfje glugf Triften unb anbere
©ad)en, fogar iuriftifd>e unb Xfwmafiuä'fdje ^iffertationen5), auf
ben ©äffen, oor bem SRatt)f)au8, in ben (Soßegien oon jungen
unb ©rroadjfenen „fjeramgetröbelt" unb aufgeboten würben unb
ba« nic^t nur in Seidig, fonbern aud) (1697) in ©alle unb
uL/tilll *J l* L 11.
91oc^ im 3af)re 1761 fotnmen berartige gewerbsmäßige §au;
firer (unter ber Sejeictjnung ,,©ud)träger") oor, bie, jum Xfjeit
nur jur 9tteߧeit, felbft ober buret) £elferSt)elfer i^rc ^robuete
auf ben ©äffen „augrufen" ließen, ganj ebenfo wie bieg ©igmunb
getyerabenb in granffurt a. 9R. im 16. 3at)rfmnbert anführt: baß
nämlict) bie SBittenberger ©c$mät)fdjrift auf ü)n auf ber Seidiger
SKeffe als neue Bettung auggefdjrien worben fei
SBon melier Äu8bet)nung unb Sebfjaftigfeit biefer S3erfet)r
im ©anjen gewefen fein muß, baoon läßt fiel) ferner eine beut=
ttd)e Vorfteflung bilben; mir lernen tlm au« ben bieten nur in
fo weit fennen, at8 feine SSertriebSobjecte GJegenftönbe preßöolijeu
lieber Verfolgungen mürben. Slber bie hierbei ju Xage tretenben
©rfdjeinungen reiben bod) r)in, um wenigjtenä einigermaßen einen
weiteren ©cf)tuß auf ben ©efammtumfang überhaupt, auf bie
emfige unb fleinlidje ®efcr)äft$tt)ätigfeit babei6) ju geftatten, be^
weifen, baß biefer 5Berfet)r nidjt unterfcr)ä|t werben barf.
$118 im Safere 1697 bie miebert)olt ermähnten ÜJtat)er'jct)en
Xljränen tc. conftecirt mürben, griff ber ©tabthtedjt $)ai>ib SBagner
an einem Xage nicr)t weniger als brei Äinber auf, bie, neben ben
©auptoerbreitern, mit biefer ©djrift, mit Siebern, allerfymb ge=
brueften ©adjen unb mit ber Xfwmafiuä'fdjen $)iffertation: An
haeresis sit crimen t)aufirten. ©ie alle unb bie ©uc^bruefer^
SBittwe Sabrina föeinlwlb oertrieben fie für ftegnung be3 §au=
firer« 3anfon (Ötonfo) au« &xbfi, ber gleichzeitig ein Storniert
in Seipjig t)atte, unb beS 93ud)brutfer8 3o^ann C£r)riftop^ S9ram
Digitized by Google
- 95
benburger, ober Ratten bie (Sjemplare oon ihnen belogen. Söeibe
fd)einen Xöpen biefer Äategorie oon ©efchäftSleuten barjuftellen,
mcKcic^t Partner getoefen ju fein. $ie ©orgänge bei ber §er=
ftellung unb bem Vertriebe jener ©djrift mögen atfo bie ©teile
eine« bodj nur unbeutlich ju geftaltenben allgemeinen ©ilbeS oer=
treten«
.jogann -janjon, oej)en ^onann ^neort(n ts)ieDtt]Ct| tm -vjanre
1698 als eine* ,,$iSputattonShänbterS, melier toiel Dergleichen
Sractätlein oerhanble" gebenft — er fjatte fein ©efchäftSlocat auf
bem „©oben'' beS @uftac^ SRötter'fchen $aufeS in beT SfteichSftrafje
— war urfprünglich ©dmfter, al* ©olbat im Kriege „lahm ge*
hauen" toorben unb ernährte fief) nun gteicr) fo managen oerfom=
menen ober arbeitsunfähigen fieuten burdj ben ^anbel „mit aller*
hanb gebrueften ©adjen", ober wie feine grau auSfagt „Heiner
©üchelchen". (5r rnufe neben feiner £otportage=$f)ätigfeit in Seipjig
burrf) ©ertnittetung feiner eigenen unb frember Äinber weit im
ßanbe umhergeftreift fein, liefe auf biefen ^aufirjügen fogar Sap*
palien bruefen. ©on ben SKatoer'fchen X^ränen hatte er eine «b*
fdjrift burch ben ©ebieuten eine« ffietfenben ermißt, biefeS üttanu=
jeript burd) ben Mag. Änton in $aüe cenfiren (offen, SBidenS e$
in §alle in 2>rucf $u geben, ba bie ©djrift in Hamburg „ganj
gemein" getoefen; benn t)ier mar fte wieber^olt gebrueft roorben,
ebenfo in Bresben, (Eisleben unb ©otha, überall aber tuatirulicui
(icr) jum ©efmfe beS §aufiroertriebeS. Slber ber §aÜYfd)e ©uch=
bruefer #encfel t)atte fie fd)on unter ber treffe unb 3anfon unb
©ranbenburger übernahmen oon if)m bie §auptmaffe, erfterer 400
Sjemplare, oon benen er 200 in 3*rbft, bie anberen auf ber SReife
unb in Seipjig oertrieb unb jtoar im detail, mährenb ber jmeit--
genannte als ©rofftft auftritt, ein föteS übernimmt, »eiteren 93c-
barf nacf)öer[chreibt — angeblich baS ©ct)riftcr)cn auch nochmals
auflegen lägt — unb in Heineren Partien „baS ©uef) ju 4 gr. in
ßeipjig distrahirt."
$)ie (£oncurrenj gebot tvety meift (Site, felbft ®eheimnifj;
baju mar ber Qenfor (ba too bie ßenfur bereits obligatortjd) mar)
gelegentlich rigoröfer, baS 9^ic^teint)oten feiner „Subscription" (legit)
aber immerhin bebenflich unb, falls biefelbe entbeeft mürbe, meift
oon unangenehmen golgen begleitet, ©o finben ftdt) mieberholt
©cifpiele einer Ueberhafrung bei bem SRachbrucf folcfjer ©acheiu
zed by Google
— 96 —
3m 3atjr 1678 liefe j. 93. (gliaä fgtftig'e grau in Hbwefenheit
i^rcö SRanneS fofort „bur<h ihre ßeute" ein poütifdjeS ©dniftchen
nadjbrucfen, welches 3eremia$ ©dpren in grantfurt a. D. oertrieben
^atte; nur 100 (Sjcmplorc fonnten oom giScal noch abgefangen
werben, ©o ferner im 3ahre 1697 mieberum ber ©udjbrucfer
SBranbenburger bie „Delation oon ber Äönigt. Ärönung in Srafau"
mit welcher jwei Sungen ber SBittwe Heinhotb oor bem Hathhauä
abgefaßt mürben; bie (Sjemplare waren noch nafj unb ber fRcft
ber Auflage mürbe in ber $)rucferei „guten tfyeilS fyaib abgebrueft"
(nur im ©djimbruef fertig, aU SWönchSbogen) oorgefunben. 5)a&
Söranbenburger geglaubt hatte, weil er fie — wenn aud) ofme
nochmalige (?) Senfur — fo bruefe „wie fote^e im ^oftljaufe oer^
taufft werbe" unb er bie ©djrift „weit e3 im $oftt)aufe märe,
nac^bruefen bürffe", Ijalf ihm wenig, ebenfomenig 1699 bem 93ud)=
bruefer 3ol)ann fcnbrea« 3fd)au ber Umftanb, bafj ein glugblatt,
meiere« als eine ©efdnmpfung ber lutljeriföen ejeiftlidjfett aufge^
fafet mürbe, baS 3mprimatur beS ^rofeffor Hechenberg erhalten
hatte7), ©eine ßehrjungen, meldte in feinem Auftrage bamit fjau=
firten, mürben angehalten, bie (Srjemplare ihnen meggenommen,
ebenfo unter bem Hathh^ufe bei ben SBuchbinbem. (glaubhaft ift
e$ baher [dwn, namentlich menn bie ©enfur umgangen werben
follte, bajj ber 3)rucf folcher ©achen mit mögttchftem ®eheimni&
umfleibet mürbe unb 3ohann gritf^'S ©etjülfe Dobias ©hrling
(Cefnrling?) — im 3al)re 1680 barüber oernommen, ob fein $rin*
cipal ben „^ßolitifdjen SBaulaffen" oerlegt fyabt — in 9Bar)r^eit
auSfagen fonnte, ba& gritfd) „öiel brurfen liefje, fo er nicht ein=
mal ju gefidjte friegte."8)
3m Allgemeinen hatten auch bie (SonfiScationen, faß« es fidj
um auswärts erfchienene ©achen fabelte, meift nur einen tönt*
merltchen ober gar feinen Srfolg. 3n ber Hegel mar alles an=
geblich bereit« oerfauft, lag auch oielleid)t im „hinteren ©ewölbe"
(Sftieberlage?), baS eingehenb $u untersuchen bem Öücher=gtScal
wohl $u unbequem unb jeitraubenb mar, ja, trenj ber bod) nur
mangelhaften ^ßoftoerbinbungen famen wohl auch no<h rechtzeitig
Söarnungen. ÄlS ber Dber=©tabtfchreiber greunb am 19. Äuguft
1697 bie oftgenannten 9ttaöer'fchen ^h^ö»en confiSciren wollte,
fanb er nirgenbS mehr Sjemplare
weit gejagt worben, bajj ein unb anberer ©uaj^änbler mit heu*
Digitized by Google
- 97 —
tiger Extra ^Soft ou8 Xrefeben ©riefe erhalten, bafj bafelbft nidjt
allein gebac^tcö traetetletn tjinmeggenommen, f onbern auef) ein $u$:
bruefer bteferf)alben mit Ärreft belegt morben, mar alles auff bie
Seite gefdjafft unb feines öor^anben.
Sdmn aber begann aud) ber befd)ränfte Untertt)anenoerftanb
gegen bie ttrittffitlicf>en Verbote nnb foforttgen ßonfi&ationen
opponiren. Ratten bie S3ud)f)änbler fid) früher ben fouoeränen
(Singriffen in tljr Vermögen ftiH nnb gebulbtg untermorfen, fo
motten fte jefct fdmn gelegentlich felbft oerftef)en, mag benn bie
unbeftimmten Lebensarten ber it)nen inftnuirten SBerbofcSRefcripte
eigentlich fagen motten. $113 im 3at)r 1726 ber 2. Sfjeit beS
„^Betrübten 2)re($ben" confiScirt unb ben Seipjiger 93ud)l)änblem
eingefd)ärft mürbe „ben ferneren Vertrieb meljrberüt)rter piece unb
aller anbern fdjrifften oon ber 2trt beg nat)ml)affter ©traffe" ein=
aufteilen, ber 93üdt)er=3nfpector Xrefurtt) aber 3ot)ann S^riftian
HJcartini aud) ben 1. Xt)etl megnat)m, ba erfüllt fiel) lefeterer ju
raifonniren unb barauf fünjumeifen, bajj ber 1. $t)eil ja gar nicfjt
mituerboten fei — Xrefurt^ oerfud)t biefen (Sinttmrf mit bem 93e^
merfen abjuweifen: „e8 waren bergl. Art ©djrifften en general
$u tlebitiren uerbottjen" — unb meint: „$iefe8 märe ab executione
angefangen, mann Ijätte iljnen erft inhibiren f ollen, biefeS Scriptum
in üerfauffen, foldjergeftalt mödjte idj (i. e. Srefurtlj) toof)l ben
ganzen 93ud)taben megnet)men." £t)riftian Äirdjeifen, Slbminiftrator
t)er 2andifd)'fd)en 93ud)t)anbtung, gct)t nodj meiter unb bemerft
auf bie gleiche Slntmort ber 53üdjer=(£ommiffare felbft: „er mi&e
nicf)t, ma$ unter ben SBorten (oon bergl. &rt Sdjrifften) oerftan-
ben merbe, bitte fid) bat)ero baoon explication auS", eine
begierbe, bie atlerbing« feine fof ortige SBefriebigung finbet. Stber
biefe ganj ungemoljnte Söiberfpenftigfett giebt ben S3üd^er=©om-
miffaren benn bodj SSeranlaffung, ftd) in bem formellen SBerbotS;
patente oom 9. September ju ber (Erläuterung f^erbeijulaffen, bafj
„barneben" unterfagt mirb
bafj fte (sc. bic 99ud)l)änbler) fid) mit benen über inlänbifdje Hm
gelegen^eiten auswerte, ober audj oljne Tanten beS Autoris unb
beS Ort« auSgeftreueten ober aua) foldjen (Sdjrifften, barinnen auf
eine ober anbere Urt bie, in ben #eil. föömifdjen Weier) gebutbeten
3 Religiones9) mit fdjtmpffltcfjen ©djmälmngen, ßäfterungen ober
Figuren angegriffen finb, nidjt belegen follen.
tiefer ganje Specialfall ift überhaupt megen be3 für jene frülje
«rd»i» f. «tf*. t>. $<utf$en »u$$. VTO. 7
Digitized by Google
98 —
Seit überrafdjenb offenen unb freimütigen SluftretenS ber 93ucf)=
tjänbler oon befonberem Sntereffe für bie ©efdudjte be$ föd^ftfe^en
^regwefenS. SBenn SGBolfgang $eer, taut Sßrotocotl, baron
erinnert, tote nad) befdjefjener Confiscation bie 9ßad)frage befto Ijeff*
riger getoefen unb titelte nidjt batwr, bafe burrf) bie Confiscation
ber attergnäbigfte $wed erreichet werben mürbe, inbem nunmefjro
biefeS Scriptum unter ber $anb (e3 würbe taut ber £>aüi)0)en
Leitung auä) in #afle otel oerfauft) öiel häufiger oerfajrieben unb
diatrahiret toerben toürbe10),
fo glaubt man nidjt bie (Stimme einer 120 3a§re jurücfliegenben
Seit, fonbern eine feit faum Safyrjeljnten oerflungene ju r)ören.
SBie ^äufig unb $um Ztyil gebanfenloS bie ©enfur nun aber
bei bem $)rucf berartiger ßleimßiteratur umgangen würbe, bafür
fured)en bie immer unb immer toieberfetyrenben SBerorbnungen oon
Bresben, bie ©infe^ärfungen feiten« ber ©üct)er=(£ommiffion; nur
bie allerwenigften (Sontraoentiongfätte mögen jur prefepolijciüc^cn
$f)nbung gefommen fein. 3Sn ben 93erl)anblungen barüber fefjren,
trofc jener oielfältigen ©inael^efcriate, bie aflerbingä in ber ÜJcetjr--
jaf)l meift ben ßfyarafter oon ©efc^äfts^nweifungen für bie ÜBüdjer;
Gommiffion tragen, bie wor)t meift f (^einzeiligen SBerfitfjerungen
ber 93ud)brutfer aber= unb abermals wieber (fie waren eS ja, weldje
bie Senfur einholen Ratten unb auf bie in ber bieget bie gletdj;
ftraf fälligen Verleger bie Verantwortung abjuwäljen fugten): fie
Ratten oon berartigen ©eftimmungen nichts gewußt, iljnen feien feine
SBerorbnungen publicirt worben u. bgL, fo bag fdjlieglid) bie ©enerat=
Verorbnung über ba« Südjerwefen oom 27. gebruar 1686 am
8djluffe fagt, bog bie Regierung fid) oeranlagt felje „bamit eä ju
jebermannS wigenfdjafft !ommen möge, foldjeS ju öffentl. $>rucf
bringen (ju) lagen" unb barüber hinaus unter bem 31.3ftärj 1686
oerfügt würbe, biefe Skrorbnung in ber Dftermeffe öffentlid) an=
fd)lagen unb
allen unb jeben — bie Söudibinber toerben bann nodi naajträglia)
fpeciefl angefäjloffen — fremben unb einfjeimifdjcn 93ud)füljrern unb
bie fonft mit S3erfauffung gebrudtcr fachen ju tfwn tjaben, ein
Exemplar Don ben f)ierbet)fommenben insinuiren (ju) lagen.
§alf aber ber fläglidje ßimoanb be§ 9lid)twiffen8 ntdjtS, bann oer=
breiteten fidj bie ßamentationen, fowofjl bei S3ucr)brucfern wie bei
9Sudjf)änblern, über ben gebrüdten 9taf)rung3ftanb, bann würben
fie burd) bie bicrirte ©elbftrafe (big *u 50 Guttat ober Sutern)
zed by Google
— 99 —
mit Söeib unb Stinb gleich oööig ruinirt, bann fpielen fic fid, auf
als junge Anfänger, bic fid) burchfd)lagen müßten, wie fic eben
tonnten; übernähmen fie ben $>rutf nid)t, fo flöffe ber färglid)e
SSerbienft nach auswärts. Unb in ber Xf)at fc^eint oon biefer
Älein^fiiteratur öiel in #a£le gebrutft worben ju fein, wo bie Um=
oerfttät&Senfur jebenfaH« üiel müber unb tior allen fingen tole-
ranter aufgetreten fein muß. ©elbftrafen aber waren in folgen
GontraoentionSfäHen bie föegel; eine bejonbere ©ewanbmß muß e8
alfo gehabt hö&en, baß im Söhre 1689 ber SBudjbruder 33ranben=
burger (ber aflerbingS mel auf bem Sftotfen gehabt haben mag,
wie ja fd>on au3 ben oorftehenben SWittheilungen, wenn aud) aus
föäterer geit, gejd)loffen merben barf) wegen beS $)rud3 eines ein-
fachen Programms beS ©tubtofuS Sodann 3acob oon Sl^ffet ohne
Genfur beS 3)ecan3 unb objd)on bieg in feiner ^bwefenfjeit (etwa
auf einer Soloortage^eife?) auf (Sefjeifj feiner grau feitenä beg
©ef eilen ©eorg SBanäleben ge(d)ehen mar, „auf ba3 (Srimmaifche
Xfyox geführt", ber ©efeüe aber, welker nicht gemußt haben wollte
„oafc e» nier )0 icöarjt gehalten muroe , „oeogeitecrt wuroe.
mt ben greifen fd)eint e8 bei bem Vertriebe biefer «rt oon
ßiteratur ganj witttürlid) gehalten morben ju fein; bie Unteroer=
täufer unb tinblid)en Agenten, biefe fliegenben $ud)hänbler, nah=
men wag fie eben erhalten tonnten. $ie Xodjter Sanjon'S giebt
an, baß fie SWaöer'S Xhränen ju 1 gr. unb aud) ju 9 $f. oer-
tauft ^abe. —
SBünfdjenSwerth Wäre e3, biefe SRittfjeüungen noch flug roei=
teren Duellen namentlich bezüglich ber preßpolijeilid) nicht bean-
ftanbeten 2tteTatur=(Sr5eugmffe biefer (Sattung ergänzen ju tonnen.
JBielleidjt ftoße ich ttwh auf weitere Beiträge; ma^rfct)eiitHd) ift
bie« jeboch nicht, weil ich einerseits baS «cten-2Ratertal beS 17.3ahr=
hunbertö — abgefehen oon ben Einzelfällen oon SflachbrudS-Strei*
tigleiten — bereit« fo ziemlich erfc^öpft habe, anbererfeitg bie für
unfchulbig erachteten ©chriftdjen teine ©puren in ben Sßreß=$lcten
htnterlaffen tönnen.
») «m 9. ßctobet 1688 befdjtoett fid) Seöerin Silbfdjüfc über itod
$a«quifle, beten eine« fogar untet feine« ftatet« Kamen gegen i$n etfdjtenen
fei. efctabe biefe« ^atte ©lebirfd) beilegt; et b,atte ba« Sdjriftdjen im «häuft
1688 öon bem ©udjbinbet m*eufd)e aen. in ©erlin auaefdjidt etbalten, in #afle
btuden unb aud) bott cenfiten laffen. 3)a« jtteite mar öon ffieinljolb SBadjt=
let »»«breitet morben; SBadjtler wollte es oon bem ©udjbrutfer $eter SRüflet
7*
zed by Google
100 —
in ©iefeen in 2 bis 300 ©jemptaren „auf föechnuna. getieft erhalten" haben,
behauptete aber bie berreffenben gefdjäftlichen Rapiere nicht oorlegen jn ton-
nen ,.meil eS fdjon lang unb überS jatjr. aud) bie \ad\c ganj abfjethan unb
oerredmet feo" unb et bie Angelegenheit „bamatjlen nicht oon importante
ju fein oermeinet", bie Rapiere alfo „wie mit anbern Dergleichen brieffen $u=
gesehen pfleget abhanben fommen" feien. — &IS Keines (Euriofum mag auf
einen nebenfächlichen %aU Inngemiefen werben, auf baS „3|tlebenbe ftreiberg".
3n i^m war ber Crganift 3<>h- ^nDr- 3r«»ÄcI ftatt als Drganijt, als „Orgel-
nifcfjt" bejeidmet worben. 3)er Verleger, 25aoib Öleifdjer in fieipjig, hatte
baS Büchlein perfönlich auf bem aJiargarcthenmarft in ftretberg bertrieben.
*) 3m babre 1726 wirb erwähnt, 3oh- ßhnftian Martini habe ein
(Sjemplar beS „betrübten S)refjben" an bie Xbfir aeftedt.
s) 3m 3ahr 1690 nennt 3°h- 3rr»ebrtc4 ©lebitfeh ben oon ber theo»
logifdjen Öacultät als budjhänblerifchen Sacböerftänbigen h^^eige^ogenen 3<>h-
(Shriftian SBohlfartt) „einen bloßen disputation (Xrähmer auf bem C o 1 legi o."
*) €(hmibt hotte oon bem ©udjbruder fiöffler in 3erbft, als biefer für
bie SBittme (gmmertch ein Xractätlein bon 6anari=8ögeln gebrudt, als ©ra=
tification „ein par buch (sc. Äleinfram) Oerehrt befommen, Darunter etwa ein
balb 8ud) oon biefem SBerdgen mitgemefen." ©rofjartig war ber ©efd)äftS=
betrieb ber %ixma alfo leineSmegeS.
*) Hm 26. 3anuar 1698 fagt ber ©ua)brucfergefefl 3of)ann Shriftian
3ahn aus, baß er i'trii oon bem §auftren mit 2>iffertationen unb berar=
tigen fingen fein Sörob erwerbe. Thomasii disputationes de baeresi unb
Andr. Stübelii scriptum wiber Mag. SRotlje habe er bon einem ©tubenten
aus ^>aüe erhalten, oon erfteren einige, oon bem ^weiten 10 ©jemplare Oer«
tauft. Uebrigend betrieb feine frühere ^rincipalin, bie SBittme SRcinholb, baS
gleid)e ©efdjäft nebenher; fie hatte ihren ©tanb unterm SRathhauS.
*) SBenn ber Statt) au fieipjig mit einem Specialberidjt oom 30. SRärj
1689 an ben tfurfürften eine nid)t weiter bezeichnete frangöfifetje Schrift, worin
oiel OuicritfieiligeS über bie meiften Potentaten unb ba« gemeine SBefen ent«
halten fei, überfenbet, welche ihm „burch bie Srandfurttjer $oft oon uubc-
tannter $anb aus bem pofttjaufe alhier aufommen unb wil oerlauten bafj ber=
gleichen untcrfcfnebliche exemplarien me^r auf gleiche art an etliche r)iefigc
bürger gemietet febn fotlen," fo bürfte tyctbä wohl laum an einen 9lct bu<5=
hänblerifchcr ©efchäftSthätigleit gebaut werben tonnen.
7) $aS SWanufcript mit ber Unterfchrift SRechenberg'S beftnbet fid) bei ben
«cten. Sfchau hatte nämlich burch feinen ©ruber erft eine «bfchrift beS Ori=
ginalbrudS nehmen Iaffen.
8) S5erfelbe Beuge fagt übrigens am 9. 3Wär$ 1681 aus „eS gefchehe
oielmabl baß ein Such in ben catalogum gefegt werbe fo bodj nicht gebrueft
feö." x)iefe SluSfage ifl oon ©ebeutung für baS SDcafj oon fluoerläffigfeit beS
aJce&tatalogS für bie bibliographifche fteftftellung ber (ärrjftena zweifelhafter
Ausgaben fchon in jener $eit.
■) 3)afj h«* in «"«m fädjfifchen officieHen Stefcript jum erftenmal im-
plicite ber SReformirten (Sonfeffion ber gleichmäßige $refifchu$, wie ben beU
ben anbern chriftlichen ©onfeffionen, jugefietjert wirb, ift wol)l eine Sfolge ber
$crhaublungen beS ^aijre« 1725 innerhalb beS SonoentS ber Soangelifchen
9teichSftänbe.
,0) Qtoti weitere ©emertungen ber betheiligten Seipjiger ©ortimentS=
buchhanblungen ftnb noch oon 3ntereffe für baS bamalige »erfahren bei ©er*
boten. SBolfaang 3)eer erwähnt, bafe, falls ein Verbot berartiger Sachen er=
gehen foHtc, ieber ©uchhanbler feiner Pflicht nachleben unb bie (syemplare an
ben Serleger jurüefgeben würbe, währenb SJcoriu Q)eorg SBeibmann fagt:
„§offete barneben eS werbe ein §oct)löbl. DbersConsißtorium nach ben ge =
wohnlichen modo confiscendi oerfahren unb entWeber bie exem-
plaria, bamit fie wieber aufjer ÖanbeS gefajicfet werben tönten
Digitized by Google
— 101 -
»utüdgeben ober ba« ©elb babot bejahten lafeen." ©ann fidj bei
9Robu8 gebilbet tyiben füllte, bafj confiftetrter außetfäd}fifdjet Setlag $ur 3"s
lücffenbung an bte Setleger »lebet ^urücfgegeben obet bejaht tuorben fei, ift
bis jefet für mid) au& ben Äcten niebt erfiduiitb 3dj m bebte aurf) eljer an-
nehmen, bafj bic 33u<bbänblet ben 2Jcobu8 be* 3UTU(ffenben* (ftatt bet Äu$s
bänbigung an ben SJüd&et=3nfpectot) fta) felbet gefa^affen tjaben mögen, um
fid> ffieitlä^figfeiten unb Differenzen ju etfpaten. Dafür aber, baj) conftScitte
SJüdjer ben »ud^änblern be&ablt tootben mären, babe id) MM) er nut einen
t?aH, unb gtoat au« biel fbätetet ^ett, gefunben. 3n ben Satiren 1772 unb
177S würben auf SBetanlaffung bet bämfdpen Regierung alle ©djriftcn übet
bte ©ttuenfee^Söranbt'fdje ßatafrrojrfje unb übet ben $roce| biefer beiben
Staatsmänner in fieipjtg conftScirt, beten SBertl) abet bon tf>t mit 281 Xf>Ir.
2 gt. butdj »etmittelung be8 fäa^fiföen Dber = (£onfiftorium3 ßkäftbent ö.
GHobig) oetgütet.
9. $ie §altung ber tf)eotogifd)en gacultät ju Seipjig
al« ßenfurbefjörbe.
$)te ängftlid)e (Sorge um bic SBemafjrung ber „reinen lutf>eri=
fc^en ßef)re", metdje alle Greife in ©adtfen bi« meit in ba«
18. Safjrfyunbert hinein befjerrfchte, mußte natürlichertoeife ihren
(Einfluß immer unb immer wieber auf bie §anbf>abung ber $reß=
polijei erftreefen unb bie« um fo mehr, al« bie Senfur ber in
Wittenberg unb ßeipjig jum $)rucf gelangenben theologifchen Site-
rotur in bie §anb ber theologifchen gacultäten biefer beiben Unis
oerfitäten gelegt mar, auch ba« jur 93üc^er-Sommtffion in fieipjig
belegirte, bej. ernannte ÜRitglieb ber Uniüerfität lange ßeit hin*
burdj ftet« ein ^rofeffor ber Geologie mar. §atte man auch
fcfjon infomeit einen erften (Schritt auf ber S3alm ber Xoleranj
getrau, baß man toenigften« nicht mehr ben Vertrieb reformirter
unb fatfplifdjer ßiteratur auf ber 9Keffe ju hebern fudjte, mofjt
aud) im Sntereffe legerer nic^t mehr ju öerhinbern magte, fo
nnberftrebte es bodj ben eingenmrjelten engherzigen Änfc^auungen
ju feljr, als baß $. ©. ber 5)rucf eine« fatf)otifd)en ©ebetbuche«
(al« ©peculationSartitel) ungeahnbet Eingegangen märe; ber 33itd}=
bin ber ßa«par Sunitiu« in Seidig , ber ben Drucf eine« folgen
im Safere 1676 — unb noch baju mit Umgebung einer noch=
maligen ßenfur, meil einfach nur ein SRadjbrucf eine« oon SRiirn=
berger §anblungen anftanb«Io« auf ber SReffe vertriebenen — ge=
wagt hatte, mußte fammt feinem 2>rwfer, Sotjann Möhler, bafür
büßen, obfdjon er reumütfjtg betheuerte: er üerlaufe e« ja nia^t
jmifc^en ben 9Reffen, tyä* and) (ein einzige« (Jsemplar an lut^e=
rifc^c töeligiongöermanbte abgegeben.
Digitized by Google
- 102 -
SBeniger waren e8 aber ©orgen btcfer Slrt, welcfje ber tfjeo=
logifcf)en gacultät $ümmerniffe bereiteten, als üielmeljr ©orgen
wegen ber energtfdjer auftretenben SReaction gegen ben oerfnödjerten
^Dogmatismus, beffen Vertreter ja gerabe in befonberem Sttafje
bie fädrfifdjen Unioerfitäten waren, — als oielme^r ©orgen über
bie eine 2Bieberoerinnerlid}ung beS religiöfen 2eben3 anftrebenben
mtyftifäoietiftifcrjen ^Bewegungen innerhalb ber eüangelifc^en unb
fpeciett ber (utf)erifd)en Äirdje fclbft. ©ie waren ber ßeipjiget
tf)eologifdfjen gacultät faft nocf) unfompatl)ifcfjer, ja oerwerflidjer
unb ifynen entgegenzutreten bemühte man fid) nidjt nur auf bem
SBege ber Iiterari}d)en Sßolemif, — fie würben audj burd) ben
§ebel ber 9$refjöoli$ei ju befämpfen, Seipjig oor bem glecfen ju
bewahren gefugt, bafj in feinen üttauern anbere als „reine eoange=
lifc^e tfjeologtföe ©üdjer" gebrucft werben bürften, fein 9tame als
VerlagSort auf ben Xiteln anberer ftelje.
©djon im Safere 1675 war ein gelbjug gegen bie möjrifd):
tfjeofopljifdje Siteratur, gegen bie ©djriften Sacob Söfmie'S, Sin*.
©oburg'S it. eröffnet worben, allem Änf^ein nad) eingeleitet nidjt
aus eigener Snitiatioe ber 93üd)er=(5ommiffion als fo!d)er, fonbern
feitenS tyreS UniuerfitätS^SJKtgliebeS, beS SßrofefforS ber Xf)eo=
logie ^o^ann Slbam ©djerjer. 3)enn auffällig genug ift baS
factum, bafj in ber 9ftid>aeliS=2Jieffe 1(375 fünf oorläufig an=
gehaltene ©allen mit berarriger Siteratur fid) nidjt als im Ver=
wafjrfam beS fRattjeö, wie fid) gehört f)ätte, fonbern als in bem
©djerjer'S befinblid) erwähnt werben. 93ei bem Vertriebe ber be=
treffenben Siteratur werben als Verleger unb Verbreiter ber ^aftor
prim. SlmerSbad) in #alberftabt unb Sacob Vetfe (fpäter aud>
§einridj Vetfe genannt), als Seipgiger eommifftonär ber Äupfer*
ftedjer 9licolauS §eublin erwähnt. Vetfe oermag idj an ber $anb
üon ©djmetfcfyfVS Codex nundinarius jwar ntdjt als 83ud)f)änbler
gu conftatiren. @r oertrieb aber auf ber fieipjiger unb granf=
furter 2Reffe bie ©adjen, ljatte fie in größeren Quantitäten ooit
SlmerSbad), jum Xtyil aud) üon Sotjann gritfd) in gtanffurt a. 9tt.
belogen; et Ijielt Sager in Seipjig bei §eubltn, liefe fid) burd)
biefen Vorräte nad) granffurt a. 3R. nadjfenben, wie aud) $eubltn
bie Sßeiterfpebition ber oon §alberftabt einge^enben ©allen nad)
granffurt ai 9& befotgte, bej. beforgen fottte.
3acob ©etfe unb «RicolauS §eublin waren ber »üc^er^om=
Digitized by Google
— 103
mijfion wegen be3 SBertriebeS „untergebener ärgerlicher unb ber
orthodoxiae fidei jumieber lauffenber SBüc^cr" benunetrt worben,
oon loem? ift atterbingä nid)t er[id)tlid). Xic 9Jlad)tuoflfommen:
Reiten ber $ücher;(£ommtffion gingen $ur ßeit noch nid)t fo roett,
um auf eigene $anb hin prooijorifche ©e{c^Iognol)men oerfügen gu
fönnen. ©ie mufjte junächft erft ©eridjt nach Bresben erftatten,
bebauernb, bafj „Dergleichen $>inge alfobalb anfangs ber SWefje
distrahiret werben, et)e man gnäbigften 93cfer>( oon &hf. 2). er=
galten tonnte." 3n jenem 93crict)t (oom L 9Äat 1675) wirb
heroorgehoben, baf$ ©etfe öiete ärgerliche theologische unb potittfehe
S3üdt)er füfjre, bie „jum Xtyil contra orthodoxiatn fidei gemalt,
jum fonften nadjbencfficf) finb", unb fie in jiemttcf>er Cuan=
tität »erlaufe; eS werben barunter erwähnt:
Theologia mystica, 3. Xtyil (J^riftian ^arburget (i. e. Coburg).
Excidium Germaniae Jacobi Betkii.
9legenjüurgi(d)er §erotb ao. 1674.
Sur je Slnroeifung Dom föeid) C£r)rifti 3oh- Sobwaffer 1674 ju
ftraneffurt am SRatm.
Sperberi Cabalisticae precationes, 2lmfterbam unb ftrandfurt 1675.
(Ein ®e^eimer Sractat Ejusdem Don breöcn Seculis, «mfterbam
ao. 1160 (sie)
Mysterium magnum Don ®ott, feinen ©ofm, unb ber ©eete be$
3Kenfd)en Julii Sperberi, Hmfterbam 1660.
unb — man erfieJjt nicht, ob mit Berechnung — eine 3)enunciation
gegen eine beutfct)e Ueberfefoung Don 3ot)ann üojer^ Polygamia
triuiuphatrix l) angejcf)foffen , ot)ne bafj aber SBetfe audt) ber SBer=
breitung biefeä 93uche8, gegen welche« gleichzeitig auch We theolo=
gifdje JJacuItät in eigenem Tanten auftrat, befcf)ulbigt Würbe.
$ie Sftefolution be3 Dber=(£onfiftorium8 erfolgte mit über;
rafdjenber ©chneßigfeit, fct)on am 5. SUcai. 2Rit Siecht würbe jwar
^^ciru^jt^ ^^^^^3 ^iu^^ ^^dt ^Mr^jdrt i^^^cn S^^iic^^^ r w ^^^^ 33 c t ix^J ^^^i^ ch^cj^i
ftaje unb gefährliche" ^ätte ejtrahirt unb berichtet werben foßen,
barait ein fefter ©ntfchlufj tyittt gefaft werben tonnen unb feine
UebereUung mit ber Konfination begangen werbe, dennoch aber
wirb, aifo ohne eigentliche Äenntnifc bed 3nf)a(tä ber iöüdjer,
ßonftecation unb Verbot ber namhaft gemachten Söüct)er au&=
gebrochen unb bemgentäfc feitenS ber $ücher=(Sommiffion ber fernere
Vertrieb bei 30 ©olbgulben Strafe unterfagt
$eublin, ber oon ber (Sommiffton noch befonber« oernommen
Digitized by Google
— 104 —
unb über ben Umfang beä ©etfefcrjen ©efchäftabetriebeS ausgefragt
mürbe, oermochte !eine ÄuSfunft barübcr ju geben, ob ©etfe aud)
SBerfe oon 3acob ©öhme, Sababie ober anbere bergteichen ©üdjer
geführt Ijabe; er ttmjjte nur Sperber'3 SBerfe unb §oburg'«
Postilla mjstica mit Sicherheit anzugeben, oon meld) lefcterem
©udj bei ihm ©orräthe jurücfgeblteben feien, bie er nadjfchiden
fofle (nach Srantfurt a. 3».?). gmtfi# fei SBctfe nad) £>alber=
ftabt ju Omersbach gereift, um „mit biefem ju tractiren."
$)iefe gefdjäftüdjen ©ertjanblungen mit Omersbach Ratten (£r*
folg; ©etfe fc^eint feine ©orräthe bei teuerem ergänjt unb er=
toeitert ju haben, unb wenn er aud) nid)t gemagt ju haben fd)eint,
fieipjig mieber als ©ertriebSterraiu in ©ud)hänblerrreifen $u be^
nufcen, fo half ihm bie« bod) nid)t oieL $)enn aud) bie ©üd)er=
Sommiffion, bej. ©djerjer, t)atte fid) bie oon #eublin gegebenen
ffiinfe gemerft. günf in ber aRidjaeU^SRefje 1675 au* falber ■
ftabt bei §eubtin jur SBeiterbeförberung an ©etfe nad) granf=
furt a. Stf. eingegangene ©allen mürben — {ebenfalls auf (Btyx-
äer'3 ©eranlaffung — befd)lagnahmt. ©8 gefc^at) bieg, obfdjon
bie ©allen nur Xranfttgut, obfcrjon bie barin enthaltenen ©üd)er
felbft in ben Stugen Scherjer'S nid^t afle „ärgerliche" maren (nur
wenige unbebenfltd)e mürben $eublin gleich mieber jugeftetlt): fie
mürben bocr) ju „fernerer £>urd>fefmng" jurüdbehalten. $xoei
©allen enthielten Schriften oon Sacob ©öf)me, ein anberer foldje
oon granj fiambert oon Äoignon, meitere 3of). Duiftorp'8 pia
desideria „oor melche §. Omersbach eine ärgerliche praefation
gefegt'7, Schriften oon gr. ©red)ling unb Omersbach felbft.
$>ie ©erfudje burch $eublin eine Sicherheit bafär ju erlangen,
bafj bie ©üd)er nicht meiter oerbreitet merben mürben, maren
natürlich oergeblich; §eubün moüte unb (onnte nur bafür einftehen,
bafj bie fequeftrirten ©allen fortgefchafft unb oon ihm feine mei=
teren ©enbungen angenommen merben mürben. 3)afür aber, bafj
Omersbach fie nicht an Semanb anberS oerhanbele, fönne nur
biefer felbft haftbar gemacht merben.
Ueber bie greigebung ber fequeftrirten ©ücher, benen in
ber Dftermeffe 1677 noch eine Schrift HmerSbad)'* hinjutrat,
fcheinen jmifchen biefem unb beut 9totl)e ju £eip$ig langatmige
©erhanblungen fyn unb hergegangen ju fein. <£ine regelrechte
Prüfung ber ©ücher unb Unterfudmng, ob bie (SonfiScation gered)t=
zed by Google
- 105 —
fertigt fei ober nicht, würbe gor nicht beliebt: fie waren einmal
confi«cirt unb blieben e« alfo nach bamaliger $rari«! Sie blieben
conft«cirt, obfdjon Slmer«bach nach 13 Sahren in einem be= unb
wehmütigen Sttemorial oom 27. September 1688 fagen tann
(5« (at bamap $r. Dr. Scheper feel., wie mir berietet, felbft
gejagt, Stegman's ©hriftenthum, Lambert, de Litera et Spiritu
u. Dergleichen meren gut unb fönten wo! passiren. Soll« babei
bleiben; ®ut. 2Bo nicht, SSJifl idj alle« jufammen wie bj anber
wieber Sememen unb bort nicht 1 ©Iat lagen.
Ob feine Sitten unb ßamentationen enblid) einen (Srfotg gehabt
haben ift au« ben «cten nicht crfict)tlicr) ; bie lefcte Süur ift fot=
genbe Anlage $u bem eben citirten Schreiben:
Memorial auf bie Puncta, So (£. £oo>bler JRo^t ju Seidig ju
mifcen begehrt.
1. $af$ bie ©üdjer an Nicolaum #äublein ftupffer Steuer ge:
fanbt, ber Sie f>ette fotlen nach §rancffuhrt an ^einrieb ©etfen
beforbem: Sinb aber ju ßetyjig angehalten, unb weife felbft
nicht, wie in £r. Dr. Scherz, fct. §au« gebraut.
2. ©ebören alfo mir noch ju, weit Sie Betke nicht befommen t>nt,
fonbern mir auf bem Söege confisciret fetin,
3. Sinb jum 5eit)( meine, 311m leiht anbre Schrifften, al« Lam-
bert, de Lra. et Sprü., Stegmann« ©^riftentu^m, Jac. Böh-
mens Schrifften, Gattmans Offenbarung etc. SBeldje bann ba=
ma\)U aUe noch frett unb nicht oerboten waren.
$)ie 3ac. ©öhme'fchen Schriften öermodjten bafjer — gleich ben
Schriften ber Socinianer, gegen bie bie Seiojiger Sßreftyolijei eben*
fall« eintritt — nur Don bem allezeit toleranten ©oHanb au« SBer=
breitung ju finben unb erflären berartige SBorfommniffe &ur genüge
ihren unb anberer ähnlicher SBerfe öfteren $rucf bafetbft, ebenfo
ben Sttachbrucf mancher beutfehen SBücher überhaupt.
6« Ijanbelt fidt> l)ier atlerbing« mehr um einen Äct ber reinen
SBiflfür; bie obere ©e^örbe, ber bie enblicfje (Sntf Reibung eigentlich
jugeftanben t>ätte, fcfjeint — wenigften« nach bem 2lu«wei« ber
noch oortiegenben Äcten — gar nicht in bie Sage Derfefct worben
ju fein, barüber ju befinben, ob bie auf einem oorläuftgen, in aller
fjorm al« tücfenhaft bezeichneten 93erid)t f)tn, einftweüen genehmigte
prooiforifche S3efdjlagnaf)me in eine befinitioe ju oerwanbeln fei,
ober nic^t. S)a« ^roüiforium würbe, wohl buret) Scheper'« @in=
flufj, ftittfchweigenb in ein S)efmitfoum oerwanbelt fcufcerbetn
liegt in biefem bie möftifche Dichtung betreffenben gatte atterbing*
Digitized by Google
- 106 -
nur bic SBermuthung nat)e, bafj bic ttjeologifche gacultät baS
eigentlich bemegenbe ^ßrineip gewefen fei $)irect auf bie 93c=
feitigung jeber äßöglichfeit beS SrfcheinenS oon theologifdjen SBerfen
in ßeipjtg, meiere einer ber tr)eotogifcr)cn Jacultät mtfjbehagenben
?Hic^tung hulbigten, hinarbeitenb tritt nun ober eine Eingabe oom
7. Cctober 1697 an ben Äurfürften auf, welche an ein in bie
pietiftifdje Volenti! jener ßeit eingreifenbeS ©chriftchen beS Mag.
«nbreoS (Stübel anfnüpft. £affelbe, gar nicht in Seipjig gebrueft,
war für Rechnung beS SBerfafferS burdj fjriebricr) ©rofe^uff oer=
trieben worben. $ie theologifche gacultät war fdjwer burdj ben
(Sebanfen bebrüeft: man fonne annehmen, es fei baS (Bct)riftcl)cn
oon ifjr cenfirt unb eS feien bie barin enthaltenen c^ttiaftifc^cn
unb anberen 3rrtt)ümer gar öon it)r approbirt worben. $)aS
bringt fie, ihrer fcarfteHung nach, in oeit Obacht fcr)n>ärmcrifc^er
£ef)re:
gelanget an (Sm. k. unfer atlerunterthänigfteS 93itten, biefelben
motten nebft ber jfingfthm am 2. Octobr. atterunterthämgft ge;
fudjten Serorbnung, bafc wir fein, als reine (Süangelifdje Theo-
logifche S5üc^er jum Xnid jubiütgen oerbunben feon fetten, auch
biefeS jugteich aflergnäbigft tnitoerorbnen lafccn, ba& auf fetner
Theologifdjen ©grifft, bie nicht Oon unS censiret unb approbiret
worben, ber Mahnte ber (Stabt Seipjig gefefcet werben bürffe.
SBäre biefent ©efuche entfprochen worben, fo wäre allerbingS
grünblich abgeholfen gewefen; nur wa§ nach ber jeweiligen Huffaffung
ber gacultät oon reiner 2et)re gewefen wäre, hotte in £eip$ig oerlegt
werben tonnen, ba nach ben fdjon über 100 Söhre beftehenben
SBorfchriften auch auswärts gebruefter Seipjiger ©erlag unbebingt
ber ßeipjiger Senjur unterworfen war, ob[chon ein SWaferegetn
barum allein, wenn nur bie Senfur überhaupt irgenbwo eingeholt
war unb tein fonftiger Stnftanb ftch ergab, um biefe Qtxt bereits
au&er Uebung gefommen ju fein fcheint. 2>ie gocultät erreichte
glüeflicherweife auch nict)t mehr, als bafc unter bem 15. Dctober
1697 oom Ober=(£onfiftorium in Bresben oerfügt würbe:
ba(j fein Scriptum unter bem Gahmen ber ©tobt Seipjig divui-
giret Werbe, welches nicht bafetbft gehöriger majjen censiret worben3).
SBie leicht war baS aber ju umgehen! SBar eS boct) noch aiu
lange hinaus ©rauch, auf bem Xitel bem Smpreffum ben 9Hefr
plafc hinjujufügen, ober auch ™r öic!cn attein äu benennen: bem
Digitized by Google
107 —
3htcf)f)änbler tonnte eS gleichgültig fein, ob auf bem Xitel ^ranf-
furt unb Seipjig ftanb unb jahlreicfj genug finb benn and) bie
SBeifmele, ba& auf ben Titeln Seiüjiger Serleger grantfurt o. 3R.
aHein als ©erlagSort ftef)t3).
Sticht untoahrfcheinlich ift et, bafe *u biefer 3«t tyatfitytty
innerhalb ber t^cologifc^en gacultät erhebliche 2fleinungSoerjchiebens
Reiten über bie §anbhabung ber Senfur beftanben haben, bafj
namentlich ber ntilbere $lbam Hechenberg bei feinen (Soflegen $(n=
ftofc enegt 1)tibtn mag*). @S treten Änjei<hen tytoov, bog, als
loöhrenb feiner $)ecanat$jeit bie (Srt^eiüsng beS Imprimatur in
feiner §anb lag, burch ben ©uperintenbenten ^rofeffor Zfyomai
3ttig eine Hecenfur auSjuüben Derfucfjt tourbe. 35aS mufj roenigftenS
aus einem 93e{chroerbefchreiben Hedjenberg'S an ben Hath ju Seidig
Dom 27. ©ecembet 1702 gefcfjtofjen werben. @r jagt barin, baft
er ju feinem SBefremben aus ben SRtttheilungen beS SöuchbrucferS
ttnbreaS ßeibler erfelje, ba& baS ©tabtgericht gu Seidig teuerem
ben SBeiterbrucf Don gerb. Sichtfcheib'S Sractat: griebenSmittel in
oem ©trett Dom ^naDen^jtermin, mu einer soorreoe oon tum,
Hechenberg, Derboten ha&e- ®r *ÖItne nu^* annehmen, bafe bie(e
unbefugte Inhibition mit SBortoiffen beS HatheS erfolgt fei; benn
S3ücr)erfacr)en gehörten 1. nicht Dor bie ©tabtgerichte, fonbern Dor
bte hodjDtrorimete 93üd)er=Sommiffton; 2. fyobe er niemals er=
fahren, bafj, toenn oom $)ecan ber tt)cotogifct)en gacultät, nrie r)ier
Don ihm, etwa« cenftrt unb approbirt morben, „megen einer neuen
praetendirten Censur" bie ©tabtgerichte ben gortbrud unb bem
Slutor, causa non cognita, bie Ausgabe ber ©ogen oerbieten
fönnten, „toenn eS auch 9*«$ oer Superintendent begehrt hätte";
3. miffe er Dagegen, ba& feiiher gegen ihn unb anbere ehrliche
ßeute Diel ©cr)mär)fct)riften „alhier ohne censur gebrueft werben",
ein (Sinfchreiten aber unter bem SSorroanbe abgelehnt toerbe, „man
begehre fid) nicht in biefe controversien unb Schriften ju mengen";
4. fei ju oermuthen, bafi fich auswärtige gelehrte unb ehrliche
ÜKänner ohne fein Grrjuchen mot)I finben mürben, bie „fold) in-
tolerantes Verfahren ber S. ©tabtgerichten" ber SGBelt öffentlich
DorftelUen. ör höbe für feine ^erjon an folchem, burch 3ttig er*
regten Äergerni& feinen ®efaüen, toürbe aber boer) nicht ftük
icnroetgen tonnen uno mu$te erwarten, oajj <3*ttg mtt leinen tetn=
rDcnDunufn cicoen ote crineiiie ü-einur Qu inre iicrntiniuine uonoieti
— 108 —
öeTttiefen »erbe, wiferigenfaflS er an ben Sturfürften^Äönig ap*
peliren »erbe.
(SS fpiclcn hier entfdneben pcrfönlic^c unb ©elehrten=@treitigs
feiten mit hinüber, bie auch aus einem parallel; lauf enben gatt
wegen ber Senfur oon Sodann ©<hmib'SR) Disputationen übet
©{fjerjer'S Collegium Anti-Calvinianum fjeruorleudjten, in it)ren
©ejiehungen aber aus ben üorliegenben Beten nid)t tlar oerftänblidj
werben. (Segen wen bie „anzüglichen ©jpreffionen" barin gerichtet
gewefen unb worin baS barin enthaltene „Scandalum" beftanben
haben mag — wäre beibeS auf bie reformirte ©onfeffion gemünjt
gewefen, fo würbe man fief) fidjerlich nic^t erf)ifct fyabtn — tritt
nicht su Dage, aber eine nochmalige (Eenfur wirb oerfügt unb wegen
angeblich überhaupt nicht erfolgter Senfur beS ©ogenS C. in ber
erften Disputation, welche jwifchen bem ©uchbruef er Soljann ÄnbreaS
3fchau unb Hechenberg ftreitig war, mufj erfterer ben gefammten
©orratr) (20 ©allen) an bie Unioerfität ausliefern.
©ei ben hierüber ftattftnbenben Erörterungen wirb oon 3td)au
bitter über bie ^raris ber ßeipjiger Senforen geflagt; er fagt, bafj
bie ©uchbruefer „aüeS einjeln censiret betommen" unb fo fei benn
als bie erfte dieputation nur tjeff t ober bogen weife oon ber cen-
sur jurücffommen, ein bogen eingelegt roorben, oon bem #err Dr.
Hechenberg fage ba& er fetbigen nicht gelefen, ob nun $r. Dr.
Hechenberg ober #err Dr. ©chmieb folchen hineingelegt mifje er nicht.
Die oorgelegten ßenfurabjüge (ober Üttanufcriptbogen?) erwiefen
benn auch, °°6 ©ogen 1 unb 2 baS Imprimatur trugen, ©ogen 3
nicht, bie folgenben aber wieber. 3fäau fagt, bafe eS bei ben
gacultäten gebräuchlich fei, „ba& 1. 2. ober 3 bogen censiret,
hernach wieber 3. 4. 5. unb mtfyc bogen nicht untertrieben jurücf=
gegeben würben", wie er mit oielen ©eifpielen aus allen Sacul-
täten barlegen fönne.
Das waren unbehagliche guftänbe, mehr noch fü* ben ©udj=
hanbel als für bie Äutoren, in ber Dha* Keffer, vielmehr
fchlimmer als in ben Qeittn ber ©lüttje ber mobernen (Senfitr.
Die (Srnpfinblichfeit ber Äreife, welche biefelbe jur äußeren ®el=
hing $u bringen oermochten, war eine entfdneben ftärfer entwickelte,
ihre folgen wiHfürlich burchgreifenber; fie witterte überall „$(n=
jüglichfeiten unb ßalumnien" unb ftchertich würbe eS heutigen
DageS SRiemanb, erwiefen eS nicht bie Äcten, für möglich uno
zed by Google
- 109 —
bentbar galten, bafe ©ottlieb ©ober, bcr SBerfaffet be8 noch in bcr
Uteujeit immer mieber aufgelegten „Aufrichtigen (SabinetS^rebigerS"
bei bem erftmaligen Qftf feinen biefe« SBudje« im 3ahre 1711 —
es mar für griebrich ©rofe^uff in ßeipjig in Arfurt gebrueft
morben unb t)atte auch bort bie Cenfur paffirt — oon Seiten ber
öenool. SReaieruna in Ältenbura meaen anaeblicb barin enthaltener
(Salumnien unb Anzüglichkeiten öerfjaftet unb einem peinlichen öer=
fahren unterworfen mürbe. £)er Seidiger föath, ber oon ber
ftltenburgifdjen Regierung angegangen morben xoax, auch ©ro[d)uff
„ber ©ebühr nach anjufehen", mar menigftenS fo oemünftig fidt)
junächft erft ÄuSfunft barüber gu erbitten, „morinnen angebeutete
Anzüglichkeiten unb calumniae eigentlich beftünben". $)ie Antmort
blieb au8, für Seidig auSnahmSmetfe auch c"ie pref#oli$eiliche
Nerton. 3n ber guten alten Seit, in ber ba8 Anfudjen einer die-
gierungSbetjörbe meift als 93efehl aufgefaßt mürbe, fyaMit man
nicht immer fo oemünftig. Sie örefepoliaeilichen Acten mimmeln
oon gäUen be3 ©egentf)eil3.
') Ob cö iief) im 3af)re 1677 auaj um bie Cüfer'fdje ©djrift fmnbelte,
aI9 gegen ein „Scriptum tn lateinifdjer unb teutfdjer \pxaä}t, bar innen bie
polygamia mit 100. Argumenten behauptet werben toifl" mtt ©efd)lagna!jme
öorgegangen rourbe, bleibt »toeifelljaft. Ter SBudtjbrutfer ^otiann ftötjter, ber
bie Schrift für SKattt). "öirefner in $ena gebrudt hatte, jagte aflerbingft au8,
bei $utor fei Weltmann in ©röningen. 3nteteffant genug ifi aber ba«
tum, bafe ©djeraer (an ben ba« üerbietenbe Stcfcript pcrfönlic§ mit abreffirt
iji) nact) tfötjler'* Angabe bie ©djrift „alfjier auoortjero censiret" Ijätte!
*) SRod) un ^atjre lTir, i> i c 1 1 bie ttjeologifdje <£acuttät biefen ©tanbpunft
feft unb gebrauste rutffidjtlidj eines „Catedndmufi für« Üanboolf faß biefetben
Argumente unb HuSbrüde, wie fia) au* einem ©^reiben bc« ©ücf)er=Som^
mifjar& $tofeffot 93el oom 7. SJecember 1776 ergiebt.
•) 3Äir finb Söeiföiele für bie firmen Sotyann §erborb Ätofe, 3of)ann
^tiebria) ÖHebitfdj, XfjomaS ftntfd) erinnerlich SBejüglid) beS leiteten möchte
id) fpecieö auf feine Ausgaben oon ©ottfrieb Slrnolb'* Äirdjen- unb Äefoer*
.vuftonc unb anberer ©djriften beffetben $erfafferd t)inmeifen.
4) SRea^enberg mar fpäter (ca. 1710) aucr) ber einzige luttjerifa^e Xbeo;
(oge tteipftig*, ber )id) nia^t freute mit bem reformirten $aftor ©abriet &u-
mont in perfönlia^en Serfe^r *u treten.
8) Derfetbe mürbe im §at)re 1713 felber jum SWitgtieb ber »üa^er=
dommifftou ernannt.
10. 2)ie Seipjiger SReujahr^mef je.
5) ie 93ebeutung ber Seipjiger i^eujahrSmeffe für ben buch=
r)änblcri)ct)cn 33crfct)r bürfte mot)l nie eine befonber^ h^orragenbe
getoefen fein. S)a6 ber ©uchhanbel fie überhaupt bejog, ja fie
fogar ooüe jmei Sahrhunberte hinbura) bejog, ift an fich fct)on
zed by Google
— 110 -
auffällig genug. 2>er furje gettraum, ber jtoijchen ber SBeenbigung
ber 2)hd)aetiömefjc unb ihrem Seginn, unb wieber ^totfc^en it>r
unb ber granffurter unb fieiüjiger Oftermeffe — namentlich wenn
biefe fe^r früh fielen — lag1), gemattete !aum bie Sertigfteflung
neuer 93er (agäartt fei; unb bie SBorfüf)rung ber 9ceuig!eiten unb
ba« Oefchäft mit ihnen bilbete ja ben wefentlichften %\)tit be«
SRefioerfehrS. <£« wirb fidt) ba^er auf ber 9ceujat)r8mefje w°h*
oorwtegenD um fttr ote a;acnaeu»me^e ju |pat yernggenjoroene
«irtttel , um ote »Diteyerung oon ateyten uno aDefecten genanoeit
^aben. $>iefe waren ein SfrebSfchaben beim ©^angcgcfc^äft, ein
treuj für ben SBüdjer^giScal. Vielfach ^attc biefer im Auftrage
be3 Dber-ßonfiftorium« in Bresben bie Nachlieferung oon ein=
jelnen 93ogen, ber in ßupfer geftodjenen Titelblätter, ja ber Tupfer
überhaupt, bie an ben eingelieferten Sßflichteremplaren gefehlt
hatten, einzumahnen. 3)ie 9fceujahr8meffe bürfte alfo in o 1)1 ihre
93ebeutung für ben ©ua^hanbel nur au« bem uralten allgemeinen
3ahrmarft8uerfehr herübergerettet unb ber Serfehr auf ihr fonach
mehr in bem mit bem publicum, als in bem ber ©uchhänbler
unter einanber beftanben haDeit« Trofcbem aber beforgte bi« in
ba« 18. Sahrhunbert hinein ber 93ücr)er=3i8coI auf ihr feine ©e=
fchäfte: inftnuirte Privilegien, h°nbigte int Auftrag ber Sücfjer:
(Sommiffion bie Original^rioilegien gegen bie oorläufig ertheilten
S3erechtigung§f Cheine au« — in ber 9ceujaf)r«meffe 1684 $. 93.
allein 24 ©tücf -, forberte bie ftipulirten 18, föäter 20 PfUa>
ejemplare ein.
3n ben Unterjchriften unter ben wenigen 3nfinuation«patenten
über Privilegien, bie fich für bie 9ßeujahr«meffe erhalten fyabtn,
ift faft ber einzige SRafiftab für bie ©tärfe ihre« ©efuche« ju
finben. $>iefe wenigen SJocumente flammen aber au« ber Qtit
be« ftiebergange« ihre« ©ejuche« feiten« ber fremben ©uchhänbler
unb bieten baneben auch niemal« bie volle ©ernähr bafür, bafc
fie bie Unterfchriften aller anwefenben gremben enthalten, e« fei
benn, bajj ber Sucher :gi«cal feinen iRunbgang, wie e« oorge*
fchrieben war, in ber erften ÜRe&woche beforgt hatte. SBenn nun
bie Bücher* (Sommrjfion mit ihrem SBericht oom 4. gebruar 1676
über bie Ablieferungen in ber 9ceujahr«meffe noch oier Sentner
©üdjer (aöerbing« einfchliejjlich ber föefte oon ber 2Richaeli«meffe
1675 i)tx unb jwar nach «ner energifchen 9la^ia) einliefern
zed by Google
- 111 —
tonnte, fo waren bod) für eine erneute SRafmung betreffs foldjer
Sftefte in ber 9Jeujaf)r*meffe 1683 nur 7 Sfrembe oorfjanben, fonnten
im gebruar 1685 nur 3 ßieferfdjeine über eingelieferte $flid)t=
eremplare auSgeftellt werben, unb jmar für ©enbungen au* Würm
berg unb Srantfurt a. D. 2Sar nun aud) ber 3rcmDen&efuch *n
ber 9ceujafjr*meffe 1688 roieber ein mefentlidj ftärferer, nämlid)
3oIjann &nbrca* (inbtcr au* Dürnberg
3ofjann Viubolpl) Ouenftebt au* Wittenberg
Cfjrift. fteinria) ©d)umad)er au* Wittenberg
Seremiaä ©a)ren unb Reinritt) 3o^nn 9Hetjer au* grandfurt a. D.
3ofjann Stern au3 fiüneburg.
Gljriftopt) Stieget au* Dürnberg.
fluguft ©oetiu3 au* Oot^a.
$aul Surft'* fet. Wittib unb ©rben au* Samberg
Sodann Xtyeobor ©oetiu* au* granffurt a. SK.
Xobia* Delling au« ftrantffurt a. 9fl.
Soljann (Sfjriftofcl) Sflicttj au« Xre*ben
HRatttjia8 ©irefner auä 3ena
3o$ann unb griebrid) Sübermalbt au* 9Ragbeburg
Sodann Sübcrwalbt au* $elmftebt
oobann $offmann au3 Dürnberg,
fo erflären biefe bod) fämmtlid), bajj fie „bie*mal nid)t* (sc. an
neuen prioilegirten Südjern) Ratten", Sodann Öübermalbt nod)
mit bem 3ufa$: „fobalb bie 93üd)er tjöflig Completiret, foll alle*
gefjorfambft eingefjänbiget werben."
SWan tonnte geneigt fein, barau* ju fd)tief$en, bag bie 9ieu=
jafjrämeffe in ber Xt)at bereit* al* jiemtic^ bebeutung*lo* für ben
Vertrieb ber fteuigfeiten betrachtet würbe8), wie benn audj mit
2lu*na^me jweier grantfurter §anblungen bie Stte&fremben alle
au* ben ©ebieten ftammen, bie woljt oon allem Anfang an nad)
ber ßeipjiger SDteffe Ijin graoitirt Ratten. Sagt bod) 3ofjann
griebrid) (Slebitfd) in Seipjig in einer Eingabe üom 3. SJcarj 1703
— er ^atte fid) wegen ber ©ejeidmung oon „Ämab. ßreufcberg'*
©eelemSRulje in ben SBunben 3eju" al* mit gnäbigftem s«ßrioi=
legio erfd)ienen, wäfjrenb er ein furfädjfifdje* nod) gar nidjt nad)=
gefugt fjatte, $u oerantworten — bajj
„genanbte* ©uä) 4 SBodjen nad) ber oerflo|encn 9*eu3afjr32Re&c
ju ftanbe fommen unb fertig roorben" unb
„in benen aüljiefigen 9lcu3ofj*32Refjen feine Privilegia ber ©e;
wolmljeit nad) benen frembben inbem beren fia) ju foldjer 3eit
nia)t oiel aHlner befinben, insinniret werben."
Digitized by Google
— 112 —
Sicherlich ift es atfo mohl als ein frampfhafter IBerfuch ju be^
trotten: ber iReujahrSmeffe oon neuem eine größere SBebeutung
Mi erringen, ober atd ein Kampfmittel gegen bie mettetrfjt i"ct)on
hinter ben ßouliffen fpielenben SBerhanblungen megen ber 95er:
jdnebung ber granlfurter Dftermeffe, menn in ben Sauren 1703
bi« 1709 gar befonbere $eujahr8=3Jce&fataloge auggegeben würben.
3$ glaube, man gcr)t nicht irre, menn man in bem SEBieber*
fattenlaffen biefe« befremblichen Unternehmen« nach nur fec^«=
jähriger 2eben«bauer auch ben Sobtenfchein für bie 9ceujahr«=
meffe (al« SBcrfet)r«mittcI für ben 93urf)ijanbet) au«geftellt finbet
S)amit mürbe aud) jufammenftimmen unb ftd) gleichzeitig mit
©lebitfeh'« Anführungen beefen, bafc in ben oon 1713 bi« 1742
— mit nur furjer Unterbrechung für 1714 bis 1717 — regele
mäfjig aufgezeichneten SRegiftraturen barüber, bafc ber S3ücher=
gi«cal in ben Steffen bie SßfttcfjteEempIare eingemahnt höbe, ber
9ceujahr$meffe nur noch »ereinjelt im Safjre 1721 gebaut wirb.
l) ftür bie fietyjiger S8ud)I)flnbler folgte auf biefe fogar nodj fcljr rajdj
bie $etri=$aul:9Reffe in Naumburg.
*) Tod) waren bie ©ud)t)änblei bed (£rfd)etnen3 oon SReuigfeiten in ber
9tfujatyrftmejfe n°<§ nidjt oöflig entwöhnt. Wm 26. Detobet 1689 fdjreibt ber
5öud)f)änbler §ieronümu§ Sriebrid) §offmann in Seile an 3ot)ann fjricbrid)
©lebitfd) in Öeityig : „Wein $r. ©lebitfdj molte fo gut fein unb mir mit ein
unb anber 91 tu tractl. bebenden, fo biefe yieuiai)r*-3Reffe gerauft«
lompt, 3d) »il fluf tünfftige Oftern geliebt e* ©otte jablen, eS fol mit
ben anbern mct)t $u tf>un tjaben. ©itte audj einliegenbc* beförbern tjelffen."
g« tatin fid) fjiei aber aud) um bie gerabe ictir roudjernbe frlugblattliteratur
banbeln. $m übrigen mar £>ojfmann an ©lebitfd) ben Salbo fd^ulbig unb
ijatte if)in baneben ein SUianujcript oon 3ob- S9eneb. ßarpjom oerlauft. Äm
11. Cctober 1690 fdjidt fcoffmann mieber eine ©efteflung „wenn er maf)t ma&
an $rn. Billiger (sc. in ©raunfdjmeig) fenbet."
11. Au« ber $dt bed SRiebergang« ber granffurter SReffe
im 18. Sahrhunbert.
SBenn auch oie t»iftorifcf>c Xtjatfac^c be« unaufhaltfamen &er=
fall« ber granffurter ©üdjermeffe in ber erften §älfte be« 18. 3ahr=
hunberts jur (Genüge conftatirt ift, wenn auch burch ba« Eingehen
be« granffurter ÜRe&fatalog« mit bem 3af)re 1749 glcichfom
officiell bejeugt wirb, bafj jebe Hoffnung fie ju erneutem fräftigeren
Seben $u ermeefen fallen gelaffen mar, fo ift boct) über bie ein*
jelnen $hafen biefe« langfamen Xobe«tampfe«, über ba« 3e^°6
in melchem ftch berjelbe öofljog, bi« jefot fo gut mie gar nicht«
befannt. SRur bie Skrhanblungen tytyl &ra«mu« SReiay« mit
Digitized by Google
- 113 -
bem legten faif. ©ücher=(Sommtffar öon Sieben taffen erlernten,
baft bie fatjerlidjc Regierung trofe beS erftdjtlichen SBerfaüS ber
SReffe unentwegt auf ihrem ftarren fiSfalifchen ©tanbpunft, auf
ihrem oermeintltchen 93üdjer=SRegaI betont hotte, toöHig bie Äugen
gegen bie fid) beutltch genug aufbrangenbe ©rfenntniß oerfchließenb,
baß e8 gerabe oorwiegenb biefe fiSfalifdjen SBeläftigungen, oiel
weniger bie (Senfurplacfereien waren, welche ben fretnben 93uc^=
hänblern ben 9tteßbefuch mehr unb mehr oerleibeten. @S fchetnt
fogar, baß je mehr bie fistalifchen ©rträgniffe beS SReßoerfehrS
burd) bie ntitoerfduilbete SBeröbung beffetben fanfen, mit um fo
größerer £>ärte, mit um fo größerem ©igenfinn auf biefer fisfali=
fdjen Ausbeutung beftanben würbe. SWir erfdjeint bafjer jeber auch
nodj fo Reiner ^Beitrag, ber jenen langfamen £obeSfampf unb
biefeS unoerftänbige ©erhalten ber faiferl. Regierung beleuchtet,
ein jeweiliges ©tabium beS SBerfumpfenS ber granffurter 93üct)cr=
meffe einigermaßen oerfinnIid)t, oon befonberem Sntereffe. 2)ie
Acten ber fädjfifchen SBü^er^ommiffton liefern einen folgen. —
@S war öorwiegenb bie üon ber faiferl. ©fid)er=<£ommiffion
eingeforberte Abgabe oon brei (Sjemplaren aller jur SReffe 9*;
brauten neuen SBerfe, motten fie nun SBerlagS* ober SommiffionS-
©ut, ober wie 3ohann ßubwig ÖJIebitfch'S (SJehütfe fidj auSbrütft
„ein Sortiment" fein, was bei ben fremben öuchhänblern Anftoß
erregte. Auf alle SBeife fugten biefelben fid) jener Abgabe ju
entziehen, eine Abgabe bie oon feinem anbem 2Reßgut geforbert
würbe; bem 99ef)arren auf ir)r war es ju oerbanfen, baß bie meiften
hoflänbifd)en 93ucf)t)änbler oon ber granffurter äReffe weggefcheucht
worben waren unb baß aHmälidj ein bebeutenber beutfdjer SBudj-
hänbler nad) bem anbem ausblieb. ®d)on feit langer ßett ließ
Sodann ßubwig ©lebitfdj in Seipjig, wie er im Söhre 1725 in
einer (Eingabe fagt, feinen JBerlag gar nicht met)r in ben granf=
furter 9ReßfataIog einrücfen, unb wie er werben auch anbere 93er=
leger gehanbelt haben; im Söhre 1727 famen, wie bie natf>ftef)en=
ben 9Rittheilungen beS weiteren ausführen nur noch oier, 1728
nur noc^ brei ßeipjiger gtrmen unb jwar — was fidjerlid) auch
für bie bereits fefjr gefunfene ©ebeutung beS granf furter SBüchers
uerfehrS unb für bie (Beringfügigfeit beS bortigen UmfafceS fpridjt —
nicht oertreten burch ihre Iräger, vielmehr mit einer Ausnahme
nur oertreten burch ÖJehülfen. (53 waren bieS bie Sancfifch'fche
«td)io f. «et*, b. Seutfatn »udtf. Vin. 8
Digitized by Google
- 114 -
§anblung, bic 1727 ben SRefjbefud) cinftetttc, Sodann 2ubwig
ölebitfd), SHorifc @eorg SBeibmann unb äöolfgang $>eer, bcr aber
in ber Dftenneffe 1728 fein Säger aufgeben unb nad) ^eipjig
$urücffenben wollte; Xfjomaa gritfef) hatte fogar jdjon feit bem
3aljre 1723 granffurt ben SRücfen gewanbt. Uebereinftimmenb
äugern ftd) ade bei einer SBernefmtung bafnn, bafj e3 jene Abgabe
unb bie au* ifjr entfpringenben Serationen feien r bie ifmen ben
ferneren granffurter Üftefjbefud) oerleibeten; i^r betrag er^ö^e fidj
nod) baburd), ba& für je ein Somplar bie ^offegrancatur nad)
2Bien mit 1 ©r. pro ^ßfunb oerlangt werbe, wäljrenb fie, bie
«ucnoanoier, ote iöueoer otei otutger oantn oejoroem tonnten,
grüfjer fei e« nidjt bef onber« ftreng mit ber Äbforberung jener Abgabe
genommen worben; man fjabe ben f aiferl. ©üc^cr Sommiffar burdj
bie Eingabe einiger Äleinigfeiten $u befriebigen gefugt ober ju
befriebigen gemußt. SRit ,4)auptbüd)ern" fei bie3 aber nidjt mög*
lidj, fonft fönne, wie Söolfg. $)eer behauptet, „fein $3ud$änbler
auf feine Soften tommen" unb bie girma gr. Sancfifd) oerweigerte
aud) ftanb^aft bie Ablieferung oon ßünig'S SReid^Ardjio. £er
SBerfud) aber, bie Abgabe ganj unb gar abjulef)nen, war oiefleic^t
burd) ben S3orantritt ber wenigen nod) bie granffurter ütteffe be=
fudjenben t)o0änbifc^cn ©ud)f)änbler oeranlafjt worben; i^nen War
bann in golge Snterceffton be8 ^ollänbifdjen GJefanbten in SBien biefe
3Baaren^@teuer anjufinnen nid)t fernerhin oerfudjt worben. §egte
(SJlebitfd), ber bieS gactum in einer Gingabe anführt, bie §offnung,
bafj bie furfäd)fifd)e Regierung bie gleite Energie befi|en würbe?
(£$ fdjeint fogar nict)t an langatmigen SRedjtSerörterungen
#oifd)en ben Seipjtger 93ud)f)änblern unb bem f aiferl. 93üd)er=
Commiffar gefehlt $u fjaben, bei benen jene bie SRed)tSbeftänbigfeit
ber gorberung ausuferten juchten, äugleid) aber aud) eine merk
wurbige, oielleidjt abfid)tlidje Unfenntnifj be3 gefd)id)tlid)en §er=
gang« unb ber tfmtfäd)lid)en 93erf)ältniffe befunben. 2)enn um
eine Steuerung, oon ber fie fprec^en, unb oon ber ifmen nad)=
betenb fogar bie fttrfad)ftfd>e Regierung fpridjt, Rubelte es fidj
feineswege«. 2)ie gorberung war juerft im 3af)re 1608 auf=
getreten, fdwn bamal« oon allen S8ud$änblem, oon turfadjfen
unb oor allen oon Äurpfalj lebhaft befämpft, in ben SBirren be*
breifjigjäf)rigen Krieges aber jäl) aufrecht erhalten, mirflid) burd);
gefegt unb fogar noef) in bie §bf)e gefdjraubt worben, oon einem
Digitized by
— 115 -
bt* auf brei ©remplare. SBBä^renb bie faif. Eücher^ommiffüm bie
gorberung al« ben ÄuSflufj eine« angeblichen faif. ^Bücherregal«
begrünbete, negirten bie SBuchhänbler, unb auct) fdjüchtern bie fäd^
fifcrjen 93er)örben, bie (Sjriftenj eines folgen auf (Srunb ber SReid)^
orbnungen, bie oon einem folgen nichts wü&ten, oielmehr bie
^refcpolijci unb ba« 53ücr)erwefen überhaupt ber Sompetenj ber
ierritoriakObrigfeiten juwiefen. Äber ber granffurter 9tath war
in ©üctjerfachen fcr)lie&lich ganj ohnmächtig geworben unb tjarte
fid) feine obrigfeitlichen fechte barin oöHig au« ben $änben nrinben
taffen. $5er weitere (ginwanb ber fieipjiger ©uchhänbler, fpecieK
Sodann fiubwig ©lebitfch'«, ba& ber faif. 39ücher=£ommiffar über-
haupt feine faif. DriginaI=$Berorbnungen, oielmeljr nur unautf)en=
tifcr)e &bfcr)riften t)abe oorweifen fönnen, trägt mehr ben (Sharafter
einer gleicfjfam proceffualifct)en dinrebe, als ben ber wahren Ueber=
jeugung, um fo mefjr als bie ba bei betonte angebliche Söejdjränfung
ber gorberung in jenen unautfjentifcr) genannten %bfd)riften auf
prioilegirte 93ücr)er unb auf foltfje, bie in ben granffurter Wltfc
fatalog eingerüeft feien, jur 3eit be« (SrlaffeS ber betreffenben SRe=
feripte eben bie dkfammt^eit ber jur ätteffe gebrauten ^euigfeiten
bezeichnen follte unb buref) ba« gactum, bafj ber granffurter SDcefc
fatalog fo an ©ebeutung oerloren fjatte, bafj bereit« biele *Ber=
leger e« nicht met)r für ber üKü^e Werth gelten ihren neuen 9Ser=
lag in benfelben aufnehmen ju laffen, bie beabfictjte Xragweite
jene« Slnfprucr)« feinem eigentlichen SBefen nact) nicr)t berührt würbe.
Äber ein 2Becr)fel in ber Sßerfon be« faif. 33ücf)er*(£ommtffarS,
anfdjeinenb auct) eine ©inwirfung feitenS beS fisfalijcr} mitinter^
effirten Äur-3Kainj unb jebenfal!« ftrengere SEBeifungen au« 2Bien,
hatten einen SBanbel in ber ©e^anblung ber grage her oor gerufen,
bie SBüefjer-eommiffion wieber ju einem ftrengeren «erfahren oer=
anlagt 3of)ann Subwig ©tebitfer) unb £f)oma« gritfeh hatten in
ber §erbftmeffe 1722 abermals bie 2luSf)änbigung ber oerlangten
brei greieremplare oerweigert; jofort würbe bem erfteren (nach
anberen SluSfagen auch gritfeh) ba« ©emölbe „auf eine fjödrft
fcr)impfflidt)e $rth" gefperrt, ber granffurter üflejjbefucr) ir)nen bamit
oorläufig alfo abgefdmitten. %$oma$ gritjd) blieb oon nun ab
auc^ einfacr) fern — t>icücict)t bot ir)m ba« t)artc Vorgehen fogar
eine mittfommene SBeranlaffung baju; (JJlebitfch aber wanbte fid)
§ülfe unb ©cr)u& fudjenb nach Bresben unb würbe oon hier au«
8*
Digitized by Google
— 116 -
auch unter bem 11. 9Rär$ 1723 barjin bejdneben, bie gorberung
auch fernerhin abjumeifen unb auf bie SBorftellungen ber fädrftfdjeit
Regierung in SBien unb granffurt a. 9tt. ju oertrauen.
Slber tote fid) bie furfächfifche Regierung in allen berartigen
gällen bem faif erliefen £ofe gegenüber fchroächlich ertoieS, fo auch
bieSmal. S8on einer SBorftellung berfelben in SBien, an ber Ur^
fprungSftötte beS Streitfalls, ift jefct unb fpäter (bis junt 3at)re
1728) — aud) nach Eingang eine« Gutachtens ber 93ücher=(£om*
miffion in fieipjig — nidr)td ju oerfpüren; aber ftar! unb energvfdj
ertoieS fie fid) bem madjtlofen föatf) ju granffurt a. 9tt. gegen*
über. Stjm, ber nothgebrungen bem $rude beS faif. ©fid)er=
ßommiffarS nachgegeben unb bie Sperrung ber Säben ausgeführt
fjatte, hatte aufführen müffen, rourbe burd) ben rurfädjftfchen 9te*
fibenten, 3ot)ann SBilf)elm @teinf)eil, mit SRepreffalien gebroht:
mit ber Sperrung ber ®eroölbe ber granffurter 83ud)hänbler auf
ber ßeipjiger unb ÜRaumburger SReffe. $>er granffurter SRatf)
fügte fid) unb lieg ©lebitfch'S £aben toieber öffnen, aber nur um
nun ben gom beS Söiener $>ofeS, bem gegenüber er faft toehrloS
mar, auf ftch ju lenfen. (Ein föeicf)S:§ofrathS=(5onciufum oom
14. October 1724 forberte ihn auf, fid) binnen jmei ÜKonaten
barüber ju verantworten, bafc er „ohne fernere Einwilligung"
(sc. beS S8üd)er=£ommiffar8) vorgegangen fei unb tote» ihn, wie
eine birect untergebene S3ehörbe, an
förberlia) auff jebeSmahligeS S3 erlangen ermelter ©üajcr-Commis-
sion mit oder erf orber liehet ftarrfer $anb beti(ju)ftehen, unb bis^
f aü8 ohne Consens 3hr oer Commission, eine fclbftt^ätigc Slenberung
nia)t oor(ju)nehmen.
8ber ber furfächfifdjen Regierung gelang bieSmal ihre Xaftif
nicht üöüig. ©ereijt, entweber burch ben gegen eine faif er liehe
SBehörbe inbirect geführten Sdjlag, ober burch me Befürchtung,
ber gefammte, fo bebeutenbe födr)ftfdr)e Verlag werbe oon nun ab
gönjlich ausbleiben, erliefe ber faiferliche §of unter bem 18. $e=
cember beffelben SafjreS ein fulminantes, r)crrifc^c« Schreiben nach
Bresben: man fei nicht gemeint oon bem ben „Äahferl. $Bor=
fechten gebührenben 93ücher=Regal etwas nachjulaften" unb fönne
nicht geftatten, bafj bem, was bie faif. 83ebienten oerfügt h^ten
„mit anbermörtiger ©erhängung unb unbefugten SBebrohungen"
entgegengetreten merbe; es werbe erwartet, ba& ber furfäcf)fifche
Digitized by Google
- 117 -
SRefibent fid) mdjt toicber km ähnliches merbe ju @d)ulben fom=
men laffcn.
3ett gewonnen, alles gemonnen fd)eint bie SWarjme ber für*
fächfifd)en Regierung in folgen gällen bem faif. §ofe gegenüber
gemefen ju fein. Dbfdjon burrf) bie frühere Eingabe ©lebitfch'S
unb eine neue ebenbeffelben oom 6. 2Rärj 1725 ausführlich über
bie ©abläge unterrichtet unb obfehon nach bem Sefcheibe an ©(ebitfd)
oom 11. SKärj 1723 bie reichSrechttidjen bei ber grage in öetracht
fommenben ®eftd)tspunfte genügenb erörtert maren, mürbe boch
junächft noch am 30. 3^ärS 1725 ein Gutachten ber Seipjiger
93üd)er:(£ommiffton, bie eben nichts neues beibringen tonnte1) unb
ftd) natürlich ebenfalls für Stbmeifung ber gorberung beS faif.
§ofe3 auSföradj, eingeforbert unb bann — nichts getfjan, mürben
bie ßeipjiger ©udjhänMer, bie noch fernerhin bie granffurter
SHeffe beziehen wollten, einfach ihtem guten ober böfen Stern
überlaffen, unb baS, obgleich ©lebitfd) bringenb gebeten fyattt, ihn
über fein ferneres Serhalten in granffurt a. SR. ju inftruiren.
@rft am 16. gebruar 1728 mirb burch ein Schreiben beS
Ober^SonfiftoriumS an ben SRatf) ju fieipjig bie Sache mieber auf=
genommen. SGBaS bie SBeranlaffung ju biefem frafttioHen @ntfd)luf3
gegeben, ift aus ben r)icftgcn bieten nicht ju erfehen. @S mirb aud) nur
Bericht barüber tierlangt, roie eS in ben testen granffurter Steffen
mit ber Stbforberung ber beroufjten brei ßjemolare gehalten roor=
ben fei, eS wirb biefer Bericht auch nur barum oerlangt, bamit
bie furfächfifche SRegierung fich „befto jutierläfjiger resolviren" fönne.
Ob fie fich a&*r überhaupt refoföirt f)ai, barüber geben bie Slcten
ber SBüdjer^ommiffion, ttrie in fo oielen anberen gälten, feinen
«uffchtui es ift bieS auch für ben Qietpunft biefer «einen 3Rit=
theitung tion feiner ©ebeutung. 9flir genügt an biefer Stelle ber
actenmäfjige Nachweis, bog ber 93ef ud) ber granffurter ÜReffe
feitenS ber Seidiger 93erleger=girmen in biefen Sahren überhaupt
nur noch ein fct)r unbebeutenber gemefen ift, in ben Sahren 1722
bis 1728 tion 5 girmen auf 3 gefunfen mar. $)aS ift bebeutfam
unb bejeidjnenb genug.
') ÄuÄ bemfelben ift nur beröorauljebcn, bafj cd furdjtfam anräl b, einen
weiteren $rucf auf granffurt ober auf „(Jhur=SRat)nä al« Committenten beS
33üd)er--Fi8calB" auszuüben unb bemertt, e* fei „benen S3ud)f)änbiern roobl ju
toüntfchen, bafe fie aufeer bem loa« fie naaj (Belegen fjeit ben «erfafcern i^rer
Digitized by Google
— 118 -
$erlag3bü<$er, fotoob,! als für bie Censnr unb (Erhaltung eine« CX^urfürftl.
Slflergnäbigften privilepii 311 entrichten fyabtn, mit bergleiajen auswärtigen
«bgaben oerj^onet bleiben." Hl\o bo<$ and) eine jörtlic^e ftürforge für bie
eigenen ftecali|'$en Antraben!
12. gur älteren ®efchichte ber fieipjiger Socalpreffe.
gür bie ©efdnchte beä buchhänblerijchen SerfehrS im aU-
gemeinen l)at bie ©ntnricfelung ber ßoealpreffe aflerbingS nur eine
fecunbäre ©ebeutung; immerhin aber finb bie Nachrichten über
if)r @ntftehen unb ©ebeitjen unb über bie Haltung ber ©e^örben
ihr gegenüber oon nicht ju unterfchäfcenbem Söerthe für bie Sto
geftaltung be8 culturgefdjichtlichen 93iIbeS ber öerfchiebenen geilen,
für bie ©djitberung beS fich ermeiternben literarifdjen S3ebürfniffe*
beä größeren publicum*, für bie tu od) je übe X^eilnal)me beffelben
an ben Söemegungen be8 öffentlichen fiebenS, wenn auch nur in
ben fleinften Äreifen. 3)obei fliegen fie fpärüd). 3ch nehme beS*
t)alb feinen Snftanb bie nad)ftel)cnbeit SOiitttjcihmgeit hier ein$u
fügen, obfdjon it)r §auptintereffe auf bem locatgefc^ic^tüc^cn ©e=
biete liegt.
bereits im Saljre 1733 hatte ber S3ud)hänbler 2>aüib dichter
in ßeipjig einige SDconate hw&urch toöchentftch zweimal einen
„grag= unb Slnjeiger" — bie ©üchersßommiffion nennt fpäter
baS SMatt „einen fogenanbten Seidiger feiger" — auf ©runb
einer regierungSfeitig erteilten (Sonceffion, nach obrigfeitlich feft^
geftelltem Sßlan unb, wie e$ jeheint, unter fpeciefler Dberauffidjt
unb fogar (Senfur be$ Seidiger ^Hatlice herausgegeben1), baS
Sölatt aber (wahrfcheinlidj wegen Senfuranftänben unb anberer
ihm erwachfener ©dnnierigfeiten) balb wieber fallen lafjen. ßr
jeheint fich ganj auf baS SkrlagSgefchäft jurüefgejogen ju fyabtn,
benn eS wirb fpecieß ermähnt, bafj „er feinen Saben aufjer ber
9flefje aufgegeben" ha&c-
3n einer eingäbe üom 15. Sanuar 1737 an ba3 Cber*
Gonfiftorium in Bresben bemarb fich "un Dr- Sohann (£t)riftoph
SHeinig in ßeipjig um bie (Seftattung ber SBieberaufnahme jene«
Unternehmen«; er fagt:
Slöbiemeil aber . . . burch Publication bergleichen ©djrifft, wie
folcheS burch baS Exempel vieler berühmten ©täbte $eut)chlanbS,
wie benn felbft in $ero Residenz Ere&ben bergleichen wöchentlich
ausgegeben ju werben pfleget, bewei&lich, ba& bem Publico fein
geringer ftufcen juju wachen pfleget; als bin bergleia)en ftrag* unb
Digitized by Google
— 119 -
Änjeiger, unter ben Gahmen: ßeipjiger Steuigfeiten, nach ber (Sin:
ricbtung beä fogenannten £ättijcf)en Intelligen2:3cttut§, fernerhin
fortzulegen gefonnen.
G£r fudjt auSbrüctficr) „&üergnäbigfte Concession, nebft bem
Privilegio cum jure prohibendi" gegen ettoaige 6oncunenj=
Unternehmungen nach unb bo« (Sonftftorium forberte unter bem
23. Sanuar über bie je* ©efud) bag ®utachten ber 93ücf)er=eom-
miffton in 2etp$ig ein.
93or ben Äugen ber lederen fanb baffelbe ober tuenig ©nabe;
fie ift in ihrem Bericht Dorn 20. $tprü 1737, aud meinem mir
aber üorroiegenb bie Stimme unb bie Änfdjauungen beS 9iatfje3
heröorjutönen fcheinen, ber 2hvficr)t:
tuet eher g eftalt jtoar ber ©uebbanbter SDabib dichter einen fogenanbten
Seipjigcr Stnjeiger, naajbem juförberft beb @. ®. SR. SanbeS SRe=
gierung, bejage berer baljin eingefenbeten Acten, bie ganjje ©acbe
reguliret unb berfebtebene ©apitut toegjutafjen angeorbnet geroefen,
unter unferä, bei dlatty Direction $u bruefen, unb nJÖebenttidj ^miy-
ma^t aufzugeben aflergnabigfte (Srtaubnijj ermatten, aud) bamit
einige Httonatbe continuiret, nad)bem er aber über bog biete bar=
innen befindliche unnüfce Beug annod) öerfcr>iebene Unwahrheiten,
unb bon einem unb anbern fjiefigen Studioso fäljajüdj aufegefprängte
^Begebenheiten hineingebracht, ba3, h>a8 aufgetrieben gemefen, ben=
noch bruefen Iafeen, bab,ero bifj auf eingelauffene aflcrtjöa^fte Reso-
lution mit bejjen Continuation anftelm mü&en, unb er ben ge;
hofften Profit megen beS fd)Ied)ten HbgangS nicht gefunben, biet:
met)r (Schaben erlitten, fo ift eä nachher gänjjlicb unterblieben;
So bie! hingegen baä ton abgebauten D. Peinigen bejebebene
Suchen anbetrifft, bermebnet felbiger bem Publico feinen geringen
9cu|}cn ju beschaffen, roenn er bergteid)en Örag unb Mnjeiger,
unter bem Gahmen Seipjiger Sßeuigfeiten, nach ber ©inriebtung
be§ fo genannbten $äUif(ben Intelligenz 3ebbel3, fernerbin fortfefce,
batjero er ilmte, Dergleichen bruefen ju lafjen, $u berftatten, auch
barüber ein Privilegium ju erteilen, gebetben. SBir haben bero;
wegen ben ^äflifeben Intelligenz $ebbul burebgangen unb barinnen
gar wenig, barauS bem Publico ein 5Bortt)eiI juroaebfen fönte, biete«
auch, ructcr)eS ju publiciren bebeneftieb gefebienen, gefunben. 3n
bem erftern GSapitufl ift eine bon einem Professore enttoorffene, auff
ben Seittauff gerichtete hiftorifche Relatiou, unb hat bie 33efdjreibung
ber ©atfcburgifcben Emigration biele SBocben gebauert, an bcfjen
ftatt hernach Ludwig über bie neueren ßanbe&gefejje commentiret;
3n 2. ©apitut finb einige theitfe neue tbeilfj nrieberaufgetegte
©üdjer recensiret; 3n bem 3Un unb in nachfotgenben ©apitulrt
aber bie in unb aufcerbatb $afle jum SSerfauff fie^enbe ©runb*
Digitized by Google
— 120 —
ftüden u. anbere ©adjen, bie in benachbarten Remtern unb ©es
rieten confirmirten ftäuffe, geflogene ®act)en, bie in $alle an*
gefommenen u. roieber abgereisten ^erfo^nen, individual 93er*
äeicfmi&e berer gebognen, oerftorbenen unb üerejenrat^eten ^5er*
fo^nen, bie ©tau Soohfe unb bie Sßreifje oon Victualien angefüljret;
©fetcr)tt?ie nun bie fjiftorijdjen Relationes nicfjt t>on ber Söitfjtigfcit
ferm bürfften, bafc burch bog barüber gefugte Privilegium anbere
©adjen, fo jeitfjero in Xrud fommen, unterbleiben faßten, alfo
äroeiffetn mir, bajj (5. 2Jc. über X)ero Mandate commentiren JU
lagen geftattcu werben, nacfjbcm fotdjeÄ fo üiel bie Processorbnung
betrifft, in bem aüert)öd)ften Mandat oom 10. %an. 1724 au3=
brüeflid) nerbot^en; bie Recension neuer ©ücher j die in et bem äber
bie (belehrten 3*itungen [i. e. bie Acta eruditorum] erteilten
allergn. Privilegio entgegen u. bie Dielen beü biefeer ©tabt jum
feilen ®auff ftef)enben #äufjer öffentlich befannbt ju machen, bem
Credit be« OrtljeS t)ö4ftnadt)tt)eilig JU ferm, immajjen aud) nicht
ofme öebenefen ift, bie Gahmen berer jenigen, roelcf)e bie SKütter
unehelicher ßinber als beren Säter angeben, jum $rude ju bt-
förbern, bie ßifte ber 93erftorbenen hat man oielmahlfc, foöiel mög=
lid), unterbruefet, bamit bie gefährlichen Sftadjbarn nicht Gelegenheit
haben möchten, öon bieder ©tabt, infonbert)cit gegen bie UJcefjen,
an bie auswärtigen ettoaS nadr)tt)ei(iged JU fchreiben; bie abreißen;
ben ^erfofmen toerben gar nicht notiret unb bie gebruefte Nachricht
oon berer angefommenen Ouartieren fann niemanb nufcen, alfj
benen, fo bie frembben mit ihren Bufprud) ju incommodiren pflegen.
3n übrigen ift beö fu>&»ger ©tabt baä brauen nach bem Soofc
nicht üblich, ber greife berer Victualien jebe SBoct)e faft fteigenb
unb faöenb, unb ba& avertissement öon geftof>Inen ©adjen öon ber
©efefjaffenheit, bafe bicfcfallfj einig jus prohibendi gar nidjt ftatt
finben fann. ©en foldjer Söeröanbnijj finb roir ber unoorgreifflichen
Nennung, bafj baS ganfce Vorhaben wenig 9cu$en fchaffen, uiclmctir
öerfduebeneS bem ©emeinen 2öefen nachtheilig faden, unb Wenn wie
in benen ehemaligen Wadiridjten anzügliche Critique, beren ©es
fchaffenheit u. bie hierunter geführten 9lbfid)ten benenienigen, welchen
bie Censur oblieget, nicht allemahl wi&cnb fenn fann2) mit ein;
fliegen foßte, öiete S3efchwerlid)feiten barau« erwachfen fönten.
(SS fpricfjt aus biefem 93erid)t eine Voreingenommenheit gegen
baS Unternehmen, herüor9^9an9cn Dtefleicf)t aus ben früher ju
läge getretenen Differenzen, unb eine fleinliche unb ängftliche
6cf)eu tun- aller Deffentlicf)feit überhaupt. ©claüifcf) fjalt fid) ba3
Gutachten an bie ©toffauäwaf)! unb Gintfjeilung be$ ©aUifcfjen
SntefligenzzettelS, naef) beffen SSorbilb SKeinig feine 9?ad)rict)ten
einrichten wollte unb wof)l aud) einzurichten berechtigt war, roenn
berfelbe — wie ich öermuthe, aber nicht beftimmt behaupten fann
Digitized by Google
— 121 —
— ibentifcf) ift mit ben 3ot). $eter oon £ubewig'fcfjen Sinnigen,
welche ftd^ um ba« 3af)r 1740 eine« gemiffen Sftufe« erfreuten;
ba« <5Jutadt)ten Ijält ftdt) fclarjifcf) baran, obfdjon au« ber 9Heinig=
fcf)en Eingabe fetneSwegeS oljne »eitere» ju fcf|(ie^en ift, ba& er
nur eine 2lrt ßeipjiger Sbflatfd) feines 93orbilbe8 gu geben ge^
benft. 5?ein $unft, fein Stbfdmitt pnben ben ©eifatt ber ©üdjer*
eommiffton, afle erfdjeinen bebenflidj unb fo fiel benn ber ©e=
fcfjeib beS Dber;(5onfiftorium3 in bem gleiten ©inne aus. Unter
bem 3. 9Jtai erftärte ba8 Cber=(Sonfiftorium, bafj e3 ©ebenfen
trüge, bem ©udjen beS Dr. 9Keinig ju beferiren unb mies bie
93üc^er=Sommiffion an, ben 93ittftetter „ab- unb jur SRut)e ju oer=
weifen." Seidig blieb aunäcfjft nodj o^ne Socalnreffe.
') Äu3 öerfa^iebenen Sorfommniffen in ben Steten fdjeint ^eröorjugchcn,
bau ber üeipjiflcr SRat^ fidj für IocaIgefdjid)ttidje ^Jublicationen ein SHecentur*
redjt Dtnbicirte. SBenigftenS öerljinberte er wteberfjott baS Srf$einen ber=
artiger «Schriften, obfajon biefelben bie ftaatlicfje Cenfur öafftrt Ratten.
■) SHefe Stelle ift Sorrectur für bie SBorte „. . critique über junger fieutfye
unternehmen." 63 fdjeini alfo, bafj in jenen ,,9tad)ri<f>ten" über Äu8fd)rei=
tungen ber alabemifdjcn Sugenb berietet worben mar, man aber Derartige
Xinge au (Sljren ber Stabt unb ber Uniöerfität nid)t weiter in bie Deffent*
lidjfeit bringen [äffen wollte.
13. ©elef)rte Sng^erjigleit.
Slm 1. SRai 1748 mar bem Dr. griebrief) Otto SKcncfc ba«
fcf)on feinem SBater erteilte ^riütfegium über bie Verausgabe
ber Acta eruditorum erneuert roorben. (5:3 mar in bemfeI6en
ausgebrochen, bafj „bergleidjen (sc. gelehrte Seitungen) unter was
öor $itel unb in maS gormat eS wolle, ba f elbige an anberen
Orten gebrueft mären", in ©adjfen $u oerfjanbeln bei 50 SRfjein.
©olbgulben Strafe verboten fein folle. 3m übrigen war eS in ben
Sonnen eine« *priüilegiuma gegen unbefugten 9kd)brucf ertfjeilt
unb fcr)tücrltcr) beabfidjtigt, ein SluSfcf)liefjungSredjt gegen jebmebe
anbere gelehrte 3citun9 5U gewähren, benn bie gebrauchten S3e=
fd)ränfungen ($itel unb gormat) ftnb bie gleichen, meiere fiefj in
Dielen, ja in ben meiften älteren Sßrioilegien pnben unb £enfcers
monatliche Unterrebungen fc^einen ifjrer 3eit auch m Söcifc
beanftanbet morben ju fein.
$)er jüngere Sftencfe fafjte jeboef) ben 3nf)alt feines ^3rioile=
giumS anberS auf unb fudt)tc bei bem @rfd)einen ber ©öttinger
gelehrten SInjeigen mit feiner §ülfe gegen ben SRefjüertrieb ber=
felben einschreiten. 3n einer eingäbe an bie ©üd)er=(5ommiffion
Digitized by Google
— 122 —
oom 15. October 1753 berichtet er, ber gactor ber Äcabemijc^en
©uchhonblung in (Böttingen tyxbt fid^ in bcr oerfloffenen Sfteffe
nic^t entblöbet, bic Öföttingifchen Sinnigen ober ©elehrten 3citungcn
in feinem ßaben in Seipjig jum öffentlichen SBerfauf auszulegen,
auch an Seidiger SBuchhänbler ju oertaufen, ober gegen anbere
SBüc^er ju oertaufchen. 5)a8 fei ihm unb ben oon ihm oertegten
(Seiehrten Seirungen nachteilig. Sr bittet ba^er um Sonfiäcation
ber ®örtingifcr)en Slnjeigen, Vernehmung beS gactorä „übeT biefeS
unbefugte Attentatum" unb $Berurtr)eilung beffefben in bie in
feinem Sßrioilegium angebrofue ©träfe.
$)ie SBücher-Gommiffion backte aber roeitr)erjiger; bie (Eingabe
mu& einfach ad acta gelegt toorben fein, menigftenS ftnbct ftdj
feine Änbeutung einer gefcf)äftlichen Sefronblung berfelben.
14. 33ud)t)änbterifrf)e Sourtoifie.
$er 93uct)f)änbler £. S- Himburg in ©erlin, berühmt ober
berüchtigt wegen feiner Derbheit im gefchäfttichen ©eriehr, t)attc
oon 3oh- Soacf). Ghnftopt) 93obe, feiner Seit auch ©efi&er einer
23ud)brucferei in §amburg, beffen Ueberfefoung oon ßor. ©ternc'S
moralifchen SReben jum Berlage erworben, barüber auch ein fur-
fächf. Sßriöilegium gegen SRadjbrucf erworben, ßwifchen beiben
waren jcbodj (Streitigfeiten entftanben, meiere oon Himburg burdj
nadjftehenbe urfräftige ßeilen jum $lbjchluf$ gebraut würben.
3ch IntV cd mir, hochgeehrter £err, ganfo gern gefallen, bafi Sie
3h^e ^robndte enttoeber felbft oerlegen ober an Wnbere oerjehachern.
Sluf Seele mag ®ott bereinft Slnfpruch machen, unb mit
3h*cm ßeibe ift mir aud) nicht gebient, ben fönnen bic SSürmer
oerjehren. fieben ©ie gefunb unb bamtt ©ott beften« empfohlen.
Himburg
©erlin b. 28. Der. 1776.
Unter Vorlage beä Originals biefer $tikn beantragte bann ©obe
bei ber furjächf. ©üchep(Sommiffion bie Uebertragung be8 ^riou
legiumä auf feine $erfon, woburd) bieg Heine $)ocument erhalten
worben ift. SGBenn alfo in neueren Qtikn oft genug über Un=
artigfeiten unb mehr im gefchäftlichen ©erfehr geflagt worben ift,
fo fan ii man aud biefem fleinen 83eifpiet wenigftenS erfehen, bafc
auch Won 1111 vorigen Sahrfmnbert ähnliches oorfam unb bie alt
öäterifche ®emeffenf>eit unb jum 3$ttl nur anfeheinenbe ©ieberfeit
in Sergefjenheit ju gerathen begann.
Digitized by Google
Urhunten über hit üfrl|ältnt|ff tos tfurijljanbfls mid orr Jflreflf
in Strafburg im 18. 3aljr&unofrt.
SRitgetljeitt üon
©tabt^rcfnoar ©rüder.
SBorbemerfung ber SRebaction. $)ie nachfolgenben $cten=
ftücfe würben ber töebaction fefjon im beginne be« SahreS 1880
oon §errn flrcf)ioar ©rucfer jur Verfügung gefteflt unb oon ihr
mit um fo größerem Vergnügen entgegengenommen, als fie eine
mejentli^e ßrgänjung ju bem im 5. ©anbe beä StrehioS abge=
brucften umfaffenberen Äuffafc über bie ©efchiehte beS SuchbrucfS
unb ©uchhanbeU in ©trafjburg bringen, ßeiber hat ber Slbbrucf
eine längere SSerjögerung erlitten, ba bie SRebaction bem anber=
meitig eingegangenen Material ben fortritt üor reinen Urfunben-
abbrücfen glaubte einräumen ju müffen.
$err Slrchioar ©ruefer l)at feinen banfenfcroerthen ^Beitrag
mit feinen toeiteren Erläuterungen begleitet, bemerft aber in fci=
nem ©^reiben an bie föebachon, bafj bie anfn'oalifcfjen Duellen
für bie ®e(a^ic^te be3 SuchhoubelS in ©trajjburg oor bem 3af)re
1681 fcr)r föärlich fliegen, reichlicher erft aus ber Qtit ber fran-
Söfifchen ^errfctjaft. @r meift barauf Inn, nrie beutlich fid) in
biefen steten ba« fingen be3 9HagiftratS um «ufrechterhaltung
feiner ihm buref) bie Gapitulation gefiederten Stechte unb ^rioi=
legien abfpiegele, ebenfo eine Slnbeutung be$ ©trebenä be3 (SleruS
• fia) ber Befolgung ber gefefclichen SBerorbnungen ju entgehen.
Sluä ben ftatiftifchen Angaben aber get)e heroor, mie h«umenb bie
polizeilichen üJcafjregelungen auf bie ©ntmicfelung be$ SBuchhanbel«
unb ber SBudjbrucferei eingenrirft haben unb mie wenig Sluffchtoung
biefe beiben Öefchäft^meige, noch oor faum einem Sahrfjunbert,
in ©trafjburg genommen hätten.
gür bie (Berichte beS beuten »uchhanbetä aber — bie*
Digitized by Google
— 124 —
möchten mir felbft nodj ^injufügen — cnttoicfctt fid) au* biefen
anfcfjeinenb fo trocfenen Slctenftücfen baS 93ilb bcr me§r unb met)r
fortfdjreitenben Slblöfung eines einft fo ürobuctiuen unb blüt)en=
ben it)eile$ feine« 93crfcr)rSgebictcÄ unb feiner attmätidjen $)in=
übergemöfmung in ein anbereS mit gänjlicf) abmeid)enben $er=
fehrSformen, ein ^rocejj, ber beut beutfdjen 93ucf)f)anbel root)l
ät)nlicf)e Sßunben gefd)lagen Ijaben bürfte, als bie ©egenreforma^
tion in ben öfterretcf)ifd)en Srblanben jur ßeit beS breifjigjärjrigen
Kriege« bem Vertrieb ber proteftantifdj=tf>eoIogifcf)en, namentlich
ber erbaulichen Siteratur.
1. ©efd)id)tlicf)er Ueberblicf beS «ßolijeimefenS in 93ejug
auf 93u<f)brucferei unb 33udf)t) anbei.
Tic büdjcr recognition unb censur ift bei] ^iefiger ftabt ein
aller brauet) unb oerorbnung, bafe bie budjtrucfer unb oerleger nichts
truefen nodj fetjl fjaben börffen olme obrigfeitlidje consens unb censur,
hrie bann oon 1509 unb folgenbä bifj auf bie feiten ber Submission
Dergleichen oerbott unb decreta an alle truefer unb öerleger bei Herren
rätf) unb XXI jekoeilen ergangen, publicirt unb renovirt morben.
darauf man umb fooiel ferjärffer gehalten, meiten im ganzen römifdjen
reiaj jum öffteren bi&faflä fdjarffe unb ernftliaje oerbott unb mandata
an bie ftänbe bcS reiajS au&gefertigct unb publicirt mürben. $arumb
nitrf) in biefec ftabt bie burfjtrucferetien eingefdjräncft unb nicfjt freu
gelaffen Korben, foubern leine oljne erlaubnuji aufzurichten gemattet,
mithin bie mindfeltnuferetien oerbotten geioefen.
9cad) ber Submission toarb auf föniglict)e üerorbnung expresse in
$m. Praetoris regii Obrechti provision, anno 1681, ben patronatum
universitatis befagenb, erteilt unb aufgeteilt, einverleibt qu'il prenne
soin des imprimeurs et libraires. Stonnenljero benen bucbfüljrern
unb budjtrucfern att)ier auf ber ftuben jur ©telfcen foldje fönigtic^e
intention unb befeld) angejeiget morben.
darauf in anno 1688 ftd) begeben, bafc #r. ©poor, bucbbänbler,
beä #rn. Dr. 3faac Sauften büa^lcin „ber matjren Triften oereinung"
jur neranttoortung auf beS patris soc. Jesu Des genanbt bud) „pour
la reunion des protestants ä l'eglise romaine" gefcf) rieben, gebrueft
unb nerfauffet, of)n bafe er bem £errn Praetori Obrechto oorljero
fotdjcS getoiefen, meines oerurfacf)et, bajj afjn |>nt. intendanten ein
fcfjr eiben abgelaffen morben par Monseigneur de Saint Pouange en
Tabsence de Monseigneur de Louvois, sub dato 29 apriüs 1688,
biefe« inl)alt$: le roy a paru dautaut plus mal satisfait de la
permi68ion que le Magistrat a donnee d'imprimer le livre allemand
qui sert de reponse a ce qiü est compose par le pere Des pour
la reunion des protestants a l'eglise romaine, que cela s'est fait
Digitized by Google
— 125 —
sans la participation de M. Obrecbt, qui a l'inspection sur l'im-
primerie, et desire que vous fassiez mettre en prison rimprimeur
pour autant de temps que vous jugerez a propos, et sa majeste
ne veut pas qu'il sorte qu'apres qu'il aura paye amende, qu'elle
se remet de vous arbitrer, et son intention est que vous fassiez
entendre audit Magistrat que si jamais pareille chose arrive, eile
Ten fera punir severement.
3ft per extractum bcm regierenben #rn. ammeifter communicirt
unb bei) ben Herren XIII abgefefen worben.
3m jaljr 1707, fambStag« ben 29. Novembris, warb bety Herren
XIII ein f ^reiben abgetejen beä Monseigneur ©Zeppelin, procureur
general au conseil souverain d'Alsace, an meine gnäbigen sperren
abgeidjidt, fambt einer copci; eineä briefö non Monseigneur le
chaneelier de France, Wegen ber bud)brudereöen atztet einigen be=
rid)t ju fjaben. $r. £cf)cppcltn fefoet, ba& auf beö $rn. ©anfclerä
{abreiben au sujet des imprimeurs de la province er geantwortet:
je lui ai mande qu'il y en avoit ä Strasbourg, mais que leur
commerce consistoit particulierement dans l'impression des almanachs,
des livres de prieres, des catheebismes, des theses et des ouvrages
de Messieurs de l'universite, a laquelle ainsi qua la ville le roy
avoit confirme leurs Privileges et leurs anciens usages par la
(Kapitulation de l'annee 1681, etc.
$)ie contenta beä £rn. cancellarii $ontdjartrain3 fcfjrcib cn com
29. Dctober 1707 an §rn. procurator general feinb folgenbe:
Monsieur
Quoique je doive presumer que les juges de police n'abusent
pas de la possession oü ils sont d'aecorder des permissions d'im-
primer des petits ouvrages ou livrets qui n'excedent pas deux
feuillets en caractere appele Cicero, cependant comme je veux
en juger par moy meme et que je suis bien aise d'ailleur de voir
ces petits ouvrages, dont quelques uns peuvent meriter d'estre
lus, j'ai resolu d'avoir des exemplaires de tous ceux qui s'impri-
meront doresnavent en vertu des simples permissions des juges de
police, comme j'en ai de tout ce qui s'imprime en vertu des lettres
du grand sceau, etc.
SDleine Herren traben fotdjeS begehren angefeljen afö eine in-
fraction in ihre Privilegien unb policeö = Wefen , unb gcjdie^e burd)
£>m. *ßontd)artrain3 brief nur melbung non fleinen ouvrages bon
jween bögen , unb toü&te er Wofjl bog in tjiefiger ftabt jarfjen bon
größerer importantz geirudt Werben, unb ber ftabt Privilegien iijmc
nicfjt unbefanbt, baljero uterjt gu praesumiren, bajj biefer brief fyieftge
ftabt betreffe, :c. 6* $at aber balb barauf $>r. procureur gäneral
®typptlm meinen Herren wieber gefdjrtben unb berietet, bog
Monseigneur le chaneelier ilnne Weiter» Wegen ber bu^brucfereöen ge*
färieben, bafc fein crftcS f^reiben bie ftatt Strasburg unb ifjre
Digitized by Google
- 126 —
trucferetjen nicfjt concernire, qu'il sait bien que la ville se gouverne
par ses loix et ses Magistrate, suivant le traitte de la capitulation,
auquel 011 ne veut point faire d'atteinte.
(Archirea da pr6tear, Cftrton 67. Liaue 1. No. 1.)
2. Raisons, pourquoy l'Arrest du Conseil d'Estat du
Roy, portant reglement pour Tentr^e des livres etran-
gers dans le Roy au nie, donnee a Versailles ce 11 Juin
1710, ne peut ötre execute ä Strasbourg.
1° Nous ne scaurions nous passer des livres contrefaits en
Allemagne et Hollande, etant ä beaucoup meilleur marche que les
editions de Paris et souvent augment6, par exemple Petrus de
Marca, de Concordia Sacerdotij et Imperij, foL ä este contrefait et
augmente a Leipzig et ne se vend avec le Supplement que douze
livres argent d'Alsace au lieu que celuy de Paris se vend treize
livres dix sols dans Paris.
Le Dictionaire bistorique de Moreri, edition de Paris se vend
soixante livres sur le lieu, celle d'Hollande ne 6e vend que vingt
florings d'Hollande.
Et ainsy de quasi toutes les autres impressions de Paris,
qu'ils se vendent ä un tiers et quelque Ibis de la moitte plus chers
que celles d'Hollande et d'Allemagne.
Si Ton nous vouloit contraindre de n avoir que les impressions
de Paris, les Officiers et Gens de lettres auroient recours a Baele
ou autres villes frontieres, d'oü ils pourront les tirer fort commo-
dement par le moyen de leurs amys, les marchands de la ville et
les Officiers d'Huningue, et möme ils les pourroint aussy avoir de
Francfort par le moyen du coche ordinaire qui en vient reguliere-
ment toutes les semaines.
2° Outre cela, nous pouvons avoir en change contre nos im-
pressions la pluspart des dits livres imprimes ou contrefaits en
Allemagne et Hollande, au lieu que Messieurs les libraires de
Paris ne veulent de nos impressions, disant qu ils sont ou de nos
Theologiens ou Jurisconsultes ou allemands, dont ny les uns ny
les autres ne leur sont propres, n'etant que fort rarement rechercbe
chez eux, et comme nötre bien ne consiste que dans nos dites
sortes ou impressions, ce seroit nous ruiner absolument, si Ton
vouloit executer le dit arrest dans cette ville.
3° Nous ne vendons rien qui soit contraire aux bonnes mceurs,
ny contre les Privileges que le Roy nous a accordes, et si tels
livres entrent dans le Royaume, ce n'est pas par cette vüle, ou
rien ne s'imprime sans examen, et rien ne se debite que ce qui
est contenu dans nos catalogues imprimez, que nous faisons continuer
tous les ans, contenant les nouveautez qui sont entre dune foire
de Francfort a lautre.
Digitized by Google
— 127 —
Ce considerö, et que l'execution du dit arrest ne feroit que
du bien aux Saisses et autres villes voisines au prejudice et entiere
ruine des sujets du Roy, les libraires de cette ville, nous prions
tres humblement de vouloir noua laisser jouir du libre commerce,
comme nous avons fait depuis que la ville a lhonneur d'etre soub
la protection de sa Majeste.
Fait a Strasbourg ce 15mÄ Juillet 1710
La veuve de Jean Frederic Spoor,
Josias Steedel,
Jean Regnauld Doulseker,
Dietric Lerse
(Arcfairet du Prttear, Carton 67, Linse 1, No. 2.)
3. (Sjtract au8 (S. ©. groffen ratf)S ber ftatt Strasburg
memoriali de anno 1728.
3ft auf ba« beb @. @. großen ratf) ber ftatt ©traßburg bon
bem procuratore fisci ben 31. 9Rai 1728 übergeben?« memoriale,
be« innhalt« bafc einige fufcfferftedjer, buchbruefer unb bud^änbler
allster ju gröfter nerachtung ber cntt}oli[d)--apo)toüjd}= unb römifcfjen
religion fböttifdjs leichtfertig; bo^afftig= unb gottlofer roetfje fct)önb=
lidje unb feanbalofe fupfferftücf unb gemahlbe frct»ciittid) berfertiget
unb ausgebreitet Imben foflen, berentmegen auch ber genanbte Sfdjers
ning in bie hofft gebraut morben, ben über bie 32 betjm Xfcherning
gefunbene unb ad protocollum geliefferte exemplarien auffgefefoten
proces verbal, erfannbt ba& bie inquisition fotle eingebogen, in«
jnjifä^en ade biefe bereit« ausgebreitete unb müreflich oerfauffte
exemplaria, beb h°hcc obrigfeitlicher ftraff, innerhalb 24 ftunben,
burch biejenige fo folct)e an fief) erfaufft, ober fonften in irer ber=
Wahrung ^aben, foäeu ju (5. (£. groffen rat!)« üergiajt protocollo
gelieffert, unb bamit fttt> niemanb mit ber unnjiffcnrjeit entfdjulbigen
fönne, gegenwärtige erfanbtnufc pubiieiret unb öffentlich angefangen
werben.
Decretum beb, ratf), ben 31. 3Rai 1728.
Collationnirt Araber, rathfehreiber.
4. $oticet)=Crbnung bie ßinberjudjt betreff enb.
•
2lrt. 8. ^nbem auch achten« ^öct>ft öonnötr)en alle« baSjenige
au« bem weg ju räumen, fo ba bie feelen unb h«*fren ber jugenb
»erführen fan, fo berbiethen unb unterfagen mir hiermit nachtrücf;
liehen allen buchhänblern, buchbruefern unb buchfrämern biefer um
ferer ftabt, ber jugenb einige berer jenigen büchern, fo ba mit gott=
lofr unb au«gelaffcnheit angefüHet, ober beren auetoren fich bahin
befliffen in benen äugen irer lefer bie lafter ju fchmäterung ber
Digitized by Google
— 128 —
tugenb angenehm uttb Keblid) $u machen, ju tierfauffen, nodj f ct>t $u
bieten, afleS beto 10 |)funb Pfenning unnadjläfciger ftraff gegen bie
TOtberföänj'tige, je nad) bet fad>en umbftänben.
Lectum et decretum bei} gnäbigen Ijerren ratlj unb XXI, ben
27. Sanuar 1738.
(Stobt-Crtnunacn »anb S6, %ol 178.)
5. M. Klinglin Preteur royal.
21 May 1746.
Monsieur
II m'est tombe depuis peu entre les inains un livre qui
paroist avoir 6te imprime ä Strasbourg en l'annee 1746 ches
Jean Fran9ois le Roux imprimeur du Roy et de M. le Cardinal
de Ronan, sous le titre de la verite de la Religion catho-
liqne demontree contre les Protestans etc. II y a ä la
teste de ce Livre, qui est de die ä M. l'Evesque de Basle, deux
approbations , l'une en latin, qui paroist signee par Jean Knupfer,
Docteur en Theologie, Conseiller Ecclesiastique du mesme Evesque,
et Censeur des Livres; ce sont les titres qu'il se donne au bas
de sa signature; Tautre en franeois, donnee par le Sr Karcher,
Docteur en Theologie, Vice-g6rent de lofficialite, Prebendier du
grand choeur, et eure de S*. Laurent dans TEglise cath6drale de
Strasbourg; mais on ne trouve, ny a la teste, ny ä la fin de ce
livre, aueune approbation donnee par des censeurs royaux, aueun
privilege du Roy, non pas mesme une permission aecordee par
des officiers de police.
C'est ce qui me donne lieu de vous prier de m'informer
exaetement de l'ordre qui s'est observe jusqu'ä present dans la
ville de Strasbourg au sujet de l'impression des livres; les regle-
mens generaux ou particuliers qui ont eete faits par un grand
nombre d'arrests du conseil sur les precautions qu'il faut prendre,
et sur les formes qui doivent estre suivies par rapport a l'im-
pression des livres, ont ils este envoyes a Strasbourg, y sont ils
connus par le Magistrat, tient il la main a leur execution, ou
les auteurs y jouissent ils d'une liberte indefinie de faire impri-
mer leurs ouvrages sans estre assujetis aux mesmes regles qui
s'observent ailleurs? Vous prendres, s'il vous piaist', la peine de
me donner les eclaircissemens necessaires sur ces differents pointe,
que je n'ay pas eu occasion d'aprofondir jusqu'ä present, et qui
cependant me paroissent meriter mon attention.
Je suis, Monsieur,
ä Paris le 21 May 1746
Votre äff1?* Serviteur
Daguesseau.
C Arclti vci du Pr*teur, C»rton 67, Liane 2, No 1.)
Digitized by Google
— 129 —
6. A Monseigneur Daguesseau Chancelier Garde des
Sceaux de France ä la Cour.
ä Strasbourg le 26 Juillet 1746.
Monseigneur
A la lettre que Votre Grandeur m'a fait l'honneur de m'a-
dresser le 21 May dernier, J'ay eu celuy de repondre le 30 du
meme mois que de tout tems il y a eu en cette ville, de la part
du Magistrat, un ordre etably et des regles prescrites, au sujet
de l'impression des Livres, et que les autheurs n'y jouissent pas
d'une liberte indefinie de faire imprimer leurs ouvrages, quoique
ce ne soit point en vertu des memes reglemens gen6raux et par-
ticuUers qui ont ete rendus pour tous les paKs de la France.
Cette ville, avant son heureuse soumission a la domination
de France, etoit etat imm6diat de TEmpire, et, en cette qualite,
le Magistrat y jouissoit generalement du droit d'administrer toutes
jurisdictions et specialement celle de police, sans aucune restric-
tion ni limitation, et en dernier ressort; la Chambre imperiale ne
recevoit aucun appel des jugemens et reglemens du Magistrat en
cette partie.
Un des principaux points de cette police etoit de donner
les reglemens et Statuts aux tribus et maltrises des arts
et metiers; des ces tems la le Magistrat a perfectionne cetie
partie de son authorite et de son ministere particulierement au
sujet de rimprimerie et de la Librairie.
Par le traite de paix de We6tphalie, confirme par celuy de
Nimegue, il a este stipule que cette ville nommement, entre-
autres, demeureroit conservee dans le meme 6tat de Liberte et dans
les memes prerogatives dont eile avoit jouy jusque la.
Par la capitulation de cette ville, en 1681, il a ete expres-
sement accorde qu'elle et le Magistrat demeureront au möme
etat, avec tous leurs anciens Privileges, droits, jurisdictions, Sta-
tuts, et Coutumes, tant ecclesiastiques que politiques, conforme-
ment au traite de paix de Westphalie, confirme par celuy de
Nimegue.
La ratification de cette capitulation par le feu Roy de glo-
rieuse memoire, les lettres patentes de conürmation donnees ä cet
egard, des 1716, par Sa Majeste aujourdhuy regnante, ont corro-
bore de plus en plus cette ancien etat de prerogatives uniques
pour cet ville et le Magistrat.
Chaque occasion, dans laquelle quelque partie interess6e a
voulu faire porter atteinte ä cet ancien etat, n'a produit qu'un
nouvel acte confirmatif de ces prerogatives, apres que la Cour, et
MM. les Ministres ont eu pris, differentes fois, pleine connoissance
des titres du Magistrat, sur ses remontrances tres respectueuses,
et sur les contradictions qui y etoient opposees.
«rd>io f. »ff*, b. Seutfaen »u<ftl|. VITT. 9
Digitized by Google
— 130 —
Je ne fatigueray point Votre Grandeur, Monseigneur, du
detail de tous les prejuges qui sont, ä ce sujet, conserves dans
les archives du Magistrat
Je rapelleray seulement et sommairenient, que lorsque les
fermiers des droits de marque et controlle sur les ouvrages d'or-
pheverie, ont tente de faire etablir ces droits en cette ville, le
contraire a ete decide sur les remontrances du Magistrat.
De möme ä Toccasion d un reglement emane de l'autborite
du Roy pour les barbiere et perruquiers.
Eutin, dernierement les fermiers des droits crees pour la
marque des cuivres et des cartes, ont encore ecboue dans leurs
sollicitations les plus vives pratiquees pour assujetir cette ville
an contraire de ses Privileges.
Mais ce qui se rapporte plus essentiellement, Monseigneur, a
lespece sur laquelle je dois r6pondre ä Votre Grandeur, est qnen
1707, au sujet d un reglement adresse ä M. le procureur general
de Colmar, concernant les imprimeurs, les remontrances du Ma-
gistrat de cette ville eurent tels succes que M. le procureur ge-
neral marqua precis6raent au Magistrat, dans une lettre du 4 Xbre
1707, que M. le Cbancelier luy avoit mande que le reglement en
question ne concernoit en facon quelconque la ville de Strasbourg.
Au surplus, Monseigneur, Votre Grandeur, dans une lettre
qu'elle m'a fait l'bonneur de m'adresser le 7 May 1737, m'a
marque expressement que les nouveaux arrangemens qu'elle avoit
juge ä propos de prendre, pour le commerce des libraires et im-
primeurs, ne concernoient en facon quelconque cette ville.
Le motif de ces decisions, et d une infinite d'autres, a tou-
jonrs paru le meine , et puisc dans le principe de Tancien etat
de francbise de cette ville, et particulierement en consideration
de la Jurisdiction de police maintenue au Magistrat, specialement
pour la direction des maitrises des arts et metiers suivant les
anciens Statuts et reglemens que le Magistrat leur a donn6 dös
longtems, et qu'il fait exactement ex6cuter suivant les occurences.
Ces reglemens consistent, entrautres dispositions , quant a
l'impression des livres, en ce qne le Magistrat a de tout tems
etably des censeurs en titre, pour 1 ex amen de ce que Ton pro-
pose de faire imprimer: si ces censeurs donnent leurs approba-
tions, elles doivent etre rapportees au Magistrat, et plus ordinaire-
ment a moy, pour y ajouter la permission d imprimer.
Mais depuie nn certain tems, Jean Francoie Le Roux, sous
pretexte qu'il est etabli imprimenr de Tevecbe et de
fofficialite, a presume quil etoit suffisament authorise a im-
primer les livres qui traitent les matieres de religion,
lorsqu'il est muni des approbations des examinateurs ecclesia-
stiques.
Digitized by Google
— 131 —
Lorsque pareil fait est par venu ä ma connoissance, je n'ay
pas manque d'en faire des reproches ä Le Roux: d'un cöte U
m'avoit fait esperer qu'il se soumettroit plus exactement aux
reglemens de police du Magistrat: d'un autre cöte neantmoins il
ma laisse suffisament pressentir que le gouvernemeiit ecclesia-
stique icy, repugnoit ä cette soumission pour les matieres pure-
ment da fait de ce gouvernement ou du ressort de son ministöre.
C'est sans doute sur le meme fondement, et en consequence
de quelques suggestions de la part des officiers ecclesiastiques en
cette Tille (sans quelles ayent encore ete avouees hautement) que
Le Boux a passe outre a Timpression du Ii vre dont Votre Gran-
deur fait mention, sous le titre de La Verite de la religion
catholique demontree contre les protestans, etc., sans
qu'il y en ait eu examen, ni approbation par aucuns des censeur3
etablis de la part du Magistrat, et sans aucune permission de
moj, ni d'officier de police du Magistrat
J'avois ignore ce nouveau fait jusqu'ä present.
Votre Grandeur, Monseigneur, pressentira bien d oü cette resi-
stance peut primordialement partir; si neantmoins Votre Grandeur
ne me donne point d'ordre on d'inspiration contraire, j'insisteray
plus assiduement que jamais a souraettre les imprimeurs et libraires
de cette ville aux reglemens de police du Magistrat en pareil cas.
Je viens, Monseigneur, de reprendre, mot ä mot, la repouse
que j'ay eu Tbonneur de faire a Votre Grandeur le 30 May der-
nier: Je suis etonnee et mortifie qu'elle ne soit pas parvenue en
son tems.
Je suis avec un tres profond respect
Monseigneur, de Votre Grandeur
Le tres humble et tres obeissant Serviteur.
(Arcbivei da Preteur. Carton 67. Luwae 8. No. 5.)
7. Lettre du Preteur royal de Strasbourg a Monseigneur
le vice-chancelier.
16 janvier 1765.
Monseigneur,
II a ete donne par les bureaux de feu M. de Luce communi-
cation au Magistrat de Strasbourg d'un modele d'etat que vous
luy avies fait adresser, pour qu'il füt ajoute des eclaircissements
que vons ordonnies vous 6tre fournis sur la librairie et imprimerie
de cette ville, en cons6quence le Magistrat, apres avoir fait as-
sembler les libraires et imprimeurs etablis ici, pour avoir de leur
part leurs reponses et declarations sur les questions proposees, a
fait remplir l'etat qui indique les renseignements demandes, et
que j'ay Thonneur de vous adresser ci-joint.
J'ay cru, Monseigneur, qu'independamment de ce detail, et pour
9*
Digitized by Google
— 132 -
me conformer d'auiant mieux ä vos intentions, il etoit de mon
devoir d'y ajouter quelques observations generales sur la police
de la übrairie et imprimerie, teile qu'elle a ete observee icy
avant et depuis l'heureuse soumission de la vüle a Tobeissance
du roy.
II y a eu de tout temps et tres anciennement des reglements
de police sur ie fait de la librairie et imprimerie; ces reglements
ont ete constamment Buivis, et le Magistrat les a renouvelles en
1740. Un des articles de oes reglements ordonne qu'aucun
imprimeur ne pourra exercer l'imprimerie dans la ville de Stras-
bourg ni dans l'etendue de sa banlieue, qu'il n eu ait obtenu une
permission expresse des pr6pos6s en chef a 1' imprimerie, et fait
defense sous de graves peines de tenir furtivement aueune presse.
L'article second ordonne que tous les imprimeurs et libraires
ne d6biteront les livres qu'avec les noms et la marque de l'im-
primerie qui en aura fait l'impression, et fait d6fenses expresses
de faire imprimer aucun ouvrage, de quelque nature et de quel- '
que volume qu'il puisse etre, sans permission des preposes.
L'article 6 du reglement defend a peine de confiscation et
d'amende aux imprimeurs, libraires ou autres de contrefaire ou
reimprimer de lenr autorite privee, soit icy soit ailleurs, aucun
livre qui aura ete imprime avec priviK-ge, et l'article 8 defend ä
tout libraire ou colporteur de vendre aucun livre marque au coin
de l'impi6te et du libertinage.
L'execution de ce reglement est soumise tant aux pr6poses
a rimprimerie et censeurs des livres, tires du Corps du Magistrat,
qu a la cbambre de police et ä celle de M. M. les Quinze, a qui
est attribuee Tinspection des arts et metiers.
Ind^pendamment de l'attention que ces prepos£'8 et chambres
portent ä ce qui regarde les libraires et imprimeurs de la ville,
j'y donne de ma part, Monseigneur, l'attention la plus suivie, etant
par mes provisions de la cbarge de Preteur royal specialement
cbarge de prendre soin de ce qui regarde les libraires et les
imprimeurs, en sorte que tout ce qui s'imprime ou debite en fait
de livres passant sous mes yeux et ne s'imprimant qu'apres l'examen
et l'approbation des censeurs et avec ma permisson, il ne sauroit
se glisser aucun abus ni desordre dans cette partie.
Le Magistrat de Strasbourg conserve dans ses archives des
temoignages precieux de l'approbation qu'a obtenue cette partie
de son administration, par l'appuy que vos predecesseurs ont bien
voulu accorder aux Privileges dont eile est une suite.
Je crois, Monseigneur, devoir mettre sous vos yeux quelques
details sur differentes circonstances relatives a la question dont
il s'agit:
Digitized by Google
- 133 -
En l'annee 1707 M. Scheppelin, procureur göneral au Conseil
souverain d'Alsace, deraanda au Magistrat de Strasbourg des
eclaircissements sur les imprimeurs de la ville, en lui envoyant
copie de la lettre de Mgr. le chancelier, qui luy avoit mande de
luy faire envoyer deux exemplaires de tous les petits ouvrages qui
s'imprimoieiit dans le ressort du Conseil; le Magistrat repondit
qu'il etoit persuade que la lettre de Mgr. le chancelier ne pouvoit
pas le regarder, parceque le roy lui avoit fait la grace, par la
capitulation de 1681, de luy laisser une disposition absolue et en
dernier ressort de toutes les matteres de poüce; mais que des que
Mgr. le chancelier lui demandoit des eclaircissements sur le fait
des libraires et imprimeurs de cette ville, il ne manqueroit pas
de luy obeir sur le champ. Cette lettre fit son effet; car peu de
temps apres M. Scheppelin manda au Magistrat que Mgr. le chan-
celier luy avoit fait scavoir que le susdit ordre ne concernoit point
la ville de Strasbourg, qui se gouverne par ses loix et par ses
Magistrats. Je joins ä ma lettre, Monseigneur, copie de ces deux
lettres.
Mgr. le garde des sceaux donna ordre a M. le procureur ge-
neral du Conseil superieur d'Alsace d enjoindre ä tous les juges
du ressort d'envoyer ä ce ministre deux exemplaires de tous les
imprimes in-folio quils pourroient permettre dans leur juridiction.
M. le procureur general en ecrivit en consequence au Magistrat.
M. de Klinglin, Preteur royal, qui se trouva alors ä Paris, fit ä
Mgr. le garde des sceaux des representations, fondees sur les Pri-
vileges et la possession du Magistrat. La lettre que le Preteur
royal ecrivit au Magistrat fait connoltre que le Ministre avoit eu
egard ä ses representations.
En 1737 feu Mgr. le chancelier Daguessau demanda a M. de
Brou, pour lors intendant d'Alsace, quelques eclaircissements par
rapport au commerce de rimprimerie de la ville de Strasbourg;
le Magistrat fit des remontrances a Mgr. le chancelier, qui repondit
a M. de Klinglin que les eclaircissements par luy demandes qui
ont rapport a la police generale de rimprimerie dans le royaume
n'ont point d'application a ce qui regarde la ville de Strasbourg,
et que ceux qu'il luy demandoit concernant rimprimerie dans la
ville de Strasbourg n'influoient en rien sur la police particuliere,
ä laquelle il n'etoit pas question de rien innover.
La protection accordee par le ministre aux privil6ges du
Magistrat de Strasbourg et l'approbation de son administration se
trouvent encore plus particulierement, s'il est possible, consignees
dans le privilege d'imprimeur du roi accorde, en 1745, au sieur
Le Roux, imprimeur de ladite ville, et dont une copie sera cy-
jointe; vous y verres, Monseigneur, que les patentes sont adresees
au Magistrat, et qn'il y est enjoint au sieur Le Roux de se con-
Digitized by Google
- 134 —
former en tout aux Statuts et reglements etablis ou ä etablir par
le Magistrat de ladite ville sur le fait de rünprimerie.
Enfin en 1759 le Conseil superieur d'Alsace adressa au Ma-
gistrat un arret portant injonction aux imprimeurs et libraires de
se conformer aux differentes ordonnances et notamment a la decla-
ration du roy du 10 may 1728 et deffenses d'imprimer ou faire
imprimer, vendre et distribuer aucuns eerits, memoires ou feuilles
qui puisseut donner atteinte a la purete de la foy, 4 celle des
moeurs, ou qui tendroient a troubler la tranquillite publique, sous
les peines portees par ladite declaration; le Magistrat, en re-
spectant comme il le doit la volonte du roy, crut appercevoir dans
la forme employee pour la luy faire connoltre une atteinte donnee
ä sa juridiction; il en fit ses reprösentations 4 Mgr. le chancelier
Lamoignon; il le supplia de le maintenir dans son droit de police
sur les imprimeries, et de vouloir bien mander 4 M. le procureur
general du Conseil que l'intention du roy etoit que Tarröt et la
declaration en question ne fussent pas executes dans la ville de
Strasbourg. Le Magistrat n'est pas en etat de produire la deci-
sion qui est intervenue; il a cependant tout lieu de croüre que
Mgr. le chancelier a bien voulu avoir egard auxdites representa-
tions, puisque le Conseil superieur d'Alsace na pas insiste depois
sur l'execution desdits arret et declaration dans la ville de Stras-
bourg.
Librairie de la ville de Strasbourg.
Les libraires sont au nombre de dix; scavoir: les sieurs
DuLsecker, Le Roux, Petit, p£re, Koenig, Petit, fils, Baur, Phole,
Stein et Lyncker, associes, Schmidt et la veuve Stockdorf.
II n'y a icy ni communaute ni chambre syndicale, mais il
y a icy des preposes qui veillent a l'observation des röglements
donn6s aux libraires, subordonnes a la chambre de police et 4 celle
de MM. les Quinze, qui a l'inspection des arts et metiers.
Ces reglemens defendent expressement le debit des livres qui
peuvent ötre contraires a la religion et a l'Etat et aux bonnes
moeurs.
II n'y a point d*autres officiers que lesdits preposös, tires
du corps du Magistrat, lesquels restent en place autant de tems
qu'ils sont attaches au corps.
II n'y a point de temps fix6 pour la visite des imprimeries
et celle des livres qui viennent du dehors, et les preposes la font
autant de fois qu'ils le jugent necessaire.
Le commerce des livres est absolument libre, 4 l'exception
des livres prohibös mentionnes cy-dessus.
Les contraventions parviennent 4 la connoissance de MM.
les preposes ou par les requisitions du procureur fiscal ou par les
Digitized by Google
- 135 -
denonciateurs ou bien par la visite meme que ces preposes font
chez les libraires.
A l'egard des livres prohibes, on agit ä l'extraordinaire contre
ceaz qai sont trouves en contravention , et ils sont punis suivant
l'exigence du caa; quant a la contrefaction ou aux livres contre-
faits, il y a icy une ancienne ordonnance de police qui defend,
sous des peines tres rigoureuses, aux libraires et imprimeurs de
cette ville de contrefaire aucun livre qu'un autre aura imprime
avec privilege, et il u'y a pas d'exemple de contravention.
La conduite des libraires a ete jusqu'ä present irreprochable
et leur reputation est tres bien etablie tant en France qu'en
Allemagne, ainsi que dans les autres pays etrangers. Quant a
leurs facultes, quoiqu'elles soient generalement niediocres, ils font
cependant face a tout.
Corame il y a un reglement tr£s ancien pour les librairies
et imprimeries, le Magistrat y tient strictement la main, sauf a
Tetendre ou ä le restreindre, suivant les circonstances ; et comme
il ne s'est point gliss6 d'abus dans cette partie, on ne scauroit
ajouter icy d'autres observations.
Imprimeurs de la ville de Strasbourg.
II y a cinq imprimeurs; scavoir: le sieur HeiU, natif de
Strasbourg, age denviron 70 ans; il exerce son mutier depuis
1719 avec lagrüment du Magistrat, ainsy que tous les autres;
2° le sieur Le Koux, Parisien, age de 63 ans, etabli en cette ville
depuis 1730; 3° les sieurs Christmann et Levrault, associes, dont
le pre raier est de Strasbourg et Tautre Lorrain, tous deux &ges
d'environ 40 ans, etablis icy depuis dix ans; 4° le sieur Laurents,
natif d'icy, age d'environ 38 ans, etabli depuis 1762; 5° le sieur
Steinmann, au nom des heritiers du defunt Kürsner, äge de 50
ans, natif de Schaffhouse en Suisse, etabli et bourgeois depuis 1751.
Toutes ces imprimeries ont existe longtems avant la soumission
de la ville ä la couronne, faite en 1681.
II peut y avoir en tout environ 24 compagnons. Ce nombre
varie suivant les ouvrages a faire.
II y a en tout treize presses.
Les caracteres employes dans ces imprimeries sont la nou-
pareille et le petit texte jusqu'au gros canon, et de chaque espece
le double tant en francois qu'en allemand , independamment des
caracteres grecs, hebraiques et des autres langues orientales, et
en quantite süffisante pour faire quatre feuilles dans les caracte-
res usites.
Ces imprimeries sont ordinairement employees ä toutes sortes
d'ouvrages latins, fran^is et allemands, qui sont imprimes avec
Digitized by Google
- 136 —
l'approbation des superieurs pour lesquels chacun des imprimeurs
fait imprimer.
Les imprimeurs 6e sont tenus jusqu ä present dans les bornes
de leur devoir, ä la satisfaction du Magistrat. Quant a leurs
facultas et reputation, on se rapporte a ce qui a ete dit au inj et
des libraires.
II n'y a pas eu de plainte jusqu'a present contre les im-
primeurs et leur sage6se n?a pas donne Heu ä la severite du Ma-
gistrat de sevir contre eux.
Aucun des libraires et imprimeurs n'est receu maitre, s'il n'a
duement fait preuve de son apprentissage et de son scavoir, et
alors, apres l'information faite de ses bonnes vie et moeurs, il est
admis ä exercer son commerce et son art sous l'autorite du Ma-
gistrat, juge de police des arts et metiers en dernier ressort.
(Acte» fran? ait. H. H. Corpomtion« d'arti et notiert. LUcae 15 )
v
8. Eilzug aus bcn ^rotocolten be8 9*atl)$ ber XXI.
©ifcung com 8. gebruar 1766.
3u Revidirung ber bic SudjfjänMer, Verleger unb ©udjbrucfer
betreffenben Sßottceiorbnung wirb ju Untersuchung fotljanen ©efdjäfft*
eine Deputation oerorbnet.
©obann geruhet Sljro ©rceflenfc $>r. Praetor Regius oon ®atjot
ftet) in ftanfcöfifdjer ©pract), booon tyoütjberfelbe ben discours fdjrifft*
lt<§ ad protocollum ju geben gerofjet, bernetjmen ju taffen:
Messieurs !
II paroit que dans tous les tems le Magistrat de Strasbourg
a donne une attention tres suivie ä toat ce qu'il a cru capable
d'etablir et de maintenir une sage police dans l'art de l'imprimerie
et dans le commerce de la librairie, et que ces vues se sont meme
etendues jusquaux precautions ä prendre pour empecher que la
jeunesse ne cherchat de faux prineipes, relativement aux bonnes
moeurs, dans des ouvrages propres k en occasionner le relachement.
La preuve de cette attention se trouve dans les differents
reglements de police sur les imprimeurs et les libraires des annees
1619, 1628, 1708, 1728 et 1740.
Mais, soit qu'on ait insensiblement perdu de Tue ces regle-
ments, soit que la liberte du commerce dans la librairie et l'appas
du gain ayent tente les libraires de Strasbourg, il est certain
qu'ils tombent aujourd'bui dans les abus et les inconvenients que
le Magistrat a eu dessein de prevenir.
II devient dautant plus important d'y remedier que, dune
part, les ouvrages qui s'ecartent du respect dü a la religion et a
la conseryation des bonnes moeurs, ne se multiplient que trop, et
que d une autre la ville de Strasbourg vient d etre indiquee au
Digitized by Google
— 137 —
C cm seil d'Alsace comme le principal Heu da debit d'un de ces
ouvrages Bcandaleux, et que ce tribunal a fait bruler par l'exe-
cuteur de la haute justice.
Dans ces circonstances, il devient indispensable de prendre
les mesures les plus certaines et les plus severes pour mettre
ordre ä cet abus.
Le reglement fait en 1740 y a bien en quelque facon pourvu,
mais il semble que la teneur de l'article 8me dudit reglement ne
s'explique pas d'une maniere assez precise ni assez etendue, et qu'il
est necessaire, en conti rmant anjourd'hui ce reglement, ainsi que
celui du 27 janvier 1728, d'ajouter de nouvelles precautions a
Celles qui ont ete prises dans ces deux differentee epoques.
M. le Prßteur royal peose donc, qu'en reunissant aujourd'huy
dans un m£me reglement tont ce que les precedents contiennent
sur l'objet dont il s'agit, il convicnt
1° de defendre a tous bourgeois et au t res faisant dans la
ville de Strasbourg et sa banliene le commerce de la librairie,
ainsi qu'ä tous imprimeurs, colporteurs et revendeurs de debiter,
soit publiquement soit clandestinement, aucun ouvrage qui puisse,
comme dit le reglement de 1740, influer sur la profanation de
la religion, sur la corruption des moeurs, ou troubler la tranquillite
de l'Etat; a l'effet de quoi lesdits bourgeois faisant commerce de
librairie seront tenus de prevenir leurs correspondants en Hollande,
en Suisse et en Allemagne de ne leur envoyer aucun ouvrage de
cette espece, bien entendu neanmoins que cette defense na pas
pour objet les livres ou ouvrages d'un debit ou d'un usage ordi-
naires qui viendroient desdits pays, et dont le commerce con-
tinuera d'ötre libre comme par le passe;
2° comme il se pourroit que les imprimeurs, libraires ou
autres particuliers faisant ce commerce, pretendroient s'excuser par
l ignorance dans laquelle ils allegueroient d'ctre de l'objet et du
contenu des livres que leurs correspondants leur adressent, il seroit
convenable d'ordonner qu'avant qu'ils puissent les exposer en vente,
ils fussent tenus de representer une copie de la facture contenant
simplement les titres des livres aux deputes du Magistrat pour la
censure, ä l'effet par lesdits deputes d'en permettre le debit ou
d'exiger prealablement la representation des ouvrages qui leur
paroitroient suspects.
Teiles sont les vues generales que M. le Prdteur royal a cru
devoir communiquer au Magistrat, ä qui il ne peut que s'en re-
mettre sur le detail des precautions a prendre et sur les peines
ä infliger aux contrevenants.
II est d'autant plus important de prendre ä cet egard un
parti capable de remedier aux abus, que le Magistrat ayant jus-
ques a present ete ecoute dans les representation s qu'il a ete plus
Digitized by Google
— 138 —
d'une fois oblige de faire sur differentes demandes qui sembloient
tendre ä introduire dans Strasbourg les reglements etablis en
France sur le fait de la librairie, et ayant fait valoir avec raison
l'attention qu'il ne cesse de donner a ce qu'il ne soit point, de la
part de ses justiciables, abuse de la liberte dont ils jouissent, ce
seroit s'exposer ä des reproches bien fondes et d une dangereuse
consequence, que de ne pas rem6dier aux inconvenients qui resultent
de cette meme liberte.
Finita lectione, melbet -pr. Syndicus regius, c» muffe ba$ in
bem arret du Conseil angebogene bud) fo ben titet l'Evangüe de la
raison führet, o^ne benarnbjnng beffen autoris nod) be3 ortfjg mo e~
gebr ueft tu erben unb nur fd)led)tr)in bom jahrelang 1765, ein l)öd)ft
fcanbalofeS merd feint, inbem bie ganfoe (Sänften hei t fein anbered
Guangclmm erfennet, aU ba$ fo fid) auf ba3 tuatjrljafte »ort ©otted,
feineSmeg* aber auf bic Mofee bernunft grünbet, unb ba üermög ge*
bauten arret fotd^eS roerd fonbcrlid) in Ijiefiger ftatt feil gebotten
roirb, ba nun biefeä gemeiner ftatt geniefjenber freijr)eit unb it)rer
borjüglid) anberer ftätte in bem t önigreidj über bie r)ieftge bitdjbrttcfer
unb bud)für)rer fjabenbe policet) unb jurisdiction einiger mafjen nadj*
tljeütg fallen tonnte ober menigftenS ju beranttoortung gelegenljeit
geben, fo Ijabe $T- Praetor regius, beffen unermübete, ritljmltdjc Sorg-
falt megen beiber)attung meiner $erren borreapte, benenfelben bereite
bie mittel an bie Ijanb gegeben, mie in jufunft bergteiä^en mifjbräuaje,
aQer in borigen jeitr)en beSfalS fdjon gemalten reglements or)n=
geartet, nod) traftiger abgeholfen merben mödjte, unb obfdjon meine
|erren foldje mittel fogleid) ergreifen fönnten, fo roerbe bennod),
mann e3 auet) nur pro forma märe, be3 §errn Praetoris regii fcoljer
gefinnung gemäfe eine r)o$anfeImtid)e deputation anüorberift abju^
orbnen, bem £erro Praetori regio aber bor feine befonbere t)ierin
ermiefene forgfalt gejiemenber band* abjuftatten fetm.
liefern rtadj mürbe auf t)ot)en auSfpruä) excellentissimi domini
Praetoris regii bon QJatjot unb be$ auf bem oberen band borfifoem
ben $errn ftättmeifterS bon Dberfirdj, bermittelft gehaltener umbfrag,
unanimiter ad causae cognitionem, eine r)od)anfet)nlicr)e deputatio
abgeorbert unb boju $r. fiattmeifter bon Dberfirä), $r. ammeifter
SKen, $r. XIII ©iderer}, $r. XV ©raefenljofer unb Jpr. XXI mein*
clau* ernant.
9. Lettre du Pre'teur royal au vice-Ckancelier.
a Paris le 1 7b" 1767
Monseigneur
Le Magistrat de Strasbourg a eu par M. De Blair communi-
cation d une de vos lettres du 2 Juillet dernier, par laquelle vous
luy faisies connoltre vos intentions au sujet des visites ä faire
dans les imprimeries, pour prevenir l impression des mauvais livres,
Digitized by Google
- 139 —
et des etats que vous desiries ötre dresses en consequence de ces
visites par les subdelegues, daos les villes oü il n'y a point de
chambre syndicale.
Permettes moy, Monseigneur, de vous representer, que ces
dispositions ne peuvent etre appliquables ä la ville de Strasbourg;
le Magistrat ayant ete par la capitulation de 1681 conserve et
maintenu depuis dans la pleine et entiere Jurisdiction sur ce qui
concerne les arts et metiers, et les provisions du Preteur Royal
le chargeant specialement de prendre soin de ce qui regarde les
libraires et imprimeurs.
Les precautions, qui peuvent assurer le bon ordre et la regle
dans cette partie d ad minist ration, ont fait dans tous les temps
l'objet de Tattention la plus suivie de la part du Magistrat. J'ay
eu l'bonneur de vous en rendre compte, Monseigneur, par une de
mes lettres du 16 Janvier 1766, de laquelle je prendrai la liberte
de joindre une copie ä la presente. Cette lettre traite tout ce qui
s'cst passe en differentes occasions pareilles. II y a environ dix
huit mois que le Magistrat a cru devoir renouveller ses anciennes
ordonnance^ et y aj outer de nouvelles mesures. C est ce qu'il a
fait par un reglement du 17 fevrier 1766, dont un exemplaire ac-
compagnera la presente.
Je crois devoir observer que la plus grande partie des livres,
qui s'impriment ä Strasbourg en asses petit nombre, n'est que des
ouvrages allemands.
Je me flatte, Monseigneur, que d'apres ces considerations d6jä
deduites dans ma lettre du 16 Janvier 1766, et le compte que
je vous rends des precautions prises par le Magistrat, vous voudres
bien approuver qu'il continue conjointement avec moy a faire exe-
cuter ses Statuts conformement a ses usages et Privileges, dont il
vous supplie de proteger la conservation.
Je suis, etc.
i Archive» da I'nMcur C»rtOD 67. Lia«M 3. So. 6.)
10. A Son Excellence, Monsieur le Baron d'Autigny,
Preteur royal de la ville de Strasbourg etc.
Monsieur,
Le deperissement, dont le commerce de la librairie de cette
ville est menace de nos jours, par les divers abus qui, malgre
les sages regiements de notre Magistrat, se sont introduits suc-
cessivement, ont oblige les libraires de presenter requete ä Messieurs
les Quinze, pour les supplier respectueusement de vouloir bien, par
le renouvellement de leurs anciennes ordonnances les soutenir dans
leurs droits et privileges, et par de nouveaux reglemens remedier
ä ces usurpations et les abolir.
Digitized by Google
- 140 -
Ceä abue, Monsieur, sont:
1° Que des personnes de tout etat et condition, lettrees et
non lettr- e=. marchands, relieurs, etudiants, gens de metiers, etc.
s'arrogent le droit de faire venir des livres en teile quantite et
en tel nombre d'exempiaires qne bon leur semble, et d en distribuer
pour le payement 11 est notoire qu'il arrive tres frequemment
ici en la douane des bailots et paqnets de livres aui adresses
de personnes de condition susdite, et antres qne de libraires,
qui lenr *ont delivres tont nniment en payant les droits, sans
que Ton sache quelle espece de livres ce soit, prohibes on non,
on si I on en fait un trafic illicite. Cet abns ne donne-t-il
pas la facilite ü chacun de faire entrer ici et se procnrer tons les
livres defendus quelconques, qne les libraires leur refusent? Et
n'est-il pas la vraie source, qui, en fournissant abondamment ici
de pareils ouvrages, d'oü on les fait passer plus loin, pourroit en
faire regarder notre ville comme le depot, et qui rend la librairie
suspecte aux yeux du chef supreme de la justice du royaume et
du conseil souverain de Colmar? Les ordres aussi severe* qne
respectables du pr emier, les arrets du conseil de Colmar, et leur
intimation repetee par la chambre de Police en donnent la preuve:
ce n'est cependant qu'aux libraires qu'on publie ces defenses; tonte
autre personne les ignore et n'y est pas tenue.
Pour faire connoltre en partie ä Votre Excellence l aocroisse-
ment du mal que nous souffrons de cet abus a l'egard des livres
les plus usuels, nous osons, Monsieur, vous alleguer pour exemple,
qne quoiqu'U soit cree annuellement nombre de licencies ös loix
en notre universite, les libraires en gen6ral se voyent reduits de
se plaindre de ne plus du tout vendre de Corps de Droit, et cela
deja bien du tems: la raison en est que des repetiteurs en font
venir et les vendent ä leurs ecoüers.
Iis portent les memes plaintes ä l'egard des breviaires, des
missels, des grammaires, des bibles, des livres de devotion ä l'usage
des deux religions et de pareils livres de debit sür, que des relieurs
font venir et vendent en contravention des reglemens que Messieurs
de la chambre des Quinze ont faits et renouvelles a ce sujet en
diflferens tems.
2° Le second abus est que des libraires etrangers, des mar-
chands d'estampes, etc., tant du voisinage que dautres provinces
du royaume et de TAllemagne, osent faire ici le commerce de
livres aussi hors le tems des foires, en envoyant a d'autres par-
ticuliers non libraires des paquets et ballots, ponr en procurer le debit.
3° II est prouve qn'ü arrive ici bien des paquets de livres par
les chariots de nuit de Colmar et de Seiestadt, par des messagers
•t antres voyes publiques, qne I on rend tonte suite a leurs adresses,
sans les faire entrer en la douane, et sans en payer les droits.
Digitized by Google
— 141 -
Tous ces abus, Monaieur, qui vont toujours en augmentant,
et qui portent un grand prejudice au commerce de la librairie,
ne cesseront a moins que le Magistrat ne nous fasse la grace
d'ordonner:
1° Que tous les paquets quelconques de livres qui entrent
dans la yille doivent etre portes ä la douane.
2° Que tous [ces bailots ou paquets de livres adresses ä
d'autres personnes que des libraires, y doivent etre ouverts et
examines en presence d'un libraire, et quand il s'y trouve plus
d?un exemplaire du meme livre, l'excedent doit etre confisque au
profit des pauvres; que de plus, pour prevenir la fraude il ne soit
pas permis d'y faire entrer sous le pretexte des incluses, audelä
d'un exemplaire du meine livre sous des adresses differentes. Ce
n'est nullement notre intention de vouloir gener qui que ce soit,
de faire venir de l'etranger tels livres ä son usage qu'il lui plaira,
mais comme chacun n'a besoin que d'un exemplaire, il est ä
supposer que, quand il y en a davantage, c'est pour en faire un
commerce illicite. Nous ne pr6tendons non plus examiner les
bailots ou paquets des personnes exemtes par leur etat et leur
rang distingue des droits de la Tille, ni gener en aucune maniere
les personnes respectablea, dont on est convaincu qu'elles ne portent
aucun prejudice au commerce. Encore moins avons nous en vue
de donner occasion par notre demande ä l'etablissement d une
espece de cbambre syndicale, car si un pareil fardeau devoit nous
etre impose, nous supplierions tres instamment Votre Excellence
de nous en preserver.
3° Que les relieurs soient restreints aux articles que les
anciens et nouveaux reglements du Magistrat leur ont accordes,
en quoi on ne pretend nullement leur porter atteinte. Ici il est
encore a remarquer que ceci ne regarde qu'un petit nombre des
membres de ce mGtier, qui sont contrevenans, les autres sont
irreprehensibles.
Persuades, Monsieur, que Votre Excellence reconnoitra la
justice de notre demande, par ce que nous venons de Lui exposer,
et la necessite de porter remede a ces maux qui affligent le
commerce de la librairie, nous osons Vous supplier trös respectueu-
sement de nous accorder Votre protection et de nous appuyer aux
fins d'obtenir du Magistrat les conclusions de notre requete.
Un des plus grands arguments, Monsieur, que nous ayons
encore ä alleguer, est la triste Situation a laquelle nous allons
etre exposes par le terrible impöt de soixante cüx huit livres par
cent pesant sur les livres fran9ois et latius qui entrent dans le
royaume, par lequel tout notre commerce avec la capitale et avec
les autres provinces de la France cesse, de sorte que nous ne
pouvons plus y faire passer meme les productions litteraires im-
Digitized by Google
142 —
primees ici, qui furent aaparavant si bien recues; les commissions
contremandees par cette raison de divers endroits nous en fönt
faire deja une rüde experience.
Nous avons l'honneur detre avec un profond respect, Monsieur,
de Votre Excellence
Les tres humbles et tres
obeissants serviteurs
Amand König
Francois Louis Petit
Le Roux fils
Bauer et compagnie
Jean Frederic Stein
Conrad Schmidt
Strasbourg le 18 Novembre 1771.
(Archiven du PrtUm. Carton 67. Li aase 4. No. 4.)
11. M. Baron D'Autigny.
Monsieur
L'Ordo pour l'Evechez de Strasbourg et ceui des autres
Evechez, ne sont point sujets a la censure de M. Riballier.
Les Eveques en sont les censenrs nes. II n'y a que les Ordo
des maisons et communautes religieuses vis ä vis desquelles il
faut prendre la precaution que je vous ai marquee.
Quant aux Ordo pour l'Empire, qu'on fait imprimer a Stras-
bourg, comme ils doivent passer a l'etranger immediatement apres
rimpression, et qu'ils ne se repandent point en France, ils doivent
etre dispenses de la censure.
Je suis, Monsieur,
a Versailles le 24 x*" 1772
Votre äff06 serviteur
De Maupeou
(ArchiTet da Pretear. Cwton 67. LUtse 4. No. 7.)
12. M. le Pre*teur royal de Strasbourg.
Monsieur
Je recois exactement les etats que vous m'envoyez des visites
que vous faites faire ches les imprimeurs de Strasbourg. II ne
manque qu'une chose a ces etats; c'est a la colonne oü Ton doit
faire mention des pennissions et des Privileges; vous voudres bien
desormais les faire dater, afin que je reconnoisse 8i ces pennissions
et Privileges ne sont par expires, ou combien ils doivent encore
durer.
Je suis, Monsieur,
a Paris le 22 Avril 1772
Votre äff11* serviteur
De Maupeou
(ArohiTei da Pretear. C*rton 67. Linie 4. No. 6.)
Digitized by Google
- 143 -
13. M. Baron d'Autigny, Preteur royal ä Strasbourg.
Monsieur
Lea etats des visites des imprimeries de votre ville sont dans
une forme differente de celle qui est generalement etablie dans le
royaume. Je n'y vois jamais d'autre enonce que le mot de per-
mission, sans aucune distinction de ces permissions, sans aucune
mention de Privileges ou de permissions tacites. Cette raison et
celle encore de mettre dans ces etats une uniformite, qui ne peut
qu'estre avantageu6e, m'ont determine ä vous envoyer un modele
qui vous fera connoltre mes intentions et la maniere dont je
desire que ces etats de visites soient desormai* remplis. Vous
voudres bien donner vos ordres en consequence et faire imprimer
de nouveaux protocoles pour les visites futures.
Je suis, Monsieur,
ä Paris le 27 May 1772
Votre äff** serviteur
De Maupeou
(Archiv* du Preteur. Cwton 67. LImm 4. No. 8.)
14. Memoire, contenant des observations sur deux
lettres de Monseigneur le Chancelier ä M. le Preteur
royal, l'une du 22 Avril, l'autre du 27 May 1772.
Ces deux lettres ex igen t, 1° ä ce que desormais sur les etats
que Ton envoye chaque mois, les permissions et Privileges soient
dates; 2° & ce que Ton marque la distinction de ces permissions
en faisant mention de Privileges ou de permissions tacites.
L'on se conformera ä l'avenir exactement aux ordres de Mon-
seigneur le chancelier, en tant que l'etat des choses le pennet, sur
quoy ii y a les observations suivantes ä faire:
1° que Ton n'est pas dans le cas de marquer une distinction
entre privileges et permissions, attendu que Ton n'accorde point
de privileges de la pari du Magistrat, tels qu'ils sont donnes par
la cour, mais de simples permis d imprimer, lesquels sont donnes
de la part de M. le Preteur royal sur le vu et approbation des
censeurs; Ton y apposera ä l'avenir exactement les dates. Ces per-
missions ont este indefinies et nont pas este limitees jusqu'a pre-
sent; si cependant Monseigneur le chancelier l'exige, il conviendroit
de connoistre les regles a suivre pour le plus ou moins de duree
a prescrire; jusqua present Ton a est6 dans l'opinion que le per-
mis d'imprimer donnoit la liberte ä Timprimeur de faire autant
d exempkires qu'il luy piaist, et que le debit en peut estre fait
tant qu'il en existe. La seule limitation tacite qu'il y a, est, que
quand il est question de reimprimer, il faut une nouvelle permission,
si cependant, Ton exige absolument que ces permissions soient limi-
Digitized by Google
— 144 —
tees, on les fixera ex aequo et bono tant pour Vimpression que
pour le debit, sur quoy l'on demande des ordres precis.
II sera aise de remplir pour l'avenir les intentions de Mon-
seigneur le cbancelier en datant et en fixant les permissioiLS ä don-
ner pour les ouvrages qui seront a imprimer; mais sur le passe
et les ouvrages en petit nombre actuellement sous presse, il y a
des observations a faire.
L'usage practiqut? jusqu'ä present a est« d'apposer au manu-
scrit le vu des censeurs et le permis d'imprimer, que rimprimeur,
lors de la visite du mois, est oblige de repr6senter, et sus quoy
Ton marquoit simplement ä la colonne des permissions Avec per-
mission.
II seroit question de scavoir, si Ton doit faire rapporter ces
permissions, du moins Celles des ouvrages actuellement sous presse,
pour les dates et limites; quand aux ouvrages sortis de la presse,
il y auroit une espece d'impossibilite de faire rapporter les an-
ciennes permissions pour les rectifier.
Quant ä la distinction, que paroist exiger Monseigneur le cban-
celier, des permissions tacites, Ton n'en connoit d'autres que celles
qui sont accordees de droit et en general pour tous les ouvrages
ä imprimer de la part de leveche, de celle des universites catho-
lique et lutberienne, tels, que les tbeses, programmes, mandements,
annonces, spirituels etc. etc., qui ne passen t point ä la censure
des censeurs ordinaires, et qui sont imprimes sur les ordres des
docteurs et professeurs.
Tous les livres de devotion, dedification et autres de pareille
nature, passent a la censure, et Ion n'en donne le permis d'im-
primer que sur Tapprobation des docteurs en theologie des deux
religions.
II y a outre cela nombre de petits ouvrages, sur feuilles vo-
lantes, qui s'impriraent et dont on ne peut mesme faire mention
dans les etats du mois, tels que des epitbalames, des odes, des
panegyriques, des annonces au public, des feuilles hebdomadaires,
des recits d'evenements, des vers a la louange de personnes en
place, etc. etc.; toutes ces pieces passent ä la censure des censeurs
ordinaires, et le permis d'imprimer est donne sur ces feuilles vo-
lantes, 8 ans date et sans limitation, ne paroissant pas dans le cas
de Testre.
II y a parmi ces feuilles volantes, deux feuilles bebdomadaires
qui s'impriment a Strasbourg, Tune d'une gazette de Strasbourg,
l'autre une annonce au public des meubles et immeubles ä vendre,
ä acheter, ä louer, des choses perdues, etc. etc. Ces feuilles pas-
sent a la censure et le permis d'imprimer est donne, sur la pre-
miere feuille imprimee, sans date. L'imprimeur est oblige de la
representer toutes fois quil en est requis. On ne marque sur les
Digitized by Google
— 145 —
etats ces feuilles, que dans le cas qu'elles sont sous presse Iors
de la visite.
Tout ce qui s'appelle volume ou livre passe a la eensure et
le permis d'imprimer, entre lesquels il s'en trouve, qui ne sont
imprimes que successivement ä für et mesure qu'ils sont composes
ou rassembles par les compilateurs ou les autheurs, les premieres
feuilles sont imprimees sous permission verbale, mises ä la een-
sure, et en consequence la permission aecordee, et ainsi successive-
ment les feuilles suivantes, ä für et mesure que l'autheur ou le
compilateur les fournit. C'est pour faciliter les imprimeurs, que
Ton avoit adopte cette facon; il s'agira dorenavant de n'aecorder
permission que lors de la representation du manuscrit de louvrage
entierement acheve.
Ces observations sont faites uniquement que pour faire con-
noistre qu'il y a une espece d'impossibilit6 ä remplir ä l'egard de
tout ce qui s'imprime ä Strasbourg, les intentions de Monseigneur
le chancelier, et qu'il faut de necessite des permissions tacites et
generales. Qu'il ne seroit pas pratiquable d'y suppleer par des
permissions expresses pour toutes les theses, programmes, annonces,
feuilles volantes, etc. etc.
Enfin les censeurs, pour remplir les ordres de Monseigneur le
chancelier, se proposent de faire assembler incessamment tous les
imprimeurs pour leur annoncer qu'ils n'ayent a imprimer dorena-
vant aueun ouvrage, livre ni volume, saus une permission dat6e,
sauf ä M. le preteur ä limiter ces permissions, sauf toutefois aussi
les permissions tacites usitees jusqu'ä present.
2° A ce qu'ils n'impriment aueun Ordo, pour quelque ordre
que ce soit, sans qu'il apparoisse de l'approbation du sieur Ribal-
lier, syndic et docteur en Sorbonne.
Pour suivre avec une exaetitude ponctuelle les Operations de
la eensure et des permissions ä aecorder, Ton sera dans le cas de
tenir un registre exaet des differentes permissions a donner a l'ave-
nir, d avoir pour ceia un prothocolliste, pour y avoir recours dans
les cas oü les imprimeurs auroient egare ou perdu les feuilles des
permissions qui leur ont ete donnees pour leurs justifications.
Actuellement l'on a donn6 ordre d'imprimer conformement au mo-
dele, les protocoles ou intitules des etats du mois.
(Archive» du Preteur. C»rton 67. Liane 4. No. 9.)
«rdjto f. &e\<b. t>. Seutföen »u<*fj VHL 10
Digitized by Google
- 146 —
■ hg n
p Ä 2
*3 £
Digitized by Google
- 147 —
16. A Monsieur le Preteur royal.
Strasbourg ce 1 Avril 1773.
Monsieur
Nous voyons par la lettre dont voub nous honorez en date
du 27 Mars, combien vous avez et6 peine de lavanture de la
Stockdorff, il auroit ete tres fort ä desirer, quapres sa premiere
avanture de Paris, l'on luy eüt fait deffense absolument de ne
plus faire aucun commerce de livres, tel qu'il seit, eile etoit bien
i lans le cas, apres en avoir abuse si grievement; cela etoit de
la competence de la police.
Nos fonetions proprement se reduisent a voir tout ce qui
est presente ä imprimer en cette ville; les visites chez les impri-
meurs et Celles ä faire ä lavenir chez les libraires et la douane
sont des fonetions surerogatoires, qui ne sont proprement pas de
notre ministere, la surveillance sur l'execution des reglemens con-
cernant rimprimerie, la librairie et le commerce des livres etant
particulierement recommandee ä la chambre de police, suivant la
clause finale du reglement de 1766. C'est pour nous legitimer en
quelque facon, que nous avons l'honneur, Monsieur, de vous faire
cette Observation preliminaire. — Nous sentons comme vous, Mon-
sieur, combien il importe au Magistrat de conserver l'inspection,
qui luy est confiee en cette matiere, et nous aurons ä coeur de
nous preter a tout ce qui peut y contribuer, et adopterons ton-
jours avec respect et reconnoissance les moyens que vos lumieres
vous snggerent pour y parvenir.
Vous voulez bien, Monsieur, nous en proposer quelqu'uns,
sur lesquels nous vous demandons la permission de faire quelques
observations.
Le premier seroit de faire de tems en tems des visites chez
les libraires. II est permis d'augurer, que ces visites n'auront pas
grand effet, attendu qu'un libraire, qui est mal intentionne, n'ex-
posera pas 4 la vue un commerce illicite; il ny a que des
mouches*) qui puissent parvenir a decouvrir les contraventions,
et si la Stockdorff n avoit pas mis tant de publicite a son com-
merce, Ton auroit eu bien de la peine ä en prendre connoissance,
si vous desirez que ces visites se fassent, cest une Operation,
qui a ete remplie jusqu'a present de la part de la police.
Le second moyen sont les precautions a prendre a la dotiane;
quant a cela, le reglement de 1766 paroit y avoir pourvn suffi-
samment dans 1 article X. Si cependant vous croyez, Monsieur,
qu'il seroit bon de faire ouvrir les bailots a la doüane, il seroit
necessaire de constituer des personnes expres, qui connoissent tous
les livres et qui puissent vacquer ä des Operations qui peuvent
*} Cette exprewiou a le sens de mouchard.
10*
Digitized by Google
- 148 —
devenir frequentes et de long haieine; mais il n'est gueres ä
presumer, qu'un libraire mal intentionne veuille s'exposer ä mettre
dans des bailots des livres defendus, tandis qu'il a mille moyens
de les introduire autrement, et quant ä cela, nous osons proba-
blement vous observer qu'il y a peut-etre de la negligence de la
part des emplol'6s en sousordre ou a la doüane ou aux portes
de la ville, pour laisser transporter des pacquets sans passer ä
la doüane; il en vient par des diligences, par des voitnres parti-
culieres et de mille autres facons; il n'est pas possible de pre-
venir toutes les fraudes; quand les contraventions se manifestent
c'est le cas de les punir; Ton ose dire ä cet egard, que nulle-
part il y a d'aussy sages precautions qu'a Paris et oü ce com-
merce illicite soit plus en vogue.
Nous pensons a cet egard, que le reglement de 1766 y a
pourvu et qu'il ne s'agit que de l'executer ponctuellement. Le
Magistrat peut certainement se legitimer a tous egards par la
representation de ce reglement, et nottament de celui de 1772.
q'ui, articles 4 et 5, prescrit toutes les precautions imaginables,
pour qu'il ne puisse entrer en cette ville aucuns pacquets ni bal-
lots de livres sans passer a la doüane.
Si apres de telles precautions I on renouvelloit le reglement
de 1766, n'y auroit-il pas ä craindre, qu'apres l'avanture de la
Stockdorff Ton a seulement senti que I on avoit neglige les pre-
cautions necessaires, que I on cherche a couvrir par un nouveau
reglement; il est vrai que la confiscation des livres prohib6s n'y
est point articulee, mais c'en est une suite necessaire; Tarticle 8
du reglement de 1766 prouonce une amende de 400 1. sur le debit
des livres prohibös, meme plus grande si le cas y echet, et en
cas de recidive, il n'est pas ä presumer qu'en saisissant des livres
probibes, en punissant les delinquants, Ton neglige de confisquer
le corps du delit, ainsi sans y etre articule il n'est pas moins
une suite necessaire.
Enfin, Monsieur, nous prenons la liberte de vous observer,
qu'il y auroit peut-etre inconvenient, de mettre dans un regle-
ment public, que les livres saisis seront envoyes k Monsieur le
lieutenaut de police de la ville de Paris; nous pensons ä cet
egard, que si le cas de contravention se presentoit, ce seroit au
Magistrat a instruire le proces et si vous, Monsieur, comme chef
et preteur royal jugez ä propos den faire part ä Monsieur le
lieutenant de police, que cela dependra de vous, sans qu'il appa-
roisse qu a cet egard le Magistrat soit subordonne ou responsable
a Monsieur le lieutenant de police de Paris.
Nous pensons donc, Monsieur, qu'en executant ponctuellement
les reglemeuts de 1766 et celui de 1772, cela suffira en faisant
des visites chez les libraires; si cependant vous voulez absolument
Digitized by Google
- 149 —
le renouvellement du reglement de 1766, ce 6era le cas den
faire un rapport de la part de la chambre de police a la cham-
bre des XXI, d'oü le reglement de 1766 est emane.
Nous vous snpplions de nous honorer de vos ordres precis
la-dessus, en vous observant finalement, que notre ministere de
censeurs ne nous donne aucune Jurisdiction ni autorite tant sur
l'execution des reglements que la punition des contra ventions, les-
quelles nous ne sommes pas charges de surveiller, nous aurons
cependant toujours a coeur de denoncer Celles qui pourront par-
venir a notre connoissance; ce qui constate les bornes etroites de
notre ministere, est, que la police fait chaque fois notifier aux
libraireB les livres prohibes, meme les differentes visites fait es
chez les libraires et notamment chez la Stockdorff ne Tont ete
que par Vautorite de la police, et si Ton a Charge les censeurs
d'examiner les catalogues et les factures des libraires, c'est une
Charge que Von a imposee aux censeurs, qui nest point de leur
ministere et au delä de leur sphere, ne pouvant connoitre tous les
livres.
Nous sommes avec un profond respect, Monsieur,
Vos tres humbles et tres obeissans semteurs,
les censeurs nommes par le Magistrat
Billery XIII
Brackenhoffer XV.
(Archive« du Prcteur. Carton «7 Um« 4. No. 14.)
17. A Monsieur le Preteur royal.
A Strasbourg le 17 Avril 1773
Monsieur
Nous avons recu la lettre dont vous nous honorez en date
du 6 de ce mois, et c'est avec reconnoissance que nous voions
1 attention que vous portez ä introduire une meilleure forme dans
ce qui concerne la police de la librairie. Nous ne pouvons que
nous glorifier des moyens que vos lumieres fournissent pour y
parvenir. Si nous prenons la liberte d'y faire quelques obser-
vations, elles ne regardent qne la forme, nayant d'autre but que
pour seconder vos vues, dans lesquelles nous entrons entierement
Vous trouvez, Monsieur, que l'experience a fait connoitre
qu'il y avoit un mal dans cette partie, et que pour y obvier, il
convenoit d'attribuer aux censeurs la faculte de tenir la main sur
ce qui regarde la librairie.
Ce remede, permettez Monsieur, priveroit la chambre de
police d'une partie de sa Jurisdiction, qui lui est particulierement
confiee, et nous craignons qu'il n'intervertisse Vordre de la com-
petence des chambres. Si les variations annuelles, qu'eprouve
cette chambre peuvent interrompre en quelque maniere son atten-
Digitized by Google
— 150 —
tion sur cet objet, quoiqu'il n'y ait que la moitie de cette cham-
bre qui soit renouvellee annuellement et que les officiers y soient
permanent*, nous osons vous proposer, Monsieur, un moYen d'y
remedier saus lui restraindre sa Jurisdiction: ce seroit de consti-
tuer quelqu'un particuliereroeut et uniquement 4 cet effet, avec
la qualite d'inspecteur de la librairie, subordonne 4 cette chambre,
une personne munie de la connoissance requise des livres, et qui
s'en feroit une etude journellement. II y a Heu d'esperer, Mon-
sieur, que yos soins intarissables pour les interets de la ville, ne
tous detourneront pas de croire que l'avantage de prouver par
la au gouvernement l'attention qu'on donne 4 cette paiÜe, vau-
droit bien les gagee qu'on lui payeroit.
Sur les visites des librairies a ordonner dorenavant par les
censeurs, lorsqu'ils le jugeroient convenable, nous craignons un
inconvenient. Quoique nous aurions toujours 4 coeur de denoncer
les contraventions , qui pourroient parvenir 4 notre connoissance,
nous ne pouvons ni priver la chambre de police d une partie de
sa Jurisdiction, qui est d'ordonner ces visites, ni nous charger
d'etre responsables , si elles n'eussent pas ete faites selon l'exi-
gence des cas, qui auroient pü nous etre inconnus. Si vous vou-
driez bien consent. ir, Monsieur, 4 la nomination du susdit inspec-
teur, laffaire changeroit de face. Dans ce cas, si Ion ordonnoit
dans le nouveau reglement que la police et Tinspecteur feront
ces visites t out es et quantes fois qu'ils le trouveront necessaire,
nous croions qu'alors vous trouveriez vos vue*8 remplies a cet
egard.
Vous desirez, Monsieur, qu'aucun ballot de livres ne füt
extrade de la douane, que nous n'en eussions fait la visite. Nous
vous supplions instamment, Monsieur, d'etre persuade de notre
empresseraent a nous conformer a votre intention et du aele que
nou6 avons a concourir 4 tout ce qui depend de nous pour con-
tiibuer au maintien du bon ordre. Nous nous aquitterions de
tout notre coeur de cette commission, si eile ne surpassoit notre
capacite. Considerez, s'il vous plait, que cette Operation exige la
Separation des livres prohibes davec ceux qui sont permis; pour
y parvenir il faut necessairement s'y connoitre, et que cette con-
noissance nous manque. II arriveroit, d'un cöte, que nombre de
livres permis et dont le titre neanmoins nous paroitroit suspect
ne seroient pas delivr6s aux libraires aussi longtemps que nous
n'en ayons fait lecture, et ce nombre n'etant pas peu considerable
pour des gens scrupuleux qui ne s'y entendent pas, il en resul-
teroit une grande gßne pour ce commerce. D un autre cöte, nous
risquons de laisser entrer dans le roiaume des livres defendus,
faute de les connoitre, et c'est 4 quoi nous ne pouvons paa nous
exposer. Nous sommeB persuades d'ailleurs que votre intention,
Digitized by Google
- 151 —
Monsieur, est que cet examen se fasse par des gens entendus et
experimentes. Nous avons l'honneur de vous proposer encore ä
cet article la nomination susdite d'un inspeeteur de la librairie,
doue des qualites requises; c'est lui qui auroit de la sufBsance pour
cette Operation; si vous trouvez bon, il pourroit la faire, accom-
pagne d'un libraire a toar de röle, et si vous apprehendez que
ce dernier n'use de connivence, on pourroit assermenter a cet
eifet les libraires, pardevant la chambre de police, ou bien on
pourroit inserer au proces- verbal de la visite que lee examina-
teurs en eeroient responsables en leur propre et prive nom. II
est a presumer que de cette maniere les visites seront efficaces.
Pour remplir donc, Monsieur, vos intentionB; et faire panci-
palement connoltre la nouvelle attention que Ton donne au bon
ordre dans le commerce de la librairie, il seroit neoessaire de
projetter de la part de la chambre de police un nouveau regle-
ment pour le presenter a la chambre des XXI, dans lequel il
echoit de faire connoltre toute la sensibilite du Magistrat de voir,
que malgre les precautions prises dans les reglemens preoedens,
Von a eu le deplaisir de voir des abus les plus repruhensibles ;
que pour y remedier, en rappellant en tant que besoin les an-
ciena regle mens, notamment ceux de 1766 et 1772, et pour oh vier
plus efficacement ä toutes les fr au des et contraventions, Ton a
cru nöcessaire:
1°. D'&tablir un inspeeteur particulier pour faire, sous les
ordres de la police, toute et quante fois on le jugera a propos,
des visites chez les libraires, ainsi et de meme de faire ouvrir
en sa presence tous les ballots de livres qui entreront a la
douane sous teile adres.se qu'ils puissent etre, d en dresser proces-
verbal, et den faire son rapport a la chambre de police, dans
les cas de contravention; en faisant saisir et conti squer tous les
livres defendus, mr-rae suspects, et sauf a so vir, suivant l'exigence
des cas, contre les delinquents par teile s p eines que de droit.
2°. De recommander derechef ä MM. les directeurs de la
douane de renouveller leura ordres a ce qu'il n'entre aueun ballot
de livres en cette ville sans passer ä la douane, sous teile adresse
qu'il puisse etre; de renouveller principalement ces ordres aux
peagers, gardes et autres employes en sousordre de ne laisser
passer ces ballots dans les voitures particulieres ou publiques, de
les arreter et saisir, et de conduire ces ballots, s'ii est besoin,
eux memes ä la douane.
Nous sommes avec un profond respect, Monsieur,
Vos tr^s humbles et trös ob^issants serviteurs
les censeurs nommes par le Magistrat
Billrey Xni
Brackenhoflfer XV.
ArchiTes da Pr*Uur. C.rton 67. Li*»« 4. No. 4.)
Digitized by Google
— 152 —
18. A M. le Preteur royal.
a Strasbourg le 13 May 1773.
Monsieur
Nous voyons avec la reconnoiasance la plus vive l'attention
que vous portez ä conserver au Magistrat la police de la librairie
et tout ce qui peut y etre relatif.
Le parti que vous avez pris, Monsieur, consiste a annoncer
dans le reglement que desormais tous les bailots de livres seront
visites a la douane par les commis de la douane, pour verifier s'ils
ne contiennent que ceux compris dans les factures qui vous auront
ete presentees prealablement, ou a celui que vous aurez commis
a reffet de les viser; faire connoltre la disposition oü Ton est
d'ordonner des visites chez les libraires, lorsquon les jugera ne-
cessaires, et ä prononcer la confiscation de tous les livres defendus
qui seront trouves lors de ces visites, pour etre remis dans votre
greffe en la qualite de commissaire departL
Si vous trouvez bon, Monsieur, que le nouveau reglement se
fasse pendant votre absence, vous voudriez bien, Monsieur, nous
honorer de vos ordres la-dessus, et alors nous agirons en conse-
quence de cet arrangement; nous ferons rapport ä la chambre des
XXI des lettres dont vous nous aves honores, de la necessite de
faire un nouveau reglement, sur quoi Ton nommera une deputatiou,
qui en fera son rapport apres vous l'avoir communique preala-
blement.
Nous sommes avec un profond respect, Monsieur,
Vos tres humbles et tres
obeissants serviteurs
Les censeurs nommes par le Magistrat.
Biüerey XIII.
Brackenhoffer XV.
(Archiv« du TrhUnt. Cuton 67. Liatse 4. Xo. 14.)
19. Äugjug aus ben ^rotocotlen be8 föatfje* ber XXI.
©ifcung üom 14. Sunt 1773.
5)te SBerbefferung ber Sßolicetj ; Drbnung de 1766, bie ©uaV
f)änbter, Verleger unb ©ud)brucfer betreffenb, fol per deputat unter=
fud)t tuerben.
©näbige gebictenbe $erren!
(Juer (Snaben laffcn bie Herren censores librorum per me
referiren, roa« mafcen $err Praetor regius ba$ Slugenmercf feiner
ofjnermübeten Sorgfalt and) auf eine anno$ feinere SBerbefferung
ber ^3oIice^Drbnung de anno 1766, bie 93ud$änblcr, Serleger unb
©ud^bruder betreffenb, gerichtet f)abe.
Digitized by Google
— 153 —
@8 gef)ct ncmlicfj l]otf)bcfi"clbcn Meinung fürncfmtlidj bal)irt, bafj
fotfjane Policen ;Drbnung nueber ju erneuern unb baju ferner betjs
aufefcen fene:
1° bafj ofle unb jcbe $äd J8üd)er in bem ftauffmuä, üor beren
Auslieferung, foüen visitirt merben;
2° bafe beö benen ©ud^anblern bie visiten foUen öorgenommen
werben, fo oft man foldje« wirb oor nött)ig erachten;
3° bafj ber in bem 8tfn Strtifcl bcfagter Drbnung angefefcten
ftraf megen benen oerbotenen ©üä}ern, audj beren confiscation foße
angefefot merben, mie joldjcd alles* au3 bem burcn liodjbcmelbten
$erm Praetorem regium mit benen Herren Censoribus librorum
gepflogenen 93rieftoed)fel beä meutern ju erfeljen ift.
Um nun bafnn ju gelangen unb biefe öon $errn Praetore
regio desiderirte revidir: unb Serbefferung befagter $oIiceöj£)rbnung
oornetjmen ju fönnen, fo merben ©uer @naben jmeifelSoljn belieben
motten eine !jo($anfeljntid)e deputation hierüber ju ernennen, bamit
facta ratione in biefer ba$ publicum interessirenben ©adje bie ge=
hörige Verfügung getroffen merben möge.
9tod) angehörtem voto beä #errn Syndici regii, f)odjtt>eld)cr
auf eine abjuorbnenbe bodmnfennltrfjc deputation &u ber ©adjcn
nähern Unterfudjung angetragen, mürben, vermitteln gehaltener Umbfrag,
§x. ©taettmeifter öon Steuenftein, $r. Mmmeifter Sauft, #r. XIII
(Beiger, $r. XV Streiter, $r. XXI ftlod) unb $r. SRattj«r)err
Dr. Ottmann unanimiter abgeorbnet.
20. Copie de la lettre adressee, le 6 avril 1773, par le
directeur de l'imprimerie et de la librairie
aux censeurs de Strasbourg.
Messieure,
J'ai recu la lettre que vous m'aves fait l'honneur de m'ecrire
le premier de ce mois; je lirai toujours avec plaisir les observations
que vous me feres sur les objets qui vous sont particulierement
confies, persuade comme je le suis de n'y trouver jamais que des
vues pour le bon ordre et des lumieres pour mes intentions.
Jasques & present, Messieurs, vous aves pu regarder vos
fonetions reduites a l'examen de ce qui s'imprimoit a Strasbourg,
et je ne doute pas que si vous les eussies 6tendues egalement sur
tout ce qui interesse la librairie et le commerce des livres, ces
deux objets ne se fussent aussi bien ressentis de vos soins que
le premier; or l'experience ayant fait connoltre que cV-toit un mal,
je crois qu'il convient d'y apporter un remede, et je n'en vois pas
de meilleur que de vous engager ä vouloir bien y tenir la main.
Je n'entends pas par la vous astreindre a une surveillance qui
vous seroit trop subordonnee, mais je pense que vous Gtes les
Digitized by Google
— 154 —
seuls qui puissi6s le mettre utiiement en activite. Les variations
annuelle3 qu eprouve la chambre de police ne permettroient pas
d en attendre une suite qu'y mettront ceux qui, comme vous, sont
pour un plus long temps charges de cet objet et bien plus en
etat de le suivre.
Je convieus avec vous que des visites chez les libraires ne
produiront pas toujours tout 1'effet pour lequel elles seront faites,
parce qu'il sera possible de s'y soustraire; mais il en resultera
toujours des avantages, Tun de prouver an gouvernement 1 attention
qu'on donne a cette partie, l'autre de contraindre les libraires ä
mettre plus de reserve dans leur commerce.
Je n'ai pas entendu au surplus vous assujettir, Messieurs, ä
faire les visites par vous meines, mais je crois qu'il conviendroit
qu'elles fussent ordonnees par vous lorsque vous le jugeries con-
venable.
Je passe aox precautions a prendre a la douane, et je crois
qu'on pourroit a cet egard demander qu'aucun ballot de livres ne
füt extrade de la douane que vous n'en eussiez fait la visite; et
afin qu'il n'en rcsult&t pas une gßne qui contrarieroit vos autres
occupations, de convenir que Tun de vous se rendroit un des jours
de la 8emaine a la douane l'apresmidi, pour assister ä la visite
que vous en feries faire devant vous. Je sens qu'il en resultera
une petite gßne pour les libraires; mais je la crois necessaire
dans ce moment-ci pour la conservation dun droit qne vous
coureries risque de perdre.
A l'egard de Tabus de ne pas faire passer ä la douane tous
les paquets qui arrivent a Strasbourg, c'est a MM. les directeurs
de cette partie ä donner les ordres qu'ils croiront necessaires pour
que cette disposition porte son plein et entier effet.
Je scais que les reglements de MM. du Magistrat ont tres
sagement prevu une multiplicite d'inconvenlents dont on a a se
plaindre dans beaucoup <1 autres villes du royaume; mais je scais
aussi qu'on ne tient pas toujours exacteiuent la main ä leur execution,
et c'est ce qu'il faut eviter, et le plus sür moyen que je voye
pour y parvenir, c'est que vous voulios bien vous charger parti-
culierement de l'execution de ceux concernant une partie qui vous
est confiee.
Je conviens avec vous que la confiscation des livres prohibes
est une suite necessaire des peines prononcees par l'article 8 du
r« -gl ement de 1766, mais vous saves comme moi, Messieurs, que
Thumanite de l'administration de MM. du Magistrat les porte
toujours a interpreter la loy favorablement , et j'ai vu plus d'une
fois en pareil cas qu'on objectoit que la loi ne prononcant pas la
rigueur, on ne devait pas 1 Interpreter. J'ai cru moi meme devoir
en user ainsi lorsque dans les visites particulieres que j'ai fait
Digitized by Google
- 155 —
faire, il s'est trouve quelques livres defendus, et je me suis con-
tente d'enjoindre aux libraires de les renvojer ä leurs commis-
sionnaires.
J'adopte tres volontiers la reflexion que voua me faites faire
sur Tinconvenient que pourroit reaulter d'articuler dans un regle-
ment public que les livres saisis seroieut renvoyea a M. le lieutenant
de polioe ä Paris; on peut, comme vous dites, se contenter den
prononcer la confiscation, sauf ä moi, comme commissaire departe,
a en faire tel usage que je croirai convenable.
En rt-sumant tout ce que je viens d'avoir l'honneur de vous
dire, je pense qu'il convient d'annoncer au public que nous sommes
dans lintention de donner ä cet objet un soin tout particulier,
que pour y parvenir, on renouvelle les reglements precedemment
faits, qu'il suffira de rappeler, en ajoutant ce que vous croires
necessaire pour remplir les vues que le bon ordre exige. J ose
esperer de votre zele que vous voudres bien vous preter a seconder
mes vues; je aerai plus sür des moyens que j'emploirai lorsqu'ils
auront ete determines par vos sages conseils.
21. Memoire sur la commisaion donnee au sieur Vau-
din, pour faire Tinspection de la librairie dans l'ar-
rondissement de la chambre syndicale de Strasbourg.
L'etablissement de la commission dont il s'agit parolt se
rapporter aux reglements qui ont ete donnes en demier lieu pour
la librairie, et que Ton snppose qui doivent s'executer en Alsace,
et notamment a Strasbourg; mais quelques reflexions feront sentir
que ces reglements ne peuvent s'appliquer 4 1' Alsace, quant au
fonds, que la commission qui en est la suite est impraticable dans
la forme et que Tun et l'autre sont inutiles dans leur objet.
La Province ne produit que peu ou point d'ouvrages essen-
tiela: les seuls quon v imprime sont deatines a Teducation de la
jeunesse. L universite de Strasbourg fournit quelques disaertatione ;
mais comme leurs auteurs les fout imprimer a leurs depens, qu'ils
les diatribuent gratis, et que jamais il ne s'en vend aucunes, on
ne peut les regarder . comme un objet de librairie.
Les livres qu on imprime pour l'usage de la jeunesse ne
sauroient etre assujetis aux reglements. Le Boy ne donne point
de Privileges pour l'impression des livres symboliquea des luthe-
riena et des calvinistes. Jusqu'ici le Magistrat protestant de
chaque lieu a permis la publication de ces sortes d'ouvrages, et il
est responsable envers le gouvernement des expressiona aeu le-
rnen t qui pourroient o Ifens er la religion dominante, et non pas
des points de doctrine qu'ila renferment. Cette liberte, qui est
inseparable de la tolerance legale dea protestants, pourroit-elle
Digitized by Google
— 156 -
subsister avec les reglements de la librairie? Quant aux disser-
tations et aux theses qu'on soutient ä 1 universite, les professeurs
de cbaque faculte en ont toujours ete les censeurs naturels, et
leur approbation a equivalu jusqu'icy ä un pririlege. Cet usage
ne peut etre change, ä moins qu'on ne defende en meme temps
anx protestants de soutenir des theses sur des points de doctrine
controverses; ce qui seroit renverser leur etat legitime et les sti-
pulations piecises de la capitnlation de Strasbourg; ou bien il
faut pour lors que le Roy permette l'impression des theses con-
traires a la religion que S. M. professe, et c est ce qu'on ne s'a-
visera pas de proposer, sans doute.
Les ecclesiastiques protestants tirent, sans exceptio n, tous
leurs livres d'Allemagne. En voulant adapter a FAlsace les regle-
ments de librairie, il faudra necessairement faire exa miner ces
livres, pour savoir s'ils ne contiennent rien de contraire aux prin-
cipes recus en France; mais on demande comment ü sera pos-
sible d'interdire a des sujets, qui, en vertu des traittes de paix,
jouissent du libre exercice de leur religion, l'usage des libres rela-
tifs a cette meme religion, qui en renferment la doctrine et qui
di8cutent les opinions et les systemes contraires. 8i l'on en veut
pennettre Tentree sous de certaines conditions, qui eet-ce qui se
chargera du soin de les faire observer? seront-ce les libraires
dont on formera la chambre syndicale? on ne donnera probable -
ment pas cette commission a des libraires catholiques, et on ne
voudra pas non plus en charger les lutheriens. Or, un avocat
du parlement de Paris est-il en etat de surveiller cette partie?
et quelles mesures, quelles precautions cherchera-t-on a prendre
pour concilier la jurisprudence du royaume, qui defend l'intro-
duction de tous les livres contraires a la doctrine de la religion
catholique, avec la tolerance legitime d'une religion dont les
dograes lui sont essentiellement contraires?
II en est de meme des livres de droit public et de droit
ecciesiastique dont on a besoin dans l'universite de Strasbourg.
Cette universite est l'ecole de tous les sujets du Roy qui se
vouent aux affaires politiques et a l'etude du droit des nations.
Ce genre d'etude exige des livres qu'on ne connolt guerres dans
un autre en droit du royaume; ils renferment une quantite d'ar-
ticles qui ne passeroint sürement pas a la faculte de theologie
de Paris ou a la Sorbonne, si jamais on pouvoit les soumettre a
leur censure. Alors qui est-ce qui decidera si on doit importer
ces livres ou non? Si on en pennet l'importation en Alsace, il
faudra faire des reglements contraires a Tegard des provinces
voisines, telles que la Lorraine, les eveches, la Franche-Comte, etc.,
oü Ton n'a pas besoin de ces s ort es d'ouvrages. Si on la defend,
on detruira l'universite de Strasbourg et on privera les sujets
Digitized by Google
— 157 -
du Roy des moyens de s'instruire, et le tont uniquement pour
avoir voulu etendre a 1' Alsace des reglements qui lui sont abso-
luinent etrangers, comme ils sont en meme temps contraires ä
sa Constitution particuliere, ä ses usages et ä ses privileges.
Aussi le gouvernement a-t-il apporte jusqu'a present l'attention
la plus suivie a les maintenir, et dans tous les temps il a ex-
cepte la province de ees meines reglements, parce qu'il a toujours
ete convaincu qu'elle n'etoit pas susceptible d'y otre assujetie.
A l'egard de la commission donnee au Sieur Vaudin pour
faire les fonctions d'inspecteur, eile n'est pas moins contraire aux
formes usitees en Alsace qua la Constitution de la province, et
en particulier de la ville de Strasbourg. Elle porte qu'il pretera
serment entre les mains du lieutenant general de police de cette
ville; ce qui suppose que Ton a pense que cet officier etoit un
personnage important, tandis que c'est un des derniers de l'en-
droit, enfin un officier tres subalterne. Les employs a Strasbourg
sont mipartie, c'est ä dire occupcs par des catholiques et des
lutheriens; s'ils sont uniques dans leur espece comme celui-lä, ils
sont exerces alternativement par un sujet de chaque religion. II
ne conviendroit donc pas qu'un inspecteur nomme par le Roy
pretät serment entre les mains d'un tel officier; d'ailleurs la ville
de Strasbourg ne dcpend pour la police ni de Tintendant ni du
conseil d' Alsace, mais de son seul Magistrat, et subordonnement
du secretaire d'Etat du departement. Mais en supposant ce ser-
ment prete au chef du Magistrat de Strasbourg, ce Magistrat a
une Jurisdiction dont le territoire est circonscrit, et des lors
quelle autorite ce serment pourroit-il donner ä l'inspecteur hors
de ce territoire et dans les villes de Colmar, Schlestatt, Haguenau
et autres; toutes villes jadis imp6riales, considerees encore aujour-
d'huy comme Etats immcdiats, et qui ont chacune un Magistrat
auquel appartient egalement la police. Ce seroit blesser, ä cet
egard, les droits de l'intendant et donner lieu ä des reclamations
de la part du conseil d' Alsace.
Enfin, l'etablissement d'un inspecteur seroit une atteinte mani-
feste a la capitulation de la ville de Strasbourg. Jamais aucun
officier du roy n'a eu le droit d'y faire des saisies, de prononcer
des confiscations, etc. Ce droit appartient au seul Magistrat, ainsi
que tont ce qui concerne son universite. II a exerce jusqu'a
present l'inspection de la librairie comme un droit inhorent a
celui de la haute police civile et ecclesiastique, qui lui appartient
de tout temps, que les traittes de paix lui ont confirme et dont
la capitulation lui a assure irrevocablement l'exercice.
Digitized by Google
- 158 —
22. Reieve nominatif
des gargons et apprentis qui se trouvent dans les
imprimeries de Strasbourg au let Dec. 1777.
Chez le sieur Francis Le Roux.
Garcons.
Jean Hetzer de Nuremberg (C. A.)
Jean Caspar Rauch de Goerigk (C.)
Jean Berger de Basle. (C. A.)
Louis Ruprecht de Nuremberg. (C. A.)
Emmanuel Meyer de Basle. (A.)
Chez les sieurs Jean Steinmann et Philippe Jaques Dannbach, son
beau-fils, qui conduisent rimprimerie de Kürsner.
Garcons.
Conrad Fries de Nuremberg. (C. A.)
Jean-Daniel Wöhrle de Strasbourg. (C. A.)
Jean-David Rang de Strasbourg. (C. A.)
Jean-Daniel Kreutzbühler de Worms. (C. A.)
Laurent Wentzeissen de Salzbonrg. (C.)
Sebastien Artinger de Munich. (C.)
Jean Eberle du canton Schwitz. (C.)
Jean Geissel d' Esslingen (C. A.)
Jean- Michel Stürmer d' Anspach. (C. A.)
Apprentif.
Jean Blind de Strasbourg. (C. A.)
Chez le sieur Jaques-Francois Levrault
Garcons.
Joseph Mantz de Deux-Ponts. (C.)
Caspar Distel du grand Waldstack, pays de Mayence. (C.)
Sebastien Koenig de Bamberg. (C.)
Joachim Berard de Turin. (C.)
Jean-Denys d'Etree de Rheinfelden. (C.)
Jean-George Demier de Koenigsberg. (C. A.)
Jean-Pierre Chausse de Luxembourg. (C.)
Alexandre-Matthieu Henckel de Würzbourg. (C.)
Jaques Von der Furth d'Aix-la-Chapelle. (C.)
Eugene Morell de Douay en Flandre. (C.)
Apprentifs.
Francois-Louis-Xavier Levrault. (C.)\ oaa filo
Louis-Charles Levrault. (C.) } 868 ÖU'
Chez le sieur Jonas Lorentz et Jean-Fr£deric Schuhler, son gendre.
Garcons.
Fran9ois Reichard de Strasbourg. (C. A.)
Emmanuel Scherer de Basle. (R.)
Digitized by Google
— 159 —
Abraham Glasser de Basle. (R.)
Jean Gretzinger de Reutlingen. (C. A.)
Appreniif.
Joseph Päpple de la Ruprechtsau. (C. A.)
Chez le sieur Jean-Henri Heitz.
Garens.
Godefroy Senger de Strasbourg. (C. A.)
Jean- Martin Rühlin de Gauingen. (C. A.)
Jean-George Herb de Balingen. (C. A.)
Pierre Biber de Mündelheim. (C.)
Jean George Gasser de Bas-Hanau. (R.)
Wenceslas Lukesch de Prague. (C.)
Geröme Rieder de Basle. (R.)
Samuel- Frederic Schmeltz de Berlin. (C. A.)
Jean-Jaques Niesse de Leipzig. (C. A.)
Fait ä Strasbourg ce 1er December 1777.
La lettre C. signiße catholique.
„ „ C. A. „ confession d'Augsbourg.
„ „ R. „ de la religion pretendue reformee.
23. ?luS$ug aus ben «ßrotocollen beS $at$g ber XXI.
©ifcung öom 26. September 1785.
93orrrag bie eiiijufü^renbe ^oltcetj über bog ©üdjerroefcn be=
treffenb.
Lectum folgenber öon §txx Praetore regio überfanbte fcr)rtft=
lidje Vortrag:
Messieurs
Lee loie relatives a la librairie etoient jadis tres simples et
peu nombreuses, mais a mesure que l'art de rimprimerie s'est
etendu avec la manie d'ecrire, la cupidite et la mechancete se sont
donne carriere. II n'est point aujourdhui d'ecrit si reprehensible,
si pernicieux, si meprisable qui ne trouve un imprimeur pour
en faire l'edition et un libraire pour le debiter, et il n'est point
de fraude si basse qui ne se pratique presque publiquement. II
y a sans doute beancoup d'hommes estimables qui exercent ces
professions avec probite et avec honneur; mais tel est le caractere
de tonte loi evercitive: eile gene necessairement les bons pour
contenir les mechane.
C'est pour arreter ce torrent de la fraude et du scandale
que les loix sur cette matiere se sont depuis quelques annees
multipliees dans le royaume, et qu'on a forme des etablissemens
nouveaux pour en assurer l'execution.
La meme sollicitude, Messieurs, vous a porte successivement
Digitized by Google
— 160 —
a vous occuper du raeme objet. Vos ordonnances du 15 Janvier
1740, 17 Fevrier 1766 et 21 Mars 1772 contiennent des regle-
ments sages et utiles. Iis etoient, sans doute, calcules pour le
besoin du temps oü ils ont ete promulgues; mais l'experience
prouve, et je ne puis me dispenser de vous rendre temoignage,
qu'ils sont devenus insuffisans a beaucoup degards. Vous n'ignores
pas sans doute les abus qui se commettent journellement, non
plus que la presomption qui en est resultee, qua l'abri de la
liberte du commerce et des formes de votre administration, c'est
par cette ville-ci que tous les mauvais livres s'introduisent dans
l'interieur du royaume. Vous n'aves pas ignore dans le temps les
mesures facheuses que le Gouvernement avoit projette, et vous
aves senti des lors que vos reglements avoient besoin d'etre rap-
proches du Systeme adopte pour l'interieur du royaume.
Un autre effet de cette opinion, c'est qu'elle s'oppose au succes
des efforts que je fais depuis deux ans pour obtenir des adoucisse-
mens aux entraves qui genent le commerce de librairie de cette
ville avec l'interieur du royaume. Ce n'est que lorsque le Gou-
vernement sera convaincu de la justesse et de l'efficacite de vos
mesures pour empöcher l'impression, la vente et le transport des
livres prohiWs, que vous pourres esperer de faire rendre ä ce
commerce une liberte raisonnable.
Vous deves d'ailleurs, Messieurs, ä la religion, ä l'Etat, au
public et a vous mOme de prendre des mesures ulterieures et
efficaces, pour arreter la contagion et le scandale que l'impiete et
la mechancete enfantent journellement. C'est en determinant plus
precisement les dispositions de vos anciennes ordonnances, et en
y ajoutant Celles que Texperience et les circonstances indiquent,
que vous iK>uves remplir ce but salutaire.
C'est, Messieurs, sous ce point de vue, et par les considera-
tions dont je viens de vous presenter le precis, que me trouvant
Charge specialement de veiller sur cet objet, je crois nocessaire de
faire la revision de vos reglemens concernant la librairie et
d'examiner ce que l'experience et les circonstances peuvent con-
seiller d'y ajouter, pour en former un Systeme complet et satis-
faisant, je crois devoir vous proposer de nommer une deputation
que vous cbargerös de ce double travail; c'est a dire d'examiner
si les reglements actuels sont insuffisans, et de projetter les dis-
positions necessaires pour y suppleer. Cette deputation seroit
autori86e a conf6rer avec Messieurs les Censeurs, qui ont deja
prepare, de concert avec moi, les materiaux pour le reglement
projette. Elle me trouvera einpresse a concourir a son travail
et a lui faire part de tous les renseignemens qu'elle pourra desirer,
afin de se mettre en etat de vous reudre un compte approfondi
de cette affaire.
Digitized by Google
- 161 -
yia&i angehörtem voto $rn. generalaböocat Sttogg, balnngehenb,
baft obgleich nicht im allgemeinen forme gefagt werben baf? ^ieftge
ftabt ber eingang fetye, woburch bie Verbotenen büd)er in» fönigreich
gebraut »erben, meine Herren bennod) oon iet)er fi<h befliffen ^abtn
oon irer feite ba& möglichfte ju thun umb ben abpaßten be3 gouver-
nement, in betreff be3 bücherwefen«, bie ffinbt ju bieten, er alfo
bafür Ijalte bafc, ben gefinnungen beS Herren Praetoris regii gemäfj,
biefe« gefdjäft an eine Ijoajanjefjnlidje deputation ju berweifen feöe,
weldje mit ju&iehung ber $erren Censorum librorum biejenigen maafc
regeln auSfinbig machen werbe, welche bem oorgefefcten enbjwecf
entfprechen mögen.
SBorauf oermittelft gehaltener umfrage unb auf ben antrag be£
auf ber obern band öorfifeenben $rn. ftättmeifter« oon gatdenhahn,
bife fache einer hodjanjehnlichen deputation, mit aujiehung ber Herren
büdjer^cenforen, jur nähern unterfuchung aufgetragen worben. Depp.
$r. ftättmeifter ü. ^offner, #r. ammeifter o. Xürdheim, #r. XIII
©raefenhofer, $r. XV SWfcner, $r. XXI SHeinmann, $r. rath*hetr
Schöll, ©r. rath^herr $ournaö.
24. fluäjug aus ben «ßrotocollen be« SRatf)« ber XXI.
©ifcung com 11. September 1786.
Lectum fchreiben beä §rn. ©rofj=©iegelbeWahrerä an $m. Prae-
torem regium bie oerorbnung in nnfetumg ber budjbrudereh unb be«
buchhflttbcl« betreff enb, oom 26. Augusti.
Monsieur
On m'a rendu compte du reglement dont vous aves adresse
une copie ä M. de Vidaud. Tous les articles m'en ont paru re-
diges avec sagesse et prudence, de sorte que j'j donne volontiere
mon approbation et suis bien aise de vous temoigner, ainsi qu'aux
Magistrats que vous presides, toute la satisfaction que j'ai eue ä
y voir des preuves certaines du zele qui vous anime, vous et eux,
pour l'ordre et le bien general. Vous ne deves pas douter de mes
dispositions a vous aecorder tout ce qui pourra tendre au möme
but. Je suis, etc.
Signe Miromenil.
Pour copie: signe Gerard.
ferner würbe ein fchreiben be3 #rn. S3ibaub an $rn. Praetorem
regium öom 26. Augusti oerlefen, folgenben inf/alte«:
Je n'ai pas manque, Monsieur, de mettre sous les yeux de
M. le garde des sceaux la copie de votre reglement sur la librairie,
et les demandes que vous aves formees, ä cet egard, dans la lettre
que vous m'aves fait l'honneur de m'ecrire le 4 de ce mois.
Vous verres par les pieces dont je joins ici copie, par la lettre
que le chef de la magistrature vous a adressee lui-mPme, quel en
Wt$i» f. •efdj. b. Ufutf^fn »u*ö. VIII. 11
Digitized by Google
- 162 —
a ete le succes. Ces pieces, dont il m'a paru qu'ü etoit important
que vous eussies copie, sont la lettre de M. le gar de des sceaux
aux fermier8 generaux et la mienne aux inspecteurs des chambres
syndicales. J'espere que vous trouveres les interöts de vos libraires
et du commerce de votre ville aussi proteges que les circonstancea
peuvent le permettre; ce qui ne manquera pas de faire sentir
au Magistrat et aux libraires de Strasbourg combien ils doivent
avoir de confiance en votre sagesse et de reconnoisance pour les
soins que vous vous etes donnes. J'ai l'honneur, etc.
Signe Vidaud.
Pour copie: signe Gerard.
$)aS Don bem $rtt. ©rofc©tegelben)afjrer an bic ferme generale
ab gelöffelte f abreiben ifl folgenbeS:
Librairie generale.
Le Magistrat de Strasbourg, Messieurs, ayant etabli pour la
librairie en cette ville une cbambre de censure dont j'ai approuve
les Statuts, il sera necessaire que vous donnies les ordres con-
venables a tous vos employes, pour que cette chambre jouisse
dans vos bureaux des memes prerogatives que les chambres syn-
dicales du royaume, en ce qui concerne le droit de visiter les
livres, de donner des certificats de visite, d'apposer son plomb sur
les caisses ou bailots ainsi visites, sauf & y joindre le votre, si
vous le juges convenable. Ainsi tonte balle ou paquet de livres
parti de Strasbourg avec un certificat et le plomb de cette chambre,
sera transporte saus etre ouvert jusqu' ä la cbambre syndicale
du Heu de sa destination, en observant que vos employes pourront
y joindre le plomb de leur bureau, et devront exiger qu'il y ait
un acquit a caution adresse ä une cbambre syndicale, pour y etre
decharge, et que ces livres soyent transportes par les messageries,
s'ils ne sont pas pour Paris, et s'il y en a d etablie sur la route*
Je suiB, Messieurs, etc.
Pour copie: signe Gerard.
fdjretben be3 $nt. Sibaut an bie inspecteurs de la librairie
de Paris Dom . . . Augusti ift folgenbeä:
La librairie de Strasbourg, Monsieur, est inspectee et dirigee
par une chambre de censure, dont l'objet est ä peu pres le mßme
que celui de nos chambres syndicales. Cette chambre de censure,
composee de plusieurs magistrats, releve du corps entier de la
magi8trature de la meme ville, qui vient de dresser pour cette
brauche de son commerce et de sa police de nouveaux reglements
que M. le garde des sceaux a vus et approuves. C'est en con-
sequence de cette approbation que j'ai a vous prevenir que cette
chambre de censure aura dans les bureaux des fermes du royaume
les memes prerogatives que les chambres syndicales, en ce qui
concerne le droit de visiter les livres qui arrivent dans leur vüle
Digitized by Google
- 163 -
ou qui doivent en etre expedies, le droit de donner des certificate
de visite qui sojent reconnus et admis, et celui d'apposer son
plomb sur les caisses et bailots ainsi visites, sauf aux employes
des fermes d'y joindre celui de leur bureau, s'üs le jugent con-
venable. L'intention de M. le garde des sceaux est donc que vous
et les officiers de votre chambre syndicale vous en usies envers
cette chambre de censure comme vous deves en user envers les
antres chambres syndicales; c'est ä dire que vous lui adressies,
quand il y aura lieu, les acquits ä caution, ponr etre decharges
par eile, et que vous dechargies egalement les acquits a caution
qu'elle vous aura adresses ä son tour, autant toutefois que vous
trouverez que les reglements auront ete respectes et suivis.
La chambre de censure de Strasbourg jouira des mßmes droits
et sera astreinte aux memes formalites et precautions que les
chambres syndicales des provinces reputees etrangeres, et les fer-
miers generaux en sont prevenus. Mais il me reste a vous annoncer
un cas particulier, sur lequel il a ete statue: c'est celui oü, pour
plus prompte expedition, le Magistrat de Strasbourg autoriseroit
a faire partir des livres pour une province du royaume avant que
M. le garde des sceaux en eut permis la distribution. Cette
mar che n'aura lieu que pour des livres en langue etrangere et
scientifiques. Oes livres alors seront toujours adresses a la chambre
syndicale de la province de leur destination, et Tordre est qu'ils
y soient retenus jusqu'a ce que M. le garde des sceaux y ait
fait passer la permission de les delivrer. Si cette permission est
refusee, ces livres retourneront u Strasbourg ou sortiront du
royaume, toujours avec acquit ä caution, au choix et aux frais de
celui qui les aura expedies.
Vous voudres bien communiquer cette lettre aux officiers de
votre chambre syndicale et la faire enregistrer, afin qu'on ne puisBe
en oublier ou negliger les dispositions par la suite, et vous m'an-
nonceres l'exeeution de ces ordres.
Je suis, etc.
Pour copie: signe Gerard.
Facta lectione, würbe uon $rn. generatabbotat SRogg angeregt,
tote erfreulief) e8 fc^c bafe nunmefjro bte fadje ben bud)f)anbet be*
treffenb fo glütftid» eingeleitet toorben, unb biejenige frei^eit, bie ben
untfiänben nadj mögtid) toar ermatten tuorben: all biefeä fetye man
bem unermilbeten eifer be« #rn. Praetoris regii fc^utbig, unb toofle
er bcüjer angetragen fjaben, ban fämtü<f)e abgelefene fdjretben meiner
Herren protocott möchten einuerleibt, #rn. Praetori regio aber für
feine öeriuenbung ber fdjulbige band* abgeftattet werben.
SBetäjem voto einftimmigt gefolgt toorben.
11*
Digitized by Google
JlttttljfUmigfn jur Inneren (Sefttjiojte fre* Seutjtyn flunj^anlifls
501t 1811-1848.
«ort
5. $erm. 9Ret)er.
I. «ereinfcbilbung unb »erein«thätigfett
2Benn[d)on bic in bcr Ucber{d)rift bezeichnete ^ßeriobe bcr
Öefdjidjte be* beutfdjen iöutfjfianbeU ber 3eit nad) und tuirbatt =
nt&mäfjig nat)e liegt, bietet ftc bod) nodi manche« Unaufgeüärte unb
rooljl jiemttch Unbefannte. $>er ßmecf ber nadjfolgenben 3Äitt^ci=
tagen ift es junächft, auf ©runb beS in ber 93ibüotf)ef be8 S3örfen=
oereinS oorhanbenen reichhaltigen, meift h<tnbfd)rifttichen 9ftateria!§
eine möglichft fixere unb auf bie Stctenftüde gegrünbete 3)arftettung
ber ©ntmicffang ber Organisation be8 beulen SBudjhanbel« unb
einiger bamit jufammenhängenber fünfte, in weiterem Verlaufe
auch ber gefchäfttichen gortentnricflung mit ihren kämpfen unb
Reibungen ju geben.
©rfdnuert mürben bie je gorfdwngen einigermaßen boburd), bafj
man in ber erften Qtit be$ in Siebe ftehenben 3eitabfdmitte3 afle
au« 2Bat)len hervorgegangenen Äörperfchaften, aud) foldje, bie man
jefct unter Umftänben SBorftanb ober ÄuSfcfnifj nennt, mit bem
StuSbrucfe „Deputation" ober „Deputtrte" ju bejeidmen pflegte.
©0 !ommt es, baß nad) einanber unb felbft neben einanber oer=
fdnebene Deputtrte auftreten, über beren SBefen unb SBtrfungSfreiS
erft 93eftimmtere$ ju ermitteln mar. —
Äm ©c^tuffe meine* Sluffa&eS über ben beutfdjen 93ud$anbel
gegen ®nbe be« 18. unb ju Anfang beS 19. Safyrfmnbert« l) Imbe
ic^ barauf hingemiefen, baß ber einige fefte *ßunft einer gemiffen
Organifation beS beutfdjen S3uchhanbet3 bamalS in bem £eip$iger
93ud)honbel gegeben mar. MerbingS f)atte fdjon ba8 furfädjfifche
Digitized by
- 165 -
9Ranbat oom 18. Decemb. 1773*) Gelegenheit geboten, eine ge=
wiffe ®efammtoertretung be« beutfehen SBuchhonbet« ju fcf)affen,
inbetn baffelbe3) folgenbe üöeftimmung enthielt:
Damit auc^ alle« mögliche ju Öeförbcrung be« ©urfjfjanbcl*
beigetragen werbe, fo bleibet benen bie Seipjiger üDccfce bauenben
öuchhänblern freü, au« ü>rcn SJhttetn Deputirte, unb jtuar
a) breö ©ächfjifcbe Söuchhänbler, al« jmeto au* ßeip&ig, unb einen
am einer anbem GfjunSäch&ifchen ©tabt,
b) unb fedhfe au« benen fremben bie SJcefce befuchenben 99u<h=
hänblem auswärtiger ßänber unb SReidjaftäbte, wo ftch mehrere
©uchhanblungen befinben, ju erwählen, melctje ba« gemeinschaftliche
©efte be« ©uchhanbel* beforgen, unb befefafl« beö ber ©ücher^Com-
mißsion behörige Anzeige thun fönnen. (£« fofl auch bie ©üchers
Commi88ion ben jroeifelhaften Sailen, befagter Deputirten münb;
liehe« ober jchriftliche« Gutachten erforbern, unb nach ©efinben
barauf reflectiren ....
(Sine foldje Deputation ift aber fautn in Xt)ätigfcit getreten. „Sechzig
3ohre ftnb oerfloffen ohne bafj biefe weife Anorbnung ausgeführt
warben ift" fchreibt fjricbricr) Gerthe«4). — Die in ben Dftermeffen
1802 unb 1803 au« eignem Antriebe ber ©udjhänbler gewählten
Deputationen6) hatten ftch nach ©rlebigung ihre« Auftrag« wieber
aufgetöft.
Aber auch ber Seipjiger SBuchhonbet entbehrte noch im erften
Sahrjehnt biefe« Sahrlmnbert« jeber Organifation*). Die Seipjiger
SBuchhönbler bübeten Weber eine Innung, wie bie ©uchbruefer
unb bie Äramer, noch h0**™ fl* «ne Vertretung, wie bie ßaufc
teute in ben $anblung«beputirten eine folche befafcen. Sine an=
erfannte Vertretung würbe für ben ßeipjiger SBuchhanbel erft im
Safjre 1811 in« 2eben gerufen, unb jwar buret) bie SBahl ber
Deputirten be« ©uchhanbel« ju ßetpjig.
Der Urfprung berfelben ift fidjerlich in bem Äönigt töefcripte
oom 10. 3uni 1811 ju fuchen. Der Deputirte $aul ©otthelf
Shtmmer fchreibt 1830: „Da wir auf Äönigl. ©efeht erwählt oom
hieftgen SJcagiftrath beftätiget worben ftnb . . .", unb furj nächst,
am 30. Dctob. 1830, an feinen 2Jcttbeputirten SSBill). Stmbrof. SBartt):
„2Bir finb auf Äönigl. ©efehl erwehlt unb oom SWagiftrathe be-
ftätiget". Dagegen ftnbet ftch c™em öon SB- Ä- ^art^ hcr=
*) 2>ie fofaenbe Starfieüung ift jum I^eil in ber freftfdjrift $u ber bt>
oorfteffenben funfjjigiQ^rigen Jubelfeier beS SJereinS ber 83ud)f)änbler ju Seidig
betrugt.
Digitized by Google
- 166 —
rührenben gleichzeitigen Soncepte eine« ©riefe« ber $eputirten ber
SßaffuS: „ba& bie gegenwärtige (Einrichtung ber 93uchhönbelä=$)epu=
totton einem ßönigl. SRefcripte oom 25. 3unü 1811 gemäfj ge=
troffen unb bie SBeftätigung burdj bie ©üchercommiffion erfolgt ift".
SRun eriftirt aber allerbingS ein Stönigt. Sftejcript oom 10. Suni
1811 6), währenb oon einem foldjen üom 25. Suni feine ©pur
oufjufinben ift. @8 ift ja auch $öchft unwahrfdjeinlich, bafc in bem
furjen Slbftanbe oon nur jmei SBochen jwei oerfchiebene föefcripte
faft gleiten Inhalt« erlaffen worben fein follten. 2Han barf ba^er
wohl einen Srrthum in ber SBartffldjen »ngabe oorauSfefcen, ber
ftd> auaj unfehwer erflären lägt. 2Ü3 Johann «mbrof. ©arth,
einer ber anfänglich erwählten $eputirten, ftarb (im 3. 1813 —
ber XobeStag ift nicht ju ermitteln — ), mar fein ©of)n 2Bilhelm
ÄmbrofiuS 23 3af)re alt. @8 ift ja natürlich, bafc biefer, ber ein=
jige ©ofm, oon ber (Sinfefcung ber ©eputirten Äenntnifc erhalten
hatte. (£r mag nun nach Verlauf oon 17 Sahren aus bem %t~
bächtniffe 3at)r unb 2Konat aUerbing« richtig citirt tjaben, währenb
er in bem Xage irrte. 25ie betreffenben Rapiere waren nicht in
feinen §änben, fonbern in ber SBerwahrung Summer'«, unb biefer
hat möglichertoeife in ber IReinfc^rtft ba« Saturn noch berichtigen
laffen.
«Herbing« befagt ba« unter bem 10. 3uni 1811 an bie SBücher;
Gommiffion ertaffene ÄönigL föefcript nur:
... ihr mottet mit 3«5ichung ber nach 9ttaa3gabe be« SRanbat«
oom 18. fcecember 1773 ad VII beftehenben ©ud)hanblung«:$epus
tirten in forgfältige ©rwägung jiehen. . . lieber ben Ghrfolg finb
SBir euere« beftmöglichft jubefcbleunigenben gutachtlichen 83eria)t«,
mit Seöfügung ber über bie Sommumcation mit ben Sudjhanbs
lung«;$eputirten gehaltenen «ßrotocoüe gewärtig.
gerner tautet ein Schreiben ber Söücher=(5ommiffion an bie er=
mahlten $eputirten, batirt 22. Suni 1811, folgenbermafjen:
®urch SJcehrheit ber Stimmen ftnb bie hiefigen ©uchhänbler
$err Johann Mmbrofiu« ©arth
„ $aul ©otthelf Kummer
„ 6nod) dichter, unter ber Öirma: 3°hann ftrtebrich
ÖJlebitfch oon ihren ©ottegen ju $eputirten beo ben ju haltenben
©erathfdjlagungen, über bie beo 3hro ßöniat. SRajeftät oon ©ach&en
in ©etreff be« Seipjiger ©uchhanbel« gefcfjehenen S3erbefferung«*
oorfdjläge, ernennet worben, welche« ihnen mit ber 23orau«fefcung,
Digitized by Google
— 167 —
bafj fic fid> biefem (SJefdjäfte gern unb toiflig unterbieten toerben,
nterourcp oeiannt gemaust roiro.
$amit nun aber biejenigen ^unete unb fragen, über toelä^e mit
ilmen ju communiciren fetin wirb, oorljer genauer befttmmt toerben
tönnen, fo toirb nadjbenannten Herren ©udjfjanblungd $ejmtirten
hiermit bad in betreff biejer Angelegenheit eingegangene 9lfierf)öd;)fte
SRefcrijrt unb bieienige ®uj>pttd, melcfjc bie Oon einigen audtoar=
tigen 83ud)l)änblem getanen 33orfd>läge fetbft enthält, in Äbfdjrift
in itg ett) eilt, mit ber Veranlagung, juförberft tfyrc SJiemtungen t)icr=
über in einem enttoeber gemeinfa^aftlid) ober oon iebem befonberd
einjureia^enben Stuffafce binnen dato unb 14. Xagen unb l&ngftend
ben 8.ten Julii 1811, beti unterzeichneter ©e^örbe ju eröffnen, nadj
beffen Grfolg fobann bie münblirfjcn Konferenzen ftatt finben werben,
ßeipsig, am 22. Juny 1811.
SHe tfönigt. 6äd)fifd)c ©üd>er Commission.
e^rifttan 2)aniel ©ed. $er SRath ju Seidig.
3u insinuiren
ben Ijiefigen ©ud)hänblem
#errn Sßaul ®ottf)elf Kummer, ic.
5)emnac§ rjanbette ed ftd> alfo nic^t um eine bauernbe Ernennung,
fonbern nur um eine S93al)( oon $)ejmtirten ad hoc. @d fdfeint
nun, als toenn bie einmal ®etoäf)lten ftd) aud eigner üttachtootU
fommenrjeit, mit ober offne oorfjerige Genehmigung ber ©ücfjer;
Sommiffton überhaupt ober bed ©tabtratf)« ald berjenigen ©ehörbe,
meiner bie «uffid^t über gewerbliche ©erhältniffe juftanb, für per-
manent erflärt tjätten. gür biefe SCnnahme f^einen folgenbe ®c^rift=
ftüd e $u fpredjen. $)ie $)eputirten f chreiben an bie ©üd)er=(£otmmffton
unter bem 20. fcuguft 1811 (Soncept oon 3of>. flmbr. ©arth):
$ie (Sache felbft ift ju mistig unb in ifpren folgen für ben !jie=
figen ©ud) Ii anbei fo unberechenbar, bafc toir in ber an und
jüngft ergangenen Äufforberung, bie ettoanigen SBünfdje
bed ©ua)^änbler:Gremii für feinen SBohlftanb an ben Xag ju legen,
augleid) unfere Pflicht erfennen, @ro. ic. mit biefem neuen Sreigs
nifj befannt ju machen unb SHefetbe im Gahmen gefammter t)tc=
figer ©ud^^anblungen gehorfamft ju bitten, tc.
ferner lautet ein oon ftummer verfaßte« SRunbfd)retben,
roelcrjed ohne Abreffe, aber an bie übrigen Seidiger 23uchh<mb=
hingen gerietet ift;
P. M.
(Sie ^aben und bie ©t)« ertoiefen, und ju 3h«n Sejmtirten fcetj
ber ©ü<her*£ommifjion ju ertoählen. SBir toerben und ben allen
Vorfällen bemühen und %$xt% Vertrauend toürbig $u machen. —
Digitized by Google
— 168 —
2Sir haben nidjt allein bic un« oon einer ßflbl. »üchercommifeion
jur Beantwortung aufgegebenen fünfte über einige oon üerfdjie*
benen fremben ©u^^&nblern ben ber Regierung eingereihten fßox--
fliege, nadj unfern beften (Sintfcbten beantwortet, fonbem haben
aua> feitbem wegen ber neuen ßreignifce in Hamburg jc. eine SJors
fteUuna, eingereiht unb um aüergnabigfte SBerwenbung Sr. SRaj.
be8 Siönigd , ben ber ftranjöf. Regierung gebeten. Unb fo wer?
ben wir un$ and) ferner angelegen fetm lafjen &u tl)un \va$ mög«
tidj ift um für bog Söcftc beS J8uä)hanbelS ju wirden, auch uns
wo e$ nöthig ift öftren SRath barju erbitten. —
$)afe wir für unfere Bemühungen unb Bettoerfaumnifje nicht*
oerlangen, werben ©ie un« wohl jutrauen. 5>a e« aber boch an«
oermeiblich ift bafc baare Auslagen üorfaflen, bafbe für ju 9lat^e=
jiefwng eine* föechtäconfulenten, eine« Äbfdjreiber», für Stempel-
pappier ic. fo ift e3 nöt^ig hierzu eine Heine Cassa ju errieten,
wir erju^en %t)ntxt büf)er, fncrju Einen Thaler beantragen, unb
bemfelben an #crrn Barth ju jagten. SEBir werben nidjt unter=
lafjen %\)xitxi oon 3*« 5" 8«t SRedmung barüber abzulegen.
ßeipjtg ben 29. August 1811.
Paul Gottheit Kummer.
Johann ftmbrofiud s-öarü).
Carl Friedr. Enoch Richter.
Xiefe %xt ber (Sntftehung ber Deputation erflärt e« auch,
bajj, abgefe^en oon ber Änja^t ber Dejmtirten, nirgenbS etwa*
über bie 2Baf)l unb «mtsbauer ober über ßompetenj unb SReforfc
oer^ältniffe ber neu entftanbenen Vertretung ju finben ift. ®lüef=
licherweife finben fidj $utt&nglic$e Änbeutungen barüber in bem
Slrdnoe ber $eputirten, welches, wenn nicht öoUftänbig, fo bod)
jum größten Ztyil in ber SBibliotfjef be8 93örfenoerein8 oor^anben
ift $)affelbe fefct fidj jufammen aus ber ÜÄe^rja^t ber in bem
fogenannten Äummer'fdjen Ärchioe oor^anbenen Rapiere unb aus
ben ^rioatacten SEBilh- Slmbr. toaxtift.
$aul ©otu)elf Shnnmer (geb. 29. SJecember 1750, geft.
25. gebruar 1835) war einer ber §eroorragenbften unter ben 2eip=
jiger 95uhf)änblern feiner gelt, ein SKann, ber feine Gelegenheit
öorüberge^en lieg, für ba$ 3Bof)l be« gtagfjanbel* einjutreten.
(Sr war e3 ja, ber fcf)on 1792 in uneigennüfciger SEBeife bafür ge=
wirft §atte, ein gemeinfdwftüdjeä SlbrechnungSlocal für bie au8=
wärtigen Suchhänbler ju fchaffen; er wieberum hatte an ben 2)e*
putationen oon 1802 unb 1803 heroorragenben Slntheil. ftummer
unb SoJ). #mbr. öarth hatten femer f$on im Sahre 1810 ber Äönigl.
Digitized by Google
- 169 -
(£ommerä=Deputation iljre 3SBünfd)e betreffs ©erbefferung beS 93uct)=
fymbels bargelegt (ogl. hierüber bie lefcte 9JftScefle biefeS ©anbeS).
SRun würbe Kummer im Saljre 1811 jum Deputirten mit ermaßt
unb fungirte als ©orfifcenber ber Deputation big jum 25. gebr.
1833, an toeldjem Xage er fein Ämt nieberlegte7), feine« fjoljen
Älter* toegen (er tonnte fcf>on 1830 taum nodj auSgefjen), toot)t aud)
gcfränft burd) bie gegen feinen 3Bun(d) oon anbrer (Seite angeregte
Umgeftaltung ber Deputation. Dieje feine Stellung f)at ßummer
benufct, um eine mertf)Ooüe Sammlung oon bud)^änbterifd)en pa-
pieren anzulegen, welche, abgcfetyen oon jmei nid)t Inerter gehörigen
2)rucffad)en au« früherer geh, mit bem 3af)re 1789 beginnt unb,
oon anbrer ©eite (üietteid)t oon Dr. Bat $irjel) fortgefefct, bis
1840 reicht. Unter biefen papieren, n>ela)e nad) bem Xobe
Sß. &. Äummer'S oon beffen ©ol)ne (Sbuarb Kummer ber Depu=
tation ber Seipjiger ©ucf^änbler unb oon biefer fpäter ber 93ibIio-
tl)cf beS ©örfenoeretnS übenoiefen mürben, befinben fid) aud) bie=
jenigen ©djriftftücfe, roeldje baS Hrdno ber Deputirten bis jum
3af)re 1830 bilben.
Die $rioatacten oon 2Bilf)elm «mbrofiuS ©artl) (geboren
25. «uguft 1790, geftorben 1. Decembcr 1851, als Deputirter beS
fieipjiger ©udftanbels gemäht 27. December 1827, ©orfteljer beS
©örfenoereinS — ber erfte fieipjiger, meiner, auf ©orfdjlag oon
griebr. ^ertljeS, in ben ©orftanb gemäht mürbe — 1831/32 unb
1832/33, bann TOtglieb beS ©ertoattungSauSföuffeS 1834—51,
beS 2Baf)lauSfd)uffeS oon 1838 bis ju feinem Xobe) umf offen bie
Saljre 1830—1844 unb bieten eine güüe oon 9Raterial jur ©e=
}&)\d)tc ber ßeipjiger Deputaten oon 1830 an.
Diefe ©d)riftftä(fe tjaben ben befonberen SBert^, bafc fid) unter
if)nen oiele oertraulidje ©riefe befinben, toeldje bie Stimmungen unb
SKeinungen ber ©rieffdfreiber mit oollftänbiger Äufridjtigfeit mieber=
geben, bafc ferner oon ber auSge^enben Sorrefponbena bie £on=
cepte oorliegen, toeldje ben urfpränglid)en Sbeengang üiel richtiger
jetgen, als bie burd) Äenberungen, $inweglaffungen unb Äb=
fd)mäd)ungen fpäter für bie officielle SRein(d)rift präparirten
©tiefe»). -
*) SDa fid) gegenwärtige XarfteHung in ber §auptfad)e auf baS in ber
»ibiiotljet be« »örjenöereinS aufbewahrte $anbfd)rtftiid)e 3Raterial grünbet,
fann id) üon bejonbercr «uffü^rung ber OueDennQ^ttieife in ber Kegel ab*
fe^en.
Digitized by Google
— 170 -
Die officieöe ©ejeidmung ber Deputation lautete: „bie Sbtpn--
tirten be8 ©udjf)anbel8 ju Seipjig"; bod) fommen audj met)r fad)
abroetdjenbe ^Benennungen oor. Sin ©djreiben be3 ÜRatfjä com
29. 9coo. 1811 ift abrejftrt: „$ln bie bermaligen Deputirten be8
tyiefigen S9ud)t)cinbIer=Gremii. £>errn Solj. Ämbr. Skrtt) u. @e=
noffen". 3m 3at)re 1831 fdjreibt ber Natt) an „bie 83ucf)f)anblung8=
Deputirten". (Sin anbereS Schreiben beffelben oon 1829 ift abreffiri
an „bie #erren Sorftefjer ber Diepgen ©erren 93ud#änbter".
©ef).=9tatf) üon ßinbenau fdjreibt 1830 an Kummer al* „SBorftetjer
be3 Seidiger S3udjf)anbet3".
SBaS bie SCßat)len betrifft, fo war bie erfte berfelben burd) bie
©üdjer=(5ommiffio|t (§ofrattj $rof. Dr. ß^riftian Dan. SBecf unb
ben ©tabtratl) ju Seipjig) angeorbnet, tooftf aud) geleitet morben.
9c ad) bem Xobe t)on Sodann Ämbr. Sartl) giebt ber Watt) ben
Deputaten Kummer unb SRicr>tcr (8. gebr. 1814) auf, jur SBatjI
eines anbern „§anblung$beoutirten" ju fdjreiten. — Die 2Bat)l
fottte burd) oerfiegelte Stimmzettel gefd^et)en (e8 fommen jebodj
aud) offne harten oor), mar aber nid&t geheim; bie meiften ©timm=
jettel ftnb mit tarnen ober girma ber SBäljlenben unterjeidmet,
nur einzelne finb anonrmt. SBei ber 2Baf)( oon 1814 waren biefe
©timmaettel nidt)t an einen ber Deputirten, fonbem an g. (Sf>.
©. ©ogel abzugeben.
Die SlmtSbauer mar nid)t befdjränft. Der 1811 gemähte Stummer
amtirte fort bis jur Umgeftaltung ber Deputation im 3. 1833.
(Sbenfo blieben ofrne Unterbrechung im Ämte ber im gebruar 1814
an 3of). Ämbr. ©artt)'« Stelle gemähte g. ISf). SB. öogel unb
ber anftatt be8 in golge ßoncurfe8 ausgegebenen ©nodj 9^ict)tcr
im December 1827 erwählte 2öitt)elm Ämbrof. S3artl).
Die Detmtirten oerfefjrten mit oerfd)iebenen 93ef)örben, je nad)
bem betreff enben ©egenftanbe. Än bie ©üdjers(£ommiffion (bie
in ber SRegel aud) ben )öerfe§r mit ben f^eren ©teilen oermittelte)
Ratten fte SB. 1828 ein ausführliches Gutachten über ben Äön.
©ädtf. (Entwurf eine« ©efefeeS über bie rechtlichen 93crt)ältniffc
jtoijchen ©chriftfteüern unb Verlegern abzugeben, in bem u. Ä. bie
Semerfung oorfommt: „ber gröfjte ber ©eföäfte beS beut*
fct)en iBuc^r)anbeld mit bem Horben mirb oon ^Berlin aus betrieben".
3n bemfelben Sa^re Rotten fie ein (Gutachten wegen beS 9Refc
fatalogS ju erftatten. 3n folgen SBertoaltungSfachen, welche bem
Digitized by Google
- 171 -
©tabtratlje aücin unterftanben, War natürlich mit biefem ja öer=
fefjren. 55en 29. 9tooember 1811 fd)on crforbcrt ber SRatf) ein
QJutadjten wegen eines ©ehidjes be3 Dr. Slug. griebr. ftutpt in
^Berlin um (Srtljeitung be8 ^Bürgerrechts behufs ötabliffementS
eine« Äunft* unb 3nbuftrie*(5omptoir8. 3m Saljre 1830 »erlangt
berjelbe ein ®utacf)ten wegen SReoifion beS Ouatember=@teuer=
ÄatafterS. Unter bem 9., 13. unb 16. Slpril 1831 correfponbirt
ber|elbe wieber mit ben „$8ud$anblung$:$eputirten'', inbem er jur
2Baf)l eine« ©ud)f)änblerS als SBeififcer ju bem ftäbtiföen #anbelS=
geriete beljufs Xljeilnaljme „oorjugSweife an ben in ba8 33ud)=
f)anblungSs®efd)äft einfölagenben 93erf)anblungen" auff orbert. ©ierju
waren brei SKitglieber beö 83ud$anbelS befyufS 2luSwaf)l $u be-
nennen, boef) felbftoerftänblicf) feiner ber $eputirten, „weil", Reifet
es in einem ber ©djreiben, „Sfae 9Hitwirfung in ber Sigenfäaft
beS SBorftanbS ber f)iefigen 93udjf)anblungSfdjaft ben allen aü-
gemeinern, beren Sntereffe betreffenben unb oom f)anbelSgerid)t=
liefen SBeofifce getrennten Slngelegenfjeiten bem Sftatfje, wie injonber^
Ijeit ber Süc^er^ommiffion fortmäfjrenb erwünföt bleiben mufj
unb in ben oorfommenben Sailen in- Änfprud) genommen werben
wirb''. (GJewäfjlt würbe «Cbolp^ «oft)
SBon anbern amtlichen ©teilen erfdjeinen: bie ©tabtfteuer^
einnähme, weldje 1827 bie S)epurirten aufforberte, über bie
©lajfification ber Seliger SBudjfjanblungen jur Duatemberanlage
ifyr (VJut ad) ten abzugeben (baä beigefügte, mdjt oollftänbige unb
beSfyalb üon ben lanitirten meljrfacf) rectificirte öeraeidjmjj füljrt
14 Glaffen, oon 4 »f bis ju 2 f)erab, auf), unb baS Äönigl.
ßber^oftamt, weldjeS ben ©eputirten unter bem 29. SJloöember
1827 bie 9ftittl)eilung mad)t, ba§ bem «ßoftföreiber ^alife in
(Slaudjau „bie fid) erlaubte 2)ebitirung ber in ÖJot^a als 9kd)brucf
erföeinenben unb oon ba^er belogenen (SabinetSbibliotfjef beutfäer
eiaffüer unb beren Serfauf jofort unterfagt worben" fei. — $ie
fpäteren SSer^anblungen wegen ber oon ben 2)eputirten geäußerten
SGBünfc^c betreffe beS 93ud$anbel3 unb wegen Umgeftaltung ber
Deputation würben mit bem ÄönigL Gommiffar birect geführt
Sftur in einzelnen gätlen Ratten bie $)epurirten auf Anregung
aller ober mehrerer Seipjiger $8ucf|fjänbler ju tyanbeln. 3m 3aljre
1816 Ratten mehrere 83ud$änbler oerlangt, eine SBorfteKung gegen
ben $anbel ber Antiquare mit roljen 33üd)ern bei ber 58ücf)er=(&om=
Digitized by Google
— 172 -
mtffion madjen, bie Deputrrten and) ein foldjeS ©djreiben ent=
worfen. 3m 3af)re 1829 proteftirte bic (äJefammtfyeit ber Seipjiger
93ucf)c)anblungen gegen Verlegung beS SßoftgebäubeS aus ber innern
©tabt in bie SSorftabt. — Dann war auef) Slnforberungen (Sinjelner
ju entfpredjen, fo in ben gälten, wo bie Deputirten Seipjiger ober
au8wärtige $Bud)f)anblungen ju tarken Ijatten.
9Son einzelnen Seipjiger 93ud$änblern, weldje fidj an bie
Deputirten wenbeten, fjabe id) noef) ©ruft SHein8) gefunben. Diefer
^atte fief) 1825 in einer Sßriöatangelegenljeit an bie Deputirten
gewenbet. Äummer fdjreibt barüber an feine 9Kitbepurtrten, ofyne
jeboefj bie fragen , welcfje Siein tyatte beantwortet t)aben wollen,
näf)er ju bejeidjnen. 9fcur ba8 Sine get)t aus bem 93riefe f)erüor,
bafc &lein oon Kummer oerlangt fjatte, biefer fottte if)m über ben
(Empfang feiner ^ßaefete quittiren. Äummer f)atte biefeä Änfinnen
abgelehnt, weil er bann in ben gall fommen würbe, jäfjrlid) über
100,000 an feine Kommittenten eingefjenbe ^aefete, benen ebenfalls
100,000 oon biefen auSgefjenbe entfpräcfjen, quittiren yx müffen;
eine münblidje (Srnpfangäbeftätigung foüte er erhalten, wenn er
jebeämal über feine Auslieferung ein SBerjeidmifj aufftcücn wollte,
ßlein fjatte fid) aber bamit ntct)t jufrieben erftärt, oielmefjr
auf fdniftlidje Ouittung gebrungen. (Snod) föidjter ift mit Kummer
ooHfommen einoerftanben. „SRadt) meiner SIReinung", fefct er f)inju,
„füllten ©ie fidt> mit biefem erbärmlichen 9ttenfdjen gar nict)t meljr
bie SKüfje nehmen". SSogel ^atte Älein'S Verlangen bereits be=
antwortet, als er Jhimmer'S 9ftittf)eilung erhielt. 㤊tte id),"
fdjreibt er, „biefe früfjer gehabt, fo würbe id) if>n gar feiner S(nt=
wort gewürbiget fjaben — benn biefer ftreitfüdjtige unb unoerträg;
lidje SD?enfdt) terbient feine beffere S3ef)anblung". — 2lm 21. 9co=
oember 1828 l)attc (Srnft Älein wieber bei ber Deputation angefragt:
„Söann ift bie 8uc^änbler=*Ki(§aeliS=2Reffe, ober üielmefjr wie
lange bauert biefetbe, befonberS in ©etreff oon Saugen, welche
auf biefen Dermin auSbrücflid) geftellt ftnb unb 23ud)f)änMer gegen
©udjfjänbler betreffen?" Darauf antwortet Kummer:
bafj fowoljl in ber Öfter; als 3Jciä)aeIis*SKef}e Sangen gegen
SBedjfel ben Donnerfitag, gegen Slnweifungen aber ben fjre^tag in
ber 3fll)lwoä}c geleistet werben müfjen. 9ted)nung3s3af)lungen ge«
tdjefjen in ber Dftermefee beöm Slbfdjluffe ber SatyreSreäjnung. —
Der ©ommi&ionair aber leiftet bie 3o^lungen für feine Sommit;
Digitized by Google
— 173 —
ienten, in ber Dftermefje wenn er mit Abrechnung mit benett
Öremben tjtcr anroefenben #anblungen fertig ift. 3n ber 3RidjaeIi3:
me&e aber teilet ber dommiffionair bie 3öWungen für feine dorn*
mittenten fobatb er Auftrag unb ©etb barju befommt.
$)er, im ßoneept roieber geftricr)ene, ©ingang biefer Eröffnung
lautet: „SBenn ©ie nicht 3^rer Se^rjeit attjufrühe entladen
toorben mären, fo mürben Sie fdjon in S^rer ßef)re gelernt tjaben,
ma« Bcüm $anbel ©ebraudj märe, unb mürben un8 nict)t mit fo
fonberbaren Anfragen behelligen". —
93on folgen Angelegenheiten, roeldje bie 3)eputirten au« eigner
SSnitiatioe in bie $>anb nahmen, führe ich beifpielsmeife an bie im
Sarjre 1812 erfolgte Eingabe gegen baS ßönigt SWanbat rjom
10. Auguft beff. 3. unb eine am 25. SRooember 1813 erlaffene
Aufforberung an bie ßeipjiger Soüegen ju patriotifchen ^Beiträgen
für ben 93anner ber fäcfjftfchen greimiHigen. ((58 fam herauf oon
29 23eitraggebenben ein SBerrag oon 413 *f ein.) —
2>ie Sermaltung ber Deputation tvax eine jtemlich patriard)a=
lifcf)e. SBon gü^lung mit bem ©remium ber Seipjiger 93ud)hcmb5
hingen finbe ich nur Anbeutungen, ba jj in ber Dftermeffe Son=
ferenjen abgehalten würben. Als bie $eputirten burd) 3mmebiat=
eingäbe bei ber ÄgL ©ächf. Regierung gegen bie ©eftimmungen
beS 2Ranbat3 Dom 10. Auguft 1812 eingefommen maren, t^etlte
ihnen bie 99ücher=(£ommiffion am 18. Sanuar 1813 ein bezügliches
Äöntgl. SRefcript mit, unb erft bann matten fie ihren SÜcanbanten
Sftittheilungen über bie ganje Angelegenheit. — 9Ran fann jeboch ben
3)eputirten roegen biefer primitiüen Art ber ©efdjaftSführung fei=
neu Sorrourf machen; fie entfpraa) Durchaus bem ©eifte ber ßeit
unb ber bamalS allgemein üblichen SBermaltung aller öffentlichen
Angelegenheiten. —
io\t auyiaujenDen JfO]ten mußten ote A)epunrten groKtentgeu»
aus ihren eignen SÜcttteln beftreiten. Anfangs hai*cn 24 93uct)=
hanblungen — oon allen ßeip^igern — je einen Xfyaluc in bie
ju bilbenbe gemeinfehaftliche ßaffe eingejagt. $>ie fpäteren Siquiba*
tionen beS $Recf)tSconfulenten, foroie anbre Auglagen follten oon
Qzü 8e^ repartirt roerben; aber mehrfache Anbeutungen (äffen
annehmen, bog bie SJeputirten nicht mieber ju ben oon ihnen oer*
legten ©elbern gefommen finb. 2$on ber Öpfertuifligteit beS ba=
maligen SöuchhanbelS in gemeinfamen Angelegenheiten giebt fol=
Digitized by Google
— 174 —
genbe ©teile au8 einem oon Kummer im Safyre 1820 an §oroath
gerichteten (Schreiben ein nicf>t gerabe erfteuüct)eS SBitb.
Sil« 6ie in ^rioatmi&tjeliigieiten mit ©chlefinger oermicfelt
waren, giengen <Sie hier ju §errn Dr. <3>üntf)er unb liefen ©ich
biefen als 9tecf)t3confulenten bienen, retfetett aber bon ^ier ab
of)ne ihn ju fragen, was @ie ihm für feinen geteifteten 93etiftanb
fchutbig waren. Ät$ berfelbc Syrern ©ommiff. $m. Sögel eine
Liquidation öon 3 *f gab unb biefer fie Shnen jufanbte Oer;
weigerten 3ie bie ßahtung unb mir mußten foldje um 3hre unb
be3 ganzen SBnchhanbelä (Sljrc ju retten aus unferm ©eutet jaulen.
©djon 1803 . . . ba würben ßirculare unb auch bie S3efcf)lüffe
in einem befonbem Xractat gebrueft unb an alle ©ucf$änbler oer=
t^eilt. SBenn boch auch nur ein einziger ©uchhänbter gefragt
^ätte: wer jaf)U bie 2)rucffoften. 3<h unb ©oefajen haben fotehe
an« unferm ©eutcl befahlt.
(Sbenfo f)abe ich, Söget unb dichter im oorigen 3at)rc an
#rn. Dr. ©üntt)er ^76. 12 # bejaht too nicht @in ©rofehen
für einjelne ßeitojiger Angelegenheiten mar, fonbern alle« in 2ln;
gelegenhetten beS ganzen ©uchhanbel«, tuo befonberS luötjrenb ber
ÜriegSjahre immerwährenb etwa« tiorfiel, wogegen wir öroteftiren
unb appcfliron mußten unb woburch mir gewifj manche« liebet ab-
gewenbet hoben.
3ch habe bie „fcenffchrift über ben SBüchernachbrucf" gebrueft,
habe 50 (E^rf. in «tla« binben {offen, welche an bie dürften unb
©efanbten bemn SBiener Songrefce unb auch h*mach betim 93unbe«;
tage finb oertheitt worben unb bie befte SBirfung gett)an haben.
3cf) habe feinen (Srfafc bafür oerlangt, nur fanbe ich i*bem Such'
tjänbler 1 ©jpt. für 12 ober 8 # netto. 3eber ehrliebenbe
©udjbänMer Ijätte folche« boch mohl in feiner ©ibtiotticf aufstellen
unb mir baburch 8 # ju meinen .gegen 200 *f betragenben ßoften
beitragen foüen. 3«h fann aber beweifen, bafc faum 30 ba« ges
fanbe einige Expl. behalten haben. — SBaS foü man baju fagen? —
derart geftaltete ftd), abgefehen üon ber Xf)ärigfeit, welche bie
Xeuutirten in ÖJemeinfchaft mit auswärtigen ©uchhäublern im
Sntereffe be« ©efammtbuchhaubel« entwicfelten, unb welche an ihrer
©teile Erwähnung finben wirb, bie Vertretung beS Seidiger 93uch=
hanbels, bis im Söhre 1830 auf äufcere ©eranlaffung eine Um=
geftaltung angebahnt würbe.
Saut einer 9J?ittheilung be« ^mnblungSconfulenten Dr. SSiN).
SBiefanb an bie $>eputirten, batirt 3. SRärg 1830, hatte man
höheren Ort«, mit ©ntwerfung einer ®ewerbe=Drbnung befchäftigt,
bie £>anblungS=$)eputirten unb tframermetfter (bie Vorfteher ber
Digitized by Google
- 175 -
$ramer=3nnung ju ßetpjig) ju ^Beantwortung oon 27 auf baS
faufmännifche ©efchäft SBejug f)abertben Anfragen aufgeforbert.
($)er 93u(^f)anbcl war übergangen worben.) £>ie §anblung«*
beputirten unb föramermeifter bitten nun bie $)eputirten be«
ßeipjiger SSuchhanbel« um ihr ©utachten über grage 25 („finben
in «nfehung be« 93ucf)f)anbel3 nicht @igent^ümtic^feiten Statt, oer=
möge bereu es bebeneflich feön mürbe, jebem jum ©anbei überhaupt
©efugten ohne ©eitere« ju geftatten, fidj nach 93eticbcn auf biefe
<5Jefdjäft8brancf)e ju werfen ?") unb grage 26 („3ft e« angemegen,
bajj jeber ©uchbruefer eo ipso auch jum SBuchhanbel befugt feh?")-
2)ie Xeputirten gaben unter bem 18. ÜRärj 1830 ein au«=
füf)rlid)e3 (Gutachten ab, aber nietjt allein über bie bezeichneten
beiben gragen, fonbem auch über bie meiften anbem. Sfyre ^aupt=
fädt)tidc)ften ©emerfungen ftnb folgenbe. Qu grage 1, welche bie
oerfdjiebenen ©attungen ber #anbel8gefd)äfte aufsäht, unb jmar:
a) ©inlauf öon Sßrobucten unb SBaaren, in ber Äbficht fie mieber
ju »erlaufen, b) 9Bedt)fet= unb ©anfgefchafte, c) (&ommiffion«=
gefd)äfte jum (Sinfauf unb Verlauf oon SBaaren unb SBechfeln,
a; jucanuyactur= uno tfaortiunterncnmungen, e; ^peottton&geicöaTte,
fj Hffecuranagefdjäfte, wirb ber 3ufafc gewünfeht: g) 93uch--, 2Jcuftf=
unb ShmfthanbeL 3ur 4. grage („Sollen bie ©rforberniffc be=
ftet)en a) blo« in ber (Erlangung eine« gewtffen Alter« [etma
25 3af)re] ober b) in bem 9cachwei« gewiffer £et)r= unb ®iener=
jähre, ober c) in bem SBefifce gemiffer ßenntniffe unb gertigfeiten,
ober d) in bem SRachwei« eine« gemiffen Vermögen«, ober wie
finb foldje fonft ju beftimmen?") mirb noch al« äwecfmäfjig oor=
gef plagen: e) ba« geugttife breier anerfannt rechtlicher 9ttänner
über Aufführung, ©runbfäfce unb ©haratter. @in folche« geugnifj
mürbe bie oorgefchlagenen Prüfungen erfefcen fönnen. —
<Die ^Beantwortung ber grage 24 („3ft ber @afc: ba& ber
Kaufmann mit Allem Ijanbetn bürfe, abgefef)en oon etmauigen be=
fonbem fidjerheit«s unb gefunbheit«poli$eilichen SSorfchriften —
gar feinen Limitationen ju unterwerfen?") ift für bie bamaligen
Anfchauungen fo charafteriftifch, bafj fich eine wörtliche SBieber*
gäbe rechtfertigt. $)ie Antwort lautet:
ad § 24 ift gerabe in ©ejug auf 83ua> Sftufifc unb Shmfc
hanbel fpeciefle Aufftcht ber Regierung mehr al« in irgenb einer
$anbel«branche nöthig, unb bie ©onftatirung befonberer ©eljörben,
Digitized by Google
- 176 —
Wie Genforen, ©üchercommifeion ic ferjr Weife unb banfenäwertb.
©leibt bie (Eenfur bei ben minbeftbeengenben, au* ber natürlichen
®eifte«fretheit be3 SRenfchen unb bem ©tanbpunete ber erlangten
(Sultur hertwrgehenben adjt Rumänen Don jeber öerfönlichen SRütfc
ficht entfernten ©runbfäfcen: fo ift jte ein ba« ©ute unbebingt
förbernbe« unb ben #anbet feineSWegg ftörenbe« 3«ftitut; bie
s-öüd)ercommifeion aber würbe eine, im) er er #anbeldbranche eben:
faß* bei weitem erforiefjtichere SBirfung äußern, wenn ihr mehr
Seben oertiehen, mebr X^ätigteit angemutet unb fi e nietjt blo$
atö eine beridjtenbe unb confultatibe Unterbehörbe betrachtet, öicl=
meb,r it)r ein eigener ©eamter confrttuirt tt)ürbc, ber SBuäV 3Jhifi?=
unb ßunfthanbel nebft allen mit benfetben jufammenhängenben
herfteflenben ©emerbsbrandjen al« feinen alleinigen ©eruf eben
fo ju inföiciren, at* in öorfommenben Größen fofort $u ent;
Reiben tjätte.
3u Jrage 25 wirb barauf htngewiefen, bafc bie ©ef)örben ba«
(Stablif jement neuer @efd)äfte bisher ju leitet geftattet unb babiird)
erhebliche SRachthetfe für bie fdjon befte^enben §anblungen herbei*
geführt Ratten, @rmünfcht märe eine föeotfion ber gefammten
©uc3t)^anbtungg-®efe|gebung unb „Sonftatirung" eine« neuen 93uct)
hanbelSgefefce«. ®anj befonber« mürbe ba« buc^änbterifdje Gom=
miffionswefen in Setygig recht genau in« Äuge ju f äffen fein, fo
bafj nur wirtliche 99uc^^änbler jur Ueberoahme oon (Eommiffionen
autorifirt mürben, Uebernahme oon (EommifftonSgefcfjäften „in ber
^erfon bürgerlicher Nahrung Sreibenber, SKarft^cIfcr, Gramer unb
©pebiteurS" nid)t mehr oorfommen fönnte. — 3u grage 26
roirb bemerft, bafj e« !einem ©uchbruefer benommen fein tönne,
felbft ju oerlegen, bafj er aber, menn er biefen ©erlag felbft ju
oerfaufen fich geneigt fühle, ba« SRecfjt 93uct)f)änbler ju fein befon^
ber« ermerben müffe. — ßu anbern fragen mirb gefagt, bafj bie
©eftimmungen be« Stntiquarhanbel« rcdt)t genau ju „conftberiren",
bie roegen ber Äuctionen ju reformiren fein bürften.
Sluf ©egehr be« bamaligen ©irectorS ber Äönigl. Oeconomie*,
9flanufactur-- unb (Sommerjien;$)eputation, ®et). 9tatf)S üon ßinbenau,
Ratten hierauf bie fceputirten in ber 3ubilate=9)fcffe 1830 bem*
felben, mit münblichen Erläuterungen, ein Memoire überreicht, in
metchem fte bem 2Bunfcf)e SluSbrucf gegeben hatten, bafj bie ©tel=
lung ber ©uchhanbel«=$5e$mtirten unb ihre gunetionen fefter be=
ftimmt unb nach Sinologie be« ©erhältniffeS ber §anbel8-3)eöutirten
unb Äramermeifter regulirt werben möchten. ©ei ©üecification
Digitized by Google
- 177 -
ber fonfttgcn SBünfche beS 99uchh&ubelS Ratten fic befonberS fol=
genbe fünfte betont: 1., freiere SBeftimmungen wegen ber Senfur;
2., betreff S ber ©ücher=(£ommiffton: „(£rhcmin9 berfelben ju einer
eigentlichen 23uch;, Äunft- unb mufifhänblerifchen, jugleidj 93üct)er=
hanbel unb SBudjbrucferei umfaffenben ©ehörbe; babei feftere $8e=
ftimumng in ber ©uchhanbelsbeputation unb bereu gunetionen;
Sitte um unmittelbare Sftittheilung an lefctere oon allen ben 93uch=
hanbel betreff enben Angelegenheiten, fo wie um Berufung ber
SDeputirten jur SHitberatlmng in allen ben $anbel insgemein
betreff enben ©adjen"; 3., geftftellung ber 9flecr)te jnnfdjen <Scr)rift-
fteßer unb Verleger. 4., „SGadj bem SEBunfc^e ber auswärtigen
93ucr)r)önbleT fofl ßeipjig jwifchen ben Dftermefjen möglichfte (£on=
trolle über bie S8ud$änbterfirmen aller Orten insgemein hait&=
haben, es märe bafyer wof)l fet)r jwecfmäfhg unb jeitgemäfe, baft
ftriftefte Kontrolle minbeftenS für bie im Söereidje ber ©ränjen be$
Königreichs ©adrfen beftehenben girmen, neu errichtet werbenben
(StabliffementS unb neu erfdjeinenben Artifel ber Seidiger 23ücher=
©ommiffton jur Pflicht gemacht würbe". 5., 3ujiehung ber 93üct)er=
(Sommiffion als affiftirenb bei bem fummarifchen ©erfahren in
Sechsfachen nach §anbelSgerichtSbrauch bei buch-, ntuftt* unb funft=
hänblerifchen gätten. 6., 3)afj bie vis privilegii burch Sinjetchnen
jebeS neu erfcheinenben SöerfeS in bie Sßrotofotle ber ©ücher-
©ommiffion, unter SGBegfaü ber bisherigen (Gebühr oon 1 %$U.,
unb burch Abgabe jmeier (Sremplare (für bie 35reSbner £anbeS=
unb bie Seidiger UnioerfttätS=93ibliothet) erlangt mürbe. „SBaren
nun bei ber (Srmäfcigung ©r. ÜJiajeftät beS ÄönigS oon ben fonft
üblichen ^ 10. — auf ^ 1. für ben ©tempelbogen bei ®elegen=
heit ber Erlangung eines privilegii bie Liquidationen ^ieftger
93ücherinfpection für Snfinuation an bie 93uchhcmb(ungen immer
*f 4. circa, fo betragen bermalen fo!ct)e Liquidationen circa *f 20.,
WaS wohl abjufteUen wäre". 7., Söerbietung beS 9tachbrucfSüer=
faufS beutjdjer fowohl als auSlänbifcher Literatur in ©achfen, in
specie in ßeipjig. 8., (Srniebrigung ber 3°ßfafee für in 2)eutfch=
lanb erfdnenene SBerte. 9., SBerücffichtigung ber bei Begutachtung
ber bie neue ©ewerbeorbnung betreffenben gragen gemachten 93e=
merfungen. 10., Abfchliefjung oon SarteHS mit allen beutfehen
©unbeSftaaten. — Anbre SBünfche waren für fpätere Seit oor=
behalten.
«rdiio f. «ef*. b. 5>eut[*en Söud*. VIII. 12
Digitized by Google
- 178 —
hierauf erfolgte unter bem 8. 3uni 1830 ein ©efcfjeib beS
SabinetS^ÜKinifterS oon fiinbenau, ba^tn lautenb, bafj bic Röntgt.
Sommer^ien Deputation finbe, wie ein unmittelbares GSinfcfpreiten
jur föealifirung biefer Söünfdje aufcer iljrem SBirhmgSfreife liege,
bafc eS audj inSbefonbere auf geftfteHung ber SBer^ättniffc beS
©u^nMer=Gremii gegen bie übrige tauf mannhaft anfomme.
2Ran ftcHc ba^er anleint, nad) Vernehmen mit ben §anblung3*
beputirten unb Äramermeiftern, nötigenfalls unter 9tü(!fyracf)e mit
ben Sonftituenten ber beputirten, ein SRegulatio $u ferrigen unb
ber Sommer jien= Deputation oorjulegen.
©o weit waren biefe Verfyanblungen gebieten, als, of)ne
gmeifel unter bem Sinfluffe ber burd) bie franjöfifdje 3uli=SReoo=
lution audj in 2)eutfd)lanb unb fpeciett in ©adjfen hervorgerufenen
^Bewegungen, folgenbeS ©djreiben bei ben beputirten beS SBud)=
ImnbelS ju fieipjig einging.
Sin bie $erren beputirten beS Seipjiger SBud)lmnbelS.
®eeljrte Herren!
©djon feit längerer 3cit werben Sie mit uns gefüllt haben,
bajj bie Wrt unb Seife ben Vertretung ber hiefigen SBudjhänbler*
Corporation, ju welker bie SBaljl berfelben (Sie berufen hat, nidjt
mehr mit beu Slnfprüajen ber fttit im (Sinffang ficht, Woburdj
3hr befter SöiUc nid)t oermoa^te ftetS ben $lnftcr)ten unb ber 3u;
friebenfjeit afler 3^er (Sollegen §u entfpred>en.
bie geftiegene £al)l ber tjiefigen 33ud)hanblungen; ilire 9Lb-
hängigfeit unb ifir (Sinflufj auf ben gefammten bcutfdjen, ebenfalls
aus allen früheren Verl)ältniffen getretenen, SSudjfyanbel , üerlangt
eine jahlreidjere unb baburdj tätigere, ber ©eift ber 3eit üerlangt
eine offnere Vertretung, bie gemifj feegenSrciäje (Erregung in unferm
geliebten Vaterlanbe, weld)e aud) für unfer ©efdjäft bie widjtigften
Verhanblungen unb ©eftimmungen herbeiführen wirb, t)at in ben
unterjei(f)neten greunben bie Ueber$eugung begrünbet: bafe eine
aeitgemäfee Erweiterung unb Veränberung biefer Vertretung ein*
treten mufe.
Unfre h°d)ad)tungSüolIen unb freunbfdjaftlidjen ©eftnnungen
gegen ©ic, geehrte Herren, ber bant meldjen wir Shnen für bie
bisherigen, bem allgemeinen SBo^le unferS ©cfdjäftS gebrauten
Opfer, fdjulbig finb, unb welaje wir hier gern auSfpreajen; fo
wie unfer aufridjtigfter SBunfdj, bafj ©ie aud} ferner biefem ffiir=
fungSf reife fidj niajt entziehen möajten, laffen uns aufridjtig
wünf^en, bafj bie an Gine f»o^e fianbeS; Regierung beSfjatb ju
maa>nbc Vorftcflung unb S3orfd)läge bou 3h»«1 ausgingen, weS=
^alb Wir audj gern oermeiben biefen Seilen unb nadjfteljcnben
Digitized by Google
— 179 —
SBorfdjlägcn, burdj jaf)lreidjem ©eitritt unferer Kollegen bcn ©djein
entgegengefefcter ©efinnungen ju geben.
1., $a$ Comite beS Seidiger 93ud)f)anbel3 möd)te fünftig auS
12. SWitgliebern beftetyen.
2., $ic Satyl berfelben geföätye üon aßen gefefctid) anerfannten
©udjtmnblungen unfrer ©tabt, na$ einem leicht ju beftimmenben
2Bal)l*3Kobu3 auf 6. Safjre, unb amar mit breijätyrigen Austritt
oon 6. unb SBaljl neuer 6. SKitglieber. ©eti ber junad)ft ftatt=
finbenben 2Bal)l mürben batyer jur Seroollftänbiguna, be* Comite
nur i- idj 9. SKttgtieber §u mahlen femt, unb biefe 12. mürben
für'3 erfte unb alleinige SRat unter fid) burd) baä 2oo3 beftimmen
meldje 6. in 3. 3Q^rc" austräten.
3., SBieberroafjlbarfeit für ben Austritt beftimmter äRitgltebcr
möchte geftattet fetm.
4., XaS Comite möchte unter fidj burd) ©timmenmet)r!jett unb
auf ein Satyr roatylen:
a) ein öorfifcenbeS SHitglieb, metdjeS bie ©ijjungen eröffne,
biefetben leite, unb bei) SIbftimmungen eine bopüctte Stimme Jwbel
55)affetbe mürbe in Slbmefentyeit crmädjtigt fetin, feine Function
unb feine jmeite ©timme einem anbem itym beliebigen SJUtgliebe
beS Comite ju übertragen.
b) einen ©efretair, meldjer baS Sßrotocoll ber ©ifcungen füfjre,
biefeä am ©djluffe berfelben referire, unb bie fdjriftlidjen 2lu3s
fertigungen madje, roeldje bie $ülfe eines 3ted)t3freunbe8 nidjt er=
ijeifdjen.
c) einen 2lrd)iöar, metdjer für georbnete Mufbemafyrung unb
teidjte SRittfjeitung ber üom ©e!retair üjm ju Übergebenben munbirten
^rotocoUe, fo roie beS übrigen fdjrifttidjen unb gebrutften @igen=
tfmmS beä Comite ©orge trage. Stym fönnte öieHeidjt auety ber
nodj unb fpäter ju beftimmenbe SBirfungSfreifj eines Cassirers ju=
georbnet werben.
5., $a8 Comite mürbe bie föedjte be3 ©udjlwnbeta mögtic^ft
fdjüfcen, unb bemüht fenn bei unfern fo mie bei fremben £anbe3=
betyörben, burd) SJorftetlungen unb SSorfdjläge: (Srleidjterung u.
©eförberung ber 2>rurffreit)eit unb beS bud)t)änblerifd)en SerfeljrS
ju betonten, fo mie nad) Stwen burd) 9tatf) unb SBermittclung ju
nüfcen otyne bie 3freif)eit beS &anbel3 &u befdjränfen.
6V 3«ocm 93ud)f)änbler mürbe eS geftattet fetin, burd) ein 2Hit=
gtieb bcS Comit6 Anträge jur Erörterung oon allgemeinen ober
befonbern Angelegenheiten ju madjen.
7., 93eti mistigen SSertyanblungen unb ©eftimmungen fönnte
burd) ©timmeumefjrtyeit entföieben merben, ob eine allgemeine 2lb=
ftimmung ber Korporation nötljig fetj, unb öorgenommen merbe.
8., 8u einem gültigen ©efdjluffe beS Comite mürbe flnmefens
tyeit oon 9 äKitgliebern nottymenbig fetin.
12*
Digitized by Google
— 180 —
9., ©te ©ifeungen möchten geregelt, oiefleicht ade 2. Sttonate,
unb auf Antrag be8 oorfijjenben SJcitgtiebeS auch aufeerorbentliche
©ifoungen ftattfinben.
10., 5)ie Sttufifhanbtungen möchten einzuleben femt: aus ihrer
SKitte einen $ebutirten ju wählen, melier ben ©ifcungen be$
Comite ftcf) anfehtiefeen !önnte, unb attaaSregetn roetdje beibe ®e=
fchäftsjmeige betreffen, burch töatfj unb ©entritt unterftüfee.
11., 3n einer jährlich anporbneten (Biel) ©ifcung, motten
münblicb, ober fdjriftlich ber Corporation bie drgebniffe ber SBirf;
famfeit be8 Comit« s mitgeteilt iu erben; bielleicht märe auch ein
©eamter be$ Comite anjumeifen aufcer biefer 3«t berechtigte
fragen ju beantmorten.
Snbem mir O^nen, geehrte Herren, unfere borftetjenben SSünfche
unb SSorf erläge borlegen, bürfen mir mohl mit ®emi&heit einer
balbigen gefälligen Antwort entgegenfehen.
(Genehmigen ©ie bie miberholte SBerficherung unferer matjren
Hochachtung u. Ergebenheit.
ßeiüjig, b. 12. Dctbr.
1830. Julius A. Baumgärtner
F. A. Brockhaas
Carl Cnobloch
Ernst Fleischer.
Friedrich Fleischer
Adolf Rost
Leopold Voss.
Weidmannfche ©uchhbl.
$)a8 treibenbe (Slement biefer Bewegung fcheint Seoü. SBofj
gemefen ju fein. 95on feiner §anb ift bie Ueberfchrift be8 bor=
ftehenben ©riefet er mar e8 auch, ocr benfelben noch am 12- Dc-
tober an Söget fanbte.
3unächft fdjlug nun unter bem 13. Dctober g. (El). 2B. SBogel
feinen SKitbe^utirten ®. Kummer unb SB. %. 33arth eine freunb=
fchaftliche SBejöredmng unb SBeratfymg über ben berührten ®egen=
ftanb bor, beren föefultat in bem Äntmortfchreiben ber $eöutirten
$u fuchen ift.
(Sine bon Hummer entworfene, (ebenfalls nicht abgefchtefte,
Slnrmort lautet:
$5a mir auf Äönigt. Söefehl ermählt oon hiefigen SWagiftrath
betätiget morben ftnb, fo fönnen mir ju ber »erlangten Slbänberung
für un3 fetbft meber einftimmen noch mitmirfen. Sie müfjen fich
mit biefem ©efuche an bie Regierung menben. SBir felbft finb
fehr gern erböthig unfere Stetten nieberjulegen unb an anbere melche
mehr ju bemftrfen glauben übertajjen. — £afj ©ie ju glauben
Digitized by Google
- 181 —
fdjeinen mir mären müfjig gemefen unb Ratten nid)t(» jum Seften
beS ©ud)ljanbete getfwn, baS fommt moljl bafjer meü bie mefjreften
»on 3ftnen erft feit furjer 3eit etablirt ftnb unb baf)er oon
fielen tttc^td toi&en, mir aua^ nidjt fo rutmtrebig maren oöc«
ma« mir traten auSjuüofaunen. Snbefeen fönnen mir nid)t ums
t)in liier nur einiges maä burrf) und betuürft morben ift ^icr an=
jufüt>ren. (99et) (Sinfüljrung beä neuen Äcci&sXarifS tourbe ber
(SingangSjotl für ben Zentner ©üdjer auf 8 gr. unb für ben
©entner ßupferftidje unb Sanbäjarten auf *f 2. 12 gr. gefejt;
burä) unfere SBorfteflung bedürften wir bafj ber ©entner ©üdjer
auf 4 gr. Sufcferftid)e unb ßanbdjarten aber auf *f 1. f>erab*
gefejt morben, unb bafj fogar ßuöferftid)e unb Sanbä^arten, wenn
fie SBüdjern beigeöadt ftnb, benen ©üdjern gleid) nur 4 gr.
Dom Zentner jaljlen.
©o ift e§ unfer SBerf bafj, SBürttember(g) aufgenommen, mit
allen $eutf<§en ©taaten ein Vertrag megen 9tad)brutf gefdjlofcen
morben ift, au$ fetbfl in Stuttgart arbeitet bereit« ein SJttnifier
an einem folgen Vertrage unto mir haben befjen (Srfä^einung
balbigft $u ermarten. Um ben 9tad)brucf in Defterreid)ifd)en
©taaten ju unterbrürfen fjaben fid) unfere Sorfatjren betmafje ein
ganjeS 3af)r*)unbert bergebtid) SCRü^c gegeben, und ift aber burdj
unfer eifriges ©eftreben gelungen baS ©erbotf) bafj in Defterr.
©taaten nichts meb,r naa^gebrueft werben barf, &u erlangen, ein
Umftanb ber gemtfj oon ber f)öd)ften 3Bid)tigfeit ift. Unfer SBerf
ift e3 bafj baS Socat ber 53örfe oergröfjert toorben ift unb bafj
fogar bie Regierung ben attietfoinfj bejaht.
©o f)aben mir burd) unfere SSorfteßung bewirft bafj in Bresben
bereit« an einem neuen ©enfurgefefce, fomie aua) an einem ©e=
fefce meldjeS bie föedjte ber ©djriftfteücr unb Verleger beftimmt,
gearbeitet mirb.*) S)a mir biefeS in öftrer 93ittfd)rift beSmegen
*) Sin bei ben Äcten beftnblittjc« ©tart enthält nadjftefjenbeS „Skrjeidjnifj
ber feit bem Safere 1824. an bie ludern ©etjörbeu oon Seiten ber Xepurirten
beS SJeipjiger ©udjtyanbelS genuteten SSorftettungen".
1., $orftettung an @. JpofjeS &innna=(£oüegium oom 19. SJtärj 1824. bie
oon ber Jiefigen §anbel3:2lbgaben--©cl)örbe getroffene Auslegung beS
XarifS über Rupferftidje unb Sanbdjarten betr.
2., «orfteflung an (£. $ob,en Äirdjenratb, oom 24. ©ept. 1828. toeaen 93er«
toenbung bei ber gegen ben Snljaber be* bibliograpljifdjen ynfiitutS
2Weoer $u Wotfaa anhängig gemalten Unterfudmng.
3., $e8gl. an bcnfelben oom 8. 3>ecbr. 1828. wegen ber oon bem fBiblio=
graptjifdjen $nftitute *u ©otlja unb fpäter in tReiningen ju befurdjten*
en SRactybrürfe unb Wittag balnn, bafj bura) eine uebereinfunft mit
SHeiningen biefe »eeinträdjtigungen abgetoenbet werben.
4., 2>e«gt. an benfelben oom Januar 1829. megen SKilberung ber ßenfur*
©ejefce unb nötiger f^ret^eit ber ^reffe in 6ad)fen.
5., SorfteQung an baS ©eb,einte Sabinet Oom Januar 1880. unb (Hefud)
um «bfd^lufe oon »ertragen gegen ben 9laa)btud mit ben einzelnen
SJeutfajen Staaten.
Digitized by Google
- 182 -
«ngcfü^rtc alfo bereits befeitiget Rotten, fo muflen wir um fo
mef>r benen übrigen fünften, tocterje toir unmöglich billigen tonnten,
unfere 3«ftintmung unb Unterförift oerweigern. $er (£rfolg wirb
jeigen ob «Sie ober wir Stecht Ratten.
©ben fo ^aben wir und, wiewohl öielfältig oergeblid) bemüht,
mancherlei} Unorbnung 8. baS Schleubern unb Ij □ l>c Rabat
geben, objuf djaffen. Unb fo finb wir auch ferner erbötlng bet)
allem tbätig tnitju würfen was ©ie etwan in 93orfchtag bringen
wollen. 3)afj ©ie und ben SSorwurf machen bafe wir nicht mit
bem $eitgeifte fortfehreiten, baS fdjäfeen wir uns jur <&tyt, ber
jefcige B^itgeift ift allerbingS nicht ber unfrige.
Auch Sarth hattc ei"e Antwort entworfen, in welker unter
Anberm gefagt war: bie $eputirten fönnten nicht anberS, als, fo>
balb eine neue (Sonfritution beS fieipjiger 83ucf)honbelS confirmirt
fein würbe, ihre $)imiffion einzureichen, bamit bie SBarjl ber neuen
SDeputirten als eine öötlig freie erfcheine, bem (Srmeffen ihrer Sol*
legen anheimftetlenb, ob fie ihre ©timmen ihnen wieber jutheilen,
ober Anberen Söürbigeren geben wollten, ©ie würben in le^terem
galle mit bem öewu&tfein, nach ihren Straften unb ©inftchten für
baS gemeine SBohl beS SöuchhanbelS überhaupt unb ber hüfy
hänblerifchen Angelegenheiten üeipiigS inSbefonbere gewirft ju
haben, ficr) wieber in bie $Reif)e ihrer Kollegen ftellen. $)amtt war
aber Shimmer nicht einoerftanben; er f treibt an SBartt):
Seidig, b. 23. Dctober 1830.
§oehgefchäkter ftrcunb!
©e» weiterem 9cachbenfen über Shre mir ©eftern uorgelegte
Antwort finbe ich boch bafj ©ie eine ©tcüe burdjauS hinweglaften
müfeen, ©ie fagen nemlich „bafe wir mit Vergnügen unfere ©teile
als Deputirte nieberlegen wollen, wenn fie würbigere bafür wählen
wollen." 2Bir ftnb auf Sonigl. ©efehl erwählt unb oom 2Jcagiftrathe
betätiget, wir fönnen alfo unferer ©teilen nicht anberS entfefct
Werben, als wenn man ftlage über uns ben bem SDcagiftrathe am
bringt — ©agen wir aber bafj wir unfere ©teilen, wenn fie
eS oerlangen, nieberlegen wollen, fo ftct)c ich nicht bafür bafe
fie uns betont SBorte nehmen um uns gar abjufefcen, benn bie
ganje Urfache ihres an uns gerichteten ©djreibenS ift boch lebiglich
6., »orfteüung an €. $of)e dommetftien^eputation de eod. dato wegen
Serminberong bed dingangdAOÜ Don Südjern in Srantreidj.
7., $e8gl. an btefelbe wegen »bfdjlufj non Verträgen mit ben übrigen
Staaten wie mit ^reuffen gegen ben SRadjbrucf.
8., $e#gl. an biefelbe unb ©efud) weßen bei 9JiietI)jtnfe$ für bat SJocat
jur ©ud)hänblers©orfe nebft SÖitte um 9tüdfia)t auf ©inridjtung eines
paffen ben fiocalS bei bem Neubau im $aulinum Dom 17. Äpril 1830.
Digitized by Google
— 183 -
biefe bafj wir ihrer Vorfteüung nach DreSben unfere Unterfchrift
uermeigert fyabtn. — Sit fönnett biefe ©teile leicht abänbern unb
fagen bafj wir mit Vergnügen mehrere üon ifjnen ermatte auf;
nehmen würben :c. —
(£& würbe mir boef) fränfenb fetm, wenn ich öon folgen jungen
Herren baüon feiner gebotjren War als id) jd)on lange fjanbette,
ja fogar bie Wenigften gebogen waren al3 idj jrfion Deputirter
war, meiner ©teile entjefot würbe, unb bie ganje ©tobt fagte:
„^ie SBuchhänbler ^aben Summern als Deputirten abgefefct" :c. —
%d) t>offc ©ie werben meine ®rünbe hinlänglich finben unb meine
Bitte erfüllen.
3ftr ergebender ftreunb unb Diener
Paul Gotthelf Kummer.
Sie, jebenfalls im ftooember 1830 erteilte, Antwort ber De=
jmtirten lautet nun ba^in: ftc fönnten ba3 ©^reiben, weil nid)t
üon ber ©efammtheit ber (Soüegen unterzeichnet, nur als *ßrioat=
mitt^eilung betrauten unb erwiberten baf)er ebenfalls nicht officiefl.
VLuä) fie fühlten fd)on längft, bafj ber 33ücher:ßommiffton unb
ber 93ucf)f)anbel8 = Deputation eine ber Qtit un0 oen ©ebürfniffen
angemeffene (Sonftituirung nöt^ig fei, gärten auet) tt)re SBünfche
fchon bei ^Begutachtung ber Anfragen wegen ber neuen ®emerbe=
orbnung angebeutet unb ebenfo mit §errn oon fiinbenau in ber
lefcten 3ubilate*9tteffe conferirt Die it)nen fytxnad) aufgetragene
SRebaction eines im £nftf)lufje an bie §anbel3jcf)aft augjuarbeitenben
Entwurfs ju einer neuen (Sonftitution fei oerjögert worben, tt)eil8
burd) längere 5lbtocfcn^cit 93ogel'S, theilS burd) bie feit SKonaten
in Seidig ftattgehabten Unruhen unb Bewegungen, ©ie gärten
bie Slbficht, nun redjt balb burd) Sircular an baS SBuchhanbelS:
(Gremium auf einen 2luSfd)u| oon fect)S ober ad)t Sottegen an-
zutragen, bem bie Vorarbeiten ju unterbreiten wären.
©ie Jdjlagen nun folgenbe Slenbcrungen üor. Das 93uch=,
#unft= unb 9Jc*ufifhanbel$:®remiutn, aus etwa 80 ginnen beftefjenb,
follte nach Analogie beS $anbelS)"tanbeS ju feiner Vertretung nur
eine Deputation erhalten, beftetjenb aud brei SommiffionS= unb
©ortimentSf)änblern, jwei 33erlagSbud)hänblem unb einem 9Kufi-
faüenhänbler. Der Äunfthanbef fei fo unbebeutenb, bog er oon
ben Slnbern mit oertreten werben fönne. SEBegen beS Austritts
nach einer beftimmten 3ac)f öon fahren werbe man fich nach ben
(Einrichtungen beS §anbelSftanbeS unb ber ÄTamerinnung ju richten
haben. Dem Vorfifcenben eine boppelte ©timme ju geftatten würbe
Digitized by Google
- 184 —
leidjt 511 Ungleichheiten unb 9) ii {3 brauchen führen, nton fottte if)m
üielmehr bei gleicher <Stimmenjat)l bic ©ntfeheibung übertaffen.
$ufjerbem mürbe e« jwecfmäfjig fein, oom beginne be« Sahre«
1831 an jebem ber ßoHegen einen ^Jahresbeitrag oon ettüa einem
% haier jujumuthen jur Vilbung einer ISaffe für nött)ig werbenbe
Ausgaben, „bannt nicht, wie bi« jefct bie Deputation bie gemachten
Auslagen auf bem SBege ber iRatenoertf) eilung mieber einzuholen
unb fich babei ber unangenehmen Verlegenheit ausgefegt fct)cn
bürfte, für gehabte SKüljwaltung unb Verlegung fich refus gefallen
lagen &u mü&en". Qxoat habe ber Vorftanb ber Vörfe, ba bie
Regierung bie Berichtigung be« Üftiethjinfe« für ba« Vörfenlocal
jugefichert habe, feinerfeit« bie 3ufage gegeben, bie fiiquibationen
ber fcejmtirten für alle ben Vuchhanbel betreffenben 2tngelegen=
heiten au« ber Vörfencaffe ju befahlen; e« möchten inbefj boer)
manche Ausgaben oorfommen, bie ba« ßeipjiger Vuchhänbler;
©remium allein beträfen, unb bereu fReftitution fönne boch ol)ne
unbefcheiben ju fein nicht oon ber Vörfencaffe erheifcht werben;
„baher bie Vilbung einer ^iefigen Vuchhanbel«caf$e unbebingt noth-
menbig erfcheint." 3m Uebrigen fei $u bemerfen, ba& oor Willem
bie *(kopofitionen jur Slbänberung ber beftehenben Einrichtungen
bei ber ^öctjftcn Vehörbe eingereicht unb bie Veftimmungen ber=
felben abgewartet werben müfjten.
(Sin Sircutar ber $>euutirten, bie ja boch in ocr bewegten
ßeit bem an fie gefteüten Verlangen nicht wiberftreben fonnten,
labet unter bem 8. 3anuar 1831 bie Seidiger Vuchhänbler ein,
belmf« X^eilnahme an ben Veratfjnngen über geftfteüung ber ben
Vuchhanbel im Allgemeinen betreffenben Angelegenheiten unb über
bie Sonftituirung einer jeit= unb jweef gemäßen Vücher=ßom=
miffion unb Vuchhanbel«=$eputation neun ÜRitglieber be« Seidiger
95uch= unb SJcufifalienhanbel«, barunter {ebenfalls einen 2#ufifaliens
hänbler, ju wählen. Snfolge beffen würben in ba« Somite ge=
wählt (nach Reihenfolge ber ©timmenjahl): Ä. SRoft, griebr. gleifdjer,
(5. Snobloch, griebr. Vrocffjau«, Söilf). $ärtel (ber Vorgänger
ber girma <£. g. 2eebe, al« Vertreter ber ÜHuftfalienhänbler),
ß. Gh. Mirbach, 2. Vofe, <E. g. 6teinacfcr unb 3- @. Mittler.
«m 30. Sanuar 1831 erfolgte eine erfte gemeinfchaftliche
Gonferenj ber $eputirten unb ber neu gewählten Vertreter ber
fieipjiger 99uct)r)änblcr. Vorher hatte aber £. Vofe noch eine
Digitized by Google
- 185 —
flärung eingereicht, in welker er e3 als nou)wenbig bezeichnet,
bau bie Angelegenheit ber Regierung mitgeteilt unb biefe um
Anerfennung unb ©eftätigung beS prooiforifcf|en (Sornitz gebeten
»erbe. Diefe feine Anficht fei nidt)t au« TO&trauen fjeroorgegangen;
aber eine gefefcliche Änerfennung fei jebenfalls erforberlid).
Diefe conftituirenbe ßonferens entwarf eine Art ©efdjäfts*
orbnung beS „ßomite". gür bie, in ber ©eljaufung Kummer %
abjut)altenben 6onferenjen würbe junöc^ft ber Donnerftag jeber
Söoche feftgefefct. SRicl)t Anmefenbe foHten als mit ber 2Rehrt)eit
ftimmenb angefehen werben, gutn juriftifdjen 93eiratt) beftimmte
man ben bisherigen 83uchhanblungScon}uIenten Dr. SBiefanb. —
Slu&erbem befchlofj man, ben ßabinetS*2Jcmifter oon Sinbenau um
feine guftimmung baju ju bitten, bafe man unmittelbar mit ber
höchften 93eljörbe oerhanbeln bürfe, unb ihn ju erfuchen, in biefer
(Seftattung zugleich bie ßonfirmirung beS (Somite aussprechen.
<£ine baS Saturn beS 23. gebruar 1831 tragenbe eingäbe
ber Deputirten unb ber oon fämmtlichen Buchhaltungen ßeipäigS,
benen ftch bie Sttuftfalienhanblungen ju biefem 3wecfe aaenthatben
angefchMfen, neu erwählten Vertreter an ben $önig unb ben 2Rit=
regenten oon Sachfen hat folgenben Snljalt SRadjbem fich in ben
testen 50 Sahren bie gaht ber fieipjiger Buchhandlungen oon 16
auf 72 uermehrt, haDC W bal Bebürfnifc fühlbar gemacht, jur
Äufrechterhaltung einer feften gefefclichen Crbnung unb Setreibung
beS BudjhanbelS Statuten ju entwerfen unb baburch ben SJcangel
aller nähern organifchen ©eftimmungen ju ergänjen. Die Depu=
tirten hätten ber ßanbeä-Deconomie*, 9Kanufactur= unb Gommern
jien^Deputation hierüber Borfteflungen gemacht. Sefctere hätte oer=
anlafjt, ba& bie neuen Vertreter gewählt würben, um in ÖJemein=
fchaft mit ber bisherigen Deputation ber ©ntmerfung oon Statuten
fich Su untergehen. (Diefe Angabe entfpricht bem wirtlichen JBer=
laufe nicht ganj.) Beoor nun baS Somite biefeS ©efdjäft beginne,
bitte es, „bafj eS ihnen hulbreicfjft geftattet werben möge, bie ge=
bauten Statuten ju entwerfen unb biefelben nach öorgängiger
Prüfung unb Begutachtung oon fämmtlichen Buchhonblungen t)ie=
figen DrtS jur aflerhöchften Betätigung oorjutegen".
Die ßönigl. §of= unb Süffisancen ertheilt unter bem
15. April 1831 auf Anorbnung ber Äönigf. £anbeSregierung ben
Befdjeib, bafc es bem Buchhänbler &. Kummer unb (Senoffen
Digitized by Google
- 186 -
unbenommen {ei, ju bem angegebenen $>mdt «Statuten ju tnt-
werfen, unb bafj 9Kan fid) nad) beren erfolgter GHnreidjung wegen
ber benfelben nad) Sefinben ju ertf)eilenben Konfirmation enfc
fdjliefeen werbe.
9laö) AuffteÜung eine« breifadjen Entwurfs ju ber ©int^eilung
ber Statuten [teilte man nun in mel)rfadjen Konferenzen unter
Aififtenj beS Slmbicu« Dr. SBiefanb einen erften Statuten=&nt=
wurf *) auf, ber unter bem 17. gebruar 1832 bem Sanbeö^nfrij-
Kollegium jur ©eftätigung eingereiht mürbe. An bemfelben £age
mürbe burd) SB. A. SSartf) ben gefammten Seidiger ©ud^an^
lungen 9)ttttl)eilung oon Kntwerfung unb Abfenbung be8 „ßocal;
ftatutö" gemacht mit bem Anerbieten, iljnen einfielt in bie Acten
ju geftatten ober biefelben gegen Sdjein auf einige 2age ju über=
laffen.
3m äflärj 1832 ^atte SB. A. ©artt) mefjrf ad)e Söefpredjungen
mit bem ßönigl. Kommifjar §of- unb Suftijratfj üon fiangenn,
melier Severe unter bem 21. Sflära an Sartf) (abreibt, er fei mit
Prüfung unb ^Begutachtung beS Statuts beauftragt, erbitte aber
oorf)er AuSfunft über folgenbe ©egenftänbe:
1., SBetdjc Gattungen be« 93uc^anbe(3 auf fjicftgem Sßlafoe in *Be=
tradn fommen;
2., SBcldje« *Berf)altnt& bis jefrt ben ben fneftgen S3u$f>änblern
ftatt gehabt unb jwar:
a. , tljeit« unter biefen felbft unb ju einanber,
b. , tiicilo gegen anbere auswärtige ©ud)f)änbler,
c. tlicil*? enblidj gegen fötale s#crfoncn, welche bem 83ud)^anbe(
üerwanbte ©efdjäfte treiben, j. 93. Antiquare;
3., SBeldje Stellung bie ©ud^änbler Ijinfidjtlicb ber ^ter einfdjlagen;
ben ©e^örben gehabt unb wie erftere oertreten werben;
4., Ob unb worin ber Stäbte^Drbnung, welche erft nad) Kinretd)ung
be« Statut« publicirt worben, eine befonbere ©erüdfic^tigung
ju wibmen fein werbe.
Au« ber fet)r ou8füt)r(ic^en Antwort 93art^« ift fu'er nur ©in;
jelne« ^eroorjutjeben. $ie erfte grage fdjeine mit ber furjen Ant=
wort „Alle" fidj barum auSreidjenb motioiren ju laffen, weil Seipjig
al« Stapelplafc be« beutfdjen 23udjf)anbel$ mit allen tßläfcen beut-
fd)er 3un9e forootjl, al« ben bebeutenbften be« AuStanbe« in immer =
wäljrenber mercantilifc^er Sejie^ung unb 93erüf)rung fei, ja für
*) liefen Cfntraurf tijeile idj ali ©eitage 1, I mit.
Digitized by Google
- 187 -
ben bei weitem größten Ztyii be« beulten 83ud)f)anbe(8, befon*
ber« ber nörblidjen $älfte, al« ber wahre unb einzige Sentral^
punft betrachtet werben fönne. 92ac^ einer weitläufigen SBefprechung
be« SBefen« be« 93ertag«= unb be« ©ortunent«l)anbel« fommt Söartf)
auf bie ©ntftehung be« £ommiffton«gefcf}äft« ju fprechen.
„Sil« nun mit ber ga|t ber 93ucf)hanbtungen fich bie Vertrieb«;
inbuftrie für bie literarijehen Slrtifel mehrte, fonnte nicht fehlen,
bafc 93ertag«s roie <5ortiment«bud)hanbtungen gteier) anbern gabrts
fuiiteu unb Saufleuten heften unb 9Kärftc $u belieben begannen,
ben Xaujti)f)anbel ihrer Artifel einleiteten, barau« ©eftimmungen
für gemifie Abrechnung«* unb 3al)lung«$eiten berourgingen, unb
bie britte (Gattung be« ©uchhanbel«, ba« @ommifjton«mefen be*
grünbeten, wa« al« Vermittler ber erleichterten öeförberung ber
SBaare oon einem Drte jum anbern (Spebiteur), at« ©ejorger
ber gefammten Qcfcr>äftli^cri Angelegenheiten be« Verlag«* unb 6or*
timent«buchhanbel« (Sommi&tcmär«) fich nach unb nach iu einem
foftematifcheu ÖJanjen in $)eutjchlanb au«bilbete unb fomit ben
beulen ©udjhanbel al« ein oon einem gleichen ©anbe gleichen
Snterefje« umfchlungene« grojje« ©an$e erjct)einen lä|t," u. f. m.
2)er Antiquarljanbel fyabe fich fofort finben müffen, al«
„©üdjerbefifcer ftch i^rer 93ücher nach gemachten Gebrauche wieber
ju entfchlagen gemeint waren, als Verftorbene ©ücherfammlungen
hinterließen, bie ihren Srben nicht bientidj erfahrnen, at« gar üicle
früher erfdjienene Arttfel ficö »ergriffen, unb nicht mieber gebrueft
würben, einzelne (Sjemplare aber fpäter gefuct)t würben, unb ben
©infäufern folcher älterer Sachen auf jufäUigem SBege ftch e™
neue« gelb ber ©peculatton eröffnete".
Ehe untergeorbneten Gattungen be« SBudjhanbel«, ÜRufit- unb
ftunftfjanbet, feien nur beiläufig ju erwähnen, ba fie ftch in ihrer
SBefenheit in bie angeführten oier §auptabtheilungen ein[chalten
tieften. — SÖ3cttcrt)in heifjt e«:
dermalen befajjen fich in Seipjig
22 $anbtungen mit blofem Vertag«gejchäfte (woben jeboct) p er*
wähnen, baft burch bie gournirung literärifcher tipparate an
ihre Autoren, burch eigenen #au«*18ebarf unb SSerjorgung
üon Sreunben eigentlich immer ein tieine« ©ortiment«gefchäft
mit unterläuft, alfo nur hier juüerftehen ift, bajj man f)<xupU
fachlich fait Dom Verlag«banbet macht)
2 £>anbtungen mit blofem @ortiment«ge|chäfte,
feine |)anblungen mit blofem (£ommif}ion«gefcf)äfte,
feine £>anblungen mit blojem Antiquarhanbel,
5 §anblungen mit ©erlag«* unb <3ortiment«gefchäfte,
Digitized by Google
188 -
49 #anblungen mit Verlag«*, Sortimente unb (£ommi|ion«s
gefdjäfte,
1 $anbtung mit ©erlag«*, Sortimente, (£ommifjion«= unb Stnti=
quargefdjafte,
nid)t geregnet bie Heineren Antiquare, ©ouquiniften, Wuction«com=
mi&tonair« unb ©otoortcur« afler 9Irt. $abeö haben oon ben ber=
malen befte^enben, bie &aty oon Xaufenb beinahe erreidjenben
firmen S)eutfd)Ianb« unb be« mit 3)eut](htanb connectirenben Slu«;
lanbe« 915 (laut be« ©udjf)änbIcr*Seräeidjnifje« 1832) hierorts
©ommifcionair« unb oon ihnen gemijj weit über bie £älfte ©om=
mif$ion«läger ihrer S3ertag«artifet unb möchten im Verlauf eine«
3ah«« wof)t an 25 bi8 30000 ©entner ©udjhanbelÄgute« ^ier
ein unb auSpafjtren, ba« ©efammtgefd)äft aber fügtid) eine ©itanj
oon mehr al« 8,000,000 Jätern au«weifen, bie für ben ©efammfc
öertehr in luefigen 9Hefcen unb in specie ber Subtlatemejje füglich
ein ffiefuttat oon 1,500,000 bi« 2,000,000 »f herbeiführen fönnen.
©onad) erfdjeint
ba« $8erlag«gefchäft al« oon 76 girmen,
ba« 6ortiment«gefcf)äft oon 56 girmen,
ba« Gommifjion«gefd)äft Oon 49 firmen
betrieben, u. f. to.
SBürben übrigen« bie SBerorbnungen wegen be« «ntiquar* unb
§auftrhanbel« oon Beuern reoibirt, bie folche ©ef^äfte 93etreiben=
ben unter möglicfjft ftrenge Kontrolle gefegt unb ber S3üd^ercom=
miffion bie bünbigften Snftructionen erteilt, {o würbe baburdj
melen wohlbegrünbeten klagen unb Unregelmäfjigfeiten ju großem
SRufcen be« ©udjhanbet« abgeholfen werben.
8u ber 2. unb 3. 3rrage, fo ift
1., in ©ejug auf bürgerte (Stellung gefefctich,
a, bafc bet Stabtmagiftrat bie bcftaHte Dbrigfeit ift,
b, ba& be«halb jeber al« ©uchhänbler fein ©ejdjäft in Seidig
betreibenbe
«) d)riftlidjen ©tauben«, münbig unb btepofitionSfähig femt,
ß) ba« Bürgerrecht erlangt f)aben unb
y) ju Erlangung beffelben al« SBuchhänbter au«reichenben
Sonb« (*f 2000) nadjroeifen mujj,
bafj ferner
c, nicht fpecied barnndj gefragt ju werben pflegte, ob ber fid)
Jlnmetbenbe bie nötigen Befähigungen 5 um ©efchäft, feu
e« nun bur<h (Erlernung beffelben, ober bura) längere« pxae-
tifdje« Arbeiten in bemjetben befifre.
gerner fei burd) ©rtheilung oieler ßoncefftonen über ba« S3ebürf=
Digitized by Google
- 189 -
nifj ber ©runb ju bcn üielfacf) bettagten Uebelftänben, al« ©djleu*
berei, Unfolibität ic. gelegt roorben.
2., in Söc^ug auf rein bud)f)änblerifdje Stellung befterjt
a, bie SBüdjercommifjion, jufara menge fefct au« einem SDcits
gliebe bcr Uniücrfität, einem SRitgliebe be« SRagiftrat«, einem
Slctuar be« Scheren unb einem oerpfliajteten Nuntius unb
b, bie 93ud)t)anbet3beputation oon breö 9Jtitgliebern be«
©ud$anbel«gremii, gemalt burd) ba« Gremium fetbft burd)
plurima vota unb confitmirt burd) ben Sftagiftrat, nebft
einem uon bet Deputation fidj jugeorbneten ©mtbifu«.
$ie SSerpflidjtung elfterer ift Dbfidjt auf bie gefammten Ungelegen^
Reiten be« 93udjf)anbcl«, toie bie Aufbringung unb ^ubticirung ber
©üdjeruerbote, bie Qn^ibirung be« ©erlauf« fdjäblid)er Slrtifel, bie
93ertd)terftattung an Ijödjfte ©e^örbe unb (Xommunicirung ber Ste
jeripte berfetben an ba« Gremium; lefctere mar bisher nur coiu
fultatiü unb ift laber in ben meiften Ratten, too allgemeine #an-
beläangetegentyeiten (bie borfi eben aud) ba« regfte Snterefce für ben
93uri)t)anbe{ f)aben) nur ju oft unbefragt unb unbeachtet geblieben, ic.
$)a« jonftige Skrfjältnijj ber £cipjigcr S3ud$änbler unter einanber
fei ein ööüig freie«, rein mercantile«.
8ur 4. grage roeift ©artt) auf ba« ber Regierung äuftet)enbe
9lecf)t ber Dberauffid)t jur ©idjerftettung ber „®ef)örigen" gegen
jeben 9iadjtl)etf mi&bräuct)Udjer Sermattung ^in; augerbem erftärt
er e« als münfd;en«mertt), bem 93u^anblung«=Gremio bie jura
universitatis gewährt ju feljen, fomeit fie mit ihren fonftigen
bürgerlichen SBerhältniffen in Uebereinftimmung gebracht »erben
tonnten, fowie, ba& bem fiocalftatut für bie ©tobt ßeipjig ju in=
feriren märe, bafj minbeften« ein SRitglieb be« Sföagiftrat« au«
bem Gremio be« ©udjhanbel« gemäht merben möge. —
Qu gleicher geit ^atte ber ftönigt. (Sommiffar ba« (Somite
berufe 93efpred)ung über ba« eingereichte ©tatut ju einer ©onferenj
in ber SBoljnung Kummer1« berufen. SRact) einer in ber Üttitte be«
ÜRai 1832 ftattgefjabten Serattjung über ben neuen ©tatuten^ntmurf
mürbe biefer in bie §anb be« §errn oon fiangenn jurücfgelegt
unb Setterer beraumte nun (17. ÜKai 1832) eine (Eonferenj an,
in melier, unter Xtyiinatynt be« fiei^^iger Gomite', „einige ber
erfahrensten am allgemeinen Sohle be« beutfd)en SBudjhanbel« rege«
3nterefje nefymenben au«tt)ärtigen Herren Suchhänbler" (Wunder
au« Berlin, §al)u au« §annooer, fiöflunb au« Stuttgart, SWohr
au« $eibelberg, griebrict) ^ertt)e« au« $otf)a, Ruprecht au« ®öt=
Digitized by Google
- 190 -
ringen, Sauer aus 9ttünef)en unb Un^er au$ Königsberg) ifjre
$tnficf)ten unb ermaigen 2Bünjd)e auäfprecfjen foHten.
®inc TOtt^eüung SB. «. 93artlj'8 oom 29. 2Rai 1832 befagt,
bafc §err üon ßangenn, nacfybem er bie ifjm commiffarifdj auf=
getragenen Verätzungen mit betn Stabtrau)e, ber Unioerfität unb
mehreren ber auswärtigen jur Sfteffe anroefenben 93ud)f)änbter
gepflogen, aber nur menige ßeipjiger bie Äcten eingefef)en fetten,
manreno Dem suerneomen naen gemunicut muroe, nähere «enntntp
üon bem (Sntmurfe gum ßoealftatut $u ermatten, jum Vortrage
beffelben in einer be^t)alb ju üeranftaltenben ©erfammlung er=
bötig fei
Unter bem 11. Dctober 1832 mar ber Skfdjeib ber Ijödjften
SBc^örbc auf ben (Sntmurf eingegangen, unb naef) einer abermaligen
(Sonferenj mürbe enbtid) ber lefcte (Jntmurf am 7. SRooember 1832
bem Äönigl. (Sommiffar oon ßangenn jur 93eförberung nadj Bresben
übergeben.
$)ie Seftätigung be3 SntraurfS jum ßoealftatut für ben
ßeipjiger 93ttd$anbel mar unter bem 12. 5)ecember 1832 erfolgt
unb mürbe burd) ben ©tabtratt) Wüßer an SBitl}. Slmbr. ©artf)
übergeben. $>ocf) erft naef) einer Anregung feitenS Ä. $Roft%
ß. Wotf, gr. gleijdjer'3 unb gr. SBrocffmua1 oom 17. Januar 1833
gab 93artlj bem Somite $enntni& üon ber erfolgten ©eftätigung.
©ann trat mieber eine ^aufe ein, bi«, 6. gebr. 1833, ba« (Somite
bie $)eputirten „ganj ergebenft" erfuefjte, „fofort unb ol)ne allen
meitem SScrjug oom 9tou)e bie §lborbnung eine§ 5)eputirten jur
ßeitung ber SBal)l be8 neuen SBorftanbeS ju erbitten, bamit bie
ßeipjiger ©uc^änbler^SBörfe oor Anfang ber näc^ften Ofter^Sfleffe
ins ßeben getreten fein möge."
9tod) ber nun enblicf) erfolgten Gonftituirung be3 ® ereine«
ber 93ucf)f)änbler ju ßeipjig mürben (Sjemplare ber confirmirten
Statuten an bie oerfdnebenen 93ef)örben, bie Unioerfität 2c, aud)
an bie 93orftef)er ber (§anbel3:)©örfe getieft, meiere fiebere bie*
felben an ber SBörfentafel anklagen tieften. —
93on einer f ortlaufenben 5)arfteflung ber £f)ätigfeit be3 ßeipjiger
Vereins, beffen erfte$ Statut als Beilage 1, II mitgeteilt ift, fann
id) abfegen; idr) merbe nur bort barauf jurüdjufommen tjaben, mo
bieg baS 3ufanimenn)irfen m^ anbern $örperfd)aften erforberlidj
macf)t. £ier fei nur ba3 93er^ältnife be3 neuen herein« ju ber
Digitized by Google
- 191 —
SBücher=(Sommiffton erwähnt. 3n § 12 ber (Statuten ift folgenbe
iBeftimmung enthalten: S)em Vereine fteljen folgenbe 2Baf)len ju:
. . . b) Durch bie Deputirten be« 93uc^^anbelg ... ber SBorfchlag
ber Seifiger auä ber 9ttitte ber 93ud)hänbler bei . . . ber SBücfjerc om-
miffion. Unter bem 2. gebr. 1835 tljeilt nun ßefctere (bie ^rofefforen
$öiife unb SBadjSmutf) unb bie ©tabträthe SKüfler unb ©eeburg)
mit, bafj ba* $önigl. SKiniftertum be« (Sultuä unb öffentlichen
Unterrichts ben Seifig jweier SRitglteber be« 93u^t)änbter=SSereinS
„in gewiffer aJcaa&e" bei ber Sucher* (Sommiffion genehmigt unb
einen aus ben Deputirten, ben anbern au8 ben übrigen Söuchhänblern
in ben Sßerfonen üon (£. Äirbad) unb %. Sf). *Bogel baju er=
nannt, auch bie SBerpflichtung berfelben angeorbnet fyabt. Die ®e=
wählten foUten am 9. gebruar cor ber 93ücher=Sommiffion auf
nachftehenbeS föegulatio oerpflichtet werben.
föegutatio über ba« 93crt)ältmfe ber beiben ber ®önigt. ©üa)cr*
Sommtffton ju Seipjig au« ber Bahl ber bafigen 93ud)hänbler ju=
georbneten ©eififeer.
§ 1. Der $önigt. ©ücher-Sommiffion ju Setpjig »erben jWei
befonberc ©etfifoer au« ber 3al)l ber bafigen 33uchhänbler jugeorbnet.
§ 2. (5« werben bicfclben oon ber Staat«regierung auf oors
gängigen 93or)0)lag Seiten ber Deputation be« 93ucbhänbler:S8erein«,
wie folche« burch § 12 ber Vereins* Statuten oorgefebrieben ift,
ernannt.
§ 3. Diejclben werben jebeSmal auf nur brei %af)xt ernannt
unb treten nach beren Ablauf ohne Söcitere« au« ber 93ücf)cr=
(Sommiffion au«; fie fönnen ieboch fofort wieber in SBorfdjlag ge=
bracht werben.
§ 4. Die 3ahl ber in S8orfct)tag ju 93ringcnben wirb auf
fedj« feftgcfefct unb joüen baoon brei bem Littel ber Deputation
jetbft angehören, bie brei 9(nbern bem ber übrigen 3$erein«mitglieber.
§ 5. Diefe befonberen Seifiger finb unter ben § 6 enthaltenen
näheren ©eftimmungen in ber Ütegel nicht allein &u allen orbent*
liehen unb aufeerorbentlichen Sijjungen ber Gommiffion juaujiehen,
fonbern fie hoben auch bQ^ Recht unb bie Pflicht, an ben SBe=
rathungen ihätigen Wntljeil ju nehmen unb ihre berathenbe Stimme,
fo wie ihr techniiehe« SSotum babei, al« moju biefetben unb fonft
ihrer Stellung gemäfe eiblich ju oerpftichten finb, gewiffenhaft ab=
jugeben, nicht minber werben ihnen bie Gircutarien, fobalb auf
biefem SBege oerhanbelt wirb, infinuirt.
§ 6. 9cur atiein in ben fällen, wo
a., (£onfi«cationen unb ©efchlagnahmen au« politifchen ober
bücherpoltjeilichen ©rünben ju oerfügen,
Digitized by Google
- 192 -
b., oon ber ©üdjer;(£ommiffton bitcct ober inbircct nacf)
ben beftetjenben ©enfurgefefcen Angelegenheiten ju br-
urtfjeilen ober ju entf Reiben finb, unb
a, too e8 auf Anmenbung unb Auslegung üon ©efefoen
unb GEontracten nadj rein toiffcnfc^aftlic^ juriftifa^en
^rineipien antommt,
bleibt es bem iebeSmaligen ©midien unb ber Söeurtljetlung ber
übrigen Sföitglieber ber Südjers&ommiffion oor behalten, ben ©ei:
rattj ber ifjnen jugeorbneten 33udjljänbler ju erforbem unb fjaben
fie biefelben folgen SallS jur Xljeilnafjme an ifjren Verätzungen
befonberÄ einjulaben.
§ 7. dagegen finb unter ber § 5 au*gefprodjenen föegel unter
anbern folgenbe Säße begriffen unb auSbrücflidj ju erwähnen:
a. , SSeriwnblungen über 33efd>lagnalmte auf ben ®runb
ber ©efefce gegen ben 9tad)brucf,
b. , über bergleicf)cn Sonfiäcationen,
c. über ©egenftänbe be3 ©erlagt, ®ortiment« = unb
©ommiffionSbudjtjanbelS,
dv über alle fote^e (Sreigniffe, meldte auf ben (Bang be£
buef$änblerifdjen $erfe$r8 unmittelbaren ober mittel;
baren (Sinflufc Imben,
e. , über ftadjbrucffaajen im Allgemeinen unb
f. , über AuSntittclung ber $ruder unb Serleger anonymer
unb pfeubonumer Schriften.
§ 8. ©nblidj fjaben bie SBeiftfeer au« ber 3aljl ber SBuaV
Jjänbler ba£ föedjt unb bie $ftt$t, für bie beftmöglidje Söafjrung
ber 3ntcrcffen be3 ©udjfmnbelä buraj eigene an bie Sommiffion
ju ridjtenbe Einträge Sorge ju tragen.
§ 9. 3" ber Dftermeffe ift roenigftenä ©ine ©ifcung ben aCU
gemeinen 3ntereffen be3 SSudjfyanbel»' ju nubmen.
§ 10. $ic aufjerorbenttidjen ©ifoungen finben bei befonberen
SBeranlaffungen nadj oorgängiger ©inlabung ber 3Ritgtieber ber
(Sommiffion ftatt.
35ie 21)ätig!eit biefer „©üc^ersSommiffiongsAffefioren" gef)t
au« folgenben unter ir)rcr ^Beteiligung erlebigten Jollen fyeroor.
3m SKärj 1835 würbe eine »on bem ©ultuSminifterium erforberte
nähere AuSfunft über bie in $ari3 erfolgenbe Verausgabe ber
©ibliotyef beutfcf>er Älaffifer gegeben; anbre 9tad)brucf «angelegen *
Reiten mürben aufcerbem erlebigt. — 3m 9Kai 1835 fjatte ber
Antiquar föub. ©ammer au3 SBien feinen erften 2flefjbefud) burdj
SSert^eilung eine« Katalog« inaugurirt, melier faft lauter 9tad>=
bruefe enthielt. 2Ran glaubte nid)t in Abrebe fteHen ju fönnen,
bafj ©ammer bei biefer $ertf)eilung (eine anbre Abftd)t tierfolgt
Digitized by Google
- 193 —
habe, als „SBeftellungen barauf ju fammeln unb folche oon 253 ten
au« auf ©d)leichwegen einschmuggeln" ($otum ßirbadj'S). 3)ic
SB.;£.=$lffefforen tragen beSljalb auf fchleunige Unterfudjung gegen
©ammer an. ©3 würbe barauf folgenbe SRefolution gefaxt: @8
ift ©ammer alles (SrnfteS $u bebeuten — jur ©eftrafung tonnte
man nid)t gelangen, weil SRadfjbrucfe bei if)m nicht gefunben worben
— bie uorgefunbenen Kataloge finb ju confisären unb bie *poli$ei=
beerbe wegen beffen fofortiger SBegweifung ju requiriren, aud) ber
^olijeibehörbe in granffurt a. 9tt. (borten will er nämlich gehen)
9tocf)rid)t ju geben. SMefe SRefolution würbe aud) bem 9Sor[tct)cr
beS SBörfenoereinS, 2$. GnSlin, publicirt. — 3m Äuguft 1835
erftattet Äirbad) ein abfälliges (Gutachten über bie oon ©eorg
SBiganb beabftchtigte Verausgabe eines „litterarifdjen XageblattS".
(Sin folcheS Unternehmen fei überflüfftg, auch werbe bem Verleger
fdjwerlich baS üftaterial in bemfelben Sföafje aufliegen, wie bem
9flefjfataloge unb bem SBörfenblatte; inbejj fei bie (Srtheilung ber
Gonceffion unbebenflich, nur bürfe fie fid) nid)t ju einem Sßrioilegium
erftreefen. — 3m SRooember beff. 3. hoben bie Slffefforen il)r ®ut=
achten über ein neue« „Slngelöbntfj ber 93ud)brucfer, 2itf)ographen,
Äupfer- unb anbem ©chriftbruefer in Seipjig" ju erftatten. (SBirb
ju münblicher SSer^anblung auSgefefct.) — 3m $ecember 1835
überfenbet Söogel an ©tabtratf) ©eeburg „baS SBerjeichnifc ber bis
jefct erschienenen ©Triften t)on ©ufcfow, §. ßaube, %tyob. SWunbt
unb SEöienbarg nebft ben SBerlagSoerjetc^niffen oon Söwenthal" ju
beliebigem (Gebrauche bei feinem Berichte nach Bresben. SSogel
fefet ^inju:
„309 erlaube mir nur in ©etreff geeigneter Verbote ber einen
ober anbem biefer «Schriften meinen SBunfdj ju mieberholen, bafc
eS unfrer Regierung gefallen möge, baS Sßerbot beS einen ober
beS anbem in baju geeigneten öffentlichen ©lättern fpecieH befannt
,Mi machen, bamit bie nicht juni 33itd)hanbel befugten Antiquare
unb 2eil)btbliott)efare, burd) meld)e ein nicht unbebeutenber Sertrieb
ftattfinbet, baoon in ®enntnif} gefefet werben, unb Oerbinbe bamit
ben bringenben SBunfd), bafj unjrer Regierung bie Sftothroenbigfeit
eines ©efefoeS nidjt entgegen möge, WaS ber äujjerft nachteiligen
SBirffamfett biefer klaffen ©chranfen fefot, bamit nicht, wäljrenb
biefelbe beS legitimirten ©udjhcmbelS gehemmt wirb, jene freoen
Spielraum behalten" u. f. w.
hiermit fdjliefjt biefeS $lctenfa$cifel9); ob auch bie Xt)ätig!eit
«lr$t» f. ©ofcfi b. Jjfutfäen »u*l>. vm. 13
Digitized by Google
- 194 -
bcr ©üdjercommiffion&Slffetforen, (g. (£f). 2B. Söget ftarb erft ben
8. Cctober 1842) ift mir nicf>t bcfannt. —
$)er Seitfolge nac*) treten junädjft Diejenigen $)eputirten auf,
welche üon 80 beutfdjen 93ud)f)anblungen (fpäter rjattc fidj ifjnen
nocJ) bie (Somefina'fc^e 33ucf)f)anblung in SBien angefdjloffen) in
ber 3ubifate4EReffe 1814 $u tyren Vertretern ernannt worben waren
unb beren SBeftimmung aus nadjfotgenber „SoHmadjt" t>eröorgef)t.
$a fia) nad) ber glüeflicben SBieberbefrenung Xeutfd)lanb3 aud>
bie SBiebcrbelebung, Steinigung unb eine neue beffere Drganifation
feinet jo wichtigen ©ud)f)anbeU f)öcf)fi nötfug maerjt, unb biefe in
gegenwärtiger jef)r günftigen Sßeriobc ficfyer ju tjoffen ftef)t, jo fyaben
fief) folgenbe mit warmen unb tätigen Gifcr für bie gemeinsame
gute ©aa> ber Literatur unb be8 ©uc^^anbet* belebte 3Ränner;
nemlia):
1., #err $aul ©ottf)etf Kummer gu ßeipjig
2., $err gr. £f)r. S5Wlj. Söget &u ßei^tg,
3., „ d. gr. ©noeb Stifter ju Seidig,
4., „ Dr. 3. ©. Cotta ju Bübingen,
5-, „ 3of)- ftr. $artfttoc| ju ßeipjig,
6., „ ßegation$:9tott) Dr. %x. 3uft. ©ertuaj ju SBeimar
jufamen oerbunben, mit uereinter Kraft, unb im tarnen unb Slufs
trag aller foltben unb reblid) gefinnten Xeutfdjen 93ud)f)anblungen,
jur (Streichung be$ obgebadjten ^eilbringenben unb ben Xeutfdjen
93ud$anbel atiein fietjernben &XDtd$, öon jefct an gu arbeiten unb
tfyätigft ju Würfen. 2Bir beooflmädjtigen alfo $)iefetben hiermit,
unb buret) unfre eigcnljänbige Unterfajrift, aU unfre Deputirten
für bieä (Sejdjäft, in unferm tarnen naef) iljren beften @inftdjten
unb erprobten practifdjen Kenntmffen, in biefer ©ad)e ju banbetn
unb tfjätigft p würfen, unb genehmigen oorläufig jeben «Schritt,
ben fic gerne infc^aftlicb, jur (Srreiebung bie je« für ganj Xeutfd)--
lanb fo Ijeiffamen Stocfö, beidjliejjen unb tf)un werben.
©efdjefjen ju Seidig in ber 3ubilate 9Jccfcc 1814.
Obigen ctjrenüoflen Auftrag unjrer oere^rten Herren Kollegen
nehmen mir hiermit, als Sfyre Deputation, banfbar für 3br Sers
trauen, an, unb oerfpred>en at3 SJtanner öon @f)re für bie gemein*
fame gute ©adje t^ätigft wirfen.
1., $aut Öwttfjetf Kummer.
2., gr. (£f>r. SBilf). Sögel.
3., (5. %r. enoa) 9ticf)ter.
4., J. G. Cotta.
5., 3. ftr. $artfnodj.
6., Dr. ftr. 3uft. ©ertuoj, melier augleict) baS Secretariat ber
©efeüfebaft übernimmt.
Digitized by Google
— 195 -
3)ie brci erftgenannten $>eputirten ermächtigten unter bem
21. September 1814 mieber ben ßegationSrath g. 3- ©ertud) unb
Dr. 3- &. Sotta (§artfnoch mar »cm ber SRiffion jurüefgetreten)
unb nötigenfalls beren ©teüoertreter „^u ©eforgung ber &ngelegen=
Reiten ber 93ud)f)änbler $)eutfchlanbs ben bem (5ongre& in SBien,
unb wo e8 fonft nötljig unb erforberlich fein bürfte". 3m Sep-
tember 1814 reiften Dr. Gotta unb Sari ©ertud) (ßefeterer als
©tefloertreter feine« burdt) Unmor)ffein abgehaltenen BaterS) nach
SBien ab, um bort bie Angelegenheiten beS ©uchhanbels perfönlich
ju betreiben, mährcnD $ortfnoch ton Bresben aus hauötfa(W)
griebr. oon ©enfc in gleichem Sinne ju bearbeiten fuchte.
2Bot)f fct)on oorher mar auf SBerantaffung Äummer'S (er
fchreibt barüber fpäter an ben SBunbeStagSgefanbten o. SttartenS
nach granffurt: „$)a ich a^ ältefter JwnMungSbeputirter bie erfte
SBerantaffung ju unferm Anbringen beöm SBiener Songrefc gegeben,
ich aud) 3h"cn ohne Qmtfti mitgeteilte Denkschrift oeran*
ftaltet unb gebrueft . . . höbe") eine
Denkschrift über den Büchernachdruck; zugleich Bittschrift
um Bewürkung eines teutscheu Reichsgesetzes gegen denselben.
Den Erlauchten, bei dem Congress zu Wien versammelten Ge-
sandten tonischer Staaten ehrerbietigst überreicht im Namen
teutscher Buchhändler. 1814. (4°.)
gebrueft unb an bie beutfcr)en gürften unb bie (Songrejjmitglieber
»erteilt morben. Berfaffer berfelben mar, nach einer Sftitttjeilung
®. Äummer'S an g. 3- ©ertlich, Auguft oon Äofeebue. SDie
fceputirten maren mit bem 3nf)alte ooUftänbig einoerftanben; boct)
mürbe aus ßmecfmäfiigfeitSrücffichten ber SKame beS Autors ftreng
geheim gehalten. — SMefe $)enffchrift mürbe alsbatb in SEBien,
noch oa8u m& einer 2fätfct)un(j beS XitelS, nachgebrueft unter bem
Sitel:
2)en!fchrift gegen ben ©uef)ernachbrud. 3)en am SBiener (£om
greife oerfammelten ÖJefanbten oon einer Deputation ber ßeipjiger
5öud)t)änblcr überreicht, mit Berichtigungen ber barin aufgeteilten
irrigen Anflehten, oon einem Defterreicher. 1815. (8°.)
9laä) oielen Bemühungen hotten es bie beiben $)eputirten in
SBien enblich, unb, wie fie oott ber beften Hoffnungen h^roorheben,
$u ihrer großen ÖJenugthuung, erreicht, bafj ber 3)eutfchen 83unbeS=
acte als Ärtifel 18 d bie befannte Beftimmung einoerleibt mürbe:
„$ie BunbeSoerfammlung mirb fich bei ihrer erften gufammen*
13*
Digitized by Google
- 196 -
fünft mit Abfaffung gleichförmiger Verfügungen über bie $refc
frei^eit unb bie ©icherftetlung ber föedjte ber ©chriftfteller unb
Verleger gegen ben 9cad)brucf bejchäftigen."
9tad) Schluß be5 Liener SongreffeS oerliegen bie Deputirten
2Bien; unb hierauf mürbe Dr. 3. Ob. ßotta ju ©tuttgart, auch
nötigenfalls befjen ©telfoertreter, bevollmächtigt
ju ©ef orgung unb Sortfefeung ber Angelegenheiten ber Vuä>
hänbter XeutfätanbS, megen ber, benenfelben im I8ten Arttfel ber
SBtener (Songrefc unb Zeuthen Vunbeä Acte oom 8. 3uni 1815,
gnäbtgft jugeficherten unb auf bem VunbeStage &u granffurth a. 9tt.
abjufa&enben gleichförmigen Verfügungen über bie ^ßrefefrenheit
unb ©icherfteUung ber fechte ber Schriftfteüer unb Verleger gegen
ben 9cad)brud; beü bem iefcigen Seutjchen VunbeS Xage $u granf;
furth a. sHiai)ii, unb too ed fonft nötfjig unb erforberlich fenn folte.
ßeipjig unb SBeimar b. 1. Julij 1816.
9Äit-Deputirte ber Xeutfdjen Vuchhänbler.
Dr. Sriebridj Suftin ©ertuch, ©ro&hers.
SBeimar. 2egat. föaüj, unb Witter
be3 meinen galten CrbenS.
$aul ©otthelf ßummer.
(S. & ©noch dichter.
<£. g. SB. Vogel.
Sodann griebrich ftarttnoch.
2Bie wenig ben anfänglichen Hoffnungen entfprechenb ber
fchliefeliche ©rfolg biefer Deputation mar, tft betannt. Huf ihr
SBirfen näher einzugehen, tann ich unterlaffen, ba baffelbe nicht
ju ber innern ©efdjichte beS beutfehen VuchhanbelS gehört. 3th
bemerfe nur noch, baß ein Xheil berjentgen ©riefe, melche ben
2Biener ßongrejj betreffen, aus ben ßummer'fchen papieren au$=
$ug3meife im Jahrgang 1837 be« ©örfenblatteS oeröff entlicht ift10),
allerbingS mit §inmeglaffung ber intereffanteften ©teilen, — fi<ht=
lieh au3 SRücfficht auf mehrere gürften unb bamalS noch lebenbe
Staatsmänner, bie barin ermähnt werben. Der lefcte biefe 2ln=
gelegentjeiten betreffenbe ©rief batirt oom 20. 9Hai 1819. —
3m 3ahre 1817 mürbe ber erfte Verjuch gemacht, einen feften,
mit ftatutarifchen Veftimmungen oerfehenen Verein innerhalb be«
beutfehen ©efammtbuchhanbel« ju grünben. Die urfprüngliche
Veranlaffung baju mar folgenbe.
3m gebruarhefte beS 3af)rgangS 1817 oon bem „Allgemeinen
tüpographifchen ÜHonatS Bericht für Deutfchlanb" (gratis in
Digitized by Google
- 197 -
5000 (Sjemplaren auagegeben oon bem £anbeS=3nbuftrie;(£omi)toir
in SBeimar) ift unter ber ftehenben fftubrif „Offene Sftachbrucfer:
3et)be" ein, „©orfdjlag unb Slufforberung" übertriebener, mit
„(Sin ehrliebenber $eutftf)er SBuchhcmbler" unterzeichneter (übrigeng
oon 9J^ot)r in ©eibelberg f)errüt)renber) Äufruf an bie beutfdjen
S8ud)t)änbter enthalten, welcher biejelben aufforbert, in ber näcfjjten
Seidiger Subilate^SReffe zusammenzutreten unb fid) baS feierliche
2Bort ju geben, alle ©erbinbung mit 9iad)brucfern unb beren
§et)Iern aufzugeben, tiefes Aufhören aller unb jeber ©erbinbung
mit 9tachbrucfern oon ©eiten beS ©uchhänblerS mürbe bann aud)
natürlich erttären:
ben 9fad)brutfer unb SRadjbnicfSfjanMer für abgefcf>ieben Oon un:
ferm rechtlichen (bewerbe, unb beibe Klaffen müffen fünftig, menn
foldje fortbeftet)en n> ollen unb fönnen, ganz Dom s-öud)f) anbei ab:
gefonbert unb unter ber Sftubrif SRachbruder unb SRadjbrud i-
hänbler unter fid) beftehen, unb barf Don feinem iöudiljänbler
ber SRame feine S ©cfcr)äftcS bei folgen gemifebraucht werben.
©benfomenig bürfte irgenb ein Verleger, ber ficr) ju bem Vereine
ber ©uchhönbler befennt, öon einem ©erfaffer etwas in ©erlag
nehmen, ber mit einem foldjen ftachbruefer ober SRachbrudShänbter
fielt) irgenb auf gleiche SBeife eingelaffen hat.
hieran fchliefjt fich ein aus ber „©alina" 1816, 10. ©tücf,
abgebruefter (auch a^ ©onber=2lbbrucf ejiftirenber) Sluffafc oon
Ä. %. ©berharb: „über Äauf unb ©ertauf nachgebruefter ©ücher,
mit Beifügung eine« bagegen abgesoffenen ©ertragS". 5)er
©chlufj biefeS SluffajjeS giebt 9cact)ric^t oon einem burch bie §afli*
fct)en ©ortimentSbuchhanblungen (SRenger'fche ©ucffhönblung, §em*
merbe & ©chwetjdjfe, 2öaifenhauS= unb Äümmerfche ©uchhanblung)
abgefchloffenen Sertrage, wonach biefe fich verpflichten, allen $an=
bei mit nachgebrueften ©üdjem gänzlich i^rcn ®efd)äften auS=
jufchliefeen, nie ein nachgebrucfteS 93ucr) zu oerjehreiben, jebeS ihnen
unoerlangt eingefcfjicfte nachgebruefte ©ud) fogteich jurüdjufchicfen
unb teine ©eftellung auf ein nachgebrucfteS 3kdi anzunehmen.
„Sollte einer ber Unterzeichner jemals oon ber ftrengen (SrfüKung
biefer ©efdjlüffe abmeichen: fo werben bie Änbem ihn als auS=
gefchloffen oon ihrer collegialifchen ©erbinbung betrachten, äugen
blieflich bie Rechnung mit ihm abbrechen, ihm meber ein ©erlag«:
noch ©ortimentsbuch, fo wenig für baareS ®elb, als auf ©rebit,
fernerhin zufommen laffen, unb fein wortbrüchiges ©erfahren auch
Digitized by Google
- 108 -
jur ßenntnijj auswärtiger Vucrjhanblungen bringen, um ilm ober
feine S8ucf)hanblung, al« un Werth be« fernem Ver trauend recht
licher Vuchhänbler, ju bezeichnen". ?lud) au«wärtige, rechtliche
Vudjhanblungen fottten jur Uebemafjme gleicher Verpflichtungen
freunbfehaftlich eingelaben »erben.
3)iefe lefctere Schrift t)atte gerb, ©dnuetfdjfe mit einem jum
beitritt einlobenben Gircular im Vuchhanbel uerfanbt, meiere* oon
Äummer an g. 3. Vernich mitgeteilt worben mar. Sei ber 9tücf=
fenbung fdjreibt fieserer barüber unter bem 30. 2Rära 1817 an
% ®. Kummer, ba& junächft bie $attenfer als erfte Stifter biefeS
Verein« bie Sad)e in bie §anb nehmen unb fid) um Veitritt«=
erflärungen bemühen müßten, ©ie als Xeputirte jum Söiener
(Songrefc — fie betrachteten ja iljr SKanbat als noch fortbeftehenb
(„mir, b. h- bie Söucr)t)bL Deputation, bie noch beftetjt unb fort*
Wirten rnufc" fdjreibt Vertucf) ben 5. Äpril 1818 an Kummer) —
fönnten fid) nicht bannt befaffen, weil ba« leicht Verwirrung he*:
oorrufen tonnte, boch wollten fie biefen Verein mittelbar nach
Gräften unterftüfcen. $)ie §allifchen Stifter müßten in ber beöor-
ftehenben Cftermeffe biefen ^rioatöerein jufammenjubringen fucfjen,
unb wenn bieS gefchehen märe, fönnten fie (bie ^Depurirten) bann
auch faim VunbeStage unb beim fädrfifchen §ofe bamit auftreten
unb wirfen.
tiefer Anficht entgegen nahmen inbefj bie brei £eputirten
be« VuchhanbelS ju Äeipjig, benen fich noch 3ot). griebr. fyavt*
fnoef) oon Bresben jugefellt liatte, ben Vorfchlag auf. SBie ich
bereit« in bem citirten früheren Sluffafce angegeben habe, erliegen
fie unter bem 8. 2Rai 1817 ein ßircular, beffen (Eingang lautet:
@S tuirb immer mehr al« bringenb nöthig anertonnt, biete,
ben Vuchhanbel betreffenbe ©egenftänbe, lueldje tljeilS ben Ver*
tagSs n)eil« ben SortimentSbuchhänbler junächft intereffiren, einer
wohlüberlegten unb gewiffentjaften Veranschlagung ju unterwerfen,
um wo möglich eine Spenge oon Vefdjwerben unb klagen enblich
ju befeitigen. Unfre (Eine, wie unfer Vortheil, fobern eS, baf$ in
unferm, fonft fo achtbaren ©efdjäft manche« Unrechte ausgerottet,
manche« Schmanfenbe feftgefteüt werbe.
^ierju Wirb e« nöthig femt, ba& jeber beutfeher Vuchhänbler,
feto er Vefifcer ober outhorifirter Vorftefjer einer anerfannten Vuch-
Ijanblung, feine Vefdjwerben, 2Bünfd)e unb Vorfrage einer ?lu«*
Wahl oon achtbaren Scannern au« unfrer SWitte mittheile, um eine
reifliche Veranschlagung barüber einzuleiten.
Digitized by Google
- 199 -
Um möglidjft unparteiifd) ju SBerfe &u gelm «no ftd> eine*
allgemeineren Vertrauen* gewifc ju machen, ift e* nötfjig, 1) ba§
Jeber ber luer befinblidjen ©udjfjänbler an ber SBaftf jener Männer
Sljeil neunte, 2) bog bie jn mäjjlenben nidjt atle in bem nefjm=
liefen %i)t\{t $eutfdjlanb* anfäfjig, ober fammtlid) nur für ben
einen ober ben anbern Xljeit be* 53ua)f)anbel* interefftrt fetoen.
3n Auftrag mefjrer Diepgen unb fremben, geftern ju einer
freunbfe^afttic^en öeratljung oerfammelt gemefenen, a<$tung*mertljen
$anbcl*freunbe, fobern wir ©ie baljer auf, naa) beftem S&iffen
unb (Seroiffen 25 ad)tbare 8ucf)l)änbler au* ben öerfdjiebenen
^rooinjen oon ganj 5)eutfd)lanb, (fie mögen bie SUlejfe befudjen
ober nic^t) &u bereu @inftcf|ten unb redjtlid>en ®efinnungen ©ie
ba* meifte ßutrauen fjaben, ofjne ffiürffpradje mit einem Stnbem,
au*jumäf)len, boaj fo, bajj Ijöajftcn* 9 au*fd)liefjlicf) ben Vertag* -
Ijanbel treibenbe barunter beftnblid) finb. Xie tarnen juefer
25 Scanner belieben ©ie in atyljabetifdjer Drbnung aufzutreiben,
unb, oljne ©efürdjtung eine* SJHjjbraud)*, mit 3^re* tarnen*:
unterfdjrift gu oerfeljen, unb bann oerfiegett an £erm 30.
SBogel längften* bi* nädjften ©onuabenb äRittag $u überfenben.
$ann jodten fie ben barauf folgenben Sonntag fid) ju einer
allgemeinen 3ufantmenfunft einfinben, um bort ba* tRcfultat ber
SBafjl au erfahren unb einer oorläufigen SRücffpradje über bie ein*
juleitenben 93erf)anblungen betjutoo^nen.
@in zweite* Sircular, oom 15. ÜRai (bie Qatyvooty Ijarte am
10. geenbet) madjt folgenbe 9Kittf)etlungen. Slm 11. 3M fyttte
bie in $u*fidjt genommene atigemeine SSerfammtung ftattgefunben,
in roeldjer Dr. K. ©. Sberfyarb (iRenger'fdje 33ud$anblung in #atle)
mitgeteilt trotte, bafj bereits im oortgen SEBinter bie $allifdjen
©orttment*bucf)f)änbler einen herein gefcfjloffen Ratten, um bem
immer mef)r um fidj greifenben SRadfbrudgumoefen ju fteuern.
§ierau* feien bie au* bem erften ßircular erfidjtlidien SBorfdjläge
fjeroorgegangen. 33ei ber nun erfolgten SBafjl hätten bie meiften
Stimmen erhalten: grbr. *ßertf)e* au* Hamburg, 2B. £aljn juu.
au* §annoöer, 28. <&. Born au* 93re*lau, %. Kummer in
ß«W»8, 5- ty- ®- *ß°get w &W%f @- Geinter au* »erlin,
% SB. Unjer au* $ömg*berg, ©dnüetfdjfe au* §alle, 3. 3f. ©art=
fnod) au* $>re*ben, 3. 5- $ammerid) au* Altona, 3. ®. ßotta au*
Stuttgart, g. 3. SBertudj (2anbe*=3nbuftrie-(5omptoir) au* SEBeimar,
6. %. ©tiller au* föoftocf, ^artt)crj (Nicolai) au* Berlin, 2)arnmann
au* Süllic^au, ©. 3- ©oefc^en in ßeip^ig, ÖJer^. gleifdjer bafelbft,
«noc^ fHtc^tcr (3o^. grbr. OJ(ebitfc^) bafclbft, Zottig (?lnbreä) au*
Digitized by Google
- 200 —
granffurt a. 9B., 6arl ©erolb au$ SEBien, 3. (£. 95. EBoljt auä §eibel=
berg, 8. ©. ©bewarb (SRenger'fche ©uchh.) au« §alle, SR. Sauer;
länber au» Aarau, (51). ^oroatf) aus ^ßotSbam unb S)ancfmert$
(Sanbenhoecf & SRuyredjt) aus Böttingen. 5)a ^oroaifj, Zottig
unb ©erlj. Steider abgelehnt Ratten, traten an bereu (Stelle
3. ßinbauer aus attündjen, 2. SReinherj (§ermann1fche ©uchh-) au£
granffurt a. ÜR. unb ß. ©djrag aus Dürnberg. - 9cacf> Huf;
löfung ber Serfammlung würbe Äummer jum erften, Söget jum
^weiten Sorfteher unb Dr. A. &. ßberharb jum Sentralfecretär
ernannt, welcher ßefctere bie Verpflichtung übernahm, bie ^rotofoUe
ju führen, au3 ben einlaufenben TOttheilungen 93ertcr)tc ju er*
ftatten unb bie fämmtlichen Actenftücfe $u fammeln unb auf$u=
bewahren.
3n einer am 15. 9Hai abgehaltenen ©onferenj würbe bie @in=
theilung in 5 S)iftricte oorgenommeu, beren jeber einen befonberen
Secretär erhielt. Aufcerbem würben folgenbe 5öefd)lüffe gefafjt.
Sährlidj fottten 5 SRitglieber beä AuSfdmffeS burd) ba3 £008 au3=
Reiben unb bagegen burd) allgemeine SBahl unb Stimmenmehrheit
mieber 5 SRitgtieber eintreten, wobei e3 erlaubt wäre, auch bie
eben AuSgefdjtebenen wieber ju wählen. Sil« feftbteibenb in ihren
Stetten unb baher ausgenommen oon einer folgen AuSfcheibung
burch Soofung würben erflärt: Kummer, Sögel unb dichter „al&
fchon feit längerer 3eit auf fönigliche Serorbnung ernannte §anb=
lungSbeputirte", begleichen Dr. ©bewarb als Gentral; Secretär,
weil burch beffen Abgang eine Störung in bem ®efcr)äft3gange
eintreten fönnte. — ®ie Soften für (Eorrefponbenj, Sirculare unb
bergl. in biefen Angelegenheiten befchloffen bie SDiitglieber beä Au$=
fdjuffeS ju übernehmen unb beör)alb fogleich eine oerhältni&mäfjige
Summe bei Soge! nteberjulegen, „um feinem anbern |>anbet3freunbe
eine Ausgabe biefer Art jumuthen $u bürfen". — Alle ben S9uct)=
hanbel betreffenben »erwerben, Anflehten, Söünfche unb Sor=
fchläge follten „in möglid)fter Äürje unb Klarheit, boch mit ganj
freier Offenheit" unb mit 9camen8unterfchrift oerjehen auf gewöhn*
lichem Jöuchhänblerwege unb jwar mit ber öemerfung „jur eigen*
hänbigen ©röfnung" an g. ©h- SB. Sögel eingefanbt werben.
§n Seranlaffung ber hierburef) erlaffenen Aufforberung gingen
zahlreiche SKittheilungen unb Sorfd)läge au« ber SJcitte be8 beut=
fdjen SuchhottbelS ein. 3d) werbe auf biefe in ber jweiten Ab=
Digitized by Google
- 201 -
Heilung biefeS $(uffa|3eS jurücffommen uub befcfjränfe midi fjicr
auf 9Ritt!jetfung ber fonftigen SBirffamfeit beS neuen Vereins,
ober oielmefjr ber ©eoutirten beffelben, toetcfje fidj bie 93e$eid)nung
„2Baf)lauSfd)u& ber Seutfdjen 93ud)f)änMer" Beigelegt Rotten.
(3>a biefer HuSfd)u& mit actioen 2Ba§(en nichts ju t^un t)attc, ift
bie äBejeidjnung offenbar nad) Analogie oon Söatytreid}, 8Baf)(=
fönig 2C. gebilbet unb fott fo oiel, als „ermäf)lter SfaSfdjufj" be=
beuten.) $afj biejer „SBattfauSfäufc" mit ben $>eputirten be*
SBereinS ibentifd) ift, ergiebt fid) aus ber Uebereinftimmung ber
9lamen ber in bem <£ircu(ar oom 18. 3Rai 1817 als gemäht
93ejeid)neten mit ben Unterfd)riften beS ©utadjtenS oon 1819.
tiefer 2Baf)lauSfd)ufj alfo publicirte im 3af)r 1819 ein
(SfjrerbietigeS ©utadjteu über ben, oon ben Herren 83unbc3;
tagS;©efanbten ü. SRartenS, 0. ©ertffjeim unb o. ©erg übergebenen,
©nttourf einer SSerorbnung jur ©idjerftettung ber föedjte ber
©djriftftefler unb Verleger gegen ben 9ßad)brurf. SBon bem SBatjfc
auSfdmffc ber Seutfrfjen ©udjfjänMer. Seidiger Ofter^ejfe, 1819.
(Sot),
t)ierburcf) gleidjfam bie (Srbfdjaft ber $eputirten jum SBiener (Son=
greffe antretend
$>affelbe enthält 93emer!ungen ju bem genannten unb oom
93unbeStage pubticirten „©nttourfe". Obgleich btefe fid) bei 93e=
fpredjung beS $rtifet 20 (gorberung billigerer SBüdjerpreife ic.)
audj eingefjenb über ted)nifd)e gragen beS 23ud)f>anbelS erftrecfen,
mürbe es bodj ju meit führen, menn id) fu'er näfyer barauf eingeben
rooHte. —
§Jn ben SöunbeStag richtete femer ber 2öaf)lauSfd)u{$ ein
©f)rerbietige$ Pro Memoria, in ©ejieljung auf bie (sidjerfteflung
ber 8Rect)te ber (Sajriftftefler unb SSerteger gegen ben Sftadfbrutf,
ber $o^en 93unbeSüerfammtung untertänig überreizt oon bem
SSal)lau$fcbu& ber teutfdjen ©udjfjänbler. fieipjiger Ofter^effe
1821. (ftol),
burd) meines er bie ©idjerftellung beS litcrarifctjcn Eigentums
bringenb in Erinnerung bringt
3m tarnen beS „2Baf)(auSfd>uffeS ber SBudjIjänMer" fdjreibt
®. Kummer ben L 2Kai 1820 an <£. §. SRectam, melier, ber
©djleuberei befäulbigt, biefe 93efd)ulbigung nidu" nur eingeftanben,
fonbern fie aud) nodj ju oert^eibigen unb ju befdjönigen gefudjt
fiattc, mit angefd)ü>ffener SBarnung, bafj SReclam eine SBerfagung
Digitized by Google
- 202 -
ferneren Srebit« öon aßen SBudjhanblungen $u befürchten fjabe,
wenn er oon feiner £anblung«weife nidt)t abftelje.
Unter bem 13. SRai 1822 öeranftaltete ber SBa()lau8fcf)u&
als „Committee be« SBereinS jur Unterftüfcung oerarmter 95uct)=
hänbler unb it)rer Angehörigen" eine Sammlung unter benjenigen,
welche ju einer burdj §orr»ath am Xage öorljer bei einer 23ucfc
hänbler=9Kittag8tafel im #ötel be ^ruffe ueranftalteten (Sammlung
noch nicht beigefteuert Ratten. —
$al Anfampfen biefeS Vereins gegen Stäben unb SJci&bräuche
im 93ud)t)anbel t)attc natürlich feine großen Erfolge aufjumeifen;
eine größere SBtchtigfeit ift if)tn aber beSwegen beizulegen, weil er
ben erften Anlafj jur ®rünbung be« ©örfenüerein« ber 3)eut-
fdjen 33ucf)hänbler gegeben Ijat
AU nämlic^ Gl). $orüatf) in ber 3ubilate=9Reffe 1824 Alter«
falber bie Seitung ber uon ihm unb ftafffe 1797 gegrünbeten unb bi«
bafn'n t»on i()m allein als *ßrioatunternehmen fortgeführten ©örfe
(Abred)nuug«:Anftalt) in bie §änbe ber 35eputirten unb AuSfchufc
mitglieber $u legen beabfidjtigte "), traten biefe (ber SBahlauSfchufj)
jufammen, um eine allgemeine Serfammlung ber anmefenben 93u^
hänbler einzuberufen, welcher nach einem nod) oorhanbenen QnU
würfe12) u. & folgenbe fünfte oorgelegt werben follten:
1., ©rjahlung beffen, ma« bis jefct gefdjehen ift. (Delation
wegen be« 9cad)brudS. ^Relation wegen be« Zolltarif«, u. f. w.)
2., Erörterung beffen, wo* fo eben gefct)er)en foö. (Benennung
ber bisherigen fceputirten. (Sinlabung ju 2Bar>t Dreier neuer $e--
putirten an bie ©teile ber SJerftorbenen.)
3., Betrachtung beffen, was ferner gefchehen mufe. Allgemeine
©emerfung über bie SRothmenbigfeit eine« SBereinigungSpunfteS für
bie fammtlichen bie Seidiger SDceife befuchenben ©uchhänbler.
iafj bie $eputirten unb Au«fchu6mitglieber nunmehr bie Set:
tung (be« ^orüath'fchen Unternehmen«) übernehmen.
^auptgrunbfafc: Alle ©uchhänbler 2>eutfcf>lanb3 bilben einen
herein. 2)er gemeinfehaftliche SBercinigung«punft für bie Seidiger
©udjhänMer, minbeften« tnfofern er auf bie Seipjtger SJcefce 83e;
Sug hat, foU bie Sörfe fetin. Xaljer ift jeber ©uchhänbler eo
ipso berechtigt, fidj al« SRitglieb ber ßeipjiger ©örfe ju betrachten,
fobalb er fich ben Statuten bcrjelben unterwirft.
Allgemeine @runbafige einer foldjen SBörfenoerfaffung, wie fie
fogleid) in« SBerf gefefct werben müjfen.
1., $ie SBorftänbe ftnb bie luefigen unb fremben $eputirten.
2., <£« wirb eine gemeinfehaftliche ©äffe errichtet, ®i«hertge
Digitized by Google
— 203 -
Unüoüfommenjjeit beSJjalb. Soften bcr ©dritte beim SöunbeMag.
9tedjnung3ablegung.
3., SBörfenblatt. ©oll unöerfäuflid) fein (b. f). an bie ©udjs
Ijänbler gratis abgegeben werben), bie gorm eine* SircufarS Ijaben.
Sntjalt. duften.
4., <£emeinfc$}afttia)er ©ecretair, Saffirer (jäf)rlidje föeajnungS*
flblegung), ©tinbicuS.
NB. ©pecielleS bleibt einem (Sntmurf einer Sörfenorbnung
überlaffen. Sbeen ba$u binnen 14 Sagen einzuliefern. 35er 6nt*
wurf nrirb gebrueft, beu pntoeffenten mitgeteilt, binnen 3 9Ro=
naten monirt, bann rebigirt, enblid) untertrieben.
(Ss t)anbelte fict) a(fo einerfeitS um einen 93erid;t über bie
bisherige Sfjätigfeit beS SSafjlauSfdjuffeS, anbrerfeitS um bie be-
abfidjtigte (Srroeiterung ber 3i*fc unb 3*°ecfe beffelben.
Am 15. 9M 1824 oerfammelten ftet) bie fämmtlicrjen 35epu-
tirten ber Seidiger unb auSmärtigen 93udjf)änbler (bie bamaligen
SRitglieber beS bisherigen ©arjlauSfdmffeS) bei <ß. $. Kummer JU
einer (£onferen$, ber aud) Söill). Ambrof. SBartr) unb ber ©nnbicuS
Dr. ®üntf)et beimof)nten, um bie auf ben näcr)ften Sag angefefcte
©enerakSBerfammlung oorjubereiten. Sei ©efpredmng ber oorer=
mahnten fünfte mürbe ermähnt, bag ju ber gunetton eine« ©ecretairS
ficr) SB. ©artfj (ber mit biefem ©effritte mof)l jum erftenmal an
bie Oeffentltctjfeit trat) unb Dr. (Sberfmrb, ber bisher bie (Sefdjäfte
bermaltet r)ottc, erboten, maS uon ben ©eputirten um fo banfbarer
angenommen morben mar, „ba baS ©ecretariat faft burdjauS nur
öon einem Seidiger SBucr)r)änbler beforgt merben fönnte, unb megen
ber mannigfaltigen ©emüfmngen, bie bamit unzertrennlich oerbun^
ben mären, or)ne 33artt)'« freunblicf)eS Anerbieten eS fet)r ferner
geroefen fein mürbe, einen fnerju bereitroißigen unb paffenben 9Jknn
ju finben".
An ber ben 16. 9M 1824 abgehaltenen ©eneral=$Berfamm=
lung, ju melcf)er allgemeine ©inlabungen an alle in Seidig an-
mefenben ©uctjrjänbler, einfcfjliefjlict} ber ßetpjiger unb auSfcr}ltej}=
lict) ber (Somttemitglieber 154 an ber Qofyl, ergangen maren, nahmen
als SJfttglieber ber üfle&beputation auet) ber' SBiceprüftbent ber
Äönigf. (£ommercien=$eputation, ®er). ginanjratf) Qafyn, unb ber
§ofratrj ©ucf)er Ityil
SRacf) einer furjen &nfpract)e 30. A. ©arttys trug ber ©unbtcuS
Dr. ßarl griebr. Öfüntljer ba« in ber (Sonferen$ beS oorigen
Digitized by Google
- 204 -
Xage« ©efdjloffene oor. (Sine Debatte würbe oerbeten, etwaige
©emerhtngen foßten fchriftlict) bei ben Dcputirten eingereicht wer=
ben. Sßadj ©eenbigung be« ©ortrag« tourbe oon vielen ber an
ber ©erfammtung X^eil nefjmenben Herren fdjon öorläufig i£jre
Uebereinfrtmmung mit ben oorgetragenen Slnftehten unb ©orfchlägen
$u er!ennen gegeben. —
Unter ben bomaligen ©erf)ältniffen, wo ftd) ber gegenfeitige
allgenteine ©erfef)r faft nur auf bie Cftemteffe befdjränfte, ift e«
wenigften« erflärlid), bag öorläufig bie ©act)e auf fict) berufen
blieb. $ie« tourbe toof)l aud) nicht anber«, als griebr. Gerthe«,
ungebutbig geworben, am 3. Dctober 1824 bei Dr. (Günther mo=
nirte. (Sr f treibt u.
,,@« finb bereit« üicr SHonate, feit toir ©ud)hänbtcr bura)
3^ren einbrütftichen unb wohlberechneten ©ortrag ju einer beffern
Orgonifation unfer« @efd)äft«=©erein« angeregt würben unb ber
erfte «Schritt baju foUte eine neue ©örfen Drbnung fetin.
©eitbem ift nidit«? lautbar geworben unb id) bin beforgt, baß
©reite, ,8erftreutf)eit unb ©igenfinn, bie wohl ab unb ju in SKitten
unfer« fieiojiger ©orftanbe« waltet, einer Weitern Slu«führung im
SBege fielen. ftur Sie unb $err ©artf) oereinigt fönnen ju einem
erfOriej3li<fjen fliele Einleiten.
äftehr al« je würbe oerloren fetin, wenn auch biefer fo wacfere
Slntauf ohne folgen blieb. — SSir würben in einem gar Übeln
Sichte erfdjeinen, ba unfere Slbfiä)ten burd) bie Slnwefenheit ber
$)re«bncr Gommerjbeputation öffentlich geworben finb, ja wir un«
gewiffermafjen jum Xljätigfetin verpflichtet haben.
Sluch ba« ©uchhänblcr:2Bo<henblatt liegt mir fct)r im (Sinn —
meine $nfid)ten über $lan unb Ku«führung beffelben, Ijabc ich
fd)on oor geraumer 3eit Gerrit 93artt) rnitgett)eilt."
$ie Vorwürfe, welche Gerthe« in biefem ©riefe ben Seidiger
$>eöuttrten macht, fann man wof)l nur jum IfyuX als berechtigt
anerfennen. ©aru) fyattz fdjon am 17. SDcai an Dr. ©untrer ge=
fchrieben:
„bitte um Aufnahme eine« *ßrotofofl« über bie oorgeftrige (£on;
ferenj ber Gommittee, unb ber geftrigen allgemeinen ©erfammlung,
ba wir bie« at« 9hr. 1 be« ©orfenblatte« abiubruden haben".
SBoran e« gelegen fyat, bafj bann weiter nicht« gefthehen, ift jefct
!aum ju ermitteln. ÜJcan barf aber nicht oergeffen, bafj bie
ganje ßaft ber <5Jefchäft«führung auf ben ©chuttern ber ßeiojiger
ruhte, oon benen fogar, wie e« in bem <ßrotofoß ber (Sonferenj
Digitized by Google
- 205 —
üom 15. 9Hai hei&t, bic bisherigen «umgaben ganj allein beftritten
worben waren. 5Dic majjgebenbe Sßerfönluhteit, Sß. &. Äummer,
ftanb fd)on in ^o^em Sllter, unb bei feinen allgemein anertannten
SBerbienften (in ber ©enerakSBerfammlung be8 ©örfenoereinS oon
1835 fdjilbert ifm %f). (SmSlin als einen SRann tren wie <8olb,
offen wie ein Eeutfdjer, juöerläfftg wie bie 2öaf)rheit, feft wie
©ifen, gerecht in jeber feiner $anblungen) mochte man ihn wof)l
uid)t brängen wollen. $)aju !am ber fdjmerfättige ©efchäftSgang
ber ©ehörben, oor Allem ber 93ücher=(£ommiffiou, bie X^eilna^m=
lofigfeit ber ©uchhänbler im Allgemeinen unb ber auf ben lang=
famen, befchmerlichen unb foftfpieligen SOBeg ber (Sorrefponbenj
hingewiefene öerfehr. 3" münblichen Sefprechungen mar ja nur
in ber Seidiger Dftermeffe bie einzige Gelegenheit geboten. $>ann
mirfte noch mit bie Unber)otfent)eit in ber ©efmnblung gemein^
famer Angelegenheiten — man mar ja noch in ber Seit oor 1830 —
unb ber Umftanb, baß AHeS, maS ju tlmn mar, oon einer Meinen
Anjafjl beftimmter einzelner Sttänner ermartet mürbe. 2Bie in
ben größeren ©emeinmefen bamalS eine Anzahl öon gamilien bie
Regierung gemiff ermaßen erblich unter fich oertheilte, fo maren eS
in ähnlicher SBeife auch im ©uchhanbel in ber föegel nur ©injelne,
bie mit ber 2Baf)rung ber allgemeinen Sntereffen betraut mürben.
$en allgemeinen Serfammlungen mürben bie $u faffenben 93e=
fchlüffe fertig oorgelegt, bie Serfammlung ^atte einfach 5Ujuftim=
men, etwaige abweichenbe Stnfic^ten waren fchriftlich einzureichen.
3)ie Einführung oon Debatten gefct)ar) erft nach Mb nac§- ®*
war eben wieber ber ®eift ber bamaligen Seit, ber auch *n &icfcn
SSerhältniffen jum AuSbrucf fam. —
©in weiterer ©abritt würbe erft in ber @Jeneral=93erfammlung
ber Dftermeffe 1825 gethan, welche jefct officiell als erfte ©eneral=93er=
fammlung beS 93örjenoereinS gilt, mährenb in ben Sßrotofotlen bie
oon 1826 als erfte gerechnet wirb. ÜJc*it öoüftänbiger 3gnorirung
ber in ber Subilatemeffe 1824 gefaßten ©efdjlüfje unb beS bamalS
bantbar angenommenen (Erbieten* SB. A. 93arth'S erliefe ein neu
erwählter „33örjensS8orftanb", beftehenb aus ^oroath, 5riebr.
Gampe, 3. 8. ©djrag, Subw. Sfcinherj unb ©. g. Söoigt (fte
waren mit Ausnahme beS fieberen fämmtlich jur Xheilnahme an
ber SBerfammlung oom 16. 3Kai 1824 eingelaben gewefen) ein
oon Subilate=9Reffe 1825 batirteS Sircular, mit bem jugleid) eine
Digitized by Google
— 206 -
neu entworfene 93örfemCrbnung üerfonbt würbe. 2)iefef6e lautet
folgenbermafjen:
1) 35ie, oon ben auswärtigen ©ud)ijänblern geftiftete, unb oon
ihnen mit Mobiliar unb UtenfUien »er jetjene ©udjf)änbler:93örfe,
ift ein öf f entlic^ed Snftitut, ber gefammten Korporation
gehörig, worüber audj, unb jwar all jährig, offen SRea^nung
abgelegt werben mufj.
2) 3eber unbefa)ottene ©udjfjänbter $at ba8 föedjt, 2ttitgtieb biefer
©örfe ju feun, aber au$ bie $fii$t, ben jäfjrlidjen ©eitrag
ju sagten, resp. burd) ben ©ommiffionair jaulen p (offen,
möge er bie Stteffe befudjen ober nidjt.
3) #m ©dtfuffe einer jeben Sfleffe wirb bie ßi|te berjenigen ©udV
Ijänbter gebrutft, weldje it)re Beiträge gejault §aben, alfo
börfenfäfjig ftnb.
4) $ie 9(ngetegent)eiten ber ©efammttfeit werben beforgt burd)
a. ben SBörfen=93orfte^er.
b. ben ©ecretoir.
c. ben Gaffier.
unb biefe brei, au« freier SBatyl fjeroorgerufene unb oljne ©e=
fotbung bienenbe 3ttänner, btfoen ben ©örfcn = ©orftanb.
6) 3)er ©örfemSorftanb t>at juoörberft auf jwedmäfeige @inrid>
tung be8 ©örfen=2ocale3 ju feljen; barübe c ju Waagen, bafj
fidj Ungeeignete nid)t einbringen; er l)at bie (Mb com je be-
kannt &u machen, ÜJtipräucfje ab}ufteQenr Orbnung ju fianb;
rjaben, SHittfjetfungen ju mad)en, unb baS Sntereffe bcS ©udV
l)anbe!3 nad) Gräften ju oertreten, ju welkem 3mede audj bie
©äffe ber jäfjrtidjen Ueberfdjüffe bient.
6) $a ber ©ud)f)anbe( ba3 Territorium ber ÖJete^rten^etubUf
ift, fo fann bem ©efdjäftsfreife ber ©udjf)änbler auaj nur eine
freie Serfaffung jufagen. fcemnad) mufe ber ©orftanb an bem
jweiten 9ftefc©onntage, jebeS %af)v, eine öffentliche 93erfamm;
lung in bem ©örfemßocale Ratten unb ba
a. SRed>enfc$aft feiner £f>ätigfeit im Saufe be* Safyreft ab*
legen;
b. Allgemeine ©efdtfüffe ber (Sefammtfjeit jur ©anetion öor=
legen;
c. ©orfd)täge anhören unb ber Debatte unterteilen,
worüber förmlidje ^rotoeofle aufgenommen Werben, meld)c bie
©runb^cten be3 ©udrtjanbela bilben unb mit ber Seit ju
einem Ärdjio anwarfen fönnen, woburdj unjer SBirfen aud)
ben ftadjfommen aufbewahrt unb SWandje« öietteidu* oon iljnen
banfbar benujjt wirb.
7) SebeS Saljr finbet bie SBa^t ©ine« aflitgliebeS be$ ©orftanbeS
ftatt, bermaafjen, bajj niemals ber ganje ©orftanb erneut wirb,
weldjeä nad)tf)eÜig für bie ®efdjäftafüljrung wäre, fonbem nur
Digitized by Google
— 207 —
junt drittel. <$£ ift bemnadj jebe« SRitglieb auf brei 3a$re
junt 2)ienft verpflichtet. 5Racf> Hbtauf bcr erflcn brei Saljre,
atfo jur 3ubilate:37ceffe 1828, entfd)eibet ba& S008, hier juerft
austreten hat.
8) ©oüte ein SWitglieb fterben, bann wirb baf|et6e in ber «äfften
aJleffe burd) eine neue SBaf}l erfe^t.
9) 35ie Stimmenmehrheit entfcfjeibet bie SBaljt; berjenige, Welcher
bie nädjfte ©timmenjahl hat, ift (Srfafcmann, unb tjat ba« aettoe
©lieb be$ Sorftanbe«, erforberliajen gafls, ju bertreten.
Untertrieben würbe biefe neue Orbnung in einer am 30. «pril
1825 abgehaltenen allgemeinen SBerfammlung bon 101 girmen,
unter benen ficät) fünf ßeipjiger: Ä. SSHenbracf, gr. Gf)r. $ürr,
Stycf'jche*) Suchhanblung (tt. Erbach, ber in biefer SKeffe bie
3ahre8beiträge eincaffirte), (£. (£noblocf) unb SRein'fche 83uchhanb=
hing, befanben.
$)iefe« felbftftänbige Vorgehen braute einen fetjon feit längerer
3cit beftehenben ®egenfafc jmifchen ben ßeipjigern unb ben au«=
wärttgen ©uchhänblern jum prägnanten ÄuSbrucfe. S)ie ?lu8wär*
tigen waren buref) bie 9J?effe unb ba« SlbrechmmgSgefchäft, fowie
burch ba« nun botlftänbig entwiefette (£ommiffion«wefen jwar an
Seipjig gebunben, blieften aber fdjon bamal« mit unüerhohlener
SRifegunft auf bie ben Seidigem burch bie ^lafcberhältniffe ge*
botenen S8ortt)ciIe. $ie Seipjiger bagegen hatten fid) bis bafjin
üon ber SWefjbörfe fern gehatten unb nur in ihren ©efchäftslocalen
gerechnet, fchon au« beut (Srunbe, weil bei ber bamaligen SIrt ber
Abrechnung gar fein Sßlafe für fie in beut ÄbrechnungSlocale öor-
hanben gewefen wäre. 2)er (Segenjafc glich fW> crft nach Erbauung
ber 93uchhänblerbörfe aHmäftg aus.
3n ber Dftermeffe 1826 würbe bann bie erfte eigentliche ©eneral=
SSerfammtung beS ©örfenberein« gehalten, fo bafj biefer bon ba
an als wirtlich conftituirt ju betrachten ift.
Snbem ich ««« ©cfprechung ber SBetterentwicflung be«
SBörfenoereinS fomme, ich öorauSjufchicfen, to*6 ich, um nicht
bereit« SefannteS wieber ju bringen, mich darauf befcrjränie,
gänjungen ju ber bon g. 3. grommann gefchriebenen berbienft*
»ollen ÖJefchichte be8 SBörfenberein« ju geben. %ä) ftüfce mich babei,
aufcer auf ba« mir borliegenbe Slctenmaterial, auf bie ^rotofofle
*) 6o, unb ni^t Styt'fdje ©uchhanblung, ift bie urfprüngli^e Scfjrei*
bung ber alten ^itma.
Digitized by Google
- 208 -
bcr ©enerat=93erfammlungen, bie aflerbing« im Sittfange nur einen
fefjr hirjen, faft bürftigen Äbrifj ber SBerhanblungen bieten unb
oft gcrabe ba8 Sntereffantefte oermiffen (äffen. (£rft oon 1842
an finb bic ^ßrotofolle annähernb mörtlid) ücröffenttid^t toorben,
toährenb über baS frühere Verfahren eine ©efanntmachmtg beS
SBörfenüorftanbeS oom 16. 9ttai 1841 erflärt, bafj bie Serhanblungen
ber (Seneraloerfammlungen bi« baf)in niemal« wörtlich fo miU
geseilt worben feien, wie fte in ben wär)renb ber SDcbatten felbft
entworfenen ^ßrotoloflen geftanben fyabtn, fonbern bafj ber öertc^t
immer erft einer SRebaction im 93örfenoorftanbe unterlegen höbe. - —
fciefe Sßrototofle mürben gebrueft unb gwar oon 1825 bis 1835
in jjolio mit ber Ueberfchrift: Actum; ba8 ber ®eneral^erfamm=
lung oon 1836 hat bie Ueberfdjrift „Sßrotofoü" unb ift in Quart
gebrueft. S3om S8eftet)cn beS Sörfenblatt« (1834) an fanb bie
SBeröffentürfmng ber ^rotofofle auch in biefem Statt, oon 1837
an, mie e8 fcheint, nur im ©örfenblatte. —
©o lange bie S3örfe Sßrioatunternehmen blieb, arfo bis jur
Oftermeffe 1824, jagten bie S3örfenmitglieber ihren jährlichen ©ei=
trag an ^oroatf), ber baoon ben 9Hiethäin3 an bie tf)eoIogifct)e
gacultät entrichtete; ber Ueberfdjufc floß in £oroath'S %afa)e,s).
1825 fjatte ftoroath bie Beiträge noch einmal (burd) bie $öcrfcr)e
SButftöanblung) eingebogen unb ben SRiethjinä für Öfter; unb
2flia>elt^9Beffe praenumerando entrichtet, ben Ueberfchufj aber an
bie atigemeine (Saffe abgeliefert. 1826 unb 1827 erfolgte bie Qafy
lung burcf> ben ©örfenüorfteher griebr. ©amoe. — 5$on 1830 an
gewährte bie Ägl. Sächf. Regierung baS Stbrecf)nung3=£ocal berart
unentgeltlich, bafj ba3 $gl. SanbeSjahlamt ben, feit Sßergröfcerung
be8 SocalS, mie eS fcf>eint, auf 130 *f erhöhten 9Biett)sm8 gegen
Ouittung an ben Seidiger $eoutirten ©ogel au^ahlte, welcher
bann benfetben 93etrag an bie theologtfehe gacuttät abführte. 2)iefeS
Serhältnifj bauerte fort bt« jur Oftermeffe 1834; ba aber mürbe
in golge eine« (mir unbefannt gebliebenen) Äöntgl. SRefcriptS laut
3Wittr>ci£un9 be3 SanbeSjahlamtä bie 3ahlung fiftirt unb bie auf
1834—35 praenumerando lautenbe Quittung an Sögel gurücf
gef chief t. dagegen proteftirten aber am 18. Stuguft 1834 bie
Proff. theol. SSinjer, 3Ügen unb SEBiner, ba ber bisher entrichtete
ÜRiethjinS nicht nur als be$ ©ehatts ber oier erften *ßro;
fefforen in ber theologifdjen gacultät betrachtet werbe, fonbern
Digitized by Google
— 209 —
aud) boüon ber Aufwanb für bie gefdjehene Erweiterung beS 9lau-
meS, für bic Aufwartung, für ben ©oben jur Aufbewahrung bcr
Xifdje unb Stühle ju beftreitcn fei. SBogct fotte be3t)al6 bafür
©orge tragen, bafc ber SDftethäinS balbigft ausgezahlt werbe. Ueber
bte 3af)re 1828, 1829, 1834 unb 1835 festen bic Scachweife. 3n
ber Dftermeffe 183G bejog ber ©örfenoeretn bte neuerbaute ©ud)=
hänbler^örfe, unb bantit erlebigten ftd) bte ÜJciethjinS^ahlungen
»on felbft.
$aS fett 1797 als AbredjnungSlocal benufcte theologifdje
Aubitorium int Sßaultnum t)atte fid) nad) unb nad) in grotge ber
S3erntef)rung ber 93ucf)f)anbhtngen als unzulänglich erwiefen; oor
Adern flagte man aud) über üKangel an genügenbem Sickte.
3n bcr oierten „Serfammlung ber auswärtigen SBudjfjänMer", am
17. üRai 1829, waren biefc ßlagen befonberS lebhaft erhoben
worben. Weimer hatte fid) jwar bei einer fiocaloeränberung ju
einem Neubau in feinem ©arten (an ©teile ber heutigen ßönigS;
ftrafee ic) bereit erflärt, bod) ^attc bie 2Jcel)rheit fid) für einft-
weilige Beibehaltung unb mögliche Erweiterung beS bisherigen
SocalS entfdjieben. 3n golge beffen fdjrieb ber 95örfenöorfter)er
(Sari Wunder ben 30. Cctober 1829 an bie Seidiger 2)eputirten,
Zugleich mit einem »errrauüdjen Briefe an g. Eh- 3B- SSoget. 3>ie
2)eöutirten möchten für 93ef Raffung eines geräumigem AbredmungS;
locals beforgt fein; öorge}d)lagen würbe Erweiterung beS bisherigen
SocalS im Sßaulinum, ein Neubau im ^aulinum ober Acquifition
bcS gro&en EoncertfaaleS im ©ewanbfmufe. Söget t)atte nun ben
(SewanbhauSfaal, ber für 120 *f ju hoben war, befidjtigt unb
atterbingS etwas bunfel gefttnben; auch °*r ©etfaal bcr (erften)
33ürgerfd)ule würbe paffen, wenn er nur nicht ju Hein wäre. Aufjer--
bem t)atte er mit beut erften Sßrofeffor bcr theologifchen gacultät,
5)omhcrr 3. A. Sittmann, 9tticffprad)e genommen, um eine Er*
Weiterung bcS theologifchen AubitoriumS $u erjieten. Einer folgen
hatte jeboch entgegengeftanben, baft im Slebenlocal baS Eoncilium,
über ben betreffenben fiocalitäten aber bie UnioerfitätS=93ibIiothef
fich befanb. (Vertrauliche 9Kitthet(ung an Wunder oom 22. gebr.
1830.) „©etin Sie", fügt Bogel tjin^u, „als Börfenoorftanb über;
bicS oerftchert, ba& wenn auch ocr Borftanb üon ©achfenS Buchhanbel
jur öffentlichen Äunbe wenig bringt, berfelbe boer) mehr jum Beften
beS BuchhanbelS im ©titlen bewirft, atS bie auswärtigen Herren
«rdjtö f. «ej$. b. Seutfaen SBu^tj. VIII. 14
Digitized by Google
— 210 -
Äoflegen glauben, imb ©otdjeS jebenfattS auf Verlangen burd) Sin^
fid)t ber bcSfaHfigcn Steten bartljun fann". — $)ie Seidiger $)eoi^
tirten Ratten fid) hierauf in berfetben Stngetegenfyeit an bie Unioerft=
tät«=93e^örbc gemenbet, worauf ber Äönigt. aufjerorbentl. 93eoo£U
mäefjtigte bei ber Unioerfität, (£. Sonft oon £nbe, an ben $)irector
ber ßanbeS*Cetonomie iC;$)eputation, oon ßinbenau, berichtete, baS
bisherige 2lbred)nungSs2ocat fei nadj 93ericr}t ber Seidiger $5eputirten
nict)t mefjr geräumig genug. ®ie 55eputirten Ratten nun für bie
3#effe oon SRatt) unb (£oncerfc$irection ben großen (Soncertfaal im
®ewanbf)aufe gegen einen 9JttetfföinS oon 120^ jugefidjert ermatten.
(£r aber fdjtage oor, ben fremben ©u^änblern burc§ Sßerwittigung
beS erforbertidjen, auf feinen gatt 150 ^ überfteigenben 2Jcietf)jinfeS
bie unentgeltliche Söenufcung t^re« entWeber im ^autinum ober im
©emanb^aufe femer einjurid^tenben SörfenlocalS ju gewähren.
§err oon ßinbenau oeranlafjte nun unter bem 6. Styrit 1830 ben
©ürgermeifter oon ßeipjig, £>berf)ofgericf)tSrath Dr. ©iegmann,
wegen $luSmittlung eines oaffenben 3lbrecf)nungS=ßocalS mit ben
öeipjiger $)eputirten "Kücf i'pradjc einzuleiten unb oon bem (Srfolge,
fotoie bem genauen ^Betrage ber erfor bcrlicfjen ©umme 83erid)t ju
erftatten. hierauf beantragten bie £eputirten bei bem Söürger-
meifter bie ^Bewilligung eine« ober mehrerer ©örfäte in bem ju
erbauenben SCugufteum. 2)aS föefultat biefer SSerljanbtungen mar
bann enbtid) bie nod) im grü^ling 1830 ftattfinbenbe bauliche @r=
Weiterung beS bisherigen ßocalS, inbem bem ßoncilium ein anber=
weite« ßoeal ermiet^et mürbe unb ber Umbau als unoerfängtid)
für bie UniüerfitätS=S3ibliotf)ef erachtet worben mar. -
$er 9came „SBörfenoerein" fommt anfangs noef) nirf>t oor.
ÜBiS 1830 ift immer nur oon ben auswärtigen 93udjf)änblem bie
SRebe, unb nod> in ber Dftermeffe 1830 labet „ber $orftanb ber
auswärtigen 93ud)hänbler" (ß. 2)unefer unb Suft. ^ert^eS) jur Xt)eil=
natune an ber (SJeneraloerfammlung ein. 1831 ^ifet eS: „93örfen=
©emeinfd)aft", unb erft oon 1832 an erfäeint ber 9tame SBörfem
oeretn atigemein. —
5)en *ßerfonatbeftanb ber einzelnen 3ab,re giebt grommann
an. $er SBeftanb beS SSereinSüermögenS geftattete ftd) folgenber=
maßen; ju bemerfen ift, baß bie töedjnung fid) manchmal auf ben
Anfang, manchmal auf ben ©d)lu& ber üfleffe bezieht, fo baß $iffe=
renjen oon einigen fjunbert 2f)a(ern nict)t au$gefd)loffen finb.
Digitized by Google
- 211 —
CftfT;3Me 1826:
151 *f 11
6
1827:
480
w
5
ii
6
ii
ii
n
1828:
771
ii
—
ti
6
it
ii
n
1829:
1165
n
13
ii
it
it
n
1830:
1555
n
3
ii
6
it
n
n
1831:
1989
ii
18
tt
1
ii
it
n
1832:
2791
tt
—
ii
5
ii
ii
n
1833:
3557
ii
8
tt
it
ii
n
1834:
4050
it
—
n
"
>t
n
n
1835:
3998
n
1
ii
10
ii
it
ii
1836:
3506
ii
22
ii
4
ii
ii
ii
1837:
3935
it
19
ii
ii
pr. Sout.
ii
1838:
5162
ii
4
ii
ii
ii
ii
1839:
5263
tt
13
ii
10
ii
ii
it
1840:
6260
ii
14
ii
10
ii
ii
n
1841:
3248
ii
6
yr.
■
ii
ii
1842:
2066
ii
8
ii
6
n
ii
1843:
3158
ii
24
ii
1
ii
It
1844:
4886
n
29
ii
7
»1
ii
1845:
6243
ii
5
ii
9
tt
ii
1846:
11375
it
15
ii
8
n
ii
1847:
13711
ii
14
n
2
ii
tt
1848: 17011
ii
11
ii
9
it
$er Saffenbeftanb Don 1826 oerftef)t fui> be8 Salbo #or;
wttffä im betrage oon 49 Xfjalern. 23on 1835 an erfd)eint ücr=
fcf)icbcntlt(^ ein Beitrag sunt ©örfenbau, refp. jum 9lmortifation*=
unb Sinfcgonb* ber EudtöänMer^örfe t>on 400 ^ — fädjfifä,
refp. 411 *f — preu&ifdj. 1836: für @inria)tung ber 93örfe
1587 >fi 22 1839: für (Erbauung eine« tranäportabetn Drajefterä
in ber 93ud)f)änblerbörfe: 500 *f — . 1841: an bie Unioerfität
gejagt 4000 >f fnd)fifdj. 1842: ™ biefefte 2082 *f 16 yf 1 A.
$)ie Unioerfität t)atte fid) nämlid), neben S3orbet)a(t beS 93orfauf8=
redjtS, für ben Sauplafc eine jäfjrlidje SRente oon 210 %§al fäd)f.
oorbetjaften, unb biefe (Srunbrente tourbe mit biefen beiben 3a*);
fangen abgelöft. —
3a) fafjre nun in ber d)rono(ogifd) georbneten 2)arftek
fang ber nridjtigften Momente in ber (Srotnricflung be« 93örfen=
oeretn» fort.
$ie ©enera^SBerfammfang oon 1826 befdjlofj, ba feine $(b=
änberungSoorf abläge jur SBörfenorbnung eingegangen maren, nur
nod) bie SBilbung einer gemeinfdjaftlidjen ßaffe, bie im gatte
14*
Digitized by Google
— 212 —
©ebürfniffeä im 3ntereffe be« ©uchhanbels oerwenbet werben, fonft
aber ein ©tammoermögen btlbert fottte.
5)ie ($eneral=93erfammlung oon 1827 befdjäftigte fid) mit ben
überhanbnehmenben Xafchen=Slu8gaben ju 2 ©rojehen ba8 93änb-
djen. $oroatt) ^attc fchriftlid) bie grage angeregt, ob gegen biefe
feinere Slrt oon SKachbrucfen nichts bei ber beutfdjen 93unbe«^er=
fammlung ge(chet)en jofle. $)ie grage, ob bie ©erfammlung bie
ßmeigrofdjenauSgaben bem ©ebenen ber Siteratur, ben foliben
Unternehmungen unb bem ©ua^^anbel überhaupt als fchäblid) an=
ertenne, mürbe allgemein bejaht, bie, ob man foldje Unternehmungen
förbern motte, einftimmig oemeint. $er ©orfteher fe$te hin$u,
bafc man, faß« man bic[e Ausgaben liefern müffe, bem ©orfchlage
SB. $offmann'ä oon SBeimar gemäß fidj immer gleich ein Xmöenb
©anbeten im SßorauS bejahen laffen folle, unb mancher SBeftcOer
werbe fiel) befinnen.
2ttan ^tte hierbei jebenfallS rjauptfäcfjlic^ bie um biefe 3eit
oon bem ©ibliographifdjen 3nftitut in <^ot^a begonnene §erau3;
gäbe ber „$abtnet$=93ibliotl)ef ber beutf djen tlaffifer" im Äuge,
bereu SBertrieb auf außergewöhnlichem SBege erfolgte. ©8 §at ftdj
in ©eranlaffung einer Snjurienflage ber Seipjiger 93uchhonblungen
gegen ben ©rünber be$ 53ibliographifchen SnftitutS in ®otr)a,
3of. üttener, ein SlctenfaScifel angefammelt, welches u. 9L oerfduebene
©riefe oon griebr. $ertl)e$ enthält, aus benen intereffante WliU
theilungen über ba£ genannte ©efd)äft unb beffen ©Trichter ju ent=
nehmen finb. — 5)ie ©üd)er=(Sommiffion ^attc in golge einer
S)enunciation bie SBeiterbeförberung ber jlfteuer'fchen ^aefete unter*
fagt unb bereu GonfiScation angeorbnet. Sofeph Detter hatte barauf
ein Gircular erlaffen, in golge beffen bie fieipjiger S3ud)hänMer
fich oeranlaßt fahen, bie ermähnte Snjurienflage gegen benfelben
anstrengen. 9ftittel3perfon jmifchen ben Seipfligern unb ihrem
©othaifchen SRed)t8beiftanbe mar griebr. Gerthe«. $)ie betreffenben
©teilen au« beffen ©riefen reihe id) tyex ohne meitere ©erbinbung
an einanber:
. . . fo wie biefer (3of. SRetier) überhaupt hier SRiemanb ficht
unb oon föiemanb gefehen mirb, c« feu benu $err Penning*. (®ot^a,
19. San. 1828.)
(5$ fann mit ©eftimmtheit nachgerechnet werben, bog er über
20,000 Kapital in feinen Unternehmungen fteefen hat — unb
Digitized by Google
213 -
bis jefct feine fed)$taufenb X^a(er herausgenommen. 6r bejaht
ftetS baar, tjat oolle Clafie , auf aflen 2Bed)felpIä|}en »ollen (5rc--
bit :c. . . . ^rofcffor Sfrug u. (£onforten mürben atSbalb jagen,
baS ift oon ben Rennten um ben beulten 93ud)hanbel ju ruiniren
— fotdje SBeiSfjeit ^ilft (eicht aus ober in ben Xraum!
(Sben fo mertmürbig ift bie $erfönlid)feit beS HJcanneS. $ein
SRenfd) befommt ihn ju fefjcn; — um mich über i^n ju belehren,
natun ich (Gelegenheit natjmenS meiner #anbtung megen beS british
Chronikle ir)n in feinem abgelegenen |>auf$e aufeer ber ©tabt ju
befugen unb fanb einen feb,r anfefmlichen , mohlgeftatteten SRann
oon feinem, gehaltenem ^Benehmen.
@r befifct feltne Talente, momit er feinen Httangel an miffen*
fchaftlichen Äenntniffen bedt, ift überaus gefreut unb fd)lau, arbeit:
fam jum Grrftaunen.
. . . ©eine v#oft s Anjeige Soften belaufen fidj in ber lefoten 3^it
über 5000 3%.
©ie glauben, bafe er ju feinen Unternehmungen meutere %ty\U
ne^mer haDe/ — ^cr aocr SRfcj 1828.)
2)ie ^oburg^othaifaje SJerorbnung gegen ben 9cad)brud wirb
3h«cn .... befannt gemacht morben fenn. (53 mar OorauS=
jufehen, bafe £err SRener baburch betroffen merben mufjte, benn
banad) tonnte er oorauSfefcen, ba& feine Unternehmungen in bi3=
heriger Art nic3r)t fortgelegt merben tonnten.
©onberbar genug mar oier Xage oor Ausfertigung ber SBer*
orbnung Stenern oon ©eiten ber Regierung baS ©chlofj ftriebrichS:
merth, jmei ©tunben Oon (Gotha, unter fcr)r günftigen SBebingungen,
für feine SBerfftätten eingeräumt morben. (£r ^atte barum erfucht
unb fchon längere 3c't beShalb unterljanbelt. Xcr #er$og moflte
ihn gern begünftigen unb hatte Siedit ba$u, ba ein paar £unbert
SÖlenfcr;en grabe armer Art, burch SRetjer beschäftigt mürben.
$eS 9Äanne§ (Sntfchlüffe finb rafdj unb merben energifd) auSs
geführt. ©0 mie er bie ©erorbnung ju @efid)t betommen f)at,
fchidt er eine ©taffete nach SWeiningen unb trägt bem #erjog
an, ba* bibliogr. Qnftitut borthin oertegen ju moflen unb Oers
fpridjt 500 2Jccnfd)en ju befchäftigen. ©alb mar man im Vertrag:
eine ®afcrne mürbe ihm eingeräumt, *ßoft;$orto unb SBegegelb*
greoheit bemiütgt, auf fedjS 3flf)rc @rlafc aller Abgaben. Sorgeftern
ift ba§ ganje 3nftitut oon hier abgezogen mit 517 Zentnern
SBaaren. SOicDcr hat liier alle* baar befahlt maS er fdjulbig mar
c. 3000 *fi unb fein eben neu eingerichtetes #au3 feiner SRutter
für 4000 ^ überlaffen. ©emeifj bafc eS ihm noch nu*>* ön
Gaffa fehlt
SOcener t)at einen tüchtigen ^h^otogen Gahmens ©traubel mit
1000 jahrlichen ©er)att jur ©ef orgung ber Ausgabe griechifcher
unb römifcher Stofftier engagirt — ein harter SBerluft für SafobS
Digitized by Google
— 214 —
unb 9ioft, ba biefer Straube! ein trefflicher (Eorrector, bie Steotfion
ber Biblioth. class. bei $enntng$ bisher übernommen hatte.
@o foll er auc^ um eincn ^iefigen ©elletriften Dr. <Storct>
fich bewerben, ber fich bei ©ebr. Ofranfh in ©tuttgarb ju $erau8=
gäbe eine« SRittagSblatte« berbungen hat.
$ie3 alles gef>t nach HReiningen
@« wirb fich alfo in 9Jceiningen ein Ztyatex eröffnen, wa8
fet)r unfere ©eadjtung auf fich ju jie^cn erheifcht.
SJceiningen ift mit SPreufcen im Vertrag Wegen bei? ÜJlachbrucfä
getreten, aber fo biet ich bi£ iefet habe erfahren fönnen, ejiftirt
bort noch 'ein ©efe^ bagegen. 2Jcan wirb nun wofjl eine« er*
gehen laffen, e$ toirb aber mit SRüdftdjt auf ba§ 2Jcet)erf<he 3nftitut
oerfertigt werben. Stögen mir Wachfam femt unb nicht« Oer*
fäumen. (17. SRoü. 1828.)
&a& btbttographtfche Snftvtut ift in'3 Sdjlofe nach $ilbburg=
häufen oerlegt toorben, »eil $rn. Sfleoer ba8 äReining'fche ßofal
nicht gut genug mar. Genaueres metfj ich bi$ jejjt nicht über
ba3 bortige ©eginnen. (18. $ecember 1828.)
£iernüt enbigen bie auf ba§ 93ibtiograp^ifcf)e Snftitut bejüg*
lid)en ÜJcittheilungen $erthe£'. $lu8 ben bieten geht noch hettor,
ba& ba3 $erjogl. Oberlanbe3= Bericht gu §ilbburghaufen bem
Antrage auf Stellung einer Ä läge gegen 2Heöer fich nicht gefügt
hatte unb baher ba8 §eqogl. Suftij^oHegium ju ©otha, bei bem
bie ßlage junächft anhängig gemacht toorben mar, fich fln&er ©tanbe
(ah, bie Unterfuchung wtber SJceuer fortfteüen ju laffen. $>amit
mar ber Sßrocefj für bie fietpjtger Kläger oerloren. —
3n berfelbenSerfammlung mürbe auf Slnrrag oon griebr. Sßertf)e3
befchtoffen, bafj bie obfcönen (bei (Srnft Stein in Seipjig erfehienenen)
„nadjgelaffenen Schriften" Sllthing'S bem Verleger nicht jurücf=
gegeben, fonbern „in Empfang genommen" unb anbern XageS im
93örfen=ßocale öffentlich oentichtet werben follten, auch, e* in
ähnlichen gällen fünfrig immer fo gehalten werben unb bie 93örfen=
caffe alle golgen oertreten foße. — SDiefer 93efct)(ug erregte in
weiteren Steifen Äuffehen, fo bafj er fogar in einer juriftifchen
äettfehrift befprochen würbe14). 3>em Sernehmen nach, nrirb bort
mitgetheilt, folle bie Sönigl. ©ädjf. 93ücher*(£ommtffion in fieipjtg
ber SSerfammlung eigen« wegen biefeS ben beutfehen ÜBuchh^nbel
fo {ehr ehrenben SBefdjluffea ihren 2)anf unb ©eifall ju erfennen
gegeben haben. $)er Surift aber frage nach bem fechte ba$u. (Sft
beftehe offenbar ein 9Jcangel an einer öffentlichen unb oon gan$
Digitized by Google
- 215 -
$)eutfd)lanb anerfannten Slutorijation unb einer ber ©efammtfyeit
über ben ©injelnen $uftef)enben Autorität; burcf) Vermittlung be$
©unbeStageä würbe eine fold)e Slutorifation $u begaffen fein. —
3n einer Slnmerfung $u ber ßifte ber 99örfenbered)tigten ift gejagt,
bajj btejenigen, roetc^c als börfenfäfjig aufgeführt werben wollten,
o^ne bie Steffen ju befugen, iljren ©eitrag (1% Xl)aler fädrftfd))
in ßeipjig jaulen laffen follten. „Einige ber Herren Sommiffionaire
wiefen bie Ölungen für i^rc ßommittenben (sie!) ganj oon fid),
j. SB. §r. gr. gleifdjer!" (©oßte fnerin ein ©egen^ug ber Seliger
$u erfennen fein?) (Sine är)nlitt)c ©emerfung wirb aud) in ben
nädtften beiben 3afyren gemacht. —
1829 (e$ ift in ber golge immer bie Gantate General; ©er:
fammtnng beS betreffenben SaljreS gemeint) befdjlojj man auf 3ln=
trag beä bamatigen 95orftct)er§ Gart 2)under, für bie golge ben
3ntritt jur SBörfe neuen SKitgliebern nur burdj Slbftimmung ju
geftarten. — 2Bie aus einem Sircular ber ©ebrüber ®ropiu$, bie
feit 1827 in ©erlin eine Äunffc unb ©ud^anblung eröffnet fjatten,
f)eroorgef)t, hatte Wunder aud) bie feit SaljreSfrift eingeriffenen
SRtjjbräudje befprod)en unb unter anberm audj erwähnt, „bafc fogar
jefet ©udjbinber unb Äunftyänbler unberufen jur ©örfe !ämen unb
bafj man biefem burd) ein @efefc $u fteuern fudjen muffe". Sie
©ebrüber ©romuS, weldje itjren Beitrag bejaht Ratten unb mithin
börfenfäfng waren, füllten fid) bnburrf) berlefct unb wenbeten fid)
93efd)werbe füfyrenb au ben ©örfenoorftanb. $)er Sefctere (3)under,
©djrag unb 93. g. ©oigt) antwortete ifmen fdjon am 21. ättai
äiemlid) fdjroff unb äußerte fief} u. Ä. folgenbermaSen:
Uebrigcnä ftnb ©ud)f)änbter cS gemefen, welche bie ©ud)ljänbter=
©örfe begrünbet haben für bic (Srleiajterung unb ©eförberung be8
©udjljanbel«; S8ud»t)änbler ftnb e3 gewefen, Weld^e ba3 58 ör feit:
Statut abfaßten unb jutn ©runbe legten; unb ©udjhanbler ftnb
e3, lue! die baffelbe aufredet galten unb bef eftigen foflen. ©ua)--
fjanbler haben bafjer aud) ba3 unbeftreitbare SReci^t ju beftimmen,
wen fie in ihren ©örfen-- Vereine aufnehmen wollen, unb unter
wettern SRobuS biefe bei äunft-- aHuftfhänblern unb ©uchbinbern,
mit einem SBorte bei $enen, weldje nicht ©uchhänbler fmb, aber
fo Diel als möglich oon bem ©efdjäft an fid) retfjen möchten, ber
ftatt feton fott. Xiefer SftobuS ift nun feftgefefct .... 2Bir werben
auf bie ftrenge Ausübung biefe8 ©efefeed um fo mehr Ratten, als
un§ bie 3ufcf)rtft, bie wir hier ju beantworten haben, wieber einen
©ewei« liefert, bafc Neulinge, welche gar feine Slnjprüdje haben,
Digitized by Google
- 216 -
SReifter barin ftnb wejjjljalb tt)ir aud) ben gejagten Beitrag
für bicfc 2Reffe nic^t aufnehmen fönnen, fonbem Seiten folgen
hiermit jurüdftctlen.
1830 würben auf Antrag oon #erolb aus Hamburg unb
Brockaus folgenbe twn ber nädjften Dftermeffe an geltenben &uf=
naf)mebebingungen beftfu'offen:
1., Söirb berlangt, bajj jeber Meuaufjuneljmenbe ftd) burd)
Beibringung eine« (EonceffionSfdjeinS ober SertificatS feiner Ort3=
bewürbe als nurftiajer Burf)f)anbler auSmeife.
2., 3ft er gehalten, oor ber Änmeftmng allen Sftitgtiebern 9^0^^
rietjt über fein beginnenbeS, ober uieü*eid)t and) fdjon beftanbeneS
©ejdjäft burdj Gircularfdjreiben ju geben, unb jugleidj feine Unters
fajrift ju bocumentiren.
3., $at er auger bem georbneten jäfjrtidjen Beitrag ein ?ln=
trittSgelb oon 5 Xttfr. fäd»f. jur Börfen ; (Sajfe ju entrichten.
4., $at er eine Berpflidtjtung ju unterjeidjnen, in tjotge beren
er fid) oerbinblid) mad)t, fid) eine« tbeils ber BörjemDrbnung ju
unterwerfen unb anbern tljeilS ftd) beS ftaajbrudS unb ftadjbnufs
Vertriebe« ju enthalten.
gerner würbe besoffen, bafj bie Stefd)liefjung aus ber
Börjen^©emeinjdjaft 3>eben treffen fofle,
1., ber fic§ in einem ©taat, in wettern ber 9tad)brud oer=
boten ift, bennod) bamit crtuei^Iict) befafjt;
2., ber einen mutwilligen Banquerott fid} ju ©d)utben fommen
lägt;
3., ber innerhalb brei Sauren feine 3af)tungSöerbinblid)feiten
nidjt erfüllt l)at.
(Sin ©ntmurf ber oon ben neu aufaunefjmenben 9ttitgliebern
ju unter$eidjnenben Berpfttdjtung fottte in ber nädjften Oftenneffe
jur Beratung unb 2lnna§me oorgelegt werben. Hnftatt biefer
jufä^lic^en Beftimmungen tjatte jeboef) (5. SDuncfer ben Entwurf
einer neuen Börfen=Orbmtng oerfafjt, welker aud) bem Seidiger
Gomite jur Begutachtung juging. SefctereS Ijatte einen ©egen=
Entwurf eingereiht, Bei beffen ftuffteffung, laut ©^reiben an $uncfer
oom 26. gebr. 1831, fotgenbe ©runbfäfce mafjgebenb gewefen
waren. ®te S3örfen=Crbnung müffe in liberalem ©tnne aufgeteilt
werben; baS S3örfen=3nftitut werbe ftets nur ein ^rioat= Berein
bleiben unb es würbe beSfjafb ein oon bemfelben gefaxter Befdjlufj
nie weiter, als in bem Greife ber BereinSmitglieber ®efe&e$fraft
erlangen fönnen; jebe Berfaffung, fte betreffe einen Berein unb
beffen Smd, welche es aud) feien, müffe immer in möglidtft gro|en
Digitized by Google
- 217 -
umfaffenben ©runbjügen aufgefaßt unb hingeftettt »erben, um bereit
§altbarfeit unb Ausreichung für alle 3eiten unb gätte ju fidjern,
jug(eid) aber berfelben alle fpecielleren Angelegenheiten gehörigen
Orts einrangiren ju !önnen.
$ie beiben Entwürfe nebft ber enbgiltig befctjloffenen S3örfen=
Orbnung t^eile id) als 2. SBcilagc mit. $ier nur golgenbeS über
bie Auffaffung, bie man bem Seipjiger Entwürfe angebeifjen lieg.
3n einem ©riefe oom 21. äRärj 1831 (an (5. Euncfer)
fdjreibt griebr. ^ertfjeS, ber fieipjiger (Sntwurf enthalte neue unb
bebeutenbe An* unb Ausfielen, unb jebenfafls könnten barauS in
ben SBorftanbS Entwurf mehrere fünfte aufgenommen, AnbereS
benufct werben. $ennocr) fönne er mehreren fünften nicht beU
ftimmen. Xr)atfact)e fei, ba& bie 93örfe allein für wir fliehe 93ud)=
hänbler gefriftet unb beftimmt worben fei, ba& ber 93ud)hänbler=
herein allein aus roirfttcfjen 93ud)hänblern fid) entwicfelt unb organi-
firt ^abe. 9flufifalien= unb Shmfthänbler feien jum Abregnen im
93örfenlocaI jugelaffen worben, weil einige 93uchhänbler „leiber"
mit frembartigen Artifeln SHeinfymbet trieben ober aud) einige ber=
gleichen gabrifate lieferten. £>iefe 3"laffung fei nur atd 93cr=
günftigung angefehen worben, bie jebeS 3af)r jurücfgenommen werben
fönne. Atigemeine Angelegenheiten, welche bie brei $anbelSaweige
(93ud)=, ÜJhififalien* unb ^unfttjanbet) gemeinfajaftlid) haben foüten,
fönne er nidjt erfehen unb auSfinben; fo laffe fict) j. 58. 9tachbrucf
ober Nachahmung oon Sßrobucten biefer brei nicht unter einen
(SefkhtSpunft bringen. — $>ie Auf*ecf)terhaltung bed urfprünglichen
©harafterS ber SBörfe, als Bereinigung ber auswärtigen 93ud)s
hänbler, bei welchen bie Seidiger (Sollegen ftimmhabenbe ÖJäfte
feien, fei für ben ©efammtbuchhanbel gewifj fehr erfpriejjlich. 2)ienlid)
feien jwei Kammern: „bie Auswärtigen: — baS #auS ber ©e=
meinen; bie Seidiger (Sommittee: — baS Oberhaus, bie fiorbS".
$>iefe ©efdnebenheit trenne feineSmegS bie Einheit ber ©enoffem
jehaft; haben bod) jefct fdwn bie fieipjiger Stimme in ben 93cr=
fammlungen ber Auswärtigen. Qu engerer SSerbinbung gegenfeitiger
Sntereffen unb fräftiger SBirffamfeit fürs ©anje laffe fid) noch ein=
richten, baß 1., bie fieipjiger (Sommittee mit 93eginn ber Sfleffe
eine SSerfammlung halte, woju ber SSorftanb beS 33örfen--93ereinS
gebogen werbe; biefen unterrichte man t)icr über bie Vorfälle beS
legten SaljreS, tf)eile ihm mit, was auf bem ©tapelplafc unb oon
Digitized by Google
— 218 -
bo aus jum 2Sof)( be$ ©anjen gesehen foüc unb !önnc, trage
ihm oor, roaS man wünfchenSwertf) tjaltc an Stiftungen öon ©eiten
ber Sluäwärtigen u. f. w. Sin ©efdjlüffen in biefer ©erfammlung
gärten bie SBorftanbSmitglieber nur beratf)enb, nicr)t ftimmabgebenb
ju nehmen. 2., SBor ©erfammtung beS ©örfenoereinS t)alte
ber ©orftanb eine ©ifcung, ju welker er eine Deputation ber
Somnüttee einlabe, lege bicfcr oor, mad in ber SBerfammlung
junt ©ortrag fommen fotle unb ^iet)c barüber ba3 ®utacf)ten ber
Eommittee ein. Dies werbe genügen. Sine größere ©ermifcfmng
unb Verfettung ber fieipjiger mit ben SluSwärtigen erfcheine ifmt
(et)r nachteilig, er proteftire gegen bie in bem ßeipjiger Entwurf
oorgefcfjlagene, wonach bie ©tetfoertreter ber ©orftanbSmitgüeber
aus ben Seidigem gewählt unb biefe außer ber ütteßjeit einen
permanenten ©orftanb beS SBörfenoereinS bilben follten. „ES märe
bieS ber fixere 2Beg: bren Seidiger ju Dirigenten beS ©anjen
unb ju Regenten ber SluSmärtigen ju conftttuiren". Eben fo menig
fönne jugeftanben werben, baß ein Seipjiger ©orftanb beS ©örfem
oereinS werbe.
9la6) einem längeren jiemtich (dürfen Ausfalle auf bie Seipjiger
al« (Stoves (fie hätten bis baf)in nichts jum SBeften beS beulen
©uchhanbelS, nichts jur Erleichterung für bie $öequemlid)feit ber
Auswärtigen wäfjrenb beS 2fleßaufenthalts gethan, fid) auf lange
hin üon ber 93örfe, bie fte bejpöttelt hätten, jurücfgejogen, fid) ber
gejeflfdjaftlic^en Einigung ber Auswärtigen entzogen, anftatt burcf)
it)rc ©egenwart fie ju abeln unb ben feinern, emftem öffentlichen
Anftanb unter ben jungen Seuten aufrecht ju erhalten, u. f. m.) bittet
griebricf) Gerthes, oon biefem ©riefe bem Seidiger Eomite 9Hit=
t^eilung ju machen, tiefem ©^reiben, meiere« beftimmt mar, „ber
(bie, baS*) Eommittee" oorgelegt ju werben, hatte ^ertheS noch
einen anbern ©rief an Duncfer beigefügt, ber folgenbermaßen lautet:
©3 fönnten meine Weußerungen über ben Seipjtger Entwurf
als 5U hart auSgefprodjen, aufgenommen werben unb — fretimüthtg
finb fie, fo feljr als foflte fte bie ©achfenjeitung f«h einverleiben,
«ber — fie fönnen fein SRitglteb ber Eommittee empfinblich be^
rühren, ba mit Ausnahme bon #errn tummer fein» berfelben,
wenn auch gebühren, boch 1797 im ©uchhanbel fchon thätig ge=
*) (Sin Sdjerj; man gebrauste Damals baS SBort Gomite unterj$teb«=
Io* mit allen brei «rtifeln.
Digitized by Google
— 210 —
toefen tft. $>err Sögel war bamals noch Mein — $err ©noblodj
in ber fictyre. Steine önfcfmlbigungen geljcn bis 1806 — öou
bo an lehrte Sßoth beten — unb auch ba wirb noch feiner ber
Herren auf eignen #anbel3füfjen in Setpjig hemm geroanbett fetin.
2£a> nun $erm Kummer angebt, fo fönnen ben meine Sln=
flogen gar nicht treffen, benn er grabe macht rühmliche &u8;
nannte, inbem oon ihm 1792 ba« ^rojeft ausging, auf SRichterS
Staffeehaujj eine ©örfenanftalt ju ftiften. $err Kummer mar bamalS
noch ein junger SRann (fo nennt ein ©ewiger immer einen
SSieraiger) unb boä% mit aller Äraft, fonnte er nicht burchbringen,
roeil — feine Seipjiger Kollegen fd)eetfüd)tig moren.
3d) bitte @ie auch biefe 3«ten mitsuthetlen, falls $err Kummer
öerbrüjlich über mich merben foüte.
©in fotc^er Ausfall gegen bie Seidiger Kollegen müfjte bei
einem 9Hanne, wie griebr. $ertlje§, auffallen, wenn nic^t biefe
Animofität faft allgemein verbreitet gemefen märe. ©8 ift juju=
geben, bafj bie Seliger t>or Allem itjren eignen S8ortr)etl im Auge
Ratten; aber benfelben ©tanbpunft nahmen aud) bie Wurmartigen
ein. Unzweifelhaft jeidjnet Sßaul ©otthelf Kummer bie gegenfetrU
gen ©ef^äft^oer^ältnifje ^temlicr) richtig, menn er gelegentlich an
bie Nürnberger girmen gelSecfer, ©rattenauer, SWonatf) unb Stein
fdjreibt:
„©eljen ©ie meine $erm fo ftnb mir afljumal ©ünber. ©ie
fagen e3 befuäjen 250. ©uaj^änbler bie ^iefige 2Refje, unb ich be;
Raupte, barunter pnb nicht 6. melche au§ Siebe gegen einem ihrer
SoÜegen einen geberftriä) tfmn, giebt einer ein S8ud) fo giebt er
e3 um etmaS baben ju gewinnen, ntmt er e3 fo fjat er eben bie
Abftcht, nie aber nimt er auf ben Nufcen be8 anbern Xtyltä
Hüdftcht".
SBie naeft ber (SgoiSmuS bisweilen ^eroortrat, baoon giebt
Kummer in bemfetben ©riefe einige ©eifpiele, nad)bem er aller-
bingä banfbar anerfannt, bafj man ihm bei feinem ©tabliffement
im Allgemeinen freunblid) entgegengefommen fei. (5r f treibt:
3$ ^atte feinen anbern al8 ganj neuen SBerlag, al8 bann ein ge;
mijjer #err für *f 19. oon mir gefd)rieben ^atte unb ich nun ötm
ihm fchreiben motte fo f)iefc es, Wenig feiten im; Ben fid) gegen
Neuigfeiten lieben alten SSerlag gebe ich nit^t, ol* ich *hm Da"n
ganj bemüthig oorftelte, bafj ich ^och 9er nc au(h einige alte
©üdjer julegcn molte, unb er noch überbiefeS fo menig Neue«
habe ba§ menn ich <>U£h ^on jebem 3 u. 4. nähme mir boct) nicht
saldo mürben, fo erhielt ich Denn bie gnäbige ©rlaubrnifc anfagen
ju bürfen maS ich W?n molte, unb unter 4 bis 6. Artifeln mürbe
Digitized by Google
— 220 —
mir foban immer einer (ber Schlechtere) bcttnUiget, ein 93udj für
1 *f 12 f, bafj id) bodj gar gerne haben molte mürbe mir burd)=
au$ nicht anberS als mit 25 PCo. netto für 1 >f 3 # über:
tafcen. — ©in 3metiter machte e$ ganj auf» £aar fo, nur mit bem
Unterfdjtebe ba& er mir ba3 netto angefejte auch nicht einmal
creditirte fonbern id) mufcte e3 gleich baar bejahten. . . . 3n ber
1779 mar mir einer oon 3fm*n >ß 48. 13 in Change-
föedjnung jct)ulbig unb id) fagtc fein SBort, er felbft fing an, idj
bin it)nen t>iet [ctjulbig, tuorauf id) ermieberte, baä mirb (id) mot)I
mieber heben. Um bie 8ted)nung in einige 6Heid)f)eit ju bringen
nahm id) 12. 8 u. 6. Nova unb hierburct) mürbe ict) ihm inclusive
alles bcfeen mafe mir roäfjrenb bem ©ommer unb ber 9tticf)aelmej$e
mar p. Novitate jugejanb roorben 10 jage 3efm ©rofct)en
fd)ulbig unb nun t)atte man, ofmeradjtet man ein jiemlia^e« Me-
morial jur SDiidjaclmefje einfanbe, bod) ben Commissionaire in feine
Snftruction gefejt: SBenn Kummer ben Saldo satten mitl fo fann
ifwi ausgeliefert merben, fonft nicht. —
ßfyarafteriftifdj ift aud) ber Unterschieb jmifdjen bem ©erfahren
ßummer'S unb §orr>atty£. SBcibc verfolgten unb erreichten baffelbe
3iel: ben auSraärtigen 93ucf)hänblern ein gemeinfc^aftlicfieS 2lb-
redjnungSlocat ju fct)affen — nur bafj Äummer'S Unternehmen
oorjeitig an ber fiocalfrage mieber fdjeiterte. 93eibe jogen bie
Soften burcf} Seiträge ber $het(nef)mer ein. SIber Kummer jaulte
ben Ueberfdjufj an bicfe jurücf, §on>att) behielt benfelben für fid);
bei ifjm mar alfo bod) etmaS perfönlicf)e3 Sntereffe mit babei. —
9cocr) abforedjenber, als griebricr) ^ertfjeS, äußert ftcr) 80ßi(f>elm
^ertf)eä in einem SBriefe an ßarl $>uncfer oom 18. ÜRärj 1831.
©anj oermerfltd), fdjreibt er barin, erfdjeine 1., ber Seipjiger 33or=
fc^lag, ben ÜJcufifalien= unb Shtnfthänblern bie gleichen 9ted)te mit
ben 93ud)hänbleru einräumen ju motten. „Sebent mit SBilbern
hanbelnben Italiener mürbe nach biefem § bie SBörfc offen ftehen"
unb balb mürbe ber ©uchhcmbel im 9kum noch mehr befcf)ränft
fein. (Sine ungleich ttridjtigere Snconoenienj mürbe aber bie fein,
bafj bann ben ÜJcufifaliem unb $unftf)änblern auch oic 93ercc^ti=
gung juftehen foflte, an ben SBerfammlungen unb Söerathmtgen
nicht blo$ %tyU ju nehmen, fonbern auch, ba fte ju SBorftanbS*
Remtern roäfflbar fein mürben, bie Seitung berfelben 511 übernehmen.
$a8 fönne bem Suchhönbel unmöglich frommen, mie e8 auch oem
2Jcuftf= unb Äunftfjanbel nicht bienen fönne, menn ihre inneren
Angelegenheiten oon einem au§ 93ud)hänblern jufammengefe^ten
Digitized by Google
- 221 -
SBorftanbe geleitet werben füllten. 2., bie $lbftd)t, burcf) bie bem
©örfenoorftanbe jugeorbneten Seipjiger ©tetfoertreter biefen einen
bebeutenben Sinflufj auf bie SBörfengemeinfchaft ju oerfduiffen, ja
ftc ju alleinigen SBorftehern berfelben aufcer ber SHefejeit ju machen.
$>er ßeipjiger unb ber auswärtige 83ucf>f)anbel feien als jmei
Korporationen in einer ©enoffenfchaft ju betrauten, was fdjon
burd) bie (Stellung ber (Sommiffionäre ju ben Kommittenten be=
bingt fcL ®er eJefdjäftSbetrieb ber fieberen fei nothwenbigerweife
großenteils in bie vuinbe ber ©rfteren unb bercn SDiScretion an;
heim gegeben. SS fönne unmöglich bem 3ntereffe ber großen
9flef)rsal}l ber Auswärtigen genügen, wenn bie Seitung ihrer ge--
meinfchaftlichen Angelegenheiten allein ber geringem Hnja^t ber
Seiojiger, wenn auch nur für eine gewiffe geit, auSfchliefjlicf) jufte^en
folle. 3., bie Äbficht, ben SBörfenoorftanb $u einem griebenSgerichte
,ui machen, woburd) ber Sorftanb mit einer Spenge Arbeit belaben
werben mürbe, ber er nicht gemäßen {ein möchte. 4., bie &bfid)t,
bem SSorftanbe einen beftänbigen ©tonbicuS beijuorbnen; er fönne
nicht begreifen, ju welchem Qxotdt, ba bem SBorftanbe bie Q\u
jiehung eine« SRed)tSfunbigen in oorfommenben fällen immer frei
ftehe. $>iefe oier §auötyunfte begrünbeten eine fo mefentliche Wh
Weisung ber beiben Entwürfe, bafj an eine Einigung nicht ju
benfen fei, abgefefjen oon Siebenfachen, in melden ber SSorftanbS;
©ntwurf unbebingt ben Sorjug üerbiene. 9toch möchte er bie
23eftimmung aufgenommen fefyen: „bafj, ba bie Söörje nur haupt*
fächlid) für bie auswärtigen 93ud$änbler errichtet unb oon biefen
benufct wirb, and) nur außerhalb ßeipjig mohnenbe 93ud)hänbler
jur SÖ3at)l oon SorftanbS Remtern berechtigt finb, was auch f eitler
Dbferoanj gewefen ift". —
S)er reoibirte Entwurf ftuncfer'S würbe fchliefjlid) ber (General:
Skrfammlung oom 1. 9M 1831 oorgelegt unb bilbete bann nach
feiner Annahme baS erfte Statut beS ©örjenuereinS. —
1832 wirb mitgeteilt, bafj bie in ber oorjährigen General;
93erfammlung bem Sorftanbe „jur Unterftüfcung hülfSbebürftiger
©uchhänbler, bereu gamilien ober ötehülfen" pr Verfügung ge^
ftellte Summe oon 150 Xfyatexn „aus SJcangel an geeigneter Sei-
anlaffung" noch nici^t oerwenbet fei, unb biefelbe Summe bem
SBorftanbe aufs 9teue ju gleichem Qmdt bewilligt. $>ann fam
eine im Söhre 1831 oon 90 SBereinSmitgltebern eingereichte eingäbe
Digitized by Google
- 222 -
jur Befprechung, nach roeldjer fämmttiche fieipjiger $anblungen
angegangen roerben foHten, jur (Erleichterung für bic bie 9Heffe
befuchenben Auswärtigen ba« Abrecf)nung«gejchäft ebenfafl« auf ber
Börfe beforgen ju (äffen. $er 93orfter)er SB. Ä. Bartt) ijatte biefe
Aufforberung aßen ficipjigcr $anblungen mitgeteilt unb e« fjatte
fid) gezeigt, bag beinahe 20 berfetben (e« roaren nad) unb nach
immer mehr beigetreten) feit Sauren auf ber Börfe abrechnen
liegen, oon ben übrigen aber junädjft bie (Eommifftonäre gebeten
hatten, ihre abfd)lägige Äntroort fo lange nicht ju mi&beuten, btd
bie (Einrichtung eine« minber befdjranften Börfenlocal« ihnen ge=
ftattete, ftd) ofme ©efäfjrbe für u)re übergroße ÜJiaffe oon 9Jcefj=
oucneru, «tuen ic. ntr ote #ett Der «.oreennung an einem oejnmmten
angemeffenen ^lafce einjufinben. $Wad)bent griebr. gieifcher (ber,
nac^ eiitem ©riefe an g. 3. grommann oon 1844, fpäter ben
^Beitritt ber Seliger junt Börfenoerein burct)fefetc) bie Wlo-
tioe ber (Eommiffionäre noch heiter befprodjen hatte, fafjte man
babei Beruhigung, inbem man jugleich ben Borfteher beauftragte,
bie Dermalen $um Börfenoerein noch nicht beigetretenen ßeip^iger
(Eoflegen nochmal« eingaben unb ihnen ju bemerfen, bog ba«
(Eintritt«gelb oon 5 >f allen benen nicht abgeforbert roerben fottte,
bie ftch jum Beitritte noch üor Beginn ber 3ubi(ate=SReffe 1833
bereit erflärten, roie auch &cr (Eaffirer SEBeifung erhielt, ba« oon
2eip5igem feit Annahme ber Börfen*Crbmmg bezahlte (Eintritt«;
gelb jurüctju^ahlen. — $er oon Barth gemachte Borfdjlag, nun,
nachbem bie £affe au«reicf)enbe Gräfte gefammelt, an bie §erau«=
gäbe eine« Börfenblatt« ju benfen, rourbe mit Beifall aufgenom=
men unb ber Borftanb mit ben nötigen (Einleitungen beauftragt.
3)er ^ßrofpect foflte fpäteften« am 1. September fämmtlia^en Bereut«*
mitgliebem mitgeteilt, ihre Bemerfungen bi« junt 31. Dctober
erwartet, ba« Blatt felbft aber oom 1. Januar 1833 an au«*
gegeben roerben. —
Snbem ich »ejügtich be« Börfenblatt« auf bie grommann'fche
StorfteÜung l5) oerroeife, trage ich 5" berjelben nur nach, »a«
au« bem mir oortiegenben fpärlid)en Oueflenntateriale ergiebt. —
$a« befannte Sfrieger'fche SBochenblatt, bamal« ba« einige buch=
hänblerifdje gachblatt, hotte fcf)on tängft ju faft allfeitigcn klagen
Beranlaffung geboten; e« liege ftch bübidje Bluntenlefe oon
(Ehrentiteln jufammenfteflen, roeld)e bemfelben üon oerfdnebenen
Digitized by Google
- 223 -
(Seiten beigelegt mürben. $ier möge ein Auäfprutf) genügen, ben
griebr. SßertfjeS in einem ßircular üom gebruar 1824 tfmt:
SGßie ein ©efaenft au3 jener „alten guten" 3eit fpuft unb rumort
unter uns ein SBfatt öoflcr ?Ror)r)eit. — SBäre bod) ber efjrcnmertfje
Malmte unfern £tartbc3 aU Ueberuftrnt oerfdjnmnben unb „ber
XUputen s^rnnbler" geblieben! 9l\<fyt (Sinen unter und liabe id)
gefunben, ber ein anbered Urttjeit über biefeS ©tatt faßte.
@o ftettte fia) baS ©ebürfnifj nad) einer mürbigen Vertretung
ber bud)f)änMerifrf)en Sntereffen immer bringenber ^erauö. ©d)on
1822 fjatte ©. g. §e^er in ©iefjen in einem (Sircutar auf ein ju
grünbenbeS „Allgemeines öud^änbler^örfenblatt" lu'ngemiefen.
$>ann fam ber oben ermähnte Sßtan t>on 1824, beffen Ausführung
jebod) nodj Safere lang auf fid) warten tieft. @rft 1828 ftnbe idj
roieber eine Anbeutung in einer Anfrage, meiere 2B. A. Sartfy
unter bem 28. gebruar an Söget bafn'n rietet: „ben Sßtan jum
SBörfenbtatt haben ©ie motu* nod) nicht reoibirt? 3dj möchte ihn
bann gern nodj weiter courfiren taffen". $ann fefpreibt, 4. 2M
1830, Söartf) an (5. $Büd)ner in «erlin:
„SRein $tan ju einem officiellen ©uchhänblerbtatte liegt bereit*
feit mehreren Sauren fertig, ba aber ein folajeä 93tatt nicht SSer*
lag« Artifet eineä (Sinjetnen fein barf, fonbern com (Sentratpuncte
ausgeben mufj, menn abfotute ^Part^cilofiflTcit, redjt mürbige §aU
tung unb nötige Autorität bamit oerbunben bleiben fott, fo habe
id) gern getoartet, bis bie Angelegenheiten unfrer ©örfe ju bem
^ßunete gebt et) cu finb, ber foldien Sßtan bem $ommtttee ju pro-
poniren berechtiget unb befähiget. . . . Aua) ein offtciefleS bibtios
grapr)ifcr)ed SBlatt, ganj gleict) ber Bibliographie de la France*
liegt mit in jenem $lane".
@in anonymer, unbatirter $tan liegt oor; mögtichermeife ift es
ber ©arth'föe. 3>oeh f priest freitidj bagegen, bajj berfelbe oon
einer ©djreiberfymb, nid)t oon Söartt) getrieben ift, ber fonft bie
©ewotjnfjeit hatte, AtleS, felbft fet)r au«für)rtichc ©chriftftücfe, fetbft
ju fdjreiben. SRact) biefem «ßtane foüte ba« „3öod)enbtatt für *8ud)=
hänbter" au« brei Abtheitungen 6eftet)cn: 1., tmffenfd)afttid)e3 Statt
(b. \). SOBiffenSmürbigeä für 23ud)hänbler), 2., Anjeige'-SBtatt, 3., <5Je--
t)eim=581att in (Sircutarform, at« SJcanufcript üerfiegett für bie
^rinetyate unb ©efchäftäführer.
3m Sa^re 1831 nahm ber ©örfenoorftanb (93orftefjer 20. A.
Sartt» bie ©ad)e in bie §anb. SJcan f)atte junächft g. 3. grom*
Digitized by Google
- 224 -
mann in 3ena als Stebacteur unb Herausgeber in 2luSfid)t genonu
men, an ben aud) SBUr)etm ^ßerttjcS (28. September) fdjreibt:
„3^nen als fteüuertretenbem Secretair, ber als S3erlag3; unb
©ortimentSfjänbler unb als üöo'i^cv einer $>rurfereft in ber 2Ritte
5)eutfcl)lanb8 firf) öorjüglidj baju eignet, fet) bie föebactton unb
©eforgung unter SBeranttuortlidjfeit beS SBorftanbeS übertragen".
grommann fjatte aud) einen $lan entworfen unb war nafje an
ber Ausführung. Er treibt, 26. September 1831, an 93artf>:
„ . . . empfangen fjierbei ... bie mir aufgegebene Darlegung beS
SßlanS jum 93ud)^änMer=6orrefponbenj= unb Slnjeigeblatt . . .
bamit id) eben baS erfte Stüd gehörig oorbereiten fann . . ."; bod)
ftellten fid) aud) tjier ©ebenfen ein. Sdjon am 26. 3uli t)atte
griebricf) ^ßertt)eö an SBartf) gefd)rieben, er habe baS SBebeufen,
bafi 3ena nidt)t Setpjig fei, unb fo flein bie Entfernung, fo ftefje
bod) bie SHebaction baburct) ju weit Pom Sftittelpunfte. 2lud) ^artr)
mar für Seipjig. Hierburd) fam bie @ad)e mieber ins Staden,
fo bafe fid) 2Bilt)eIm ^ertfjeS (bamalS (Saffirer beS 93örfenöereinS)
üeranlafjt fanb, unter bem 21. 5)eccmber beff. 3. an Söartf) $u
fdjreiben: „Wiä) bün!t eS ift bie Slufforberung jur Ausführung
beS fdjon lange gehegten s$rojectS nie bringenber oorfjanben ge=
wefen, als gegemoärtig. — 2>ic ftichttgfeit unb fiangfamfeit beS
ftrieger'fchen 3Bod)enblattS . . tc.
Snjmij^en t)attc fid) ber Seipjiger herein beS ©ebanfenS ber
Verausgabe bemächtigt. $)en ftummer'jchen papieren liegt ein
„Entwurf eines planes eine ßeitfc^rift für 53ud)bruder unb ©udj=
hänbler betreffend' bei, ber jwar anonym ift, beffen ^lutorfdjaft
id) aber aus inneren unb äußeren ©rünben mit ©eftimmttjeit
Otto Slug. Sdjula auftreiben möchte, ber ja aud) fpäter ber erfte
föebacteur beS SBörfcnblattS würbe; aud) bem in ber erftcn 9him=
mer beS erften SatjrgangS mitgeteilten Sßlane ift ber, wie an-
zunehmen, Schulde im ©anjen ju @runbe gelegt. Unter bem
L $>ecember 1833 erliefen bie $eputirten beS Vereins ber 33ud)=
hänbler ju ßeipjig ein Gircutar, burd) welches fie baS beüorftehenbe
Erfdjeinen beS SBlatteS anzeigten, unb mit Anfang beS SahreS
1834 begann ber erfte Jahrgang, herausgegeben oon ben £>epu=
tirten beS £eipjiger Vereins. — 3)aj3 ber 93örfenoerein biefem Unter=
nehmen nid)t gang fern ftanb, fdjeint ber Umftanb ju beweifen,
bafj griebrid) SßertfjeS einen Seitartifel für bie erfte Stummer ge=
Digitized by Google
— 225 -
liefert hatte. Derfelbe berichtete ber näct)ftcn ÖJenerakVerfammlung
beS SörfenoereinS, bafj ba« SBörfenblatt „burch bie aufmerffame
©orgfatt unb einfid}t3öoIIe ^Stigfett be« firipjiger Su^änbler^
Verein«" in« ßeben getreten fei
Stber fcr)on am 24. Slpril 1834 fat) fic^ — moburd), ift mir
ntd>t befannt — ber Seidiger Verein genötigt, einen Vertrag
mit bem Vörfenoerein abjufchftefjen, über ben fid) eine Vefannt=
madmng be« ©rfteren oom 25. SKooember beff. 3ahte« fo(genber=
mafeen au«Jprkr)t:
3ufo(ge eine« Uebcretnfommen« be« Vorftanbe« be« Vörfcn:
üerein« mit ben Deputtrten gef)t com Safyre 1835 an ba« Sigen;
tt)um bc« Vörfenbtatt« an ben Vörfenberein über, mogegen bie
fpecieöe Seitung fomot)l ber SRebaction, aU audj be« ÜDcerfantili*
fchen in ben #änben ber Deputaten oerbleibt. ©« rntrb baher
Don bem Vorftanbe be« Vörfenoeretn« ber beulen Vud)f>anbler,
ben Deputirtcn be« ©uchhanbel« ju Seipjig unb bem Verroaltung«--
«uÄfänffe ber »uaj^anblerbörfe at« amttidje« Vtatt erflärt.
Demgemäß tragen bie Jahrgänge 1835—44 auf bem Xitel bie
Vejeidmung: Amtliche« SBlatt be« Vörfenoerein«. «flach einem
»eiteren ©ertrage, com 24. 2Rai 1835, ftanb bem Vörfenoorftanbe
ba« fRec^t ju, über Slufnaljme aurütfgenriefener Ärtifel in tefcter
Snftanj ju entleiben. Die Generale Verfammlung mm 1835 U-
fchfof? ferner, bafc §mar bie SRebaction be« Vlatte« nach mie oor
nnter ber Seitung unb Veauffidjtigung ber ßeipjiger Deputation
verbleiben, biefe aber nur eine beratt)enbe, feine entfeheibenbe (Stimme
haben joHte. $11« lefcte Snftanj foflte eine ßommiffton befte^en,
äufammengefefct au« bem jebe«matigeu Vörfenoorfteher unb jmei
öon ber ©enerat^Verfammiung ju mät)Ienben Veiftfcern, metc^e
mo möglich mit bem Vorfteher in einem SBohnorte ober bod) in
nic^t JU großer Entfernung oon bemfelben fid) befänben. Dann
mürbe mieber auf (Shrunblage ber Vereinbarung oom 24. &pril
1834 ein meiterer Vertrag jmifchen bem Vörfenöorftanbe unb ber
Äeipjiger Deputation am 14. 9Kai 1838 abgefdjloffen, burd) roth
c^en ber ®efchäft«rrei« ber Deputirten präcifirt mürbe, ©te foflten
nur in 9Riidftd)t auf bie SEBa^t be« fltebacteur« unb bie Veftimmung
be« greife« unb ber 3nfertion«gebühr an bie Genehmigung be«
Vörfenoorftanbe« gebunben fein, fonft aber ber 9tebaction ihre
fortbauembe Äufmerffamfeit mibmen unb bafür einftehen, bafj ber
(auf beljörblicher Enorbnung beruhenbe) bibliographifd)e Xt)eit ben
«r$t» f. Okf*. b. Xeutidjen SBudtf. VHI. 15
Digitized by Google
— 226 -
$lnforberungen bcr betrcffenben ©efyörbe fortbauerub genüge. Diefer
Vertrag foHte einer einjährigen ßünbtgung unterliegen. (Snblich
befdjlofc bie (5Jenera(-93erfammIung oon 1843 bie föinbigung be«
Sontract« mit ber Deputation be« £eipjiger herein«.
hiermit war ber langbauembe fülle Ärieg be« SBörfenoer;
ein« gegen bie Seidiger ju ©unften be« (Srfteren entfdjteben.
Da« f)auptfädjlicf}e Kampfmittel be« ©örfenoerein« mar ber immer
wieberijolte SBerfud), in bie 9*ebaction«befugniffe einzubringen. $e=
fonber« maren e« jmei fünfte, bie babei in Betracht famen: ba«
Serlangen, bafj jebe« Jöörfenmitglieb $u unbebingter Aufnahme
feiner (Sinfenbungen berechtigt fein faßte unb ber (Streit um bie
lefcte Sntf Reibung in gäflen ber Nichtaufnahme, unb ba« SJer=
langen be« SÖörfenoorftanbe«, bafj alle Auffäfce, metche benfelben
berührten, bor bereu Kbbrucf bemfelben befjufs (Srtheilung ber ©im
miüigung mitgeteilt merben foflten. (Sine genaue Darfteüung
biefe« Kampfe« märe freilich erft unter Söenufcung ber beiberfeitigen
Acten möglich.
Den Seipatger Deputirten mürbe ba« SBerf)ältnifj &u bem
Sörfenblatte nach Mb nad) fo öerleibet, bog griebr. gleifcher am
16. October 1843 an g. 3. grommann fchrieb: „tonnten ©ie
un« ba« 93latt balb ganj wegnehmen, benn je&t quält un« bie
©ehörbe bamit auf eine höd)ft unangenehme unb empfinbltche SBeife".
SRit (Snbe be« Jahres 1843 erfolgte bie tünbigung unb oon 1845
an finbet fich bann auf bem Xitel bie ^Bezeichnung „ßigenthum
be« 23örfenoerein« ber beutfct)en ©uchhänbler".
2ttit bem oöfligen ßurücf tritt e ber ßeipjiger Deputation ging
auch oer Reinertrag be« blatte«, ber bi8t)er ju einem Drittel
ber Deputation be« SSercinS ber 93ucr)r)änbter $u fieipjig ju-
gefl offen mar (er $atk fich üon 1065 *f 3 # 3 * fac*)f- im
3ahre 1835 auf 5478 *f 26 M/r. 5 A im Söhre 1848 gefteigert)
ungeteilt ber ©äffe be« ©örfenoerein« ju ®ute.
ÜKan mar oon Anfang an oon ber Anficht ausgegangen, bafj
ba« ©örfenblatt ein ®efchäft«organ nur für bie ©efchäftSgenoffen
fein foflte; bod^ mar bieje Äbfid>t nicht burchjuführett. ©dum 1837
erflärte £>einr. SBrodhauft in ber ®eneral=$Berfammlung, ba« 93örfen=
Matt bleibe nicht mehr allein im Greife be« öudjfjnnbcl«, fonbern
merbe oon ben Regierungen unb ßiteraten al« ba« officielle Organ
be« 93ud)hanbel« angefehen. Auch fehlte e« nicht an abmeichenben
Digitized by Google
- 227 -
9Jceinungeu. Ifjeobor SnSlin fdjreibt, 18. JJebruar 1837, an
20. A. Söart^:
„SBenn baS ©örfcnblatt an managen öffentlichen Orten au$;
liegt . — ^ier ift e& ober jur 8eit nirgenbs ju finben — fo be=
traute ich bie* als nichts ert)eblict)cS, befonberS für Setpjtg, wo
jebermann ein falber Suchhänbler ift. #eut ju $age tnufc alles
fieh bie Deffentlia)feit gefallen laffen, unb wir bürfen nicht beffer
febn wollen als Könige unb SERiniftcr. Abfallen läfct eS ficf> bod>
nicht, unb lieft mancher etwas fdnef heraus, fo fann auch mancher
anbere feine oerfehrte SJceinung barauS berichtigen". —
1833 be[cf)lofj man, bog fünftig bie tarnen ber au« bem
2)iSpofitionSfonb Unterftüfeten in ben allgemeinen ©ifcungen nicht
mehr genannt werben foöten. 2)ann !am ein öon griebr. gleifdjer
näher erläutertes Antreiben beS Seipjtger SöereinS, ben Aufbau
eines 83örfengebäubeS betreff enb, jum Vortrag, unb würbe jur
Söeratfwng biefeS (SegenftanbeS ein AuSjdmfj gewählt. ($ie @nt=
wicflung biefer Angelegenheit finbet fich bei grommann.)
1834 berietf) man barüber, ob in ,8uhmft auch °en SRufu
falienhänblern ber eintritt in ben ©örfenoerein geftattet fein fotte.
$>ie Ifatfaty, bajj bie ßeip^iger 27cufifalienhänbler nach ®orfcf>rift
beS fieipjiger Statuts 9»itglieber beS S8ucr)hänbler=®remium$ wer=
ben müfcten, nach ber Söörfenorbnung aber nicht SBörfenmitglieber
werben fönnten, was eine <Scr)eibewanb jwifchen biefe beiben
Korporationen ftette, unb bie Söemerfung, bafc bie Qafyl ber reinen
SKufifalienhanblungen nie grofj unb baher oon ihrer ßulaffung fein
SRadt)tt>eU ju erwarten fein werbe, führte nach furjer ©erhanblung
gu ber Annahme ber Aufnahmefär)igfeit ber ÜJcuftfalienhänbler. 3)ieS
war eine principielle ©ntfeheibung; benn, wie 93. Sögel in einem
Bufafce ju bem oben erwähnten Äummer'fchen Goncepte eines
SöriefS an §ort>ath herüorhob, „biefe" (Antiquar, 2Jcuftf; unb $)is=
putenhänbler) „waren oon jeher öon bem SBuct)l)anbeI auSgefchloffen".
— SRact) Annahme beS buref) griebr. Gerthes oorgetragenen 93e^
rieht« betreffenb ben SBau ber S8uct)r)änblcrbörfc würbe fchliefjlich
ein SSerwaltungSauSfchuf} für biefe eingefefct unb erwählt. —
fiurj t»or €>ct)lufj ber Dftermeffe 1834 trat noct) eine anbre
größere Aufgabe an ben 93orftanb beS SßörfenoereinS tyxaxi. 2)ie
granffurter S3uct)r)änbler §. 2. 83rönner unb (S. 3ügel hatten bem
in SBien oerfammelten SRiniftercongrefj ben „Entwurf eines 9Re-
gulatios für ben literarifchen SRechtSjuftanb in 5Dcutfct)lanb" über=
15*
Digitized by Google
- 228 -
reicht, welcher oon bem Songreffe ben beutfchen Regierungen mit-
geteilt worben war unb nun auf SBerantaffung beS ttgl. ©äd)f.
Sftinifteriumä be8 3nnem burcf) ben RegierungSbeüoflmächtigten
öon Sangenn bem SBörfeuoerein jur ^Begutachtung übergeben würbe.
3u SBeratfjung biefer Eingabe würbe auf SBeranlaffung be3 93örfen=
oorftanbeS eine Gommiffton erwählt, beftehenb aus bem 93örfen=
öorftanbe fetbft (Xf). ß^r. gr. @n8lin, g. 3. grommann unb
gerb, ec^roetfc^fc), femer SB. X. 93art^ grbr. 93rocfhau8, (S. fcuncfer,
gr. gieifdjer, 2BiH). $ärtcl, 6. 20. ßöflunb, grbr. Gerthe«,
®. Reimer, «. «oft, (So. «iemeg; ©teOoertreter für gteifcrjer mar
anfänglich 2. ©o&; juriftifdjer «eiftanb Dr. ©djellwil; bie Dbcr=
leitung l)atte ber ®eh- Rath oon fiangenn. S)te betreffenben 93e*
ratl)ungen fanben oom 25. Sluguft 1834 an im ©aale beS Äramer=
haufeS ju Seidig ftatt.
3n S3ejug auf benjenigen ber Eingabe, welcher fid) auf
Ractjbrucf unb ©icherftellung ber Redete ber ©a^riftftetter unb
Verleger bezieht, oerweife id) auf grommann'3 2)arfteHung I6).
derjenige Xt)cil, melier oon einer gewiffen ftaatlichen Drganifa*
tton be$ beutfchen Söuchhanbel« fyanbtit, würbe jwar in ber britten
ßefung geftridjen; bodj öerbient berfelbe immerhin f)ier eine furje
hiftorifd)e Erwähnung.
2)er granffurter „(Entwurf" ^atte folgenbe öeftimmungen
oorgeja^lagen.
§ 1. Sanum Ii die in ben beutjdjen ©unbeSftaaten wofyncnbe
unb &ur Setreibung einer Verlags-- ober @ortiment$bud)!janbIunci
^Berechtigte ftnb gehalten, fld) binnen fed)3 Monaten Oon $ubü;
cation beS Regulation an bei ben oon ihren refpectioen Regierungen
baju befteflten SBeljörben immatricultren unb baburä) tfjre SBefugnifi
Ott beftatigte ©uchhänbler beftärigen ju taffen.
§ 2. $ie auf biefe SBeife betätigten 83ucbf)anblungen, gleich wie
bte ipaterfun immatriculirten, bilben bie Korporation be3 beutfchen
©uchhänbleroercin«, werben 9ttitglieber ber in ßeipjig beftehenben
©uchhänblerbörfe, unb haben fidj bei bem Sorftanbe berfelben als
berechtigte SBuchhänbler eintreiben ju (äffen.
§ 3. ftiemanb tann in btefen herein aufgenommen unb jur
Betreibung einer ©udjljanblung funftig berechtigt werben, att foldje,
wetc^e biefe« ©efdjäft in ber üblichen Sehrjett practifch erlernt
haben unb bei ihrem (Stabliffement 8«U9"iffc *hre& SBohlücrtjaltenS,
fowie ©eweife beibringen, ba§ fie nicht gauj ohne oerhältnijjmäjjige
©elbmittel finb.
Digitized by Google
- 229 -
3n § 4 ift bei ©träfe t>on 50 Xf>aler ober 20 fasern Söertfj
be$ betreffenben (SJegenftanbeS für jeben übertoiefenen 5atl ber
betrieb be8 SBuchhanbelS inSbefonbere unterfagt: ©udjbrucfcreien
unb Seihbibliothefen; ©elbftoerlegern; Antiquaren; ©ucfjbinbern,
benen nur ber SJertauf oon SHbeln, ©efangbüchern unb folgen
ölementarjdjutbücfjent, welche auf beut fianbe eingeführt finb, er=
laubt ift; ferner §aufirern.
(£S bürfte nicht ohne Sntereffe fein, bie Anficht gricbr. ftxttyV
über biefen Entwurf fennen ju lernen. @r fctjreibt, ©otf)a, 29. 3uli
1834 (an 7%. ©nSlin):
„ . . . Sie Aufgabe, bie uns geftedt ift, Hegt mir ferner auf;
niä)t ba£ 9cegiren be3 Vorgelegten, benn bieS rotje ÜJindjtnerf läfet
fiel) leidjt fo barlegen, bafj SRiemanb eine önnbtjabc baran finben
fann — aber mürbe stecht feön, babei es bewenben ju laffen?
Orbnung tr)ut betn beutfdjen ©uchhanbel in allen feinen ©ejiehungen
i)od) noth
. . . 3cf) ^abe . . Zutrauen ju ben Staatsmännern unferS
93aterlanbe3 an SBißen unb Umficht — bann ift im oielgeglteberten
$eutfchtanb ein allgemein jufammenftimmenber Unterbrüdung8=
3n?ang faum burdjjufefcen unb wenn auch bie« möglich märe unb
übler SBtüe toirflict) ftattfänbe - unfere 3cit mit ihrer ©eifte«
Stimmung unb ihren Dichtungen fprengt aläbalb ober in furjer
3eit aüe Ueffeln. $)ie Sretjt)eit ift fdwn bewahrt in unferer 3*it,
nict)t fo bie Drbnung — haben mir Vertrauen — mit SRifetrauen
fcfjafft man nichts.
S)ie ^reötjeit unferer SBertjältniffe aber ift gerabe burd) fanget
an Drbnung momentanen (Singriffen unb ©ebrüdungen in nächfter
3eit fetjr auägefefct: mie fann fith ber ©taat, bie (SefeUfchaft fdnifcen
gegen aufmiegelnbe 3ügeltofigfeit? Wie begegnen ben flauen, fein
SJcittel fdwncnben SJcachinattonen ber Ultra ■■ fitberaten — nenne
man e§ ^ropaganba ober nicht — bie unter unfern ©efdjäft«-
genoffen ftetä ^elfer^tfer finbet, toie 93. 3uliuS Eampe — ?
Ofme SRitwirfung unfrer ©etta wirb ben Regierungen nimmer ein
SJcittel $u (Gebote ftetjen oerbrecherifchen Verfugen 511 begegnen als
burdi tl)cil weife (Singriffe, bie an fiä) immer SKcdite fränfenb ben
SReblidjen unter uns am fchmerahafteften fallen.
©0 meine Anficht, welche au* Erfahrungen über 27cenfcf)heit
unb SRenfd>en wie fie finb, hc*b°rgebt, nach welcher ©ehorfam ba8
oorherrfchenbe Sßrincip in ber ©efettfehaft fenn mufe, wenn bie
grenheit bewahrt werben foll, bie ich bie christliche nenne.
Allein ich bin nicht berufen fytx in unferer Angelegenheit bie
gefefcliche Crbnung ju refcräfentiren. $ie« ift ©ache ber £äupter
unfre« VaterlnnbS — im ©egentheit gebietet mir meine Stellung
Digitized by Google
— 230 —
als HRitglieb unfrei Bereinä, ber Src^eit unfreä $anbel3 ba§
SSort ju reben — fo werbe id) ftreben ....
2lu3 ben Berathungen gingen „Börslage jur Seftftelluncj
be$ litertrrifchen $Red)t8juftanbe8 in ben Staaten be3 ^eutfdjen
BunbeS" in jwei jiemlidj gleidjlautenben gaffungen ^erüor, welche
betreff« ber Organifation beä Buchhanbelä golgenbe« üorfdu'agen.
§ 41—46. ©ämmtlichc in ben BunbeSftaaten bei ^ubltcation
btefeä Befct)luffe$ gefe&lid) beftehenben Buchhaltungen haben fid)
binnen fed)3 SRonaten unter Beibringung ber erforberlidjen Be=
fdjeinigungen in bie oon bem Borftanbe be3 BörfenoereinS ju
fütjrenbe Buehhänblerroüe eintragen unb fid) hierüber eine Be=
fdjeinigung erteilen ju laffen. Wurf) Bud)hänbter, meld)e ben
bcutfd)en BunbeSftaaten nid)t angehören, fönnen bie (Eintragung in
bie BudjhänblerroHe nad)fud)en. Firmen ot)ne Beifefoung beä Wahren
StamenS bürfen nid)t eingetragen werben, lieber bie trfolgte ©ins
tragung wirb Bekanntmachung in einem amtlichen Blatte ertaffen.
Diefe Borfdjriften gelten auch für bie SRufifalien* unb ftunfts
hanblungen. Stufeer ben in bie föoHe eingetragenen barf oon Äfc
lauf oon feaj« Monaten an Wiemanb bei ©träfe oon 100 Xljtr.
jum Beften ber OrtSarmencaffe, bie im 2Bieberholung*falle auf ba3
doppelte fteigr, mit Büd)eni, SRufifalien ober Äunftöerlag Raubet
treiben.
§ 47. ©etbftüerleger bürfen ihren «erlag felbft oertreiben,
aber feinen offenen fiaben galten.
§ 46. 49. Buct)binber unb anbre $erfonen, bie fid) bamit befaffen,
(Eommiffionen in biefen Wrtifetn anzunehmen, ©ubferibenten unb
^ranumeranten ju fammeln, bürfen bei ©träfe wie oben, foweit
fte nicht jum Berfaufe gemiffer Bücher conceffionirt ftnb, bieS
nur im Auftrage einer jum ©ortimentÄgefchäft berechtigten $anb*
lung tt)un. Antiquare bürfen nur mit gebunbenen unb gebrausten,
ober mit gehefteten aufgejdmittenen unb gebrausten Büßern ftanbet
treiben. Ätler $aufirt)anbet mit Büchern ift oerboten.
§ 50—52. $er Borftanb beä BörfenoereinS ber beutfehen Buch*
tjänbler ju Seidig wirb als Organ beS beutfehen Bitaj-, ßunfts
unb SRufifatienhanbete anerfannt. 6r fürt für Äufrechtert)altung
ber gefe^lidjen Beftimmungen ©orge ju tragen unb ift berechtigt,
Sd)ieb«gerid)te anjuorbnen.
§ 53—55. 6r ift oerpflichtet, burch einen oon ihm ju be*
fteflenben unb oon ber oorgefefrten SRegterungSbehörbe befonberä ju
beftätigenben unb in Pflicht ju nehmenben Beamten, welcher in
ßeipjig Wefentlid) fich aufhält, bie BuchhänblerroHe unb bie Bücher;
ro0e ju führen. $)ie Buchhänblerrofle enthält bie Warnen unb
Firmen fämmtlicher Bud)=, ßunft- unb SRufifatienhanblungen, welche
SU biefem ©efchäftabetriebe in ben beutfehen BunbeSftaaten be^
Digitized by Google
- 231 —
rect)tigt fhib, fommt bcn *Rad}n>eifen für ihre ^Berechtigung. $ie
«überrolle enthält unter ben brci SRubrifen: SBüdjer, 2fhiftfa(ien,
Ihmftüerlag, ba$ authentifche 93ergei<^ntg fämmtlicher in £eutirf)
lanb erfdjeinenben SBerlagSartitel, unb f ollen beibe SBerjeic^niffe
in allen ©unbeSftaaten öffentlichen stauben genießen.
§ 56. 57. $)er ©örfenoorftanb ift üerpflidjtet, fotoohl ber
©unbeSüerfammtung, aU ben einzelnen ©unbeäregierungen aus
feinen Kotten bie ettun erforbertichen Äugfünfte unweigerlich $u
ertheilen, inäbefonbere auch, wenn eine SBunbeSregierung üon ifjm
ein ©utadjten über bie Shtgemeffenheit ber beabfidjtigten Errichtung
eines ®efd)äfi$ an irgenb einem beftimmten Orte ober über bie
®efcf)äftsbefäl)igung eines fiel) 2Mbenben erforbert.
§ 58. $erfelbe ift berechtigt, auch üon allen Wichtmitgttebern
beS ©örfenocreinS für bie Eintragung in bie Wollen unb für bie
üorgeföriebenen ©efamumadjungen einen angemeffenen ßoftenbeitrag
ju erheben.
3)a3 in einer ausführlichen $enffd)rift über bie „Sorfchläge"
<$efagte fann t)ier um fo eher übergangen werben, weil, wie fcfyon
bewerft, biefer ganje X^eil ber SBorfdjtäge bei ber britten ßefung
gefallen ift. $1(8 neuer SBorfdjlag erfdjeint in einer beigegebenen
<mberweiten Raffung nur bie ©eftimmung, bafj in ßufunft jur
Eintragung in bie 93ud)f)änb(errou*e folgenbe 9cachweifungen er=
forberlicr) fein follten: L, eines mafellofen bürgerlichen SRufeS,
2., genügenber Äenntniffe, 3., auSreichenben SBetriebSfapitalS, unb
4., wo erforbcrlicr) einer SRegierungSconceffton, fonft eines obrtgf ertlichen
3eugniffeS, ba& bem Etabliffement (ein §inberni& im SBege fte^e.
— Der 93örfenüorftanb fotlte auf?er ber 83uchhänbler= unb ber
©überrolle aud) ein „©örfenbud)" führen, welches in beglaubigten
Sbfdjriften fämmtliche bei bem Sßorftanbe eingereihten Deelarationen
unb SBerlagScontracte enthalten foflte. —
9Jcit biefer Angelegenheit ift es roof)l auch «i Söerbinbung ju
bringen, bafj ber ^ßreufj. üftinifter gr. Äncitlon bie SBuchhänbler
<£nSlin, Weimer, ^ßarthetj, Duncfer unb SRirtler in 93erlin auf=
forbem liejj, mit ihm über eine Drganifation beS ©uchhanbelS in
JJolge eine« neuerlichen SBunbeSbefchluffeS in Seratlmng $u
treten17). -
1835 mirb mitgetheilt, bog, obgleich fe» 1831 ju wohltätigen
gwecfen im Greife ber SBuchhanbler 600 %tyx. bewilligt worben
waren, in oier Sahren „bei mangelnber SBeranlaffung" nur 180 Xtyx.
3U biefem gwede auszugeben gewefen waren. — $erfetben ®eneral=
Digitized by Google
232 —
©erfammlung lagen bie gegen jwei TOtgtieber beS Vereins wegen
guwiberhanblung gegen § 3 ber ©örfenorbnung erhobenen %n-
(lagen r»or. (Sine bedfjatb gewägte UnterfuchungS^ommiffton er=
ftattete in ber jmeiten ©eneral=$Berfanrmlung berfelben SWeffe S3e=
rid)t. £)er eine Slngeflagte ^atte in Sßreu&en ber beftehenben
©efefcgebung juwiber SRadjbrucfe oertrieben; bodj würbe für bieSmal
ton ber SluSfchüefjung abgelesen unter ber SBebingung, ba& ber
Söetreffenbe fid) fchriftlich verpflichte, ftd> in 3utimft ni(!t)t nur
beS SftachbrutfoertriebeS gänjlid) ju enthalten, fonbem aucr) bem=
felben thunlidjft ju fteuern, aud) (jierüber §anbfd)lag ju geben;
femer, baft er fämmtlidje noch bei ihm lagernbe 9tad)brude befjufs
Uebergabe an bie CrtSpoli$ei bem 95orftc^er ausliefere. $)er anbre
$lngeflagte war oon ber öüc^cr - (Sotnmif fion beS 9kd)brudS oon
fecr)S oerfcf)iebenen Strtifeln fct)utbig erflärt worben. $a jebod)
t)infic^ttidt) einiger ber betreffenben ©cr)riften bie Änfic^ten ber
öreufjifdjen Gerichtshöfe oon benen ber fädjfifdjen ©üdt)er=£om=
miffton abwichen, J)infidjt(idj anbrer bie eingewanbten Rechtsmittel
noc^ unetkbigt waren, fo würbe aud) gegen biefen üon ber SluSs
jdjlie&ung, aber mit einer Serwarnung, oorläuftg abgefehen, auch
würbe befcr)loffen, bie Manien ber 93etreffenben für jefct nodj nict)t
ju oeröffentlidjen.
3m 3ar)re 1836 würben bie Üfteggefdiäfte jum erftenmal in
ber neu erbauten $)eutfdjen S8ud)r)änbler-99örfc erlebigt. 93on nun
an regneten aucr) faft alle £eir»$iger in ber SBörfe, unb jwar bie (£om=
miffionäre im ^arterrefaal, mährenb bie Auswärtigen ben großen
©aal innehatten. — $ie ©eneral=93erfammlung befctjto^ in 3^
fünft bie föedjnung in $reuf$. Mourant ju führen, unb ben jähr*
liehen Beitrag auf 2 £f)lr., oom 1. Sanuar 1837 an aber baS
(£intritt«gelb auf 10 Ztyx. ju erhöhen. —
2)emnächft würbe bie S9örfenorbnung einer SReöifton unter*
morfen unb baS neu reoibirte ©tatut beS 93örfenoerein3 in ber
General =93erfammlung oon 1837 angenommen, fo bajj eS nach
Genehmigung burch bie Regierung oon ber Dftermeffe 1838 an in
Äraft treten fonnte. 3)a$ neue ©tatut unterf Reibet fid) oon bem
oon 1831 burch folgenbe wefenttiche fünfte.
2)ie ©djeibung ber SKitglieber in folche erfter unb jmeiter
(klaffe (93örfenoereinS= unb 93örfen=2ttitglieber) mit ihren Sonfe*
quenjen ift in SBegfaU gefommen. SSenn al« aufnahmefähig nur
Digitized by Google
— 233 —
bie $3ud)= unb ßunfthcmbter, nicht aber aucf) bic SKufitalienhänbter
bezeichnet merben, fo beruht bicS offenbar auf einem üftangel ber
ffiebaction beS SejteS. ®aS (JintrittSgetb ift auf 10 Zfyx. er*
^ör)t. 9ta ^injugefommen finb Paragraphen über Pflichten unb
SRecfjte ber SWitgtieber. $ie, früher auf ber girma beruhenbe, WxU
gliebjdjaft beruht nun auf ber Sßerfon. SReu ift ferner bie 93ucr)=
hanblerrotle. 5)ie ©eftimmungen über bie ©enerat=93erfammlung
finb t>icl einfacher unb liberaler abgefaßt. $em SSorftanbe foßen
niemals jmei äRitglieber einer girma ober einer ©tabt angehören.
Als neue Obliegenheit mirb bem ©affirer bie Pflicht auferlegt, auch
baS jährliche ©ubget ju entmerfen. Als neue (Einrichtungen er=
fcheinen bie orbentlidjen AuSjduiffe: SRechnungS;, 2Bat)ls unb 93er=
maltungS=AuSfchuß, fomie bie SBergteichSbeputation, jeber aus fecf)S
Sßerfonen beftetjenb, unb bic eoentuett ju mählenben außerorbent*
liehen AuSfcfjüffe. Sflzu finb enbticf) bie SBeftimmungen über bie
Oefchäftäführung *c. beS 23orftanbeS unb ber AuSfdjüffe, ber 316=
fchnitt über bog SBereinS&ermögen unb bie atigemeinen ©eftimmungen
(über föegiftranben, Steten, Archiö unb ©tatutenänberungen). —
1841 mürbe ber erfte ©runb ju ber ©ibliothef beS 93örfen=
SBereinS gelegt burch ben in gotge einer Eingabe oon griebr. gleifd)er
als ©orftfcenbem beS Seidiger herein« gefaxten 93efct)tu6, alle auf
bad oierte Subitäum ber ©rftnbung ber SBuchbrucferfunft (1840)
bezüglichen ©Triften, größere unb Heinere bis $u einzelnen ©tattern
hinab, ju jammetn, unb nacf)bem ber größte berfelben fchenf=
meife erlangt mar, mürbe ju Anfcfjaffung ber noch fef)tenben 1842
ein angemeffener betrag auSgemorfen. (Sine Anregung jur ©rünbung
einer atigemeinen ©uchhänbler=©ibliothef mar 1843 oon SB. H. ©artf)
ausgegangen, bei unter bem 27. 3uli bei bem ßeipjiger ©erein
beantragt t)<xttz, einen barauf tyn jietenben Antrag bei bem
©örfenoorftanb einzureichen, tiefer aber fyattz Dcm Seipjiger
Vereine bie alleinige Ausführung überlaffen. 9cun mürbe ©arth
im gebruar 1844 oon ber Seidiger Deputation aufgeforbert, in
ber nächften (Santate^erfammtung ben Antrag fetbft ju ftellen.
©artf) lehnte jeboet) ab unb fchlug oor, baß ber Seidiger ©erein
biefen Antrag ftelle, ber nun ber feinige gemorben fei. Die gotge
biefer ©erhanbtungen mar, baß ber Seidiger ©erein mit ®rünbung
einer eignen ©ibtiothef oorging. — 3n bem Berichte über bie
Gantate*©erfammlung 1845 mirb mitgetheilt, baß ber ©örfenoerein,
Digitized by Google
- 234 -
auf SBeranlaffung Dr. ©uft. ©djwetjdjfe'S, bie uon 6. ©djmalfc
tnnterlaffenen «Sammlungen jur ®efd)icf)te beS 93ud)f}anbelS er«
worben, aufjerbem aber baS $e[cf)enf einer anfeljnlidjen Anjaf>l
wertvoller 93üdjer unb ©griffen, bisher (Sigentljum beS ßeiöjiger
Vereins, erhalten habe. —
1842 waren nrieber jwei klagen wegen Serlefcung beS Statut«
eingelaufen, oon benen bie eine als nicht ju urgirenb befunben
worben war, bie anbre ben Antrag auf AuSfcfjluf} begrünbet hatte.
5)ie jur SSerantwortung Aufgeforberten waren jeboch freiwillig
aus oem soeretne getreten.
$ie fonftige Xl)ätig!eit beS «örfenoereinS gehört theilS nicht
in bie innere (Sfefdjidjte beS SöudjhanbelS, tfjeilS ift fic in bic
zweite Abteilung biefeS AuffafceS $u oerweifen. —
Son weiteren SBereinSbilbungen ift nod) 9tad)ftehenbeS furj
ju erwähnen.
Am 23. ÜM 1829 fchloffen bie 2JcufitaUenhänbler
(6 Seidiger unb 10 Auswärtige) folgenbe ©onoention ab.
Um bem SRufiHjanbel ©olibität unb Seftigfeit ju geben, bie
it)m f)ini'id)tlid) ber Sicherheit beS (SigentlmmS sunt größten 9laty
tt)eil ber Verleger mangelt, finb bie (5nbeSunter$eichneten jufammen;
getreten unb haben nach reiflicher Ueberlegung fiel) über folgenbe
fünfte oereinigt:
1., deiner ber Herren (Kontrahenten, bie gegenwärtige Acte
unterjeidjnet hoben, brueft bem anbern SBerlagSetgenthum weber in
einzelnen (Sremplaren, gemifchten Sammlungen noch in @efammt=
«umgaben, mithin Weber ganj nod) ttjeilweife nad).
2., (Setfj eilte* Gigentlmm wirb doüfommen reföectirt; jeboeb
t)at ber beutfdje Verleger bafür ju forgen, bog feine Ausgaben
Wo möglich gleichzeitig mit benen in (Snglanb unb ftranfreid) qt-
färben unb auf bem Xitel ber im AuSlanbe erfcheinenben (Sremölare
feine Firma als (Sigentbümer für $eutf$lanb genannt ift. Um
aber alle möglichen doüifbncn ju üermeiben, fo machen fich bie
Herren (Kontrahenten oerbinblicb, ben Abbrud eines im AuS=
lanbe erfduenenen SBerfS nicht früher ju beginnen, als bis fic im
©efifc beS XitelS finb, unb fott auch, bamit alle Ungewißheit Oer--
mieben wirb, ber Verleger geteilten @igentl)umS bie beoorftebenbe
Verausgabe in bem Allgemeinen Anzeiger ber fceutfdjen unb in
ber Seidiger unb berliner mufifalifeben Leitung betannt machen.
3., 2Die Herren Verleger foden fich ü)r (Eigentumsrecht oom
£omöoniften, ober wer fonft SRecbt jum SBerfauf hat, fcbriftlicb be-
reinigen laffen; bodj foll ein auSlänbifcber Verleger fein SBerlagS*
recht nicht nach $cutfd)lanb oerfaufen tönnen, bamit bie ffleci*
Digitized by Google
- 235 -
procttöt aufrecht ermatten luerbe. 3Da§ KigenthumÄredjt (Propriete
de l'Editeur) fotl auf bem Ittel bemerft roerbeu unb jeber in
eine Konöentionalftrafe oon 50 Louisdor öerfaflen, mer biefe Se;
merfung bruden läfet ofme fich borüber au§metfen ju fönnen. $ie
©träfe ift nach 2Bechfe(recht an bie «rmencaffe im SBofmort be«
«Strafbaren ju jaulen.
4., Kompofitionen bie in Knglanb unb granfreia^ erfdjeinen,
ohne bafj fie einem Serleger für $eutfd)Ianb überlaffen morben
ftnb, fönnen ferner nach belieben burdj Slbbrud oemielfättigt
merben, bod) oerftetjt fid) nach üorigem Paragraph uon fetbft, bafe
bie Semerfung „Sigenthum beä Serleger*" nic^t auf ben Xitel
fommen tann.
5., 8um Sn^alt ber §. 1. unb 2. üerpflidjten fid) bie Herren
Kontrahenten aufs Sünbigfte unb bei einer Konöentionalftrafe oon
50 Louisd'or, bie fie im UebertretungSfatl an bie flrmencaffe ihre«
Ort« nach SBechfelrccht ju jaulen uerförechen.
6., $)ie Sereinigung hat leine rücfroirfenbe flraft, fonbern tritt
erft üon jefet an in'3 Sehen. UebrigenS ^aben biejenigen Herren,
toetche bem Sereine nirfjt beitreten, auf bie baraud herrjorge^enbeit
Sortheife unb barin enthaltenen ©chufobefttmmungen feine Äns
iprürfje; bod) bleibt e$ ihnen freigeftetlt, fpäter noch beizutreten
unb fott bann ben übrigen Kontrahenten ber erfolgte Seitritt an*
gezeigt toerben.
7., £a fömmtüa^e Herren Kontrahenten hiermit einig finb, fia)
bie unöerbrüaVtche Seftt)attung jufagen, unb bie gegenfeitigen
unb 3uge(öbniffe roechfelfeitig annehmen, fo entfagen fie auch aßen
bagegen ju machenben Ausflüchten, al3: ber Uebereilung, Ueber=
rebung, beä 3Jcife= unb 9ftchtoerfianbe3, be3 3*rt§"nt3, unb toie
fie fonft erbaut unb oorgefchüfct merben möchten. Urfunblich ift
barüber gegenwärtiger Kontract gefertigt unb oon ben Kontrahenten
eigenf/änbig untertrieben roorben.
©o gefdjehen, Seipjig, ben 23 Mai 1829.
C. F. Peters in Leipzig. Breitkopf & Härtel.
Friedrich Hofmeister. per procura H. Simrock auä Bonn.
Job. Aug. Böhme au$ Hamburg. Fr. Simrock.
August Cranz au£ Hamburg. Fr. Laue aud Berlin.
Job. Pet. Spehr auö Braunsen w. C. A. Simon au 3 Posen.
Fr. Ph. Dunst auä Frankfurt a/M. Ad. Mt Schlesinger au3 Berlin.
Gottfr. Marl Meyer jr. 0. Braun- C. F. Whistling.
schw. Wm Härtel unter bem oon #errn
H. A. Probst, untertreibt mit Probst ungezognen Sorbehalt.
Sorbehalt bie Anjeigen in §. 2. Carl Brüggemann au« Halber-
privatim burch ©riefe ab? stadt.
machen ju fönnen unb nicht an
bießeitungen gebunbenju femt.
Digitized by Google
- 236 -
3n ber Cftermeffe be« folgenben So^tc« befcfjlofj biefer neu=
begrünbete herein ber beutfcfjen 9JcufifalienhänbIer nadjftehenben
ßufafeoertrag.
$ie @nbe«unterjeichneten haben fidj in ber heute gehaltenen
(Eonferenj bewogen gefunben, ber bereit« gefdjloffenen (Jonoentionals
Acte Dom 23ten 3Rat 1829, bie übrigen« in allem if)re ootte ®üU
tigleit begatten foU, folgenbe ßufa^Slrtifel &u geben, um ben SBerein
befto mehr ju befeftigen unb nät)er bestimmen, ©ie fefcen bat)er
nad) reiflicher Ueberlegung feft :
1., ßeiöjig fod ber Kentralpunft be« Verein« gegen Wadjbrucf
fetm, bie bafetbft befinblichen 9Jcufifalicnt)anblungen, unb jwar bie
Herren Breitkopf & Härtel, Wilhelm Härtel, Hofmeister, Peters
unb Probst, fotlen in SSerbinbung mit ben $errn Schott in Mainz
unb fterrn Haslinger in Wien, lefcterem in ber 93orau«fe&uttg, bafc
fämmtliche SBiener $erm Verleger bem Vereine beitreten, eine
Commite bilben bie ben Verein reüräfentirt, bie oorfommenben
Angelegenheiten beratet unb bie nötigen 9Jcaajjregeln oerfügt.
2., Au« biefer Commite ift £>err Hofmeister at« ©ecretair er=
wählt, ber bie (Jorrefponbence besorgt, unb h^rmtt beauftragt feun
fofl, in allen Vorfommenheiten gerichttidt) unb außergerichtlich für
ben Verein ju fabeln, namentlich bie feftgefejjten ©trafen im
Warnen unb für ben Verein einzugießen, auch fonft ade SJcaafjregeln
jur ©eförberung be« Swede« ju ergreifen, fo al« Wenn er Ijicrju
bie au«gebet)ntefte Sollmacht, bie man ihm h^rmit überträgt, be*
fäfee. 6r ha* fict) aber in allem biefen nach ben Vefchlüffen ber
ßeipjiger Commite genau ju richten unb bem Vereine in ber iät>r=
liehen Verfammlung über bie anvertraute Gaffe unb feine ©efdjäft«;
führung 9tccr)cnfcr)aft &u geben.
3., S)ie in ber ©onoentionakActe öom 23n. 9Rai 1829 fefc
gefteUte ©träfe Don 50 ©tücf Soutöb'or foÜ nicht, wie e« bafetbft
{Jeifet, an bie Armcnfaffe im 2Bof)norte ber Uebertreter, fonbern
an bie #affc be« Verein«, unb für biefe an ben ©ecretair be«
herein« nach 2Bed)felred)t gejohlt werben. $er Anbruch auf
©chabenerfafc bleibt aber bem Venadjtheiligten noch befonber« gegen
ben Uebertreter uorbehalten.
4., 5)ie Unterzeichneten oerbinben fief), einen jährlichen Veitrag
oon jnjen XfyaUxn Sßreufj. <£our. an ben ©ecretair jur Verein«*
faffe ju jahten unb beftimmen, ba| au« biefer bie SRittel genom=
men werben füllen, um bie 3mede be« herein« ju erreichen unb
bie Soften, bie bie (Sinjiehung ber ©trafen neranlaffen fömtte, ju
übertragen.
5., $ie SNelobie wirb al« au«fchliefeliche« tjigenthum be« 9Scr=
leger« anerfannt unb jebe« Arrangement, ba« bie Xone be« ©om*
poniften wiebergiebt unb nur auf mechanifcher Verarbeitung beruht,
Digitized by Google
- 237 —
fott als 9cad)brud angefeffen unb bcr ©träfe oon 50 ©tüd £oui«b'or,
$u bereit ©riegung an bic Vercin«faffe ober bereit ©ecretair ftd)
bie Unterzeichneten nad> 2Bed)felred)t oerbinben, untertoorfen fetyn.
Variationen, gfantaften, aBärfcfo Sän^e, Potpourri* tc. über frembe
3Jietobten, bie geiftige Xfyatigfeit unb fd^öpferifc^e ßtaft erforbern,
foßen bagegen at« felbftftänbig betrautet »erben. 3n 3»eifcl«=
fallen fofl bie Setpjiger Commite barfiber urteilen, ob ba« Hrranges
ntent ein geiftige« (Eigentum faj.
6., $« fott ba« Ver(ag«eigentfmm an mufifattfdjen SBerfen nic^t
metjr al« bretimal geteilt »erben fönnen, unb j»ar für (Snglanb,
granfreid) unb $)eutfd)tanb, worunter bie öftcrrcict)ifcr)c Utonavdjie
unb a0e übrige ttidjt genannte ßänber, nud? aufcerfyalb 2)eutfd)=
lanb, oerftanben »erben. 3)ie Unterjeid)neten oerbinben fid) ba^er,
nict)t anber« al« für ganj 3)eutfd)lanb in ber ermähnten 2Iu«bef);
nung oon Somponiften $u raufen; e« bleibt itjnen aber oorbetjat;
ten, fid) in oorfommenben gäflen mit SWitgtiebern be« Verein«
jum beffern Vertrieb ber ©erfe ju oereinigen; e« finb jebod) in
folgen Sailen beibe girnten auf ben Site! $u fefcen.
7., $ie 9cad)brude, bie fpäter unb nad) bem 23n SRai 1829
oon folgen SBerfen gefertigt finb, bie SJcitgliebern be« Verein*
gehören, bürfen rticr)t bebitirt »erben, ben ©träfe eine« 5»ölffad)en
Vetrag« be« Sabenpreife« ber bebitirten Sjemptare jur Verein«:
faffe nad) SBedjfelred)t. $>a aber in granfreid), (Sngianb unb an=
bern jum Vereine mrfit gehörigen ßänbern oietfältig 9tad)brud be*
gangen »orben ift, fo roirb feftgefefct, bat? bergletdjen 9cad)brurf,
er feto, üor ober nad) bem 23en 2Jcai 1829 erföienen, ben gleicher
©träfe nid)t bebitirt »erben barf.
8., S« foü übrigen« ein Bureau d'Enregistrement bet) ber
Sommtte $u ßetpjig erridjtet »erben, unb ber ©ecretair be« Verein«
foü über bie oon ben Driginat;Vertegern eingefanbten ©jemplare
it>re« redjtmäfjigen Verlag«eigentfmm« ein föegifter führen unb im
Strdnüe be»al)ren, aüe SWonate eine Sifte fertigen unb an fammt=
lid>e Verein«mitgtieber oerfenben, fo bafe jebe« SRitgtieb ßennhtifc
oon ben Bonitäten erhält SRadj Verlauf eine« 3af)re« faden bie
©jemplare jurüdgegeben »erben.
9., $ie Verfügung be« Xitel«, ber ftirnta unb be« tarnen«
be« ©omponiften ift ben einer ©träfe oon 50 2oui«b1or, bie an
bie Verein«faffe nadj SBedjfetredjt ju bejahen ift, toerboten, unb
»er SBcrfe ofjne Xitel unb oljne girma Oon jefct an bebitirt, fott
in eine ©träfe, bie bem fünf unb jmanjigfadjen ©etrage bc« ßaben*
preife« für jebe« ©jemplar gleidjfommt, an ben Verein nad) 2öe$fel=
redjt oerfatlen femt.
10., X)a nun bie Unterzeichneten hierüber oö0ig einig finb,
bem gegeufeitig gefd)loffenen ©ontract über aüe obige fünfte bie
oonfommenfte red)tlidje SBirfamfeit jugefteljn unb ben ©ecretair
Digitized by Google
238 -
bes Sßerein* aU biejenige <ßerfon anerfennen, non ber fie in lieber-
tretungSfäflen, olme weitere (£innufa)ung ber einjetnen SRitglieber,
$ur «erantmortung unb Gouöenttonalftrafe gejogen werben fönnen,
fo entfagen fie aud) oüen bagegen ju madjenben ÄuSflüdjten, bor*
jügtia) ber äRefc unb SRarftfreifpit, ber SBedjfcttjerjäfjrung unb
mie fie fonft erbaut werben möchten, unb haben fid) aud> eigen;
f>änbig untertrieben.
©o ge^e^en ßeinjig, ben 12. SRai 1830.
Friedrich Hofmeister.
Wilhelm Hftrtel.
ppa Breitkopf & Härtel.
F. Hftrtel.
per proc. Job: Andre C. F. Peters.
Anton Andre H. A. Probst.
aud C. C. Lose.
Offenbach G. M. Meyer jr.
C. H. Hartmann au£ Braunschweig.
auS Söolfenbüttel. Cosmar et Krause
pr. N. Simrock aus Berlin.
Fels. Per Proc: Joh: Pet: Spehr aus
Schuberth & Niemeyer. Braunschweig
gr. fiaue au8 93erlin. | : Gustav Spehr : [
B. Schott ©öf>ne au*
Mainz.
$)ie SBirffamfeit biefed herein« mufj ben Erwartungen ent=
forocfjen fjaben; fieop. 93o& bemerft in feiner oben ermähnten Ein=
gäbe oon 1830:
„. . . roenigften* ift mir bie Utotljtoenbigfeit biefer SRafjreget au»
bem CWcfid?t»3punct be* Erfolg* biefer SBirffamfeit flar , unb toirb
i'otdic iiodi aufeerbem burctj bie Erfahrungen be8 3hncn befannten
erfolgreichen ©erein* ber ^teftgert SRufifhanbtungen beftätigt".
2)em Vorgänge ber ÜHuftfalienhänbler folgten fefpr balb auct)
bie ÄunftfcänMer. Hm 7. 2Rai 1831 Rotten unter bem ©orfifc
oon 20. 93artt) in föubotph'S ßaffeegarten ß. ©. Sörner in
Scip^iQ, 3of. ©ra&ooa au* Bresben, SBilt). (Sreujbauer für ben
Äunfroerlag in Ear(*ruhe, Engelmann & Eomö. au* 9Rülf)aufen
unb $ari*, 3. 93. E. görtfö au« SBürjburg, §anfer für 3- Selten
in Earl*ruf)e, E. steinig, Sul. flutjr au* Berlin, tßfjüipp ßenj in
Seipjtg, E. SB. 2e*fe au* $)armftabt, 9RaMU$t au* 9flagbeburg,
S. 2Ricf)eljen, im tarnen oon ©ebr. ©ropiu* in 93er(in, griebr.
SRütter au« ©erlin, ®ebr. SRocca au* (Böttingen, 2. ©adjfe & (Komp.
au« 93erlin, Cito ©üfjmücf), für ^ietro bei SJecc^io in ßeipjig,
Digitized by Google
— 239 —
Xf)ienemann für gr. SöümanS Sortimente unb $unftf)anbtung
in granffurt a. SR. unb SrentfenSft) & SBieroeg aus SBien eine
83erjammlung, in ber eine Korporation be[tf)loffen würbe, „welche
nad) geprüften Äbfufyen eine gegenfeitige 93eacf)tung gewiffer, ein--
flu&oofler (^eföäftgüertyä'ltntffe unb ein wed)felfeitige$ 3ufammen;
Wirten für gemeinfame Qmdt unb ©ortfjeüe fidj jur $flid)t
macfje". 9^ac^ aagemeiner «nerfennung ber ©erwerfltdjfett be«
Wafyxüfä würbe eine (Sommijfion erwählt, um bie ©runblagen
be8 SSereinS ju entwerfen. $iefe lauten:
Vorläufig anerfannte ©runblogen ju bem herein ber bcutfdjen
ft unfilmnblungen.
3n ber Ueberjeugung, bafc bie $unft auf äße klaffen ber
menjdjlicfjen ©eieüicfjaft ben wol)ltl)ätigften ©influfj übt, unb bafc
alle guten Bwecfe leichter burd) ^Bereinigung unb gemeinfameS fräf=
tigeS 8ufammenwirfeu erreicht werben, fyaben fidj bie in ßeip^ig
anwefenben fiunfttjänbler über nadjfteljenbe fünfte oereinigt.
§. l. ©ie bilben unter fief) einen herein, beffen Bwecf bie
Belebung unb SScrebtung ber ßunftprobuetion in ifjrem inneren
SBefen, unb ber fdmeüerc unb gefiedertere Sertrieb ber in baS Sieben
geförberten ftunfigegenftänbe fetin. fofl.
§. 2. 3ur (frrcidjung bie|eS 3wede& ift bie mögliche «Sicherung
be« Qigentfjumd unerlä&lid) notf)Wcnbig, weshalb fiaj bie SRitglieber
be3 Vereins unter einonber oerpflid)ten, deines bem Stnbern irgenb
©twaS jum SSerfaufe na$$u}ei$nen, nadjjuftecfjen ober nadj^ubruefen.
§. 3. Unter ©igentfmm wirb jebe Sftadjbitbung üon ©emälben,
$anb$eid)nungen ober fonftigen Originalen tierftanben, 511 beren
©efifc auf üertragmäfjigem, nötigenfalls nadjäuweijenbem SBege
gelangt würbe.
§. 4. SBerlefoung fremben ©igentfjumS wirb baf)er ade unb jebe
Wadjbitbung irgenb eine« in §. 3. bejeie^neten IhinftgegenfianbeS,
es je« nun im gleiten, gröfeern ober fleinern Sormat, in gleicher
ober in anberer Ihinftmanter, im ©anjen ober in einzelnen feilen.
§. 5. 2Ber frembeS @igentb,um tieriefet, wirb oon ber Steife
nafjme an bem Vereine auSgejdjloffen, unb jebeS SJiitglieb löft
feine ©efdjäftSoerbinbung mit ttnn auf.
§. 6. 3?orftet)enber ^Saragraplj fann unb foü feine rüdwirfenbe
ßroft Ijaben, unb eS bürfen bafyer bereit« laufenbe Unternehmungen,
bie meljr ober weniger ©opieen ftnb, bcenbigt werben, jebod) ift
bem herein bis <£nbe 3uli b. 3 genaue Stnjeigc ju machen, wie
üiet einjelne ©lätter ober #efte $ur (Somplettirung fötaler ®egem
ftcinbe norf) geliefert werben foöen.
§. 7. 8"r @rfenuung rechtmäßigen eigentt)umS mufi auf jebem
neuen ßunfterjeugnife außer ber girma beS Herausgebers nodj bie
auSbrücfliaje S3eftimmung: ©igenttjum beS SBerlegerS bemerft fetin,
Digitized by Google
- 240 —
unb babon 1 (Somplar im Sentratpunft niebergclegt werben, ttjeite
jur leichtern (Srfennung eines etwaigen Machbrucf«, theil« jura
äugen fäeinlidjen ©eleg, in wie weit bie Äunfterjeugniffe eine
höhere (Stufe ber 93oUfommenljeit erreichen.
§. 8. £ie auf biefe SBeifc eingegangenen ©lätter, §cfte obei;
SBerfe werben chronologifdj aufgezeichnet, unb ba« fo cntfte^enbe
(Sinlauf^rotofott nad) SJlaafaabt ber SnhaltS-SJtatcrialicn, oon
3eit $u Beit gebrutft, unb jebem SRitgtiebe eine gewünfdjte Än*
^at)t oon Sremptaren jugefanbt.
§. 9. 55er Centralpuntt be« 93erein« ift ßeipjig, wo alljährlich
in ber Dftermeffe bie IBerfammtungen ber Sflitglieber Statt finben.
§. 10. ?lHjär)rltcr) wählen bie SJcitglteber be3 herein« au« ihrer
2Jtttte einen S3orftcher, einen ©telfoertreter beffelben unb einen
Sefretair. fiefeterer jeboch mufc in Seipjig anfäfjig fein, inbem er
bie einjufenbenben ftunfterjeugniffe, bie bem herein geljörcnben
Sctcn unb Rapiere auf jubemahren unb bie ©orrefponbenj ju leiten hat.
§. 11. $ur ©eftreitung ber burd) ©orrefponbenj unb ®rud
be« ©eneraM£atalog« unb fonftiger etwa entftefjenber Soften, wer-
ben fich bie StRitglieber burd) (Sin^ahlung oon jwei Xt^aUx *ßreufj.
<£our. jährlich einen 5onb btlben, ber einftweilen tum bem @efre--
tair öcrwaltet wirb.
§. 12. Me oorfteljenbcn, burd) Stimmenmehrheit genehmigten
fünfte foüen, fo wie ba« ^rotofotl ber erften Sifeung, gebrutft,
allen SDiitgliebern, fo wie ben nicht anwefenbeu Jhmfthanblungen
^eutfdjlanb« jugefanbt, unb biefelben bamit jum Seitritt ein;
gelaben werben.
©ine am 9. SJcai abgehaltene öerfammlung nahm bie ®runb=
jüge an unb befc^Iog ju § 4, bafj bie ©chlufjworte oon „im ®an$en"
an jwar nicht aufgehoben, aber oor ber $anb al« befeitigt ange-
nommen werben füllten. 3U § ' würbe au«gefprod)en, bafs jebe«
nach °cr 93cftimmung biefe« Paragraphen nach ßeipjig einjufen
benbe Sjemplar eines neuen Äunftgegenftanbe« ber ©tabt 2eip$ig
at« Sigenthum überlaffen bleiben bürfte, wogegen oon Seiten biefer
ein jur $tu«fteflung berfetben geeignete« Öocal ju wünfehen fei,
welche« in Äurjem eine höchft intereffante unb ben ®efd)äft«gann
förbernbe $arftellung ber neuern Shmft in ihrer „weitläufigften"
Dichtung gewähren würbe. — ©^(icftUct) würbe ein Jöorftanb ge^
wählt, beftehenb au« Jriebr. üflüller al« «orfteher, £rentfen«ttj
al« ©telfoertreter beffelben unb (£. ©. Börner als ©ecretair. —
Sejüglid) ber weiteren 93ercin«bilbungen fann ich ™ °er
|>auptfache einfach auf ba« oon (5b. Serger im 2. 93anbe biefe«
Är<$ü>318) SWitgethcUte oerweifen. $er Unterftüfcung«oerein
Digitized by Google
241 —
beutfcher *8ucf)f)änbter unb S3ud)f)cmMung$gef)Ufen entftanb 1838
bcr SBeinheimer herein 183920), bcr ältere ^Berliner 93er-
Ieger=SBerein in bemjelben %af)xtn), ber Stuttgarter 99uch;
hänbler herein 1842*2), ber X^üringijc^e Ärei«oerein
184383), gleichseitig ber SRheinifd) * SBeftöhätifche Streift*
oerein24).
2>ie Statuten be« Sübbeutfdjen Suchhänbter^erein«
würben in ber ®eneral4BerfammIung ju Stuttgart am 16. 3uni 1845
angenommen. Qmd be« Vereins ift ba« SCBor)! be« beulen S3uc^--
hanbel« im Allgemeinen unb bie (Ef)re unb Pflege be« fübbeutfchen
93uct)r)anbctö in«bejonbere. AI« aufnahmefähig finb bezeichnet alle
S3uch=, #unft= unb Sftuftfalienhänbler, welche eine SRegterung«con=
ceffton, foweit erforberlich, erhalten unb nachgewiefen fyäbtn unb
fich auf feine Sßeife mit 9fochbrucf unb sJZachbrucf«üerfauf befaffen.
3ahre«beitrag 3 ©ulben, @intritt«gelb bei Eintritt oon einem 3af)r
nach 23egrünbung be« Vereins an 3 Bulben. $ie Sftitgliebjchaft
ruht auf ber girma, bie baher bei X^ei(t)aberfcr)aft mehrerer WliU
glieber nur einfaches ©timmrecht $at $er ^tuötritt fteht erft
nach zweijähriger Dingel) örigfeit jum Vereine frei. $)er Sßorftanb
befteht au«, auf ein 3ahr gewägten, 93orftef)er, Secretair unb
Äaffier. $ie SorftanbSmitgüeber fönnen an oerfchiebenen Orten
anfäfjig fein, bürfen aber nie einer §anblung angehören. Sei
bejonberen SSeranlaffungen werben burcf) eine SBahlcommiffion ju
fpccietlcn 3we<fen Au«fchüffe gewählt. $)ie jährliche ©eneraloer-
fammtung finbet am brüten Montage be« 3uni ftatt. Sie, wie
bie Abrechnung, fott abwechfelnb in granffurt unb in Stuttgart
abgehalten werben unb für ben gafl, ba§ e« gelingt, Cefterreid)
in ben herein ju jiehen, auch *n Augsburg. Stimmrecht ha* nur
ber (St)ef ober ^ßrocuraführer ober ber baju fchriftlid) beooHmäch-
tigte ©ehilfe einer §anblung, bei (Sefeflfchaft«hanblungen nur ein
$heühaber. Uebertragung be« Stimmrecht« finbet nicht ftatt. Stfe
93erein«mitglieber oeröflid)teu fich, ttxmm Käufer einer §anblung
Rechnung ju eröffnen, ehe bie ^affioen feine« Vorgänger« getilgt
finb. — 2)ie« bie §auptjüge ber fpäter noch mehrfach geänberten
Statuten. —
3m Safjre 1848 enblich entftanben bie Korporation ber
^Berliner öuchhänbler25), unb ber ^ßommer'fche ßrei«-
oeretn26). _
Hrd)io f. 9t\$. t>. Dtuti^fn ©udjl). VHI. 16
Digitized by Google
— 242 —
&nmerf ungen.
J) Brrfjiö für ©fjrfnrfjte be« fceutföen *Bud;fwnbel8, VII, 6. 199 ff.
*) 3ftro 61mr = ftürftl. 25urtfjl. au Sadj&en, ic. ic. Mandat ben Wufy
$anbel betreffenb. (Ergangen, de Dato Bresben, ben 18. Pecembris 1773.
*) Regulativ, toie hat oon ber ©üc^epCommission au fül)rcnbe Pro-
tocoll einzurichten. VII.
♦) frriebrid) ^erttje« on Sari Wunder. ®otl)a, 21. SRärA 1831.
*) «rc$iö VII, @. 219 ff.
«) Ebenba. S. 228.
*) Dr. Älbr. tfircf^off'S ^anbfdjrtftli^c SRatcrialicn Aur ©efäichte ber
SeipAiger »udtöänbler. — Wadjruf ber 3>eputtrtcn bc8 ©u^fjanbel« au £etpA.ig
im »örfenblatt, 3abjgang 1835, 9lr. 10.
*) (Sine Efwrafterifirung Ernft Stlein'S in: fr 3- Örommann, ©efdjidjte
be8 »örfen=»ercin3 ber fceutjdjen ©ucf)t)änbler. ÜeipAig 1876. S. 5.
•) $ribot:8cten (fr Et). SB. Bogel 8) bie »ü<$er:Eommiffion betreffenb.
10) Tic fHebaction beft ©örfenblattS marfjt IjierAU bie i'ctjr betjerAtgenS*
raertlj? ©emerfung: „©ei biefer ©eranlaffung fönnen mir nidfjt umbin, ben
SBunfdj auSAufpredjen , baß bie ©efifcer filjnlidjer Sammlungen foldje bem
Söörfenoerein Aur ^ufbemafjrung im ©örfengebäube unb allgemeiner ©enujjung
überlaffen möchten. Äuf foIcr)e SBeife mürben bergleidjen Sammlungen manchen
ftufcen ftiften unb bo$ für ben urfprünglid>en ©eftfcer nidjt ücrloren fein,
loätjrenb fie bisher meift ein tobter Sdja& waren unb, mit 3Kü]?e Aufammen*
gebracht, oft nadj bem $infdjeiben ber Sammler nüeber «rftreut mürben". —
feie roaljr biefe ©errad)tung ift, beweift ber Umftanb, baf gerabc burdj Schern
fung oon, Aum X^eil t)ödr)ft merttjoollen unb großartigen, ^riüatfammlungen
bie »ibliot^el ntc$t Aum geringften Xt)eilc fi<$ au tyrer jefcigen ^eroorragenben
93ebeutung emporgefd)n?ungen Imt.
") iiJrotofon ber (Eonferen* Dom 15. HRai 1824.
") AcU priv. «ngelegen^etten ber ljiefigen ©uc^änbler betr. Vol. II. B.
— D. ft. 3fr. ©fintier 1823.
IS) Statut für ben ©örfenüerein ber $eutfcf)en ©ud)t)änbler au fieipAig
»on 14. SRärA 1838. 3meiter unoeränberter ttbbrucf nebft Einleitung unb
Beilagen, fieipAig 1841. 8. Einleitung, S. l.
u) XljemtS. S^f^rif1 für praftiftfje 5Red)tSniiffenfcf)aft. herausgegeben
oon £f>r. grbr. Eloer*. l. ©anb. ©öttingen 1828. 8. S. 188 ff.
") grommann, a. a. O., S. 104 ff.
,6) Ebenba, S. 35 ff.
,7> It). EnSltn an fr 3- frrommann. ©erlin, 8. 3an. 1835.
,e) Eb. ©erger, ber beutfdje ©ud^anbel in feiner Entmidlung unb in
feinen Einrichtungen in ben Sabren 1815 bis 1867, in: Slrdjtü für Oeftfndjte
be* fceuticqen ©udjljanbelS, II, S. 125 ff.
Ebenba, S. 176 ff.
•°) Ebenba, S. 169, 170.
5 Ebenba, S. 170.
M) Ebenba, S. 170.
") Ebenba, S. 170, 171.
,4) Ebenba, S. 171.
") Ebenba, S. 169.
,6) Ebenba, S. 171.
Digitized by Google
- 243 -
SeUagen.
1. Wie txfltn Statuten *t* faxtim ber tfurijtjitabler ju Crip^ig*
. Vf|tCT IfntKtUtf.
Statuten für bcn herein bcr Söudjhänbler ju ficipjig.
I. Ati|rf)nilt.
93on bem JBeretne ber ©udjhänbler unb üon bcm Eintritte
in benfelben.
§ 1. Ter herein ber ©udfhanbter ju Seipjig , ju melden bie
9Rufifalienhänbler gehören, wirb burd) bie in bie SRofle berfelben
eingetragenen ©ärger biefer ©tabt gebitbet.
liefern Vereine werben bie einer Gemeinheit gefefotidj juftehen*
bcn SRedjte unb bie einer folgen obliegenbcn 93erbinblidjfeiten bei*
gelegt, beibe jeboch, forote bie ihrer einjelnen Sttitgtieber, junächft
nad) ben in bieten (Statuten enthaltenen ©eftimmungen beurteilt.
§ 2. Sur Aufnahme in ben S3erein ift erforberlid):
a. , ©rofejährigfeit unb oöütge 93erfügung«fä^tgfeit;
b. , (Seminnung beä Bürgerrecht« in ßeipjig;
c. ein öoflfommen unbefdjoltener 9luf ;
d. , bie nrirflid)e ^Betreibung be$ SBuchhanbel«.
$tefe (Sigenfdjaften mu& ber Aufjunehmenbe auf ©rforbern nach=
weifen.
§ 3. 3ft nach bem Urteile ber 2>eputirten be8 ©uchhanbela
ber Sftuf be« Aufjunehmenben befaßten, fo fönnen fte bie Aufnahme
oertt>eigern, unb fte foflen fict) über bie SBeftimmungSgrünbe ihrer
Urteile auf erhobene ©efchtoerbe nur gegen ben SRagiftrat, weitem
bann bie (Sntfa^eibung juftetjt, unb nicht gegen ben ©inaetnen aus*
jutajfen nötljig haben.
§ 4. Alle Diejenigen, melche ©udjhanbet, fei e8 ©erlag«; ober
Sortimentögefchäfte, für eigne ^Rechnung ober at« Sommiffionaire
betreiben, erlangen nur burd) ben Eintritt in ben Jßerein unb burd)
Eintragung in bie Wolle beffelben, bie Sterte aU ©U(f$änMer,
namentlich in ©ejiebung auf ©laubroürbigfeit ber $>anblung«büdier,
SBechfelfähigfeit u. f. tu.
§ 5. ßunfthänbler, ©udjbruder, Antiquare unb ©ud)binber ge=
^ören, als foldje, nicht ju ben ©uchhanblern.
§ 6. ©uchhänbler, toeldje nicht in ßeipjig wohnen, bürfen bie
©uchhänblergeföäfte, welche fie bafelbft ju unternehmen münjdjen,
nur burdj SWitglieber be« ©erein« betreiben.
§ 7. Aufgenommen h^roon bleiben:
a. , bie Seiten ber 3ubilate;9Jceffe, fomie 14. Xage bamach,
b. , bie Aufnahme oon ©efteHungen auf SBerfe eignen ©erlag«.
Digitized by Google
— 244 —
§ 8. Die «ufnafjme bct HRitgtieber beS »crcin« erfolgt burd)
bic Eintragung in bic föofle beS ©uchhäublertoereinS, worüber bic
Deputaten beS ©udjhcmbelS ein Beugnife ausfertigen.
§ 9. Die STCitgliebfchaft ift rein perfönlid). ©S müffen bafjer
©ittwen oon 2Ritgliebern beS ©ereinS, welche baS ©uchhanblergefchäft
ihrer öerftorbenen Scanner fortfefcen wollen, fowie anbere $erfonen,
benen bereit« beftehenbe $anblungen burdj ©rbfdjaft ober aus einem
anbern ©runbe jufallen, unb felbft Disponenten, welche ben ©uch*
fjänbtergefdjäften üerftorbener 9)citglieber, bie für Siedlung minbers
j&^riger ober onberer (Srben oermattet werben, oorftehen, fowie auch
©efeüfchafter oon ©u^anblungen, welche beren girma ju unter-
zeichnen berechtiget fein foflen, bem ©ereine beitreten, infofern fte bie
in § 4. bejeidjneten gierte ausüben wollen.
§ 10. 3n ben ftäUen beS § 9. mufe oon ben ©eitretenben baS
(JintrittSgetb bejaht werben.
§ 11. 3ebod^ behält bie ©uchhanblung eines öerftorbenen 9Rit;
g liebes beS ©ereinS noch ein 3al)v lang, oom XobeStage an ge-
regnet, bie 8ted)te beS öerftorbenen, auch ohne ©eitritt ber Inhaber,
unb entbehrt nur bie perfönlidjen SRett)te ber SJcitgliebfchaft.
©or Ablauf beS SaijreS aber mufj ber ©eitritt bei ©erluft ber
oorgebadjten föedjte erfolgen.
IL ^kfdjBitt.
©on ben gemeinfamen Angelegenheiten be* ©erein«.
§ 12. Der Bwetf beS ©ereinS ber ©uchhänbler ift bie ©cförbe=
rung beS Seidiger ©uchhanbels in allen feinen 2 feilen.
§ 13. Die gemeinfamen Angelegenheit beS ©ereinS betreffen
alfo baS Sntercffe biefeS £>anbels überhaupt, bie öffentlichen Am
ftaltcn unb (Einrichtungen, welche auf ben ©etrieb beffetben oon ©im
flufj ftnb, baS befonbere ©ermögen unb bie 9Rect)tc, welche ber ©erein
an ©runbftücfen, (Sapitalien, SRobilien unb milbeu Stiftungen befifct,
ober welche ihm jefct ober fünftig jufommen möchten, nicht weniger
bie ©erhättniffe ber HRitglieber ju bem ©ereine als einem ©anjen.
§ 14. Dem ©ereine ftetjen nachftehenbe SEBahlcn ju:
a. , ben SOcitgliebern unmittelbar bie SBahl ber Deputaten
beS ©uchhonbelS;
b. , burch bie Deputaten beS ©uchhanbelS bie SBahl eines
rechtSoerftänbigen Stinbici, fowie ber äRttglieber jur ©er=
gleichSbeputation.
§ 15. Die ©ertretung beS ©ereinS unb bie ©erwaltung ber
gemeinfehaftlichen Angelegenheiten, welche bemfelben nach allgemeinen
©efefeen unb biefen Statuten jufommen, fowie beS gemeinfehaftlichen
(JigenthumS beffetben, cS beftehe in fechten, tiegenben ©rünben,
Kapitalien unb Stiftungen, wirb ben erwählten Deputaten beS ©uo>
Digitized by Google
- 245 -
hanbetS mit benfetben ©efugniffen, metche bcm gefammten Vereine
juftehen, übertragen.
III. Abfeilt.
SSon bcr ©ertuattung bcr Angelegenheiten be$ SßeretnS.
§ 16. Tie Xeputirten be$ ©udjhanbelS be|cf)Iiefjen über ade
gemeinfamen Angelegenheiten be3 93erein3 nach ber Stimmenmehrheit
allein, ohne SRüctfrage an ben lefetem unb ohne beffen Genehmigung
ooflgüttig unb oerbtnbtich für alle SKitglieber beffetben.
Sie ftnb jur Sßofljiehung aüet ber Angelegenheiten unb ©e=
fchäfte be« Vereins, ju welchen bie (Sri. ^ßrocefcOrbnung ad tit. HI,
§ 2. in fine ein auSbrücfticheS Special; SRanbat erforbert, traft biefer
Statuten unb ihrer Anfteüung befugt, auch berechtigt, SBoHmachten
im tarnen ber Sereinämttglieber ju erteilen; ju beren ©üttigfeit
bie SBoüjiehung burch bie brei 93orftet>cr genügt.
§ 17. dagegen bebarf eS eine« ©efchluffefc beä gefammten
93erein3:
a. , tu en n (ätambftücte getauft ober oertauft tu erben fo0en;
b. , menn e$ bie Abfielet ift, ju irgenb einem SocietätÄjtoede
Schulben ju contrahtren; unb
c. menn baoon bie SRebe ift, bem Vereine fortbauernbe Saften
unb Seiftungen aufzuerlegen, metche and ben gemöhntichen
Beiträgen ber 93erein3mitglieber nicht beftritten »erben
fönnen.
§ 18. 2)ie $ej>utirten oermatten inäbefonbere baS gefammte
©ermögen beS herein«.
§ 19. Xie $e|mtirten ftnb auch befugt, bie (Erhebung tion
aufjerorbentlichen ©citrägen ju ben 3tuccfen beS ©ereinä, nach
teitung beS § 68., §u befchtiefcen, unb fomohl biefe, att bie reget*
mäßigen ©eiträge ju oermenben.
§ 20. Sie finb jeboch fchutbig, bem ©eretne jährlich, unb jmar
gleich nach bem Schtuffe be« %af)xe%, über ihre ©ermattung Rech-
nung abzulegen.
§ 21. gür ihre ©efajtüffe finb fte, infofern biefe in ber ftatuten*
mäfeigen fturm gesehen, nur ber Dbrigteit unb ihrem ©emiffen, nicht
aber ben SRitgtiebern be$ ©ereinS uerantmortlich.
§ 22. Sie befchtiefeen güttig, menn menigften« acht ihrer 9Wit-
gtieber oerfammett ftnb.
§ 23. Sie hat^n gemöhntiche Stfcungen an beftimmten Xagen,
über tue lebe jie fich burch einen ©efd)tu& oereinigen, unb aufeer:
gemöhntiche auf bie fchrifttiche (Sintabung beä erften ©orfteherS ober
feine« Stetloertreter«.
Digitized by Google
- 246 —
IV. JkHiitL
2Son ber 2lrt bcr (Sinjtehung bct ©elbbeiträge unb
©trafgelber.
§ 24. SBenn ein 9Kitgtieb bic gewöhnlichen ober au&ergewöt)m
liefen ©eiträge, ober bie ©traf gelber, jur regten 3eit nicht bejaht,
fo erhält baffclbe eine Sflahnung burch ben (Eafftrer be« herein».
§ 25. gmehtet biefe nicht, fo jeigt ber erfte Sorfteher, unter
SJcitunterfchrift be8 Saffirer«, bie Sfteftanten bem ÜJcagiftratc an,
roeterjer bie (Sinjiehung burch cu!Cn ben SRitgliebem bcö SSerein« ein=
für allemal befannt gentachten, (Sjrecutor anorbnet
§ 26. Der SReftirenbe mufe aisbann 3ah^u«9 teijten, ihm ftehet
jeboch
a. , barüber, baß ber ihm abgeforberte ©eitrag ic. nicht ftatuten:
mä&ig feö, bie Berufung an ben SDcagiftrat unb bie btcjem
borgefefcte ©ehörbe,
b. , wenn er bereit« gejagt ju faben behaupten foUte, bie
©erufung auf ben SBeg 9*edjten3,
gleichwohl erft nach geleifteter Sahfang offen.
V. JttftiÜt
93on ber SBat)* «nb ©eftellung ber Deöutirten be«
»uchhanbel«.
§ 27. 3u ben Deöutirten werben jwölf männliche SRitglieber
be« SBerein« gewählt, öon benen wenigften« einer mit bem 9Jcufifatien=
©anbei befdjäftigt fenn mufe.
§ 28. Die Deputaten werben auf fech« 3al)rc gewählt. 2lße
jwei 3ahre fcheibet ein Drittheil au«. Die $lu«tretenoen finb toieber
Wählbar.
§ 29. Die juerft gewählten jwölf Deputirten fcheiben nach
SRaafjgabe ber geringen ©timmenjahl au«, burch welche fie gewählt
finb. Unter benen, welche gleidwiel Stimmen gehabt haben, ent*
Reibet ba* 8oo«.
§ 30. 3für ben 3raH be« Abgang« ober einer bauemben ttb=
wefenheit eine« ober mehrer Deputirten, werben gleichzeitig auf
gleiche Art fech« ©teHoertreter gewählt, bie nach benfelben ©erhält;
niffen unb ©eftimmungen, wie § 28. unb 29. gebaut, aitffdjeiben.
§ 31. 3u Der :953a 1)1 werben ja mint liehe männliche SRitglieber
be« ©erein« oon ben ©orftet)ern burch Umtauffchreiben cingelaben.
Die ©efdflüffe ber iebe«mal Stnmefenben finb ohne SRücfficht auf ihre
3ah* gültig. 2Ber ohne (5ntfct)ulbigung ausbleibt, fofl in eine Drb=
nung«ftrafe oon 5 *f jur (Saffe be« ©erein« oerfallen.
§ 32. Die erfte 2Bat)l wirb üon einem Deputirten be« 3Ra-
giftrat« unter 3ujic^unfl sweier oon ihm ju wählenber ©uchhänbler
geleitet.
Digitized by Google
- 247 -
§ 33. 3n ber golge eröffnet ber erfte SBorftefcr bie SBatjl-
serfammlung unb madit bie tarnen ber auäfdjeibenben SJeputirten
befannt, mäfjrenb ber jtoeite Sorfteljer bie Slmuefenben jafylt unb ber
britte SBorftefjer beren Sttmmf&i)igfett nad) ber SRofle prüft.
§ 34. #iernäd)ft wirb eine gebruefte Sifte ber SBaljlfäfngen
©erteilt. 3eber «tnwefenbe erhält ein (Sjemplar, unb bejeidmet auf
ber Sifte foüiel ^erfonen, als mit einstufe ber ©teHbertreter su
wählen finb.
§ 35. MlSbann werben bie Siften ttueber eingefammelt unb iljre
3a 1)1 mit ber 3aljt ber ftntuefenben öerglictyen; hierauf werben au3
jeber fiifte biejenigen, auf weldje bie Stimmen gefallen finb, au$=
gebogen unb aufgezeichnet, diejenigen, auf metdje bie meiften 3tim =
men gefallen finb, w erben alä gemault befannt gemalt, unb treten
in bie $af)l ber 2)et>utirten ein. $ie nädjftfolgenben finb Stell;
oertreter.
Unter benen, weldje gleite Stimmen $aben, entfdjeibet ba* SooS.
§ 36. $ie fceputirten matten am fotgenben Sage unter ftd)
cuf öier 3a^re juerft einen ©orfifcenben, unb bann einen a weiten
unb britten Sorfte^er.
S)en ©orfte^ern flehet frei, \f)x Ämt nadj bem Ablaufe jmeier
3al?re nieberjulegen.
§ 37. SDie SBarjten werben buref) ben babei jebeSmal jujujtefjen:
ben 9fted)t3anmatt beS 93erein3, unter genauer Angabe beS ftatt ge;
funbenen 93erfaijren$, protocoüirt, unb ba3 2Bat>lj>rotocofl wirb oon
ü)m unb ben brei 93orftel)ern untertrieben.
9lu($ wirb ba3 Umlaufföreiben mit ben Unterfa^riften ber jur
2Baf)t ßingelabenen bem «ßrotocoüe beigefügt.
§ 38. Wie biefe SBa^en finb aud> für bie, wetdje ber SBa$fc
üerfammlung nid)t beigemofmt fwben, gültig unb öerbinbenb. @3 ift
nid)t suläffig, bei biefer üerfammlung burdj ©etwllmädjtigte ju er*
fdjeinen.
VI. JHf^itt
S3on bem ©erfahren ber $eputirten bei ber ©ermaltung.
§ 39. ©ei ben ©efa^lüffen ber fceputirten — § 22. — ent^
treibet bie Söce^r^eit ber Stimmen — § 16. — . ©et Olei^eit
ber Stimmen entfa^eibet bie Stimme be$ erften SSorftefyerä ; aufjerbem
muffen ftd) bie ©orfteljer ben ©efdjlüffen ber ©erfammlung unters
werfen.
§ 40. 3)ie 3)eputirten finb öerpflidjtet, fid> ju ben § 23. be*
ftimmten orbentlidjen unb aufjerorbentlu&en ©erfammlungen cin^u*
finben. SBer au« ben Sifcungen wegbleibt, ofjne fid) gehörig ent:
fdjulbigt 5u fmben, oerfallt in eine oon ber ©erfammlung ber
führten gleich ÄnfangS ju oerabrebenbe ©elbftrafe, meldje jur
SSerein« (£affe fliefjt
§ 41. $er ben ©orfifr fü^renbe Sorftefjer leitet ben Vortrag
Digitized by Google
— 248 —
in ben SBerfammlungen unb oertheilt ©ehufS beffelben bie eingegangen
nen ©a^en. 83ei 93eratf)fcf)lagungen beftimmt er unter mehren, bic
baS SD3ort fobern, bie föeüjefolge, erflärt bie Söerathungen jur
©timmenfammlung für gefdjloffen unb fpricht ben 93efcf)lufj au«.
3)er jnjeite Sorfteljer beforgt alä ©ecretair be8 herein«, bic
fchrifttichen Arbeiten. (Sr führt in ber SBerfammlung ber fceputirteit
baö ^rotocoö.
Xem britten SSorftetjer liegt als (Saffirer beS 93ereinS, baS ©äffen«
gefc^äft ob. Sr fyat baljer bie ©innahme $u erheben, bie Ausgabe
$u beforgen unb gehörige föedmung 511 führen unb abzulegen.
$aS Nähere über ben Umfang unb bie Stiftung ber ©efchäfte,
Wirb burdj eine üon ben 3)eputirten ju befdjliejjenbe ©efchäftSorbnutifl
feftgefefct.
§42. $ie 58erf)anbfungen ber fceputirten unb ihre »efölüffe
werben protocoflirt.
§ 43. EieSBorftefjer finb mit SoHaiehung ber ©efälüffe beauftragt.
§ 44. £ic 33orftef)er unterzeichnen bie ^rotocoÜe ber ©ifeungen
ber $eputirten, ben ©rieftoechfel, bie Urfunben unb alle übrigen
Ausfertigungen.
§ 45. 55er erfte *Borftet)er empfängt unb erbricht bie eingeben*
ben unb forgt für ben Abgang ber ausgefertigten Sachen.
§ 46. $ie $eputirten führen ein (Siegel mit paffenbem ©mn=
bole unb ber Umfchrift:
„$ie fceputirten beS ©uchhanbel« in Seidig".
§ 47. 93ei einer Abtoefenheit ober fonftigen Abhaltung beS erften
SSorfteherS mirb berfelbe oon bem jtoeiten unb in gleichem grolle bes=
felben, oon bem britten SBorftefjer oertreten.
©inb afle brei 83orftet>er abgehalten, fo oertreten fie biejenigen
ber übrigen $>eputirten, welche bei ber 2Bat)( bie meiften Stimmen
für fich gehabt fyabtn.
§ 48. Xic $orftet)er füt)ren bie SRofle ber ju bem Vereine ber
93urfU]änbter gehörigen äRitglieber. Eintragungen unb 2öfcf)ungen
fönnen nicht anberS als auf Söefchlufe ber ©eputirten oofljogen totn
ben. Xic Eingetragenen unb Ok'löidjten erhalten oon ben ißorftebern
barüber fchriftliche ©efct)einigung unter bem ©iegel ber Deputation.
§ 49. ©leid) nad) ber Söahl ber Deputaten laffen biefetben ein
nad) bem Alphabet georbneteS SRamenSoerjeichniS it)rer SRitgtieber
unb fämmtlicher in ber föofle eingetragenen ©ud)* unb SRufifatien*
hanbler bruefen unb fenben baoon ein Ejemplar ber Sommersien*
Deputation, ber ©üchercommiffion unb bem SWagtftrate ein. Sin
Ejemplar hängt ftet« an ber ©örfe au«.
Der SRagiftrat erttjeilt ben SBorftehern unb ben Deputaten über
bie auf fie gefallene 2Bat)t ein Sertificat in beglaubigter gorm, welche*
bei oorfommenben gerichtlichen 93ert)anbtungen ju ihrer fiegitimation
bient.
Digitized by Google
— 249 —
§ 60. $)ie Verfammlung ber $eputirten fann für einjetne Ver»
toaltung«jn>eige befonbere $lu3jdjüffe au« Üirer SRitte anorbnen, bie
oon ihren Verhanbtungen ber Verfammlung Verid>t $u erftatten haben
unb öon biefer Verfügungen annehmen müffen.
§ 51. $)ie Vorfteher unb Eeputirten führen ihre Functionen
unentgeltich- Vaare Mu«tagen erhalten fte erfefct.
§ 52. $)ie 2>ejmtirten mähten bie für bie ©efäafte erforber=
liefen ^erfonen unb erteilen ihnen Snftructionen.
§ 53. $ie Vorfteher fönnen einzelnen SKitgliebern be« Verein«,
fie mögen jur $aty ber Xejmtirten gehören ober nicht, einjetne @e=
fchäfte in Vejug auf bie Angelegenheiten be« Verein« auftragen,
»eichen ber Beauftragte ftdj loillig untergehen mu§.
§ 54. SBenn aber burd) Vollmachten @Jefcf)äfte aufgetragen wer-
ben follen, melche gerichtlich ju öerhanbeln jlnb, ober burch melche
bem Vereine Siechte ober Verbinbtichfeiten erroachfen f ollen, fo roer=
ben fotehe, nach oem Vefchtuffe berfelben oon ben Vorftehern oofl--
jogen, m. f. § 16. unb 44.
TO Jityntt.
Von ber Vörfe.
§ 55. 5)ie SHitglieber be« Verein« hatten ihre Versammlungen
auf ber Vörfe. Uiber 3^it unb Drt biefer Verfammtungen foroie
über beren Verhältnis ju bem allgemeinen VörfemVerein ber Vudj=
hänbler toährenb ber 3[ubitate^effe, mirb burch gemeinfamen Vefchtujj
ber SRitglieber be« Verein«, nach Stimmenmehrheit, ba« höhere fefN
gefefct. Xie Verfammtungen werben theit« orbenttiche, bie reget*
mäfeig ftattfinben, theil« aufjerorbentliche fetin.
§ 56. $ie 55eputirten be« Vuchhanbet« ernennen au« ihrer 9ttitte
brei Vörjenbeputirte beren tarnen an ber Vörfentafel fortbauernb
angefchtagen bleiben. $ie Vörfenbeputirten galten in allen Verfamm;
tungen auf Stühe, Änftanb unb Drbnung, unb bie SRuljeftörer müffen
auf ihr ©etjeifj fogleich bie Verfammlung oertoffen.
§ 57. Um bie 2Raa«regetn ju (Erhaltung ber äußern Orbnung
bei ben Vörfenberfammtungen unb über einjetne Säße ber Vörfens
bi«ciplin haben bie Vörfenbejmtirten mit fämmtltchen Xeputirtcn be«
Vuchh anbei« SRücffprache ju nehmen roetche befugt ftnb, unter Vor-
behalt ber Verufung an ben SDGagiftrat bie föuheftörer in Drbnung«*
ftrafen öon 5 bi« 50 *f jur (Saffe be« Verein« $u nehmen.
Unter befonber« erfchtoerenben Umftänben fönnen fte noch auf»«5
bem ben tHu«fchtufj oon ben Vörfenoerfammlungen bi« auf fedj«
SJionate oerfügen.
§ 58. Deffentltche Vcfanntmadjungen fönnen burch ?tu«hängen
an ber Vörfentafel erfolgen. SBer eine ©elanntmachung anfragen
ju laffen roflnföt, mufj folche einem ber Vörfenbejmtirten aufteilen,
Digitized by Google
- 250 —
Welver fie, wenn er fein ©ebenfen finbet, contTaftgniren Wirb, bamit
aUbann ber Slnjdjlag erfolge.
©in ©örfenreglement foU oon ben Sßorfteljern nodj befonberS ent=
werfen unb befannt gemacht werben.
VIII. &ifoiiüt.
SBon ber 93ergleid)3beputation.
§ 59. Die ^eputirten wählen jebe jwei 3at)re au« ben SRit*
gliebern be3 JBereinä eine 93ergleidj§sDeputarion, befteljenb in einem
SBorjtfcer unb öier Seiftfcern. Sludj bie Deputirten finb wägbar unb
jur Ännaljme ber auf fie faflenben 28at)t üerpflidjtet.
§ 60. «n biefe 93ergIeidj8:Deputation !önnen aße ©treitigfeiten
gebraßt werben, welche $wifd)en Seidiger üöuaV unb SJcufifalien*
£anblungen, fowie $wifd)en l)iefigen unb fremben entfielen.
§ 61. Die Änmetbung erfolgt bei bem SBorfijjer, welker bie
^artt)eien ju einer ber orbentlidjen ©ijjungen, über Welche er ftd)
mit ben SBeiftfcern ein für allemal ju oereinigen l)at, ober $u einer
Don it)m anjuberaumenben aufeerorbentlic^en ©ifcung oorbefdjeibet
§ 62. Die Deputation f)at ba3 SRedjt, bie ©ac§en, wetcfje oor
fie gebraut werben, fummarifö ju unterfuc^en. %fyx ©eföäft befielt
barin, ba& fie bie $artt)eien über bie ftreitigen fünfte ju oeretnigen
unb einen SSergteid) ju ©tanbe $u bringen fud>t.
§ 63. SBenn bie $artt)eien e3 wünfäen, fo wirb ber ju ©tanbe
gebraute SBerglcic^ ju ^rotocoQ genommen, welcfje» bann oon ben
tßartfjeien unb bem 93orfifcer unterfdjrieben wirb.
§ 64. Der ©imbicuS be3 ©uc^änbler=93erein8 foü bei ben Öer
t)anblungen ber Deputation fo oft sugejogen werben, als e3 entweber
oon ben Sßartljeien geforbert, ober oon ber Deputation felbft für
jwedmä&ig gehalten Wirb.
§ 65. Die SBergleia)*;Deputation fa&t auf ©rforbern öffentlicher
©et)örben ©utadjten in Angelegenheiten, welche ben ©udj* unb SRuftfa*
tienlwnbel betreffen — Parere — ab.
IX. Abritt.
S3on ben Beiträgen ber SJtitglieber beS öereinä unb oon
ber Verwaltung ber ©emeinbecaffe.
§ 66. Seber in ben herein 9tufjunel)menbe 5 a tj 1 1 für bie Stuf-
natnne unb (Eintragung in bie ^Rotle Dreißig Xt)aler unb Drei Xt)aler
an @jpebition3gebüt)ren unb 9tebenfoften. Diefe Dreißig X&aler fom«
men ganj jur ©äffe be8 93erein8.
§ 67. ffler einmal auSgefdjieben ift, rnufc bie ootlen HnrrittÄ*
gelber bei ber SSieberaufna^me noch einmal bejahen.
§ 68. ffieidjt bie ©emeinbecaffe jur ©eftreitung ber ©emernbe*
Ausgaben nicht, fo werben Ausgaben oon aflen 3Jcitgliebent be&
JöereinS, nach bem Söefdjluffe ber Deputirten, erhoben.
Digitized by Google
— 251 -
§ 69. 5)er beftimmte ©eitrag eine« jeben 9Ritgliebe3 beträgt
jätyrlid) 2)rei Xfjaler. ftür jebeä %af)t wirb üon ben $eüutirten ein
©tat gefertiget, um bic Ausgaben fcftjuftcllcn, unb nad) JBergleidmng
berfelben mit bem ©affenbeftanbe unb ben gemöfmlirfjen Gfinnatjmen,
ben ©etrog ber au&erorbentlidjen ^Beiträge ju beftimmen. liefen
etat erhält ber Saffirer be3 Seretn« jur 9tid)tjdmur. «ufcerorbent=
li^e 3a§lungen fönnen nur üon ben brei $Borftef)ern gültig ange=
wiefen »erben.
§ 70. Alle Sa^re legen bie $)eüutirten ben $ur 2Bal)l oerjam-
melten ober befonberS ju biejem 3mede berufenen SBitglieber beä
JBereinS bie SReajnung ber ©emeinbecaffe üor.
§ 71. 3)te SKitgtieber beä S3ereinä laffen bie je SRedjnungen burdj
eine au* iljrer ättitte von ber 2Baf)lüerfammIung aug ben SBaf)lliften
für iebeS %afyx befonberS ju ernennende ©ommiffion üon brei 3Rit-
gltebern, bie aber nid)t ju ben 3)eputirten gehören bürfen, abnehmen
unb burd) fie, oljne weiter nötfjige SRücffrage, gänjli<§e 2)ec§arge er=
teilen. $ie (Sommiffion fymbeit bei ber Abnahme olme weitere
SBerantwortlidjfeit
X. Abfeilt.
SBon ber Verpflichtung §ur Annahme ber SBaljlen unb
Aufträge.
§ 72. SBer bie if)m na$ biefen Statuten bur# bie S&afcl ober
befonbern Auftrag übertragenen Aemter unb ©efdjäfte nicr)t annehmen
will, mu| genügenbe @ntfd)utbigungggrünbe bafür anführen.
§ 73. 9hir fedföigiäb,rige3 Atter, erwiefene anf)altenbe Slränflid?-
feit unb bie Verwaltung ftäbrifdjer, nadj einem s2Ittc[te be$ ÜRagiftratS
mit bem Auftrage unüereinbarer Gommunal-.Aemter fönnen atft ge;
nügenbe ©rünbe angefet)en werben
§ 74. 2)ie au» ber S)eüutirten: Versammlung föeibenben
glieber fönnen sur Annahme einer abermaligen SBafjl erft na$ Ab*
lauf üon einem Saljre nadj i^rem Austritte üerüflia^tet werben.
§ 75. SBer aufcer ben obigen ©ntfd)ulbigung8grünben bie An=
nafnne ber nadj biefem Statute auf iljn gefallenen SBa^len ober
itim gern ad) ten Huf träge üerweigert, erhält eine Süodje ©ebenfjeit,
unb fann, wenn er am (Snbe berfelben noct) auf feiner fdjriftlid) ab-
jugebenben Steigerung befjarrt, üon ben Teputirten mit einer an ber
Vörfe befannt ju madjenben unb jur ©emeinbecaffe füefcenben Orb;
nung«ftrafe üon 5 bis 20 Xt)aler für ben erften, üon 20 bid 40 Xljalcr
für ben jmeiten unb oon 40 bid 50 Xfjaler für ben britten Sali
belegt werben.
§ 76. ©ei Aufträgen Ijaftet ba« fict) weigembe SRitglieb au&er;
bem für ben burdj feine SBeigerung entftanbenen Stäben, unb wenn
in fäleunigen hätten einem Anbern biefe Aufträge gemalt werben
muffen, fo ift e* föulbig, biefen üöttig $u entfa^äbigen.
Digitized by Google
— 252 —
§ 77. Sollte 3«nanb fo tuen ig ©emeinfinn öerrathen, bafj et
bie mit feinem Amte oerbunbenen Verpflichtungen nicht mafjrmmmt
unb jtdj gefliffentlich berfelben entjieht, unb fottten bie (Erinnerungen
ber Deputirten unb SSorftc^er inSbefonbere hierüber oergeblich feun,
fo finben gegen bie ©chutbigen, aufjer ber an ber 93örfc befannt ju
machenben (Sntfefeung oon bem ihm übertragenen Amte, auch bie in
§§ 75. unb 76. aufgeführten ©trafbeftimmungen ftatt.
§ 78. 3n ©ejiejfmng auf bie in öorftehenben §§ 76 — 77. aud*
gebrochenen ©trafbeftimmungen bleibt iebod) bemjenigen, ber bie üon
ben Deputirten feftjufefcenben ©trafen erleiben fofl, bie ©erufung
auf bie (£ntfd)eibung be3 äJcagiftratS oorbehalten. Auch ftehet e$
ben Deputirten frei, ju jeber $eit Die ergangenen ©trafbeftimmungen
ju milbern ober gänslich ttueber aufzuheben.
XI. »Iftnitt.
Son ber ©uSpenfion unb bem Serlufte ber Stechte al«
SDcitgtieb beä Serein«.
§ 79. Die Stechte ber SRitgliebfchaft be3 ScreinS ftnb unter*
brodjen, wenn baS äRitglieb unter Zuratet gefegt hrirb, ftch für
jahtung^unfahig erflärt, ober in eine ßriminalunterfuchmig toegen
fotcfjer Serbrechen gerate), meldte mit einer ©träfe oon mmbeften«
fed}3 SJconaten ©efängnife ober mit 3udjthauSftrafe ju belegen finb.
hierüber beftimmen bie Deputirten be3 Suchhanbet« mit Sorbehalt
ber Berufung an ben SRagiftrat unb bie t)öcr>ftc Sehörbe.
§ 80. Die SBirfung ber ©uSpenfion haftet nur auf ber Sßerfon
be$ ©u&penbirten unb nicht auf bem ©emerbe.
Der ©uSpenbirte !ann baher meber an bem @r)rcnrccf»tc ber
SRitgtiebfchaft Ztyil nehmen, noch auf ber Sörfe erfcheinen; toohl
aber fann feine $anblung, roährenb ber ©uäpenfion, burch einen
perfönlich fähigen Disponenten, ober burch bie befteflten Kuratoren
fortgefefct »erben.
§ 81. Die ©uSpenfion mirb aufgehoben:
a. , burch Aufhebung ber ©uratel;
b. , burch oollftänbige Abfinbung mit ben ©laubigem, fei
e3 burch Bahfanfl» 9cachlafj ober ©eftunbung;
c. burch oollftänbige richterliche ftreifpredjung oon ber § 79.
gebachten kriminal « Untersuchung.
§ 82. Die SoSfprechung in Sftangel mehrern SerbadjtÄ in üors
gebachten fällen bewirft bagegen bie Aufhebung ber ©udpenfion an
fich nicht, vielmehr entf Reiben aisbann bie Deputirten bcS Such-
t)anbel8, ob bic @u«penfion aufhören fönne, ohne ben Stuf be$
Serein« p gefährben, ober ob fte für einen beftimmten 3eitraum
fortgufe^en fei, ober ob ber haftenbe Serbacht fo bringenb ober fo
emiebrigenb fei, bafe bie gänjliche AuSfchliefjung erfolgen müffe.
Die ©erichte, too bie Unterfuchung anhängig, finb in biefer fcinficht
Digitized by Google
— 253 —
gehalten, bcn $eputtrten be« ©udjljanbel« ba« abgefaßte (Srfenntmj}
nebft ben ©rünben mitauttjeilen.
$ie ©erufung an bcn aftagiftrat unb bic f)ödjfte ©efjörbe bleibt
oorbefmtten.
§ 83. ®ie Sickte ber SRitgliebfdjaft gefym üertoren:
a. , burdj ben lob;
b. , bur<§ freiwillige (Sntfagung; biefe mufe jebod) ben 3)epu:
tirten be« 93ud)I)anbelS in beglaubigter Sorot angezeigt
werben. 3)em Abgetjenben bleibt bie Skrbinblid)fett, bie
Saften be« (aufenben S^reS mitzutragen;
arburdj einen ©efdjlufe ber 35ejmtirten be« ©ueljljanbel«,
infomeit nid)t biefer ©efdjtufe auf eingewenbete ©erufung
an bie oorgefefcte ©eljörbe (m. f. § 82.) abgeänbert
worben ift.
§ 84. $ie fceputirten be« ©ud)f)anbet« finb gehalten einen
foldjen ©efätufe au«5uföred>en:
a. , wenn ein äRitglieb ba« ©tabtbürgerreojt beriiert;
b. , wenn baffelbe für einen mutfjmifltgen ober betrüglidjen
©anferottirer burd) ein red)t«fräftige« (Srfenntnifj erflärt ift.
3n bem tefctem ftafle wirb jebotf; oorau«gefe|jt, bnfc ba« an4
jufdjliefjenbe SRitglieb als oöQig fiberwiefen mit ber oollen
©träfe belegt unb ntdjt Mo» wegen ©erbaut« aufjerorbentUdj
beftraft fei.
§ 85. 2)ie 3)eputirten be« ©udj!)anbel« finb berechtigt, bie
Au«jdjtie|ung au«jufprecf)en, wenn ein SJMtglieb in t^otge einer
ftrtminalunterfudwng mit einer ©träfe bon minbeften« fed)« SWonaten
©efängnifc ober mit 3udjtf)auSftrafe in @emäj$eit eine« redjtsfräftigen
(Srfenntniffe« belegt, ober burdj ein fotdje« eine« quatificirten
©etrug« toegen beftraft wirb.
XII. ^fonitt
©on Sehlingen unb ©etjülfen.
§ 86. 3)ie ©ertrage, meiere Sftitgtieber be« herein« über bie
Annahme ber ßefjrlinge unb ©eljülfen abfdjliefcen, fönnen ben $ejw;
tirten be« ©udjfwnbel« mit 3ujiel)ung be« ©nnbicu« oorgetragen
werben. 6« wirb barüber ein ^ßrotocoö auf: unb ju ben bieten
genommen.
§ 87. fcenfetben fommt e« aud) $u, unter ben nad) beenbigter
2eJ)r: unb ©tenftjeit ju ertljeitenben 8tteflen glaubhaft ju befa^einigen,
bafc ber AuSfteUer ein SWitglieb be« ©eretn« unb bafe ben $eüu;
tirten be« ©udjtjanbet« nidjt«, wa« bem Qnf)alte be« Slttefte« entgegen
wäre, befannt fei. 6« follen für bergt cid] en Ausfertigungen 1 bi«
2. *f an (5£öebitton«gebüf)ren bejaht unb bie baaren Auslagen Oer:
gütet werben.
Digitized by Google
— 254 -
XIII. cUfoiitt.
SSon bcr Berufung an bic oorgeorbneten gnftanjen.
§ 88. 3n aßen Ratten, roo einem HJfitgliebe, meines eine ©träfe
erieiben fott, ober fonft ba£ ft\ed)t ber ^Berufung auf (£ntfd)eibung
Don Seiten ber borgeorbneten 93ef)örbe eingeräumt toorben ift, mu|
baffelbe binnen je^n logen, naaj bem bef peinigten ISmbfange be3
93efd)eibeä ober bec ©eftimmung, luclrfjc jur ©efdjtoerbe Veranlagung
giebt, benfetben bei ber junädjft oorgeorbneten 3nftanj anbringen,
wenn e3 anberS oon ber ©efugnifj, föemebur nadföufudjen, ©ebraudj
madjen tt>ifl. SBenn bie ©erufung tocgen ber ©citräge eingelegt toirb,
fo mufj jugleidj nat^getoiefen werben, bafj bie ö^ung tjorlSufig
erfolgt fei.
3n anbem Säßen bleibt bie Mnroenbung ber StrafmaaSregeln,
ober bie SRealifirung ber ©egenftänbe ber ©efa^merben bis jur höljem
(Sntfdjeibung auägefefot.
(3)ie aus ben üerfä)iebenen Seratlmngen hervorgegangenen ttenberungen,
wie fte in bem fttoeiten unb britten (Entwürfe erfdjeinen, gehen au$ ber naa>
ftcfjenben ©djluferebaction ^erüor.)
II. Sie befimtiöen, burü) bie äoniglirf) Sägfiför Uonbt*bimiion
betätigten Statuten.
Statuten be$ Vereine« ber SBucf)f)änbter $u Seipjig
öom 10. $ecember 1832.
(Erjifr Akfdjnitt.
93on bem Vereine ber ©udjhänbter unb oon bem
Eintritte in benfetben.
§. 1. T a ber Seidiger ©udjhanbel mit bem gefammten beutfdjen
ein untrennbares Sntereffe ^at, fo folgt hieraus, bafj ber Qtotd befc
93erein8 — bie ^örberung in ßei&sig ju betreibenben S3ua^=
hänbtergefd)äfte — jugleidj ein allgemeiner ift. (£3 foU ba^er burdj
gegenmärtige Statuten ber 9hi|en ber auswärtigen, ljierfetbft ©e=
fa^äfte treibenben ©udjhänbter fomol, als ber ber ^iefigen, gleia>
mäfcig geförbert toerben.
§. 2. ®er SScrcin roirb bura) bie in beffen föofle eingetragenen
83udjf)änbler gebitbet. ßu bemfetben werben bie Httufif aliens
fjänbler burdjgängig unb bie 2anbd>artent)änMer, bafern fie a!8
jolctjc 3öertag3gefd)äfte betreiben, geregnet.
Ter 83ud)hänbtert)erein befteljt unter ber Autorität beS Staats.
Tie 9ied)te unb Obliegenheiten ber einzelnen SJcitgtieber werben ju=
nädjft nad> ben in biefen Statuten enthaltenen ©eftimmungen be=
urteilt.
Digitized by Google
— 255 -
§. 3. $ur aufnähme in ben Berein ift erforberlid):
a) ©ro&i<Ujrig!eit unb OöHige Berfügung*fäl)igieit;
b) Gteminnung be* Bürgerrecht* in Seipjig;
c) Unbefäoltener 9hif, beffen Borfyinbenfeut nad) bcn Ijiefigen
ßanbe*gejefcen ju beurteilen ift.
Überhaupt !ann ^erfonen, toetc^c wegen folc^er ©ergeben, bie
nad) allgemeinem Begriffe für entef)renb ju galten finb, oor ©erid)t
geftanben fynbcn, of)ne oon ber Änfdjulbtgung üöttig, ober ton ber
Qnftanj frei gefprodjen ju fein, bie öufnalmte oertoeigert merben.
d) $ie wirfltdje Betreibung eine* ober mehrerer ber §. 2.
genannten ©ejc^äftc.
Xiefe Sigenfdmften, mit 2lu*naf>me ber unter c) mufj ber Stuf*
juneljmenbe auf (Srforbem nadjmeifen.
§. 4. gp ber SRuf be* Hufsunefjmenben nadj HRaafcgabe §. 3.
sub c) befdjolten, fo fönnen bie fceputirten bie &ufnal)me üermeigern,
e* finb jebo$ bem betreffenben Snbioibuum, auf erhobene Befdjmerbe
bie ©rünbe ber oermeigerten öufnaljme ju eröffnen. $ie bie*fallfige
Befdjtoerbe gehört üor ben SJlagiftrat, oon welkem ber töecur* an
bie Dberbeljörbe jcberjcit offen bleibt.
($>urd> Sßaajtrag öom 10. SRai 1836 tourbe § 4 folgenber-
mafjen abgeänbert:
@in Seber, ber ju Seipjig eine Bud^anblung errieten, ober
überhaupt SRitglieb be* Bud$änbler = Bereine* merben min, er fmbe
nun ba* Bürgerrecht bafelbft ju Betreibung eine* anberen (Sefdjäft*
bereit* erlangt ober nid)t, $at ftdj be*I)alb junädjft bei bem ©tabt*
rattje ju fieipjig anjumelben. ^inbet ber ledere ba* bie*fallfige
©efud) mit 9ftücffidt)t auf bie einfätagenben Beftimmungen ber Budjs
f)änbler;93erein*;©tatuten ober ber allgemeinen ©täbtesDrbnung jur
®etoät)rung nidjt geeignet, fo ftet)t e* it)m frei, ben Bittfteller fofort
bamit abjumeifen, ot)ne ben Buajfjänbler s Bereut barüber ju tjören,
mobei e* fict) oon felbft oerftetjt, bafc bem Smpetranten ber gefefclicf)e
föefur* an bie üorgefefote Regierung* ^Be^örbe unbenommen bleibt.
©rföeint bogegen ba* ÖJefud) be* Bittfteüer* bem ©tabiratt)e,
an fidj, ftattfjaft, fo t)at berfelbe junädjft mit bem Bereine ftd) ju
üemet)men unb beffen ©utacfjtcn fomoljl über bie Oualification be*
Bewerber*, al* aud) in*befonbere über bie (Srmerbfäljigfeit beffelben,
ju erf orbern, bamit folaje* oon it)m, bei ber @ntfd)lie6ung auf ba*
©efucfc), mit jum ©runbe gelegt merben fönne, ot)ne bafc ieboc^ ber
©tabtratt) an biefe* ®utadjten in ber 9Jcafje gebunben märe, bafj er,
im fjalle er nidjt übereinftimmte, fid) ber eigenen Raffung einer 9te;
folution ju enthalten unb ftatt beffen fogleid) bie (Sntfdjetbung ber
Regierung* -Befjörbe einjuljolen ijätte.
dagegen bleibt bem Budjt)änblersBereine, wenn er bei bem oon
bem St abtrat (je, nad) Befinben bem, oon erfterm abgegebenen ®uts
aalten jumiber gefaßten, bem Buc$t)änbler;Bereine jebenfatl* belannt
Digitized by Google
— 256 —
$u madjenben (Sintfchluffe fich nicht beruhigen ju fönnen glauben foüte,
bagegen allemal ber SRefur« an bie oorgefefcte 9tegierung3*Behörbe
oorbehalten, unb e$ im* ber ©tabtrath, folchenfallS mit Ausführung
feiner föefolution, bi« jum Eingänge befinitioer höherer Entfchlie&ung,
Anftanb ju nehmen.)
§. ö. Alle Diejenigen, welche bie §. 2. aufgeführten ®efd)äfte,
ed fei als Berlage ober ©ortimentähanbel, für eigene Stedmung ober
als Eommiffionaire, t)ier betrieben*), erlangen baS JReajt baju nur
burd) ben Eintritt in ben Berein unb burch Eintragung in bie
9toHe (fiehe §. 51.) beffelben.
§. 6. ®unftf)änbler, Buchbruder, Antiquare, Budjbinber unb
EolporteurS aller Art fönnen als fold)c bem Vereine nicht beitreten.
§. 7. Snbioibuen, welche nicht in ßeipjig wohnen, bürfeit,
bafern fie nicht SRitglieber be3 BereinS finb, bie Buchhänblergefchäfte,
meiere fie hier ju unternehmen wünfehen, nur burch äRitglieber be3
SJereinS betreiben.
§. 8. Ausgenommen hi«tbon bleibt bie $eit ber Subilate« unb
üfticbaeliSmeffe — ba jur 3eit ber SRcujahrmeffe frembe Buchhänbler
auf hiefigem $lafce befanntlidj nicht erfa^einen — fo wie 14 Xage
nach ieDcr berfelben.
SBährenb biefer ßeit finb bielmehr bie nach gegenwärtigem Statut
begrünbeten Befchränfungen, fo weit fie fid> auf bie Betreibung beS
BuchtmnbclS beziehen, als aufgehoben ju betrachten.
§. 9. Xreten bem erforberlichen Eintritte in ben Buchhänbler*
oerein ober bem Verbleiben in bemfelben temporaire $inberniffe ent=
gegen, j. 93. unmünbigeS Alter, fo fann ba* ®efd)äft, fo lange jene«
j&inbernife bauert, auch &°« einem Slichtmitgliebe interimiftifch üer=
maltet werben.
§. 10. 3ebenfa(l3 behält jebodj bie Buchhanblung eine* Oer;
ftorbenen SJtttgliebeS beS BereinS, noch ein 3ohr lang, oom XobeS;
tage an gerechnet, bie 9ted)te beS Berftorbenen auch ohne Beitritt ber
Inhaber unb entbehrt nur bie perfönlid)en SRedjte ber äRitgliebfchaft
Vor Ablauf beS 3ahreS aDer mu& Dcr Beitritt, faüs nicht bie
§. 9. gemachte Aufnahme $lafe ergreift, bei Berluft ber oorgebachten
Stechte, erfolgen. 3n ben §. 9 unb 10 bejeidmeten fallen werben
bie Beiträge jur BercinScaffc, gleich wie oon ben SRitgliebern beS
BereinS, oon ber betreffenben Buchhanblung entrichtet.
Jutittt £kft«tt.
Bon ben gemeinfamen Angelegenheiten beS Berein«.
§. 11. $ie gemeinfamen Angelegenheiten beS BereinS betreffen
ba« Sntercffe biefeS #anbelS überhaupt; bic öffentlichen Anftalten
unb Einrichtungen, welche auf ben Betrieb beffelben oon Einflufc finb;
•) 3m ftadjrrag oon 1836 abgeänbert in: betreiben motten.
Digitized by Google
- 257 —
ba» befonbere Vermögen unb bie S^edptc, welche ber herein befifct
ober fünftig erlangen fönnte, fo wie bie Verhättniffe ber SRitgtieber
ju bem Vereine, at» einem ©anjen.
§. 12. 2)em Vereine flehen folgenbe SBafjten ju:
a) ben SJcitgtiebern unmittelbar: bie SBaljlen ber $e£utirten
be» ©uajhanbet»;
b) buvdi bie $eputtrten be» Vud>hanbel»: bie 2Bnli( eines
red)t»öerftänbigen ©tynbici, fo Wie ber üttitgtieber jur 93er:
gtetc^dbeputatton (fietje unten §. 60.) ingleichen ber Vor=
fchlag ber Veiftfeer au» ber SRitte ber Vudjhänbler bei
bem #anbel»gerichte unb ber ©üchercommiffion.
§. 13. 3)ie Vertretung be» Verein» unb Ausübung ber gemein-
f amtlichen Stechte unb Obliegenheiten, wetd>e bemfelben nach att=
gemeinen ®efefcen unb biefen Statuten jufommen, infonbertjeit bie
Verwaltung feine» ©efammtoermögen» , wirb ben ermähnten S)epu=
tirten be» Vuchhanbet» mit benfelben ©efugniffen, welche bem ge=
fammten Vereine jufteljen, übertragen.
Dritter Abritt.
Von ber Verwaltung ber Slngclegenfjeiten be» Verein».
§. 14. Vei ber Verwaltung ber gemeinfamen Angelegenheiten
be» Verein» ftefjt ben Xeputirten:
1) bie Äufrechthalrung biejer Statuten, ba nötljig unter Ste
quifttion obrigfeitlicher $ätfe,
2) bie Vertretung be» Verein» nad) aufeen,
ju.
Sie finb äu Vofljie^ung aller ber ©efdjäfte be» Verein», ju
wetzen bie (Sri. <ßroc. Drbn. ad Tit. VII. §. 2. in fine, ein au»;
brüdtiche» Specialmanbat erforbert, ßraft biejer Statuten unb ihre»
Amte», befugt, auch berechtigt, Vollmachten im tarnen be» Verein» ju
ertheilen.
§. 15. dagegen bebarf e» eine», nach abfoluter Stimmenmehr-
heit ju gewinnenben Vefchluffe» be» gefammten Verein»,
a} wenn ©runbftücfe getauft ober oerfauft werben fotten,
b) wenn e» bie Slbficht ift, ju irgenb einem Societät»jwede
Schulben ju contrahtren unb
c) wenn baoon bie SRebe ift, oon ben Verein»mitgtiebern
höhere, at» bie, unter §. 54. gebachten, aufcerorbentltchen
Verträge ju erheben.
§. 16. SDie Verwenbung ber orbenttidjen (fiehe §.51 unb 53.),
fowie ber au|erorbenttichen Veiträge (ftehe §. 54.) ju ben 3meden
be» Verein», ftelit ben $eputirten ju.
§. 17. wie §. 20 be» Entwurf».
§. 18. 3rür ihre ©efd)lüffe finb fte, infofern biefe ben Statuten
gemäfc gefchehen, nur ber Dbrigfeit unb ihrem ©emiffen oerantwortlich.
Hrfliö f. »efdj. ö. fceutfäen «u$l>. vm. 17
Digitized by Google
- 258 —
§. 19. Sic befdjliefeen gültig, wenn wenigftenS fünf iljrer SJlits
glieber oerfammelt fhtb.
§. 20. 3)ie 3)eputirten galten gemötmftdje ©ifcungen an be*
ftimmten Xagen, über meldte fic ftdj burd) einen ©efölufj bereinigen,
unb aufeergcwö$nlid)e anf bie färifttidje ©inlabung be« SBorftfcenben
(We §• 27).
flirrttr Ab[rf)tut!.
93on ber »eftellung unb SBabJ ber fceputirten beä
99ud)ljanbeU.
§. 21. $u ben Xeputirten werben fieben männliche 3Kitglicber
M 9$erein8 gewählt, bon benen wenigftenS (£in $eputirter mit bem
SRufifalienljanbel befdjäftigt fein mufj.
93on meiern it)eiif>abern einer $onb(ung fann nur (Siner aU
$eputtrter gemault »erben.
§. 22. $5ie $ebutirten werben auf fedjä Sa^re gewählt.
§. 23. 9Rad) Ablauf bog jweiten %a$u$ fdjeibeu jwet, und) 21b=
lauf be$ bierten SaljreS Wieberum jmei, nad) Ablauf be$ festen
Snijre* brei 2)ebutirte burrf) bn» ÖooS aud.
©inb bon ben juerft erwählten $ebutirten nur nod) bie testen
brei als fol^e übrig, fo erfolgt ber Austritt fo, bafe jebeämal bie-
jenigen 2)ebutirten anreiben, tocCc^e fcd)§ %cfyxt jubor gewählt
Worben finb.
$ie Sluätretenben finb fofort lieber wägbar (fie^e §. 34.).
§. 24. $ie burdj ben Abgang eine« $ebuttrten ertebigte ©teile
wirb bureb, fofortige SBafjl wieber erfefct.
§. 25. $u oer SBaljl werben fdmmtliaje, ju bem Vereine ge;
f)örenben #anbtungen, burrf) Umlauffd)reiben eingetaben.
Sßerfön(id)e Slnmefenljeit bon minbeftenä jwei $rittfyeilen ift bei
biefem 2Baf)lgefd)äftc unbebingteS ©rforbernifc. SBer of)ne @ntfd>ui=
bigung aufjenbleibt, fofl in eine DrbnungSftrafc öon 5 SRtljIr. jur
©äffe be8 herein« oerfaflen.
§. 26 Wie § 32 beS Entwurfs.
§. 27. $ie $ebutirten wählen am folgenben Sage unter ftdj
einen 93orfifcenben, einen ©ecretair unb einen (Safftrer.
§. 28. 3n ber ftotge teitet ber Sorftfeenbe bie SBatjl, welche fo
erfolgt, bafc jeber Änwefenbe eine fiifte ber SBal)lfä{)igcn ertjäft unb
barauf fo biet ^erfonen, als $u wählen finb, beseitet.
§. 29. diejenigen, ouf Weldje bie relatibe ©timmenme^rf>eit ge=
foflen ift, werben als (SJewö^tte befonnt gemalt unb treten in bie
3a^ ber $)eputirten ein.
Unter benen, welche gtetdjbiel Stimmen f)aben, entidjeibet ba# CooS.
§. 30. $ic SBaljIen werben burd) ben, babei jebeSmat juju=
jie^enben 3ted)t£nnmait beS SBereinS, unter genauer Angabe be§ ftatt*
Digitized by Google
- 259 -
gefunbenen 93erfat>ren3, protocoflirt unb baä 2Bar)fprotocoü roirb Oon
ifjm unb ben SJeputirten untertrieben.
Huer) roirb ba3 Umlauffd)reiben mit ben Unterfcfyriften ber jur
93&at)l eingelabenen bem *ßrotocotte beigefügt.
§.31. Wt biefe Sailen finb auä> für bie, toelaje ber SBaf>(=
öerfammfung nirfjt beigeroo|nt t)aben, gültig unb oerbinbenb.
6$ ift nid)t geftattet, bei biefcr SSerfammlung burcf) SeooflmäaV
tigte ju erictjeinen, jebodj finb ^rocuriften unb ®ef$äftäfüc)rer jus
läfftg unb jur Slbftimmung, gleich roirflidjen SJcitgliebem, berechtiget.
$on ber 93erpflid)tung jur Hnnafjme ber 2Baf)L
§. 32. SBer ein itjm, nad) biefcn Statuten burct) bie 2Ba!t)I übers
trageneä Slmt ntcfjt annehmen nritt, mufc genügenbe @ntfd)ulbigung3s
grünbe bafür anführen.
§. 33 roie § 73 be3 dntrourf«.
§. 34. $ie auSfctjcibenben ©eputirten finb jur &nnat)me einer
abermaligen 2Baf)t erft nad) Ablauf oon $roei %atytn nad) ihrem
Austritte üerbunben.
§. 35. 28er aufeer ben obigen (Sntfc^utbigungSgrünben bie 21n=
nähme ber, nad) biefen Statuten auf ihn gefallenen 2Bat)I, oerroeigert,
erhalt eine SBorfje SBebenfyeit unb fann, wenn er am @nbe berfelben
noa^ auf feiner, fd)rtf tüd) ab jugebenben Steigerung beharret, bon ben
35eputirten mit einer, ben 93erein8mitg(iebern burdj ßircutar befannt
ju madjenben unb jur SSeremScaffc fliejjenben DrbnungSftrafe oon
3 £Rtt)tr. bis 5 3tttjlr. für ben erften, oon 5 9ttt)lr. bi« 10 9ttl)lr.
für ben jroeiten unb oon 10 tötljfr. bi« 25 9ttt>tr. für ben britten
ftaH belegt roerben.
§. 36. 3" ©ejtehung auf bie oorftet)enb ausgesprochenen Strafe
beftimmungen, bleibt jebod) bemjenigen, ber bie, oon ben $)eputirten
feftjufefcenbe Strafe erleiben fofl, bie Berufung auf bie ©ntfdjeibung
ber oorgefefcten ©etjörbe oorbet)alten.
$tmtx Ahldjnitt.
SBon bem Verfahren ber $eputirten bei ber SSerroaltung.
§. 37. ©ei ben 93efd)tüffen ber $eputirten entfct)eibet bie 9Jcehr*
heit ber Stimmen (fielje §. 19.), bei ® leidet ber Stimmen ent;
fajeibet bie Stimme be« SBorfifcenben.
§. 38. $ie fceputirten finb üerpfüchtet, fich ju ben §. 20. be;
ftimmten orbentIid)en unb aufeerorbentüchen SSerfammtungen einju;
finben.
SCBcr auä ben Sifcungen roegMeibt, ot)ne fiel) gehörig entfdjulbigt
ju §abtn, oerfättt in eine Strafe oon (Einem %$altx.
Ueber bie ©üftigfeit ber (Sntfctjulbigung entfdjeibet bie 33erfamm>
lung ber Eeputirten.
17*
Digitized by Google
- 260 -
§. 39. Der ©oriifeenbe leitet ben Vortrag in ben ©erfamm;
lungen, unb oert^eitt, ©ef>uf3 befielben, bie eingegangenen ©Triften.
©ei ©eratljfdjlagungen beftimmt er unter 9Reljrern, bie baS ©ort
forbern, bie 9tei^enfotge unb fprtdjt nad) erfolgter ©timmenfaramtung
ben ©e|d}lu& au3.
Der ©ecretair bejorgt bie fd>riftlid)en Arbeiten; burd> iljn
Werben bie ©erfyanblungen unb SBefc^tüyfc ber Deputirten protocoflirt.
Der (Eaf jirer Ijat bie Beiträge ju ergeben, bie Ausgabe ju be-
forgen unb gehörige föedmung ju führen unb abzulegen.
DaS Sßäfycre über ben Umfang unb bie güljrung ber Oefc^äfte
wirb burdj eine, oon ben Deputirten ju befdjlie&enbe GJefdjäftS;
orbnung feftgefefot.
§. 40. Die brei, naa? §. 27. befonberS fungirenben Deputirten,
ftnb mit S3oUaief)ung ber ©efälüjfe beauftragt.
§. 41. Die anroefenben Deputirten unterzeichnen bie Sßrotocotle
ber ©ifcungen unb bie Urlauben; ben ©riefmedjfcl unb afle übrigen,
SU golge gefa&ter ©efdjlüffe nötigen Ausfertigungen aber ber 93or-
fifoenbe unb ein Deputtrter als (Tontrafignant.
§. 42. 35er ©orfifcenbe empfängt unb erbridjt bie etngefyenben,
unb forgt für ben Abgang ber ausgefertigten Saasen.
§. 43. Die Deputirten führen ein Siegel mit paffenbem @öm=
bole unb ber Umfärift:
„Die Deputirten beS ©udjfjanbelS ju fieipjig."
§. 44. ©ei Abwefenljeit ober fonftiger Abhaltung beS ©orfifrem
ben teirb berfelbe oon bem ©ecretair unb in gleichem gaöe beffelben
oon bem ©affirer oertreten.
§. 45. Die Deputation füljrt bie Stolle ber 5« bem Vereine ge=
hörigen üttitglieber. (Eintragungen unb Söfdjungcn fönnen nidjt an
bers ald auf einen, in ($emä&f)ett biefer Statuten §. 73 bis 75 ge-
fajjten ©ejdjlufe ber Deputirten oofljogeu werben. ©on ben Settern
werben hierüber ben ©ingetragenen fdjriftlidje Bereinigungen unter
bem ©iegel beS ©ereinS erteilt.
§. 46. ©leidj nad) ber 2Baf)l ber Deputirten laffen biefelben
ein, nad) bem Alpfmbet georbneteS WamenSDeräeidjmjj ber ©ereinS;
mitglieber bruden unb fenben joldje« an bie betreffenben ©eljörben
ein. ©in (Somplar fjängt ftets an ber $anb!ungSbörfe au«.
Der ©tabtratl) erteilt ben Deputirten auf ©erlangen über bie
auf fie gefallene SBaljl ein (Jertificat in beglaubigter ftorm, meines bei
üorfommenben gerichtlichen ©ertyanblungen $u iljrer 2egittmation bient.
§. 47. Die Deputation fann für einzelne ©ertoaltungSjroeige
befonbere AuSjdjüffe au* ihrer SDcitte anorbnen, bie oon ihren ©er;
hanblungen ber ©erfammlung Anzeige ju machen unb beren Auf;
träge auszuführen ^aben.
§. 48. Die Deputirten führen ihre Functionen unentgelblich.
©aare Auslagen erhalten fie erfefct.
Digitized by Google
— 261 -
§. 49. ©oüten ber ®efdjäfte fo oielc fein, bafc bie $)eputtrten
felbige ju oofljiehen nic^t im ©tanbe wären, fo wirb erwartet, bafe
aud) onbere ni<f)t befonberS beputirte HÄitgtiebcr be3 ©ereinS, etwaigen
Anträgen auf üjre £ülf3leiftung entfpredjen werben.
§. 50. SBenn burdj ©otlmachten <$efd)äfte aufgetragen werben
foflen, wetdje geridjttidj ju oerhanbetn finb, ober burdj we(dje bem
©ereine SRedjte ober ©erbinbltdjteiten erwaa^fen fotten, fo werben er=
ftere, nach bem ©efd)luffe ber 2)eputirten, oon bem ©orfi&enben unb
zweien au8 ber Hftitte ber Deputirten ooü>gen (fietje §.14 unb §. 15.).
Sitkutet JLbfdnutt.
©on ben ^Beiträgen ber äRitglieber be3 ©ereinä unb oon
ber ©erwaüung ber ©eretnScaffe.
§.51. 3eber fünftig in ben herein Mufjuneljmenbe ja^tt bei ber
Stuf nähme unb Eintragung in bie 9lofle 35 r ei feig Xfyaltx. —
SBittmen foflen bei Uebernafjmc ber $aublung oon Beiträgen frei bleiben.
Xiefe 5)reifjig Xfjater fommen in bie ©äffe be$ ©ereinä.
§. 52. SEBcr auSgeidjieben ift mu& bie ooflen (SintrittSgetber bei
ber 2Bieberaufnaf)me bejahen.
§. 53. ?)er befttmmte ©ettrag eines jeben SRitgtiebeS beträgt
jä^rCic^ $rei Xfyaltx pränumeranbo.
gür iebe* 3a$r wirb oon ben $)eputtrten ein ©tat gefertiget,
um bie Ausgaben feftjufteüen unb nadj ©ergteidjung berfelben mit
bem ©affenbeftanbe unb ben gewöhnlichen einnahmen ben ©etrag ber
aufeerorbentlichen ©eiträge gu befrimmen.
5)iefen ©tat erhält ber Gaffirer beä ©ereinS jur SRtchtfchnur;
aulerorbentlidje Bähungen tonnen nur oon ben gefammten Xeputtrten
gültig angewiefen werben.
§. 54. SReidjt bie ©eretnäcaffe ju ©eftreitung ber ©erein8au8s
gaben nicht au8, fo werben aufjcrorbentlidje ©eiträge oon allen 3R\U
gltebern be3 ©ereinä, nach bem ©efdjluffe ber 2)eputirten, erhoben;
bie aufjerorbent(icf)en Beiträge bürfen jebod), ohne oorherige ©eneh=
migung be3 gefammten ©eretnS, bie ©umme oon 5)rei X^alern
für jebcä Sftitgüeb innerhalb eine« 3MreS nicht überfteigen.
§. 55. ©et fid) ergebenben höhcrcm ©ebürfniffe f)aben bie $epu=
tirten eine ©eneratoerfammlung be3 ©ereinS (in ©emä^eit §. 25.)
anzuberaumen unb oon foldjer bie Genehmigung ju höheren aufcer=
orbentlid)en ©eiträgen, nad> Stimmenmehrheit, einjuholen.
§. 56. 9lÜe ^ai)rc legen im Saufe be$ SJlonatS Januar bie
Xeputirten fämmtlichen, jur SBat)t oerfammelten, ober befonberS ju
biefem ßmeefe berufenen SRitgltebern be$ ©ereinÄ, bie SRedwung ber
©eretnScaffe oor.
§. 57. SDie 2Ritglieber be$ ©ereinS laffen btefe ÜRedjnungen burd)
eine, oon ilmen au$ ihrer HRitte für jebe« Sahr befonberä ju wäh=
lenbe ©ommiffion oon brei üflitgliebern, bie aber nid)t ju ben $epu=
Digitized by Goögle
- 262 —
tirten gehören bürfen, abnehmen, unb buref) fic, ohne weitere nötige
9lütffrage, gönjtic^e Decharge erteilen.
Diefe Gommiffion fjanbclt bei ber jRedjnungäabnaljme ohne tr>ei=
tere SBerantwortlichfeit gegen bie SJlitglieber beS SkreinS.
§. 58 wie § 24 be« Entwurf*.
§. 59. grumtet biefe nicht, [o jeigt ber S3orfifcenbe, unter WiU
unterfchrtft be3 <£afftrer3, bie 9ieftanten bent üRagiftrate an, Welver
bie einjiefwng nact) Sefinben im SBege ber ©jecution anorbnet.
JLdytrr 'Khfonitl
SBon ber 93ergleid)$beputation.
§. 60. Die Deputirten bitben auä ihrer SRitte eine Sergleich^
beputation.
Die auswärtigen ©udjhänbler tu erben eingraben werben, wät):
renb ber ^iefigen ©uehhänblermeffcn jwei ober brei aud ihrer SJcttte
t)ierju ju beputtreu.
§. 61. An biefe Deputation !önnen alle ©treitigfeiten gebraut
»erben, meldic jwifchen Seidiger öuefc, 2Kufifalicn= unb 2anbct)arten=
$anblungen, fo wie jwifetjen ^ieftgen unb fremben, entfielen, fo, bafj
eS jwar auswärtigen freifteljt, ob fie it)re Angelegenheiten öor bie
$ergleicf)3beputation bringen woEen ober nict}t; bie hiefigen aber, ba=
fern ein Ifjeil, er gehöre ben tjicfigen ober auswärtigen an, auf bie
©erglcichSbcputation proüocirt, fid? öor biefer ju fteüen gehalten ftnb.
§. 62. Die Anmelbung erfolgt bei bent 93orfi|jenben ber Depus
tirten, welcher bie ©etheiligten ju einer oon it)m anjuberaumenben
©ifcung oorbefcheibet.
§. 63. Die Deputation Ijat ftd) über bie ©achbemanbuifj ber
an fie gebrauten Streitfälle, fo weit als e£ ju ihrem ©efchäfte nöttjig
ift, ju unterrichten. 3h* ©efcf)äft befteht barin, bafj fie bie 93ethei=
ligten über bie ftreitigen fünfte ju oereinigen unb einen 23ergleict)
ju Staube ju bringen fudjt.
§. 64. Der ju ©tanbe gebraute Vergleich wirb fofort ju ^rotocoll
genommen, Weld)e3 bann oon bem Sorfifeenben unb ben ©et^eiligtcn
unterschrieben wirb
Audi SBergleiche in Angelegenheiten bes SBuchfmnbelS, tue (die
ohne SDcitroirrung ber 93ergIeichSbeputation abgcfchloffen worben finb,
fönnen auf Antrag ber ©etfjeiligten bei ber Deputation ju Sßrotocotl
gegeben werben.
§. 65. Der ©ttnbicu§ beS ©uchhänblerüereinS foü bei ben «er;
hanblungen ber Deputirten fo oft jugejogen werben, als eS entweber
toon ben ©etfjeiligten , ober einem berfelben, geforbert, ober Oon ber
Deputation felbft für awecfmäfetg geseilten wirb.
§. 66. Die 93erglctchSbeputation fafjt, auf ©rforbern öffentlicher
©ehörben, (Gutachten in Angelegenheiten, welche ben ©ud^ unb Sftufü
falieu; ober 2anbct)artenhanbel betreffen — Parere — ab.
Digitized by Google
- 263 —
flmntrr Abjdinitt.
SSon bct SBörfe.
§. 67. Die SRitglieber be* herein* galten ihre »erfammlung
auf ber ©udjhänblerbörfe.
lieber ba* ßocal ber ^uditjänblcrbörie, fo wie über bie 3eit
ber 93erfammtungen, tueldie theil* orbentltche, b. i. regelmäßig ftatt;
finbenbe, tfjeil* an fjerorben tlidie fein werben, ha* ein gemeinfamer
©efd)luß ber SWitglieber be* herein*, nach Stimmenmehrheit, ba*
9cäh«e fcftjufe^en.
§. 68. Die Deputirten be* ©udjfmnbel* galten in allen ©er=
fammlungen auf 9tuhe, 21nftanb nnb Drbnung. @ie fönnen in eins
feinen &ontraöention*fätIen, unter Berufung auf ben Sttagiftrat, bie
föuheftörer ju 3 töthlr. bi* 10 töthtr. Strafe üerurtyeilen, auch unter
befonber* erfchmerenben Umftänben ben «u*fchluß Don ben ©örfen;
üerfammlungen auf 6 Monate verfügen.
§. 69. Oeffentlidje ©efanntmachungen fönnen burä) 21u*hängen
an ber Söörfentafet erfolgen.
2Ber eine ©efanntmachung anfragen ju laffen toünfcht, muß
folche ber Deputation aufteilen, welche fte, wenn fie fein ©ebenfen
finbet, burdj ben SBorfifoenben contrafigniren wirb, bamit al*bann ber
Slnjchlag erfolge.
<£tn ©örfenreglement fott öon ber Deputation noch befon;
ber* entworfen unb nach erfolgter ©ene^migung be« SRagiftrat* be;
fanttt gemacht werben.
Kita juHdtt
93on ber ©ufpenfion unb bem SSerlufte ber Stechte al*
SKitglieb be* herein*.
§. 70. Die ©ufpenfion öon ben Stechten ber 2Hitgliebfchaft be*
herein* tritt bei allen ben Umftänben ein, bei beren #orl>anbenfetn
bie Aufnahme in ben herein ftatutenmäßig üerweigert werben Würbe
(We §. 3).
2luch tytx bebarf e* be* ©efchluffe* ber Deputirten, öon Welchem
Wieberum bie Berufung an ben SDcagiftrat unb bie Dberbe^örbe bor*
behalten bleibt.
§. 71. Die SBirfung ber ©ufpenfion ^aftet nur auf ber $erfon
be* Sufpenbirten unb nicht auf bem ©efcf>äfte.
Der Sufpenbirte fann ba^er Weber an ben (Sfjrenredjten ber
HJtitgltebfchaft Xfjetf nehmen, noch auf ber ©örfe erfcheinen, wot)l
aber fann feine #anblung wäfjrenb ber ©ufpenfton nach §. 9. fort-
gefegt werben.
§. 72. Die ©ufpenfion l)ört mit ©rlebigung ber ©rünbe, burdj
welche erftere herbeigeführt würbe, auf; mithin, im Salle einer Gri--
minalunterfuchung, buret) richterliche greifprect)ung, e* mag folche ööttig
ober öon ber Snftanj erfolgen.
Digitized by Google
- 264 -
§. 73. Die SRectyte ber SRitgliebfdjaft gefjen ganj ober tljeitweife
oerloren:
a) bur$ bcn Xob,
b) bur# freiwillige (Sntfagung.
Dtefe mufc jebodj bcn Deputirten be$ ©udjfytnbel« in beglaus
bigter Sorm angejeigt werben. Dem Slbgeljenben bleibt bie Sßerbinb -
Iief)feit, bie Soften be3 laufenben 3af>re8 mit ju tragen;
c) burd} Söerluft beä ©tabtbürgerrecf)t8;
d) bitrd) ftatutenmäfiige 5lu3fdjÜefjung.
§. 74. Die Deputirten be$ *8ud)t)anbcl« finb gesotten, bei bem Sins
tritte ber unter c unb d §. 73. aufgeführten Umftänbe, ben SSerluft ber
SRcc^te, in ber §. 75. beftimmten 9Jiaajje, burd) ©efdjlufe auSjufpredjen.
§. 7/>. Die HuSfdjliefjung — §. 73. unter d. — erfolgt, wenn
ein SRitglieb wegen eine« enteljrenben ©erbrechen« beftraft worben
ift, ober eine ente^renbe ©träfe erlitten Ijat. 3ebod) fotlen in ben,
§. 73. unter c. unb d. bemerften fallen, nur bie (£f)renred)te ber SRits
gliebfdjaft unb ba* SBefugnifc sunt (Srfdjeinen auf ber ©örfe entjogen
»erben. Der ^ortbetrieb be3 ©emerbeS bleibt oorbe^alten; aud) wer=
ben bie Beiträge jur SBereinScaffe, ttrie §. 10. am ©djluffe bestimmt
ift, fortbauernb entrid)tet.
Ufttl Ahfdjnitt.
9Son Sehlingen unb ©ef)ülfen.
§. 76. 3w Betreibung be3 SBuaV 2ttufifatiens ober £anbd)arten=
$anbel« unb jur Aufnahme in ben herein wirb jwar bie 9la$weifung
einer in ben gebauten ©efdjäften beftanbenen Sefjrjeit nic§t erforbert;
f)in|i$tft<$ berer, welche als fieljrtinge in eine iener $anblungen aufs
genommen werben wollen, ftnben jebo$ nadjftefjenbe 93cftimmungen ftatt.
§. 77. Der ßetnrling mufc 6 Sttonate nad) feiner Aufnahme bei
ber Deputation angemelbet, in bie, beSljalb $u erridjtenbe föoHe ein=
getragen unb tfnn, nad) ©eenbigung feiner ßefjräeit, auf fein SSer=
langen ein Sefjrbrief auggefertigt werben; eben fo ift jeber in eine
a^uftlalien- unb £anbd)artenf)anblung eintretenbe ©efyülfe in
ben erften 3 Httonaten in bie, ju biefem ©eljuf geführte SRolIe, eins
jutragen unb ifmt, nad) feinem Abgänge, auf fein ©erlangen ein
Atteft auszufertigen.
©ontraöentionäfäfle unterliegen einer CrbnungSftrafe üon 5 tötljlr.
§. 78 wie § 86 be* Entwurf*.
§. 79. Der Deputation lommt e* ju, unter ben nad) beenbigter
2ef)r= unb Dienftjeit auf ©erlangen $u ertyeilenben Atteflen glaubhaft
ju bereinigen, bafc ber Au3fteHcr ein SRitglieb beä ©ereinS unb bafj
ben Deputirten be« ©ud$anbel3 nidjtS, maS bem Sntjalte beä ÄtteftateS
entgegen wäre, belannt fei. @3 foü für bergleidjen Ausfertigungen
1 SRtljlr. ©ebü^ren in bie 93erein8caffe bejatjlt unb bie baaren Su8=
lagen oergütet Werben.
Digitized by Google
- 265 —
2. Das rrße Statut t>e$ jfltörfenncrctns Der fleutföjen
fluöjhänMer.
I. Die bcibcn Entwürfe.
A. ©ntrourf (Sari ^uncfer'a. B. Seipjiger ©ntrourf*).
(Snttourf ju einer SBörfemDrb* Sntmurf ju einer ©örfemDrbs
nung für bie börfenfähigen iöucfc nung für bie beutfehen ©uchv
hänbler, »eiche &ur Öfter sSWeffe aftufifaliem unb Äunfthänbler.
in fiei^ig anmefenb ftnb. (2Us »emerfungen $u bem üorgelegten
Sntwurfc §errn (£. fcuncfer'S.)
§• L
an»* fers Amins.
$)ie feit 1797 in ber Seidiger
Öfter ;27ceffe ftattgefunbene 93er=
einigung ber auSroärtigen 33ud)=
hänbler ju einer ©örfen^emein;
fchaft hat ben beabfichtigten Sroccf :
©rleichterung be3 Abrechnung«*
©efchäft«, ftet* erreicht. «Rur erft
in neuerer 3eit hat biefe ®emeins
fchaft eine beffere Ausübung ba«
burch erhalten, ba| ftc in befttmm«
ten SBerfammlungen ju gemein*
fanten Verätzungen jufammentritt,
unb für bie Seitung unb Vermal*
tung ihrer Angelegenheiten einen
Vorftanb au3 it)rcr SRitte tdö^U.
§. 2.
litglitfett fers $0tfrn-|mti5 unb fett
Urfprünglich war bie Vörfe
uon Vuchhänblern unb nur für
fotdje jum Abrechnung« *©efchäft
eingerichtet, ©o lange fie allein
biefe Veftimmung ^tte, tonnte
§ I.
|on fetr Görft im aUattnrtnrn unb fettri
}mät.
$ie bereit« feit bem Saljr 1797
in ber Seidiger ^ubilate SDcefec
junächft >Öctjufö ber gegenfeitigen
(Erleichterung ber Abrechnung ju;
fammengetretene Vereinigung hat
fich feit bem 3at)re 1825. ju einer
förmlichen Vörfe ju bilben für
ameef' unb geitgemäg erachtet, unb
umfafet fomit ade bie 3*ueefe an«
berer unter gleichem 9fomen be=
ftehenben #anbel«inftitute, ohne
bie oon Anbeginn fich at£ gut
ermiefenen 3ufammenfünfte jur
gegenfeitigen Abrechnung auftgu«
fchtie&en. Xie Vörfe ift baher ein
ber ©emeinfehaft ber gefammten
attitgtieber berfetben angehöriges
Snftitut.
*) Um bie in ben einzelnen Barographen befjanbelten fünfte neben ein*
anber fteHen $u tönnen, haben bie Barographen be« iicipjiger Entwurfs jum
Ztyil umgefteHt werben müffen. $>ie nötige Reihenfolge ift leid)t au« ber
9hmterirung ber Barographen ju erfehen.
Digitized by Google
auch ftunft; unb 3J?ufifalienhänb=
lern, bie mit bem ©uchljanbel in
©erbinbung ftanben, Zutritt ge*
ftattet »erben; fo wie aber ber
©örfen;©erein $u ber Ausübung
oclangte, fiä) über allgemeine unb
i emeinfame Angelegenheiten be$
iÖudjhanbelS }tt berattjen (nicht
ettua blofj über bie (Einrichtung
be* ©örfengefchäftS), fo ergaben
fid) jroei ßlaffen ber SRitglieber:
a) bie bed ©örfens©erein8 —
alleinig mirfltche ©uäjhänbler,
b) bie ber ©örfe.
!ßu ben erften gehören alle bie
jenigen ©udjhänbter, ju ben
feiten ade bie jenigen ffunfts
ober 3.1t ii f if ati cnfyänM er,metd)C
in ber bem ©örfen^rotofoö üon
ber OftenSKeffe 1830 angehängten
fiifte at« SRitglieber aufgeführt
ftnb. — $och fotC noch benen,
»eiche in ber Dfter^SWeffe 1829
Sflitgtieber maren, aber burch Hb*
wefenheit bie Satzung be« ©eu
trag« in ber Öfter ;9tfeffe 1830
oerfäumt höben, ihr SRedjt ber
UJiitgliebfchaft oorbehatten fein,
infofern fie bi* @nbe Wäx\ 1831
ben ©ertrag für 1830 nachsagen.
§. 3.
Aufnütimr neuer Äitglitber.
$ie Aufnahme neuer SRitglies
ber in ben ©örfen=©erein ift
an bie Erfüllung nadrfolgenber
©ebingungen gefnüpft:
1 ) 9Ru& jeber fteuauf junehmenbe
fidj burch ©eibringung eine«
(£onceffion«=@chein3 ober Ser;
tificat« ber ©ehörbe feine*
SBohnorte« als ©uchhänb =
ler auStoeifen.
2) 3ft er gehatten, 4 SBochen
oor ber Stnmelbung allen
§ 2.
flau fern Sütglitkrrn,
3eber in einer ©eiftesprobuete
üeroielfältigenben ©ctuer bSbrancfje
fetbftftänbig Arbeitenbe, feö er nun
©u<h=, gttuftfatien: ober Shinfc
hänbler, !ann als fötaler SJhtgtieb
oer soorie roeroen, trenn er
a) fich att eine ber genannten
©rauchen faufmännifch ©e=
treibenber, unb öon feiner
DrtSobrigfeit baju ©efugter
ausmeifet,
b) ein ©irculare feines beftehen=
Digitized by Google
- 267 —
3flitgliebern 9tecf)ridjt über
fein beginnenbe*, ober auch
trieüeidjt fdjon beftanbene*
©efchaft burch Gircularfchrei=
ben ju geben unb jugleich
feine Unterfchrift &u bocu=
tnentiren.
3) $at er eine Verpflichtung ju
unterjeidjnen, burch welche er
fid) öerbinbtid) madit, ficfi
eine« Xheil* ber 93örfen:Orb=
nung ju unterwerfen, unb
anbern X^citS fid) be* 9la(^=
brud* gänjlicf} 5U enthalten,
fo wie bem 9ßad)brudÄ--SBer-
trieb möglichft entgegenju:
Wirten.
4) $at er aufjer bem georbneten
jährlichen ©eitrag ein VLn-
tritt«gelb ton 5 $tf)lrn. ®äcf>f .
jur SBörfenfaffe ju entrichten.
3ur Aufnahme in bie jmeite
klaffe ber SRitglieber wirb er;
forbert:
1) SDafc jeber SReuaufauneljmenbe
fid) burd) Beibringung eine*
ßonceffton* t ©feines ober
Gertificat* ber«ef)örbe feine*
Sofort« al* ßunft= ober
3Rufi!alient)änbter au*--
weife.
2) 3ft er gehatten, bem Vor:
ftanb bie 9tachweifung ju
geben, bafc er wenigften* mit
einem Viertt)eil ber fämmt:
liefen 3W itglieber in j al)rl idjer
Abrechnung ftet)e.
3) $at er eine Verpflichtung ju
unterzeichnen, burch welche er
fid) oerbinblich macht ft<h *>«r
©örfen*Orbnung ju unter:
werfen. — 3jfc er ein SRufU
fatienhänbler, fo hat er ben
Vewei* beizubringen, bafc er
bem in ßeipjig gefchloffenen
ben (Stablifjement* mit feiner
eigenhänbigen $Raggion*un-'
terfchrift in bem 2lrd)ioe ber
Vörfe nieberlegt;
(NB. $ie bi* jum Xage ber $u:
bticirung biefe* Statute* bem
feitherigen Vörfenoerein be:
reit* beigetreten ©emefenen
ftnb ber Vebingungen sub a,
unb b, eo ipso überhoben)
c) fid) ber Vörfenorbmmg in allen
ihren Ärtifeln burch eigen:
hänbige 9kmen*unterfd)rift
unterwirft.
Sebe* SJcitglieb hat frenen 3"=
tritt jur Vörfe. Örembe jur wirf:
liehen 2HigIiebfchaft nicht Befähigte
fönnen burch ein SRitglieb, ieboct)
feine* Sali* in ber $auutoer:
fammlung eingeführt werben.
Sebe* 9ttitglieb ift berechtigt,
an ben Sttefcabrechnungen Xheil
ju nehmen, 5lnfd)Iäge an bie Vor:
fentafet unter Vorwifeen unb ÖJe:
nehmigung be* Vorftanbe* ju
machen, auch bergleichen oon jur
Vörfe nicht ®ef)örenben unter fei:
ner Sermittelung ju bewirfen, unb
hat ba* 3ttiteigenthum an bem
Vermögen ber Vörfe, beftehe e*
nun in ©runbftüden, Sapitalien,
(Effecten, baarer (Safte, Utenftlien
unb fonftigen Vorrechten.
Digitized by Google
- 268 -
herein gegen ben Sßachbrucf
muftfatifcher SBerfe angehöre.
4) §at er aufjer bem georbneten
jährlichen ©eitrag ein Mn=
trittägelb bon fünf mtytn.
8ächf. jur ©örfenfaffe ju ent;
rieten.
$)ie SReuaufjunehmenben haben
i'id) oom 3ubtfate-@onntag an bid
jum barauf folgenben SDiitttuocr)
bei bem SSorftetjer 511 metben unb
5War Anwefenbe ftetS perfönlich.
$ie neuaufgenommenen 3Rit=
glieber werben burdj öffentlichen
«nfchlag im ©örfen=2ofat befannt
gemacht.
§. 4.
$er Stuätritt ift Sebent unb
ju jeber 8eit geftattet.
4er 93örfen:@emeinfchaft oer^
luftig fann nur ein SJUtglieb er*
Hart werben:
1) $a8 fich be& felbftoerübten
WacfjbrucfS fdjulbig gemalt
^t;
2) ba« fich in einem Staate,
in meinem ber yiatyxudfr
Vertrieb gefefclich »erboten
ober burdj befonbere ©taatSs
»ertrage befchränft ift, bem
noch bannt befaßt;
3) ba8 ben georbneten jährlichen
©eitrag big jum ©chlufc ber
jebeSmatigen Dfter;3Reffe nicht
gezahlt hat. 3)iefe ftichtjaf}*
lung wirb als ftiflfchweigenbe
©rflärung beS Abgang« ans
gefehen;
4) ba« innerhalb brei Sahren
feine 3ahto«g8sSB«&inblichs
fetten im Allgemeinen nicht
erfüllt hat;
5) ba$ einen mutwilligen San*
§ 4.
Ion Austritt unb Ausftlilnfi ber
Vtgliffttr.
HuWritt au* ber 3aht ber
©örfenmitglieber ift jebem, unb ju
jeber 3«it nach oorhergegangener
fechSmonatticfjer Äünbigung ge=
ftattet;
SluSgefchlo&en wirb jebe« SRit:
gtieb, ma$ einen mutwilligen
Banquerot fich 5U (Schult) en fonts
men liefe, ober fich erweislicher
unb gefli&entücher Sontraoentionen
gegen bie ©örfenorbnung fchulbig
gemacht hat;
3weifethafte gaffe foüen in
$auptoerfammlungen burch bie
SRehrjaf)! ber ©timmen ber An:
wefenben entfehieben werben.
(Srwiefener 9tochbrucf unb iRaay
bruefsoertrieb in fietnbern, wo ber
Sßadjbrucf gefefclich Oerboten ift,
fdjliefjt ebenfalls fofort oon ber
©örfenmttgticbfchaft au«.
#at ein SRitgtieb ben j&htticf>en
angeorbneten 93entrag in jwei
auf einanber fotgenben Jubilate-
mefeen nicht bejahlt, fo wirb biefe
ftichtjahlung aU ftiflfchweigenbe
Digitized by Google
— 269
ferot )id) )u ©djulben fönt: ©rflärung beS ÄbgangS an-
men liefe. gefehen (vide § 7.).
«luf bic «tuäf^ticfeuiiö aud bet
Börfen*@emeinfchaft ift in bett
Säßen 1, 2, 4 unb 5 tton Seiten
be3 BorftanbeS, unter Beibringung
ber auf« genauefte ermittelten Be*
toeife, in einer ftattfinbenben $aupb
Berfammlung anzutragen, iftad)
barüber üorgenommener 5tbftim=
ntung entfdjcibet bie (Stimmen^
anct)rt>cit für ober miber bie
«uSfchliefcung.
3m britten gaü ift ber Bor*
flanb ermächtigt, ba3 feinen ©eis
trag üermeigernbe 9Ritglieb au3
ber ßifte $u ftreicr)en, bodj ift er
gehalten , ben baburet) erflärten
Austritt öffentlich befannt ju
machen.
§. 5.
Einkünfte.
5)iefelben befielen:
a) in ben 3infen ber Stctiü*(£as
pitale;
b) in ben ÄntrittSgelbern, totU
che$ (sie !) jebeS neu antretenbe
2Ritglieb ju entrichten ^at;
c) in ben georbneten jährlichen
Beiträgen ä 1 föthlr. 12 ©r.
©ädjf. ooh jebem ättitgliebe.
X\c Bermaltung berfetben ftetjt
bem Borftanbe unter Slbtegung
jährlicher Rechnung in ber feaupU
Berfammlung ju.
$ie ©elber bienen juerft jur
(Erhaltung be3 Börfen:3nt>enta*
riumS, jur SInfchaffung neuer @e-
räthfdjaften, jur Bejahung ber
Stttethe unb Bebienung, fo mie
jur Beftreitung aller burch bie
Deffnung ber Börfe fidi nöthig
machenben Ausgaben, unb fönnen
nur bann, menn Ueberfchufc üor;
§ 7.
üom $hftnfonk.
SebeS 9ttitgtieb hat jurBörfen=
ca&e jährlich ^ 1. 12. — fächfifd)
Beitrag im Saufe ber Jubilate-
ntefee ju entrichten, jebeä neu ein?
tretenbe HJcitgüeb aufjerbem bei
feiner Aufnahme ein (SinrrittSgelb
oon *f 5. — fädjfifch zu befahlen.
SJcehrere MffocieS einer SRaggion
Zahlen sufammen nur ben ein;
fachen Betttrag.
2)iefe alljährigen (Hinnahmen
nebft ben bereits öorljanbenen
21cttoca|)italien unb baarer (Safte
bilben ben Börfenfonb*.
3ur fixeren Slufbemahrung bic=
feS 3onb3 roerben bie $)ocumente
bei ber 2>i3contocafce ju ßei^ig
beponirt, unb fönnen nur burch
oon ben breö amtäführenben Bor-
ftanb3mitgliebern unterzeichnete
Befdjeinigung au3 bem 3)epofito
erhoben werben.
Digitized by Google
— 270 —
fyinben ift, jur (Srreidjung allge;
meiner bud)l)änbterifd}er 3to«fe
üerwenbet werben, fobalb eine fol^e
oom Sorftanb anjutragenbe 93er*
wenbung in einer £>aupt-93erjamm:
lung burd> Stimmen * SRcIjrfjeit
genehmigt worben ift.
§. 6.
Der Uorßanb.
Wat\\ unb IDedrfel beffelben.
$)er SBorftanb befielt au*:
einem SSorftefjer,
einem ©ecretair,
c) einem ©affirer.
3ebe* 3a$r Reibet eine* biefer
93orftanb*;<&lieber au«, an beffen
Stelle ein anbere* GHieb be*
herein* in ber #aupt:*Berfamms
lung nadj ©timmen=3Reb,rf)eit auf
mieberum brei 3ab,re ermaßt wirb.
93ei ber SEBaljl eine* SBorftetyer*
wirb jebe*mal mit Hjm ein @r;
fafomann, ebenfalls auf brei %af)re,
gemäht. 3um ©rfafcmann ift ber;
jenige ernannt, ber nad) bem 93or;
ftefjer bie größte Stimmen--2fleb,r-
f>eit Iwt.
SBafjlfätjig ju biefen Remtern
finb blofe SÄitglieber be* SBer=
ein*; bie auf ein SRitgtieb fafc
lenbe SBafjl ift baffelbe anjune^
men oerbunben, wenn c* nidjt
ert)ct»Itc^c ©rünbe ju bejfen 21b;
lefjnung angeben fann. Äu&erbem
mufc lefctere al* ©rflärung be*
2lu*tritt* au* bem herein ange*
fef)en werben, woburd) ba* 2ttit=
glieb fomit für bie 3u*unft fowoljl
bie Saljlfafna.feit a(* aud) bie
Stimmfäf)igfeit vertiert.
$ie Äemter werben unentgett=
ltd) oermaltet.
3ebe* und) ben gefefclid) be:
fttmmten brei 3<if)ren au*tretenbe
$er SSorftanb ift berechtiget,
Hu*gaben bi* jum ©etrage oon
*f 200. objte oorfjertge Anfrage
ju oeuTeuen, wegen menr oetragens
ber ift oon bemfelben Dörfer iln*
frage in ber iebe*maligen #aupt=
oerfammlung ju galten.
§ 6.
üoin fiirfrn-larBflibt.
Xie fieitung ber $Börfcnange=
legenfjeiten finb bem au* ber SRitte
ber gefammten SWitglieber ju mal):
tenben 93örfenoorftanbe, ben befeen
SSaf)t auf Unbeföoltenljeit, SRedjt*
Iidjfeit, einrißt unb ©emeinfinn
befonber* ju achten, übertragen, ber
1., au* einem SBorftfcenben,
2., au* einem ©d)riftfül)rer,
3., au* einem CSafjirer
befielt, beren jebem für ben Sali
feine* Ableben*, ftranffetm*, ober
SBefnnbernij}, jur Sfabilatemefce in
fieipftig anwefenb ju fetm, ein
©teflöertreter au* ber Qaffl ber
ßeipjiger *Buc§f)änbter beigegeben
mirb.
$5ie 2Baf)t be* 83orftanbe* unb
ber ©teüöertreter gefaxt in ber
jebe Subilatemefee ju tjaltenben
^auptoerjammlung. 3ebe* $Bor=
ftanb*mitg(ieb übernimmt fein
Ämt auf brei nad) einanber fol=
genbe %dt)te, unb fdjeiben bann
jebe* ^aljr eine* ber SSorftanb*:
mitglieber nebft feinem ©te£foer=
treter au*, beren ©teilen burd)
jroei anbere in oorgeba^ter #aupt*
üerfammlung mieber befefet werben.
?iae Äemter werben unentgelb:
(id) oermaltet.
3eber jum S3orftanb*mitgliebe
(Srmä^tte ift oerbunben, ba* ifjm
geworbene %mt ju übernehmen ; im
2faHe wichtiger, burc^ bie übrigen
Digitized by Google
— 271 —
SRitglieb be$ 93orftanbc3 ift jwar
ju jebcr £eit wieber wählbar, ober
jur Slnnafjme be8 ÄmteS nidjt
oerbunben.
Sefugniffe nnb (Sefdjäfte.
£em Stforftanb ftefyt in feiner
©efammtljeit bie ©efugnifj $u, über
bie Beobachtung ber ©tiefte ju
madjen, bie Orbnung ber ©örfc
aufregt 511 galten, ju ber $auöfc
SBorftanbSmitglieber giltig eradj*
teten ÄMetynungSgrünbe, tritt ber
ein, ber nad) bem Srwäfjlten bie
meiften Stimmen erhielt.
3eber au8 bem Sorftanb nacf>
SSeriauf ber gefe^tidjen brei Sa^re
SluSfdjeibenbe ift wieber mähbar ;
bod) foQ it)tu 2lb(e!)nung für bie
nädjfte 3«t öon breö Sauren un=
benommen bleiben.
#anbet$ftreitigf eiten tönnen bem
SSorftanbe jur fofortigen ©egut;
adjtung ober f$ieb3rid)terticfjem
BuSfprudje oorgetragen werben,
fo wie oon bemfetben auf fdjrift;
tid) eingereichte species facti ein
Parere begehrt werben barf.
$er SSorftonb ift befugt, einen
SBörfenftmbtfuS ^u engagiren unb
befeen (»cliatt ju beftimmen, wie
benfelben erforbertidjen Saü3 wies
ber ju entfafeen.
3medwibrige3, Slnftöfjigeä unb
9ßaä)tljeilige3 (befonber« aud) «ßer?
fonalitäten) entfjaltenbe Änfdjldge
für bie ©örfentafel Ijat ber $or=
ftanb ob,ne SBeitereä jurüdauweis
fen. 3u geneljmigenbe ?hifcbjäge
müfeen mit ber Unterfdjrift be*
©inreidjenben Oerzen fein unb
finb oon einem au$ ber SJiitte
be8 93orftanbe$ ju contrafigniren.
3n ber Bett aufeer ber Subilotes
mefje ift bie Seitung ber ©örfen;
angelegensten ben breö ©teO-
oertretern au übertragen.
§ 8.
800 hn fitfagiiilFtn unb ©tfdjnfttn
bts Ußrftnnbrs.
$em 93orftanb ftct)t in feiner
©efammtfjeit bie ©efugnifc ju,
über bie ©eobadjtung ber ©efefce
ju Wadjen, bie Orbnung ber Sörfe
aufregt ju Ratten, ju ber $aupt=
Digitized by Google
- 272 -
33erfammtung, fo wie ju aujjer*
orbentlichen SBerfammtungen mähs
rcnb ber SKcffc einzuleben, neue
3Ritglieber nach gefefclicher $Bor=
färift aufzunehmen, Antrage wegen
AuSfehliefcung non ÜRitgliebern zu
ftetlen, unb bic ben Beitrag nidit
Zab,lenben SJcitglicber Don ber Sifte
Zu ftreidjen, aud) ^mifc^en ben
SReffen (Sircutare an bie Wti-
glieber be8 SBercinS fotoo^l, mic
an fämmtliche ©uchhänbler beut:
feher 3unge in gemeinfamen An=
gelegenheiten $u erlaffen.
3)erS3orfteher inSbefonberehat
bie Obliegenheit, bie beiben anbern
iÖorftanb&ÖJlieber ju ©erat^ungen
auf juf orbern, aud) nötigenfalls
anbere Sttitglteber be3 SöereinS
hinzuzuziehen; ünn ftctu ber$8orft|j
in allen SBerfammlungen zu, er
bewahrt ba8 Archio unb bie 3)ocu*
mente über bie Actiü=(lapitalien.
$em Secretair liegt ob, alle
nötigen fehrifttio^en Arbeiten aus«
Zufertigen, fidj ber Anfertigung
unb Fortführung beS 9Serjcic^=
niffeä über ba3 öörfeni^noenta:
rium ju unter jie^en; bei ©era*
tljungen beS Sorftanbcä fomohl,
tote bei öffentlichen 93erfantmlungen
bie ^rotofolle zu führen, auch ben
Abbrutf be« ^rotofoflS ber ia^r=
liehen #aupt;93erfammluug unb
beffen Sjpebitiou an alle HKitgtie*
ber be« Vereins zu beforgen.
£)em (Saffirer liegt ob, bie
Antrittsgelber unb jährlichen 93et=
träge anzunehmen, unb alle ge=
regelten Sinnahmen unb Aufgaben
Zu bemirfen, aufjerorbentliche AuS;
gaben jebod) nur mit Suftimmung
ber beiben anbern S8orftanbc8-©lie;
S3erfammlung, fo wie ju aufjer*
orbentlichen SSerfamralungen mdh-
renb ber Subilatemefce einzuleben,
neue SKitglieber nach gefefcticher
SBorförift aufzunehmen , Anträge
wegen AuSfchtiefjung öon 9Hit=
gliebem ju [teilen, unb bie ben
^Beitrag jmei ^aljrc hinburch nicht
Zahlenben Sttitglieber (vide § 4.)
Don ber ßifte zu [treiben, auch
jmifchen ben SDtcfjen Sirculare an
bie 9ttitglieber beä SBereinS fo=
wohl, wie an fämmttiche 93ua>
hänbler beutfeher 3ungc in ge;
meinfamen Angelegenheiten ju er=
lafeen.
2)er SBorjifeenbe inSbefonbere
hat bie Obliegenheit, bie beiben
anbern S3orftanb3;©lieber ju ©e=
rathungen aufjuforbern, auch nö=
thigcnfaüS anbere SJcitglieber beS
SBereinS himiiui^cticu; ihm fteftf
ber SSorfifc in allen öerfamnt:
lungen ju, auch bewahrt er baä
ArdjiD.
2>em Schriftführer liegt ob,
aüe nötigen fchriftlichen Arbeiten
auszufertigen, fich ber Anfertigung
unb Fortführung beS SöerzeiebnijjeS
über baS ©örfen - ^nDentarium
ZU unterziehen: bei ©erathungen
beS SßorftanbeS fomohl, wie ben
öffentlichen SBerfammtungen bie
Sßrotofotle zu führen, auch ben
Abbrucf beS ^rotofoUS ber jä^r=
liehen $aupt;93erfammlung unb
beten Expedition an alle 9)cit*
glieber beS Vereins &U beforgen.
$em Cassirer liegt ob, bie
Binfen ber ActiD:<£aDitale einzu=
Ziehen, zu Welchem @nbe bie Cou-
pons Don ©taatSöapieren in feine
$anb gelegt werben ; bie Antritte
gelber unb jährlichen ^Beiträge
anzunehmen, unb aöe geregelten
Digitized by Google
- 273 -
ber su madjen, bie Saty&fötfy
nung 511 entwerfen, unb narfi ge*
fdjelmer ftefrfteflung ityrer SRid)tig;
feit burd) bcn ©orftetyer, in ber
#auj>t=löerfammlung ©erid)t bas
rüber ju erftatten. @r fjut ferner
am ©d&tuffe ber Dfter=9Reffe bie
ßifte ber ityre ©eitrage gejaf)It-
I>abenben 9ttitglteber 3U fertigen.
$er jum ©rfafemann beä ©or*
ftefyerS ©ewtifjlte tritt nur in betu
5afl in £f)ätig?eit, tuenn jener bie
Dfter^effe ju befugen befjinbert
ift. Ör fann übrigen« nad) @r=
meffen be« ©orfietyerS ju ben
©erattnwgeu be3 ©orftanbeä $in*
jugejogen werben.
3ft ber ©ecretair ober (Jaffirer
am ©efud} ber Ofter^SReffe bttyn*
bert, fo §aben ber JBorfte^er unb
ber anmefenbe Saffirer ober ©e=
cretoir au« ben jur SReffe gegen-
märtigen 2Xitattebern be3 ©örfen=
©creinä eine« jur Unterftüfcung
träfen.
©on ©efjinberungen, bie SReffe
5u befudjen, bat ber ©orfteljer
zeitig feinem (äsrfatjmann, ber
©ecretair ober (Saffirer aber bem
©orfteljer Slnjeige ju machen.
«tdji» f. fcf«. b. fceutfdjen Stiftt VIII.
(f inuatiinen unb Ausgaben ju bc
tiurf cn, aufjerorbentlidje Ausgaben
jebocb nur mit 3uftimmung ber
beiben anbern ©orftanbä;©tieber
ju madjen, bie 3aljre8rec$nung ju
entwerfen, unb nadj gefo^e^ener
fteftfteüung iljrer föid)tigfeit bur<$
ben ©orfteljer, in ber §aupt;©er=
fammtung ©eridjt barüber ju er*
ftatten. Qtx Ijat ferner am ©djtufje
ber Subtfatemefje bie fiifte ber
it»rc ©eiträge gesaf)ltT)abenben 9Rtts
glieber ju fertigen.
5)er jum (Srfafomann be3 ©or*
fifcenben ©emai)lte tritt nur in
bem Saü in Xptigfeit, toenn
jener bie Subtlatemefee W befugen
oertjinbert ift.
ÖHeiajer gatt tritt bei Slbmefen-
^eit beS ©djriftfüZrerS unb (Eaf=
firerS, bie am ©efud) ber 3ubi;
latentere be^inbert finb, ein, unb
bafjer bie Obliegenheit fjaben, oon
ifjrer <Rid)tann>efenf)eit jur 3ubi=
latentere ben ©orfifeenben aeitig
ju benad)ri$ttgen.
©on ©efjinberungen bie 9Refje
ju befugen, t>at ^er ©orftanb
aeitig feinen Srfafcmamt Änjeige
ju madjen.
§ 3.
|om Stimmrrdjlr ber pitgtieket.
3ebe3 SWitgtieb ber ©örfe bat
ben ©eratljungen über allgemeine
Hngelegentjeiten ba» 9tedjt, feine
©timme abzugeben; für lebiglidj
ben ©udjfjaubel angefjenbe ©era;
tfjungen ftimmen 2RufifaIien* unb
Äunftljänblcr nidjt mit, fo tute beto
lebiglid) ben 9Rufttalienl)anbet ht-,
treffenben ©eratfjungcn bie ©udj=
18
Digitized by Google
— 274 -
§. 7.
^rbnang ityKik |iilf«ttr Sotfc.
3)ag ©örfen=2ocat ftcfjt, üon
äRitttood) nad) Qubilatc an, iebem
Sftitgtieb üon früb, 8 Uf)r bi*
StbenbS 7 Utyr offen, $a3felbe
wirb erft bann gefdjloffen, roenn
ÜRiemanb mefyr gemeinfdjafttidj mit
anbern bafelbft ®efd)äfte abjm
machen f>at.
Sujulaffen ftnb alle Sttitglieber,
fo tüie beren (SWjütfen, fobatb
unb Äunftljanbler feine (Stimme
b,aben; beü ©eratljungen aber, bie
lebiglid) ben Shmftfjanbel angeben,
bie ©ua> unb aHuftfaüentyinbter
fid) be8 föea^tS ber Hbftimmuna,
begeben, ©ei ber innigen ©er*
binbung aller brei genannten ©ran*
djen fann nur in fjödjft feltenen
WuSnaljmSf allen foldje Separation
bendbar unb möglid) fetin.
9tur roirtlidje #anbtung3d)ef3,
ingteidjen burdj gehörige ©ofl=
madjt fid) auStoeifenbe procura*
trager tjaben ba8 föedjt ber ©tim=
menabgabe in ben §auütüerfamm=
tungen.
St&ocieS eines $aufeS fjaben
jeber $max baS 9ied)t ben $aupts
üerfammtungen betijurooljnen, bod>
barf für jebe SRaggion nur ein
©timmgebenber fetin.
©eo üorfaöenber ©Ummern
gleidjfjett entfdjeibet bie ©ttmme
beä ©orfifcenben.
§ 5.
«o Hl 6är|c ifi.
$ie ©örfe ift in ßeiüjig als
bem #auütftaüel:Drte be« beut;
fdjen ©u^anbel« unb befielt ba3
ganje 3afu* f)inburd).
§ 9.
Qrluig raätjrtnh griff«!« firft.
®a* ©örfcnlocat fte^t, üon
9Jtittroo(b, nad) Jubilate an, iebem
SRitgfteb üon früfj 8. Ityr bi*
StbenbS 7. Uljr offen. 3)affe(be
roirb erft bann gefdjtofjen, wenn
Sßiemanb me^r gemeinfdjaftüd)
mit anbern bafetbft ®efd}äfte abs
jumadjen tiat.
3u8utaffen ftnb aüe SRitgUeber,
fo roie beten ®ef)ü(fen, fobalb
Digitized by Google
— 275 -
biefe jum ©cfdjäft ber Abrechnung
beauftrügt finb, ober mit baju
gebraust werben.
93orfteljer, ©ecretair unb (&a\-
firer Ijaben fefte ^läfce. ©iner
berfelben mufe ftctS in ben ge--
toöljnliajen ©efdjüftaftunben *Bor*
mittag» unb 9*ad)mittag« sugegen
fein.
5)en Anorbnungen ber anmes
fenben 93orftanb»;2RitgIieber fjat
\\d) jeber ju unterwerfen.
$)ie Saljre»; Beiträge ber jur
SReffe anwefenben Sttitglieber ift
ber <£afftrer nur in bem ©örfen*
Socal anjunetjmen oerbunben.
Wnfajläge, weldje jur öffent*
liefen ©efanntmadmng an bie ju
biefem 33efjuf oorljanbene Xafel
gelangt werben foüen, fönnen nur
nadj Änorbnung eine« Sorftanb«*
©liebe» bewirft werben.
$ie Aufwartung beforgt ein
©örfen^iener.
§• 8.
fit f ttfiMliign Its Infn-Imta jn
jtmtiHfflmtr Itwtynnij.
A. Vorbereitung 3U ben Derfarmm
Inngen.
1) $er ©örfen=©orftanb tfjeitt
bie ©egenftänbe, über tue (die in
nädtfter SBerfammlung 93efd)lüffe
gefaxt werben fotten, an fämmt;
lidje SJcitglieber burd) ein ge;
brudte» Umtauf f ^reiben mit,
meta^e« am lften Januar oonßeips
jig au» abgeben mufj.
2) $er SBorftanb erfudjt bie
93? itg lieber, iljr ©utadjten über
bie ju befd>ltefcenben ©egenftänbe
biefe $um ©efdjäft ber Abredjnung
beauftragt finb, ober mit baju
gebraust werben (vide § 2.).
Sorftetyer, ©d)riftfüf)rer unb
Cassirer Imben fefte Pöfee. (Siner
berfelben mufc ftet» in ben ge=
toitynliajen ®efa)äft«ftunben 93or=
mittag« unb Wadnnittag» zugegen
fenn.
$)en yinorbnungen ber anwe=
fenben Söorftanbö-SDZitglieber r)at
fid) jeber ju unterwerfen.
2)ie Safere«; beitrage ber jur
3Kcfec anwefenben SKitglieber ift
ber Cassirer nur in bem 93örfen=
Socal anjune^men oerbunben.
Anfrage, wetdje jur öffent*
lidjen ©efanntmadjung an bie $u
biefem SBelmf oorljanbene Xafel
gelängt werben fotten, fönnen nur
nad) Anorbnung eine« SSorftanb«;
©liebe» bewirft werben (vide § 6.).
$)ie Aufwartung beforgt ein
©örfenbiener, befcen Annahme unb
@ntlafeung, bie SBeftimmung feine«
©efalt«, unb bie Auffidjt über
feine 2)ienftoerrid)tungen bem *8or=
ftanbe überladen bleibt.
§ 10.
Bit Ittfommlunjtn its Itrfti-fmiiis
$« gt«fi«fflmtt fitraüiung,
A. Dorberettnng 3U ben Derfamm=
Iungen.
1., 55er ©örfen^orftanb tfjeilt
bie ©egenftänbe, über welche in
nädjfter SÖerfammlung 93efd)lüffe
gefaxt werben fotten, an fämmt;
lict)e Httitglieber burdj ein gebrud^
te» Umlauf«fa)reiben mit, meldje»
am 1. gebruar oon Seipjig au»
abgeben muß.
2., 3)er S3orftanb erfuajt bie
SKitglieber, ifyr ©utadjten über
bie ju befd)lie&enben ©egenftänbe
18*
Digitized by Google
fdjriftlid) bem ©ör)"em>orftef)er %vn
gelten ju laffen, fo bafj er bie*
je Iben am lten äRärj in $änben
fjabe, um aus ilmen ein überftc^t=
lidjeS ©anje ju bilben.
B. ©rbnung für bas 2len§tre ber
Der f am miauten.
1) 3U btefen SBerfammlungen
Ijaben feine fomft- unb SRuftfatien:
^änbter 3utritt, fonbern nur aflein
ftimm- unb mafylfäljtge 93udj=
fyanbler (f. §. 2), unb jtoar nur
bie ^rinciöale felbft, ober ©e*
fdjäftsfuljrer, meiere aufeer ber
S3ered)tigung jum % brennen auf
ber ©örfe, nodj befonbere Solls
mad)t jum Eintritt in bie 93er=
fammfangen beS 93örfemS3ereinS
bem JBorflanb oorlegen fönnen.
©oldje SSoömaaiten werben uon
ben burrf) dirculare befannt ge=
matten ©cfajaftSfüfyrern oberen);
curatragern einer fmnbtung nidft
öertangt.
2) fcuSgefdjloffen bleiben nadj
§. 6 biejenigen ©ua)f)änbler, meiere
bei üertoeigerter Änna^me eines
itifnen burd) bie 2Ba!)l angetragenen
HmteS fid) beS (Sl>rem93orred)tS
ber (Stimm; unb SBa^fä^igreit
begeben fmben.
3) Um nitfjt Unbefugte auju*
laffen, barf ber Xljürftef)er nur
benen ben Gintritt in baS £ocal
geftatten, toeld>e ifjm eine Dan bem
ÜBorftanbe ausgefertigte (Eintritts:
forte ubergeben. Sebem SßereinS;
mitgtieb mirb biefe Äarte föäs
teftenS am Xage oor ber SBer*
fammlung oon bem SBorfteljer
jugefdjidt merben.
4) $ie jät>rlia> $au*t;93er=
fammlung finbet am ©onntag (£an=
täte 93ormittagS im ©örfen=2ocale
bem SBörfenoorfteljer jugeljen ju
lafecn, fo bajü er biefelben am
1. SRärj in $änben habe, um
auS ifmen ein überftdtflidjeS ©anjc
ju bilben.
B. (Drbnmtg ffir bas 2len§ere bft
Perfamminngen.
l.# 3" biefeit 93erfammlungen
faben afle SRitglteber 3utritt
(vide § 3.).
2., Um uidit Unbefugte jujus
laffen, barf ber XI)ürftef)er nur
benen ben Eintritt in baS fiocal
geftatten, meldte itjm eine öon bem
SJorftanbe ausgefertigte (Eintritts;
farte übergeben. Sebem SRitgliebe
nrirb biefe ßarte föäteftens am
läge üor ber Serfammlung Don
Sorfteljer jugef dürft
3., $ieja!jrlidje£auörüerfamm:
lung finbet am (Sonntag Cantate
«ormittagS im ©örfenlocale ftatt,
Digitized by Google
— 277 —
fiatt, ju »elcher ber S3orftanb jtoei
Xage öorher burch öffentlichen An;
fchlaa eüuulaben bat.
6) 3ebe* %af)x beftimmt ber
SBorftefjer, bei Eröffnung ber
#aupt;33erfammlung öier Orbs
ner in berfelben. 3ebe3 3Rit;
glieb ift verpflichtet , biefer 93e=
ftimmung Solge &u leiften.
6) 3)ie Sifce werben in oter
Abteilungen mit 3»tf einräumen
georbnet. An bie Spifee einer jeben
fefct fich ein Drbner.
7) (Jine halbe Stunbe nach Än*
beraumung ber Serfammlung,
fdjliefjt (Siner ber Drbner bie %%xx,
unb bie 93erf}anblung beginnt.
8) 9ciemanb »irb ferner f)tn
ein, 9ciemanb hinaus gelaffen, bis
ber 93orftef)er ben Schlufj anzeigt,
deiner barf ben gewählten Sifc
oerlaffen, roeber um mit einem
Sttitgliebe ju fprechen, noch um
einen anbern einzunehmen.
9) deiner barf eher StroaS
öortragen, als bis ihm ber *8or-
fteher ba« SBort juerfannt §at
10) ©eröufchöoae« Sprechen
mit ben Nachbarn tuährenb ber
SBerfjanblung finb bie Orbner be=
fugt, ju oerbitten.
11) Seim Abftimmen fammeln
bie Drbner in ihrer Abtheilung
bie ßugeln, unb übergeben bie
SBeutel bem Söorfteljer, ber bie
Stimmen oerjeidjncn läfct.
12) 9ciemanb aufcer ben *Be;
amteten ift berechtigt, an bie Safel
be3 JBorftanbeS ju treten.
13) @8 fönnen nur Angelegen;
heiten jum ©ortrag, jur ©erathung
unb Abftimmung fommen, bie ein
gemcinfameS, ben 99örfen;83erein
ober ben gefammten ©uc^hanbel
berüljrenbeS 3ntcreffe haben.
ju »elcher ber SBorftanb j»ei Xage
oorher bura) öffentlichen Anfälag
einjulaben hat, einige Sage oors
her fofl ein freier Nachmittag ju
SorbereitungSbefprechungen jur
$auptt>erfammlung burch ben 99ör«
fenoorftanb im SBörfenlocale burch
Anfchlag anberaumt »erben.
4., deiner barf eher etwa« oor;
tragen, alä biä ihm ber SBorfifcenbe
ba« SSort juerfannt hat.
5., ©eräufchüofle« Sprechen mit
ben Nachbarn Ȋhrenb ber 35er;
hanblungen ift ber SSorftanb be;
fugt, ju oerbitten.
6., *8eim Abftimmen fammelt
ber Sorftanb bie kugeln, unb
übergiebt bie ©eutel bem 9$or;
fifcenben, ber bie Stimmen Oer*
jeichnen lägt.
7., @3 fönnen nur Angelegen;
Reiten jum Vortrag, juröerathung
unb Abftimmung fommen, bie ein
gemeinfameS, ben ©örfen-JBerein
ober ben gejammten ©uchhanbel
berährenbe« Qntereffe fyabtn.
Digitized by Google
- 278 -
14) 2)er SBorfteher ift befugt,
ben ©precejenben, toenn er bon
ber Sache toeidjt, ober roenn Um
gejiemenbe« ober ©eleibigenbe«
geäufjert »erben foflte, jur Orb;
nung ju rufen. SBirb biefem Rufe
nneb Dreimaliger SBieberholung
nic^t böllig entförochen, fo ift ber
93orfteher ermächtigt, bieSBerfamm;
lung für aufgehoben ju erflären.
C. ©rbnnng für bas innere ber
Perfant tnlungen.
1) Racf>bem ber 93orftef>er fci=
nen (5Knleitung3:$ortrag gehalten,
foU e* ben aflitgliebern, bie iljr
Gutachten über bie in bem Um*
laufflfchreiben beS SBorftanbe« üor=
gelegten ©egenftänbe nic^t fdr>rift=
tid) eingefenbet haben, geftattet
fein, münbüd) ihre Wuficbt bor=
jutragen. 2)aju mufc jeboct) 3eber
brei Xage cor ber SSerfammtung
bei bem SBorftanb fid) eintreiben
laffen; bie Fortführung finbet
bann nach ber Reihenfolge hierin
ftatt.
2) 55er Rebenbe ift oerpflichtet,
bei ber ©acr)c ju bleiben unb fidj
nicht in Slbfchroetfungen $u oer*
lieren; er mufe frei reben, nicht
ablefen; ber Vortrag barf nicht
über ^ctjn Minuten bauem.
3) @tnb bie Vorträge geenbigt,
fo gtebt ber Söorfteher au3 ben
fchrtftlich eingefanbten unb münbs
lieh oorgetragenen ©utachten eine
gebrangte Ueberfiajt, unb bringt
barauS einen ©efdjlufj in 93or=
Wfo*
4) 9hm toerben über biefen
©efchtufc bie Stimmen gefammelt,
bie burd) brei öerfd)iebenfarbige
ftugetn funbgeben, ob: 3a — Stein
— ober: Äu«fe|en bte jur nächften
8., $er SBorfifcenbe ift befugt,
ben (Sprechenben, wenn er tum ber
©ad)e roeicht, ober toenn Unge=
jiemenbeS ober ©eleibigenbeä ge*
Sufjert »erben foflte, jur Drbnung
ju rufen. SBirb biefem Rufe nach
breimatiger SBieberholung nicht
oöüig entsprochen, fo ift ber S3or=
fijjenbe crmadjtigt, bie SBerfamm=
lung für aufgehoben ju erflären.
C. (Drbnung für bas innere ber
Derfammlungen.
1) Rachbem ber 2$orftct)er fei=
nen Stnleitung3=$ortrag gehatten,
foll e§ ben SJcitgliebern, bie ihr
©utachten über bie in bem Um=
laufftfdhreiben be3 Söorftanbe« oor*
gelegten ©egenftänbe nicht fchrift-
litt) eingefenbet t)aDcn> geftattet
fe&n, münblich ihre Anficht oor=
jutragen. $)aju mufj jeboef) 3cber
bei bem SBorffanb fidi eintreiben
laffen; bie Fortführung finbet
bann nach ber Reihenfolge hierin
itatt.
2., @inb bie Vortrage geenbigt,
fo giebt ber 93orfteher au« ben
fchriftlich eingefanbten unb münb;
lieh oorgetragenen Gutachten eine
gebrangte Uebcrficht, unb bringt
barau* einen ©efchlufc in 93or-
fchlag.
3., (£$ roerben fobann über bic
fen SBefchlujj bie Stimmen
fammett, bie burch brei oerfchie^
benfarbige ftugeln funbgeben, ob:
3a — 9Zcin — ober: Äu«fe|jen
Digitized by Google
279
SBerfammlung. ftreie dtöcuffion
barüber famt nic^t geftattet toer;
ben, weil eS &u tumuttuarifchem
©treite führenb, fein üerftänbigeS
tRefuttatergiebt diejenigen, metdje
ben ©egenftanb nic^t erfc^öpft, bie
öorgetragenen ©utad)ten jur ftaf;
jung eines 99cfd)tuffe« für ihre
Ueberjeugung nic^t jureic^enb fin-
ben, fönnen fid) be§ SDitttetS be;
bienen, für $lu$fefeung jur näd)ften
SBerfammlung ju ftimmen.
5) hierauf werben bie für jebe
Meinung oorhanbenen ©timmen
gejählt, unb baä föefultat oom
Söorfteher ber Serfammlnng mit-
geteilt der ©efchtufc, welkem
auf biefe SBeife bie ©timmen-
mehrt) cit geworben ift, !ann nur
bnrd) ©timmenmehrheit in
einer anbem $au|>tüerfammlung
aufgehoben merben.
6) fteue Anträge, Aufgaben,
Einfälle 2C. in ber SSerfammtung
oorjutragen ift nid)t geftattet.
©otehe finb bem SBorftanb mäh*
renb ber SJceffe fdjrifttidj einju;
geben, bie bann ber Sßorftefjer am
©djluffe ber Sßerfammlung, ihrem
mefentlid>en Statte naa), oor*
tragt, nadj ber SJceffe aber ge;
brueft in Umtauf bringt.
bis jur nächften SSerfammtung.
diejenigen, meldje ben ©egenftanb
nicht erfööpft, bie oorgetragenen
©utadjten jur gaffung eines 93es
fchluffeS für ihre Ueber^eugung
ittdjt aureidjenb finben, fönnen ft$
be8 Littel« bebienen, für «u«;
fefcung jur nächften SBerfammtung
ju ftimmen.
4., hierauf toerben bie für jebe
SReinung oorhanbenen ©timmen
gejagt, unb ba« töefuttat oom
äßorftfcenben ber SSerfammtung
mitgeteilt, der ©efchtufc, tuet*
ehern auf biefe SBeife bie ©tim*
menmcl)rl)cit getuorben ift, fann
nur bnrd) eine Stimmenmehrheit
oon drei S3iertf>eilen ber perfön=
tief) anmefenben SBörfenmitglieber
in einer anbem $auj>toerfamm=
tung aufgehoben merben.
5., Sfceue Anträge fmbbemSBor*
ftanb mäljrenb ber 2Jcefje fd)rift=
lidj einzugeben, bie bann ber 5Jor-
fifeenbe am ©chtufje ber $erfamm=
tung, i^rem mefentlichen 3nha^c
nach, dorträgt, nach ber ÜJicfec
aber gebrueft in Umlauf bringt.
II. die bfftnitidr Raffung M Statut».
($>ie SJerweifungen begehen fich auf ben 2)under'f0)en (Entwurf.)
Orbnung für bie Söu^äitMer^örfe.
§. l. 3wed ber ©örfen=@emeinfchaft.
der 3»ed ber ©örfen;©emeinfd)aft ift eine* Ztyili: ©emeitt*
fame ^öcratbung nebft 9Jcaaftnahmc über Angelegenheiten be8 Üöudj-
hanbet«, unb anbem X^cil«: (Erleichterung bei AbrechmtngS-tSefchäfta.
Digitized by Google
- 280 —
§. 2. SRitglieber.
*Rad) biefer ©erfdjiebcnheit be« 3&ttde« teilen fidj bic SRit?
glieber in jnm klaffen:
a) in SRitglieber be« ©örfen^erein« — alleinig toirflidje ©uefc
hänbler,
b) in TOttgticbcr ber «örfe.
3u ben erften gehören biejenigen ©udjhänMer, ju ben jtoeiten
biejenigen alleinigen $unfb ober SRufifalienhänbter, tuetc^e
in ber bem 93örfen^rotofoOe oon ber Dfter:3Reffe 1830 angehängten
fiiftc als SRitglieber aufgeführt ftnb.
§. 3. Aufnahme neuer SRitgtieber.
Sunt SRitgliebe be« ©örfen = SBeretn« fann ferner aufgenommen
»erben: jeber, welcher ftd) al« ©uchhänbler etaMirt ^at, infofem er
bied burd) ^Beibringung eine« Sonceffion«;©chein« ober eine« Bertis
ficatö ber ©ehörbe feine« SBohnort« nachmeift unb aufeerbem folgenbe
©ebingungen erfüllt:
1) bafj er toenigften« oier SBochen oor feiner Wnmclbung fämmt=
liefen beseitigen SRitgtiebem be« herein« über fein (Jtabtiffe*
ment burrfi ein Sircularfdjreiben 9cad)rid)t gegeben unb babet
feine $irma eigenhänbig unterzeichnet ha*>
2) bafj er ein (Sjemptor feine« Sircutarf abreiben« mit feiner eigene
hänbigen «aggion« = Unterschrift in ba« 2lrd)tü ber Eörfe
nieberlege;
3) ba& er eine Verpflichtung unterzeichne, burd) meiere er ftdj Oer«
binblict) mad)t, fief) eine« %\)t\i$ b*r ©örfen^Drbnung ju
unterwerfen, unb anbem Xt)eil« fleh be« Stadjbrucf« gänzlich
ju enthatten, fo toie bem <Rad)brucf«:93crtrieb mögtichft ent*
gegen ju arbeiten;
4) bafj er, aufecr bem georbneten jährlichen beitrage, ein 5tns
tritt«getb üon 5 Xha^n ©ädjf. jur ©örfenfaffe entrichte.
3ur Aufnahme in bic zweite klaffe ber SRitgtieber wirb er*
forbert:
1) bafj ber ^euaufjunehmenbc ftdj burch Beibringung eine« Sons
ceffion«^@cheine« ober ßertificat« ber 93ef)örbe feine« SEBohn^
ort« at« #unft* ober SRufifalienhänbler au«n>eife;
2) bafj er eine Verpflichtung unterzeichne, burch lue l die er ftch
oerbinbtich macht, fidj ber SBörfemCrbnung ju unterwerfen;
3) bajj er ben georbneten ©eirrag oon 1 ZfyaUx 12 ®rojdjen
©ächf- jur ©örfenfaffe entrichte.
$)ie Sieuaufzunehmenben fyabtn fid) mäljrenb ber 3u&ifote;3Reffe
bei bem Vorfteher ju metben, unb zwar Wnwefenbe ftet« perfünlict}.
£>ie neuaufgenommenen SRitgtieber »erben burch öffentlichen Sin*
fchlag im ©örfemßofale befannt gemacht.
Digitized by Google
- 281 -
§. 4. 2lu«triti ber SNitglieber.
35er Austritt ift Scbem unb ju jeber 3eit gcftatlct, bocf) wirb
Weber toon bcm StntrittSgelbe, noch öon ben bis bafjin gezahlten Sei:
trägen etwa« jurüefgegeben.
$er ©örfens©emeinfchaft öerluftig fann nur ein SRitgüeb er*
Hört werben:
1) ba« (Jontraoentionen gegen bic SBörfenotbnung begongen fjat;
namentlich
2) ba« fich be« felbftoerübten SRachbrucf«, nach bem Begriffe be«
$reufeifcf)en Sanbrechts, fchulbig gemacht ^at;
3) ba« eine« entefjrenben ©erbrechen« ober eine« mutwilligen
©anferott« fiberwiefen worben ift;
4) ba« }id) in einem Staate, in welchem ber 9cachbrucf«;3$ertrieb
gefefclich »erboten ober burd? befonbere StaatS:58erträge be;
fd)ränft ift, bennod) bamit befaßt;
5) ba« ftdj barauf einläfet, 9cacf)brücfe, bie in feinem Staate
erlaubt finb, an ^riüatperfonen eine« anbern Staat«, wo
ber 9cad)brucf«=ä3ertrieb oerboten ift, $u bebitiren;
6) ba« mit einem jmeiiäfjrigen ©örfenbeitrage im föücffianbe ift.
kommen Xtjatfaajen, bie ben AuSfchlufc eine« HJcitglicbe« ju fors
bern fcheineu, jur ßenntnife be« 53orftanbe«, fo legt er biefe einer
burd) allgemeine SBa^t $u ernennenben (Sommiffion oon neun SJcit;
gliebern, benen biejenigen fed|«, welche nach it)nen bie meiften Stints
men haben, al« (Srfajjmänner beigegeben Werben, cor; biefe ©ommiffton
ermittelt bie SBerocifc auf ba« genauefte unb legt bann ben ZfyaU
beftanb ber §auptt>erfammlung oor, welche ben ÄuSfpruch ju tt)un
hat, ob ber WuSfchlufj erfolgen fofl ober nicht.
§. 5. einfünfte unb Ausgaben.
$ie einfünfte beftehen:
a) in ben $in\tn ber Mctiö;(£apitale;
b) in ben SlntrittSgelbern, meiere jebe« in ben ©ör fem herein
neueintretenbe TOitgtieb }u entrichten I)at;
c) in ben georbneten jährlichen Beiträgen & 1 9ttt)lr. 12 ®r.
Sächf. oon jebem SJcitgliebe.
$ie Ueberfc^üffe öon biefen (Sinfünften müffen jinSbar angelegt
werben: in welker Art foll jebeSmal in einer #aupt;93erfamtnlung
entfdueben werben.
2)ie fcocumente ber Actiü:(£apttale werben bei einer öffentlichen
(Joffe ju fieipjig uiebergelegt, unb fönnen nur burch eine oon bem
gefammten SSorftonbe unterjeichnete ©efcheinigung au« bcm fcepoftto
enthoben werben. — S)ie 3inSs(£oupon« üerWahrt ber (Eaffirer.
$ie Oelber bienen juerft &ur Erhaltung be« ©örjcnsSEnöentas
rium«, jur Anfchaffung neuer Öerättiicbafteu, fo wie jur ©eftreitung
aller burch bie Oeffnung ber 93örfe fleh nötfng machenben Ausgaben,
Digitized by Google
- 282 —
unb fönnen nur bann, wenn Ueberfchufj oorf>anben ift, jur Erreichung
allgemeiner bu^ffänbletifc^cr 3wecfe oerwenbet werben, fobalb eine
fotdje oom Sorftanbe, ober einem HRitgliebe be« SBerein« anjutragenbe
SBerwenbung in einer #aupt:SBerfammlung burd) ©timmemSRehrheit
genehmigt morben ift. ^Dergleichen 2lu«gaben, welche aber in einem
unb bemfelben ^al)re bie ^>öt)c Don 200 Xhalern nicht überfteigen
bürfen unb oon benen jebenfaU« in ber nächften ftauptoerfammlung
SHechenjchaft ju geben ift, !ann jeboch auch ber SBorftanb ohne oor^
herige Anfrage beim Plenum machen.
©oüte jemals eine oöüige Sluftöfung be« herein« ftattfinben,
fo wirb über bie ju ber 3eit üorhanbenen Äctio^apitalien nach
©timmen=SRehrheit ber berjeitigen SRitglieber oerfügt werben.
§. 6. $er SBorftanb.
VQal\l unb VOetyti beffelben.
55er SSorftanb befter)t au«:
a) einem Sorfteher,
b) einem ©ecretär,
c) einem ßaffirer.
3ebe« %afyv Reibet nach ber Steide eine« biefer 93orftanb«glieber
au«, an beffen ©teile ein anbere« GJlteb be« herein« in ber fyaxipU
Söerfammlung nach ©timmen:9Jiehrheit auf brei^a^re erwählt wirb.
9cach ber SBahl eine« jeben wirb jebe«mal fein (Srfafcmann, ebenfatl«
auf brei 3aljre, burch eine befonbere SCBat)t ernannt. $emnädjft
foü auch ber au«fcf>eibenbe Jßorfter)er al« ©eiftfoer für ba« nachfte
3at)r bem ©orftanbe ungehörig bleiben unb ju allen Verätzungen
unb Sßerfammlungen jugejogen werben.
Die auf ein SJcitglicb faflenbe SB a 1)1 ift baffefte anzunehmen
toerbunben; im 5aöe wichtiger burch bie übrigen 93orftanb«;@lieber
gittig erachteter 9lblehnung«grünbe tritt eine neue 3Bat)t ein. Wiemal«
barf ber SSorftanb jeboch au« brei ^erfonen befte^en, welche in einer
unb berfelben ©tabt wohnhaft ftnb.
$ie tttemter werben unentgeltlich oerwaltet.
3ebe« nach Den 8*Wi$ beftimmten brei Sauren au«tretenbe
SJcitgtieb be« S3orftanbe« ift jmar 51; jeber Seit wieber wählbar, aber
e« fann bie Sinnahme eine« Slmte« auch ohne Eingabe oon ©rünben
ablehnen.
Sefugniffe unb <Sefd?äfte.
$em Sorftanbe fteht in feiner ©efamtnthett bie ©efugnifj ju,
über bie Beobachtung ber ©efefce $u wachen, bie Drbmmg ber ©örfe
aufrecht $u fj alten, ju ben §auot:*Berfamratungen, fo wie $u ben
aufjerorbentlichen 33erfammlungen mährenb ber 3"bilate=3Weffe eins
plaben, neue SRitgticber nach gefefclicher Sorfchrift (§. 3.) aufjunet}2
men, $lu«fchlief$ung oon SRitgliebern (nach §• 40 au* kern Vereine
Digitized by Google
- 283 -
ju betenden, auch jungen ben Steffen Kirculare an bie 93 J itg lieber
be3 ©ereinS foroohl, nrie an fämmtliche ©uchhaubter beutfd)er ^uiu]e
in gemeinsamen Angelegenheiten ju erlaffen.
Xcr ©orfteher inSbefonbere Ijat bie Obliegenheit, bie au bereu
©orftanb$;@lieber ju ©erathungen auf 5uf orbern, auch nötigenfalls
anbere Sttitgtieber beS ©ereinS unb einen ©tinbicuS funaupaiehen ;
ihm ftefjt ber ©orfifc in allen ©erfammlungen $u, unb er bewahrt
bas Ardn» beS ©ereinS. — ©ei bem Ablauf feiner breijährigen
Amtsführung foß ber ©orfteher gehalten feön, in ber #auptüerfamm=
lung bie burd) it)n unb unter feiner ©ertoaltung entftanbenen Giiu
richtungen unb ©erbefferungen ju recapituliren, bamit biefe 3ufammens
fteUung fobann in baS betreffenbe *ßrotofotl aufgenommen werbe.
$em ©ecretär liegt ob ic (unoeränbert, mie im § 6 beS @nfc
tourfS).
$)em Saffirer liegt ob, bie ,8inS:(£ouponS ber Actio= Kapitalien
ju oertoahren (§. 5.) unb beren (Sinjiehung ju beforgen, bie Ans
trittsgelber unb jährlichen ©eiträge anzunehmen unb alle geregelten
(Sinnahmen unb Ausgaben ju beiuirfeu. Aufjerorbentliche Aufgaben
famt er bis jum ©etrage öon 200 Xhalern nad> fluftimmung ber
beiben anbern ©orftanbS=©lieber machen; bei einem noch höh«n ©e-
trage muffen folche juoor in einer fcauptoerfammlung burch Stimmen*
mehrheit genehmigt morben feun (§. 5). gerner hat ber Safftrer bie
3ahre3=9technung ju entwerfen, unb nach gefchehener geftftetlung ihrer
SRia^tigfeit burch ben ©orfteher, in ber #aupt;©erfammlung ©ericht
barüber $u erstatten, unb fic jebem ©ereinS:9Witglieb gebrucft mit*
jutheilen. ©r hat enblid) am ©chluffe ber Ofter;9Reffe bie Sifte ber
©örfen=2Ritgtieber ju fertigen.
5)er (Srfafomann eine« ©orftanbS:©ttebeS tritt nur bann in X^ätig=
feit, toenn lefeterer bie DftersüJceffe ju befugen behinbert ift. $)och
tonnen bie (Srfafomänner nach ®rmeffen beS ©orfteher» ju ben ©e=
rathungen unb ©efchäften beS ©orftanbeS hinzugezogen merben.
©on ©ehinberungen, bie äReffe zu befuchen, hat ber ©orfteher
jeitig feinem Srfafcmann, ber ©ecretär ober ©affirer aber aufeer ihren
<£rfa&mannem auch bem ©orfteher Anzeige ju machen.
§. 7. Orbnung toährcnb geöffneter ©örfe.
(Abfafc 1—3 wie in § 7 be* Entwurf«.)
$en Anorbnungen ber anmefenben ©orftanbS* ©lieber hat fich
jeber ju untcrmerfen, mibrigenfallS er oon bem ©efuche ber ©örfe
auägefchloffen toirb.
(Abfafo 5. 6 nrie im (Entwürfe.)
3)ie Aufwartung beforgt ein ©örfenbiener, beffen Annahme unb
(Enttaffung, fo mie bie ©eftimmung feines ©ef)alts unb bie Auf ficht
über feine $>ienftoerrichtungen, bem ©orfteher überlaffen bleibt.
Digitized by Google
- 284 —
§. 8. $)ie 93er[ammtungen be3 83örfen;93erein3 &u
gemeinf amcr ©era ttyung.
A. Porbereitung 3U ben Perfammhmgen.
1) $er Dörfern Sorftanb tfyeitt bic ©egenftänbe, über weld)e in
näcf)fter ©erfammlung ©efälüffe gefaxt werben foüen, an jämmttitf>c
SRitglieber burdj ein gebrudteS Unrfauffdjreiben mit, weld)e3 fpiu
teftenS am ©onnabenb bor Snöocaoit oon Seidig au3 abgeben mufe.
2) $er Sorftanb erfudjt bie SKitglteber, i^r ©utadjten über bie
$u befdtftefcenben ©egenftänbe fdjriftlid) bem ©örfenöorftefjer suge^en
äu taffen, fo bafe er biefetben ad)t Xage t>or ^ubilate in #änben
|abe, um aus itmen ein überfidjtüdjeS ®anje ju bitben. — SEBer fein
®utad)ten, Weber fdjrifttid), nod) münbtirf) in ber |>auptüerfammtung
abgiebt, oon bem wirb angenommen, bafj er ber Stimmenmehrheit
beitrete.
B. (Drbnung für bas 2Iru§tre b«r Perfammlungen.
1) 3u biefen Serfammlungen fwben feine ®unft= unb 3ttuftfalien=
fjänbler Betritt, fonbern nur allein 93udjf)änbler (f. §. 2), unb jtoar
nur bie Sßrincipate fetbft, ic. ($a8 Söeitere wie im (Entwürfe.)
2) Um nidjt Unbefugte jujulaffen, barf ber Xfjürfteljer nur benen
ben (gintritt in bag fiofal geftatten, meiere ifmt eine oon bem 8or=
ftanbe ausgefertigte SintrittSfarte übergeben. Sebent SereinSmitgliebe
wirb biefe ®arte fpäteftenS am Sage oor ber »erfammlung Don bem
SBorftanbe jugefdjitft werben.
3) wie «Kr. 4 be$ Entwurfs.
4) $ie Sifce werben in oier Abteilungen mit StDiföenräumen
georbnet. An bie ©pifce einer jeben fefct fid) ein öom SSorfte^er baju
beauftragtes 2Ritglieb als Orbner.
5) $en Drbnera liegt es ob, barauf ju fefjen unb ju Dermin;
bem, bafc niemanb feinen ^lafc wäljrenb ber SBerfammlung oertaffe,
unb jeber jugegen bleibe bis ber SBorftanb ben ©djlufe angezeigt fjat
6) wie 9lr. 9 beS Entwurfs.
7) wie 9h. 10 beS (Entwurfs.
8) S3eim Abftimmen fammetn bie Drbner in ib,rer refp. Ab;
tljeilung bie Äugeln, unb übergeben bie beutet bem 23orftef>er, ber
bie Stimmen üerjeidjnen lä&t.
9) 3ebe $anblung r)at nur eine Stimme; bei StimmengleiaV
f)eit entfdjeibet bie beS S8orftet)er«.
10) wie 9tr. 12 beS (Entwurfs.
11) wie 9tr. 13 beS (Entwurfs.
12) $er SSorfteljer ift befugt, ben ©predjenben, wenn er oon
ber Sac^e weid)t, ober wenn UngeaiemenbeS ober ©eteibigenbeS ge^
äufcert werben foüte, jur Orbnung ju rufen. 2Birb biejem föufe
nad) Dreimaliger 2Bieberf)oIung nidjt oöüig entfprodjen, fo fann ber
SBorfte^er »erlangen, ba& fid) ber auf biefe ober jebe anbere Art
Störenbe entferne.
Digitized by Google
— 285 —
C. (Drbnung für bas innere ber Derfammlnngen.
1) ÜRadjbem ber 93orfteljer feinen ©inteitung3:$Bortrag gehalten,
(ott e3 ben 9Jcitgliebern, bie burd) erf)eblicf)e Urfadjen abgehalten
roorben ftnb, itjr ©u tagten über bie in bem U ml nu^irf) reiben be$
SBorftanbeS Dargelegten ©egenftänbe bemfelben fdjriftlidj einjufenben,
geftattet fetin, münblid) tljre Slnfidjt öorjutragen. Xaju mufc jebodj, ic.
(©ie im (Sntmurfe).
2) 2)er SRebenbe ift tierpfttdjtet, bei ber ©adje ju bleiben unb
fid> nid^t in 9lbfd)n)eifungen ju oerlieren; er mufe fo mel als möfllidj
frei reben, ntc^t ablefen; ber Vortrag mufe in möglicher ©ünbigfeit
unb tfürje gefd>e§en.
3) nrie im (Sntmurfe.
4) (Sine freie $)i$cuffion über einen foldjen SBefc^tu^ foQ nodi
in ber 5(rt geftattet werben, bafi jebeä Sftitgtieb, meldjeS SBemerfungen
barüber tiortragen roiH, bei bem 33orftanbe um ba$ SBort nadjfudjt,
unb bann märtet, bis ifmt ber SBorfteljer bic8 nad) ber SReiljenfotge
juert^eilt.
5) 9ca$ ®eenbigung biefer Vorträge fagt ber Sorfteljer ba$
in eine einfache 8frage jufammen unb untertnirft biefe ber
Wbftimmung.
6) hierauf merben bie für jebe SReinung üorljanbenen Stimmen
gejault unb baä SRefuttat tiom 93orfte^er ber SBerfammlung mitgeteilt.
2)er SBefdjlufc, meinem auf biefe SBeife bie ©ttmmenmefjrljeit ge=
toorben, ift giltig.
7) ÜReue Anträge, SBorfa^läge u. f. to. finb möglia^ft bem Vßox-
ftanb wäfnrenb ber SDceffe fdjriftlidj einjugeben, bie bann ber Wox-
fteljer, am ©djluffe ber Serfammlung if)rem tuefentlidjen Statte nad)
üorjutragen Imt. 3" ber Sßerfammlung fönnen oon ÜDtttgliebern bers
gleiten nur nad) borljeriger Anfrage beim Sorfte^er unb nad) beffen
baju erteilter Genehmigung mitgeteilt merben. $inft$tli$ ber
$)iScufffon unb Wbftimmung barüber gilt aud) f)ier baS sub 4. 5.
Seftgefefcte.
8) $a3 ^rotofoD, meines ber ©ecretär mäfjrenb ber SBerfamtm
lung geführt, mirb an beren @d)luffe tian bemfel6en öorgelefen, unb
nadjbem e8 öon ben S3orfianb3;9Jcitgliebern unb jnjei ^erfonen au«
bem Vereine unterteilet toorben ift, gebrudt allen 3JKtgliebem $u;
gefanbt.
Digitized by Google
flurijljänMcrtraje töfföjäftsnantm aus tan 3a!jrnt 1523 bis 1530.
«on Wibrecht Äird)$off.
$)er ©ibliou)efar be3 ©örfenberein«, $err g. #erm. 2ttener, $at
in ben lc|ten £Jodjen aus bem 9tad)laffe be3 $errn ßrafcfdj — lange
Safere im Z. D. SBeigeffajen Antiquariate tljätig — eine Slnjaf)!
oon ©djriftftücfen unb ©rieffragmenten erworben, welche ber öorige
©efifcer burdj bie Wuflöfung eine« *ßappbecfel3 gewonnen r>attc.
©efanntlid) mürben bie poppen in ber erften &eit ty*** SuffommenS
nid)t gleid) bem Rapier au3 einem homogenen Stoffbrei gefäöpft,
fonbern fefyr umftänbtidi} burd) ßufammenfleben oon äftaculatur ober
beliebigen Rapier; ober ©djriftftücfen, felbft oon ©pielf arten*), f)er*
geftetlt, ein $erfteüungäoerfaf)ren, ba3 fid) nod) weit in bad 17. 3al)r=
fjunbert hinein oerfolgen läfct. 3^ne oon #errn ßrafcfd) fo gemom
nenen ©d)riftftücfe erroeifcn fid) nun als auS ben ©efdjäftäpapieren
be3 ©udjbinberS unb ©udjfüljrer« @eorg fitopff in ^ngolftabt f>ers
ftammenb; fie finb oon biefem üielleid)t felbft fparfamer SBeife $u bem
oben gebauten B^ede oermanbt toorben. ßeiber ftnb bie barunter
befinblic^en ©riefe mit Ausnahme eine* einjigen nur in Fragmenten
erhalten; wie ber Äugenfa^ein le^rt, ift mond)e3 ©tüd bei bem 5lb=
löfen jerriffen unb üerloren gegangen, manage ©teile öertoafdfen, mög;
lidier SBeife midi nur nodj einer ber beiben Aolio-Xcrfcl oorfjanben
getoefen, benn bie Slnjaljl ber Fragmente ift uidit grofc genug, alÄ
bafj fie jtuci ^appbecfet gebilbet fyaben fönnten. 2)abei bat eä ba8
Unglüd gewollt, bafc ba§ ©udjbinbermeffer beim 3urid)ten ber $appe
bie ©^nitte meift fenfred)t, nid)t ^orijontal burdj bie ©djriftftürfe
geführt fmt, alfo meiftentljeil& ber Bufonmten^ang beä XerteS jerftört
ift, ber ©inn jtoeifel^aft bleibt.
©teilen fid) biefe Fragmente fonad) audj in ber #auptfadje nur
als gefd)äft3gefcf)id}tltcf)e Suriofitäten bar, bie jwar pictätooll ju be=
wahren finb, aber nur wenig fixere Äuffd)lüffe über ben innern ©es
fdjäftSgang be« ©ud^anbels jener 3*ü geben, fo ftelje idj bennodj
*) SRir finb fdber erft in biefcn Jagen jwci SBüajcrbedel öon ca. 1630
burd) bie fcänbe gegangen, bie einjig unb allein au* Spielfarten aufammen*
geliebt waren.
Digitized by
- 287 -
md)t an, ba3 nur einigermaßen ©erftänbftdje fjier jum Mbbrud ju
bringen unb bic ©emerfungen baran su fnüpfen, ober bie Solgerungen
barauS ju sieben, bie meiner Sluffaffung nac§ SU machen ober ju
jieljen finb. (Sinige Heine ©aufteine für bie Earftellung ber gefc^aft-
liefen ©erfjättniffe jener £eit laffen jid) bo$ nod) au8 biefen Xrüm=
ntern gemimten. —
©anj oottftänbig erhalten ifl nur ein ©rief be$ ©ud)bruder$,
unb {ebenfalls audj ©uc§füf)rer«, ®impred)t SRuf in SlugSburg an
©eorg ßrapff; er tautet:
Xem ©rbarn SRaifter bergen ftrapffen budjbinber in Qngelftabt
meinem gutten freunbt.
SRein mifligen binft Onb alles gut« toift lieber maifter Sorg eior
jd) reiben tjab id) oernommen unb )d)\d eudj 10 gancj coüoquia
eraSmj ain« per 5 fr tljut 50 fr. onb fdjitf eud) onb fd)id eudj
(sie) 10 ba3 tecjften ba3 man Ijemadj trueft \)at ainS per 2 fr.
ift 20 fr. onb fäicf eud) 6 tjiftorie etoangetice grece et Iatine f)ab
nit gemuft ba3 id> e3 oor audj gefdjidt fjab merbent e3 oileid)t
toolen atn8 per 2 fr. ift 12 fr. 5 comparacio regia et monadji
fjat ain3 2 bogen if* 2 fr. Onb 6 ftein loStafel per 3 fr. tyut
äße« je famen ain ff. 27 fr, $)en SKefue onb formutare abüoca=
torum fan idj nit attm(?) geben gib in nit meljer als ir toifi ben
befect in ben rofing fyab id) fainS taft jparen im pinben biß auf
bne anber mefj mit id) in pringen ober fdjidt mir in toiber epifit
plinj fjab id) fatnä wott fünft eudj audj fdjiden toeifj nefo fünft
niefit« netoS ben toa$ eud) lieb ünb binftl(id)) ift geben ju augfpurg
bie« 13 tag «HooembriS jm (15)23 3ar.
©impertu* ruff atjeit
emr miUiger.
(£in jtoeiter ©rief, mal)rfd)eintid) oom $eccmbcr 1523, ift unooll=
ftänbig unb bietet nidjt« eigentlich ©ertoenbbareS.
@impred)t föuf — oon bem id) ba^ingefteüt fein taffe, ob er
mit bem oon XI). $erberger (Wugäburg unb feine frühere 3«buftrie.
HugSburg 1852. 8. ©. 42) ermahnten ©udjfüljrer föueff (töuefe) beS
SafyreS 1494 irgenbtoie in ©erbinbung ju bringen ift — rnufc im
Qa^re 1523 bie oon Dr. ©igiSmunb ©rimm unb Sftarr SBtrfung errid);
tete unb btö 1522 gemeinfdjaftlid) betriebene ©udjbruderei angefauft
ober übernommen Ijaben. 3n ben %a\)xtn 1523 unb 1524 brudte er
üortoiegenb für SRedjnung beS ben ©udjljanbel toeiter betreibenben Dr.
©rimm, fpäter für feine eigene unb atoar oortoiegenb in eifriger
görberung ber (Sadje ber Deformation. £unädjft ift ^eroorju^eben,
bafj er entmeber als ©uc$f)änbler, bej. ©udjbruder in einem Wffo=
ciation8oerf)ättnif$ gu ©rimm geftanben Ijaben, ober ba& er aU ©uajs
bruder in ber anbermeit fd^on ermähnten SBcife für feine 2Irbeit8s
leiftung neben baarer ©eja^Iung aua^ mit einem getoiffen Änt^eil ber
Auflage jum ©ertrieb für eigene SRedmung abgefunben toorben fein
Digitized by Google
— 288 -
mufj. ^ebenfalls gcrirt er ft<h in bem jmeiten ©riefe fetbft M
©laubiger, wenn er um eine ©elbfenbung brangt, weit er „gar notlic$
omb gelt" fei. $emt bie im erften ©riefe ermähnten Historiae evan-
gelicae gr. et lat. finb gebrueft „expensis Do. Sigismund! Grim"
(8opf , Augsburg* ©udjbrucfergefchichte. 2. ZfjL SlugSburg 1791. 4.
©. 159), Wätjrenb bie Comparatio regia et monaehi auet. Joan.
Chrysostomo, a Joan. Oecolampadio versa (a. a. D. ©. 161) nur
ben ©ermert trägt: „Excusa in aedibus Simperti Ruf". Unter ben
Nachträgen ju ben Kolloquien beS (SraSmuS („baS leckten baS man
hernach trueft t)at") bürfte aber wohl einer ber beiben Xractate be$
(JraSmuS ju uerftehen fein, welche ©rimm felbft noch im 3at)re 1522
gebrueft ^atte. ©harafteriftren biefe brei ber im ©riefe ermähnten
SBerfe ©imprecht 9tuf nur als ©erleger, eoent. als ©efd)äftSführer
beS ©crlcgcrS Dr. ©igm. ©rimm, fo bie anberen unbebingt als ©udj;
führer, mahrfcheinlich fogar als größeren, an bem (£entral=9Befjüerfehr
in granffurt a. SD*, beteiligten. $enn oon feinem biefer anberen
SBerfe ift ein SlugSburger $rucf bis jum %atyt 1523 befannt, wenig =
ftenS für mich nicr)t nachweisbar, ©cjüglid) ber Colloquia Erasmi
lann nicht anberS als an bie ^roben'fche OrginalauSgabe ©om 3ahre
1522 gebadjt werben — uon biefem Safere ift nämlich bie fpäter
Wieber abgebruefte SGBibmung an (SraSmuS groben batirt — wätjrenb
tum ben SBerfen beS SJtefua bis bafnn gar nur ©enetianer ober
ßnonefer Ausgaben oortommen. #ält man bamit bie weiteren 3)eft-
berata SrapffS, Formulare advoeatomm unb SEBerner töotetmtcf'S
Fasciculus temporum — ben ich unter bem corrumpirten tarnen „roftng"
glaube fudjen p müffen — unb Plinii epistolae jufammen, fo mu&
man &u bem (Jinbrucf gelangen, ba& ©eorg förapff baS ©ortimentS--
lager 6imüred)t StufS als ein refpectableS, auch bie gewichtige miffen;
fdjaftlicf)e Siteratur mitumfaffenbeS ju betrauten gewöhnt war. SBenn
übrigens Sfrapff wegen beS »erlangten $efecteS ju SRoleoincf „auf
büe anber mefj" uertröftet Wirb, fo läfct bie SBortfaffung eS immerhin
zweifelhaft, ob SRuf auSjubrücfcn beabfichtigt, ba& er ben $efect oon
ber nächften tfrouffurter 2Reffe oom Verleger, ober jum nächften
Sngolftäbter ^ahrmarft (3Jceffe) nach bort mitbringen wollte. Sßict-
leidet war ber im jweiten ©riefe öorfommcnbe $>anS SHaier (. . . t)at
ber h<*nS maier bie jebel . . .) 8taf* ©efchäftSführer ober ein am
berer, it)n bertretenber Äufljtöurger ©ud)füt)rer.
(Sin ^Junft fd^eint mir aber noch einer befonberen ©eadjtung
wert^ ©imprecht 9Ruf fagt, bafj er fld) nic^t entfinne, ^rapff bie
Historiae evangelicae bereits jugefd^irft ju hoben „Werbent eS oileicht
wolen". ^rapff hatte baä ©chriftchen alfo nicht beftettt, aber e« war
— ebenfo Wie bie Comparatio regis et monaehi — ganjneu: beibe
ftnb laut beö 3mpreffum im SRoüember 1523 fertiggefteüt unb ba$
Saturn bcS ©rtefcS felbft ift ber 13. «Rotoember. 3a) enthalte mich
junächft weiterer, oieüeicht trügerifcher ©chlufefolgerungen; jebenfaflS
Digitized by Google
- 289 -
ober ifi biefe f Leine 9iotij bebcutmm genug unb nicfjt ganj fann man
fid) entgolten, ftc ju fpater nod) ju ertoaljnenben fcnbeutungen in
©ejiefmng ju fefcen. —
$ie näcbften, jieralicf) Doüftänbigen ^iecen finb jmei auf fjalb
gebrochenem ftolio geführte Konten Ärapff'a mit SBolf bräunt ein
in «ugSburg, bem ©dnoiegerfolm unb too^l oud) ©efd)öft#nod)f olger
Sofrnnn 9fynmann'3. $a8 erfte, auf beiben (Seiten bis an ben unterften
SRanb betriebene SÖIatt oom S^tc 1529 oon nur Spaltenbreite
fönnte jttnfdjen bem 24. 3uli unb 2. ©eptember eine Sücfe bieten;
ba« jtoeite, ba« ©onto be« SaljreS 1530, ift stoeif pattig, bie recfjts*
feitige ©palte nur biä jur SRitte befdjrieben geroefen. ©3 [etilen
unten j eben falte nur ein bis 5 tu ei 3eilen, mäfjrenb Don ber red)t£:
feitigen ©palte nur einige Änbeutungen Don 3cilenanfängen nodj Dors
tmnben finb.
$113 älteftc Xenfmäter einer fliegenben ©ud)f)änbler;©trajje Der;
Dienen biefe Fragmente jebenfaßä f)ier abgebrueft p werben:
Ad(i) am 29 tag 3unit am 8Jug
fpurg nadj getaner üReajnung
bafelb jn 3$olrfen ©reunlen getoelb
auff ein netofe Hujjgefeft
(St et tt)
2 ©emmam jn flpocalipfim ,
3 De Snftituenbi« moribu*
§egenbor(ftni) . . . . „
1 SJirgilij bueolica et geor=
flica . . • „
3 nonnufc in Soannem tat. „
6 Xcnat arofj „
1 C£uangehfiariummerculj(?) „
2 oratio buci ©aronj . .
2 oon fiaufjfjatten 3ufti
SJcenii
2 Hqmeriu« in 3ure. .
5 oon ber ler djrifrt petri
©ilutj
7 Settel in euangelia . .
1 3)onat parua forma . .
7 ^nftituta menfcer tert .
1 Äubrica 3uri8 prima (sc.
forma)
6 terenciuS cum fcoltj« $e-
g(enborftni?)
1 ebilia(?) eobani $e& . .
8 HnnotacioneS erafmi. .
2 Sllbinu* (Sllcutn) in ge=
neftm
1 ©aluftiuS cum ScolijS
p^i(I. 9Relantf>on) . .
2 lau« ebrietati« ....
1 mobu* oranbj erafmi .
Summa fl. 4 fe (M.) 12.
für bas 8a| . . . .
8
i*
1 1
2
6
4
4
n n
n
n
2
it
n
2
6
3
1
11
13
2
12
ii
11
11
11
u
11
11
I
1
1
1
1
2
n
1
2
11
1
4 1
Rtfty» f. «cfdj. b. Deutzen 8u$f). VIIL
(fRüdfeite)
Ad(i) 2 Septembrt« Änno 29
15 Ticttiv. lat . . . , „
2 lutteruS Iat . . „
1 neu 8*itung oon fatjjer „
28 «nnotacione« (£mferi . 3
1 5)oalectica Hubolplji
(Slgricolae) c. ©djoljS „
1 Xiulcct ica ftegenborrfini „
1 ^nftituta partfer . . . „
1 dlucibotorium ecclefla=
fticum ....
1 9Hobu& legenbj %uxa
parua
1 «bfdnbt ju ©peir . .
6 Är^nej fleugaujj . . .
1 Slr^net buajel fajoner .
6 clementa puerilia . . .
1 t^eop^tlactu» in euan^
gelia „
4 proceffu*3uriöt^(cutid)?)„
6 grammatica pbilipoi
(9)celant^oni8) lat. . . „
10 Suntaji* p^ilippj . . „
12 fabula« «ejopj . . . . „
20 autenrica coclei ((£oa)=
laei)
2 6iben foepff lut^(ert)
tWeuitt?) • ■ •
Summa fl.9mtnu»4»|j.
ad(i) 25 nouembrid ^m 29 3ar.
10 proceffu83uriät^(eutf^?)„ 16
4 tittulj 3uri* „ 8
3 gnftituta t^(eutiO) ober
t^ut?) „ 6
J9
15
11
3
1
1
1
10
11
6
2
l
M
7
II
10
11
1
2
8
11
4
11
11
2
2
11
12
11
6
2
5
11
3
1
12
>»
10
11
1
11
II
Digitized by Google
- 290 -
Ad(i) 12 Qulii 2(nno 29. 2 ttompcnbium §cgcnborf»
3 grammatica^enridjmanni ftnj „ 4 „
bunb(cn) „ 6 „ l lautenciu« Satte p(rima) „42
2 terenciu* cum fcolii* 1 ^uftinuS pt(i)ma . . . „ 4 „
genborff . ö „ 2 loci communec- Verb oru J) „ 4
©urnma Sty. 11. l $erborn(?) in pfalmum. „ l „
Ad(i)M3oai«no»M. l ^.ctic«MoboWj(«8ti= ^
* l^,«nf,0n'* i» 5 Xontttu* gliwani '. '. '. "„ 5 „
- c1?.';"? „ " 6 eletnmta tmreilta 2 „
3 etLn« W- ü: *»«« PL 3 *. 2.
*8olffcn breunlcn ünb mein
©eorgcn frapffen SRegifter.
Stern 3tö @eorg frapff Ijab mit ©olffen
©reunlen bucfjfterer 5m Shigfpurg Sltfadj
$lbgered)enbt mtb ©ejalt am 15 tag
Sunij 3m 30 3ar wie üolgt,
v$in 3m löerredjenbt gelt fajulbig
ad)t gulben.
ab(i) am 15 Sunii tCufegefe^t
pin 3dj nod) fdjulbig.
1 ottto djriftj Iubo(p!ji (be Sajonia)
2 oirgUiuS cum Sdicliio pfjilippi .
2 alciatuä be ponberibuä ....
2 pf)ilippu$ beciu& be regutiS 3uri$
1 practica ©ipolitj
2 Snjtituta cum commento . . .
1 SUciatuS be oocum fignificatione .
1 SHciatj parabora
1 (Satfyena Sfarea ttyome ....
2 ©ermoneS Slnbree proliS . . .
6 parapljrafiS Salle
4 ordnet buhlen
1 (Soflectanea lüeftfjamerj ....
2 auguftinuä be conjenfu euangelico
2 lajaruä 99offon(?) be re oeftiaria.
1 apfjorifmuS #ipocrari$ ....
1 $luguftinu« fuper pfatterium . .
1 tf)oma3 juper cpiftolaä paulj . .
2 clufyopljeu« be beCto
1 Sofmograpfna Slpianj ....
1 Opera ©regorij «ßarifer . . . .
©umma fl. 10. ©fr. 11.
10 faber contra puffen et 3»rg be
SBeffafia contra . . .?
1
/'
fi
II
8
11
2
ff
II
11
II
10
11
II
5
11
II
?
11
II
10
11
II
10
11
1
4
it
II
2
11
II
6
11
II
1
'i
tl
5
11
II
5
11
II
1
1
II
5
11
1
5
11
II
15
11
II
1
1
II
3
1
1
5
ii
Digitized by Google
- 291 —
Äufegefefet Ad(i) 5 Stuguftj
1 prntica lanfrancj „ 5 „
1 ^afonetn be actionibuS , 8 „
1 Decti be 9teguli$ 3uri3 . . . . „ 5 „
V ©athena aurea in 81® l „ „
2lfle§ weitere ift roeggefchnitten; auf ber jmeiten ©palte f)anbe(t e$
fich um gröfjere Ouantitäten: um 315 3cb(bel?) unb um 42 unb
30 Sremplare Don @m(fer')d)en?) ©Triften.
2Bolf ^räuntein jeigt fich in biefen Sieferungen all ein ®rofj=
©ortimenter, oon beffen Säger bic flcincrcn ©uchführer be« näheren
UmfreifeS ihren 93ebarf entnahmen, al$ ein ©rofrSorrimenter oon
foldjer 93ebeutung unb mit fo umfaffenbem Säger, ba& feine ©efchäft8;
genoffen i§n in HugSburg auffüllen, roatjrfcfjeinlid) nicht er fie auf
ben 3af)rmärften ihre« SSßo^norteS. $5en 93er fud) ju machen, bie
einzelnen oorfommenben SBerfe noch $Iu3gabe unb Verleger feftfleHen
\\i motten, märe eine mühfame Aufgabe, beren Söfung an biefer ©teile
burd) ba3 fich baran fnüpfenbe Sntereffe nicht genügenb gerechtfertigt
mirb, jum $t}eü fogar unmöglich ift; id) Ijabe mich ba^er barauf
befct)ränft einige ber abgefürjten SSerfaffernamen §u ergänzen. Stuf
ben Honten felbft mirb nur an brei ©teilen burdj bie Bezeichnungen
„menfcer tert" unb „parifer" auf bie Ausgaben ^ingemiefen. £u be=
merfen märe noch, bafj unter ben Bezeichnungen „parva forma" unb
„prima (sc. forma)" jebenfaüS bie ftormate Octao (menn nict)t ©ebej)
unb Srotio ju berftehen ftnb.
$ie SRedmung fcheint übrigens, fomeit bie Fragmente einen 2ln;
halt gewähren, eine ganzjährige gewefen, minbeftenS jebes 3a^r im
3uni abgesoffen morben ju fein. —
3n?ei meitere Fragmente, oon anberer $anb gefchrieben, bieten
Abrechnungen über Berlage unb ©ortinteutstieferungen oon unbc;
fannter ©eite. 2)ie teueren ftnb, toie bei Sßräuntein, nach greifen
pro (Sjemplar ausgeworfen, bie erfteren jebodj in brei Äbtheilungen
unb nad) greifen pro Buch berrechnet. $>te eine ©olonne ift über;
fchrieben „Bmb 6 fr." unb beträgt jufammen „5 buch 22 (Bogen)
29 fr."; bie zweite „Bmb 6 fr.", aufammen „13 Buch ift 1 (t 17 fr."
(geänbert au* 18 fr.); eine britte, an welcher ber ®opf fehlt, jeigt
bie (Snbfumnte „facit 11 Such 19 (Bogen) 1 fl. 28 fr.", atjo baä
Buch ju 7% föreujer. (S$ finb Fragmente zweier oerfd)iebener 9Rech;
nuugen, benn bie (Eotonne ju 6 Sl realer mc ift jum 3d](un bie 93e=
merfung auf „©umma 5 fL 9 fr. (geänbert auä 7 fl. 52% fr.) 5)a£
hab ich par galt," lejjtere Bemerfung oiedeicht oon ber #anb ©eorg
^rapff'S gefchrieben.
SBenn übrigen^ ©imprecht 9tof in feinem ©riefe oom 23. 9to*
üember 1523 bei ber Berechnung ber 5 Comparatio regia et monachi
fagt „hat ain« 2 93ogen ift 2 fr.", fo meift bie« auch auf eine 93er=
rechnung nach bem ©aOen; ober ©uch^rei«, b. h- ba« Buch su
19*
Digitized by Google
- 292 -
5 ftrcujer Inn (5t fdjeint aber biefc ©erredjnungStoeife nur für bie
ßlein;ßiteratur — bic fpäter fogenannten „9He$;©ad)en" — anju*
roenben. —
3n bcn bisher beforocfymen papieren tritt neben ber ftreng
toiffenfdmftlidjen Siteratur unb bem ©c^ulbüdjerbebarf oormiegenb bie
fiiterarur ber Reformatoren (felbft ßnnngli ift einmal oertreten) unb
$umaniften Ijeroor; oon ftrengfaüjolifdjen Tutoren !ommen nur ©mfer,
©djafcger unb ftaber üor. gür biefen $rei$ ber Xage3literatur fjatte
(Seorg ft'rapff einen anberen Lieferanten, ben üöucfjfüljrcr §an*
#erfort ober öcrfartt in ?lug$burg. fieiber ftnb alle biefe Öe
föäftäbeftiefmngen betreffenden Rapiere au» ben $af)ren 1528 bte
1530 (an 3aljl bie anberen fiberragenb) unooflftänbig, meift fogar
in Solge beffen unb Don ©erttrif jungen unb SBurmgängen unoer=
ftänblu^; menig ift baljer nur au« ifmen ju entnehmen.
$ie ©efdjäfte jtoifdjen ftrapff unb $erfort feinen, entgegen
benen mit Sßräunlein, gegenfeitige gemefen unb oormiegenb auf bem
ßorrefponbenjtoege abgemalt morben ju fein, menngleiaj au$ einmal
auf ba« perfönlidje kommen $rapff'# nad) SlugSburg ©ejug genom=
men wirb, ftraöff fdjeint j. 23. für $erfort Malcolmen bei Äleranber
SBeifcenljom in ftngolftabt beforgt $u fjaben — auf einem nnnjigen
Fragment Ijeifct e3: „bafe mir Sllejanber bie enajiribion" — , fo tote
Tr uefe be« $o3mograpf)en unb 2Katt)ematifer3 Jßeter 3lpian, ber ja
eine eigene $)rutferei in ^ngolftabt befa&. %n einem ©rieffragment
Dom 1. Dctober 1528 fjeifet e3:
fieöber Sorg ©it eud> molt mir mit eud) erauff brengen bafj onger*
lant toajj ber apianuS gebrueft Iwtt 3$ mu& annen 8" fäigfen
öergefd)t nit,
toätyrenb in einem anbern 00m 4. gebruar 1529 bie Slntoeifung jur
Ballung bea ©etrageg gegeben ju toerben fdjeint.
Slm toiajtigften finb nun aber in meinen klugen einige fur5e Än=
beutungen, toeldje — äljnlidj mie bei @impre<f)t SRuf bejügtid) feines
eigenen ober ©igiSmunb ©rimm'3 Berlages — auf unoerlangte &vl:
fenbungen oon äRefjneuigfeiten tunjumeifen fdjeinen. ßtapff mufj fidj
bei ^erfort tuieberljolt befdjmert Ijaben, ban er nidit afle$, ober
toenigftenS nidjt alle» tuaö er befteüe, erhalte. 2)enn am 15. 9Rai
152(9) färeibt teuerer folgenben ©rief, in toelajem leiber ba3 2Beg;
fdjnciben ber Beilenenben ben ttollen 3ufammen^ang ftört:
üRettn meößigen bainft juuor ßettber Sörg, 3r fdjrtibt m
meto 3r bn büdjer entöfangen Ijabt aber nit alle matt
bran oerejetmet batt ift nit meton fdjutt 3c§ . . . ^sx w
fjo gern m^er ba§ Srfe nit glaubt bam ma^ 3$ •
leibftenn ^ett, fein nit meer bann ebtman 2 er,
fommen |>ettrumb folt %t nit gebenden 3$ n?olt eu(§
nit f(^igten roajj 3^ aber Ijab menH ^d) trumlid; m
taotenn 3r fa^rtibt mir 3^unbt auaj omb ©üajer
Digitized by Google
— 293 -
nit alle roajj Sä) aber t>ab f cf)igf e 3d) toeti folgt. $ . .
mafj euc$ lieb fcQ Xatum augftiurcf ab. 15 mati a. 152
3 (SromariuS in matljcum 4.
2 anotf)omia tuberj(?). . . fj 6
1 ¥wf4(?) M
1 gemnia bunbeit | 2 fr. 2
4 rettjorica tufln fj 4
1 aufoniuS tioeta £2
Summa fl. 1. 6. fr. 2.
Stern Setiber 3örg 3$ njetifl alroegt mit euc$ tatilenn
irf) Ijnb bafj l)abt ju mir oertramenn.
93ermutt)Iid) begießt fidj $erfort3 ßlage barüber, bafj ifym tion ben
©üdjern, meldte tym gerabe bie nudjtigften mären, &u menig Sjeras
ölare jugegangcn feien, auf attefjbejüge. 3)enn in einem ©rieffrags
ment öom 24. Sonuar beffelben SafceS, meiere» ädern Sfnfcfjein nadj
gleichzeitig eine ©efteßung oerrec$net, nimmt $erfort 93ejug auf
„etliche $8ud)lin feo mir tion Setiticjigf fommen",
oon benen er jebenfalls eine Partie untierlangt mitfdjicft. $ie
9tecf)nung felbft lautet:
fl. 6 6.
I 6 2 fr. 2
16 ejtila c(ontra) luberum fl. 6 2 . .
6 f i'plfl C. luberum ... fl. § 2 . .
6 oon ben 4? ftfaij. . . ft § 3- •
6 bti....? filutj fl. B-3..
2 bo 8 »uajlin filuij.. fl. 6 2..
8 bti erften ©ud)lin fit. fl. § 2. .
I Summa fl. 2 f> 12 fr . 1
2 plenarj gmlt (gemalt?).
2 eglogafe mantuanj
1 bQogenem laercium
1 aug.batf)uminelegtam(?) fl. | fr. 2
4 ©efdjenbt menftngerfj . . fl. i 4
2 SRejriica menftngerfj fl §2
6 (Errettung menfingerfj. . fl. f 4
12 §afjenberrf c. luberum . % { 4
5)afc aber biefe antilutljerifdjen ©Triften gerabe bie aus Seitijig*)
gefommenen „©üdjlin" waren, get)t einfaef) barauS t)erüor, bafj ^erruS
©ilüiuS — neben $unger8t)eim unb (Shnfer ber ^ertiorragenbfte lites
rarifd^e ©egner Suttjerä in ©ad)fen, beffen ©djriften ja aud) meift
in ßeitijig erfcf)ienen — fo ftarf tiertreten ifr. Unb eben bat)in —
nämlidj auf ein „tanlenn" ber eingeljenben 9leuigfeiten feiten» ber
©rofr©ortimenter mit ben tion i^nen tierforgten Heineren SBudjfül)*
rem, b. f>. unoerlangteä 3ufenben an fte — fäeint e« mir ju toeifen,
menn eine Verrechnung öom 4. gebruar 1529 folgenbermafjen for*
mirt ift:
oorgelegt
!r. 1
fr. 2
8
8
1
4 3nftituta tt)(ut) 6
2 gra(mmatica) #etnridjmann §
5 ©enbt briff tf> §
4 Crrettung men&(ina«*) ... fe 2 fr. 2
1 £eumon f(utier) etiißolaS . . § 6
6 procefeufc juri» neto % 10
| Summa fl. 1 § 11 fr. 2
2 geudjmat tt>.
\2 ©d)elmen cjunfft
*) SDtefe 93e*iefmng KugSburg'* au bem iJeip$iger 9JeujaI)r*mefj=!8ertef)r
im 3abre 1529 fa)etnt mir für bie SBürbigung ber Stellung, »eldje bie £eio*
jiger ȟd)ermeffe einjune^men begann, beaajtenSmert^.
Digitized by Google
— 294 -
$ie „oorgelegten" ©Reiften Xljomad ÜDcurnerä ftnb {ebenfalls feparat
üerredmet unb roentt aud) in ber ©rteffactur öom 24. Februar bic
ßeipjiger fteuigfeiten in ber ®eneralfumme mit enthalten fmb, fo
beuten bodj bie wenigen, in tyrer ©erbinbung geftorten Seilenfrag*
mente be3 SBricfcd fclbft auf ein fiager antitutfjerifdjer ©üdjer bei
ßrapff t>in; #erfort fdjeint anzufragen, ma& „3r nodj öor budjer
$abt, &o t}abt 3fr nodi 220 antljtfutljerana Derb ....(?) edfu,
mertt beriet 3r gebt 8 per fl. L* (Sä fteljt t)ier un$meifelfmft
ba$ (Sulben*, nic^t ba3 ©afcenjeidjen; e3 mufe fia*> atfo roo^t um
größere SBerfe twnbetn.)
3a} f)abe biefe ©ubtilitäten medetajt $u au$füf)dtdj betjanbelt; 9Iu3=
fül)vltd)fcit fdjien mir aber umjomeljr angejeigt, als gerabe jebc ©pur
be8 inneren gefdjäftlidjen Treibens ber früheren 3^it mit Ädjtfamfeit
ju regiftriren ift, um roeiter auftaudjenbe $>aten baran anfnüpfen
unb aflmälic§ ein ©itb bc« Xfjeile* be& ©efcf)äft3(eben«, ber au&er;
Ijalb be3 größeren ©efääftSüerfefjrS auf ben ©entral^HWeffen ftanb,
geminnen unb geftalten $u fönnen.
$ie $erfortMdjen ©riefe aeigen nod) eine aufeere (Sigentljümlidj:
feit, bie idj biSfjer nod) an feinem ber, an 3al)t atler: ✓ v
bingS nur geringen, ©efdjäftSbriefe jener 3«t, bie mir j J-- i
biäljer ju ®efid)t gefommen finb, bemerft tyabe. ©ie j D j
tragen fämmttic^ aufjer bem oerfdjliefcenben (Beföäftfe I \J\ !
fieget, beffen ^reffung ftcr) mieberljolt im Rapier er; \ /
Ratten !)at, auf ber Wbrejjfeite eine mit ber §anb ge; "
jeidmete oergröfjerte ßopie ber ©ef$äft8marfe, meld>e
aflerbingS beren (Sbaracter jiemlid) atterirt, namentttdj — *
aber ben Kopf beS im Sieget beutlidj fjeroortretenben R
$u einem ((einen SRing jufammenföminben lä§t. —
<5in IefeteS ©rieffragment, öon anberer £>anb unb
{ebenfalls wenig ftenS ein 3a$r&e1)nt iünger, ift abrefftrt
„3)em ©rfamen ÜK. ©eorgen frapffen budjfierer ju
Kugfpurtf meinen guten Srreunb." 3ft ßtapff fpäter
nad) Slugäburg, unb nunmehr als reiner Söucfjtjänbler,
fibergefiebelt ober ift ber ©rief an Ujn, maljrenb er auf
einer 3a^rmar(tds ober $auftr:9ieife mar, borten abref;
firt morben? 3cf) möd)te auf erftereS fdjliejjen; benn
ba$ Fragment fdjeint ben Auftrag $u enthalten, ge*
fääftlidje fctfferenjen mit fieonfjarb ^ortenbad) unb $l)itipp Ullmrbt
in «ugäburg 5U fd)Itdjten; nebenher mirb bie ©ef orgung jmeier großer
3üric^er ©ibeln in Auftrag gegeben. Anfang unb redjte ^ätfte be§
©riefe» mit ber Unterfcbrift finb leiber mieber meggefajnitten unb
lauten bie betreffenden ©teilen : „....ber burtcntmdi ber tjat . . .
med im fein hui) geben mann er bar na d) 1 dnd .... feiig n od) fa^utbig
feo, mai| i($ nit ob ben . . . fo miß ber ptjiltp iec^t oua^ fl. rj oon
mir fya . . . "
Digitized by Google
- 295 —
(gin tefrteS föedjnungSfragment, ob üon ober für Straüff auäge;
ftettt ift unbestimmbar, erregt nur baburd) Sntereffe, bafj cS 3ürid)er
©ibetn, Nürnberger SReue Xeftamente, ©trafjburger ©ebetbüdjer, aud)
©eb. $ran(F3 SEBettbud) mitüerred>net. ^>atte üietteidjt Hinneigung
jur Deformation ftraüff jur Ueberftebetung nad) ttugäburg gebrängt?
fflatniger ÄudjljanMfr als fialenüfrnerUgcr im 16. SaljrljmtDfrt.
SKitgct^eitt öon <£b. »raufe.
(©orbemerfung ber föeb. $a8 nadtftefjenbe Wctenftüd —
eine ©erljanbtung üor bem ©enat ber ßonigäberger Uniüerfttät —
ift üon bem Herrn (Sinfenber bem SJlfcr. 1716 ber ßönigt. unb
UniüerfttätSbibUotyef $u Königsberg i/^Sr. 2. Sb. ©t. 34b— 36* ent=
nommen. ©ei ber ©ebeutung be« ®atenber;©erlagc3 für ben ftleins
©udjfmnbel ift jebe SJcittfyeilung über benfetben üon 2Bid)tigfett. 3u
Bebauern ift nur, bafc ber Origmatüertrag bem ^ßrotocofl über bie
©ertmnbtungen nidjt einverleibt morben ift; e3 märe üon Sntereffe
gemefen §u erfahren, ob audj bei bem 2Reniu81fd)en ßatenber, mie
bei bem Xljurneüfer'fdjen im 16. unb bei bem §erliciuÄ'fdjen im
17. 3af>rfwnbert, eine Uebertaffung be« SBertagSrec^t an bie 3)anjiger
©erleger auf eine beftimmte föeitje üon Sauren ftattgefunben tjat.)
©otgt ma§ jnn Sfeberürter fdjmebenber Action gefdjrieben ünb
geb,anbett morben, ünb erftlidr) eine« erb. föfmtä b. ©tabt $)anfcig fdjreiben
an ben Senatum, barjnne gebeten mirb M. Menium baf)in fcuuermugen,
ba3 (£r ib,ren ©uäjftmrern feine Calenber liebern, ünb hierüber ge^
madjtenn contract bie ootge leiften motte.
©nfern ic. ©bjrmirbige ic. ©n3 fwben üor biefem ünfere
©ürger onb ©udtfürer ©alomon ®iffer, ©alentin ©ariff), onb ©teffan
©djutfc juuernemen geben, melier geftatt fie oor ettidjen 3aren mit
bem (Srbarn onb motgelarten M. Matthiae Menio jfco Sur Stjrm.
ünb $td)tb. raitt Sottegen1), megen feiner (Satenber contraljiret, onb
fict) aber bejammeret, at$ fotte oermetter M. Menius tjinfürtcr mittend
fein, S)em fetben ©ontract geüurenbe üotge nidjt fculeiften, meldjä
jnen bann fcu merdtid)em befdjmer ünb nadjteit anberfmo gereidjen
folte. Ob ntnm mofl bamtwls ermetter M. Menius fid) bero geftatt
ereteret, fonberttd) at« bie fceit ber tieferung nod) nidjt furljanben,
baä mir nid>t tjaben füüren können, ba« ©r feiner üerfdjreibung
fruenfcietjen nullen« mere, ©o haben on« bannocfi berürte ©udjffjürer
toiberumb angetreten, onb biemeil ntmn bie &eit ber lieberung üor;
tmnbcn, onb fie fidj allerlei gebändelt matten9), Ob auet) biefetbe
gemiftid) ootgen mürbe, Snftenbiglidj gebeten, auf ben fall, ba ftdj
M. Menius feiner oerüflidftung, bie gleidnoofl bei totjaren m orten,
Bremen onb glauben getobet, entjtefyen mürbe, Xa« mir inen bc=
forberung« fa^reiben an (S. (5^rm. onb Ä^tb. mitteiten motten, 5)amit
Digitized by Google
— 296 -
fte one meitterung, üncoften onb onnötige* regten bic guttmifligfeit,
fo beiberfeit* im angeregten Sontract erforbert, au# ifco befto m§er
empfinben möchten.
SBir tjmar malend on« jfco fo menig Reifeld at* fcuuornrt
M. Menius merbe feiner oerfdjreibung moll miffen narf)foufefcen, bannt
e* anberer ongelegenfyeit nicfjt beburffe. ©eil nur aber benanten
93ud)ff)ürem, gteia) anbern onfern bürgern, fötale föriftlidje be*
forberung (iebodj eine« ieben SRcc&ten ofyie fdjaben) ampt* falben
nidjt meigern können. ©o gelanget off ben ffjatt, bo einige» Oer?
mfwnen« mürbe oonnöten fein, ann @. (5. onb $djtb. onfer freuntUaj
bitt, ftc motten onbefdjmeret fein, M. Menium freuntltd) bat) tu fcu«
ueremögen, bantit (£r bie ©udjfutjrer mit lieberung b. Calenberg
laut feiner eigenen oermitttgung fcu f riebe forea^en, ober in anbere
toege fid) mit Sncn abfinben, onb alfo fernere onnötige meiternng
Oerpfeiben muge. Söcld)« mie e« an tf>m felbft rcctit Onb ber biQig-
feit gemefj, @o feint mir e« in gteidjem onb mfyercrm freuntlid}
befdjulben erbötig. $>at. fcanfcig ben 30 Maij 91o. 80.
folget ber oertrag fcmufdjcn beiben parten ben 25 Sunij fluf;
gerietet.
Stadlern f)eut dato coram ampliss. Academiae Reg. Senatu
bie erfamen ©teffan ©djotfc onb Simon ®if[er8) mitburger onb
93u(§f§urer ber ©tobt SJanfcig erfdjinen onb mibber ben cum tit.
M. Matthiam Menium, Professorem Mathematicum be» Oor fcmeien
Saren fomufd)en inen auf gerieten oertrag« ber Calenber falben, fo
M. Menius f abreiben mürbe, angefügt onb gebeten, bemfelben fcu
oolge, ^nen ben Calender fo of« 81 §ar gefteüet fcuuberantmorten
onb aber M. Menius bagegen efclidje befdjmerttdje puneta neben bem,
ba» @r 3fto nid)t atiein ein $5eubfd)cn, fonbern audj einen Sateini:
fd)en Calenber gefertigt ic. eingemant, $H« ijatt fid) M. Menius auf
rooIgeba<§t* Senat« onberffanblung mit ben SSudjfürern oolgenber
geftalt oergteidjen onb üortragen tafeen, atjj, ba« @r Snen beibe
ejemptar feine« Calenber« in gleidjem ßauffe miü oolgen onb fcuftefjea
laffen, dagegen fid) bie SBudtffjurer tjinmibberumb ber ftreittigett
punet falben, melden nadj erfter bemiöigung nid)t aller binge ftanbt=
ijaftig na d)fo muten morben, eingeloffen, mie oolgt.
©rftlidj ba« fie Rein eremptar b. Calenber nodj oerfauffen, noa)
fonfte Semanb« foufommen (offen foQen, efje onb man ©r M. Menius
ber an^at ber feinen oon inen betommeu, onb feinem Patrone- bem
er fie dediciret, überantmortet f)abe, SBorfcu ftc 3m fcum menigften
ad)t tage fceit onb räum gegeben onb furgefa^tagen.
3um anbem, ba« fie ^infuro bie fcmo büdjer papier, &u ben
bieföero gegebenen ejemplarn, eintrieben (jum $)urd)fd)ie|en ober
junt $)rud ber greiejemplare? $>ie SReb.) onb fculegen motten.
Sefcli<$, ba* fie mugtidjen flei« einmenben f ollen, ba* bie
ejemptar f>infüro ot>ne einige oerenberung, nad) aufmeifung ber
Digitized by Google
- 297 -
Original bon ben $rutfern nadjgebrutft, bnb nid)t bog geringste, ba3
bem authore nachteilig bauen abcne^men aber ^uit)un foüe.
$ie litel ber beiben Ausgaben tauten:
Scbwibfalenber »nb «ttmanaebauff ba8 3ar nach bet ©eburt onfer*
(irlöfer* onb Seligmacher« 3«68 <£$9t3@i3. M.D.LXXXI. (Bericht
auff baS Sanb $reuffen, Bommern, etn theil Sflanb, 2Red)elburg,
Sacbfen onb XennemaTrf, ba bie (Eleuatio polt ober 64 grab befunben
wirb. $>urct) M. Mathiam Meine bon S5anfctgf, ^rofefforem ber
»niuerfitet $u ÄönigSperg in $reuffen. «ebrudt «Iten Stettin
beb MnbreaS ÄeHner4). 4°.
(ftönigl. u. Uni»..»iM. in JWniflebetfl »ig. = Ob 618. 4»)
Calendarivm et ephemeris siue diarivm ad annvm ä natiuitate
aalntifera domini et redemptoria noatri Jesv Christi M.D.LXXXI.
Directvm ad regionea Bonrasiae, Pomeraoiae, partem Liuoniae,
Lituaniae, Saxoniae, Daniae, Ducatua Holsatiae, Meehelburgij, vbi
Eleuatio Poli excedit 64. gradum, per M. Mathiam Menivm
Dantiacanvm, acadtmiae Itegionoontanae profeatorem mathe-
matvm (V). Lipsiae, Joannes Beyer imprimebat. 4°.
(Königl u. UnW.-Bibl. in Königsberg «ig = Ob 619. i
©eibe Muägaben finb bem SJcarfgrafcn ©eorg Sriebrich. ge;
toibmet«
x) Mathias Menius (eigentlich SRaine ober SReine) mürbe 1672 tyxo;
fefjor ber 91ftronomie am Xangiger ©ömnafium unb (am 1679 alt orbent;
lieber ^rofeffor ber SJcatbematil an bie Unioerfttät ÄönigÄberg. 3. »ud,
SJebenSbefdjreibung ber oerft. $reufj. aRat&ematiter. ÄönigSb. 1764. 6. 46-47.)
*) Tie SBudjljänbler traten nicfjt plinc ©runb bcB fpäten (ErfdjeinenS
Wegen in Sorge. SBätjrcnb fonft gewöhnlich, bie Äalenber bereite auf bem
Äönig&berger §abrmarfte, ber am jmeiten (Sonntage naa) Trinitatis feinen
Anfang nabm, jum Verlauf gebracht würben, waren bie 3)an$tger Sud):
hänbler biefeS mal erfl am 26. $uni — aljo offenbar mäljrenb ber 3eit beS
yafjrmartteä felbft, $u beffen SJefud) fte Wabrfdjetnlicb nach ÄönigSberg ge*
fommen waren — im Stanbe, einen neuen Vergleich mit bem »utor ab*
ftufchliefjen unb Vorbereitungen für ben 2)rud 511 treffen. Ueberbaupt
war in ber Aweiten fcälfte be« 16. unb namentlich im 17. 3abrl)unbeTt ber
fcanbel mit ftalenbern audj in ben Stäbten Greußen« unb $olen« ein febr
reger; fo febreibt 1662 ber $rofeffor $eter ftrüger, bafe er feine Äalenber,
welche ber ©udjljänbler 91nbrea& $ünefelb in 2>an$ig bruefte unb oerlegte,
bereits um Sßfingften fertig Ijabe unb bafi fie ^aufenweife naa) Königsberg,
I^orn unb ßlbing gefebidt würben. (Nähere* über ba« »alenberwefen
oergl. H. «irdftoff, beitrage jur ©efdhicbte bc§ beutfeben ©uchhanbel«,
TL »beb. S. 14—16.)
3) Ob bjer ober baS erfte mal, wo Solomon ©iffer fteb,t, oicfleiajt ein
Sdjreibfefjlcr öorliegt, fonnte nidjt ermittelt werben, ba leiner ber oben @e=
nannten oon ÜRicb. Sbrift. ^anow, ber in feinem „$entmal)( ber 3)aiuiger
»ud^brudereoen unb iBucbbruder i'Tanug 1740)" aud) ber SDanjiger Wud)-
^änbler in einem furgen Slbjdjnitte gebenft, erwähnt wirb. 91u8 bem 16. 3ab,r«
frinbert fü^rt ^anom nur 35tetr. Rift, ©euer (1695) unb ©altf. «nbreä
(1690—1627) an. S)er le^tere tft aud bem Sdjwetfcble'l'cbcH „Codex nundina-
riusu, wo er im 3aljre 1607 mit bier latetnifa)en »erlagdmerfen genannt ift,
fowie au« einem ScacbbrudSproceffe mit bem ©raunSberger ©uebbruder ©eorg
Sd)önfelS befannt. (»enber, @ffdjid)te beö braunSberg. »ucbbanbel« unb S3ua>
brud« ic. in: «Reue ^reufe. ^roo.=»lätter. S.^olge. X.»b. 1866. @. 432-438.)
Digitized by Google
- 298 -
— ferner finbet fid) nodj ein „^Hetterich 9J*id)aeln uonn Danfrig", weiset in
bet §erbftmcffe 1591 bon ben (Erben Sigmunb 5«^rabcnb* in ftranffurt a. SJt.
für 25 fl. Sucher entnahm. 3)erfelbe ift aber toafnrfctjcinlidj mit bent uon
$anoto genannten S)ietr. 9Jttd). ©euer ibentifdj. (§. ^aflmann, Sigmunb
Seuerabenb. ftrantfurt a. SR. 1881. S. 208.)
•) «Ott lieb SRoIjnite tjält in feiner „Gkfdjichte ber ©udjbruderfunfl in
Bommern" (Stettin 1840. S. U ff.) Änbrea« Kellner für ben erften flänbtgen
itfudjbruder Stettin«. 3o^ann Sidj^orn erhielt atuar nad) ber eben genannten
Cueüe am 19. ?lpril 1669 bie «cftallung al« Söucrjbruder für biefen Ort, er
tierblieb jebod) in &rantfurt an ber Ober unb orbnete nad) Stettin feinen
(Eibam ftnbrea« JieHner ab. 9lber bereit« mehr at* brei&ig 3al)re früher
mar hier 5ran$ Sdjloffer ober SdjlÖffer al* $ruder thätig. $erfclbe brudte
fotgenben «Imanadj, ber für bie ©cjdjidjte ber »udjbrudertunft Stettin« niä)t
ohne 3"tereffe ift:
San (Saig fttma !| narf) auf ÄöngSbergf ge | ridjtet, ju e^ren bem
bitr Ii dilaudjten ^od)geborenn &ürften !l £>errn Ä l b r e d) t en 2Rarg*
grauen ju (j ©ranbenburgf ic. nun Neuffen | §crfcogen, $urd)
ben liodiberümb |j ten ^ofjann Sarton Tor y\n || lofopt)ie unb artjncn
5>oc. || 3)arin man audj fthet || afler tag lenge unb jj auffganp ber |]
Sonnen || ba« || ganpc labr. || im 1537 jare. | 3U Stettin ben
ftranfr Sdjloffer.
3>ie gefperrten SBorte finb roth gebrudt. 3>er Xitel ift uon Stoppelltnicn
umrahmt unb um ba« ©anjc beftnben fid) ipolafdmitte; 10 unbejeidjnete
Blätter, auf ber testen Seite ein $olafd)nitt. 4°. (ftönigl. u. Unio.^ibt. *u
Jlönigiberg sig. = Md 333 (1) 4°.) — Rroax ermahnt aud) @. Bohmte
(S. 32) 5tan$ Sdjloffer, bejmeifelt aber, ba§ berfelbe in Stertin eine Offtcin
gehabt ^abe, wie er benn aud) nur einen SBirtenberger $rud uon ibm an-
führt. — Stetriner 3)rude uon 1545 (of)ne Angabe beS Bruder«) unb 1570
(3of)ann (SidjljornS $)rurfereu) werben nadjgeroiefen im Serapeum 3a^rg. 1858
S. 125 unb 1856 S. 26.
(Ein grfäljrlirtjcr tlruihfcljlcr.
Son «lbred)t ftird)hoff.
Unter ben bibliographifchen Suriofttäten, bie it)re 2Berthfcf)äfcung
met)r ober weniger bebenflichen $rudfehlern tjerbanfen, fpieten fce=
fanntlid) bie ^iScatorMdje „©traf mich ©ott":«tbel unb bie ftu£=
gäbe, in tu eitler bie G tief ran be« Bruder« nächtlicher SBeile in ber
ftorm bie ©teile „(Er fotl bein £err fein" in „(Er foß bein 9carr
fein" geänbert hotte, eine 9tofle. $ie ledere Seichtfertigfeit foU für
bie Urheberin toerhängm&rjofle folgen gehabt haben. (Ein ©eiten*
ftüd hierju bietet ein $rudfehler, welcher — üom SBudjbruder ber*
fdjulbet — Penning ©rofce in Seipjig mit fchweren, wenn auch nic^t
fo fchweren folgen bebrohte, ihm immerhin ba3 ©chidfal (Jmjt
Sögelin'S fyattt bereiten fönnen. 3)er %att h^t jwar oorwiegenb
eine (ocatgefchichHtche ^3ebeutung, üerbient aber auch hier aU Set»
trag &ur SebenSgefchtchte eine« t)crnorraa,cnbcn ®uchhänb(er« be«
16. 3Qhr^unDcr^f c^nc8 ©uchhanbter«, ber namenttich für bie ©nt;
widetung ber Stellung fieipjig« im beutfehen ©uchhan^t bon ©e*
beutung ift, einen s^(a^.
Digitized by Google
- 299 -
Penning ©rofee fjatte im 3ab,re 1589 ßuther'S ßateduSmuS
burd) ßachariaS 93ärmalb in fleißig in üerfdjiebenen Formaten bruden
toffcn. 2Infd)einenb mar ein unb berfetbe Safo burd) Umbrechen ber
Soiumncn (unb üieHetcht auch ber 3ei(en) für aüc Ausgaben benufct
worben unb ein unangenehmer 3ufafl fjatte e3 gemoflt, bafe ma^r-
fäeuttidj bei biefem Umbrechen in bem «riifel öom Slbenbmahl bei
ber ©ebej Ausgabe baS ©ort „Sffet" ausgefallen mar. Unter ge;
möhntichen 93erfjältniffen hatte biefer Unfall nur bie Sotge gehabt,
bafc bie @jemptare ber betreffenben ÄuSgabe entmerthet unb um
brauchbar gemorben mären, Penning ©rofee einen pecuniären Sertuft
erlitten hätte. Wbcr bie jmeite ^ßeriobe ber crtoptoicaloiniftifchen SBirren
begann fich $u entmidetn, bie orttjobox; = luttjcrifdjc Partei mar im
SSegriff t>on neuem bie Oberljanb ju geminnen — unb Penning
©rofee ftanb im ©erbaut be3 (£rnpto=CSatüiniÄmu$. (53 mürbe ibm
öerübelt, bafc er bie S9ibetau«a,abe be8 #ofprebiger3 ©almuth, ber
als t>eimti(^er SReformirter oerjchrien mar, brudte; e$ mürbe ihm
norgemorfen, bafe er ben bie Sntereffen be« orthobor^ tutherifchcn
$ofprebiger3 2fliruä unb beS ©uchbruderä 2Rattf)ea ©tödel in Bresben
fcbäbigenben Sßachbrud ber üon bem erfteren auf bie öerftorbenen
^urfärftinnen gehaltenen fieichenprebigten burd) Sodann brande in
SRagbeburg öeranlafet habe, tu or über ber ^rocefe feit bem ^afjrc 1586
fdimebte. $er unglüdtiche $)rudfehler mürbe alfo um fo leichter ju
einer perfibcn tjätfdmng eine* lutherifdjen ©muboIS burd) bie jur
Beit noch bie Cbcrbonb babcnbe cnipto - calöiniftifche Partei auf:
gebaufdjt, al* gerabe eine &ird)cnut[ttation ftattfanb unb gadjariaS
©ärroatb, um ftd) felbft beden, bie etmaigen folgen feiner eigenen
9ßad)läffigfeit auf Penning ©rofje abjumätsen, ihn als bemühten
Urheber ber angeblichen $älfchung hinjufteflen fud)te.
3n mie meit ber ungtüdliche fcrudfehler mit tum (ginflufc auf
bie ÄuSftofjung Penning ©rofje'S aus bem $Rath*coflcgium gemcfen
ift, geht aud ben beiben einzig borljanbenen Äctenftüden nicht herbor;
moljl aber fcrjetnt ber Satt an fich Don feinen &einben auSgenujjt
morben ju fein. Äber Penning ©rofee, beffen bürgerliche ©rjftenj
möglicher SBeife auf bem ©piele ftanb, mehrte fich energifch auf bem
9techtSmege gegen bie öon ©ärroalb gemiffentoS aufrecht erhaltene
©efdjulbigung unb teuerer mürbe fchliefctich in einem am 31. 3uti
1592 oor bem töathe errichteten „redumeffigen biHichen «bfchibt"
oerurtheilt, binnen fächfifdjer grift, feinem (Srbieten nach, bie öor;
gebrachten «nfchulbigungen ju bemeifen. S)aS aber fonnte er nicht
„mit beftanbt tmb im grunbt ber martjeit" unb mufete enblidj am
20. gebruar 1593 üor ©ürgermeifter unb föath nach überftanbener
©efängnififtrafe bemüthig reoociren unb bem perfönlich anmefenben
Penning ©rofje «bbitte leiftcn.
S)ie barüber unter bem 24. gebruar 1593 ausgefertigte, üon
Sadwria« SBärroatb eigenljänbig gefchriebene Urfunbe tautet:
Digitized by Ggpgle
- 300 -
3$ 3a$<"ia$ ©ärtoatb, ©urger onb 33ud?brucfer aQ^ier ju
ßcipjig, erfunbe onb befenne, bemnach oerrudter &tit Anno 89
oon bcm Srbarn onb meofen #errn Penning ®roffen, ber Keine
Satechifmuä Lutheri beutfeh mieberumb aufzulegen, onb ju juxben
onterfchieblichen fotmaten jubruden, mir befohlen, ift üngefehr in
bem einen format al§ l6mo ba« toörtlein (Sffet in ber ©infefcung
be« #©rrn Slbenbmat oberfehen onb aufjgelaffen toorben, toetch*
fid) uermutlid) batyer geurjadjt, baf? id) im (sie) (iremplar ber»
fc)anben gehabt, in meinem baffelbe toörtlein nicht geftanben, onb
etroan jnuor im mnbricben au? einem format in« anber ift uer-
legt onb nicht hinein gefegt toorben, toie benn leicht gefd)ehen tan,
nad) meinem td) mid) im corrigieren gerietet, onb in mangel
eines Correctoris, au$ onbebaeht bemfelben gefallet, onb anbere
hir nach bruden laffen ($rej$reoifion), nicht aber ber meinung
einigen Srrthumb bamit au bef orbern, rote e3 bi^er üerf ehrlich
angezogen toorben. Db ich nun toot, ba.folcher mangel offenbar
toorben, jur entfctjulbigung oorgetoanb, als fott #err Penning ©rofc
Orfach baju geben höben, ba8 foldj toorbt aufcgelaffen, in bem id)
midi gefürchtet für ber ftraff, bie mir oon mennigtich ganfc ab-
idicti'lidi gebretoet onb auffgefejjt toorben, bab id) bod) mit feinem
grunb auff ibu foldjeS bringen nodj betoeijen fönnen, toie mir
le&lid) in ©echfieher frift ju thun auffgelegt toarb, bertoegen auff
mittet onb toeg getrautet, baju mid) benn aud) mein getoiffen
gebrungen, wie id) mid) beö ihm güttlid) abftnben, onb oon ferner
anttag jtm abtoenben möchte, fcierauff mich entlieh gutmiflicc)
erfleret, ba« id) mit marheit toeber im $erm Penning ©rofe nod)
ben feinigen einige fd)ulb onb orfad) jumeffen fonbte, bad gemelbe«
toort aufegelaffen, fonbern mir felbft, meiner einfalt, onbebactjt onb
onbefonnenheit fold) zulegen müffen. Oft mir aber f)er$ti$ leib
getoefen onb nod), baä id) $errn Penning troffen onb bie feinigen
in jotd) onfjeil Onb ongelegenfjeit ^iebura} gebracht. sJiad)bein ict)
jlm aber fold)e8 burd) SHittetperfonen Oermetben, onb omb Oers
jei^ung gebeten, hat er fict) aus* (£^riftlidjer lieb auff oorgebenb
erfentni* onb abbit beffen nicht oertoegert, barauff bie SReuocation
onb abbit für ben ©hrueften fjochroeifen #errn $ürgermeifter onb
föatlj ben 20. gebruarij biefe« 93. 3arS omb 10 hora in beofein
#errn Penning ©rof» onb jtoeoer SRann auff meiner feiten (ba
e$ alfo aeeeptirt onb für befanb angenommen) oolnjogen toorben,
toie id) benn fola^ed nod)mat$, frei ff t bie) er meiner eigen banbfdjrifft
onb auffgebtudtem Siegel tjteniit öffenttia^ Onb nuBbrüdlid) bc-
ftenbiger meife miberruffen onb miberfproc^en ^aben mit, ba* $err
Penning (shov> onb bie feinen hieran ganu onfa^utbig, erbiete mid)
auc^ Mniurber bie &eit meine* lebend $>errn Penning (troffen onb
bie feinen gegen menniglich in oflen &fyen onb beften jugebenden,
nicht« benn aüe« tiebe« onb gut« ju roüntfchen, mie ich °«n« ü0«
Digitized by Google
- 301 -
getoiffenS wegen mich fdjulbig erfenue, tütl mich aud) gegen jtin
aller förberung Dnb gunft tjinfort Derbröften.
Xictocil mir auch Don ein ©htbarn Ijodjnjcifen Üiatf? fo Diel
ju gemutt) geführet, ba§ burd) folgen meinen DnfletÄ tmb önjitm
liehe« beginnen nicht allein #err Penning ©rofc in befchwerung
gebraut, fonbern aud) ein Srbar $joc^toeifer SRath tmb bie ganfce
©tobt fieipjig beto hohen Dnb niberftanbsperfonen, firmen tmb ©$ulen
innerhalb Dnb au&erhalb biefed ßanbe« in merklichen Derbad)t
tmb fchimpffliche nadjrebe gefefct, weil aud) in öffentlichen $)rud
fotdj oerfeljeit für ein freuenbtltche Derfelfdmng be« Clatedjiimi jur
tmgebur ift aufjgefprengt warben, $13 ift mir foldjeS nicht wenig er
oon gruttb meine* f)er&en8 leib, ba8 ich f)ier&u Drf ad) gebenn, mit
aber tjiemit ein CJrbar Äjwcfjweiieu SRatf) unb mennigttch fo Ijieburd)
beleibiget roorben, omb tlljriftlidje Dnb günftige oer&eifmng Demütig
erfuc^t onb gebeten twben, ber bröftlidjen juuerfidjt ein (Srbar
onb fcochtoeifer SRath toerbe fid) (£t)riftlich onb SBätcrtic^ gegen
mir armen einfeltigeu 2Jlan erzeigen, Dnb gnabe für recht ergeben
laffen, Dnb mit ber peert, fo id) im gefengniä etliche tuodjen
gehorfamlici) erbulbet, bijjmal conbent Dnb Dergnüget fein, in ans
fefjung, ba* bi* alles nicht aud leichtfertigfeit, fonbern aud atber-
feit Dnb üubebacht Don mir gefdjehen, toil midi aber Dormittetft
©örtlicher gnaben hinfort beffer Dörfern. 3u met)rer beglaubigung
Dnb ftarefung ber warljcit f)ab id) fote^ed aUed mit eigener $anb
getrieben, aud) jtoeen meiner betiftenbe Dnb guten ^reunbe bitt-
lief) oermocht, ba* jte neben mir mit eigenen #anben Dnterfchrieben,
Dnb i^re gemöntiche 83etf trofft auffgebrudt, SIctum fieipjig ben
24. Sebruarij Anno 1593.
L. S. L. S. L. S.
SRichet fianfeenberger. 3ad)aria8 SBerwatb. ftranfc ©djnetbolfc.
$en Acten liegt noch ba3 (Soncept einer jtDeiten, anberS, jutn
fdjärfer gefaxten unb bemüthigenberen (Shrenerftärung, batirt
Dom 20. ftebruar, bei. (E& toiH mir fcheinen, als fei bied eine Don
Penning ©rofje felbft in bem angefefcten Dermin Dorgelegte Raffung,
welche feine $erfon ftärfer als ben gcfdjäbigten unb oergebenben
Xtyii in ben S3orbergrunb fteöt, mährenb bie officiclle Ausfertigung
einen mefentticheren Accent auf baS burd) ben 58erbadjt beS ßröpio;
caloiniSmuS beeinträchtigte Anfeljen ber Stabt unb auf bie feiten*
beS ©tabtregimentS geübte ©nabe legt. Vielleicht wies auch eine
fcharfe ©teile jenes Entwurfes ju beutlich auf genügenb befannte
^erfonen hin, bie man ju fchonen Serantaffung hatte, ober beren
Sttitwirfung bei einer unfauberen Angelegenheit man in S3ergeffenhett
bringen wollte.
SMefe erfte Raffung ber ©hrenerftärung lagt ©ärwatb fagen,
bajj er ben ßuther'fchen 8ated)iSmu3 für Penning ©rofee „Dmb ge^
bürliche befotbunge in onberfchtebliche forraat" ju bruden gehabt,
Digitized by Gotfgle
- 302 -
benfetben „feines guetbüncfenS eigner Sßerfon corrigiret", gleichwohl
beim Slbfe&en baS SBort @ffet ausgelaufen höbe. 9tochbem bieS ent*
berft Würben, ^obe er aus 5urcf)t oor ©träfe unb
of oerleitunge onb anftiftunge anberer teutfje, auf welche
id) ein auge gehabt
vorgegeben, bieS fei auf SBeranftaltung Penning ©rofje'S gefchehen,
ber ihm einen „folgen Catechisnium jugefteflet", Worin baS SBort
gefehlt unb ihm befohlen Ijabe banacf) ju fefcen. Xtefc
bejichtigung liabe id) l)u\ unb mieber in bifer ©tabt fürnemlid) aber
ben bem (Sfjriftlid; gehaltenen Visitation merd auSgefprenget,
um-:- bann in allen Sänbern ber ©tabt jur ©djanbe unb Penning
©rofce „^ue geferlichem nachteil ausgebreitet morben". ©ein ©e=
wiffen — eigentlich wohl bie Ueberfu^rung ber Süge unb bie ^>aft
— bränge ihn nun bie SBaljrheit einjugeftehen, auch
gtebets baS ©ejjejemptar, borein ich mit eigner t)aitbt gef abrieben
onb notiret (b. $.tooty bie ©efcerjeichen), baS ich bo3 wort effet,
nicht aus beuehl, oorbewuft ober anftiftung $errn Penning ©rofjenn
onb ber feinigen, Diel weniger einigen Shrtumb baburch $u be=
forbernn, tt)ie es biSanhero oorferltch angezogen morbenn, fonbern
auS mangetung eine« Correctoris, benen id) biüid) galten fo0enn,
fowot)t aus meiner eignen einfatbt, onbebad)t, onuorfichticfeit onb
oorwartofunge auffengelaffen.
@r wiberrufe bat)er aüeS, was er Penning ©rofce unb feiner Familie
,,ju ocrfchmclerung ewrcS guetten ©crüchtS, gerebet, getrieben, gethan
onb gehanbelt" unb bitte, ©rofce wolle fich feines armen SBeibeS,
feiner ftinber unb feines Jammers unb StenbeS erbarmen, bie gegen
ihn beabfichtigte peinliche 3niurienHage fallen (äffen unb ihm oerjeihen.
©o hätte benn auch t>\t jweite <ßeriobe ber croptocatoiniftifchen
SBirren einem bebeutenben ©uchhänbler SeipjigS oerhangnifjooll werben
fönnen. 3n ber erften würbe (Srnft SSögelin foftematifch unb mit
Sorbemufjt auf 5tnftiften beS SBürgermeifterS $ieront)mu3 ataufdjer
gefchäfttich su ©runbe gerichtet; Penning ©rofje blieb menigftenS oor
bem gefchäftlichen Schiffbruch bewahrt. Ob aber baS incorrecte Auftreten
ber Uniüerfität gegen ihn in ber Angelegenheit beS SttefefatalogeS
(im 3ahre 1600) nicht noch oon Änhnofttät gegen ben früher beS
SröptocaloiniSmuS 93ejüd)tigten beeinflußt gemefen ift? SRöglich
wäre eS.
Digitized by Google
- 303
Anträge jur <6tfty\ä}\t orr ffßfrrn^tfrfjrn Mtytxyoiytl*)
Unter biefem Xitel ift auf ©eite 283 be3 fccr)ftcn SSanbeS be«
SlrdjiüS auf eine in Xefdjen erfolgte ©üd)er=(£onftScation unb ;93er;
brennung ©ejug genommen, welche buraj oerfdjicbene oon mir im
3)reSbener ©ef). ©taat8 = $lrdn'o**) aufgefunbene Mctenftütfe jebem
3toeifel enthoben unb mefentlid) ergänzt toirb. 3er» erlaube mir, im
ftolgcnben eine auf biefe Äcten geftüfcte S)arfteUung beä Vorfalles
ju geben.
Xrofc ber im meftfätifdjen ^rieben ben Sßroieftanten ©d)lefien$
jugefidjerten 8ted)te mürbe beren ©emiffenSfreiljeit feit bem Sluöfterben
ber piaftifd>en ^erjöge oom faiferlidjen §ofe fnftematifd) unterbrüdt
S)urdj feinen füljnen (Sinfatl in ©adtfeu #err be$ ganjen öftlidjen
$eutfd)lanba geioorben, tjatte jmar ®arl XII. oon ©djmeben bem
ßaifer bura? bie TOranftäbter (Sonoention (22. Stuguft 1707) unb ben
@£ecutionarece| üom 8. Februar 1 709 für bie fd)lefifd)en ^roteftanten
oo Ue ©emiffenSfreiljeit unb freie $u$übung ihrer Religion abge=
jmungen; inbeffen mußten bie Sefuiten felbft gegen ben SBiUen beS
faijerlidjen jpofe* bie neue Drbnung ber 5)inge oielfact) ju umgeben.
2)a| biefer baburd) in ben 93erbad)t ber 3nKibeutigfeit unb be8 SBorts
bru$e3 fam, fümmerte bie Väter 3cfu menig, ba itjnen bie ^vopa-
ganba für iljren Drben tiel mef)r am £erjen lag. ®aum mar atfo
ber ©$mebenfönig mit feiner Slrmee au« ©djlefien abgerüdt unb
'baburd) bie unmittelbare ©efaljr für ben #aifer befeirigt, fo maa^te
ftdj bort audj ber unfjeilooüe (Einflufj ber Seiten mieber geltenb,
mie bied ber folgenbe Vorfall bemeift.
Xefdjen in ©a^tefien mar ju Anfang be3 18. 3af)rf)unbert3 eine
iüd)t unbebeutenbe proteftantifdje ©tabt. £a e3 aber Damals bort
feine Vud)Ijanblung gab, fo belogen bie eoangelifdjen ©eiftlid)en unb
Selker, mie ©. 283 a. a. O. Ijeroorgefmben wirb, iljren Vebarf an
Vüd)em oon Seipjig, junäctjf't burdj Vermittlung beä Setjrer^ an ber
lateinifdjen ©djule ju Sefdjen, Sluguft 2Röbiu§ (audj Mevius gefd)rie=
*) (JÄnm. ber 9ieb.) 2)ie nadjfteljenben 3Rittljeilungen bilben ein inter-
effante« Seitenfrücf $u bem oon Dr. Ä. Sdjloffar im fec^ften 93anb beS $rd)iü*
actenmäfjtg bargefteUten eigenmächtigen Auftreten bei Sefuiten ald SJerwalter
ber *ßrefjpoli$ci gegenüber ben politi)d)en ©ctiörben in (iJrajj. Sie bieten aber
gleid)jeittg ein neues, unb mm fe^r braftifaje«, Seifpiel für ba3 metjrbetonte
jdjroädjlidje SBerfjalten ber fädjfifdien Regierung, roenn e3 galt, bie ^ntereffen
ifyrer Untertanen gegen Uebergriffe unb ©eroaltmafjregetn bed faijerlidjen
Jpofc* ju fdjüfcen. Selbfl bie Verbrennung beS <£oncorbienbud)3, be3 fonft
fo l)od) gehaltenen *ßaflabium8 ber fäajfifcjen lut^erifdjen Sanbe«!ird)e, burd)
Jenferi^anb oermod)te fte nid)t ju energtfd)en ©orftellnngen unb ju fräftiger
3nteroention aufauftad)elnl
**) Loc. 10742. Acta, bie oon benen ©udjfyänblern ®lebi^fd)en unb
SBeibemannen in ba« Sürftent^um Iefd)en getieften unb bafelbft confiscirten
unb Derbrannten »ücfjer betr. Ao. 1716, »latt 3 u. 4.
Digitized by Google
— 304 —
ben) oon 3. 2 ©tebitfdj, mit beffen $aufe crftcrcr befreunbet mar.
$iefe 93erbinbung mürbe 1711 berart eingeleitet, bafe bie Xefdjener
itac^ ben ©lebitfch'fdjen Katalogen bestellten unb 3ahtung bei Abnahme
ber SBüdjer leifteten. $te ©eförberung berfelben gefdjah burdj S3er-
mütelung oon Äaufleuten, j. 93. burdj ben ßaufmann ®hnftoph ßfibid)
au* ©eiffer&hau. ©ei ber erften ©enbung öon 1712 mürbe ba«
©efdjaft glatt erlebigt. Äl« aber Diori^ ©eorg SBetbmannn, ber
©ef(häft«s(Iompagnon unb fpätere Nachfolger oon ©lebitfd), im %ul\
1713 eine neue 93efteÜung für bie luthertfehe ©emeinbe in Xefdjen
auageführt ^atte, mürben bie ©ücherfiften bei it)rer Hntunft bafelbft
„auf SSerantaffung be« Decliands Twunski burd) ben ßönigl. Fiscal
angehalten unb arrestiret unb ben bem £>errn trafen Tenczin (bem
£anbe«hauptmann) oorgegeben, e« maren scandaleuse, scabiose, infame
unb ber ßatholifchen Religion fjödtft fchimpflidje ©üdjer, meiere« auch
gebauter §err ©raff an ba« Ober^mt nad) ©refelau unb meiter
an ©r. Lanfert üttant. §off berietet, Söorauf, ba ben 3^re ßönigt.
SRaöt. unb (J^urfl. 3)urd>t. $ochpreifelicf)en ©et}eimen Sftatt)« Collegio
fie bie ©adje angebracht, an #ochgebad)tc« Cbet^dnt nadi ©refelau
ein ©treiben ergangen, bafe man folche 93üd)er, al« eine ©ad>e
bie in« Commercium liefe, relaxiren unb bem Commercio feinen
fretien lauf laffen möge." liefern ©efudje mürbe jebodj nicht ©tatt
gegeben, mclmebr bie $efd)tagnatmie felbft audi bann nod) aufredet
erhalten, al« ein faiferlicher ©efefjl be« 3En^altS einlief „bafe man
biefe ©üdjer au« bem fianbe fd)tden folle." $ie Scfchener ©ehörben
liefen jeboch btefen 93efehl nicht allein unbeachtet, fonbern fie übergaben
auch auf Anregung be« $edjanten $mun«fi, „ber bie ©ad)e $u Oers
antmorten gänzlich über ftch genommen, bie ©üd)er gemiffen Patribus
Societatis Jesu ju burchlejen, melche auch, mie oben gemelt, biefe
$3üdjer in ihrem 93erid)t Oor Infam, scabios unb scandaleus au«ge;
geben, barauf benn ber #err ©raf Tenczin, al« Judex '/. ob e« au«
ßa^ferti^en ©efetft gefchehen, merbe gejmeifelt •/. biefe ©üdjer ben
14. Suguft 1714 als an feinem @eburt«tag" burch oier genfer«:
Inerte oom 8tathhau|e ^oten tiefe, ben haften felbft öffnete, bie barin
enthaltenen 52 ©üdjer jählte, fie mieber in ben haften legen unb
„burch bie genannten 4 genfer« Snedjte an ben Oranger beti einem
olmgefäf)r fünf ©dritte Oon bemfelben gemalten fteuer fchteppen liefe,
ba benn ber #enfer«;$necbt erftlicf» bie fleinen Söüdjer jebe« auf einer
hötjernen ©abet, tyxnad) bie gröfeeren oerbrannt, 3u&or aber allerlei)
Ceremonien mit genfer« ©prüfen, Slbreifeung berer ®upferftid)e berer
fiutherifchen CEUnuItctjen unb idiimpf lidje s2Lrt berer 3ufchauer gemalt,
ioetche execution oon 10 bi$ 2 Ul]r gemä^ret, unb ber £>err ©raff
bon Anfang bid ju Snbc bengemo^net, Xabct) vnfonbcrf)eit oon ben
Jesuiter ©c^ülern üiel ©efpött getrieben unb bie 93ibeln, Formula
Concordiae fe^r oerhö^net morben. 55er genfer habe enblich bie
Slfdje auf ben ©c^inber Singer geführet unb felbige in ba« babeö
Digitized by Google
— 305 -
fliejjenbe SBaffer gefehüttet, bcr ©djulbebiente Mevius, fo bie Sucher
öerförieben, ba er erftlicb bcr execution betimohnen müffen, feto mit
feiner Familie ber ftatoferlichen ßanbe oertoiefen roorben."
©o befunbet mörtlid) ber 93ud)t)änbtcr äRortfc ®eorg SBeibmann
in feiner $n Seipjig am 22. ftebruar 1715 erfolgten Vernehmung.
5)er faiferliche $of mit feinen Sefuiten begnügte fidj aber nicht blofj
mit ber oben befdjriebenen (Srecution, bielmehr bef^roerte er fia? noch
in einem (Schreiben d. d. SBien, ben 13. 9tooember 1714 bei bem
fhirfürften oon Saufen über bie Einführung oon „lafterlwften mit
lauter miber bie (Sattjolifdje Religion unb baS Publicum, ja miber
bie Principia ber Mugfpurgifdjen Confesaion fetbften lauffenbe ^öcr)ft=
ärgerliche Calumnien unb Unwahrheiten angefüllten unb, meil bie
Gahmen ber Authorum barinnen guten theitS oerbeefet werben, befto
gefährlicheren S3üd)ern in Unfer (Srb^ürftenthumb ^efdjen" burdj bie
beiben Öetpjiger Vud)hänbter ©lebitfcö, unb SBeibmann. $)ie Vefchroerbe
fät)rt bann fort, ba& ber faiferliche #of bei ber „gefährlichen" Ve;
fchaffenheit ber Vücher beren (lonfiScation unb Vertilgung feinem
Xefajener ßanbe3j#auptmann anbefohlen habe, unb »erlangt nicht blofi
bie ejemplarifche Veftrafung „biefer fieuthe in oerbothencr Xrucferen
bergteichen lasterhafter Vüccjer", fonbern auch »^ine billige HRaag unb
(Stnfchränfung bcrgleichen oielfättigen mteber bie SRcicr)« ■ Verorbnungen
lauffenben unb oon Und felbften in Unfern ©rblänbern feine* SSegeS
ju geftattenben au 3)refjben unb ßeipjig feithero mie ärger — atfo
fdjäblid) ausgegangener $rucferetien."
3m SBefentlichen ftimmt mithin ber 3"ha^ ^cr faiferlichen Ve*
fchroerbefchrift mit ben oon SBeibmann gemachten eingaben überein.
9cur barin beftef)t ein Unterfchieb, bafc ber faifertiche $of in feinem
©^reiben angiebt, er fetbft t)Qbe bie SonfiScation unb Vertilgung
ber in Srage ftehenben Vüeher angeorbnet, toährenb SSeibmann ein
eigenmächtiges Sorgehen beS $ecf)anten XmunSfi behauptet unb bie
©riftenj eines faiferlichen VefehlS bejmeifelt. SBie bem auch fein
mag, an ben oben bargefteüten X^atfac^en änbert biefer Unterfchieb
fo mentg mie an ber SBortbrüchigfeit, bafe bieS $öeS ftch ereignete
faum fünf Söhre naa) bem Äbfchlufj be$ (SjrecutionS * SReceffeS ber
Stttranftäbter (Sonüention üom 8. gebruar 1709. $uch baS fteht feft,
bafj ber in SBetbmann'S Vernehmung ermähnte faiferliche VefebJ, man
foüe biefe 93üct)cr aus bem Sanbe fehiefen, oödig ignorirt mürbe. UBenn
nun ein foldjer Ungehorfam möglich mar, fo finb mir auch berechtigt,
mit SBeibmann anzunehmen, bafj bie Verbrennung eigenmächtig auf
Verantaffung beS $ecf)anten XmunSfi bejm. ber tjintcr ihm flehen*
ben Sefuiten burch ben SanbeS^auptmann ©raf Xencjin oorgenommen
morben ift «uf baS Xreiben unb bie 3Jcacht ber Sefuiten am faifer=
liehen $ofe mürbe biefer Umftanb ein äufjerft intereffanteS Streiflicht
merfen; benn er mürbe jeigen, bafj bie Sefuiten in Sien fiaj nicht
blo& bamit begnügten, ihren ©erzeugen in Xefchen megen ber «Rieht*
«rd>io f. «ef$. b. Deuten »ud^. VIII. 20
Digitized by Google
- 306 —
Befolgung be3 bei Seite gefegten faiferltchen SBcfc^t« Straflofigfeit
fiebern, bafc fte oielmetjr noch obenbrein bürdeten, bafe bie faifer*
liehe Regierung fict) im Sinne ber Sontraoenienten it)rea Vefehlä
befchmerenb an ben furfac^fifc^en $of manbte unb bie ejemplarifche
Veftrafung ber Vudjhänbler (SHebitfch unb SBeibmann unb bie Unter=
brüefung be$ 5)rucfe8 unb ber Verbreitung jolaVr gefährlicher Vüdjer
oon fieipjig unb Bresben au« ©erlangte. Eurdj biefen Stritt be*
faiferlichen ^»ofcS zwangen fie bann benfelbcn gleichzeitig zu ber giction,
baB jener Vefet)! zur (£onfi8cation unb Sertilgung ber Vüdjcr oon
i^m ausgegangen fei. So toeit gingen bie fettigen Väter aUerbingä
nicht, auch °ie 5Irt ber angeblich befohlenen Vertilgung burdj Ver=
brennen aussprechen, oielmctjr begnügten fte [ich bamit ben Äaifer
im Allgemeinen fagen ju laffen, bafj bie „Vertilgung" oon ihm an=
georbnet morben fei.
SBotlte man fein Urtheil über bie oerbrannten Vüct)er lebiglich
nach ih«* (£htt™fterifirung *>ur£h bie faif etliche Regierung unb nach
ber Schärfe ber an ihnen ooüjogenen ©jecution bilben, fo müßte
man fte natürlich für äu&erft gefährlich unb anftöfeig halten. @in
Vlicf auf bie Xitel ber nachftet)enb oerjeichneten SBerfe laut jeboch
bie ooüftänbige Unfchulb unb #arottoftgteit i^red 3nhattä ohne 2Bci=
tere* erfennen: e3 maren eben meift ürioilegirte proteftantifdje Slnbadjt*-
unb ©ebetsVüchet, meldte bereits in zahlreichen Auflagen etfehienen
unb übet ganz Eeutfchlanb üerbteitet waren.
Verzeichnis betet büerjer, fo Mense Julij 1713 nach ^efc^cn auf
Vetlangen gefanbt, unb bero bie unter ftricfjenen — hier im $)rucf
burchfchojfenen — ben 14. Suguft 1714 Verbranbt roorben.*)
1. Minutius Felix.
2. Dlugossi Historia Polonica.
3. Papens Wpoftot. ©htiftenthum.
%ti autor ift ein (Eoangelifcher prebiger fo nod) in «erlin lebet. Da»
Sud) ift eine poftifl.
4. ^> aa feit 3 ftebner.
Set autor ift nod) Pastor primarius in ©ubifjin unb ba8 93ud) zeiget,
Wie ftd) ein priefter bed aflerlen menutenalibus aufzuführen, ohne bie
religion *u touchiren, ift aud) barbeu ein Äönigt. ^oln. unb (Efaurfl.
©ädjfj. auergn. Privilegium.
5. Gerhardi Harmonia.
3ft ein Commentariua unb 9Jergleid)ung ber C£$ang. $iftorie beffen
enbt3»ed gar nid)t bie ©treitigfeit ber religion.
6. fcaafen* ^afeionS Kütten.
7. ©ahmen« Passion B-«nbad)t,
8. ©pener'* £eid)en=$rebigtcn,
9. ©penerS ©atedjiSmudprebigt,
Öaben nid)t ba8 geringfte $ertt>erflid)e in fid) unb finbt mitt ftöntgl.
*) $5iefe3 «erzeidjnife würbe oon SBeibmann bei feiner Vernehmung ju
ben Äcten überreicht unb ift oon ihm mit ©emerfungen über ben fcbarafter
ber oerbrannten ©üd)er oerfeben.
Digitized by Google
- 307 -
^olnijd). unb efmrfürftL Sädjfe. aud) Äönigl. $reuf$. unb C^urfJ. »ran*
benburg. aliergn. Privilegiis.
10. S p e n e r v? ^afjionö Sßrebigten,
idem mit ftönigl. tßolnifd). unb Cl)urfl. SadnV auch Äönigl. Sßreufe.
unb $l)urfl. ©ranbenb. aflergn. Privilegiis.
IL fcäuffler* $au& unb SHrdjen Sd)afr, 2 »änbe,
3ft eine pofttü*.
12. Carpzovii 5rags$rebiaten,
$er autor ift betanbt, ift eine $oftiH mit Äönigl. $oln. unb Sburfl.
Sädjjj. privilegio.
13. ejusd. Isagoge in Libros Symbolicos.
14. Spanhemi dubia Evangelica.
3ft ein purer Criticus ber attertjanbt philologische ©ad)en pro & contra
gefdjrieben.
16. Hnnnii Apostasia Romanao Ecclesiae.
Sttefer Controversist ift fo gor in »refelau gebrudt.
16. Lucerna Salia Philosophorum.
17. #nafjen$ Seelen fcirte,
Of* «in Pastoralbud) berer ©oangelifdjen oon obig, autore.
18. ©ober« Sabinet-^rebtger,
19. — 8efoer=©lode,
20. - ftrft>OHo<fe.
21. Arndts (£l}rtftentf)um, 2 mabj
ein belaubte« 93ud) mit Äönigl. $oln. unb Clntrfl. ®äd)fe. aud) Äönigf.
$reujj. Privileg.
22. Lehmanns <ßrebiger 2rf)a^,
ift in Drefeben gebrudt be* autoris opus ift lauter aufeerlefene ^rebigt
nid)t aber controversien.
28. Spener an bie Colosser unb Epheser,
mit aOergn. Äönigl. ^Jreufe. Privilegio.
24. @teid)8 an bie Epheser.
3)er autor ift §off$rebtger in treiben.
25. Calovii fceutfdje Bibel,
3(t Har.
26. Opitii OnveciBmu8.
27. Papens SBod)en=prebigten,
idem Nr. 8.
28. ©eier* Miscellan-^rebigt
fetnbt« prebigt eine* 6burfäd)&. ober Jpofftßrebiger«.
29. fiöber* Systema 2 Söönbe
Dieje« S9ud) ift ein controvemst aber bodj in Seipjig gebrudt toorben,
Tencn t> o tu: ^erfon dediciret.
30. Scherzen Collegium Anti-Calvinianum.
31. Schomeri Collegium Anti-Calvinianum.
32—36. t$ünff 33önbc oon §eflbig« medicinischen Tractat.
87—39. $reto beutfdje SHbeln Sutbert Seeligmanns in 4»°
©einbt befannt $aben Äönigl. $olfd)e unb (Elmrf!. Särfffj. privilegia.
40. Acta contra Dr. Ärumbl)ol&.
41. Dahlmanns ©djauölafo,
42. Pippings Concordien SJud),
3ft ein allgemeine« privilegirteS Symbolifdje« Sud) ber CSJangl. Äird)e
o. b. Äönigl. $o(. unb fifmrfl. Södjn. Ober fcoffflJrebiger ebiret
e« pflegen inSaemein bie So. $rebiger barauf $u fdjioeln'en, wie e&
benn aud) ipso Exercitio religionis confirmiret unb ein atfergn. Äönigl.
$oI. unb <£f|urfl. Privilegium barbeu.
43. Happelii relationes curiosae.
20*
Digitized by Google
— 308 —
44. Laasenii perlen ©djafc,
3ft ein Woralift unb 6. ßönigt. 3ka\. in ©ennemarf $off$rebiger,
aud) ieberßeit überaß im ganzen 91. 9ieidj ofageljinbert Herlauft.
45. ©ibl. Summarien 2mof)l in 4 Sänben.
2)iefe8 $ud) ift üon ben 8»ürtenberaifd)en Theologen auf fcodtfürftl.
©efef)l gemalt unb gebrudt unb wirbt überall im ganjen R. ffieidje
freö oerfauft.
46. -48. S)reb Siigifdje ®ebetbüd)er.
ein gebetljbua) mit aHergnebigftem fiönigl. poln. unb fcfmrfr. Sadji».
Privilegio.
49. Orotiu8 de veritate Religionia Christianae.
60. Maraccij Alcoran.
61. ftunft gelehrt ju werben.
62. Orontes ©ebonfen r»on ber ®elel)rfamteit,
63. Misanders SBag* ©djaale, 4maf)l
ift ein controversist ber Autor lebet nod) in Sadjfjen unb ganfr rooty
betanbt.
64. Hübners 3eit. unb §anbtung8 Lexicon.
55. Haasens ifblcs «tcunobt
66. Vulpii Ludewig ber Springer.
57. Tellers 2ut$ertj)um,
ein büd)l. oon einem 2eip$iger ^rebiger gefdjrieben , worinnen nidjtd
anftöjjig.
58. Academische Klugheit.
59. Biblia quadrilingvia
N. T.
60. Geier Commentarius in Psalmos.
3ft tlar tpa» für ein budj unbt Ijat $f)r 9löm. tapfer!, unb «önigl.
$oInifdje unb Sburfl. ©äd)fj. Privilegia.
61. Thomasii jurisprudentia divina.
62. Lütckemanns gpiftel Aufmunterung
ift eine poftiH mit Äönigl. $olnifd). unb ©fjurfl. ©ädjfe. atlergn. Pri-
63. Sevfarts Singularia Evangelica
Ift ein homiletijd) bud) barinnen allerlei) realia sive applicationen |n
finben.
64. Glasau Philologiae Nucleus.
65. Molinaei ©eelen triebe.
66. Meiningii Lexicon Ebr.
67. Fischers fcerjbemeoenbe ©etradjtung.
feinbt mit ftönigl. $reu&. unb CtytcfL »ranbenb. «flergn. Privilegio.
69. Gerhardi Sieber.
Tie ntd)t Derbrannten Südjer mürben übrigens SBeibmann nicr)t
jurüdgegeben, fonbern auf bem $efdjener 9tatljbau3 aufbewahrt, roie
bie« au§ bem (f. 93anb VI pag. 284 be« Strcr>tDö) am 13. fcecember
1718 getriebenen ©riefe bes Ärdjibiafonu« SRutfjmann t)erüorgeI)t,
be« ftadtfotgerS be3 nadj feiner Studmeifung in SttuSfau als SHector
anfäffig geworbenen SttöbiuS. „©8 fei, bemerft erfterer, eine belicate
©aerje, in bie fid> Sftiemanb mifdjen wolle." Sludj erhielt SBeibmann,
t»ie au§ bemfefben 99rief erhellt, trofcbem, bafj bie Söüdjerfenbung auf
Jöefteflung erfolgt toax, feinen fetter @d)abcnerfafc. „SBcgcn ber
unoerbr.(annten) 93üd>er," fd^reibt nämtid) bann 9flutljmann weiter,
vilegio.
Digitized by Google
- 309
„ift hier ber atigemeine QKaube, bafj Sie 3hnen auf aUergnäbigften
#anf. ©efef)l Ratten müfjen bejar)(el roerben." @r fdjlägt bann nodj
Ißerfonen üor, an bie fich SBeibmann in biefer Angelegenheit brieflich
menben f önnte.
@S war alfo ganj oergeblich gemefen, bafj biejer in feiner ju
fieipjig am 22. gebruar 1714 erfolgten ©eraehmung bie Hoffnung
auSgefprodjen hatte, „ba& ntc^t allein ©e. Äönigl. 9Jhöt. unb (Shnrfl.
5)urchl. fid), als Director corporis Evangelici, biefer feljr mistigen
©ad)e, ba bod) bie Systemata ber Sutherifchen Religion üerbrannt
mären, aflergnäbigft annehmen, fonbern aud) ihnen (ÖMebitfch unb
SSeibmann) als getreuen Untertanen, bafj fie ofme ©erfchulben bap
fämen, ßu ihrer Satisfication öerhelffen lafjen mürben." Stach ben
fdjlefifchen Sßroteftanten, meiere burdj ihre Regierung itjrcr geiftigen
unb griftlidjen 9khrung beraubt mürben, fragte in bamatigen Seiten
natürlich 92iemanb. K.
IndftffnMtrifte Srnntirtf rdjün im 3aljre 1778.
3Ritgetf)etlt oon $ er m. SRetoe r.
«erleitet burd) bie beftimmte Aeufcerung üon ftriebrid) Gerthe«
unb ba ich auch fonft feine Anbeutung bcinon gefunben hatte, bafj bie
betreffenbe ©eftimmung beS furfächfifchen SRanbatS t>om 18. Xecember
1773 einmal in Ausführung gefommen märe, hatte ich annehmen ju
bürfen geglaubt, bafj überhaupt feine foldjen 3)eputirten ermäljlt mors
ben mären (ngl. ©. 165 biefeS ©anbeS). (Siner gütigen SRitthetlung
beS £>errn Dr. Albr. ®ird)hoff nerbanfe ich aber nun D^c 2ttöglid)feii,
ein menigftenS einmaliges SnSlebentreten ber berreffenben Einrichtung
conftatiren ju fönnen. SRit gütiger <5rlaubni& beS $errn Dr. #irdjs
hoff theite ich in 9cad)ftehenbem Neffen bezüglichen Auszug aus ben
Acten ber Seipsiger ©üd)cr:(Sommiffion mit.
Seipjig 15. 2Rai 1778.
Auf ©orlabung finb erfchienen bie inn- unb auSlänbifcfien ©ud)*
hanblungäsX eputirten :
Wtytipp (SraSmuS 8teidj unb Johanne« ftritfeh auS fieipjig,
©räffer au« SBien,
SRaSpe aus Dürnberg,
©pener aus ©erlin,
©ohn aus Hamburg,
Steifcher aus ftranffurt a. 2Jc.,
SRatf) ®hriftian ftriebrid) $eflming, ©efifeer ber üRener'fchen ©ud)h-
in Semgo unb ber 8örfter'fd)en ©uchh- in £annot>er.
(SS mirb ihnen ber furf. ©efef)l fomeit erforberlich torgelefen unb
finb fie aufgeforbert
bafj fie felbft ©orfchläge tfjun möchten, mie ber hiefige ©udjhanbel,
fo moljl in Anfehung ber innlänbifchen als fremben unb auSmär=
tigen ©uchhönbler begünftiget, unb mo möglich noch mehr in Sflor unb
Digitized by Google
— 310 -
Aufnahme gebracht werben tonne, Woben e« h<HM>tfächtich auf folgenbe
Umftänbe anfomme, bafj
1. benen ©ef anwerben einiger auswärtigen ©uchhänbler über bie
hohen greifte ber ©üd&er unb oerweigerte Change,
abgeholfen unb ®orfchläge, wie ein billiger «ßreifj feftjufefccn,
angegeben werben.
2. S)er Unterfchieb be« <8elb:Course« auf Ijiefigem $(afce, unb
in benen 9teich«Iänbern in (Erwägung gejogen, unb barüber,
fo Wohl al«
3. wegen be* oon einigen iöudjfjäitblern oerlangten mehreren
Rabatte ein gewijjeS Regulativ getroffen Werbe.
Sleic^ unb #ettwing bemerften: jeber SBerleger muffe wiffen, wie er
feine greife ju calculiren fyabe. ©ewiffe« laffe fich barüber nicht
feftfefcen, ba jene oom Honorar, 3>rucf* unb ^ajjierprei*, oon beut
SJcafje beS Abfafce« :c. abgingen, Sie glauben, fein Auswärtiger fönne
fich über Seidig befdjweren, weit
1. fcanbhabung ber Suftij unb ein öorrath ber beften ©ücher ba=
felbft anjutreffen;
2. nach ber Üftatur be$ Commercii ade* auf freie Bereinigung
jwifehen Käufer unb SSerfäufer anfomme, $umal ber Söuctjljanbel
oon faft unzähligen Umftänben, befonber« oon bem fich oft uner-
wartet abänbernben ©efebmaef be« publicum« abhänge, wonach
fich °er ©Überpreis reguliren müffe.
3. ©etreff« be« SourfeS müffe eben jeber auf feinen föufoen fehen,
be^halb fei eS unmöglich, bafe man ohne Ausnahme nach bem
9teich3=9J<ünjfuf3 handle, wenn nicht ber Berfäufer mehr Scha-
ben als ®ewinn haben foüe.
4. $afür fei aflerbing« ju forgen, ba| ba« Aufblühen beS Seips
jiger ©ucbbanbelS „mit ber Aufmunterung berer baran %tyit
nehmenben auStänbifchen SBuchhänbler oerbunben bleibe". 3)ieS
liefen fie fich angelegen fein, weil in ihrem eigenen Sntereffe.
Auf ben Vorhalt, Borfchtäge ju machen, bie mit einem beifälligen
(Gutachten begleitet Werben fö nuten, erbitten ftd) ade Somparenten
Abfdjrift beS furf. föefcripte« unb wollen folcfje fchrtftlich einreichen.
Solche fdjrifttiche Gutachten, bie aflerbingS oon grofeem Sntereffe
fein würben, hoben ft<h in ben Acten bis jefct nicht gefunbtn. Snter*
effant bleibt bie 93erhanblung nicht allein als ©emeis für bie Ste
rufung oon $>eputirten beS ©uchhanbelS al« Sadwerftänbige, fonbern
auch, lue^ barauS p erfehen ift, wie bie 93ücher;(£ommiffion fich auch
in bie gefebäftlichen Berhättniffe beS SBucbhanbelS einmischte.
£>ie 3ufammenfefcung ber $)eputirten ftimmt übrigen« nicht gatij
mit ber betreff enben SSorfchrift beS angeführten SJtanbatS überein:
neben ben oorgefchriebenen fech« auswärtigen 83ucf)hänMern erfcheinen
nur jwei ßeipjiger, währenb ber aus einer anbern turfächfifchen Stabt
noch beisujiehenbe britte fächfifche ©uchhänbler ju oermiffen ift.
Digitized by Google
- 311 -
flwMfiuMfrbritfe tun 1786 bis 1816.
SBeröff entließt von ßubtotg ©ctg et.
3)aä fürjlich üoüenbete S^rcnbenfmal, welche^ Dr. @b. ©rocfljauS
feinem ©rofcoater 5. A. ©rocfhauS unb bamit ber ©efdjichte be3
beutfehen ©uchhanbel* überhaupt errietet §at, jeigt unter ben SRits
arbeiten! be8 ®efcf)ilberten eine Anjaf)! tyeröorragenber unb bebeu;
tenber 9Ränner.
Au« ber 3af)l berfetben foH $ier fr 3. ©ertuef) in SBeimar
genannt werben, ber — ober richtiger beffen (Sohn ßarl, benn ber
©ater war in ftolge einer $rranft}eit berhtnbert — Wohl auch mit
üörocftjaus bei Siegelung einer für ben beutfdjen ©uct>hctnbel fiocfp
mistigen Angelegenheit, ber (Erlangung eine« ©unbe«gefefce« gegen
ben 9cacf)brucf, in ©erbinbung trat. SKau mag in bem angeführten
SBerf Don ©roefhau« (IH» ®. 48 fg.) genauer nacl)lefen, wie bie beiben
Steputirten ber beutfehen ©uchhanbler in SBien bem dürften Stetternich
bie bezügliche ^entfctjrift übergaben, unb als @rfolg ihrer Bemühungen
ben ßufafo junt Artifet 18 ber 2)eutfchen ©unbe«acte oom 8. Quni
1815 erlangten: „$)ie ©unbe«oerfammlung wirb fich bei ihrer erften
3ufammenhinft mit Abfaffung gleichförmiger Verfügungen über bie
^ßrefefreiheit unb bie ©icherfteflung ber fechte ber ©chriftfteller unb
Verleger gegen ben ÜRachbrutf befebäftigen."
Auf biefe Xljätigf tit nun begehen fich biele ©riefe, bie ©ater
©ertudj an feinen Sohn bon SBeimar nach SEBien geschrieben hat.
$iefe, ebenfo bie Antworten be« ®otjne« au« ber ßaiferftabt, fowie
bie ©riefe jweier anberer ©uchhanbler an ©ertueb, au« benen einige
charafteriftijche groben folgen, feruer eine ungeheure %aty Schrift«
ftücfe faft aller h^öorragenben beutfehen ©uchhanbler an ©ertueb meift
gejchäftlichen Snhalt«, bie für bie (Befehle be« beutfehen ©ucbhanbel«
in ben legten Qahrjehnten be« 18. unb in ben erften be« 19. Saljrs
hunbert« eine fehr wichtige OueQe fein mürben, befinben fich wohl-
cjeorbnet unb trefflich erhalten in bem ©ertuchs^roriep'fchen Arcbiö in
SBeimar unb mürben gemifj, jumal fie mit einer ftaunen«mertben
Anzahl oon ©riefen beutfeher Autoren aller Art an einen ber
fenntnifjreichften unb einflu&reicbften ©erleger bereinigt ftnb, eine
ßierbe ber ©ibliothef be« ©örfem©erein« ber beutfehen ©uchhanbler
werben unb, allgemeiner ©enufcung jugänglich gemacht, großen SJcufcen
ftiften. 3ch burfte bie großartige (Sammlung in golge gütiger Sr«
laubnife ber Herren ©eftfrer benufcen unb theile au« ben reichen
(Schäden einige wenige groben mit.
Ueber bie ermähnten SBiener ©erhanblungen junächP jwei ftrafl5
mente be« alten ©ertueb.
<£r fchreibt an feinen @of)n (12. gebr. 1815): „(Sure Attaque
ber Wachbrucferhorbe ift, nach Sonn unb Snbalt, c*n 9Reifterftü<f.
<£« war fehr recht, ba& 3fc flar nic^t auf ba« elenbe $)etait
Digitized by Google
- 312 —
ber Söichte einließet, — beim biefe ift mit bem trefflichen Gitate au*
Seiler« Sßrioatrechte mit ©in« beantwortet unb niebergefchtagen —
fonbern bie £>alunfen gleich als galfarien paeftet unb an ben Oranger
ftetttet. $>aä Sßichtigfte ift, baß unfere Sache jefct unter Autorität
ber Defterreicf). Senfur unb als eine beutfdje Songreßangelegenheit
aufgefrifcht, anerfannt unb Oon ben öffentlich genannten großen Warnen
ber SDJinifter autorifirt worben ift." Unb ein anbermat (8. 9Jcarj 1815):
„Vergiß nidit bei $umbolbt $u erinnern, bafi in bem neuen conft
©efefc über ben 93ucf)hanbel nicht allein ber 9cad)brucf unb lUndjftid)
oon ©üct)em, Sparten, SRuftfalien unb $upferftichen, fonbern auch
ber Verfauf aller im AuStanbe fabrijirter (j. 93. am linfen 8ftt)ein*
ufer, wo ein $>auptort ber Gorfaren ift) 9cachbrucfe unb Wachftidje
oerboten »erben müffe. $u wirft ihm fühlbar machen, wie forg=
fältig unb genau beftimmt bieS ©efefc entworfen werben müffe, bamit
e$ nicht burch bie Schürfen elubirt werben fönne."
Sene SRachbrucferangelegenheit ift inbeffen nicht bie einjige, welche
in ben Suchhänblercorrefponbenjen erörtert wirb, ebenf owenig wie
Sertuch unb fein Solm bie einsigen S3rieffct)rciber finb. Unter ben
fonfligen fchreibenben budjhänblcrifchen ©enoffen finb ©oefchen unb
ftriebr. Gerthes wohl bie intereffanteften.
S3eibc finb geehrte unb befannte SRänner nicht bloS in ber
buchhänbterifchen SBelt, fte finb wegen ihrer oielfachen 93ejtehung ju
bebeutenben SJcännern unb wegen ihrer eignen fchnftftetterifchen Xt)a;
tigfeit mit Siecht häufig genannt unb berühmt. Söei ©öfchen wirb
man unmittelbar an Schiller unb bie ganje ctafjifäe $eriobe er*
innert, obwohl bie übrigen Vertreter berfelben nicht in fo naher
©ejiehung ju ihm ftanben Wie Schiöer; ©öfefcen unterhielt ben engften
perfönlichen unb gefchäftlichen Verfehr mit ©ertuch- Unternehmungen
beS (Sinen würben burch föatb, unb Kapital beS Anbern geförbert;
manche VertagSartifel oon Seiben gemeiufam übernommen. Stoß ju
ben Strtifeln lefcterer Art einer ber inhaltlich bebeutfamften gehörte,
bie jene ^eit überhaupt fah, bie erfte rechtmäßige ©oetheauSgabe
1787 bi« 1792, fyabt ich iw 2. 93anb beS ©octt)ejat)rbucf)S gezeigt
unb bafelbft S. 395 — 409 auch bie wefentlichften Stellen aus ber
bieSbejüglichen ©orrefponbenj mitgeteilt. $ier mögen aus ben auf*
bewahrten ©riefftößen jwei ©riefe folgen, welche oon gefchäftlichen
ßinjelheiten abgetjenb allgemeinere $inge behanbeln.
ßeipjig 10. gebr. 1788.
ftür baS freunbfehaftlich gütige ©efchenf beS Sournals ber SRoben
banfe ich ergebenft. 3<h & allenthalben herumweifen. Sicher finbet
eS ©enfaU, benn bie Ausführung ift fchön unb ber $lan nach bem ©e=
bürfniß unferer £eit. 9tur ber Umfdjlag gefällt nicht. So oiel ich "*
ber Sile barüber habe nachbenten fönnen, wüßte ich lua* Dcm
Sßlane an Voflfommenheit fehlte. Vielleicht fyatttn bie ^riefter ber
VenuS, fo belifat fie auch behanbelt finb, boch wegbleiben fönnen. Hflir
igitized by Google
- 313 -
roenigftenä mürbe feine SadK angenehm fein, t>on ber idj roü&te, bafj
fic ityr 35afein bem Oefdmtad einiger üorneljmen fransöftfd)en Tanten
ju üerbanfen frobe. Slber, bu lieber ©ott, mag roifl baä aud) jagen,
iaj oerftef) ben genfer »on bem ma$ SNobe unb ©efdjmad Reifet.
(Sine onbere ©emerfung ift t>iefleid)t mistiger. SBie, menn ©ie in
biefem Soutnat einen Slbjcfcmtt blo3 ben Seuten com SRittelftanbe
mibmeten, barin juroeilen 93orfd)Iäge träten, wie man eine einfadje,
luo^tf eile r einf)etmifd)e Tradit mit ®efd)mad einriditen fönnte? SBenn
Sie beutle Tarnen bäten, Patriotinnen ju fein unb tljre ®rfinbung3=
gäbe unb itjren ©efd)tnad in foldjen ÜHuftern ju üben, bie bem
Körper eine $ierbe unb bem eljrlid)en Seemann eine ©rfparnifj, fomie
ben beutfdjen dürften, bie ba§ ÖJclb gerne im ßanbe behalten, eine
angenehme ©rfdjeinung mären. SBie, menn ©ie burdj eine fd)idlid)e
Äbljanblung, ein föäfonnement über ben Bmetf unb bie Sa)önf)eit
eine« ieben $leibung$ftücf3 ben tarnen auf bie Sprünge Ralfen!
flud) märe es roo&t gut menn ©ie jumeilen eine Äritif mit ber
Slnjeige ber au$länbi|d)en Sttoben oerbänben. . . Modj ein«, Sie
tu et ben mofyltfjun, menn Sie mef)r auf Slmeublement als Äleibung
feljen. $ier tonnen mir täglid) lernen unb Sie beförbern baburd)
mel (&ute£ unb iiajcrltdj geminnen Sie fict) bind) biefe Ärtifel nid>t
bie mefyrften fiefer, fonbern bie mebjften Käufer. Xie SD? oben ber
ftlciber finb balb vorüber, aber ein nüfclidjeS Ämeublement bauert
länger unb man bat bad gegebene SKobell juni Zulauf meit nötiger
aU baä äRobell eines bleibe*, meines man burd) ben erften Änblid
gemeiniglid) meg lwt. —
3Ran fteftt, GföfajenS «orfd)läge finb praftifd), patriotifdj unb
oerftänbig, fie erfd)einen üor öflem mie 3Beiffagungen fpäterer &w
ftänbe. 2)ie ©emerfung über bie SRoben gemannt an <S. SR. BntbfS
Aufrufe, bie in ber ©Raffung einer beutfdjen Xraajt ba$ mirf famfte
Littel erb tieften, bem fran&öfif$en (Sinflufj entgegenzutreten; bie
Sorberung in 93e$ug auf bie äftöbel erinnert an bie erft heutigen
Xagä allgemein gemorbenen $lnfid)ten unb ©ebürfniffe.
Die enge SJerbinbung (Söfdjen'S unb ©ertuay* beroirfte, bafj
Siner bem Slnbern 93exlag«artifet jumie«, bie, ber SRidjtung be« ©inen
nid)t angemeffen, für ben Verlag beä 2tnbern trefflid) $u paffen
föieneit. ©in fold)er Vorgang Ijatte öor bem gleich mitjutfyeilenben
»udje ftattgefunben. SBertud) $atie in etma« gefjeimnifetiofler 2Beife
bemgreunbe einlud) angeboten; ©öfdjen Irotte e* angenommen unb
fprtdjt fid) nun mit folgenben SSorten barüber au«:
Seipjig, 20. gebr. 1786.
Da« 93ud> fjat öiete fonberbare Qbeen in mir ermedt. 3d) bin
tron fetner (SefeUfdroft, fie mag tarnen Ijaben, mie fie min, SRitglieb.
3a) bin ein (Efjrift — aber barum lieb id) bod) grei^cit im $enfen
über bie 5?erbältntife be$ 3Jieu)d)en, über bie IBibel unb über bie
3ufunft, id) (rotte fie für ein fet>r grofjeä @ut. 3)iefe 3rrei^eit beÄ
Digitized by Google
- 314 -
$)enfenä unb bic Freiheit, feine ©ebanfen anbent ehrlichen 2Renf$cn
mitteilen um ftd) ju beruhigen unb ju unterridjten, f^eint mir
burd) bic 5U oerbäd)tig gemalt ju »erben. Äud) fc^eittt
mir ber SBerfaffer no$ ju allgemein 5U teben. 3$ tjalte einige
Hflenfdjen für SHuminaten, bie »irflid) nid>W anbere« unter «uf=
Märung fudjen al* ©lüdfeligfeit ber 3Renfäen unb Befreiung oon
Aberglauben unb 93orurtf>eilen. $)iefe rebtidjen 9Renfd)en »erben
ben (Srebit öertieren. 3$ glaube, bafe biefe 2Ränner, welche ic$ für
3fluminaten Ijatte, bie eifrigften Kämpfer gegen 3efuitt#m finb.
SDemof)ngead)tet mufi baS ©ud> gebrudt »erben. SRan »irb bodi
wenigftenS einfelien, bafc fein gefreuter ebrtid)er SRann jefot ftvti--
maurer »erben fann unb ba& ber Orben feine ©ef)eimniffe fyat, al«
bie, meiere i§m oon fieuten untergefdfoben »erben, bie burd> itjn
»ürfen »oflen ju iljren privaten Abfielen. Sfingft $abe id) gebaut,
ba« ganje ©efen ber SWaurerei fei nidjt* at* Sorm, »oburdj man
SRenfäcn jufammen^alten »ofle, ben Neugierigen ju feffeln, ben
fieidjtfinnigen aufmerffam gu ermatten, bem (Sntfmfiaften Nahrung ju
geben unb ben ienfenben gu bef duftigen, fo lange bis man feine
H'eute geprüft fjabe unb ben SBeifen bann ju fagen: unfer ©efjeimnifj
ift, baft »ir bie Sttenfdjen näfjer aneinanber bringen unb jur äftenfdjcns
liebe burd) ©enufcung iljrer fd)»adjen Seiten ftimmen. 9t od) bin tdi
geneigt ba« ju glauben, allein id) fefee and) Ijinju, bafj id) nun
überzeugt bin, bafe ber Drben oon allen fdjlauen unb flugen ftöpfen,
»eld)e fi$ planmäßig barin emporfdjmingen, ju allen ®d)urfereien
benufct »erben fann unb be3»egen »erb t$ nie ein Freimaurer.
Für mid) alfo fam ba* 3Rföt. nid)t $u foät in bie SBelt 9iod) ein*
mufj id) 3^nen entbeden. 3ene reblidjen ©reife, »eldje id) für
3fluminaten fwlte, rieben mir einft ab, in ben Freimaurer* Drben
ju treten, al$ id) mid) genauer nad) ifjm erfunbigte unb fagten gerabe
lurau*, er fei burd) böfe ©üben oerroirrt unb ent (teilt. ©0 ütel
jur Apologie biefer Gönner, um bcrent»iflen id) meinen Warnen
nid)t auf ben Xitel fefce — oieHeic^t »erben fie betfjört unb eben=
faU« geleitet, allein fie flehten mir ju flug bagu ju fein, ffiette
unb 2Renföentenntnifj $u Ijaben unb burd) Stäben fdjon flug ge=
»orben ju fein. 3m ©runbe mad) td) mir aud) nichts barau«, »enn
©ie mid) al« 9Serteger erfennen. 3)er ©udjljanbler mu| neutral fein
unb e* mufe fein größter Ku^m fein, »enn er burd) Unparteilicbfeit
SBaljrljcit unb Sic^t %at oerbreiten Reifen. SDian fann in einer Sage
»ie bie meinige, fo leidit in Serbinbungen oerflodjten »erben unb
in biefe unb jene ©efeüfa^aft fommen, bie tjernaa^ ba§ erfte vtnbcrnife
wirb, um re^t tljatig unb gemeinnü^ig ju fein, bafj id) bem un^
befannten £n. Serfaffer ^erilia) banfe, mi(^ auf e»ig für aUe ge=
Ijeime Drben in ©i^er^eit gefefet ju ^aben. —
©elc^e ©a^rift bem ßeipjiger ©u^^anbter Oetegen^eit ju ber
eben mitgeteilten Sjpectoration gegeben fjat, Oermag \6) nic^t ju
Digitized by Google
— 315 —
fagen. ©ei ber oben burdj fünfte angebeuteten ßücfe ftanb ein
freiließ mehr bureft Qtifyn al* burd) SBorte au*gebrücfter Xitel, bodj
war ich nicht im ©tanbe, bie ©eheimjeichen biefer ©eheimfehrift ju
entsiffern. ©ei ber jahllofen Siteratur für unb miber geheime ©e;
feUfdjaften, 3flnminaten u. Ä., bie gerabe bamal* blühte — hatte
boch 1786 bie ©erfolgung beS ^HuminatenorbenS begonnen, bie
fdjließlich ju feiner Aufhebung führte — ift cS gerabeju unmöglich
ba man meber ©erf affer, noch Xittl, noch ben Serleger fennt, benn
(Söffen erflärt ja, er gebe feinen Flamen nicht her, fonbern nur oon bem
ungefähren Inhalt roeiß, ber auf ganje #ategorieen oon Srfjriften paßt,
eine bestimmte ©chrift mit Sicherheit als bie gemeinte ju bezeichnen.
Xrojj ber Unflarheit inbeffen über bie ©chrift fdjeint mir ber
©rief roegen ber oon ©öfcfjen geäußerten Anficfjten merfrourbig genug,
©erfolgt man nämlich bie ©ertuet/fchen Sorreföonbenjen genauer, fo
ertennt man beutlich, oon meldt) gemaltigem Einfluß auf ©ertuch unb
feine greunbe bie Drben unb ©eheimbünbe roaren. ©ertuch felbft
mar ein eifriger Freimaurer — eingelne ©riefe ©oethe'S in maureriföen
Angelegenheiten haben ftd} erhalten; ich ^abe fürjlich ben ^ödjft
merftoürbigen ©rief SBiclanb'S an ihn, in meinem ber greife $id)ter
um Aufnahme in ben Drben bittet, veröffentlicht — er beteiligte
ftdj gern an geheimen ®efellfef}aften, fobalb ftc ilmt jur ©ereblung
ber 9J?enfa^b,eit ju bienen fchienen, mar er bodj nudi ein ©enoffe
(£. fr ©afjrbt'S in beffen feltjamem ©erfudje ber ©egrünbung einer
„beutfdjen Union". (5* ift für ben Sefctlebenben foum glaublich, mit
melier AuSführlidjfeit unb 2Bid)tigfeit berartige 2)inge in ben ©rief;
mechfeln jener Qtit betyanbelt mürben. Um ein ©eifpiet baoon ju
geben, ba* zugleich eine Art oon Kommentar ju bem üorftehenben
©riefe fein fann, mag ein ©rief fcufelanb'S, beS ^uriften (1 760— 1 8 1 7),
mitgeteilt merben, ber in ©ejug auf einen feiten« beS £erjog* ftarl
Auguft geäußerten, bureh ©ertuch übermittelten unb unterftüfcten
SBunfcheS, ©orlefungen über ben greimaurerorben ju halten, fid)
folgenbermaßen äußert (3ena, 15. April 1789):
©ie oerlangen, mein theuerfter ftreunb, meine ausführliche
SJceinung über ba* Kollegium oon bem nun fcfion mehrmal* bie SRebe
in unfern ©riefen gemefen ift. ©chmer ju fagen fann fie mir nicht
merben ; benn feitbem ich öon 3 h n c n juerft ben ©orfchlag Serenissimi
hörte, marb berfelbe feiner Neuheit, hödjften SRerfmürbigfeit in ^tbftd^t
auf Urfprung unb SBichtigfeit, in Abficht auf (Sinfluß megen balb
ein §auptgegenftanb meine* SßachbenfenS in biefen lejjten Xagen unb
feine ©ebeutfamfeit mußte für mich befto größer merben, ba ich W*
balb fehen mußte, baß bie Ausführung, menn fie gefchehen fottte, mir
Zufallen mürbe, ba feiner ber Diepgen Eocenten ju biefer Sttaterie
einen folchen ©orfetjuß oon ^enntniffen fyaUn bürfte al* ich unb
flteinholb unb legerer mohl fchmerlich baju geneigt fein bürfte, mie
er jum fchon oon mir bie Ausführung oerlangt hat.
Digitized by Google
— 316 -
3$ fefje feljr mol>l ein, bafc folche SSorlefungen ihre SBortheile
haben würben, ©ie müfeten aber, wenn fie alles erfüllen foflten,
erftlicf) bie jungen ßeute oor oflen $erfüf)rungen gu geheimen
Sßerbinbungen unb Schwärmereien aller Ärt fiebern,
§weiten$ über bie jefcigen geheimen Serbinbungen aus bem
oor einiger Seit noch biden $unfet, baS burdj bie neuen Streitig;
feiten in ein fatales 8roitteriid)t übergegangen war, fetten Xag
Raffen,
brittenS biefe freiließ anfangs nur ben ©tubirenben üorgelegten
tenntniffe auch allmählich burch fie unb auf biefe Seranlaffung in«
*ßublifum Weiter bringen,
babei würbe aber oiertenS *Rebenabficf)t fein, eS auffaflenb ju
machen, bafj bie« ju 3ena öffentlich unb überlegt gefdjefye.
SSenn baljer bie jungen Seute flare unb bernünftige einfielt in
alle«, was geheime ©cfcüfc^aftcn tljun, nüfecn ober fajaben fönnen,
ferner flare ©inficht unb uolle Ueberjeugung oon bem Wahren Ur=
fprung ber Freimaurerei erhalten unb enblidj bieS alle» mit einigem
21 uf f cr>en gefdueht, fo müffen, benfe ich, jene ^luecfc errcidjt tu erben.
Mein gerabe baju ift eS unerläßliche gorberung, bafj man im ©tanbe
fei, fo unftreitige ©croeife als möglich oon bem magren Okfjeimnifc
unb Urfprung ber ftr. 9K. ju geben unb baS ift eben bie gröfcte
©chmierigfeit. @S ift auf Doppeltem SBege möglich: ich fann uns
gebrurfte unb gebrückte Urfunben als ©emeife brausen, 3ene
finb freilich weit triftiger, aber wenn ich fie auch erhalte, welches
noch eine ftrage ift, wer bezeugt ihre Slechtljeit, wenn fie beftritten
wirb? — 2tuS ben gebrudten ©Triften lä&t fich freiließ fdjon er=
fiaunlidj oiel gufammenfteden, aber blofe fo, ba§ ich wahres unb
falfdjeS jdietbe; wie fann ich beWeifen, bafj bieS allein wahr fei?
©agen ©ie nicht, folct^c ftrenge Söewetfe forberten bie ©tubenten nicht;
baS fann wohl fein; aber barf man barauf rennen, baß Tie es nidjt
weiter fagen unb luoljl eljer mehr jufefoen als abnehmen? unb muß
id) bann nid)t bereit fein, mit meinen ©emeifen herauszutreten? ober
oielmehr müffen mir nicht, wenn mir ootte SEBirfung haben moüen,
eS nicht barauf anlegen, ben öffentlichen SBeweiS ju führen? müffen
auch nicht fchon bie ©tubenten, wenn eS fruchten fofl, überzeugt
werben? 3d) bin überhaupt ber Meinung, bafc, wenn eS ja loS;
brechen foll, ich jugleich ohne §ehl anfünbigen müffe, meine Slbfuht
fei, meine 9Jiaterialien ju einer ooüftänbigen ©efcfjichte ber gr. SR.
auszuarbeiten. 3üif anbere ©djwierigfeiten, bie mehr mich als bie
SBirfung beS $tanS, über bie man am meiften benfen mufj, angefm,
wiQ ich &ier nic^t einmal SRüdfidjt nehmen, fo 5. 33. fann unb würbe
ich mich aller ^erfonalitäten oon befannten $erfonen freilich mit
93orfid)t enthalten, aber wenn ich bflS Zentrum angreife, wie feiner
eS noch angriff, wie totö ith eS ba oermeiben, ju beleibigen? 3n=
Digitized by Google
- 317 -
beffen für ba« atte«, glaube ich, mären bann folgenbe 2tu«funft«=
mittet 5U wäf)ten.
1) 3<h fünbige noch in bem in bet 2t. 8. 8- gebrudten beutjdjen
Seftion«fatatoge be« jefct anfangenben f^tben 3af)r« bic ©ef Richte
ber alten unb neuen SRöfterien mit ganj t> o r .5 ü q Ii cf) e r SRücf =
ficht auf bie ©ejctjichte ber Freimaurerei unb ihrer 3»eige
at« öffentliche SSorlefung an. 3e mehr itf) auf bie Freimaurerei
aufmerffam mache, befto größer toirb ba« abgejmedte Sluffe^tt.
2) 3<h barf e« be«halb noch, ba e« öffentliche« Kollegium ift,
nicht gleich anfangen, fonbern erft mitten im halben 3^hr °Dcr wenn
ich nüü. $a« ift um befto beffer, benn fo warte ich a&, wa« biefe
öorläufige Slnfünbigung für ©enfation im ^ubtifum macht. 9tm
tiebften aber märe e« mir, ber Anfang gefchähe erft im folgenben
halben 3ahre; theit« brauchte ich 3ci* oa^ gebrudte ju fammeln;
theit« wünfct)te ich °ann crf1/ c*ne Steife ju meinen (Sttem, bie ich
nun fchon binnen Sl/2 fahren nicht gefehen fyabt, ju machen. 3<h
hätte bann bei meiner Steife bureh ba« p reu midie, jpo man mir leicht
Unannehmlichkeiten machen tonnte, nicht« gegen mich, ba man noch
nicht roülte, wa« ich l'a3c» würbe, unb boer) jugteict) bie befte @>c
tegenheit ju fifdjen ober auch bit oerfegiebenen dinbrüde ju bemerfen,
bie mein Vorhaben machte.
3. 3ch fammte mittlerweile alle« au« gebrudten ©chriften, wa«
ju brauchen ift unb orbne e«, um atte«, ma« ich <*uch nicht üortrage,
boch jum ©etoeife parat ju halten; fefce, wenn ich ben ©ewei« ber
Sluthenticität nicht führen !ann, bto« bie «uthenticität oorau« unb
beljanble bie $inge unter biefer SSorauSfefeung mit hiftorifdjer Strenge,
aber mit bem fätteften ©tut, fobatb e« Facta gilt, befto wärmer,
wenn oon (Srunbfäfcen bie SRebe ift.
4. ßaffe ich «nft taufen, fo bringe ich mef>r auf ba« atte at«
neue ein unb antworte auf feinen SBiberfarurf).
SBa« fagen ©ie baju? *Rur ift ba« SBornehmfte, bafe meine
attaterialien jur mögtichft ftrengen SBeteudjtung be« ©runbe« oom
ganjen ©ebäube hinreichen. 3ft ber entbedt unb erfchüttert, fo fällt
ba« anbere gemifj oon felbft. —
S3on biefer Stbfdjweifung fehre ich ium eigentlichen %tyma jurüd.
$er jweite ©uehhänbter, mit bem SBertuct) in einer nicht bto« ge?
fcgäftlichen »erbinbung ftanb, ift Gerthe«, Friebrich Gerthe« (1772
bi« 1843) ift nicht bto« ben 93ud)hänblern at« eine 3ierbe ihre«
©tanbe« befannt, fonbern er ift al« einer ber beften beutfehen SWänner,
al« ein waderer Patriot, at« ein Wahrhaft ©täubiger, at« ein bie
borjügtichften beutfajen ©chriftftefler in ihrer ©ebeurung erfennenber
unb oon ihnen in feiner X^ötigteit geachteter unb gewürbigter 2flann
häufig mit (Stiren genannt morben. ©eine häufig aufgefegte Jöios
graphie: „Friebrich Gerthe«1 fieben. 9cact) beffen fct)rtftlichen unb
igitized by Google
— 318
münblicfjen SRitthei fangen aufgezeichnet Don (Siemen« X^eobor Gerthe*.
3 ©änbe" ift in gewiffem ©inne ein ©olf*budj geworben. 3n ben
in jenem ©udje abgebrochen SRaterialien, ©riefen unb Actenftücfen
finben ftdj nun ©elege unb ©rflärungen im (Einzelnen ju ben An*
gaben ber fotgenben ©riefe; ich begnüge mich ba^er mit einem #in=
weife auf jene« ©uch, unb befdjwere bie ein$elnen Aeufjerungen nicht
mit ©rflärungen unb Kommentaren.
9Ran wirb biefe ©riefe nicht ohne £t)eilnat)me, ja öielleicht nicht
ohne innige ©emunberung für ben ©Treiber tefen. Gerthe* bet)anbelt
i'elbü gef^äftlic^e $inge nie blo* al* ©cfdiaft^mann , fonbern mit
grofjem unb freiem ©inne, er benft mental* nur an [icn, fonbern
jumeift an ba* große ©an$c, bem er al* ein treuer Liener ergeben
ift. Au* ben ©riefen ber 3a§re 1811 — 1816 tt)eile ich nur bie*
jenigen ©teEen mit, welche ftch auf bie ©ert)ältniffe be* ©udjtjanbeU
unb auf allgemeine Angelegenheiten beziehen.
2)er erfte ©rief ift Hamburg 23. San. 1811 batirt unb lautet fo:
©ern, mein oeret)rter Sreunb, f abrieb ich 3hnen etwa« Xröft=
liehe* über bie fünft igen Au*fichten be* ©udjhanbel* Storbbeutfchlanb* !
3m ©anjen §abt td) gar feine Hoffnung. 3)a* ©Aftern 5ranf=
reich* ift burdjau* nicht auf Au*nat)men für ^in^etne berechnet, fei
bie* (Sinjelne ein Snbioibuum, fei e* ein Königreich — großer 9Jcad)t
unb ©emalt fann ba* ©lüd ober Ungtücf ber ftamilien nicht in
©ettacht fommen, ober im fetbigen Augenblicf hört fie auf jene* ju
fein! ©on biefer «Seite au* £ilfe ju »erraffen, ift gegen aae (5r=
fahrung unb noch triel mehr wäre bie«, wenn man ben SRuin be*
beutfehen ©uchhonbet* unb ber beutfehen ßiteratur al* Orunb ber
©itte, ju Au*nat)me öon ben Drbonnanjen be* franjofifdjen ©uch=
Ijanbel* anführen wollte. Xte beutfehe Siteratur liebt man nicht unb
M&d. de Stael wirb ihr ohne 3n>eifel nocfj mehreren ©(haben gethan
haben, ^für mich felbft wäre freilich ein guter ©eg ju Communis
cation gemefen, fo lange ©rar Portalis 5)irector be* ©uchhanbel*
war, ba biefer 3Hann bei feinem mehrjährigen Aufenthalt in $olftein
wie fein ©ater $u meinen näheren ©efannten gehörte unb feine grau,
eine ©räfin #olt mit meiner grau auferjogen würbe, allein ^ortali*
ift nicht mehr an biefer ©teile unb 40 Heues oon 3ßari* oerwiefen.
(Srft mu& man ben fingen wieber eine Anficht abgewinnen unb
will man etwa* thun, nicht partiell, welche* leitete auch äußerlich
otmebem balb wegfallen wirb. @o lange jWifchcn doüanb unb
granfreich noch "ne $ouanenlinie ftattfinbet, ift bie Öefatjr gang
nahe nicht; wirb biefe aufgehoben, fo mufe bie ©öerre für ba*
ßiterarifche jwifchen un* unb 35eutfchlanb fogleich eintreten. 3m
Allgemeinen fei un* ber grofce ©tü|punft, baß wir nicht bie Senfur
granfreich*, fonbern nur bie ftonnen babei ju befürchten $abenl
SHüifig für unfere Sac^e werben ©ie mich nie finben.
Digitized by Google
Hamburg 26. Sunt 1811.
SÄorgen ermarten mir bie ©taat«ratt)« t öubitoren jurücf, bie
afle neue Slnorbnungen unb aud) bie Ernennungen Dom $aifer be*
tätigt mitbringen »erben. 9Rtt ber @infuf)r ber ©üdjer ift e« be*
fonbcr«: alle« burch $oft mirb in« §au« ber (Senfur gebraut unb
unterliegt genauer Untersuchung, an bie S r ad) t ballen hat man
bi«her nicht gebaut. $ie« ift nun eigentlich ein gefährlicher ßuftanb;
marum, begreifen ©ie leicht.
ßufäflig mar ber ©taat«ratt) ©rof föeal auf feiner Snföection«:
reife al« ©eneralintenbant ber hohen Policen be« nörblichen 8ranf=
reietjd mehreremat in meinem ©uchlaben unb l)icr traf it)n ber
Qentralcommiffär ber f)i%n $olice& bes ©Ibbepartement« unb tt)at
an mid) bie gefährliche ftrage, ob idj nun alle neuen ©üdjer üon
ber 3Reffe ^abe? — ich Ijatte fie mirflich (burc^ $rad)tfuhre) unb
antmortete breift: %a\ fejjte aber tyinju, bafj ich fie eben für bie
ßenfur orbne unb in breö klaffen theile l. frreng^hriffcnfdjaftlidje
j. ©. öon ©chafen unb SBiei), öon Sttafchinen, öon oenertfdjen ßranfc
Reiten, öon eregettfajen ©üchern be« «Ilten unb 9ceucn Xeftament«,
oom Code Napoleon, meld)e alle mof)l nicht fcoliceöltch bebürften be-
trautet ju merben. 2) r)iftorif4c ©ücher, ftaat«miffenfchaftliche, <Jke=
bigten, SRomane, ÖJcbict)tc tc, bie mot)l etma« anftöfeige« enthalten
lönnten. 9iun fragte ber #r. Zentral ißommiffar: SBa« haben ©ie
benn noch? — ich fagte: noch foldje, bie ich meiner einfältigen Sin;
ficht nad) felbft für anftöfjig hielt.
9Jcit biefer (Srflärung mar man jufrieben unb oerficherte midi
alle« 3utrauen$; ich nahm bie ©egenmart tualjr unb fjabe über
beutfd)e Literatur unb ba« unnötige SRifjtrauen auf biefelbe meine
#erjen«meinung gefagt. @o ift« nun bi« t)ierl)er, abgeregnet ent=
fefrliche SRühfeligfeit, erträglich gegangen; man r)at bei einzelnen Ver-
boten fid) begnügt, j. ©. ßeipjiger HKobejeitung, ©taat«gefchid)te Don
durona, ©rebom'« Ghronif, Ärchenhola' 9Kineroa. 3Benn un« leiner
ber Herren Sollegen einen unöorfichtigen bummen ©tretet) macht, fo
^offe ich, follen mir mäßige Freiheit behalten, ©onft aber in finanzieller
fcinftcht fief)t e« f)itx über alle ©efchreibung erbärmlich, ja fct)recf(icr>
au«. 9Ran muß fehen, mie man burchfommt. . .
13. 3uli 1811. S)er (Srfolg unferer ©emühungen in Bresben
mirb 3hnen m™ r)ocr)t)crer)rtcfter $err unb Sreunb fdwn oon Seipjig
au« betannt gemorben fein, menigften« bi« hierher hat fid) ba« 2öeh;
gefdt)rei unferer (Sollegen in Seiöjig erftreett unb bie Änttage meiner
^erfon „fie ber £tirannei übergeben ju moflen unb bem beutfehen
©uchhanbel burch Beraubung feiner 3rreir)eit ben legten Xobe«ftofj
gegeben ju hoben." $)ie« hat nun feine gemiefenen SBege: ©ooiel
ift an ber ©adje: oon $re«ben au« t)at man über mein ©ebenfen
öon ber Seidiger ©ücher^ommiffton einen SBertet)t »erlangt bie
ßommiffion hat barauf fi(h au« ben ©uchhänblern bura) SDBat)! brei
— 320 —
ernennen laffen bie ihre Meinung be«c)alb mitreiten joden: biefe 3
finb: bie $erren Kummer, ©ab, rbt unb ©lebitfct) — unter und
gefagt, bie SBafjt ift nicht fc^r glücflich, obmohl jeber ber brei fonfl
fchafeen«merthe Eigenfchaften bcfifet. fcod? bie« ©uchhanbler*Uebel
möchte leicht bog flcinjte fein, — ba« größte liegt in bem «ßerfonal
ber ©fid)er=(£ommiffion, worunter einige fein mögen, bie oiele Ärbeit
bei neuen (Einrichtungen oljuc baare Vergütung nfmenl — 53 gibt
#iftorifer, bie mehr föoten al« 2ert liefern unb über bie Sßoten am
Snbe ton ber ganzen $)iftoric nicht« mehr miffen — — — — — .
3$ fdjreibe nädjften SRontag an bcn Db[cr^ofJ^r[ebiger] Steinhart
unb werbe U)m uod) manage Erläuterung mittheilen.
3h« Söeiftimmung $u meiner Slnficht ift mir ©emährletftung,
ob tu o bl idi fonft felbft aud) meiner 2 a die fctir gemifj bin, aud) ba«
©efdjrei ber ßeinjiger beroeif* für un«. SBoflte ©Ott, ba& nur ein
$ufcenb märe, bie mit ben Erfahrungen 3hrer 3ahre 3h* fteuer
ber 3ugenb für Xfm* $anbel oerbänben.
Unfere SBerfjältniffe fytv werben nun nächften« beftimmter ge=
orbnet merben, ba bie $)irefteur« be« SBuchhanbel« in nächften Xagen
eintreffen merben; $r. Johannot ift ein geborner granffurter unb
fod ein braoer SRann fein. SKir ift ba« ©an$e, ma« man nun
meifj, fomie e« nun überhaupt einmal ift, angenehm unb fdjeint mir
leidit ba« befte üon allem p fein.
14. Auguft 1811. E« hat ftaj in unfern S8uchhanblung«=
Angelegenheiten biet oiele« oeränbert unb nicht jum (Unten. In-
specteurs für unfere Departements ha&CIt *cinc Vollmachten unb
fechte, ©üchern bie Erlaubnifj jur Einfuhr ju geben, fonbern biefe
mufi, mie im Zerret fteht, oom ©eneralbireft. in <ßart« beigebracht
merben. $a« ©uchhänblerbefret ftranfreich« ift für unfere Sparte*
ment« ohne alle Einfchränfungen unb SRobififationen beftimmt unb
tritt ben 20. b. in Straft. SRiemanb glaubte bie«, felbft nicht bie
höchften Sehörben unb bie Uniocrfität«räthe, — ich h^« ^ immer
gefürchtet unb nur bie befonnenen 3nfpectoren täufdjten mich i» °er
legten 8eit. £err Johannot ift ein einficht«ooUer unb mohlmoflenber
HJcann unb oerfichert, ba& ber ©eneratbir. üon Pommereul*) alle«
mögliche jur Erleichterung thun mürbe, aber gegen bie SRegel barf
nicht« gethan merben. Obmohl noch fein Verificateur unb 6temnler
ernannt ift, fo merben boch vorläufig alle badete unb ©allen an*
gehalten unb müffen nun erft geöffnet unb ber Sntmlt nach
beflarirt merben; bi« bie Erlaubnis mieber fommt, bleiben bie ©ad)cn
im Depot. . ©chmer mirb e« fein, biefe ©chmierigfeiten ju über;
minben. . . 3ournäle finb je|t alle in ben Departement« oerboten,
ich h°ff* ÖDer» bflB oic in granfreich erlaubten auch h^r bie Er:
laubnife mieber erlangen foflen.
*) »gl. *rd)io VII, 208.
Digitized by Google
- 321 -
93on $n. Öbertwfpr(ebiger) SReinfjarb fjabe idj ©riefe, bafj unfere
SBemüljungen iticf) t cjanj umfonft fein werben, allein $r. $ofratlj
SBöttiger*) f)at burdj einen äugerft (eidjtfinnigen ©tretet bie ganje
©ad)e oerborben unb fd)le($t gemalt unb midj in bie grö&te $8er=
legenfjeit gefefct. @rftli$ §at ©. meinen Äuffafe ju einem ©djreiben
an ben ßönig umgearbeitet — ba* möd)te nod) getyen, obmo^t idj
bann au$ moljl bodjer nodj Ijätte erfahren foßen, ma3 man mic&
b,at an ben ®önig fa)reiben laffen; aßetn ©öttiger §at bie S)reifHg;
feit, unter ein ©abreiben an ben ®önig ju fdjreiben: 5r. $ertl)e3 in
feinem tarnen unb im tarnen tum Söertud) in SBeimar, (£otta in
Bübingen, 6 antue in Hamburg. SSon beiben letjtcrcit hatte er feine
Munbe, bafc fie mein $romemoria billigen mürben, bon (£ampe Ijätte
tdj itjm ba3 ©egentljeil borfjerfagen fönnen. 9tun Ijat Rummer ftdj
bie SRulje gegeben, an Cotta unb Campe be$I)atf> 511 jrf) reiben unb
beibe fmben erttört, bafe iljre Unterfdjriften fatfd) mären, meldjeS bann
aud) in bie Elften ber ©ommiffton übergegangen ift. 2)ie Herren
Soflegen Jwben nun nidjt« angelegenttidjereS ju t^un als mid) für
einen Satfariud auSjuf freien. $n. Dberf)ofpr. 9ieinf)arb unb §n.
$ofratl) ©ecf mufe tdj ba3 «erfahren be3 $n. 85. mitteilen, fonft
miß icf) oljne tarnen ju nennen, in Seipjig befannt matten, bafj
nidjt id) Cottft'fl unb Sampe'S Sfeamen gemifjbraudjt Ijabe. $ne
©adje ift fo fdjlimm, baß $r. 93. leidjt jur 1) ödsten Serantroortung
gebogen merben f bunte: faljdje tarnen unter einen SBertdjt an ben
Üüuig ju fefcenl unb bodj fann idj uidU gan& fdjmeigen.
24. Äug. 1811. ®o mie ©ie ©eridjt au3 Bremen erhalten
fmben über ©onfiäfation ber Souraale, fo mirb e§ Sfmen oon aßen
©eiten nun jugefommen fein. (£3 ift t)ier fein SRatf). SEBeber miffetu
fdmfttid&e, nod) cririfdje, nod) literarifdje Sournäle bürfen herein; in
ben fleineren ©täbten twt man fogar bie erften Ijatben ^a^rgänge
meggenommen.
3Kel)rere Girfel tion ©eleljrten finb im ©egriff für bie ftreng;
miffenfa)afttidjen Beitfajriften Petitionen etn*ureidjen. 3a) laffe mir
bon <ßari3 ba« S3erjeid)ni& ber Journale fommen, bie bort einjuge^en
(Srlaubnifj fmben unb miß bann fefjen, ma8 $u tfjun ift; baä ©arten?
magajin unb geograpf)ifd)e (Spfjemeriben foflten mob,I ju retten fein,
aber ^aris unb 9flobejournat**) gemifc nt^t. . . .
2(ud) beä ^aiferö ©egenmart mirb nidjta änbern, bie überbem,
mentt fie ftattfinbet, maö noa^ feljr ungemig ift, feine 9flepräfentation§:
unb Wbminiftration3reife, fonbern eine in großen ©efa)äften fein mirb.
*) $er befannte 9tr0)öologc unb ^onrnqlift, toegen feiner tlatj^ereien
toiel — aber nic^t au feinem Sort^eil — genannt. 5)ie eingäbe, bie in biefem
Briefe genannt, aber, wie eben au« bcmjelben ^eroorge^t, niajt öon ^ertb,eS
Jierrü^rt, ift im Slrc^io VII, 6. 243-249 abgebrurft.
**) 5Dic oier genannten finb Scitfc^riften, bie in ©ertua^'« SJerlag er*
ja^ienen.
«t«io f. ®tf$. b. i5«ut?(6cn ®m. vm. 21
Digitized by Google
- 322 -
Sie feinen mir überhaupt nod) etma« ba« Softem unb beffen Wotty
menbigfeit gu oerfennen. ©entralifation unb in gro&er fiinie orga*
nifiren ift einem folgen SReich ndtfng; gern mürbe man Ijier ober
bo tyätig fein ober SKobificotionen machen, aber mot)in foüte ba*
führen? (&i märe nicht ju überje^en. Jnnerfwlb be« ©efefce« fid)
bemegen, ba« ift ba« einzige Littel. . . .
galten Sic SRuti)! ©eben Sic bie Jouraäte auf unb menben
befro met)r Sorgfalt unb ffrdfte auf bie ßanbe^arten melche« S^nen
gemife tjrfafc gibt.
11. Sept. 1811. ©ergeben« fraben firfj hier mehrere (Metjrte
bemüht, Sinfuhrertaubnijj für miffenfdjaftliche ober critiföe Journale
ju er t) alten: bie Sin tu? ort mar: bajj fie fid) burd) ben ^räfeften an
ba* ©ouoernement in $ari« menben müßten. Die $ramiffen fötaler
Petitionen finb falfch, meü fic immer oon ber ©ad)e reben unb nicht
oon ber gorm, — alle ©chmierigfeiten fommen bat)er. ©on ben
©a^iffälicenjen nach @ng(anb ift fein ©ebraud) gemalt toorben unb
!ann feiner gemalt merben, ba man nicht mei|, mie Sngtanb bie
©acf>en nimmt unb ba bie gerftörte ©orrefponbenj mie bie Unftcherheit
aßer ©erhättniffe jebe 9trt ©pefufation üertn'nbert.
4. Jan. 1812. Kur einige SSorten mein üerehrter greunb — : ein
ruf)ige« neue* Jahr unb für ein unruhiges guten SCRutl) ! ü eiber finb
gute 2öünfd)e ba« ©inj ige, unb gleich bar auf üble Dcad)rid)teu für Sic!
Die Journa^CHrfutation feit 14 logen mar eine farge greube;
bafc id) fie bafür immer angefet)en tjabe, muffen ©ie au* meinem
©chmeigen, au« bem Eon meiner ©riefe bemerft babeu. Sliie Jour-
nale finb aufcer Sirculotion gefefct, nur für einige ftreng miffen=
fdjafttic^e ha* ©e. Durchlaucht, ber ^rinj oon @dmüt)I bie ©nabe
gehabt, Ausnahme &u machen: unter ben Jhrigen ift gemifj ba«
©artenmagajin geftattet, üiefletcht — id) hoffe e* — auch bie geo*
graü^ifajen (Spbemeriben; Sonbon unb $ari«, 2Jcobejournal ift unter-
fagt. Auch fämmttiche titerarija^en ©lätter: $aüifd)e, Jenaifche,
©öttinger, Seipjiger, $eibelberger. ßänber; unb ©ölfcrfunbe merben
©ie al« ©ud) geben. Die ©uriofitäten merben mot)l nicht als Journal
angefet)en merben. fiaffen ©ie fidi bod) nicht fo oft burd) bie geiziger
$anbroerf«genoffen täufchen in Jt)ren Hoffnungen unb faffen ©ie bie
©efdjichte ber 3cit feft in« Auge — ©ie irren fid) fonft in Jtjren
Unternehmungen.
Hamburg 30. Oft. 1814. $erilid> banfe ich Jt)nen für bie
SRitthettungen, bie ©ie mir über bie Angelegenheiten unfere« ©ud);
fwnbel« gemacht haben. Sin ber guten Aufnahme ber ©orfteüungen
gegen ben Kadjbrud jmetfle ich burdmu« nicht; ma« Oefterreich be;
trifft, fommen mir getoijj je|t ober boch balb jum 3ieL Jdj fabt
über biefen ©egenftanb oorigen SBinter in ^ranffurt a. 9tt. mit $n.
to. ^itat, Sabinet«fecretär bei gürften Stetternich ganj miaj oer=
ftänbigt; ber gürft ift ganj auf unferer ©eite; ba nun ba$u fommt,
Digitized by Google
- 323 -
bafc man jefct ber öfterreidjifdjen ^tnanjbeljörbe üorfteflen fatm, bafc
bic ©itanj faft gleidjftelje, ba burc^ Au«fuljr fooiel bebeutenber $ro=
bufte au« bcr Defterreidjifdjen ßiteratur bie <5infuf)r oon ßeipjig
paralüftrt mürbe, fo (ann man ftdj äße« ®ute oerfpred>en. #r. (Eotta
toirb #n. oon 98 i tat §aben fennen lernen; auf biefen HRamt fann
er fid) oerlaffen.
Schmieriger toirb e« fein, ben «Raajbrudern im SReidj beijus
fommen; bie* f)ängt ganj oon ber Anorbnung be« beutfd)en föeidj«;
oerbanbe« ab; ba mir f^cint, bag bie« ©anb nur nad) aufjen poiv
tifdj, unb fjödjflen« nadj %nntn militatrifc^ fein toirb, fo möchte unfere
Angelegenheit at« eine fötale erfdjetnen, bie ber tnnern $ermaltung,
alfo ber Souveränität ber dürften übertaffen bliebe.
Alle« f)ängt jctjt oom Sdfyidfnt Sadrfen« alfo Seiojig« ab!
©leibt biefe Stabt frei unb ba« ©etreibe in iljr oljne Störung, fo
toirb fid) bei einigem ©emeinfinn unter un« felbft alle« bemirfen
unb burdjfefcen taffen. Um alle« in ber SBelt mitten muffen mir aber
bei unb in unferm herein in Seipjig nidjt« oon bem ©ouoernement
ju #ülfe netjmen, menn e« audj nod) fo üortyetltyaft erfdjiene. 2Bir
finb e« bem oortrefflidjen @rbtt)eil, meldte« mir mit ber Drganifation
unfere« ©udftanbel« erhielten, mir ftnb e« unfern 93oroätern unb
unferer Nation föulbig, bie« Snftitut, metdje« in feinem Umfang
faft nodj ba« einzige ift, ma« ba« $)afein ber ©efammtnarion au«:
fpriajt, frei unb rein ju erhalten. 3)arum mufe e« fttH unb feufdj
oerborgen merben, benn eine foldje (Solumne ift leidjt gebrodjen, menn
©emalt, motlte fie aud) ba« ©ute, ftcr) bareinmifajt.
gaft $at $r. Suben in feinem oortrefflidj entmirfelnben Auffafc
einige« ju laut au«gefprodjen, ju beutlid) gejeigt. — $eutfd)lanb
r)atte immer bie ootlftänbigfte Sßrefcfreiljeit, ber Sad)e unb Xfyai nad},
benn roa« in Sßreufjen nidjt gebrudt merben burfte, ba« burfte e« in
SBürtemberg, ma« in Hamburg nidjt, jeljn Stritt baoon in Altona.
Äein 93ud> blieb ungebrurft, feine« unoerbreitet, trofc ber ©ernalr*
^anb^abung in fo mannen ßanbern. $arum, oere^rter ftreunb,
taffen Sie un« oorfidjtig fein, benn e« gibt einen *ßunf t, mo man
bie Sadje in bie #änbe nehmen fann unb e« gibt einen $unft, morin
ade 9ttaa)tl)aber einig finb, aöer e« gibt audj einen Sinn in ber
beutfdjen Nation, ber fortlebt, nur fidjtbar bem Auge ®otte«, ber
biefen ^eiligen Sinn ju ftajern miffen mirb. 3$ Wn entfdjieben für
ßlarljeit in aßen fingen, aber oljne Freimaurer, 3Huminat ober
3efuit ju fein, bin idj entfdjieben, bafc nic^t alle« flar au«gefpro(§en
merben unb nod) meniger gebrudt merben barf, mef)r nodj um berer,
bie oben ftyen, al« um berer im SBolf.
3$ moQte, Sie mären mit nadj SBien, ba id) beforgt bin, bafc
Cotta oiete« einfeitig anfielt, bod) ift er brao, tüdjtig unb jum
$)urd)fefcen geeignet.
Saffen Sie in SBien ben S^inifter $umbolbt nic^t au« ben
21*
igitized by Google
- 324 -
kugelt; er ift für ben Augenblicf noch Mistiger al« £>r. öon Stein;
baft bieler (entere für un« ift, oerftet)t ftrf) Don felbft, ba fein reiner
©eift auf afle S3ereinigung«jmnfte bcr $eutfchen foöiet hält. . .
Empfehlen ©ie mich £n. Sßrof. ßuben unb banfen ihm für ben
herrlichen Stuffaj} unb überhaupt für ben ©eift, ben er in ber üRemefi«
malten lägt: ben ökift bcr ftreimüthigfeit unb freien ©efchränrung.
HReiner $anbtung geht e« im ©anjen gut: e« fnüpfen [ich bie
alten SBerbinbungen alle mieber an (unb an neuen mangelt eö nicht, —
bodj befteht ber Äbfafo nur noch burd) bie ©ebürfniffe be« Augen*
blief«, ba ju eigentlicher ©efchäftigung mit SBiffenfdjaft unb ßiteratur
ba« $ubtihtm ju jerfireut ift unb ju menig üDhiftc f)at. . . .
3$ banfe 3hnen für bie guten SBünfche an meine Familie;
meine ärrau unb 7 ßinber (ich hatte beren 10) finb mohl unb
munter, aber mein alter ©chmiegcröater (©taubiu«) in 2Banb«becf
^at burdj ba« le|te %aty an ßörperfraft fel>r gelitten, bod) ift ©ortlob
fein ©eift Reiter unb ungefdjmächt.
20. «Rott. 1816*). SRein öerehrter §err unb greunb! ©ie
haben eine lange #eit gelebt — bie Erfahrungen biefer 3«t haben
über bie SBanbelbarfeit ber ©tüfcen biefer @rbe ©ie belehrt unb mie
ein ^ßunft ber ßiebe unb be« ©lauben« ift, ber biefer ©tüfcen nicht
bebarf — ber feiige Etaubiu« hotte biefen ©tauben; fein ßeben
lang aber hoffte er aufs ©(hauen; bie« mürbe ihm nicht ju Zhett, er
mufctc im (Glauben beharren unb er berfcbjeb, mit SRuhe feft öer=
trauenb. ©ie haben faft bie Zhätigfeit biefe« ßeben« gehabt unb
haben niete« gemirft, ©emegung in tobte Staffen gebracht, fönnen
rücfmärt« fcfjen mit ©emujjtfein, Siele* unb Siele erhalten ju haben.
@ott t)at am Äbenb ©ie hart geprüft, aber bi« bie Stacht tommt,
mirb ber $unft ber Siebe, an ben ber $hn*n ooranging, ©ie Oer*
trauenb machen im (Stauben.
3ch habe biete ftinber unb habe brei herrliche liebliche Stötten
oertoren, oft fe^c ich bie lebenben fieben an unb frage mich, ob ich
ober fte juerft fct)eiben merben. 9cun ©ott ftarfe ©ie unb halte ©ie
aufrecht. SReiner Xheilnahme bleiben ©ie überzeugt. . .
3<h hätte Linien über bie Sudjhänbter: Angelegenheit früher
fchreibtn fotlen, aber ich mußte felbft nicht recht, mie ich« angreifen
foüte, um auf rechte SBeifen bie ©etegenheit, bie ich habe, ber guten
©ache förberlich ju fein, ju benufeen.
35er Xob 3hrc$ $n- ©ohne« unb Unterrebungen mit ©enator
©mibt au« Sremen, ber mich oor 14 Zagen hier befuchte, haben
mich entfehieben auf eigne $anb thätig $u fein, boch oerfteht [ich, mit
3h«en im <£inüerftänbnife, aber in« ©eheim. 3ch habe nicht unters
fchrieben jur SeooHmächtigung ber SuchhänbtersZeputation, bin atfo
ganj frei unb feine Suchhänbler Anficht geht mich *tma« an ober
*) 9?ad) bem lobe be« <Sof)iie«, be« fianbeommertat^ Carl ©ertuch.
Digitized by Google
I
— 325 —
hemmt mid). 3<h bin mit meiner Ausarbeitung faft fertig unb roerbe
bann fte 3hncn oorlegen. #r. Senator ©mibt wirb öon 3rranffurt
auS mir anzeigen mann? 3 f 1 1 ift, unb mennS iücf)t unglüeflich grabe
mährenb ber Oftermeffe fällt, roenn man §u unferer Angelegenheit
fchreitet, bin idt) geneigt, felbft nach Öranffurt ju reifen, ftaft alle
/ bort oerfammelten töepräfentanten fenne ich bireft ober inbireft.
#r. (Eotta f abreibt mir oorgeftern feljr in ©etrübnifj über ben
Serluft, boch ift er erbötig, auch allein bie ©adje &u betreiben. 93iet=
leidet märe Dr. (Sberfjarb in #aüe ber ÜRann, ber fta) an bie
Deputation anfchltefjen fönnte.
Die ÖJejdjäfte meiner $anblung fangen mieber an, fidj fä)ön
anjufnüpfen unb $u Derbreiten unb tef) tjabe redit fidlere unb fchöne
Hoffnung für bie dtttmtft, aber recht ferner mirb uns bieS 3ahr
unb mirb uns nodj baS fünftige merben.
15. 3 uti 1816. 3n einigen Xagen gebenfe idi eine SReife
über Düffelborf, ßöln, ftranlfurt, ©etbelberg, Stuttgart, Augsburg,
SRündjen nach SBien ju machen; ich ljabe bort eine mohlfeite AuS=
gäbe oon ©tolbergS föeligionSgejchichte 15 Xt>eile unb oon GlaubiuS'
SBerfen ju üeranftalten; ich ^abe mehrere größere Unternehmungen
üor, bie für meine ßrafte ju ferner finb unb ju beren Xheitnahme
ich öfterreidjifdje 93ud)bruder geminnen mifl; ich miß SRittet fuchen,
um fchäfcenSmerthen öfterreidjifdjen unb fübbeutfehen literarifchen Sßro*
buften im Horben gröfeern Vertrieb ju oerfchaffen.
Dies alles mirb Einleitung geben, um überhaupt SBege ju finben,
moburd) bie fübbeutfd^e unb befonberS bie frifet) unb fröftig aufbtühenbe
öfterreia^ifaje fiiteratur in engere SSerjmeigung mit ber norbbeutfehen
$u bringen, Littel, burdj bie Einheit beS allgemeinen Deutzen
JBua)hanbelS bie Siteratur aüer beutf^en Sölferftämme in ein ©anjeS
gu bilben.
Dies fefje id) ein unb bin überzeugt, ift aurfi einzig #ütfe gegen
ben 9iad)bru(f, ba ein ©efefc bagegen $u erholten bei ber Sage beS
©aterlanbeS roohl feineSroegeS ju ermarten fte^t. Doch habe ich auch
barin nichts oerabfäumen motten unb r)abe in beiliegenben gebrueften
SBorten meine Anficht ber SSerhältniffe mitgeteilt. SBaS baftetjt ift
2Bnt)ri)eit, aber mo eS Aufopferung oon ^rioatintereffen gilt, um
etroaS grofceS allgemeines ®uteS ju erlangen, ba barf man auf nichts,
gar nichts rennen.
DaS 93erf)ättni& ift günftig in Oefterreid), eS gilt einen Ser*
fu<f|, für me^r miß id)S aber nicht ausgeben.
DaS bemühen, bem s3tnd)brucf ju fteuern, mürbe nicht bloS oon
ben ©uchhänblern, fonbem auch öon ben ©chriftfteüern eifrig geför?
bert. $um ©emeife beffen t^eife ich 8um ©chtuffe einen ©rief beS
maefem föub. ßadmr. ©eefer mit, beS unermüblich thätigen ©olfSmanneS
unb ©olf3fd)riftftclIerS, ber feinen frreimuth mit einer langen ©efangen*
igitized by Google
— 326 -
fdjaft bei ben granjofen ju büßen hatte, aber, faum au3 berjelben
entlaffen, feine eifrige unb erfolgreiche SBirffamfeit fortfefcte.
Sr fdjretbt (Gwtlja 13. Suni 1814):
(Smtfangen ©ic meinen ^ergtidjen 5)anf für gljre gütige %^tiU
nähme an meinen ©djitffalen, ba3 mir burdj ben «uSgang wirf lieh
jur SBohltljat geworben ift. — Ueber bie in meiner ©efchreibung
berfelben enthaltene ©teile, einen oon 3^nen entworfenen gelehrten
<S breit or ben be treffe nb, !ann ich leine to eitere 81 u* fünft geben. Sie
©adje ift in einem meiner ©erhöre fo oorgefommen, wie fie bafteht;
ic^ w)*t6 a&cr nicht mehr, ob ber mir öorgelegte Äuffafc barüber
gefdjrieben ober gebrueft mar. sJiur beffen erinnere i(^ midi beftimmt,
bafj mein 3nquifitor mir bie bamijdje SJcifebtUigung be$ ^Jrojectä als
BfchoftVä Meufjerung oorgelefen hat. ginben ©ie eä ber üßüfje wertf),
bem Sßublifum etwa« barüber ju fagen, fo ftefjt 3hnen ber Ällg.
Änjeiger baju offen. $och möchte e$ ratsam feon, SfäotWi 9Ri3=
cetten borher ganj burdjjufehn, ob ftdt) nicht ber quaest. Äuffafc tiicl=
leid)t in einem ©latte ftnbet, ba3 tyntn nicht ju ©eficht gefommen
ift. Qdj haöe fdjon nadb einem (Sjremülar baüon qefuebt, aber
lein* gefunben.
3u 3h*«nt Unternehmen gegen ben Ucachbrucf unb jur 21uf=
nähme bes ©udjhanbelä gebe ber Gimmel feinen ©egen! föchten
fie barin glüeflicher fein al« ich, Da idt> um bie Bett ber Ordnung
fieopolb« II. in ©erbinbung mit bem preufj. SegationSratt) ©anj in
föegenäburg einen ©erfuch gemacht t)aber ein fttetchSgefefo miber ben
sJiaibrucf au*jumirfen. 3<h fpenbirte an jeben furfürft lieben S2BabI;
botfehafter 1 auf ^oQänbifct) Rapier gebruefte« unb fauber gebunbene*
9loth= unb $ülf«büchlein aU ©eleg, bafj bie Xheurung ber ©ücher
nicht ber ®runb be* ftachbruefs feh, fonbem bie (Bewinnfucht ber
©djmieber unb (Xonf orten, erhielt aber auch nicht eine Antwort oon
ihren Sjcellenjten auf meine ©orftellung. 23 och lad ich neulich ich
weife nicht mehr in welcher ©rochüre, bafe bie WbfteUung M "Jtadv-
bruef ö im beutfdjen deiche al8 ein öraoamen in bie Söaljlf apitulatton
Seopolbä gefegt worben fei: ich J 111111 biefe& aber nicht glauben, weil
e§ mir fonft bamal« gemifj befannt geworben wäre.
SKeine 1791 vergebend gefchriebene &bhanblung über biefen
SRangel unferer ®efefcgebung unb 3ufti$ folgt bliebet nebft einigen
©lättern be« «. Sinniger« oon 1811, welche bie $arftellung ber
Unrechtlichfeit be« 9tachbrucf* in nuce enthalten.
(Eine Cabtnetsnrore an Staat$mrat(ter non Wffllner.
aßitgfthetlt oon %. §erm. 9Jceoer.
$err Dr. ftriebr. ftapp erwähnt in ber (Einleitung ju ben oon
ihm mitgeteilten «ctenftücfen jur ©efchichte ber preufjifchen ßenfur;
unb ^refeoerhältniffe unter bem SJUnifter äööUner (Slrchtt), IV, @. 140)
eine (EabinetSorbre M ftönig« ftriebrich SBtlhelm III., welche bem
igitized by Google
iäfjen Sturze be3 bis ba^tn übermächtigen äRinifterä furj oorljerging.
DiefeS Slctenftüd ift für bcn SBechfel in ber Verwaltung ber öffcnt=
liehen unb bamit audj ber Sßre&berhältntffe fo bejeicf>nenb, bafe ich c5
noc^ einer in ber ©ibliothef be« ©örfenoereinS beftnblichen Äbfchrift
hier mittheil«- —
Die Deutung, welche 3h* meiner Drbre oom 23. Novbr. o. 3.
unb (in?) eurem untern 5. Decbr. an bte Consistoria erlafcenen
Bescript gegeben ^abt r ift fehr millführlich; inbem in jener Drbre
auch "i<ht e™ 2B°rt ^orhanben ift, meines nach gefunber £ogicf jur
(Einfccjärfung be8 SReligionS (SbiftS hätte Slnlafe geben fönnen. 3hr
feht liierauä, tute gut e$ fean wirb, wenn 3hr ®uren SBerorbs
nungen tünftig nicht ohne Vorherige 93erathf<hlagung mit ben <&t-
fchäftS funbigen unb wohlmeinenben Scannern, an benen in (Juren
Departement fein SJtangel ift, ju SBerfe geht, unb hierin bem 93ci=
fpiele be8 üercmigten 9Rünchhaufen folget, ber ben bochmehr mie otele
anbre Urfache gehabt hätte, fich auf fein eignes Urttjcil juoerlafjen.
3u feiner Seit mar fein 9teligton3--(£biit, aber gemife mehr Religion
unb weniger Heuchelei mie jejt, unb ba$ ©eiftliche Departement ftanb
bei ben (Sin* unb SluSlänbern in ber größten Ächtung. 3$ felbft
ehre bie Religion, folge gern ihren beglücfenben SSorfteflungen, unb
möchte um OieleS nicht über ein üöotf herrfchen, weld)e8 feine Religion
hätte, aber ich m^ auth» DaÜ Hc beS $er&en3 be3 <55efür)td
unb ber eignen Ueberjeugung feön unb bleiben muß, unb nicht burct)
methobifchen Bwang \u einem gebanfentofen Sßlapperwerf tjerabge^
mürbigt merben barf, menn fte Xugenb unb Kechtfch äffen hctt beförbern
füll. Vernunft unb sJßhiIofophic müfjen ihre unzertrennlichen ©efährten
fetm, ban mirb fte burch fich felbft feft ftehen, ohne bie Autorität
berer ju bebürfen, bie e3 fich unmaafeen wollen ihre fiehrfäfce fünf:
tigen Sahrhunberten aufzubringen, unb ben Sßachfommen üorjufchrei«
ben, wie fte ju jeberjeit benfen foüen. SBenn 3hr bei Settung <£ure3
Departement« nach ächten Sutherifchen Orunbfäjjen oerfahrt, welche
fo ganj bem ©eifte ber Sehre beä Stifter« unferer Religion ange=
mefjen finb; Wenn 3hr bafür forgt, baf? $rebiger unb Schulämter
mit rechtfchaffenen unb gef durften Scannern befejt werben, bie mit
ben ftenntniffen ber 3"** befonberS ber Exegese oorgef abritten finb,
ohne fich an bogmatifche Subti 1t täten gu f ehren, fo werbet 3hr c»
batb einfehen fönnen, bafj Weber 3^Qng§gefe^e noch Erinnerungen
nöthig finb, um wahre Religion im ßanbe ju erhalten unb ihren
wohltätigen fcinflufe auf ba3 ©tücf unb bie SRoratität aller SBolfS*
Haffen ju oerbreiten. 3<h euch biefe meine SHeimmg auf Suren
Bericht oom 10? b. SR. nicht oorenthalten wollen.
Berlin b. 12? $an: 1798.
SrSBiüh.
9ln ben Etats-aRinifter 0. SBölIner.
- 328 -
%u$ tan IJarthiUHyityn «efrijäftsuanifreti«
SKitgetheilt pcu (S>. Segerlofc.
[©orbemerfung ber 8t eb. die nachftehenben beiben ©riefe,
welche un& ber $err Sinfenber jum Slbbrucf im Ärchio ju überlaffen
bie ©üte ^atte, bebürfen faum ber begleitenben unb erläutemben 93c=
mertungen. SBäljrenb ber ©ertuaVfche ©rief bie Steten über bie
©erhanblungen in SBien über bie 9ßacf}brucf3frage tiertiollftänbigen
hilft, bringt ber erfte ein fjodjintereffanteS SRooum für bie ©efchictjte
ber prefjpolijeilidjen Uebermadmng ber beutfd)en fiiteratur unb be8
beutfehen ©uchhanbel«. der ©omtniffionSr ber Petersburger «fabemie
ber SSBiffenf (haften im dienft ber Prefrwlijei! Unb als ^ßolijci^gcnt
jur Uebermactjung ber beutfehen Siteratur auSerfehen ein SJcann, ber
gerabe prefjpolijetlicher SJcafcregelungen falber fein bebeutenbe« ©er=
lag8gefcf)äft üon SRiga nach fieipjig oerlegt ^atte! der ©rief f Treiber
ift ber ruffifd)e Sftationalöfonom flteranber öon ©tord).]
1.
$ier, mein teurer ftreunb, erhälft du ba8 Ms. ber 17**? ßief.
unb eine fct)r gute Nachricht, du bift (als fhuferl. ßommifftonair
ber «fab. b. SBiff.) ton bem SKinifterium ber ©olfSaufflärung im
Huälanbe mit bem ©eruf angefteHt, üon ben ©ücfjern ^otij ju nef)=
men, bie bofelbft über SRufelanb erfetjeinen, u. ba8 Sttinifterium oor=
läufig öon bem dafetin berjenigen ju benachrichtigen, bie etwa f)\tx
bie ©enfur nicht paffiren (önnen. biefe ©emütmng, bie dir, als
inn [fo!] SJcittelpunft beS euroöäifcf)en ©ud)haubel8 lebenb, nict)t fehr
fchmierig werben fann, erhältft du 500 R° jährlichen ©ehalt. —
den größten danf für biefe SlnfteKung bift du Klingern fdjulbig.
gürft dfchartortiSfti, ©raf ©trogonow u. $r: v. Novo-Silzov f)abtn
fich f amtlich für dich intereffirt; ®r. ©trog, hat ben Ufa« bewirft,
ber auch föon öor 3 dagen in ber D. ©d)ulbireftion oerlefen worben
ift. deine nähere Snftruction wirft du nun wol balb erhalten, u.
üielleicht ift dir auch Won biefe Nachricht auf einem offtcieUen SBege
jugefommen unb ich entbehre baS ©ergnügen, ber @rfte ju fetm, ber
fie dir mittheilt — 9cun aber fyabt ich auch Den Auftrag, dir in-
directe folgenbeS einschärfen.
1) (Sä mürbe, ba dein ganjer Soften eigentlich blofj creirt wirb,
um dir auf eine anftänbige Slrt nüjjlict) ju fetin, fet)r gegen bie delts
cateffe oerftofeen, Wenn du über ftnfauf öon ©üetjern, ©riefüorto u. a.
bergl. Auslagen Rechnung einfehiefen tuollteft. der ©ücher über SRufr
lanb erfcheinen überhaupt nicht biele: ihre (Sjiftenj fann dir in Seipjig
fchwerlich entgehen, u. fie jum durchblättern ju erhalten, fann einem
fo geachteten ©uchhänbler wie dir, nicht ferner werben. SBa8 ba*
©rtefaorto betrifft, fo tragen wir ja hier bie gröfete Saft. Ueberbem
wirft du wol fchwerl. mehr als einmal monatl. fchreiben, u. auch
igitized by Google
- 329 -
bann fannft Xu Xid) ja noch an bcn rufe, ©efanbten in Xre&ben
menben.
2) Xein ©efchäft ift Don ber Strt, bafj e3 eigentlich gar nicht
jur öffentlichen ßenntnifc fommen barf. £üte -Tidj alfo um ©ottc«=
mitten, 2 arm bar üb er $u machen! (5$ ift genug, baf} Xeine ftreunbe u. bie
Regierung unter meiner Tu lebft, erfahren, bafe Xu mit einem Obc-
^alt öon ber D. ©chulbirection unb ber 2tfab. in S9uchhänbler:©es
fchäften angefteüt bift, u. folglich unter bem ©djufc beS ftaifer« ftehft! —
SBelc^e greube Klingern u. mir bie Sache gemacht hat, roirft
Xu faum glauben. 2Bir berechnen nun fdjon, mie ftet) Xein fleiner
2Bot)lftanb oermehren, mie Xu Xir biefe u. jene bisher oerfagten 91m
nctymlicrj feiten be« Sebent geftatten mirft, u. hoffen bann auch, bajj
Xu nun mit ungetrübtem ©lief auf Xein Jßaterlanb jurüdfehen, u.
ben eblen 2lleranber mit uns fegnen mirft!
93on ganjem $erjen
Xein
$tbg. St.
28. SRära 805.
2.
SBeimar b. 26: Jun. 1814.
©ie »erben hoffentlich meinen legten ©rief öom 30: SWab richtig
erhalten höben, lieber greunb; morinne ich 3h™n Aber unfcr ©e;
fchäft unb beoorftehenbe Operationen in SBien fchrieb. Xie Steife
bahin ift nun feft befd)lo&en, unb ich ^«be ju Anfange Äuguft« mit
meinem ©ohne abgehen, unb meinen SBeg über Xrefeben u. Sßrag
nehmen, ftreunb Cotta jdireibt mir bafe er beftimt auch in ber
Sftitte $lug. bort eintreffen werbe, um gemeinfchaftl. ju »irfen. 3ejt
münfehte ich öor allen Xingen ju roifeen, liebfter ^reunb, mie weit
@ie inbejjen mit ©t. 9t. Genz gefommen ftnb, ob ©ie ihm, mie
ich nicht $ weifte, noch oon ßeiöjig auf, unfre Schritte u. Vollmacht
mitgetheilt haben, unb maS er 3h««n barauf geantmortet hat. XtyiUn
©ie mir biefj unüerjüglich mit, benn bie ©ache mufj nun um fo ernft=
licher angegriffen, unb um fo fräftiger betrieben merben, feitbem bie
9lachbrucfer burth ba« unau«fprechlich alberne Xecret be« $>erjog« oon
SRaffau üom ö : SRan. b. 3- — vermöge befjen einem Xeutfchen ©Grifts
ftefler, nurbeöfeönenSebjeiten, feine ©chriften nicht nachgebrueft
merben bürfen, fo mie er aber bie Äugen fchüe&t biefe ÄaS^ener
fogleich barüber herfallen, u. feine SHnber u. SBerleger plünbern fön«
nen — ein gefefcliche* SRecht für ihren ©trafeenraub glauben erlangt
&u haben. 3<h forbre ©ie alfo auf, lieber greunb, mit un3 gemein*
fdjaftl. aufeerft thätig für biefe wichtige ©ache ju fein; unb ermarte
mit nächfter $oft fchon Wntmort. HRein ©ohn grüfjt ©ie; unb ich
terharre oon gangen $>erjcn
Xer 3t)riaftc
FJBertuch.
Digitized by Google
- 330 -
Paul tfottljflf flummer's Datum über Die pfeuoa-JOertyes'fä*
(Eingabe wm 3u0tlateme|fe 1811.
SRitflet^eitt üon fcerm. SReqcr.
$ie SmmebiaMSingabe an bcn ftönig üon ©adjfen öon 3ubtlates
me&e 1811 Ijat bamalS unb bis jefet allgemein ata üon ftriebrtcb,
^ertfjeS tyerrüljrenb gegolten, $errn Dr. ßubw. ©eiger gebührt baS
SBcrbicnft, ben wahren Urfprung nadjgewiefen ju Imben. (S-Bgl. gegen;
Wärtigen ©anb beS ÄrdjiüS, ®. 321). Sur ^Begutachtung biefer ©im
gäbe aufgeforbert hatte bie $ud)er (Somnüjuon, wie früher mitgeteilt,
brei $)eputirte au« ber SJcitte ber Seipjiger ©uöj^änbler jujujiehen,
meldje jwar faum einen fcbriftlidjen ©eria)t erftattet haben bürften,
ihre Anficht aber {ebenfalls münblicf) ju ^rotofofl erflärt haben. 5)aS
nacbfotgenbe ©djriftftüd, üon ®. ßummer'S eigner #anb, giebt
bie ?Infic^t beS fieberen wieber, welche fiajer ber üon ben $eputirten
abgegebenen ©rflärung ju ©runbe gelegen hat. —
Gerthes unb Gonforten haben fetjr Stecht wenn fie fagen, bafe
ber beutfcbe ©ucbbanbel in feiner Einheit auf ben ©tapelort Seipjig
wirb jur Äuflöfung gezwungen werben, wenn nicht SBerfucbe fdmeU
unb fräftig gemalt werben um 3u<$t unb Orbnung in bie Sache
ftu bringen. SBtr ^öaljrM (sie!) unb ßummer haben auf bie üon
Seiten einer ljotjcn Sommer^ Deputation in üorigen 3abre an uns
ergangene Wuffoberung, bereite ähnliche klagen bargelegt, Wir rjaben
nicht über ©efebränfungen geflagt, fonbern im ©egentbetle fo wie ty.
u. (£onf. ©efefce unb in monier #infid)t Sefcbränfungen gewünfajt.
SBir haben auch namentlich barüber geflagt, bafc baS Sttanbat üom
18. Dec. 1773 fo wenig mehr in Ausübung gebraut werbe. $em
necü, (önnen wir nicht leugnen baft % u. (5. nicüeidit aus al^ugroger
3furdjt für Soflifion mit k. ftr. ©ebörben, mancherlei) 93orfcbläge unb
SBünfdje tbun welche tbeilS unausführbar, tbeilS mehr nad)t^etltg als
üorttjeilhaft fetm bürfften. Dahin gehören oorjügtia):
1., ba& jeber auswärtige 93ucbbänbter am Xage nach feiner Hn--
fünft in £eip$ig perföntid} üor ber SBüeber:(£ommi§on erfebeine,
mit ber genauen Aufgabe ber iöüdjcr, bie er beüorftcbenbe 3Jcefie
bebitiren wolle; beü jebem einzelnen Ärtifel Drudort unb tarnen
beS Bruders angeben; ob mit (Senfur gebrudt unb welcher?
2., ben Xag üor feiner Slbreife fidj wieber üor ber 93. (5. ju er;
f djeinen, feine erfte Angabe ju recognosciren bie etwanigen S8er;
änberungen ansteigen unb biefeS auf Styre unb (Sewifcen ju unter*
fdjreiben ic
3., bajj ieber fieipjiger »ucbbänbler jur mit beü ber 93. (5. an--
jeigen foüe, für welche auswärtige 93ua)b- er bie SRejjgefdjäfte bt-
forge unb auf we(d)e Ärt er fie beforge
4.f baß ieber ßeipj. 93ua)bänbl. anjeigen fotte wenn er einen neuen
igitized by Google
— 331 —
Kommittenten befomme ober wenn iljm einer abgebe, ob berfelbe
ein Sager in fieipjig fyalte unb ob er bie ©glüfeel baju Imbe ic
5., bafe jeber ©ommifj. oon feinen Kommittenten »erlange, bafjj ben
ßufenbung öon neuen Söügern aufeer b. SJcefje an ifjn genaue 5lufs
gäbe barüber für bie ©üger (Eommifeion einfenben unb ein (Somplar,
um e« auf Verlangen torlegen $u fömten.
2Sir glauben nigt $u irren wenn mir anftatt alle« befjen, ot\n-
mafegeblig in ©orfglag brauten, bafc fomofjl in als aufcer ber ättefcc
feinem ©uge ber Debit geftattet werben foUe, wo fig nic^t ber 9Ser=
leger auf bem Xitel genannt fjabe, unb bafj biefer SSerleger bie 9ftefce
entWeber felbft belügen müfje, ober berjenige meiner ben Debit be«
93ug« beforgt, er feto ein ftrember ober ©inljeimifger, mü&e toerfigern
unb bafür ftefjen, bafe ber genannte Verleger mirflig an bem be=
nannten Orte al« 93ugf)änbler e^iftire, unb e« fein erbigteter SRame
feto, im welgen gaOe er für alle folgen al« eigener Verleger fte^en
müfce.
(ferner bürffte nigt erlaubt werben irgenb ein neues Surf) unirj-
renb ber SRefee ju debitiren welge« nigt im 2ttef$Catal. fte^t, ober
menn ba« Sug außer ber SJlcfee fyier einginge müfcte e<$ bog im
nägften aRefeCat. gefejt werben.)
@ben fo müfte ber SSeibmannfgen ©ugfwnbtung auferlegt tters
ben, nigt wie bi«ljer gefgeljen ift, aug ©üger ofjne Slnjeige be« 93er*
leger« in SWefcCatal. ju fefcen, fonbern e« mü&e pg jeberjeit ber
Verleger baben nennen, unb menn biefer fein bie HRefee befugenber
SBugrjänbler ift, fo müfce aug jugleig ber ßommifjionair babeto ge*
nant werben.
2)iefe« märe blofj eine notfjwenbige Erweiterung be« ©efefce«,
welge« bereit« feit einigen Sauren befielet, bafc fein anonym eins
gefanbe« 93ug debitirt werben foll, o^ne e« üorfjer ber 53ügers
commifs. oorjulegen.
Ob ber frembe ©ugfjänbler bor immer ein ©ügerlager in ßeipjig
liaüe ober nigt, {geint un« eine feljr gleiggültige ©age JU fetin,
e« finb feljr gute unb nangaffte $anblungen welge biefe« nigt üjrer
Sontoenienj gemäfj finben, fo wie e« aug beti anbem tfaufleuten ®es
braug ift, bafe oiele if)re nigt oerfaufften SBaaren bi« jur nägften
[9Reffe] fner fteljen lafeen, anbere aber fenben folge jurücf ober lafjen
fie oon tjier an einen anbem Sfte&ptafc geljen.
Sa« ben 9RefjCatal. betrifft, fo glauben wir bürg ben oben
getanen SBorfglag fgon bog 9löt$tge befeitiget ju ^aben. — 2)ajj er
aber ein $riüat= (Eigentum ber SBeibmannfgen ©ugljanblung ift
welge« fie regtlig erfaufft unb fig bürg ein ftönigt. allergn. Pri-
vilegium gefigert Ijat, bagegen fann wol)l niemanb etwa« fwben,
jemanbe« (Sigentljum mufj er bog fetin. — $a§ feit geraumer 3eit
bürg Factoren oon benen biefe #anblung feit me^r al« 20. Sauren
dirigirt wirb unb welge nigt immer bie gebüfjrenbe coflegialifge
Digitized by Google
- 332 -
©efälligfeit beobachteten, aucfi mot)I gar auf ihr Privil. trotten, Slnlafc
$u geredeten Silagen ift gegeben worben, fie au$ benfelben burdj eine
2Renge blof? tf)re $anblung attein betreffenbe 9lnjeigen, weld&e etgenk
lid) mdjt in SKe&Cat. gehören oerftärfen unb un* ©ud>f)änbler fowofil
at$ baS publicum baburdj in Contribution fefcen, ift tuo^l niajt ju
leugnen, bodj tmben wir biefe klagen bi«t>er nidjt fo erljeblia) be=
funben um bie fjöajfte 93el)örbe bantit ju behelligen.
Dafe berfelbe aber unter Äufftdjt ber ©üdjer (£ommifjton gefielt
unb fogar ber Redacteur befjelben, ein SJcitglteb ber ©üdjercommijjton
femt müfee, ift blo&er SJafjoerftanb oon % u. (£. welchen als 2tu3=
lanbern bie bereits beftejjenbe (Sinridjtung unbefannt ift. 35er SJtejj
Catalogus ift ber ©enfur wie jebeS anbere 93ud) unterworfen, bebarf
alfo feiner »eitern fpecieüen Sluffidjt ber. 83üdjer=(£ommtfjion. Der
Redacteur befjelben ift baljer, weit er ber Senfur unterworfen ift,
and) oon gar feiner ©ebeutung, bie Xitel werben fämtlia^ üon benen
Verlegern fetbft eingefanb, unb ber Redacteur fann unb barf nid)t$
barju ober baoon tljun, fonbern fein ©efdjäffte ift lebtglidj, bie i$m
eingefanben Xitel in eine aluljabetifdje Drbnung ju bringen. Unb
ba« ©efajäffte be§ Censors ift bie if)tn oerbädjtig ober anftöfjig fdjei*
nenben Xitel wegjuftreidjen, weldjeS aua) häufig gefdjietyet.
SBeu iefcigen 3eitumftänben wäre eS allerbingg nötljig, bem Re-
dacteur aU audj bem Censor bie ftrengfte Sorfidjt ju empfehlen,
ba& fie fowof)( anftöfeig unb oerbäd)tigen Xiteln als aud) fötalen woben
fid) ber Verleger nidjt genannt f)at, ben $lafc im Sfte&Cat. burdjauS
oerfagten. Denn fetbft ben aßen %x. ©efjörben finb bis jefoo bic
Xitel ber einzige SDtaafjftab womad) man fid) richtet unb entweber
erlaubt ober oerbietfjet. 9lod) oon jefoiger £5fterme§e fyat man fämt;
ticken Hamburger 93ud)l)änblcrn ir)re ÜÄefjgütljer ungeljinbert nad) 93or;
jeigung ber Fatturen in bie $änbe gegeben. Unb oon benen in
^ßoftpadeten eingegangenen 3ountalen ijat man nur feljr wenige ber
bortigen Genfur unterworfen. Da& übrigeus P. u. C. ben ©om;
merjieaen Xljeil beS ©udjtjanbelS jefco ju befjerjigen für unnötig
Ratten, baran ift woljl bie Urfadje, weil fie nidjt l)ier leben unb
Ijanbeln unb ifmen Ijier feine i>ütfe wieberfa^ren fann. Um fooiet
mefjr müfjen wir Seipjiger ©ud)tjänbler barüber flogen unb feufjen.
— Die Urqoeüe beS Serfalls unfereS $anbelS unb aud) jugletdj
aller Unorbnung, bie (Srfajeinung aller elenben unb fajäblia^en Sdjriffs
ten, ift burdjauS feine anbere als bie überljäuffte 9ttenge ber ©udj;
tjanblungen.
SBenn td) bann aber bie ÜJia®ct, bafj ftdj jeber Verleger unter
bem Xitel feines SSuajeS nennen unb babura^ ungcjweifelt beweifen
fotl bafe biefe« ©ua) gehörigen DrtS bie Censur pafeirt Ijabe, als baS
eingige unb gewife fia^erfte SKittet anrat^e, bie Censur unb Dbrig*
feitlia^e «uffiajt ju ^inberge^en, fo wei§ id^ fretilid) feinen ÄuSweg,
wenn einem jeben welker weber ©uaj^anbler noa^ offte aua) nia^t
igitized by Google
einmal fcfcfjafter Bürger ift, ftlugfdjrifften unb $8ü(§er ju oerlegen
unb ju oerfaufen üerftattet wirb, tote ba$ wirfüdj nur erft in biefen
Xagen roteber ber Sali mit 2. angefünbigten ftlugfdjrifften oon #rn.
D. $eibemann ift
SKadjtrag ju (Seite 35 unb 38.
3n ben amtlichen Äctenftücfen über ba$ ©ejudj ©eorg ©rup=
penbadj'3 in Tübingen um (Srtljeilung eine« rurfädjfifdjen ^rtui-
legiumS wirb zweimal betont, ba& fein ^räcebenjfaü für bie Be-
willigung oortjanben, üielmeljr im gaffte 1598 3o$atra (5pie& in
ftranffurt a. 9fl. ein äfmtidjeä ©efud) abgeflogen morben fei. @3
War mir bafyer oon befonberem 3ntereffe, bafj mir, nadjbem ber ht-
treffenbe Beitrag bereit« gebrwft mar, Mart. ChBmnitii loci theologici.
Ed. nova, opera et studio PoL Leyseri. 3 VolL 8. Francof. ad M.,
Joh. Spiess 1599 in bie $änbe fielen, auf beren Xitel ftdj ber 9Ser=
mert finbet:
Cum gratia et privilegio proelectorali saxonico.
SEBie reimt fid) bie« mit jener Doppelten Angabe in ben SIcten? ©ie
!ann bodj unmöglich au« ber Suft gegriffen fein unb eine (Srflärung
be3 befteljenben 2Biberfprud)3 märe nur baburdj möglid), bafe man
anjuneljmen Rätter 5 piep babc, um fein SBertagSmerf rechtzeitig für
bie HReffe fertigfteüen ju fönnen, ben Bermerf (unerwartet ber 93e=
fdjeibung auf fein eingereihte« Gtefudj) ooreilig auf ben Xitel fejjen
laffen. $n fpäterer 3eit fommen Verwarnungen unb SKafjregelungen
wegen einer berartigen S3oreilig!eit jar)treicr) genug üor, ebenfo wie
SSerorbnungen gegen fictiüe ^rioilegienoermerfe überhaupt. UebrigenS
fef)tt aud) in obigem SBerfe ber «bbrud be« Tenor Privilegii, ber
wenigften« für bie faiferlidjen ^rioitegien obligatorifd) war.
«tbredjt ftird)$off.
2krantroorttia)er SRcbacteur: £crm. SRetjer in ßeipjtg.
§)tt<fatiüttett
bea
33örfettüereitxö bcr 2)eutfd}en $ud$ättbler.
9Uue 3oIge.
2i r d> t »
für
©ef d^ic^tc beS 2)eutfd)en S3ucf)(>anbeU.
IX.
«erlag be3 ©örfentocrcin« ber $eut|<$ert ©u^^änbler.
1884.
)igitized by Google
für
©ef<fytdjte beö 2>eutfd}ctt 33ud$anbelö.
herausgegeben
öon
ber #tftorijdjen ©ommiffion
SJörfenöereinä ber 5)eutfdjen 93ud)f)änb(er.
IX.
Verlag be* 93örfent?erein$ ber $euti($en ® ud^änbler.
1884.
Digitized by Google
Drvä ton C. 9. ttubnet in ßripjiQ.
Digitized by Google
t
fünfter flmdjt an Hie fjiportföjr Cammtffum bes tfärfetiMrems
3d) freue mid), meinen fünften 93ertdjt mit ber 9Hittf)eifung
beginnen ju fönnen, bafj ic§ im Saufe beä legten 3af)re£ ein be=
beutenbeS @rücf Arbeit bemättigt fabe unb bafj idj, menn meine
©efunb^cit fief) nid)t oerfdj(ed)tert, bis jum Snbe beS laufen^
ben Saures ben erften 93anb meine« SSerfeS beenbigen ju fönnen
$offe.
Serfetbe nrirb in etwa fünfeefyn Kapiteln, mit ber Srfinbung
ber 93ucf)brucferfunft beginnend oon Outenberg ju beren 2lu8bret=
tung unb bem erften £anbel mit gebrueften Söüdjera übergeben,
einen föücfblicf auf ben §anbe( mit §anbjd)riften werfen, bann
baä bucr)t)änblerifct)e ©efd)äft, fo meit bieg an ber $anb ber in
biefer SBejiefjung jiemlid) mageren Duetten möglich tft, alfo $rucf,
S3erlag, greife unb Vertrieb f Silbern, ben ©influfj beS §umani3;
mu8 unb ber Deformation auf ben 23ud)f)anbel nä^er ausführen,
bie Stellung ber föeid)3ftänbe unb ber 9teicf)3regierung ju if)m acten-
mäjjig belegen (5öüa^er^olijev ßenfur unb 58üd)er=£ommiffarien),
bie ©ebeutung unb Stellung ber 99urf)J)änbIermeffen unb ber 2Rej;
fataloge nadnoeifen, unb fdtfieftfief) baS Sleufjere beS 93ud)e3, Sßa=
pier, $erfteflung, 3ßuftrationen unb (Sinbanb, fo mie enblid) aud)
bie Stellung ber S3ud$ä*nbler ju ben ifjncn na^efte^enben ©e=
werben unb Qtefdjäften berühren.
3cf) bebaure auef) tjeute nrieberfjolen ju müffen, bafj e8 mir
rrofc eifrigen 3forfcf)en3 nodj nid)t gelungen ift, bie bis $ur ÜJiitte
Str$i» l ÖWd). b. Xeutfdjfn »u*l>. IX. 1
Digitized by Google
be3 16. 3alj)tf)imbert3 nur fpärlict) fliefjenben CueHen über bie
gefdjäftlidje Seite meines £f)ema3 wefentlid) ju erweitern. 2BoI)I
finben fid> in ben jaf)Ireicf)en ©riefen unb Schriften ber §uma-
niften unb Reformatoren merupolle Xfjatfadfen unb Rotijen, bie
fief) gut oerwerujen laffen; allein pofitioe 9tad)Weife für bie innere
Crganifation, (Srebitoerf)ättniffe unb Ufancen fehlen in beut erften
3aljrf)unbert faft gänjlia^. gür fpätere Venoben ift toieber fo
reict)Iicr)eö Material oorfianben, bafj bie 23efd)ränfung manche
©djwierigfeit oerurfad)t. (Erläuterung ju bem £ej:t, foweit
er fid) auf bie äufjere Sntwidelung be£ 93ud)f)anbel3 erftredt, f)abe
id> öerfdjiebene grapt)ifct)e Xafeln angefertigt, beren Sbce id) ber
©üte be8 §errn ©et). Statt) Dr. Qaxndt oerbanfe. ©3 wirb burd)
fie auf ben erften S31icf baS SBerftänbnifj ber einzelnen Strömungen
unb Sporen in ber ©efd)td)te be8 SBud)f)anbel3 ttar, fo namens
lidt) ber 5luf= unb Riebergang ber ^ublitationen, ba« SSer^ättnife
ber beutfdjen jur aufjerbeutfdjen, namentlid) lateinifcr) gefdjriebenen
Siteratur, bie (Sntwitfelung be§ 93er(ag3fjanbe(S in ben einzelnen
beutfd)en 2anbjd)aften.
9J?et)rere ber obigen Äapitcl finb fdjon abgesoffen, anbere
bebürfen norf) ber geile unb einzelner Rad)träge ober Äürjungen.
£>a3 ftapitel über ben Radjbrucf fjat ber §txx Sßrofeffor £ewi$
tyerfelbft übernommen, wegen beS ba3 «eufjere be3 S3ud)e3 be=
treffenben Kapitels ftetje id) nod) mit einem ljeroorragenben SSiener
©etefyrten in Untertyanblung, beffen Schriften auf biefem (Miete
oerbienten grofjen Ruf geniefjen.
3>dj werbe mir erlauben 3f)nen nad) 93eenbigung meines
(Sommerauf enthalte«, alfo im §erbft beS laufenben Safyreä, ein
paar Kapitel einjujenben, bamit ©ie aus tf)nen meine Stuf f äff ung
ber Aufgabe erje^en unb einen fritifdjen Ueberblitf über meine
$arftettung gewinnen.
3to Söien bin idj nodj nid)t gewefen unb werbe erft am
jweiten Oftertage, 26. SJlärj er. fnngeljen. 3d) f)offe bort mit jwei
Socken fertig ju werben, ©err SSirfL ©elj. Rott) o. Slrnetf), ber
(Sfjef be§ bortigen Ä. ©taatSardnos, fyat mir auf« 3uoorfom=
menbfte geftattet, bie leten be3 Reid)3f)ofratf)3 über beffen (£orre=
fponbenj mit ben S3üd)er=eommiffarien in granffurt a. 9tt. ein=
5el)cn ju bürfen. ©3 finb bort jedjS fefjr umfangreidje gaäctfel
— 3 —
über biefen GJegenftanb oorf)anben, bie oon 1557 big 1800 reichen.
Seiber fehlen bie Steten t>on 1653 big 1668 gänjlidj unb bamit
bie michtigften, ben SBerfud) ber Einführung einer ©üdjertaje im
SReid) betreff enben Serhanblungen, »eiche Sücfe nur ^um Xtyil
burd) einzelne Hcten im $>regbener Hrchioe ergänzt wirb. — 9#it
bem SBefudje oon 2Sien merben meine 9tad)forfd)ungen in ben
größeren beutfäen Strehlen beenbigt fein, ©ödjfteng mufj ich norf)
einmal nad) Bresben gehen unb Seipjig grünblich ju iRatljc jief)en.
$er natürliche ©d)lu& beg L Sanbeg faßt in bie jtoeitc
$älfte, refp. gegen bag @nbe beg 17. 3ahrf)unbertg.
3n einer berartigen (Sntnrirfelungggefchichte läßt fid) felbft=
rebenb ein mistiger, majjgebenber 5lbfd)nitt nid>t nad) 3af)r unb
Xag feftfetjen, benn er öolljieht fid) meift in aUmäligen, faum
merfbaren Uebergängen.
3m 17. 3af)rfjunbert erlebte ber beutfe^e 93uct)rjanbel feine
bis bafyin ^öc^fte SBfüthe unb feinen tiefften Sftiebergang; jene un=
mittelbar öor bem Dreißigjährigen Kriege, biefen mit bem im ©efolge
beg lefcteren auftretenben politifdjen, nnffenfd)aftlichen unb nrirtf};
fc^afttic^en (Slenb. @g fdjeint mir begljalb auch bag Söefte, ben erften
S8anb big ju bem lefctern ßeitpunfte, alfo bem @nbe beg 17. 3a§r=
hunbertg fortzuführen, mo bie lateinifche Sprache oor ber beutftfjen
jurürftritt, mo granffurt feine internationale öebeutung üerliert
unb fieipjig in befd)ränfterem nationalen ©inne bie Aufgaben ber
granffurter 93uchhänblermeffen fortführt &er jmeite 93anb mirb
bann mit bem ganj allmäligen Hufblühen beg (Sefdjäftg beginnen,
roetd)eg zugleich bag langfame SSieberertuachen beg beutfehen geiftigen
ßebeng in fich miberfpiegelt.
3ch meifj nicht, ob Sie felbftftänbig bie einzelnen görmlich=
feiten über äufjere 2lu3ftattung, ®rurf, gormat ic. beftimmen ober
ob fich 3>hre §erren SSoKmachtgeber, ber S3uchhöubler - 93ör jen^
SSerein, bie ©ntfeheibung über biefe grage oorbehalten hat- Sebent
fallg bitte ich Regelung biefer gragen balbmöglichft oeranlaffen
ju wollen; benn roenn nicht etroag Unermarteteg bajmifchen fommt,
fo rechne ich barauf, bafj mir — 3hrcn begfallfigen 33efd)lu{3
oorauggefefct — oor ber €fter=9)ceffe 1884 ju brurfen anfangen
merben.
i*
igitized by Google
- 4 -
Sine gefällige äu&ere 9lu8ftattung, ©leganj ber gewägten
©d)rift, gormat, Rapier unb £>rucf liegt ja übrigens fo fe^r in
Syrern eigenen Sntereffe, unb ift fo auSfdjlieglid} Sfjre ©adje,
ba& id) midj jeber SBemerfung barüber enthalten fann.
©erlitt, ben 14. Januar 1883.
Digitized by Google
(Ein flit$tt$\fltx Signum* ftytxabtnVs aus ocm 3a(jre 1565.
SRttgetljeilt bon
§einri$ ^affmann.
S)a8 nacf)fo(genbe „SMejjregifter", ba8 ältefte uns erhalten
gebliebene $anbtungsbucf| aus ber SÖIütfyejeit beS granffurter 93ucr)=
f)anbel8, wirb auf SBunfcf) feine« jefcigen SBefifcerS, beä §errn 9Ser=
Iagsbucr)f)änblcrä |>einrid) lüemm in Bresben*), ber SSeröffent-
lidmng übergeben. SGBenn eS aud) in feiner 93ebeutung fidj nidjt
mit beut üon fRubolf Sßacfernagel tyerauggegebenen $ed)nung8bud)
ber groben unb (SpiScopiuS meffen fann, fo tnirb bod) fein 2Bert!)
für bie <5Jefdnd)te be3 23ud$anbet8 bem oon (S. &eld>ner unb 9t.
Söülefer im 3af)re 1873 publicirten fogenannten §arber'fd)en „2Kefc
Memorial" minbeftenS gleidjftefyen. $5enn biefeä ift nad) neueren
gorfcfyungen im granffurter ©tabtardjiü, tt)eld)e3 bamalS mm ben
beiben Herausgebern nid)t roie jefct benufct »erben fonnte, nid)t
baä oollftänbige IRcgifter über bie gaftenmeffe 1569 be3 „93ud}*
f)änbler$" 2flid)ael §arber, fonbern nur ba3 23rud)ftücf eines
föegifterS, bem ber §anbfauf, b. J>. ber ©aarnerfauf oon einzelnen
©üdjern, fetytt unb roetdjeS ber 93ud)brutfcrgefetle Harber nad) bem
2obe ber SBitttoe SKargaretlja GJülffericr) über ben ftadtfafc berfelben
für ityre (Srben, bie minberjäfyrigen ßinber SBeiganb §an% führte.
2ttid)ael §arber aus .ßwidau *°ax cuter oer fielen 93ud)bruder-
gefeUen, meldte um bie SRitte ber f eckiger Satyre beä IG. Saf)^
f)unbert§ aus allen öJegenben 25eutfd)IanbS nad) granffurt a.
jogen unb benen man bort, jebenfalls jur rareren $ebung be$
aufbtütyenben 23ucr)brudergett)erbe$, bereitmiHig baS ^Bürgerrecht er=
feilte. SBalb aber roarb ityre Slnjaf)l fo grofj, bafe fie nid)t metyr
*) Änm. b. 9t eb. GS ift mirtlerroeüe burdj bie Siberalität bcffclben unb
burd) bie frennMicfye Vermittlung bc8 §errn Dr. CScar $afe in bic (Samnu
lungen beS 33örfenberein3 ber Xeutfc^en 93udjf)änbler übergegangen.
Digitized by Google
afle 33efd)äftigung finbcn fonnten. Stuf GJrunb beä (eidjt ermor-
benen ^Bürgerrechts fugten fte nun beim 9iatf) ber ©tabt um nie*
bere ftabtifdje ©ebienftungen nad). Unter ifjnen befanb fid) and)
©arber, ber meber Littel nod) drebit befafc ein eigenes ©efe^äft
betreiben ju fönnen; benn nad) bem 93eebebud) (©teuerrofle) für
bie Safjre 1567—1569 mar feine Sprung für ein ganjeS 3al)r
mit 2 ©Eitting oerfteuert, maS ein (Sinfommen oon 20 ©ulben
repräfentirt. @r mar ju jener &tit in ber Xrucferei ber „&om=
panei", einer ©efd)äft§oerbinbung oon ©igmunb getoerabenb, ®eorg
SRab unb SBeiganb ©an'3 ©rben, befd)äftigt unb erhielt, als biefe
Skrbinbung nad) bem Xobe ber SSittme (SJüIfferid) atltnä^licr) gelöft
unb er baburcr) fteflenloS mürbe, im grüfyjcujr 1570 ben Soften
beS ©djreiberS an ber 33^ittcl= ober ©d)meermage. JBier Satyre
fjernaef) mürbe er gactor in DCT ^ruderet oon (Jgcnotff'S @rben
unb fpäter, a(8 er ftet) mit biefen übermorfen r)attc, SSorfängcr an
einer ber ©tabtfirdjen, als melier er am 7. 2)ecember 1 592 ftarb.
Seit bem 4. ®ecember 1565 mar er mit „Äumgunbt 9tftd)ae(
©eubeltS truefer feügen wittib" t)crr)ciratr)ct; fte folgte ifrni erft am
2. gebruar 1603 im Xobc nad). ©einer (Sr)c maren oter Äinber,
brei ©ityne unb eine Softer, entfproffen. SSon fetner §anb be=
finbcn fidj nod) im SBefifce ber (Srben be8 1877 ju granffurt oer>
ftorbenen Dr. $r). (Srcijenadj, be§ ©erauSgeberS beS 93riefmed)fet$
GJoetfye'S mit SJcarianne oon Siflemer, jmei 9Jcef$regifter über
gaftem unb ©erbftmeffe 1568, für meld)' lefctere SWeffc er 5 (M=
ben 9ftef?lof)n erf)iett.
$iefe fRegiftcr enthalten, glcidt) bem 1873 publicirten, nur
93üd)er au3 bem ©efifce ber SSittme ©ülfferidj, b. t). oor$ugämeifc
fotdje au« bem Berlage ifjreä 9Jcttte 1554 oerftorbenen 9ttanneS,
©ermann ®ülffericr), unb if)re3 ©otyneS (aus jmeiter et)c) SSeiganb
©an, mäljrenb in bem uns f)ier oorliegenben 9legifter, mit ge=
ringen SUtSnaljmen, fidj nur ©üdjer finben, meld)e im Berlage ber
oben ermähnten (Sompanei crfd)iencn finb. $)ie $Injaf)t berfetben
ift eine oerfyättnifjmäfiig geringe, fann aber faum eine größere
fein, menn man bebenft, bafj biefe SSerbinbung erft oor ber ©erbft-
meffe 1563 eingegangen mürbe. SBon ben 23 oerfdjiebenen SSerfen
mürben im ©anjen 2650 (Sjremptare ju einem SBeruje oon 2627
Bulben 12 ©afcen 3 Sfreujer abgefegt. $ie 106 Ääufer oertljeilen
fid) auf 50 oerfdjiebene Orte; rjierju fommt nod) ein Käufer ober
üielmehr eine Käuferin, SBühelm öon föomonb'S SBittme, beren
SBohnfifc id) nid)t auSfinbig machen fonnte, unb ber „£wnbfauf."
2)ie $öe$af)lung erfolgte entweber nod) in berjelben ober in ber
nächftfolgenben Sfleffe. £enn wenn bieg auch nirgenbs auSbrüdlid)
bemerft ift, fo ift btefe 3al)lungSweije bod) aus anberen im granf=
furter ©tabtard)io befinbltchen unb auf ben S3ud)f)anbel bezüglichen
Äctenftücfen aus jener $e\t erfid)tlich; aujjerbem lägt audj bie be=
fonberS angegebene gleichzeitige ßa^ung unb bie oon $onrab
Äienle in ©tuttgart fpäter erfolgte SBejahlung barauf fchliejkn.
SBon bejonberem Sntereffe bürfte aber ber I)ter überall bei-
gefügte SßreiS ber 93üd)er fein, währenb in bem «parber'jchen
SRegifter nur wenige Sßerfe mit (Sinjclprcifen, bie meiften aber nur
nach ber Anjaf)! ber cartae (33ogen, aljo zum Söaüenpreife) oer=
rennet werben. 2)ie SRechnungSmünze ift ber (Bulben, geseilt in
15 53afcen ä 4 Äreujer, bei §arber bagegen in 20 ©chillinge,
jeben ju 12 fetter. S3eibe finb gteier) bem ehemaligen fübbeuk
fc^en (Bulben a 60 ^reujer. £en SBertJ) beS Oelber in jener &it
fönnen mir jehnmat fytytt als heutzutage oeranf plagen1). Gine
Sergleichung ber bamaligen greife mit ben jenigen, welche gegen*
wärtig für SBerfe ähnlicher SluSftattung ober für einzelne noch im
Hntiquarhonbel oorlommenbe ©jemplare ber namhaft gemachten
93üct)er gezahlt merben, mürbe zu meit führen. Auffaflenb bürfte
nur ber hohe $rcis ocS ßinbanbeS für bie colorirte 33tbel in
9Jcebian fein. 93on biefer, melche mit fchmarjen §olzf dritten in
albis 3 (Bulben foftete, mürben 16 colorirte Sjemnlare in rohem
3uftanbe üerfauft, unb zwar jehn I 8 (Bulben, brei a 9 unb
ebenfo oiel ä, 10 Bulben, melcher ^ßreiSunterfchieb (ebenfalls burd)
bie mehr ober minber feine Ausführung beS (SoloritS hertiorgerufen
mürbe. 6in gebunbeneS (Sjemplar jeboct), welches Sßeter Mittler
in ßeipjig erwarb, mu&te mit 14 (Bulben bejaht merben; eS mürbe
alfo ber Ginbanb mit 4 (Bulben beregnet ober nach heutigem (Belb=
Werth ungefähr mit 70 9Jcarf. ®S mag aber biefc öibel, melche
laut ber beigefügten öemerhing ©igenthum (Beorg SRab'S war,
eines ber jenigen (Sremplare gemefen fein, welche geoerabenb, für
(Befdjenfe beftimmt, „in ©ammet onb ©eibe binben, mit ©olb onb
©Uber befd)lagen" lieg8).
Aus bem im granffurter <3tabtarct)it? aufbemaljrten Snoentar
über ben 9^acl)Iag ber SSittwe (Bülffertct) fann man bie greife er=
fefjen, welche für bie ^oljfchnitte in einigen ber aufgeführten SSerfe
gegafft würben, nämlich:
„gür bie figuren jum Sßergilio, Serufatem, ouibio, Fabulis
Aesopi gu reiben unbt fcc)neiben 790 fl. 10 fc.
Stern tmtb Slfle ftguren jurSibell jureifeen ornibt fdjneiben 940 (t
Stein $oftiü sureifeen tmb Reiben fampt ben reiften 152 fL"
$>a8 „SRegifter" felbft, welches wortgetreu junt Slbbruef ge=
bracht wirb, bübet ein unbef(f)nittene3 Ouartheft (Orö^e 21,5:17 cm.)
oon 50 ©Iättern, welche einen $af)n af$ 2B äff erreichen tragen.
2(uf bem erften 93Iatt befinbet ftdj bie Äuffdjrift: „Gopeü k.";
SÖIatt 2—42, uon ber §anb beS @ct)reiber3 mit ben fortlaufenben
Ziffern 1—41 bejeidmet, enthatten bie fauber getriebenen @in=
tragungen, bann folgt ein unbefdjriebeneS mit Siniatur berfefjeneS
Statt, welkem fid) noch 7 leere ©tätter anfc^licgcn. ©ämmtliche
Soften ftnb fdjräg, mitunter auch freujmeife burchftrichen unb ift
bamit bie Tilgung ber @ct)utb angegeben. $er 3n>ecf biefeS
§anbtung§buche3 ift leicht ju erfennen: heutzutage würbe e8
„Strafe" ober „9ftemorial" genannt werben.
Ueber bie im Saufe beS 16. 3af)rhunbert8 im 58ertagS=99uch-
hanbet übliche Buchführung erfahren wir aus ben Sitten eines
*ßro5cffe3, welken ungefähr breiig Sa^re fpäter bie Srben @ig~
munb gegerabenb'8 mit einanber führten, baß eS im 23ucf$<mbel
„nit bräuct)tict) ift, alles jue munbiren, onb wie fonften beü an=
bereu großen gewerben ju buch jue tragen'', fonbem e« würbe
alles in einer SKeffe Sertaufte in ein SRegifter, welche« jebe 9Jceffe
erneuert würbe, eingetragen. Eiefe „Ortginat^Saben^egifter" wür=
ben fpäter „in ein grofj houptbuef) jufammen munbirt." £ie VLb-
rechnung mit ben SSuchführern erfolgte aber niemals nach oem
Hauptbuch, fonbem ftetS nach ben „Original particutar 9iegiftern."
©in foldje« ift baS oorliegenbe.*)
*) Änm. b. Web. SJennodj bürfte ba3 üorüegenbe „Gegiftet" bic 9?ein*
fdjrift einet bei ben einzelnen ®efdjäft$abfd)lüffen geführten ßlabbe fein;
bacauf beuten nid)t nur einzelne ^Jtaduragc , fonbem namentlich aud) bei Um«
ftanb, bau bie Eintragungen rot) alpljabetifd) nadj ben ®nfangdbud)ftaben ber
Käufer georbnet finb, roa« boefj erft nad) ooUem Wbfdjlufe ber 9Jce&gcfd)äfte
au ermöglichen mar.
Copey ober 2lbfcf?rift
Des Xtgtfters tfaftm ttles ^ J565
SigmunÖ ßeixabenit
Das tnus 3<*? meinen mitperroant^en als 3or9
IDciganM fjanen €rben rerredmen.
Digitized by Google
A l Recto*)
s}kfccn #r.
A
5
5
1
K
o
ftrtilfi TOnftiff S'iitfirY-t
5
1
<ocrguiu9 ituijui ^roegg€|trtcyen ^
©umma tfjut
10
1 5
minores fy'xi öon Ccipjigf
20
DuibtuS ßomplet *u 6 ^afecn. . . tt .
8
o
6
8
ÜHappa Scrufaicm
2
10
5
^autingenij (^atingemuS ©tcUatuS) . .
11
1
10
2
3
S3ibtia ÜKebian
9
3
SBiblia gefpatttcmt
4
4
SMbtta bcr teilen
11
4
Chronica frandj
5
4
Opera Sichartj tt .
10
üuinnia
oö
«
1
tflcran&cr tpctffefyom öon 3"9<>Iftott
1 Verso
4I
Opera Sichardj pro 8 Gatter3) . tt . .
1
9I
i
»1
2ln6reas Obtvmakv öon Hurmberg
2
6
1
93ibtia gcipatttenn
1
5
1
©iblia bcr Svenen
2
11
1
1
$au6 ^Softtö öutfjerj
1
2
Serufatcm Eeutfö
2
1
Siblin bcr Sfteuen ....
2
11
1
1
Chronica francf]
1
3
3
5
©umma tt
»1
1
*) Gebeutet ba« »tatt be3 Original«.
Digitized by Google
— 12 -
■cionan Q^oicr ddu -rpeicr
3
9
3
—
!»
_ Ull.lllU II
1
*
-
2inbxcs (Efcftenbcracr öon Hurmberq
2 R.
1
©ibet 3Kebian
3
1
2
11
1
5
1
1
£aufc $oftiu* £utf)erj
1
—
—
Summa tt
7
1
6
13
12
—
1
2
4
2
@uma
16
1
2
Zlbrafyam Hitt oon Ztcf? Surger ju Canöaro
1
2
11
1
1
©iblia Hflebian
3
_
2
©ibtia gehalten ju 20 s#afcen tt . . . .
2
10
2
2
7
2
1
1
2
DuibtuS tcutfd)
6
2
SWarcefli (sc. Palingenii Stellati) ....
4
2
©umma folio (!)
13
1
Verso: rcei£.
B 3 R.
<P(er) Bircfman üon Cöln 9tom er jum tf^eil feine btener
4
Serufalem latine ju 12 Sßafcen tt
• . • •
3
3
3
Serufalem tat
2
6
15
Opera Sichartj $u 2 ballern .
tt . . .
34
7
2
3
1
4
iötbliidjc figuren ju 3 Sßafcen .
tt . . .
12
12
DuibiuS fprengij ju 3 ^afcen .
tt . . .
2
6
4
1
5
1
2
4
2
6
©ibli|"cf)C figuren
1
3
6
1
3
Digitized by Google
— 13 —
$urdj German, biener
■
1
5
11
7
2
1
3
2
2
10
i
X
ftmife ^Rnfitft Puffern
i
X
6
7
1
7
•
9
r\er; beruatius Dienet
12
2
6
®urd) Quentel
2
Dpcra ©idjarbi ju 2 Stottern . tt . . .
4
9
2
6
1
©uma folij
84
6
Bircfman per Conra&um, biener
3 V.
2
$autt 2RarcetIi ju 9 ftr. . tt . . . r .
—
4
2
jr
O
1
2
Seruiotem Satine su 12 ^afcen. tt . . .
1
9
q
»>
Duibiuä $oftij
—
9
P. 93. Eurd) Zlrnolöum ZHiUtus (HRöIiuS),
biener
2
7
2
o
-
1
9
©ibtia ber fteuen
2
11
1
18
DuibiuS Sßoftit
3
9
3
—
9
1
93ibüa ber <Keuen . . . tt
3
2
^aulingcnij
4
1
P. 93. $urd> anbxtas Sad?f , biener
2
1
9
5
DuibiuS $oftij
1
5
1
©uma fotij
21
6
P. Bircfman ftam fein biener prjilipus 3unt<*
4 R.
2
Opera Sichardj ju 2 ©aflern . tt . . .
4
9
6
Duibiu« ©prengii ju getbt 3 $aj}cn. tt .
1
3
2
9$ergiliu3 tatine
6
3
DuibiuS $n 4to
9]
6
93ibtifd)e figuren ju 3 $afcen . tt . . .
1
3i
4
DuibiuS <Pofttj ju 3 «ßafcen . . tt . . .
12
Digitized by Google
- 14 —
P. 93. P(er) ZHatyiam gaftij, bicncr
2
4
9
2
6
5
1
—
—
2
6
2
DuibiuS «ßoftij
—
6
—
Summa folij tt
15
9
(summa alles ]o sötrciman jueriegen icguioig
ffiiiff 191 (TA MvnUiMi 9 Vr
3cllerus Don ßanörDcro
4 V.
10
VUHlföe ftguren ju 3 ipafcen. . tt . . .
2
1
3
1
6
«juioiu» komplett ju b ipa^en . tt . . .
1
3
—
1
3
5
11
7
2
VUUIU 1*
18
10
2
Scrnbartt -^ifdior Don Hurmbcra
2
#au& fßoftill Sutfjerj
2
5
^ofttfl fpangenbcrgj 1 ju gelt 12 ^afcentt
4
2
6
4
5
5
5
1
5
_ • L. * » M A
1
2
10
6
ff » . ■ +
6
3
3
11
1
0
io
11
1
Summa tt
43
7
2
Sarttel Poaeü üoii IDittcnbera
5
R.
10
10
i
l
9
15
6
20
Duibius teutfdi ju 3 <ßafcen . tt . . . .
4
15
3
10
2
Digitized by Google
— 15 —
10
2
*—
6
18
10
Outbhiä *Roftii
Q
8
Chronica grantfj 5 ortern . tt . . .
10
—
—
10
3
5
2
10
_
4
2Rapa jum ßriegSbud) (geftridjen) ....
1
9
Summa
64
3
3ft 3alt onnb meinen gefeln uerredmett H° 65
faftenmejj
nod)
Baftian Kofenblat oon 2(uafpura
5 V.
Q
O
3
11
1
4
au :<.cfx. c-..— —
12
—
o
3
Opera Sichardj pro 6 Stauer tt . . . .
6
13
2
1
1
1
S^iblto nefimltten
i
X
5
—
O
5
7
2
1
o
o
©untntQ tt
22
1
4
1
Baftian JtppcU öon f)ei&elbcra,
1
JBiblta SKebian
3
1
2
11
1
e%
z
.i'u.fii.H ou;c,f;~ Ii,,,..
2
10
2
2
2
6
2
4
2
1
2
4
2
1
1
3
3
2
10
1
3
©umma |
18
6
C
6 R.
Cfyriftoff Hicötlingcr oon Strasburg
2
6
3
3
11
1
@umma tt
9
11
1
igitized by Google
16
Cr/riftian HTülier öon Strasburg
SBtblifdje figurenn
©ibtia gcjpaltten tljun
8tibif4e (!) figurcn
3crufatem tcutfdj tijun
3erujatcm tatinc
Figuren ouibij 3n 4to . . . tt . . . .
DuibiuS «ßofHj
©iblia attebtan
Sttappa Scrufalcm . «
@uma tt
1
2
10
6
3
12
12
6
3
1
13
1
6 V.
Cfjriftoff Xrcs öon <£ring 3ft ber öremrfen 93urg toorbenn
©iblifdje figurcn ju 3 $afcen
SBcrgüiuS tat
ßfjronica frandj
$aufc <ßoftiü 2utt)cri gemottt .
£au& «ßoftitt Sut^eri . . . .
^oftifl Spangenbergj . . . .
SBibtia gefpaltten
93ibtia SRebian
tt
1
2
1
1
3
6
9
3
12
5
Summa 10 6 3
Conraö Bobell üon XDciffeburg
©iblia 9Rcbian . .
$aufc $oftia 2utf)crj
Sßoftitt ©pangenbergj
2
10
6
2
12
(Summa tt
11
7
7 B.
Corueiltus Catmocfs üon Hannberg 2>e8 (ErrjarM gutte,
üon Ztnöorff, gejctC
25
SBiblifdje figurcn $u 3 Sßafccn. . tt . . .
5
15
DuibiuS teutfa), figurcn 3n 4to ju 3 Sßafeen tt
3
(Summa tt
8
igitized by Google
- 17 —
7 V.
2
2
2
2
2
2
5
2
2
3
Dornas Dredjgler alf)te, 93ucf)bmber,
93ibel ber bleuen
#au& ^ßoftin Sutten
SSiblta gefpalttcn
Chronica franefj
Söibtia gemottt
Siblia 2Rebtan •
SBor bcr faften 3Re8 21° 65
mtia Cebion
©iblia gefpatttenn
3erufoIcm teutfc^
$aufc $oftitt Sutyeri tfjun
©uuta, tfnm
®(cbi)t 46 fl. faft. 66.
5
2
2
2
18
6
15
2
2
3
58
10 —
10
12 2
Dtcttcricf? l^raus üon T^ölln 3ft Sorg föab ©urg
1 ©iblia 3Kebtan
1 ©iblia gefoatiten
1 $aufc $ofKa Sutljerj
1 Serufalem $eutfä)
1
1
l
3
2
1
1
©umma tt
Dilman Brano üon Speicr
e^ronica frandj
©iblia 3Hebian
$aufe $oftitt tut^cri
DuibiuS Xcutjd) pro 1. 3 $afeen ....
93iMia gefoatttett
Serufalem teutfdj .
Wlappa jcrufalem
©limitta tt
8 R.
toorben
3
1
1
1
1
3
1
2
1
3
9
9
10
12
3
3
1
noä) 1
Daniel £uon>ig üon bringen
SBiblia 2Hebian
©iblia 2ttebtan
«rdjiö f. Qfcfa. b. SJeutfcfcn »u^tj. IX.
8 V.
3 —
3 —
©untnta
6|-
Digitized by Google
— 18 —
1
4
1
2
2
Dietierid? Sott üon l^öln
©iblia bcr SReuen
Chronica frandj
Sötblia gefpalttenn
$oflia ©pangenbergj
$au& tßopia fiutfjerj ■ .
©umma
2
11
1
5
1
5
1
9
2
12
10
1
9 R.
Dieterid) (Berlad) ber beim Plrid) Heuber ju XTurmberg ift
önnb 3ft Sodann S3ircfman 93ürg bafür morben.
5
2
Sötblia 9Rebian ju 3 fl . .
■ • tt • • ■
15
20
(Summa t^ut
35
9 V.
(Thomas 6er gieffer bcr 93cim Daniel Hafd)en fetig gearbeött,
Sefct ©eim föneiber gum @alm 3n ber Soft
2 | «Reue »iblia ju 28/4 fl ] 5 | 7 1 2
E
(SBei&eä ©tatt)
10.
1
1
2
1
1
1
1
1
2
2
F
5: Valentin (grüner üon ScfjtDeinfurt
©ibel äRebian
Sibtia ber «Reuen
$aufc ^ßoftiU Sutfjerj
|>au| ^oftifl foangenbergi
DuibiuS teutfd)
Duibiuä teutfd) (geftrid)en.)
9Rarceflj
Duibiuä 3n quartto tt .
Ouibiu* ?o|nj
Duibiu« fprengij
11 R.
3
2
2
11
12
3
2
3
6
6
(Summa 9 13
ed by Google
— 19 -
g: Pitus Blocf Slrnolö Kiffers nad)ff)ar oon Cölnn
2 | ©fjronica francfi pro 5 ortt . . . . tt . | 2 | 7 j 2
4
2
10
6
50
4
4
20
10
4
6
12
6
(ßeorg XPiller »ort 2tugfpurg
Sibtia SRebtan $u 3 fl . . . tt . . . .
Siblia gemolbt
©iblia 2Kebian
DuibiuS 3n 4to ju 3 $afcen . . . tt .
93iblif(f)e figuren
#au& «ßoftiH fiut^eri t^un
Söiblta gefaattten tfjun
93iblifd)e figuren tf)un
Chronica grancfj ju ballern . . . . tt .
Chronica ^rrancfj
SBiblta ber «Reuen ju 2% fL . . . tt .
Opera Sichartj JU 2 StaUern . . . tt .
©umma fotij tt
11 V.
12
16
30
1
10
4
5
4
11
4
15
27
7
9
9 —
141
3| 2
12 R.
9tom er aud) <5eorg u>iilcr 3n bifer faft(en)tneS 21° 65.
20
Chronica frandj au 1 Kaller. . .
tt . .
23
14
Söiblia 2Rebtan
42
30
33iblifd>e figuren ju 3 *ßafoen . .
tt . .
6
10
Opera Sichard j ju 2 Maliern . tt
• ■ ■
23
10
Söiblia ber SReuen ju 2% fl. tlmn.
• • •
25
4
12
nod) 2
»iblia Cebion
. tt .
6
noajlO
©iblio SKebion
. tt .
30
noef) 6
13
12
meljr 6
4
3
Chronica franefj tf>un 13 Kaller ma
14
14
(Summa folij tljut
195
11
©umma ©ummarum boä 3eorg(!) ttrifler juerlegen fduübig tt)utt an
biefen 2 Soften fl 336 $afcen 14 *Tr 3.
Digitized by Google
- 20 —
<5eorg ^tfdjer üon Hurmberg
12 V.
5
15
—
5
6
10
10
#aufe $oftitt Sut^crj ....
. . . tt .
10
—
5
«iblia bcr bleuen ju 2% fl. .
. . . tt .
13
11
1
10
tt .
2
5
^Softiü faangenbergt &u 12 *ßafcen . . tt .
4
5
. tt .
5
5
3ttappa 3cnifatem ju 5 $afcen
. . . tt .
1
10
4
©Ijronia fraitcf j $u 5 ortten .
. . . tt .
5
©utnma tt
63
1
1
(Srcger <5olMfcr)rm& ot^ic tnonenb.
1 | SBiblia gefaaütcn, fol ©iginunbt aalen . tt | 1 | ö| —
13 R.
(Bcorg (ßrubbädjer ((Sruppenbad)) üon Bübingen
2
6
2
Eibliföe figuren 511 3 ^afeen. .
. . tt .
6
4
. . tt .
4
10
DuibiuS «ßoftij ju 3 «ßafcen . .
. . tt .
2
3
Opera Sichardi ju 2 ballern .
tt . . .
6
13
2
@uma tt
19
2
(Seorg Dorengcll üon ßad}
3
Söibtia gefpatttenn 5U 20 Soften
. tt . .
4
-
1
12
©umma
1»
13
V.
<Bemmii§en (<5vmnWs) <£rben öon Cölln
2
Opera Sichardi ju 2 Gadern
. . . tt .
4
9
1
. . tt .
1
5
2
©tbtifcfce figuren gu 3 ^afcen
. . . tt .
6
2
6
2
. tt .
2
7
2
1
©ibtia ber fteuen ju 23/4 fl. .
. tt . . .
2
1
2
. . . tt .
2
1
5
©uutma tt
14
4
1 3
Digitized by Google
— 21 -
(Soors Hab tmb bie ^atfyarina H R.
1
1
3
3
3
cw\ Cft\ _ c • r*
9
1
#aujj ^ßoftia fiutljer . . .
. . . . tt .
1
z
2
2
7
2
1
6
1
3
1
1
1
5
6umma
15
,0|
1
2Wer)r 3org Hab SKam er ben 19 9Mj ttrie öolgt
Opera Sichardi Komplett
Opera Sichardj ©omptet
Ijatt er ein* bem 3)octor $u SReinfc über=
fdjitft, fott ßlawä Suncf^er jaün (oon onbrcc
$anb:) ünb ein* §at er bem 2). ©idjarb geben,
tmb amen roeijj id) nid)t, f)at unrecht ge;
färiben, biemeil jmei Tomi ftnb, I)at er att=
meg smen Exemplar angefd)riben.
4
4
9
9
(ßoerg Baltfyegfyatm öon Speier
Siblta gefaatttenn
ÜRappa Serufatcm
3erujalem teutfd)
23ergitiu8 Iatine
£>au& $oftiU fiut^erj
93ibtifd)e figuren
Ouibiuä 3n quarto
©umma tt
l
1
1
14 V.
5
5
3
3
10 —
(Seorg ITCargraff ton Dübingen
15
R.
2
6
1
2
11
1
3
3
1
12
1
$au& $oftitt Suttjerj
1
Digitized by Google
— 22 -
5
93i61ifcf)e figuren &u 3 $a$en . tt . . .
l
—
3
Opera Sichardj ju 2 $5aflem . tt . . .
6
13
2
8
^aulingenij ju 9 ®r. . . tt
1
3
—
2
üiitotu» 3n quarto 3U 3 jpafcen . tt . .
6
2
Ouibiuä $eut)d) tt .
6
2
Serufalem lat. ju 12 $ßa&en . . . tt . .
1
9
2
SBergiliuS lat
6
—
1
6
Summa tt
25
12
3
S;t. 19 yt fl $>cro[t 65.
<Bcorg Bauman Don <£rfforö
15 V.
1
3
3
©ibtia ber Wcucn pro 1—2% fl . . tt .
8
3
3
4
JÖtblia geipaltten $u 20 ipafccn . . . tt .
5
5
6
OutbiuS Xeutfd) ju 3 $afeen. . . . tt .
1
o
5
1
6
Sergtliu« lat
1
3
—
1
1
3
3
91
21
3
2
(Seorg guttmann üon Dmcfelspuel
16
R.
2
^crufalem teutjct) pro 1 — 1 fl . . . . tt
2
3
$aufe ¥oftifl Sutfjerj s« ft tt
3
4
©iblia gcfaalttenn ju 20 Sßafcen . . . tt
5
5
4
12
3
3
11
1
Summa
26
1
1
<5eora "Vaer öon Prfcll
1
3
1
müa gcfpolttcn
1
5
(Summa
4
5
igitized by Google
23 -
H
fycms ^ranmetftcr öon Kegenfpurg
6 ©iblia Cebion 511 3 fl tf)un
2 SBiMta bcr «Reuen pro 1 . . a 2% fl tt
2 müa bcr «Reuen ju 2% ft tt
2 ©iblia gemoltte au 8 fl tt
4 $aufc «ßofttH 2ut$erj
4 «ßoftiU ©pangenbergj ju 12 l^a^cn . . tt
2 äerufalem Xeutfdj 5U fl tt
2 ©iblia gefoalttenn ju 20 «ßafcen . . . tt
3 Duibiuä teutfety ju 3 «ßafoen tt
2 Äronica franef] ju ortten tt
1 Opera Sichardj
Summa tt
16 V.
18
5
5
16
4
3
2
2
2
2
61
10
9
7
4
2
2
l}ans Drogell öon fjilöesfjeim
2 ©tblta 2Rebian tt
1 «43ibel ber «Reuen su 2s/4 tt
1 ©iblia gefpalttenn
2 3*nifalem teutfdj 1 pro 1 fl tt
2 $aufj «ßoftitt lutljeri
1 Sßoftill ©pangenbergj
2 93ergittu8 tat
2 Siblifdje figuren ju 3 «ßafcen
2 Irronica franef]
©umma tt
6
2
1
2
2
18
17 R.
1
11
5
12
6
6
7
2
2 3
£}ans Bur&ebacf? (portenbad?) üon Slugfpurg
17 V.
6 SRebian ©iblia pro 1 fl 3 . .
4 $au& «ßoftill ßut^erj
5 5öiblifc^c figuren ju 3 «ßafcen .
2 ©tblta gefpaltten 1 pro 20 «ßafcen
6 «ßojtill ©pangenbergj
2 Outbiu? teilt]* ju 3 $a$en . .
3 Chronica franefj 1 pro 5 ortt .
5 Opera Sichardj ju 2 ©oüern .
3 SBibtia ber «Reuen gu 2% fl . .
tt
tt
•
tt
tt
•
tt
tt
tt
tt
©umma
2Rel)t 1 gemoltte ©iblia 3ft aber meinen gefallen
oerred>nntt faften meä 91° 65
18
4
1
2
4
3
11
8
54
10
12
6
11
7
3
1
2
3
6| 2
Digitized by Google
fjans popp üon Hürmbcrg
18 R.
4
SBiMia Hftcbian
12
2
SBiblia aeiiuilttcn thun
2
1 n
3
3crufalcm teutfc^ tt
3
2
5
7
i
o
6
1
3
G
13
2
8
Stblifdje figuren ju 3 $afcen tt . . . .
1
9
2
Gljronica frantfj ju 5 ortten tt
2
7
2
- " rt
©untina
29
2
£err Zloam Heiffncr ber bj Serufatem ljatt gemadjtt tyatt
genommen
10
10
-1
3ft ntdjt abgezogen.
fjans Hcumaicr öon Plm
18 V.
2
Opera Sichardj ju 2 Gollern tt . . . .
4
9
1
©ibtia Sttebian
3
2
1
9
5
SRibl tTrfir finiirni tt
i
•i
6
13
2
6
1
3
1
3
3
©umma tt
13
8
1
fjans Kants Don ^ul6a
1
93iblia Sföebian
3
2
2
1
12
©umma
5
12
fjans Hütfdj üon XDtrljbura.
19 R.
1
SBiMia SRebian
3
2
Söiblia ber bleuen ju 2% fl tt
5
7
2
3
SBiblta gcfpolttcnn ju 20 ^afcen tt . . .
4
gitized by Googl
25 -
Soffcifl ßutfjerj pro 1. 1 fl tt
Serufalem Ztutfö 1 pro 1 fl . . . . tt
Chronica frandj
Opera ©tdjarbj
SergiluiS tat. 1 pro 3 $afcen
Summt
4
2
2
9
2
32
*}eermagen$ (Erben
1
1 1
1-
fjans IDtömair öon Höflingen
19 V.
5
Opera Sichardj ju 2 SMern . . . . tt
| "V,
1-
f)atnrtd> fieß üon ZDtttenbera
1
1
2
2Kappa 3eru[atem *u 5 $afcen. . . . tt
10
3
—
9
i
i
3
2
SBergUiuS tat
6
2
Duibiuä ftorenaii
6
Summa
3
4
1-
<.;aiii> ^roaui oun jrancrenDerg
20 R.
1
DuibtuS teutftf»
3
2
Dutbiuä Komplett
12
1
SergiltuS latine
3
©umma
1
3
l}ans Sdjencf öon Scfytt>äbifd)en ^all
1
8
1
3
2
2
2
10
1
1
3
3
2
2
©umma
16
13
3
Digitized by Google
1
1
1
2
2
2
1
1
5
4
4
1
1
2
1
1
1
1
2
1
1
3acob IDetgmtö üon ^Kaffcll
©ibtia gefoattten
93iblifdje ftguren
*ßoftiü Spangenbergj
Duibiu« Xeutfä
£au& <ßoftitt Sut^crj
Duibiuä komplett ju 6 ^afcen tt
Outbium Komplett
Siblia ber bleuen
2
20 V.
5
3
12
6
12
6
11
Summa tt 8 10 1
3ojtas Htfyel tum Straf bürg
1 I $au& $o{HH Sut^erj
1 I —
3eronimus Htyel öon Straf bürg
93ibüa SRebiau 1 pro 3 fl tt
©ibtia gefpaltten ju 20 ^afcen . . . . tt
§aufc ^oftitt £utf)erj tt
Serufatem Seutfä
Sttappa
Opera ©tdjarbj su 2 $aflem . . . . tt
(Jronica frauefj
©iblta 2Rebtan
£>aufe Sßoftitt Sut^crj
15
5
4
1
4
1
3
1
21 B.
5
5
9
3
35
9tteljr ljatt er genomen fol ©igmunbt saht nrie oolgt
©ibel gemolb 8
SBiblta gejpattten 2
©aufj <ßoftiU Sutfjerj
^oftitt (Spangcnbergj
3
(Summa
12
10
12
5
5
4
2
2
3acob Appell öon £cip$igf
Serufalcm Seutfd) ju gutben 6
SRappa Serufalcm . tt 1
©ibtta 2Hebian 12
Scrujatem latine
3ftapa Satiuc
(Summa tt 20
21 V.
10
9
10
14 -
gitized by Googl
- 27 —
3<>l?ann 2TTc61mger luonfjafft 3n ^rancffurtt
1
«mg f — Y A r jfc
1
1
5
Summa
1
5
3oacf}tm Corner öon Hurmber(!)
22 R.
3
9
—
1
Ouibiu« Komplett
6
1
©iblia gefpaltten
1
ö
6
93ibliid)c figuren $u 3 $a|jen . . . . tt
1
3
3
Serufalem teutfefj 1 pro (Ein gulben . . tt
3
—
ß
VI
Diithiiiä nimrtn tt
i
X
3
2
§aujj $oftttt ßutljerj
2
6
93ibelt ber «Reuen ju 2s/4 fl tt
16
7
2
4
5
o
9
VUUUIIU
1 44
I 3
1 *
Sll?h r>y Cynt» a*Mh f Sfftt 1 O 9T>Att
o
Cxam« f i aT nm f rti i /4l
9
o
Sm t ft T i /> /> *> i 1 f f l> tt
o
31
10
@uma
4
io
-
3of?annes Kern üoon(!) QtrfcfjfelM
22 V.
2
Siblta gefpattten 1 $ro 20 *ßafeen . . tt
2
10
o
&
fSmtfc <Knfttff 9ntWt
9
1
1
2
93ergthu8 (ahne 1 Sßro 3 Ißafcen ....
—
6
i
1
3
1
Ü5oftif[ (Süanocnberai
12
Summa
7 1
1
3of?nas Stöcfle oon IPurms
Q
-
©tblia gefpattten ju 20 Sßafeen . . . . tt
2
10
2
£aufc «ßoftitt ßutljerj tt
2
©uma tfjut
4
10
3acob 6c Pücs (Dupuis) aufe ^ranefreid?
23
R.
4
Serufatem lattne ju 12 «ßafoen
3
3
6
Mappa Jerusalem latine $u 5 *ßafoen . tt
2
Summa
6
3
igitized by Google
1
2
1
1
1
2
20
12
15
- 28 -
3acob Scfjcöel üon Stutgartt
3
©iblia SHebian
9
3
Ort * 4 -f % 9 t i .
4
1
12
2
2
2
4
9
5
1
©umma
21
6
3oft gwimntwn üon f}ei6elber$
Scrufalcm teutfä
Äronica franrfj ju 5 ortten tt
Opera ©idjarbj
SÖiblia bcr SReuen
SMblia gemolbt
Siblifäe ftguren
Summa tt
3or;ann IDiUid? ber Sltter üon Cölln
23 V.
i
1 —
2 7
2 4
2 11
8 -
— i 6
2
2
1
16 14 1
1
$ofiiß ©pangenbergj
12
1
$aufj SßoftiH £ut§crj
1
©uma tt
1
12
-
3orjann IDolff alf)te
24 R.
mixa SRebian
i ■
1-
3of?ann 5d>rciöer üon Wittenberg
2
12
2
6
2
4
2
3
SBiblifc^c ftguren 1 $ro 3 $afcen . . tt
9
1
1
©umma
3
1
2
24 V.
Xonraö Htfycl üon tDittcnbcrg
$Bergiliu3 latine ju 3 $afcen ....
CutöiuS fprcngii ju 3 <ßafoen ....
tt
4
tt
2
6
tt
3
igitized by Google
— 29 -
8
8
10
3
5
25
5
—
10
2
5
6
3
3
Summa
33
14
3
T^arolo #cfer üon Strasburg
2
83tMia 2Kebian
6
~~ —
6
Sibltfcfje figuren
1
3
(Summa
7
3
f oll nidit aii^aclcfcfirt fein
25
p
IV.
3
Söibtia ber <fleuen *u 2% ft tt
8
3
3
3
3
11
1
i
X
^prit Infant fpufirf»
1
2
?oftitt £utf)erj
2
2
2
10
3
Opera Sidjarbj ju 2 SMern . . . . tt
6
13
2
Summa
24
8
2
3ft behalt $etbft 66
(Eorector (sie!) bet)m Haben §att ge
icn
1
6
1
3
Summa
9
-
Cafpcr Bhtöonij öon Pcnctög
25
V.
20
Duibtuä 1 <ßro 3 $afcen tt
4
25
93iblifd>e figuren ju 3 $a|en . . . . tt
5
6
93ergiliu$ 5U 3 Sßafcen tt
1
3
6
Opera Sichardj ju 2 Maliern . . . . tt
13
12
Summa tt
24
L
26 &
Corern? ^incfelt^aus öon Ceipsigf
10
©ibtifdje figuren mit teiften ju 3 $afcen tt
2
10
Wlappa 1 $ro 5 $afcen
3
5
Digitized by Google
- 30 -
2
$oftitt fpangenberg tt
• •
1
9
—
10
JBcrgiliuS latinc 1 $ro 3 haften . .
. tt
2
Q
O
9A
5
§aufc <ßoftiH
5
—
2
Opera Sidjarbj $u 2 XaUcr ....
. tt
4
9
3
. tt
3
11
1
AR
4
1
3ft aalt fafien meä «° 66 rnrnb toerredjnett.
£aban IDedjg elberger üon Bretten
26 V.
1
1
3
tun
4
1
9
1
©iblia SRebtan
3
2
6
1
. tt
1
3
3
Summa
18
9
3
Cienfjart Breünlen üon ^ailbron
27 R.
1
3
1
©iblia ber bleuen
2
11
1
2
©tblia gcfpaltten ju 20 $afcen . . .
. tt
2
10
1
—
12
1
1
2
6
2
2
7
2
2
^oftiü ßutyerj gemotbt tt
4
5
©ergUiuS latinc 1 $ro 3 «ßafren tt .
. •
1
1
Mapa
5
18
6
3
M
27 V.
2nidjacl Spies üon Becfjöun, 83etj XDurmbs
1
1
1
1
1
1
3
3
3
3
3
Digitized by Google
- 31 -
2ttelcfnor Kodj Don 2TTünd?en
2
2
7'
2
2
■ —
12
—
2
6
2
—
Sftarcelli
4
2
1
1
1
3erufoIcm latine
12
1
5
1
2
4
2
8
•
2
3ft aalt toorben faßen mefc 3t 0 65 onb meinen gefefln öerredjnet
ITTattfyeus <5tfecfe oon ZHaiöcnbur^
28 R.
2
SRebicm ©ibet
6
2
£aufc ^oftifl Sut^erj
2
2
Biblis flefrolttcn . tt
2
10
Summa
10
10
-
ZTCatternus l^ollinus (Cfjolinus) oon <£öln
4
9
1
2
11
1
2
2
7
2
1
2
4
2
Summa
12
2
1
2Kaigifter(sic!) Vö&k oon Ceipsigf
28 V.
2
| öiblia SRebian
1 «
1-
-
ZTTidjel Bruner Don Pfor^fyaim
2
16
2
10
2
Serafalem teutfä 1 ?ro 1 fl . . . . tt
2
Summa
18
10
N
29 R.
ttidas Baffa aülne
1
1
3
3
1
2
11
1
1
3
igitized by Google
- 32
2
2
1
1
1
1
3
1
2
2
©iblia gefaaltten ju 20 Ißafcen
$aufc $»ftiU Sutfjcrj ....
$oftiH ©Langenberg} ....
Sßaulingenii
Serujaletn
Sergilium latine
....
tt
2
2
10
12
2
3ReIjr fjatt er nad) ber SRefc gefjoM
13 1 12
1
1
5
1
Sßoftitt Sutfjerj
1
2
5
Hirias pogcll üon Ztürmbcrg
29
V.
2
©ibüa ber fteuen ju 2% fl
5
7
2
2
©iblia gefpaltten . tt
2
10
8
8
2
4
2
4
1
5
2
2
7
2
Summa
20
2
Htclas Tfacrjct toon IDurmbs
©iblifdje figuren 1 <ßro 3 «ßafcen ....
£au& $oftiU
SBcrgitiu« latinc
©iblia geftaltten
l
2
9 —
6
10
4 j 10
30 R.
Philippus fjeber oon 1[öxbadf
1
Siblia 2Rebian -
3
1
3
(Summa
3
3
3fleljr jtoifajen ber 9Re& getieft für . . .
-
petter Reittier oon Ccipsigf
1
Stbel gcmoltte, eingebunben, 3ft 3org Stäben
14
1
10
Digitized by Google
- 33 —
6
4
metjrl
1
93ibtia Siebtem 1 $ro 3 fl
SBiMta ber fteuen a 23/4 fl
©ibtia 9Hebiatt
Serufatem teutfd} ....
tt
tt
©umma tt
18
11
3
1
57
3ft salt onb meinen gefefln üerredjnett fafienme« 91° 65
Pfytlipus VOalbedcv öon (Sotta
30
V.
3
DuibiuS (Somplett 1 $ro 3 $a
^cn . . .
1
3
2
. . . . tt
6
2
Söiblia gefoattten
2
10
3
©ibtio ber SReuen ju 2% f[ .
. . . . tt
7
7
2
1
* • • • •
12
1
©iblia attebian pro 3 fl .
. . . . tt
3
1
5
1
1
3
3
©umma
17
2
1
3ft jaltt önnb meinen gefeHn öerretfaet faften meS &° 65.
petter Wa$ris (£ai$rift) öon £eip$tgf
4
12
2
£au6 ^oftia Sut^crj
2
10
$Bibtifd)C figuren 1 $ro 3 $afren . . . tt
2
1
Serufatem teutfdj
1
©umma tt
»
Pcttcr fjorft öon <£öln
31
EL
3
DuibtuS 3n 8to 1 $ro 3 $afcen ....
9
2
©ibtia 2)lebian
6
2
2
10
2
2RarceHi (<ßal)3ngenii
4
2
1
Opera Sicharc^j
2
4
2
1
1
1
12
6
e^ronica franef 1 $ro 5 ortt
7
7
2
©wnma
21
2
2
Pattribus üon Soffa
5
giguren 3n Offtbio (!) 4to tt
1
2
DuibiuS komplett 511 12 *ßafcen . . . tt
12
1
»- » «-
f. <St\i). b. Stutttcn 8udjl>. IX.
3
igitized by Google
- 34 -
15
SRtMiwfie ftniirptt tu 3 ^Rnfeprt tt
Q
O
12
DuibiuS forenati 1 SBro 3 SBafeen. . . tt
o
6
summa
7
1 3
-
jjauius Q)nm öon ^tragpurg
31 V.
2
5
7
2
2
2
1
1
6
1
3
^^^^
JL
12
1
Chronica ftrancfi ....
1
3
3
8umma
11
1
yciicr öon z^natD ju oopcrtt
1
1
—
3
fcaufc ^oftitt SuHjerj ttun
3
3
»iblia gcfpattten 1 <ßro 20 93afeert . . tt
4
_
3
2
6
—
3
—
8
3
3
1
©ibel SRebian
3
—
—
2
DuibtuS 3« quorto . . tt
—
6
—
9
6
—
3
RKMitoe figuren. . tt
y
summa n
iSO
_
q
3
0
32
R.
Qjuinnus (Ouartnusj üon oajell
2
6
1
1
3
3
12
Dpcra Sichardj ju 2 Gadern tt . . . .
27
9
notf) 3
Dpera ©tdjarbj 1 ?w 2 Gollern tt. . .
6
13
2
3
«ßoftitt Sutfjcrj
3
Summa
44
11
1
R
32 V. mei&.
s
33
R.
Steffan <5raft üon jretburs
2
^erufalem tatiite 5U 12 <ßafcen . . . . tt
9
2
10
8umma
2
4
Digitized by Google
- 35 —
Scbolöt Crautner tion Vinx
3
93tMia 9J2cbian au 3 fl . . .
. . . . tt
9
6
Siblia gestritten au 20 Sßafcen
. . . . tt
8
—
—
u
. ... ii
tt
\>
6
SBergiliuS Iatine au 3 *ßafcen
. . . . tt
1
3
o
. . . . tt
i
i
9
2
. . . . tt
2
7
2
2
Dpera ©icfjarbj au 2 baüern.
. . . . tt
4
9
©utnma tt
33
13
2
Samuel Scelfifcf? üon Battenberg
33 V.
1 A
1U
. . . . tt
15
Duibiuä (Somplett au 6 ^ßafcen
. . . . tt
6
10
Duibiuä teutfc^ au 3 *ßafcen .
. . . . tt
2
4
. . . . tt
4
10
9Jtopa Senifalem 8" 5 ^afcen
. . . . tt
3
5
15
SBergitiu« Iatine au 3 $a$en
. . . . tt
3
20
©iblifa^e figuren au 3 $afcen
. . . . tt
4
1
3
©umma tt
27
5
Simon I?uctter %tyk an ^raneffurt
34 R.
4
DuibiuS <ßoftifi (!) 3n 4to .
12
e
0
SStblia SKebian
lo
1
2
11
1
1
©iblia SWebian
O
0
1
3
2
1
9
i
1
93iblia ber Sftcuen
o
a
11
1
1
Chronica franefj
1
3
3
1
2
11
1
0
i
l
©ibtia SRebian
o
1
o
Sb
11
1
1
12
1
1
2
6
1
1
5
2
2
1
1
3
3
2
10
1
^oftiü Spangenbergj
12
3*
Digitized by Google
— 36 -
1
1
4
12
4
12
Summa folij
59
1
2
P. Simon ^uttet
34 V.
j.
1
i
X
12
O
6
1
3
1
2
4
2
1
3
1
1
5
1
X
1
5
1
12
1
5
Summa folij
12
7
1 2
Summa bic 2. $oft tlmn 71 fl 9 $afcen -
ftr.
35 R.
2Kef)r tjatt Simon fjucttcr nad) faftenmefc 51° G5 nad) Ceipsig
getieft
35
35
10
3
5
15
15
30
12
30
6
20
4
20
4
15
3
15
3
15
18
11
1
25
57
7
2
15
12
Summa folii
173
8
3
Summa Summarum SlücS bj Simon ©fitter suertegen jaln fdjutbig
tfjutt an bijen 3 Soften 245 fl 2 ^5afeen 3 $r.
Samuel tfpiarij 35 V.
1 | ©iblia 9Hcbian | 3 | — | —
Digitized by Google
— 37 -
1
2
2
2
1
1
3
1
1
1
4
6
4
4
2
20
10
20
1
2
2
1
4
2
1
ScYfri&t gum VOxbct aflf)ie
($ie fcnfaitflaaljl eine« $often3 toieber toeggeftridjen.)
Cr/obias Sdjroekfer üon Scfjroäbifcrje Qall
DuibiuS teutfdj
Sibtifdje figuren
DuibiuS 3n quarto tt
Opera Sichardj
93iblia ber «Reuen tt
©umnw tt
Cfjomas Hebarot ton 3ena
93iblia ber Sfteuen
©iblio «Kebian
33iblifd)e figuren
Serufatem teutfe^
Mappa
Duibiuä Somplet
SöcrgiliuS latine
Summa
W
IDolff Kircrjncr üon JHctöcnburcj
Opera «Sidjarbj (Sonntet
SBibüa ber Sßeuen ju 2% ft tt
SKbtia 2Rebian tt
»iblifdie figuren $ro 1 : 3 $ . . . . tt
Dutbiuä teutfdj tt
^aulingenij gu 9 Sr tt
Summo
XDolff Steider oon Dübingenn
Cuibiuö ttut\ä)
SBiblifdje figuren
SßergiliuS latine
OuibiuS domptett
Duibiu« «ßofrij
Duibiu3 3u quartto
Serufalem teutfd)
2
9
1
1
16
9
11
6
4
2
3
35
36 R.
3
6
6
4
9
2
11
8
ö
36 V.
11
3 —
5
9
3
37 R.
37 V.
3
6
6
6
12
6
1
Digitized by Google
— 38 —
3
93tblia üßebian
q
4
Siblin ber bleuen
11
3
Opera sichartj ju 2 ballern .
. . . . tt
6
13
2
©utnma
30
7
2
38 R.
IDilrjelm r>on Homono nad)gelaffene SBittfram fjatt genomen bife
faftenme* 8° 65
1
1
l
1
DuibtuS teutfdj
3
2
_____
6
1
—
3
1
SHarccHt
2
1
3
1
2
14
1
ToH md)t auSgetefdjtt fem
"tDiltjelm £uncf t>on Stuttgart
38 V.
a
u
■t o
Jö
o
5
7
2
5
1
3
Diribiuä (Eomplett
1
3
1
Dutbiuä in oiiflrtD
3
1
2
4
2
28
3
0
IPalöcrus qcfuftus öon ZUcmt?
39 R.
1
Opera Sichardj
Q
m
4
2
2
DutbiuS teutfdj ju 3 Sßafcen tt
6
5
Ükrgiliug lat
1
5
33ibltfd)c figuren (Soften
1
3
1
3
2
o
7
2
\
«1
«1
IDHfyclm Stlutus öon #n&orff
39
V.
1
1 1
s|
3
4
OutbiuS 3n quarto 1 $ro 3 bafcen . . tt
12
6
1
3
Digitized by Google
— 39 —
12
4
Opera Sichartj
. • . .
•
2
6
9
3
©umma
u
12
3
IDolff §ail üon Jena 40 R.
3
DuibiuS ©prengij ju 3 Sßafoen . . . . tt
9
4
Ouibiu3 komplett ju 3 (!) $afcen . . tt
1
9
1
1
1
3
2
5
7
2
1
1
i
2
4
2
(Summa tt
15
40 V. rncifc
fjanötfaüff
41
R.
gaften TOcfe &° 1565 3ft Sßari jattt
1
3
1
1
1
3
1
5
1
3
1
5
3
SBibtia ge^attten ju 20 $afcen . . . . tt
4
*
o
Serujatem Seutftf 1 <ßro 1 ft . . . . tt
2
4
1
5
1
3
1
2
11
1
4
12
1
3
1
3
4
SBtMifäe figurcn 1 $ro 3 $afren ....
12
.0
1
7
2
1
1
5
(Summa
34
2| 3
fjanöt l^auff
2
1
1
DuibiuS tcutfdj .
©ibtifd)e figurcn.
41
tt
2
7
3
3
Digitized by Google
— 40 —
o
2
ajuiotus viompictt l ^sto o ipagen . . tt
1 SS
4
4
BIM SfA« ,,, ... o cn.L.H ll
12
<
1
D
1
o
3
O
lo
z
3
O . . I V ^ , . 1 , , , 1 f J. 11
9
1
ö'-L i •
2
4
2
ß
0
2
Ooera (Stdicirbi tt
4
9
1
©ibtia 9ttebian
3
—
1
93iblia bcr 9teuen
2
11
1
2
SRarceflj *u 9 £r tt
4
2
1
2
4
2
Summa folii
27
12
3
©ine btbüograpf)ifrf;e 3ufammenfteflung bcr öerfauften 93üd)er
unterlaffe idj, toetf biefclbc nur Iücfeitr)aft ausfallen mürbe; bcnn
bic granffurter <3tabt=93ibliotf)ef, meldte id) allein benutzen fonnte,
enthält üon ben betreffenben SSerfen nidfjt meljr als fünf.
dagegen laffe itf) f)ier eine Tabelle ber einzelnen SBüdjer unb
eine foldje ber ©efammtäaJjl mit ben entfpredjenben Söertfoiffern
natf) ifjren Slbfafcgebicten jufammengeftetlt, fomie eine Sifte ber
Käufer, alpfyabetifd) georbnet unb mit ben betreffenben Beträgen,
folgen, woran fid) enbtid) bie nötigen $lnmerfungen fdjlicßen.
igitized by Google
rbtriitfcMaub onflfnommcn.)
1 u & I a n b
*» »• V 4 U H V
si I®
e
9
1
*>
M
Ii
HD
1
itturrpen . . .
I
3
89
41
8
1
►fei
I
22
45
1 1
1
1
3
iriÄ
91
4
2
Micbifl . . . .
1
H
;24
»
186
135
9
fSJcutidrtanb .
3G
983
712
12
1
kcutfdjlanb. .
(51
[
1
1403|
9
1684
2
r,
14
3
t
fouf
?
69(
«2
2
Summe
107 2(;50 2C,27 12 3
Digitized by Google
I
r
i
!
Digitized by Google
tUptjafcetiM georbitcicg »cnctd>nt§ Der Käufer.
Xie mit * bejeidjnften ginnen flnben fi$ au$ im SRe^nunflSbudj bet Stoben u. ttpifcopiu
»ort!.
ftmrl «efer*
Samuel StpiariuS5)
Sacob Stypell
3el.m[itan Appell
©eorg SBalbeSfjeim
WicolauS 93affeefl)
©eorg Saumann
3of)ann «ctler*
ßaSpar ©inboni*
Slrnolb SMrrfmaun*7)
©onrab ©obeH
JJierricb, 93on*9)
Silmann 93ranb
fieon^atb ©reunlen
9)iid)ael 83runner
$>an3 SBurlenbacfj* (^ortenbad))
Kornelius SaimocfS0)
SRatcrmtS eb,oIinu&*
©orrector bei ©eorg Stab
©eorg Sorengcl
2b,oma3 £red)$ler* ,0)
£an8 25rogcH
SlnbreaS ©fdjenberger
fiorena gintfefttja««*
»ernb,arb &ifajer*
©eorg ^ifc^cr *
SBilfplm Aimcf
Xierrid) ©erlafc")
9Wattb,ia3 ©iiede
©regor ©olbjdmttb
Stefan ©raff-
$aul ©rimm
SBalentin ©tuner
©eorg ©rujjpenbadj* ")
ÜjomaS ©uarinuS*'*)
©eorg ©utmann
Sodann ©mnnicb/8 @rben*u)
^t)ilipp §eber
fl.
Strafcbura
7
8
flfrrn
Q
t>
üetüitfi
20
14
tfieibelbera
18
5
Sücier
4
10
ftranffurt a Bt.
16
2
(frfiirt
\iv 1 1 Uli
21
** *
18
10
24
Cffilrt
121
6
11
7
6öln
12
10
Süeicr
9
12
3.
fietlbromi
18
6
3.
sEfonheim
18
10
9lugdburg
64
6
2.
8
Göln
12
2
1.
9
Aad)31)
4
12
Tt-rnnffitrf n AT)
68
12
o
§ilbc$t)eim
18
2
3.
Dürnberg
7
11
L
Seidig
46
4
1.
Siürnberg
48
7
2.
//
63
1
1.
Stuttgart
28
3
Dürnberg
35
SKagbcburg
10
10
Sranffurt a. 9».
1
6
ftreiburg
2
4
Strasburg
Sd)tt)cinfurt
11
11
t.
9
13
2.
Xübingen
19
4
2.
»afel
44
11
1.
a>infclSbüt)l
26
1
1.
6öln
14
4
3.
Äorbad)
6
-14
Digitized by Google
— 42 —
39
©erroagen'd ©rben* ")
40
Slnbrcad ©eil*
41
©olf ©eil
42
©einrief) ©efj*
43
SBalther ©cjufmd
*ßetec ©orft*
44
45
©imon ©üter,c)
4G
©corg Söflcr
47
Gonrab Äicnle*
48
SSolf ftircfjner*
49
9flcld)ior Stod)
50
«Ricolou« töd)Ct17)
51
©an« Äranmeifter
52
2>ietrirf) ftraud
53
Gb,riftof Ärejj
54
Soacbim fiodjner*
55
$amel fiubtoig
56
©eorg 2Rarggraff*
57
Soljann SJieblinger
58
59
Gfjrifttan 3Rüüer19)
©and 9ieumatr
60
Vlbrabam 9Utt
61
Wnbread Dbermaier
62
SDie $attcd ooii
63
Seit $to(f
64
©and $opp
65
3acob bc $ued (Dupuis)*19)
66
®eorg 9tab*>°)
67
©and 9knid
68
Bornas Gebert*»1)
69
Hbam Steifen«**)
70
3ob,anned SRem
71
G^riftopb, ffiiebtlinger
72
©ierontimud Slifjel'8)
73
$ofiad «tyet*")
74
Söilfjelm tum fllomonb'd SBitroe
75
©cbaptian SRojenbtatt*
76
Conrab SRub>l*")
©and SRütfc^*
77
78
3acob ©d>ebel
79
©and Sdienl
80
3obann (Schreiber
81
Sobiad (Sdjroeicfer ")
82
SBolf Gonrab (Sdjtteicier*
(Samuel 6eelfij<f>*
SBilfjelm ©ilüiud*
83
84
85
SWidjael (Spied
86
3onad Stödle
87
JJjomaS (bei ©iefeer)
88
©ebalb Xrauttner*
^öafel
l
üeimia
58
6
1.
fXena
15
—
SBittcnbera
3
4
mmm
SUcatnj
8
6
Göln
21
2
2.
ftranffurt a SR
245
2
3.
Urfel
4
5
(Stuttaart
24
8
2.
SJiagbcburg
35
3
2)cünd)cn
8
6
2.
SBormd
4
10
SReaendbura
61
4
Göln
6
5
Deuringen
10
5
3.
^liiritbera
48
13
2.
C ebrtnocii
6
^übinaen
25
12
3.
ftranffurt a. 9R.
1
5
(Strafrtmra
^- 1111 Pv*** o
13
1
Ulm
13
8
1.
Sanbau
12
13
1.
^htrnbera
18
1
1.
vv!r /
7
3
Göln
2
7
2.
Dumberg
29
5
2.
$arid
5
3
—
ftrantfurt a. SR.
20
4
1.
ftulba
5
12
—
Sena
16
1
1.
10
©irfdjfelb
7
1
Strafebura
9
11
1.
47
14
3.
?
1
2
_
14
— ,
1
ftiiadbura
22
4
1.
SBittenbcra
33
14
8.
ä^ür*butfl
32
3
— .
Stuttgart
21
6
— .
©d)n).'©atl
16
13
3.
9Bittenbera
3
1
2.
Sdiio :öaÜ
8
5
1.
Bübingen
30
7
2.
Wittenberg
27
5
— .
?tntroerpen
14
12
3.
83c^tb,eim b. SBormd
3
^
3.
SBormd
4
10
^rantfurt a. 9Ä.
5
7
2.
Ulm
33
13
2.
Digitized by Google
89
§anä Irögeü
90
$eter bon Unaiu
91
Bartholomäus äSogel*'7)
92
SttcolauS Soge!
93
3Ragifter (ErneftuS JBögelin
94
$eter SBagriS (Satgrift)
95
Wlxpp SBalbetfer
96
HnbreaS 3Be^eI*,s)
97
Saban SBedjfelberger
98
Slbam SBetbebad)
99
Sacob Söeiganb
100
Stleranber SBctfjenfjorn*
101
§anS SSibmair
102
©eorg 2öittcr*!J>)
103
Soljann mm% bct «eitere
104
Sodann SBolff80)
105
^?eter 3etttler
106
Soft Simmcrmann*
107
Slbrian Qold
1
o
•
4JUf {/Uli
23
64
o
u l II l y
20
O
6
17
A m
_
*
Trotha
17
n
i
i
•4- II L IV
<
1
Q
^Bretten
18
o
y
o.
10
K
O
•
8
in
i
•i-
^noolftabt
Um VI |iU VI
9
a
o
sJiörbIttiQcit
11
1
9
*.
SlugSburg
336
14
3.
Güln
1
12
ftranlfurt a. SR.
3
ßeityig
67
§eibelberg
16
14
1.
©oeicr
'!
3
igitized by Googl
Wnmcrfungen.
3 Sil* SBerthmeffer legte id> nad) §. ©rote, 9Bünaftubien . 89b. IV
(«peft IX— XII), fietpäig 1865. 8,J. Hbthlg. 2, bie ©elblehre, ©eite 9—13,
ben „Xaglolm" ju ©runbe, b. h. ben SJJrei* für eine Slrbeii, bie ein $anb-
langer, welcher mit ungeübter fiörperfraft arbeitet, leiftet, aU bie geringfte
2Renge oon ©rwerb, bie bem greife ber unentbehrlichen ©ubfiftenäbebürf:
niffe entspricht. 2)ie Xage*-ejigcns eine* Xaglöhner* jener 3cü betrug, wie
au* ben oom af?att)e ausgegebenen Drbnungen erfiebtlidj ift, jroijajen 2 ©Mitling
bis 28 geller, alfo ungefähr 20 $f. 9tetcb*währung, ber Sohn eine* %a$--
löhner* ftcüt fid) im 2>urd)jd)nitt für bie legten 1 5 %a\)vt in ftrantfurt a. SR.
auf 2 9)cart, mithin war ber bamalige SSertb beö (Selbe* jelmmal großer
al* ^eute.
*) 58ergl. II. ©rüd biefe* Slrcbio* Seite 49.
3) 3He oon ben übrigen abweidjenbc ^rei*6eftimmung fann meiner Än*
ficht nad) nur baburd) erflärt roerben, bajj biefe* 93ndj eigentlich in 83a fei cr=
fdjienen ift. Xer Xitel beffelben lautet: „Joannis Sichardi praelectionum
in libros Codicis tomi duo. Basileae, impeneis quorundam Francoforden-
sium Typographorum, 1566. Fol." SBeihalb aber SBcifeenhorn 12 ©afceii
toeniger al* $«1 jaulte, fann id) nidjt jagen. 1 Xhaler ift gleidj 1 ©ulben
2 23a&en 1 Streuer.
«) 1 Ort gleich 3 ©afcen 3 Äreujer ober % ©ulben.
6) Sgl. 9lrd)io f. ©efehichte b. Xeutjchcn ©uchbanbel* IV, ©eite 32.
6) 6. Hrcfaio, VI, ©. 272.
*) ©. £ird)hoff, Beiträge $ur ©efd)id)te b. Xcutjchen ©uchbanbcl*.
89bd)n. I, ©. 122. Naumann, ©igmunb fjeoerabcnb'* geben :c. ftranff. 1881.
©. 136. 137. 33on befonberem Sntereffe Dürften unter ben 7 namentlich,
aufgeführten Wienern bie Kamen Slmolb 3)ir?liuS unb ^St)ilippud 3unta fein,
©rfterer würbe fpätcr ber ©d)roicgerjolm ^o^ann ©irdmann'* unb oniiabcr
be* ©ejdjäfte* (6. ftirdjhoff, Beiträge I, S. 124 u. ff., fiemperfe, ©Über*
hefte, Xfl. 10, Hartzheim, bibliotheca Coloniensu etc. Colon. 1747. Fol.
pag. 328), unb festerer ift too^rfct)eiitlict) mit bem in Bandini, annales
Juntarum typographiae erwähnten, am 16. 9Jcär$ 1533 geborenen fünften
©Olm be* ©ernarb Sunta ibentifch.
8) Sebenfafl* mit bem im 8tedmung*bud) ber frroben unb ©pifcopiu* :c.
aufgeführten Kölner ©nchtjänbler Xheoboricu* Saum ober Ilieoboricu* be
SJoom ein unb biefelbe ^erfon. Sluf einer 1684 erfcbt'enenen Äu*gabc oon
Agrippae de Nettesheim de incertitudine et vanitate scientiaram declamatio
nennt er fid) Theodoras Baumius, snb signo Arboris.
9) 3*n 3ohrc 1669 Pnoet fid) biefer Sorneliu* ßatmod* mit feinen
33rübern $ubert unb fceinrid), Sanblartenhänblem oon ©peier, unb 9iup=
red)t, «udjbrudcr unb 33ürger ju Antwerpen, in einem Slftenflüd be* ftranfc
furter Slrduo* erwähnt.
10) Xhoma* 3)red)*ler au* C£t)cmni^ hatte al* 33udjbinber am l. 2lug.
1559 9iatigunba, bie SBitwe be* ©uebbruder* Söriacu* ^QCob (jutn 83od),
geheiratet unb betrieb fpäter nebenher bad @cfd)äft eine* ©uchführer*.
") 3)ietrich ©crla^, nidjt ©erladj, wie im SRegifter angegeben, ift feiner
eigenen im ftranlfurtcr 2trdjio befinblid)en Unterfd)rift nad) fetn 9iame. (?luf
feinen fcruden pet* „©crlad)". ßufa^ ber 9?eb.)
,J) ©iehe über biefen: SRoth, ba* ©üdjergewerbe in Bübingen o. %a1)Tt
1500—1800. Bübingen 1880. 8°. ©. 13 unb II. ©tüd biefe* »rdjio*
©. 244—251.
13) Xhonta* ©uarinu*. ©. über benfelben SKadernagel, 5Rcd)nung*bu(h k.
©. 102. 103.
- 45 -
I4) 8$ergl. Werlo, bic SSudjhanblungen unb ©udjbrudereien jum @in*
^orn se. in £öln (in ben Slnnalcn bei lji|tor. Serein* für ben Wieberrhein,
fceft SO. ßöln 1876. 8°.) ©. 17. 18.
18) SBergl. ©toef metter u. föeber, «eitrflge gur WalUx 83ud)brutferge=
fettete. »afel 1840. gr. 8°. 6. 117-119 unb Sadernagel, ffiedmung«-
budj je. 6. 90 u. 130.
16) ©tmon #üter, ©udjbruder au« Sroiäo"* r)atte am 12. %uni 1559
eine ©d)toägerin SBeiganb §an'§ geheiratet unb war am 80. Dct. 1560 jum
Söurger angenommen toorben. Irofobem, baß er einen bebeutenben 8orti=
ment*hanbel betrieb unb nebenbei aud) einige Satyre mit ©igmunb fte^et*
abenb all Serleger affoeiirt mar, öerjchlimmerten fidj feine $ermögen8öer=
hältniffe immer mehr, fo baß er nad) ber .«perbfrmeffe 1671 h«mlid) bie ©tabt
unter §intcTlaffung oieler ©thulben üerlie§. ©pätcr befanb er fidj alö SBuaV
füljrer in Seidig. ©. über ilm Slrdjio f. ©efd). b. 2>eutfd)en $hid)hanbel* II,
©. 48 u. ff., ©igmunb ftetterabenb'* 2eben, ©. 21 , 80 u. ff.
17) Än anberer ©teile ftodjel genannt.
,B) alias SJittliuS, f. Codex nundinariua I, ©. 7.
19) ©. Ztjomal glatter unb ftelijr glatter, ^eraudg. o. 91. gelter.
93afct 1840. 8°. ©. 106. 9£adj einem mir oorgelegenen ©jemplar ber
opera Joannia Secundi 1561. 16°., fleidmete er feine Sirma: „Parisiia
apud Jacobum Dupuia e regione Collegij Cameracensi8 , sub inaigni
Samaritanae."
,0) ©eorg 9ia&, ber Slffocte ©igmunb ftetterabenb'S in ber „Gompanei",
gebürtig oon ©djeibenburg in ber ©raffdjaft 9)ieifjen, war ©udjbruder in
$for$f)cim getoefen unb am 9. Styril 1561 83ürger in granffurt a. 9R. ge=
toorben. Um biefelbe «Reit, ßftermeffe 1561, faufte er oon ber Sßttmc ©ülffe*
rid) unb beren ©ohn SBciganb §an ba8 $au3 „jum Sftug in ber ©dmu«=
gaffen" (richtiger ©amenbergergaffe), jefct Äruggaffe 9k. 10, mit ber brei
treffen cnthaltenben ©ruderei um 2250 (Bulben unb ging mit beiben 58er*
faufern einen ©efeHfdjaftSocrtrag ein, welcher ebenfo roie ber flaufcontract
über ba& £au£ unb bie 2)ruderei erft am 13. unb 14. Slpril bc« folgenben
SatyreS enbgültig abgefdjloffcn würbe. sJlad) bem im ©pätherbft 1562 er=
folgten lobe SBeiganb $an'8 oereinigte fid) ©igmunb ftetterabenb mit ben
(Erben beffelbcn unb mit ©eorg 9?ab jur „Sompanei", welche ©efdjäftlocr:
binbung nad} bem Xobe ber SBitwe ©ülfferidj (9lpril 1568) burd) fiiquibation
gelöft tourbe. ©pöter (1578) oerlegte ©eorg Mab mit ©igmunb getterabenb
bie oon ihnen bereit* 1664 angeregte SHeformation ber ©tabt ftranffurt unb
in feinen legten Lebensjahren brudte er für $eter ^erna in Üöajel unb für
Penning ©rofje unb fticolauä ©od in fieipjig mehrere 93üdjcr. ©r ftarb 1580
(begr. 13. ©ept., brei Sage oor^er hotte man feine Srrau beerbigt) unb l)in=
terliefe fein ©efdjäft feinen beiben ©ölmen G^riftop^ unb ^auluä. Sr^
fterer, meldjcr am 12. 3uli 1580 „9lnna 3acobi $ogenett ^Jfar^er« jur
©ermerß^eim 3in ber $fal& feiig ©ittib" geheiratet hatte, jog, nadjbem
er bis baf)in gemeinfd)aftlid) mit feinem trüber bas oäterlid}e ©efd^äft qc.
führt fyatte, im Qahre 1685 nad) fcerborn, wo er 1620 ald afabemifdier
9ud)bruder ftarb. üe^terer gab nad) bem SBegftuge feined trüber* bie
3)raderci auf unb befaßte fia) nur mit ber ©djriftgicfeerei ; er ftarb 1612
(begr. 2. ftebruar). SBergl. ©igm. getterabenb^ Sieben ic.
*') 2homa8 Gebart, ©udjbruder oon 3^na unb ©efi^er einer Rapier*
mühle in 2ha«n im (Elfafj, ^aite am 10. Januar 1565 Katharina (fiehe
©. 5. 6. 7) SBeiganb fyaril SBitme geheiratet: in ber $>erbftmeffe beffelben Sahre«
erroarb er üon ben Srben beä SöudjbruderS 3?aüib 3öpfel beffen SJruderei
um 607 ©ulben unb fdjmor am 17. ©etttember 1567 ben ©ürgereib. (Sr
ftarb 1670 (begr. 28. ©ettt.). lieber feine mannigfadien i'ebenSfdndfale oergl.
3eitf(hrift für bie ^iftor. Xheologie 1862, ©. 456—469 unb ©igmunb ftet)er=
abenb'S Scben, ©. 26. 27.
igitized by Google
- 46 -
tf) Siehe über biefen Anhänger SchmencffelbS u«b ehemaligen Secretär
©eorgS oon fttunbSberg: Sdjelhorn, ßrgöfclichfeiten aus ber ftirdjenhtftorie
unb frteratur. 9. Stüd, S. 815 u. ff. Ulm 1763.
,3) u. ") SSergl. über biefe SWitglieber ber in Strasburg lange 3«* on;
fäffigen 93ud)briiderfamilie V. Stüd biefcS SlrdnoS, S. 82 u. ff. unb Sigm.
^enerabenb'S Sieben, S. 11 u. a. a. O.
S5) ßonrab SHühel toar, toie au* anberen Äftenftüden beS frranffurtcr
Slrduos ut crfefjen ift, ber Schlaget beS föäter genannten Samuel Scelfifch-
") ©ruber beS folgenben SBolf ßonrab Sdnoeider.
") Siefer Bartholomäus Sögel taufte Don Stomas glatter beffen in
granlfurt lagernbe 93üd)er fo billig, baft biefem faum baS Rapier bejaht
mürbe. S. ftedjter, $I)oma3 unb ftelir. glatter, S. 106.
*8) 2Rünben in feinem fyiftor. Bericht oon ben erften ßrfinbetn ber 93ud>;
brudertunft unb ben ftranffurter 93ud)brudern (1741) unb nad) ihm ftirdutet
in fetner ©e|'chid)te oon ^rantfurt a. 9Jc. (93b. II, 6. 452. 53) laffen biefen
CX t) vi ftia ix 9Bed)el oon ^aris nach ^rantfurt überftebeln. $ieS ift icbod) unrichtig;
benn nid)t er, fonbern fein Sol)n 9lnbreaS 9Becr)cl ermarb bafelbft, als biefer
nach ber Bartholomäusnacht mit feiner gamilie geflüchtet mar, am 23. 2>ec.
1572 baS Bürgerrecht. (Er ftarb 1581 (begr. 1. Moü.). Xer gleichfalls in
granffnrt anfäfftge Bud}bruder 3oljanii SBedjel ftammte aus (Söln unb murbc
am 27. Januar 1581 „als frembbt jum Burger angenommen."
") lieber biefen bebeutenbften SortimcntSbucbhänbler Sübbeutfd)lanbS
im 16. Sahrh-, welcher fid) als Herausgeber beS erften aJcefcfatalogS unb als
Beileget ber erften ©efammtauSgabe ber SBerfe beS §anS Sad)S einen Warnen
gemacht hat, fielje fiemperjj, Bilberhefte, Xaf. 3.
so) Siefer, au Stetten in ber ©raffdjaft Hohenjolleru geboren, mar SRöndj
bei ben Sominifanern in Srtantfurt gemefen. Surdj feinen S3riefrr>ect)fcl mit
bem luthcrifdjen ^röbicanten Hertmann vener hatte er fid) Oon feinen Obern
harte Beftrafung *uge5ogen, meld)e feinen SluStritt aus bem filofter be*
mirfte. ?lm 7. 9lug. 1564 heiratete er bie Sitioe beS Bud)bruderS Johann
SRafdj (Sdjroager Saüib 3öPfel3 un0 Schrotegerfohn beS jmeiten in %xar\l-
furt anfäffigen BueljbruderS ßnriacuS 3<»cob) unb mürbe am 25. &ug.
beffclben 3ah«S Bürger. S. über ihn: Stcifc, ber luthcrifche «ßräbicant
^artmann Bener, im Sttdjiü für granlfurtS ©efdjichte, Vllte golge, 93b. I,
(Heft 5), S. 89 u. ff. unb Sigm. ftcöerabcnbS Seben, 3. 18. 19 u. a. a. O.
8I) fiönnte nur Bacl)a (in SadjiciuSBeimar) fein.
38) Siefen Ort fonnte ich nirgenbS finben, möglidjcrroeife ift Sofia (jefct
in ber ^touinj 4»cffen=Waffau) bamit gemeint.
Digitized by Google
W\t kurf. fflfljfirrije Ölfttjcr-Commtfltott ju £ripjig.
Eon
«Kürest rtirdjfjoff.
I. S3iS jum $bfd)luf$ itjrcr Organisation.
3n uerfdjiebenen meiner Beiträge jum Slrdjio Ijabe id) 93er-
anlaffimg genommen, auf ben eigenartigen Gfjarafter ber ^Srefc
polijei ber älteften geit, auf bie fid) in ifjrer §anbf)abung au3=
prägenbe fouoeräne SßtUfür fjinjutorifeit ©injig unb atiein auf
ben fetyr etaftiferjen Gegriffen: fiibefl, gamoS= ober Sd)mäl)fdjrift
berufjenb — foroofjt in ben föeid)S=, toie in ben Xerritorial=<ßrej5=
üerorbnungen — mar eS natürlidjerroeifc meniger ber ©runbge=
banfe ber gefefcgebenben, als ber ber auSfütyrenben 93ef)örbe, mar
e$ bie Stellung berfelben ju ben fird)lid)en unb politifdjen fragen,
fomie bereu 9ftadjtfpl)äre, meiere bei jener praftifdjen §anbf)abung
$um HuSbrutf gelangte, fie beeinflußte. Unb roie bie SReidjSgemalt
biefe praftifcfje §anbf)abiing ben Xerritorialobrigteiten jumieS, nur
unter befonberen Umftänben baS fubfibiäre Eingreifen beS faifer=
liefen giScalS in 9luSfid)t ftedte, fo überließ aud) ifyrerfeitS bie
Serritorialobrigfett biefelbe mieberum öielfad) me^r ober roentger
autonomen Korporationen ifpreS Staatsgebietes. 3e nad) bem
9flaße ber Autonomie tiefer Korporationen unb, mie bereits ge^
fagt, ir)rcr politifdjen — man barf junädjft nur fagen: firdjen=
Politiken — Stellung erfolgte benn jene §anbl)abung im ©in=
Tlang mit ber StaatSgetualt unb unter if)rer tljatfädjlidjen Eirecrtoe,
ober im birecten ©egenfafc ju ifpr, ja im förmlichen Kampfe mit
berfelben. So in Breslau, mo erft im 17. Safyrfmnbert bie tatf)o-
*) SBejüglid) bet ardjibaliföen 9?ad)toeife bitte id) meine ©emerfung auf
6. 25 bcS öorigen 93anbe3 be3 Wrcf)iü3 ju berücfjidjtigen.
üfcf)e Partei mit $ilfe bcr Regierung burd) ba3 ©treben nach
Errichtung einer ben fatholijchen Sntereffen bienenben unb ber
bifcr)öflichen Genfur unterworfenen SBudjbrucferei neben ber prioi=
legirten ©tabtbudjbrucferei bie prefjpolijeiliche ©croalt be8 proteftan=
tifcr)en StfagiftrateS ju brechen Juckte1) — fo in ©teöermarf, wo
gegen @nbe be8 16. 3af)rf)unbert& bie Ianbftänbifd)cn SBehörben
mit ben ftaatlicr)en, bem ßinfluffe ber Sefuiten unterworfenen eine
3eit lang in einer förmlichen (Senfur= unb SBerbotSfefybe lagen.
(Srft mit bem Ghrftarfen ber Staatsgewalt, mit bem 3urürfbrängen
ber oor^anbenen ftänbifchen unb ftäbtiferjen 9ied)te, änberten ficr)
bie Serhältniffe; bie Staatsgewalt nahm entmeber furjweg bie
§anbf)abung ber ^ßrefjpolijei in bie eigene §anb, ober wanbelte
allmälicr) bie Organe ber Korporationen im (Staate, meiere erfterc
mehr ober weniger felbftanbig, ober bod) commiffarifeh beforgt
Ratten, in ftaatlidje S3ef)örben ad hoc um, obfdwn fidj auch bann
noc^ — n°cf) im 18. 3af)rt)unbert _ ©puren einer fclbftänbigen
prefjpolijeilichen X^ätigfeit foldtjer autonomen (Korporationen neben
ber beS ©taatcS jeigen. ©o j. 93. in ßeipjig felbft, beffen 9tatf)
fich für bie Socalpreffe unb bie £ocaIgefd)ichte eine ©upercenfur
über bie im Auftrage beS Staates geübte ber Unioerfität hinauf
üinbicirte, wieberholt ben $)rucf unb Sertrieb tocatgefc^id^ttidjer
Söerfe, welche bie IanbeSr)errticr)c Genfur paffirt hatten, ücr^inberte.
©e^r anfchaulia) ftellt fid) biefer SßanblungSprocejj bar in
ber ©ejcf)ichte ber furf. fätfjfifchen Südjer^ommiffion JU Seipjig.
3d) bin umfomehr angeregt, bie SarfteHung ihrer gerichtlichen
(Sntwitfelung hier ju oerfuchen, als ich Ja fc^on im 4. SBanbe beä
^lrd)tt»ö ben gleichen SBerjuch bejüglid) ber faif. S9üd)er=(£ommiffton
ju granffurt a. 2ft. gemacht habe, 93afirte ber lefctere auch mir
anf bem mir bamals jugänglichen, an fich nur lügenhaften ard)i=
oalifdjen unb literarifchen üttaterial, fo t)abt ich 00(h D*e gteube
gehabt au§ ben münblidjen 9ttittf)eilungen be£ §errn Dr. ftapp
ju entnehmen, bafe burch feine umfänglichen arcf)ioalifchen gor-
fdjungen bie allgemeinen ©runbjüge meiner ©fijje unb bie 6haraf=
terifirung ber SSerhältniffe in ihr nicht wesentlich alterirt werben
bürften, bajj aber auch teiber biefe feine gorfdjungen junächft ba«
Tuntel noch nic^t aufhellen oennod)t fyabtn, welches über ben
eigentlichen Anfängen jener Snftitution fd)webt.
giemlich baS gleiche Tuntel lag aber bisher auch über ber
— 49 —
(Sntftetjung unb aümälidjen 5(uSgeftaÜung bcr Sdjroefter=3nftiturion
biefer 23ef)örbe: über ben Anfängen ber furf. fätf)fijd)en 33üd)er=
(Sommiffion ju Seidig. SBie im allgemeinen bie hxrfäcf)fifdje
Regierung in if)ren aJcafcregeht bejüglid) beS 93üdf)erroefenS unb
ber Sßrefepolisei bis in bie jmeite $filfte beS 17. 3af>rf)unbertS
hinein ein eigentümliches 9cad)afjmungStalent entnricfelt unb bem
entfpredfjenben SBorgetyen ber SReicfjSregierung — unb oft genug in
menig glücflicfjer Söeife — nadjfjinft, fo folgen auef) bereits in
biefem gaße bie (Schritte ber furfäct)fifcr)en ^Regierung benen ber
ütöcljSregierung fo ^iemtict) auf bem Sfufce; bie $eime jur Söilbung
ber fäcf)fifcf)en Süd^er-ßommiffion fpriefjen auf jmei Safyte nad)
bem Seitminfte, ber gemeinigüd) als ber ber formalen ©infe^ung
ber faifert. 93ücf)er=(Sommiffion in granffurt a. 3Jc. bekämet ju
toerben pflegt.
SllS SegrüubungS-Xermin ber furfädjfifdjen $ücf)er=(£ommiffion
mürbe aflerbingS bisher ber 7. 9cooember 1687, ber S^tpunft ber
Ernennung beS Sßrofeffor Dr. SBal. 5llberti jum ftänbigen SUfttglieb
berfelben aus bem ftreife ber Unioerfität, angegeben. Slud) ß.
^öUfc tt)ut bieg im 9. 3af)rgange feiner 3al)rbüdjer für (Sfefdjidjte
unb Sßolitif — in bcr 5lbf)anMung: „lieber bie Anfänge ber Senfur
unb beS SöücfyertocfenS im Sfmrftaate (Saufen/' eine Slbljanblung,
meiere oormiegenb bie ®efcfnd)te jener SBefjörbe be^anbelt — unb
jmar auf ©runb ber bamals nur feljr Iücfent)aft oorliegenben Scten.
SöeSfyalb aber? 9cur um besmillen, metl man mit bem @men=
nungSbecrete Sltberti'S juerft ein 5lcten=gaScifel über bie *ßerfo=
nalien ber (Sommiffion ju formiren begonnen r)attc! SÜIeS frühere,
unb oiel üon bem föäteren Sctenmaterial !>at bis in bie aüer=
neuefte 3eit in lofen Slättem unb |>eften in einem SCÖinfel beS
9tau)f)aufeS ^erumgelegen unb ift erft burdj ben neuen SBorftanb
beS 5(rcr)iöeS, §errn Dr. SBuftmann, ju gaScifeln oereinigt toorben.
$)ieS erflärt eS benn aud), bafj bie 58üdjer=(Sommiffion, menn fie
gelegentlich üon Bresben aus aufgeforbert mürbe über bie Crgani=
fationööert)ältniffc unb bie früheren Vorgänge 93erid)t ju erftatten,
nie in ber £age mar — menigftenS nidjt für bie ältere 3eit —
orbnungSmäfjig SluSfunft gu ertt)eilen, bie S8erid)terftattung nad)
2ttöglicf)feit fynfdjtepüte unb auf trielfältigeS drängen ber Dber=
be^örbe fcr)lie^lict) it)r 9cid)t3nriffen befennen ober fidc) mit einem
oberflächlichen 93crict)t begnügen mu{$te, ber notdürftig aus bem
«r$iö f. ©efdj. b. $eutfd>cn »u<$$. IX. 4
Digitized by Google
— 50 -
üttaterial jujammengeftoppelt mürbe, meldjeS ein glücf lieber ©riff
in ben Slctemuuft etwa auffinben liefj.
2) eSf)alb tonnte auch Sßölifc in jener Slbhanblung feine eigene
liehe ©ejdjichte ber ©ntftehung ber (Eommiffton bieten; ihm hoben
anfdjeinenb nur bie menigen, bie fpäteren DrganifationSüerhältniffe
berfelben betreffenben Slctenftücfe $u ©ebote geftanben, welche ba=
mal« in bem 5(rcr)iüc ber IcreiSbirection, jefcigen $trei$hauptmann=
fd)aft, nocf) oorhanben maren. @rft bie forgfältige 5£)urcr>fic^t ber
feit jmei 3af)ren zugänglich geworbenen ©pecialacten für bie $t\t
beS 16. unb 17. SahrhunbertS in öerbinbung mit bem im Codex
Augusteus gebrueften SBerorbnungSmateriat — meines übrigens
auch nur ein f ct)r lüdenfjafteS unb millfürlich jufammengeraffteS
ift — t)at mich jene (SntmicfclungSgefchichte mit einiger Klarheit
erfennen lafjen, meun fict> auch nicht immer beftimmte 2)aten für
ben Ebfcfjluf} einzelner Sßfmfen innerhalb biefeS ©ntmicfelungS;
ganges feftfteden laffen. 3ch gebe bie SDarftettung ba^er hier, fo=
tueit mein $lctenmaterial reicht, ein Slctenmaterial für meines meine
(Sjcerpte aus bem £)reSbener §auptftaatSarchit>e feine Ergänzungen
ju bieten oermochten. S)ie Dberbe^örbe mar meift ebenf omenig
orientirt mie bie Unterbehörbe!
3) ie Söreite unb gelegentliche 5luSführlicf)feit meiner 35arftel=
lung bürfte öießeicht bie Strenge ber ßritif ^erauSforbern. 3cf)
hoffe aber eine genriffe ©ntfdjutbigung barin ju finben, bafj fid) in
ber ©efdjicfjte ber furf. ©üdjer=Sommiffion gleichzeitig bie Snt=
micfelung beS fächfifchen SenfurroefenS barfteüt unb unmittfürlicf)
auc^ ein guter Xtyii ber äufjeren 93err)ä(tntffc beS 33ucf)hanbelS in
£ety$ig, bamit alfo — in golge ber Stellung Seip^igä als eines
merbenben Zentrums beS buchhänblerifchen SSerfc^rS — beS beut;
jcfjen SBuchhaubelS im allgemeinen.
SÖereitS in ber Scf)ilberung beS ©djicffalS Johann ^errgott'S
im 1. 93anbe beS 5lrcr)iüS t)abe id) ben anfänglichen ©hotafter ber
^ßre^polijei gu ffijjiren gefugt: allgemeine, be^nbare ^ßfjrafen ber
$Reict)Sorbnungen unb Socalmanbate, — rucfroeifeS, toillfürlicheS, faft
launenhaftes eingreifen ber Xcrritorialobrigfeiten. gür baS ^8re^=
gemerbe fonnte baher bie Sinführung ber förmlichen (Senfur —
bie fcfjon öor ber Deformation auftretenbe rein fircfjliche fann fug=
lieh QU6cr ©etracht bleiben — menigftenS auf fircf)ltchem unb polU
igitized by Google
— 51 —
tifdjem (Gebiet junäc^ft als eine (Srfetdjtcruug empfunben werben,
als eine gemiffe Garantie gegen ben bisherigen ßuftanb einer 5lrt
uon 2}ogelfrcif)eit. 3n ben oon §aufe aus Sllbertinifchen Ztyil
©ac^fenS, unb fpeciell in Seipjig, ^ielt fie ihren (Sinjug im ©e=
folge ber Deformation, eine befdjämenbe, aber leiber wahre Df)at=
fact)c. Denn bie gelegentlichen, ijaib bäterlidjen, halb brafonifcf)en
9flanbate ©erjog (SeorgS beS ©artigen gegen bie 9ieformationS=
literatur, fpeciell bie ber (Schwerer, unb namentlich gegen bie
Schriften ber Söiebcrtäufer, feiert nod) oöllig oon einer förmlichen
93eauffüf)tigung ber treffe ab. Srft bie Druderthätigfeit Üftic. 3Bol=
rab'S in Seidig, ber Oeorg SöijePS SBerfe im Drutf ^atte unb
beren Drud nad) Durchführung ber Deformation in fieip^ig be=
enbete, würbe — junächft als Ausnahme — ber ßenfur beS 93ürger=
meifterS unb beS ©uperintenbenten unterworfen, fobann nach roc=
nigen SBochen am 10. üttai 1539 auch ben übrigen Seidiger
©uchbruefem eingefchärft: „nichts neweS bruefen nod) ausgehen (ju)
laffen, fie fjabenS bau junom beme 9Ratt)c angefceiget", unb cnbltct)
am 9. ftuguft beffelben SahreS oerorbnet, baß alle acht Sage jwei
SlathShenen „ju ben 93udjbrudern gehen onb äufefjen (foöten),
baS nichts bau bem (Soangelio gemeffe gebnieft werbe".
Die ßenjur lag jomit $unäd)ft in ber $anb ber Stabtobrig=
feit; jebenfaHS war bieS ber gatt mit ber polizeilichen Ueberwadjung
ber Drudereien. Die Söeiorbnung beS ©uperintenbenten, bie fpäter
nicht burchweg betont wirb, änberte infofern nichts baran, als ber
föatf) ja aud) balb bei ber tird)eninfpection beteiligt würbe. SBie
nun biefe primitioen Einrichtungen gewirft unb ob fie überhaupt
eine SSirffamfeit entfaltet haben — wenigftenS ift ber föatf) in ber
golgejeit als Stctor biefer jweiföpfigen SluffidjtSbehörbe (wenn fie
fdjon fo ju nennen ift) nie aus eigener 3uitiatioe, nur üon DreS=
ben aus gebrängt aufgetreten — barüber finben fid) nur bürftige
ardjiüalifdje ©puren. Denn obfd)on ber ©dnnatfalbtfche ßrieg,
ber Uebergang ber 5tur würbe auf bie Sllbertinifche £inie, ber
Streit über baS Interim, fowie bie politifche Haltung beS $nr*
fürften SHorifc überhaupt unb fpäter bie ÖJrumbach'fchen £änbel
ben politifchen SBejiehungen eine crr)öt)tcre unb gelegentlid) oor=
wiegenbere Söebeutung juwiefen, fo laffen bod) einige Defcripte aus
ben Sahren 1546 unb 1549 beutlich erfennen, ba& ber Datlj gu
Üeip$ig, trofc ber (Smpfinblkhfeit beS Äurfürften gegen bie form=
4*
Digitized by Google
- 52 -
lofen Urteile ber treffe unb trofe {einer anfänglich befunbeten
iRücffichtnahme auf bie SReichSregierung, jene SÖeaufftc^tigung be«
33uchhanbel8, bejiefjenblicf) bie $urchführun9 ber bereit« angcorb=
neten förmlichen Senfur, nur fc^r lar. ge^anb^abt haben fann.
@o befiehlt ein eigenhänbig unterzeichnete« (Schreiben be« fur=
fürften an ben föatf) ju Seipjig unter bem 9. 2M 1546 — mit
ber ©egrünbung
@« feinbt tfeo etliche Xeufefche SReornc in beme Tanten al« hette
fie ein crfarner, onb bod) ongenanter friegfjman gemalt, SBelche
ane 3^coffeU ber SRÖmifäjen ®aöferlichen matoeftat, oorbechtig aber
oorbrwfjlich fein werbenn,
ba« getlbieten biefer Schrift in ber ©tabt nicht ju geftatten; —
fo ein weitere« oom 8. Dctober beffelben 3al)re«:
$nn« ift ein büdjtein aber ©enbtbrieff im Xrucf fuerfommen, be«
Situfl tthr inligenbt »erbet jttibefinben haben. 2)iemeolI wter ban
barneben beriet, al& folte baffelb in ünnfernn fürftentfmmb nadj=
fcubrucfen fuergenommen werben, be« nrier ban aufc etlichen t>x~
fadjenn ein bebenden haben. <3o ift ünfer beger onb ernftlicher
befehlt t)hr wollet mit fleofj fuerfommen, S)a§ oonn fettnem 93ucr);
brücfer ben (Such foldj buechlein nachgcbrucft werbe, ben oerhütunge
onferer ernften ftraffe.
(Sin weiteres üttanbat oom 10. 3anuar 1549 — auf ben
$Rcicf)«orbnungen fufjenb, auch fcr)on gebrucft, alfo augenfchcinlicf)
an alle Drt«obrigfeiten gerietet — tritt mit einer für jene Seiten
überrafdjenben 9Kilbe auf unb rietet fid) ebenfalls nodj au«fchlie&=
lief) gegen ben 5$ er trieb allein, ohne einer etwaigen ^robuction
berartiger angeblicher Sibelle im Sanbe felbft ju gebenfen:
Sieben ©etremen, on« gelangt an, 2Bie wir« auch im weref befin=
ben, bafj etliche SRennere, SBeibere onb Knaben, gebruefte ©üchere,
Siebere, SReime tinb ©emelbe, ombtragen, 5)arinne bie leutc, wer
bie auch f«n, mit bcfdjwerlid)en önb üorbrie«lichen Worten, an=
gegriffen, önb bod) tum theil, bie tarnen berer fie gemacht, noch
audt) ber ort, bo fie gebrucft, nicht gemetbet, ein« tt>cit§ aber auch
ertichte onb onbetanbte tarnen baran gefefet. 35ie Weit bann fötale
onb begleichen ©chmehbriefe, Sieber, Keime önb ©emelbe, juför*
berft mit ononterfchriebenen, onbefanten onb erttchten tarnen, nicht
all ei int burch bie Siomtidie Äcifcrlicfjc 9#aieftet, unfern aller gne:
bigften Ijcrrn, onb bie 9ieich«ftenbe, off nechftem 9teich«tage ju
Slugjpurgf, ©onbern auch inn gemeinen befchriebenen ßeiferlichen
fechten oorboten, on« auch fotdjc freiijeit, bie entlich ju U'u
nem guten gereichet, jugebulben nicht leiblich- ÄÜ begem wir,
Digitized by Google
— 53 -
mit ernft empfelenb, ba3 jr barauff in eiurer Stobt, mit üleiä
actjtung gebet, onb fein 93ud), Sieb, föcime ober ©emclbe, unter
roaä Sittel ba3 jmmer fett, beti euch ombtragen, onb feit haben
Iaffct, borinnc anbere fieute, h°he3 ober nieberäftanbcS, bie fein
wer fic wollen, befctjwert werben, Slber aber, bie feinen ober einen
onbefanbten ober ertidjten tarnen haben, barunter auch nicht be=
funben, wue (sie) fie gebrudt, baS jr aud) bie ienigen, bie fic omb;
tragen onb feile Ijaben, erftlid) erforbert, bie jajmehbüchcr, fiieber,
9teimc onb ©cmelbc, ju euch nemet, onb fie oormarnet, baS fie
mit foldjer SBaljre, nicht miberfomen, Sud) aber auch an jenen er=
formet, wue fie bie befommen, wue fie gebrueft, onb wer fie ge;
mad)t, onb ön3 baä aUci in Onfer Sandten berieten, 93nb bo fie
baruber mit folgen öücfjern miberfemen, fo wollet fie gefencflid)laffen
einziehen, in bewarunge behalten, onb onferä befd)eibt3 geioarten.
SBenn audj berartige SBerorbnungen, beren mögücherweife ja
nod) mef)r ergangen fein fönnen, bem Seidiger 9Ratt)c einiger^
mafjen baö (Sewiffen gefd)ärft unb ju uorübergehenber tlc^tjamfeit
oeranlafjt hafren bürften — e8 ift bieg barauä ju folgern, bafc
Surfürft 9Jtorifc unter bem 10. «uguft 1550 ben glei& beä fflatye*
wegen eine« „sugefdjidten 93ucf)lin" mit ©naben oermerft: eä werbe
Verfügung ergeben „bamit ber 9Jcan bauon 3r melbung tf)ut ge=
burtid)en geftraft möge werben" — fo müffen fid) bod) nad) ber
9Infd)auung ber fächfifdjen Regierung in ben näd)ften Sauren bie
93erf)ältniffe arg oerjcfjümmert ^aben, benn eine Serfügung oom
1. gebruar 1558 get)t einen großen 8d)ritt metter: fie gebenft
jum erftenmat ber geregelten (Senfur, unb $war einer im ftaat =
liefen Auftrage geejaubhabten, — fie führt einen neuen gactor
$ur Seauffi^tigung beS *prejjgewerbe§ ein: bie Unioerfität, unb
jwar nid)t nur für Seidig, fonbern wahrfdjeinücherweife gleichzeitig
aud) für Wittenberg.
®iefe Verfügung bilbet bie Seilage ju einem furfürftlic^eH,
jebenfallS an ben SRatt) ju Seiöjig gerichteten Schreiben, beffen
§)aupttf)cil fid) nid)t bei ben bieten befinbet; fie lautet:
31(3 auch Qiw onn* gelangt ba3 oicl fchmehebüdjer, über, Steinte,
ounb bergteichen getiefte, onber oeranberten namen, onnb fonftenn,
auSgcenn onnb inn onnfemn lanbenn feit gehabt merbenn foflenn,
We(d)e3 nit atiein wiber ©otteS gebotte, fonbemn aud) benn ®ai=
fertidjenn befäribenen redjtenn, onnb onnfernn berfjalbenn juuorn
gettjanenn auffdjreibenn jugegenn. <So ift bemnaef) ünnfer emfter
beuclia) 3t wollet binfurter feine newe buct)er, liber, Steinte,
noch fonft etwa« nemeä bei euch truden ober fail habenn
igitized by Google
- 54 -
laffenn, f i c feien bann 5Uuorn burdj bcnn SRectorn ber
oniuerfitet, fupcrattcnbcnten bcS ortS, tonb euch mit ület£
überfefjenn, tmnb too c3 notrocnbig, fo roerbet 3r onn£, ober
tmnferer öerorbcnten SRcgiringe al^ier baruon beriet önnb mcU
bunge &u tljun tuiffenn. SSnnn auch ^emanb fn'er miber tfmn,
ober maä öornchmcn nmrbe, mibcr bemefelbenn wollet mit crnfter
gebur tmb ftraffe oerfarenn. 3>at. ut in literis. 1. gebr. 58.
3n biefer Heranziehung ber Unioerfität jur SÖeauffidjtigung
ber Sßreffe, wenn auch junächft nur in lofer, nict)t organifeher i8er=
binbung mit bem Sftatf), finb bie erften Äeime ju finben, au£ benen
fid) bie furiäcfjftfdje $üd)er:(£ommi}fion aümäüch cnrroitfeln foHte.
55ie Verfügung belägt aud) nodj bem 9iathe feinen bisherigen,
roohl nur fet)r oberflächlich unb rutfroeife jur ©cltung gebrauten
SIntt)eil an ber ßenfur fefbft unb fcr)ctnt in ber Betonung ber
$Hein=2iteratur (ber Sieber unb ^eime) ausbeuten, bafc e§ in ber
Zfyat nod) bie polirifdje Sage getoefen fein bürfte, n>eld)c bieSmal
bie $8erfd)ärfung in ber 93eauffict)tigung ber treffe oeranlaftte.
33alb aber foHten für 6ad)fen bie ftrchlichen S3erl)ältniffe tum
neuem als beftimmenb in bcn öorbcrgrunb treten unb auf lange
hinauf bie ganje Sage ber)errfd^en. §lm 19. $(pril 15G0 mar
9)Wantt)on geftorben; nicht mehr burd) feine Autorität r)intange=
rjalten ober gemilbert, entbrannte ber fid) nun confcffioncü gc=
ftaltenbe §aber mit aller Seibenfcr)aft: eine bunfle ^criobc ber
fäd)fijd)en ©efchidjte, bie $eriobe ber jogenannten crtjptocaIr>ini[tifct)en
SSirren begann fid) ju enttuirfcln unb baS fingen um bie €ber=
hanb jmifdjen ben t)alb confejfioneflen, halD politifdjen Parteien
follte bie 93ef)anblung ber treffe auf baS cinfd)netbenbfte beeinftuffen,
lange ßeit r)inburct) bemerfbare ©puren in ihrem ganzen (£f)arafter
fjinterlaffen.
Schon am 1. 51prtl 15G0 r)arte ber überhaupt fdjärfcr auf=
tretcnbe ßurfürft Sluguft ein neues föefcript an bcn $ath ju Seipjig
erlafjen — eS ift eigcnhänbig oofl^ogen — meldjeS bie ?(norbnungen
oon 1558 erneut einfdjärft unb infofern fcr)on ben rjeraufgiehenben
(Sturm anbeutet, als cS bie 9Jcitnnrfung beS föathcS bei ber Gern
für fclbft anfdjeinenb formet! oöllig befeitigt unb (entere nunmehr
ber Uniterfität unb bem Superintenbenten allein jumcift:
Sieben getreroen, SSir feint berichtet, 5)a§ etliche fich onberftchen
follcn, Sucher $u onfer (Stabt unb Söniuerfitct 51t Seipjigf in bruef
üorfertigen jutoffen, 2Öan wir bau oor biefer 3cit an euch tmb
Digitized by Google
anbcrc ünfere SBniuerfitet ünb ©tebe beuelid) aujgeen laffen, S)a3
nichts üon 83üd)ern ober fonft fotl gcbrucft ober feit gehabt Wer;
bemt, eS feto benn foldjS juuorn burd) ben SRector ünb S8icr $>e;
canen ünjerer Söniucrfttct ünb ©uperattenbenten bei euch, mit üleiS
überfein, ünb üfm faß, $o eä nottmenbig, ünS aber ünferer SRe=
girunge ot^ir bauon anzeige ünb beriet getfjan, fo begeren mir,
3hr wollet ünfertn beuelid) euch gcme& Rotten, ünb barauf
fonber^eit bie öudjbruder bei) euch erfordern laffen, ünb fie be=
fragen, waS fie im bruef haben, ünb bo fie etwas ünter ber fjanbr,
35affelbtg üon 3hncn forbern, ünb als ban bem SRector ünnb üier
5)ecaniS üntergeben, fie baffelbige belegen laffen, ünb bo fie etwas
bebendüd)S borinnen funben, ben 23ud)bnidera auferlegen, foldjS
nicht aufgeben julaffcn, auch imfatl ber notturft ünS beffen bc=
richten.
2)aS SKefcript lägt jum erftenmale bie 23üdjer gegenüber ben
bi^tjcr eigentlich faft auS|d)lief}lid) betonten Siebern, Neimen unb
©ebic^ten in ben Vorbergrunb treten unb tenft bie Slufmerffamfeit
ber 9ke&üoliäet gewiffermagen auf ein anbereS Gebiet. Scf) möchte
faft barauS folgern, baß auch bie 23ud)brutfer unb 33ucf)hänbler
bie bisherigen Verfügungen fpcciell nur auf bie ftlein Literatur
bejogen t)aben bürften unb bie fcfjwerere, bie wifjenfdjaftliche, 2ite=
ratur nod) fo gut wie gar nid)t jur (Scnfur eingereicht tuorben
wäre. SSoju fonft bie 5lnweifung an ben 5Hatt), bie 33ud)brucfer
ju befragen: ob fie etwas unter ben §änben hätten? S)aS SDrutfen
war ja ihr (bewerbe, bilbete ihren ©rwerb. Sßentl im übrigen
in bem Ütefcript noch oer C£enjurbcred)tigung beS 8uperintenbcnten
gebaut wirb, fo liegt ber §auptaccent bod) wohl \ä)on auf ber
Xhätigfett ber Uniüerfität, biefe gleidjfam als bie höhere Genfur*
inftanj fjinftcüenb, währenb ber föatf) auf polizeiliche gunetionen
jurüdgebrängt erfcr)eint — eine Mnbeutung feiner fpäteren ©tel=
lung in ber SBücher^Gommiffton.
9coch fdjärfer tritt baS bie Sßrefjpolijei junächft beherrjdjenbe
rtrdjlicfje Sntereffe in einem weiteren SRefcript üom 14. September
1562 — ebenfalls an ben 9iatr) gerichtet — rjerüor, weldjeS r)icr
gleidjfallS eine 3teHe finben mag, ba es, wenn fdjon im Codex
Augusteus enthalten, in biefem bod) nur in etwas mobernifirter
gorm wiebergegeben ift:
Siebenn getreuenn, 2öir gebenn euch gnebiger meinung juerfennen,
SBie wofl wir ücrfd)iener Seit, ernftitrfje fehreibenn, geboth ünnb
üerboth, öffentlich in ünferu Sanbenn, Ghur ünb furftentf)umbcnn,
— 56 —
aufget)enn ünb publiciren laffen, ba3 fic§ mennigtidj, roa§ Stanbeä
ber audj feü, fo innerhalb ünferS Sanbeä gefcffenn, barem ober beu
buret) sufjanbclnn, jumanbelnn ünnb jureifenn pflegt, bjnfurter aller
uerbedjtiger, fc^meli^er, üorbricftid>er, föimpfflictjer unnb beföiuer-
lieber rebenn, lieber, reime, gebid>te, büdjer ünnb anber«, mie ba£
fein mag genfclidjenn enttyaltenn fotte, 2)a§ un3 boct) glaublichen
angelangt, ba3 gtetdjtool efotic^e mtruige aencHjafftigc leutt)e, nidjt
feiernn, unnb fonbertirfjenn fidj ijjo üornemlidj in religionS
fadjenn, faft ein ieber ünberfteljenn null, feine? eigenenn
Stopffä unnb guttbmufenS nad), büdjer jufcfjreibenn, ünb in
bruef aufgefjenn jutaffenn, iljme barburd) einenn nahmen
jumaajenn, $erf)atbenn and) bed luid)cr fcfyreibenä fein enbe
fein, ünnb enttidjenn barauS eruotgenn miß, ba3 bie guttenn
attenn nufeen büdjer jur befferunge unnb erbauunge, ber gemeine
gotte« binftlidj ünbergebrurftt, bic teutf)e irre ünb uornrirrett, ünb
üonn benn red)tcnn (St)riftlid)enn letjrernn, ünb budjcmn abgefuret,
ünnb berer überbruffig gemalt werben, SMetueil ün§ bann borann,
nict)t aüetne nid}t jugefallenn ünnb entfegen gefd)id)t, ©onbernn
aud) burdj biefe ünnb bergteidjenn fdjrcibenn, ünnb gebiete, ber
gemein einfaltig man, fonberlid) beü, biefenn geuef)rlid)enn teufftenn
ünnb jetttenn, jnrifpaltig ünnb irre gemadjt, aud) ju allerlei mu
rulje, ünb ünridjtigfcitt bemogenn toerbenn modjte, $5omit nun
foldjS, fo üiet muglid) uorfommenn, ünnb vorhattet, audj efcliaVr
ijifcigen ünruigenn ®öpffe ünjeittige gebandenn gebrodjenn, ünb
üortjinbertt, ünnb borinnenn fortt)an, mit gutter befd)eibenf)eitt ünb
fürftd)iigfeitt üerfaljrcnn merbe, 2113 beuelenn mir eud) bemnadj,
ib,r mottet beü euety bie ernftlidje üorfugung ünnb befdjaffung tljun,
$a3 fid) menniglidjen met)r ber aud) feü, getftltd) ober toeltlid),
aller obangejogener üorbedjttger, befdjtuerlid)er, fdjmeltdjer fd)impff~
rebenn, lieber, reime, gebidjte, ünnb anberS enthalte, $lud> fein
bud) meld)8 ber gottltd)cnn Ijeittgenn *ßropf)etifd)en ünnb
Hpoftolifdjen fdjrifft, WugSfpurgifdjenn Gonfeffion, ünnb
algemeiner CHjriftlidjenn Seljr, fo in ünferer Sanbe ®irdjen, ®ott
lob, mott angerid)t, üngcmcS, miebermertigf ünnb entfegenn, in
biefe ünfere Sanbe, (£l)ur ünb furftentffumbe, ober in ünferer @rb=
fdjufcuorroantenn S3ifd)ouenn ^relaten, ünb ©tebt, Sanbe, gebiete)
ünnb ortt), gefurtlj, gebraut, ünberfajleifft, aufgetljeilett, aufgebreittet,
feit gehabt, ober üerfaufft merbe, 35efglcid)enn ba8 ljinfuro,
aud) niemanbeS roeljr ber feü, einig budj ober fonft ma3, fon;
berlid) in religiongfadjenn, in brud üorfertige, ober auf;
get)enn laffc, e« feü bann baffetbige juuornn, beibenn ün-
fern SSniuerfiteten, ju SBtttenberg ünnb Seipjigf ünbergeben,
bureb, fie mit allem üleis erfefjcnn, ertoogenn, jubicirett, üor Gb.rifts
lia^ ünnb tud)tig erfantt, ünb approbirt morben, Snnwficim mir
euc^ autt) t)iermit ernftliaj beuc^Icnn, ba§ i^r auf alte brude
Digitized by Google
57 -
ünnb fdjriffte, fo in onfemn Sanbenn üorfcrtigtt, gebrudt
ober Dornt anbernn ortfyemt, borein gebracht, ünb b et) eud)
feiü gehabt merben, mit allem üleiS fefyenn ünnb aajtunge
ijabenn motten, ünnb mo einig fd)mef>cgebtd)tc, fdjriefft ober
mieberroertig jeneffjafftig onbinfttid) bud) befunbenn, ünb üor*
merdett, ba$ in ünfernn Sanbenn, oljne überfeljunge, (Scnfur ünnb
aüürobirung bemetter 6ciber ünferer S3niuerfitetenn üorfcrtigtt ünnb
gebrudtt, ober üonn onbcmn ortijen borein gebracht, ünnb gc;
fdjobenn, baffetbige nidjt allein abfdjaffenn, onnb tnnberjifienn,
fonnbern audj bic t fetter ju gefenglidjer üorroarung onnb
ernfter ftraffe nehmen ünnb antjaltenn, 3)a3 aud) tuo einer ober
mcfyr, üormerrfett mürbe, ber fotdj ünfere gebotb, ünnb üorbotfj,
üored)ttid)enn hielte, ünb bamieber üorfefcttd) tt)cttc , ünnb mie
berurtf) burä) eudj 511 gefengnuä eingebogen mürbe, fotdjS ieber
jeitt ünfcumtidjcnn juerfennenn gebenn, $ann moflenn mir üni
gegenn ben ftraffmirbigenn, atfo erjeigenn miffenn, barob ünfer
mißfall, megenn fötaler ünjeittigenn teidjtfertigenn f$meb,cgebtd)te
ünnb anber ünbinftlidjenn fdjrtffte, ünnb budjer, im roerd ju-
füurenn, ünnb borann mennigtidj ein abfdjeulidj efemüetl jus
nehmen, ünb jut)abenn, ©nb befdndjt l)icran, ünfere ernfte, genfc
ltct)e juuorteffige meinnnge.
SöetdjeS ®eroid)t ber SBerorbnung beizulegen mar, bürftc
barau§ tjerüorgeljen, ba§ fie üermutfjtid) öffentlich üertefen rourbe;
ba§ Original trägt ben föegiftraturücrmerf: „Lee tum im ÜJli=
d)aeliamarf t Ao. 1562, cum recitatis plebi. Ober füllte btefer
SSermerf anbeuten, baß er ben auf ba8 SRatf)f)au3 gclabenen Qn-
näd)ftbetf)eiligten, ben SBudjbrudcrn unb 93ud)t)änblern, burd) $or=
lefung inftmürt roorbeu (ei, eine gorm, bie balb gebräutfjltd) mürbe?
$ie SSerorbnung bejdjränft, mie mir fct)cn, bie 2ttitmirfung
ber Uniüerfität bei ber ^refjpolijei mieberum allein auf bie Sem
für unb beläfct aud) fernerhin bie r>otijeilidje llebermadjung ber
betreffenben ©eroerbebetriebe, bie (Sjecutiüe, ganj allein bem 9*atf)e.
tiefem aber fcr)cint bie ifjm jugeroiefene Aufgabe ntd)t3 meniger
als ft)mpatr)ifcr) unb er berfelben gern überhoben gemefen ju fein,
ja e8 fliegen if>m roatjrjdjeinlidj fogar 33ebenfen megen einer
etmaigen ©djäbigung be8 road)jenben bu$f)änblerifd)en 9#efjüers
fefjrS auf2). Slber SBorftctlungen in Bresben ju machen magte er
bod) nicr)t; er freute anfdjeinenb üor einer ©teüungnafjme foroot|l
gegenüber ben bei $ofe fid) befef)benben nrc^lid)=üolittfd)en Sßar=
teien jurücf, ate aud) üor einer foIcf)en gegenüber ber in ber
Seidiger ttjeologif^en gacuttät beftet)cnben Spaltung, befonberS
igitized by Google
- 58 -
fjeruorgerufen burcf) baä Auftreten Stet. (Strigcrö. Gr temporifirte
unb fc^ob afleS „ad Theologos", ein Skrfmlten, tueldjeS in feiner
junädjft fortgejefcten ^Beobachtung fpäter für ben SRatf) unliebfame
Solgen betreffs feiner @crecf)tfame f)aben fottte. Gin Schreiben ber
9tatt)s^erren granj Stram nnb Dr. üorenj Üinbemann, an ben
SBürgernteifter Dr. Seon^orb 93abef)orn aus ÜJcerfeburg unter bem
3. October gerietet, baS fic3t) glücflicr) bei ben 5lcten erhalten rjat,
giebt barüber intereffante 5luffd)Iüffc:
Sir Ijaben auff bem SBege $mifd;en Senzig Unb SDcerieburg
bie 2 und ubergebene bud)er, ba§ etme SMfdjoffS Julij de in-
stitutione Christiani hominis, bafj anberc Wigaudi de libero
arbitrio, obiter übcrlcffen. ^Ciict) ber bing IüqS tifyr mit UnS Uor=
Icffen mit bem fyerrn Gammercr unb unter UnS felbft unterrebet,
unb ift tiljn summa beS herrn Gammerer antmort bafjin, bafc
er fid) nid)t mcd)tigen null etmaS atjn bem aufgc=
gangenen mandat belangcnt bie bcfidjtigung ber uor=
belügen buch er burd) uerorbenung ber personen auf} betoben
SSniuerfitcten, 5uanbern, funbern l;at bie bing nochmals big auff
m. gnbft. ^errn Resolution fteOcn motten ungeachtet bafc mir
Uljm uon bem f urfteljenben mareft genugfam erunnerung ge=
tljan. Gr ift aber lefolidj be& bebendenS mit uns eunig geroeffen,
bafj cön ©rbar SRath bie bndier fo suspect gehalten
merben cun tag abber c^Iicrje beti ben buchfürern anjus
halten Unb ben oerf auff bcrfelbtgcn bis auff ber Theologen
beUber Vniuersitet Cognition juuorjicfycn gebieten mochte unb
bafi barauff ftcr) bie Theologi befto ehr Unb jum fobbertichften
jutjauff bringen unb nad) Unfwlt beS mandats bie Cognition fürs
nehmen meßten. Sßahn aud) foldjs uon nlmen gcfd)cge, fo merbet
tifjr befto fixerer beS ucrbotS falben feun, föntet es auch gegen
mcnniglidj befto baS ucrantmorten. 3" bem bafj eS befto fcr)tcu=
niger fortging S)en mir uns §u hoff ub,n benen fingen bod)
aud) nic^t uerbrennen funbern e« mibberumb ad Theo-
logos remittiren merben. $on beS ©ifdjoffs buch wirb feön
jmcuffel feun bafj eS ju uerbiethen uon bem anoem merben uiefc
leud)t bie Theologi beS ucrbothl r)albcn nicht eöncrlet) mennung
feun, eS mctjrc ober gut bafe fie oud) barauff fdjfoffen. SSir
motten biefe fache ju Sulfea auch erunnern Unb uicßeucht m. gbft.
Herren Resolution eud) jufdjiden.
Slurfürft $(uguft'S ©ereijt^eit gegen bie Sßreffe fteigerte fid)
aber noch Durc*j °*c t>cftigc ^ßolemif, welche bie ©rumbadj'fchen
§änbel unb bann bie glacianifchen ©treitigfeiten hert,orrtefen,
eine ©ereifert, bie ir)n in ber erften Sßeriobe ber crnptocaloi=
niftifdjen SBtrrcn su gerabeju beSpotifd)en bieten gegenüber bem
igitized by Google
— 59 —
gelehrten unb djarafterfeften SBudjbrutfer unb SÖuchhünbler Mag.
(Srnft SSögelin, jut SBernichtung ber bürgerlichen ©fifteng beffelben
»erleiteten, jum SBerfudje, beffen SDrurferei feinem ©ünftlinge, bem
Setpsiger SBürgermeifter §ierontomu3 föaufdjer in bie §änbe jn
fpielen3). kräftig genug f priest fid) biefe Erbitterung in einem
mieberum eigen^änbig üou>genen fftefeript an ben fRatt» ju £eipjig
üom 1. Octobcr 1564 auä:
SSir merben berichtet, baf? burdj bie üertorbenen S8ucf) =
brüefer allenthalben mancherlei icbebüch önnb ergerlicbc tractet-
lein gebrudi mtb als mtter ba3 gemeine ^olct gefprenget merbenn,
Selche 5m nichts anberS, bann jm üormirrung ircr gemiffen mtb
aufftuiglung mieber bie Dbrigfeitt, nu&ticf) Minb bicnftlid) fein.
Xcrt)alben begerenn mir 3r moüett etliche aufj euerm mittel jm
allenn 33ud)fürern fo biefen SDcarcft bei euch feil habenn
merben, fanden, ünnb 3huen bei üerluft aller %xtv Bücher foldje
fdjeblid)e ergcrlia)e tractetlein ünnb 33üd)er, ©onberlidj ma3 2SiI=
heim oon ©rumbach mib fein anfjang inn 2)rud gehenn laffenn,
&nnb bann auch etliche Sinologen jm Sttanäfclbt önnb anberftno
mieber ünfere beibe SSniuerfitetcn 2hc°l°9cn tonnb ßirchenn inn
imfern Sanben ausgehen laffenn, ernftlich laffenn üorbietten, bie*
felbigen nidjtt sunorfauffenn noch fcH juhabenn.
§ier richtet fid) ^urfürft Sluguft'S 9lufmerffamfeit tmrroiegenb
auf bie fremben 33ud)hänbler unb auf bie Sfteffe; Suchbruder
unb Verleger be§ eigenen SanbeS mochte er mof)l fchon burch bie
Genfuran orbnungen für genügenb gebänbigt erachten.
Db ber 9tatf) auch bieSmal üerfud)te, baS Cbium „ad Theo-
logos" ju fdjieben? $ie bieten uerfagen h^r; aber mahrfd)einlid)
ift e3 nad) fpäteren Slnbeutungen. Stu&erbem trug bie Quxüd=
haltung, beren fich ber SRatf) im Saljre 1562 befleißigt hatte, nur
ju balb ihre grüßte, ganj äfmlid) mte gleichseitig ba8 an anberer
©teile gefchilberte ©erhalten be8 9iatf)e3 üon granffurt a. 2R.
gegenüber ben Slnforberungen be3 faiferlidjen $ofe8, meldjeS ja
unbebachtfam genug gleidjfam jur Einrichtung einer faiferlidjen
©ücherpolijei^ehörbe einlub. 5Die Süfttmirfung ber „Theologi^
b. h- ber Uniöerfität, bei ber £anbhabung ber Sßrefcpolijei, nicht
blofj bei ber Genfur ber neuerfcfjeinenben 23üd)er, mar einmal
fjerauSgeforbert; fie mürbe gemährt unb mar nicht mehr abju=
fchütteln, ber föatf) nun nicht mehr fcöflig §err im eigenen §aufe,
b. h- in feiner SBernmltungSfphäre.
Unter bem 25. Slpril 1569 referibirt ber äurfürft — e3
igitized by Google
— CO —
liegt nur eine Slbfcfjrift üor, ba baS Original roof)l bem erftge-
nannten ber Slbreffaten au3gef)änbigt morben fein bürfte — an
Rector, doctores unb Magistri ber Uniüerfität unb an ben
föath gemeinf c^af tlicr):
2Btr ha&cn euer be# 9tatt)3 fdjreiben ber glacianifdjen bücher
halbenn, fo medeicr)t auf jcjjigenn ntareft ben euch anbracht werben
möchten üerlefen t)ören, ünb begehren barauf empfelcnbc 3 h*
f amtlich trollet nicht aöeinc in ünb nad) bem ifctgen mar dt,
Sonbern auch juuorn ünb als balbt bie 93ud)laben geöfnet
tjterinnen üleiffige erfunbigunge ünb nachforfchunge haben, ünb bo
ihr fotdjc glacianifche ober Slnberc ünlcibliajc bucher antreffet ünb
befinbet, SBoHet ihr ber föath biefetbc befeitS in üerroafjrung
nehmen, auch hierüber ferner ernftlich üerbietten laffen, $j fünf;
tig nicntanbtä, nicht Meine bei) üertuft ber SBaljren ünb bc«
hanbete, ©onbern ba$ auch bie SSerrrctter (sie) roeitter in ünfern
Sanben nicht gebulbet werben follen, $ergl eichen budjer gegen
ßeipsigf, ober fonft in ünfer Gb,urfürftentt)umb ünb gebiette, führe
ober bringe.
So entpuppt fidj benn in fieipjig in bemfelben Safere , ba§
bi« jefct a(ä ©eburtejeit ber faijerlichen ©ürger^ommiffion in
granffurt a. 2tt. $u betrauten ift, auch bie ©chn>efter=3nftitution:
bie htrf. fäd)fifd)e Süc^er^ommiffion. SDenn wenn auch auf längere
3eit hinaus nicht amtlich jo bezeichnet, fo üotljogen bod) üon jefct
ab bie Vertreter beiber Korporationen gemeinfehaftlich ade bie
Functionen, unb auch in ber ßompetenjabgränjung, nrie fie ihnen
üerorbnungSmäfjig unb beftimmter erft etwa int 3a^re 1594 be=
ftätigt würben. 3>le ©jecutiüe übernahm, feinen SBertoaltung»;
unb 3uri3biction3gered)tfamen entfpredjenb, ber ?Ratr) allein. SBeibe
muffte er fid) betreffs ber ©udjbruefer unb 93ud)hänbter unter
Stümpfen mit ber Uniüerfität ju wahren; bagegen mürben in
Wittenberg beibe üöliig ber SuriSbicüon ber Uniüerfität unter=
morfen4).
SBefonbereS Vertrauen auf bie gügfamfeit ber s-8ud)hänbler,
wenigftenS ber fremben, mufj bem $urfürften nicht beigewohnt
^aben, unb mof)l auch mit Stecht. £enn Söuchbmcfer unb 93ud);
hänbler betrachteten junächft wof)l alle biefe SSerjuche jur Orga=
nifation ber ^ßrefjpolijei als leere gormfachen, bie man ignoriren
tonne unb bie fo wie fo balb in SBergeffenfjeit geraden bürften.
3ch haöc täon an önberer ©teile auf bie fid) in biefer $infid)t
üielfach funbgcbcnbe ©ebanfcnlofigteit, ja auf bie 2euf)tfertigfeit
igitized by Google
- 61 —
fyingennefen, mit ber ftdf) bie ^Beteiligten barüber fyintuegfetjtcn
unb mit ber fie fid), roenn ba§ ©eroitter bann bodj unerwartet
unb unöcrfjofft einfd)lug, fierauSpreben fugten. 5Werbing3 waren
aber aud} feine feften Hermen oortjanben, meldte ben Serleger
unb 93udf)bruder (wenigftenS ben fremben, nid)t unter bem übrigens
aud) nicf)t einmal berfenben ©djilbe ber fö^ftfe^en (Senfur arbei=
tenben) oor SSitlfuracten unb fouoeränem belieben fdntfcten, unb
ein fo geftrenger §err Äurfürft ttuguft aud) mar, fo ging er bod)
unter Umftänben feinen Untertanen burdj SSerftö^e gegen {eine
eigenen ^refjoerorbnungen mit einem fdjledjten SBeifoiele ooran5).
©d)on unter bem 29. $ecember beffelben SaljreS fanb fid)
ber Shirfürft oon neuem oeranlafct — bie SSerorbnungen fallen
ftets fur$ oor ober in ben Anfang ber Steffen — ber Unioerfität
unb bem 9iatt) feine 93efel)Ie gemeinfd)aftlid) einjufdjärfen, ba nod)
immer „SBudjer onb fünften barinnen önfere fianbe, Spulen,
Äirdjen, önb 93nbertt)anen, nicf)t oerfdjonet wirbet" in Seipjig unb
fünft im ßanbe fjeimtid) unb öffentlich „eingegeben, feilgef)abt unb
oerfauft werbenn" unb orbnete nunmehr eine regelmäßige 58e=
auffid)tigung beS 9Jcc§t?erfet)rö an:
SSnnb beuchen eudj bemnad) ernftlidj, $$f)t wollet Sßerorbnung
Union, 2)a3 fjinfürber uff jebe merdte $u Scipjigf, aud) fonften
nadj befinbung unb gelegenfyeit, bie büdjer unb fünften in $Wen
Söudjlaben onb gewelbcn bafelbft, burdj efelidje Vertraute önb öer=
ftenbige perfonen unuor warnet mit üleiS befid)tiget, ünnb waä
barunber befunben, darinnen onfere Sanbe, ©Ovulen, ®ird)en, ober
93nbertf)ane angegriffen (— fe§r elaftifd)! — ), ©affetbe eim
^ic^en onnb bnS aufdjitfen, tonb bie, fo biefelben bat)in brad)t,
bis auf onfern weittern befdjeibt anhalten.
fcieje ftürmifd>e (Sntwidelung ber ^ßregpolijei fam enblid)
buref) ein furfürftlid)eS 9Jtonbat oom 26. 2Bai 1571 jur föuf)e
unb jum torläufigen $lbfcf)lufj6). $)affelbe fdfjärft bie SReid)Süre6=
orbnungen gegen <Sct)mät) fünften, anonyme 33üd)er unb foIct)e ofme
Slngabe beS $)rudorteä, fomie gegen SSinfelbrudereien ein unb
nimmt buref) Einfügung ber bis bat)in erlaffenen lanbeägefefclidjen
SBeftimmungen über bie ^anbljabung ber Genfur bereits ben
(Stjarafter eines SRegulatioeS für bie Sßrefjgewerbe an. SRur in
Bresben, Wittenberg unb Seidig foüten SDrutfereien befielen
bürfen — ein ^anbfd)riftlid)er 3ufa| in bem bei ben Slcten be=
finblidjen Driginal^lacatbrud befagt nodj „ünb Slnnaburgt im
igitized by Google
- 62 -
§offlager" — fobafj alfo bie anbermeit befteljenben eigentlich Ratten
eingebogen werben muffen7).
3n ät)nlid)er SSeife nehmen aud) fpätere fxirfäcf>ftfdt)c Slefcripte
unb SBerorbnungen, gleichwie bie (SibeSformeln für bie 53ud)brutfer,
Se^ug auf bie SReidjSorbnungen. dagegen bürfte eS bod) moc)t
jweifetyaft fein, bafj baS üon mir im oorigen Sanbe beS 2lrd)io3
angebogene ©erfahren, wetdjeS ber Seidiger SRatf) im 3af)re 1597
auf Antrag beS SBudjbrucferS Sacob SuciuS aus ^elmftäbt gegen
2ttid)ael Sßefcolb aus ^Roftocf wegen falfdjer Ortsangabe (§elm=
ftäbt) auf einem $rud einleitete, öom Statte fetber als in pfUctjt*
mäfjiger Ausführung ber SReidjSorbnungen crfolgenb betrautet
mürbe. $)enn menn audj SuciuS feine $lage auf biefe Drbnungen
grünbete, ber Statt) ben Delinquenten unter <Strafanbrot)ung jur
funftigen Beobachtung berjelben anwies, fo ftef)t biefer gaü für
mid) bis jefct bod) oöflig oereinjelt ba. @t)cr möchte alfo mof)I
anjunetnnen fein, bafj ber Statt) baS SSerfat)ren auf ©runb ber
SKefjprioilegien, wetd)e ade amoefenben gremben jmifdien bem
©in- unb Ausläuten ber 2Keffe in |>anbclSftreitigfeiten ber 2eip$iger
SuriSbiction unterwarfen, eingeleitet hatte.
Stuf längere 3"t t)inau8 bieten nun bie bis auf uns ge=
langten Steten fein 9ttateriat, au« bem fich bie weitere (Sntwideluna,
beS 3ufamniennnrfenS oer beiben commiffarifd) beputirten 33es
tjörben, ber ©efdjäftSgang unb bie ©efdjäftsbcfjanblung erfet)en
liefen; ebenjomenig tiefem fie fefte Stnhattepunfte bafür: mann
juerft bie SluSbehnung ihrer Sompetenj auf baS gefammte 23üd)er=
mejen erfolgte. 3a, eS ift fogar anzunehmen, baß bie getroffenen
Slnorbnungen unb (Einrichtungen bereits mieber jiemtid) in $cr=
geffent)eit ju geraten begonnen tjatten.
©rft bie zweite Sßeriobe ber ertiptoealmniftifchen (Streitigfeiten
brachte ben $lnfto& $ur weiteren Sntwidetung ber SBerhältniffe,
infofern ftc erflärtid)er Sßeife Sßrejjrna®elungen in erneuter
Schärfe tjeroortreten liefe. 3*°ar h°&e ^ *cinc urhmbüd)e Unter*
läge für bie in ©rofje'S @efct)ict)te oon SJeipjig enthaltene SÜiit-
theitung, bajj in ben neunziger 3at)ren ber 2Re&oertrieb ber
theotogifdjen Literatur aus reformirten Verlags orten Oer boten
worben fei, finben fönnen; benn bie bei ber öifitation im Sa^re
1598 oon ben S3ifitatoren ben „Bibliopolis" gegebene Snweifung
bafe fic mit Calvinifdjcn ünb Sectirifcf)cn Südjern aud) mit Schmeiß
Digitized by Google
- 63 -
fdjrifften ic. ünb bcm föeidjc ju wieber lauffenben Südjern fidj
nid)t beloben, Sonbern foflen bie ©üajer fo fie mitbringen, bie
üerbäctjtig, %$xn Theologis juüor Weijen, unb Ijernad) nic^t bet
^ugenb ©onbern auet) Stym Theologia nur laßen
lautet boct) wefentlid) milber. Slber jene Angabe beeft fid) bod)
auef) gewiffermajjen mit ber burd) $urfürft 9luguft angeorbneten
unb gefeilter) nod) gettenben Uebcrwadjung ber 33üd)erlager ber
fremben 33ud)f)änbler unb wirb einigermaßen beftärigt buref) bie
oon mir im oorigen ©anbe beä Strcr)it>8 beigebrachte fd)üd)terne
$inbeutung ber Seidiger 93udjr)änbler (im 3at)re 1600) auf bie
oielfadjen fäd)fifcr)en SBüdjeroerbote, bie angeblich bie fremben 93uct>
r)änbler oon ben Seidiger üReffen wegfdjeudjten.
^ngeba^nt roorben mar eine SBerfdjärfung ber ^reßpolijei
aöerbtngS fdjon mit bem 3ar)re 1588, anfdjeinenb aber gerabe
in Öolge it)re8 Uebermaßeg refuItatloS im <5anbe oerlaufen: bie
ßenfur burd) bie Uniocrfität foflte nid)t einmal mein; genügen,
für jebeä neu erferjeinenbe S3uct) nod) bie fpecielle SDrutferlaubniß
bericfjtlid) auä Bresben eingeholt werben! $ie Serorbnung felbft,
oon ber fid) nur eine unbatirte unb {ebenfalls nur fragmentarijdjc
2lbjd)rift bei ben Sfcten befinbet, lautet:
93cm ben Sudjbrudern, onb waS funftigf oor budjer jubruden
aufgeleget werben foüenn Ao. 88.
SRadjbem SBir aueb, oielfeltigf berietet, onb gum Sljeil in
ünferer Ghurfürftlidjen Regierung felbften erfahren, 2)a§ of onfern
S3niuerfiteten onb fonften inn onfern Sanben allerlei) budjer onb
fünften, fo jum Xljeil beä lefenS nid)t wertt), $um Xt)eil wegen
Der freinbben ergerüdjen ünb gefefjrliajen religionsftreiten, fonften
a(Ieri)anbt üngelegenf)eit nad) ficrj aiefjen gebrudt werben,
33nb ban bie Statuta onferer S8niuerfttet oormögen, ba§ ofme
üorwißen be$ Rectoris nidjtä gebrudt werben fotl, ©olajeä aber
bißtjero oielfeltigf überfdjritten, 3f)r üiel aud) auß angemafter
gewalt ir)re onb anberer ßeute üntuetjüge garten hauffenweife
aufzulegen angeorbenet, So wollen onb gebieten SBier hiermit,
ba3 tjinfuro of)ne 93orwißen ünb wißigung beä Rectoris, ünb ber
üier Saculteten ©ecanen, Sludj ber ganjen Factdtet barein bie
geschriebene materia gehörig!, nid)t3 burdjauS gebrudt Werben foü,
2öeld)e3 SBir ben aud) atfo an alle ort in onfern Öanben ba
5J)ruefereücn fein, fdjreiben, onb ben 93ud)brudern bcö ernfter
Straffe auferlegen laßen wollen, $5a3 fie ot)ne ifcogebadjte auß=
brudlidje nactjlaßung onb berfelben beferjeinung nichts auflegen
noer) bruden foflen,
5)o auc§ 9ar eine ncuc materia gefctjrieben, ünb $u bruden
Digitized by Google
— G4 -
gefudjt würbe, @o fotlen obgemelte Sßerfonen biefelbe burttjfeljen,
ii)ve Ceneuram baruber fafjcn, un3 fotdje in einem fdjreiben
juf Riefen, unb barauf unferS befdjctbtä gegarten, unb bct) bor=
meibung unfer önnadjlcgigen ftraffc, eb,e bcnn 2Bir uns bcr =
tocgen resoluiren, nichts neitel in 25rud üorfertigen lagen,
$amit audj folc^ed umb fo utet befto beger fonberlieb, beg
unfern Vniuersiteten sutocgf gerietet, $lud) funftig! burdj bie
Correctores grogercr öleiS, ban big^ero gefdjcfjen, angemenbet
»erbe, ©o ift onfer null unb meinung, 2)a3 bie S3ud)bruder beö
bieget SBniuerfitet, mie ban audj Wittenberg! be3 $ruden8
falben nid}t alleine bem 'Katljc bafelbft, ©onbern aueb, ber
Vniuersitet mit ^ßf lichten jugctljan onb oortoanbt fein foflen.
3m Serte mirb nidjts bauon ermähnt, bag eine eiblitf)e 93er=
pflidjtung ber SBudjbruder jur Befolgung ber Slnorbnungen ein=
treten füllte; bod) aber mürbe eine foldje im folgenben Saljre am
9. gebruar uorgenommen. SBicUctd^t Ijatte biefelbe nur bie S3e=
beutung einer in Sßflidjtnaljme gegenüber ber neuen, an bie (Seite
ber ©tabtobrigfeit tretenben uorgefefcten 23ef)örbe: gegenüber ber
Uniuerfität. 3cf) füge audj bie (Sibeäformel t)ier an unb jmar um
bestritten, meil fie, gleid) ber Serorbnung fclbft, ein Sftomxm ent=
l)ält, toemgftenS bie Äuffrifdjung einer früher fcf)on üorfommenben
Seftimmung.
©udjbruder ©übt.
Sßadjbem ber Gtjurfürft ju Sailen :c. 93nfer gnebigfter $err
( — in einer 5)oubIette: im oorfa^ienenen 88. Satyre — ) an bie
löbliche Vniuersitet, önb einen (Erbaren Statte albier gnebigft
beub,elidj ergeben lagen, 5)a3 3n^alt3 ber Vniuersitet Statuten
t) inj uro olme förmigen Unb bemidigung bed Bectoris, önb ber JBier
Faculteten Decanen, 2tudj ber ganzen Facultet, barein bie ge^
jd) riebe nc materia gehörig! burd)au$ nidjtä gebrueft werben, unb
bewegen bie Söudjbruder alf)ier be$ bruefenö falben, nid)t afletn
bem föatlje, ©onbern audj ber Vniuersitet mit $flid)ten jugetljan
önb öortuanbt fein fallen, «ig fernere i$ hiermit, $a3 iaj in
meiner $rudereö oljne ifegebadjter $ern ber Vniuersitet, audj
be3 föatfjS augbrudlidje nad)lagung, önb berfelben befd)ei=
nung nid)t3 auflegen, nodj bruden lagen, audj tüchtige Correctores
fo ber Spraken, in melier bie materia gef djrieben, unb ju^
bruden gefudjt, funbig! unb erfahren, beö meiner Srudereb öor*
orbnen unb galten miß,
2113 mir ©Ott t>ctfe.
Jurarunt ben 9. Februarij Anno 89
9ttcofl Sfterlid). §an$ 93eter SadjariaS Seljrtoalbt.
Slbraljam Samöredjt (i. e. Samberg). 9Jftdjael Sanjenberger.
Digitized by Google
- 65 -
SBeibe $)ocumente enthalten nun bie, bie redjtlidje Stellung
bcr ©tabtbefyörbe beeinträd)tigenbe ©eftimmung, baß bic 23ud)s
brucfer ni<^t nur bcm föatlje, fonbern audj — tote in Wittenberg
unb f)ier fogar auSfdjließtid) — aud) ber Untoerfität unterteilt
fein foflten, mäfjrenb bie <5ibeSformel nod) bie (Sinfjolung ber ©e=
nefjmigung beS 9ftatf)eS, neben Derjenigen ber Untoerfität, junt
3)rucf neuer SBüdjer oorjd)reibt: narf) beiben ©eiten alfo eine
93erfd)iebung ber (Sompetenjgrenjen, bie fpäterfjin Einlaß ju lang=
auSgefponnenen ©treitigfeiten $mifd)en ben beiben Korporationen
geben jollte. $uf meldje SSeife übrigens bie lefctermäljnte @in=
fd)altung in bie (SibeSformel fjineingefommen ift, mag bafyingeftetlt
bleiben; mir ift bie« unflar. 2Baf>rfd)einlidj mar fie öom 9Ratf)e
als (Sompenfation beanfprud)t morben.
$>ie rigorofen ©eftimmungen ber Serorbnung felbft fönnen
aber !aum jur Dollen SluSfüljrung gelangt fein; menigftenS ergiebt
fid) bieS ^iemlict) fieser aus ben SBifitationSacten oom Safjre 1598 8).
Xiefe ermeifen, baß jene eben nur in brud)ftücfmeijer $lbfd)rift
oorliegenbe SBerorbnung oon 1588 unter anberm möglid)ermeife
aud) eine Sßereibigung ber SBudjfjänbter — menn fein ©d)reib=
fehler »orliegt, ober bie begriffe 93ud)brurfer unb S3ud)füf)rer l)ier
als fnnonöm gegenüber bem ber „BibliopoW genommen werben
— angeorbnet f)aben bürfte, (ebenfalls oon neuem bie regelmäßige
«ifitation ber 93ud)läben etngefdjärft fjatte. 3ene «ereibigung
ber Söudjfjänbler mar aber, menn fie in ber Sfjat beabfidjtigt ge*
mefen mar, einfach unterblieben unb menn biefe UnterlaffungS*
fünbe ber 93efjörben aud) im 3af)re 1598 oon ben Sifitatoren
monirt rourbe, fo mürben bod) fpäter feine Skranftaltungen ge=
troffen, bie SBereibigung nad^uljolen. (SS geminnt faft ben ?ln=
fdjein, als ob fid) ber SRatf) im Sntereffe beS 93ud)ljanbelS unb
beS freieren 9fteßoerfef)rS in ftille Dppofition ju bie[en läftigen
93eftimmungen gefegt unb paffioen SBiberftanb geleiftet Ijabe, äfm*
Ud) mie im 3af)re 1562. ©eine Unter laffung ber regelmäßigen
SMfttation ber 23ud?läben entfdjutbigte er bamit: „es molle fid)
baju niemanb gebrauten laßen", „bie Untoerfität üerftünbe eS",
er, ber Üiatf), aber nidjt. Unb bie Untoerfität märe fefjr gern
bereit gemefen, biefe SBtfitationcn burd) if)ren ©önbicuS „beneben
3t)rem (beS föatf)S) ©tabtfdjreiber", „mie bis anfyero" üornef)men
ju laffen. $lber aud) im 3af)re 1598 muß ber SRatfj biefem be*
«Trd>iö f. fflff«. bc» Xfutfdjcn IX. 5
Digitized by Google
- 66 —
benftid^=frcunblid)en Kntgegenfommen au§gewid)en ^cin ; er wollte
eben in eiferfüd)tiger SBafjrung tocntgftcn^ be3 äußeren ©djetneS
eine SBereibigung jetner ©ürger unter 9#itwirfung ber Unioerfttät
al3 Korporation, unb bamit audj nur bie Mnbcutung einer obrig=
feittidjen ©eroalt ber lederen über jene nid)t $ugeftef)en (e« ift
fn'erauf nod) jurudjufommen). $er Kinfjolung ber Erutferlaubntjj
aus 2)re»ben für ganj neue Krfdjeinungen ber Siteratur wirb im
übrigen fpäter gar nid)t mefjr gebadjt.
€b nun ber 9tatl) baneben gegen bie SluSbefjnung ber Sluto-
rität ber Unioerfität fdjon bamals in aller gorm remonftrirt Ijat,
ba§ wirb nid)t erfict)ttid) ; Ijat er e3 aber getrau, fo gefd)af) e8
junäd)ft mit örfolg, benn bie Skrorbnuug oom 3al)re 1594 con=
ftatirt eine nid)t unmejentlidje 9Äilberung ber Kenfurd)icane unb
[teilt in 83e$ug auf bie eompetenjen ber beiben gemeinfe^aftttet)
fungirenben Korporationen ben alten ßuftanb wieber f)er. 2lber
bie Äeime ju Konflicten waren jurüdgeblieben, jogar befruchtet
worben.
Seite merf würbige Sßerorbnung oom 3al)re 1594: „*Bon ben
93ud)l)änblcrn unb 33ud)brucfem", auf meldje id) im 4. S3anbe
beS 3lrd)ioS ©. 109—112 ausführlicher eingegangen bin, t>er-
banft ifjren Urfprung {ebenfalls ben crt>ptocaltnniftifd)en SBirren.
<5ie brachte jwar bem äußeren Slnfcfjeine nad) nod) feine fac^Iidje
Slenbcrung ber öorfjanbenen CrganifarionSanfänge, fie befinirte
aber wenigftetts oerorbnungSmäfsig bie Kompetenzen ber beiben
beteiligten Korporationen genauer, veranlagte ben innungSmäfcigen
3ufammenfd)tujj ber Seipjiger 93ud)brutfertf) unb fd)eint ben erften
Slnftofj jur Srweiterung beö Arbeitsgebietes ber UeberwadmngS*
93ef)örben gegeben ju haben, infofern fte in tjoc^tntereffanter 2Beife
auf baS Unwcfen beS 9cad)brudS eingeht, il)n principietl jwar
tierurtheilt, ber Sßrioilegien hingegen aber nod) gar nid)t gebenft.
„Wieweit bie 93ud)t)änbler onb 23ud)bruder meifteS teils SBürger
finb" fo follen SHau) unb Unioerfität jwar „bie Inspection ber
93ud)läben onb Erudere^en betjbe jugleid) onb miteinanber haben",
„bie Cognitio aber, baS Judicium, censura onb bie subscription
ber büdjer, fo gebrudt werben fotlen, quoad res et materias
joll ber Unioerfitot eingeantwortet fein", wäfjrenb bem föatfje bie
Kjecution in ©traffäHen allein jugewiefen bleibt. ftad) bem SBort*
laute fönnte eS zweifelhaft erf feinen, ob eS beabfidjtigt War, bie
igitized by Google
- 67
Unter judjung in ©traffällen ber Unitcrfität allein ober antfyetfä-
weife übertragen; biefe Qrage würbe wenigften« fpäter wieber =
holt ber ©runb ju immer neuen „Errungen" jwifchen beiben
feilen10).
SBann biefe SSerorbnung eigentlich thatjächlid) in SBirffamfeit
trat, bleibt etwas untlar. Wu« bem Verantwortung« jchreiben be«
93ud)brutfer« granj ©dmellbolfc oom 22. Januar 1600 gegenüber
bem Statte unb fpäteren gelegentlichen 9iotijen fcr)eint fpruor&us
gehen, bafj bie« erft bei ©clegcntjeit ber SSifitation im 3at)re 1598
ftattgefunben r)abe, erft bann bie erneut oorgefcrjriebene Sßereibigung
mieberfjoü, beziehentlich nachgeholt worben fei. ©cr)nelIbolfc fagt nun:
Bachem auff gnebigften 93efet)t onfer« gnebigften dürften Onb
£>errn, in jüngft gehaltener SBifitation ben ©ud)brudem alliier,
oon bencn barju SDeputirten £errn, nicht allein münblich auffs
erleget onb befohlen worben, forthin burd)au« nicht« jubrutfen,
e« gefct)ct)e benn mit oerroitligung ber Rectorn, önb Derjenigen
ftaculteten , barcin ein jebe SRateria gehörig, fonbern aud) ein
fd)arffe« Surament, fold)e« $u holten, leiften muffen, wie au«
betjliegenber Gopet) flerlid) ju eriet)en, $1« aber bamal«, ba ich
mit bewilligung eine« ©hruheften onb hochweifen $Rat)t« mein
^urament praeftiren folte, auch ber Mandata, fo ein @hruet)fter
onb r)ocr)rücifcr 9tat)t ju publiciren pfleget, gebacht würbe, ob
biefelbigen auch önter ba« ^urament begrieffen würben, ber S8ni=
uerfitet oerwanbten aber ftrad« ja gefaget, e« würben onter biefen
Worten (. nicht« jubruden .) fo ihm ^urament ftet)en, gleichfal« bes
fdjloffen, $er ©fyruehfte onb wenfe #err Sßaulu« 93abft (einer ber
9iath«-3Deputirtcn) aber tjat (ich auff« aller hefftigfte barwieber
gefegt, onb folche« nicht barunter oerftanben hoben Wollen, 211«
aber ju betiben tt)eilen eine gute weile hört barwieber geftritten,
hat ber ©hrWtrbige Onb hochgelahrte D. ©eder (bamal« Licentiat)
(sc. einer ber fiocal^ifitatoren) ftrad« auff Onfer« gnebigften
dürften onb Herren ©efehl, onb bann auff ba« Surament ge=
fet)en, onb gefagt, @r tonne bartnnen feine Exception befinben,
ba« bie Mandata jolten auägefefcet feön, onb fagte ferner ju On«,
wir fönbten« ohne oerlcfcung ünfer« gemiffenS nidjt bruden, wir
hetten e« bann, infwlt be« ^urament«, juuor bem Rector ge;
Wiejen, @« were bann ba« eine fonberliche declaration üon onferm
gnebigen dürften onb |)errn baruber ergienge, ba« obgemelte
Mandata nidjt barunter f ölten begrieffen ferm, Xarauff ich bann
al«balb neben 3acob ©aubifdj ben üorgelefenen ©ob praeftiret,
$iemeil aber fieber biefer 3cit mir fein ©erbot oon einem
©hniehften onb hochweofen 9tat)t baruber gethan, fo hob ich in
betrachtung meinet getanen @öbe«, onb meine« gewiffen« falben,
5*
Digitized by Google
- 68 -
SDietoeil e3 mir jo §axt t)ineingefcf)oben, nidjt ömtjflefjeit fönnen,
ba3 jenige, ma3 mir ju brucfen übergeben, erfttich bem Gerrit
Rectori ju jeigen Xietoeil aber geftrigeS tageS ünä S8ud)brucfern
ooit @. ©. Onb \uid)iuei%iten emftlidj befohlen onb geboten
roorben, fortbin be3 3e»Öen8 äu enthalten, toaä bie Mandat a onb
3levot Leitungen belanget, onb biefelbigen, mann fie ein (Sljniehfter
onb #odjtoeiier töaht befielet, ünfeumlichen jubruefen, als er!ennc
ich mich fdmlbig bemfelben ©efehl in allen ^uneten fortbin ge*
horfamlich nadjjuleben tonb getremli^en nachjufommen.
$)er (Sonftict, ber f)ier jum Ausbruche fam, war in bem
erften 2$ereibtgung3=$ermin oom 29. 9ftai 1598 — in welkem
SRic. Verlief), 3a^ar^a^ 53änualb, Abraham Samberg unb Wity.
Sanfcenberger oon neuem oerpflichtet mürben — unter bem Oer-
mittelnben (Sinfluffe ber SBifitatoren hintangehalten morben. $ie
Unioerfität mar, mie fcf)on angebeutet, fefjr gern bereit gemefen,
alle bie polijeüidjen gunetionen ju übernehmen, meiere ber 9tat^
als DrtSobrigfeit am liebften unausgeführt gelaffen hätte unb
fcheint fogar ben SBerfuch gemalt ju höben für fieipjig bie gleite
©erichtäbarfeit über baS *ßrefjgemerbe ju erlangen, melche bie
SSittenberger Unioerfität über baS bortige befafe; eä bürfte bieS
barauS heroorgetjen, bag fic fich über bie Sßittenberger S8ert)ält=
niffe erfunbigt h^tte unb im SBerhanblungStermine auf biefelben
93ejug nahm. Äud) ber SRatf) berührt in einem ©eridjte nach
Bresben oom 6. 3uni 1678 berartige Änfprüche, bie erft im
Safere 1605 fallen gelaffen morben feien. $ie SibeSformel mar
oon ben Sifitatoren feftgeftellt toorben unb jmar in ber gönn,
bajj einer Senfurbefugnifc beS SRatheS überhaupt nicht barin ge=
baajt mürbe, ber ©ibeSact felbft aber oor Unioerfität unb
SRatlj (als (Sefammtheit) ooll^ogen morben11). £er 9kth hattc
fich nur öefüQt, meil bie Formel bem neuen furf. SBefehl aller*
bingä entfprach.
@rft bei ber am 10. Sftooember 1598 oor ben 2ocaUS3ifita=
toren oorgenommenen nachträglichen Verpflichtung ber üöuehbruefer
granj ©chnellboljj unb 3acob Oaubifd) erhob bie Unioerfität ben
Slnfpruch auch auf bie Genfur über bie föathSmanbate ic, menn
fie e3 nämlich mirflich felbft mar, bie bamit heroortrat, unb nicht
oielmehr junäcfjft ber Socal^ifitator Dr. Söecfer. $erjelbe mar
anfeheinenb eine hevrfchfüchtige ^erjönlichfeit unb rourbe fpäter
auch jeitmetfe oon feinem Pfarramt fuSpenbirt. Äber bei ber
Digitized by Google
- 69 -
Steigung bcibcr Parteien berartigc ßompetenjconflicte begierig auf=
jugreifen, in behaglichfter breite aus Jüdinnen imb immer mieber
barauf $urütfjufommen, ftanb bie Uniocrfttät ioenigftenS nic^t an,
ber gebotenen Anregung golge $u geben unb blieb bie barauS fid)
entmicfelnbe Spannung nid)t ohne ©influfj auf baS ©erhalten
beiber Parteien bei ber ©e^anblung ber ®ejcf)äfte: oon beiben
Seiten tritt unter bem (Sinflujj ber fdjnell fid) folgenben Schmant
ungen in ben gefefclidjen Seftimmungen oon Seit ju Qtit bie
Neigung f)eroor, bie eigenen Sompetenjgrenjen möglict)ft auSju*
befjnen unb auf früher gemährte, aber mieber befeitigte fechte
jurücfjugreifen. 2)er ?Ratr) miß fid) einen menigftenS fdjeinbaren
Anteil an ber Senfur magren unb nid)t nur feine eigenen 9ttan=
bäte, fonbern aud) feine fonftigen SBeröffentlichungen oon ber Senfur
ber UniüerfUät ejrimirt fe^en: bie neuen ßeitungen unb anfdjeinenb
auch bie localc fiiteratur. $)a& er mirtlich über beibe eine ge=
räume 3eit hinburd) eine obrigfeitliche Auffid)t ausübte, geht aus
oerfd)iebenen fpäteren Anbeutungen unb felbft aus oereinjelten
furf. föefcripten ^eröor. $aS SßrotocoH über eine fpätere $er=
hanblung mit ber Unioerfität über ben 23ucf)brucfereib oom 6. &uguft
1638 behauptet fogar birect „bafc mann bie natf)ridjtung oor=
hanben, bafc bie Genfur bei (£. (£. Sftatf) gemefen, bifc auff M.
StflülIerS (sc. beS StabtfchretberS) tobe, bermegen aud) nachmals
jugleid) bei £. @. rath oerbleiben folle", mährenb ein 23erid)t oom
14. September 1636 fid) ganj allgemein auf baS §eTfommen be=
ruft. Unb in ber $f)at befagt aud) eine Serfügung ber 93ü<her*
Sommiffare an ben Sudjbruder SuftuS Sanfon oom 15. April
1634, bafe er überhaupt nichts ohne oor^ergeljenbe Senfur ber
Unioerfität unb beS SRatheS bruefen bürfe. $ie Unioerfität tt)rer=
feitS aber trat bagegen in bem Streite megen angeblichen 9Ract)=
brudS beS SttefjfatalogS jmifdjen Penning ÖJrofje unb Abraham
Samberg, wie ich bereits mitgeteilt ^abe, mit felbftänbigen An=
trägen in Bresben auf, obfdjon boct) ber 9tatf) auSbrüdlid) jum
5tctor in fämmtlidjen Angelegenheiten befteüt mar.
Aber bie Unioerfität oerf)ielt fid) bod) im allgemeinen jiem=
lieh jurücfhaltenb, trat nur entfd)iebener mit Anfprüdjen h^oor,
menn it)r burd) irrige Anorbnungen oon Bresben aus eine äujjere
SBeranlaffung geboten mar; fonft betont fie jmar gelegentlich \f)xt
angebliche obrigfeitliche Stellung ju ben ©uchbrurfern über ihre
Digitized by Google
- 70 -
(Eenfurgered)t}ame f)inau$, anfd)einenb aber mefyr als (5ompen=
fationS ©treitmittet. ©tc gab aud) tf)atjäd)tid) nad), als in ben
Sauren 1634 bis 1636 griebridj Santfifd)'S Söittroe fid) bcr burtf)
bie 93ud)brucfcr:€rbmmg oon 1606 oorgefdjriebenen ©eftcflung
eincö oereibeten gactorS auf (SJrunb beS UmftanbeS $u cntjie^cn
fudjte, baß fid) ifjre ©efd)äft3= unb 2Bof)nräume im großen gürftem
coflegium, alfo in einem UnioerfitätSgebäube unb unter ber (55e-
rid)tSbarfeit ber Unioerfität, nicr)t unter ber bee SRatlje« befänben.
^er ^Ratr) hingegen mar üiel ^är)er in ber geftf)altung feiner
auf ber (StbeSformel oon 1589 bafirten 2lnfprüdje. Qtüax r)atte
er, mie mir fatjen, im Safjre 1508 auf ®runb ber oon ben 33ifi-
tatoren feftgeftetlten „Bereinigung unb Surament" — eS ljanbelte
fid) t)ier um einen 9Ict ber ßonfiftoriak, nid)t ber GiüiU33el)örben
— bie neue Bereibtgung ber 93ud)brutfer nad) einer gormel ge^
fd;e()en laffen müffen, bie feiner jungen (Senfurgered)tfame nidjt
mefjr gebaute13); aber er fetbft nafjm in ben Sauren 1610 bis
1633, unb jmar für ftdj atiein, bie SBereibigung ber neu etabtirten
93ud)brutfer unb neubefteflten gactoren nad) ber if)m günftigeren
älteren gormel oon 1589,3j oor unb fanb für feine Stellung;
nannte menigftenS fpäter eine ©tüfce barin, baß baS ^dtwatfh
prioilegium für üftorifc Börner in Seipjig oom 9. ©ecember 1633
bie Sloifen unb Weuen 3c^un9en auSbrüdlidj ber SKitcenfur beS
!Ratt)cö unterteilte, mie benn aud) Börner felbft biefe Unterteilung
in smei eingaben beS meiteren bezeugt unb anerfennt.
5Iber nur furje 3^it follte ber iRatf) in bem unbeanftanbeten
©enuffe biefeS SHedjteS oerbleiben. 93ei ben in Beranlaffung beS
fdjou ermähnten Streites betreffs beS £anrfifd)'fd)en gactorS [)er=
oorgerufenen Berfjanblungen mit bcr Unioerfität megen ber nun-
mehr anguroenbenben (SibeSformcl mollte ber 31att) roieberum auf
bie oom Safjre 1589 jurüdgreifen; bie Unioerfität fugte aber auf
ber Bifitatiousformel oon 1598 unb mar fd)ließlid) nur bereit,
foigenbem (£tnfcr)ub in biefelbe beistimmen:
Scboa) baß aaein bie avisen ünbt 3citungcn fo gebrudt merben,
bem Rectori onnbt aud) jugteid) bem föatl) jue censur jeber=
*eit oorljeljr ontergeben merben joflen nad) niedrem Snljalt beS
(Sljurf. gnäbigften 93cüef)tid)3 sub dato $reßbcn ben 9. De-
cembr. 1633.
©ine (Sntfdjeibung beS Ober=£onftftoriumS oom 4. Slooember 1636
igitized by Google
— 71 —
beliefj eS aber bei bem gormular oon 1598 unb roieS ben
SRatf) mit feinen 9lnfprüd)en ab, mährenb ber früheren ©treit-
frage megen ber Senfur ber föathSmanbate gar feine ©noähnung
gefdneht; biefe war aljo mof)! burd) ben entjd)iebenen 33efehl bes
9ktf)S oom Januar 1600 an bie 33ud)brutfer oorläufig aus ber
Söelt gerafft morben. $)er ^att) hätte biefe ©ntfdjeibung am
liebften wof)! ad acta gelegt unb oon ferneren SBereibigungen ab-
gefehen, roenn bie SBuchbrurfer nict)t in ihrem SnnungSbünfel bie
(Sache jum größten Aerger beS SRatheS burd? SBerhängung einer
Gonoentionalftrafe über bie SBitttuc Sancfifd) nach jwei Sauren
wieber aufgerührt14) unb lefctere ju einem SRecurfe an ben SRatf)
oeranla&t Ratten, tiefer iRecurS nötigte nun ben £Ratt) jur
Ausführung beS furf. SBefe^Iö oom Sahre 1636; aber bie Innung
hatte biefe untiebfame ^reffion ju bü&en15).
Ob bie Sereibigungen nun in ber Xfjat junäd)ft ganj untere
blieben, mag bahingeftellt bleiben; roaljrf peinlich genug ift eS.
$ie Streitfrage fchlummerte torläufig, tauchte aber tuieber auf
unb mit ihr ber erneute Anspruch ber Unioerfität auf eine 2Rit=
mirfung als (Korporation bei berfelben, unb auf bie ©jemtion
ber ju ben UnioerfitätSüerroanbten gehörigen SBudjbruder oon ber
ftäbtifchen ®erid)tsbarfeit, als in SBeranlaffung beS angeblichen
oielfadjen SrjcheinenS oon SßaSquillen im 3af)re 1675 bie $ftegie=
rung abermals eine oerfchärfte Dbacht unb bie 9leuoereibigung
ber SBuchbrucfer anbefohlen, baS föefcript aber nicht, roie fd)on
feit langem, an bie fpeciell befignirten ober ernannten SDeputirten
aus ber 9Jcitte ber Unioerfität unb an ben föatf), oielmehr —
wie in alter ßeit — an bie ©efammtheit ber Unioerfität unb an
ben föath gerichtet hatte. SiefeS SBerfehen ber (Sanjlei, wenn es
ein folcheS mar (oergl. fpäter), — baS £5ber=Gonfiftorium re-
breffirte eS jroar im folgenben 3af)re, ohne aber bamit ben neu-
eutbrannten Streit 311 erfticfen — gab in ben Sahren 1676 bis
1678 Seranlaffung ju langathmigen SBerhanblungen, beren be-
finitioer $lbjd)lu& — eS finbet fid) eine fiüde in ben 9lcten —
crft im Sahre 1684 ftattgefunben ju haben jcheint; ein bcftimmter
^efel)l oom 1. Dctober 1677, an bie s3üd)cr^Gommiffaricn allein
gerichtet, blieb nämlid) unausgeführt. 2)ie Untocrfität wollte jroar
aud) jefct bie fpecielle (Srmähnung ber Sjcmtion ber SHathSmanbate
t»on ber Senjur in ber (JibeSformel jugeftehen, bod) aber immer
Digitized by Google
nocr) als (Korporation bei bem SibeSact oertreten (ein, fid) babet
auf ben Vorgang im Safere 1598 ftüfcenb. Sie beanfpruchte
aujjerbem bie polizeiliche Strafgewalt über biejenigen ©udjbrucfer,
welche Uniüerfitätsoermanbte wären, unb ftüfcte fict) auf bie it)r
angeblich in ben (Sompactaten gemalten 3ugeftänbniffe, babei aber
beren SBorttaut oerfdjweigenb unb ben ©ntfeheib ber SBifitatoren
üom 3<*hrc 1598 fölfdjlid) barunter fubfumirenb. S)ie Sompactaten
oom Safjre 1605 unterteilten nämlich ganz auSbrücflich ©uch=
bruefer unb SBuct)r)änbIer ber @erid)t§bar!eit unb ^oltjeigetoalt be3
töatheS16). 2)iefer aber fürchtete aufeerbem ba3 §err»ortreten be$
SlnfprucheS ber Uniüerfüät, in allen gäHen bei Unter jucfyungen
unb Söeftrafungen mitmirfen zu iuollen, ein Sßunft, ben ich ferjon
weiter oben als in ben Slnorbnungen oon 1594 untlar gelaffen
bezeichnet $abt.
3n ben weitfdjweifigen SSerhanblungen ftettte e« ber Statt)
al« eine contradictio in adjecto hin, bafj Semanb 83ud)brucfer
unb zugleich Unioerfitätäöerwanbter fein !önne. SBoljl tonne ein
foldjer eine 93ucf)brucferei befifcen (z. 93. buref) $ineinheirathen
ober @rbfcr)aft), barum fei er aber noch mchl 93uchbrucfer, nod)
fein Sßerfonat UnioerfitätSüerwanbte; bem wiberfprätfjen ja ge=
rabe bie Sompactaten oom 3at)re 1605. 35er Statt) unterf Reibet
ZWifcr)en bem perfönlichen ©ericrjtSftanb unb bem be3 gewerblichen
23etriebe8: wenn ein Academicus ftdt) auf ba$ öuehbruefen lege,
fo „mutiere er baburef) feine condition" unb müffe unter ftäbtifche
©erichtäbarfeit treten. S)er augenblicfliche Streit fcheine auch nur
in passu honoris $u beruhen.
25er 9tath ging fchlie&licf) fiegreich aus bem Streite hcroor;
bie anbefohlene neue SSereibigung fanb enblidj am 9. 3Jcai 1684
oor ihm allein ftatt, unb auch oic Gfcemtion feiner SKanbate oon
ber Senfur ber Unioerfität fanb in ber ©ibeSformel ihren Hu8=
bruef, objehon bie betreffenbe Raffung noch wenige Söhre oorljer
oon Seiten ber Regierung abgelehnt worben war17). 3)er Streit
um Derartige leere gormalien hatte alfo gerabe ein Sahthunbert
gefpielt!
$iefe fjier im Sufammenhange unb in ihrem gerichtlichen
©erlauf gefcrjilberten Differenzen ftet)en nur in lofer Serbin*
bung mit ber eigentlichen Organifation3:@ntmicfelung ber 93üct)er=
- 73 -
ßommiffion. Sie greifen jum XFjeit fogar ftörenb in lefctere ein,
benn fcf)on lange bor bem Sttbfd^tufe jener hatte lefctere ihren gort*
gang genommen. Sunächft mar eS ber gegen Snbe beS 16. Sahr*
hunbertS fteigenbe gefdjäftfiche SQ3ert§ ber furfäcfjfifchen SßriöUegien
gegen «Rachbrucf, melier ben Hnftofj ju einer ©rmeiterung ber
Obliegenheiten ber beiben bisher bodj nur mit ber §anbhabung
ber ^regpoltjei beauftragten Korporationen geben, ju einer wefent*
Iict)en Stenberung ihres bcr)örblicr)en (SharafterS führen foKte. Die
^Regierung beburfte eben einer 3^ ifc^eninftan^ jur SEBa^rung ihrer
fiScalifdjen Sntereffen, einer gmifc^eninftanj, bie aber nebenher
allem Änfcfjein nach it)r auch feine Äoften oerur[acf)en foKte. Sie
wieg atfo allmälicf) Unioerfttöt unb töatt) gunetionen %u, bie
eigentlich burdt) einen fiScalifchen ^Beamten ju oerfet)en gemefen
mären, bie aber nun ber SRatf) burch feine Unterbeamten Derfe^en
laffen mußte. Sie oofljog enblich bie Ummanbelung beS &om=
mtfforiumS ber beiben Äörüerfdjaften in eine im StaatSauftrage
fungirenbe 23et)örbe baburdj, bafj fie junächft bie allgemeine SoIU
macht ber gefammten Unioerfität auf $wei oon it)r, ber ^Regierung,
unmittelbar ernannte Sßrofefforen übertrug unb auch ben notf)5
wenbig merbenben, eigentlich arbeitenben Unterbeamten ber (Som*
miffare — anfänglich beforgte meift ber Dberftabtfct)reiber bie
SBureauarbeiten, ber 2eicr)enfd)reiber unb anbere SBeamte ober Liener
bie (Sitationen u. bgl. — burd) bie beanfpruchte SBeftätigung feiner
burdt) ben föatf) ftattr)abenben 2Bat)I in eine Slrt oon mittelbarem
Staatsbeamten ummanbelte. tlber mit ber Arbeit unb mit ber
S^te mußten fid) bie 93ett)eiligten junädjft begnügen; erft im
18. 3atjrt)unbert tritt eine Vergütung an bie *ßrofefforen=ÜRitglieber
ber Sommiffion ein, wät)renb ber SFlatt) unb feine Unterbeamten
niemals eine folcfje oom Staate für bie ihnen aufgebürbete Arbeits*
laft erhalten t)aben ,8). 3)a ich aber bereits in früheren Beiträgen
jum Hrdjit) weitergefjenbe 9ftittf)eitungen über baS fächfifdje s$rioi=
legienwefen gebraut habe, fo werbe ich biefelben an biefer Stelle
nur in foweit ergänzen, als jur ©arfteHung biefer (Sntwtcfelung
beS StjarafterS ber ©ücher=£ommiffion als einer ftaatlichen 93e*
hörbe erforberlich ift.
bereits unter bem 22. ÜRai 1596 hatte ber Slbminiftrator
oon tfurfachfen, §er$og griebrief) Sßilhetm, an Unioerfität unb
SRatf) bie Slnweifung ergehen laffen, barüber $u wachen, baß beffere
Digitized by Google
74 —
Correctores in ben Xrucfereten gehalten würben unb bic „ge=
brucften Scripta nid)t mit fo meiertet) erratis ünter bie Seute"
fömcn. (23 war bieg jwar junädjft nur eine golge bcr 23eftim=
mungen ber 3terorbnung oom Safyre 1594, welche ja erft, nüe gc=
jetgt, im Safyre 1508 praftifd) burd)gefüf)rt würbe, bod) aber mo^I
fdwn eine Einbeulung, ba& bie ^Regierung, wenn aud) oiettcidjt nod)
unbewufjt, barauf augging, bie 3>ottmad)ten ber betben gemeinsam
committirten Goruorationen auf eine i8eauffid)tigung beS 23üdjer=
wefenS im ungemeinen au8jubef)nen.
äiav tritt bie« nun im 3al)re 1600 ju Xage, mit bem 5htgen=
blief, als bie Regierung baä ©utad)ten ber Uniocrfität unb be3
sJiatt)e5 über ba3 ©efud) @eorg QJrunpenbacfj'S in Bübingen um
@ewäf)rung eine« turfädjj. ^ßrioilegiumS gegen Sftadjbrucf einforbertc
unb beibe anwies audj bie Dichtung ber Seidiger 23ud$änbler
unb öudjbrucfer einjufwlen I9). Sinen weiteren ©efyritt tfyat bann
bie «erorbnung Äurfürft (£f)riftian IL Dom 18. Sluguft 1609 *>),
meiere beibe ftörperfdjaften beauftragte, bie nadjläffigen ^riötlegien=
iufjaber ernftlidj an iljre ^füdjten gegen ben giScuä ju erinnern,
mit Strafe ju bebrofjen unb ©erid)t ju erftatten, unb bie öom
9. 3uti 1612 meiere bie Uebermac^ung ber bei föegierungä=
wed))eln oorgejdjriebenen Erneuerung ber ^rioilegien anorbnete.
Üiatt) unb Unioerfitat, unb weil itjm ber Sö'wenantljeil an
ber SIrbeitälaft jufiel, oorwiegenb wof)( erfterer, fcfyetnen aber üon
biejer 93ermef)rung berfelben — benn eine @tärfung ifyrer obrig=
teitlidjen Autorität lag nidjt gcrabe barin — wenig erbaut gewefen
$u fein unb nur mäßige Neigung oerfpüri ju tyaben, bem 2tuf=
trage nadj^ufommen. Qxoti^Uo^ waren aud) nod) weitere SKa^
nungen eingegangen, efje enblid) unter bem 15. Sftooember 1615
bic Sommiffare -*) fämmtlidje ^rimlcgieninfjaber — S3ud)bruder,
iöud)f)änbler unb $riüate *3) — auf ben 4. SDecember auf baä
9iat^aud citirten, um if)nen einen entfuredjenben furf. Söefeljl
(ober mof)l gar erft ben bereits brei 3af>re alten1?) ju eröffnen,
(rrft baä 3af)r 1616 brachte bie ßrlebigung be* oon fieben Sauren
l)er batirenben Auftrages. 2)ie gleiche Säffigteit waltete bann audj
in ber nädjften golgejeit ob.
3unäd)ft j deinen biefe erften föefcripte, welche baS Sompe^
tcnjgebtet ber $üdjer=Gommijjare erweiterten — id) möd)te fie organU
tatorijdje Skrfudje nennen — nod) feine ©tetigfeit in ber ®e)d)äft$--
Digitized by Google
— 75 -
behanblung unb ©efc^äftsleitung §ur golge gehabt ju haben. 2Bic
bcm SRatf) in ben reinen ^re§= nnb (Senfurfad)en bie polizeiliche
(Sjecutbe suftaub, fo finb audt) btö jitm (Snbe ber gängiger Sa^re
be§ 17. 3af)rhunbertS ade üon £5re3ben fommenben 9lnorbnungen
in 33eaug auf ©emerbepoltjei unb 3nnung3ftreitigfeiten, in betreff
üon ^räüentiümafjregeln unb (Straf üofljug unb namentlich, wenn
bei 9cacfybrucf3ftreitigfeiten ein contrabiclorifdjeö Verfahren ftatt=
fanb — üorauSgefefct, bafj ein fotdt)eö uon $ reiben au§ jugelafjen
rcorben mar — au§fd)liej}lich an ben 9tat() gerietet24), in Ie^te=
rem Salle fd>on bcöt)alb, meil ihm bie ®erid)t§barfeit juftanb.
Slbcr fein Vorgehen mar bod) nie ein felbftänbigeg. (£r fonnte
nur auf üon Bresben erhaltene $irectiüen l)in fmnbeln; felbft bei
weiterer ©ntmicfetung ber 3Jerf)ä(tmffe blieb bie 93üd)er=§ommiffion
auch ltoch in oa$ 18. 3af)rf)unbert hinein in biefer abhängigen
Stellung, lieber ben proüiforifdjen 2lrreftfd)lag in 9?ad)brud3=
fällen ging bie 2tction3berechtigung ber Sommiffare nidjt hinauf;
in allen anberen fragen mar juüorige Serichterftattung nach
Bresben erforbertid) '*). 211« ber SRatf) ftch im Sahre 1636 —
atterbingS etma§ fpäter, aber boer) unter im Sßefentlichen unuer-
änberten SBcrhältniffen — hatte bekommen laffen, ein contrabicto=
rifdjeS Verfahren in 9?ad}brutffad)en üor bem @tabtgerid)t ju ge=
ftatten ober anjuorbnen — ber Slbbrud be3 SJefcripteS im Codex
Augusteus benennt jmar baä anmafclidje Untergeridjt nid)t, es
fann aber nur an Seipjig gebad)t merben — ba erging fofort
unter bem 5. Sßoüember ein für bie Jolge unbebtngt maggebenbeä
Inhibitorium 2G):
"iin Un3 bef läget fich 9H. ©. ©uchhänbler bet) eud), bafe auf
fein bei) euern ©tabtgerichten befd)ehenc3 9lnfud)cn, contra üft. 91.
fo jutuiber Unferm, ihme Supplicanten, ertheilten Privilegio Dr.
Conrad 2)ietcrid)3 ^rebigten über bie fieben Suft^falmen, oerj
fehtenen Seip^igiichen Michaelis;9Jcartftc, in feinem öffentlichen Sa:
ben, nadjgebrudt ju feilem Sauffe gehabt, ihme feine Execution
mitgetheilet, fonbern er üon ihnen in toeitläufftigcn Process ge;
jogen loerben motten . . . 9hm befrembet UnS foldje SBegünfrtgung
berer 8tabt s ®erid)te ben eud) nicht toenig, ftiitcmohl über uns
iere, jumaljl eigenf)änbig unterfchriebene, unb mit Unferem Ghur=
Secret befiegeltc Privilegia, meber eud) noch ihnen, ober ie?
manb anbcrS, ohne Unfere Concession feine Cognition
unb Decision, fonbern Un3 allein, euch unb ihnen aber nur
bie blofce Execution jufte^et, Sann bann biefem nach atlcr
Digitized by Google
- 76 -
bifjfaüS »erhängter Process, gegebener Slbfchieb unb erfolgte £eu=
terung, ganfc null unb nichtig; $113 begehren SBir hiermit gnäbigft,
ihr wollet fiafft btefeS foldjeS alles cassiren unb aufgeben . . .
$iefer fcarfteHung be§ anfänglichen EerhältniffeS wiberftreitet
e§ auc^ nic^t, ba& in ben Sauren 1619 unb 1620 bie fcifferenjen
beS Dr. Gonrab 93ener (©aoarus), als Inhaber« einer SBuchbrucferei,
mit ber Suchbrucfer^nnung wegen feiner gactorem Streitig! eitert,
bie anfänglich öor bem ©tabtgericht üerhanbett, bann aber cor bic
95üct)er = ßommiffare oerroiefen worben waren27), — fowie im
Söhre 1628 ^achbruefsftreitigfetten jwifdjen Mag. fR^cniu« unb
(Sottfrieb ©rofje oor föatf) unb Unioerfität fpielen. 3n beiben
gätlen war bied eine natürliche golge baoon, bafj bie SSerf tagten
Unioerfität^^ertüanbte, ja 2ef)rer an ber Unioerfität waren.
SBährenb nun aber nach ben oon mir früher im Stroit) bei*
gebrachten SluSlaffungen ©igiSmunb geüerabenb'S in granffurta.2R.
bort bie gormen ber Snfimiatton ber !aif. *ßrioitegien fchon feit
ben fertiger Sahren beS 16. SahrhunbertS geregelt waren, t>er=
ging noch eine geraume geit, bis berartige beftimmte gormen fidj
für Seidig herauSbilbeten; *n einer nnrflich jroecfmäfjigen (£in=
richtung unterliefe man baS gewohnte 9^acr)r)infen ober ßopiren.
$>ie Snitiatioe fcheint oielmehr gänzlich ben ^ßrioilegieninhabera
überlaffen gemefen ju fein, ber SRatf) als Äctor ber $8ücher=(£om=
miffare nur auf birecteS Slnfuchen ber ©etheiligten bie #anb jur
©eurfunbung ber erfolgten Snfinuation geboten ju h^en.
S)aS erfte 2ftal, ba& in ben noch »orhanbenen Steten eine
9kd)brutfSftreitigfeit auftritt — 1586 eine fltage beS SDreSbener
^ofbuchbrucferS 2ttatü)eS ©töcfcl gegen Sohann granefe in ÜHagbes
bürg unb Penning Ökojje in fieipjig — ftüfct fich ber ©ejehäbigte
einfach barauf, bafj auf bem Xitel feiner rechtmäßigen unb prioU
legirten Ausgabe auSbrücflich oemerft fei: Cum gratia et privi-
legio (jeboch nicht weffen *»)) unb auch ber SkHagte fudjt fich ™fy
hinter ber Behauptung ju oerjdjanjen, bafj eine förmliche 3n=
finuation beS *ßriüilegiums nicht erfolgt fei; ja er fagt in einem
SBittfchreiben an ben 3Hagbeburger SRatf) »om 5. Sluguft 1586
auSbrücflich:
Sa? (.fonnber öngebuhrtichen rühm ju melben.) in meinem 93udV
loben onnb geroerb bie Shurfürftl. ©cchfifchen priuilegia, ge=
bott ünnb oerbott nicht minber MS 9Jcattf)eS ©tbcfei onnb §en>
Digitized by Google
- 77 —
ning Oh- ofj bnnbertfjenißft oor Slugen ^abe uniib barneben &u
gutter maffen ttriffen fann, Xas (Sin (Srbar SRatfj aUjiev mid)
onnb Ännbere, fo barroieber oorwircfet, nid}t tmgeftrafft taffen
würbe (V?) .... ©euorab toeiU idj berfetben orte (nämlich bed
ßurfürftentf)uma Saufend unb [pect dl ßeipjig«), $u beforberung
meiner fauren Nahrung onnb gewerb«, ntcr)t entrosten fann;
er will bic Angabe ©töcfer« oielmehr nur aU eine giction be-
trautet ^aben, weit „©töcfet baä gerühmte Priuilegium öor fci=
nem $rucf, wie inn gannjem SReid) ablief), oon wort ju SBort
nic^t fe$en laffen", wogegen ©töcfel nur einwenbet, bie« fei un=
wefentlich „©inntemalen menniglichen bemuft, $)a« $u folgen flei=
nen geringen 93üd)fein bie priuilegia wörtlichen jufefcen gar nid)t
(£« wirb ^ter alfo ber Stufbrucf be« priüilegien=Vermerf«
auf ba« ZitefbCatt, bejiehenblich ber Slbbrucf be« Xejte« be« $rioi=
legium« al« genügenbe Ratification betrachtet. Slber bei ber felbft*
füdjtigen Slrt unb Söeife ber Verfolgung ihrer Sntereffen feiten«
ber Verleger in (Srmirfung oon ^rioilegien, bei ber 2Beitt)er5ig=
feit ber Regierung in Srtfjeitung berfelben — aüerfeit« far) man
oon jebem natürlichen $echt«begriff ab — mußten bie Gollifionen
bei biefer Strt be« Vefanntgeben« ber Sßriüilegien post festum,
nach (£r{cf)einen beä prioilegirten 3hidje« ober ber prioilegirten
Ausgabe, fid) nur mehren unb ber Uebergang jur birecten 3n=
ftnuation fofort nach Grtangung be« Sßrioilegium« fich oon felbft
al« nothwenbig ergeben.
6ie erfolgte in fieipjig junächft auf Antrag ber berechtigten,
nach Vorlabung ber einr)eimijct)en unb $ur ÜJfeffe auwefenben frem*
ben VuchhönMer unb 93ucf)brucfer auf ba« SRathhou«, burch bie
bafelbft oorgenommene Verlefung ber ju infinuirenben Sßrioilegien
unb burch Veurfunbung biefe« &cte« im ^Ratt)3bucf)e. ®a« erfte
Söeifpiel in ben noch oorhanbenen $cten ift 00m Sahre 1606 unb
betrifft bie §enntng ®ro&e erteilten nicht nur fädjfifchen, fonbem
aud) faijerlichen Privilegien au« bem 3al)re 1606 (auch hmi
faifertidje fct)on au« ben Söhren 1595 unb 1601 29) ftammenbe
befinben fich Darunter), bamit — wie bie Urfunbe befagt — bie
VudjhanMer „fich tnitt faiuer Vnwijjenf)eit juentfdjulbigen noch
jubehelffen fyabtn möchten"30), tiefer umftänbliche Snfinuation«*
mobu« fehrt mehrfach in ben bieten wieber, auch für faiferlic^e
Digitized by Google
- TS —
<ßrioilegien (5. 93. für 3oact)im SRfjete'S Söittwe in Stettin, 1615
für SKicolauS Verlief) in Seipjig), unb war notf) im 3ahrc 1627
nict)t ganj aufcer Uebung gefommen, wie fid) au« ben Angaben
in bem 9^acr)brucfSftreite 3ofjann granrfe'S in Sücagbeburg unb
Penning ®ro&e'S in fieipjig Srben gegen bie ©ebrüber Stern in
Lüneburg ergiebt.
Mber nicht nur fchwerfällig unb weitläufig war biefer 9Jcobu3,
er bot auch feine ©ewähr für eine allfeitige „gebührliche" 3n*
finuation ber *ßriüilegien ; bie citirten 33ud)t)änbler brausten ja
nicht unbebingt auf bem 9tatf)f)aufe ju erfd)einen, waren jum %i)til
fogar gejdjäftlid) baran gefjinbert unb gegen @nbe ber SDceffe, wenn
bie ßitation etwa erft fpät erfolgte, meift aud) fd)on wieber ab*
gereift. So befd)Wert fid) im 3ahre IG 16 3of)ann granefe in
äRagbeburg in einem 9cad)brurfgftreite mit bem Sßrofeffor Seontjarb
§utter in Wittenberg, bajj bie SonfiScation in ber 9ßeujahr3meffe
ftattgefunben habe, obfdjon eine 3nfinuarion beS ^rioilegiumS
nod) gar nid)t erfolgt gewefen fei31), er beffen 3nhalt üielmefjr
erft oor jwei lagen — er fdjreibt am 2. 9M — auf bem tRattj=
f>au3 erfahren habe3*).
lag alfo im 3ntereffe ber berechtigten einen fixerem
SSeg für bie 3nfmuatton it)rer ^ßrioilegten einjuf plagen: er fanb
fid) in ber burd) Sßermittelung oon Notaren erfolgenben birect=
perfönlidjen in ben Ö5efc^äftdIocalen ber eintjeinufdjen unb fremben
93ud)hänbler. Slctenmäfeig bejeugt ift biefe gorm ber Snftnuation
juerft im 3af)re 1620 33), fpäter bann otelfad). Sie wirb balb
al£ bie „gebüf;rlict)e" bezeichnet, obfd)on bie altherfömmliche <£in=
tragung beS 3nfinuation3= Documenta in baS 9iatf)3buch aU 2k=
glaubigung beä SlcteS baneben nod) eine ßeit lang im (gebrauch
blieb. £ie Einführung in einer Eingabe oon 3ol)ann granefe'«
(Srben (Samuel Scheibe in Seipjig) 00m 15. sJcoocmber 1621) in
einer langwierigen Streitigfeit mit 3ol)ann unb Heinrich Stern
in Lüneburg wegen 9cad)brutf3 ber Schriften 3of)ann Slrnbt'S:
auch feine Unwifcenheit oorjuwenben, weil bie Sterne in bem
Instrumento insinuationis Privilegij benennet, onb einen gc;
brueften Gftract ber ^riotlegirten Sucher oorlengft ben
fich gehabt,
belegt aufcerbem bie SRidjtigfeit meiner Sinnahme, bafc ber im tior.
93anbe beS 9lrd)io3 oon mir erwähnte, Tenor privilegii überfchrie
Digitized by Google
- 79 -
Bene Pacatbrucf beS §euning (SJro&e'fchen <)3riüilegiumS 3nfinua=
tionSztoetfen gebient (jabc imb bic SBertheilung folc^er SDrucfe öiel=
leicht mehr ober weniger gebräuchlich gewefen fein bürfte. $>er
AuSbrucf „gebrurfter CSjtract ber prioilegirten 93üd)er" fönnte fo=
gar ju ber Sinnahme verführen, als feien fd)on im ©eginn beS
17. 3af)rhunbertS berartige gebruefte SBerzeidjniffe über bie neuen
prioilegirten 53üd)er aulgegeben werben, wie fie im 18. ^a^r^un=
bert ber 93üdjer=3nfpector in jeber Stteffe ausgeben hatte. Um
eine fold)e Sinnahme ficher ju begrünben, müßten jebod) wof)l noch
weitere Antjaltepunfte oorliegen34), zumal bie Drganifation ber
$üd)er=(Sommiffion noch "ic^t foweit oorgefd)ritten mar, bag ein
officicCt zur Anfertigung unb Ausgabe berartiger SSerjeichniffe
autorifirter ober oerpflid)teter Beamter oorhanben gemefen wäre.
Sttan barf alfo auf ade gäfle junächft wofjl nur an bie Snitiatioe
einzelner größerer Verleger benfen.
£)bfd)on jebem Notare berartige Snfinuationen übertragen
werben fonnten — in fpäterer $eit wirb bieS bei Gelegenheit ber
Ernennung eines 23ücher=giScalS auSbrücftich betont — fo lag
es boct) in ber Statur ber Sache, bafj fich biefelben oormtegenb
in ber §anb beS §ofgerichtS=giScalS, anfänglich Ma&- Abraham
©iefjbadt), fpäter Mag. §ulbreitf) ©rofje, concentrirten. £er $of=
gerid)tS=giScat ^atte, weil bie eine §älfte ber burch 9tad)brud
eines prioilegirten 93udjeS oerwirften Strafe bem 5*iScuS, nur bie
anbere $älfte bem <5tefd)äbigten jufiel, fo wie fo bie Sntereffen
beS giScuS in allen Streitfällen cor ben 93üdjer=ßommiffaren, bem
SRntljc ober bem Stabtgeridjte ju oertreten. Anfänglich fdjeint
ihm aud) ber oorläufige Arreftfdjlag, wenn auch nur unter 2ftit=
wtrfung ftäbtifcher Organe, auf Antrag ber ®ef<f)äbigten sugeftan^
ben ju hoben. 9lahe lag eS alfo, ba& fich tc^tcre feiner in jeber
S3ejiehung jur Vertretung ihrer Sntereffen bebienten. SMS jur
Anftellung beS 23ücher=giScalS oertritt er baher auch meiftentheilS
gleichzeitig bie Kläger.
Qum erften SUcale mirb biefer SBirffamfeit beS §ofgerichtS*
giScalS in ben Acten für bie SfteujahrSmeffe 1615 (1616'?; ge=
bad)t unb jtoar in bem 93ertct)te beS SflatheS felbft in einer ber
oielen 9ßacf)brucfSflagen gegen Sohann grande in üttagbeburg; ba=
gegen bleibt eS bei einem Salle beS 3af)reS 1620 zweifelhaft, ob
Sequeftration unb Snuentur ber 2ageroorrätf)e beS 93udjf)änbterS
Digitized by Google
- 80 -
(Samuel Saud) aus Sübed — um bie $)etfung ber oermirften
©träfe ju fiebern — ober nur bie Snoentur oon ifnn in <&emein=
fäaft mit bem ©tabtfdjreiber, alfo im tarnen beS SRatfjeS, oor=
genommen mürbe. Eenn obfe^on turfürftlict)er Beamter, fdjeint
er boc^ oon Anfang an in einer bem SRatfje gemiffermafeen fub=
orbinirten Stellung fid) befunben ju fjaben; jcbenfaU« mürbe if)m
eine fo(dt)e im Sertaufe ber Unterfudjung gegen Saud) oon $re8=
ben aus angemiefen. hierin, fomie in feinem Auftreten in ber
ganjen ©adje felbft föiegelt fid) bereits eine Soranbeutung ber
Stellung beS erft oiel fpäter eingefefcten 93üd)er=gi3cal8 ab. 3n
einem 93crict)t nadj SDreSben oom 10. üttai 1620 fagt (Siefebadj:
SBan ban baä f)od)fd)ebIid)e nadjbruden onnb toieberredjtUdje Vio-
lirung (£. (Eljurf. ©n. Priuilegien gar gemein wirb, fonberlidj
bet) benen bie außerhalb (S. &t)urf. (Sm. jurisdiction »ooljnfjafftig
tooburd) ben Verlegern oiel ©djaben gefdjefje, fo fei angezeigt, an
einem ober bem anbern Uebertreter mit Einbringung ber üertoirften
©träfe ein (Srempel ju ftatuiren 85), bamit „anbere barauS ein ab=
fdjeuen fjaben". (£r beantragt beSfjalb, ber ßurfürft motte ben
SRatf) ber ©tabt anmeifen
bei) ben budjfüfyrern alf)ier in Seipjigd berof)alben (ju) inquiriren
onnb oon 3ftnen burd) Vorlegung Styrer fjanbeUbüdjer 56)
aud) bei 3f)ren pflichten (fidj ju) erfunbigen,
maS 3auc§ Ujnen oon ben betreff enben 9kd)brücfen „bifjfjero ju=
gefdjidet, onb jugefü!)rett l)at". 2)a3 hierauf an ben Sfiatt) er=
laffene furf. föefcriot oom 13. 9Hai 1620 fagt jmar37): „Ob mir
nun mol ben au&merttigen berg(eicr)en nadjbrud nid)t oerbieten
fönnen, Xiemeit 3nen aber foldje.in onferen Sanben ju distra-
hiren oerbotten", fo foflen alle mit Sßerlefcung furf. s$rioilegien
erfdjtenenen 9iad)brüde „in Saudjens ober anberer gemetben" com
fiScirt unb bie Säger ber Delinquenten, bis fie fid) ber oertoirften
©träfe falber abgefunben ober Kaution geleiftet, mit Slrreft be=
legt merben. SBegen beS Ueberf)anbnef)men3 beS 9kd)brudS aber
fott ber !Ratr)
iebcÄmalS auf ©upplieantenS (L e. bcS StScalS), ober ber privi-
legirten $ud)l)enbler anruffen, bergteidjen execution anorbnen,
Xarnebcn in drafft biejeä, onferem Fiscal, ijjo onb alle funfftige
9Jiärrfte, in onfer Cber^Consistorium, ein orbentlidjeS öorjeictjniS
ber confiscirten 93üäjer, onb committirten ©troffen, einjufdn'den
aufferlegen.
Digitized by Google
— 81 —
<5S mar bamit bem iRatft allerbtngS fcfton ein gemtffeS 9Kaf$ öon
Snitiatioe bei ben ^räoentiomafjregeln öerorbnungSmäfjig einge-
räumt M) unb ein ©eftritt $u fefterer Orbnung ber (StefcftäftSbeftanbs
lung getftan. Aber biefer fräftige Anftofc würbe nur ju bolb
rücfläufig. $ent töatfte feinerfeits fefteint fpäter baS fo geftaltete
23erftältnif$ &u beut £>ofgericftt3=giScal nieftt mein" genehm gemefen
ju fein unb in Bresben oergafj man nur $u leteftt in ben S3e=
brängniffen beS Krieges immer mieber beffen, maS man früher an=
georbnet ftatte. @3 jeigen ftd) menige Spuren ber Öfiefjbacft ju=
genriefenen Xftätigfeit unb als man enblicft naeft 50 Saftren jur
Aufteilung eine« fogenannten ©üefter = giScalS feftritt, ba fefteint
feine (Erinnerung meftr an biefe SBeftimmungen oorftanben gemefen
3» fein; menigftenS mürbe äufjerlicft nieftt an bie Serfügung Dom
13. SRai 1620 angelnüpft —
SBenn fieft ftiernaeft für bie erften 30 3aftre beS 17. 3aftr=
ftunberts auf bem neuen Arbeitsgebiete ber S8ücfter=ßommiffare
eine langfam fortfeftreitenbe ©ntnricfelung ausprägt, fo ftagntrte bie
(Sntmicfelung begeben auf bem alten — auf bem ber Sßrefjpolijei
— gegenüber ber ftürmifeft fid) öottjteftenben AuSbilbung im
16. Saftrftunbert fo gut mie ganj. SBiS geraume &tit naeft 93e=
enbigung beS brei&igjäftrigen Krieges ruftte ftier bie ©erorbnungS=
tftätigfeit oöflig. SBoHte man geneigt fein, bieS aus ber ßücfen=
ftaftigfeit ber Acten $u erflären, fo fteftt bem boeft entgegen, bafj
aueft ber Codex Augusteus bis jum Saftre 1661 fein 2Katerial
unb in biejem aueft nur bie Anmeifung an bie Senforen bietet:
iftre tarnen unter bie cenfirten SRanufcrtpte ju fejjen89). 3)ieS
unb ber Umftanb, bafj in biefer ganzen Qtit (bis 1650) ben
93ücfter=(£ommiffaren nur feftr menige angeblidje ^ßrefjbelicte jur
SBeftanblung oorlagen, ift um fo befrembüefter, als bie bemegten
Seiten beS breifjigjäftrigen ÄriegeS, bie ©aeftfen boeft ftarf genug
in 9Jcitleibenfcftaft jogen, unb bie ^olemif über bie SHpper unb
Sipper «Material genug für ben elaftifcften ©egriff: ßibefl unb
©eftmäftfarte geliefert ftaben bürften. Ob man biefe Xftatfacfte als
ben Ausfluß einer größeren ßiberalität in Sßrefjangelegenfteiten
betraeftten barf, möcftte ieft boeft bejmetfeln; efter mar moftl bie 8Re=
gierungSmajcftine ju feftmer mit anberen ©orgen belüftet unb bie
©tabroermaltung ßeipjigS ju feftr oon iftren in biefer Seit in ben
SBorbergrunb tretenben finanziellen 93ebrängmffen anbermeit in
Hrdji» f. ®cf$. bei Dtutfdjcn »u$t). IX. 6
Digitized by Google
- 82 -
Slnfprucfj genommen, um btefen Heinlidjeren gragen bie alte Äuf*
merffamfeit ju mibmen 40). 9Gur jeigen ftd), mohl in golge biefer
Umftänbe, ©ehmemfungen in ber (£orrecu)eit ber oon bec Ober=
beerbe auSgehenben fcireetme, bie aber oormiegenb burch firchen=
öolitifche ^Beziehungen oeranlafjt ju fein {feinen. ©o im 3af)re
1591, in meinem burch Shtrfürft föhriftian L eine Unterfudmng birect
an ben SBürgermeifter Sfteinharb SBadmfen unb ben 93ucf)f)änbler unb
9tatf)Sf)errn Penning Öfro&e41), fo im 3af)re 1604, in meldjem
eine folche megen beS commiffionStoeifen SBertricbS oon SJcoUer'S
Praxis evangelica burd) 93artf)el SSoigt in Seidig auSbrücflich an
Statt) unb tfjeologifdje gacultät, nicht an bie ©efammtfjeit ber
Unioerfität, übertragen mirb. —
2öaS baS Verfahren bei angeblichen Preftbelicten anbetrifft,
fo fyabt ich baffelbe bereits im üorigen 93anbe beS Strd^iö« in fei=
ner autofratifdjen ©illffir ju charatteriftren gefugt 48). $aS $Ber=
fahren in 9tod)brucfS=, ober genauer in prioilegienfadjen mar —
menn auch ber Procefjmeg nicht oöflig auSgefchloffen, eine $8erant=
mortung ber 93euagten menigftenS meift jugelaffen mürbe — im
großen unb gangen bod) nur menig baoon oerfdneben. Sine 2lb=
mägung ber etma üorf)anbenen natürlichen ober Prioritätsrechte
beS Söeflagten gegen bie beS prioilegieninhaberS fanb faum je
ftatt: baS gactum beS SSorhanbenfeinS eines furf. PrioilegiumS
fefcte ben vielleicht rechtmäßigen Serleger, melier ben Vertrieb
feine« SerlagSartifelS auch nac§ ocr ©rtheüung jene« Privilegiums
auf ber SWeffe nicht eingeteilt r)otte, oon vorn tyxtin ins Un=
recht, unb froh konnte er fein, menn fein gefammter (SefchäftS-
betrieb nicht noch weiter emftlich gefchäbigt mürbe. Smmer tehren
bie klagen ber als mirfliche ober angebliche SRachbrucfer ^Belangten
mieber: baß — mie allerbingS ber Senor ber Privilegien unb bie
Slnmeifungen an bie ©üdjer^Gommiffare oerlangten — ab execu-
tione (mit ber ßonfiScation) angefangen, bie SonfiScation ber an*
geblichen SRadjbrücfe ohne meitere Prüfung ber Umftänbe unb
Sachlage verfügt, bie in ben Privilegien angebrohte Strafe ohne
meitereS beijutreiben verfugt mürbe. $te Sftieberlage ber angeblich
©achfälligen murbc unter gerichtlichen ©erfchlujj gelegt, ihnen ge-
boten, nicht oor SluStrag ber ©ad)e unb SBejahlung ber ©träfe
oon Seiöjig ju meichen, es fei benn ba& fie S9ürgfd)aft fteöten13);
ja bie Sttieberlagen unb (Semölbe oon Slbmefenben mürben geruht*
Digitized by Google
- 83 -
lief) geöffnet, bic angeblichen Sßachbrücfe unter 93etheiligung ber
Kläger unb be« fJtScal« befälagnafjmt, xoofy gor au8 ben fonftt=
gen fiageroorräthen ber ©eflagten probiforifch folcfje Sücherquan=
tit&ten fequeftrirt, al8 mutmaßlich jur 3)ecfung ber ©traffumme
erforberlich fchtenen. Sa, bic SBeflagten erbieten fidj fetbft ju einer
berartigen ©icherftellung — 5. 83. ber immer nneberfeljrenbe So=
harnt grantfe in SRagbeburg, bog 9Jhifter eines foecularioen 93ucr)=
hänblerS jener 3"*/ bex faft ununterbrochen mit ber 93üct)erpoIijei
in gcr)be lag, unb SRartin (SJuthe in 23erlin — um nur an beut
unentbehrlich geworbenen 2Weßbefuch nicht gefn'nbert ju toerben
unb alles baS, felbft wenn ftch faifertiche unb fächfifche ^riüüegien
entgegenftanben. gaft bie einzige (Sinrebe, rocIcr)c ben ©eflagten
ju ©ebote ftanb, mar unter ben büreaufratifch noch nicht feft regle=
mentirten 53crt)ältniffcn bie ber gar nicht, ober erft fpäter erfolgten
Snfinuation beS fäcf)ftfcr)cn ^rioilegiumS4*); fie fd)üfcte aber felbft
ben rechtmäßigen Verleger gegenüber bem roiberrechtlich Sßriois
legirten nur für bie Vergangenheit, nicht an ftch, ro^e b*c8 0*c
©ebrüber ©tern in ßüneburg in 93ejug auf Sohann Wrnbt'S $roft=
buch gegenüber Sohann grancfe'S Srben (aus 9Ragbeburg) unb
©antuet ©cheibe in Seidig &u ihrem fehleren ©chaben erfahren
mußten.
(Sine feftere Organifation ber ©ücher=(Sommiffion mar für
btefen ü)rcr Aufgabe jur bringenben 9^otr)rocnbtgtctt ge=
morben; ba« mar auch oag ®efüf)l, welche« in ben 93uchhänbler=
Streifen fchon längft Qet)crrfcr)t haben mag. 3n einer gemeinfamen
(Stngabe oon Penning $roße'S beS Süng. in Seidig unb Sohann
grauere1« Srben oom 14. 3uni 1637 an baS Ober = Sonfiftorium
fagen erftere, baß
hierüber ju ertoägen, baS oft in ber löblichen Universität ber
$errn Rectom, onb feiner §errn Skofifcer, fo root)! in
(5. SRar)t Wedjfel ber perfohnen jährlich onb respective ju
halben Sahren oorfältet, bahero bann onS oon nöthen, ober
boaj rahtjamb ju fein bebünefet bieße privilegirte, onb ©ums
marifche fache getoißen perfotjnen, einer aus ber löblichen
SBnioerfität, ber anber au« (5. ©. SRaljt mittel aljo aufzutragen,
baS fie biefe fach biß ju ooUftänbiger gänzlicher enbung nueber
benanbte $anß onb Henrich ©temen commissionstoeife ers
gehen laffen.
©ie hatten baju um fo gegrünbeteTe Veranlaffung , als bie
6*
Digitized by Google
— 84 -
©treitfache fd)on üoHc ac^t Saljre foielte unb ein bereit« am
30. Bpril 1630 feftgeftellter Bericht her ®ücher = (Sommiffare, auf
ben ftcf) bie SBeflagten als bie Unterfuchung abfd)lief$enb unb bie
©adje fpruchreif machenb beriefen, gar nicht nad) 2)re8ben ab=
gegangen mar, niemanb über feinen SBerbleib SluSfunft ju geben
oermocfjte! @rft bie ©ettagten oerfchafften eine &bjdjrtft beffelben;
er war bei bem Sßrofeffor SBolfmann ruhig liegen geblieben.
SBereitS im Safjre 1620 hatte ba8 Ober=&onfiftorium — wie
weiter oben bereit« angeführt — bie ÄuSbrüde be$ §ofgericht3=
giäcal« ©iefcbad) faft wörtlich mieberholenb, bagegen geeifert, bafj
ber hochföäbliche ©ücher *9tochbrucf fo gar gentein würbe. 2>er
mehrerwäfmte SftachbrucfSftreit wegen Sodann $lrnbt'3 ©Triften
hatte bie gleiten (Smpfinbungen bei bemfelben erregt45) unb wohl
cnbltct) bie Ueberjeugung jutn Stormbruch gebracht, bafi e8 bei bem
bisherigen ©chlenbrian nicht femer oerbleiben bürfe. hierfür
fpradjen ja auch bie Erfahrungen, welche in ©etreff ber Säjfigfett
bei ber (Eintreibung ber ^flichtejemplare 46) feit Sauren gemalt
worben waren, ©o erging benn unter bem 8. Sanuar 1630 in
ber Steroiden Angelegenheit ein föefcript — nachbem ba3 öorauf=
ge^enbe öom 23. SRooember 1629 nod) an ben SRath allein ge=
rietet gemefen war, ba bie ©adje jur Qtit oor bem ©tabtgerichte
fdjwebte — an ben SRatt) unb bie beiben namentlich genannten
Sßrofefforen Heinrich SSoIhnann unb Sohann SBöhme (beibe (£on=
fiftoriaU&ffefforen), bie Parteien noch einmal unb jwar womöglich
noch ™ Dcr anftehenben SReujahrämeffe ju oerhören. $)a8 SHejcript
nimmt 93e$ug auf ben oom föath unter bem 9. 2)ecember 1629
eingefanbten S8erict)t „ünb 3r, bie beüben Doctores, habt folchen
hierbeo Driginaliter jubefinben", weift ade Xtyik an, bie $ar=
teien „oor (Such" ju f orbern unb werbe befunben, bafi bie ©träfe
oerwirft fei, „Alftbann 3r ber SRath" bie ©träfe einzubringen habe,
/;fonften aber onnb ofn wiebrigen %aU, onnS 3r fämbtlich bie
befchaffenhett . . . förberlid)ft berichten" foüt.
hiermit waren jum erften SKale bie an ber 83üd)ers(£om=
miffion betheiligten 2ttttg lieber beS Umoerfität3=©remium8 ftaat*
Ii eher ©eits ernannt, unb bamit eine ftabile SBehörbe für ba3
SBücherwefen conftituirt, wenn auch *>en nächften oierjig Sahren
Digitized by Google
- 85 —
©chmanfungen mcf)t ausblieben, bie namentlich bie Stellung be$
9Rathe8 in ber Sommiffion bebrot)ten.47) Slunmehr ift auch bem
entfprechenb in ben £orrefponbeu$en frember 93eljörben unb in ben
Äeufjerungen ber Parteien oon ben „oerorbneten Sommiffarien",
ober oon ben „ju bem SBüchermefen oerorbneten Sommiffarien"
— erft üiet fpäter oon ber 93üc§er=(Sommtjfton — bie Siebe48).
Slber bie Regierung fcheint fid) felber erft an bie neue @in=
richtung haben gemöhnen gn müffen; fdjon ein SRefcript oom 18. 9ßo=
oember 1630, melcheS jum Stbfdjtufc jener Angelegenheit brängt,
ift merhoürbiger SBeife an bie beiben ^rofefforen allein gerietet:
SBann SBir bann biefer fachen einften abgc^olffcn miffen motten
begehren 2Bir hiermit gnabigft, Shr mottet bie Sßartheöen
nochmatn oor Such befcheiben, Sie gegen einanber nottürfftig hö:
ren, onb 93nfj ber fachen eigentliche befd)affenheit, $u onferer an;
orbnung, fötberlichft juerfennen geben.
SBaS ^ter§u SBerantaffung gegeben fmben mag, bleibt unflar;
ber längft (am 30. Hpril) in @emeinfchaft mit bem iRathe feft*
geftedte Bericht mar — mie fich fpäter h*rau8fteflte — gerabe
burch SBolfmannS SSerfchuIben liegen geblieben. 6o finb benn
auch bie Actenfrücfe be$ SahreS 1633 in ber Sßrioüegienfrage
megen 9ftorifc Börner1« ßeitungen balb an bie (Sommiffare, balb
an ben Statt), balb an bie Unioerfttät unb ben !Ratt) gerichtet,
©er Seipjig balb umtobenbe ÄriegStrubel braute oollenbä alle
©efdjäfte in Unorbnung: au« ben Sahren 1634 bis 1636 finben
fich a«6er benjenigen über ben ©ompetenjftreit jmifchen Scath unb
Unioerfität betreff« ber SBeretbigung ber SSuchbrucfer überhaupt
gar feine Actenftücfe ber 33ücher=(£ommiffion oor. %üx ftch allein
märe bie« atterbingS fein SBemeiS, aber bei beT SGBieberaufnahme
be8 Sßroceffe« gegen bie ©ebrüber ©tern im Söhre 1637 mirb
ausbnicfltd) auf biefen ftörenben ISinflufj ber itriegsmirren hin-
gemiefen. ©8 beburfte eben einiger %t\t, um mieber Drbnung ju
fdjaffen.
*sv\ yanre ioo< ]tno nur ote erjten ateicrtpte an umoequat
unb SRath, fpätere (feit bem 29. Suti 1639) mieber an SBolhnann,
Söhnte unb ben föatf} gerichtet Aber bie Drbnung mar pnächft
nur oon furjer $>auer, ba mit bem Söhre 1642 eine neue brang=
oofle $eriobe für ßeipjig begann, bie einen georbneten ©efct}äft8=
gang am pafce felbft unb einen regelmäßigen ©efchäftsoerfehr mit
Digitized by Google
- 88 -
unb Verlegern beginnt bic 83ücher=Eommiffiou fofort eine Xljätig*
feit ju entfalten53), ober oon neuem ju entmideln, jebod) nur in
fo weit, als fie baju t)on Bresben aus auSbrücflich angennefen
Wirb. 3n erfterer SBejiehung waren eS namentlich bie gragen ber
©ücherpreife — eS ift barauf fpätcr bei Gelegenheit beS energifche*
ren Anlauf« ber Regierung noch äurütfjufommen — fowie beS
hot)en greife« beS Rapiere« M), welche ber 8ücher=Eommiffion eine
ihr anjeheinenb fc^r unliebfame ©efchäftigung gaben. 3)ie erft*
genannte grage fdjlief nad) fünf Sahren anhaltenber Erinnerungen
feiten» ber Regierung junächft ein, mährenb bie jmeite, bie ben
93uchhäublern gerabe eine roefentlicrje ©tüfce in ihrer ©tellung ju
ber Preisfrage überhaupt bot, fofort im ©anbe oerlief. 2)te 9te=
gierung mu§ merfmürbiger SBeife einen geringeren Söertf) auf ihre
Erlebigung gelegt haben, benn fie mürbe wenigftenS nicht weiter
in (Erinnerung gebracht. Unb nur gebrängt unb immer angetrieben
arbeitete bie Eommtffton junächft; fie mar gleich bereit, baS oon
ber $anb ju meifen, ju beffen Erlebigung fie nicht auSbrücflict)
beorbert mar, mochte bie grage auch noch fo fct)r in ihr (3Jefchäft3=
bereich eingreifen unb fie felbft fd)on früher in berfelben thätia,
gemefen fein55), ©ie hanoe^e gleichfam in SBoratjnung beffen,
was ihr fpäter wiberfat)ren füllte, als fie [chwadje öerfudje ;u
felbftänbiger Stetion auf ihrem eigenften Gebiete ju machen, ober
bie Geftattung einer folchen ju beantragen magte. —
Stte noch öorhanbenen Sleten geben anfänglich feinen fidleren
Äuffd)fofj über bie flett ber Ernennung ber $rofefforen=9Ritglieber
ber SBücher^ommiffton; nur bie treffen ber iRefcripte geben ju=
nächft ben 9cad)WeiS über bie ^ßerfon ber Stmtirenben, bieten aber
natürlich feine Sicherheit für bie SBollftänbigfeit in ber Stahes
folge berfelben. Sftach ber burch ben $rieg in ben Äcten oerfdml=
beten grofjen ßüde treten uns mit bem 3at)re 1652 bie Sßrofefforen
granj föomanuS unb 3ot)ann ^ülfemann50) als üftitglieber ber
Eommiffion entgegen, an beS lefcteren ©teile fobann juerft am
29. $)ecember 1666 ber ©uperintenbent Elias ßange. liefen er=
fefcte nach feinem Xobe, burch ein an Unioerfität unb SKatt) ge=
richtete« förmliche« ErnennungSbecret oom 24. Sanuar 1668 «ßro=
feffor Sohann Slbam ©cherjer57). föomanuS ftarb ebenfalls balb
barauf; bod) mürbe für ihn fein Erfafcmann ernannt, fo ba& etwa
oom 3ar)re 1669 ab bie Unioerfität nur noch burch «n 9Ritglieb
Digitized by Google
- 89 -
in ber 93ücf}er=(Sommiffion oertreten bleibt. &n Scherjer'S Stelle
trat fpäter burcf) beeret Dom 7. 9cooember 1687 ^rofeffor Valentin
Älberti, naef) beffen SCobe burcf) beeret oom 22. September 1697
^rofeffor 3of)ann Venebict ßarpjom, bem Wieberum fc^r fdjnetl
burcf) beeret oom 13. Eecember 1699 ^rofeffor Sofjann DleariuS
folgte; fie waren fämmtltch, bejetchnenb genug, Geologen.
$>ie Stellung ber (Sommiffion mar, worauf icr) fdjon mieber=
r)o!t hingebeutet habe, eine fct)r unfelbftänbige, eine unfelbftänbigere,
als fie föath unb Uniberfität früher burcf) bie Serorbnungen beS
16. 3ahrf)unbertS angemiefen gemefen mar. deinen Schritt burfte
fie tfwn, noch magte fie faum einen folgen, ber nid)t ton Bresben
aus auSbrütflicf) anbefohlen morben mar; buchftäblicf) mürben bie
einzelnen befehle ausgeführt, felbft menn it)r eigentlicher ßmeef
in golge beffen jum Ztyii oerfef)lt mürbe58) — bie großen 3(r=
beiten lieg man liegen — unb felbft ju ben regelmäßigen Sflefc
berieten erfolgte ftetS erft öor beginn ber S^effe bie jebeSmaltge
au$brüeflicf)e 9lufforberung.
Sßenn festeres ber ©üdjer=(Sommiffion auch 9an8 genehm
fein mochte, fo empfanb fie boct) biefe eingeengte Stellung balb in
folgen gäßen als brücfenb, in benen ihr reltgiöfeS, menn auch
engherjigeS, unb ihr fittlidt)ed Sntereffe in Stnfprucfj genommen
mar. $>enn mar es auch in erfter fiinie bie Verbreitung oon
Sacob Söhme'S, §oburg'S, Sperber1« unb Bnberer möftifchen
Schriften, meiere bie $ücher = (Sommiffton ju bem Anträge auf
größere greifjeit im @infct)rcitcn gegen für bebenflicr) erachtete
Schriften oeranlaßte, fo gefeilte ficr) baju auch faf* Qteid^jcitiQ bie
Sorge um ben in 2eipjig ftattfinbenben SRadjbrucf unb Vertrieb
laSciöer Schriften (2Reurfiu3, fiupania, Ecole des filles). 3n
einem 95erict)t nach Bresben Dom 1. SRai 1675 fagt fie:
bieweil benn bergl. foroohl mit geiftlicfjen als weltlichen gefä^r*
liehen unb nad)bentfHcf)en jehtifften fid) jum öfftern jutragt, bafc
biefelben eher aufge!auffet werben, als jur confiscation ober an=
berer anftalt in ermangelung @W. (£r)f. 2)ajl. Special-©efef)lSf
ju gelangen,
fo ftette fie es — fehr jaghaft — in bie (Srwägung unb baS ©e=
fallen beS äurfürften
jeboch ohne einjige unjiemlicf)e maSgebung . . . ., ob biefelbe auf
foldje SfäHe in genere uns etwas an jubefef)len ober fons
Digitized by Google
— 90 -
ften julängliehe SBerorbnung ergehen ju la&en in ®naben
gerufen möchten.
SDaS Ober=(£onfiftorium mufc burdj biefen Antrag etroaä überrafcfjt
getoefen unb nicht gerabc aüju jtnnpathifch berührt toorben fein,
beim e8 öermifjt näheren Script über ben „nachbenllichen" Snljalt
ber benuncirten SBüc^cr unb beforgt, bajj eine Uebereilung mit ber
(Sonfigcation begongen »erben fönnte „alfe werbet 3fjr eüch in«
fünfftige barnach ju achten toifjen", geftattet aber trofcbem bie 93e=
fchlagnahme unb erlaubt bebingungSroeife ber Sommifjton
auch bie jenigen Söüdicr barinnen offenbare Blasphemien ent-
halten unb ifco t>orl) anben fetm, ober fünfftig eingebracht »erben
möchten, nad) bepnben alfobalben (ju) confisciren unb ein(ju)=
Riefen.
Sä mufj ftch aber bennoch fct)nell mit biefer größeren 5reir>eit in
ber iBeroegung für bie ©üdjer=£ommiffton befreunbet Imben, moht
meil ficf> bie 8at)l ber „ärgerlichen Sachen" fct)r ju mehren be=
gann; benn fct)on unter bem 24. 2Rai 1676 fdjärfte e« nun baS
öerorbnungSmäfcig ein, mogegen eS fid) im oorhergehenben Sahre
noch genriffermafjen gefträubt t)attef natürlich ftch immer ben eigent*
liehen (Sntfcheib oorbehaltenb 59). ©ie 93ücher=Sommiffion jotoohl
mie ber 9tatl) — le^terer für politifdje Pamphlete — geigen benn
auch ttjatfächlich t)on nun ab eine größere Energie unb 3ct)ncllig=
feit, b. h- in prefjnolijeilicher Söejiehung, obfehon e3 fraglich bleibt,
ob bamit bem Sntereffe be8 buchhänblerifchen SBerfehrS gerabc ein
S)tenft geteiftet nmrbe ; benn biefer größeren (Jile gegenüber erholte
man ftch bann in Sei^gig, oielleicht auch öfter in Bresben, mieber
an einer jum Ztyii argen Serfdjlewung 60).
$er ermachte ©elbftänbigfettSbrang ber 93ücher=(£ommiffion
gab fich aber faft gleichzeitig auch nach e*ncr anberen, unb $»ar
anertennen8toertr)en Dichtung hin funb, wenn auch äunächft erfolg«
loä; im Sahre 1679 machte fie in einem 9lachbrucfgftreite jum
erften SWale ben Sterfuch auch thatfächlich feftjuftellen, ob benn ein
mir flieh er ^toehbruef ftattgefunben höbe unb führte bann, mie es
fct)eint, eine Einigung ber Parteien h^bei61). Seibe« mar nicht
nach bem ©inne be3 Dber=(£onfiftorium8: bie richterliche Hction
ber ©ücher^ommiffion •) unb ber Sergleich, — lefeterer meil er
baS noch int Sorbergrunbe ftehenbe fiscalifehe Sntereffe (morüber
fpäter nähere«) beeinträchtigte63), $$ür ein berartigeS ©erfahren
Digitized by Google
- 91 -
mar im 17. 3al)rlMnbert nodj nicfjt bie Seit: nodj mar bic 3BilI=
für bic SRegel.
3m allgemeinen fdjeint bic ©efdjäftsbefjanbiung bei ber 93üd)er=
(Sommiffton eine etmaS jerfa^rene gemefen ju {ein. ©ie oerfügte
über feinen ü)r felbft unb nur ifjr allein unterteilten Unterbeamten
jur 93eforgung ber oerfdnebenen iljr jugemie jenen Gfeföäfte; bie
ftäbtifdjen SermaltungS; unb ®eridjtSorgane mußten nodj immer
aushelfen6*), ©öecietl bie „93ifitationen" ber eintyeimifdjen unb
fremben 93udjfmnblungen mdj prioilegirten 93ütf)ern unb bie SWefc
beridjte erlebigte ber Dberftabtfdjreiber K). ?tbcr tum Bresben
aus mürbe er vorläufig in {einer müljfamen Aufgabe nidu" unter=
ftüfct: oon ben ausgefertigten Sßrioilegten unb über bie etwa fdjon
ftattgefunbene Ablieferung ber ^flidjtejemplare für biefelben erhielt
bie $üdjer=£ommi(fion feine 2Rittf)eilung; mie fie bie neuerfcf)ie=
nenen unb neuaufgelegten 93üd)er ermittelte, etma burd) müljfame
fcurdjftöberung ber oerfduebenen 93ud)fjanblungen ober 5Durd)=
mufterung ber an ben ®emölben auSf)ängenben £itel unb #ata=
läge, mar iljre ©ad>e. 2)ie 23efd)lagnaf)meit bei 9cad}brutfS= unb
^ßrejjbelicten bagegen mürben $mar u)eilmeije aud) burd> ben ©tabt*
fcfyreiber, oorroiegenb jebod) burd) bie ©tabtgerid)te oorgenommen
unb gegen ben Skrjud) beS Ober=ßonfiftorium3, biefelben burd)
SSerorbnung — menn aud) oielleidjt nur auSnafymSmeife — bem
§ofgeridjtS = giScal, ber ja fdmn früher eine amtliche 3to*tter=
fteHung einnahm, jujumeifen, ftemmte fidj ber föatf) in eifer[üd)=
tiger SSa^rung feiner 3uriSbictionS=®ered>tf ante; menigftenS fudjte
er bie äu&ere gorm ju magren66).
3n mie roeit ba« Dber=©onfiftorium ber Meinung gemefen
fein mag, bajj berartige gunetionen bem §ofgerid)tS=gtScal in ber
%fyat ex officio guftänben, ober ob fdjon ber ©ebanfe an eine
weitere SluSbilbung ber bureaufratijcfyen Organifation ber 23nd)er=
ßommtffion oor[pufte, mag baf)in geftedt fein, keinesfalls mar
eine Erinnerung an bie Verfügung oom 23. äftai 1620 oorfwnben,
benn nod) im 3al)te 1678 (töefcript oom 19. SRärj) mar ftdj baS
Dber=Gonfiftorium barüber unflar, mie es benn eigentlich bisher
mit ber 3nfinuation ber ^rioilegien „unb berer (sie), alfj aud)
fünften" unb mit ber Sluffidjt betreffs unjuläffiger unb verbotener
©Triften gehalten morben fei 3ebenfa(lS Ijatte fid> ber bermalige
$ofgerid)t$=giScal, §ulbreid) öfrofje, im £aufe ber Qtit fo in bie
Digitized by Google
if)m oon ben SBuchhänblern aus freiem SBiHen übertragenen guno
Honen eingelebt, bafj er fie bereits als SluSflüffe feiner anbertoei=
tigen amtlichen Stellung betrautet ju haben fdjeint, eine Än=
fchauung, ju ber ifjm ja oeretnjelte ältere SBefehle be$ Dber=6on=
fiftoriumS an feinen SlmtSoorgänger einen gemiffen 5lnla& geben
tonnten. Sie 93ud)hänbler felbft fdjeinen menigftenS eine ähnliche
Hnfchauung gehegt68) unb junächft ihn — nicht bie Mtyx&om=
miffion — gleidjfam als ben natürlichen Vertreter ihrer 3nter=
effen betrautet ju haben; benn in einer birecten (Eingabe an ben
ßurfürften oom 18. Dctober 1653 übermittelt (Srofje neben feinen
Anträgen in NachbrucfSflagen ber ©nbter unb ©terne auch bic
allgemeinen klagen ber Suchhänbler über bie Nachbrucf8oerhält=
niffe unb bittet um Verfügungen an bie © t ab t geriete betreff«
ftrengerer §anbljabung be« Sßrioilegienmefen« fl8).
$ulbreich ©rofje mar alt unb fdjwadj geworben unb fonntc
feine felbftübertragenen gunctionen nict)t met)r erfüllen; mie er
fich gemohnheitSmäfjig bereit« eine Slrt oon neuem Ämt gefct)affen
^atte, fo fdjeint auch *>er Notar (5r)riftopr) 9HefjUcf) fich $unäd)ft
felbft als Nachfolger in bieS oermeintliche Slmt eingefcfnnuggelt ju
haben. @rft SNehlich'S SSerfuct) oon bem Ober=&onftftorium, meil
er in ber S3eforgung ber Snfinuationen juoiel Soncurrenten fanb,
bie oerorbnungSmäfjige' 3nftallirung als ,,S8ücher=giScal'' — ein
Slmt baS noch a,ar nicht ejiftirte unb ein Eitel, ber bid bahin
noch 9ar ™<h* oorfommt — ju ermirfen, brachte eine SGBanblung
in bie bist)« herrfchenbe gerfahrenheit. Schlich ha«« f«ncr
Eingabe oom 4. SKärj 1673 behauptet, baf? bie ©uchhänbler felbft
feine ©infefcung jum 33ücher*giScal toünfdjten, bie* auch im *urs
fürfttichen Sntereffe liege; benn grembe unb (SKnheimifche, bie nicht
mehr genügenb gefchüfct mürben, führten Querelen gegen ihn. SGBeil
bie Sßrioilegien nicht orbnungSmäfjig infinuirt mürben — anbere
Notare hätten ja „ber ©achen feine mifjenfchafft" — mürben auch
prioilegirte 93ücher aus Unfenntnifj nachgebrucft unb biefe Nach=
brücfe oerfauft, morauS «Streit unb SBibermörtigfeit entftünbe.
(£r hatte nicht Unrecht Sie klagen ber 53ud)hanbler maren
lauter unb immer bringenber geworben; §ulbreich ©ro&e hatte
fich ja felbft fdjon &u ihrem Sprachrohr gemacht. SIber ebenjo
tonnte auch bie Negierung nicht ganj ohne ©runb emfte ©efchmer=
ben über baS Verhalten ber Vuchhänbler führen, 93efch»erben, bie
Digitized by Google
- 93 —
ficf) in ermübenber Äefjnlidjfeit unb (Sinförmigleit burdj bic ganje
jweite #älfte be* 17. Sahrhunbert* ^injie^en unb auch fdjon in
bcr erftcn §älfte beffelben jur genüge aufgetreten waren.
@8 mar bie ©infenbung ber 18 Pflichtexemplare öon priüi=
legirten Suchern, melier fid) bie Söuchhänbler burd) aßer^anb
üRitteldjen unb Söinfeljfige ju entziehen fugten unb welche ba*
DbersCSonfiftorium burd} immer mieberfehrenbe, jeitweife jährlich
fid) wieberlwlenbe Mahnungen an bie ©üd)er=(£ommiffion, fpäter
an ben 93ücr)er = giScat unb felbft burd) ©trafanbrohungen °9) an
bie Renitenten unb in Au*fid)t geftellte fonftige Sttafcregelungen
ber lederen §u erzwingen beftrebt mar. Am braftifd^ftcn fdu'lbert
jene Renitenz ber 93ücher=gi*cal 2)amb Eittorff in ^wei oerant*
wörtlichen Berichten, bie er megen angeblicher *Rad)läjfigfeit in
Ueberwad)ung ber Ablieferungen unter bem 27. Cctober 1691 unb
23. SRooember 1695 ju erftatten hatte, gr fdt)ilbcrt bie Schmierig*
feiten, bie (idt) ihm in feiner Aufgabe entgegenfteflten; ftet* t)abe
er eingefanbt, ma* nur ,,ju erhalten gemefen". Aber manche*
S9uc^, über ba* ein Privilegium auSgewirft werbe, erfdjeine in
vielen 3a^ren noch ntd)t, benn ba* Privilegium merbe nur nach-
gefugt „bamit fold)e* 53ud) beö ihrer §anblung, bamit fid) ein
anberer baran nidjt vergreiffen bürffe, conservirt wirb"; viele Au*=
w artige erhielten Privilegien, tarnen aber nict)t jur 9Keffe, gäben
auc^ „niemanb bie Lieferung ftat ihrer jutljun Commission". SBo
alfo eintreiben?
unb geflieht e* vielfältig # wie fidj* benn beü jüngfter SKcJe mit
ftriebrid) Arnften von ©ubijjin feinen fd)on viel %a$xt anljero
reifenben #anblung*bebienten begeben, bajj bie wieber neuaufge*
legten ©ücher foviel nur immer möglich öerheimlic^et unb be* be=
fct)ehenen Nachfragen* ungeachtet verschwiegen werben.
Vielfach werbe vorgegeben, bie ©infdjidung fei von ©aufe au« er=
folgt, ober bie 93üd)er follten einem Tertio jum (Sinfdjlag mitge=
geben werben; bamit müffe er fich abseifen laffen,
welche* alle* unb bo e* von langer ßeit her alfo gehalten
werben, ich juänbern nicht vermögenb bin. S3eü Welcher SBe?
wantnü* bann bie ©infenbung vietmahl in nicht* mehr alfc einigen
(Schul* unb ®ebeth&üchlein beftehet.
©efonbere ©d)wierigleit machte bie Ermittelung ber neuen Auf=
lagen,
Wie benn einige bem 93erlaut nach, welche* ich äivart Sur 3eit
Digitized by Google
- 94 -
gewiß nicht erfahren fönnen, baf)in abgerichtet femt foflen, baß fte
beö roiebcr Slufflegung eine* bereite gebrudt gewefenen 33ud)c3
niä)t baä lauffenbe Saljr, fonbern bie borige Seit nad) bem alten
Exemplar barauff fefeen.
Hußerbem würben oft genug befecte (Sremplore abgeliefert70), bte
gortfefcungen mehrbänbiger SBerfe nic^t gefanbt unb gan$ befom
berS gelten bie 93uchhänbler bie ju ben Sägern gehörigen $hipf ex
jurüd71). befürchteten fie etwa, baß bie Regierung bie $flicf)i=
eremplare gefd)äft3mäßig oerwerthete?
Stber e3 waren boch nur rein fiScalifdje Sntereffen, welche $u
ben Älagen über bie ©uchhänbler Seranlafjung gaben. S)a8 SBer=
galten berfelben war ungehörig; aber e8 war anbererfeitS erftärs
lieh, baß fie fid) in ben fdjweren Seiten nach bem Dreißigjährigen
Kriege nach 9D?öglicr)feit ben brüefenben Saften, welche Urnen bie
(Mangung furfächftfeher Privilegien auferlegte"), wenigftend bei
gewichtigen unb großen 2Berfen ju entgehen fugten, ©ie felbft
Ratten (Srunb ju weit beachtenswerteren Älagen über ba3 S8er=
halten ber fächfifdjen Regierung unb ihrer noch immer feht Iäfft=
gen Organe. $)er für bie foftfpteligen ^rioilegien gemährte Schüfe
war ein jum X^eit recht fragmürbiger.
$ie fächfifche Regierung betonte ihr fiScalifcheä Sntereffe bei
bem «ßriüüegienmefen in einer gerabesu anftößtgen SBeife, um fo
anftößiger, in je grellerem SBiberfpruch ihr »erhalten barin gu
ber theoretifchen Serbammung be8 $Racr)brucf3 überhaupt al8 „$>ieb=
ftatjl" ftanb, mit ber fie fdjon im 16. Sahrfmnbert gleichfam ge=
prunft hotte, im SBiberfpruct) ftanb mit bem »erbot beS Sttacrjbrucfg,
welche! fie, wenn auch in milberer 5orm, in bem (Generale oom
22. 3uni 1661 unb in bem SRanbat oom 27. gebruar 1686 au3jprtct)t.
SBenn e8 auch nirgenbä birect oerlautbart, baß fie fich bie Theorie ber
9teicr)3regierung oon einem angeblichen „Bücherregal"— wonach "icrjt
ber rechtmäßige (Srwerb oom Skrfaffer für ben Verleger („eigene
thumShcrrn") überhaupt ein fRec^t begrünbete, fonbern erft bie lanbeS=
herrliche ®nabe, ba§ ^rioilegtum 7S) - jurechtgeftufct hätte, fo liefe
fte fich in ^rem fi^califchen Heißhunger baju hinreißen, mit
bereit praftijcher Durchführung JU brohen, öielletcht fie in uerein$el=
ten fällen auch burchjuführen 74), b. h- bie ^rioilegien auf beliebige
anbere Petenten ju übertragen! ©chon bie föichtbenufcung be$
^rioilegiumS ober bie 9ttcf)terneuerung beffelben würbe mißfällig
Digitized by Google
— 95 —
oermerft unb bic (Srmerbung eines taiferlichen an ©teile eines
fädtfifdjen mit fcheelen Augen angefefjen 75), auch baronf gebrungen,
ba& bie prfoüegtrten 99ücf)er binnen jwei 3at)ren nach Ausfertigung
beS «primlegiumS (bei «erluft beffelben) erfcheinen mü&ten 76). $ie
fäcfjj. Regierung beanfprucf)te bie 18 Pflichtexemplare ober nicht
nur einmal, nein, öon jeber Auflage, bie währenb ber ^rioilegien*
bauer erfdjien; fic beanfprucfjte fie auch noch einmal üon ber erften
Auflage, wenn biefe bei ber nacfjgefuchten SRenoöation 77) beS $ri=
oilegiumS nodj nicht auSüerfauft mar; fie beanfprucfjte fie auch
t>on blofjen Xitelauf lagen 78) unb bei ber üblichen Aenberung ber
SahreSjahten auf bem Xitelbtatt79); ja fie beanfpruchte fie fogar
bann nocfj, metrn öor üollem Äbtauf beS fächf. prioilegiumS ber
Verleger ober Autor für eine neue Auflage, ber geringeren Soften
unb ©pefen falber, ein faiferliche38ü) genommen Ratten. (5S fam
ihr nicht barauf an, wieberfjolt unb unter ©traf anbr Ölungen auf
bie Sieferung ber @£emplare ju bringen, wenn nocf} nicht einmal
bie Ausfertigung ber priüilegienbocumente erfolgt mar81); biefe
paufirte einmal öolle fed)S 3af)rel Unb mie mir (in ben Anmerf.)
fa^en perfjorreScirte fie nocf) im 3af)re 1679 einen SBergleidj ber
ftreitenben Parteien untereinanber. 3>af)re lang mar fic im ©tanbe
ihre Mahnungen an bie 5öüd)er=(£ommiffiott, bie Sjremplare auf
irgenb eine Seife f)erbeijuf Raffen falls ber Sßcrteger ber Seipjiger
üfleffe fernblieb, fortjufefcen; bei bebeutenberen SBerfen, an benen
if)r befonberS gefegen mar, ging fie fo roeit, bie UBegnaljme ber
ganjen, ober ber nocf) fef)lenben (Sjtemplare, ba wo fie nur ju finben
feien, anzubefehlen8*), ben baburcfj gefcfjäbigten Söuchhänblern eS
ftittfc^weigenb überlaffenb, ihren SRegrefj an bie eigentlich tieferungS;
Pflichtigen Verleger ju nehmen. %$xtn ftärfften Trumpf fpielte
bie Regierung aus, als fie burdj föefcript üom 25. April 1701
anorbnete, ba& im gall bie Pflichtexemplare nid)t geliefert würben,
mit ber SonfiScation ber betreffenben 93ücf)er oorgegangen werben
folle. SBefonberer unb einflußreicher SSerwcnbung beburfte eS unter
biefen Umftanben natürlich, wenn einmal bei ferneren unb foft*
fpieligen Sßerfen (j. 23. ÖJerharb^hemni^SeofefS Harmonia evan-
gelica), ober bei folgen, bie fdwn in m'elen Auflagen eingeliefert
waren, ein Ucadjlafj oon einigen ©jemplaren gewährt werben follte.
AIS 3of)ann griebrid) @lebitjch in fieipjig einen folgen bei ber
etwa 10. Auflage oon (Sarpjow'S Praxis criminalis erbat, tonnte
Digitized by Google
— 96 -
er anführen, bajj er bereits mehrere 1000 Xljaler Söerth an ißflicht=
ejemptaren priüilegirter 93üd)er eingeliefert ^abe.
dennoch waren weniger bieg bie ©rünbe, welche bie 93uch=
hänbler ju klagen oeranlafjten; e3 ^anbelte fich ja hier nur um
ßeiftungen, bie fie freiwillig übernommen Ratten unb benen fie
entgegen tonnten, wenn fie barauf oerjichteten, furf. Sßrioilegien
auSjuwirfen. @3 mar bie formale §anbf)abung ber ©chufcmafc
regeln für bie prioilegirten ©ücher unb ba3 äufjere <3Jefchäft3=
getriebe, bie Sftachläffigfeit in ber IRecfjtStjüIfe, welche ben 93ud)=
hänblern bid gegen Cr übe be§ 17. SahrhunbertS Örunb ju noch
wefentlich berechtigteren S3efchwerben boten.
$er ©uchhcmbel ^atte begreiflicher Söeife ferner burdj ben
langen Ifrieg gelitten. SBie fct)on angebeutet, fo t)arte ber ganje
SRechaniSmuS ber 9tegierung8auffid)t anfe^einenb geftoeft unb bie
Hufmerf jamfeit ber Regierung fich, als berfelbe wieber in befferen
©ang fam, wie gezeigt in einfeitiger SGÖeife nur ihren fi&califchen
Sntereffen jugemanbt. 3n beweglicher SGßeife f Silbern bieS Xt)otnad
©chürer'S (Srben in ßeipjig in einer Eingabe an ben Äurfürften
oom 14. Dctober 1652 unb lenfen beffen Slufmerffamfeit auf ben
nur mangelhaft gewährten ©dMfc88). 2)ie nächften Sfohrjehnte
waren auch nicht geeignet, eine burchgreifenbe Sefferung ber all*
gemeinen ®efchäft$t>erhältniffe ju bringen unb noch im (September
1683 fagt Sodann (Shriftoph SarnooiuS in Setpjig in einer <£in=
gäbe an ben äurfürften (wenn auch öielleicht, wie fo oft gefchah,
übertreibenb), bie 3eiten feien folche: „ba oor allen anbern §anb=
lungen leiber! biefe (i. e. bie SBuchhanblung) crepiren mufj, einen
ehrlichen S9ucr)t)änblcr augjufommen unmöglich/' 33üdt)er waren
alfo auch bamalS fchon, wie tyxit $u Xage, ein SuruSartilel, beffen
man juerft glaubte entrathen ju fönnen.
2Rit welchen SKitteln unb auf welchen SBegen bei ber mangels
haften §luffidt>t unb gürforge bie Wachbrücfe nach Seipjig einge=
fchmuggelt unb bort in unb auger ber 2Reffe, trofc Söücher^om^
miffion unb giäcal, ungefcheut oerhanbelt würben, ba« fchilbert
anfehaulich ber £>ofgerichtö=giäcal §ulbreich ©ro&e in feiner (5in=
gäbe oom 18. October 1653 an ben fturfürften:
fünftens, fo füllen fid) etliche öorbredjere aflerhanb ttftigen SRändfe
gebrauchen, beren privilegirter bücherer nachgetruefte t>crbof)tene
exempUrien in baS ©hurfürftentfMmb ©ach&en ic. heimbtich ein«
Digitized by Google
- 97 —
juführen, ünb ju üorfauffen, wenn fie jwifchen bcn iäljrtidjen 9J<är(fc
icn in baden, ünb fafjen eingeöacft \oid\c antjero an iljrc factorn,
aU budiTütjrer, binber, trucfcr, onb anbere fenben, welche biefetben
entWeber alf)icr einjelen, ober großen anzahlen of bcn ftidj, ober
baar gelb öorhanbelen, ober an ümbgelegene ©täbte, tmb lanbe
hinmieberümb oortreiben, ingleichen, wann bie oorbrerfjere bie nad)-
getrucften hereingeführten exemplarien mit beS privilegireten Söers
leger« titul, ober etlichen bogen ümfdjtagenbte befleiben (sie = Oer;
Heiben?), onb tymbuxd) ben nadjgetrucfteri überreft bem fäuffer
betrüglidjen auffangen, ober fic haben unterfdjiebene register, onb
oorjeichnü« ihrer wahren, onb büeher, melier theilg fie öffentlich
über bie augelafcenen öffentlichen oorlegen, über bie privilegireten
aber oorbergen, onb bie nachgetrudeten exemplarien, entweber auf
einen finftern, ober abgelegenen windet, ober in feljr grofje höhe
bringen, ober ohne titul, onb $upferfrüde etliche ganj, etliche auf
gewifce bogen oortheilet (i. e. unjufammengctragen) in ber jugclafees
nen bücherer untengefefcte ftöfje miteinlegen, onb oor einen unbe;
fanbten defect ausgeben, onb WaS bergleichen bo^nftige mittel
mehr feinb, welche nicht ju erjehlen.
Slber mit bloßen Sßerfürechungen auf bem Rapier, tote 3. SB. im
3ahre 1603, mar hiergegen nichts gethan84).
Slber weiter! 3n ber ßanjlei befc Dber^onfiftorium« ^errfct)te
feine Drbnung; wenn ben Sudjhänblern auch *0$l Ttxcift bie 3m=
terimSfcheine — bie 3uf^erunÖ bcr ©emährung — über bie er=
betenen ^ßriüilegien jugefteßt werben mochten, fo fonnten fie boct)
vielfach bie eigentlichen Driginal'$>ocumente, auf bie e8 in ©trete
fällen boch wefentlid) anfam, nicht orbnungSgemäfc erhalten. Sn
ben ÜJce&berichten ber SBücher^Gommiffion aus ben Sahren 1656
bis 1658 wirb faft regelmäßig bie Antwort oerfchiebener ^riöi=
legien^nhaber auf bie Mahnung um Lieferung ber *ßflichtejem=
plare berichtet, fie würben liefern, wenn ihnen nur erft bie $rioi=
legien auch auägehänbigt feien85), ©eorg SJcüller auä granffurt
a. 9ft. giebt j. 33. biefe Antwort burch brei 3ahre hinburef). Unb
felbft noch ta foäterer 3eit, als ber ®efcf)äftSgang fich boch Won
fo jiemlich confolibirt hotte, mußte ber 93ücher-gi§cal 3)aoib 93it=
torff in einem oerantwortlidjen Bericht 00m 27. Dctober 1691
fagen, fcaß bie fieipjigcr SBuchhänbler
nebenft ben grembben, baß wenn fie gleich bie fdjweren Soften
barauf wenbeten, Sie bennoch bie auMjanbigung ber Originalien,
woran ihnen boch öffterS üiel gelegen, nicht erlangeten, wie fie
benn nun in baS 5,e $ahr fein einziges erhalten, anführen.
*r«io f. ©ei«. t>. DtutWn fcudtf. IX. 7
Digitized by Google
- 98 -
ünb bieg fann feine leere Behauptung gewefen fein; benn feit bent
22. gebruar 1G86 geben wenigftenS bie Steten feinen 9cacr)wei&
über ben Eingang oon Original $ocumenteu bct)uf^ StuShönbiguna,
an bie berechtigten, ©o war e3 benn feine aUjugrofje Seltenheit,
bafj jweien Serlegern, jum Z^xi faft gleichzeitig, ein ^rioilegium
über ein unb baffelbe 93ucr) erteilt unb ber bann unausbleibliche
©treit nach ©utbünfen ju begleichen oerfuetjt würbe86).
Slud) bie (Smpfangfcheine über bie erfolgte Lieferung ber Sßflicht-
ejemplare würben trofc mancher Mahnungen unregelmäßig ober
gar nicht au8gef)änbtgt; in ihrer Ermangelung fonnten fich bie in
jeber SWeffe erinnerten unb gebrängten $rioilegien=3nf)aber nid)t
über bie fd)on erfolgte fiieferung auSweifen*7). SHögtict) märe e&
ja, baß berartige Behauptungen nur al« Sluäftüchte oorgebracht
morben mären, boch ftreitet bagegen ber Umftanb, baß fich *>\t
93ücher=(5ommiffton nicht nur oeranlafjt far) in ihrem 93cricr)t oom
28. October 1657 ganj allgemein auf biefe SHage hinjumeifen:
onbt haben bifehero etliche anbere budphrer geftaget, bafj, ob fie
Wohl ihre exemplaria eingefdjicfet, bennod) bie recognitiones nicht
erfolgen motten,
fonbern bafj auch noch au§ fpäterer &t\t 9anSe Förrien un=
ausgelieferter (Smpfangf Cheine fich &ei bem Steten befinben88).
Stoju traten bie fcfjon berührten Mängel bei ber 3nfinuation
ber ^ßrioitegien, bie auf ©runb ber beftehenben 9Red)t£formen oon
ben bebenflichften gotgen für bie berechtigten fein fonnten, bie
SEßirfung ber Sßrioilegien gerabeju ju parattyfiren im ©tanbe maren.
(58 traten f)in8u biz nur ju berechtigten Silagen über bie 2äffig=
feit unb ben jcf)teppcnben SRedjtSgang bei ben Seidiger Sermals
tungS= unb richterlichen Organen, klagen, bie atterbingS — mie
fchon berührt — nicht oon lefcteren allein, oietmehr oormiegenb
oon ben Dberbet)örben oerfct)ulbet waren. SS ift nicht gerabe
rühmlich für bie ßeipjiger guftänbe, benen gegenüber baS Ser*
halten ber faif. bücf)er;(£ommiffion auf ber granf furter SKeffe
immer mit fo fchmarjen färben gejehilbert ju werben pflegte, wenn
SBolfgang (Snbter aus Dürnberg in einer Eingabe oom 10. 6ep=
tember 1653 an ba3 Dber=Sonfiftorium baffelbe bittet, bem ©tabt=
gerid)t in Seipjig gegenüber feine Autorität gettenb ju machen,
bamit btefeS bie ^rioitegien beffer refpectire unb fagen fann:
Digitized by Google
— 99 —
tmb gegen bie delinquenten in crafft berfelben, nadjbem Steins
üet be« £eüX mm.Meify Statt grandfurth am 2Raün, (meldje
auff ber meinigen ünb anberer SBucfjljänbler ©lag ünb demonstra-
tion, wie groffen ©ajaben onS Xeutfdjen S3ud>füt)rer burdj frembbe
ünb benantlicfjen burd) biegen $>oflänber mit nadjtrudung ber=
gleichen privilegirten ünb anberer ©üüjer jugefuegt Werbe,
alfobatben Dbrigfeitlidje Inhibition ergeben lagen) fdfdrfer pro-
cediren
mdge, wenn ber $ofgerid)t3=giScaI §ulbreid> ©rofje in feiner bar*
auf folgenben Eingabe üom 18. October b. 3. fagen mufi:
4tf/J*, bef ärmeren fia? biege (i. e. bie Snbter), famt benen ©ternen,
ünb anbern privilegirten, ba$ alhicr in Seidig nidjt alfobalb,
gleichwie ju ftraneffuhrt am SJeamt, ton @. (Sljrenü. Staate, wieber
eine« gn. privilegij üerbredjern mit würcfticf)er confiscation berer
befunbenen, nadjgetrudten exemplarien, ünb execution berer üor=
würrfeten ©tra ff gelber, auf inftänbigeS anhalten ber implorirenben
privilegij rten üorfaljren werben Witt.
Hber berartige SBefdjwerben unb klagen matten im oflge*
meinen wenig (Sinbrad; fic sieben fid) big $um Snbe be3 3af)r=
ljunbert« hin. £te ©trafen werben meift nidjt eingetrieben, bie
Unterfudmngen fd)teppen fid) öielfact) in enblofen gformalitäten üon
einer 9Keffe jur anbern fjin, »erlaufen meift refuttatloS im ©anbe,
ober fd)tafen in ben Steten ber ©ücher=(5omnriffton ben ©chlaf ber
©erechten. Sßenige ber au8 ben Steten erfid)tlid)en ©treitfätle ftnb
abgefdjloffen, unb ni^t ju erfennen ift, ob überhaupt ein (ratfeheib
erfolgte, ober aud) nur Söeridjt jur GKnholung einer SRefolution
nach Bresben erftattet worben ift. SBietfact) fteden bie üon ben
ttagenben Parteien an ba3 Ober^onfiftorium eingereihten @tn*
gaben, bie feiten« ber ©ücher=ßommiffton mit bem erforberten 83e=
rieht wieber jurüdgefanbt werben foßten, ruhig in ben Diepgen
Äcten, unb fo jäh unb auäbauernb bie Regierung fonft auch
mahnte, wenn e« galt bie Sßflichteremülare gewichtiger Söerfe ju
erlangen, fo wenig frag fie bod) banach, ob ihre SRefcripte in
9^act)bnicfjSftreitfä£len erlebigt würben, ober nidjt, üor allem wenn
ein 9Hd)t=Sanbe$ftnb gegen einen fädjfifdjen Delinquenten flagte89).
3toar nur feiten gelangte ba3 Unbehagen unb ber UnwiUe
ber ©ejehäbigten — benen allenfalls gelegentlich ein nid)t3fagenbe$,
üon feiner Söirfung gefolgteä 99efd)wid)tigung§:SRefcriüt entgegen*
gehalten würbe90) — nach oben sunt SluSbrutf; benn bie 3nfinua=
7*
Digitized by Google
— 100 —
tion8=$ßrotocolIe, bei bercn Unterjdjreibung fidt) mancher ©to&feufser
£uft machte91), blieben in ben Seidiger Äcten begraben. $)ie
Söudjhünbler Ratten fidj fdwn feit ben fiebenjiger Sauren gewöhnt
gehabt, fid) mit ihren klagen unb 93efcf}Werben gleich birect an bie
a3ü$er=eommijfion ju wenben. £)ie fiäffigteit berfelben mufcte
alfo flagrant geworben unb ber Unwille hoch geftiegen fein, bte
bie ©efcf)äbtgten fid) wieber ju bem tt>eitfdjidjtigen Sßetiren in
$)re3ben entfc^Ioffen unb biefen Unwillen in einer gorm jum SuS-
bruef brachten wie in ber wieberholten Eingabe beä 83uchhänbler8
SlnbreaS Otto in Dürnberg an baS Dber=£onfiftorium oom
17. «tuguft 1695 — bie erfte oom 3. Stpril 1694 war, trofc beS
an bie 93üdjer=©ommtjfion erteilten Auftrags jur Unterfudfung
beö gerügten gatleS öon biefer ganj unbeachtet gelaffen worben
— über ben 9ßad)brucf eine« oon ihm oerlegten ®ebetbud)8 (SaSöar
SReumann'3 #em aller lebete) gar gleich burd) jwei Seidiger 33uch=
binber, ©ottfrieb £unifc unb ©ottfrieb §effe. <£r bittet bringenb,
feinem ©efuche golge ju geben,
bamit betj biefen SBfidjlnn einmahl ein ©jrempel möge statuiret
Werben, fonft monomer SBuchhänbler wirb ©ebenefen haben, ein
(£lmrf. Sächfe. Privilegium über ein SBud) mehr ju fudjen, weil
folcf)c ju unterfduebenen mahlen fdjlecht respectiret warben92).
@S war alfo im übrigen feine fo ganj leere $^rafe, bie cap=
tiöiren fottte, wenn bereit« im 3af)re 1673 ber Sftotar (Shriftoph
3Rehlig in feiner Eingabe öom 4. 9Rär$ anführt, frembe unb ein=
fjeimifdje ©u^^änbler nähmen nid)t mehr fo oiel fächfifdje sßriob
legien, ba fte nidt)t genügenb bei benfelben gefd)üfct würben, benn
auc§ faft gleichzeitig mit Otto erwähnt im 3Wt)re 1691 ber 83üdt)er*
gtäcal 5)aoib SBittorff in feiner föed)tfertigung8fcf)rift oom 27. Oc=
tober:
wie bann auch bie ^icftgcit ©uchfüfjrer meiftentheil«, wenn fie
gleich ein gut 33ud) Reiben, wie benn bei biefer 9Jcefee Seckendorf
de Lutheranismo h^auSgefommen, bennoch fein Privilegium bar*
über nehmen
©ei fo fich barftetlenben Serhältniffen Hingt es benn faft wie,
wenn auch unbeabfichtigter §of)n, wenn unter bem 8/18. Slpril
1695 ber faif. S3ücher=Sommiffar (SaSpar Sollmann in granffurt
a. 9R. bei bem Seipjiger Statt) gürjprad)e für ©eorg §einrid)
Delling in granffurt a. 3K. einlegt, ber feiten« Xfyomtö gritfch'S
Digitized by Google
— 101 —
in ßeipjig einen Sfcadjbrucf ber bei it)m erschienenen Ueberfefcung
ton Seremia« Xanlor'S Sßrebigten befürchtete. Möllmann erfud)t,
bem Supplicanten
| : in anfeljung ba3 ein fotet) gritfehifche« »erfahren nit nur allein
gegen bie (Schriftliche ßiebe ju bem nechften ju fein fcfjeint, fonbern
auch auStrücflich Sttlergnäbigften fiaöf. 93erbott, in einem öffentlich
affigirten $aöf. de anno 1685 die 25 Octobris emanirten ünb
publicirten patent, biefeS inhattfj, bajj fich bie S3ud)füt)rer nit allein
uom fd)äblictjcn nact)tru(f ber ®aöf. priuilegirten büetjernt, \on-
bern auch ber onprmlegirten, welche ein 93udjfüt)rer mit grofen
SBncöftcn an {ich erhanbtet, enthatten fallen, jumieberlaufft : |
hülfreiche §anb ju bieten unb gritfeh fräftig baoon abzumahnen
„einem anbem nit ju tfnm, maf eT io felbften nit wolte, ba$ e8
ihme geferjehe". $a8 fächfifche 2Kanbat oom 27. gebruar 1686
hatte ftch ja übrigens ähnlich auägetaffen, fo baä man hier wahr-
lich baS outgäre Sprichwort oom Äeffel unb Xopf anmenben fönnte!
3)af$ tn'c* SBanbel gefchaffen werben mu&te, bie ganje %t-
fchäftsbehanblung bei ber ©ücher=(Sommiffion eine Umbilbung er*
forberte, mar unzweifelhaft; biefer SBanbel mürbe auch eingeleitet,
beburfte aber, toie fchon au3 ber oorftet)enben Scfjilberung hcroor=
leuchtet, einer geraumen Qtit, ehe bie Umbilbung §u feften büreau=
fratifchen gormen auSgeftaltet mar. Äber noch chc fte *n Angriff
genommen mürbe hatte bie ganje Snftttution ber 93ücher=£ommtffion
eine Grifts burchjumachen, bie einen gortbeftanb bcrfelben in ber
big bat)in auSgebilbeten gorm in grage ju fteUen fchien.
SBie fchon angegeben, mürbe nach ^8"9 ocr Schweben au*
Seipjig bie bis bar)üt ftocfenbe 9tegierungämacf)inerie mieber in bie
alten SlrbeitSbahnen übergeführt, auf bie alten 93erorbnungen unb
(Einrichtungen jurüefgegriffen. 5)ie oermorrenen ®elboerf)ältmffe,
bie Steigerung aller greife in golge ber faft burchgängigen ÜKünj=
oerfchlechtemng hatte fchon in ben jmanjiger fahren be8 17. 3at)r=
hunbert« meitf Richtige Sajorbnungen in3 Ceben gerufen, beren
oofle Durchführung theilS unmöglich war, tt)eilS mährenb ber
$rieg§wirren burchjubrüefen gar nicht oerfucf)t werben fonnte.
Slber fte gehörten ju bem nationalöfonomifcf)en Programm jener
3eit unb fo mar e8 benn auch bie erfte Stöbere, ber 93ücher*(5om=
mijfion neben ihren Routinearbeiten oon Seiten ber Regierung
geftellte Äufgabe, bie Sajorbnung oom 3at)re 1623, fomeit fie bie
Digitized by Google
— 102 -
greife ber ©üdjer betraf — oon ber SJrucfcrtafc ift merfttmrbiger
SBeife gar nid)t bie SRebe — ben ©ud)f)änblem gegenüber jur
(Geltung ju bringen.
2)ie erfte Snmeifung jum öorge^cn in biefer grage fcfjeint
im 3af)re 1651 erfolgt ju fein, benn in bem Üflicf)aelt3me6=23eridjt
Dorn 17. Dctober fagt bie $üd)er=(£ommiffion im Änfd)lufj an bie
SKittfjeilungen über bie SSemefjmung be« Sßajrierljänbler8 ©ebaftian
Otto:
Dergleichen auftage fwben mir audj benen ©udjfüfyrem getfjan,
nemlidjen bafj fic ftä) praecise nad) ©tu. Sljurf. XnrdjL erotetter
tarorbtnung rieten folten, SBeldje fid) ban aud), fo oiel bie aus-
länbiföen büajer betrifft, berofetbigen nadjjufommen ftd) erbotfjen,
ma8 aber bie inlänbifdjen belanget, fönne e3 megen tfjeurung beS
Rapier« nidjt feön. $e$megen (Sie iljre mardtbüajer (i. e. Sttefc*
Sournale) ju ediren pd) erboten. 2>arbeu mir benn im nadj=
forfdjen fo üiet erfunbigt, bafc meil in granrffurt am Stfabn in oielen
jähren, mie fonften bräud)tid) gemefen, neben bem Catalogo ber
büdjer fein tajt jugleidj mit an bie ©udjgafeen ift affigirt morben
(0. \). feine SSerfaufäpreife auf ben Xitetn unb 93erjeid)mf[en, bie
an bie @emölbe spüren angefdjlagen mürben, bemerft roorben),
bie Slufjlänbifd^en $uä)füt)rer @m. (£f)urf. 25urü)l. Untertanen bic=
jenigen büdjer meldje gegeneinanber geftodjen ober auSgefefct mer=
ben anfdjlagen nadj Proportion be8 gesteigerten papierS in biefen
Innben, 3nbem aber ma3 baar bcjatjU mirb, alSbatben ©inen fünf-
tl)ct[ am fauffdjitting pi rabat ober abfdjtag nadjlafeen. SBemt
nun benen Käufern oermöge (Sf)urf. Xurdjl. ao. 1623 edirten tajs
orbnung fünf guter grofa)en profit of einen gulben oerftattet mirbt,
fönnen bie büdjer biefer orten ni$t molfeiter merben.
ftber wie gemöljnlidj muß bie ©üdjer=(Sommiffum bie grage f)aben
fjinfjängen laffen; fie fam — jebeufatte nur auf drängen oon
Bresben au« — erft nadj brei Sauren, in bem Dftermefj=33ericf}t
oom 25. Hpril 1654, barauf jurücf:
6o oiel enbtia) ben unbiüidjen Söüdjer tar. belanget Imben mir
jmar benfelben gnebigft anbefohlener majjen naaj (£t)fl. $)djl. pu-
blicirter Xajorbnung moderiren moaen, aber befunben, bafj foldje«,
elje onbt beoor bie budjfüljrer ujre SKarcftregifter ediret, nid)t füg=
lid) gefdjefjen fönnen, Db mir nun mol itjncn beSmegen Auflage
getljan, ©o f)aben bodj bie Senigen, beren an ber galtf nur funff=
- l)en oor und erf djienen, burd) Xobiaä 9ltefen fid) entfd^ulbiget,
bafj iijncn [oldjeä oor bied mnl)l nid)t allein uidit müglid), fon-
bem aud) bebeneflid), benn weil Üjr credit baburd) gefdjmädjet
mürbe; barauf @m. (£b,urf. gbftn. beoeljlidje . . . ., bajj ©ie befugt
Digitized by Google
— 103 —
fei, bie SBahren, fo in bero lanben bertrieben werben, ju idjä^jcn
wir ihnen uorgeljalten, uitb nichts befto weniger benen, fo cx\duc-
nen, tnunbtltch, önbt benen anbera, fo nicht erfdjtenen, burd) ein
fchriftlich patent, auferlegt, bafj fte in nechftfünfftiger 9J?ict)aetiä=
nteffe attjier, geliebt« ©ott, ifjre SKarcftregifter, fo fte oon ber
#erbftnteffe ao. 1651 inclusive, al« oon ber 3eit, ber f rafft (Sto.
Sf)- $a% gn. befehl wir ihnen ba« fte fich ber bamahligen an*
gefaßten ©üdjertaEe gemefc bezeigen f ollen, bis bato gehatten, tm*
fehtbar onbt ben üermeibung anberer anorbtnung, ön« auf bent
9lat^aufe alt)ter ediren ünbt Oorjeigen foüen.
$enn bafj in ber ß^ifc^enjeit nichts gesehen war, ba« geht wot)l
flar genug barau« Ijeruor, bafj nun bie Vorlage ber 9Refr3ours
nale eben oom Sa^re 1651 an verlangt mürbe. Qtoax erinnerte
bie 23üd)er*ßommiffion in ben beiben nächftfolgenben §auptmeffen
an bie erteilte Auflage, aber ohne (Srfolg; bie ©udjtyinbter festen
ihrem Inbringen pafftoen SBiberftanb entgegen. @ie wanbten 5U=
erft ein, bafj „nicht alle beöfammen, onbt (fte) fid) ju oorljehro
ingefambt onterreben müften" unb erneuerten fobann biefe Au«*
flucht in ber Dftermeffe 1655, in welcher ebenfall« nur 15 ber
SBorlabung gefolgt waren, „alfo bafj wir gleichfam eine ^artnäefig*
feit barau« oerfpüret."
tiefer ^artnäefigfeit gegenüber müffen bann Energie unb
$lrbett«luft ber S3üd)er=(£ommiffton gewohntermafcen erlahmt fein,
ober bie Regierung mu& ü)re gorberung junächft ^aben fallen
laffen, benn erft burd) föefcript Dorn 3. Auguft 1666 nahm ba«
Dber=(£onfiftorium — ben Sftafjnahmen ber SReidjSregierung in
grantfurt a. 9R. bie gewohnte $eere«folge leiftenb — bie grage
wieber auf. @te würbe nun big jum 3ac)re 1668, ohne bafj ein
fRefuttat ober überhaupt nur ein eigentlicher Slbfchlufj erhielt würbe,
hingefchlepot94). 3eber ©cfyritt feiten« ber 93ücf)er - Sommiffion
mufjte burd) bröngenbe ?Ref ertöte ber ^Regierung erorefjt werben;
it)rc einzigen (£ntfchulbigung«grünbe tonnten Äranf^eiten unb $obe«=
fälle unter ben ßommiffion«*9Jfttgliebern, fowie bie SGBiberljarigfeit
ber frentben 93ud#änbler abgeben, welche mit bent Urnen aboer*
langten Gutachten $urücf hielten. $ie ganje, 17 3at)re fpielenbe
Angelegenheit oerlief für ©achfen im ©anbe, al« auch fcitc"^ Dcr
Steich«regierung bie in granffurt a. 2R. ergangenen Acten in ber
SBiener Äanjlei begraben würben.
(Siner noch braftifcheren ©aumfeligfeit befleißigte fich bie
Digitized by Google
- 104 -
$üdjer=(£ominiffion in einer parallel=laufenben Angelegenheit: in
ber 5ra9e Der °on ocn ©uchbrucfern beantragten &bänberung it)rer
3nnungS=Ärtifel. 9cad) Slnbeutungen in fpäteren Acten war bie
Söücher^ßommiffion bereits im Saljre 1631, unb bann in ben
Sauren 1633 nnb 1641 in ber Sage gewefen, bie Skftrebungen
ber 93ud)brucfer nach monopoliftifcher 23efchränfung ihrer Anjahl95)
auf bie Qafy ber bamal« beftehenben Dfftcinen ju begutachten.
@ie ^atte fich berichtlich gegen biefe ©eftrebungen auSgefprodjen
unb in golge beffen mar auch fäDn oag erftmalige ©efucf) ber
JBuchbrucf er Innung unter bem 4. Sanuar 1632 üon Bresben auö
ableljnenb belieben morben, befonberä anerfennenSwerth in einer
Qeit, bie bem ^rioilegienwefen umfomehr juneigte, je mehr bie
$)rangfale ber SriegSläufte unb ba8 Sinfen ber ©rwer&Soerhälts
niffe bie iRegterung&SBehörben berartigen SBeftrebungen geneigter
ju machen geeignet maren. ©benfo erfolglos muffen bie fich baran
anfnüpfenben weiteren Serfudje ber SBuchbrucfer geblieben fein,
benn im 3af)re 1664 maren fie mit ber erneuten SMtte „umb ein
Privilegium, bamit feine neuen Srucferetjen über bie afbereit oor*
hanbenen auffgerichtet werben möchten", bem fich foäter ba8 ©e=
fuch um (Srneuerung unb Sfteoifion ihrer 3nnung8^rtifel anfcr)to6,
an bie Regierung herangetreten.
$)ie 93üd)er=(£ommiffion t)attc bemgemäfj unter bem 16. ©ep=
tember 1664 oom Dber-Sonfiftorium ben Huftrag erhalten, ftdt)
hierüber gutachtlich ju äufjern. Aber aU eilig würbe bie ©acf)e
nicht behanbelt. SM SRefcript be3 Ober*(£onfiftorium3 fetbft war
erft am 12. gebruar 1665 in ßeipjig eingegangen unb hatte bie
93ücher^ommiffion - wie fie fich fcXbft befcheinigt - obgleich
Supplicanten, bezeuge ber acten, utemahlen einige anregung ge=
tt)an, bennoch nieijt unterlagen (fich) Rammen jubetagen, unb
hierüber ju conferiren, bo bann SSJir, bie Universität, fowohl ba;
mahl«, als feittjero, billig juurgiren gehabt, bafc bie ©udjbrucfer
jur Ungebühr in beren supplicato unter anbern üorgegeben, wie
bie Academie an studirender Sugenb fe£)r abnehme, fo gar, bafj
wenig Accidentia an Disputationen, Orationen unb bergteichen
Exercitien mehr ftufpütjren; ba bodi offenbahr, bafe bamahfö unb
oor ifoo an bergteichen wohl in einem SJtonat mehr, als tior bie-
fem in jwenen ober bretien, unb ba noch fooiel prefjen alhier ge=
wefen, junt $rucf gegeben würbe, ia bie oorigen ©ucfybrucfer, ob=
fchon an ber ßaht weniger, bennoch 32 ^re&en beförbert, bohingegen
bie iefcigeu beren nur 16, fo oiel uns wifeenb, hetten, bahero benen
Digitized by Google
— 105 —
Supplicanten beti ihrem funken gar nicf)t gu toiUfafyrett, fmtemahüt
barauS anberS md)t3, toeniger ein fchäbliche« monopolium cnts
ftetjcn . . . fönnte.
sMtfy unb Unioerfität tuarcu bamate, tute mir )d)on fatjen,
uneinig über bie gorm ber üorgefdt)riebenen ©ereibigung. ©ie
Ratten fidj angeblich nur geeinigt über eine jährliche 93ifitation ber
jürucrereten, aua) über ote t£uvfür)rung etner iöua)ontcier=iaje.
„SBeiln (aber) mit ber fad)e nid>t eben gueilen", fo Ratten fie nod)
„femer deliberiren", b. h- bie ganje ©acfje einfeftfafen Iaffen motten.
3)a3 mar benn and) thatfäd)Iich gesehen, benn „inbeme nun bie
Drucfer nachgehenbs ein mehrere nicht getrau, al$ ba& fie de dato
ben 6. Sftooember 1666 umb ben untertfyänigften Söeridjt ange=
Ratten'', fo ift „bie fache alfo erfifcen blieben''. Unb gan$ „erfifcen"
blieb fie bis $um 3ahre 1669, in melchem bie 9ftefyrjaf)l ber 83uch=
bruefer öon neuem um bie SBefchränfung ihrer &aty ouf afy Ult0
um SBeftätigung ber oon ilmen aufgearbeiteten neuen 3nnung3=
artifel nadjiuehten, mogegen aber gleichzeitig ber nunmehr fdjon oor=
hanbene neunte ©uchbruefer, Shriftopb, Günther, bitttich (Sinfpruch
ert)ob.
2)ie3 erft gab bem Ober*(£onfiftorium roieber Sßeranlaffung
ftärfer ju brüefen. Unter bem 23. SKooember 1669 mürben föatt)
unb Unioerfität — nicfjt bie 93üd>er=(Sommiffare — jur Prüfung
unb ^Begutachtung biefer erweiterten SSorlage angetoiefen*6). SBeil
aber bie Petenten big jum 21. gebruar 1670 ntd)t brängten unb
fid) auch bann unb fernerhin auäfchliefjlich an ben föatt), it)rc
bürgerliche ©efjörbe, manbten, bie ©uchhänbler, namentlich Sodann
GJrofje unb Sonf., gegen ba8 Vorgehen ber 93uchbrucfer entjehteben
proteftirten unb cnb(icr) 6f)riftian giefe unb SlnbreaS 9tid)ter um
bie (Jrlaubnijj jnr Anlegung neuer 2)rucfereien eintamen, fo mürbe
barin ein au3reid)enber GJrunb gefunben, bie Angelegenheit fyin=
Rängen ju Iaffen unb betrachtete fpeciett ber 9^atf) ftd) bemgemäfj
atf unfdmlbig an irgenb meldjer angeblichen SSerfci^Ieppung.
Aber bieSmal, nach Verlauf oon beinahe fec^ö Sauren, madjte
bie Regierung (Srnft. ©ie ^atte SRatl) unb Unioerfität nneberfjott
bie (Stnfenbung beS Söeric^tS, fchliefjlid) „beo ftraff ber fäumigen
Executorn", anbefohlen unb beauftragte bem entfpretfjenb unter
bem 1. September 1670 ben ©ber--Amtmann §u fieipjig, Johann
Sacob ^ßanjer, nunmehr bie oermirfte ©träfe einstehen unb bie
Digitized by Google
- 106 -
enblidje (Srftattung beä 93eric^t^ binnen ad)t Xagen unter Än=
brohung ber ©erboppetung ber ©träfe ju oerlangen. $)ie3 nrirfte;
unter bem 19. «September 1670 äußerte fidj enbltch bie 93üdjer=
(Sommiffion burd) ihren Äctor, ben Statt).
Seiber fehlen bei ben Slcten alle Anlogen: bie Driginaleiiu
gaben unb bie (Jnttuürfe, fo baß bie Slbfic^tcn unb üftotioe ber
Petenten unb fonftigen Snterefftrten ntc^t überaß flar gu überfein
finb. $)ie ©ü^er^omntiffion nahm aber im atigemeinen audj jefct
noch einen ben 3unftbeftrebungen unb &u«fchließung8=$ru)ilegien
toenig günftigen ©tanbpunft ein unb »erhielt fid) ben fünften
be3 ©nttourfeS gegenüber ablehnenb, toeldje als ©arbinalpunfte
beffelben ju Betrachten {ein bürften.
©ie betonte, baß gleich Ärt. 1 eine bebenflidje Steuerung
bringe: nur gelernte 93uef)brucfer foflten fortan SBuchbrucfereien
führen unb »ermatten bürfen, eine ©eftimmung, meiere fdjon gegen
bie oon 3of)ann ©roße unb (Sonf. angeführte Söefugniß — maf^
fcheinlid), ba& 99nct)c)änbler Söudjbrucfereien beftfcen fönnten — oer*
ftieße, bie öorbebingungen für bie Soncejfionirung aber ber (Jhicane
%\)ox unb $t>ür öffneten:
8lnberentf|eil3 aber barauS bem publico ein fonberticheä n ad? tbeü
5umad)fen börffte, baß ber, fo feine Sehriahre ehrlich auSgeftanbcn,
unb ba3 postulat oerjehendet, nnbertueit nidit nur 2 ialjr außer
biefer ftabt auff 2)rudereuen fid) umbiegen, fonbern aud) fytt jue
fieipjigf bcü einem SJccifter an einem ftüde üier ialjr lang gearbet=
tet, unt» jolaje 3cit über ftdj alfo »erhalten haben foüe, baß feine
©läge über ü)n jufüb,ren, in ertoegung, barburch fict> ereignen börffte,
baß entmeber ein ©efefl alhier feine arbeit erlangen, ober bodj
fetbige auff eine fo geraume #eit nicht continuiren unb oor ablauff
ber gefegten frift hinmieber fortgefdmffet, bahero nimmermehr $u
einer eigenen 5)rucferei jugclaßen merben fönte, jumahlen bo fotdjeS
oor ber $ruder ©öhne unb bie 3ft)rigen aflju favorabel eingerich-
tet, unb ben 3hnen 9ar nic^t auf baS, bamit fie ettmaS tüchtiges
erlernen möchten, bißfaüS gefe^en, fonbern bloß getrachtet roorben,
tt)ie 3hnen un0 Dcn 3hr*9en allein bie $)ruderetien gelaßen, bie
frembben aber unb roetcr)c baä Druden oor anbern mohl erlernet,
geglichen abgejd>redet unb gurude gehalten merben möchten, fter*
ner ift ju enbe berührten articulS enthalten, baß crlebigtc $rude=
reoen auch burch einen funfterfahrenen gefeüen $ad)tmeije jube=
fteHen weren, mormit unb burch erhölmng be« *ßad)tgclbe3 baS
Xruderlohn ebenermaßen erfteigert merben börffte.
3n %vt. 9. oerlangten bie Söuchbruder ferner, baß ben S3uch=
Digitized by Google
- 107 —
hänblern nicht mehr geftattct fein follte, ftcinc Unioerfttätsjchriften
(Disputationen) ju »erlegen unb ju bebitiren, moburrfj
ebenfalls bie $rucfer ihren bortheil unb privatnufcen fudjen, bars
gegen bergleichen benen $3ud)fjanbelcrn unb per consequentiam benen
autoribus felbften nidjt vergönnen, fonbern entjieljen wollen, foldjeä
and) ber allgemeinen libertät unb ©udjhanblung juwieber lauffet.
2)ie 93ücher*£ommiffion ffiilt es batyer für angemeffener, ba&
eS bei ben alten SnnungS^rtifeln bclaffen würbe, namentlich aud)
um Deswillen, weit befonberS burd) bie öorgefe^ene Skrfdjärfung ber
©trafen für aunftmäfcige SBerftö&e ic. ber 3ujug oer ©efellen unb
bemgemä& bie SeiftungSfähigfeit ber 2)rucfereien gefchwädjt werben
Würbe. (Snergtfch erflärte fie fid) befonberS gegen bie @infd)rän=
fung ber Qcfyl berfelben auf acht, befonberS weil fdjon jefct öfters
bie oorfyanbenen bie empfangenen Aufträge nicht genügenb hätten
Bewältigen fönnen unb ber ffiatfy baraiiö t)ätte SSeranlaffung neh;
men müffen „gewiffe aufflöge" ju geben. Die Uniuerfität betonte
aufjerbem fpeciett, bafj fte befugt (?) fei „einen Typographum
academicum ... wie borfjero, atjo fünfftig .... abfonbcrlicr)
gehalten", ein fRed)t, welches aufzugeben fie nict)t geneigt war
wegen angeblich ungenügenber ÄuSftaitung ber Seidiger $rucfereien,
inbem
ben benen Xrudero wenig, ober gar feine orientalifdjen litern feits
ticrü oorhanben, bannenfyero in folgen fprachen, auger Wann bie
Authores fotttje litern nid)t felber mit ihrer ungelegentjeit an bie
§anb fchaffen unb fdmeiben lafeen, entWeber gar nichts ober bod)
fdjroehrlich ettwaS gebruefet werben fönnen.
Dagegen betrachtete bie 93üdjer=ßommiffton bie (SHnfüfyrung einer
Drucfer^Xaje für nottywenbig; benn wenn bie Drucfer auch erflärt
gärten, an ben jefct geltenben greifen nichts änbern ju wollen, fo
fei biefe CErflärung bodt) „jimblidjen umbuchender", bie jefcigen <Sä(je
gegen bie anberer Orte fdjon oiel ju hoch- Ratten bie ©udjbrucfer
aber erft bie (Semalt in §änben, fo würben fie nach (gefallen oer*
fahren; es oerlaute nämlich, bafj unter ihnen geheime 5lbmadntngen
Beftänben.
Ueber Welche« wir, bie Universität, bafe jur Bibliothec bie SJeri
leger oon iebem Such ein exemplar, in gleichen etliche in bie Fa-
cultät barin bie Materien gehörig juliefern fcfjulbig, unb bie Uni-
versität unb Facultäten be&halben in possessione fid) befinben,
förberlichft ju urgiren oorbeljalten.
Digitized by Google
— 108 -
2ftit ben 93ud)füfjrern f)abe man wegen if)re« hierbei gegen bie
93ud)brucfer öerfirenben Sutereffe« am 5. Äuguft unb 2. September
fid) „betagt", wobei benn Sofjann ®rofje unb ber grancfenftein=
fdjen ®inber SBormunb oorgebradjt, bafj ifjnen „oon 3f)ren respec-
tive ©Item, (Srofc unb SBoreltern neben« ber 83ud)f)anblung eine
SDrutfereb, ju galten juftfinbe", fie fein Jus prohibendi unb *ßrä*
jubij jugeftefjen tonnten, „audj jur betjauptung ifyrer intention
jme^ Contract über bie S)rucferep. unb oier $refjen produeiret",
fid) aud) auf ba« $)eciffo=SRefcript (com 4. Januar 1632) bejögen.
$5ie SBud^änbter erflörten bog Söegefjren ber 53ud)brucfer für ein
„fyödjft oerberbtid)e« monopolium" unb beanfprudjten für ftd)
ba« Sfted)t $)rudereien ju errieten. 9Jad) alle bem erfd)eine ba«
SBorfjaben ber ©udjbrucfer bem publico tjödt)ft fdjäblid); fie feien
bamit fdjon einmal abgewiefen worben unb erwarte bie Südjer=
Sommtffion, ba& bie« aud) bie«mal gejdjetjen unb äße« beim «tten
belaffen werben mürbe. —
9Be«f)aIb im ®runbe genommen bie Regierung in biefem galle
fo überaus fdjarf gegen bie 58üd)er=(5ommiffton aufgetreten war,
bleibt in Slnbetradjt it)reö eigenen weiteren Serfjalten« faft unerflär=
ttd); nod) im Slprit 1673 war bie S8üdjer=(5ommiffton of)ne ©ntfdjeib
auf if)ren SBeridjt97) unb e« bürfte mof)( überhaupt aud) feiner
erfolgt fein. Grrft in ben Anfang« jähren be« 18. Saljr^unbert«
nehmen bie 93ud)brurfer bie 3rage einer Umgeftaltung tfjrer 3n=
nung«=2lrtifel oon neuem auf; bie monopoliftifdjen Sbeen üer=
fdjmanben hierbei aber oöttig oom @d)auplafc.
$>ie Schärfe be« Auftreten« ber Regierung wirb nur baburdj
einigermaßen oerftänblia*), ba& fie burd) ba« ganje fiebente Safjr jefjent
be« 18. 3af)rtjunbert« fyinburdj mit bem ©ebanfen umgegangen ju
fein fdjeint, ben bef)örblidjen ßf)arafter ber $üd)er=(£ommiffion um=
jugeftalten, fie ju einem faft autorität«tojen $Bertretung«=Org,an
ber fi«cattfd)en Sutereffen Ijerabjubrüden, namentlich ir)r bie Sßrefjs
potijei ju entjie^en; felbft nod) ba« nädjfte 3af)r$ef)ent bringt Sin*
beutungen einer geplanten Umwanblung, wenn audj nunmehr nad)
einer anberen fRiduung fjin.
@8 war eben bie fid) oerfdjärfenbe <ßref$polijei, welche baju
SSerantaffung bot, obfd)on man mof)l nidjt jagen fann: buref) eigene«
2$crfd)u(ben ber SBüdjepßommiffton; benn wie wir fdjon fal)en,
iturbc ifyr erft fpäter, unb bann audj nur jaubernb, etwa« me^r
Digitized by Google
— 109 —
©elbftönbigfcit beS 83orgehen8 unb greifet ber ^Bewegung ein=
geräumt. Sohl ober mochte it>re fo oielfach betätigte @aum-
feltgteit ba$ Vertrauen ber Regierung ju ihr erfc^üttert haben.
Ofme bafj bic Hcten einen äufeeren Stnlajj ergeben, erging
ganj unvermittelt unter bem 20. 9cot>ember 1661 98) folgenbeS
Slefcript an ba3 ßonfiftorium ju Seinjig:
2Bir werben glaub Würbig berietet, baß bot) @üd) etliche fdi vi fi-
ten unb büdjer auffgelegt unb in öffentlichen bruef herausgegeben
werben, bie nicfjt eensiret, rmb offtmalS üerbäa^tige quo) ber
studirenben 3ugenbt fdjäbtlidie fielen unb fachen in fiel) halten,
ober fonften wegen gewifjer uhrfachen öerwerff liehen, 2Bie nun
biefe« wieber 93nfere ftirchen unb Universität Drbnungen, auch
unterfefnebene ergangene geme&ene befehle lauffet, Snb 2Bir e§ ab:
aufteilen, unb bem Ijinraufj erwachfenben ärgernüä unb unheil oor;
jubauen eine notyburfft ju fein befinben, 2ll§ ift hiermit S3nfer
begehren, 3hr mottet Die fämbtlichen 93ud)führer onb Brüder üor
(Süd) befcheiben, %fyntn biefeä unterfagen, ünb barbeti ernftlia)
aufferlegen, bafj Sie ^infüro alle bücher, fo ©ie aufflegen
wollen, (Such anbeüten, unb ba 3hr nötig befinbet,
burch gewi&e $erfonen censiren, auch bie Censores 3hrc
Gahmen baruntcr jeidjncn lagen, ober in wiebrigen ber*
gleichen büd)er unb ©djrifften confiscation, auch herüber
wiüführliche ftroffe gewartten foflen, 3)aran geflieht SSnfere meinung.
2Benn biefeä 9lcfcript einem Sefer, bem bie SBorgejdHdjte un*
befannt ift, öorläge, fo mü&te er annehmen, eS führe bie Senfur
erft in ©adjfen ein unb ftelle e3 in baS (Srmeffen ber fird)lichen
©ehörbe (eben bed ßonftiftoriumS), welche ber neujubruefenben
S3ücf)er e$ ber (Senfur burch t>on ihm erft ju benennenbe Genforen
unterwerfen wolle. SJcan mujj fich gerabeju fragen: t)atte bie *Ber=
fügung ben Qtotd, eine ganj neue Drbnung beä ßenfurwefenä an=
jubahnen, bie ber Untoerfttät feit fmnbert Sahren juftehenben Sen-
fur=Dbliegenheiten ju befeitigen, ober waltete bie 5lbftcf)t t>or, ba3
ßonfiftorium, b. h- alfo bie firchliche 23et)örbe, als Dber=©enfur=,
bcj. ßontrolbehörbe über ben ©udjhanbel $u befallen?
9cach bem fpäteren »erhalten be« föatheä t)ierbei unb bei
einem parallel bamit oerlaufenben ähnlichen SBorfommnifj mufj man
faft ba8 lefctere annehmen. 2)urcf) ba§ Sinfefcen feiner Autorität
gegenüber ben ©uchhänblern unb 93uchbrucfern als feinen Sürgern
hintertrieb er f)tnter ben Souliffen bie Durchführung ber Sfnorb;
nung. erreichte e8 ba3 ßonfiftorium burch feine erfte fRc-
Digitized by Google
- 110 -
quifition an ben SRatf) Dom 19. 2)ecember 1661, bafj ftdj am
20. fämmtüdje ©uc^^änbler unb 93ucf)bTU(fer öor üjm ftcflten unb
nach gemachter (Eröffnung ftdj burdj ben 9ttunb oon ©antuet Scheibe
bereit ertlärten, bem furf. ©efe^le golge ju leiften unb „of)ne
beg Consistorii oornrifjen unb ber Decanorum Censur" nicht«
oerlegen, bej. bruefen ju »ollen, »ber ba$ Gonftftorium toax
etroa« ju biplomatifch berfahren; ba« föequifitionäfchreiben an ben
föath r)atte nur ber «ßublication eine« Gtoäbigften SBefehl« betreff«
ber Süa^er-Scnfur gebaut, ofjne ber angeorbneten (Sontrolmaf^
regeln ju erwähnen, roelerje ber (Einführung einer cioilbehörblichert
Autorität be8 Sonftftorium« über Xfjeile ber 93firgerfchaft gleicr)
ftanben.
$ie Steten befagen jtoar junädjft nichts über ben weiteren
Verlauf. Slber nad) fpäteren ähnlichen Vorgängen ift man mit
Si^er^eit ju folgern berechtigt, ba& bie 93ud)hänbler unb ©ud)=
bruefer bem SRathe über ba« Vorgefallene 23ericf)t erftattet unb oon
ihm bie Slntoeifung erhalten hörten, fich paffio jn oerhalten, oon
beT Slnmetbung ber neujubruefenben SBerfe bei bem (Sonftftorium
abjufehen; benn oon ihrer ©eite gefct)ar) thatfächlich nicht« um ber
Verorbnung unb bem gegebenen SBerforechen nacrjjufommen. Sluch
ba« Seipjiger Sonfiftorium liefj bie <Sact)e oolle fed)$ 3af)re ruhen
unb loanbte ftd) erft unter bem 16. $ecember 1667 oon neuem
mit einer föequifition an ben Statt), bie nun — mof)! oon $re«=
ben oeranlafjt — bie autoritatioen Hnfprücfje rücfr)a!t«to8 funb gab:
2Btr geben (Sud) h^crm^ juocrnchinen, bafj auf ben an Un« er=
gangenen unb benen fämptlichen ©udjführern unb $)rficfern alfner
wegen Censur ber aufgelegten ©ücher, publicirten gnäbigften sde-
, am 20. Decembris 1661 ihnen auferlegt Worben, fief) bem:
felben r)infür)ro allenthalben gemafj jubejeigen, fo Sic auch bo=
mahl« ©erichtlicben angelobet: Slber, wie berfelben nachgelebet worben,
barüber ben Un* feine nachritt jubefinben, $>ahero 2Bir Sfyntn,
wciH Un3 bie anbeutung ber bücfjer, fo ©ie auflegen wollen, gc=
jehehen jofle, auf befürftehenben $onnerftag, wirb fein ber 19. hujus,
nochmals, aufj gewifjen Uhrfachen gebüljrenbe aufläge jus
tf)un gefonnen, ©udjen Demnach an ftatt be8 Furcht, ic. #erm
3ohann ©eorgen« be$ Slnbern ic. SBir hiermit beo (Such, 3hr
Wollet benen fämptlichen tjiefigen S8ud)führern unbt Brüdern, trofft
biefc«, ernftlich auferlegen, $5a8 für Un«, Sie allerfeit« iejtbe=
nembten tage«, frühe naa) 9 of)rcn *m Consistorio alhier, $cr=
fönlich unb Unaufeenbleibenbe erscheinen, Veräeicfmüjje ihrer ©üdjer,
Digitized by Google
— 111 —
fo 6ie äeit*)er ber publication be8 btefaüä ihnen publicirtcn gn<U
bigften Söefehlä brücfen unb in» Äünfftige auffegen lafeen toollen,
lnmpt benen erhaltenen Censuren mit zur fteOe bringen unb bafetbft
Unfere fernere gemüt^metnung unbt ©efcfjeibS hierüber getoärtig
feton faden. SSelcfjeS 3hr alfo mercffteüig machen unb Un8 Der
Execution ein ©etänbnife ante terminum jufc^idfen tnoflet.
Der töatf) oermeigerte einfach, ber SRequifition golge $u geben;
eine SRegiftratur auf bem Drgtnalf ^reiben befagt bürr unb beufc
lief): „§ierauff ift feine Anorbnung gemattet fonbem e8 ift btejeS
begehren abzulehnen ber §err Syndicus tn3 Consistorium oon
@. @. iRatt) gefdjicft toorben," toäljrenb eine anbere SRegiftratur be8
(Sonfiftorial=©ecretär3 auf bem (Sonceot beg iRequifitiondfc^reibenS
ebenfo troefen bemerft: „©8 hat fief) beu mthr niemanba ange=
geben."
SBaS ben SRatf) oeranlafjt haben mag, fid> einer roieberh ölten
SRequifttion t»om 2. Aoril 1668 gegenüber toenigften8 äugcrliel) ge=
fügiger ju bezeigen — üieUeict)t bie Sumulation mit ben gleich5
Zeitigen ör)nlict)en Differenzen mit ber Unioerfität — ift aus ben
bieten nid)t erficfjtlid). Die 93ucr)l)änbler unb 53ud)brucfer erfdjies
nen in ber $hat am 8. April im (Sonfiftorium unb erflärten auf
SSorrjalt, bog fie ficr) ber 2$erf)anblungen oom Safjre 1661 ganj
mohl entfännen, „mehre ü)nen aber auggefallen, mag infjatt« eigenfc
lief) berfelbe (!urf. ©efefl) gemefen, »athen, ihnen boef) Abfcr)rtfft
baoon ju communiciren", maren auch bereit bie oerlangten „Spe-
eificationes mit elften einzugeben". Aber bei biefer protocotta=
rifchen 3uficherung auf bem Sßapier oerblieb e8 einfach, jebenfallS
auf Amoeifung beS fRatfjeS99); e3 mürbe if)r feine weitere golge
gegeben unb oerlautet auch nicr)t8 weiter über biefen Anlauf.
Dafj aber baS (Sonfiftorium gerabe im Söhre 1667 bie feit
fech$ S^ten ruljenbe Angelegenheit mieber aufgriff, ftanb jeben=
falte in Serbinbung bamit, bajj gleichzeitig au$ buref) baS SKebium
ber Unioerfität ein Angriff auf bie Kompetenzen beä ?Ratr)cS in
prefjpolizeilichen Angelegenheiten erfolgte, ein „Attentatuni", baS
festeren in einen neuen Sompetenzftreit mit ihr oermicfelte. Unb
biefer neue Sompetenzftreit burct)fcr)lang fid) ja jubem noch ntit
ben nodt) immer unauägetragenen Differenzen betreffe ber gorm
ber öereibigung ber 93ucr)brucfer. @3 ift baher gerabezu oertoun=
berlicf), baj? bie gleichzeitigen Serhanblungen über bie Statuten ber
Digitized by Google
— 112 —
23ud)bruder=3nnung feine ©puren ber »erbitterten Stimmung er=
fennen laffen. SBietleicht f^tte man bie lefcteren, foroie bie Srage
ber ©ücher-Xare, gerabe barum bei Seite gehoben, um erft biefen
angenehmen Gompeten^Strett in 9^ur)c augjufec^ten.
$er Sonflict tritt actenmä&ig jur (Srfäemung in bem Gom
cept eine« Berichtes be8 9iatt)S an ben Äurfürften com 12. Slpril
1667, rubricirt: „Senatus contra Academiam in puncto juris-
dictionis über bie 93ud)führer unb 93ud|bruder." (53 ift aber faum
anberS anjunehmen, als bafc fct)on oort)er Reibungen ar)nlicr)er Ärt
ftattgefunben höben müffen, mie fie aud) fpäter folgten, fonft fchöffe
ber SRatf) bei biefer (Sinleitung beS SompetenjftreiteS über ba3
3iel fynatö unb fteifte fid) auf formale SSerftö&e, bie fid) actem
mä&ig nicr)t erhärten laffen, jum in ber behaupteten SBeife
gar nicht oorgefommen waren.
$er Watt) fagt in biefer Eingabe, ber ßurfürft fmoe unter
bem 5. ^fcbruar an bie Unioerfität refcribirt: eä fei berichtet mor*
ben, ba& in ber öertüidjenen 9ceujahrämeffe abermals aHerhanb
anjügliche Schriften oerfauft morben mären; bie Unioerfität folle
baher
mit 3ujietmna. ber alliier üerorbneten $ü$er=Commisßarij fleißig
ad)t haben barmit nicht allein begleichen "ißaSquill unb 2d}me
jdjrifften auch roenn fie gleich mieber Sßebftlicher ober ©alüinifcher
religion 3ugethane eingerichtet aQ^ier nicht gebrudet fonbern auch
man fte Don anberen ohrtcn t)ier)er gebracht bennoch addier in feine
mege oerfaufft rocrben möchten.
SRun habe $roar bie Uniöerfttät, obfehon baä sJtefcript an fie ge=
richtet gemefen100), baffelbe ihm, bem 9^atr), augefdneft unb begehrt
ba$ barauff mlmUS beffelben mir nebenft ihnen beti benen ©ud)*
führern unb ©uchbrüdern Serorbnung tf|un motten.
(53 fei barauf entgegnet roorben: 1. ber 99efehl fei nicht jugleid)
an ben föath gerichtet (— bieg ift falfd) — ); 2. ftänben in fieipjig
©uchführer unb $8ud)bruder nicht mie in SBittenberg unter ber
3uri3biction ber Unioerfität, fonbern allein unter ber beS SRathS;
3. fönne ber Unioerfität fein ^räjubij für berartige Slnorbnungen
eingeräumt merben; 4. fei öorauSjufefcen, ba& ber Äurfürft nicht
genügenb be$ Sad)tierhältniffe3 erinnert morben, hinsagen 5. gnä«
btgft geneigt fei, ben SRatf) bei feinen 93efugniffen unb bem §er*
fommen ju hanbljaben, nicht aber ber Unioerfität (Singriffe ju ge*
Digitized by Google
— 113 -
ftattcn. 2)er föatt) Jjabc baher Slnftanb genommen, Derartige Än=
orbnungen in SBerbinbung mit ber Unioerfität ju treffen unb bitte
fünfftig oon bergteichen anorbnung bei) benen ©udjfübrern unb
©uchbrücfern als unfern ©ärgern jutbun folä)e« un& beren orbents
lieber Dbrtgfctt gnäbigft ju committiren (au gerufen), SBir feinb
gehorfambft erbötljig un$ barin bergeftatt juerjeigen ba3 @. Glmrf.
Xurd)t. bamit gnäbigft aufrieben fein fönnen.
3)er 9tatt) mußte aber bodj mohl gute ®rünbe ju feinem
Auftreten gehabt hoben, I;atte auch t>ieHcict)t baS frühere Sorge^en
be3 fieipjiger (£onfiftorium£ noch in gutem ©ebäct)tni§ ; unb mar
er sunädjft muftich nicht üott baju berechtigt geroefen, fo mürbe er
boch burd) bie SBorfommniffe beä nädjften SahreS gerechtfertigt.
2)enn ein S3efet)l uom 26. October 1668, oon ßurfürft 3of)ann
©eorg II. eigenhänbig unterzeichnet — für bieje Seit eine ©etten=
tjeit — an bie Unioerfität allein gerichtet, toeift tiefe betreffs eine«
Jarnos-- Scriptum*, meld)e3 auf Antrag beä s3iatt)cö ju ßübeef ber
Äaifer „erfuchet" fyabc in ©achfen „nicht feil höben, fonbern gänfc-
lieh supprimiren unb üertilgen julafjen", an, ben Söuchhanblern in
fieipjig aufzuerlegen, jene ©chrift bei ©träfe ber SonfiScation nicht
ju führen unb ju oerfaufen; fie fottte auf bie „Verbrecher" Seht
geben unb bie SonfiScation felbft oornehmen.
$ie Unioerfität fuchte benn biejen 93efet)l auch burch ihren
©önbicuS, Dr. granj SRomanuS, unb ihren Slctuar auszuführen;
beibe waren nach Angabe ber „Protestationsfchrifft" beä sJtatt)e8
öom 6. 9cooember
ohne 3ujief)ung unb s-8egrüffung unfer in unfer ©ürger Käufer
unb SBucblaben geftrigeS tageS fyerumb gegangen unb nicht allein
gemetten unfern Bürgern , ba$ fie eine 2 dirt [ t .... nicht führen
unb oertauffen foltert inhibition jutljun fonbern auch biefetbe ©grifft
gatjr roegjunebmen unb ju confisciren fidj unteeftanben. 9ta tön:
nen mir un§ jmar über bicfeS fo füt)nlidt) unternommene Atten-
tatum unb turbation tu unfer über befagte 93ud)führer habenbe
unftreitige Jurisdiction nicht genugfahm oerrounbern, auch foft nicht
glauben baä ©ine löbliche Universität obgenante betiben ^erfohnen
folcheS anbefohlen, fonbern fchöpfen oietmehr ju berfetben ba3 guhte
Vertrauen baä fie bauon ein anfallen tragen merben, ©olte aber
über ßnöerftcht g. lobliche Universität biefeä unziemliche fürneh-
men approbiren ober auch gatjr angeorbnet haben, ©o motten mir
bamieber hiermit solenniter protestiret, protestando unfere jura
conserviret, unb gehöriges ohrtS nrieber folche turbation mit unfer
«cdjio f. flkf#. b. Stutzen »udtf. IX. 8
Digitized by Google
— 114 -
notturfft einjufomnten unb bcrcn gebührttdje beftraffung jufuchcn
un3 per expre88um bebinget haben.
$er SRatt) »erlangte (SmpfangSbefcheütigung über biejen $roteft,
bie aber buret) SBefdjlufj beS *ßrofefforem&oflegium8 Dom 25. 9lo-
oember abgelehnt nmrbe. $)ie Uniüerfität, bie übrigeng bei ihrem
(JonfiScationS-SBerfud) feinen ©rfotg gehabt fjatte, ftüfcte fid) einfach
auf ben etgenfjänbig oofljogenen furf. 93efec)t:
unb ift atfo toeber ein füfmlicheä attentatum ober turbation, noch
fonften idjtroaS unförmliches vorgenommen: SJicmeit auch biefcä
Confiscations SBcrcf, unb tuaS folgern anhängig, ad regalia,
ober Jus Superioritatis gehörig, bat ben ber Ijotjen £anbc#:
fürftL Dbrigfeit befebehenen anorbnungen bie Untere in alle=
roege ju acquiesciren.
Ob man in ber f)ier naeft unb unöertjo^en ju Xage treten-
ben abfolutiftifdjen SnfchauungSmeife eine 3nfmration öon 2)re3=
ben aus unb eine SBeftätigung ber Annahme finben barf, bafj e3
auf eine aflntälicfjc Sejeitigung ber 5^üdjcr--Ci ontmijfion unb bannt
ber in ihr rourjelnben herkömmlichen 9tcd)te unb ®ered)tfame be&
SRattyeS abgefehen gewefen fei, tonnte ja fraglich erfcheinen, wenn
fict) biefe SBerfudje, ben polizeilichen unb gerichtlichen Slctor ber
bisherigen 93ehörbe bei ©eite &u brängen, in ben beiben folgenben
fahren nicht in noct) roachfenber ©tärfe fortgefefct Ratten.
5Die Beten laffen uns ohne Huffc^Iufe barüber, ob ber Sftatf)
ber 4>inmeifung ber Untoerfität auf eine Smmebiateingabe an ben
Jhirfürften golge gegeben hatte; bie SRotiöirung ber Uniöerfttät für
it)r Verhalten hätte ihm bei feiner ftctS bettjätigten (Siferfudjt auf
feine gerichtlich herfömmlichen fechte genügenbe 93eranlaffung baju
bieten müffen. ^ebenfalls tt)at er e3 im 3at)re 1669, al$ in ©er*
anlaffung eines titerarifct)en ©treiteS jtt)ifchen ben Sßrofefforen
3ot)ann ^einrict) SBöcfler in Strasburg unb Sonrab ©djurjfleifch
in Wittenberg baS Ober = (Sonfiftorium in Bresben unter bem
30. Suli bie Untoerfität allein annrieS, ben Suchhänbler Sorenj
©igiSmunb Börner roegen beS ohne (Senfur erfolgten SDrurfS einer
angeblichen ©dmtähfehrift ©churjfleifch'8 öorauforbera unb ju oer^
nehmen.
$)er $Ratt) hatte fid) jebodt) bieSmal, jebenfaBte burch bie frühe-
ren Vorgänge genrifcigt, non vornherein in eine günftigere Sßofition
gefefct unb fonnte bemgemäfj eine oorttjeilhaftere Xaftif anmenben.
Digitized by Google
- 115 -
$)enn bic gefeilteren ©djritte gegen Börner maren auf btrecte«
Slnfudjen 93ödttcr*8 bei bem föatlje bereit« früher gefd)ef)en, elje
jene, auf Snterceffion oon SHeifter unb föatl) in ©trapurg er=
folgte Slmoeifung ber Dberbeljörbe an bie Unioerfität ergangen
mar. Oljne fid> alfo aunädrft in Serljanblungen mit lefcterer eins
julaffen, unterfagte ber 9Hat^ Börner 'n fid^ auf bie jioeimalige,
il)m burd) ben Rebell inftnuirte fiabung oor ba3 Unioerfttät3=(5on=
cilium ju ftellen unb ebenfo ben ©tabtgerictjtcn, ber SRequifition
ber Unioerfität, Börner ju oerfjören unb ifjr feine SluSfagen mit*
jutfyeilen, Jolge ju geben, lieg üielmefjr burd) ben ©tmbieug 93öfdj,
ber ot)nebieS in jroei Xagen nadj Bresben reifen mufjte, bort birect
münblid) unb fdjriftlid) Söef erwerbe führen:
biefeS unb toaS u ort) er in bergleidjen jurisdictionsfadjen bie ^ud) =
füfjrer unb ©udjbruder betr. oorgegangen, njo^lcrmeltcn $ru. Syn-
dico (5. @. $od)to. SRatljS üefugnifj unb tjertommen ju beobadjten
.... mit baljin gegeben.
$)ie Unioerfttät mufjte fidj, trofc ber im Söfjre öorljer ge-
fallenen grojjen SB orte, in ifjrer Sßofition bodj nidjt redjt fieser
füllen, benn einerfeitS betonte fie in if>rem SBeridjte nadj Bresben
öom 25. Sluguft, gleidjfam ftdj entfdmlbigenb, nur, bafc bie &nge=
legen^eit als „eine 93üd}er= ©ad)e" o^neffin mit — alfo bod) nidjt
auSfdjlie&lid) — oor fie gehöre unb fud)te in iljrem Qsrgänjung8=
beriete oom 28. Huguft aus bem oor bem SRatfj erfolgten <3Je*
ftänbnifc Börner 'S, bafj ba8 Corpus delicti ftüdtoeifc in brei üer=
fd)tebenen Dfficinen ofme Senfur gebrueft toorben fei, Kapital ju
ftf)lagen unb bie Streitfrage mit ber nod) immer fdnoebenben $>if=
ferenj megen ber SSereibigung ber SBudjbrucfer ju oerquiden:
SSietool nun fonften mit Bu^icljung 93nfer ber Universitet bie l)ie=
ftgen 93u$bruder in $flid)t genommeu werben fallen, ba§ fie otjne
Censur nidjtä bruden motten, ©o feönb bod) biefelbcn biStyero oon
bem SRaljt barju nidjt angehalten worden, ftafyero bann addier
bergleid)en ©djrifften nod) meljr auf foldje mafce gebrudt werben
fönnen.
(ES mirb !)ier alfo augenfdjeinlid) ber Serfudj gemalt, bie oom
SRatf), bej. oon ber ©ücfyer^ommiffion, gefwnbfjabte ^re^potijei
als eine ungenügenbe barjuftellen.
5)er fHattj feinerfeits fud)te in einem bem ©tmbicuS »oljl
nadjgefanbten 93erid>t oom 29. Suguft ber Regierung ben föüdjug
8*
Digitized by Google
— 116 -
ober bie SRemebur möglichft bequem ju machen, inbem er fo t^ot
als fei ber Vorgang auf einen in ber furf. Äanjlei begangenen
Srrtfmm jurütfjufü^ren. 3Äan ^abe mohl gemeint
baS wie $u Wittenberg, atfo auch hier, bie ©udphrer unb 93uch=
bruefer unter ber Universität Jurisdiction, foldjeS aber öermöge
ber jttnfchen berjelben unb un* auffgerid>teten Compactaten fidj
nicht fo befinbet, fonbem bie SBudjführer fo tooljl als 83ud)brucfer
unter unfer beä 9tath3 Jurisdiction, unb bannenljero ber Univer-
sität billig obgelegen biefe bemanbnijfe 6. ßhurf. Xurchl. unter;
t^änigft ju hinterbringen.
3um SBefremben beS SRatheS ^abe aber bie Unioerfität biefe« ex
mero errore an fte gelangten 23efehl$ ju feinem ^ßräjubij fidj ju
bebienen „getrachtet", fei auch burdj bie SRequifition an bie @tabt=
geriete fogar über ben furf. ©efefjl hinaufgegangen. ©otct)e Ueber=
griffe bittet ber SRath ber Unioerfität ju oertoeifen, auch De* ocn
9iatf)3;(SoÜ*egien Slnorbnung gu treffen, bafs foldje Srrthümer fünftig
oermieben unb berartige Verfügungen nur an ben fHatt) gerietet
mürben.
dennoch trat bie getoünfdt)te ober crmartete Berichtigung beS
fupponirten 3rrtf)um3 feineätoegeä fofort ein, fo bap auf biefer
fortgefefeten Sgnorirung ber 99ücher=©ommiffton boct) mot)l unjmeife^
haft eine beftimmte Slbficht heroor leuchten bürfte. $5enn im 2)ecember
1671 liefe- bie Unioerfität gar nachftehenbeS gebrucfteS patent öffcnt=
lieh anfragen:
Rector et consilium perpetuum academiae Lipsiensis.
Ea nonnullos eruditioris pulveris bomines insectandi alios, et
sub styli nasum vocandi hodieque prurigo vexat, ut vel mori-
turi, ni virus evomant malignitatis et invidiae in quempiam suae,
videantur sibi. Solent autem za xaka cumprimis et summa quaeque
acriori aceto perfundere, ut contra quam Nestori amariorem feile
orationem fluere illorum videas. Quorum bactenus genium ex-
pressisse Christianum Rau aeeepimus in scripto, cui titulus: Ex-
cussio ineptae discussionis Dn. D. Abrahami Calovii super veris-
sima temporum canonica ratione; ea siquidem asperitate et
maledicentia adversus Theologum Academiae Wittenbergensis
Primarium, et de universa Orthodoxa Ecclesia immortaliter me-
ritum in scripto satyrico illo usus perhibetur, ut Serenissimus
Saxoniae Elector Johannes Georgius II. etc. Nutritor Noster
Clementissimus, praesidium, quo pollet, potentissimum contra
Injurias Ravianas submississime rogatus, Excussionem asperri-
mam illam ex omnibus Lipsiensibus bibliotaphiis, omniumque
Digitized by Google
- 117 -
adeo doctorum excuti manibus, Ejusdemqne tarn emtionem, quam
iteratam editionem severissimo prohiberi Edicto clementissime
voluerit. Ita enim habent Clementissimi Mandati ad Nos dati
verba :
S3on ©ottcS ©naben Sodann ©eorg ber &nber, $erfcog ju
©adjfen, 3ülid), (Steoe unb 93erg, ic. Sfjurfürft ic.
SBürbige, $odjgeIaf>rte, Siebe, 2lnbäd)ttge unb (betreue, bemnad)
bcö Un3 ftd) Unfer ©uüerintenbent ju Wittenberg, §err 2lbraf>am
Calovius, ber Zeitigen ©grifft Doctor unb Professor bafelbft, tot-
gen einer üon CSljriftian flauen nrieber 3$n in $rucf aufcgelaffenen
©d)mäi)e= ©grifft untertf)änigft befajmeret, unb umb Unfern gnä=
bigften ©djufc gebeten, aU begehren SBir hiermit gnäbigft, 3fc
wollet, ba3 erwefjnteä SRauenä Scriptum wegen ber barinnen ents
fmltenen 3(njugtig!eiten bet> @udj weber oerfauffet nod) naäjges
brurfet werben möge, üermittelft eines offnen Edicts, nadibrücfliic
Verfügung tfjun, 2)aron gefäidjt Unfere 2Reunung. Datum $)refjben
ben 15. Novembr. Anno 1671.
Sari $r§. üon ^riefen.
3. (£. SBttyelmi, S.
Obsequium proinde Serenissimi Electoris Mandato, ea qua par,
submissione ac promtitudine praestantes, Theoninum foetum
istum Christiani Rau a Nostris minime tolli, atque adeo nec
emi a quoquam, nec distrahi reeudive Chartas tarn asperas et
virulentas a Bibliopolis et Typograpbis Lipsiensibus, Electorali
jus8u muniti, severe ac serio cumque poenae gravissimae in-
terminatione volumus, censemus. P. P. Lipsiae d. 15. Decembr.
A. 0. R. 1671.
2Benn auef) bic Uniüerfttät, mof)l üorforglicf), am ©djtufc ben
auäbrücflicfjen !urf. 93efef)l noef) befonberS betont, fo fefcte biefcd
93orgef)en bodj erflärlic^cr SBeife ben SRatf) in Aufregung. @r fagt
in feinem ^ßroteft üom 18. $)ecember:
9lu3 bem und geftrigeS tageS jugefdjidten gebrutften patent, haben
mir nidjt fonber befrembbung erfejjen, wa8 geftatt (£. Magnificentz
unb bie §errn fid) abermaf)! unterftanben einen unoerantmorti
liefen eingriff in unfere Jurisdiction oorjune^men, in bem fie in
angeregten patent sub interminatione gravissimae poenae unfern
bürgern ben Diepgen 93udjf)änblcrn inhibiren wollen Christiani
SRauenS scriptum . . . altjier nidjt feöü ju fauffen nod) ju Oers
fauffen.
2)a8 üerftiejje gegen bie (Sompactaten unb fäme eS ber Unioerfität
wenig ju ftatten, bafj baS furf. föefcriüt irriger Söeife an fie er*
gangen; fie f)ätte — wollte fie fonft mit bem 9iatf) in grieben
leben — junäcfrft in Bresben auf ben begangenen Srrtfjum auf=
Digitized by Google
- 118 -
merffam machen muffen. S)er 9iath ftedte eine Skjdjwerbe in
Bresben in ^TuSftc^t, „ba (£. Magnificentz unb bic $erro ba£
angeflogene patent nicht alfobalb mieber abnehmen laffen".
2)iejer geljamtfdjte ^ßroteft »urbe bem SRector granj 3ioma=
nu3 inä §au8 gefanbt unb nach einigen £agen um „reeognition"
angehalten; eine SRegiftratur befagt:
@$ ^aben aber an Statt berfetben 3hrc Magnificenz (5. d. §ochto.
?ftatt> berieten laffen, bajj bieSfaü« eine fotehe SSerorbnung erfolgen
fotte, bafj @. (£. #ocf)m. föath aufrieben fean mürbe.
gür biefen ^ücfjug ber Unioerfität finben fich in ben Steten !eine
@rflärung8grünbe; es lann alfo nur angenommen in er ben, bafj
man in 2)re3ben mahrfcheinlich oorhanben gemefene, gegen bie
gorteriftenz ber $ücf)er=(£ommiffion in t^rer bisherigen gorm unb
Kompetenz jielenbe Slbfichten faßen gelaffen fyabtn mufj unb zmar
um fo mehr, als in ben nächften Sahren (nach 1673) auch bie
Differenzen betreffe ber SBereibigung ber Söuchbrucfer oon ber 23ilb*
fläche üerfchminben unb bie ^ßeriobe ber 6omöeten^@rreitigfeiten
jmifchen SRatf) unb Unioerfität bezüglich ber ^re&polizei jum
fdtjlu^ fam. SSieKeicht märe aber ber Ausgang ein anberer ge=
mefen, memt nicht bie faft gleichzeitig erfolgenbe Anregung zur
Snftallirung eineä ©Ücher=gi3cal3 eine Dioerfion oerurfacht unb
bie Hoffnung erroeeft hätte, bie Slmtirung ber S3ücher=ßommiffion
auf biefem SBege zu oerbeffem unb fie gleichseitig ju einer finanziell
ergiebigeren ju geftalten.
3n feiner fcf)on angezogenen Eingabe oom 4. 2Jcärz 1673
fuchte ber 9lotar (5r)riftopr) Schlich feine Ernennung zum ©ücher=
giScat ber Regierung namentlich burch bie Betonung ihre« an=
geblich baburch mef entlich geförberten fiScalifchen SntereffeS muiuV
gerecht zu machen m); er felber trachtete sunäct)ft nur banach, bafc
ihm baS Sßrioitegiemoefen unterfteflt mürbe, ber Qtoz\§ nämlich,
ber auch ihm Einnahmen oerfpraef), mährenb er ber mühfamen
Gnnforberung ber Pflichtexemplare unb ber umftänblichen (Sontrole
über beren erfolgte Sieferung, fomie ber ^refcpolizei gar nicht er=
mahnt. Die Regierung griff aber ben ©runbgebanfen bereitroiHig
auf unb mürbe berfelbe in ben big in ben ©ecember hinrinfpie*
lenben SSoroerhanblungen bahin ermeitert, bafe ber neuzubeftellenbe
SÖücher ^iöcal bie Snfinuation ber ^rioilegien zu beforgen, ihre
Digitized by Google
- 119 —
Beobachtung unb bic Sieferung bcr ^ßflichtejemplare ju übernehmen
unb Slufficht ju führen haben fotle, bafj feine oerbotene unb un=
cenftrte Schriften gebrucft mürben. $ie Bücher=eommiffton hatte
au&erbem oorgefchtagen, ba§ bie Budjhänbler anaumeifen feien, bie
erhaltenen Sßrioilegien — behufs ©möglkfmng einer Gontrole
über bie ßieferung ber $flichter«nplare — ihr fofort anjumelben.
XaS juftimmenbe SRefcript beS Dber=(SonftftoriumS oom 1. 3)ecem=
ber 1673 ermähnt biefcö fünftes nicht unb lägt eS unflar, ob
bei ber £)berbef)örbe oon Anfang an bie an ficfj eigentlich felbft=
oerftänbliche Slnfchauung geherrscht habe, bafj nunmehr bie 3n~
finuationen auSfchliefelich burch ben Bücher fiscal ju gesehen
hätten, roaS als Anficht menigftenS ber Bücher = &ommiffion aus
beren 3nfinuationS= patent an bie Buchhänbler, Bud)brucfer unb
Budjbinber oom 15. $>ecember 1673 heroorleucf)tet.
S)er SRath ^attc oon oom herein Sorge bafür getragen, bie
Autorität über biefen neuen Unterbeamten ber 93üd)er*(Sommtffion
ganj in feine §anb ju befommen; bie ihm früher über ben §of=
gerichtS=3iScal theilroeife jugemiefene mar boch eine etmaS jmeifek
hafte geroejen. @r hatte nämlich bie *ßerfönlichfeit SDiehlich'S als
ungeeignet bezeichnet unb oorgefchlagen, bie neuen Functionen bem=
jenigen oereibigten sJiathS;2lctuar, ber bisher bie ©efchäfte ber
Bücher ^ommiffion bearbeitet hatte, ©ottfrieb Sange, ju über=
tragen, ein Borfdjlag, melier auch °k Genehmigung beS Ober=
(SonftftoriumS erhielt, ©o mürbe benn mit bem 15. SDecember
1673 ber erfte Bücher fiscal inftaHirt unb gingen auch feine
fämmtlichen Nachfolger, fo lange baS &mt beftanb, aus bem Greife
ber 9totf)S:2lctuare heroor. Sie mußten früher bie Berechtigung
jur 9cotariatSprajiS erlangt, foäter baS jmeite juriftifche (Sramen
gemacht haben.
$ie Buchhänbler fcheinen bie neue Einrichtung mit gemixten
Smpftnbungen aufgenommen gu haben, jum Zfytü ihr antipatlufch
gefinnt gemefen ju fein102); jebocf) ift nicht erfichtlidj aus melden
©rünben. 3Saf)rfcheinlicher SBeife mar ihnen mohl bie beabfichtigte
oerfchärfte Sontrole unbequem, üielleicht auch °ie *>on bev Büd)er=
ßommiffion angebeutete Befchränfung in ber 2Baf)l beS infinuiren=
ben Notars — bei ber fie ja bidr)er freie §anb gehabt hatten —
aus irgenb einem uns unbefannten ©runbe unbehaglich, menu nicht
bie Neuerung an fid). SebenfaßS bauerte es geraume ßeit, ehe
Digitized by Google
- 120 -
fic bermodjt werben tonnten, bie 3nfinuationen ber ^rioilegien
auSfcr)ItegIicr) bem ©ücher^giScal ju übergeben 1()3); noch im 3ar)re
1685 mufcte ber SRatf) in einem Bericht t»om 20. ÜKärj barauf antragen,
bafe in« fünfftige bie S3ud$anbler ir)rc erlangte privilegia burd)
niemanb anber« al« burdj ben mm unS befteHten Süd?erfiscal
gegen entridjtung eine« bitligmä&igen honorarii biefeS ort« insinui-
ren tagen, unb Welche insinuation burd) benfef&en nicht gejöje^en,
fold>e öon ber ©üd)er;Commission nid)t angenommen nod) barauf
gefeljen werben fotle,
unb erft ein SRefcript üom 8. Januar 1686 wies ben fRatt) an,
in ben näct)ften ÜKeffen alle einf)eümfcr)en unb fremben 93ucr)t)änbler
oorjulaben „unb ihnen allerfeits, bafe fte r)infüro bie insinuatio-
nes ber Privilegien ober ©djeine burdj niemanb anberS alfe er*
melten Fiscal oerridjten lagen" ausbeuten; anbere Snftnuationen
foHten r»on nun ab für null unb nichtig gelten. @S fdt>afftc enb=
lief) fo in unbebingt rechtsgültiger SBeife Orbnung, inbem auä)
gleichzeitig ber Uniüerfität anbefohlen mürbe, allen u)r unterftehen*
ben Notaren bie ©eforgung ber Snfinuation oon Privilegien bei
©träfe ju oerbieten unb fie anhalten, alle @Jefucr)e barum an ben
93ücher*giScal ju oermeifen.
SBejonbere greube erlebte ber neue Beamte an feiner ©tel=
hing junächft wob,l nicht. SBenn Sange auch anfänglich trofc ber
im 3ar)re 1673 eingeengten ©ompetenjgrenjen noch alle bie
gunetionen erfüllt haben mag, bie Abraham ÖKe&bach unb #ulb-
reich @rofje früher in ihrer (Sigenfdwfr als §of geriet* *giScale
oerfahen 1(M), fo mürbe feine Stellung boct) balb genug auf bie
untergeorbnete eine« (Sjrpebirnten ober SRegiftratorS, ber nur auf
Slnroeifung feiner SBorgejefc'en haitoc^n konnte, einfach nur beren
Slnorbnungen aufführen hatte, h^abgebrüett 105). $)af$ er nun-
mehr ex officio, ohne weitere ©eihülfe ber ©tabtgertdjte, ßon=
fiScationen unb Vernehmungen ausführen tonnte, wot boch fein
(Srfafc bafür. 2Rühe, Arbeit unb «erbrie&lichfeiten aüer Slrt waren
mit ber ©tetlung beS S3üct)er=5iScaU oerbunben, namentlich tonnte
bie SRegierung ihre Slnforberungen an (eine Xhätigfeit im fiScalt*
fchen Sntereffe nicht hoch genug fdjrauben — aber für feine ÜRühe
unb Arbeit hfltte & nid^td als bie @h*e, eben ein Slmt ju r»er=
walten. 3n einem Berichte oom 2. 9ftai 1685 tonnte unb mufjte
ber Sftath fagen, es laffe fta) niemanb gern ju bem Slmte gebrau*
Digitized by Google
- 121 -
djen, meU mel 2Jcühe babei „unb nicht bie geringfte ergefclicfjfeit"
unb begrünbet bamit bie oben berührte 3roang8=3nfüruation ber
Sßrimlegien burcf) ben giScat, bamit er „anftatt eine« Salarij feine
©emühung etwa« ju genießen Jjaben möge'', ©elbft mit bem
HmtStitel „93ücf}er=gi8cal" oerbanb ftcr) ein gemiffe« Dbium, mel*
ct)ed ftfjeel auf ben 3n^aber fcr)en ließ unb in bem erften Viertel
be3 18. Sa^r^unbert« Seranlaffung gab, ifm in ben eine« „SBücher*
3nfpector3" umjumanbetn.
(grflärlict) ift e8 ba^er, baß bie X^ätigfeit be3 neuen SBe*
amten, ooflenbs unter ben üon 5ttter3 ^er beftefyenben ©chmierig=
feiten, erlahmte unb nicht nach ben SBünfchen unb (Shrmartungen
ber Regierung ausfiel, unb baß junädjft ein öfterer SBechfel ber
^erfonen eintrat. S)a8 fonnte aber gerabe mieber nicht förberlidj
für bie ©ntnricfelung einer georbneten ®efcf)äft3prarte fein, obfcfion
mit bem Söhre 1675 bie gormation eine« befonberen ActenftücfcS
für bie auf ba3 giöcalat bezüglichen ©ertyturen begonnen mürbe.
@8 mar be3 gtecalS Aufgabe, bie au8 bem Ober = Gonftftorium
eingefanbten $riüüegien=$>ocumente bei ben Sßriüilegirten gegen
bie ihnen anfänglich birect üon Bresben aus jugeftellten 3nterim3=
f Cheine auszutauschen, aus erfteren fid) ein SSerjeic^niß ber ürim=
legirten ©üdt)er behufs ber Sontrole ber ßieferung ber ^flicf)t=
ejemplare ju erftahiren, biefe in ber erften SKeßmoche einzutreiben
unb fofort nach ©c^Iuß ber 9Jceffe nach Bresben $u ejpebiren,
auch oie Quittungen über bie gefä^enen fiieferungen auSzuhäm
bigen, b. h- toenn bem Ober=ßonfiftorium genehm mar, biefe
$u jenben106). Obfd)on ber ©ücher fiscal in biefer Xtjätigfeit
üom Ober=ßonfiftorium in ganz ungenügenber SEÖeife unterftüfct,
ihm bie (Sontrole über bie Ablieferungen junächft fehr erfchmert,
ja faft unmöglich gemacht mürbe — SReftantentiften mußten mie=
berholt erbeten werben — fo folgen fich boct) bei bem mahren
Heißhunger beS Dber=(SonfiftoriumS auf bie 18 ^fltchteretnülare
bie Mahnungen unb felbft Drohungen beffelben gegenüber bem
armen giScai fo häufig, baß es ermübenb märe, berfelben ein=
gehenber ju gebenfen. S)aS Dber=(Sonfiftorium legte auf ba« fi8=
califche Sntereffe ein fo SluSjchtag gebenbeS ©emicht, baß baS neue
2(mt unb fogar bie Kompetenzen ber SBüchepßommijfion fetbft be=
einträchtigt ju merben brohten. Sftur biefer §auüt= unb ®taats=
action möge junächft f)kt gebucht merben.
Digitized by Google
— 122 -
@ie begann frühseitig genug, ©ereits in einem SRejcript uont
24. 9M 1676 machte baä Dber*ßonfiftorium bei bem fjerfömm=
liehen SRonitum, baß fo „gar wenig" eingeliefert worben fei, bic
SBemerfung: „bannentjero ju öermuthen, baß ber constituirte Fiscal
in eintreiben berfeiben (i. e. ber Pflichtexemplare) jiemlich nact}=
iäßig fein müße" unb »erlangt, baß er ju größerer Äuftnerffams
feit angehalten »erbe, „bamit SSir in beßen öerweigerung nidjt
änberung mit ihm ju treffen bewogen werben bürfften". £er (Sr-
folg ber $)rofmng mar jebod) fo wenig ber erwarteten SBirfung
entfprecf)enb, baß, obfdjon im 3af)re 1677 öerfefnebene Verfügungen
jur ^Regelung ber ©efchäftsbehanblung ergangen waren unb aud)
feine weitere emftere Slnbeutung oorher erfolgt ju fein fcfyeint, baS
Dber-Sonfiftorium burdj 9tefcript oom 2. ÜRai 1679 eine rabicalc
Slenberung einleitete; e$ melbete ber SBüc^er^Sommiffion:
demnach wir auß erheblichen urfaajen ^o^ann ©t)riftop^ SRietljen,
Suchhänblern alb,ier aufgetragen unb instruiret bie Don Unnß
Privilegirten ©üdjer üon ben 93uchhänblern beo ieber Seipjiger
Ültteße ein= unb immediate abjuforbcrn unb an^ero ju fc&affen
unb beauftragt fie, SRietf) in feiner Xf)ätigfeit fräftig ju unter-
ftüfcen unb „biß an Unn& (ju) tdjüfcen".
$)te Sßieth erteilte Snftruction lautet folgenbermaßen:
SJemnaä) bie jum ß^urf. ©äcbj. Obern Consistorio öerorbnete
Praesident unb SRathe, bißhero wahrgenommen, baß bie unter
(Sfmrf. ©ächß. privilegio gebruefte ©üdjer üon ben Verlegern nic^t
nad) inljalt ber erteilten privilegia geliefert, unb eingemietet wor*
ben, 9llß ift au3 biefen unb anbern urfaäjen Johann C£t)riftop^
Sftiethcu S9uö)f)änblem allu'er auffgetragen, unb ©rafft biefc§ macht
gegeben worben, baß er bfü benen in: unb außlänbifchen Vud^
tjänblern, in ieber Seipjigl. 9Keße fieb, angeben, Die CSluivf. ©achß.
privilegirten Sücher, worüber fein liefferungäjdjein produciret mer=
ben fann, ein: unb immediate abf orbern, folche neben ft ber
bracht in (Smpfang nehmen, fleißig auffjeichnen, unb nach $reßs
ben fchaffen, unb bo ein ober anber fieb gegen ihn wiebrig er=
weifen würbe, ben ben oerorbneten ©üajer Commissariis, an welche
abjonberlicb, Verorbnung bießfaUß ergangen, $ülffe fudjen, ober an
ba£ Cber Consistorium jur Cassation ber Privilegien ober nad)
befinben anberen einfehenä, berichten fotl, Unb bamit auch bie
33ua)l)ünbler ben benen gnbft. ert^eilten Privilegien gejdjüjjt wer;
ben mögen, foll befagter 9Hieth auff bie privilegirten nachgebruef:
ten 99üd)er fleißige Cbadit haben, biefelbe, fobalbt er baoon ©ißem
fct)afft erlanget, benm SüajeriCommissariis, wegzunehmen gebührenb
Digitized by Google
— 123 —
judjen unb gu beljöriger beftraffung in3 Ober Consistoriam bt-
rieten, bie ttefferungäfdjeine oon ÜJicßcn gu SRefeen auä bem Dbern
Consistorio ben ©udjfjänbtern eintyänbigen, unbt fonften aüent;
fjalben bef)örige erinncrung tliun. Uljrfimblid) mit be£ Obern
Consistorij Snftegef befiegelt unb geben gu 5)refjben ben 2. SRan
Anno 1679.
$)ie $ücf)er=(5ommiffton war crflörlic^cr SBeife burdj biefe
Slnorbnung, tuclc^c ben 33üd)er=gi8cal eigentlich ftiüfd)weigenb be^
feitigte unb i$re eigenen (Sompetengen fo gut wie gang auf bie
$ref$poügei unb auf bie pofigeiüdje Unterftüfcung be8 nidjt ir)r
untergeorbneten 3)ctctf) einfdjränfte, im Ijödjften ©rabe übcrrafct)t
unb buref) bie ^Beeinträchtigung if)rer Functionen gefränft. 3n
einer SorfteHung bagegen Dom 23. Suni wagt fie es, trofc aller
£)eootion, inbem it)r ben gnäbigften Stnorbnungen „Qitl ober
mafje" oorgufdjreiben nict)t gufomme, boct) „wie wof>I gan$ unma$=
geblicr)" einiges gegen biefe Snftruction gu erinnern.
2>ie Slbforberung ber prioilegirten Sucher, über bie fein
£icferfcf)ein oorgewiefen werben fönne, f djetne gwar leicht, fei aber
erfafjrungSmäfjig nid)t of)ne biet SJcü^e unb SBeitläuftgfeit gu be=
werffteliigen. $te 93ud$änbler hätten nicfjt immer bie Sieferfdjeine
gur §anb, we*fjal& auf „2Rietf)en3 angeben fid) ereignen fönte,
bafj enbmeber ein SBudujänMer gwet>maf)I bie 93üct)cr liefern müfte,
ober d. ßf)- SX oiel bcfct)rDcrIicr)eS anlauffen unb $)ero f)od)IöbI.
Consistorio allerf)anb ungelegenfjeit baoon entftetjen mürbe". $5ie
gradjt fönne nicfjt fofort abgeforbert werben, ba bie 53üd)er gu=
näd)ft gu paefen, bann gu wiegen, enbUd) bie grad)t gu bebingen
fei, „weld)e3 in 2. ober 3. tagen, fo lange bisweilen bie fremben
Söudtöänbler r)ier bleiben", unmöglich, „bafjingegen wir nid)t allein
bie abforberung ber lieferfajeine bifj anfjero in .giemlid)e orbnung
bracht" unb bie @e(d)äfte wof)I aud) gur 3ufriebenl)eit beforgt wor=
ben feien,
gugefdjweigen, bafj auf ben fal ber wieberfeglid)feit gegen und
wir gulä&lidje Stoansämtttel leichter, aU auf SJUettjenS oortjer=
ge^enbe denunciation, Darauf gleid)iuot)l einzige causae cognitio
oor anorbnung ber execution billig anguftetlen, brausen fönnen,
unb bemnad) biefeö aüeS beü ber Commission wie bisher lange
3eit, alfo nod) ferner, fürglid), teid)t unb wof)l auSguridjten.
2Ba3 Wietf) weiter wegen ber nadjgebrucften prioilegirten S9üd)er
gu tfjun anbefohlen, ba3 fei
Digitized by Google
124 —
„befage oorljanbener gnbfrr. befefylidje, acten unb registraturtn
über fjunbert '^ahr fjer Oon Und, bem Statte unb nun eine Seit
lang conjunctim oon ber gbgft angeorbneten Commission, nod)
möglidjfeit fletfetg gehalten roorben, alfo ift an bem, unb bejeugen
ebenfafld bie ergangenen acta, bafj mit roegneljmung ber büctjer
nicbj alfofort juoerfaljren, nod) benen leuten ju beobadjtung i^rer
S^ottjburfft bie in @. Cty $urd)I. lanbedorbnung gbgft. oerftattete
mittel absufdmeiben, fonbern, beoorab wenn bcd megen oon einem
privato, ober audj oon ©ro. Gf)f. $>urdjl. alljier bcrorbneten bücr)er
Fiscal geflagct toirb, bie Sßartljeöen gnugfam ju Ijören, folgenbd
oon un3 untertljänigfter beriet ju erftatten, ingleidjen road fon*
ften ju erinnern, oon benen Commissarien conjunctim, ober and)
oon Uni?, bem 9tatt)e allein, geljorfamft ju öerriajtcn, geftatt \oU
d)ed oor ein ftücf unferer bed Slatfjed Jurisdiction ju aalten". (5*
mirb alfo gebeten, bafc ed „bety ber Ijiebeuor in gnaben und auf=
getragenen Commission, aud) abfonbertid) und, ben 9tatf), bei)
freien exercitio unferer Jurisdiction unb tyabenben mo^l^ergebrac^=
ten befugnifjed mit cassirung oftern>cf)nten Instruction oerbleiben
möge".
$ad Dber=Gonfiftorium fudjte jmar in feiner Antwort oom
22. September bie 93üd)er=(£ommtffton ju begütigen, inbem ed bie
ganje 9ttafjregel ald eine jur Ghrleidjterung berfelben getroffene ju
beuten fud)te, fie ald eine foldje f)infteHte, burd) welche meber ber
©eritfjtdbarfeit bed SRatfyed, notf> bem &nfef)en ber ßommijfion
Eintrag gejdjefye; 3Kietl) fei ja nur bie ©infammlung unb ©in=
fenbung ber ^flic^tejemplare aufgetragen, er im übrigen an fie
„alfj gefegte commissarios" gemiefen. £ad Dber=&onftftorium bc=
lieft es bedtyalb ^mar bei ber getroffenen Änorbnung, fdjeint aber
bod) bad Söebürfmfc gefüllt ju fjaben, bie junädjft ^Beteiligten,
bie 93ud)f)änbler, nod) befonberd ju beruhigen ober fie ju capttöi=
reu, benn ed fdjliefjt feine Verfügung
Unb roeiln SCBir berichtet tu erben, baft ben insinnirung etned Pri-
vilegij £toety Ibaler, aud] moljl über bieg annod) gennfee exem-
plaria bon büd) ern gefordert, unb fjierburd) bie ©udjfjänbler ftet)
ju beflagen genötf)iget merben, Sllfj begehren SBir hiermit gnabigft,
3ftr mottet befjtoegen erfunbigung etnjieljen, unb ed Demjenigen,
wer fid) foldjed unterfte^en mag, uenoeifeen, aua) fleißige oba$t
Ijaben, bamit bergleidjen unterbleiben möge,
regt alfo bamit eine grage an, bie menigftend bidfjer in ben fceten
nict)t ju Xage trat unb erft einige Safjre fpäter iljre Regelung
fanb — roenigftend auf bem Rapier.
©ef)r jmeifelfyaft ift ed, ob mit biefer Wnorbmmg eine ben
Digitized by Google
- 125 -
SBünfchen be« Ober^ßonfiftorium« entfprechenbe S3ef jerung gcfctjaffcn,
unb möglich, bafc fic überhaupt nur ber Äufredjterljaltuttg bcr
Autorität bcr Regierung falber nid)t gleich jurüefgejogen würbe.
2Jcan begütigte bie ©flehen (Sommiffion wohl in praxi baburd),
bafe man e« in ber ^auptjac^e bennod) beim Älten beließ unb
3Rictf) nur al« (Sommiffionär für bie SBerpacfung ber $flicht=
e^emplare unb &u«hänbigung ber Quittungen benufcte. 2)enn tr)at-
fachlich funetionirten ber gi«cal — an Sänget ©teile war burd)
Secret oom 30. Sluguft 1681 ber 9cotar SBarthol Äecf getreten —
unb SO^tetr) bis jum 3at)re 1683 nebeneinanber. 9cad) wie oor
gingen aud) bei ber ©ücher=(£ommiffion 3nterim«jd)evne unb Ori=
ginal=*ßrioilegien jur &u«l)änbigung unb jum Slugtaufch, fo wie
Empfang« =£luittungen ein, nad) wie öor treten Slnweijungen jur
©inforberung ber Pflichtexemplare unb Aufzeichnung ber 93üd)er
au« ben erteilten ^rünlegien, Ermahnungen an ben gi«cal ju
befjerer Dbad)t auf, währenb SRieth gleichzeitig ebenfall« <ßflid)t=
ejemplare einforbert unb abfenbet, ja fogar perfönlid) Quittungen
au«ftellt, bodt) aber ruoI)I gegen ba« Safyr 1683 Inn fdwn fo jiem=
lief) in ben ^intergrunb getreten fein mag.
^ebenfalls tonnte nur SSerroirrung unb Unorbnung au« biejer
3toeitt)eilung entftet)en; jeber mar berechtigt bie ©djulb ber
Serfäumniffe unb be« mangelhaften ©ingang« ber Pflichtexemplare
auf ben anbern abjumäljen. $a« Ober=£onfiftorium jdjeint fchliefc
lieh fogar ber Meinung gewejen ju fein, ba& ba« Hmt be« gi«cal«
eingebogen ober unbefefct fei, benn in einem töejcript be« h«*ömm;
liehen Inhalts an bie 93üd)er=(£ommiffion oom 3. $)ecember 1683
oerorbnet e«, bafi jur (Srjielung befferer Drbnung ein fiscal be*
ftellt werben folle, al« ob ein berartiger ©eamter nid)t bereits jeit
jehn Sahren inftaflirt gewefen märe! 2)erfelbe folle ein SKegtfter
ber prioilegirten 93üd)er führen unb im übrigen bie befannten
gunetionen erfüllen; 9Jciett), beffen Qeit alfo au«gefpielt hatte, fei
bereit« bebeutet toorben, bajj er mit ber Slbforberung ber ^3flid)t=
ejremplare nicht« mehr ju thun fyabt. 9cun mar ja, wie bereit«
angeführt, $artf)ol Äecf am 30. Äuguft 1681 junt 9Jücher--gi«cal
ernannt morben unb amtirte auch thatfächlich noch in ber Öfter*
meffe 1684 107). ©« bleibt baher faft unoerftänblich, mie ber Sftatf)
auf eine neue Üflahnung oom 20. 9Kärg 1685 hin, einen SÖüdjer*
gi«cal ju befteßen, unter bem 2. ÜKai berichten !onnte, man habe
Digitized by Google
— 126 -
jwar feit (Eingang beS 93efeljte oom 3. 2)ecember 1683 einen be=
ftimmten Notar ju ben Functionen im 93ücher*gi3calat oertoanbt,
berfelbe fei aber feit einigen SBodjen „wegen SBeförberung" oer=
Sogen. SSegen Uneinträglichfett finbe bog SImt toenig ^Bewerber 108) ;
leichter aber würbe eine geeignete ^erfönlicfjfeit $u finben fein
unb eine correctere §anbhabung ber (Sefchäfte ftattftnben, wenn
jenem 9Kißftanbe abgeholfen werbe. $er S^att) fcf)tägt alfo öor:
bafe in§ fünfftige bie SBuchhänbler ihre erlangte privilegia burch
niemanb anber« als burd) ben oon und bestellten SBüdjerfiscal
gegen entrichtung eines bißigmäfjigen honorarii biefeS ortS insi-
nuiren In Ben, unb Welche insinuation burd) benfelben nicht ge;
fdjehen, foldje üon ber Sucher Commission nicht ongenommen noch
barauf gefefjen werben folle.
hierauf ging baS Ober=£onfiftorium ein — fchärfte übrigens
unter bem 8. Januar 1686 bie alleinige Berechtigung beS 23üct)er=
giScalS ju Snfinuationen nochmals jur Hochachtung auSbrücflich
ein — unb fteflte bie (Gebühren beS giScalS für jebe berfelben
,,jum menigften auf einen unbt t)öcr)fteri aber jWetj XfyaUx, nach*
bem bie SBüdjer finb" feft, wies auch bie 8üdjer=(Sommiffion ba-
hin an
auch bo möglich, eS bat)in (ju) richten, bafc bie bücher nach mn:
halt ber Privilegien unb oorigen herfommenS, bie SBerlegere auf
ihre Soften einfehiefen lafeen fallen, ©eftalt ihr benn nach inn*
tiegenber Specification, bergletchen ihr Jünfftig seitlich öor ben
gewöhnlichen SRefeen üon ffiet aufc ju erwartten Ijabt, beü beöor=
ftehenber SKefje alfobalb bamit ben Anfang }u machen unb wie
folcheS expediret worben, fobann ju berichten wifcen werbet.
©o würbe benn burch 3nftnuationS=^ßatent ber 93ücher=Som=
miffton oom 20. 9Kai 1685 nach nur rurjem Snterregnum ben
©uchhönblern angezeigt, bafj „Wieberum eine gewiffe Sßerfon als
Fiscal, wie fn'ebeüor" in ber ^erfon beS Notars S)aoib SBittorff
beftellt worben fei unb nur noch burch ihn Snfinuationen oon
Sßrioilegien erfolgen bürften. Seine Gebühren fyexfäT würben
aber tro§ ber Serorbnung aus Bresben nicht förmlich noimirt 109),
üietmehr nur fehr elaftifch gefagt „nach oem bie SBücher finb".
93alb begann jebod) bie alte 9coth auch für ben neuen giScal;
ber Qoxn beS Ober^onfiftoriumS über bie ungenügenben Siefe=
rungen — eine neue, burch ocn Dber=€>tabtfchreiber am 5. Januar
1688 an bie SDcefjfremben ergangene Mahnung fchehtt Wie gewöhn*
Digitized by Google
- 127 —
tief) frudjtloS gewefen fein — flammte oon neuem auf unb
ftieg allmälich gu bebenflicher §öhe, obgleich es felbft ben geplagten
Beamten nicht in ber jugeficherten SGBeife unterftüfcte. ^ie in
AuSficht gefteßten Söcrjeic^niffc über bie neupriöilegirten ©ücher
blieben au« unb ber giScal mar wieber barauf angewiefen, fid)
feine Äenntnijj berfelben fo gut es ging aus ben SnterimSfcheinen
unb ^rioilegien=£)ocumenten jufammenjuftoppeltt; wie mir fdjon
gefet)en, gingen biefe aber jum Ztyil recht unregelmäßig ein.
2)ie Vorboten eines ©turmeS begannen bereite in einem SRe=
feript oom 25. Sftai 1688 gu grollen, aber erft in ber 3Jftcf)aeli8s
meffe 1691 fcfjeint er jum ootlen Ausbruch gefommen ju fein. 3n
ber *ßerfon beS Dber=(£onfiftoriaI=@ecretärS SBorifc^ mürbe bem
99ücher=giScal ein SReoifor auf ben $alS getieft, ber zugleich an=
gemiefen war, bie @efd)äfte felbft ju übernehmen, fall« SBittorff
burd) anberweitige amtliche Verpflichtungen oerhinbert fei, feine
Aufgabe orbnungSmäfcig ju erfüllen. Sine jolcfje Verhinberung
als ÖJrunb beS geringen GxtragS ber bisherigen 2ieferungen ftellte
nun aflerbtngS Vittorff in feiner oerantwortlidjen AuSlaffung oom
27. October in Abrebe; er f Gilberte aber bie ©chwierigfeiten, mit
benen er ju fämpfen fyabt, namentlich bie felbftt>erftänbltcf)e Un=
möglichfeit bie Pflichtexemplare oon folgen Verlegern beijutreiben,
bie gar nicht jur Seipjiger 2Keffe fämen lw).
S)ie«mal fam Vittorff jicmüct) gnäbig fort; entweber üer=
raupte ber Qorn in Bresben, ober feine Verantwortung machte
Csmbrucf, öieüeicht fd)lo& auch f^nc unummunbene ^inbeutung auf
bie in ber Sanjtei beS Ober=ßonfiftorium3 bei ber Ausfertigung
ber prioilegien=2)ocumente eingerifjene Unorbnung lefcterem ben
9ttunb. Aber im 3at)re 1695 brach ocr ©türm oon neuem aus.
$)aS Dber=(£onfiftorium tyelt eine Vernehmung Vittorff'S barüber
für erforberlich, ob er üiefleid)t „benen Vücher=@achen" nicht mehr
oorftehen fönne. Vichts merbe erlebigt, wenig Vücher gingen ein
unb eine umfängliche Sifte oon angeblichen föücfftänben würbe ber
Vüdjer=(£ommiffiott oorgelegt. Auch 9e9eit °*c renitenten Vucfc
hänbler richtet fidj ber ßorn oon neuem; fie foflen mit ßaffation
ber ^ßrioilegien unb Ueberweifung legerer an anbere Petenten (!),
auch (Sftefcript »om 24. 9Kai 1695) „eine« jeben VudrführerS
Obrigfeit gebührenb reqviriret" werben, fie jur ßieferung ber
Pflichtexemplare ju jwingen.
Digitized by Google
- 128 —
Qroei 3af>re lang fpanncn ficf) bie ©eridjte, SRefcripte unb
©erantwortungen, bie ©ernerjinungen unb 9Eafjregelungen ber 2eip=
jiger Delinquenten t)in — bei it)nen werben ©elbftrafen non
20 $t)lrn. unb mehr »errängt unb jum auct) eingetrieben,
ein ^rimlegtum wirb auct) t^atfäctjUct) caffirt — ot)ne bafc ein ht-
fonbere« föefultat baburcfj erhielt, eine Henberung gefdmffen würbe,
©ittorff rüfjmt feine Stiftungen unb wie ferjr er ba« fiScaliföc
Sntereffe geförbert f^be111). Unter feiner ©ermaltung be« %\$-
calat« fei eine wefentlidtje ©efferung gegen früher eingetreten unb
alle« ba« bei einer aufTeibenben Xr)ätigfeit
wie einige ^aljre ^er, bo ber Pietismus fo fefjr überfyanb genom=
men, faft w ü dient I. mit confiscation unb anberen mir auffgetra-
genen Verrichtungen, weldje öffterd in einen tag foum ju expe-
diren geroefen,
eine Efjäticjleit, für welche er, abgefe^en öon ben 3nfinuation«=
gebühren, nietjt bie geringfte ©rgöfclicrjfeit erhalte. @r beantragt
fchliefelicr) einen furf. 93cfe^I an alle $rir>ilegiem3nt)aber infmuiren
ju laffen:
feine Exemplaria beti naljmhaffter Strafe ju berfauffen, ober fon=
ften ju oertfmn .... ctje unb betjor bie fdmlbige Lieferung jur
Commission altyicr geidictjen.
2)ie ©ücf)er=Sommiffion it)rerfeit« fachte natürlich wieber jebe
neue umfänglichere 2lrbeit«laft öon fidj ab juf Rieben; fie ftettte na=
mentlid) betreff« ber verlangten föequifitionen an bie Obrigfeitcn
ber Renitenten t>or, bafj — wenn fie aud) ber Slnorbnung ju ge=
^orc^en t>erpflidt)tet fei — fie boer) nid)t wiffen !önne, welche öon
ben priüilegirten ©üdjern bereit« fertig feien; auef) fei e« weit=
läufig buret) ganj 3)eutfct)(anb, auet) ju «Strasburg „ba man fid)
fctjwerlicf) einer obrigfeitlidjen §ülfe öerfet)en" fönne, ju requü
riren, r>iel ©Treiberei, Sßoftgelb unb Unfoften bamit üerbunben,
„barju bei ber commission fein ©erlag oorrjanben", wät)renb bod)
ber ©rfolg ferjr gweifell)aft erfdjeine. Xfmulidjer fei e« mefleicfjt,
bie 3)cid)aelt«meffe (1695) abzuwarten, wo bie meiften au«wär;
tigen ©ud)f)änbler, ober bereu Factores unb ©ebiente anwefenb
feien, um bann bie irmen obliegenben ^flicrjten mit „mefprerem
9cacf)brucf" burdt) ben SJiScal einjufdjärfen.
SBätjrenb ba« Ober=(Sonfiftorium nun jwar ben oon beiben
©etten gemadjten ©orfdjlägen feine Genehmigung gab — fie wur=
Digitized by Google
— 129 —
ben burd) potent öom 31. December 1695 bcn ©udjhänblern al«
formen für bie golgejeit infinuirt — fo mürbe eS ü)m bocf}
ferner, auf bic föequtfitionen bei bcn auswärtigen 23ef)örben ju
Oermten. @8 fam in einem SRefcript oom 29. Sßooember üon
neuem barauf $urücf unb erft bic feiten« ber SBücher=(£ommiffion
in ihrem Bericht oom 3. gebruar 1696 fubmiffeft ausgekrochene
Erwartung beffen, was ber Äurfürft „$iergu anweifen gu (äffen
gbgft. gerufen werbe", oeranlaßte ba8 Ober ~ ßonfiftorium am
11. 9ttärj 1696 ©eru^igung ju faffen; Soften wollte mau eben
in S)reSben nicht aufmenben. 3m übrigen bienten bie Seipjiger
Delinquenten umfomehr als SBlifcableiter unb mürben um fo fräf*
tiger abgeftraft, als baS Dber=£onfiftorium in feiner Verfügung
twm 23. 9coüember 1696 mißfällig ju bemerfen SSeranlaffung nef)=
men mußte, baß bie Anficht ber ©üc^er^ommiffion — als merbe
auf bic auswärtigen SBudjhänbler beffer in ber SWeffc als burd)
weitläufige SRequifitioncn eingewirft werben — ftd) (wie natürlich
^ättc oorauSgefehen werben fönnen) nid)t bciuabrfyettctc. Qkrabe
üon bem Berlage ber fremben SBudjhänbler fehle befonberS öiel
— bie 2flicf)aeli8me&:©enbung fyabt nur in folgen Sachen be=
ftanben „fo oon geringem greife", größere SEöerfe, wie Daoernier'S
unb Sftoncornü'S Reifen jeien nicht geliefert — unb gerabe oon
ben fremben ^uchhänblern fei feiner gemaßregelt morben. Die
erreichbaren Delinquenten mußten aljo an ihrer «Statt um fo
fernerer büßen.
Dennoch mußte ftd) baS £)ber=(Sonfiftorium mit bem Sahre
1697 oortäufig beruhigen; aber in ben Sahren 1701 unb 1702
fegte noch einmal ein ©turmwinb über bie §äunter aller (Sct)ul=
bigen, auch über baS §aupt beS giScalS bahin. @in SRefcrittt oom
25. 5lpril 1701 führte ben Renitenten noch einmal bie alten ®ra=
oamina oor, namentlich betonenb, baß fo oiele auswärtige 93uch=
hänbler nicht jur Sftefje fämen, um fief) auf bieje SBetfe ber £iefe=
rung ber ^flid)tejemülare entjiehen ju fönnen; fie ließen bagegen
ihren ©erlag „üon anbem in ber menge bahin bringen unb Der*
fauffen". Die 93ücher^ommi(fiou mußte ihnen baf)er üon neuem
uff erlegen, baß fein privilegirteS 93nd), wenn CS nach ßeipjig
ober fonft in Unsere fianbe in Commission gefdjicft, üerfauffet
werben foüe, eS höbe benn ber jenige, fo baS Privilegium tx^aU
ten, entWeber bie Exemplaria geliefert, unD fold)eS burd) ben
Sccfcio f. («fit b. Stützen »udtf. IX. 9
Digitized by Google
- 130 -
barüber erhaltenen fdjein dociret, ober jugleid) bemjenigen, fo eS
in Commission, bie SBoUmadjt erteilet, baS oor bem SBerfauff er
bie Exemplaria liefern foüe,
unb würbe angewiefen, gegen bie ßnmiberhanbelnben fogar mit
SonftScation ber betreffenben SSorräthe oorjugeljen.
Slber baS ©erhalten ber 93üc^er=Sommiffion geigt in biefem
galle eine bemerfenswerthe SBerfchiebenheit gegen früher.
teuftet aus bemfelben h*rtior, bajj fic ein weiteres $orgef)en auf
bem üon bem £)ber=(Sonfiftorium eingeschlagenen SBege für uiu
mögtid) ober unftatttjaft f)ielt; fie nahm ben S3üd^cr =giScal gegen
bie wiber it)n gerichteten Vorwürfe in (Berufe unb erhob fid) ju
ber Äüt)n!)eit, baS Sntereffe beS S3ucr)r)anbel8 im allgemeinen ju
üertreten unb auf bie (Gefahr einer ©cf)äbigung beffelben unb beS
fieipjiger SOic§t>er!cr)rö hinjuweifen. Sie betrachtete fid) alfo nic!t)t
mehr auSfchliefjItd) als eine reine UeberwadjungS* unb $Reprefftt>=
SBehörbe, fonbern als ein öffentliches Organ, welches gleicher SBeife
auch ^S Sßot)I unb SBehe beS ©efchäftSjweigeS, über welchen c£
gefefct mar, im &uge gu behalten unb felbft bor ber Dbcrbehörbe
jur ©eltung ju bringen hatte. 3n biefem ©inne fann man ben
93eginn beS 18. SahrlmnbertS als benjenigen ßeitöunft betrachten,
mit welchem auch °ie innere Ghttwidelung ber 93ücher=Gommiffion
jum §lbfchlufj gebiehen mar. @S erfcheint mir baher gerechtfertigt,
biefen legten Ausläufer beS fiScalifchen ßornS ber Regierung noct)
einmal umftänblicher ju behanbeln.
2)ie 93ücher=Sommiffion hatte eS unterlaffen, auf baS Stefcrtpt
com 25. Äpril 1701 hin ben tierlangten Bericht ju erftatten. Sn-
finuirt worben mar baffelbe ben Seidiger SBuchhänblern am 2. SDcai,
ben fremben (47) aber erft in ber attichaeliSmeffe; beiben ZtyU
len war bei Nichtlieferung ber ^flichtejemtitare eine ©träfe tion
25 Xfjfrn. angebroht worben. 9Kehr fonnte bie 33ücher=(£om=
miffion faum thun. Uber ihr ©chweigen war oon bem Dber=£on=
fiftorium fct)r mißfällig aufgenommen worben. 3n einem fct)arf=
gehaltenen SRefcritit oom 3. ÜRai 1702 — es folgte unter bem
12. 3uni ein jweiteS — erinnerte eS an baS oorjährige unb an
bie Skrhanbtungen ber Safere 1695 bis 1697; allen Slnorbnungen
unb 93efel)len fei bisher „fdjlechte parition" ju Xr)cil geworben,
bie „Unterfchletfe" ber ©uchhänbler Dauerten noch immer fort,
Sßflichtefemplare feien fet)r wenig geliefert, „fein einiger (sc. SRe=
Digitized by Google
- 131 -
nitent) ober (fei) burd) einbringung ber dictirten ftraffc boju
angehalten" morben. Unb ba „SBir nicf)t gemeinet, baSjenigc fo
2Bir anbefof)ten, öerärfjtticf) hintanfefcen, nnb gleidrfam eludiren ju
lafjen", fo fofle mit öofler ©djärfe üorgegangen merben, „unb ba
et (i. e. ber 93üd>er=giScal) bicfeS abzumatten nid)t oermöchte, fo
^abet if)T bet) Reiten einen anbetn an beffen f teile borjufch tagen
unb ju benennen", äugteid) follte eine (General ;$Reüifion über
ade feit bem 3af)re 1698 prioitegirten 33üct)er oorgenommen ni)
unb bet 93üct)eT « gi«cal jur 93erichterftattung batübet angehalten
metben.
9flit ihrem ^Berichte hierauf oom 14. Suli fanbte bie 93ücf)er=
©ommiffton nun junächft fotgenbe Slufftellung ber ©runbfäfce be«
Verfahrens bei ber (Sinforberung ber Sßftichtejemptare unb eine
Darlegung i^rcS Sorgeheng gegen jmei frembe Renitenten ein:
1. SBirb fomohl bet) benen ^iefigen, als ben frembben, ju benen
SKcfcen fommenben ©uchhanbtern jebeSmahl burd) ben Fiscal bie
Sieferling berer privilegirten Söüdjer erinnert.
2. 2Ba3 geliefert mirb oon ÜDcefjen ju 3Refjen, mit barju ges
hörigen $Bcrsetdmi8 eingefanbt.
3. SBirb man fia) moferne oon einigen ©uchhänbtern ber Unter;
fd)Ieiff, rote in bem atlergnbftn. ©efcljt exprimiret, begangen mürbe,
bemfelben gemäfj ju beseugen, auch Mfyalbex an bie 93ud)hänbler,
fidj be&en juenthatten, Aufflöge ergehen tagen.
4. SBirb auch bie fiiefemng, menn privilegirte ©ücher nachcr
Seipjig in Commission gefdjirfet merben, cor ba3 rjod^töbL Dber=
ConBi8torium oon bem Fiscal fleißig erinnert, roeldjeS auch in
jüngft abgewichenen DfterSftt. mit einigen berer 2Buftifd)en 93üchern,
fo an Johann ftriebrich ®Iebitfd)en in Commission gefchiefet roor=
ben, gefcfjehen.
5. #at Johann HHetjern fein Privilegium über Bockleri Architect.
milit. unb Marqvardi Tract. de Jure Mercat. nebft anbern ©ü=
ehern ao. 1699 mieber renoviren, auch fetbigeä benen ©uchhanbs
lern in ben Dfterm. 1700 insinuiren tajjen, bafc bafjero bafc er
be8 Privilegii fich öertufttg gemachet, nicht jubefinben, jumaht auch
er ton beutelten Bocklero bie Sieferung berer Exemplarien in ber
Dfterm. 1697 richtig gettwn.
6. ßömbt ber Verleger ©enefart be$ Pomay Dictionnaire Royales
nicht nach Seidig! unb !an bahero bie Sieferung nicht urgiret
merben, Db nun bcShalber ber Skrfauff be&elben alhier juoerbie=
then, ftehet ju @m. ®önigt. Httajt. resolution.
7. SBirb be3 Fiscalis eingefd)idte3 Protocoll oon benen ange*
gebenen annoch rücfftanbtgen Büchern »eifen, roaS bie meiften
9*
Digitized by Google
- 132 —
93udjfjänbler cigcnhänbig bar bei) notiret unb atici cm erdet, Welches
fünfftige äRich.*äJce&e öollenbs suppliret werben fan.
@ie bemerfte babei in bem Berichte felbft, baß fie fk| füglich auf
tfjre früheren &uSeinanberfefcungen t>om 3ahre 1696 bejiefjen
!önnc; ber 93ücher=giScal Imbe feine Obliegenheiten ftets erfüllt,
auch feine Sßrotocofle regelmäßig cingcfc^tcft, aus benen bie behörige
Sftadjricht benn auch ju entnehmen fei. SoecieH fcheine fich SReöer
in 3ena nach obigen 2)aten „oon ber poena commissoria einiger*
maßen liberiret ju Imben", ba er aber bie Sfleffen „nicht orbenfc
lieh" bejua^e, fo ^abe man u)n beS SRücfftanbeS falber nicht er*
innern fönnen. ©o ftet)c es auch mit ©enefart in granffurt a. 9K.
unb erwarte man ©efehl, ob mit Saffirung ber Sßrioilegien ober
wie fonft ju »erfahren fei
können boch barbcö in aller untertf>änig!eit nicht unerinnert laßen,
baß bet) ber anbefohlenen unterfagung beS öertaufS ber nicht Oer*
gebenen SBiic^er an anberc 93udjf)änMer, fich eine unb bic anbere
Difficultfit heroorthut, inbem bic ©uebführer ob ber fo baS Privi-
legium* extrahiret, bic fdjulbigen exemplaria geliefert tyabt ober
nicht, ocrmuthlich nicht mißen fönnen, noch barnach ju fragen
fdmlbig finb, fonbern er^anbcln bie büdjer als ljanbelSgut bona
fide an firf), finb wegen ber exemplarien lieferung in feinem nexu,
unb wenn fie nun burd) fothaneS SSerbot an SBerhanblung ber
büdier gef)inbert werben f ölten, würben fie unfdjutbig geftrafft,
aud) baS büdjer; commercium in gemein ger)inbert, befonberS (5.
®. 9tt. unb (£1). 55. getreuen Untertanen baS gewerb entjogen unb
benen fremben unb benachbarten orten jugewenbet, folchcS aber
Jjiefiger ©tat unb $anblung ju fchr großen ©ajaben ausfliegen,
unb ju ruinirung beS bisher noch jiemlich florirenben buchhanbelS
anlas geben, meines bod) auf alle erfinnlid)e Weife ju oerhüten
jenn wil.
3n wie weit biefeS überrafdjenbe fürforgtidr)c Verhalten ber
©ücher s Gommiffion beeinflußt fein moebte biird) SSortommniffe,
meiere oon ©ebeutung für bie oon fieipsig nach unb nach im ©ud)=
hanbel gewonnene Stellung unb oon 2Bid)tigteit für baS immer
beutlicher heroortretenbe Uebergewid)t biefer lefcteren über biejenige
granffurt'S a. 2R. fein tonnten — barüber wage ich Witt 2$er=
muthung aussprechen; bie Steten geben aöerbingS nicht ben min--
beften Inhalt bafür. $lber ich Qlaube boch in biefer SSerbinbung
wenigftenS baS JJactum regiftriren ju müffen, baß im Sahre 1696
Anläufe jur SBegrünbung eines Suchhänbler = JßereinS genommen
Digitized by Google
- 133 -
fein muffen. 93on welcher ©eite bicfelbcn auggingen unb toeldje
3tele fie verfolgten, barüber giebt bie magere $inroeifung barauf,
auf meiere id) in ben bieten gefto&en bin, (eiber gar feine Änbeu=
tung. 3n ben bei Gelegenheit ber nach Segrünbung bes föeich'=
fdjen 93uchhänbter= Vereins in ben Satjren 1765 unb 1766 er=
gangenen Äcten mirb nämlich oon ©etten ber 58ücher=(5ommiffion
ermähnt, bafj man in ben bieten „©puren" gleichartiger früherer
SBefrrebungen aus bem 3at)re 1696 gefunben J)abe, (eiber aber
nichts metter über biefelben als biefe bürre SRotij mitgeteilt. Ob
es mir noch gelingen mirb, biefe ©puren aufeufinben, bejroeifle id).
3ch ^abe bie Hcten beS 17. SahrfjunbertS jefct bis auf einen flei=
nen föeft oon @pecial= Streitfällen auSgenufct.
©S erübrigt noch, einen 33Itcf auf bie (Sntroicfelung ber Grefes
gefefcgebung ber legten 3ahr$eb,nte beS 17. 3ahrr)unbertS roer=
fen; bie §anbf)abung ber $re§poliäei in biefer Qzit babei ein=
gefjenber ju berühren bürfte überflüffig fein, ba ich barüber bereits
im öorigen SBanbe beS $rcr)iöS mancherlei OTttheilungen gebracht
habe, dine SBefferung mar in feiner Sßeife eingetreten, fo baf? es
gelegentlich fogar ber $üd)er=&ommiffion unbehaglich mürbe, menn
gar feine befinitioen Verfügungen über baS ©chieffat ber oor=
läufig befchlagnar)mten 93ücr)cr erfolgten. 3n einem 9tefcript oom
25. gebruar 1695 hatte baS Dber=Gonfiftorium nebenher ein 9Ser=
jeichnifj unb eine Snoentur ber auf bem ÜtathhauS in $Berroaf)r;
fam befinblichen ©chriften »erlangt. Sei ber Ueberfenbung biefe«
ScacfnueifeS magt bie ©ücher=6ommiffion be«t)alb am 27. 2Kärj
baran ju erinnern:
bafj jroar alle biefe Sachen auf ergangenen gbftn S8cfcr>t unb bar*
auf getane 33erorbnung theilS heraufgenommen, tf)eü3 oon benen
©uchhänMern felbft geliefert, rote ehemals baroon unterthgft be=
richtet roorben, ob aber alles ober roaS eigenblich barüon §u con*
fisciren, barüber noch fein expressed decisum ergangen feij.
ßbenfo märe es auch unfruchtbar, auf bie große ßahl ber ein*
jelnen, jum (mie im Safere 1681) auf drängen beS faifer*
liehen §ofeS ergangenen Mahnungen unb Drohungen megen beS
S5rucfeS oon ^aSquitlen unb ärgerlichen Sachen unb megen Um-
gehung ber ßenfur SRücfficht ju nehmen. @S maren bieS alles
nur Stete ber VerroattungS=, nicht ber gefefcgeberifchen 55:^ätig(ett.
Digitized by Google
- 134 -
$)iefe lefctere aber hatte feit langem geruht; man hatte ficr)
bamit begnügt, auftaudjenbe jmeifelhafte fragen oon galt jii %aVL
nach Sßittfür unb augenblicklicher Saune ju entleiben unb fiel) im
übrigen babei beruhigt, bafj ja bie Bud)brucfer burd) ihren @ib
an bie Beobachtung ber Senfur gebunben feien unb bamit eigent*
lief) allen Unaufömmlichfeiten oorgebeugt, bej. bie BaftS ju tmCU
fürlicher ©träfe gegeben märe. SSurbe boef) fogar baS ^rürilegien^
Bebürfnifj auSgenufct, um buref) bie als Bebtngung ber @emäf>rung
oorgefchriebene Unterwerfung unter bie Senfur ber £eipjiger tf)eo=
logifchen gacultät bie ©eltenbmadmng ber [ächfifchen Slnfchauungen
oon ber „reinen lutherifchen" fiehre auch über bie ©renken <5adj-
fenS !)inau3 ju ermöglichen112).
©etreulict) mürbe nun jmat jebeS fulminante SDreSbener 9te=
feript oon leiten ber Bücher =£ommiffion ben Buchbrucfern unb
Buchhänblern infinuirt. Äber eS handelte fid) boef) ftetS nur um
fpecieüe gälle unb bie alten hertömmlichen ^xa\m boten nur
feiten bie Slnbeutung oon (Srunbfäfcen, bie ben Bebrot)ten als
?Rict)tfcf)nur hätten bienen fönnen. ©elbft bie Bereibigung ber
Butf)brucfer mar, mie mir gefefjen haben, ber ftreitigen Jorm halber
lange Qtit m oer ©cfjtoebe geblieben. 9JcU ^Hect)t tonnten noch
einem Bittfehreiben oom 29. 3uli 1683 ber Budjhänbler ßorenj
©igiSmunb Börner unb ber Buchbrutfer 3ot)ann ®eorg ju ihrer
©ntfchulbigung behaupten, bafj fte „auch auf bic Censur ber Bücher
niemahlS meber burch einige Orb nun g unb ben namhaffter Straffe
gemiefen, ober ab jonberlich barju oerpftichtet morben". Ob bie
ßenfur oor Beginn beS 6a|eS einzuholen mar, ober nachher oon
Bogen ju Bogen, mar jmeifelhaft n*) unb auf lange ßeit hinaus
eine immer unb immer mieber oentilirte grage, ob neue Auflagen
unb 5lbbrücfe uotorifet) unoerfänglicher SBerfe oon neuem jur Sen=
jur oorjulegen feien. $ie ^rajis mar fchmanfenb unb felbfroer=
ftänblich oertraten bie Buchbrucf er, fchon ber ©rfparung ber 6enfur=
gebühren halber, bie Slnfchauung, bafc neue Auflagen nicht cenfur*
pflichtig feien, ©o fagt Sohamt Möhler in einem 9Jcemorial an
bie Bücher^ommiffion üom 26. 3uni 1676, bafj:
mier nicht toifjenb ift, ba$ jemaf)l3 al^ter ein Befehl publiciret
noch fonften auf einigerlei roeife ein 93erbott gefchehen, baS man
äuoor fchon gebruefte Bücher unb \\u\\ Berfauf juläfjlichc fachen
ohne Censur nicht fofle noch bürfe nachbruefen, meines ban, mie
Digitized by Google
— 135 —
notorium at^ier unb in ben benachbarten ©tobten geftf)iehet unb
toto die practiciret Wirb;
er erinnere ftd) aber wohl, bajj alle 2)fanufcriöte unb (Srftbrude
cenfirt werben müßten.
2)iefe ftreitigen fragen famen auch nid)t $ur ootlen @rlebi=
gung, als enblid) am 9. ÜKai 1684 bie fo lange anftehenbe $er*
eibigung ber 93ucf)brucfer erfolgt war. $ie babei oon bem SRatt)
gegebene (Erläuterung wegen ber Senjur ber neuen Auflagen (oergL
Slnm. 17) jeidjnet fidt> einer jettS nietjt burd) grofce Klarheit aus
unb war anbererfeitS für bie Regierung nicht oerbinblich unb mafc
gebenb; wenigftenS fümmerte ftc fid) nid)t barum unb auch bie $Bud);
bruefer beriefen ftd) nie barauf, oielmefjr nur auf ba3 $erfommen.
3ene offieiöfe Erläuterung mochte aud) wohl ihrem (bebächtniffe
entfd)Wunben fein, ba fie ja in ben bieten oergraben war.
ßbenfo wenig famen bieje gragen jur (Srlebigung, als nun
enbltd) bie Regierung pm (Srlafj einer ®eneral=SBerorbnung fdjritt,
welche baS Sßrefjgewerbe grünblich regeln follte unb be^alb mit
biät)cr ungebräuchlichen ßautelen jur Sicherung it)rer Sßublicität
umgeben würbe. SDiefelbe, oom 27. gebruar 1686 1W) batirt, —
neu in if)r ift eigentlich nur/ oa6 fortan Verleger unb 3)rucfer
311 benennen finb — lautet:
Son ©otte3 ©naben 2Btr Sodann ®eorg ber dritte ic. gügen
allen unb jeben S3ud)brucferit unb ©uchhänblern, welche in Unfern
fianben fefehafftig, ingletdjen benen, welche bie Seidiger 9Jce|en
bauen, ober fonften ifjre 93üd)er, in Unfer ©hurfürftentlmmb unb
incorporirten Sanben jutn 23erfauff bringen, hiermit ju teilen,
SSelchergeftalt SBir jeithero wahrgenommen, wie bety bem ©udjs
brud unb §anbel unterfd)iebliche 9flif}bräuche einreiben wollen, ins
bem etliche ftd) unterfangen, be£ Ii eil. VU'idfi tjet 1 ja men Constitu-
tionen, auch Unfern, unbt Unferer in ©Ott ruhenben 83orfaf)ren,
öfftem SSerorbnungen juwieber, aflerhanb ärgerliche <Sd)rifften unb
Scartecen, ohne Benennung beS ort!)3 unb Authorum, jubrutfen
unb juoerfauffen, ingleidjen beS oerbothenen eigennüjigen naa>
brudenS, auch >uor)t oon Uns privilegirter Sucher, ftd) untemeh=
men, in Taxir- unb SSerfauffung ber ©ücher Weber 3tel noch
maa& galten, fonbern barinnen nach eigenen belieben juoerfah*
ren, unb bie fäuffer mit übermäffigen 2Bud)er juübernehmen, bie,
in benen oon Un3 erhaltenen S3üct)er Privilegien, eingufchiden be*
nembte Exemplaria, entWeber gar an fich ^behalten, ober boch
nicht ju rechter $eit einjulieffern, auch Unfern oielfältigen 93e=
fehlen, bie Cengur ber Söüajer betreffenb, juwieber hcmbeln: SBann
Digitized by Google
- 136 -
SSit beim bergleichen unoerantmortlichen unb ftraffbaren beginn
nett, langer nad)5ufeljen nicht gemeinet, 93ielmef)r gnäbigft mU
fd)loßen, obertoehnten fchäblid)en ^Mißbrauchen unb Unorbnungen
fräfftig unb enblid) ^ufteuem; Süß befehlen 2Bir aßen,
in Unferm Gfmrfürftenthumb unb fionben mohnenben Brüdern,
99ud)führern, #unfferftechern, ingleichen aßen benen ©ü^er^änb=
lern, unb Äuofferftechern, rocldje bie Seidiger SJeeßen bcfudjen,
ober fonften itjre SBücher, Sdjrifften unb ftupfferftüden in Unfern
Sanben oerhanbeln, hierburdj ernfts unb enblid), aud) ben 93crs
mcibung Confiscation ber 93üd)er, Sperrung ber ©etoölbe unb micf>
©clegenljcit anberer fdjtoeren ftraffen, $aß Ijinfufyro fidr) feiner,
roer ber auch feö, unternehmen foüe, ärgerliche ©cfyrifften, ^Safe*
quillen, ftupfferftüde unb Scartecen, unb jtoar fotuohl in Reli-
gions, alß politischen fachen in $rud ^bringen, auftedjen ober
öffentlich unb Ijeimlidj juführen, unb ju oerfauffen, Ungleichen
feine S8ücr)cr ofjne Censur, auch bcnfejjung be§ orthä unb tarnen
ber Authorum unb SJrucfer auch Verleger, jubrüden, bie leute mit
übermäßigen Tax unb unchriftlichen SSucher, bcnm 93erfauff ber
93üd)er $uüberfefcen, unb ftch bcS oerbothenen 9lad)brud3, jum
höchften Schaben berer, melche ©üdjer oon ben Authoribus reb-
licher meife an fich gebracht, auch »oohl barüber Privilegia erlangt,
juenthalten, Siel mehr foUen Bruder unb 93ud>hänbler bahin bes
fließen fetjn, baß fie erbauliche, nüjjliche unb gute ©djrifften jum
$rud beförbern, anfdwffen, unb umb rechtmäßigen billigen greife
oerfauffen, diejenigen, melche oon Und über SBücher Privilegia ers
langet, foUen folchc oon SBort ju SBort ben ^Büchern oorbruden,
auch bie Exemplaria, meldte fie inhaltS ber Privilegien einjus
fchicfen fchulbig, bie erftc SBoche ber Seidiger 9Jieße, unb jmar
moht collationiret unb ohne mangel, bcm $3üdjer Fiscal ju Seipjig,
gegen feinen fchein, außhänbigen, unb ba ein ober anberer barim
ncn fich fäumig erzeiget foll er bie anbere SGBoche bie Exemplaria
in duplo ju entrichten fchulbig, ba er aber mit ber Extradition
bie erftc 2tteße, in melier er bie SBüchcr judistrahiren anfanget,
gar an fid) Ratten toürbe, aller Exemplarien unb Privilegien Oer;
luftig fetm, bie Execution auch unredlich toieber ihn unnachbleiblich
oollftredct roerben, SSornach fich ein jeber juachten, unb bem, loaS
2Bir alfo toof)lbebächtig üerorbnet, nachjufommcn, fich auch DOr
fdjaben unb ftraffe juf)üten mißen wirb, gu Utjrfunb haben ©ir
biefeS mandat mit eigenen §anben unterfchrieben, mit Unferm
(SlmrSecret bebruden, auch bamit e3 ju jebermannä mißenfehafft
fommen möge, fold)e3 ju öffentl. $rud bringen laßen, ©o ge*
flehen ju $reßben, am 27. Xag Februarij Anno 1686.
Johann ®eorg S^urfürft.
Sari 5h- t)on ^riefen.
Ztyob. SBerner Scr.
Digitized by Google
- 137 -
©te würbe bcm 9tatt)e ju £eip$ig mit folgenbem 83egleit=
SRefcript beä Ober=(Sonfiftorium3 übermittelt:
Siebe getreue, $emnad) bi&t)ero unterfchiebliche mi&brauche 6cr>
2)ru(fs unb SBerhanbtung ber Sücher etnreifen motten, welchen
aber nachjufehen unb juoerftatten nicht fetin will, Sllfj haben wir
ein Patent, mie e£ bie&fattä in ein unb anberen gehalten werben
foü, bruefen sulafcen ber 9iott)burfft befunben unb ift fjtermtt
Unfer begehren, 3 h* Wollet fold)e§ in beoorftcf)enber SJcejje nicr)t
allein öffentlich affigiren, fonbem and) alten unb jeben
frembben unb einheimifchen 33ud)füf)rern unb $rucfem,
unb bie fonft mit 93erlauffung gebrückter fachen ju tt)un haben,
ein Exemplar oon ben ^ierbeu!ommenben insinuiren
la&en, auch it)nen, ingleichen ben 93ucf)binbern, bajj fte ftdj in
aUen barnact) aalten f ölten, auff erlegen, geftalt tt)r benn euer« ort§
aud) fleißige obadjt ob unb wie fold)en nachgelebct werbe, ju^al:
ten, unb wenn barwieber oon ein ober anbern gcfytnbelt werben
folte, folcheä guberichten mifcen werbet.
91ucr) in ben äußeren formen ber SnfinuattonSweife prägt
e8 fict) au«, bafj biefer ©erorbnung eine befonbere SBic^ttgfeit bei*
gelegt würbe: ba3 3nfinuationS=^atent beS SRattjeS, bem baS com
Äurfürften unterfcrjriebene Original=2)ocument jur SSorlage an bie
Sntereffenten beigelegt mürbe, ift in ungewöhnlicher SSeife mit bem
©tabtfiegel (in Oblate) bebrueft; jeber 93uct)r)änbler ic. mufjte ben
Empfang feines gebrueften (Somplars ber ©erorbnung au3brücf=
lieh bereinigen. $er gücr)er=gigcal ©ittorff brauste m'er ootte
Sage jur Snftnuation.
2öa8 half aber alle Umftänblict)fcit unb üermeintlicr)e ©or-
ficht? (53 blieb beim Älten. ©uchhanbler unb 93ud)brucfer festen
fid), wie ich ™ öerfctjiebenen Beiträgen p bem öorigen 93anbe be3
$rct)to8 gejeigt habe, nur ju oft mit lmoerwüftlichetn £eicf)tfum
über alle Söebenfen hinweg unb fudt)ten fich, wenn in ber ©dringe,
mit Sßaimtät unb ©ejammer hrcauSjureben. 3)ie polttifchen unb
rechlichen Serf)ältniffe boten ginriet X)crfür)rcrifct)e Gelegenheit $um
Gewinn bei bem Vertriebe ber maffenhaft ju Xage tretenben 3?lug*
fünften — ber 23ücf)er;gi3cal »ittorff flagt ja felbft, welche 5lr=
beitslaft ihm aus ben Zt)oma\m&)d)en unb pietiftifchen Streitig*
feiten erwachfen fei — bajj auch &alb nac§ @*laf} ber SSerorbnung
bte alten ^ß^ilippifen gegen bie fieipjiger SBuchbrucfer oon neuem
beginnen, bie biefe, gum Efjeil etwa« fcheinheilig, auf bie unoer*
eibigten Kollegen ber Keinen 9cacf)barftäbte abjulenfen fucr)en.
Digitized by Google
- 138 -
Ueber bte Slengftltdjfeit unb Unbilligfeit bcr (Senforen, über bie
Strenge ber Gtenfur an fid), wagte man fidj junädjft nod) nidjt
mit klagen unb SSorfteöungen fyenwr. 9cur feiten tritt eine £>tn=
beutung barauf ju Xage, bafj aud) bie 2lrt unb Sßeife ber £anb=
Rabling ber $re&öolijei tum nacf>ü)etligen folgen für ba* ©ebeitjen
be3 Seiöjiger SBudjtmnbelä unb ber Seidiger ©udjbrucferei fein
fönnte; wenn SUiorife ®eorg SBeibmann fid) einer Jollen im
3af)re 1688 bei Gelegenheit ber Unterfudjung wegen ber anfange
lief) anommt erfd)ienenen Xljomafiu3'fd}en „fd)erj= unb ernftlmfften
öernünfftigen unb einfältigen ©ebanefeu über ader^anb luftige unb
nüftlic^e $8ücf)er unb fragen " unterfängt, inbem er fagt:
wenn fo fdjarf auf bie censur, ba baä buaj an einem anbem
Orte (— aber mit feiner ftirma — ) gebrutft märe, gebrungen
werben folte, fo würben bie ©uc§füf)rer atyier S^re SRaljrung ganj
»edieren, Weit anberswo leidster jum 3)rud $u gelangen unb bod>
Ijernad) äße« f)ier eingefügt würbe,
fo war bie$ jwar etwas ftarf aufgetragen, im wef entließen aber,
wie föätere 23efd)Werben jeigen, nidjt fo ganj unbegrünbet $>ie
Regierung Ijatte bafjer in ifjren fo häufigen fRefcripten immer
nur bie Umgebung ber (Eenfur überhaupt im Stuge unb oerfteigt
fid) in einem folgen oom 3. Sanuar 1698 jur Slnbrolwng öon
„2eib unb fieben^ftraffe " unb mödjte am liebften bie S3ud)brucfer
ju $enuncianten foldjer Auftraggeber anwerben, weldje ben Xrucf
ofjne ßenfur verlangten. Äuf bie fct)üc^terne ©inwenbung ber erjte=
ren, ob e8 benn nidjt genüge, wenn fie bie Unterfdjrift be3 (5en=
forä betonten, ba fie ja bod) üon ben üflaterien felbft nichts t>er=
ftänben, werben fie oon ber ©üc^er^ommiffion einfach angewiefen,
fid) an ba3 bunlle SRefcript felbft ju galten; Erläuterungen fönn=
ten nidjt gegeben werben.
Unb fo würben benn nod) einmal bie alten üerrofteten SSaffen
aus bem ^otijet=$lrfenat l)eroorgefud)t unb §eil unb 93efferung
oon einer abermaligen, möglidjft üeretaufulirten Sereibigung ber
Söudjbruder erhofft; bie 23ud$änbler fte^en wie gewölmlid) §u=
nädjft unbeläftigt im §intergrunbe, weil bie (Sinfjolung ber Senfur
ben 33ud)brutfern oblag, fie in erfter ßinie üerantwortlid) gemalt
Würben, bie *8ud)f)änbler bagegen meift erft bann, wenn gegen ein
formell ertaffeneS fpecieUeS Verbot gefünbigt worben war. 2Han
flammerte fid) melleidjt um fo mefyr an biefes fd)Wad)e §ülf*=
Digitized by Google
- 139 -
mittel, als man in Bresben bic (Sfefügigfeit ber 93üd)er-(£ommiffion
nicht burdjmeg unb unbebingt Derta^lic^ bcfunben hatte, menig*
ftenS nicht in Stögen, in benen ihr firchlicheä Partei =3ntereffe
mit in« ©piel !am. £emt bei Gelegenheit einer umfänglichen
Unterfudmng über bie Verbreitung pictiftif^cr ©Triften in ben
Sohren 1693 unb 1694 motzte ber bamalige ^räfibent beS Ober*
SonfiftoriumS, (Sottfr. oon Beichlingen (ber fpätere ©rofjfanjler),
ber Vüd)er:(£ommiffion gegenüber münblid) bie Vemerfung:
$iemeil auch ohne bem bic SüchenCommissary in bem Verbacht
mären, bafe fie in biefer ©ache gebürenben (gifer ju expedition
ber ßf)urf. gbgften Vefeljliche nicht angemenbet, ©o mürbe befto*
mehr Don nöthen feun, üor biSmaljl bie 3a die ©r. Ghf- 3)tt)I.
ernften SBtüen gemäS jubejdjleunigen.
SOic Untersuchung mürbe auch tfjatfächlicf) in ihrem meiteren Ver-
laufe ber 93ücher=(5ommiffion abgenommen unb einer Special-
ßommiffion jugemiefen.
(5in IRefcript be8 €ber-£onfiftorium8 öom 26. gebruar 1697
— ber ßeityunft, ber ber (Srmerbung ber polnijchen ÄönigSfrone
burch Sluguft ben ©tarfen, ift nicht ohne Sntereffe — an ben fHatt)
$u iw'eipjig fefct auSeinanber, baß nach er [tat totem Vortrag über
bie früheren Verorbnungen betreffs ber denfur unb ber Ver=
eibigung ber Vuchbrucfer eine 2Bieberf)olung ber lederen Sßrocebur
für um fo nötiger erachtet morben fei, als bisher „mit benen
Censuren" nicht ber Gebühr nach »erfahren morben, „theifs Vücher
auch mit neuen Additionibus ohne Censur gebruefet unb mieber
auf geleget morben, ja auch öiel Charteqven unb anbere nic^td-
mürbige unb ärgerliche ©chrifften tyxaufyttQmmtn" feien. Sei
namhafter, eoent. aber auch toirflict) einjutreibenber ©träfe bürfe
— abgefehen oon amtlichen £)rucf jachen beS 9Rath& unb ber Uni=
oerfität — auch „baS geringfte nicht" ohne Senfur beS $ecan8
ober beS oon ihm baju Beauftragten gebrueft merben, „Diejenigen
Scripta aber fo ben Statum publicum betreffen", feien „allein
toon bem Ordinario Unfer Juriften Facultat" ju cenfiren. Sllle
neuen Stuflagen, mit ober ohne ßufäfce, feien ebenfalls jur Genfur
oorjulegen, menigftenS fyabt fich ber 2)rucfer bamit bei bem SDecan
ju melben unb Sßermiffton ein^u^olen; ebenjo fei „es auch ^f0
mit benen Catalogis, melche bie 53ud)hänbler in SJcefjjeiten bruefen
lagen", §n t)atten.
Digitized by Google
— 140 -
$iefe$ SRcfcript fefcte bie S3ucf)brucfer in Aufregung — eä
befeitigte aud) bie offteiöfe Erläuterung ber ©üdjer = Sommiffton
betreffs ber Genfur ber neuen Auflagen — unb gab ju mett*
läufigen Serfjanblungen Slnlafj, bie unfere ßenntnifj be8 inneren
©erriebe« be* geschäftlichen Seben« in intereffanter SBeife ermet=
tern. S)er ^Katl] unterftüfcte bie Söudjbrucfer in biefen 93er^onb=
lungen anfänglich jmar nur fchmädjlich, gewährte ihnen aber bodj
bie griften, um ihre SSorfteflungen fct)riftlic^ einbringen ju (önnen
unb jmang ftc erft auf auSbrücf liehe Änorbnung beä Cber=Son=
fiftoriumS am 21. 3uli burd) Slnbrotjung oon ©elbftrafen unb
sßerfonalarreft jur Slbleiftung be3 (£ibe3, nac^bem afle SSorfteüungen
fid) atö fruchtlos erliefen Ratten.
3n ihrer eingäbe an ben SRatr) Dorn 7. ÜM betonen bie
S3ud>brucfer oon neuem, bafc bie (Schriften, mit bereu erfdjeinen
bie brüefenbe 9)?af$regel gerechtfertigt werbe, oortoiegenb auSmärtS
gebrueft mürben; merbe bie abermalige (Senfur aller bereit« ge*
brueften ©lieber unb felbft unoeränberter neuer Auflagen aufregt
ermatten, fo märe bie Öolge, bog
hierburdj auff einmaf)l unfere $ruderet)en bcrgeßalt ruiniret toären,
ba& mir biefelben att)ter in ber ßänge ntdjt nmften ju conser-
viren, fonbern aüerbingä bie Seuthe abfdjaffen, unb auff ettraS
anberä ju unferer miserablen conservation bie <$ebanden richten
tnüften, in gennjjer ©rmegung, bafi meber ^ieftge noch frembbe
SBuchhänbler ihre allbereit oor furjen ober langen Sauren her in
Verlag hflbenbe unb längft approbirte Opera, e. g. beS Seel.
$>errn Lutheri, Arndii, Heermanni, Glassii, Brukneri, Hulse-
manni, Oleariorum, Geieri, Scherzen et aliorom Tbeologica,
Fabri et aliorum Lexica, Carpzovii, Berlichii, Pistorum, Taboris,
Mevii, Ziegleri aliorumque Juridica, item Livii, Taciti, Justini,
Curtii, Salustii et caeterorum Historica, Virgilii, Horatii, alio-
rumque Poetica, Variorum Philosophien, etc. fernerhin in r^ieftge
®rucfereöen geben mürben, menn fie genött)tget toären, fie beö,
jeber neuen 31 uff Inge auff 3 neue jur censur $u geben, mit ber*
fclbcn auff be$ &errn Decani gute (Gelegenheit ju marten, unb
ferner jebeSmaf)! bie beü ber erften Edition geleiftete Censur- ©e;
bühren ju toieberhofjlen.
©ie benachbarten Orte, mo mit geringeren ©pefen gebrueft merben
fönnte, mürben Seidig« £unbfd)aft an ftd) jiet)en. ^Betreff« ber
Genfur ber 93uchhänbler=$ataloge tybtn fte tyrmr, baß bie 93ua>
fütjrer, menn fie oon ber granffurter SJceffe tarnen, taum fo oiel
Digitized by Google
— 141 -
Seit hätten, „ihre Catalogos ju oerfertigen", feine für bie @tn*
holung ber Senfur übrig bliebe; benu biefe fönne ja nic^t fchneü
beforgt werben, weil nicht alle neuen 23üd)er bereit« genügenb be*
fannt feien, um fofort beftimmen ju fönnen, maS gu erlauben
unb maä ju üerbieten. lieber bie Genfurttjätigfeit ber theologischen
(? oergL fpäter) unb mebicinifchen gacultät fei nidjt $u flogen,
aber bie Philologica, Philosophica unb Politica habe bisher ber
gaa^profeffor, nidjt ber S)ecan cenfirt 2)aS fönne ilmen, ben
S3ud)brucfem, nun jtoar gleichgültig fein; aber ber 35ecan fei bodj
nid)t in allen Scientiis philosophicis beioanbert unb fo fei eS
fchon mehrmals oorgefommen, bajj „mancher Tractat aus Langel
ber 3eit nicht nur etliche SWonath, fonbem über Safpr unb Xag(?)
aufgehalten," bie 93uct)f)änbier ben Auftrag jurücf gebogen unb auS=
märts hätten bruefen laffen. &en Statum publicum oerftünben
fie nicht fo genau, wüßten auch nicht, ob eine ©d)rift jur Senfur
in bie pf)ilofopl)ifdje ober jurifttjriic ^acultät gehöre, jitmal bie
Professores Eloquentiae et Historiarum nod) mit ben Suriften
barüber ftritten, unter meffen (Senjur Notitia Iuiperii romano-
germanici aliorumque gehöre, ©ie, bie SÖutfjbrucfer fjätten Wä«
t)er bie SSeranttoortung bem überlaffen, ber bie jur Senfur über=
reifte ©djrift angenommen.
£)er föatf) befanb biefe Erinnerungen „meiftentheits oon fchlec^
ter toichtigfeit" unb unterftüfete nur bie SBünjche toegen ber Gen=
jur ber bereits gebrueften unb „approbirten operum" unb toegen
beS SSkgfatlS ber 6enfurgebüf)ren bafür; es bürfte eine einfache
Slnmelbung unb fchleunige Ütejolution barauf, ofme Entrichtung
irgenb melier (Gebühren, genügen.
2)em entfpredjenb gemährte benn baS Cber-Sonfiftorium in
feinem Entleib oom 21. 3uni auch nur eine faum nennenSroerthe
Erleichterung: es beliefe eS für bie pljilofoöf)ifd)e gacultät bei ber
bi§r)cr bräuchlichen Eenfur burch bie gachprofefforen. 2)ie SRafc
reget megen ber Eenjur ber neuen Auflagen fei bagegen „mit gutem
S3ebacf)t" getroffen morben
in mehrer Erroegung, wie nicht unbefannt, bog \o oiel böfe, ärger*
ltdje unb üerbotfjene Sucher, auch Pasqville gebruefet unb alfo ber blofe
2)rucf ben anbem SSerlag unb neue Edition nicht legitimiren fann.
SlnbererjeitS wolle man aber auch, meint gegen ben Sfteubrucf nichts
„mit beftanbe" einjumenben fei, bie Verleger auch nicht mit (Senfurs
Digitized by Google
- 142 -
gebüßten befeueren unb burch bic $ecane aufhatten laffen, we3=
halb „bafc bic Decani in bergleichen fällen nichts f orbern, noct)
ben $rucf aufhalten fotlen, an bie Universität gemefjener Sefeljl
erteilet" fei. Wogegen würbe bie Senfur ber 93udt)hänbleT=2ager;
fataloge unbebingt aufrechterhalten; benn wenn ber „$aupt"= (i. e.
SWeSO^ötatog cenfirt werbe, fo fei nicht abgehen, weshalb
berglcidjen mit benen particular Catalogis, fo ins gemein auf} 1
ober 2 ©ogen befielen unb in einer ©iertel ober halben ©tunbe
burdjgelefen werben fönnen, nicht aud) geid)e^en foüe.
2)ie ©ornahme ber ßenfur fei hierbei ober um fo nötiger, weil
oft genug fold)e (Schriften, weldje öffentlich nid)t oerfauft werben
bürften ober »erboten unb confiScirt feien, ijineingefefct würben.
$)er ßenfor fotle aud) nur au8ftrcid)en, was ifjm oerbädjtig er=
fdjeine. gur ©erufn'gung ber ©udjbrutfer wegen ber Genfur ber
Politica fei im übrigen an bie Unioerfität referibirt worben, bafe
berjenige 2)ecan ober Senjor, bem bie (Eenfur beS ir)m oorgelegten
9ttanufcriptS ober einzelner ©teilen barin nicht jufte^e, bieS bem
jur Senfur ^Berechtigten uorjulegen §aU. (Sine weitere unbebeu=
tenbe Erleichterung würbe noct) buret) Ülefcript oom 4. Huguft ge=
wäf)rt, nämlich bie Befreiung oon ber ßenjur für „bie geringen
©üdjer, als Vocabularia, vestibulum, Jauua Comenij, Donatus
Rbenij, &©(S©ücher, Grammaticen unb Dergleichen, fo öorlängft
aud) wo! cum privilegio gebrueft wären"; bie ©udjbmder hatten
im ©ereibtgungStermin wenigftenS nodj bar um gebeten.
©ie Waren aber in bieten ihren erften ©orftellungen junächft
nod) einem hatten ^ßunft aus bem SBege gegangen, beffen ich
gleichfalls bereits im vorigen ©anbe beS 5lrd)ioS unter ben 2e[e--
früchten gebaut fyabt: ber Unforberung ber ü}eologi(chen gacultät,
buret) ©ermittelung ihre« ßenfurrechts unb Verweigerung ber (Sen=
für überhaupt ben $rud unb ©erlag eine« jeben nicht orthobop
lutherifchen SBerfeS in Setpjig hintertreiben, b. f>- baffelbe oerbieten
$u fönnen. Sin flagranter gatl liefc bie ©udjbruder fcr)on am
11. Stuguft 1697 bie Snterceffion beS ?Ratr)eS erbitten: maS fie
befürchtet, fei nur ju fdmetl eingetreten.
Allein wir erfahren nunmehro in ber %fyat, bafe atlerbingS bte=
jenigen ©chrifften, fo benen alhicfigen Herren Censoribus einer
ober anbern controversie falber nicht anftehen, ob fie gleich bie=
felben felbft aestimiren unb in ihren Bibliothecen hcflcn/ 0U(h
Digitized by Google
- 143 -
mehr q(§ cinmatjl |cf)on gebrucft morben, bennod) burcf) 93ertoeige=
rung ber Censur bon unferen 3)rucfereöen wollen abgehalten, unb
mir aljo in höchft gefährlichen ßuftanb gefefcet werben, atlermafeen,
als biefer tage beS oortrefftichen Thomae Watsons, eine« (Jnget;
lönbifchen Theologi, aus bem ©ngellänbtfchen inS teutfdje über;
fc^te ^rebigten unb ©djrifften Shrer Magnif. bem ^errn Doct.
Alberti, als p. t. Facultatis Theologicae Decano, in öormahtiger
gebruefter Edition oorgeteget, unb bafj ber oorige Verleger |>r.
Erythropilus, ©udjhänbler in (Soppenhagen, biefelben attjier wie=
berutnb jur ^ruderen, berbungen habe, gemelbet worben, oon bem*
felben feine anbere als biefe Stntwortt erhatten werben fönnen,
man foße ihm nicht sumuthen, ein ©alüinifch 93u<h 5u censiren.
£aS 2öatfon'jcf)e Söerf fei aber fc^on mehrmals in ©achfen ge=
brueft, werbe öffentlich oerfauft unb fei niemals oerboten morben.
9cun müßten fie aber ben 55rucf, wollten fie fich nid)t beS 9Jcein=
eibS fdjulbig machen, ablehnen; wieberholten fich f°^e ÖaHe, fo
würbe ade Arbeit für frembe 83ucf)hänbler fortbleiben, währenb
fie, bie Sudjbruder, oon ben Seipjiger $ud)hänblern aflein nicht
genügenb beschäftigt werben fönnten.
3n biefem galle, in welchem bie möglichen bebenftidjen golgen
ber fouoeränen (Senfurbefugniffe fpecietl ber theologifchen gacultät
fo Mar in bie 3lugen f prangen, fonnte fich ber Btaty benn au$
nicht ber Snterceffion für feine in ihrem Qhrwerb bebrohten 93ürger
entziehen. 9cod) an bemjelben Xage, oon welchem bie Eingabe ber
33ud)bruder batirt ift, übermittelte er biefetbe mit einer eingehenben
Befürwortung nach Bresben. SBenn er auch oorforglidj unb beoot
jebe „Cognition" barüber, was jum £>rutf jujulaffen ober gu oer=
bieten fei, als ihm nicht juftänbig be$eid)net unb weit entfernt ba=
oon ju fein erflärt unumfehränfter fiicenj ber Einführung fdjäb--
Itcher unb ärgerlicher ©ücher baS SBort reben ju wollen, fo ftetlt
er boch in einer gerabe bei biefem ©pecialfaü* für baS confeffio-
nell noch immer fo engherzige 6ad))en überrafchenben greimüthig*
feit oor, bafj
1. in biefem hödjfttöblichften ©hurfürftenthumb anberer religions-
oerwanten bücher ju bruefen unb ju führen absolute nirgenbS Der*
boten, fonbern 2. bie bücher juförberft jur censur jugeben anbe*
fohlen, auch 3. Oon anfang ber reformation an biShteher bie
tägliche praxis unb Erfahrung ein anberS nicht bezeuget, alfo bafc
4. WaS nicht contra orthodoxiam fidei ober fonft ärgerlich befun;
ben worben auf oorgegangene censur ju bruefen unb ju führen
Digitized by Google
144 -
nidjt oerweljrt gewefen, wie benn audj 5. in bcr ©udjbruder (gabt
nidjtä baröon enthalten, 6. biöfatö benen iöudifülircrn, bon benen bte
SBudjbrüder 3*»* Staljrung fyaben mü&en, ßantJ frene Ijanb getanen,
als meiere öfftcrö bergteidjen büd)er, beren ©rutf unjtociftic^ in bic=
fen Sanben un$uläfjlid) genditet wirb, oerlegen unb au&roartd bruden
lallen, fjernad) aber jur S3erl)anblung in groger qvantitÄt ein=
führen, ja bo fctbft in offenblieben 9ttefjcatalogis, fo unter privilegiis
mit approbation unb censur publiciret werben, bie cinfübrung bercr
hetherodoxorum 93üd)er gtetct)fam autorisiret ift, trelc^ed benn
7. bie JjanblungSfretofjeit unb nnberc mistigere urfaetyen nid)t an=
ber3 leiben wollen, überbie« 8. oiel nufcbare, erbauttdje büdjer,
oon ©nglifdjen Theologis getrieben unb au« felbiger Spradje ins
teutfdje transferirt, al« liaxters, Halls, Sontboms (— bes (enteren
SBerfe waren aflerbing« früher burd) bas ^ßrioilegium ber oor;
fjerigen Scnfur ber u)eologifd)en Saculät unterworfen worben — )
unb anberer mcfjrer, in biefen tanben aud) mot tljeils unter (5. Ä.
unb (£1). 3). unb £ero ©torwürbigfien $>errcn Süorfaljren an
ber Gliuv erteilten privilegijs, gebrudt unb gcfüfyret werben, ba;
Ijcro 9. nid)t Wol ab$ufcl)en, warum bie Censur bes fdjon oorljer
gebrudten wotaestimirten Watsonifdjcn SSertfS fo fdjledjtcr binge
ju oerweigern feön fofle, beä welker fidj würbe gejeiget fyaben,
ob eine heterodoxia ober etwas anbers, wesfyalben es in biefen
lanben nid)t ju tulben, barinue begriffen, jumab,! 10. an beut ift,
bajj auf foldje weife benen SBudjbrüdern ber größte unb befte tljeil
öftrer 9hfn*ung entzogen werben unb an benadjbarte Derter, Wo
mit wenigem rigore »erfahren wirb, ftd) wenben möchte, ba bodj
biöanb,ero biefe fünft ^iefige^ Ort« &u foldjer ©djönljeit gebraut
ift, ba& es bie unfrigen üteten anbern juoor tfmn werben.
3n ber (£ntfd)eibung bes Cber=ßonfiftoriums (äffen fidj be=
rettö bie folgen bes UebertrittS Sluguft's bes <Star!cn jur fatf)o=
lijdjen ßircfye — er bafjnte eine aümälige mefentlidje Slbfcfjmätfning
jener @ngr)crgigfcit an — oerfpüren. Stöerbing^ befdjränfte fid)
ba« föefcript oom 18. Sluguft an SUberti junäc^ft barauf ben bor=
liegenben fpeciellen Söefdjwerbefatl aus ber SBelt ju f Raffen; SUberti
würbe angewiefen, bas 2Batfon'fd)e Söerf ju cenfiren, etwaige bt~
bcnHic^c ©teilen ober foldje contra orthodoxiam aus$uftreid;en
„unb fobann bruefen ju laffen." Unb wenn iljm audj in Jolge
feines bajwifdjen tretenben Xobes bie $)emütf)igung erfpart würbe,
bem S3efef)Ie Öolge leiften unb bem böfen (Sa(mmften=53ud)e ba3
Smprimatur erteilen ju muffen, f o erging bod) auc^ am 22. <Seö=
tember entfpredjenbe SInorbnung an bie gac^ltät ^elt>ft- Slber eine
gefe^lid>e Regelung war bamit boc^ noc^ nid)t gefd^affen, ber 3eIo^
Digitized by Goog e
— 145 —
tiämuS ber gacultät mar no<§ nicf)t genügenb jurücf gebrängt; es
beburfte eines erneuten SBittenä unb drängen« ber ©ud)brurfer, um
baljin ju gelangen. 2efetere Ratten aud) in ber Stt)at bie gegrünbetfte
SBeranlaffung baju, wenn bebeutenbe Verleger, wie 3. 83. XfprnaS
gritfd), biefeS £emmniffea burd) bie ©tarrföpfigfeit ber tf)eolo=
giften gacuttät falber, einen bebeutfamen Xt)eil ifjreS fdnoeren
unb umfänglichen ©erläget auswärts bruefen, ja unter bem $rud=
ort: granffurt a. 9Jc\ erfcr)einen laffen mußten.
3n einer eingäbe an ben turfürften=$önig 00m 20. <Sep=
tember 1699 roiefen bie ©udjbrucfer oon neuem barauf Inn, wie
jer)r ifjre Sßafjrung unter ben totalen (Sonfequenaen beS (Senfur=
^mangeS für alle unb jebe Sßerfe unb neuen Auflagen litte, ©ie
betonten, baß fid) bie $>rudaufträge nadt) 3ena, 9iubolftabt, ©djleu=
fingen, ©ottja, Ärnftabt, Arfurt, §ilmerSlmufen (i. e. £ilbburg=
Raufen), fiangenfalja, (Sifenadj, Sifenberg, Stferfeburg, Qe\§, (£f)em=
ni$, ©rimma, SBeißenfelS, Naumburg, granffurt a. 2K., befonberS
aber naef) §atle jögen. $)enn nad)bem befannt geworben, baß bie
Herren Decani fid} bei fdjon früher gebrueften, befannten unb ge=
lehrten SSerfen
ber Ccnsur ober permission, ofme a0e remonstration be$l}alben
geweigert, toeitn in einen ober anbem 2ef)r ©ätjen nid)t aüed mit
beS Censoris opinion, ober unferer ©oangelifdjen Religion, über*
einjufommen gefdjienen, ©0 ift barauS entftanben, baß oiele ßunbt*
fajafft unb Arbeit ber ^ruderen oerfürfcet unb feinb fowofjl eins
tyeimijd)e als frembbe ©üdjer $änbler üeranleitet Worben, it)rc opera
in anbern unb außerhalb 2anben gelegenen Drtljen bruden ju
laßen." ©ie famen baburdj in einen miferabten 3ufianb „©inte-
maf)len beim fonberlid) beS berühmten Theologi Watson opera,
Arnoldi $ird)en Historia, Segneri $immel§brobt ber ©eelen,
Tilezons (Xillotjon'S?) unb Cave ©djrifften, ingleid^en Arnoldi
Lux in Tenebris, unb unterfct)ieblicr)e anbere meljr, baoon bod)
etliche mit (St)urf. ©ädjf. gnäbigften Privilegiis oerfeljen
unb oon ben unfrigen pflegen tagttcr) gelejen $u werben," anberswo
gebrudt worben jeten. 5)ie 9£af)rung werbe tlwen me^r unb meljr
entjogen werben „unb bie fonft oor allen anbern Drtfjen beS SRö;
mijdjen föeidjS 311 2eipjig florirte 93ud)bruderetten, welche mit großen
Unfoften, aud) orientalifd)en ©prägen, bie fdjönften Littern nadj
unb nadj angefdjaffet unb oon oielen Drtljen bieferwegen bie 3laty
rung uad) öeipjig gebogen worben, baß audj bie SBudjbrudereoen
oon 16. biß 16. Sohren bergeftalt in Seipjig jugenommen, baß
ba oorfjero etwan $ltt)tje^n großen gemejen, anifco bergletdjen über
«tdji» f. ®cf$. b. fceutfäeit Öudtf. IX. 10
Digitized by Google
146 -
Secf)3- unb £)renjjig fich befinben unb über Ijunbert Sßerfonen bar=
bet) an bcr Sirbett ge$e!jfet merben," böüig ruinirt toerben bürften,
faß« nicht balb ein „temperament" getroffen „unb bie greofjeit
lieber geftattct »erbe alte gute unb oormahlS bereit« in ben $rucf
gebraute ©ücher unb ©chrijften, berer freuen burd) ben Religions
trieben gebulteten Religionen, fomohl Juristifche, Medicinifche alfc
Philosophifd)e, roenn fie nur nicht bcnen SReich3©efefeen junrieber,
ohne meitere Censur toieber aufzulegen, unb in ben $rud ju
bringen, gleich üormahlS albjer p Seiöjig üblich gemefen unb audj
auf allen Crthen, außerhalb SanbeS, als %t§na, SRubclftabt, (Srf=
furtt), Wotlm, grandfurtlj ic. unb bergleidjen, Wofetbft Diel ©udj
brudereüen üorfjanben, fold>e8 permittiret unb oon biefen orthen
bernadjma^t« nad)er ßetojig bie 33üd)er, in benen öffentlichen SRefien
ungebjnbert eingeführt unb uerfauffet werben geftalt auch 3hr*>
SRömifdje ftaöferl. SJcajeftät felbft fein bebenden tragen, über Lu-
theri ©iebel unb anbere ber Mugföurg. Confession oerroanbten
©ücher115), ju erhaltung unb beförberung ber hanblungen unb gu-
ten oernehmenä, aHergnäbigfte Privilegia ju erteilen.
SpaSquille, <Bc^mäf)fd)riften unb verbotene Bücher ju bruden, toott=
ten fie ficf) gern befcfjeiben, bäten aud) bie Uebertreter ftreng ju
beftrafen; aber fie bitten, fie jur §ebung ihrer Nahrung oon bem
brüefenben (Sibe ju entbinben ober biefen (5ib bafjin ju beclariren
bafj bcrfclbe, nebft ber Censur, nur auf bie ganj unb gar oer=
bothene, auch toieber bie in Blömifchen deiche, buret) ben Religion? s
frieben reeipirte breü Religionen lauffenbe, ober oon neuem h*r=
auäfommenben ©d)rifften unb ©üdjer aHeine gemeinet,
nicht aber oon neuen Stuflagen älterer 23üd)er ju oerftehen fei,
biefer Sfteubrud ihnen ohne ber 3)ecane unb ^rofefforen fernere
(Senfur frei bleibe, beär)alb auch 011 D*e Unioerfität unb 93üdjer=
©ommiffton ju oerorbnen, Derartige neue Auflagen nicht ferner burefy
bie Genjur ju hemmen.
$)ie fchon angebeutete oetänberte Stimmung ber jur Qtit
mafcgebenben gactoren in ben 9iegierung3freifen hatte injmifchen
gortfdjritte gemacht. 25a3 auf jene „toehmütrjtge" Eingabe — fo
wirb fie oon Bresben au« genannt — erlaffene fRefcript oom
2. Cctober 1699, oom ©roßfanjler ®raf Beichlingen unterzeichnet,
betheuert junächft
Unb benn unfere Intention ohne bem nicht gemefeen, benen $8ud)=
brudern ben 9!adjbrud bergleichen SBüdjer, fo ber Slugfpurgifchcn
Confession nicht116) jugethan, baburd), baft erft bie permission ge^
fuchet werben fofl, inhibiren, fonbern biefelbe oielmehr bahin=
Digitized by Google
- 147 -
gegangen, bannt baburd) ber ÜJtodibrucf böfcr ärgerlicher unb üer=
botf)cner, auch confiscirter SBüajer, Pasqvillen nnb Dergleichen Char-
teqven gänjtidi n ad) bleiben, and), wenn gebruefte 93üd)er, Welche
ben Statum publicum unb baS SReidj, ober beften ©tänbe concer-
niren, wieberauffgeleget werben möchten, barinnen nicht« praejudi-
cirlicheS gebultet werben möge"; unb oerfügt jobann, bafc eä bei
bem 6ibe aüerbingS oerbteiben müffe, „fooiel aber ^ierne^ft bie
anberen Sucher unb ©chrifften, fo oon benen bretien, in föömifchen
9icict) gebulteten Religionen ^erauSgefommen, inbem burdj ben
blofen £)rucf bie ttriebrige feineSmegeä approbiret wirb, wie in=
gleiten Juristifche, Medicinijche, Philosophifd)e unb anbere gute
Radier, in fall nicht etwas neues ^injugefommen anbelanget, fo
fönnen 2Bir nunmehro gesehen tafcen, ba§ folct)e oon benen töuaV
bruefern olme fernere Censur ober erlangte Permission berer Deca-
norum ober Professornm gebruefet werben mögen, mafjen 2Bir
benn infoweit ba« oon benen ©udjbrucfern abgelegte Juraraent
hiermit relaxiret fmben wollen.
©o Hingt benn auch ncid) biefer Dichtung Inn ber Slbfchlufc
be8 Ausbaues ber SBücher^ommiffion al3 ftaatlidjer 93ehörbe in
einem wol)lrt)uenben £one aus. §atte auch ^efc ©oecialbefchroerbe
ber ©uchbruefer im 3ulammen^an9e m^ oen ©djtüanhmgen be§
ÄambfeS jruifdjen ben toleranteren $fafd)auungen be3 $urfürften=
Königs unb ber altererbten ftarren confeffionellen Sntoleranj ber
fianbftänbe unb ber ®etftlicf)fett im Saufe ber nächften $eit noch
manche SSanblungen burchsumachen, würbe auch foäto bie 9ßeu;
(Senfur neuer Auflagen bennoch wieber eingeführt, fo leitete ftet)
boct) im allgemeinen bon nun ab eine wohfoollenbere ©ehanblung
ber Sebürfniffe unb 3lnforberungen beS öuchhanbel« ein, ein beffe=
re^ SBerftänbnift für ba8, wa8 babet aud) ben Sntereffen be8 £an=
beä unb ber (Stellung ßeib^igS als werbenber alleiniger ©entraU
punft be3 beutfehen 33ud)hanbel8 frommte. Äonnte in ber ganzen
Qeit, in ber fich biefer lefctere (Sntroicfelunggbrocefj ooüjog, üon
einer bewußten görberung beffelben burch bie fächfifche $egie=
rung nicht bie SRebe fein, mufc bielmehr anerfannt werben, ba§
fie ebenfo rücffichtSloS unb hart bem 93uchh<mbel unb bem 9tfefj=
berfehr gegenüber ihre boütifchen unb fiScalijchen ©efidjtSpunfte
jur Geltung bxad)tt, wie bie faiferliche Regierung in granffurt
a. 2ft., wohl fogar rücfftdjtslofer unb härter, fo änberte fich bod)
üon ber 3eit ab, wo Seibjig ohne ihr SBerbienft unb 3utf)un feine
herüorragenbe unb mafjgeoenbe Stellung errungen hotte, ihre $ak
10*
Digitized by Google
- 148 -
tung unb bot fie nunmefjr ftetg bic imub ba^u, tucnrt eä galt ba~
(Errungene meljr unb meljr ju feftigen, ju fiebern unb ju bewahren.
5Die jtoeite $älfte beS 18. 3af)rt)unbert3 liefert bic SBemeife bafur.
$(nmerfungen.
') 9lod) im %af)xt 1666 jeigen fieb ©puren biefeS ©elbfiänbigreit*ge=
fühlS. 3o^ann Schefflet (Slngelu« ©ilefiu8) ^atte eine al* ©djmctyfc&rift
djarattertfirte ©ebrift gegen ben ^rofeffor Dr. Johann Äbam ©d)er*er unb
bie theologische ^acultät $u fietpjig veröffentlicht unb bem utfatfie gu 5öre«lau
bebictrt. S)iefer lieft fie aber, roie Scherjet in einer Eingabe an ben Äirr-
fürften Don ©ad)fen Dom 22. Seccmber 1666 fagt, confiöciren, „obngeaditer
er einen ^äbftifcben Herren recognosciret."
*) @8 ift Übrigend niefit unnmljridKinlirfi, ba| baS SRefcript uodj Don
weiteren 3nftructionen begleitet getoefen ift, namentlich gerabe in ®egug auf
ben SJcefjoerfebr; ich möchte ba8 aus bem mitgeteilten ©eridjt ber beiben
9iatf)Sherren folgern.
*) 9tau$cber brängte mit ber llebetroeijung ber tJrucferei unb juckte fid?
bei bem fturfürften mit aflen SRitteln $u infinuiren. Unter bem 17. October
1576 jdjteibt er an ben Äurfürften: „. . . ®nbtt ich bo bic brueferei in meine
gemalt unb öermaltung tonten jolte, wol roünföen möchte, bad ber t^rfre
bruef meiner beftallung in odium Caluinistaruin gefertigett
mürbe," fo noch feinen rechtmäßigen SJorbeftfcer oerhöhnenb! ©einen 3roetf
erreichte er aber boch nicht, auch md)t feine (Erben, melcbe feine oermeintlidjen
SRechtäanfprüchc gegenüber «ögelinä ©laubigem unb Äinbern aufrecht au er-
hatten fudUen.
*) 3)a ich biefen Vorgang al« bie erfte Ämt&thätigteit ber ©üdjersdom*
miffion glaube betrachten ju bfirfen, jo halte ich c* füt gerechtfertigt ht« bie
ftctenanlagen *um Äbbrud $u bringen, toeldje bie SRejultate biejer Ämtdtbätig-
feit $u geben fcöeinen, jumal fie einen lleinen ©eirrag $ur ©ejthidjte be$ 2tip*
jiger 9J<e&üerfehrd liefern.
3n Ausführung be8 föefcript* richtete junächft ber Math &on Seip^ig
unter bem 30. Äprif ein patent an alle üeipjiger „Bürger, jo *ud)füörer
onb 33uchh?nbter fein, begleichen auch olle frembben onb aujlenbifa)e ^ueb
fürer, jo in ober auf erhalb ber merefte anher honbeln" ein Serbot über
alle „31iri)d)c onb ^lacianifche bucher, febriften onb tractaten, ünb wa* btn-
felben anhengig ift." — (£* jdutent fid? baran ba& nachftehenbe JWerjeidjuiB
(mahrfcheinlich beanftanbeter SBerfe) unb weitere abgeriffene 9cotijen.
Sintagma Wigandi in vetos et Nouum Testaraentom.
Vndecima Centuria biatoriae ecclesiaaticae in fo.
Clauis scripturae Iliricj. 2 Xtyeil fo.
Illiricus contra Sacramentarios. Suo.
Cathaloguo veritatis Testium fo.
Kefutatio Iüricj contra Brunonem 8°.
Dispatatio Iliricj et Victorinj in 4°
poatilla Musej beutfd) in fo. et 8uo
datechifmuä 2Jcufcj beutfer) 8uo
©atedjtfmu« ©triaci ©pangenberg beutfd) in 4° et 8U0
Giriacud ©pangenberg ober 8. capit. ad Rom. fo.
SiriacuS ad Corinthios beutfeh in fo.
Sh^fpigel ©pangenbergif in fo.
Tabule Spangenbergij in epistolas et Euangelia Domini fo.
Tabule Spantfenbnrgij in aliquot lib: veteris Testam. fo.
Sinopsü) Antichristj Wigandi 8°
Digitized by Google
- 149 -
Wigandnii contra Arrianos in polonia 8°
Wigandua in 12 prophetaa minores 8°°
poatilla Wi^andi latine in 8U0
De commnnicatione Idiomatnm Wigandj 8°
Methodus doctrine Chrihtiane Wigandi lat. 8°
De es8entia originalia Juatitie Iliricj 8°.
De occasionibu8 vitandi errorem Iliricj 8°
IliricuB de translatione Romam Imperij ad germanos. 8°.
93om freien toifl Shriftoöhorj Obenhin* in 4° —
Sudjfübrer (bei benen toohl nadjgeforfdjt morben?)
3acobu3 SHfcfaet hat 2. laben einen in SluerbadjS ^off ben Hnbern bei
ber ftimmermannin.
©eorg Öftfcher oon Dumberg
griebrid) ©uttnedjt üon Homberg in 2Iuerbac6$ l)offc.
®eorg Don SSilS (üielleidjt SBtHer?) oon Slugfourp, in ber gimmerman
gewelbe hat öngefehrlid) 8. frucf ber $ebn prebtgten Oon ber redjtfer*
tigung ic. &e«bu)tj hinberfefct.
Clemens ©albinu* (99aubuin) bei ftindelthau*
Simon fcütter S3ej ftincfelthauS
»ogelS fcaben (aud Wittenberg?),
Ulrich SReuber oon 9iurmberg bei Stotljaupten, bat 3 (Btücf ber (Sons
feffton etlid) ^rebiger in Ofterreidj obergeben
Eunrabt SRiel (9iü$cl) Oon Wittenberg bei ^"d? Beiern.
2)iitericb ©erlifc (i. e. ©erlod?) oon Dürnberg bej «bam «ßradjt.
Index librorum removendorum
Clauis acripturae Illyrici
Disputatio Flacij cum Victorino
De eseentia originalia Jaatitiae Illyricj
De occaaionib. vitandj errorea Illyricj
Pantheon Joannia Fridericj Cele8tinj
Som freien willen ObenljinnS
Confeasio Anstriaca
Librj qnorum exemplaria petnntur inapicienda
Catalogus veritatis teatium Illyricj
PoBtilla Muaaei
Catechiamua Muaaei
Catechiamus Cyriacj Spangenbergij
Synopsis Antichrist] Wigandj
Refutatio Illyricj contra Brunonem
Methodus doctrinae christianae Wigandj
2>a3 SBerjeidmifi ift oon feiner ©ureau*, oielmehr üon einer ©etebrtenfyanb
gefdjrieben, ift olfo njahrfdjeinlid) ba& Slaborat ober bie Vorlage eine* ber
cenfirenbcn ttjcologifdjen ^ßrofefforen. —
9ta$oerjeidmete bucber fetnbt oor bem beohel auft ©arttyel Sögels (sc.
auS Wittenberg) S9ud)laben oerfauft morben Cfiermartft 69.
Herten SRobt oon Sönigjberd1
6 3?on freien Stilen Obenhin 4*»
Werten Stoib oon Sllbenburg
8 SSon freien Willen ic. 4t»
Sorg SBerner öom ©erltn
2 «on freien Willen k. 4t»>
2>ic Serhältniffe fär SBittenberg ergeben fidj auft bem ©ifitation« ^tbjdncb ber
Unioerfität Dorn 22. Dctober 1614. (Codex Augusteus. I. 6p. 970.)
6) »ergl. Hrchio. 2. »b. 6. 66 in 9lnm. 4.
6) Codex AuguHteua. Tom. I. ©p. 407—410.
7) ein ebenfalls gebrudteS 5öegleit=6ircutor befiehlt bie $ublication burd)
Digitized by Google
öffentlichen Mnfdjlag unb ift correcterweije nur an bcn Statt) gerietet. $ie
^Jublication erfolgte in £eij>$ig erft am 9. 3uli.
8) ©in 2tu#$ug au3 ben 5öifttarton«acten ift bei ben Differenzen $wifdjen
SRattj unb Unicerfität im 3al)« 1678 5U ben Meten genommen unb un* ba*
burd) erhalten worben. <£r ift intereffant genug um ttm ^ier tollftanbig $um
?lbbrud «1 bringen, um fo me$r alö auf ben 3nlmlt mieberf)olt ©ejug ju
nehmen ift.
Extract auS benen Visitation Acten de ao. 1598.
Universität erinnert, Ao. 88 bötten bie 83ud)füfjrer ^sic) einen eüb
aufm JRat^aufe gettjan, e$ mürbe aber borüber üon ben 93ud)füf)rern (sie)
nidjt gehalten.
Decretum
3ft beom SRattjc anjuorbnen, ©ol Sftntn fürgelmlten werben.
S3on benen Sudjläben.
S)er Bunrft feti wofyl befohlen, aber com SHatfje fein getjorfam geleiftet mor*
ben: Denn e3 wolle ftcr> barju niemanb brausen lafeen. 2>er SRatlj giebt für:
bie Universität reift u übe e$, Sie tierftünben e& nidjt. Universität fjat fid)
erbosen 68 fol bco ber Universität fein mangel fetin, ©ie wolle 3t)re*
mittel« gern bar^u leute bie e« oerftünben oerorbnen, bie beneben bem SRatlje
bie 93ud)laben visitirten.
De iis capitibus Ampliss. Senatus tunc interrogatus respondit: (£8 %abt
weilanb Sfyrifttan (Slntrf. audj ber Administrator bie SScrorbnung getrau, bafj
bie SBudjbrucfer fein bud) otme Sorwifjen ber 4 Decanorum aller Faculteten,
unb be§ 9tatb,$ gebrudt merben (sie), borten aud) baju fcnorbnung getfyan,
unb ob e£ erjifcen blieben, ©olle e§ bodj förberlicr)ft, bafj ba8 Jurament oon
ben 93ud)fül)rcrn (sie) geleiftet, angeorbnet merben. S)e3gleid)en mit ben Biblio-
polis wollen ©ie glei^ergcftalt mit fleid in a$t nehmen, bafj biefelben »ie
bis anljero burd) ber Universitet Syndicum beneben 3§rcm ©tabtjdjrciber
visitirt werben, Wie fie bann aud) oeretbet (sie), bafj fte ber Correctoren
falben balnn benrfen foflen, ba& fte nicht unfleifeige Correctores ljaben.
3ft 3fmen ferner ber Universität hierauf furgeben fürgefwlten,
Responsio
3)er föatl) fan nidjt einräumen, bafj 3&« ©ürger oon ber Universität fid)
foüen oeretiben la&en.
©ol berichtet werben.
©dalagen für, bafs bie ©udjbruder alljier in liiiurf. 9ientl)ereti foUen in ben:
ber ber Universitet unb 9iatb3 betifetm, betiben neretibet werben.
91m 22. Martij Ao. 98
2)en ^ßuneft mit benen ©udjbritdern unb $ud)fürcrn belangenb.
2Bic bie Inspection gerinnen befteUetV 3*)"«* auferlegt unb
Bibliopolis
bafc fie mit Calvinifdjeu unb Sectirifdjen Söüajern aud) mit ©djmefyfdnrifften :c
unb bem 9tcid)e jumieber lauffenben S3üdjern fid) uic^t beloben, ©onbern
foüen bie büdjer io fie mitbringen bie tierbädjtig, %l)xcn Theologis juoor
weifen, unb l)ierna$ nidjt ber 3ugcnb ©onbern and) 3^ren Theologis nur
lafjen,
Denen Dntcfem ift auferlegt, ©ollen nid)t nadjla&en bafe ber Sittel tyier
unb bie SBüdjer anberswo, nehmen aud) böfc v4$ati»ier, ©onbern foBen nidjt&
Druden, als was sutior Don ben 4 Decanis richtig überjeben,
$udjfüf)rer
wollen fid) biefem na;b Debatten.
91m 29. Maij ao. 98 horis matatinie beT Matt) unb Universitet wegen
ber »udjbruder (Eibe.
Universitatis Syndicos.
^aben an bie Universitet Wittenberg wie e8 mit ben Drucfem gehalten, ge*
fdjrieben, barauf fie aua^ fc^rifftl. antwort erlangt.
Digitized by Google
- 151 -
Dr. Gunther nomine Universitatia.
erbieten fidj bie Universität ben 5- ©. ©eoeb,! ge^orfame golge ju letften
wenn nur beigegeben tote baS Jurament \oUt geftalt unb gefafjet werben.
Der 9iatb,
(Srlennen fid) audj ben ©eoehlidjen ju geljorfamen fdmlbig, unb fei ber Streit
wie bj Jurament follc gefteflt werben.
Rector
U>ic 93ud)bruder lafjen e$ (sie!)
©egetjrt cognitionem materiarmn nidjl fonbern nur Inspectionem et Execu-
tionem wegen ber $efeb,le fo fie aufammen mrbinbet, ju b,aben, bomit
aud) bie Universität aufrieben unb lafjen gerne bem SRatfje lnspectionem et
Executionem, tote benn baS Jurament foldjeS (. . . . weitere« feb.lt.)
NB.
Die Inspection bat ber diati) unb Universität jugleid) bie Cognitionem et
Censuram ac subscriptioneni bie Universitet aueine, bomit ift ber SRatb, unb
Universitet jufrieben gewefen,
haben barauf 9Hcol Verlieh, 3a<baria8 'öärwalbt, Abraham fiampredjt, 9)hdjael
ilanfcenberger befebriebenen eöb ßörperlich geleistet.
NB. deficit formula Jurisjurandi.
SBeridjt &u biefem ^Jundt.
Cbmobl fo oiel bie SöuchDruderenen belanget jwifeben ber Universitet unb
bem diatbe bed Juramenti balben bamit bie ©uchbruder ber Universitet unb
SHath jugleid) oerbunben fenn f ollen, eine ziemliche lange $eit bero Irrung
fiel) erhalten, fo feinub ©te bodj oon Und berowegen gänzlich oerglidjen unb
ift hierauf ber ©ucfcbruder (Job in Unfeter gegenwart unb benber tfjeile beö*
feun Denen btebeoorn in biefer ©acbe ergangenen befetjlichen gemäS geleiftet
worben. 3Ba8 aber bie iöucbfuljrer betrifft, fyaben bie Universitet mengel
unb befebwerung wieber btefelbe fdfrifftlicb, übergeben unb (£ ft. ©. folebe ju
gnäbtgfter erwegung unb abbclffung $u überfduden gebeten.
Visitatores finb gewefen (Ernft oon <ßonidau, Lic. Cornel. 93eder, 3«>b,ann
$>ofmann Slmtfdjöffer nltjicr.
°) Die Steten ber fietyMscr 93uchbrutfer=3nnung beginnen nämlich mit
ber Oftermeffe 1596; in biefer mürbe ber erfte „©eneralftfc" abgehalten. 6«
beftanben banaä) jur 3eit in ilcipjig fünf ©udjbrudereien, unb jmar: 9Ki(b.
ßanfcenberger mit 9 ©efellen, 3ob. ©eher mit 6 (6) ©efellen, ftrana ©cbneU*
bol& mit 4 ©ejeUen, Abraham Samberg mit 8 ©efeflen unb Sine, ©trad) mit
3 ©ejeUen. lieber bie geftftcüung ber eigentlichen 3nnung«:©tatuten febeint
eine längere 8*" hingegangen &u fein ; fie erfolgte in Uebereinftimmung mit
ben SBirtenberger Drurfereten unb zwar unter beren mafjgebenber ^ütjrung.
Dafj babei bie ©efeQen ganz bei Seite gefdjobeu worben, bie (Sonftrmation
oon ben SBittenbergern , olme SHüdfidjt auf bie in Seiojtg anberS gearteten
2öert)ältniffe, birect unb mit Umgebung ber ftäbtifeben Obrigfeiten, allein in
DreSben nacbgefudjt worben war, brachte ben Seidiger ^rincipalen fofort
Differenzen mit it)ren ©efellen unb erwedte bei bem JKattje SDcifjmuth, gegen
bie neue Innung, ö" feine Autorität ju mifeadjten fdnen. Die Konfirmation
mar feitenö beä fturfürften am 1. Slpril 1606 erfolgt, eine Sftittfjeilung ber
3nnung>©taruten an ben Statt) ber ©tabt allem Slnfdjein nach aber oöflig
unterblieben. 81* bab^er nad) (ünfüljrung berfelben in ben Seipjiger Drude-
rcien auf 9lnftiften ber ^öittenberger ©efellen bie gebadeten Dijtercnjen mit
ben $rincü)alen 5U Xage traten — oon ben ©efellen würben bie Ärtitel 10.
16. 17—20. unb 22- -26. beanftanbet — geriethen bie erfteren jiemlidj in«
©ebränge. ©ie mußten fiefa, ju oerftärftem 3Jcifebeb.agen be« mt\)ti unter
bem 21. Dctobcr 1606 nach Dreöben mit ber »itte wenben:
an einen ©rbarn 9tath al^ier ond patent reecript guäbtgft ntit.sutbcilen
onb ihnen (i. e. bem ÜRattje) in gnaben aufzutragen onb jubefeljlen, bafe
Digitized by Google
— 152 -
an (5. (S^utf. ®. ftabt fic bn* auf borgebenbe gebüljrenbe imploration
inn allen onnb ieben ber orbtnung einuorleubten articfeütt puncten bnb
Clauseln medjtiglidjen fdjüfcen, redjtmc&tge förberung ermeifen unb wieber
bie bberfarjrer mit ernfter unnadjlefjlidjer ftraff berfal)ren joflen
unb brauten ficf> baburd) cor bcm Statte in eine bon ben ©efeflen |ofort ge=
fdjicft au*genufotc ungünftige £age; lefetere betonen, bie Sonfirmatton fjätte
erft nad)gefud)t werben bürfen, „wann bie Seidel! jWifd)en iljnen bnb bn*
bei (£. §od) onnb ©objw. oerglid)en."
Den ^rinctpalen blieb nid)t* anbete* übrig, al* ein bemütfyge* pater
peccavi ju fagen unb alle* auf bie SBiltenberger au fdjieben. Da burd) ba*
miberfpenftige Steinalten ber ©efellen bie ©ejdjäfte ber SBittenbeiger unb
Seidiger Drudercien früber gelitten Ijätten, fo hätten fid) bie elfteren „ju
bn* betagt", wie folgern Unheil borjubeugen fei.
Vorauf jtuar inngefambt ctroae oeconomice disponiret unb abgefaßt, (Jlic
aber mir bn* befien berjeljenn, ift bafselbe bon ben SBittenbergern in or-
dinem ad mundum brod)t, Cljurf. Durd)laud)tigfeit $u ©adjfenn unicrtn
gnebigften ljern, für fid) unb inn bnferm Malmten ontert^anigft überreizet
aud) bie gebetene gnebigfte confirmation erlangctt bnb bn* jugefducft morbenn.
(E* habe i^nen nidjt gebührt, ba* *urücf*uweifen, wa* bon ber bol)en Dbrig*
!eit in ©naben al* Ijeilfam angeorbnet morben fei; fie Ratten ba* bieltnel)r
in untertäniger Danlbarfeit anjunelunen unb bem nadjAuleben gehabt.
SBir* aud) in bnferer einfalt nidjt crme&en tonnen, ba* bieiburd) eine*
(£. 9iat* orbentlid)en bottmefjigfeit id)tma* im geringftenn derogiret
worbeun feb, benn aud) (£. (E. ic. Jurisdiction bn* }U subducirn »ir beb
biefem banbell niemals gemeinet gewefenn, aud) nod) nid)t feinbt, SJnb bann
mir bermergftt, ba* l)od)ftermelter bnfer gnebigfter ben- impartiendo au-
thoritatem et confirmationem, bnb inn beme 6 Stjurf. ®. bie orbtnung
meldje fonften bon bem Statte au SBittenbergf ben budjtrugfern beftetigt ge-
mefenn, gleidjfamb derogiret, fold)e orbmtng für ©. Slnuf. @. felbft eigne
getjaltenn bnb obseruiret mifeen wolle,
we*t)alb man nid)t Iwbe unterlaffen fönnen, biefelbe nebft bem beigefügten
Stefcrtbte bem 9iatf)e mit gebübjenber SHeberen* au infinutren. Die bemütljige
99itte ^et)t benn bat>in, bie Vorgänge nid)t ungünftig, „fonbern ba* e* bona
intentione bon bn* gefdjeljen fet) au pcrmerden" unb ben obrigteitlidjen
©d)u| eintreten au laffen. — Die «cien brechen ljicrmit ab, fo bafj ber Hu*=
gang ber Differenzen unaufgetlärt bleibt. — Uebrigen* fd)einen fid) bie SBrtef-
maler ber Innung angefdblofjen gehabt gu im ben; toenigftenS gehörte bi*
1643 ber ©riefmalcr Daniel ©intfler ib,r an. (£r erllarte unter ben 29. Sep-
tember bieieS %af)xt$ „er motte e$ mit ben ©udjbrudern nid)t meb,r galten,
biemeilen eS itjm bod) nid)t* bülffe". (£3 märe übrigen* aud) mögltd), ba$ er ai»
(So^n eine* s^ud)brudei* Stntbeil an ben Seneficien ber Innung gehabt liatte.
10) Sluffällig ift unter allen Umftänben, ba| bie Uniberfitöt fpäter be*
Rauptet, bie bei ben Unterfud)ungen ertonnten ©trafen feien jroifajen bet
Uniberfität unb bem Sloibe geteilt m orten. Dafür, bafj bie* berorbnung*2
möfeig borgefd)rieben morben, b^be id) feine ^nbeutung finben tonnen; ba-
gegen ift mir ein einzelner ^all in ben Veten aufgeftogen, bog bie* wenig*
ften* einmal, im 3<*l)te 163*, roirflid) gefd)e^en ift. Dem Äupferfledjer $an*
3ocob >v abiein (^eublin?) mar ein Maien ber, über meldjen er übrigen* ein
Sßrioilegium befof, wegen ber barin befinblid)en „bnerbaren figuren" conft*=
cirt worben. £r entfdjulbigte ftet) laut ^rotocoU bom 31. Dctober bamit,
ba& er ber Steinum gewefen, e* b,abe nid)t* ju bebeuten „weil bergleid)en
figuren juborbin gebraud)et worben" unb lieferte f> Du^enb Grempinre aui
„barbon ber Sftat^ 2 Du^enb bnb ©ieben betommen, bte anbern feinb ter
»niberfität gelafjen morben."
") Diefe neue <£ibe*forotel lautet:
9lad)bem S^urfürft (Ebriftian tc ^odjlöblidjftcr ©eeliger bnnbt ^iinti
milber gebedjtnu* in berfdjienen 88 3a^re, an bie üniversitet bnnbt (5. 8.
""V
Digitized by Google
- 153 -
föaif) aflergnebigft beüeljl ergeben la§en, 2)afj intjaltS ber üniversitet Sta-
tuten Ijinfttyro ofjne oorwifjen onnbt bewifligung befj Rectoris, onbt ber
93ier Faculteten Decaoen, Äudj ber ganzen Facultet barein bie getriebene
Materia gehörig, burdwua nidjta gebrudt »erben, onbt berowegen bie SBuaV
bruder allster be& SDrudeng hüben nidjt allein bem ?Katr> , fonbern and)
ber üniversitet mit ^flidjten augettyan onnbt oerwanbt fein joflen,
2Ufi (Schwere idj 92. 92. bafj idj fünfftiger $tit, oljnc Dorroifeen bei §errn
Rectorn biefer üniversitet, onbt aufjbrüdlidjer nad>lajjung onbt subscrip-
tion be* Decani ber Facultet, barein bie materia, fo mir 5U brutfen ober*
Seben werben möchte, gehörig!, nidits bmrfcn, nocb meinem gefinbe ober an«
ern foldje« oon meinetwegen in leineriet) toeife, ober toege, wie bau burd)
menfd)en (ift erbaut roerben fönte ober mödjtte, jutfjun mifjentlid) ober fjeim*
lie$, noeö, öffentlich geftatten. Äud) tüdjtige Correctorn, fo ber Spraken, in
meldjer bie materia gefdjrieben, onnbt au brüden gefudt)et (flnbig! onbt er*
fatjren erforbtern, onnbt fold)e3 alles meber omb ©ifft, gäbe, 92etot freunbt«
fdjafft ober feinbtfdjafft nodj einigerleo Styriadjen willen anberS ^altten, onbt
mid) fonften in meinen Druden, beS $eol. SRöm. 9ieid)3 onnbt Sburf ©äcüjj.
Serorbnung onbt beoe^l gerne* erzeugen will, $reulid) onbt fonber gefefyrbe,
9116 wahjr mir gott Ijelffe onbt fein ^eilige« toortt, burd) 3efum (Sljriftum
onfern Jperrn Slmeu.
l*) 3" einem Seridrjt 00m 6. 3uni 1677 fagt ber töatü,, er fjabe fid)
,,0118 biefer 58erbriefjlie§fcit *u entfommen un& beßen eventualiter gänfelidien
begeben unb a censura academica ein mefjred nidjt, atd bie Patenta unb
Orbnungen fo je au Seiten beö bem Stabt Regiment ju publiciren fein,
ausgesogen." Aber mit ootlem 9led)t blatte fäon in einer Sertyanblung
00m 6. Äuguft 16S8 bie Unioerfität i\)m entgegenhalten fönnen, baf> er ja
„t)ie beoorn bie Censur oon fid) gcfdjoben" unb eine Ijofyle $l)rafe war eS
nur, wenn er feinen notfygebrungenen SRfidaug bedte „cum protestatione, bo
etwa& gebrudt mürbe, weldjefc etwa nadjbendlid), bafj ber Watb, bafür nidjt
antwortten wolle."
1S) S9ei ben Acten beftnben fid? jwei grtracte; ber eine — ber ältere
— weift folgenbe 9lamen auf:
Xobiafj Setter 3- ßober onb Saiten oon (£nbe jurav. 1. De-
cemb. 1610.
©eorg fiaudunann M»tri Bavari Factor juravit 29. Maij 1619.
©eorge Sieger juravit 3. Juni] 16 19.
9Hcol SRerlidj juravit ben 16. Novembr. 1623.
©rrgor Wifofd) juravit 23. Sept. 1625.
Sobft Sanfon, $rn Penning ©rojjcnS)
§anfe JBlridj, fiambergerS } Factorn juraverunt 31. Oct. 1613.
fcanfc German, 92erlid)3 )
fiauUtl ©djäbtler juravit 3. October 1623.
ÄnbreS SKanitfd) juravit 12. Junij 1621.
9KclaS Satt )
9Md)ior fiein (9J2en^el?) [jurav. 12. Jung 1621.
ftriebrid) Sandifd) )
Penning Äöler juravit 15. Novemb. 1633. ($icfe Sereibuncj fällt in bie
3eit ber ^er^anblungen über baS ^örner'idje 3citong«prioilegium, wel:
die-? bcö Senfurrecbtd bed 9tatb,ed über bie 92euen Leitungen ja audbrüd«
lid) gebentt. ftcrjt Wie eine ©ebäctjtmfjfdjärfung aud, baf; fid) unter
ben allgemeinen Äcten eine 9bfd)rift ber alten (Sibedfonnel fnbet, und;
ber „am 15. 92oo. Penning ÄO^ler ben Sib auf bem 9tatt$au3 ge*
leiftet ^at".)
S)ie sioeite, jüngere Wbfctjrift, „Extract aufe bem (Jobtbudje de Anno 1590
£61 59" betitelt, trägt bie urfprünglid)en Unterföriften unb bann bie «n«
gaben:
Digitized by Google
— 154 -
3obft 3anfon, Penning ©rofeen*)
$annfe ©lüd (sie), Bamberg* \ Factorn juraverunt 31. Octob. 1613.
£>ann& $>ermann, 9terlich* 1
Sßicla* ©all, 9Helchior Stirer (sie), ftriebrid) £attcftfcf) juraverunt ben
GMaij 1617. (3hre ©eretbigung erfolgte erft auf eine unter bem 20. 3a =
nuar Don 3>re*ben au* eingeljenbc Erinnerung, bafj fich in Seidig sroei
unoereibete ©uchbruder befinben follten.)
Carl fiauchmann M. Bavari Factor juravit ben 28. Maij 1619.
©eorg JJeöer ben 3. junij 1619.
2obia* S3eoer, Sorenj Äober, Valentin am (Snbe jurarunt ben 1. Dec.
Anno 1620.
Wnbrcn* 9Jcani&fch juravit ben 12. junij 1621.
gttidjeü Üanxenberger, töicoll Werlich jurarunt ben 15 9too. 1623.
©regor 9u&jeh juravit ben 23 Septb. 1625.
Belobe ber Ijier unb ba bifferirenben $>aten bie richtigen finb, oermag icb
nid>t fefhufteflen.
'*) 3>ie Innung mufe oon ganj befonberem 3orn ober 9?eib gegen bie
Sittwe Sandifd) — ihr oerftorbencr ©tjemann, Mag. ftriebrid) fiandija), war
ber ©erfaffer ber befannten unb oiel oerbreiteten ©iblifchen ßoncorban* —
erfüllt getoefen fein, biefe oiefleidjt aud) in feinem gerabe beneiben*mertt)en
Rufe geftauben haben, benn fie wirb in ber eingäbe ber erfteren com 16. 3uli
1638 mit fo träftigen ftarben gefchilbert, bafe ta) eine tieine Ucberfchreitung
ber eigentlichen ©renken meines jhema* burdj ba* Einfügen be* wefentlicr)en
3nlwlt* berfelben um fo mehr glaube für entfchulbbar galten $u bürfen, al*
baburd) ein Beitrag jur ©cftaltung be* ©übe« einer trüben 3eit geliefert
wirb. 2>ie ©uebbruder finb junäcbft befrembet, „wie biefe* SSeib fo onoer*
febämbter toeife" ben iKath mit ^anbgreiflid)en Unwahrheiten beläftige; mit
ber ©eftellung eine* ftactor* & ih* 8<Jt nicht Srnft. S)em oon u)r jur
äiereibigung präfentirten, ©eorg 6d)toiebenbaa) , habe fie öfter gerabeju ge^
fagt, er fei ü)r „nidjt gut genug'', fie wollte fid) „lieber $um Raupten al*
(s. b.) ium fomterften galten". $ie Sittme SJandifrfj wiffe gar nicht* oon
bürgerlichen Öaften, „inbem fte biefe gefehrliche onb befdjtoeljrlidjc 3<*h* ober
im Collegio geftedet, onb, al* anbere Seute jhre liebe 9cot^ onb $rangfal
beujfig gehabt, fie bargegen ^^rer SRarung onoerf)tnberlich gepflogen, Ihidjen
Onb ÄeUer, wie aud) Äiften onb Haften angefüüet onb bereichert, beffen 3*jre$
eigenen SRuhm* onb ©rofefprechen*, auff allen ©äffen onb Straffen, ja faft
gegen männiglichen, fein ©nbe nehmen toil. $ahero benn 3hr bodwuth alfo
gemaebfen, bafj fie ben (Segen ©otte* nicht erfennen, noch mit S)and anzu-
nehmen, fonbern für Solluft onb groffer tborheit nicht weife, wafj fie anfahren
fol, bafj fie 3h* etwa* *u thnn mache, ob fie auch Q^\<S) ©nfchulbige, ja bie
jenigen öeute, welche Sfjr beftc* fuchen, jur ©ngebübr al* ein böfc* onben-
bige* u)ier, anfallen, onb wieber fie jur Ueinbic^afft reiben folle. SBelche*
fie benn auch fonften 511 allen 3«te" gethan, onb ntcmal* mit feinem ©ucb=
bruder (anberer Üeute 511 gefchweigen) in ©hriftltchcr ftreunbfchafft gelebet,
fonbern fich mehrenthetl* ober onb wiber bicfelbige erhoben, fie au* groffem
iJtcib, omb ihr ftüdlcin ©rob* angefeinbet, beü ehrlichen oornehmen Seuten
fäljehlich uerunglimpffet, auch wol )u öffentlichen 3o«d onb $aber genöthiget.
Neffen benn noch anjefco ein flare* Sjempel fich an ^ohan Wibrecht ÜRin^eln
(b. 3- Oberältefter) ermeifet, SBelcher oiclgebachter Sangfifchin, in* achte 3ahr,
al* ein Striegifcher iBormunb, trcwlich onb fleifjig oorgeftanben , auch
hinbanfefcung be* feinigen ju tag onb 92acht 3hr befte* gefuchet, onb aber
einig onb allein biefe* 3h* tmbitlige* begeren (bafe fie ohne einen factorn
femt onb bleiben wil) nicht billigen wollen noch fönnen: Tcme gibet fie je^t
ber gotttofeu Seit $and, häwet tbn fälfehlich tut 95nnd, leftert onb fdjmäbet
3hn, beiffet 3h" 3h*cn teuffei, {a ba* Ghriftlichc ©erd ber ©efatteTfchafft
taflet fte an, onb beiffet 3h" teuffel*gefattern, welche* ja feinem ehr*
liehen onb e^Tiftlid^cn SBeibe ^uffchet; 3a fie traget 3hn, onb on* aUe, au*,
Digitized by Google
- 155 -
als wenn nur tyeburdj 3&r eufferfte* S&erberben fugten, mcifj in betne allen
£?tyren Stttbenftanb onb «noermögenheit ^5(^Uc^ oorjuidm&en, bo boct) ein
rechter SBolff onter bem Schaff äbelfc »erborgen, nur aber borgegen niemals
etwaS anberä, ald "\br befted gefucfjet haben, weldicru aOen benn (£.
(E. K grofjgünftig *u oernehmen, WaS biefeS Söetb im Schübe führe, onb
road fte für ein boB<)affte&, onb mit gifft onb gaQ angefülltes $>erfo gegen
öftrem 9ced)ften habe onb trage, onb wie onbillich onb fälfd)Hd) fte on« gegen
tr @. angegeben habe". Sie brucfe namentlich ade Leitungen unb Äoifen,
ärgerliche fciftorten unb fdjanbbare fiieber, woraud leidet Unheil unb bergen
nifi entftehen fönne.
,6) Qn einer S8ert)anblnng Dom 24. Slpril 1638 auf bem 9tatt)hauie
wirb ben Oberälteften oorgehalten, e8 tf&üt ifmen nicht gebührt, ber Söe*
flagten „ohne SSorbewuft ber Obrigfeit" ein Praeceptum in« #au& ju
Riefen. „äßegen be« Strafgcbotb,« ift ben S3ud)brucfern ein ftarefer «erweife
gefenetjen onb ihnen, weil fte it)r factum nod) oerttjeibtgen wollen, 10 $blr.
frraffe dictiret". S)ie Strafe würbe ihnen fdjiiefjlich auf it)r ©itten ermä&tgt,
fogar gänjlid) erlaffen.
10) Extract au8 benen Compactatia de Ao. 1606.
3m gegenfal aber foHen nachgefe&te für teine Studenten unb Universi-
tät* ^orwanbten gehalten, 9cod> berfelben ^rioilegien unb ^ett^eiten würbig
geachtet werben jc. . . . 3um ftünfften ic. 9We Schreiber unb Famali, fo
nicht Stubenten, ober in ihren, unb anberer Universität» Sormanbten 3)ien=
flen femt, T eilet dien Xagelötmer unb 3)ienfigeftnbe, Redner, fo §anbwerg*=
pefeOen unb md}t studiren, «potedergefellen unb jungen, Sbudjbrucfer fambt
ihren gef eilen unb rwtna.cn, ©ud)^enbeler, 3)eu^fd)e fd)reibcr unb Stechen?
meifter :c.
,T) $>a$ ^rotoeofl über ben «et ber SJeretbigung lautet:
ben 9. 3Raij a. d. 1684.
(Srfdjienen oor (£. @. JpodjW. SRatbe auf erforbern bie fämtlidje ©udjfü^rer
alt)ier (sie, ftatt ©udjbrucfer), natjmenblid) ß^riftian 2Rid)ael, Sodann
©eorge, CSrjriftopt) ©ünttjer, ^ufrinuö SBranb, S^rtftian Sd)olötn, ßtjrifrian
©andman, etjriftian ©öfe, e^riftopt) gleifdjer, ^uftuS ÜReinholD, Johann
^einrieb, dichter, 3ol)ann Stbtytv, 9Äaria ©atharina SBittidjauin benebenft
Sutern 5)ruderet) Factor Stephan ftodjen (absentes Srrfiger, bie ©ouerifdje
SSitme) unb würben erinnert, nadibem 3- &fmrf. 2)urd)l $u Sadjfen unfer
©näbigfter §err, $u unterfd)iebenen 3Raf)len ©näbigft anbefohlen bag Die
»udibruder alljier oerepbet werben foltert, audj ^kx^vi fo oielmel)r utjrfadje
n LT hau ben , inbem bid^er Diel Scbartecken gebrudt, unb barinne uornebme
Ministri unb anbere et)r(id)e leute hefftia angegriffen worben, bieweil nun
<£. löbl. Universität unb 6. 6. .ftodjw. iHatt) fidj miteinanber einer gewifjen
eDbeä notul Dcrglidjen, al3 folte Diefelbe §§ntn aniejo oorgeb,alten werDen,
Sie aud) ermahnet ietin, foldje ab^ufd)weren unb mit gcbütjrenben fleid unb
ernft bem jenigen, Darju fte fidi barinne oerbinben, allenthalben nadiwifotn
men, mit oerwarnung Dafi wiebrigen fal« bie Übertreter nid)t allein mit
ernfter ©eftraffung angefehen, fonbern bannod) bie censar gebühren aud)
einbracht werben folten.
hierauf haben bie SBuchbruder geantwortet, bafj fie jwar ben enb abju:
legen ftcfi fdiulbig erachteten, aud) ba^u bereit wären, tönten aber nn erinnert
nid)t lafeen, bafj fie eine 8e\tf)ex mit benen censurgebühren aü^uhodi be*
jd)Weret worben, inbem fie oon iebem bogen 8 gr. oon einer £eicr)enprebigt
1 Xhtr. unb noch bargu in ber Xr)eologtfcr)cn Facultät oon iebem ^nche
6 exemplaria geben müften, baburdi bie Verleger, welche foldje unfofien
nicht tragen wolten, abgefchredet bie fachen an anbere orte ju bruden ge*
geben, unb bergeftalt 3h"en bie 9?abrung entzogen würbe, ba oor biefen
^rn. Prof. Rivino oon l. bogen Seife mehr mdjt als 2 gr. Don einer ßet*
chenprebigt 6 gr. oon anberen büd)ern gemeiniglich nur ein ejremplar ohne
anbere censurgebühr gegeben worben, Don benen 6 exemplarien aber in bie
Digitized by Google
- 156
Xf)eologifdje Facultilt man gor nidjts getauft tyätte. 5)emnad) motten fie ge=
beten t)aben 3tönen barinne $u §ülffe $u fommen.
ferner motten fte audj tjoffen baß mad im Stjurfurftl. Cber^Consistorio
censiret märe, luer nirftt noch einmafjl censiret merben mäfte, ^nglcidjcu
roenn ein 9Bercf fo Donnabi* fa>n gebrudt gemejen, mieber oufgeleget mürbe,
Tann bafj bie Ärjt ßebel hierunter nicht begriffen fe&n moditen.
Äuff biefed bot 6. ©. $>odjm. Wath ^fjnen geantmortet, fo otel bie be=
fdjmerungen bei censurgebüljren halben anlangete, möchten fie felbige fdjjrifft»
lid) übergeben, fo molte £. £. Statt) fo mo^l burrf) communication mit <£.
fiöbl. Universität, als mich und? befinben mtt erftattung eine* unttbgften bc-
ridits Ehrten xu ftatten fommen, SBaS im hodjlöbl. Ober * Consistorio cen-
siret feto, bflrffe ijier nidt)t noch ' einmal)! censiret merben, menn ein edirte*
Sud) mieber aufgelegt mrrbe o$ne fonberli($en 8«f°^ ober SJerenberung , fo
bürffe c? nicht aufs neue censiret merben. 5>o aber etmad fonberlidjefc
bar$u getrjan ober i'onft geenbert, feb e* nKerbingd noch einmal)! $u cen-
siren, mie benn aua) bie Ärxt Qtbel gur censur ofTeriret merben müfien,
molte nun ber Medicinifdjen Facultät Decanua biefelben nicht censiren,
fo hätte ed baben fein bemeuben.
9iadj biefen tyaben alle obbenante anmefenbe ©udjbrüder unb Factor
nad)ftej)enben eob mit geroölm lieben ceremonien abgelcget.
hierauf hnt <£. <g. frochra. 8tatt) fie normal* ermahnet bemfelben nach
jufommen, barbet) mich angebeutet, bafj fobalb in einer SÖitfrauen oftiem
eine enberung mit einem factor oorgefyen mödjte ber Innung Sltefter et
alfofort beb ber Watljfrube anmelben folte.
Johann Möhler tft infonberbeit Vorhaltung gefdjeljen, bn\3 er feinen ge
jeden Rupert Meilen nuht meiter geftatten folte auf bem £anbe brudert $u
laßen, aud) befeen Surödfunfft Deü Det Äatyfhibe anmelben.
Actum ut Bnpra. im . . „. ..
©otfrieb GJtäoe
Dber<Statfdjreiber.
Söudjbruder ggb.
3di 9c. SR. fernere au ®ott, ba3 ich aüe# ba« ienige ma* mir in meine
Truderen gegeben mirb, mie e§ auch nahmen buhen möge, aufgenommen
roaS eine tobt. Universität unb (£. (£. SRatlj alhier an gemeinen Orbnungen.
latenten unb an ber u Dergleichen $oticet)facben Druden lagen, nidit eher $u
bruefen anfangen molle, beoor e* bon bem Decano ber Facultät, in meldte
bie gefdjricbene materia gehörig, ober mem fonften bie censur beriet heu *u-
fomt, censiret, unb mir befjen genugfammer jdjein etngebänbiget morbtn,
ia) mil aua) tüdjtige correctoies, fo ber fpraeben, in melden bie fachen ge*
fdvrieben, funbig unb erfahren finb, beb meiner 5)ruefereb öerorbnen unb
halten, unb hier mieber in feine mege tjanbeln, treulich unb ohne gefetjrbe,
alü mir ©ort brlffe burdj 3efum gtjriffum unfern §erm.
Cbenftebenben Gnb haben Oor S. ®. vodjro. ÜKathe ber ©tat £eib$igf
auf erforbern nach fleißiger mamuug nadjbenante ©ua^bruder alhier, nebmiidj
Ghn|timi sJÜitd)acl, Johann George, (ihrtftoph ®untl)er, Qu^inuö ©ranb,
dfjriftian ©ctjoloin, 6t)riftian ©andmann, (S^riftian ®öfc, ft^ri^op^ glei^
ferner, Suftu» ffleinl)olb, Qobann ^einridj 9iicbter, 3obann ßöljler, SWarien
Katharinen SBittia^auin Factur Stephan .Hort),
mit geroöt)nlid)en ceremonien oirdlid) abgeleget am 9. Waij a. d. 1684.
©ottfrteb ©rfloe, 0ber6tatfd)r.
53 tl jum 3a^re 1697 ftnb hierunter bie meitcren »ereibigungen oon bem=
felben $rotocoüanten regifrrirt morben, unb %roax
12. $ecember 1684: ^o^ann SBil^elm »rüger, 3o^ann ^acob 3Kan,
gactor in ber ffiittigau'fdjen Xruderei.
22. 3uli 1689: $obann C^riftob^ ©ranbenburaer aud Wittenberg.
Cbriftopb »alt^afar iiambe auf Jpelmftäbt unb «nbrea» ßeibler, ^ac=
tor ber Sittigau'i^cn 55ruderei.
Digitized by Google
- 157 -
7. üuguft 1695: Immanuel 3>iefce (iie$eV)
21. Januar 1697: 3obann Änbrea« 3rt<»u.
,8) ©ei ber Beftätiaung bc« lefcteu Bücher =3nfpector«, be« Damaligen
SRegiftratori (Sari ©hrifhan Jriebrid) Iijorbed (1. SRai 1884) — er mürbe
gat nicht mehr eingeführt, ba er fein iuriftifcbc« (5ramen zunädjft noch nicht
abfoloirt hatte — machte Da« Gultu«*3Jttmfterium (bamal« noch bie oberfle
Betjörbe für ^re&angelegenheiten) ben Borbet)alt, „bafe er biefe« Amte« bei
eintretenber anbcrer Drganifation ber Behörben für ba« Bücbermefen ober
bei fonfriger anberer Beftimmung mieber entlaffen »erben tönne, ohne bied=
fallö einen «nfprucb, auf entfdjäbigung z« hoben". Äm «anbe biefe« Ke*
fcript« finbei fich bie mit Bleifttft gefcbriebene biffigc öloffe (wof)l eine«
3tath«mitgltebe«y) „©eben ja nicht«!"
") ß« würbe übrigen* nicht beamtet!
,0) Äbgebrudt im Ärdnü VII. S. 151. $m Codex Augusteus (I. @p.
409 u. 410) wirb biefelbe jroar au«brütflich al« an bie „Bücher=£ommiffton''
gerietet bezeichnet; aber obwohl ba« Original ftch nicht in ben Seidiger
Wcten befinbet, fo nehme ich bocb, unbebingt an, bafe biefe Slbreffe ein mifl-
rurli$er ßufafc be« §erau«gebera bed Ho Der fei, eine BoTbatirung ber erft
fpäter gebräuchlich werbenben officiellen Bezeichnung ber junächft erft im
dntftehen begriffenen Behörbe. — (E« oerbient übrigen« Ijcruürcjcijoben ju
werben, bau biefe« Vorgehen ber fächf. Regierung eine Nachahmung be«-
jenigen ber Keidj«regierung für ftrantfurt a. 9Jt. im 3at}re 1608 ift. »uf
drängen oon Aturpfni.^ nahm man einen fchwächlichen Anlauf hier gegen bie
83elaftung be« Budjhanbel« aufzutreten; im eigenen iianbe brüefte man ihn
finanziell noch weit ftärler.
»>) Bergl. flrehio VII. 6. 162.
") 3)ie (Station erfolgte tm tarnen ber ^rofefforen ^olocarp Senfer
unb Michael iEBirtb, unb be« Käthe«. (Sollten bie beiben erften bereit«
regierung«feitig ernannt gewefen fein y 3«h oermag biefen $weifel nicht ju
löjen, ba fpätere Kefcrtpte, al« ba« oom 3ahre 1612 » nicht bei ben
$kien befinben. bie« aber unpersönlich an Unioerftiät unb Katf) gerichtet ift.
*3) 9cur $rofeffor Seontjarb §utter in Wittenberg hatte feine 3ßrioi=
legien, bie Bud)bruder Innung ihre 3nnung«arti(el fofort oorgelegt. 35te
Betätigungen erfolgten unter bem 7. unb 3. Äuguft 1612.
") &uch ba« geharnifchte Kefcript oom 28. September 1626, welche«
oon neuem an bie orbnungSmä&ige (Einfenbung ber 18 $flic&tejentplare pri*
oilegirter Bücher mahnt unb ben Säumigen mit Entziehung ber erhaltenen
^riöilegten broht (&rchtö VII. 6. 161. 162) mar an ben Math allein ge--
richtet.
*5) Uebrigen« fuchten fogar bie fremben Budjhänbler, welche ftraffäflig
geworben waren, mit Borliebe ihre Angelegenheit oor bie Oberbchörbe in
Bresben, wo möglich oor bie $erfon be« fturfürften zu bringen, namentlich,
wenn fie fub 3nterceffton«fchreiben ihrer £anbe«t)erren ober haniatijiidicn
Behörben zu oerfchaffen gewußt batten. 6o fagt SKartin Wutlj in Solln
a. b. 6pree (Berlin) — in einem Bittfehreiben an ba« Äammergericht zu
Berlin oom ^a\uc 1630 um 3nteiceffion für ihn bei bem Käthe zu fieipjig
in einer feit 1628 fpielenben 9tadjbrud«ftreitigfeit mit Ztyomai 6chürer'«
grben bafelbft — er höbe zu befurchten, ba& mit ihm al« einem extraneo
Sgefchwinbe procebirt ober „bem föchten stylo gemeeß zur meitläuftig*
t onnbt fchriftlichen einbringen e« oeranlafjet" werben möge, währenb bie
Sache boch eigentlich oor ben ßurfürften nach Bresben gehöre. £>a« Mam=
mergericht erfuebt auch in ber Xfjat bienftfreunblich , bie Sache nach $re«ben
abzugeben, aüerbing« bergeblich, ba bereit« Kefolutionen ber Oberbehörbe
oorlagen. Coanj ähnlich oerhielten fid) ber äRagiftrat oon 2Ragbeburg be-
»üglid) Johann brande'« unb ömbrofiu« Äirchner'« bafelbft, bie ^erzöge oon
Braunfchweig unb ihre Käthe bezüglich ber Brüber Johann unb ^einrieb,
6tem in Lüneburg. Unter ben georbneteren ftaatlichen Berhältniffen nach
Digitized by Google
- 158
ber 3e** De* brcifeigjäbrigcn ftriegeS tornmen berartigc Serfuche be*
greifen« in ben GJang ber abminifrratioen Unterfudjung ober be* geridjtltaVn
ißroceffe* mdn met)r oor.
") Codex Augusteus. I. ©p. 411. 412.
w) Mag. Sontab löener tpirb in ben Älagfcbriften ber SJudjbruder*
Innung einer bebenfltcben Slufcnufcung feiner tfenfurbefugniffe befc^ulbigt.
$te jöud)bruder behaupten in ihrer Eingabe Dom 24. SRärj 1619 an ben
9tatf), bar, Getier feine SJruderei „bifcanfjero officinam poeticam öffentlich
onnb ongefebeuet junennen gepflogen onnb ^ierburd) onnfe ünfer ©rot gleicf)=
fam für bem iücaule ^inweg! jufdmeiben onnb merdlidjen jufdftnelern fid>
Onterftanbeu, Tann er bie Carmina, fo itjm ratione professionis alle §ur
censar öbergeben werben mü&en, anberer gcftalt nia)t approbiret, ©ie mer=
ben bann in feiner Innreren gebruefet, onnb toenbet für, »eil er fie felbflen
corrigire, ®o »erben ©ie bet) ibm, meiere« bod) bifeanbero fid), wie $u be=
fdjeinen, nod) nutit aufegewtefen, am reineften onnb rcdjtften audj 5 um elften
getrudet. %a er nötiget gleidjfam Siel, bj Sie wieber t^ren willen ben, iljm
truden lafjen müfjen, onnb tan Cr überführet werben, bj er aud) einen onb
ben anbem unter onfj albereit angebingete Carmina burdj biefj mittel ab:
geipannet onnb auf; benen t)änbcn gelarttet". » ^n ber legten bei ben Slcteit
fid) befinbenben s«Uiece (9. September 1622) wirb oon ber Innung übrigen*
ein in ©ad))en bamalS nur &u leidjt oerfangenbeS !8erbäcbtigung3mittelcben
oerwanbt: er Jjabe öoüenb« neuerbingä ba« gleichzeitig beigelegte Tractätletn
gebrudt, ba3 fcbwerlidj cenfirt fein bürfte, benn es fdjeine oon oerbäcbrigen
beuten ijerjuftammcn, „welche onferer Religion nict)t äugetfjan". 95a* !önne
SBiberwörtigc unb geinbe fifceln unb ben ßeipjiger ©uäjbrudem $ur Un=
e^re gereidjen.
*H) 5)iefe furje gönn war wenigften« für bie faif. ^riüilegten auSbrücf-
lid) oerpönt. — 3)iefer erfte acienmäfjig feftgcfteflte SRadjbrudSftrett war
Übrigend im 3al)re 1689 noch, immer nid)t &u (Snbc gebieten.
*9) Sollte fid) aud biefem Umftanbe oiefleidjt folgern laffen, bafc wir ed
fyier in ber Iljat mit ben Anfangen biefer SnfinuationSform §u ttjun bnben?
30) 2>er Hbfdjrift be« Eintrag« in baS üHatbSbud), bie fieb, in ben tlcten
befinbet, liegt bie notariell beglaubigte ©opie eine« oom 18. Cctober 1606
batirten faiferl. ^rioileginmS für 3o^ann ftrande in SJcaabcburg bei, in
welchem and) Henr. Decitoatoris sylva roultilinguis vocabulorum oor=
fommt, über welcb.eS äBert ©rofje fein oom l. Äpril 1606 botirteS eben*
fall« faiferl. ^rioilegium inftnuiren läftt. ^ebenfalls batte ^of). brande
proteftirt unb feine älteren JRedne ju belegen gefugt. (3m 3abre 1614 be=
äieljt fid) Penning ©rofje gegenüber ^Imbrofiu* Äirdmer in 3Wagbeburg auf
biefen «ct.) — Senn aud) auf OJrunb ber taif. ^rioilegien gegen «tfadjbrucf
niemal* in Üeipjig oorgegangen würbe, biejelben bei ßoHifiondfaflen mit
fäd)ft)$en fpater fogar als glei(t)fam für Sadrfen bebeutung$lo$ in ben £in-
bergrunb traten, im 3abr 1627 aueb bie oon bem faif. ®ücqer=&ommiffar in
^ranffurt a. SR. naebgefuebte Qnftnuation eine« folgen einfach, unbeachtet
blieb, fo febeint ilmen boa) anfänglid), unb beoor bie furfadii ^rioilegien
eine überwiegenbe ©cbeutung erlangten, eine gewiffe S)eferenj entgegenge^
bracht worben ju fein. §m 3aljre 1699 fa)ü^te ba8 taiferl. ^rioilegium
wenigften§ bie bei X^eobalb Sc^önwetter in granffurt a. 3R. erfdiienene
«uögabe ber 2)eciftonen be3 £urfürften «uguft oor ber (£onf ifteation,
wenn aud) nid)t oor bem einmal beliebten Sertricbdoerbot. ^n einer Sin:
gäbe oon Penning unb griebrid) ÖJrofje in öeipjig an ben ^Ibminiftrator,
Wiog ^riebrieb SBilbelm, oom 26. «uguft 1699 führen biefelben an, bafe
erftercr 26, lejjterer 8 ©jcemplare bnDC ausliefern müffen. Bon jenen
26 (Sjemplaren feien ib,m, Penning ®rofee, aber 20 oon Sdjönmetter „Kartell
SÖoiten (i. e. Sßoigt) alljier aufteilen oberfenbet onb oertrauet, ber fie
aber wegen be* beftebenben iöerbotts ntct)t annebmen wollen, bie anbern aber
on« oertaufft, onbt bemnaa) wir niebt würben oorober tonnen, fo WoU onfern
Digitized by Google
159 -
Contract erbarlich $ubalten, all auch bie oertrauten Söüc^cr entweber hin*
toiebex aufteilen, ober »ubejahlen"; fie bitten alfo Urnen bie erlauf ten unb
anvertrauten föucber wieoer audbänbigen jn innen , ba fie nicht dolose ,,be=
fonbern als C£t)rlid)e (Srbare Äauffleutc aufrecht gehanbelt" unb ©chönwetter
auf bem Ittel beS betreffenben SBerfeS oermerft ^abe, bafj er barüber ein
faiferl. ^riüilegium erhalten „auch folet) buch oonn 3m in Wecbfter ftrand*
furter SJtcffe, ins ganfoe Siömifcbe ÜHeicb offenbtlicb ift oerhanbelt worben",
fo Dan fie ein Verbot i'arhfifcher ©eits nicht hätten ju befürchten brauchen.
Entgegen ber fonftigen fächfijcben ^rayis — waS einmal confiScirt War,
wenn auch mit Unrecht, blieb confiScirt — aeben benn auch in ber $fmt bie
furf. 9iätbe unter bem l. September bem Seidiger ÜRatbe ben SJefeht, ben
Petenten bie confiScirten Gremplare wieber juaufteflen.
8l) 2>ie erfolgte Erneuerung beffelben war im 3al)re 1612 beurfnnbet
worben.
") SBenn Schorn* brande fid) bamit &u rechtfertigen unb bie &lage ab*
julenlen fucht, Dan er nur „etlich erfauffte (Sjemplar (anberer Xrnrfer) an*
fjero abgefchidet, bicfelben nach Örandfuhrt, Äugfpurgl onb SRürnbergf jit*
fchiden, würben inn \a ben Durchgang oorftatten, borueber fich
auch ber 3Bittenbergijcbe Verleger unb ©ucbfütjrer, befjen interesse boch am
meinen barunter uersiret, bo ich i* ^ette f (haben tljuen fonnen, nichts be*
febwehret, noch jue Hägen gebendet", fo lann ihm ber letztgenannte Umftanb,
wenn er auch wirf lieh richtig fein foflte, boch nicht bü Statten fommen, ba
nicht ber betreffenbe SStttenberger Sucbhänbler (Samuel ©elfifchv), fonbern
Seonharb §utter felber ber Inhaber beS ^rioilegiumS , alfo nur lefeterer
llagberechtigt war.
38) 9m l. Slpril 1628 fagt ber Vertreter ©ottfrieb ©ro&e'S in Seidig
in einem Streite mit Mag. »tbeniitf jener habe fein $rioilegium ,,Ao. 1620
am ©ontage Cantate alt)ter in üeip$igf offenblieben in allen buchlabcn ein*
heimifchen o. frembben infinuiren lajjen, welch* burch ein Instrument
beweifebt". Saft gleichzeitig ftnbet fich (9. SRai) bie (Ermahnung, bafj Sa*
muel %aud) aus üübed ein $rioilegium „hiebeoorn geburlicb insinuiret
onbt notificiret" worben fei.
84) (£ine anfeheinenb hier einfchlagenbe ©teile in einer Eingabe beS $of;
gericf)tS=StScal8 §utbreich ©rope in fieip^ig oom 18. Cctobcr 1652 an Stur«
fiirft 3oh<*nn ©eorg ift mir nicht flar genug um eS ju wagen, fie als bt>
weiSoerftärlenb ju oerwenben. ©ro&e bittet um SJerorbnung barüber „wie
eS fünftig gehalten werben fofle, wann ein oorbreeber bie oorlängft burch
notanen onb ^eugen öffentlich allen bomahlig anwefeenben fuomieii onbt
frembben buchführern, binbern, trüefern, onb anbem gethane privilegij in-
sinuation, onb impression aller beS privi legirten exemplarien
(— in älterer 3«t gteichbebeutenb gebraucht mit SRanufcript, Original, SJor*
läge für ben Bruder — ), baS folehe insinaation noch nicht abfonberlich \tu
nem individuo gefchehen, oorwenben". — $Jiel fpäter, unb fchon in bie $t\t
fo «entlieh feft georbneter SJerhältniffe fallenb, ift bie »itte ber Srben be»
§ofbuchbruderd Melchior bergen Dom 6. $ecember 1682 an bie ©üchers
Üommifjare, bie überfenbeten @x;emp!are eine* $lacatbrude& feines $rioi«
legiumd 511m 2)rud aller turf. Wanbate, patente 2c. „an behörige orte in-
ainniren ju laffen". ©femplare bcö Krudes finben fich in 8wei oerfebiebenen
ÜlctenfaScifeln.
Si) ©odte man Daran* fcbliefjen muffen, Dan im allgemeinen bie klagen
wegen 9laa)brudÄ bisher meift refultatlofl oerlaufen, bie in ben ^Srioilegien
angebrol)tcn ©elbftrafen oon oerfchiebener ^öhe nicht eingetrieben worben
waren y
96) Xaö gemahnt an bie ^re&unteri'uchnngen ber breifeiger unb Oicr«
^iger 3ahre!
3') 6d ift auch, aber ohne Namensnennung, im Codex Auguateus ab>
gebrudt. (1. ©p. 409—412.)
Digitized by Google
- 160 -
••) Koch im 3ü^re 1614 ^arte Penning ©ro&e bei einer 9tochbrndS=
bifferena mit AmbrofiuS ßirchner in SOfcagbeburg in einer ©ittfchrift nom
18. SJtoi an ben Äurfürften um fpecicfle ÜRefolution betreffs ber beantragten
ßonfiScation beS angeblichen jRadjbrudS unb $fanbeinjegung oon befien
fiager in SJeityig für ben ©trafbetrag gebeten, bamit er ielbft unb ber iJlatlj
ftirdjner gegenüber oor ©chäbenanfprüdjen gebedt fei
*°) üb früher einmal bie Anfcüauung obgeroaltet b,at, bie (Jenforen für
baS Don ihnen erteilte 3mprimatur Der antra ort Ii d) $u machen, RHU id) $u
näd)ft babtngeftellt fein laffen. AIS auf Antrag ber Iftone ^Jolen unb ber
©taöt SRiga unter bem 29. Auguft 1696 „onterfdnebene Chronologia " oon
Dr. Dörens ÜRülIer unb ©alomon Penning für ©chmähfarten erflärt unb bie
*nd)l)änblcr angemtefen mürben „baS fie nicht allem alle Exemplaria cor-
angebeuter bucher, meld)e fie noch haben, oon fich ftelleu, Audi meiere fie
ocr!aufft fo Diel muglich miber ju banben bringen, ©onbern aud) innfürber
biefelben tuftortenn fchrifften in tyren ©udjläben juführen, beb SSermeibung
onferer ftraff fia) cnthaltten", ben UnioerfitätS ; ÜBermanbten aud) oerboten
mürbe, fernerhin Gjemplare ju laufen, mürbe oon bem Abminiftrator, $erjog
ftrtebrich Söilbelm, gleichzeitig »ericht barüber oerlangt: „meinem Profes-
sorü bieje jehrifften julefen onb biefelben che fie gebrutft, $ue approbiren
onb ju 8ub6cribirt?n gezeigt toorben".
*°) Mehrere Scale fommt übrigens auSbrüdlid) in ben Acten bie Kotij
oor, ban bie Srlebigung ber beteeffenben Angelegenheit burd) bie ©orgen
unb Arbeiten ber Strieg^eit Oerhinbert morben fei. ©0 blieb benn auch
mohl ber ©efchlufj, ben Unioerfttät unb 9tath in ber Conferenj 00m 3. ©ep*
tember 1636 bei ©elegenbeit ber «erljanblungen in ber JöereibigungSfrage
f afiten, bafj bie ©uebbruder oerpflichtet fein foQten „Alle Viertel ^ahr etn
SBerjeicfcmuS ber löblichen Vniversitet onbt d. 6. :Hatlj $u geben mag fte ge=
brueet in- 1 teu", einfach nur auf bem Rapier befielen, od) habe nirgenbS
eine 3cotij gefunben, bafj biefer Anorbnung jemals nachgetommen, fte über-
haupt ben Jöucbbrudern betannt gegeben ober eingefch&rft morben fei. 3>ie
oerfchiebenen JüeretbigungS : Acte Wtten ja ben geeignetften Anlafe baju bie-
ten muffen.
") 3>iefer ftaH r)&ngt allerbingS mit ben cröptocaloiniftifchen SBirren
jufammen, mit bem legten Auffladern be§ reformirten ©influffeS, unb bilbet
bie Einleitung ju bem v4kefjproce& gegen Johann ftrande auö SNagbeburg,
welchen 5h- ©djletter im 1. S9b. ber SKittbetlungen ber Skutfchen ©e^
feUfchaft $u ßeipjig ausführlich gefcbilbert \at. ftürft GJeorg oon Anhalt
hatte fich über baS (Srfcheinen einer ftlugjdum bejebtoert, „fo etliche 00m
(lutherifchen) Abel im (^ftifte Magbeburgl onnb ©tifft §alberfiabt ©r. Ü.
(reformirten) föitterfchaft beS gürftentlmmbS Anhalbt .... jugefertiget".
2) iefelbe bcljanbelie baS Jus reformandi beS $ianbeSt)errn — meil in bem
concreten ^aü in reformirtem 3ntereffe gehanbhabt — in abfalligem ©inne ;
fte mar alfo auch in ben Augen ber beseitigen, bem gleichen Sntereffe §uges
thanen Machthaber ©achfenS eine gamoSfcprift. fturfürft a^nftton L febretbt
in bem cigenhänbig unterzeichneten 9tefcript. 00m 2u. April 1691: „9hin
feinbt mir glaubmirbig berichtet, 2)aS ein Sitchbruder ^u Scagbeburg!
mit nahmen $ohan $rand fich umcrftelicu foQ, folche ©chrtfft \}u brudenn,
3) ie er auch fonber $n>eiffel biefen oorftehenben 3Rardt gegen üeipjigl
bringenn, onnb öffentlich feil haben mirbet. 2)iemeil ban barinnen bic
onbertlmnen oon ^l?rer orbentlichen Obrideit geburlicben fchulbigen ge=
l)orfamb in SReligionS fachen gen^Iich abgemahnet roerbenn, onnbt folche
©grifft einer öffmiegelung nicht ongleich fihet, Auch bergleichen ©chrifften in
ben Geichs ConMtituüonibus beQ h°^CT ^oen Derbottenn, ©0 begehren mir
onnb beu etilen bir hiermit gnäbigft, bu ran lieft Oor S)ich, Dnnbt burdj
Penning ©rofeen, beo ben pflichten, bamit 3h* onS oerroant, alß balbt
ju bemelteS 93uchbruderS 5U Leipzig! anfunfft in gebeimb onnb onuormerdt
Olciffige bcfteüung machenn, Cb er berurte ©grifft gebrudt mit ft<h «o^J
Digitized by Google
- 161 —
Seipjigt bracht, onnb öffentlich ober heimlich oerfauffe, tmnb bo joldje Schrifft
beo 5|me gefunben wirbet, bie Exemplaria alle fo Diel er beten hatt, tn
fonberlidje oerwahrung, onnb 3fmen (sie) als balbt in gefenglidje h«fft legen
laffenn, vilndi gerinnen jold)e befcr)eiben^eit gebrauchen, bannt er nidjt ge=
warnet werbe, onnb etwa oon abhanben tommen mäge, onb onS folcheS on=
uor&uglid) berichten, onb onferS fernem befdjeibtS borauff gcwnrticnn, So
foH and) 2>octor Olearius jue §aUe toieber ©hrifrian ©unbetmannS (beS
Superintenbenten ju Seidig) bndjleiu fo er onlengft ausgeben laffenn, gefchrie*
beii, Onb baffelbe wiberlegt tjabenn, darinnen onfere onb bie Slnhalbifchen
2 Geologen fjarr angegriffen fein, welches bndjleiu ermelter SBudjbruder auch
gebrudt haben foll, Segelnen beSljalben gleicher geftalbt gnebigft, bu motte ft
of baffelbe and; oleiffige aufatfjtung haben [äffen, onnb afle exemplnria fo
oiel beren beo 3f)tne gefunben werben, als balb arreftiren, onnb teined oer*
tauften loffen, SRad)bem wir aud) berietet morben, baS in ben Seipfcigifchen
■äRarclten onb fonften ädertet) iebmetje iöüdicr. onferm Mandat juwieber
öffentlich oertaufft werbenn, 211S begehren mir gnebigft, bue ro o II f t gleicher
geftalbt öleiffige beftallung madjenn, onnb biSfalS geburlid) einfeben oermen=
benn, 9lud) toieber bie Serbrecher mit onnadjleifiger Straffe oerfahrenn, Ober
onft bo eS oon nötten, ber gelegenheit auSfürhdj beriebtenn, onnbt onferS
bejcheibS borauff gewarttenn". — «Benige Neonate barauf, mit bem lobe
Äurfürft <£r)riftian l., mar ber (Einfluß ber reformirten Strömung gebrochen,
ber Äanjler Ärett geftür§t, ber beS ernptocaloiniSmuS oerbädjtigte ©unber*
mann oom Slmte entfernt, waren '-badwfen unb Penning ©roße aud bem
fltattje geftoßen, — aber Sotaum brande blieb nod) oerhaftet, bie gerichtliche
^rocebur gegen ir)n nahm ihren Fortgang!
**) Sereinjelt fteht eS übrigens ba, baß im Raffte 1613 Unioerfität unb
9catr) in einem eigen^änbig unterzeichneten SRefcript Äurfütjt 3ot)ann ©eorgS \.
Dom 23. äRärj ba3 SluSmaß ber StrafJ)ör)e gegen %t)oma& Schüret über=
loffen würbe. Sd)ürer hatte „bie additionee weldje Heinrich Sceumeifter
Ober Sechß prognostica oorferttigt onb ju $aü*e bnicfen laßen, er Sd)ürer
aber oerlegt"; feine (Sntfdmlbigung mar nicht für auSreidjcnb befunben mor:
ben, „fintemahl 3me teineSwegeS gepürt, begleichen biffamationSfchrifften,
jumieber beS rjeiligen JRömifchen SReidjS ftbfdjteben onb Drbnungen burch
oerlag jum bruef $ubeförbern". 2)eSf)alb fotte man ihn, außer ernfter Sor*
haltung, „barneben ber Crbnung nach m^ "ner folgen ftraffe belegen, baß
anbere baran ein beöfptel, et aber fict) tünfftig beßer furjufehen, ein gebebt*
nuS hQDen möge".
4S) So bürgt im %ab,xt 1629 oe* ^oftmeifter Sieber für bie ©ebrüber
Stern in Lüneburg.
**) $aß biefe 2luSrcbe oon ben toirtlichen unb fogenannten 9Jachbrudern
oorgebradjt mürbe ift ertlärlich, nicht recht erflärlich bagegen, baß fie auch
thatfächlich bis in ben Anfang beS 18. ^ahthunbertS a^ ftichhattig galt.
Senn bamtt mürbe bie S3ebeutung ber turf. $^ioilegien eigentlich für ade
bie jenigen Suchhünbier, melche bie Üeipjiger Neffen gar nicht, ober nur fei«
ten befugten, gewiff ermaßen außer Stxa\t gefegt. lUan fönnte beShalb auf
bie ißermuthung tommen, baß gerabe biefe ÜHechtSanfdjauung bie größeren
Verleger ju ber bereits ermähnten Vervielfältigung ihrer ^rioilegien in
^lacatform oeranlaßt habe unb baß biefe Srucfejemplare nicht nur $ur Sets
theilung auf ber sjfteffe, fonbern auch ftur Verfenbung nach auswärts be»
ftimmt aemefen feien. Natürlich bleiben, bei ber burchgehenben ^rinciolofig*
feit in ^reßangelegenheiten, aud) in ber ©eltung jener SluSrebe Sdjwanrungen
nidjt auSgefchlofien, Schwanfungen, beren eigentliche Jriebfebern fich uns oeT*
l)üllcn. §tmn (£inwanb fanb idj actenfunbig nun &uerft in einem Streite
jwifd)en ^ann ^aOeroorb aus Ütoftocf unb 9J(ict)ael gering aus Hamburg
betreffs einer Schrift beS Ideologen Philipp Nicolai, ohne baß erfid)tüd)
wirb, ob er oon Seiten beS SiatheS ju «eipjig als ftichhaltig anertannt
Hrd)i» f. öff«. b. leutfdjen »u*6. IX. 11
Digitized by Google
162 -
würbe: bie @ad)e mar gut ©ntfdjeibung nact) Treiben abgegeben werben,
dagegen liefe ba3 ©tabtgeriety it)n in einem 9cacf)brutf*ftreit wegen ©ebet*
büerjer aroifdjen ©olfgang gnbter bem «eiteren unb bem ©udjbinber $an#
Gramer, beibe au* Dürnberg, gelten, fo bat? erfterer in einer (Eingabe vom
10. September 1653 an ba$ Ober ■■ Sonftftorinm in Treiben fidj barü&er bc
fduoerte, bafj Gramem biefe „Heberlta>e entfdjulbigung önb siranlirte Igno-
ranz onb »nwiffentjert ongeffrafft pafjirt" unb er „gana freb onb ongeftrafrt
Wieberum bartton gelaffen worbetf '. 35a* ©ber^&onfifiorium rügt nun aller*
bing* unter bem 23. (September triefe „©egunftigung", will etnem folcr)en
„Trebel" nic^t nad>gefel)en miffen unb orbnet, falls e* ftdj fo tute (£nbter
angebe oerfjalte, bie SonftScarion ber Scadjbrücfe an; e« tt>ut baffelbe unter
bem 5. 3)ecember auf eine weitere Eingabe bc» ^ofgeria^t«^^«^ #ulbreidi
©rofje, ber auSbrüdlid) eine Stefolntion Aber bie 93rincipfrage, nient Mofc
über bie ©pecialfäfle, beantragt. SRan muft aber mot)l bei bem (Sntfdjeib
bed Ober*&onfiftorium* ben $auptaccent auf bie Stauf el legen: wenn eS
ftd) oert)alte, wie berietet, nämtidj bafe bie betreffenben ^rioilegien fd>on bor
3at)ren infinuirt feien. Änberen fjofl« wäre e* ganj unerflärlidj, rote bie*
felbe Ober = ©ctjörbe nur furje 3«* barauf, am 12. Äpril 1664, in einer
Älage oon 3ob SBilbelm ^inceliuS in Wittenberg wegen SRacbbrud* bon Fr.
Balduini casus coosoientia* lv.it te refolbiren tönnen, bafj mit ber (Sonfifca*
tion nur ooraugerjen fei, „faß* ©upplicant ba* «ßriöilegium gebüt)renb im
ftnuirt" t)abe unb „bie 9cacf)bruder aud) baoon mifjenfajafft erlangt" gehabt
Ratten. $>emgemäfe berietet aud) ber Wattf unter bem 25. Äpril, bafe, ba
frinceliu* zugebe, bafe er fein ^rioifegium bi« unlänaji r Weber (£a*par
SBecfjtlern, fo bemette casus nad)gebrucft, nod) anbern insmuiren lafjen . . . .
bat)et)ro mit confiscation ber naa>gcbrudten exemplarien nichts oorgenommen
werben tönnen". Unb noa> in ben "saliren 1698 unb 1701 f)ielt ftcf) bie
Süd)er*(£ommiffu>n an biefen ®runbfafo, benn in einem ©eridjt oom 7. iJiai
1698 fagt fte: ber fitäger (ber JÖuAbrutfcr Sofjann ©onrab Stieger in $re*^
ben) t)abe bem ©effagten (3obaun Gfjriftopl) ©ranbenburger in 2eipaig) fein
erft fpäter erhaltene* s43riDilegium gar in du inftnuiren Iaffen, „ot)ne welche*
bafeclbe ntcfjt gältig $u feön, öormarjlS allergnäbigft anbefohlen"
morben fei, mät)renb unter bem 28. Äpril auf eine ©efefiwerbe oon ^otjann
Stern au» Lüneburg gegeu 3ofjann $>aüib 3"»"« ftranffurt a. SR.
wegen 9iad)brud3 oon 3ot)ann 2lrnb'3 Auslegung be$ ^faltet bie bebingte
diejolution erfolgt: „SBenn ti ratione insinuationis an fetten 3unncr'& feine
Siiajtigteit ^at, wirb mit ber confiscation %u »erfahren fenn", obfetjon ^Sro-
feffor CleariuS al» SJcitalieb ber ©ommifjion unbebingt für 6onfi§cation
niä}t nur bei 3un"*r, „fonbern (auc^ bei) ben übrigen ©udjfürjrern" bohrt
tjatte. Unb babei waren bie ©lerne in Lüneburg bie redjtmafjtaen Criginal-
»erleger ber «rnb'fd^en SBeTfe (abgefe^en oon bem SBafjren e^tiftentrjirm)
fcfjon au» einer 3^* tyx, w ber bie frirma 3l,nncr noc^ mi* ejiftirte.
2)aS oorfommenbc Sdjmanten in ber ^Jraji« — 3. tö. im Qa^re 1682 in
einer SHage ber Snbter in Dürnberg gegen 3o^ann ®eorg $er§ in Srfurt
wegen betjaupteten «atfjbrucf* oon ©pangenberg'« ^oftille — fönnte aber
oieüeia^t barin feine (Erhärung ftnben, bafe man buraj prooiforifdjen Ärre|l=
fajtag bem notorifa> recfjtmäfjtgen SBerleger 3^it gewähren wollte fein $e-
weiSmaterial herbei jufa>affen , ba bie fremben ©u^änbler boct) nit^t alle
it>re ^Tioilegienurfunben unb baju gehörigen 3nfinuation#protocolle auf jebe
9Keffc mitfefjleppeu fonnten. SJenn bei oder fonft Jjerrfa>nben SBillrur fteifte
man fidj ab unb 51t bod) fcljr auf berarttge Normalien. 3n ber SReuiaijrS*
meffe 1654 würbe ber $ofgerid>t& = i5ri«cal mit ber im $mereffe ber Cnbter
gefteOten Älage gegen brei 9cad&brutfer, barunter ®eorg SRüIIer au* Stauf«
furt a. SR., vorläufig abgewiefen, ba er fein (Ejemplßr ber 9?aö^brüde oor--
jutegen oermoc^te, ebenfo aud) 1696 ^ofyann 2t)eobor Soetiu» in Treiben
wegen angeblichen 92ad)brud3 be* JHigaifcrjen QJebetbucf)* buref) ^1^«'*
©öt)ne in Nürnberg, welcf)e bie 3:^atiaa>e felbft gar nidjt in Slbrebe fteflten.
Digitized by Google
- 163 -
ober gleichzeitig oorfchüfcten, it)re Äu«gabe gor ntc^t mit auf bic HReffe ge*
bracfj: *u Ijabcn.
*•) SBenn man nicht einfach ein (Jan$lei = Formular copirte! 3n einem
SRefcript oom 23. Wooember 1629 fagt ba« Obet^Conflftorium faft möttlic^
g leid) tau tenb: „SBann oenu ber^leidjen Oer brechen arti^o f cf>r gemein, onbt
mir bemfelben nachgeben , ober gerinnen SBeitleufftigfeii juberftatten nicht
gemeinet".
*•) »ergl. barüber «lrd>it> VII. 6. 164—162.
47) (E§ ift aucf) möglich, ba§ bie erstmalige (Ernennung junäcbft nur ben
Ebe oorliegenben fpeciellen §afl im Sluge ^atte. Saft fdjeint e«, at«
man ba« «erhältnife anfänglich in lÖeipaig auch fo aufgefaßt, benn
aBieberjurtidgreifen ber fliefertpte auf bie täJefammtheit ber Untoerfitöt
erregt weber bei biefer, nod) bei bem >Hatl)c SJerwunberung, oeraitiafu me*
nigften« feine JKeclamation. 95ieIIeict>t hat man au« ber gorm ber JRefcrtpte
oom 5. ftebruar 1667 unb 19. Januar 1674 ju fcbliefjen, bay im allgemein
neu ober tuen ig fton 8 in organifatorifchen, bej. Senfur * fragen (»ergl. aud)
bie Corfommniffe in ben yahren 1666 bi« 1668) :Katr> unb II nie er fit dt,
lefctere in iljTer ©efammtheit, al« eine nod) über ben ®ücf/er « (£ommtffaren
fteljenbe h°h"e 3nftanj angefetjen worben feien, $enn beibe fRefcripte finb
an Uniüerfität unb matb gerietet unb betreffen Senfuroerbältniffe.
sÄätjrenb bad erfte (nur in Wbftfjrtft oorhanbenl bie Verbreitung anzüglicher
Schriften todhrenb ber ocrfloffenen ÄeujaljrSmeffe : „baburefj ehrliche XJeutfje
diffamiret worben" rügt unb anorbnet, „3h* wollet mit Aujiebung Um
ferer ben (Sud; oerorbneten $3ücher*Commi89arien fleißige Vtd>t haben, bamit
nicht aüeine folcfje Pasquilli, anzügliche unb fchmetje Sd/rifften, ba fie gleich
wieber bie fo ^abüüdjer ober Saloinifdjer Religion jugetfjan eingerichtet",
füt)rt ftct> bad jweite — wegen eenfur*£>inier$iet)ung bem ©uchbruder 3o*
fjann Söt)l«r ein (Strafe oon 80 $t)Irn. bictirenb — mit ben SBorten ein:
„2Bir ^aben aufe Unfern ©Ücher-CommisBarien ju £eip$igf .... beridjt oom
22. Novembris 1673 oernommen it" ©eibe machen alfo boct) felbft einen
ttnterfcfneb jwifdjen ben jwet Hbreffaten=©ruppen. dagegen wirb fpäter ber
3eitpnntt ber Ernennung ber ^rofefforen ©olfmann unb iööt)me aud) feiten«
ber ©üdjer-- Somntiffton felbft jebenfafl* al« berienige betrachtet, gu bem fie
ben (Sfmrafter einer ftaat liehen ©ererbe erlangte 3n einer föemonftration
an ba* ßber*ßonfiftorium oom 23. $uni 1679 gegen bie bem ©uchhänbler
Johann übnftop!) SRiett) in DreSben betreff« be« Eintreibend ber Pflicht*
ejemplare erteilten ^oQmachten fagen bie Süd)er*ßommiffare, baft bie be=
treffenben Cbliegenheiten „bejage oortjanbener gnbftr. befehlige, acten unb
registraturen über hunbert 3°h* Der oon Uns, bem Statte, unb nun
eine conjonetim oon ber gbgft angeorbneten Commis-
si on nach m&glichfeit fleißig gehalten worben".
*•) Unerwähnt will ich übrigen* nicht laffen, bafe bereit« ein ^nter*
ceffion«fcfjreiben be« SRatffe« 51t SRagbeburg oom 3. 2Rai 1618 für 9(mbrofiu«
Ätrchner bafelbft wegen angeblichen Slachbrud« (in einem Streite mit ^en*
ning @ro|e b. SCelt.) — bie Sadje fpielt erft feit bem ^ahre 1614! —
barum bittet, ihn mit ber Strafe ju oerfchonen, ober wenigften« oorher oor
„oornehmen Öommiffarien" ju hören unb injwifchen feinen 3)iener nicht im
freien 3ReßOerfeht 51t fnnbern.
*•) 92ad) TOittheilung be« Gerrit Dr. Rapp finb SRefeberichte im Dre«bener
^aupt^Staat«^rchio nur au« weit fpäterer %t\t oorhanben.
*■) 3n bem ©ericht oom 17. October 1651 r)et^t e«: „Sooiel bie obrigen
bemelten 2 @d)meh!arten, hat baroon in feinem buchlaben nicht« ereignen
wollen, fonbern haben wir nachriefet, bafe fie ein oon ^elmftebt h«*aufs
gefchidter ha«i»««^ — ha«oett e« fich oiefleicht um eine Schrift oon
©eorg (£alijtu«y — ju ett. Stubenten in bie t) ä 11 f e r getragen onb Oer»
faufft, onbt weilen burch biefelbige foldje exemplaria leichtlich fonnen oer=
partieret werben, «l« hoben wir nur in getjeimb be« wegen nachgeforfchet,
11*
Digitized by Google
164 -
Wollen aud) ferner nachformen lafjen, waS fich bau öffentlichen befinbet,
baffelbiae wollen wir ju confisciren onbt gehorffambft einjufchiefen nicht
ünterlaSen".
6i) XobiaS Stiefe behauptet, bau it)m oon bent SKilton f$en Xractat ein
Ballett in CSommiffion gefanbt worben fei, ben er aber noch gar ntebt ge*
öffnet, biet weniger biftrat)irt habe, bafj feine &trma aud) ot)ne fein Riffen
im ^ranffurter 9fte§fatalog ju bem Xitel gefegt worben fei. (£r fei beStjalb
gleirii ju Penning i Äöljler, „melier ben Catalogum nactjbrücfet" gegangen ,
unb habe feine girma barin weggeftrietjen. $aS iiilft ihm aber nichts, eben
f owenig feine weitete Skrtfyeibigung, bafj „gleichwohl folcher Tractat oon
frembben in großer Summa auch noct) biefe 2Äe& (sc. äRidmeliSmeffe, tod|*
renb bie Vefdilagnahme bei ihm in ber Oftermeffe ftatigefunben hatte), berer
noch in 58orrat)t fyer fielen werben, antjero gebraut, onb folche an Slnbere
unb f)iefige ©uchhänbler öffentlich oerhanbelt, tft auch feinem weber frembben
noc^ t)ieft9en einziger Verbot baS fie folgen Tractat öffentlichen oerraufen
folten nidt)t gethan, aufer mir allein''. (£r tjabc beS furf. SRifefaUenS falber
feine ©jemplare „beä feit gethan" unb bie meiften noch in Vorräte), wäh*
renb bie ftremben bie ihrigen oerfauft unb duften gehabt hätten. (Er bittet
alfo, ihm „SremblingSrecht" wiberfahren $u (äffen.
**) ©anj oereinjelt ragt in bem fonft fo fleinlichen Verhalten ber fach*
Sfchen Regierung in ^refjangelegenheiten bie oon Selbftaefühl getragene
ntfeheibung berfelben iieruor, als ber ftatt) unter bem 2. §anuar 1658 be*
richtet, er habe unter SBolfgang ©nbter'S beS Sielt, oon Dürnberg Salenbern
einen oon iDiarcuS ftrcunb gefunben, ber im 2)ecember „jiemblict) Slachbend--
liehe SBortt wieber ben bauten Äranj, onbt oermuthlich ('•) wieber baS $>aufe
Sachfen gebrauchet". 55)erfeI6e fei nach bem Xitel mit faif. unb furf. l^nm
legium begnabigt. „Ob nun woht wier bafür gehalten, baS ümb folcher
9cachbencflicher SBortt Witten, tiefer Ealenber ju confiaciren fein möchte, So
haben boch ohne Cho. Stjurf. 2)urct)l. erpressen gnäbigften ©euebjtct;
SBier unfe biefjfaflfj nicht unterfahren mögen". Ter "Mai) hatte aber wenig*
ftenS „burch unfere Stabtgerichte" ben weiteren Verlauf öorläufig unterlagt
unb ©nbter «ugabe beS oorhanbenen Vorrats auferlegt. 2>aS Dber^on*
fifrorium finbet aber in ber bezeichneten Stelle feine ftnjüglichteit unb be*
mertt in feiner sJiefolution : „SBoflen auch folctjc uugegrünbete prognostica
fo hoth uicht fchäfcen, noch biefelben UnferS SoferS mürbig achten, fonbern
UnS oielmerjr ©otteS ftarefen unb gnebigen fdmfrcS feftiglich gerröften". —
Vielleicht wäre bie gntfeheibung anberS aufgefallen, wenn ber iKatr) niajt
auf eigene §anb hin oorgegangen wäre.
5S) Unter bem 22. 9Rai 1652 berichtet bie ©ommiffion, Johann ©Übe
oon JRoftocf fei — jebenfaHS Wohl auf einen Vefehl oon Bresben hin —
erinnert worben, 10 Sremplarc oon Johann Sani (Sternenhimmel in %o\. an
bie äBittme beS ÄutorS ju liefern, ©übe behaupte, baju nach bem Sonrroct
erft oerpflichtet ^u fein, wenn ba$ s8nd) wohl abginge, wad nicht ber ^aß
fei. @r habe aber enblich bie 10 ©remplare bis ju ÄuStrag ber Sache bei
bem furf. %mt beponirt. Tic 18 ggempiare für bad Cber Uonfiftorium
wolle er nicht liefern, benn er habe fein ^rioilegium nachgefucht, nur ber
Hutor; er habe auch t"ne£ folgen auf bem Xitel erwähnt. Sagegen habe
ber 2lutor „bie 2 förberbogen ju feinen 30 exemplarien, fo ihm §ur recom-
pens gegeben worben, beh Timotheo 9ii^ichen alhier com privilegio Electo-
rali bruefen lafeen". %m §. 2. bed Sontracted ftehe aber, baß ber Slutor
supplicando beförbem wolle, bafo ber Verleger ein furf. v#rioilegium erhalte.
w) S)ie Vücher-Sommiifton berichtet am 17. Cctobcr 1661: ,,©aS fonp
ßw. St)- Xurchl. onS wegen ftetgerung bed papierö onnbt erhöhung M
SBüdjer Xareö gnäbigft anbefohlen, beöwegen haben wir Sebaftian Ctten onbt
bie fämbtlichen anwefenben buchführer am 7. biefe« in bie Cberhoffgcrid)t*=
ftube alhier oor uns erforbern taften, onbt als Jeremias i)canfrag oon
Stettin onbt anbere buchführer nochmals erinnert, bafj oon 2 fahren h«w
Digitized by Google
- 165 -
lein papier beo benen papiermachern in biefen lanbcn gubetommen gemefen,
weil Sebaftian Otto folrfjc* bcfteflet, hm ünbt mieber auf bie Papiermühlen
gebogen, gelbt barauf gegeben, ünbt ba« papier berma&en gefteigert, bafc ber
fallen praun (!) $rudpapier, fo fonft 4 bi§ 5 fl. meniger l Orth gegolten
ifco üf 0 JHthlr., ünbt ber paüen meifjbrudpapier, io fonft 6 bifj 6*/, fl. ge*
gölten, ifco of 8 bi« 9 SHtljlr. fommen, bafjcro müften fie Diel bücher onge*
brudt liegen lafeen, $a 3ttanfrafj t)ctte ifro papier oon ^refjlau nach Stettin
holen Iafcen müfjen, bannenhero bie büo)er gar ju theuer würben. 9hm hat
»war Sebaftian Ctto foldje« nicht aUcrbing« geftehen wollen, bod) biefe« ge«
ftanben baf? er oornämlidj ben ßandifdjen alhier ben ballen $ntapapier
omb 9 fl. 3 gr. oertauft habe, hat benebft feine iöerantmorttung jchrifftüdj
übergeben. (Üeiber fehlt eine Äbfdjrift bei ben Acten.) $Bir haben ihm aber
trofft aufgetragener gnäbtgfter commission am 7. biefeS aufläge gethan, bafe
er in* tünfftige be» oermeibung ernfter ftraffe ben pallen meifj bruder papier
höher nicht al« omb 6 bis 5% fl. ünbt ben paflen braun bruder papier
böher nicht al« omb 4 fl. nach Sm. &hu*f. $urd>l. Anno 1623 publicirten
lajorbnung oerfauffen follte". 83enn feine miteingereichte SJerantmortung
abgetoiefen »erben joüte, fo mürbe „fein monopoliam im papierhanbel"
loohl oon felber fallen. Auch bie Eingabe ber Seipjiger Söudjhänbler bom
17. S)ecember 1662 — ich werbe fie üielleic&t noch in biefem föanbe be«
ArcrnD« bei ber fjrortfefcung ber Sefefrüchte in einem tleinen Ärtifel über bie
Schulbücher *^riüilegien mittheilen — ermähnt ber neuerlichen bebeutenben
<j$rei«fteigeriing be« papier« auf ber Stühle *u fro«puben (ber jefcigen
Slinfch fchen fcabrif).
bb) Au« bem Bericht oom 10. 3flai 1656 ift folgenbe ©teile megge*
frrichen: „$n übrigen feinb etliche Sbudjbruder beb on« in jchrifften einform
gn. privilegij ober bie Schulbücher fie nicht aüein an ihrer nahrung gehem*
met, fonbem auch Die gemeine $ugenb obertheuret mürbe, onbt gebachter
8er leger nicht müglich toere, alle Schulen in @to. CSljf - $<hl. lanbe barmit
ju üergnügen", unb baju bie SRanbbemerfung gemacht: „remittentur ad
prineipem ipse. Hoc negotium non pertinet ad commissarios".
M) $ülfemann giebt am 16. S)etember 1652 in einem 9lachbrud«ftreit
fogar ein fd>riftliche« SJotum ab.
*T) Specielle Söeranlaffung ber fchleuniaen (Erfefcung mar ber SBunfch,
bie fchon lange fchmebenbe Angelegenheit ber «ücher--2ar.e geförbert gu fehen ;
bcStjalb mürbe befchloffen, ihn ,,ju ber ©üchersCommieaion ju adjungiren".
JRomanu« fdjeint ebenfalls noch ,m 3at)re 1668 geftorben ju fein, benn al«
oerftorben mirb er auf bem $edel be« bie Xaje betreffenben Äcten=fta«cifel«
bezeichnet. S)affelbe fchliefjt mit bem $ahre 1668 ab unb ba« le&tc Acten*
ftüd barin ift noch *>on ihm unterzeichnet. 8Be«halb übrigen« ein üHejcript
oom l. 9Rai 1668 neben Sdjerjer unb Siotnanu« auf ber Abreffe noch ben
Superintenbenten Sita« Sia,t«munb 8leinf)arbt mitbenennt, oermag ich n^t
ui erflären; e« ift ba« einige 9tfal, ba§ tch feinen tarnen unter ben S3üdjer:
fcommiffaren gefunben habe. Tie Angelegenheit berührt Scheper jroar per»
fönlidi (ed t>anbelt fiefj um bie Schmähfchriften oon Angelu« Silefiu« gegen
ihn); »äre Scheper nicht auSbrüdlich mitgenannt, fo tonnte man föeinharbt
al« feinen Stetloertreter für ben concreten ftaü* betrachten.
M) kleben bem in Anm. 61 angeführten %aU mit Xobia« 9tiefe möge
nur noch folgenber hter $la^ finben. 3m 3at|re 1673 hatte fich ^ermann
(Jonring in ^elmftäbt über berfchiebene «Rachbrüde feiner ftaat«rechtlichen
Schriften burch 3°hann ^ermann ©ieberholb (be Sourne«) in ©enf unb bie
Penning ©rofeifche ©nchhanblung in #alberßabt (©efchäftSführer Shnpian
@enfch) birect bei bem fturfürften befchroert. 2)er fBefetjl 8« ©efchlagnahme
ber 9>lachbrüde bei SBieberholb unb ©enfeh rourbe auch oon $re«ben au« er»
theilt unb auf ihren Sägern in *Jeip$ig aufgeführt. 3« »hrem Bericht be«
merft bie (£ommiffion aber, bafj auch »et Johann fcUinger (Sjemplare ber
Digitized by Google
— 166 -
92a$brfide oorgefunben »orben feien; ba aber fein S3efebJ, noch aud) eis
SHnfucben oon Gonring'« Seite betreff« einer SBefchlagnabme aud) bei ben
anberen ©ucb^änblern erfolgt fei, fo roirb erft um befonbere 9iefoIution gebeten.
69) S« erteilt Auftrag 511 fleißiger Mufficbt unb au oorläufiger ©efdjlafl;
nähme ber oorgefunbeuen ärgerlichen ©aefcen, jeboc$ mit bem S?0T&er)«lt:
,,on« aber fo fort au rechtmäßiger ©erorbnung" ©mebt ftu erftntten.
•°) Unter bem 30. 9Rär* 1677 berietet j. SB. bie »ü($€r:£ommtffi©n
nach Bresben, baß fie betreff« eine» SBerf« bei $aftor« Ämet«bacfj in $al;
ber [tobt „bis ju einlommung Dero gbftn. resolution, benen gefammten
83ucbführern beo biefer ftab beffelbigen SScrfauff MI unterlagen, mir ber notfc
burfft erachtet", «ber fein «efcheib erfolgte! SBaS confi«eirt mar, blieb |«
einmal confi«cirt unb noch im !688 fupplicirte &mer«ba(h um gtru
gäbe, obfebon ©cherjer felbft bie« ©ud) unb anbere j6erlag«artifel Änteri-
bad)'« fpäter für paffirbar erllärt batte. — SWatftträglidj rutü icfj hier eis*
fügen, baß ber im oor. ©anbe be« Hrcbiü« in Sserbinbung mit Ämer&bad)
ermähnte ^einrieb ©etfe fein ©efc&äft in Hmfterbam batte.
Äl) Der $ochfürftl. ©äebf. ©ecretär ßbriftopb SRnliu« in §aüt, ber
übrigens jur SHeßaeit einen burdj einen #anbel«biener geführten offenes
„93ucblaben" in Seidig t)atte, mar mit 3°*)ann fcoffmamt in Dürnberg
toegeti be« «erlag« eine« oerbefferten ©riefftefler« (Epistologruphia correcta)
in Differenzen geratben. Die Sucher* Sommiffton berichtet nun unter bem
80. SRai 1679 nad) Dre«ben, e« fei au« ber ©egeneinanberbaltung „biefer
iuutniction ber Epietolographia gegen bie Secretariat «unft tldrlid) (ju)
erfeben, bog jene« aflerbing« oon Kapiteln $u Saptteln au« biefem infam*
meng exogen" unb obfdjon tjter unb ba Keine ©eränberungen Dorf amen,
„bennoch in betrachtung be« ganzen SBercf« folebe« oor einen in mcbrberuhr •
ten gbgftn. privilegio oerbotbenen extract ju galten" fei. Vluf @ruab biefer
Ermittelung fei bie 89efcblagnahme aufregt erhalten unb bie ©träfe bictixt
m erben. Die ©raoamina in ber Appellation be« SBetlngten an ben Hur-
turnen feien Oon feiner Srbeblicbfeil ; bie oorgefchüfetc Unmiffenljeit — ber
Äuior ^abe ba« 83ucb für feine eigene Arbeit ausgegeben, e« feinen ßrtraa
genannt — unb baß e« „einem IBucbführer unmüglicb feä alle SJücfcer ju
conferiren, fo ift bod) biSfal« bie praesuration mieber ibn unb pfleget
uid)t leiditlid) ein gemeiner S3ucbhänbler ein #ucb &u oerlegen unb feine
puren mittel brein $u fteefen, baoon er nicht juoor gute ertunbigung einge*
jogen, gefebroeige baß beflagter, meldte r felbft ein hteratus ift, fieb bi«fal*
uidu mehr nadjridjt follen erteilen lagen". Die folgen ber llnterlaffung
Imbe er fieb felbft aujufcbreiben. ßtner »eiteren Tvr ift jur Crforfcbung ob
ba« ©uch ganj ober nur jum Xt>eil ejrra^irt fei, werbe e« ni<$t bebürfen,
inbem ©eflagter ben SJorrourf be« tbeilroeife erfolgten Äufyuge« felbft all
riebtig anerfenne; bamit fei aber ber verfloß gegen ba« Sßrioilegium ermiefea
unb bie ©träfe oermirft. Demgemäß fei aud) bie meitere frrijtgetoäljrung
abgelehnt morben.
e>) lUt)iinö t)Qttc nad) Dredben appediit unb feine ttppeQation in ber
San^lei regiftriren laffen. Unter bem 21. 3uli erfolgte barauf eine «erorb*
nuna an bie ©üdjer-Sommiffion — in ^atentform, qu. %ol, au«gefertiat — :
gebieten 3Bir (Eud) barauff hiermit, baß %px in biefer ©adje ferner
nid)t oerfatjret, urteilet nod) exeqviret, fonbern bieffelbe für Un«, ober wo-
run 9Bir fie meifen merben, i^ren 9ied)tltd)cn Slußtrag un^ eiörterung ne$*
men lafjet, Dann, bo gleid) hierüber etma« oon ernd) fürgenommen ober
atientiret mürbe, fott bodj baßelbe nichtig, frafftloß unb unbünbig: auch
bem appellirenben X^eil an feiner @ered)tigfeit unfd^äblid) feon". 3<b bin
in ben alten 9ied)t«formen nidjt bemanbert unb oermag baber nicht ju ent«
febeiben, ob e« fich iner oielleid)t um ein proceffualifefae« ^nftrument, um ein
3nbibitorium gegen bie in Seipftig oerbängte Crjecution banbelt. Die ftneber;
Commiffion ^atte bei Einleitung ihre« «erfahren« im fpeciellen Auftrage be«
Ober^Gonfiftorium« gebanbelt.
Digitized by Google
<
- 167 -
") Unter bem 19. $ecember refcribirt ba* Ober;$onfiftorium, wenn bie
Parteien fid> aud) oerglicben t)Men, „So feinb wir boch nicht gemeinet, Um
feie privilegia unb barinn enthaltene ftraffe nadj eine*? ieben gefallen elu-
düren $u laien". 2>ie bei 3ßöliu* confiacirten öremplare feien alfo bennodj
ein&ufenben unb bec oerwirften Strafe ijalber SJerorbnung ju erwarten.
64) (5in 9iefcript oom 6. $>ecember 1653 oerorbnet be*halb audi: „3h.r
ber Natt) (foQt) aud) teuren äRit = Commissarien $u befto befjerer expediti-
rung biefer fachen auff bem JHatijaufje ein bequem logiaraent einräumen".
es) 3iad)bem ber Stabtfdjreiber Schopf 13 3at)re lang biefe Arbeiten
besorgt hatte, wagte er e* unier bem 19. äftai 1656 bie Jürfprache ber 43ücfjer^
ttonuniffion anzurufen, bafe iljtn ber iturfürft „bor feine müf>waltung in
Verfertigung ber tmtertljenigften beriete eine ergey lief) fett " zubilligen möge;
er bat um ein (Egemplar ber betreffenben priöilegirten 5öüa)er. ÄUem Mn-
fdejeine na rf) ift gar feine Antwort erfolgt.
••) Unter bem 8. 9Wai 1658 ^atte ba* Ober*(£onfiftorium Oerfügt, bafe
t>ie ©ücher = Sommiffion „burch ben fiscal" in allen ©ud)hanblungen, na*
mentlid) bei Slbam Dleariu*' „fractorn" nad) (Sremplaren oon beffen SJcoSco»
luitn'djer Steife fuchen laffen jolle. $n bem CSonoept be* ©eridjte* oom
11. 2Rai — biefe S9 endete recapituliren fonft ftetd ben Wortlaut ber Mc-
Icrtpte — ift bie 2tu*brud*form „burdj ben f$i*cal" nadjträglid) in „mitt
guftiebung be* f5K*cal*" abgeänbert. — SBenn übrigen* $ulbreid) ©rofce
und) fdjon früher felbfritjätig <Eonfi*cattonen oorgenommen ijnr, fo bürftc bie*
bod) rooljl au*fd)lief3lid) nur in förmlichen ^roceffen unb an ber $anb eine*
SRanbat* ber Stabtgeridjte ftattgefunben ^aben; ba* ift au* einem %aü
»arthel «oigt in Seidig c. «Bolfgang ©nbter au* Dürnberg (16. Cctober
fri* 10. 2)ecember 1641) $u folgern.
fl7) 3n einer am 10. September 1653 an ba* Ober^Gonfiftorium gerid)*
teten ©ingabe bitttt SBolfgang ©nbter, ben fti*cal ju größerem (Eifer an«
zutreiben; erfterer entwidelt it)n audj fpäter.
65) @anj beutltch tritt ber felbftgefdwffene Sfjarafter oon ®rofje'* oer*
meintlicber amtlichen 'Stellung in bem amtlichen Schriftwechfel ^erOor, ben
bie (Eingabe be* Sßotar* (Xtjnftout) SDcefjIid) oom 3. 3Jcär$ 1673 ijcruorricf.
<Er erinnert baran, bafe oor langen Sauren oom oorigen Äurfürften „ ein ge*
wifjer ©üdjer ■ Fiscal nal/men* §ufbretd) ©rolle, melier bie insinuationes
privilegiorum oerridjtcu unb fleifjige Äuffidjt ba* lein Sud) barüber einige
$ud)fütjrer gnäbigfte Privilegien erhalten, nachgebrueft »erben möchten,
^aben müfjen, beftcllt gewefen, 92un bann berfelbe Hlter* unb Unoermögen*
falber eine $eit tyero nicht mehr fortfommen, unb Dergleichen Insinuationee
Oerrtd)ten, audj auffidtjt haben tonnen, Älfj habe ich fll* Notarius folche in-
»inuatione« Privilegioram bt* anhero »erriebtet, 9iach bem ich °ber erfahren
mügen, bau auch anbere Notaiii toekhe ber Sachen feine mißenfehafft gehabt,
Sich gefunben, roeidje eben bergleichen oerrichtet unb ich folchergeftalt in
meinem exercitio turbirt morben, bahero mann nicht gemuft »er eiaenblich
Fi*cal feo, ttoburch atlerhanb müfebrauch unb ber fchäbliche Ucachbrucf einge*
rifcen, unb faft feiner ben feinen erlangten Privilegio gefdjüaet »erben fön*
nen". 3)ie SücheriGommiffion fagt in ihrem @utacf>ten barüber auSbrucflid),
bafj 9Rehlicf| „fich jeithero biefer Verrichtung au* eigener ©etoegniß anraafeen
ttotten"; bie ^nfinuationen feien bi*her promiscue oon jebmebem 9cotar
beforgt »orben
••) %\t\t treten juerft in einem Stefcript oom 30. September 1657 %tx*
Oor, in »elchem nidjt weniger al* 11 Renitente aufgeführt werben, welche
bie bei ihnen oon ber SSücher * ©ommiffion bereit* erinnerte (Sinfenbung
au*brüdlich oerfprochen gehabt, ihre 3nfagen aber rrofcbem nicht erfüllt hatten.
70) So monirt .s, . S3. ba* Cber : (Sonfiftorium unter bem 29. ftooember
1696, bafj in fämmtltchen eingefanbten 18 <£remplaren oon Johann Spangen*
berg * $oftiHe ein unb biefelbe Signatur fehle, ffiar ba* «bficht?
n) «inen weiteren $unft Witt ich wenigften* nia)t unerwähnt laffen
Digitized by Google
— 168 -
Unter bem 16. 9luguft 1687 flogt ber ©uchbinber &a*par Suntfc (2uni$iu*),
ba& ihm ber ©udjbinbcr $einrid) SSölder im Hamburg feine jwei pviti-
legitten Cuirdfelb'jdicn Gebetbücher nadjgcbrudt habe, ohn in Hamburg ju
»erflagen falle itjm fdjwer unb foftbac, „e* bürffe andi bafelbft burdj feiner
patronen interposition oorangegangene* gnäbigfte* Mandat — wofjloerj
ftanben ba* fädjftfcbe oon 1686! — fo fdjarff al* fieb* gehöret, nidjt exe-
qniret werben". SJÖldcr pflege zwar bie SeipMger SReffen gu bauen ,,unb
in (£in* unb SJerfauff feinen Slufcenn jufdmffcn, brauset jebod) bau eben
biefe Sift, bafj furj oor: ober gar nach, eina,elautteten SRardte ©r ftcx> txft
einfinbet, unb bor Sluflauttung befeelben wieberforttmachet, So bafj man
ilmn, ber Wareft ^rep^eit Im Iber judiaaliter nirfit antlagen unb be-
langen fann". (Er bittet bab>r ben ßeipaia.er ©tabtgeridjten an§ubefehlen,
„baift ©ie auff benanbten ©ölder* nad)er *Jetp$ig mitt gebrachte ©adjen unb
befjen $erfotm ein iöerbotb legenn" unb nadj beenbigter SJiarftfretbeit ihn
zeitig Dorlaben unb ob,ne genägenbe ©aution für gerichtlichen fflustrag be*
Streite* nidjt bimittiren möchten. $>icfe ©eaugnahme auf bic SRarftfreiheit
ftef)t öereinjett ba. 3$ glaube aber, bafj fein (gewicht auf biefe «nführung
ftu legen ift, jumal fiunifc eine ganj abfonberliche 9laioität bezüglich ber
Geltung ber furfäcbfifcben SJerorbnungen unb ^Jrioilegien befunbet. -'Iber
burdf möglidjft batbige Äbreife wirb fieb wohl mancher ©ud)hänblcr ben i'iaft--
nungen be* 93üd)er=Fi*cal3 5U entjieb,cn gefudjt ^aben.
") Sieben ben Soften ber Ausfertigung ber $rioilegien unb ber Sitfinua*
tionen waren 18, fpäter gar 20 Freiexemplare an ba* Ober»Sonfiftoriutn
abzuliefern. Für in ©ad)fcn gebruette ©erfe traten noch binju, aufeer ben
troß mancher Wefcripte an bie Unioerfitat f)od)gefd)raubten Senfurgebübren,
ein (£enfur;(Eremplar, ein* für bie ©ibliothet ber UniPerfität. Früher Patten
auch fämmtliche Focultäten noch Freiexemplare ber einfchlflgigen SSerfe bei
anfprudjt, biefen Mnfprud) aber auf ben SBiberftanb ber »udjpänbler bin
fallen laffen, mit Ausnahme ber tf>eoIogifd)cn , bie beren fünf oerlangte unb
erft gegen (Silbe be* 17. Satjrbunbert* auf (Srunb eine* burdj ba* energifebe
Auftreten oon 3ob,ann Friebrieh ©lebitfeh proPocirten Urtb,eil* be* Schoppen*
ftut)l* biefen Anfprud) fallen gu laffen gelungen mürbe.
73) S)ie 3eit Por ©eginn be* literarifch=theoretif<hen Streite* über ba*
Unrcdit be* 9iacbbrud* bietet feb,r feiten ©elegenbeit, ©puren einer befiehlt«
ben ober fidj bilbenben förmlichen 8ied)t*anfchauung $u entbeden; man
ift barauf angewiefen, fid) ben b«rfcf)enben ©raueb,, fo gut e* eben geht,
au* ber prineip* unb regellofen $raj:t* berau*juconftruiren. Um fo inter*
cn" unter unb roidjtiger ift jebe birecte Aeugerung barüber au* bem ftreife ber
näd)ften ^[ntereffenten. ^Xct) fann e* mir be*t)alb nid)t perfagen, eine foldje
fich an bie Itjeorie ber 9leicb*regiernng antlammembe hier mit^utbeilen. —
Johann @ro^e* (Erben in Seip^ig lnnten früher mit faif. unb turf. fäa)f.
^ribilegium Matth. Berlicbii conclusiones oerlegt; ba* ^ueb muf) längere
3eit Pergriffen gewefen fein, bi* fid> bie ^eTlag*^rma entidjlofj e* neu auf-
julegen unb i^r abgelaufene* faif. ^rioilegium erneuern ju laffen. ^>cr*
mann Tchme in ßöln hatte nun, mie ba* in fo oft oortam, gleichfaQ* ein
faif. ^rioilegium über baffelbe ©ud) erhalten unb bie i'eipjiger Firma ben
9tath erfuebt, für fie bei bem Kölner 5»ath §u intercebiren unb buref) biefen
womöglich ®ehme Pon feinem Unternehmen abzubringen, ^er Sölner SRatt}
antwortet nun unter bem 24. §uni 1691, er Permbgc nicht ab^ufehen, wie
©rofee * ©rben ftd) befchmeren unb ^ehme an feinem Unternehmen hebern
fönnten. (£r legt originaliter einen ©egenbericht 2)chme'* bei, in welchem
biefer fagt: (Sr fyabt bie fieipjiger ^uchhönbler früher oftmal* erinnert, ba*
$uch neu ju bruden, aber ohne (Erfolg, unb be*halb f elber ein faif. $rit>tj
legium barüber erwirft, „foldje* auch 5« Frandfort in abgewichener meB
burdj ba* Ääpferl. ©ücher Cominissariat ben ©uchhönblem ber gebühr noti-
ficiren lafjen, onb objWar ich biefe* ßäpferl. Privilegij im Iber oor feinen
anbern al* bem $od>pr eidlichen Äepferl. 9icich*$off 3ftab,t ju befprechen, obet
Digitized by Google
— 169 -
rcb tmb antwort ju geben fdjülbig, fo mufj bannocfi pro nuda informatione
Gro. ©naben ferner* onterthenig anzogen, ma« gcftalten welttünbig, ba3
feiner er feöe auch wer er Wolle, fidj eines Dominij einig! buch privative
rmb allein ju truefen anmalen, bnb biefjfalS eine berjahrte possession bor;
fct)ü&en fünne, fonbern bielmebr ber bucfjhänbel ein freier §anbel,
rmb leiner fich ein mehrere* al§ was burefj obrigteitltche privilegia
erhalten hoc in passu attribuiren fonne". ©elbft baS fäcfjf. $ribilegiunt
für ©rofje'S Grben, bad boa) and) nur auf Seit gegeben fei, wäre abgelaufen,
auet) „bie Electoralia privilegia Limites Jurisdictionis niebt excediren, bas
r)cxo mir obnebem nia)t ^inberlict) fein tönnen". S)aS Slnfu^en fei alfo un*
gereimt unb er bei feinem taif. Sßribilegium 511 fcbü&en.
74) XtmotheuS SRifcfcb in £eip$ig hatte im Sabre 1665 eine neue Äuf*
tage bon Sarpjow'3 Definitiones ecclesiasticae gebrutft unb, wie ba$ Ober:
©onfiftorium wohl richtig borauÄfefcte, um bie $flid)tejemplarc ju erfparen
bon feinem fädjf. v#rioilegium feinen weiteren ©ebraud) mehr gemacht, Diel«
mer)r nur fein faiferltcheS auf ben ülel gefegt. Jrofobem mürbe er ^ur
Lieferung ber 18 ©jremplare buref) bie 5?rorjung gelungen, baft ba8 Btim>
lea,ium im ftaü fernerer Steigerung einem Änbern gegeben »erben mürbe. —
Chne grofee Sampagne gegen bie miberharigen i*ribilegten* Inhaber in ben
neunziger Sauren befcbliefjt ein JRefcript bom 29. SRobember 1696, in met=
djem e* Reifet: „@o ^abet if>r Deswegen genauere ©rfuubigung einziehen
audj ba fte fid> ber lieferung, inbem bodj wegen beS Privilegij ihnen biefe
Söüdjer SKHemanb naebbruden bürffen, ferner berroeigern, e$ burd) ben ^üdjer
Fiscal bafe folche Privilegia cassiret unb aufgehoben feün foflen, ben an«
bern ©u^änblem notificiren $u lafjen, bamit wo ein ober ber anbere
barumb anhalten wolte, er fia? beS wegen ben Unfj gehorfambft anju*
melben tjätte".
7Ä) Buch ^ier fdjlägt ber eben erwähnte SRifcicb'faje %aü ein; ebenfo
würbe auch oon Slbam OleariuS, ber ebenfo öerfafcren war, unter bem
27. Sinti lese bie ßieferung $u erzwingen gefügt, wenn auch auf anberem
SBege. (£benfo ift ber in «nm. 63 mitgeteilte %aU mit Johann Silbe in
SHoftod hier mit anziehen.
76) 3n bem Bericht ber ©üeheT=eommiffion 00m 20. Januar 1667.
") 3" einem SRefcript bom 21. $!ecember 1666 an bie 58ücbcr:®om*
miffion erinnert baS Ober«(£onfiftorium im allgemeinen: ,,98ir fönnen auch
für bifjmafjl mit fttflfchroeigen nicht übergeben, ©eftalt benn aübereit am
24. Septembris 1649 bett (Sud) erinnerung gefd)ehen, SBaS ma|en eblicbe ©udj*
fü^r er unb Brüder, fo bon UnnS bie renovation ber Privilegien ergeben,
bie Bücher aber, weil bon bem erften Xrud nod) Exeraplaria borhanben,
in ben benannten je^en 3°^"» °ber aud> lenger nidjt wieber aufilegen,
gleia)wol biefelben bermöge beft Privilegij auf* neue nirfjt einantwonten,
Zo werbet ^lir barauff albereit anbefohlener ma|en befted bleibe* aduimg
geben, unb 3h"en herunter leinen unterfchleiff unb betrug berftatten". —
Untlar ift e$ mir geblieben, ob auch oct berjenigen ffirneuerung aller $rioi*
legien, welche bei »iegierungSwechfeln ftattjuftnben hatte, bie Lieferung ber
Pflichtexemplare beanfprucht würbe. (Soniequenter Steife hätte e» gefchehen
müffen, boä) hflbe ich in ben Äcten feine ?lnbeutung barüber gefunben. 3ene
(Erneuerung würbe erft in ben fieberiger fahren be* 18. QahrhunbertS auf
Anregung $l)ü. ®ra8mu8 {Reia)'* obgefchafft.
78) 5)ie8 fchärft baS fRefcript bom 29. 9Jobcmber 1696 bon neuem ein.
79) S)ie Ufance ber SBorbatirung unb ber Äenberung ber 3a^c*8Q^Icn
eTWöhnt fchon im 16. ^ahrrjunbert £igi*munb ^etjerabenb in ftranffurt a. HÄ.
— 3n einer Eingabe 3ohö«n SBilbe'8, jur Seit ^anblungSbiencr 3ohort" Kallers
Dorb'e in 9toftod, bom 12. Odober 1629 f)ei§t ed: „SBnbt ob wohl unten
aujfm titul bie 3ahr$ahl 629 jubefinben, @o bezeuget boch ber Contextus
in fine ein anber* bnbt au»brüdlichen biefe«, ba§ folche» 1628 gebrueftt,
na<h welchem onbt nichtt nachm titul man ba* weref dijudiciren mue#, weil
Digitized by Google
- 170 -
notorium onbt onter bcn S3ud>brucfern onbt $änblern fcrbradjt, toan eine
Materia in fteden fombtt, boÄ man gemeiniglich beit titul ombbrütf ett , tmb
bie ^ijar^aii: enbert, bamit folcf) tottd nicht i oor altt onbt onmerth geatzten
werben, onbt liegen bleiben mö£fjtte, ontmaf;ctt biefe ftunbe in meine« ijcrrrt
loben büdjer juebefinben, ba bie inftehenbe SfjarSjaty aU 1630 auffgebrucftt".
— 3 H einer Söernebmung oom 8. guni 1676 oor ber ©ü<heT = £ommiifioii
fjcftctjt ber ©udjbruder Sotmnn ftöbler, baß ex bie Auflage eine« fatbolifdjen
@ebetbud)3 für daepar Sunifc gleich „Onter jween dummem 1676, unb
1676" gebrudt habe, alfo jrc ei fogenannte »uf lagen auf einmal, wie fo Diel»
fad) in ber Neuzeit.
' 80) 3>ie gäfie oon 2 imotljeuS Siifcidj unb Sbam Dleariu« finb fdjon an:
geführt Worben. 3ra 3 obre 1677 tuurbe äRan)ia8 öirefner in $jena djicanirt,
»eil er ßarpzom'* ^rocefj, bei oor langen %al)ttn mit furf. ^rioilegium
bei Änbrea« idöfflcr in SJreSben erfdjienen, fdjon oor mehr als 10 ^atjren
burch bie brüte $anb in ©irdner'* Verlag übergegangen unb feitbem unier
taij. ^rioilegium »erlegt mar — unb jmar auf (Sarkom'« eigene ©eran=
laffung, ber eine (Erneuerung bei taif. ^rioilegium* befürwortete, bei bem
fäd)fijd^en aber eine folche für „gan* unnötig" ertlärt ^atte — nicht geliefert
batte. 3)ie SBerhör3ä)icanen oeranlajjten 35trcfner enblidj, bod) nod) ba« iädjf.
$rioilegium auäjumirlen, morauf ihm bie Nachlieferung ber angeblichen %il\d)U
ejemplare für bie beiben früheren Sluflagen in ©naben erlaffen mürbe. ©r
^ätte anderen %aU$ gewärtig fein tonnen, bafj gegen alles 9*edjt einem ein:
heimifchen Serleger ein Sßrioilegium barauf erthdlt morbeu märe.
81) 25ie Söeifpiele finb mehrfad) oorhanbeu. 3n ber ÜNeujahrämeffe 1656
Oerjpricht 5. i8. ©eorg äRütter au* ^ranffnrt a. 1U. ben „QJeiftlichen ^raiten*
gramer * Spiegel" zu liefern , er tu artet aber erft bie 81u&bänbigung beä gnJ*
btgften ^riöilejjiumS; in ber Oftermeffe 1657 Im* « äi°ar &ie ÄuSgabc in
24 „albereit etngefdjidet, onbt ift erbötig, man baS gnäbigfte prmlegium
erfolget, beswegen iljm gnäbigfte oertröftung gefdjeben feon joü, bie ejemplare
in 12. auch ju liefern". SÜtan nahm fid) in 3>re3ben 3eit.
82j Am 22. 25ccember 1666 erhält bie ©üdjer«6ommiffion ©efeljl oon
ftbam OleariuS' 9Ro8comitifd)er unb «ßerfianiidjer ffleifebefchreibuug — ju
beren erneuter fiieferung ber SBerfaffer unb ©elbftoerleger fid) megen eine*
erlangten laif. $rioilegtumS nicht für oerpflid)tet t>iett — 18 Sjemolare
„wo folche nur anzutreffen" abzuforbern ober, bei Serroeigerung gutroittiger
Äbgabe, megjunehmen; fie mirb am 30. September 1657 gemahnt, wenn
feine ©jemplare „wegzunehmen" feien, fie oon Olcariu* (bamal* in ©ottorf
lebenb) „per subsidium einzubringen" unb am 8. 9Rai 1658 angewiefen:
„burch ben 2ri*cal in allen SBuchläben, fonberlicr) aber beo erroehnte« Olearij
Factor n nadiforidien , unb bie Exemplaria wo joldjc nur anzutreffen weg--
nehmen, ober ben merth bafür entrichten (zu) lagen, Sintemahl mir nicht
gemetnet, ljterinn bergleichen Collusiones femer zu oerftatten". $aä Ober:
Confiftorium behauptet, bafe in ber WeujahrSmeffe ßremplare in ßeipzifl an^
Zutreffen gewefen feien unD fteüt cd bat)in, ob bie SBücher^Sommiffton bteS
ni du fogar gewußt Ijabe. @ä fcheint fonaa?, bog biefe Änftanb genommen
hatte, einen berartigen ©emaltact auSzufühten; jebenfall« mufete fie fich ie^t
fügen unb berichtet über bie Ausführung, fich gleidjjam inbirect recht»
fertigenb: „unb weiQ wier barauf beo lobia* liefen, Öucbführeru altner
letjen, onbt beü Oeorg ^tc^fdjen, materialiften, — er oermittelte bie %t-
djäfte oon Oleariu«, wollte aber nid)t fein „gactor" fein — breo exem-
plaria angetroffen, folche alfobalb burch bie ©tattgerid)te abnehmen laßen,
befinben aber bag ein ezemplar oon biefen breoen Oiel defecta höbe, onbt
weil ber Fiscal in erfahrung fommen, baß ®eorg ^ie^jch 12. exemplaria
alhier oerfaufft höbe, fo gehet feine intention bat) tu, baB er ben Werth ber
reftierenben ejemplarien oon ihm exegiren wofle, beSwegen er Gteorg
$ie^fchen albereit oor bie Stattgerichte alhier f orbern lafjen, welcher aber
excipiret, ba& er bemelte exemplaria im SccnjahrSmarcft ao. 1667 an bie
Digitized by Google
- 171 —
(Enbter Don 9iürnbergt in commission M. Adam Olearij, e$r er Don biefer
fad)e gerauft Dnbt alfo ba* ftüd 4 3% ffltylr. in fumma 46 »ttljlr. Dertaufft
pabe " 3)ie Regierung Ijattc alfo ouMidi iijrc ©jemplare. — Unter bcm
24. yJiai 1676 Wirb gauj a Hg c mein Derfügt, bau bic ^fiidjtejreinplare im gaH
be* Sträuben* ber Verleger einfach weggenommen werben joHen. — 9todj int
Sabje 1698 fommt ein berartiger ftafl betreff* ber ttf)rpfoftonui*^u*gabe
Don ©altljafar SBuft in ^rantfurt a. Tl. öor. Xiefer, ber bie Betpjiger SWeffe
feiten er befndjte, fraüe bie IBänbe 4 lue- 6 nidjt geliefert; fo erging benn am
4. Äpril an bie ©üdjer=£ommiffion ber Befehl, 12 ßremplare bapon bei
$einia>n* (Erben, bei Denen man (fcjremplare Porrätlng miffe, atyuf orbern
unb itynen bei Strafe aufzugeben, oor &u*ljänbigung fein (Sjemplar ju Der:
taufen. (E* raareu aber nur (Eremplare geroefen, bie bem 9tatf)*ijerrn Earps
$ow oerpfänbet getoefen tnaren unb bie er $einidjen'3 (Erben gut iBerfilberung
übergeben Ijatte. $a angeblid) niajt* mel)r Dorbanben unb ba* erlöftc QJelb
an ©arpjora abgeliefert War, fo fam e* ju teinem weiteren ©eraaltact; bie
Regierung ging oorläufig leer au*.
9S) Sie weifen Darauf l)in, in welchen „0nraieberbringli$en fajaben bero
. arme Banbe Dnb Beute burdi bie leibigen riegle uen" gebracht worben;
aud) fte feien „ben unferer fdjraeren ©udfbanblung, ber Dielen plünberungen
Dnb Strafeenrauberepen |it gefdjraeigen, nidjt aüeine burd) bie garten Dnb
Dnertreglia^en £rieg*befa)raerungen Dnb Contributiones , bie fidj ober 5000
Xtyr. erftreden, fetjr mittgenommen unb Ijefftig au*gefauget raorben". Qt^t,
im ^rieben, raärben iljnen nun Don „nadjgrifftfdjen" Beuten gar noa) itjre
4>rtotlegirten S8ü$er — ein SJerjeia^nifj ift beigefügt — nadjgebrudt, ja auf
ecbletdjraegen oon anberen «ßrioilegien über ebenbiefelben errairft, j. 93. Pon
SBolfgang (Enbter in Dürnberg, ©briftian »lein in ftrantfurt a. SR., Sitliger
in ©raunfdjraeig, „Dnb nod) anbete metyr mit onferm eigcntf)ümlid)cn Verlag
iuoerfa^ren für^aben* feon foEen". Sie bitten alfo fiö) ber £anbe*unters
ttjanen anjunebmen unb fic „gegen foldje fremblinge Dnb audlänbifdje ©ua>
brurfer Dnb l)i5nbier" ju fdjüften; baburdi würbe „onferm $war weitbefanbten,
aber bie roarpeit jubeiettnen, &iemliaj eingegangenen S3ud)l)anbel" gleidjfam Don
neuem aufgeholfen. — Än anberer Stelle t)abe id> *war fajon Darauf Ijinge:
wiefen, baft e* bie £eip$iger üöudjljäubler in i^ren eingaben unb «lagen mit
ber SBatyrljeit md)t immer gang genau natjmcn unb baß e* jdiraer ljalte,
immer bie Uebertreibungen pon bem Xljatfädjlidjen ju flauten, ?lber ein ge*
ro iiier feftcr unb auoerläffiger ftern, ber fidi ja aud) für bie erften Reiten
nad) bem großen Kriege raolil Don felbft oerftebt, mu| bodj in biefen «lagen
über ben tiefen Verfall be* ©efdjäft*gange* al* rairflid] oorbanben betrachtet
Werben, wenn iid] erfiere längere Seit fortfefeeu. ^u einer (Eingabe ber fämmts
lidjen Beipjtger SBuajbänbler Pom 9. KooembeT 1671 gegen bie oon bem
Mag. Sodann ftriebrtdj üeibnij in ber näd)ften SJceffe beabfidjtigte Äuction
mit ungebunbenen 33iid)crn — fie behaupten barin, bafj biefer Brandl iebv
fdjäMtdje folgen für ben ^udiljanbel tn ^oflanb gehabt babe unb ftü^en fteb
Darauf, bafe Derartige «uetionen \a aua) jdjon in &ranifurt a. Tl. oerboten
Worben feien — betonen fie, ba§ fte in ben 9)ceffen „ityre meifte «Ra^rung
fud)en" müßten unb Ilagen, ba& bie „^a^rung unb 3Bud)banblung Pon läge
gu Sage abnimmt unb burd) fo Diele unbt mannigfaltige Eingriffe, Berber«
bnnge, unb bau unter ben Beutzen fein ®elbt meijr ju hüben, ben gänfetidjen
Untergang trauet, alfo baü IS. S^urf. Turcbl. gegen bte oorigen Reiten, ba
^ter in Beip^igt allein ftaiiidjc $anblungen unbt SBo^lbabenbe Beutle unter
Un| gewefen, SBir ani^o fo rniairet, ba| nidjt allein in Unfern Wittel Diel
arme Beute fepn, fonbern au$ ingefampt jäljrlia) faum fo Diel erwerben tön*
nen, baß SBir Un| tümmerli^ baoon erpniteu mögen."
•4) Qn einem Slcfcript oom 3. S)ecember 1683 on bie ©Adjer-Gommiffton
jagt ba* £beTs£onfiftorium, na ebb cm eS wieber einmal bie Dielfaa>en .Vinter:
jungen ber ^flidjtejemplare feiten* ber ^riDilegien'3"^abfr gerügt ^at:
„hiergegen fte fi$ ju Derfe^en, bafe 88ir fte bep ben oon Un* erhaltenen
Digitized by Google
Privilegien allezeit fräfftig fdmtjcn unb fic barüber, meber mit ben beTbottje»
nen nadjbrud nod) fonften jur ungebüb,r befdjweren laffen werben".
86) ©ertöte Dom 15. Januar 1656, 20. Januar 1667, 20. Januar 16&8,
8. mai 1668, 26. Dctober 1658. 2>ic »eiteren SKefeberidjte fehlen in ben
^iefigen Slcten.
**) So tourbe Sofjann Äclp in fiüneburg, nad) fetner Trennung oon ben
©ebrübern Stern, über einen Xt)ei( ber biefen priüilegirten ©üd)er auä)
für feine $erfon pri&ilegtrt, ober wie eS allerbingS fdjeint im (Sinoerftanb-
nifj mit jenen; baS ©erfjältnifj oerblieb audj fo bis ju feinem ©anterott.
3n einem onberen GofliftonSfall mit SReifcner in S)reSben oerpflidjteten ftcfc
bie Sterne ir)re SluSgabe wäfjrenb ber 2V3 3al)re, welche SfleifjneT'S ^riöi*
legium nod) ju laufen hatte, nidjt auf bie SRcffc nad) Seidig $u bringen.
ÄnbererfettS wirb 3ob,ann ipoffmann in Dürnberg burdj SRefcript oom 21. 3Kai
1680 „aus erb,eblid)cn urfadjen gnäbigft bewilliget, bafj er bie oon iljrn be=
reit -3 gebrueften exemplaria oon Franciuci MoriceauS oerteütjdjen \vbam--
menbud), unbefdjabet yacob ©artfdjenS ju ©afel erhaltenen Privilegij, oer=
tauffen möge" unb bie ©üd)er=&ommiffton angewiefen itm „babeo 511 fdjüfrcn".
— ftieronömuS Äromaner'S Theologia positivo-polemica mar im 3ar>re •
1678 ber SBittme 3Bittid)au unb ityrem ttffociä f^riebricx) Mnoch, prioilegirt
worben. ©ei bem Uebergang beS ©efdjftfteS an ben Sdjmiegerfofm ber erfteren,
$aoib ftletfdjer, unb bem «uStritt ftuoaV$, ber nad) granffurt a. SR. über=
fiebelte, Ratten beibe garten — erfterer im 9Jtai, lefcterer im 3uni — ba*
^Jrioilegium erneuert erhalten; gleifdjer ftü^te ftet) nun barauf, bafj er ber
erfte gewefen fei, ber fid) gemelbet unb Änodj'S 3nterimSfd)ein würbe burd>
©efeb,l oom 21. «Robember 1682 wieber abgeforbert ©efdjab, eS, weil er
überhaupt im Unredjte, ober weil er nad) ftrantfurt a. SR. übergeftebelt war?
— SlnberS war beT Sntfdjeib, auS fet)r burdjftdjtigen ©rünben, als 3o^aim
ftriebrid) ©lebitfd) in Seidig fein am 15. 3uli 1685 aufgeteilter 3nterim*s
fdjein über eine neue SluSgabe Oon Pasoris lexicon graeoolatinum in N. T.,
beffen „fiutljerifdje Edition" fdjon etliche 3at)re fehlte, abgeforbert würbe,
weil Johann Xfjeobor ©oetiuS — jur 3«t nod) ftanblungSbiener in "Mnu
berg — bereits unter ben 15. $uni 1685 ein ^rioilegium jugeftdjert erhalten
hatte. §ier würbe im ©cgentljeil beT Sdjcin beS ©rftprioilegirten caffirt,
weil ©lebitfd) mcf/t nur Dorbjelt, bat; er als fftdjf. ituterthan „jährlidj in bie
unbert Xljaler an oneribus abgeben" muffe, ben S)rud fdjon begonnen,
oetiuS bagegen feine 10 gl. im ©ermögen fjabe unb Wob,l nur barauf red)ne,
fein ^rioilegium günftig gu Oerhanbein, — fonbern aurf) betonte, man würbe
fid) aud), falls fein SRecurS abgewiefen Würbe, gunäd)ft nod) „ber JReformirten
(Edition), fo $u ^erborn (NB. als red)tmä&ige Originalausgabe!) gebrudt
bi^ero bebienen müfjen." ^aS wäre aber für baS orttyoboje Sadjfen jd)rcds
lid) gewefen!
87) 2>ie Ueberfenbung ber ^fltdjtcremplare erfolgte übrigens in feb,r jer=
fplitterter, eine ßontrole burd) bie ©üd)er:<£ommiffion faft unmöglid) madjens
ber Seife. 3)er ^auptt^eil würbe oon bem Stabtfdjreiber in ben brei Steffen
eingefammelt unb bom SRattje nad) XreSben übermittelt, ©iele ©ud)b,änbler
lieferten birect, entweber burd) ©ermittelung oon 3?reSbener CoDegen (Vn*
breaS tföffler, ©erid)t bom 28. Dctober 1667; 2Bolf Seifert, ©erid)t oom
14. Dctober 1654; (Sljriftian SHeifjner, ©erid)t Oom 1. Dctober 1658;, ober
burd) fold)e Kollegen, weld)e bie Treiben er ^a^rmärfte belogen (Vlanfrafj
auS Stettin, ©eridjt oom 14. Dctober 1654; ©eutyer auS frreiberg, ©crid)t
oom 29. Dctober 1666).
'•) «ufeer bereinjelt oorfommenben (Exemplaren finb in baS «ctenftüd
XLVI, 126 im 3uli 1684 12 Stüd eingeheftet, im 9iooember 10, gebruar
1685 8, 3uni 1685 7 Stüd.
") l. $ecember 1690 floate 3ob,ann ftriebrid) Spoor in Strasburg
burd) feinen bamaligen Wefege^ülfen 3Pba«n 9?eint)olb ^ulfeeder, ba| ein
9?ad)brud beS i^m prioilegirten Commentarii in lib. Job Seb. Schmidü
Digitized by Google
- 1T3 -
burd) ben „Durbator" Nötiger ijiu unb wieber o er tauft, in ßommiffion qc =
geben werbe, am 6<hwar*en ©rett angeflogen unb in öffentlichen Äuctionen
«i finben fei. Obfchon Daoib ftleifcher burdj feine Beziehungen &u feinem
©ruber — ber in %ena faflirt hatte unb ber uriprüngliche Stachbrucfer mar
— in bie Sache mit oerwicfelt mar, bie gut Sluction bestimmten 50 (Sjemplare
burdj feine SBet^ülfe geschäftsmäßig gegen oerpfänbete Bücher bei (loncur**
maffe eingetaufdjt worben, t)on biefen Sjemplaren auch nod) 20 oorhanben
tu a reu, fo fdjoben bie Herren „CommisBarii" bie Sacbe boep auf bie lange
Banf unb nötigten Dulfjecfer ju »eiterer fdjriftlicher Klage, weil bie Sache
„noc^ etwa* atDcifelt>aft" fei unb inawifchen lonnten bie fäcbjtfdjen <«acr)brü£fc
rut)ig »eiteroertrteben werben! — Slud) ber im Xejt erwähnte gaü iHuftrirt
bie behauptete 3>itmcfjc.
eo) Wctgl. «nm. 84. ßb fich baS „noch fünften" auf ben Streit wegen
ber $öf)e ber ©enfurgebühren unb auf bie Änfprüche ber tljeologifcben ftacultät
Wegen ber fünf £enfurer.emplare beziehen mag ? — Bielleicht ift e3 auch mög»
lieh, bafj ber Biet iaftre öorlier gemachte, im 3ahre 1683 aber roieber auf:
gegebene Berfudj, bie Ueberwadmng be& ^rioilegienwefend unb beS (ginfehrei*
teuS gegen ftachbruef $ur SRefueit bem DreSbener Buchhänbler Johann Shriftopf)
9Wieth P übertragen, al« BefänftigungSmittel gegen bie Klagen ber Buch*
hänbler liatte bienen i ollen.
9l) $n einem SRefcript Pom 25. Januar 1688 hatte ba3 ßber=(Eonfifto;
rium bagegen gebonnert, bafj bie mit ^rioilegium gebrueften Schulbücher „fo
gar übel corrigiret Perhanbelt werben" unb Deswegen mit (Eaffation ber $ri*
Pilegien gebroft. (Bergl. übrigen» 9lrcb,iö VIII. S. 70. 71.)
9r) Die jmeite Eingabe war jwar Pon Erfolg gefrönt; aber eS würben
feine 200 Sjcmplare mehr gefunben, währenb ber eine Delinquent allein eine
Auflage oon angeblich 4000 gebruett hoben foHte.
M) Dcnnoa) barf auch nicht oerfajwiegen werben, bafj nach Ausweis ber
fiiften, welche in ben neunter Sohren bem Bücher* giScal übergeben wur=
ben, um bie ßieferung ber ^flichtejemplare jn controliren, bie Qaty ber jät)rs
Hd) ausgefertigten ^rioilegien (einfcbliefjlicb ber neuen Auflagen fchon früher
priöilegirter Bücher) bamalä boch eine fehr bebeutenbe war.
•*) Da8 Detail über bie Angelegenheit ber Bücher ^Xare ift im 1. unb
8. Banbe bed Srcbioä abgebrueft.
9ft) "Ol li f ber SRücffeite eines ber leeren Blätter am Sdjlufj bed ^adcifeld
XLVI, 237. Vol. I. finbet fich bie ununterfchriebene üHegiftratur Pom 9. Auguft
1643: „Timotheus §öb,ne Buajbrucfer, So anftabt ©regor töifcfchen jum Buch*
bruefer allner angenommen, tmtt fich hn ablegung be3 8 udjbru deren deü an:
gegeben, 28eill aber fol<f)e8 ber Vniversitet notificiret werben mujj, Älfj foll
er wieber erforbert werben." #at man biefem „anftabt" eine Bebeutung bei*
julegen unb ed mit biefen monopoliftifchen Begebungen in Berbinbung $u
bringen ?
vö) @3 ift einigermaßen überrafd)cnb, bafj ber SKath nic^t fchon hier 9Ser=
anlaffung jur (Erhebung eine» £ompetena=(£onflicteS nahm, benn e3 twnbelte
fich Doch eigentlich um eine gewerbepoliseiltche Angelegenheit. Sollte hierin
eine ftnbeutung liegen, bag in ber Xhat 9iath unb Uniocrfitöt ald folche in
ihrer @efammtheit noch a[-} etne höhere Snftau,^ ber ^ücher^ommüfiou an=
gejehen würben, eine 3ttöglich!eit, auf welche ich föon früher hinbeutete?
3Jcan würbe bann anzunehmen hoben, bafe gunächft nur jur «ehanblung be^
ftimmter Specialfälle aud ber SDcitte ber Unioerfität Sommiffare ad boc er«
nannt worben feien, benen bann allmälich unb unwidtürlich bie Bearbeitung
ber laufenben ©efchäfte in ©emeinfehaft mit bem 9tatt)e jugewachfen wäre.
9T) Unter bem 26. Slpril 1673 erinnert bie SBücher^Commiffion im 3nter*
e[fe Chriftian %idz§> an ben noch immer auäftehenben Befcheib auf ben 93e*
rieht oom 19. September 1670. Die Buchbrucfer hätten ihm fchon bamalä
bai iKecht ber ©rrichluna einer Drucferei (über bie bejteljcnben acht hinaud)
fireitig gemacht. 83eibe Parteien feien bamalS nothbürftig „gehört" worben.
Digitized by Google
- 174 -
ftidfe fei cor erhobenem (Streit in poßseseione gemeien, Würbe aber trofebem
für „un^ünftig au«gefcr)rien", fo bafc er meber „©efellen noct) jungen för=
bern" fönne, wa8 er „web,mütb,ig" anführe unb um 3nterceffion bitte. $ie
5Büd)er=6ommiffion erfucr/t alfo um SRefolution über ben S3erict)t üom Satyt
1670 unb um SJerorbnung an bie ©udjbruder, fride in bie Innung aufju=
nehmen unb itjm in feiner Währung feinen weiteren öintrag »u tfmn.
••) Codex Angnsteus. I. ©». 411. 412. «n meld)e «breffe be* Sfeferitot
eigentlich gerietet ift, ift b,ier nidjt angegeben. $er «bbruef im Xqrt ift
nad) bem Original erfolgt.
M) 9lur Cb,riftian Slirdmer hatte gletdj im Xermin ein 8er$etc$m& ber
oon ihm, aber aud) nur ber fett bem 20. S)ecember 1666 gebrueften SSerlagS-
artifel *u ben Äcten gegeben: „SBeldje ich oorb,ero nidjt albereit bruden
unbt Ceneiren lafjen feinbt bamaljl* beo iebmeber Facult&t, Censiret
werben."
,0°) $em Sonceot liegt bei: „Extract d)urf. gn. ©efehl« an bie Uni-
versitAt unb <£. ©. föath §u Seiöfcig! wegen ber $a*quifle unb ©djrnelj-
fchrifften inögemein. — 3ft bemnacr) hiermit unfer gnbgfte* begehren 3t)r bie
Vnirersitat mottet foweit eud) bie Cognition jurömbt, hierin bie ge-
bühr oerfügen, unb it)r ber Kalb, gleichfaü« über (Juere SJudjführer
unb ©udjbruder genaue unb fleißige auff ficht b,aben, bamit ber gl neben
Schafften oon ihnen Weber gebrudet, nod) ba fie anberftmo albereit gebrudet
worben weren, oertauffet werben mögen, t»nb auff ereigneten fall mit ber exe-
ctition »erfahren :c. — Nß. 5>ad original vide: ©ud)b,änbler Acta welches
aber, (: fonber 3rociffct Qu* Saften) oon $errn Praesidenten bei Cber
Consistorij nicht fonbern nur allein oon bem Secretario $erm SEBityelnü
unterfchtieben.
,01) $afc bieS ber §auptbeweggrunb ber Regierung war, auf bie 3&ee
überbauet einzugehen, ger)t aus einem in bie Qe\t ber Serhanblungcn übet
biefelbe faHenben SRefcript oom 27. Dctober 1678 rjeroor, in weldjem e* im
91nfd)luf3 an einen 9cad)brud8faH Reifet: „SBeil Unnfj aud) erinnernd), bafj
wir wegen constitairung eine* gewi&en 5Öüd>er Fiscals nnlängft ümb beridjt
an eücb gnäbigft rescribiren laffen, @o begehren 95ir hiermit gleichfalls gni-
bigft, 3hr wollet barju förberlid)ft eine gewijje *Perfofm oorfdjlagen, unb ba*
ben eüern unterttfänigften beridjt einfdjiden, bamit hinführo fleißiger über
Unfern Privilegij» gehalten unb aud} bie Privilegirten 8$ücr)cr iebeS mahl
richtiger eingefdjidt werben mögen." — SJaS Slefcript Oom 9. SRärj ging aber
erft, wabjfdjeinlid) gleichzeitig mit obigem, am 6. ftooember bei ber «üdjer*
ßommiffion ein. (£* muü fouacr) ein 3aubern bei ber ©efdjlufefaffung ftatt-
gefunben b,aben.
,w) 3n bem ^nfinuationS^rotocott oom 16. ^ecember 1678 finbet
bei ber ftirma ^o^ann ®rofee unb ßonforten bie ©emerrung: „b,at8 nte^t
woaen oor jnsinuirt annet>men, fonbern wiü jiioor mit bem Commis-
sarien reben."
,08) 0iefcript oom 8. Januar 1686 an bie Uniocrfitfit bcf;auptet fogar,
bafe bie ^nfinuationen „meiften«" nid)t burd) ben SBüd)er= fiscal, fonbern naa)
©efaüen ber 3[mpetranten burd) anberc Notare erfolgten.
,04) 3" einer SJerljanblung oor ber ®üd)er-(£ommiffton wegen ftadjbrud
gegen SSolf 8berb,arb tylfcdct aus Dürnberg (Januar bi* 9Kai 1674), be*
treffenb ©eorg ^eumarf, be3 djriftlicrjen grauenaimmer* geiftlicr)e ^erlenfrone,
tritt Sange in aller ftorm al« «ntläger für ben ^iScufi auf, aud) fonft mtt
perfönlid)en eingaben an bie Sommiffion b,eran.
106) 3m 3ab,re 1686 tritt al3 Kläger für ben JiScuS ber Äammer^i8«l
3ob,ann ©abriel Sotter auf.
loe) 3n bem Seridjt oom 4. frelmwr 1676 bemerft bie ©üd)er=Sonrmif|'ion
auÄbrüdlid) : ,,c« gnäbigfter Serorbmmg überlaffenb, ob <5ie einen ieben Sud;
fül>rer infonberb,eit, ober wie fonft bie gewöhnlichen Sieferfc^eine barüber gnä
bigft erteilen lafeen wollen." Stocb, am 25. 3uni 1684 fragt ber Hatb, tote
Digitized by Google
— 175 —
berfwlenb an, wie cS benn mit ber HuShänbigung bet Quittungen gehalten
»erben würbe.
10T) G« ergiebt iidj baS au« einer (Singabe Don Johann ©tern in 2üne«
bürg an bie Bücher ßommiffion Dom 21. Äpril 1684; berfelbe bittet barin
auSbrüctlich,, ein eben erhaltenes ^rioilegium bunt) ben Bücher*giScal «ecf
inftnuirenju laffen.
,0") Möglicher SBeife ift Äetf gar nicht in aller ftorm in fein 9lmt ein*
geführt worben; bie Steten enthalten &n>ar baS SrnennungS*$ecret fär ihn,
aber feine 9cotij barüber, bafj baffelbe ben Buchhanblern inftnutrt warben fei.
Bietteicht hatte Sttd nur bie ©porteln einbringenben ^nfinuationen übern om*
men. ©egen bie $ölje terfetben eiferte baS Dber^onftftorium ja.
,09) 3n bem Goncept beS SnfinuationS^atentS ber Bücf)er=eommiffton
ftnb bie ÜEBorte beS 3)reSbener SHefcriptS „jum menigften auf einen, ^öa^ftenS
aber jweo Xf)Ir." wieber weggeftridjen. ©inb anbere ©äfce erhoben worben?
SBahrfcbeinlich wohl, benn auch bie (Srmäfeigung unb Slbmeffung ber (Eenfur*
gebühren feitenS beS Ober=(£onfiftoriumS würbe unbeachtet gelaffen uub bie
Erhebung weit t)öf)erer ruf>ig fortgelegt
no) 3n einem bierauf Be*ug nehmenben 9lefcript oom 4. SRoüember 1691
fdjmeiehelt fid) baS Ober^Sonfiftorium mit ber Hoffnung, eS werbe Don (Erfolg
fein, wenn ben fieipjiger Bndjhanblern angebeutet werbe, „baß fie beo ben
HuSlänbifehen , wenn fie privilegirte Bücher oon ihnen nehmen, ober oer=
f et) reiben, bie eintieferung ber gewöhnlichen Exemplarien zugleich mit er*
tnnem unb bon ihnen foldje übernehmen follen."
IU) XaS bei biefer ©elegenheit öon Bresben au* mitgeteilte Beraeichnifj
ber feit 6 fahren prioilegirten Bücher enthält niAt weniger als 418 $itel,
aüerbtngS barunter oon oielen folget SBerfe, j. B. benen $!)it. 3ac. 3pe=
ner'S, bei benen nur eine Erneuerung beS ^rioilegiumS ftattgefunben hatte.
11 3) lieber ein nur als „$>anbbüchlein" bezeichnetes (Debet Luid) waren SBolf
Snbter in Dürnberg unb bie (Sebrüber ©tern in Süneburg gleichmäßig pri*
oitegirt worben unb ftritten in ben fahren 1654 unb 1665 über ihre beiber*
fettigen Berechtigungen. Tie ©teme benufeten ben Umftanb, bafj (Enbter
unter ben iurnbolifdjcu Büchern nur bie Bartata, bagegen nicht bie ^[noariata
unb bie (Soncorbienformel jum Bbbrucf gebracht hatte, mährenb fie felbft bie
3noariata aufgenommen hatten. Um fein s#riDilegium yt retten — bie (£onfi$-
cation feiner SluSgabe war fcfjon angeorbnet worben — mußte Snbter baS
Büchlein ber Genfur ber Seidiger theotogifchen gacuttät unterwerfen, bie eS
auf „BcrbäcbtigeS" ju unterfuchen hatte unb bie Goncorbienformel mit auf*
nehmen. Xen ©ebrübern ©tern würben aber bie wohl oon ihnen auSpe*
gangenen Berbädjtigungen oergolten; auch ihnen würbe in ihren ^rioilegten
auferlegt, mehrere ihrer neu prioilegirten BerlaaSartifel ber gleichen cor*
herigen Genfur ju unterbreiten. 3n bem SBichaehSmefrBerichte beS Söhre*
1696 melbet bie Bücher =ßommiffion : „$aben aber Baiiii praxin onb ©om
thom'S Äleinobt (baS SBert eine« englischen ^reSbnterianerS), nicht nach bem
inhalt beS privilegij, auoor unter bie Censur ber Theologifchen facultät
geben, fonbern bie alten exemplaria mit neuen lituln belegt."
l,s) (Ein (Entfdjeib ber Bücher- Sommiffion oom 1. gebruar 1681 fdjärfte
fchliefelich ben Buchbruclern ein, ba§ fie: „ben Bier 9i§b. (9leufchocf) ftraffe
feine fache &u fe^en noch ^u bruefen anfangen follen, ehe unb beoor ihm bie
censur oor^eleat unb (Er leibige in Rauben fyat." $jn bem RaU, ber )u bie*
fem (Entfcheib Beranlaffung gab, hobelte e« [id) um bie ©chrift be« ^ßrofeffor
Jiioinu*: de peste Lipsiensi.
IM) Codex Augusteus. I. ©p. 413—416. 3>er Slbbrucf im £ejt ift nach
bem oon &urfürfi Johann Weorg III. eigenhänbig unterzeichneten, in latent«
form ausgefertigten Oriainal, baS fich in Den Seipftiger Slcten befinbet, ge-
geben. Bon ben an bie Buchhänbler ic. oertheilten 3)rucfejemplaren ift gleich-
falls eins mit eingeheftet.
Digitized by Google
- 176 -
U5) $>er äufjeren gorm nach fdjon richtig : bic boben ©ebühren für bie
^riüilegien ftria) ber jHcic^v^ofrat^ ein, bic iöüdjer felbft aber würben nidjt
in bie öfterreichifdjen Srblanbe tyneingeiaffen, otelmehr, wenn bort gefunben,
conftäcirt unb gelegentlich Derbrannt!
no) 3)iefeS SKörtct)cn in bem SRefcript unb feine Sdjidfale in ü)m iüu=
ftriren in intereffanter Söeife ben Äampf ber Strömungen bei biejem SBanbcl
ber Anfchauungen auch innerhalb ber SDifafterien, einen Äampf, »eichen idj
jdjon in meiner @efd)ichte ber 33egrünbung ber ^.'ctpjiger 9ieformirten &e-
meinbe berührt Dabo. 2)iefeS „nicht" ift nfimlia) in eine anfänglich yzeige-
laffene 2ücfe ber Ausfertigung erft nachträglich mit weit bläfferer $inte ein*
getragen worben, gletchfam als ob ber erpebirenbe Secretär feinen Stugen
nicht getraut unb mdjt gewagt hätte, eS ohne wteberholten Söefehl nieberju*
fchreiben. AIS im Qahre 1703 Auguft ber Starte auf Anbrängen ber Sanbftänbe
unb ber lutherifchen ©eiftlidjleit feinen ürchlich toleranten Ucafjnahmen ein
zeitweiliges $alt gebieten, ben reformirten QJotteSbienft im $eccmber au* ber
Stabt Sietp^ifl wieber oerweifen mufjte, ba mufjte auch biefe* SHefcript auf
©efehl beS Öber*(EonfiftoriumS am 24. $ecember 1703 an baffclbe Aurücf*
gefanbt werben. AIS Auguft wieber bie Oberhanb gewonnen ^atte unb nact)
Bern Altrannftäbter ^rieben wieber in baS alte ©eleife einlenfen tonnte, tarn
jene* Stefcript auch wieber oon Bresben juriief — aber baS SBort „nicht"
war nun biet" mit tieffchwarjer $inte burchftrichen. $>afj eS aber oon Anfang
an barin geftanben haben mufj, geht nicht nur aus bem Sinne her&or, fon=
bem wirb auch baburd) bewiejen, bafe eine bei ber 9iücffenbung im 3<*$re
1703 §u ben Acten genommene Abschrift baS SBort enthalt.
9cad)trag.
(Sine notljmenbig geworbene ©toefung im @afc biefe* 33anbe*
bietet mir bie (Gelegenheit ein factum naef^utragen, meiere« mög;
tiefer SBeife nic£}t ganj aufjer ßufammenfmng mit ben Anläufen ftefjt,
meiere in ben fettiger unb bid in bie fieberiger Safyre be* 17. 3a^rs
fjunbert* tjinein 51t einer Aenberung in ber Drganifation unb in ben
©efugniffen ber ©ticf)er=Sommiffton genommen würben. Audj au* ben
Greifen ber ©udjfjänbler waren [a ernftere 23cfdjwerben über bie üßer=
fchteppung ber ®efdjäfte bei berfelben eingelaufen; Sofann (£f)riftop&
£arnobiu* — ber im Satire 1675 ff. in eine SRefyrjaht bon 9iaefc
bruefaftreitigfeiten, tyeitd al* Kläger, tfjeit* als 93cflagter üerwitfelt
mar — §atte ba* €ber:£onfiftortum fogar gerabeju um Aborbnung
eine* weiteren SBeififccr* ju ber S3üd)er:(£ommiffion gebeten,
bamit feine bct) eücf) eingegebene Etagen wegen unterfcfneblid)er
naef)brü<fe befto cfjer expediret werben möchten.
$a* Dber^Eonfiftorium entfpradj aud) in ber Xfyat biefem ©efuc^e
unter bem 28. 3>uni 1675 burd) Ernennung be* Dr. SBarifjoI 2eon=
fyarb ©djmenbenbörffer. Ob aber bie ©efugmffe biefe* aufcerorbent:
lidjen Seifiger* fid) nur auf bie 93?iterlebigung ber XantomuS'fcbfn
^roceffe befdjränft, ober ob fie ftd) weiter erftreeft faben, ba* Der;
mag id) nid)t feftsufteaen; id) ^abe feinen tarnen nur in bem be;
treffenben ActenfaSctfet gefunben. —
Auf Seite 60 3eite 20 0. 0. bitte tdj übrigen* ben ^äfelia)en
35rurffe^ter ,,©ürger=(£ommtffion" in ,.93ü^cr:Gommiffton" ju oer=
beffern.
Digitized by Google
ßtittljnlunam jur inneren törfnji^t* htz ©eutfttjen fluthhnn&els
nan 1811-1848.
g. §ttm. iüirijcr.
II. ©ef d^äftCic^e guftättbe unb Einrichtungen.
$>er oorfteljenb bezeichnete 3^*™"™ ift idjon im 2. Stattbe
beS ArdnoS öon $errn Gfonarb 93erger mit behanbelt morben1).
Um SBieberholungen ju oermeiben fyabe ich mid) baf)er f>icr borauf
ju bejchränfen, (£rgänjungen ju biefer Arbeit nach benjenigen metft
in ber 33ibliothef be$ *8örfent>erein3 enthaltenen, größtenteils
hanbfd)riftlitf)en Cucüen jn bringen, welche §errn 93erger nicht
Zugänglich waren. £ajj baburdj meine SJättheilungen einen etwas
aphoriftijchen Gfjarafter erhalten fyabzn, mar nicht üermeiben.
etwaige nothwenbige Sßiebcrholungen werben billige ©ntfchut*
bigung finben. —
$er allgemeine 3uftait0 oe§ $>eutfcf)en 93ucf)t)anbef8 erfcrjeint
als nic^t burdmuS erfreulich, wenigftenS menn man aus ben un=
aufhörlidjen Älagen unb bem 93eftreben, Heilmittel gegen mirfliche
ober oermeintlidje Uebetftänbe anzugeben, einen (Schluß jier)en will.
AHerbings h°^e« ^cie klagen unb bie SBorfdjläge jur 93efferung
bes „Verfalls bes 93ucf)hanbcl3" bas ®cmeinfame, baß fie immer
»ieberfehren unb fich immer als etwas 9teues barfteöen möchten,
©s mürbe baher auch jiemlich überflüffig fein, ausführlicher barauf
einzugehen. S3on allen mehr ober weniger prafrifchen, oft auch
recht unpraftifchen SBorfchlägen jur 93efferung will ich nur c^nen
feiner unbeftreitbaren Originalität wegen h^r mittheilen.
Sin Ungenannter (ber Artifel ift mit ©. 3- unterzeichnet)
macht in 9cr. 258 bes Allgemeinen Anzeigers ber $>eutfchen oon
1807 folgenben offenbar Durchaus ernft; unb wohlgemeinten SBop
«rd)iü f. ®efa. b. <Ceutfd)en 83u$lj. IX. 12
Digitized by Google
- 178 —
fchlag „jur Slufhelfung beS gefunfenen SBuchhonbelS". @3 fei
befannt genug, bafc felbft gute, ja oortreffliche, aber !oftbare SBerfe
ju Sabenhütern würben unb ben fpeculirenben Verleger in SRacf^
tf)ei( festen. £en meift gelbannen ©elehrten feien oiele gute
brauchbare SBerfe $u foftbar, ju bänbereich, um biefelben fich an-
Raffen ju !önnen. 2öie alfo, menn bie 93ud$änbler fich ent=
fchlöffen (einjeln ober ominbart), folche SBerfe auf ^rocente an=
zubieten unb ju oerfaufen, fo bafj nämlich ein Käufer, jufolge
eines bünbigen, für fuf) unb feine etmaigen (£rben gefdjloffenen
GontractS mit bem 93ucf)f)änMer jährlich fünf ober mehr $rocent
bejahte, big bnxa) biefe ^ßrocentyujlung ber ßabenpreiS beS SÖucfjeS
oollftänbig entrichtet märe, unb bafür fogleich bei (Entrichtung beS
erften Dermins baS ganje SBerf jum 33efifc erhielte? 2)amit märe
beiben Xfyeilen geholfen. $>te ©rben mürben burd) bie etma nadj=
jujahlenben ^rocente meniger einbüßen, als fic burd) ben ein=
maligen t)otyri $reiS, ben ber noch lebenbe 23efi$er hätte gahlen
müffen ober fönnen, oerlören. öuchhänbler unb Verleger tarnen
ju ihrem ®elbe unb gute Sßerte mürben mehr unb nach 93erbienft
oerbreitet. Honorare unb £)rucftoften mürben bem SBerfäufer leichter
unb bem Käufer mürbe ber 9lnfauf minber brüefenb. —
klagen finb freilich toor)l erhoben morben, fo lange es einen
S3uchhanbel überhaupt giebt; aber bie hier in 93ctracr)t fommenbe
3eit hat jebenfalls mehr, als oiele ber früheren ^erioben, Slnlafc
baju geboten. S)ie mit einer gemiffen fRegelmägtgfeit mieberfeh=
renben Srfchütterungen beS ©taatSlebenS burch ganj Seutfdjlanb,
bie 3eit oon 1812—1815 als Slbfchlufe ber langen SReoolutionS^
unb ShHegSperiobe, bann bie Saljre 1830 unb 1848 mufjten oon
nachtheiligem ©influffe auf ben ©etrieb beS 23uchh<»tbclS fein. 63
ift ja eine alte Erfahrung, baß in unruhigen Seiten ber &ntauf
oon Büchern oor Slllem unb juerft eingeftellt ju merben pflegt
SBenn man nun nach ben Urfachen beS fich fo oon 3CU 5U 3C^
immer mieber fühlbar machenben „ÜBerfaÜS" beS SöuchhanbelS
forfchte, fam man faft ftetS oor Slllem barauf, bafj bie 3ah^ ocr
©uchhanblungen ju grofj fei. 2)ieje Anficht, natürlich auch ber
SSunfch, baS bisher angebaute gelb mo möglich ™ch fernerhin für
fich attcin ausbeuten gu fönnen, führte bann baju, bie Errichtung
neuer $ud)hanblungen mo möglich $u oerhinbern ober boef) su er=
ferneren.
Digitized by Google
- 179 —
Söeldjen ©chnrierigfeiten S. §inftorff begegnete, ehe er fidj
(1831) als SBu^änbler etabliren fonnte, ift nach einer ©dnlbe*
rung, bie cor Äurjem baS SBörfenblatt gebraut hat, noch in att*
gemeinem ©ebächtnifj, eben fo bie kämpfe, welche 3. SRicfer in
©iefjen bei Errichtung einer britten ©uchhanblung am Orte 1832
ju befteljen hatte. §ier noch einige ähnliche SBeifpiele aus »er*
fdn'ebenen ©egenben 3)eutfchlanbS.
HlS 1825 ber ßanbibat ber St^eologie M. SBeHer, 3nt)aber
eines 3ournaltfticum unb einer Seitjbibliotfjef, in Sauden eine neue
33ud$anblung errietet hatte, erliefe (S. ©chulze, bis bafjin ber
einzige SBuchhänbler am $lafce, ein (Sircular, um bie Verleger
gegen ben neuen Soncurrenten einzunehmen. Sr fei, fagt er barin,
nach 26 jähriger Erfahrung gu ber Ueberjeugung gefommen, bafj
in Stou&en jmet ©uchhanblungen neben einanber nicht befte^en
fönnten, fonbern beibe jugteidj untergeben müfeten, woburd) ben
SBerlagShanblungen fühlbare SBerlufte entfielen mürben. 3)ieS werbe
nicr)t allein burdj baS ©chicffal Ärnolb'S beftätigt, welcher baS
©efdtjäft über ein $)ufcenb 3af)re ohne SRioal betrieben habe, jefct
aber noch in ber atterbefdjränfteften Sage lebe, fonbern auch burd)
baS 2ooS oon $)rachftebt unb $einjer, meiere gleichzeitig bort ge=
lebt hätten, ©elbft ber oieloermögenbe öreitfopf habe baS oon
$racf)ftebt acquirirte ©efchäft an einen gewiffen fRict)ter oerfauft,
weil eS nicht rentirt habe, unb aus beffen (SoncurSmaffe höbe er
felbft bie §anblung mit aßen ^rioüegien unb Storräthen erworben.
Er wolle ja gegen Söefler perfönlicf) nichts fagen, ba er benfelben
ja faum oon Slnfehen fenne, aber . . . unb nun folgt noch e*ne
warme Empfehlung {eine« eignen ©efdjäfts, feiner günftigen pecu=
niären Sage u. f. m.
3m 3ahre 1827 beabfichtigte griebr. äBilf). ©wert, „93ud)=
hänbler", wie er fict) felbft unterzeichnet, in Stonjig eine 93ud)hanb=
lung ju eröffnen. SluS biefer SBeranlaffung erliefen griebr. ©am.
©erfjarb unb ©im. Slnhuth ein Eircular, in welchem fte ©wert
als einen üttann bezeichnen, „beffen 9tuf unb öerhältniffe am
hiefigen Ort nicht fyextyx gehören", ber früher ein anbreS ©e=
fchäft betrieben habe unb nichts oom 93ucf)hanbel oerftehe. Söenn
nun gleich c^n f° °*)nc fiebern ©runb begonnenes neues ©efcfjäft
nicht eben fet)r zu fürchten fei, fo fei eS boct) feineSmegS angenehm,
fich, wenn auch nur auf ein ober anberthalb 3af|re, ben §anbel
12*
Digitized by Google
- 180 -
ftörcn laffen unb ju feljen, ba& bem publicum bie Äöpfc nodj
immer tnefjr oerbrefyt mürben, als fie e3 oljneln'n fd)on feien. S)cn
SJanjiger $anblungen bleibe ofjnetyn mdjt mel übrig. 3)anjig
liege beinahe 90, ^Berlin nur 20 2fteilen oon Seipjig entfernt.
9catürlid) fönne ber ^Berliner $8ud)f)änbler, namentlich toenn er
fct)leubent motte, unb bie$ ttjäten boct) befanntlid) mehrere, einen
gröfjern ^Rabatt geben, als ber Gängiger, unb fo fomme eS, bafe
btc bortigen £eü)bibliotf)efen unb mehrere ©eleljrte, beren 93ebarf
bebeutenb fei, in $anjig fein Sud) tauften, fonbern SllleS tjon
SBerlin öerf ^rieben, oon mo fie es ja aud) poftfrei jugefd)itft er^
gelten. 2)er fatfwlifdje $f)eil ber $anjiger ©egenb fei jum bei
meitem größten Xfjeil in ben §änben ber ©reSlauer §anblungen,
bie ebenfalls näfjer an Berlin unb ßeinjig lägen, als bie Stonjiger,
mithin and) einen höheren SRabatt geben fönnten. 3)ie ©erliner
fmnbtungen üerforgten and) bie ganje Umgegenb bis auf menige
Steilen Entfernung. 3>n üRarienmerber fei and) eine Gommanbite
einer berliner §anblung, bie ifynen mof)l ebenfalls feinen sJcufcen
bringe. Stonjig fei eine §anbelsftabt unb ber Kaufmann faufe
toenig, menn er üerbiene, liege aber ber §anbel bamieber, fo faufe
er gar nichts unb biejenigen, meldje oon iljm leben mollten, gärten
and) fein (Selb. Sin SBlitf auf bie junädjft vergangene 3eit jeige
oier |>anbtungen, meiere furje Qt'xt bort beftanben unb ein trau-
riges @nbe genommen fjätten: Srojdjel, ©olbftamm, Äraufe, £o^be.
%xo\d)tl fjabc nodj in ber blüfyenbften 3eit erjftirt: „er gab feinen
^Rabatt, fonbern ex^örjte nodj bie greife, unb bennodj fonnte er
n\d)t befielen; Xrofct)el unb (Mbftamm Ratten feinen brirten 9teben-
bufuer, unb eben fo wenig nadjffer (Mbftamm unb Traufe, unb
bennod) gingen fie &u ©runbe." ßeine ©egenb in $)eutfd)lanb
möge ärmer an ©inn für ßiteratur fein, als bie bortige. gür
biejenigen $anblungen nun, meiere ein britteS ötablifjement nidjt
unterftüfcten, mürben fie fiel) nad) beften Gräften oermenben, oon bem
jenigen aber, meiere bem ermähnten ober irgenb einem anbem
neuen (Stabliffement auf irgenb eine Söeife 93orfd)ub leifteten, roürs
ben fte nie mein* eine SRooa-Senbung annehmen, nod) fid) irgenb«
mie für fie oermenben. — Slufjerbem fjatten (Serljarb unb ^Infrotb,
bei bem Ägt. ^olijei^räfibium gegen bie Anlegung einer neuen
93ud)t)anblung buref) Qnoert yroteftirt. — £efcterer oerflagte feine
©egner megen ber in ifjrem gemeinfdjaftlic^en Gircutar in SBeaug
Digitized by Goog
— 181 -
auf ihn gebrauchten «uSbrücfe unb ba« Ägl. 2anb= uub ©tobt«
geriet fanb benn auch bie ©eflagten einer fchweren Verbalinjurie
unter ^erfonen Pieren ©ürgerftanbe« für fcf>utbig. 5Die ©eflagten
mürben jeber in eine ©elbbufje oon 30 Xfyt. ober ®efängni&ftrafe
t>on brei SBoc^en nach ir>rer 2öaf)I unb in Xragung, refo. <£rftat=
tung fämmtlicher ^ßrocefefoften pro rata öerurttjeilt, Ätäger auch
für befugt erachtet, bie erlannte ©träfe auf Soften ber 93ef tagten
öffentlich befannt ju machen. (SDieS gefct)ar) oon ©eiten GftoerfS
bura) Ausgabe eines SRunbfchreibenS: „53efanntmachung einer 3n=
jurien =©ad)e". $anjig, 16. gebr. 1829.) Snbefc würbe biefeS
erfte Urteil oon bem erften ©enat be« %t. Dberlanbe3gericht8
oon SBeftpreu&en bafnn gemilbert, bafj bie ©etbbufce für jeben
ber beiben SBeflagten auf 20 Xtyx. ober achttägige (Sfefängnifj*
ftrafe, nach ihrer 2Bar)I, feftgefefct würbe, woneben ihnen noch bie
Soften jur Saft fielen, bie burch ihr SRilberungSgefud) ermachfen
waren.
3m ©eotember 1833 t^cilt (S. g. SRaft jun. in SubmigSburg
ben SÖuchhanblungen SBürttembergS mit, er fyabt in Erfahrung
gebracht, bafj in SubwigSburg eine jweite ©udjhanblung errichtet
Werben fofle, beren Unternehmer jwei junge Scanner feien, ein
feit mehreren Sohren fein eigne« GJefchäft mit gutem Erfolge be=
treibenber SBuchbinber (Sfraufj) unb fein muthmafjtidjer ©chwager,
ein „beabfdn'ebeter" Sieutenant (3mle). SBeibe oerftänben oom
93udjf)anbel gar nichts. T a nun in ßubwigäburg nur eine 23urf)=
hanblung erjftiren tönne, ©tuttgart, mit bem ein ununterbrochener
©erfehr in aflen Birten oon guhr= unb 93otenge(egenheiten täglich
mehrmals ftattftnbe, nur brei Heine, Xübingen $ef)n, ^eilbronn
fieben ©tunben oon ßubwigSburg entfernt unb faft in jebem um=
liegenben Sanbftäbtchen ein ©uchbrucfer ober ©uchbinber fei, ber
in ben ®uchhanbe( öfufche, h^te er e8 in feinem Snterefje unb
jur ®h^ beä oaterlänbifchen SuchhanbetS für nöthig, bei ber ftgL
IfreiSregierung eine ©egenoorfteüung einzureichen. Gr bittet nun
bie 2Bürttembergif<hen Söudjhßnblungen, ihre Anficht in biefer 8n=
gelegenheit unparteiifcf> bei^ufe^en, um folct)e Steuerungen ber
ÄreiSregierung mit oortegen ju fönnen. — hierauf erftärten 17
girmen, ba& fte bie weitere (Srrichtung einer Söuchhanblung in
ßubwigSburg für unnöttng h^ta*; bit meiften fügten Innju, bafj
fie ber neuen 83uchhotMung tonen ßrebit geben würben, fpecieü
Digitized by Google
- 182 -
bie 3. ®. Sotta'fdje 93ud#anblung unb nad) beren Vorgang aucf>
anbre, ba& fic folgen #anblungen audj gegen haax ben 33uct)=
§änbler=föabatt nic^t geben mürben. — 3n einer Madjfdjrift tfjeilt
SRaft jun. mit, bie %I. ßret3=ftegierung fjabe bie erbetene ©rlaufr=
nifj nid)t erteilt, „toeil beibe ©emerber jur güljrung eines foldjen
®efd)äfts nicf>t perfönlid) befähigt unb burd)au« fein örtliches 93e=
bürfnifj ju (Jrridjtung einer weitern S8ud$anbtung in SubmigS-
burg" oorf)anben fei ($)er ^ßroteft war übrigen* bodj oergebtid>.
9tadjbem fi<§ bie SBetreffenben oergebenS an ben Stabtratf) oon
fiubmigSburg, ba8 StfjL Dberamt unb bie $gl. $rei3>SRegierung
gemenbet, Ratten fie SRecurS an bo« ÄgL 9ftinifterium ergriffen;
im gebruar 1834 erfdjien ba3 ©tabuffement8:(5ircular ber girma
Smte & Äraug in SubmigSburg, oon 1837 an Smle & ßieföing,
fpäter IL 2iejdnng & (iomp. in Stuttgart.) —
®anj felbftoerftänblid) unb nadj Sage ber bamaligen (Semerbe*
gefefcgebung mit öollem SRedjte ging man gegen foldje $erfonen
öor, benen naa) gefeilterer Söeftimmung ber betrieb budjfyänble--
rifdjer ©efdjäfte nicfjt geftattet mar, t>or SlHem gegen Antiquare,
bie fict) unbefugtermeife in ben S3ud)f)anbel einbrängen moüten.
2)er Antiquar 3of). ©ottfr. Ouettmal$ in Seidig tjatte 1833
oon einer Seidiger SSud)t)anbIung (9L SBienbracf?) eine größere
&njaf)t ©üd)er («erlag oon Srafeler in 93rünn) angefauft unb f)ier=
über nidjt nur einen „$Berlag3= unb (^ange^atalog", mit bebeu*
tenb f)erabgefefcten greifen, ^erfteflen laffen unb oerbreitet, fomie
in bem ftrieger'jdjen „Söodjenbtatt für ©ud#änbler ic." oom Dctober
1833 abbruefen lafjen, fonbern audj burd) Slnjeigen in ber 2eip=
jiger ä^tons im Setyjiger Xageblatt in bemfelben ÜRonat baS
publicum nodj befonberS barauf aufmerffam gemacht, bafc er bie
betreffenben SBerlagSartifel fäuf(ict) an fict) gebracht f)abe unb bafe
biefelben oon ba an oon ifjm ju be$ief)en feien. Dueflmalj tjatte
alfo, nadj tjeutiger Sejeidjnung, ein „moberneS Antiquariat" er=
richtet. 35a er inbefc iric^t SHitglieb be« JöereinS ber ©ud#änbleT
$u Seidig mar unb feine #anblung3meife ba^er in SBiberfprudj
mit § 5 ber erft am 10. $ecember 1832 beftätigten Statuten biefe*
Vereins ftanb, monad) alle Diejenigen, meldte in tteipjig bud$änb=
lerifdje Öfefdjäfte treiben moüten, ba« SRedjt baju nur burd) ben
Eintritt in ben herein unb burd) Eintragung in bie Sftofle beffelben
erlangten, menbeten fid) bie $emitirten be« S8ud)f)anbet$ unter
Digitized by Google
- 183 —
bem 3. October 1833 befchmerbeführenb an ben töatf) ber Stabt2)
tnit bcm (Srfucfjeti
Duellmaljen feinen wiberrechtlichen $anbel, fo lange er nicht 9Ätt=
glteb be£ Beretnä geworben, gänjlid) ju unterfagen, ^iemac^ft bie
in feinem Befifc befindlichen JöerlagSartifel bt& ju feiner etwaigen
länftigen Berechtigung mit Befdjlag ju belegen unb in obrigfeit*
tiä)e Berwahrung ju nehmen, enblidj bie oorhanbenen (ä^emplare
beS (1819 burd) bie Büchercommiffion als 9cachbrucf erflärten)
SBerleS üon glörfe all 9cacf)brucf ju confiSciren, aud) Dueflmaljen
5u (Srftattung fämmtlicher oerarfadjten Soften anzuhalten.
$a im oorliegenben gaße e« auf balbmöglichfte Unterbrüchmg
biefeS wiberrechtlichen $anbel8 anfomme, bitten bie fteputirten um
fc^Icunigc Verfügung.
So einfach nun aber bie Sache ju liegen festen, entjorach ber
SRatf) bodj bem oorftetjenben ©efucfje feineSweg«. Btelmehr t^atte
er refotöirt, bafc baS bem Vereine nach feinen Statuten jufte^enbe
BerbietungSreeht währenb ber 9Jceffe feine Änwenbung leibe. 5)enn
§ 8 beftimmte aflerbingS, bafc bie in bem Statut begrünbeten SBe-
fchränfungen, fo weit fie jich auf bie Betreibung beS BuchhoubelS
beziehen, währenb ber Subilate- unb SDcichaeliSmeffe, fo wie 14 Sage
nach jeber berfelben, als aufgehoben ju betrachten feien3). Xrofc
SlecurfeS an ben SRatfj unb obgleich bie fceputirten fich jefet unb
noch einmal im fotgenben Sahre felbft bei ber ^öc^ften 2anbeS=
behörbe befchwerten, war ju feinem anbern SRefultate ju gelangen,
als bafc an Quellmalz bie Stuflage erging, er fotle bei feinen ?(n=
fünbigungen in S^nf* wicht oerfäumen, beizufügen, ba| bie be*
treffenben Bücher nur währenb ber oben bezeichneten Seit ber
SJcefcfreiheit oon ihm ju beziehen feien. &uch bie »erlangte (5on=
fiScatton beS als Stachbrucf bezeichneten SGöerfeS würbe abgelehnt,
Weil baffelbe (glörfe'8 öconomifch'technologifche ©ncgclooäbie) nach
einem aflerhöchften SRcfcript oom 31. 3Kärj 1819 nicht als 9toch=
bruef ju betrachten fei unb nur nicht als Ztyil unb gortfefcung
ber im Sßault'fchen Berlage erfchtenenen öconomifcfctechnotogifchen
(Snctyctopäbie oerfauft werben bürfe.
S)iefer Ausgang unb ber SBunfct), gegen Einbringen uner=
wünfehter (Elemente mehr Scfmfc ju haben, mag bie nächfte Ber=
anlaffung ju einem weitern Schritte ber 2)eputirten gewefen fein.
Bor Willem mögen hier als Ergänzung zu ben in ber erften
Digitized by Google
- 184 -
21bt§etlung biefe3 SluffafceS gegebenen einige ftatiftifc^c SRort^en
über ben bamaligen ©tanb ber Sßrefjgetuerbe in ßetyjig 3$la£
finben*).
Unter bem 26. Dctober 1833 richtete ber ÄgL föegierun^
ßommiffar, $of= unb 3ufti$ratf) oon Sangenn, an bie $)e»utirten
bie Sitte, ifjm fummariföe 9(u*hmft über nadftftefjenbe fünfte au
erteilen. 2Bie üiel betragen in fietyjig:
L gfatoertfjung fdjriftfteflerifcfjcr ©eifte«tf)ätigfeit
1., nrie öiele ©üdjer unb ©djrtften finb in ben legten 3 3>a^ren
t)ier gebrucft morben.
2., nrie biet für fyeftge 93ucf)f)änbter.
3., roetcfjeS ift bic ungefähre Xotatfumme an Honorar für
Tutoren.
II. SBermertljung an Arbeite unb ©eifteöfraft au&er bem ad L
berührten fünfte.
1., burd) Salair an Commis, gactore, *8ud$atter ic.
2., £ofm ber ©ud)brucfcr.
3., „ ber 2JcarftfjcIfer.
4., „ ber ©udjbinber.
5., „ ber ©cbriftgiejjer ic.
6., „ ber ©d)Ioffer unb anberer $rofejfioniften.
7., gradjtlolm.
8., Salair ober Honorar an ®upferfted)er, öittjograpfjen, 3uu*
minirer.
III. Consumo an SRaterial meldjeS jur Bearbeitung oorgelegen.
a. Rapier.
b. , SHaterial ju Xäpen.
c. r 93ud)brucferfarbe.
d. , Sßacfmaterial.
IV. Staatsanwälten betreffenbe Zotigen (bei ben betreffenben 93e=
tjörben öon iljm felbft $u beforgen).
a. , Quantität ber Porti.
b. , ber $anbeI3abgaben.
V. Eigentlicher Umfafc mit bem fertigen ^jSrobuct bud)l)änMenfdjer
Snbuftrie.
1., Unmittelbar auf (Somme^.
2Bie oiel mirb jäfjrlid) umgefefct
a. , burd) SertagS^anbel ju fieipjig.
b. , „ ©ortimentSljanbel.
c. „ GommiffionSgefdjäft.
*) 3$ terbantc bie SJidglidjfeit, ntandje SJlitttjeilungen über, in erfter
fiinte aßerbingS fieipjig {pccieQ betreffenbe, mittelbar abei ben gonjen beut:
fdjen 33udjt)anbel angefjenbe Serljättniffe geben ju fönnen, ber ©üte be« fcernt
Digitized by Google
- 185 —
2., SRittelbar burdj bcn 93ud)f)anbel mit ÄuSnatjme bcr $>onorare
unb Remunerationen (ad I— III).
$af)in gehören bie ungefähren Sftotijen über ßonfumo
ber ^iefigen unb auswärtigen ©udjt)änbter.
3)er Umfafo burd) bie ad I — m bemerften ^erfonen gehört
aud) f)ierf)er, mirb fidj aber aus ben ad I — III aufgehellten fünften
ergeben.
2)ic 2)eputirten unterzogen fiefy biefem Auftrage offenbar nur
feljr ungern unb eä beburfte erft einer Erinnerung be8 §errn üon
Sangenn öom 11. September 1834 unb ber au3brücflicf)en 93er=
fidjerung, bafi bie erbetenen 2Rittf>eilungen Xebiglidr) ben gmeef
gärten, ber ©taatSregierung bie SWittel an bie §anb ju geben, bie
magren Sntereffen be§ 93urf>f)anbel3 rote bis bafjin aud) fernerhin
ju »ürbigen unb ju beren ©idjerung bie geeigneten ber erlangten
©adjfenntnifc entfprecfyenben üfla®eln ergreifen ju fönnen, um bie
3)eputirten ju oeranlaffen, bie folgenben, auf $>ecember 1834 fid)
bejief)enben, ftatiftifd)en SRottjen bem ÄgI. (Sommiffar unter bem
8. Sanuar 1835 ju übergeben.
(£3 beftefjen jefct r)tcr
*)©ud)I)anblungen mit 118 XljeiHmbern.
meldje junadjft befajäftigen
94 ©eljülfen ober Commis mit oier ofme Procura (sie!)
88 Seljrlinge
139 9Rarftr)elfer ober Saufburfdje.
Xie befte^enben ©udjbrudercien maren unb finb:
1832. 1833. 1834.
23 23 22
mit 139 170 201 ^reffen;
3 3 7 ©dmeflbrud^reffen;
423 493 537 ©efeflen, ©efcer unb Bruder;
136 164 193 Sehlingen;
70 70 75 ßaufburfdjen nnb $anbarbeitcrn.
©em er tun gen: a., ber mödjentlidje SSerbienft eines ©ef eilen ift
3 bid 5 *f.
b. , JBei 12 StrbeitSftunben redmet man täglid) auf eine
treffe 2 9tie3, auf eine ©djnellbrudpreffe 8 9tie3 mit ©djön*
unb SBieberbrutf.
c, Sluf ein SRieS redmet man % U S)rudfarbe, toooon ber
Gentner 30—36 *f toftet.
Dr. fclbr. ÄirdtfM, bei mir bie Scnufeuna ber betreffeuben Sictenftfide freunb«
Itc^ft geftottet %ai.
*) «udj im SRunbum unauÄaefüflt.
Digitized by Google
- 186 -
5
5
mit 17
17
52
51
29
27
30
25
$ie ber ©djriftgiefereien mar unb ift:
1832 1833 1834
5
17 Defen
48 ©ejellen
26 Sehlingen
23 Saufburfcben ober $anbarbeitern.
Semerfungen: a., $er möd)entlicf)e Serbienft ber ©efeffen ift
mie bei ben Sucfjbrucfern, 3— 5 *f.
b. , 3)a8 Consumo an SJcetall ift im 1834 oljn*
gefät)r 520 dtnr. geroefen, beffen SßreiS ofmgefafn: 18 V* 6t«
20 *f für ben Sentner, unb at8 frabrifat ofjngefäljr 40
für ben (Sentner ift.
c, ©tereottipengiefereien roaren im Safjre 1832. 2; 1833. 3;
1834. 4; welche Schere ofmgefäfjr 150 (Etnr. SRetaH con*
fumirt fmben unb mop bie 2lrbett3leute im aufgeführten %tr-
fonal ber @d)riftgiefcr begriffen ftnb.
$ie #af)l ber 93ua)binber=SKeifter mar unb ift:
1832 1833 1834
38 40 45
mit 92 106 102 OJefetten
61 65 68 ße^rlingen.
©emerfung. 35urcf> SBergteidjung nadj ber (SinmolmerjaJjl, 3. ©.
mit Bresben mürbe teidjt ju ermitteln fetin, wie Diele 99ucfc
binber auf ben 93ud$anbet bei un£ ju rennen fetin; e$ ift
un8 aber big jefct nicf)t gelungen jur ßenntnifj ber Skrljält;
niffe in Bresben ju gelangen. —
Unter bem 27. Sanuar 1836 reichten nun alfo bie $)ejmttrten
ber ßgl. ÄretSbirection einen umfänglichen 93erid}t ein, beffen
Hauptinhalt folgenber ift.
$)ie Söichtigfeit be8 93uchhanbetS erfjeifdje tior aßen Lütgen,
ba& ber 3u&ran9 Ju &em SBerein ber 23ud)t)änbler ju Seidig unb
bie Qaty ber 2)?itglieber beffelben nicfjt über baS SBebürfnifj fteige,
unb bafj ber herein nur foldje Sflänner als 2Ritglieber aufjunet)*
men genötigt fei, tiem beren Unbefdjoltenljeit, Äenntniffen unb
fonftigen Mitteln nur *Bortt)eilt)afte$ ju erwarten fei 3ur S^i
fönne jeber bie Aufnahme in ben herein fudjen, ber überhaupt
baS Seliger ^Bürgerrecht erlangt ^be unb baburd) feien SKit-
glieber in ben herein gefommen, meiere felbft ben mä&igften unb
biüigften Stnfprtichen nicht genügten, ©eit brei 3at)ren fei ber
herein um met)r al3 40%, tion 89 9ttitgltebern auf 130 (ber
übrige beutfdje 93uchhanbel nur um etma 16%) gemäßen. 9)ce^
Digitized by Google
— 187 —
rcre ber jur Seit etabltrten SBuchhänbler feien in bcm (Shrtrage, bcn
tljnen ihr ©efcfjäft liefere, fo gering geftellt, baß es fogar ihre
Strafte überfteige, Seute baoon ju bejahen. SS mürben baher jur
SBeforgung ber nötigen SBege ic. ßefjrburfdjen angenommen, meiere
nicht nur nichts befämen, fonbern oietleicht noch ein geringes ßefjr*
gelb bejahten unb e$ mürben auf biefe SBeife ßeute, benen oft
//bic Äenntniß beS erften Elementarunterrichts" abgebe, nicht
SBuchhänblern gebtlbet, jonbern nur in ben wenigen tedjnifchen
Sfertigfeiten untermiefen.
2)af)er famen bann bie häufigen llnterfchlagungen unb SBer=
untreuungen, bie burch ben „eben fo entarteten, als baburdj oer^
berblicf) geworbenen antiquarifchen ©uchhanbel" erleichtert mürben.
3n ganjen ^ßaefeten mürben Söüdjer oon folgen unreblia^en ©ur=
fd)en entmenbet unb ju bem Antiquar getragen, melier bafür
©öottöreife bejahte. (SS feien gäHe bagemefen, mo ber Antiquar
bei folgen 2ef)rburfdjen 33ücher beftettt unb erftere bann bei bem
Verleger ober bem Sommiffionär burd) oon ihnen ausgefüllte 83e=
ftetljettel ihres SßrincipalS baS 93uch für beffen SRecfmung ober für
bie eine« feiner Kommittenten entnommen unb bem Antiquar ju=
geftellt hätten.
Aber auc^ folc^c ^rincioale felbft feien fcf)äblich, inbem fie
bie i^nen oon mehreren hunbert ^anblungen crebitirten ©ücher
nicht bezahlten. S3ei bem geringen betrage ber einzelnen Soften
gefchehe nicht leicht ein gerichtlicher Schritt; aber bei ber Spenge
ber ©laubiger tjabe ein folcher ©djulbner bennoch eine fo große
©dmlbenlaft, baß man fich bamit begnüge, bie Rechnung mit ihm
abzubrechen. (5t)e eS aber ju einem folgen ©ruche ber ©efdjäfte
unb jum förmlichen ©tiUftanb feiner ^anblung fomme, oerfchleu=
bere ein folcher materiell bankerotter Suchhanbier mohl gar fein
©ortimentslager unb honble bann mit SRachbrucfen unb confiScirten
©üchern — ein oerberblicher SBetrteb, ber ferner, ja faft unmöglich
ju hinbera fei.
Um alle bem entgegenzutreten molle man jmar oon be*n na*
mentlich in Oefterreich unb Greußen beftehenben, eine lieber jahl
ber SBuchhanblungen oerhinbernben Einrichtungen, meldje auf ISou--
ceffionSertheilungen unb SBermögenSnachroeife hinauStämen, abfehen,
aber eS fei ber ÜRittelmeg oorjuf plagen, baß bei an ben SRath
fommenben ©efuchen um Erteilung beS Bürgerrechts behufs <£r*
Digitized by Google
- 188 -
ridjtung oon 93itcf)f)atiblungen bcm Vereine ein votum consulta-
tivum, eoentuett ber föecurä an bie oorgefefcte SRegterungSbehörbc
juftehe. —
©3 mag moht oiet 2Baf>re8 biefer ©ingabe ju (Srunbe gelegen
haben, wenn man auch in ben meiften folgen gäHen annehmen
mu§, bog bie $arftellung behufs Erreichung be8 getoünfct)teji
Sieles mehr ober meniger gefärbt ift. ^ebenfalls mar jeboct) biefe
Anregung bie nätftfte SSeranlaffung bcm 9tod)trage $u bem
Statut (oom 10. 2flai 1836), burdj melden bem SBunfdje ber
$>eoutirten entfprochen mürbe.
2Rit mehr ober meniger günftigem (Srfolge dritten nun bie
$eputirten in oerfd)iebenen gäflen ein, mo e3 fich um Äufnatyine
unermünfehter Kollegen ^anbelte. 2Reift mögen fief) mohl bie oom
iRat^e gurüefgemiefenen ohne SSeitereS beruhigt t)aben; bie mir
üorüegenben SIcten weifen nur folche gäöe auf, mo oon einer ber
beteiligten Parteien SRecurS ergriffen mürbe.
©o im Dctober 1837 burdj ben ©ürger unb Kaufmann
Öriebr. Slug. %Ud, ber megen ermangelnber Ouaüfication abge-
toiefen morben mar, weil er fich in feinem bisherigen ®efct)äft$=
freife bie jum betriebe beS S3ud)f)anbel3 nötigen Äenntniffe nidjt
angeeignet fjabe. (Petent mürbe fdt>Iic§lidt) mit feinem ®efudje
oon aflen Snftanjen abgemiefen.)
einen größeren ©ct)riftenroecr)fel oerantajjte im 3. 1837 ba«
Slufnahmegefucf) beS ©chufeoermanbten unb Antiquar« Sari Subm.
grifcfche, ber bie 3. ©. Xaubert'fa^e SBerlagSbuchhcmblung über=
nommen fjatte. $>ie S)eputirten Ratten erflärt, ba§ fie ^mar ein
pofitioeS SBebenten gegen grifcfche'S Dualification unb @rwerb3=
fähigfeit nidjt Regten, fid) aber bodj gegen beffen Aufnahme in ben
herein auSfprechen müfjten, meil baS SBerhältmfj eine« Vereins*
mitglicbeS als Antiquar ju mancherlei Snconoenienjen SBeram
(affung geben, bem 53ucf)r}anbet in fieipjig überhaupt toefentIicr>en
9tad)tf)eil bringen fönne unb auch § 6 ber Statuten bie Aufnahme
unjuföffig erfdjeinen taffe. — £er iRath fyattt ftet) biefen $8e=
beuten nicht angefdjloffen. 3)ie Serbinbung eine« buchhänblerifchen
($efcf)äfts mit einem antiquarifchen fei nirgenbs oerboten, mie ja
auch °ic weiften SBuchhänbler neben ihrem ©uchhanbel, unb jioar
manche faft auSfcf)liefjlich, ben antiquarifchen SBuchhanbel betrieben,
ohne bafj h^raug ein SRachthetl h^roorgehe. $er SRatt) hatte ba=
Digitized by Google
- 189 -
tjet befdjloffen, ba3 ©ürgerredjt an Srifcfdje ju erteilen, bie
£>eputirten Ratten jebod) gegen biefen 93efd)lufj iRecurS eingeroenbet
2)ie tgl. flreisbirection bc^Io^ junä^ft ben «orfifcenben
nebft einigen anbem üHitgliebern be§ Vereins über bie bermaügen
93erl)ättTiiffc be« antiquarifdjen ©efd)äftSüerfef)r3 ju bem S3ud)f)anbel
in Seiöjig ju l)ören. 3n einer bei ber UreiSbirection am 8. 9co=
t>emb. 1837 ftattgetjabten (Sonfefenj erflärten griebr. glcifct)er als
Jßorfifcenber be« Vereins unb bie SBereinSmitgtieber fRoft unb ©irjel :
bafj fo mel ifmen befannt fei Dermalen fein SKitglieb beS 93ers
ein# antiquarifdje ®efd)äfte im gemöfjnlidjen (Sinne biefeS SBorteS
betreibe. iftan pflege nämlidi in ber Sieget benjentgen ©efcfjäft«-
uerfetjr barunter &u Derftefjen, lucnn ^emanb gebrauste ©üd)er
au3 ber britten $anb, alfo mdrt Don bem Verleger ober bem
ßommiffionär beffetben, faufe unb bamit £>anbel treibe, of)ne fid)
babei tebigltd) auf mistigere miffenfd)aftü<f)e unb feltncre SBerfe
ju befd&ränfen. $ieS fei ber eigentliche ©üdjertröbel, wie er leiber
in ßeipjig nur oon ju Diel unjuoerläffigen unb ungebilbeten ©üb;
jecten betrieben werbe.
9lun führten jmar aüerbingS jmei 93ud$aublungen am $Iafce,
bie SBeigel'fd^e unb bie ©ötlje'fdje, aud) gebrauste 93üdjer unb
©Triften, allein bie (entere tebiglidj SJiffertattonen , oon melden
fie eine feljr fdjäfcbare Sammlung fwbe, unb bie erftere nur
wertvollere wiffenfdjaftlidje unb fo!ct)e SBerfe, bie fonft im ©ud>=
fwnbel gar nid) t ober bod) nur fetten ju fmben mären. 3n bie
Kategorie ber gewöhnlichen antiquarifdjen ©efct)äftc lönne ba^er
ber bieSfadftge ©efd)äft3betricb ber gebadeten beiben Sudjfjanb;
tungen fcincnjaüS geregnet werben.
Sollten aber gewöhnliche Antiquare ober ©üdjertröbler in
ben herein ber ©uchhänbler aufgenommen werben, fo mürbe,
toenn biefelben ihre antiquart)d>en ©efdjäfte fortbetrieben, über
bie Seftljaltung beS für einen foliben ©efchäftsbetrieb unbedingt
nothwenbigen ©runbfafoe3, bafj fein 93uchhänbter „billiger, aU mit
bem bud)f)änblerifd)en Rabatt oon 33 V3 $rocent oerfaufen bürfe",
gar feine Sontrote geführt merben fönnen, ba ber betreffenbe 2tn;
tiquar, menn er ©üd)er ju nod> billigem greifen Derfauft hätte,
immer fid) bamit entfdmlbigcn mürbe, bafc er fie nicht als ©ud)5
hänbler, fonbern als Antiquar Derfauft habe. Sluf biefe Seife
mürbe ein gränjenlofcS *8erfd)leubern ber 93üd)er eintreten, ba*
nur jum 8tuine beS SBudjhanbelS gereichen unb namentlich ba*
Vertrauen ber auswärtigen SBuchhänbler ju ben Inefigen gänjlich
untergraben unb ba$ für ben Ijiefigen $lafc fo Iwdjwidjtige ßom;
mtffionSgcfchäft oöüig ju ®runbe rieten mürbe.
Ob gri&fcfje neben ber gtrma ber Xauberffcfjen 93ud$anb*
Digitized by Google
- 190 -
fang aud) feine bisherige girma al« Antiquar fortführen woöe,
fei if)nen nid)t befannt, fie glaubten jebod), baß er beibe <Se
fd)äfte in einem Socale ju betreiben Witten* fei. —
93el)uf$ (Sntfd)eibung ber prinetyieflen grage erft artete bie
ÄreiSbirection ausführlichen ©erid)t an baS k. SKinifterium be3
Innern, in welkem fie fid), aud) mit 93ejugna^me auf ben oben
ermähnten S3ertd)t ber $>eputtrten oom 27. Sanuar 1836, in ber
$auptfad)e auf ©eite ber Söuchhänbler ftettte unb befonberS bt-
tonte, wie bura) Aufnahme oon Antiquaren leicht baS SSertrauen
unb bie ©olibität beS Seipjiger 93ud)^anbel8 erfd)üttert unb b*
burd) baS fo wichtige SommiffionSgefcf)äft empfinblia) gefd)äbigt
werben bürftc. $>aS SWinifterium entfdu'eb junäd)ft batjin, baf?,
wenn eS r)auptfäcr)lict) barauf antomme, ju oerf)tnbern, baß eim
jelne 93ud)f)änbler unter bem SBorwanbe, fie träten bieS als An-
tiquare, übermäßigen Rabatt bewilligten unb burd) JBerfcfjIeuberung
ber nod) in baS 83eretcr) beS eigentlichen SBua^^anbelS gehörigen
Artifel (entern unb befonberS aud) baS ßommifftonSgefdjäft be*
nad)ü)eiligten, es nött)ig fein mürbe, mögtid)ft fefte ®ren$en &m
fetjen bem ©ortimentshanbel uub bem ÖJefd)äfte ber Slntiquare
aufstellen, infonberr)eit aber aud) genau $u beftimmen, welken
SBefcfjränfungen fid) bie 93ud)t)änbler felbft in biefer §infid)t ju
unterwerfen hätten, bamit fie fid) nid)t eine für nachteilig er-
achtete gleichseitige ©efaffung mit antiquarifd)en ÖJefc^äften ertaubten
unb fo oon ihnen felbft bem S3ud)^anbel unb GommiffionSgefchäfte
baburd) ber gefürd)tete SRadjtheil jugefügt würbe.
©S würbe nun junädjft ber SftecurS ber $)eourirten öerworfen,
grifefd)e aber mitgeteilt, baß üon feiner Aufnahme in ben ©ereilt
oorläufig Abftanb genommen werben müffe. hiergegen wenbete ber
Severe wieber im S33efentlid)en golgenbeS ein. AuSgefchloffen oon
ber 9Witgliebfd)aft beS SSereinS feien nur Antiquare als fola)e,
nid)t aber Diejenigen, welche neben ihrem S9ud)^änblergefd)öfte unb
mit bemfetben ein antiquarifcheS ($ejcf)äft trieben, wie j. 93. bie
SBeigerfdje, bie ©erig'fd)e, bie ©ötfye'fdje ©uchhanblung. ®efc
gleid)en feien mete bem Vereine ange^örige 93ud)hänbler (£om-
miffionäre auswärtiger Antiquare. 3m golge eines anberweitigen
9Rinifterialbefd)eibeS würbe enblid) unter bem 11. April 1838 bem
Petenten eröffnet, baß feine Aufnahme allerbingS erfolgen fofle,
aber unter ber ©ebingung, baß er binnen einer ifjm ju fefcenben
Digitized by Google
- 191 -
grift ftd) feines AntiquargefchäftS entäußere, bei nid)t erfolgenber
3nnehaltung tiefer grift aber bie SBieberauSfchliefjung aus bem
Vereine ju getoärtigen haben würbe. —
(£in Streit über bie ©renken ber ©eroerbsbefugniffe jroifdjen
ben 93uc^^änbtern unb ©uchbrucfern ju ßeipjig erhob ftd), als
1839 ber ©uchbrucfer (£arl (Sb. gifd)er eine Unfünbigung eignen
SBerlagS erlaffen hatte unb beShalb eine Slnjeige feiten ber 2)e=
putirten erfolgt mar. $)er Anficht beS SRatheS, bog biefer Anzeige
nicc}t golge ju geben fei, weil nach bem SRefcriot beS &irchen=
rathS an bie ©ücher=(Eommiffion oom 25. 2Rai 1781 ben Such5
brucfem ber £anbel unb SSertag oon Keinen ©Triften, fo nrie ber
Skrfauf ber für eigne SRedjnung gebrucften ©ad^en juftefje, Ratten
bie $eputirten entgegengefefet, bafj biefe Seftimmung burch § 5 ihrer
(Statuten aufgehoben fei. gfir gifcher trat bie gefammte S3udj=
brucferinnung ein, inbem fte u. Anb. geltenb machte, bafj ber SBerlag
ein oollfommen freies SHedjt, auch ber Vertrieb felbft gebruefter
SBerfe als ein allgemeines föedjt aller 23uchbrucfer oon ben ©ud)=
hänblern felbft früher erflärt unb anerfannt toorben fei $aS um
eine 2fteinungSäu(jerung oon ber ÄreiSbirection erfuchte Ägl. 9Rini=
fterium beS 3nnern jog bie SSer^anblungen an, toeldje früher einmal
oor ber 93ütf)ercommiffton in gleicher Angelegenheit gepflogen morben
maren. S3ei einer oon ber S3ücf)ercommiffion in ber ÜftidjaeliSmeffe
1779 mit ben 23uchhanblungS=3)eputirten gehaltenen ©efprechung
„über iur Aufnahme beS 93ud)hanbelS ju thuenbe Sorfchläge" f>attc
93ofm aus Hamburg erinnert, „bafj fo oiele $Bucf)binber, Stotarien
unb anbere Sßerfonen, ingleichen baS 3ntefligenj=(£omtotr ganj
öffentlich mit 23ücf)ern hanDc^c^ unD bergleichen in ßommifjion
nähmen." S)ie Söüchercommiffion hotte nun angezeigt
eS fei aüerbingS nicht ju läugnen, ba& in fieipjtg ouffer ben
SBuchführern oiele anbere ^ßerfonen bis nnliero mit bem Söerfaufe
in (Sommiffion tjabenber Sucher ein ftarfeS ©etoerbe getrieben
unb baburch jenen offenbar (Eintrag gethan hatten, wobei bie
93üchercommiffion unterthänigft anheimftede, ob nicht ber Verlauf
ber ©uctjbinber nur auf cingebunbeue, ber ÜRotarien unb anberer
aber nur auf alte Sucher einjufchränfen unb ber Sertrieb ber
neuem . auffer ben Serfaffern, Sßiemanbem, fo nicht ein Äauf=
unb $anbel3mann feto, nacfoulaffen fein bürfte.
3n einer »eiteren Serathung am 9. Dctober 1780 hatten jene
fteputirten fich bahin erflärt:
Digitized by Google
— 192 -
eS fönnte in Mnfehung beS SüdjeroerlagS unb $anbel$ ben 93inf>=
brucfcrn ein Verbot gefajehen, roenn fic nemtich bcn ©urf)f>attbel
nicf>t jugteid) erlernt hätten. Doch bürften btejenigen 93uchbrucfer,
welche bereits fett geraumer 3cit 99üd}er oerlegtcn unb bamit
$anbel trieben, baoon aufzunehmen unb baS Verbot nur auf
biejenigen, welche !änftig bergletcben Hornel) wen möchten, ju ridj-
ten fetjn. UebrigenS aber fönnte man ben 33u$bruäern ben Vertag
unb |>anbel mit f leinen Schriften, als Disputationen, ©efang;
unb Schulbüchern, Galenbern unb Dergleichen mehr geftatten, toeil
mele 93ua^f)änbter ben Vertag baüon nicht übernehmen moUten.
DiefeS Verhalten ber bamaligen S3u^anbtung§-2)eputirteii
ift ftd)erltcf) auf ben geheimen (Sinflufc tyfyil (Sr. föeich'S, ber feinem
9Rijjmutf) über bie glücfltche $8er(ag3tf)ätigfeit ber girma Sreitf opf
gelegentlich einen fräftigen HuSbrucf gab, jurücfjufü^ren.
D)ie 2anbeS=Ceconomie=, 2Jcanufactur= unb (5ommercienbepu=
tation ^atte herauf i^r (Gutachten baf)in erftattet:
„©feinet uns billig, baft ben 23uchbrucfern ber $anbel mit ihrem
eignen Drucf, foroie ben Schriftstellern mit ihren eigenen Sdjriften,
menn fte felbige fetbft in ©erlag nehmen moflen, frcigelaffen toerbe.
Sluch mirb, nach bem eigenen Daoorhalten ber 93ucbhänbler, benen:
jenigen ©udjbrucfern ju ßetpaig, fo feit geraumer Bett im 93efi£
beS SBücheroerlagS unb #anbels auch mit fremben unb emge=
tauschten Schriften fich befinben, j. SB. Söreitfopfen, Sacobaern,
Sangcnheimen, Rollen ic. foleber öor baS künftige nicht füglich
entsagen roerben fönnen. Denen SBudjbrucfern überhaupt, wenn
fie auch ben ©uchhanbel nicht erlernet, geftehen bie SBuchhänbler
ben £ an bei mit f leinen Schriften, Disputationen, ©efang= unb
Schulbüchern, (Salenbern ic. $u: Stachen ihnen aber ben größeren
©uchhflnbet, als allein ju ihrer ^Srofeffion gehörenb, ftreitig."
Schon im 3af)re 1668 Ratten bie 33ud)hänbler bei bem SRatfje
ju £eipjig ttlage gegen bie üöuehbruefer geführt, boch fei biefe
wegen Langels an Segitimation liegen geblieben, hierauf mar
unter bem 27. 9Jcärj 1781 an baS Cberconfiftorium aus bem ®e=
hetmen Sonfilio, ohne oorherige SßortragSerftattung an ben ßanbeS-
herrn, ein SRefcript ergangen, roeld)e3 auSgef prochen fjattc:
„ÖJteichergeftatt bleibt benjenigen ©udjbrucfem ju Seipjig, fo feit
geraumer 3C^ im 93efi^ bcS 93üd)er;$8erlagS unb £>anbcl$ aua)
mit fremben unb eingelaufenen Schriften pch befinben, foIa>r
fernerhin nachgelaffen , benen übrigen ©uchbruefern aber ift oufeer
bem Verlag unb jmnbel mit «einen Schriften, als Disputationen,
©efangs unb Schulbüchern, (Xalenbern :c. nur ber SBerfauf ber
für ihre eigene Rechnung gebrueften Sachen ju oerftatten."
Digitized by Google
- 193 -
3)ie 6adje rourbe fchüe&licf) bahin entf Rieben, bafj bie $eputirten
mit it)rer Slage abgemiefen, bic gefammten Äofteu aber gegen
einanber aufgehoben mürben. —
3m 3at)re 1841 t)attc Srnft griebr. SBertraugott öorenj eine
t>on ihm bearbeitete Anthologie: „Sumelen unb ^Bijouterien" unter
ber girma „(Sjpebition ber §anbel«fchule" in ©elbfroerlag oer=
trieben. 2)ie $)eputirten famen hiergegen bei bem SRatfje ein unb
oerlangten, baß bieg bem ßorenj unterfagt merbe, ba er nicht 9Rit=
glieb be« SBerein« fei. ©om iKattic abgemiefen behaupteten fie,
baß ber SBerfauf eigner jum $)rucf beförberter ©eifte«probucte
gleichfall« jum 93ud)t)anbe( gehöre, inbem biefer im Mgemeinen
in ber «nfdjaffung unb bem ©erfaufe ltterarifcr)cr (Srjeugmffe in
ber gorm oon SBüchern, al« burcr) ben $ru<f oeroielfältigten
@jemplaren jener ©rjeugniffe befte^e unb e« oöttig gleicfjgiltig fei,
ob berjenige, melcr)er bie (Seftaltung be« literarifcrjen CErjeugniffe«
jum 33uche oermittle, um bamit §anbel ju treiben, biefe« @r=
jeugniß felbft gefchaffen ober oon einem dritten ermorben fyabt.
3n biefem gaUe entflieh bie $rei«birection ofme SSeitere« für
bie Slnfidjt be« föath«. —
@« ift noch ocm grifefche'fchen ähnlicher gafl ju ermähnen.
$er üBuchhänbter unb Unioerfität«=$lntiquar 3oh- Gart SERict).
«rmbrufter (ber fpätere SKitbegrünber oon g. Möhler'« Statu
quarium) hatte nach einer feiner Eingaben al« «uchhänbler ge=
lernt, eine 9teit)e oon Sahren in namhaften $anblungen con*
bitionirt unb bann im ÜM 1841, bi« feine SRittel jum betriebe
be« 93uchhcinbcl8 ausreichen mürben, einftmeilen eine bucfjhänb--
lerifcrje 9lntiquart)anblung angelegt. Einige 9ttonate nach Eröffnung
feine« ®efcf)äft« mar ihm ein SRefcript Äönig StuguftS oorgelegt
morben, „morin bie ©renjtinien für ben Slntiquarhanbel in ber
SBeife gebogen finb, baß bei bem gortfdjritt, ben biefer ®efcr)äft«=
jmeig in mehr al« 25 griebenSjahren gemacht, ÜRiemanb, ber ben
SIntiquarhanbel einigermaßen mit ©achfennhüß betreibt, im gegen--
märtigen Slugenbticfe mehr im ©tanbe fein mürbe, bie formen
be« ermähnten fRcfcript« (oon bem übrigen« feine gebruefte ®efefc=
fammtung Äenntniß giebt) in §anbel unb Sßanbel aufrecht ^u
erhalten." §luf eine Eingabe an ben SRatf) Dom 3at)re 1843
morin er bie Sßothioenbigfeit eine« ber Qzit unb ben Umftänben
angepaßten SRegulatiü« für Antiquare für Seipjig fpeciett au«*
Ärtfio f. ötidj. b. Deutidjfn «uft$. IX. 13
Digitized by Google
- 194 —
einanbergefefct, fyatte er ben ©efdjeib erhalten, er möchte bic
ßonceffion jum SBuchhanbel einholen; an eine neue Slntiquor
Crbnung fei nicht benfen. $)em ©efuetje um (Srlaubnif* jum
betriebe be£ SuchhönbelS ^atte nun ber SRath ohne Weiteres ent-
(proben, bie $>eputirten aber Ratten in golge be8 UmftanbeS, bafc
Slrmbrufter fein ®ef uch um Slufnahme in ben herein als Uniücrfitdt^
Antiquar unterzeichnet Jjatte, auf @runb oon § 6 ber Staruten
föecurS eingelegt. 2)ie SfreiSbirection oerfügte bie Aufnahme unter
ben im Salle grifcfche'S gefteflten ©ebingungen (als grtft $ur 8uf;
gäbe feines $lntiquariatSgefcf)äftS waren Slrmbrufter anfänglich brei,
bann auf fein Sfnfucfjen fecfjS SJconate bewilligt worben), meldte
23ebtngungen fpäter baljin erläutert mürben, bafj es ihm jroar um
benommen fein werbe, in berfelben SSeife, wie es auch oon anbern
23ud$änblem in Seipjig geferjehe, mit gebunbenen 93üct)ern ju
Rubeln , ba& er fid) jebod) beS gewöhnlichen unb eigentlichen
SlntiquarhanbelS ju enthalten ^abe.
üttit biefer SBefchränfung mar aber Slrmbrufter nietjt einoer--
ftanben. 3n einer Eingabe an baS %l. SRinifterium bes Innern
bringt er unter Slnberm folgenbe ©efichtSpunfte bei. (Sr ftefje,
wie er burd) 93aarfacturen bemiefen ^abe, feit Sahren mit faft
aßen öeipjiger unb auswärtigen Suc^fjanblungen in ©efd)äft$-
oerbinbung, fei alfo inbirect fd)on als 93uchhänbler anerfannt, wie
auc^ me*e Söudjhänbler ganj bebeutenbe Soften oon 93üct)crn oon
ihm belögen. $lucr) habe er fid) fdjon in SBerlagSuntemehmungen
eingeladen. SlntiquariatShanbel merbe in <Sad)fen in folcfyer SluS-
be^nung betrieben, mie nur irgenbmo; in Seipjig merbe er burc$
angejehene ©ud)t)anblungen in allen gweigen gepflegt, in Bresben
gebe eS mehr Antiquare, als conceffionirte ©uchhänbler. Qu beit
in Seipjig unb ©alle fortmährenb üeranftalteten 93ücherauctionen
lieferten Seipjiger unb auswärtige 93uchhonb(ungen in ber föegel
mit itjren älteren unb neueften Slrtifeln ©toff. $er $lnti*
quariatsf)anbel fei eben in ©ad)fen gar nicht einzuengen. 6$
würbe wohl im Sntereffe beS SBuchhanbelS liegen, wenn bie
einmal jum Sßerfauf fommenbe SBaare auf lonale SBeife burd)
SBereinSmitglieber oertrieben unb nicht fieuten ohne genügende
©achfenntnifc unb fReclität in bie §änbe gegeben würbe. Schliß
lieh bittet er, ihm gleich allen anbern ©uchhänblern eine un-
umfehränfte ©onceffion jur Ausübung beS 93uchhcmbelS o^ne
Digitized by Google
— 195 —
&nbrof)uitg beS SBerlufteS Bei ©orfinben anttquarijcher ©ücher $u
erteilen.
Xrofc biefer (Eingabe blieb e8 bei ber früheren (Sntfcheibung,
fo ba6 alfo «rmbrufter, ber bie if)m geftellten ©ebingungen nid)t
annehmen mottle, um nicht „Suchhänbler Reiter (Slaffe" ju fein,
vorläufig feine Aufnahme in ben herein fanb. 3m 3af)re 1852
(alfo nach ber ^ier eigentlich in 93etrad)t fommenben $eit) reichte
Hrmbrufter ein roieberholteS (SJejuch um Aufnahme in ben herein
ein. 3)ie8mat jpradjeu fid) bie Deputaten für $etoctf)rung be8
©efuchS aus, inbem fte oon ber Änficf)t ausgingen, bafj bie 9Sor=
fdjrift be8 § 6 auf ba$ oon Slrmbrufter betriebene 9lntiquariat$=
gefeejäft, baS fidj oon bem gewöhnlichen 53üd)ertröbe( toefentlicf)
unterfcheibe, nicht angemenbet werben fönne. Slber bieSmal be=
fd)ieb it)n ber fRatt) auf ©runb be3 § 6 abfällig, weil er aud)
nac^ ber Aufnahme fein Bntiquargefchäft nid)t aufgeben wolle.
(4>auptfäc^ticr) fd)ien it)m auch an Eitel eine« Unioerfität8=
Antiquars ju liegen.) 9hm bat Slmtbrufter um biSpenfationS*
roeife Aufnahme, welches ©efueb, ber 9tatf) auch aug Dcm ©runbe
befürwortete, weil Petent gelernter SBuchhänbler fei unb ftd) als
©efchäftSmann wegen feiner Xf)ätigfett unb ©olibität eine« guten
SRufeS erfreue. $)urcf) 23efd)eib oom 9. gebruar 1852 genehmigte
bie $rei8;$>irection nun biSpenfationSweife, bag ber UnioerfitätS*
Antiquar Srmbrufter in ben herein ber Suchhänbler ju Seipjig
aufgenommen toerbe. Unb bennoch fcheint er biefe Aufnahme nicht
nachgefucht m haben; benn laut 93eridt)t beS $Ratf)S oom 8. ÜMrj 1852
mürbe gegen bie Antiquare Ärmbmfter, granj Sßeter, ©ottlieb
S5an. ©enf unb Sleranber Schauer ein Verfahren megen Ueber=
griff« über bie (strengen beS antiquarifchen 93uchhanbel8 eingeleitet.
3)och bieS gehört nicht mehr ^icr^er. —
$)ie ©efchäftSgebräuche beS beutfehen SuchhanbelS waren,
wie ich Wer (Hrdno V, ©. 175 ff.) ausgeführt habe, gegen Sin*
fang beS gegenwärtigen 3ahrhunbertS fo weit entmicfelt, ba& hier
nur wenig barüber nachzutragen ifl 3ch folge ber Slnorbmmg
beS ©toffeS in bem früheren Suffafce. SGBegen ber unoermeiblichen
Süden unb Sprünge oermeife ich o«f &a8 an ber ©ptfce biefer
Abteilung (Sefagte. —
93ejügluf) beS SWefcfatalogS erlieg ber bamalige SBeTleger
beffelben, ©g. Weimer (SBefifcer ber ffieibmann'jchen S3uchhonblung
13*
Digitized by Google
196 —
in ßeinjig) ein (Sircular d. <L SBerlin, Januar 1823, um Änt=
wort auf folgenbe, motioirtc, fragen ju erbitten.
1., SBirb jweclmä&ig fein, bic bisherige ^ett bed &x=
fcheinen« — Öfters unb 9Jcicbaett«meffe — fortbin beftehen $u
Xaffen? ober bürfte e« üortheilhafter fein, hierin eine Senberurtg
ju treffen?
2., dürfte e§ nicht oon Sßufoen fein, bie ungefähre $8ogen=
unb ßupferjaf)! mit anjugeben, unb ben muthmajjlichen $rei$?
3., SEBäre e« nicht münfchenSwerth, an bie ©teile be« 3$er=
jetd)nijJeÄ ber ©crleger ein SRegifter $u fefcen nach ben §aupt
rubrifen ber Siterotur abgeheilt, bei blofjer Angabe be« Samens
ber SBerfaffer mit #inweifung auf bie ©eitenjaht?
4., (Sollte man nuf)t ba^in wirfen, bafc bie angefehenften
au«länbifchen Verleger, befonber« in Snglanb, grnnfreid), £otlanb
unb Statten ficf> geneigt finben tieften, ben SRcfefatalog auch $ux
89efanntmad)ung itjrer Slrtifel ju benufcen?
5., säud) bie Verleger Don ®unfterjeugniffen, namentlich auf
bem ©ebiete ber SOcufif (in größerem Umfange at« bi«b,er) unb
ber Supferftecherfunft tonnte man wohl jur X^eitna^me etnlaben.
6., %m gaE bic gegenwärtige Einrichtung in $>inficr)t ber
Seit be« Srfcheinen« unoeränbert bliebe, mürbe e« nü&lict) fein,
am Schtufj beiber SJceffen bie fertig geworbenen ©üdjer ber 9?er-
tag«rjanbtung be« äJcefefatatog« einjufenben, bamit bie föidjtigfeit
ber Angaben geprüft unb in fo fern fie falfch befunben Werben,
foldje« gerügt werben tonnte?
7., 3n ^pinfta^t auf bie Knfünbigung fünftig erfdjeinenber
©üdjer möchte ich in 93orfd)tag bringen, bag bic Aufnahme folcher
Slrtifet nur breimat hinter einanber erfolgen barf. 28er eine
öftere Einrücfung forbert, entrichtet etwa« ®emiffc« für bie &tÜt.
?(uf bie Antworten, bie hierauf eingegangen fein mögen, ift
barau« ya fchliefjen, bafj ber SWefjf atalog in nur wenig üeränberter
(Seftalt weiter erfdnen. Slber feinem Verleger machte biefer 8r=
rtfel roof)l längft feine befonbere greube mehr, wenn er auch aus
Sßietät noc^ fortgeführt würbe. Unter bem 16. 3uli 1827 war
©g. Weimer bei bem $önig öon ©achfen um Erneuerung be« au«*
fd)lie&lichen Sßriüileg« betreff enb ben SKefjf atalog eingefommen;
bod) fdwn unter bem 3. 9Jcar$ 1828 nahm er ber nicht abju-
wehrenben Soncurrenj wegen unb au« anbern ©rünben biefe«
©efuch juriief, inbem er bem ^rioilegtum gänjlich entfagte. ©chon
t>orher ^atte bie 23ücher*(Sommiffion bie bamaligen SBuchhanblung«:
$)eputirten ju Abgabe eine« unmaßgeblichen Gutachten« in betreff
einer $wecfmä&igeren Einrichtung be« 9fte&fatalog« aufgeforbert.
Digitized by Google
— 197 -
Unter bem 10. Slpril 1828 oeranla&te fte nun biefelben mit ©e*
jugnahme auf ben SBerjidjt SReimer'S fid) barüber ju erflärcn, ob
fte nicht in ©emeinfehaft, für ihre gemeinfehaftliche SRedmung, bic
Verausgabe beS 2JcefcfatalogS übernehmen woflten unb unter mel*
djen SBerhältniffen unb 93ebingungen bieS gefdjehen lönnte. $)ie
$ud)f)anMung* £epntirten lehnten jeboct) biefen SBorfdjlag ab. —
Der ben ©ortimentem oon ben Verlegern gemährte Rabatt
^atte fid) bamalS xooty faft allgemein auf 33%% gehoben. @e*
ringerer Rabatt mürbe als ungehörig empfunben. 3>urd) ßircular
oom October 1816 giebt $5arnmann in ßüllichou befannt, bafj er
fünftig allen §anblungen, meldje ihm SerlagSarttfel mit */< netto
beregneten ober foldje bis $ur 3ubilate--3Jceffe in alte Rechnung
fefcten, feinen Verlag auch nur Su benfelben Söebingungen oerafc
folgen lafjen merbe.
gieren fnüpft 5)arnmann noch eine onbre, bie 53aarpacfete
betreffenbe ©efchroerbe. SBiele $anblungcn oerrechneten ihre 93er=
lagSartitel mit V* netto unb oerlangten auch, bafc ÜJcandjeS fo*
gleich baar befahlt merbe. (£S fei bod) nicht ju leugnen, bafe bie
augenblicflichen 3ah^ngen für einzelne 93ücher ic oft fctjr genirten
unb mancherlei SBeitläufigfeiten oerurfachten. (SS !önne boct) nicht
jebe $anblung ftets eine ©umme ju bergleichen ßahlungen in
Söerlin ober £eip$ig bereit halten, noch weniger aber ben 93etrag
burch bie «ßoft baar einfenben. $a inbefj ber Keine Sortheil,
ben einige $anblungen bei baarer 3a^uit9 billigerroeife oer=
mißigten, {ehr mißfommen fein müffe, fo fei es fcr)r ju toünfchen,
bafj man in folgen Ratten foliben £>anblungen geftatten möchte,
bergleichen Soften nicht allein jur ^ubilates, fonbem roenigftenS
auch 8ur ßeipjiger 2JcuhaeliS= unb 9ceujahrSmeffe ju berichtigen.
<&t habe bieS bisher gethan, falls er nicht in ber Qootfäettyti
Gelegenheit gehabt höbe, früher ßahlungen einjufenben. —
2)ie immer häufiger merbenben ^reisherabfefcungen oer=
anlasten grbr. grommann jur Verausgabe eine« ÄatalogS herab*
gefegter Söücher. 3n einem ©ircular, batirt 3ena, 21. Cctober 1839,
fpricht er ftd) folgenbermafjen aus. Um bem alten, bem SBefen
beS beutfehen SBudjhanbelS oollfommen gemäßen SluSfunftSmittel
einen neuen ©dmmng ju geben, plane er, baß eine 2tn$ahl ge-
achteter ^anblungen ftd) jum 2)rucfe eines gemeinschaftlichen $ata*
logS oon im greife herabgefefcten Büchern oereinigen unb biefen
Digitized by Google
— 198 -
tljeüs felbft, Seber in feinem SSirfungSfreife, tf)ätig üerbretten,
ttjetls if)nen näljer befreunbeten Soüegen ju foldjer Verbreitung
befonberS empfehlen follten. 5Dic ©ortimenter müßten Durchgängig
wenigftenS 25% Rabatt oon bcn Jjerabgefefcten greifen erhalten.
Äuc§ müfcte üjnen für etwaige Sagereietnplare ber tjerabgefefcteu
. ©adjen eine (Sntfdjäbigung im tarnen fämmtlidjer tf)eilne!)menber
öerleger geboten werben unb jmar fo, bafj man ü)nen bie 5|ßreiS-
bifferenj nidjt baar, fonbem burd) Sieferung oon anbem ©jemptaren
beffelben SöudjS, bei ber man bie 3)ifferen$ am fjerabgefegten
greife abzöge, auf Verlangen üergütete. 3)er Äatalog follte
roiflcnfcr)aftIic^ georbnet werben. SBei einer Auflage oon 4000
©remplaren fottte bie ©ourgeoiSjeile 1% ggr., für jebeS 1000
mc$r lU 89*- me*)r ^ften. — $er Äatalog ^atte fic^ freunbltt^er I
aufnähme ju erfreuen, rief aber aud) eine unbeabfid)ttgte 2Birtaiuj
§eroor. 3n SRr. 65 beS Ättgemeinen ^njeigerS unb SRattonak
jeitung ber $eutfdjen (oom 6. 2Rärj 1840) tf)eüt ein SBüc^cp
lauf er mit, man müffe bem Herausgeber fefjr banfbar fein; ba3
SBerjeia)ni6 fjabe iljn auf ben ©ebanfen gebradjt, oor beT fyaiib
allem Slnfauf neuer SBüdjer $u entfagen. 2BaS !önne man ©effereS
tt)un, als warten, wenn man nad) 1%, f)öd)ftenS 2 3af)ren ur*
fprünglidj tljeure ©ad)en für ein Sumpengelb laufe? 2Bftre es
nic^t am beften, bie Verleger festen gleidf) Ijerabgefefcte greife |
beim ©rf feinen an? $>a3 publicum fäf>e fidt> bann bod) nic^t
umS (Selb gebraut. — ^ebenfalls unter bem (Jinbrucf biefer 2lufc
taffung erftattete grommann in 9fr. 22 beS SBörfenblatteS oon
1840 einen SSeridjt über ben erften Äatalog, in welkem er
gleidj, wie audj in einem ©ircular oom 5. 3uni 1840, bie fih*
bie Slufnafyme fünftig gettenben SBeftimmungen mitteilte. S)er
ftatalog follte in ßatunft int SRooember erfdjeinen. $rei3 oon
nun an einzeln geheftet 6 A netto, 25 (Sjemplare rofy 6 ggr. netto,
bei 100 unb mefjr mit Slufbrucf ber girma; allgemeiner öerfauffc
prei« 1 gr. fäd)ftfd>. Xf)eilneljmer am Kataloge foüten fo oiel
(Srmplare, als fie Xitel einrüefen tieften, gratis erhalten, ©djrift
öon ba an $etit, SnfertionSgebüfjr für bie erften 6000 pro Seile
2 ggr., für jebeS folgenbe Saufenb % gr. Um in ben Äatalog
aufgenommen ju werben, müfjten bie 93üd)er 1., nidjt frfjon im
erften Kataloge geftanben fjaben, 2., nidjt $u unbebeutenb ober
wertlos fein, 3., infofem fie wiffcnfc^aftHct)e Söerle wären, oor
Digitized by Google
- 199 -
wenigftenS jeljn Sauren, 47 injofern fic ber populären, poütifcfjen
ober Unterhaltungsliteratur angehörten ober fortft bem fchnellen
soeraiten ausgelebt waren, cor wenigsten» yunj ^anren er]cnienen
fein. 5., Au$nar)m3meife fönnte baS unter 2. unb 3. aufgeführte
auch früher aufgenommen werben, a., bei (nadföuwetfenber) birecter
ßoncurrenj, b., wenn ganje $Reit)en bon Sahrgängen periobifcf)er
©c^riften herabgefefct mürben, wo bann ber lefcte Jahrgang nur
2 3afjre t>or Ausgabe be3 ÄatalogS erschienen $u fein brauchte.
2)ie ©ortimenter müßten menigftenS 25% Rabatt erhalten, waS
bei fäweren Arrifeln felbft faum ausreichen mürbe, Äße« märe
in laufenbe Rechnung $u notiren, ©ntfehäbigung für 2ager=
ejentpiare mare ju letzten, mte oei oem erjten stataioge oe|nmmt.
vxnDita) mußten ote 4,üetinet)mer ]tcö oerpjuajten, Die neraogeie^ten
öücher nicht bura) Auctionen ju oertreiben. — Stach einer 2Rit=
theüung grommann'S oom 19. Sanuar 1841 (93örfenblatt 1841,
9fr. 8) finb oon biefem Äataloge gegen 20,000 (£r,emplare oerlangt
unb oerfanbt morben. SöenigftenS ein Jahrgang biefeS ÄatalogS
erfchien noch unter bem Xitel:
III. SBerjeichmfj wertvoller 93üd)er aller gächer au« bem Sers
(age ber $anblungen . . . welche auf unbeftimmte bebeutenb
im greife ^erabgefefet unb burch . . . ju bejiehen finb. December 1841.
S)crfelbe enthält 56 Dctaofeiten föftematifch georbneter Xitel unb
ein alphabetifchea furagefafeteS föegifter.
$er &rfolg biefer Operation mar im öJanjen jufriebenfteHenb:
mehrere ber aufgenommenen Artifel hatten fich ganj auäoerfauft.
SGÖeniger freunblich mürben bie burch baä 9ttoberne Antiquariat
oorgenommenen ^ßreisherabfefcungen angefehen. Um biefeS (6t. ©oar
unb 3of. 83är) nicht auffommen ju laffen, grünbeten bie 3franf=
furter 93ucf)hanblungen im Anfang beä SahreS 1838 einen herein
gegen baffelbe. Sie garantirten fich l§rc gegenfeitigen Sntereffen
unb erflärten, 9ciemanben, ber in ihre Korporation nid)t aufge=
nommen fei, als granffurter ©uchhänbler anjuerfennen noch tym
Grebit ju geben ober mit ihm in GJefchäfte ju treten, ©ie waren
bie 93erbinblichfeit eingegangen, ihre ganje Xhätigfeit nur für ben
SBerlag foIct)er ^anblungen ju oerwenben, welche ben conftituirten
herein ber granffurter ^ud)t)änblcr gebührenb berücffid)tigten, unb
ihre SBerbinbung nur mit ben jenigen ÜJcitgliebern beffelben fort=
jufefcen, bie ihnen feit längerer geit als folibe unb restliche ®e--
Digitized by Google
— 200 —
fcfyäftSmonner bcfannt wären, diejenigen SßerlagShanblungen aber,
toe^e SBerbinbungen anbrer Slrt einleiteten, möchten e§ fief) felbft
auftreiben, wenn man alle ut (Gebote ftehenben Wittel anwendet«
SRepreffalien ju gebrauten, oon ifmen feine SRooa annähme und
beren Verbreitung in ihrem SBirfungstreife auf jebe SÖBeije hemmen
unb ^inbern mürbe. —
3Me grofee Slnjahl ber aufcer ben SKeflen jur Sßerfenbury
fommenben SRooa unb bie baburd) hervorgerufenen hohen ©pefen
Ratten fcf)on früher oiele Sortimentälmttblungen oeranlafjt, 9ioocu
fenbungen mein mein- anzunehmen, ein Verfahren, bas in biefein
Qeitraume immer gröfjern Umfang angenommen f)aben mag. ®eorg
Weimer öerwahrt fid) bagegen in einem (Sircular (©erlin, gebruar
1820). <Salbo=Uebertrag fönne benen nicht geftattet werben, welche
überhaupt bie Sinnahme oon iReuigfeiten oermeigerten, aud) erhielten
folche §anb(ungen oon if)m meber irgenb @twa8 ä Condition, nodj
bürften fic ba« ÖJeringfte oon bem (Smpfangenen jurüefgeben. —
Ueber fübbeutfdje Preisberechnung giebt ein r)anbfc§riftlid}
oorfjanbener ©ericht oon g. 3. grommann4) folgenbe SuSfunft
©ei ©elegcnt)eit be8 Sortiment« muffen noch einige Freiheiten
ermähnt werben, welche fich bie £>crren ftranffurtcr bei SBeftimmung
ber greife erlauben. SBctI nämlich bie gradjt oon Sttündjen unb
ben noch füblicfjer unb öftticher gelegenen £>anblungen bebeutenb
f)od) ift, fo wirb auf bie greife ihrer SerlagSbüdjer 20% brauf
gefchtagen. 5öahrfd)einlich fmben fonft ade Liener aud) über 9lürn-
berg gefchieft, wcnigftenS trifft biefe Preiserhöhung in fo fern fic
fl-s^reife haben , auch fie. Söenn man fietjer jugeftefjn mufe, bafc
bie granffurter auf biefe 3Beife gegen etmanigen 23erluft hinläng:
lieh gefichert finb, fo wirb man fich aud) über eine anbere Sno=
malie nicht Wunbern, bie bei ber $rei$beftimmung oon ben über
fleißig erhaltenen ©üchern (Statt finbet. $n ber Ueberlcgung
nämlich, bafj man ben 93erlag, welchen man mit SBaarjahlungcn
beefe, theurer habe, aU ben, welchen man mit eignem Vertag beefe,
hat man für gut befunben, auf bie greife ber *8ücf)er ber f. g. SBer=
lag«: ober ITCetto £änbler % ju fragen, fo bafe erft nach ^bjug
ber gebräuchlichen 10% oon bem atfo erlangten ßabenpreife ber
wirtliche £abenprei$ r)erauSfommt. W\t anbern SBorten Oer 9ttf)lr.
©3. wirb 5U 2 % gtheinifa^ gerechnet, ftatt ju 1 fl. 48 fr. —
Senn ich nun ganj unberüeffichtigt laffe, inwiefern bie granffurter
.§anblungen bei gewiffen Ärtifeln an bem hergebrachten V3 Rabatt
nicht genug haben, möchte ich nur fragen, warum fie bei einigen
föeichSbuchhanblungen, welche fic ebenfalls; baar bejahten muffen,
Digitized by Google
- 201 —
unb bei benen bie ftradjt ilmen ebeniofjodj ja nod) Ijöfjer ju ftelm fommt,
als oon Seipjig, marum ftc bei bcn 93erlag3mer?en ber Nürnberger
§anblungen, ©djrag, Gampe, ©eibel in ©uljbadj, $rüü in 2anbS*
I|ut, 93üfd)ler in (Slberfelb, ©otta in Stuttgart an 33ys% Rabatt
genug fjaben? ferner möchte idj eS nod) Dingern laffen, menn
fie btofe auf ben SBertag foldjer $anblungen, bie gar fein ©orti*
ment Imbcn unb Ijaben motten, fid) a!fo and) für ihren SBerlag
nuci) gar nia^t bermenben fönnen unb tuollcn (obgleidj aud) biefeS
falfd> märe, benn, gäbe es nidjt fold)e #anblungen, bie fid) auf
SerlagSfpecutationen allein legten, toatjrlid) eS mürbe faum bie
$äiftc ber ©üd)er in Umlauf fommen, unb fie foüten eS ben grofecn
SßerlagSfyinblungen 25ant miffen, ba& fie auf if)r eigne« SRiftco
ben ©ortimentSfjänblern einen fidjern Serbienft jubringen): aber
fo ift eS fetneSmegS. 3Ban Ijat — nad) melden ©runbfäfcen ift
mir bisher unerforfdjtid) geblieben — aud) au« bem Raufen ber
$anblungen, meiere jugleid) ©ortiment unb Skrlag fjaben, einige
herausgegriffen unb baS nid)t roenige unb fie furjmeg ju SBertagSs
^änblero oerbammt. SInfänglirf) mag mo^t bei iebem ein guter
ober jd)led)ter @runb baju oorljanben gemefen fein, mie bie ©adje
aber jefot liegt, mufj man oiel ©djarffinn aufmenben, um fjerauS*
jufinben, marum 5. 39. Kummer, ©artl), SRein, #al)n in ^annooer
als ©ortimentsfjänbler, bagegen (£noblo4 fcümmler, Nicolai, Widers
mann in 2). als «erlagSIjänbler beljanbelt merben.
2tm fidjerften gemimten bei biefem ©erfahren bie SRadjbruder,
bie üiefleid)t bura) i§r ungeheure« föabattgeben aud) bie erfte $Ber*
anlaffung 5U biefem Nabattne^men gegeben Ijaben.
SllS f)aiiptfäcf)ltd)fteS SSertriebSmittel bienten fortmäf)renb
nod) bie Äataloge, tljeils bie InnricfjS'fdjen, ettentuetl mit girma
berf ebenen $albjaf)rSfataloge, Ijier unb ba mol)l aud) bie Sttefc
fataloge, tfyeils oon einzelnen girmen ^crgcftetlte unb audj an anbre
§anblungen abgegebene. WlS foldje ber lefctern Wartung ermähne
id) folgenbe. (Jarl Slug. Hümmel in §alle gab oon 1824 an einen
monatlichen 6ortiment8=$atalog aus. (Sinjelne (Sjemplare gab er
ju folgenben greifen ab: unter 100 pro Sogen 1 ggr., 100 (£jpl.
baS 5llpl)abet oon 25 ©ogen 7 ggr., 200 (Sjrpl. 6 ggr., 300
5 ggr. unb fo fort bis 500 (Sjemplare, wo bann bie *ßrei8oer=
mtnberung aufhörte. — (5. ©djtuetfdjfe unb ©oljn in $mlle
brueften längere Qeit ^inburef) einen Ijalbjäfjrlid) erfd)einenben,
miffenfdjaftlid) georbneten 3ubilates unb 2Jcicf)aeliS=9He6fatalog in
me^r als 10,000 ©jemplaren. 5)er $reiS mit girma mar: 25 (gypl.
273—2% *f, 50 f&fffi. 4—4% f., 100 Utpl 7—8 >p unb fo
fort, je meijr, befto billiger —
Digitized by Google
- 202 —
3u melden 9Ki&bräurf)en bic «nfichtafenbungen an Ihmben
führten, geht aus einem oon $ertf)e3 & SBeffer in Hamburg er=
loffenen autograptjirten (unbatirtenj Slunbf ^reiben fjerüor. S)ie
Srt ber SlnfichtSfenbungen toerbe oerfannt. Mehrere betrachteten fie
tote eine fiefeanftalt unb benufcten bie SBüdjer nid)t allein für fich,
fonbern auch jur SJcittheilung unter ©efannten. Um biefem 9Äiß=
Brauche ju fteuern machen fie folgenbe S3ebingungen: 1., bie 93ücr)er
tonnen burchgefeljen, ja gelefen merben, aber nrie neue, bie neu
bleiben foHen; 2., bie jurüefgehenben S3üdjer bürfen nicht übeT
4—6 SBodjen augbleiben; 3., e$ muß jährlich ein Slnfauf oon
menigftenS 50 *fi gemacht toerben unb jtoar oon benjenigen 83üchem,
bie jur ftnftcljt gefenbet morben. —
3)er ftunbenrabatt fct)cint faft gleichzeitig mit bem ßaben=
preife entftanben $u fein. 2ftan tann als Kegel betrachten, bat,
ton aflen Drbinär^rtifeln 10% Rabatt gemährt mürben; Aus-
nahmen tjierüon bürften nur fpärlid) aufjufinben fein, Sd)on 1792
fagt bie ßrieger'fdje SBuchhanblung in ©ießen in einer 93orbemer=
!ung ju einem Äataloge5): „ba ieber Käufer . . . bie gemöfjn=
liehe lO^rocente beg neuen 93üd)ern becortiren fan"rc. — ßbenfo
erflärt bie 3. 93. üHefcler'fehe SBuchhanblung in Stuttgart als Sor=
bruef auf einer äunbenredmung:
©ei baarer Ballung, fogleid) nach (Smpfange jebeS SBnchS, Dber
bei benjenigen unferer öerefjrten Abnehmer, mit meldten mir in
fortlaufenber ©efchäftsoerbinbwtg *u flehen bie ©hre haben, nach
empfang ber SahreSredjnung pnbet ein Rabatt oon 10% x>on
aflen fiabenpreifen ftatt
SBenn biefer gemiff ermaßen legitime SRabatt, beT übrigens
tüor)l auc^ öon SerlagSartifeln gegeben mürbe, üielfadj tytytx unb
bis über bie, nicht ganj feft bejeidjnete, ®ren$e ftieg, mo bie
Sdjleuberei beginnt — ein alte« Uebet, gegen ba« ftt)on bie
föeitfTfdje 93ucr)r)anbtung*gcfeafcr)aft anstampfen oerfueht hatte — ,
fo hatte bie« oerfdnebene Lirjachen. $ie eine berfelben mar bie
ju geringe Sertoenbung ber Sortimenter für SBerlagSartifel, für
welche bann ber Serleger anbere Slbjafcmege fuchen mußte. So
hatte ber Durchaus folibe g. (Sf). 2Ö- Sögel oon einem (SdjneU
ber'S?) gricchifchen SEBörterbuche nur ein ^Drittel an Sortimenter
mit 40% abgefe|t, mä'hrenb er bie anbern jmei drittel in
$artieen mit 25% an „<ßarticulierS" abgeben mußte. SllS fernere
Digitized by Google
- 203 -
Urfadje betrachtete man ba$ Einbringen Unbefugter in ben S3uct>
ljanbel.
treibt tf. <£. Stiller an fr <E. SB. Bogel (15. Hpril
1820), „pfufajt jefct in unfre §anblung, ©elefjrte unb Ungelegte,
©uajbtnberS unb ©dmlmeifterSl mürben fte bieS aber fönnen, wenn
e3 nidjt überall bereitttnütge (EoHegen gäbe, bie iljnen alle« mit
15-25% Rabatt jur Betreibung ber «ßfufc^eret ju Rieften?"
Unb (Stjr. §oroatf) an ®. Kummer, SßotSbam, 12. $ecember 1820:
„Sie tui&en ja, bajj jeber ©eleljrte, Antiquar, Sßoftofftciant, 23ua>
binber, $nbe u j. n>. jefct ba3 ©ud)f)änbler ©efdjäft betreiben, unb
burä) 33ud)l)änbler baju öeranlafjt tu erben, unb eben baburd) ift
alle« Ucbel entftanben; bie« abjuänbern ift toergebticf)e ÜJcü^e."
§lucr) ber J)of)e Rabatt, ben öiele Verleger gewährten, toirb al«
@runb bezeichnet ©eorg Weimer treibt in einem Gtrcular au«
SBerlin, gebruar 1820, bafc ber beftehenbe Rabatt eine oiel ju
grofje (Sntfc^äbtgung für bie ÜJcü^emaltung gemäfjre, merbe baburd)
am Slugenfcheinlichften benriefen, bafj burdj übertriebenes Rabatt-
geben an ©üetjerfäufer öfter« %# ja % unb mehr biefeS S3ortr)eiI«
nrieber oerfctjleubert werbe.
©ine ^aupturjac^e mar jebenfattS auch bie grofje Soncurrenj
unb baS (ginbringen in frembe SBirfungSfreife. Sutten, ber ®e=
fd)äft$führer ber gr. gleifcher'fchen Sudjhanblung in Sorau, be*
reifte bie ©egenb in meitem Umfreife ober machte briefliche Offerten
big nad) Sct)leften hinein, um einen Rabatt oon 25% auf SBer-
lagäartifel unb oon 16%%, auf (Sortiment nebft bebeutenb er=
mäfjigtem $orto für 3u[enbung anzubieten. 3. Sßefener in ^?aber=
bom fdjreibt an Kummer, 29. gebr. 1820: ©ebrüber #arjn in
$annooer gäben Sebent unaufgeforbert 10—15%, fenbeten 21He8
frei unb ruinirten ben S3ud)hanbel in ganz SBeftütjtden. $a fönne
man e8 Sftiemanbem oerbenfen, fid) bem 9cachbrucf jujmoenben,
ba bie Wachbrucfer 50—60% anböten. — (Sin Sircular oon
3. ÜRülIer & ©omp. in Hmfterbam oom 18. «pril 1820 tcjeilt mit,
einige ber bebeutenbften beutfdjen S3uchhanblungen überböten fich bei
ben t)ottänbifd)en 93uct)t)önMem im ©eben be8 SRabattS oon in $eutfct)=
lanb gebrueften 95ücr)em. 25% feien bei ihnen allgemein, fie gäben
oon üielem Sortiment felbft ein ^Drittel. — einer ber fdjtimmften
©djleuberer mar ber and) als 9cact)bruccer berüchtigte 20. <Bp\1$ in
(5öln. Äuf einer oon it)m 1820 ausgegebenen 8ubfcrtytion8lifte
Digitized by Google
— 204 -
finb bie SBerfaufSpreife mit 9Rotf)frift bemerft; fic rejnräfentiren
circa 33f/8% Rabatt. 3n bcr fcüffetborfer äettung oom 19. 3ult
1820 bringt ©pife eine Steige biefer ©ubfcriptionälifte mit bem
93emerfen, bie Sifte, meift fdjöne SBiener fcruefe entljaltenb, liege
aus bei ber Söitme (Bonbon. $ie 2abenprei(e feien äufcerft billig
geftetlt, aufjerbem gemätjre er im ^)urct)fcr)nitt einen Rabatt x>on
33%. 3m SBeiblatt jum 100. ©tücf ber Golonia, 19. SRooernber
1821, mad)t ©pi& befannt:
Um mtd) ruhiger ber in meinem Berlage erfdjeinenben Beitfdjrift
(Eotonia p toibmen, toitl iaj mein Säger oon nadtftefjenben ©tfjriften
ganj aufräumen; öiete finb um 50, mefjrere anbere um 60 unb
einige fogar um 75 p. Ct unter ben gewöfmttdjen *ßrei§ herunter:
gefegt; nad)ftef>enbe finb nidjt alte oerlegene, jonbern neue, aner-
fannt nüfolidje ©djriften . . . $ie Ablieferung eines jeben SBudjeä
gejd)ief)t nur gegen baare 3af)Iung. 2Ser übrigens für 25 *f haar
fauft, fann nod) 5 p. Ct., bei 50 *f 10 p. Ct. unb bei 100 Xtjaler
15 p. Ct. Rabatt in Abjug bringen.
3n Uiorbbeutfdjlanb fafcen bie ärgften ©d)teuberer in Seidig
unb in Berlin. % ®. Kummer f djreibt, Sftooember 1820, an
Strieger in Harburg, ber fid? über läfiige ©tf)leuberconcurrens be=
flagt fyatte, inbem er barauf f)inmeift, bafj 2e|terer menigftenS fei=
nen (Soncurrenten am Orte felbft t)abe:
„2Bir finb t)ier eine gan^c beerbe unb unter biefen finben ftdj bie
fcf)Icd)teften loeldje auf ber ganzen 89ud)f)anblung ejrijtiren. #ier
fann man fein SBud) meljr oerfaufen, wenn man nidjt oom Xfmler
6 ggr. ^Rabat geben roid."
2)ammann f treibt an Kummer, 23. Dctober 1821:
„©paeden off crirt 20% Rabatt bon Berlin au3 unb Dberbe^ör;
ben motten Söüdjerredjnungeu, meldje Unterbcf)örben einreiben, nidjt
paffiren Iaffen, toenn meniger SRabatt abgejogen toorben ift."
Aber in ©übbeutfdjlanb mar e3 auef) «igt beffer. Slu8 Bübingen
fdjreibt §. ßaupp, 21. SWärj 1821, an Shtmmer:
„3)ic 9teuttttnger unb Stuttgarter Sftadjbruder oerfaufen iljre ge=
ftobjene, ober eingetaufc&te ffiaaren mit folgern Sabbat, bafc ber
red)tlid)e 3flann olmefjin nie ©abritt mit biefen Ratten fann; unb
ba biefe ßeute bjer ibre Unterl)änbler ieber Art finben, fo ift ber^la*
immer mit ifyren SBaaren überje^memmt. ©o fölimm alä biefe
SBufdjmänner mirfen auf ben ©ortimentsfjanbet bie Ulmer ©u($-
b,änbler, bie mit 20 pro Cent allgemein, ja aufteilen mit 25 pro Cent
oerfaufen, unb baju nod) in bie fjiefige Oegenb bie ©adjen frei
Digitized by Google
- 205 -
liefern . . . 9cod) ärger machen e8 bie iHugSburger $anblungen,
bie tljre föeifenben afljährtich 2 bis 3 mal in ©dunaben ^erumfe^irfen,
afleS ju 20 bis 25 pro Cent anbieten, nebft freier Sieferung ."
Slehnftd) (L g. Dfianber in Xübingen.
Um bem Uebel abzuhelfen faxten bie ßeipjiger 93uchhönblung$=
SEeputirten ben @nt)o^(ug/ eine bezügliche ßonoention in« ßeben
ju rufen, $>ie ju ergreifenben 2Jcajjregetn, um ben klagen gegen
Seipjig entgegenjunrirfen, fajjte g. (S. SB. ©ogel in einem ©riefe
an ty. ®. Kummer unter bem 28. (September 1820 bafnn jufam^
men: 1., ba8 entfefcliche ftabattgeben ju hintertreiben; 2., bie hau*
figen (StabliffementS ju erfchtoeren unb bie Safyl ber 23ud)hanb=
lungen ju befchränfen; 3., bie Ueberna^me einer (Sommiffion non
ben jenigen auswärtigen §anblungen ju nertoeigern, bereu 93efi^er
enhueber Ücadjbrucfer ober feine gelernten Söuchhänbler finb; 4., SBor=
fcfjläge ju Einrichtung einer SnnungSüerfaffung für ßeipjig anju*
hören. 2lber felbft ©noch dichter, einer ber 93uchhanblungS=
2)eputirten, ^attc nicht m'el Hoffnung. @r fdjreibt, 4. gebr. 1821,
an Kummer:
,,©S lüirb fid) feiner üerbinbtid) machen, nur 16%% Rabatt ju
geben, roenn bie SerlagShänbler fortfahren mit 25% unb 33%
3iabb. ihren Sßertag anzubieten, unb infofern »erben unfere öe=
mühungen feinen anbern Erfolg hat>en* ocn 93ett?eiS ju führen,
bafj im $anbet jeber feine Freiheit behatten mufe, ju üerfaufen
mic er toxVL"
Snbefj fchtoffen bie fieipjiger SÖuchhanblungen unter bem
10. gebruar 1821 eine Eonoention ab, beren toefentlicher 3nf)alt
nachftehenber ift. Seber Unterzeichner machte ftch üerbinblid),
1., Sßrioatperfonen öon feinem (SortimentSartifel mehr als 16%%
Rabatt ju geben, ihnen auch *e*nc anbern SSorthcile jujugeftehen;
nur SBudjbinber füllten benfelben Rabatt geniefcen, roie ©uchhänbler.
2., feinen 9cacf)brucf ju oerfaufen, 9f?act)brucfe enthaltenbe ^ßaefete
nicht ju fpebiren, Eommiffionen üon 9kcf)brucfern, bie bisher noch
nicht mit 9lorbbeutfcx)Ianb in SBerbinbung geftanben hätten, nicht
ju übernehmen. 3., non neuen auswärtigen Etabliffements, beren
83efifcer ftch unberufener SBeife in bie §anblung$üerbinbung ber
SBuchhänbler einbrängen mottten, meber Eommiffionen ju über*
nehmen, noch tynen fonft SSorfct)urj ju leiften; Seipjigem, bie fidt)
etabliren mollten, ohne gelernte 93uä)hänMer ober jum ©uchhanbel
berechtigt ju fein, unb biefer Bereinigung nicht beiträten, feinen
Digitized by Google
— 206 —
(Srcbit ju geben ober fonft buchhänbterifche ©ergünftigungen jujus
geftehen; 4., guwiberhanbetnben füllten Srebit unb SRedmung ent*
jogeit werben.
hierauf mürbe ein oom 11. gebruar 1821 batirteS unb mit
ben tarnen ber 53 Unterzeichner oerfeheneS ßircutar für bie ^ri=
oatfunben ertaffen beS 3nf)attS: einige fieipjiger SBuchhanblungen
hätten tf)ren Abnehmern einen bem $8uchhänbter=$Rabatt ähnlichen
Rabatt gegeben. $ie Unterzeichneten hätten nun befcfjloffen, biefent
gefährlichen 27cif$brauche beS übermäßigen SRabattgebenS ju fteuem
unb feftaufefcen: 1., ben Sprioatfunben unb benen, bie feine auto=
rifirten ©uchhänbter feien, üon ba an nicht mehr als 16%% 9ta=
bort (4 ggr. oom Xhaler) ju geben, babei unter feinem ©orwanbe
SRebenbegünftigungen, als portofreie gufenbung ber ^ßaefete, 8n=
nähme beS ©etbeS über GourS ic. ju benriüigen, überhaupt feine
gröfjern SBortheite ju gewähren, bie ben einmal feftgefefcten Rabatt
oon 16%% überftiegen; 2., ftch für bie «ufrecfjterhaltung biefer
Uebereinfunft mit ihrer Qfyct oerbinbtid) ju machen unb mit jeher
SBuchhanbtung alle Serbinbungen aufzuheben, bie bagegen %<m--
betn fotlte.
2>ie zur öerathung gezogenen übrigen üflitglteber beS 9Bar)l=
ausfchuffeS erflärten fich mit biefer Uebereinfunft einterftanben
mit Ausnahme beS bie Söuchbinber betreffenben SßaffuS. Shidj
mete anbre StuSmärtige, bie auf mehrfachen SBunfch jum beitritt
eingetaben worben maren, fchtoffen fich an> wenn auch Sum ^hc^
mit Vorbehalt.
$>ie §aüYfchen SSuchhanbtungen fchtoffen unter bem 11. 9Rai
1821 eine Uebereinfunft, bereu $auptpunfte finb:
1., @S wirb im $>anboerfauf unb bei ben gewöhnlichen Rechnungen
an 3ebermann ohne Ausnahme nicht mehr als 12%% Rabatt oon
©iichern in orbinärer Rechnung, bagegen oon ben Retto-Srtifetn
gar fein Rabatt gegeben.
2., ©ei ßunben, welche mehr als 3 SJceiten oon $aHe ent;
fernt wohnen, begleichen bei einheimifchen unb näher bei $aüe
Wohnenben ßunben, welche im ^atjrc wenigftenS 50 *f für ©üdjer
bejahten, ift cS ertaubt, bon Orbinär^rtifetn 16%, öon SRetto;
Hrtifetn tiediften* 5% Rabatt ju geben.
3., Alle anberweitige Erleichterung, burch ^ortosUebernahme,
öerfdjenfte ©ücher ftatt f)öf)em Rabatts :c, ift ftreng ju uermeiben.
4., etwa eingegangene anbere ©erbinblichfeiten bürfen hö<h;
ftenS noch bis @nbe beS SahreS gelten.
Digitized by Goo£ Ic
— 207 —
6., .®ie ^aüYfdjen ©udjhänbler machen fic^ oerbinblid), bicfe
Uebereinfunft fo lange aufs ftrengfte ju galten, als bie Scipjigcr
ifjrc Uebereinfunft reblich unb ftreng galten roerben.
6., SBer bicfe Seftimmungen übertritt, üerfäüt in eine Strafe
üon 50 *f an bie Ärmen-daffe.
$)ie Nürnberger (ernten in corpore ab. 3^rer Anficht nad)
tuäre eä beffer, toenn alle Verleger nur 25% Rabatt, bafür aber
if)re 93ücher ettoaS billiger gäben, ber Shmbenrabatt aber ganj ab=
gefdjafft mürbe.
S3ei SRanchem ber Seipjiger Unterzeichner hatte e3 eine« jiem=
lief) ftarfen Krudes beburft, um Ü)n jur 93etf)eiligung ju bewegen.
(S3 jeigte fid) aud) fehr balb, ba& bie (Jonöention nidt)t Durchs
TUi)ren mar. *;er i£r|te, Der oftenoar Dagegen ijanoeite, mar iiari
.•peinr. töeclam. Qnx SBeranttoortung aufgeforbert äußerte er fid)
unter bem 26. Äpril 1820 folgenbermafeen. $)er Verleger betfe
feine Unternehmungen, bie oft meit über feine Gräfte gingen, burd)
Pränumerationen unb ©ubferiptionen, burd) (Stetoäfjrung oon Partie*
preifen an ©djulen unb ©ömnafien, gewähre jebem gremben, ber
ihm (Uelb bringe, bie nämlichen SBortf)eile, nrie bem ©ortimenter
unb fudr)e nur fo fdmefl ala möglich fein Kapital mieber ju ge=
mimten. $ie ©djulanftalten menbeten ftc^ an bic Verleger felbft,
belögen ihren SBebarf für bie ©djulen ju <ßartiepreifen unb trieben
felbft §anbel bamit. Oft in ber größten ®elboerlegenheit uerfaufe
ber Verleger feine SBaare an Antiquare, ©üdjertröbler unb Stta*
culaturhänbler, bie mit unbebeutenbem ©eminn toieber oerfauften.
©ogar alte §anblungen oerfauften in ber ©elbnotf) if)r ganzes
©ortimentülager an SJcaculaturhänbler, bie bann mit 50 unb 60%
Rabatt mieber öerfauften. 2Ba3 foQe nun ber ©ortimenter machen,
roenn ihm ber Käufer 93elege bringe, baß jener Antiquar, biefer
2eif)bibliothefar ober 9Jcaculaturf)änbler ilmt einen fo hohen Rabatt
gebe? Seber ©elehrte, jeber, ber al3 Kaufmann SBanferott ge=
macht ^abe, merbe unb fönne ©ud)l)änbler werben, einige glücf=
liehe ©peculationen unb bie übrigen ©uchhänbler, bie mit 2Jcut)e
ben ©udjljanbel gelernt hätten, müßten noch froh fe*n/ wenn ^ncn
ein fotd)er (Shrcnmann (Sonto eröffne unb Srebit gebe.
2lber oon überaß erhoben fid) neue klagen. SSanbenhöd &
Ruprecht in Böttingen fchreiben, 28. 3unt 1822, an g. ©h- 20.
Sögel: SBienbrad gebe bem ©uchbinber 3)elion in cpeiligenftabt
Digitized by Google
— 208 -
25%. Söenn bie Seidiger 93ud)hänbler eine fo arge Schleuberei
felbft in fo weite Entfernung einführen wollten, fo würben alle
auswärtigen Verleger nichts Angelegentlicheres ju ttjun fyabtn, als
ihnen nicht mehr ben gewöhnlichen Rabatt aujugeftehen. — (L SL
fortleben in $ef$ f treibt in einem Eircular (Dfter^effe 1828):
„Xreten wir ernftlich gegen baS ^eillofe SRabattieren an «ßrioate ju=
fammen, bei bem eine §anblung ber anbern rec^t mutwillig ben
ßebenSerwerb oerfür jt" — 3n einem ßircular oom 9. Sttai 1829
fagcn 3- SKütter & Eomp. in Slmfterbam, fie tonnten beweif en,
bafe beutfche |>anblungen bafigen Sßrioatperfonen oon Sortiment
25% gäben. — S. SBolcfe & ©ebr. ^artmann im £aag t Ii eilen
in einem (Eircular oom 1. gebr. 1830 mit, oiele namhafte beutjche
©uchh<"tblungen trieben mit £ottänbem Sßrioatoerfehr unb fyützn
ben bort früher nid)t üblichen Rabatt eingeführt. Manche $ro=
fefforen erhielten 33l/8%. S)ie ©renjnachbarn bereiften 3aljr aus
Safjr ein baS £anb, um ©ejchäfte aufsuchen.
2Bie ^rioatleute über bie SRabattfrage bauten, erhellt aus
Sleu&erungen ber ju SBerathung beS Entwurf« ju Statuten für
ben ßeipjiger herein oon ber Unioerfttät Setpjig beoutirten ^ßro=
fefforen i. 3. 1832. £ofratr) <ßölifc bemertte, wie bei gänzlich cr=
mangetnben SBeftimmungen über ben Rabatt bem Schleubern,
welche« man befonberS burch einen hier unb ba üblich geworbenen
ÄuStaufcf) oon SBerfen ju beförbern miffe, oöllig freier Spielraum
gelaffen werbe. — Domherr Dr. ©ünther ftellte hingegen oor, eS
möchte ba« Schleubem ba, wo, wie beim »uchfmnbel, ein anbrer
$anbel nicht unmittelbar coneurrire, unb fich baffelbe infonberbeit
auf ben BerlagSbuchhcmbel bejehränfe, als fdjäbüch nicht wohl an-
gefehen werben fonnen, wogegen eS oielmehr rathfam erfetjeinc, ben
ganzen Vertrag wegen beS Rabatt« aufgeben, ba folcher mehr
in ber Einbilbung beruhe unb nicht oöllig im Einoerftänbniffe ber
Auswärtigen fein möchte. —
Auch alle fpäteren SRafjnahmen unb Borjchläge gegen £unben=
Rabatt unb Schleubem erwiefen fich <*18 erfolglos. So hatte ber
Söeinheimer herein oon 1837 (eine Bereinigung fübbeutfeher 93uch=
hänbler, bie ihre erfte 3u1ammen^unft in Söeinheim an ber 93ergs
ftrajjc abgehalten hatten) fich untcr Anberm auch bemüht, ein
SRarjmum beS Rabatts feftsuftellen, aber fehr Siele hotten erttärt,
fie fönnten fich barauf nicht einlaffen.
Digitized by Google
- 209
(£ine hanbfcfjriftlich oorf)anbene Betrachtung grbr. grommann'S
über bie brennenbe 3frage fpricf)t fid) fo au$: feit ben 23efreiung3=
friegen ^abe fid) ber Umfafc be8 93uchhanbel8 fo bebeutenb oer=
mehrt, bafe mehr als noch einmal fo ütel 83uchhänb(er fid) nähren,
mit geringerem $ortfjeil beftet)cn fönnten, unb barum tjabt ba8
SRabartgeben fid) faft über ganz $eutfd)lanb oerbreitet, fo bafj bie
Sabenpreife gewiffermafjen ju einem teeren Sßorte geworben feien
unb ber wirflid)e 3krfauf3prei3 faft überaß bao on abweiche. 3)er
Sabenpreiä fei beSfjalb aber nod) nid)t ab juf Raffen, befonberS ba
er bod) immer eine beftimmte Sieget bilbe. SmpfehlenSmerther er=
fdjeine e3, ben Rabatt im Slßgemeinen ju oereinfad)en unb j. $ö.
nur 25% al3 SRegel anzunehmen. (Sin mit bem SRabattwefen
mittelbar jufammenhängenber rocfentltcr)er SRacr)tr)ciI fei bie ju ge=
ringe SBegünftigung beS baaren §anboerfauf3 an mannen Orten.
$)ie lunben, welche SRedmung hätten, fei fie auch noch f° Kein,
erhielten 10, 12% ja 16%% unb blieben trofcbem oft noch 9tto;
nate unb 3at)re lang fdmlbig, wer bagegen baar taufe, erhalte
feinen Rabatt, wenigftenS nicht anberS, als wenn er felbft ba=
rauf bringe.
Unter bem 23. SKooember 1843 fdjloffen 12 Stuttgarter ©or*
timentsfirmen eine ßonoention, nach ber fie fid) oerbinblich machten,
ben uom Verleger feftgefefeten SabeupreiS unabänberlich fefouhalten
unb toeber in Äatalogen, noch fa feigen einen anbern ^ßreig 511
nennen, in ßunbenrechnungen biefen SabenpreiS ftet§ mit anzuführen,
auch fein ®uc§ önberä auszuzeichnen, als zum 2abenpreife. $ßrioat=
funben foltte oon Sftettoartifeln fein, oon Drbinärartifeln t)ö(^ftenS
ein Rabatt oon 10% gegeben werben. SBenn ber Verleger bei
^attiefäufen greiejemplare bewilligte, fo follte ber ©ortimenter
biefe greiejremplare feinen Abnehmern nur bei tlbnahme ber gleiten
3af)l oon (S^emplaren, nicht in anbern ^rogrefftoneu unb nur in
natura genießen laffen. S8üct)er, bie nicht Schulbücher feien unb
bei benen ber Verleger burch geftfefcung oon ^artiepreijen fct)on
bei ganz Heilten ^artieen bie eigentlichen Sabenpreife felbft gleich*
fam aufgehoben h^e, z- 93. bie ©. SBiganb^lemann'fchen Slrtifel,
follten nicht mit geringem SRufcen als 25% 00m Skrfaufäpretfe
bebitirt werben. (Signer 93erlag foüe an ^rioatfunben in eins
jelnen (Sjemplaren unb Partien nicht unter günftigeren $3ebin=
gwtgen oerfauft werben, al3 bie Stuttgarter ©ortimenter eben*
Hr$io f. «efö. b. Seutidjen toaty- I* 14
Digitized by Google
I
- 210 -
falls abgeben tonnten. @ä foHte nic^t geftattet fein, an auswärtige
Abnehmer SReuigfeiten, gortfefcungen, 93efteüungen unb überhaupt
©enbungen franco liefern. 2(n SBürttembergijdje £3ucr)brucfer,
93ud)binber unb Antiquare foHte fein ^ötjerer Rabatt, als 15% tjom
Crbinär unb 10% üom SRctto bewilligt werben, ©egen ßuwiber-
hanbelnbe waren gewiffe 93eftimmungen getroffen.
3m September 1843 Ratten bie 23ud)hänbler fttjeinlanbS unb
BeftphalenS einen #rei3üerein gebilbet, unb in biefem war auf
mehrfeütgen Antrag ber 93efd)lu& gefaxt worben „ben SSerfudj $u
machen, oorab ba8 eigentliche ®runbübel im 33ud)r)anbel ju bt~
fettigen, nämlich ba3 in neuerer ßeit mißbräuchlich aufgefommenc
SRabattgeben an ba3 ^ubltfum". (£3 bebürfe, meinten fie ma)t
mit Unrecht, feiner SluSfüfjrung, ba& e£ aud) im Sntereffe ber Ser-
leger liege, bafj baS folibe ©ortimentSgejchäft feinen (Srebtt majt
in golge ber burd) ba8 Umfidjgreifen be3 ^Rabatts ueranlafcicn
®efährbung oerttere, wie aud) ba« publicum gleicher SBeife habet i
intereffirt fei; benn für biefe« fei e8 ein Sebürfnijj unb eine tri- '
nehmlichfeit, aüer Orten ©ortimentshcmblungen $u befifcen, bie bei
allen Verlegern in gutem ßrebit ftänben, mit ben gangbaren unb
neuen 5lrttfeln ftetS nerfe^en unb jebe anberweirige 23efreßung
prompt auszuführen im ©tanbe mären. 3m Auftrage be3 ÄreiS
oereinS richtete ba^er ber Sorftanb beffetben burd) Gircular »om
1. üftärj 1844 an bie fämmtlid)en S3ucr)hanblungen S)eutfd)lanb^
unb ber ©chmeij nadtfteljenben Entwurf einer „Vereinbarung ber
beutfd)en Sud)hänbler."
§. 1. &uv Sibfteflung be3 im 93uct)t)anbel an oielen Orten
mißbräuchlich aufgefommenen ^genannten SRabattgcben* an bat
s#ublitum, welcher SHifebrauch in feinem gortfd)ritt unb Umfi$-
greifen baä Seftehen foliber Sortimentähanblungen fünftig m
möglich machen bürfte, nercinigen fid) bie Surfen nblungen $eutia>
lanbs unb ber ©djnjeis u. f. w., fotuohl Verlag«: al3 ©ortimentf.-
93ucf)f)anblungen:
üom 1. Sonuor 1845 ab jeneä SRabattgcben gänjlid)
einjuftellen.
(9iur gejcfclich berechtigten SSieberoerfäufern unb Sehrern ßi»
folgen Orten, an meldjen fid) feine 93ud)h<mMung befinbet,
baber für i^re Schüler ben SBücbcrbebarf in mehren (Sfemplaren
fommen laffen, barf unter ber ©ebinaung 10 p(£t. t>om ©ortiment unb
löpSt. oom Berlage mit $lu§fchlte&ung aüer Sreiejemplare gegeben
werben, bafj biefelben biefen ©Ortzeit lebiglich für fich geniepen.)
Digitized by Google
— 211 —
§. 2. Sollten einjelne Bud>f>anblungen, naebbem bie obige
Bereinigung int ungemeinen Beftanb gewonnen, nadi mieberbolter
Stufforberung eä oertoeigem, ftcf) an$ufd)lie&en, fo foflen beren
tarnen per (Sirculär allen biefer Bereinigung Beigetretenen mit=
geseilt roerben, unb fiebere maajen ftdj oerbinblid), bett gegen
Sene befahl offenen gemeinfdjaftlidjen SJcaferegetn nadjsufommen.
§. 3. $iefe gemeinfanten SRafjregeln gegen bie oon ber Ber=
einigung fta) auSfdjliefeenben Bud)f)anblungen foüen in fotgenben
befielen:
a) $ie ber Bereinigung Beitretenben oerpflidjten ftd) ju gänj=
lieber (Sinftellung iebeä BerfeljrS mit ben oon ber Bereinigung
jid) 2lu$fd)tie&enben, ioroofjl bie Berlagäfjanblungen gegen bie
©orttmentafjanblungen, als umgefcf)rt bie Sortimentäljanblungen
gegen bie BerlagSfjanblungen.
b) Sßamentlid) verpflichten fidj bie bem Berein beitretenben teip;
jiger, augSburger, berliner, franf furter, nürnberger, ftuttgarter
unb wiener Herren ßommiffionäre, für bie ber Bereinigung nicfjt
beitretenben ^onblungen feine (Jommifftoneu beforgen ju wollen,
benfelben — felbft gegen BorauSbeäafjtung — feine ©enbungen
machen, oon if)tten bergleta^en a.idi nidit annehmen, überhaupt
ibnen in feiner SBeifc Borfdjub leiften ju wollen.
c) ©ollte irgenb einer ber Herren Sommiffionäre bem Berein ntdjt
beitreten tootlen, fo oerpfliajten fid) bie betreffenben Kommittenten
beffelben, einem folgen it)rc Gommiffionen ju nehmen.
§. 4. @* wirb angenommen, bog ba« gegebene Söort beut;
fdjer Budjljänbler burajfa^nittlia) bie Befolgung be3 gegebenen
Berfpred}en« garantiren werbe, ©obalb bemnarf) mcnigftenS jwei
drittel ber beutfdjen Bucbbänbler it)rc 3uftimmung ju ber Bers
einbarung gegeben fmben, fann angenommen werben, bafc bie Ber=
einbarung im Allgemeinen gemünfdjt worben ift unb allgemeine
©eltung erlangen wirb. S)ie jur Leitung biefer Angelegenheit
erwählte (Xommiffiou wirb aUbann ftet) mit bem Borftanb beä
Börfen;Bereinä benehmen, unb fte jweifett nidjt, bafc berfelbe im
3ntereffe be3 ganzen beutfd)en Budjfjanbeld ben nadjfteljenb be=
fprodjenen SDiafjregeln, fo weit fie if)n betreffen, feine guftimmung
geben wetbe.
§. 5. ftür ben Satt, bafj einzelne §anblungen im Saufe ber
3eit gegen bie Bereinbarung ftd) öerfef)len, foll in folgenber SBeife
gegen biefelbcn üerfafjren werben:
a) diejenige Bud)f)anblung, bie ein foldjeS Bergenen nadjjuweifen
im ©tanbe ift, foH ben übrigen Buaj^anblungen be3 Drteä, an
meinem bie gefehlt f)abenbe wofmt, — ober in großen ©täbten,
wo bie Anjaljl ju grofi, etwa fünfen, unb toenn an jenem Orte
feine anbere 33ud)fjanbtungen fid) befinben, einigen ber benacf)=
barten baoon $enntnifj geben. 2)iefe treten bann jufammen
14*
Digitized by Google
212 -
unb feilen bem Stngefdmlbigten fc^rifttic^ bcn gegen u)n oor=
liegenben aqII mit, auf toelaje äRittheiiung jid) berfelbe f chrift =
lieh ju rechtfertigen ober entfdmlbigen hat. 3n beiben gäflen
wirb bie Sache at« abgemalt betrautet, in fo fern ber ©dmlbige
überhaupt erttärt, bie Vereinbarung fänftig aufregt galten ju
motten, unb nid)t mieberhotter Vergeben fid) fdmlbig mact)t.
b) ©rflärt ber ©dmtbige aber, bafe er ber Vereinbarung nicht
ferner nad)fommen motte, ober macht er ftd) jum ^weiten 3Ral
be« Vergehen« fdmlbig, fo bringen bie betreffenben ©udjfjänbler
ben Soll jur ßenntnifj be« Vorftanbe« be« Vörfen= Verein«.
Xieier toirb nad) feinem ©utbefinben ben ©dmlbigen oorab noct)
einmal roamen unb &u feiner Pflicht jurürfjufü^ren fudjen, ober
feine $tu«fehliefjung ben SJcitgtiebern beffelben per ©irculär be-
fannt machen, mo bann bie im § 3 angegebenen SJcafjregetn
gegen ilm attfeitig eintreten, unb jmar fo, bafj bie $erren
(£ommiffionäre, olme fpecietten Auftrag oon u)ren Kommittenten
abjumarten, beffen tarnen gleich oon ben Äu«lieferung«liften
ftreia^en unb aüe ^ßaquete oon ihm unb an if>n jurüefroeifen.
§ 6. künftig entftefyenbe neue CStabliffement« follen gehalten
fein, ihre Veitritt«; Grrflärung ju biefer Vereinbarung beim Vor=
ftanbe be« Vörfen * Verein« abjugeben; mibrigenfafl« feiner ber=
jenigen, bie biefer Vereinbarung beigetreten finb, fid) in irgenb eine
Verbinbung mit bem neuen (Stabliffcment einlaffen mirb.
§ 7. ©obalb fid) ^erau»geftcat Imt, bafj biefe Vereinbarung
jur Slu«führung fommen toirb, fott benjenigen, bie big balun ettoa
gegen bie Vereinbarung geftimmt fjaben möa^ten, noch ein Xermin
gefteüt werben, bis ju meinem fie if)re Veitritt«erflarung noch
abgeben mögen. — 9tad) Ablauf biefe« Xermin« follen bem Vor=
ftanb be« VörfemVerein« fämmtliche Veitritt«erflärungen oorgelegt
unb berfelbe gleichseitig erfud)t toerben, ba« Sftefultat ber Singe*
legenheü im Vörfenblatt unb jebem ber Vetljeiügten in«befonbere
unter Einführung ber tarnen fdmmtlicher Unterzeichner mitäuu)eitenf
an ba« Ißublifum aber im tarnen ber fämmtliehen Unterzeichner
eine paffenbe Vefanntmachung über ben ©egenftanb ber Verein*
barung in bie gelefcnften Bettungen einrüden ju taffen.
9cod) bor ber Stoffe crfct)ien ein anonyme« glugblatt: „Sin
paar SBorte über bie föabbattfrage", batirt öom 29. 8pril 1844.
$er Verfaffer befprid)t bie üorftehenben Vortlage ganj aner=
tennenb unb fommt befonber« ju bem ©bluffe, baß bie fötrjung be«
Rabatt« auf 25% ba« giel nie erreichen würbe; wer fdjleubern
motte, werbe e« bann aud) nodt) tl)un. dagegen fönne unb müffe
e« Reifert, wenn bie oorgefchlagene Vereinbarung aller 23ud$änbler
jur Verpflichtung feinen Rabatt mehr $u geben energifch burdj=
Digitized by Google
- 213 -
geführt werbe. Sluch bcr irgenbwo gemalte SSorfchlag, bajj $rei$=
unb ßoeaköereine jur flbfdjaffung be« Rabatts fid) büben möchten,
würbe nichts nüfcen; benn oerbänben fid) auch aüe ©uchhanblungen
einer Sßrooinj, fo würbe bann bod) oon au&erhalb gejcfjleubert
roerben. SSBenn Serfafjer ben Auftrag hätte, bie Verpflichtung, bie
jeber bem Vereine SSeitretenbe abzugeben hätte, ju entwerfen, fo
. toürbe er biefelbe etwa fo nornviren:
2)er Unterzeichnete oerpflidjtct fict) hiermit unter SSerpfänbung feine«
©brenworteS als rechtlicher SJcann
1., aU Verleger: in Orten, wo eine jum herein gehörige SBud):
banblung ift, Prüfet feine* 93erlag3 nie an anbre 2Biebert>er=
fäufer abjugeben;
2., als <5ortiment8s$änMer: Weber in feinem SBormort noch nad)
irgenb einem anbern Ort Inn föabbatt an ßunben ju geben, mit
alleiniger 2hiänat)me oon 10% oom Drbinair an berechtigte (wer
aU berechtigt anjufe^en, müfjte nod) feftgefteflt werben) 2Bieber=
oerfäufer, unb mit Shtönatnne öon ftrei^emplaren, oon 10 X 1,
auf Schulbücher an Sebrer.
©r oerpflidjtet fid) ferner jur sofortigen ©infteöung allen unb
jeben Sßcrfet)rö mit ben oon ber SBeretnbaruna, fid) auSjcbliefeenben
©ortiment&^anblungen, üerpflidjtet fid), oon Verlegern, welche ficr)
au3fd)tie6en, feine 9cooa anjunebmen, ir)re SerlagSmerfe nicr)t ans
jujeigen, unb auf it)rc $rtifet feine 93efteflungen fammeln ju laffen,
enbtid) aud), feinen Sommifftonair ju bitten, ber bem herein nicht
beigetreten ift, fo wie mit 3ebem, ber oon bem herein auSge*
jd)Ioffen werben füllte, fofort all unb jebe SBerbinbung einjufteöen.
(Sollte er gegen biefe feine freiwillig unb wof)lbebäd)tig übers
nommene SBcrpfliebtung aud) nur ein einziges SJcat fehlen, fo joü
ber SBorftanb be3 herein* befugt fetm, ihn als einen Sßortbriidjigen
burd) baä Börsenblatt ju proclamiren, unb untenoirft er ftd; alter
anbern oon bem herein bann gegen ihn ju macbenben Schritte.
Db nicht aucc) &er Äunft* unb SJcufifalienhanbel mit in bie
Vereinbarung einjufchlie^en fei, bürfte worjt ju erwägen fein; eä
möchte fonft mancher Shinft* ober HRufifalienhänbler anfangen mit
93üd)ern ju fchleubern. —
3n ber ^eneral^erfammlung be3 S9örfens$Berein3 com 5. 2Kai
1844 berichtete herauf ber SBorfteher (£rharo: ötm *>cm R$ehrif$s
SBeftphdlifchen StreiSsSBereine, wie oon Seiten einer grö&ern Slnjaf)!
oon Üftitgliebern be8 ©örfens Vereins fei neuerbingS bie 5ra9c
über Aufhebung beS ^Rabatts an ba§ publicum in Anregung ge*
bracht unb tf)eil3 birect, theilä inbirect ber ©örfenoorftanb aufs
Digitized by Google
— 214 -
geforbert roorben, fich mit berfelben ju bef duftigen. Slber roeber
bie Vefugmffe, bic bem Vorftanbe, noch bie SRechte, bie bcr ®eneral=
oerfammlung burdj bie Statuten eingeräumt feien, fdnenen jureidjeitb,
um, menn ein Vefdjluf} über biefen Oegenftanb gefaxt werben
moflte, beffen confequente Durchführung ju fidjem. —
Drei 3a^re nachher oeröffentiichte ber Vorftanb beS rheinifd^
meftphälifchen ÄreiSüeretnS toieber einen, für bie üttitglieber beS
VörfenoereinS jur Veratf)ung in ber nädjften Öteneraloerfammlung
als ERanufcript gebrucften (üon (L £f)eijfing in fünfter »erfaßten)
„Vertat über ben bisherigen (Srfolg feiner Veftrebungen jur
Herbeiführung einer allgemeinen Vereinbarung ber beutfdjen
Vuchhänbler ju gänjlicfjer Slbftellung beS mifjbräucrjücfj
aufgefommenen SRabattgebenS an *ßriüat=$unben, oerbmu
ben mit bem Antrage auf Slnorbnung eine« jur Verooflftänbigung
ber Crganifation beS beutfchen VuchhcmbelS noch mangetnben, aus
bem ©dpofje beS Vörfenoerein«, be8 fübbeutfd)en Vuchhänbler=
oereinS unb ber beftehenben Sfrei3= unb größeren fiocal; Vereine
ju errid)tenben „ßentraI-^uSfd}ujfe8 jur SRegulirung ber
HanbeUoerhältnif fe ber Vuchhänbler unter fid)." 9cad)ft
fämmtlia^en SKitgliebern beS r^einifc^ =rocftpr)älifcr)cn ßreiSöereinS
hätten an 200 girmen aus bem übrigen Deutfdjlanb ihre Verett=
nrifligfeit jur Annahme ber Vereinbarung ju erfennen gegeben.
3m 3uni 1844 fei eine $lnjar)t fübbeutfd)er VuchhanMungen in
Stuttgart juf ammengetreten unb habe als Hauptaufgabe bie be=
finitioe, gänjlid)e Slbfdmffung beS iRabattö unb bie föeconfolibirung
beS *ßrincip3 ber feficn ßabenpreife in feinem ganjen Umfange an=
erfannt. ©eitbem ha&c oer fübbeutfd)e VuchhänMer^Verein in
feiner ÖJenerakVerfammfang Dom 15. 3uni 1846 bie beftimmte
3lbfitt)t, ben mißbräuchlich aufgefommenen SRabatt an Sßriüatfunben
gänjlicr) abfchaffen ju motten, auSgefprochen. Den öfterreichif^en
93ud)hanblungen fei baS Sftabattgeben an ^ßrioatfunben meift noch
fremb. Dem thüringer ßreisoerein feien offenbar bie Hänbe noch
gebunben, fo lange berfelbe gegen fieipjig nicht ficher gefteflt fei
Die Deputation beS Vereins ber Vuchhänbler gu ßeipjig r>abc
ihren fräftigen Veiftanb jugefichert. Der Verein ber Vuchhänbler
ju Verlin (ein folcher beftanb bamalS überhaupt nicht) fyabt nwh
nicht geantwortet. — Snbem nun bie im 3. 1844 üorgejchtagene
(hier nochmals etmaS abgeänbert abgebrucfte) Vereinbarung mieber=
Digitized by Google
- 215 —
§olt empfohlen wirb, fügt ber ©eridjt fn'nju, bafj nur in bcr &n=
orbnung eine« ,,(Sentral=$luäjd}uffe3" ba8 gceignctftc unb ficfyerfte
üttittel jur ©rreicfjung beS öorgcftcrftcn Sieles ju erretten fei.
(58 möge baf)er bcr nädrften ©eneral^erfantmlung bcS 93örfen=
tjeretn« gefallen
a) bic Mnorbnung be8 ermähnten (£entra(:2lu8fcf)uffe3 gutjufyeifcen
unb etwa fed)3 SRitgliebcr be3 ©örfenbcretnä ju bemfelben auf
bie S)auer bon oorläufig brei Sauren ju ernennen, melaje unter
ftd) (Stnen $u tüdhfcn haben, ber als einftfoeiliger SSorfte^er
ben Sentral^u^idjufe $ur 3ubilate;3Reffe 1848 nadj Seidig
einjuberufen unb $u eröffnen b,at;
b) au befo)lie§en, ba| burd) ben 93örfenDerein3:93orftanb bei ben
befteb,enben großem Vereinen, namentlidj:
bei bem fübbeutfdjen 93ud)f)änbler:93erein,
bem thüringer ÄreiSberein,
bem rb^inifdj:meftpb,älifd)en ÄreiSberein,
bem herein ber SBudjfjänMer ju Scipjig,
bem herein ber 93ud$anbler $u SBien,
bem S3ercin ber 83ud)I)änbler ju ©erlin
jeitig ber Antrag gefteflt werbe, ba§ jeber berfetben in feiner
nädjftcn ©eneralsSBerfamraluug gleidjfaUS einige feiner 9Jlitglie;
ber (ctma brei) jur ©Übung genannten Sentral:9lu3fd)uffe3 auf
brei 3ab,re ernennen möge;
c) bem alfo äufammengefefcten ©entral^IuSfdjufj e3 atiein über;
Iaffen ju motten, feinen ©orfi&enben ju mälzen, feine ©efdjäftS:
orbnung ju entwerfen, befonbere SluSfdjüffe at^uorbnen, unb
benfelben für competent anjuerfennen, ben borgelegten „Snttourf
einer aflgemeinen Vereinbarung jur Slbfdjaffung beä :Kabatt$"
ju prüfen, refp. naa) beftem (Srmeffen abjuänbern ober ju ber=
bollftänbigen unb namenttia) bie ©trafbeftimmungen beS (&nU
murfs nö^er 5U entmicfeln unb ju beftimmen, überhaupt aber
Slfleä Söcitere anjuorbnen unb auszuführen, toai U)tit jur 9tc=
gultrung biefer Angelegenheit für angemeffen erfdjciut;
d) bem (£cntral:2lu3fd)ufe bic üBcfugnife (jeboa^ niajt 93erpfliü)tung)
beijulegen, auf etmaige fernere Einträge jur föegulirung ber
3$erb,ältniffe unter ben ©efdjäftSgenoffen einjugefjen unb bie=
felben bei allen *8u<f>t)änblern gleichfalls |U fajrtf tltdjer Stb=
frimmung $u bringen, menn fie iljm in Solge ©efäjluffeS ber
®eneraU5Öerfammlung beä ©örfenoereinS ober eine« bcr obigen
ober fünftig entfte^enben treiSbercine buraj ben ©orftanb be§
©örfenbereinS übergeben merben.
e) ben <Jeutral--$lu3frf)ufj ju autorifiren, bie geringen Soften für
35rucffad)en, ©opialien, ^Sorto u. bgl. mäljrenb ber erften brei
3a^rc fid) au* ber Gaffe be$ ©örfenbereinS erftatten ju laffen.
Digitized by Google
- 216 -
Sit ber ©eneral=iBerfammlung beS 23örfenoereinS am 5. üftai
1847 fam ber oorfteljenbe Antrag $ur 23eratl)ung (S3cric^terftatter
S. Xfjeiffing). 9lad) längerer Debatte gelangte ber Antrag bcS
SBorftefjcrS grbr. grommann jur &nnaf)me, einen SluSfdjujj ju er?
nennen, ber firf) mit ber Sadje bef äffen folltc. SBor Sltlem foüte
anf weitere SBilbung oon äreiSoereinen l)tngemirrt werben, beren
Gentralpunft ber 93örfenocrein fei.
Diefer ShiSfdmfe beftanb aus griebr. 93ecf in SBien, g. 2*olcf=
mar in Seipjig, $aul 9ßeff in Stuttgart, 2eon Saunier in (Stettin,
%x. 3- grommann in 3ena, 3ul. Springer in SBerlin, #arl Weimer
in Seipjig, 3. SB. Deiters in fünfter unb (Sari $utf)arbt in
93reSlau. Tic von ümeu eingejanbten ©utadjten geben ein red)t
beutlicr)ed SBilb ber flftatfjloftgfeit, mit ber man bcr grage 9c9ens
überftanb. $)ie Slnfid)ten meinen fo fct)r oon einanber ab, bafj ber
93erid)terftatter Weimer nicf)t im Staube mar, fie in einanber
ju arbeiten, fonbern fidj barauf befdjränfen mufete, bie »ergebenen
©utad)ten hinter einanber abbruefen ju laffen6). SMefe SJioergertj
nötigt aud) mid), in aller Äürje baS SRefultat ber einzelnen 93c=
tratf)tungen anzuführen; um fo metyr, meil einige ©utadjten nod?
anbre fünfte mit tjereinjie^en.
$>aS §auptübel beS S3uct)r)QnbeIfiJ ftamme aus ber jeit Sauren
immer mef)r überfyanbnefymenben Trennung beS Verlags oom
SortimentSgefd)äfte; ber burdj baS ©lücf begünftigte Serleger oer^
geffe leiber fo oft, maS if)tn als Sortimenter wünfdjenSwertf), ja
ju feiner ©rjftenj nötf)ig gemefen. (grbr. Secf.) — $)urd) Ueber=
probuetion ber Sßerteger höre ber ganje Segriff ber ^abenpreife
auf, unjäfjlige ©üdjer feien ju einer fdjwanfenben SGöaare geworben,
bie je nad> Umftänben teurer ober billiger erworben, folglich audj
nad) gleid)em SRafjftabe wieber oerfauft würben. (Sine 2kr=
einigung ber SortimentSfjanblungen, ju gleichen greifen ju oer=
taufen, fei bafjer nict)t mof)l ausführbar. 25er SBudjfyanbel ftefje in
einer UebergangSpertobe, wo er feinen eignen Organismus nidjt
flar oerftefje; folglidj fei unter ben oielen oorgefdjlagenen §eil=
mittein fein paffenbeS ju entbeefen. S)ie SBudjfjänbler motten
allgemein eine flare Slnfd)auung über bie neue SRidjtung ju ge=
Winnen futffen, welche fid) trofe alles SträubenS S3af)n brechen
wolle. 2Ran möge bie Stellung beS Gilten jum fteuen ergrünben
unb ob eine gortbilbung benfbar fei, bie nidjt 23eibeS in ü)r
Digitized by Google
- 217 -
SBereid) biety. 2Benn aber bic Soncurrenj eine §auptquetle ber
Uebel fei unb ber fünftigen Uebel fein werbe, fo gebe eS feinen
anbern föatf), als bafj ber 3^^a«9 tor<jf) neue £et)rlinge tnögtic^ft
üerlunbert werbe, (grbr. SBoldmar.) — (SS bürfte letzter fein,
bie SRabattgeber ju befetjren, als bie Rabatten! p fang er. $)aS
einzige üKittet wären wof)l ßreisoereine, Sßurificationen, $)i8ciplinar=
mafjregetn. Um ben Rabatt auf feine urfprünglktje ©ebeutung
jurücfjufü^ren würbe auSgej proben werben fönnen (muffen?), bafj
bei wirfüd)en 93aarjaf)lungen in 3ufanft com 99ud)f)anbel berfelbe
©conto bewilligt werben würbe, ber im faufmännifdjen S8erfef)r
ber oerfdnebenen (Segenben üblid) fei. (Ißaul 9ceff.) — $)ic oor=
gefd)lagene föabattabfdjaffung fei, in it)tcr praftifdjen Ausführung
auf ben ©efammt-$Bud$anbel &eutfcf}lanbS auSgebehnt, ganj un=
möglich- $er SBerlagShanbel würbe baburd) am Steiften oerlieren
unb beShalb nicht ju gewinnen fein. $>er Unfug ber Sftabattirer
würbe mit einem ©djlage oernid)tet werben, wenn man bie fo=
genannten fiabenpreife abjdjaffen wollte, bie in 2ötrflid)feit längft
ju errftiren aufgehört Ratten. (2. ©aunter.) — $)aS ©innige fei:
©Übung oon ÄreiSoereinen, bie fo umfangreich fein müfjten, bafj
locale unb perfönlidje Slnimofitäten barin nic^t überwiegen fönnten,
unb Hein genug, um wenig Skrfdjiebenfjeiten in S3ejug auf Rabatt-
unb ®elbüerr)ältniffe in fidj ju jd)liefjen. 2BaS ber »örfenoerero
al« folcher tfmn fönne? @r fönnte unb füllte erflären, bafj eS
notfjwenbig fei, überall ÄreiSoereine ju bilben jur Wahrnehmung
ber Sntereffen beS ©uchhaubels, namentlich beS ©ortimentshonbels
unb perfönlidjer Annäherung unter ben (£otlegen, unb bafj er
bereit fei, ju (Errichtung eines ©chleuberergeridjts bie §anb ju
bieten, (gr. 3. grommann.) — $)er Rabatt fei ein s$robuct ber
Soncunenj unb nur infofern ein Uebel im 93udjf)anbet, als er ein
SBerfaufen ju wohlfeilen greifen fei; biefem SBerfaufe entgegen $u
Wirfen, oermöge nur bie Koalition in engeren Greifen, batjin
get)enb, ben ©d)leubernben burd) noch wohlfeileres ©erlaufen ju
ruiniren, nid)t aber burd) @ntjiet)ung ber Rechnung biejenigen ju
befämpfen, welche jenen Söerfauf ju wohlfeilen greifen übten, ba
bieS ju nid)tS 23efferem führen fönne; als Sermittler jwijdjen
ben einzelnen $u biefem unb anbern ßweden fid) bilbenben £reiS=
unb £ocal=93ereinen fei ein ,,(Sentral=$luSfchufj" $u grünben. (3ful.
©pringer.) — 2)aS $auptübel fei bie (ioneutrenj ber ©ortimenter,
Digitized by Google
— 218 -
t)or Willem baS IdtfContmeti oteler fleiner, nid)t genügenb funbirtcr
©orrimentsfjanblungen. öS märe wünfchenStoertf), bajj bic feftcn
(Sefchäfte mehr ©itte würben unb bafj baburd) in ben größeren
unb ben befonberS oortheilljaft gelegenen «einen ©tobten eine ge=
ringere Slnjafjl eigentlicher ©ortimentSbuchhänbler jur @£iften&
tarne, wela> bann wieber bie Heineren §anblungen in ihrem Äreife
ju oerforgen gärten. S5ie Heineren §anblungen würben baburd)
an ^mnblungSfoften bebeutenb fparen unb ben größeren Sortimente
hänbtern mürbe e« oietleicht burd) ßufammentjalten gelingen, ben
^Rabatt an Äunben p oerringern ober gänjlich abjufdjaffen. 35ie
Xfjätigfeit beS SBörfenoereinS fihtnte wof)l erft bann eintreten, wenn
baS t)ier ©ewünfehte jur Ncgel geworben märe unb cS fich nur
noa^ barum ^anbelte, bie allgemeine SJctfebiHtgung ftörenber 9luS=
nahmen aussprechen. ($arl Weimer.) — SlfleS SSirfen fei als
nu^= unb fruchtlos ju erachten, fo lange ber Söudjhanbel, fpeciell
ber ©örfenoerein fic^ fctbft bie Äraft nehme, feinem SBirfen ®el*
tung ju uerf Raffen. (3. SB. Deiters.) — (£oncurren$ in allen
2t)eilen beS ©efchäftS trage ihren ber ©d)ulb. Notfjwenbig
fei: SRürffehr ju bem ootlen ^Rabatt oon ys; &afü* Aufhebung ber
Sßartiepreife; SßreiSberabfefcungen frütjcftenS nid)t oor jwei oollen
Sauren nach ber erften SSerfenbung; oereinte 9ln$eigen unb ttata*
löge barüber in beftimmten 3mifd)enräumen. QJrunbbebingung:
bafc bie 23erlagShänbler oereinigt bie einmal angenommenen ©nmb=
fäfce aufregt erhielten unb nicht bloS biefelben anertennten, in io
lange jeber (Jinjelne eS für fid) oortheilhaft glaube, (Sari 9iut*
harbt.)
£ie ©eneral=3$erfammlung beS SBörfenoereinS oom 21. SKai
1848 mar nur jd)wad) bejud)t. $aS Gutachten beS SluSfchufjeS,
baf$ burd) allgemeine groangSma®eln, toie fie ber SRtjeinifch1
Söeftpf)älifdie £rei$; herein oorgef ablagen, bie $bfd)affung beS
Rabatts nid)t p erzielen fei, mürbe ohne Debatte angenommen —
ein föejultat, baS bei ber gemaltigen politifchen Srregung jenes
grüt)jaf)r3 faum anberS ausfallen tonnte. —
lieber bie SerfeljrSmittel feien hier oereinjelte Nottjen bet=
gebraut, bie immerhin weitere ©djlüffe geftatten fomohl in SBepg
auf bie $öf)e ber grasten, als auf bie Sieferjeit für (Süter. 3u
einem Schreiben ber Nürnberger §anblungen an bie Seipjiger
Sommiffionäre oom 8. £ecember 1831 finbet fid) bic Nötig, bafe
Digitized by Google
- 219 -
bamate Söürtjerfenbungen, bic 2Kittwortj3 früi) üon Seidig ah
gingen, am Freitag bcr närtjften Söortje in Dürnberg eintrafen. —
3m Sanuar 1834 oerfanbte ba« §anblung*f)au3 93öf)m k 9ttard)anb
in Offenbart) ein (Sircular, bemjufolge fie fid) burrt) ben mit &n=
fang beS 3al)re8 ins ßeben getretenen ßofloerbanb oeranlajjt ge=
funben Ratten, bie @ilfuf)ren, bie fie feit 1829 jnrijdjen Offenbad)
unb Naumburg unterhalten Ratten, nun jwifrtjen Offenbar unb
Seipjig getyen ju laffen. $tefelben gingen jeben greitag 9lbenb3
Don Offenbar ab unb trafen am folgenben Sfrcitag frülj in Seidig
ein, gingen am nämlidjen Sage üon ba wieber ab unb famen am
folgenben greitage in Offenbart) wieber an. $ie für weiter, als
£eip$ig, beftimmten ©iiter mürben am Sage nadj iljrer Snfunft
weiter beförbert; bie nart) 23erlin beftimmten, greitagä in £eipjig
eintreffenben ©üter mürben fogleirt) umgelaben unb am folgenben
Montage in 93erlin abgeliefert, fo bafj ©erliner ®üter regelmäßig
in 10 Sagen anfamen. Start) ©afel lieferten fie oon SBerlin in
15, oon Seipjig in 12 Xagen. SBon Seipjig fteHten firt) biefe
per (Sentner im iHefertage:
2 4 fl. ftufje:
■ • • fl- 3%
7
... n 4' U
9
„ ©iefeeit
4" -
?
4;i
13
14
14
16-18
11 — 12
7\.
12-13
... „ 4%.
10
5%.
14—15
... „ 5%
14—16
2öaS ba« föedjnungswefen betrifft, fo Imtte fid) aunädjft
bie föertmung nart) ftalenberjaljren nort) mrt)t allgemein einge*
bürgert. SRandje fteDten nort) alle« bis jur Oftermeffe ©erfanbte
in alte Stedjnung. dagegen fdjlug ®g. grbr. §etjer in (tieften
(Sircular oom 31. Sanuar 1821) fogar oor, alle SReuigfeüen einer
§erbftmeffe jeber foliben £anblung fogleid) auf neue töedjnung
jujufenben. ßur Regelung beä föedjnungSwefenS überhaupt wur*
ben t>erfd)iebeue SSereinbarungen getroffen, oon beren ©pecialifirung
Digitized by Google
- 220 -
jebod) l)ier um fo etjer abgefel)en merben fann, roeil faft alle
biefe geftftellungen fid) nact) unb nad) als allgemein angenommene
Ufancen eingebürgert fjaben. 9iur bie Uebereinfunft mödjte idj
ermähnen, roeldje im $)eccmber 1834 jeljn Stuttgarter ©erlagt
fjanblungen trafen unb melcrje — ein Vorläufer ber Verleger*
Dereine — folgenbe gegenfeitige Serpflidjtungen enthielt:
1., je unmittelbar nad) bem für 2lbfd)lufi unb 3<*ljfang feft=
gefegten 3eitpunfte SScrjeidmiffe aller $anblungen einanber mii--
jutljeüen, welche it)re SBerbinblidtfeiten niajt erfüllt fyaben,
2., njcnn eine #anblung gegen eine ber Unterjetdmeten ifjre
SSerbinblidtfeiten ot)ne preiajenben ©runb niajt erfüllen foHte,
juerft gemeinfajaftlid) biefetbe ju beren Erfüllung binnen r-icr
2Bod)en aufjuforbern, unb
3., fall» biefe Hufforberung innerhalb tner SBod^en oljne
SBirfung bleiben foflte, bann fämmtlid) bie SRedjuung mit ber
faumigen #anblung unberjüglid) aufjufjebcn, unb nad) ©eftnben
ber Umftänbe biefen ©abritt jur 9ha?aä)tung für Wnbere befannt
ju maa>n. —
©iSponenben mürben nietjt immer bereitwillig geftattet,
befonberS aud}, meil bie Unfitte ber fingirten $>i8ponenben öfter
oorgefommen ju fein ferjetnt. SBenn ©g. Weimer in ©erlin burdj
(Sircular oom gebruar 1820 erflären muffte, burcr) ba3 eingeriffene
S)iSpofition3ftetlen mürben bie S3üct)er jmet, brei, uier unb metjr
3at)re oon einer Ütedmung jur anbern übertragen, fo mar er im
Sanuar 1823 fdjon mieber ju ber ©rflärung genötigt, bafe 2)iS=
ponenben oon älteren unb »erlangten dritteln für bie golge burcr>
aus nierjt geftattet feien. —
3u ber Oftermef$=$lbred)nung in Seipjig pflegte man fid) ber
bei 3mm. SföüHer erfdjienenen nadj ben girmen alpfjabetifcr) ge=
orbneten unb mit Angabe ber ßommiffionäre bei ben einzelnen
girmen oerfer)enen ober getriebener 3a^un9^^ffcn iu be=
bienen, benen man ben 93etrag ber ju leiftenben 3<*f)lung beifcf)rieb.
Sriebricr) SBoltfmar öerfanbte mit ©ircular oom 10. gebr. 1833
eine neue %xi oon 8a^lung8liften, beren |wuptoort^eil mar, baß
bei jebem ber alpljabetifd) georbneten (Sommiffionäre färnrntlicrje
Kommittenten jufammengeftellt maren, unb bie fiel) balb allge^
meiner einbürgerten. Sine meitere Sereinfadjung ber Slbredjmmg
regte bie girma @. g. ©teinader burd) ein Sircular oom 1. Sanuar
1845 an. «Steinader bittet, in 3^^* bit GHnfenbung einer
Digitized by Google
- 221 -
quittirten gahlungSlifte ju Oermten (bis baf)in würbe boppelt,
für einfach gütig, quittirt), ba tiefe boppelten Ouittungen bie
Arbeit außerorbentlich erfchwerten unb bie Auszahlung wenigftenS
um brei big oier Xage hinauSfchöben, auch ohnehin leinen prafti=
fct)en 9hi$en gärten. ©ewünfchtenfaHS würbe er bie Sifte nach
erfolgter Auszahlung mit {einer alleinigen Quittung einfenben.
3)iejer Sßorfchlag war oon grbr. grommann unterftüjjt: fdwn
ber alte Kummer t)abe biefe unnüfce Söeitläuftgfeit üor 3ahren
richtig gewürbigt unb niemals mitgemacht. —
Ueber ben ÜWegbefuct) äußert firf) griebr. Gerthes in einem
ßircular oom gebruar 1824. S)er S3ud)hanbel habe fich oer=
beffert, regelmäßiger werbe gejagt, faufmännifcher abgeregnet,
orbentlicfjer ejpebirt. £er ©efammtdjarafter in ben früheren $>e=
cennien fei — s3iot)f)eit gewefen. $er Sfteßbefuch fyabe fich Oers
änbert unb »erringert. SBenn er bennoch für Söefucf) ber üfteffen
eintrete (baS erftemat, baß er es wage, buref) Aeußerungen über
baS ungemeine ber bud^änblerifd)en Angelegenheiten beffljmerltch
ju fallen), fo fei bie«, weil er in biejen 3ufammcn^nften Qtotdt
erfenne, Abfielen finbc, worauf itjm ba« ©anje ber Drganifation
beS beutfe^en SBuchhanbelS ju ruhen flehte. 2)ie innere ®(ie=
berung beffelben oerfette fidj am ©tapelorte ßeipjig unb beftehe
in ©efchäftsbefreunbung, in medjfelfeitigem Qutrauen — in freunb*
lieber £anbreicfnntg — in billigem Nachgeben — in ©rfennen
beffen, was @iner oon bem Anbem ju erwarten habe an @inficf)t,
Xljätigfeit, fieserer fHed^tlic^feit — in AuStaufch oon ©ebanfen,
SJceinungen, planen :c. — in Erfahren ber befonbern ßage beS
Anbern in feiner Sßromnj, ju feinem publicum ic. Alles bieS
fönne nur burch perfönlict)c ßufammenfunft, burd) freunbfct)aft=
lidjeS Sßieberfehen alter unb neuer öefannten erlangt unb be=
wirft werben. —
933aS baS SommiffionSgefchäft betrifft, fo blieb bie Stellung
oon Seipjig als Sentralpunft nicht immer ofjne Anfechtung.
3n Sflx. 39 unb 40 beS Jahrgangs 1828 oon Krieger'«
„Wochenblatt für ©uchhänbler" ic., $)ecember, finbet fich ein furjer
Auffafc mit ber Ueberfchrift: ,,$urcf) welche ÜRaßregeln fann ber
gänzliche $uin beS beutfehen SöuchhanbelS oerhinbert unb berjelbe
wieber ju ©h«n gebracht werben4?" $)te Antwort gipfelt in ber
Behauptung, baß ßeipjig aufhören müffe, alleiniger (Sentralpunft
Digitized by Google
- 222 -
beS gefammten SBuchhanbelS ju fein; eS müßten wenigftenS brei
©ammelpläfce gebilbet werben: ßeipjig, Serlin unb Dürnberg
(ober granffurt). «n Verlin möchten fid) ©chlefien, Hamburg,
2Jcagbeburg, Sübecf unb alle öftltchen GJegenben, an Dürnberg ober
granffurt ©üb= unb SGBeftbeutfchlanb anstießen. Seber beutjdje
©u^änblcr f abließe fid) an einen biefer *piäfce an, (äffe nur an
einem Orte ausliefern unb neunte nur an biefem einen Drte bie
SRemittenben franco an. dagegen würbe jebe namhafte ©orti=
mentshanblung an aßen brei Orten ©ommiffionäre ^aben müffen.
$5ann Ejatte ungefähr ju gleicher fttit unter ben Xpringi^en
Vudjhanblungen ein Sßorfc^lag circulirt, burd) welchen alle beulen
Vuchhänbler eingraben worben waren, baS GommiffionSwefen um=
jugeftalten unb an Stelle beS SommiffionärS eine allgemeine
eommiffionS^lnftalt (in Arfurt?) ju begrünben. 3d) ^abe feine
nähere 9cachrid)t über biefen Vorfdjlag auffinben fönnen; nach
einer 9cotis oon % &. Kummer mar berfelbe nict)t oon einer
X^üringijdjen Vud)f)anblung, fonbern oon bem Vudjbinber 21.
gemalt warben, ber fd)on mehrere ^rojecte erfunben unb nicfjt
ausgeführt hätte.
(Sin weiterer Vorfd)lag trat unter bem 5)atum „(September
1831" als „(Sinlabung an alle beutfehen Vud)hanblungen. 3ur
aufmerffamften Prüfung empfohlen" ans £id)t. (Urheber beffelben
mar ßotjann griebrid)?] greif), üon Sotta. Vei Vorbereitung
ber Veratfjung beS @tatuten=@ntwurfs beS ßeipjiger Vereins burd)
auswärtige Vuchhänbler fd)reibt bie fianbeSbirection an bie 3mmebiat=
Sommiffion in Seipjig, Bresben, 25. Äpril 1832: „Ob es jmeef-
mäßig feon möchte, namentlich aud) bem Vuchhänbler ßotta, oon
welchem bekanntlich bie Vrodnlre über bie Verlegung ber ßeipjiger
Vud)f)änblermeffe ausgegangen ift, oon obigen Vorfragen 9Jcit=
ü)eüung ju machen, bleibt @w. $ochwof)lgeboren (Srmeffen anheüm
geftellt") Um ben Vudjhanbel wieber ertragsfähiger ju machen,
fei eine Verminberung ber fiaften erforberlidj. 2>a ließe fid) an
ben SommiffionSgebühren, an (gmballage ic. feljr üiel fparen burd)
Errichtung einer allgemeinen (SommiffionSanftalt auf gemeinfehaffc
liehe Soften. S)iefe fönnte alle ®ejd)äfte beS ©ommifftonärS un-
enblich billiger unb pünftlicher oolljiehen. (SS würbe genügen:
ein birigirenber ©efchäftSführer, 5—6 Gehilfen, 8—10 STcarfthelfer.
Sßährenb ber ©efammtbuchhanbel jährlich minbeftenS 100,000 Xhaler
Digitized by Google
- 223 -
an bie Seidiger Gommiffionäre ju jaulen f)abt, würbe biefe (Sin=
rid)tung aufcer bem 9KiethäinS jährlich etwa 4800-5500 Xfjater
erforbem. SDie ©elbftfoften für Emballage ic. würben jä^rHc^
auf bie £f)eünel)mer oertheüt. Vielleicht würbe bie 23el)örbe in
fieipjtg bie ©rlaubnifj ju Errichtung einer folgen Anftalt öer^
weigern; bann möge man fich an einen anbern Drt wenben unb
ba§ wäre üielleidjt ohnehin baS 53efte. Sollte an einem folgen
Orte ein jnr Unterbringung beS SBerlagSlagerS geeignetes §au3
nicht oort)anben fein, fo baue man ein foldjeS; in einem ©ommer
fönne bie« gefdjehen. 3)er SranSoortoerfehr werbe fid) fd)on fin=
ben, aud) bie nötigen Sapitalien jur Errichtung oon S3anff)äufem
würben fcfjon juftrömen. SBenn nur ein fünftel ber beutfdjen
SBudjhanblungen juftimmte, fönnte ber <ßlan ausgeführt werben.
— $Bon weiterer Ausführung biefeS ^rojectS unb ber baran ge-
fügten 93orfrf)läge wegen Abänberung ber Abrechnung jefje id) ab
unb bemerfe nur noch, °°6 oag beajeitenbe (Sircular bie Sitte
enthält, oon biefem ^ßlane nidjt eher eine ßunbe nach Seidig ge=
langen ju laffen, als bis bie föefultate befannt gemacht wären,
fowte fid) barüber, unb jwar an bie 3. (Sotta'fche 93uchfwnb=
lung, ju ertlären, bafj (ber bamalS noch beftehenben ßoügrense
©adjfenS wegen) Unterzeichner Vichts bagegen einjuwenben fyabt,
biefe Anftalt in einer ©tabt beS ^reu6ifch^aierifd)-2öürtembergi=
fchen unb §effifd)en äolloerbanbeS begrünbet ju fet)en.
Allgemeiner Anerkennung wenigftenS erfreute fich oa^ ^roject
nicht. Ein Sircular oon 3. ®. §erolb jun. in Hamburg (16. üttärj
1832) tritt fehr geharnifcht bagegen auf unb finbet, bafj in ber
SRealifirung beffelben ber SRuin beS foliben ©ortimentSbuchhanbelS
liege. —
Auch in ocr SÖerathung ber ©eputirten ber Unioerfität über
ben £eipjiger ©tatuten=Entwurf (1832; fam bie Siebe auf baS
Seidiger EommiffionSmefen. ©ofratf) $ßöli| (bem wohl ber
Gotta'fche $lan ju Oefuht gefommen fein unb ber alles barin Auf=
geftettte auf $reu unb ©tauben als pofitioe SQ3a^rr)eit angenommen,
auch Manches nicht richtig aufgefaßt haben mochte) äußerte, es
bürfte nicht unjmetfmäfjig fein, rüdfichtlid) beS SommiffionS?93uchs
hanbelS 93eftimmungen aufzunehmen, welche bie bisherigen 9ftifj=
bräune abjufteßen geeignet wären. 2)iefe beftänben wef entlich
barin, bafj feiten ber Seidiger ©uchhcmblungen ein ju f)oty$
Digitized by Google
— 224 -
(Sentnergelb — oft oon 30 Xfjalern — verlangt werbe, wie biefe
fid) aud) nicf)t fetten mehrere Seute auf Unfoften ber auswärtigen
©ud)f)änbler gelten.
(Sin ©djaben im (Sommiffionämefen wirb in einem oon
g. 3. grommann entworfenen ©^reiben an bie 2)eputirten be$
Vereins ber 93ud)f)änbler ju Seipjig 00m 16. 2Jcär$ 1838 gerügt
SBenn ein ©ortimenter, ber bie brutto =(Stnnaf)me aus feinem
©orttmentSgefc^äfte in ©erlag gefteeft fjabe, nun nid)t mein*
jaulen fönne unb ü)m bie SRedjnung gefperrt werbe, fo crebirire
ifnn fein ©ommifftonär unb fortire ifyn. ©on Eejterem enblicr)
gebrängt, fteUe er nun bem (Sommiffionär fein 2eip$iger 93ertag$=
iager jur Verfügung unb biefer neunte baffelbe in ©equefrrarion
unb tiefere alles oom Serlage be3 Kommittenten Verlangte für
feine eigne 8ted)nung gegen baar aus. ©0 beefe er feine gor=
berung, crebirire oielleid)t auf 8 Neue, unb alle anbern ©läubiger
erhielten Üftic^tS. 2)a3 fei unbillig unb ba& fieipjiger GJremium
follte bod) ein ©tatut macfjen, burd) weld)e3 ben dommiffionären
bie ©equeftration ber ©erlagälager ifjrer Kommittenten unbebingt
unterfagt würbe. —
SDer betrieb be£ (5ommijfion3gefd)äft3 oerlief nicr)t immer
ganj glatt. ©0 oerlangte 1831 bie baöerifdje Regierung für bie
nad) öaöern eingef)enben ©üdjerfenbungen ber bamalS fjerrfd)enben
Spolera wegen ®efunbf)eitSpäffe, für beren Aufteilung ber Seipjiger
©tabtratlj ben $md#anbtungen „eine berbe Kontribution aufer=
legte"7). — $)ie Nürnberger SÖudjfjanbtungen fdjreiben, 8. $ecember
1831, an bie ßeipjiger Kommifftonäre, bie ©üdjerjenbtmgen follten
über ©attenborf fahren, nicfjt über 93ud) unb gorft; ba fid) bort
bie ©üter oon ©adjfen, wo feine ®ranft)eit fei, unb oon §am=
bürg :c, wo bie Spolera f)errfd)e, fammelten, fo müßten alle bort
anfommenben ©allen (ba Söüdjer für giftfangenb erflärt feien)
fid) ber Gontumuj oon 10 Xagen unb ber SRäudjerong ber (Snu
ballage unterwerfen; aufeerbem nähmen bie guljrleute wegen ber
Kontumaj einen gradjtjufdjtag oon 1 fl. bis 1 % —
(Sine brof)enbe SBolfe jog fid) über bem Seidiger ßommiffton^
gefdjäfte im Starre 1834 jufammen. $)a3 tgl. fäd)f. ÜRinifterium
bes Snnern fdjrieb unter bem 8. Slprit an ben $of= unb 3ufti$=
ratf) oon £angenn:
„StuS ben forgfältig $u fecrettrenben $rotocoflabfd)riften, weld»e
Digitized by Google
225 -
bie bura) 99unbeSbeicf)lu& Dom 20. gmti 1833 niebergefefetc 93unbe*=
<icntral-93et)ürbc aitlicr mitgeteilt bat, erficht ber SRegierungSconu
miliar ju Seidig, bafi mehrere jum X^eU namentlich angegebene
baftge Vuäjfyanblungen ber Stjcitnaljme an bem Vertriebe reoolu;
tionärer ©Triften, befonberS aud) nadj ben St öfterreicfyifdjen
Staaten, befcfyulbigt Werben."
$>ie ©taatSregierung !önne nidjt umfytn, (Erörterungen hierüber
anjuftellen unb fote^e Verfügungen ju treffen, welche, infonberfjett
auefj gegen ben beutföen 33unb, als genüaenbe Garantien gegen
jebe gortje&ung jene« Vertriebes geltenb gemacht werben fönnten,
fowte nad) Vefinben einzelne ftrafbar befunbene ©ud^änbter jur
Unterfudmng würben gebogen werben müffen.
„25aS Httinifterium beS 3nnem fjat jebodj ju wünfdjen, bajj Ijiers
bei, \o otet nur immer möglich unb mit ben $flicf)tcn ber 9Re=
gierung oereinbar, afleS oermteben werbe, waS bem Seidiger
Vüd)erüerfef)r unb bem ^ntereffe öielleicf)t ganj fc^ulblofer VuäV
fyinbler einen wefenttidjen 9Zad)tf)€il bringen lönnte. Um nun in
biefer #infid)t bie Don ben 3Rinifterien beS Innern unb beS (SuttuS
ju t^uenben Vorfdjritte mit ©idjerljeit bemeffen ju fönnen, erhält
ber SRegierungS - Sommiffar ^iemit Auftrag über bie bermaligen
(Einrichtungen unb ben 3uftßnb beS fieipjiger (EommiijtonSs unb
©pebitionSsVudjljanbelS, über bie Art unb ben ©rab ber SBtffent:
liebfeit beS s2tntf)cileö, ben ßeibjiger Vudjfjänbter an bem Vertrieb
cenfurwibriger unb verbotener ©Triften n ad) bem AuSlanbe nehmen,
unb waS in biefer $inftd)t oielleia^t (Einzelnen unter üjiten $ur
Saft fallen möchte, belmtfame (Srfunbigung eni^ujiefjen unb banad)
Vorfdjläge über bie in ber ©ad)e ju tljuenben amtlichen Vor;
fcf)ritte &u eröffnen".
$er Gomnttffar fönne im Allgemeinen oertraulidj mitteilen,
bafj oon auswärtigen Regierungen hierüber SRittfjeilungen unb
Anträge ju erwarten feien, möge jebodj oorläufig baS detail ber
fdjon üorliegenben 9JcittI)etlungen unb befonberS bie Duelle berfelben
forgfältig jurücf^alten, ^temäc^ft ju erforfäen fudjen, was eS mit
bem Vertriebe revolutionärer ©Triften burd) bie in ben $roto=
foüen namhaft gemalten §anblungeu für ein Vewanbtnifc f)abe
unb welche §anblung etwa aufjerbem bei ben amtlichen (Erörterungen
cotnöromittirt werben fönnte, wofn'n in biefer $infid)t bie Anfleh-
ten unb Söünfdje ber foliben §äufer gingen ic, audj was mel
leicht in biejent betreff für eine allenthalben ju redjtfertigenbe
©djonung beS Seipjiger Vucf)f)cinbelS Dor$ufef)ren fein möchte.
(Ein oon bem SRegierung$:(£ommiffar eingeholtes Memoire
«rdjiö f. Cef«, fc. Xeutfdjcn «u*b. IX. 15
Digitized by Google
- 226 —
ohne Unterfdjrift (wohl oon Äirbad)) giebt nun eine au*füt)rlid)e
Erläuterung über bie Ratur be* ßeipjiger GommiffionSgefdjäft*.
hierauf erftattete $err oon fiangenn unter bem 18. Slprit 1834
ben erforberten S3cric^t unter Surütffenbung be* ju fecretirenben
Sdjriftftüd*. ©d)on oor Eingang ber 2Rinifterial=afcrorbnung
t)ättcn 2lbfd)riften be* $rotofoUau*sug* in Briefform in ßeipjig
circulirt. Gr fclbft habe eine fotct)e al* intereffante Reuigfeit oon
^rofeffor §affe erhalten. — £er Gommiffion*bud)hanbel fyabt ftd)
in fieipjig ju einer bewunbern*würbigen §ötje getrieben. 3)er
93ud)hanbel ^abe fid) bergeftalt nad) biefem Gentralpunfte r)inge«
wenbet, bafj — man foHte e* faum glauben — Söüdjerfenbungen
felbft einen Umweg machten, um über Seipjig ju gehen. SSiele
^atfete, felbft ganj leidjt mit SMnbfaben unb Oblate oerfchtoffene,
fämen an unb mürben weiter beförbert, ohne bafj ber ©pebiteur
oon bem Sn^alte berfelben äenntnife nelnne, nur Hbfenber unb
Empfänger feien befannt. ©o fei ber Gommiffionär t)icr eigentlich
wie ein Sßoftbeamter ju betrauten, ber bie oerfd)loffenen Sachen
weiter fenbe.
Merbing* gebe e* im xHuölanbc oerbäd)tige 53ud)hanblungen,
bie ber Gommiffionär oerwarnen ober beren ©efdjäfte er ablehnen
fönne. Keffer märe e* aber, wenn bie auswärtigen beutfdjen ®ou=
oernement* über bie Übeln Subjecte $luffid>t führten. Sil* ein
r)öcr)ft gefährliche* §au* fei ba* $au* §offmann & Gampe in
Hamburg ju nennen. Namentlich Gampe werbe al* ein fer)r ge^
fät)rlicr)c8 Snbiüibuum bezeichnet. Gr unterhatte befonber* Ser-
binbung mit ber §anblung £>eibeloff & Gampe in *ßari* unb tt)eüe,
ma* ba* ©cf)(immfte fei, felbft bie ©runbfä^e ber $)emof raten.
£er Ißarifer Gampe, ein Sohn be* Nürnberger, fei übrigen* beffer,
al* fein Hamburger ©ruber. — 3)ann fei bie ^arifer girma
©runet, mar)rfd)einlich pfeubonnm, ober e* erjftire ein für fid) bc-
ftef)enbe* foldje* §au* gar nid)t. Vielleicht tiefte fid) burcr) bie
Sgl. ©efanbtfd)aft in $ari* etwa* barüber ermitteln. SU* Goim
miffionär ftefje Solcfmar im SBerjeichniffe.
Slnbre oerbädjtige, ber Suroeillance ihrer Regierungen werthe
§anblungen feien: Jriebr. ßönig in §anau (Gommiffionär Stein),
Ritter in 3weibrütfen, Sa^weijerbart in Stuttgart, 93rebe in Dfjen-
bad) unb 33affc in Cueblinburg. Vielleicht fönnte nun, wenn bie*
ftaat*red)tlid) ftatthaft, ben Gommiffionären ber genannten girmen
Digitized by Google
- 227 -
aufgegeben werben, bie oon benfelben einge^enben unb jur 2Beiter=
beförberung beftimmten ^ßaefetc ju öffnen, ober, wenn fie ba8 nic^t
wollten, bie Sommijfionen aufzugeben.
2)ann würben biejenigen 93ucf)l)änbler, welken gafjrläffigfeit
unb Unüorfuf>tigfeit in Uebernafyme oon (Jommiffionen jujutrauen
wäre, auf paffenbe SBeije ju oerwarnen fein, Solche wären SRe=
dam, SBrüggemann, (Otto) SBiganb, 2öolbred)t, $artmann, ßiebegfinb,
SBolcfmar, SRein, granefe, Meters u. oor Sitten SBrüggemann unb
SBiganb, welker leitete befdjulbigt werbe, confiScirte unb oerbotene
B ad) en 11 adi Ungarn ein.uifd) wärmen; audj gehöre er wofjl ju ber
!ßartei ber ^Bewegung unb fei tfjm auf feine Söeife ju trauen.
Slufjerbem f)ätten ttjm oerftänbige unb ruhige 93ud)f)änbler ge=
fagt, bafj nidjt wenig ju ben politifdjen Scfjminbeteien in ber budjs
f>änblerifdjen SBelt ber „Slufentfyalt fo Dieter unnüfcer Scribenten"
beitrage; er bärfe fid) nur auf feinen SSortrag wegen be« Saube
berufen. ©3 fei nidjt ju leugnen, bafj ber 2tufcntr)alt foldjer Seute
ber SReeHität be$ Seidiger !öud)f)anbet§ feftabc, ba fie wie bie 93ud)=
ffänbler immer auf STCeuigfeiten fännen, weld)e ba« publicum an=
fprädjen. So entftänbe $wifd)en 93ucf)t)änblern unb biefen littera=
rifcfjen Jabrifarbeitern ein SluStaufd) ber 3been über bud$änblerifd)e
Unternehmungen unb bie Siebe jum Erwerbe laffe afleS Uebrige
fjintanjefcen.
2(udj wäre e8 mof)l an ber Qtit, ber täglich anwadrfenben
SBegierbe, bucr)t)änbtcrifcr)c (Etablifjementä ju grünben, enblid) <5tn=
t)alt ju tfjun.
SBaS bie öftcrrci<^ifcr>cn Staaten betreffe, fo fei aflerbingS
wegen ber ©injdnüärjung in biefe Staaten in 93etrad)t ju sieben,
bafj man in Defterreid} eine fo ftrenge Senfur übe unb wegen
(Einbringung felbft ganj unfd)ulbiger Schriften fo ftreng (ei, bafj
ber SReij jum ©infe^wärjen nur um fo grö&er werbe. So feien
bie SBerfe be3 älteren fdjottifdien S)idjter3 $Rob. Söurnä wieber
aufgelegt, aber bie (Einbringung biefer (3Jebicf)te in bie öfterreidjifdjen
Staaten beSfyatb abgef plagen worben, weil biefe SBerfe bei ber
erften Sluägabe nidjt bei beut Ober = Senf ur Kollegium angemelbet
worben feien.
So ftreng nun einerfeitä oerfa^ren werbe, fo unenblidj grofj
fei bie Sorruptel ber öfterreidjifcf)en niebem ©eamten, audj werbe
wieber oon ber Regierung SBieleS connioirt, tur$, e8 r)errfcr)c in
16*
Digitized by Google
— 228 —
biefen Sachen fo wenig ^Srincip, Suroeillance unb 9*ed)tlict)feit
fetten gewiffer Beamten, bafj ®efe{& unb Sßrartö in entfdjiebenem
©egenfafce ftänben.
Slngefjenb bie in ber SBeifuge ju bem TOimftcrtalbefc^lc ge^
nannten 33ua)f)änb(er, fo !önne er mit befter Uebergeugung füfj
wegen ber beiben girmen (Snoblod) unb fcüffäe 33ud#anbiung
auf ba« SBeftimmtefte baf)in ausbrechen, bafj betbe girmen als
oöllig reell unb brao im buchhänblerifdjen publicum gälten- 9t«ht
jo möge er fief) über (£. Sfteclam auSfpredjen, obgleich biefen in
bem gaß $eibeloff & (£ampe unb §offmann & Sampe feine
Schulb treffe.
lern SJfanbate Don 1812 werbe allerbingS wo tu nicht ftricte
nachgelebt; ober bafjelbe ftamme aus einer fttit, wo bie $ou>t
in titterarijdjen Sacf)en eine ganje anbre gewefen fei. SMe ganzen
$ert)ältniffe bebürften einer öorfidrtigen SReuorbnung.
(Snblich fei auf bie Snconfequenjen ^ingubeuten, welche aus
ber abgeriffenen ftücfweifen StJjärigfeit ber ©ücher=£ommiffion enfc
ftänben. SBätjrenb bie berüchtigte ©orrebe oon §eine oerboten unb
confiScirt fei, curfirten 93örne'£ ©riefe, bie noch oiel öerberbltdjer
feien, ba fte nod) (arfaftifch populär getrieben, unge^inbert, würben
in allen £eihbibliott)efen gelefen unb überall befprodjen. —
2lu3 bem Xone be3 9ttinifterial[chretben3 leuchtet Deutlich tyx-
oor, wie ungern man auf ba« ©erlangen beS ©unbeätagS einging,
bem man ftch boct) nict)t entgehen tonnte. ^Regierungen unb ©ölfer
litten ja gleichmäßig unter bem $rucfe beS 2Retternich'fchen Softem«.
§err oon ßangenn fuchte ben ©udjhanbel 5U fchüfcen, fo weit es
it)m möglich war, wenn er auch birecte Slntlagen natürlich nic^t
ignoriren tonnte. Seine ©efiunung fpridjt ftd) beutlich genug in
bem ^ßaffuS über bie öfterreid)tfcfyen Beamten aus. 9ßur bie SBe^
merfung über bie „Scribenten" ($einr. ßaube ic.) müßte befremben,
mettn man nicht ju berüeffichttgen Jjätte, wie Damals bie Stimmung
in amtlichen Greifen gegen baS Sunge $eutfchlanb war — unb auch
ber auf getlärtefte Staatsmann bleibt bodj immer ein Äinb feiner geit—
Natürlich würben auch Genfurhtnberntffe läftig8). (Sine ©er*
fügung ber Ägl. Sßreufcifchen Regierung ju SRerfeburg oom
10. gebruar 1836 enthielt u. & bie ©eftimmuug, bafc „auSläm
bifdje Unternehmer oon Scü}biblioü)efen ... unb ftembe ©ud^
t)änbler, welche ©üd)er «n bieSfeitige Untertanen birect oerfaufeit,
Digitized by Google
— 229 —
jum ^Betriebe biefeä 53erfef)r8 eine« poligcittc^cn (Srlaubnifcfdjeineä
bebürfen". Die bei ber bctrcffcnbcn ^roDinjiakSRegierung mty
jufucf)enbe ©rtaubmfj würbe auf Seit ertfjeitt. 3Cu«Iänbi^cr)c 93ud)=
fjanblungen, infofern fte befonbere gebruefte S3erjeic^niffe ber burd)
fie ju bejiefyenben ©Triften ausgaben unb md) ben preufjifdjen
(Staaten fenbeten, Ratten biefe SBerjeidjniffe ber Regierung etnju=
reichen. — (Sine Eingabe ber Deputation be8 Vereins ber S3ud);
tjänbler ju Seipjig oom 6. 3uni 1836 wie« barauf lu'n, baß bieg
ben Seftimmungen be3 3°ßöcrein3°crrra93 wiberfpredje unb audj
nufcloS fei, weil jeber ^rioatmann ungef)inbert 33üd)er oerfenben
fönne. Da jebod) auf eine Anfrage be« £. fädjf. SBinifteriumS
be« Innern bie frag(ict>c ÜKa®el baf)in erläutert würbe, bafj
• fid) bie Verfügung (ifjr §auütjtoecf war, bie (Sinfü^rung folc^er
93üdjer, bie in ^reufcen oerboten waren, ju oerfnnbern) nur auf
ben Slbjafc oon 23üd)ern an ^rioate, weldje nid)t 33ud)f)änbler
feien, bejiefye, faf) man regierungSfeitig oon weiteren (Schritten ab. —
Ueber ba$ fübbeutfdje (JommiffionSwefen giebt ba$ fdjon
erwähnte SKanufcript oon g. 3. grommann erwünf d>te ÄuSfunft.
Der SBuü^anbel im füblict)en Deutfdtfanb unterfajeibet ftd) oon
bem im nörblic^en oorjügtiö) baburdj, bafj biefer nur einen 9Jiitte(=
punft in Setpjig, jener aber neben biefem allgemeinen 9ttittelpunfte
für ganj Deutjajtanb nod) jwei oerfduebne Heinere in ftranffurt
unb Dürnberg fjat, gewiffermafcen audj MugSburg. ©teilt man fidj
nun auf ben @tanbpunft oon Sranffurt, als bem bebeutenbften
fünfte beS fübbeutfdjen ober — nadj bem bud)f)änbterifd)en ©praaV
gebraut — SRetd)3bud)f)anbclg, fo gehören ju feinem (Gebiete: bie
9Rf)einlänber, Oon ber ©d)Wei$ bis gegen ^poflanb hinunter, ein
Dtjeil oon 2Beftpf)alen unb Reffen big SRarburg mit einbegriffen;
©djwaben, Sfranfen unb ©aiern mit ©aljburg. Der *Berfef)r
mit SBien unb Sßrag gef>t gröfjtentljeilg über Seipjig, unb nur aug=
nafyngmeijc über Dürnberg ober 5luggburg, unb mit Sßaajbrüden
über Stuttgart.
hierbei ift ober wieber ju unterfd>eiben, bafj bie $anblungen
in ©aiern unb ftranfen, aufgenommen: bie SlugSburger, ©amberger
unb SBürjburger unb üier 9Eündmer §anblungen, nur über 9törn;
berg in SSerbinbung mit granffurt ftcfjen, unb ebenfo einige $anb;
Iungen im füblidjcn 93aiern unb Ceftreidj nur über Sluggburg.
5ür biefe beiben Orte nun finb bie Herren ©ebfjarb & ßörber bei;
nafj bie augfd)tiefjlid)en Sommiffionärg, fenben ©eifdtfüffe bafjin
unb empfangen beren oon ba. 9tur bie Slnbreaeifdje unb bie #er«
mannfaje 93ud$anblung empfangen für fidj unb iijre Kommittenten
Digitized by Google
— 230 -
bic ©eifchtüffe burch bic ©tein'fcbc ©udjhanbtung. Nach Nünu
berg get)n ober alle ©enbungen burch ©. & ft.
Xicic ganje Art ber ©erbinbung ift jeboch nur baburd) mög:
lidj, ober toenigftenS bequem ausführbar, baß fein NeichSbuchhanbler
feinen ©erlag franco ftranffurt ober Dürnberg liefert, fonbern fein
(Sommifftonar legt bie bracht aus, oertheilt fie auf bie einjelnen
$afete unb nimmt fie bei Ablieferung berfelben öon ben anbem
(Eommiffionärä nach, bie fie bann toieber itjr cit Kommittenten be*
rennen, fo mie fie einen ©allen pacfen. Stoß bei ber ©ertheilung
ber bracht auf bie einzelnen ©eifchlüffe bie $errn KommifftonärS
fich nicht oergeffen, läßt fid) unfchtoer erraten, unb als ©eifpiel,
baß nidit unbebeutenbe ©ummen auf biefe SBeife umgefefct unb
oerbient tu erben, mag außer ber Xfmtfadje, baß bie #anbtung
©. & &. faft gang burch Sommiffionen befteljt, auch ein ©eifpiel
betoeifen, baß n&mlid) bie $orto=Nachnahme auf bie 4. legten ©änbe
ber neuen Auflage oon ben ©tunben ber Anbaut auf bie Sei;
fdjlüffe für bie Kommittenten ber Anbreaei'fdjen ©uchhanbtung netto
funfjig unb etliche ©ulben betrug. 3)a* ff oon Dürnberg unb
Seipjtg toirb 4 fr. tarjrt, oon 9Jcündjen 6 fr., üon @lberfelb 5 fr.,
üon ©eibelberg 2 fr. u. f. to. tiefer ©erbienft an ber graajt^
nachnafjmc muß jugteidj bie (SommiffionSgebührcn tragen, benn
baoon toeiß man tytv nichts. An ber (Emballage toirb Ijier auch
nicht foüiel oerbient alz in Seipjig, inbem auf 1 (Str. hödjftcnS bie
Emballage ju 1 fL 30 fr. angefangen toirb, in fieipjig aber $u
1 I^aler (SonüentionSgetb. dagegen toirb oon tjier aud bebeutenb
oiet ©ortiment an anbre £anblungen geliefert, toorin bie üfranf;
furter §anblungen biirdi ihre bebeutenben Säger fefjr unterfrü|t
toerben. ßugleid) toirb faft alle«, toaS jemanb nicht auf bem Säger
hat, in ben anbem $anblungen gefugt unb mit Durchgängiger
©ereittoiHigieit gegeben; fo baß bie meiften ©efteflungen mit be-
munberungStoürbiger ©ollftänbigieit ausgeführt toerben fönnen. §ierj
auS folgt, baß üerhältnißmäßig toenig auf ©eftellung unb oiet für1*
Sager oerfebrieben toirb, unb fo erscheint ber ©runbfafc ber gcanf*
furter $anblungen, nichts mit Sßoft, fonbern Alle« mit ftuhre fom-
men ju laffen, jiemlich gerechtfertigt, ^umat toenn man bebenft,
baß bie ^radjt oon Seipjig fet)r toohlfeil, nämlich 3 fl. pr. Str.,
baS $oftgelb aber, tu eil bie Sßoft burch fo oieter Herren Sänber
geht, fehr theuer ift, unb überbieß bie $oft beinah 8 Xage, bie
Öuhrteute aber 10 — 12 Xage untertoegS finb. An ©etegenheit
fehlt es auch WC jtoifchen Seipjig unb ftranffurt.
SDie Nürnberger waren eifrig bemüht, ben fübbeutfdjen Gorn*
miffion^honbet womöglich ganj in Nürnberg $u concentriren. 3n
einem oon 15 Nürnberger girmen unterzeichneten (Sircular oom
22. Januar 1823 wirb tnitgetfjeilt, baß ber ©cbanfe einer (Sentrali;
Digitized by Google
- 231 -
fation be8 SBerfefyrS ber föeid)äbuchhänbler neuerbingS burcf)
$errn ö. ©chlichtegroll, bcn ®eneral-©ecretär ber %l. Slfabemie in
•äftünchen, im Saljre 1822 angeregt worben fei. ©te fcf)lagen nun
cor, jeber sDietrf)3bucf)f)änbler fotle in Dürnberg ein SluSlieferungS:
lager errieten. 2Ber ficf) im Saufe beS 3af)re3 jum beitritt melbe,
foüe auf oier 3af)re ein CSommiffionSlager ohne SJciethoergütung
haben, feine SluSlieferung falle unentgelblicf) beforgt werben. —
2öa3 ben 9tacf)brucf betrifft, fo ^abe ich ^ier foroofjl oon
ben oielfältigen Erörterungen über ©tatthaftigfeit ober SSerroerflicfjs
feit beffelben abjufe^en, als t>on ben ©chritten, roelcr)e oon unb bei
©eljörben gegen benfelben gefdjafyen. 3tf) befchränfe mich auf einige
ÜJcittf)eilungen über ben SRachbrucf, foroeit er ben internen *8erfef)r
beS SBuchhanbelS betraf. Sind) hierüber finben ficf> intereffante SWit-
Teilungen in ber citirten grommann'fchen §anbfchrift.
Unb fo fei benn auci) biefen SBudjerpflanjen beS fübbeutfchen SBuct)=
hanbetS \u guter £e|)t ein SBörtchen gegönnt. 2)urch ein befom
bereS @§rgefü^t fcheinen fich unter Unten bie ©abenfer ausseid);
neu, benn ein SRüHer in (JarlSruh (Gtott fmb' ihn feiig) unb
Söffler in 9Jcannheim haben getrieben unb treiben it>r ftachbruef;
©eroerbe nict)t unter if>rem eignen ehrlichen (?) tarnen, fonbem aU:
SBureau ber Slafftfer in (SarUruh unb (SnbereS & §ertter in
ftranfenthal. dagegen icheinen fich bie SBürtemberger unb Deffe
reifer t^red ©etuerbeS niriit im geringften JU fd)ämen. SHU 93ua>
hänbler betreiben fte iljr ökjdnnt eigentlich nicht, fonbem halb
finb fie Söuchbrucfer unb halb Saufleute. Äls ©uchbruefer fuchen
fte it)re treffen auf eine üortheilhafte SSetfe ju befdjäftigcn unb
oerfjanbeln bann bie al[o probucirte Söaare als Saufleute, mobei
"fie befonberS auf fchtteflen Umfafo fet)en unb fich baljer gern mit
einem fleinen SSortheil begnügen, jumal menn ihr 9cad)brucf nidjt
recht jie^en nnü. 3)ann fajlagen fie ihn um jeben $rciS loS. ©o
jefoen fte auch oft ben anfänglich angefünbigten SabenürciS nach
furjer 3eit herunter, moburaj bie $anblungen arge aber oerbiente
C^rfeigen befommen, meldte ilmen vielleicht furj oortjer Martinen
mit 50% unb 60% &om anfänglichen fiabenpreife abgefauft hatten.
%it toflften ©örünge hat in biefer Slrt ftreunb (Snjjtin in SReut=
lingen gemacht. 3)a& bie 9cad)brucfer unter einanber in fehr enger
SBerbinbung [toben, unb jeber ber anbern 93erlag roenigftenS mit
Vs föabb. ausliefert, ift befannt. $)aS größte ©efchäft in biefer
2lrt, unb bejonberS auch im Sortiment mit 9cacf)brücfen, fdjeint £>err
91. Sftacflot in Stuttgart $u hoben; toogegen baS SBurcau in (£.
mit feinem Vertage fehr Diel macht, ©eibe characterifiren fict) als
Saufleute t'chon burch eine grofee S^cttigfeit ber SSeröacfung, unb
Digitized by Google
— 232 —
(einen) gemiffen faufmännifäp Slnftria} in ber ©eföäftsfürjrung.
$ad ©urcau in (£. beftfct aud) feine Slrt üon ©olibiiät, unb mürbe jtdj
— glaube idj — fe^r beleibigt füllen, wenn man e3 mit einem
(Snfjtin unb gteifd)i)auer in Reutlingen in eine klaffe fefccn ruoüte.
3n $)rucf unb Rapier jeit^nen ftd) befonberS bie SBiener
9tad)brüde unb namentlich bie üon Rätter reä?t üoru)eitr)aft au#,
finb aber and) lange nid)t fo moljlfeil at£ bie SReutlinger. (Snfjlin
fdjcint übrigen* in fo fern {einem Original üon $acob£ <5(ementar=
bucf) jchr treu geblieben ju fein, bau and) er Ausgaben auf üer--
fa)iebene8 ^ßaüier gemacht f)at, benn ein Sjcmülar, ba8 id) fyier
fat), mar jiemlid) grau, mogegen ba3 erfte uns nad) 3ena gefdjicfte
fct>ön meife war. $ie 9tad)brüde üon ©dmtifc unb ©üifc ftnb fdtfedft,
iefetre audj nodj baju treuer.
3n Sübbeutfdjlanb befaßten ftd), jum ^t)eit roor)I notb-
gebntngen, aud) fonft ganj angefefyene $anblungen mit bem Ser-
triebe üon SRatfjbrutfen. ®o ließ bie Ärieger'fdje 23ud)l)anblurtg in
(Stegen einen (unbatirten) ßatalog, ber nur 9*ad)brucfe enthält,
unter bem Imnntofen Xitel erf feinen:
93eräeidjnifj einiger fetjr mo^lfeilcr 33üd)cr, bie ju finben unb gegen
baare äaljlung ju fjaben finb in ber ^rieger'fdjen 93ud)l)anblung.
(StroaS beutlidjer flimmert ftfjon ber G^arafter ber au£=
gebotenen SBüdjer, ebenfalte (auter 9hd)brurfe, aus bem Xitef eine*
anbem ftriegeffcfjen ÄatalogS f)erüor:
S3erjeid)ni* tooljlf eiler Südjer^uSgaben, bie nod) für ben hierin
beftimmten $ränuraeration3prei& gegen baare 3a^u"9 bu
ftnb in ber $rteger1fdjen ©ud)§anblung. 1796.
2lber batb üerbreiteten fid) bie Sftadjbrude aud) über 9?orb=
beutfd)lanb. 1817 üertrieb 3. (S. SD. ©dmeiber in Böttingen
ben (SarlSrufjer ftadjbrutf üou ©djttUr'8 SBerfen. Hud) (£f)r. £>or;
üatf) in ^otsbam fjatte mit «Kadjbrutfen gefjanbelt Sur $erant*
roortung barüber üeranla&t, fd)rieb er, 12. $5ecember 1820, an
<ß. ®. Äummer, er f)abe auf feiner SReife in ben SRljemgegenben
aud) 2ttüüer in (SartSrufje befugt unb ba er üon if)tn auf bie
frcunbjdjaftlidjfte Slrt aufgenommen roorben fei, frobe er eine un-
bebeutenbe ©efteflung bei tlmt auf bie fölaffifer gemalt, nid)t beS
©eminneS wegen, fonbem rocil fie ifmt gefallen gärten unb um
einigen 93e!annten, roeldje fie getoünfd)t, gefällig ju fein. Unter
bem 6. «ugufi 1823 föicft £§. SBilf). §afm jun. üon §annoocr
ein Skraeidjnifj üon griebr. ©rufe bafelbft ein, burd) weldjeS ber^
Digitized by Google
- 233 -
felbe 9kcr)brucfe anfünbigt. ©o tonnte (SJeorg Weimer am 27. Oes
tober 1834 mit föecrjt an §errn oon Sangenn fdjreiben, ber
9cad)brucf, melier eigentlich im füblict)en $)eutfcr)lanb feine ^flan^=
ftätte gehabt, ^abe audj in SRorbbeutfdu'anb Eingang gefunben unb
nefjme feit turpem bort bergeftalt überfjanb, ba& nun *»ot)t fcr)tucr=
lief) ein SBinfet ®eutfcr)lanb3 aufjufinben fein mürbe, in meinem
nidjt nadjgebrucfte 93üd>er anzutreffen mären.
(Segen ben 9ßact)brucf fctjlug gr. 3. grommann eine SBer=
fidjerungSbanf oor, beren mefentlicftfte ©eftimmungen in bem ^ßlane
berfelben folgenberma&en aufgefteflt ftnb. (SS mirb eine beftimmte
$lnjat)l oon (Exemplaren oerficf)eTt. ©er Sßertomertf) mirb ju 50%
Dorn Sabenpretfe angenommen; tjiemad) unb nact) ber Slnjafjl ber
oerfia^erten Sjremplare beftimmt fict) bie 83erfid)erungSfumme. 9iact)
^rocenten berfelben mirb bie Prämie beregnet, melcrje an bie
99anf erlegt merben mufe. S5ie Qeit ber SBerfidjerung ift üon
Cftermeffe bis Dftermeffe, für bie im übrigen 3af)re erfcr)einenben
SGÖerfe bis jur nädjften Dftermeffe. ©ei (£rfcf)einen eine« 9cacr>
brucfS in $)eutfct)lanb fauft bie S3an! bem Uroerleger fo oiel er
oon ben oerfidjerten (Sjremplaren nodj oorrätfjig t)at mit 50% oom
Sabenpreife ab, madjt einen neuen SabenpreiS, ber minbeftenS
10% (unb fjödjftenS 15%) mofjlfeiler ift, als ber 9cact)brucf, unb
»errechnet baS 83uct) mit nid)t meniger als 33ys% auf SRecfjnung
unb 50% gegen baar an bie 83ucr)t)änbler. ©efct ber 9toct)brucfer
feinen SabenpreiS herunter, fo mu& bie SBant noef) 10% niebriger
get)en. $ie S3an! fann bem 9cad)brucfer feinen öorratf) an
Sjemplaren ablaufen, aber nur unter bem niebrigften ©ruefpreife
feiner ®egenb. £)er Uroerleger behält baS 53orfaufSrecr)t. ©inb
bie oon ber 93anf übernommenen (Sjemplare öerfauft, fo tritt baS
SBerlagSrecr)t beS Verlegers mieber in föraft unb er fann ben
ßabenpreis beliebig beftimmen, auet) 93erficr)erung gegen einen et*
maigen neuen 9kcr)brucf eingeben. — Sinen ähnlichen Sßlan Oer*
folgte GJg. griebr. §ener SSater in ©iefjen, als er 1829 einen
herein gegen 9cacf)brucfer unb ifjre ®elnlfen grünbete. —
9locr) einige Heinere 9ttittf)eilungen.
GJrofcen Unmutf) erregte baS Äuffommen ber fogenannten
2s unb 4=®rofcr)en*2lu3gaben. ©ebrüber granef t) in (Stuttgart er=
flärten in 93ejug hierauf in einem ©treular oom 25. October
1827, bie oielen Angriffe, meiere auf Ujre 2= unb 4=®rofcr)en=
Digitized by Google
Ausgaben gemocht worben feien, hätten fie oeranlafjt, SReiJenbe an=
zunehmen, welche auf jolche Subjcribenten fammeln fofltcn. ©ie
wollten übrigen^ jeber foliben ©uc^^anblung bie in ihrem 2öir=
fungSfreife gefammelten ©ubferibenten burd) ihre SReifenben über=
geben laffen unb babei baS übliche drittel bewilligen. 9)cit v^kioat=
perfonen würben fie nur bann in öerbinbung treten, wenn bie
33ud)f)anblung, in beren SBirfungSfreife fie ©ubfeiptionen gärten
fammeln laffen, fich ihren SBebingungen (oon 3eit gu Qeit, etwa
äße brei ÜKonate ju jaulen) miberfefcen faßten. —
55en s$lan einer 83ücher=SBerloo)ung gab am 8. Sanuar
1822 bie Äeffelring'fche $ofbucf)hanblung in ^ilbburghaufen aus.
$)ie(e fiotterie richtete fich nach ber Seipjiger 58. Sotterie unb t)atte,
wie biefe, 22,000 Öooje in 7 Staffen. $)ie (Einlage betrug pro
ßooS auf alle 7 Waffen: 3V3 »f Sßreufj. ßour., unb jwar jur 1. klaffe
8 ©r., ju jeber ber folgenben klaffen 12 ©r. 3)en Sntereffenten
follte baS ganje gelb ber Siteratur offen fteljen, fie follten ba^er
freie Sßaf)l ^aben, für ben 93etrag beS etwa auf ihr SooS ge=
faüenen ©ewinneS Sucher, 2anbfarten, üttufifalien ober £upfer=
ftict)e nach belieben ju wählen. $ie ©intfjeilung war folgenbe:
©croinne: ©efammtbetrag :
1. (Slaffe 1400. 1801% £§aler.
2. „ 1200. 2380 „
3. ff 1000. 2406% „
4. ff 1000. 2702
5. „ 1000. 3756
6. , 1000. 4369
7. „ 6706. 36076
Slufeerbem 266 grämten im ©efammtbetrage üon 1966 ZfyaUx.
(Sine $erlagS=Sluction foflte in ber Oftermeffe 1831 im
©örfenlocal $u Seipjig ftattfinben. Dr. (5b. grieberici hatte Sluf*
trag, ben SÜb. 3)arnmann'fchen SSerlag für Rechnung ber @läu=
biger ju oerfteigern. SDie Sluction tonnte aber nicht abgehalten
werben, weil ber UnioerfitätS = Sßroclamator & 51. &. SGBeigel
12V2% DeS ©flöfeS als i^m gebührenbe Abgabe für (Jrlaubm&
ber Abhaltung oerlangt unb als il)m bieS oerweigert worben war,
buref) ein bei bem UnioerfitätSgerichte ausgebrachtes »erbot bie
Sluction oer()inbert hatte. Dr. grieberici richtete unter bem 4. 9Kat
1831 ein Schreiben an fämmtliche ÜJcitglieber ber ©ucf)h&nbler=
börfe, in welchem er fich über biefeS ungerechtfertigte »erfahren
Digitized by Google
- 235 -
befeuerte imb borouf f)imuie$, bafj bie SBerorbnung beS 9fatf)8
üom 13. 3uni 1680, auf welche SBeigel fidj geftüfet $atte, f)ierf)er
nidjt paffe, unb bafj biefer fclbft bei SBerftetgerung oon 93ücf)ern, bie
Sßrofefforeu gehörten, nur 4%% Sßroüifion nehmen bürfe unb bie
Soften für ®rucf unb Verbreitung be« ftatalogS fclbft ju tragen
§abe. grieberici wollte nun bie Sluction buref) einen SKotar in
feiner eignen Söofynung abmatten laffen, bod) nmrbe if|m aud) bied
burd) baS Untüerfttät8=($ericf)t bei 5 $f)a(er ©träfe unterfagt.
9hm entfuann fid) ein mefjrfacfyer ©d)rifm>ecf)iel, bis enblict) ber
£trd)enratf) in $5re8ben bie Sluction bod) nod) unter bem 26. Äuguft
1831 gemattete, n>äf)renb SBeiget bie Soften jaftfen mußte.
Hnmerfttngeit.
') Sb. SBerger, bfr beutfe^e 33udjf)anbcl in feiner 6nttt)icflung unb fei*
nen ©inridjtungen in ben Satiren 1815 bis 1867.
■J (£d mürbe ol)ue 3"tcrcffc unb ohne befonbern SRufoen fein, bie Äcten,
aud nnidjcn bic betreffenben Angaben geköpft finb, fc)ier jebedmal befonberd
5U cititen; idj barf mid) batjer auf bad in 5öanb VIII, <B. 169, Änm. (Gejagte
aud] tjtcr beuchen.
*) $ie 25eputirtcn er^len in itjrem SRecurd Dom 20. Cctober 1833:
„SBir wanbten und burd) unfern baju einmieten SpecialsSRaubatariud
$>crrn Dr. Soflfad fogleid) an unfere oorgefefrte Obri^teix, ben Jjiefigen ©tabt-
ratb. . . ni$t arocifelnb, bafj berfclbe und . . . bet unfern Biegten fd^ü^en
roerbe.
2>er Htabtratt) gab ieboct) bie (Bdjrift fofort an bie 5öüdjer=©ommiffton
— eine 93el)örbe, beten 3uföwmcnfe&ung wir nod) ntdjt ald ooflftänbig an*
fe!>en fönnen, weil it)r bie 5öeififcer aud unfernt Grexnio anno$ etniangeln.
2) er unferm Slctor auf Anfragen gegebene münblt^e ©efdjeib lautete:
„abfällig au befdjeiben, weil ed SWeffe feü."
SBir gelten und natürlich babei ntdit beruhigt, fonbern gaben fofort
ben bem etabtratfje bad abfd)riftlid) beiliegenbe ©djrciben ein ... .
Tod) ju unferm (Srftaunen lautete biefelbe abermald münblid) unb otfne
alle SJiotioe bind) einen Äctuar gegebene Antwort:
„Abfällig ju betreiben."
hiergegen fagt ber ffiatlj in feiner 9kd)tferttgungdfd)rift oom 30. 9lo*
öember 1833: „. . . ed ift biefe 6ad)e ... an bic ©ücbercommiffion nid)t ab-
gegeben toorben, ja ed tonnte foldjed in rechtlicher >öi und? t gar ni$t gefdjefjen,
meil ade Sontraöentionen gegen ben commerjieQen iHcrfeljfr, roo^u aud) ber
&ud)f)anbel $u jaulen ift, oor unfere ©ompetenj gehören. @d tft and? gar
nidjt ab&ufet)en, rooburd) bic SBefd)tt>erbefüf)rer ju biefer Weinung tjaben oer-
leitet »erben fönnen, ba bo$ beren Actor ... bei ber 9taU)dftube belieben
toorben ift, man tnüfetc benn annehmen, bafj ber jefct entbedte unb fofort bc.
nötigte Qrrt^um bed ßopiften im Rubro ber Hcten, bie ©eranlaffung t)ier$u
gegeben ljabc."
3) ie 6adje ift an fid) nidjt oon befonberer ©ebeutung. Hber beibe
©^reiben finb an bie l)öcfcfte fianbedbetjörbe gerietet, unb ba fragt ed fi$
nun bod), mer Siecht gehabt ^abe unb mie meit man überhaupt oon acten*
mä^tg feftgefteflten Z^atfa^en ald SBatyrljcit fprec^cn barf.
Digitized by Google
- 236 -
*) $albjäf)rige Erfahrungen unb S9eobad)tungen int fübweftlid)en Xeurid) -
lanb oon g. 3- (Unbatirt, nad) einer fpäteren SRanbnotij ober aud bem
(Snbe beS Jahres 1821.)
") Twente Lieferung einer tr>eild alt tfjcils neuen Südjer ^Sammlung bie
um bie $>älfte beS angelegten SabenoreifjeS gegen gleidj baare 3ahl""8 iu
haben* finb ben Ärieger in Siefen, fcecember 1792. 8. — $ie ooran freien -
ben 3ad)rid)ten unb Slnjeigen" finb, wenigftenS theilwetfe, ber £rwär)rtun&
wert^ weil fi c ein gewifjeS üidjt über ben bamaligen ©efdjäftSbetrieb }u oer=
breiten geeignet ftnb. Sie lauten, mit §inweglaffung beS Unwefeniltdjen,
wie folgt.
3rf) haDC \$on mehrmals erweist, ba\\ id) mid) nädjit bem rohen $3ndi
1) anbei befonberS aueti mit Änfauf unb SSerfauf älterer gebunbener fBüdjer
unb ganzer ©ibliothefen abgebe unb befdjäftige — icr) werbe baburdj öfter*
in Staub gefegt, Sluctionen ja oeranftalten unb ju birigiren, woburdj id) fo=
wohl Ääufer als 3$erfäufer (sie!) auf eine ober bie anbere 91 rt n unlieb ferjn
!an, unb jwar ohne SRadjtheil beiber unter fehr bitüpen ©ebingungen — ti$
labe au bem (£nbe oon neuem ju einer ©üdjerauetton ein, bie einen S3or*
ratb baju herzugeben haben, ober aber willens ftnb, foldje im ganzen $u Oer-
füuten. ©in tdj nicht fetbft im ©tanbe mit bem ©eftjjer einer 33üd)erfarnm;
tung überein ju lommen, fo fann id) nod) anbre SRirtel jeberjeit an £>anb
geben unter benen man freue 9Sab,l behält.
Gegenwärtiger ©atalog bezieht ftd) nur auf biefen Sorrath unb ber ge-
ringe greift fdjränft ftd) alfo audj nur bar auf ein, benn id) habe eine be-
trächtliche $8ud)ljanblung gefauft, bie ich, "w balb wieber ju meiner frarfen
Slu«lage ju fommen, für ben halben greife oerftlbern mufj, unb baher alfo
Weber in ber 9täf)e nod) gerne einen »ejug auf meine übrigen ©üd)erpreifce
haben fann.
Ohne baare Zahlung wirb nidjtS aus biefer Sammlung abgegeben, unb
auswärtige Siebhaber werben um frene (Sinfenbung ber Oelber gebeten. $n
Garolin a 7 Zt)(t. 8 gr. SouiSb'or a 6 Xhlr. . . .
5)aS SSeraeidjnifj wirb, fo lange biefer Sorratb bauert, alle 2 bis 3 Wo
nate fortgefefct, nadj bem mir meine übrige ©cfdjäfte $e\t jur Ausfertigung
unb $um S)rucf erlauben — unb ba bie Herren Siebhaber einen jiemlid) üoO"-
ftänbtgen Söüdjercatalog baburd) nad) unb nach erhalten, fo wirb er nur benen
in ber golge grata gegeben; bie barauS taufen — Änbre werben ftd) ge*
fallen laffen, iebeS fceft oon 9 btS 10 ©ogen, mit 12 fr. »u bejahten.
2>aS «erjeichntS bient aud) für jeben anbern ©üdjerbefifcer, ber auf gleiche
SBeife feine ©üdjer öerfaufen will — fie fönnen meinem ^auptoerjeidjnife in
Anhängen Dergleichen ©üd)erfammlungen beifügen. $ie Herren ©eftfcer
zahlen mtr nur für $rud unb Rapier unb eine geringe Sßrooifton bafür, bafe
td) ihxe SBüdjer oerfaufe unb für bie Saljlung ftetje.
1) $aS ©iefer 3ntelligen$blatt t)at feinen ftortgang nad) wie
oor, u. f. w.
2) Sanbdjarten, «iftten*$illetS.
9Md)ftbem unterhalte id)
3) ©ine Seihj unb Sefebibliothef, bie ftd) nid)t bloS auf Romane ein*
fdjränft, bie fid) aufs 9öiffenfd)aftlid)C unb auf frembe ©praajen auSbelmt,
oon 2Reffe ju 9Jleffe oermehrt wirb, unb worauf einheimifche nur jährlid)
3 fi. 30 fr. oorau8bejaht(t) wirb (sie!), bagegen man unter etlichen taufenb
©üd)ern oon S«1 iu 8cil abweajfelnb frene ÄuSwahl behält — mtb nad) Ge-
fallen Diel ober wenig lefen fann. Der datalog barüber ift für 4 fr. $u haben,
unb bie übrigen ©onoitionen flehen oor bem Satalog.
4) SBaS meinen rohen ©ortimentShanbel betrift, ber wirb oon 3«* hn
3eit unb wie bisher mit ben neuften Sachen recroutirt, — unb fortgefefct, —
wie mein neuer 3Rid). «ce6=(Satalog biefeS $ahreS 9?r. XXVII. auSweifen
wirb. 3d) bitte alfo ergebenft, mid) mit femern Aufträgen äu beehren unb
oerftdjert ju feön, bafe id) and) barin orompte unb billige Sebienung oer=
i
Digitized by Google
- 237 -
föredje. So bin icfj bnrdj Ijo^e ©egünftigung einiger ^ofloortljeile, in
Stanb gefegt , nad) Saffel, SJilleburg, granffurt, §erborn, Harburg, Siegen
unb SBefclar onfefmlidje Söeftetlungen franco $u liefern.
?ln etmanige Differenzen in Ureigen, bie leidjtlidj oon Xrucf = ober Sdjrcib-
feljlern einfajleidjen lönnten, beliebe fid) niemanb 511 ftofeen. S)a tebet Käufer foldje
nad) ben grantfurt^er (Eatalogen bejaht unb nod) obenbrein bie gemöfmlicbe
10 <ßrocente beü neuen Sutern becortiren fan, fo fie^t e& 3ftm freu
oortjer mit anbern ju üergleidjen.
fl) @utact)tIicE)e Steuerungen ber SRitglieber be3 ffluSfdntffeS für bie
5Habatifrage unb Damit sufammenfjängenbc ®egenftänbe. ©ebrurft für bie
SDUtglieber beS ©örfenoereinä. 3ena, Januar 1848. 8.
>) Pro Memoria oon % ©. Kummer unb ft. ©1). SB. Sögel com
1. Muguft 1831.
■) Stl8 Senfurcuriofum fei erwähnt, bafj gegen Snbe be3 Saljreö 1830
in Cefterreid) ber bei fjrbr. ^leijdjer erfduenene Pentateuchus, hebraice et
Saece ed. Schumann, bad damnatur erhielt. (2B. 93arlt) an $euer in
tefjen, 21. San. 1830.) $ad tft boA norfi etmaS gan* Wnbere«, als roenn
ber tterbänbige 9tuSjug an* $Rotte<T* SBeltgefd)i$te tn $reu&en oerboten
mürbe, „meit ba$ ©ud> fdjrcacbe Öemütf>er beunruhigen unb irre leiten f önnte."
(^rioat^cten oon SB. 9t. ®artf), 1830, 1831.)
Digitized by Google
SRtecettc«.
fl)rs (Erjüifrijofs &txi\)ftti> um #toinj äittftts <£enfnr*Mrt.
SJfttgetljeüt öon $einr. $allmann.
93. fr bc ©üben in feinem Codex diplomaticus anecdotorum
res Moguntinas etc. illustr. Tom. IV. Francof. et Lips. 1758. 4°.
p. 469 — 471 tljeilt un* eine SBerorbnung beS *Dtain$er @tjbifa}of$
SBcrt^otb (öon 4?ennenberg) öom 4. Sanuar i486*) mit, nadj melier
berfelbe für Ueberfefcungen auä fremben Spraken in8 3)eutfd)e bie
CJenfur in feiner $iöcefe einführte. SöiSfjer na Inn man biefeS ©biet
aU ba8 ältefte an, meldjeS und in ©ejug auf bie granffurter Steffen
erhalten geblieben ift. SBenn mir hier eine faft um ein Satyr ältere
Urfunbe jum ^Cbbrucf bringen, fo gefd)ier)t bie«, nid)t roeit ifjr
t)alt roefertttict) öon ber oben genannten abroeidjt; benn ber 2BortIaut
beiber ift mit geringen Abweichungen ber gleite, fonbern meit fte
at8 bie ältere ursprüngliche ber 93ergeffent)eit entriffen ju merben oer;
bient unb bann auch, meit fte mit birecter ©ejiehung auf bie fjxaoS?
furter $8ud$änblermeffe, bie gaftenmeffe 1485, öon einem ©abreiben
an ben 9%atr) biefer ©tabt begleitet mar. 3n meldjer SBeife biefer
bie ihm aufgebrängte 9Roüe aufnahm, barüber berieten uns roeber
bie SRathSprotocoUe, noch fonftige steten.
93etbe ©chriftftüde beftnben ftcf) im granffurter Stabtarchib unb
jmar ba3 beutfehe SBegteitfct)reiben unter ben einzelnen ©enfuracten
bcS fogenannten UntergemölbS**), mährenb bie aiemiicr) unbeutlid) ge=
fdjriebene ßopie be3 9Jcanbat3 in früherer 3cit aus ©erfehen in bic
Acta ber ©ücher^nfpeetton, tom. VI, Fol. 46/47 unter bie adliger
Sa^re be& ftebjehnten ^ahrhunbert« eingeheftet morben ift. $er SBort:
taut beiber ift fotgenber:
Bertoldus dei gratia Sancte Moguntine Sedis Archiepiscopus, Sacri
Romani Imperij per Germaniam Archicancellarius ac Princeps
*) ©. auch ©adtfe, bic Anfänge ber 93üdjercenfur in 3Jeutfd)lanb. Seipj.
1870. 8°. ©. 9, ferner gaulmann, iüufrr. &efd)ia)te ber »ud)bnicferfun|l
SBien 1882. 8°. ©. 231 unb «ra)tö für ©efcr)icr>tc beS Xeutfdjen BuffF*!
bels IV, ©. 99, wo an beiben ©teilen unnötige Säten, nämlt<h 4. 3«"' unb
4. 3uni angegeben ftnb.
**) (Ehemalige, ober bei ber SReuaufftellung oor 7 ^al^n beibehaltene
93ejeiö)nung.
Digitized by Google
— 239 -
Elector honorabili Deuoto nobis in Christo dilecto Conrado Hon-
sel*) sacre theologie doctorj, plebano ecclesie sancti Bartholo-
mei opidi Franckfordiensis nostre Mognntine dioecesis Salutem in
domino sempiternam et praesentium executionem. Etsi ad mor-
talium eruditionem diuina quadam imprimendi arte ad singula-
rum scientiarum Codices habunde facileque perueniri possit, com-
pertum tarnen habemus, quosdam homines inanis gloriae aut
pecuniae cupiditate ductos hac arte abuti, et quod ad vite ho-
minum institutionein datum est ad perniciem et calumniam deduci.
Vidimus enim Christi libros missarum officia continentes et praeterea
de diuinis rebas et apicibus nostrae religionis scriptos, e latina in
germanicam linguam tradactos nec sine religionis dedecore versari
per manu8 vulgi. Quid denique de feacrorum canonum legumque prae-
ceptis? que etsi a Jureconsultis viris vtique prudentissimis atque elo-
quentissimis aptissime limatissimeque scripta sint, tantam tarnen
scientia ipsa habet nodositatem, vt etiam eloqnentissimi sapien-
tissimique hominis extrema vix sufficiat etas. Hoius artis Vo-
lumina stulti qoidam temerarii atque indocti in vulgarem linguam
traducere audent, quorum traductionem multi etiam docti viri
videntes confessi sunt, se propter maximam verborum impro-
priationem et abusum minime intellexisse. Quid denique dicendum
de reüquarum scientiarum operibus, quibus etiam nonnunquam
falsa commiscent aut falsis titulis inscribunt tribuuntque autoribus
egregiis eorum figmenta quo magis emptores inueniant. Dicant
translatores tales, si verum colunt, bono etiam siue malo id faciant
animo, an ne lingua germanica capax sit eorum, que tum greci
tum et Laiini egregij scriptores de summis speculationibus reli-
gionis Christiane et rerum scientia accuratissime argutissimeque
scripseront? Fateri oportet ydeomatis nostri inopiam minime
sufficere necesseque fore, eos ex suis ceruicibus nomina fingere
incognita, aut, si veteribus quibusdam vtantur, veritatis sensum
corrumpere, quod propter magnitudinem periculi in literis sacris
magis veremur. Quis enim dabit idiotis atque indoctis homini-
bus et femineo sexui, in quorum manus Codices sacrorum lite-
rarum inciderint, veros excerpere intellectus? Videatur sacri
evangelij aut epistolarum paulj textus, nemo sane prudens ne-
gabit, multa suppletione et subauditione aliarum 6cripturarum
opus esse, Occurrerunt hec, quia vulgatissima sunt. Quid pu-
tabimus de his, que inter scriptores in ecclesia katholica sub
acerrima pendent disputatione? Multa afferre possemus de qui-
*) ®. über bicien „SoltSmann im bellen Sinne be3 SEBortS": ©. ®. Steife,
bet Streit über bie unbefledte ©mpfängnifj bei 2ftaria ju granffurt am 9Jtain
im Safjre !500 unb fein 9Gad)fpiel in Sern 1609 im 9lrcf)iD für ^ranffurtä-
6)efc^td)te unb ßunft. «Rene ftolge ©b. VIT. ftranff. 1877. gr. 8. Seite 9,
Digitized by Google
— 240 -
bus tarnen ad propositum paucula ostendisse sufficiat. Verum
cum inicium officine huius artis imprimendi Codices in hac aurea
nostra maguntia, vt vera eius appellatione vtamur. divinitus
emerserit, hodieque in ea politissima atque emendatissima per-
seueret, iustissime eius Artis decusa nobis defensabitur; Nostra
etiam intersit divinarum literarum puritatem immaculatam ser-
vari, vnde prefatis erroribus et hominum impudentium aut sce-
leratorum ausibus, prout possimus, autore domino, cuius res
agitur, occurrere frenoque cohibere volentes, omnibus et singulis
ecciesiasticis et secularibus personis nostrae ditionj subiectis, ant
mtra eius terminos negociantibus, cuiuscumque gradus, ordinis,
profes8ioni3 , dignitatis aut conditionis existant, tenore presen-
tium districte precipiendo mandamus, ne aliqua opera, cuius-
cunque scientie, artis vel notitie, e greco, latino vel alio sermone,
in vulgare germanicum traducant, aut traducta, quouis commu-
tationis genere eel titulo distrahant, vel comparent, publice vel
occulte, directe vel indirecte, nisi opera deinceps imprimenda
ante impressionem et impressa ante distractionem per clarissi-
mos honorabilesque nobis dilectos doctores et magistros vniuer-
sitatis studii in ciuitate nostra maguntina, aut doctores et ma-
gistros vniuersitatis studii in opido nostro Erdfordiae ad hoc
deputatos fuerint visa et patenti testimonio ad imprimendum vel
distrahendum admissa; Vel si in opido Frankfordie nostrae dioe-
cesis librj venales expositi fuerint, per honorabilem nobis deuo-
tum dilectum loci plebanum in theologia Magistrum ac vnum
vel duos doctores et licentiatos per Consilium dictj opidj annalj
8tipendio conductos, visi et approbati fuerint. Si quis vero huius
nostre prouisionis contemptor fnerit, aut contra huius modi
mandatum nostrum consilium, auxilium vel fauorem quouis modo,
directe vel indirecte prestiterit, Sententiara excommunicationis
ipso facto et praeterea amissionis librorum expositorum, ac etiam
centum florenorum auri penam Camere nostrae applicandam se
nouerit incurrisse, a qua sententia nemini citra auctoritatem
nostram specificam liceat absoivere.
Datum apud arcem santi Martini in ciuitate nostra Magun-
tina, sub sigillo nostro die vicesima secunda mensis Martii Anno
Uni Millesimo quadringentesimo octagesimo quinto.
&tozi Xoge nadjfyer erhielt ber SRatfj fotgenbeS ©abreiben mit ber
$lb[d)rift ber borf)ergel)enben Serorbnung jugefanbt:
SIbrcffe : 55cn (Srjamen ünnfern lieben befunbern ©urgermeifter ünb
SRatc ber ©tat Stondfurt.
2ert:
«erholt toon gotS gnaben ©rfcbifdjofe ju 9Rennfc tmb Surfurft.
SBnnfern grü& juuor ©rfamen Itcben befunbetn. 9iad) bem bif^er
aüentyalben merdtid) mijjbreud) ünb Srrunge 3« gebrudten
Digitized by Google
— 241 —
S9üc$ et onb anber gebleuten oferftanben ünb erfunben fein, fjaben mir
aufc meonung folgen Errungen ünb großem übel, fo baru« ju üit
mege billig jubeforgen fein jubegegnen, etttidj notburftig onb gepür;
lid) jufefjung ünb otbnung fürgenomen, ünb be« 3feo ünnfer offen
manbat« 3n bifer ne^ften meß bü, udj 3nn ber folt^er irriger
ünb forgflidjer S3üd>er ünb materien Ott 3ngemifd)t önb öcrlcufft
merben motten, eroffnen onb ju Oerfunben, Onnfern lieben an;
betätigen bem pfarrer bü, udj jugefanbt, tote Qr beff elbigen man»
bat« 3«n^lt an Angelegter copte ju oerfteen t)apt, onb begeren
baruff an udj, 3* toötlet na<$ anjeigung beffelben manbat«, (Eimen
ober atoen umer beftettten boctor ober licenttoten befdjeiben onb
orbnen, otle Surf) er onb materien fo gebmdft ünb geteutfät meren,
eb,emal« bie 3" ber S^igen meffe ober tjernaaj juoerfeuffen üfjge;
legt merben, eügentlicf) mit fampt bem gebadeten pfarrer burdj ün«
aud) barju georbnet onb nad) gnn^olt be« manbat« jubeftdjttgcn
onb ju^ulaffen, onb beb, fjierinne bie notburft angefe^en bemifen,
tute mir ün« ju udj genfclid^en üerfeljen, fompt ün« nurfj ju bnnrf =
nemen gefallen, ©eben ju ©teinljem*) an bmtfer lieben gramen
anbent (sie!) Hnnunciationi«**) Änno 35 Lxxxv.
*) ©teinfjeim, furfürftlidje« 6d)lofe am SRain in ber 9lä> oon §anau.
**) 24. mn.
^luasburaer ühuhbinorr.
Sil« ©inflebung ($etfelfd)ufcblatt) in einem Reinen Ouartbanb
t)er ©ibtiotfjef be« effemal. Shrtljäuferflofter« ©U£f)eim fanb ftdj fot=
genbe ftotia au« einem ©opialbu<$ be« 8ug«burger ©udjbrucfer« @r=
Ijarbt SRatboIt :
1514 abü 4 tag febmarij
3dj erfyart ratbolt l)ab ein | oertrag gemadjt mit bem | marr. milier
bud)binber | ber foU mir binben in bem | taj mie er mir oor ^att
bunben aud) mie mir« brejtet | onb bartfyolome bunben Ijaben
onb ma« idj im materü, ju | binben gib foü er mir tremtief) | mi=
ber antmurrten barumb ift | bürg be« genannten marren | fdnoed)er
b,an« flieget ünb | Spönne« be« reOman« biener | 3m gemclb ain
3ar lang.
Obige 9ßoti$ ift biptomatifdj genau copirt. Sie fteljt auf ber
trften Seite eine« gefalteten ©latte« oon 150 Mm. #öf>c unb 100 Mm.
breite , meiere« bie obere #atfte eine« ber Sange nadj gefalteten
99ogen« bilbet. $>te untere §älfte, meldje al« $ecfelblatt am ©djtufj
üeffetben S3anbe« eingeftebt mar, enthält auf ber mit Seim bejdjmierten
(Seite einige Stotijen über 3al)l unb ftarbe ber jum ©inben gege=
benen Slrtifet, meldte aber nur nod) t^eilmeife leferlid^ ftnb.
9ttüna>n. Äarl gr. SRaoer.
«rdiib f. Qkftö. b. *eutfd>en «u*6. IX. 16
Digitized by Google
- 242 —
ÄipntfrRungfu ijtfnu.
S3on Wibrecht JHrchhoff-
$ie oorftehenb mitgeteilte ciejcfjäftlidje Reliquie ift mittlerweile
in bie Sammlungen be* ^öricnocrein» ber Xeutidjen ^u^änbler
übergegangen. Steine oerfönltche ßcnntnifmafmie oon berjelben giebt
mir ju folgenben ©emerfungen Anlafc.
Sie beiben aufammengehörigen ©tüde {teilen nicht ba* Fragment
eine« SopiatbuchS ©rharb fftatbolfö bor, fonbern ba* öoüftänbige
SRemoranbum ober gtotijMatt über feinen ©cfct)äft«tjcrfc^r mit Sttarr.
Sttitler, nach heutiger Auäbrudgmeife ein ,,©uct)binber;5öeibuch'', menn
auch ein fct)r Heine*. 5)ie äu&cre ftorm — ein ber $öhe nach
gebrochenes Öolioblatt — entfernt ber ber 3tedmung*fcrtpturen jener
3eit, fpeciell berjentgen ©eorg .Sirapff'c, in ^ngotftabt, bie idi im
üorigen ©anbe beS Ard)ib* befmnbelt ^obe. An bie Sßieberfdjrift be*
mit SDcarr. SJctUer getroffenen Abfommen* fchtiejjen fich oon anberer
•oaub gefchriebene ^iotijen über lum ©inbinben gegebene Sucher unb
über Ablieferung unb Söejahlung ber fertigen Arbeit, jebod) ohne
greife. (5* ^anbett fich jebc*mal nur um wenige (Sjemptare (meift
„rothe" 9ttiffale, b. h- rotfj unb fdjwarj gebrudte) unb mufj bie @e=
fchäftsoerbinbung fct)r balb, föon im %atyct 1514, wieber abgebrochen
morben fein, benn bie an fich nur wenigen 9iotiien fdjtiefeen bereit*
oor ber SJcitte ber jweiten ©palte. 93ei ber ®eringfügigfeit ber in
Arbeit gegebenen 93üdjer;£luantitäten müfcte bie ©efteüung jmeier
Söürgen feiten* SRiUer* befremben, menn nicht anzunehmen ift, bafj
bie* met)r ober weniger 93raud) unb im beginn be* 16. ^alirlwn-
bert* ber Vertrieb ber Sucher in gebunbenem 3"ftoube feiten* ber
SBe rteger in größerer AuSbelmung üblich war.
3wei oon ben noch entzifferbaren SRotijen ftnb mir unoerftanb=
lieh geblieben: „20 flaine ganze prieffe" unb „4 V fleine ganje prieffe".
2Bat)rf(^einlicr) t)anbelt e* fid) hier um ba* 3*rfchnetben t>on Sogen,
auf benen eine Sieljahl üon fleinen „©riefen" gebrudt war. 3$
habe felber einen ^Sergamentbogcn in $>anben gehabt, ber oicr Ab=
lajjbriefc au* Xanten (ober ©ainte*?) enthielt. SBa* bebeutet aber
hier V? -
Siner ber Sürgen war Johanne*, 3ohaun SRunmann* „biener
im gemelb". 2)ie Au*brudSform fcheint mir einen generifchen Unter;
fchteb oon benjenigen ©cfuilfen onbeuten ju Wollen, welche in ben
grofjen ®efd)äften ben Steife: unb £aufirüerfef}r beforgten; unb beren
3aht fcheint in folgen junt 2 heil eine i elir grofce gewefen $u fein,
©ichertich lieft man mit gerechtem Staunen in bem 2Ref$regifter Sig-
munb Stetierabenb'*, bafj Arnotb Strdmann au3 (Söln mit nicht we=
niger als acht Wienern auf ber SReffe in ftrantfurt erfchien. Sßahr;
fcheinlich hatte jeber berfelben fein beftimmte* ©ebiet ju bereifen —
ber 9kme ftilippo ©iunta'3 beutet ja auch augenfeheinlich auf bie
Digitized by Google
- 243 -
Serbinbungen mit Statten — unb nur bie jpauptmcffen, auf benen
ber ^rincipal felbft erfd)ien, fammelten fie um biefen. §ier affors
tirten fie ftc§ üon neuem (benn mir fefjen ja, bafc jeher ber act)t fei*
nen SBebarf gefonbert üon generabenb entnimmt) um fid) bann aber-
mals uad) aUen SHidjtungcn l)in $u jerftreuen. s2Iud) bie ©emertungen
ber Seliger 23ud)I)änblcr Dom Safjre 1600, bie id) im oorigen
©anbe be$ «refnoS mitteilte, beuten auf berartige «erfjältniffe fnn.
Sebenfaö* erhalten mir mit biefem gactum eine Änbeutung Don ber
©ebeutfamfeit unb bem Umfang be* budräänbterifajen SBanberoerfefyrS
felbft nodj in ber feiten ftälfte bes 16. 3atjrljunberta unb füeciefl
nod) einen neuen SBeteg für bie ©rofcartigfeit beä ©ircfmann'föen
©efdjäfts, bie ja fd&on beutlid) genug au« bem groben:(Eüi$coüiua*
fdt)en föedmungSbudje fjerüorleuajtet.
W\e ^refflMÜijei in kleinen Staatsgebieten.
»on Hlbred)t Sirdjljoff.
2)ie ®efd)id)te be$ 83ud)f)anbel8 barf nudj ber $Berfeljr8üerl)älts
niffc, mie fie ftdj in fteinen unb engeren Greifen gematteten, nict)t Oers
geffen. @o möge benn f)icr aud) ber fotgenbe ttbfdjnüt au£ ber
Policen Drbnung be$ dürften Söityelmä $erfcogen ju ®ülidj, ©leüe
ünb «erg. fcüffetborf 1608. gol (©biet üom %af)xt 1554. ©. 6.)
eine Statte finben. $ie ©eftimmungen ftnb erftd)tlid) au« ben rtrct)=
lidjen ©irren, namentfid) au3 ben ber SBiebertäuferjeit in SBeft*
üljaten, fjeroorgcmadjfen unb ganj auf ben #aufirüerfef>r jugefdjnitten.
©udjtrucfer, Serfauffer onb gürer.
$)en ©udjtrucfcrn, ©erfauffern ünb gürern fofl nit geftat werben,
einige ©üdjer, fo ben SBiberttjeuffern, ©acramentierem, ©orte**
lefterem, ober ftuffrürerifdjen an^engig, ober fonft fdjmelje onb
fdmnbtbüd)er, fd^rifften ober gemeefä meren, feüfl juf)aben, juuers
fauffen ober zubringen. ©onber roelcne imd) üublicierung biejed
onferS ©biet« bamit betretten; benen foflen foldje ©üdjer, fdmiefye
ünb fdjanbtfdjrifften ober gemeelä abgenommen, ünä jugefdjidft, ünb
fie aud) in onjem gurffenttmmben ünb ßanben, ©üdjer feüfl jus
fmben nit me^r geftattet toerben. SBnb foflen bie $aftör ünb ©djult;
Riffen, Sögt ober SRid)ter, jebe« ort§, fjie auff famenber f)anbt fletffig
ad)t fyaben, ba3 feine ©üd&er üerfaufft werben, fic feien benn üorlnn
burd) bie <ßaftör ünb Liener ber $ird>en befidjtigt ünb jugetaffen.
$ergleicf)en foflen fie audj üon ben ünfern nit gegotben, em=
üfangen ober behalten, fonber ben 9(mbtfeutt)cn ünb Dbriften, ^luct)
üon benen fie ifcunbt fetten, anftunbt überantroort werben, Slfleä bei
ber ftraff ber SBincfelürebiger, wie im nedjften Strticut üermelbet ift.
3n bem folgenben 9trtifel mirb bann angeorbnet, bafj SBinfelprebigcr
„an ßeib ünb öeben ju ftraffen, onb fo fie entminen an jren ©ütern."
16*
Digitized by Google
- 244 -
Jmet »errujteoene ausgaben eines flJegkatalogs.
JBon 5. £erm. 2Reüet.
2lu$ bcr (Sintettung ju Dr. ®uft. ©^tDetf^fc'« bortref?(i$em
Codex nandinarius Germaniae liieratae bisecularis ift e$ befanut,
bars cö öon mannen ättefcf atalogen $ßarallelau«gaben giebt. Die
(£riften$ jroeier uerfdjiebener Ausgaben eine« unb beffelben SRefjtata=
log« ift aber »ol>l bi^er nidjt befannt gemefen. Die ©ibliotyet bc*
©örfenoerein« tft fo gtücfticx) gemefen, in ©eftfo eine« folgen SRefe=
fatalog« in beiben Ausgaben ju gelangen.
Der bei ®igi«munb ßatomu« erfdjienene Katalog ber fjranf furter
ftaftenmefe 1625 befielt au« 5 ©ogen: «— (£. «tuf ber üorlefcten
Seite be« ©ogen« (5 beginnt ber Appendix, bie lefcte Seite fdjliefjt
mit „Finis". Der Katalog ift atfo in fidj complet. 9hm giebt e«
aber nodj eine Ausgabe, weldjer ein ©ogen 3 angefügt ift mit ber
Dojjpelüberfdjrift:
Catalogi libronim appendix. Hoc est Consignatio illorum libro-
rum, qni cum ex nundinis Francofurtensibus vernalibus 1625. per-
egr6que aliunde comparati sint, quamvis Catalogo certas quasi ob
caussas non inserti, venales nihilominus reperiuntur.
Slnljang befj ftrantffortifdjen Catalogi: Darinnen biejenigen ©üd)er
roeldje in oerfd)ienener ^aftenmefj 1625. 51t Sranrffort onb fonften
üon anbern Drtljen jtuar ju megen gebraut, aber (öietteidjt aufj or=
fadjen,) bem Catalogo nidjt fein einverleibt roorben.
9tadjftef)enbe SufammenfteÜung jeigt bie Serleger unb bie oon
iljnen ju SRarfte gebraute Baljl ber ©erlag«artifel, mie fte in biefem
Sranffurter Sttefjtatalog unb bem Seipgiger, bei (Sottfr. ©rofje er*
fdjienenen ©erjeidmifc be« Seidiger Dftermarft« erfd&einen. 3$ folge
ber (Stntljcilung be« Codex nundinarius. Die mit * bejetdjneten Orte
unb Sinnen festen in Sefoterem.
L Deutle Orte.
Hfdjaffenburg. Ouirin ©ofcer
Slug«burg. ©ebaft. SKüfler (3Kötiu«)
©runo <Smifc
♦SBittme $>er$roö
Sine nota
©amberg. $uguftin CSrineftu«
©afel. Qo$.) 3ac. ©enat^
ßubro. König
3of). ßonr. ßcoparb
©erlin. SRart. ®ut^
3o$. ftatle
tataloß
4
1
1
1
2
2
2
4
8
3
5
4
l
1
1
2
2
2
4
8
3
5
Digitized by Google
— 245 -
©raunfdjroeig. Wunder1« Officüt
—
—
1
♦©rcmcn. SSiflicr
—
1
—
»reSlau. gering'« ©rben unb 3olj. $er*
fert*)
—
1
7
$)amb SWüaer**)
3
—
3
Seile, ©eböft. ©c&imuf
—
—
1
Sötn. «nt. ©ö&er'a (Jrben
5
—
5
4
—
4
(£onr. $3utgemu£
10
—
10
$et. (Eftottnuft
5
—
5
3olj. ©ljntnid)
3
—
3
$et. Penning
9
—
9
3o^. ßindiuS
18
1
18
$>etnr. Ärafft
1
—
1
2Kattf). ©mifc (©$mifc)
3
—
3
©ernf). SBaft&er
2
—
2
3of). SSBulffrat!)
1
—
1
3)armftabt. Dpffcrmann
2
—
2
Millingen. Ulr. SRetn
3
—
3
Bresben, «nbr. ÄTÜger
—
—
2
SBolff ©et)ffert
—
1
2
Arfurt 3o$. ©irefner
5
—
4
3of>. SBifc^of (epiScoptu«)
—
1
—
ftranffurt aßH. 3of>. «ntmoit
9
—
9
$an. & $aö. Slubrij & £t. ©djleid)
16
— i
16
3o$. 2f)eob.($ierrid0 bc ©r^1« ©rben
3
—
3
©genolpl) Gmmel
2
—
2
3ac (Srben
1
—
1
$utfti (jrben
1
—
1
fiue. 3«tni3
25
—
23
@berf). ftiefer
2
—
2
s£et. flopff
1
—
1
©iegm. Satomu$
2
—
2
©altfrtfa* Dftem
1
—
1
3adj. ^attfjen'S ©rbeti
5
—
5
3ono* SRofa'3 SBittroc
4
—
4
ürranj Sfacof. SRotf)
6
5
3ot). ©d)miblin
2
2
3of). Xljeob. ©(fjöntoetter
6
6
3o$. ©tö<fete
1
1
©ottfr. Zampad)
2
2
*) 3m Codex nund. unter »rcölau, in ben SRe&tatalogen ali Seidiger
girma aufgeführt
**) (Ein 3>aöib SRüüer au$ unter geno unb unter Seidig; ob berfelbe?
Digitized by Google
- 246 -
3of). Xreubel
3oi ©arl Undel
3ac. bc 3ftter
©iefcen. 9ltc. #ampel
falber ft ab t. Xob. Nicolai
Calle. 9ttt($. DelWleget
Hamburg, grobeniuS
9Ric§. gering
•S. D.
$anau. ©ottfr. ©ejerre
Sonr. (Sifrieb
3ac bc Setter
*£eibelberg. fieonf). fteanbei
*|)crborn. S. n.
3ngolftabt. ©li)abetf) Slngermaor
SBity. ©ber
*©reg. $änlein
Scna. 3of). SBeitljmann
3olj. ©ircfner
©al. ©runer
*$aü. SDlütter
3ol). SRetffenberger
Xob. ©teinmann
3o§. SBeibner
Kempten. (£f)riftopf) Traufe.
Seipjig. Cfafv- ©lofcmann
(Eljriftopf) (Süinger
©ottfr. ©rofc
* „ & Penning ©rofj' jan.
Srben.
Penning @ro{3 sen. (Srben.
*$>aü. SttüHer
Wie. Wertidj
Mnbr. fltyambau
(Sita* föeljefetb & 3of). @ro&
3ad)aria§ ©djürer jun.
& SRattQ. ©öfe
©arttjet Söoigt
SNidjaet SöadjSmann
•8. n.
*2iegnifc. ©amj. Xfymner'ä Selbftüerlag
Sübecf. SRicfcacl gering
©amuel 3aud)iu3
— 247 —
ßüneburg. $einr. SRejer
Solj. & §einr. ©tern
9)? a g b e b u r g. ©mmercm & Stmbrof . ftirdj ner
Serem. ^ijcner
9Kaina. *$erm. 9Biliu*
2ttarburg. Sajp. (£§emtin
£>etnr. §eine
9#iind)en. 2Inna ©ergin
9ttc. $enrid)
Slnna 9Raria §erfcroti SBitttoe
3otj. ©abeler
S. n.
fünfter. 3flid). ©aliuS
Dürnberg. 93altf)ajar Sanmor.
©im. §albmetier
Sllb. SSagetnann
*$affau. Cftriftotf fiutbet
Hinteln, $eter SuciuS
$f)il. 3ac. SBagner
5Roftocf. «uguftiii Serber
3ol). ©atlcroorb
iftottjenburg a. b. X. ©ieroit. $örnlein
SRottnetl. 3o*>- ^ fcelmlin
♦©aljburg. ©reg. ftärncr
*©djmatfalben. Söotfg. £eael
©trajjburg. 3°^- Sarotu*
Ctyriftopl) o. b. Reiben
SHarr. o. b. Reiben
<ßaul Seberfr
Sofias fö^et1« (Srben
Xfjeobor föifyel
$f)ilipp ©artori(u)8
©bewarb 3efc"e*
Sa^aruS ß^ner1« ©rben
Stuttgart. 3ot). SBeörid) ($enrid)) fööjjtin
Bübingen. ^Ijitibert ©run
3of>. Sllej. ©etKuS' SBittroe
$f>eobor 'Berlin
©bewarb SBilbe
Ulm. Sona* ©aur
Wittenberg. ßtemcn3 ©erger
$of). Tormann
$aut §eltt>ig
dafpar fteöben
3ad)ar. @d)ürer sen.
— 248 -
Sam. 8eelfif# Grben
Gfjriftian j^amm
SBürjburg. 3of)ann Colmar
II. «ugerbeutföe Orte.
flmfterbam. ©utt. 3o.nfon Saejtu« & $enr.
ßaurentiuS
$enr. ßauretttiuS
Antwerpen. $enr. SertfenS
$eter & 3of)ann »etler
»att&. SRoretuS, 3ofj. SWorctu^
2ötoe. & 3ot). SRcurftu«
SKartin Sttuttu« (WutttS)
Societas librorum officii ecclesia-
stici
SBiUj. oan Xongeren
$ieron. SSerbuffen
S. n.
*ttrnf)eim. 3an $anä
2>eoenter. Sebaft. SBertnboutiuS
©enf. <ßeter & 3ac. (£f)ouet
Sacob ©toffr
*S. n.
Äopenfjagen. ©alom. «SartoriuS
Serben. *2lnbr. (Sloucque
3faac & 3acob (Sommelinuä
(Jtjcoir & 3o^. SRaire
Officina Elzeviriana
*#enr. ßaurentii
*3olj. SRaire
3ac Sparet
S. n.
ßoetoen. «Jtyü. $ormatm8
ßüttidj. 3ean Xouraab,
ßüon. *3oc. (Sarbon
* „ & ?ct. Coocflot
(Haube ßanbra
«tnt. $tHef)otte
fioui« $roft
$ari«. *$ierre »ittatne
SIeurlj ©ourrtquant
ttic. »uon
* Glaube (Sollet
©ebaft. ßramoiU)
SMtor äRonbierc
- 249 -
villi. UU wUlllHlUUlUU
o
m
AU X dltUn pckT lo öUClC Lc l| Uly III 1
o
m
o. n.
X
i
X
V; t Wihtrf 'Amur A °(pnu hu SRniä
1
X
1
'Aouiome. jtQtin. kioioniej
1
1
•otucuig. uianc. ■ocijcia
X
1
X
Kinttt
1
J.
1
X
^uangeu[iu *;euu}inuö
X
X
JAUllU WlllUiIlIIll
1
X
1
X
u
&Dud Juntas
8
8
Stob. 9Heiettu*
1
j 1
2lnt. ^iRcflu*
3
3
5)iacono ©amina
1
1
1
S. n.
15
1 13
*III. Sine not*.
8
3
IV. Sine loco.
1
1 _
603
109
| 762
712
©in 93ergteid) mit ber &iü)\unQ be* Codex nundinarius läfjt ftdj
au* bem ©runbe nid)t au*füf>ren, weil ba bic SJicffen bcr ganzen
Saljre jufammengefafjt finb unb fo natürlidj tjöljere &af)Un f)erau*s
fommen.
2Ba* ba* 93er!)ältni& be* Änfjang* ju bcm $>auptfatafoge be;
trifft, fo ift junäd)f: feftjufteöen, bafc Sefcterer juerft fertig gebrurft
gewefen fein mu&, um at* fetbftftänbig ausgegeben ju tu erben unb
bafc bann f)ierju nodj SBogen 5 Hntyang ^injugebrurft morben
ift; benn ba* ©djlufewort „Finis" ber legten ©eite oon SBogen (5
ift aud) in ber oollftänbigen Ausgabe nirfjt herausgenommen. $af$
aber ber $>rud* be* Anfang* in berfetben Officin erfolgt ift, fann na$
ber öoflftanbig gleiten töpograofjifdjen StuSftattung feinem 3roeifel
unterliegen.
SBeldje* aber bie „Urfad?en" gewefen fein fönnen, bie betreffen-
ben ©üdjer au* bem ©auptfatologe wegjulaffen unb bann ben Sin*
fjang bejonber* ju brucfen unb ben ßatalog in jwei oerfdjiebenen
SluSgaben &u oerbreiten, ift mir nidjt Har geworben. $em SSortfaute
ber IBüdjertitet nad? fönnen Weber confefftoneüe, nodj polemtfdje, nodj
politifdje 9tücfft<f)ten SSeranlaffung baju gegeben f)aben. ©in Ringers
jeig fönnte barin gefunben werben, ba& ber urfprüngtirf)e Katalog
aud bem banrifdien ftartfyäufcr-SMoitcr ^öurjjeim, alfo au* fat^oltfd)em
93efi^e ftammt, »ä^renb ber mit ?(n^ang üerfeb,ene au* ber ©d^ens
fung bc* $errn Dr. ?t(br. tfirdjfwff, bab,er wa^rfdjeinlid) urfprünglid)
au* einer SRorbbeutfdjen Oegenb ^errü^rt.
Digitized by Google
- 250 -
3ttag ftdj bie« nun behalten, wie e« wolle, jebenfall« ift bie
intereffante Shatfache ber ©riftena ber beiben ausgaben luerburch im--
$Weifelhaft feftgefteüt. — @in anbrer ©ewinn ift eine fteine (Ergänzung
ber im Codex nundinarius aufgeführten Verleger. (£« finb 29 Sir=
men, refp. Orte. 2Benn hingegen im Codex nundinarius 42 ftirmen
ober Orte oerjeichnet ftet)en, bie fner nict)t öorfommen, fo finb folche
in bem $>erbft;, rejp. äRichaeli«:2tte&fataloge ju fudjen, ber hier aufjer
Betracht $u bleiben $at. (@ine fterbeijielmng be« SBiUer'fojen ^xanU
furter $araflel:9Jce&fatalog« hätte feinen Sßufoen gehabt, ba biefer nur
bie *Berlag«orte, nicht ober bie SBerlagSfirmen aufführt.) — Äufeerbem
jeigt bie oorftehenbe 3ufammenfteflung, bafc ber Seipjiger SJce&fatalog,
obgleich er bem Xitel nach „alle ©üdjer, fo p graneffurt in ber
Sraftenmefe, Onb Seinjigifa^en Öfter: mareft btefe« jefcigen 1625. 3a^re^
entmeber ganfc ober new oerbeffert, wieberumb aufgelegt onb gebrueft
Worben finb", enthalten foflte, bennoef) nicht alle in $ranffurt jur
3Äeffe gebrauten ©üajer üerjeidmet.
fetteres jnr <5ef$idjte Des üiitpn Mim^smtUns in fettig.
®on Wibrecht £irä)hoff-
2)te grofje 3crW^rung ber Steten ber fieipjiger 83ücher:Gom:
miffion läfei Ergänzungen ju früheren 3flittheilungen an Stellen fin=
ben, an benen man folche nicht im entfernteren erwarten fönnte. (So
habe ich b*nn au4 bei ber weiteren ^urchforfdjung in ben fteten
über bie oorgefchriebene Sereibigung ber ©uchbruefer toeitere 5>aten
jur ©efchichtc be« älteften Seipjiger 3ettung«wefen« gefunben. $iefe
(Ergänzungen werfen zwar neue« Sicht auf biefelbe, laffen boch aber
noch manche Unflarheiten befreien. 3<h J«he e« baher oor, ba«
WctemSRaterial, fo wie e« oortiegt, hi« hum Äbbrud ju bringen unb
nur einige 93emer!ungen baran ju fnüpfen.
$)a« erfte 2)ocument ift eine öingabe 9Jcori{j Börner'« an ben
SRath, beren <S<hlufj — unb bamit bie 5)atirung — teiber toegge*
fchnitten ift; fie mufi aber au« bem October ober 9cooember be« 3ahre*
1633 ftammen.
Cr. (5[)iuu. ©rofjWchtb. £>od) onbt SBo^troei^^eitt erinnern fich
grofcgünftig, wie ba« biefelbe ben gefampten ©uchbrüdern alhier
oor wenig tagen inhibiren Onbt oerbiethen lagen, ba« Sie hinfüro
feine Auiso onbt 3«ittungen bruefen folten, Ob 3$ nun wohl leicht
erachten fan, ba« folche« SSerbott, wegen be« bi«hero, oon etlichen,
befdjehenen (chänblichen mißbrauch«, onbt ba« oieU S3nmahrhaffte
3eittungen, ohne gebührliche Censur Onbt SQorbewuft benberfeit«
Obrtgfettt alhier, oerfänglicher weife in bruef gefertigett werben,
erfolgett feo, $ahero ben ©. Gh^enü. ®ro&$tcf)tb., $och onbt SBohlm.
burch eine oornehme «ßerfon 3hr** SRitteU 34 meine« theil«,
Digitized by Google
— 251 -
tonbt ba£ bcrgieidjen oon mir nicht gejcheljen, mich entfdjulbigen
laffen, auch ba3 f)infüro öon 9flir, iemanbt jum oerfang onbt naa>
tt)cia nicht erfolgen ünbt ofme gebührenbe Ceusur nichts in brucf
gegeoen ruerocn joiie.
5)ie »etil aber 34 noch jur 3eitt mitt feiner genrißen Reso-
lution üerfehen toorben, SHir hingegen gar toohl beiouft, baä oon
S^urf. $41. ju ©achßen, Snfem genäbigften #errn jc. neben ber
löblichen Uniuersität S. C5tirnü. föodjru. Statt) alliier, bie Inspek-
tion »ber bie 3)rurferei)en genöbigft auff getragen, tjiernebend andi
erb öt ig bin, (5. @hntO. i)od)iu. 9tatf}$ Deputirten, ioroobt al8 ber
löblichen Uniuersitett, iebeemaljl folctje Atiiso ju gleichmäßiger
Censur ju uberrcidjen onbt biefeä mein anerbieten, meined Oer:
tjoffenä beübe8 aller bifligfeitt gemäß, fotoohl bem altgemeinen toefen
jum beften gereia^ett, inbem ict) üieler örter mitt rjocrjanfetjnlic^en
Don Ebell, auet) anbem großen liebhabern ber Historien, fotoohl
mitt oomet)men Ijanbeläleutten onbt anbern Slmptäperfonen , ins
gleiten ganzen Communen, in gutter Correspondentz uersire, onbt
mitt benenfelben tt)eil8 mich in geroiße beftaflung eingeladen, ba«
3a) S^nen gefallen, ma3 alljier eingufornmen pflegen, pfenben,
hingegen oon i l>ti c rt bergleia^en Communication fet)tg roerben tlme,
Sönbt meiQ oon Strasburg, $lmfterbam, Hamburg, fonberlid) oon
graneffurt an 9)cann, rote au et) anbem orten fold}e Seittungen meift
gebrueft mir an ber o geliefert m erben, mürbe eä oiel Beitt onbt
SBncoften gebahren, menn idj fotdic aflerfeitä mir SBmbfchreiben
lagen fotte, ba bo4 bnrd) bie £> rüder et) 34 enien 3 eben gefchminbe
beförbern, onbt oftmals in einer ftunbt mir ftattlia^e Occasion jur
richtigen $oft 1)abtn ober üerfäumen fan, bahero üielen gutten
leutten gefjolffen ober gefc^abett werben, jugefdjtoeigen gerben mei«
ne$ Privat Interesse, ber 34
hieran f4ließt fiel) eine toeitere ©ingabe $örner'3 an Unioerfität unb
9tatl) öom 23. Xecember beffelben 3a^re5:
@. SDcagn. SBo^KS^n»., ©roßflehtb. fw4 onbt toohl». erinnern
fid) gutter maßen, melier geftatt (Sfjurf. Xd)t. 511 Stochßen mein
genäbigfter £>crr, auff berfelben aflerfeitS eingefchteften onbert tjänigften
bertdit, snb dato $>rc$bcn ben 9. 9couembri§ (sie, muß aber heißen :
3)ecembri3) innfte^enben %af)tt$, ficr) fo genäbigft resoluirett, ba3
3h? dburfl. £d)l. gnäbigft aufrieben, ba§, auff oorhero gei)enbe
<£. Magnif. ünbt $>ochro. Censur, 34 aüeine, onbt fonften SRie«
manbts, ohne 3h? ©t>urfl. $41. üorbetouft, bie Anisen bruefen
laßen möchte, oor meiere 2Rir erjeigte r>ikr>ftc ®nabe onbt gütig*
!eitt 34 3ttich in r>öct)fter $emuth ünterthänigft jubebanefen Pflicht
fchulbig, onbt müligfi erfenne, Stomitt nun bie ©uchbrüder alt)tcr
fich hinfüro mitt ontoißenheitt biefeä ÜJccine^ erlangten Priuilegii
Onbt Concession nicht ju entfchulbigen, ünbt 2JUr jum Praejudicio
onbt nachtheiü ettoaä attentiren mögen,
Digitized by Google
— 252 —
203 gelanget! an G. Magnif. 9Bol)t(£i)rt>. ©ro& «d)tb. tpch: onbt
luobhu. mein unterbinfuidjcö onbt gchorfameS bitten, $iefelbe »ollen
fidj nochmals io grofegünftig ertoeifen, mehr ermeltc s-8nd)bruder
Dor [ich beweiben, 3hnen ben gnäbigften erteilten ^öcfctjlid»
ju publiciren, tmbt Shnen mein erlangtet Priailegium ju noti-
ficiren, DJiid) auch, auff aüc begebenbe f&Ue grofjgünftig baben $u
fchüfcen tmbt ^ucrljalten, $ierinnen üoUbringen (S. Magnif. :c. tjöchft--
gebauter 3Jjr Sfmrfl. Xdil. gndbigfte meinung onbt befet)CicfjP mtbt
urnb biefelbe bin Ö<h e3 nebenft ber gebühr mitt üntertf)änigen
gef)orfamen bienften mögliche« flei&e* juuorfchulben ieberjeit »iiiig
Onbt erbötig. Saturn ßeiOjig ben 23. Decembris Ao. 1633.
& Magnif. :c
©eljorfarnfter
SÖcorifc Börner.
(58 folgt fobann ein ©eridjt ber Uniüerfität unb be3 9tatt}e«
(ober bee SRatheS allein?) üom 15. SRärj 1634 über bie «u«füt>
rung einer am 10. SJcärj auf bie ©ittfdjriften äRorifc ^örner'S unb
ber äBtttme fiawfifch oon Bresben au* erlaffenen Serfügung. (£3
wirb barin junächft angeführt, ba§ befohlen fei: „immitelft aber bie
confiscirten exemplaria ( o er m litt) lief) bod) confiöcirte ^ei tun gönn mm ern )
bis ju ferner gnebigften anorbnung in ©ermahrong ju behalten", unb
bann fortgefahren, ba| ja 3Rorifc Börner im $>ecember be« oerfloffe-
nen 3ahre* geftattet »orben fei
bie anfommenbte Avisen al^ier oorgehenbt onfern Censur truden
jula&en, »eiche* auch bi$ant}ero adfo gefchetjen, Äöbie»etl aber
Suftu« 3anfoniu« onbt Hlbrety SRinfcel beibeä ©uchbrutfer ftd>
gleicher geftalt onberfteb.cn tooöen, bie 3tmen jutommenben Avisen
ot)ne onfer Censur jubruefen onbt ju publiciren, ^att beSmegen
ben nnö ©r fid) Ober fie beflagt onb gebetten, bei (S. (Ib. $$t.
gnebigften befefjt $u fdjüfcen onb hingegen beibeu ©uchbrudern
aufzulegen, ba$ fie fid) bergleidjen Avisen ju bruefen enthalten
foUten. 2Ban ban bie oon (S. &hf. Durcbl. mefjrgebachten SRorifc
Römern gnebigfte concession in ünberthänigfte obacht $u nehmen
onS gebühren »ollen, «1$ tjaben mir beiben ©uchbrudern, »eil fte
fid) fonberlidj ot)ne onfere Censur bie Anisen ju truden onber«
ftanben, anbefohlen fidj begleichen hinfürber genfclichen ju ent=
galten bis fo lange beo (£. &hfL 5)<%I. <Sie ein anber* in onber*
t^enigfeit erlanget. Sie haben aber htegegen einge»enbet, ba& Sie
gar »enig exemplaria bruefen laffen, auch fote^e albereit biftrahtrt
onb an anbern orth oerfdndet.
3n Verfolg biefe8 Berichtes unb »ie e£ fcheint einer nod) neueren
Anorbnung au3 Xreöben »urbe bann am 12. $Ipril Silbrecht 3Rim)eln
auf bem SRat^aufe ber für f. ©efefjl gebührenb eröffnet unb ihm aufs
gegeben, fia) bemfelben allenthalben gehorfam $u bejeigen, bem nicht
v
Digitized by Google
- 253 -
erfchienenen 3uftud Sanfoniu« ober nachfter)enbe „fchriftliche Snfinua;
tion ad dom um gefanbt:"
©rafft SJjurf. gn. befehl« toirb Justo Jansonio ©uchtrutfern, §tr=
mit gemetbet Onbt ernftlich aufferlegt, ba« er tynfüro beö üermei;
bung S^rcr (£f)rf. $$1. ernfter fhaff @r fid) be« $ruden« neuer
3eitungen enthalten auch fonften ofme ünfer ber ©nioerfttet onbt
föath« oorgehenbte Censur nicht« bruden folle, darnach er fich
ernftlich pachten, ßeipjigf ben 15. Aprilis Ao. 1634.
<£t)itrf. oerorbnete Coramissarii
onbt ber SRath bafclbft.
(3)ie 2üde in ber Unterfdjrift ift für bie Unioerfität offen gelaffen.)
©ooiel geht unbebingt au« biefem neuen Material Ijcruor, baü
auf betn Gebiete ber periobifchen 3eituna*pref|"e aurf) in fieipjig
mit bem ©eginn ber breifciger 3ahre be« 17. 3at)r^unbertt eine
größere SRegfamleit ^errfd^te, al« man für 3)eutfchlanb überhaupt
öor ber Veröffentlichung ber Unterfuchungen Dpef« im 3. ©anbe
biefe« «rchio« annehmen burfte. ®« toirb baburef) conftatirt, bafc
<5nbe be« 3af)re« 1633 in Öeipjig aflein möglichermeife brei perio;
bifdje ©lätter erf Lienen, wenn auch nur in tleinen Auflagen unb
toohl meift nur Kompilationen au« fremben gebrueften Leitungen.
Sntereffant ift e« babei ju bemerfen, bafc Börner bie Strafcburger,
bie bi« jefct als attefte nachgetoiefenen, in erfter Sinie nennt, ©tufoig
Kirnte nur machen, ba§ in ber erften, unbatirten, (Eingabe Börner'«
oon 91oifen unb 3*itungen, in bem ©erbot an ftanfoniu« oom
15. Slpril 1634 nur oon „neuen 3citungen" bie SRebe ift, toährenb
ftd) boch für jene 3«t nur mit bem 2lu«brud „Sloifen" unbebingt
ber ©egriff ber 3«fantmenge^örig!eit unb regelmäßigen ^eriobicität
berartiger «ßubticationen üerfnüpft. @« fönnte baher fraglich erfreu
neu, ob nicht fotoot>t Ulbert SDcinfcel, oll 3uftu« 3anfon beiberfeit«
üietleicht bod) nur Flugblätter (fteue Leitungen) über bie 3eitereigniffe
au«gaben, bie im Crange ber (Sreigniffe eine gemiffe 3ufammens
gehörigfeit unb golge annahmen, — nidt)t aber regelmä&ig erfdjei;
nenbe, auch äußerlich al« jufammenge^örig bejeidjnete, au* Heineren
(Jorrefponbenjen ic. jufammengefteQte lüirflic^c Sloifen. Sfür Sanfon
fäüt allerbing« betreff« ber testeten Sllternatiüe in« ©emic^t, baß
Opel einer bei ihm gebrueften
Drbinar $oft onb 3«itung, Su« bem ©chmebifchen Sßofthaufe ju
ßeipjig, wie es rooc^entlic^ einfömpt. %m 1632. $are,
ermahnt, oon melier fid) eine SRummer in ber heraoglidjen ©ibliotfjef
in ©ot^a erhalten hat.
Slnbererfeit« muß auch SKonfe Börner bereit« eine Seit lang
Seifen herausgegeben, üielleicht auch frembe oerbreitet haben; ob feine
eigene 3«tung aber oon oorn herein ebenfalls eine gebruefte, ober
ob fie nur eine hanbfehriftliche mar, ba« geht au« feiner erften (Sin;
Digitized by Google
- 254 -
gäbe bod) nidjt mit unbebingter ßlarf>eit fjerüor. SRir miü e« faft
feinen, al« ob er — burdj (Sonnejionen unb gefc^irfted ßöbern öcr=
mittelft ber ©iferfud&t be« Sftatl)« betreff« feine« auf biefe gelegene
ltdje ober periobifaV glugblatt*2iteratur befd>ränften eenfurredjt« —
bie ougenblirfü^e Sage ju benufcen gefugt habe, um feine bi«f)er
nur ^anbfa^rtftüd) ausgegebene 3«t*mg, in eine gebrückte umjaroanbeln
unb nunmehr für fid? ba« aüeinigc 9tcd)t jur §erau«gabe einer folgen
ju erlangen.
Xcr ganjc Hergang ift einigermaßen oerquieft mit ben $iffe?
renjen jmifchen SRatf) unb Unioerfität betreff« ber SBereibigung ber
S8ucf)bruefer unb ber ©enfur. $rud)t(o3 oerlaufenbe ©ttationen ber
Suä^brucfer beb,uf« 93omaljme ber Sereibtgung gehen bem ertaffenen
Verbot gebrurfter 3^t""9C" ooran unb bie erfte (Eingabe Sßörner« ift
aller SBahrfcheinlichfeit jufolge erft nach ber in ben Acten befinblidjen
Sitation oom 11. SRoüember eingereiht morben. Ob nun aber jene«
Verbot auf einer «norbnung oon 3)reöben au« unb auf politifchen
©rünben beruhte, ober oom SRathe nur erlaffen mar, meil SJctnfrel
unb ganfon ihre Bettungen nicht ber SRath«:<£enfur unterbreiteten,
bleibt unflar. 3h möchte faft lefctere« annehmen, ba Börner'« au«;
brücftidje« S3erfprechen, feine au« gebrueften 3eüungen unb ^anb=
fdjriftlichen (£orrefponbenjen sufammengefteflte eigene 3"tang ber G£ens
für be« 9iathe« ju unterwerfen, biefen fo captioirte, baß er $ömer'«
©efud) in 3)re«ben befärtuortete unb nori) in feinem ©ericht oom
15. SDcdrj 1634 au«brücflich ^erüor^ebt, baß Börner feinem $Ber=
fpredjen nachgefommen fei; auch behauptet ber Statt) anbererfeit« nicht,
baß SJtinfcel unb 3anfon ihre trofc Börner'« ilmen inftnuirten tyxu
oilegium« noch immer fortgefefcten Unternehmungen auch jefet noch
überhaupt ohne <£enfur (b. h- ohne bie oerorbnung«mäßige unb
regelred)te ber Unioerfität) erfcheinen ließen, ütelmehr nur, baß bie«
ofme feine, be« SRathe«, (Senfur gefdjefje. 35er 9tat^ macht in ber
Verfügung an Sanfon öom 15. Äpril fogar ben Serfuch, fid> ba«
Genfurrecht ganj im allgemeinen ju oinbiciren.
Tic in bem 53 er i eine Oom 15. SRätft ermähnten „confiscirten
exemplaria" finb oermuthlich ouf Antrag Börner'« mit SBefölag be=
legte Hummern ber SRin^eliSonfon'fhen 3eitung«:Unternehmungen,
unb bemerfen«ioerth unb oon Sntereffe für ba« Sfcaß ber Verbreitung
ber gebrueften — menigften« ber Seipjiger gebrueften — 3^itungen
ift bie Angabe, baß bie Auflagen fe^r Kein feien. S)ie« beeft fidj
aud) mit bem Anerbieten Ximotfjeu« föifcfay« oom 3a^re 1652, ben
^oftmeifter SJcühtbach mit 20 ©jemplaren „&u beftellung feiner Cor-
respondencen" abpjinben, bamit biefer oon ber |>erau«gabe einer
eigenen 3eüung abftehe.
SÖQljrfheinlia) mar e« nun aua) Börner'« 3ettung, meldte nod)
im Satyct 1638 oon ber SBitttoe ftlorentine Sanrfifd) gebrueft mürbe.
3« ber gegen fie gerichteten bitteren Eingabe ber Suajbrucfer^nnung
Digitized by Google
— 255 -
an ben SRatf) oom 16. Suli 1638 mirb gejagt, ba& bic SBitttDC
fiandifd) füglidjer SBeife burd) @jecutionäanbrof)ung jur ©efteflung
eine« Factors gejtoungen »erben miiffe:
in Betrachtung , bafj e« mit öftrem Druden nicr)t gefatjr tiabe, in
beme fie afle ßeitungen, Avisen, wie aud) ärgerliche £>iftorien, onb
fd)anbbare Sieber brudet, onb mit groffem t)auffen oerfauffet, ba^
burdj benn teid^tltct) grofc S8nr)cil onb ©rgernifj entfteljen fan.
2)ie fc^merjtic^e Erinnerung be« Dber=2lelteften ber 3nnung, Suflu«
Sanfoniu«, unb be« BuftanbS * ©ormunbc« ber ©eflagten, Ulbert
SWinfcel — öttf SBitttoe Sandig »erhalten gegen lederen be=
ruf)t jum Xt}eil bie fchtoarje @d)ilberung ihre« Eharafter« in jener
Eingabe — an ba« $)rudüerbot oom Sah« 1634 hat üieöeicht ju
bem 93orget)en ber Innung in biefem ftafle etma« mitgetoirft. 3eben*
fall« beweift biefe 9cotij, bafe auch nod> im Safjre 1638 in ßeipjig
„floifen" erjehienen.
«Nachtrag ber Äb^anblung:
Die lutrf. fädj(irrfjf 0ü<her-€0tmniflum in l'npmi.
«on Wibrecht ffirdjhoff.
$>ie ©a^itberung ber 9cad)lÄffigfeit in ber §anbhabung be«
<ßrtbilegieutt>efen« mährenb be« jtoeiten ©rittet« be« 17. Sahrhunbert«
fettend ber fächfifdjen 93et)örben unb ber üRangelfwftigfeit be« ©djufoe«
für bie berechtigten ober begünftigten Serleger burd) bie treuer er=
tauften ^rtüilegien, welche ich auf 6. 96 bis 99 biefe« Sanbc«
geliefert habe, crljält eine prägnante unb braftifdje Beglaubigung
burd) bie Steuerungen über bie 2Bertf)fd)ä&ung biefer SÜcadjbrud«!
^rioilegien im allgemeinen, welche E^rtftian ©entfeh, ber Vertreter
ber Sodann ©rofje'fdjen Buchhanblungen in öeipjig unb $atberftabt
im 3afjre 1676 oor bem faif. ©üdjer--(£ommiffar <&eorg %x. ©per;
ting ju ftranffurt a. 3W. in einer SBernefunung wegen angeblichen
9cad>brud«^ertriebe« machte.
Sacob Safere au« $anau r)atte ben erwähnten GJentfd), fowic
(£t)riftian SBeibmann au« Seidig, wegen be« ihrerfeit« — allere
bing« ju Seipjig — erfolgten Sertriebe« üon 9cadjbrüden feiner
faiferlicher unb fädjfifcher Seit« ihm prioilegirten Slu«gaben oon
9^att). $)uej' fran^öfifcher ©rammatif oor ber faif. ©üa^enSommiffion
in granffurt a. 2Jt. ju belangen oerfud)t. 9tad) Sperling'« bei ber
Vernehmung ber Sorgelabenen aufgenommenem ^rotoeofl erflärte
©entfd)
mit ladjenben SRunb: 3a er ^ette Exemplaria gnug, aber feine
addier, ju fieipjig woüte er 3hme einige ganje Ballen umb ba«
©elb liefern, aber Er were nid)t fo närrifcf), bafe @r felbige
an^ero bringen t^äte,
Digitized by Google
— 256 —
unb auf ben Vorhalt tyn, ba& fein (Sebalden bem faifertidjen $rioi=
legium jumiber fei:
2)ie Ütahfert. Privilegia mürben in ©ajen unb ©ranbenburg nicht
respectiret, ja man t^äte bie ©hur:@echftfche Privilegia nirgenb*
al* gu Seipjig respecüren, roemt mon fdmn bei ber Regierung
clagen tfyote, mere bod) feine £mlffe oorhanben, fonbern aflein
biefe Antwort: ÜJcan fönte ihren Untertanen ba* ©rob nicht
au* bem SDcunbe jiehen.
SBoflte man nun auch annehmen, bafc ©entfeh oor einet 93el)örbe,
melche ihm — ba er ben 9tadjbnuf nicht in ftranffurt a. SJL Der*
trieben hatte — thatf Schlich nicht* angaben fonnte, nur renommirt
habe, fo bocumentirt fid) boch jebenfafl* in biefer offen au*gefpros
dienen SKifeachtung ber fächfifdjen Sßrtoitegien ein ©efühl ber ©id>ers
hett üor rechtlicher Slfmbung bei ben sJiachbrucfern unb 9cad)brucf?-
öerbreitern, ba* ja auch nach &u*mei* ber bieten (eiber nur $u be-
rechtigt mar. 3a, in ©entfeh'* 21u*fprache unb Verhalten betätigte
fich fogar ein größerer SRefpect üor ber ©nergie ber faifertichen
5Bücher:(£ommiffion, at* oor ber ber fächfifchen Söehörbe. ©elang e*
in Seipjig unb $)re*ben mirflich einzelne klagen bi* ju einer ©traf=
oerfügung ju treiben, fo mar ben Verurtheilten boch immer noch
burch (Sinlegung friooler Appellation*:, Säuterung*-- unb 55ittgefu<he
Gelegenheit genug gegeben, enblofe Seiterungen ju machen unb bie
SSerhanbtungen mehr ober meniger refuttatlo* oerlaufen $u laffen,
toor allem, »enn ber ©eflagte ein 2anbe*finb, ber Kläger ein 9citb>
fachfe mar.
©erabe ber oorliegenbe ftaU ift lehrreich in biefer Vejieljung.
Safere flagte noch int April 1676 auch bei bem Dber:(£onftftorium
in $>re*ben unb bei ber 99ücher=Sommiffion in 2eip$ig, obfehon fein
^ßrioilegium mit bem 30. Sftärj abgelaufen mar, ein Umftanb, ber
merfroürbiger SBeife meber feiten* ber ©eflagten ju ihrer Vertheibigung,
noch feiten* ber ©ehörben urgirt mürbe; allerbing* hatte auch bie
behauptete Verbreitung be* Sßachbrucf* fchon in ber 3Jcichaeli*-3Reffe
1675 ftattgefunben. 3unächft mürbe nun jmar mit aller Schärfe
vorgegangen; bie Veftagten mürben ben Veftimmungen be* $rü>is
legium* entfprechenb in je 100 Xhlr. ©träfe oerurtheilt, ihre Vitt;
gefuetje um ©rlafc berfelben abgemiefen,
bamit anbere ein exempel baran nehmen, unb bie oon Unnfj er=
theilte Privilegia in mehrern respect (ge)halten (merben mögen),
dennoch aber gelang e* balb genug bem au*bauemben unb anfml=
tenben flehen ©hriftian SBeibmann1*, feine ©träfe auf 30 %f)lx.
ermäßigt $u erhalten (er zahlte fte auch in 5 reiben ein), mährenb
©entid) — nachbem auch er junächft eine (Srmäfjigung auf 50 %fylx.
gemährt erhalten hatte — fchlie&licb, (im %afyxt 1677) ganj frei
au*ging, ba er oon Anfang an behauptet hotte, fämmtliche in ber
3Jcichaeli*:SJceffe 1675 in Seipjig oon ©abriet ©tinfcner au* ©<htei$
Digitized by Google
— 257 —
etfauften Sjemplare fofort nach §alberftabt üerpadt $u haben, mo=
felbft fic (im 2tyril 1676!) nodj unauSgepadt ftünben, bafe ihm
atfo ein Vertrieb beS STCachbrudS innerhalb ber fäehftfd>en ©renken
nicht nachjumetfen fei. Unb in bcr Xfjat belegt er burch ein nota*
rieüe« Snftrument, ba& im September 1676 in $atberftabt ein
©allen cor Sßotar unb 8eugen eröffnet morben fei unb 100 $uej
enthalten habe. $afc er nun feinen öinfauf in ber 3»iWengeit
ätoifchen ber SKitfjaeli&SReffe 1675 unb ber Dfter^effe 1676 gar
md)t ju öermerihen gefucht, inu nicht einmal feinem Sager eingefügt
hätte, ift jmar fef)r unmahrfcheinlid) ; oon SRagbeburg, mo ber 9tadV
brud gebr ueft mar, fonnte ja aud) leicht ein neuer Sailen mit 100
(Sjemfclaren nach $>alberftabt gefdmfft merben. &ber einer ber SRit*
befifrer ber ©rofee'fchen ©ucbhanblung, ton SRüffel, mar gleichzeitig
auch furfä^pWer Ämrmann! ßafd)6 aber, ftatt bie $>ä*tfte ber Der*
mirften ©trafen (atfo 100 X$tr.) ju erhalten, hatte baä leere 9caa>
ieljen unb nur ba3 Vergnügen, feine Stboocatenfofien ju bejahten. —
3n einer Älage be3 ©udjbinberS (Saäpar fiunijiu« in fieiöjig gegen
Sodann 3onathan Beifeeder au3 Dürnberg megen Vertrieb« eine«
9cad)brud8 bauerte e3 oom 5. 3Rai 1680 bis junt 11. Januar 1684
bi« bie oerfaflene ©träfe eingebracht mürbe.
3«ralj }u Seite 181.
ßrieger'S „SBodjenblatt für ©udjhänblcr, 2Rufifhänbler, ©ua>
bruder unb Antiquare", eine SIblagerungSftätte für (Sjpectorationen
jeber Hrt unb Färbung, ftrieger'S „SBafchhauä" alfo, mie ftd> ein
gleichseitiger ©rieffchreiber auSbrüdt, bringt in Nr. 13 unb 14 bes
12. Jahrgang« (5. SRärj 1832) folgenbeS
Wothtoenbige« Verbieten.
2ßer eine 2lu3funft über
fterbinanb #irt au3 Öübed
(ben ich 1827 al« armen ftnaben, in bie 3- 5- ßomfdje ©uchhanb--
lung liienelbft jur L'crjre annahm unb ber lief) iefct, naebbem er jene*
®c)d)dft mit feinem jüngern trüber urölöfclidj unb au* ©rünben,
morüber ERab. SInbre bie geroid)tigfte SRittheilung machen fann, Der:
Innen hat, vorbereitet genug mahnt, um tjierorte bie grofje ^aljt
ber ©udjhanbtungen, burch ein oon ihm neu ju grünbenbeS ©eferjäft
ju oermehren) in nothmenbiger (Ermangelung jeoeS anberen ©uaV
bänbter^ttefteg, münfehenätoerth finbet, beliebe ficr) portofrei an mich
SU abbreffiren unb bie bünbigften Nachrichten &u gemärtigen.
©redlau im ftebruar 1832.
Sug. ©dmlj,
Birma: Slug. Schulj unb £omp.
Xiefe Bnjeige mar oon gerb. $>irt in ber ©reglauer 3«t«it8
«tdjiD f. «rfd». b. «fatf^rn ®ud>l>. IX. 17
Digitized by Google
- 258
jum 21bbrude gebraut morben, „um #errn Slug. ©djulj einen ftreunb;
fdjaftSbienft ju erwetfen" unb mit einer nachträglichen ©emerfung,
worin #irt feinen ©egner unb SJcab. $lnbr£ aufforbert, bie öffentlich
oerheifeenen 9cac^rt<^ten über feine ^erfon, über feine ^anbtungS- unb
ßebenSweiie unb über feine bisherige QJefchäftSführung ohne bie min=
befte Schonung, beren er nicht bebürfe unb auf bie er oerjichte, un=
oerjüglich öffentlich befannt $u machen, bamit er entmeber junt öffent-
lichen ©eftänbnife nachtheiliger SBahrheiten gebracht, ober in ben
©tanb gefegt Werbe, fdjanbltche Kalumnianten nachbrüeflich ju oer-
folgen. SHefe üBefanntmachung unb eine oon ihm erlaffene Gntgeg=
nung liefe @chulj in «Rr. 23. 24 be$ frieger'fchen blatte* abbruefen.
3n lefcterer erflärt er, er hatte e$ für unpaffenb, ^rioatangelegen;
heiten oor bem grofecn publicum auszubreiten, bagegen aber für fehr
nothtoenbig, feinen (Sefcijaftafreunben in bem für bergleichen ftäfle
beftimmten blatte Gelegenheit jur 2tu3hinft über ^emanb ju bieten,
ber fich auSfchliefelieh unter feiner Slufftcht unb Anleitung bis auf
einen gemiffen ©rab buchhänblerifch auSgebübet habe, um fich (jegen
fpätere Vorhaltungen Seitend ber GoQegenfchaft im Voraus ju oer=
wahren. Tie feltjame §erau$forberung müffe er baher ablehnen. Vor
ber richterlichen Untersuchung werbe ihm nie bangen; benn er thue
Siecht unb fcheue ftiemanb.
Sine weitere Vefanntmachung oon Slug. Sdjulj befagt, bie 3. 5-
Sorn'jdje Vuchhanblung habe auf bie öffentliche Sinnige be§ oon ihr
entlaffenen $irt jwcimal burd) bie Vreäfauer 3eitungen antworten
wollen, bie angeführten Xhatfachen feien jeboch oon ber Ärt gewefen, bafe
fie bie bortige Genfur nicht paffirt hätten. Slufeerbem habe bie genannte
#anblung eine $)enunciation gewichtigen Inhalts bei ber betreffenben
33ehörbe niebergelegt, bie bie weitere Unterfudjung einleiten werbe.
^luch ^c1'c Vefanntmachungen liefe Jpirt, ber bie ganje Angelegen:
heit in möglichft ruhigem Xone behanbelte, in ber Vreälauer Leitung
abbruefen jum Veweife, bafe er beifpiellofe öffentliche Verleumbung
oerachte unb mitleibiger $lKÜnat}inc nicht bebürfe. sJiidit $hatfacben,
fonbern unwahre, bewcislofe, ihn befchimpfenbe Behauptungen hätten
biejenigen 3eitung&§ln3eigen enthalten, beren Slbbruef oon ber Senfur
oerboten Worben fei unb bie Angebereien bei ber feine Oualification
prüfenben Vehörbe feien Durchaus oerwerftich befunben. eine offen-
bare 2üge fei es, bafe er oon ber 3. ftorn'föen Vuchhanblung
entlaffen fei, ba er fich W&ft beeilt habe, fie ju oerlaffen unb alle
Verhältniffe ju ihr aufzuheben.
Wlit Abbrucf biefer (Srflärung in «Rr. 29. 30 beä ftriegei^chen
33fatteS fchliefet biefe (Jpifobe, bie recht beutlich jeigt, mit welchen
SSaffen man baä Auffommen einer $aublung ju bekämpfen fud)tc,
Die noch heute ju ben ehrenwertheften unb angefehenften jablt.
3$erantTOortHd>r SRebacteitr: Jperm. Wetter in Ceipjig.
Digitized by Google
Seite
fünfter SBericfjt an bie §iftoriicfre Gommijfion be3 jjjjfjcnjjCttfaj ber
Xeutfd)ciT $3ud)t)änbler. gog ttriebrid) ftapp 1
diu sHceKrcflifier (Sifltnunb gcqerabenb'j aug bem ggjw 1665. TOit«
flctl)cilt Eon fteinrief) j^allmonn 6
$ie hu'i färfniiehe ^üc^cr-(£omintifiou ju i'cipjig. I. 33t* 311m 91b=
fdUufe ihrer Crganiiation. %on fttbrcdjt ftircfrboff 47
Wittfreilungen jjjf inneren Q)cjrf)i(f)tc beg $eutjd)en 33ncf)f)anbcl3 Eon
1811— l-s48. II. Cbcfchaftlicfio ^uftänbc unb ginricf)tuna,en. 33cm
g. fterm. Wertet 177
ffiiCfflilL
$eS gtjMf$ofg SQertrjotb oon TOaina fl tttfr* genjurebict. 3Rit=
QCtftcitt Don ^eintieft ^attmonn 238
fltiflflburfler Pu^butber. ggjj Äarl jyr. TOaricr 241
gemertunflen frieren. 3?on fll brecht ftird)t)ofj 242
SDie %refe»oliftci in fletnen Staatsgebieten. %on 9Ubted)tSHrd>»
ftoff 24i
ffroei ren'cbii'benc Ausgaben eine» iUcnfatalogr. 3?on ^. ftcrm.
TO cd er 244
SBeitereS jur ©ejdjtrfjte beä älteften 3citnn9*n>ejen3 in Setyjig.
SJon SUbrec^t Sttvcfttyoff 250
Nachtrag $u ber fllbrjanblung: 3)ie turf. ftid}ftfd)e 33üd}er-dommijfion
*u Seimig. %on glbrecfit ftireftboff 255
flufafr Xu Seite 181. %on ft. &etm. TO et) er 257
Digitized by Google
Digitized by Google
III1III1IIII1IBI
3 2044 036 311 496
CONSEKVED
HARVARD COLLEGE
LIBRARY
Digitized by Google
Digitized by Google