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Full text of "Die kaiserlichen Decennalien und die alexandrinischen Münzen"

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Die 

kaiserlichen 
Decennalien 
und die 

alexandrinisc... 



Ludwig Schwabe, 
Universität 
Tübingen. ... 



VERZEICHNIS 

DER 

DOKTOREN 

WELCHE 

DIE PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT 

DER 

KÖNIGLICH WÜRTTEMBERGISCHEN EBERHARD - KARLS - UNIVERSITÄT 

IN 

TÜBINGEN 

IM DEKAN ATS J A H HE 1895-1896 

ERNANNT HAT. 



BEIGEFÜGT IST EINE ABHANDLUNG : 

KAISERLICHEN DECENNALIEN 

CND 

DIE ALEXANDRINISCHEN MÜNZEN 
Dr LUDWIG SCHWABE 

tOFEBBOR I>ER KI.A1W1BCHKS NIII.OLOOIB IKD ARCHAEOLOOIE 
YOR8TAXD DKR AttCHAKOI.OOUCHKll 8AMMM BO. 



DIE 



TÜBINGEN 1890. 
DRUCK VON W. ARMBRUSTKR & 0 Rl ECKER. 



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99028 

AUG 2 7 19Cr 



Unter dem Dekanat des Professors Dr. H. 
zu Doktoren ernannt: 

1895. 

Wilhelm Reinecke aus Göttingen 

Karl Malzacher aus Ellwangen 

Oskar Bensow aus Stockholm 

Max Schmid aus Eßlingen 

Erhard Preiser aus Biberach 

Albert Beyschlag aus Freimersheim 

Moriz Wiener aus Lipnik (Galizien) 

Drauoljub M. Pavlovic aus Knjazevac (Serbien) 

Berthold Pfeiffer aus Stuttgart 

Bodo Knüll aus Eschershausen 

Alfred Tibnk aus Barmen 

Gustav Wachenheimer aus Biebesheim 

Heinrich Beruer aus Gießen 

Karl Bailey Hurst aus Prag 

Johann Hammelrath aus Emmerich 

Victor Ernst aus Marbach 

Gustav Pfeiffer aus Stuttgart 

Max Schmick aus Köln 

Friedrich Quilling aus Frankfurt a. M. 

Leopold Lucas aus Beilin 

Victor Auburtin aus Berlin 



Fischer wurden 



16. Mai 
27. Juni 

27. Juni 
23. Juli 
25. Juli 
25. Juli 
31. Juli 

1 . August 
1. August 
1. August 
5. August 
7. August 
31. Oktober 
31. Oktober 
21. November 

28. November 
12. Dezember 
12. Dezember 
19. Dezember 
19. Dezember 
19. Dezember 



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— IV - 



1896. 



Friedrich JIouhmann aus Bremen 
August Thiel aus Breslau 
Heinrich Lutz aus Ulm 
Otto Leiduts aus Stuttgart 
Otto Hafner aus Tubingen 
Moses Fried aus Zbaraz (Galizien) 
Karl Hartmann aus Sindelfingen 

Erneuert wurde das Diplom den Herren 

Karl Euerharu Fuchs, Ephorus a. D. in Stuttgart 
Wilhelm Basse, Pfarrer und Konsistorialrat in Frankfurt 13. Dez. 1895. 



27. Februar 

27. Februar 

29. Februar 

29. Februar 

29. Februar 

5. März 

12. Marz 



12. Sept. 1895 



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DIE 



KAISERLICHEN DECENNALIEN 



UNI) 



DIE ALEXANDRIN ISCHEN MÜNZEN 



VON 



Dr LUDWIG SCHWABE 

CRH. rROFF.SSOR »KR KI.ASSHCIIKV rHll.OI.OOIK ISTi ARCIIAF.OI.OOIF. 
VORSTAND DER ARr HAF.ol.OC.lSt HKS SAMMI I NG. 



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I 



1. Auf der Rückseite spaterer alexandrinischer Kaisermünzen ') findet 
sich nicht selten neben dem Hauptbilde ein Palmzweig als Beizeichen. Seit 
wann, wie lange und in welcher Weise kommt er vor und was bedeutet er? 

Schon G. Zoega (numi Aegyptii p. 270) bemerkt daß der Palmzweig 
unter Severus Alexander auf den alexandrinischen Münzen sich zuerst einstelle; 
er werde dann später so häufig daß die Münzen mit dem nämlichen Bilde und 
aus dem nämlichen Jahre bald mit dem Palmzweig bald ohne ihn vorkommen. 
Dieses Beizeichen, meint er, scheine zuerst dazu gedient zu haben den Kaiser 
zu beglückwünschen, dann sei es zu einem Unterscheidungszeichen der ver- 
schiedenen Münzstätten (Münztische) geworden, so etwa wie der Stern unter 
Aurelian und einzelne Buchstaben unter Diocletian auf den Alexandrinern. 



I) Alikürzungen: B — Catalogue of Greek enins in the British Museum. Alexsndria, 
Loml. 1892. D = Collections Giov. di Demetrio. Numismati<|ue. h'gyptc aneienne. Dcu- 
xiemc partie: Dominstion Romaine par F. Feuardent, Pari* (1872; ich bedaure daß die /weite 
verbesserte Auflage dieses Werket, welche auch die späteren sehr beträchtlichen Lrwerbungen Dcmc- 
trio's enthalten soll, noch nicht erschienen ist. Das Munuscript dazu ist fertig gestellt. Die Sammlung 
befindet sich durch Vermächtnis ihres früheren Rcsitzcrs in Athen). M = Description de mcdailles 
anti«mes par T. E. Mionnct, tome VI, Paris 1813. Ms — zu demselben Werke das Supple- 
ment, turne IX, Paris 1837. Z == Nttmi Aegyptii imperatorii prostantes in mnsco Borgiano Velitri-« 
adiectis practerea quottpiot rcliqua huius classis numismata ex variis muscis atque libris colligere 
obtigit {cd. G. Zocga), Rom 1787. 

Außerdem werden gelegentlich Kataloge von Münzsammlungen nach Besitzer oder Ort kurz 
angeführt, n. B. Grcau (Katalog von H. Cohen, Pari» 1867), Hcdervar (Wic/ay: der Katalog 
von F. Carroni, Wien 1814; der von D. Scstini, Flor. 1S29!, lleidekcn Katalog von A. v. Rauch 
Berlin 1845 , Hu her : I.ond. 1862, leider ungenügend: ich suchte vergebens Hubrr's handschrift- 
lichen Katalog zu erhalten: man weift in Wien nicht* über de*sen Verbleib), Lnvy (Turin 1839 
Neapel (Musco Nazionalc, Nnp. 1870), R o 1 1 i n - F e u a r <l e n t (Paris 1864). Fenardent 1S93 
'aus dessen Münzvorräten), Turin (Katalog von A. Fahretti, Turin 1883 . Für mancherlei gütige 
Auskunft, welche den folgenden Untersuchungen forderlich war, bin ich zu Danke verpflichtet den 
Herren Vorstanden und Beamten der öffentlichen Münzsammlungen zu Athen, Berlin, Frank- 
furt a. M., Gotha, Kopenhagen, London, München, Osnabrück, P a r i « , S t. Pct er s- 
burg, Stuttgart, Wien; ebenso den Herren F. I m h o o f- R I ti m c r in Winterthur und A. Lüb- 
becke in Braunschweig für Mitteilungen aus ihren Sammlungen. 




— 4 " 



Eingehender und erfolgreicher hat Eckhel (doctrina numorum vetcrum 
IV 86. 92) über diese Frage gehandelt. 

Er behauptet in Übereinstimmung mit Zoega daß der Falmzweig *) zuerst 
auf den alcxandrinischcn Münzen des Severus Alexander (und dessen Mutter 
Mamaea) vorkomme, aber er verschärft und beschränkt Zoega 's Meinung. Alle 
Münzen des Alexander und der Mamaea aus dem zehnten bis vierzehnten 
Regierungsjahre Alexanders haben (so sagt er) diesen Palmzweig, und er fehlt 
auch dann nicht wann sich im Hauptbild schon ein Palmzweig findet, z. B. 
wann Nike mit der Palme oder der Adler mit der über dem einen Flügel lie- 
genden Palme oder Hermes (Hermanubis) mit dem in eine Palme oben aus- 
laufenden Kcrykeion oder mit der Palme allein dargestellt ist. 

Dann findet sich nach Eckhel jenes Beizeichen erst unter Gallienus 
wieder und bei seiner Gemahlin Salonina, und auch hier erst seit Galliens 
zehntem Regierungsjahr, aber mit einer Einschränkung: auf den Münzen aus 
Jahr 10 und n sei der Palmzweig bald vorhanden, bald fehle er, dagegen auf den 
Münzen der Jahre 12 — 15 finde er sich stets, abgesehen von denjenigen Münzen 
in deren Hauptbild die Palme schon vertreten ist (s. oben). Hier werde durch 
die Palme im Hauptbilde das Beizeichen ersetzt. Nach Gallienus erscheine der 
Palmzweig erst wieder unter Dioclctian und auch hier erst seit dessen zehntem 
Regierungsjahr. 

Als Ausnahme von der bisher festgehaltenen Regel, wonach dieses Bei- 
zeichen nur im Regierungsjahr 10 und den folgenden vorkomme, erkennt Eckhel 
nur einen Alexandriner an aus Jahr 2 des Domitius Domitianus, dem er aber, 
da er auch sonst von dem auf den Alexandrinern Üblichen abweiche (s. unten 
§ 4. § 5), kein besonderes Gewicht beilegt. 

Eckhel erklärt nun jenen Palmzweig als Hinweis auf die Decennalien- 
feier der Kaiser. Dadurch werde verständlich daß dieses Beizeichen nur auf den 
Münzen derjenigen Kaiser sich finde welche zehn und mehr Jahre regiert haben, 
und auch bei diesen nur vom zehnten Jahre ab. 

2. Ist Zoega's und Eckhcl's erste Beobachtung richtig? Erscheint wirk- 



2 Es erscheint stets nur im Palmzweig als Bcizcithcn auf den Alexandrinern. Ganz vereinzelt 
stellt die Münze aus Gallienus' LIB des Mas. Theupoli II p. Ii 84 (daraus M 3306): aquii'a afit t.x- 
f>,msij t hinr tl indt falmae ramus. Ein solches Bild findet sich sonst nirgends. Die naheliegende 
Vermutung daß die Münze unrichtig beschrieben sei und vielmehr den Adler zeige der mit aus- 
gebreiteten Flügeln einen Kranz unterstütze, worin LIB steht, wird mir von Wien (das Museo Tiepolo 
ist in die dortige kaiserl. Sammlung übergegangen) bestätigt. Diese Galtienus-Münzc ist sehr häufig 
(s. unten S. 14 Abb. Nr. 9 und S. 21 Anm. 22). 



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— 5 — 



lieh der Palmzweig als Heizeichen nicht vor Severus Alexander auf den Alex- 
andrinern? Heizeichen (Symbole) sind auf den alexandrinischen Kaisermünzen 
überhaupt seltener als in vielen anderen Münzgruppen. Sic kommen häufiger 
vor nur im Anfang und Ausgang der alexandrinischen Prägung, als entweder 
eine feste Regel noch nicht gefunden oder diese bereits gelockert war. Schon 
der Umstand daf> das Feld durch das Datum eingenommen wurde ließ die Bei- 
zeichen weniger aufkommen. 

Aber ganz fehlt der Palmzweig vor Severus Alexander nicht, doch wird 
er nur ganz selten und in anderem Sinne angewandt als später. Später wird 
er ohne sachlichen Zusammenhang mit dem Hauptbilde diesem beigesetzt, vor 
Alexander hat er zu ihm meistens eine mehr oder weniger enge Beziehung. 
Am häufigsten erscheint er so der Büste des 1 1 ermanubis als Beizeichen 
hinzugefügt. Dessen Attribute sind das Kerykeion und 
der Palmzweig oder eines von beiden oder beide in 
eines vereinigt (s. unten § 13). Der Palmzweig bezeich- 
net also in gleicher Weise die Büste des Hermanubis 
wie auf anderen Alexandrinern die Büsten von Zeus, 
Poseidon, Nil, Isis, Eirene, Selene als Beizeichen Blitz, 
Dreizack, Füllhorn, Sistrum, Kerykeion, Halbmond neben 
sich haben. Dieser Hermanubis mit dem Palmzweig als 
Beizeichen findet sich unter Hadrian (Jahr 1 1 Pot. 6 in 
Prankfurt a. M., Stadtbibliothek; J. 18 M 11 76. D 1401. Greau. Berlin [s. Ab- 
bildung Nr. |J; J. 19 M 1231. B 770), Antoninus Pius (J. 2 B 1 135 ; J. 4 M 1457; 
J. 5 M 1502. Z 174,105. D 161 2. Greau; J. 7 Ms 275. Heideken; J. 8 D 1669; 
J. 21 M 1888. Turin 7374), Faustina d. j. (J. 3 D 21 56), Commodus (J. 23 Ms 454), 
Elagabal (J. 5 M 2481) und Aquilia Severa ij. 5 D 2370). 

Sodann findet sich die Palme als Beizeichen auf einigen die I sis betreffenden 
Typen, namentlich wann Isis den Harpokrates (Horos) säugt. 
So unter Hadrian (J. 6 B 761; J. 16 M Ii 37. Turin 6S80. 
Fcuardent 1893. Lübbecke [s. Abb. Nr. 2]), Antoninus Pius 
(J. 8 Turin 7183; J. 12 M 1753. Z 197,288 m. Abb. Hedervar 
6714. Neapel. Tübingen) und L. Verus (J. 4 M 2247; J. 7 
Ms 439). 

Auch hier bezieht sich der Palmzweig sachlich auf das »r. 2. 

Hauptbild: das zeigt M 1697 (Antoninus Pius J. 10, auch Lavy 3860?), wo bei 
derselben Darstellung statt des Palmzweigs ein Palmbaum sich findet, und 
M 2043 (M. Aurel J. 4, aus Z 218, 75 mit Abb.), wo bei derselben Dar- 





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- 6 — 



.Stellung ein Palmzweig einein vor Isis stehenden Idol hinzugefügt ist. Deshalb 
hat auch die Münze mit den Büsten des Serapis und der Isis aus J. 5 des An- 
toninus Pius (M 1499 = Z 173, 93, daselbst abgebildet) vor dem Isiskopf den 
Palmzweig. Der Palmzweig bei Isis ist nicht unberechtigt. Er erscheint auch 
auf anderen Darstellungen dieser Göttin neben ihr, (so z. B. auf Gemmen, 
vgl. das Verz. d. geschn. Steine zu Berlin 1827 S. 5, Nr. 57. 60), und in der 
Isis-Prozession bei Apulcius met. XI 10 tragt der dritte Priester palmam auro 
subtil iter foliatam nee mm Mereurialc eliain eaduceum, also die sonst dem Hcr- 
manubis eigentümlichen Attribute; vgl. Apul. met. XI 11. — Übrigens ist dieses 
Beizeichen öfters eigentümlich gestaltet: von den oben verzeichneten Alexan- 
drinern des Hadrian aus J. 6 und t6 zeigen die Exemplare des britischen Mu- 
seums und des Herrn A. Lübbecke, wie die mir vorliegenden Abdrücke lehren, 
(letzteres Exemplar ist oben als Nr. 2 abgebildet) nicht den einfachen Palm- 
zweig, sondern einen in seinem oberen Teil mit einem kleinen quer stehenden 
Rechteck versehenen (s. die Abbildung), und ganz dieselbe Form hat der Palm- 
zweig welchen auf einer Silberschale von Pietraossa ein zwischen Isis und Nil 
stehender langlockiger Jüngling (mit Modius auf dem Kopf und in der R. Mohn- 
stengel), gewiß Hcrmanubis, in der Linken tragt (Archäol. Zeitung XXIX, Taf. 52). 
Wie erklärt sich diese Form des Palmzweigs? Der Annahme daß etwa auch 
hier eine Verbindung von Palme und Kerykeion gemeint sei ist der Augen- 
schein nicht gerade günstig. 

Außerdem findet sich vor Severus Alexander der Palmzwcig als Beizeichen 
nur sehr spärlich und ganz vereinzelt. So aus Hadrians J. 17 (B 743, dort ab- 
gebildet: Serapiskopf auf ausgebreitetem Adler; auch 
D 1375 und in Tübingen, s. Abb. Nr 3. — M 11 39 fehlt 
der Palmzweig i und aus Elagabals J. 1 (M 2455 Büste der 
Athene, allerdings nur durch Arigoni bezeugt 1. Auch 
in diesen beiden Fällen ist eine sachliche Beziehung des 
Beizeichens zu dem Hauptbilde nicht zu verkennen, so- 
fern der Adler mit dem Attribut der Palme un/ähligemale 
ausgestattet ist, und der Athene als der siegverleihcnden 
Göttin vor allem die Palme eignet (s. auch unten § 5 
Schluß). Also bestätigen die sehr seltenen und an sich wohlverständlichen 
Ausnahmen den Eckhel'schen Satz. 

3. In anderer Beziehung sind freilich Eckhel's Behauptungen erheblicher 
zu beschränken. 




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Nr. 4 





Nr. t, 



A. v. Sallet (die Daten der alexandrinischen Kaiser- 
münzen, Berlin 1870, S. 61) hat bereits bemerkt daß 
derselbe Palmzweig auch auf dem Großkupfer des Phi- 
lippus I, seiner Gemahlin Otacilia und des Sohnes beider, 
Philippus II, (s. die Abb 4 [Philippus I], 5 [Otacilia] und 
6 [Philippus U]) aus Jahr 6 des Philippus I erscheint, und 
zwar in offenkundiger Nachahm- 
ung des unter Severus Alexander 
im J. io auftretenden alexandri- 
nischen Großkupfers mit dem Palmzweig (s. darüber 
unten S. 16). Einleuchtend richtig hat v. Sallet vermutet 
daß diese (damals ungewöhnliche) Prägung von Groli- 
kupfer, welche mit dem J. 5 des 
Philippus I beginnt, auf die Feier 
des tausendsten Jahres der Stadt 

Rom im J. 248 Bezug hat. Gefeiert wurde, wenn man 
dem bei den früheren Saecularspielen üblich gewesenen 
Brauche folgte, das tausendjährige Reich in Rom im Hoch- 
sommer (Preller-Jordan, röm. Mythologie 3 II 89,2) d. i. 
gegen Ende des fünften alexandrinischen Jahres des Phi- 
lippus I, und zwar mit dem größten Prunk (s. die Stellen 
bei Clinton, fasti Rom. p. 264. 265 und den Chronographen vom J. 354 p. 647 
///' sacculares veros in Circo Max. cdidcrunt). Auch viele römische Münzen mit 
den Inschriften MILIARIVM SAECVLVM, SAECVLVM NÜWM, SAECV- 
EARES AVGG. , ROMA AETERNA verewigten das Fest. In Alexandrien 
wird dieses Jubiläum des tausendjährigen Reiches erst später, etwa im Herbst des 
J. 248, gefeiert worden sein, im Anfang des sechsten alexandrinischen Jahres des 
Philippus, welches am 29. August 248 begann (R. St. Poole, Greek coins in the 
British Museum, Alexandria p. XXII). Daher erscheint der Palmzweig auf diesem 
Großkupfer regelmäßig erst im J. 6 ') des Philippus. 

v. Sallet meint (a. a. O. S. 61, Note 138) daß auf allen Großbronzen 
des J. 6 des Philippus der Palmzweig sich finde, und mit Recht. Freilich scheint 
dieser mehrfach, selbst nach dem Zeugnis sonst sorgfältiger Gewährsmänner zu 



Nr. «. 



3) Turin 8072 ist die einzige mir bekannte Großbrome mit dem Beizeichen des Palnuweigs 
aus J»hr 5 des Philippus l (das ja an sich sehr wohl verständlich ist): aber D 2827 hat, obwohl unter 
D 2827 Ut derselbe Typus ohne Palme beschrieben wird, nach Postolakas' ausdrücklichem, mir von 
Herrn Svoronos bestätigten Zeugnis, (s. B p. XXI Note) die Palme nicht. 



... 8 — 



fehlen. So z. Ii. bei M 3078 (auch bezeugt bei D 2838), bei I) 2835 und 
2868t« 4 ). Aber keines dieser Exemplare ist beweiskräftig. Denn D 2835. 2838 
und 2868<« haben sämtlich, wie mir bezeugt wird, den Palmzweig, und M 3078 
ist, ebenfalls nach ausdrücklicher Mitteilung, so schlecht erhalten daß über das 
Vorhandensein oder Fehlen des Palmzweigs nichts gesagt werden kann. Zudem 
ist jede dieser drei Großbronzen sonst als mit dem Palmzweig ausgestattet be- 
zeugt, die erste im Katalog Seyffcr, München 1891, Nr. 1522, die zweite bei 
M 3080 und B 1999 und die dritte bei M 3109. 

Jenes Großkupfer der Philipp! tritt daher in Widerspruch mit der Ansicht 
Eckhel's, daß die Palme auf die Decennalien der Kaiser hindeute. Ist jedoch 
der durch sie begründete Widerspruch gewichtig genug um Eckhel's Ansicht 
zu Falle zu bringen? Die Antwort auf diese Frage wollen wir zunächst ver- 
schieben (s. S. 15). 

4. Aber ist sonst Kckhel's Ansicht ohne Ausnahme giltig? 

Eckhel selbst muß den Palmzweig im Jahr 2 des Domittus Domitianus 
anerkennen (s. oben S. 4). Allerdings hat von den wenigen alexandrinischen 
Münztypen dieses kurzlebigen Herrschers (es sind ihrer, von kleinen Varietäten 
abgesehen, vier», die zudem alle höchst selten vorkommen, nur einer das Bei- 
zeichen der Palme, nemlich der gehende Serapis (Mus. Theupoli II p. 11 90. 
M 3410 = Cohen-Feuardent, monnaics imperiales ' VI 12 mit Abbildung. IJ 3491 
mit Abbildung. B 2623 mit Abbildung. B 2624), und auch dieser Typus findet 
sich ohne Palme (Ms 604). 

Aber, was Eckhel nicht wußte, auch auf anderen späten Alexandrinern 
erscheint der Palmzweig, und zwar erscheint er in nächster zeitlicher Nähe des 
Domitius Domitianus, wodurch sein Auftreten auch bei letzterem sich leichter 
erklärt. 

Er findet sich nämlich auch auf den Münzen der Caesares Constantius 1 
und Galerius Maximianus, zwar selten, aber die Thatsache steht sicher, so auf 
Münzen des Constantius aus J. 2 M 381 1 (Elpis, auch in Osnabrück) und aus 
J. 4 B 2608 (Elpis) und Ms 681 (Nike); sodann des Galerius Maximianus aus 

4) Die bei M 3076 aus Zoega 291,66 angeführte Grußbronze des J. 6 ohne Palme habe 
ich hier nicht angeführt, weil es damit eine andere Bewandtnis hat. Jene Münze Ut sonst nirgends 
nachgewiesen und befindet sich nicht in der Pariser Sammlung, wie Mionnet, entgegen der Angabe 
Zocga's, ausdrücklich bc/eugt. Wahrscheinlich war das Jahr verlesen worden, d.h. statt des richtigen 
1.6 hatte Zocga LS gelesen. Diese Münze, ein Großkupfer mit LG und ohne Palme, ist wohlbekannt 
und häufig. Sie ist verzeichnet bei M 3062 (in Paris, das wird cl>cn die von Zocga gesehene Münze 
-ein:, D 2826, Zoega 290,52 aus Sammlung Borgia), B 2001, Turin 8071 u. a. 



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— 9 - 



J. l Zocga 343, i aus der Sammlung Borgia = M 3821, auch in der Samm- 
lung Huber 1206: doch ob mit Palme? s. auch Huber in der (Wiener) Numism. 
Zeitschr. III 297 (Elpis), und aus J. 4 B 262 1 (Adler mit dem Kranz im Schnabel, 
auch in Osnabrück) und in Osnabrück (Klpis). 

Aus diesen Münzen, zusammengenommen mit denen des Domitius Domi- 
tianus, ergiebt sich daß seit Uiocletian beim Ausgange der alexandrinischen 
Münzprägung die Beziehung der Palme zur Dccennalicnfcier verloren ge- 
gangen war. 

Bei Diocletian bestand noch diese Beziehung nach Eckhel, und der 
Thatbestand scheint ihm Recht zu geben. Der Palmzweig kommt zwar auf 
den Münzen Diocletians von J, 10 und fll. ganz unregelmäßig vor und nicht 
eben häufig, aber er stellt sich erst im J. 10 ein. Ebenso verhält es sich auch, 
was gleichfalls Eckhel übersehen hat, mit den Münzen des Mitregenten Diocle- 
tians, des Valerius Maximianus. Seine Münzen mit der Palme sind freilich recht 
selten, aber sie finden sich nur aus El und LIA. Vgl. M 3793 (Elpis = Zocga 
342, 61 aus der Sammlung Borgia, mit Abbildung) aus LI (bei M 3794 der- 
selbe Typus aus demselben Jahr ohne Palme), Ms 671 (Adler mit Kranz im 
Schnabel; aus LIA), D 3476 (Serapisbüste) aus LIA (bei D 3475 derselbe Typus 
aus demselben Jahre ohne Palme), Ramus, mus. reg. Dan. I p. 384, 27 (Elpis) 
aus ALI. 5 ) 

5. Obgleich also auch dieser Thatbestand der Auffassung Eckhels im 
ganzen günstig ist, so fragt es sich dennoch ob nichts der Beziehung des 
Palmzweiges auf die Decennalien, auch ungerechnet die schon besprochenen 
Münzen der Philippi, widerspricht, im besonderen ob von Anfang jener Bezug 
auf die Decennalien bestanden hat. 

Eckhel versichert kurzweg (doctrina num. IV 92): abgesehen von dem 
i^S. 4 erwähnten) Domitius Domitianus aus J. 2 fi ) beruhen alle in den älteren 

5) Eine Mtlnzc des Valerius Maximianus mit der Palme LIA am der Sammlung Kennnrd 
das Hauptbild ist nicht angegeben) findet sieb erwähnt B p. XXIII. Auch in Osnabrück rindet 
sich ans ALI des Valerius Maximianus die oben angeführte Elpi> mit der Palme. — Zu beanstanden 
ist bis auf bessere Bezeugung M 37 17, au» Banduri, numism. impp. Rom. II p. 8oa herübergenommen 
(Nike aus LA mit Palme). Sonst ist mir nur noch von Münzen mit der Palme aus niedrigeren Jahren 
als I. 10 bekannt M 3760 = Zoega 341, 45 (Elpis mit ZJ und Palme), allerdings aus der Samm- 
lung Borgia, also von Zocga gesehen. Dagegen findet sich der Elpis-Typus aus J. 7 sehr hhufig, 
aber stets ohne Palme, vielmehr mit oder ohne Stern. Ob die Borgia'schc Münze niebt M halle, 
wie die oben erwähnte M 3793? 

6) Eckhel sucht (a. a. O. p. 93) die Bedeutung dieser MUnze dadurch abzuschwächen daß er, 
außer dem ihm der Palme wegen anstößigen J. 2, noch anderes nennl als mit dem Herkommen 
streitend. Mit Recht findet er es freilich auffällig daß auf der Hauptscite Domitius Domitianus die 



2 




Münzverzeichnissen aufgeführten alcxandrinischcn Kaiscrinünzcn welche den 
Palmzweig als Beizeichen haben und aus einem Rcgierungsjahrc unter dem 
zehnten stammen sollen auf irriger Lesung. Dieser Irrtum ist in der That sehr 
oft vorgekommen. Eckhcl sagt selbst daß die Münze aus Gallienus' IT (Eirene) 
mit dem Palmzweig, welche er in seinem Catal. Musei Caesarci num. vett. I 
277 verzeichnet hatte, vielmehr das Datum L1P zeige, und Mionnet, welcher 
2612 (Athenekopf) und 2614 (Nike mit zwei Tropäen u. s. w.), beides Pariser 
Exemplare, aus LP des Severus Alexander je mit Palme verzeichnet hatte, ver- 
bessert diese Angabe im Suppl. 514 und 515 dahin daß auf beiden vielmehr UP 
zu lesen sei. 

Aber auch in den neueren und zuverlässigsten Verzeichnissen alexandri- 
nischer Kaisermünzen, bei dem eben genannten Mionnet, im Feuardent'schen ' 
Katalog der Sammlung Demetrio und in dem des britischen Museums finden 
sich nicht ganz wenige Münzen aus einem Rcgicrungsjahr unter dem zehnten 
genannt welche den Palmzweig haben sollen. Kann man auch diese alle als 
irrig beschrieben beseitigen? 

Mir sind folgende bekannt 7 ): 

Münzen aus n iedr igen Reg i er u ngsjahren (unter LI) mit dem 
P a 1 m z w e i g. 

I des Severus Alexander: 

Strahlcnkrone trage: alwr mit Unrecht behauptet er, diese komme nach Nero auf Alexandrinern nicht 
mehr vor. Denn sie findet sich auf zahlreichen Alexandrinern de* Domitian, Tr.ijan, Antoninus Pins 
und I,. Venn. Nach I.. Vcrus allerdings kenne ich keine sicheren Beispiele M 3251 de* Gallienus 
ist aus Banduri übernommen]. Übrigen* ist die Münze mit dem stehenden (gehenden' Serapis, die 
einzige auf welcher Domitius Domitianu* die Strahlcukrone »ieher hat. Bis auf weiteres unglaub- 
würdig ist die freilich von Zoega 1324, i) selbst »eschene Münze des Mus. Bracciani mit Nike 
.uif der Ks., die gleichfalls den Kaiser mit Strahl enkrone zeigen soll. Die Domitianus-Mlin/ii) mit dem 
Nike-Bild, unter Jen so seltenen die häufigsten, zeigen sollst stets den Kaiser mit dem Lorbeer. Kineo 
Versuch die Strahlenkrone des Domitianus zu erklären s bei v. Sallct, die Daten .1er alex. Kaiser- 
niünzen S. 96. — Sudann beanstandet Kckhel an jener Münze des Domitius Domitianu« daß sie den 
Scrapis schreitend darstelle, der sollst sich ruhig stehend finde. Ks ist spitzfindig zwischen gehen und 
stehen auf diesen kleinen und oft flüchtig gearbeiteten Mün/darstellungen immer sicher unterscheiden 
zu wollen und solchem Unterschiede eine maßgebende Bedeutung beizulegen. Iiier aber bedarf es 
dessen nicht einmal. Der bald linkshin, bald rechlshin gewandt gehende (stehende Scrapis mit dem 
Modius auf dem Haupte, der die rechte Hand erhebt und in der linken Hand das Szepter quer oder 
senkrecht hiilt, erscheint auf den Alexandrinern seit Severus Alexander, und zwar in dessen J. 4. 5. 
10 Greau 3260}. Fernerhin je aus J. 3 bei Trebonianus Gallus, Volusianus, Valerianus tD 2974. Stutt- 
gart), Carinus (Ms 633) und Diocletianus (M 3641. B 252S). Und genau eben dieses Bild findet sich 
auf der Münze des Domitius Domitianus. Demnach ist auch diese Beanstandung Eckhels nicht triftig. 

7'i Die bei Mionnet aus alteren Katalogen hcrübcrgcnommcncn Münzen bleiben hier, wie billig, 
außer Betracht: nur die von Mionnet selbst gesehenen Pariser Kxcmplarc werden berücksichtigt. 




- II - 

1. M 2604 (Athenekopf) LH 

2. M 2625 (Zeuskopf 1 LA 

3. Ms 505 (Klpis) LS 

II der Mamaea: 

4. D 2541 ilsiskopf) LI 1 

5. M 2752 (Homonoia) LA 

6. B i/2l (Zcuskopf) LA 

7. Ii 1722 (Zcuskopf) LZ 

III des Gallienus: 

8. 1) 3008 (Athene stehend .1 LI* 

9. D 3013 (Homonoia) IT 

10. M 32^7! 

~ " (Koma Xikcphoros sitzend) LA 

1 1. D 3024) 

12. M 32651 

,^ ' (Adler mit Kranz im Schnabel» L€ 

13. D 3029) v 

IV der Salonina: 

14. D 3114 (Elpisi LH 

15. D 3115 (Roma Nikephoros sitzend) LH 

16. D 3124 1 Adler mit Kranz im Schnabel) LA 

17. Ms 597 (Dikaiosyne) LH. 

Alle diese Münzen sind große Seltenheiten oder, mit anderen Worten, 
sie sind nur sehr spärlich bezeugt. Fast alle sind mir nur aus dem einzigen 
Exemplar bekannt das oben angeführt ist. 

Ferner kommen fast alle oben bezeichneten Münzen auch aus dem Jahr io 
und den folgenden vor, und zwar gerade aus den Jahren welche den etwa 
vorauszusetzenden Lesefehler am besten erklären würden. Dabei ist noch zu 
erinnern an die übergroße Freiheit in Stellung, Gruppierung, Trennung und 
Verbindung der einzelnen Kiemente der Jahrzahlen auf den Alexandrinern, 
wodurch auch ein sorgfaltiger und kundiger Hcobachter sehr leicht getäuscht 
werden kann. Alles dies wird sich bei Betrachtung der einzelnen Münzen auch 
hier bestätigen. Trotzdem sind einige der oben genannten Stücke als Aus- 
nahme von der Kckhel'schcn Regel anzuerkennen. 

Nr 1, angeblich aus LB, findet sich häufig aus LIH (M 2707. D 2503. 
B 1603 mit Abbildung. Turin "847. Stuttgart). Die Münze Nr 1 , einst aus 
der Pariser Sammlung von Mionnct verzeichnet, befindet sich jetzt nicht mehr 
im Cabinet de France. Sic wird wohl nach richtigerer Lesung unter L1B ge- 
legt worden sein. — Nr 2, angeblich aus LA, ist sehr häufig aus LIA (M 2728. 



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12 



1) 2529. B 1591. Sanclcmcntc III 58. Huber. Stuttgart) und nun erfahre ich 
wirklich aus Paris daß diese Münze (jetzt Nr 2895) das Datum LIA hat. — 
Nr 3 aus LS. Das betreffende Bild (Elpis) ist sonst nur auf Münzen aus Ale- 
xanders J. 10 und den folgenden (nämlich aus LI LIA LIB LIA) nachgewiesen. 
Außerdem soll die Münze eine Großbronze sein (Ai 8): Großbronzen kommen 
aber bei Severus Alexander sonst nur im J. 10 vor (s. unten S. 16). Stand also 
etwa auf Nr 3 die Jahrzahl zehn: Auch dies wird nun aus Paris bestätigt. 
Diese Münze (jetzt Nr 2931) ist nicht gut erhalten, vom Datum sieht man 
aber LI. — Nr 4 hat, wie aus Athen bestätigt wird, die Palme neben LP. — 
Nr 5 mit LA und mit Palme wird aus Paris bestätigt (sonst erscheint dieselbe 
Münze aus demselben Jahr ohne Palme, Z 275, 3. D 2542. Kollin-Feuardent, 
catalogue, Paris 1864, Nr 8987^). — Nr 6 aus LA. Dieselbe Münze findet 
sich häufig aus LIA (Z 277, 35. M 2798. D 2581) und auch Nr 6 hatte, wie 
der mir vorliegende Abguß zeigt, wahrscheinlich das Datum LIA, jedesfalls ist 
LA ganz unsicher. — Nr 7, hat, wie der vorliegende Abguß beweist, keinen 
Palmzweig und ihn auch nie gehabt. — Nr 8 hat Palmzwcig und LH, aus 
Athen bestätigt, ebenso Turin 8195 (sonst sehr häufig aus LIB M 3300. D 3080. 
B 2164. 2166 u. s. w.). — Nr 9 bei Feuardent ist die Palme nicht angegeben, sie 
ist aber vorhanden. — Nr 10. Derselbe Typus kommt sehr häufig aus LIA 
vor (M 3319. D 3099. B 2170 m. Abb. Stuttgart) und auch unsere Münze 
(jetzt 3406 des Cabinet de France), angeblich aus LA, hatte nach ausdrücklicher 
Mitteilung aus Paris wahrscheinlich LIA. — Nr 1 1 (mit demselben Bild wie 
Nr 10) mit Palme und LA ist richtig bei D beschrieben. — Nr 12 ist ganz 
schlecht erhalten und vom Datum liest man nur 6: also ist die Münze nicht 
beweiskräftig (dieselbe Münze sehr häufig in LI6 Z 308, 76. M 3338. 3339. 
D3112. 31 13. 31 13 h ' s . B 2229. Kollin-Feuardent 9185. Seyffer 1 570 und sonst). 
— Nr 13 (mit demselben Typus wie Nr 12) hat nach Mitteilung aus Athen den 
Palmzweig nicht, doch versichert Hr Svoronos daß in Athen ein anderes Exem- 
plar dieser Münze sei welches den Palmzweig habe, ebenso Turin 8208. 

Endlich die Münzen der Salonina: Nr 14 mit LB und Palmzweig wird als 
richtig bestätigt (derselbe Typus aus LIB ganz gewöhnlich M 3367. D 3145. 
B 2251). — Nr 15 aus LB, bei Feuardent ist der Palmzwcig nicht angegeben, 
er ist aber vorhanden. — Nr 16 aus LA mit Palmzwcig (ebenso Turin 8293) 
wird als richtig bestätigt, sonst häufig in LA, aber ohne Palmzwcig, so 
z. B. M 3348. D 3123. B 2272. Seyffer 1 57 1 . Auch auf der von Feuardent 
zu D 3124 (d. i. unsere Nr 161 als gleich angeführten Münze Ms. 594 fehlt 
der Palmzwcig. Anderseits findet sich derselbe Typus mit Palme aus LIA auf 



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- 13 - 



M. der Salonina ganz gewöhnlich (Z 310, 34. 35. M 3380. D 3157. B 2278. 
Rollin-Feuardent 9179 und sonst). — Endlich Nr 17, angeblich aus LH, wird 
aus Lir verlesen sein , eine Vermutung die mir aus Paris (die M. hat jetzt 
Nr 3478) ausdrücklich bestätigt wird. Letzteres Jahr ist das weitaus häufigste 
mit dem Bild der stehenden Dikaiosyne auf Salonina-Alexandrinern (M 3373. 
D 3149. B 2246 und sonst). 

Aus Obigem ergibt sich daß von den als Ausnahmen von der Eckhel- 
schen Regel aus sonst zuverlässigem Material zusammengebrachten 17 Münzen 
9 Münzen entweder die Palme nicht haben (7. 13) oder aus Jahr IO und den 
folgenden sind (1. 2. 3. 6. 10. 12. 171, also nicht wider Eckhel zeugen können. 
Gegen Eckhel sprechen 8 Münzen , eine ganz geringfügige und nicht ins Ge- 
wicht fallende Zahl, wenn man erwägt aus welch umfänglichem Material jene 
so spärlichen der Regel widersprechenden Beispiele gezogen sind. Es sind 
noch besonders für diesen Zweck die an Alexandrinern reichen Sammlungen 
in Braunschweig (Lübbecke), Frankfurt (Stadtbibliothek), München, Osnabrück 
(früher Schiedehaus) und Stuttgart geprüft worden, deren Bestände sich ganz 
der Regel fügen. 

Aber jene 8 Münzen mit dem Palmzweig aus niedrigen Jahren sind noch 
näher zu betrachten. Zunächst ist Nr 4 (Isiskopf) als Ausnahme nach unserer 
obigen Auseinandersetzung (S. 5) nicht anzusehen, ebenso wenig die sitzende 
Roma Nikephoros (n. 15), die stehende Athene (8) und der Adler mit dem 
Kranz in dem Schnabel (16). S. auch oben S. 6. Es bleiben demnach als 
Typen übrig, bei denen die Palme keine unmittelbar einleuchtende Erklärung 
hat, Homonoia (5. 9) und Elpis (14). Das ist Alles. 

6. Ist aber auch darin Eckhel beizustimmen daß alle Münzen des Severus 
Alexander und der Mamaea aus den JJ. 10—14 den Palmzweig haben? ferner 



Adler mit dem Palmzweig quer über dem einen Flügel. S. als Proben die 
Abbildungen Nr. 7 [Severus Alexander]. 8 [Mamaea]. 9 [Gallienus] und 10 
[Salonina]. 

Nun ist zunächst die Ansicht unrichtig als wenn unter Severus Alexander 




dali bei Gallienus und Salonina zwar in den 
Jahren 10 und Ii der Palmzwcig als Bei- 
zeichen bald vorhanden sei, bald fehle, daf) 
er aber in den Jahren 12—15 stcts vorhan- 
den sei, die Münzen ausgenommen deren 
Bild bereits mit der Palme ausgestattet sei, 
wie z. B. Nike oder Hermanubis oder der 




N 




— 14 — 





Sr. 10. 



und Mamaea die Münzen des Jahres 10 und der 
folgenden stets das Beizeichen des Palmzweigs 
hatten. Denn die Palme fehlt oder (vorsich- 
tiger ausgedrückt) scheint zu fehlen auf fol- 
genden Münzen b ) des Severus Alexander: 
ausj. 10: M 2676. 2686 (auch B 1699). 2689 
». (Nike mit Kranz und Palme); aus J. 1 1 : Z 271, 

89h. 272, 92; aus J. 12: M 2715. B 1671; aus J. 13: Z 273, 110. in (Adler 
mit Palme auf dem Flügel); aus J. 14: B 1667. 1700. Kbenso fehlt der Palm- 
zweig auf folgenden Münzen der Mamaea: aus J. 10: M 2773. D 2548; aus 
J. 11 (Kopf der Selene mit Halbmond) in Osnabrück und Stuttgart; aus J. 12: 
M 2784. 

Weiterhin braucht zwar nicht bewiesen zu werden daß bei Gallicnus und 
Salonina in den Jahren 10 und II der Palmzweig öfters fehlt, denn dies muß 
Eckhcl selbst zugeben, aber es ist zu zeigen daß auch in den Jahren 12 — 15 
(ganz abgesehen von den Münzen welche die Palme im Hauptmünzbild n ) haben ) 
das Beizeichen des Palmzweigs manchmal fehlt So fehlt es z. B. auf Münzen 
des Gallienus 10 ) aus J. 12: B 2165 und Turin 8235 (Athene stehend); in 
München (2 Exx.) und Turin: Adler ausgebreitet Kranz unterstützend, worin 
T.IB steht, (sonst gewöhnlich mit Palme, s. oben S. 4 und hier Abb. Nr 9), 
aus J. 14: M 3314 (Selenebüste, auch D 3096 und in Osnabrück und Stuttgart). 
M 3321 (Adler mit Kranz im Schnabel, auch in Turin). M 3318 (Kaiser? vor 
ihm ein Tropäon); endlich aus J. 15: M 3322 1 Selenebüste, auch in Turin) "). 



8) Es weiden nur von zuverlässigen Gewährsmännern seilet gesehene und beschriebene Exem- 
plare angeführt. Daß ich hier auch die Sammlung Demetrio beiziehen kann verdanke ich der Güte 
des Herrn Svoranos in Athen. Keuardent hat in seinem Katalog (D) auf genaue Angaben bezüglich 
des Vorkommens des Palmzwciges unter Severus Alexander und Mamaea verzichtet. 

9) Diese von Kckhcl zugelassene Aufnahme verliert freilich an Bedeutung durch den gelie- 
ferten Beweis daß auch sonst das Heizeichen fehlt. An sich aber i-l Eekhels Beobachtung als richtig 
anzuerkennen. Mir wenigstens ist nur ein Beispiel von den betreffenden Nike- und Adlertypen aus 
diesen Jahren bekannt wo neben der Palme im Hatiptbiid die Palme nochmals al> Beizeichen er- 
scheint: I) 3086 ans Gallienus' LIB: Nike mit Kranz und Palme). 

10 Ks sei ausdrücklich bemerkt daß auf folgenden Gallienns-AIexandrinern aus J. 12 fll., bei 
denen Keuardent den Palmzweig nicht erwähnt, er vorhanden ist: 1) 30S1. 30S5. 30SS 309t. 3«oi. 
3104. 3:06. 

11] Nach Mitteilungen des Herrn G. F. Hill in London ist auf folgenden einschlägigen Münzen 
des Brit. Mus. der Palmzweig, der ihnen nach B fehlen soll, in Wirklichkeit vorhanden: B 1632. 
1633. 1640. 1709? 1735. 1761. 2162? 2163? 2190. 2247. Vermutlich würde bei genauer Prüfung 
der im Text verzeichneten Exemplare noch auf manchem anderen die Palme sich zeigen. 



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- i 5 - 



Auch auf Münzen der Sa Ion in a aus Gallt'enus' Jahren 12 — 15 fehlt öfters 
der Palmzweig. So aus J. 12: D 3143 (Tyche stehend); aus J. 14: M 3379 
(Tyche liegend, auch Z 310, 32 und in Osnabrück: D 3156 hat die Falme, 
ein solches Exemplar auch in Osnabrück). M 3375 (Isiskopf, aus Sanclemcnte III 
p. 132). Adler ausgebreitet mit Kranz im Schnabel ohne Palme in Osnabrück, 
ebendort 3 andere Exx. mit Palme (= M 3380); aus J. 15: M 3386 (ausgebrei- 
teter Adler mit Kranz im Schnabel). 

Aus obigen Darlegungen ergiebt sich daß folgende Behauptungen Eckhels 
im strengen Wortsinne unhaltbar sind: 

1) daß der Palmzwcig als Beizeichen sich vor Severus Alexander auf 
Alexandrinern nicht finde; 

2) daß der Palmzweig nur (abgesehen von der einen Domitius-Münze, 
s. S. 4. 9) auf Münzen eines zehnten kaiserlichen Regierungsjahres und der fol- 
genden vorkomme; 

3) daß auf allen Alexandrinern des Severus Alexander und der Mamaea 
seit Jahr 10 der Palmzwcig erscheine; 

4) daß auf allen Alexandrinern des Gallienus und der Salonina aus den 
Jahren 12 — 15 der auch hier mit J. 10 auftretende Palmzwcig als Beizeichen 
vorkomme, sofern nicht ein Palmzweig schon im Hauptmünzbild enthalten Ist. 

Tst nun damit die Eckhcl*schc Regel widerlegt und abgethan? Keineswegs: 
die angeführten Beispiele welche sich dieser Regel nicht fügen sind ganz spär- 
lich und nicht von Erheblichkeit, verglichen mit den massenhaften Münzen welche 
ihr folgen. Eckhels Scharfsinn hat, trotzdem er das Material nicht genügend 
überschauen konnte, doch den Kern der Sache getroffen: seine Auffassung 
hat sich auch unserer Untersuchung gegenüber glänzend bewährt: — daß der 
Palmzweig auf den Alexandrinern seit dem J. 10 des Severus Alexander regel- 
mäßig vorkomme und regelmäßig immer wiederkehre, und zwar gleichfalls 
vom zehnten Jahre ab, bei den folgenden Kaisern welche ein zehntes Regierungs- 
jahr erlebt haben, nämlich bei Gallienus (mit Salonina) und bei Diocletianus mit 
seinem Mitregenten Valerius Maximianus. Nur eine erhebliche Ausnahme hat 
sich gefunden: die Prägung großer Kupfermünzen zur Feier des tausendjährigen 
Reiches im J. 248 (s. oben S. 7), die auf einem leicht erklärlichen Vergleiche 
beruht. Wie der Palmzwcig unter Severus Alexander den Abschluß zehnjähriger 
ruhmreicher Regierung andeuten sollte, so wird jetzt dasselbe Symbol verwertet 
zum Hinweis auf das hundertmal zehnjährige Bestehen des Reiches. Was sonst 
an vereinzelten Ausnahmen sich findet kann die Regel nicht umstoßen, und 
wer die Massenhaftigkeit der alexandrinischen Prägungen jener Zeit überschaut 




- 16 - 



wer den damals außerordentlichen Verbrauch von Münzstempeln erwägt, welcher 
dem Belieben und der Willkür der Stempelschneider manche Freiheit einräumen 
mußte, und wer zugleich auf die einreißende Regellosigkeit im Technischen und 
Künstlerischen achtet, der wird sich über derartige Ausnahmen nicht wundern, 
sie vielmehr erwarten. 

Eckhel hat die Regel erkannt und sie nur zu einseitig formuliert, wenig- 
stens die bis auf Diocletian giltige Regel. Denn während die bei weitem mei- 
sten Münzen des Severus Alexander und der Mamaea, des Gallienus und der 
Salonina vom J. 10 und den folgenden Jahren den l'almzweig haben und die 
Münzen denen er abgeht durchweg die Ausnahme bilden, so kehrt sich bei Dio- 
cletian und Valerius Maximianus das Verhältnis um: allerdings erscheint auch bei 
diesen beiden der Palmzweig erst vom J. 10 ab, aber die Münzen mit der Palme 
sind weitaus die selteneren, bei Maximianus sind diese überhaupt sehr spärlich. 

Diese Lockerung der Beziehungen zwischen dem Jahre 10 fll und dem 
Palmzweig erklärt es dann gut daß in denselben letzten Zeiten der alcxandri- 
nischen Stadtprägung die Palme auch auf Münzen anderer Jahre tritt, ebenfalls 
als seltene Ausnahme, so bei den Cacsarcs Constantius I (im J. 2 und 4) und 
Galerius Maximianus (im J. 1 und 4) und endlich bei Domitius Domitianus 
(im J. 2). 

7. Für Eckhels Meinung daß der Palmzweig sich auf die kaiserlichen 
Dccennalicn beziehe läßt sich noch Anderes geltend machen. 

Im Jahre 10 des Severus Alexander, in welchem zuerst der Palmzweig 
regelmäßig auftritt, erscheint unter den in seinem Namen und in dem der Ma- 
maea geprägten Alexandrinern eine ganze Reihe großer Erzmünzcn. deren jede 
den Palmzweig als Beizeichen hat. Solche große Erzmünzen finden sich nur im 

J. 10 des Alexander (bez. der Mamaea: anbei Abb. Nr 1 1 
als Probe einer solchen Münze der Mamaea), weder in 
einem früheren noch in einem späteren Jahre dieses 
Kaisers; sie müssen also eine Beziehung auf das zehnte 
Jahr und dessen Verherrlichung, haben. 

Diese Ansicht wird noch durch Folgendes unter- 
stützt. Die Ausprägung großer Kupfermünzen kommt 
in Alexandria in den letzten Jahren Nero 's ,s ) auf, findet 
sich dann unter den folgenden Kaisern bis L. Verus, 

12) Nicht richtig wird von R. St. Poolc im Münzkatalog des brit. .Mus. Alexandria p. XXIX 
das Aufkommen des Großkupfers erst unter Vcspasian gesetzt. Es findet sich schon in den letzten 
Jahren Ncro's, dann auch unter Galha, Otho und Vitcllius. Das ältcsle mir bekannte Beispiel, dessen 




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- >7 - 



seit Trajan besonders häufig. Seit Commodus wird diese Prägung selten und 
nur ausnahmsweise geübt: sie erscheint zuerst wieder (nach einem kleinen An- 
lauf unter Caracalla in den JJ. 21 — 23 des Septimius Severus) mit einer stattlichen 
Reihe verschiedener Typen eben in jenem zehnten Jahre des Severus Alexander, 
(und der Mamaea) und hört mit diesem Jahre wieder auf lS ). Da nun jedesmal 
auf diesen Großbronzen auch der Palmzwcig sich einfindet (der überhaupt, wie 
oft bemerkt, zuerst in diesem Jahr auf Alexandrinern regelmäßig erscheint), so 
kann man dem Schlüsse nicht ausweichen daß auch er sich auf die zehnjährige 
Regierung des Kaisers beziehe u ). 

Aber hier ist noch ein Punkt zu erörtern. Wenn der Palmzweig die kai- 

Wichtigkeit Zocga nicht entging, aus Nero'* J. 10 ist Z 25,34 (Nilbttste, an* Sammlung Borgia, mit 
Abbildung = M 195}, dann aus dessen J. 13 7. 27,61 (aus Floren?, Scrapis thronend ■= M 229), 
aus J. 14 (mit derselben Darstellung bei I) 724. Rollin-Feuardent catnlogue lS64 Nr. 8580 und bei 
Huber;, endlich aus demselben Jahr D 725 (Zeus sitzend, auch bei Feuardent 1893 . Es folgen in 
Galba's J. 2 M 269 (Nikebuste, auch D 757 mit Abbildung und H 205 (Nilbüste und je in Otho's 
und Vitcllius' J. 1 (beidemal gleichfalls Nikebiiste'' M 286 und D 775 mit Abbildung = Grcau 2962'. 

13) Vgl. v. Sallet, Daten u. s. w. 62, der als sichere Ausnahmen dieser Kegel anerkennen 
will zwei Grofibronzcn aus J. 4 (Scrapis sitzend und stehend), aus Sandern. III 55 bei M 2622 und 
2623 beschrieben, und die Pariser Münze 'A'. 8) bei Ms 505 (Elpis: aus J. 6. Wie bedenklich die 
letzterwähnte Münze ist, die im J. 6 die Palme haben sollte, wurde schon S. 12 bemerkt. Aber auch 
die anderen können nicht als Ausnahme gelten. Beide haben das Datum voll ausgeschrieben als 
LT6TAI»T0r (statt LA): diese Schreibweise (LT6TAMW, flGMuTOr, GliAOMOl - , A€K\TOn 
findet sich sonst nur auf den l'otinmunzcn, nicht auf den Kupfermünzen von Severus Alexander und 
Mnmaca. Wenn man nun weiß daß sehr leicht Erz- und Potinnuinzen nach ihrem Aussehen ver- 
wechselt werden können, ferner daß gerade jene Alexandcrmüiven mit ausgeschriebener Jahrzahl etwas 
größer als die gewöhnlichen Polin-Alexandriner zu sein pflegen 1 Dm. 26—28 mm, vgl. B p. 205). 
endlich daß eben jene von Sanclcmcnte angeführten Münzen sonst nur in Polin vorkommen und daß 
ul>erhaupt Sanclcmentc III 55 — 57 alle Münzen mit ausgeschriebenem Jahr, d. h. außer den von Sallet 
angeführten zwei noch fünf andere (sonst gleichfalls nur in Polin vorkommende), als große Kupfer- 
münzen bezeichnet, so ergicht sich daß hier Sanclemente's Angaben keine Beweiskraft haben können. 

14) Nach Scvcnis Alexander sind unter den Alexandrinern Großbronzen (abgesehen von den 
oben behandelten der Philippi, s. S. 7) Uberhaupt sehr selten. Sie finden sich nur noch in einem 
Jahre mehrfach, im J. 12 des Gallienus (und der Saloninn), und es ist auch auf diesen der nach 
obigen Ausführungen zu erwartende Palmzweig regelmäßig hinzugefügt. Großljronzcn aus dem ge- 
nannten Jahre kommen mit folgenden Typen vor: Adler mit Kranz im Schnabel (B 224I. 2242. 
D 3088. — M 3371, auch M 3342. B 2282. D 3148;, Eirene Z 307, 56. M 3301), Ilomonuia 
(Z 106, 54. D 3087. - D 3147. Turin Nike (D 3086), Tyche (M 3369). — Was sonst 
von Großhronzcn nach Alexander — in lauter vereinzelten Exemplaren — verzeichnet wird ist aus 
verschiedenen Gründen verdächtig und bis auf weitere Beglaubigung zu lieanstanden. So die Mün/c 
des Gordianus Pius (Eckhcl, cata). mus. Cacs. num. vett. I 276 Nr 7 = M 2977: Scrapis thronend, 
i. F. Palmzwcig, ohne Jahr ; sie ist gefälscht, s. unten S. 34 den Nachtrag , Trajanus iKcius (Z 295, 
19 [aber von Zocga selbst nicht gesehen] = M 3170: Demeter und l'ersephone, und des 
Claudius Gothicus (J. Pcllcrin, mc lange de div. im'dailles I ]>. 234 m. Abb. TU. XV 9 = M 3419: 
Tyche in vitrseuligem Tempel, I.AV 

3 



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- 18 - 



serlichen Decennalien angeht, sollte er dann nicht nach dem zehnten Regierungs- 
jahr verschwinden? So wie auf den Münzen der Philippi der Palmzweig, der 
dort auf das tausendste Jahr des Reiches hinweist, nur in dem entsprechenden 
alexandrinischen J. (5 und) 6 des Philippus I, oder wie das eben besprochene 
Großkupfer mit dem Palmzweig nur im J. 10 des Severus Alexander erscheint. 
Dieses Verfahren wäre offenbar das natürlichere: doch ist das unter Alexander, 
Gallienus u. s. w. beliebte auch wohl verständlich. Auf den Münzen der 
späteren Jahre nach dem zehnten wird der Pahnzvveig beibehalten um auf des 
Kaisers lange und segensreiche Regierung stets aufs neue hinzuweisen, um die 
an den Decennalien dem Kaiser gewährte Huldigung frisch zu erhalten, um den 
Kaiser fortwährend als den zu bezeichnen der die Decennalien gefeiert hat 
und neuen ähnlichen Festlichkeiten entgegengeht. Mit diesem Verfahren läßt 
sich z. Ii. wohl vergleichen daß auf Münzen und Inschriften das von dem 
Kaiser als Amt auf Jahresfrist angenommene Consulat mit seiner Ordnungszahl 
so lange weitergeführt wird bis es dem Kaiser beliebt hat ein neues Consulat 
anzunehmen ,& ). 

15) Dem auf den Alexandrinern ru bemerkenden Gebrauche würde eine Münze entsprechen 
welche man unter Constantin dem Großen geschlagen glaubt (Cohcn-Fcuardcnt 1 VII 326,20; vgl. ebenda 
329,9. ioj. Sic kann nicht vor dem J. 330 geprägt sein und trägt die Inschrift VOT. XX. MV LT. 
XXX, erwähnt also die Feier der Viccnnalicn mit neuen Gelübden für die Triccnnalicnl, wahrend 
doch die Viccnnalicn Constantins schon im J. 325 gefeiert waren (Eckhcl, doctr. numorum VIII 96. 
484). Also wäre auch hier der Hinweis auf die früher schon gefeierten Viccnnalicn in einem spateren 
Jahre wiederholt. Aber die Herkunft dieser Münze ans der Zeit Constantins des Großen ist nicht 
sicher (Cohen. Fcuardcnt VII* 322) und damit schwindet ihre Beweiskraft für unsern Zweck. 




II 



8. Da die alcxandrinischen Münzen stets das Regierungsjahr nennen, so 
liegt es nahe das zehnte Jahr irgendwie hervorzuheben. Ist dies und von 
wann ab geschehen? 

Häufig zeigt die Rückseite der Alexandriner nichts anderes als das Re- 
gicrungsjahr des Kaisers in einem Kranz 1G ). Zuerst ein beliebiges Jahr, so 
oft auf Münzen des Augustus (aus den Jahren 23. 30. 35. 39. 40 — 42. 46}, der 
Livia (aus den Jahren des Augustus 39 — 41), des Drusus (y 23 nach Chr., des 
Sohnes des Tiberius, aus Augustus' J. 39 und 40 l7 ) und des Tibcrius (aus J. 4). 
Dann findet sich erst bei M. Aurclius diese Darstellung wieder, in J. 7 und 10. 
Aus dem letzteren Jahre auch auf Münzen seiner Gemahlin, der jüngeren Fau- 
stina. Aus dem ersteren auch auf Münzen seines Mitregenten L. Verus, ferner 
bei diesem aus J. 2. 

Bei M. Aurclius und bei Faustina erscheint demnach zuerst das zehnte 
Rcgicrungsjahr durch diesen Typus (LI im Kranze) bezeichnet, doch noch nicht 
mit Sicherheit vor anderen Jahren hervorgehoben. 

Dagegen wird bei den folgenden Herrschern öfters die Beziehung auf den 
glücklichen Abschluß von zehn Regierungsjahrcn mittels dieses Typus betont. 
Bei Commodus findet sich die Inschrift II6PI0A' A6KA6T (= r.tpioSo; oexa- 
exrjpt?; s. die Abb. Nr 12) u ) im Lorbeerkranz, darunter im Abschnitt LKZ 

16) Äußerst selten (wenn überhaupt!) findet sfeh das Regierungsjahr allein ohne Kran/, auf 
der Rückseite. Ich kenne nur zwei Beispiele, und zwar auf Münzen der Otacilia, eines aus J. 5 
(Rollin-Feuanlent, catalogue, Taris 1864, Nr. 9085, Großkupfer) und eines aus J. 6 (s. Maflei, Verona 
illnstrata III 445, daraus 7. 292,22, Mittclkupfcr). Das letzte sonst ungenügend beglaubigte wird durch 
das erste einigermaßen gestützt. Beispiele von Jahrzahlen im Kranze finden sich bei Otacilia und 
l*ei den beiden Philippi nicht. 

17) Ob diese Münzen dem Drusus (es wären seine einzigen Alexandriner) zuzuteilen sind ist 
zweifelhaft. Die Münze aus J. 39 (in Wien, Calal. Mus. Cacs. I p. 265 = /. 12,1 — M 59; auch 
aus der Samml. Nrnmann bei Eckhel DN IV 49), von Zoega und Mionnct beanstandet, ist in Wien 
schon von Arneth und mit Recht, wie versichert wird — unter Augustus eingereiht. Eine gleich- 
artige Münze aus J. 40 wird B 35 dem Drusus zugesprochen. 

18) Solche Inschriften wie die jetzt zn behandelnden, rjoiooo; ScxHTijii; u. s. w. finden sich, 
■=o viel ich weift, im Gebiet der griechischen Mün/cn nur in Alexandria. Die im Felde einer Groß- 




20 — 




Nr- 12. 



(M 2366. D 2272 m. Abb. B 1442 m. Abb., häufig). Da 
Commodus im J. 177 nach Chr. (= dem 17t™ alcxandrini- 
schen Jahr des M. Aurel) Mitregent wurde (Clinton, fasti 
Romani p. 174t, so wurde im 27 ,c " alexandrinischen Jahre 
M. Aurels (denn dessen Jahre zahlte Commodus weiter), 
J. 1 85 / 1 S6 nach Chr., die zehnjährige Regierung des Commo- 
dus gefeiert. Diese Feier ist auch in verschiedener Weise 



auf römischen Münzen des Commodus verherrlicht: so auf solchen welche die 
Inschriften PRIMI DEC EN N P M TR P X IMP VII COS IUI tragen (Cohen III * 
311, 600), also aus dem J. 185 stammen, während andere mit der Aufschrift 
VOT SGL DEC P M TR P XI (oder XII) IMP VIII COS V auf J. 186 und 187 
(Cohen III * 358, lOOO. 1001) hinweisen. 

Daß von Septimius Severus, dem nächsten Kaiser der Decennalien feiern 
konnte, sich keine Miinzen dieser Art finden befremdet nicht, da aus bis jetzt 
nicht aufgeklärten Gründen unter diesem Kaiser die sonst überreichliche alc- 
xandrinischc Prägung außerordentlich eingeschränkt wurde, weshalb Alexan- 
driner dieses Kaisers (sowie von Julia Domna, Caracalla ,B ), Plautilla, Geta) 
zu den Seltenheiten gehören. 

Es erscheint demnach, wie zu erwarten war, der besprochene Typus zu- 
erst wieder unter Severus Alexander als IIEPIOAOC A6KATII ,0 ) im Kranze 
ohne weitere Jahresangabc, und zwar sehr häufig auf den Münzen des Kaisers 
selbst (M 2692. D 2476. 13 1703 mit Abbildung, mit (und ohne?) Palme: diese 
ist z. B. zu sehen auf dem Exemplar des Br. Mus., bei Seyffert 1483 und in Tü- 

bronzc des kilikischen Sebaste (M III 661,637) gelesene Inschrift tl& ACT deutete freilich Scstini, 
lelt. numism. eontinuaz. VIII 98 als HEV.Uo; Aixafr Tr,p;; , aber unrichtig, da auf der MiiniC HCl' 
nicht Ü6I' steht Inihoof-Blumer). 

19) Auf die Decennalfeier des Caracalla beziehen s.ich Münzen von ßcrytos: IMPF CAESS 
SEVER ANT AVGti belorbccrte Köpfe des Severus und Caracalla einander gegenüber ;( COL HER 
DECENNAI.ES ANTONINI COS III Astarte von Nike bekränzt (M. V 343, 58. 59) aus J. 208. 
Siehe entsprechende römische Münzen bei Cohen» IV 214,682 — 68$ mit der Inschrift VOTA SOI. VT 
DEC COS III und ähnlich, auch PRIM DECE Cohen* IV 196,501. 

20) Zocga p. 276 meint daß die Inschrift T.izioi'i- 5ixiTr; geschrieben sei mg/igtnlia mwfiirii 
Tür Scxortqpfc. Gewiß unrichtig. Sprachlich hat jene Wendung, da njii&So; jede regelmäßige Wieder- 
kehr in der Zeit bedeutet, nichts bedenkliches. Zudem kommt r.jcfooo; SinssTr,^;; (oder ö:xa::T,vi; 
idleini nur bei Commodus und Gallienus vor, keo:o?o; otr.i'n aber bei Severus Alexander, Mnmaea 
und Diodetian. Die Eorm fijxa^rr,;:« liest man auf einer in Ägypten gefundenen Inschrift (CIGr. 
8610' : iv Tjj tJTU/:aTä:r ( auT'Iiv (des Valens und Gratian, ums J. 374) öixa:Tfij:a i'i}3. Aber da 
die einzige Abschrift AKk U! I IIPIA hat, so wird vielmehr, statt des ganz ungewöhnlichen Wortes, 
SrxalTr.piSi herzustellen und der Ausfall des schließenden i an/unchmen sein (ebenso wie dort 7.. 9 
AIAOI* steht statt AI MO)'). 



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— 21 — 

hingen; s. Abb. Nr 13); dann auf solchen .seiner Mutter Mainaea 
(M 2773. B 1762, letzteres Exemplar mit Palme). — Es folgt 
Galltenus mit der sehr häufigen Münze, die AGKAETHPIC 
KVPI01' idas erste und einzige Beispiel dieser Kaiserbezeich- 
nung auf den Alexandrinern) ") im Kranze 
zeigt, dazu im Abschnitt LI (M 3292. D 3069. 

Nr l'.l 

B 2240; s. die Abb. Nr 14*, außerdem findet sich 
noch, aber selten, nur LI im Kranze (Z 306. 43 aus der Samm- 
lung Borgia, mit Abbildung. D 3068). Über die prachtige 
Eeicr der Decennalien des Gallienus s. unten S. 26. x r . u. 

Wie in den ersten Zeiten der alexandrinischen Prägung ein beliebiges 
Regierungsjahr vom Kranze umgeben als Münzbild der Rs. erscheint, so lockert 
sich die seit Commodus für die Decennalien vorbehaltcne Verwertung dieses 
Typus seit Gallienus. Unter Aurelian findet man GTOVC £ oder LE im Kranze, 
und auf den Münzen welche die Köpfe des Aurclianus und Athenodoros (Va- 
ballathos) auf der Hauptscitc einander gegenüber zeigen, erscheinen die Re- 
gierungsjahre beider Fürsten LA LA im Kranze. Unter Diocletian erscheint 
fcXATOV L im Kranze (M 3686. D 3414. B 2541) und ebenso IIGPIOAOC 
AGKATII ohne weitere Jahrzahl (Ms 647. I) 3421. Rollin-Feuardent, cataloguc, 
Paris 1864, Nr 9358^. Athen. Tübingen), endlich unter Diocletian's Mitregenten 
Valerius Maximianus im Kranz GT01TJ II (Ms 663. Turin 8881. Athen) und 
ENATOr L (M 3790. I) 34 6 9- B -601. häufig). ") Auf der oben erwähnten 
Dioclctians-Münze Ms 647 soll unter der Inschrift IIGPIOAOC AGKATH eine 
querliegende Keule sich finden. Es wird nicht eine Keule, die auf Alexan- 
drinern als Beizeichen nie vorkommt, sondern ein quer liegender Palmzweig 
gewesen sein, wie er auch sonst erscheint, s. z. B. die Abbildung in B Tfl. XXXI 
Xr 1703. Und so auch auf dem Tübinger Exemplar dieser Diocletians-Münze 
und auf einer Variante derselben aus der Sammlung Kennard mit der Inschrift 
IIGPI A£KA im Kranz, s. B p. XXIII. 



21) Sonst steht /.. B. auf Münzen von Edessa (?) unter M. Aurelius und seinen Mitregenlen 
1*1161* MKIIC Tl>\ KITIUN lllead, hi>t. mim. p. 689 , und Antoninus Pius soll auf Münzen von 
Antiochc.ii am Hippos ATTOKP. KIT. ANTwNKINOC (M V 319,5; Eckhel DN III 347) heißen, 
endlich steht auf Mümcn von Kaisnreia in Kappadokien 6IC BANATOlfC KiTIOi" (auf den Tod 
des Scptimius Severus, Zeitschr. f. Numism. XI Tf. I 5). 

321 Von dem hier behandelten Münzbildc ist wohl zu sondern die nur zweimal auf den Ale- 
xandrinern vorkommende 1 larstellung eines Adlers welcher den das Regierungsjahr umgebenden Kranz 
mit ausgebreiteten Klügeln trägt oder unterstützt. Sie findet sich oft in Ualücnus Jahr 12 12306,53. 
M 3304. Ü 3085. B 2237; s, oben Abb. Nr 9 S. 14, auch S. 4) und bei Ual. Maximianus aus J. 4 



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Dieser Überblick lehrt dali gerade bei den Regierungen mit deren zehntem 
Jahre der Palmzwcig auftritt, denen des Severus Alexander (mit Mamaea) und 
des Gallienu.s (mit Salonina), auch durch den eben behandelten Typus sicher 
und nachdrücklich auf die Deccnnalien dieser Kaiser hingewiesen wird. Das 
ist um so beachtenswerter ats die kaiserlichen Decennalien und die entsprech- 
enden Gelübde und Feste, welche auf den römischen Münzen so sehr häufig 
genannt sind, sonst im weiten Gebiete der griechischen Münzprägung nicht 
vorkommen, wenn sie sich nicht etwa unter einer Verkleidung verbergen die 
sie unkenntlich macht "). 

0. Ehe unsere Untersuchung weiter gehen kann, muß eine Gruppe von 
Alexandrinern besprochen werden die man wohl geneigt sein könnte auch in 
den hier betrachteten Kreis cinzubeziehen. Ich gebe zuerst ein knappes Ver- 
zeichnis der betreffenden Münzen: 

1) (unter Augustus) KA1CAPOC Steinbock (mit Füllhorn und Steuerruder), 
darüber Blitz (oder Stern) )( CEBALTOC (-Or?), in der Mitte I. JE 2 (Ms 5. 
Ramus, numi vett. regis Daniae I 361, 9. Sandern. II 17. Schiedehaus, Berl. 
Blätter f. Münzk. III, S. 134 Nr 7). 

2) (unter Augustus) Krokodil )( CEBACTOlf, in der Mitte I. Ai 2»/« (M 34, 
auch bei Ramus a. O. Nr 7 und 8 und Schiedehaus a. a. O. Nr 6i. 

3) Kopf des Augustus ohne Lorbeerkranz )( | im Kranz. JE I (Rollin- 
Feuardcnt, catalogue, Paris 1864, Nr 84S7 b i% auch bei Huber 1030). 

4) KA12AP 2EBA2TOS belorbeertcr Kopf des Augustus LAr )( | im 
Kranz. JE 2 (Ms 9 aus Sestini, mus. Fontana, dort Tfl. XI 2 abgebildet; auch 
bei Welzl v. Wcllcnheim, Verzeichnis seiner Münzsamml. I 7323). 

5) Belorbeertcr Kopf des Claudius )( I im Kranze. JE 1— 2 (D 633. 634. 
Athen, s. A. Postolakas vo(ita|i. ^ v ^OvixcT» jiouae:q> xaiateOevta 1883, 84 S. 190). 

6\ Belorbeertcr Kopf des Claudius LS )( I im Kranz. ^E 2'/« (Sammlung 
Schlcdchaus, s. C. Stiive, Berl. Blätter f. Münzk. III 138. Auch in Athen, Posto- 
lakas a. a. O. S. 190, und in Tübingen). 



(Sancleuienlc III 145 ni. Abb. = M3S37; sehr selten); vgl. ein entsprechendes Bitd auf römischen 
Münzen Dioclelians bei Cohen VP 476, 540. Dieser Typus ist als eine Variante des Hildes aufzufassen 
welches auf den Alexandrinern außerordentlich häufig vorkommt, des Adlers der im Schnabel einen 
Kran/ trügt. Bei diesem Bilde steht, so viel ich weiß, niemals das Datum im Kran/e, ebenso nicht 
bei dem seltneren welches den ausgebreiteten Adler zei^t der einen Kran? in den Fangen hält. 

23; Als griechisches Gegenstück ia den unzähligen romischen Gelübde-Münzen mit Inschriften 
(numi votorum) findet sich nur auf Münzen von Ephcsos die Inschrift liQTA = VOTA nel>en der Dar- 
stellung eines Opfers mit Huldigung für den Kaiser unter Macrinus (M III 110,368. B Ionia 89,294. 
Kcv. numiMit. 1891, 36 Taf. IV 3). 



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7) Belorbeertcr Kopf des Nero )( | im Kranz. AL 2 dl 189). 

8) Belorbeerter Kopf des Nero, davor | )( LIA Sperber. AL 2 (D 702 m. 
Abb. Stuttgart). 

91 Belorbeertcr Kopf des Domitian, davor I )( LB Füllhorn. AL 2 (D 838. 
B 344)- 

10) Belorbeerter Kopf des Nerva, davor | )( LH Füllhorn. Ai 2 1 /* (B 354). 

11) Belorbeertcr Kopf Hadrians, davor I )( LEN Füllhorn. AL 2 (B 895). 

1 2) Belorbeertcr Kopf Hadrians , davor I )( LEN die beiden Dioskuren- 
mützen, je mit einem Stern darüber. AI 2 (B 907). 

13) Belorbeerter Kopf Hadrians, davor I )( LAE zusammengebundene Ähren. 
✓E i'/« (B 891—93. Tübingen). 

14) Belorbeerter Kopf Hadrians, davor | )( LAE Füllhorn. AI i'/»— 2 
(B 896. 897. Tübingen). 

15) Belorbeertcr Kopf Hadrians )( Kopfschmuck des Harpokrates, im 
Feld I LI, AI 2 (B 902 m. Abb.) 

16) Belorbeerter Kopf Hadrians, davor I 11 LAE Die beiden Dioskuren- 
mützen, je mit einem Stern darüber. AI i 3 /* (B 909. Tübingen). 

17) Wie Nr 16, nur als Datum LIA (B 908). 

18) Zeuskopf )( | im Eichenkranz. AL 2 Athen, s. Postolakas, vo|itojiata iv 
eOv. fto-jo. xatoreSevTa 1883/84 S. 207). Diese letzte Münze steht offenbar den 
vorigen nahe i4 >. 

Was bedeutet auf diesen Münzen jenes wunderliche I ? Man hat es an- 
gesehen als Schwert- oder Lanzenspitze, als Keule, als Zweig oder endlich 
als Zahlzeichen gleich LI. Gegen die ersten Erklärungen spricht der Augen- 
schein, die äußere Form des I. Kben diese ist der Erklärung als Zahlzeichen 
günstig. Auch das könnte dafür sprechen daß I öfters im Kranze erscheint. 
Denn abgesehen von diesen Münzen mit I und einer welche auf der Hauptseitc 
den belorbeerten Kopf des Augustus mit der Umschrift KAI2AP, auf der Rück- 
seite die Lotusblume und 1EBASTOS, beides im Kranze, zeigt (VE 2 - 3, D 546. 
Rollin-Fcuardcnt, catalogne, Paris 1864, Nr 8485. Ramus, numi vett. regis Da- 
niae I 361 Nr 12; auch Turin 6044), finden sich auf den Alexandrinern im 
Kranze nur Kaisertitel hvic SEBA2T0S oder KAISAP oder beides, und zwar 

24) Der Kopf auf der Vorderseite Ul, wie mir ausdrücklich bestätigt wird, nicht etwa, woran 
man zunächst denken möchte, ein bärtiger Kai^erkopf, sondern ein Zeuskopf. Dann muß man diese 
Münze mit den seltenen Alexandrinern zusammenstellen die kein Kaiserbildnis haben, sondern auf 
beiden Seiten andere bildliche Darstellungen tragen. Vgl. M p. 552, I fll. Ms. p. 179,1 "1. D 3598 Hl. 
U 2629 III. 



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diese nur unter Augustus) und Angaben der Regierungsjahrc oder Rcgierungs- 
abschnitte (s. oben S. 19). Wohl aber spricht gegen die Auffassung des I 
als einer Jahrzahl daß regelmäßig davor das sonst übliche Jahrzeichen L fehlt. 
Um dies zu entschuldigen hat man auf folgende Münzen hingewiesen : 

1) CEBACTOd Kunder brennender Altar, daran die Inschrift K )( KA1CAP 
(doppeltes) Füllhorn. AI 3 (Ms 6. D 550. B 19. Rollin-Eeuardcnt, catalogue, 
Paris 1864, Xr 8489. Berlin. Schiedehaus. Heideken. Athen u. s. w.). *•'•) 

2) CEBALTOC Schiff, darüber K )( KAICAP im Kranze. /E 3 (D 551, 
B 23. 24. Rollin-Feuardcnt, catal. 8488. Santangelo 12419. Heideken 2574 
Athen). Denn hier liegt allerdings die Auffassung als Jahrzahl nahe, um so 
naher als auf einer Münze, die der Nr 1 sehr ähnlich ist, das Datum LKH 
auf dem Altare steht (AI 3 1 /». M 11. D 557. B 20—22 und sonst). * 6 ) Noch 
eine weitere Stütze gewänne diese Ansicht wenn man sich auf die Münze bei 
Ms 12 verlassen könnte, eine angebliche Variante von Nr 1. Dort soll auf 
dem Altar All stehen, also auch das Datum ohne Jahrzeichen. Aber diese 
Münze beruht allein auf dem Zeugnis Scstini's (Mus. Hcdcrvar. III continuaz. 
p. 10, 4), der so oft unzuverlässig ist. ,J ) Höchst wahrscheinlich stand auch 
auf dieser Münze LKH, wie auf der eben besprochenen. 

Wenn aber auch jenes K als LK aufzufassen ist, so folgt daraus nicht 
daß auch jenes | gleich LI ist. Denn erstlich gibt es aus den Zwanzigerjahren 
des Augustus sichere datierte Alexandriner, nicht aber schon aus seinen Zehner- 
jähren; und wenn man sich jenes K statt LK gefallen lassen könnte weil erst 
im Laufe der Regierung des Augustus sich die regelmäßige Datierung der 
Alexandriner festsetzte und deshalb bei Einführung dieses Gebrauches die be- 
stimmte Form dafür noch zu finden war. so kommt ja jenes | auch nach Au- 
gustus und nicht selten vor (von den oben verzeichneten iS Münzen mit I sind 
13 nachaugustisch), zu einer Zeit da | statt LI so gut wie unerhört ist. 2b ) Wenn 

25I I)icsell>c Münze war bei Lavy 3346. 3347 mit LIA am Altar verzeichnet. Aber Turin 
6047. 604S nennt die Schrift am Altar bei den nämlichen Exemplaren undeutlich. — Siehe auch 
J. Friedlacnder, Herl. Bl. f. Mün/k. II (1S65) 277. A. v. Sallet, Daten der Alex. S. 15. 

26) Dieselbe Münze mit I.If) auf dem Altäre bei I.avy 3349, aber Turin 6046 nennt auch 
dieses Exemplar undeutlich in der Schrift am Altar. Die Mün/c mit l.KV bei Huber 1029 ist gleich- 
falls unglaubwürdig. 

27) In Carroni's Catal. Mus. Hcdcrvar. Nr. 53S0 ist dasselbe Exemplar verzeichnet ohne daß 
von der Inschrift auf dem Altar etwas gemeldet wurde. Scstini hat ihre verwischten Züge unrichtig 
gelesen. 

2S) Sichere Beispiele der Auslassung von L sind sehr selten. So vielleicht auf Ms 430, einer 
Müiuc mit den Bildnissen des M. Aurclius Caesar und der jüngeren Kaustina (,1'ot 6; auch l! 1313 und 




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endlich — und damit kommen wir auf den Gesichtspunkt weshalb diese Stucke 
unsere Aufmerksamkeit hier in Anspruch nehmen — daran gedacht worden ist 
daß jene Augustus-Münzen mit | und K eine außerordentliche Prägung darstellen 
zu Ehren des zehnten und zwanzigsten Regierungsjahres des Kaisers (B. Pick, 
Zeitschrift f. Numismatik XIV 300), so widerspricht dieser Auffassung der Ge- 
brauch des | nach Augustus, wie sich sogleich zeigen wird. 

Außerdem will es nicht einleuchten daß gerade die kleinsten und un- 
scheinbarsten Kupfermünzen (alle Münzen mit | und K unter Augustus und alle 
nachaugustischen mit I sind solche) zur besonderen Hervorhebung eines Ab- 
schnittes glücklich abgeschlossener Regierung sollten für passend erachtet 
worden sein. 

Die Unmöglichkeit I als I.I zu deuten ergibt sich sicher daraus daß eine 
Reihe der oben angeführten Münzen außer dem | noch ein richtiges alexan- 
d-inisches Datum hat: s. die Nummern 4 (Augustus, | und LAP). 6 (Claudius, 
I jnd LS). 8 (Nero, | und LIAi. 9 (Domitian, I und LR). 10 (Ncrva, | und LR), 
n und 12 (Hadrian, | und LEN). 13. 14. 15. 16 (Hadrian, | und LI oder LAE). 
1- (Hadrian, | und LIA). Die Annahme einer doppelten Bezeichnung des Da- 
tums in verschiedener Weise (I, LI, LAE) und auf den beiden Münzseiten träfe 
bbß zu auf Nr 13. 14 und 16, wird ausdrücklich durch Nr 15 (I LI auf tfiner 
S;itc) und alle übrigen oben genannten Münzen widerlegt und ist auf den 
Tausenden von Alexandrinern sonst unerhört. *°) Wir müssen uns deshalb mit 



bd Ilubcr). Hier Mehl auf der Rückseite im Felde links vom Kopfe der Faustina K, rechts davon B. 
Her wäre die Auslassung des I. ein offenbarer Fehler, wie auf der Vorderseite derselben Münze 
M Aurel AVAIHM oder AVAIHMC heißt, ebenfalls durch einen Fehler des Slcmpclschncidcrs. Übrigens 
sfht, wie Herr G. F. Hill mir he /engl, auf dem Kxemplar derselben Münze im britischen Museum 
,1 1313) unter dem K das l. ganz deutlich. Auch in dieser Frage versagen selbst die sorgfältigsten 
Mjn/.ver/eichnissc. So sollte man nach den Beschreibungen meinen daß I. fehle bei folgenden Ale- 
xmdrinern: Ii 41S. 764. 765. 1186. 1308. 1475. In Wirklichkeit aber hat nach der mir gewordenen 
.Viskunft nur 764 ein I. nicht gehabt, auf 130S sieht man keine Spur von I,, es kann aber da gc- 
vesen sein. Auf den anderen genannten Münzen sind mehr oder weniger deutliche Spuren des L 
(Thailen. 

29) Hoppcldatcn in anderem Sinne finden sich im Bereich der Alexandriner auf den M. 
mit den beiden Bildnissen des Aurelian und Vaballnthos welche die Regierungsjnhrc beider Herrscher 
angeben (s. S. 21). Sonst kenne ich ein Doppeldatum nur auf merkwürdigen Gallienus-Mün/en, die man 
jetzt nicht mehr bezweifeln darf. Schon bei /.oega p. 309 Nr. 97 ist folgende Gallienus-Münzc des 
Mus. Borgia verzeichnet: I.I IA fn'< < .i,/ui/<i itttns ic.;/ri> (erotwm, inftr a/tu f«/m(tm iAK) mit Abbild- 
ung auf Tafel XIX. Uazu die Note Zocga's: tfhaima n.Uum, ut vUrtiir, tx ioladtmo (Zoega meinte 
wohl, der Stempclschncidcr habe statt des richtigen I.I A das falsche LHA geschnitten'. Mionnet hat 
diese Münze {offenbar als irrig beschrieben) gar nicht aufgenommen. Aber sie beruht auf nichts we- 
niger als einem Sphalma. Die gleiche Münze lindet sich auch bei L) 3044, außerdem in einem wohl 



4 




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dem für uns genügenden Ergebnis zufrieden geben daß jenes | 30 ) sich nicht 
auf kaiserliche Decennalien kann bezogen haben. 

10. Woher stammt das alexandrinische Münzbild welches die auf die 
Decennalien bezügliche Inschrift im Kranze zeigt? 

Unsere literarischen Quellen fließen bezüglich der Decennalien sehr spär- 
lich. Doch erfahren wir daraus daß sie seit Augustus gefeiert wurden. Sie 
begannen mit Opfern, woran sich Festlichkeiten mit Aufzügen und Lustbar- 
keiten aller Art (besonders circensische, theatralische und Gladiatorenspiclc) 
anschlössen. Aus späterer Zeit hören wir daß der Kaiser bei dieser Gelegen- 
heit auch allerhand Gnadenbeweise (Schenkungen, Straferlaß) spendete. Cassius 
Dio sagt ausdrücklich (LIII 16, 3) daß diese Feier bis auf seine Zeit üblich 
geblieben sei, und er schilderte ausführlich die Decennalien des Septimius 
Severus, 81 ) an deren Feier er selbst Teil genommen hatte, (epit. LXXVI :). 
Sonst hören wir genaueres über die Pracht dieser Feste (abgesehen von Einzel- 
heiten über die des Diocletian und Maximianus, des Constantinus u. s. w.) nar 
hinsichtlich der Decennalien des Gallienus. In der Kaiscrgeschichte werden 
diese zweimal erwähnt. Einmal wird (v. Gallieni 21, 5) kurz gesagt, um Gr.1- 
lien's Regierungsdauer zu bestimmen, daß er Decennalien gefeiert habe, an der 
zweiten Stelle aber (ebenda 7,4—8,7) wird weitläufig erzählt wie Gallienus in 
Rom die Decennalien, hier decennia genannt, cottvocatis patribus, novo genee 
ludorum, nova speeie pomparttm, exquislto genere voluptatum gefeiert habe. 

Je lückenhafter die Berichte unserer schriftlichen Quellen sind, um 50 
erwünschter ist es daß sie durch römische Münzen **) erheblich ergänzt werden. 

erhaltenen, auch im Datum vollkommen deutlichen. Exemplare in der k. Münzsammlung zu Sluttgsrt. 
Dazu kommen noch zwei andere Gallicmis-Münzcn mit demselben Doppeldatum bei D 3043 Ni<e 
mit Kran/: und l'almc) und 3042 (Zeuskopf, mit Abbildung}. Daß hier ein Doppeldatum anzunehmen 
ist hat K. Fenardcnt zu D p. 238 richtig erkannt. Als Valeriana» in seinem und Gallienus' achtan 
Kegierungsjahrc von dem l'erscrkönig Sapor gefangen worden war und dadurch die Kcgicrongsfahi'- 
keit verloren zu haben schien, schlugen die Alexandriner Galltcnus-Mun/en welche neben das laufciue 
Jahr iLU) noch die Bezeichnung (L|A setzen, weil jenes das erste Jahr seiner A 1 1 e i n herrschst 
war. Offenbar fand aber diese neue Bezeichnung keinen Beifall: daher die große Seltenheit solcher 
Exemplare. 

30) Konnte das I etwa ein Szepter sein? Dann würde sich gut erklären daß es mit £KH.V£i'(H 
verbunden ist (s. oben S. 22 Nr. I. 2.), daß es im Kranze erscheint, der sich regelmäßig auf den 
Kaiser bezieht (s. oben S. 22 Nr. 3. 4. 5. 6. 7. iS.i, daß es auf der Hauptseite vor dem Kaiserkopf 
steht (s. oben S. 23 Nr. 8. 9. 10 II. 12. 13. 14. 16. 17.), ahnlich wie auf Alexandrinern des Clau- 
dius und Trajan vor dem Kuiserkopf Stern (und I.ituus) vorkommt. Aber wo sieht ein Szepter so aus? 

3T, Auch auf römischen Münzen verewigt mit der Inschrift VOTA SOLVT DEC COS III 
(Cohen» IV 81,785 1. 

32) Auch auf den Inschriften werden die Decennalien und die gleichartigen Feste mehrfach 




- 27 - 



Auf den römischen Münzen erscheint zuerst unter Antoninus Pius eine 
ausdrückliche Erwähnung der Deccnnalien, und diese ihre erste Erwähnung er- 
folgt durch die Inschrift PRIMI DECENNALES im Kranze. Ebenso unter 
M. Aurelius und Commodus. Unter Commodus beginnt, wie oben (S. 19) ge- 
zeigt wurde, die Verwendung des entsprechenden griechischen Typus auf den 
Alexandrinern: diese sind offenbar nach römischem Vorbild gearbeitet. 

Von Commodus ab sind auf den römischen Münzen entsprechende In- 
schriften im Kranze (VOTIS DECENN ALIB VS , VOTIS X, VOTIS VICEN- 
NALIBVS, VOTIS X ET XX, Q VINQ VENN AI -ES u. s. w.) sehr häufig, na- 
mentlich kommen sie auch bei jenen Kaisern vor deren Alexandriner gleich- 
falls mit ähnlichem Typus auf die Decennalien hinweisen, so bei Alexander 
Severus, Gallienus und Diocletian. 

Dabei macht sich zwischen der römischen und alexandrinischen Prägung 
ein wichtiger Unterschied bemerklich. Die alexandrinischen Münzen behalten 
die ältere Sitte bei daß sie nur die wirkliche Vollendung zehnjähriger Regierung 
feiern, also nur die vota X soluta, nicht auch die vota suseepta, womit auf 
den späteren römischen Münzen geradezu Unfug getrieben wird. 

11. Außer dem besprochenen Typus erscheinen aber auf den römischen 
Münzen noch andere Bilder welche auf die Decennalien und ähnliche Feste 



erwähnt. In den Arvalaktcn sind die vota decennalia für Elagabal (CIL VI i, p. 571, 33) and für 
Gurdianus I [CIL VI 1, p. 581,5) genannt. Die ausführlichste bildliche Darstellung der mit den De- 
cennalien verbundenen heiligen Handlungen gibt uns eine große Marmorbasis in Rom in den Farnc- 
sischen Garten auf dem Palatin. Sie ist auf allen vier Seiten mit Bildwerk roher und spater Arbeit 
(vielleicht auf die Cacsares Constantius und Maximianus bezüglich) geschmückt. Auf der Vorderseite 
halten /wischen zwei Tropäen zwei Victorien einen Schild mit der Inschrift CAESARVM DECENNA- 
LIA FELICITER, unten zwei gefesselte Barbaren. Auf der Rückseite opfert ein bartiger Togatus, 
den Victoria bekränzt, am lodernden Allar iu Anwesenheit von Mars, Roma, zwei anderen Tognten 
und priesterlichem Personal. Auf der rechten Seite werden vor einen» bartigen Togatus suovctaurilia 
vorbereitet. Auf der linken Seite sieht man einen feierlichen Aufzug von neun Mannern in der 
Toga mit Köllen in der Hand und einen Knaben, im Hintergrund vier Feldzeichen. Vgl. CIL VI 

1203 und die Abbildung der Bilder bei O. Jahn, Berichte d. silchs. Ges. d. Wiss. 1S6S TU. IV (zu 
S. 195". — Sonst vgl. CIL VI 1097 aus der Zeil der Philippi) VOT • XX ANNAL • FELIC, ebenda 

1204 AVGVSTORVM VICENNALIA FELICITER, ebenda 1205 VICENNALIA IMFERATORVM 
(auf einer sehr großen Marmorbasis, auf der Rückseite ein Slieropfcr). — Das stattlichste Denkmal 
für eine Deccnnalicnfcicr ist der Constantinsbogcn in Rom. An seinen Schmalseiten liest man west- 
lich SIC • X SIC XX nnd östlich VOTIS ■ X VOTIS • XX (CIL VI 1139 . Ihn errichtete der Senat 
zu Ehren des Kaisers im J. 315. Endlich mag noch der silberne Schild, jetzt in Madrid (E. Hilbncr, 
antike Bildwerke in Madrid S. 213*, erwähnt werden der in seinem Relief einen von Thcodosius aus 
Anlaß seiner Decennalien im J. 388 einer spanischen Stadt (Fmerita?) gewährten Gnadenbeweis ver- 
ewigte. Er tragt die Inschrift (CIL II 438 DN THEODOSIVS PER PET • AVG OB DIEM FELI- 
CISSLMVM X (= dccennalium). 

4* 



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- 28 - 



in verschiedener Weise hindeuten: sind auch diese in der alexandrinischen Präg- 
ung benutzt? 

Von Einzelheiten die für unsern Zweck keine Bedeutung haben abge- 
sehen , sind zwei häufige Typen zu nennen , erstens der am Altar opfernde 
Kaiser, der allein oder von kleinerem oder größerem Personal umgeben ent- 
weder den Göttern für die Gewährung eines künftigen Zeitraums glücklicher 
Regierung ein Gelübde darbringt und ihren Schutz erfleht oder für einen glück- 
lich vollendeten Zeitraum seines Waltens das Angelobte leistend seinen Dank 
abstattet oder endlich beides verbindet. — Der zweite Typus bedient sich der 
Vermittlung der Victoria, der eigentlich kaiserlichen Göttin (Victoria Augusta). 
Hin Schild worauf die bekannten Konnein (VC) • DE, VOT • X. VOT1S XX 
und dergleichen) stehen wird von einer oder zwei Victorien gehalten oder an 
einen Palmbaum gestützt oder aufgehängt. Häufig ist Victoria so dargestellt 
als ob sie eben erst die Formel auf den Schild schriebe. 

Die genannten beiden Darstellungen des opfernden Kaisers und der Vic- 
toria mit dem Schild erhalten übrigens ihre Beziehung auf die Decennalien erst 
durch die sie begleitenden Inschriften und werden außerdem häufig zu anderem 
Behuf verwendet. 

Wo deshalb eine äußerliche inschriftliche oder anderweitige Beglaubigung 
der beabsichtigten Beziehung fehlt, ist die sichere Erklärung sehr erschwert, 
wenn nicht unmöglich gemacht. 

Was lehren nun bezüglich dieser Typen die Alexandriner? 

Der opfernde Kaiser findet sich auch auf den alexandrinischen Münzen 
öfters, doch lange nicht so häufig wie auf den römischen. Er erscheint bald 
allein, gewöhnlich am Altar opfernd (auch im Tempel am Altar, auch am 
Altar der vor einer Serapisbüste steht i, bald zugleich von einer Göttin (Nike, 
Alexandrcia, Roma oder Euthcnia?) bekränzt. Diese Darstellungen finden sich 
auf den Alexandrinern in der Zeit von Trajan bis Elagabal. ai ) Nirgends 

331 Mir sind folgende Beispiele bekannt: Trajan: L1A : im Tempel, Ms 107). US (bekränzt 
von Nike, D 527, ebenso Mus. Theup. II 1 1 1 7 (hier mit irriger Beschreibung] = M 701), I.IS unil 
1,111 (von Alexandria bekränzt, B 529 — 53 1 >. Hadrian: LA im Tempel, M 8751. 1.6? <M 889.1. 
1.16 (M t 1 1 6. I) 135S. B S57. 85S. Turin 68531. Antoninm P. : I.H? Kaiser und Kaiserin 
opfern, Ms 2S3; vgl. Ms 3621. LKA (von Nike bekränzt. Ms 357). - M. Aurelius: LA 'von 
Euthcnia? bekränzt, M 2049, vgl. Uamus, nura. regis Daniae I p. 373 nr 9, hier van Koma 1 !. — 
L. Veras: L? (von Koma bekränzt, Turin 7627). — Commodus: LKA der Kaiser als Serapis. 
Oberpriester in hoher Mütze opfert vor Scrapisbüste , Ms 45Ö. B 1432}. LKH (von Alexandria be- 
kränzt, M 2377. 237S). LKW (von Nike bekränzt , M 2387. I» 22S2. B 1434 und sonst sehr häufig;. 
— Julia Dom na: LA des Scptimius Severus Ms 479, die Beschreibung des einzelnen ist zu bcan- 




- 2 9 - 



ist auf diesen Münzen durch eine Inschrift die Beziehung auf die Decennalien 
oder eine entsprechende Feier gewährleistet. Auch läßt sich nirgends eine 
besondere Beziehung zu LI oder I.K entdecken. Daher können diese Münzen 
hier nicht verwertet werden. Nur eine Münze des Commodus M ) mit ähn- 
licher Darstellung (der Kaiser opfert umgeben von drei Soldaten an dem Altar, 
aus LK des M. Aurel) und mit der Inschrift IIPONOIA 6G<dX mag sich auf 
ein Vicennalienopfcr des Commodus beziehen , das er für seinen Vater und 
Mitkaiser M. Aurel veranstaltete, zugleich das Reich auch für die Zukunft der 
bisher hilfreichen PROVIDENTIA DEORVM empfehlend, welche gleichzeitige 
römische Münzen ebenfalls verherrlichen * 5 ). 

Auch der zweite schon oben angeführte Typus der Victoria mit dem 
Schilde zeigt auf den Alexandrinern keine Beziehung zu den kaiserlichen De- 
cennalien. Das Bild findet sich zwar, aber, verglichen mit dem Vorkommen 



standen: sie slamml aus dtm oft «ehr wunderlichen S. Quintino; vgl. Turin 771 2. - Elagabalus: 
I.B (der Kaiser opfert vor einer ScrapishiMe, Ms 4S7. B 1524). 

34) Die Münze ist höchst selten und mir mir aus dem Mus. Thcupoli II p. 1160 (daraus hei 
Zoegn 237,11 und Mionnet 232S) bekannt. Allerdings wird von Sestini, classes generale** 170 die 
Inschrift M'OVOIA B€«uN aus LK und LKA angeführt: da Sestini häufig unzuverlässig ist muß das 
Jahr LKA bis auf weiteres beanstandet werden. Auf der Münze Tiepolo ist IIPONOIA (nicht HI'ONIA, 
wie im Mus. Theup. a. a. O. gedruckt ist) ganz deutlich, OGuN aber gänzlich verwischt. — Die In- 
schrift IIPONÜIA findet sich auf Alexandrinern mehrfach, aber immer mit verschiedener bildlicher 
Darstellung verbunden. So zuerst unter Nero mTONo:« N'KOV SKBASTOf mit dem Bilde des sitzenden 
strahlcnbekränztcn Kaisers mit Rolle und Szepter aus J. 3. 4 '!> 676). 5-6 D 691), dann unter 
Hadrian IIPONOIA mit dem Bilde der stehenden bekränzten Pronoia, die auf der Rechten den Vogel 
Phoenix, in der Linken ein langes fjucr genommenes Szepter hält, aus J. 22, ferner unter Commodus, 
aber mit anderem Bilde als oben, IIPONOIA strahlcnbekrän/t stehend, in der Linken das Szepter 
haltend und die Rechte erhebend, aus J. 30, endlich unter Pertinsx mit der Inschrift lll'ONOIA «EwN, 
Pronoia stehend erhebt beide Hände betend gegen einen Stern (D 2297; vgl. K. Imhoof-Blumer, Archäol. 
Jahrhuch III 286 mit Tafel 9,1; auch in Dresden, Erkhcl DN IV 811 aus J. I. Ganz dieselbe Dar- 
stellung auch auf römischen Münzen des Pcrtinax mit PROVIDENTIA DEORVM (Cohen * III 394, 
39 - 52). Vgl. noch Zocga, numi Acgyptii p. 237. 241. 

35) M. Aurel hatte, als er am 17 März 180 starb, kurz vorher — am 7 Marz — sein iwanzig- 
stes Regierungsjahr angetreten: im zwanzigsten alcxandriniscbcn Jahr lebte er vom 29 August 179 
bis zu seinem Tode, also 6'/« Monate. Deshalb können sich sehr wohl noch ans M. Aurel"* J. 20 
Alexandriner finden. Doch sind solche ans den letzten Jahren M. Aurel's überhaupt selten, und aus 
J. 20 sind mir keine sicheren Beispiele zur Hand. Allerdings linden sich bei D =092. 2093 zwei 
Alexandriner M. Aurel's ans J. 20: aber 2092 ist nicht nach Athen gekommen, konnte also dort nicht 
nachgeprüft werden. Auf D 2093 steht zwar das Jahr (I.K) fest, nber die Vorderseite ist sehr schlecht 
erhalten und das Bild ist sehr wahrscheinlich kein M. Aurel. — Die bei D 2094 verzeichnete MUnze 
M. Aurel's mit I.KA beruht selbstverständlich auf irgend einem Irrtum: außer dem Datum macht sie 
auch die Darstellung — laufender Pegasus — verdächtig. Denn dieser kommt auf Alexandrinern 
nur noch einmal «nur Domitian J. II (Rollin-l'euardenl, catalogue, Paris 1S64, Nr. S63S) vor. 




- 30 - 



auf den römischen Münzen, sehr selten, und daß auf dem Schilde eine Jahrzahl 
angegeben wird ist noch viel seltener. Letzteres findet sich nur auf zwei ale- 
xandrinischen Münzen, je einer des Gallienus mit LI6 und des Claudius Go- 
thicus mit LA. So kann auch hier eine Beziehung auf die Decennalien nicht 
behauptet werden **). 

12. Es geben demnach außer dem Palmzwcig auch Inschriften im Kranze 
einen sicheren Hinweis auf die kaiserlichen Decennalien, nach dem auch hier 
maßgebenden Vorbilde römischer Münzen. Der Kranz kann so verwendet 
werden, weil man dem Kaiser, wie bei anderen glücklichen Ereignissen, so auch 
beim glücklichen Abschlüsse von Regicrungsabschnitten Kranze, das alte Zeichen 
der Ehrenerweisung , des Glückwunsches, der Huldigung, widmete, oft sehr 
kostbare. Darum kann Euscbios in seinem Tp'.axovTaeT7 / ptx&; £?$ KwvotavTlvcv 
die Triccnnalien des Kaisers TptaxovTste-njptxou; oxe^avou; nennen 87 ) und in der 
Einleitung zum ß-o? Ktovaiaviivoo 56 ) bildlich von den TpiaxovTaexr^'.xo- Xdywv 
ar£<pavoi sprechen, welche er neulich geflochten und das geheiligte Haupt des 
Kaisers damit umwunden habe. ") Der Kranz aber erhält dadurch noch 
eine besonders treffende Bedeutung daß er neben der Palme das regelmäßige 

36) Die an sich häufige Mün« des Gallien«* (M 3333. D 3108. B 2198» zeigt zwei Nikcn 
welche einen Schild tragen worauf LI£ stehl. Dieser Typus findet sich allein hier auf Alexandrinern. 
Die nur aus Banduri I 211,6 bekannte Variante (M 3334), welche statt des Schildes einen Lorheer, 
kränz haben soll, beruht gewiß auf einem Irrtum. — Nur eine Nike mit dem Schild findet sich häufiger. 
Sic hat ihn auf eine Säule gestellt und (oder) schreibt auf den hochgestellten. So unter Antoninus 
Pius LZ 7. 180,151 m. Abb. =1 M 1578. D 1648. B 1069; nicht selten), M. Aurclius L £M 2055, 
auch in Neapel), Septimius Severus IA (B 1457, auf dem Schild ein Ammonskopf. Numism. Chron. II, 
I, 226, abgeb. Tfl. 10,3, hier wird das Schild/eichen als Scrapiskopf bezeichnet). Elagaba) LG (M 
2477 aus Arigonii, Philippus I LA (B 1971. D 2819 m. Abb., auch bei Crcau und Huber, Schild- 
reichen: Gorgoma«ke., Claudius Gothicus LA (M 34'S- r > 3'99- n 2324, häufig, die Jahrzahl LA 
steht auf dem Schilde). Verwandt den eben besprochenen Darstellungen ist das einzeln stehende 
Bild aus Diocletian* Jahr 9 (B 2523 m. Abb.): Nike halt mit der linken Hand eine viereckige Tafel 
mit dreieckigem Aufsatz und hat eben (ihre rechte Hand hält noch den Griffel) darauf geschrieben 
EXATOr (L steht oben im Feld der Münze). 

37) 6,1 '0 8s (Gott) äjxotßi-tuv ti fy/fY u31 Äpou.vto[«vo; tptaxGVTMTijpotoi*; aut'ö (dem 
Kaiser) ?i«i;isi «i?ivoy; /pövtuv äyjOaT; Rjp'.«oct icoTiXisOfvTai. Vgl. Eekhel DN VII 7. VIII 479. 

38) I, 1, 1 äpti {||aeI{ «uto\ ?'ov xxXXtvixov (den Kaiser) |itflov ij:<>Xaß4vTi; OioO XuwjpY'uv ouv. 
68ou E?xoaocn;ptxct; äjivoi; t-jtpa:pO}i.«v • ffin 5i *s\ tit*«ovt»<Tr,p:xoü; autfü X^wv «Xt?av:t; <3:e?xvo-<>; 
s\ auT&t; rctür.v ßaaiXeiot; tijv Upav xssaXfjV aviatE'oou.iv. 

39) Eine stadtromischc Inschrift (CIL VI 48S) lautet: Prantnlint Matris Dam P. Sefti- 
mim Fe/ix pl> (oronam millisimi urbis anni. Hier erklärte M. 7.. Boxhorn, <|uacstt. Korn. iS 
fGrnevii thes. antiquilt. Rom. V 952) Corona millesimi anni als ptriedtts mitte annomm und Eckhel 
DN VIII 479 stimmte bei, Aber das ist sprachlich unmöglich. Richtig versteht Mommscn zum 
CIL a. a. O. wrena von einem Sicge^krnnz, den Felix in den zur Feier des tausendjährigen Reiches 
veranstalteten ludi (s. oben S. 7 gewonnen habe, 




— 3i — 



Attribut der Nike ist. Diese Nike ist das von allen auf Alexandrinern vor- 
kommenden Miinzbildern weitaus häufigste und soll den Gedanken ausdrücken 
daß die Schutzgöttin von Kaiser und Reich (Nixt) Seßaorfj, s. unten S. 35) 
den Kaiser zu den Erfolgen seiner Regierung beglückwünscht und ihm selbst 
huldigt i0 ). 

13. Wie der Kranz ist auch der Palm zweig eine Art abgekürzten Glück- 
wunsches, die Andeutung einer Ehrenerweisung. Der Kranz in der hier be- 
handelten besonderen Bedeutung wurde, wie wir sahen, von den römischen 
Münzen auf die Alexandriner übertragen. Woher kam der Palmzweig? Nicht 
von den römischen Münzen. Denn auf diesen findet sich, so viel ich wenig- 
stens weiß, der Palmzweig als Heizeichen bis zum Ende des dritten christ- 
lichen Jahrhunderts nicht. Spater erscheint er mehrfach, aber gewöhnlich im 
Abschnitt, selten im Feld der Münze. Dagegen kommt er auf griechischen 
Münzen, und zwar aus den verschiedensten griechischen, besonders den ost- 
griechischen, Münzgebieten, häufig vor, doch meist vereinzelt und mit anderen 
Beizeichen abwechselnd, und ist gewöhnlich mehr, wie es scheint, von münz- 
technischcr, als von sachlicher Bedeutung. Doch fehlt auch die Verwendung 
im letzteren Sinne nicht ganz. So findet er sich z. B. bei agonistischen Haupt- 
typen nicht selten als Hinweis auf den Sieg: wie auf geschnittenen Steinen 
so auch auf Münzen, z. B. auf Kupfermünzen von Smyrna etwa aus dem ersten 
vorchristlichen Jahrhundert (Brit. Mus. Catal. of Grcek coins, Ionia p. 242) und 
auf athenischen Kupfermünzen aus der früheren Kaiserzeit (s. Brit. Mus. Attica 
etc. p. 1001. Und noch auf den spatrömischen Contorniaten hat das sehr häufige 



40) Vgl. noch die Münze des Gcta au* J. 19 des Septimiiis Severus (B 1481), welche auf der 
R-s. die Nike mit Kranz und Palme zeigt mit der Umschrift N61KH KAI BPGTAN (= Nixr, Kaioapo; 
BptTavvixoü oder üatoip«uv BpeTavvixwv}. Sic bc/iebt sich also auf den Britannischen Feldzug des Se- 
verus, woran auch Gcta Teil nahm. Die Münze ist aus dem Todesjahr des Severus (J. 19 - - 210/21 1 
n. Chr.). Er starli zu York am 4. Febr. 211. Gela war schon seit J. 209 zum Augiistus erhoben 
worden. Die V1CTORIAE BKITANN1CAE linden sich oft auf den römischen Münzen des Septimius 
Severus, Cnracalla und Geta genannt, und alle drei führen den Beinamen Pritannictu. Wegen der 
Form dieser Inschrift vgl. noch Ms. IX 249,153 (wo Nike auf einen Schild die Worte N6IKH KAIC 
schreibt, vgl. Eckhel DN IV 441 ) und Irahoof-Blumer, Monnaies grecques p. 41 (Nike mit Kranz und 
Palme und der Umschrift NIKH NKPQYi. - Solche auf geschichtliche Ereignisse bestimmt hinweisende 
Inschriften sind auf den Alexandrinern äußerst selten. Vgl. noch die Münzen des M. Aurelius und 
seines Mitregenten I.. Verus aus beider J. 5 welche auf der Rückseite ein Tropaon zeigen, an dessen 
Fuß ein Gefangener mit orientalischer Müt/c (oder die Armcnia?) sitzt, darum die Inschrift APMGMA. 
Die M. des M. Aurel s. B 1280 ,nur hier mit der Inschrift, sonst häufiger ohne sie, z. B. M 2064. 
D 2044); die des I.. Verus, welche oft vorkommt, bei M 2254. D 2219. 2220. B 1369 u. s. w. Man 
vergleiche die gleichzeitigen römischen Münzen des M. Aureliu- und seines Mitkaisers mit ARMENIA, 




- 32 - 



vertiefte Beizeichen der Palme (Cohcn-Feuardent, nionn. imperiales VIII * 2741 
dieselbe Geltung. 

Wenn man vermuten möchte daß sich etwa auf den Münzen der Ptolc- 
mäer der Palmzweig häufig fände, da die Prägung der alexandrinischen Kaiser- 
münzen in vieler Hinsicht an die ptolemäische anknüpft, so widerspricht dieser 
Vermutung der Thatbestand. Er findet sich auf den Ptolcmäer-Münzen so 
gut wie gar nicht. Am häufigsten unter allen griechischen Münzgruppen 
ist er auf den Münzen der syrischen Könige und Städte, aber so daß er auch 
da mit und neben anderen Beizeichen vorkommt und eine Bedeutung wie wir 
sie für die Alexandriner annahmen nicht gehabt haben kann. Immerhin sind 
hier die antiochenischen Silbermünzen, von Galba bis Nerva geschlagen, nicht 
zu übersehen, welche auf der Rückseite das kaiserliche Regicrungsjahr in der 
Formel ETOl'S NEOV IEPOP A, B, Tu. s. w. zeigen neben dem Bilde des 
ausgebreiteten Adlers, der auf Blitz oder Keule steht und neben sich als Bei- 
zeichen den Palmzweig hat (Eckhel DN IV 413. Vgl. auch unten S. 36). Nir- 
gends erscheint aber dieses Beizeichen in so gleichmäßiger Verwendung wie 
auf den von uns besprochenen Alexandrinern. 

Wenn es nicht möglich ist jenes Beizeichen an sich unmittelbar von den 
Ptolemäern herzuleiten, so gelingt dies unschwer auf einem Umwege. Schon 
Eckhel hat beobachtet (s. oben S. 4. 13. 14) daß der auf die Deccnnalien hin- 
weisende Palmzweig dann fehle oder fehlen könne wenn er in dem Hauptbildc 
bereits vertreten ist. Hier kommen als Typen 
in Frage die Nike in ihren verschiedenen Dar- 
stellungen, besonders wann sie mit Kranz und 
Palme erscheint (s. oben S. 13 Abb. 7 und hier 
Abb. 15 [Gallienus]), der Adler der auf dem 
einen Flügel einen Palmzweig trägt (s. Abb. 16 
[Gallienus]), Hermanubis, dem Palmzweig oder 
Kcrykcion oder beides (s. z. B. den schakalköpfigen Anubis mit Palme und 
Kerykcion in den Händen, Ann. dell' inst. 1S79, tav. Ii oder ein oben in einen 
Palmzweig auslaufendes Kerykeion (s. S. 4. 13 und 14) zugesellt ist. Der Palm- 
zweig und das Kerykeion des Hermanubis ist entstanden aus einer Umbildung 
zweier ägyptischer Attribute des Anubis, der Geißel und des Herrscherkrumm- 
stabs (Pauly-Wissowa, REncycl. I 26491, und es muß sich hier der Palmzweig 
der sonst festgestellten Bedeutung fügen. Auf den Ptolcmäermünzen erscheint 
er nicht. Über sein verhältnismäßig frühes Vorkommen s. oben S. 5. 





Kr. 15. 



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- 33 - 



Auch findet sich kaum auf den Ptolcmäermünzen die auf den Alexan- 
drinern so überhäufige Nike mit Kranz und Palme. 

Um so mehr Aufmerksamkeit verdient das dritte oben genannte Bild, 
der Adler mit dem Palmzwcig über dem einen Flügel. 

Der Adler, der König der Vögel (otwvöv ßxatXeuc heißt er schon bei 
Aeschylus), ist der Vogel der Könige. Die Ptolemaer setzten ihn dem Bei- 
spiele Alexanders d. Gr. folgend mit Vorliebe auf ihre Münzen (wegen Antio- 
chien^ s. oben S. 32). Der Königsadler wird mit den Attributen der Herrscher- 
macht, des Sieges und der Segensfülle ausgestattet. So erscheint er auf den 
Seleukidcn- und Ptolemäer-Münzen sehr häufig auf dem Blitz oder der Keule 
sitzend, oder er hat auf oder Uber den Flügeln das Szepter oder den Palmzweig 
oder das Füllhorn u. dgl. Octavian brachte den Adler aus Ägypten als kaiser- 
liches Wappen. Kein Wunder also daß die Adler-Typen auf den alexandrini- 
schen Kaisermünzen bevorzugt werden. Die oben genannten Bilder finden 
sich auf ihnen häufig, namentlich auch der Adler mit dem über den Flügel 
gelegten Palmzweig. Nur das Szepter und das Füllhorn an dem Flügel des 
Adlers scheint hier nicht vorzukommen. Dagegen bevorzugen die Alexandriner 
den Kranz, der bei den Seleukiden und Ptolcmäern sich nur spärlich findet, 
als Attribut des Adlers. Der Adler mit dem Kranz im Schnabel wetteifert, 
wie schon oben bemerkt wurde, mit der Nike welche Kranz und Palme tragt 
in häufigem Vorkommen, und er hält mit dieser in der sich immer steigernden 
Fintönigkeit der Typen bis zu dem Ende der alexandrinischen Münzpräg- 
ung aus. 

Die Alexandriner verzichten oft auf die Hinzufügung des Palmzweigcs 
dann wann er schon im Hauptbild vertreten ist (s. oben S. 4. 14); auch daraus 
erhellt daß das Beizeichen in demselben oder wenigstens in ähnlichem Sinne 
aufgefaßt werden muß wie der Palmzweig des Hauptbildes. Es ist auch der 
Pajmzwcig auf den Alexandrinern ein unmittelbar zu dem damaligen Beschauer 
sprechendes Symbol, dessen Beziehung auf den Kaiser sich von selbst verstand, 
womit man diesem huldigte und ihn zu seinen Erfolgen beglückwünschte 4I ). 

41) Auf römischen Inschriften wird bekanntlich oft zu den Kaisemamen der l'nlnuweig oder 
(und) der Kranz hinzugefügt. Oer Schild mit der Decennalicn-Kormcl oiler ähnlichen wird von Victoria 
oft an einen Pnlmlwuim angelehnt oder angehängt <s. oben S. 281. Auf prächtigen Dcnkmün/en ni 
Ehren des taii*en.lj.ihrigen Rcichsjuhiläums , die auf der Rückseite (Inschrift SAKCVI.ARKS AVUG) 
die damnU gehaltenen circensischcn Spiele verherrlichen (Cohen* V 138,13; vgl. 12) ist am Circus 
ein mächtiger, alle Gebäude Überragender l'almbanm abgebildet. 

Wie die Bildersprache der Palme, des Krames des Adlers seit alter /.eil sich eingebürgert 
hatte. 7Pigt die l'V-.tlraeht des römischen Triumplinlors, welche später auch die Kaiser annahmen: die 

5 



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- 34 — 



Kin solcher Erfolg war aber — und erst recht in jener Zeit kurzer Regier- 
ungen — die durch zehn Jahre hindurch geführte Leitung des Reiches. 

mit l'almzwcigcn bestickte tunica (spüter auch Joga: paWla, das elfenbeinerne Adlerszepler, der goldene 
über seinem Haupte schwebend gehaltene Kran/, und daß der Triumphator auf dem Capitol in den 
Schoß luppiters einen Palmzweig niederlegte (palmam titdit). Die Formel I'AI.MAM DKÜIT findet 
sich ganz regelmäßig bei Verzeichnung der Triumphe aus den Jahren 71 1 d. St. ,43 v. Chr. bis 
733 '21 in den tabulac Barberinianae (CIL 1 p 478,. — Mit dieser Sitte de« Niederlegen? der 
Siegcspalmc in den .Schoß des capilolinischen Juppiters laßt sich wohl vergleichen was I'Unius NU • XV 
133 vom Lorbeer sagt: in gremio A<ris optimi maximique i//fcni/ur ijuctims Uulituim mnut vktoria aJ- 
tutit. — Im Jahre 459 d. St '295 v. Chr. wurden zum crstenmalc bei den ludi komani den Siegern 
mort tramlate e Grattni l'almzwcigc gegeben (I.iv. X 471. 



Die oben beanstandete Großbronzc in Wien (ss M 2977) ist, wie ich eben noch von dort 
erfahre, schon von Eckhcl selbst in einem handschriftlichen Zusatz an seinem Exemplar des Catal. 
Ca*«, ums. mim. ml sfurius) als Fälschung bezeichnet und längst aus der Sammlung ausgeschieden 
worden. 



Nachtrag zu S. 17 Anm. 14. 




III 



14. Ks lassen sich noch andere Beziehungen auf die kaiserlichen Decen- 
nalien im Bereiche der alexandrinischen Münzen finden. 

Zunächst ist hier einer Gruppe von Münzen Domitians zu gedenken. Es 
sind größere (30-25 mm Durchmesser), besonders sorgfältig gearbeitete Erz- 
münzen mit Bildern von Göttinnen, welche durch die Inschrift 2EBAST oder 
2EBA2TH (ob auch SEBASTOV?) auf den Kaiser bezogen sind. Diese Münzen 
finden sich nur in Jahr 10 und 11 42 j Domitians, und es haben sie deshalb 
schon Zoega (numi Aegyptii p. 541 und J. Fricdlaender (Wiener Numism. 
Zettschr. IV 475; vgl. auch A. v. Sallct, Daten 27) mit Recht als auf die Feier 
der Decennalicn Domitians hinweisend an- 
gesehen. Hierher gehören folgende Ty- 
pen: 1) ABI IN* A CeBACTausJ. 10 (M 445. 
^j^'Jf'^W Hedervar-Sestint. D 873. B 288 m. Abb 
289. Berlin, s. Abb. 17. - 2) AIKAIOSIM! 
SEBASTOl* ausj. 11, allein aus dem Mus. 
Farnes. IX 202,8 = M 470 nachgewiesen. Sr 
Es wird 2EBA2TII oder SEBAST auf der Münze gestanden 
haben. — 3) GAIIIC C6BACTH *») aus J. 11 (Z 55, 86. M 473. 474. B 291. 





42) Die betreffenden Münzen Domitians am anderen Jahren sind zu beanstanden. Seilet die 
von Z 49,2 und M 374 gesehene Pariser Münze (Nike) aus LA war gewiß vielmehr aus DIA es 
wird mir bestätigt «laß das Feld der Münze zerkratzt ist und sehr wohl DIA gestanden haben kannl, 
ferner beruht die aus LA bei Z 53,36 1 Nike 1 angeblich aus der Pariser .Sammhing angeführte, aber 
von Mionnet nicht verzeichnete Münze sicher auf einem Irrtum, ebenso die von Z 49,1 aus I'aris an- 
geführte (F.lpis). Letztere wird eine der beiden von Mionnet 473. 474 zu Jahr 1 1 angeführten ge- 
wesen sein, die Zoega falsch gelesen hatte. Endlich sind auch M 393 [Nike), angeblich aus LI', und 
M 432 iTychcl, angeblich aus LH, ganz unzuverlässig. Beide Münzen sind aus A. Morellii Impcra- 



43 Diese Inschrift 'KXst; «ßarrtf mit Unrecht von Fricdlaender a. a. O. bezweifelt) und die fol- 
gende F.00i)via oißaiT»! lehren daß auch in den übrigen eher CEBACTH als nach der zweifelhaften 
Nr 2 SCBAZTOr (wie es t. B, Ilcad HN p. 719 thut) zu erganzen ist. S. auch unten S. 36, Z 13 
und vgl. noch die entsprechenden Inschriften auf Münzen: n von Kreta A1KTT.WA II K \1 1 II Ilead 
UN p. 384. — 2) von Magnesia am Sipylos Lll'IIMI CGBACTH llead I IN p. 551 und unbekannten 



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- 36 - 



Turin. Lübbecke, s. Abb. 18.-4) €1*611X1 A CEBACTH 
aus J. Ii (B 292 m. Abb, gering erhaltenes Exemplar; 
gewiß ein anderes Exemplar dieser Münze war dasjenige 
welches Zuega im Museum Bracciani sah iZ 56,88 = M471) 
mit der Inschrift El'WHXIA. Das zweite Wort wird ver- 
wischt gewesen sein. — 5) XfjlKH CCBACT aus J. II 
(Ms 81. D 888. Rollin-Feuardent, cataloguc, Paris 1864, 
Nr 8642, hier angeblich mit XGIK C6BACT. Berlin, 
s. Abb. 19. Löbbecke. — 6) TTXH CEBACT aus J. u , die häufigste dieser 
Münzen (Z 55,87. M 472. 1) 891. 892. B 297. 298. Turin u. s. w.). — 

Gleichartige Inschriften finden sich auf Alexandrinern nicht vor Domitian, 
unter ihm nur in J. 10 und II, und nach ihm als große Ausnahme nur einmal. 
Unter Hadrian kommt nemlich Elpis vor als GAIIIC CEBACTH aus LIS (sehr 
selten, Mus. Theupoli II Ii 23, jetzt in Wien; die Münze hat LIS, nicht, wie im 
Mus. Theupoli steht, LI — Zoega's Vermutung p. 1 10, in, als wenn die Münze 
von Domitian sei, ist irrig — ; dann noch ein zweites Exemplar aus LIS in Wien, 
Eckhcl DN IV 63). Alles spricht dafür daß jene Domitians-Münzen für einen 
besonderen Zweck geprägt sind, **) eben für die Decennalienfcier. Da das zehnte 
Regierungsjahr Domitians vom 13. Sept. des J. 90 n. Chr. bis dahin 91 reichte, 
so fiel es in dessen zehntes alexandrinisches Jahr und in den Anfang des elften. 
Außerdem ist nicht zu übersehen daß die alexandrinische Prägung von allen 
Jahren Domitians im J. 10 und namentlich imj. 11 weitaus am reichlichsten ist, 
was wahrscheinlich dieselbe Ursache hat. — Schließlich gibt noch einen schönen 
Beweis für die Hervorhebung von J. 10 des Domitianus eine nur in einem Exem- 
plar mir bekannte alexandrinische Erzmünze Domitians, welche auf der Rück- 
seite den Kopf der Isis zeigt mit der Inschrift ETOl'S AEK IEPOI* (in Athen, 
Postolakas, vouiapata . . ■ xa-aTe6£vxa 1883—84 S. 193). Dies erklärt sich sehr 



Orts unter Trajan M VI 695,553- — 3) vo « Trallcis II.MOC CGBACTOC Head UN p. 555. - 
4) von Kais.areia in Kappadokien NEIXN SEBASTH M IV 409,16 {ebemiort 410,20 NIKI! CeilACj. - 
5» unbekannten Orts unter Domitian und Trajan OMOXOtA SKRAS'! - !! M VI 6S6.49S— 498. M VI 
695.55«- 55*- 

44) So beziehen sieh die gleichfalls in der ganzen alexandrin ischen l'nigung allein stehenden 
Potinmünzcn aus Ncro's J. 13 und 14 mit Götterbüsten und den Inschriften 'A-oXXtuv "Axtio;, 'AnöXXwv 
IlüOic.;, Zcä; Ns';juio;, Aio; 'OXunr.i'ou, "llpa 'Apytta, Ho3ii3e7>< "IsOuto; un<l die M. mit dem Rildc der 
kaiserlichen Jacht und der Umschrift otßaorosöf e>{ (sc. vaü;) auf Neros griechische Reise in jenen 
Jahren (= 66 und 67 n. Chr.). — Schon sachlich fallt aus dieser Reihe heraus die Münze mit Ztü; 
KastKÜAio; aus Ncro's J. 14, nur Iwkannt aus Sestini, class. generales » 168 (auch l>ei Heail HN 
p. 719, Woh\ nach Se-Iini, verzeichnet und daran bis auf weitere Beglaubigung zu beanstnnden. 




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- 37 - 



gut nach anderen ähnlichen Inschriften auf gleichzeitigen ostgriechischen Münzen, 
z. Ii. ETOrS lEPOr oder ETOrS NEOr IEP01' (s. oben S. 32). Auf Ale- 
xandrinern kommt, so viel ich weiß, weder vorher noch nachher diese Be- 
zeichnung vor *''). 

15. Auf den Alexandrinern der Kaiser vor Domitian welche Dcccnnalien 
gefeiert haben scheint sich ein Hinweis auf deren Decennalien nicht zu finden. 
Das ist bei Augustus und Tiberius nicht zu verwundern, da deren alcxandri- 
nische Prägung überhaupt sehr spärlich ist (s. auch oben S. 24). Bei Claudius 
und Nero ließe sich ein solcher eher erwarten, und wenigstens bei Claudius 
könnte man dafür die Thatsache verwerten daß aus J. 10 und 11, besonders 
aus ersterem, weitaus die meisten Alexandriner in seiner Regierung vorkommen. 
Doch kann diese Steigerung im J. 10 auch allein daraus sich erklären daß die 
Prägung im J. 9 ganz geruht hatte. Ich wenigstens kenne keinen Alexandriner 
aus J. 9 des Claudius. — Es liegt aber nahe zu untersuchen ob sich nicht wie 
unter Domitian so auch unter Trajan, Hadrian, Antoninus Pius und M. Aurel 
Decennal-Münzen finden. Von den entsprechenden Münzen des Commodus 
und seiner Nachfolger ist bereits gehandelt worden. 

Die alexandrinische Prägung setzt unter Trajan mäßig ein: Potin- und 
Krzmünzcn halten sich ziemlich das Gleichgewicht. Dieses Verhältnis verändert 
sich plötzlich mit J. 1 1. Die Prägung vermehrt sich, sie ist wenigstens ver- 
doppelt, und vor allem hat jetzt das Großkupfer gegenüber dem Silber (Potin) 
weitaus die Überzahl. Besonders das Großkupfer bietet nunmehr eine Überfülle 
der mannigfaltigsten Darstellungen, namentlich aus der griechischen und der 
ägyptischen Götter- und Sagenwelt, aber auch aus der Zeitgeschichte. Ihr 
Mittelpunkt ist der Kaiser. Ihn verherrlichen die Münzen in verschiedenster 
Weise, bald unmittelbar, bald mittelbar in der Bildersprache des Vergleiches 
und der Allegorie. Alle diese Bilder verleihen der alexandrinischen Prägung einen 
Glanz wie ihn keine griechische Prägung der Kaiserzeit sonst aufweisen kann. 

Schon Zoega (Numi Aegyptii p. 65) hat von Trajan's J. 1 1 eine neue 
Epoche der alexandrinischen Prägung datiert, die er durch die Decennalien 
des Kaisers verursacht glaubte. Das ist um so wahrscheinlicher als das zehnte 
römische Regierungsjahr Trajans (vom 25 Jan. 107 bis dahin 108) in seiner 
zweiten Hälfte mit der ersten Hälfte des elften alexandrinischen Jahres des 
Kaisers (vom 29 August 107 bis dahin 108) sich deckte. 

45) Die Lesart ist, wie mir bestätigt wird, sicher. Mnn darf nicht etwa an KTOl'I AKlTlil'O)" 
denken, eine freilich nahe liegende Vermutung, da auf Alexandrinern Domitians die Jahrzahl hättng 
ausgeschrieben wird. 



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- 3« ~ 



Der mit J. i i einsetzende neue Schwung der alexandrinLschen Prägung 
erhält sich (zum Teil sogar noch gesteigert) auch in den nächsten sechs Jahren 
und nimmt (aber nicht gerade erheblich) erst von J. 18 ab. 

Das hier Vermutete bestätigt sich unter Hadrian. 

Seine alexandrinische Prägung beginnt (sein erstes alexandrinisches Jahr 
hatte nur 2 1 /* Wochen) lebhaft in J. 2, geht aber dann allmählich zurück bis 
in das J. 9. Dann mit einem Male wird sie inj. 10 und Ii, besonders in 
letzterem, außerordentlich reichhaltig. Auch bei Hadrian ist die Silber- (Potin) 
und Kupferprägung in den ersten Jahren ziemlich gleich reichlich. Aber von 
J. 10 ab ist das Großkupfer etwa dreimal so stark als das Silber. Nach J. 1 1 
geht zunächst die Prägung auffällig zurück. Dann hebt sie sich wieder und 
erreicht ihren Höhepunkt im J. 19 * 4 ), um dann zum zwcitenmale nachzulassen. 
Aber auch in der Zeit nach J. 1 1 überwiegt weitaus das Großkupfer. Das 
zehnte römische Jahr Hadrians reicht vom n Aug. 126 bis dahin 127 und fallt 
in sein zehntes (vom 1 1 — 29 Aug. 126) und elftes (vom 30 Aug. 126—28 Aug. 
127) alexandrinisches Jahr. 

Was liegt näher als jenes plötzliche Anschwellen der alexandrinischen 
Prägung in Hadrians J. 10 — 11 von der Feier der Decennalien abzuleiten? zumal 
auch die Nomenprägung unter Hadrian ungewöhnlich stark und fast nur im 
J. 1 1 auftritt (s. unten S. 43). 

16. Unter Antoninus Pius erscheint zuerst auf dem römischen Reichsgelde 
ein inschriftlicher Hinweis auf die Decennalien (s. oben S. 27): wie verhält sich 
die alexandrinische Münzprägung? 

Auch sie setzt erst wie bei Hadrian mit J. 2 ein (das erste alexandrinische 
Jahr Antonin's hatte nur sieben Wochen), aber sofort sehr kräftig und sogleich 
mit starkem Übergewicht des Großkupfers, welches durch die ganze Zeit An- 
tonins sich erhält. Die Höhepunkte der Prägung sind J. 5, J. 8 undj. 10, und 
unter diesen dreien ist im J. 5 die Prägung weitaus am reichlichsten. Nach J. 10 
fällt diese sofort und bleibt auf einem mäßigen mittleren Stande. 

Das Anwachsen der Prägung im J. 10 dürfen wir gewiß auf die Decen- 
nalienfeicr beziehen, und dies um so mehr als das J. 10 des Kaisers zusammen- 
fiel mit dem J. 900 der Stadt Rom, welches Antonin glänzend feierte (Aur. Victor, 
Caess. p. 322 celebrato magnifice Urbis nongentesimo). So hatten die loyalen 



46) Woher kommt die Häufigkeit der Prägungen im J. 19 Hadrians? Hc/ichl >ie >ich etwa 
auf den Sieg des Kaisers (der sich vun da ab lni|>. II nannte?) über du-; benachbarte Judaea, da* in 
jenem Jahr erst nach 3'/jphrigcm Widerstand auf; neue bezwungen wurde? 



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— yj — 



Alexandriner doppelte Veranlassung dieses Zusammentreffen in ihrer Prägung 
zu verherrlichen. 

Dafür spricht noch Folgendes. Unter Antoninus, und fast nur unter ihm, 
finden sich auf den Alexandrinern Herakles- Abenteuer dargestellt, stets auf 
Großkupfer und in solcher Fülle daß sich nirgends sonst auf Münzen eine so 
vollständige Reihe der Herakles-Thaten wiederfindet. 

Herakles wird im römischen Rcichsgeld unter Trajan und Hadrian öfter 
auf Gold- und Silbermünzen, ganz selten auf Kupfermünzen dargestellt, stehend 
oder sitzend mit seinen gewöhnlichen Attributen, am Altare opfernd u. s. w. Die 
Herakles-Abenteuer treten hier ganz zurück. Auch unter Antoninus Pius und 
M. Aurelius werden die bisherigen Heraklesbilder auf den römischen Münzen 
beibehalten, sie finden sich aber auch dort recht selten. Dagegen bieten jetzt 
die stattlichen römischen Bronze-Medaillons öfter neben anderen Heraklesbildern 
namentlich auch Herakles-Thaten und, außer solchen die Herakles in Ver- 
bindung mit italischen Sagen zeigen, auch einige der bekannten griechischen 
Abenteuer, z. B. Herakles im Gigantenkampf, Herakles bei den Hesperiden 
u. a. dgl. Unter dem Bilde des Herakles ist aber der Kaiser gedacht, welcher 
alle großen und schwierigen Aufgaben, die ihm seine Stellung entgegenbringt, 
siegreich löst wie Herakles einst die seinigen (vgl. R. Peter in Roschers Lexikon 
der griech. u. röm. Mythol. I 2980). 

Die alexandrinischen Heraklesbilder beginnen unter Antonin etwa gleich- 
zeitig mit den römischen : die römischen werden aber von den alexandrinischen 
^die sich freilich im Rahmen der Münzen halten, während die römischen Me- 
daillons Prunk- und Prachtstücke sind) an Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit 
weitaus übertroffen. 

Diese alexandrinischen Münzen mit Heraklesabenteuern, lauter Großkupfer, 
finden sich zuerst in Antonins J. 4 ir ) und werden in J. 5 und 6 zahlreicher, 

47) Aus diesem Jahr ist mich ein Croßkupfer mit Herakle>ko]>f M I456 auch in Neapel . 
Ferner nu< J. 5 ein gleichfalls ganz vereinzelte* (JroIVkupfer : Hernkies mit Keule uml Löwenhaut 
»teilend tragt auf der Rechten einen Modius mit Ähren M 15 15. — Aus J. 7 kenne ich kein sicheres 
Beispiel eines Herakles-Abenteuers. Denn Bedenken erregt bis auf weitere Beglaubigung die Münze 
(Ar. 10) bei Lnvy 3S26 mit Abb. = Turin 7160): 1.7. Herakles rasend reißt Baume aus (des Octa, 
um sich den Scheiterhaufen zu rüsten) , zwischen seinen Beinen eine Axt. Offenbar ein anderes 
Kxemplar derselben Münze beschreibt Cohen in dem Katalog der Sammlung tir« : au 3194 9 1 /* mit 
zerstörtem Datum): Milon de Crohmt '!i .1 droitt, U gentm fris dum le tront tTun arbrt, s'anrochant 
J.mt im vMint it,\t di seuffrantt nu.t hranthts, ,1 tan im mur/tau. 




4 o — 





Sr. »0. 



Xr. 11. 



weiterhin recht selten, bis sie mit einem Male im J. lu wieder sehr häufig 
auftreten "). Nach J. io finden sie sich äußerst spärlich **). 

Das plötzliche Anschwellen dieser Heraklesbilder in J. 10 (aus dem einen 
J. io finden sich mehr Exemplare als in allen übrigen zusammengenommen) 
und deren plötzliches Versiegen nach J. 10 deutet auf die Decennalien als ihre 
Veranlassung. Aus J. IO sind mir folgende Heraklcsthaten bekannt 50 >, die nach 

der Häufigkeit ihres Vorkommens 
in J. io geordnet sind (der häu- 
figste Typus beginnt, der sel- 
tenste schließt die Reihe): Hcs- 
periden (s. Abb. Nr 22), Diomc- 
des, Augeias, Echidna, Stympha- 
liden, nemeischer Löwe, keryni- 
tischer Hirsch (s. Abb. 21), ery- 
manthischer Kbcr, Geryones und 
kretischer Stier. 

Zu Gunsten der Beziehung dieser I lerakles-Thatcn 
auf die Decennalien weise ich noch darauf hin daß auch 
abgesehen von den erwähnten Münzbildcrn unter An- 
tonin sich Herakles-Darstellungen auf Alexandrinern, 
so viel ich weiß, sonst nur in Decennaljahren finden. So 
Herakles stehend mit Keule und Löwenhaut aus Domi- 
tians J. 11 (Z 56,96 m. Abb. = M 468), aus Trajans 
J. 10 (M 575. B 426 m. Abb. Heideken. Athen;, aus 
Hadrians J. 1 1 (D 1290) und aus Diocletians J. 10 (M 3688 aus Banduri) st ). 

48) Mir sind 126 Kxcmplare aus verschic denen Sammlungen bekannt, davon sind 70 aus J. 10, 
53 aus J. 4 - u und 8 — 9, 3 ans Jahren ül>cr IO (s. Anm. 491. 

49) Aus Jahren nach 10 kenne ich nur das Hc.spcridcn-Al>cntcucr aus LKi und Hydra und 
Stymphalidcn, beide aus LI£, alle drei Exemplare in Wien. 

50I Alle diese Abenteuer finden sich auch in anderen Jahren des Antonin. Sonst sind noch (in 
J. 4 — 6. 8. 9. IS und 24) nachgewiesen die Abenteuer mit Hydra, Antaios, l'holos, Amazone, Kcr- 
beros (t. Al>l>. 20, aus LG) und Syleus. Diese alle sind selten. 

5!) lud natürlich gleichfalls abgesehen von den Hcraklcsbildcrn auf Münzen des Nomos Ilcra- 
klcopolites und auf Alexandrinern des Cumnodw und des Maximianiis llcrculius, s Aum. 52. Com- 
modus als Herakles stehend, mit den Hcspcridcnitpfcln, Keule und Löwenhaut, wird von Nike bekränzt, 
dabei die Inschrift PuHAImH Hl'AKAfcA I.AI 1 , M 2406; und mit derselben Inschrift und aus dcin- 
scllien Jahr Commodus als Herakles auf Waffen sitzend, halt auf der Rechten eine kleine Nike, in 
der Linken Keule und Löwenhaut, Ii 1411 B. Abb., lieide l'otin. 

52) Man könnte diese späte Hcraklcsdarstellung beanstanden wollen, doch bedenke man die 
Hcraklcsdarstcllungen auf den Münzen des Maximianus, Diocletians Mitregenten. 




Nr. 22. 



— 41 — 



Von dem Wenigen was sieh an Herakles- Abenteuern auf Alexandrinern 
nach Antonin findet ist folgendes unserer Auffassung günstig. 

Unter den höchst seltenen Alexandrinern des Geta erscheint eine Münze 
des Caesar Geta aus J. 1 1 des Septimius Severus (AL 6) : Herakles zerdrückt 
den von ihm in die Höhe gehobenen Antaios (B 1479 m. Abb.). Dieses 
Stück kann sehr wohl auf die Decennalien des Septimius Severus hindeuten, 
von deren großartiger Feier wir zwar durch Cassius Dio hören (s. oben S. 26t, 
aber aus den in jener Zeit so spärlichen (S. 20) Alexandrinern nichts entnehmen 
können fS ). 

Auffallig ist dagegen die einzige noch übrige Darstellung einer Herakles- 
that auf einem Großkupfer des M. Aurel, Herakles im Kampfe mit dem nemei- 
schen l.öwcn darstellend, mir nur aus B 1289 bekannt. Ks ist — abgesehen 
von den eben besprochenen Geta- Münzen — das einzige Herakles- Abenteuer 
nach Antonin auf Alexandrinern. Die Vorderseite ist schlecht erhalten, na- 
mentlich auch die Inschrift. Die Münze würde aufhören auffallig zu sein, wenn 
sie statt für Kaiser M. Aurel vielmehr für ihn als Caesar im J. 8 des Antonin 
geschlagen wäre. Aber dieser Ausweg wird dadurch versperrt daß, wie mir 
ausdrücklich versichert wird, die Vorderseite den M. Aurel in vorgerücktem Alter 
zeigt. Das als zweifelhaft in B bezeichnete Datum LI£ wird mir als ganz 
undeutlich angegeben. 

Unter M. Aurelius ist ein starker Nachlaß der alexandrinischen Prägung 
ben-.erklich. Wahrend sich von Trajan bis Antoninus die Prägung im Durch- 
schnitt erheblich steigert, sinkt sie unter M. Aurel etwa auf ein Drittel der 
trajanischen herab und gegen das Knde der Regierung M. Aurels versiegt sie 
fast ganz. Freilich erhebt sich auch unter M. Aurel die Prägung im J. 10 be 
merklich über die der Nachbarjahrc : doch gewährt dies allein keinen ausrei- 
chenden Grund an die Decennalien als Ursache zu denken. 

17. Dürfen wir auf die gewonnenen Ergebnisse gestützt es wagen, freilich 
auf unsicherem Boden, noch weiter zu gehen? 

Die sogenannten Nomen -Münzen, d. h. die in der Münzstätte zu Alexan- 
dria hergestellten Münzen mit Inschriften und Bildern auf der Rückseite welche 
sich auf die Bezirke (vou.01, praefecturae) Ägyptens beziehen, sind noch in vieler 

53) Durch ilic oben erwähnte Geta-Münzc gewinnt an Glaubwürdigkeit ilie wegen de> Bildes 
auf der Rückseite von Zoega beanstandete, nach S. Erizzo bei 7. 258,3 verzeichnete, Münze des Geta 
(mit freilich fehlerhafter Umschrift der Vorderseite) : Herakles erschlägt die Hydra mit der Keule 
(s. die Ähnliche Münze de« Antoninus Pius abgebildet bei 7. Taf. XI), ohne Datum, über die Tilgung 
der Jahrzahl auf Alexandrinern des Geta siehe Huber, Wiener Numism. Zeitschr. III 294. 



6 




— 42 — 



Beziehung für uns ein Rätsel 54 j. Sie finden sich nur in Domitians J. 1 1 M ) 
in Trajans Jahren 11 — 15 «nd 20 ™), unter Hadrian (von ganz vereinzelten Bei- 
spielen abgesehen, s. Anm. 57) in J. n und in des Antoninus Pius J. 8 (auf dessen 
Xomcnmünzen und auf denen des Caesar M. Aurelius). Aus diesem Thatbestand 

54) Nicht verständlich i*t mir die Bemerkung Mommsens über die Nomenprägung in der Rom. 
Gesch. V 558 (vgl. dazu W. Froehncr, annuaire de la soc. franc. de mimUm. XIV (lS<)o] 275); ebenso 
was R. Weil in der Festschrift der Berliner numism. Gesellschaft t S93, S. 3S äußert. H. Dannen- 
berg in den Grundzügen der Münzkunde 1 Lpz. 1S91) S. 131 sagt richtig daß diese Gaumunzcn nicht 
in den einzelnen Nomen, sondern in Alexandra geschlagen seien und meint, daß sie .sich genugsam 
aus dem wissenschaftlichen Geiste jener Zeit erklären. Die Wissenschaftlichkeil der Zeit mag bei der 
künstlerischen Darstellung der Nomengutter oder Notnenpersonilikationcn mitgewirkt haben, aber durch 
sie veranlaßt und hervorgerufen sind die Gauinünzen sicherlich nicht. 

S5 ; Die Nomcnmünzcn Domitians sind von der größten Seltenheit. Mir sind nur drei Typen 
in zusammen sechs Exemplaren bekannt, alle .E 27 — 29 mm, alle aus J. 11 mit folgenden Rückseiten : 
1) NOMOC ceBe.NNiTHC Ares? Loder r. stehend, mit Helm I'anicr Stiefeln, R. auf Sjveer, in dem 
I. Arm Schwert in Scheide, unten ein kleiner Vierfüßler (Hase? Hirsch?). In Berlin <J. Friedlaender, 
Wiener Numism. Zeitschr. I 396), Osnabrück (in der Schledehaus'schcn Sammlung, J. Friedlaender, 
Berl. Hl. f. Münzk. IV 31 Tal. 42,3 und London K p. 354.50. - 2) NO.MÜC OZlTl NXI I NC Athene 
I. stehend . auf vorgestreckter R. die Nike, L. an dem Speer. In Berlin > Friedlaender, Herl. Bl. I". 
Münzk. IV 29 Taf. 42,1). - 3) NOMOC ML'.N'MTIII jugendliche Gestalt r. stehend, auf der I.. eine 
Schlange, in der herabhängenden R. einen Stab, zu ihren Füßen Apissticr mit Scheibe zwischen den 
Hornern und Halsband. In Berlin zwei Exemplare Friedlaender Herl. Bl. f. Münzk. a. a. O. S. 30 
Taf. 42,21. — 

56) Unrichtig heißt es bei Kcuardcnt, collcctions Dcmetrio, Egypte ancienne II 293 (und ebenso 
bei Head, HN 722) daß die Nomenmünzen Trajans von dessen Jahr 12 bis 16 reichen. Zunächst 
gibt es deren, wenn auch sehr wenige, schon aus Trajans J. Ii. So sind, wie mir noch ausdrücklich 
bestätigt wird, sicher aus diesem Jahr eine Münze des Nomos Mcmphites B p. 345,19 und ebenso 
sicher eine des Nomos Hcrakleopolitcs, früher in O. Seyfter's Münzsammlung 1 s. »leren Katalog ] 
Nr 1665 , jetzt im Besitz A. Lübbecke'* in Braunsehwcig. — Andere angeblich aus diesem Jahr stam- 
mende Münzen sind freilich unsicher: so B 357,70 nArsinoites) : das Datum ist undeutlich und eine 
sichere Lesung unmöglich. Ebenso die einst im Besitze von Tochon befindliche Münze des N. Hyp- 
seliles; s. dessen Recherche« sur les nomes p. 98. Dort iund daraus bei Ms 27) ist sie als in LI V 
geprägt verzeichnet, während dasselbe Exemplar vorher bei M Ol mit LH 1 beschrieben worden .var. 
Vgl. auch V. Langlois, numismati'pic des nomes d'Egypte p. 20. Dieselbe Münze wird in der l'.ev. 
mtmism. N. S. XV 20. t aus der l'ariser Sammlung beschriehen, leider ohne Jahresangabc: aber nir 
wird versichert daß I'aris keine Nomenmünze Trajans aus J. 1 1 besitze. — Dann kommen Nomenmümen 
vor aus Trajans J. 12. 13. 14 und 15. Aus J. 16 und den zunächst folgenden sind mir keine Bei- 
spiele bekannt. Dagegen findet sich in Berlin aus dem letzten alexanlrinischen Jahre Trajans L.\ 
eine solche des Nomos Saitcs mir im Abguß vorliegend : . . . NAiMCGBr 6I*MA . . . Helorbcerte Büste 
Trajans mit Aegis r. )( [CAGJ l'l'IIC NOMUC Athene 1. stehend im Helm, die r. Hand auf dem am 
Hoden stehenden Schild, die l. am Speer, links im Feld LK, .E 9' 1. Daß die Münze aus Trajans 
letzten Jahren ist (nicht vor seinem alexandrinischen J. IS' zeigt schon die Bezeichnung des Kaisers 
als *Apt3To; llßajtö^ = Optimus Augustus; und da ihr Datum sicher steht, so ist die unvollständige 
Legende der Hauptscitc so zu ergänzen; AVT TI'AlAX AH C6B l'61'M AAklk IUI'. Ein der Ber- 
liner Münze ganz ähnliches Exemplar, aber mit verwischtem Datum, s. B p. 353,53. 




- 43 - 



und aus naheliegenden Erwägungen folgt daß diese Prägungen nicht von einer 
für bestimmte Bezirke und Zeiten gewahrten besonderen Münzerlaubnis ab- 
hingen, sondern vom Mittelpunkt des Landes einheitlich geregelt wurden, also 
auch aus allgemeineren das Ganze angehenden Gesichtspunkten angeordnet ge- 
wesen sein müssen. Es waren also außerordentliche, bei besonderer Gelegenheit 
im provinzialen Interesse erfolgende Prägungen : daher erklärt sich auch die 
große Seltenheit der Nomenmünzen. 

Wenn nun oben (S. 35) eine Reihe von Alexandrinern aus Domitians J. 11 
mit Wahrscheinlichkeit auf dessen Deccnnalien bezogen worden ist, so darf 
man wohl auch die Xomcnprägung desselben Jahres damit in Verbindung 
bringen und ebenso die Nomenprägung unter Hadrian, welche fast nur in dessen 
J. 1 1 erscheint. 

Die Eeier der Dccennalien konnte ebensowohl im Laufe des zehnten 
Regicrungsjahres als nach dessen Vollendung veranstaltet werden : daher laßt 
sich das J. 11, das ja auch die meisten der oben S. 35 behandelten Alexan- 
driner Domitians tragen, gut erklären, und noch um so besser als von Hadrians 
zehntem römischen Jahre gar 1 1 '/* Monate in dessen elftes alexandrinisches 
Regierungsjahr fielen. Zudem sind die hadrianischen Nomen-Münzen — fast 
alle aus J. 11 57 ) — die bei weitem häufigsten aller: von ihnen allein kennen 

571 XomenmUnzen Hadrian« aus anderen Jahren als J. 11 sind außerordentlich selten. Dahin 
gebort ein Großkupfer des Nomos Saitcs aus J. 7 in Paris (M 137: liier richtig beschrieben, wie mir 
ausdrücklich versichert wird ; dasselbe Exemplar ist abgebildet bei Tuchon, recherches sur les mc- 
daillcs des numes p. 206), ferner ein Großkupfer des Nomos Hcrakleopoliles, gleichfalls aus J. 7 bei 
Tuchon, recherches p. 125 dort abgebildet ~ Ms 36, hier nicht ohne einen Zweifel an der Echtheit 
verzeichnet). Anderes ist ohne weiteres als falsch beschrieben anzusehen oder bis auf weitere Be- 
glaubigung zu beanstanden. So eine M. des X. Arsinoitei JE 4 aus J. 2 in Turin bei S. Quintina, 
niedagüe dei nomi net musco di Torino, Turin 1834, p. 10 und 20. S. Quintino ist in seinen 
Mün/beschrcibungen öfters recht absonderlich, und jene Mttnze fehlt im neuen Turiner Katalog von 
A. Fabretti. — Ferner eine Münze des X. Scbcnnytes aus J. 6, Großknpfcr in Osnabrück (Schtede- 
haus in Grote"s Münzstudien II 481): das Datum nennt Schlcdehaus selbst zweifelhaft und mir wird 
versichert daß ein solches gar nicht zu sehen sei. Ferner eine Münze des X. I Icrmopolitcs aus J. 8, 
(Iroßbronze, in Osnabrück (Schlcdehaus a. a. O. II 4S1): das J. S ist sicher, weniger die Zuteilung 
an Hadrian: der Kopf ist ziemlich verwaschen, aber er llhnclt Hadrian noch am meisten, von der 
Umschrift der Hs. ist nur AA leslxtr. Man mochte des Jahres wegen am ehesten an Antoninus Pins denken, 
zumal das Stück ein Großkupfer ist: doch giebt e» vom N. Hemiopolites unter Hadrian Großbronzen, 
die ja sonst bei ihm höchst selten sind. Siehe das in der Darstellung dem Osnabrücker gleiche Pariser 
Exemplar M 55 (abgebildet bei Töehon, recherches p. 114, Langlois, noines tbl. I 4 und Rcv. nu- 
mism. X.S XV tb. 1,15 , dessen Datuni leitler unleserlich ist. Offenbar dieselbe oder eine ganze 
ähnliche M. desselben Xomo«, gleichfalls Großkupfer, hat Vnillant < M. C*p<lh verzeichnet, s. Z 
123, 221, aber aus I.IA, also dem regelmäßigen Jahr der hadrianischen Nomenpriigung : ein gleich- 
artiges Großkupfer desselben Xomos Hermupolites unter Hadrian, gleichfalls wahrscheinlich aus L1A, 

6* 



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- A>\ — 



wir, nach Nomen und Bildern gerechnet, aus J. 11 mehr als über doppelt 
so viele als von allen übrigen — nach Kaiser, Ort, Jahr und Bild — zusammen 
genommen. 

Wie sehr die Nomenprägung in Hadrians J. 1 1 die ganze übrige über- 
ragt zeigt sich auch darin daß von allen M ) Nomen von denen überhaupt 
Münzen bekannt sind (es sind dieser Nomen Uber fünfzig) solche in jenem 
elften Jahre sich finden, während von Trajan, obwohl sich dessen Prägung über 
viel mehr Jahre erstreckt, bis jetzt nur von etwa 25 Nomen, von Antoninus 
I'ius (und M. Aurel) nur etwa von 18 Nomen Münzen nachgewiesen sind. 

Freilich läßt sich gegen diese Erklärung auch Mancherlei einwenden: 

Die betreffenden Nomenmünzen haben verschiedene Größe: die Domitians 
sind Mittelbronzen (um 28 mm im Durchmesser = /E 6— 7'/*), die Hadrians 
sind (abgesehen von einigen sehr spärlichen Großbronzen, s. Anm. 571 Klein- 
bronzen in zwei Arten, einer größeren (um 18 mm = -"E 4) und einer kleineren 
(um 12 mm = Ai 2). Alle übrigen Nomenmünzen, also die Trajans, Hadrians 
und Antonins nebst denen des Caesar M. Aurel sind Großbronzen *•). Diese 
Prägungen scheinen also unter sich keinen Zusammenhang zu haben. Unter 
Trajan kommen Nomenmünzen nicht nur im J. 1 1 vor wie bei Domitian und 
fast nur bei Hadrian, sondern auch ausj. 12 — 15 und 20, und unter Antoninus 
Pius (mit dem Caesar M. Aurel) finden sich, wie schon oben Seite 42 be- 
merkt wurde, Nomen-Münzen nur aus J. 8. 

Aber diese Einwendungen widerlegen unsere Ansicht nicht. 

Die Nomenprägungen Domitians, Trajans und Hadrians liegen zeitlich be- 
trächtlich auseinander (16 und 19 Jahre): daher ist eine Anknüpfung der fol- 
genden Nomenprägungen an die vorhergegangenen in den Äußerlichkeiten der 

findet sich im britischen Museum (B j>. 360,83". — Vom N. Lycopolitcs gibt Ms 30 und 31 zwei 
Münzen aus 1.1, aber nach Mionnet's eigenen Andeutungen gehören sie sicher in L1A. Sodann ver- 
zeichnet M 47 von X. Hcrakleopotites eine M. aus 1.1 der Sammlung Tüchern, aber Tüchon selbst 
recherches p. 121 gibt richtig LI A es ist eine der häufigeren Xomcnmün/en). Endlich ist die M. des 
Xomos Hcrakteopolites aus J. 14 tauch eine GroGbronze und nur aus Arigoni bekannt!) aus verschie- 
denen Gründen sehr verdachtig (M 51. Tochon, recherches 125) 

58. Die beiden Münzen welche dieser Behauptung zu widersprechen scheinen, eine des 'S. 
Oasitcs' aus Trajans J. 12 M 103) und eine des 'N. Xikopolites' aus Antonius J. S (M 1021, sind 
Fälschungen. S. Töcbon, recherches p. 33. 36. 

59) Die TrajansmUn/.en von Diopolis Megale und von Aphroditopolis, beide aus LIT und 
.V. 2 (Ms 10 und 32; s. V. Langlois, numisni. des nomes d'ligypte p. 7. 22), und die von Mendes 
des Antoninus Pius, aus ungewissen) Jahr und .K 6 (Ms 51), beruhen sämtlich nur auf Sestini's nicht 
ausreichendem Zeugnis. Auch abgesehen von der Grone sind Sestini's Beschreibungen dieser Münzen 
auffällig. 




— 45 — 



Münzen gar nicht zu erwarten. Anderseits ist nachdrücklich darauf hinzu- 
weisen daß die Nomenmünzen Domitians in Größe und Arbeit jenen früher be- 
sprochenen Alexandrinern Domitians von J. 1 1 mit den Inschriften 'EX7t({, XetxTj, 
Tujrjfj u. s. w. — eßao">'„ die wir auf die Decennalien bezogen haben, sehr ähnlich 
sind, namentlich in der sorgfältigen und zierlichen Ausführung (s. J. Friedlaender 
Herl. IM. f. Münzk. IV 29; Wiener Numism. Zeitschr. I 396). Auch dadurch 
wird deren Verknüpfung mit den Decennalien nahe gelegt, worauf bereits Fried- 
laender a. a. O. hingewiesen hat; s. auch W. Froehner, annuaire de la soc. 
frang. numism. XIV [1890] 275. 

Daß unter Trajan in fünf aufeinanderfolgenden Jahren (J. it — 15) Nomen- 
münzen erscheinen, könnte nach Analogie des Palmzweigs erklärt werden *°), 
der als Hinweis auf die Decennalien auch in den auf J. 10 (11) folgenden Jahren 
erscheint, und die Nomenprägung im J. 20 entsprechend aus einer Feier der 
zweiten Decennalien Trajans. Doch ist ja nicht zu erwarten daß die Nomen- 
prägung, wenn sie einmal eingeführt war, stets nur aus der beim ersten Male 
wirksamen Ursache wiederholt wurde, und es lassen sich für solche Wieder- 
holungen die verschiedensten provinzialen Anlässe denken, wie denn die Nomen- 
münzen aus J. 8 des Antoninus Pius überhaupt nicht auf Decennalien bezogen 
werden können. Aber das hat für die Erklärung des Ursprungs der Nomen- 
münzen um so weniger eine Bedeutung als zwischen der hadrianischen Nomen- 
prägung und derjenigen unter Antoninus Pius 18 Jahre liegen, und das J. 8 
Antonins, an Alexandrinern unter Antoninus Pius eines der fruchtbarsten, auch 
sonst in der Prägung der Alexandriner ganz besondere Eigentümlichkeiten 
zeigt, z. B. die merkwürdigen weder vorher noch nachher dort vorkommenden 
Münzen mit den Bildern des Tierkreises 61 ). Ich halte daher den Zusammenhang 

60) Dieser Erklärung ist der Thatbestand insofern nicht günstig als die Notucninünzen , in 
Trajans J. n äußerst selten, erst von J. 12 etwas häufiger vorkommen und bei weitem am häutigsten 
aus J. 13 sich linden. In den Jahren 14 und 15 erscheinen sie wieder sehr selten and aus der Zeit 
von J. 16—20 ist, wie schon o!>cn S. 42 bemerkt, nur eine Münze (aus J. 20) bekannt. 

61) Alle zwölf Constellationen des Tierkreises finden sich auf Alexandrinern. Voo\c sagt frei- 
lich B p. I-VII daß er kein Beispiel für die Constellation des Merkur im Zeichen der Zwillinge 
kenne. Al>cr schon Zocga (p. 184) hat offenbar mit Recht hierher bezogen die M. des Mus. Theupoli II 
1149 &<) mit unleserlichem Jahr : Caput tutulatum, infra a dtxtris (f.d. B. I.| Utr.ults st.tns, J, (Arnim, 
s, j/v/ia t'ccnis , a sinislris !(. d. B. r.) Afolfo statu, s. c/tram , in arca (Utt um \— Z 184, 175 "-— 
M 1616]. Dicscll« Münze (und zwar mit LH) in Turin 7182, bei Hcidckcn 2S01 und in Tübingen. 
Daß die Münze in diese astronomische Reihe gehört beweist schon der Stern, der sich vor der nach 
rechts gerichteten Mcrkurbiistc im Felde befindet : denn bei allen übrigen hierher gehörigen Mün/en 
steht vor der oben im Feld befindlichen Büste des betreffenden l'lanctcn gleichfalls ein Stern. Auch 
daran ist nicht etwa Anstoß im nehmen daß Apoltott und Herakles hier die Stelle der Zwillinge ver- 



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4 Ö - 



der Nomenprägung unter Domitian und Hadrian, möglicherweise auch unter 
Trajan, mit den Decennalien für wahrscheinlich, und glaube daß sich aus diesem 
Gesichtspunkte auch besonders gut die Thatsache erklärt daß auf den Münzen der 
einzelnen Nomen deren örtliche Götter und Kulte sich abgebildet finden. Diese 
Bilder deuten den Nomos an (s. W. Froehner a. a. O.) der dem Kaiser, dessen 
Bild die Vorderseite einnimmt, seine Verehrung bezeugt. Und indem nicht ein 
einzelner Bezirk, sondern alle einzelnen im Vereine, aus allgemeiner alle angehender 
Veranlassung, dem Kaiser sich huldigend nahen, huldigt ihm das ganze Land. 

18. Wir fassen die Ergebnisse unserer Untersuchung zusammen. 

Die kaiserlichen Decennalien wurden seit Augustus festlich begangen, je- 
doch läßt sich ein Hinweis darauf auf den alexandrinischen Münzen der ersten 
Kaiser nicht auffinden (doch s. S. 37). Die Münzen mit dem Zeichen oder 
Bilde | (beziehungsweise mit K), welche von Augustus bis Hadrian vorkommen, 
können dadurch nicht veranlaßt sein (s. S. 25). 

Wohl aber wird unter Domitian ein Einfluß der Decennalien auf die 
Münzprägung bemerkbar in der sehr gesteigerten Prägung (s. S. 36) in J. 10 
und namentlich inj. 11, dann in den sorgfältiger als sonst geprägten nur unter 
Domitian in J. 10 und namentlich in J. 1 1 vorkommenden Erzmünzcn mit den 
Bildern verschiedener Göttinnen wie €AI1IC NfclKH TTXH, deren Walten durch 
die Inschrift CGBACTH auf den Kaiser bezogen wird (s. S. 351. Die gleich- 
artigen und gleichzeitigen Nomenmünzen aus J. 1 1 Domitians scheinen gleich- 
falls durch die Decennalien veranlaßt zu sein (s. S. 45). 

Dieser Vorgang berechtigte uns die mit dem J. 1 1 Trajans sehr stark — 
namentlich auch in stattlichem Großkupfer (s. S. 37) — anschwellende Prägung 
auf den gleichen Anlaß zurückzuführen : in demselben Jahre unter Trajan beginnt 
die Nomen-Prägung (s. S. 42). 

Unterstützt wird diese Auffassung durch den Sachverhalt unter Hadrian, 
dessen J. 10 und besonders 11 ein höchst auffallendes Anwachsen der Prägung 
zeigen (s. S. 38). Zudem werden fast nur in Hadrians J. Ii Nomcnnuinzcn ge- 
prägt und zwar, verglichen mit den übrigen Prägungen, weitaus am zahlreichsten 
und mannigfaltigsten von allen (s. S. 43). 

In der sehr reichlichen Alexandriner-Prägung des Antoninus Pius ist auch 
J. 10 einer der Höhepunkte (s. S. 38). Diesen dürfen wir um so mehr von den 
Decennalien verursacht glauben als jenes Jahr Antonius mit dem J. 900 der 
Stadt Rom zusammenfiel. Unter anderem wurde durch eine glänzende Reihe 

treten: Hygin. .Istron. poet. II 22 p. 397 M. z/minos temflurts Ctistortm (t /W/u.fm nre tirxttutit 
.... afii tiixrrMMt ff<r,u/<m c! Afo/ihicm cnc. //.-» nn.'/i triam Triftultiuum (t Am\>ni. 




- 47 - 



von Heraklcsthaten auf den Alexandrinern das Doppel-Fest von Kaiser und 
Reich gefeiert (s. S. 38). 

Unter M. Aurelius, unter dem die alexandrinische Prägung überhaupt 
stark nachläßt, fanden wir nichts das auf die Decennalien hindeutete (S. 41J. 
Die Jahrzahl 10 (LI) im Kranze kommt zwar hier zuerst vor (S. 19), ist aber 
nicht auf J. 10 beschrankt. 

Bisher waren wir nur auf Vermutungen angewiesen. Um so erfreulicher 
ist es daß uns nun unter Commodus zum ersten Male die Inschrift Ü6PI0A0C 
AGKAGTHPIC im Kranze entgegentritt (s. S. 19), welche die Decennalien als 
ihren Anlaß ausdrücklich verbürgt. Dieses Bild ist von den römischen Münzen 
entnommen welche seit Antoninus Pius und namentlich auch unter Commodus 
eine auf die Decennalien bezügliche lateinische Inschrift im Kranze auf der 
Rückseite zeigen (s. S. 27). Der Kranz aber ist das Zeichen der Huldigung 
und Ehrenerweisung für den Kaiser, zunächst entlehnt von der Nike, der Schutz- 
göttin von Kaiser und Reich, deren gewöhnlichste und auf Alexandrinern un- 
zähligemal vorkommende Attribute Kranz und Palmzweig sind (s. S. 30. 31). 

Die nächsten Decennalien des Septimius Severus, die prächtig gefeiert 
wurden (s. S. 26), fallen für uns aus, da die Alexandriner aus seiner Regierung 
überaus selten sind (s. S. 20): doch bezieht sich möglicherweise eine Herakles- 
Darstellung auf einer Münze des Caesar Geta aus J. 1 1 des Severus auf des 
letzteren Decennalien (s. S. 41). Die folgenden Decennalien beging Severus 
Alexander mit großem Glänze (s. S. 26). Auch Alexandriner mit ÜEPIOAOC 
A6KATH im Kranze weisen darauf hin (s. S. 20). Außerdem wurde ihnen zu 
Ehren die außer Übung gekommene Prägung von Großkupfer für das eine 
J. 10 wieder aufgenommen (s. S. 7. 16), und es wurde sowohl darauf als auf 
fast alle Münzen dieses und der folgenden Alexander-Jahre (des Alexander 
selbst und seiner Mutter Mamaca) neben das Hauptbild der Rückseite als Bei- 
zeichen der Palmzweig gesetzt (s. S. 3 fll.). 

Dieses Beizeichen war vorher auf Alexandrinern nur ganz vereinzelt ge- 
braucht worden, zumal in den Typen des Hermanubis und der Isis mit dem 
Horosknaben (s. S. 5. 6) e *). Jetzt hat es eine besondere Bedeutung gewonnen. 
Der Palmzweig beglückwünscht den Kaiser zur zehnjährigen Regierung (s. S. 3 1 ) 

62) Den Palmzwcig als Attribut der Isis bezeugt außer dem oben S. 5 und 6 Angeführten 
folgende gewöhnlich Panopolis zugeteilte Münze: 6€0i" IIANOC Isisbüste r. mit Kopfschmuck und 
dem auf der Brust geknoteten Gewand )( Sislrum, im Feld r. Messer? und l'almnveig, im Feld 1. 
LC (nuch 1.7.?}, ^-4 -5 (?> P- 400 mit der Abbildung auf Taf. XXI. M VI 542, 111-113. 
M*. IX 153, 22. I) 3595 m. Abi» H p. 366, 110. Turin 8936. 89371. 



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- 4 8 - 



ebenso wie der Kranz, und er bleibt auch auf den Münzen der folgenden Jahre 
als ein Zeichen der erreichten, auch für die Zukunft Glück verheißenden Stufe 
der Herrschaft (s. S. 17). Aber die Palme stammt nicht wie der Kranz von 
den römischen Münzen, sondern von den ostgriechischen, besonders den Vor- 
gängern der kaiserlichen Alexandriner, von den Ptolemäer-Münzen (s. S. 32). 
Auch er gemahnt an die Nike, die mit der Palme dem Sieger huldigt, oder 
läßt an den Adler denken, der wie den Kranz so auch den Palmzweig trägt, 
an den kaiserlichen Vogel, der mit der Palme atisgestattet als Inhaber und 
Verwalter siegreicher Machtfülle erscheint (s. S. 33}. 

Nachdem der Palmzweig unter Alexander zur Verherrlichung des Kaiser- 
decenniums eingeführt worden, wird er zunächst im J. 6 der beiden Philippi 
auf Großkupfer — einer neuen Auffrischung jenes unter Severus Alexander 
wieder aufgekommenen Großkupfers — verwandt um auf das Jubiläum des tau- 
sendjährigen Reichs hinzudeuten (S. 7). Das ist aber und bleibt eine Ausnahme. 

Auch weiterhin dient die Palme als Hinweis auf die Decennalien. So 
gleich bei dem nächsten Kaiser der solche feiern konnte, bei Gallienus. Sie 
findet sich auf dessen Münzen und denen seiner Gemahlin Salonina von J. 10 
ab, zunächst unregelmäßiger, dann regelmäßig (s.S. 11), wobei man jedoch auf 
das Beizeichen dann verzichtet wenn es bereits im Ilauptbild (Nike, Adler, 
Hermanubis) vertreten ist (s. S. 14. 32). Außerdem verbürgen uns die Beziehung 
auf die mit aller Pracht (s. S. 26) begangenen Decennalien Galliens Alexan- 
driner mit ACKAGTHPIC RTPIOV im Kranze oder mit LI im Kranze (s. S. 21). 

Die letzten Decennalien im Bereiche der alexandrinischen Kaisermünzen 
feierten Diocletian und sein Mitkaiscr Maximianus. Auch auf ihren Alexan- 
drinern findet sich erst vom J. 10 ab der Palmzweig als Beizeichen, aber sehr 
unregelmäßig (s. S. 9. 16) und auf Münzen Diocletians die Inschrift IIEPIOAOC 
AGKATH. In den letzten Jahren der alexandrinischen Prägung hatte der Palm- 
zweig seine frühere Bedeutung eingebüßt und er etscheint auf Münzen aus be- 
liebigen Jahren. So auf Münzen der Caesares Constantius I und Galcrius Ma- 
ximianus und auf solchen des Domitius Domitianus is. S. 8. 9). 



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Verzeichnis 

der abgebildeten alexandrinischen Münzen (Rückseiten). 



iDic Nrn I. 4. 5. 6. 17 ond 18 sind hergestellt nach Abgüssen von Originalen des K. Münz- 
kabinett in Berlin, die Nrn 2 und 19 nach Abgüssen von Originalen der Sammlung A. Löbbecke in 
Braunschweig, die übrigen vierzehn nach Originalen der Tübinger Münzsammlung.) 



Nr l Hcrmanubisbuslc, Hadrian, JE (M 1 176) S 

2 Isis mit Horos, Hadrian. AZ (vgl. M H37) c, 

X Serapiskopf auf ausgebreitetem Adler, Hadrian, AI (ß 743) 6 

,, 4 Adler mit Kran»: im Schnabel, Philippus I, JE (M 3074) . 7 

S Tychc -tchend, ( Kacili.i, .K [D 2SoSt'i»j 7 

,, 6 Ammonkopf, Philippus II, JK (in Berlin, sonst nicht nachgewiesen) 7 

7 Nike mit Kranz und Palme gehend, Severus Alexander, Pot. (M 2699) . . . . n 

., 8 Scrapiskopf, Maruaea, Pol (M 2762) 13 

„ 9 Adler mit ausgebreiteten Flügeln einen Kranz unterstützend, Gallicnus, Pot. (M 3304) 14 

„ 10 Eirene, Salonina, Pot. (M 3368) 14 

,, II Tychc liegend, Mamaea, AI (in Tübingen, sonst nicht nachgewiesen) 16 

„ 12 1161'IOA' A6KA6T im Kranze, Commodos, Pot. (M 2366) 20 

.. H I16PI0A0C A£k.\TH im Kranze, Severus Alexander. Pot. (M 2692) 21 

„ 14 AeKAETIII'lC kVPlOr im Kranze, Gallicnus, Pot. (M 3292) . . 21 

„ is Nike mit Kranz und Palme stehend, Gallicnus, Pot. (M 3308) 32 

,. 16 Adler im Schnabel den Kranz und die Palme schulternd, Gallienus, Pot. (M 12$\) . 12 

„ 17 Athene stehend, Domiiianus, AI (M 44s) 3S 

., 18 Elpis stehend, Domitianns, AI (M 473) . . . ■ 35 

„ 19 Nike sitzend, Domittanus, AI (Ms 8lj 36 

„ 20 Herakles und Kerberos, Antoninus Pius, AZ (vgl. M IV32) . . 40 

,. 21 Herakles und Hirsch, Antoninus P., AI (vgl. M 1702) 40 

,, 22 Herakles bei den Hcspcriden, Antoninus P., AZ (M 1703) 40 



7 



Register. 



Adler mit Palnuwcig S. b. 13; ausgebreitet mit 
Kran/, in «len Fangen 22; Scrapiskopf unter- 
stützend 6; Kran/ unterstützend 4. 21; mit Palme 
über dein Flügel 4. 13. 32. 33 ; mit Kranz im 
Schnabel 13. 33. 

Alexander Severus s. Severus. 

Antoninus Pius 27. 38. 42. 

Anubis ». Hcrmanubis. 

'Anötttuv 'Axtto;, llüöio; u. dgl. 36. 

Armcnia 31. 

Athene und Palme 6. 13. 
Augustus 19. 22. 26. 37. 
Aurelianus 21. 

Aurclius, M. 19. 22. 26. 29. 41. 
lieizeichen, auf Alexandrinern selten 5. 
ßüta — vota 22. 
Caracalla 17. 20. 31. 
Claudius 22. 37. 
Claudius Gothicus 30. 
Commodus 17. 19. 29. 
Constantinus ig. 26. 27. 
Constantinsbogen 27. 
Conslantius I 8. 16. 27. 
Corona millesimi urbis anni 30. 
dcccnnalcs primi 20. 27. 

Decennalicn des Augustus 26. 37; Claudius 37; 
Domitian 35; Trajan 37; Hadrian 38; Antoninus 
Pius 27. 38; M. Aurel 27. 41; Commodus 19. 
27; Scptimius Severus 20. 26; Severus Alexander 
4. 20; Gallicnus 21. 26; Dioclctianus 21; Maxi- 
mianus 21 ; Constantius und Maximianus Cacss. 16. 
27; Constantinus 26. 27; Thcodosius 27. 

Dccennalien, literarische Nachrichten darüber 26; 
auf römischen Münzen 26; auf Inschriften 26; 
bildliche Darstellungen 27. 

decennia 26. 

StxauTijft« 20. 



Sexbc^p^; xucioii 21. 

Dioclctian 4. 9. 16. 19. 15 16. 21. 26. 

Domitian 23. 35. 42. 

Domitius Domitianus 4. 8*. 9- 16. 

Doppcldatcn auf Alexandrinern 25. 
! Drusus, seine Alexandriner? 19. 

Elagabal 27. 28. 

f?»u( 8ix. Upoö 36 

ko«{ viou Itpoü 32. 37. 

Euthenia 28. 36. 

Faustina 19. 

Galba 32. 
! Gallicnus 4. 14. 21. 25. 26. 30. 
' gemini =; Apollon und Herakles 45. 

Gela 20. 31. 41. 

Großkupfer, Aufkommen auf Alexandrinern 16; 
unter Severus Alexander 16. 17; unter den Phi- 
; lippi 7. 15; spatere 17. 
, Hadrian 23. 38. 42. 

'HpaxXc.s Pwpaüüv 40. 

Herakles-Abenteuer 39. 40. 41. 

Hcrmanubis 4. 5. 13. 32. H. und Palme 5. 

Hermes ». Hermanubi». 

| Bedeutung? 23 26. 

Isis und Horos 5; Isis und Palmzweig 5. 6. 13. 47. 

Jahrzahl im Kranz 19; auf Schild 30. 

Jahrzahl ohne L 24. 
' Julia Donina 20. 
1 K auf Alexandrinern 24. 

Kaiser am Dcccnnalienfcst am Altar opfernd 28. 

Kcrykeion in Palme ausgehend 4. 6. 32. 

Keule 21. 

Kran* 19; von den römischen Münzen entlehnt 26; 

»eine liedeutung 30. 
xüptoc d. i. Kaiser 21. 
L Jahrteichen, ausgelassen 24. 25. 
Livia 19. 



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— 5» - 



Mamaea 4. 14. 16. 21. 

Maximianus, Galcriu* 8. 9. 16. 27. 

Maximianus, Valerius, 9. 15. 16. 21. 26. 

milinrium sacculum 7. 

Nero !6. 23; seine griechische Reise 36. 

Nerva 23. 32. 

Nike (Victoria) mit Kram und Palme 4. 13 32. 33; 
Schild haltend, auf Schild schreibend 28. 29. 
30; Ntxt| Kat. Bpitav. 31 ; Victoria Augusts 3t. 

Nomen, ihre Münzen 41 ; anter Domitian, Trajan42 ; 
Hadrian, Antonin, M. Aurel 42. 43; deren Ver- 
anlassung 45. 

Otacilia 7. 

palmam dedit 34. 

palmala toga, tunica 34. 

i'almbaum 5. 33. 

Palmzwcig als Beizeichen weist auf Pcccnnalicn hin 
3.4; zwei Palmzwcige? 4; vor Severus Alexan- 
der 5. 6; auf MQn/cn vor Jahr zehn 10. 11 ; 
nach J. 10 beibehalten 4. IS. 18; fehlt auf Mün- 
zen über Jahr zehn 13; fehlt wenn schon ein 
Palmzweig im Hauptbild 4. 14. 32. 33; Her- 
kunft 31; agonistisch 31. 34; auf griechischen 
Münzen, auf Conlorniaten 31; auf römischen In- 
schriften 33; eigentümlich geformt 6. 

Pegasus 29. 

iup(o£<K Btxrfn) 20. 21. 

Philippus I und II 7; Großbronzen 7. 15. 
Pictraossa, Silberschale von, 6. 



Plautilla 20. 

Jtpövt,:s (Oeiüv) 29. 

Providentia deorura 29. 

Rom, 900jährig 38; lOOOjährig 7. 1$. 30. 

Roma 28; R und Palmzweig 13. 

Salonina 4. 14. 

«ßaaT^ 'AOijvä, Atxaiojivr i( 'EXri';, Euflijv!«, Nn'xn, 
™*1 35- 

Olß39T0?4p0{ 36. 

Septimius Severus 20. 26. 31. 41; Seltenheit seiner 

Alexandriner 20. 
Serapis stehend, schreitend 8. 10. 
Serapisbüste 28. 

Serapiskopf auf ausgebreitetem Adler 6. 

Severus Alexander 4. 14. 20; Großbronzen 7. 16. 17. 

»everus septimius, s. scpumius. 

ox^avot TpcaxovTatnjptxo; 30. 

Strahlcnkrone auf Alexandrinern 10 

Theodosius 27. 

Tiberius 19. 37. 

Tierkreis, abgebildet 45 

Trojan 17. 28. 37. 42. 

Vaballathos 21. 

Valerianus 26. 

Veras, L. 16. 19. 

Victoria s. Nike. 

vota suseepta, soluta 22. 27; s. auch ß<uio. 
Zeuskopf 23. 



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