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Full text of "Globus; illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde"

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OST . - S ^ /.^ 





Sclure-dciiuJ'cr 



Das Oberland (DornbuscK) 
von Ilicldpiisöe 



88S , 



Globus 



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GLOBUS 



LXXY. Band 



Digiii<_Lü Google 



GLOBUS 



Illustrierte 



Zeitsclirift für Länder- und Völkerkunde 



Veraiiiigt mit dea Zeitseliriflon „Das Ansliiud" aud „Am» allen Weltteilen'' 



BegrUttdet von Karl Andree 

llichard Andree 



FttnfnudMiebzigHter Band 



Braauschweig 

Druck und V«rUg von Friedrich Vieweg and Sohn 

1899 

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f 

Inlialtsvei'zeichnis des LXXV, Bandes. 



Europa. 

DcaUclilaiid u. Österreich-Ungui n. 
••id«l, SpilMBUUaagea iwd Iisnd- 
vnlM wif Btddeiita«. Hit Karla «. 
AbUU. 9. Götze, An^eblicbi' alt- 
wandiMili« Topfvr nm llftrzu 16. Kr- 
ricbtiinc einer KriH-fl« ii«fatioii in 
Ktr»r«burg 1«. Di«; Düm n i!« i ^:illwc»t.- 
lii^heii Heid« Mecklenburg» 20. Dan 
Kastell und Jie Stoltliefeiognng de« 
rüuii»cb«n Ueddernbeim 20. Zauber- 
WflMn und Uuxeo wabn nm KkdarrlMin 
SS. Die NaiionaliUtoverhUtniMe In 
Sehlcawig. Hl» «imr Karte &3. 
T«tiner, Sie Knno in Ontpreuhen. 
Mit Abbild, u. Karte äd ff. Die Kiu- 
wirkung der Uerracbaft (>8torr«icbs 

, auf di« molmmmHRniiiclK-n Pmui-n 
Bonnit-ii^ III kiilluriii.T Jtexicbung 
1«7. K Ii U 11 , l>ie |ioli)iiicbeii Nieder- 
Illl■^lln^;■-rl im Huhrkolilenreviere 1'17. 
lleulkiefem oder Bieoenbäuuie in 
WM tj WMfiwn B4B. Bto VwiiiMl*- 
roBfen «torVoIkidtoht« ha nerdlldwn 
Badeu Halb für». Da« Btein- 

buder Meer. Mit Karle 'Jti.'i. Moor- 
kultur iu Preufsen Die Ver- 
«uchfirtacUcreien im Kaiser Wilbeliu- 
Kanal :fll. frs'Mincr und Sieger, 
ünttfrsuclii-ii^' -II III iIi-ii i>tiicb*ir- 
büblen. Mit Abbild. 313 ff. Jauger, 
Dm Imtthal bei JCnlMcni und die 

lirlteMlM« ABiwbm«der«nKliMhm 

SprDclie statt der bitiber lien'fieli«n- 
dvn fiauzüsiscben auf der briiiwben 
Kanalinsel Guemaey 18. Wi^sen- 
Fcbnfllicke Pursoliuiigen di-i acbweiU- 
«dien Ti>uri«iienvfM»i!is I». Au*- 
«cht fflr Kinfühm ij^' dr-a metriaclien 
Maüuyateuu in iiroi'iibritannivn IX>. 
Zcmmriob, OntMlw und tnn- 
MHiMlm Volkstum In der Schwviz. 
MItKvrIe aUSonderbeilaKc 137. Die 
T<Mr(klia<nilornimThurgau20i>. Born, 
Die «praclilicben VerliiiltaiM« in drr 
Sebwi-iz 274. Die SiMlelangmrMU- 
niüiH! N(>rw<»!nrnii 27«. 
Biii-opilisi'hcs RurHland und die 
BalkttubalbhitMil. Dil.'! Krriohtung 
eine« Kuniscben Ktbno^raphi>chen 
Muxeom» in St. Petersburg 05. Die 
OlclMiMr umI Va|<Utian dM nord* 
«wtlidMiiKaaliMiuloO. Nehring, 
Oab M i-io»l Wr>Uk-r in dfr Kai- 
uiückensteppe r K^o. Bfirirht iilmr 
eine Expedition nof dia Hulbiniit^l 
Kola im Jabra ISM MB. Au« 
Allwuian 21«. 



I Kl iiiikri ich , Spnnien, i'ortunrul, 
I IIi'Il'Icii und ItuUi'ii, Mrd«-rlaudc. 
D«t >'i ii^ltin!ivertr»|j xwiüvlirn Spnuit'n 
und den Vei einigten Stauten von 
Nardaiuenka und diM verlorene 
L KoleatelfaW«» der 8|Hn)ier ts. Dia 
I Honolidian 'Mm Aoq (Prankreieti) 
keine vori;««cbicbtlicb<-n Denkmäler, 
»ondurn eine grologi«i-be Krarbeinung 
Kf-IInn, Arel, nine d«-ut8>;be 
Sta !i 11 IU Igien 21 ff. BnvölkeruugB- 
zabl iUilieuiscber Htadte Italic- 
hiscbe Auawandei'i^iju ''- Üb«r- 
fübrung der Gvbeino des Koliimbu« 
von Havuina nach 8|>aiiien 67. Die 
EntwAMerang de« Traairueniaclien 
B«ee 6T, ObBervatm'inm auf dem 
Mont Mouuier {2»\6 m) 84. Die 
I «paniacbu Knklavu Llivia im fran- 
t zösi^vhen IX-partement ib-a Pytiaitt- 
oriunlalea ir>'j. Die Iiepraheinje von 
Toulouse IB7. Die Azoren. Mit 
Abbild 11, Karte 2M. Da» Vor- 
koiiuiifii liii I ÜB Gewiununi; von 
Uruuuenjja« in Nicdcrtand '3'Jl. 



Asien. 

A8iati«ches ßnraland. Eiuv Kr- 
foracliud'^ von Salzseen im ruwinch- 
centmliii-i Ii IM h-n Gebiete Akmollusk 
.'i'.!. U e 1 D i k o w , Die eliemaligen 
Menschenopfer und dar Scbamaiiia- 
nius bei den liurjalen dca Iriiataki-. 
aelMB OouvanamaMt ISS. Die däni- 
teil« AunimpedhloB 198. DampiVr- 
verbliidung auf dem Auiu-Darja 2i>ii. 
Uogdanowitscli, p'or»cb«n>fen au 
' der Kfist«' i\<<* Oi lir »vkiHr ben Meere» 
211-. (iuliiw : N liriti auf den 
l'aniii ;iii ^l■tu•l.l■l \~9^ — El-- 

gcliiiNd^* i3t-'j Hl rh.iriUigi^olifii Kvt t-Tii- 
tton lies Dr. Kl erneu z nach lurlan 
268. 

CbiMsteehH Kclvfc, Tibet, Japan, 

Korea. KiautKcbou 97. DerMenich- 
tiger in China IH.t. Das Bt<;lz«ola<lfeil 
in China. Mit Abbild. lOa. Äizl- 
lieber Aberglauben der Chinesen bei 
Kntbindungcn 1U9. Franke, Znm 
{.«daker Volkslied "'JH. Nvuu russi- 
K'he Expedition zur Rrforwibiing 
Centraiasiens M'-i. Tibetiacbe Medi/in 

1394. Bouiua zweite Ueiae iu China 
tt*. Dr. 8 wen Hedina aena Beise 
na«h Oentialacfea US. Wobauogen 
dfir vorgesfliic-bllii.-hen ft«»<ihn>?r 
I J.i)'Än> J'J2. 

' Vortler- und Ilinterinilien . lud«- 

neitk^n. Kh'inni, .\lt.- U:.iiiltl«- 
■trafsuu in (>.tii.<i.'n i:h. Ubutan 



24". Kortschritte df-r kü!ii«lliehen 
ltc«'iia»«rung im I'eni.- Ual "S. Die 
Briii»cbc-Ni>rd-lloiii"i> k löiianio :!<io. 
Balniprojekte Bmn nnnan :i7ii. 
Vorderasien , Iran and Arabien. 
Wiai>i'»i<c:baO licht- Erforschung Baby« 
Ion» 118. Die»ttdarabischeJ!UiM>ditioa 
der AkadoBie der Wiaienietiaflan au 
Wien 19«. DieannaniaidrtBxiMamoa 
der Herren Dr. VT. Balek und Dr. 
K. Lebmann ( hautrea 

Itvisen im Antilnurua und iu ftlirien. 
Mit Abbild. 2X7 ff. GeUl s - in 
der liarrii und »eine Hnintii .^lit 
K;irlentikixze u. Ablil I- : ■ obi r- 
h Ummers uud /immerera Keiaeu 
durch Syrien und Kleinaaien. Mit 
Abbüd. 34B. Ötlerreiehiiebe Expe- 
dition uaeh Arakfan und Sokotr» 
«9». 



Afrika. 

Alliri'nii'lni'i». Trunnafrika - Bahn 

;:iii. Wo piii l in An-iku noch AU- 
ii/nnuin ZU vollziehen f M«U. 

Nordafrika nnd die Sahara, (ilückitei 
gegen len bf>npn Wiek nus Tunis. 
Mit At-bil.l. l'i K, 'I'. K . Tu', r den 
l'ellaclien de» L^nilea Gosen, Mit 
AbMId. S4. Bruaae Baanob bat 
den Hdblanbewobnam daa attdBebaa 
Tunenien, Hit Abbild. 104. Irden«! 
Geacbirr der Kramir aus Al|rier 190. 
Unter den Beduiuen der iigyptiacheti 
Wiiaie. Mit Abbild. |H!>. Konreaa» 
Fl r.'h.;ii2> ti im Rüden der Hahara 
L^iT I i riiii :>teiulegung zum Nilstnn- 
beäkeu ol>erbalb Aaiuaa 294. Diu 
medlanUKbaTHttowiemnclvigyptca 

311. 

Xqaatoriales Afrika. Huit. i J)er 
AhachluHi Ton BlutafreundachaU und 

VaMMgMi brf dm Vegani dea Ona. 
laadn In HordkaiiMnin l. Beitel' 

gung de« Kilimandscharo (Kibokrater) 
durch Hauptmann Johannea,H5. Die 
HHU»tiere im Gebiete des Kongo«(aa(ea 
'i'>. Marchanda beabaichtigtc Itci.u 
vom Weifaen Nil dunli AlwMinirn 
zum Boten Me*>-e .^0. Die Erforschung 
aünitljcher giojxer afrikanischer Seen 
lim Ii ( ine englische Expedition be- 
ai>fichtigt il. Da» Bungwegebirgv 
im Koadaland« 51. 8pi«r«, Dia 
BohmiidekBiwt in Krheland« (Togo) 
fl:>. Die TTnti'rsurliiingin des Kihanai 
und riuuga (Deutacli-Ostafiika) auf 
ihre Schitrbarkeit >\7. Allirrt Ii. 
Lloyd« Durchiinerung de» cenlrBl- 
afriliaujaubeu Urwfkldeii Bahn 



402293 



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▼I 



pirtmkt imd Fonchangcn in rrttii- 
BBilieli>WMtafrika 118, Iientnaai 
Oleria« Mmeik vg» Mta^Wb» 
(obmr Kongo) naeli dsm Vbalo dct 

Busiii («iidlicli vom Kivuwe) 13,%. 
Beutiche Ex|>e^ltioD zur t>olaoiiic1i«u 
um) 7nnlpf ischen Erfuracbuug <)«« 
Nvntsatc'-. i%2. Pob^'giiinit Unter- 
fUL'hiiTiij (Ifr Kliis-if (Ipr K)ff nbeinküote 
Ii"'". ILh- Mij<_"t it, Ki-eiigiu von 
Alt Calikbiir. MitAbbild. lÜO. Uentils 
8aliUhhit Kol üm Schari bis nm 
TaadMe ISS. Oberst Mftedonsld« 
Reisen zwiacben KudoIflK« US«! dem 
oberan Nil 189. Föriter, D^uluch- 
OtUlVika SOB, Ulondiauxs 

KxpediUon im Binterlumle der Klfcn- 
beiDknaU 247. T rt n r i« m . («icli'.n- 
feierlicbkeiteii i i-i ili-n U;ii,> ,411c: au. 
oberen Calabnr (l'i' 'iVriv^rj . Nm-il- 
kameriin 249. Ktrster, Der pu^;- 
llscb-franzutiscbe Budansbruag vom 
St. Xin 1«M Ml. Kirkpairiks 
Karte det Lake Ti«b<>|^x (Kiog^a) 
SM. Verrugauxi Besuch des Sees 
ObOMHUtwi^ (Guldkäst«) Bans 
Meyer, ü'Wv iWu (iletscher des 
KilimandMshafii Mi. In, B. Kandt 
in Kiteb« (0»tal'n).u' liK, Seidel, 
To^o im Jahiii 1H"T 'j- :!29, Huiter, 
IHe VölkvrsWinniP üb df-r RüJgieiiit« 
AdUnau«s(NordknmerDn). UitKarU- 
n. Abbild. 377, Förster, Der Ab- 
■eblufs der R.vpodiiion Man'liand 3»<J. 
SttdRb'ikii. Die wiiUcbaiUiche Er- 
tebUetiDQK I>ciit«ob-Badwe<t^Afrika>^ 
Mit Abbild. lai. Dr. Oarf Vaters- 
Exiieditlou iiix Maschonaland 152. 
Passarxe, Btraiirseiizuclit in Süd- 
nfrilift IC". Mn-.ii.tr*rlvfii*L'ehr*uclie 
l:<'i ■■■.i_u K.uloin. Mit .\l;hUd. i:tO. 
M i 'l li I e 1' r 110 k H l'liiitogi i»! liiecn aus 
iii:rii I.i-l.i'ii ili-r Zi;luk:.llern, Mit 
Abbild. l'6H. Aiidree. Über die Ue- 
deatnag dtr nt«di«ii Bulncn ün 
Ibtobito- und SbucbonataBd. Mit 
Abbild. 308. Dtr lteni-i)iii»pr in 
Noid-Btaodetia .ViUftwitttte* 

Afrlkanbch« 1iis«Ib. Battsrdt iin<l 

• O ra i)d id i«rs Forschuiij^en auf 
Madüj^Hsknr IflH. über die ii<-ui-i« 
Fiimchtin/J- nntl Kn1(ir.i«ntionsthfitij5- 
keit 'ior I' r;ai/.n.--'n nlH^jaskar 
'JVt. ( isterrcichiwbe Expedition nach 
AnIdMi uad aokotxm S»». 



ATum'ka. 

liriUach - Nurdamerika. Aiaaka. 
ftoblnter, Klundiko im Jahr» IOOh 
59. Daob , D«r banadiaelia WiDt«r. 
Mit Allbild. H.'>, Aufwaudernng you 
Uucliütinrzfii nurb Kaaadn ISO. 
Uurchi|iierun(( de» uijrdliclien Teiles 
VOM L»brudur i'.^j. Der Ant<'il der 
itentNcb'D am l'clzbandel Kanadiis 
\'>2. Dir Stelluni; der N'-gt-r in 
Kanada 1(17. df Sainvilles Fi>r- 
>rbuiigi-ii Hill MarkiMizie 1:'9. Die 
erste fiegietungauichuUt im Inneren 
TonAtaaka. MSAbblM. SSI. Baob, 
tebie Island, dor Ktivblior dM 
AtlanUxcIiin Oi-eans •J4-.'. lUicb, 
Sin Iiidinncr Kanudas im Cberganse 
zu üerüliiiflen St;iut<litireern. Mit Ab- 
bild. 2:1. 

V«reiniKle Staaten, .\ndree. Alte 
Triiiniiivln indiiiniiwbt'r Medizin- 
miinner. Mit Abbild. 14. Die Über- 
liereriiiiceri der TillnniukiiidinDer .'iI. 
TmnMill;iiiiiii'lie Schnelldaniprer- 
l'abrten ll'.i. Die Erforschung' der ver- 
/aul>eruui MetH (l<a Meaa eucantada) 



durch F. W. HiMi[;e. Mii .\M.ilii. 
l&S. Ein Flau zur Verbinduu^ von 
Nwd- maA BOduacika dnrcb aim 
BtMotabn ns. Priadorici, Di« 

Beliandlunj; wcibliclicr Gefangener 
durcb die Indianer von Nordamerik» 
Hoffman, Die AuswandarnDK 
nordamerikanisclier Indiaoer aBOn 
Mexiko. Mst AbWttl. ^i*«. 

JUexilto, Ceetralauicrika und Wc!*!- 
ilidivn. Forvtuiiiituii , Au> dem 
InHilirifienlempel von Piileni]ue. Mit 
Abbild. 7*. Bapper, Die Payas in 
Hdaduiaa 80. Boler, IM« iwnEilia- 
nlMhon OomiUde von Caanhtfauilnneo. 
Mit Abbild. 9«. W IdcrleKUDK der 
1'heoric einet a^iatiscIieD Ursprong« 
di r I >-iitralaineriknni»cheu Kulturen 
l'ii' Sii ver», Uicliard Ludwins 
ltris«'ii in r«r.> {Venezuela) 177. 
S i |i ji <' r , I j i I. »raguensiscb« Erd- 
U'bvii vum '2t>, April 1898 und die 
MaribiosvoUuui«. Mit Kartenskizze 
u. AbtNlId. 201 ff. Über die Reise 
der PilotcB Vieente Yanec Finzou 
tind Jnan Dias de Solis nach dem 
Oolf von Ilibueras (Honduras) im 
Jahre l.'iOt« 1511!. Neue mittelanierikn- 
nisclie Reisen Dr. K. 83pt'i»rii IUI. 

SBdamerllta. von d<-ii MriiKtn, 
Indianerakizzen von Hi. ; <' nies KI. a ence. 
Hit Abbild. & ff. Du: Ttiifi lsinseln 
(lies du Salut) 19. Das Eindringen 
•panitehor MlbibiüielMrl'raiBd wtelar 
In die Spraobo dtr Dratacben OUla* 
l>8. Dr. Maothals neue Reise nach 
l'atagonien lOü. H a o t b a 1 , Er- 
forscliunf; clor GIdc'aN mcbeinungen 
ßüdpatai^EK'n^ IL. .\ 1 j^ntinische 
Nnlitiualauselellking l.n Die Pil- 
coinayo - Expedit) >i> It.urreta IS.'i. 
Rteffens Untersttcliuugen im süd- 
lichen Chile 23-J. Neger, Die Ver- 
nichtung der Koniterenwälder de« 
gamMiigtan gOdamirik* Mi. Dio 
FolfOB TOBBotboltaoctB InColnmbia 
S63. Di« Antlbbr Bnlivias Uber den 
H«f«B Antolkiraata 312. Die EnC- 
»chpidonj; über di n Grenzslreit zwi- 
^ 'Ii'-Ti Ar^'inirmirii und Chile in der 
l'iimi von AtacaiUB ^4:<. Dr. Steffens 
Kxpeditiiin um Imgo Cochran« (8Ud- 
Chile) M*. Di« Indianer d«« *dd- 
llobcB Vm 38«, 



Au8tralicii u. Occiiiiien. 

Daa FeatUni. Bpunn de* WUoten 
|Tertikr<?)] XcnaobeD in Auatrallen 

247. 

DI« Insola. K»rl v. d. Steinen auf 
den Mar<|iiesasluaeln Ii*. BCtckkehr 
der Antbro|Kilogisrbeu Expedition 
nach der Torres&trafse iu. Die 
BobniWOB mt der Ketalknnad 
Fonaftitt 87. CarUon. Ein Baricbt 
aus Pitcaim-Island, Mit Abbild. 74. 
Eine Irrfahrt von den Gesellschaft«- ' 
inseln nach Hnw.i i t«i Krimer, 
Die sumoatii^olir Knnijj.kfifi-.« im j 
Hinblick auf <li'' l.L'tzi*«!! HrL-i^Tiis«* | 
in A|>iii .Mit h,irtir.HV.i7r.' 1- . 
V. Biilow, Miveauverandvrungen »iif | 
Smdo* ittS. Die Ltpra is Hawaii I 
SOO. Bainecfce. DiaSanoaner und 
die Kokospalme 347. Die Ballon- 
mStien auf Uougainville (Snlomo- 
in»eln). Mit Abbild. 24:), enlomu- 
inseln 2'.)4. I^eveseys Raiten in 
Britl«ch-Nisu (iniiifji "if ' Kvämer, 
Zur NomenkI:\tiir ■.Nr l'^ii jti?(b.»n In- I 
nein 307, M i C rej»i.>r, Ü üerBritiscb- 
Neu-tiiiiru .1 1:, Dr. I.nulerbiicbs 
beab^icbtiKi« Eri'on«buug des Sia- 



i!>arckg»-birKijs (Neu- Guinea) 328. 
Parle jrs Uuteiisocbung der in den 
gdaan gilmiimin Mabrö am Strande 
dor Bai v<» Koneloa auf Konai 
(Satidwicbrinseln) 344, Die TabiUer 
unter französischer Kemcbaft. Mit 
Abbild. 9«e. Aksudor Acaaeia' 
BoiM Iii die Mdic« 9li. 



PoUurgebletoa 

Aufsucliuiigareiseu nacli dem BalloB' 
fahrer Andri'e 100. Bouvetioael 

im BfidpoTunri'.'*!- 11 K. 1''hcr die preo- 
logischcn Veibiiltiiisnb tines Ttilts 
voll Franz - Jo-ffslnn l UiC-, Die 
■ik' ttijbi' Tiofsi.-i- ■ t\{*\'.it:oii iiti Htil- 
arktiwbeu OctMui 181. ti^itdpolar- 
expeditlontn 27». BntoiAllM im attd* 
weatUeben Wand 294, Die Bope-InMl 
StSO. If a k a rov • Bisbrecber und seine 
VerwandODg für Polarexpeditionen 
3<i5. Düuischo Nonllicbtvxpeditiitii 
Dach Island .'^28. Scbwedi»che Ex- 
lifilvtioti iii\,>h der 'Riin-niOKel 343. Die 
s. h\\ eilii-i:h ■ i u.^si.u-Lc (iradmeaauugl» 
ex{>edition nach Spitzbergen 3itd. 

Hydrographie, Metcoro> 
lo^e, Geophysik. 

EiTicbtung einer Erdbeli«nstalioii In 
i<trafsbur(( 19. Anlage von Küsten- 
wiiidem als Schutz gegen Spring- 
tlutt-n ''S. Kin n>7ues Bcrganeroid- 
Wrniueli i- ' II. nie Erforsi-bung der 
grof&eu airikitia»cheu Seen !>l. Eine 
Erforschung von Salzseen im russiHcli- 
centnilaaiattBcben GeUete AkmoUusk 
AS. Oio EntwfliemuiK dea Tiaai- 
iBoniiebim B««a 87. Die daaliebo 
T!«rs<^e-Ex|ivdition 68 u. 100. Die 
Br iic k n ersehen Klimaperioden 68. 
Neue Scbtii cbfolüHv'litsiü^f!', aus dem 
bayfri'-''li ■ UihtniHclitn (ireiix^rl icte 
8K. Die öeeii de« hi bwarzwaldc« .St. 
AuKgedehut« flache Bank im Hiid- 
atlantiscben Ucean 118. Tiefs«e- 
fiwagbungen Im Boten Maar 110. 
BebiranknnMtt der Oiotaeber auf der 
Erde TJk Heftiger Hlurm »uf Uland 
am 13. H. 14. Nov. 18w8 135. Grcim, 
Fortschritte in der Erdliebenfoi'iu-bung. 
Mit Abbild. 153. Über den Balzgebalt 
Tjtid <tip '!>mpf>r»t.ur einitjor Teile 

llt H S-illt*|l ll^■'• l[|» Il'>". Dl' llf l.tlL:»-!! 

AiifuriWruni^en der Becscliiiiabrt an 
die SeekaiiÄle )B7. Zum Aller der 
Mouauue 184. Halbfafs, Der See- 
iHiTger 8aa liel GMtiuKen, Mit Karla, 
194. Bcbul«, 8ee<piegelw:bwatt> 
kungen auf dem Guiuiidiiersee 318. 
Das Klima Algirin 'J3l'. Uydn». 
i-?iymisi-I;" T'm. r." i' huugen olwr- 
liuy iis:litr S'i_u Über dit' 

peripdi&i'Ii».: W icd'M k''br f!«r Hcm-Ii- 
l^uU•n,N^.^«l 11 i.ii.l lUirr. ii li;il!> 
fnfs, DiiH titeinbuder Meer. Mit 
Karte. 'Mi, BtAbmIiiiw der Seen 
Hinierpommenu dnnili Dr. Halb* 
fafi 312. Klimatologische und 
NiadcrscblagsvcrbültttiMe der Vm- 
gebum d«s PlattenaMM 340k 



Oeologfe. 

Seidel, Hpallentiildungen und 

vertust auf Hi<lden»<>e. Mit Kane 
u. Abbild. V. Die Dünen der »nd- 
westUchen llnide Mecklenburgs 20. 



4 



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vn 



Dl* Monolitbeu Ton Acq , «ine g«o> 
)iigi*elt(> Krurlieiiiong 'JO. Greim, 
OScr Bergntiirze. Mit divi Proliien. 
!4. Harle)! ForKcbangen in den 
Höhlen der Gaunea (Frankreicli). 
Mit AW'il.l, Pie B'ihn;ne«'Ti »n( 
der Kvr;ijt.'ii'ns.'l Kiiiiahiii 'iT. I"l)i-r 
Dreikaiit<^r «nj» 4er l'iiigt;)jeu<i von 
Frankfurt ». M. B4. Über die geo- 
l(^yiacbcn VerliJUtniue einea Teile» 
TOa FlMiui-4<MaM«d IM» Bsvinon 
4m ttngvtittfliiiiM dM ÜMbMlMr 
BswIm im. BmmlK^I« in WmIf 
vnd Otlpmitoni IM. Ntvmiiiinde- 
rungen auf «amo» IM«. Da» Ver- 
bri-ii iiiiii>;;eV-iBt iln* lü liLiihiiifii Nas- 
börner Ui;*. Zur Um^rfDiuiitj und 
Kinteilung lU r Kanuibalor Alp«n 2iK>- 
Mayvr, Neti« iUibnepliritfuud« au» 
Steiermark äU4. Ja«g*r, Dal Inn- 
Uial bei Ktf»t«iQ UDd di« BiMSÜ 383. 
Das ToffconimB und di« OawteinuiK 
In mwlarlud 891. 



BotaidBehes und Zm« 

Dia Pnawk der meridionaleo Subrcgion 
90. Dia Hanatiere im tiebiete dct 
RonKOPtaates :)5. Zweiteilung in 
Yegetntiunaformen nut niineralatoff- 
reli-Ueti und -armen WSwrii Tier- 
H^-ctr;!]!)!!'! !n! ['iilt ryiicliuii^it-:! iil'>;r 
die I'ianktonfnunA dt» äi>u|i«.'iali)i -ü. 
Die geo^rraphiache VerbreitODg der 
Jetzt labenden Perrimudael^-la 
K*Uar, YairtaabtiUia sitf dem Oe- 
Meto dar BMuUarkiHida 4«. Die Ver- 
breitung der Bcbmetterlioge iu den 
Uocbgebirgen SS. Der Meifiener 
Wfir.liati Si. Floro der BurxeolÄnder 
lifii,'.- in S;eiji-nlii.Tnen H4. Xeio- 
pliile l'iluiizen Ii!*. Nehrinif. Q»h 
ea eintt Vi'ülJer in Jfr KHlnjüc:l.fii- 
atej^l 130. i^aasHTgu, buuuri»f»- 
aiMit«» in BMatHllft 16;«. Fauna der 
Kokoaiaaal I6t. DiaHaaptvegetationn- 
xouei) in Rumänien KiS. Selen kaa 
Studien über EntwickeluDg und 
SohüdfltiHU <]i?r Menachenatfcn If«. 
iMi- üts-liulit« dea Weilen» auch 
in lli-mt; rm: te'me in-sprlingliche 
Ui-wnut l'.i'-i. D.i» Vf 1 In i'it tiD,;»({ebiet 
der ticborliii .'u ^■;l^U»J•^i«l' 1»'.'. t)iv 
TofftnoardovH im Tbnrgau 200. Die 
OUadanuig <ler wostpreufsiscb^u Vege- 
tAlieuiimnaUoit 2itt. Handel mit 
BättldpaU 232- Bentkiefarn oder 
Rienenbjtame in Weatpreufsen "f. 
Neger, Die Vernichtung der Koni- 
ferenwälder d«i gemjirilgteu Süd- 
amerika« 26'J. Beitriige au« grieohi- 
achen und römiitclien Kcbriftatellern 
zur Naturgeackii hl-' ilt« Elefanten 
SÜO. Die Ver*uchaä«.'hen!ien im 
Kumt tnibaki-Jtuul Sil. BIliUn- 
blolegiwba BaobaebtoniiaB ntf Bpi'x- 
liergen "2". Da« Fi>Ulen de» Aalea 
im Diiii.iiij^ebn t aua natürlich phygi- 
kaliachen Granden erklärt Neue 
UeubaclitunKen vun ConwenK itber 
die Kibe 344. Der Kiachertrag der 
Nordnee 344. Alter und Wande- 
rungen de« Walflaehea Keller, 
Venrildeita Uauntiere in Sardinian 
S72. Zur TarbreituDg der Uidaebacn 
379. Bia MOUelinJaehaa Byatan Ml. 

Urgesclilchte. 

Ostia» AngablialiealtwandiislieTlitdar 
am Unna Id. Di« Uonotitlifln von 
AtH| Ica^n« v«i|MdiielrtliolM>ii Danlc 



milar 20. 05tx«, Skulpturan an 

Steiokiften neolitbivcher Oräber in 
Mitteldoutochland. Mit Abbild. »7. 
Die Ähnlirhkeit de« irdenen Oeschirr« 
der Krumir in Algier mit Ueachirr 
HU« tier m nlithiBclien Periode 12i'. 
l'i..- It..in.:il.;uiii'a an dem Königs- 
iHTjf« bvi UcKcnnburg IHW. Zur 
.nochnckerfmgi^* IHI. Oegenatünde 
aus den Uubleu im Uebiete von Finale 
(Bivienidi|i«naaM)lM. NaoliÜuaelM 
Vabntatle bei II llIflalA. Kaatati, Kant 
200. Spuren dea älteatin (Terliär-O 
Menschen in Auatralieii 247. Kii> 
BteljiKerilt aua den» Oattpet'/ sn 21^'. 
K t i u*i , l)»robergeruiauUi. h luUscUe 
Liinrs nnH ihtn frSnkisrli«. Nu.li'iiioli- 
gel ir •. Di«' iin-;.'iilitliiM lii-n Ntein- 

di.-n«iiiaier vwntarna»' in der lin-iagnc. 
Mit Abbild. .'{40. 0. Fowkei aroUlo- 
logiache Forschungen am Amur .S44. 
Funde au» dem Keandertbnie 37t). 
M»hnrea<e «ut Schwaiser FAtlabauten 
37)1. .\uagrabuiig ainca alaviichvn 
Kurgana bei Uobrfnai, Ooavarnanient 
Chenion "'fi. Wohuuniren der v .r- 
geachicli'li'.hen ]ie\v...hnfr -lürmn 
399 Die KüHieckung dtr KoJklieu- 
Tu>Hl'linger 392. Bearbeitete Mammut, 
knoctien aus Uun Lufa von Mahlen 
Mü. 



Anthropologie und Bth- 
nographie nebst Tolks- 
kiinde. 

Butter, Der Abacblufa von Blvta- 
frenndaehaft und Vertrügen bat den 
Hagarn daa Qtaalaadaa ia Ndtd- 
■camaruBl. v. d.Btaiaan. Indiuiar- 

aklxzen von Hereulea Florence. Mit 
Abbild, ^if. Andre«, Alte Trommeln 
iinünni'-cher M^liriumflnDfr. Mit Ab- 
l>;.il. U .Viisbilihiii;; iiinf« S.'iiinlJrier» 
de» Kriei^Btichiti» ,M«»«" lui i ihni>- 
graphlirhe und antlH' i"'! i|.'^a«he 
Beubacbtosgeu 16. tilnckaei gegen 
daa WliaB BialE ava Taaia. MU Ab- 
bild. I«. Obar Saabanraani and 
Hexcowaha aal Niedarrhein 35. 
Riickkcbr der Anthropologiachen Kx- 
pedition nach der Torre«atr:tr^>: 'i'. 
Kinflufa dea Geacblechta auf X.t 
brechen M. Tht rSi oiilntfti«- 51. 
Di« tlbcrlief<r;!n^'<n il-r 1 ill;iinuk. 
Indianer 51. Pilxiietullau iiituiicb- 
mittel &2. Die Nntionalitfluverhltlt- 
niaae in ficbleawig. Mit Karte 53. 
Spiafa, Oia Sabrntodalramt Im Bvhu- 
laada ^o|^) M. Di« Entobtung 
eine« Knaaischen Fthnogrnphiarben 
MuaeumainSt. Petersburg tiü. Laach, 
ReligiiVffr «*lbf.Ti';v.nl und -eiix' K-- 

ziehang 7-<MU MiTlfr;.l'lr:'|.C.T 

Tctinr r. Dii- Kurt'ii .m ( |iivu.'»i-n 
Mit Abbilil. \i Kell te. ".mV. v<,t,, 
Figuren. Mit Abbild. II*, üliickici I 
aia Wadiaa 11B> Da* Zigeunvrtum 
and varwandl« Biadkeinungen unter 
dem OeaivblapunlitH der Wirtschaft- 
liehen Symbiose IIU. Melnikow, 
Die ehemaligen Menacbeuopfer und 
der Schamanianiua bei dun Burjäten 
des Ii-liii'tki« hfx» Oouvernements l.'\2. 
Scijniiilt. Langobarden and di« 
neu<^t»ii Fuiniciiungen i:i4. And ree. 
Die Kaaenflöte und ihre Verbreitung. 
MitAbbild. 160, 195nnd3;&. Btiada, 
Oia AnbatttnK dar Biagalaattar 160. 
Qröawadol, Zar budilliiallMhta 
Iltoiwgniplila. HItAbMId. IM. Der 



Men<cliti>;i'r in China IM. Dar 
Krftnt«rniftrkt in Neif>«, «in Kapit«! 
aua der Volkumeilixiii 1H4. Abei^ 
glauben in Nordamerika IBii. Da« 
Stelxenjaufen in China. Hit Abbild. 
193. Ober är/'tli''heu Aberglaul>eii 
der ('bine» n lu i lOntbindiinßeu l'J'J. 
Ül>er die H»mlB V4in Togok-uten l'.tö. 
Neuere Beurteilnni^en der pbyaiachen 
Anthropologie 200. Krauae, Zur 
VarbMitaatf dar aanlmten SielwL 
Mit Abbild. SIS. QMckaafauaUatam 
232. Kann r. üntprung und Formen 
der Wiege. .Mit Aljiild. 2.13. Franke, 
Zum LadiikiT Vidkslii»«! T.'.'*. Die 
Ballonniützr:. auf B<'n;».iiii-. il:r' ( jia- 
lomo-lnsi-lnj .Mit Alibilil i'i . l'rak- 
tiachf !■ iil^'.-i iiii;;en -.ir.r lU r Ktbnn- 
logi« für daa «ociale 1j«ücu 244. 
AMiAngigkeit daa 0«1wTt«ga«icbte» 
der Meageboreaan Tom Sunde uad 
der Beachaftigung der Matter 24>. 
Beutkiefern öder ItienenbKume in 
Weatpreufaen 24li. Conrau, Leichen- 
feierlichkeiten bei den Bnnvang am 
otw-ren f'al;ibar (riofsrivpr), Nonl- 
t. iiiKTiiii j4 :'. i'ljrr -in: I'uHhd k' pf« 
auf dwii i;u»>uIiim:U - baktriieiten und 
indoakylliiachen Münzen. Mit Abbild. 
263. Veründerungen der Volk«Jkiita 
tat nBudlicliaa Banaa M«. Di« Baiaa» 
and MnteebgaaefawnHUif keit im apila- 
ren Mittelalter 279. Liven-Kana 
2H(i. Über Tro|>eniDatHria und Aoäll- 
matiaation -Kft. T)n« M«n^<i|,.nauge 
2Bi). Haim, Znv Thi-i-n: .Lt i:tit- 
atebung de« Ackerl'sut.^ Arabi- 
Kl litir Metallapit g"l vun Bulgar. Mit 
.\bbild. 293. Tib«ti«<.be Mediziu 2-J4. 
Zur Oa«cbicbM dar Magatcnwnei- 
paUon m. Blllarbaek, Dia An- 
betung der Ringelnatter 29&. Uotar- 
schied« zwiachen den Schüdelo «oa 
Verbre<!bi:rn und normalen Menacban 
2i<j.^ Die mediziiiiaclie Tüttowivrung 
in Ägypten 31!. Vr>1s(, HnuHhuu 
und Dorfnnlagv b<>i ünn linW.iVvrn 
in Nordanmatra. Mit Abbild, jih. 
V. Biilow, Zu den Wanderungen nnd 
der Abkunft der Potyneaier (8tainmea- 
■igaa Md Maaii«aifftai«baB|) SO. 
S«hai, Dai Haaa da* Bifalbauera. 
Mit Abbild. 336. Eine Augenblirka- 
pbolograpbievonNatAchinäilchen. Mit 
AbWhl. ChriKtliolin« und lleid- 

M-icheH von k'iniafi.iii PriMifa, 
l>ie /.iiuVi rliilMiTfchnl'ti'n ''"r Ncgrito 
in MHiid-i, Mit Abbilil. ;u.. iT. 
bieffena, Die ludianerpuppenaumMi- 
laag van Vtaa A. h- Diekenaami. 
Mit Ablnid. SS4. Wilter.KarAaibTO' 
pologie der Badener 3;>7. ,M'rhMM* 
Votivgefäfao aua Algier 35t>. Die 
Indianer dea «Udlicheii Peru 3(!0. 
Meinhof, Einwirkung der BeachSfii. 
gung auf die Ppra -h» h«>i tlfn Biintn- 
atämiiien Airikiii' li-i l'i niitteluiig 
der Maf»: und iIh« iinuininlialte« de;« 
Menschen 3'K. Die ph\ aiaclie Degene- 
ration und die Wehrbafligkail der 
europiiacbaa TAlicar ST«. Aadra«, 
Uauaiaaebriftan aoa Oalfriedaad SM. 
Obar daa Oahin vua 
Helmbolti MI, 



Sprachliches. 

Da« Ein iMi.'cii »-nrbehrlicher ap^ni- 
auber Fremdwörter in die Sprache 
dar Deutschen Cbilaa 60, M « i n Ii u f , 
Biawirknag dar BatobMtJguug auf 
dia Spiaebä bei dau BaatnaUbaiaen 
AArifem MI. DieBpraeba dar Bribri' 
lndl«n«r 391. 



by Google 



vni 



IshaltiTerseteliBi« d«i LXXT. Bmsd«!. 



Biographieen. Ifekro* 
löge. 

Dr. Artbar BUfders lUiMU nod Sanini- 

lungvn. Mit liililniK '2>l. AmUrat Dr. 
KrpI Suili-ktiiaiin t 08. IViedrich 
Joppe t H^U. Mh !'.i»!e Slpphnno t\e 
Ko«si t lö" J 'Im Itarr»»- + lnO. | 
Dr. Hvinbold tililert »n<\ Dr. üii.itav 
MöDiiicli« + IIS. AUved Marrlie T 
l.iü, Erntt Ediiara Kuoik t i^-- 1 
TlModor Kireldioff t 81*< Frans v. 
Hauer f 24T. Or. t. A. KKopart t | 
2«:l. 8ir L»in»..H Plnyf-iiT t 2fl4. 
Dr. Gotllieli William liitntr t 
RirOeorf V.KWfn r i'Pt |. Mi?.;-, t ' 
•Jt<0. Sil M. Mi ir.i^r NVil.iaiu^ " 
2ft.'». S.'r!'s-'! iri;;r iplin' iiHi Uriiirifll 
Ki-ii-jf : :i. A|:m1 1 syy {'.'g?,!. Prof. 
^Vill1«^lln Jimlniit -irj. U«urg«! Cliarles 
WdUiah t MS. Frafc Dr. «11116101 
ScbwHtB t ST», 



Karten miil PlSne. 

Da» Oberland (Dnrnbutcli) von HWden- 
*öe 10. Kartr) de» faume M>''je»n in | 
l>wi-r* (Fruiikreinli) 4v>. Die Sprncli- 
g«)>i«te in Bclilniwig, uiMib Adlet 
iS. Da« lettiacb« HpiaellRSllMt io 
Oupreurscii W. Spraelimktrte d«r | 
Wmtaobwelz von Dr. Z«riinirich. 
BoBdcrbeitog« za Nr. !>. 8clien)a- 
tiitL-he Übersiebt der )ioliliacben Eiii- 
teiluDg von Sarai! und Upolu ISi. 
Der Üe^hnv^fv See hvi Oi'i^tinsfn i 
IS'i. K;ir:L-:-«).izzp: ili-r l'mf.-l'untr 
des Vuikan» Mu)iivi<t.uiubti ^u^. Karlen- 
■kizzo dea VulkaniTe)ica205. Kortcn- 
»kizz« d«« Vulkan» Chicbignlpa S33. 
OlpMnilan dca VaHwM El Tiejo | 
SM. m« Atortnimtl Sui Vlga«l I 
2.'il. I)*» 8t<.'lnliuder Meer 285. Die 
t'mgecend von (lebel 8«'» (iti di-r 
IIan*|s39. KaTt«d«rValkmU«tne 
in HoirdkBiWMniB VfB. 



Abbildangeii. 

Baroita. IMlt and StdlabitBrx« beim 
Tietenufer auf Hiddemfte 11. Ter- 

rHiuteDbildun|;eu nm Nordwi^iraiiüe 
Hiildensöea 12. Hafen von I'oiila 
Del^ndn nuf 8iin Mifiiel '.'r<2. l<a|;on 
da« HeU* Cidades 2.iJ. Tbal von 
Furnai iü. üee von Furnaa 2bi, 
Aaabliek auf den fie* von Funaa 

AaiiiH. KDftppelw«! in Sibirien 147. 
Wi(1iiin)( d«« indiacli«!! Erdbeb<>n« 

vom 12. Juni \f<',.i' auf die Matinbai- 
bnicke der Kutsvlii-Üvbnr tfiautiib^lin 
ir>4, ('liiij")<i»clie 8tel«etili<"!Vr rn 
NiulUPiiMühL I''4. Arnieniviiri mit 
Tomard^ta 'Mn. Kutwaldett.' iierge 
im Antitaurii« 2><9. Leger im Tbiiie 
IVkk«- Durt'iiiii 2!<j>. Tviup«Ubor in 
Ooman« (8«bMir} SSD. Beat« det 
Thcaten inComanaStt. Avtebanm- 
frauen i>ii« BcbSlir 2y.' IKr K<-rax- 
Jlel (l'Hffi) AniieniKibe« KlmUci- 

in Sin in ;. lilii-k von der Ciii<d4'lle 
von 8i» auf die Vi>rb«T|;e de» Anti- I 
tauriiK Mi:'>. Arnieiii»clips Miiilcben 
von Sia IllirU über Aduiitt m-*. 

l'zigiiu«ntnä(tcbt>n '■><>!>. Buitu-ii uu% > 
0«b«l Bit (Sjnmii) «40, 9eMifitntH \ 
einer WaaierkitMiig «m Oroiiles H&O. i 
Pap» Lataitw ilüt. Vufflitg«! mit | 



l.aviilil.T', b.i l""rtr«li '»SS, AlliT 1 
griorlii'i li'-r l'rii ^lr-i- ..: i Hoblen- I 
duri-|ilc>cli«rte TuilMukn auH dem 
Tbale von OOreme s:<:\. 
AfrikB. Qlöcksei Reffen dm bSien 
Uiirk aus Tunis Hl u. II». Auf d<-ni 
Wi'gf nacli Kabbutia (Ägypten) 5i. 
Daltelwald hei Kabbtina 56. Scblaf- | 
räum in Kahbuiia l><i. Kin Kanal 
in B<.'barki.ieb 57. OaxUimmer io 1 
Kl-(ibazali .'>T. Degrilbnia in E]- \ 
Oliazali :>M. Kingang eines 'I'ro- | 
glodytenliaus«« in Macmata (Xunia) 
105. Inneres eine« Troglodytenbauce« , 
Iii Matimua 10». OMarirdiaeba Ül- 
mShl« In Hadiga 106. Anaiotat dea 
Tioglodyteudorfe« Medenin 106 An- 
sicht von Douirat, 8üdtune(i<.ii 107. 
Kluf«lK-1t ili»? \Vin.?Iiii<'k<'i- Sw.ikop 
bei l'.il.Uii'S'iin u IL'.. Tab. r.i:;ia- 
AufDaliMii- lies S',1 im: li.'t'. s ili-s Ütfillje- 

flu«8' « ui.tci iiiiib Si liiiir.iiii't 1 ii. Ent- 
wurf lur eine Iriinkanlage nui Uro* 
M WiadbMk im AMicbM» des 
Btandammta iralian bat Ariam. 
unfern Ukauiaa li6. Okatjicomba. 
Am Ufer dea Kanflusses I2B. Oka- 
liundja. Ulick auf den Kai»er-Wil- 
belni ■ D<-ri; 12v'. Dl«^ Konigiu von 
Alt-Calabar (West-ifribn) !ho Im 
Handsturm der ;ik> ! üi-'-lj' i; I "' 

ÜBZullenjttK^ mit J;'atke» , Aufl'rucii 
dar OtMliKliua I»». JNa raifcen 
werdaa Iotg»l«!i««ii 191. 8«b«ich 
MaMar-ebn-MatruUab 19t. Vortrag 
arabiwbar Barden im Zelt 192. Luft- ' 
»piejfelung bei Ssn-vl-tlaga Mt2. Tanz 
der PondojUngliuge bei der Hann- 
barkeitserklilrang 2:il. Gerüst cmi-r 
Kaffernbütte 261i. Zuluwviber mit 
Kierkrügen 269. Zulabraut mit ibreu 
Brautjungfern 270. Die Kulubraut 
schneidet dem Hocbzeitaocbsen den 
Sebwana ab 270. Jnaga Kaffem in 
der HNOoMltoMbt «71. Simbabje- 
^Opfencbua««]* mit dem i^odiakal- 
kreis und anderen agtronomi»<.'ben 
Zvicben 30S ii. 37G. Tituat, Kabncn- 
trägcr und Dolmetnolier OareKS» 
(Kamerun) »"'t Typus aus dem 
Batamstamii.t- v-i'. t'iiudi-Baliatamm 
und Yäm v.i Hiili-'.inira ilSI. 
Amerilia. Onnii.i huf der Fabit 6. 
Tscbamakoko- Frauen 6. Uororu mit 
Mai'aa-, Littt/a" vaA Dbiaehmuek 0. 
BeK»6>Vimi«rund-Prauci)?. BororA- 
Kioder 8. Tanzende lioror<'> u. (>e- 
neindew'obnbaua am Juruena 3i>. 
ApinkA. <i<>?iic!.«'.» • und Armtiittn. 
wieruuK l''<ii?n A)ii«)iii. 

Tätlowierter Mund Sl. Apiak;i mit 
L.-xiize .il. Apiak.i mit Lanze, Obr- 
ptliWken nnd Uruatbemalun;; 31. 
Apiakii, an Uruil ttwl Bainen U" 
mall. Kedemchmuck 32. Apiak:i. 
Drei Oraxien. bemalt und tättnwiert 
^3. Maiiatampfende Apiakä .Frauen 
y l. Lausende Apiak» l'i'auen. Topf 
mit Mustern; KIe: lit»t«nder :(4. Miiu- 
durukü mit Ueticbt»tiitlowieruu|; und 
Hemiiluns 34. MundurukVi, Frau 
uud Kind, bemalt und tiittowicrt 
Algonkiii-Hcbnmnnenlroniniel !.'>. 
liieifitig Abbild ungeu vomlntcUrifien- 
tampal von Falanqtia K n. 7S>. Kis- 

galaat bei Hontrvat M. Tol^oggan 
eblittrnbalin bei Ottawa HS. Kanaili- 
(aber Hundiwcblitti-n 87. Küwejjel- 
yaflitei) hei Toronto S". ürand Trunk 
Hailway -Zu); auf dem Kise ile« l.üi i ii / 
Stromes lioi Monireal »'S. CaCHiutzin 
nnd ßinii'ienlo vor I I; rua -ay.rnpilli 
Uli. Ii, Jacinlo Coitez Cncalolzin 
M. La yaiH Kneantada in Man* 
Haziico IM. Der aur Aconia>llli«aa 
biiiMirfahniHl« Raitiirad US. Eine 



Pueblo -Töpferiu l'"!. Sun K:<U'vsn- 
Tanz zu Acuma 1: 7 Dir (;i[itVl 
der MeM Uncaatada 157. Der Auf- 
Mtg in dar graban Klnft von Katuina 
16S. Poablo-Waaiertrtterl.'iS. Kircbe 
von 8. Sebastian in Leon (Nicaragua) 
nach dem Krdlreben 2ü;i. Die Kathe- 
drale von Leon nach dem Krdbeben 
(veibojjenes Kreuz) 2ÜJ. Dlick ins 
Innere des Muiuotouibukralers 204. 
Vulkan Telica 204. Die drei Krater 
im th£(igen Telicakegel 2U6. Der 
tbitiKe Kegal de* Telica von Osten 
RaMhen 90(. Btrafse vonCbinandeR» 
naeb den BrltebcB SM. Kireha 
San Antniito von CblDandaga naeb 
dem Erdbe1>en 224. Kirche von 
Guadalupe in Chinandega 225, Eine 
Ori.is>['<? vnrt S l.uliiiiiilrl c:; i:- CinOc 
Cn\ , \..\nk:i :.;\. ]m1uiji.-i knabe 
Vif: III Klituui m iUv rtttiiil« «u llegina 
und aach sech«mouatlichem Aufent- 
halt In der Schule 272. Christlicher 
UraMam nnid haidaiiaber Totem - 
pfabi auf dam Omb« daa näuptimg» 
Knukitcli (Wrangel) 274. FUbKr 
der Auswanderung nordnmerikanl' 
scher Indianer nach Mexiko: Tawa- 
miki>, ein CrcekhäuptlioK; Tam- 
<']iC'muo, ein Kalsniaun der Creek; 
( Ii." i.fw-Mischlinge, Hauptführer .S(»B. 

Anstraiicn und Oceanien. Lookoiit- 
rid^e im Inneren von Pilcairn mit 
dem Fp!«en der ChristiansbiMile 74. 
Tjjii;* i\'jt ^jijwühnlichen rit:Miin- 
hanser 75. H«us de« Präsidenten auf 
Pitcairn 75. Ansicht von Pltoalrn 
(Uoouly ■ Bay) 75. ParlaiuentsUauf 
und Xircli« auf Pitcairn »Iilaiid 7C. 
Qrabmal von Jobn Adama, da* lautan 
der Meuterer, »af Pitcairu 7«i. MSnner 
von Bongainville (Salomo-Infeln) mit 
Pillorimmj-iri ?4''.. Tiil-itii^cb^sDoppel- 
■iihizrv.^ i.i-i iUn- i'.ji.'V ili-s 14. Juli 
j- i'i :ii Fft;,«-«!* ä7v'. üpu Upu-TanÄ 
in I'r<;./cete ;*70. 

BlldiiliiK4>. Dr. Arthur Btifsler 28. 

Anthropologie, Kthnographie nnd 
ITr^eschicbte. Ganmi auf der Fahrt 
r>. Tscharaakoko-Krauen S. Boron'i 
mit Nasen-, Lippen- und Obrachmuck 
6. Iluroro-Münner und -Frauen 7. 
Dorurvi-Kittder^. Taaceud« ßoruru 9. 
Oemeindawalinbaai am ^umaaa 30, 
«ApialiA. OeaiebU. nnd Amtfti»' 
wienilig in Linien :tl. Apialiä. 
l'ititDwierier Mund rn. Aplalcd mit 
Lanze 31. Apiakit mit Ijinze, Ohr- 
pdöcken und nruslbemalung .11. 
Apiakr», an Brust und lleinan bemalt; 
Federschmuck '^2. A|ii:ik:i. Drei 
Grazien , Ivmalt und tüttowiert 3.S. 
Maiaatainpfenile Apiakü - Frauen 33. 
lAuaend« Apiakii -Frauen, Topf mit 
Mutnn, nccbtcUndcr 34. Vnn- 
durnhO iBitQaaiebtatüUowfemnK nnd 
nemalnng S4. Mnndunikii , Fran 
und Kind, bemalt und Ulttowiert 
3.'». Algonfcin-Scbrünntipnf rf.'ttm»! l.'i. 
fljiicküei ge(ien tli-n l"i-tii MliPk a'is 
Tunis I». Das hifiiiliiatt^itjiralt bei 
Zöschen (Ilesseu) nnd die an dem- 
K«ll>en sichtbaren Skulptureu 'in U. 
■w. Tliuniiiaelichaii aoa dem Stein* 
ki^ten^trali bei Zlaobcn 39. Fllne 
von Ilausern der Kuren in Ostpreufs«n 
lO't. Plan eines Melneritgener Orhöfts 
110. Girl>elst-broinrl!, Grtibkreuze und 
Oriiliplalten i< i Km i n 1 1 1. Fischerei- 
(•erite der Kuren 113. Volivgaben 
an« liuyssinghen 114. Volivfipuri-n 
aus Kevelaer 115. Orang Siikai von 
der Halbinael Malaka, die Naaan> 
flCMe «pielend i&O. AbbOdun^n nur 
boddhiatiantaan Ikonograpbie 170 U* 

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I7B. Ohlnaciiche Stelatnllafar zu 
Niuttcbunni; 194. Oasahnle Bicliel 
213. Abbililuni^en von Wiegru ver- 
«cbieilener VölkeräB^ bi» 237. Männer 
von BoagainTilia mit BBUonniiHz»ii 
243. Münzen (^itfhiiclier Königit 
von n»ktri«n ZOH. MeUlUplegel mit 
araUtMlier Inschrift au* den Buinen 
von BnlMT W, Ualaier-Kampong 
AMiRiif Itt bat Kot* Pinang im Ob«r- 
laml des FanebfluiM* (Snmktra) 319. 
MttliüiMb« FtldbUtte «m mittleren 
KwalnfliiülM» SI9. Urtus de« Sibsjsk 
(Obf rliau]!") von Budk'-'i Ki[iut in 
Üt VI- - lit'li :; JU. 'i'iriiDr - Hnaii 
I'rtnjfunjuiii^uti, öjftlii'h vom Tabaeet 
»SO. KeiMtanipfbftiu (Letang) ans 
4« tompwig RoaMi Sipttt «81. 
Baiwpdolur «la d«m Kuo^Ksnpoag 
BukitSSI. Tanipat duduk (SiizptaU) 
mit SilulentelinitiiiDg der i^ofun 
Tragepfeiler uint BemaluiiKi <'iu» 
Porobbo am \Ve«rufir di? TuliaifK» 
;i22. Tampat dmiuk (Siuplatz) aus 
Kot«sang (Pakpak) 322. Pakiiaksmrg 
mit Bambuascbatxdacb aua K oti^img 
8t8. Tinior-Kampong Pangunjung;an 
Mlich vum Tobnaea .124. Dorfplatz 
der Karo-Kampong Bukit 324. Grund- 
rifs eine« RIfelbause« 334. fiifelbaa« 
in Bruck bei Nideggen, Kr«i« Dürvii 
337. Indiscbe Tanzerinneu auf «ineiii 
Julirtnarkti" I>i»r Plati der Y.r- 

inii«^-i"uii^ bf i (It'ii Mt^uliirs von C.-iinac 
340. OiJjiV'Ua( a).[>e l'upp« der 

pQeblo- Indiauei 155. Puppen der 
uppe dar Apacba 3r)5. 
PappmbandtAscheh«D dar Ifwptrc^s 
SSS. Puppenwiega «l«r FlxOiMd- 
Indianer 355. Puppenkluid der Nez- 
pvrc^B 350. Puppenwirge der Apache 
356. Zauberblld«r«chri(t«nderNegrito 
von Malaka 3a4 bia 369. 
Oeoloifip, ZooloRle und Botanik. 

Plae, [.üiig^- uiiii Querschnitt von 
Aven Armand 4ti. X>as Joote-Tbal 
41. Vorbereitongan zum Abslieg, 
B«A»tigung dar Strickleiter 41. Aren 
AnMDd: Der Urwald 4S. Oratl* 
von OargUan, SpriagbnwRcmiMl 48. 



Bttehenehan. 

Amico, Die K'pi.lilik (lan Marino. 197. 
Ammon, Zur Aiiiliropologi« der Radener 
357. 

Arcbiv für BeUgiunawinenacbait, Bd. 1. 
1*7. 

Banmann , Die fiiid Toito vnd Ihra 

kloinen Nnchbarinseln 358. 
fi' VtbiKn, Kim neue Bestimmung des 

yok^ 'b r Umaimlbkugel 110. 
Brno», ruri»Li. u;er paa Island 182. 
Brunn, Diiirb eutv<jlkvrte Gegenden Im 

iiirjf^ien IIo<:hlande von Island 214 
Bruun, Einige verlasaana Anaiadalungen 

te 'AuMMfil* 1. w,, witenuht in 



1N7 SU. 

Bäbler, Omndrifs der indo • arischen 
Pbilulogie und Altertumskund« 27B. 

Canstatt, D»« reptiblik«iilwli« BiMillm 
in V.^rgaDt;i>Dbpil nni OtgmWKt M. 

Deeck«^, li»Iii>n 343. 

Dcnoeti , Soic» on tbe Folklor« of tlM 
Fjort (Frencb Congo) 245. 

Jtotrtlimihi, fite LtBdbnuMMB te 
•ttlkntroiilMlMa VmUr Sl^ 

Fellberg, Dantk BiMteliv, mMm 
som d«t i Manda Und* IttrtM 1 7Mt> 

jylland 358. 
Fi'tzner, Oer Kagera-Nil 310. 
Forke, Blnt<-n chinesiselitr Dichtung 137. 
Fr:<-dr:rb, H:.t.deli- undVvodaktnteitt 

von Kleinasien C5. 



Frobeniu«, Di« mitMHilmnnw der 

Naturvölker 115. 
Gaiiibltt, Tht< God-Idaa of th« Attoitnia 

(ir fex in cfHifion 65. 
(ifliii-, Die ubuc iltfutguhe Kobjui.iHÜun 

in PüSL'u und Westpreu/sen 278, 
Grub«, P«kiDgei- TotengebrAueh« 19«. 
v. Haartit, NordpoUukart« 1«6. 
Habn, Veran«li «iiMr TbMuto iiDiwrw 

AekarteitN IM. 
Uansan, Beitrag zur Oescbiebta der 

Insel Madagaskar 310. 
Bassert, DeutnehlAndi Kolonleen II«. 
Hefe, Die Mi>: itrüi-litags- und Abflufs- 

verhitllnisse im Am'fttDgungBgebiete 

dar Thür 65. 
voa Hess« • Wartagg , Bcbantung und 

Illing, Der VMijihM te Otrno SM. 
Joiiv, BmIA vaA mu» te iBdo-Ailw 

Kircbbnff. Pflauim- nad TtarvtrbMi- 

tuiig 308. 

Kobelt, Studifii zur ZwMgi ugraphle IM, 
Koeuigawald, Bio Orand« do 8ul 
KoUaMBtt, Dar KoniwwiL_ 

oiUMktiiJidMa Koimia 11$. 
Kristensen, Danske 8«gan 197. 
Kudakow, Olcbon. WirtaObaft und 

Leben livr Burjaten ete. 6«. 
Langhaus. Kar li-ti der Verbreitung von 

Dentachen u. üUtven inöttamiek 948. 
Magnus. Studier orw te «omke be» 

byggels« I. 278. 
Härtens, Südamerika unter U^uriderer 

Berücksichtigung Argentiniens 49. 
Uehlis, Di« Ligarerfraca SlO, 
Heyer, H., Dal dentaelia ToUatam 196, 
Hiniaterium für Elaafil-ItMluteB 

SutisUscbe« Bureau, Daa 9t 

KInaft-Lotbringen 18. 
Much , l'rübgeschichtlicbe l'und« aus 

den österreichischen AlpenUndera 30. 
Müller, F. Max, Beiträge zu einer 

wiateoieliaftliobeD MvUwIogie 16. 
Mailar. IteUaahit lUaatnu' 

!. B«ad! raaenaatt t»l. 
Oberbummer und Zimmerar. 

Syrien und Kleiuasien 348. 
▼. 0[>[*uheiin , Vinn Mittelmeer« Zum 

l'«riii«cheii Golf, durch den Haunui, 

dii: Syrische Wüst« und Mesopotamien 

;.41. 

l'arkiEtson, Zur Ethnographie der tiord- 

wesüichen Salomoinwln 214. 
Pauliny, Kart« von Bebtteeberg. Baxalpc 

und Semraering 310. 
Faxmann, Die Kali-Indortria te Umr 

Badeutnng und Entwickelung 65. 
Feei, Sriebt und Erwandert I. 117. 
Peez und Bauduit/, Ocncliicbttj des 

Maria-Theri-.«l.i Tli.i;er« :!4(i, 
Penck , Friedru'h biruony, I,i-Ix>a und 

Wirken eines Aljetift-richerj 19. 
Pittier de F&tn-ega, Üi« äpracbe der 

Bribri-Indianer in Cottariea SM. 
Radde, Ornndzüg« d«r Pflaniei>T«rt>r^- 

tnng in den Kaukaiuslftndern von der 

unteren Wolga Qb«r den Manytsch- 

Scheider bis zur Sohaitelfltche Hoch- 

armenians 309. 
Batzel , Deatfiehtemd. Einführung in 

die Htimatkuiiiln iH. 
Kebhoclc, I)iMji»ch-8odwe«t-Afrika. 8eiB« 

wiruchaflUcbe Ei-schliefsun)^ unter 

beaonderer Berücksichtigung des 

Wmmn itu 
Bebboeli. Dantiali-Udwaak-AMi«. 

96 Lichtdrucke nach Photograpbieen 

»US dem Herero- und Namalandc 130. 
Rotliplet«, Das geotektonisehe Pit /I1(>m 

der Glamer Alpen 1 te. 
dp l^JniHMirf l'nycli'iVsgip d« I» roloni- 

n.itj'-ni fniij;,.ii>.r dam n«* r;tp|K>rLs 

Bvec les sociales ludig^nes 2*6. 



BcLimper, PflanzengeQgnpbl* tntfH^ 

siologiaeher Qrundlaga 17, 
v. Scbrötter, Zur Kamiliili dar ! 



krankhelt 27*. 
Sclnv»)^ . Mit Schwert und Fflng la 

Detiiscb-Südweslabika Mi. 
Scobel, Andree», AUgMUterflttitelM, 

IV. Aufl. 117. 
ataAeii, Enradiehm «aptamdan dal Bio 

<Xmm« (Patagoal* Mayaniftl) III. 
Seidel, A., Transvaal 1S2. 
Seidel, Anthologie aoa dar Mlatlieliaa 

Volkslitteratur TpO. 
Bonn«. Ijddti- vtiu l!hi?in 411. 
Tbonner, im ufrilmniacUuQ Urwalde 

Tyndall, In den Alp«n 165. 
Uebtoauikr, OriantMlH Br. Ib^. te 
Kftiiara v«n BnCrirad Hikolana II. 

als Gror«nir9t Thronfolger 1690/91, 

2. Bd. IM 
Wad«1<t1l , AmuM Iba HimalayM S45. 
i:iui:iirnuann , Dia «HMfUaetoi Kola> 

nieen 35d. 



Mitarbeiter (Bd. LXXV). 

Andra«, Dr., Weener (Üstfriesland). 
Andre«, B., Dr. pbil., Btaiuoaohweit. 
Bach, R., Montreal. 
Bergeat, Profeiisor, Clausthal. 
Berfcban, O., Satiit»! «rat. Braunschweig. 
■Rilterbwlc , A., Ol»-r«t «. D. , Freien- 

walde ft, O. 
Boni , r . Hc-r2op;enbuclueB fScbweiz). 
V Bülow, \V., Matapoti (Hiivaii). 
Caris«D, F., Dr. pbü., London. 
OeBiso, Q; wu Zeil in lUatnuk 
Onunner, H., Profcawr, Wien. 
F&rsteinann, E., Professor, 
Förster, Ii,, Obent a. D., HBraehem. 
Friinkv, IT., Mixuioiiar, Leb (Iiadak). 
Friedeni'i, OiHsrIeulimtit, Alton». 
Ciebhardt. A., Dr. pliii., Nümlwig. 
Go<;tz>', A., Dr. phil., Berlin. 
Orabowsky, F., Mas«umsinsp«kt., Brann- 

aebweig. 

Orefan, G., Dr. phil., Privatdoceat, 

Darm Stadt. 
Grüowedel, A., Prof., Berlin. 
Hahn, Ed., Dr. phil., Berlin. 
Halbfafs, Dr., Meuhaldensleb«n. 
Hauthal. R , Dr.. rb<*fg<>oIo^e, La Plate- 
Henning. * b. L., New '\ iirk. 
HofTmau. i b. U., Wüslunglon. 
Hutter, Hauptmann, Weilheira. 
Jaeger, J., Dircctor, Hnnch«o. 
Kahl«, P., bigeoiaur, 
Kanitz, Dr., Lübeck. 
Kellen, Tony, Esaen. 
Keller, C, Prof. Dr., Zürich. 
Klemm. K , Dr., Grofs-Licbterfelde. 
Kulwli, l>r. pliil., .Si-bwanbelm. 
Kimbriier üeneral a. D., Wernigerode. 
Krämer, A , Dr. med . Kiel. 
KrauM, U. U. L., Reg.-Arxt, Uaartouis. 
Krauae, L., Bioetoeb. 
Laach, R., Dr., Horn (N.'Ofterr.). 
Loreuzen, A., Kiel, 
v. Luscban, F., Professor, Berlin. 
Mehlis, C . Dr., Neust«dt ». H. 
Meinlmf, C, l'aator in I 
Mfilnikiiw, X,, Berlin. 
Meyer, A ß , Geh. Hofrai. Dr 
.Neger, F. W., Dr., Wunsiedel. 
HtKiBg, A., Pnl Dr« Batil«. 
FkOsake, B„ Oberiahrar, KnttovUs. 
FHiafM.^10ddel1mff (biikolaiiiia}^ 
Praub, K. Dr. pbil.. BarUa. 
Rehm, H. S., Kftln a. Rh. 
Keiupcki', Dr., HreHl.^u. 
Itoth, >:., lli>:.|i.ahekar, Halle a. 8. 
.«»Mier, C, Dr. pbil., OobftB. 
V. »cback, hibiug. 



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X 



Drn«l(r«hl«r im LXXV. Btnde. 



BcliliKer, O.. Dr., Berlin. 

Bcbmidt, L., Biblioclielur, Dnidw. 

Bcbulz, K., Gymnasialdlrakt., Oman^M. 

Soburtz, H., Dr., Bremen. 
Seidel, U., B«rlm. 
V. SHdIIU N., 8l*»««r«t, Tifli». 
Beler, E-, Dr. pbit , Stt^fi^itz 
ai«g«r, Bob., Dr., Profesior, Wi*^u. 



6iev«r«, Vr., Prof., Gtenmi. 
Binger, H., Redakteur, Brombaig; 
Bpier«, C, MtaaiouKr in Keu (T«goJ. 
Staffen», C, Dr., New- York, 
V. d. Hieini^n, E-, Prof., HwtmlMlftliMy. 
HIeiunieU, U. 8., B*»g. 
Stieda, L., Och. ll«dililUil»t, EMgh 
bsrg i. Pr. 



t Vktsncr, F., Dr., t<eipzig. 

Vierkandt, A., Dr. pbil., UraanadiWeiK. 

Voll, W., Dr.. PrivatdiKcnt, BlWlR«. 

Wilwr, L.. Dr. m«l..'H«id«lberg: 

Wintenüts, II., Or. pbll-i Wclnterge- 
I Prag. 

Wolkenliauer, W., Prof., Bremvn. 
I Zemuirieli, Dt., PlMien L T. 



Druckfehler Im LX&V. B«nde. 





91, 8p 2, Z. 


9 von 


nntlo lia* Mormeu datt Namen. 


■ 


ISO. . i, . 


M «to. , 


m 


, Duchuborcn «tAtt 










Ducbob<irz«a. 


• 


tso. . 1. . 


SS et«. . 


« 


, .Acbalkalaki ütMt 










AcholkoUüii. 


m 


1Mb , 2, . 


W 




* IliiuUaada. 













S. 168, 6p. 1, Z. II von anton Um Will<-tib«<ic »utt 

Witl.-ti»>i'rt'. 

„ 1S4, , 'i, n - M • Lijsaui-i h'iitt 

Lif sauti'- 

, '.'2U, . 1, . , obvu , (ScbkeieD) sUtt 

(POMB> 

947. . 1, . 11 , vBttm , Mgj iit»tt IiHt<». 
. 307, , S, . 4S , . , wie wo I.a«eh«n 
rielitif bemcrlit abitt wie von LaaeliftB, 



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GLOBUS. 



ILLüSTKIKKTB ZFJTSCHKIFT FfK LANDHR- l nd VÖLkKKKU.NDE. 

VBRSnilOT HT DEN ZEITSCHRIFTEN: „DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEIUEM". 
HERAUSGEBER: D«. RICHARD ANDREE. VERLAG vun FRIEDR. VIEWEG A SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. i. 



BRAUNSCHWEIG. 



XMkdnMk iii«r ■■«h CbrndnlutaA mU der 



I. Januar i8gg. 



Der Abscblul's von Blntsfreiimlscliatr nml V*m tr ieben bei den liegeru 

des Graslandes in Norilkaiuerun. 

Von Uauptuiann llutter, 1. bayarisches Fufs- Art.-Ko?.'t. 



Ich habe in n.finpiii Aufsatze in Nr. 13, FJaiid 74 des 
Globus über die „ZLichensprache" der DtuUbraderschuft 
Erwlhnuitg gethan und mAohta mich t-4m«b«1 di«Ab* 
•diliebttnff aolchar aaa dar stblntahflii FtOlo von BOdem, 
die eingehendere Sohfldenmg der Sitten, Gebrftnche 
ti.e.w. der Eingeborenen Nordkamenina bieten, fcernus- 
gri-ifi iii! — im nBch-tf^ln juii n näher darüber verbn-iten, 
und zwar über die I iL-liniui ln.' hierbei, wie sie der Gras- 
landsstamm <i>^i- liali (si>li(- oljen erwähnten Aufsatz) 
beobachtet. Ich wähle diesen Stamm, einiatl, weil ich 
infolge fast 1 ^jährigen Anfentbaltc« bei ihm äemlielien 
Einblick in aeiu religifieea und »ociales Leben gewonnen 
Iwbe, dann aber ancb, weil gerade er, so unanvarlisaig 
und hinterlistig er sonst ist, <<ü wi hil' er dem von dem 
Fremden oder einem anderen Stumme f,'r;i,'Lbenen Worte 
traut oder ilu-' lm^'c-ik' hült^n v'i '^"inifii ift, (Iii- finroal 
geschlossene iUutttreundschaft Qod die nat ihr basieren- 
den Vertrüge peinlich und heilig hält, im Gegensat/.e 
tu vielen anderan StAmnen an der WeatkOste Afrikas, 
nnmentUdi nm Kongo, die in dieser C«rani<Niie nicht« 
•ehe« nad meben» aü die officielle Fenn, Geschenke zu 
erpressen. Darum sind sie aneh mit dem .\nerbieten, 
.,lJlat zu trinken", meist sehr r.i.s<-li )•(•'. iL i Ilftnd, drän- 
gen dem Reisenden diese ForuialitAl geradezu auf. 
Anders der Uali. Ni' Li nur, dafs er erst nach langer 
Bekauntsohaft mk dem Weifäcn, bczw. dem Angebörigeu 
eines mdcren Stammeä ein Wort Ton seiner Oeneigtbeit 
n diesem engsten B&ndnia Terlanten ll£itj einer diea» 
besflglidien Attdevtnng des anderan fegenUbar, noch 
wenn es der Weifse ist, der ihm dafilr begehrenswerte 
tieschenke in Aussicht stellt, Terbält er sich yollkororaen 
ablehnend. Er thut den ersten Schritt hierzu. l<u< uviil 
der beim Neger gcwifs sehr ins Gewicht faiieiid« Um- 
stand , dafs jegliches Gegengeschenk fUr die von ihm 
angebotene lilutsfreundscbaft verpönt ist, macht die 
hohe Bedeutung dieser feremonie klar. Sie bat aiob 
hier im Hinterlandc von Norditameran SU einer religid- 
Ken Einriebtang ausgebildet, vrodnrob, soweit dies eben 
üliiTliiiupt iiuiL-r mcii^i Ijjrlirii \'(-rl,r:Itiiisn II inSglich ist, 
tlic Heiligkeit der (irmi.il riliL'f'>i'li!ij«.iriii ii liilndnisse 
und Verträge unbediii;,'t t wird. Ati< der ängst- 

lieben und peinlicbea Vorsicht, womit die veri^chiedenen 
Punkte eines Tertregcs besproehen und immer wieder 
IjesproolwB werden, an« den mannigfachen Erwägungen 
und Überlegungen, wovon der Neger eooct im fewtthn' 
liehen Palaver durctiaa« kein Freund ist, sondern stet« 

CUbo* LXXV. Nr. 1. 



den Mund voll Versprechungen und Beteuerungen bat, 
an die er nicht im geringsten glaubt, kann jeder, der 
den Charakter de« Negers kennt, ersehen , wie ernst es 
die Graslnndstimme mit der Dlatsfireundsdieli nehmen. 

Unser Dolmetscher Mnyonga, der in Kamerun ISU" 
gere Zeit eine Missionsschule (Basier Mission) besucht 
hatte, allerdings ohne N'eophyt xu werden, tii<1ite uns 
die Heiligkeit der Illntsfreundsrhaft hier oben im Gras- 
lande damit zu veranKchuulichon , dafs er uns erklärte, 
„die Blut*freund.«rhi»ft hier sei das Abendmahl des 
schwarzen Manne.'-". 

Die Blutsfreundscbaft wird «owohl ihrer selbstwillen, 
also als reiner Frenndsebaftsbund, ab Sobuts- und Trutz- 
biindnis . st>i fs nun zwischen einzelnen oder ganzen 
Stämmen, uilei- z. lt. «wischen dem Weifsen und einem 
Stamme. pi"!i hlossfii , iiLs :iui; li liii-iit nie liU leierlithe 
Grundlage für eineu einzugelienden Vertrag, einen 
Friedensschlufü u. dergl. Es kann also der Fall ein- 
treten, dafs zwei Kontrahenten, die bereit« einmal ihr 
Blut an« dem erstbeseichneten Grunde gsmiseht haben, 
aus letztangefUirter Varanleaanag aum sweiteit-, flber- 
hnupt des Sftereu mal Blutsfrenndsehaft trinken. 

l)ie Form ist nicht immer die gleiche. Selbst an «■in 
und demselben Orte unterliegt sie manchen Abweichun- 
gen. I>as we.^entliclie und sich stets gleich bleibende 
^lerkninl aber ist das gegenseitige Trinken des Blutes 
und die damit sinnbildlich ausgedrückte Leibes- und 
Wiilenseinignng, sowie . die Terwünschungaformel fttr 
Bruch de« Blutsbonde« : ^daA detsen Baudt anschwellen 
und derjenige in neun Tagen eine» qualvollen Todes 
sterben solle, der nach diesem Hund« treulos und un- 
wahr handeln w(ird>;-. 

Ich glaube meiueoi TI ' iini [im besten gerecht zu 
werden, wenn ich einen dieser Akte ausführlich schildere, 
wie er auf der Station Baliburg statthatte und der uns 
die Bundesgenossenschn ft zweier Grasland.st ämme .sicherte. 

Idi habe ihn — bei «einer Wichtigkeit in politiaeher 
' und ethnograph isolier Beziehung — ausfohrlieh In mei- 
nem Tiii^rhuriir iiicilt'rgi legt tui'l cHif-re (Iksca wütflic?:. 
Er luii^^ alb l"-i>]iit-l für tirn .iln-ii >/r st bezeichneten Zweck 
einer BlutüfrLiindHidiaff dli ricH : Sulbslzweck ; auch den 
( zweiten tirund für .\bschlufs einer Blutsfreundscbaft: 
Basis für einen Vertrag, wo alüo der Abschlufs Mittel 
lum Zweck ist, möchte ich in gleicher Weiae dnrela 
ein Baispiel — ans mmneu Tagebaehe — anechaolicb 



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9 HutUrs Dtv Alitoblutt voa BUtifreiindtQbRft u. VertrAgM b«i d«a Nafflm d. GrsaUadM «te. 



«BkUbinVi IS. 2. 92: FMb bcniU kamen FontA und 
Tituat, dk »rdi Vwtrmten 0»r^M (de« Uftoptling« d«r 

Rali), mit der Mitteilung, dtf« die Abgemndten tod 

nafreii \ini\ RrtmundB bereit wiircu , Blutsfrcandscbaft 
mit Uli» 2U trinken. Um 12 Uhr mittngs kanirii sie suf 
die Station: Vier Müimcr uns jctiuiu Stnmuif uiit etwii 
20 Gefolgsleuten , atle mit lieo weil waUautien luale- 
riscLun ilaussngewflndern angethan (Xacbtigal nennt 
■ie •Toben'*). Attf dem freien Pletie vor der Stelion 
Iniieiteii eie aicli im Kc^m nieder um deo Fleggmwt, 
an dem die deutsche Kri«gtflagge geiiifat v«r. Wir, 
d. h. Dr. Zints^raiT und ich, zogen unsere IlaaMagewSnder 
an und liulsi-:! iiiin in i'ii'r.T Mitie auf dr-m Steinsitze 
nieder. Laiigu gingen die i'jtlav«:i liiu uuJ lier; jeder 
der beiden ^Sprecher" jeden Staiomes — geborene 
Hedner — sprang jedesmal auf, wenn er reden wollte 
und abgerundet ond ausdrucksvoll waren Wort und 
Qeliinle. Vor una afauid ein Topf mit Rotiiolz, ein 
Conntryaaek, deraon Inhalt wir tpiter iMnnen lanitea, 
und hinter uns ein scbwarzer Schaf boclc angebunden; 
zwei Stunden gingen die Unterredungen hin und her: 
endlich schritt man Eum Schwur und Absrblnl'g der 
Hlutsfreundschaft. Die ganze folgende Sccne hatte bei 
der nun eingetretenen Kuhe und dem l'.rnate dieser 
dunklen üeatalten etwaa Feierliche«. Au« dem Sacke 
holte der „SpvadlOr" fOr ßafrcn zuerat Kolanüsse und ! 
Pfeffer liervor. Die Pteffmoboto wurde ge&ffnet, 
Dr. Ziotgraff, ich nnd jeder der beiden Vertreter lieider 

.'>tÄmme bckaiiu n je 10 bis 1!} I'fi'iri'rk'ürrif r nuf iV.e 
tbicbe Hntiil , <.luzu ein StücktLcu KjI». Ihusi- S;u inu 
in (Ut liiloiicii Iliiiid haltend, wurde dun piiu/.i' ruliivyr 
nuciioiais dut cbj^t-spvocben : gegenseitige Kreundscball, 
gegenecitige Unterstützung in allen Angvlegenbeitan — | 
dann wurde Pfeffer und Kola gekaut and gcgeaien. So- 
dann mnohte Fonti jedem von uns vier mit aeinem 
Ueaser vier Schnitte in den reebton Unterara nahe dem 
Handgelenke (ee werden ateta jedem ao viel Selinitte 
gemacht, alf Blutsbrüder werden wollen I). Das heraus- 
träufelnde Bhit ward in einer Kaleba.sse, mit Palmwein 
gefüllt, aufgefaii^'uu und jL'doi vun uu« vier trank dar- 
aus, Ko dafs die Schale geleert wurde. 

Nun kam die Cereuonie des Schwvres, dieoe Blats» 
frenndaehaft auch an halten. ■ 

Der Bafran«, aowie Bannodavertrator braobte je eine 
Flitttenkugel sum Vorschein, w^r gaben Je eine Patron«. 
Unter Abmurmeln von ZauberaprCcben (Wiederholungen 
uiiiJ AuMiinliKSg der Drohung, d.'m , lio:- ilic^i- 

Itlutslit!Uii.JB€baft nicht halte, in ntsuu la^L'u der liauclt 
uuschwollen und er eines schrecklichen Todes sterben 
fiolle') grub man am Kufsü des Flaggmaatcs eine kleine 
Grube, indem jeder von uns IHutsbrüdom mit «einem 
3Ieaaer abwecbaelnd ein paar Stielte maobte. Bei dem i 
weiteren Veriaufe der Zeremonie mobten aimtltebe | 
Anwesenden jtenis und scrotum fest zwischen den Dei- 
nen eingeklemmt halten, Aua dem Sacke wurde ein 
Svin k H'-itholz, einige zusanuv.f ngi Imndcnn "^tii: krhon 
fremdartigen Holzes und ein üuclisclieu tutl wnHiictiem 
l'ulver — lauter Fetische -»■ feierlich und behutsam 
liervorgebult. Von den Il<">lzern wurde etwas weniges 
in die Ornbe gt-schabt; aus dem liüchschen mufbto jeder 
von nna vier eine Priaa berananehmen nnd gleiobiaUa 
in die Orube stranen. Dann wnrde aua dem Saeke noeh 
efii Ml n Schenknochen (tibia) heranftgeholt und hiervon 
jjl. iLlilai:-) in die (irube geschabt. Zum Schlafs holten 
-IC (in sorgfältig verachniirtes Päckchen hervor 

und douiit war der Inhalt des Siickes zu F.nde. Das 
Pieitefaen wnrde langsam — immer unter leisem Ah- I 
mnnuein von Formeln und Sprüchen — gedffnet und I 
nun VoraehMn kamen nwei friaobe, noch hlntendo | 



Hanaobenohren. Aach diese wurden in die Orube ge- 
lagt, darauf die viorGaeelioaaa nnd nun wutdodieCrobba 
wieder sugeaefattttet Jetat wurden wir aneh ana nnae- 

rer infolge oben bezeicli:it-t<>r Prun dTir ctwUH unlipijin-mt'ii 
Stellung wipdpr erlöst' Auf die gi-scLlüMcue ürubu kuui 
Ulli Ltriiftici' tlurlier Stein, Siid.^mi wurde der Schafbock 
berljeigesL'lileppt, zwei hielten ihn an den FQfsen, Dr. Zint- 
gnifr hielt ihm den Kopf hoch und ich mufste ihm mit 

I einem Zuge die Kehle durchschneiden, «o dafa das strd- 
maado Rat flbar daa Stein und die Gröba llolik Hicr- 
, auf wurde das Tier ia drri Teile larbauaa: «n» fttr die 
I beiden Weifsen, eins fllrBafren, eina fttrDannnd«. Nun 
wurden in einer Kaltlsüfi-c üocksblut uml l'iitmi/'j um- 
gerührt um! uc;ai l^'lintL'iikiitfeln hineinspwi.rfeii ;die 
1 Zahl It inid Teilt' davon. /.. lt. '.'i, Kpiclcii \)v[ viidrii it-li- 
giüaen Oebräucbeu der Neger eine Kollej siehe auch die 
mehrfach erwähnte Schwurformel!). Der ganie labnlt 
der Kalebaaae wurde gleich faila über den Stein au^o- 
adiüttet und Jeder der AnwaBaadan golä anläerdam noch 
ein Büffelhorn voll Palmwein darOber ans. 

Jetzt kam der Torerwfthnte Topf mit angeriebenem 
Rotholz zur iii'ltnnL': er wurde auf den blutbespreugten 
Stein gestellt, »u vier und Fönte entblöfsien uDaerea 
rechten Arm und rechte Urust und rieben uaa gegen- 
seitig Hrust und Arm mit Rotholz ein. 

.\ucli diese Ccremonio war Ton leiee geflüsterten 
Zauberformeln stete des gleichen, mehrerwihnten Inhalts 
begleitet. 

Doinit w.ir dii' rrierlichkeit zu Ende, es folgte Ver- 
teilung V III Kühl III d Pfeffer an die Gefolgsleute i und 
ein tiiiiiliclit-i r:ilniwuiiigeluL.'c. bei lieui die Iliillelimrner 
mit Leiiauui l'almwein gelullt wacker kreistun und die 
vorher so ernst und würdevoll eich bewegenden, hoch- 
aufgeschossenen, mächtigen Gestalten vcb nunmehr aus- 
gelassen lustig geb&rdetea, sprangen, aaagea und tans- 
ten, bildetfl den Sefalufa.* 

Sftweit hierober mein TÄge!>nch. 

Wie liei-e'its r,\,vn LT\M'itiiit, eiml die Fiii'ina'itilten bei 
Absclilut» vou liluti^freundschaften nicht überall die 
gleichen. Was kcnatant blaibt« habe iioh gkicbtalla ba- 
reit» angeführt. 

liier einige Modifikationen: 

£u Graalandatamm. die Bamaaaoa, einen Tagemarscb 
von dem Baliatamm (im engeren Sinn«) BMbSftdaa, bat 

folgende Abweichung, die trotz der giuifiwa in ihr aus 
Ausdruck kommenden Intimitnt gerade nieht aonderlieb 

angeneliui i-t: Die Ijeideii /uküiiftigen lllnlsfren nde 
kauen Kcda und PtVlfur uiii.ii dies« beiden higrciiiet^/ipu 
finden sich bei jedem Blntsfrcundschaftsabsi Ii ) /u 
einem Drei und behalten diesen im Munde. Dann er- 
folgen die Schnitte in den rechten Unterarm und nun 
legt der eine den Brei ana aeinem Munde auf die Schnitt- 
wunden in dem Arme dee anderen und diaaor vofftbii 
umgekehrt in gleicherweise. Ist nun der Rrei mit dem 
l?lute, da.s au» den Wunden herausträufelt. getränkt. 80 
t iniuit ihn der eit:e \<n:\ Ar:: r des^ andtren. niu! .--.var 
mit den Lippen, weg und schluckt itiu iiinuuler, natür- 
lich wechselseitig: und «o haben nun gleidbfolU dio 
Blutefreunde ihr Blut miteinander gemischt. 

Di« ftbrigen vorauagehcnden und nachfoigenden 
Cenm<Hiiaen unterscheiden aidi fi»t gar nicht von den 
vorher ausführlich beschriebenen. — 

Bei einem mit Abgesandten unseres Hauptfeindes, 
dts eiiächtigen Stjiiinnps der Bafut, eingegangenen 
Blut->frcundsi:lmf5-l ii:idiii '0 i.iihui die Ceremonie fol- 
genden Verluuf. Vorausbeujerken mufs ich — und das 
ist ein neuer Ueweis dafür, wie heilig dem Grasland- 
negn dieae Ceremonie ist — dafe es sich hier nicht um 
AbaeUnlä ainea BUndaiaaaa baadett«; baileibo niefati Ba- 



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Hnttcr: D«r Alitohlufi tob Bluttfranadiobsft a. Tertrftgen bei des NegarB d. Oratlandat et«: 



fnt blieb an> nach wie vor ein sweifelbafier Freund, 
eher Feind — , sondern nur um GewiiiiiuBg einer beider- 
aeiiii Vertrauen gebenden Basis, d&ia die uaclifulgcudeu 
UuierhandlungspalaTor von beiden Seiten wahr und 
•hrlich gemeint und ancb geführt wOrde». Die Bafut- 
faeandten betonien dies vor Eiogug der Caremonie 
•mlrfiiMeh, wiederiMlten iamier «jeder, dafi ei 
•ieb nnr darum handle, ne mir in dieeem Sinne Blnt 

trftiikfiii ' Die T'iitpilKinillnngen liiiljcn iui keinem be- 
fritdigt-iiileii Ziele guführt und wurJen spiiter beiderseits I 
auf^'i^pf hen - All ri;.'lit I nlier — es war dif.-t kein Bruch 
einer Blutafreundschaft, wio aus Torstcliendem klar her- 
▼ocyebti 

Einschalten möchte ich — wenn auch nicht streng 
hierher gehörig — , um einen Begriff von den Bevdlke- 
rungszahlen und derGröfse der im Grasland e in Hetracht 
kommenden Stämme zu geb«D , dafs keiuer eine gerin- 
gere Kopfzahl als lÜOOO hat; der Balistamm (im enge- 
ren Sinne) aiUt etw» löOüO bi« 80000, daruotmr an 
4000 Kritfer} mmw baptgegner, die Bafat nnd Ban- 
dangt wnrMi eraterar an 6000, letzterer an SOOO Krieger 
ataric. Ifen aielit, aa leben da gewaltige M ensebenBsaaen 
und gehen bei kriegerischen Rencont res diesp schon flbnr 
(lenRs)imen kleiner SchftrmQtzel htnani<- iu d«:r iiuudtsug- 
sdilftcht im Jahre 1801 kiinijiflen auf beiden Seiten zu- 
sammen an 12000 Hann! Dabei sind die iMrftr höch- 
fteoB don^aalinittiidi 7 1^ 8 Standen vonaiDuder 
entfernt. — 

Docli wieder stu nnserem ülutsfreundacbaftsvertrage 
mit den liiifut. Auch hter «ebivibe ioh «Artliek nna 

meinem Tagebuche ab: 

Jialiburg. 1. 8. 99. 

tie^tern sind endlich die zwei AbgeRaiidteu den Üafut- 
h&uptlings eingeiroiluu. Zugleich aber auch loa Bau- 
deng (ttnaeram zweiten Ilauptgegner!) zwei, offenbar um 
IQ aptoniaMO «nter denk Sahatie der UnTerletiliahkait 
ainaa ßaanndtten (nebanbat bamaifct, im OtaalMide «ifd 
dieae gleicbfalla beilig g«litiltaal). Nun, Garega, der 
schlaue Fuchs, wird aie schon zu beschäftigen wissen. 

Wir gingen hinüber zu Garegu zum AbächluEs der 
eiukttt-uden Blutsfreundsobafi mit deu liafuts. An einem 
ganr. verborgenen Platze im Weiberviertol dos Köiiigs- 
gehAAea iwiaohen alten mtchtigen BAnmen, nicht an 
dem Platnei WO wir sonst immer salsen, waren die Vor- 
banitunges geirollan: Garegaa alte Ratgeber, die awei 
Bafntgeaandten, dea Häuptlings iitesterSehnNbo, Font» 
uud Tituat, satson da, ein grofscr nucher St«in, ein 
mächtiger Stein topf, ein Sack Itolhol^: nowi« ein schwar- 
zer Sclinfbuek waren bereit. I>ie Al.i^'esiindteii vül 
Bandeng, den Verbündeten Itnfuts, wurden zur selben 
Zeil TOu Garega mit Palmwein iu einem anderen Teile 
dea amfnngraioben Königabofee bewirtet! Afniwnindie 
IKplenutief — Die Geimnoniaen waren Ibnikli wie bei 
dem Akte mit den Bafren und Bamunda; nur rieben 
wir uns diesmal auch mit dem Blute dea Bockes ein 
und fiel der Moment luit dem VerijTalien der l'liiiteri- 
kugeln weg; ganz ainngemäis, denn soweit witirtiu wir I 
noch nicht, dafs das Kriegsbeil zwischen uns begraben 
werden konnte. Daa Kenen tob FMier nnd Kol«, das 
Sddaiditaii dea Boekea fand »oob liiar atntt; deegkÜben 
kn» «neb bier du 8oh«b«B vandiie&Miier Htlier, aowie 
eines menaehlieben Kneoliena Tor. 

Das Schneiden, d.h. die Anbringung der vier Schnitte 
am ÜLitorarmu war diesiuat weniger angenehm, indem 
die Bafut dazu einen gratigen Feuerstein verwendeten. 
In die Kalebasse, die das träufelnde Blut auffing, wurden 
hier auch noch Pfeffer uud Kola geworfen. Hierauf er- '. 
hoben wii uni nnd scbrittao mm Steine. Dort wnnle | 

Otobqs LXXV. Mr. 1. 



nur der rechte Arm eutblöfst und eingerieben, statt der 
Brust noch der linke Unterarm.* 

Ich finde hieran anschliefsend in nieiuuiu lagubucbe 
einen Vermerk Ober die bereits mehr erwfthnte Hellig» 
haltung dar Blutsfreundschaft und kaaa nicbt noibiBi 
ibn all weiteren drastfachen Beweia fltr die Riefatiglteit 
wmfftfaven. leb aebreibBi «Wir fragtan apttter Gerega, 
ob wobl anf ßmnd dieaer einleitenden Blnt^erbrfiderung 

die Bafut bei den nun tiiohr beginnenden Unterhandlungen 
auch wfthr sein würden. Er versicherte es uns uud er- 
klärte, sii' würden sich ebenso sehr hierdurch «ur Wahr- 
heit verptlichtet fühlen wie er selbot. Und er hielt an 
der Bluiiifreundschafl , das bewies uns vor einiger Zeit 
der Fall mit Baitafae.'' Zar Erklimng diaaaa Binweisea 
folgendea: Baitnbe, ab WuheadmaB, war vor obiger 
Zeit von uns wegen wiederholten Gcwchrdiebatahlä zum 
Tode verurteilt worden. Da kani (i arepa unci le^t^J äo 
insl.indige Fürbitte filr üm ein. du er sein HlutBbmder 
sei — ■ Ol hatte seinerxeil, als l>r. Ziotgrail auui ersten- 
mal hier war, mit Baitabe Blut gatrunken — , dafs wir 
dem eonat sehr braucbberen, bei innen Landalenten b 
bobam Anaaiien atebendain Haadman daa Leiteii adiank* 
ten. TMk gtban wir «naefer Terwanderung Garega 
gegenftber Anadmek, dafs gerade er ftr Baitabe ein* 
trete, da dieser doch - wie er uns geklagt hatte — 
sloli im Dorfe gerühmt hat(e. den l.ieblingsfrauen des 
Kiiniga beif^ewohnt zu halieo und auch von ihm bei 
einer solclien (»elegenheit in tlagrauti ertappt worden 
war. „Das sei alles richtig", eiitgegucie Garega, „aber 
Baitabe aei doob einmal sein Blatabrndar und er dOria 
niebte unTonnobt taasen, ihm awn Leben sn erhalten, 

sonst mu<so er — Garega — ja eine.i qualvollen Todes 
sterben, wie der /.auber tage!" Und die Bali bind 
gegen Verletzungen der oheliclien Treue eelir streng: 
beide, die schuldige Fran nnd der Verführer, «erden su 
Tode gemartert! 

Sehliefaliob aei nooh einiger Abwatehnngao voo dea 
«uibbrlieibar ges«bilderten Voi^^oge bei Abachlafa dar 
Blutsfreundichaft Erwfthnung getban, wie sie Garega 
selbst zu bethitigen pflegt : Die Schnitte im Arme wer- 
den so lauge mit Kala.'^tüc'kchen bedeckt, bis kein Blut 
mehr heruntertränfelt , die&e blulgetrankten Kolastfick- 
chen in das Gefltfs mit Palmwein geworfen und jeder 
der nintsbrüder schluckt beim Trinken einen gleieben 
Teil dieser Stückchen, Als Qefäfs verwendet der Bafi- 
fünt den Schädel eines Ilaujitliaga, den er anf einent 
Kriegszugu eigeniiüudig erlegt bat. Wm iat die untere 
Öffnung URch rückwärts erweitert. 6o dafs bei starkem 
Rückwarlsbicgen des eigenen Kopfes e\n Trinken aus 
dieser Schädel schale ermöglicht iit. An Stidle den Uin- 
ruibuujj des ganzen Armes und der iirust tritt solches 
nur der Schnittwunden und der Brust mit Rotholz. 

Wie eingangs erwftbnt, bildet die Blatafrenndsobaft 
aneb die frieriidie Grandlage ftr eben sbinaelilieften- 
den Vertrag. So haben wir mit Garega z. B. Blutsfreund- 
schaft nochmals getrunken, als wir den folgegewichtigen 
Vertrag mit ihm alischlohsen, der der lieuttsclien Regie- 
rung die endgültige Ubtirherrliefakeit im nördlichen 
Hinterlande von Kamerun sicherte. 

Ich möchte die bei Verkündigung dieses Vertragea 
an den versammelten Stamm stattgehabten Ceremonieen 
anaiBhclicb«r beaebnibent ala Tniia gewiaaanBaiäaB Ar 
den Terlanf aolober VertngsabsebtttBso liei den Ein* 

geborenen in einer unserer Kolonicen. Uber da.H f'cre- 
mooiell des Bluttriiikens kann iuli lunwiigguhcn, da das- 
selbe mit seinen von dem Kali.'^taiume beobachteten 
Abweichungen bereits eingehende Schilderung faud. 

Aus dem Inneren des Königshofes, in dem diese ein- 
leitende Ceremenie atattCand, traten wir hinaus auf den 



4 H«tt«r: Der Abteklvf* Toa Blattfr«aikdi«hKft «. T«rtr&f »n bsi 4ea Negsrn i. 6ntUiid«i «tc. 



groftan freien Platz von rotgolber Erde, Jen Volkg- 
TtEMBnünogsplats. In weitem Kreise sianden nnd 
ksiierton die Krieger, en 9000 Ibiui, aDe im ToUeo 
Kriegwdimndce, du Wal»B*UBfe mit d«m gffibereu 
und klnneren Mesier en der Seite, im Keeken du kurze 
breite Sclil;>ohttiii'sfirr . in ilrr IliitK! (.'in Ründel Speere 
oder ein UtwcLr. Wii- einst der frei« GemiBDe mit 
Schwert nnd SpeLi- zwin thiiiL' Kcliritt, au auch der 
freie Graelaudssohn, wenn das Heerhorn der« HäTiptlrnjfs 
zur VolktTerHaniinlung ruft. In der Milte ilci< l'lutzis 
■teht ein Baum, dumm eine StaiDpjrramidsitu&ehäoA, au 
den AaUtrfinken hingen dieSpeanandel mitflnttanidem 
Kofeihaarschweif, die Abzeichen der ktoiglieben Gewalt, 
Scb&del and Musikinstrumente. Wir traten aaf die 
Steinpyr.nnide. Urtuffii-, [.'pfiil,trst^li!iftsw(.>iso stürmten 
die oiozeluttu Urupptiu, voruu liir« Führer, zur Be- 
grüfsung heran, mit ihrem Kriegggeschrei , die Speere 
•ehwingcnd und die Gewehre in die Luft abfeuernd. 

In das Getöse dieses Scheinkampfes hinein ertönten 
noa geUeoddiegraiMO HaarkAniar, miahtig«, gelcrftmmte 
Elefantenaihn«. E» tritt Still« ein und Tantlat lanaeht 
die tauseinlkiipfige MeiiRC- wcrili-n ?.wci Hülinfr 

gebracht umi utwus l'fclVcr. wuvon wir zwei Wcifeu 
Vcini'-M umi in rliju .Scliiiiiln-l Jt-f< lluliiiet speiin müssen. 
Dann gebt der nRufur" — ein eiguneii llolauit — mit 
dam HfihlNm in dw Hand, zu dem Kreise, in dem die 
Hiniwr k»nnni. SpMr» nad Q«w«bre werden ihm eni> 
gcignagnlwlten nnd, den Bnümi nilling wliTaitMid, W 
•treleiit «r die Waffen mit den Kttpfita d«r Hühner nnd 
mR dabei fortwährend: , gleichwie da« ffnbn, das durch 
(las HinciiisjjuiL'ii iles l'loHors in hl'Iiioi^ Sctimibt'l dem 
Wetl'seri g«hüi'e, so gehuicii ihm auch alle W'alitin, ilio 
das Huhn berührt", und damit die Kntacbeidung über 
Krieg und Frieden. So ginge in weitem Kreise herum 
und jede Waffe bcrQhrt«!! dl« Hübner. Dann trat der 
Rn&r mit den kalbtet gnmaitCTten TSamn wieder an 
uns. Pr. Zintgralf mnfate das eine Hnbn, ieh dai andere 

ergreifen iiml hücllwinf^eiK! ihnen liic Köpfe im 
der Steiupyramidc zervchmcttern. Darauf kualiteu 
drei SchfliM uxkd dk aiudniflksvoU« Gereauwi» war in 
Ende. 

Ihr* Btdmitnng tat ao Idar, dafa aa ainar weiteren 
frlSnteniiif woU niefat bednrf. Und na dia Bdiilde- 

ntng dieaer Feier nieht nnvollstlndig an laaeen, rnnfa 

Ii Il iXK'Ti ftiifü^'<-ii . dafs nurb nu sie .hIcIi t-iii fn'tliliciies 
i'almweiugelitgu ausciilols. Muclitii/e KulelmsBeii wurden 
herbeigeschleppt, Feuer Biiizütulet und auf ihnt'n bro- 
delt« bald in grufscn Steiutöpfcii der l'almwein. Und 
bis in die Nacht hinein kraiataDbci flackernden Flammen 
die BftffelhSmar. Ein gan naheimlieher Zeeher war 
öner tob gBate* Oar^gaa, dar midi, and ein Büna an 
Gostnit , an Held Baiwar an Tara Fritlgeib Keltao ge- 
mahnte; 

„lüli-'- ^* II" 'lein A.leii ♦'i^'i-ri, 
btvt» trank zum Urund er rein, 
Vod leieht daa Uofs mit Betawadgan 
Dann tn den Krale hinein.* 

Wie mau sieht, spielen unter dem ceremoniöaen Ap- 
parate, der bei Abechiofa Ton Blatafrenadadbaften und 
faiarltekan Yartrigna in Aawmdaag kommt, Pfadsr, 



Kola, Mensehenknochen, •■akidal, sowie von Tieraa dar 
Schafbock und daa Huhn eine grolee KoUe. 

Aneh bei Teraehiadaaarligan anderweitigen Gebräu- 
chen im fcJigidaea «ad anmalen Laben fladao diaa» 
Dinge Anwendung nnd gedenke ich, mieb in einen der 

Uichsten AufBätzo nülier noch Jarflber ZU TerlirLiteii, 

wenn ich die Sitten und Gebiiuiclie, Aberglauben, religiös« 

AnecliUiiungeu der iMDguboiunon im BArdliulMB fllatar» 

laude Tou Kamerun bespreche. 

Für hevta mSebte ich auf diese Momente nur kuns 
aufmerkaam gaaaeht haben nnd enribneat dafa aaob 
Lentaaat Harald in Togo bai daa Eweaagara diaaalba 

Reobachtnng gemacht hat Er berichtet sogar Ton 
einem Fetisch, Nana Sia, dorn al|jftbrlicb eine neue aua 
einem Menscheaadildial gaftrtigta KalabiaM gaopfni 

werden mufs. 

Dafs Hühner im Kult der Kingeborenen Afrikas eine 
grofse Rolle spielen, können wir aus den Berichten der 
verschiedenen Reisenden entnehmen. Die erste Nach- 
richt hierübar nb Sidtwaialhtt, der diesen Kult bei den 
Mangbattu in OentralalKka fand nnd „ßengje* nannte. 
It.irt wird da« Hr.lin als urfikebpendendes Wesen be- 
Ixathtcl. .\ucii bei den Suridti fand er dies, und da 
diesen itaiLinverwftudte Vidkerechaften bi.s in die west- 
lichen Gebiete Kameruns reichen — die Fan sind ihre 
äufsersten Voipoaten — , so ist mit der oben mitgeteiltan 
Tarwendung ainaa Halmes bei dem feierlitdian Vartraga 
aina KnltTerwandtaabaft an ooastalaairan. Nnr iat bei 
den realistischer sngoleglain Qiaalandatlnimaa unaarer 
Kolonie der dem „Hfihneromkel" olTenbar an Grande 

lie;,'etule Gedanke eines „Rüliieki-ttlagliiubcns* abge- 
srliwächt za einer Bevorzugung dieses Tieres aum Opfer, 
zur S>uibolik. Oder ist das Opfer eines Huhnes au 
Stelle früherer .Mfnsnhenopfer getreten? Oder ISfst »ich 
an dieSeelenwaiideruugsanschauuug denken, iudum uiau 
Ton dam gadankenloa galtbtan Gebraacbe dea Upfara 
einaa Hnbnea logiaeb dankend rttokwlrta koaatraiart 

tind den jeder Naturridigiuii zu Grunde liegenden DUk* 

jisnuis mit in den l'jrwiigu n|j;aki eis liineinzielit V 

Warum werfe ich iim SclilulVe einiK AufBüiaes Aber 

Ceremonieen bei Abichiufs von lilutsfreundaobaften 
aoleba aebeiubar femabliegende Fragen aaf? Eben weil 
aie nnr scheinbar fernab liegen, eben weil jeder, dar 
dranfsen in nnerforachten oder nur waaig bakanataa 
Lladam «tbaogmpUaaha Baobasktaagao aaaunelt, allen 
beobachten, allea anftaehaen aoD. Nieht die Bekanat- 
roncliunc: soleher an sich ja schnn ganz int^^ressanter 
Vorgüuge, Sitten, GehrSivche ist Kudüwtick: die Ethno- 
logie als jiB_vrlioloj;iReh-])bilns<jpliiselier Teil der Vi.lker- 
kunde tritt heut« mehr und mehr in den Vordergrund. 
Und da ist oft die kleinste Notia von hohem Werte. Oft 
giebt eine faeatAtigande fieobaehtnng, dab ». B. ein 
•fhnologlaeliiea Uomaint aneh in diesem oder jenem Ge* 
biete sich findet, dieser noch jungen Wissenschaft die 
Möglichkeit, Schlüsse, deren Uedeutung der Vermittler 
in ilirei- Tratfweite gar nicht ahnt, zu zielien, bildet oft 
daü letale noch fehlende Glied einer Kette. Üud (ibeu«o 
ist oft die einfache Koustatierung, dnfs dieser oder jeuer 
Moment da and da nicht beobachtet wnrde, Ton grober 
Wiohtigkoli. 



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K«rl ▼«> imu 8\*iat»t Iiidifta«raltiu«B ▼«> HereDlM Flame«. 



Indianerskizzen vo 

Von K»tl TO 

Georg Heinrich vim Langailoiff, gi-lxjren 1774 
iu Wöllstoin (Kheinhesstio), ist als 'i'eiltitibm&r ttu der 
ersten russiacheo WeltamaegeluDg unter dem Oberbefehl 
Kruaenatern« und als Vertaster des jener Fahrt, ge* 
widntticn Dache« , n«merktiiigen auf einer Reise am die 
Welt, Fnakfiiit 1812" den Q«ci«fli«a luid Ediaolageii 
aieht nnbekannt. Dagegen lellte ein« mdere MÜlMtiiidlg 
von ihm in dan -lulireu 182,'i Iii» lS2rt auagefObrte 
For»chuti)i;Brt'i8<j JurclidiiB innere lini-filien avinem Nftinfii, 
«tilscr etwa in cipr Flora lirasilietisiiti , woiiif? /.ii^ute 
kummen. Sie war mit einem £>tabe von mehreren Uc 
lehrten vnA Tta/Amun im Aaftrage des Zaren Alexanders I. 
iiBtoniOBiiMB wordea; »«eli geleqgten die Sammlaiigeii 
der Espeditbn iMeb 8t PetMsbnis; Den Rio Tiet« euf- 
«trta giog aie, «iaer der elten PmaJiatenatraraen folgend, 
an« den FlnlVnets dea Parani in daa des Paraguay bis 
nacli ruyalii'i und nadi Irni^^'en ui A ul'entliiilte in Miitt<i- 
grosso den TapHjuz liinuntcr zum Aniiizünenstriini. liafs 
sie SO gut wio in Vi<rgflsseiil>eit geraten, iJ»fB ein viel weiter 
reichender i^l&n nicht Torwirklicfat werden konnte, er- 
klärt sich darch deu ttnglflckaeligen Verlauf. LangsdoriT 
wurde in HattofniBeo faiateekmik} er iai ia dieaem 
ZailMide den geaaen Tsfieloa elnrtrto gafabma and 
murde daan nach Koropa geschafft, wo er Beek liia 1863, 
ohne 7.XI genesen, am Leben blieb. 

Kill Ik'richt ülier (iif» Ueise erschien erst im .Talire 1S75 
in der Kevista Trimeusal du Institute Historico '), ver- 
fafst yon dem /eichner Hercules Florence, Boa dem 
KranEMsii^phen fibersetit und mit einer Einleitung ver- 
sehen Tun Alfredo d'Escragnolle de Taunay, dem 
gaMarten Kedner und StilisUu dee Kaiaanaieke. Er 
tietitelt eiek „Esbovo" (Skisae) der Reiee nnd ist tob dem 
Künstler fiott entworfen und mit vielen wertTollen Einzel- 
heiten ausge.staltet. Nun hat aher Florence. dpr selbst 
If^Tli in Brasilien /,'e.itorUen ist, eine Anzahl Tcm Skizzen 
aucii seines Zeicbeueitiftes hinterlassen, die wir von »einer 
Familie zur Veröffentlichung freandliobat überlassen 
•iad nnd tob denea ich die aliiBogfaphieek «idtUgaten 
— ladiaaertypen «Me dem OeUete det ekenn Paragnay 
und daa Tapifjoa — den Lesern des „Globna" hiermit 
Torlagen mSekte"*). Abbildungen von diesen Indianern 
des eentralen Südamerika sind, die Mundurukü aua- 
gejioinuieii, aus Jener Zeit nicht Turhanden ; von den 
Apiak.i liu.siti^en wir auch heute noch keine, 80 dafs 

aie besondere Aufmerksamkeit Terdiene«. Hertorragend ! 

') Biu ile Janeiru 1«7&, Band 38. I, 8.231; 1876, Band H'J, 
n, 8. 157. 

*) Wif Pflicht der Dankbarkeit gebiete; eifii<;e kune Aö- 
^alivn ulj.r die LebeD>um(tftDde von Herciileri Floreuue. 
Kr » unle den Ii. Fehraar 1804 zu Nizza ^.-ebiiren luvi 'k.»in 
juiitc nni-li HrH«ilii.ii, In VotUi feliz. 'lein Kiniclii(VunK»<Ji le 
der Kxpeditinn am Rio TialA, lernt« er >eiD« erat» Gattin 
kenaan, eine VBeMar int Antca Fraaelsoo Alvare« Machado, 
eiaea aiMgan Follttkers, der in dieser Eigenicbaft leioer Kvil 
Prftxideiit von Bio ttntnde do Bol geweiien ist. Beine zweite f 
Oattin, geb. Knig, war «in« ÜeutacUe, nui Kauel ulammend. j 
Aus beiden Ehen giiiRen 21 Kinder hervor. Floreoc« wohnt« 
in und bei Campinna, 8. Paulo, als Rrtitzer einer KalTee- 
plantag«. Kr beschäfliKte lich viel mit Exp<-rim>!'ntieren und 
erfand die „PulTo|;m|>biv* , ein pl ot i>.'rai>hi..^ch>!B Drutkver- 
fahren. Kr verschied in CampinHe am 3ö. Mün 1879. 
Taunay, den Hemu«geber der E«li<ii;o, vorbindet ein« »chmerz- 
Ucke Erinnerung mit der I.ADgMlorfl»cheu Kxpeditiou. £in 
OMmvasiilun, Adriane Xanaa;, derebeDJkUaTailaelimer 
war oad mit dam Butaalkar Riedel den Madalia kiaBMitwHn 
eenta^ kam la da« Wallaa daa Oimpart bub Iietwa. 



n Hercules Florence. 

D dea Steioeo. 
L 

interessant sind alsdann die der n>'rürii, Ober die ich 
1887 berichtet habe. Ich bin geradezu überrai^cht Ober 
die TreSiiicherheit dea Zeichners in allem charakteristi- 
aohea Detail nnd sehe, dafs die Bororö des Paraguay 
18S7 geOBB so ausgesehen haben, wie die des S. Lou- 
renso 1886. Ffir aie kat die Vergleieknng mit dea 
20er Jakrea eine Bedeutaag Boeb deahalb, weil ane 
ehen derselben Zeit eine schöne Sammlung von ihren 
Kt)inographicit< , die von dem Österreicher Xatterer, 
dem uHKrmudlich'.teii aller Ilrasilienreisendea^ kerrttkrl« 
in dem Wiener Hofrausctim erhalten ist. 

Dan Abkildungen sind kurze bandscbrifÜiche Be- 
merkasgen, meiat über die Farben, beigefügt. Ich werde 
aie, aetrait aaa tob lutaresea aiud, sowie andere, die siok 
glückliebarweiBe ia dem «Eeboco* findea, wiedefgabea. 
(Revista Trimensal eitlrt R. Tr.) 

Ka liann hier nicht die .\ufgalie .leiii, auf die Wege 
und Scliicksale der Expedition nuher eiiizutjehrn. Sie 
zerfallt in zwei natürliche Abschnitte : 1 . vi>n Turto Feliz 
am liio Tiete, wo sie sich 182ü Anfang Juni einschitite, 
nach Cuyabii, und 2. ron Cuyabii zum Amazonas; in den 
eratea gekOrea die Abbildaagen, die dieaem Artikel I 
beig^beo aiad, aad ia dea' lelaterea die, die in If 
fotgen «atden. 

Eine langwierig« Reise f 530 Leguas von Porto Pelia 

bis Cuyabn auf nicht weniger als zehn Was^erlSufeU : 

Tiete, Paranii, Pai'do, :sauguu.-iugai, und, indem die lioote 
auf Karren zwei I^guas über Land geschleppt werden, 
in das Stromsystem des Paraguay: Camapnaa, Cozibi, 
Taquary, Paraguay, S. Louren^o, Cuyak4. Aakaaft ia 
der Stadt Cnyabä aaok faat aekt Itoaatea am 30. Ja- 
nnar 1827. 

\Vie uinii daiua!-! in Hrasitien fuhr und noch heute 
iahrt, rudernd und mit der „Siuga''-Staogo schiebend, 

faraPMhnoIickt dia Ideine Skism« Abbild, t.: OaanA, 




AbUM. t. Oaaa« anf der Khit. 



die i<ii:)i AUS ihrem Dorfe ein wenig oberhalb Mimnda 
nach Cuyabii begeben. Auch befand aich Cuyaba gegep- 
über eine Niederlaiunng des Stamdua, wo noch jetzt 
einige Individuen leben. Mekr aie alle aaderea ludiaaer 
kBtten nek diaae Ouan& mit der earapcieebea Kultar 
vertraut gemacht, sie (rieben Handel mit schön gewebten 
Tüchern, Gürteln, Hängematten, Satteln, Tabuk und 
FiHi-hen. Wei' in den Trulben rtuf Um^^erer Flufsfahrt 
daa iiudtir gei>cLwuugen hat. wird aiil der Zeichnung 
nicht ohne gelindes Enteetzen w,ihrnHhnien, dafs die 
Neophyten der Civilisation in dem Boote zum Teil Cy* 
Hnder tragen. (Das iat kente enden. lek habe in braai- 
liedwB LaadaUidtekeB an Sonntagaa «aBdarvolle Erb- 
ttfleke dieaer Hntfeno gesehen, aber niemalB anf dem 

Kiipfe des freien Indianers: wie man denn lil ■ rlMii] t 

früher mehr tür seine Erziehung gethan hat.) ba« Haar 
bftagt fiw kanmter, wSkrend auf «Üaer hier nlebt wieder» 

*) Targlaicbe Vbir'ibB: Dr. Bmilie Oeldl, Jokaanas 
TOB Matmrar. Beiada de Xiaea Faneaaa I, p. I»0. Parä iwa. 

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Ksri Toa das 8Uiii«a: IndtsBcrtkiii» too II«ronl«i Flomoflu 




liu. 



gagebeneo grtfieren Ski»e von Floronce ein Guanä 
dnröh aiBMH sorgfilltig geflochtenen Zopf auagezeiobnet 
kt Di« Giuni fUütoa •ich nntMr Lmnlitc^er Herr- 
■oliaft bawndan «oltl, ds lio ▼orhw n daein merk* 
wQrdigen VerhUtliia der Hörig- 
keit zu den von Indianern und 
Weifeen Kleich (<ufürchteten 
(fuaykurü, der Tdlkreichsten 
StammeBgenosBetiscliaft der I'u- 
raguayafer, gestanden hatten. 
Die Expedition war In atatar 
Soiga, nit den Gaafkord Mwl- 
lieh nwMnnraratiwen. Kach 
Florene« wurde die Zahl ihrer 
waffenfähigen Mftiiner danutls 
•Bf 4000 geschätzt. 

So waren die Tanhama- 
koko, Tergl. Abbild. 2 und 3, 
dia im Ghaoo oberhalb Forte 
Coimbra ihro Lagarplitn hai- 
ten , ein anderer der von den 
Sklavi njngdeii der „Guaykurii" 
^ ohlen Stüiuiiif. Der Ijolivinchen 

Spracbfamilia dar gSamukn' angehürig (Schamikoko, 
Schitm ikoko, Sdnmukoko wechselnd genannt), sind aie 
neuerdings, saildaB dar nfirdlicbe Cbaoo in den Grenz- 
crürterungen TOB Bolivien, Argentinien und Paraguay 
eine Rolle apMfe, fiftar .baaiwbt worden. Vergl. Globna 
67, 8.8Sft, 1895, nda Rafant Oliar Boggianis .Ida' 
naooeo*. Die Expedition hat 
ihr Gebiet nickt berfihrt nad 
die .\bbild. 2 und 3 »ind nnr 
Gelegeuheitxatiizzuu. Abbild. 2 
atellt eine von den Ouaykurü 
gefaugene und dem Komman- 
danten Ton Albuquerqaa Dir 
■wai Flaaohen Sehaapa ver> 
kanfte Frau*), Abbild. 8 aina 
Dienerin in ('iiyah:i dar. 

Die lu;(liii Kopfe ^.t-ipen 
eiiii' idcuti^clu' riiUnwicruiiu; 
auf der .Stirn, unter den Augen 
und auf dem Kinn. Die Sitta 
fehlt den modernen Tsobama- 
koko. Aber Jana Tlkttovianiag 
iat BBcih aadi Angab« v«n 
Florene« erat in der Gafkn» 
gentichaft „als die bei ibraa 
Herren — den Guaykarü — 
gebräuc-hllL lii'" iiiisu'elülirt wor- 
den und demnach als Gnay- 
kiirü-TAttowiaraag anfim- 
ftaaaa] 

WihraBd haot« tob daan 
atlrkat«n dar aoeh erhalteaen 

Ouayknrdatlmme, den Kadiueo, ausgiebige KSrper- 
beiiialiing mit stilToll gewundenen, den Schiiurmonteru 
ihrer Töpfe verwandten .\rabeskeu, dagegen keine Tatto- 
wierung gefibt wird, vgl. Itoggiani ,1 CaduTei", Rom 
1895, S. 87, berichten die alten Autoren ein Anderea. 
Den H&dchen wurden mit einem Dom und Genipapotiat« 
aklaiaoQaadrala aaf Waagen aad Kiaa und Linien anf 
di« Stira «oa der Eummm bb n daa Augenbrauen 
attowiart«*). 



Das Muster inmitten der Stirn erinnert an dia Toa 
den Kadiueo vielfach angebrachten Eigentamiaeiabin, 
dia au« ihrem Oraamaatanaehata harroigvkaa*). 

Di« Boror6, Abblldangwa 4 bia 10, lerato Fknaea 

im September 1827 auf 
einem Ausflnire nach Villa 
Maria mif d r vier Legnas 
Toni Paraguay entfernten 
Fazenda Jacobina kennen. 
Die Unterwerfung des wil- 
den Jlgeratammea war sehn 
Jabr« vorker dnrdi Joio 
Leite, den reieb«« 
ter von Jaeobina, be- 
gonnen und nach .nechsjäh- 
riper Fehde, in der ITiO 
Hororo fjetotet und 50 ge- 
fangen wurden, au Ende 
geführt worden. Oiaa aiad 
die aog«B. Bororö doaOam* 
poa oder da Campanha. Ein 
anderer Teil des Stammes, 

die ]!i>r>>r<'< do Cabaval, hauste nördliok am Rio Cabagal, 
einem westlichen Nebenflufs des Paragnay, noch in 
voller Freiheit bis 1842. Die iu meiner Reisebeschrei- 
bnng') geschilderten Iloror6 endlich bewohnen die Ufer 
dea S. Louren^o im Osten da« Paraguay und blieben aai 
Iftagatao, bia 1887, aabaavungen. Dia Vargleiehaag 
dar AbbÖdaagaB lait daa Fhotograpbieaa dar awaitan 




Vnw. 





Abbild. 4. Bo«ov6 mit Wi 




Uppen- nnd ObTsehmaek. 



Schinfrü- Expedition ergiebt volle Übereinntimmnni; in 
den Ilauptzüpen, aber auch einige liemoi kenBwerte Ihiter- 
schiede. Der Fazendeiro führte seinem Besuch 1 1 älänner, 
8 Franan aad S Kiadarmr; diaaalb« Trnpp« in grflbanr 



graflche «oTira i nnawarA e gii Xbaya" — einer vanlieDsivoliea 
»Ii den alf ' " " 



*i B. Tr. Bd. 
befladet sieh in 



t8, B. 41&, 41« .daa BOdals dieiei Mädchens 
dsr naeb St. Fetenhan gcechickten 
fieni 
) Ibas 
.Notiila atoilebe ed 



Biuclie, in dw nach den aH«n Quellen in Hie lelir Remis 

(ieaellncbatt il>T QDayktirri riiii|T|. Klarheit (gebracht wird. 

') Dos K«niili>'i)ot>«rljau|jt ilrr <inH\l,iini tättowierte sein 
£ig*ntum»rii:lieii liiiutii; den Krauen auf ilie Uruat. den 
Pferden auf die Krupi»-, <len Hunden auf die Seit«-. Ver({lt-i<-be 
aneb U. Andree, Ktbnogr. Parallelen und Vergleiclie, Neue 



iaai* — aa daas ««hl aaam AMUdaag den Entwaif bildet. , EVdac, Lieipaig IBM, B. 7«. 

■) Q. A. Oeliai, 8. a«8, la taa m Ibas eedbbtea An- ') Unter daa MatarrtHkani CentralbiasiHaaa. Barifai I<a4. 
baag an Boggianis I Oadnvei: .Notial« atoilebe ed atao- I Kapitel XTH, S. 441 IT. 



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8 



Ansahl wurde tob den Reiaeadan noch •inmal io Villa 
Hui» angtUoffMi. 

Florenrc iiirtclit zu dao SSdiolHiiiiigni im wwentlidim 

die folgenden Angaben. 

Abbildung 4. [R. Tr. 38. II, R. 24*, Nr. 1.) Orofnei, 
ichlanker und nUrker junger Mftnn. mrinnlicber, aber wilder 
(ieHcbtisaadrnck , zwei Vordei liruiknorhen des Soccoreibrra 
durchnetzen die N nsen "ch«< ifl <• w « ti il. I^in »nrli-riT, " Znll lanp, 
steckt in einem Lm li unt.Th-ilti ii«-r U n i >• r 1 1 iiml liiuiL-r 
bi* auf die Brutt; inneriutlb des Hunde« wird er durch cUi 
koUiige« oder kii(iiHgw End« am EUlMi Terluiid«rt Kme 
■tthOae Ko)<fkran« von Zlbn«) ond Krallm wlM«r Tii-c«, 
«Im Aoudil Perlmottar-Halbmond« als OhrmhisuGk. 
Dm lang« und dichte Haar, dureli ^nen Büacbel Pferde- 
mfthne verstärkt, bedeckt die Schultern nod nicht bis auf 
die Lenden hinab. Uesicht, Bruat und Uaar mit UmM >«t 
I^Arbt. Wimper- und B»rtlmftrp iHf;ji>rii<«»-»». 

Abbildung 5. [B. Tr. II. S. l , Nr, r>. Miuiti, Jahre 
alt. VToblKebnut, Brnit breit, Arm« und Beine nioskulöe, 
aber Ilala kurz. Das Haar hinten in pittoresker Uriurdnung. 
Bugen und Pfeile <ioU «io Drittel lüngvr ab er selbst. 

Abbildung e. [R, Tr. S«. Q, &Ma, Nr. 3.1 MjiUninr 
HaiiD, bochttebaut; lishelndei, wenn astsh wddca OcriMl 
Kein Kasenknochen, nur Lippenknocben. Uaar mitUrakü 
Keflirbt und ein wvnig lorkig. Bieeiger llaarturlian , einen 
Ki-gfl iUter dem KopfV Viilf!«:!i)if , pls ri* ii.u'li liint>-i^ i;(>ru<lit« t. 
niit «l iraliuen Srliimren uuibuuden uiiI in L-ni"n Si ho]if 
eiideml. rnterti^lb «loe Krailf rikr"n>' uihI iliilUiiionde in den 
Olir'-ii. /»i(irli< n Kruue und jluBi k>-(;i l i-m Bündel von 
St&boben, darunter «inig« mit ,Kni>chen«|iUeu*, di« alt 

ein ktoinc», ttark dnroblAdMrttv KBtbii, an* d«m gelb« und 

blaue Federn hervorgehen, und auf dem er pAiT, als er die 
Faitenda Iwtrat. Am linken Kuf« «echszebig. Bogen und 
Pfeile iibertrelTen seine KbrperUnge um ein Drittpl. 

Abbildang 7. (B. Tr. :»8, 11, Mann, 8. 245, Nr. 2; Frau, 
8. 240, Nr. 4. 1 Mann: Jung, von stallliclier Haltung, aber nicht 
»o wohlgebaut al* der von Abbildung 4. Wilde» Ransegesicht, 
dicht«« ÜAar, Nasen- und Lippeuknnehen. Anstatt der 
Krön« ein g«lbroter Federbnscb, tlHhintHi- eine Btrahlen- 
anraol« 'aua drei konseulrischen liug«ii gtrbildct: der erst« 
B«ig«n bdiHiht «M bnmMD, dar sw«it« au« Wnuen, der dritte 
•« weiCwn Tadara. Bat wf« alle Boror6 das Glied in einem 
Palmblattttatp verborgen und au der Ilaut da« Prüpu. 
tinm mit dem Bast der iliift«rhniir befestigt, die mit 8tücken 
von FISfrelkiioelien verliert ist. r rai:/«^ Körper int mit 
Uruki'i i;<-r;<rlii 

Frau: Korb auf dem Bücken ua «inein 8timba<itbande 
hliag«nd und Kind auf den Schultern reitend. Sie kann den 
Kopf nicht so buch tragen wie die ungerechten MHuuer der 
Hoid«. Haar wi« tat den Mtanan gcaeltninani aber kAner 
■nd «Dwdaatllab« SiMlgcr Bohmnok dia Bnlbmonda in 
den Ohrai. Breiter Bindangdrial mit adinalar Baab 
binde. Dae Kind liat aelMiin dan wOdan Anidraali mIiih 
Btammea, 

Abbildung fi. [R Ti . kII, s. .Zwei Wniber*. Link« 

tltere, etwa 40.iühriKe Fra i, vui ^Miii^'t, ein wenm völlig von 
KOrper. Die BuckenlaKt. auf <lu- Knlr- iri.iillt, so hoch 
wie sie »elbst, besteht aus Matten, eingerollten Häuten und 
voUea Kürben und blagt am breitan Btimband. Dm» mcneeb- 
Ueba Iiasttier trügt auf den 8ohvltare Kind und «in 
BAndaban. Den Hannern kommt e« nicht dnrauf an, in 
tfnen derKdrli« noch ein Wilduchwein oder andere Jagd Iketite 
ru packen. — Das zweite Weib jünger, grofs, stark und 
wohlgebaut. Trügt «lienfalla ihr Kind und eine Last von 
l/tderrolleu und Bchaffellen; Augen tranrr;; und «tarr auf 
den Döllen geheftet. 

Abbildung V. [B.Tr. :18 II, 8. 2^2.] Kiu Knab« und ein 
Müdeben. Dieses mufs ein«a Korb tragen, jener s|raziert mit 
aviuetn Bpielzeug von Bogen und Pfeileu daher. Daa Müdchen 
iA baraita mit Uttrtal und Bind« ««(aatattat. Ba tat s«eb«< 
B«hig am linktB Vafta. 

Waa dia kdriwrlicilie BtUang asgeht, io maolifl itsh 
auf dia bei dan Boror» aabr »vageprilgten StirnwOlste 

in der Profilitnncht ron Abbildang 4 osd auf die fdr 
einen Manu iin^i oiu Mädchen voTMialllMita Poljdaktjlie 
am linken uiee Mutojerkgam. 

Die palmblattgeflochtenen Matten und Körbe, diu um- 
witikalteii Bogen und die fll er.iTiji si-r^-ri^tig gearl>eitet«n 
PfeQa^ der prächtige Fcdt rtic luuuc l». ilir Krune aus Jngnar- 
knUaa and dia HuiicMht geben sa luinea JiamarknDgam 



Anlaf«. Interessant ist in Abbildung 6 daa radiale Böndel 
der mit Nagnticrziihnchcn beiielzten Sehabmeirsel fttr 
PfeiUpitaen im Haanralatdea lodianan: daa Handwerke- 
zeug auf dam — in d l a a i m Falle wohl niebt m vellendenden 
— Wege znn Sebttnde, wi« die 8«baeidttnseb*l an der 
HaUacliuur. 

Der bei leiden Gp*t:liUn'iitc>rii vorlmn Jc-i»! ()hr?<:!uiiuck 
der nua perlmutterglinseudi-u Flui«aiuscheln gescliiiiltenen 
-llalliinonde* fehlte am S. Louren^o. Sie finden sieb 
/altlreieh in der Nattoraraehen Sammlung und häogen 
an klefven. «aa Palmnoft geadiaittten Ringen. Am & 
Louren^^ aetsten eich die „Halbmende* mm mwn M 
der Bast« aneinanJcrgcrügteu Nagatierkrallen aiiaammen 
oder wurden auch aus einf-m Sirnk lirasllifl. lu ii lilci lips 
in gleicher Form geschnitten, üu dak »ich die Eat^tebung 
eines „Unlbmondes" leicht erkl&rt. „Die Bwrorn beten 
den Mond an", meinten die Cuyabauer. 

Die Nasenknochen mAssen ein Statnmeamcrkmal dar 
Weatbororü aeiii. Far 1862 erwfthnt W&bneldt von 




41 




1 [ _• ü _ . I If TU •^J ■ 




Abbild, t». liorurM- Kiudcr. 

ihnen .um» aapade de palitn«, eine Art Stdokcheo' in 
der Naee (R.Tr.S7. I, S.217, 1864). Niemala worda am 

S. I^nurenfO die Naeaneebaidewand dttrekbolirt. Hier 
trug man nur in dem Loch nnter der Unterlippe (und 
zwar auch nicht äir h. ImtH-n Vogclknochen oder 

bei Natterer Uirschknociien^ einen kurzen lütochea- 
splitter, Ilarzstift oder eine bftbeebo Kalte aua Part« 
routteq>lättclien. 

Der breite Korsettgürtel aua Uinde (N'atteror: 
^uoei"). bei WAboeidt ancb ane Xa^rfeli. da* »m S. 
Looren^o (^pureuTai") mit einem aehraalen Baatatreifen 
umwickelt wurde, eritchoint bei <liti Wnstbororö der 
.\bbild. 7 und U mit kunstvollerem Zusammenschlufs. 
Di«' Srii^di.ijiu'it' iNiitt.'i-er: akada bineaj*, 8w Loarenfo 
gkadabie") ist dieselbe''). 

De» laehA, der Pamiaatalpi tat, wae am & Lonreofe 

*) Bie wird nnr von FToraneafm Text ineleitand beschrieben : 
,von dem (iurt«l hängen viirn und hinten zwvi 2 bis :i" 
breite Striin;^». pendem iloi« filamenlon". loli liirll sie 
dvnhalb, ehe iiOi die SLixien liatn ff». fin fr- i lierabhilngf ml, 
zumal der Itrisciide SLlirieb r ; M. ii' i i '. ; , ob sich die 
Krauen auf dii'»e pvltname W*icw btiietUe» »uUen, in w*K'heni 
Falle sit^ v>in der löblifben Absiebt weit rntlVmi bliet)«n.' 
Die Binde ist eme T-lliude; der t^uersuich des T wird durch 
den Bindengürt«! gebUd«t, vergteiebe daa gMebe Terbaltaa 
b«i unatren Bofotöweibem: V.a.ttatnr*. Ctrlbraa. Abbildung 
IM, 8. 47S. 



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R. S«{d*1; SpaUanliildtiiiifcv «b4 Lftndvarlatt »af Hiddaniö». 



nicht Torkam, »n der Hüft.'^chuur IcKigebuiuicn. Dieser 
Modiu »teilt ein Ijemerkenawertes Mittelding dar zwüoben 
dam «infMthen EiobindAn dm unbedscktan PrlpntivmR 
•n die HSllMlmr md dem frai »nftitModeB Fatter»! 
ans Pttlmblatt. 

Di« letxt« SkiBM, Abbild. 10, v«rauabMi)ioht eine 
Soaoe «u dna Tabs, den d» Borar6 uf dar Fa- 




AbWNL 10k Itaawd* 



zendii vorfüiirten — vorher reichlich mit Branntwein 
bewirt«t nnd ^Caat batnmkfla". Sie atsnden in waitam 
Kraiia nad atampftaa «aoliadwaim »t raehtan and 
Ibkan FoCm »af, in g^ngntm Bbjtlmaa mit tiaTar, 
Stimma lingend umi dam Takt mit dan Hlndan 



klatschend. IMötzlich stit-racn sie ein lautes Gebrüll aus 
nnd sprangen umher, die einen den KOrper vcrdrühend, 
die uidaraa mit offenaa Arman und «irraim gen Uimmal 
geriahtatan BUak odar nah nah bttakand, ab ob lia 
niedarhodMu wolltan. Dann amanarla aleb wieder der 
monotone Stampftans. Die flbliohe Torbereitang zur 
Jagd auch am S. I,oureiii,n. Flureiicc sclnlJert, wie zwei 
Individuen in den Kreiu traten und ein Ameisenb&ren- 
lutermozzo zum besten gaben. Der eine, i-in Kind auf 
dem Kücken und auf allen Vieren kriechend, war die 
Ameisenbüriu mit ihrem Jugen; sie wurde ron dem 
Midetw mit einer Stanfa mh dar Maaa faUttelt und 
anahte mA deaaeo mit den ebaraktariitädien trlgaa 
Bewegungen der krummen Klauen, die einmal Krfafstes 
niemall« loglassen, zu wehren. .Uinlirlie Tanzmotive er- 
Ifieht der Kampf mit dum JuiiiiLn , illrj liigil auf den 
Tapir, den Wolf, das Keh u. s. w. Wenn der Häuptling 
im Bororudorf des S. I.ouren(0 fftr des Bicbsteu Morgen 
eine Jagd ansagt«, wurde die ganae Macht hindureh 
unermüdlich geanngen, gestampft nnd geraudt: aa mr 
alao acUaehtwrdinga nnmAglieb, das Anfbrmh «t var- 



iSpalteubilduugen und Landverliist auf Hiddensöe. 



Von U. Seidel. Berlin. 



Di« Banerdinga ttfterbaandita nnd wegen ihrer eigen- 
artigen Schönheit mehr gewQrdigto Insel lliddenaöu 
benteht auB zwei gänzlich verschiedenen Teilen, nSmIirh 
aus dem hüLeii diliiviiili-11 n In- r 1 11 II d c tidur dum 
DornbuBch im Norden und aus dem Ilachen alluvialen 
Unterlande im SQden, das sich lang und schmal bis 
in die Nähe von Kap Barhöfi auf Neuvorpommem er- 
streckt. Parallel lum Unterlande itreicht der gleichfalls 
aUnviale^ «barkarawa Alt-Ba«ata, atnaandigari immer 
noch wachsender Raken, der nnfem des Entendomee 
am Nordo-tfufso di.r Kcrnrnnsse wurzelt uml weit in den 
\ itter lioden hinabreicbt. Das Obcrl.iTid stellt sich als 
ein massiger, uui'Ben >tark j^i-giluderter ll<jbenrüi.ktn dar, 
dessen bewegte Formen schon beim Vorüberfalireu jeden 
Eeisieudeu fessela. Koch anziehender und vielgestaltiger 
wird da« Bild, wobb man beim Dorfe Kioeter daa SdbiS 
Tarilfat nnd Bas in Pnla den Fbhrwag lam lioneht« 
tnrm bergan wandert. Gleich hinter den Gebiuden des 
grofsen Parhthofes Kloster öifnet sich ein anfangs 
müfsig !iiifVl. i;,'u[idur Thalgrnnd, der rechts und link» 
von 7:ablreichen , ziemlich steilen Kuppen umrahmt ist. 
Nach Nordosten, in der Richtung ouf dan Dorf Grieben 
SU, bleil>en dieae Kuppen sanfter, die Abhänge breiter 
und flacher, so dafi hier, unterstützt durcli den brügeran 
Boden, aait altara eia aiamltch ergiebiger Feldbau g«> 
trieben wird. Vor aad am nni dagegen starrt der 
gelbbraune, häufig kiesige, von Geschieben erfüllte, 
magere Decksand des i)beren Dihivium». Nur ein dünnes, 
Ärmliches I'lianzenkicid hüllt tK'lJurftirr (iie?< Ödland ein. 
das eben noch den genügsamen Schafen leidliche Weide 
bietet. Hoch oben am letzten äanmo der Höhen tritt 
araatar FiehtaBwald »nf nnd ladet naa ia aein friedliches 



Je Hagar wir ataigao» deato aeltaamer entwickelt sich 
dia SeeBari«. Dia Torhar naatig ereeheiaeadea Kuppen 
lAaaa aiah ia «ia« FOlle kleinerer Ilurkel und Kegel auf, 
die eng mitnnander vcrwu< hi<eu »ind. Eine Weg- 
kürzuiig, die wir dnrch einen Sclirngniarsch auf den 
Leuchtturm zu erzielen hoffen, kostet uns auf der glatten, 
kurzen I'Hanzennnrbe manch mühseligen .Schritt berg- 
•af und becgab. Endlieb habea wir das kanatlieh aai- 



geebnete Plataan daa Laoahttaimaa «nraieht aad ga- 
winnen naa daa antaa fkataa BoadUiek flbar die gaaio 

Insel. 

Die Kiii ti' S. 10 lehrt, data der Dornbusch in ninximo 
nur km lang und nicht mehr als 1 '/t km breit ist. 
Aber kaum wird man im Bereiche des norddeutschen 
Flachlandes ein Terrain finden, das auf so beachrknktem 
Räume so viele Unebenheiten zeigt und in gleicher 
Weia« d«B Eiadnidc dar Wirtaia aad UanÜM ia dam 
Beaehaner herrorraft.' Man lihlt vom Leuehttarma 



nbir ?>0 groffere Kuppen, von den vielen »ekundiiren 
lliickeni ganz abpeschen, zwisclien denen eine Menge 
eii;,;f(,djlifiur T':,iil''r uder w aiiiiuuartiger tirüiuie einge- 
bettet ist. Wir stehen hier inmitten einer typischen 
Morftncnlandschaft, wo Hoch und Tief in schneller 
Folge wechseln, wo jede Kegelmilaigkait aehwiadati und 
aUaa greifbar daa^eh tob dar Zeit dair Etewiikoag 
redet, in der diese Formen teils durch dia dwotiseh« 
Ablagerung des Glacialmaterials, teils durch die SpSl» 
und Strudelthätigkeit der Gkt-^t bcrwil8f>er erzeugt wurden. 

Käst noch bunter und verwickelter ersdnint die 
.Skulptur, wenn wir, statt vom Kloster, erst vom Keltung!;- 
hause an zur Höhe des Diluvialkernes emporsteigen. Da 
aahen wir uns auf dem Wege sum Schulter Berge in ein 
«aBderliehee Gehügol v ara a Ut , das mmlchstaa miehtiga, 
Toltlrommea abgeglfitteta Haolwarftkagd ariaaart, daran 
jeder den Fufs seines Nachbarn berfihrt, so dafs man 
in einem fortwährenden .Auf und Ab bleibt und froh ist, 
w< ;jii iiiiiti dies Iturclieinantler liiiitur ni li hat. Der 
(ieoliige Dr. Günther, der im SpätBuiumer 1890 die 
Bodeuverhilltnisse Hiddensöes genauer studiert hat, er- 
klärt*) daa Gebiet swiachea ^Vorlege und Hucke" als 
ein nTrttmmariUd* , aatataadaa dnrch den Znaammen- 
bmdi grftbarar DilaTialaehoUaa, deren Liegaadaa ia 
riakeade, aber nngTeiehmlfeige Bewegung geraten aein 
Boll. Auf äbrilirbe Vorginge, die Günther „post- 
glaciale Dislokationen" nennt, sucht dieser Ue- 
obaabtar daa wdtarea dia gaaaaitaB LagaraagaTacliilt- 

')Ia seiner InangnnsMHssaHalieB: OieDislokatioaea 
auf Hiddaastte, Boitaek UM, mit • AoaiehtalaMa «nd 
Karte das ~ 



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10 



IL Seidel: SpaUenbildangen nnd Landvcriaat auf liiddenioe, 



niiaa, sowie die OberflftehengestaU des DombuBches 

zurückzuführen. Kr nimmt ein „ganzes System von 
nicht weniger ala 14 teils paralleler, teilt sich kreuzen- 
der Verwerfungszüge" an and leitet daraus die allerdings 
sehe komplizierten Bildungen her. Dabei werden die 
Dislokationen als „eine Folge der fortwährenden Ent- 
stehuug Tun tangentialen Spannungen in der festen Erd- 
kruste und der fortwährenden Kinwirkung dieser Kr&fte 
auf die liegenden älteren Formationen des Diluviums" | 
aufgefalst. — 

leider halte ich bei meinem letztjthrigen Besuche 
Hiddensües — es war der dritte, den ich der interessanten 
Insel abatatteta — die Arbeit Dr. Günthers nicht sar 
Hand. Ich mnfste also auf eine Prüfung der von ihm j 



habe solche Spalten weder 1890 noch 189.^ wahrg«- 
nommen, finde iiuch bei (tünther keine näheren Finger» 
zeige; es sei denn, dafs sich nachstehende Stelle darauf 
bezieht. ,Eline Menge kleiner Spalten geht aufserdem 
noch Uberall am ganzen Nordwest- and Nordostufer 
parallel den grotsen Längs- nnd Querspalten. Die 
Zahl Terftndert sich jedoch sehr im Laufe der Zeit." 
Von Neubildungen der Art ist aber weder hier, noch in 
Credners Buche die Rede; auch die filteren Autoren 
schweigen sich darüber aus, und deswegen glaubte ich, 
meine diesbezüglichen Beobachtungen auf lliddens'ie 
nicht unterdrücken zu sollen. 

Schon beim Abstiege vom Leuchtturme zum Meere 
durch die nördlichere Steilschincht — oder Liet — fielen 




▼ermuteten DislokationszUge an der Hand seiner Karte ' 
verzichten, bemerke aber schon jetzt, dafs sich weiter 
unten eine viel einfachere nnd naturgomäfso Erklärung 
der in Frage stehenden Phänomene aus den „intensiven 
Abrutsohungen und Saokungen der gerade dort sehr 
mannigfaltig zusammengesetzten" Glacialmssscn ergeben 
wird. Zum Belüg dafür weise ich auf die überaus 
zahlreichen, meist in der Richtung des 
Nordwesti^trandes verlaufenden und mehr 
oder minder tief eingerissenen Erdspalten 
hin, die sich neuerdings auf dem Dornbusch 
zeigen. Sie sind so augenfällig, dafs sie im vergangenen 
Sommer zum Teil das Tagesgespräch für die Ein- 
heimischen und Fremden auf der Insel abgaben. Ich 



») Vergl. IW. Dr. B. Credners Inselsludi« .Bügen', 

Stuttfan 189.H, Seite [44] o. a. a. Stellen. 



mir in dem dicht mit Gestrüpp und Gi-äsern überwachsenen 
Boden einzelne Erdrisse auf, denen »ich jfdoch bei der 
Enge des Weges und dem hindernden Pflanzenkleide 
nicht genügend nachspüren liefs. Zuletzt verdeckte ein 
Schuttkef;el aus losem Sande den Fufs der Wände und 
beschränkte die Observation. Am Ufer selber tobte bei 
dem scharfen Westwinde eine heftige Brandnng, die 
wenig südwärts den Vorstrand dermatsen angeschnitten 
hatte, dafs ein Vorwnrtskomnion nach dieser Richtung 
unmöglich war. Kur durch l'berkletteru einer vorge- 
schobenen Diluvial masüo aus gelbgrauem Geschiebelehm 
liefs sich die Stelle umgehen und der Zutritt in die 
grotse und breite Hauptschlucht gewinnen, die sich 
ziemlich gelinde zur Ostsee abdacht. Die weite obere 
Öffnung dieses Liets wird im Vordergrunde unserer ersten 
Photographie sichtbar; dahinter, nach dem Signalroaste 
SU, erkennt man die vorerwähnte schmalere Ilohlrinn«. 



11 



Bereit« in dem genannten Abrutsch von Ge^chiebe- 
lehm zwiRchen den beiden I.ieten tauchten mehrere 
Spmlten auf. Sie lii'fvn aber den ganzen Buckel fort 
und hatten öfter stufige Absätze von 5 bia 15 cm Höhe 
zuwege gebracht. Iteim Aufgange zu Ettenbnrgs 
Waldhnlle am liakenberge, die nur um ein Geringea 
vom Bildlichen Obernvnde des grofBen Lieta entfernt 
liegt, traten dieselben ICiasu auf, jetzt aber länger und 
tiefer. In der Vr'aldhalle wies man mich zu den neuer- 
lich angebrachten Aussichtsbänken bin — die südlichere 
ist auf unserem zweiten Bilde wiedergegeben — , zu- 
gleich mit dem Bemerken , dafs man auf diesem Wege 
die Spalten am besten beiibachten könne. In der That 
waren dieselben hier mit Qberraschender Deutlichkeit 
ausgeprägt. Sie strichen insgesamt Ton SW nach XO, 
also parallel mit den auf der Photographie so schön 



ling und Sommer des Jahres 1808 hervor- 
gerufen sind. 

Die grofsartigste Urucherscheinnug konnte mau wenig 
östlich von der Bank auf dem zweiten Bilde wahrnehmen. 
F.in Waldpfad leitet rückwärts durch den Forst, und 
hier, bevor wir den Fahrweg orreichten, begegnete uns 
ein jäher Kifs, bei dem die Niveandifferenz die hohen 
Beträge von ' « bis l'/« m aufwies! Die Hauptspalte 
lief in der bekannten Südwest-Nordost- Richtung fort; 
anfserdem traten aber noch (juerspalten auf, die senk- 
recht zur llauptspulte standen und an dieser endigten. 
Dadurch war ein ziemliches Waldquadrat um das vor- 
genannte Mafs in die Tiefe gerückt. Auch dies« Spalte 
war ganz jung und schmal und noch nicht durch Nach- 
fall oder Versackuug geschlossen. Wenn später das 
Geviert noch mehr absinkt, su entsteht Ober kurs oder 




Kg. 



1. Liele uni] BteilabttUrze beim Tielennfer auf HiddecaSe. 

von J. Kroll in Stralsund. 



Nach einer Photographie 



erkennbaren älteren Absackungeu und Terrassen. Die 
Niveauunterschiede betrugen bei der gröfsten Spalte 
V) bis '/> lu; um soviel lag der Boden unten niedriger 
als üben. Der Kiefernbestand hatte zum Teil die 
Senkung mitmachen müssen; die Bäume hielten sich in- 
des noch vollkommen lotrecht und zeigten auch sonst 
keinerlei Schäden. Die Kluft erschien sehr jung mit 
scharf abgesetzten, zackigen IlAndern. .An einigen 
Stellen konnte man weit in die Tiefe hineinseheq und 
vergeblich mit dem Stocke nach (irund sondieren; so 
frisch klaffte der Hifs. Wie uns, d. h. Herrn 
Dr. K. Schmidt aus Berlin und mir, in der Waldhalle 
bestimmt versichert wurde, sollte dieser Bruch erst .Anfang 
Anguht nach den letzten schweren Stürmen zu Ende des 
Julimonats entstanden sein. Ich ninfg es dahingestellt 
lassen, ob ein solcher Kausalncxus anzunehmen iüt ; jeden - 
falls spricht alles dafür, dafs dieSpalten- 
roihen durch neuerliche Angriffe derUfer- 
sone infolge des anhaltend starmisrhen 
Wetters und hohen Wasserstandes im F r ü h - 



lang eine jener Terrassen, an denen der Weslabfall des. 
Dornbusches gerade an dieser und an etlichen anderen 
Stellen so reich ist. 

An den hart zum Wasser vorgeschobenen Steilwänden 
nehmen die Abrutsche oft gewaltige Dimensionen an, 
wie dies auf den Tafeln der Güntherschen .Schrift so 
lehrreich veranschaulicht wird. Da sehen wir die <30 
bis 70 ni hohen Diluvialniaüsen teils aU geschlossene 
Mauern und scharf wie ein Grat an das Meer heran- 
treten, teils in Terrassen zerstufi, hinter denen mächtige 
Nischen gähnen, teils von Trümmerhaufen umsäumt, 
woran die Brandung nagt oder die ausgewaschenen Roll- 
ateine zu langgezogenen StrandwAllen aufwirft. 

Wenn man den sehr boachwi-rlicbcn Uuniimarsch ura 
das .\ufaengestade Hiddensöes nicht scheut, so wird man 
die Beobachtung machen, dafs die Uferlinio mit einer 
gewissen Regelmftfsigkeit in eine Reihe flachrunder 
Buchten von verschieden weiter Öffnung gegliedert i^t. 
Dasfelbe wiederholt sich auch an anderen KOaten, z. B. 
an dem freien Nord- und Nordwest^tninde der Halbinsel 



IS 



Wittow. Die lichte Weite der dortigen Dochten 
Bchwankt von 300 und 400 m bis zu 1 km. Beim Dorn- 
buüch Bind diese Ausschnitte durchweg enger. Die 
Btilrkaten AugrilTsstellen der See liegen bei den expo- 
nierten Vorspröiigen; ioi Inneren ist der Strand meistens 
breiter, mit «chützendem Gerölt und Saudanwehungcn 
bedeckt, und erst nach den Eckpfeilern zu schrumpft er 
allmählich ein. Im August 1893 war der Weg vom 
grol'sen Liel bis hinunter zur Hucke bei nur niäf^igem 
Wellenschläge an drei Punkten völlig unpassierbar. Das 
Waaser schlug direkt gegen die mit frischen Nach- 
stärzen umpackten Wunde und wusch und bröckelte 
beMtftndig Sand und Lehniteile ab, so dafs die vordersten 
Wellen von dem Detritus dick getrflbt waren. Bei 
meinem jüngsten Deouche der Insel sah sich der An* 
stnnn der See viel gefährlicher an. Ein scharfer West- 



' durch eine noch gegenwärtig aodauemde positive 
Strandverschiebung, d. h. durch ein Ansteigendes 
Meeres auf Kosten des Festlandes erklären zu wollen. 
Dergleichen ist nach den uuifaesenden Untersuchungen, 
die I'rofessor Seibt bezüglich des Mittelwassers der 
Ost.see in Swiuemttnde angestellt hat, für das letzte 
halbe .Jahrhundert ausgeschlossen. An den pommerseben 
und speciell an den rOgeuschen Steilküsten handelt es 
sich im wesentlichen um ein lokales Zurückdrängen und 
Umgestalten „der Gehänge infolge von Abspülnngen 
und Unterwaschungen an ihrer Basis* 

Die Betrüge der Abrasion sind natürlich in den 
einzelnen Jahren sehr verschieden. Es kommen Periuden 
vor, in denen sich Wind und Wasserstand so friedlich 
verhalten, dafs keine nennenswerten Einbufsen zu regi- 

I strieren sind. Wenn sich aber die Verhältnisse derart 




Fig. 2. 



Terraisenbildungen am Mord Westrands Uiddeniöes. 

von J. Kroll in Stralsund. 



Kaeb einer Pbotograpbia 



wind fegte daher und trieb die Wogen im langen Zuge 
gegen das schutzlose Gestade. Wohin mau blickte, 
Eeigte sich die Brandung in breitem Gürtel erdig ge- 
färbt. An einigen Stellen konnte man deutlich ver- 
folgen, wie die Schwenimprodukte bis 2(1 ro und darQl>er 
ins Mei-r hinausgetragen wurden, mit der nordwestlich 
setzenden Strömung zur Seite trieben und allmählich 
versanken. 

Das nämliche Bild bietet sich bei jedem Sturmtage 
an der Abendseite Wittows dar. Unaufliörlich wird 
das vorwiegend aus dem fruchtbarsten Boden bestehende 
ilochufcr abgetragen. Die braunen oder gelben Lehm- 
und Mergelwände brechen streckenweise fort, und die 
Acker schrumpfen langsam , aber stetig ein. Der Pfad 
auf dem Saume des Klints, der beim Bestellen des 
Feldes noch t;angbar war, sinkt im Laufe der Monate 
ab, und notgedrungen tritt der Fufsgänger ins (iutreide 
oder in» Grünfutter, da er sonst in (iefahr ist, den Steil- 
hang hinabzustürzen. Trutz dieser betrübenden Thatsache 
darf man nicht in den Irrtum verfallen, die Areal Verluste 



ungünstig entwickeln, wie beispielsweise im grOrsten 
Teile des Jahres l8!tä, dann ist der Schaden desto em- 
pfindlicher. Am meisten haben die (iUter Varnkevitz, 
(•OOS und Dranske- Hof unter diesem Mifsgeschick zu 
leiden , und man kann es den Besitzern nicht verargen, 
wenn sie endlich auf wirksamen Schutz ihres gefährdeten 
Eigentums dringen. 

Was die See nicht in dem tiiglicbeu Einerlei zer- 
wäscht und verschlämmt, das bringt sie bei den 
KL-hweren Sturmfluten zu Fall, die gelegentlich das 
Baltische Meer durcbtoben. Über die Katastrophen von 
1304 oder 13U9 und l(i2d lassen sich mangels urkund- 
licher Nachrichten gerade für IliddensOe und Wittow 
bestimmte Wirkungen nicht mehr feststellen. Genauer 
lautet (irümbkes Meldung*) von einem Orkan aus 
1718. Damals rissen die Wellen „einen Tüderschlag" 
von sechs Faden an der Nordküste des Dornbuschea ab. 

^) K. Credner, Bä^ren, Seite lo8 ii. a. andei-en Stellen. 
') Neue DarsIvIlunKen von der Insel und dem Fürsten- 
tum HiiKen, lleilin l«!«, Teil 1, Hritv H. 



19 



Die Wist«r- and Frül^Kbrntarme «lu 1867 T>8 wüteten i 
namratlidi im DntarlMidc und TemnMbten den Durch- 
bnidi bei Ptoig*h»f(*n niiAN«it«ddMct Iad«rNQT«mb«r- 
flnt 1872 stand das gnnTC Sfldende Tom RettnngtlisiiN 

l.i^; /um fifüuii unter Whssit. Zwlsoliun Vorlogo und 
IIuok«i ging an den fiirrlit!iar<^n Tagen fin Streifen von 
10 |iomuer8chcii Ruten <m1«.t 160 Fuf« Breite »erlort-n! 
Auch lH7ii und IB^'j geschahen an dem diluviaUn 
Uochkern mehrfache Abbruche, die aicb von Jahr zu 
Jabr bei jeder befügen «two^irieeben Störung wieder- 
holen. Der erste «od gewiebiigite F»ktor in 
der Destrnktion dei Dornbneohei lind alio 
die Wellen, gleiehTtel ob sie bei leiabter Briae wie 
spielend den Striiiul Lciiiii;< ii . m^rr oIj «ie mit donnern- 
dem Anprall gierig den Fufs d^r Steilwände zertrfinimern, 
bis die oben lastenden Mausen in «Qstem Chaos berab- 
■tArseni ala ein neues Opfer des verheerenden Klementes. 
Splier liegen draufseu im Wasser die stummen 
Ztngen de« Zerfallee, jene oiicbtigei» Qeeebiebe, 
«fie du gerne ObecUnd Tom BettnogebMie bu lun 
Flnteudorn umsattnen und lieb viit in die See bimns 
verfolgen lassen. 

Neben den Wollrii wirkt uljcr nuf HiilileiiS'je — wii:' 
nicht minder aut dem Itenaclibiirtfri Wittow -— noch ein 
itweiter Faktor mit selten ermOdenOir Energie au 
der Abflechoog der äteiilcfiaten mit: Das ist der Wind. 
Heu mob ei gesehen beben, wie diei Agens an allen 
Eekcn reibt und schleift, die Vegetation veniehtet, «ioh 
Höhlungen schafft, das loi^gerriseene Material im tollen 
Wirbel dahititrL-il)t. liier nnluiufl und i.lurt wi.jiler ab- 
trägt. Am DornliUM-li ist ilmi tiie Arlieit, nn den viel- 
fach kahlen Flaukun mit Üiiuni dicken Sandlielage lic- 
BOoders leicht gpronciit. Da bieten sich überall be>iueme I 
AngrilTepunkt« dar, aus denen der Sand wie der Itauch 
atta einer £eae in die Höbe geblasen wird. Unser eratea 
Bild zeigt neihraffe aoleber BlOfeen. auf weleben Utk den 
Wind sein Handwerk treiben sab. Am ärgsten spielt 
er jedenfalls dem KeTier um den .Signalmast und die 
lienaehbarten Sihuppen mit. Ilic l.ieiiien (iiil;,'cn, nti 
deneu b«i Nebül die KArtuschen für die Wamungs- 1 
Schüsse aufgehängt werden, stehen heute »o nahe am 
Abhänge, dof« man sie bald rückwärts verl^eo mufs. 
Etwas nördliob davon, daieh eine kleine Hvlde getrennt, 
erhebt -sich das ontarmaiierte Qftnacben — anl der 
Photographie niebt nebr «chtbar — , Ton dem ans die 
Schüsse entzündet wer lrn. DleH ü.iusclieii ragt gegen- j 
wilrtiff schon etwas flln-r den ü.ind hiuiius. I>er Wind | 

hat zui-e!ieii den .M:iui:r[i;eiler!i tiefe LfOchfr |.'cwüiilt. 

hat den .Sand dei» in Terrassen lerfurcbten Ilügels 
bis halbwegs zum Qeb6ft der Lendittarmvirter Aber 
das Feld geweht 

Wieder anders gestaltet sieb die Windwirkang auf 
die Lehm- und Mergelw&nde, die bei längerer T?oek- 
Bis dnreh die fortdanemde Anblasnug ganz serfressene 

SeitcnnäriiiMi einjif.ingen. IVr !iii-btc Suiul fliegt fort; 
die Kiilk- oder Krcidepartikelcbeii und die Gcüi hiebe 
rollen in den Grund, und nur der ziilu re tliunitm Kern 
hnlt, wenn auch bliitterig zei-fasert, vorlfkufig Stand, bis 
ihn der nächste Hegen erweicht und hinunterw&scht. 
Wo die alluTiale Uamusschiebt der DilaTialmaesen dieht 
dnrebwaraelt ist, da eatstdit eine sebtttseiide, oft 1 m 
starke Decke, die vom Winde langnaro nnterhöhlt wird. 
Endlich fallt ihr Schworpunkt über die Basis hinaus, so 
dafs es nur eines _f,'erintr<':i lfru< keh Ijedarf, um sie zum 
.Ab.^tUrzeu tu briitguu". Liuu wahre Musterserie 
solcher überhängenden Schollen, auf denen zum Teil 
noch der Fufspfad hinläuft, kann uiau auf dem Wege 
von Kreptitz bis Goos in Wittow beoba<'bten. Auf 
Hiddensfie seigen sie sieh Torberrsobead in der Bnebt | 



zwischen Vorlege «ad Haeke, wenig oder gar nicht aber 
an den ▼ftiUg frei liaganden Fartieea. Ek>rt war 
OHntber am 29. Angnet 1890 Zeuge, wie ein« 

45 Schritt lange und 90 !^hritt breite Mergelwand, die 

durch Zerklüftung ihren Unit v< rluren ^iitfe, tLim; dem 
auflageri)d«ii DeclLsand<?' durch den Anprjul «■ i n p s 
heftigen N o rd w e s t b l u r m o s u Ii g c 1 ö s t und mit 
lautem Getöse in die i* luti>n versenkt wurde. 

Nicht so lärmend und gewallig, aber darum nicht 
minder fablbar sorgt ein dritter Faktor fikr die Anc 
•Inraiiig der Hoebnnr: Das und die atnosphSrisekeB 
Niederaehliifei. In zahllogen Furchen, die oft Ton 
Zoll zn Zoll nebeneinander lie^'en, rinnen bei jedem 

fUilmltonilen Regengüsse die (IcwiisHer heruli, ujit Detri- 
tus beladen, der sich unten zu grol'aeren oder kleineren 
Schwemmkcgeln anschüttet. Nicht selten vereinigen 
sich diese zu kontinuierlichen Wällen nnd belagern den 
ganzen Vorstrand, ja selbst den austofsenden Meeres- 
grund. Moob empfindliober wird die Tbitigkeit der 
Tagewaseer snr Zeit der Sebneeeehmelae, namentiidi 

Wenn JüH Tauwetter periipdiHrb v<in Frost unt<!rbrOcheD 
wird. Dann zerklfilTen die mit Fe\if htigkeil erfüllten 
.M:iSHcn in ungezählte S|.rünE(? und KisBe und liri'ickelli 

hautenweise ab. „I>ii,» Ufer friert entawei-, wie die 
Rügener sagen. 

In den Spalten und Schrunden nistet sich wieder ein 
neuer Feind, das Sickerwasser, ein, dos bei der 
neiet lookenm Konsistenz der Diluvialküsten selbst be- 
trächtliche Strecken gegen die Se« „in Bewegung setat 
und der Vernichtung duixh di<' Wellen anheimAiüc-a • 
iRfst". Zuweilen briflht das eintjedt unefen« Mufs in 
(jeatiilt von i^luelUiu Jius den Wiindeu und greift nun 
auch von dieser äeite seine Herberge an. In lliddenaöe 
beschränken sich derartige Ausgüsse im wesentlichen 
aaf die Gegend um die Huoke nnd nm den eigentUchen 
Dombneeb; sonst Ibblen sie. Wo sie aber an Tage 
treten, können ,wir deutlich pin F.insinken der hangen* 
den Schichten oder wenigstiu» fj^r'tfsere Abetfirae be- 
übncliten'. I<etztere erfolgen, wenn die> aufgeweichte 
und stlilupferig gewordene Unterlage die schwere Decke 
nicht mehr zn tragen vermag, so dafs diese ins Gleiten 
gerät. Dickbreiig rückt das wüste f'r-miflnidnm 5!nm 
Meere vor, an seinem Aufaenrandc „um^iiumt vuu eiuem 
mlehtigen Walle obaotiaeh anfeiBandergebftDftergTofaer 
md kleiner nordiseber BiBeke*. 

I)en vereliilrfteTi Ansturm all diener O^gncr kann ein 
räumlich so beL-eliriinktes und uu^ su wenig wider- 
Ktiiriilsl'filiit;em Ma'erial geformtes Kiland wie Hidden- 
soc auf diu Dauer keinesfalls aushalten. Schon jetzt 
hat sich die westliche Steilküste bis „in die unmittel- 
bare Nihe der Kulminationalinie des HOgelrückena vor- 
gesehoben*. «nd d«ttH wt der wsiteren Zerstdrong des 
iDüelkemee in bedroblioher Weise Vorschab geleistet. 
Trotzdem hat man bisher noch nirgend Tersncht, den 
beständigen Lnndverlustei) des DornbusoheB dureli ge- 
eignete Schutzmitlül ciu Ziel z,u setzen. Zur Sieherunsj 
des Gellen sind nach 1872 zwischen dem Rettnugehuuso 
und dem Dorfe Vitt«, sowie am ,Schwarsen Peter" süd- 
lich von Plogshagcn entsprechende Uferbefestigungen 
angelegt worden. Auf dem Bog vor Dranske erbebt eidi 
eine sebn Hinvten lange, ans Oranitqiiadem orriditcta 
Mauer, und drüben , an der Südostseite des WidMt 
Boddens, wo das Wasser zu Anfang dieses Jahrhanderta 
die Fiilirwege fortNpiilte . hftt rium lui.-L'edehnte Stein- 
pAukungen vorgenommen. Aber am Dornbii>«ch und 
an dem Nordwestatrande des fruchtbaren 
Wittow wird man sich vergebens nach 
Defe n siTDafsregeln umsehen! 

HiddanaBo trigi auf seiner böehsten Kappe einen 

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14 



Riebkrd Aadtrce: Alte Trommeln indianitebcr Medizinmänner. 



Denen, kcwtspielijfsn l^iichttnnn, der nein Drohfener 
übor fiiiL'n grufaeii Toil der lugoiiHL-liuii liiiiiifiiguw iisstr 
und über die freie Ustaee bis aE.u den Kreideft!k«ti 
M^Jena ergliinzen Ittfat. Durch Froet and Unwetter eut- 
•tolien in j«dflra WinUr »n dMD wichtif«ii Bro «rheb- 
Iklw SohldoD, dem Ibpintvr dk StMitakun fortge- 
Mtet wa G«ld«^f«ni verpflielitet. Dleae Antgabm werden 
im InterMM des Wcrlces bereitwillig geleUtet; allein 
daran, dafs aueli Jtr OrutiJ dea Turmes eiucs Schutzes 
b«darf, scheint noch niemand gedacht zu haben. Wenn 
die Spallenbildung, Ton der ich oben berichtete, uud die 
Vorstöfse der anderen feindlichen Agentien ungehindert 
um sich greifen dOrfen, dann werden die AbbrQche und 
Bim flinn Tages aacb den LmekttnrailMrg emtclini, 
nm d«B ria haaU ■dion nidit ndir wait «ntlänit aiadl 



I Auf dem Aden MorÄnoiL^tliügd «wischen Hocke und 
HiikL'uUurg dji.s SlralsuiKÜHdic Kluütcrkoniinisaariat. 

seit einer liethe töu -'.iliien mit A«iTor*tuiig<Mi l» gi>iiueu. 
Die Mflhe iat hier, wit iu di-r Kreptitzer und Schw.irber 
Heida «nf Wittow, tod ^folg geltrOat worden , und da, 
wo aliadeBi dflrra Kieahfidur oder Flagaand dem Waii> 
derer entgegengtarrten. griknt jetzt fröhlich ein dichter 
Kiefernwald. Er h&lt die Feuchtigkeit im Boden fest; 
er schirmt d^s erst vereinzelt auftretende Lrnililiolz viml 
begAnetigt den Anwuchs oiuer artenreichen Kletu Vege- 
tation. Leider rOckt auch dem Walde das Un- 
heil daroh Landverlust und Scholleuz«r> 
klflftung «äfaay «nd näher, und schon ist der 
Anfang gamaoht, den frenndlichen Baum' 
aakmoak lang««» «u Fall« nit bring«». 



Alte Trommeln indianischer Mediziumäuuer. 

Ton Biobard Andree. 

ein« jede 40 od Dnndunener. Anegeipannt dörfte dieia 
Weite 00 e» .beiragen. Eindrfteke am Rand« dieeer 

kreisnmdra Trommelfelle denten darauf hin, dafs sie 
finwl — etwa auf (-■iiicii Ilulzrriffn — juifgi tipmint waren. 
Ein jedes derselben ist am Hand« uiii eineu l cm breiten 
roten Streifen eiugefafst, innerhalb deiuieu verschiedene 
Tierfiguren, gleichfalls mit roter Farbe, anfgemalt sind. 
Die Bemaluug erfolgt noch jetzt, wie Ifalleiy angiebt, 
mittel« kleiner EoliMtftbohen od«r Piniel von Anti- 
lopenhaar. 

\V«F zunärhst den Gehranrti dicspr Troninipln ak He- 
rutu der don ..>ichamaneu'' gleiciiwi-rtigi'n Mrdi/iiiijiiiiiner 
der iBiiiniiiT hetrittt, so finden wir difscn R<di'iii I.'*32 
durch C'atUn dargestellt'). Es handelt sich hier um 
einen Medizinmann der Hlackfeet in voller Ausrüstung, 
der die geeehmackte, mit Kreisen bemaha tamiwnrin-' 
aitign TireniMel ecbwingt IMa I^vmasaln der Eeklmo- 
beaohvBnr, Jena der sibirisoben StbamaneD. ja aelbat 
die der Lappen I^urupas ') sind alle von gleieher Be- 

srliftfTpiilipit. taiiil'iiui iiiurtig, f-ip werdpii iiat fdiiciij Klöppel 
güsclilttgtju und tiiid iiiif I''iL'ur.'ii Ijttuiilt. Du» gleiche 
Gerät dient als j bpi l!p-nliwiiruii|,'('ii , My.Mtpvu'ii und 
Zaubergcsftugcu in überraschender Lbereiiistiuiuiuug im 
Norden der Alten und Neuen Welt. 

Die alte tambonrinartige Form der Trommel seheint 
aber in neuerer Zeit bei den Indianero unter dem Ein- 
flüsse der Weifsen durch eine Art von Trommel ver- 
drängt zu si'in. deren Form sich mehr unserer ouropüitichen 
Troiiinicd luilipil. Wpnig.-tr'iiH sind .aidclie bei den Me- 
dizinuaaiiiH-rn der Ujiinva im Uubrutiuhe Es sind dies 
schon KesscUrxniiiipIn mit hölzernem Ueföfs, über welches 
die rohe Haut im feuchten Zustande ausgespannt wird. 
Nach der Uberlieferung stammen die Trommeln von den 
Oettern Kitaebi, Ifanido und Ifiaaboabo, welolia aie den 
Hedinnmmnem Itbergahen, nm damit heilige Geister 
herbeizurufen. 

Nicht nur bei den bekannten Krankeubeschwörungen 
o. ^ w. diaoten diaia Trommeln. Wie dieae und andera 

') <ieor(;o CKttiii <^'nll«r> , Hniitlin. Report. July IWS. 
Part. II, plale «.'> h. S. im, vrrstl. ai.i-Ii plate «;<. 

') JoaiiniuRcli- iVvi i I'r.i:. kfui t .< M ui^l Ij^ipzii;. 
litT.'i, S. Mi>, M'.', 14.>. !:>.• umi Bartel*, Mei.Uzili iler Naturvulker, 
Leipzig l^ti:^, 8, 17<> und 177, wo M«(lizinmitiinertroiDm<-ln 
der lodiaoier vom Minouri abgebildet sind. AbliililuilgeD vou 
SataainansntiHimmeln dar Moagako naoh Cwanin, gUtielir " 
" " in Tks& Ani 



Unter den TenbkiadaineB von England 177fi ange- 
worbenen deutschen nSnbaidieaoorpa*, welche zur Be- 
kämpfung des Anfstandes nach den nordamerikanlBeben 

Kolotiioeri rntsoiidet wurden, befand »ich »ui-Ji ein \?>Cii) 
Mann starkes braunechweigisohes Corps unter General 
V. Riedesel, welches zunächst nach Quebec gelangte, 
an den Kämpfen in den Neu - Elnglandstaateu teilnahm, 
aber im Oktober 1777 bei Sarat4^ in die Gefangenschaft 
der Amerikaner geriet. Erat im Jalm 17SS gelangten 
die Beete des Corps wieder in die Heimat svrilek. 

Wie wir aus Tagehnnliern der heimgekehrten lir»iin- 
schweigisohen Offi/itrc erhilireu verkehrten diese viel 
luit den hulianprliülf-stru[i]>pn der Fjtgl&ndiT; «i«' waren 
zugegen, als bei einer Zusammenkunft in der Jesuiteu- 
kirche zu Montreal die kriegerisch go»chmückten Iro- 
keaen, üutanais, Coudr^a uud Saul^s den Briten Skalpe 
dar erschlagenen Feinde ftberreichtan, nnd in Qn*M« 
werden Zuaa n manktofte mit danOntagaals VBdQoikn- 
pouB erwihnt. 

Öl> luin von einem dieser hier genannten Stämme die 
beiden Troitimelfelle stammen, von denen hier die Rede 
sein 8(dl. können wir nielit mit lichtimmtheit sagen. 
Jedontalla wurden sie vou einem Uraunschweiger. der iu 
Nordamerika gedient hatte, 1783 mit in die lleinutt 
anrftekgefanebt and gelangten in die ethnographische Ab- 
teitang daa stAdtiseben Hnaetune an Braunachweig, wo 
sie unter der Bezeichnung „indianische Heerpauken" in 
der nordamcrikanischon Sektion unter Nr. 8(> und 87 
aufbewahrt werden. 

Allerdings um „Heerpauken" handelt es sieb hier 
nicht und von dem Gebrauche solcher bei den uord- 
amerikanischen Indianern auf ihren Kriegszügeu ist 
uns nichts bekannt. Ks sind vielmehr die Felle der 
Trommeln mnea aordnmarikaniaehen Mediginmanneat wi« 
solobe After besehrieben nnd abgebildet werden. Da 
dipbe Trijniiiielo beim Zusammenspliwiiideii anJ der fort- 
Si'hrpitenrien Kultivierung der TerHchirdfucii Indiniw-r- 
stäuiiue jetz'. jiul'^erst selten geworiien und durch ihr 
.\lter, 81'wie n.'iruentlich dnrnli die ihnen aufgemalten 
Piktogmplneeii von Bedeutung sind, ao Tardienon aie 
eine nfthere Bescbreibang and l^rklftmog. 

Beide TrommelfeDe beatehmi ana einem beUgimaen, 
feiogcgerbten, pergamentarUgen Leder, sind — wie es 
•cheiut, durch «pälercs Drücken — in eine schwach balb- 
kogeUoirmigab 13 «m hohe Pont gebracbt «ad haben 

') C. QerlnIT, IHe bmaDM:hwei(;;ib<:htn Truppvn im DOld* 
ametikaniMilien Freih^takriagei Bnuoaohw. Aasei^^ 1889. 



tamhenrinartic und mit 
Saport of the Ituri.-AU i\t 

*) W. UolTman in Seveath 
fithnology, 8. l»o. Vig. u. 



B. ilt Ws 917. 

ef tlM Bnieam 



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Richard Andre«: Alte Trommeln indienitcher Medizinmänner. 



16 



GauklerstAoke ausgeführt wurden, hat am oingehondaien 
Dr. Walther Hoffman in seiner grofseD Abhandlung 
über die Midewiwin oder Medizinmänuer derOjibwa ge- 
zeigt'); anch zur Herbeiführung einer ergiebigen Jagd 
wurden die Trommeln von den indianischen Schamanen 
benotet, sie ^machten Medizin", um den Geist des 
Bären, des Elentiers u. s. w., die gejagt werden sollten, 
zu yersöhnen oder um diese Tiere, deren Figuren auf 
den Trommeln erscheinen, auzuli>ckeD. 

Was die auf den beiden Trommelfellen dargestellten 
Figuren betrifft, so ündcn dieselben in einer fast iden- 
tischen Weise in den verschiedensten indianischen Pikte 
graphieen undZoichnungun ihre Analogie. Mau vergleiche 
z. B. den auf Birkenrinde eingeritzten Tsohippewa- 
(rrrOjibwa) Gesang, den CatJin vor 70 Jahren copierte*), 
mit unseren Figuren. Da sind dieselben Donnervögel, 
Bären u. b. w. hier wie da gezeichnet. Auch in den 
Felsritzungen (Petrogljphen) finden wir die gleichen 
Figuren. Sie mOasen demnach eine feststehende, bestimmte 




SiSdI. Ma«. Bnaiuchwelg. Kord-Amerika Nr. H7. 



Trotzdem nun ein übereinstimmender Stil, wenn man 
so sagen darf, in den Piktographieen der Indianer vor- 
banden ist, lassen sich doch wieder Unterschiede in 
denselben erkennen, je nachdem dieser oder jener Stamm 
Urheber der Zeichen ist. Um hierüber Aufklärung zu 
erhalten, wandte ich mich an den ausgezeichneten Kenner 
der Piktographieen, Dr. Walther iloffman, welcher 
gegenwärtig als Konsul der Vereinigten Staaten in Mann- 
heim lebt. Nach ihm weist der Stil unserer Zeichnungen 
auf die Algonkinstämme, specieller die Ojibwa, hin, doch 
auch mit Anklängen an die Ottawa. Pottawatoroie und 
Menomini. Diese Stämme safsen auch meistens in Ge- 
genden, in welchen vor mehr als 100 Jahren die 
brauDBchweigischen Truppen sich aufhielten, so dafs die 
Wahrscheinlichkeit, dafs auf jene Stämme, am ehesten 
auf die Ojibwa, die Trommeln zurückzufahren sind, viel 
gewinnt. Damals fanden unter den verschiedenen Stäm- 
men noch htiufiger Berührungen statt, die auf ihre Pikto- 
graphie von liinflufs gewesen sein mtissen, wie denn auf 




Stadl. Hut- ItimuriKbwclfr. Nard-Amrrilu Kr. mi. 



Bedeutung haben, die nicht nur auf einen einzelnen In- 
dianerstamm beschränkt ist, sondern unter verschiedenen, 
oft weit von einander getrennten, die gleiche Geltung 
besafs. Und dieses ist denn auch in der jetzt reich 
angewachsenen Litteratnr über die Piktographieen 
der Indianer erkannt worden. Wir verstehen die Be- 
deutung der einzelnen Darstellungen, ganze Gesänge 
der Medizinmänner sind entziffert worden, und es ist 
erstaunlich zn sehen, wie gleichmäPsig oft bei weit ent- 
fernten Stämmen die einzelnen Figuren gezeichnet wurden ; 
es ist Stil darin 

') ßeveDtb Aniiaal Report of tha Bureau of Ethnolog^v, 
8. 1*» ff. 

*> Ueorge Catlin Gallrr}-, plate 104. 

') 0. Maller}', Piologrnphs of tlie Nortli American Indiao* j 
in Fourtb AdiiukI H«|ior1 of ihe Bureau of Ktbnology, 1B86, | 
8. 15 ff. — Der»elbe: Picture wrltin({ of Üie American In- 
dians in Teutit Auuual Beport IBtHH, B. 2!> ff. — l)r. W. 
Uoffman, The Midewiwin of thu Ojibwa, Seventh Annusl 
K«port, l"»!, 8. 149 ff. l'nter den tauoenden hier abgrljililrUT 
Fiktograjibicen flti<l<-t mnu zabln-icli auch die Figuren ver- 
treten, w«lcli«! auf den Braunm-hweigi^r Trommeln vorkommen. ! 
Sie iiiud auf Steinen eiiigegrflben, auf BüfTelbäDte gemalt, auf 1 
Birkenrinde und Holz eingegraben. { 



Nr. 87 Elch und Hirsch mehr irokesiscben als Algonkin- 
charakter (nach Hofifman) tragen. Die Braunschwoiger 
sind auch, wie ausdrücklich erwähnt wird, in Montreal 
mit irokesischen Hülfstruppen in Berührung gekommen. 

Da die auf den Trommeln dargestellten Gegenstände 
als mnemoniscbo Hillfsmittcl des Medizinmannes auf- 
zufassen Hind , welche ihm als eine Art Disposition für 
seinen Gesang dienten, so müssen sie ganz individuell 
betrachtet werden und sind darum nicht gleich ver- 
ständlich. Die Kreise (Herz, Magen V), welche (besonders 
auf Nr. 87) mit dem Maule durch eine Linie verbunden 
sind, werden gewöhnlich als „ Lebenslinien " gedeutet, 
d. h. der Schamane hat das lyeben des abgebildeten 
Tieres in seiner Gewalt. Oder man erkennt in ihnen 
„Linien der Stimme". Dann wird das abgebildete Tier 
als Geist oder mythisches Geschöpf aufgefafst, dessen 
Stimme erklingen mnfs, wenn der Schamane durch seine 
Beschwörungsküusto auf das Tier einzuwirken beginnt. 
Es sind dieses jene Medizinmänner, die Iloffmnn in der 
„Ojibwa grand medicine society" ') als Jessakid oder 

*) Seventh Annaal Report. 



16 



GanUar, Zauberer, getohildert bat, welche sich aach be- 
■onden mit Kriegapropheieiaiigan abgeben. DieGeiater- 
tien, di« da Bstaa ffer aw diaiiMi, aiad dia ali Tfigel 
gateielmeteii Hanidoa, dia an baaoBdaraii SianaUeittuDgon 

von den MedisiDmiDDern herbeigerufen werden. 

I>io runden Flecke, die auf Nr. H7 in zwei Reihen 
quer über die Mitte de« Tromnif helle« sich hinziehen, 
Bc)iciueu Fttfaaiapfen darzuatellen. I>«r Hirsch, welcher 
sich nmwendet, wird von Bftren verfolgt; die Fufestapfen 
daa kleinarao ^ran sa dam Bm«ha bin> Ha«b algoa* 
kioiaeliar Avffaaaung kann dieaaa badenten: Leate vom 
BüriinBtumuic ffj;fns mil Rriri'iitotpm) vsrfolgr^n einen 
dem liirBchstniüiiie (Rf-ns uiit IliriM'litt.itc-iii i Aiigelnirii^i'n. 
I>iü uQilerO HSlftt' Jiü-cs rn.iijiue!fe]leH zi'iift zwei, 

durch Fnfsstapfen verbundene Elche, Männchen und 
Weibchen. 

In Mr. 87 »oheiiit die Spits« dar Trommel, gcigenaber 
dam aia baarbaitandan Schamanen, da la Uagao, wo die 
Utdaa Igrpiadi faiaiafaBetoD uThttmsnipi' gegen ein- 
aadar fli^|«n. Die DarateUung anf dieser Trommel 

deutet weit mehr sU Xr. Rfl auf rlas Kigentum eines 
Schamanen. Bie Kreiee iu der Mitte scheinen die Flütt« 
deeselben darzustellen, ii4'nn difi-er WiL'wam i.st von 
kraiamnder Figur, gewöhnlich nur l m im Durchmesser 



und 3 m boeb. In dar Mitta aitat dar Ganklar odar aa 
aoU dnrab d«n Krala in dair lUtta dar »tiiaiga SMa* 
dargeetellt werden, mit dem derScbamana bafltig anf dan 

Boden stampft, wenn die Manido«, die DonnervSgd, 
nach vollemieter Bescliwunwif,'. cititrefloii. Dvr \oin (lui- 
gsuummeuen) Wtgwau hiDwegtliegtinde Donaervog«! 
begegnet einem Genoeseu ; vielleicht hat der eine schon 
seinen liericht dem Schamanen abgestattet und nnn 
kommt ein zweiter mit neuer Kunde. Unter „Donaai^ 
Tflfala" veratabt nan, wia ana danArbaitan TonUoAnnn 
barroigeht, Obrigana manaharlri Oottheitan; es aind 
die Geister verschiedener Gentes der Al^onkinstämme, 
zumal lUkubv&gel : der .Sperlingshabicht, disr Entenbabicbt, 
der rcttscliwiuizige Habicht, der Goldadler, der kfthlköjifige 
Adler u. s. w. Die flbrigen Figuren, abgesehen von den 
Donnervögeln, stellen solche Tiere vor, über die der Scha- 
mane Biaabt baiitxt, di« ar barbaüockait kann. 2aniabat 
iwei StAra, l«l«bt «rkanntiBdi; aaben ibnan Tiellaiiobt ain 
Ersniob, der Totemtier ainas Ojibwastammes ist, dann 
ein Schwan oder eine Gans. Der Vogel mit auHgebreiteten 
Fl&geln ist ein I.otui, iiuagezclthnet durch schrille. laute 
Stimme, was wohl auch durch die .Merz- oder Stirom- 
linie ', dia Tom Kfaiaa nun Kopfa führt, anfadantat 
j wird. 



AügAblkhe •Itw«ndt8eb« Ti^r am Harte 

Im Jahre 1897 hat Herr Ablbom eine unterirdisch« 
Anlage untersucht, die er mit Recht als einen Töpfer- 
ofen deutet und in der Harzseitschrift anschaulich be- 
adlnaibt, Dia liiarliai in Uvn gafnndanan TiunigaflUii' 
aeharban bat ar dam Ataiateotan an Hamburger Muaeum 
fQr Völkerkunde, ITerrn Br. Hägen, vorgelegt, und dieser 
hat sie für , wendisch'' erklärt. DieseB l'rleii nun hat Alil- 
born 711 Kriirteruugen ülier die .A uehreituiiiB; der Sliiveu 
bia an den Nortlraud dtts Uarzes varanlafst. Um dies 
, dar acate Fund slavischer Überreste in jener Gegend 
wira, dOrfta «a bai dar Wiobtigkail dar Saoba für die 
▼oigaaaUahffioha Tdknilninda anPlatia aaiD, dan Fand 
von Wianioda »nf MiMn aalftTiaoban" Charaktar ge- 
nauer anznaeben. 

l)er gnifscru Teil der von .Milhorn iingsfQhrten Fnnd- 
stücke erlaubt, wenigstens nur nach der Ikschreibung, kein 
Urteil über ihr Alter; dagegen sind mehrere Stücke vor- 
handen, welche zu einer sicheren Zeitbestimmung ge- 
eignet sind. Unter Nr. 104 und 110 werden Scherben 
mit Hankain arvAluit; tim gacada daa Falüan von 
Bankaln gabSrt m dan deberan Harknalan »lATueber 
KeriiiniV. Auch die Ausgufsröhre (Nr III und 112) 
und die Ausgulstallc (Nr. 108 und 114) ist Kei: bei 
abtTiioban GafUaan niofat liekannt. Ebanao CaUt diaaan 



Vr. Ablbara, Eine altwandlaoha Tspfarwarfc- 

■ titte in Wienrode bei Blaakanbvrg a. H. Mit 
einer Tafel nnJ AbbilduDf^en im Text. SeUaobr, d. HaCS- 
Tareiaa 169«, Bd. Sl, 8. 8S4 Iiis SOI. 



die kngellgB Oeataltung dea nntaren Teilea, wie ihn die 

GeOlfsc Nr. 1 bis " (Fig. 7 und P) zeigen. Mit einem 
Worte, die Fur;de von Wienrode weisen eine Anzahl 
Merkmale «uf, deren Felilen i lir die slavisehe 

Keramik charakteristisch ist, wfthrend nicht 
ain «iagiges der specifiaok aUTitaban Kann- 
satoban vorbandan iaL 

Dia arwttwtaa KagalgaftCw Nr. l bia 8 (Tig. 7 
nnd 8) gcfeflnn vialmahr einer Gruppe an, wddia aidiar 
mitlalältarlieb ist Die mittelalterlicbe Keramik iat ja 
atigesehen von wenigen .\ ngnjihiueii , welche durch 
künstlerische Aubfükruug das lutcrcssa der kunsl- 
gewerhlicln-n l orschung auf sich gezogen haben, hisher 
stiefmütterlich behandelt worden. Eine genaue Datierung 
der Kugeltöpfe kann man deshalb nicht treffen, da 
mQgan wolil dem IS. bis 14. Jabrbnndart »ngahAran, 
▼ieOaiebt andi etwaa Itter a«n. Jedenfalla abar 
h abe n sie ihren t ' r » ji r u n g nicht im s 1 a v ischan, 
s onde rn im ffer in a n i .sc h e n Kult ti rk reise. 

Aus dem desiigteii dürilc zur denüge licrvDrgehen, 

dafs der Fund von Wienrode nicht slavinch ist, dafs er 
also XU der Frage, ob Slaven am Nordrande dca HarMa 
gewobnt haben, kein Material darbiatat. 

IKa f «ri^ditmiaa angesogenan Pnnda van Kttblar- 
brink nnd Stnckenberg »cbeiaan badantand Iltar, i, b. 
▼oralaTiaeb an sein , <^in sicherea Urlatl Uber ibr Alter 
läfgt sich aber weder nach der Beschi"eibung Ahlhorns, 
noch nach deflseu mit Abbildungen ausgotttatteten Quelle 
(Friederiohs) fUlan. 

Berlin. A. Götae. 



Bücherschau. 



K.Max Nniler: KeitrÄgf zu einer w!«Ben«rh[ifttichen 
Mythol'i,;!«'. Au^ iluiu Kuglinclien nixrs.i;! von 
Ur. Xcinneh Luüer». A uturuieri«, vom VerfaDner diirohge- 
■eheiie Anngabe. Enter Band, Läpaig (Vertag van Wllbelm 
Rngelmann) läiiä. 

Man hat «leb i» dan latatan JTafaan van Saitatt dar 

ai.vtholo(;en Und Falkkttialan vMJMh dann gawSlmt, dl« 
Max Midlerochen Tiiaoiiaan &ber veri^leicheiule Mythologie 
kurz il.inii-. AbanwaiNn, daft «la .verakei" «eien. Man hat 
•ohlankweg behanptat, dalk die ntytholegisoben Voncbungen 
von manem wia Adalbert Kubn, Max HBUar nnd ainar 



Jteib« von glänzenden Vertretern der verglricbeuilen spruch- 
und Mvtheuf r«i')iiirig durch di« neueren ethnuin^'iüi lK-n For- 
«ebungen j^iinxtieh abgelhAH Mien. Allein mit ßclilit^worten 
tut in der Wifmenschafl nicht gedient. Seibat die Anhänger 
der etbnolugiacUen Schule aollten daher Max JHöller dafür 
dankbar aeia, dalk er ali llanptvaitraUr dar alten Behnla 
dar TergMehandea Mythologie nodh aUmal daa Watt tv> 
griffen lint, um seinen Sundpunkt g«K«n&ber den Wliebt 
gewordenen Schlagworten «u wahren und noch einmal die 
Baapttbesan disaer Bcbnia an tanaidigen, aiimlich i. dar« 
dia Indogeimanan vor dar T>Ninnnng gamainsaniu Mj-then , 

L/iyiii^uü LiOOgle 



Bftoherieliam. 



1» 



hatten, 2. daf* die Götter und Helden der Mythologie Uaopt- 
siiobtich Naturmicbte atod, und 3 dafi die lin^uiatische M«- 
thiKl«. d. b. die etymolngixrhi' AimlyM von GOtternitmcn, 
diu iirsi« H»ni!b«>i« lur Löeung iTi,viVit>logi»cher Frag«u ttu 

Iuwii--i ii i\vT Vi i f/iMer die gegen ^iic- l eiden ernten Theten 
oft scliaeti «riiobenen üiowAade zurückweiat, hat er der 
Wisaenachaft aineo unleugtenii IMmhI mitMlM. Hl» fon 
Ihm gegen die «tboologiMh« Bebtl» w tBh MW VofwtttHt ilad 
oft nur za genaht; namenOicb WO «r rieb gegen die on- 
wiaseniebafUiche Verallgemeinemiif der iTetiacb- und Totem- 
Ibeori« wetidrt. Paf» fr i!abci znwpiim fltxr itrtu Zit-1 
und der ftliiMiUj^iHoljt'n t orMiliiji]^; weriiLCfr G«*r'-i:lil i^,'keit 
vriderfalii'^ii Itifitt, u]*« sie verdieijt, int um leü tjit=rk wiirilii^Hr, 
all er uns Beltut (S. ■^■^i bis ^ti) eine ebeoio intertit-iuitf 
wie Iebrr«iciiu VtirgieiubuDK ahicber Mythen mit denen der 
flsniMxh-ugriaoben Völker glebl, weicti« jed«m AaUasar 4«r 
•khnalogiacbeu Schule Kbre machen würde. 

Am meisten Widenpruch dnrfte der dritte Panict, die 
Verteidigung der lingniitimhen Metbode, hervorrufen. Doch 
müisen wir die Bespreobung ületes I'unktM Ul SDin £r- 
icbeinen des zweiten Bande* ver*chiebeBi 4w hofftadioll 
nicht laD!?<! auf »ich warten laaseu wird. 

Dir %oii Dr, II. Ludere besorgte L btTdetzunK vt-rdirnl <l»i 
vollete I.<ob. Man merkt kaum, daf» man «ine L berietzuog 
T«r lioli liRt. M. WlBUralts. 

SflihlBMr, A. F. W*t PrUasAiif aof rapLl« ftuf phyito- 
lojcltcher QruB4l*g«. tmä, O. MMkv, 1»M. gr. «*. 
XfJU. «n S. 

0«1it wub «I!* A^gnuutBg 4tr «hntlM noNMWMl« 

und ihre Gruppierung in gröfnere VerMnd« oder Ptorenre.icbe 
ihrer baldigen Vollendung entgegen , ao iit dwnit doch nur 
die Orundlage für die eigentliche f flBima«4gn|iliie ge- 
■chaifen; da» Ziel darallbMI iMltlltt in 4w KnMMlHmf der 

Florenuntersohiede. 

lii'j K'jgeiiwitrtigen Floren rtelli-n rjur riueu Moment in 
der OcKcliiclite der Pflanxendacke dar; der Wechsel beruht 
MI weite auf WMMiar«tK«ii, TCHMbiaUali Jadnah. mti Daoge- 
«Ultung der OBad« der Ftors. IM« Btraktar der Tflutze 
ist einem fltmiHU langsamen , aber anacbeinend unonter^ 
brocbenen üinwandlongaprozeb uuterworfen , welcher zur 
Ao»V iliUinß morphologischer Merkmale führt. AufavrdeDi 
aber uinl <!irs. !t>e durch Verftnderungen der ünfneren Be- 
diii^uiJK'^ij HI liefgmfende'r nnd raarher W«tte OlodiAlisrtt W 
daf^i J'j'ler \Vv>:h<iel in ilev L'iU|;ebDug alebuld etaUB *'4*?*'tP 
in der Urgaoixatioa nach aich zieht. 

Ow groTae Aufacbwung dleaer pfaysiologiscben Dichtung 
tn dar Pdanxengeographle datiert von dem Augenblicke, wo 
die bisher nur ia enropliaefcen lAbanttarien arbeitenden 
Physiologan die Tef{«Utiim fremder Undar an Ort und 
Htelle zu untersuchen begannen. Namentlich das Labora- 
torium iu Buitenzorg auf Jnva i»t in dieser Hinsicht haba- 
brechend vorgfigangtn , äf ia linfTentlicb im arktiaeben Lande 
bald i.-iD G«^eiiEtück eDtati*ht , .ia entsprechend der Armut 
der Flora und der r«luuven Kinfavhheit dar zu lösenden 
Prägen bereits bei betebeidener AurlltUIg als dortlgai &Mti- 
ittt grofte Dienste leisten würde. 

In dam vavUifaBdia Waifc» iak dia grflftte totclUt dar 
▼«hl «nd Aaafilmmf dar SM Abtdldiuigaii gawidmai) weleha 
teils all Tafeln oder Figuren int Text auftreten , denen aicb 
fünf Tafeln in Lichtdruck und g«ograpbi«che Karten an- 
reihen. Jeder naturwisKenseTiaftlioTi Osbüdpte ^ird aber 
darin Verlagsbochbandlun^ wie Autor b^ianrnmen , dafs Ab- 
bildungen den Zusammenhang zwischen dem i'lliiiizenlebea 
und den kufseren Uedingungen weit besser und anschaulicher 
vor Augen fUbran, als ^ vorlrafllicbsten Bcbilderongen. 
Dnu waadan dian FflaoMBUldar an» griMUan Vtila untar 
daa Avgtik dea TaHhiaera iwäi dar Watvr gaaalebnet; rar 
einige wenige aind anderen Werken entnommen. 

Das Werk gruppiert sich in drei Teile. Im ersten 
(S. 1 liii- i 7m) Bierden wir mit den Faktoren bekannt ge- 
mHi'tn. \S ir lernen das Wasser und die Vegetationsorgane 
der l'flanzeii ki-i)in"n, insofern fw mit derrswlU^n zu ihtin 
haben, uns ».vinl ihe Wunne, du« l-ii;lit,, ilie I.ul't , ili-r li.jdeii 
in ihrem ZuiamraenUaug«« mit den tiewüsttera vorget'uhrt und 
des Einflusses der Tierwelt gedacht. Der zweite Teil (B. 173 
bis 224) bringt die Formationen und Oancmseuschafteuj die 
venebiedaactt Qawteliaa, «atoha m aiaar Vamailiaa anaam- 
mentreien, stehcB nntwaUUliaft in daa BiaantgAuhaten 
Wecbaelbeziebnngen untereinander, sowie zu den die For- 
mation bewohnenden Tieren. Die Frage nach der Natur und 
den Wirkungen Hipwr l*erirhuiip<"n yer-pricht di« wirtit Ijjstcti 
Aufschlüase Air iln» ökol 'kIucIic \'i-rli»lirii iler KDriimtiniieii 
zu liefern; doch ist hU\ii-v uur ««It«» ur.d i/ur hir ein- 
zelne K&lle in AngriflT t.;i'tii>[iiui8n. Die flori-itisoUe KiLh' .iDi.: 
in der Pflanzengeographie hat hingegen indirekt durcb das 



Aufatellen von Liaten der oonstant zuaanunenwachaenden 
Artfn wichtige Beiträ^? geliefert. In dirselbe Katfjorie von 
KiÄjteu gehört diejt'iii^fe uncli drr L'fjirln^ df« i^mrlhgen 
I WacUslums gewisser Arten und de« Mti-t-« i»<li«-rteu Auftrett^us 
I anderer. Auf die Hypothesen, welclie daruLiir »uft^ettellt 

(sind, näher hier einzugeben, erscheint überftnsaig, da die- 
aalban, aabar Ar aialfa travlaolia VonaatiOMii, dar ato h araB 
Onudla«! Mthar eombraB. 
Ala ^anaasenachaften werden uns dann geachildert! die 
Uaneo, Bpipfaj-ten, Saprophyten und Parasiten. 
' Die Zonun »nd Ri-gion«n iinifassen den gröfsten Teil des 
Wi-rki , i:i jedem ein/eliif n Abschnitte giebt Bchimper 
riii.Ki.'Lst vini all^emeiue Charakteristik des betreffenden 
KliiiiK« MTid ".ciiier Wirkungen auf Vegetation und Flor». 

Iln der tropischen Zone treten uns dann die perioditcheu Kr- 
aehaiiiugMi dar Tagautioa «nigagaB, vir «ardaa ailt daaa 
OabSibkuma aod dem Oraaflurklima TartiBVtt wir duoih- 
streifen die immerfeuchten tropischen OaUläa, diänen sich dia 
mit ausgeprügten Trockenzeiten anschliaCMB , Wiürend dia 
adaphiscbeu Wirkungen den 8chlufs des ersten Abschnittes 
Uldan. 

In <!pn tempf'rifrtfn Zonen wiederholen fidi dem 8inne 
naoh die ).erjüd;.iclicti Ki'f 'licinuugeD , Oeholr, - und GrmHur- 
klima iu den warmtemperierten Gürteln, und Gegeus»tz 
dasB in den kalttamparlarten; immarfeuohte und sommer- 
fencbt« Oel)i«ta dar ininntem|i«riartan Gürtel bilden mit dea 
winterfeaehteo waltara Etappen; WaldfonnaiiaMU UDdOta» 
formationaa der kalttemperierten OQrtel flUiiaa so daB 
WOatvD über, ao dafs die edaphischen Wirkungen abermals 
daa Bild abrunden. 

Die arktische Zone erfordert naturgernnfa am wenig 
Raum. 

Der vierte Abschnitt beschäftigt sich mit den Höhen; 
Höhenklima, liegionen der Vegeralion , Iii lir-nregionen der 
Ttopan wie der temperierten Zonen heu'aen die beaoaderen 
Kiwital. 

IMa Twctatk» dar OawiMar reiht aiali al» Aliaeballt » 
an , den ■JiBBBMdnaB Ijatauhadiafttttgao dar WaaiariiWaBiaB 
stehen im amahHB dia TagatalioB das Maana aad dia daa 

• cifüsn W»M«r« awg*fn"ib<iir. 

K;n nicht zu uiiteix-Jiiitzcnder Vorteil de* Werkes lie- 
steht ditrin, d«{- sich nm Schlüsse jedes Kapitels eine Zn- 
aammenstelluni,- di-r Litteratur tin let, freilich als .Auawahl' 
baMicbuel. Immerhin wird der Leaer dur« die haapteft«h- 
IkiMaB QuaUan varalat flndaa «ad auf Omnd daiaallNB 
Mllwt die wattgalwadatan AntprBdia befriedigen. 

lat ein nttberea Eingehen auf die Vorzüge des Werke* 
auch nicht mi5glich, ao aei doch der vorzüglichen Wietlergabe 
der Abbildungen aailaBa dar bewibrtan Tariagabochhandlung 
' rühmend gedaobb 

I Halle a. S. E. Eotb. 

! fcrast U)n Hi'>s<--AVurti'ir>r: Sehantang: und Deutach- 
Ciima. Vun KiautHchou inn heilige Land von Chinn und 
vom Jaugtseiii&ng nach l'ckmg im Jahre üii Hb in 

den Text gedruckten und 27 Tafeln Abbildungen, 6 Hai- 
lagen und 3 Karten. Iieipaig. J. J. Weber, ititfä. 
Dar Varbsw fahAit n waaraB baliabtaatan mvd ga* 
waadtaalan BaiaaaeüriArttMani. Aat arinan walten Pahrten, 
welche so ziemlich die dem Dampfe zueitni^li^bim Teilf un- 
serer Krde uuifaaaen, hat er seinen BUek i;<'»'hririY und .<iebt 
er sofort da« 1''nter*cbeidend« u!:d Itelan;:! eiche , ebrnsa 
schnell wtil's er es auf daa Papier zu werfen und als FeuiUe- 
t«t) fdffr LdK'h TMiÄnfiig ta machen, fiu ist iilles, »'iiii er 
er/,;ihll , nili. Leni-idensuverter Frische ^orgrjiriigen- Bs ist 
eine andere Frage, wie weit sieb Herr v. Hesse- Wartegg in 
aainan Oaganataiid wiiaswanhaftürh vartiaft; indanaB «r «r- 
babt vaab diatar Mehtaag kahia AiupriUha, und ao mBga 
auch di« Beantwortung dieser Frage mit Bezog auf das vor- 
' liegende Werk hier unterbleiben. Ohne Kenntnis der so 
schwierigen Sprache Chinas und ohne Eindringen in dessen 
I Litterntur iat es sicher unmöglich, über viele in diesem Buche 
I heriilirf««« Dine« nu schreiben, ohne Vorsehen zu machen. 

Si'i'iii t, iKic liili-m Im November IH»7 Kiautuchou vun China 
au l^eutsclilauii abgetreten war, machte der rührige Ver- 
fasser sich auf den Weg, uro seinem Berufe als Reiaesehrift- 
stclter obzuliegen. Dafs er mit einem pUotographiscben Ap- 
parate aaigernitat war, ««ntalit akb mn aalbat, and vtala 
seiner Anfttabmaa, dia «r In an raiebar PftUa Uatat, baaltaan 
den Kelz der Neubeit, stammen aus Gegenden des luneren, 
die vorher noch nicht besucht waren, wie er denn überhaupt 
mit Heelit hervorhebt, dafs er seit langer Zeit wiidi-r der 
ers'.e Kuiu|i,ier L:e\v.v« n int, welcher daa innere t^rlumt ung» 
lieauchte. Iii.' Ive:»e Feld, v Ri^hthofon« durch die Provinz, 
die nmui ulli h Ki ~jl.))(isi;nen /wecken galt, liegt ein Menschen- 
alter znriick und erschien zuerst in seinem grufsen wissen- 



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18 



Kl«ue M»»)iri«lit«D. 



MbslUtaliec Wi'rke iib>«r rbiu.'i, dann rrwuitert and far «in 
gi-nfserc« rublikum bcTfchn'-t rr!t vor kurz-'ni in «cin^m 
Würke: „Schanliin^; iinil Ki»ut«:hi>ii'. \S'ii r« ^irli vim ilii' 
Kenulni» »ml lih->irti-iliiti(; ilrr K(Mj!oKi»i'heii uuii geogrsf/iii- 
■cben VerlialtijiH.se dir-ner I*rovinz lian-ielL, wirvl niKii Htots 
auf V. Kiebthoten zoräckgreifen mtiBwn, namenliicli Audi 
baiBgUdh dtr BuiiikohliaMUUM Aask Bwr Hhm ln( 
SobMUmgi KobteadlHrikt vbhhmU) umentlldi lebhaft Ut 
hIm ■obUd«runf der dortigen Artialtar, und wir verdanken 
Sun dia ent« chemiscb-tecbniMshatTiitentithuDg der dortigen 
Kohlen OÄi li .l. u r<<n ihm mit({ebr»<-ht» n Probien , wt li»be 
kUerdini^-'< vr>n giTiii)(i-rvr Güte ali ji-tn- ilf» i>AAt- umi Ruhr 
gebiete« Biud. dcK'h bat die PiMcbritikohle nich Ali zu lleiz- 
iwiR'ken f;reif{!iet berautgeatellt. Hucbst RnB]irf>:liciiil isl in 
dem Buch« die Scbildoning KiauuchoUK und deuen, wat 
ODMre tfarine In kurter Zeit dort g^«ift«t bM; «bmo die 
BMWhnibung dei «og. .beiligeo I^ndei' von Ohin» mit den 
Oeburta- and Orabitätten de* Gonfucina and MenciUB, sowie 
die BeateigDiii; des Taiacbitn. Die Missionen, wirtfcbaftlicben 
VerbiUt Iiisite der Provinz, die projektierten Eisenbahnen finden 
eingebende Würdigung. Oberau* reial> ist das Werk an vor- 
sa^iobm AbbiUniigfa nach ^otogT»pbi«Mi dea Vettmmm. 

V. F. 



Da« B«ieb*land Elsar*-LotbriDf<n. IiwiJw- Otta- 
beschreibang. UerHusg«geben vom 8tatiltiMÄb<B Wwn 
des Ministoriiim* für Kluars- Lotbriafm. Stnbbttrg, 

J. H. Ed. Beitr (Heitz u. Manckel). 

I'ieses ftberao* eng gedruckt«, ungemein niahlibltlge und 
dabei miir Mllii?»' (9 Mark) Werk int nur d!« erste, den all- 
gemeinen Tril liritiKf-inie Liefe? ung dfi gnir« geplanten 
Bacbei, litm im Veriolg uocb die Btatisük das Beichalande* 
und ein ataUatiscb-gengrapkisubes Ortsverzeichnis bieten wird. 
Wir begrüfsen es vom natiooiUeu Otsicbtspunkte ala ein 
■tfhOtMM Zeugnis dea neuerwaebtta 0«Mnl«b«M im BlMb, 
4m lange genug, ein Anbängial an FraBknlcb blld«Dd, wa 
nnatfirliebar Zwittmitallung verdammt, duo wieder, im An- 
mUmm an di« Strafabturgur Uochachiile, zu selbständigen 
Äur§<>rrtngen ^«Inngt. Alteinbeimlache mul Tlu^'ewaiuUjit« 
1ib1h-ii iuli Jiu ilie»«ni schönen Werke vereinigt, iln« in zu- 
»iimun-UÄedr.iijft'.LT Form über «l!e laniles untl ortakuniiineu 
l'rH^eu, \iie Klsa^-Lotliringen bi'Ut'iiVa, uns «iic zuverlanaij^sti." 
Auskunft giebt und jeuent, der noch tiefer gehen will, durch 
di« Anfthrang dar santmtMi Uttaratur mam Ftthm wird. 
Waaa et Vollendet TOrlioct, w«id«n wenige andere deutacbe 
I^Hidaebaftien neh eines ähnlichen Werkes rühmen kennen. 
Am niwatan «rinnwrt es uns an die .fiavaria*. 

UÜ gMTObBter IMilwMbaft und auf mIm lablntäban 
«ad OaUplbinim YgiwbelicB gcitStit, glaU waaUbtt Viel. 



Oerland eine geographische Schilderung de* Reiobriaodaa, 
(Ii-:' in einer zukunftverheifsenden Betonung d<>r 8t«llunf^ 
BtrniVImrgs aiukliugt. AI* südwectiiehe dcut«i'li>- Grenrj>üuU 
\r.ii fit <'in« ganz andere Bedeutung erlangt, wie al» oi^tfiaa- 
zusiRchi: (Trenzatadt; hier lag es abgeschnfin an «im lu toten 

I Arme des französischen VerkebrMtrumes, jetzt aber an einem 
te «Ubtimten iCanU* d wi H ebta W«llmb«hH. b wird, 
wie Oeriana zeigt, niebt aar lar wiobtigitaa OioMadt an- 
seres SQdweatens, aoodem zu einer der bedentendsten QroCa- 
■tMt« des deutschen Keiches emporblüheo. Die meteorolo- 
giKff^eii nnil klimatiwhnn Verhftllnisse bespricht «Imliuin «ftcb- 
kuiiili^' I)r. Hcriji-Kftll und die Geologie findet ;ii l'role.Hsor 
liunkiug itiren Bearbpitsr. Prof. Graf zu Solru« I.aub:ich 
bietiit alsdann eine Üb^rsicbt der l''liir& dts Ijnndv«, m wel- 
cher die Vergleiche mit der badiactiun Uhrinvliene un<l dem 
Schwarzwalde besonders anziehend sind Wir siad gairobBt, 
den letzteren wegen seiner Lage und geolu^lnchenPormatioii, 
auch in Bezug auf die Flora, den Vogeaen gleichzustellvn : 
hier aber erfahren wir, dafs die Hochgebirgsflora der letz- 
teren viel reicher als Jen« des Bchwarzwaldes ist und dafs 
PyrenSenpflaozen hier ihre tWtliche Grenz« finden. So auch 
zeigt sich in der von Prof Pftderlpin behKnd*lt<n Fauna 
das Vorkommen seltener al^iim r I ivrc aui ilcni Kanuni' der 
Hochvogeacn. Dater Prof. bcli wai be« Lt.ntua^ it<tl.«n die 
anthropologischen Studien neuerdings »n der Strüfsborger 
Universität einen erfi«alicheu Aufschwung genommen und 
■0 ttcnato daaa dar Abuduitk 4bir dia pl^aiMb« AntliMMO- 
logl« dar IMdidiadtr ktiaMi baitarta Btarbaitcr all Uib 
finden. Ilim fiel vor allem die Aufgab« tu, zu z«igen, au* 
welcher Mischung verachiedener Volker liestandteile die Elaasaer 
bestehen und wie diese Kotriponent^n in der heutigen K>?< 
völkvrung nach derllaar- und Au};< iilarbe, Bchadelfortu u. x w 
»ich wleder»pt(»g:fln Di« Spnii bviTb.ülniw» iind M»ind>tilen 
im deutacben H|)rHi-lii;'-ltietii l»diiii. Iflt l'rDt. Martin; wir 
empfkiu^n lehrreiche Mitteilnugen über den Einflufs der 
fianiMioban aaf dia daatasb« npiaoba, abar aaeb dia V«r> 
aiebcraair', dalk in daa aatana VoikawhiebtMi aad anf dam 

I pUtten LMida dar Vaiiobwang zu Gun«t«n dar daatMfeas 
Sprache im Oabiaauha ein fast vollkommener ead laiditar 
schon jetzt geweeen ist tmd dafs die VolkHSchule im Iteichs- 
lande bereits dies- Hx ii Ziele erreicht , wie sonst in Deutsch- 
land. Di« 8pra<;hgri?u/).- und das romanische RprnoliprMtlpt 
bebnndelt Dr. TIhk, dt^m wir tilwr dieae Thfuiftt.i sobon 
mehrere vortreffliche Kchriften verdanken. Oewerl>e-, Uaadeis- 
und Verkehrswesen flnden durch dia Herren Uaug, Hertzog, 
Rick, May und Föhlinger ihre fachkundige Schilderang. 
Daaiit kt dar allgamaia« Teil geacbloMaa, in dem wir aar 
eioa «MMnmwBlbMande Bearbeitung der voigaae bt e htl lab o 
Fonda vcrmisaeB, an denaa Waaft-Iiotbrinnn m> lalah ist. 

Blahard Andraa. 



— Itaa atitTannamagen in untarm fttdiaa-Safeatifa- 
biatan batabiltigt« Kriegsschiff .Moawa* bat aelian mnir* 
hab Oaiag^nheit gehabt, eine Anzahl wichtiger Erwerbungen 
ITUr daa Königliche Museum für Volkerkunde in Berlin zu 
machen. Um in dieser Beziehung jedoch den Aufenthalt 
diese* BcliifTes in jenen für die Völkerkunde so wichtigen 
Gegenden noch nutzbring«n<l<T zu machen, hat neuerdings 
einer der ^eeuffixiere, der luif dn-se» Schilf kommandiert ist, 
vor seiner Ausreise eine beiKiiKlere Aasbildung fUr ethno- 
graphische and anthropologische Beobachtungen 
bei dem genannten Museum erhalten. Er hat das Fhoto- 
gntpbiana arlatat and iat abasr dia hiaoniiiraBaaia«graphischea 
TadilltBiiaa in Waa-Qalaaa nnd liBlNiaarefc-Anmip«! genau 
nnterriebtet worden. InfoIged«;«*en hofll man auf wertvolle 
B«ikrfige cur Ijfiaaag einer Reihe von schwellenden wissen- 
sclittftlichen Frai'en. Es giebt in jenen (iBpenden noch miw 
griiiKc Amz:<1iI ilrtv-iii, Ifren Liösung von «■iri»cbniidci-.di-r Ue 
deutuug für di.. Vrlkt-i Uiinde ist, Wii- wir hiin-ti, hat die 
Marineverwaltuij;: bc rvitwilln;..!. zut:f-Ku){[, li.iW i.'ner Offizier, 
wo es nur angeht, Gelegenheit zu ethnographischen Arbeiten 

vad üntanaabi 



Kleine Naehricliten. 



TutantBtft wild. 



mit aUan IDtMln 



— Prof. K. v. d. Steinen hat in der Berliner Gesellschaft 
für Erdkunde am 3. Dezbr. 1698 einen Bericht über seine im 
Vorjahre unternommene Heise nach den Muriinvaasinseln 

In diT Sitdwe erstatlvt, aus dem l)erviirj!*h», d»f« c» ihm ge. 
hin>;en i.-t, noch üufserst WvrtviiKr N;i. liriidileii nU'i die 
Vorstellung der aof ^idou Köpf« zusammengeschmolienen 



üangaborMiaa vam ankftalUiaa 

und dem Welthan an mmmeln, und dalb er aueh 

Wertvolle über ihre Mythen, Gebrauche u. *. w. erforscbttk 
Mit einem Segelschilfe, das ihn in 34 Tngeu von San FninciMO 
nach den Marquesa* brachte, langte Herr Prof. v. d. Steinen 
am 24. August im Hafen von Taicbae (Insel Nukahiwa) an, 
versehen mit Kmpfehlangen der franzäaiwhen K»ineruug 
und wohl empfangen vom Vertreter drr S. c ,. |<:- ivunnirricale 
de rOciiani«, die ihren Hauptsitz in Hamburg hat. Di« Ver- 
minderung der Eingeborenen auf ^1800 Kopfe ist der Schwind- 
sucht und der Lepra zu verdanken j mit letzterer waren zur 
Seit dar Anweeanhait wb den gtaiaena naeib etwa SM lar' 
■oatii behaftet. Die Binwiikmitaa dar HiMiaD ud dia 
Herrschaft der Franzosen machten sieh , alle« "mrflngWffbf 
zerstörend, bei dem Beate der Eingeborenen stark adtiad, 
die sruix nai:li franzflsischeT Art rcplementiert wurden und 
dt'ri*'n drt? 'rriti^>.-ii v-inKawa nn i l'rtliiiw<_'in v.'ii.uten v-virdt-, 
«beumj dti» «tust hocb Buvjjidiildcti- Tilttowierei; Kli-iiinn(i 
wurde den T^euten auf<{p'» "nu':; und den Frau in Hellst da« 
Tragen von Blumen in der Kirche untersagt. Jedea teat 
bedarf iiaate dar Srlaabnia der GaedaimeB. 



— Durch den am 10. Dezbr. If^'^ zn Pari» nbg«*eblo*»enen 
Friedensvertrag iwisrhen Spüiii-jn und den Ver- 
einigten Staaten von Nordamerika hat eratercs auf- 
gehört, eiue grofae Kolonialmacht zu aein, and ist auf die 
Karolinen sowie seine afrikanischen Beaitzniie^» lM-*<'hrüiikt 
Wurden. Ouba, Portorlro und die Philippinen !..nd tu) 8| .nnieii 
verloren. Nach den nenesteu Angaben (die allerdings durch 



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Kleine Xkchricblon. 



die BcvolutioDcn und Kriege uiizuverlinig enclieineo) um- 
fiirst dH8 vvrlorene Koloiiialgelüet : 

Cub« mit Nebcnin«eln .... 118 83.1 qkm 1633000 Einw. 
Poiiorko mil Nebenimeln . . O.iU . 807 0«0 , 

PliUippinen und 8uluin»el n . 2 tt6 18a . » »85 00 0 . 

41i4 329 nkm 9 424Ö0O Einw. 
Von all der Kolonialherrlii-likeit, die in den Worten 
Karl» V. .melir rU die lialbe Welt war mein" (Pln(en) sicli 
MuadrQRkt, und die mit der Entdeckung UunnaliRni« durch 
Columbui am 12. Oktober 1492 beginnt, itl je^T.t, nach vier- 
hundert Jahren, nur ein unbedeutender Ue*t übrig geblieben. 
In der Südiee uniragaen die noch Spanien gehörigen Marianen 
und KHnilinen 'Jrtooqkm mit luouO Einwohnern. 8«ine afrikt- 
niaehen Betitznngen sind diePreaidios «n der niainkkaniiichen | 
Käute, die Kanari><.'hen Inieln, das Qebiet von Ifni amAilan- 
liüchen Occan, die InM-lii den tiuineabutens (Fernando K>o, 
AnnobomJ und du» kleine Grbiet in Niedergiiinea (Curisco, i 
Elobi), zuicammen 'JTuo i|km mit etwa nooooo Einwohnern. 

— Pas Gläckiei |;e((nn den böten Blick au» Tunis, 
denen Photograpliiv ich hier mitteile, ist nur eine» von den 
vielen Mitti-In gegen dies-g Übel, «n das am ganzen Nord- 
rattde At'rikas und weit darlibiT hinaus fnst (geglaubt wird. 
Aid h&uAgaten fand ich an den Thülen Knoblauclizwiebeln 
€>der die geschnitzt« Ch«m>a, die eine Hand mit ausgestreckten 
fünf Fingern dnrKtellen onll, aber eher wie ein Kamm aussieht, 
frmer alte Topfe mit der Öffnung nach unten, die dm hi'iaen 
Blick audaiigen, Büschel von Hautenstrftuchem. Das Ki habe ich 
auch in.Paläaiina gefunden, wo es, zusaronien roll einem Glas- 




GlBcksei gegen den bUaen Blick aus Tuui>. 
>':ii:li rincr rhi>togra|iIue. 



ring, zum Schutze von Bäumen gegvo den bi'isen Blick diente. 
— Uas hier abgebildet« Ei aus Tunis ist ein gewöhnliches 
Ilähnerei, abrr auK^ezeic1in<^t dadurch, dafs es mit drei kleinen 
Hufeisen aus lUei verf^ehen ist, welche in sehr erfiiiderincher 
Weise mit Bleinfieeln an dem Ei b<'f<-«tigt xind , ohne dafs 
dieses zerbrach o<ler Sprunge bekam. Von Interesse ist e«, 
zu sehen, wi« das Hufeiiien, gerade so wie bei uns, von den 
Tnnesiern als Glück bringend und Übel abwehrend benutzt 
wird. In Deutschland muss das Olückshufeisen 7 Ntigel haben. 
Wie erklürt sich aber diese Eigenschaft '. U. 



— Dax Parlament der britin-hen (sogen, normanuisclien) 
Kanalinsel Ouernsey hat am Bclilusse des .labies 1898 die 
englische statt der liislier herrschenden franzij- 
liichcn i^|>r«cbc bei seinen Verhandlungen eingeführt. 
Die luteto sind seit dem 12. Jahrhundert bei England ge- 
blieben , trotz ihrer französischen Bevi'ilkerung , aber die 
Sprache der letzteren wurde geachtet, ist aber jetzt im starken 
Uuckgange gegenüber der englischen begriffen, wozu man die 
diesi-n Vorgang illustrierenden Spracbkärtchen von Ouernsey 
und Jersey im Globus, ltd. Ort, 8. ;(4 vergleichen niftge. Auf 
Jersey wurde im April Iff'« die gleiche Krage nai-h der Ein- 
führung des Engli>«hen als Parlamenlsspraclie verhandelt. Die 
Versammlung entschied aber mit 21 gegen 12 Stimmen sich 
zu Ounsleu dei Franzüsiachan. 



— Über die jetzt im Zusammenhange mit der Dreifus- 
lache so oft genannten Teufelsinsvln, gegenwärtig amtlich 
als lies du Balut bezeichnet, entnehmen wir der Kevue de 
Oeographie das Nachstehende. Rs handelt sich um die drei be- 
wachsenen Inselchen, die etwa 45 km nordwestlich von Cayenn« 
liegen. Sie galten als unfruchtbar und wurden erst benutzt, 
als im Jahre 1763 franzüsisch« Auswanderer, welche in den 
Hütten am Kourou keine rnterkunft fanden, sich dort nieder- 
liefsen und weil sie dort bessere Zustände erhoH'ten, sie Uesdu 



Salut tauften. Indessen den \!MiO Auswanderern ging es auf 
den kleinen, für etwa 4(iO Menschen ausreichenden Inaein sehr 
traurig und ein grofier Teil gin;^ zu Grunde, so dasa die Besiede- 
lung wieder aufgegeben wur<le und die Inseln verlassen da- 
lagen. Nachdem im ersten Drittel unsere« Jahrhunderts ein 
Krankenhaus dort errichtet worden war, das man aber 1833 wie- 
der aufgab, wurde lübi unter Napoleon III. das Centraidepot 
für die frutizösiaohen Deportierten dort eingerichtet. Di« Inseln, 
seit der Kataatroph« von 17A5 statt n«ilsiiiseln aucbTeufelsinselu 
genannt, sind alle drei nahezu gleich grofs; in den zwischen 
ihnen liinzieheuden Meerea,'<rmen vermögen die grüfsten See- 
schiffe zu ankern; die Bucht an der ihnen gegenüberliegenden 
Landaeite bildet einen groi'»en Hafen. Die Inseln haUin nur 
wenig Wasser und man sammelt den Regen. Sie tragen 
einige tropische Vegetation, haben felsige Ufer und besitzen 
alle VerwaltungsgeMude. Die nördlichste trigt den eigent- 
lichen Namen Teufelsinael. 

— Im Uauthalt de* Deutschen Reiche« (1899) iat ala ein- 
malig« Ausgabe ein Posten von ItojiMiOMk. für die Errichtung 
einer Erd bebenstation in Strafsburg «ingostellt worden, 
ilie zweifellos vom Keichatage bewilligt werden wird. Die 
Aufforderung hierzu ging von Prof. Qerland aus, welcher 
seil mehreren Jahren mit verschiedenen Gelehrten wegen Er- 
richtung eines internationalen Systems von Enibvbcnstatiunen 
in Verbindung getreten ist und dem gegenüber hervorragende 
Erdbebenforacher sich bereit erklärten , ihre Beobachtungen, 
die der S<>isniograph verzeichnet, in festen Zeitabschnitten 
nach Kti'af»t>urg; zu melden. Die Aufgabe des iuternalioiialen 
Syaleroa soll es sein, die Ausbreitung der von grvfsen Krd- 
bel>encentren ausgehenden Bewegungen auf der EidoberflAche 
und durch den Erdk<ir|>er iu planniäfsiger Weise zu beobachten. 
In mehreren euro|)jiiAchen und auftereuropäischen Ländern 
ist die Begründung derartiger Stationen in den letzten Jahren 
teils vollendet, teils in Angriff genommen worden. Die in 
Deutschland vorhandenen Einrichtungen zur Ueobachtimg 
reiami«chvr Erscheinungen stehen zurück. In Prenfsen ist 
eine feste, dauernd lieobnchtende Erdbebenstation überhaupt 
nicht vorhanden. Nur gelegentlich sind im erdmagneiixchen 
Laboratorium des meteorologischen Instituts in Potsdam und 
lüngere Zeit hindurch im Marineobservatorium in Kiel Be- 
ubnchtungen angt-atellt wurden. In Hacbveii und Württemberg 
besieht eiu Nachrichtendienst zur Sammlung von Meldungen 
Uber Erdbeben. Ein Anfang zu wissenscUalXlich geiiiigeuden 
Beobachtungen iat bisher iillein in Strafiiburg gemacht, wo 
der dem geographischen Seminar unterstellte ,.seismische 
Landesilienvt" über einige beschaffte feine liiatrumenle ver- 
fügt Diese Strafaburger Einrichtung soll den Grundstock 
der deutschen Erdb«l>enalatioD abgeben, für die die Kosten 
gemeinsam das Reich und die elsafs-lothriugiscUe Lande»- 
verWallung aufbringen. 

— Wissenschaftliche Forachungen des schwedi- 
scheoTouristenvereiu». Der schwedische Touri-tenverein 
(Svenska Turistfijreoingen) bezweckt, wie das llundschreiben 
für 1898 sagt, .zum Besten des Vaterlande» das Touriaieuwesen 
innerhalb Schw edens zu entwickeln und zu erleichtem, sowie 
zur Verbreitung der Kenntnisse von Land und Volk beizu- 
tragen*. Diesem Zwecke soll, abgesehen von anderen Dingen, 
auch die Auateilung von .Stipendien für wixsenschaflliclie 
rntersuchungen vim touristischem Interesse" dienen. Insofern 
alao darf ein Hinweia auf die Thätigkcit des genannten Ver- 
eins auch die Aufmerksamkeit wissenachafilicber Krei-e be- 
anspruchen. Im Jahre 189" waren von di-m Vereine 400 
Kronen für fortgesetzte G let ach« runtersuch nn i;e n aua- 
geaetzt: diese wurileti verteilt 1) au die Kandidaten Ali 
Nordgren und A. Rönnholm Tür Forschungen innerhalb der 
Gebirgsgegend um Jukkasjärvi (im Gebiet« der Tome- Elf). 
2) an den Amanuenais an der meleorologirehen Blatioii und 
Privatdocenten zu Tpaala Dr. Westman für Unterauchung 
der grofsartigen Olelmher des Sulitälma und einiger btnach- 
baiter Gipfel, 'M an den Studiereuden A. Hollcnder für Tnter- 
sucbung der kleinen, aber doch bemerkenawerlen Oletscher 
des Sylfjülls in Järolland. Die b«i<len eratgenuntiti-n liabeii 
trotz ungünstiger Witterutigsverliältniase und aufnerordentlicher 
Schwierigkeiten hinsichtlich der Gewinnung von Leuten und 
Lebensmitteln umfangreiche und wichtige Beobachtungen 
betreffii der Gletfrher auf und bei dem Gebirgastoek Kebne- 
kaisse-Kaskafatjflkko gemacht, w» sie mindesten» einen bis- 
her untckunnten Gletscher entdeckt haben. Dr. Wehtman 
bat gründlictie Beobaihtungen über das Schmelzen des Eises 
und andere Vorgänge im Bulitälma-tiebiete gemacht, sowie 
eine Muf^erst rorgfaltige Karte in groffem Mar»tal<e iilier 
einen wichtigen Teil des Sulitälma -Gletschers angefertigt. 
Hellender bat die gegenwärtige Geatalt der Byl-Gletscher festge- 
legt. Vunder imHerbst I897su Petersburg zusammengetretenen 



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90 



lnt«riiation»len Ole(jich«vl.ommi«'«ion « utd« clptr« Seh« »di^clipn 
Tourixenverein Anetkeiiiiuiu; nii sein ^rbiwiit- n^vs ei tt>>i ui^il 
ci/riKes KisgruUtu in die akttnilinaviacli« OklKbvrlomhung' 
IQ tvii, «owie ditMt lim bOebH ■••liklinwminriM V«i^ 
bIM liinsettellt. 

Für das Jahr IHSS wuron von <3*ni Verrini' :>ij<) Kronen 
in UettftU von ■•■»«m oder mp)irer«n Stliiendivn für wi!d«n- 
scbiiftliclie L'ntenuctiungeD pliysincb -gMtira|<hlsL'li«r, ellino- 
grapliiaelier oder arcliäulogiwlirr An innerhalb Schwedens 
KaiKeiietzt, „d«r>^« Krstebnif»» 'jarignti sein krtunxo, bei den 
Itelsenden dii^ Kfniiiii..i ilcr um d?» riit> rM;. Iiii;:|jen b«- 
rährien Teile iktivreilons und das Interesve dikiiir zu hebtn*. 

Auch ein phutograpbisrher Wettbewerb, der vom 
TouriKtenTerein naFgerclirieb«n word«a ist, verdientden Lesern 
4lM .tsiobus" bekannt zu ««rdea. Die hierfür liNt(«nute 
Zeit amfikrtt drei Jalire ; im «nten wUm 1ypiKb«IiM)deoheft«ii 
und Bilder aus der i'tlnuxenwt'lt, womöglich auch aus dfr 
Tierwelt, im «wt-ilm Bauwerke und Siiidtebilder, im dritten ' 
Volkstypen, Bilder au« dem Leben de« VoIVi s und der Ter- 
«chieileuen Uerufszweige, die manDigf .cLeu K itiitchfllVungs- 
miltel II. a. m. üargestelU »ei'dcn. Der eri<te Wettbewerb 
litufc am i:>. 8«pt«mber IBM, drr «weit« am l. Januar läit'j, 
d«r drtlt« am 1. Januar 1900 «b. Jfldei hht w«j-d«n a«chs 
Preiae «m 900 Ue M Krooen ■defeMtfaiL IN« ela|i«UKtleii 
fholagmpliiteii wevden Eigminn de* Teireiiia. Dem An»* 
■oliane für die BeurleilunK der Bilder geliörrn auch Ver- 
treter der Schwedischen OesellKbaft flir Aniliro|K;}ogte und 
Oeopr»[fhie um] din NmiliMiniri Muwums an IJ-r 'r<>uri«ten- 
vt>i-e]U will il.,rili .lir-n s A ij!«M t'-rt-tlirn i hv^t^^iiiatische 
l'lirjli'ijrmiliii'Hiri;: » mi, Lmni uiktl Leuten kicr ^i i iuhri'n. 

I).»? w.-ii' iv, »iif-ünn-.if ii'lich umfanjcreicf;!' Tli;iligi.i it Att 
Vereins kommt iiier uicht in lietracbt; erwähnen wollen wir 
mar nocli, er voa ea jKhfUeh MUeadea and 2ill«ilfni 
intgliedeni IW» anf KT43 jlhrlieh nbleade u«« M etln- 
tUieJUtcUrderaDgewachwu i»t. DuTs der Verein auch inwiüBon- 
«enaÄlicbmr Hiotricbt errotgi^eich weiter arbeiten wird, dafür 
bftrppn d;e Nftm»'H ^pinp.H V.u aI- ■. udi-: , rt, s K<nchsantiquan 
Hildehrand, »uw,.' ■'.■•r Nor^tavulsnut^Ueilpr Ln lwig l.liidroth, 
lies Docenlen Di tumiiir A uderssuu, tlei hr. Kuiil Ekboft'. 
dei Staatigeoluii'-u !>., Svenoniu» u. a. 

Bei *li«*«r iieli-|$«tilu-ii wvcbU» icb nicht unterlansen, 
imeain«, die lich mit Schwede« beMMfUieB, auf dirn nun- 
Bwbr M h. Adliag« vorlicgrudro Atlaii WVw Bvurigo von 
CoIm (Sloeltlioliu, ^'■l^lin und J««eidi>on, in lÜaielienforaat) 
binsttiiMiien. Der AtUa euthüit, abgesehen *a(t den ior|lttltiK 
aufgeführten Karten, denen eine grofse Mi^nge von Neben- 
karten beigegeben ist, auch ein vollKtändiges Namenverzeichnis 
•dwi« gtograpbiwil« und ttatiHiecbe Anj|«bFn über üchwedeii 
uid in IB jeder Biaaiebt «1« nuaierKUtig cu bt zrichnen. 

U. l'allesko. 

— Die Dünen der aBdwettlfebeD Ueid« Meeklen- 
barga eriirtert V. Babban (Diss. Roeteelt) und fitgt Unter- 
■nchungen über die minrrHlogiM.-hc Zntammenelzong dilu- 
vialer wl« nlluvlnlvr ^siide hinzu. Di«- Streichricbtungeo der 
emtereu folgen zwei (iesetzen, sie verlaurrn entweder in aiid- 
wesl • r.oii!i'ii<tlichi»r oder in nt>rdwest -südiwtlicher Uichtung. 
Au.i ilirin (;i whUi^. ii K ii.jil« '^ 'n, ihren hiiekerigen und wel- 
ligen Kupi>>riigel>iet«n «le ausgedehnten Flugsandfliichen, ihren 
PlatMuinieJn bexw. -halbinseln, ihren weiten Thnlrandgebieten 
md breiten, die Fiufsläufe uuiaaumenden JUoorgebialen glaubt 
VatAuMr folgera «i MUeiK daXa die Bildmif und die Art der 
TerteiloBg denelbea in EummmeDbange etebt mit der Bieb« 
tung der LuftAtriSinungen , sowie der die Heideebene dumb' 
schneidenden FlafslüMfe und der orographi^'chen Gestaltung^ 
übt-rhutijrt; znr Zeit (fpr l'ntn-ti^i'rttiufr m'Afn d^r..' !<ri.ln'i»«i- 
liclltr llt'iile i.j:.'.el- <ii'in vi irhrM.-r lii-i; i Im Um fl ;i f-s-' ^■l^i'.^>^t.l^■h•'t- 
VViude gestanilen liiiüen, w^lciic im Kllgeineiüe:. im h Iiuli« 
in Kuiopa die Hauptrichtnng bilden, so daf« die (ii<iiilr <)i i 
l>unen wie die Anordnung detwrlben zu Reihen einen dement- 
apreclienden Obarmkter triitt. In BetniV der Baeiabaiigca 
der gcRenwIlrtigea FInMtuA snr Bildung und Yert^^liuiir 
der DHoen ist als charakterinliich hervorzuheben , dafs die 
Dänen vorzüglich an den Rändern der alten Flufuliliife zur 
Kill«. U Vetiifig gelangt «ind. Nioht unerwübnt dürfen bleiben 
>lie hikiitl;: III) Durehüchnitie zu treobachtende 8<-hichtung, die 
zuvv.il. II ;uj diskoTitani« ParAllelsttuktur efirir.err , und die 
Huiiiu>zv> isL'ln_'ii>.. Ii i.'ht r II , welche liesondeM in kleineren 
l>äuvO gefunden werden kOnii'in. beide Kr«ciieinungen nim) 
aaf aehrfachen Weebeel von Bub«- und Ui'wegung«|>eriu>len. 
«cJcbe die Danra im lAVtle der Zeit erfahren haben, zurück- 
ntführen. Indem vielleicht der untere Teil der LavMite 
einer Düne durch Verletzung der I'flaozvxidecke In Bewegong 
ipniei, kooBte der Wiad die ganze Dfime mit einer ncnen 
niebtigea Sandiehioht AbcnehltleB oad die die OberiUkb« 



rlfr iiiH|iiiinf;lir:> n I> iii-' bedeckende Vei^etatiou — vielleiclit 
HL* SHiiilgr;iHi 1 1; III 1 Heidekraut bestehend — für Immer 
gnnziicb vergralten. 8» Iriftt die Anzalil der dl« Düue dorcii- 
•etaeadea HuinuiecibiBhtea «af die Aniabl der Babefeeiadea 
«cblicAea. _ 

— Die UoDOlithen von Acq, in der Nähe der be- 
kannten Klotten inii'ii vnn Mont Bai'.t KIi i bei Arraa, sind 
neuerdings von 11 1' c r i Hoursault gen > u i iiiiH*r»uclil würden. 
Sic werden bald tur M.nliin« nii« tiiali.r Z> ii gehalten, bald 
flir Siegeszeichen, «Iii- U.iMi.iii Iii ,is le-it r m- j zum Gedenken 
seines Bieges über Kaii dem Küiilen «.'rrichtet habe. i)vr 
eineätein i«t bei -Z.^O ra Uöh« 1,40 tn breit und 0,4r> in diek, 
der ander« bat in den enl«precb«ud«n Dimentioneii i^.äo, I,l5 
und o.Hu m und let ustw erbeMieb breiter als üben. Beide 
(ind leicht gegen Itoirden geneigt. Sie besteben hu* grob- 
körnigem Konglumeratsandsteiu, wie ersieh in den Sauden und 
Ki«>«n der l'mgegend häuHg in isolierten Tafeln und BIJ>ckeu 
fliütct: Bf'jrk<» »tphprt soi'b 'mierlialb der Schicli'on 

lii'/ht selt'jn !-eiu.re-;:ht und lioiUKault int :.i>dit .il>t;i-;n.'i;4t, aii- 
zuiiehmen, dal« div«e M'>uüiulii*u utterbaupc iiiciit von 
Menschenliaod aufgerichtet seien. lu beweglichem Kiea und 
Sand an Uügelabhaoge liegend, seien iie vielmehr langsam 
batabgemtaBbt und bMlaa eieb eBhlielblie,b ia eiaa feeteru l'hon- 
eebieht «ingebohn, welebe ibnea naaelaen ümMd Baltgiebt, 
wahrend die umgebenden Kies« und Bande von Vfind und 
Regeu weggefülirt worden sind. Kiuen ganz Ahulicben, eben- 
falls senkrecht steheü len. aber noch von Kies uiubüllteu 
Block sah der VerfB"i r i:: l inem JCisenl .iliLilm . Imtu h b«i 
Etrwn »ddliob «on Maruruil , er tritt in Folge der Verwitterung 
jeM web acbon ane der FUcbe der Btttebung bcia))i. .. 



— DaeKaetellanddfeStadtberestiguug de* rttmieebea 

Heddernheim schildert Georg Wölfl" (Mitt. über rijmiiche 
Funde in Heddernheim, U. Z. \ifi<il. I'nter Berüi-kFiehtigung 
aller in Beira<:ht koriimend'-n M' rm o''- Sn!)r>rn!«rs «bsrderbei 
den Ausgrabungen xc-lbs( li iiiii< li:>-}i l;>-i;I i> lituiigeu kommt 
Verfjisser b«?iit'lieh d^-r lÜKtorjseiieii jCiUl Wickelung dieser An- 
7u 1' ily.n !• in J!r)<t!bni«. Hinter dem im Jahrzehnt 
des ersten Jaiiruiuidei ts nach Chr. lieb. «uUtaudvueu Ikaatetl 
bildete «Ich, begüniiigt durch seine Legt« eoAvt eia aalhaf- 
gewöhnlich groiaes Lagcrdurf, unter ocaMB tneaswtt, «le 
später, so auch bereits damals die Töpfer besonder^ znhlreiell 
vertreten waren. Bei der durchgreifenden Neugestuliung der 
milit.'irlKchen und adminitirativeu Oi ganlsatiou der Wetteraa 
durch Hadrian wurde der vicus Hedderuheim zum Vorort 
des neuge»cba(Ieneu civita« Tnimensium sremiiüht und al« 
solcher mit den niUigcn OlTeiHln n i.i l m i n, besonders 
einem Forum, ausgestattet, auraerdein aiter zum Kri^atz für 
daa geicbleiAe Kastell mit einer seine damalige AusdebnUDg 
weit fibertreiTenden, aber der Bedeutung des l'laizea ttnd dea 
an t*lm EntWickelung gekDüpfken HotTnaogen enteprecbesden 
Ringmauer umgeben. Anf dietea Omodiagen bIQbte die Stadt 
auf, bis unter den Kaisern der jüngeren Anteniniaeben Dynastie 
rchliniran Zeiten b^giinnen und mich der Uitte d>s Jahr- 
hs!ii(lt ri«i die Kiilasi mplie h»rf intnueh, welche eine wenigädens 
aiii III !'• riellem Gebi> if i L hen I - Kultur vorniclitete, und 
zwar DU gründlich vernichtete, dafi ninn in den Tnimuiera 
von Ueddenibeim im Oegenaatz zu anderen I(ömur|diktzen des 
rechurbelu)34:heu Cebletee — rou einigen »päueitllcheu Münzen 
abgeHhea — eergebUeh nach Spuren eine« jene Zeit über- 
daaemden Anbanet sucht. 



- KtibeU beh.indelt in seinen Studien zur / ^"«c^ographie, 
B'I.'J: IM" I üuna der nie r id ion alen Sui ie^iou (Wies- 
I i i li 1», KrenivUi'her Verlag,'. Als Ergebnis dieser Koischungen 
Wl nute man den Beweis hinst' llen, dafs c» in der denkbar 
schärfsten Weise hervortritt, wie unaer« beutige iipoche 
aar eine kleine Abwci«bnng der Tertitrperiode iet« 
deren Obarakter Verarmung, nicht Xeufaildung beieiebaet, 
und ilafii diese Verarmung iiidit vi>n der Eiszeit alihttngL 
Die heutige MuIluMkeiifauna erscheint genau wie die Flora 
aus S' ! i -Iii n verschiedenen .\llets geldldet, voriertiaren, alt- 
tetliiii' i: iiiiil jungtertiiiren ; nur in den jüngeren Schichten 
tritt der Kiutlufs gesoiideiter K«twickelimu"«er<rt-tt Iipp-. nr. 
auf welchem die Vemcliiedenheit der IfuiiLin u. ilii.um ;i 
beruht, Die Verteilung im einzelnen »chliei°«t sich am eugsten 
an die <ler I'Hanzen an, etwas weniger Äbniicbkeit h.<t »ie 
mit der d«r Reptilien, aiu wenigsten u>ic der dar Saagetiere. 
rar die VeigWobuag mit derVerielluog der SUtwiMaeiflaehe 
hat Verfineer die alMigea (7ater|ae«B oicfai floden littaaen. Aaeit 
■onal tiikd viellbeb J^tagea aafgetaacbt, die aoeb unbeante 
wartet Utiben autleten und der JCrledigung harren. 



Radahtenr: Dr. B.Aadree, Branaaebwilg, rii]lmiibertber>nmHeeadel3.— Dredc: rricdr.Vleereg a. ^*''t)i^|^^f^'^QoOgIc 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE, 
fiunrisr nr der zbrichiiiriks «^as adslaiid" mm «aqs allen WELnrnoi". 

HERAUSCBBER: Dit. RICHARD ANDREE. >|jK VERLAG VON FRIBDR. VIEWEG tt SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 2. 



BRAUNSCHWEIG. 



7. Januar 1899. 



Arel, eine deutsche Stadt in Belg^ien. 

Von Tonv Ksllen. 



r. 



Der TorgesRhobeiiHie l'uüicn des bochdeutschon ^^prach- 
gelrietes befindut dich nicht auf reichsdeatschem Boden, 
■ondem soeb weitlieh tob 0roraher4ogtiun Luxembwg 

ia Batgira. Arlo», £0 Haaptitedt dtr bolgiMben 
Pipviu LuM&borg, ist noch jetzt eioe deutaeili« Stadt, 
und ttentsoli eind Sprache, Sitten nnd GebrSuehe der 6e- 
woliiii r i!('r VJiii;i<r.'.;rnloti (>rtachaA«D. Diu *^tadt wird 
Vüii den Hewoliuern selbst Arel genannt, aber diese 
B(<z*>i<'l:imng findet man nirgends goscbriebon oder ge* 
druckt. Die Bi'horde kennt nar das fransdsische Arlon 
and das Tlämische Aarleu, obacbon du Fraazösiscba 
«nt im I^nfo der Zmt hiot euigeffibrt worden iat und 
Vllaueh bier wobl nur von eeihr wenigen gesprochen wird. 

Die Stadt Arlon weist nUf iliaupt sehr eigent(lmlic1i<> 
Terbältnisse anf. und da h'w nur vroni$;cn Reisenden uml 
Toiiri-lon Ijckiintil int, iinH-litc ich einl'^c n;ilif-re An- 
gaiji n diiruber mitteUeu. L>ie Stadt Hegt ua der Linie 
BrQssel-Arlon-Sterpvnich der belgisohen Staatsbalinen, 
TOD der bier dne Zweigbahn nach Loagwjr (23 km) 
Ohrt. 8ia Hegt 404 n booli auf «nam Bergraoken 
dar ArdanBün an den Quellen der Seatoy. Seit der 
BSmeneit war sie befestigt; erst in nenerer Zeit sind 
die letxten Spuren der Befi'ntl^'ung vtrsLliwunden. 

.Fetzt iat Arlon die Hauptstadt der belgischen Pro- 
vinz Luxemburg. Diese wurde infolge der belgixchen 
Revolution vom deutschen Bunde losgerissen und durch 
den Hescblula der Londoner Konferenz vom lü. November 
1839 aar belgiaeben ProTina erklirt. Sie omfaTet die 
grSbere weitiiehe Hilft« dee firflberen Hersogtame 
Luxemburg und entb&lt 80 (juadratmeilen init tlber 
200000 Tünwohnern. Sie grenzt im Osten uu PreuiHtn 
und LüM'iuliurf^ . im Süden an 1 "rtinkn-iidi , in; \Vr s't'H 
an die l'roviijz NumQr und im >iorden an die Provinz 
Lüttich. 

Arlon, das anfange der aiebaiger Jahre eret 6000 Ein- 
wohner hatte, sfthlt deren jotit ttogaflbr 10000. Et 
licigt fünf Stunden Ton Luxemburg und vier Stunden 
von'Longwy ontfemt. Die n&ebsten bedeutenden Stftdte 
in Belgien sind Lattich und Kamen (Notnüi^ Der 
Tourist, der vuu iia»liiacli o<ier Virton her i<ouimt, ge- 
nit-r^'. pii)i> schöne Aussicht auf die Stadt und ihre Um- 
gebung. Auch von Ijuxembnrg her bietet sich die 
Stadt in reii^ndem Anblick. Ehemals sah man auf der 
Seite dar Merteheretralie noch die Überreste der 
Wille des berQhmten francfiiiaeban Faatnngebanmeietere 
Vaaban. 

Wer von Luxemburg mit der Bahn nach Arlon tährt, 
gknbt in ein gana fransOeisohfli Land an fabian, dann 
eietas UCXV. Rr. X. 



daü Zugpensouni spricht nur iVauasutiisuh. Eci ist übrigens 
niobt ganx leieht, sich in Bezug auf die ZeitbcsllmKtng 
aurachtanfinden. In Luxemburg hUt man aligemein 
noeb an der eltan OrtaiaH tut Kommt »an nach der Bahn, 
•0 findet man die mittelenropliscbeZeit, dieSOtfinnlan 
vorgeht, und sobald man belgisches Gebiet erreicht hat, 
findet man die belglsi-hi' /.n'a , die g. genüljcr der 
luxemburgischen Ortszeit cineu \'uri>jjrung vuit 21 Minu- 
ten hat. Um die Verwirrung su vervxlUtiindigcn, 
weisen die belgischen Uhren auch noch 24 Stuudeu auf. 
Uns mutet es komisch an, wenn wir auf einem Fahr- 
pUa leeen, daiä s. B. ein Zug um 19 Uhr SOfthrL Wir 
mftnen dann erat aueretdinen, daTs das 7,30 Uhr abande 

ist. Snvipl inli gpliört lialip, liüfrt'nndüt man aioh auoh 
in ÜL^lgifu nicht mit di'jsur /.fitri-Ldinuiig. 

Wei- linrch die .Stra[snn Arl'>nH wandort, ohnt' auf diu 
Sprache und Einwohner itu auhteu « kunute dieselbe als 
eine französische Stadt betrachten , denn sämtliche 
StiaTsen tragen nur franaösiacbe Kamen, die Aufschriftan 
auf den I^dan sind ohaa Ausnafano rranaöaiMh (ainiga 
Kamen von Wirtschaften «rinncni an die sobershaften 
Bezeichnungen Pariser Kn(di» n, wie z. B. „Ohes Bibi", 
Cafe Wtillon'i. lii<- NHtii(.'ii di r * luschnftsk-ute sind aber 
zum gröüt«a Tttil UtutHrh. und überall in den Strafs^n 
hört man die Bewohner don Luxemburger Dialekt reden, 
allerdings aurh vielfach wie drüben imGrofsbemogtummit 
francüsi^L hL'u 1- rctmdwdrtern vermischt. So hSrta ioh 
a. B. eine Frau aniblen: .Do bot en se en mariaga 
gefrot" (Da hat er sie en mariage gefragt). 

An vorschictlpneti ?tfl!en sah ich noch Wahlaufrufe 
unLiekkdjt (itn .S- muior hatten Deputiertenwahlen statt- 
gidundenl, die ni eil- (>■[;.'! in franzuBischer und in deut- 
scher Sprache gehait«u Würeu, Der deutsche Ti xt war 
durchweg richtig. Nur ein Ausdruck Kel mir au I' „l'.is 
de panaeiiaga!'' „Keinen Miacblert" (Der Aosdrutsk 
Ifiscblar wird maiaaa Wiaian» im OrofskarMgtnm nnr 
ftr Miseblerfrucbt gebraucht.) 

Arlon liegt anf einer AnbShe, daher die spAttiseha 
Bezeichnung ,Arel op der Knippchen". Vom liuhnhof 
führt eine neue prächtige Strafao den Berg bimiui iu die 
Stadt. Die schünsten neueren Ililuser mit Gärten liegen 
im unteren Teile. Oben gelangt man zuerst auf den 
Leopoldplatz, den bedeutendsten Platz der Stadt. Es grensl 
ein Square daran, den man «twM bocbtrabend stAdtiaoher 
Park nennt INa kleiae Anlage bietet weiter niehta 
Merltwöi iligi'>, nls dafs sie ein Siininu lpunkt der Hunde 
ist, obscbuu an den Eingilngen aul einem grofsen .Schilde 
iat, dala ca varboton iat, Hnode darin hemm- ^ 

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Tooy Ke11«n: Arftl. «in* d«at*eli« 8l«dt tn B<!(ti*ii. 



ka/aii BU Immo. Die Belgier Rind unabhAngige Leute, 
dio weh ttttlt rinBlU keine Vorscliriften gefallen lassen 
«oIImi. An StIlUii, wo das BauoheD verboten iat, wie 
im WartetMl «nter and tmtäitr KlaaM, VMeht jed«r> 

mann ganz ungezwungen, iiml iVic Aufgeber wagwil ei 
anch gar nicht, da» Verb it ilun lizulTiJiren. 

Aiil'^rr <ii/ii Kii'i'licu ^taiUMii'ii ii:<- «ilTentUchen de- 
beude sämtlich au" m iuHtcr /i'ii. Dir Ix'deutentltstvn 
eind am Leopold^ilut:;!' dvr I'aksi des Provinzial- 
Ooav«niMn «od der Gericbt«p«kMt» der »Uerdiogs eher 
«tB«B RathMte ihalidi lieht Aofaerdani aind beaerkena- 
wert in anderen Teilen der SUdi: d«a kAnigliehe 
Athenflum (Gymnasinm), das Protrinzialmateam. die In- 
fanterii'ka.'ii'nK . die c('i.'('nwrirtig bedeutend erweitert 
wird u. 8. w. At'lott bat nur zwei Kirchen, die St Donatns- 
nnd die St. Martinakirche , beide «ehr alt und den De- 
dttrfniasen nicht mehr genügend. Aufserhalb der Stadt 
Iii4gt aina aehr bedeutende Jesuitenaniitalt mit einer 
groben Denan Kindie, in der dtfntaoh gepredigt wird. 

leb war W-Ober aebon in Arion geweaen. Diesea 
Mal kfiiii iih Im Aiif^iixt hin, als die Stadt mit Militär ! 
lM?le|j:t. wur. Diu SluJt hut ein Keiffiment, dax 10. In- | 
f;intenerepin)ent. l>,i in dfi Ui!;^'fljniit' Scliicl^ul^ungen | 
stattfanden , war noch ein weiteres Uegiuient cinq^uar- 
tiert, und äberall schauten Soldaten aus den Ilfioaern, 
beaondera den Wirtacbaflao* Sogar ein Qauaral war 
dort, m deaaen Ekran ein FoctnaU im Botel dv Nord 
atattfand — ein grorses Ereignia Ittr die Stadt. Den 
ganzen Tag marschierten Soldaten- darob die Strafsen 
und >l(irtcii diircli ihr 'rrumnicln und Blasen die idvllifsi Le 
Kuhe der Ikwobner. En war ilbrigena auch Markt, und 
da die Vorkäufer die ziemlich engen Plätze und eine 
Anzahl Straften der oberen Stadt cinnahmeni war esi 
schwer genug, biudurchzukommen. 

Sebon im Anfange dieaea Jabrbnndorti waran die 
Arloner Mtrkte bedentend. Ana dem denlaehen 
Tt il<; ilpr Tirivlnz wurden die Körnerfrüchte dorthin ge- ■ 
brncht, dio iu diiu uenig frnchtbaren wallonischen Teile | 
ffliltr-n. Mit dem erlösten (ielii-- k,iiift< rj die deutschen 
Landleute in Arlon Kolonialwaren, Stoffe, Schuhe, 
Hüte u. g. w. Die Wallonen brachten ihre Schiefer nach 
Arlon« die dort verkanft worden. Aia 1889 eioe Zoll- 
gmno iwtaobon dem belgiaeben Lnxomburg nnd dorn 
Orobkemogtitm emebtet warde, Terlnderten eich die 
YerblhniM«. Am dem Grofsberaogtum wnrde zwar 
nach wie tih Oklrflil,' iifich Arlon gebrarlit, itj-r die 
Bauern kauften nichts mehr dort, «ondurn bczugeti ihre 
Waren aus Luxemburg. .Jetzt sind die Arloner Märkte 
awar nicht mehr so bedeutend wie i'rflher, aber die 
Yiehmirkta «ind noch Htark bocnebt. 

El horradit hier ein Irantes Sprachengewirr. Die 
fünhelmteeben nnd die ene der Umgegend gekommenen 

BiiinTii sjn'filiMU ii:eistrris I ,il\i'nil>u it I)fUtM_li. Die 
Eimtr« wfiruiiTtcii und die »icli Ti.ru<.iitu«T funkenden 
Arhinrr- M.ri-rlH ii trjiii/Lislsch , und Su uiQsseu sich diu 
Bauern «clion danach richte«, wit sie angeredet werden. 
Ahnliche Verhiiltnisso sah ich in Metz , wo die Ver- 
kAafer mit den Einbeimiaehen franzftaieoli, mit den ein- 
gawaadefteo Alldevtaeben dautadi raSaten. 

Hoch über der Stadt tiiront die St. Donatnakirche 
auf einer Anhübe , die ringsum mit HSuaern besetzt iat. 
iMti -t>'iifi- Kreuzweg führt hinauf; die S' iti im> n . die 
an deujüellicn nngebmcht sind, weisen dcutti Lt- und ! 
franz<)9i»che Inschriften auf. Dieser Stationenweg, der 
MQ dem ehemaligen Kapuiinerkluütcr führt, bestand j 
aehon 1C5$ in anderer Geetalt. Ks mufa ein prächtiger I 
Aufgang gaweaan aain, den ein apAniacbar Ingenieur i 
damala dort erbaute. Aber die „monteo royale*, wie 
ein Gaaehichtaaobmibor aia sonnt, war nidit von ewiger 



Dauer. Im .lahre 1830 stürzten die Mauern zusammen, 
wodurch etwa 20 Personen getötet und viele verlettt- 
worden. Die jetslgea Stationen wmrden 1846 tod 
6li(nbigen geschenkt. Aueb Kirebe nnd Kloater wordra 

öfter villi l'nliilti'n lieiiiij^csnrlit. Iiifuij^e dt-r Indien 
hti^e srliUii^ diiv I31i(/ ui'.dirui.il» dort tin und trilet« 
(»tdstlii-lio und l.iiifn. I)«e alteKirclie ist im I-nufc lier 
Zeit sehr baumitig geworden. Aia ich sie besuchte, 
wai> man eben beaebAftigt, einca MtMgMlg mit Segd- 
ateinen und eiaamen Trigam anamboBae». Die 
Stationen im Innom der Kind» wwaon ftbiigona nur 
deutsche Insehriften anf — «in Beweia, dab hier trata 
des eindringenden Wallonentumc eine Stätte deuticher 
Kultur ffiddiebeii ist. 

Aber wi<.> lange noch -' fragte kh uiich, als ich aus 
der Kirche trat uud auf dem Vorplatze meine Blicke über 
die Gegend schweifen liefs. Man sieht dort Ober die 
Dächer der Stadt stundenweit ins Land hinein : Berge, 
WAldor, Udrler. All dieses Land ist dentsob, aber der 
VerwKlacbang anbeimgegobon. Bei günstiger Witterang 
kann man bis Luxemburg umi Iii" /.nr Ft stmif; I.iinpwy 
sehen. Nach Westen liegt d.'is W u'loncnland. diis seuu n 
Einflufi immer mehr nni.ii O^tnu itns7ud> Imi ii Miclit. 
Steigen wir dio Trt'iipL' hinab, so leuchtet uns aii einem 
Bauite dic> Inschriit entgegen: „Cafii flauiand". Das iat 
reeht beiteicbnend lUt Arlon. Nicht einmal die Vlftmon 
halten hier ihre Spradie in Ehren. „Tlaamadi kofBobnia* 

wfirdr düch jpdtr ebetiHoijut vt'rKtfbrn. 

Im i^iufe dea Nachraittags iiabeu die Marktbesucher 
die Stadt verlassen , und nun setzen sich dio Bewohner 
frii'dlirli tor die Thür. Die Kinder treiben sich umher, 
waliren'l die Katzeu sich sonnen, .letzt hört man kein 
Französisch mehr} all daa gewObnlielie Volk epriekt 
Luxemburger Dentaob. 

Di, Onbildeten liiibon Inider kein Interetxe melir 
daran, au ihrer Mundart und an der deutscheu Sprache 
festzuhalten ; ihnen wird das Französische eine neue 
Mntterapracbe. Immer mehr werden waUoniach« Bo* 
antto wieb Ariott vonatst, dio Goadhlftdento gobramifaen 
immer mehr das FrassSaiseba. Die heimatliche Mund- 
art zu sprechen, gehört nicht mehr cum guten Ton, und 
so mufs man sehen, dufs Arlon mit dem doitschen Teil« 
der IVoTinz immer wehr und mehr dem LKsutschtum 
verloren gehl. 

AU i«b dnrcb dio Strafaon der Stadt eohlonderto, 
sab ieb eine Zeitongshlndlerin, die Ja ihrem kleinen 

Lfidiin französische tind belgische Zeitungen ffll hielt. 
In ilin in Schaufenster Viomerkte ich nur einige :;<;iuhlu 
fraiizoKisrhe Werke und — -lii-nnirrk eti caricatures". 
Keiu deu;-)"h«>8 Blatt, kein deutsches Buch. Ich Ter- 
lange die .Xrb^ner Blätter und erhalte das ,Echo du 
Lnxembourg" und das „Avenir da Loxembourg*. Ich 
frage nach der dentadien «Ailoner Zeitnog'. 

.Die halte ich nicht. Die uiii-j^en Sie sich s«hon In 
der Druckerei selbst holen", war die Antwort. 

Ks war heifs, und ich kehrte am Leopoldplatze in 
ein Cafö ein. Auch dort hatte man nur franaftsiacho 
Zeitungen. Di« Inhaber der ^IHrteobaft spradien nur 
französisch; es waren Wuüoncn . die erst vor einigen 
Monaten dorthin gekominen wjit;n. Nun Inigte ich 
auch noch in eiti'-in liaHtiidte, wo ich ;mi Mittnu H|li'i.^tl> 
und dessen lU-itzcr Luxemburger waren, isucL der 
„Arloner Zi iüing" und da erhielt ich zur Antwort: „Die 
Zeitung wird in den Wirtaehaften nicht jbfiragt. Man 
hält aia nnr in den FnmtKen." Alan in Familien wird aio 
gehalten, ab« r vor der öffentliobkeit blUt man aia go- 
wiaaemtafaen geheim. NatOrlich bebe ich die Ailoner 
Zeitung doeh entdeckt. Sie eraohoint jetatim 18.Jahr- 

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TftBjr Kellen; Arel, eine denUehe 8(»dt ia Belgl«a. 



gßag$t ftbMT l«Ml«r ttut «imnal wSohanUuh. Ihr toU- 
•tliidifnr Titd lautet übrigens : 

Arloner Zsitong. 

"rL'iut für iJrlgifii, tir«<tnH; i • fliv M** Provinz Lu2cnil>ur>;. 

UbscMon sie wohl nicht sebr lebeDsfftbig ist, scheiot 
sie im Laufe der Jahre doch mehrere kleine, zum Teil 
sogar ältere Blitter französischer Zange aus Nachbar* 
Ortschaften mit sich vereioigt sa haben, wia man au 
ftigandm un Koplik baigwiltgten Titeln «n«bM kuw; 
Joarnftl d^AvM (36* snnto), Jonrnal d« Dalhem^TiaA 
(15* aonee), Journal de Fl/rün fll" ainn'i^', Journal de 
Fexbe-Slins {7' annee). Das lilatt kmlioüiscli und 
enthält neben iieut-.clifii Aiizcigun uuch fnuizo^isctic. 
Die Originalartikel und die ÜbersetsuDgen au.s drm 
Französischen sind nicht immer in tadcUoHum Li<'uiijch 
gMchrieben. In aprikoliUAbw Bbuiofat wftre eine Auf- 
frhobung j«d«Bf«lli ■•hrwAMdMUWwt, abar man mufa 
w dem Hor»iM|gab«]r boclt MnehBra, daf« er nnter dan 
ungünstigsten tJmsUnden es verstanden hat, sein lilatt 
am Leben zu i rljulton uiij Jt-u Fitttiilicn eine dentsche 
LektQre zu bieten. Ktn solches ülatt verdtant« vom 
Alldeutschen Verbände oder einUQ aadaros darHirligen 
Verein nntarstützt za werden. 

Die beiden französischen Zeitungen erscheinen tiig- 
lieh, das »Eoh« du Laxembearg* sehon im G2. Jahrgänge, 
dai gATomi' da Lazambeni^' im 6. Jahrgänge. Beide 
bariehen ihre Hauptnahrung :iu'f gröTstren fi an^öM.srheii 
nnd belgischen BlÄttern und initoiscliuiili'u »ich nur 
dadorch, dafs da^ .,Av(;inr'' kathuüsch, das ^Flcho' 
liberal ist. Die Polemik zwi^ebeu bitiden BUttern 
nitbaet sich nicht gerade durch einen vornuhmen Ton 
an ud iit maiataai ins Persönliche auHgeartet, wie das 
ja h» LohalbÜttery oft der Fall Ist. Der Knriositit 
halber mL hierbamarkt, data, wie ich aaa einer NoBmer 
des ersten Jahrganges ersehe, das „Arealr" damala im 
Einselverkmif nur 2 ('enliiiieH ( 1 • ■, Pfennig!) kostete. 
Wie mau das eig.LMtlioli bezmlilt liiit, itst mir nicht recht 
k!nr, da meines WiBHon» daa kleinhte Geldstück in 
Frankreich and iii Belgien der lialbe Sou (2Vi Cen- 
times) ist 

Dia AnieigaB sind auaaehlielaliAh fraasAsiMh, aber 
dah sie tith auf «ina davtaeheprachige Gegend be- 
ziehen, kann man z. B. aus den Anzeigen der Notare 
ersehen. Da heifst es regelmifsig: an licu dit (im Orte 

L'eiiftutit;: und dani) fu!g<:-ti die Nftiiien wie: lui tniSL:li- 
grü&dchen, Waüchbuur i . ^^'aächbrllIlIl(.>u"), Diglurland, 
Beim Footameyer n. s. w. — Inuter Namen ans alter 
Zeit, an denen das Volk festgehalten hat nnd die den 
besten Beweis dafar Uafanii dab irir hier in einer dant» 
aehan Gegend ündi 

Hehrere andere BItttar ttad früher einige Jahre er- 
schienen iinil diinn miinj<el!i Aböum-nten eiij(;;L'gnngiMi. 
In den iiit'bzigpr .Inliren ersidiifii noch ein landwirt- 
scliut'tlitdiet- Hliitt .I)cr nltc .^ckersmann". Dia ftbrigen 
waren in französischer Spracli« gei^chrielMsn. 

Wo jetzt das Athen&um steht, befand sich früher ein 
Kamteliterkloatar. Dort wvrde die deulacha Sprache 
gepflegt, nnd aia Prior dn Klarten bat im Anfange de» 
18. Jahrhundertl! In Augsburg zwei Sannlnngen 
dentsober Predigten TerAffentlicht („SylTa spiritoalia 
m<irum oder geistlicher Sittonwold" und «Sylra spiri- 
taalis llorom oder geistlicher Blumenwnld"). 

Leider «jid dia deutsche Sprache in Arlon und Um- 
gagaad aakr TOmaebliiaigl. Dia SebOler, die in das 
OTmnuinm anfj^enommen «erden, beherrsehen das 
Fnmzriiis.'lK' l)!"srr :i!fi dn.i Dcutsclic. Die IlüIf-fprui-Iiij 
ist im ganzen üuterricLt das i''r«ii«M>8i«ch«. Ed klingt 



wie Hohn, dtft die Dentseb-Belgior mit HSlfe dee 

Französischen im Deuf^chen untririrhlt t werden. Wahr- 
scheinlich geS'jhielit dieti njLt Ü'ifkiiiclil auf die jeden- 
falls wenig zahlrcicluüi walloriisrlmn SrliU-'r. ]Kt9 
Deutsche wird eben vnti amtlirlier Seile gnr nicht an- 
erkannt, Inden Genieindoratr n und iui IVoTinxiallandtage 
Loxembui^gs ist bis heute noch kein deutsches Wort ge- 
sproehen worden. 

Dia Tatttater der in den Proviniaa LaoEanbug 
nnd Lllttieb ansSssIgen, etwa 50000 Bewohner mit 
deutscher Sprache hatten in der Ali^jeDriinet« nkuii;ni- r 
beantragt, die Gesetze nicht blofs in iruiizi>Kjeilier und 
in vliimisi her, sondern auch in deutscher Sjirarlie zu 
ver dTentÜ! lien. Dieser Antrag wurde aber itbgelebnt, 
weil angebliüh die Deutschen mit ihrer Lage gans 
frieden seien nod bisher keinerlei Beeohwerden tot- 
gebraaht hlUan. Diei uarkten aieih die Deuteohen nnd 
richteten deshalb an den Senat eine ihr volles Recht 
fordernde Vurstcllnng. Diesem Anspruch gogeuflber 
hat sich der .'^enat Jodanb ablehnend verhalten. 

FrQher wurde das Deutsche weuigsteuis noch einiger- 
mafsen amtlicherseits anerkannt. Daa Gesetz vom 

September 1Ö31 ordnete nn. i^ftfs der amtliche Text 
der (lesetze in fransüsiscber Sprache ubzufasseu sei, 
dars aber Oberaatenngan in Tlttmlaober nnd dentaeher 
Sprache ereefaeiBm soUtea. yaehdem aber in Jahre 1889 

da.H jef/.igp (ir.-ifsherzogtniii I.nxeniljiirj^ abiretri'nnt 
wurde, niihiu die Regierung auf die üurüekgeblielieiien 
Deiitachen keine Rücksicht mehr. So erkennt Fclu n d.is 
Gesetz vom 2S. Februar 1845 nur noch die vl&miscbe 
( bersetzung an. Alle folgenden Gesetze stehen anf 
demselben Standpnnkte, so dab a. ü. der £id Ton einen 
Dentechen nur m AransCeiaeliar odar, wann er will, ia 
vUnuiebar Sprache geleistet werden kann. 

Dia Denteeh'Belgier haben bis jetzt sehr wenig Ba- 
ziehuDgen zu den Vlrinii-n utiterlia'ten, obschnn e-i fi^r beide 
Teile von ^'rdleteni Verteil wäre, sich oinauder /u uiihern. 
An (iynmasien uni! Mittelschulen sind viele lieutsch- 
Belgier und Luxemburger aus dem Grofsherzogtum als 
neusprachliche Professoren angestellt; unter ihnen be- 
finden sieh sogar solche, denen der Tlftmische Unterrioht 
fibertragen wnrda und die sogar aingefleitebta VlimeB- 
frennde geworden sind. „Onbekeud maakt onbemind~, 
sagt ein vlftmisches Sprichwort. So war es auch hier; 
durch gef,'en-eitige3 V> rkennen der beiderseitigen In- 
teressen war ein budauerliclier ZwioiipaU eiDgotretcu, der 
durch die Wallonen absichtlich noch erweitert wurde. 

Die Vergangenheit Arlona ist dnrchans nicht ohne 
Interesse, nnd ich will daher hier oinigai Aber dlO Oa- 
sebiehta dar Stadt anschlieben. 

In Arlon nnd Umgegend hat man aahlreiehe Alte^ 
tiiiner ftufgefunden. Der Doden der Stadt enthielt Über- 
reste iiu^ allen Zeitaltern, aus de: Zeit, dt'r K'->U)er. der 
(iallier, des Mittelalters-; neben spanischen Wadrn fand 
man Münzen au« Trier, Luxemburg. Bar, Lothringen 
und Borgnndt nnd scbliefslich aus der Zeit der öster- 
reiehiaoben nnd niederlindisohan Herrsehait. Am in- 
teiaesaatestei aud woM dia 8(einaknlptnf«a am dar 
Rümerzoit, von denen aina grobaAuahl imFroTiniial* 
museum vereinigt sind. 

Es -sind nur wenige Urkunden aus Arlons .ilterer Zeit 
vorhanden. Durch die Kriegxstürme und benuudur» 
durch die Feuersbrunst von 1785 sind alle Dokumente 
aus früherer Zeit verloren pegattpen. Man ist deshalb 
\ielfiirh fast ausBchlierslich auf die historischen Werke 
aber das Xriarer und daa Lnxemburger Land angewiesen. 
6. F. Prat, ein Beamter der Provinaialregiening in 
Arlon fi-hef de divieion au gouveruemcut provineial da 
i,iUxemloui-g>, hat eine umfangreiche „llistoire d'Arlou' 



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Dr. Onint über Bergstursen 



nit Uaterstiltzung der Stadt und der Provinz hcrnus- 
gt f lbm («istn Baad: HIatoire at Arahäolqgifl, swaiter 
B«ai: Lei Tnititutioat, dritter BmkI: AUm. Alka 
Ins 1^71). Dießem Werks «ntaehawidi dMoiwb- 

folgeiidcn Aiigiihfii. 

Der NiuijL' Ai l'iii wurde vii-'ifiK h vim Arn liitiuij licr- 
geteitet, weit angeblich aui dam jierge, hu( dem spater 
ein Kapuzlnorkloater errichtet wurde, der Mond verehrt 
ward«. Im vortgea Jahrhandart anUpaBn lich ein 
hagar, bafti^r Btrnt ftbar diew EtjaiolQgie, der in 
einer Ileibe polemischer Schriftan aiaaa Janitea uad 
eines Kapuziner« geiiieu Augdmck fand nod in den lieb 
sogar der Magistrat der Stadt Arlon ij-iisrhte;. Der 
älteste bekannte Name der Stadt aus der Uomuracit ist 
OrolaunuiD vicun; später findet man Arlunum, Arlon, 
Erlon», Arlo u. b. w. Prat entBcheidet Fich für folgende 
Ableitung: Oro oder or, keltisch, bidfutet über oder 
Barg; lannam, Ina oder km badautei Wald (ftbnliab 
wnrde an* Oatalaanum ChSlone). Arlon würde alio 
bewaldeter riurg lieJi-ntcn. 

Arlon ist vfrmuUiüii ^ur I£vluMiz>;it gegründet 
«'onlon, und /ur Itömerzeit hatte e* schon eine ziemlich 
grofse liedeutung. Nach Antonius Itinerariuro war es 
eine Station auf der Heerstrafse von Reims nach Trier. 
£a war befestigt« d«no »b 1671 die Uauera dar Stadt 
gaieUdft «nrden, fand ans nodi Obanwta dar 
römischen Umwallung. Dia ublreieban AhactlaMr at» 
der Römerzeit, die im Lanfe der Jahrbuaderte in Arlon 
aufgefunden wurden 'iiul deren Abbildunt'fn Prat in 
aeiuem Atlaa gesammelt, hat, können hier uiclit uliher 
beaprocfaen werden. Unter ihrem jetzigen NaTiu n wird 
die Stadt zuerst H70 bei der Teilung dos Reiches 
Lotharingen erwähnt. 

Der Ursprung dar QuSm voa Arlon iat ia völliges 
Donkel gehüllt. Dar arate, dar arwlbat ivird (1052), 
ist Graf Wiileran vnn Arlon, der Adele, die Tochter 
Xbierrrs i. Tun Mar, Herzogs von liOtbringeo , heiratete. 
Maa bat via! darObar gcatrittea, ob dia OraTaa von 



Limburg TMI dan Grafen von Arlon abstammten oder 
ktatara Toa arateraa. Prat waiat naeb, dalb Heiarifib 
von Limbnrir der ^Abn Walerans wnr, woleb lataterer 

der f^nlm der Ailc!e vuti Riir. Grrifni von Arlon war, und 
dafs N\ iilcrjui jtuacitH der Mnns, unweit von Lflttich, 
ein <;i:l)iet erwarb, auf dom er dm Stljlofs Limburg; er- 
baute. Als Waleran Iii., Herzog von Limburg und 
Markgraf von Arlon (1221 bis 1226), in zweiter Ehe die 
Grftfin Ermaaiada von Loxambarg baiiatata, (1214), 
wnrda dfe Marfcgrafaobaft Arlon mit Laxambnrg ver- 
einiiit. dessen Schicksale !-fp bis in ntis(»rp Zptt tpiltf«. 

Als l'MiS Graf iieinriclt IV'. von Luxemburg unter 
dem Namen Heinrich VII. zum deutschen Kaiser ge- 
wählt wurde, kam die (irafsebaft Luxemburg mit der 
Markgrafschaft Aripn an Deutschtand. Die Grafen und 
lleradga Too Laxamburg aobeiaea ttbrigena aiabrmals 
daa Sobkds Arlon bawobnt an haben, dann Taradiiadane 
ihrer Urkunden sind von dort düfiert 

Im 15. uad 16. Jahrhundert wurde die Stadt mehr- 
malx T' n daa Ftaoiosen belagert. Nadi der Einnahme 
Diedanhofeaa aogaa dia Fraaaoaan gigan Arlon (I55Ö}} 
sie arattlnatan die Stadt, die in Flanmao anfging. Da- 
mals wurde das alt« Arloaar SeUoA aabti da» Faatnaga» 
mauern zerstört. 

Die Festungswerke vraidaa ia 
Zeit wieder aufgebaut. 

Alt 18S0 die Revointion in BrSssel aasbracb, em- 
pörten sich auch die Bewuliin'r Arlvine. Die Lostrerinuiig 
von Luxemburg war für die i'roviuz vou bchwereu 
Folgen. WUhrend bis dahin die deutsche Sprache un- 
gehindert angewandt werden durfte, bildete jetzt die 
l'roviuz nur mehr einen kleinen Teil eines Landes, in dem 
die fraasdeiaeba Sprache dia Amtasprachc war. DaCi in 
Arlon uad Umgegend deotaeli gesprochen wurde, 
kümmerte die Hefjifnmf^ giir niulit. Ihitun Juch sogar 
die Vl&men bis in die neueste Zeit die grofste MQbe, 
ibrar Sptaabe tvr AaarkanaaBg an mbeUaa. 



dar aaebfelgaedan 



Ober Berg^stfirise. 

Nacb alaam Tartraga t« Dr. Graim. Darawtadt 



Die nLorfl.K Ii' deft Festlandes ist, wie wir uns täglich 
durch d«u .Viigenschöin überzeugen können, in fort- 
währender Umgestaltung begriffen. Zweierlei Kräfte 
iind es, die auf sie in entgegengesetzter Weise ein- 
wirbaa, aufbauende und zerstörende, von denen die 
aratarea auf Kntatehung von Unabenbaitea dar Ober- 
Mob« , wie Gebirge , hinwirken , wKbrend letiter« dabei 
tliiitlg >ind, dii'se l'iicljtnheitt'n wirdur iiliznfrngi'n Und 
auszuglcicLeii. Meist vullzielit h'uih diesr.s Wirken nicht, 
wie man frQher annahm, als Kuiiu^trugdiu [ilnt^lich und 
über weite Landstreckeu, ja die ganze Lrde ausgreifend, 
sondern jederzeit ohne Unterlufs sind die umgestaltenden 
Krftft« »n der Arbeit, ibr Werli laogsam and aUmiblicb 
zu Ärdara and «aitenmfilbraia. Freilwb «iniga Er- 
acbeinuDgen sind doob vorbandaa, dia aiebt in diaaar 
itetigen Weise wirken , sondern piMtlich eintreten 
und — für mensc!itiriji 11 Maßstab — gn'ifuere Vui- 
wälzungen hervorrufen , und daiiiu gehören vor allem 
die liergstürze. 

Es ist ielbstverständlich, dafs wir von einer grofsen 
Anzabl daraelban geschriebene Nachrichten besitzen, be- 
Boadara aowait «ia in bewohntes Gegenden ihre zer- 
■tSrende Wirkeamkeit entfalteten, aber es giebt eine 
noch gröfsere Anzulil, d. r':n Ablagerungen wir nut 
Leichtigkeit als solche erkennen liöuDeu, Uber deren 



Sturzdiituni uiin diigr^'cn die ttberlieforungen nichts be- 
richten. Vou den Älteren Herichten sind freilich eine 
grofse Anzahl vom wissenschaftlichen Staudpunkte aus 
unbrauebhnr, dn !<ie entsprechend der damaligen Zeit- 
richtuug nur ciuc ludglichst genaue, meist bis ans .\nek- 
dotaabafto atreifaade Daacbraibnag der bawirkten Zar- 
■tfimngen nnd Verlnite an Hensebenleben bieten, und 

erst in neuerer Zeit, seit dem Aufdchwunge , den do8 
Iiitert'idc :iii der Nut u rwi.''Seii!M:biif: und (jcsonders der 
(ipolopie i;en(iiiinien lint, lirgcii (.nni.iuere L ntersui:)iun|»en 
über einzelne derartige Kattttstroj lien vor, vou denen 
wir hier zwei näher in» Auge lasten wollen. 

Dieaallian baaelilftigea aiob mit Bargstttnan in den « 
Alpen nnd magaa datbalb gawlUt waMn, weil aia 
ainareeits Ijrpisehe Arten danelben vorznfnbren gaaigaet 
Bind, anderseits die Artlidikeiten bekannt und unter 
den lieii'.igi-ii Vrrh iHuIhsen leicht zu erreichen sind. Der 
erste ist der bekannte Itergsturz von Goldau, der am 
2. September li*OG 450 Menschen erschlug und 5 
Kirchen, III Wohnhäuser und etwa 200 Nebengebäude 
unter sieh begrutt. An diesem Tage loste sich die 
oberste, etwa 30 m dioke Konglomeratbaak dea nördüob 
vom Orte gL-kgcnen 1667 m bohen Rolbbergea los, ktürxto 

muli Siidi'U in die Thii!pliene zwiitrhen l,DWerzer- und 
Xugerse« und verschüttete Goldau und einen gmfsen 



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Dr. Groim: Üher Bergstürc«. 



36 



Teil von Loworz. D«r Rofiiberg besteht nftmlich an« I 
nncli SS(* j^cnoiglen liirken Itrinkeii von n>gen. „NftRel- 
fluL'fuiucui tortiüren Konglomerat von ubarakteriatischcm I 
Aussehen (siehe Figi t}t mit swiNhcBlicigwiden dttnnea j 
Mergelachicbten. ' 

Kine von diesen weicheren Schichten diente (orrolicb 
ti» Bntaofabalui, auf der die aoflagsrads harta Nagalfluh 
in gtmteiu)« Bewegung geriet, ü» «rst aft«bb«r i» «tut»- 
artige ülier^'ii^i,' und Trestein iit kniMT Znt ttwB 

1000 m rtliwarts tnuisiiürtiurtp. 

Der AltliVsniip waren sturkfi Kegeiignssp vornns- 
gogunp^un: Huch war sie nicht ohne Vorzeichen ge- 
blieben. Sil hatte man schon Torher gesehen, dal« die 
Felswand eich abtranna nod naofa anfien neig», eowie 
dab lidi Ri«M tm Boden UMelM. Am Vornbefed te^ea 
schon kleinere Rntechnngen ein, die lieh an grSfieren 
Felapartieen stauten, und einzelne Felsen kamen zu 
Tliiil. Dif S|:mniiniig und Prfssunf.' der L-st-Miiaiiiii^sen 
soll <lal*oi so grofs gt wystän aeiu, dafs iilrde nnd Sttiiue 
in die Il ilie spi-itztoi) , wenn man den Boden mit der 
Hackii biTührte. Arn 2. September gegen Abend kam 
dant) der eigentliche Sturs, nachdem «chon den ganzen 
Tag äber fortirfthnnd Geriesel von Stainbltekan an- 
gehalten batte. Der Starz ging zum TeQ in den Lo- 
worzersoe, dadurch trat derselbe aus seinen Ufern und 
richtete »einerseits noch grofse Verwüstungen an, aofser- 
dam «nde aber aonli. 



hinge ein. und gerade Uber dem Bruch befanden »ich 
.,wildr Schiefer", d. Ii. durch die liei liiT (jel)irgf<l>ildung 
etuwirkeudeii Krttftu besonders «tark zcrrülttites und 
zerklüftetes Gestein. 

Dadurch waren natürlich die Bedingungen fttr einen 
Felssturz in TorzOglicher Wm* gegeben. Htm tbtt 
dem Bmeh befindliÄen Maann war der Halt ganomnaiit 
•ie wurden dnreh die Sekwere 

gedrückt, und ex kom fi; in den dnröber liegenden Ge- 
ateiuspartiijen ciiiLr I iiiHliUchuii Kluflbildung , die 
sich im VerUinfe einer lieihe von .Irtliien immer mehr 
TerstArktc. Trotsdum wurde der Betrieb nicht ein» 
gestellt, sondern, um eine stärkere Gewinnaag n «r- 
mflglieben, mit Pulrer nnd Dynamit weiter gaepiwagt 
Tor iJlent «rweitart» eieb oben eine Spalte inoMir mmr 
nnd wuchs sieh dadurch zur Haupt^pnlte, von den Ein- 
wohnern „der grofso Chlagg" genannt, an«, an der der 
Abliim.'h zu erwarten war. Ende AuLjust IS-'I luittc 
«iuL ikU dieser Spalt«, ungefähr 250 in lioch über dum 
Sohieferbruch , schon in der ganzen Breite des Berges 
die später abgestflrzte Masse vom Berge gelöst; sie war 
stellenweise 2 bis 3 m breit, und ihr unterer Rand hatte 
lieh am 4 hia 6 m geeankt. Aneh in Kim hatte man 
in diaeer Zeit achon die Inte Überzeugung, ndafo der 
Berg komme", nur hatte man nieht gegianbt, dafil die 
Gefahr schon so nahegerückt sei. 

Die latila Angoatwoeha ud der AiiÜHig daa Sap- 



R»f(b«ra 

IMTb 



Xercsl 
«■lliek 

Va«*mak; 




wibnten Sdiaden an OebSnden ete., eine grobe, fnoht* 

bare Fläche in ein unrügelniürHig hflgelice» Trümmerfeld 
umgewandelt, Trot/. leichter Üherwiilduncf ist dies Ab- 
liii,'eniii^,'»L'idjli't niiidi heute leicht zu erkennen, liettiiiderN 
Tim der Goltbardbahu aus, die es durchzieht, wie auch 
dem kundigen Auge die GleitUehe in der Nihe des 
Berggipfels nicht entgebea kaoa. 

Als zweites Beispiel nSga hier auf den Beigitnn 
von Elm im Kaaton Olanw etwaa niher «isg4ip»gan 
werden, der Ton Hrim so eingebend nntennebt und ge- 

><cirilr]iTt wurde, dnfs er ali- einer der am lieetcn hu- 
kannteti Bergstürze gelteii kann. Siidiisflii-li von Khn 
ragt mit steiler Wand der '1 Hi:hinf.'eHjerK auf. an dem 
schon 17ßO ein kleiner Abbruch strittc;efi.iiden h.itte. 
Er besteht unten aus Sandsteinen (sielie l ig, j|, dar- 
aber folgen dttoageeofaicbtete eocine Daobscbiefer, aber 
denen andere Sebiefer mit swiaehengelagerten Nnmmn* 
litenkalken liegen. Die oberen Schichtkomplexe füllen, 
wie die Zeichnung lehrt, südlich, gegen deu l'er^' zu. 
ein. Im Jahre 185C zeigten sich von neuem Rii^se und 
Senkungen in dieser Gegend. Da fand man die tech- 
nische Vorwcrtbarkeit der am Berghango austretenden 
eocänen Dachschiefer, die zum Teil feinsten Tafelschiefer 
lieferten. Anfangs fand eine Gewinnung derselben in 
Ideinerem Mafastabe statt, 1868 jedoch wurde der 
Betrieb vergrOfsert ; es entstand ein grofser Sfeinbmeb, 

aus dem das feinere Miiterl,-il Sciireilif.'ifeln ri,iili 

Nürnberg ging, dus grubere als I)ai iiliedei kiili;; Vi r- 
weiidung fand. 1S79 war der Krurii in honzontah'r 

Richtung sahen Ibti m lang und schnitt tief iu das Ge- 
LXXT. Mr. 2. 



tember braohten Tiel Regen, und dies gab den letaten 

Anstofs. Schon am 7. und 6. September traten kleinere 
Stürze ein, so daf» die Arbeiten im Bruch eingestellt 
und die Geräte in Sichi rln it gebracht werden mufsten. 
Am folgenden i'agt^ wurde sogar ein besonders gefthr- 
detes Haus gerftumt. Am 10. September beging eine 
Kommisaion das Abbmchsgebtet and fand den groben 
Chlagg stark erweitert und die Bftume des TsÄiagel* 
waldea, der die Abbiage dea Tidiäagdbenrea bedaefctek 
krens und quer dnn^einandet]gestllnt. me SteinflÜla 
Tent&rklen sich nun zusehende, his am Naelnnittag das 
1 1. September der llauiit.'turz in drei autei namierfolgen- 
deii riiaseii um ■>'■'. '-' und Ihr eintrsit. Der 

/wiHcbenraura von IT Minuten zwischen dem ersten 
kleinereu und dem Hauptalurxe forderte insofern ba- 
Bonden viele Opfer, als eins Anaabi Leute in den von 
entern TeQ des Stunaa getrofliueB Teil daa Orteu geeilt 
waren, um retten su helfen, und dort tob Hanptrtvne 
aberrascbt wurden. 

Die Masse (.'litt anfanu's au der Ablösungsfläche nael. 
unten, schlug ab«r dann auf eine kleine Felsterrasse 
unterhalb des Steinbruches auf und wurde fast hori- 
zontal wie ein Wasseratrom fainausgesobleudert, so dafs 
einzelne Bcobaebter unter der sich bewegenden Müsse 
weg die Blume an der gegenüberliegenden Tbalwand 
nben konnten. Dabei prallten die Massen gegen das 

petrenriljerlieLjende f iel;iinge de.s Pür.iher^es, RchoRsun dort 
etwa lUii m lUilMurtis iitiii zerma^iriten die FlUchtlitl^e, 
die nii h dort .tieher glaubten. Dailuri ii wurde di.- Haupt- 
masse abgelenkt und glitt mit einer solchen Geschwiu- 



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Dr. Qr«iiD: Ob«r Bi rs«tftrt«.' 



digkiit^ Hluir, BivaB «to. vor lidi liengfaMMBdt «twa 

UOOtt mit In iu Tbal fainauB, daf« schon Bild iwd 
Ifinatan' sllen Tollstttndig zur Ruhe gekoiiin)«n war. 
DiMes pftilHclii.ille llinauBschiorscn fordintn il".afftll« 
viele Opfer, da es oicht vorautgeRehen wi nl.'n konnte 
und deshalb Leute ereilt wurden, die «ich vnllsuindig 
in Sicherheit wähnten. Natürlich erseugte d<*r Btein- 
atrom aueh eise starke Luftbewegung, die aber nur im 
Strich T«r dem Sturx herfabr. tuid Heu, BAi>*«r» 
HeDielivii «te. wegtrug. Durah die abgelagerten Stein- 
luas-ttn wurdii dt'r Semfbach aufgestaut, doch rntlcLrtc 
sich lias Wns^er. ohne den befürchteten Schritien uu- 
suriehten. 

Wie auch diese Ueispiele zeigen , ist das Eintreten 
eines B«rg«tttra«a an eine Anzahl Vorbedingungen ge- 
bandm , TOn denen Tor allem eine geuAgende Steilheit 
d«a OihliigH sa «rwihnen wftra. Dnber kommen die 
BergatATM meiateiB» In den Uoebgabirgen vor, und die 
HBgalUiidor und »ncih die moiilien Hittelgebirge bringen 
«• n«r in ttamt gutaguta Annhl tron FÜU« aber «ine 



Tsckiaf«lk>rK 




f c rbimek 



Ett«4a* 
Vaeb«ektt(*T 



den SdiidtfiagMii oder parallel dam ein, aondem durch' 
•eilt qner dai O^tein , indem sie TorhMMfaaen Klftftni 
oder Terwerfungsspalten folgt, oder erat vor den 8t«n 

entstehende Risse benutzte Zu diesen „ni-r^gtOrzen" 
im engeren Sinne gehört, wie leicht praichtlich ist, der 
eingehender gc-childertr- lit-r^^sturz von Kim. 

Neben den Liigtsrungsverhikitnisseu kouiint aber noch 
als sehr weaeoilich die neschaffenbeit des Gesteins in 
Betmokt Dann bei wettern ninht an aUeo Stailhftngea 
findet der Anigleleh dnreh einen B«i||atnrs atatt, undam 
nur da, wo derZueaiumeuhang des Gesteins noch atArker 
int oder während der Zeit bleiben kann, in der sieh der 
Sturz vorbon-ltet. Ist dies nicht der FnlL zeigt das 
Gestein Neigung, sich unter Einwirkung der Atmo- 
»pb.ii ilii'n etc. zu zerbröckeln, oder ist es ron Anfang 
schon Ktark zerklüftet, so tritt kein Bergsturz ein, 
sondern die einseinen Stflcke und Krocken löeen sidi 
fortwkbrand los, es kommt m den in dem Hoebgebirg« 
überall anflretenden StelnadiUgen und der Bildung von 
Schultlmlilcn itii <]vm Fufse de-* ^leilhnngi;«. 

Auch Hitä La^erungaverhäliukiiuu uud Slruklur der 
Gesteine aliein resultiert noch kein Bergstun, sondern 
überall finden wir, dafs tiocli andere Verlmltnisic ujit- 
wirken, die die L<i9ung d^s /us(imni«nhangeB im (itat^iia 
ontanttktsea und begOnatigeo. üiensu gehört Tor allen 

Caaiperdaa 

• Alp. 



C II t ► r t h 1 1 



so 



Sanditua- 



J> u t i Ii r r 
r.-'ti. . Ii ,1 I 




jrw 



Fig. S. ProAl dunh den Bergslors von 



Batachang von Sdiatt oder thonifcu Abkigwonfon, die 
wir hier nieht im engeren Sinne in unserem Thema 

rechnen wnllcn. tiiuHue. Aber auch die Lagerung 
de» den ilang zii3;ininieiisftse(»nden Gofstein» ist von 
Belfiug , da die AnlaLru v.uv Hildunu uintT .Vbldsungs- 
tlä4:lie vorbanden sein mufs, au der 9\'\h der fallende 
Teil von] übrigen trennen und eventuell abgleiten kann. 
Oer einincbate Fall hierbei ist der, daXs durch die 
Scbiditung eine addie Fliehe gegeben ist, rssp. eine 
Sehiehtfnge ihre BoUo abemimmt, wie wir dies oben 
am Beiapid des Goldener Bergsturzes gesehen haben. 
Selbstverständlich mufs dann auch hier die NeiguiiLT der 
Schichtflächen grofs genug sein, um ein Abgleiteii zu 
ermöglichen, und die Schichten müssen in gleichem 
Sinne, sber unter geringerem Winkel wie das Gehänge, 
eiiifallfii (siehe Fig. 3a). Dafa beim Nicbteintreifen 
dieser lefarteraa Voranasetwingeii kein Bensinn dieser 
Art maglidi nt, sieht man sofort aus der nehonstehenden 
schematischon Zeichtmnt; i>iehe Fig. 3b). Sind diese 
Bedingungen aber jilli' i rtüllt. s« ist ein durartigor Ab- 
liiniK iuiiuor als vi'rdrichtiff zu in'tr.iititi'ii , ftuch wenn 
die Traditiixt uitliti vuu tiiuüui IrüLeiieii «hulichen Er- 
eignisse zu berichten weifs, und beim ZasaromentrefiTen 
geeigneter Kebennmatinde kann «ich an dieser Stelle 
jedensit m'n nBeigsehlipf" — wlo diese Art im be- 
scmdoren beifst — aualfisen. 

In anderen Flllen tritt die Absondentng nicht auf 



I das Waesar, das im Tecsio mit den kUaatisoben Pale- 

I toren durob Gefrieren, dnreh DnterspQlen der HSn^e ete. 

! und dadurch Ixiwirktes Lockern und Zi'rHjtrPnfji'ii dü.K 
Geftteiub dem Sturz vurarbeitet. I' iu Iiel»iilel diifur ist 

I nach Klaas der in der Nacht vom auf den .Juli 

' 1802 aus dem gror»eu Tobel bei Langen am Ariberg 
niedergegangene Sturz, der die Arlborgbahn uud •Straba, 
sowie den Thalbodea des Klostertbalee voUstindig über^ 
sehUlola nnd die Alfens an einem Uainan San amatantSL 
Durch die oirknlierenden Wässer waren die Partnack- 
morgel, welche steil aufgerichtet im Grande des Tobda 
lagerten, zerstört und untcrsindt worden, dadurch wurden 
die darüber befindltchvu {«st«u Kulke ilirer üuterlage 
mehr und mehr beraubt, bis sie zuletzt den Halt ver- 
loren uud herabstürzten. Aber ancti in Fällen, wie bei 

I dem Goldauer Sturz, begünstigt die Wa^^uruirkulatiou 
bedentend die fintatehung, indem das tirundwaaser auf 
den nndnreblftaaigen Mergelaohiehten anfgehalton wird 
und dieselben zu gleicln r Zeil ilnrchtrankt und zersetzt, 
wobei gewöhnlich ein gliittcH. Kclilupiriges Zerselzungs- 
produkt enti-T.-lir. d^s unturlnli l.ir die darüber liegen- 
den harten (iesteitiübtiukt) oinv vorzügliche Rutschbahn 
abgiebt 

Sehr oft aind ea aber aueh die Arbeiten das Menacheo, 
die das Entstehen i6nm Ba rgs t n jäo s veraalassso halfen. 

Bei Anlage von Eisenbahnen, Strafsen, Steinbrflehan et«, 
ronfs ja an vielen Stellen daa Gehänge angeschnitten 



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17 



werden, uud aU Folge itellen sich kleiuere Schlipfu und 
StQrze oder Scbnttrutachungeii öfter »ogar im Mittel- 
gMtg» tia. Abor koA gralM Stflm aiad (Udiinih 
mIiob v«rMl«JU wordto. XU Bdqrial bniiabt nar «af 




Fiif. :tH Fiif. 3K 



das übuii naher geccbilderte Unglück bei Elm hinge- 
wiesen SU wwdan, «in andere« liefert der am 10. Mftrz 
1876 iiMdcqimMigaiie Bergttan Im Kaub un Rhein, 
d«m 96 tt«MNMin i«m Opfor Adw. Aveb «r wkr dnreh 
die ÜBtarwflUmg des GdribigM 4mrA tiam Duh- 
■ebieferbmeb v«nn1alU. Bio drittM BafafM iit d«r 
Bergsturz von Monte Conto iro Horbell, dtf SB 25. Aug. 
161Ö den Urt l'turs vergcliQtlt'te. Ilicr batte die Aus- 
beutung eines zur feinen Töpfriri verwendeten „l.,aTez- 
ateinea" die LoRlötung der Massen Teranlafst, die durch 
vorhergegangene starke RegeogOsse unterstOtat wurde. 
Man batta ▼orbier am Bmg9 Spalten geaaben, die neb 
Mab «ad nadi anreiUrtaB. Am Tage tw dam Eia- 
iretaa dea Errigninet wollte «a Baaer Hda AlleB, aber 
der Boden wich zweimal anter ihm. Diea Teranlafale 
ibUi nach riurs zu eilen, um dii' ücwijlimr 7.n warnen; 
BUm Danke dafür wurde er nl>er, wie die ('htuniken 
melden, — durchgeprOgolt. Denselben Tug fing die 
Bew«gBBg im Berge als RAfe an, und in der Nacht er- 
folgta dar Sturz, der alle Bewohner bis auf seeh«, die 
BimiUgarwaiae abweeend waren, trerael^ftttate, faet dea 
gaBBBB Ort BBter aieb begrab and die Main an einem 
See anfstnute, der fiirh allmählich erst wieder enflrertr. ' 
Jetzt Hegt der Scliutt durt weiiiffstcns "JOin hoch und 
{InrülitT steht hochstämmiger KaBtitnieiiwnldl, doT Bicht 
ahnen l&fst, was unter ihm begraben liegt. 

lat da* Gestein dureh das Zusammenwirken der g«- 
Bobildertah Faktoren biareiobend bearbeitet, iit der 
Bergatwi •raif", m ganAgt ein latstar Anetofe, um ibn 
BBianlfiien and ms Fu«B m briagaa. Manchmal 
wnrde diee dareh Erdbebea bewirkt, wie bei dem grofscn 
Sturz vom Doliratsch in Kärnten vom 2rt. .lanuar 1348, 
dem gröfsten, der in historii<ther Zeil in den Alpen ge- | 
fallen ist. Das »n diesem Tagt L'in'.i elende grufse vene- 
tianiache Erdbeben, welches nach glttubhaften Derichten 
bis zur Marchebune grofscn Schaden anrichtet« und in j 
fiaaal, Bom, Neapel ete, deatliob geipOrt werde, Uefa die 
gaase Sttdwand dea Dobrataek MBetHfaea aad neb ala 
grofsen Scbuttkegel, die aogenanate gScbüU*. quer über 
das Gailtfaal legen. 17 Dftrfer, S SeblSeier und 9 Kirchen ' 
wurden darunter begraben, un<l von ilinen stammen 
11 aucrreato , die man mit Skeletten und fthulichem bei 
Nachgrabungen am Anfang unseres Jahrhunderts auf- | 
fand. Durch den Schuttkegel wurde aufaerdem daa { 
Gefldle dea Haches bedeutend verringert und eine Vcr- 
■ampAuig dee oberen Gailthalei berbeigef&brt. 

TeililltBltnlfaig günstig für eine derartige Wirkung | 
der FIrdbcben liegen >iie Verhiltnisae in (irieclienland, 
wo die Kalke, welche zum (grofsen Teile dun I.iinil iiuf- 
liuuen, entweiler an »lifli schon zcrkliif'et iiini ^o rü'ir/ii 
in riesige 1 'feiler abgusouderi sind, oder durch die dort 
binfigeu Verwerfungen in gröfsere Partieen zerteilt 
werden. Infolgedeeaea wirkte a. it. das grofae pbokiaohe , 



Beben 1870 bis 1873 b«i Delphi so, dafs nach den Be* 
richten von Julius Schmidt die ganze Gegend total ver» 
indart and einaelne Punkte aar mitSebwierigkeit wieder 
an erkeuaen and aahufiBdaa waren. 

In den Alpen sind es meist heftige RegaagftMa adar 

der massenhafte WasserzuHufa , der bei der Sebnee* 
hchraelze im Frühjahr eintritt, die di u „n if. r * r.crg- 
sturz zum Fallen bringen, lioim hat darauf aufmerk- 
sam gemacht, daf* wohl aus diesem Grunde die lk!rgstQne 
meist im April oder in der aiaten H&lfte September auf- 
treten , zur Zeit dea Aaflaoaaa der SohaeeaHMaa nad 
der ei^giabigaten SomaieiTegaa. 

Wean man tob einem Bergttnrse eprieht, io bat 
man sich, wie anrh die oben petrcbf nrn Kinzelbeschrei- 
bungen belegen, für gewöhnlich nicht zu denken, dafs 
I UI L'.inzer Herg zuannimenhtürzt. Dies koniiiit HUgen- 
^cheinliuli nur höchst selten vor und ist erst einmal in 
den Alpen in neuerer Zeit wirklich beobachtet worden, 
bei dem ron Richter iMeebriebeaen Stane aa der Boeea 
di Brant«. Dort finden eiali eiaa Aaialil priamtiaabav 
FelakOrper, die boriaoatal fHo M drtai « «rg«lpfeiftaart% 
Bebenrinander aufragen. Bei einem daTon lagen die 
Schichtfugen wnhrscheinlich etwas schief, dort wurde 
der Zusiviumenhang durch eingesickertes und gefrorenea 
\\'a?.scr gelö.sf, und die ganze Masse des weifseu, kiefcl- 
harten Kalksteines ruteobte ab und aohlug, sich weithin 
zersplitternd, in einer aUtnaiaehaB Naobt binunter in 
den Tbalbodan. 

Senat handelt ea aieh, eaibat waaa eine Beweigaag 
grtSberer Hauen stattfindet, doch immer nur um einea 
kleinen Teil des Berges. Dnroh einen einzelnen Stnn, 
und sei er im Verhältnis zu Mcnsclienwcrk auch noch 
80 bedeutend, wird demnach die Physiognomie des (ie- 
birges nur wenig geändert. So ist beute kaum noch 
die Nische im Gehftnge au finden, ans der sich der Sturz 
Ton l'lurs, der sweitgrftlUa der .\lpeu, löste, und sm 
Tsobiagelbeiga, dem Uiapmngsort dea 10 MilL ebn Hat«* 
rial aar Tiefe ftthreadea Bergsiuraea tob Eha, fldH 
nnch Heim die Wunde mehr durch die kablgraue Farbe 
in dem dunkeln Tschingelwald als durch ihre Gröfse 
auf und wSre wahrscheinlich ohne diu Waldbedeckuii|.' 
des Hanges schon jetzt aus der Entfernung nicht mehr 
feetanatellen. 

Ist demnaoh ein Bergatni* eine kleine Episode im 
Wirken der Natarkrifta, ao neigt Mhon die von Ehn 
angafBhrla Zahl, daft ev im TeiHkltaia aa daa OrSten, 
mit denen Menteben an reehnen gewohnt sind, koka- 

sales leistet. So tnin^porticrte der Bergsturz von Ooldaa 
n«ch ScliutzuuL'en lf> Miil. cbm, die beiden an den Dia- 
blcrcts (1711 uud 1749) 00 MiH. cbm, und der von 
Flinis am Vorderrhein, der gröfste der Alpen, welcher 
in vorhistorischer, diluvialer Zeit fiel, gar 15 obkm 
SebnttmateriaL Durch letateres babea sieh der Bheia 
.aad aeina NabeaflOMa tiaia Tobel aiagaaehaittoii and 
nicht weniger als aebt kMaa Saan liegan aaf aeinam 
welligen ROcken. 

In allen Fällen von Itcrgst ür/un kiiiin ujan in dem 
Termin, in dem sich der Vorgang «bspielt, drei Teile 
deutlich unterscheiden, die schon oft erwähnte Nische 
im Gehinge oder das Abrifsgebiet, die Sturzhalm und 
das AUagamngsgebiot. Besonders das letztere bietet mit 
seiner unregdUnifeig hfigeligan UberflAche, in deren 
Tiefen sieh Sfter kleine Seen linden , mit smner wirren 
Dnrchein.inderlngerung der einzelnen Gesteinsteilo von 
icf-'lii hcr lirolsi-, vom viele Kubikmeter haltenden lUock 
Iii- I.- ! lüjtcr zum tcinnten Schlauini , em «n cluiDikte- 
risti..ches AuHSihcn, dafs es für ein eiiiigermal'scn ge- 
übtes Auge trotz eventueller Überwaehsnag laiaiht tu 
erkennen und an ideatifiaieren ist 

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SS 



Durch den bedeatenden Scl>»den, den die Bergatürze 
gewöhnlich veruriachen , haben «ie nicht alloin wissen- 
■ohftfUichea IntetMie, Modern greifen aaob flberftll in 
(Uw pnüctndw Laban «u. SdiOB im AM&igalriat spürt 
man seio Wirken gewaltig, event Aanät ZeratOning tcn 
Wäldern , wie bei Elm , oder a«i et anch nnr dureb di« 
Öffnung den (^u liÄngt!.'. , tiii' in dem ilochgabirge gar oft 
gleichbedeutend ist mit der Entstehung einer neuen 
dauernden, grofaeo Muhre. Auch in der Sturzbahu 
wird unter normalen Umständen alle« volUtändig mit- 
genommen und vregiMiert, am bedeutendsten «ind aber 
gawAhnlieh die TerheamDgco in dem AUBg«mng«gebietei 
y«tt dar ZarstSriing Ton Gebinden, Tora ümkomraen 
von Meiif^clipn nnd Vieh dorcli iIpii ?i lilfif; ihr M.is.HPn 
oder düu Wimlstof« erz&hlen ditj uLgüfüiirteti Bfit.)ii»le 
genflgend, dazu kommt aber noch die indirekte ScliiWli- 
gung der Bewohner durch die ÜberschUttung des frucht- 
baren Geländes mit rauhen Steinmassen, wodurch meist 
auf viala Jahre hinaus alle Vegetation vernichtet wird, 
sowie dnrdt die «dar «nftralanda Tavmmptaitg d«a 
Thalbodens und daa Anfirtaim von Seen, die aieli aator 
Umatnnden schnell entleeren nnd dadnreh noeh nr Tar- 
gröf«t-niuu' lU'i' niii.'oiicbteten Scbftden beitragi'ii 

K« ist djiniiii wiiLHitgründet, wenn sich nicht nur die 
Wi88('iisch:ift u'ii lilt' UiitHrisuchniic der üergstörze al« 
Teil derjeuigeu die Erde umgestaltenden Vorginge be- 
kttmmert, die man unter dem Namen I>enudation an- 
sammanfafst, sondern auch die Praxis ihnen aohon man« 
nigfiwh ihr Interaeee angewendet haL In Tieleu FRUen 
ist ja die Notwendigkeit gar nicht zu umgehen — z. B. 
bei Kii^enbabn-, Strafaunbauten etc. — , dafs das Gehänge 
angeschnitten wir<i uml diuiurcli Niederbröciie veriiiilnlst 
werden, die nur bei Vorsicht vermieden werden können. 
Auf der Gotthardbabn wurden an mehreren solchen ver- 
dächtigen Stellen Vedegungen der Traeo auf dag andere 
Ufer (wie bei Dasio) oder üntertunnelung (wie am 
Honte Canare) vorgeuomnon, nnd trota dieser Vorsicht 
wissen die S^itungen doeh hier und da Ton Nieder- 
hrüL-lieii üu Ijcrichteti. SinJ nun i»1iei trotz aller Vor- 
»ii-lit , wio ja natürlich ist, in.mclu' nicht r.n vermeiden, 
so ist C5 vLiti besonderer Wirlitif^'kclt . i'urv Vörzeichen 
kennen zu lernen. In bewohnten Gegenden , wo der 
direkte Sohaden am grötsten ist, wurden immer Au- 
zeidien gemerkt nnd der kliatritt des Ereignissea 
Toransgasdien. Hiena gehOrt vor allem das Entatdien 
von Spalten, baeonden tob grofsen oder vielen par- 
allelen an den Stellen, wo die künftige Ablösungsfiftcbe 
SU Tage austritt, diu ^icli .illiuählich , oft Jahrzehnte 
lanj;, erweiteni imtl ¥«rgiüfst!in. Freilich ist Vorsicht 
geboten, denn oft und an vielen Stollen entstehen anch 
im Gebirge kleine Spalten durob lokale Dmoke and 
ihnlicbeSi daran Wadislnm aber naeh «aar gawlsaen 



Zeit stehen bleibt, worauf sie sich durch Abbröckeln all- 
mählich wieder zufallen. 

Besonders wichtig w&re jedoch die Vorausbesttmnvng 
des Zeitpunktes, ao dam der Batgstnn eintritt. Hierbei 
mufs jedoch mit am so gMmw Vorsieht vorgegangen 
werden, als ein blinder Lirra nicht nnr nnter Umstanden 
den Auszug der Bevölkerung und dir rullstiiudigc Kut- 
I wvrsuug jedes liegenden Besit^ios, des Grundes und 
I Bodens, zur Folge haben kann, sondern auch das gerade 
bei der GebirgsbevölkeruDg meist leicht zu erregende Mifs- 
trauen gegen die Vuranssage weekt, wodurch das nlchato 

iMal eine Überraschung desto laiobter eintreten kann. 
Doeh giebt es aneh immerhin «nige Anseiehen , die 

ilfii n.^lieu Fintritt (tr-r Kaf aatrii|.he ankündigen. Das 
Alibin,ikf!n ki(-'im.'ri-T und fjrrjr.stTfr Teile de« Hanges, 
Stein^rpripsel, zuletzt AufbrDclu'n von 'It-ilen um l''ur.-i.' 
zi'igcu, dafs der Stur« din^kt bi'vorstdu, dnzu kumint 
mi'ist noch Enalh'n, Knisti^rn nnd Krachen im lum rcn 
dua Bei^gaa nnd gblit Kunde von der fortschreitenden 
LoslSsmig der Kanaa. In Flora, Elm und Gddaa 
wurde es aeehs hia sehn Stunden, beim Yorderglftmiseh 
21 Stunden vor dem Sturze gehSrt. Weniger allgemein 

j "ist das Aufsprit?!-!! von F'rd'', wie bi i Galiläa, die ]dr>t;s- 
licha Trübung uud dau Vvrsii-gcn vuu i^uiUcu und 
j anJi-rfä. 

Trotz aller dieser Vorzeichen lehren uns aber die 
Chroniken, dafs die Bewohner immer wieder überraBcht 
Werden, niebt etwa, weil sie die Voneiohan nicht ge- 
sehen oder verstanden bitten, sondern meist, weil sie 

dir Ck Tain- nicht für sö drohend halten und sich trotz 
aboiii nicbt zur I^luclit verstehen wollen. Das beste 
liri!>iii. ! für b tzb r. ': lii-l'-_rt der Bergsturz, von Tour 
d'Ay lötj4. Trotz fortwährenden Gerieseis von Blöcken 
flüchteten die Geruhrdoleii nicht, sondern fielen auf die 
Kniee nnd beteten, bis sie erseblafen wurden. 
I Bei einem ueuvu Sturt ist wohl vorauszusehen , dab 
I es «itcor UmaUadea wieder ao gehen wird, und von 
I manchen Seiten ist deshalb darauf hingewiesen worden, 
dafs dii Ib bTirde dann fflr die in ib fuhr belindlicheu 
' Leute Vorsehung zu spieb ri und si. , v ntuidl zum Ver- 
lassen der gefahrdi ten l'liitzr ;'u zwiuyi n biibi n v. üi j^ . 
; Wenn man df-m rtuub zustimmen mufs , darf man 
; aber anden^t itn iiui U über das Vavhalteti <b r Ib. wohucr 

I nicht allxuBoharf aburteilen, dean man muls sich immer 
vor Angen halten, dab sie, wie Qberbanpt Ifeastdiea, 
' die unter fortwährenden Gefahren aufwachsen, dieselben 
nicht allzu hoch anzuschlagen und vom Standpunkte 
eineit anderen aus wissrrniafsen leichtsinnig zu In?- 
trachti'n gewöhnt sind, daneben aber auch, dafs gerade 
beim Bewohner des Hochgebirges bekanutermafsen die 

i Liebe zur angestasunten Scholle anXserordenlUch cnt^ 
wiokeli aa seia pilcigt 



Dr. Arthur Bäfslers Reisen und 



Saimuhiugeii. 



freut nns, heute den l^eseru des Globus das Bild- 
nis eines Mnunos mitteilen zu können, welcher seine 

f einstigen VerbftUnisse daau verwandet hat, iader letaten 
eit auf groben, den Erdball amspaaneadea Reisen die 
Ethnographie ia hervorragender Weise an fördern, 
ihnlich wie sein leider zn früh verstorbener Freund 
Wilhelm .T i.-t. Wie dieser ist Dr. Bufsler überreich 
mit Schlitzen in die Heimat zurückgekehrt, deren Ver- 
arbeitung ihn eine Reihe von Jahren in Anspruch 
nehmen darfte, und die alsdann — wie uns ein Blick in 
die noch niebt angiagigen Samminngen zeigte — das 
Slaanen aller Fadigenoaaen errefen durften. Kaum 



kann man glauben, dafs es — in der Südsee und l'cru 
— sieh um eine Nachlese aus vielbesuditen nn<i viel- 
beschriebenoa Gagenden handle, sondern ma« aoipftngt 
den Etndmck, als habe Herr Dr. Blfsler aoeh aas dem 

Vollen geschöpft, denn wie ein ganze«, noch ungeord- 
netes Museum erschienen inis die überreichen ^rom- 
luüL'f-n, vwlidir auf liniL'en Tufidn »■,i-<L!'ihreitet und noeh 
tfÜMciHc v.TiiLii'kt in lit'ii i;riii«en Sälen des oberen 
St<><'k<"< d.-s königl. I^Tu-^riini- für Volkerkunde Btt Bsdia 
ihrer Dichtung und Beschreibung harren. 

Am I. Oktober 1898, an deaiaelben Tage, an dem er 
vor elf Jahna aum avatoamal sein Bftndel fttr die äüd- 

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Dr. Arthur BäfalarB R«i(«D und Sammluugen. 



see gesehnOrt, tr«f Dr. Arthur BlfKlar von seiner 

letzten grofsen Reine wieder in Deutschland ein. Seine 
erste Reise hatte ihn hsuptafichlich nach dem Malay- 
ischen Archipel geführt, den er von Nias bi« Nea-Guinea 
kreuz und quer durchBtreifte, um darauf die Suluinseln 
und Philippinen zu bereisen. Während er auf der Aus- 
reise »ich in Indien und Ceylon, in Birma und Siam 
umgesehen, bracht« ihn die ROckruiae nach China, Korea, 
•lapan und Bchliefslicb Ober Nordamerika surück nach 
Europa. 

Auf der zweiten Reise wieder mit dem Malayiachen 
Archipel beginnend, setzt« Dr. DAfrtler seine Studien 
über Nen-Guinea weiter fort und bereisto den ßismarck- 
archipel, die Neu-Hebriden, die Fidschiioseln, Neu-Cale- 
donien und Australitn, uin sich hierauf den Polynosiern 
zuzuwenden, die er auf Neu-Seeland, in Samoa, Tonga 
und Hawaii aufsuchte, um dann 
die Heimreise über Kanada zu 
wählen. 

Der dritten Reise endlich 
waren die am weitesten nach 
Osten gelegeneu poirnesischen 
In8elgrupi>en vorbehalten. Zu- 
erst ging Uifsler nach West- 
indien, dann nach Yukatan und 
Mexiko, und hierauf von San 
Francisco aus nach den Mar- 
quesas-, sp&ter nach den Pau- 
rootn-, (iesellschafts- und Cook- 
inselu, um dann noch einmal 
Neu-Seeland, Samoa und Hawaii 
aufzusuchen und von hier nach 
San Francisco zurückzukehren. 
Auf einem Umwege über den 
Ycllow Stoue National Park 
ging er nunmehr nach Colorado, 
Arisuna, Nuu-Mexiko, wiederum 
nach Mexiko und bereiste dann 
zuerst Ciintral- und Südamerika. 
Von der Magelhaenstrafse fuhr 

er nach den Falklandinseln, von da nach .Argentinien, 
dann den Paraguay stromaufwärtR nach Hrnsilien, um 
Bchliefslich in Rio die Heimfahrt anzutreten , auf der er 
noch NordbrasUien und Woatafrika streifte. 

Nach seiner ersten Reise veröffentlichte I>r. Dfttsler 
„BeitrAgu zur Kenntnis des malayischen Archipels", nach 
der zweiten „Südsee-Iiilder" ; seine Sammlungen über- 
wies er den Museen in Dresden und Berlin. 

Was die oben erwähnten reichen Sammlungen be- 
trifft, diu von der letzten grol'sen Reise stammen, so 
können wir uns Ober deren /usaromen.ietzung leider 
nur andeutungsweise verhalten. Aber, das betonen wir 
nochmals, mehr als eine grofse ('berraschung für die 
Ethnographen werden sie bringen. Die Sammlung ent- 
hält unter anderen mehrure hundert, ihrer Herkunft nach 
wohl beistimmte Schftdel aus der SOdsee, die Däfsler 
teilweise unter grofser I.el>on8gofahr zu erlangen wufstc, 
desgleichen ami-rikanisobe -Schidel. 

Unter den prachtvollsten und seltensten Gegeustftnden 
ans Polynesien ragt durch Reichtum, Schönheit und 
vortrefllichc Erhaltung hervor die .Sammlung der peru- 
aniRchen Altertümer, welche einer Reihe von Aus- 
grabungen entstammen, die sich innerhalb folgender 



Grenzen halten: im Korden Piur», im Süden Arica, im 

Westen die Küste des Oceans und im Osten Cuzco. 
Wer die Werke und Abbildungen peruanischer Alter- 
tümer von V. Tflchudi, Reifs und Stübel u. a. kennt, der 
wird sofort sehen, dafs Biifslers Sammlungen wescut- ' 
liehe Ergänzungen bieten, dats sie bisher Unbekanntes 
(ich crw&hneeinefederngeschmflckte F^umauumiie) bringen 
und über vieles Mifsverstandene erwünschten Aufschlufs 
gewähren. 

Da sind zunächst mehrere Tausend Huacos, deren 
Bemalung und ReliefverziemngeTi, deren bildliche Dar- 
stellunjk'on von Tieren, Menschen und Göttern und die 
i'bergnnge von einer in die andere reichen Stoti' für ein 
eingehendes Studium liefern, da sind mehrere Tausend 
Trapos, die in prächtigsten Farben auf das kunstvollste 
gewebt oder aus Federn hergestellt und mit goldenen 
und silbernen Platten verziert, 
nicht nur zeigen, auf welcher 
Höhe die Webkunst zur Zeit 
ihrer Herstellung gestanden hat, 
nicht nur einen wertvollen Bei- 
trag zu einer Koatümgeschichte 

r liefern, sondern durch die in 
ihnen eingewebten Mustor und 
bildlichen Darstellungen die Ma- 
lereien der Huacos illustrieren 
und ergänzen. Wir sehen ferner 
violeTauscnde von Gegenständen 
ans (lold, Silber und anderen 
Metallen, aus Holz. Ivnocheu, 
Muscheln, Stroh, Baumwolle, 
Federn u. s. w., die die früheren 
Bewohner I'erus getragen , im 
täglichen l.el}eu gebraucht, im 
Kriege benutzt haben, die unsere 
Kenntnis von Altperu erweitern 
helfen; da ist eine grofse Anzahl 
von Mumien , die sich noch in 
dem Zustande befinden, wie sie 
einst beigeüetzt worden waren, 
d. h. eingenäht in grofse, Menschen darstellende Säcke, 
I in denen noch all ihr Hab und Gut, das ihnen ins Grab 
mitgegeben worden war, enthalten ist, da sind Tier- 
mnroien, die nicht nur zoologisch Interesse erregen, 
sondern durch die Art und Weise ihrer Bestattung und 
durch ihre pninkhafte aus Federupoueho, goldenen und 
silbernen Spangen und Ketten u. h. w. bestehende Be- 
kleidung Schlüsse auf die hohe Verehrung dieser Tiere 
zulassen, da sind Platten und Tuben mit Schallvor- 
richtnngen, die einst bei OrakelverkUndigungen wahr- 
scheinlich eine Hauptrolle spielten, da sind noch eine 
Unmenge anderer Dinge, deren Aufzählung hier zu weit 
führen würde. 

K» freut uns aber, hier zuenit auf diese neue erfolg- 
reiche Th&tigkcit Herrn Dr. Biifslers hingewiesen haben 
zu können. Bei der Gründlichkeit, mit der er seine 
■Studien betreibt, bei der sorgfliltigeu Art, in welcher die 
Sammlungen bezüglich der Herkunft und des Gebrauchs 
der verschiedenen Gegenstände gemacht wurden und 
bei der anschaulichen Weise, in der Dr. Bnfslers Werke 
geschrieben sind, dürfen wir von ihm wieder ein oder 
mehrere Werke erwarten, die der deutschen Wissen- 
schaft zur Zierde gereichen müssen. A. 




Dr. Arthur Uärsler. 



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so 



Xkrl TOB d«a 8t«iBaBt IndlftBMikissaii vob H«roulM Fl«r»»M. 



Indiaueräkizzen von Hercules Floreiice. 



Von Karl ton den SteiDou. 

n. 



Die AuBfliii.'i' eingerechnet, hatte sii h tiie I.an^fsdtjrfi'- 
acbe Expedition mehr als zehn Monate in Cuyaba auf- 
gehalten, wo „daa leichtfertige Leben" den anscheinend 
bwnnta crkniikten Fahrer so langa gafnsalt hialt Ead- 
lioib bnwh ai« mb 6.Da«ail«rl8S7DM)i dMABöidlklMa 
DiaUBOtino, dem wegen Hiner Fieber berBchtigteB 
MhuBort, auf, der dauale aoeh 800O Bewobaer sililte. 

lad iit Bfloh brato der AunMininBkt der 



mittleren (irnppe von ('"rÄiieii untevschi'ideii wir zwei, 
die nicht in üiä Ferne schweifen, sondern »ich an der be- 
sdlBBtidieD gegenseitigen Jagd im Ilaopthaar genügen 
laeeen, ^ dÄnebea eise liptter mit dem auf der liainB 
Hdfte rntesdeB gnleen 8i«gliiig trad ibr «fenftber 
eine Freondin, die neb dm Kopf kratst Uber den 
Daebgebklke wi«gea sieb die nun Auarupfeo derS«]uu«dc- 
fedeni fsbegtoB &ibeBpilflhtigifli Antiu, deivB Flennoe 




AliMId. I. Oameiiideeralmliaat «m Jttrneiie. 



TapajoB-F'alirt zum AinazuniiB, man scliiiVt sith in dcni 
nnfern gelegenen Hafen des Hin Preto ein umJ tJrlanL't 
Bof dieaem Nebenfltti'»ch«u bald in d«ii Arinos. dtr mit 
dem von Sttdweet kommenden JunieuA den TapAjoc 
bOdet. Die EiBiehifinqg fand ent mn 31. Mint 1828 
•Mt, vad Bm 11. April trsf neo Bm oBterao Ariniw 
die ersten Apiakä. 

Abbildung 1 «teilt eins der' aas einem) Rieienwobn- 
haiifi lientehenden .TKirfor" dur; es wiir am Jurueua 
obi-rhall) der Vereinigung mit dem Anno» gelegen. Kin 
»olrties Haus oiitiiielt nahezu 100 Bewohner, und nur 
mit Mühe konnte man sich durch die aufgespannten 
Hängematten bindurchwinden. Im Hintergrunde rechts 
ftbrt ein Bool; der bisten Sitwode «teoert mit dem 
Rttder, der Tom Stebende erbeffet mit der Stange, in 
der Mitte zielt ein aufrechtSf''lH'n(1i'r mit l'fril und Iwigcn 
nach Fischen. .Seitwärts de» Kunus ei-lir:'lit sii-li ciu LüLer 
Stiuigoukifig, in dem ein „(iuHrami ", ein „niUergrofser 
weifser Sperber" (Harpye?) gcfiirtgeu 'gelmlten wurde. 
Im Vordergrunde rechts begiebt sich der Vater mit dem 
Soboe »of die Jagd, tob einem Hunde begleitet. In der 



üHer HO zählte. Der Qesarotcharakter di r iira-filiselicn 
I'lui^lftMd.schaft und des in eincv Rodnntr <i<'s (iiillcrii'- 
Waides liegenden sauberen DorlpUt^fs ist iu der bkiisfte 
aufserordentlicb glücklich getroflen. 

Uartina (Zur Ethnographie Ameiikae, 8. 206) be- 
klagt niebt mit TiBnobt. dab kein Beiemder dao inler» 
essatiten Volksaiamm genauer unterraebi bat BBd BW 
die mittelbaren, Ton einem in Diamantino verweileBden 
In<1iftiJir >tammendeD Nachrichten desGrAfen Cn st el n au 
(Kxpedition III, p. .T 14 ff.) vorliegen. DieApiakii zcir hncn 

I sich aus durch ihre helle Hautfarbe, ihr sanftes NWülh 
und die damit seltsam kontrastif^rnnde Anthropophagie, 
der die Gefangenen, nachdetu sio jahrelang in den 

i PfiaasBBgeB g^iariMitet haben and sehr g«t bebandelt 

! worden lind, ^nnter irrlfaKohea "nbiien* vnlerworf«! 
worden seien. Spr.icMich gehören sie zu den Tiipi- 
Btfimm>:'t: und Lifhi ii MnrHu» als die Unuptgruppo seiner 
.. ( 'entraltn]ti'^. l'.iniL'!- In Jiuchl Kirc An^'iiljcii iiLnr su' 
sind noch in einer „.Memoria'' au» dem .lahre le44 
Tun .lose da Silva (iuimnraos (RenaUTrimenHal VI, 

1 1805, p. 306), die Martioe entgangen ni «ein eoheint, 

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I 




AbWId. 4. ApijikB mit Lun. AbMU. 5. ApiaU mit Luae, Otarpatekcn vmä BtailbMiMlonc. 

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Kmrl voa imn Slaim: I>diM«rakiMn tob HcraalM VlorraM 



nebit «HAT kleinen, die CuUilnaua (Expedition V, p.276) 
crgünxende Wörterliste enthaltpn. Ihr ziifulpp wurden 
die ersten Apiuki't im Jalire vou einem Tnjiajoz- 

fahrer nach ( uyahii jfebraclit und dort ao reich lio.schonkt.. 
daft im nttchstcn Jahre eine kleine (ieBclUchaft frciirillig 
dm Generalkapitän ihre Aufwartung machte. Auf die 
na ihrem Manüle erbtlteaen AnfMiehnungen, die aonit 
etwa« llter eind ■!■ die dee Florenee, geht der Inhalt 
der .Memoria" zurück. Don BruBiliern war die Freund- 
schaft dieies Stammes sehr wertvoll, da der Tapajoz 
damals die wiafatigale Tarkehmtmb« naeh Pari dar- 
•Ullte. 

Wie alle Reisenden wurde auch die LaQflvdorffsche 
Expedition von den Indianern wohl an^seBomaiai. Der 
MKanke' «nehiao aogar, olwwar bninift nad ohne 
Hemd, in einer MHiim|iten bruDisehen Uniform, — was 
den onglttekaeligfen Langedolff Teranlafste, den Beauoh 
in der tiala dcp nifMslsohieB OanenilkünsulB mitFederfant, 

Degen und ürdeiissternen za erwidern. 

Beide (ieschlei hter t'ehen unbekleidet Die Miinner 
tragen Jedoch, ähnlich wie die Buroro, einen Fenisstulp, 
der aber aus grünem Bananenblatt gerollt ist, vgl. Abb. 4 
and 6. Dia Fraven haben keinerlei Binde q£u Baat- 
dviieoki gleieh den SnyAweibem am Sehingr^. In 
^Memoria* wird berichtet, daf« nie .lich zu Zeiten 
der Menstrnation fleifsig waschen und f,'rori-e mit 
Waissur L'düllte Kalebassen im HatiRc ^fliriv'.riien, 
dats me ferner die Hängematte mit Bananen- 
blättern auflegen. Florenee lobt vioderliolt ihn 
Anmut und ihr deoentea Benahnimi. 

Die Tlttowiernag der IOmmt ist «Im Ait 
im bei iklen Stimmen Terbreiteten, den Mund 
einaehllefbenden schwarzen Vierecks, yergl. die 
.Vbliild. n bis <i. F.« kommen uber drei Linien 
von Uhr zu Uhr hinzu, die zuerst angelegt werden, 
vergl. Abbild. 2 ; die oberste Terl&uft unter der 
Nase, die unterste au Kinurande, die mittlere zu 
den Mnndwinkeln. Die T&ttowienuig der Frauen 
gleicht einer dem UnterideCer ▼«« nqgelagtatt 
•dimalen Bbde, deren Mittelitfiek auf dem Kinn 
frei abgesetzt ist und deren beide ^Seitenteile aidl 
nach den ()hrläp|>chen hin zuspitzen, vergl. die 
Abb. 7. Sic '^.'tzl sich nach der Alt cir.pR 
Flechtmusters au.i wecliselweioc gcBtrichelten 
Dreieckchen ansamraon. Man tättowiert mit 
«nem Rindendom der Tuoampalme und Qentppoa' 
tinto. 

Sehr reieUieh ist 4i« KSrperbemalnng, 
aünnal die allgemeine naeh der Flieh« mit dem 

in Oel verriebenen roten Karb.stolT d< r Bi.xrt orel- 
lana, si^dann aber auch die in künstleri.schen 
Musti rii Uli; schwarzblauer (lenipapotiute, die sich 
mehrere Wochen hält. Die Indianer sind derart 
li&«fig «m fsanan Leihe aeltiam geschmucUt. .sie 
mUmi aieb an Armen nnd Beinen grobe Fi- 
guren von TierftUUem und Fieohen, enweiien 
auch Mfinnem md Frauen, aufmalen. Die „Me- 
moria" behauptet, dab sie anf diese Weige ihre 
Triumphe iu Krieg und v. i miHi iiiuilicht 

hätten. l#oider hat Florenee kein solches Beispiel 
■kixsiert. Dagegen sehen wir in Abb. 2 auf den 
Unterarmen eines — - in XKamantiBO feaeiohneten 
— Apiakä rechte eine TSeir- n«d Umkt eine 
Menecheofigur eintitt.owiert. Nach der ilin- 
licben Armtittowiemng einee von der sweiten 
Schingii ■ F\]>edition in TuyahA angetroffenen 
ApiukA ( vgl. Tafel XVII, U. d. Natur». Cantr.- 
Brnü.i kann ich, was sonst nicht gut mflglidi 
wftre, das Tier als ein Pferd Ansprechen. 



Das Lieblingsmntter der Minner Ar die Bemahtng 

Ton Brust nnd Leih sind „rechte, einander parallele 
Winkel", Tgl. Abb, 5 und (i. Schon Florenee ist die 
beachtenswerte Thatsache, die ein Blick auf Abb. 9 er- 
kennen lehrt, aufgefallen, dafs dieses Grecquemuster mit 
dem der indianischen Töpfe abercinstimmt'). Auf 
denAbbUdungen bemerlien wir femer «nenienkreobten, 
das Gesicht halbierenden Streifen, eowie pnnllale Qner* 
striche und g.inze Reihen kurzer Vertikalstriohe. Endlich 
wurden Eiucli .Kime und Beine (vgl. Abb. 6) der Fliehe 
nach schwarz angestrichen , so dafs sie wii- mit 
Ärmeln und Unterhoaen bekleidet erschienen, die von 
den die OUnder «niMbnflnoden Bladam galialtm 
wurden, 

LlagntiieiiMt mii eiimPaidtlnihe regdmissig wech- 
sdad, auf den oateren Extiemititen and den Sitrteilen, 
entsprachen dem Oeechmack des weibliehaB OeneUeehte, 
wie ums dl* Qrappe der Granen in AUk 7 veraa* 

schanlicht. 

Von den vorschicdeiien .\rtcn des Schmucks, der 
wegen der vielfaeh Tcrwandten Arara- und Papageien- 



') Bin gleiebesTeriialten 
stimmen dw Bobingti-QiwUcehkteaL 



wirM den 




Abbild. 



An Braut und Beinen liemalt. Fedencbmuck. 

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Kftrl TDo d«» 8t«iB«B: Indiuertkissvo tob Boranl«» Plorencti 



83 




' AWM. 7. AflaM. OkI Onrin, teaalt wai »ttovtori 



federn bunt and reicb war, zitlile ich im Folgenden die 
h»iiptai6lilMb«t«D Fill« »ot Fadwrdi«d«B«> Ohditdwni 
ud aFedarmptor* (Abb. 6)» BMtndkD in dan Ohren 
f6r Männer und Franen (Abb. 5, 7, 9), Halaketteo »tu 

Pttlmnüaaen, glänzenden Onwumen, ZAbneo, ErftOen, 
B»umirrplliin;ist('n ( Abb. 5), mit einer grofsvn Schneid- 
luuschel (\hb. i uud 6). Ein gewebter BnumwoUgnrtel 
mit Hängcmattenschnürverschlurii (Abb. S). Arm- und 
BMobfcnder, teils gewebt, teils aua Rohrstilckohen zu- 
WtMIMDgesetzt und oft mit Federn eingefafst oder Im.- 
blqglt Abb. 4 b» 6. „Strumpfbioder" dar Frauen vor 
Effindniif der Strttmpfu (Abb. 7, 8). Btumwonaebottra 
um Hand- und Fufugilenkf i\hh. 4,0), bei den Fratien 
in dicken Strängen das Uaar umsdilingeud (Abb. 8). 
A]\'-s (icnobte uiul GeMhaSito mit diBB OBTsmaidliahm 

Urukiirot gelräukt. ' 

Reich mit Federn vcr/.iert ist die Lanze, Tgl. Abb. 
4 bU 6. Sie Bambuaa^tz« i4t wis bai d«n gl«icbartig«n 
Pftilni fkler lodiMMintlira« dtoi Sdufta M magwdbnlbi, 
dab aU b«im Eindringan in dnnKSfiMr »bbruban mah. 
Heben dieier SchmackwafTe aehan wir in Abb. 5 auf 
dam Bodenl'foile mit muliipiuirig gezackton Holzspit/eu. 

Der Mann in Abb. U tr&gt ein Steinbeil, draaen 
Klinge in ein Loch im kAlbamlSrntig «naabwallandMi 
tiriffps Pi'ngekeilt 

Ik'ti l'öpfen und Flcchtwaren zollt Florenoe be- 
aondare Anerkennung. Abb. 9 seigi ein groJaea kogeliges 
Roebgeflib von drei Spannen Durebneaaer, in dem das 
T.if'hlin;,'sf»Ht rfiiik .iCiiimii" — Mai^iin'lil in \V;issfi- . — 
gekocht uud aufbewahrt wurde. Die httbecheu uud 



dannwuidigenCralftlae atnd mit d«n baiptoelMBent wnhr- 
«dieilllkk »tl%pmi«ttail Hwtera reiob gesebmackt. Sehr 
I beliebt war eine Topfierm ana cwei Kegeln mit gemein- 

Brtnu-r r?ii!i-ia. Dieselbe Forni ersclieint in deu oigou- 
atiigeii ^'i'flochteneD Gefafütrügern der Abb. 9. Alle 
Körbe, Schwingen «nd Siebe wann geaaliielrt gaJiodilwn 
uua gerundet. 

Abb.8zeigtun8 zwei Hausfrauen mit Maiaatampfen 
eürig beaohlftigt. Die StSbar waren 12 Fufs lange, 
aobwere Stangen, die MOraer ao gnt und regelmifsig 
j^i'urlii'iti t . lUfs man aie. kaum uls Werk ileh StpjnUeils 
i'rkminte. Nach der ^Memoriu" ist dur Muis Zuniitx in 
j dem „Ciiinui" ( Jas gewöhnliche Tapiwort Rtntt des 
I „Camnim'' vt n Morence), (ier Hauptbestandteil aber die 
„Mandiocaba", tiut- ^laudiokart mit starker Wurzel. 
I Abb. 9 Iwingt ooeb einmal in grSraeram MaiiaatAbe 
I die lieiden Ftwnan beim Linaeattoben, dk» ni der 
. Uittelgrnppe naf Abb. 1 mhann. DemKanatler aehaiBt 
I daa MotiT beeondara gefallen in haben. Es wirkt noeb 
einiinicksTrner, wenn »ich oine ganze Kette tob vier 
I uüur fiiuf {tlaudtitnJüii .M^ulclicn und l'VaueQ na«h des 
I Tages Arbeit vor dem Iliiuse der TergnflgliebaiB und gn- 
nufüroicben lieschäftigung hingiebt. 

Hiermit glaube ich die Bemerkungen erschöpft m 
haben, die nnmittelbnr aar ErlAatemng der ApbiU- 
akiiaen benuiagefbrilvrt werden. 

Die Kxpedition Terlipfs die letzte Xiederhissung der 
Apiakü am 26. April 1^28, gelangte am 3ü. April zum 




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84 



Karl von d«» Bt*ia«a: IndiaaariklticB von UcroulM Flor^Bsdi 



SaHo Angute ud bi|{iBgBato Mitti Ibi wtluMid «faiM 
Aufenthaltes in Tucnrisal «inw Baad« Hnadnrnkd, 

die nnf oinem der Ton dieMm Stamm« so beliebten 

Strf!if7iige bppritTen war. Dort wunleri diu Skizzin 
Abb. 10 und 11 geseichnet. Die Nachrichten, die ans 



TOB MarÜBt, RelM in BnuaiM, Bd. m, & 180» £ 
tud mahrara Abbildungen in dem zugehSrigen Atias, Tafel 

38 ble 85. Da i-r({f^bpii «ich diMjh einige Verschieden- 
huitcii luil Fliireiici', die ich hier festlegen mächte. Die 
TOD Martina 182U besuchten Mundurukü wohnten in der 




AftaU-Vmacn. TopT adt 



AbUU. •. 



FloiBBM aowohl von jeix-r net;i--f,'iiung als auch von den 
Beracben Ende Mai bis Mitt« .Juni in den lluraabwärte 
gelegenen Dörfern der Mundarukü giebt. Bind liemlieh 
apArlieh; daa fanaa Intarease dar Expedittoa «ar offito- 
Mur dnnii den lieh immer badaokuohar gaitaltenden 
Zustand de« Fahrers in Anapmeh genommen. Ea \f\ 
dies um so bedauerlicher, ala dar Tolkreiohe StanuB 
1 daraigaoartigatatt «ad kriageriaebataB Sa daBiarilnn 




Mission Novo Monto Kännel do Canoin;'i, ungefähr aaf 
dem 4. (rrade «üdl. Br. an einem Nebenflufschcn dM 
Madeira nahe dem Hauptstroma. 

Abb. 10 ataUt «inen Mann in yordor- und Saitanaa- 
aloU, Abb. 11 «ia« iltll^a Fr»« «ad ein joBgaa Mld- 
eban dm. 

Di« Hnartrsebi itt bei beiden Geachleoht«m derart, 
d«b dar Obarkapf kahl geaehairai nad aar «in krai«> 





Abbild. 10. Hnndnmkä mit Ocatehitatlttowiermg and 



En Am« 



proCU. 



daratallb Er labta damals mit den Aptaka in Frieden, 
bis «r ai«, wi« fiwt alle nahen und feruou Xachhariitämme 
firBber oder spÄter, um mit Krieg überzog. Anfi«er 

mancherlei verstreuten bni'^ilisehen Berichten besitzcu 
wir über sie eine Schilderung aus eigener Anschauung 



I runder Fleek, mit kurzen Boraten über der Stirn, stehen 

geblieben ist. Kin solrlu'S Fleckchen, nur kleiner, trugen 
die ^ ut uiin <b'-. >i liiliKU Ulld wird ifeD 1' eiiuicn der 
MunilmiikM, ih n ! ';irin". Inliii lieh Madeitii, zi.ij,'< 5rhneben. 
Wil- sehen diese Uaartracbt ala Charaktcriatikuui der be- 



DigiLi^Lü Lyy i<jOOgle 



96 




Abbild. 11. Manduroku. FtMi BDd Kinil. Bemalt 
«ad MttMriKt. 



rQhmten, Ton den Mundurakü präparierten Schädel, 
dena lUa Berlin«r Momuib jetst iwei beaitit. Mutini 
iMDnt da« HiiVitthMr, das dia «madriga Stirn baacihattat*, 
aglabthatibig in dia Qaare geatatat*, und auf aeiner 
Tafel 33 halt ein Mondarnkd mit aolehem in ^'ewühnlicher 
Indiatierart geschnittenen Haar in derllami riiii Stunu'r: 
mit einem darauf geapiefaten Soh&del, dessen UaariracLt 



aaffimigarweiaa die daa Florenoeaehan liandoraliü and 
StamnMgwaaMi von Abb. 10 iat! 

Florenoa: ,Id jedea Ohr machen sie swet Löcher, 
in die sie zwei Centimeter dicke Cylinder einfCihren." 
Martins: ^ Dir nhren durchbohren sie niclit \inten, sundorn 
oben, in der ersten Fnrcho, und trapen darin Rolir- 
pflöckchen." 

j Floranoa: .Dia Tftttowiarang daaGaaiolitosbaatahl 
I in awai Ltnian, dia von der Nasa and dam Mund an den 

Ohren gehen, und in einom Schnchbrette von Rauten 
auf dem Kinn. Anfser dip>ieti festen Strichen bemalen 
i Hl- siL-li III 1". ' leii ipajM i;- uit V'.'ii (liT h':irl i' il-'r "^r/lireibtinte. 
I Zuweilen ziehen sie senkrecht.' StrinhP über einige Teile 
1 des KSrpan.'^ Die Beschreibung d< r Tättowieruiig ist 
' dabin an TenroUstindigan , dafi di« Frau in Abb. 11 
I eine lehwan anagafUlta Qaariiiiida^ dar Haan in Abb. 10 
I ein in flOgaUOmiiga SpitoMt aoageaogeoea MandTiaraek 
I trägt. IMe wie in Sranfira andanfende Dreieekirriha 
I auf dem Halse des Manuea und die in «in Netzwerk 
' fortgesetzte Dreiecksreihe auf der Brust der Frau — 
plliuiineniu'teuuiustcr'' uiücbtc man sagen — sind ge- 
malt. Bei Martins dagegen iat allea das mit ähnlicher 
Mnatamng „künatliche TUtowierung, nicht atva <Ba* 
maluDg, welche fast den ganaan Körper einnahm". 

Die Halsketten in Abb. 11 baatahan ana rMUeheD 
Kernen bei den Hldabaa, «na «MrapliaoheB OlaapailaB 
bei der Fran. 

Am 1. J«1i arraiahto die' Expadition Saniaram an dar , 

Mflndung des Tapajoz. Sie war zu einem Torzeitigen 
Ende gekommen. Langsdorff wurde auf einer Handels* 
|j!rilette nach Parä gebracht- ^Eine Reise", schliabt 
{ l<'lorence, „voller Mähen, Drangaal und linglSck." 



Kleine Nacliriehteii. 

AMrark nur mU QiHll«n>n(iil>» aMUll«. 



— Auf VerMnlamung von Or. Haus Mever hui iler Rtationii- 
kommandant von Monclii, Herr II n u p t tu a ti n Johannes, 
am «. Oktober den K il 1 man.l «<• Ii Bru I K i Im k ra t e r) 
bestiagen, und zwar Relii!',,: ilii'-iü .iui'cli ^lri:<-n« ■ 
Vonobieben von üiwHks innerhalb l'üuf Tagen, wotiel die von 
Dr. Vtifw aartakgateNiMK Bahlafsinlfa vonügUcbe Dienste 
Wslatn. Das letste Hwak am 7. Oklolitr l*g in 4«90 m. 
In den .Leipzi^r Neuesten Naehriebteo*, denen Dr. Meyer 
dw Brief <!*• Herrn .Ir>bannea mitteilte, beifrt es weiter: .Von 
liier am l)ni<-h(n wir nm 8. Oktober um 4 fhr 15 Hinaten 
raortceii, run, zu. isr uberOeröll Und dann eine steile Hehutt- 
und AHv'liHriliiilde liiunii, bis wir ganz emcliöpfl um 13 l.'br 
'■riSlinud.'n iiiirtm;« ilurcli lliie Scbarte die .Kanzel* emMlten. 
Die Bcliarl« g»nz frei, ohne Bcbnee und Eis.* Vaoh Auf- 
aaboN einiger Pbotosraphieen und nach Temparatnrabbaiuigen 
(1 rbr mittags —i^ feneht und -f 4,5 * trocken In der Schatte 
bei .'790 m) wnrda der BAckmarscb angcirelen; der hMiste 
Olpfel (iCalierWObclm-Bpilae «010m) wurde niebt bcatiefen. 
In zwei Tagen war man wieder in Moecbi. Dr. Meyer tvgt 
binau : „Hauptmann Jnbatine« und Zalilnieitter Körner sind 
die ersten Europäer, die nach meinen HeslHintuMUfn d>'ii Kilo- 
Itralrr crreiclil habi-ü. Ihre b'-T>;fteiKf'rii.chi- l.^•i^^lll:ir i«l um 
ao mehr utiiuerkenm u, Bin beide Herren keine eiRcntliche 
alpinininche ('buiig hatte«. HolTentlicb findet ihr gutes 
Beispiel bald bäuflgere Kacbabmung. Gerade von Herren, 
dia jabralaiig aaf den Staticaen am KilimaadiAa» labaa, 
kHoala aagamafai vid aar gaograpUseliiai Kenntela aa«b dar 
nbcran OaurgetaUa Mgaingw Warden, «ana sia nur die 
Mfiben dar Boebtoaran nidrt sebantan.* 

— i biT /ii u le r w eten und llpxen»»bn amNiedei- 
rheiii \. riilli-i)ilii lit l'iiuU (lieilr. z. <i«irb. d. Nieder- 
rhein«. Uli. i::, !■ Hell inlere«»anleii Beitrag. ZnuberwcMn 
und Hexenwabn hingen innig zuiammes. Die iUteate Zeit 
bcrahtfe Tccf. aar kota, aaafiUurlieliar dagMan Um miadar 
donktoR TariodM von 800 bia ISOIK 1X00 kfi 1600^ IMMI tab 
aar Qagaawart. Sina labaifb Bandinng awiNboi Baabcfal 



und Aberglauben <'r»ie« rii:h als un»u«fiihrbar. Einiper- 
mafsen gern:;'' AiiL:iih''U ntirr die Zalil der Hm N ir l. rrhfin 
wiilirrnd ili » hiii>;eii Zi-iti Hunn-s von bin /dtt; K^nli' ili-n 

dri-.fsic ihrigen Ivriejjea, um unn auf einen l-il ili-r Ais»- 
lulirungen hier zu Iwscbrankeo, dem Hexenwahn zum Opfer 
gcAsItauB CngHekUahan adar eine tiemlich lOokanlosa 2a* 
MunaaBtteDimg der von dar geistigen Sanehe in verbing« 
nUvoller Weine befbUenen Ortschaften werden bei der 
DUrftiglieit des arcliivaliaehen Materiales vorannicbtlich nie- 
mals gegeben werden können. Qemiue iitatiMi«cbe Tabellen 
mögen, wie Verf. uu»fiihrt , mitunter uiif rliif«lich und zu- 
weilen intereBsant »ein ; im vorliegenden Kalle liegt der 
Schwerpunkt in 'i' i Ii irftellun^' der Kccbiclitlichen Ent. 
Wickelung des Wabnwiuc« und der einM!hli«j{it;en Kecbls- 
▼erbitltniiae. Pauls giebt «unüebst eine Obersiebt über dia 
Quellen aroklTaliscIier und littcrariaeher Art, Uber tbeologiaeha 
und katechatiaoba Darstellaugen und aber die Ton Itindb- 
licber and atoatUebtr Mta in belnff des Bezenwahnea or* 
Inisenen Bestimmungen. Da die im Grimra»clien Wörter» 
buche mit Hexe zu>amnienge»etzten Wörter nacb niebrerea 
Dalaenden lählan, kann man jeden Beitrag sn der Knltor» 
geidifcibta dwadban nur mit Freuden begrwHB. 

— Die Haustiere im Gebiete den KoDgomaateK. Das 
Pferd kommt umprünglicb nicbt im Uebiete des Kongostaatea 
vor. Man hat aber ftada TOB dea Kanaiiaciian Inrnto and 

Tom Benegal eingefBhrt Kht* Oesellsdiaft hat auf der faael 

Mateba ein Gestüt ungelegt und Zuebtversuehe mit Ardennon- 
pfenlen begonnen. Im Inuem giebt e» einige rfenlt-, die von 
den <iuellen de» Rchari Kämmen der Dtrbfrras^e ;iii/-liiiren, 
und die aucli zur Zurlit auf vi. r vt rfcliii-di in ri S'.<tiMii*n 
di*'n4'n. l>ie K«''! '.vtT'ir-n urrifi.:!-:!'!-:!*. \i:n '-mi K;iriaii.^ih*-n 
lll*t'|j( ciriiit-fnlir'- urni IfiüU'ii (vi dt-li I ' l ii k ,;./ j^en vvir- 
zugliche Dienkte. Im ustliclit n Teile den btaaien hai man auch 
•ine sAikaaloaba Basse. Die Maultiara stammen auch voo 
Inseln, Portugal und dem Banegalgebiet, sind 
gaadiUat aia die ML BiadTieh iei jaUt im 

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96 



Oebiete allf;eiiiain vcrbreit«t; ebeuiiila fiti») m»n ea nur in il«n 
Uiatriktvn >!•« üatlicU^ii K»«ngo, üe» KanMl, de> LnahibA, In 
KatAlt^, Mniiyema, ilt-t l luf^ebuni; de» Albert -E hviinlHeee 
un<l am ob*rpn Uplie. — UBndeI»Ke«i*l!jwh«fl«n liabeu Hiinlv.i h 
\()ni lUit' Leii Kud);q bi> luiii Büiiili IVifll, arlbti In» li.m- 
gnla aus <jcn iiurtugi«»iacb«u lienUxuiigeii •UdUeta vou der 
Konganftndmg liacMlIhiti *m gtama Vtawi k«mt Biad- 
vieb vor, du tau Vadil MBiuiiL An «hngtn fluUta d«r 
tiej^end (In TsugBnjikRw*«« fiiiilet iDkii Kuch üabu«. In <l«r 
UiUKobiiiig de« I)aiit(wc!olo«e«« liudet «ich tiu kanEhornigei 
Bind, «ildlicb vom Katan|{a ein bnmlotea. Yeraurhe, Ochsen 
ala Zug- und Packti«re abzorichten , haben UeuartUnga gut« 
Krfoljre frelifilit. Iii.' fl«>wnbn5T »les sttdiichtu Konjrmt.-iatfft- 
bi'Mv« t;rbr:im:lii-u .leu Oclisi-ti lieiitier, wa« wiedt- Imlt. .iiKh 
TOD vuropaiiH^livu hurücherii mit Jürfolg nacbgeahmt worden 
iat. IM« Ziege ist aebr verbreitet; nur iwai odar dni Völker- 
■dhftftcB, z. Ii. di« NiRm-Ni»m im Kord«u, be«hx«n ktin« ) 
Si«K«i. I>i« Art, die cnau am mel«l«it «ntriflt, lihnelt aebr 
dwr •vropäiteben Ziege, giebt aber wmiger Mileh al* dieae. — 
Aufserdem kommt die Mombutluziege vor. ZifgenHeiach dient 
anf allen Bintionen ala Nahrungsmittel. — Auch dna Bchaf 
findet »ich IU*rsll im Koti^opcS ici ; ea acbeint eiu* Abart des 
sudaueaiaclit^ti Ni^li.ifi^... /u sein : in der arabischen Zone und 
am oberen Sil kornmi auvli eine Art Fettwliwanzacbaf vor. 
Die >'Hrb« der Bchaf« int dorvhgehenda schwarz, und weifa, 
einfarbig« «iud «ellea. Da«Sckwein iit weniger verbreitet 
wi» SEiagt nod BcW; man ilndak <■ tamnden im tildlieban und 
mUtlanm KoDBogtbitt. In dtn si^antt Tailm dat SiMtM M 
die mohammedanisch» Religion einer Terbraitung liioderlleb 
geweven. Die Mombuttu beaitzen halb gezibmle \Vildachweine. 
I>»r Hund, dpr im Konpogfctiitt vnrkvimnit , JIeh^'llt de-i im 
ganztu ij'Titra.ü'n Afrika bi?s.»iirit' n K isHf nn. Zm .hmi[ nt 
er 8chl«vhl zu gebrauchen- In einz -lti'-n i.--ln'.ri> » u l Hunde- 
Deisch gegeiaen. Tollwut i.it biahi^r im a<|i.a^in:iN'n Afrika 
bai Uooden uicbt beobMltt«t ^worden. — Die Katze Qndet 
nm mmaf mnigm 8bMitcinM.ain iat MiHifiliiekaii Unpnmga. 
An (br«r 8t«ll« aiaht man wiwaO«! di» ZüwUiliatM. Dm 
Kongo^siihn i»t da» gewöhnliche Hubu mit aehr ver*chieden- 
arligfiii (jt ileder. Knteu finden aicb nur da, wo die Be- 
wohner in Handelabeziehungen mit der Küata stehen ; es ist 
die sogenannt« türkische £nt«. Di« Tauben sind auch «uro- 
pSi'Thpn rr«)'rnne«, 1*! Etnee boreuun »i«hi mau li« nur böebat 
i«-iti-!i. Vt:i'nu>.:iie li.it Brji itaubeo rind in Mm ISW am 
unteren Kongo gemacht worden. ! 



— Nach den Ansffibrnngen Oraebners (Anbiv der 
Biandentaigia Bd. IV. ist ea augenscheiulieh niahi die 
grSliwraodargariagere Waasermenge, die in den venehledenen 

Vormationeu di-s uorddeuta«heu Flachlandes di-n Pflanzen zur 
Verfügung steht, durch welche die eingreifendsten Unteracbiede 
in der FotmalionsnestaUnnp liorvorgebra<'Ht wprrlctt, yomleru 
der Prozent^ehak d« r g-'lL'at- n .S'nilf, dtu ilai mi di>' \Viii/<.'l (ge- 
langende Wa»Ber cuthiiK, sciiviut in entter i>iiM« iur deu iUi»- 
rakter der Vegetation mal'iigebeD'l zu sein. Ho ergiebt alch eine 
Zw«it«iluug iu Vegetationsforiuen mit mineralstoff- 
ralcban nnd -arman Wftaaarn. Bai d«r aiaten Gnpp« 
liatian wir ftiif tmkaiMBi Boden mit afaermflIUgar An- 
aaaUttllUiK (HudcmUtellelt) oder den sogen, pontisclien Hügeln 
ta tbon; auf mitlsig feuchtem liiMlen (luden wir bei Mergel- 
boden Buchen«üli1er fan «isifHli^'crfn J^teü^Ti dfr ttif W>'tfa- 
buche vorwiegt- nil I. Ih i lrMi:l.*'i)*Tt m f iit»-ivi'uiii1 liii ln'n und 
Bucbcnwiilder, liei feu«ht«rem t U li^-nwüld. r. l-i ilt-i Kurien 
Dafs, ao etilatehen bei nbermtifuign .Vnt ij.lii-i uu^ i-iuulitud- 
ntoore (>«ure Wicaen), bei nicht ul>i.imHfsiger Anreicbprung 
TVa Itunatidhii, meifat an fliofaendem Waaaer ata* Obai> 
aoh««niniiiBc*>itdEisgHng, Krlenbrücbe, mitulNfMliwemiBnnK 
ohne Eisgani; Auanwttlder, mit riberschweninmng und Eisgang 
natürliche VTiascn. Haben wir Wasser mit mineralatoffreicbem 
Gehalt , so unterscheiden wir L«nds«en , Teiche , Fliicsi; und 
Uiche. Miiieral>to(fnrm<- Wäniivr larseu auf xahr trockenem 
Boden Ssnilfelder eutul^lien, trockener bi« mtfctg feuchter Boden 
trebietL mit I irutein oder dicken Blei.».iiiil!<i:ljii ::tfii Jjl' i »lluna- 
tlFidcn , ohne dieselben die Kiefernwälder, auf nassen Boden 
HeidanMor«. Traten aalzlmlüga Wlaser in Frage, v> eiit- 
wiebeln sieh auf tfOck«n«u Boden Dttnaa , auf <«u«bt«ui Str«iid- 
wJaMB ud Mf gaiadwa neaacm Saintaplli. 

— liaUaniMha Sttdla. ItaHen baUe aa 3t. Dewmber 
I89T It Orotelidt« Uber 100000 Einwofaner (Dentiefaland 28, 

Prankreicb I'i, Rufrland 19) nbmlich; Neapel ßom 
48? 116«. Mailand 4"i>5r>8, Turin 351 855. l'ali rmo 2B" l^"-', Ge- 
nua 1"."* »-ri-', F'-or-m. ?'^\)b4(i. Venedig ir<:i HV'.S Bidojina l.'iH 206, 
M.-H^iii» 1 .'US ('..fiiiiin lüyiSjl, Livomn Iin.')::?, Die gröfate 
Zunahme in den letxti^n lö Jahren hat Born erfuhren, nämlich 
«twa li*7iiii<) Einwobnar, es folgen Mailand 149 (Kio, Turin 



dSOOü. Oenas 4<J ooo, Neapel 42 000, Floreoz 41 OiK), Palermo 
■ipn.M, fsitnnfu (inrT Tiiiliigrm ji- N<-:<^iii;i 2Rrh.ii, Ve- 

iii-iiig Jl (!''■', Ijir ^^-IilI^^,t'' /uiialiiiie w-int I.ivor[i->, die 
zweite Handelsstadt des Beicbes, anf, wohl mit infolge kum- 
mnnalar Milbwlttadinft. Htüb/sfa. 



— 0. W. 8. Aurlvflltva veröffentlicht ( Vetenait.-Abad. 
Handllog., N. F. SO, Btoekbolin 1898) auagedcbnt« tiergeo* 
grapbtseba Untersuchungen über die Plankton» 
faana des 6kaK«>'aks in den Jahren \«'yi bis lKtt7. Ole 
ürgebniasa vom geogi'a|ihi«chen wie hydrogniphiachen Stand- 
paukte zeugen an und für »ich davon, dafa die Plankton- 
fauo» daaelbat periodiachen Veränderungen vi^lfn-'licr Art 
unterworfen ist. Wurden dieae beiden noch nuti i m-h in 
Verbindung gebmebt, «o muf* getuinden werden, dafs sie in 
einer aiiffAlligen Weise gegenseitig sich boatätigen und zwar 
so, dafs das Skagerak sieb als viu tiergeogra|.ihtaobaa Ga- 
blet von barranagandaiB InlaNiea aalgt. Denn warn noeh 
kfinfiig noeh viele atna CndtM n daeaen Plankton an er- 
warten sind, nnd somit die Oaaamtaabl der Formen um 
vieles erbüht wird, ao genügt doeb das vorhandene M<tt«riitl, 
um ZI. zciijt n, flnft ik»r CtmraktT d>T«e!l»n »u vi rscliSeden- 
arti^. \v \ i' Jlrinlit. Mi 'ti^t i: ifijt-üLin i»r. y.i iiiujrt tioli-h-'H auf 
diu iCi-r!'.i,uiii; di'i- ^.luy. eij^r-nMimlichvn geonr,(iili>clieu Lag«.' 
des Ska^^''''''-' k;i-in In ielieii wn dtn. w>jlclii--, w<juiKsti'n8 in der 
jetaigvn Zeit, üaaavlbe unter periodiacli« Kiiiwirltungeu von 
m Tempatatur wie Baiagnhalt «anebiedanMtlgem Wnaaar 
aUllt Wie dteia innerhalb Jaluwfriat ileh Icnndgaban. fit 
biologisch wie liydrogmphiaeb mit Beispielen von buloplank- 
tischen Tieren vom Verf. geaeiKt, wobei br'reitK auter 
diesen das Ptozent der fi i :ndi'!' Stegen diccinliffimttW'ln'li sel.r '; e- 
deutend auftritt. Es lin k m m< |j aberaufaervlt iii .ii Ivu l an;.'- 
tubellen Jugend ('»ruien verschiedener Tierklaasvn vrr/>di:hiii t, 
deren ein grofser Teil den meroplanktischen '1 k timi [lu u h:.- 
gebürt. Wenn aber die meisdtn Brnthostiere froi herum- 
schwimmende Larven haben, so nmf« die Badantnag der 
Mearcsströme nicht nur ftir daa Plankton, aondam f& dia 
gaast Vnuna alMt Maaicagabietea ainlenehtan. 



— nie Aiil^i^'c von K listen " a I il <■ r 11 .il." t^chutz 
gegen üpringf luton enipflcblt Seizuku Honda (Uuil. ut tlia 
College Agric. Tokyo VIII, li*9ft), und führt verschiedene Stellen 
an, wo derartige pflanzliche DUmme die dabinterliegendeu Ort- 
iohaftaB vor der Waaaaignwnlt garattai hatten. Um di« für 
diesen Zw«ck geeignetatan Haltarten anaündlg an roaeheo, 
unuraucht« Verf. «ine B«Ihe der bei der letzten Hochflut 
äberschwemmt gawcaanen Schutzwälder, wobei ea haupt- 
lajichlich darauf ankam, zn konstatieren, wie sich dir ver- 
schiedenen BauriKuten gegen diu salzige Flut verhalten 
hsttOT. <<;>r inen «r!-,-iiti-n PiiirsH Thunbergii Paul., 

Juil.lUTlIfc ngiii;i liLrli. ■■! /-.r. , i"! i i Hell- i ? Ij., HOM rUgUSM 

i'ijui-lierg t.-rl:tten^ weniger widerst andsl'abii; erwicaeu aich, 
Inaofern die Triebe verwalkt iraian, wUtand di« Knma na* 
bescbtidigt gebUaben «nr: Oallia liiaanala Pen., i^lliowa 
accuminata Pb., Qmvo» glaildldMiira Bl., Dionpyra Kshi L., 
Salixartan, Tbea japonlca Movla, Hamamelis jupunx« uii b. 
et Zticc. wie Eavon}'maa-Specie«. Namentlich Pinua Thun- 
bergii dürfte sich überHÜ zur Anpflanzung eignen, da sie 
Bchiiellwiichaijf ist und ein werlvolles Bri r.n wie Bauholz 
liefert; iln .\ Imivr: «rul nach 'Jno bin .'i.' J.ilji-ii rn er- 
wurfcu, m dar« man stvls für Nachwaclis sorgi-n kann. 
Dieae Schutzwälder sollten mindaiinnii in elaar BreUa von 
üii bia 00 III angelegt weidan. 

— Die geographische Varbreitttng der jetat 
lebenden Perriaaodaatjla, Lammngnia und Artiodao- 
tyia ndn ruminanlia behandelt 0. Orev4 (Kova Acta. Kui*. 
Leop. Oarol. deutach. Akad. d. Naturforscb., Bd. TO, Nr. 
Die Urform der Schweine unterschied «icli wobt kaum auf- 
falli-nd von dem amerikaniBch' n eocSiien Acbaenodon. Das 
Ulteal»' !-. li\v< ir>e»rtigi' Tier irii .•iiropäl»chen Eocän i»t wohl 
Ci.*>Ihic1m»tu» im» Hi-bi.-dii. 11 vnu Egerkingcn und Pari». 
Nob<u »tnli r^ ii i.iiituii^:*]! juit! lipocbe aeien erw^<hnt die 
Antlirocollienen, welche noch N'crwaodta der Uippopotamea 
daiateileu. Die «ehten Bmidan tratin «lat im OberadoeaB 
Enropaa auf; fttr Aden ktnint man ana Indian Saale mfc>- 
eSner Suiden, wie auch Ami iikn mhlreiche Lberre-ale liefert. 
PlioCHue Suiden laHaen alcl. in vidi>n Arten »utliiliren, ao aus 
der Neuen Well, aus Asien, EuropK, sti!- X. l i.^rr/Ka. Dilu- 
viale Schwein« besilreti wir in yLriulii lu i und 
echte, den recenlt-n Wilduchweinen r. n i.-tvi tu ui Iri- liawen 
lebten weit verbreitet in Europa; die k.i-iij. r.- milir ITuis- 
schwaiturrasse in der Schweiz ist als Abkömmling derselben 
noch hmla eirhalten. 



Vecaatwaitl. Badabtaar: Dr. IL Andrea, Bia«a«eh«tlg»IbilaiBlabenbai»PimtanadeM.-'-Drack: Frledv. Tie wag a.8ebB, Braanscbweig. 

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GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FOR LANDER- UND VÖLKERKUNDE, 
vminoT nr mh iBtncBUFTiif: «das adsuuid* urd «aus alldi wjELiriouR". 

HBRAU8GEBBR: Di. RICHARD ANDRES. >|{94 VERLAG von PRIEOR. VIEWEG * SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 3. 



BRAUNSCHW£IO. 



14. Januar 1899. 



Skulpturen an Steinkisten neolitliischer Gräber in Mitteldentscliland. 



▼ob Dr. A. Oata«i BarUn. 



Skniptierte /eichen an neolitbischen Staingribern 
•iod BohoD llQgst baluDiit, ihir Vorkommm bncbrftakte 
noh »Iwr mit ««Bigm AotaBboMii aof «inigs mOagmm 
ünnsficuehe Landschsflen, die Bretagne, di« Normandi«, 

Ha de Pranct!, Angoumoia and Langaedoo, «owie auf 
Ororsbritannien und Iilaud. Ilie geographisclj'' Ver- 
breitung diet^ur eigi'iitüinliL'hen Denkmäler bat erat 
kürzlich Ilocnics den Aiiliii"» gegeliuti, orientalische 
Einflasse, welche auf weatliehen Schiffahrtswegen an 
dia Geatade des Atlantiseben Oceans gelangten, ins 
Amgt SB faaraa*). Dam gaganabar «ai dama arinaartt 
daft Ahalieha« aohou Itagat aus HHtaldratsoUand ba- 
kannt ist. Aufser dem Grabe von Willing^lmuHen in 
Heasen-Naaaau (b. unten) handelt es sich am die Steiii- 
kistengrsber TOD Meraeburg*) uud Nittlcben') in der 
Frovinü Sachsen. Leider fallt ihre Ausgrabung in eine 
so frühe /> it, dafs die Ueriohte den beutigen Anforde- 
rungen nicht entspruchen. Das arstare und das letstare 
Grab wurden sa Anfang dieses Jabrhnndarta UBtenBeht 
und pabluiert, yon photoyeaphisdiea Aa fe illBHa , wbÜw 
eine Naehprüfang ermögliclitaii, ist natArGoh aoeli niebt 
<1ie Re<1>', und so ist es denn zweifelhaft anzusehen, 
ob die EusatnmenbanpHloi-' ii und «ndetltlicheo Zeifh- 
tiuiij^eii ftuf den Steiiiiiliitteri tliKtsiicLlith vcu Meiiscliua- 
hand berrührvu udor nur zufällige Kisse im iSteine sind, 
dem Ausgräber oder dem Zeichner als kanstliche 
Das Meraabnrgar Grab ist soboB 1750 eat- 
dadit wovdan. Trotsdem sna« Zeiebaoogea sofort tob 
aiaem Ragiarangsbaumeister aBgeblioh gaoaa a«fge- 
Bommen worden sind, kann maa doch einige Zweifel 
nicht surQckdriugen , ob nicht dem Ge.HLlunucki! der 
damaligen Zpit entsprechend TersohAnerud« Zutliateu 
angebnii^lit worden «ind, um das Knriosum noch inter- 
essanter y.a mni-hen. Wie dem auch sei, jedenfalls waren 
die drei Urä)ier, die unter der Unmenge neolithischer 
Stainkiatan in XbOnogea als waüee Rabea enohieaeai 
aJcht geeigaeti die Graadlaga Air veitatgdisiHte Uater- 
Buchungen bsaSglidi der skalptiartaa Zaiehea abiB- 
Keben. 

IH» IhI. CS nun von der gröfsten Wi. In i^' rLi-it , diils 
Tor wenigen Jahren ein Kistaograb mit eingravierten 
ia Hittddeattalilaad voa aachkuadiger 



UtdendsB Kuast In Barepa, 



'} HoeriMs, VrgaseUalite 

8. Ml ff. WiCTi I89f>. 

*) Kloptiriscii iti VorgewbUbtlkba AttartllBMrdar ftoTinz 
Sacboen, Hen 2, 8. 47 9, 

*) Kruse, Deuts«!» AlteitAmer, S, Bd. S. und S. fteft, 
8. 103 bis 10«. 

HMaa IiXX7. Dr. 3. 



Hand aasgegraben and mit allen wissenschaftlichen und 
taebaiaebiaii Httlfamittala der Naaaait kOnlieh veraffaBt- 
Uobi «ordea ist«). US» Faadatslla Usgi aa der Graase 
BwiaebaB Waldeck nnd dar ProTiaz Haaaoa in der Nfthe 
dar Waldeckischen Stadt ZQschen, aber snf bessiscbem 
Gebiet. Die Sandsteiiiplatten , welclie die Seitenwatide 
bilden, kamen bei FeldarlMsileu üu Tage, und nachdem 
man t^ich durcli eine rroltegrabung von der künstlichen 
fieschatl'oulioit der Anlage Öberzeugt hatte, rührt« maa 
nicht weiter daran, so dafs die eigentliche Ausgrabaag 
dnnfa aiaan Faohauuia, Dr. BÖbiau vom Maseaas 
Frideridaaum Ja Kaawl, vorgeaoianften werdso koantei 
Die Lfinge des Grabes, dessen Deckplatten bereits ent< 
fernt waren, betrigt nicht weniger als 20 m, die Breite 
\m DurcliscLnitt 3,50 m. Die Platten iiuiscblieisen einen 
Hauptraum von 16,30 m Linge, Tun dem durch «ine 
qnargaatellte Platte ein Vorraum too etwa 2,50 m 
Länge abgesondert ist Ein kreisrundes Loch von 0,50 m 
Durchmesser in dieser Platte stellt die Verbindung 
swisabaa beiden Jttaaea bar (lüg. 1). Aa dar iaibaiaa 
Stimaeit« irar die TorkaniaMr aasohefaieBd nidit wmr- 
seljl^ssen. Die beiden Steinplatten au den Stirnseiton 
sowie f) Platten von den Seitenwänden sind an den 
lunentlileheu mit eingetieften Zeiclinuiigen versehen, 
welche durch dicht nebeneinander eingepickte l'unkte 
hergestellt siad aad lo an die neolithiidie Technik der 
StiobkanalTanueruag aa XbongeObaiB erinnert. 
Zeiehaaagao sind ea, «daba aaear latann 
erregen. Sie beatebea aas Ziaibsackmustern an den 
Stirnflftohen nnd ana ritselbaften gabelartigen Motiven 
an den Lingsw&nden (Fig. ^ und 3). Der Weg, auf dem 
luatt sau Piner richtigen Deutuntr dipser Zeichen gelangt, 
kann nur der ^ein, dafs man /.uDüchst die Zeit und die 
speciellere Kulturgruppe ermittelt, welcher das Denk- 
mal angehört. Ton vornherein kann man mit Sioker* 
beit sagea, dafs die jflngera Staiaaeit ia Batracbt koauat. 
Aller welobe sntliabe nad OrQicba Groppe? Bfihlan 

stellt das Orab in Parallele mit der lliüringer Sehnur- 
keramik In der That stimmt der Hau iler Kiste mit 
dem Locb in der einen Stiniwsud mit den thüringischen 
Steinkisten dieser Grupiie iiherein. werin auch letztere 
nicht die Dünensiunen des Züscbener (irabeg erreichen; 
fenmr erinnert die Bedeoknng der Steinplatten nütgr»- 
Tiertea ZaiehaaBgea aa daa Maraebarger Grab, irakibea 

') I. Bühlau und F. v. Giloa zu GiUa, Keolithiicbe 
Denknjiler ntiü TIe««en. Mit 7 Tafeln und Ul Tc\tabbililaa|en. 
Katael •."[•n. /•['iui-brift des Vereins für lie»] !i<- (lencliJenta 
und Latuleakande. Kau« Folg«, lü. Bti|»pl«uient)i«ft. 



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88 



mtn liisher mit der Schnurkerainik in Verbindung 
brachte, and Rcblierslich weist Böhlaa auf die Ähnlich- 
keit der ZOtchencr Steinkiste mit der ebenfalla von ihm 
a. a. 0. TeröfTentlichten Kiste von Fritzlar bin, in welcher 
ein zur Schourkeramik gehöriger Becher gefunden 
sein soll. 

Die drei angeführteu Fülle sind aber für die Zu- 
weisung der Züschener Kiste in die Kultur der Schnur- 
keramik nicht bindend. Das Loch in der einen Stirn- 
wand kommt nämlich anfser in Thüringen und an dem 
Grabe Ton Fritzlar auch noch in Skandinavien vor, und 
swar in Verbindung mit einer keramischen Gruppe, 
welche man nicht zur Schnurkerauiik rechnen kann. 
Was das Merseburger Grab anlangt, so steht dessen 
Verbindung mit der Schnurkeramik auch nicht nufser 




Fig. I. Au»ckt von 0>ten. 



allem Zweifel, so lange die oben geäufserten Bedenken 
bestehen. Mit besserem Hechte könnte man auf das 
Grab von Nietleben hinweisen, dessen Genifse aber nicht 
der Schnnrkeramik, sondern dem Bcrnburgur Typus ^) 
angehören. 

Die Kiste des Zfischener Grabes kann also Ober die 
Zuweisung des Fundes zu einer keramischen Sonder- 
gruppe nichts Sicheren aussagen. Prüfen wir nun die 
Beigaben. 

Da niura nun zunächst konstatiert werden , dafa 
unter den von Böhlau mitgeteilten Beigaben nicht ein 
einziges Stück ist, welches f&r die Schnurkeramik 
specifisoh wäre. Dagegen sind drei Gegenstände ge- 
funden worden, die den Zusammenhang mit einer anderen 
keramischen Gruppe aufser allen Zweifel »teilen: ein 
Flftschcben, dessen enger Hals einen kragenartigen Ring 



*) Vgl. Verhandlungen der Berl. antbr. liescllicbaft 1892, 
S. m If. 



tr&gt (Böhlau a. a. 0., Beilage I, Fig. 8. — Hier Fig. 4), 
ein Bruchstück vom Halse eines ähnlichen (iefafses 
(Böhlau, Fig. 9)^) und das StQck einer AusguTBtUllo von 
einem Thongefäfs (Böhlau, Fig. 6). 

Gcfiifse mit Ausgufstülle nun sind ein Specifikum 
der Steinzeit Nordwest - Deutschlands, es sind meist 
grufse, scbüsselartige Typen, an denen sie vorkommen 
(vgl. z. B. Lindenschmit^ .Altertümer unserer heidnischen 
Vorzeit, Bd. 1, Hüft 3, Tafel 4, Fig. 8 und 1.3). Der- 
selben Gruppe gehören auch die Kragenflftschchen an 
(z. B. Towes, Unsi-ro Vorzeit, S. 27, Fig. 3), diese haben 
aber ein weiteres Verbreitungsgebiet, denn sie kommen 
noch in Scbleswig-Holateiu und Dänemark vor. 

Durch die genannten keramischen Beigaben steht 
also daa Züschener Grab in den engsten Beziehungen 




Tig. Ü. Die WeMecke. 



zur nordwe-stdeutschen Gruppe der Steinzeitknltur nnd 
weiterhin zu Schleswig -Holstein und Dtnemark, wenn 
man also «eine gravierten Zeichnungen deuten will, 
muls man den Blick zunftchst dorthin richten. Freilich 
kann damit nur die Richtung angegeben werden, in 
welcher sich künftige Untersuchungen zu bewegen haben, 
ein befriedigendes F.rgebnis darf man jetzt, wo nur die 
wenigen Zeichen aus diesem einen Grabe vorliegen, noch 
nicht erwarten. 

Das Grab von Züschen wird für die Zukunft noch 
in einer anderen Beziehung wichtig werden. Die merk- 
würdige Sitte, eine Stirnwand der Steinkiste mit einem 
I Zugangsloch zu verseben, herrschte in Thüringen und 

*| Kk befremilet. Hafs unter den BruebstUcken dic«>>« ganz 
zerdrückt gefumlfnen OrfAhe» aui'h ein Henkel Kffnndeii 
•ein «oll ; da« al>g«t)ildete FraKment kann kaum einem anderen 
Uefärse als einem sokben KraK<?ntläachchen angehört haben, 
bei dieaem Typus sind aber llenkrl bisher nicht bekannt 
I geworden. 



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3i) 



in SkandinaTien , dazwischen ab«r klatUe eine grofse 
Lücke; wie diese iiuüzurüllen sein wird, deutet das 
Zflachener Grab an, dem einerseits infolge seiner geo- 
graphiachen Lage BMMhniifen zu der hochentwiekelten 
xi»olitli»eh«a Kaltar dai benachbarten ThOriogen gewih 
nahe genug güagm haben, wihrend anderaeita die 
T«rinad«iig moli MordeB dwdi di» Beign bw geiieheci 
kt Ab«r moA in diHW Hinndit wlra m jnMIA, 




Toreilige Schlüsse zu ziehen, 80 lanf;e die Steinzeit Ileüseus 
noeh nieht anaf&hrl icher erTorscbt ist. 

mala Böhla« sehr dankbar sein, dafs er daa 
>, wna Aber die Steinseit Ileaaens bekannt ge- 
iti, in AnaeUnii nn di« Pnhliltation des Za« 
■dMoer OnbM IlbenIcbtBeh BOtammengeetellt bat. Ea 
sind folgende Dcnkmfiler: 1. Eine kleinere Steinkiste von 
Züschen, welche aehr schlecht erhalten ist und nur ge- 
ringe Fund« TOB nngnuin nnoUyiiidMm CInrnktw ga> 
liefert hat. 

2. Eine Steinkiita Ton Fritslar mit «tnaB eben- 
Mlohen Loche wi« u der giobon Kiolo von ZBacibon, 
Sie iet von Finder aoisognben irorden« leider eind »ber 

die Berichte so nnklar und widersprechend, dafs man 

der einen Notiz, wonach ein anscheinend zur Sohnur- 
keraniik gehongir Üeclier mit einem ,S;teiiili(ibel von 
Basalt* hier zusaiiinien gefunden sein foII, in Anbetracht 
dei tonet bekannten Verh&ltnisse< dur ..Steinhobel" oder 
•draUoieteDförmigen Keile aar Schnnr- besw. Band- 
Iteramik*) Iceine Badentang baimmeaiao bmoAt. 




■'i (j.jtzt;, Dil' (j.fiif«fi rtneii unij Ornnmente dern( 
schnurverzicrimi Keramik, S. i> f. Jena 1891. — Denelbe, 



3. Das Grab von Willingshausen, iat bircilu 1.^17 
und 1818 ausgegraben wüniun, die Mitteilungen hier- 
über sind aber auch so ungenau, dafs man ein klarea 
Bild nioht gewinnen kau. Du iet um ee mehr m b^« 
dauern, als hier eben- 
falls Gravierangen nnf 
den SteinplattoQ ver- 
banden geweeen tu 
fsp\n i'"hp\j\f'u. Mitder 
alten Abbildung eines 
dieser Steine, welche 
auch Böhlau (Fig. 24) 
wiedergiebt, ist leider 
nichta anaa&ngan. 

4. Hagelgrloer TOB 
der Madarbddo und 
TShI. Tielleiebt sind 
es (irfiber ohne Kisten- 
bau mit S^huurkera- 
mik. 

5. Ein Gräberfeld, 

•Bgeblieh mit Schnurkeramik und Leirhonbrand. Etwas 
genMwra wird erat die geplante Anagrabnng ergeben. 

t. Bin iBoiBom ,Iioehe''geftindeBeeOeflUb mit weiter 
MttadttBg (BOUau, Flg. SO), von «ine durchbohrte 
SloiBaxt und ein SchnbletateDkMl gebSren (Itöblaa, 
Vig, 81). Bi">h1au rerhnet da.s (lefafH zur Schnurkerauiik 
nnd ist infolgedessen der Meinung, dats hier wiederum 
(*gl. oben) ein Fall vorliege, wo Schnurkeramik und 
Sobuhleistenkeile snaanunen Tork&men; thata&ohlich ge- 
hört aber da« Geftft aicbt cn der genannten, ■ondma 
SU «iaer etwa« jOngam BeolitbiidMB Gmpp«, Aber 
welebe ich mir auafBhrliebere Hitteilungen Torbebalt«. 

Wenn auch die wenigen tienlithisi lien Funde aus 
Ilesiffii naturgemfifs noch zu keim ni I f.mjiuidrcn Kp.^ultate 
führen können, so liegt doch bcziiglirli ili;r m-olithischen 
Skulpturen nunmehr authentisches Material aus Mittel- 
deutschland vor, und man mnfs i^hlau für die sorg- 
flltige TerAffentliohuQg danltbar eein. Mit dieeer PabU- 
kation ist gleicbaeitig die Onradleg« ge«ebaibn, auf 
weldwr lidi die XeiiBtnia der jBngeren Steinseit in 
Heesen auflianen wird, und man darf sich wohl der 
Hoffnung hingeben, dafs die Bearbeitung dieser wichtigen 
Kulturepucbe nach diesem schönen Anfange in einem 
etwaH sebaallanB Tsapo al« ürtlier vor «kii gdwa 
wird. 
1 - - - - 

1 Über neolithinohen Hiinii.l, HH»tian-Fe«lin-hrlft I Hfl«, 8. :ua.— 
Derselbe, 8cliulili-:st>nfui-mii(e Steinkeile, Mitt der Atithrup, 
I Uaseilscbafk in Wien, ^7. Bd. 1897, SiUungabericbt, B. 46. 



Martels Forschnngen in den Hohlen der Gausses. 



Unter d«m Namen Gantae« (abgeleitet toi 
emem Wort«, wemtt man in d«r mwae« «Sailt* 
(diauz) beceiÄnet) Terstebt man in Frankreieb den sfid- 
Üeben Teil dee aus jurassischem Kalk gebildeten cen- 
tralen Hochplateaus, vuii den» das Caus.'.e M^Jefin 
(— TaUBSe du Milieu) genannte, von dem Flusse la.lonto 
entwäs-serte Gebiet (i>i< Le Karte) das ödeste ist. 4U0 bis 
600 m hohe Felsmassen ragen von dun Flufiiufern empor, 
wfthrend daa Plateau bis su einer Höhe von 1270m an- 
steigt. In einem Gebiete Ton 823001» woluiea hier 
nur 1600 Seelen. — In wrfteren Kreiaea bekaaut und 
berühmt geworden ist dicues Gebiet durch die zahlreichen 
Höhlen, darunter die beknnntesten die von Bramabiau, 
Mac-Raynal, l'adirae und von Pargilau sind. — Im 
Jahre 1897 hatte der durch seine seit 10 Jahren syste- 



matisch fortgefobrtea Höhlennatersuohnagen belwBBts 
frwMiasiaobe Advokat E. A. Maiisl sieb dieiee O^Uit 
fttr itinM PonoliaageB erwthlt nnd seine BemflkuBgan 
sind Ton einem grobartigen Erfolge gekrSnt worden. — 

Einer der (Jebiilfen Martel-s, Namens .Armand, fand beim 
Absuchen der Causso Mrjean ein Loch, das keinen be- 
sonderen Namen führte, sondern nur „Aven" genannt 
wurde, womit man die zahlreichen Schlünde in diesem 
Gebiete zu bezeichnen pflegt. 

Dasselbe liogt swisohen Nabrigas nnd la POrade, 
1 km Ton Hirut Annaud, wdeber deseslbe dann 
flüchtig untersuchte, fand mit einer Hcbnnr von 50 m 
I^nge einen Boden und wufst« Bchlielslich Härtel, der 
Rnfan^.^^ nicht be-iondere Neigung dafür hatte, zu be- 
wegen, dasselbe zu erforaoben. — Am 19. September 



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40 



Il»rt»lt F«n«kil»f«B ia dea Hökl«a d*r Caniiei. 



1897, 10 Ubr morgeni, brseli man mit iwei Wtgien, auf 

dt'nct'. alle Ap[iurttte lagpHr-n , Tun Mi yruciH auf und 
fuhr da«Tfaftl der Jonte hinauf (Fig. 1). Dasselbe bietet 
OBaa gidkarlägw AsUidt dar «nd k«n {a ^dier^Ba- 




Karta dea CatuM X<j«aa in Loxür«. 



liahung mit dm »nerikaniaeben Canons Tergltehen 
werden. — 400 m hoch und hdhar steigen die Felsen 
Icrrasafiiförmig empor, rol blinkende Qucrriegel von 
ÖO bis 200 m Iluhe zweigen sieb davon ub, bald wie 
verfallenes Mauerwerk, bald vereinzalt wie riesige TaaSB 
•oaaehend. Bei einer Kiegung des Weges hat maa «iate 
priabtigea Tiafblick auf die Jonte, der Weg steigt itoiler 
aa «ad wiadst neb bei der MOhlo voa Sourbettes nm 
awai waaeerioae Qnerttiiler, wo man rinen guten geo- 
logischen Anfachlnfs der (Jpgend findet. — Um 2' ,. Ulir 
nachmittags hatte mau den Schlund eireiclit.. dpn Mmtel 
zu Ehren seines Gehülfen ^Avpn Ariiirtnd'" ii:uinte. ' 
l>ie Landschaft links davon wird sehr bezeichnend Desert 
da pierres, die Steinwüate, genannt — Dennoch übt 
diaae graaenbafte Einöde eioa aiganartiga Anaiebanga- 
kraft Mf dea FMndMi am. 

NmrdaraahmtiaaaM and in siob gekehrt« sevenniache 
Hhte ist kier oben an finden, der seine Schafherden auf 
die Kjiärlichen, mit Vegetation bewachsenen Stollen führt, 
die in den vor dem Winde geschütxten tieferen Stellen 
zu finden sind, die zwischen den aagakaaiaa Wogaa 
dieses erstarrten Oceaus liegen. 

Die Öffnung des Aven Armand liegt in etwa 960 m 
Höbe aad 860 m ftbar deot Sficigel dar Jonte, tob der 
aia io LaMkiia mv 9 km «utHniit iet iHa HObla von 
Dargilan befindet sich 2 km in sfldsüd-iMiHrlinr Richtung 
jenseits des Thaies der Jonte. Meyrueis liegt ä km 
in Büdfifltlicher Hichtung, le R .zier 12 km westlich und 
la Parade 2'/jkm nördlich vom Aven Armand. — Das- 
selbe mab in einer Alteren geologischen Kpoclie der 
Abfluls eine« See« geweaan aeb. macht vollstAndig 
den Eindruck einea wirkliobea Seblnndaa, der von oben 
bia aBtea dank die Xaaaen dea vanoUnekten Waaeera 
keraaegewaaekfln iet and iat eine Hnataraspnlte , die 
r»w.T flunh Kiivturz cirnT Hi hlfiidei-kc und narlitrfig- 
lichf KrweitiM ung durcli nntfrirdisi. lio Wasser i-utslanden 
ist. Der ovalo. In : l-'nu im DurchuieiiBer haltend« und 
4 bia 7 m tiefe Kingangstrichter des Aven Armand er- 
ioBert aabr an die Sohwalbenböhle run Gaping-fihyll in 
Torkakirak in valeke atok jetat noch ein Bionaal in einer 
Kaakada von 100 m HSha kineiaalflrat. Die SeklOada 
(Atm) der Canssea sind jetat aUe bereite trocken. 

Am Omnde des vorhin genannten TrichterR ..(Tnet 
«ich der L'i^an'.litSit- Schlund, der senkrecht in einer 
Breite, die zwischen 3 und 5 m weehaelt, 76 m tief hinab- , 



führt; bineingeworfbne weiter rollende Steine xeigten 

jedorli durch ihr Gepolter writiT Fil;wiir(-i Ii amlire 
Höhlungen an. — Um 4V j Ulir luniliiriittagh wm i-ii ciiillich 
die Strickleitern zuaammcngebuiuiuu, <.buti hcloBiiLrl und 
in den Schlund hinabgelassen (Fig. i) und das Telephon 
in Ordnung gebracht, dessen sich Martel zur VerUn- 
dung mit der AnläaBwelt bei aeinea UöUenfocaebaagaa 
mit Erfolg an bediaaan pflegt Arataad, an aiaata Siobar' 
heitsseile befestigt nnd mit Liokt, HagneaivBi, Zflod- 
hölzern und Rum reraehen, wurde die Ehre flberlaaaen, 
die von ihm entdeckte Höhle auch zuerst zu befahren. 
Von füuf handfcatAu Leuten, darunter der Eigentümer 
des Bodens, in dem der Schlund liegt, namens liertrand, 
am Stricke gehalten, ging Armand hinab, w&hrend Martel 
die telephonische Tcrbiadong mit ihm aufrecht erhielt, 
um ao aeiae Weianagan aadBaobacbtaiigen in Eiaplaag 
zu nekintn. Bn Fraund Hartala, BanTM, llbarwackta 
das ri''Iiti(.^o Aljwickflu ilr-- TelephondnbtM, ein nnrlerer 
Manu diis den Sicljcrhi'it.stinn'a. — Man sieht iiua dieser 
Boschreibunp zurGeniiL'e. wi1i;1jit unistiiridlichc .\pj>«rat 
zuweilen zur Hohlenforbchung notwendig wird. — Vor- 
sichtig ging es biniib, endlich war der Boden erreicht 
und «Ü« eratannten Aoemfe Arntaada, die Härtel dnrek 
dae Telepkoo ▼araakia, aeigten ihn ei^ a», daft «v 
eine gute Entdeckaag gemaekt hatte, und gleich darauf 
teilte Armand ihm denn auch mit, dafs er den Boden 
erreicht, losgelassen zu werden wünsche und sich in 
einer mit Tropfsteinen ganz angefüllten Höhle von etwa 
4üm Höhe und etwa gleicher Dreite befilnde, die schräg 
unten abfiele. Trotz der Warnungen Martols blieb 
Armand bei seinem Vorhaben, weiter vorzudringen, 
und 60 m Telepboadrabt und ebenaoml Sieberfaeitneiil 
wurden aohaell kinakgelaaaen ; in dar nlokaten kalben 
Stunde hörte Slart.l dann .lua den fortwfthfcnden Aus- 
rufen de« EulzückcuB und den Monologen, die Armand 
unten mit sich führte, dafs er .'(eine Entdeckung über 
die der Wunder von Dargilan und Padirac zu stellen 




naa, läagt- and Qaenehaitt ran Aven Anmual. 



schien. Endlich teilte er Martel dnrrh das Tc1e|>hon 
mit, dafs er etwa 100 Stalagmiten zälilc, darunter s<dche 
von mindestens 2.0 m Höhe, und an einem zweiten Schlünde 
angekommen aei, in dem aain 50 m langea Seil noch 



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Martel« ForichunKen in den Döhlen der Cantiei. 



41 





Fig. 1. Dm Jonte-Tluü. 



nicht den Boden erreicht habe. Da eine weitere For- 
schung am erston Tage nicht möglich war, trat Armand 
den Rückweg an und war um <j Uhr abends wieder 
oben; um lU Uhr abends befand sich die ganze Ge- 
sellschaft in Rnzier. 

AU man am Montag, den 20. September, Kam Ein- 
gang zur Höhle zarflckkehrte, lag auf dem Aigonal und 
den Sevennen frischer Schnee und ein eisiger Wind 
weht«! auf den ('auBseii. /nerat stieg wieder Armand 
hinab, dann folgte Herr Vire, endlich Marti'l selbst. Er 
stellte fest, dafs Armand nicht übertrieben hatte, denn 
was er sah, Qbertraf alles, was er an Höhlen selbst ent- 
deckt oder sonst kennen gelernt hatte. Bei etwa 40 m 
Tiefe führte der Schlund plötzlich in einen grofsen Raum 
hinein, dessen Roden nach Nordosten steil abfällt und 
mit einem wahren Urwalde von Stalagmiten bestanden 
ist (Fig. 3). — Während Martcl und Vire die Pracht 
dieser Höhle bewunderten, war der eifrige Armand mit 
der Erforschung des zweiten Schlundes beschäftigt, dessen 
Tiefe er zu 87 m feststellte. R«i Anbruch der Dämme- 
rung kehrten die drei Forscher wieder zur Oberfläche 
zurück. — Auch am 21. September fuhren die drei 
Forscher auf Bitten Armands wieder allein ein; als man 
in einer Tiefe von 75 m angekommen war, wurden mehrere 
ReTolvorschOsse abgefeuert, teils als Signal fQr dieOben- 
gubliebenen, teils als Vorsorge gegen das mögliche Herab- 
fallen dünnerer Stalagmiten, wodurch die Korscher im 
Jahre 1888 in der Höhle von Dargilan sehr bedroht 
waren. Doch die heftigen Lufterschütterungen warfen 
hier keine einzige Süule um , der Wald war solide ge- 
pflanzt. Wie man es Toruusgesehcn hatte, war der 
zweite Schlund eine liruchspalte im Dolomit, unten mit 
Steinen und Thon verstopft, so dafs weitere K&ume nicht 
zu erwarten waren , was auch bald durch Armand be- 
stätigt wurde, der l&ngs der Strickleiter die 87 ni bis 
zum Boden derselben hinabstieg. Das Heraufziehen der 
100 kg schweren Strickleiter machte den Forschern viele 
Mühe. Von den neun Standen, welche sie unten blieben, 
wurden sieben der Anfertigung von Photograph ieen und 
der topographischen Aufnahme gewidmet. Die vermit- 
telst eines kleinen Papierballous (der durch eine Alkuhol- 

Oloba* UCXV. Kr. 3. 



flamme zum Steigen gebracht wurde) ermittelte Höhe 
wechselte von 35 bis 40 m. Die ganze Tiefe der Höhle, 
einschliefslich des 7 m tiefen ftufsereu , oben beschriebe- 
nen Trichters, ist 214 m; davon fallen 75 m auf den 
ersten Schlund, 45 auf die Böschung in der Haupthöhle 




Fig. 2. Voi'bereitunKen tum AbctieK. BefeiiiKung 
der 8trickleit«r. 

• ^ y Google 



42 



Martali Forachunifm iu dea Uuhlcn der Cauiies. 



und 87 m auf den zweiten Schlnnd. Kii ist Ayen Ar- 
mand sonach die tiefste bekannte Hohle in gans 
Frankreich, da diu von G. (ianpillut im .luhre 18H8 
erforschte Höhle von tlnbanel (Oep. Hi-rault) nur ■J12m 
tief igt. Die Lioge der Haupthöblc von cinum Schlünde 
zum anderen beträgt üä ni, die Dreit« 42 bis &0 ni- Den In- 
halt der Uaaptbühle schtttzt Martcl auf etwa 120000 cbm. 
Zwar giebt ea in Amerika, im Karat und in Ilan-siir-I^sse 
noch gröfsere unterirdische Riiume, aber keine bekannte 
Höhle besitzt eine Anzahl von Stalagmiten, die man mit 
der vergleichen könnte , welrhe die .Sickerwässer seit 
Jahrtausonden, Trupfep für Tropfen niederfallend, Atom 
für Atom in den F.ingeweiden der f'uusse Mejean aof- 
gebaat haben. Aua Fig. 3 ist deutlich zu ersehen, wie 
klein der Mensch sich neben diesen phantastischen 
Riesensftalen auanimmt. In einer Zahl von etwa 200 Stück 
erheben sich die wunderbaren Palmatüninie ans Kalk- 
sinter, von tadello.ser NS'eifse, wahre Steinbäunie mit 
Bl&tt4:rn von mehreren Deci- 
nieter Länge. Der höchste 
mifst 30 m, etwa 30 sind 
18 bis 20 m hoch. Diese 
Udbe hatte zum Beispiel 
der Glockenturm von Dar- 
gilan und der astronomische 
Turm von Aggteluk in Un- 
garn , die bisher fQr die 
höchsten Stalagmiten der 
Welt galten. 

Und so dicht stehen die 
phantastischen Stiinime, die 
eine von allen bisher be- 
kannten so verschiedene 
krystalliniache Struktur 
zeigen, dafs man überall 
die Arme nicht ganz aus- 
zubreiten braucht, um zwei 
von ihnen zu berühren : 
zuweilen stehen sie selbst 
80 dicht, dafs man gar 
nicht dazwischen durch- 
schlüpfen kann. Sie neh- 
men etwa einen Raum von 
2000 qm Fläche ein und 
manche sind über 2 ra dick -, 
andere haben bei einer 
Hohe von mehreren Metern 
nur die Stärke einer ge- 
wöhnlichen Wachskerze; 
die Stalaktiten über konn- 
ten bei der Höbe des Ilan- 
mes selbst bei dem zur Ver- 
fügung stehenden Magne- 
siumlicht nur schwach 
gesehen werden. — Louis 
Armand hat mit dem Be- 
sitzer der Höhle, Bertrand, 
einen Vortrag geschlossen, 
der ihm das Recht sichert^ 
sie dem Publikum zugäng- 
lich zu machen, und Mar- 
tel zweifelt nicht daran, 
dafs dioses grofsartigste 
Naturwunder Frankreichs 
eine grofse, ungeheure An- 
ziehungskraft auf die Tou- 
risten ausül>en und Armand 
auf seine Kosten kommen 
wird. 



Die Temperatur in der Aven Armand schwankt 
zwischen 7 und b" Celsius. 

So unvergleichlich wunderbar nun auch der ge- 
spensterhafte Anblick des Inneren der Grotte von .Kven 
.\rmand ist, so haben, wie^Iartel hervorhebt, die früher 
von ihm entdeckten Höhlen doch auch wieder andere 
eigenartige Reize, z. It. die Grotte von Dargilau, die 
erste im .lahre 1888 von ihm gemachte F.ntdeckung. 
Namentlich durch Ausdehnung und Zahl der unterirdi- 
schen Räume, sowie die Kigenart einzelner Sinter- 
bildungen, bleibt sio immer eine der ach>">nsten Höhlen 
Kuropas. Fig. 4 giebt eine Stelle aus der Grotte von 
Durgilan wieder, die Martel als „Salle de la fontaine" be- 
zeichnet hat. Uehrigens hat Martel, wie er zugiebt , in 
seinem ersten Kifer die Länge der Räume von Dargilan 
überschätzt. Genauere, von ihm und anderen angestellte 
Messungen ergaben, dafs sie nicht 2800 m , sondern 
nur 1700 m lang sind, wovon ungerähr 839m dem 




Fig. -i. Avan Armand. I>«r Urwald. 



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Tony Kellen: Arel, eine deutache Stadt in Ilel((ien. 



4S 



Publikum zugüngltch gemacht 
sind. — Vor Untersnchnng von 
Aven Armand hatte Martel 
am 15. und 10. Septem ber 
auch der Höhle Ton ßnumea- 
Chaudee eineu liesuch ab- 
gestattet. Das Innere der- 
selben bietet dem gewöhn- 
lichen Touristen nicht« Doson- 
deres, dagegen ist sie wissen- 
achaftlich hoch interessant^ da 
Abbo Solonet und Dr. Pru- 
nieres in den Jahren 1870 
bis 1878 eine der reiobstcn 
Sammlungen neolithixcher Ge- 
räte dort gefunden haben. 
In dem Winter 1877 78 ent- 
deckte Dr. PraniiTcs in einer 
Seitengrotto sogar einen Fried- 
hof, aus dem über 3oO Ske- 
lette hervorgeholt wurden. — 
Sie mufa den Menschen der 
Steinzeit einen prachtvollen 
Zufiuohtsort gewährt haben 
und von ihrem nach .Södosten 
zu gelegeneu ('ingange, im tief- 
eingeschnittenon Flufsthal des 
Tarn, 340 m über dem Wasser- 
spiegel gelegen, hat man eine 
unvergleichlich schöne .Aus- 
sicht. HerrVirö fand Übrigens 
in den abgelegenen Teilen der 
Höhle eine interessante Ilöhlen- 
fauna. Martel glaubt iHsstimmt, 
dafs in der Niihe vom Ganges 
(Herault), wo die ^Grotte des 
Demoisellea" bereits bekannt 
ist, sich noch andere Höhlen in 
dem Plateau von Thurac be- 
finden. In wenigen Tagen ent- 
deckte er dort vier kleine, bis- 
her unbekannte Grotten und ein 
„Aven" von 8.5 m Tiefe. Mit 
einer Untersuchung des „Aven 
du Frere" in I.anguedoc be- 
endete Martel seine zehnte 
Carapagne der Höhlenerfor- 
schuug, die reich an Ergebnis- 
sen aller Art war. Hoffen wir, 
dafg dem kühnen Forscher 
noch weitere Erfolge erblühen. 




Fig. 4. Grotte von l>argUaiu Bpringbrunnensaal. 



Arel, eine deutsche Stadt in Belgien. 

Von Tony Köllen. 
II. 



I'ber das Ausseiien Arlona in früherer Zeit ist uns 
nur wenig bekannt. I>er luxemburgische Geschichts- 
schreiber Hertels aehrieb um Ende des 1 <i. Jahrhunderts: 
„Dil- .Stadt .\rlon ist »elir angenehm gelegen, nicht blofs, 
well sie^,hülier liegt ala die l'mgebung, sondern uucii 
weil ringsum fruchtbare Felder, Wiesen und Wälder, 
Weiden und alle anderen Annohuilichkeiten des 1/ebens 
bieten." 

Dieses Bild dürfte wohl etwas üliertrielwn sein, denn 
die Felder waren von jeher nicht sehr fruchtbar in der 
Umgegend. Noch in neuester Zeit gab es ringsum 



weite öde Flüchen und Heideland, das erst allmfihlich 
zum Teil urbar gemacht worden ist. 

Ein cinigermafaen städtisches Aussehen bekam Arlon 
erst unter der lielgischen Herrschaft. Im Jahre 1845 
wurde erst mit dem Bau de» Provinzial-Regierungs- 
palaBtes und der Anlage des Leopoldplatzus begonnen. 
185S wurde die Eisenbahn eröffnet, die mit dem grofs- 
herzoglichen und dem ostfranzösischon Netze verbunden 
wurde. Seither wurden die übrigen nennenswerten 
Gebäude der Stadt errichtet Leopold I. und Leopold H. 
kamen mehrmals nach Arlon, um die dort veranstalteten 



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44 



Tony K*ll«ii? Ar*l, «in* dsulMlit Stadt ia Balftea. 



landwirtichaftlichen Autstellongen cn besichtigen. Dub 
«araa nebaa dar Enehnaong dar Cholara (1866) aad 
eiaigea poliUwbai KIbiiiISm In d«r smMilMi Zai( dia 

einzigen bemerken »werten Ereignisse der latateo Jäh^ 
sehnte in den Annalen der Stadt Arlon. 

Im IS. Jiihrliuiidei't unter-'triiiiJeii deiü (ierirlitsliofe 
in Arlon (pi-evote) iiundert iMiri'er und Weiler. Uirrvou 
gehörten nur 3 BOrgermeistereien (niairies) dem waUo- 
niaokea Quartier an, wahrend dia (tbrigvn 12 Bürger- 
BtaiatcveMD da« deutsche (^uartiar bildaten. In der (ie- 
adiiahta voa Prai fiadat maa naaalia daataoha 
Deaeioibnungen tod Baamtan, ao ooeb im 18. Jahrbdadart 
einen „Steur-uiayer" '"^ieueißiupninger). Die InnucC'-n 
hatten meistenn deutt-che ^^tAtuten. Leider bcrötk- 
siditlt;* l'riit in srint-iu uiiifrii)prt-)ili<Mi Werke die Frage 
der Nationalität der iiewolinpr i-chr wenig, über die 
Sprache ftufsert er sich übeilinupt nicht, es sei denn, 
dad ar aaweilan bamarki, diei»ea odar ja»c« Dokumeat 
bab« ar atn dam Bvotacbao flbgnatat. 

Auch aus der religiösen Geechielite der Stadt Arloa, 
die Prat geschrieben hat, ist nicht viel über Nationalitit 
und Sprurlio «Tsii.litlicb. In oiucrii Ititeiinsf heii Ver- 
z<>ii'linis d«r Küriuelitttr üuf dem Jahre li>7ü wird mn 
Teil als ArlouerC^Arlunenüin") und ein Teil als Wallonen 
( . Wullnnnensis") bezeichnet. Zwei Oebetböchcr wurden 
IT'iO in Luxemburg zum Gebrauche in den .Xrloner 
Kirokaa ia {raBaflaiaakar Spieka gadruckt, aia Bawaia, 
daA damalt aeban Tiala Lauta diaaer Spraoba mtebtig 
waren. ^Vorher (1743) waren aber auch versoliiedene 
Gebet- und Ej-baunngsbflcher in deutscher Sprache, 
fliienfall« für Ar!<iii bestimmt, in Luxemburg gedruckt 
worden, iu eiaem derselben wird berichtet, dafa 1738 
bei einer religiösen Feier zuerst eine deutiaba, daun 
aina firaaaösische Predigt gehalten wurde. 

Tan der Provinz Luxemburg ist nur der Bezirk 
Arlas gaaa dautacb, wibnad dia fiaairka Maraha, Baa- 
tagaa (Baatnaeb), Virtoo uad NanfcbAtaau baaplaleblich 

französlsi'h (»rdloni-ch'i sind. Im Pezirk Arlon siivcrlien 
21-t8 uiüuulicht! Ht'wiiiiiKT und Kitil «t ibhclio nur l'raiizu- 
fisch (eingewanderte NValloncii). ^'1 '^S munnliclip und .Üli" 
KuiMicho französisch und deutoch, 72t>3 miknuliclie und 
8:>!ii' weibliche nur deutaah. Bai denen, die französisch 
wad deulach apracban, kaaa maa mit ainigar Siohariieit 
aoiabmaa, dab »9 danta^ao Unpranga rind, danii dia 
WalloDen lernen ebenso ungern eine fremde Sprache 
wia die Franzosen. Bemerkenswert ist noch der Bezirk 
Bastnach mit 9<i"' numnliLlien und liiR3 wcibliclieii He- 
wobnern rein deutscher Zunge, dtMten alierdings lUlHU 
besw. 15 257 nur französisch redende und 910 bezw. 
6t>2 dautach und firaaaöaiaob radeade Bawobaar gagaa- 
abar atabao>}. 



■) Dar UttiolMr Prof. Kartb, gebitnig au« Arlon, hielt 
189.1 auf der Veraammlung i)es Ooerreivereint zu Bamberg 
einen Vortrag übor das deutuche Qabiot Bel){iens, dtütsen Be- 
wolinerzabl er zu 4ii (H.ii> Seelen angab. Vitt deoUob« llebiet 
serfillJl in zwei GruppvD, die iiü>lü«tli<;be , luxembiirtriiicb«, 
mit dpn Küuioneii Are! (Avlou) o«d Met/ig (Meiwaiicy), 
wli hi-K in .rl'i^;euj Au^ntzt? allein zuv lie-i recbung nelaogt, ' 
und in die bier nivbt l>eriicksichtij{t« öetXicbe od«r lüttich- 
■eba mit neun, ur>|iriiDglicb aiedanlaataeben , nlwr Jetzt 
bor.bdeutaclien Oemeioden (PfatmieoV Die Ar1on«r (oädliebe) 
(•ruppe mit 22 OemeindeD ist von Ureprung nn liocbdentaoli 
und rodet ein* mittelfrüDkiscb« Mundart. Da« I>orf Urrzig 
(llaclii). zwei Standen w««llicli von Arlon, ixl d«r vurge- | 
»cbobenste l'oolt^n de« deuturlien Sprachgebiete». Die ^rnfKen 
Waldungen acbeiden noch lie-,ite I nt i^ie D'nfft i}i r Wstlloneii i 
von den uralten AMiedi- luiiKt n .Ivi lUMit cli-rj, wii? ^.>I■ mebr I 
all 1000 Jabren. fiöciib, l*t>r U«;ut>«tii.'D Volktzoiil und ' 
BprnchKebiet , 1961*, B. I«R, giebl ilfir ]8«tliini gaiizvu ; 
KU 400 deUUcli Itedeud« iu 1^ (ienieiudeu im gexchloneiieu 
deataabaa SfraAgaliiata Bdgiaaa an; BrAmar, KatioaaUlM 
uad Spnabe im Klin%rtidiM Balgiea, 1887, & 117, giabt ga- 



Die Namen der um Arlon liegenden Ortschaften 
aiad im Laufa dar Zeit nalfaoh Tenralacbt, abeoao wia 
ia dam Likttiehar Graaflkraiaa, «o naeh daataab ga- 

sprochen wird, leb gebe bier dia Naaan Fulger (M- 

scbaften in deutscher und fnins&uaober Sprache wieder: 
Met/ig ■ MessMicy, Illingen ~ Aubange, RiLnig — Koche- 
court, Hokingeu oder Uoldang — Halanasy , liollan = 
Hollange, Bastnach (Bastnech)=Hastogne, Bocholts oder 
Bockels ~ Beho, Tintingen oder Tinnen =^ Tiutaage, Ober» 
und Nieder- Filter = Autel-haut und Autelbas, Hond^ 
liugaa = Baadalanga. Maaeha dieeer kamdautaabaa 
Namen «ind, wie man atabt, einfaeh dnnib Anbftngaa 
der Silbe riinjje" friinzi'siert. In der fiea<di!chte der 
Stadt und MiirkgralWhufl Ailou von l'rul üudu ich »ua 
älterer und neuerer Zeit eine grofse .\iizfthl Neimen von 
Ortschal'luu , die unzweifelhaft noch rein deutsch oder 
wenigstens deutschen Ursprungs sind. Ich erwähne 
nur {(tlganda: fioanart, Stockem, Freylaqga (Frayliagaa)^ 
Seaaelig, Haiaaeb, Liaehart «. a. v. 

Die Flurnamen aiod aftmÜicb dentaab. Da iai a, B. 
der „llnnebur" („Ilunnenbrannen") an der Guiraebar 
Striiri<e /.a eiwulinen (iingeblicb zur Erinnerung,' an den 
Durclizug der ilnnnen mu genannt), ferner der rotenweg 
an der Strafse vim Arlnn nin h Vivilli-, bo genannt, weil 
dort ein römischer Friedhuf entdeckt wurde, der Weisen- 
berg (eigentlich Weifsenberg, Montagne blanche). Auf 
der Hostart (naeb Prat bedeutet Hoatart ein aarfallanaa 
Haus), Auf dam Ldaer, Eaaaa}«Kiiap (Kaaaal-Baig) und 
Kessel-Grund, Winkelknnp u. s. w. 

Kerndeutsch sind alle die .Sagen und MSrcben, die 
im Volksmunde frir;lel>en. N. Warkev, rr^'lei^srir um 
Arloner Gymnasiuui, hat mit lui>eiiiiwert«m Lilttr die 
Sagen der Provinz Luxemburg gesammelt Die meisten 
sind in einem starken Bande voreinigt, der den Titel 
trägt: „Wintergrün -Sagen, GeschicbteD, Legenden und 
Mirehan aua der Profina Luzambnig" (awaite bedan- 
tand Tarmabrta Anflage, AHon 1R90). Einen Kaobtrag 
dazu bilden die .Sttr' , 1, ; luxembarKisclien Volkes. 
.\ns Itelgisch-Luxenihurg und dem KiHciithsl l .Vrlon 
Itetii Verfii8.''er gebührt für die nailievolle Arbeit 
Dank uud Anerkennung. Den belgischen Fulkloriaten 
mögen die Bücher weniger gut gefallen, weil sie deutacb 
gaaclirialian aind, aber aa wAre ijaradasu aia Verrat am 
Tolkituma gawaaen, ria fraaaOaMdi an TarOffenfliebeo 
und dadurch eine Tflnachuag in Becug anf die Sprache 
der Kinwohner zu versuchen. Die Arbeit war um so 
verdienstvidliT, hh dnliin imrii niemand eine solche 
Sammlung sttüaiumeiigLtjittillt hättu. .1. W.Wolf hat 1843 
zu Leipzig , Niederländische .Sagen" verüflentlicht, die 
er (ödö an der Zahl) in Belgien paradnlioh gesammelt 
battab Dia Provinz Luxemburg war ia diaaer Sammlung 
abar mnr mit awai Sagaa vartaataa, vaa daaan atna 
vom Verfäaaer aalbat nacbtrpglieb aia falaeb erkannt 
wurde. I'ie Provinz ist aber keineswegs sagetiarm, und 
Warker aiigt «lit llecht: „^■'''n I»obe unserer luxem- 
Liurgi.ichcn Bevö]kenniL! i*ei es gesagt, dafs sie gröisten- 
t«ilH iiorh immer rucht fest und mit echt deutecber Treue 
an dem ki>«tbareD Gute der Saga, dam ImmavgrSliaB 
Erbteile der Väter, featbilL" 

Ton den gedruaiktaD Quellen, dia Warker benutat 
bat, aind die belgischen aimtliidi in franaSaiaebar Spraaba; 

naue Zahlen für die oinzelu«n Oemein<l«n , auch die ge- 
iDiKhten. Dir /.«blen otiinmen Uberein mit den üben von 
Kellen niitgeieillpn F>ir beide Bezirke, Arkn tinfl JUat- 
nacb JBAitonge), truiil^/ii firh .liintli nur ileMtscb 

Kedende und loCr'i (ieiit«cb uatl fniuzä«iBcli il«tleiitie. Da 
ili« W'iilloni'n nur auauabiuiwei*« deutNcli lernen, m sind die 
GeiuincbttpraeJiigen als Deutsche zu betrachten i die Gesamt- 
anaHue wtia I6r alle Saataidicn dar beidaa Baiirka SS MO. 

BadabtioB. 



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Tasy Kellaiti Ar«l, nn* d«ii(foht 8Udt in Balgias. 



4& 



ttor dw liuieiiibiirKn>^ m» TaQ 4«wlMlt. Er 
Msnt «MB Work Bdbit ]Iat«ikliian«nuii]ug. In 
dar Tliftt libt «r tich auch nielit auf eive krititelie 

Sichtung de« Stoffes ein, obachon ee z. D. ««-Iir interesBant 
gewesen wiire, zu unterauchen, wie die Sagen der bel- 
fjfigclipii IVovinz I.nxeniluirg mit denen de» Grofslier/og- 
tums und de« Uoutücben Reiches zuEammeohängen und 
welchen Einflufe die Sugen au« den walloniiahan Gagaodai 
in dam wettiiAhan Tail« dar I'roTinz ausgeilbt haben, 
dar flieht nähr dam daataehaB Sprachgebiete angehört. 
JecloiifallB trafan <Sa 8af«n aoA dnralwa« deBtaokea 
Gepräge. 

Diu Arlonor Sprichwörter, die Warker auführl, niiui 
ausacblierslich solche, die aoch im Grofgherzogtam gang 
und gäbe sind. Die Sitten und Gebräuche £ai dMD- 
falk vielfach mit denen iat Grobhenogtum varwandt 
FrUicr, als die Stadt Ar km nooli vial Ueinar war and 
«oeh grörsere IsBigkait anter der Einwohnaraehift be- 
atand, und, wie Warkar tagt, .der Peter in dem Haoaa 
das Klaue Bteis wie ein lieber Bnider aufgpnonimcn 
war", berr«cht«i uucli tuciir Gemaiiicbkeit und uiulii' ün- 
jfezwungpnlieit, gröfeere Eintracht und treuere Freund- 
schait unter den Leuten. Da ging keine Feier, keine 
Fitatiwaht ncd keine Kirmes vorfiber, welche nicht von 
dar g»B««B Naahbaraabaft vntar «Uarlei Lnatharkieitan 
!n tiBotar Oemainaoliafl galeiart wordan wlnu Mit dam 
nttivuii Oc'iuütBlebon der Vurfiibren Ist muiiclii-r Bcliönc 
Hrfiuch und luanclie iiltiiergebraolite Sitte verBcliwiindtin. 

Zu Arlun war o» eiifdeni Hrftuch, diil'a judur Erwucli- 
sene am MittfaatenBonuUtg den „UaJbfaatenheriDg'' esien 
mnfate. Wer das nicht thttt TM dau kiefa ea, die 
Müekan wflrdaa ihn im SoBnaar Tanabran. Dia Wirta- 
hioaar wcrao «a jaaam Tag« tmaiar dicht mit Stidlam 
and Hanern gafttUt. Dar Hering wnrde der Lftnge nach 
cntzw'^igL'risaan and seine wie Silber glänzende „Seele" 
mit einer gewieien G^wundtlieit an die /.immerdpcke 
(geschleudert. Nicht Hfltfn wurden in uiiiur Wirtistuhe 
Sil vieli' Ilerinpo viTspeist, dnh d\f I'ecke fast cum 
unter den pSeeleo" verschwand. Dieser Brauch erinnert 
•o radit ta di« UagaboDdaakaiti dia »af dni^laiiaelien 

Boa aigvnnrtiga SHta bestand ehemals dan ganzen 
Mai hindurch. Ging ein Mndchcn des Abends durch die 
Strahen, und wäre es ituch die Tochter eines angesehenen 
Rates gewesen, so konnte ea ihm leicht vorkouiiiier. 
Ton einigen Hurschen ggehöht". d. h. emporgehoben 2u 
werden. Einer der Burachcn hielt dem MAdchen die 
Arme, ein sweiter die Beine fest, wikraad ein dritter 
lieh die Maid auf dia Schultern satiU vad iia aia paar- 
mal kriftig seb&ttelt«. War das ante« «UgaoMioaai 
Gallcbter geeobaban, to kennt« das Hldeban weHwniiahen. 

Das ^Hrihtn" wurde Rpiiler |>t>lizei!ich Tprhotcn. 

In dt-r g;uizpu l'roviiiz wird uüoL jetzt ein rigeii- 
artiger lirnucli aufrcclit ^eli.ilten. Am 6. DeztnihtT 
findet nftiidioh nlljülirlidi iu Arlon der „Markt der Ver- 
liebten'^ statt. Xiin Hastnach, NeufchAteau und den 
•ndaran laxemlmrgiaehen Ortachaflen begeben sich die 
Landlaat« snFnA odar nnf den mannigfaltigsten Wagen 
nnrh .\rlon, um diesem Markte beizuwohnen. Festlich 
gokl*.'iiiete junge Männer treffen mit den Bäuerinnen zu- 
sammen. Iii iif'ftiitniiteu KalTi-ehiiUKerii tichcrz«-!! sie 
miteinander, während die Kitern der jungen l..eule sich 
besprechen. Die Barschen kaufen denjenigen Mädchen, 
dia ihnen gafallan, einen «bailigan Nikoiaas'', d. h. ein 
klaioaa Gaaabaok. Aof dieaaa anlan H«rkt folgt am 



aralao Oonnanlag daa ICoanta Jaaaar dar swahallavkt 
Hat man sieb ia dar Zwiaahaaaatt Batar dan Familiaa 

geeinigt, so findet an^ diaaem Ifarkta di« Yerlohnng 
statt. Die Vermittehiiig liheniehiiien die i*ich eines all- 
seitigen Vertrsueus erfrvueudeu „Uaüigaiäuuer", welche 
' die Verhältnisse genau kennen nnd die Bedingungen 

iiiBStsetxan. Zu diesem Zwecke Ter)c))«n sie die Zeit 
iwknhan den zwei Märkten in den beteiligten Familien, 
«•aaia «nd trinken »uIi beste and werden aebr geehrt. 
Kommt die Reirat an itanda, an erhalten sie beatimmte 

Prozentti vtin der Mitgift und aurserdeiu — tu will es 
der Volksbrauch — ein Paar Stiefel und einen Cvlindei- 
but. 

Wer das Warkersihe ^WiDtergrtSn" liest, das noch 
manche andere merkwürdigo Gübräucho enthält, hat auf 
den ersten 400 Seiten des Bande« kein« Ahnung, dab 
er aieh in ainam der Varwalsehnng aoageaetsten Lande 
bafiodai» Eni im lataten Drittel kommen allmlhli«h 
fraufialaaba Samen Ton Gemeindan, Floren n. s. w. vor. 
Von diesen haben iibripens einzi-lne nel>en den wallo- 
nischen Bezeichntutgcu aucii oi>ch deutsche, so die zur 
Genieindt' Herzif? gehörige Ortschaft Fouches, die nuf 
deutsch üUen hcifst (Ofen, Fouches, entstellt von fours, 
früher befanden sich dort Kalköfen). Sehr spafsig i»t 
«ine Mitteilong, nacJi wakketr die Bewohner Hatrivala 
behaapten, ihr Dorf an die ante Stadt dea alten Frank- 

: rclehs (Galliens) gewesen. , Immerhin «tehl fest", sagt 

, Warker, „du!» die Ilatrivalenser bjcL duix'h ihren leb- 
haften Charakkter, itire Energie und eine gr^ifsere 

: lutelligens Tor den Einwohnern der umliegenden Dorfer 
ausseichnen. Scherseahalber nennt man «ie „Krähen'^, 

, weU sie, ohne bösartig an sein, sehr laut a{iiracben, 
▼iel sehwatzan nnd grofaihnn.* 

Der Charakter der Belgiacb*LBzeBbarnr aolapfidbi 
ungefähr demjenigen dar Bewohner das Gronfaanoigtnma: 
zienilifh nüchtern, etwas derb und rnuli, ini Grunde aber 
gutmütig. Kcichsdffutsche und Wnllüuen kiiuimcu nicht 
immer gut niit ihnen zu wepe, lieporiders hiilt die erste 
Antiäheruug äuIserBl achwer. Im Metzer I.«ude sagt 
der Itauer IB Baiaer altfranzösisohen Mundart: „I.o va 
d'Erdan aa vom myse ke le ja do peji, aa de mar ja." 
Man wird dieaa eigenartige Mundart leieht yerstehen, 
wenn man mit diesen Worten die französische Über- 

i tragung des Satzes vergleicht: ,Iye vent dWrdennes ne 
Vfiut [las mieux (jue le.n gens du pavs, ee tont de niau- 
vaiBPs gens.' (Der Wind voa den Ardennen n»l nicht 
ljeBt>er. itls das Volk dieses I^andes, es sind schlechte 
Leute.) Wie man sieht, sind die Metzer nicht gut auf 
dia Luxambuigar und die Balgiiar so epreehen , ob mit 
Backt odar Uamkt, mag dahin gcatalli Uaibaa. Wo 
swai Kationalitlten sieh berfibren, sind Reibungen nn- 
vermeidlich, und wenn aurh im ('irnr.Hherzogtiim, wie in 
der helpitclien Provinz die Bewohner iiul die Reicbe- 
deut.Hchen nicht (|ut ZU sprechen sind , <io ist das zum 
guten Teile dem Umstände zuzuschreiben, dais sieh im 
Luxemburgischen meist wenig lautere Elemente (Deatr^ 
teure u. ^1.) aua Danlaaliland niederiaaaaa. lÜe ga- 
btldalen Lnamliuigvr, die einige ZeR in Dautaebland 
zugebracht haben, sind durchaus nicht deutschfeindlich. 
In Arlon hat sich übrigens vor einigen Jahren ein 
„Deuteelier Verein" gebildet. <ler fich die lobenswerte 
Aufgabe gestellt iiat, dem Volke «eine deutsche .Sjirache 
/u erhalten. Mun kann nur wünschen, dafs dieser 
Verein, der unter aebr nngttnitigaa Verhftltniaaen wirkt, 
dia aStiga Beaaktaag fladän aiflig*^ 



DigiLi^Lü Google 



4« 



Pr«f. Dr. C Kkller: ForUobritU saf dsin Gebiet« der HanetiertcuBde. 



Fortschritte auf dem Gebiete der Eanstierkmide. 

Tob Prot Dr« C. Keller. Zarieb. 

Nuchgrrade eiitwickrlt sicli eine gr'uiphe h'pgfKinikeit. 
auf dem üebiet« dtr liansticrgL'scIiichte, dorcu l'il«ge 
Dicht allein ein lierTiirrageodee zodldgisrhes Interesse 
beeitati sondern euch kvlturgeadiiehtlich und ethnoiogieeb 
inner nehr «n Bedeateoff gewjaDt^ j» iv -fielen nHen 
bei eaifir die ArchSologie wichtige AnfaeblOne nod 
'Winite von der Ilaustiergeiicbichte »u gew&rtigen. 

AU einen erfVeiilicbi'n Fortscliritt mÜMen wir ea 
beBeiebnen, dals bei derartigen l iiterBuchaogen sich die 
naturwisieDicbaftliehen MetLoiien tillL'emeiner einzu- 
bürgern b«ginnün; sie süeui küauen Anspracb euf Zu- 
Terläaaigkeit erheben und schützen, nameBtlidh veno 
KontroUmethoden bwt Verwendung gelangen, Ter Ab- 
wegen. FVailrah tanoben uoh gegenwtrtig immer nedi 
Yertuohe auf, haustiergeschichtlicbe Fragen an der 
Hend rein kuiturgeschicbtlicher oder gar Kpracbwissen- 
Rchaftlicber Metli ideii üu entscheiden-, diu lUsulttttu 
werden imuer jiruhlematiich bleiben müasen; wir lassen 
die Leistungen dieser Art hier gSnzlioh unberlloksiehtigt, 
de wir nun einiaal die«t>n Matbodea höchstens eine be- 
ttiemale ab«r entaeheidende Stimme einräumen 
Was ane in den leMan ^ren Meaae »vf 
dieeem Wege geboten werde, ist. ebw ela Hadneliritt, 
denn als Fortschritt zu bezeichnen. 

Mehrfache Versuche sind an der Hand Tergleichender 
anatomischer oder prfthistorischer Studien untenioinuion 
worden, Licht zu bringen in das Dunkel, daa lange Zeit 
Uadureb ober der Herkunft unseres sehr alten Haus- 
genoeien, dos Rinde«, acbwebte. Keben pribistoriaolien 
Unteraoebangen iit tot eilen Dingen eme grflndUobe 
Dareberbeitnng der heutigen curoptiaeben Baasen 
wftnsebber, denn im Grunde gennminen waren weite 
Strecken in ihrer RaBsenzusaininuDaetzuiig iiningelbafl 
und gar nicht bekannt« Ich habe iuich in dieser Zeit- 
schrift und an anderen Orten bereits frflher über meinen 
Standponkt in dieser Frage dabin autgesprochen, dafe ich 
eine europäische und eine aufsereurop&ischeStammquelle 
fOr nnaere aebmen Rinder nanebmen rnnfe. Mene Unter- 
endinngen Uber oetenroptieebe vnd nordenropliflohe 
Rinderrasscu sind geeignet, in dieser Sache klärend r.n 
wirken. An erster Stelle mögen die einschlägigen ArlM-iten 
von Prof. r>r, Lfo[)old Adaniutz hier liervurgeliohen 
worden'). JJieser KoTF^ober bat seit Jahren die Ra&süu- 
bestände Osteiirojias eingehend verfolgt und den wich- 
tigen Neebvaia erbrecht, defs da« polniiobe Rotvieb und 
dw gkUaiechea Rinder dem Bredijeeneetemm mtge* 
leehnet werden mlltten; beaebtenmect «tren ftncr 
■eine Angaben Ober die .Illjrieeiie Baeee*, d. h. die 
Rinderbevölkemng Ten DelmBtien, Bocnien und der 
Herzegowina. 

Völlig unbekannt ibl uns bisher diis Kind der AWin- 

ndcieii gewesen und wenn noch ein Fleck in Europa 
neue und widltife AabahMiee Aber die Tiergeschichte 
in liefern mrepreeb, •» wer et gerade Albenien. Ose 
Land gilt eb Tflllig nnnginglidi, seine Bewobuer bilden 
den Beat einer eebr elton BerSiberung; ihr conservativer 
Gbereltter, ihre Abgeseblossenheit nachauracu lüfat von 
yomherein eine primitive /usamnu'iiAet/.ung ihre» llaus- 
tierbesitzen erwarten. Die einfaciie, natürliche I<ebctiB- 
art des allem Fremden abholden liergvolkeci hat an den 
RaFKfn ppwiTs wenig gekünstelt und sie diireli die 

'l Ii. Adamelz. Unler«ucbunK«u ühvr den BcIihHpIIibu dv» 
Bindsa. ZaUssbriit rur <Ihii landwlrtaeliaMielie 
in Oealamieb. I. Ueft :i, Wien im. 



/üclitiing kdiim verändert, ehensowenig hnt>en Kreu- 
üungca ütattgüfuiidvu, also sind alle Vorbedingungen 
zur Erhaltung sehr alter BMten gegeben. 

ImUinliliak auf die lOBneBgen TSUigeAI)geeobleeaen- 
Mt md VbinglnglieUteR du Lnudee bet L. Adnaieti 
den Weg eiagesoblageD, einen Eingeborenen, der viele 
Jahre als Hirte in Ofaeralbanien verlebte, mit den 
nötigen An weisnngeii ins Innere zu schicken nn<I eine 
Sammlung vmii lüudcrsehiidtdn zu erwerben. Auf diese 
Weise geliingten fünf Riniierftrhädel in die Iliuide den 
genannten Furfcchera; sie sind gegenwirtig den Samm- 
longen der Universität Krakau einverleibt- 

Die Flrbnng der Albanaeenrinder i«t im allgemeinen 
rot oder rotbninn, snweilen eommeii ebterben j bnnB' 
schwarze oder einfarbig schwarze Tiere sind weniger 
häufig, dagegen kommen weifsscheckige tjcemplaro nicht 
^,'erude selten vor. wi\f< eine bemerkenswerte Parallele 
zu gewissen Alpeahndem der Schweiz ( Wallis- Eriuger- 
llind) bildet. Entscheidend für die Stelloog des Alba- 
neaenrindes ist indessen weniger die Fftrlmng als die 
BeeobafienbeitdeaSobIdelBi die osteologisobsB Merkmal* 
laaean nneb den Awljpaan veo h. Ad«nais mu keinen 
Zweifel tibrig, dale man ee mit einem alten Zweige des 
Brfti.ljx ceriif etiiinmcs zu thuu hat. Der zarte SchAdel- 
bau liij'sf zuweilen, wenn auch nicht aUgemuio, noch 
eine eiitBL-hiedcne Doliebuceidialie erkennen, die Geiiicht»- 
partie ist fein gebaut und auffallend gestreckt Die uuubene 
StirnflAohe, die seichten und dabei breiten SchlSfengruban, 
die Ansdebnnng der Stirnbreite swieeben den Angan, 
die BimenMilen im Zahnfann« dann die Barten Boni- 
aapfen und Hornacheidcn mit ibrem ijptselien 7erianfe, 
mdlieh die Richtung des anfsteigendenUnterkSeferastes, 
weisen unzNveideutig auf ein Brachvcerusriud hin. Pnrch 
Vergleich der von RQtimeyer zuerst aufgestellten t^chudel- 
mulM- /wischen den bisher bekannt gewordenen Hrachv- 
cerosformen mit dem Albanesenrind ergeben sich sehr 
beachtenswerte TbateaolMB. 

Von demAlpenbnwfaarBeroe, deesen bohe« Aller naeb- 
gewieseniet, nntenebridet sieh jenes Balkanknrxbomnnd 

duJureh, dafi; 'etzfert'B eine etwa.s kürzere Stirn, ein 
hingere.s und selnniilercs (lesicht und ein wesentlich 
Hclmuilerei) lliiiterbau{)t auf« eist. . Vergleieiien wir 
ferner die iielatiTwerte der albaDesiscben Kasse mit 
jenen des rfahlbMrimlee« SO Haden wir, daA di** 
selben im aUgemainen w^ beaeer Bbereinstimmen , als 
die Werte der enteren mit Jensm de* AlpenbrneliTeBne 
(BnMBviab) der Oegenwirt.* 

Adameta siebt aoeb das ■ebweffiaobe Torfrind sam 

Vergleiche herbei, wrlrhes seiner Anairht nach den uller- 
ursprÜDgliohstetl Itnu des Kur/h'Tnriiides dftr^tellt und 
änfsert wich wie lulgt- Verglcichun wir den llinlcr- 
hauptsbau der albauesisciieu Kas»e mit jeueai de.s mittel- 
europäidchon I'fahlbaurindes einerseits und mit jenem 
der altsobwedisobsD Twikfibe anderseite, so finden wir. 
dafa alle Breitenmafiie derselben beim Albaneeenrinde 
Werte besitzen, die zwischen denen der eebwediseben, 
ursprüDglichtiten Bradbycerosform und zwischen jenen 
des mitt^■leurn|•.ii.'^.■hen I'fsir.hÄUV--. lieB gelegen sind. 
Das Alpü-ubiucli^cci'usnud der liugvu wart »teilt in dieser 
lleziehung einen bereits Ktark abgeänderten Zweig der 
Bracbycerosgruppe Tür. Darauf weist die höchst wahr- 
scheinlich unter dem K.inflnsse der Kultur zu stände 
gekommene Zunahme der Breitenmafae* bin." FOgen 
wir bina«, daib b Albanien die ZMbe fifemden Dlttles, 



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* 



Prof. Dr. C. Keller: PortaeliHtt« knf d«n Gebiete der Hftnetierkaade. 



47 



dü m «nwlii« Stollm uumr Alpan it»Ufiii4*n mootte, 
vi* «• OM ltfttiii«7«r wuAtn/M», «o gat «{•«•«ga- 
mUoimib war. Beide Moment« erUlren die Erhaltung 
das PfkMImutypaa in den nnangSnglichen Gebieten der 
Dalkiinhalbinsel. Wir finden dort eine uuf früheren 
Stufen !tt*heii pelilifsben« RiiMeaincül, wir l>egegnen 
ahnliclifn VerluLltnisseii im Norden, wm nnzweideutig 
auf eine «ehr alt« und allgemeine B«Biede)ung8sehicbt 
ait nrachjceroeformen in ganz Europa hinweist. 

Tod dioaem Gaainhtapiinkia aw« vAge» kiar anefa di« 
StadiOH von Br. E. Arooandar «rOrtart «wdan, die 
er Ober das ungehörnte Rind im nördlichen Europa und 
epeciell über die nordscbwediscbe Fjellrasee angestellt 
liftt^t. Difsfr p^orsc.'liiT «teilt ein ü);oithbo1iciiJ roiebe» 
und recht wertvolles Material zusammen, das iür weit«re 
Kreise Tielfach ganz neu enicheint Aus der Fülle der 
angeftthrten Einzelheiten und das Aogaben über die 
gMgcaphieohe Verbreitung uordeanpliMberRinderraaeeD 
Mob vir dia »nflitUeiid« EfMhaiiraBg barm« dafa, je 
mehr man na^ NbrdvD Tonebreitat, !m«Zah1 dar nnge- 
h6mten Rliulor in il>jr Zunalimu Ix-griffen ist Dieae Er- 
scheinung lat physiolo^^iac h iioeli ungenttgend erkiftrt, 
man hat sie auf Abniihim' Jor WiiriuL', bald auch auf 
die Terlnderten Kniahruogsbedingungen oder gnr auf 
die abnehmende LichtiuteoKit&t zurflokzuführen Tersuulit, 
oh&a damit ain TftUi^ Toiatindnia dar EolilflfaaDg- 
horaloaar Fonnan orranlMa la kSniMB. 



Man prowinnt ans der Verbreitnngakarte, welche der 
Arbeit b<pigpfiif;t i«t, den Eindruck, dafs in Nordenropa 
die Bildung ulnar hornlosen RinJerraBKc im (iiiiigu int, 
für welchp Arennnder den Namen lios taurus akeratos 
▼orsohlä^t. Kh ist nicht aowahrscheinlieh, dab sich 
diese neu» Formenreihe unter obiger Benennung in die 
Raiaenlehre einbürgert. 

Torwiagaad atnd ei Oebirg^g^gendaa, «aleha lioni- 
loaa Bindar baiharbargeB. Im BArdlidiaD Bvfdand 
konnte A. v. Middendorf in Perm beobachten, dufs 
sie 20 Proz. des Viebstandea ausmachen, in Schweden 

kommen !^ie im luittlcren und nördlichen leile de» 
Landes vor, aodano itit ilire Verbreitung in gaox Nur- 
wegen nachgewiesen. In Irland ist das Kind nur selten 
gahttrot; «ia ao« den historischen Angaben wabrachein- 
tioh gamaabt wird, atammt es aiu dem Hanatiarbeatande 
fOB Monrefoiii, In dgnttitbn Eo|^nd, im Walaa» ia 
SoboUIand nnd Irland «ar die nngahArota KndernMie 

einst zulilrt'icli vorhanden und findet ^ic!> heute noch 
vor, wenn auch die Zulii zurückgegangen ist. In Nord- 
deutschhiud lindet F^ich von der^-ielhen noch eine kleine 
Kolonie in Oldenburg; in der Schweix ist die Akeratos- 
ferm wenigstens für die Pfablhauzeit nachgewiesen. 

Dia mit groCiar äoigfialt durehgafiobrtan Sebldal- 
nrtonnobnDgaB von Arenandar aigaban, dab dia an- 
gabSrntan Rinder Ton Nordouropa in ganz naher Ver- 
irandtschaft, zum lios brachyceroa stehen. Die Form des 
SchSdels kann im ^'anzen als lang und Hcldank iie- 
zeicbnet werden, eiiitj fllierwiegeude Neigung zur 
Dolichocephalie tritt unverkennbar hervor, zudem sind 
die Unterschiede zwischen mtanlioben ond weiblichen 
Schftdeln hier viel geringer ala bai gah4lnitan Rindern. 
Dia Stirapartia iUlt varbSltiiiimAlUg klain ana, dia 
Aagesbfiblan aind meitt ttarfc barrorraffeiid. Ra aind 
das M(jmpnf e, welche Im Veri ii, mit den Riiuverh;il( niseen 
der Ziiline eine geneti.srhe liezieluinp zwischen dem 
AkenitoHriude und dein gcliornleu Hok briichycero" als 
Tdllig naturgemära erscheinen lassen, wie Arenander 
gftBK ijiAtig barvorhabt. 

*) Veiij^r- ntlicli' III ib-ui Jl. richte au» dem pliy»lologi»fhen 
lAboratorium in riur Vemucbaanilalt de» landwirUohafilichen 
laiUtuta dar OaivwaitM Halle. Dresden lasia. 



SufihaB wir a«f dam Bodo» dar ThaiiaohaB, wia aia 
TOD L. Adamets und AraDSsdar to nidilicib ge- 
boten worden, Qhur die ursprüngliche Heimat und die 
entfernteste AuHgang^form, sowie über die Entwickeluug 

der europfiiiichen lÜuderrtisijen ein klnres iiild zu miichen. 
ao wird die so oft di«k«tiert«i l'rage von neuem besser 
beleuchtet. Die Tluttsachen mehren sich, dafs die von mir 
versuchte Anknüpfung des Urachycerosstammes an den 
Süden und .Hpeciell sn die afrikanische Zebugruppo an 
Wabracbainliebkaii gawioat. I«b waieba biar aUardisgi 
in dar IntarpraUtloo daa Tbatnohannatariala atwaa von 
den genannten Autoren ab. 

L. Adanetz neigt neuerdings zu der von einzelnen 
Autoren früher schon verfochteuen An^idit liin, dafg 
der Uos brachyceros in Kuropa wild gelebt habe. Aber 
in seiner so bedeutungsvollen und gewifa allseitig will« 
korameneu Studie über daa Albaneaenrind erscheint eine 
Abbildung (in Fig. 1) eines SchAdela, bei dem dia 
äobmaUtait daa Hiolorlwffta aufBÜU und dar ia aeioas 
Umriaaaii «nyerbanabar an gawtaaa oatafriba« 

nische ZebuBcliridel erinnert. Dftfs auf einem Ge- 
biete, das seit uralter Zeit, wie Adametz vollkornrnen 
zutrelTend betont, der llftustierbeistrtiid koiiservnliv ge- 
blieben iat, derartige Erscheinungen auftreten, wird una 
nicht befremden. IHa Banaibang, dafa Stimbeulen und 
•in mahr oder w«ing«r langor SÜrnkamm am Alba- 
Booaqaebldal a«ilnitoB« aBbaint wiadarum «uf «■ Erb* 
atfiek vom Zab« binandantea. 

Der HaaaUerbeatand der Batkanhalbinael war frflli* 
zeitig von NorJafriku her beeiiitiufst , soll uns du die 
Anwesenheit von Zebuhlut, dan sich erhalten bat, ul)er- 
raecben V 

Auch dia von Arenander mit ao viel Flaiüa ar* 
mitteltao ThalaaaliaB mSobta iah iv GuBatan nauar 
AaCraamng vanrartan. 

Daraelb« kann wioht «mbin, wiadarbalt «nf gawian 

Anklänge der von ihm unterauchteu Formen un da» 
Zeluriiid hinzuweisen, freilich gelangt er schliefalich r.a 
einer ganz neuen Abstammungabypotbeoa mit Baiaig 
auf unsere europäischen Rinderrassen. 

Er uimuit eine monophyletische Herkunft derselben 
an und glanht, dafs als Ausgangsform ein wildea hom- - 
looaa Rind (Boa akeratoa) angenommen werden mfliM, 
JaoH B aiga«Äli«ba Baimai Earopa ist Die dirakim «ad 
am wenigatanTOilndertan Abkömmlinge sind die zabmeo 
hurnluHen Rinder von Nordeuropa, welche diso gegen- 
wärtig ao die i'eripherie des Verbreitungsgebieten ge- 
drängt erscheinen. Durch „spontane Vsrifttion" ist 
daa knrzhömige Torfrind entulandeo uud „au» diesem 
haben sieh Hos frontoaus nnd Boa primigeniua 
antwickelt. Diaoar latstere ist also dar Scblaaa- 
pnnkt and niabt dar AoRgangspankt, wia man 
bis jettt gawAbnlieb aaganommen hat". 

So sehr ich die Sorgfalt anerkenne, mit welebar 
Arenander ein reichetc Muteriul von ThatBachen zu- 
sammengetragen bat, so halte ich seine Rcbrufsiolgerungen 
doch für durchaus verfehlt. 

Vom phylogenetiactmii'eaichtEpunkte aus ist es sehr 
gewagt, die HomloeigkaitaineaRiDJeR uls etwaa Primäre.i 
an batnobtan. Bafr^^t »an dia fiafonda aoa den Pfahl- 
baatan, so treten in dan Üteatan Kiadariaaiongen ge- 
hörnte Torfrinder auf, hurnlose rfahlhaurinder sind 
meines Wühlten 8 nur in jüngeren Pfahlbauten angetroffen 
worden. Nach ArenMidar mObto daa Toiblilais gonda 
umgekehrt sein. 

Das zahme Priinigeninsrind (Niederungsrind, Steppen- 
rind) tritt zeitlich vor dem Frontosusriiid anf; laiBa 
lierknnfi iat aina ganx andere, mit dem Torfinod hat ,_ _ 

•a ganatiaob iiiohta an tbrni. Saioa Ahataromnng Tom 

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4S 



Pvdf. Dt. 0. K*ll«r: Forttekritt» «vf G«M«t6 i«r Iltactlarkniid«. 



auBge3torli«n«n Ur wird gegenwärtig so allgemein su- 
gogeben uud wird Qberdiea durch kunstgeschiehtliche 
Fand«, wm iah antlagtt in dieaer Zeitsohrift nodige- 
witMn htba, m voOatindig beglaubigt, iatk Zwaifel 
nicht mehr möglich sind. 

Der monophylettHche Standpunkt ist heute üb«r- 
wiiiiden und wir iiiüssen (laran fpsthsiten. dfils die zaiimen 
Binder Kurupaü auü ^wei ganz vertM:hieden<iu Staium- 
qnellen bezogen wurden. 

Der Nachweis, dafa auf gewiesen Gebieten im Norden 
TOD Europa ein dem lirachycerosstamm ganz nahe ver- 
iwadt«) Riad hanÜM igt, «duiiit nur «in Dmar Fiofnr- 
idg SU Min, dnb -wir bdin Z«ka «nkntlpftil nfiattn, 
wenn wir Ja» TorfritiJ uoil tiie von ibin abstammenden 
Formen der Gegenwurt ritlitig liourtt-iU'n wollen. 

Wie im Nordt'ii Kuiojins du» Kurzlioiiiriiid starke 
Neigung hat, homlns zu werden, so iui<:h das '/.eburind 
Afrikas. Wenn man an der Hand d<.-n ugviitoluglschen 
Plaohtirarkes von L«piiui d«n alt«^ptiKheB Risd«r- 
betUnd dsTohninitert, w> begagnat nma dort boroita 
vielfach hornlosen Rindern. Der Akeratustypna war 
also in alter Zeit auch im Nilthale Terbreitet, wir be- 
gvgnen ihm liRiitt> noch in Centralafrika. Arenander 
Üldet auch eiuuu itoruiueit-u Ztibu»cb&del aus Südarabien 
«b, der unverkennbare Ähnlichkeit mit dem nordeuro- 
p&iachen Akcratoe aufwaiat. Frailioh ist dftbai «in kleiner 
Irrtum unterlaufen, j«na figw {Fig, 17 nnf Tat IV) ist 
nooh kain völliger Akamtoa, aondatn antalninait ainam 
SeMsppbomrinda ; da ieb in Sfldarabtan wdM Kretts* 
IjtirnriüJer, aber keine lioriilo-icii Rinder angetroffen 
hallt», sn vsrmnte ich, dafs es Hich in df.T erwiihnten 
Figur Ulli ein Somaliriiid biiiidtdt. Diiaselbu ist selir 
oft achiapphörnig uud wird in neuerer Zeit von den 
Engländern hftufig in Aden eingefOhrt. 

Dar Irrtam iat iadataan nicht aehr eriteUiolii «ail 
die SehUpphomiiBd auf dam Waga iat, ain Akmtoa- 
rind an wardan. lob babe nachgewiesen, dafs es noch 
ichwaohe, an dar Hant haftende Ilornscheiden besitat, 
dagegen fehlen bereit« die Stimzapfen, an ihrer Stelle 
oiud nur uuregelmifaige Knochenrauhigkeiteu vorhanden. 
Dafd ein kOnatlicher Eingriff die Knochen rupfen entfernt 
habe, bleibt durchaus ausgeschlossen. Damit erscheint 
•ttoh d«r primäre ('harakter der Hornlosigkeit widerlegt. 

Bawagan aiok dia biahar barOkrtan Arhaitan wf dam 
Boden d«r Oegenwart, ao «latredran mA die Unter- 
»ueliuiii^eii von Dr. A. David über die Tlaustierver- 
hiiltniBse der l'fahlbaUKeit Bei der Tieierlegiing der 
seil weiaerischen Seeu kamen am Bielerseo Pfahlbauten 
von verschiedenem Älter zum Vurnchein, die einen grofsen 
Reichtum an Haustierresten aofwiesen, über wdoba Toir 
J*hran Tb. Stndar aiaa «ingabandere Iterlagnng Ter- 
Menllnihto. Dnvid kntpft an diaaa Angaben an nnd 
Terfolgta apeöell die Rinderrassen nnd ihre Umbildung 
wibrend derPrablbanperiode von den Altesten Stationen 
an bis zu den jüngsten. Ilem Alter nach mit SchafSs, 
der Ältesten Niederlassung bcgiuueud, folgen Lattringen, 
Lüscherz, Sutz, Vineltz und Moringen, letztere gehört 
der vollen Entwiokelong dar Brona«kaltur an, in der 
die Stein- und KnMli«HwerkMage beMita Terdringt 
aind. An einem geograiihiBeh «ng bagnnaten Gebiete 
lassen tieb die eiaaelnen Phasen der Terladerungen im 
Rinderbeetande hier besser überblicken als irgendwo. 

Schafüs am Nurdufer des Rielerseri zeii.'t in «leinen 
Steinwerkzeugeu uud Knochcnartefukten noch die volle 
EntwickeloDg der früheren Uöhlenepoche, der paläoli- 
tiiiacban Poriod«. In dieear alten Station aind die 



A. David. Beiträge zur Kenotnia der AbatammunK 
des Uauahudei. Landwirtacbaftlicbea Jahrbuch der Schweiz. 
Bern 1<97. 



Rinderreste nicht üliermäfsig häufig und lassen eine 
auffallende Rai!: eil I II. beit orkenneu. Sie gehören alle 
dem ideinen Torf rinde an. Di« apftteren Znatinde, wie 
aie in LOaeliara nnd Lattiingen entgegentreten, laaaen 

einen entschiedenen Aufschwang der Ilaustierzucht er- 
kennen, neben primigenen Rindern werden bereits 

Kreuzunpsprodukte angetroffen, zuletzt erHcheint auch 
ein hurnlosea liiud. lu der naubfolgtiudeu Zeil tritt 
eine entschieden rückläufige Bewegung ein; in der Station 
Möringen, der jüngsten von allen, ist dos Rind, das 
gegenüber dem Schaf an Menge zurücktritt, geradezu 
dagaaeriart. Oaa gecnnda Anaaabea dar Knoelwa faUt, 
die indivtdnelle <Mbt der Tiere gebt Knffaliend Unter 
das ursprünglicbc Xormalmnfs des Torfriudes zurück. 
Der Autor bringt diese Veränderung in Zusammenhang 
mit der Ankunft eines neuen Volkselemcntea zu Beginn 
der Bronzezeit, eingedrungene Volksstamm war 

nicht mehr haaptaleHlich viehzüchtend, sondern vor- 
wiegmid aekerbaiatreibead. Der RindTiahmobt ward« 
««DigBaaehtmig geaehankt, dia Raaaaa wkllmBairten.' 
tUnaiebtUoh der Spuren unserer Frontosusform werden 
nnr Vermntnngen aufgestellt und zwar mit «rofser Re- 
serve. Daran bat der Verfasser wohl gethiin. denn die 
Fleckviehrasse iot oileubur in Mitteleuropa erst lauge 
naeh der Pfahlbauzeit aufgetaucht 

Zum Schlüsse mag hier noch einer Studie des ver- 
dienstvollen Kynologen Max Siber gedacht werden'), 
welob« geeignet iat, auf dia Terwandtaehaftliafaen Ba« 
«ialrangen und Herkunft gewisser Hundefbrman mehr 
Licht zu werfen. Siber bietet Juriu eini' reicb Ilhistrierte 
Monographie der ril)ethunde, jener im Uriont neit alter 
Zeit berübmtcn, durch ihren Mut wie durch ihre Treue 
gleich ansgezeichnelen Uerghunde Hochaaiens, die im 
Abendlande noch dürftig bekannt sind, von danChiaeaen 
»bar beraita 1 100 t. Gir. erw&hnt weiden. 

Daa impoaaate Tter «taht den Bambatdinam nnd 
Neufundl&nderD keineswegs nach, der Kopf ist grofs 
und schwer mit deutlichem Stimabsatz. Überschufs an 
Kopfhaut und daher P'slten im (iesirht, lange Lefzen, 
herabsinkende, eine Ecke bildende untere Augenlider, 
hoch und breit angesetzte, herabhftngende Obren, dichte 
und meist lange Behaarung am kräftigen Körper bilden 
die Charaktereigentümlichkeiten dieses auffallenden 
Bnndaa, Finfaehe odax doppeU« Wolfaklanan wie beim 
Bemliardiner aind ala RaaaenielölMn aninaeben. 

A)<f>yriachc. Darstellungen lassen die Annahuie zu, 
dafs diesR Hunde in Asien frühzeitig eine w(»ite Ver- 
breitung erlangi haben. Alexander der drofse lernte 
i'ibethunde auf seinem /.une naohlndien kennen, später 
werden sie von Mareo l'olu erwftbat, aber erst in diesem 
Jahrhnadert bat Samnei Tomar genanere Masbriohten 
naeh Europa gebraebt. 

Die morphologischen Beziehungen zwischen dem 
Tibethund und den assyrischen Doggen, den Mastiffs, 
Bernhardinern und Neufundlimdern liiud so anff.illig 
und im Einzelnen so zahlreich , data wir mit blorsen 
Analogieen nicht mehr auskommen, sie verraten eine 
tiefer begriksdete Verwandtachaft nnd wir k&nnan nach 
der Lekt&re obengenaanter Stndle nnr eine Bridlmng 
finden— der !nbethnnd iat dia Stammform der Ictzteran 
nnd bat von Hoebaeien an« frflbzeitig seinen Weg naob 
Wc-len genommen , um hier im Bernhardiner und in 
d«r DoL'ge bfSDuderr Kulturformen zu erzengen. Eine 
nähere r'riifung ergii'ht viedficbt. dafs ein hochai-iatiseher 
Wolfsich als gemeinsame Stammform der ganien Formen- 
wih« entpuppt. 

V Max Uiber. IXtsr Tibetiiuud. Mit 4ij AulitUungen. 
Dnwk «ad Tertag von Baal Owin. Wiea laax. 

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Bteb«neli«B. 



4* 



Blieherseliaii. 



Friedrich KaUeSi Itcutsclilaud. Kinführunü in die 
Heimatkunde. I.«ipxig, Fr. Wilb. Orunow, 
Man darf »ich ODUr dem vorliegenden IiQclil«tu lUtMb 
keine Laiitokiioito in g«wOtollelMiB§iDne vontellM. Bntan 
Mtat «• dl« K«bittaia der fileiMirt« der Topographie Owitieli- 
Inda flbeniM vorniiis zwe!(ena ist sein Zweck oftober mehr, 
duBedUrfiii» nacli gcogntphiscbcr Uelehmag XQ erweeken, 
nlnenzn befriedigen; aurdt'- Tira.Miioni; mid den ZuMinmeD- 
hnnit der Emcheinungen, wie accA, n»i diüve «elbat int überall 
mehr biOKewi«'»»n , »1« änh sie husfiilirlirli h<>»rhriplM»n sind, 
lnjr V«jrfi><-i:r lint uiH'rall die Vollit^iiidiKlitit i3i'<i Stoffes 
hinter derj«nig«ii der Ueeicbtapunkte und Uedaulien 
■uräcktreten laaten; in «Nn kmen AbeohnitW abw di« Vvr- 
kehrawpge z. B. bat er die «taitliebcD Arten von Haupt- 
verkehrMtraCaen , aowie ihre geographieelicn mA gMchicbt- 
lieben Ursachen kurz erörtert, aber jede nar mit wenigen 
Deirpieleu belegt, auf eine Aufzählung und Besebreibung 
aller Hanptwege aber verxichtet. Dies« zweit« Eigent&m- 
lichfepit häniTt en^ ujit dpm g#Tir)6*n Umfange de» vorllegen- 
licii NVerkclie;!* zusamnitn , ^lugfiii-his (ifssi-ii nur die Wahl 
zwiscti«D einem meebaniactaeu Aufzahlen oder einer mehr 
andeutenden als uuifnbicndeu wisnenschaflliclK'n Darstellung 
bleibt. Dafs Ratzel den zweiten Weg «insehlDg, ist seibat- 
venttadUeht dankenxwert aber gftwif» aueb. daft «r ItoMin« 
Arbeit einen so geringen Unifung wählte , der IBr dl« benb* 
sicbtigte Verbreitung in weiten Schicbteu u nlil «ine onerläfs- 
licbe Vorbedingung bildet. Oerade in den »usgedehnten 
Krfi«! 11 de« g^'WIdeten Publikums — dsM.n eiij>n zieiiJiL'livii 
finni von Riliiuug tetzt das Bucb in der 'I linl vnnu!« — 
wird die«? neueste Schöpfunp Katzsl« !ii;lTenll:<"li recht hegen-.- 
reich wirkeij. iiKiem >^ie <iie iniiijer tiocli veit veibieitete An- 
schauung, die sieb unter einer geograpbiacben Betrachtung 
niclits als ein öde* Anlküblen und Aneinanderreihen von 
Natoen and Zahlen TOixuMlbn vermng, zu vertilgen hilft. 
Den Onteniebt In der TnUmehul« wird dM Werkeben 
boffBndiah Ibnlksb beeisflniaeB. 

Der Stuff ist nicht nach Landschaften , sondern nach 
saclilii-hen Oesiclittpunklen (Buden, Meer, Klima, Volk und 
lättin'.) c'*xl-'''1'''"t. Kid AuffiDKTKVrrpif'en de» Ztmammpii- 
^elinri^'eii bedeutet dlcs« illnerliulb der FlllZeldAmtellunk; 
nberall wieder uufjjehobene Trennung de» iiatiirlioli.-n und 
dtM men«ch]ich(.'ti Uestr\ndteilefl iiiohi- Mit be'.i^nderer Teil- 
nahme liest man naturgemäfs den letzten, antbropogeographi- 
fclMO Tttt, nad in Ibm «nchaint nna dnr Idelne AbeeluiU 
über die KnltaitandHlHift (D. S»5— 37!) ob lelatr Nulnnlg- 
keit als die Krone de« Ganzen. A. Vierkandt. 

AJbr. Penrli: T"rit>dricli Simony, Leben und Wirken 
f i n e » A 1 |i e II f n r H (' I- IT H. Bin Beitrag Zur Oesebichte der 
(lec>grii))hie in Österreich, mit 22 Tafeln und II Te.xt- 
tli;uieii. < I ■eo(;rapliiiiehe .Abhandlungen, herausgegeben von 
A. t'eucii, lid. VI. Heft 3.) IIB S. gr. 8°. Wien, Ed. Hölzel, 

Simony gehört« nielii zu denen, die ihren Buhm ab«- 
Itbi beben. Im Gegenteil i Bnt nacb dem Bftaktrilt da* 
«Mititte begnhtan nnd nnefnfldlieb tUMcen Vsnaee am 

dem Lehramt an der Wiener Hochschule ist die Summe seiner 
liehensarbeit in vollem Werte gewürdigt worden. Dazu trug 
wes«ntlic)> hei die f Inc-Iitirbe Thatsactiu. daf* Siiiu:iriy fflr 
seine Verdieni»re in »einem .^]nt*(l^l^■hto^yer einen he«iier«*n 
Herold gefunden bat, als er «elbst «• je g8W«»en war. Wird 
Bimonys Dachsteinwerk, dessen Wördigung in dieser Zeitschrift 
(Uiobu LVl, ms, Mr. 3; LXIV, 1893, Nr. II; LXIX, 1896, 
Kr. 7) 4mk UatenilolHietan nauMBt waai, ei» b m o n d i w b» 
■elebneadaa Denkmal der Blobtvnr ealnaa Strabene nnd Mtaiea 
Könnens bleiben, so wird das Fortleben seine» ^nniens in 
der Wissenschaft vielleicht in höherem Grade sii her ^enteilt 
durch di;n Atlao d"i- ( i^ierreicj.isthen Alpenseen, der eine 
Fülle hi«ber Uli Sejjr. in deJ Wivner < ieographischen Instituts 
geborgener A ibeitsfruchle binninyi- iti zeiti^emMfser Bearbeitung 
ans Liriit der ölTentlicbkeit bnirbie. j^n «nr dean aaoh 
keiner berufener als I'enck, von dem Verstorbenen, von seiner 
«brwünligen Pata&üiebkeh, der Menge seiner nur teilweise 
veröffentlichten yliem a ehlJüiclien und künstlerischen Arbeiten, 
von der eigenen, naehbelUg O^obtfaann ttelliuig dat Mnnnea 
in seiner wissensebaft ein «rscbSplbndaa BUd n aatwarftm. 
Wohl haben wir auch aus dem Munde anderer, die Ihn 
gekannt - von RUiehter, Fr. Ratzel, K. Diener, K. Peucker — , 
rooncli tr'-IVende»! , wurmos AHrhitdswort fnr den gefeierten 
A Ijjetif'jr^cji.'r verniiii nieo, Vber wer l>rinfl;g vuii seii.rni 

Wesen und Wirken eine iretTi-nd« Anschauung g«*iiuieu will, 



der wird nacii dem monumentalen, mit reichen Beigaben Hi- 
monyscher Karten, Zeichnungen, Panoramen ausgestatteten 
Werke Peucks greifen, da« durch Mitteilung der wichtigsten 
AktenatMa Aber dsD Klatif t( BimoBUi la daa gaocmpblaaba 
Labnmt md über eeine Anflksemg der AaQfAen dea nka« 
demischen Unterriebt« in d^r Krdknnde eine allfremvinere 
Bedeutung für die l>e.ii hiebte der Wissenschaft gewinn', »ber 
auch die An di-r Ueoliai-luiing, der »chriftslellenv.-tifn und 



zeichnenden Arbeit Siniony» iiiii lief eindringenib-r SAi.likuiule 
i kennzeichnet und keinen Punkt nbenleht, in dem äimony 
, die Kenntnis seines i'oracliurfjK^'vbiete!« oder allgemeiner die 
Methoden der Forschung und des Lehramts bereichert haL 

J. Pnrtach. 



Dr. P. HlrtoDSt 8&d«merik» unter besonderer B*' 
rücksiehtigang Argentiniens. Haeh den aenailan 

amtlichen Quellen und auf Orund eigener Anschanmif} 
mit Illustrationen und einer Kisenbithnkart«. Berlin, Verlag 
TOD .loh. RJide ^Stnbrsche Bucbhaudlune), lt<<".'. 
Sehr znr rechten Zeit eracbeint dies«'8 Wer» .\lleni Aii- 
scbeiite nach geht nSmlich Argentinien unter der Kegierung 
seines neuen Präsideoten, General J Horn, einer neuen Ära 
eotgegeu. Et wird sieb im Laufe dt r nächsten sechs Jahr« 
«ma, valehar dar btidan rivalisierenden Staaten in IHad- 
fieSan Kampfe die Vnlme davontragen wird, ob Cbilek dcaan 
führende Kreise leider in der letzten Zeit der klerikalap, den 
Fortschritt des Landet mit allen Krüften hemmenden BaMai 
(ffof.-e Zui;<-siüiidfii'«»e rnncheti, ccler Argentinien, dessen neuer 
Präsident Mjni be«ieii Willen bmiNrlt ist, die mannigfachen 
Mifs^taijde . an weleb. ii dii> Land heute leidet, von Qruud 
iiu» zu l*^^iti^,'en (uh die* in liheii Stocken gelingen wird, 
scheint alleruiiigs mehr ais fragwürdig) und durch eine im 
graAaa Maftttab« durchgeführte und von liberalen Ideen ge- 
taltete Organisation der Binwanderung HAnde zu gewloaen, 
um den ungeheuren Schatz der natHriiehea BeiebMmar Ar» 
gentiniens zu beben. 

Der Verf. stellt sich die Aufgabe, für die Teilnahme an 
der Ansfdhning dieses Programmes deutsche Ka]>itali*ten 
r.n irder<>ssieren und den Strom der deutschen Auswanderung 
hierher zu lenken. Er behandelt geradezu erschöpfend die 
»ichtig«ten heilte in Argentinien in Betracht kommenden 
Er»erb>zweit'e — Land wirtHf haft und Viehzucht — , giebt 
zalikeiche Winke für neue ausKicUisreicbe Verwertungen der 
I>audaipradakta, walat darauf hin . daft «■ fKr daa daataAn 
Kapital die bOdHta Zeit ist, thittigea Anteil an nebmen an den 
profaen industriellen Unternehmungen , weli^Iie letzt allerort« 
m Argentinien in Angriff ßenoinnien werien, besonder« nach- 
dem die eii((lii"che und iiordiimerikanische Geiduixeht mehr 
und mehr lia» l'Vhi zu btherrfoheii beginnen, erliutert ferner, 
dafs «• nur ftir die Zukunft »orgtn tt«if«t , die deiit-'-i-lie V.u\- 
Wanderung im grof*e:i Maf-»tAhe lueiher yn leiten — eiwn 
durch Gründung von Ktnwaiid«run;.'i>,;e;ellscbaiten, ein in 
Algentlnian tab gewinnbringende» Uriternebmen — , weil 
damit dar dantaoben Industrie nene Absatzgebiete (eeahaffan 
wairdett. 

Du Bueh entbKlt mH «iaan Worte eine TVOa nenar 

und hochbedeutaamer (je«1ebtapunkte, welche verdienen, nicht 
nur von Industrielleii. sondern sogar von Landwirten verfolgt 
tu werden, nscbdi m Argentinien z. B. für den deiitscb.jn 
Viebziudiler ein wirbt i^^i-s Abratrgebiet von Zuchttieren bildet, 
woliei freilich die Veritiilt^liioft de« Bp)i"hf« unerLSfulieh wäre. 

Ks iht, wie wenn der Verf. weleliervou echt deut^idien» 
Patriotismiu beseelt ist, seinen Landsleuten iu der Heimat 
alMiii Hnkamf nkammaB laman woUta, jetzt gemde den 
'Hebel dentieber KaltoniilMlt aatiitattaa WM di« gvgtsuwi^trtjg 
fvieUelcbt znra letzten Male) «ich biet«nde Gelegenheit, in 
Ari^entuiien festen Fufs zu fassen, nicht unbenutzt vorbei* 
^'ebeu zu lassen. Möchte das vaterlandeifreondlicbe Bestreben, 
weichi-R den Verf. manche Dinge — z.B. die scheinbare Bei- 
legung der ehilenltcb-argentiniscben 0 renzfrage — vielleicht 
ia m lOiiscB Ll^ta «iwiekan Witt, von Erfolg gekrönt sein. 

Dr. P. W. Neger. 

Eduard Sonne: Bilder vom Khein. Mit 16 AbhUdnngan. 
Lateaiff, W. Bagateaim, UM. 

Siaie .Blldar" dürfen nieht varwaobaalt werden mit den 

gewBbidicben Beisesehlldrraiigeu, welche ,in Wort und Bild* 
f&r den Rhein schon eine kleine Bibliothek füllen. Das sehr 
hfibsch ausgestattete kleine Buch iit gsr.z eigen, r Art, Kin 
Teil desstlben behiuidelt namUch den .Slriitn im «ich, Keine 

hjrdrograpbiaeben Verhiltnisse und was damit zusammen- 



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so 



bäa^. Kl twginnt mit den Wildbücbeo, die (i«m Kiiein in 
<Ier BehweU itufrinitr'D, und ihrcu Terh««ruD|^n uoU endigt 
MbUeMieb in der ulten BkUvenudt Leiden, wo de* Rheine« 
Kntt «rialHDt UL Sü SaUflUnt nad in Terkebr auf dem 
BtMMnuwM4«n«lnrdi«a4b«|iro<llita iihI m «iniKen typiscben 
Btldtas: All-Br«iueb, MnoDbeim, Mninz, Bingen, Küln, 
VMm wird die KuUurgeichlcliU der Kbeinlonde erliiutert. 
nsf po^tiRch überbauclito Btteblcin iuHia kon »l> eine .Er- 
Kärizuii^M-ctirift" za iuul«NB W«rk«i AImt dan Bhib ga- 
lii'tiiizi-iclitiet werden. 

Seidel, A>: Aatboiogie aus der aaiatiecben Voiki- 
llttaratur. Weimar, £mU Felb«r, 
Di«*e gllicklich susam menge«! cUia Annrahl blltlat den 
■iebenten Band dar .Beiträge zur Tolka- «Dd YSIbavkuada*. 
Sie iit lanlehat rar ein grüriem FttUJknm berechnet, 
welches Gesclimack an der Volkalitteratnr verscbiedener 
»«iallMber Völker Kewinnen b<>U; aus dieaera Grunde bat 
der b*lesf>nc Ili-rr VerfasBrr -Mwh «ti« d»n «ehr i<»r!itri»«ilen 
und oft schwer ziJ!^Hn^:i^«ii Quellttii aiicli miHi.*Len* ^^.^ll:he 
btiicku ausgüWübit, tiie ibrtiiu InLiHlte nach nn*{:re(^hcnd xiud 
and «clidnber ebeni» Mbr zur l»'U'lirp:.<l!-ij. » i<' liuterhiiltciKlen 
Lektüre eignen. Spriebwi>r(er, ErxabiungeD, Lieder wecbvelu 
wH ii ii ii Wl ai r «ta; «o ottig, «acdan BrlkBUraogaB gagatas, 
itaA dM BlaBhlutk nacht ain raichhalliiiea littavatormialdi* 
Bk. BarMuiohtigt *ind Aino, Japaner, Koreaner, Ostjsken, 
dla TMtvUkar. Mongolen, Birmaa«u, Annamiten, Tonkinewn, 
OfaiaaD, varaoUadana indiaeita iiad malajrlieha VUker, 
Mwütu, Faiaer, Otaatan u. a, w. v. X. 



Mnch, M.: Frii)i|;>-»L'bu'ialu'1ie Funde aa* den ueter 
reicbiaclteu Alpenltndern. L Die Ecnailfibelu von 



k. k. Oantr^Kouni. Ar K. md h. Banhinalaw Jahig. 189B, 

8. 125. Mit 1 Taf. und 29 Text Abbitdungen. 
Die Fund« »ind einsuln bei KanaliMtioasarheiten ge- 
■ammelt worden, ohne daf« man auf die FundverhAltniiMe 
geachtet hätte, verschiedene Umstände lassen aber darauf 
lehliefaen , (IhTs sich nm OrSfcer nnn dem bif 7. Jahr- 
liutuliTl u. (Jbr. Ihiiiiii-Ir. I)<i^ inrinti.^ l'.tLTf^'t bctiunprui i.rn 
einige rubde S«UeibenlibelD nowohl in tecbnineber wie in ! 
ornamentaler Hinaicbt. Sie rind alt Babmels vcnicrt, nnd 
«war kommt auXaar ainflaehar Caala Moh daa aahta Faoier- 
Suail IM, und mahtt dem ahaa OmbaiMcluaala (dniU 
ahamplavd) latt sawaila» ml doMalkan 8HMi, dar SaVan» 
~ (dflwil cMiaaiiiid} nthntUa, ein« in dlawr M» 



•eltene Erx^helnnng, w^lrhe orlfüitiili^rlien risfiniut'.A «e:ii 
därfte. Von nitht (jeriiinerem IntertHae sinJ die uuf den 
Fibeln durch die Uruppierang dei ticbmelzea herTorgebrach- 
ta» DatataUaBfai. Aubar dam Kvaas aiaht ataa da aia w 
ftliaa Motiv, «fn Tter mit rBekvtria gawmadtaai Ko|iA. Hn 
andere« Motiv i«t deebalb wicht i|c, well es die Zähigkeit ver- 
anscbaulicUt , mit welcher sich giswime Formen dorcb Jabr- 
tausvnöe (^fhalton babi'n: en i~f eiim mcnwlilii'bi' Fi*ur, 
»'«•Ich'- in ji'iirr Hiiuii pin Tirr biilt I)ie«riii Mutn l>rj;fgi;iTi 
wir m lieii Vfi iicbift.ii'ii«tf-n Zeiten urni in den vemcliifiien- 
sten Gt^'eiiden: im alten VorderaaieTi , in Cirieciienland , auf 
dem Bronzpgefais von Urüchwyl, ferner auf dem tiiiberkeisel 
von OnndaMrap, und mit geringen ünderttngen ereoheint es 
sogar noch In dar mluelalterlicbea Kunst. Dia lange Dauer 
dteia« Mattva lak araf allah > lia wiid garadcsa wnndaibar, 
wwn man bedenkt, dalk aa niabt ainmiu mit aiaer groten 
fürtlnbenden Idee verknüpft i«t, wie z. 6. das christliche 
Kreuz. Die Grundidee hat mehrere Mal« gewechselt. Bald 
ist e« eine mentrh^isfetndliche. haUl rine m^niicbenfreundlicbe 
Gottheit, bald nmcnlicli, bald weiblicb, s;);iter verschwindet 
der göttlich« Charakter und proteusartig erscheint dafür 
Daniel in der LOweugrube. Di« Tiere , welch« früher von 
dem Dllnion gebaiten wurden, verwandeln ticb in adoriereade, 
an Stalla dar aagaliatalaD Figur, weloba nwomalir «hriattaal- 
■iavt wird, tritt aaa XMu, zugleich watdan tc* d«i TIaran 
anbetende Menschen eingesetzt (z. B. auf der Schnalle von 
Eoballens). Schliefjtllch verflüchtigt sich Oberhaupt jede Idee, 
da« Motiv Hinkt tum einfarhen Ornament beruh unil löst 
siL'b in dvr mittelalter-icbtn Kunst allmählich auf, 

Kim.' anileri' interessante KrTChfinonf; uuti;r den l'erauer 
1 ir lf-)-. i»i dan WellriiunirtiiK'nt kuI' Tbongi-flLfiten , welche« 
ui«u i'rUber für ein speciliecties Kennzeichen slaviacher B«r- 
kwli Matt. Satt atatear Mk ««Mi awa abar, dab di«a 
iddtt da» Fall iit, tmd Snäk flUirt aaek aintge Falle elnenalta 
aus dem Kreise der provinzialrOmiseben Kultur, anderaeita 
aus spftterer Zeit an. Zur Ergänzung erinnert Ref. aufserdem 
noch an daa vereinzelte Auftreten im Gebiete der Nieder- 
lauaitzer Keramik nnd an das hituAge Vorkommen an der 
•inheimisciien Töpferware der VI, Schicht in Troj» (myke- 
iii«c;i<; /.fit). I[i der Ii'i7.igrtinnrl<_'is Gruppe ist li'.e Anwen- 
dung da* mebrzuUigeu Instrumente« , überhaupt der ganz« 
Duktua genau so wie bei den slaviachen Oeilfsen. Dar 
Grund dieaer aaffalleuden Ähnlichkeit liegt hier nicht, wia 
bat daaa «orkia baaptoobaiMK Motiv, in dar Otarttagnng, 
Bondan tat dncik dia gMaka Vaebnlk, nginlkik dia Anvaii' 
tlimg dar IMiitaMkalboi, kadingt. A. 



Kleine Nachrichten. 



— üb«r die Rückkehr der Antbropologiachen Ex- 
padilion nach der Torresstrafse, dia nntar JProfesaur 
A. 0. Haddoo« Leltong siebt, bericlitet diaaar, daCi all« M- 
kiMan danelben bei guter Uettandheit vollandat aalas; ain 
Tail dar Mitglieder sei noch nach Bomeo anfgebrotdian, tun 
im Daramdistrikt« (Sarawak) weitere Forschungen vorzu- 
nehmen. Die Murraylnsulaner der Torreaatrafae wurden in 
viermonatüfhem AufentbaUe vol!st.Sndis; »tudiert ; aueb an 
der Kü^tf NeuKUinea« fand tiiie Kn"uracliui;f: der ])i»'iikte 
zwixlien Kerepuuu und Mekeo atatt. Auf Jervis Insel 
(Mabuiag) brachte die Expedition über einen Monat zu ; 
auch einige andere loaeln der Torre««trar>e wurden mit 
gdnattgam Erfolge besucht, deKgleichen Kiwai an der Mündung 
daa l^>n«mM CHaoguioea). Die £.\pedition bringt zahl- 
nleka Fhotogn^iaaa und grate atbaogeaitkiadia 8amm- 
lugan mit nach laglaad. 

Km neues 11 ■■ r l; a u e r n i .1 . i) a r u ni e t e r. Der 1 e- 
>,n:in;e Al]i<vi Steiger Edward \Vhyiiiinr liatt« lu den Jahrtn 
I-7.I bis l^ Ml zahlreiche Vergleich-- /.w i»i :ien Aneroid- und 
t^uecksilbecbiimmeter bi« in Uuken von über ni»ofl m aus- 
geführt , wobei sich baranagMUalH kMla, dafs alle AnernVde, 
die geprüft waren , aokald fit abar Tanuinderung dva atnio- 
apkiriiehan Druckes ausgesetzt waren , ein« Abweichung 
gagaDBker dem ttuecksil^rliammetar zeigten, die utn ko 
gröfser war, je «eringer der Druck und je lilnger sie tXvm- 
aelban ausgesetzt wurden. Es lag also die Möglichkeit vor, ! 
diifs Reiscndu oi!i r Fors.-lier die von ihnen erreichten Höhen l 
übemchützten , wi-nn »ir- kein Statll!ar■liIl^trull.t•nt bei sieb | 
hatten, um det, l'^hltr li«* Aneroids an Ort und 8telli' zu ; 
ermitteln, wie e« in der Tliat wiederholt vorgekommen ist. 
Die Veröffentlichung von Wh^mpen Ergebniaaen führt« nun . 
mi «inar alluAkUekan Varkamuiang daa Anaitivda durck dia i 



Fai>rikanten , die die grundsätzlichen Ursachen der Fehler 
Hufzabeben trachteten. Auf einem anderen Weg« int Colon«l 
H. Watkin cur Ertlodang eine« nach ibm .Watkim Mountain 
Aaanrtd' kcaanatcD laamimantee gelangt, indem er ein la- 
itramant snfkrtigan Heb, daa nicnt IbnwIkTeDd dam Lnfk* 
druck ausgesetzt zu werden braucht, aoudem nur in dem 
Augenblick, wo eine Ablesung gemacht werden soll, was mit 
Hälfe einer BebraubvnrrichtnnE aucgpieichnet peJtnigen za 
sein seheint. Whymf-er bat mit einem nolL-hen, von Hick.s 
in London angefertigten Instrumente, daa mii Beballer nur 
2,.'> Pfund wug, io derZ«it vom 9. September bis 17. Oktober 
1698 in der Schweiz lu den versohiedeucteu Höhenlagen 
zahlreiche Verglaialia mit dam Qnaakailkwlmramatar nn- 
gestellt und geftmdan, data in leeka Flllaa flbarknnpt kein 
lJnt«rachied und in allen übrigen nur ein ganz geringlBglgar 
IToleracbied f«»tzii8t«llen war, wenn folgende beiden Pankla 
b^oT.a-diti-» wurden: I. das Instrument mufete datiem<1 vor 
di-iii Kniflufs des Luftdruckes geschützt werdi-n. mit .'\ UHDahtnc 
lier /r:t. wenn Al'Iwinifen vori^nommi'n wur ien, un-l 2. murs'eu 
die .\ L'b'wurii;t'n ^<_> ■•rlini-!! wir nMi|ji]i-li vor^t-mirnriifn v/rTiieri 
und da« IniitrumeitL d«iju gleich wieder abgestellt werden. 
In den Himden geschulter Beobaohtar wird Wntkina Berg- 
anerolid nach Whympers Aniiekt anlkattwdantlkik günstige 
Ergebnisse erzielen. 

— Nachdem die i>anz5slsche Flag(!e zu Faschoda am 
Weifsen Nil niedergeholt und durch die britische ersetzt war, 
hsTidtÜe »« sich darum . »)!'" kl- in«- frtinr wi»ehc Expedition 
dnM-:i Ht wipiler in d>* lli-jn^Hi .-nrii kzuiuhien. Major Mar- 
ch» uil, welcht'r von t Aachf'ni» miabwiirt« über Kairo 
nach Europa gegangen war, um dort die politipcbe l^eite 
seiner Expedition zu erledigen, wird dies« JSurückfübrttng 
kawarkalaUigaa, oad stanr «nf «inam Wega, waletiar nlokt 

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nur für die Geographie Oewiim vwnpriebt, noodern der aoch, 
bei iVn (f6t:»tigen Bezlebaogen FrankieiL-h» ru Ab-'^inien, 
einen iHiUiix'hein Beigescbmaek bat. Eb liHndLit lich um dir 
bitber uocIj nicniÄlB üDn'Kkxele){te Keisc- vom W. if.K-u 
Nil dnrc Ii Abe fluiu 1 en zu m Boten Mt'cr c , fiilirl Man haiid 
dieielbe durch, «o wu'l niobt nur neue liebiete der 
WiiMDscbaft erMbliernm, ^«lllll>'rrll aucb eiM Par^mufM^ 
AMka« auageführt haben, th\ er uraprünglich vom AtlAHtiMhw 

OOMB WllblMfa. 

ManJiMd tet Alkhng Dezember mit einem brltitchen 
KanoDBoboote iiaeb Fascboda gefahren; dort »tief« Kapitün 
Largeau su ibni, welcher biiher an der Metcbra - el - Kek 

(GftZ¥lIeni«trr>Tn) imnrnniitlit'rt Vinttc. y»clit5em Btt>« Vcr- 
li«rf-itiingi-n ({f n<jfTi*ii WHreii, errolgt»^ an; U", UeztüiilitT i.lir 
Alifabrt mit liein Sbihlbont« ,Faidlierbe'. l>iu gi^Ut icil- 

nachiit [ieu Sob.it aufwärt», dann in den wenig bekannten 
Uaro hinein nnd von da nach Adia Abeb«, der Bauptatadt 
Abmktita», dto MtnlMUitd in MAra n «mialMii holll. Die 
BtTMk« TOB Botat U» «oftUa Abrt tum TiU dumh hiaber 
BaMtaiwtM OMtt. 



— In London bat «leb ein Komitee gebildet, dat aaf 
Grund der Ergebniitae der Expedition Moorea im Tanganil^anf t- 
eine Erforacli u n:^ «äm 1 1 i i-h !■ r grofacr »fri k ;i n : <i-b ^ n 
Seen dnrch eine K\p<:dit}ori »nKtrebt, die B^ininiluiig'ii der 
Wsiscrfauna and Flora anleg<-n uml die OcologiK diesHH noch 
zil'rulirb unbekannten Oebietfn von Afrika ftu<iier*n bhII. 
U»« leuetere würde von erof.'O'r Bedeutung aein, da die 
Unteraoehnngeo Moorea gezni^^t tiaben, dafa fast «IIa BchBMkm, 
die er im Tanganikaaee gefangeu hat, nicht TIIB 4«B in Ab- 
IkfamafMi 4m «Moptoohan Jara^MMra «ra leinen vor- 

IlBmntBdM XB BBtenelwBtB alBd. Sf HlMiBt alao, dafa in 
einer welter cur&ckliegenden Periode daa grofae Thal de« 
Tanganika mit der See in Verbindung geatanden bat und 

die jetzt in ihm inoiierto MciTi'üfar.nB »«-if der 'Ait xurikck- 
geblii'K'D ist- Kino gMim'u.TV Krfunicliuiii; iln-«i-r l''üir!ien, die 
aon>l tihcrall »uiigfuturli-ii «iml , ist ile»lijillt auiVerurdentlicb 
be!:iiigrcii-li. Du- H;iuiit»t.itio!i poU am laiii/anikaaee er- 
richtet werden und von hier aua die untiekannte Genend 
»«imImb ilia oad dm K i »B H i i aad daiAbtt btaMBi ton 
AMwrt IdwBtdM« BBd BntftBioridlatrikt trftnolit wBideD, 
um dann durtsh Uganda wieder nach der Hee zu gelangen. 
Pie Koaten der Kxpedltion, die wiedernm Herr Moore leiten 
»11, aind auf loeouo Mark berechnet. (Nature, 15. Vvi. is'f'.i 

— Einflur» de» Ootch'ecbt*!» ftnf V(> rb rec- h e it. 
In a«ini-in Werke , •! u s f-mlc Oift-rilfi«' i>ehandelt W. Dougl*« 
die F'rage, warum die Verljrecheratatiiaik aller Nationen 
mehr m&nnlicbe ala weibliche Verbrecher enthUt vnd kommt 
zu dem Schlaf«, dafa ,the effect of aex itMdf OD crime ia 
twmuuieiit*. Wto Briaton in gateBOB (S. D«B. 1896, p. 7H7) 
beoktrkt, gialit ICiaa Fraitce«* AUaa KaOor Im iBtemational 
Journal of Ethica (Okt. IHVB) eine nrx'b beaaere und gründ- 
lichere Aoal.vae dieser bedeuti^Hir.'E'n i'rage. Sie neigt der 
Mfinnng zu, dafa die tferinu' r-? Btraflwrkeit der Frau nur 
^iniici^fini^nd vorkommt und in i)>^r Auadebnung, wie aie wirk- 
lt«U vorkommt, ihre Vdllf Kii.lfirang Sn (fesfUwhaftlicben 
Verbültnii'^fii und l iLiloK'iscben Tliatjachen rindet und nicht 
wewDtlich vom tieacbiechte abhängt. Mit anderen Worten 
kalM 4m, doft dia anaohairend gailBfaia MbIkbbk dat Vim 
nTartNckwaiahtalBtrartairiiait iHnllaohaBÜtalaiiBbtit, 
loadani da* vaniofiitaB TBiBBshias vaA Odefenlim bbib 
Ftbv«] sunaehreibrä aaL 

— rtxtr OeophAgie vi rnllViitiichie H. Laach einen Ar- 
tikel (Mitt d. anthropol. üe». iii Wie», Bd. 2«) I>i<H<er tle- 
branch eratreckt aieb über faat alle TropeniHn ler um) vitale 
■ubtropische Gebiete; Weifae, Neger und lutiiauer werden 
von der Ueopbagie heimgeaucbt, die ersteren vartaAltnia- 
mAfaig am wenigaten. Verf. beapricbt zunächat nur dB! nicht 
patiMriaciMb«, ttkoBBMiaah a a oder abangUtuMaehaB Hotivan 
imtapilBgande RrdaiiaB. Die Erde ala NabrnngnBittel lit 
nicht atet« die Folg« von llifawacha und Teuerung. So er- 
wähnt Verf., dafa in den Bandsteingruben dea KyflbUuaen aicb 
die Arbaitvr dncn feinen Thon n\- ßf,eint>tjtter auf daa Brot 
■treieben, i^inv t^itii-, »i-libc lu.n-b ;airi<'n<wo wiederkehrt. 
Geradezu als Ini UHrliidfii-ii wini Knie in I'efsicn in er«f«er 
Meujje KenohSfii, wfnn nie aufh almulut keinm Nahi-üto!l ent- 
httlt. Im Halayiachen Arciupei aind gewiaae Krdaorten 
(BBipiik) Bla Spaiaa Hut in Jadcm inttiMUaalian KBv£adan tn 
takaB. Ib OhltM lit daa Erdaaaan w«lt Ttrinraltat, alianao 1b 
Afrika. Keugniue«, Keukaledouien , Neuaeeland u. *. w. 
aind bekannte Gebiete der Geopliagie. In Amerika graeaiert 
di»w äiite \onj fernsten Norden bis nach SQdamerika hin; 
Vinn Urinuko entw»rf zuerht Humboldt die klaaaiache Bcbil- 
derong dieaca merkwürdigen Msbrangamittaia. üinan be- 



aonderaa Abachnitt widmet L«acb drr Oeophagie der 
Rchwaiigeren. An dao veraobiedwoHl^n Ort-n d« EnlbaUpi 
wird d<Jr üenul's von Erde al« weljentH'l'tirdein i und die Gt'burt 
«rltjicUt«rutl angegeben^ Hierzn trug ii«cU Wt, tiaC» et- 
fahrungagem&f« die Batnedigan| daa nnnatörlicbeD OelUatea 
der Sohwaageren för ihtr WohlballndaB eine unumgängliche 
ItetTOMliigfcait dniBtdlt 8o gUt tum Baiipial dar leliiKBun 
iram CtolUMlUaiha, TMMobt aalnaa Eiaengabalu« wagan, ah 
ein vurzfigUohea AbortiTvm im Volke. Aber aooh zu Bail> 
zwecken Oodel aich der Oennfa von Erde angegeben. Kit 
religlöaen Motiven vertniaeht frichrint der Oenufa von 
Ueiligenflgnrtn »us Erde in (, uHln:..»;;!. iinnicatlicb an Wall- 
fdbrt^ortpii. liestAnd tt-il iies liottesurleileji , aluo TtL *?ineT 

ri-ligiiisi-ii llBuillaiig ijeln n'eiid , tinden wir den Kniiich rl,.R 
Krdeaaeua »ut Timor. l>a kein Mahrnngawert in den 
Elldan vorbandan lak, mlmiB Baätan D mi liaw an 4iMHB 
Triebe vorliegan. Vildlaieht bnftat d«B Brdan ain gairiai« 
Wohlgeschmack an ; in' anderen Gegenden mögen die Tbo» 
arten aalzhaltig celn und ihr Genofa kann ala 8urrOftt 
dea Salzgeuuaaea betrachtet wcrdMu. Iniinirbiu wird man 
ea in den meisten Fällen wohl mit pA>bulu^'i»!beT Oeophagie zu 
tbnn h»^?en. Dipm s'f'Üt ticb i »tnent Ukli iiu Verlaufe ver- 
schi-:d«n<'r. 7umei«i in den 'l'rn)ien eiolieirn Lädier K rankheiton 
•in, iat ubar auclt u;uüt;b(licb bei dt.c duccü Aakyloatomum 
duodenale hervorgernfenen Anämie bei una beobachtet. 
CbarakterialiacU für deu patbologiachen Erdeaaei iat der 
Ulnfal»«ab, nllffamaiBB AbBagarnaff, AniahwaUaBg dar 
Labar. Mib «. a. V. 



— FTBBt Bona, dam wir ao vi«] für dla BrAfaebBag 

der Indlanermyibeo «chon verdanken, hat auch jetzt die 
bereit* ItlOu von Ihm aufgefundenen Überlieferungen der 
T i U a m u k t n d i H n e V im .loamsl of American Folkbji « 
(v..l_\l, Nr. 4viind 4 1 1 veronrntln lit. Ditae TUlamuk Hind der 
südticbate üweig di>r Küüen -äaliacb am StÜlvrt Oc-tn , wo 
aie in der Biletz - lle»erviii!on wohnen und ilir« lUe fiiirni ln- 
in swai Mundarten reden. Dar Käme Tillamuk atamrot von 
den bannohbaitan Taabianfe. Vi* Knltar dar TUtaunak 
wdabt bad«Btand ab tm janar te BBtiMiahMi nMaB-bUiali« 
da »ie durch dia aHtdUeiiaa Bliauna OalUbniiaBa baaintalbt 
war, wa« aich BBdi iB dtB voo Boaa mitgataiilBB ubor^ 
lieferungen auadrQekt. 



— Im Koodelande, nördlich vom Nyaamaee, liegt, rKvnh 
zum lk'/irk(! I^uigenburg geliüni?. dim Bungwegebirge, 
wekhea bmlier mit 'i50O m Uulie in unarreo Karten ein- 
getragen war. Fj» iat (Oeutacbea Kolonialblatt, IS. Dez. IB98) 
im Augual von Herrn v. Elpona beatiegen worden. Nach- 
dam di« wiJdiaiabanaMalildiaB «ad BBrBlaflmtaBfIhdeB dia 
DrwBldaoaadttndUMCBBirBr, traf maalB SOOOn «rfBamboa- 
dickicht«, in die mit HaumcMern der Weg gebalint werden 
mufate. Am Fufee der Kuppe, die 'einen »ehr ateilen Atiatieg 
bot, verschwandfii I'äum« und Bambua, um atruufhanigen 
Farnen f'latz zu niaclien. Du* blxolule Uöhe der Sjiitze wurde 
ZU aiutim gemi-ssen. )l<'rr v. K![iftn» xrbreibt; „Nach 
Norden zu fült <ler Kungwe in >chnitTeni Fali $00 m lief in 
einen Tbalkeeael, den ich für einen alten erloacbeneu Kratar 
haJtaa mflabt«; auf dam Onad« diama Kaiaala batodat aiab 
ein atwn 100 m btaitar BIA, dar BBab Sttdaa fsbrt iwd 
wahrscheinlich die Bei^and nach dieaer Seite hin öflhat> 
Wie tief dieaer Rifa war, ob vulkanischer Natur oder vom 
< Niederschlag gebildet, konnte ich auch mit dem Fernglase 
j nicht featatellen. Ebenao wenig war die Namenabeatimmung 
I der vorliegenden Berggipfel mf«i^lich. Die tH*g!i?itfndi?n Ein- 
1 geborenen aafsen än^llirli und «itunni zuMtninen^'i'.ituevt in 
dem apärlichen «rtt»; und verwetgcri«» j«üe Auakuuft. J^mi 
I Aberglaube verbietet ihnen die Nennung der Namen, um die 

IOeiater dea Berge» nicht za beleidigen und zur Jkatrafong 
barMBBnifbB, Oar OaaamlaiBdniBb tfaata dbataian Kntan, 
dar ohne Leben, dunkel nnd In alarrar Haaaadnil vor aaa 
' lag, War auch offenbar auf mein« Begleltar «Ia Uarwältigen- 
der. I>er Abatieg wurde nach Sildweaten bin fanncbt und 
: endete gegen TTiir in einer etwa r> m tiefen und 6 m breiten 
Schlucht ri;it steilen Kelawiinden , von denen dm Wa«»*r 
I tropft«. In dit'setn Schacbtv niui'stt' irb übern irJjUrn tjei 
" Ctdsius, '>hnii l'eiier un-l idme die Mui{liihkejt, Eaaen 
: kochen zu lasaen. Die 8timiuuug wur etwaa bleiern ge- 
I worden. Unsere immerhin doch mifalicbe baga wwd« aatir- 
I lieh dem Berggaiaie sogesehriebeu , der, aiaa Art Bttbaiabl, 
daa vorwitBiga JÜndringcn in aein Ueicli beatraft hatte Nach 
vanwaifcltaai Aaatrengangen am nächsten Tage gelang un« 
der Anstieg an den faat senkrechten Wänden mit Zuhülfe- 
nähme von Axt, Haumeaiem, äpalvn und Beilen. Der Bam- 
bua Bclifinf in dieaer feuchten Luft, in dem wob! t!iu««nd- 
jabrigrn Jluniu« ein vorznglicbea Forlkummeu zu linden - icb 
fand Exemplare von m bis -iti cm Umfang zu Ilundert- 



GS 



tAUMDdao. Der Boden, am tiefgraDdigem, ■cbwsnem Uumoa 
bpätehend , trifft vor Niiee, die Stiimme der gfef»lleii<»n l'r- 
w»Mn<ii<n «iiiil luit liKndbreiter Mou^si hiaht bedeckt, lu <leu 
t'hiclien Ktufanteniparen (ammelt «ich aofort eine Pfütze, der 
gaoza Rongweetock bat die £ij;enMlMft «faiM mierechöpf- 
lieben WanerbebälterB und wird aU Mtohir dur WoUtbiUr 
dM LaadM and dar KAhrqadl vg« nUlOMB Btokm und 

— Die Verbreitung der Scbnietterlinge in den 
Hochgebirgen erörtert PAgen «t^c !i fr lim Jahrb 
Naa*. Verein« für Naturkunde ISi'h. Jührn. li'-'^j in aus- 
fährlicher WeiM. Kr Imlit b'jBoniicrs zwei ijrscbeitiangen 
bervor, die Cbereiatliiumung <ivr nlinnen Fauna mit der 
M-kliicbcu, und die Üb«r«iniitiminuDg d«r vertcbiedenen 
•Iftow Vmhmd untofetBMider. Dm «liBiwWtelw Nofdpotar- 
Kebkft, MlebM d*r VtrhMr in eimr frülMMB AAtA BMh- 
weiMa koantit, verbreitet aieb gvwiAmBftftMl Attoh ttlwr dte 
Küuiiiie d«r Bboligebirge der Rnl« und dtw te fliBMl vor 
liAiulfn'! verwandt»! a!|jiiie tu.bift Kiiropa» und Ajieni, wie 
NüV'l.-imt'T ika.- und selbst iu ilnii im ut)ri,.'cn <Jocb eine g*- 
wiMte Bi'lli^tiui'ligkrit ln-wahretuli.- SäiliinivriU». .Colinn- 
Art<fn "iiiil iiird; ii.ir luilif lifii KmffMi-rn iirniilnnd» und 
litkpplanda zu Hause, aondern aiicti nahe den Oletacbern 



Aadm TOB KordUMrilak KbaiBaoaiimMikttii danktigalKriiM 

Argynni* die Alpenpllanteu Kuropiw und Aoien* wi« der 
nordamerikanincbeu Feltengebirge und der stidamerilianiicbeu 
Cord!)!«r?n nicbt minder, wie die kaum sich dem Liclit 
zeigi'Di)'' ^ieinc Blume der Nonipolargegend. Ihnen «cbliefaen 
»ich kleine llebliehe Lveiniden an , von denen wir die 
Gattungen Capidi> un l I'i>;> << lu lu a t un in den hcicbtten 
Breiten und auf den Höben der Oebiige aufAnden.* Kr- 
•cbeinung«n, welalH *ttf «ine Kntwiokelung eigener lokaler 
alpiner Fonuen koa dar Fauna der tiefrren Regionen deuten 
künnten, scheinen eich in der Alten Welt und Nordaflurik* 
nicht zu finden. Wohl aber baben die Anden BnduMrikaa 
in den unwirtlicben Sleinwösten der Faratuna eigentämlicbe, 
wenn aneli den arktierbeu verwandt« Oattuugen, welcbe 
lieb m?i|?H("ht>rwei«e an Ort nn4 Ptt-ile entwi. lelt habsu 
können. Nur n.icli L'hi't', Jus aui-li sonst »In ui^eiic Untvr- 
provinz eim-bmut, »iu'l lüngi dea Andenkamm«» «migtii Ver- 
treter der Gattung Brcbift «tagadrOBflaDt welche m Süd- 
atuerika i>onst fehlen. Kobelt. 



— Kin« F.rforaebnng von Bsliaaaa in rvatiteh» 

eentralasiatisehen Gebiete Akmolinnk bat nach einem 
Berichte von F. O. Ignatow die weataibiriacbe Abteilung der 
ru»»!»«'h>'ti (,'(.'ii^riiii1ii»cbcD <'i'-«- lNirti»ft im Bommer 1?:'-! viu- 
^riiirMtiipiii, l>r*r Aiirnrij; wurilr i;i-iTiarlit mit i!i 
Ky «J 1 - '/K ü k , (1. r 1 r. Weisi: 1rii(; und IL" Wi-iiil liri-il iMt. 
wurde die Teui(in»tiir dfr I.uft. der Wun-ierKCliirhlf ii iii.d 
des Grundes gememen und die Fauna des bees erforscht. 
Dar Saa aotlilto «iii« sianiüeli jnafaa JUufß tob Balain, aata 
Wawar Iwt elBaa btttcnn uaaebrnMlt. Dia TampaMtur 
betrug im Durchschnitt 21 bis O'i" , am Grunde war sie 
um C,5* höher als an der OlMrtl^i. lif . Nach den Angaben 
der Kirgisen m-frii-rl der Sij-' iiivinais im NVii.ter. Bvobaclitet 
wunle nocj] eine ;iit«ri-Hiiiiiil«i Ki.rliunt; de« SifiVÄsinTf . rot 
und hp|l kannni.»irj , was n;iuli <ifr Memntig de» IWriubt- 
*_'rHtatt'jrH ^on riner j^t 'Ti^n M''ij;;;.' S'.-ii KruHteDtieren her* 
kunimt. Ubaraktvhstiscb ist, dafs sich in der hAhe des Sees 
8tUiiw« ii>r » c «B flDdan, dia alaht altm aiaan Durchmeaser 
von m«br«ran AVemt baben. Wia ala wlilllicb entstanden 
■lud, nmCi nocb als offene Frage angesehen werden, obgMab 
schon MM aabr wahrscheinticha Tfaeoria vorbandan ist, dia 
die Vernichtung des Salzes in den jetzt lüfsen äeen der Ein- 
wirkung des Schiirkx)hres, das an den ITem wächst, zuschreibt; 
es habe dia gautia Maoga d«a 8«laaa »iljpaabn. AJa 8Qfa- 
wassenm aatbulten aia avali aloe iahlniataa Wfiwaiaw 
fauna. 

Der zweite erforschte See — Selety-dengis — ist 
flu Werst lang, \i:> Werst breit und umfaXst einen lUaui von 
lOOdOODaaqxtiiNB. Saia M^gikift lat rianlieh wbadauland. 
In Banig aw dia Tampenitiir worden diaa a lban KigaoMaliata« 

kviten beobachtet, wie bei dem Kysyl-kak; benMtkt wurde 
eine starke AuNK-beidung von ßchwefvtwasscrstoir; dar Boden 

des Se«-* Ui riut f.inl»;vi it n 'ir)r.ini)i«hen Überresten bedeckt; 
die Fauna lif~t.jht inj» Kruhtfiilifivn. 

Iirr dnff Sk.j, l eke, Werst lang, lü Werst breit, 
erweist seilen «1« vollkommen mit KaU i/eHuttiRt. Trotz- 
dem tiudun «ich auch hier viele Arten von Krustentieren. 
Im Verhäluiis zu den anderan erfoncbtm üaen, namentlich 
dan «ntercn, alnd hier irgend welcbe Markiaale tob A«t*> 
troakauag niobt bamarkt worden. 



Zugleich liat din IJxiirditinn uu' li V>jr«i:.liun>;en iilvr das 
T»rbandeneein vt>n ewig gefrorenem Boden angestellt und 
nolc^bcn in einer Arschin {0,Ti m) Tiefe unter 5V nördL Ur. 
geftinden, wodurcJl sieb die bisliarigao tixanzbestimuiUDgen 
Uber daa Voaltaminaa aeUhaaBsdaBa waaa a tlic b badani. P. 



— Dem Meifsener Weinbau widmet P. Kirbacb 
(Hitt. d. Ver. f. Qescb. d. Stadt Meifsen, Bd. &) einen ana- 
gedehnten Aufsatz. Kach der Meinung einiger Autoren sollen 
die Sorben dort bereits Wein vor der germanischen An- 
«ifdelunfj, also aticli vor der Gründung der Btailt Meifiten 
9tlb5t , K!'bL\ut liiibon ! Dagegen sprii'ht die 'I Imtea' )).' , ilaii 
Bischut' X>itm«r vvu Merseburg einen so wichtigen Umstand, 
wie das Vorkommen von Weinbergen, wobl nicht hätte un- 
erwUint gelassen. Dafür, dafs der Weinbau von Westes 
bar mit den Bandbotan des GbrisUntum« gekommen sei, 
apreahaa drei Umittodt. Vvlttndllab wonan Weinberge 
zuerst in Verbindung mit Klöstern, der Kirche oder ein- 
zelnen Geistlichen erwühnt; Überlieferung und tiage knöpfen 
femer die Einführung des VV>hibau*i an den Namen de» •>•• 
kanntesten Bischofs von .Miifuon aus ii<-r ersten Zeil ih* Ilm' 
tiime«, an Bisnliof Bfririn an; zntn .Irut^'ti trei!"ls df"r lieilige 
ITtlian, der in Si:liVi iilieii und Frunken äN Vater und Schutz- 
patron des Weinbaues verehrt wurde, auch bei den Winzern 
dar HaMkaoa* fioffa dia glaiaha Taialivang^ Im aad 
16. Jabeboadan war dar Waiabaa ia dar Halfiaaer Qagaad 
in atater Anadebnung begrlflen. gp&ter brachte dann dar 
SOjäbrige Krieg Hemmung und teilweise vollständigen Still- 
stand in Hfn Wfinba.t Pisse Kuheperiode kam abrt- 'l«n 
Weinbergen »ehr vu fiu'e, nuJ nach dem Kriege gab e« eine 
Reihe ki voi /ii^jlioher und leij-ber Weineniten, dafs der Eiler 
für den Weinbau wieder auf !a» Lebhafteste angeregt wurde. 
Für die Erträge der Weinberge bieten die Aufzeiclmungen 
für den städtischen Rat«wvlnber]g, di« mit UA7 anheben und 
einen Zaiiraom von rei«bUeb SSO Jabraa umfassen, einen 
vortHllUelMa Aabaltmakt» Wibnad aieb der Dorcbscbnitts- 
ettrag ▼<» S7 Falk iar 91000 bhi OSOOO WeinstKcke orginbt, 
braehl« 1552 deren 90. 1834 deren 93 und 1846 über »2 Fafs. 
MirKwachsJahre ftiUlen dagegen oft nicht ein einzige«. Neuer- 
diü;;!! hat ^er Weintiau eanz bedeutend «B Areal Tetloran, 
eiij w<;iiiberK ver^cbu und nauii dvi andaraa vsd omMa 
audui-er Mutzung Flatz luaclien. 

— In dem Jabresberidtl des Treuls. BotMiacben Vereius 
ar U97/n, Seita M bia 04,j|lakt A, Tiaiebal aiaan Beriaht 
aber .Ptisdaatillata ala Baaaebmittal*. Br gabt voa 

einer Stell« in deui Mnrlenbiirger Trefvlerbiicbe aus, wo *iob 
ein jetzt bei uns nicht mehr beliebter Gebrauch bezUgliah 
der Ffifferlinne finde».. Kp wird dnrt (Seite ifi) für' da« 
Jahr 135^' erwälmt ein.j Aup^uVm' von „'.' rerf.-i t'ur '.ieii ilnv-li- 
mcister Wüi-Ät r 711 Ixirrn-n von den wetfseu J'iirt'Tiingrn'. 
und ml .lalire 1 lj(^reclmet der Hauakonitur enie .\ii»i;abi' 
Cbr Bratbean von 2 Mk. fUr H gro&e OUtser vuii üti Btof, 
wntia man ibr daa Maiitar daa wamar von den Pftfferlingen 
aafbawabrtt Vahnebainlldi soll diaaas alao präparierte 
Wasser — nach Treichel — zu einem erfrischeiideu l'ninke 
dienen oder vielleicht vou irgend welchem Belang für den 
Ma.gen ^eiu. Der Filz, der dazu benutzt ist, wird nach 
l'rvii iul wahncbeinlich der gemeine weifse FfefferpUz, Iac- 
t«rius pii>enilii« 8cop., gewesen ii?in. ^ndann führt Tmcbel 
sehr r.ahlreirhe Intteralnrangolien diki'ur an, dal« auch andere 
Filze als Uecituiicbungsniittel in l>»nderi> mit kalteiu Klima 
noch beute gebraucht werden , so lange die dor^gan VAUiar 
keine gegohrenen Rauscbmittel kennen. Unter KatUtkaa« 
TiobaklMbaa aad aadaiau aovdaiMtiaebaa V9Ikara wird noeb 
Jein dar rUccaapili ula BamaaBbaBgamlttal baanmi. Dafii 
aber lülaa aa Oatrlakan Ua naah FionlheB liia gabnaabt 
wurdaa, iet am donh oMga Salirift Traiahab aaeligawUMn. 

— 1 1 K '. i •■ n i !>i Ii e .\ 11 ü« a lul " r un g. Im Jahr« IS''7 waii- 
derlen '.::>u»b£i Fersuuen au» Italien aus, davon 105 4'.:«, das 
ist :ii VroT.. dauernd, die übrigen verliefsen ihr Vat^-riand nur 
auf Zeit, des Erwerbe wegen. Im Decenuium IbOb bis 1897 
aind im Ganzen 1 446 097 Italiaaar anagawaadact» daa iat bat* 
aaha da* Doppelte dar Einwobnercatil von Sardinien. Abgaaaban 
vtm VeneUen mit einem sehr hohen Frozentsatz zeitweiliger Aue- 
WBodernng, UelStro die Abruzn-n. Calabrien und di« Itasilikata 
relativ die meisten Auswanderer, Ijandi-.<ii<i1'' niii an sich schon 
schwacher Bevölkerung, gerade wie au Ii be: un« die schwach 
bevölkerten ösUiehen preufiiwbtu I'i.nfinzen und das noch 
schwächer be . . Ikeiti klenliur,' das stärkste Kontingent zur 
Auswanderung »teilen In dru genannten italienischen Fro- 
viuzen kumtiien irlizeitig die nieii>ten Analphabetefli die 
nteisten Vergehen gcgeu das Leben und di« meist «u uuebeiteban 

sr. Halbfafa. 



VenMwpril. Itmlabiear: Dr. ILAadra«, 



-T- 



Vkilinlabaithee'PraMHda Iii -'Druckt Prtedr.Tieweg n.8eka, llriuaxhwr.te. ^ 

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GLOBUS. 



ILLUSTRIERTK ZKITSCHRIFT FÜR LÄNDKR- UNI) VÖLKERKUNDE. 

VEREINIGT HIT DEN ZEITSCHRIFTEN: ..DAS AUSLAND«' UND ..ADS ALLEN WELTTEILEN". 

HERAl'SGEBER; Dr. RICHARD ANDREE. -^^j^ VERLAG von FRIEOK. VIEWEG & SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 4- 



BRAUNSCHWEIG. 



31. Januar 1899. 



Nukilruck nur BMb Pbcnlnkunft mit ilrr Vtrlaiphandlnog («utUI. 



Die Nationalitätsverhältnisse in Schleswig. 




EidcT 



Deulscbes OpbieL 

] DAnischrs Gttbiel 

Gt.'muicht douüich.- 
<läni!i<:l)i'9i Gcbipt 

>riesiB<-hi-s Gebiet 



Die Spr»cbirebie( « In Sclib'sn Nach Adler. 



Die AuBweieungen zahlreicher Dfineo durch die prea- 
fsische Regierung in Kordvchleswig lenken iviederum diu 
Aufmerksamkoit im TerntJirkteu Mafae auf die Nationali- 



S. 377 abgedruckte Karte der Sprachgebiete S«ble8wig« 
nach Adler, welche einem lehrreichen Aufsntie von 
Dr. Ueimer Hansen in Oldealue beigegeben int, auf den 



tAtsTerhftltnisse in der nördlichsten deutschen Mark, wir hier diejenigen Terweiseo. welche »ich eine nSher« 

Um das VoretändniH der dortigen Verhilltnisse zu er- j Keuntnia der Verhältniitise verschaffen wollen, 

leichtern , wiciderholen wir hier die im ülubua liaud ti 1 , Seit jener Arbeit Hansen* ist in der Zeitschrift des 

Olobu« LXXV. Nr. 4. 7 



R T. E.t Uator il«n J«lUob«B d«* L*iid«i GoMn. 



preofflischen statistischen Bureau» 1893 eine gröfsere 
Abliaudlung tod A. v. Firck« erschieoen, welche „die 
preufüiBch« Hevölkerung nach ihrer Muttersprache und 
Abstammung" auf Grund d«r Yolkszfthlung tod 1890 
bahaadelt «ad daa m.TCriiaaigite atotialisal» liatarikl 1 
«ntbilt DbdbbIi tat suDldkit hatvonnibalMm, d«b di« | 
dfinischc lievölkernng in Schleswig BurUc1<g>'p;aii^'eti i^t. 
Sie betrog in der Begrensung dieses Landes, wie sie seit 
1864 



niese in Schleswig ist die Statistik der Volksschulen in jenen 
Kreisen, in welchen die Dänun die Mehrheit bilden. Von 
den 1891 die öffantUohen . VoUusehnko beanohenden 
Kindan «pMebam im ibran FantUan 



1858 . 



140 950 

IM A'.^ii 
H-l ii.i- . 
134 (>ii4 



DU Dinen bewobneD Torzugs.wäise die nördlichen Kreise 
Schleswigs. Ihre Zahl betrug im Kreisf ITailerslplirn 
49 130 (878";,)^ der HeTölkerung), im Krt-iat- .\|ii-iirada 
(8l8%o). in» Kreise Sonderburg 27 lT2inri((' ,, i, 
im Kreise tondem 27160 (493» «n), «•» Stadtkreise 
flensburg 2843 (77*/i)*) und im Landkreise Flensburg 
861B (87o/m}> IK» 8t»dt Flanaburg wurde aabon nu 
diniadieii Zeit ab nOberwiegeBd deataab' batraebtd 
In kl ii)i.'m anderen Kreise der Provinz erreicht die Zahl 
der I>auen den Betrag tod 1 Proz. der GesamtbeTülkerung, 
Wiabtjg flir dia Baortailnig dar NationaUtltararbllt- 



I 



i 

Im Kreise j 


lo den Stüdtea 


Aui d«n l^de 


Deutich 


DrulMh 

und 
Däntuh 


Uiniich 


DcuUcfa 


DentMh 

und 
IXnitrh 


OäBlidi 


IfadeNtebeB 


117 


78 


793 




»0 


7IU 


ApenraJ«! 


201 


8'J 


598 


162 


1»7 • 


•»570 


Sandrrliiirg . 


17.'. 




552 


55 


i;-j 


;iH42 


Tuiulrni . . 


461 




l!17 


1578 


ai2 


4778 



Dasu Boob auf da« Land« daa Kraiaaa Xondam 2476 
frieaiacb apreebende Kinder. 

Zur weiteren Beurteilung der Verhiltniss« ist füllende 
Litteratur heransuziehen : Adler, Die Volkssprache im 
Herzogtum Schleswig seit 1864. Mit Karte. Zeitschrift 
ffir 8oblaawi|^IIolBtein-LaiiaiibiiigiBeba Qaardiiabta 1801. 
— Clanaan, .Sprogkart over SOndaijylland, 1889 
als Beilage zu dänischen Zeitungen veröffentlicht. — 
Langhaus, Die Sprachgrenze in Schleswig. Petermanns 
Hittailmigai 1890. 8. 947. 



Unter den Fellacben des Landes Gosen. 

Tod R T. E. 



In .\gypten urhchii'n mir die iivird5stliLlis1c Pruvinz deB 
Landes, Scharkijoli ^i-üannt, kI.h dieaii/.iöheitüaleiu laud- 
schafllichir und ^'u.hi luchtiiclicr Beziehung. Sie deckt 
sich so ziemlich mit dem alten Lande Gosen, von dem 
wir schon in der frühesten Jugend Kunde erhielten und 
aaigt anefa baat« nocb Sporan sItiaraalitiacbeB Lcbeaa. 
Daa Volk, walabaa hiar, fani van dar grofaaii NOatrafte, 
lebt, gebfirt tn dam ortflinUebatflii allar igTptUchen 
Stämme und die Landsebaft ist nicht so eintCnig wie in 
anderen (fegenden den Ilcitus. <lii! KiBcnliahn inaclil floh 
wenig bemerklich und louristeu sieht luau kaum, liier 
berrscht noch der Feiiah in seiner UrsprOnglichkeit mit 
jenem uralten Gefühle fSr Gatsfreundschaft , das den 
Mohammedaner von jeher auszeichnete. 

H«n Uanptqiuirtier habe Job ateta bier in dar unlten 
Stadt Fak fl 8 anfgaacUagen, ainat, oacih den Zangnita« des 
rtnli'iuäufi , lil-f l'hacnsa die Ilauptstndt de:- iii iiVilsclirn 
Nuino^ und cm wicbtigerOrt imDolt.i. In ibroiu Nuiul-h 
birgt sirli iiüph dir Nnriie (mHi-ii. li.'i (1,'n alti'n Af/yj'- 
t«ru liiefe. sie K und mit dem Artikel i'ba-kus. Aus 
Koa aber fiitHtaud bei den Semiten Küsen, (iosen. Heute 
iataa ain aebr maleriaoberOrt, umgeben von frnoblbaran 
Faldan nnd Datla)|IUn«nifan, swiachao daaao dia 
BewAaeerangakanlle verlanfea. Der aDgflsebenfrte Mann 
in Fnküa aber ist der Sebeieb Mabamed Abdnn, dessen 
(•«»Tl'r- uiidf. liiifr ebensosprichwörtlich geworden ist, wie 
»eine lltir^uuiigulc. Beides habe ich empfunden and die 
Mahlzeiten, die icb bat ibn eianabn, bleiben mir «llwit 
im Ged&chtnis. 

Ich war gerade von Kairo «Dgakiommen und im 
BewässernngalMHua abgaatiegaaf wa gewöhnlidi dia 
llgyptischen Beamtan wohnen, dia mit der KanaKintion 
und durgl. zu thun haben. Da es frei stand, quartierte 
ich mich dort ein und sendete Abundi meinen lliener 
;iUK, Ulli H <'iiii!(^flii Ii iir.rli Nnlinuitr.Kii itkl lur d.1.5 

Ab«udlirot ttulz'it rt'ibcu. Kaum wur tT gegangen, nia 
zwei lulernontnigende Männer vor meiner Thür erechienen, 
anklopftaD vpd ihre «Salama" antbotan. Dar Sebeieb, 



so iiifldtttfii sie mir, Bondo Hriiitn (irufs und liebe auch 
LiiUcii, bfi iiiiii zu Alu'nd zu «jjeiBen. Obgleich ermödet, 
wnr irh tiitch auch Buhr hungrig und bcschhifs daher, 
der iiäuiaduug dankend folgen, wiewohl ii:h ncch über 
einen Kilometer bis zur Behausung des Scheichs zu gehen 
hatten Hain Gaatlrannd ampfinf micb an der Ihftr 
aafaiaa Hanaaa, ktt&ta mkib «ui kaida Wangen nnd hiab 
mich herzlich willkommeo. Dann f&brte ar mich nach 
einem kloinen Oomaeh, welches in die Ecke des Hof- 
rüUHif'« fi iif,'ehriut war. und bei Katiee und Cigarrttcn 
wartuttiu wir auf die iu der Vüibereituug betindliohe 
Mahlzeit. 

Unterdessen sah ich mich voll Staunen in dem 
Zimmer um. Alles war hier nach der neuesten fran- 
zCsiscban Art aingerichtet: Lehnaaaaal and Soh, dar 
Krystaltkronlenehtar fehlte niebt und mit fireodettrahleD- 

di.-m (^lüsichte mein Fclipich nisin T'rsfaunen über 
^cin« FortFciirittc in der Civiliüiitiün. Mit l 'iiterhulluug 
und linui^lirti liiticliten wir eine h:ilbe Stundo zn, immer 
knurrender wurde mein Magen, der Hunger uuertrfiglich; 
der Wirt und die Diener schienen unruhig — weshalb 
könnt« ieh mir nicht erkl&ren. Nociimala murda Kafiea 
gabndit, iriadar vaiging aÜM balb« Stnnd^ Da bialt 
icb aa nieht mehr aua nnd lagta 
„Kaffee wflnsehe ich nicht mehr, o Schaieh! 
bin ei-lir Ininptif,' unil biitf, lafs uns essen.'" 
wie ich werkte, eiu irlüsuudes Wort, schnell 
auf und führte mich zum Speisor.-ium 
Diener rannten , um das Essen herbeizubringen, 



Doeh ieh 

I'ji.s war, 
^tl'rang er 
wälirend die 

Der 



arme Scheich! Ich hntte keine Ahnung davon, dafa er 
ebenao bongrig, wia ioh war, aber ich wolata damala 
noeh niohi dal* die ambiaeb* ElSkatt« Ihm ▼«rbot» «har 

mir das Ksseu anzubieten, als ich es verlangte. 

Dar Speioe^pmach war lang, niedrig und öffnete sieh 



mit 



h dem Ilofi-anme, von wo aiiLrcneVime 



Kütiinng zu uub bereinströnito. Schnell erschien auf 
Irtiiger Tafel die Mahlzeit, während wir in landesüblicher 
Weil« nna niederliafien. Daa Abendeaaen aber, das 



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R. T. K.: Uatarden FalUoben de« LsDdet Ooiea. 



66 



ervte, welche« ich in einem FellacbeDhause genofa, i«t 
niüierer Beschreibung wert. Iiier die Reihenfolge: 

1. Sehr fette Suppe mit Citronen darin. 

2. Salat. 

3. Gebratener Truthahn, gefftllt mit NQaaen nnd 
Reia. 

4. Spinat in Ol. 
ß. Grüne Bohnen. 

6. Gekochte« Kindfleisch. 

7. Gebratene Rippchen. 

8. KalbsfüTse. 

9. .Malfaf , gehacktes nnd gemengte« Fleisch in 
Weiulaub. 

10. Gehacktes Hammelfleisch. 

11. Kartoffeln in Ol gebraten. 

12. Pudding aus Mehl, Uouig und Ol. 

13. Allerlei Saucen. 
M. fieatofte Kartoffeln. 

15. Gekochte« Hammelfleisch. 

16. Nochmals Kartofleln. 

17. „Mischmisch", Aprikosen. 

18. Kin sehr grotser Fisch. 

19. Schafsgehim. 

20. „Rizb'il laban", Milchreis, der st«t4 den Beschluls 
macht. 

Jedes dieser 20 Gerichte wurde für sieh allein auf- 
getragen, dazu war die Tafel belastet mit Bergen Ton 

Radieschen , Brot, 

Gurken , Kils« und 

von verschiedenen 

Kräutern. Hinter 

ans stanüen Diener, 

von denen einige 

Laternen zur Be- 
leuchtung des 

Tisches, andere Fla- 
schen mit Uosen- 

wasser hielten, von 

dem wir zeitweise 

tranken. Da ich 

jenm ersten Male 

einem solchen Essen 

beiwohnte, nahm 

ich Tun allen Spei- 
sen wenigstens 

etwas, doch ist mir 

die UnTerdaulich- 

keit, die ich mir 

znzog, noch heute 

im Gedächtnis. Sn 

oft ich auch noch 

der Gast Maho- 

roed Abdnns war, 

eine so grofse 
Abendmahiccit 

habe ich nie wieder bei ihm eingenommen , wie diese 

erste war. 

W&hrend dieses BeHuches in Fakäs hatte ich das Glück, 
die Bekanntschaft Ton Mo Cullough-Bey zu machen, 
welcher damals im Dienste der Ägyptischen R«*gierung 
Landau/nahmen im Delta machte; ich begleitete ihn 
wiederholt and fand , dafs er ein vorzüglicher Kenner 
des Landes und der Leute war. Die Fellachen namentlich 
hatte er gründlich studiert nnd ihm rerdankc ich manchen 
Hinweis, manche Belehrung'. Sein Faktotum, ein gewisser 
Abd-el-Messieh . ein Mann mit viel Negerblut iu den 
Adern, schlofs sich mir zeitweilig Dienet an und nurh 
er war mir bei meinen Ausflügen Ton grufsem Wert. 



.So führte er mich nach Kablinna, einem herrlich ge- 
legenen Orte, den wir nach einem langen Tagesritt durch 
eine fruchtbare, schöne Gegend «rroichteu. Da mein 
Diener das Land genau kannte, so ritten wir nicht die 
gewöhnlichen Wege, sondern cjucrfeidein. Dabei trafen 
wir einen Knaben, welcher einige Ziegen hütete und den 
ich fragte, ob wir auf dem richtigen Wege nach Kah- 
buns seien V Mit der den Fellachen eigenen Höflichkeit 
und ( bertreibungsucht antwortete der Itursche: ^-li^i 
Kw. Exoellenzl Hütten wir ^ewu/st. dafs Sie hier durch- 
kommen würden, dann hätten wir für Sie einen eigenen 
Weg gebaut! " 

Das Land um Kahbuna gehurt zu den schönsten und 
fruchtbarsten Strecken, die ich in Ägypten sah. Hier ist 
ein Mittelpunkt der Dattelzuchi. Diese l'almcn bilden 
hier weite, zusammenhängende Haine , die nur durch 
schmale Strecken eines kleeartigen Futterkrautes , Her- 
eime genannt, oder durch wohlriechende Bolinenfelder 
unterbrochen sind, über denen die Immon schwärmen. 
Der Ort selbst ist in einem besonders dichten Palmen- 
waldo Torsteckt und an der einen Seite von dem nie 
fehlenden Birkeb oder Teiche eiogefafst, welcher in ge- 
sundheitlicher Beziehung eine der schädlichsten Hin- 
richtungen ägyptischer Orte ist; ein Dirkeh ist gleich- 
bedeutend mit Fieber und Krankheiten aller Art. Man 
grübt den Teich iro schlammigen Beiden aus, das Wasser 
sickert von allen Seiten hinein , die Abfülle und der 
Scbmuta des Dorfes werden ihm sugesellt und in der 




Auf dem Wege nach Kahbuna. ZeichnnnK des Verfasser«. 



glühend heifsen Sonne brüten hier nicht nur Millionen 
Ton Mücken, sondern auch die Malaria, hur.u lag noch 
der PViodhof ganz nahe am Ramie des Teiches und 
wässerte nach diesem ab. Trotzdem sah ich , wie die 
Weiber aus diesem schmutzigen Pfuhle ihr Wasxer für 
den häuslichen Bedarf schöpften. SelbstTerst&ndlirh liefs 
ich mir das Wasser, dessen ich in Kolibuna zum Kochen 
bedurfte, aus der Feme herbeisch äffen. 

Der alte .Omduh" oder Dorfschulze von Kahbuna 
empfing mich fiufserst freundlich, küfste mir ilie Hand, 
dankte Allah für die Fhre meines Besuches und fährte 
micii nach dem Fremdenhause, wo mir ein Mahl ans 
Reis und Hammelfleisch gereicht wurde. 



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56 



R. T. K.: Unter den FelUohon det Landet Goten. 




Dattelwald bei Knhbuua. Zeichnung dv» Verfauari. 



Kahbuna itt ganx aua in der Sonne getrockneten 
Sclilamuiziegeln erbaut Dicht gedrftngt liegen die 
kleinen üubausungen beisammen und zwiachcn ihnen 
hindurch führen ganz enge GSi'Rchen, kreuz und quer, 
ein wahres Labyrinth bildend, in dem man sich schwer 
sureoht findet und die oft genug in Sackgasten endigen. 
Von aufiien sieht Kahbuna einer Festung Jlhnlich; die 
Strafaen endigen in schweren llulzthoren, die nm .\bend 
geüchlofisen und Tom Gaffrah, dem Nachtwächter, bewacht 
werden. Jede Hütte hat nur eine enge und schmale, 
nach derStrafse fahrende Thür und die wenigen Fenster 
■ahen aus wie Schlitze, die in der 
Mauer angebracht sind; Glas oder I^äden 
kennt man nicht, dagegen sind die 
Fenster.tchlitze durch ein Lattenwerk «ua 
Bambus verschlossen. Im Inneren des 
Gemaches herrscht eine »chändliche Luft, 
die noch durch den Hauch von ver- 
brannten Maiskolben oder Iturrahsten- 
geln, sowie durch die mit den Menschen 
hausenden Ziegen , Tauben , Puter ver- 
schlechtert wird. Auch auf den IJächern, 
wo man das lirennmutcrial nufliftuft, 
herrscht keine gute Luft; dort haben 
ancb Ziegen, Tauben, Katzen und nament- 
lich Hunde ihren .Aufenthalt. Trotzdem 
sahen die lernte frisch und gesund aus, 
weil sie den gröfseren Teil des Tages 
auf dem Felde zubringen und nur zum 
Essen und Schlafen ihre Hütten auf- 
suchen. Schauderhaft ist in diesen 
I/öchern noch heute die seit den bibli- 
schen Zeiten berüchtigte Insekteuplago 
Ägyptens, wunderbar ist die Vermeh- 
rungskraft der Flühe von Kahbuna. ubur 
die Fellachen haben ein Fell, wifi ein 
„(lamus", ein Büffel, und vertragen die 
Stiche, die uns zur Verzweiflung brin- 
gen. Vor dem Orte, oft vor den Thüren, 



werden alle Abf&Ile, 
aller Schmutz auf- 
gestapelt und aus 
diesen entsetzlich 
riechenden Haufen 
entwickeln sich die 
Fliegenschwärme. 
Dazu die Ratten, 
die aber durch Ver- 
zehren des Unrats 
wenigstens einigen 
Nutzen schaffen. 

Ein Gaffra, Nacht- 
wächter, bewaffnet 
mit langem Stabe 
und Laterne, fährte 
mich durch die engen 
Gassen zu meinem 

„Scblafgemach". 
Von den Dtchem 
heulten die Hunde 
wütend auf uns 
herab und alle paar 
Schritte versanken 
wir in Löcher und 
gerieten in Schmutz- 
haufen, trotz der La- 
terne. So gelangte 
ich za dem „Schlaf- 
zinimer" , das wohl 
eine schwere Thür, aber kein Fenster besafs. Das Ge- 
mach, einem Schnellte gleichend, hatte nur 2 m im 
Quadrat und war zum gröftten Teile vom „Bette" 
erfüllt, das heifst einer .\rt Lehmbank, unter der eine 
Feuorstelle, aber ohne Schornstein, angebracht war. Als 
mein Führer aus allerlei Abfjllleu dort ein Feuer ent- 
zündete, war das enge Loch bald so mit Qualm erfüllt, 
dafs ich glaubte ersticken zu müssen. AU ich mich auf 
dem elenden Lager ausstreckte, fühlte ich den Rauch 
weniger und glaubte nun, dnfs er wenigstens günstig nuf 
die Vertreibung der Insekten wirken würde. .\ber weit 




ticlilafniuiii «li's Verteilen in Kahbuna. 



67 




Bin Kan»l in Hcliarliijvh. Zeichnung des VcrfsiMn 



gefehlt! Die Kahbuuaflüho kehrton sich an den Ilanch nicht 
und nachdem sie mich eine Zeit lang gequält, flüchtete ich 
vor ihnen ins Freie, wo ich im Dunkeln eine Art von l'lati- 
form fand , dort mich in meine Decken gehüllt nieder- 
legte und ermüdet einschlief. Morgens gegen 5 Uhr 
erwachte ich, wunderte mich über meiu Lager und fand, 
dafs ich mich in einer Art überdachten llofes befand, 
der für verschiedene Haushaltungen als gemeinsame Küche 
diente. Weiber kamen herbei, führten verschiedene 
hiusliche Arbeiten aus und kochten Kaffee, während ich 
mich auf der flachen 
Decke eines Erdofens be- 
fand, in welchem eben 
Feuer angezündet wor- 
den war. Neben dun 
Weibern teilten ein Ka- 
mel, zwei (liel, einige 
Schafe und Ziegen, sowie 
sahlreichea Geflügel mei- 
nen improvisierten Schlaf- 
raum. Noch war ich nicht 
bemerkt worden : Da ent- 
rang sich mir über die 
wunderliche I>age, in der 
ich mich befand, ein 
lautes laichen: IJie Wei- 
ber schrieen auf und zer- 
stoben und bald erschien 
der Omdeh , der Schulze, 
und wunderte sich nicht 
weniger als ich über 
meinen Schlafaufeuthalt. 
Die Soene war mir aber 
so drastisch, dafa ich den 
Schlufruum sofort zu 
skizzieren begann. Da 
hörte ich einen Mann 
zum Schulzun sagen : 
„Weshalb zeichnet der 
aiohu» LXXV. Nr. 4. 



Effendi diesen arm- 
seligen OrtV Die 
Antwort lautete: „Kr 
ist ein Freund des 
Sultans, ihm bringt 
er das Bild, und zeigt 
ihm , wie erbärmlich 
wir wohnen. Dann 
giobt ihm der Sultan 
tausend Pfund und 
die bringt er uns, 
damit wir bessere 
Häuser uns bauen." 

Trotz ihrer Armut 
geht ea den Leuten 
hier nicht schlecht. 
Die Datteln bringen 
ihnen viel ein und 
wenn man die Flur 
in den Häusern von 
Kahbuna aufgraben 
würde, käme wohl 
mancher verborgene 
Schatz zu Tage. Alles 
dreht sich nm die 
Dattelkultur. Die 
kultivierte Palme iit 
niedriger, aber laub- 
reicher als die wilde, 
die man an den 
Ufern des Nils erblickt. Jene verdankt, wie bekannt, 
ihren Roichtum an den edlen Früchten der künstlichen 
Kestäubung. Die Dattelpalmen, die scheckigen Herden 
wie XU Jakob« und Davids Zeiten, die mit der Schleuder 
bewaffneten Knaben, die Mädchen mit den schön ge- 
formten Tüpfen am Brunnen gleich Rebekka — alles im 
Landleben zeigt hier biblische Bilder, wie vor lausenden 
von Jahren. 

Neuer aind die Kanäle. Landstrafsen giebt es wenige 
in .\gypten, wiewohl die IlegieruDg jetzt einige iui Delta 




tiamzimmer in tll-Ubazuli. ' Zeichnung <)«• VerfaiMr*. 



58 



erbaut. Der IIbdiI«! wird meisteDS mit KaD»lboot«ii 
buaorgt und die hoch liegenden Ufer der Kanäle dienen 
zugleich als Leinpfude. Ein Kitt auf diesen Uferdilmnien 
ist eine angenehme Abwechslung, bald unter Tamarisken, 
))ald nnter Palmen führt der Weg dahin und im Waneer 
grüfaen uns Schilf oder „Plumpkeulvn* , wie in dar Heimat. 
pSchaduf und „Sakkia" , die bekannten HewftggeruDgB- 
maschinen , heben das WasBer dca Kanals aufa Land 
und auf dessen stiller Fläche selbst zieht die nGiassa", 
das Lastboot, mit dem lateinischen Segel dahin. 

Zwischen den gewundenen Leinpfaden und an den 
Kanälen binreitend durch die verschiedenen Felder 
kam ich in stfindigen Verkehr mit den Einwohnern. 
Alle waren höflich gegen den Fremdling. Das ist ein 
schdnerZug der Fellachen und er entschädigte mich fOr 
manche Rei8emühB.il, für elende l'nterkunfl, schluchtes 
Essen. Oft bin ich angenehm Oberrascht worden, wenn 
ein Hursche mir während des Kittes frisch gepflAcklo 
Maulbeeren oder andere Früchte darbot und öfters noch 
bi'acht« man mir Kaffee entgegen, der stets vorzQglich 
war, was von den 
abrigeu Speisen leider 
nicht gesagt werden 
kann. Im GegeDsatze 
zu der üppigen Mahl- 
zeit, die ich bei dem 
Scheich Mahumed Ab- 
dun genofs, will ich 
hier mein t&glich Brot 
in einer der ärmeren 
Ortschaften schildern. 
Früh steht man auf 
und stftfl wird eine 
Schale Kaffee geboten, 
zuweilen mit einem 
Stück Drut oder einem 
Fladen ans Mehl, Ho- 
nig und Ol. Gegen 
Hittag giebt CS ge- 
kochte Eier, Drot und 
Kaffee. Die Elicr sind 
oft steinhart gekocht, 

abgeschält und 
schwimmen in einer 
Schüssel mit Ol, aus 
dem man sie heraus- 
fischen mufs. Den 

Geachmack für Ol und „Semua", dasheifst geschmolzene 
Buttpr, mufs man sich erst erwerben, gleichsam an- 
erziehen. Beide sind hier melir oder weniger ranzig, 
sie werden aber allem, was man geniefst, boigvmischt. 
Abends, von Ii bis 8 Uhr, wird die Hauptmahlzeit ge- 
nossen; sie int immer und ewig dieselbe, uiimlicli fettige 
Suppe mitSemna, gekochtes Hammel- oder Ziegenfleisch 
auf einer Ueispyramide und zum Schlüsse Kiz b'il labau, 
Milchreis; b'tzterer das Beste nm ganzen Hssen. Selten 
werden Tauben oder Truthühner angeboten; ein Lamm 
oder Zicklein erscheint dem Fellachen die ehrenvollere 
.Speise für den Fremdling und nur mit der gröfsten 
Schwierigkeit konnte ich einst in El (ihazali , wo die 
Tauben zu huuderten umhcrilattorten und Uberall Trut- 
hühner kollerten, (ieHügel erhalten. Ich bat den Schulzen 
darum. Aber der Mann machte ein ganz erstauntes 
Gesicht und sagte nur: „Das ist kein F^sen für einen 
PaKclia." — „Ich bitte dich um einen Puter" — ,Aber, 
mein Bey, ein Puter kostet nur .'iO Pfennig und ich 
würde mich eutehron. wenn ich nicht für Ew. Excelleuz 
ein Schaf schlachtete." AI» dann mein Kssen erschien, 
hatte ich wohl meinen Puter, aber auch der Hammel 



war für mich geschlachtet worden. — Bei grofsen Fest- 
lichkeiten bereitet man die Hammel ganz und füllt das 
Innere mit Reis, Nüssen, Tauben. Der gante Braten 
wird alsdann in einer Erdgrube einen halben Tag der 
Hitze ausgesetzt und das Ergebnis ist ein Turzügliches. 
.Saftigeren Braten habe ich niemals gegessen und von 
Interesse ist es zu sehen, wie bei der Schmauscrei das 
Fleisch mit den Händen abgerissen wird. 

El Ghazali war der schmutzigste Ort, in welchem 
ich jemals gelebt habe. Der ganze Platz ist von einem 
schmierigen und stinkenden Birkeh umgeben. Das 
Fremdonhaua ist dicht dabei erbaut und daher erfüllt 
mit allen möglichen stechenden und sammenden Insekten, 
die Ägypten hervorbringt. Meine Schlafstätte wimmelte 
von Läusen nnd ich wollte abends unter keiner Bedin- 
gung hinein. Aber die schweren Nachtnebol, die mit 
gefährlicher Malaria drohen, zwangen mich doch dazu. 
Ich war von allen Kultururten, von Arzt und Apotheke 
fem und legte mich endlich schaudernd in das Loch, 
um nicht zu erkranken. Dicht hüllte ich mich in meine 




Uefcräbnis in Kl-Uhazali. iCeichiiung Verfassers. 



Decke nnd schlief bald ein. Beim Erwachen sah ich im 
Morgengrauen, wie ich mit allerlei kriechenden Srheu- 
sälem bedeckt war und fühlte auf meiner Stirn ein 
gröfseres Tier krabbeln. Ich schleuderte ob, norli halb 
im Schlafe, von mir und sah neugierig hin, was es für 
eine Bestie gewesen: da lag ein grufaer, sehr giftiger 
Skorpion , dessen Stich allerdings nicht Tod , aber doch 
eine schmerzhafte Krankheit herbeiführt. 

Aber gern duldete ich alle diese Beschwerden gegen- 
über den Genüssen, die das Reisen in diesen malerisclieu, 
Bo wenig beauclitcn Gegenden gewährt, weil iili dort 
täglich neue Land^4('llaften und Scenen meinem Skizzen- 
bnche einverleiben konnte, wobei mir die Einwohner 
stets auf alle Art gef&llig waren. Eine merkwürdige 
Probe davon erhielt ich in El Ghaznli. Ich skizzierte 
den Friedhof daselbst, wobei mirdvrOmdeli, der Schulze, 
unentwegt über die Schulter schaute. ,Wie schade'', 
sagte ich ihm, .dafs nicht gerade ein Leichenzug kommt, 
damit das Bild voltständig wird." Schnell und gleich- 
sam freudig rief er aus: „Dem kann abgeholfen werden — 
im Orte liegt ein Tuter, den können sie gleich begraben." 
Er lief fori und nach einer halben Stunde kam der 



5» 



Leichenzug , den ich duii in meine Slüzse eiuseichuulo. 
Die trauernde FMBiUcftberflhlto mtk dadareh bMonders 
geuchmeicbelt. 

Ich will, indem ich dieses berichte, Docbnikl« betonen, 
dals dieaer Vorgtng aidb in eioem der artamliobaten, | 
T«n Frvtadesveifa^ ud Knltoninflium wät «ntfeniten 
Distrikt« Agff/^ sotrog. Di« Sveba «ire in den Ort- 4 
«cbaften am NU durohans nnmOglioh. Dagegen sind in 
abgelegenen Gegenden die Woiber noch unendlidi 
viel scheuer und sarüoidialtänder als in den viel Ton 
Vrtmdm baniehtMi. Nnbi mmm ««mi 4i« Fraani I 



in ilfii l)ijrlerii , diu icli Ix/Bucht«, vfir-Hchlt'irrt. Wenn 
ii'li ilincMi -iljor l)pi iiiriiii n W.'iiidiT/.nsi'ii piöt/lich be- 
gcgoetr, SO ntiiut«u sie schnell iu den n&cbüten Thorweg, 
am sieb zu yeratecken, oder, wenn dieses nicht gelang, 
wandten sie das Gesioht gtfßo. täam Mausts bis die 
iabr T«rab«r «od der Frcogi, der Baropfter, mit sdn«m 
abfiaan Kick* TorBiber war. 

Kinder wurden vor meinem Blicke scbnell In Sicher- 
heit gebracht und die Kleinen begannc-ii jämmerlich zu 
weinen, wenn icb ihnen begegnete, falls die schüUende 
Hntlar mdii bei ibaen war. 



Elondike im Jahre 189a 

Ton Dr. Otto SabUier. 



Seit lien Tapfen de-i KuhmiTius Iint diiH Guid eine lier- 
Torrageude KoUe iu der üeschicbte Amerika« gespielt 
Immer sind seiner Auffindung wirtschaftliche und siede- 
Inogsgeugraphiache VerAnderungeu von nachhaltiger ßo- 
deutung genlgt» Die Kntdeckungsfahrt seihet war ja 
•eboa nio£t nm weaigatan doroh daa ätraben nach Gold 
geleitet. Die naohkommenden Spanier aber folgten gans 
und gar nur diesem Antriflie, so duf» für i'iirv Verln eitung 
in der Neuen Weh das Vürkoniuu'U der l-xlilmetiille 
ausschlupj^elM'iid (geworden ist. Im tiii^evcni Jahrluindcrt 
Teranlaisto diiuii die Aulüuduug der CioidreichtOmer 
Kaliforniens die I)ec>iedelung der westlichen Staaten der 
Uniom nnd das gewaltige Aafblbhan von San FnneiMO. 
Die Polgeielt bracht« Qoldsuober nnd mit ibneB die 
AnfSnge der wirtaobaftlichen Entwickelang nadi Britiseh- 
Kolumbieu. Und hent« aeben wir auob den Aniaersten 
Nordwesten des ErdtMhn laA in dl« Haihe der Gold- 
Under eingliedern, 

AVirkuiiRPTi dos (ioldes bildpn einpii liecibücljtiinfjs- 
gegenstaud tuu nicht geringem Wert. Der die Lage und 
Ijitwickelung der Ansiedelangen in an boboro Maise be- 
etiptmeade Erwerbatrieb iat hier aar rahaeten Oewinn- 
sneht gestsigerL Damit ^rgrftbert, aber verdentlicht 
sich auch alles, was aus ihm folgt. Vor allem drüogt 
sich die Kntwickcluog , die sonst Jahrhunderte in 
Anspruch nimmt, auf den Zpitranm yon weiiignti .Tabren 
zusammen. In mancher Hinsicht können dalit^r diu Vor- 
gänge in Goldgebieten als eine Art Experiment ange- 
sehen werden, wenn man das Krankhafte beiseite läfst, 
das ihnen selten oder nie fehlt Die jüngeren Goldfunde 
kn aoidweatiiaben Kanada verdienen aufserdea noch 
nadi einer anderen Seite bin Baaebtung, da sie !n einem 
Lande geinnclil sind, da>< M^btr dir lieR-iriscburtiiiig 
feindlich wur. Wird die Kntdcckutig dfr (luldfelder den 
Anstof)! d;i/n gebfii. dnfs die Kultur (luch vnn diesen 
unwirtlichen Gegendon auf irgend eine Weise dauern- 
den Besitz nimmtj oder wird der Menaobenandrang nur 
«ine AngenUiekssmaheinung bleiben , die aehwindel wie 
ria gakmaiao ist? Diese Frage drtngt bei der 
Betrachtung des neuen Ooldgebietes aöf. Ihre Bcruit 
woitong durch die Thatsachen dürfen wir in wetiigeu 
Jahrzehnten odti i-ihoii früher erwarten. 

Das gewaltige, in »einem lUu sehr verw iclielt« Ge- 
hirgsland des westlichen Nordamerika gliedert sieb der 
ilaaptsacbe nach in zwei annähernd gleichlaufende Sy- 
steme: in dag Felsengebirge und das in s^aa Teilen 
verschieden benannte Kastengebirg«. Ton ibien genein- 
samea Ursprung in der Kfthe der Ijindenge von Te- 
linnntepek ziehen sie getrctitit muh Xurdwciten, zwischen 
»icli d«* mexikanische IIo<blitmi, limui da« ausgedehntere 
„(irnfse Hecken" einschltef-iciid. \'ou bier im milu'rn 
sich beide S;retenie allmfthlicb wieder. Die Senke 



zwImIil'h ibiieii M reiiLrert Hieb mehr und mehr. In der 
Gegend des do. i'arallelkreises endlich ist sie völlig Ter- 

j sohwunden , die Gebirge sind su einem eiu^igen ver- 

I schmolzen; aber nur, um sich sogleich wieder, nnd diesmal 
fltr immer, zu trennen. Flacher und flacher werdend 
setaan die Booky Monntaina ihr«n Zug nordwtrtt bts 

I mm fSameer fort, während das Kfistengebirge alfmlbtieh 
niirli Westen und scbliefslich nach SOdwcntin uiubii^gt, 
nline seine Höbe «n verringern; ja, es besitzt gBra<le 
hier L'iui;,'e Bergrieseij , die neben dyn meviknuiscbcn 
Vulkanen zu. den höchsten Gipfeln des nordamerikani- 
aeben FeaUaadee ilblen. 

Zwischen beiden Oehirgan dehnt sieh in Alaska und 

^ dem nordwestlichen Ranada weithin ein niedrige« Iterg- 
land aus, kfibl. unfniclifbar und ur-iirüiiglioh fust un- 
bewohnt Ks i&t daü (i< biet im „Orulsen Flusses", des 
Yukuii, der die von den Uiinderti des Beckens herab- 
rinoenden Wasser sammelt und sie iu weitem i^^gea 
dem Bsringameara lofthrk 

Das Kflstengebirgr Ecbliefst dieses Land nach Süden 
I hin vollkomnifn ab. Hoch anfragend, mit niedriger 
j Schneegrenze und tief berubreji Vieiideii GletuLdjerii ist 
^ es schwer zu übersteigin, zumal da nur wenige steile 
P&sse die Kette dnrcbbrecben. Klimatisch ist es eine 
ToUkonunena Seheidewand* An der kolambieeben Fjord- 
I kfista «b dnr^aiw gemUbigt«* KUtt», Mn Ynken, we- 
nigstens in den Wint«nnoDBt«n, TSDig arktisehe Tempe- 
raturen Ton — BO" r. nnd darunter. Dort geringe 
Witriueschwsiikußgeii, zwischen den 'Mitteltempenitiirun 
des kältesten und du» wäruiüteii Monutfi l' iittiriichiede 
i von nur etwa 15"; hier durnlmuü fi atlHniJische Gegen- 
. Satze, die den gleichen Unterschied auf rund 40" steigeni. 
An der Küste endlich ein ausgesprochenes Wind- und 
Begengebiat, im Yukondiatrikt nngewAhnlioh ruhige und 
trockene Luft 

In einem gleiebeu liegeusatze stebt inu li die Vege- 
tation der Küsite mit ihren ausgedehnten Nadelholz- 
wttlderu zu der dos Yukongebietes, dessen nie ganz auf» 
tauander Boden nur einen Armlichen Pflanaenwucha 
aufkommen Übt: Hooe, Orlier und geringee Kniebola. 
Lediglich die Ufer der Oewftaaer, sowie einige von den 
Flüssen aufgeworfene Inseln und Uferbänke sind über- 
haupt bewaldet Braudiharsa Banholn igt nur sehr 
spArlicb vorhanden. 

Bei dem fast günzlii.lien Mangel an natürlichen An- 
lo«ku»g8mitt«ln bat dieses Land begreiflicherweise lange 
Zeit f u den unbekanntesten der Erde gehSrt. Eigent- 
lich wissenschaftliche Kunde über das Gebiet haben wir 
selbst lieute noch blofs durch die Forschungen ganz 
wenii^er ICei-Henden, iiber die Goldfunde der letzten JahfO 
haben auch nach diesem entlegenen Lande suihlniiche 



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Dr. Otto 8e1ilfit«r: Kldudilt« Im J«br« 1898. 



Ueuücbeii hiageloolrt, nnd der Name Klondike iit heuu.' 
in der giinsen Welt beksant. 

Du Gold dM lokoBgabirtM iii gni überwiegwid 
ScUtogoM, d. b. w fiiidat äeib ia Form von ld«b«m 

oder grOfseren Körnern in den Kiegen der FlnfRthiler 
einf(ebett«t. Das iat überhaupt diu häuGgore AK daa 
^'llrkuullu^■Ii9. Doch liegt in (licironi Kalle etwa^ Be- 
sondere! fOT, da ea hier daa Eis war, welches das Gold 
Dfteh seiner neuen LjtgontAtte gebracht hat Nord- 
amerika hat BOT DUaTtakeit eine Ähnliche Vergletache- 
rang durchgeniMU wie unser eigener Erdteil; nnd ge- 
rade wie hier waren auch dort i*ei fianpthoido 4«r 
Vergletscherung Torhanden, nur dafi sie uian« vu mn- 
ander lagen als iu Eiiro|iii. Wie hier vun SkaiiJinavien, 
so breitete sich rtort von Groiilanil aus An- InlandeiB 
Wt'it üLor das auierikaiiiKclif t cillaiid bin. JcJl' Kurie 
zeigt in dem gror&en Heeiigürtd , df-r tsicli iui weiten 
Bugen vom St. Loreuzatrum nach der Muckenaiemfliidung 
hiniifllit, noofa hooto die Spann dieser VereisaDg. Der 
uden Herd, «aeeren Alpen esteproelieed, wuen die 
Gebirge de« Westens. Die Vereinigungsstelle von Felsen- 
gebirge und Kflstenkette bildete dabei eine Art Wasser- 
scheide. Von hier aus schritt der Gletsi her tmrh Süd.-n 
in die kolumbische Seoke vor, während sein nördlicher 
FlQgel nordwärts in daa Ynkonthal hinabstieg. Er war 
es T«ruintlieh, der das Öokl aus den Ufingen im Gebirge 
loerib und in den Senden und Kiesen der Th&ler wieder 
•beetele. Ungebeure Mengen des edlen MetaUeeieheineii 
auf die«« Wesse nael) Alaeia gelangt m wma. Zebbmehe 
S'li'Mi r sLii faat alluii NcbenllüiiBüii des Yakon von Kui- 
kuk nutwärt« siud al» Güldhiger erkannt worden. Wenn 
die Funde auch von recht ungleichem Werte sind, so 
beweisen sie doch die weite Verbreitung des Goldes im 
Yukongebiel« , die um so gröfaer angenommen werden 
darf, als bei der Kttne der Zeit, bei der Ungunat dea 
Kfimaa nnd dem Mangel an genflgenden WcigeveiWa- 
dungen noch bei weitem nicht alle Teile dea QeUetea 
hinreichend durchsucht worden sind. 

Dit^ (nddgewiiimnig rnirlit mit ilireii Anfängen ein 
Vierteljahrhundert surück. Im Boginn der 70er Jahre 
kamen die ersten Goldsucher nach Alaaka, und 1887 
wurden von Dawson und Ogilvie bereita gegen 800 am 
Yukon angetroifen. Seitdem sind nndi nnd naoh an 
fielen der Ueiaeven Flfteae QcMeniAtt «ntdeekt werden. 
Die Ooldgewinnong nahm ni, nnd aofaim waren avrei 
ansehnliche Stidte entBtiindon , Pirole City nnJ Fürty 
Mile, deren jede bereit« un-hr al» lOuO Einwohtn-r zuhlte. 

Da nahm mit der Auflinduniu: der nichi;!] l.ugor itiii 

Klondike und seinen Zutiüsseu diene Entwirkeluug mit 
einem Male eine andere Richtung und schlug in ein 
ticl acbneHeree Zeitmala nm. Jetii waren die ftbrigen 
Fnaderte faat vergeeaen; aOat atrebia naeh da» aeuen 

Domdo, nnd an der Mündung des Klondike entstand 
ein Ort, der in den zwei Jahren acinea Bestehens zu 
einer Stadt von aindeitens 35000 Einwoknera nn- 
gewaohsen ist 

Ans drei Richtungen bietet aich die Möglichkeit, 
nach dem Yukonbecken su gelangen : von Südosten, von 
Baden nnd von Westen. 

Bar afidAetUehe I^ndw^, der bei irgend einer Station 
der kanadiaeben Faeifiebalin •mnen Anfang nehmen 
müfste, ist heute noch uline ni-duufunp. Wenn aber die 
neuen ZustSndr »ich iiiclir gi-ft-^tif^T liiiln"n werden, «o 
^^ird diuscr L'g vifUoiclit üuk fltii.itlicliL-n (irüiid>'ii in 
Zukunft mehr bevorzugt werden, da er an keiner btelic 
dm kanadische Gebiet verläfst und kaum jemals unter- 
b rochen werden kann. Der weetliohe Weg f&hrt von 
dar |>aetllnelien Knete nnr See na^ St MieluMli naihe 
dar Tnltoamfladnag, tco wo »ne einigo Heekmddaapfinr 



den Verkehr mit den (iolddistrikten vermitteln. Kr ist 
von allen bis jetzt der bequemste. Trotsdem wird auch 
er nnr in geringem Mafse benntat} er dient lianptiieh« 
lieb snr BaAtrdenng von Ofttam. Der Flnfr kMia nor 

von Mitte oder Ende Juni bis Mit(e Oktober befahren , 
werden; in der übrigen 2^it ist er entweder fest zu- 
gefroren, oder des Eisgniigüs wegi'n t'iir die ScIiitTnlirt 
unbrauchbar. Dazu kommt die Länge dea Wege!!. l>ie 
Goldsucher könnten immer erst sp&t im Sommer an 
ihrem Ziele anlangen, ho dafs nur eine kurze Frist zur 
Arbeit bliebe. Wenn es sich um irgend welche andere 
LandeaenengsiaM bandelte« et» würde man eicli bei der 
laditeren Foribewegnng die Tmögerung am finde ge- 
fallen lassen. Aber die Anziehungskraft des GoUcb 
verlangt eine geradere Verbindung. Die süiiliche Ric.litung 
int die einzige, die i-rnstlich lu Ht'traclit kommt. l'nd 

hier wird die Wahl unter den verschiedenen Mdglich- 
keiten wiederum nicht naeh Gründen der besseren Gang- 
barkeit, aondem dniig nnd allein naok denen der Kflno 
gelroflbn. 

Abermals stehen drei Wege in Frage. Der eine 
benutzt von Wrangel aus znnSchst die Wasteratrafse 
de« Stikinc'tliisses tii« (ilenorft. Vun liier gebt es auf 
leidiicheu l'faden über Land uni^h dorn ubereu EuJü des 
Teslinsees, von wo aas die Wasserfahrt auf dem TeMin- 
flnsae, dem Lewes und dem Yukon bis Dawaon Citj 
keine nennenswerten Schwierigkeiten mehr faiaiei. Bieaa 
StrallM kann allee in alle» als die am basten geeignete 
gelten. Weil aie aber etwas Iftnger ist als nStig, wird 
sie Ton dnn Klondikereisenden hi« jetzt n<.ch gemieden. 
Ähnlich iiegt e» n>it dem »ofrensiinleM IhiltuijUail, der 
vom Lvnnkaniil iiua ül)er den rhilk<i<<t]i:ir.H nach Norden 
führt, und auf dem gleiciifaUs die Hindernisse gering zu 
sein scheinen. 

£a Uaibt allein der Weg über den (Ikilkoot|>afH übrig -, 
er wird noeb immer bei weitem am meiateo begangen. 
Seinen Anfang hat er ebenfalls am Lynnkanal, worauf 
er eine kurze Strecke dem Dyeaflusse folgt Dann 
beginnt der Aufstieg nach dem iLTiOm hnlicn l liilkoot- 
pafH, der in seinem letzten Stück ünfbcrordenttich steil 
ist. Der Pafs kann nur zu einer bestimmten Zeit, im 
Frühjahre, überschritten werden. Hp&ter, wenn der 
Schnee zu tauen beginnt, iat der Obergang beinahe an- 
ind^iek fieaebwadleli UMbt ndessen der Weg m allen 
Zeiten, mmal da er fllr Saumtiere ungangbar iat. Die 
Reisenden müssen das (»epick auf ihren eigenen Schultern. 
! oft unter Zuhnlfenalimp pinM Seileti, die steile Huhe hiu- 
liuitragpn, wenn sie nicht liie Unterstützung der wenig 
arbeiisfreudigeu ludiüuer gewinnen. Die Schwierigkeit 
liefse sich leicht umgehen. Um ein geringes weiter 
Oatlicb geetattet der Wbitepab eiBen «ngleiek mObe- 
loaeren Obergang aber daa Gebirge. Er Ucgt «ja 
paar Hundert Meter niedriger als der Chilkootpafs und 
hat daher weniger durch Schnee zu leiden als dieser. 
Diiliei ist er nicht so steil, dafs ni lit auch Itiit- nnd 
I^asttierc ihn ohne grofse Schwierigkeit üb(.>ritLhreiu<u 
könnten. Aber es ist ein Umweg damit verbunden; 
nnd so gering der ZeHvntertebied aueb iat, er genügt 
für die Goldaudier, dem Cbilkootpafe necib immer den 
Vorang an gaben. 

Bald nach der Obendtreitnng des Gipfele kommen 
beide Wege wieder zusammen. Vun jet/t an rrmöglich' 
der Lewed genannte we8t!ic)ie (,)nellt1uf.-j des Yukuu, 
desHi'Q Wassorfülh' für den ScliitVs verkehr vatlauf genügt, 

ein verhSltnismAfsig gutes Fortkommen. Zahlreiche 
Seen, die er auf eeinem Laufe durchströmt, erhöhen an 
raanoben Stellen noeb aeine Sebiffbarkeit. Znerat wird 
der Ueiaa liadenaaaea, daaa der Beaaeteae «reiebt. 
Hier ainunt die SaUIBünt ibrea Anfiug. 

L..iyiii^uci by CjOOglc 



Or. Otto 8eli]«t«r: Kloadik« in Jihre 1898. 



61 



Nur an wenigen Stellen erleidet sie uocb eine ge- 
ringe DuUrbnclHlllg: Unterhalb des Ansflnesee ann 
iwn ManbM* «agra miiigsr. hoha «la Mbrott» Bitfftlt- 
«lad» dm Lmm »«f «ia« kum Streolw an inil «r- 
hOlwB Min« StromgeKh windigkeit. Dieser „Canon" 
•^li«rit mit der einzigen wirklich gef&hrliohen Stelle 
dieser WasflprHtrulse ab. i'j sind <11l- White- Horse- 
Schnellen, iu denen das Wasser rund 1 km lang mit 
einer Qeschwindigkeit Ton 5,5 m in der Sekunde dahin- 
■trAmt. Boote kommen cur Not oo«b d»rftb«r hinweg, 
obwohl aach sie ernstlich Ge&hr iMifbOi DDd ibhoB 
mthr ab du mit buhm Iimmmi Utr «atwmmogn 
nl. FOr Ihuttplsr atod jedoob WhiliD«HorM-lcimd^ 
gSnzlich ii:i1jefahrb«r. Noch einmal, unterhalb des 
Too linkn kuinmenden NordenflkiAldflnases . bildet der 
Lewes Schnellen, die „Fivi; Finger UÄiiiiin"*, Mehrere 
Inseln aus Kunglomeratfelfeu etaueu dm Fluls au(, der 
dann eine Strecke laug mit erhöhter Geschwindigkeit 
dahinfliafst Di« Fditf- Finger •8ohiieU«B maehcn ainui 
gering«! Anftnllialt nBtif, ditillaii aber m Zukunft den 
berganf fahrenden Dnatpfem kein unüberwindliches 
Hemmnil mehr sein. Noch weiter abwärt« endlich wird 
das Strombett noch einmal durch einen vürsprlui;enden 
Felsen verengert. Mau ueiini diese ätelie die ,Rink 
Rapide". Doch handelt es sich um kaum mehr als eine 
net&rliehe Buhne; Ton irgend welcher Gefahr flir die 
Sekiffkhrt kann nicht die Rede sein. 

Weit itirknr nie dareh diese kleinen Unterbn^uifeo 
wird der Terkehr dnreh die BiiTeiiilltoiaae kÄindert 
Krst im Mai l»epii>ut dur Flufn aufxutauen, nnd erst 
etwtt Mitte Juni i»t der l^iapang soweit beendet, dafs ein 
Befahren des Yiikou möglich ist. 

Diese Vijrhültnisse haben eigeDtüniliche l'lrtcheinuugeu 
gi'SchalTen, die, Aftohtig und vorübergehend wie sie sind, 
die Entwiokalnng von Siedelattgen an Terkehrewegea 
deutlich «iedeniiieigdn. In den Woehen vor denn Frei- 
«erdan dee Ffaunaa entstehen entlang der Wassentrafse 
ftberall kleine Ortschaften, d. b. Zeltlager, in denen die 
nolJsueher Ihre Route liauen und den Anfiiiifr dorScliitT- 
labrt abwarten. Vor uiku ist natariich der i'nnkt, an 
dem die Scbiffbarkeit beginnt, das obere Ende des 
Bennetsees, bevorzugt. Hier war im FrSt^ahr 1898 
geradezu eine kloine Stadt «atatabdeo mit Wannlilneern, 
Gaetblnaem, Sakaa, Bmana nnd allem, «m m einer 
Stadt gehSrt, aüei unter Zeltdlohem; Rn<^ Strafsen 

hfttien sich entwirl^elt. deren wiclitigvfe Ifuzeirhnender- 
weiac dem L'lcr entlung fülirte, Melir als .Mino Personen 
hatten sich hier 5;naattinii rigefunden. Klicnso imttp sudi 
weiter oberhalb, am Lindemansee, ein kleinerer Ort ge- 
UUet« «bedion die kurze Flufsstrecke s wischen beiden 
Seen nnr ednrar in befahren ist. Allee in allem sollen 
am pkerea LawMia j«UHi Woehen gegen 16000 Menaehen 
dergestalt in ZeltsUdten gewohnt haben. Sobald das 
Eis geschmolaen war, versehwanden auch diese beweg- 
lichen Ansiedelungen in kürzester Zeit «[uirlo.s. Jeder- 
mann baute sein Zelt ab nnd setstc sich anf sein Fahrzeug, 
um etroui abwärts nach Dawson City zu fahren. Eine 
Unzahl von Booten belebte den Strom, sodafa es fast 
den Anschein einer Regatta hatte. Tag um Tag kamen 
Taneende naob Dawson Cit^, deuan Ebiwobneniabl nit 
nngebanrer Sehneiligkeit wneh«. 

Dawson rity, jet?t weit und breit der wichtigste 
Ort, ist tiacdi der Kntdeckunif der (iiddfelrier ;ini Klondike 
im llerl)st ISIK; gi'pnindet wurden. r»er Kern der Studt 
liegt auf einer kiesigen Ijferbank unterhalb der l'.m- 
mftadung des Klondike in den Vukon. Au fthniicheu 
PMtaen lind bisher alle Orte in dieeem Gebiete angelegt 
werden. Dia Beiiedfllang, anf den Anbaben Cut an- 
■S^iob, lat alreag an die WaaaerllnlB gelnind«i; nnd 



auch hier bilden nur Niedeningen und B&nke, die an 
FlnfsTercinigungeu oder aonstwo dorch Anschwemmung 
eatatanden aind, geeignete Anaatapunkte fttr die Be- 
bannng. Die Kiesfllebe, auf der Dawson stobt, Ist von 

zu «rerinjrer .^UFdeliining, -Tn rasch warhsenden 

Stadt gäuiiguu ZU können. In imujer weiterem Unifange 
werden auch die benaeht>arten Aliliän^'e angebaut. lui 
Halbkreis um den Kern der Ausiedciung «chlagen die 
neu Ankommenden ihre Zelte auf, wihrend zugleich der 
festere Anbau naob allen Seiten fortaebreitet, nnd die 
BloeldiMtan iamar eielir da« ni«di%e GekSls der üa- 
gnbong Taiditngen. Im Sfldoatan, anf dem Hflgel 
iwisdten Tnkon nnd Klondike, ist eine ganxe Torstadt 
entstanden, die mit ihrer idanmitfiiigen Anlage und ihren 
besser geLuuteu liülzhäu.sern unter den dortigen Ver- 
hältnissen als eine .^rt Villenviertel gelten kann. 

Das ganze Leben spielt sich natnrgemäls in der 
Xfthe des Flusses ab. Hier »ind nicht nur die Anlege* 
stallen nnd Lade^tae ala Trigeir der Beairitnngan mr 
ftbrigen Welt, eondeni anch Torratablnaer, SigemQblen 
und überhaupt alle Organe des wirtaehantichen Lebens, 
Anch in Dawson führt, die, etwa 1' ,km lange. Ilauid- 
strniüC den Viai'a entlang. Freilich kann ujan ilir dienen 
Titel nur mit einigem Vorbehalt beilegen, sie wird ge- 
schildert als eine Gasse, in der Holzhfltten nnd Abfall- 
haufen miteinander abwechseln. Kau^teeeblfte, Barbiai^ 
laden, Kneipen, Musik- und TanmloDe ^HMen Uer den 
Bedfii&ieeen dar &it nueaUielalidi tob Hlnnem be^ 
wohnten StadL DleSdionken eind stets gefttUt. Überall 
herrscht ein reges Treiben; es wird getrunken, ge»]iielt 
und vur alieu Dingen eine ungebeun» Menge (iuld in 
Umlauf gesetzt. Die Preise sind aufs .Vur.serfite gs- 
ateigert; ein Glas Bier kostet '/t Dollar, und dertieuufs 
einer Flasche Schaumwein wird mit 40 Dollar bewertet. 
Ale Zablongamittel dient allgemejn Ooldstaub, den jeder 
in einem Lederbentel bei deb trtgi. Erat nenerdÖnga, 
seitdem sich auch Bankgeschäfte niedergelassen haben, 
beginnt das Zahlen mit Papiergeld üblicher zu werden, 

I)ie Steigerung der Preise, naiuenllicli iür den 
I ransport, ist auch die Ursache davon, dafs sich jeder- 
mann in seinem Haushalt anf dae AUemotwendigste 
besebrftakt. Die ÜAneer werden ana leicbtem Hole 
gebant und innen mit kaum mäbr als einem dirftigon 
Lager stMgtatottel. Jeda S|lir m Bebagliebkeii und 
vialfaoh aueb Ton Reinliobkeit f^lt. 

Trotzdem die Bevölkennig .ricIi gewiss nicht immer 
«M» den besten Klementeu /.ufamnieiitet^st, werden doch 
wahre Wunderdinge von ihrer liuhe nnd Ordnungsliebe 
erzahlt. Liicbutahl soll so unbekannt sein, dafs man 
Säcke Goldes ruhig offen liegen lassen kann, ohne ihr 
¥erBobwinden boArehten au mOesen. Ee sei nooh 
erwkbnt, dafi in Dnwion bereits awei Zeitangaa er^ 
scheinen, von denen die eine den, wenigstens stilvollen, 
Namen „der Goldklampen" (the Nugget) führt. 

Man ditrf niclit glaubea, dafs die SöCtm Einwohner 
der ."^tadt <<jtn)tlirli oder auch nur zum gröfsten Teil an 
der Goldgewinnung mit arbeiteten. Dawson wflrde 
dorchaus den lüsdnick einer Stadt von Ufisaiggiuigem 
maeben, wenn niobt dar Tecfcebr an den Qnais nnd dai 
Oeriosdi der SigamAblen an die Tb&tigkeit gamabnte. 
Nur ▼erblltDismlfiig wenige M<«seben bingen nn- 
roittelbar mit den Minen zusammen. Kigentümer nnd 
Arbeiter zu>aiuineiigeuomiuen etwa 30üO. Von den 

Arbeitern iiber i.st kaum etwatatt merken, d»tiad«iMinid 

auf den Uoldreldern bleiben. 

Der Sommer nämlich, der dem Ynkongebivte die 
Verbindung mit der Auiäenwelt giebt, macht den Ver- 
kebr ntit den Minen het an einer DntnSgUobkdt. Wenn 
nur etwaa B e g s n fUlt. iat dae ganne I^^nd in einen 

L./iyui^uü by Google 



«2 



Dr. Otto Soblatsrt Xl«Bdike im Jahre 189a 



Moraiit VüiWiiudflt; der, in der l'iufe stet« tfofrorene 
Itodeii liifst dne Wiisaer iiiclit cinsickiivn. Gebalinte 
Wege giebt ea nicht. Auoli Brucken sind nicht vor- 
handen; höchatens gebi n l''icllten^tämnle oder aehr un* 
väHkaamuM WUam bei Flui*ikb«nehMitiU0«B aiaige 
Eilaidit«innif. Ei»* ««ilw» Sokirlariglnä «rwiabrt 
daraus, daf» die Arbeiter alles, dessen sie bedürfen, der 
hohen Tranaportltoatou wegen, selbst beachaffen massen. 
Wollten sie im Sommer ihre l<ebeDsmittel aus der StBilt 
holuu, so Warden sie, bei den nicht unbeträchtlichen 
Entfernungen, ganz unTerhAltnismärsig viel Zeit ver- 
lieno. So bleibt ihnen nichts fibrig, als sich schon vor- 
hn atit allem Nötigen zn Tersehen. Im Winter liegt 
das fBnu Lud unter mar dicken SohnaadMk«, iia 
•in« BehB«n« und laiekt« Fortbewegung erlanbt. In 
difsfir 7,ei^ wird dnlicr d<-r gauze Bednrf an I^eVifiis- 
liiiltelu Buf S' hltUcu uucli duii Miiiüu hjiJi*UH(.'t'liilm ii. 
I)()rt IjRueii sich die Arheitfr ihre niookhftuser, in denen 
sie das ganM Jahr hindurch wohnen. Jeder lüfat sich 
auf dem Feldo oieder, auf dem er arbeitet, sodafs wir 
hier dio Keime mner lentrentan Beiiadeluog aehen, di« 
Ja Mwb ■mtrt Ittafig «n dU OewinniMg nntsbHwlUiie- 
laliea gebunden ist. 

Das Ooldgebiet wird zum Zweck« der AtitlMutung 
in einzelne Felder (claims) zerlegt. F-s f^iVht liif-r zwei 
Arten von Feldern, die Flufs- (cro«k-) oder Th«lf«lder 
und die liiink- oder 1 1 ugelfelder. Dii'^e l'jnteihuii:; ent- 
spricht di'ii iit-tiichen VerhAltDisseu. Ahnlich wie im 
norddeutschen Flachlande, und aus derselben Ursache 
■iod die FlnfettUUer im Ynkongebiate fflr die ta&n- 
naluiMBde WeaaenoMw viel ra bnh; wa beiden Seiten 
helten nob die Thalränder in einiger Entfernung vom 
Flosse. Die zwischen ihnen liegende Thalsohle wird 
nun in der Weise aufgeteilt, dafs von einem I'unkte fing 
(etwa von der Stelle der Elntdeokung des Goldes) in der 
Richtung des Thalea bestimmte Entfernnngen abge- 
werden. Anfangs waren 500 englische Fufs 
Et , die jedoch später von der kanadischen Re- 
giennif anf 260 Termindert wurden. Jede« Feld reicht 
TOD Tbalrand so Thalrand, Ober den Flnfs binfibar. Die 
Ilflgelfelder werden dudureh fpst[,'el<>;t , drif* von der- 
selben Grundlinie aus, die hier aber nicht verkleinert 
worden ist» aankndii inn FIoA 1000 Fob gemenen 
werd<n. 

Wie der Winter die Zeit ist für die Herbeiscbaffung 
der Lebenamittel, lo iai er auch die Torliereitungaaeit 
Ar die Hinennibeit. Der Sommer i«t k«ra «nd den 
QM idiwer m gOwinnM; araft die lange 'Wintere- 
wH, lowelt ea gebt, mit benntst werden. Dabei be- 
dingen ilie eigentündieher. klimatischen Verbftltnisse dea 
Laudwi eine eigeofirtige Arbeitsweise, Die goldführende 
Schicht liegt nicht an der < )hertliie)ie. Erst müssen 
einige Schlamm- und Kicsschichten von oft mehreren 
Metern Mächtigkeit dnrchteuft werden , ehe man an sie 
hemnluHnnit. Maiatens lagert sie nnmittelbar dem 
Gmndgebirge auf. Im Wütar ist die ganae Sehatt» 
deeke gefroren. Das benntat man ftr die Qewilinmig 
des Goldichlamme«. 

Von ol.en wird ein Scimcht in das ilelnhurte l'rd- 
rcich htb auf den (irundfela getrieberi. Ahonds wird 
dann auf dem ümlen des Schachtes ein Feuer angebrannt, 
daa den Goldsijilamm auftauen soll. Am jUorgen «r^ 
liaebt daa Fener, nnd jetat sehaofelt man den Goldr 
aehlamm banne nnd b&uft iba »nf der Oberfliobe an« 
wo er bis anm Sommer liegen bleibt. 

Diese Methode ist hdehsi nriTullkommen Da kaum 
jemals die Anlage der Holiil<ieht?r in eineni Fcldtj nach 
einem ■■inlieiUiehen l'lan gestlii-dit . so bliint jedenfalls 
ein grofser Teil des Goldes uugeoutzt. Auoli gebt im 



Frühjahr, wenn der Boden laut nnd die kOnstlieben 
llidilniigen einatürzeu, vun dem uufgehäuftcu (iold- 
schiamm nicht Helten viel verioren. Überdies ist die 
Arbeit langwierig, mühsam und kostspielig. In letzter 
Zeit ist danun eine andere Art der GoMgewinanng mehr 
in Anfbabme gdnommen. Sie Torberaitang im IVinter 
fällt hierbei fort, die ganze Arbeit geschieht im Sommer. 
Der Erdboden wird xunicfast mit der Hand von Gras 
und Gestrüpp gesäuliprt. Ihmn werdttn die Oberlagern- 
den Kiei<schicht«n mit SchaufeiD unter Zuhfllfeuaiimc 
dea fliefaenden Waaaers entfernt, bis man lu der gold- 
führenden Schicht gelangt. Das Werk des Auftauens 
überläfst man der Sonne. Diese Methode ist gewinn- 
bringender, and die Kflne des Sommers wird duroh 
die svbarktiaelM Ltnge der Tage nngeföhr aufgehoben. 

Alifr die Arljeit ist nur möglich, wenn die^ Kii'.Hmaasen 
nicht zu gnifa sind, und wenn Wasser in hinreichender 
Menu'e vorhanden ist. 

Ist ointital der Goldsulilaram auf die eine oder »nd^re 
WcLso blofsgelegt, so ist daa wettsn Verfahren iti Ijciden 
F4lleu gleich. Lange Hohtrinnen, anf deren Boden 
Qnsnippen sngebndtaind, werden mit m&faig«r NaigaDg 
anfgeetsüt Dann wirft man den Goldseblamn m ver- 
schiedenen Stellen in sie hinein nnd Ufiit Waaser dnmb 
sie hindurch flielsen. Das (lefTille ist grofs genug, vm 
ivm Wasser die Kraft zu gehen, die zum Furt-whaffen 
der scliwereren Steine notwendig ist- Das tiold sclbat 
sinkt bei seiner grotsen Sokwere auf lim Boden df>r 
Rinnen, wo es von den Querrippen festgeiiahen wird. 
Von Zeit an Zeit Mfat man daa Wauer ablaufen und 
nimmt alsdann daa gewonnene Gold ana den Binnen 
heraus. 

Auf den Uügelfeldem und überall da, wo es an 
Wasser fehlt, benutzt man statt dessen den aneh Mnat 
in Goldmineu gebr&uchlichen , Rocker", der aber nur 
einen gi i l- ; Ertrag möglich macht. Die Wirkung 
des „Huckurü" , eines besonders eingerichteten Kastens, 
beruht darauf, dafs die sichtende Arbeit, dio im anderen 
Falle daa fließende Waaaer thut, hier duroh eine 
sebankelnde Bewegung geleistet wird. Nur den lotsten 
Rest sjiiilt niati rait Wasser durch. 

Aik-h ibt his jetzt auischliefslich Hftn<lhelricb. Darin 
liegt das MangeHmfte der ganzen (iuldgewinnung am 
Klondike, das durch die Verticlituug des feineu Gold- 
staubes und das alleinige Suchen nach grobem OoMa 
nur noeb gr&CMr wird. 8o bleiben viele Stellea miau« 
gebeutet, die eben fmbtiseberen Betrieb vieUaidit weih) 
lohnen kSnnten. Die Vcrwendnng von Maaobinen wflrde 
hierin Wandlung zu schaffen vormögen nnd sogleich 
die, jetzt tchier uiierschwtnglich> D Uetriebskosten sehr 
erheblich verringern. Auf üiuL'iu Felde, daa jntzt etwa 
20 bis ;-tO Arbeiter erfordert, würden dann vier oder 
fünf ausreichen. Die ncsigea Arbeitalöhne , verbunden 
mit dor Steuer von 10 I'roBn tnit der die Regierung die 
Aoabeute belaatet, bringen gagenwtrtig mannten Minen* 
besitser nicht blofs um seinen Gewinn, sondern oft anoh 
um sein Vermögeu; erfahrene Goldsucher verdingen 
sich darum lieber als Arbeiter, ala dals sie auf eigene 
Hand schürfen. 

Trotz dieser ungünatigen Vorhültniase ist die Ge- 
somtsasbcute bis jetzt sicherlich sehr bedeutend ge- 
wesen, obachoD sie keineswegs mit Sicherheit angegeben 
werden kann. Für das Jahr 1897 bat man sie «if nn« 
geftbr aoeba MSliioneD Dollar gaadiltaU 

Etwas Unnatttrliebes haftet diesem Mensebenandrange 
nach dem Ynki-ngeliiete an. Dawion '"ity int ein Fremd- 
ling auf ««■•iiieii. linden. Zwar kuiiiieii die I,eben»lie- 
kluiiatiscbvr und gesundheitlicher He- 



liiniruniren in 



Ziehung nicht ungünstig genannt werden. Der Sommer 

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C. 8pi»f«; Pia S«kmiodak«ast in BThelind« (Togo). 



6B 



iil WHB , oll n vam, and ftllt nur dunh die graJn 
HtHffallH^ailM lXa%; die svberardeotUehe KUto de* 

'Winten sW wird bei der grorsen Rnhe and Trooken- 

heit der Luft tiiclit empfunden, im Oegeoteil g^lt der 
Winter al« die angenehmate Jabresseit. Die gegeo- 
v&rtig am hiufigtten auflretendouKrankhoiten: Typbas, 
Skorbnt und nelbst rlie liUDgenentxOndnng würden sieb 
durch Vorsicht uud votuunflgeui&taere Lebenifahrung 
«ekr v«kl iu ikrer Wirkooig «Biohrtaken kMen. Aber 
dae Land bringt niolitt kerror. Der ainrige Nakrnnga» 

erwerb, Jer* möglich ist. ilio Jiißd fauf ICIchc), ist schon 
betrÄchtlicli /,iii-iU:kgef;aiiL,'eii ; dit- [liitliiuug, daaii Feld- 
fnichlt' ^'cdciht n wurdoii, Kchcint äufserst gering. Nur 
einiges GemQse, Kartoffeln, Kohl u. a. kommt fort Die 
Bevldkarniig iat aJao gaua «ttd gar auf die Zufuhr von 
»vfiM angawieaeii. ßnaa nie grofien UmfaDS dieae 
Botwandig kaban unJk, kaan aaa iieh OBgefur aaa- 



mtta man bedankt, dab allein an Lebene- 

mitteln hier jeder Mann im Jahre lUOOkg nöti^ hat. 

Da fragt es sich denn, ob die Goldanabeut« auf die 
Daner die Unkosten di»oken wird, uud wie lange sif ch 
zu thnn vermag. I>onn, obachon vielieiobt noch viel 
Gold aufgefanden wird, so werden die Seifen doch nach 
einiger Zeit ausgebeutet sein; die Ginge aber sind selten 
ebenso ergiebig. Ob sich auch dann noch der Abbaa 
lohnen wird, iat iragUek. In jedem FaUa aber wird ea 
notwendig sein , nu die Eatwlokelaaf an fiirdem , dah 
durr], Eisenbahnen und Telegraphenlinien JuiBBLTe Vpr- 
binduugru imoh aufsen bin geschaifeu, umi dnfs 7.u^'Ieich 
im Lande selbst. lirRuclibrire Wege niigelfgt werden. 
Der Anfung i»t bfreits gemacht worden mit dem Plan 
einer I'.i<!enhiilinliuie Ton Glenora znxa Teslinse«; andere 
wwden viellaidit mit der Zeit folgen, nm die Verbindung 
mit dar kaoadiaoben PaotfiebalMi hanaataUaD. 



Die Sclimiedekuiiät 

Ton Mlaaionar 

IMe Sohmiedekuntt (nututa alö gblä) ist von alters- 
kar im £thel»ndB TerbreitaL Uas weile niokta aber 
die Zeit, wann nnd ebeneo «neb niebt Ton wem dteae 

Kunst in dicSüH I.anJ Lnugefülirl wurdLi. 

Die Schmieilekunst ist l'nmilien- und ErVigut; oder, 
wie Hii.'li der Kvlieer iiuj:drücii.l : wouie iili' küta derrona. 
Dieses ilftiidwerk luuü iu den Grenzen der Familie 
bleiben: vom Vater geht es auf den Sohn uud weiter 
auf den RnkeL Sind keine Sdbne Torbaaden, so kommt 
ae wohl vor, dafa SahweateikiBder dieaaa HaadwM-k er- 
giaiAn, »bar ea mufs dann dort ebanfalk den recht- 
milaigain Pamiliengang einschlagen. Ton Lahrlingeu, 
wie bei uns, können wir alm nicht reden, da es stets 
Verwandte «ind. die siiigeRtellt werden. Auch Kost und 
Wohnung füllt inaotern weg, uls: der Suhti natürlich im 
Hause des Vaters waltnt. I.obn wird an den ^hu au«b 
nicht besahlt. Es ist keinem Fremden aufserhalb der 
Familie einea Sofamiedea natattett dieaca Handwerk an 
nkman. Iat ea in einer Familie niebt erblioh nnd «a 
QUed deraelben hat doch angefiingen, eine Schroiede- 
werlntltte su errichten, so wird ihm dieser Übergriff 
nicht gut thun; er wird nach Anschauung der Evhe- 
neger seinen Tod in dieser Arbeit liudeu. Warum das? 
Der Hammer des Schmiedes ist eine G<itthvit (Trö), und 
diese kann solcher Pfusoherarbeit nicht ruhig zusehen. 
BSe Gottheit wird einen solchen mit Krankheit schlagen 
«nd ihm den Tod bringen. Begreift nntar den Kindern 
einee Sehmiedes jemand daa Sehmiedebandwerk gntnnd 

geh* d-'T^pn .\rheit vnran , dann wird von ihm gcaiigt, 
der ilamincr Imt ihn heziultiert. l>(iirnl iüt --eiM Zeug- 
niH iiusgeHtellt und >'r kaiiii in die !• urhB".u[dcn des 
Vater» treten, der dann auch, wenn er alt ist, ruhig 
seinem Sohne das Geschilft Qbergiebt. Bevor der Sohn 
dieaa Arbeit Aberaimmt, ruft jedoch der Vater, nm lioker 
an gehen, dem Trö Zu (ZussHamnarX derim QMaenhanse 
aiob befindet, im Beisein von Petiadqwieatani aa* Hier 
wird er erfahren , ob sein Thnn auch nach dem milen 
des Zu tfi Stimmt die Gottheit dtuuft üljorein, dann 
kmiii der Sülm des Vaters daa üeschiil't wuiter treiben. 
Die (ieschjiftsubertuibrae geschieht unter allerlei Ge- 
brftuchen. iiat der Hammer einen Knaben oder Jttug- 
Ung mm Sobmiedehandwerk bemfen, so darf von dieaem 
IwIk anderea Oeackkft, wie a. fi. Handel n. a. w., be- 
triabeik werden. E> wUrde ihm auch kein anderea Oe- 
sch&A gut gelingen; denn der Hammer wünle öfters sein 
Unternehmen vernichten. Sobald der J üugling sich dann 



im Eyhelande (Togo). 

G. Spiefa. Keta. 

' Rat holt bei den Fetisohfrauen oder Priestern, wird er 
I hören, dafa ihm «ein aeoea Geachlft niaht arlanbt ist. 
I Die Prieater oder Fetiaebfranen nehmen «nige Kanria, 

auf die vie Mt'hl fhun, und unter verschiedenen Be- 
wegnugeri und für einen Fremden uiiver^taiidlichem 
Reden wird ao Huf dioAutwurt den /u gewartet, t ber- 
giebt sich der JOngling oder i^brling g»az dem Zn 
(d. h. dem Hunuttar) und beginnt «u schmieden, so wild 
, er nur GlAek in aaioam berufe haben. Der Hammer 
i wird aber anok di^enigen mit Kiankheit strafen, walaiha 
I zugeben, dab Jawwdt dar daa Sohmiedekaadwark ga- 
I lernt, ein anderea Geaebift an&ngt; die EifcniilBtaD 
; werden aber von ihren Leiden belkrait, waua ata snn 
' llinnnier ihre Zuflucht nehmen. 

I nter allen Werkzeugen einea .Schmiedes ist der 
I Hammer das wichtigste. Er steht auf der Stufe 
! eines Trü. Spricht man von den Werkzeugen, so 
, wird State gesagt: Zn kple etowo (dar Hammer «ad 
aeina Tarwandtan), Daa EThevolk hilt daran ieat, data 
eine gebeimniaToUe llaebt in den Werkzeugen wohnt. 
' Findet unter den eisselnen Stftmmen ein Fetischessen 
ttatt. das Eintracht uud Frieden lierbtotlcii toll, HO wird 
dar „Hammer und «eine Verwandten' unter den Trö- 
Abgabou nicht fehlen. Der „Hammer und seine Ver- 
wandten" werden in einen Topf mit Wasser getkan, 
aus dem dann die Aavaaaaden trinken. Hat a. B. 
j jemand ein Unreebt begangen, oder gaatoUan, oder 
' gar einen beimlieb Tergiftet nnd es wird dieaea ge> 

leugnet, nc» kinimt der Hammer inn Wjiiser, VOU dem 
dftcu dtsr BetretTende trinken mulV, um dadurch seine 
Treue zu erprohun : denn man ghiui)t bestimmt: hui 
jemand ein Unrecht getban und leugnet es dennoch, der 

' Hammer wird ihn QMdemdilagaii mitKranUiait uddar 
Tod wird folgen. 

Zn kpila et owo, da ■i«unt«rdieTröwo aufgenommen 
aiad, iMgehraa alljtthrlich ein Kssea. Daher ist es Pflicht 
einea Jeden Sebmiedef«, zu opfern. Dieter Tag, an dem 

' das Opfer dargt bracht wird, ist ein Festtag. Ist der 
Festtag v^'r der Tliilr, ao kehrt <ier .^cliuiied seine Werk- 
ütätte und -ojinen llof. I'eide^ gi schiebt recht gi uiiri- 
lich. Audi die Werk/.euge werden hervorgeholt und 
ordentlich gereinigt. Danach wird ein Tier gescb lachtet, 
entweder eine Ziege oder ein Sohaf , oder auch HQhnor, 
je naeh Beliehen. Mit dem BIni danelban beaprengt 
er dann die Werkzeuge. Das Flaiaoh, iav zerkleinert 
wird, kommt in einen Topf und wird reeht gurgekoekt 



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Ob BpUflii Dl« SflhmitdtkaBtt im BThaUttde (TcfoX 



Datu kommt akple, Maisbrei. Das ist daa Festeasen, I 
zu dttiu der Schmied seiue Verwaudten eiiilmlet Bevor i 
ea jedoch cum Eitaen geht, giebt der Schmied zuerst i 
dem Hummer und den anderen Werkzeugen ihr Teil ' 
und dann den Geistern derjenigen Vorfahn-n in seiner I 
Familie, die bei Lebseiten ebenfalls Sehmiede waren. 
Dh gaMsfaiekt in dar W«is», daJ« dar Sobmiad «twM j 
Bnri nod Fltiieh anf di« Wericsenga aahnttei lud eben- | 
falls einiges tot Acn Eingang der Werkst&tte für die . 
Geister der Voi inbron in der Schmiedekunst. Erst da- : 
nach 8Pt/.eii der Sclimifd und nciuc (i.mtc -•dcli uifder 

som Festea&en. Haben sie ihr Uuhi bu-tudigt, so ptiegt 
HUB Waaiar sn trinken. Die Götzen aber lieben kein 
laam Waaaar, deshalb wird ee mit etwa« Mehl (aus 
Hua) tatnMgk DaTon niumt ntm ein wenig and 
giafst M »af dUa Warkaanfa, w&hrend der Reat auf die 
Erde T«r der Werkatfttta för die Geiater, welch« 
Schmiede wart-u, geschüttet wird. Der Palmwein und 
das I^ndesbiL-r (duha nnd liha) machten in früheren 
Zeiten an dioüen Sciunii'dttVättagen bei den Güsten auch 
die Kunde. Diene (ietränke sind gegenwärtig bei dt-n 
meisten Festen durch den- Branntwein verdrftngt. So 
kftuft dann »nah haaUabiga dar Sobmiad ein grofua 
QuBtam Branntwein ftlr dieaen Tag. Den ereten IVank 
Abatreicht tr dem tinmmer und den Werkzeugen, iii- 
dean er von dem Branntwein uul' die Gegeiistiiade 
schüttet. Duü (ileicbe thut er för die verstorbenen 
Schmiede, deren Geister nicht weit von der Werkat&tte 
entfernt sich aaflialten. 1'<b ist ein grofses Ftandan« 
faat, daa dar Sohmiad mit aaÜMD Glatan feiarL 

MmIi dm Faata damt dar Sebmiad saana atml- 
liehan Warkxanga nnd thut aia wieder ao ihren Ort. 
Der Schmied hat tieh mit eainem Hunmar nnd daa 
Werkzeugen recht versöhnti BBd ohnaZmifal wirdaeima 
Arbeit gnt voraugehen. 

Hat der Schmied vergessen, den Werkzeugen das 
Opfer zu bringen , so werden aia aich gegen ihn auf- 
lehnen und ihn beUstigen. SiatrardeBibi mit Unglück 
baimanaben in seiner Arbeit nnd nana ac-aieb nicbi er> 
knndigt bei den Fetisehweiiwrn nnd den Prieetem, 
wanim dieses Ungliiek üljer üia kommt, werden die 
Weirkzeuce lien >chn)ied so lange belft«tig«n, bi» ur Mch 
aufniaelit, zu upiern. 

Scliiagen der Hammer nnd die Werkzeuge den Soluniad 
nicht selber, so wird doch Unglück auf seine Vhtä0t 
kommen, nnd ar wird sich bei den FatiaohfirmB«D ar* 
knndlgan mftnetu 

Man sagt im Erhalande, wenn ein Hana in Bmad 
gesteckt wird, die Sehmiedewerkttatte fllngt ketn Feuer. 
Gesohtoht e.s ftlier iloeh, so erlilickt uinn diirin d;»« Vi.ir- 
zeichen, ilafs ein groises Sc!iicl»Hiil ül)er die Stadt komniun 
wii'd. 

Wer einen Blick in eine SchmiedewerkaUltte hiur i 
wirft, wird nicht viel Nennenswertes sehen. Schon der 
inbere Bao der WarkatAtta ist anf daa EinÜMbata bar- | 
gaatallt: einige Pffthki, auf denen ein (hvadaeh niht. ' 

Suhcn wir uns diiF Inn- re iin, >iü .Hohen wir niFiistens nur 
ein Feuer, unter l'iustündeii luiuh /.wei. Die gröfste 
Schmiede, die ich im l\vhi'lande .nub, f.ind icli im Avilu- 
gebiet, in Abolove, wo drei Bla»ebäige in Thütigkeit 
waren. Der Blasebalg hier im Kvhegobieto ist sehr 
ainCiohar Art. Der Sobmiad anoht einen entaprecheoden 1 
Baonatammi nn dam »wai Azua flbr fkaeaanda Luft- | 



rfihren sieh befinden. Damit ar den Blasel^lg gut 

hantieren kann, nimmt er ihn nicht zu grofa. Um die 
nötige Luft zu gewinnen , werden über die Offnungen 
der beiden Arme entweder Felle (wie ich ea meistens 
sah) oder starke Blätter, wie die der Bananen (x. B. in 
ToTe), gespannt In der Mitte dieser Fellübersüge ist 
ja ein Handgriff «ogebracht, durch deaaen Auf- nnd 
Niaderbe wegen I.nft enengt wird, baiw. Luft, wtUbm 
scbun vorhanden, ausströmt. Daa itt dar primitiTa 
Bltisebftlg des Evhenegers. 

lui Innern das Evhelandes triüt man iiudir Srhuiiede- 

werksttuten als an der Küste. Ich sah Werkstütt«u in 
We und Arilu gü. Aufser der genannten gmfaen 
Schmiede in Abolove fand ich ne auoh noch in Waja, Ho 
nnd Tova^ aimtlkb tu Tbgogebiete geiegan. 

Überall, wo im EThelande Sohmiedewerkst&tten sa 
finden riod, werden nur männliche Angestellte tfaStig 
sein; dagegen sollen in f^antrokofi, wo viel Eisen ge- 
wonnen wird, in Apitfo und Lolobi P'rauen den Blase- 
I balg in Bewegung halten. Wie schon erwfthnt, findet 
I man das meiste hingen in Santrokofi und in dortiger 
' Gegend. Es ist mit Erde vermiaeht nnd siebt aus wie 

iSandstaiB. Man baut ein Haus, daa die Form einaa 
grofaan (Hana bat. Ist genügend Holz geaammalt, dnun 
wird das ausgegrahene mit lirde verniisehte Kiacn darauf 
. gethan. Das Eiüeii bleiht so lauge uuf dem Feuer, bis 
es Hidunilzt und dann in l.<:ielier, we^i In i. in verlier ge- 
graben hat, iliefst. In früheren Zeiten wureu die Evbeer 
flaUliger im Eisonausgraben. Sie waren auch davon 
flbanaagt, dafa aa beaaar aia daa anropAiaelia war. Aia 
d«! anroiiiiaebaEuaik aKgamainbakMint warda «nd omb 
es aberall zum Verkauf hatte, sagten sieh die Evbaar, 
da das Ausgraben mit zu viel Mühe verbunden war nnd 
zu wenig Eisen zum Sdimieden bei grofsem Holzver- 
brauch abfiel, — e« ist Ije.Hser, wir nähmen europftiscbe«. 
D»zu s.i^'t mit iie<lit ein «ller Kvbeer: , Wären wir 
klug genug, und würden Werkzeuge, wie die Furuiiäer 
herstellen, wir könnten schneller rohes Eiseu geuinnen 
und bitten nicht nAtig, eurapftisobM sa kaufen, denm 
nnaerea ist heeaer als dae hergebniebte.* 

In seiner Sclimiude Behen wir vor einem Feuer den 
Schmied .'•itzen: er ist gerade liei der Arbeit. .\uf den 
Kohlen liifst er d.ia Kisen so lange, bis es gUihend wird, 
waa mit Hülfe seines primitiven Blasebalges zwar nicht 
in aahr knnar Zeit, al^er doch erreicht wird. Er nimmt 
anne Etaanianga mit den langen Sohnibeln, ergiaiA daa 
Eisen damit, timt aa anf daa Ambob, der aekon «nro- 
pliaakM Auaeban bat, und aehUgt es zur gewünschten 
Qeatalt. Sobald das lösen kalt nnd schwarz geworden, 
kommt ea wieder ins Feuer; es wird dann wiederum 
glühend gemacht und zur gewünschten Form gMchlagea. 
Dietges wiederholt sich so lange, bis der Sdimiad den 
Kiudruck hat, dafa die Form vollendet ist. 

Bis in die neueste Zeit hinein werden von doB 
gohmiadan hier im £vhelande gearbeitet: Äxte, Hacken, 
Bnaebmeieer, ThQrriegel, Sehlttaael, Feaaeln, Meaaer, 
Rjisiermeaüer , benondere Messer zum Anbohren des 
Palmweineä, Sehwerter. Dulche Sjuiefse, Armringe, Finger- 
ringe, Kriegt-gldcken, lilocken für I 'etischnriehler, Mörncr, 
Ketten, Ful'süchelku , grofso Nadidn, Hammer und 
kleine Kicienwaren für ThAreo, Fenster und Koffer. Sehr 
geaobiokta Sehmiede bringan es nneh fertig, Gewehrtetle 
SB adimiadan. 



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Di« BrriBbtiiiig «in«« BaM. Stliiio(r«pli. Hvtaant im 8t. Petaraboirf. — Bft«li«T«eli». 



Dt» Krrichtwic «inw BiuwImImb Btfcutsnpkiflchsa 
MiiMu» tai St. P»t«niwr. 

b dMt kBtdieb «irlchtNM Huteum A X nmuivn m. Ib 
9L FUMHlbntic Mllm MMh «lUutograiibwobaik fenmlnnfliii 
SiHBM niinriam ««nicn. Dm Vtapmm dlMir lttalu«n 
bat der tut HmwtfalMr in «UioagnipUMbMi Mttehrift 

ailTsja starin»' (L«li«ndig«ii Altertum) bekannt« Profeaaor 
%. L. Lamantkij AucgcMrlwitet. 

Nach der Meinung Lamanikijs soll die ethnögraphiactie 
Abteilung dea Muaeuma ein« möglicbat vullat«n<lii;e und zu- 
verläaiijte Vürit«lliitier v(!n RiifstMul In ««»IttPr ■stummesverfirliie- 
denheit und hinli risrln-n Kinlieit iJii- AiüVielliiiis: Jer 

8»tnmlungen toll in l)>iiiDii»cU-geogi'ii[>Ui*chci Keibentolge er- 
folgen, wobei ala leitender Faden die nuiiacha NaUau^ Und 
B«icb»iJee oder die Auabrtsitung der riuaaeheii Natiomalittt 
nnd dM Aufbaut d«e KwinelMiin IMehM Umt. 

Sa allaa «tbBognphtaebtn IndiTUimHiltMi tn BbIUmmI 
di* B«ehte einer Vertretung in dpm kiinfligen Mnaeam zu- 
trkannt werden, >o hält es L:ini»D»ki) t'nr nötig, einer jeden 
den ihrer Bedeutung entapreclieiidi'ii l'lat« aniuweif'n, »ciwie 
für ;-»'.L'ckmiiraig, all« Gogenatiiiiili-, iU<' ilie fremden ßiiminn- uml 
Völker ipecieU btttnfftn, mit dop(i«lter AufiM»hrift, die eine in 



ruasiacher, die andere in der Bpraolie Jcr ;Mrr.r>>tferiden Volkee, 

2U vcrK«*hcn, Kin «ulclies Verfiihren werde die natioiia'e Kigen- 
]i>\if. betVit^d lyoii \in<\ (Um Mub'-uhi den doppelten Nutzen 
brnigf-n, lAfs «•>* nnwuhL tit-j <]vt\ <l<'n umleren 

Vuik'jni ]io|.iUKir ii>-iii wi'rdi': auch dif Ifl zlfri-ii wiirJ*n et 
gern beiiucben nnd ihm mauoberlei BeitrA^ zukommen laaaeo. 

Utiu BMh «Im OcavMMimMitt vortOMbUMti, «tadihtlat nfobt 

zweckmäfiig. Andan iat e« bei den Kreisen, die sieb gr6f>t«n- 
teila Doch ala lebendige und organiacbe Einlx^iten erbalten 
haben; deabalb werden sie der Eintellun^r zu Grunde gelegt. 

Damit iat nbvr dna Programm d«e Mu»enru9 noch nicht 
erecböpft. Da» Museum «rhäU «vinen jHnslaTisti- 
aahen Beigeschmack. Prof. Laitiimxkij liiiU. für nötig, 
darin auch Baum zu lassen für ethuogrtij<Uii>obe SammluogeD, 
4i« lieh baoiebra auf die Kutbenen Üsterreiobs, ferner auf 
dit Man ia Üatamicb und in PieuDMio, wie auch die Wen- 
daa Iii JPraatoa und SaabaaBS «aüar aaf dia Slonrakan, 
KraataB und Sarbaa; daan aof dIa SartMB 1b Ktaigralab«, 
in Boenien, der Herzegowina und Crnagora (Hont«negro), auf 
die Bulgaren, Kumunen, Albanesea und Griechen. Endlieb« 
«ri1!< tt hu Mti!<«um auch n<»-b Platz finden atbnograpbiscbe 
Siinitu: mgi'ii litis den Tdlkt TKrliafti'U, die bk den an Uufsland 
grenzenden QeUetea von Anieu leb«a. P. 



Bächersüliau. 



Dr. Ernst FriadrUht Baadala- aad Prodaktaakarte i 
TOB Klelnaaiaa. VafieMb: I:1S HtlL Kits Halwn- 

karten und Begister. Halle, Q. Stemkopf, 1808. Preis 
2 Mk. 

nie KiirU? vpr?r'iclin<(t Horgntltitr das f^trsrnenriet?- , r{'.f 

Ei!M_'ut)Hlirii-ll und Te]«f){ru|:tlr:i Kltr::j^»ltru^ , i«UCli lUt' .<i llilT« 
verliindunsreu . uud veranacbaulicbt <iie Vi-rtfilüng der l'io- 
duki^ durch roUn Aufdruck der betreffenden Niiuieu [wobei 
die Bchrittart die gröfseie oder geTingei« Bedeutung darstellt y). 
Dar Matoub aiaabatakt aamloMna, obwobl «ieb bn Wealan 
dia TanBirta «abr binlba nnd dIa Katta aaeb Terrain« 
nIebnuDg bat. Sie ist im (llirigaa nicht nur «in teeboiscb 
Tollendetes, durch sauberen Stich nnd zweckmttCsigea Kolorit 
«u«K«Miclinete; Blutt, f<jiid?m B<pht auch inhaltlich und 
kntifch il* tiipc:ijr»iiliiiii'lirB llild der llalbinael auf der Höhe. 
Ik'i'.iit?:t ist «m reiche« MateriHl, bis attf 'li<> nvneete Zrit; ao 
.'•ind 7. R. sogar noch die letzten Kartm w>n Diest (Peterm. 
Hitt., Erg.-Heft 12&) verwertet. Ouinet« ,l<a Tunioie d'Aiie* 
bat viei varwandnnr gaftuiden. Die baidea Kartons iteDeu 
■ina iaeebroaieebe Bauakarte und die BavOlkarangiriielite 
dar. Bia aodyfiUtigei Begiater iet b^gcgebea. Yw der Ba- 
■Mitju^g ifgd die Vorbemerkungen einsuaeben. DI« Barte 
tot das «nta Blatt «bnr gassen Balba yo« Pradnktaakarlan, 
die die Tarlagtbaadlanf nneb und naeb TeriHka t Bcbea «iU. 

H. l'a\tiiniin: Di" K ni i i u ii iiatrie ia ibrer Badaatunf 

und Eiitwickeluiifr. Stalsfuit l^9;>. 
Mit der pegenwartii^ erreichten l^iutV d^^r Verwertuij^ 
der Kaliprudakte m Landwirtschaft und Industrie ist die 
BntwIflkalnBt kataimaaa alt abcaa^lMiea aa hettanblan 
SteMBtilA Ulli «B intt weiliwa P orm b ritlaB Ia dar ah» 
biMmb Wat twTerarbattaB» der Balsa »mf aeua teeimiaabt 
medialidnh n. e. w. verwertbare Bradelsarttfcel Boreniebtlieb 
r«chnRO tlürfi'ti, 

Kr-m IHi.ii wurilr div lilaumiilViee OewinnUni; di-r Abraum- 
salze in Btafsiurt aurgt-uniriuieii. Der VfrhMurli di-r Kutinalz* 
inderLandwirtscbait -teigerie «inh vu-i : Li'.:^:it;'i Ihij iK-icrutuer 
im Jabre z. B. aul mehr ala das SecbafacLe iui Jahre 

ia>7. 

Tari^ liUt vor allem eine TeneUeadernns ins AnsUnd 
für bedenklieb, da die Kallsalze wegea Ibne Bibrwartaa fttr 
allea organiacbe I^ben mit noseren vitalsten ÜBtereiMB anf 
daa Innigste verflochten sind. Dem Auslande gegenüber bftlt 
dann aneh das Kalisyndikat erheblich höhere Preise als im 
Inlande ; der T'rf i- für Kainit bfirnj^t per Doppeicentner 

I, 90 Mk für iUs AiiNluad, l,r>0 Mk. für djtn Inland olin« die 
»ehr l.-etr.ichtJichen Bonderbooißkfti imitii. Itotb. 

B. Heset Die Kiederscblaga- und Abflnftverbätt- 
alsa« lat AnffaBgUBgagebieta dar Xbnr. B.*Dr. 
llitt d. TlinTg. Vatarf. Ges.. BaA I8. 

Seit dem Jabre 1679 ist der Kanton mit Begeumefa- 
Stationen überzogen. Die geringsten Niederscblagühöben 
befinden sich In duui iiui tv^ estlichsten Kantonateil: der 
westlichste und 7.ugl< icli hui tiefaten gelegene Zipfel dea 
ABflangigebi«t«e koukurriert in seinen niedrigen iiablea mit i 



Basel aad 0«nr B. e.w. Dar Hatdaa aad Har d was U a Uldan 
ein plu\iometrieebaa WalBiaB, dctt baOadiet liab das Oabiat 

niedrigster Kegenmengen in der Kordwattscbweix, Umgekehrt 
krönt «in sehr intensiv aosgeiprochenei Begenmazimum den 
RXnfm mit M>in«r hochpelfppnen WpftMrwarte und da« (rebirgs- 
nia!<>iv «euier NÄClitjumrliatt. Mit dem Austci^jen de« 'rerrains 
ist steÜK eiue Zunnhiue diT Uei{i-i;liiitie vr-rliundi-n. Drpi ver^ 
schledeue Hftui)tabstur'ungeii verniag man fe»tziiii'.*lleu , klei- 
ner« bilden alle Streifen zwischen je zwei Isobyeteu. Zur 
BBtantaa fitnib gfHOitt dae OaUat dea antaran oaii mittleren 
TborlaBto aüt BegaauaBgaB swiinbaa 80 bb lioem; die 
laobyeten liegen weit auseinander and zeigen auf dem ge- 
samten Gebiete den nnregelm&fsigsten Verhtuf. Die zwota 
Hubcn'if^jfe befindet sich im Bintinvorlanil, uinfafHt da» untere 
•| 'liL'rritiurg mit seiner östlichen NboIi' arsi-haft und dem 
nürdlirlii II Apjienrellnrlund. Auf 1& km uordsädiicbe Knt- 
femung MeiKt dje Rejrrnuietig« um 40 cm, wibrend sie In 
der unteren ätufa auf 'io km um 20 cm stieg. In der letzten 
Stufe ist die Zunahme der Bcgenmenge 70 cm auf nur 7 km 
HorizontalabstaDd. Die mittlere jftbrlicbe Begenböhe ist auf 
146« mm baiaebaat ba ABflbngaagtgebiet dar Thor und Bitter 
(bei BiaobolMOt danan 1S87 m» im geesmiaa Aaflhagaaga' 
gebiet der Thor bia zur Einmändungaatetle gegenObersteben. 
Die Abflufsmengen der einzelnen gröflseren Teile dürften den 
Niedor»ehl«fr»o"'ng»n profwirlioDal »ein; so föbren z V. die 
Thür und Mur^' lifi Holir zv>'<ammen l'/»™*! so vitd Wu«Ber 
als die Tjuir und Hitler bei Blscbcfuzell xnsammeu. Km« 
genaue Karte den Am'i'a!i(;;ungBgebietea giebt in eiugeiteliriebeiien 
Zahlen die mittleren jährlichen Begenböhen in t'entimetem; 
dla ««cbaadanaa Barraa aiad Uubb glaiabar BaganbObsw 
«dar Isobyataa. 

E1IB8 ßurt (jauble: The God-ldea of the Ancients or 
sex in leligiun. New YorV, (J, 1'. Patcums Sons, 1897. 

Im 7-.;. Bande des „i.lotHi«', H ii , brachte Dr. L. 
Wilser eiueu beachteofwertcn .\ut'iiÄtz iilier; ^Die Fmuen- 
f^nge im Ijicbte di-r Ai;tliioiioli>Kie", m «elcliem er «ii-li mit 
vollem Becbte gegen das in n«ui<rei' Zeit tn'.t zur Mode ge- 
wordene Uineindringen des Weibes in d<i» wiK^n-^chiiniicbe 
Gebiet wandte nnd dar fai den 8«tz ausklaug; .iuinen guten 
Rat mbabtaa wir aam Bahlusae dea Franeo geben — war aia 
aobtet nnd kennt, wird bAUmmen — die Spindel niobl aiit 
dem Schwerte, tlen Bosenkranz der Schönheit nicht mit dar 
Knie der (telehi'f.mikeit zu vertauschen." — Auf Grund dieMS 
AurMtzL*. oabm dann in Band 7U, 8. 309, eine Dame (Dr. 
Oraiin v. Liuden) das Wort, um, wie sie selbst sagte, , unter 
den Auriiis» tngen des Herrn Doktor ein fttrohterilobes Blut« 
Viiid iknzuricjaen\ Die ^anze Erwidaniiig rarllaf ttlNigna 
RuUäi-st barmlos und „unblutig*. 

loh eebiokta diasa Baasarkaqgan van», waü daa «ar- 
liegende Bneh mieb basoadart data reranlaftt bat. Nirgaads 
mehr als in Amerika drängt sich das Weib in alles, was den 
Hann angebt: seibot bafsliebe Mittel werden nicht gescheut, 
um verdienstvolle, mit hohem Wissen bei,'Al>'e Mftnner (ich 
kann mit Namen dienern) aus Amt un i NS urdi-a zu ver- 
drüttgen, btofii damit der Unierroek zur Macht gelangt. 



aehM vordt iltaB Biiwto n frwiafm, einige Ij»hr«tähJ» an 

d«n ITnivmittten mit weiblichen Lehrkräften ru besetxeo, 
da dies ja .Tiel anziehender* für di« Jünger der Qrofeen 
Bepohlik sei! Daf« auch auf liltf n\i-ii«;>iFtri rit-tiK'i«- (lau 
Yankeawob thr Wiwwn in Markte irkm, li«fi;t in i i : ;,r ir 
d<^r Sache: die Luchiteo FraKao, &a die ein gen^.üer lie- 
lehrur Dur nach lanRi^m Zi>gem herantTet«ii würdi', werden 
Tom Mannweibe im Uandumdrabea galöit. Auch da« vor- I 
Mlirt» BMk M «iM «snrtigii iNiitiiBKl M« T«iflMwta, 
Oattio «IBM QawdiUtiiiiaanea In Detroit osd An tonn elnea | 
BMiiWi .The erolntion ot 'Woman", nnteminunt in einem 
839 Bcilni »tarken Bande den Nachwels, dafi die Beligion ' 
auf .geschlechtliclif VerhiUi nliii««* zn r ü<" kjtu f fihrpn 
sei' Irl) iiiufs HllenijugH ^estt^lieii , dala mnii nach dem 
1 it-Miii dea Bachei ^enau to kiag iät, wie im Anfanf^. 

Kinige StUprobsn mOgen dem Leaer £inbUok i;<-»lfttt«n 
in den (HdankengaiiK d«r Frau Oamble; lo S. a; ,Dar< die 
MÜgUMa ByatMM MUi and Ägyptens unirtagMiih 
•dbm wartB, darttber lunni in gegenwärtiger xMtlufa tw- 
nttnitiger Zweifel bentehan. Die Thatiache, tod venchiedeueo 
^briflatellem berichtet, wonach die britischen Sepoys auf ihrer 
Oberlandrout« naeh Indien, beim Anblick der Ruinen von l'eLi 
dera, sieb tot den Ruinen der alten Tempel niederwarfen und sir 
anbeteten, beweLit die IilentitAt tier ictitehen und agyptiwshea 
Ofitter. A!» liivfv ii-LmdL-i; OotUsv. rtbnr wc^-cn di«i«» be- 
fremdlichen V ur|{«li<iu* b«tru£l wurd«ii, erki^rtcii nie, vor sich 
die O&tler ihre» Landes zu sehen.* — 8. ül: ,Es ist nicht 
imwahrscbeinXteh , daia die Idolatrie mit dem 'l'urmbau zu 
BaM 1iWfMia(UJ. Jk wad» in dar Tlut voo gcwiiMB 
StAiiUliMaiirn (voo waUbnf) bwtttigt, d^b dl* IHbaMn 
Idole, welche als Sinnbild der Gottheit anfgericbtet wurden, 
oder als Ausdrack der besonderen Verehrung der Ling^jas 
Ob» U»ken, SSulen oder Türme waren. Der erst«, »on dem wir 
Nitchricl.t Imtivii, war ilvr '1 urui zu lialwl, d«r wabracheinlich 
zu Nqiur und t'lmldiiÄ *rrii.-lil<'l wuidi- " — Von der BeltKion ' 
ck'S KlU-n Israel lieltomiiieu »ir fol>;^:iili- V> eishuit Mi bijriu : 
,Als die Juden cuerat in der Ue*ciuchta auitraUio, wurou . 
ito gniuMWimiliiM wi» aUa ite naflimilnii Nationen. Bie 
waOaUm Sttt(il)^ dta ShMSiw «tC WtodMArseager" (8. i6*h 

Weiter auf 8. ITö kommt es daon noch besser: .Diu 
Naturkritfte wurden durch Setb-Typhon dargestellt; vs war 
der Gott des Todes und Lebens, Jcr Zentörung tmd Wiwier- 
erstahuDg. Der Simoom (soll wolil h'niV'ii iNiiiium : i der 
Wöate und dl« WInterkSit« waren St-cb, wie et uucii die 
hattptsäcbliuhkten MachU' dta Friihliu^s waren. Verschiedene 
Bohriftatellsr (.wer sind diese;; teilen uns mit, dnfs Typhoo- 
Seth weiblich (I) war. Bie war der urspraugliclie Gott der 
Juden. Mit andarau Wortaa, di« Jude» waren ursprönglich 
V«nlinr tiomr «tUdialm Oottbtit. Jehovah. Jav, war ur- 
■prtailUdi sraihlieh.* — fffw Oamble hat wahrselieiulich 
emmal etwas irun dem A0]ptfaehaB Umd Qot( gfltit-T^phon 
gehört und st»u>|»;ll nun MIHB flBteh ni «fiwr jadfaeliBD 
weibll<*)ten Ooithr-it 

AiJi k' ■üllichsten wird dit HiicLe , wem sit am Hude des 
BarlicA in dem Kapitel: , ihe Gross and a dyiog savior' du» 
Chnstentiirii liespricht. Nach ihr .ist das Hestern, welches 
Chriateniuiu genannt wird, eia Auswacha(l> der Bonuvn-, 
gahlMtl«- and FbaUwfwvkni^* (8. satj. — Dies* waoigen 
KUa nfigen genngaat 

Das ganze Werk ist ein Sammelsurium von unverstandenen 
und uoverduuteii Ideen, vorgetragen In einer Form, die am 
allerwenigsien auf Wiä.at'iiichafilichktdt An=i>nu'!i iiiÄcht. 
Hütte Frau ÜanibUj eiu Kuch ulwr ilif l'thrLti-ti licr Hnus- 
fraa (4e*chri«b»'n , d;irin vwiri.' ilir>; /-rn loleniallii besser 
benutzt »orilpn, als inii .li;r AV'(;iaauiiK jenes Machwerk«», 
welciii'» viiM Uir«n lieisteakrtiiteu nicht die beste Meinung 
ttWeckcn kann. 

New-Vorli. Cb. L. Uenning, 

Oskar €aBüt«tt: Dae rcpnblikaniteb« Braalllea in 

Vetgangeoheit und Gegenwart. Nach den neuesten amt- 
Uehen Quellen und auf Urund eigener Auschauungen. Mit 
A(t Abbildungen, -z Karten in Farbendr«ok, aDwaa «inein 
Panorama von Kio de JantnO. L«lpc3g, VMU Bin und 
Sohn, Vm« l'i >fk. 

£in lland und NaolifL -ilagebuch , d.i» djf Vurziit.;e und 
Nachteile viii«» itulcheia besitzt. Wir müssen anerkennen, 
da/s e« den Sucheodeii kaum jamala rOllig im Stich lassen 
wird, wilbreod andem-its alelit all« Kapitel von gleichem 
Wart« aiad. Laiatim iat Ja »oeh tod vomberein aus- 
faiaÜomn, da aiB Hnaaloar aiabt anf jeden Gebiete Fach- 
IMnn sein kann. Canstatt war früher kaiserl. brasilianischer 
Koiunialdireklor , wir dOrfen daher den Hohwerpankt seiner 
Arbeil in den Abechnitten äl>er die wirtii h«f11irhen VerUült- 
iiisse, über Handel und Verkehr, K>-ixi<^'-! Knliur und die [ 
il«lg;iarunga- nnd Verwaltoagefonu erblicken, wlihread die j 



Laadadraiule («teMhlieUHeb VSlkartninda) Bradiana awar 

offenbar anter Benutzung der wissenschafUichen Litteratnr 
behandelt ist, aber doch nur m&fsigvn Ansprüchen genügen 
dtlrftc. Recht ausführlivh ivird die t'.cM-hirhte nra«il{(>n!i 
dur|.'rste-lll. Der statistlsob« .\ntn:. manche Bch:ll/»'U*- 

wi rtti Mitteilangen , leidet aber teiivx^ine , ebenso wie die 
eiitii]ireclienden Abschnitte im Text, an dorn L Ik IsUid Ii', dafs 
viele der zahlenmäXsigen Machweis« nicht bis aut' die neaeat« 
aalt NialHa; ■» ■ehiMM dia SMalla «bar das Taifcahv auf 
das BiaaDbahnan mit dam fahfa ia87, dla Übantaht Bbar 
die Handelshewegung in den brasilianischen Staaten iidik UM. 
Dieses Manko, das sich zudem sehlaeliterdinga nicht biaaltiglll 
lieft, ist allerdini?« nicht we»»fnlli[di, und dl« Qbrlfen, flir deo 
in liru^ilifM intei'Hiipjt*rt*iii Auslander wichtigeren Auswei-^e 
gehen hit zur Uegenwart. Mit der IDustriertiut; kuuD>.D wir 
ans nicht einverstanden trkliiren. Die Abbildtini^'en wari'U 
vielleicht besser weggeblieben, mj weit es nicht Originale 
aiad. Vieles ist zum Teil Uteren ttoailaB aattWlBBi ahoa 
daft diese tjuellen genannt sind; und andenaita fahUmn 
Abbildungen wie: die Kokospalme, der BambuastraiMh, da* 
Zuckerrohr, der Reis, der KalTee, das Gürteltier (t), darVa|lri 
der Kondor — der nach der Versicherung des Verfasser« gar 
nielit einmal in Brasilien vorkommt'. — in den .Kinder» 
freund* oder in «in natumisfcnscttaftliches Elementarbnch, 
woher sie ja auch ti'll»ei<ir ^t.nr iiDnr-n sind. Damit darf 
man in Eruiangelung von eiwa« Unwereni BUcher, wie das 
vorliegende, nicht herausputzen. Von den Karten ist die eine 
aus eioam bekannten Schulatlas; die andere zeigt ethnu- 
gn^iliiialM BignalnBan v»d Karben nach BataaL Da Bm^ 
rftian h«a«aiiiakiiiilaidirtriaMbarfaiad«nr dan daolMdMB 
Uandel hoho "t^tn'fi-g kal» kaiBBt daa Buch, wie wir aani 
Bchlufs auadrSAHab bamnliaban, awai&lloa einem B«dö*f> 
oisae entgegen. H. Singer. 

P. K. Kndak««> : Olchon. Wirtschaft und Lfbva i\rr 
Üuriaten der Jelanzinsrhuti und Knlulüchcn (vdrtnaU 
OlcliotJfcheji I I ii.'uii»«'n«cli»fl<'n il«-» WeiuljöleBiiohcn He- 
zirkn> dt-K llijuvernt-meiita Trkut.ok (Schriften dei Uue^. 
Qeogr. Uea., Stat. beküon, Bd. Ylll, Uet 1). St Petera- 
bniK IBM. Mit Kalte dar Inaal Oiahoa tm Matelaba 
8 Werat 1 Zoll. 

Der Baikalsce hat für die Bevölkerung von Olchon eine 
grofse wirtachaftUcbe Bedeatung, da er sie mit l^rodukten 

des Fisfh- uniä Be-ebunJsfaugu« versieht. Von drn l'l KiVrh- 
arten, die den Sc»' bi-wuhncn, «ti-lieii obrnaii : (ieri)niul 'Cor^- 
ganvi» 'iinnl l'sü 'i, t'lijurii.» (Thynjaliui' (irubti var. baicalenslj 
D_\b<>wskil, dunu der Hig, Taimen, die l^uapi*, der älor. 
Barsch und Hecht. Oer Seehund oder Nerpa (^hoca tiaica- 
lenais) ist dtn SaabondaQ der nördlichen Meere s^r Ualiab. 

Die olehmiieban Burla tan «ind Mowaden, die ^eb vor- 
nebffiUob voon Brtiafa flnrer Bindriab- und Schafherden 
nShren, wihrand die göfiinganan Fiaeh« anm Verkaufe dienen. 
Ihre Kleidung ist s«far einfach und ursprdnglich , besteht bei 
MAnnem wie bei Weibern aus selbstgegerbten Scbaflellen. 
Die 'nrdiikiHdpr , niit ät'n IlitMri'n nach innen, weri1<»n un- 
niillelh.Lr HUI lien nat kttn Kör per ;ri-Z(-it;eii ; un den S>>nini«r- 
beiukl<;ideia wird di« Wulle grtcbtata. Hus»iscbe Bauiu- 
wollenzeug« fangen kaum an, bei den Olchonern Eingang au 
riBd«tt, di« auch ihre Wilsche niemal« reinigen und ihr Uaand 
iniaa, MaaaanUihainIteaan «ah*. Bidi aalbat «aaelm 
sla anah Ibak aiamala und kean«n dan Oabtaacb dar Mfa 
nicht. Di« itichooiacheu BuriaUn zeichnen sich durch Viel- 
weiberei aus und die Volkszählung von 18u:- eri^ab in 
IKjI Nr'Ui.idi-ufan.ilivn dc-i J.jlLinziji.-v'htn uuil Ku!\i1«ohen 
tionoHaen;*cbaften ^4 lli|;tiini8teti und r;jlvi.'-in-i»t*^ti tzu 
.i WeitwrnI, d b. l'roz alU r 1 iiiui Ueoüiuplier halt«u mehr 
als eine t rau. Iiie»- lluriitien be^itatteu ibre Leichen nicht 
wie die alarschen üuriat«o, unter der Krde oder werfen sie 
rMi» ainlapb im Walde auf die Brdab wia aa dia iikalinhaii 
Barialen au tban pfleKen, sondern legen lieanTSSama, «obol 
mit dem Verstorbenen ein gaschlachtetc« l'frril verbrannt 
wird. Sobald der Hcheiterbauren uogrzünilet . :iuf dem auch 
der Sattel und >Uam des geoplerlen Pferden und an lere dem 
Verstorbenen gehörige Sachen gele^j^ werden, eilen die Ilaria- 
ten fort , da es ifin«?liaf* würf .inziiwheri , wir der I.i.'K-hnam 
verbrennt. 

In den beiden lienannten Uenosnenscbaiititi zahlte man 
^6 nrlwitsanflUiige MAnnar, und swar: I2 Krüppel, • BUnda, 
1 Bobwdebliug, 1 Stommer nnd 4 AnMätzige (von Oaoaa 
abrigana swal aniaolirt in den UloaMm wohnten und gleich 
dan Obrigro FamiUengiiedem arbeiletan) und Syphilitiker 
im letztan Stadium. 8oIcberweii<e gextalloW «iak daa Ver- 
hältnis der arbeitsunfähigen Leute luannlldiBn QaaöUaehla 
7.i\r (jesamtzahl der H&nner zu I*roz. 

I)er Auasatz, von dem man bis zum .lahie i-' > m 
der Litteratnr keine Nachricht hatte, ist auf der Insel Olchon 



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Kltin« M K«briolit«B. 



aod «u/ d«r beaachlMrMu KMtUa<itkü>t« sehr rerbreitet. 
Die Buri*ten farchten .H<> Krnnkhuit whr uml tiQt«riebeid«n 
■ie anter dem K.iiueii ui u - 1 b i » i- h « n — ^räuiii^he oder 
aebwarxe Knnkbcit - von der Syphilin. liit. hyiililHUker 
•iMn von <len«lb<>D BchiiF«>>i un'-l scblafEu aaf gemeinsamem 
B«U« oait 4«li Oetundaa, «ülinnid die AaiMingen, lowi« ihre 
EnaUiit bmwM wM» mh dtm Sottt mutßuOdoiea wer- 
im iiMsh teondann 9vHm odar WlntMttfem, dl« «p*<si«ll 
(Br lie ir^'radwo htetav im Vinn oder dem yiehbolk gsiwat 
werdeD. l>i" 4m UB Auta»tee erkrankten BnHaten iit 

biilflot: Die 8obMn«n*n wei^i.rn dich, ihn zu h«lpn, Ton 
<ii'U Verwaadten ei lmlt er tiii'lilJi, ftln ki»rKli<-'he Sfwi«' ; er 
lebt im l>unke! und (ie^tanke »*;iier üli^ndRii Wulumu^;, der 
die KinderHcliiir de« Uluse nicht nahe lnjiniiirii diirl und 
weielie der Kranke unter UroliDfi^ sohwerer Btrafe otctat zu 
verlMMD vermag. Viele EingabanM veniobem, geetützt auf 
gewichtig* und Uberseugendt OrBad«, d«Ci noeb bii in die 
jtafrte jCcit too den Buriatea flilgaBdctHMtl, dtoBtehnmig 
iMlt d«n itOrriieben AnaUaigM abnuobUalbiB. di« itolit 
w&iecbten, licb dem Urteile dei ülan zu unterwerfen and 
iaoliert zu loben und siob anderen niobt za zeigen, im Üe- 
braueb war: eolche krftnk« Ftins%t»n wnnlvn mit Taraasun 
(Ullebbranntwein) betäuft und mit ihrer Jurte, K U-idung und 
BiKentum vmrbraont. Di« Kranken Winsen von der Mnjflli-h- 
k'Mt »'iiies Bulcb+'n Verfuhrenfi ^^ej^en sie selber und, wie elend 
ibr lieben Min möge, fügen «ie lieh den Forderungen ihrer 

dte ihMB aiuMiiriwnnVdf 



DungcB bUM. Die olchoniohen Buriaten «rkenneM dtB Al» 
' aatz an fol^nden Kennzeichen: der Ki^rper der Kranken 
I bedeckt »Lb mit AiuschlaKi der abachuppt und ichwarz wird; 

Binde tmd Vät*« b<'ginui-n zts trhwMvD', die Auffenbrnueii 
I und -lid«r, die Bart- und SolmurrburtliiiKrii (*üvn hu>; die 
I Sümaw wifd beiier; die Bewegungen werden eracbwert; der 
! ff— guM das ^tmh fcwlwiiaii ilati MrntuDdun FItl- 

■ebaa ton wUb. UaaiM Intmah« BOlfb «rliüNieB tt« Am< 

läuigen bis znm Jahre 1896. All daan daa Torhandemön 
' de* Aoeiatae « in der Tormaligaa oMMMMahan Oanocaenechaft 

in Irliiitak tiekannt wwdi laOlle doit dar •■MMaBdM Axit 

na, welcher zwei Kfask« Im T«n a r l l iiil rhiatw n Madina aaak 

Irk-atik uberTilirte. 

Wi-rk di'fl llrrrn Kudakow, dem wir die übin vvr- 

x«i«bt««it^ Ntriobricbt«» über eiueu »tark im filnaohwinden 
(von 1872 bU zum Jahre li'Ji war die Bevölkcrang von 
bia auf 6313 zurückgegangen) begrüfenen mongoliM^ien Stamm 
aalaehmea, babandalt die Btttan tui OabrtaaiM darBartlk*- 
TVBt, dm Xiaadbtaila, dU UndwIrMiaft, ^abaoatat, dia 
BrweriMSWeige , «owie die Abnlm nnd Katurallelti 
anf da* aingehendate , mit Zabhntangsben begründet, 
anf Anregung den Irkutakincben «tntistisrben Komiteee ane- 
gefübrt« Arbeit schhcrut iieli nii ander« die in den OoQ- 
vern»m«nta Irkutek und Jeniiaattk Dach «tinbeitlichem Pro- 
t'rnmnie ia daB Jdinlai fikiiB banwatiillt wurden. 



Xiflia. 



N. T. Saidlits. 



Kleine NachricbteiL 

Abdniek nur ndl QuctlMu^b« gMtaMM. 



— Zum fTinfteitniatfi cr!iAlt*n die Oek><»iD* fi<>» Ko- [ 
1 -i:i;iQi jLizt eine neue (1 ralKsetÄtte. Vim HH\tiuna üua, 
lu de»»pn Ksilbtdral') die vierte I!eisetion(t »tattiaiid, hat das 
6[>ttui»ohi.' Kri<'gi»cliirt' „Cundu dü V.jnadito" fie abf,'eholt, um 
■ie nach Spanien zu überfahren. Kulumbua starb, ein er- 
mUdatar Onia, u «. Mai ISW n ValltdoUd ia 8{paaien 
«ad wind« d aa alb at aiim antwimak im fraaitifcaBarMoeter 
belgeeatzU Schon 1500 äberführte man aeine Atobe nach 
dem KartAuserkloster Lae Cueva« bei Sevilla, wo Ferdinand : 
d« KallioliKlii* iliin di« Inichrift ,A CAStilla y a Lfon nucvo ' 
muridij ball I Colon' gesetzt haben »idl- Aljvr bucIi lii>?r 
landen sie keine Hube; sein WüiMeh war, in drr voo ihm 
entiiecklen Neuen Welt zu ruhen , und sü brai-htr man den 
Sarg im Jahre 1536 nach Han Domingo auf Haiti, wo er xn 
»eiten de» Uoohaltart Ia der Kathedrale eein* dritU Bahe- 
rtfttt« £kBd. Alf daaa im im Baaalar FUadaa dar «atlieba 
TeU d« Inaal aa J^caaktaiBlt fl«l, wolltaa dia Bpaaiar die 
Uebeina daa groCaaa Batdaokan aicbt minta. ITaeh swaiund- 
einbalbhundertjahriger Bait wurden lie nun unter grofcem 
weltlichen und geietlioben Prunke nach der Katbedmle von 
Havanna getwaehli WO aiah ia ihnm Tiartan Oiaba, aia Jahr- 
hundert lang liUabaa, am ana aaah dar AUw Walt sartck- i 
zukehren. 

Indem gunzrn Vorganfje l.iL;r > :u tief "raKifl^be^ Sloment. 
Da» atolzeate Volk Jäuropa«, uv.t glünzender nnd grolaer Ue- 
asblaMa teiaft ab aiaiigaa. waa ilaa van dam tawaMMB 
KcifaMiialralaiM in der Hann Watt «artiHahaa, die Aaeha daa 

Mannes zuräck, der dieeea Beieb begrilndebe. Nicht uner- 
wähnt darf bleiben, dafs die Mulatten von Ban Domingo, 
durch verschiedene Grftnd« undrr'itützt , b. lmupten, »ie be- 
sftfsen noch die echten Oeli-inf ilr» grofut-n l'.utdeckcre; der 
179A aaeb Bavaaaa überfShrte Sarg habe nttr die Laiche 
aaiaaa Bohne« Diego «nt halten. 

— Saaiaah'Oatarrllta. Saa Baiae, dia Ataptmaaa 
T. VriUwIts aad OaffroB im Oktober 1807 aatrat, tun 
daa Xihaaat aaf aeiae Sddffbarkdt hin m aatarmiibea, 
iMt aisaban, daA der Kiltaaai nad da« Bnfpa aieht an be- 
nutzen sind, während der ITlanga anf der von v, Prittwitz 
untemachten Strecke für flacbgehende Heokraddampfer be- 
fahrbar i»t. Wenn <ier Ticfgtmß xnleher Dampfer nicht mehr , 
als 0,5m betrügt, so diirt'if Ictr.'i n-« au^h für die Zeit des : 
niedrigsten Wassers zucretien. i'iir den Verkehr zwischen 1 
der Küste und dem Hochlande von IThebe ist, dn der I 
Klhanai alcb al« angeeignet erwiesen tiat, fulgender Weg der , 
l i li iBii a U . SoaAoliBt VlttlMhrt aaf dam BudÜi bia lu den 
DtafiaalAIIan, ftr wtUh» Btraelca Itenlta ela Dampfer 
bestimmt ist. Von diesen Fällen aus müfste es etwa 10<J km 
durch «ine Bteppn, deren Wasserarmut die Aulage von einigen 
WanieritLatliiiieti nütlit rnnchen würde, n«i*b Ngslifsrnn* Dorf 
am l'lauga j;t?ben. S.iMl« dies nicht tnngli' b <em, nuirnt'' 

der Weg von Mkaniba aua eine Seil laug dem Bualia aufwärts 1 



folgm unil dfttin m!( einem viel kQrzeren Stepiienw .'^rp Vga. 
bomas Dorf erreirduTi. Von hier aus bietet fn. ►i:.-' jjriifiieri^ 
ytrecke der rian^a eine auiireicheDde Waswrstrafiie. £twas 
utitt-rbali^ der Huipamündun^ würde p« nStig sein, ihn wieder 
zu verlasaen, um dann über Jumbe Dwagire die Station 
Dwagiia n amiaiua. B* ist ein kurzer Weg , dar mM ge- 
ringer ICfllie aaak fltar Wagen gangbar gemacht wirteB 
kennte. Daa gleiche gilt auch ffir die Strecke von der Sta- 
tion Dwaifire hit zum Fufse dee Ubehebochlandes. 

Tllft* Angaben b^-ziolien ficb auf die Zeit vom Juni biz 
zutn Miirr. , wenn <ii<^ FliiMif In ihren Ufern bleiben. Im 
April uod Mai treten ^ie über nnd machen so den Kiira. 
wanenverkehr fast unmoi^'Uch. Dafür hIkt wird der Klu(5h 
verkehr erleichtert, and mauchu, sonst weit abgelegene 
SMlIaa Bind jetzt für Dampfer erreichbar. QUMalL aaa daa 
Dentiaben Schutzgebieten l»98, Heft 4.) 



— Die Bohrungen auf derKoralleninsel Ponafuti 
in der SUdsee, über welche wiaderhotl im Olobus berichtet 
wurde, haben jetzt eine Tiefe von 340 m erreicht Man hat 
gute B'ibr'Kf'rrie ertialti-n b«»chreibt da» durphbohrte 

üeiiein als „Korallenrifffel»". Der tiefere Teil der durch- 
bohrten Ma.ise bexteht atis hartem Kalkstein, wie es sciieint 
Itiirmaterial. In 132 m Tiefe findet ein plötzlicher Über- 
gang TOB weicherem StoflT Mm Miachung von Sand mit 
ilIbiaaBdaB KaiBllaB) ni «am liditaren sutt. fad aa fl illa 
weiden die aa ert ia t i AalffNUIui Bohrungen in VBaafWi 
nr AuBhIIwhi dar «lalaiBBtiittiaatt VMga aaAk dar Itafr 
atahaair dar nralknlaida baHngaa. 



— Die >1 n t w:t.'i<ier u n de» T rasimenischen Sees. 
I>er g4SächirhtLii.'h berühmte Lapri 'rrftsimvtie — hifT schlug 
217 v.Chr. llannibal die KuriiiT — bat «ich lunj^e Z>-it durch 
die von ihm verursachten, die Umgebung verheerejxlt n Über- 
aehwenaiBBcea empfladlieh ImaaiHn gaaiaalit. Man er 
niebt da» oiifeb dse herrlldht landaduKBelte Umgebung 
•aafeaeMineta Wn— rhwnhm am leichtesten von Perugia 
am; ea tteat Wim Über dem Maare und bat etwa 43 kui Um- 
fang. Bieher fUhrte nur ein zugescblammter Graben die 
HocbwKsser mangelhaft ab, die sich nach starken Begen- 
gUesen hier in einem Becken von 250 qltm Ausdelmung 
sammelten. Dif Wasser stienon zuweilen m ütier ilen ge- 
wöhnlicben Btanil und richteten in der gut bebauten, btali«n- 
den Umgebung grufae Verheerungen an. Begelinkfsig er- 
folgten auch nach dieeen Übettebwemmungea Fieberepideinieen 
in den beneabbartea Orten. Wie Vn£ Peel Obaix Jalat 
(Geograph. JoBraal, Janaar 1B99} barfcAitat, bagaaa aam 
schon 1*t:> den Oedanken zu faesen, durch die Schaffung 
eines Bntwässemngskanals normale ZuHtande berbeizufhhren. 
!S7T wurde in .lie»ein Zwerki" eine Oeaellschaft gebildi-r. alter 
en^l l^'i;' kiinnti- ninn anf Oruiid dee anngearbeiV<'ten l'lans 
ana Werk gehen. Der Kanal ist im Jahre lä9H vollendet 

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worden nod koiteM nur 658 000 Lire. Et üitgt an aainem 
lalm MOu kaak, tat »mtanl^ flltttlBaiMiiTBHMl 
Dorik Saa OitIbo M Ziago fort «dA giU imb 

du FlBfacben Cain» in die Tiber. Der Durchbmob 4« 
Kanali nach dem BD|[e«ihwolIenen See nelbut mr aiii 

ichwi.^rigpK Slück ArWiL Kr hat eine Entwäiserung von 
13 eliiii III iit;r Sckiinilc. und «in« gtofa« Laadtliiche nii den 
Cfem de« Ü«** wunlc dnreli ilip Tipfmli'giing' ilf»« Rpi?i;(>U 
de» letzteren gewoDDfn, ahfieHtben davi/ii, lin/* kiuii'tige Üijei. 
icbwemzDongen eaageicbloHen liod und die (ieaundlieiu- 
verhftltnine der üaicifnd «MMtUcb dmoh d** V«rk w- 
beteert wurden. _ 

— Der Reiobtanzeiger brioift nach Berichten Prof. Chun« 
eine Sohiidemng dee weiteren Verlaufes der Deutlichen 
Tiefieeexpediton auf dem Dampfer .Valdivia*. Sie traf 
am 20. Beptemher 1898 in Kamemn oin. erreichte ara 10. Olitober 
diegrofae FmchViai (UiiiiUch-yüJwestat'rika) uinl am 26. Oktober 
die Kapstadt, von wo au« »ie nach der Agulhanbank ging. 
Über die wlMentcbaflUcbeD Ergebniaie in den aft-ikaniechen 
Oewiaeers belfU et in dem Berichte: Uit den grofieii Uruud- 
MtMn wwd* iu TWqhiedaneB , oft naht MMelitlichen 
Ttahii gtdndMlit Yon 4«m8Ma|tI Utwait ttb«r im Kongo 

Auid tioh ein blao^^rauer oiler «cbwürtlicber Tiefae«- 
in dem eise relativ aparliob entwickelte Tiefaee- 
fknna nacti(fewie?en wunlc. Die VerbültniBse liiuterttn «ich 
«nt unter '-■.'i iirad Vi i h Iliclier Brein- und ''• i_>rn<l I i Min. 
Äatlich«'!' T.iiiii;r. l);i ii. ,iii;si"ii lU'^iorii.ii ilir fniliTi-n K\jrt.'Ji- 
tioiit-ii «ehr lit-lnii'liiLichr Tit-n?ii viT/rMclint-n , wi ül*rn»acbte 
ea, dafa daa iichiff dort anf eine biaher unbekannte Bank 
O» diMaxtin wtit in dM OoMa.iNW(tMhobaDe 
ik« mdit «Im nMm »ronftAuiiuk »ofmlwii, wovd« da« 
grofae Trawfnett hinabgelatten. E» ergab einen tabr reich- 
haltigen Fang, darunter gegen hundert grafee hochrote 
Tiiwheukrebae und eiü-iiii^rti^ Aktinien, in die Ein(ii»?iUt!r- 
kn'liK" sieb ttinnieteti'n, rii<':iit neue, noch unbekantiti- )■' rimni. 
F»»t jedar 7,ng mit den ^^rih'-rt Tiefen binabgeiaaeeueo 
Vertikalnetzeis lirfert« ( iriimiisirii ti, die durch ihren morpho- 
logiacben Bau beaoatiere» luteveaae beanaprucben. Ea ge- 
laag, daa Yorkmilinen von Tiefenbewobnem aui Tierklateen 
die biabar auaschUvfalich al« OberflAcbeu- 

nltao. 

JHa TFotaimdiaiigen in der Pifehbai, die nur 25 See- 
meilen nördlieb von derBfnndung de« die Urenze dea deutach- 
eOdweat-aflrikaniachen tksbutzgebietee bildenden Vlutw« entfernt 
iai, (ralt hetonder» den Nutifluclii a Dir- Bai i«l i»n «olrlien 
Bufsetfrdeutlich reich. Prof. Ctiuii limchtct ijiirubt-r: lo 
enter Linie »ei der südliche H«nii^ (Clupea oeeUala Fupiie) 
erwilbnt. Er dringt in dichten Zügen in die Bai ein und 
gleicht tekr teiDem DonliMbea VerwaoiitMi. Von den 
Bntngm nfhfm aieh (wi* di» BakltoD «qpib) dto Mdwi «r 
das fipaat tn Mtmluictaiin Bnalmda iMspililehllah In Xe- 
tndlt lHNaB«MMIi KutzAacbe, ulmHeh Sciaena aquüa fbolo- 
toiMeUi Oav. Tal.) uud Dentes rapcftria Cuv. Val. Die 
Beiaenit luinila wurde i^t^ieti «nt erxien .\h«ii>l bemerkt, da 
die II,?:: bis 1 II. grofHt'n ^'i»^■h^' in ^nif»i-t /«bl sich im ITin- 
kreimt de» äcbidea uiuttertriebeD. Daa gröfate der <frt»eat(>ten 
Exemplare niafs l,2.'i in unil wog :!•> kg. Die Nidi n zuletzt 
erwäbsten Fitcbarteu werden allein für den Expuri lier- 
■aiiahtak and gainwImBti Dtn Beringen acbeinen auch di« 
Wal« (wabttahtthiltoli dar Gattung Balaeuoptera angehi>rig) 
SU folgen. Der Reichtum der grofaea Fi»cbbai an aabroack- 
haften Nutzflächen findet «eine Erkitirung in dar anUtun- 
liehen Produktivität dea relativ kalten Wauer« an organitclier 
Subatanz. Der Fischreicbtum bedingt weiterbin eine »o 
lippig« Bnlfaltiitiij de« Vogellelwnn ilaf« mm li»bh.<»ft an <!pn 
Vogelrelclii utii uiis«r»r nördlicii< ii /.hih-h •■r.niuM i wird i bur 
die Ark>eiten auf der Agulbaabaiik gt«U i'rui'. CUuii 
TorläuflgMi Beäaht; über die ticrgeograpliiacbe Stellung der 
Baaki dia swiaofaan den indischen, atlantiacben und aubark- 
tiaoltaa SlnintaWataB Uagt, Utfat aiah nooh kaia andcUtigaa 
Ditail abgalMO. Dar Baiahtam an OTgaainMB ihm IMte 
von 100 bia 600 m war entaanlMi gtwk vaA flalan miter 
diesen Formen aof, dia in litibam Halbe mit nnaaran 
nordlacUen ftb^reinatiinmen. 

— In .Natura' vom 2?. Dezhr. lH»m i!nt"»nmc}it Mi- T»nwnll 
die Krag», »n welcher Btellc ib-r !!r ü c k u l- rs c Ii uii KIiil.i- 
pariudeu wir »teitatt. Kr hat <iazu die Londuner lieutkii:;h- 
ttagm van 178« an btacMiat. iadan «r Jadan Homat mit 
4- oder — beaetebBeta, Ja Daebdam ar litthanD «dar aiadrigeren 
Maad aufwie«, al« daa Hitteli dam «IIa •f'^HOM^ 
Jähret zuaammenztthlte und dia Balha aa amBhfläaliieD ver- 
anä^ta^ d>A er jadeamal aalm Mira anianunaBnakim imd dia 
dnnva arbaHanan 4"V<>nata dan lÜnAaii Jabia biitahriab. 



Ein Diagramm zeigt, dafi die dadureb erbalteae Korve mit 
das Jbtiakniaiahian fatiadaa anilkBaod mm» itlii 
aalt dan aaUcaltw Baftaa Bnekaan 

a. w. und auch die Perioden die gleiche Dauer b«- 
aitaeo, wie bei Brückner. In ftholicber Weite tind die Retul- 
täte aut den nach der glrlclier, Mtibi.di- bearbeiteten Baro- 
meterstAoden in Parit hu^viuIJch , mir d-.iC^ liier die Minima 
alle drei gegen London «*i« n> vnr/' ig>-rt c rscherepn. }<eid<^, 
towie Bröcknert Cnt<-r>urUini^t'ii (i,>uten dariiiif liin, divl's 
wir jetzt dem Ende dea wariutrockenen Teilet der Periode 
naba «ind und rmr etwa dat Jahr ISlt «Mar ain i 
dar Sarometcrttündo reep. ein Ilöhapukkt dat 
TeOa an araartaa iat. Die von MeDowsll erhaltenen Baaii)> 
täte afaid deawegan beacmdan interaaeant, weil ja auch rauih 
Brückners Ansicht zur Erklärung der Ktimasebwankuugeu 
die Verteilung des Luftdruckes, ip«<.-iell die mittlere Tiefe der 
nordaUantisch«>n Cyk!t>ne, huriingeropcn werdeu mnls. Or. 

— Amtfirat Dr. Karl btruckmann starb am 2». Dezbr. 
1898 zu llHiiiv 'vrr i:ii Alter von «6 Jahren. Der Verstorbene 
hat «ich um die Krfon>chuug der Vorgeaebichte der Provinz 
Hannover sehr wcdlaM gaamabl» »ainantliah aind aaine Au» 
grabungen in dar AnbÖBbgUa hui MiaiiiiM an Baiae 
(ArotaiT at AaäuofKÄatßib XIT «. XT} In antbiavolQgJaehar 



— Wava Sabnaabaobaehtnng an ana dav bayriacb- 

böhmiaBben Grenzgebiete teilt Paul Wagner mit 
(Leopoldina, Haft 84.) Die Daten det Sclineefallet beginnen 
t^T n, ». w , tii5»r;T«ciifi4<'ii fkh vcrliÄlttiisiriSfsii,' wi>ni^ 
villi lii-neu friihe-riT .liilitf. Weit ii.plir niarki'rrt fioli di-r 
üiilde \Yitu«r bei Anfziiir.uiig der Zi-itwf ili^'pn Unt<'rl)rceliuiijj;en 
in dvr ScbneiKdetkuiif;. IJber 'Ue vL-r«i liitMi, neu Kiiirliissy 
des Bodens auf das Liegenbleiben des äohnees ergiebt sich 
etwa folmndes GeseU: Je koimpalitar aiin Bubat»*» d. b. Ja 
kleiner die Zwischenrlnme zwischen daa maehaniiebaa Ba> 
standteilen, nm so rascher und länger bleibt der Scbnea 
liegen, d. b. je weniger durchläseig der Boden ist, deato 
gfliiatiger ist er dcni Ijiegenlileiben det Sehne»!). Diü ver- 
schiedene Bodenfarbe dürfte mehr beim UntsUrbm iili l>eim 
Verpebtn der Bi'liue«ie<'k(- iri Betracht kwfnmcr.. uai-.ii'm 
Bolen vei si'bvTuidLn die Sohii'-'i- re^t*- iiiiUir^fiiiiiL-* fit.ber al* 
auf baitü uui rviuer Krtlu. Die Meinungen über den Eintlufs 
dea PflauzenwucliMM haben sich ebenfallt etwat gakÜrt. Bin- 
stimmig werden Nadelbolxaltbettände mit nicbt so diebtan 
Kmoenaoliinaia und Baaiankianl aia Uataibolt alt dltganlfe 
Vegetationiftimi bMiabnat, valcht dam Abaohnelaen au 
giinttigslen ' itt Hier Wirkt vor allem die Tropfarbeit, und 
zwar, je hülier die Bettockung ist, um so mehr, abgi-«eheu 
von 1i.'ili*reTi ?ror<lIimen. In diewn llühen fSltt (l«r Sfhoe«» 
trunkener, oft in <'raM|)e!n, die »ich tchwei in den Kronen 
bulten. Ani bui^'ylen !i ili rifh Schnee in sehr dichten, 
nicht durchbiiTitrcrii 1 iL'iit.'ii<.tHii^en und Mittelbölzem von 
<!u bia 80 Jahren. Hehr dicht«^ lleidelbeer- uml Ulittbeer- 
gaaliBpp taadingt ainan i naa li a r a n 8e b» al i«B| i | ii» ia fr ala 
Mosa und lAviMtrau. Anf att ema bew eb aana n BMlan 
bleibt Bchne« frülier und Ittofarliagan ala nnf kablauBadan. 
Ob Buchen den Schnee längerballan aia glakibaitaciga Flebtan, 
bleibt n«oh eine Straitfinagak 



— Wie in den ^Valpurals« deuucbeu NaoltTiebien* geklagt 
wird, dringen immer mehr spaniacbe entbehrlioba 
Fremdwörter iu die Sprache der Deutschen Chiles 
ein. Einem Verzeichnis entnehmen wir das Fo|g<?mle: »pro- 
v*>-bivrcn. Nut;i>n 7lr-!i»Ti : paco, Polizist; cuchito, KStit- 
1-1. •n: t;iri I, rdi-<diL-et'.i.>- '.uelta, Umwe|i; cli ii in bi^ n , 
luipt^i, unfähiger Mensch, chaucha, 2ö-Ctii. Stück ; yapa, 
Kugabe; cbnpon, Sangpfropfen, Kchnuller flir Kinder; eh i h u a, 
im Süden Korb aua IU>br; cUicot«, Peittebe; enipleado, 
Baamiar, AagmuMUat; obloha, inBädehiie Most und juogar 
Wallkt In KitUd- and Nordchile gekochter Wein; tocador, 
Toilettentisch; veladur, Nachttiaeb, bacendado, Guts- 

I beritzer: chncarero, Bvailzrr ein»-» kleineren <iutet; quin- 

I tero, Ii H.«U»T firif« La»;?lir,inte» iiiil ftHrteft, l') GSrtner; 
sitio. St .i.ilijniiiiNl iii'l. . Kl nt.-, Kriite^eit ; » « i,' ;i d or», 

' Miihma«t.-iitiie jt..l«r Art; parva, d«T l«t'tr«?«t.ltljaul'«n . em- 
parvireii, Uetreide zu viner parva zusammensetzen ; trilla, 

' der Au»dru»ch; trilladora, die DrescUtuwichijie ; fugonaro 
odar fognar«, dar Hatoer; eylindraro». die Arb^tar, dia 
da« Oelrelde in den Dreteheyliiidar «arCta; borquataroat 
die Arbeiter, die das Getreiiki mit Uabaln zur Matohlaa 
binftufieichen; Bgualero, der ArlieiteTi der da» Wnaser tar 

i Bcdieonng dar Dampfaiaaobine bolt^ pnjaroa, die Arbeiter, 

I dia daa Btroh ibrtaaballkn. 



; Or.lt. Aadraai 



rallaiilabaiatv: 



IS. — DraA: Vriedr. Viawag a. S»ha 



'[5igilffze3lB'y Google 



GLOBUS. 

ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FPu LÄNDER- UND VÜLkl KlxLNDE. 

VEREiNiGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN: „DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN". 
HERALSGEBER; Ob.. RICHARD AKDREE. >jj^ S LKLAU von KRIEOK. VitWKC; & SOHN. 

Bd. LX3EV. Nr. 5. BRAUNSCHWBIG. aS. Januar 18^ 

NiMhdruflk aar ludi überciDkunft i&kt tl«r V«iU||iliat»lIiiiig y«irt»M«t. 



Eeligioser Selbstmord und seine Beziehung zum Jleusclieuopl'er. 



Von Dr. Uichard Lasoti. Horn (N.-Osterr.). 



Krst kBntioh bracLte die Tagcsprense ÄurMclien er- 
regende Nachrithtfin iilier eine iiri ruasischei) (iimverne- 
ment Tscberuigow tinu autgätAachte S«klt!| dtireu 
AnhfiDger die SelbstenUeibung durch Lebendigsichbe- 
grabeoUssen predigen. £iae is di«i«r ZeiUcbrift ') vor 
einiger Zeit TerötTeotUehta Notil bniohteto Ober dM 
Torkammflo dar S«lbitv«rbr«iiiaof nntor d«n Imddliiati- 
■cboi Prieftern Chinaa. Naebdera biermit dar Bewoia 

geliefert ib!, ilnfs Jiia Vorkommen des Seihst mor'ida aus 
religiä-Hen A[iitiveii in Jlt (lugcnwarl nicht nielir in (Uis 
Reich Jur Fubel TerwieMen wei ilen k;mn , i-riihrij;^t un.H 

nur, in die innere Nator dieser MoUve niber oinzugebeu, 
wd ihn Beti«biianii m andana SalbctBundnraMbcit 



E 



«Ire irrig', mmnahinen , dafa dvr Olnnbenaeifar 

allein eine genögeodo Veranh\);i<uiig zum SBlbstmordo 
abgeben könnte. Eine groffte Znhl von Selbstmordbei- 
Bpielen ans dem Idai'iiBehL'ti AHeilunu.', suuit aus dem 
Leben der Natur- und iiaibkulturvulker der Neuzeit 
lehrt vielmehr, dab in den meinten Fällen daa religiöse 
Moment aar ao weit in Frag« kommt, «la aa aiah um 
die doreh aui Haoaehmopfar vwanelit« T«r*tthiinag nad 
OfiDBtigatiminiiBg einer twileidigten oder «raflniten Gott- 
heit bandelt, wkbreod «ndere etbiache Ifotive, s. B. 
Vaterlandaliab« nad StaadeaeiisB» dabei Bufbaatimmand 

wirkten. 

Iliei mit wilren wir bereit« bei unserer These an- 
gelangt, dafa in der Mehrzahl der Fälle sogenannten 
rdigiöaen Selbstmurdos die «olbstmörderischo Handlung 
aa aad für aioh der eigentliehe and nlleinige Zweoli dea 
SdbetmSrdera iat nnd vir aie ala e!o ((mwilltf dar» 

pehrnchte.?) Menscheno[irer. als fTihiiei'j fer, eine ni-ininis- 
e«3uz III der Vürnuit dureh l'i icster und \ ulk d;ji- 
gebrachte Menschenopfer luif/ufassen halben, wuhiend 
die das (iebiet der Metaphysik betretiBoden und auf den 
Selb.ftnu ril Bezug habenden Anschauungen erst in einer 
viel alteren iieitperiode deb anagebUdet Jwbea and 
nah im gaann aar bei vraaigoa TSikara TovAadaa, 
«ihread derGedoalM det Opfer* allgeoMiaeTeirbraitang 
fand. 

So gab im kifts.'^isehen Altertiuvi Senehe und Kriev'a- 
bedringuis Aniafa IrtiiwüiligurStslbKtupiuruug. Altfeiuist 
eine Peat aicfa über ganz Aonien verbreitete, verkündete 
dar gortjnieehe ApoUon, des Übel werde weichen, 
wwa maa Uadea and Feniephone dorcb zwei JongiraBen 
fanBbae, die aiali fraiwilUg soaStthaopler darbrichten. 



>) Olo». iH 7 1, ls->e, B. »7*. 
<n»bat LXXV. Nr. 6, 



Da weihten sich die TSchter des Orion, Metioche und 
Menippe, fraiwiUig dam Opibrtode and dia Fast hörte 

auf»). 

Ebenso gingen in Attü» dia TSehter des Krechtheua, 
die Hyakinthides and die Laoltana vom Stamme Leontia 
in den freiwilligen Opfartad filr ihr Tatarlaad. Gleicher- 
vpeia» hatte aieh naam QMterapcaoh aalhlga Makari«, 
die Toohter dea Herahlea and der Dvianira, frawillig 
geopfert und dadurch Athen den Siet' üIht Jic Pi lo- 
liuimeinier gebracht. Allbekannt iüt der freiwillige Onftsr- 
tod Codrus für sein Vaterland. Wie l'odni.H .luf den 
Wink dos Orakels, so opferte sich der athenisohe Jtlng- 
ling Krntinus auf einen Ausspruch des SühneprieaterB 
£pimaiudea bin anm Wohle dea Oemeinweaena. £pi- 
menidea ward nimlioh Ton Ereta naeh Athen bernfen, 
um die Stadt von der kylorni<i lien Tin* schuld zu reinigen 
und erklärte, er bedürfe dazu Menschenblntes. Da er- 
))!>'. .iLcli Kratinus zum freiwilligen Optetoda, waoiit 
dann die äühne vollbracht wnrde'). 

Auch die Menschenopfer im alt«n Rom waren viel- 
faoh Seibatopfer. Die aogeaehenaten Patrieier giagea 
«a Zaitaa grober Badrlagaia maa Baatea dar Stadt ia 
den freiwilligen Opfertod; am meiaten bekaaat ist daa 
Selbstopfer eines Curtiua and der Tod daa Conanla P. 
Decins Mu>i, der eieli im latinischen Kriege freiwillig filr 
seine Legionen deiu Tude weihte Antinoua üt^rb 
freiwillig, um seinen Beschützer, Kaiser Hadrian, vor 
drohendem Verderben xu retten, und wandte saeh dem 
Ausspruche von Wahrsagern thatslelilieh daa ünhaQ 
Ton aeinam kaiaarliehen Gfiaaar ab *)■ 

SelbelveratSndlieh ehrte daaYelk diejenigen, die aieh 

zu Keinem Wohle geujirert, in ent.spreehender ^Vei^^e. J;i 
wie GuttliL'ileu aclbs;. Die Auiiier erhuuteii den Jung- 
frauen Metioclie und ^Menilipe einen prachtvollen Tempel 
in Orcbomenos, wo Knaben und Mädchen ihnen ailjftlir- 
lich Opfer brachten. Die Athener ehrten den freiwilligen 
Opfertod der Xftchter daa Ere^then« mit dffantlichea 
Ttankopfera. In Ägjptea antataad iafiilg« dar Ürai- 
willigen Selbataafopfemsg dea Antbooa «in grofiiartiger 
Andnonsknlt mit Festspielen und Tempeln, der aicb 

allmählich über das f_':uiz(; Iteleh verlireitete. Der neu 

konaekrierte Gott gab Orakel, wirkte Wunder und ver* 



') AntoDins Libcralia, c. Üi citiert tri i.i i-,,^, Der SdlMt» 
murd im klassischen Altertum. Augsburg lie», S. 45. 
') Oeiger, 8. 44. 



*J Liviu« ^ », IV, 

*) Dia Caaaiva <«. II. -* Mfr. 8. v, 



9 u/iyiii^uü by Google 



70 



aehafll« den von Gewiftseasbküvu Gequälten wiederom 
8«elenrnhe •). 

Auch den alten Peutschen war die freiwillige Selbit- 
«pferuilg Sur VemöhnuDg der beleidigten Guttbeit nicht 
unbekannt. la der nordiMbaa H«tiDkriulMage haUst 
es sogar, M «« nt offmep TollnTeraramhiBg su «iner 
Zeit, U/S Xi t und MirMWfti-liH T,nn<l 'neilrfirkte, 1)e- 
Bchlos:-oii woniijii, der lidelstf ik-s Ydlkua, der K<iiii>,' 
selbst, sijIIp Unlipil und Tod auf et'iu llruijit. iieliinfii '.l. 

Bei disti SuLurii-Kia-Miaos, ciucm Stauituo der China ' 
als Ureinwohner bewohnenden Miao-t«se, vinl alljShrlich 
«in M»im gasoltUehiBt, d«r ftgm mm «aiiMir FMiiilit 
m Gute kmanMade 6A9 «ngswWigt l»t, ndi dw 
Huudegotthett opfern zu lassen, damit ■ein Bteaiv im 
Laufe des Jahres yon I*est, Ilun^rersnot vod Krieg ver- 
scbont bleibe '). 

Bei den Tschnlttsche» wird oeim Aaftreten ron 
Epidcmieen und schweren Drangsalen ein freiwilliges 
ItleDBohenopfer dargebracht. Diejenigen, die sich ent- 
■chlossen haben, ihr Leben zu vernichten, lassen aioh 
durch Verwandte ood Freunde toh ilireu Vorsatxe «ioltt 
ebbriBgen, erlnden vielmeliT den freiwillig gewiUteii 
Tod durch die llanJ der.ic-lliL'ti dinch flrstechen oder 
Erdrosseln '). Nnrli eiti« r nudsi*« Augabe v&re dar 
Häuptling Yi i pilicl.ti t. sich in Dedrängnit Uteil tV 
lassen (als Opfer für die bösen Geister) '*). 

Auch die japanische Geschichte weifs Beispiele zu 
enAhlen Ton heroiMhem Seibstmorde, am dem Veter- 
lüde Unheil in enperen. OieGeneUm de* 6.8eiMgan 
der Idaten (Tokaguw»') 8eliog«iMadl]riMitie, KraeM 
Mtumoto DO IdaAi Uinii»* Wela im Jelwe 1708 ent 
ihren Gemahl und dara nch aeibit auf der Leidie ihrw 
Gatten '»). 

Auch dip Snniojeden betrachten den Sellistuiord 
dutch Erdrosselung nicht nur als kein Verbrechen, 
Hondero al« ein Gott gefälliges, ft«iwUI^|«e Opfer 1 d*e 
belohnt au «erden Terdient '*J, 

Im «nrapÜMbeu Rabland tauchte bereite im Torigen 
Jahrhundert eine den Selbstmord predigende christliche 
Sekte auf, die den Namen der Moreltschiki» führte und 
kfinu Pupcii besnfs. Noch im Jahro l':'')! kamen sechs 
Fälle v(ni Si lhetmord bei Anhängern dieser 8ekte vor, 
doch !-L>ll diu Gesamtzahl der freiwilligen Opfer seit 
Orftndasg der Üekte sieb anf viele Taueende belaufen. 
Entweder ward« der Feuertod gewSUl oder oma braolite 
»ick g«s«noeitig «a. Am Weiaaea MeoN wU «in ganaee 
Dorf den SehdtorlianAn baeliegeB habaa. Dioaen Tod 
iiHtitiiu man die FinertauJiit weil er tob aUea Sünden 

Zu difseu MorL'ltüchikis dürften auch die Pomorianer 
und Filiponen zu rechnen sein, Schismatiker im nörd- I 
liehen Rofeland, ansWeifse Meer verbannt, bei welchen : 
derfilaabensselbstmord in hohem Aneelien steht, üament* 
lieh die Filiponen predigen gang besonders die Selhot- 
opferung durch die Flammen, Sturs ins Wasser oder 
durch Verhungern. Unter den Pomoriaoem ist die 



') Geiger, op. eit. & 4& bis 46. 1 
') The Heinskringla, trannlated hy haivg and Anderson. 
— V. Lo<>bvr im Arch. f. Antbro«*!., Bd. 16, ISM, 8. 8S. 
') KwtKchvr, Bilder aus dem eUDaalaohcn Iiiiben. Leipsig 

und Hriilflbrrg 8. »ü«. 

') Bkrzvnckj, i>er 6>-ib«tmord M den TsehukleebeB. An 
Vrqueli V, |*;<4, H, iO" bis 2oS. 

") Ji<snui V iUemtwmmp am UrahruHputra. Ikrliu l-i- i, 
8. 0«i. (Lfidtfr, wie Kiwölinlicb, ohii* Angabe aeiuer yutlle.) 

") Molinik?, I>ie JjipHiier. Miinnter lt*7a. 

") V. SU-UV« ioi AuulMid ISm, S. 7*7. 

■*> Ololraa, Bd, 1«, 1M7. S. 3S; Ud. 17, 1870. & 47. — 
Sehaaffliansan in Avebiv fOr Anibropolugie, Bd. IV, 1970, 
fl. SB». 



Untersekte der Adamanten die einsige, welche den 
Selbstmord verdammt **). 

Der Brahmanismus in Indien forderte direkt snr 
Selbstkasteiung und zur Vernichtung der eigenen Person, 
dee eigenen Lebene auf. Eine Anzahl AoadrAolte in 
den S«he*tra« (Oeeetabfldieru) billigen i^) den Selbitmord 
(Kriiiiya-!\Iiirunu) und einige der Siuritis und Piivanns 
gcbfii .HujjHr |.a'wisac Kugeln dutür !in. Sie erklareu diis 
Itepimien zwnr sündhrift Ijei einem ürahminen, ftber Ter- 
dienstlich bei einem Sudra. Die betreffende Pcreou wird 
erst aufgefordert, Bufse f&r alle ihre Sünden zu thnn und 
Qeeehenke den Brahminen an geben. Dann wird eie^ 
mit fneofaem Gewand aageUwn und mit Blumaa ge- 
aehmllckt, von einer Musikbande snm Flusse (darunter 
ist stet« der Ganges gemeint) begleitet. Am Flufsnfer 
sich niedersetzend , wiederholt der Selbstmörder den 
Namen seiner Scbutzgöltin und erklärt laut, dafs er anf 
diesem Platze sein Leben darbringen will, um diese oder 
jene Wohlthat (von der Göttin) su erlangen. Sachher 
beateigen er und seine Freunde ein Boot und nunmehr 
■tttnt eich der I^benemOdei aeben KAf^ durch Aa- 
Innden von Waeaerinügen beaobwervnd, in den Strom, 

während die Zusclmuer „tiriii Pol' Hüri Hui!" fgewülin- 
licber Klageruf bei HegrAbuisseii) rufen und sii.di d;inn 
entfernen. Manclimn! »uÜ .lieli ein Wuhlhabender lue 

Mittel legen und dem sich Opfernden anbieten, «einer 
Not abzuhelfen, wenn er von seinem Vorsätze abiaase; 
aber «der wahnwitzige Mann erkl&rt, er brauche nickte, 
da er Ja im Begriffe sei, in den flimmel eimogehen' 

Maaabmal wird der ScHiatmonl danh «ja GeiUibaia 
▼eranlafet, wolebes der Opfernde m einer frAheren Zeit, 
als er um eine Gunst bei der iificUsten Wiedergeburt, 
Reichtum, Freiheit von Sorgen, gebetet hatte, »Idegte. Fs 
giebt eine ganse Anzahl Plätse am Ganges, die für Be- 
gebung des Selbstmord<>ei als besonders günstig bcacieh' 
net werden; in einzelnen Fullen werden auch bestimmte 
Tage arwlhlt, um dieses Werk religi^n Terdienelea 
aunnfiibren. übrigens glaubte man, dale Seibetmord 
durch Ertränken an jeder beliebigen Stelle des heiligen 
Ganges von unmitte]b«rer Glückseligkeit (in der nächsten 
Wiedergeburt) gefolgt sei. Aul'ser der Vereiuigungs- 
stelle von Ganges und Dschnoina, i'rayaga (in der Nähe 
des heutigen Allahabad) war Saugor - Island ((ianga- 
sagar») im Gaogesdelta unterhalb Calootta eine für die 
Anaf&hmng dee Selbstmorde« beeonden gSnatige Stella. 
An letiterem Orte pflegte der Selbetmfifiw im VaNer 
Beine SOnden berznxlhlen und unter fortwKhrenden Ge- 
beten zu wfirten, bis ihn ein Krokcjdil uder llaifi.nch 
vernelihiug; doeli war üüiu ktiuf'-iges Soliicksitl sehr 
zwei felluift , wenn ir auf seinen Tnd lange zu warten 

hntte ! r,st die Aufstellung von Wachposten durch die 
eng I I Hegierung tbat dem Überhandnehmen den 
Selbatmordea bei Saugar, namentlich wfthrend der jähr- 
lich daeelbet abgehaltenen religiSeen Feate, Einbalt**). 

Die von den Upanischaden gelehrte Ascese, welcher 
jeder wahrhaft Fromme in der dritten Ijebensstufe sich 
widmen soll'), schriel: zur Krhuigung der Heiligkeit 
alle möglichen »"^elb^tjjeinigungeu vor. Beim Ascotiker, 
der als solcher V 'uuprastha (Waldeinsiedler) oder YAgi 
(Bäfser) genannt wird, ist der Selbstmord gana iMion- 
dere Ter^eaetlitAt und führen die Paraaas fDnf Artea 
desselben an, unter denen er wlblon ka»B. Dieao Arten 

") A-isIiUnl l»T.*. S. 540. 

' ( ^ »li-i hna'. ai;, va« Gesetzbuch OU. ' vt rliiud-t jc locli 
den lluKerbltebi neu eiin'« Belbstmönler» die Oarbiingung dv» 
Totriiopier« (Sr.iiblhn). 

'■') Ward, View ot tbe Uiittor>', Literalure aad >I>'iholog>' 
ot an Hiadooe. London voU IS. p. aSO—asi. 

'0 fibend. p. 9X2; vol. I. t CXVU. _ 
M ean VI, 1. ^. 

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Oiv Rivbird Laiob: RcligioMr Sclbttmord vni leiit« BMiehoiig x«n llaBiobMOf far. 



71 



rind 1. nob anshaDgern; 3. sieb mit Knfamiat begraben, 

ditmrn mit eigener Hand dano anzünden und sich aaf 
diese Weise verbrenaen-, 3. sich in den tibetanischen 
Gebirgen in den Sctinee vi rgraben ; 4. eich in einem der 
U&ndangMrutä .«loa Gangm von einem Krokodil Ter- 
•obliagatt laesen ; 5. eich an der Vereinigungaetelle Ton 
Qangaa nad DiMbnauM die EaUa dbaobneidan «dar «r- 

Ware!, Fürlx'H u. a. fFilrren 7.a!i!r( iclip einsclilripi^fl 
Beibi)tule von SelljstunjrdfiUlen iiuf, drrun DL-tuils hivr 
wiederzugeben uns zn weit fuhren würdr. 

Eline andere gottgefällige Art und Weise, in der 
fromme Hindus ihr Leben freiwillig baMbliabeokSDnen, 
ilt darcb Stnra in «inan Abgrund. 

Sa in dam aigantliohan Hlndoitan md Bangilen 
Berge and Schlaebten fiut ▼aUlcoaiiiMiB lUblen and da« 
Land eine unnnterbrtxjbene Ebene darstellt^ mflssen wir. 
um geeignete l'iützi- zur I)<'t:^hniig' iIck Selliahiiortltrn in 
der cbeu erwähnten Weise su finden, uns nach üeutrai- 
Indien, ins Üekan, begeben. 

,Eine sehr merkwürdige Sitte herrscht unter den 
niediigatan Stftmmen der Bewohner von Berar und 
Ooadwaa». JSiobt selton wird SalbaUnard nktbi von 
diaaaii Btlmman angehörigen 'Penonen als Dankopfer 
ffir Ton Gottheiten erbeteiit.- flabeu; wurde dc-ino lilHe 
gewährt, 80 etOrzte sich der Helreffende, um soiti Ge- 
löbnis sa erfüllen. Tun eim m Fl'Ikl'ii, iiaiiuns Knli-I!hai- 

rari, in den Bergen zwincben Tapti und Nerbudda ge- 
hgan. Dar Jabrraarki, der daselbst im Frühlingsanfang 
aVgabaltMt wmda^ lab gawObnliob aobt odor laJin Opfer 
dieaea Aberglaubais****). Diaae «igetttttmlidh« Optw 

ütTitto int auf den Mahadeobergeu (Centralprovinit) in 
der Nube des Ortes Patschmilri bei einem Heiligtum des 
Gotte.s Siva (Muliadco) gelegen und Li-utzuU(,'(: noi-h 
durch eine kleine weifse Flagge gekennzeichnet. Der 
Felsen führte den Namen doa Säinoa dak mftcbtigen 
Qattaa KÄli>BliairaT4. Naaaantlieb jonge lAniiar aoUen 
daaalbil gaopforl baban. nm die Oalttbda ibrer 
UftUar in acfUlen. Fttblten aia aicli das erste Mal, wo 
sie zum Jahrmärkte in den Mabadaobergen pilgerten, 
uuch uiclit mutig genug, ihren Vorsatz uuszufühmi]. 
daui) waiüahrten sie noch ein Jahr und erfüllten das 
Gelübde beim nächsten Besnoh '*), 

Im Westen der beschriebenen Opferstätto, im Di- 
strikte Nimür, liegt im heiligen Nerbadiifiusse eine 
FalaaoinaaU namaiu ll&ndbMtii »nf dar siob ain anderea 
Hailigtum daa Kra, Omkar, befindet, «ine der Klteaten 
und berühmtestpii in ganz Indlfln. Kall, dir (ienialilin 
SiTas, und Kall - llbairAT». ihr Sohn, sollen lauget hiur 
durch die UrLiewohiier, die lihil.», vereiirt wurden Bcin, 
beTor die Anbetung Sivaa ^Ooikar) durch den radsch- 
patiachen Abenteurer und seinen Leibpriester, die die 
Vorfabran daa jetsigan Tanpalbatar» und Tampelpriaatera 
nad, ^igafbbit vorda **). 

Ein grofser Teil der Satbttmdrdar rekrutierte sich 
ans den unkultivierten ürbewohnem, Dbils, Dhar« oder 
Tsrhuniar.'i , und wird als IIau|itraotiY für <iif .Selhst- 
opfemug der CUaube iuigugebeu, dafs die Selhstuiürdttr 
im nAehsten Stadium der Seelenwandemng als Itadschas 
wieder geboren werden**). £a liegt auf der Haud, dass 



") Haafaer, L»ndreis« \iug* der Kutte Orixa und Koro- 
mnndel. Vi'eimBr 1809. I, 8. 71!. 

'") AsiaUr. Ii<'i>t>;irfh*««. Calfotta, VIII, p. i'j', W«rd. 
Vi*w of the !lir.iliK)i III, ].. ; :k 

") SIeeniAii, Iii^-Mes ami Kecolli'ctiuiis ot au Indian of- 
ficer.' London i " u^^ >\>nytU ,^Tbe HIgUandt af aantnl" 
India. liondon JH'rz, p. 171- 
^ *n Vimfilk, ebaadaa., p. 171—199. 

**) lhlQidai.]Iamoliaaf CMtiral<]Bdia»lnaIaillBgllaI«aata. 
SA ai.. IiOndan 1M4^ n, p. MB— SU. 



wir e« nit einer durch die Hindu -Einwanderer mlt- 
gebraohten Idee hier zu Ihun haben, da die Vorstellung 
der Seelenwandemng den L'rbewobnern ur«|>rüi)glicli 
vollkommen fremd war. Dagegen ist es nicht aus- 
geschlossen, dafs letztere vor der Besitznahme des Heilig- 
tums durch die Hindupriester daselbst blutige Menaeben- 
opfer ibrai Gottbeitan dargebnobt beben, wekbe dann 
dnreb die Prieatar dnrdi flreiwilliga MeBachanopfamngaa 
flulistitniert wurden. Hierfür spricht auch die von For- 
M\th mitgeteilte Sage : Der radschputischc Ankömmling 
>oll durch ein liilndtiis mit den Ifhiis di.' HAuptlingS- 
achaft de!« Stammes erlangt haben, und der heilige 
Mann, der ihn begleitete, that durch seine Bufsübungen 
den Terbflemngen janer wilden Gdtter Einbali, apenta 
Kali in eine HSMa dea OalnigeB nnd gdobta UiMraTi 
ein jährliches Opfer menschlicher Wesen**). 

Zahlreich sind die Verheifsungen , welche dorob die 
örtüfheTi Sivaiti.-chen (ilnulienslehren (im Narmadä 
Khand», daa ein Teil des bkauda I'urauii sein soll, 
enthalten) den Frommen gemacht werden , um sie zum 
Sprunge vom heiligen Fdaen zu bewegen. Zu Omknr 
Mandb&tt4 weilt Kai BhaimTift. In Bezug darauf sagt 
Parbati (SiTas Frau) n jHH) MUlMnaa Tfifibtam dar 
Gandbftrva (Engel): „Einer Beflager aeil mit solchen ge- 
feiert werden , die sich von jenem Felsen heraLstürzen. 
Wer sich selbst in dieser Art Kai Bhniriiva opfert"), 
erhält W'rj/elnuif; , si-jlist wenn er einen lirahmincn ge- 
tütet iiat. Derjenige, der sich mutig hinabstürzt und 
stirbt, wird mit einer Gandharvä TennAhlt werden. 
Wenn er aber feigbencig aicb binahfialleo itfst, wird er 
anr Hslle fabren. Deijenige, der in Sebredm vem Ab- 
grunde zurrickpraltt, macht sich mit jedem Schritte nach 
luckwürtt- derselben Suiidi' .schuldig, ab wenn er einen 
Brahmißen getötet hätte; derjenige aber, der eich ki'iliu 
binabstüriet, erwirbt mit jedem .Schritte nach vorwärts 
das Verdienst der Darbringung eines Opfers. Kein 
Brabmine jedoob aoU aieb von dem Felaen beralc 
stOnen. Einer, dev aaln Gtlttbde gabmdiaii. dar Yatar- 
mord begangen oder ünkoaeebbeit getrieben, wird durah 
sein freiwillige« Selbstopfer sündenlos." 

Malcolm ergänzt die vorstehend gesehenen Xach- 
richten wie folgt: Die Mehrzahl der Selbüiiuurdtir bind 
Tun religiösem Wahnsinn Besessene oder Menschen, die 
zu fortwährender Kontemplation des Selbütopfers, daa aie 
einst darbringen worden, erzogen worden sind; ia 
diesem Falle sind es maiateaa entgeborone 84bn« ton 
lange kinderlos gebliebenen Frauen, wdeb letatere, nm 
dr n auf ihnen scheinbar Isftenden Fluch zu hehilien, 
(iie Opi'ernnj^ ihres Kinder (inlls ihnen eins hetschiedon 
fiein siillte) auf dem Felsen von iMirjk.'ir (Omkar) Mand* 
hi'itta geloben -"). Gewöhnlich wird, um zu Terhindern, 
dafs der Selbstmörder den schrecklioben Sturz Ton dem 
FebwB ftberielw, Gift in die letate Speise dea dem Tode 
Oawaihtaa gemiaoht nnd der EntaAlnfa an der gi«t- 
sigen That wird nach Darreichong Ton SUnobutian ge- 
festigt. Rücktritt Ton dem einmal nnteraommenen Be- 
ginnen ist nicht gestattet, und sind Bewaffnete anwebend, 
um die Ausführung des Opfers im Notfalle selbst zu 
erzwingen. Frauen opfern sich nur selten in der be- 
schriabeoen Weiae. So kam im April lältf ein Doppal- 
selbatmord einen Ebepnarea ana dem Kumbtatamma« m 



"I Foraylh, op. clt-, p. 172—173. 

BbairavA, .der Schreckliche", .Drulienile', itt nnch 
BDder«D Siva selbst, dargestellt mit den Uaaern des Wild- 
■chweinea im Mund«. l&UlkMf^Hlaloire deaMigiono de rinde. 
FarU 1890, p. 241.) 

**) Oenan ao wie In fcadioliaaban Undem soeh bentiu- 
(Bge ein Kind M asiner Oalmit dem KkiMer .Tenpraohen" 



79 Dr. Biehard Laaeh: K«liRiö«er Selbstmord und »«ioe Beciebung sum M«nsohenopfer. 



einem I>orfe im Mmidi-H'.nrteiTiloriiini pohuri^. vor. Dor 
Mniiii Wiir 27, dii/ [•imi 2') Jiilwi- ult'-'l Nach p"or^\tli 
8oU der Tod des JeUten Opfere dea Kül Uhairävü im j 
Jahre 1822 Torgekommen nod ein engÜMliar Beamter, ; 
K»pitknDoiigIiM,AotaiiM«g«dMaelben gvwttn ««in'«). 
Gans M «ühar »mgamMdii iit din dem dosh nrahti 
and dttrft« in d«r SUlIe dach noch tod Zeit an Zait 
eioe 8ellMtopferuDg an dieser geheiligten StAtte vor* 

IcoinTtirn. 

Malcolm neiuit au» CV-utraliudieti nticU andere ähn- 
liche Stätten der SelLstopfuruug, so z. B. den Abgrund 
Sakd« bei Jawud (Uaohaud) nnd den Felsen Gantim- 
d«sht bM PerUbguh«»). 

Eine andere Art und Wmie, raUgidnn Selbatmord 1 
Bu begehen, aoH in Keehim, einem Dorfe in der Nihe I 

von Nadiya, existiert 'liftln^li. Iln-iflii'jt seit nänilich ein 
Instrument, getumiil kurLivut. v"ii d'. r Form fim-s 
liii.'iiilcs , mit il>'r /ji'sohiirt'ti n iiint rHU Krüiiiiiiinik' il( in 
Nackt» lifs Sclbslmoi'dkiiiuliduten aulge8et*t wurdcji 
sein, Wiilircnd derselbe mit den Krtfsen in die von licid-i'n 
Enden dea lastrumentea lienbh&ngoDden nnd unten . 
dnreli «in« Art StaigbUgel verbandonon Kotten trat nnd | 
dnrch einen heftigen Ruck sein Haupt vom Rumpfe 
trennte, also nch fSrmtich selbst guillotinierte 

Die gröf-t«' Zuhl von ( iplkTii iiat unter allrii I''oriiicn 
des re]igiö>ieii Sulbatiuurdtg bMa der Irakanntt' UmLu- 
gannüthakultus gefordert. Hunderte sollen «irli in 
früheren Zeiten bei den jährlichen Festen in Puri (in 
OriMa) nnd u anderen heiligen St&tten des Wucbnn- 
dionetM, aMDontlich in BeogaloD nnd Sadindion, unter 
die Ridor der grofsen , die Stntuen Wiiohnn« in aeiner 
Inkarnation als DachagannAtha, iiics Itruders Bala ■ 
Ithadra und seinci' Schwester Svilduulra tragenden | 
Ti'iiijH'lwagiii ^'uworlVn und vuii di nudlffii zcr- 
lualmen iaisen, nachdem lie vorher ein Ueb«t au dip(i'>tt- 
beit um tilüi'k oder Reichtum in der nüchstunW icdcr(.'i-l>urt 
gerichtet hatten l>oeh anch der euglianhen Ilesilz- 
«rgnifnng von Orim wurde dieeer Uneitte bald Einhalt 
g^Mk lu den «raten vier Jahren dnaadi tollen nur 
drei PAtle ▼on Sdbrtaufopfening vorgekommen «ein, von 
d(.-in'ii Ewei anf Inngdauernde, ui Ik IHi iri T,eiden «urOck- 
Kuiuliron waren. Hunter, der dies mitteilt, sucht auch 
zu beweisen, d»(» die Mehrzahl der Reisenden, welche 
üLcr die MaKücnupferungen nnter dem Devhagnnuiitha- 
wagen Ii«richlet, nur aneli dem HSraiMgen fzcurteilt 
bitte und keiner Angansongo gaweaen aoL Dia Zahl 
der Selbatmorda, dio snr Konafnia der «sglinhen lie- 
iiorden gelugt »ai, wSre ateta ^e nabedaulende ge- 
wesen 

I((in fstriit L.'<:-f,'t-ii iibvr , dnfs vcrbürgteru)af»en luudi 
im Jahre 1864 S. '.l.httntirda dieser Art in Dschagganalli 
Vorgekommen »im! i und ist en wahrscheinlich, dafs 
trotz der angestrengtenten Überwachung nnd trols aller 
Verbote gelegentlich noch heute fraiwilliga Opfer dem 
DeebagiwalLthft dugobraeht wardaB. 

Eadlldi mfliien wir unter den ▼eraohiedenan Formen 
des religiösen h'i ni-tiiii:ri1< f imtcr den Hindu noch des 
^dschumndsch" , d^s I,i !it';,dsicbbegrabonlassens, ge- 
denken, das zuweiliu unter den (ioeains (Sivaprieaturii) 
in Gudeoberat und im Dekan vorkommt '■■*). Noch im 
Jabro 1B49 liefli Heb ein P«n«tikar im Dorfe Adaiaiir 

■1 M,ili:..lni. Mi-iii,.irs uf ( 'rntnil-lDilia II, p. 211. 
I I HiHvib, tligtduudK uf CpDirnl lnilin, |>. 173. 

MilaOlllI, op. c.it. II, |). 210. 

-1 Ward, View o( tbe llimloo* III, p. ;iä6. 
*0 WMd. op^ eib m, f. 33T. 
") Uunter, Oijmn. 2«mdon 1872, 1. p. »»—SM. 
»I Globtts, Bd. ?, IBM, B. M Ua 31, 
") Wiese, Indien oder O» mndtta. Leipaig ttait, II, 
B. 2d Ut ». 



fiuf der llalljiiitfl Kalscli lebend Ijc^^rubcn. Doch war 
schon in dem genannten Jahre dfr Hrrrsclipr den l.unil.i), 
der Rao von Katach, bomOht, der Unsitte entgegenzu- 
wirken and eveutnell diejenigen, welche dOB Salbatopftr 
Yoracbub gdaiatnt. au atnfan 

So wh Ar die WttwaWTor lw wuiuBg htA dar Hlnda 
«ueb fllr den religiaaeo Seibatmord oinon baaaiidam 
Anedmck in seiner Spradho, kamalpudecbo (= Selbst- 
Opfer). 

Schliefülicb wollen wir noch erwähnen, d&ü im Jahre 
1683 sich auf der Halbinsel Kattywar eine ganse 
Banuiafamilie '*) sich der Gottheit Ganapäti geopfert 
hat «)• 

Wir aefaen« .dnCa im Asfaogo dieoaa Jnbrhnnderta 
daa menaebliehe Selbatopfer in Tndien noeb anftarordent- 

lii.'h h&ufig war, sowif, d.-iPs in der MfiTirzHiil der Fälle 
ilur Selbstmord lui »ii-li als fiin' der UotlLt-il wuLl- 
1^1 fäll it.'«:- Handlung;, rin Opfer, Hauptzweck war, 
wahrend die dem Seib.stin.ir.icr hierfftr vom Gotte ge- 
»i>hrte Belohnung in (icKtalt der Befriedigung der 
Wtknacha bei der Wiedergeburt nur eine nebenaftablieha 
RoUe unter dem Antrlabea apialt«. 

Nachdem im Tedlacben ^tnal bereite daa If enacben* 
opfer eine feststehende Stellung einnahm nnd hei der 
Sehiclituii),' di/3 Ffueniltsrs faL'iiicayanam), bei der 
Köiitgsweihf(i'äjiutü^a) und beimPferdeopfer(a(VAmedha) 
rcgclmnfsig dargebracht wurde, nach buddini^tiscUen 
Angaben noch im 7. und S. Jahrhundert n. Chr. Menschen- 
opfer sogar auch bei anderen Anhissen stattfanden 
kann an aiebt mudar oahman, d«fa die £riDDaning 
daran im iadiBohon Volke oiob noeb bis auf den bentigon 
Tag prliBlIrn hat und dafp, •wenn aiic-li diis Mciisclicn- 
opfer f.ikti-(.'h Bchon «p)\r Viald durch das Tien iif« r ersi-t/,t 
wnnlt'ii iht, triitzdeiii die l'riestcr im Vulkc den lihniht u 
erweckten und febtigsea, dafs gi-lef/eiitlieli dargebrachte, 
freiwillige Menachenupfur eine ganz heKundt're Khrung 
der Gotthoit bedeuten und von besonderer Wirksamkeit 
seien. 

Auch die in nachTedisober Zeit dem indiaohen Glubaa 

aufgepfropften, von den Ureinwohnern flbemommonen 
nichtarischen Meligi insel. luerjts, welche später die be- 
sondere Kntwickeluug deü Sivadienstes bedingten, haben 
dazu beigetragen, dafs sich das Menschenopfer in Indien 
in der Form dt>r freiwilligen Selbstopforung noch bis 
heute erhalten hat , uamentlicb aber in den sehr apit 
von dar Uindoknltur und -beimbaft in Baaits gia* 
nommenen Bergen Centralindiona, deren druTidlaohe Ür- 
bewohner seit Aliern her ihren Naturgottheiten ebenfalls 
Menschenopfer dai t)r;»cht«n, und von denen ein Stamm 

i'Khonds* in OrisHii) noch bis zur Mitte dieni s .luhr- 
liunderts fogar al^äbriich zahlreiche Menschen der 
durch einen Vogel Qud Klefanton dargestellten Erd- 
gutüu Bur Eniclnag einer guten Elrnte geopfert bat 

Endlldi dftfftn wir awbt vergessen, dafs eine in- 
diadw religionaphiloBopfaiadio Sohnk (Y^tgnt «in Zwaig 



") \Vi)«uu. tiiittory Ol' «upprenion of Ihüntlatdo In Weslani 
Imlia. Bombay Ibbb, p. aao. 

**) BanDi* (Banianes), sine banplildilieh mH WMlier, 
Geld- und SankgaaelilAen sich aligebende Kaste fan weallichen 

Indien. 

Auflanil S. 111. 

Weber, Über Minfcli-'nonfrr Viei den Inlgm der vedl- 
Mrhen Zeit. Zeitschi. .i .lei.Ueh Müri;*nl (leiunsch., Bd. 16, 
8. 262 ff., !8«4. W-lyjr, Ind. Streiten 1, S. :u tri» W. 

ie;i m dl ni Jiiptrikle v.:.n i'.m'i allein 100 

M«ntoh«u geopfert wonlen aelu. Wenn nucU liie Angaben 
vklUMit Mertrlebea waren, so sobAtcte CampbeU die Total- 
tomme der in allen Khonddistrikten aUjibrlich dargebraeihlen 
Menicfaenopfer auf nicht weniger als 160. Oampbell, IbflS 
teen yvam s«rvic« aaungH tbo WUd Tribta of Klwadmaa. 
p. S«7— M8, London IMi. / 

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TS 



der Sankhyuafaiilo) , deren Lehren für den von Haus 
au b«Mh*il1idiili «öd »ni Ascetik geneigtao Hindu voa 
Ixnoiidcniii Briie waren, Selbstpeinigungcn nnd 8«lli«t* 

quälen im höchsten OrnJe vursLlirii>>> und in ilmi'n das 
einzige Mittel sah, um dio rueuschlii-lic Suck- mit Joiu 
borhsteti Wcsuii (l.sv.Tr;i) zu vereinen. /lililieiih i-lnd 

die Yögis, die Anhänger dieser Schule, noeh heutigen 
Tages in Indien, besondeQi jMtfli W«ll^ dem SiTakaltns 
hnldiffflo nndSiTa mitliTK» ideiitiBäa|iaa**)k fi« rn- 
■gblaiiBM FwlMt s« Ehre» OotiM Shm, s. B. beim 

aogakCliarakpadsoba (Hakensebwingfeste) in nengalen, 
untovi^hen «ich die Vügl« noch heut« den unglaublichsten , 
Selbstpeinigungen, lassen tkh z. B. nn dun h die Muskeln 
dea Rftckens gezogenen llak«in aufbAngen ^i), und er* 
eignet es sich nicht selten, dafa di« FaMtOMt den nlhit- 
anfftrlfiglpn Qnslen unterliegao. 

Auih liiim WitwensallwIaiiHde in Indien sind reli- 
gMM Motiv« im SpiaU g«weMit, imofm, nli m Bsligioo 
und PriMter waren, waleh« « der Hindtiwitwe aar 
Pflicht machten, ilftxi (liiUfn in den Tiiil n.'\i"lizufol[;en. 
Doch fohlte ihui die Ik-duutuiif,' des ÜpU-is, und waren 
noch andern Motive imf.'jer religiösen in Betfitclit zu 

aiabeui daher können wir ihn an dieser Stelle nur 
flflditig arwlluen. 

DU» Aaoeie oder Abtfttang dea abolichea MfludiMii 
«defae von der Tdgaphilosopbie propagierf nnd von 

Manu und anderen Oesetzbflcliern .srlbst In die für den 
gewöhnlichen Menschen ^Itunden Vorachril'luu aufge- 
nommen wurde, tijit zur Zeit der Hinduberrschaft auf 
Jara ihren Weg auch zu den Hewohnoru des Malaiischen 
Archipels gefunden und kommt unter dem Namen Tapaa 
noab beute bei ibaan vor. Hiardnreb bwaan «ieb einige 
rltMlbafte Fille von Sdhatnerden anf Jwm eiUiren. 
So faeririitet z. R. Jus Bataviaasch Handolsblaad" vom 
10. Seplfuibtr Ibäy, daf« in der Residentschaft Sur«- 
baya in kurser Zeit naoheinandtr drei Kiilk' vjn SLllj9tiiii)rd 
durch Selbstverbrennung sieh ereignet hatten. „Im Voike 
ircbeint der Glaube an die alten Bindugütter, namentlich 
Siva, noch Torbraitet an eein, nnd durch die Selbet> 
opferosg «ird ein den Göttern geflüligea Weile w 
riehtet' Ebenao iat der Glaube an die Seelenwaade- 
rnng durch den lalam niebf anagenittat worden, sondern 
lebt noch fort, worntif fturh das javanische Sprichwort 
hinweist: ing pati ana urip, d. i. ^im Tod ist l^eben*^ '*^). 
Also auch hier finden wir die Idee der Gottgefiilligkeit 
des menschlichen Opfers wieder, verbunden mit.der gana 
natOrlicfa encheinenden idee der Helobnang fltr dae 
Opfer bei der nkcbsten Wiedergeburt. 

Haniebliobe freiwillige Seihstopfer imnoten aneb die 
Qaantscben, die Urbowohuer der Kauarischen Inseln. 
Beim Auftreten einer Epidemie soll einer oder der andere ! 
den l.(udilit'r/'i>,'fii Knt,-ci;liii« r'eliil'sl iiiilien. hicli lür du- j 
ganze Yoik atalzuop(«;ni in der liodnung, dafs sein Tod 
(oder vielmehr das hiermit verbundene Menschenopfer) 
die anünite Gottheit beeinitigen and mit aeinam nn- 
fltteUiebett Vatorlande aonftbuen warde^O- 

Im alten Königreiche Kongo wurden bei dem zu 
Ehren der Uäuptlioge augestellteD Opfer (Quiluvia) 
Hakatombctt von Gefangeneii geaeblaAtet« im jene 

••J Monier Williama, Indian Winlom. ;i'< E<liL, i>. 102—10*, 
LoDdea IM«. 

**) btm. AreUv f. Xtb»ograpl>ia, Bd. 7, laM, B. SIS. 
") Smedlag. ZelMoediog an «elflnoord.^ MededeeUagen vun 
het Nederlandsdi ZepdcUnp OenOotadiBii, p. 7!, Sottir- 

dam le^?. 

") Scneilmg. iSiii. p. 72. 

") Bor> de St. Viaceut, 0««ohicbi« und Beecbreibung der 
KanariidMB 'finiilB, S. tW. A. 9. VraniOeiwIien. Weinwr 

COehM UZT. Mi. «. 



ihre Namen gaben. Hau sah es indes lieber, wenn sioh 
Freiwillige an dieeen UaniiebeDopfero darböte», und der 
Betreffende wvrde an den eeiner Eiekntion ▼orber' 

gellenden Tagen uniliergerührl und als (lott verehrt '"'). 

Die iil'.eri Me.Mkiuicr istlK'Uten ii\r]i ebenfalls iiiiht, 
ihr I.eljen den (rattern freiwillig als *lpfer divrznbrinj,'en, 

wenn diese es verlangten Aach bei* den Inka- 
peruanern kamen SeHwUafopbmngen sn Ebran der 
Gottheit rat*'). 

Die im 7enrtebendeB anfgefttbrten nnd bei eingehen- 
dem Studium iler etlinnloginrlien I/ittfratur leicht noch 
zu vormehrendüa Buispu le liiüt^en es üker jeden Zweifel 
erhaben hinstellen, d.ifs wir den religisj.'ien Selbstmord 
zunSchüt als ein Meuscheuopier , und zwar als ein frei- 
williges au betrachten haben, welches gleichzeitig mit den 
Monschcuopfent obnaSalbBimordAbarahtflir vorkam (luder, 
KoDgoneger, Mexikaner) nnd aneb nnter endgültiger .Ab- 
schaffung der eigentlichen Menschenopfer noch bis zum 
beutigen Tage fortbesteht. Das freiwillige Menschen- 
opier wurde überhaupt seit jeher lieiLer gt-ötellt und ilim 
ein gröfserer Wert beigemessen als denjenigen .Menschen- 
üjjferungen, wo Vcrbtxjcher, Sklaven und Kriegsgefangene 
als Sohlacbtopfer dienten; natttrlieherweite wurde too 
der Qoltbait Torsuegeeetst, dafe lia den hoehheraigea 
Ent«chluf8 des SelbstmArden, daa eigme Leben daran- 
bringen, dementsprechend Würdigen nnd daher aacih da* 
r.ur^ergewc'dirdiche Tipfer von aafiMVgawtfbnliaher Wirk» 
samkoit b«gleitat sein werde. 

Hierzu kam noch der Umstand. düTs auch die Person 
des Selbstmörders dazu angetliun war, den Wert dea 
dargebrachten Selbstopfers« 7,i> erhöhen. Wie wir au 
den oben von Griechen und fiöoiem, Gannanan nad 
Gnantadien, Teohnktieben nitd Indern entnommenen 
Beispielen gesehen haben, waren es oft die Edelsten, ja 
selbst die Herrscher der Volker, welche ihr eigenes 
Leben zuni Opfer hnichten . um Unlicd und Krankheit 
von ihrem \'<ilke nb/u wenden. l>ie erzürnte Gottheit 
verlangte Mense-licnopfer , uijd Welelies M e uschonüpfer 

konnte der Gottheit genehmer sein »U d«e freiwillig« 
Opfer dee Bdelatan, dm KSniga? 

Erst in viel .tjiüterer Zeit wurde bei dem religiösen 
Sellij'uiurde uiu Zwtck vcrf'jigf . weli In-r mit dem Cha- 
rakter einer OpferhandluDg nur wenij,' uielir gen. ein 

hatte. Das Bild des Gottes, dem mau hieb opterte, und 
der ideale Zweck, dessent willen das Selbstopfer dar- 
gebracht wurde, traten aurüok nnd an ihrer Statt tanobtea 
^ietiaebot mit den Toretellangen tob der oKcbeten 

Wiedergeburt, oder dem Seelenleben im Jenseits eng 
verknüpfte Motive auf. Der Selbstmord sollte in erster 
Linie dii6 J adendiisein libkürsen und den Selbstmörder 
so rasch als möglich der Freuden im Jenseits oder bei 
der nächsten Wiedergebart teilhaftig werd«n lassen. Das 
in Indien im Anacblosse an di« buddhistische Refur? 
mation mftditig aufblähende Sektenwe^en bemächtigte 
aicb raedi dieeer IdaenTwbiiidwis^ «ekha beaondara Mv 
die niederen Kaeten, denen bm der Seelenwandemng «n 
tranrige.i I.eh bevorstand, besonderen Anreiz hatte, da 
in ihr ciu Mit; ei erbliekt wurde, des düstere Schicksul, 
welches der Se4 le n^cli dem Abscheiden bevorstand, 
einigermaf^en ■m uuldern und die Zukunft im Jenaeita 
und bei der nächhieu Wiedergeburt in einem rosigen 
Liebte craehainen au lasaen. Dergleiohen VorateilnngeB 
mögen aneb bei den beute in KnAland netterlieh atif- 

UaatiHD, Kin Bcsucti in San Salvador, 6. 'Jor>. Drvnien 

1 »59. 

PntHlIa, V»ria liimoris li« h\ Nitena K>i)>afisi v 
Plorid» T, ir Y,aUi],ili i i^:vi. 

Ovieilo, Uiatoria natural de )jis Indias, uap. .\I.V1, 4. 



74 



Dr. F. Carlteo: Ein Üericht »nt I'ito»iro- I»lan<]. 



getanchten, in Dezag auf SelbatkaBteiungen und Bchwer- 
niatlge Fftrbuug der Lebcnsanschnuung den ascetiüchen 
Hindu kaum nachRtehenden Schiiimatikern in niücbtigcr 
Woiao Torherrscben , und kann das Wiederauftauchen 
einer den Selbstmord aus den angedeuteten Motiven 



direkt predigenden Sekte im nahen Osten uns um so 
weniger vervrundem, aU danelbBt derGlaubensfanatismus 
in der Gestalt der die Selbstventümmelung fordernden 
Sekte der Skopzen in eben die«em Jahrhundert höchst 
wunderliche Blüten bereits getrieben hat. 



Ein Bericht aus Pitcairn-Island. 

Von Dr. F. Carlsen. London. 



Je seltener Berichte von dieser vielgenannten SQdiee- 
insel 7.a uns gelangen, desto willkommener sind sie, 
denn am Schicksale der Nachkommen jener Meuterer, 
die vor mehr als 100 Jahren sie besiedelten, wird noch 
allgemein teilgenommen. Für jene aber, die mit den 
näheren Umständen der GeKchichte Pitcairns nicht ver- 
traut sind, will ich dieselbe hier kurz erwähnen, ehe ich 
Mitteilung von den neuen Nachrichten mache. 

Die Insel, welche am 2. Juli 1767 von dem englischen 
Seefahrer Carteret entdeckt wurde, war damals unbe- 
wohnt. Indessen hat es sich mit Sicherheit ergeben, 
dafs sie einst besiedelt war, nnd zwar von Polynesiern, 
wie heute noch die ihr am uftchaten gelegenen Paumotu- 
inaelu. Man hat ältere Steinbeile, 
Itildsäulen ähnlich jenen auf der 
Osterinsel, Grundmauern von Itau- 
lichkeiten (Maraes), Skelettgriber, 
darin Perlmutterscbalen (die auf 
Pitcaim nicht vorkommen) und 
ähnliches gefunden. 

Die Wiederbesiedelung erfolgte 
1788 unter eigentOmlichen Um- 
ständen. Damals empörte sich die 
MannRchaft des britischen Schiffes 
„Uounty", Kapitän Hligh, setzte 
diesen aus und nahm in Tahiti 
einige Männer und zwölf Frauen 
auf, mit denen sie, unter Anfüh- 
rung eines gewissen Christian, 
nach dem weltentlegenen Pitcuirn 
segelte, wo sie im Januar 17()U 
landete, um sich dort, verborgen 
vor der rücheuden Hand der Justiz, 
niederzulassen. Nachdem alles 
Nützliche von dem Schilfe ans 
I^nd gebracht war, verbrannte 
mau die „ßounty". Sogen ruhte 
anfangs nicht auf dieser Schar der 
Meuterer; namentlich wegen der 
Weiber entbrannte bitlere Feind- 
Bchufl unter den Münneru, die 
darüber fast alle durch Mord und 
Totschlag zu (irunde gingen, so 
dafa von den Kuropäem nur einer, 
John Adams, übrigblieb, neben 
ihm die tahitischen Weiber und 
ein heranwachsendes Geschlecht 
von Mischlingen, in dessen Adern 
europäisches und polynesischcs 
Blut rollte. Adams aber ging in 
sich, er wurde der Patriarch der 
kleineu Gemeinde und begann ein 
neues Leben. Die sittliche He- 
bung und die Unterweisung der 
Jugend worden nun sein Ziel; er 
gab (iesetzo, lehrte die Kinder 
lesen und schreiben und sorgte 
für die Ausbildung derselben in 



der englischen Sprache. Fleifsig wurde das Land 
bebaut, and ein durch Gutmütigkeit und Iteinheit der 
Sitten ausgezeichnetes Geschlecht wuchs heran. Bis 
zum Jahre lt<OiH, also 20 Jahre nach der Meuterei, blieb 
Pitcairn völlig abgeschieden von der übrigen Welt. 
Damals gelangten die ersten Nachrichten wieder nach 
F.uropa, und die Insel ist öfters besucht worden, so 
1825 von Beechey, welcher daselbst 60 Personen fand, 
die 1830 nach Tahiti übergeführt wurden, wo sie sich 
jedoch nicht wohl fühlten nnd wieder nach Pitcaim 
zurückkehrten. .\ber bei zunehmender Kopfzahl reichte 
die kleine Insel mit wenig anbautahigem Itoden bald 
nicht mehr für den Unterhalt aus, und schon 18!>6 fand 




Kiff. 2. Loukoutri'lg« im Innern von Pitcaim mit dem Felwn der Chrlatiansbühle. 



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Dr. F. CarUen: Ein Beriebt Pitestm-UUnd. 



75 



abermah die Auswanderung eines Teile« nitch der Temen 
Norfolkinsel statt; ein anderer Teil aber blieb sarüek 
und hat sich gleichfalls wieder vermehrt. 

Pitrairn ist von Osten nach WoRten etwa 3 km lang 
und halb ao breit, kein Küralicuriff umgiebt es im 




Fig. 3. Typus der eewöhnlicben I'iU:Hirii1ti1aii«r. 



Gegensatze zu allen benachbarten Inseln. Überall steigt 
vom Meere aus der Felsen in malerincben Forroen 
empor, überzogen von Qppigeui Pflanzen wuchs. Die 
I.andungsplitze sind schwer zngängig nnd xtet.s yod 
der Ltrandung heimgesucht, gewöhnlich lundvt mau an 
der Nordküste, in der Bountybai (Fig. 1), die ihren ' 
Namen von dem dort verbrannten Schilfe Bligbs führt. 
Iiier erheben sich die Felswände zu einer 130ro hohen 
Ebene, welche die Pflanzungen der Fin wohner und im 
Westteile das Adamstnwn genannte Dorf tnlgt. Nach 
Süden za steigt diese Ebene allmählich auf bis an den 
Fufa der steilen Bergkette, welche von Oft nach West 
Pitoairn durchzieht und juh nach der Südküste absteigt 
Der Kamm dieses aus dunkler, basaltinchcr Lava b*- 
stehenden Gebirges zeigt im Osten nnd Westen zwei 
■teile Spitzen, deren höchste, I.ookoutridge, über dem 
Dorfe bis zu 338 m ansteigt (Fig. 2). Die basaltische 
Lava hat einen fruchtbaren Boden gebildet, auf dorn 
eine üppige Vegetation gedeiht, fcbnlicb jener Tahitis. 
Kokospalmen und Hrotfruehtbüumu wurden erat durch 
die Ansiedler eingeführt. Itjtche und (Quellen fehlen, 
und so ist das Trinkwasser sparsam, weil man nament- 
lich anf Hegenwasser angewiesen ist. 

Dafs Pitcaim sehr selten besucht wird, erwähnte ich 
8«hoD. Hin und wieder nimmt dort ein vorbeifahrendes 




Fig. 4. Haus des Prä«iüen(fn r<i1' titcaim. 



Segelschiff Früchte und Gemüse oin, aber anf liegel- 
m&fsigkeit eines Verkehrs können die Insulaner nicht 
rechnen. Doch erscheint daselbst durchschnittlich alle 
•Jahr ein britischen KriegMchifT von der Pacilicstation, 
weloh«8 zugleich Kleider, Luxua- und Kulturartikel, 



auch kondensierte Milch nnd dergl. überbringt. W^onn 
nötig, wird dann auch Kocht gesprochen, wiewohl es 




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7« 



Dr. F. Carlien: Hin Bericht aiiii Pitcairn-Itland. 



werden murgteo. Die Insolaner galten ja Ton jeher, 
seit Adams sie, «ozasagen, ciTilirierte, fär ein harm- 
loicg und friedfertigea Vulkclien; ein Geistlichor int nicht 
vorhanden — der frühere war mit nach Norfolk nu«- 
guwandcrt — , denn alle erwachsenen Männer vorechen 



angenehme, aber keineawega durchaus nötige Abwechs- 
Inng. Freilich ohne die alljährlichen materiellen und 
geistigen Zufuhren von auBWärts wäre es sinher, dafs 
die Insulaner allmtthlich in der Kultur zurückgehen und 
in eine Art von KobinKonzustand verfallen müfsten. 




Fi^. !i. ParlamecUbaui und Kirche auf Pitcnirn-lalHud. 



in der kleinen Kirche reihum den Gottesdienst, d. h. 
daa Vorlesen einer Predigt. Alkoholische Getrünku sind 
auf Pitcairn nicht zugelassen , und da das junge Ge- 
schlecht ohne deren Kenntnis heranwächst, so ist auch 
keinerlei BedQrfnis zum Trinken vorhanden. Das (ileiche 
ist mit dem Tabak der Fall; auch er ist „tabu". 

Als daher 1897 das englische Kriegsschiff „Comns" 1 
nach I'itcaim kam, war dessen Mannschaft nicht wenig ! 
verwundert, zu hören, eine Mordthat sei dort vor- j 
gekommen. Eine Liebesgesctiicht« lag zu (irunde, ein 
Insulaner hatte Frau und Kind ermordet, um eine andere 
heiraten zu können. Kr war geständig und wurde in 
Haft gehalten, konnte aber nicht abgeurteilt werden, da 
ein zust&ndiger Richter fehlte. Als auf den Fidschi- 
inseln, zu deren Itechtabezirk I'itcaim gehört, diese 
Sache verlautete, wurde der dortige Richter fdr den 
westlichen Stillen Ocean im Kriegaechiffe „Koyalist" ab- 
geordnet, um den Mörder abzuurteilen. Dieser Kx- 
peditiun haben wir nun einige neue Nachrichten über 
die einsame Insel zu verdanken, welche von einem der 
Marineoffiziere, \V. U. Pym, herrühren, der auch die | 
Skizzen zu den hier mitgeteilten Abbildungen lieferte. 

Der „Royaliat" ankerte vier Tage laug in der Bounty- 
bai, an welcher nnten die Bnotliänser der Kinwohner 
stehen und der Flaggenmast sich erhebt. Gleich nach 
Ankunft des Schiffes erschien ein Iloot mit dem „Präsi- 
denten", McCuy, der alljährlich gewählt wird. Neben 
ihm waltet ein „Parlament" von sieben gleichfalls für 
ein Jahr gewühlten Mitgliedern; dabei haben auch die 
Frauen Stimmrecht. Der Präsident trug einen zienilirh 
schäbigen europäischen Anzug, denn Kleidungsstücke 
sind kostbar auf Pitcairn und können nur durch frische 
Einfuhr ersetzt werden. Die Sprache der Insulaner war, 
wie sofort den Briten auffiel, sehr stark mit Amerika- ' 
nismen durchsetzt, was darauf zurückzuführen ist, dafs 
sie am ehesten noch mit KauffahiHeischiirern aus San 
Francisco verkehren. Alle sprachen sich dahin aus, 
dafs sie sich auf Pitcairn vollkommen zufrieden und 
wohl fühlten; ihre kleine Insel, auf der sie durchaus an- 
abhängig und frei lelwn, liebten f<iu über alles und die 
Ankunft eines Schilfes erschien ihnen nur wie eine 



Eine Zählung der Einwohner, die bei der Anwesen- 
heit des „Royalist" vorgenommen wurde, ergab 141 
Köpfe. Die Leute sind, wie natürlich, alle untereinander 
verwandt und führen die Namen (.'hristian , Young, 
McCoy und DufTet — sämtlich Namen, die schon unter 
den Meuterern der .Bounty" vorkommen. Ilinzugesellt 
hat sich vor 18 Jahren ein amerikanischer 'Wallisch- 
(anger, Coffin, der auch eine Familie begründete. 

Die Landung wird von Pym als sehr gefährlich ge- 
schildert. Daa Boot mufste durch die gewaltige Brandung 




Fig. rt. Graliiiiwl vun John Adam«, des leisten der 
Müuterer, auf Pitcairn. 



^lyi i^üJ Ly Google 



E. Förit«BsaDt Am den lBiohrift«at*ap»l von PaUs^ii«. 97 



hindurch sich nach dem felsigen Gestade seinen Weg 
bahnan; dooh Tentand«! «• di« g«abten Itiialan«r vor- 
tnfflidi und gatdiiokt, di« Otfabnn la bswUUgien. Die 

mna jungen Leat«D besteheode BooUmsnnsobaft, welch« 
M Bord des „Royalisl" kam, flberraschte dort dadurch, 
dafa alle blond und lil.\ii;iugi§f war^Ti, tnit?. üiror Ab- 
kunft Ton talüiischen xVIüit«ru. Au lk>rd gelangt, sangen 
nie xuertit ein gci«tlichei Lied und thaten aieli dann 
gfltlich an Scbiffwwieback and Konserven. 

Der Wag' TOn den Bootshäusern nn der Bountybai 
ft)iTl Btnl «afwirta Mch der Hochebena der Inid; er 
t«t diehi beeinmt tod TereeUedenea PelmeiwrtMi, 
Fariiei) Tind geht zum Teil durch einen Orang'enliain, 
der Ulli güldenen Frttcht«n beladen war und dur »einen 
Schatten den /nrstrpuU-n Hutten ji[iendftc'. Ifiase sind 
MU eingeführten Brett«rn erbaut, stehen aber nicht un- 
OÜttalbMr auf dem Boden nnd haben vorn eine Treppe, 
•0 deft Bocb AnklAnge en poljmeeieebe Bavert vor* 
banden rind (Flg. 8). Alle lind mit Patmwadeihi gedeckt 
Etwas besser als die gewöhnlichen HSocar ist jenee dea 
rrüsidenten; es liegt frei da mit dem Blicke auf daa 
Mfcr und Ucsltzt , iils bfisondere AiiHseicbnung, Glas- 
feuatar (i'ig' 4). In diüctiiu llauee befindet sich der 
Stolz doc Pitcairner, nämlich die Orgel, welche im Jahre 
1879 die Königin Viktoria hierhersohaffeo liefe. Anf 
einer ailbemen Platte trigt sie die Inschrift: „Geschenk 
Toü Ibiw JfiüertAI der K^nigiii Ar ihn tnoen nad ge- 
liebten PitoauBonteiithaneD, ab Anerkeanimg fta deren 
h&ij»1ic!in Tugenden." In beinahe 20 Jahren ist <)ie 
Org<^'l, ühui' je gestimmt oder ausgebessert zu «ein, oii 
ge.spiflt wordrn . iiud »ü giubt lie jütit HUT noch nn* 
barmoniache Töne von aick 



Aufser dem Hause des Präsidenten fftllt noch das 
«Parlaoentegebiode'' (Fig. 5) dareb «eine Bauart auC, 
Bi amfidit aber aieht nur dea TenManlniiigacBUi der 
aieben Parlamentarier Piteatme, aondein aneb aecih 
Schale nnd Kirche nnd bat demgemftTs drei Teraehiedene 
Eingangsthüren. In der Mitte int dur ctnfuchc Ruum 
für den Gottesdienst; vor der l'iiür h«ugt unter einem 
Schutzdache eine alte Schiilagloeke, auf deren Rnf 
Sonntaga alle Insulauer zur Kirche strömen. Rechts 
davon liegt die Schule, welcher eine Mifs Young Tor- 
itaht ffine graJee Karte tob Europa hing an der 
Wand. AU besondert merkwflrdig «nraen eiiüge Balken 
des Pal■Ialll^:'nt^'ll<luses gi-/eigt. dir', glr-idi eiin'geti kupfer- 
nen Kägulu, dit! tinzigfu rbern-ntc von der vurbrauiitfti 
„Bounty" »ein sollen. Ferner zeigten die Ingulaiier mit 
Stolz im nahen Walde, nahe bei einat Auptlatiiiaiig von 
aGffien KartofiVln, den Leiohenstein ihres Reformators 
und Patriareben John Adame (Fig. 6). Trotidem jedefw 
mann die Verdienste Adune. kannte and saan Orab an 
aeigeu wuTste, ynt die UaigelHiiig deaealben doeh aebr 
vernachlisaigt. 

Weiterhin führt der Weg zum Lookoutridgr , dem 
höchsten i'uukie (Fig. 2), welcher auch für die Pit- 
oairner geschichtliches Interesse hat Von einer dort 
oben im Tnlkanischen Gestein gelegenen Höhle aus über» 
schaute Christian, der Anfahr«r der Bountymeaterer, die 
See. ani' nahenda 8ehife sa erapkben. Bemerkte awa 
in der ersten Zeit naob dem yemaeben, data die 8ehilb 
landen wollt an, dann wurden die Feuer gelösold und 
alles üüchtote sich nach oben in die Höhle. Erat wenn 
din Qtbbi Tortbar, atiaig man wieder berabi 



Ans dem Insehriftentempel von Palenqne. 

▼on R FSrstemaaa. 



Es wird jetit Zeit, non auah aMmihllcb die ersten 
Schritt« sa einer Entzifierang der Maya-Inschriften 
sn tboB, nachdem wir uns seit dem Beginne der Maya- 
ibrscbaog hanptaftctilicih mit den Handschriften be> 
aehllftigen muTsten, in deren Erklirung auob schon ein 
gutes Stuck vürsvärtg gethan ist. Dia Inschriften aber 
lagen bis vor kurüem nur in ungenügend genauen 
Nachbildungen vor. die niriit zu einem eingclieiiden 
Studium anregen konnten. So war denn auch ueiae 
Abhandlung „Die Kreazinaekriftvon Palenquc" im Globoa 
Band 72, Seite 4& bie 49, wenn maa will, eine TetfirObte, 
da mir, wenigstens ftlr die Unke Seite demdbea, aar 
die nik-rdingH ine-Hti rlmne. aber für genauere Forschungen 
nicht genügende Zeichnung von Catherwood in dem 
Kei^ewerka von Stejiheiia VürlaL'. Mit dem Worte Ter- 
frttht aber meine iob nur einige hinxeiheiten, über die 
jetzt volleres Licht angebrochen ist; den Hauptpunkt, 
nSmliob die Xhatsaohe, dab die Inschrift im wesenl* 
liehen en Gerippe von Zeitponktan und dazwischen 
liegeoden Zettrinmen bat, habe ish aieher richtig er* 
kaant. 

Tu npuesterZeil sind wir nnn aber in der I^onrteüunj^ 
der Inschriften um ein gutes Stück weiter gekommen, 
da uns nnn, so weit es der /ostand der Originale er- 
laubt, möglichst genaue Nachbildnngcn vorliegen. 
Namentlich die grofse Biologia Centrali'Americana von 
Qodman. ond Salvin mit ihrer von Maudslaj bemnage» 
gebenen Abteilang Arebeology hat ona bierin erbeblteb 
gefördert, und jetlcs neu erscheinende Heft derselben ist 
eine weitere Station auf dem Wege der Wis&euachaft. 



Von den Tafi^lu dea genannten. Werke«, deren unge- 
hindert« Benutzung mir durch die fretindlichen Gaben 
des Herrn Maudülay selbst möglieh gemacht worden ist, 
hebe ick die drei herana, die mit table 60 — 62 be- 
■eidinet aind. Sie stammen ans dem tomple of inserip- 

tinna von fiilenque. Die Tafe'n (lO und (12 li.jben die- 
selbe Auh-dehnung, je ÜH vertikale KoUiinueu und je 12 
horiziiutale Reilien , während * 1 1 nur 11 Ter'.ikale Ko- 
luiunen und 10 horizontale lieihen hat Sie besitzen 
also 2 I 140 + 240 = C20 ffiavOg^Tphen , von 
denen aber die der ersten 9 Kolnnineo von Tafal 60 
grobenteila aeratOit rind. Dafe dieee Tafel 60 wiridieh 
ala die enie der drei anzusehen ist, geht ans ihren 
ersten Zeichen hervor, die mit den Anfängen anderer 
Inschriften slimmeu, wuhrend (i 1 und f)2 si lidie Zeiebou 
entbehren. Ich bezeichne die Kulumnen von 4iü und Ö2 
mit A — l', von 61 mit A— 0, indem ich HI K nach tir- 
sprCtnglicher Weise (ohne ein J) aufeinander folgen 
lasse, die horizontalen Reihen natQrlioh mit Zublen. 

Weiter Ubi aieh beweisen, dafa Tafel 61 wirklich 
die Forts etxttng von Tafel 60 tat 

Auf 60 PQ6 ist der Tag 9.144000 -f 9 .7200 — 
1 .B6l)SO0 angegeben, ebendaselbst ü 2 dagegen 10 . 7200, 
auf hl A.H n .T'JiiU, ebendaseibst (i 2 12.7200, also 
regelmätsige Abschnitte von :[^0 Jahren, älinlieb wie mau 
in unseren Geschichtatübelkn zuweilen am Rande die 
Jabrhonderte angegeben findet. Zu den letaten drei 
ZaUen ist offenbar jedeamal 9.144000 hinsatndenken. 
Es sind also die vier Tage 13GOBO0, 1868000, 1275S00 
und 13»j24U0 gemeint j damit werden aber beseichnet 



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B. F<nl«fli«iim: Ana dam Ia*ohri(t»B(«nip«l too Pftleaq««. 



die Knlenderdaten III 17; 3,4 (Jahr 7 cauao), 117; 8,17, 
(Jahr 13 ix), XII 17; 8,12 (Jahr 7 ix) und X 17; 8,7 
(Jahr 1 ix). Und in der Tbat findet sich das ernte 
Datum ia «0<)2 P8. das driüa io 61AB2, das riarte, 
obgldeh «twaa anngalmiAiig geichrieben, in 61 0 H 1 ; 
das zweite ist in ßO T U 1 aurstört. Das gind Dntou. 
die, 7.U den anderen Inschriften gelialten, recht deutlich 
auf die (icguiiwurt hinweisen; viir werden sie hotfcutlK-li 
bald in unsere /eitreohDong übersetzen können; allem 
Aaaduiae nach Hegan sia im 15. Jahrhundert 

ISne weiter« Bemarlrang Ton vielleicht nicht un- 
«iditigsii Folgen knüpfe ieh an Tafel 61. Hier finden 
wir nftmlich an dahl 'imügte ab aadia Stellaa aina 
Hieroglyphe, die «nerPanit nleht nnllmlieh iit (eiehe 
unten die mit l bexelchnete). An diese schlirfaen sich 
jedesmal vier big zwölf andere Zeiclieti, die durch ihre 
Stellung, sowie durch ihre Wiidi rliohuig dvn (iedanken 
barrorrofen, dafa hier eecha in ihrem Inhalte nahe ver- 
wandte Sduiftgfappen 



El lind dai ftltB«iida aaBiM GniipaB: 

1. C5— C7, fünf Hieroglyphan 

2. C8— E 1, sieben „ 

3. F 1— Fd, ..If , 

4. 14 — I 10, dreizehn , 
"i I. l — I, 9, dreilehn , 

i; M 'i—O 5, ilreizehu „ 

Eb sind diij iilio zusammuu 02 Schriflzoichon, die 
aber wegen viplcr Wiederholungen sich a\if etwa 29 
vorschiodeue beschränken. Da alle Zeichen der In- 
achriften mehrfachen Varianten unterworfen eind, so ist 
dia Soheidung awisoheo ihnen nicht immer kioht; m 
fcOnntSB attdi 98 oder 80 sein. 

Ich gebe hier eine Nachbildung dieser Zeichen, und 
zwar in der Ueiheufoltte , dafs ich zuerst (1 — o) die in 
diesen Gruppen Bei 'iHniiil, d;inn (4 — ^0)die dreimal, dann 
(10 — 16) die sweimal, endlich (16 — 29) die nur ein 
«inaigaa Mal «nohabandm hinstelle. 




Diese 29 Zeichen »ind nun in folgender Woiae unter 
die gech» (irnppen verteilt: (Siehe Seite 7!i. oben.) 

Die Gruppen II iiiul III. ubcu-i i \ uinl \ I slofacn 
unmittelbar an einander, zwischen I und 11 liegt ein 
ainaigaa, iwiadian IT oad T fttnf SduiftiaifibaB. Da- 



gegen ist zwischen III und IV, yor dem Beginn der 
drei gröfseren Gruppen, eine mit gans anderen Zeichen 
nngefulltc Lücke zu bemerken, welche imikmi Teil der 
Kolumnen £ und V, die ganaen Kolumnen G und 11, ao 
wia dIa drei afsten Zeilaa van I «nd K «inninint. 



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£. FöraUnftna: Aas dtm lnaebrift«Dt*npaI «ob Pmleaqu«, 



79 



I 

1. 


II 


III. 


IV. 


V 


VI. 




1 r ft 

1 > V/ o 


1 K 1 
1 . r 1 


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6.F4 


7.17 


2.3. Lf, 


27.()2 






1».E5 


21 .KT 


24. M« 


8.N3 






14. IT» 


8.18 


8.L7 


12. 03 






15. £6 


10. K8 


11 .M7 


3.N4 






9.F6 


S.I9 


3.L8 


28.04 








16. K9 


25.1C8 


29. M5 








23.110 


».L9 


14.05 




Ton diesen Hieroglyphen ist nur eine, die dreimal 
b^gogaande, aiit 5 bÖBiehnoto (ali»a = Herr), ihrem 
SiBHO aaoh bokanot Aber dio andmvn begegnen faüt 

aUo tdioD MMiit in den In«cIirilleB von raliiKiiK-. s<> .irr 
Mond (2), die Faust (1), din liegende Persdn (9), Uiis 
uiiiL,'i-(.tiilpti' Nutz Lulcr SiiiiiiitrfWBlio (3). ilii^ Scli.uh- 
brott (2!'^, auch einige der l'rofilköpfe; aber über iiiren 
Siou wissen wir nicht«. Endlich ist noch das sonst üehr 
biofigo ZoiobeD 6 su onrAhnen, in dem ioh goro das 
aslokiMho Uioosfl (Pfaibohlange) sAho. Eo findoB aich 
•bo in diaoOB aadiaOrnppen alle lyekannten Zeichen mit 
Aoanabme de« a^iaa nicht, weder die der Turc, Monate 
und ffröfseren /eitj)eri()den, wi der dit- ih'V (in^lirne und 
der Wcitgegenden , noch auch die Hieroglyphen der 
Götter; aosgescbloasMi nad hier foroar all« Zaiiloii. waa 
baaondara auSUlt. 

Nach alle dem werden wir liiur »ohl gawiaa« go* 
haOigla Fonaaln, vor allem Gebetaformelo, auoban Bttiaen ; 
aa «ttrda nlah ftaun, waan ieb dnrdi diaaellomarkoDg 
FaahgaiMMaen eine r.ntdeckung anbahnte. 

Anafttze zu »olcheu Gruppen finden 
»ich auch «chiin auf der Tafel l'>0. Ob- 
wohl dort dio Schriftzeithfu von nahe 
einem Drittel zerstört zeigt sich 

doch hier das mit 1 buaaichneta Zeichen 
niafat weniger ala aiditmal. Xhä dara« 
schliefaeD sich in sechs Fällen einige der 
obam verzeichneten Ilieroglyphon, anfserdem noch die 
nebenstehende, der ich i\i<- Z ihl 30 geben will. 

DsK ist al>er nichts audiTes, als das Zeichen den 
Gottes C, de» Vertretern von Nord und Nacht. 

IMe sechs kleinen Gruppen dieser Tafel sind aber 
Adgande: 

A7 — fi9: 1, 18 (?), 30, 16. 9, 99. 

F9— Ell:l«, 9,99, 1. 

K 6-7:1. 4, 80. 

l'Q4: 1, 30. 

R7 — S ; 1, 13. 30. 

T 10 -11: 1, 13, 30. 

IMo letzten beiden Identischen Grnppen «reiaen andi 

dadurch aufeinander lilii, ilaf^ kurz vi^r ihnen je drei 
Hieroglyiihin blohen. du- zu «'inaudi'i -tiiiiiiieii ; Sl, S2 
mal S3 sind nanilicli gleich U (i, 17, 1' i liwuhl die 
dazwiKclieii liegenden der Kolumnen K und T an beiden 
Stellen ganz yerschiedea sind. 

Anf dem Blatte 62 int snr BUdnng aolaber Gruppen 
«dar Formain kanm Aohfa, denn diäoea Blatt iat nach 
deraelben Weise, wie ich aa bei der bekanntas Kreuz- 
inschrift nachgewiesen habe, fast gana angaiUlt mit 
Zeitpunkten und /« iträinneii. l'eher dieaa m6gOB hier 
noch einige Henn'rknngen ihre Stelle finden. 

Zunächst füllt es auf, dnfa der Anfang des Rlattea 
vier Zeitpunkte ohne Angabe der daswiaohen lit^nden 
ZoitrlaoM «nthUt: 



B8A9:X 17; 8, 7. (1 ix.) 
CDl : VIII 17; 8, 2. (8 ix.) 
CD7: VII 17; 18, 2. (lOkan.) 

CDU ;X 17; 1.'!, 7. CO niuluc). 

Das ist also Tiermal der Tag 17, der vornehmste 
und um luoiBten gübrauchte aller Tage, doch vuu ver- 
schiedener Lage in der Woche und im Jahre. Der Ab- 
stand des orston vom zweiten berechnet sich zu 7300, 
daa aweiten vom dritton au 74U, dea dritten vom vierten 
in 9990 Tagen. Dia 7900 iat aUardinga dk bekannte 
ivriniie Ton 20.860, wa8 aboraolka die beiden andoNa 

EiitiV-rnungen ? 

Kinige der Oatcn die.qea Itlattoa lliaman MI dm 
dazwischen Uegeudcu Zeitraum: 

Q 5 : X 17; daneben fehlt 8. 7 (1 ix). 

P g (i : 6 \ (> . 20 4 3 . .-^tiO = 1206 s 4.960 + 166 

— 3.3(;5 +111. 

I'7 : VII 3; H), 12 (4 muluc). 

Wirklich ut X 17 — VII 3 = 166; 8, 7 — 19, 12 = 1 11. 
Dann noch: 

RS6: VII, 14; 15, 1 (7 kan.). 

U7 — 8: 1 6.20 + 7 .3(iO + 2 . 72ÜO = 17041 

= (;it.2«0 f- 101 = 46.866 + 961. 
RS 11 :V 15; 6. 14 (1 ix). 

R6 mnb statt VII vielmehr VIII geleaen werden, dann 
kt Till 17 — r 15 =s 101 and 19, 1 — 6. 14 
SS 951. 

Endlieh drittena: 
Bll:?15; 6, 14 (1 izX 

SUR 19:9 -f- 11.90 -f 9.S60 s 8469 = 18.860 

-i- 82 — lO.nfi-, — 188. 
Tl :1X17; 18, 4 (11 kan.). 

Es ist aber V 15 — IX 17 s 89 «ad 6, 14 — 18, 4 as 

— 188. 

Nnn aber komme ieb an einer ritaelhaften Eraehai« 

nung, nämlich der, der Zcitnmiii /war zu den 

beiden benachbarten Zeitpunkten stimmt, doch nur, waui 
man mngakahxt vom svaltaB anagaht: 

CD 11 : X 17; 13, 7 (9 mnlne.). 

EF1:9.20 + 12.360 = 4500 = 17.960 + 80 

— 12.366 + 120. 
EF3:V1II17; 13, 1 (10 mnW). 

Es ist aber Vlll 17 —X 17 - 80; 13, 1 — 13, 7 — 120. 

loh bemerke noch, dafa die 9 in £ 1 meine Kon- 
jektur iat; daa Original liaot dantlieh 8. 

F.benso: 
EFG: Vö; l, 8 (9 muluc). 

EF7:8 + 4.20 + 2.860 = 808 = 8.260 -f- 98 

s= 2.366 + 78. 
£F6:lU17i 3 4 (7 oaaao.> 

Ea iat ahav wirkUafa Itl 17 — T6 ms 98{ 8, 4 — 1. 8 

s 7& 

Eadliah drittMM: 
P 7:7118; 19, 18 (ianim)- 

q 7 —8:9.144000 + T.7900 + 11.860 + 8.90 
=: 1350480 = 5198.960 + 940 = 8699.865 

+ 28,1. 

PQ10:I3i l'.t, It; (9 muluc). 

Und wirklich ist 1 3 — VII a = 240i 1», 16 — 19, 12 
= 885. 

So ein ROckwärtKRtimmen scheint auch bei H f) - 8 
Torieulicgen, doch »ind die Zeichen von U8 (iewila in 
einer noch nicht zu ergründenden Weise verderbt. 

Da dieae ROckwirtariohtung mehrmals vorkommt, 
ao kann ak nieht anf einem Terwaohaaln ~ 



tfiglize^y Google 



Kwl S»pp«r: Di« P«raa in UondttT»«. 



berolMa, $3m Uabar Znfldl uin; abrigcns glaube ich 
■ie «mb in den Kolumnen QK de» SonnentempeU v*iu 
Pklanq» (Ifnndalay, plat« 89) za finden. Man mag 
kuMM daimn dankM* iat» di« Mii;f^ri0at«r »nf diew 
WeiM den Tnlialt der Tnueliriften mSglubjt Terdvokelt 

In zwei FttUen ist der Zeitraum zwischen den beiden 
Dat4su offoubur deshalb auegelasgon, weil der Abstand 
swiaoheD den Zeitpunkten im tonnUmati und im Jnbre 
deimibe iit: 

GHO:X 17; 13, 7 (U mulno.) 
H 10: Vf); l, 8 (9 mnloc). 

I>enn sowohl X 17 — V5 als 13, 7 — 1, 8 siud nur 
8 Tngcu 

PQlOiia; 1», 16 (9 mnluo.) 
8 1 :TII3} 14, 10 (10 tz). 

Hier ist iowoU 13 — TU $ ala 1», 1< — U, 10 
= 240 Tage^ 

Aber noeb aontt, am unbekannten Orfinden, feblt 

der Zeitraum, so zwI>cLfn E3 imJ FC, /wIbcIr-h ES 
andG2, zwischen II H* nmi II 11, zwisrhen T 1 uudTS. 
Hier ist keine Kontrolli- miiglicli. Vi-rJerbui-iti uner- 
grüodeler Art uiuaBün vorliegen in Hl — U7 und in 
T8— U4. 

Omii nerkwfirdig ist es, dnfa Tor QB and «beneo 
TOT RS du «nte Datum feblt Ei aobetnt beide Haie der 
TagVin 17 doeh von ver.^nlnei:) euer Lage im Jahre zu sein. 
Dieeer Tag, der ein regehuiifsige» mit IV 17 beginnen- 
des tonalamatl im VerhältnisRt' toh 8 5 (160: 100) 
teilt, ist besonders im letxten Teile des Dresdenais wichtig. 
Das Verhältnis >S : .O ist auch das de« lebtillbwmi yeWM- 
jahres zum Soonenjahre (081:305). 

Noch zu einer Bemorkung giebt Blatt 62 Anlafs. 
Die Tafel entbAU bOebiteu dnifeig regslm&leige aua je 



zwei Hieroglyphen und swei Zahlen bestehende Kalender- 
daten. Da mi Don im ganaen 18980 (&2 . Ter- 
schiedene solche Daten giebt, so wir» ee, wenn hier eine 
biatoriddw Po)(» foa £r«igitiM«n voiUge, «Im groAe 
Unwahnidialnliebkeit, hier euiaa dieser Diten ikb wieder» 
holen zu sehen. Und doch finden wir Idtr: . 

X17} 8, 7 in B8 A9 ond Q5 
X17; 13, 7 in CDU und GB». 

V 5; 1. 8 in F.Vr, und H Ii G 7, ebenso in H 10. 

Schon der hituügti Gubräuch des Tages 17 (Bä, Cl, 
C7, cn. K3, E8, G!>, 1*17, «5, Tl. U 8), der aUo 
iaat ebanio oft gebrancbt wird wie die ftbrigea nau» 
sehn Tage susammen, epriobt gegen einen biatoriedien 
und fUr einen hieratischen Inhalt dieses Blattes, wthrend 
Hlatt liO und 61 mehr aaf einen historischen Inhalt 
weisen. Die GabetafiirBelB, wann lie iolahe «od« bildeii 
den Übergang. 

Ganz anders als diese Inschriften verbült sich die 
bekannte Krenunicbrift von Palenque (Maudsl av 7 3 — 7 ti). 
Sie lebeint mos forlUnfaiide dtronologische Tabelle zn 
sein, die U« F U aed» die ttr^^iieebek dam di» hiit«- 
rieohe Z«t babanddt. Zwei andere, gleiebfalls mtm 
Palenque stammende Inschriften, lüc auk Ai'ta temple 
of tbeSun (Maudslav 81 — 82) niid die au« il.nn teinple 
Ol the foliated Gross (MaiulRlny - tiiid eiiiainier 
■ehr nahe rerwandt, namentlich tu ihrer ganzen An- 
Ofdmng und dann in der auffallenden Übereinstimmung 
der eogeaannten initial aeriee, ancb in ihrem Weebad 
TOB Baten «nd Zaitriamen ; doch wage idi keine weitere 
Bemerkung. 

Sehr verschieden von alku dicufu iusvlirit'leu »iud 
die Stelen und .Vltäre von Copan, die äbrigens nahezu 
iu dieselbe Zeit wie die Denkmiler Ton Palenque fallen. 
Die ersteren scheinen iuuiMr aur ücb *«f ein 
Enignil zu bemeben. 



Die Payas in Honduras. 



Geschildert nach einem Besuche im Jahre 1898 von Karl Sapper. Cobnn. 

(NftcIiilrUL'k vrrti.teu.) 



Dm IndiaacraUlmme von Hondura« treten in der 
mittelaneriksniadiea Goadiicbte im dlgerndnen vid 
weniger berror, als die hölur civiliaierten, in gWifsere, 
peordnete Stnatswenen veri inl^'t. n Völker der Maya- 

Fjutlllieii Iii ^ ucituii . { i a:iteiji;ilii uml l 'liiiipRs. viii'i v<iu 
manchen liüiiUurtM'ti»ul)t.<ii Iniiiaiu rviJlkoru siud uns in 
der Geschichte nicht einmal die Namen überlii-fcrt wor- 
den, so auch von den Payas nicht, welche im östlichen 
Teile des genannten Landes ihre Wohnsitze haben und 
vermutlieb aaeh acbon aar Zeit der Conqoista gehabt 
haben. Wir wiaten, dala in ibram Gebiete Diego Lopez 
de Salceilo sich ums Jahr 152?^ viel^^ nrausamkeitcn 
gegen die eingeborenen Indian« r /u Hchulih n kommen 
ü' ü, uril II. ich der (i rmiiiuuL: viiii \ utiiiilj 'ii (je*,/,', -luti- 
galpa) unter hhh 'h-U/. bcgiinuea die Indianer sich 
an erbeben Und m dir nn/r.gänglicheu UrwAlder zurUck- 
SBiieban, bb eich den Arbeiten in den aablreicben Gold- 
wfaebavden d«a Gebietee lu entnieheBs jedodi ver- 
nwebte Ortic aie an beruhigen und cum Verbleib in 
ibren Wobnaitxen an !>eweg« n (15SI). Dagegen erhoben 
fiich die Indianer in der Nähe von Trujillo, welche \i r- 
uutiicb elienfuIlK zu dem Payastamnie gehörten, indem aia 
die Zwietracht zwischen den beiden Gtjuverneuren. Cere- 
aeda nnd Uerrera, benntaten und flohen unter Anfähruug 
ihree Cazikea PSeacBi« Ib die Wilder, woa wo aie 
Vaaeo de Herrer« veigebeaa anrltekBunifeB eerancbte 
(1501). Spater audit bibb in doB Anndan dar Oe- 



Bcbinbte Teigebena naob eingehenderen Bericbten aber die 
Sdiidcade der Pkyaa, aber ee iat nre^lk», dnfa ne die 

Politik des ZurQckzieliens auch späterhin verfolgt haben 
und ihrem Glauben treu geblieben sind; ihre Zahl ist 
im LiUlte der immer mehr ziis:iuiinuiif,'eschiijulzeii 

und e» h:\)>en .tiidi hin iu uuücr Julürhuiidert hiuein nur 
spÄrlielje L'lierre-vte rein erhalten. Dieselben wurden 
um die Mitte dieses Jahrhunderts durch den spanischen 
Missionar, Manuel de Subirana, zum Christentume be- 
kehrt und zum Gobmndie der apaBisdiea Spraohe im- 
gehalten ; einen grofeen Tttl der Payaa Bammelte Snbt* 
rana in dem Dörfchen Culmi und erlj.nilf il.ist>!l)ht eiüe 
Kirche (1801). Den Nauien des Dortei ntiderte er unch 
der Sitte der iVahereo Missionare, welche mit di iu Nnuien 
auch die Krinnerung an die heiduiSijLie Vor^fit aus- 
löschen wullten, um lu „Duice Nombre". Ks ereignelB 
deh aber bier daaadbe, wie bei Tiden derartigen Naman- 
ttndamngeB in OBataBid», dnTa die Indinanr sw*r die 
neue apaniacbe lleieicbnung annahmen, die Miaablinga- 
bcvSlkernng aber naeb wie Tor den alten Namen be- 
tiiit/te. und so hört man den;) iiuch jetzt noch immer 
liauliger den Namen Culmi als die oflizielle Bezeichnung 
Duice Nombre. 

Guluil ist noch immer der Uauptort der Pavas, und 
da mich meine Beta» im Jnbra 189» ohnehin iu Jene 
Gegenden fftbrte, so vaniaBtie leb nicht, das Dorf 
keBBen la lernen, waldiaa nnr aalten dnes i^pp&p» 



f^f???!fSy Google 



«1 



Fnfa betritt. Von Caittcatna» »us wautierte ich mit 
meinen drei Kekohi-IndiaDern in o»tnordü«tlioher ßichtaof^ 
diireb «m toila mU Satamd, t«ls mit Kiefern v«id«rn 
beiUndenei HflgellBod; wir emiehten «m Abend des 
11. März flaa Dörfchen Rio Tinto, das gar freundlich in 
einer Lichtung des Kiefernwaldes ausgebreitet liegt, und 
am folgenden Alu-mi sslifii wir Ihm liPi-Piubrechender \ 
Dunkelheit ein ganz ihnlich gelegene» Döriuhen in einer 
WnldlidituDg vor uns, das Ziel unserer Reise, Culmi. 
Bü «UMT der wenigen iiu Dorfe ane&wngen SliKhliuga- 
fnmilira fimden wir gastliche« Unterkommen, und naoh 
»w gMehw AtMiid jMcbt« iab in llegleitoag «mm orte- 
knndigen Hondnreno einen Ttnndgang dnreh du Dorf, 

diiS ziinRcli'-t nichts aufialli^ps zu lii- tcn Hchien. da die 
liidiauer gezwungen wordun aiml, ilm' llilu^cr im i.'f>r«d- 
linig angelegt« Strafsen anzuschlirrAfn. Vti (ii ni klciiR'ü 
DorfplaUee steht die weifsgetünchte Kirche mit ilutim 
kleinen Glockentarme, daneben das FfarrhauH, das freilich 
nur hitailMt aeUen von einem Oeiatliehen bewohnt wird; 
gefenflber der Kirobe «tebt das Uera« Sntimtti; in 
übrigen wird der Platz von atrohgcJecktc-n Privathäusem 
begrenxt. Mit geringen Abweichungcu sieht die Mehr- 
^ulil <lL'r kleinen I>iirfplätze im Lande vbeuso aus. Aber 
anderwärts sieht man zu dieser Abendstunde auch im 
Meineten Dorfe dann und wann Leute ihren Obliegen- 
boiten naohgehen, Liofat» nnd Fenenobein btinkt ane 
den BinMrn harror. ntan bdtt Stittum von Kaaedin 
nnd Tieren. Hier in Cnitni aber war alles still nnd 
stumm aof dem Platze, alle Häuser waren geschlossen, 
war, nl^ ob das ganze Dorf auggestorben wRre. Die 
Payaü liaben nämlich ihren eigentlichen Wohnsitz in 
zerstreuten kleinen Gehi'iflen aufserhalb des Dorfes; da- 
neben hat nllftrtli'ngft jeder auch im Dorfe «l in eigenes 
Haus, 1<L-wMlint dii^'^i-lbo aber nur wibrend do^ s.jnotags 
wegen dei Eirchenberoebei: Samstag nachts kommen 
die Payaa nnd Sonntag naebta oder Montag morgens 
pehfn sif» wir-drr, !<o tlnfs die Woche über fiiRt alle 
llüuuLT IvL'i nlüheu; uur wenige wenlen der fcLulkinder 
wpfTpn lipw'ihnt, denn Dnlce Nonilii e li--^it/t lieri-its .'inen 
von der Hegicruug unterhaltenen SchulmeiBter, welcher 
sein Bestes that, die Sprache und sonstige Eigentümlich- 
keiten des Stamme« nfigUcbit raacb in Veigeeaenbeit an 
bfingen. Gegenw&rtig liegt di« Saehfl im Dorfe lo, dafi 
alle Payas neben ihrer Mutterapraobe ancb mebr oder 
weniger gut spanisch sprechen ; leeen nnd sehreiben 
baao aber fast nur die .lugend df !> >rf>'!j. Die auswärts 
Ton Culroi wohnenden Payas sprechen zum Teil nur 
ganz gebrochen spanisch, wie ich auf meiner Weiterreise 
in dem kleineu Payadörfchcn Santa Maria dol Real am 
Rio Sico feststellen konnte. 

Die GantwindeTerfasanng in Cnbui lai genau elMinjn, 
wie in anderen bondnremaeben Dfirftm. In erster Linie 
liön [1 illc Tndl.iiu r iilii r ;uif Rat eines der ihrigen, 
weicher v'uit lf;i;<;nd<ä .Stellung unter ihnen einnimmt nnd 
ihr ^Gobernador" heifst. 

Diese Stellung bekleidet gegenwärtig Don I/Poimnlo 
Duarte, ein freundlicher, intelligenter Indianer, W ' Icln n 
iob wAbrend meines Aufentbaltea in Galml gleiobfalie 
kennen gelernt babe. 

Als ich am Sonntag früh meinen Rundgang dnrob 
das Dorf wiederhult«, war Hchon einiges I^bon in den 
Struf.s' n nnd IlHU.-prti /.u Ijprnsrken; da und d ut :<:\h 
man eine l'iiyi^iiiniiliu mit Kind und Kegel anrücken, 
auf dem Turnte »tand ein Indianer und Iftntete die 
Qloeken, daneben standen einige Jungen mit Trommel 
and Flageolet und luden mit Trommeln und Pfeifen 
mm Gebet ein. Da« Kirebentbor war weit geöfftict, 
und iflih trat in dai leere Imiera ein, ohne irgend etwas 
HarkwOcdigM darin n« «dnai dm wnnder^tige Ha- 



rienbUd, der ätotz von Culmi. war noch iu seinem Schrein 
eingeschlossen. 

Bald naobdem ich die Kirebe Terlanen hatte, begaas 
eieb ihr Innen« mit AndSditigen m flUlen} die Mehr- 
zahl denelbeo waren Frauen , wie man es ja ancb in 
Europa zu beobachten pflegt. Die Payaweiber sind 
ganz nach Art der Mischlingsfrauen gekleidet, und 
wenn ich auch später in der Nähe von Trujillo eine 
Paya-Indianerin traf, welche M&nnerhosen trug, so ist 
diese Abweichung von der sonstigen Traoht leicht dnreb 
die /eckeiiplage zu crklfinm, da WeibmOok« gegen die» 
eelbe gar kaineii Sehnts giwlkimi. 

Nach der Kirebe Tenammelten sieh die Minner nn 

PfiirrlmnBP zum /we^lip piiipr WsTi!. V.f' schrint, elafs 
sie siii.h nur Kcliwr'r ülior die rer-Him eine!; neuen Regl- 
dors eiiiit!>-n korinti-ii. (ieiin Islieben ülier vier Stuiidpn 
in lieratung. Nach Beendigung der Wahl holte mich 
der Schullehrer und Gemeindeschreiber, Don Gregorio 
Duarte, ab und fahrte mich in di« Veraammlnag «in, 
indem er den Zweok meinea Baaaebei «sUlTte and 
meinen Empfehlungsbrief vom Priaidenten des Staat«*, 
Don Policarpo Bonilla, vorlas. Wahrend nun der Brief 
in den Händen dpr wpnicpn, dpH I.pseni knndi|fen Payas 
umberwanderto, hatte ich iMulsc, mir die Vorsammlung 
etwas näher ansnseben. Ilingsnm an den Wänden des 
gerftnmigen Saales aafaen etwa 40 Indianer nebet «inignn 
Ladinos umher; etwa 20 andere Pajo« hatten u «in«B 
langen Tiadi« in d«r Hitt« d«e iUSM Pinta g«iMimn«n, 
an welehem ieb mieb gleieblalls nlederiiefs. 

Mit unverhulilener Neiitrifirde litickttm mich ilic 
vielen Indianeraupen au, wtlhreud ich eUento neugitrip 
meine Hlieke niudum schweifen liefs. I'ie Kkidiiiig- 
dieser Männer unterschied sich nicht wesentlich von 
derjenigen der Ladinos, nur kleiden sich die Payas, 
ebenso wie die Mehrzahl der Abrigen im beifaen oder 
gemäfsigten Klima wohnenden mittelamerikaniMiben In* 
dianer ausschlicfslich in weifse ßaumwollstoflo; ein rotes 
Baumwollband hält die Beinkleider fest; Ledersandalen 
und ein Strüliimt vrllendeii die Kleidung. Die Leute 
sind klein oder von mutlerer Gröfse; als durchschnitt- 
liche Gröfse kann man schitaungsweiae etwa 155 cm 
angeben. Sie sind auffallend brateohnlterig; ein breiter 
Scbidd Btt stark wnit«h«nd«n Badienimachen rnht 
auf einem auffallend kurzen Halse; die Haan iiad halb- 
lang geschnitten, schwarz, strafT; die Hautfarb« ist MB 
ziemlich helles r.nnin; der Mund ist grofs, das Gesicht 
häufig geradezu hulüück, namentlich bei solchen In- 
dianern, welche an der als Tina oder Catavi bekannten 
Hautkrankheit leiden nnd deshalb im Gesicht fast ganz 
blau gefärbt sind. Bei den Payaa bemerkt mau öfters 
Anlage zu Fettleibigkeit« «ai nnler dem Indianern Qaa- 
temalas nngemein ulten ist. Die Payaweiber rind ent- 
schieden hübscher als die Mruiner, du liei ifnien Kopf 
und Schultern weniger breit sind; bei manchen jungen 
I ml in VI er innen bsobaebtet« iob logar raeht hSbialie Ge- 

Nachdem ich meinen Mmpfehlungsbrief snrüok- 
erbalten hatte und die Indianer sidi bereit «rkllfft 
battao, mir Anskunft lU geben t erkendigte ich mich 

Bunächst nach den Wegen, Welche Ton^Gnlmi ane nord- 
wärts führen, und erhielt bereitwillig Bescheid, wobei 
'die cfiize \'er.siunnilunj.' in die Deb.itte eingrilT, freilich 
meist ludia!u^«:h, l'iir luich also uuv't;rsi.iudiich. Als ich 
aber anfing, mich nach der Payasprache zu erkundigen, 
verliela die Mehrzahl der Indianer gelangweilt den Saal. 
Die wenigen , meist älteren i'ayas , welche nebst ihrem 
Oberiwupte, Don Leonardo Duarte, bei mir xnrflekbUeben, 
wurden aber nadh kuner Z«t T«a d«n ungewohnten 
Nadldmkan so mttd«, dnb nichts an« ihnen beraus- 



.oogle 



aa 



KmI SKppMi Di* Pftjra* in Hoadarst. 



subekommea ww. Es ist nämlich svrar ziemlich leicht, 
eiufiicliu V^'kabalarien vnn hjilianeni zu erhalten, da- 
gegeu sehr schwer, irgeud welchtiü biaachbare grammati- 
kalische Material in kurzer Zeit heraussuholen, und auf 
letzteres hatte ich es eigentlich abgesehen, nachdem der 
Schullehrer, Don Gregorio Dnarte, bereits frOher ein 
SMnUoh MMfÜllurUolMi Tokkbalar d«r SpfMlM_»a%e- 
nad in Albnto MamtirenM .Hondvnntnnos'' 
(Ti'^jurisjfalpa lSf>7) veröffentlicht hatte, i)» gelang mir 
tri'tz uUer Aiiätiuti^-ung , nur einige wenige nnvoUst&n- 
liigo Konjug:itiitni>n mifzuzt iclintii , Ton welchen ich die 
verhiiitnisuiakig vuiisluudigsto hier mitteile, da es sich 
um eine bisher ganz nnb«ksante S^tmIm Imiidelt 
(StoUaehe Orthographie). 



Pr&sent, 

Icl) HHf mi'ii) MaislUi • • 

Da tmmt dein , . , 

Er liiet «ein . . , 

Wir säen un*vr , . . 

Dn ■M «ow a . . 
9t9 iH« Ibr . 

Präteritum. 

Icl) bnb« nivln MaiaMd g««ii«'t 

Uli liÄrt il«in . , 

Kr hat «ein , , 

Wir haben unser , , 

Ihr habt euer , , 

ata haben ihr . 



Futarani. 



loh 



Du wi«t fVin 
Et »ir-l »cm 
Wir Warden aumi 
Ihr wen]«t euer 
8i« werden ihr 



(iiH 1i.\b:'t ta üskÄ 

aÜH tixva a a«kA 
nt&stia utizbarv4 iil aakä 

•k^fta tixqiwrvA • wAk 



j>Ä v:'i tl\l*n ;-iflk;i 

ntiisflit ti.xbiiri nt u»kÄ 
acvaiV n Uxchejri pIx tuAu 



tM »ntyn k tixW U aakA 

Ich gehf uro lu üco mrln M«i»- 

t'nM 

(kft va »tijccii piR <pl) aakA 
ana ti\]o:i a .(^k i 
Dta*na a tixparj in nt ahVh 
HCVUH tixquerpin )iix uiku 
ek'aüa tixquerpla n »«ka 



Statt das Objekt au den Schlüte des Satzes m Bt/Ueu, 
wird m »uah vialfacli T«r dM Vairbiim luDAiiigaiMiimieD 
(d. h. iwiidiMi du PronoBmi PeiwiMk und dw T«r- 

bum). Unwesentlich scheinen die an mehreren Stellen 
zu beobachtenden Vorschläge yon a Tor dem Zeitworte 
zu sein, dovh könntt' SichtrlioU nur aus eintr grüfscrL'n 
Anaahl von Iteiqiielen j,'ewouut'n werden. Sehr unklar 
bt aveli tnancliiiial die Aussprache; 80 hArt man für das 
PnnoyiM der dnUen Penoa Siag. lowdil «aa als ava, 
aber daaabea «neb aea a. w. Dm Paya «atwadieldet 
sieh von allen aiir beksnatea ladianertpraehen Hittel- 
amerikas sowohl im Wortacbats als in der Abwandlung 
des Zeitwortes. Aufhillend war mir nur der Gleirlilmil 
des Pronomen possessivum der aweiten l'erson Hiog. im 
Paja aad Jleaqaa: pi, a. & ia Jieaqaa haibt: 

Du säest dein MaisMd ya «aa ila |il tsitasi, 

Dagegen 

Ich s»o ui>-m Maisfvld mio zin oao tzitzi. 

VoB besonderem latarana aiad in der Payasprache 
die ZaUwSrter, iaiofani sie aaf «in Tierzigersystem hin- 
zudeuten scheinen, das in üi 1 : -i mittelaiiierikaiiiRrliPii 
Sprachen nur gelüjfPutl'ch lum.ujti',. (/. 1(. L'OO im Kechi — 
hootuc : ■■ 5 ■ , 40); .loiist lierv-ii'ht in dmi mitteliimeri- 
klknischen iudiainjrspratheti d:is /wiiüzlgirsv'iteiii liurcii- 
aaa, das aus der Zahl der Fi»gi>v uinl /elieii ^elir leicht 
■tt erklären ist, wie ja anch im Aztekiaebeo und im Ji- 
eaqae aoeh die FSaläaU, all Zahl der Fiagar aiaar 
Hand, eine deutlich bervOirtntollda Unttirabtefloag bildet 
Eine ErklArung für ein Tiereigersystent zu finden dfirfte 
schwer haltci; , ilt nn ea wünlo it>j'. h all/.u idinntfiatisiih 
sein, die Zahl der i'iiigur uud Z^heu vou iklauu uud 
Weib Kusammeu (als einer höheren natürlichen Kin- 
heit im Haiubalte der Natur) aehmea zu wollea. 



Zahl- 
wörter 


In Paya 

(HWMilRM) 


wica<|Ue 


Pipil von Bad 
A^UBtiD Acam* 
gttftHUm in Otta* 


1 1 


as 


peni 


CB 


a 


poe 


ia4tt 


miii 




mal 


eottflo 




4 


C4ta 


aittiiipaBa 


Di^ V ul 


S 


aiinijui 


eoaiseo^i^ 


mAouil 


« 


t>öra 




chiCTUHS 


7 


taTOä 




dJIdlltJ \ir *f 


8 


<j va 




viiivi. /S -4- Hi 
L. U 1 1.- • Li f \ ^ ö -T" J f 


y 


tax 




eil l C V UÄ V i ( & -f" ) 


10 






■MiaMWIM 


11 


nca ras . 1) 






IS 


ncaiaaoe (10 ^ 8) 


r 




IS 


oeannaft iiv *f- 9f 






14 


oceiaeaa \tO -j- ^/ 






15 


Qcaraauo<|oi (10 -t^ 'o) 




I- 

coxtuli 


20 


vuauca 


cbinampani 


csiDpiml 


■Jl 


vuaucrtraB 12'* 1) 






2i 


vQaüi* (trapoc (20 2) 






.Hü 








40 




chinammatet 










41 


iscar ai (4" -\- l) 






50 


iacar uca (40 •^- 10) 






«0 


iacar vuaocaa 


elainamccMite* 


y^{paUi(»x80) 




(40 -f 201 


(3 X 20) 




70 


iicar mal tup (40 'M) 






80 


Sscar tapa<* pof. 


cbinamyurupiV 


navnipui'ill 






(4 X 2») 


(4 X 20) 


90 


iccapoc a ruca (8u -|- lOj 






100 


ispoe 


cbioamcoma«a- 


macouipuäl^ 




fui (J X 20) 


[b X 20> 



Ali iah aierkta, dala Dir diem Mal kavm molir viel 

Spraehliehoa am daa ladiaaera beraaszubekommaa eeii 
begann idi, eie naeli ihren Sitten und Gebräuchen zu 
fnii/en, bekam aber tiatürlich keine richtige Autwuri, 
vielmehr wurde mir versichert, dafs sie bereit« alle alten 
Gebräuehe aufgegeben hätten und ganz nach Art 
der Mischlinge lebten. In Bezug »nf ihre Lebensweise 
teilten sie mir mit, dafs ihre Hauptaahniafaaiittel Yuca 
aad Hais aeieo, baaptiiehUah aber entere. Ee Ist ba- 
merlteBBwert, dalk «ach die Jieaqnee aad die Stiaime 
des ("»tlirlifii Xii-nraf^uft Yiiea nlg Nahruiipsnuttel be- 
Turzugeii, während diesclliu bei den Stiiiuuieti des Mujil- 
völkerkreisee zieiiilirh iiebeiismoldiLdi ist. Sie ]t(iaiizi'ti 
die nicht giftige Vucaart an (Manihot utiliü^üiuitO, welche 
sie in ihrer Sprache yövra nennen , zerkleinern sie mit 
der Haadvalie (ttnaiji) dei Jlahleieinea {»jä) auf 
letatenm, anUaa iie daaa wie Hmi und aanridkeia 
dea Yneabrai dann mit Blättern, um dieee laaggeatreek- 
tea Kntuel tob Yucabrci (spanisch sasal, in Psya chtth) 
in grofsen Thongefäfiien (.Herij zu duiupfen. Vuii Mais 
(aun) verstanden sie (ebeuito wi« die Jicaque») ur»prüiiglich 
nur Tamales, Pozol, Pinol und Aiid zu machen und 
haben erst neuerdings die im Maya- und Aztekengebiet 
gebräuchlichen und nunmehr bei den Mischlingen Mittel- 
em erikae allceaieiB eiageflütriaa Tortillaa aa bereitea 
gelerat, «e«£aib «ie aueh kda eigenet Varl dalfer be- 
sitzen (tortiyaha). Ebensowenig kannten sie fiillier 
dii' getnjckneten Dauermaiskuchen (Totopötiet uiul be- 
nutzen deshalb jetzt die aztekisthe Heieiclmiiiig. welche 
im spanischen Dialekt Mittelamerikas gebrauchlich ist, 
mit einer ihrer Sprache geläufigen Endung (toto- 
paateh&). Aafaer Ynea uad Maie apielea Bobaea (iaaei) 
aad Baaaaea (aowolil dia gnJbea n&taana ptatt ala dia 
UstaaD Guineos aaaiOTui) «ue bodantaad« Rollo alt 
Nahmngsmittol. 

Mahlsteiin' verstehen die heutiL'en PiiyaH riichl mehr 
£U uiacheti, wubrviid diu buttiichbart«u Jict^ques sie mit 
Hülfe bart«r Gesteine au* flachen, grofsen, jungerupiiven 
GerOUen aoeh jelat httrausarbeiten. Die Payas holen 



uy Google 



KUiB« N»eliriiihtm 



ihre Mabkteiue aus alten Ruincuplfttzen hervor; einer 
derselben befindet eidi etwa IT) Luguas östlich Ton 
Cnliaf «in Bio da I^gArto bti dsr CuaaU Llonuifti 
«in swoitor, ofiiiniMr b«dmit«iid«r BoiimfktB, ««f 
welchem aach zahlreiche ateineme Götzenbilder ge* 
fnnden werden sollen, befindet aicb am Wege von Culmi 
nach IriüBa $m Küi Pftvlsj» b« El Buruflo oak» £1 
Dorado. 

Um einen solchen Mahlatein zu eehen, trat irh mit 
Don L«on«rdo Paarte und mni{(en anderen Indianern 
in ein Payahkoi dn und liomarlita, dab der dortige, auf 
drei FUm» folwad» MtWutdil «dt äntm TSerkopfe 
gesehmllekt war; die Handwalze war hng and ojMn- 
drisch. Vhh Haas war uiiiL- Hatto von fast quadrati- 
schem Uruiidi'if«; das Duch mit (iras gedeckt, die aus 
HoUst&ben K''''il>i«t('' Wand etwa um 1 Fufs über die 
E)okpfeiler vorgeacLubeo. l>ie innere Linrichtung war 
äufaerst einfach : aufser dem Gestell für den Mahlstein 
fialan mir nnr die Fenentelle und du Bett mai; des 
letrtare wer dn ebiftdbee Holzgeatall, fllm w ogen mit 
Tuuo, einer gummireichen , durch Klopfen weich ge- 
nachten Kinde, welche auch als Decke von den Payas 
benutzt zu wonleii pllegt. Obgleich die Paya-^ (sic)i 
beuUuUtge ausscbiiefalich in BaumwcUstuHe klcMden, bu 
ist doch wahrscheinliob, dafs auch sie frtther, w'w die be- 
Dachbartan Jimqae noch vor wenigen Jahnsehnten und 
die oetaiouagiiauiedMB ladiaiier wm Teil heute noch, 
BiiideiikkSder bnutsl Iwbeii. Sie eteiieii hieidareh 
ebenso wie donih ilira LebeniwaiM in «ntwiliiedaaeB 
n(igtn!.»tz 7.U den Tolker» dw «itdiiadMii nad der 

Jlaya-Faiiiilif» 

Nach dem Ik^sucliu diesL'ü Ilauses giuf Leonardo 
Paarte und eiue AoaabI Payai mit mir, um deu wohl- 
verdienten Schnaps su geniefsen und um meine Kekcbt- 
lodianer so eeiwa, denn Xramieatelle (Kaoaatea), Segen- 
aebnme (Snykealee) nnd Tragriemen (Me«»pelea) ale 
anfserordentlich interessierten. Die Payas selbst ver- 
mögen keine schweren Lasten mehr xu tragen und 
rit'limeri ibre Last auch nicht mittels eine« Trsgrieiiiciis 
mit dem Kupkt auf. wie die Indianer Guatemala«, suudern 
mittels eines breitf^n Tuno ')-Streifens , den sie aber die 
Brust l^^n, um die Last auf dem Racken zu tragen. — 
Bald rerabechiedeten sich die Payas von mir, und als 
ioh M» nidieten Morgan daa Oocf variiela« nin maine 
Reise fortxDeeUnn, waren die neirtan HlttMr bereite 
wu-dt-r lutr, und iu den übrigen rüsteten sich die In- 
dianer zum .\bjinge nach ihren Gehöften. Der Schnl- 
lueiHtcr dua Dorfes gab mir noch eine Streoku weit das 
Geleit und teilte mir bei dieser Gelegenheit seine Beob- 
achtungen über diu Gubräucbe der Payas mit. 

Die Payas lagen, gleioh den Indianers Goatemalas, 
gn>rBes Oewidit auf die Trinm«, und wenn sin Kmnlcer 
von einer bestimmten Person trAumt, so glauben sie, 
dafs dieselbe' die Schuld an der Krankheit trage, dafs 
sie ihn verzauliert. verhext liahe. In früheren Zeiten 
suchte man dann den vermeintlichen Urheber der Kr&nk- 
Iwtt SU tUoin; in ««aanrZnit «Im üt dieaerBnocih nater 



') Auf Caan U)ainii|i fsnanat 



der strengen Kontrolle der Regierung abgekommen. — 
Auch die Pajas haben ihre bosondoron Arzte, welche, 
wie diejenigen naderer IndiaaetaUtmme, viclüacb sa Be- 
adiwOningubrmdn ond wolil nneh hypnotiKker Bedn' 
flassung ihre Zuflucht nehmen, aber auch freilich viele 
pflanzliche Medikamente besitzen, welchen eine gute 
Wirkung innewohnen soll. Wird die Krankheit ge- 
fährlich, so sucht mau durch Flinteuachüsse den Tod zu 
verscheuohen. Früher pflegte man auch bei licgrlb- 
nissen zu schiefson und dem Toten Essen und seine 
ihm persönlich gehörenden Werkzeuge mit ins Grab m 
gebon. Seit aiaigan Jaiiraa hat ^er der SehvBdinr 
Ton Gnfanf ihnen die«« GeVrInehe ahgewShnt. Das Hans 

des Toten wird verlaeHen und zerstört. 

Vielweiberei ist natürlich aeit Einführung des Christen - 
tumttH abgesi-haiTt. l>it) Erwerbung der Frau gesehielit 
durch Kauf. Auch kann ein Mann von einer schwan- 
geren Frau bereits das zu gebärende Kind, sofern es 
ein Midohea ist, als Fran Terlangen, atufi aber daaa 
für Matter nad Kind den LabananatsritaU beatrdtsn. 

Bei Hochzeiten werden noch alte Tänze aufgeführt, 
welche aber Fremde nicht sehen dürfen. Auch der 
Schulmeister von ( hilnii, der nun srlioii seit Jähren unter 
dtiu Piiyas lebt, hat diese Tänze uuuh uiei gesehen. I)ie 
Musikinstrumente sind Pfeife und Trommel. Aub u i 
wird ein gegohrenes Oetrtak bergeatelit« welches die 
Payas bei festliohen Gelegenfanten in Hange Tartilgan. 
Gesang können dio Payaa ahanaownug ab die HehnuU 
der Ithrigen mHtelameriltanisohen Indianer. Der Gebraneh 
von Bogen und Pfeilen ist fast ganz abgekommen; Blas- 
rohre kommen nur für kleinere Vögel in Auwendang; 
auf der Jagd werden nnr Gewehre varwendati baim 
Fischfang Angel und Harpune, keine Netze. 

Die Zahl der Payas ist gegenwärtig sehr gering; in 
CoUni Warden 886 Seelen gedbfalt, in daa Ditrfidien £1 
Garbon aollan etwa 300 Pkyas wohnen , in Santa Maria 
am Rio Sico mAgen ee 50 sein, am Rio Alazan, im Weiler 
Guarasc& und am Rio Paulaya je etwa 30 Seelen. Die 
(iesaintzalil der Payas ütier^teigt also 8(lü nur wenig! 
Die i'nyas sträuben sich zur Zeit auch sehr gegen Eben 
mit MisehlingOD, aber trotzdem ist das völlige Erlöschen 
des Stammsa in nicht zu femer Zukunft so erwarten. 
Ihre Spraebe wird jedenfalls noch fiüher erloschen sein, 
wie disa wnh bei den bonaohhaitan JicafiMa dar FaU 
nein wird, wihrend hol den Leneas ini sfidweatBehtn 
Honduras schon jetzt die induuiiücho Sprache nur noch 
in wenigen Dürfern von eiuigen illteren Personen ge- 
sprochuu wird, obgleich die Zahl der reinblütigen In- 
dianer dort noch sehr bedeutend ist. Die Indianer des 
Inneren stehen so iu einem ganz merkwürdigen Gegen- 
aatse an den StAmmen der hondarenischen MordkOsto, 
da letilare (Karaiban nad Zaoiboe) awmr ihre Spraeke 
erhalten haben, aber somatisch nicht mehr zu den In- 
dianern gezählt werden können, da sie seit Generationen 
mit Negern gekreuzt sind und körjjerlinh die.^en n.dier 
stehen als deu reinen Indianern, wenn auch die Bei- 
mengung indianischen Blutes sich gegenüber reinblütigen 
Kegem noeh immer in kleinen kArperU«ben, namentlich 
pfayaiogaoinuBbea Uatonebiadon geltend madit. 



Kleine Naehriehteit 



— itlrii inu« zwischen ilii- Rou'.fn 8tar]!e_\ 8 unii des <■ lafeii und Koi.^'r> abwärt«, in •!er kurz«n Ztit von \- Wucijeti 

Götzen, welche, heiile mih iNleo kooiuiead, den ceritrtil Kuropa errei liie. Am U. Si-piemtn-r Imoli .-r mu« 

afrikanisclieb t"i wal.:i nach Westen hin ^.reurti-n. fMllt T^iru. ilrr wc»i hclim Provin?: viin l f::oiil,i, .an, übt- r-i-liri'. ■. 

dar WeK eioM Kngliioders , Albert Ii. Lloyd, der hui , den Hemliki , deu Creuzflur« cwlüclien dem briÜKÜeu uml 



das TBrigso Jabns von Uganda aas, den Arawimi t daai fcoogoitaetlielwn Gebiete» ssanehiatte, nur von «iniKeu 

i^iyui^co L/y Google 



Dietkern Mi* ügMid» begleitet, quer dorcb den grofaen Ur- 
wM rmIi HMmlii Mi iMii, w» «r die antaB Belj^ier 
■ntnf. D«r Itori Itt «to QnalUloft Am Arawimi, dun Lloyd 

Ui zu seiner Mündung in deb Kongo bui Baaoko ÜDlgt«, um 
lieh diiDD in einem Dampfer einzotcbitfen und mit der neuen 

KoDgobahti zur Körte de^ A;l.'iijtlirl!. ii <.t?c»ni xU gelangen. 

Kaluuj^veiLb int. \va- I.lt'Ml niuem Ausnajjer des Bureau 
Reuter üb«r »«inuu Harscli ■lurcli dt-ii jjroi'Heu tirwajd und 
die in demtelbeu hkuieudeii /»< r^v Iki Klitut-v lv^ <'.t!<'kt 
uch mit den ErsAblusgen «einer V»rgaii|i«r. Der M«r«ob durch 
den dnnlutD Witi itamti» Tage, und ia 4hhsII»b traf 
•r whlwldw Vivlnter An ZwergvoUces, beRond«!» aa aincm 
HatM, Boklifk genannt, wo die Belgier eine Art von ara- 
MaotaMa Auitonpoeten errichtet batt«n. Ohne dafs Lloyd es 
bemerkt batte, waren die Zwerge seinem Pfade fortwihrcud 
gefolgt. Aufnerordentlich furobtitam beoalimen »ich die kleinen 
Menschen, so daf» ?r nur mit Mq?.c eine Aiij;enbltck»pboto- 
j;raijinn '.on ibi)i'ii LTianj;i-n iin i eine Aiiziilil iiieSBen konnte. 
Keiner haitf ub«r 4 t'ui» (1,2*2 in), d«tlim waren sie alle gut 
gebaut, kräftig, mit breiter Brust und batten lauge, auf die 
Bratt reichende BArte. Ibr Wesen war »ehr furchtsam, uud 
dia Avgen rollten iiaralil( ■nlwr, wie dw d«r ÄSea. Mit 
dam ffiuptling antMrfaleU Lloyd da Ubigom 0«i|irieta; «r 
fand ihn, wi« die übrigen, s«hr inteUigt^ut. Die Kleidung 
bestand aus einem Streifen ßindeustoff um die Hlifteo-, als 
Waffen führten sie Bogen, vergiftete rf<>!!e tind klein« 
Speere. Kacbta erbauen lich dieee Nomad«ji kleiun, kaum 
meterhohe Uütten. Niemal» verla^-icn sif lieti Wald, in 
wtlciK'in liiX'li ki-iiLä Kuropüer ih'.i'n NS>jlin«itz ;iuf){ «.'schlagen 
haben, und der nur von .Arabern' durchstreift wird. 

Dtr gr9(«« Urv»M iH um Milwtii« weg«uu, meist mit 



dimliliHi flchliiianpfla)» TerwMhaen. In ihm bermbt nnr 
ein dlmiMrigMBWlBlicht, und stellenweis« war es togßf am 
liitMg« OBIDSgUob, In ihm zu lesen. Der dreiwüoliaiitlkbl 

Mar»ch war iufierst schwierig uud selbst grfiihrli«li, weil 
die uralten , morschen , uiigeslörtrn ßaumries«ii M dem 
H»i-ariiiahen der llfisi-nJpn öfter /usammenbracUen; einpr 
derselboii, iler über Lloyds litl, mafs 6 m im UuifunRe. 

X>ie 'i.utaij»tille dt» Wal<tc«. wurde üft von dem U^^uiier der 
stürzenden Bilume unterbrochen. Der Wildreichtum des Ur- 
Wälde* iat bedeutend. .Der Wald ist bucbatäbliiib belebt vou 
BMkmOa, LMpHricn, WUdnliwcinM. MNa Md Mlitagmu' 
AtiBh mat ü» ÜMiHliMiJkMMr «n ArawJaf md Ihr T«r- 
hiltaton dtB Bilglmi lUMhtaLkqrid «Mitig» Boolwditaiigen. 



— i'iifr l'reikAiiter ü u r> il i- r 1' tu i;.' gen d vonVriiii!^- 
lurt a. Jl. v<.rutb::.tlioUte l>r. i;. WilUcii im ueue«t«ii Bericht 
(lb'.i>_ s. i;:ibii. ISO uud Taf. V bU VI) der 8encksüV..'r;.;i6chen 
ualiirfortclieDden Uesellscbaft eine Arbeit. Dreikauter sind 
Oerölte, di« dareb dm gewehten Band anguschliffeu nad 
poliert werden. Sie Zeit ihrer Bildung fnlU für dieDreikantcr 
der Frankfurter liegend zunammen mit der de* IjOn**.11Bd 
Ftngsande*. Löfs und Flugsand, ttrUicba und «eitliebe üqai- 
valeute, sind kolische Sedimente, d. h. vom Winde zusammen- 
gewehte Ablagerungen, die sich nnr wübrend eines trockenen, 
kantinentalen Klima» biW(>n kimntpn, später vi,-|fnch jf-ilocb 
eine zuui Teil recctittj l'iiilKiri; i ijii;; i-rt'ijbr<'Ti. Tiilrf i;''''i^iit't.*!ii 
Verbältniesen <:iiriiteh>'ii ilühei unbl lieute u<>ch Windiiebiirfe. 
Neben der Dutii-r d>-r W md» ii Uiitv': ist die Ausarbeitung 
ein«* Dr^auteri uuch sehr vom ächleifmaterial Beltist ab- 
btafig. uiwrall, wo gralwr Flagimd ah sailohM diant«, siiid 
dieOofilla stark geglättet vBd dleKanteB Mbarf ansgeprügu 
Hit der Abnahme der Korngrüfse werden dieKanteu weniger 
scharf und die Facetten matter. Je mehr man sich den Stellen 
nähert-, wo nur die staubfeinen Teilchen, derliölk, faiQBatmgen 
wurden, um so undeutlicher und seltener WMtImi Xanten- 
ppri'd!«; im reinen riirner-bir-^p fnlib-n sii-. 

Flu icn wir Drt-:l..i>:tf I- i .-rli iti ibrtr umprün^lii-b-Mi I.iiui-. 
so uiüasen die einzt Itii ii l'ucet icn d. u «nigen Riebtungen zuge- 
kehrt sein, aus dtiioii dei >aiid, <1aH Schleilbaittel, herangewaht 
wurde. In der Umgebung von Frankfurt trid't man Dni- 
k anter nur auf der linkta Mainsaite, Uec aber recht taUreioh 
aa; sie gehören ftberaO tarn DUttviDU. Bei mltMD am 
hlnflgsten «iod Einkanter, daneben Ikeflnden »ich Jedoobaneb 
Mebrkanter nnd doppelseitig gescbliflVne Pyramidalgerblle. 
Überall, wo wir ietiit Pr<_'iA«nfi:T Mititifff ii. niiid twler waren 
fthnllcb« Lhiii.i'i?A-lir iitni gi ijl<i^.:s.:di.j \ . r b iliiiis:-r. Alfl Ur- 
«prungumaterial bedarf im »Itft» gerOilHibreudcr .Sau««, .~i Imlt.'r, 
Ueschiebeleluiis oder dergl., die wenig oder gur nlcli' iini 
VraatatioD bedeckt siod; ferner eines trockenen KUmnü und 
iMOigar Windau dia aima Bewegung da* Sande» uiA Btanbai 
TWinlannn Wo aakba Badingnngan erfBlIt aind, dfitlhu wir 
fltglleh dia Bfldangen von DicUumtmi emntttan. Sixgand* 
wo tvallta wir aber di«a 1» axtniiaanr Waiani ola Ja dan 



Wäston. Hier entstehen heute noch vor den Augen de* 
BaolwBhttrB die Dreikantar, wia W «na tnr DUnvialBeit 
SoldiaBtobaefatungen liegen ▼(««!* darOalalawlMe. nwiatlian 

dem Roten Meere und dem NU, in den Wüsten der Sinai* 
Halbinsel. 

Aui"li die profüpn Wt"i»teri I:.ller:^^ierifl beri;i-ii ^.ildreicbe 
Windsi ;ib:!f. tibensu Huden wir «ie in li.jui Wii^l-jiigürtal 
N"rdnmrrik»ti, in t'oiorado, Nebraska, den Mauvuises terres. 
Au' ti IUI'; der Kieewüst« der Kalabari in Sr dwi' ijtfrika sind 
vom bände ^Uert« UerüUe bekaunt geworden. Unter ütbuUcben 
VerUUtBiam kopavan atf dor HardiiMal von MaB'taaland 
nahe dar Kfiete gMehllslla Dreikantar ror, — Dia maiiten 
dieser erwähnten Kantengeröll« sind recente Drvikanter. 
Nicht minder verbreitet sind aber auch diluviiile Kanter. 
Anfser lui unteren Main- uud Itheintbal sind sie in der nord- 
deutschen Tiefebene aufserordentlich zahlreich, ebenso in 
Sachsen. In gleicher H.'inn^tkfit liommen KantengeröUe in 
den russischen 0»t!.ei;;.r;ivinzeu , bea »iiderb bei Keval, in 
ßehle«wig-Hols(ein, Jüiiand uud wgar in Island vor. — Nicht 
vereinzelt oder auf kleine Fundstelleu lokal bevchrinkt finden 
wir Dreikanter, »oudern über grofse, weit« Strecken hin ver- 
Mtet Die Vnnt&nde, dia sn iiirer fietatabnpg fthrten, 
woU alieaMla eina nllgcniaiiM ladantiixic 



Na-jh K nuei> .\uslibriui^«'U lAus .'.er Pflanzen- 
welt der Burzenländer Bterg' i" Hiebiii-ur^en. Wien 
1»98) treten in dortiger Landschaft , w< lebe d> :ti auropäisch- 
sibirischea Waldgebiet« Oris«bach*, <ias sicii mit Schouws 
LinmoMfeamBelBli aabara daekt^ l>aupt««obUoh die pontiaeba. 
IjalUa^ und Alpanflont nvf. Meben Pflantenarten , welclia 
diaain VloMIwebiaten ab kannzeichnende Formen angehören, 
flndan aieh awr in Siebenbttrgen auch viele Uewächse, welche 
namentlich der poutischcn und iMiKiscben Flora eine eigen- 
artige, in der letzteren geradezu transsylvani-^cbe FArbung ver- 
leihsn. Kemcr hst in treffender Weise dieser Krf^iliiuDg 
Ai.hdnick KeL'eb.Lij , iiidsm er sowohl in der pontjfcUtn , »ie 
in der baltiscbeu Flora einen daciscben Gau unteimuiedeu 
bau Wähniud aber jeuer das weite Gebiet zwischen Donau 
uud Th«i* ehauitnmt uud im Norden durch die Thäler der 
gminoa nnd KtM», Im Sttden durch das der Maros eindringend 
das Uharer OeUige nnd das Erzgebirge zwar umgeht, das 
Hügelland Siebenbürgens jedoch vo!!«tiiDtHg ausfüllt, bleibt 
der dscische Gau der baltischen l'lura anl das Quellengebiet 
I der Köriw, 8zatuoi< und Aranyos, wisu ril d«« llibiuvr und 
Siebenbiirger Erzgebirge, sowie au; di.- ti-inssOv.inisri.en Al- 
pen und die ugtUrhen, e^gen '.lie Sl dihiu .ibdmdieuib n H.Hiid- 
gebir;:>j \.-e:^i:Iii Ai.kt. l^es^J)lLle^^ iiit-'feh? mt %s':i'd das ciebeEi- 
bürgieche Florabild durch die eingewanderten Ptlanzeo 
baatig« Bürger jener Gegenden entstammen der Mittebi e' • 
nme, 8» lieferte der Balkan, 8 sind kaukasischen ünpruugen, 
3 kamen an* Sibirien, nnd Südnifsland steuerte allein dMen 
49 bei. Daneben ▼amraehte Bimonkai 107 Speele* als en* 
dvmitch aufzuführen, deren Kcibe damit aicher noch nicht 
erschöpft- ist, da absehliefeende Forschungen Doch nicht ütier 
all« Teile i'inzeluen vorlii-gft). Im ii!!!;ein«'iiier) wkhnet 
sich die -i^-t-'elilt II L;i^i br- l'l-Jiu duloli eiu ;nl ^-n^i v t-s Illulen- 
kolorit aus, wa« btur duroii die Ariii:Uinn zu ■ ikl.iren ver- 
suchte, dafs das Krdreich in Hieb ii I ii . dief.^r einstige 
Meeresboden, «inen namhaften Gehalt an Kochsalz entuall«. 



— Auf dam höchsten Punkte der fVanzösiscben Seealpen, 
dem Mont Monnier, 2816 m. etwa Ci<) km nordwestlich von 
Nizza, ist auf Kosten des llurrn Bischud'sbeim ein Iterg- 
Observatorium rrrichtet worden. Die Station ixt mit dem 
I Borfe Ik-ruil durch ein Telephon verbunden -and die aet««- 
r .Mgii>cb«n Beoiiachtn«geii wutdaD regabailftig von Barrn 
Maynard besorgt. 



— Zur Koaatuif dar 8a*a daa Sohwutwaldoi 
betitelt sieh alaa Ah&aadloDg von yi. Halbfafa in Patar- 

manns Mitteilungen 1898, Heft II. Die Seen beschränken 
sich danach der Hauptsache nach anf die höchsten Kr- 
lit'bHn;,'eu des Gebirges, soweit sie nictit k in -tli -h. stmibecken 
».»der erloschene Seebecken ein -U^ n.ii ntl i i si. i iit»!ehung 
(ur die Beeil ninimt HÄlSriifv il if^ sie I . Ii;i/iislaud 
dei < i l:i';'ialzeit sind, neun i-s iiU'.li uui eiufii (lirf A ; en Hl weis 
ehemaliger Vergletscheruug in diesem Teiie dos Schwarz- 
waldaa i«aht aBhlcebt baaialli iat. Bin« baimebena Karta 
«bthSlt eine Datetellang der Tiefen dar cinzalnen Beec 
gafühirt naoh aj g a n an Lotangan do* Taribaan^ 

E. Both. 



VeiaMwartLBcdaktaar: Dr. R. Aadra«. Bianasehwelg, MI««l(bardMit>Preitinade IS. — Draek 



: irriedr.Vlewegn.$.h£^jir.uuj^tß^^QQg 



GLOBUS. 



ILLUSTRiERTR ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 

VEBEINIOT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN: „DAS AUSLAND UND „ADS ALLEN WELTTEILEN". 

HERAUSGEBER. Dr. RICHARD ANDKEE. VEkLAti vun tKIEUK. VIEWEU & SÜHN, 



Bd. LXXV. Nr. & 



BRAUNSCHWEIG. 



ÜMiladfiMk Bat nseh (jbtraiakiuift mit ilur V«ri«g>k«idiiu«|l g~ti>ltal. 



4. Februar 1899, 



Wohl über kein zweites grofees Land sind die An- 
auhten über di« in demsetbou v ^rhamcliendeB lempe- 
ratamriilltajiM m tmgenau. y\ gnindfcluh Terbraitot, 
wio ober die Dominion of Cann(ia. Dit^ Meinunt;, tlah 
hier eine Art arkliacher Winter liensclil, LeaUOjt noth 
bei Vielen, die sicli iiieinul" die Mühe gcnoiiiiiien liaben, 
das Land etwas eingehender xu studieren. Otiaada 
mit seinem Flftchengchalto Ton 9 182 00Uqkm dehnt 
■ich aber etwa 20 ünitenond« uu, also antafnnMltwid 
einor Entfemung wit VMi GoBitaDtiiiopBl Irii lam Nord* 
kap, «nd tnif dmon weiten Raum« tnffian vir dann 
Mob die Tenddadanaten klimatischen VerfanltniiBe an, 
Stellen, wu allerdings Eis und Schnee niL'm als acliwindfiti, 
dann aber auch solche, wo Wärme uud SonneDschein 
im Ueberflurs vorhanden sind, Gegenden, in denen 
einerseits der Baumwacha» wann überhaupt, nur traurig 
fortkommt, während ar »nderseits südlich an der 
Kflato daa Pacifie gafadara gnlnrtig aatwieitalt iat. 
Labrador, die nürdUeben Hadaonabailtndar, der nOnUioli« 
Teil des Mackpn^ipf^F'bifti^r; und Alaska fallen noch in 
das arktische Gebiet. Itcr lange Winter und die niedrige 
Teiüporutur sind iiier die l'rsaebe, dul's diese grofsen 
Landge biete ohne Kultar bleiben und auDMrordantlkb 
dann b«T9ilcort aiiid» 

Wami wir yan diaaana kaum bewohnten nördlichen 
Tafle Briliaeli-Nordainerikaa absehen, so ist die durch- 
■dmttilicbe W i n tartempantw in 

Ontario — 7* C. 

Quebec —9,4 

NeaachutUand — .^,9 

Keubraanacbweig — 7,2 

Prinz üdwanUnsel — 6,4 

BlitiMb-OolvmUa — o,s 

In den aogaoaiintaD maritimen Prorinaan, also in 
Nanaebottlaod, Nentirannaebweig und Prina Edwardinaal 

wechselt die Temperatur infolge (h r Xsbe des Meeres 
häufig, das Kliuia ähnelt mehr dem des nördlichen 
Eoglands, in den meisten Teilen Ontarios aber, dann in 
Quebec, Manitoba und dem Territorium herrscht ein an- 
dauernder, 4'/] bis 6 Monate langer Winter, TheriDo- 
Bataratftnde von — S0<> C geboren niaht an den Saltan- 
bailen, aber da. einige wenige adiwere SdineeatOime 
alljährlich abgerechnet, die Kälte stets eine ruhige und 
die Luft sehr trocken ist, so trägt der Canadier seinen 
Winter fjern, jedcnfiills viel lieber, als den besliiudigcn 
Wechsel zwischen Froat und kurzem Tauwetter, der 
in Europa so häufig ist 



Der canadiscUe Winter. 

Von Rudolph Bach. Montreal. 

Territorium i^llt. 



dem Territorium i^llt, aber zum Bedanen dar Bf 
wobaer dieser Proriaaen, die gern 



den Sohnea alt 



Winterdeeke fllr ihre Felder haben mAebtea, ist diaa 

lipiiipswegs der Ffill, und iiacb den üffiziellen Anfzeich- 
uuiigeu wur der Durchschnitt in den .lüliren 1895 bis 
1697 in 

QueM; 102,8 engl. Zoll 

Manit't'H !>S,!> a , 

Territorium 48,2 . . 

Atta diaaem Oronde Uafliaa .aoeb im Territorinm und 
Manitoba die rielen groban Tidkhiardaa wihMni daa 
gansen Winters im Freien auf dar Weide, wo sie sieh 

geuili,'etid Fulter LerAiisscharren können; — ■ daTs eine 
besonders grofse anhaltend« Kälte, eiuer der gelilrebtettiu 
Blizzards dann und wann grofae Verbeerun;,^cn nnter 
ihnen anrichtet, ist allerdings richtig, uiufs aber mit in 
den Kauf als etwas Unabänderliches genommen werden. 

Bemarick mag bei dieeer Qeleganbeit werden, dafa 
durah den Qolfttrom daa Klima bei 8aUo Island (der 
jKIri'^bliof des .•\flantiscben Oceans", wie luuii diu Iiiael 
We|L,'eii der zablrcicbeu in ihrer Nühe vorkommenden 
SciiitTsuiiglüeke nennt) so gemildert wird, dafa die 
PduieH. >«elelic als Nachkommen der vor etwa £w«i 
Jahrhundert«)) daselbst ausgesetzten Exemplare noch 
heute die Sandinael wild dnnslüagen , den Winter ohne 
jada BaaaihwardB und Irots des arbirmlieh magaren 
Ocaafotlaca arteagen können. 

Wenn wir also von einem canadischen Winter 
sprechen, so bezieht sich diene Ke/eichnung eif,'entlich 
nur auf Quebec, Ontario, Manitoba und dm Territorium, 
die beiden letzteren Provinzen können wir auch noch 
ihrer kleinen Bevölkerung wegen ausscheiden und ea 
bleiben Quebec und üntario, wo der Fremde die baato 
Oalagenhait finden kann, einen oanadiaehen Winter an 
baolmcbten, und hierbei Ibhrt wiedamm Qnebeo den 
Reigen au. 

Ungefähr am 25. November wird ailjälirlieh diu 
Schiffahrt nuf dem St. Lüreiiztlusito gesohlos.sen. Die 
Witterung wttrde büntig genug eine Ausdehnung ge- 
statten, aber es ist gebräuchlich, um diese Zeit hemm 
die Fahnmchen aoa dem Flols und dam Golf tu nebmatt 
nad die Hariaa-Varsiaibeninga-Oesdlsdttflain nehmen 
dann auch keine Versicherungen mehr an, der Tericebr 
auf dem Wasser mufs also ruhen ; für den Verkehr 
zwischen dem Liiudo und den Städten kommt nun uber 
unter Umstäntten, d. h. wenn nicht baid starker Froat 
eintritt, eine unangenehme Zeit, denn da über den 



Filsohiiolierweiae wird btafig angnaemman, daCs der j 6t Loiens bis jetst keine BrOcke f&r Peraonen und 
Bshnaa anf dar Prairia, abo in Manitoba tind | WagaB?arkahr fliui (die waliberilhmte Tiktaria*Ei8en- ; 
OM« uxv. Wt. e. u 



88 




EUpalait bei Montreal. Nach einer Photographie. 



bahnbrücke b«i Montreal wird jetzt zu diesem Zwecke 
allerdinf{« verbreitert), «o sind die Bauern auf dem 
linken Ufer, weiche ihre Waren wöchentlich ein paar 
Mal nach der Stadt bringen und dagegen hier ihre Ein- 
käufu bvsttrgen, auf die Strafse ül>er das Kis angewiesen, 
ein Bahntransport wUrde viel zu hoch zu stehen komiucu. 
So lauge daa WaHser noch offen ist, besorgen die Fähren, 
wie itu .Soitiuier, die Rvförderung, aber mit eintretendem 
£itgBnge bis zum Tage, an welchem die „Kisbrücke" 
amtlich dem Verkehr übergeben wird, ist die Verbin- 
dung unierbrochen, und wenn diese Periode, wie diei> 
öfters Torkommt, lauge dauert, werden unsere Haus- 
frauen hr>chBt ungemütlich, denn die Preise für Fleisch, 
Geflügel, Gemüse etc. steigen dann schnell, besonders 
Tur Weibnachten, wo die Nachfrage am grölsten und 
dringendsten ist. — Endlich ist das Eis dos 
Lorenzatromes cum Stehen gekommen und 
▼OD da bis Bur Fertigstellung der EisbrQcke 
ist dann nur noch eine kurze Spanne Zeit ; 
es ist ein kalter toter Anblick, den der 
mächtige Strom im Winter dHrbietet, kahl 
liegt die grol'se Eismasso vor uns, denn 
alle die vielen Speicher, welche an den 
Docks der verschiedenen Dampfrrlinien im 
Frühjahre errichtet werden und welche 
«ich meilenweit am Strome bin erstrecken, 
werden mit dem Kchluhse der Sehiflahrt 
abgebrochen, sie würden sonst beim Auf- 
bruche des Kiaes Ende April sämtlich zer- 
malmt werden. 

Aber nur ganz kurze Zeit danert die 
starre Einsamkeit, die Arbeiter beginnen 
die Wege üli«r das Kis anzulegen, etwa 
sechs bis neun führen von Montreal nach 
den verschiedenen Städtchen und Dorfern 
am jenseitigen Ufer, sie werden auf beiden 
Seiten eingesäumt mit jungen Tannen- 
bäumen, so dafM Gefährte oder Menschen 
bei den Schneestürmen den Weg nicht ver- 
lieren und verunglücken können; sobald 
der Verkehr freigegeben ist, wird es lebhaft, 
die vielen Eisgescllschaften fangen an, das 



Eis in grofse schwere Quader zu 
schneiden, die Kauern holen die ver- 
säumte Zeit doppelt nach , leiden- 
schaftliche Fttfsgünger marschieren 
auf dem Eise meilenweit nach dem 
am weitesten entlegenen Orte, kurz, 
an allem fühlt man heraus: jetzt 
sind wir mitten im eigentlichen 
Winter drin und nun kommen auch 
die vielen Vergnügungen , diu eine 
Eis- und Scbneezeit eb«n bietet, zur 
Geltung. 

Auf dem Flusse selbst giebt es 
in dieser Keziehung fast gar nichts, 
denn die Eisdecke ist durch .Schollen 
SU un*>b«n geschaffen, dafs an ein 
Eissegeln, Schlittschuhlaufen nicht 
zu denken ist; nur unmittelbar am 
Stadtufer wird alljährlich mit 
grofsen Kosten ein weiter Kreis 
fertiggestellt, um auf demselben 
Wott fahren mit Schlitten, gezogen 
von den besten Trabern , zu ver- 
anstalten , wobei es natürlich nie 
ohne Wetten abgehen kann. Auch 
hier ist es wohl mehr der Wunsch, 
die Pferde auf dem Eise zu trai- 
nieren, als der Verdienst durch die Eintrittsgelder, denn 
von den hoch gelegenen Strafsen kann man alles unent- 
geltlich beobachten. 

Die Wintervergnügungen sind jetzt fast ganz auf 
daa Land beschränkt, aber es mufs festgestellt werden, 
ditfs dieselben mehr und melir zurückgehen und zwei 
der vomehm><ten Vergnügungen stehen sogar schon auf 
dem AussterbestAud : die Errichtung und scbliefsliche 
Stürmung des Eispalastes und daa Toboggan- 
fahren. 

Was ersteren anbi^trittl, so fiel dessen (ilanzzeit stets 
in den Karneval und war eine „riesige Attraktion", 
namentlich von seilen der Amerikaner, die scharenweise 
herbeieilten, um da» herrliche, grUnblftuliche (iebAude 
zu bewundern. Aber die Zeiten haben sich geändert. 




FiK. ü. 'i'ubuKgan-Schlitlenbalin hei Ottawa. Nach einer l'liut<>|;rMij|iie. 



Radolph BacIi: Der ckoadische Winter. 



87 




Flg. 3. 0>iiiM)i>rli«r Hundeaclilittan. Nnvli ein«r PbotoKra|ibi«. 



die Amerikaner erscheinen nicht mehr, uml ila auch die 
freigebig zu den Daukosteu beisteuernden Eisenbahnen 
sich zurückgezogen haben, «o ist die Periode derKin- 
paläste (Fig. 1) anscheinend für Montreal vorbei. 
Seit dem Jahre 1887 ist keiner mehr erbaut und die 
Nachahninngen, welche dann und wann in Ottawa oder 
Quebec gemacht werden, sind nur dazu geeignft, die 
Montrealer au ihre viel besseren Leistungen zu erinnern ; 
and merkwOrdig genug, dieses Montrealcr Kisfest hat 
fallen müssen, um die Kuropäer nicht noch mehr in 
ihren falschen .Anschauungen über das canadische Klima 
zu buBtärken. Als vor etwa zwei Jahren die Idee auf- 
tauchte, wieder einen Palast zu bauen, da sagten die 
Kisenbahnen, welche uro den üblichen Deitrag angegangen 
wurden; Drüben denkt man so wie so schon, wir leben 
hier wie die KskimoB, wenn die Leute dann aber gar 
von EispaUsten hören, werden sie Canada ganz und 
gar in den ßann thun , das würde uns aber aufser- 
ordentlich schaden, da es der für uns so dringend be- 
nöthigten Einwanderung nur schweren Abbruch thun 
würde; ohne Eiuwandorer kommen wir aber nicht vor- 
wärts, während 
es auch ohne 
Eispalast gehen 
wird. — Seit- 
dem ist der Eis- 
palast nicht wie- 
der aufgetaucht. 

Das früher auf 
grofsen, speciell 
dazu Angeleg- 
ten Rahnen so 
sehr beliebt ge- 
wesene Tobog- 
gan - Fahren 
(Fig. 2) ist ganz 
im Verschwin- 
den begrifl'en ; 
schade , es i.st 
ein ungemein 
gesundes Ver- 
gnügen und es 
mufs ein Jeder 
seine Freude 



daran haben, wenn er die auf dem 
Toboggan vorn sitzenden Damen 
und den hinten liegenden Herrn, 
der mit der Spitze des Fulses das 
den steilen Herg hinuntersausende 
Gefährt lenkt, vorbeifahren sieht. 
Die Schattenseite aber waren die 
alljährlich wiederkehrenden Un- 
glücks-, darunter nicht wenigen 
Todesfälle. Der Toboggan liefs 
sieh wohl lenken, aber nicht hal- 
ten, heftige Anpralle gegen Men- 
schen, Zäune etc. gehörten zur 
Tagesordnung and nur zu oft 
waren sie für die frühen Fahrer 
TerhnngnisToll : in den steilen 
Strafseu der Stadt sieht man 
abends noch die Jugend den To- 
boggan fleitsig benutzen, aber die 
Polizei ist dem gefährlichen 
Spiele scharf entgegen getreten. 
Das Tobogganfahren ist neueren 
Datums, bis vor etwa 30 Jahren 
wurden diese Schütten (indianisch 
tobogan) nur zur Beförderung 
von leichten Waren benutzt und in den französisch- 
englischen Kämpfen unter Trocy, Montcalm etc. spielten 
»ie eine grofse, wichtige Rolle — in Frankreich nennt 
man das Gefährt heute noch bezeichnend: traine sauvage. 

Auch mit dem bis vor wenigen Jahren noch sehr im 
Schwange gewesenen Schlittenfahren gebt es Inng- 
sam zurück, »ind die häufigen Ansfohrten unseres „Four 
in hand'^- Klubs haben ganz aufgehört; Schuld daran 
sind die jetzt alle grofsen und kleinen Strafsen kreuzen- 
den elektrischen Strafseubahncn, sie müssen, soll der Ver- 
kehr im Winter aufrecht erhalten werden, freie Wege 
haben und deshalb wird auf ihren Linien aller Schnee 
auf und neben den Schienen mittels grofser Schneepflüge 
sorgsam weggeschafft, was natürlich den Schlittenfahrten 
nicht förderlich ist. .Nur wenige Strafsen in und in 
der Nähe der Stadt , welche noch von dem modernen 
Verkehrsmittel verschont geblieben sind, zeigen uns 
namentlich an Sonnabenden und Sonntagen, dafs die 
Lust an einer ausgedehnten Schlittenpartio noch nicht 
ausgestorben ist. Auch Hundeschlitten (Fig. 3) sind 
im Gebrauch. Im übrigen mufs während der Winter- 





Fig. 4. EiueKelyacliten l>ei Toronto. Naeh einer Pbotogfraphie. 



Google 



88 



Rudolph Bach: Oer oanadiache Winter. 



monate, lobald genOgend Schnee gefallen iit, der 
gesamte Personen- und Warenverkehr auf 
Schlitten geschehen, nur die Wagen der Strafsen- 
bahn laufen auf Rädern. 

I>er Schlittschuhlauf wird, wie schon erwähnt, nur 
sehr wenig im Freien auf dem Flusse oder auf Teichen 
geübt, dagegen bieten zahlreiche künstlich angelegte 
Riuks dem Liebhaber vollauf Gelegenheit, Keinem Ver- 
gnügen eifrigst nachzugehen ; die Schlittschuhe kommen 
zum grofsen Teile aus Deutschland, sie werden an be- 
sonders dazu angefertigten starken Schuhen mit Schrauben 
befestigt und können nuu dauernd benutzt werden. 
Der galante Herr, welcher seine Dame zum Rink ab- 
holt, mufs also jetzt nicht nur die Schlittschuhe, sondern 
auch ihre Stiefel tragen. 

An Stelle des veralteten schottischen nCnrling-Hon- 
spiel", welches mit schweren, runden Steinen gespielt 
wird, ist jetzt das elegautore „Stockey" getreten. Kine 
starke Gummiplatte wird auf das Eis geworfen und dann 
von den Spie- 
lern, welche mit 
oben haken- 
artig geboge- 
nen Stöcken 
versehen sind, 
hin- und her- 
geschleudert, 
wobei es aber 
in der Hitze 
den Gefeclitea 
sehr häufig zu 
rohen Ausar- 
tungen kommt, 
ähnlich wie dies 
auch bei dem 
Fufsball zu be- 
merken ist. 

Die Schneo- 
schuhklubü, 
deren es eine 
grofs« Anzahl 
in den grüfee- 
ren Städten Ca- 
uadas giebt, ge- 
deihen noch am 
besten, und der 

Geschmack an dieser gesunden Leibesübung ist im 
steten Zunehmen begrifTen. Zu dem Schneeschuh ge- 
hören unabänderlich noch die aus Hirsch- oder Elch- 
leder verfertigten Moccassins, gewöhnliche Schuhe wür- 
den nicht zu vorwenden sein ; Moccassins wie Schnce- 
Kchuhe werden meistens von den unweit Montreal in 
Canghnawaga wohnenden Indianern angefertigt und die 
Güte der Ware nt im allgemeinen eine recht befrie- 
digende. 

Dafs der Schneeschuh nicht nur bei den Klnbmit- 
gliedem, sondern auch auf dem Lande bei den Farmern, 
Holzarbeitern und Indianern fleifsige Anwendung findet, 
versteht sich von selbst, bei dem schlechten Stande der 
Strafsen würde ein Verkehr sonst kaum durchführbar 
sein , doch ist er eigentlich nur dann vun wirklichem 
Nutzen, wenn der Schnee locker liegt; hat es getaut 
und ist dann, ohne frischen Schneefall, wieder FroKt ein- 
getreten, 80 verliert auch der .Schneeschuh seine Vorteile, 
auf der glatten, harten Fläche läfst sich schlecht vor- 
wärts kommen. 

Schliefslich sei noch eines Eissportes erwähnt, der 
namentlich in Toronto von der besser gestellten Klasse 
geübt wird : das Segeln mit Eisbooten; es ist ein 




Graml Trunk Railwity-Zug; 
l>el Montreal. Nach 



herrliches Vergnügen, aber die Kostspieligkeit und der 
Mangel an weiten, glatten Flächen, die hierxu unbedingt 
notwendig sind, beschränken es auf wenige Plätze, unter 
welchen der unmittelbar bei Toronto gelegene See der 
bei weitem bequemste und besuchteste ist (Fig. 4). 

Trotz aller Winterfreuden, trotz der lange anhalten- 
den Kälte, die in der Provinz (juebec herrscht, be- 
haupten die alten Leute doch, dafs die jetzigen Winter 
nur noch eine schwache Abspiegelung von denen vor 
etwa 30 bis 40 Jahren sind; nach den meteorologischen 
Aufzeichnungen, soweit dieselben aus jener Zeit verläfs- 
lich sind, ist das nun keineswegs der Fall, wohl aber 
hat sich z. 1). in Montreal durch den schnellen Anbau 
von Häuseru , Fabriken etc. die Temperatur in etwas 
gehoben, aber das bezieht sich nur auf die Stadt, aufser- 
halb ist von einem nennenswerten Wechsel nichts zu 
bemerken; das Ei« auf dem St Lorenz, welcher, einige 
Stromschnellen abgerechnet, seiner ganzen Länge und 
Breite nach zufriert, ist nach wie vor verschiedene Fufs 

stark , wenn 
es auch heute 
nicht mehr wie 

früher zu 
einem gefähr- 
lichen Ver- 
kehrswege be- 
nutzt wird: 
Zur Beför- 
derung von 
Eisenbahn- 
zügen. Dies 
war noch bis 
vor etwa 18 
Jahren der Fall, 
schwere Güter- 
wagen wurden 
von Lokomo- 
tiven auf den 
Hchuell geleg- 
ten .Schienen 
von Ufer zu 
Ufer geschafft 
(Fig. 5) und 
alles ging auch 
Bt«t« gut ab, 
bis im Februar 

1881 die Maschine, welche drei oder vier Wagen zog, in 
das Eis brach, sich glücklicherweise losrils und in die 
Tiefe sank, wo sie bis heute noch ruht. Menschen kamen 
dabei nicht um das I<eben, aber mit der „ Eiseisenbahn " 
war es nun für immer vorbei, sie ist niemals wieder 
ins lieben gerufen worden. 

Dafs sich die Cauadior der kalten Witterung ent- 
sprechend häuslich einrichten und kleiden, ist nur 
natürlich; die Häuser sind, die Kälte in Betracht ziehend, 
warm gebaut und das Gesetz verlangt, dafs der Eigen- 
tümer dem Mieter für sämtliche Fenster die notwendigen 
Doppelfenster liefern niufs. Die Feuerung geschieht in 
den Städten und diesen nahe^ gelegenen Dörfern mit 
Kohlen, sonst aber mit llolz, was überall billig zu haben 
ist und in besonders dazu eingerichteten Oefen ver- 
brannt wird — Kamine nach englischer Sitte giebt es 
hier nur des Luxus und vielleicht alten Gewohnheit 
wegen, sie würden unter den hiesigen Verhältnissen gar 
keinen Wert besitzen. 

Am Ende unserer Skizze wollen wir noch einmal 
wiederholen , dafs der canadische Winter ein sehr 
strenger, aber keineswegs ein arktischer ist und die 
Kälte ist leicht genug zu ertragen ; wenn bei — 30" 



auf J«m Ki>e de* lion-nzrtrom«« 
einer Photographie. 



br. F. TatnMt DU Ku« Sa OitprantMB. 



AB 



die b«ritt«ne Pol»«! im Nordwest«!! tag«- tind wodum- 

Unge Rictu machen kann, d»r.i ^ie dabei «llnAchtig in 
cleui »litirdtugii warmen, |iraktisch eingerichteten Schlaf- 
aacke auf der ichutzlosen Pruirie schlafen mar«, ao 
seigt dies doch, dafa die iäache nicht »o scklimui ist, 
wie dies gemönhin sogeDommeu wird — wir können 
tu CMwd» mit dmit rfthmmi, i»b di« Dodenwo so- 
alMk«id«i KmUHtten (dü BhtUm MVfHuiminm) in 



featen Halt fiuton kSBB«n und di« Grippe tritt auch 

nur da in necnenRwerteru Umfange auf, wo Kälte utnl 
Tanwettfir öfler« abwechseln; wir hoben unstT dcliönes 
kaltt^s Klima, es ist für uns der InbejzriiT von Gei^iind- 
bmt und gutem Oeschäft«, ein „wartner Winter" wOrde 
Olli nur anuiginiehme :SAchen bringen — «fr aiad mit 
«iiMmiit KKfli» ToU^vf snfciedM «ad Mbaea ob« aiobi 



Die Karen in Ostpreafsen. 

Von Dr. F. Totaaer. Laipiig. 

r. 

1. Namen. Um Sh3 tritt im I<eben de« heilifren I endlich auch die ppracinBame Küate: alles dies hat dnzu 

Aiis),'u> jus (c. o(i) zum erstenmale der Name der vm; beigcirugLTi , die <1 ■ . iL i n UuUTschicde «wiacheu dun 

den Schweden ualerworfenen Kuren (Cori) aut , sie be- kulWersten ätraDdb«-w<][incru Tum Garderaee bis nach 

ritam fünf Stadtkreiae (civitatea). HäuQg orwihut aie I>ome«uiU ausgleichen zu helfen (vgL Virchowa Zeitagfar. 

■B Aaiaag dea 13. Jahrbanderta Ueinrioh der Lette unter f. Ktbnolog. IX, S66 IL, 8d6 £). Ü«r ktste j«n«r Fiaaaa- 

dam Nauaa Garone« und era&falt von ibn«n und ihrem «t&mm«, die Kaiw, nad im boBaolibartoa LaUaavolk* 

Galdat, daa vvai Bi|pMel»n Boiaa iäa aar Nordraitaa ToUit&odig safftigaagaBt tob itoer Btoiaalia aind aabar 

d«t KariadioD BiJh raiclit«. Anf flinken Piratenkunm Mnigsn Kamen kaum «n Dntaead WSrIar «rkalten ge- 

dehnen aie ihre külmen Ilanb^üpe l>is Piliieiiuirk aus. blieben. T'ie dahinten sitzenden mächtigen Stjiiuiue 

Die Öai'ler ttiud ihre Fn uude und kaufen ihuen wertvolle der Litauer und Letten mit ihrem breiten Laudhuaitz 

Heute uli, kr iegigpfjingene Weiber. Die Liven aiud ihre aogen die «rniselij^H kurixche Strandtievölkerang anf So 

bundeegenosseti. An der Windau machen aie den ging ea auch den Lebakiuichuben , ao gelti et jetit den 

Wenden deren Beeita streitig nod vertreiben aie. Um Resten der Slowinzen am Lebasce und den kailiadiaiihen 

IS80 tmten aie aum Ciuristetttntt Aber. Ale aber Kftaig Livea, w den latkiaierten Korea der Nehrnsg'. 
Mindangaa Ton litanen 1260 du (^riatentnm abeehwnr. Neben den Volks- and Spreehnamen jener dr« fin* 

und anfser seinen ütuLaltischen Völkern anoh die Kuien nlbchen SlÄmme hitJefcn sich frühzeitig gleichklingende 

zum genieisanien nationalen Karupie gegen den Orden Lanilscliaft.'innnien ftUB. Mit KsUie Ijezeichnete man un- 

aufrief, aU l>orjiut in Heine Ilündu fiel und liie ilitter 1 L'll.'i genauer WeiBe, was man heute Finthläuder nennt, einen 

fliehend dem ÜarbeuerSohlachtielde den Kücken kehrt«n, > Bewohner l:^tlil»udsi, gleichviel welchen Stammeei und 

da battea auch die Kuren dem Kigaer Herrn den Ge- welcher Sprache er iat. Ueats bedeutet Esthe nur den 

bonam aafgakOadigt und fookten Sohnlter an Sobnlter bodensässigen Bewohner fiaaiMbeB Stammaa and estb« 

mit den OrdeasMiMaii and den Bnigar der baltieeben niaober Spraefa« ta Ltf - «ad EiiUaad. Eia Lira war 

StSmme. Wie Heinrieh der Lrtte, beriefatet auch die ein Einwohner der Kvisohen Provina, man nannte sogar 
„Iteirocbronik" mancherlei vom Lande Cnronia und seinen jeden Ke wohner der drei sfldlieben oder deutachen Ost- 
Bewohnern. Im letzten I>ritte] des 13. dahrhundert« »eeproviuzen einen Liven, weil Livland die Vorherrschaft 
aber verschwand das ^Ite Vredecarauiii \md der ftlte fühl te, lieut« bezeichnet man mit Live einen altan«ii<iaigun 
Name der Bewohner Curoniaa. Der Volksname der Bewohner finnischen Stammea jener 14 Liven durfer Kur- 
Liven, der anfänglieh seIhMändig neben dem der Ter* landa, mit Livländer jeden Landesangehörigen Ltviands, 
wandten Kuren gobniuelit nard, umachliefiA ttSt dem besonders einen deutäolMB IdrllDder. 
16. Jahrhaadert die alten Karen aad LiTso. Knre aber galt ala daa, waa wir haote einen Kar- 
IKese Kuren waren , wie die Liven , ein flnnisehes ISnder nennen, ala ein Bewohner Knriands. Die im Qol- 
Volk, kein hnUi^cheh (litulettisohes), wie verschiedene dinger Amte wohnenden ^Kuri-ichen Könige" .sind Xach- 
Fursicher iinnuhnien. Ijin Sjögren, Wiedemann und lilelen- kommen der StunimeDlntupter jener eingangs genannten 
stein die finnische /ngeiiiirigkeit aufser f rage «teilten. Stadtkreise (eivitates) ; sie haben bis heute eine gewiH.n' 
Die drei wichtigatcn aadiicbeu l-'inneu»Uiuime, die Kuren, Ligauati Uibalten und wurden in den Genula gewiaaer 
Liven, Fathwi. haben den drei sQdlichen Ostaeeprovinzen Vorrechte gesetzt; ihre Sprache iat abefi to weit man 
die Manaa gegeben. Sie beeaben die baltisehe Kaste surOckverfoigen kann, die lattladm gawaaan. Nack der 
vaa Hemel Bocdwir ti , iHdUoh aad Osfliah too ibaen Lettieiacnig das gaeamfaB KanntoUtsa beaeidraala also 
baaataa baltiaebe (litalettiaebe) Stimme. Von Jenen drei dar Kareoname keia Anniaehes Volk mehr, aoudem teils 
Finneasttmmen ist der esthDisehe in Xordlivland nnd Isttisierte Finnen , teils reines Lettenvolk in Kurland. 
Eathland erhalten geblieben. Die Ueste deH livisrhen Noch heute nennt der schameitiachu Bauer die nürd- 
befinden sich anf dem sauüiguu, durch Wälder und Moore liehen Nachbarn in Kurland Kuren (Kursaei); der ge- 
abgetrennten Strande beim kuriachen Vorgebirge Domes- bildete Samogitier gebraucht schon den Namen Letten 
ais nnd nmfafaten 1881: 14 Dörfer mit 3002 Köpfeu; (Latwei), er steht ihm höher und bezeichnet eine freie 
nur die Familienaprache ist livisch, die Kirchenaprache Nation, nicht unterthtnige Leute. Der geringer gebildete 
war imaiar lettiaeb. Oiaaa LiTea glaiebaa in ihrer Ab- YoUESgeaaeia kennt daa Namoa skbt and wendet iba 
geaeblaseanhtit den KIndrener Sbiwfnaen nnd den Neh- böelistena aaf die Wtlabeker ader anf die ÜTlindiseben 
runger Kuren. Nicht der Sprache nai h, auch nieht der Letten an. Merkwürdig ist der Gebrauch von kurisch 
aomatischen Anlage zufolge; beiden geht durch zufüiligei), aurh für Gegenden, die heute rein deutsch sind. So 
nnhewiifsten iiufseren Zwang olt bis auf einen Bruchteil wird umn .lahr 1700 ein slowinzi.scbi-r Kid im leba- 
verloren. Aber die gleiche iieachiiftigung, der gleiche kuscliubi»chen Gebiete kuriach genannt. Ueide Sprachen 
Boden, das gleiche Wetter, daa durch Wald, Kear, Sumpf i haben nichts miteinander zu thun. Ist ea nun such nebr 
bedingte Alischliefsea nnd Sieb-ZaeamaHmeblielaeB, j leiebt mdgliob, dafe die kariaefaep Fischer früher den 



Qloliu» LXXV. Nr. 8. 



Ii 



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90 



Dr. F. T»tsB«ri DU K«r*B ia OitpreurieiL 



fltnnd Boeh Tidwoitar wcsÜIqIi, ib Vk aadi UtiBtl bMwdelten, 

da ja amguki'hrt noch uiilüiigüt pommerBche Fücher deu Sommer 
laug bis zur Kurisctieii Nehniug üschend yordraogea und nachts 
auf dem l.atuic in ihrem Kahne Hcbliofen, M bediMittt kiw dar 
Name wulü blof« .fremd", „undeataoh". 

Denselben Namen (KurszM=KtttMllti) gebraucht der Litauer 
TOB den kttiaeh ndosideD Ncbruflgsni ond MooMlitrandüiobern. 
W«tlMdb dlsMliviit* dm KnremMiMo (ähr«n, du hat wiadarholi 
die KSpfe der Gelehrten beschSfUgt, Sind die preufaiidbwi Kbibb 
bodensässig oder eingewandert, eind sie ursprönglidi finnischen 
oder btthiscLen (litulftlischi.'u) StaiuniesV Am wiihracbeinlichaten 
ist die Ännahni«, dals die preolsiochuu Kureu eingewanderte 
lettisierte Finnen der nürdlioheren kurländischen Kiist«>nstriche 
siad. Den Kurennamen führtun «io schon in ihrer früheren 
Bflimat, als das Lettentum bis an den Strand Torgedrungen 
VBi, aie bnabtea ibn mit muf di« Mebning. Ühor die UriMetede- 
Img der Nehrung weih man nieht viel; die lltenB Grlberfinide 
wei.ieu Übtreinstimmun^ mit diir alifti Kultur der DcuifBiirisLi- 
nud Güldiugcr (iegcud iiuf. Wit- tüc Hebiiidelnng stattfand, tileil>t 
unaufgekliirt; vielleicht dioiit ein WirKli'icii mit der l.ebunolirung. 
Die Besiedelung der i^badunvu fand auf zweierlei Art statt, teils 
von der Landseite, teils Ton der Sfldkäate des Seen her. Die 
FiMher der leUterea legten eist SehutshattaB «of den DAnen 
BB, BB Im widrig«B WaMar aidii di« «aito Haiasfiahrk «alratMi 
m nftaaan, «Umthlieb arwiieliaeB kleine DOHehen mit wulaa%an 
Bewohnen darana. Auf dem lisndwege aber drangen die Bffeeres- 
kflstenbewobner weit stetiger und sicliurer auf don iln|)pplseitig 
bespQlten Dünen nach deren Mitte vor, sobald ihnen b^'-^f^Lrc udL-r 
besondere NahrnngsquuUen winkten. Auf der Kuriscben Nehrung 
ist der Landweg der banunngtere geweeen. Auü Namen uud Ue- 
richten ersieht UMt, dab dia l«tltaeha Beaiedelung sich nicht nur 
nof dia Kahrnag antreekta, aondarn auch auf daa Haffu£«r «nd 
auf die StnnddArfiar hia in dia Danziger Gegend. 

Es ergieT)t gicli aUo fulgf'tides : I'ie altün Kuren wiiren 
ein finnifichea Volk, am niichatuu den Livi'n verwandt 
UudwoLuteu an Kurlands Küste. Der et Ii u ogr u pli i» che 
Name wurde Volksname far die Kurlauder. l>ie lotti- 
■ahaB Kurlftnder ererbten den Namen Kuren und fillirea 
ihn Boeb kenta bei den Sobamaitan. Dia preufsiachen 
Knran aind dia LattaB aaf dar Nabrattg und am Strande 
nördlich Ton MemeL Dlea* letetaran bdiaadab idi in den 
folgenden Abschnitten. 

2. üesciiicKtlii^hes. Ordenabcrichlu d.s 1 '». Jahrhunderts 
bekonden wiederholte Üosiedelung kurlftndischer Fischer anf der 
Bahnuf «nd am Stnuida. JadiBfalto raitlit daa. erat« Amt- 



schlagen oinfkeherFiacharlMidaB in wmt frflhere 

Zeit zuriick und ist kaum anders zu deuten 
aln die :i!julielje riesiedcluiig der Lcf<ii'l ünen. 
Im 1 il. .lalirluindert wurde die N'eliruu^f snlion 
Iii» Heer-'trnfHU benutzt, und bereite damals 
seil' Int es nelien einzelnen Hütten Dörfer ga» 
geben au haben, in dem 16. Jahrhundert er- 
scheinen diaNaman faat almtUeherNafaranga- 
dSrfer, die Zahl der lettischen FamiUennaman 
war aina TarhIltniBmiU'sig grATaara, dia Volka- 




Dul«ttia«iie.Sprachg'ebietin OBtVNBben 

■«■si Ikr.Z.Tetaao. 




AtaC mit imrirnffr^ y,.<(h>-r- „n.i .I-hIs,-),- 
thtmaliyra Gebiet nruMukv Autn. 



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Dr. F. T«tsB«r: Di« K«m ta 0*ti>?«nf««>. 



M 



spraohe wird ak ttiue btiauiidurQ gkurische" neben der 
litenisehen beseiohnet, die litauische ist die Kirohen- 
•pncbe. Nocb in dem Jabre 1G48 reden nach Liuhom 
wiB Strandbewohner „von der Memel und femer bifs 

fMt «a D«oteig" dw leltiMh* &(«oh«b SumJ« ttw- 
den KirabfiB wibsr !n Ilvinel in Stilna, KsrwBiten 

und in Hunzen. Die lelztfrcn wurden wü Jorlioll 
▼erlebt. Heute f^ehören die Kiuen des plticlien l.und- 
BtricliL's zu dvn Kirchtpielcti Sarkiiu. Hütjsitteii , Niildoii, 
Schvarzort, Memel (Land) and Ueatsch-Orottingeu. i>och 
ist Stur in den letcten vier Kirchen der Gottesdienst 
■hmIi doppdqmwbig. Bei den I^nnindien KAteehiamoa* j 
iioteraeIirifl«ihUtiurkwardigflnnnsdMN«brtt]igg»M. | 
Jedenfalls herrschte Kurisch zu Anfang des 16. Jahr- i 
hundert« und frflhor auf der pausen Nuhmng. In Hunzen ' 
und Sftrkavi war damnls .larnb N'jipfi (1711 bi.s 17JT) | 
Pfarrer, dur zuvor dai» IVäcLtpturut in dum uoch hälb j 
litauischen Muldsohen bekleidete. Den Karweitener 
Gottesdienst versorgte der Msmeler litauische Diakonus 
Mit 1709 mit. Er hiefs JohMB Tbeodor Lehmann (1687 
bis 178S) und mtersawhBato nvr ak Uamelscher litaui- 
•eb«r PMtor, tadelt« am EetMbiimaa die Orthographie, 
den Aasdruck und äi-n Stil. 

Kjnen Einblick in «ias Leben der Kuren im 17. Jahr- 
hundert erhalten wir durch dus Kommuoikantunbaeh 
de« KuDzener Pfarrers tiurckhardt (1664 bin 1707). Ob- 
wohl die Nehrung damals bewaldeter war, drohte doeh 
•oboB TiflUeita den Dörfern Venaodangi und Unte Klagen 
ertSnen m Hlllft. Den Kmrakeneni Tenpredi uen, 
weil ihre Kapelle versandet war, in Kegeln Gottesdienst. 
Alle Viurteljahr hidt der Kunzener Pfarrer bis 1709 
einmal in Nidden Kir>')ip. lOiWI kam er r^ucb und liefg 
den Fischern vorher den Tag seiuer Ankanfl und die 
Abhaltung des Abendmahls melden, früh lud er sie 
nochmals ein. Da stand einer, Skirbe, TOr der Thür 
nnd eebBitste einen „Schweinskopf, eine Knoklys, jenes 
laitanuMBt, dM bei den Litauen bentn an gni wie nn- 
bebnnnt iet, während «■ in Pinnlrnnd noeh hinfiger ge- 
funden wird'). TAa utidtrir, Mürtiu Pif'p. >Hr.H in der 
Stube spielend vor der Kankfl. Ihn 1t*u Losaerte i 
Strüiuj^ilL' aus. l>ie Einladung,' des Prediger« wies sie 
mit der Ausrede snrück, sie habe keine Schuhe. Ihr 
Hann hatte aber „24 Mark für Stindt gelöset, laut der 
•adeien Neehbiurn Aneeage". Aoeb d«e Heiaqgeld, aehn 
Oroadian, Terweigerte aie^ da ja kaüia aua. ibrem Haue« 
zur Kirche war. Ein anderer, AndreeeZimniermana, ver- 
weigert« da« Deichtgeld, er mfltse ein „Stof" Hier trinken, { 
es sei lumpig, 7.n (Ixtem zur WiiFRcrkaniic zu laiiffu. 

Kuniseu halte schon 1555 eiuou Pturrar, .iohann 
Woysen. Kunzens Pastoren wirkten zugleich in Sarkau 
und bis 1709 in Karweiten, dessen Kapelle acbon 1&Ö9 
stand. 1705 bis 1765 finden wir in KnnMa ala Paator 
den Freund de« Oonalitiaa, Sperber; er Tertanachte aber 
bald den Dienst mit der eintrAglieheren Gaweitener 
Kircliatfllc bi.i riolilap. Der sirlj'jnj ilirij^i^ Kr!f>g tobte 
auch in unserer (icgend und T>rniclit(-tt! llei^IdeI8weiso 
gaus Lattenwaldc. ,\iu .lauunr 177(1 wurdi' in Kar- 
weiten Ludwig Khesa geboren, der einzige preufsische 
Kur«, der sich einen berühmten Namen gomncht hat. Sein ' 
Vater war der dortige Gaetgeber nnd StrandbedieDle. Der I 
Knabe bnwbta ea dnreb Fleifh nnd Begabung bia tum | 
KoDBistorialrat und theologieeben Professor in Königs- 
berg und starb nie aoloher am 30. August 1840. Er 
diente eeinem Taterlanda in Kriege gegen Napoleon 

') Im LeiiiziK'-r lir.i«»irii ii^miiii r'itnl zwei jener ßnniiclien , 
iDstrunientv zu »rliru, om« Kvailig« uud eine 24snilige. Sie 
gleichen den «rlinllenen litaniKclien , nur «iml die beiden 
liangieiteD gteieblauleml mä die grOäere Kankljpi i»t doppelt 
e» wg ata die klaise. 



und ist als heimisch«^r Dichter von Bedeutung, obwohl 
ihn meines Wissens keine unserer Litteratnrgeschichten 
und nicht einmal ein Diebteriexikon auCfahrt. Seine 
awei Suunlongen Oediohte^ die er Prutena (1809, 1825) 
Btnotot WOMm mmaiA^ wMrtToUaa Oadiibt, imi b 
eebSner Spradie TBtedlindiMbeB Boden, deeeen Varfailt' 
niüKu und Geschichte besang. Sein Heimatadorf war 
schoü IjLi K'iner Geburt halb versandet, 1789 wollte 
u)an di(! Kirclie wiodor aufbauen, 1796 wurden die 
letzten Hircheueiutrage vorgenommen, 1802 standen 
noch zwei Häuser und die Schule. Rhesa sang von dem 
alten, weithin ajehtbaran Weidenbamn Karwaitena (Paa- 
aarge, Ana bolt Landen, S. SSB): 

.Du alter Baum, du ViiiniiM noi~li mit den mBSen, 
Ein Eremit In diener Wüste Sand, 
Doch bald auch wird dein nUee Hanpt «aseabwindeni 
Cnd niehtB ingt mir, WO mein* HibBat atand.* 

In „Karwitas Gräbern" aber enIfaiU er von Kav» 
weiten (Prutena 1809, S. 87): 

allier deckt ein Berg von adgem Bande 
Der bober Siobea Wipfel xwaeg, 
Der Vller Qmft auf Adern Stirande 

Wo sonst der Kmte Bichel klang. — — 
Wo lind die Lieder, die hier kUngent 
Wo irt ft« T>Krfdi<>nii R«ig«ntanxt 
Wo »iiul die Hirten, die hier laogflD? 

Wo i-,t die Riaut im Hoienkranz? 

liier tivh. ich auf dem öden Hügel 

Und wein auf meiner Väter Saud, 

Wann komm» der Stande B esenad ge l 

Und titgt adelt Sber Keer nnd Lendt* a.aw. 

Rhesa hat diese Sammlung der Königin Luise ge- 
widmet, der in ihrem grofMn Leid ja gerade damala 
joDa Gegend aehr itaba atoad. Er aingt: 

Die Di^na, welebe Littaa Hirtin singt 

Im Bautenkranz, am Idanen Kemaatron, 

Oes Fischers Klage den Bero«teinaee, 

Und was in Tagen, die vorfiber sind, 

Wenn Laimna Ke«t erschien und Jung und Alt 

Den liindentanz begann, erklungen, wird 

Toislions hehre Toi-Tjter nicht Tei-schmäh'n, — — 

Zum un^eziertm Uunk, - dafj fi» — — 

In lagen, die üer Kukel l'rüt'uug utiunt, 

Bei ihrem Volke mütterlich geweilt, 

Dei Volkes Tbrftnen liebend hier geteilt 

Und auch de« Volkes herzlichen Gesang. — 

Nodi beute erinnert den KAnigaberger Stndanten daa 
von Rbeaa gegrsndete akadendaehe Rheeiannm an den 

edlen Stifter. Ein weit gröfseres Verdienst aber erwarb 
sich Rhvsa durch die Einführung des litauischen Sprach- 
studiiiiui. Vor ihm gab es aufser Bibel, Go«iiugliULh, 
Wörterbuch und einigen Dainos nichts in der Litterator 
der preufsischen Litauer. Er war es, der zunAcbet 
•einem Volke 1816 mit UnteratAteoag der britiaobea 
BibelgeaaUadMft elna neu bearbeitete Tollatindige Bibel 
gak 1818 l^gte er dar gebildeten Welt zum erBt«n- 
male den Don^tina mit Übersetzung vor und erginzte 
1824 die Ausgabe. Er widmete den „Donaleitis" dem 
Edelsten, „welcher in Zuugtsu violcrfahren nnd Sitl«n der 
redenden Menschengeschlechter, auch dea Sanges und 
Volkes, was blühten dorhoiligea Hemel, kondig; ihois- 
kons Weisen ^ Wilhelm v. Humboldts DiMer hatte an 
der Bearbeitnng regen Anteil ganommeB nnd erhielt 
daa Lob, dafa er „dem Hpmehenataraenden Sebwanu 
zQrnt«, der mit dem rcJundon Laute austllk'en die Seele 
des Volks will". Id2ö folgten die , Dainos', mit Über- 
setzung und oinignn Melodieon TeiMben; Ooeth« «oUte 
ihnen seinen Pfifull. 

Aufser laleinifich geschriebenen Werken lor alten 
Kirehen* nnd Philosophiegeoohiobte lei von seinen 
vatedüiidiaeben Werken noeb ain Epoa anf den Tod 
Lntaena nad aof die Poctaetanag nad Erweiterung der 

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Dr. F. Tetsser: Di« Knren in OstpreaftaD. 



Arnoldt8ch«n Presbyleruliigie Oätpreuiüeu erwiilint, denen i 
er die gleiche Arbeit fflr Weatprenfaen bpifügtB. 

Merkwürdig ist, dafa der Kare Rhesa nie von iciner 
kurischcn AbsUmmung spricht, sondern eich aua litaui- > 
nkam GamlÜMkt aoUpnwieo hÜL Dm tpraohliolMn | 
tTntmdiiad« Iwt «r gsn lidier fokmiint und bst «ie fllr 
nobensftchlich erachtet. Er mochte ▼icllcid^t iiucVi -ah 
der Geringnoh&tzuDg ABBtofs nebmen, die man d«n huren 
bewiea, di* «eh j» mIImI Ar M«ixig«r aU di* UtMMr 
halten. 

Schrwb doch dumiila G.Merkel (Die Letten, TorzQg- 
lish in LiaflMid »m £ade det philoaoplunhai Jkhr- 
bwndavto, Latpiig 1799) Aber ia» bmadibailaB kw^ 

und liTMndiMban 8tMnme«geno««en, denen er alle Liebe 
und Teilnahme cawendet 70): ^Rtupid nnd nerreoloa 
tappt der grofee Haufe derselben durchs Leben nnd 
kennt kein höheres (ilück . bIh sieb bei unzerfetztem i 
Rdcken mit Spreabrol «itttif.rc'n su können; keinen Mut 
als den, «um Grofslierrn nufzuschen; keine Weisheit^ ala 
unortapptzu atebku. Nut' Sonntags sinnlos berauschtes 
Vi< h SU mot gilt ihm fir Xogead) für Ehre, Bwht ge- 
p> ttscbt in werden." 

AIb din KöTiTfrin T.iiIrr 1 POfi nnrli diT Srlilactil bei ; 
Jcutt auf ihrer l'lucht über die Nehrung nach Mcuirl | 
von den Franzosen vt-rfolpt wurdp, erliielten din Niilih'ni r 
Fischer den Auftrag, eine Anzahl Kuhn'- duu Veriulgeru 
zur VerfBgnng za stellen» Mut die l' iischer lenkten die 
Kihne in di« Tentaekten, «nnginglicben Baehtan, so 
daJa die Teriblguig vWisOgwt van und die Kttnigin 
verschont blieb. Pamaiga, den iidi dieae Notiz vor- 
danke, berichtet anob Ton den bedentenden Aofseren 
und wirtschaftlichen Aufachvrung. Kein Ort der Neh- 
rung hat sein alt^s Gepräge noch. Allenthalben stehen 
schöne Schulen und Kirchen, die HäuHer stammen fast 
alle aus der zweiten U&lfte unseres Jahrhunderts. Als 
1869 Nidden wegbrannte, sammelte Paasarge in Königs- 
belg alkin Aber 2000 Ihlr. md gania Siek« toU Kkider. 
Beut« trind da* knrinb« (lebiel, beeonder« die Nehrung, 
flelfsig von Forschem, Malern, Touristen hesuclif. r'ie 
scheinbar reizarme Gegend lackt viflp, ilina zahlreiche 
Litteratur bcsch&fligt sich mit d-r Gegend, doi-h liat 
man merkwürdigerweise das Volkskundliche etwa» ver- 
nachliasigt. Die wichtigsten Arbeiten über unser Gebiet 
fthi« ich an — Der ente» der nehr all Tor&bergebend 

*) 6. Berendt, Geologie des Kuriseben Unffs nnd seine 
Umgebang, Königsberg 1889. Schrift, d. pbys.-ökonom. Gei. 
zu Köni>r"^'-rii'. IX. .TAl.ri;.. R- -'i bi' KnniEnberg lK«a. 
Mit <t Tiiffli:. Er-".» Tafel. Neljniiii; von Lattenwalde bis 
8ü*1erhakpn. A. H e z zen berge r, Die Kuri*rhe Nehran^ und 
ihre Ucwi.hnfr. Btuilpurt, J. Engelliom, If'HiK A. Hiulen- 
atein, Die Ureuzeo <1>-k letticchen Volkniamme* und der I«t- 
tiachen Bimebe in der Gegenwart nnd im IS. Jahrhundert, 
mt Atlas. St. Feterabur^ i^ii. Boek, Die ▼ongeeebicbu 
4er Knriecbmi Mebmos, ihre Ffletlecinig vad Aeiforstaag, 
ICOniflslNiv 1991. V. Diedericha, IH« Kttilseba Ndtrung 
nnd die Koren in Preufsen. Magazin, beraoigeg. v. d. lett.- 
Ut Oes. 17, I bi« W, MiUQ I8»3. C. Heunenberger, Er- 
eleruug derPrfiiftisrhfn ^rnftcrfn T.andtafel, Königaberg 1M(5. 
Jachmanii aui" Nettell e l,, Xäcbrichten ober di» Ku- 
rifirlie Nahrung, IBüj. I'ieuXu. trov. I, 195 bis bia 
3:''4. Nauke, Wanderungen (1794) durch PnniiVi'Q, Uam- 
barg und Altona 1900. L. Pasaarge, Aua twltiichen ii*nd«D. 
OlogHu, C. Fleatag, 1678. I>. Paaaarge, Die Karteobt Mehr 
mng. Altpreafy. Moaatawsbrift Till, 1. bia 9. Heft. H. Prk> 
toriu», B.liciae Prouicae XVI. Acta Boroaaica II. Kr- 
leutertt-i Preursen IV, 172«, 8. 26i bi» 272. „Von der 
euriacben >c!iruDi? ' Zm-vr von den Predigern der Nchrtinff. 
Ii. Uhea», l'riHfri» url.T iri'U ^«ii't'bo Volllaliwler Ui^il »ivIith 
vaterlftndiacbe IJicbtungen. KtSnigaberg, H. Degen, laud, , 
[2. Bd. 1824]. A. Beraphim, Über AVanderungen lettiacber 
Bauern aua Kurland nach Of^preufsen im 17. Jahrb. Altpreufa. 
Honataicbr. 1692, 29, 8. 317 bia 335. P. Bch ief ferdvcker, 
Bericbl über eine Beiae zur Durcb/urBcbung der Kuriaohen 
Mehmg In arehiotoflMher Biutoirt. Sehmü d. pb]n.-lHKia. 



bei den Nehrangern verwi ilte, war Honuuuburger 1595. 
Hundert Jahri^ B|>iiter .schrii-b rrntorins manches zur 
Sprach - und Volkskunde der Kuren. Jachmann bot 
1825 zuerst eine zusammeDh&ugende B«8obreibung der 
Nehmng. ]hn «cbtoeien eioh Wnteke, Bereodt, 8cha- 
mann, SehteArdecker an, beroranglen aber mdir di« 
fiP'jlogif, .\ rcliSülo^ie und Pfinenkiindr. Ilprvorraiipnde 
Arl.n'iten. die auch der Völka-, Spruch- und Gcschirhta- 
kunde perci lit werden , lieferten in jüng.^ter Zelt l'as- 
sarge, Diederichs und Bezzoubcrger. Meine Aufzeich- 
nungen (1892) geben auf einen mehrmaligen Aufenthalt 
bei den Knren nnd anf Naehrichten dar dortigen Pa« 
■tom vad Lthrir saifl^ Einige« erglnsic ieh bei der 
Komktnr. 

S. Gebiet. Im IS. Jahrhundert reichte Kurland 
nrith Oi-tprruftun hii;eiii und umfafste vom IcBtlfindiachen 
Gebiete die Umgegend von Memel, aUei Land an der 
Dange und rechts und links von der Minge, bis nach 
Windenbunt^ hin, wo der Atmattann des Rufsstromes in 
HaiT endet. Die spfirlich bevSlharto Gegend war von 
Letten bewohnt, die nit Litanam nntemiaohi labeo. 
Biaee Letten hatten in ihrer Spraehe noch nanehea alt- 
kuri?<e]i - flnnisclip Wort. Wie weit »her die lettitcho 
Spriichi.' Hcllisl auf der Nehrung und weili'r Büdwärts 
rtuchte, wird kaum je erliellt werden. Jene beiden k>ir- 
ländiachen Landschafton, die auf beutigea oatpreulaiaches 
Gebiet hinüberreichten, waren Megowe und südlich davon 
Pilseten. Witold tkberliefa aie in Frieden an M«1imm«« 
1422 mdgfUtig dnn Orden. FSeston war aabon 1338 
abgetreten wcnrden. Un diete Zeit (U08 bia 1481) 
zeigt der Komtur zu Memel wiedeibolt dem Hoehmeieter 

.TU, wie Kuren von Norden her im OrdenRgchictj- Hodfüi 

ZU fassen t>uoht«u, dal» sie auf dem Strande ihre leichten 
luscherbuden aufschlagen und alles nebmen, was sie auf 
dem Strande finden. Diese Berichte wiederholen sich 
nnd finden ihre F-ntapreobungen in allen Jahrhunderten. 
Sie haUhran raeht gnt aber di« Art nnd Waia« der Mi- 
tischen Beaiedeinng. 1548 wird über die swei Kireh-' 
üjiiele Püstnicken und Germau auf der Südseite des Haffs 
bericlitet, dufs sirb di« dortige» kuriüchen Fischerknechte 
der Kiri he fernhnlien. iiueh keinen Dolmetscher oder 
Tolkeo halten, der ihnen die deutsche Predigt nachOber- 
setze, und dafs sie Uerumschwoifcnde (vagi) seien, di« 
nirgendiwo lange UieiNii. Anoh die Namen Orofskorea, 
Kleinkitren, Kranikuren, Nenknmi deuten anndMinend 
ehemalige knrische Bevölkerung an. 

Um 1648 wohnen nach Einhorn bis fast an Danzig 
(Hist. I.fttics, S. I, l»orpat 1649), uui U.HO nach rrntoriu« 
in Bauland „dahiu anländende Curiache Fiauher". Ab- 
gesehen von dem „ourisohen Eid" im Slowinzenlande 
finden wir im Jahre 1785 eine lebhaAe Schilderung der 
kariscben Lebensweise und Besiedelung vom Kriegsnit 
Heins (Paaaaige, Kariaeha Nebmng, 8. 29 f). Die Sar- 
kanen waren mit den Baninetevittem handgemein ge- 
worden, weil diu er;-teren niclil nur ihr Rahnzelt auf 
Vittener und Harkelbecker Strandgebjet gebaut, aondem 
auch in den MiU«g«»d«i DOrfem wi» di« Bftban ataUem, 

Uea. zu K< <ijjt;»l>erg, 14. Jährt;., ::;2, 75. J. Schumann, 
Oeolugiacbc Wnnderuugen dureli Altpreu^*n, Königsberg lUSi). 
P. Tctsner. I>aa lettische Sprachgebiet in Deotaeblanil. All* 
genelae Zeitung 1693, Beilage 99. F. Tetsner, Kniiaeba 

liieder. Allgemeine Zeitung. F. Tetzner, Bei den Hai* 
dininkern. Umpchan 1897, B. 547 bia 501, &69 bis 572. F. n. 
U. Tetzner. Ii iiuu!. Litauinche Volkageaänge mit Einleitung, 
Abbildungen nml M^iodieen. I^ipxig, Ph. ßecUni, lß«7. 
F. J. Wiedemann, Job. Andr. Rj^i^jr^rn Ihiwhe Oramiuatik 
nebal Spraohproben, 8t. r«-t..nili'ii i-^t.i. .T. C. Wutzke, 
Bemerkungen äl>er die Entatehuag uuii <j<Mt gegenwärtigen 
Zoatand dea Kurircben Usfla etc. Preufa. Prov.-Iil V, r. i blx 
13S, 220 bis S;M, 293 bi» 311, 443 bia 464. KönigDberi; 1831. 

Anitraatat, Sie Frovlns OstpreubtB. KMigsberg itt9B. 

i^iyui^cLi uy Google 



Dr. F. T«tBiiar: Di* Kuren in 0*tpr«aftM. 



ia Hmt* BkvUiMbirri trielMn nad dok uai Ük Iw- 
■tallMldM ChMtW ««Big kümmerten. 

Dar SchakMier Ercprietter. Johann Friedrieh Gold- 

h«ak, schweigt über die Art uiul Wfi.Hc iltr knriscben 
Lobenabeth&tiguDg and klagt iu beioer um 1785 er- 
gchii'ueiien Vollständigen Topographie des Königreichs 
Proufson auf S. 1 1 nur Aber den kirglichen Erwerb der 
Fischer auf der Nehrung. I<epner spricht Ton litauischer 
BafOlkerang im Sdwkm« SniM} m »t üttigliah, ob «r 
imlm nloht ««oh latlhehe «foitdiliefrL Dmn Avgtnbliok 
lob«ud, hStigeii dir Kvircn weniger an ihrer Hütto als 
andere Viil kor. Ist ein Ort Uiis><'r 7.uiu Fischen geeignet 
tiiiil l)iok-t tiulir ,\ui-iic)it iiuf Krvserb, so wenden sie 
sich der nnuen iieiiuat so. Auch .lachmano berichtet 
über die nomadisierenden karischen Fischer. Die spftr- 
liobciB knnra Berichte voriger Jshrliaoderto geben lonit 
nieneli nebt eo dw Hioa, wie wdt Je dae koräebe 
Gebiet in Ostprenfsen reichte, und ob die jeweiligen 
Schilderungen einen dauernden oder nur einen augen- 
Miiklirlien ZiiHtarid Kcliiliicrn. Ir!i nrf.ilire eben jetzt, 
dals im Souiiuc:!' vur]>umu«rscliö Straud«chiffer noch in 
unserer Zeit mit ihren Kähnen die baltische Küste eot- 
laag bis Craux fahren, ihren Fang in den anliegenden 
Stidten verluofeni bei geringem Krtrag immer weiter 
necik Outen mdem und des Meebta im K»bn Uetban, 
den tie «nf den Strand sieben. Im Herbat kebren aie 
in die Heimat surüclt. Ganz Shnlich ist ja Wutzkes 
Derioht (S. 307) V' n (icn oRtprenf»i»chen Knr^n; 

„Diu 15cwülilifr lit'r Nehrung, besüinlera aua ilciii 
Dorfe Jarkau, schilfen si'^i hci der für «re zum I'isili- 
fange geeigneten Jahr« . • üuf ihren Fischork&LiK-n 
nebet ihrer Familie and den Uaustieren, nlmlish jaoge 
Scihiraine, Htthner nnd anok Hvnde, «eleke aie teila mit 
Fisohen fSttwn, ein, landen an den für sie bestimmten 
Ufern, besiehen nun ihr Lager und betreiben den Aal- 
fmig his Menicl liin. Ilir Zelt bestellt nur aus einem 
Segel , uu einigen in die Erde oder Sand gesteckten 
J^tangeu befestigt, aura Schutz nnd Obdach bei jeder 
Witterung, wo sie denn das Segel jedesmal gegen den 
Wind stellen, für die ganse Familie, md es erngjt Anf* 
aMvksMnkeit» disse Mensahen hier »sdl M fMI im 
rotien Znatande der Katnr an sehen. WAbrend ffieser 

Umliurzrige ;iuf Jeiii HiifT uud dcBseri ITcrii bi'i zum 
Killtritt ili?r knlti-n Ilprli.stwitteriuig, wo aits mit dem ge- 
l'-'tteu Oelde oder luit dem um üntlichen Ufer den H.iil't 
eingetauscliten Korn für ihre Fische heimkehren, werden 
die VerlaS:ii:!Ueii NS ulmungen von alten Leuten, welche 

Brot bnoken und Uola nashschioken, bewohnL Bis zur 
VlederbsaitBBahme werden die gans leeren Wohnungen 

dadurch bezeichnet, dafa die Fenster und Tbfiren mit 
einem Brette Terschlageu werden, und diese Schutzwehr 
wiril vrin den l''.iiiW'.)H'.eril sehr trertehtet, liideia sie 
hierin noch einen unvei-dorlieiu'ii Sinn hi-sitzi'n. Um 
diese Menschen einheimischer untelien, erluilten sie 
zu ihren Wohnungen freie« Bauhvis lutd auch seit eioigen 
Jahren auf moino Antdlge bei der kfiaigL Regiening Hols 
■a den BewAhmiimtnoen «nd Oirteo, wekkos «nck gflo- 
stig einwirkt* Wenn wir fnnlieb das Ijeben nnd Treiben 
unserer Kuren tuil dem ihrer nissigchen Volksgenossen 
▼ergleichen, wie es Saume 17'.>s uli« eigener Anschauung 
Schildert, SU müssen wir die Nehninger noch glücklich 
preisen. Seume sagt (vgl. Pinner und Rcifsmanu, Seume, 
S. 4'H9): „Ivh bin doch unter duti lluronen gewesen, aber 
ich erinnere miob in meinem Leben nie eine wehmAtigera 
Empftndnng gehabt au haben, als da ieh das erste Ifal 
in lettischen OauerhQtten herumkroch, die kein Fenster 
nnd kein Schornstein als menschliche Wohnung be- 
zei-ihnet, w<j mir iiuh einem lieh.iltnis, iii welchem Vieh 
und Mensch zugleich wohnt, erstickender Dampf ent- 



gegonqnatmte; wo gleioh bei« Eintritt der Bansk die 

Augen zerbeicte, und wo die jungen, scbmulzigea, wel- 
kenden, erbArmlichen Mensch« nge.ieliöpfe mit ihren Kot- 
la[']ipn soglcieh in den linHterbten Winkel fluchteten, weil 
ich vermutlich den Rock uud daia Aul&ere eines ihrer 
I'einiger hatte. Man wird von der gansen Last de* 
traurigen Mitleids niedergedrückt, wenn man sich der 
Düne n&hertt" — — 

Da IftfaraB nnsars Kshranger dooh ein froodigerM 
Daseb. Mag der Wind noeb so heitig dt« SanddOnsn 

von der fluchen Meereskösfi' der steileren TIftfTseite itt- 
treiben , mag das Haus noch so sehr vom Flugsand« 
bedroht werden md der audiga Boden die AekeifinMbt 
versagen! — 

über den kurischen Eid geben Brand nnd sein Heraas- 
geber, Penin, einlebe MitteiUmfan wwt Tsuiglmebsa ihn 
mit dem le^sdisn vaä esUHikeiken. Bor Kars mnlBto 

mit dem linken Fufs auf nntergslegten Kieseiatein traten 

und das rechte Knie auf die Erde legen. IKe linke 

Hand hielt einen weilVeii Stab, die zwei Finger der 

rechten Hand wurden emporgehoben. Auf dem Kopfe 
aber lag ein Stück Rasen. Diese Äufserlichkeiten sollten 
bedeaten, dafa der Schwörende beim Meineide starr wie 
der Stein, steif wie der Stock, beim richtigen Eide aber 
grün wie der Kasan sein aoU. Moeh sehftxfero Bodin- 
g\ingen spreeben der kasehnbisobe nnd der knnssbe 
Eiil bei den Slüwinzen lui«. Ob diese Eide auf der 
Nihrnng gebrftuelilieh waren, ist nicht nachiuweiseD. 
Kigenlümlieh ist, dufa liruiul (S. 7 1) bei den KutliUide- 
rinnen das.'^elbe weifte Kirchenlaken erw&hnt, das die 
KuKchiibeti noch Tor einigen Jahrzehnten gebnadilen. 
Auf der Nebraog war es nieht Uode. 

Heilte ist daa knrisehe Oebiet OstpreoTesns nvf den 
Strand von Sarkau bis Nimmersatt besehrfinkt nnd awar 
so, dafs in Sarkau und PUlkoppen noch geringe lettitdie 
Spuren, in den lolgemlen Strnndddrfcrn v-ipn Nidden bis 
zur kuriticheu GrijUKu aber uoch ständige kurische Be- 
völkerung wohnt. Die Kurendörfer seien in ftlgsodsn 
»ofges&blt VergL Karte & »0. 

Immersatt-Nimmerantt. Die Zahl der Letten 
dieses Grenzdorfcs bslrilgt nor 16 (5 Proa^X recatehaa 
1 (iO (57 Proz.) noch die alteSpraebe. Im übrigen berracibt 
die litauifii he Sprache vor. Infolge der LandslmTde. des 
zfihlreichen ( ir-enzverkehrs . der Rettung«st»tionB - und 
(irenzUeHmteii und der Nähe des Sei-bades rulangou hat 
iude^i^eii gerade die Ciemeiude ein recht seitgetuäfses 
und deutsches (ieprige angenommen. Sie besitzt eine 
Schale mit 80 Kindern, «Üe nur in dentsoher Spraeho 
Unteiridit empfengen, wie fast in gsns Litanen. Es 
hatte 1785 nur 12 Feueratellon , welche Zahl sich ver- 
vierfacht hat. 1648 hatte es 2Ü WohngebSnde mit 228 
evangeiisidien. ',1 kutbulii-chen und :i jiidischeii Ucwtjlinerii, 
1886 schon -U} Wobiigebaude mit Idi lA-angelischen, 
3 Katholiken, 10 Juden. Kirchlich gehört es zu Deuteoh- 
Crottingen, dem nOrdliehsteo prenfsiseben Kirchspiele. 
Dies ward 1664 von Hemel abgeswmgi nnd erkielt in 
Johann Lehmam «inen Pfarror. Es alblt kenta unter 
5200 Seelen nnr 400 I>euliiebe, doeb nimmt die Bataili- 
gijng gim deutschen f iotte^ilienüte , der allsonntlj^idl 
nebüu dem liluujilubuti gi-bulten wird, ütvtig ZU. 

Karkelbeck. Hier wohnen IJ.") Letten (14 Prcz i, bei 
derFischerei sprechen fast 772 (H 7 l'nm.) die alte Sprache. 
Ks hatte 1785 schon 44 Fenerstelk« und schickt heute 
136 Kinder anr Sehnle* der ein Lehrer vorsteht 1848 
hatte es 73 Wohngebinde mit 649 eTangelieeben nnd 
10 katholischen Bewohnern, 1.S85 aber 93 Wubngebitude 
mit 7iH Evangelischen und 3 Katholiken. Kirchlich 
gehört es zu I leutsch-l'rottinu'en. Iter Södteil heifst 
Uoppeu Miohel. Das Dorf liegt abseita der Strafse. 



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Dr. F. T^ttacrt Di* Karen Ib OttpreTtfoo. 



M «lueragen. Das Durf ziiliU 30 (4 Pr02.) Letten, bei 
der Fischerei rersteheu zioiiilich alle 548 (96 Pros.) lettigoh. 
£• li»U« 1S85 Mbon 7» Wohnhänter mit 463 ««an- 
gdiMbra EtniroliiMon] , 18GI nur 26 Feuentltten mit 
361 ETang«liMk«a «ad 8 K^thoUkeB. 18«8 bkA 99 
WoliDgcbaudemit 171 emigeluobMi und 4 fcaUioliidien 
Uewolinern, nml iTSri mir 7 Feuerstellen. 1846 ward 
eiiip Schule gcgruüilijt, die damals 20, beute 90 Schüler 
zählte. Nficheinander wirkten <i<T vcrwicki lten npracli- 
lieheu V«i'hAltni«8e wegen 18 Lehrer. Isti2 ward eine 
neue Schule gegründet, das Gehalt bezahlt der Armut 
d«r QunciDdiB wagan der Stut. Die eaduifthrigen 
Kinder kOnnen fast kein deutadiee Wort iiiredieB, 
deahalb ist der erste Religionsnnterricht litauisch. Bei 
der SchuleutlasBung sprechen die meisten Kinder fertii? 
deutftcb, vergessen ob al>er alhaJihlich wieder beim 
Fiieberhandwerk. Der Einfluf» des litauisch«!! Hinter- 
Uutdw ist auf die Umgeagaapncho dieser wie der vorhin 
gaunntaa Oemeinde gmt bedeutend. In beiden Orten 
wird dMbMondm fva den Fnuwn geaprochene Litauisch 
noch lange hemdien und doB DwImImii aiabt JPIats 
machen. Meineragen aerffillt in sw«i Teile; der erste 
reicht 1' jkm vom LeuchHurm lieim Ilaffiiusfluss nord- 
wärts, dauu folgt fast cLcn hu laug uulxsbaute Weide 
nnd dann l km lang der zweite und ftitere Teil. Die 
377 Morgen Bodenb«Hits verieiien sich auf 10 Feuer- 
steilen in Helueragen II und 20 in MeloMtgim I, eine 
iet die Schule. All dM Dorf angelegi mndi mur die 
sandige Gegend eben. Als der mmelnde 1838 die er- 

wiihnte Morgpnz.ili! zni'rtc'I!' warJ. inufate sie hil-Si ver- 
pflicliteu , für Fefitlepuiif,' des uiitlutenden SeesaiiJeB zu 
sorgen, der bi.-i an.-, Holz dcH nördiicli riavi-n liegenden 
Seebades der Station Förterei weht. Ah die Memcler 
HoIm erbant wurdeo Utd der ans der IlaHmflndung 
•nsfeliaggarte Sand nnii tob Heer nnd Wind ans nOrd- 
lieli« Ufer webt», Uldate sieb infolgedessen eine Tor- 
dflne, die festgelegt ward, um die Versandung der Häuser 
zu verhüten. F.rst b«8orgten die Fischer die Depflaninug 
der Düne, dann nahm die Regierung die Arbeit in die 
Uand, jetzt besorgt sie die Gemeinde gegen eine Ent- 
schädigung. Durch WegschafTen des Sandes vor den 
HAuaem bat man kleine AokerstOcke geschaflfen, die ge- 
ringen Ertrag an Kartoffeln, Roggen, Hafer, Gerste ge- 
wlbreo nnd aoeb Plata fttr einige spirlidio Kirseb-, 
Bim- nnd Apfblbinme itewlhrsn. Die arme Gomeinde 
ist willig, auch für die Se?,ule etwas zu tliwn, mau hat 
einen 13 X 20 m grol'i-eii Schulgarlen angelegt und sum 
Schutze gegen den Seewind luit Kiefern und Bretterzaun 
umgeben. 12 Obstbäume stehen darin. — 1697 be- 
gann man die Separation des Gemeindelandes. KireUidl 
gebdrt der grftbte Teil m Memel (Land>. 

BoBmolsTitte. Hflineib DÜrdliolieTorstadt steht ja 
viel xn eebr nnter dem Einflüsse Memels und liegt nicht 
abatite der Strafse wie Karkelbeck und Melnerngen, als 

dais sich liier das 1 .ettentiiiii lanL'e hatte halten küiinen. 

Dieser Ort liegt nicht am Meercsstrande, wi« jvtiu L>orfor, 
sondern am ö.itlichen HafTufer, dem ja die Letten fehlen. 
Aocb die gogeuübcrliegendcn Geb&udc der Südorspitzs 
and dssSandkniges auf der Nehrung mit ihren deutschen 
BewobntfB brAekeb da« Lettentom ab. BonunelsTitte 
bat beute nicbt 1 Pros. (30 KOpfe) Lett«n ntebr, hn der 
Fischerei wenden hingegen noch ' der rievölkening 
nOOO) Ipttisnhp Auvdrilck« an. l»ie tirolw Gemeinde 
hatte \^S'> in Wohnliatiserl) 321;:.' I'ünwulmer. I78tt 

schon ÖO Feuerstellen und erfreute sich xiciuliuher Wohl- 
babenheit. Ihre Bewohner sind nicht nur Fischer, sondern 
nneh Sohiffer, dienen in der Marino nnd befahren dio 
Uosre. Sin litaviscfao ^raebo dbonriogt bior bodentend. 
Dnr Keaftssion uob sind 9S fnm, oTsagolisobo, 6 Ftos. 



kattioliüche. l,ö Proz. sonstige Christen und 0,5 Proz. 
Juden. Kirehlich gehörtderOrt zur Memeler Landkirohe, 
au der 6000 Litauer nnd ebensoviel Deutsche aiblen. 
Der Gottesdienst findet hier wie in Crottingen, Scbwan- 
«t «nd Niddea SOOntAgUcb ia beiden Sprachen statt. 
DieSdnile wird tob soobsLebrera besorgt-, in SQderspitz« 
wirkt gleichfalls ein I^ehrer. der zugleich Feldwebel war. 
Bevor er seine Stelle antrat, beteiligt« er eich iu dan 
70er .lahren sechs Wochen am Seininarunterriehte zu 
Ksrakoe bei Insterburg. I'ann l>«kk-id«te er die Doppcl- 
stellung als Lehrer und al^ l' e.Uiwebel beim Sflderspitzer 
ArtiUeriedep^ nnd der Uemelar Fortifikation. Die 
Sebttlentabl der 70 Seelen slblenden Ooueindo war 
natOrlich stets eine sehr kleine. Nachdem die beiden 
I militärischen Anlagen eingegangen waren, am 6. Oktober 
1H97, ist 1 1 ' !ii veliel als Lehrer uui seine Pensionierung 
eingekomiuen. Jetzt werden die wenigen Kinder der 
Gemeinde Bseb BomBslsritte oder Uemel aar Schals 
müssen. 

Schwarzort. Die.s Kircljdorf tltr Nehrung ent- 
wickelt sich zusehends ijifolge seiner gQnstigen L!i;,'e. 
seiner Remsteiuschöpferei und seines herrlichen Waide« 
zum Modebad. Hier war ja auch bis 1890 ein Sitz der 
Berasteinboggerelea Ton Staatien ood Becker and in- 
fblgsdessen ein reiebes gewerbfleifsigos Lebea. Die Ar- 
beiter sind Deutsche und Litauer. Die Schwarzorter 
Ivetten waren und bleiben Fischer; ihnen gehört der 
Soden des Dorfes, jenen der Norden. Schwarzort hatte 
1765 nur 7, 1820 jedoch 20 Feuorstellcn mit 160 Be- 
wnhnem, 1848 bereite 21 mit 219, 18G1 noch 25 mit 
222, 1867: 319 Seelen; 1871 wohnten in 82 Wohn- 
gebftailea sabon 512 prsafsisnhe StaalsangebQrige, tob 
denen aar SU in ScbvMnmi geboren warea. 1S8A bf 
wohnten 881 l^bwaraorter 63 WbbnbSnser and bezablten 
mehr fJebiiudeMtcuer, Klassen-, Gewerbe- und Etnlciunnirn- 
gtetier als siin^tüche übrige Nelirnngsdörfer, Infolge Eiii- 
Hchränkun^' des Sf antien- und lieckersehun 1 "alirikUetriebs 

ist zwar die Zahl wieder auf 40ü gesunken, doch wuchst 
, diese infolge der zunehmenden Beliebtheit des Seebads 
stetig, aber 2000 Badegleta basooben es j&hrliolL Dar 
Ort wird tat 16. Jahibondert xnerst erwibnt, in 17. 

befand sich ein Krug daselbst. Er ward nach hoher 
Vorschrift, wie in ß«nz Preufsen, nicht mit einem ,I'n- 
deiltschen" LeBelzt. da jijerade der Krüger in den Strand- 
d<iri«ra di« eiDtiur»reich«ie Person ist. 1743 ward die 
Sohule gebaut, dio neue verdankt ihre Errtchtuug dem 
, Brande von 1853. Die schftne nene Kirche ward 1885 
, gebaut, nnebdeni die nlte 1S78 «aggabrannt war. Diese 
wud 1795 «ingotraiht aad war tob XarweiteB hierher 
verlrgf worden. Die ZaU der Karen betrigt 180, der 
I Litauer und der r>eutscben 200; sonntäglich findet 
' in beiden Orten ( jutfeidieust statt. Der Namu des 
! Doi'iVs iit deiit..(ob, dabei ist bemerken, dafs die letzte 
^ Silbe im ursprünglichen Sinne als Spitze, Haken, Vor- 
spraag aufzufassen ist. Die lettische Art, FamiBeia- 
naven mit angebftagtMn RafiBaven als Dorfnamen an 
Torwsnden. finden wir anf der Nehrung nicht; Tergl. 

I'au]:eln - I'eti r , KindFrben - l'artel , Panpeln -Jakob. Ln 
Litaui-ii-ben setzt n,an den KufnatK.jtt vor. Schwarzort 
hat Kr.rw.'iten!^ nnd N'ei,:elnR Krhv hafi aagetMtSBt «io 
; Rhosa 1797 (Prutcna I, 45) besingt: 

I Weil, o Wandrer, Uer und lehane dje Hand derKerstSrangt 

, \V«uig Jahre zuvor «ab man hier blühende Gürten 
l-tnd ein friedlich Dorf mit seliKen Wohoem uiul Bütten 
Lief vem Wal ! ticrat' bi» zu d«'» Mecrc» Orctad«. 
Ab«r Biiiet/i. m;is Kit lmt du? Nur blof^n Boden und Sand, Wo 
I I«e hi.H l'riBdiicli« Dort, wo »ind die blühenden Uärtcnf 
I Aoh, dem Aug' entmilt liier eine TJinUie der AVcbmat. 
I Biebat du duri die i'icht' und die ärmlicbe Hätte, 
I Vor daai Fall gaatOntt mit gfavam Moeae bewachsen ? 

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Dt. F. Ttti 



Dies nur ist der traarige Reit von allem geblieben. 
Hinter dem Wald empor hob .«teil l in Uerg liob mitFlagiand, 
Der ili« Tannen wipfvl und »•■it tWu Klüt übencbaute. 
BtUnneud trugen die Wind« am Uaue und Gipfel den Band ab 
Und bede«kt«n den Wald, de« armen D&rlchentUmicbattung. 
Ach, kein iperreDder Damm hielt jeut d«a Vortritt de« 

Berge«, 

Und »IlmUMifth Tencbhuig «r Mok andGlrtai und Häuier: 



I Wald, in 0«ak«l vaA flmim vkljßki^u 
Stand 4Ji XirolM de« HatH, gwiait nach Utamm TotlMlHWUlk 
SäMifß Ton Grabeebügeln umdrftngt der friedlieben Toten. 
fiMb, dort ragt eine Spitz' hervor, gerötet vom SpAttiebtl 
Hier ver«snk die Kaptfl!«-, doch r^tttte man 3if GerSfe 
ünd den hrilg<'u Alt ir. 1).<^ frunmit-ri itewoUner des Eilauds 
Kloben III Jitnlrrtjii I>(ir!i-rTi mit drii HiraneliKen Ue*t£n, 
Die nie lii tii Brr« f-iitziii;eii, ru Iikui-ii Jcrt ihr« Hütten, 
Traarig erz&hlt der Bohn dem £nket, was hier geschehen, 
Waiak Ite Stttta ilim noobf wo aaiaa T&ter gtwandalt. 

Tiaf vanank ibr Oabaia und droben grfiiiat kein FTfihling. 

Wer wird deine Spur auch nach Mlirkiuiderten kennen. 
Blühend Vaterlnud, wo meine Liadar arklangent 
Doch da trauriger Ort bier, immer wenl' ich dich lieben, 
Jeglichen Baum, der achwand, in meiner Seele noch tragen. 
Denn Iiier wan, hier ging auch ich als «clmlillosf'f Knab« 
Zwifi-beu GAtten und Tt'ich, an H^indcn Vater und Hntter, 
Cud bier ruhan sie. die mich wohl liebcu uock jvnusita. 

In djawHB Gedieht hat Rhoaa schon einmal erfüllt, 
WM Pinaiige wftnaoht: ain Diohtar mfiga aiok einmal 
in der enfniftnilMi Bknftdlon^ «tn«a witargehaiidMi 

Nehranggdorfea Tenuohen. Aufser Negeln and Karweiten 
sind noch die Dürfer I'reden nnd Lattenwalde völlig 
Ti-rschüttet würden. Ich li;ibe Jio DürlMellon auf dvv 
Kart« aa dsu euLüprecfaeaden Uiichteti aufgefilhrt. Alle 
Teraandeten Dörfer lagen wie die no«h bestehenden an 
dar Uiuffiieite. Die Korea bauten sie der aehfitModen, 
tw 57 m hoben OfliMn and der heftigen Weatwinde 
w«f«i «n die ateile Oatklste, «nd «eil die HaSBscherei 
mindeeteni drm Teile dee Jahrea, die Seefischerei knapp 
einen Teil dnnert- (inte Tiruniwn riixI auf lieideü Seilen 
au ijliJen. Von den verschütteten DiirlVrn lüg Negelu 
(17-'i> bis ea. IS.iT) rin der Xegeliisrheii lUieht, Alt- 
Negeln ([148ti bis ca. ITUO) ujitteniiuKi zwischen Negeln 
und Schwarsort. Karweiten t'''l'' bis ca. 1793) an der 
Karwnteaaeben B«ebt befand cick etwa balbwegaswieeben 
Prefl nnd Perwelk. Yen den nntergegaBgenen Teflen 
Pillkoppens lag Neu ■ PÜIkojii.en flT-lS hU ca. }B?,9) 
halbwegs bis zur Krtiagreuze, Neustndt aber diiB>ellic 
Stück Wegs nach Süden, und eben viel niieh Süden 
war Freden au finden. Altkunzcns (1579 bis id25) 

Kitehe Trümmerieichen gewahrt man südlich von 
len (1S66), wo die Nelirong wieder aohnul wird, 
nttd die UUen««ldee (1«78 Ue 1762) mi Hen-Uitn- 
wnldes an der Letteownlder Bnoht. 

l'reil and Perwelk bilden «ne Gerofinde. Jenea 

hat 25 Wohnlliuser mit llWi Kinwchnern. die'sen 15 mit 
100 Insassen. Anfser detu Lehrer sprechen tvtle 265 
leitisch. Nach der Versandung Negelus suchten sich 
die bedrohten Üewohner neue WohnplJltze und gründeten 
m 1640 beide Orte. Diedericbs giebt als erste Jahre, 
in denen die Orte erwAhnt werden, fikr Pleil 1837, Ar 
Verwelk 1846 nn. Die Sebnle ward 1849 fegrOndet 
nnd ist die Fortsft/tnif,' der Negelii'iclien. PnmaiR gingen 
Iii bis 15 Schüler zum l.In'.errieht, iientc 10. VuU diesen 
entfallen 2(1 auf Prell und 11 auf l'erwell;. Letstere 
müsseu Idglick den ti km weiten Weg zur Schule machen. 
Knapp 50 Jahre besteht also die Schale und obwohl 
der Unterriebt rein dentacb isl, beben a«hon 9 Lehrer 
geweelnelt, eogebliek weil dkie beiden Orte n den 
Sdeatan nnd Tertaaeensten ganz Dentaoldenda gehören 
aollen. Welch Interesse aber gerade diese Orte aus- 
ttbfu , erhellt aus der That^arlic, dafa zahlreicliu (ie- 
lehrt« S<jmmer8 Uber hier zu tindcn sind. Vorige-u 
Sommer waren ein Professor, ein Maler, ein Landrat 
und Boefa andere Herren d*. Der erate Iiehrer beiog 



neben freier Wohnung and PeneniDg nnr 120 Merk 

Gehalf, ,]f.M beträgt dies lono Mark, da» der Staat 
bezahlt, da die (innieinde zu niittellds ist. Da.s hölzerne 
Sohulgebäiide bat .Struhd^ieli und ist vun einer liaua- 
hohen Düne umwallt, die immer mehr nach den Winden 
rückt und die Schule verschütten würde, wann nicht 
in niebater Zeit die Däne feateulegen lieaaliloaBen wAre. 
Anob die Drafdltne ftberheapt eoU aebr bald be- 
pflanzt und unter Zuhülfenahme von Arbeitern aus der 
nUcbsten Strafanätalt zu einer feststehenden Sandmaner 
umgBwandelt werden. Der stetig ziinehmenden Ver- 
äAuduug des llall'ü, infolge Vordringensder Wanderdünen 
und Verschüttung der Nelirongsdörfer ist ein Damm 
durch die kdniglicbe Begiemng eotgcgengeaetat worden, 
die mit aller Kraft die Bepflansnng dar Nelunng in An- 
griff nuMBmen hat. S« 8de der Bedea ieliie bat doeh 
andi IVeil-Ptorwelk stetig an ZaU wie ea Knltnr an- 
genommen. 18 IS" liatte die (temeinde 12 4" ö Wohn- 
häuser, IHöl jedi.cl» 1« -f 8. 1871 bereits 18 -f 11, 
lö8ü aber 23 + M und isfi? schon 2;'» ! l.n. Die 
BeTölkeruDg stieg in derselben Zeit so: 84 42, Hü 
+ 44, 123 + 188 + 97, 166 + 100. Eirddieb 
gebort ea an Nidden. 

Ntdden. Dies hat 586 (70 Proa.) Kwen, doch 
nimmt das deutsche Element stetig za, schon weil Nidden 
Sitz mehrerer Beamten ist. Es wird 140.S aaerst er- 
wähnt, liatte einen Kru^; 1709 wütete die I'oat 
iiier Wim in ganz Ostpreufseu. 1713 Ward die Schale 
erbaut, 1785 hatte es 15 Feaerstellan , 1820 schon 31. 
1847 erhielt es bei 3&& Bewohnern einen Pfiurert der 
wie der Sohwaraorter in^eiob enter Lehrer iat 1885 
ward das Pect- nnd Krnggebinde sw Kvabe Tenraa- 
delt, 1888 aber eine neue steinerne gebaut; damals 
hatte CS (1*1 Wolinhäus^'r . ven denen 47 nach dem 
liraude von ISiil» acimn iiufgebaot worden waren: s«it 
lS7!t steht der I .enchttiinn , der den Ilaffschitl'ern als 
Wahrzeiehen weithin entgegenstraUt, Die Schul- und 
Unjgftugsspraelie i-it deutsch, in der Kirche wird noch 
litaniselM nalien deutscher Predigt gehalten, obwohl 
kanm da Xhitaend Litaoer hier wohnen. Nidden he- 

stellt aus drei Teilen, deren zwei aGdlicho Piirwihn und 
Skrusdiehn lieiTiten. Nidden ist der sudlicli.-te letti- 
sche Ort 

Aufser den erwähnten lettischen iMrfern, die ein 
geschlossenes Oebict am nördlichsten ostpreufsiseben 
Straade Inlden, finden wir nnn noeh südlielmr Sparen 
alter letijseber BevOÜMnog. Im sAdlieb an Nidden 

ragenden Kirchspiel Rossitten (1403 zuerst crwibat) 
herrscht in Kirche nnd Schule völlig die deutsche 
Sprache, doch verstehen im nördlichsten I^arfe, Pil!- 
k Oppen, noch sechs aus der Hemeler üegeud zu- 
gewanderte, eine Familie bildende Kuren ihre alte 
Sprache, die gleiche Zahl wird im Kirchdorf Sarkau 
(zuerst 1497 namhaft gemacht) angegeben, wo drei alte 
nnd drei jtkngere Leute aodi lettiadie Worte ventehai, 
ohne die Spraebe an beliemehen. In Roaaitten nnd 
Ktinzen erstarb der kuri^cho Laut, Büdlich von Jarkau 
erinnert aufser Ortsnatuen nichts an die frühere letti- 
*ctie Hevidkerung. I)ie liewoliner iJer untergegangenen 
Dörfer Freden und Lattenwalde siedelten nach den lie- 
naohbaitan Orten Ober and teilten daa Lne der Be- 
wohne». 

Interaiaast iei der alte Bauebaicibt Jebana Am« 
bolde von Brand (Rejaen durch die Marek Brandenboig, 

Prenfsen n. s. w., 167S, herausgegeben von Hennin 
Wesel, 1702, S". bi» 5*'), der das ganze kuri.fche 
Gebiet von Cranz bis Poiangen vom 8. bis 13. <.)ktuber 
1673 durchfuhr. Sonntag, den 8. Oktober, orreicht« er 
mit seinen Begle&tem das Ufer des Baltiscben Meeres, 

c 1^ .^ Ly Google 



M 



Dr. Ed. Selsr: Di« mtEiksDiiohea Oanftlde vöb Onaahtlantiinoo. 



wo »in „auf die 200 Seliritt lang nntencliiedeii« «Ud» 
vurpralieiier !• ischiT eiithlöfste l'otpnki'iten und Kuochen* ! 
Bah«», ijiu fuhren drei ^[eiiau iuiiuör au der 8«e bin, 
hi» sie Sarksn emichten, wo nie Nachtlager hielten. 
Am 9. Oktobar Hxeiolitim sie nach je einer Meile Latten* 
wald«, KoBsea I Roiiittan. Hier nächtigten sie wegen 
ÜBffMtaiBigkait d«r Sm^ Dar Wirt «mihlto, dab mm 
valtn^t im DBben WUdolita aiiiMi Biren gM«1i«ii luba, 
der sich wogen der Seeluft, „weleliu Jle nären ganti 
nicht vertraReii köunen , ahn einer (iit-kcn nin«rmet«n 
Kich erstirkt'l hatte". Prcdt-n und l'illkoppon erwiiUnt 
Üraud nicht, am 10. erreictiten »ie in 2';.^ Meilen Nidden, 
wo ein franEÜBiaches Kaufmaunsschiff kurz vorher ge- 
•traadiBt war, fattartsD und kämm naoh 8'/i Mm)«b 
umIi N«g«liit «0 lä» Uitban. Sehwanorl naiuit ar Biaht, 
ebenso wenig Karweiten vor Kegeln and den Sandkrug, 
sondern nur die Fahrt ühera Half nach Memel, wabr- 
stlieinlioli vom Sjiniikrnf^ (ins. I'io I''n1fi»rniine von 
Negeln giebt er aut dni Mvtku an. Am 13. fuiireu aie 
waHar nnd erreichten nach Zarürklegnng derselben 
Strecke I'olangen zu Mittag. Hier futterten sie bei 
•in«m Juden, deren 50 im Flaeken win sollten. Die 
Derfsr tm Stnuida UM tr «««rwihoti daijglnaheD 
Nl1i»raB fibar StlaB nBdChbrtaaha dar Sana, «ibwnd 
er zuvor die litavar «ad ipltar dia Latten aaiiUirUah 

schildert. 

lUf nie\Ikan!«fliPn nrniAIdi' lon ruiiuTitlant/.Info'). 

Cuuiiliiliiiit/inoo i>t «iu kleiQe« I>oi!' ,n tltr N^ilie V'>n 
rholula. l.^ i'i, wie Bandelier feitgettelU h:ti, -thI uuch der 
Conqulata von einigen Cbolulteken gejjprätitlet warduu, die 
bii dar Ankunft daa Cottw» aiH weMieai Gruod« ist nicht 
bekannt, attf «igen« Hand inlt ihttTerWnduDgen »ngeknUpft 
batf-n, und die deshalb nachher von d«n ihrigen als Verratc^r 
bebaiuiicU wurden und Cliolula verlangen roufsten. In diesem 
Dorfe wurden seit alter Zeit iu Ölfurbe auf etirup.'^ii^chem 
I'apier aungefübrte und mit n^*'.xikaniachem Text vcro i'.sn« 
OvuiüMe »tiflK-wnbrt. Tlir liurn-r von Cbolula, iJr. iofi 
Vicente CmMj D», Imt im .Jjitir.' diese Bilder aufilelien, 

in zwei Hiiliuitfu sjiatiiiüu uaii ui dem üemeindehause auf- 
büngen lassen , nachdem er mit Hülfe der des Idioms am 
besten Kundigen eine spanische übersetxung davon hatte an- 
tedcM und aa Jedem der beUan fenhnttan BiMmt hatte 
belbeligen laaMa. laadilier «er <e niebt gelangen, diese 
Bilder zu Gesiebt zu hekomnieu. Aber Starr hat im Sommer 
lüttb ohne t^Tufite Schwierigkeit die Krlaubnis bekommen, 
Pht'to^'riipliieen davon nufi-nnehmen. Leider konnte er nnr 
Aufnühnivn in ganz kieimm M^lVi^tAbe machen, uinl Ivnlrr 
li.U < r «'S nicht versticlji-n zu Isönui'n KPRlaubt, üt- lucn- 
KMhi^flirii l,r^>-tiilcn 711 nttzllTtim UBJ iilizu»i'Ln-.lii-n , ni.iX 
sich mit der Kopie der s|>aDiichen Übersetzung begnügt. AU 
er im 4abm l*M wieder kamt am AafeabaMB in etwas 
) n Bwdieii, Ikad er die Bilder in dem 
Teil dorob Vbaa* ceraMM, ao dalk afae 



Jahrhunderts nnd ncBhlea, In etwas mhm- 

rediger Weite, die Erlebnisse der Oründer des Dorfes und 
ihre dicke Freundschaft mit Fernando Cortec. Von den 
44 BUdem aind 11 doppelt. £■ «ehetnea dewuaeh nnpvftng- 
lieh swel Bsamplan dee OamUdee vorbeadea | 




Nr. (t. Cacaiut2iu und Sarmiento vor Tlaui<ic*ieea|>ilii. 

genaue Aufaahme des mexikanischen Textes jetzt überhaupt 
niobfe mehr aSg lieh aebeint. 

Die Bilder sind gnnt in den Btil der Iblerelen des 

' I K r r d c r i t k S t » r r , T K <• M ü p a de i ' w n ii h 1 1 « n t ^ 1 B < o o i 
Cädlcc Caw|>»s. Cbicsfo, Tbe Uaiv«rsU;r efOiicags fr*«, 1898. 




Nr. 33. D. Jnelnto Oortee Caulotdn. 

Auf dem emo-n iUutt« sifiht man die vi«r Indianer dem 
Cortez, der in Rüstung mit dem Ht»|m ?ii)f rVni Il itspti», t!«r 
Fahne in der Hand, dargt!slfi;i iit . zm Hi-ui - Uung jmrti 
Jalapa , wie es im Texte heifu, eut4(<:t;eui;eben. Uber d«m 
Hnttntn des ersten Indiauen ist deutlich Taposteea ge- 
tehnaben. Der zweite und dritte aind im Taxta Cencouia 
nad Sermieato genannt. Der ManM dea viartea iat hier 
niebt engegeben. 

Das zweite BUtt, dessen eigentliche Bedeutung Starr 
entgangen ist, ist interessant, weil es zeigt, wie naiv in dieser 
55»<it und in dienen Dokumenten, die fich doch als jjsr.?: clirint- 
Inli geben, di«- allon heidnischen i\ii»>'1iuuuv_'od zuiu Vor- 
»toi.ein koiunifn. >iiti: i.ieht einen kit:'-" l^rii: n.n. )i;iaBi«n 
und Ciewarh:..-!! ui.rl t-iiier bchlange, au iIhu >'üi|i<j; kriecht. 
Am FuDse sitzt eine Indianerin am AVebslubl. I>le k^iAuiiiche 
ubanetnnK dar Le g en d e InaM Mgandenmlken: .Ich bin die 
Fttntia und Benin Metleqailletstn* — (in Kbuimer) .die, 
die jede Art von Kleidung w«bl* — .und obgleich rnnn mich oft 
hier siebt, so ist es, weil die« der Ort Ut, wo ich geboren wurde, 
weil ich hier das Uewand trage, mit dem wir Ftiistinnen 
alle uns kleiden, und weil hier das Land dea Fürsten Caca- 
lotzin i«t, wo f>r «i.'lhst mir ein l!«t! ^r>iaiite , wie in diesem 
von si-iurr Il.ib.i gt-ii,:»! lilcii H.'iM.J it.- (i;it;i-/ri^: 1-t.' — starr 
bemerkt dsttu , «Suli die ludiiii<er vun (Juaubttantztnco den 
Berg Malintzi, d. b. den Berg von Tlaxculs, aU den hier 
dargestellten Berg ansehen, luid fü^t dann einige Betrach- 
taaiea ftker die KMdnag dar btir deimtaUtea .Prinzessin" 
Uneu. Nua, ditee Metleqailietein ist ia richtiger siuini- 
»rher Orthographie zunächst Matleq atyetxin oder Matla- 
cuiyetzin zu schreiben, und das int nur eine Verderbunn 
de» Namens Ma tla tc u^ v t t zi ri , tier .Herrin im bl.iufn (»e- 
winj'le", der alti/n H.'zfK'linuijj; d.r Uöttin des Wnsturs und 
di'!4 nt*rg<*^ ^üf^t-s \jinir-i]-<, vi*'!- iuMjirj uTiior dem Namen 
Mftliutzin im!i r M ;i 1 1 ticlv.-, dim N;inii-ti iJer Oelicbten des 
Lk>rlez, bekannt ist. Dieses zweite Bild und die Legende b«- 
angen also, dalb Omanlotnin der IMMia dee Wnieen oad 
dea Bergea ein Bad bente, d. b. also w4Ä1 hier dne Qnelle 
in einem Basaiu fiifsti;. 

Das dritte BUtt zeigt, welche Nachntellutigeo der 
Sprecher (CacalotlfJ wegen der auf dem ersten Blatt be- 
riohteten Begrüfsnng dea Cortez zu erdulden hatte, und wie 
er die Wachsamkeit seiner F.tit)rie zu täuschen wuiVte, und 
achliefst mit dur Dndi ing: — .Qlaubt jetzt an Gott, ihr, 
die ihr mir den Trid geben wolltet'* — d. h. ihr roüfst 
jetzt auch Christen wenlen , die ihr mir wegen der Ver- 
bindung mit den Christen feind wäret. Bemerkentwert ist, 
deik nach dar Legeade der fitMü na dieaer Varfolgaag vw 
dem en der Zeit lAagal v e morbenen ICeoig Mecanelooyotl 
ausgegangen nein »oll. Kecjanalcnyotl ist otTenbHr nur Be- 
zeichnung de« Ki>nig« von Tetzcoco, wie Montezuma Be- 
zeichnung für den K "iniL; von Sr^Aiko »c!,!ecblweg, dabTer 
al.t-r hier genannt y-x. )>pk.:'i^i , zum mtBdfltflB diä 

liegenden uns KpAtin i /.i-ii H'»miuen mausen. 

Auf di-n i'il::.-iid. ti 1. j.lsn Bildern wcrdi;n die „Herren 
dea U<>rges" zur Bekehrung aufgefordert, und die Buwohner 
wa MelMatepce bekehrt, d. b. h^riegt aad nmorworfen. 
ITnd denn meldet Blatte, dnfr eieh hier der .mächtige 
Monarch" unterwarf, und ein TI nmaannoanilli wird aa- 
geredi-i, .den eine grüne Schlange tiSgl'. InderTbntalebtniaa 
hier die beiden FdiaMii die ▲babenea voa Coaubtlantztnao, 



uy Google 



KUvtfoliea. 



9t 



vor «inaiii :iiii!i:ri?ii k:i( riiii't Srlilftiv «itieiuleu. DI«« Bt»tl 
erklftrt «iflj wuhl ilun h il;ni Folgen. If. wo die TTntsi werfung nnd 
B-'kehrunK der Bewi.i)iiii-i' von '1 •> ■:■ u ä n h [j « n . richtiger 
Tecunnipan, ein Dort b«>i Choiula , — „die der ßchlange 
«iMirittabiMhm Kult widmeten*. bariebtM and gfuMluimg 
bMMTfct wird: — ,dw ilml HUg«l, die n bwIomb lanA» 
gabBren', t<^cuani heifit da« Raubtier und wird (cewülinlU-b 
mit .Jaguar' Ubemetzt (vprgl. Tecuantejiec — tebaantepe«). 
Man bezeiobneta dunU afaer jadta gefibrlicb*« baUhaadÜB 
Tier und »idi Dona* raidrtdblkkMi SMtnit Muk di« 
Bclilangen. 

Weiterhin n-acht -.ich Tepoxtecatxin, der er»te der 
▼ier Fönten von üuauhtlantzinco, nützlich, indem er Cortez 
vanebiedni* OfiUwnaoboter heranbringt. 

Blau IS i«UM*rt di« Tauf» Citlalpopocatzin« (von 
TUJie»!«) und Bl»u 13 di« dw Ahab«rra von OmabttoBtsiBsa 
woramf dum das Fett n dam Orta ,dcl Wim Oaimlin 
(Capultvopan) folgt (Blatt 14 u. 15). Curtez macht ihnen 
mit «cinrm eigenen Ursrn, d«r an einem Baum« befestigt 
abgebildet Int, ein Kr<»iij fRl»t! 1«» IT) und giebt ihnen dni 
Bild der Kuestr.i St-fioisi i)- I .s Il, ijii'iio* iBIait IS bi« UO). 
Blatt !1 whildert di« Uewirtiing der Spanier, Blatt 22 die 
Trauer der Indianer bei der Nachricht, dafn Cortez nach 
Bp»Bieu zurückkcbrtu wiU. Auf VUtt 24 b«gl«it«t T«poz- 
««••tslB Bit nMwB (i<Mb«Bk«k dm Oaitw Mi BMh 
Qntmlitbin (obailulb Map*), and ««f Matt Ii tttst dir 
Indianer tranemd anter einem Feigenliaktus, dv abniaenden 
Vreund« gedenkend. 

Blatt 26 zeigt Jaeinlfi rort»-/, «if n<>r jerrt irf^fmift* 
C^n^alotzin nach aelnem I'ali-n lieifui, und »t-:ii- ti ( Irlmiiii- 
orv lilatt 29 Tapozt i-c » t z in mit dt r LitiidschfliikiK iirt- 
Drkundr in der Hand. Dlau 30 bda 33 erdlii Ii erithalieii die 
Purträtköpfe der vier Kanten. Vor dem Munde jedea iit ein 
BpriAbaad, 4m «ia IMuaatah mm chiiMüthiaa Olaabaa 
•ntbllt 

Da* ist in kurzem der lahsit diwr Malenien , die fSr 
den Stil und die Oedankenwalt jener ubargaaK«imt recht be- 
selchnend «Ind. Mit dem uchön gezeichneten Hieuzo deTlax- 
cal» «ind di«»e Bilder freilich nicht entfernt zu verglelclieD. 
Immerhin hat lu^b Hm 8t«rr «ia groCut Teidieoei erworben, 
dafs er, »oweit ea ihm atdfliah war, aaa «ia Abbild von IhBaa 
arbalteu hat. 

StagUtt, 1»r. K4. Baier. 



KiaiitscboD. 
Naah dar aaiükka 

Anfang Januar d. J. iit dem deutiebea Batahalap eine 
im Ueichemarineumte bearbeitete Uenkucbrift Sbar die Knt- 
wickilsiiig rT,-|i Gouvi-rni'tin nt» Kiaulschou zugegangen, die 
iu;iMpli(-rl>^i 1 Iii t> 1 i 11 n I f AufucblüMe geographischer Art 
enüi ilt. y.ivf ziiiKrnrai nln^^f-lll^p einheitlit-Iie Arbeit I«» die»p 
1 *L-iii,Bcbrirt fn-iliuli nicht, sie i-otzt sich au« ein?;!' Aii7-i!il 
von Bericbicn zimauimvn, die unabhkngig voneinander ent- 
•taadan eiad, «ad to iai at denn kein Wunder, dafk Wieder- 
bolangcfl TOTkommen and dnfe belopieluweine dia Obarain- 
atimniung der sehr achönen und viel Neoee bietaadaa 8pa^al- 
kartr (in 1 : 20« 000) mit der am BeUufii aogAettctaa .aillitllr- 
geogrnph lachen Beachrvibung* zu wünschen übrig Iktti und 
man viel« d«r hier erwÄhiilen Objekte dort vergaben« auchen 
wird. Wir ver«in<-hen im foigandea «ina kam 8«bildarUBR 
dea Pacht;.' • bi.M... u nter Bmakaaaf darta dar Deakaabrift 
zeratreuu-n Angaben. 

Die eudKÖIlige F««t«elzung der Or«nz1ini« des Pacht- 
gebiete* nach dem Ijui«ren war am lü. Oktober v. J. erledigt^ 
dia aaaa Oraaaa iat aaf dar arwibataa Karte alagatragWt 
iraBB aneh aapehaiaead aar ibrem «ngelUiTaa Tarlaalb aauk 
iBtterbin ergiebt rirh daraua, dafs di« QranSe Int Mordortao 
walt Uber di« Linie binauagreifl , die . in gerader Biohtang 
von der Nordapitze d^r V,:il nufli Sfidtwten jeur K<i»t« ver- 
iHufi'nd, auf ftlteren I).irntelliiiigf n ilie Aiii-d^r-linunü ■'.(•!< l'arlit- 
gawete» begrenzte. i»a« Areal wird in iler DenkiK-diL ift nuf 
ungefähr MO i)km ange^t^hen. Eitn ( laumiilni^'j Aiit:.iii rat 
dea Gebiete* mit Rinaehlufa der Bai und der laa«ln iat im 
vergangenen FrAhjahr darob eine Vemieaaangaablailang In 
AngritT genommen worden, nnd man boSk im alcbttea 
Herbate damit zn Ende an liommen. InxwiKhaB liat banita 
eine Bnaiatiieaaung etattgaAinden , nnd die Vngegend ▼cm 
Tiintau iat im Mafaatnbe von 1 : 12 500 aufgenommen worden; 
eine Karte in l:2i>U<>U, die dieae« Teilverhilltni« rnlhült, iat 
der I>enk*cbrift ebenfall« 1>»i(ri»gpt*n, Für rtif I);»r«t«'llijug 
dea Inneren iat man alan zllllu^ll^t iiix:li auf .»It-re (jueilen 
und die vorlituflgen Rrgebuisne d«r UrenzkommiasioQ an- 
gBWiaaail Immerhin erglebt «ich dantut, wie jene Karte in 
1:SOOOOO beweiat, acbou ein leidlich voUatAndi^ topogr«- 



phiM-hrs Rilii. Di\s Inni'r*' l»t danach >;r.if-iet(teila gebirgig. 
Im C^tirn liagt der Läu !>cVian. dtitwu uacb >>urden atreichende 
Hauptkette durchacbDittlicli t'^OOm hoch iat, während ihr 
Kulminatioiupunkt, der Lnu-ting '), eine Böhe von etwa 
llWm «nraUbt. Iis flltart ia der Kordoitaclia dar 
Otenae flbar dat OeUiige nach der cbinaeboben , am Maare 
liegendaa Stadt Wang-go-tecbunng. Die aonstigen Übergänge 
über daa GeUtge lind kaum wegaam, da die Ketten pamliel 
di»r Grenze atreichi'n. Div Tlinli-r, nv.eh die der FIti»!«», Kind 
»(diMi f markiert, »-ti^'i- un l l.rl eLU^jesclinitten. wie denn über- 
haupt da« Oebiige den ( liarakter der Zerriaaenheit trägt. 
Auf der We»'.- und Nuniroite sind Vorberge vorgelagert, die 
den Übergang zur Ebene vermitteln; zu erwAbnen iat davon 
der 8t-mai«aaban im Nordweaten, daaeea weeUlohat t90 bia 
Soo n hobea AailiUifer niirdlicb von Zanken ateil aar Bnebt 
abfUlea and lelabt aa paaeiaren aind. En atreichen hier über 
daa Gebirge swei grfltere Straften , die beide von Taintau 
nach Morden gehen; di» eine verlauft io der Mäbe der Bai- 
kUxte und reicht bi« zum Pai-acha-ho, dem nör<llichen (irenz- 
fluaae, riif amlere r.ivXil »ii-h ftwaa weiter lurideinw ftrta und 
geht übfi' I.izun :ini Zeihe und über Liu-tirj^' niicU TKimi' im 
cbineaiacktiii Gebiete. Weiter weatwärta iat der iü-iuei acliau 
unwega^im. Kndlieh zieht noch «ine Btrafae von Lizun oat- 
wiru nach dem Lo-ieUauhafeu an der KUat« d«a Oelbea 
JCaerea. Aoa den flaehaiea TIriUani daa PMUfaUeleij 
eiaige Brimbaagea Wa aa 4W m BBIm kaiaaat ao di ~ 
■luhl und der Prinz Heinrich • Borg im Bttdea. Dia VlOaaa^ 
nnUr denen der Zeihe und der Pai Mha-ho die wiebtigataa 
Kind, trngpti in ilirnrn Ol>i-rlKiire di-i> Cbarakmr von Oebirga- 
biictien. Itie (Quellen , au^ df nfii .•'ie enliiteh^n , ^^eti^^n 2:war 
<laa ganze Jalir hiniiurcli viel Waaa«r, aber difivi wie die 
Kiederschl&ge :Liid('n »ach infolge de« Watdinitn^ela — 
ihren W«|{ »u schnell ztim Meere, daf« diu Gebirge recht 
■a ma iaim liad. Der Nai-actia bo baiipietaweiae hat auf den 
atatea 4 lim vaa seiner Quelle ab ein GefUle von 500 m, 
dann folgen 4 km mit 170 m GaCüle, während er im Tief- 
lande triige dabiaaeblaidit. Ja, ia der trockenen Jahreazeit 
— Oktober bis Juni — vcraickert aein Waaser, ehe es die 
Bai errelclit, im Sande und mündet unterirdianh, wenn auch 
nicht in grofaer Tiefe. In der Begenzeit errei.-tit dei* T.'ntpr- 
laaf infolge der unvermittelt au^) dem (ietiirKe riiarzendea 
Waaaermengen . die nirht arhnvil Kenug abilitTiieii können, 
eine erbebliche Breite; düv.'h int ••r überall aeiclit und nicht 
schwer XU poaueren. Ahnlich diiriteo die Verhüitoiaae hei 
dam Baibeftolb Uenaa, daah fliabt er Ia maiir ebaaam Oe» 
llada. 

Trotz de« Waaeermangels iat daa OeUiige hitnaawaaa 

Vegetationsarn I. Wo immer ein Stiickchea aotabarw Brde 
liei-t, ateh«n entweiier die nipdrii' i,'*hi>'"^"*'» aore»«"' ge- 
pflcpteti l^rennholzachonun^.:>-ii (nur Nudidholj-i iler ( liiiieneii. 
oder iiiiin i.rbl'fkt p.»lti^,'e lier;,'n,:'.tf'>n die viel Wiateiheu 
liefern. Ki(;i-tillirlie , rnsanimen i i' j i.i' \\">4lder aivhl e» 
niolii. hl» wird nunmehr eine pUiiinJUsige lietorMung der 
ii< divrt beabaiebtigt, ekano atae rageirtcbie Wildbecbvtfw 
iiauuüg, wodorcb damnl dam Waaaarmaagei im Oebirga alK 
gebolfi^o, andererieiu — dnmil lStwflakiudtaa( dar Baain« ood 
tieröllmanen — einer Veraaadaai; ttvd Tarflaehaaff ilar Bai 
vorgebeugt werden soll- 

Dieae Bai gabflrt faekaantlich mit ihren Inseln nnd der 
ale im 8üd Westen abschneidenden Uallnnsel, Kap Krelyn, 
ebenfalla znm engi-r«D Pachtgebicte. Die Uochwassergrenze 
markier* sich ratnei«! nirht «fhrirf, nmiifTilHcli im n"irt1ltctif»ti 
und i.(.rdw(j«t;:clien Teile d.er Hai nu lit, wn ein a'.i^'^'edelinlj'-« 
Watt angulagcrt liimv* wird an nur wenigen StelJeii 

von schmalen Fahrwiaaern durchzogen. Kin «'dcbi.'« rührt 
z. U. nach Tapotou, dem Hafen der Stadt Kiautscbou. Bei 
mittlaiem Waaaantaade betragt dia TiaAi dar Blase S m, doeii 
iat Boeh eiaa Bana vorgelagert, die aed» bei TTiiiiliaaiiii 
nur mit etwa 1,5 ni ftbwdutet wird. Trotzdem ist Vapotna 
«in wichtiger Plala, aad ein umfangreicher Seehandel gdit 
von hier längs der ganzen chinesischen Küste und nach J8]>an 
und Formoaa. ]>ie D.^clmnken müaaen Mllerlin^n in rmer 
Entrernni!^ von fünf Seemeilen vor Tapotou ankeru, nnd der 
»-.^teri- \Vnrtti(rÄn»iiort auf der erwiihnten Wattfahntrafse 
wird dann durch tlacligubende Boote (Zampans) vermittelt. 
Die beiden groAea Inseln der Bai, Jiataa im Norden und 
Hnangtau im Sfidwaaten, stehen dareh holiaa Watt mit doin 
Festlande in Verbindung, und Aber dleae Watten fittiK ein 
Weg, der bei Niedrigwaaser völlig troofcea liegt. Im Sftden 
sobaeidel eiaa Boeht, die Aieooaaae, Uäf in die Xaa Bvelya- 
balbiaaal Moela. «e itt aam gnCmu TtO eanaadet. aad 

') Wir folgen bi»r iu .Ier Sthreihwei«! dtr Naiacn li lvh 1. 
der in Hrr I<enk»*hrin «iiscwnmllen, die freiliili kmiin wifn iu« h«ft- 
lich itr^nindrt und auch nicht rinhvitlirh durcli^'^^ihrt i»t. Naoua 
filr lUe »püten? umlllcbc ikbrcibwctM «olU'n auCginti-llt wi-nien. 



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»8 



VkIUb uni{r«tMO Um KM*. IHb Ktaal führt *ui der Areona- 
■M «Hr durch dt« HalUoMl in di* KtatntickottM; er «»II 
for Mit der MlDgdywMtU «agdagt mht vnA dienta ntr die 

TribuUchiiTe aus dw Stdcm, dia ^ alMfce StrömanK dei 
mtürUohen '/.ag.itmtt mot 9ti VamMldaa muraten. DieMr 
K»Bsl i«t eV.i iifalls v«rii«nd«t o<l«r »rrfiimpft und öbentckert. 
Dnt Lariil bu lier \Vi-»;BPilf der KiAiiiin-ljoulmi i»t von der 
Nütur weiKg lif>tüi)«t ifl : tifsiger BtKlen wecLs»'lt mit Sumpf- 
«ri-Urii :i>>, und frutcr Ack^r^rund itt k^uni vi/rh;4iidcn. Im 
Übrigen aind die TiefenverhUtaiMe dar Bai jvtxt gut bcitaimt. 
Via HB «tifli, M Hr di* Aait^ß d« JMhm dn üntlicb« 
SuMi» dar Bki mmmImb, «o tlia BiroiBfebIkiieh von gt- 
nngmder Tief« elm twlMM BBAlhrt Jederzfit lichern wird. 

Ffir die Bfunofliag dct KMnKi werden die metcorolo- 
Kitclien Beobachtungen der Verm^fwnnir'abteUuDg Anbaltn- 
puokte geben: lie nnd der .'^<cK»rt'' ütierwieaen wonlen, 
«jthrend sich in der Denkecbrifl nur allKcmeic« Anenben 
rinili'D Pannob halte da« Scbutxjtebiet im Jabrr ii^i:U der 
Besitzer^lfaog da« gewAhoIicbe Klima Nordclilnas; doch 
«oll der Wiotor 1897/BS anfewAhnliab milde, der foli;«nde 
Sommer DngewSbnlkli Uraehk und wann gewem lein. Im 
WinMr Mini;!«!! tntaiMft dto ImfUtHi KordwiiMl», welehe 
M OMbr irwtlletaer Uditoiiff ta Heng« Mmub ThoMtaob 
au« dem Inneren herbeiflihren , da« Qefabl eiupRiidli<'h('r 
KUte, obwohl die Luftwftrme Tag über iplten unter — H*C. 
fiel. Bis Anf»Dp April bei nar BPririBan Nier1»ir(ichlü|;en und 
nocli neltiinfreii Bchn«c(%Ueii (irnuTtf ilio Wiiilrrküllr an, 
linnn iiabnj diu Wärm* «1ti].;i!:li<'li ru. J)<:>rli lr;it frut An- 
füVi; dum wirklictii- Wamic Vii» ün'C, fiii, il\<' -ich wühretid 
der nun Wgianeiiden Begenxeit infolge der hohen relativea 
Veuchtigkeit der Lnlk eetar Uati( inMita> Dtr eifiiitttehe 
Akuerregen »tellle dich AKiiut|r «in, intatt tom 9. M» 
ii. Joli mit nur iw«i Tagen ünUriindMing in Strömen | 
ngnet». Hüufl«; b«ob«obtete man WetterlenebteD und Oe- ' 
Witter. Vom 12. bii 22. .luli r«Knete e« nicht, dagegen 
herncbte fast immer dicker Nebel l'<»i ttjotner Schwüle. 
Eride Juli «et^tuf wieder dfT Ite^cn sin, der mit j^erinj^en 
('utcrlifoliuiigcn hif 7ui;i 'jn. Auk'ü»! »DhVlt. Kiuii- Augiiat . 
kanifit langer« Zeil nürdlicbc Wii«;« durch utid braobteti 
»ehr «cliOtiea, klare« Welter und trockene Luft. Anfang 
September folgte wieder eine Art Cbergangszeit zur trockenen, 
wnm sneh wn Tap matk we ht mraeo BertaitMit; die 
Obcrgeagateit tanudüte >wikr vodi M«6et Befcngttiae , wie« 
aber viel geringere I^nflfeuchcigkeit auf- Ent>pr«<:liend dli^n 
hier «kiuierten klimatikcben TerhXltni««en war der Oe«und- 
beit«zn«tand bia zum Be^iinn der Regenzeit gat. Dann traten 
allgemein biuflge Uarmkatarrlie sowohl unter Europdtem wie 
Cbine»«n auf, wozu acbllefelicb n<Mh Ralir- nnd Malaria- ' 
erkrankongen kamen. Piecen erlu^-iii vitr Mann von der 
BeaMsiMg. Auoh Oelenkrhearoaii»iiien waren bftafig. Bei 
der BewteUwc Aeeer -imig zurriedemteilcBdan VerUUtnlMW 
komuen aBeidnndie Mili«r välUg imzaiieiehendMilffeliBnBn* 
bedingangea WM tu lUoget es gutMi 9ri&k«aeMr u 
Betracht. DIeN ObelMiBd* riud mm tonlM tom TaU he- 
•eitigt. 

Die Florader südlichen Kfistengegenden hat der Miaaionar : 
Dr. Fmber erforscht : fiti Verjeichri!» d'T ij<>»Rrnme!fi?n Pflan- I 
an ilt der Di-nk^clintt hiN^'-f l^'n 

Die Bevüikvruug de« l'iiclit^«l>i«l«« wird sttil liu t*OU bis 
«0 OOU Seelen geachktzt. Hauptnabrangazweige «ind Acker- 
bau und Fiachfang. An Vieh werden im wesentlichen nur 
Bebirelae feiBietatet, dem Fleiaidi jedoeli den fieeehmeeke 
der Buiopler niebt raiMt» Wiaigt ebineaiielia K»nflente 
ifnd aur»«r in Tsintau und Tapotou i» den KrOfsaren Küsten- 
ptttxen aoaikssig', einen erheblichen Umfang hatte ihrWaren- 
RWUtmob hie rar Anknnit der Denteebea nicht; «uegeftthrt 



wmdra: SebentiiuKkohl, BrdnüsM, Waluütae. BohMBkuhen, 
BobmnSI, Nndeln, geiwIsMea SehweiDefleiMb md Obili Bi^ 
fohrweien liemeD Ü» jetst bMpMeUieb SebuKbid ud • 
Ningpo, «nd zwar an* Bebengbai Kohbauro wolle und einige 
Baumwollenwaren, aas MiBg|K> Papier und HauabuHUHrea; 
Zucker wurde femer «o» dem SOd>'ii , UhuIioIz viL-:fMrli Hti« 
Korea bezogen. AI» Miirkirli-i ki-u irti liinpnu Imt T.i/.mi Iiis- 
dantunK; hier treibt juan einen legfu llundel rnic Vi«-h und 
Kel.ifriii'hten. iJür Ort liept an; Verhinij;un|jr>]Ainkt«' der wich- 
ligiten Btrafaen, und an Markttagen zeigt er ein lebbaltea 
Treiben. 

Die LaadbevBlIiening taiebMi iMi dUTtih OrdmasdMe 
nnd OenCigaamkeit au«. Jede« Fladkeiwn I.«ud, und eel m 
noch (0 klein, iat behaut; jeder Onabeim und jede« iroefcene 
Reisig wird aorgsam im Winter geaammelt an<t zur Feaerung 
verbraucht. Nelxn <;iii>r Art Zwergkiefer, deren Zweige im 
Winter abgehauen W(ird''n, ^'iijsbt «« sonst kein )ir< Dn-ii»'er!al. 
Gerste und Wti/.eTi »wdi n nicht geMet, «oiulem nrjjrlan/.t ; 
die einzelnen Ptlanteti Hteli^n in kleinen Hituf heu auf <lt-n 
Feldern; die lieber, in die die Pflanzen f^cnrt/i werden, er- 
halten bei der Bestellung eine Handvoll Donger, der ebenfalla 
eorgMu cMuuMh «M. Auliuig Vebnar beginnt 
die AHwit Mf dea TWdtnn , und cle beicliiftigt den ehine> 
«Ischen Bauer anau ag ea e tzt bi« in den Oktober, wo die Be- 
stellung mit Gerate and Weizen erfolgt. In den Bergen selbat 
ist die BeTölkerung nur spärlich. In ävn Ili^tipthälem, be< 
aonders im Pai-scfaa-bothal, wird Landwir1><L'bi>l( getrieben. 
Weiter im OebirgR 4^n<l<<n *icb (litun noch «iazolue Tempel nnd 
kleine Ansiedelunu«n von Wiililw urtern, IkrgkryXallsucbern, 
«leren Funde in Nordchina zur Brillenfabrikatioa dienen, und 
VidiUrtra. Die BewotaaeffMbeft ia den Dörfern es der Bneht 
treibt hnaptdUibUeb PiachfanK. An einigen Stellen im nihrd* 
lieben Teile sind an der Hochwaaaergrenz« Salzwerke an- 
gelegt, in denen aus dem Seewasser Salz gewonnen wird. 
Die Inseln sind wenig fruchtbar, so dafs die Menge der 
Bodenerzeogniaaa kaum für die Bedürfoisae der Bewohner 
ati<ireicbt ; si!> haben •rieh d^hKr «ibenfalls auf den Fiaclifiulg 
gl worfen und scbickin dt-n L IxTSCliufs teils über Ta|lOleil 
los liHud, Ulis mit Dschunken niM;h entfernteren Ortirn. 

Ks braucht nach allem wohl kaum noch geeagt zn wer- 
den, daf» daa Schutzgebiet dem deotachea Landmann keinen 
Bann aar Betbdtigaiig bietet( ee iit ja aaeh aa Bandela- 
nnd Indaatrieeweekta «Kwar beu worden , ttail dlaew Abriebt 
•oll der Freihafen dienen, der, wie erinnerlich, am 8. Okto- 
ber V. J. erOITnet worden !et. Die Mafsnahmen, die sonst 
noch zur Fftiderung iene» Zwecke* bereitü (;'''>''>fff " 'ind ofler 
in Vorschlag gebrarh- werden, »owii di.' Verw aliun^jsvtr- 
hältniane übergslnn wir an die»« Stelle; fiu ilürfnn wvi» der 
TagespresMi hiDrei.jliend li<'l,nnnt «i.-,n. Hjuirln«'» wird all- 
getueitt alt vortrefflich anerkannt, andere* abfällig kritisiert. 
Wir baben Menm nicbt BteUmf sa nebnen. Nor folgende! 
cei noeb berübTt: die Znknnft dä flebulzgebiete« Hegt zweilfel* 
lo« in den noch zn aehafrenden Verkehrsbeziebongen nach dem 
llinterlando. Da es nun nn vinor schilTbaren Wasserstrato 
nach deiu Inneren fehlt und die cliinesincben Landverbindungen 
dürftiger Art sind, so Ist der rasche Bau von Eisenbahnen 
die r.äclist** «nd wicliti;;8t<! Aufgiibe zur Ntit/li^rmachung 
(iitsij* deutfclien , Platzes ai. d'T Siuine' . son't koiinre tT 
ieiclit in den — bchattt:'» gemtcu, da uiititrr» lv>u»urreQlon 
eifrig an der Arljeit sind. Von besonilerem Interesse wird 
dabei natürlich die Frage nach der Ausbeatung und Be- 
scbaffliMbeit der SelwDitaafkaUe aain. Bin Viteil biarftber 
vermaif die Denbaebrift viott sa Allen; e« wird nnr bemerkt, 
dafs lieizversuche mit den Kohlen auf KrieRssohiffen Tor> 
genommen »ind, und Onfs sich dabei v»rtretTliehe Heizeigen- 
scbaften bei der FoeelMBkofale henuigeatellt beben. 8. 



Bücherschan. 

Zur Kritik dei' Abhandlung Eduard Uahna: „Theorie der Entstehung unseres Ackerbaues". 



Obakiab bereite efaiife SaitiMirideMi tit, atitdem Habn 
■einen .verineh einer Tbeorie an««r«e Aekerbanee' 

(Demeter und Baubo. I.ftbeek, im v. riiige dae Ter- 
fassers, o. J., 77 8. »') verötfentlicbt Ijüi lieint «e dooh 

nifflit Pibnfii'.K-i^, hif^r nein«» Thmri« .^u l>»'>iireclien. 

Herr Kduard H.-ihn, den; wir einen vmtreffhclii n Aut' 
Satz Uber den B>^livleh de» Nibelungenliedes verdaukri;, 
bat vor etwa i .l ilin-n «-in Werk über dio Hauttiere 
(Leipzig, Dunker und Huroblot, 1895, h'j veröffentlicht. In 
diesem Werke iat nnter aadwcD avab eine aew Thanie de» 
Aokerban«! «ntbalten, die edir anliblleud «reabeiat. Dar 
Teribiear bat, «ai dieee eatat 



' aiebt dwis geaaeht 



laadaa, du kleine Abbaadla^, die «Aen dtiart irt, fe- 
edtviebrä nnd giebt darin irtne nene Theene in aaeanimen' 

fassender Darstellung. 

Mit dieser Theorie wollen wir UDi bier beicliafligen. Wir 
ha!.pn dij- Thiorie ri'hv aufteilend aenennt. weil darin «In 

Moment enllinltm i»t . das OHHI bilhar : 

llrtt - d ;l« - e X u e I 1 e, 

I)t*r \'t-r1;i**er ■. er^'jeii tiT die «idiw ii-iti^^fU VerllAltnis«e 

de« Ackerbaues nut einem üewel>e uud tiezeicbnet einen 
Ornndfadea deeOawebe« alseinen sexuellen. Er besi^ 
lieb dabei anf Waetlan nnd sagt: .Der grobe Forscher, dem 

Meinung nach 



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Bft«k«rMlifta. 



■iaen der Orondfadcn dea Gewebes mit klarem Blick «rkanni, 
dvD ««xutllcD. Ali^r leidtr AhiU gmid« diwMr ttiim wtt 
•in 10 abitnrii>'nat>H'(i«blM, «• mdaf« lielift «■gtaa, 

ibn aufiuneiimen." — 

Der VerfH!isi?r hat den Ffiden aufi;t!ijcimmi*u , — al + r 
w&Tiun nennt er du Oebict, das er betritt, ein abitof send ea? 
Wimm »tar mUm 4m Momilt OaMM «ia kbi»ef*«ad«» 
■riBT Für dtB VBtmtoMlwr M toi totnihiid« Otbtot 
keineeweg« abatofsend, im OMwmeit «4n «ehr aoziehendea, 
and für Laien sind derartige ThMviMB gar nicbt berechnet. 

Ui rr Habii !i>>fi^rt -.m* ein? sexuelle Thaolit dm Lahre 
Vnn iU't n l» ( *' Ii u II t; il*-^ Ackr-rlwiu>.-s- 

D«r V< rfn-mer wendet sich xuerst (Kap. I, S. 4 bis und 
swar mit vollem Becht, i^e^n die alte Ilypotheae, dafa bei 
dar JBnfwiekalaBg des menBchli<:h>'n Oittchlecht« alle Völker 
nacbaiBaadar di« Btofrn der Jug^r, Hirten und Ackerbauer 
daretacciMelit Ultan — da* »ei nicht riehUK. Dar Urmaiiaeh 
■ei gawifli «mnt Saiamler geweaen , ood mm den SMniBler 
sei ein Aekerbaner geworden. Dar Var^kaaer belebt die »Iteate 
Form der B<>d«iibearb<-itung mit dau Kamen .Uackbau* 
(II, H Vis '1). Wir werden liierin mit dem Verfaseer g«wirs 
gern iitwivniKtimnien, Um so mehr, als bereit« vor mehr als 
3<j Jalireu Drechael-Qättingen dieeelbe Anaiclit ausgesprochen 
bat. (, Anfänge des Ackerbaues' in den SitzoDgsberichten 
des anthropolo);. Vereis* an Güttingen, 19. Juni 1875, im 
Ooncapeodauttatt dar dtMaakmi Ocaellsch«(t Ar Anthrapo- 
Iflfia, AbigMig 18TS, mnehaa 187i. 8. 6«.) Knr eüi kviiaa 
Referat lieut vor; oh d?r Vortnif m »»tenan fadnckt lat, 
habe ich nicht ermitt<'ln künn«B. 

I)«» ilritt'' Kapitil ist (Irr geojjrapbi'shfn Vwhr«»itong 
der Hir»»^ ("I, Ii,' Iii« rj', (t.iK v i v r t e KH|iiU'l ■Irr wirlKi-liufi- 
lichen Btailuog der Hiricti. ihm fiiMite K>i|>it>'l der Milcii 
gewidmet. Im sechst imi Küpitel ti«fichr«!il.l dfr Verfnaser 
den Wagen. Wir können alle diese Kapitel bei Seite lassen. 
AUalB aaf da« aiebaata Kafital (8w M W> U) nllMaa tdr 
nftliar elngahes. 

Dm aialMBta KaiiiM (j9. 4» Ua et) MaaiUtt dm Aakar- 
bau. Der Tatteaer entwickelt darin aatna iMa« Tbcofle dea 
Ackerbaues. 

Hahn behauptet, die bekannt« Art des Ackerbaues — 
das Pflügen in)tt>>iii mnf% ZiieHerea Bod mittala «iowr MaaafaiDa, 
des PflDge« — rri Hilf ri-iigioaa Bad aaxvBlla Idaan» 

Terbindun >i a r |j:r q ii d tt. 

Dir koapp txjmif^iseQä Hhuhi tvi bivtct Uns, aUEführlich 
di« O«ilaoktu(olgv liaa Autura wiederzugeben. Wir müseen 
naa mit kurxan Andeutungen biiadgiBi 

Habit sagt (S. 46): „TypiMsh lat aber fftr «Ua Sktatabang 
der ganzen Fornt wnd Ar eine ganze Beihe mit dem Acker- 
bau eng rerbundaner Torstelluogen — die Form, in der dns 
Bind viTweiii!»t wird, ü» iot iiii iit das miin ri ! e 
Kiiid. IMI ivt rnriit das wcihlirlic Kitid, es i»t i'in 
kliniitlii.U btsrgeatelltes , ^ "-'^ 1 ^cb 1 1 o«e » I ti li i - 
viduum, der Ocliae " — Wir «eh'jn haixz d;ivun ab, daln 
der AoaUniek nicbt richtig gewühlt ist, der Ochs ist nicbt. 
kflattliob hergestelltes Individuum, sondern ein erst kiiost- 
Heb gesohleehtlos gemachtes — allein vom biologl- 
aehan StandirnnkM aoa tat dar Ochse nicht geteblaebtloa. 
aondem Ist nnr kaatriart, d. b. seiner ZengUBgsargaa« be- 
imnbt. Man kann auch andere Tiere, auch Menschen 
kaatriereo, dadurch werden sie aber keineswegs gescbleeht- 
los. — Tkieh Hr« ist neb«nsttchlicb fiir di» Kritik der 
Theori**, 

Hahn aa^rt nun weiter: ,?J!cbt tägliibe praktische 
>;rfi«hruit[;i-ii liA>'>'n die Mrn«i l>cn viPHiilafat, einen Ochaan 
■n den l'llug 2u spanueu, rondem brsiimmt« religiös« Vor- 
ataHimgeD.'' Er spriebt von ainam bailican Wafan, dar vaa 
Oebaen gezogen wmda, dadnreb aaiaa dia Oabian aalbtt an 
heiligen l'ieren g aireadlB. 

Er schreibt (8. M): ^Binder müsaeu schon vorber den 
heilig''" Wrti^en ifiwwip'-n li;i1>i-n; »ie iiidiiiii"» Vjfri'iLii al- 
bi'ilijfr Tinrii in d i- ii Vi>ri«I*'lIijn^!>krfiii ein^etret*?!! aeiji, .ms 
(1 e lu dii- ViT»pndu(i(f de» I'tlu^'i-ii ftl.i Gtr-.it und dvi Üfhsen 
Ria Zugtier hervoigiuR. Di« heri 6<'heiidc VumttdiuuK ist 
dabei, dafa die Ackererde den bciioia der grofaen liuttin, der 
Alimnttaraida, dwraltilt Dana ist die scho^Jcitd« Pflugaehar 
dna B^mbol daa Ekallaa, dar den Baboft der Erda »nfraUn 
aad alt w aar IMbttNUtbato iwingt.« — Vad «attar & 4«: 



.Wenn man cfai Oarüt in der Form eines Hakens, aber 
grorMr, nahm und von ein<>m Zugtier auflrecht »cblitseDd 
durr.li ilfii Boden gleitfn liefH, könnt« man die Pflugschar 
SiU I'liaIIu:> auffassen, derde^i .S hör« der Rnlmutter aufreibt I' 
Zur li'j)iriindung dieser Auii'asüuiy citiert der Verfasser 
alt« und neue Autoren, spricht von der ewig juogfrilulichen 
Oftktananttiar i^ybdai vm OBUbat, «abai ar IIa Kaatratios 
ab die proBoaelartaaM Wnm dw Odlibato boaiebaat 

— spricht von Frigfa nad Tnjm, v«a Ua nad Ktaatoi, vaa 
Art«mi( und Actaean, Tom IB a ropmiiSe and dan iwngllit» 
kind'.TM diT Spurtaner, von Berchta u. s, w. 

Al>i-r u»« ii«t mit iiii-Hri:i L'rofH. ri Aufwände von Gelebr- 
satcikeit t>ewieHeii y Ktciita, .■ii.-< wa^ »idim» lanijftt bekannt 
war, dal» in ftiilierer Zei'. bei l^lnJl;^t uiitiTt^euBii^rneii Vöi- 
kero religiöse und sexuelle Ideen vielfach mttetuaud«r ver- 
knöpft waten. Aber giebt diei «ine ErklArung des Aok«r- 
baoeat Nimmermehr. — W«iid in den alten AnscbauungeB 
längst dabingeeebwoadener TOIkar da« FflStiB Äer Qa- 
schiechtsUebe rer^icben wird, glebt nae daa aiaa BritllrBnc 
de« PHugcs '! Nimmermebri 

Auch beut« ist den Uiatorikern und Arsten die Tbat- 
aache nicht unbekannt, dafs bei p«yrhiRch nicht gea>mf!(>n 
Menschen religiöse und sexuelle 1 di'i'ii ficlj eng verknüpfen 

— Beispie)? jreb&rpc nicht !)ierlj«r. sei BBT betont, dafs 
eine derHrlii^e V>Tbii.iluDt< ai hr alt ist and baata BOBh (B* 
legeotUeb zum Au.iUruuk kommt. 

Aber aiit dem Aekarbaa babea danaitiga ralififta- 
aaxnalla Ideen gewif« alahta in tkaa. 

Wir nieteen, der gaMirta HaCT VaiJhiaar bat rfdh 
täuschen laseea and bat dae Haabber mit dam Vaetaar ver- 
wecbufh. 

l>i*? einfa^-lie liodeiilit-urbfiturig tnittila riiu^r Macke ist 
auf *.i rund [j r a k t i s c Ii i- r , 1 Ii a t« Ii I ii: h f r Krfnliriing zu 
t'iricr Iii arbi/itunj^ dns JtLideiiÄ uiittel.i ein-rir M u a r Ii i n e , 
eines l'tiug«», g«wunlen. — Aus rein praktischen Uruuden 
bat der Mensch an «eine Stelle ein Zugtier, einerlei, was 
Ar eins, gesetzt: Rind, Pferd, Kamel. Aus rein praktischer 
Veranlassung hat er sutt dea wilden Btletae, dae motigaa 
Hengites — den ruhigen Ocbeen, da« rahiga IVird gewihlt. 

Dafs alte Völker nachträglich in dem fertigen Pfluge 
eine Verkörperung ihrer sexuell-religiösen Wahnvorstellungen 
I sahen, bnt keine Bedeotaag Ar die vorbergebeada £nt- 
steiiun;.' de» rtiuKe^ daa giabt oaa kaiaa Brkllnagt wia der 
Ackerbau entstand. 

I>i« alten Völker ligtt^ii dem Ackerbau, dem Püttgen 
•exnell-religiOee Ideen unter, aber dieae Ueeo waren niebt 
maCMebend Ar dia BafrflBdBaff daa fflOgiae. 

Der „geaeblacbtloa^ Oebae, d^ in der Tbeovla daa 
Verfaasers ein« so bedeolende liolle spielt , ist das Ergebnis 
nöditemer praktischer Krw&gungen. 

Es wird jt^wir» jticlit mehr lsii(;i- währen. I i» »tutt Jür 
Pferde und Oi lueii — I>atiipfui»«i iiin«"n lii'ii l'tlug /.ii-lipn und 
(Üp Eiektricitit als Zugkraft des l'fliine» iH-imtzt »■■■rdeo 
wird. Dann wird der Verfi^er in Wnkliclikeit ..gi «clilecht- 
Ju»e' Max iiinoD als Zugkraft in Anwendung sehen, alter 
nicht infolge reUglöa-si-vifller Ideeoverbindungen, 
aus der nüchternen Erwägung, daft MascUinen billigar 
als lebende Wasen. 

Daa letzte Kapitel (TUI , 8. «8 bie <») beaeWkigt aiab 
mit der Verbreitung des Ackerbaues. In dieeem AV 
K'bnitte kommt der Verfaaser nu«b einmal auf di« Bedeutaag 
de« Ochsen «1» ZiiKtitr de« Pflti|;ea j!u ?prpe1n>n. Er sagt 
unter anderem. ,K«st iib*i»ll wird der l'llug vcin OfLsw^n 
gezogen, nur m siuiKe» weseutlicli geriuanuicbi n Geineteu 
hat das Pferd den Ochsen aus seiner Stellung am l'ilage 
verdritugt, e« wurde ihm dieselbe durch seine ehemalige 
.Bailigfcait' eilaiiditait'' (8. MI, In dar AanMckang dan 
C^t der Tcftuaer auf diaeae Ünatc dea Oabaaa dBKb dae 
Pferd niher ein. Gegen die Tbataachv iat gewiCi aiBbta ainaa- 
wenden — aber wubl gegen die Deutung. Daa Pfnd hat 
nicht infolge «einer ,Hi'iIi|^kidt " den Oi lisen ersetzt, sondern 
weil e« dem ltri.it2er /u er«iri:if*i^er nnil )iilljg«r war. Der 
.\i:li:erh«n<T liattc ivalnsrheiiili Ii i.'ai' ktinc Ochsen, er 
br.tui lit<: «ie (^ar iiitbl die l'rVrdL' lin-tett-ii dasselbe. 

Wir hoffen, dafs der Verfasser baldigst seine sexuell« 
Theorie daa A«herbaata aa^abaa wird. Dia Tbcoria iit na- 
baltbar. 

KOnigibarg. L. Stiada. 



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100 



Kleine Naehriehten. 

AMrMk BW mll QiMtUuaatlM fwlatta«. 



— Herr Dr. K. Uamthkl, Obt<lteoloKe des Muneums in 
La Flau, icbreibt udi: .Am 80. Doember I«ii>8 gvbta wiedtrr 

binnu» in Fftlftgoni«!!» Orfilile — rmn «ol!tf rntäip-inlfM 
i_iK>'ullii;li 6uiriii;aiiii tit-iiiit-ri. Die tii>' itiiUn'ri-iiiUn Wi^stwiude 
Rinii 'li.>rt t'Uti'et/Ji^sU f vroIiw ert^n ilris ArlieitHU iiii Fel'l»' 

uiint-metn, Dietiinal gilt es, die ci^iitralti CoriiillerÄ w pf^tlii/h v^uji 
Lifo Ar^ntioo (4!^ södi. Uraite) und liago HantTiila zu 
MtenbMi — «In icbw«r«a StOoli ArMt. Ow gMftM T«U 
te OonUUm» — •• gi«bt dort wlrklieb elM bob* «ntrale 
Oavdin«r» — iat voUilftndig vergleticbert. Wir treffen dort eine 
Alt Inlandeia, das za erforschen nicht so schwierig wäre, 
wenn mrht plöt^lieh vier bis sechs Tage anhaltender Nebtö 
eictiate, lÜB tl>u 1 .irsi hrr zur Verzweiflung bringen U iurji'n. 
Ich werJi^ vi/ri'iji lii'ii. ik-ii Ci-rm rnyn? zn Vn'»t»'igen, vielleiclit 
auch ^i<;ti Mo-.inl Rior^a. Viui lUirt sh-hIh irSi Ihnen Nach- 
riohteo zukuutitieu npüinr einen tleutiralbericht." 

— Atlantischer Oceao. Obar dam TerUui der d«at- 
Mh«& TUfMMzptdition m BohA dM fiuqftn .Vkl- 
äMt," 1b dtr Mt von i. Avgait Wt iS. Beptaabcr tt99 hat 

4w Oeaanograph der Expedition, Dr. O. Behotti an den 
StMtMekretär des Kficltswannesnits einen Toi'läaflgen Bericht 
eiiiRefnnilt, iltr in diu „Annalen der UydrugTÄphj«» etc ", 
1I< !t 1, z jni Aliiirin k gebracht ist und schon i-rUrLiii-n la.'vi, 
w<.'|r^<' reictie Füll« vnn B?ob«<"!»tiiog"rnat»Ti:il lUe Kxiufdil imi 
mit lieimbrlngen wini. Sje i nitr aru Ui. September V'ictorin 
in KamerOB erreicht und vor allem schon ausgiebige Cr- 
AtbrmiiK ftbav dit u.Boni beflndüelun oaaM^tnphiMhain 
Appanto ttnd iMtrwnwtt g««uiuiiMlt, di« ui WMhMiaMti. 
auch wiseenacbafUleh Neues lieft^rnden BtalUn «liwobt «tTden 
konntvu. 8o worden bis dahin 34 TiafscelotaBgan ausge- 
führt, die mUglicbst dahin gelegt worden, wo grj:>fsere oder 
kleinere Löcken in unserer Kenntnis vom Belief des Heeres- 
bodens vorhanden waren. Viru ^It bpfOtiiivTs rotn Gnif 
vonOninaa von 0* nörill, Hi. uml wi-xd. L. imcli KuiiK r un, 
wobei die tiefste bis j«t2l uul«i <i«iii ikll»ali»ch«ij 
Äi|uator gelotete Stelle tt^SU' weatl. L. mit 6695 m am 
7. Beptember aufgefunden wurde. Aufsar den beim Loten 
•riialteiven QmndtaBpatwtumi waidan SO ▼ollat&ndiga Tam- 
ptratBmihm bb lOOO, «bar aveb Ut 9000 m TMb ge- 
inesKen, die einen durchwärmenden Einflufsder Sonnenstrahlung 
nur nkr die obersten tOO bis Soü m erkennen liefsen, während 
darunter die merNwärdi^Kten Htörungen vorliegc^n. Danel)^ u 
gingen Bestimmungi^n <\pt Salzgehaltes der ^leeic-ub^rflauhe, 
die sich im allg«in<'tri>-ii ilt r Krftmmij'!"'hi'n Karte gut ciutfiK'i n. 
Beiiimmungen de* »iwcidHclicn Urwicliii-« noil (i»-Ki.-ha:t''? dvt 
Wasaat» in gr<>faer«u Tiefen, 8lromi>eob««btang«n und meteo- 
lotosMIi» BoobiwilMnaffia an 



eine Zeitschrift für die winaensobafttieha Befirbeitong der 
vulkanischen Vorgänge auf italischem Boden und richtete 
filr t5n^ Stiifliiiiri (l(»r KrtHiiiben einen Beobachtungsdienat ein. 
Im ilbti t r HU' Ii ue le luhtrumente einführte. Von seinen 
BQcbern seien erwähnt sein Iwhrbiicb dar WeUarkunda und 
aaiii Wark «bar .taUmiaclM BttttB«*. W.W. 



— Im August V. J. starb in Pretoria inSOdalUkk Fr lad* 
rieh Jepp«, ein im Jahre 1802 nach der aBdafrikaDiadban 

Republik eingewanderter Dealsober, dem wir vorzugsweise 
die kartographische Kenntnis jener Republik verdanken. Seine 
erste Karte derselben rr»chien 1?C8 in Pf tprmanns Mitteilungen 
|iui Mafsetabe 1 : l f .:i "ivn;. Im luhre 1^77 verOfluntlichte er 
ein« zweite Kart« .Map of lliis Suulit African Kepublic, and 
ibe Surrounding Terrlioriex" (Mafsutati l:l!)&0O0O, Pretoria 
lti77) und schrieb im .Joorual* der Londoner Ueogr. Qeaell- 
wbaft {Un, 8. 217 U« SSO) «Hat«« «m Um VkyiiMil «od 
Oado^eml Ftataraa ef tha Vranavsal*. Sine drtH« brta in 
Mafestabe 1:1000000 erschien lt<89 in London unter dam 
Titel „Hap of the Transvaal, or South African Rcpublio*. 
AKhfr flif>.('ii vi-r"i(TfiirIi<:lii>' .Ii'fp«» nofh i>ir»ie« Sp^eiul »art-fn 



iiln;r 



r(udrtfi-;kHi;i«<cheii t'.oliiff liier uml flciirj.'li ul.^ef '\i 



auch zwei Aufsätze für die Zeitschrift der Londoner Geogr. 
OaaaUadnft (IBOB «nd lOM). W.W. 

— Ende Kovembvr v. J. starb in Rom der Naturforscher 
Miehale Stephano de Rossi, der »ich besonders durch 
seine Fomchungen Uber Erdbeben einen Namen gemaaht bat. 
Derselbe war am 30. Oktober 1S34 zn Rom geboren nnd 
erhielt 1866 die Frofessur t&r Oeoloj;ie an der Universitär noinpr 
Vaterstadt. Er war der Bmder von Oiovanni Itattisia <l" K insi. 
de» barähml«"!! Fifrir^clurs der römi»ch«n Katakt'ii.ln i) in 
einem der IIuii|i1mit1..- ilesselben, „Roma antir» t llri^ti;»n»'', 
lieferte »ler Ver«tiii btiie eir.rn wesentlichen Beitrag über die 
K»tako::iti<^!i in (^eiilo^Mni-lier nnd arcbitekttinischer Uin^iicht, 
doch war das Uaupigebiet ikiasjs die Ocol^pe, insbesondere die 
■rfiimdwDS dar vnUuniaakan ~ ' ■ 



— Am t. Oaieniber v. j. «Urb m London f «kB Bnr- 
row In 91. Iiakeni^iahre ; er war der Senior der Iiondonor 

Oeographischea O n a llachaft und in früherer Zeit ein sebr 
' thätiges Mitglied damalben. Der Vater von John Barrow, 
' Sir Jub; Itamiw, war im Jalirc l- 'o der Mitbegröudor der 
i:<.yi>i r,i|iiiunl Bocl«l> nml i -foTi bis 16.^7 ihr PrAxIdent. 
•Iniin li;irrow lialte ein l>eM)ndei'ei Iiitere55e ftir 'ii» Polar- 
[orn. U .Iii: uiij zilhite eine grofse Heihe von l'uiKii.ilir« rii zu 
eeiueu l'reonden. Von seinen Ucbriften seien hier erwiilini: 
„Coats Oeopraphy of Uudsons Kay* (USS)', .Life of Sir 
t'rancis Brake" ; .Expeditiuns uu Um Olaeiara*; ,Mo«»tnin 
Aaotou ia Waatnonlud nnd Guakaitand''i »Ttnvala in tb« 
North oT Boropa*; »A Yoyaga to laalnnd*. W. W. 

— Wie einst die von Englaad ans betriebenen Nach- 
forschung»»« nnrh tltr verschollenen Expedition Sir .Tnhn 
Kmnkliu? , ihv *u'i\ iit>rr -iie Jahre von l*ts hi^ er- 
«trechlen , 'I't WisM-HM-hal; T.n Ou!e kamen, no «cbeii.t "H 
jetzt Hut li"!! .A u l'^i iic Ii II Ii u s r <- ; 5 e 11 liacb ileiu Ballon- 
fahrer Andräe zu giibeu. äein Autstieg erfolgte im 
Somunar IMT VM Spitzbergen nnt und aaltrina iat «r wr> 
aeboDan. ^larM i»t gcmutoMbt «ordaa, wfa «• Ikm Mit- 
dem ergHngen sein kOnue. Mit dOB erfalireriHn Nordpnlar- 
foraclier Koldewey sind wir dar Aaaieht, dali« AttdriL'« samt 
•einen UefttUrten nicht mehr nuter den Lebenden «-eilt nnd 
dafs es nur einem Zufalle zu danken »ein wird, wenn ciunial 
I{r»te von n-incir. Ballr.n, s<-tn»n Instruntentm tJ.» w, «■ritd'-ckt 
wiTiltMi »■■Utfii. .Mir H-iHiiii*, (lir vt^n E''k]ri'ij< iuIit JiiiliJit^ern 
gosslteii »«IQ uüUu-ti , liKk>en mcli als >irit«u erwi«««n , roy- 

I «terlOses .(leschrei* auf Spitzbergen i»t verstummt, auf üü* 
schollen treibende .Ballonreste* wurden nicht näher geaalian, 
and dia Bspadition daa Bckwadan Stndling anak dar aibiadp 
aehaa Bisnaarkflata Iat, «kna alaa Spar von Andrda anidaeU 
zu haben, wieder lielmgekelirt. Nicbi zu niifsbilligen ist es, 
wenn man trotzdem nicht ruht. Der in arktischen Reisen 
»rfahi-iue il'lnische Hauptmann riäniel Itrnnn rüstet für 
<l 'u k< m-iienden Sommer eine Kxi'tiUt uii ans, welche über 
i«iaud uml ■Inn Mayen nwctt ÜRt^triniliitnl (Seoresbrsund) vor- 
dringen nw. MUli rlanii un litr K-vst - inirillirh «t-inlen ►oll, 
wo «i« (bis Kap Bismarck) lim bpuien der deut*chen Nord- 
PolniwpadiUaa Iblgan wird. Sollte «ia nncb von Andr*a 
kaina Haelnlebten narfick bringen , eo wird üe doob gerada 
an Grönlands Oatküst«, wenigstens in deren nördlichem Teile, 
wiebtige geographische Fragen lösen und möglicherweiüe der 
v«n Mordan komioaMiaB BxpadiUaa daa Morwafara Bvcrdrap 
dia Hnnd raldiaB kamnan. 

— N. A. Hufi-b (.'leb-. Leiermanns MittciluiiK-ii, Bd. 44, 
lieft 12) einen vorlitutigen Bericht über seine im Jahre 189^ 
in den nordwestlichen Knukniius zur Untersuchung 
der OletsoUer und der Vegetation gauiacht« Reise. 
Dia ^abniaN aliud in K&na Ibiganda: 1. Mn Baoknaktmg 
Ton SO aenan, blibar von niantand baaebrtabaDaa OlatMham, 
«on danen fast alle photogrnphiert wurden. Die Zahl aller 
iMobaobtelen Oletsclier betrüKt 49. 2. Ein gn^ifses Herbarium 
mit ^•■nen HOO Speele* in 50W Exemplaren. S. Eine Samm- 
liiiit: V. IL Iniiekten mit ungefiibr 3<:>0 Arten in 400 Exemplaren. 

: 4. lline n;en!ri<jjseln» Wanimlan^, die iwioc!! iin^ed ratend ist 
j und iltf VvTViillst,<]j.ij^'iii'.>{ t^elavt'. ,i. H' ■b.nU'-timmung, 
; bauptsai.liln.h vun tiiit<:Ten Uietscherenden. Die Zahl der 
Bestimmi.ii^f'ii <\if<,T Art niulV iiber vergröfsert wardan« 
e. Qegen pliuiir^rapiiiscbe Aufnahmen. 7. Kinn botaniauba 
Karte des untersuchten Teiles de» Kub«ngebiete*> Sie wird 
vorläufig nicht veröffentlicht, da zn ihrer VervollstJIndignnK 
, dieses Gebiet noch einmal besucht werden mufs. Auf der 
botanischen Kurte fallt diu weite Verbreitung von Kiefern- 
und Birkenwüldern in dem wnt< r!<m-h1i_n lii liliti- auf, Wie 
es »cheiot, hängt diese« Kaklt:iii mit .ler ». iij-n V,m luci: unx 
dunkelbrauner Quarzkonglomerate zasatniueii. Auf eruptiven 
Oubirgsarten wachsen Tannenwälder. Ein Eliiflufs der Lage 
I der BergabUänge auf die Verbreitung der VTiUder ist nicht 
I I " 



VerantwflTtl. Rfdnktaor: Dr. ILAndraa« 8«nn>s«bwal(, FtHevUabartbaffraaiaiwdc i9l— Pradt: Prledi.Tl«wag it. Sehn, iiri<i>n>rh».i,; 



GLOBUS. 



ILLUSTRIKRTK ZRITSI HRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 

VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN : „DAS AUSLAND" UND „ADS ALLEN WELTTEILEN". 
HERAI SGEBER: Ük. RICHARD ANDUEE. VEkLAO von KklEOK. VIEWEG & SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 7. 



BRAUNSCHWBIO. 

ÜMMtwk Bur DMli Ck«f«liiJniBlk Bit 4«r T«iis>b»Bdlaic 



18. Februar i9n. 



Eiibwchnno^ der Ghicialerscheiimugen Siulpata^oiiieiis. 

Von l>r. R. Uaulbtti, Chutgooluge des Moseums tn l'lata. 



Von eiuor achtmonatlichen Forscliungsreiiie im sAd- 
wpslüclien l'iitapoilifii zurut k/^'ekfhrt , üetido ich Ihnen 
einige vorläutige Mitteilungen über meine iieiseergebnisse 
mit der Bitte, dieselben im „Globus" zum Abdrucke xu 
bringen. E» itt mir leider nicht möglich, eine gröfaere 
Abbaudlnng Uber ,Glacialperioden in Argentinien*, die 
ink miiUr der Feder babe, zu beetukn, d» idi eebon un 
20. Deteember wieder eine grörMraBaiMatebPkta|p>nien 
antreten imi?i. Idi l>itto Sie dahWi »tt dMnBnfolgaideii 
einstweilen fütüeb zu m-hmen. 

Mit einer uingehendeu Arbeit über die .Spuren ehe- 
maliger gröl'gererAuisdehnung dorGlet«chcr in Argentinien 
besebaftigli riebteto ieb aiub auf meiner letstoo fieiae, 
dis weit in «in für midi gtarn m/oh Gebiat flbrle, nein 
A«Keanerk Torsttgliefa auf die Anzeichen ehemaliger 
gr9faerer TereUnng. leb war flberrascht, im Gebiete 
swischen Punta Arenas und dem I,ag<i ArgHntin.. j^flnciftU- 
Krscheinangeu in einer so aufgezeichneten Klarheit 
anzutreffen, daf« ich mich wundere, wie von früheren 
Keteendea eigeatlioh nur Otto Nordenekiuld (Alguua« 
daCot MibN la aalafalMa de la Hegio magallanica, 
BnanM Airai 18t7, pif. 7 8) diaMlban «rltauita. 

Was demReiflendläd besonder« anflMlt, ehd dieiabi» 
rcidii'ii (■ r r ftf i ü i iif t) ^l^lcl^^^ <lle 'n h aberall von 
l'uuiä Ar'JiiaB bis zum l.ai;'' Ar^rntino antraf. Sie er- 
reichen oft fine anR>_-liiili<jtii.- (Irn.'so — z'^ischen dvi 
Sierra de lo» Ifagimli'? und dfr liochtibene I.atorre liegt 
unter anderen grolWn IKurkon ein Block von 200 bie 
2&0 ebm. Die riumlicbe Yertetlnsg dieeer ercatiMhen 
nteika ndniBt mir Baoh dem, waa iah feMhao, nieht 
regdloa an eein, aber am ibie genaue Terbrettang (an 
bestimmten Stdlen bAnfen sie sieb sabr ao) festza- 
^tcr.eii bedarf 8« ia dam amgedabaten Gebiet« Doeb 
vieler Reisen. 

Ich möchte das Auftroton dieser Blöcke in Parallele 
■teilen mit einer Beobachtung, die ich in der argon- 
tinisehen Provinz Salta am KioCachi vor einigen .lahren 
naohte. Dorfe lagern in den Düerbildongen ebemaliger 
(jaiat troekenar Seen), die aber noch baute von dem 
Flusse durchströmt werden , neben kleineren Gerölleu 
Srrofsc eckige Blöcke, bis zu 10bi8l2cbui mesuend. Sie 
L-iiti-t.imnicn. ilirciM ?U;itiTi,il iiücli zu uiU-iI<Ti. i.b' ti .'t \vri.s 
weiter uiiri.lu i-s'.ljeli gt'lfjjciicti SchiituW rgen von (.'achi 
{Qranit). ich halte diese Blöcke für glacialen Ursprunges 
and glaube, daXa ibr Aufireleu seitlich mit dem der 
patagoniscbeiu emtisah«B Blftoke sasamnooftUi. Eina 
ganz analoge Ersclieinaag llndat sieh la dar Pmräts 

Ulobui. LXXV. Nr. 7. 



Mcndoza in der Pampa zwischen San Carlo« und San 
Rafael, sowie w(iitt>r minilich in der Provinz .^^n Juan. 

Diese Krscheiuuugtiu sind mir ticb«t audercu ejuiter 
zu erwähnenden Thateachen Bewi^ii^, dal« einstmals die 
Gletscher der Cordillvre weit nach Osten vorgeräokt 
waren — swar so, dafs im Süden eine Art InlaadetS 
Patagopien bedadtta, wibrand ich iOr den Nordostan 
ArgentlnieBS mebr die Dri fttbeorie geltend maehan mSdite. 
Ich werde in meiner oben erwaliuten, i^piiter erscheinenden 
Arbeit niilier auf alU' diese Verbiiltnisse , insbesondere 
die InlivndeisbeJeLkuiij; ratugunieu^, ein^'eben, hier will 
ich noch erwähnen, dals das Schwindea dieses Inlandeises 
ein sehr rasches gewesen seiu muJ's. Mit diesem Inland- 
eise und vor allem mit dem raeoben Sohviaden deeaalben 
bringe iob dia ashon tob Darwin so eingelieadbshandalta, 
■ehr dgentflmliobe , in Fatagonien ao wdt ▼erbreitete 
GorSllsohiclit in Verbindung, welche in dem von mir 

bfsudilHu lieliii'te dif ( )bi'rtbic:b.' dfH Rodens lUi vielen 
ät«lleii biidel, an swakr, dalia ditiüelbe nicht wieder von 
einer anderen Hildang bedeckt wird. Üb diese Geröll- 
schicht mit dem „Piso tebnelebe" der Antoren ideaüicfa, 
weifs ich nicht; die meietso der die Geologie Patagouans 
bahandalnden Abbandlungen und Profile sind so pbaa- 
tastiaeb und nnsuTerlaasig , dab eine Identifiaiemng 
einzelner Schichten unmöglich. Eine rühmlinlie \uanabnie 
machen Hrttcher und Nordenskiöld, obgleich Itl^turur auch 
iiirlii frei ibt von vieb-n Ungenauigkeiten ; geradezu 
Krstauuliches leistet aber Mercerat in seiner Arbeit: 
„Coupes geologi<|ue« de la Paiagonie Australe", Anales 
dalMuseoKacional d« Buano« Aira*,Xoui.V,iii.3<>9 — S19. 

Dia Topographie auf dar be^agabeaan Kart« ant- 
spriebt in kainar Weise den thala&chlichen Verhlltnissen 
and was von den ßeiib i^i.'-ihen Profilen zuhalten, mögen 
folgende iieinpiele zeigen. Murcorat gicbt an, dafs der 
Cerco I'ali'jue aus lltiüaU bestehe. Ich habe den Cerco 
Palique mohruremalo besucht und fand, dafs derselbe 
lediglich aus grünlichen groben Sandsteinen besteht mit 
zahlreichen Fossilien, unter denen besonders ciue grol'se 
TerebrataUt eine grobe Ostrea und ein Peeteo hkafig. 
Auf diesen nach Cteten sehwaeh eiDfalleDden Schiebten 
liegt luii O {ende eine dünne Schield eint :? hellen andesi- 
li^i heti l iitleL. . während die «teil u.iiiuL'ende West- und 
SiKlseite eini< .-- l'.riue Moräne trägt. Ilrr IterL.', es ist in 
Wahrheit nur ein etwa 220 m hoher ilugel. irugt durchaus 
das Gepräge eines .röche moutonnei'" im grofscn. Im 
Profil Nr. VI giebt Meroerat an , dab die Sierra d« la 
Qnabrada. wm antan aadi «ban geciUt, iMstabt ana: 
1. Grstaaejadiam Koaglomafat, S. eoe&nem Konglomerat 

13 j i.^ü^j Google 



Itt 



Dr. B. BaathftI: Erforaehnng der Otaoiftlerscb 



und Sanilitein, 3. niincänein Snudutein, 4. [jleisioc&nen 
lluvio - li-rrcistrii<ebeii (iubilden. Nncli inoiiien B«ob> 
aohtuDgen besteht dieser Uerg aus 1 . tlR'iiigen brückeligeu 
SdUidltoB mit eiogelagerten düunuD Sandsteinbänken 
■tt, VDdMÜieboB PfluHOTMtttii und «iqiffliaimrttn 
mlahtigann EiUtUnktit ait liHMMUra« «ad Attm- 
dqrtM. TStuA obao ataiUsB ddi einig« kongkmeratische 
BKbIu «b (etwa SOObit 400 m micbtig). 2. Gränlichoui 
weichem Sandatein mit bftrteren LAgeii, ütcllcnwoiifü 
an undeutJicfaen Pflanzenresten, etwa äOO ui iimcbtig. 
3. 1 bi!^ 2 III Tulichtigen Kalkb&Dken mit AcaDtbocerae, 
Tuxaater und viöJtu anderen für obere Kreide (Cenomao) 
charakteristiaobea Fouilien (etwa 20 tu tu&chtig)'). 

DiM« Schiebt Mr. 3 biMcA d«a Inggcitnokten 
Oipfnl dei Berget. Die bu Baoh OntoB fdgeBdaa 
Fchiclilon BiuJ tcrtifirun Altert« >Je UldeB eWr Mhon 

den 08t«libai>g des Beiges. 

Ich habe mich degltaUi bei diuem ProAl etwa« ein- 
gebender aufgebaltMi, am ra xeigen, wie wenig zuver- 
tt»ag die Aibeit Meroeratc iat. 

Aaf die Arbeil Fkraitiao Ame^nee gehe ich hier 
nielit ein, da Ameghino nie lelher in Patagonien war, 
Beine Angaben gründen sioli imf die Funde geinea 
Bruder«! , der albM'din;^'8 mit grolsem Fioifse guammelt 
hat, aber dessen Reisen bich IBeiBtMII Osbr IIB Aalliehen 

Teije Patagonieut bewegten. 

Doch kehren wir nndl dieaer, leider notwendigen 
Abaehweifnng wieder «i Bnearer Oerflllaehiokt snrfiok. 
Sie iat mlebtig entwiAelt in der Roidiebene Latorre, 

die eigentlich oichta anderes iat, ala der Westrand 
der vom Atlantischen Ocean aus terrasaenformig auf- 
atoigcndeu Parnju» PatAgouieuB. Wcstlieh von diesem 
Steilrande ist dieae Gerulkchicht nicht Torhanden, 
weder in den einzelnen Bergen , die hier der Curdillere 
Aatlicfa vorgelagert sind, noch in den Kiederungen, die 
null am FuTse der eigentlieheB Cordillera weit «mtraiien. 
DiaMa tut die Pampa beschränkte VorkomBan iat eine 
weitere BtBtae fltr den glacialeu Ursprung dieaer Schicht. 

Die grofsen, durch das riisclie AbHi-bnie'zen der ge- 
waltigen Eismasgen entaUdieiideii Wasburstrünie muisten 
alles (iesteinKnjaterittl , das das I 'ia von der Cordillere 
mitgebracht hatte, in ziemlich gleich mttfsiger Weise über 
die ganze einstmals Tom Eise eingenommene Fl&che 
varbraitaB — fttr mioh iat die patac«iiaebe Qar&Hediicbt 
voB den Sdiueiawaaaeni watvr tniBapertirter Olaoial- 
Schotter, wenn man so will, eine flavio-glacialo PiMung. 
Und wenn wirklich in diesem Piso tehuelche jürigst an 
der Küste marine Fü?«ilien gefunden wordeti ^iIld lidi 
Bweifle flbrigena, ob alle Geröllschicht eo, die man unter 



dem Namen .Piso tehaeiche" zi 



wirklich 



aoefa gleiches Altera und gleichen Urapronga aind), ao 
wOrda daa nnr ffkt die Anaioht Nordenakialda apradiao, 
der meint, daüt daa traDagradiNBda Heer gagen die 

höbe Torgeschobeae Eiamaner dee Tnlandeiaea brandet. 

( bor die Ursachen de» ra^'-beu und plötzlichen 
Rückganges kann ich bisher nur Vermutungen hegen, 
do«h bringe ich denselben mit vulkanischen Ausbrfichon 
in Zusammenliang» nad iwar mit dea letsten, die in 
Patagonien atattfanden. Naeb dem AnftSren dieaer 
Eruptionen trat wieder eine Periode vermehrter Nieder- 
ecblSge mit kälterem Klima ein und damit ein emeuor- 
taa ABWBohaaB der Oktaeher, die aber bei weitem aiaht 



') Ich will lii«r iÜB wicbtiK« 'i'iiaUHcbi: iTwiknen, il»f« 
kh 13 iim ».jiii-r n&rdlich iii 8«mla««iaen, die (lieser BchMlt 
dert Hu(lHg«rn, (likutj'ledoue Fflanzenreste, die enten 
la BOdaowiika in der Kreide, «utdeekt balw, ^ nah 
Wtvt. Kreta in Oordeba tabr viele BezieliaDgen n dar aas 
dam Pakotaaend stein In MoidaaurikB bAaaatan Slon eelgCB. 



die Dimuusiuncn der jüngst voraufgegangenen Perinde 

erreichten. 

Die prachtvoll erhaltenen, typischen Krdmoräuenzüge, 
welche sich bis etwa 60 km östlich vom majeet&tischen 
Berge aEV^TBe" (51* aAdlicber Breite nad 73* weetUcber 
Liege) baoBdaBi gebaB Zaagaia, bia wia weit daa Tor* 
racken der Gletocliar diaaar amkea Olaaialperiod» aldi 
ausdehnte. 

lUls aueli JieHi-a Vurrflcken der (iletscher nicht ein 
lok»! beachrtikükteti war, sondern im gau^u argentinischen 
Cordlllerengobteto gleichzeitig stattfand, dafflr habe ich 
auf meinen Reisen viele Anzeichen gefunden. Ich will 
hier nun einige wenige Belege anfahren, so in der Pro- 
Tina La Bioja Morlneo im ThaU dae Bio Blaneo (Gagend 
daa Potro bei Pneha Pttebaete.), in derProvinallendota 
zunichst die gewaltigen Endtuoriiuen gleich im Westen 
der Stadt, auf die ich schon ll-!lt2. Kevintä del Museode 
La l'la'a, Tom. IV, |i. (i, aiifinerksuin guuuieht, ferjii-r 
die Moränen im 'iiiale des I Iuhüts .\tuei zwiücUea Rio 
riateado und Sosneudo, dann Movfuien im Thala dea 
mittleren Bio Qranda und tun die VuBiangrappe dar 
Dae ea b e ia dea, aowie im TerritoTinm Feaquaiit HociBaB 
am Ostendc der Seen, a. B. Trapnl, Rlobnehnen, MeH- 
quina et«., vor allen Dingen das Thal von PulmarL 
(Ich will in der ubun erwähnten Abhandlung ausführ- 
licher alle diese uud andare Vurkooimnisse behandeln.) 

Die oben erwähnten Erdmor&nen befinden sich nicht 
nur in der Niederung zwischen Sierra de los Baguales 
and der Hochebene I.atorre , in ihrer konkaven , nach 
Hadea ofienen Seite oft kleiae Seen oinaehUelMBdt 
I »ondera aind tot allen Dingen in aebSnatar Weiae am 
Ostende der F!een ^Taravillo, Sarmic-uto, und Laguna 
Rica vorhanden, ganz. cnlHprechend dem Vr/rknmmen im 
j Territorium Nenquen. 

Diese Endmoränen umgobeu die Ostendeo der Seen 
in schöner, fast mathematisch genaOMT Halbkreis formt 
und zwar afthlte iah eowohl am Lago macafUlo wie am 
Lago Sarmieato Anf woblauagabOdata , kaBaeatriaeba 
Moräoenzflge. die etwa je 300bi8 400m Toaeinanderest- 
femt Kind. Die ftursersten Moränen Nr. 1 nnd 2 sind 
die bcdeutend-teii, ^.ie sind wichtige Wälle von 100 bis 
l.'iOm Höbe uud 4U0 bia ÖOO m Breit«, Nr. 2 zeigt aufser- 
dem die EigentQmlichkeit, sich zum Teil auf Muräne 
I hinanfzujicbiebea. Moräne 3 iat unbedeutend, oft kaum 
5 bis 6 m hoch , während Moriaa 4 aad 6 wieder aiiM 
Höhe von 50 bia 80 m erreichaa. 

Sehr aobSn eriudteB aiad aaeb die Wasaerttnle der 

eliemnlii,'en tilelscberabflüsae — alle.H i^l so fri.seli, als 
wenn <lie (Jle'tM'licr erst vor wenigen .labr/'.ebüteu sich vou 
hier zurücku'eZ(Ji/en biUton. 

Die fünf 80 nahe bei einander gelegenen Endmoräneu- 
zQge beweisen unwiderleglich, dafs die gawiUigeD Glet- 
scher des westlichen Patagoniena eine geraame Zeit 
lang atationir waren , ehe aie aiab vallatAadig a«a dam 
Vorlande der Ooidillara aaidakaogoBt 

Aaaaer dieaea Eadmortaen iat aber noeb eine deut- 
lich entwickelte Grundmoräne vorliamlen. Figr-nfüch 
ist o» eine einzige gewaltige Gruiidinnrtiiie. die in Form 
v in „Boulderclav" mit vielen gef rbraniniten nnd ge- 
kritztcn Geschieben sich Ober einen grofseu Teil des süd- 
westlichen Patagoniens erstreckt und nach Nordenskiölda 
Beobaehtiugen auch im Fenerlande gat eatwiokelt iat. 
leb traf diaaan Boolderalay aamenttidi Im Gebiete der 
Laguna blanca (etwa 80 km nördlich von Pnnta Arenaa), 
am oberen Rio Gallugos, im Gebiete des Lago roaravillo 
[ und Lultm S<innii-iiM, -uwie am Siiiiub-i i'ii'h I.ag<i Ai ger;tinü. 
I In dem iiuuldercltty vutu Kiu Ualiuguü, in der ^aiw der 
I Estaucia Molesworth, fand ich einen etwa 1,50 m langen 
I und 80 bia 90 cm dieken Blook, deaaen Oberfläche mit 



Dr. R. Uaatbal: Erforaobuug dor GlaoiAleraobeinnngen Südpatagoniant. 



IM 



Jun »cliöiii'teii Gk-t^rherachraininen b«deekt ist. Er 
bildet jet7.t eineZiertle derGlacialabteilung desMnaeatna 
in La PlaU. 

Dieaer Bonlderclay bildet am Lago Sarmiento und 
Lago marATÜlo steile ßarrancas, liegt dem anstehenden 
0«steiii ') dirtot «nf uiid bU4«( di« Dntarliif» dar oban 
«nrthiitiB MdiODMi EodnoribMa. Di« Lag» ditHr Ho- 
ftven, «oiria dia flaehe, Itt(Uartig«Fwiiii dMiOtUaOa dar 
oImo «rwftboten Seen lind wie «in Hinweis darauf, 
dafs diese Seebeckeu ibr« Enteiteliuii;:,' zuiuTkII der cro- 
direnden Kruft des Gletschereises verdanken, wahrend 
die Laguna Llanca, sowie zwei andere in ihrer Nachbar- 
schaft beßndlicba Üache necken wohl ganz and gar ein 
Werk der Gletscher selber sind. 

F&r d«a Lago namvUlo «ad Lago &mHato dag^gao 
beUnia iob das „BaB Teil", da ioh dar Aniidit bin, 

dafs dpi' Antaff zu der Hihlun;; dicsLT Scfti in RpnUen- 
bildunj.^ zu siulieti ist, die mit dem Aufliruclie gmiz 
Hinger (tranite im Zu-Hiimiueiihango steht. 

Das ist vou so w«ittnigender Bedeutung, dafg ich 
dabei etwas länger verweilen mafs. 

Zwischen den Schichten der oberen Kreide und des 
nntaistan Tertiär finden sieb (aber nur in der Nihe dar 
basaltiiobeo 8iam de los Bagnales und in dieser selbst) 
d«e1ieafS)mii; nad lagergangartig eingelagerte Diorit- 
erpUsse, die, iah betone das, vnn keinerlei Störang in 
der ursprütigliclien lj»g<«ru[)g der betrefTenden Schicbteu 
begleitet sind. 

Gans anders verhalten sich die uuftbhäugig vuu 
diesen Dioritergflssen erfolgten Qraniternptionen. Itiesp 
landen etwas weiter veatlioh statt, sind wahiaeheinlich 
gleicbseitig mit den orstaa IMoritargtt***»« Sl* beben 
gewaltige StAningon hervorgerufen, die in der NSLe 
des granitiscben Kroptionsherdes befindlichen Sedimente 
(mittlere tuid obere Kreide) sind stark zasammen- 
gestancht und Kteil aufgerichtet, und umgeben den 
hellen granitiscben Kern wie ein dunkler Mantel, naob 
»Uen Seiten gleichnäTsig vom Granit abfallend. Hin 
piiahtigas Briapiel hierfür bietet der uiajestütisohe 
Gtoro Payaa — er tat au ^piacber Lakkotitb. deasen 
boebinterässanter Anfban ans so Uar Tor Augen liegt, 
ala die Erosion ihn bis zum Kerne bliifsgelegt hat 

Die centrale granitische Masse ist in wunderbar 
Sclione , steile, gewal'i ige Türme und N;ideln luifgelöst, 
die auf allen Seiten von staric gefalteten , gleichsinnig 
Tom Granit abfallenden, dunkeln, jAngeren Kreide- 
Mbiohtaa vmgelran werden, die, sum Teil BMtamorpb, 
▼on neieii granitiMlnB ApopbTsen dBrehsehwftrmt 
Warden. 

ünd diesen Bbrg konnte NordenskiOld für einen 
Tnlkan halten! 

Meine bisherigen Beobachtungen ouu machen es mir 
sehr wahrscheinlich, dafs von diesem sowie von anderen 
granitiscben Eruptioni>centren aus (wie z. B. Cerro Bai* 
inacada am Nordends des Sunode laDltlma EBperanza)ge- 
waltige SpaUoB sidi bildetai, die von Bildung dar Saaa 
sowie atiin Teil aueh wobl der Kanlle in neilsehen 
Ocean Anlsf^ p.ibRn. Das »ind bis jetzt nur TTyiio- 

thescn — doc!i wer^lo ioh in diej.em .I»hre wieder in 
die.'-e hueliintereR-Hnnte (iegend zunlckkehren . vielli-iclit 
gelingt 08 mir, einige der vielen i'robktae iliri^r Lösung 
niber zn fObran» Analoga Aufl)räche jflngerer Granite 
habe ieb ftbrigeiu aowolil weit im Norden, Cordillera in 
dar Ptatlaa L» Rbg». «. K an BoDSla, sowie avob 
in der Seenregion in der Gordillere in Nenqueo be- 
obaohiet Nfthares hierftber sowie über andere in £eser 
Mitteilung nur gaatraifta Fragen mofs ieb mir f&r eine 



t KaUklg, laadiger Thon miHnaoeiamTia «ad Anenshytaa. 



sprifore VerSfrentlicLung vurli«halten, hier niilclitü ich 
nur noch einige Bemerkungen über den raschen liflck- 
zug uller mir bakaniilaB Cardillaraaglataebar 

hinzufügen. 

Ein augenscheinlicher Beweis des aufserordentliob 
raaohen Rüekgangaa dar Oletacber im tlldwestitebait 
Patagonien liegt in dar Tbataaeba, data iah in GaUat 
weetUeh von dem oben besebrtabetitt MorliMBlMmplait 

am Ortende des Lago maraTillo und Sarmiento bis naba 

' zu dem Elnde der aetualen Gletscher in der Cordillere 
central keine Moränen angetroffen, wolil aber viele zer- 

I streut liegende erratische Blöcke und viele Gletacher- 
sohrammpn (Riclifung 0 — W) am anstehenden Gestein. 
Fflr die eroilireiule Wirkung der Gletscher möchte ich 
noch die Terrainbeecbaffimlieit awiscben dam SfidftiCM 
des Oerro Payne nnd Gerro Toro ins Feld ittbrsn. 

Bio liier iiii^teiiendeu SL-dimuntc. kalkig ■ sandige 
I huDe, iSttudeteine und ein lokales QnftTzkongloreerat, 

I sind in der Richtung i i — W ^usammengestuucht , man 
wSrde also, enteprechend der lj&ng»ricbtung der Stau- 
ebangsaobsa, Hladerungen und Hftgdaflge b N — S-Ridi- 
tung erwarten. Daa ist aber nicht der Fall. Lang* 
gestreektaHObanrIlokan mit entsprechenden Einaanlnagan 
ziehen sich parallel in O — W- Richtung, in den langen 
Thftlern reihen »ioh viele kleiucro Seen aneinander. 
Die Landacbafl maclit genau den l'^indruck, als ob hier 
der Boden mit einem JiieaeupÜuge in O — W- Richtung 
aufgepflagt worden wäre. 

Ish kann dieses so eigentttmlioba BodearaUaf , daa 
dem naeli dar geologiseiieB Tektonik m arwmriandan aa 
wenig entspricht, nicht anders erkl&ren, als dnrcb die 
Krosionskraft der gewaltigen Eismasson , die, der weat- 
lieben Ilrtuplcordillere entstammeud , verstärkt durch 
die vum i'a.vne hemiedersteigendcti Gletscher, sich hier 
dur(di ein verbältnismäfsig enge.'^ Thal hindurchzwAngen 
mufsten. Ich will noch bemerken, dafs der oben oft 
erwähnte l.ago Sarmiento die östliche Fortsetzung dieSsf 
so eigentOmlichen Glasiailandasbaft iai, dia danua «o 
eigenartig wirkt, weil aia in featen, anstebaDdam Oa^ 
Btein iiUHgehobelt wurde, a1»c> uicbt mit Jen gOassn* 
(Asar oder „Drumlins") zu verwechseln ist 

Naob dem raaeben RAeksnge der Gletacher, daiBft 
EndoKnlnan amOstanda dar oft nrwiboten Seen kgansi 
der obna Dntarbreebnng bis diebt aa das jetzige Ende 
der Gletscher erfolgte, müajien dieselben eine Zeitlang 
wiederum station&r gewesen sein, der grofsen End- 
moränen lofolga, wetcbe vw den jtHangm Glatasbani 
lagern. 

Dann arffalgta wieder ein raaehsr Bdsking, dar ooab 

jetzt andauert — setbai die Ueiasten lUngegletscher 
Pat&goniens lassen diee dentUeb arkannen; (Cerro Balnia> 
ceda). Nielit minder deutlich tritt dail in andaCtn 
Teilen der Cordillere hervor. 

Ich habe achon im Jahre lä*J5 im Bd. VI , S. 109 
dar Beviat» des Hnseoas in La Plate and in dieser 
Zeitsehrift, Bd. 6T. Kr. 8, 1895 anf dia Zsiebwi eines 

rascbeu und plötzlichen Rückgängen, welchen der itn mitt- 
leren Teile der rroviii/. Merisioait im Queligeliietc des Riu 
(ir:inde gelegene Durrugletscber damals aufwies, hin- 
gewie»eu, hier kann ich noch ein w«it«r«s Beispiel aus 
der Cordillere des Territorium Neuquen anführvu. Ich 
batta Gelegenheit, den am Nordfofse des sebdneu LUnln 
(«tloadianar Tnlkan 8»* 87' sBdl. Breite und 71* Stf 
westl. Liage) weit biaabateiganden SOOm breiten Olei- 
scher in zwei anfeinander folgenden Jahren n ba* 
uliaebteti. Derselbe w;«r .srtion im Jrthre 1^96, als ich 
ihn das erste Mal sah, stark im Uückgange. Seinem 
Ende war aina etwa 2\'tkm laaga, tod dr^Saitaa- nnd 



IM 



Braana Besneh b»i den H6kl«&b«wobB*rn de» •fidliob«ii Taaeii««. 



Endmorineu cin^«ac1)Ionene EismaaM (toter GleUcher) 
Torgel»gert , dir drti ZuK:ni)meiiliaii^ mit doiii sich zu- 
rücksielieuden Gletscker vcrloreu Imtte and sich in ein- 
zelne grofae Kistdöcko aufzulösen begann. Im Jahre 
lb97 war dieiser aogenftunte ,ioi» Gletaobflr* tna «of 
geringe Rest« ginaUeb TOfMibinniiw «ad dM «igvnt- 
Itofa* ältUoharaiida wur um 150 m larfidkg^gragas. 

Mit d«iB Kaek«age der 01«tMb«r atobt in engen 
Zuaatumenhangc. weil durch dieselben UrHnclipn l>edingt, 
eine andere Erscheinung, die sich gleichliult' allgL uiL in hc- 
ciorkbiir machte: das i*t lins Austrocknen >ifr Seen. 
Hier iiu Süden ist die hmcheiuung sehr autialli'iid — 
alle gröfacren Seen zeigen deotlich mehrere übereiii- 
Mider liaig«BdeStrapdUDt«n, und U«in«t« Hw, dia noch 
vor fAnf JahnBO toU Wuitr wann, liagao j(rtst troi&an. 
Dw Lsgo ArgfnÜao bat in dan lalitMi «»Alf Jahran ao 
■einem südlichen Ufer einen etwa 300 bii 400 m breiten 
l'lVrhtvfifi'ii trocken gelegt, der »ich rasch mit üij|ii^'ciu 
OraiiWuciiH Uudevkt hat nnd, um ein Beispiel u.u» dtsr 
ProTinz Mendnza anzufähren, — die Laguna Llaucanelo, 
jetzt vüUig trocken, war vor 15 Jahren noch eine weite 
Wasserfläche. Diesellie Kracheinung wiederholt sich 
waitar im Nordan (Pronu San Jua La Rioja etc.) — 
Baiapide bi«rAlr'bag«(|fnaB Aua Valeaodan Abarall. leb 
will hier t-ine Bcob.iclitunp fliifÜL'en , dir ich im Cunal 
de la UltiiiiH KspRruiizA gciuJn;Ll haho und die eiuc 
Stütee fQr Iiurwiiib Anucht ht, dafa der Kdiitim ut sich 
hebe. Don iu eiuem Seitenarm des Hauptkanales, nahe 
dem Hafen Eberhard, liegt am Westafer an und auf dem 
hier «ine ziemlich •(«]• Böachoug hildandan tbonig' 
Ukig-aandigen Geatein nittnooenuBoa (Blaoflnlaoaiaob) 
aiDa ganz junge l*hon8ebiebt Toü von dan Sohalan tob 
Mytilua edulis, welche bia 2 m Aber den bOebaten Wasaer- 
staiul reicht. Es ist augenscheinlich, flnh Iilcr in aller- 
jQngater Zeit eine Str»ndTen«hiebaiig stattgefunden 
bat im Bclnkga voa miadaataaa 6 Ua S m, Grsraava Strand* 



Verschiebungen müssen auch in nicht allzu ferner Ver- 
gangenheit Hintt^rliiiiüeii lia)>':'ii, l'.iihl idi liucli am Ufer 
desBelhen KiiiitiU im Aiii>t«hisuii«>ii kalkigen »Sandstein 
Pholadenlüchor; und dafs diese Strandverschiebung eine 
aebr betr&chtlicho gewesen tat, beweiet die That«ache, 
dafa iah aolche PholadenlSdicr aneh am Cerro de la 
raava «twa 61^m landcinwirta vom Pnerto Ebarfaard in 
j einer MearaabSba tob 800m fand. 

Zum Schlüsse nnVlifp icfi nocli dt?« ^rofsartig schonen 
Bildes erw&hueii , dn» diu bis im die Oberfläche des 
Meeres liprab-ti ij^cudcu ( iI.'t-Hchfr gewähren; das ge- 
schieht nicht nur im Südeu in d<-r MagvIlaDatrab«! 
sondern riel weiter nördlich , ich beobachtete am Cerro 
lialmaceda aolehe Glatachar and nach fiariebtan amaa 
BaBUtan noaeraaMnamimB) dar anf «nam argratiniaebao 
Kflatandampfer die Kanalregion der Westküste durch- 
I foraebte, zeigt sich dieselbe Erscheinung bia zum 4ü. 
Breiteiigrado. Aber weil scliuucr ist duch das Bild, das 
die nm östlichen Fufs« der Ourdiilerau gelagerten .Seen 
dieser Breiten (ich spreche hier vom 5U. Grade) ge- 
währen. Mir schwebt hier besonders der See vor Aogen, 
welcher am WcDtfufse des Cerro Payna galagan, nash 
1 «einem £atdaokar von mir Lago Ferner genannt wnrda» 
! Er iat ringe tob bawaldaton Borgen umgeben ; an seinem 
Nurdt'ndc fcnkt sicli c-iti (.rpwjiltiffcv Ei->strom in ihn 
Liiiüb. von dcsBLTi Kude üiuh uiiziihlitrt' , ^länzendweifs 
Bchinmieriide l'jRliliickc Idslö.^en, die nun in Ul^lje.Htilti!^ehe^ 
^ Ruhe, oft gewaltigen Schwuueii giuiuhund, den See durch- 
I siebani vm an seinem Südende teilweise sich am Ufer 
I abaolagara, tailwaiaa aber auch mit dam Jiiar dem See 
I aoUUaifiaitd«D taibtadra Btrvma liinabavdlain lam 
Canal de la Ultima Eaperauza. Ein ßild, das deshalb 
so anziehend, weil es uns im Kleinen die analogen Vor- 
gÄlif,'e vcri.;f^.'cnw!irlii,'t . wclclii' oiii-tniiils iu I'ülagonien 
I sich abgespielt haben, nur in einem riel gröfaeren, 
i gigantlBdiaNo HaAatttba. 



Brnans Besnch bei den Hdhlenbe 

Nordafrikii ist für den Arrliiiolc.fjpii luni Kllmolosen | 
jederzeit ein ergiebiger Boden, Laben uns ibu h die ins- 
besondere in Algerien gefunden«» megaiithiiiuliuji Denk- 
male und die von Harn y näher beschriclicnen berberischcn 
Grabatftttea in Tunia balebrt, dafa lange vor der GrAndang 
KacthagoB Hanaehen la jenen Gegenden wobntaiB. Die 
heutigen Berber gelten bekanntlich als deren Nach- 
kommen, und manches in Sitte und Brauch jener Völker 
weist auf prähistorische Zeiten hin. 

Auch die Höhlenbewohner des sfldlicheu Tunesiens 
scheinen ihre eigentümliche Weise zu wohnen aus jenen 
Zeiten bewahrt au haben. Wenig war binber von ihnen 
babatUit. am so wertvoller dürften deshalb die Hittei- 
lungen erscheinan« welche der dAniaaba Lmitnant (jetzt 
Hauptmann) D. Brunn, gelegentlieh aeinar in jenes 
Gebiet unlernomuif-ncn ]{i Iiioi-üIkt ReniiK-li! Kiit, 

Brunn brucb v^n liiibfH. dem Au?'p.'int!;Hpniikl(' der 
Karawanen nadi den * >;\.sr nrni'i-ijrlrit/cij. in drr liichtniig 
gt-gcn die MutmatnUtTgu »uf. Der Weg folgt einem 
ausgetrockneten Wasserlauf, ist Uberaus steinig und für 
Pferde achvar paaaiarbar; bald seigt aicb ein atark be- 
waldetes Thal, daaaeD Eaaid ainaim altan Sandlauf oder 
Thonlager ibnelt, mit sahlveichen, Yerlaaaenen und 
seitdem nnbrauebbaren Bninnen , deren Roden mit 
Palmen, Oliven und Keigen bestanden iftt. AnfdHi- nncitiiii 
Seite erheben sich die Berge mehr uud mehr, bis die 
blaue I.ioia dea IfittdlAadiaahen Maarta ihnen EinbaU 
gebietet. 



nrolmern des stidtielieA TnaesieD. 

Dei l'JaU, an dem linuui Halt machte, heifst Hadi'ge. 
Iiier hatte der Keisende zum cratin Mulc (iflf^-puheit, 
Wohnungen der Troglodyteu zu seheu. Ein weifser 
Schäferhund tauchte bellend plötzlich aus einem I<oche 
auf, welcbea Braun vorber nicht bemerkt batta, Bia 
Spur dea Hnndaa varfolfand, gdangta ar tat rin tieba 
Loch, welches in der Spitze dea Hügels gegraben war 
uud dessen Wündu senkrecht in dun Boden hinabstiegen 
(Fig. 1); «lit-n siih er nin Kamel und Hauageriit- 
schaften; gruiüti iiinüisukürbe, mit Oerste gefüllt, standen 
umher j gefchäftig hin- nnd hereilende Hühner belebten 
das Ganze. Bei dem Geriiintch, welches das Pferd dea 
Reisenden ninchte , betrachteten die in der Höblang 
boßndliehen Ftanan und Kinder nangiactg d«n adtMan 
Gast , nm dann »ehleunigst in dan LSoham der Wände 
zu vi'r.-irl.ttlndi-ii iFi'j- '-). 

Auf die lieuierlcung !$eines Führon» Ahmcil. sii h nirht 
;«nl?ij!. iHc;), trat Bruun 8chleunii.'st den Rürkwef; tin. 

Fu^üplade führen nach dem Uügei und iamfen bei einer 
grof^fen Thür zusaiuroen. Hier ist der Eingang das 
langen unterirdiaebaa Gange* , «eloher anf der andeMt 
Seite in den aoabw beaabriebeneB reehteeldgan Bof ana- 
tauft nnd ton wo man in diu nU W^ hnatattea, Spaiahar 
nnd Stille diraenden Gemächer j,e]:uigt. 

Mrluera We^e führen von dem offenen Hof des 
HuKei« /.u den Wohnungen der Troglodyten. In einem 
dieser L<>cher erhielt Itruun sein (Quartier angewiesen. 
Maob Paaeieren einer dorob aoUde Angein befestigten Thür 



lOB 




Fig. 1. Eingang einet Troglodytenlisuae* in Matmata. 



gelangte man durch einen wenig über Mannahöhe hohen 
Korridor nach einem Hofe, dessen senkrechte Wände bis 



zu 10 m aufsteigen; die Breit« 
ist faat ebenso grofs. Daa 
Bruun angewiesene Höhlen- 
simmer enthielt eine mit 
Teppichen aus Kairuau ge- 
schmückte liank, einen Tisch 
und einige Stühle. Bald nach- 
dem der Keiseudu der wohl- 
venlienten Ruhe gepflogen, er- 
schien der Kalif von Hadcge 
in eigonur Person, um ihn zu 
begrüfsen und willkommen /.u 
heifseu. In dessen Begleitung 
unternnhm Braun sodann einen 
Rundgang durch die verschie- 
denen Höhlen - Wohnungen, 
welche indessen sich alle durch 
fast völlige Gleichheit aus- 
aeichneten. Nachdem Bruun 
ein für dortige Verhältnisse 
äufNerst reichhaltiges Mahl ein- 
genommen hatte, bestchund 
aus einer Supp« mit stark ge- 
pfefiertem Fleisch, Hahuer- 
frikassue , einer Schüssel Kus- 
kns, Hafergrütze und Hammel- 
fleisch, endlich Honig und 
trockenem Gerstenhrot, dem 
ein im Freien getrunkener 
Kaifoe folgte, lud ihn der 
Kalif zu einem Naohtfest ein, welches üu Khren des 
Reisenden Teranetaltct wurde. Dieses selbst, bei dem 





Fig. 2. Inneres einen Troglo<lyt«nbaui«a iu Matmata. 



Olobtti UCXV. Nr. 7. 



14 



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Braun» Betnch l>ei den Ilöhlenbowohnern des »ttdliohon Tnnetien. 




Tig. 3. Unterirdicche Ölmühle in Hadege. 

Scheine einiger auf den Boden gestellter Laternen einen 
iurRertit wirkungsvollen Anblick bietend , bestand aus 
Tauzevolutionen , ausgefülirt vun Negern und «p&tur 
▼on F'raaen , begleitet mit der Musik von Panken und 
Klarinetten. I 
Am folgenden Tage wurde ein zweitägiger Auaflug | 



in die Berge von Matmata unter- 
nommfin, dem sich die Weiterreise 
nach Beni- Sultan, einem in einem 
Thalegelegenen Dorfe, anschlofs. Iiier 
hatte Braun Gelegenheit, ühnliche 
Uöhlenwohnungeu , wie in lladrge, 
sowie unterirdische Dlmühlen (Fig. 3) 
zu beobachten. Nach zweistaudigem 
Aufenthalt ging es nach Süden weiter, 
dem Thale folgend. Am Abend wurde 
das Dorf Tujane erreicht, welches, 
zwei Adtemestern gleich, an der 
Seite eines hohen Felsens liegt. Von 
hier aus hnt man einen Blick nach dem 
fernen Mittulmccr. 

Am nächsten Tage wurde Ober den 
K.-<ur Metameur der Ksur Medonin 
(Fig. 4) erreicht, woselbst der fran- 
zösische Kommandant Billet nnd seine 
Offiziere dam Roisonden gastliche Auf- 
nahme gewährten. Damit war die 
eigentliche Reis« bei den Troglodyton 
beendet. 

Über den Kalifen, seine Familie, 
sein tägliches Leben und sonstigen 
Verhältnisse giebt Bruun ein sehr an- 
schauliches Bild, welches nähere Be- 
sprechnng verdient. — Hiernach regiert Jaisi Ben Mansur 
I'alauch als Kalif über die Dörfer von Matmata. Kr gehöi't 
zum Stamm der Ouled-Biman , deren Scheich sein Sohn 
.\mor i.st. Der Kalif besitzt drei Frauen und steht in 
den sechziger Jahren; seine ganze Familie besteht ans 
etwa zwanzig Köpfen, zu denen noch eine .\nzahl Neger, 




107 



nebat dereo Kindern , sowie entferntere Verwandte su 
cAhlen »iud. — Der Kalif iat sehr reich an Datteln, 
Uliven, Schaf-, Ziegen-, Kamelberden und fruchtbaren 
Getreidefeldern. Seine Sühne vorfageu Ober keinen ei- 
genen Kesitz, orst bei dem Tode des Vater« fällt ihnen 
ein solcher su, Torausgesetzt , daf« aie nicht vorziehen 
sollten, das gemoinBame I>el>en wie bisher fortzusetzen. 
Obgleich eine patriarchalische Organisation herrscht, hat 
dennoch jede Familie ihre eigt-ne Domftne für sich. 

Der Hoden des Thaies um Hadef^e ist AlluTiallaud, 
bestehend aus Lehm und Mergel und wie geschaffen fflr 
unterirdiiche Wohnungen; diese sind wArmer im Winter 
und kftiter im Sommer als wie die oberirdischen Wohn- 
st&tten und bieten aufserdem reichlich Schutz gegen 
Diebe, und auch das Vieh findet bessere Unterkunft. Der 
Thalbodcn ist woUenfürmig und setzt sich zusammen aus 
kleinen Hügeln und Abhiingen, getrennt durch Vorlie- 
fangcn, iu denen sich das WasRpr während der Regenzeit 
ansammelt. Von oben gesehen, gleicht das Ganze einem 
umgestülpten Sandhaufen, dessen Kinnen durch Dattel- 
und Palmbiume gekrönt sind. 

Über die Konstruktion der Troglodytenwohnungen 
giebt liruun eine eingehendere Schilderung: Ein unter- 
irdischer Gang in Mannshöhe ist in den Felsen gebohrt, 
bis auf den Grund eines grofsen, viereckigen, gegen den 
liimmel offenen , und mit senkrechten Mauern um- 
schlofscnen Grabens. Der Itoden dieses Grabens dient 
als Hof; durch kleine UiTnungeu kommt mau iu oblonge 
GemAcher, deren Decken wie eine Wiege gewölbt sind; 
diese dienen als Speicher, StAlle oder auch als Woh- 
nungen. Der Hof hat gewöhnlich 6 in Seitenlinge; die 
Seitengemicher sind bis zu 8 m lang, aber kaum 4 m 
breit; sie sind durch eine Thür verschlossen. Auch am 
Ein- und Ausgang des Hofes ist eine Thür angebracht. — 
Im Hofe hilt man sich für gewöhnlich auf, bei Regen- 
wetter zieht man tiob natürlich in die Seitengemftcher 
zurück; die Haustiere halten sich gleichfalls im Hofe 
auf, doch werden auch zu beiden Seiten des Ganges, 
welcher nach dem Hofe führt, oft Grotten angebracht, 
um den Pferden und Maultieren Unterkunft zu geben. 
Ks ist natürlich in den Grotten immer dunkel, da das 
Licht nur vom Hofraume her eindringt. 

Die Wohnung des Kalifen ist etwas komplizierter. 
Von einem zu ebener Erde gelegenen . und mit Oliven 
und Datteln bepflanzten Räume führen Gftnge bis zu den 
unterirdischen Hftusern, sechs an der Zahl, und nahe 
bei einander liegend. Die beiden ersten Httuser bilden 
ein Ganzes; ein einziger Zugang führt von aufsen her 
dorthin, Sie stehen unter sich durch einen inneren 
unterirdisohen Gang in Vorbindung. In dem Hofe am 
Eingang befinden sich fünf Grotten für Pferde und Schafe, 
eine Küche, eine Cisterne und das Vorratsmagazin. Der 
zweite Hof und die ihn umgebenden zehn Grotten dienen 
den Söhnen des Kalifen samt ihren Weibern und Müttern 
als Wohnung. 

In der Nacht b<>wohnt der Kalif eine benachbarte 
Grotte bei seiner dritten Frau, aber Tugs über hält er 
sich mit dem Rest seiner Familie im zweit^^n Hofe auf, 
woselbst gekocht und gemeinsam gespeist wird. Der 
Hof wird von grofsen Krügen eingenommen. Scheich .\niur 
hat eine Grotte für jede seiner beiden Frauen und eine 
dritte für seine Mutter; zwei Grotten siml fürtierste be- 
stimmt. In den Grott«n der Weiber herrscht gröfste 
Ordnung; eine jede stellt ihre Haushaltungsgcrüte auf 
ManerrorsprüDge im Grunde der Grotte, iahnlicli wie 
unsere Hauüfrauen ihre Kochgeschirre längs den Wänden 
ihrer Küchen aufstapeln. In der Mitte der Grotte, deren 
lioden mit Mattt-n oder Teppichen belegt ist, steht das 
mit einem Teppich bedeckte Bett, ähnlich einem grofsen, 




Fig. 5. Aniiclit von Douirat. SUdtuneiiien. 

niedrigen Tisch. Man legt sich darauf nieder, ohne sich 
auszukleiden. Die mit Kalk geweifsteu Wände sind mit 
Waffen aller Art, Schüsseln, Netzen u. a. geziert. 

Zur dritten Wohnung des Kalifen gelangt man durch 
einen Gang, mit Grotten auf beiden Seiten fflr Pferde 
und Maultiere. .An die Wohnung schliefst sich ein Fest- 
saal an , dessen Decke gewölbt ist und von Säulen ge- 
tragen wird. Itei der Eiugangsthür befinden sich zwei 
als Getreidespeicher dienende Grotten. Ein anderer Hof 
wird von einer Negerfamilie eingenommen, welche die 
beiden Pferde der Söhne des Kalifen, sowie die Maul- 
tiere des letzteren zu versehen hat. 

Aufsur diesen Grotten besitzt der Kalif auch noch 
mehrere in der Umgebung von Hadege. Noch weiter 
hinaus sind noch andere ihm gehörige Grotten, welche 
znr Zeit der Ernte benutzt werden , wenn es gilt , die 
fruchttragenden Bäume gegen Plünderer zu schützen. 
Mit wenigen Ausnahmen waren alle Grotten , welche 
Bruun zu sehen bekam, einander sehr ähnlich. In Sidi- 
bou-.\i8sa waren Grotten, welche durch einen bedeckten 
Gang mit der Aufsenwelt in Verbindung waren, derart, 
dafs mau dun Hof von aufsen sehen konnte. In Heni- 
Snltan waren Gänge mit Stufen schräg gegen den Hof 
abführend; diu Form der Grotten war nicht rcgvlmäfsig. 

In Douirat (Fig. 5), im südlichen Tunesien, fand Bruun 
noch eine andere Art von Grotten. Dort waren an den 
Seiten der Hügel Kammern von der Gröfse und Form 
der oben lieschriobenen eingegraben. Vor dem Eingange 
befand sich ein umsrhlossener Hof, in welchen man ein 
Haus gebaut hatte. Von der Mitte den Hauses führte 
ein Korridor nach der Grotte. Diese .\rt der Bauweise 
hat den Vorteil, dafs man sich in den kühlsten Teil der 
Wohnung zurückziehen kann ; auch ist si« um so leichter 



. i^uo Ly Google 



Dr. F. Tetsner: Die Kuren in Oatprenrian. 



sn TeTteidigen, alt aie nur einen l^lugan^' beRitzt. Viel- '■ als Wobnitltten dienten ^ endlich bemerkte noch Bruun, 
leicht war man auch zum Iläuaerban gi'zwuiiKcii. <!« die dafa die in derElit-nu gefundenen Bant(>n. in den Dorfern 
Herge keine entsprechenden Halfainittel zam Grottenban Metaneur and Mcdeniu, aagenscheinlich tou dcnürutUiu 
abgaben. Die Grotten bluibw tSt» dodi 4m Ori|pH«l, abgeleitet «ind. Die engen , oblongen and gewölbten 
die ll-in.ser dae ÄDb&ngeel. i Uiuoer bilden, eines neben dem anderen, eine Art Citadelle 

lu Fatuiuo Culd der Ruiücuilt.' Lvim VorQbergi-hen in | nnd haben vollständig die Form unterirdischer Grotten; 
d«nF«liBii^h«Mn»aiiTCgaliii&(BigeL4Glier, die ebanfilb \ mau bat den GrottBobna muf ebenar Erda naohgenliBib 



108 



4. Hm VI nad Hof. Ein kamwialmMdw Unttr* 

schied zwischen den kurischen IlSnsern und dmi litaui- 
schen hinsichtlich der Anlage ist nicht Torhanden. Die 
griifHRro Ärmlichkeit, Einfa chliiiit und rruimliclie Be- 
scbrikuktheit ist eine Folge de« kahien, kargen Sand- 



Die Knreii in OstpreafseiL 

Ton Dr. i\ Tetsoer. Leipsig. 

n. 

Ober den alten Bnn der Hlveer der prenUeobeB Knrea 

sind wir nicht unterrichtet Hingegen keaaen wir ver* 
schiedeuo Berichte Ober das kurische Haus tlberhanpt. 

So sagt. Hrniid in .qeim^n , Reisen durch die Mark u. i. w. 
1669' von den Kuren (S. 69 f.), sie wohnten in elenden 



bodens. Dieser charakterisiert die Nehrung wie den | geringen Il&userchen, in denen meist nnr Rauchstnbe 



beltiseben Strand, ihn haben die wohlhabenderen Litauer 
den bawlwiidcbt.rei) Kuren Übertassen. Mit der b^jsseren 
BebMuag nad Pflege dee Bodene rOokt Mufa die deatube 
Bevtflkerung weiter vor. Bar Sand lie^ metoiboob Aber 

dem I.eliiii und Mergel, und wo die letzteren l;eiden zn 
Tage treten, üat luftu süfurt unf<C'püftuzt, waa zu pllansen 
ging. Die Aiipilnnzungen in den Sand sind erst neuer- 
dings kräftig iu Augritl genommen worden; doch hat 
man es mehr auf Festlegung der ÜAnen mittels Nadel- 
bolskultor afageeeluHi, ab auf HorataUaag Toa Sie- and 
Gacteoland, wie in den UndEaa, wo «wn «üt Erlitig dea 
Saad mit Orebeaanewarf mischte. Im Jahre I8SS ward 
in Ronitten ein Bmnnen gegraben; erst hatte man 16 m 
Sand, Geröll und Lebm zu d un.lj stechen . dann fulj^'te 
eine 10 m tiefe f^chicht j^rauer Mergel, des Sandaderu 
durchzngi-ii. gebettet auf ein iiieterliolMB Fddilaiagebäet, 
daa im liraonenwasser stand. 

Die attea Holm- nnd Sobilflitnaer weichen anob idhon 

bei den Kuren den ?tc!nli."iuHerri neuer Art. Die Fwclier- 
krtte irst meist zugleicli mit Stall und Schuppen zii- 
.■^ainineniJjebiiut ; es felilt meint die Klete, und grölaere 

Wirtschaftsgebäude sind selten. Die Uäaser sind mit dem 
Giebel nach der Hafifseite, auf dem baltischen Strande 
aaeh der Maereeaeite xngekebrt. Bei ainaelnen Hinaern 
feblt aogar die Qnerwaad der Hatnilitr. Die Bklken 
sind ^in Gehrsafs" snsammengalBgC; lawaOen andi „in 
Stfindern mit Fallholz". 

Die Preiler lUuser stehen 10 bis 20 m voneinander 
eotfemtt werden bei Boebataad de« Hafia oft aeretftrt nnd 
dann Tarlaaaen. Dieeer Übalataad llTat Bnbaenlegnng 

wOnscheniwert eraeheiaen. Ein einziges Hans ist das 
ursprOngliche. Da* GehSft bat sich z. H. in Meineragen 
folgenderuiHfaen utitwiekilt 1. Hausbau, 2. Wegräumen 
dea Flugsandes und Anlegung eines Hofes, 3. Garteu- 
»nli^ 4. Ba%ebl«de, 

Das Haus ist, wie das litauische und Kaschuben- 
haOB, dreiteilig. Zu beiden Seiten des Hausflurs ist ein 
Doppelzimmer, aus Stube und Kiiinmer lie.steliend. .\h- 
gesehen von ftufaerlichem Anbau kleiner ätäiiu oder 
Schuppen wird eine Vermehrung der Wohnräume auf ' 
dreierlei Art hervurgemfen , die natürlich auch wieder 
bat Anlegung grOfserer WohngebSnde die Anfertigung des 
Biiana beitimmt. Man bat nämlich entweder dieStnben 
dnreb Winde getmlt (Fig. I, Illa, IV), oder man hat 
im TTiui^iflur Vnrziinuicr angelegt ( t'jg. V). ..der man hat 
von den S;;ilu'u Voristuben abgeschieden (.Fig. VI). Die 

Wäl de hind L'intt, selten siwen ai« (Vomma Bildarbngen 
oder Familienbilder. 



nnd Speicher vorhanden sei. Im Speicher werde üir 
liebes Brot nnd schlechter Trank, auch Gurken nad 
Baoarkmnt auf bewnbrt In der Banabatabe aei aia wo 
KianlalmBen Terftrkigtar Ofen, IbaGeh eisern Haehofea, 

der mit schwarzeri Kolllen oder anderem Holz heftig 
geheizt werde. lu einer i~oleljeii ^^lube liielten sieb 
Vater, (TrofKTftter, Knkel. lünder, Mutter nuf und fii'hliefen 
dariu auf untergelegten Lumpen, 8elt«n in einem Bette 
mit alten Tüchern und ontergeworfenem Stroh. Der 
abrighleibeBde Baum aei Ar daa anlriiebe Tieh, be> 
eaaM» fbr Sflbe, dem Mileb die Kinder emlbren inAaae. 
Die H&useroben leien von dickem Fiditeaholi artig na- 
sammengeschürzt. Auswendig hoble man die BalhaB 
ab, iu« endig his-'e man sie rund. Die Fugen veridopfe 
man mit Moub, da« l.>ach deekc miin mit Streb- oder 
Holsschindel und füge des Hriltes wegen Ilolzkreuze auf 
den FireU Der Wind könne nicht durch die Balken 
wehen. Neben dem Hause stehe die Scheune oder Kyge, 
worinnen daa Kern getrocknet wird. Daa BMohea aia 
rto, sie legen llbar dea OfSsn Stangen, danwiadm rifibtan 
hie darben ftuf, dann lassen aie daa Gelnida dnreli 
I'i'erde und Kühe auatreten. 

Merkel t^ngt 1797, die kunschen TlSuser seien mit 
Stroh gedeckte Hütten ohne Schornstein und Fenster 
nnd bitten so niedrige Thüren, dnTa man nnr gebückt 
hineintreten könne. gDa wimmeln dann in einer bis 
zum Iikvticken in Baneh gefüllten Stube der Hauswirt 
nnd seine FautH«, di« Kmobte mife den ihri^, nnd 
Hühner, Sebweine and Hunde um die in die Ritien dar 
Wand gesteckten Kienschleifsen,die ErM acbt^cnon in ser- 
lumpten Wftmsern, die Kinder im Sommer uml Winter 
in eliensolchen Hemden, alle b;ii fiil'ü." Das Titelbild 
führt ein solchea lettisches iiauenibaus vor. Vor der 
11/} m hohen ThiMShung steht ein alter bftrtiger 
Latte, er hat ein eng «nliagendae Gewand «n, daa bü 
»nf die Knien raiaht nad aiit eiaar HOflenaabnttr faai- 
gchalten wird; an den Fttlken liat er paieakenartige 
Sandalen. Vor ihm steht ein ebristianisiereoder Priester, 
d. r iliiii mit der Hechten den Kekb vor den Mund li.nlt, 
mit der Linken aber dos Dach anbrennt. Hinter dem 
Priester aber steht ein Deutschritter und hfil* dm Schwert 
vor die Brust des Letten, dessen Holzwaffe serbrochen 
zu Doden sank. In der Linken h&lt der Ritter eine 
Kette. Die Hatte ist im GebnaJa gebant, «(wa a m hia 
mm Dache, dessen Habe nnd Oiebelbraite auoh siemlieli 
80 viel betr;i;,'t. Die Wriude bestehen ans runden Baum- 
stAramen, -'2 lietfi n uu der Dreitseite. 3t nebet der 
Febwelle «n der ( i iebel.seite ülrereinander. Am Hause 

steht ein Baum, au dessen Ast eine kahnartige Wiege 



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Dr. F. 1 i5l/ner: Die Kuren in OBtpreufaeD. 



109 




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Tn. OnndrUi 



VI. Orundrifa eiors BauernbtlM* 
in Kftrk«lb««i(. 



Erkl&rongr- 

Haus (eaui», trat», Iralc), Wobnliuiu (ni»je, naict, (te«Mnn*)> 
t\ Kumlrr. — I Thür. — 1« Huuaflur (bitti*^ but*, nitoiu, nAOM^ 
mit HaustbUr. — Ib Kücbe (kuknrj. — Ic Vurülubr (priiiitiilMI, 
primiir'«! — 2a AllsiUfrwohnnnj <fric»ifiiinkF , istbirolining« 
= AlrHt.'ri 'ib Kninmcr nd, r '1. MiLiLr.Miibi* (kanibuiis, kauinr*^). 

— Sa Wi.iiii»lub» (Utiibn). — 3I> Kammer (kaiobari»). — 3c <i*- 
•oiidvrlu Scliliil'iiminer. — .Iii Spi-iMkammer. — ;te (iulc ^itull<^. — 
'A{ Vermietet« SIuIm*. — -In Ti>cli (galJ» *UU>.) uoü Stuhl (kriuxc, 
kum).— 4brMUB«ik(bMkeh lMwc(Keto Biwk (kmlb, kicdw). 

— » BiU Ifftit», fall«, Uwm). — 6« OCm (kiwat, knaaajw —- 
fb llMd (kMirfm^ ■— «c B.<kotVi>. — 7 KoKtt (vMiti, Mnj. — 
« K««tn. ~ » Obr (>krine^ — to Klntewteft m 

Sclwak«liUii|tb 



•n den vier Eadaa nm Bin* «ad HwliemgMi aof* 
gehkngt iit. — 

Aas dmelbMi Z«lt cUBiiMa dn aKonoiMilitiMhflB 
Wandaniiigso'', die (III, 117) folgend«« leriohteo: IH« 
Itoriicben Wohnungen seien »ro Ende des 18. Jnlir- 
hunderta wie im 1:;. goweaeu: ulfiiJe, liülzLriio Raracken, 
die jeden Augenblick einzustünen droben. M*n steckt, 
■o heifbt ÜB ungefähr, in einer gewissen Entfernung von- 
einander abgeschälte BaumsUmae in die Krde, fQllt den 
Zwischenraum mit Moos ao«, und so ist ein kurischer 
PdiMit fertig. Dm Stnbdaeb rndit fut Im rar Evd«. 
Statt der Pmiter dienen Tiereeklg« LAeber mitnoli- 

•ebiebern. Die l.rjchor führen J;is Tugpsliclit zu unr!, 
ds man SchornKtcino nirht könnt, diu liinich ab. <Jlt 
fehlen auch die l-'unster. Nur diu lifiiuitt-nwuhminiien 

veien heeaer. (tewöhnlich sei das Gebäude zweiteilig, 
oft nur einteilig. lui gröfiioren Teile, dem Rauchhaua«, 
der sogleich als Wohn-, Schlaf-, Backraum gelt«, bansen 
Tiers und Menschen friedlich susammeu. Oer Qeetank 
sei unertr&glich. Abends stsske Bso in dieWudritnn 
OlokHU LXXV. Nr. 7. 



statt des Lichtes dünngeschnittene KiiSnepiae (b*' <^eu 
ÜTbüidiseben Banem «if der Nebrnng wer «• «aeh so). 

Belnektsin «ir mm «inmsl die hratige HMuniihg* 
eines Nehrangsbnasesl 

In Fig. I ist die Wand nriseben I« und Ib sp&ter ein- 

güsetEt, 2a diente ln im Fehlen des Altsilzera auch als 
8tall für Kühe und Schweine. 6b ist auf drei Seiten 
mit mannshoher raher Zip^'elringmauer versehen. Das 
IlaiM selbst ist durchweg aus Hola, der Boden bat keine 
Diele. Das Dach ist von Rohr, Siroh oder Bioscii, Der 
Sohomatsia feblt» Die Fensterllden sind bimi noge« 
stridien; die Holsmod ist innen vnd nnfsen rob ab- 
gi hubilt , aber nicht getüncht. Es betrStrl die Wand- 
hi)lie- i;ni, Hreite: Sm, Länge: 10m. IHe <iiebi-lzier 
itt jiferdekij|ifiit Ii),'. l'&t \V ühnziniiiicr dioiil luüinl zu- 
gleich als Schlafzimmer. Uie Anlage von Fig. l ht vor- 
herrschend, besonders auf der Nehrung, uurdafs heiapiela- 
weise in Pillkoppen die Zahl der Thüreo »nd Fenster 
anfa lufserste besebr&nkt wird. 

Fig. IT kommt ihidisb in Helnoragen auch vor. ^» ^ 

uj^ujui^cu Google 



110 



Dr. F. Tetzner: Die Kuren in Ostprcufsen. 



2» nad 2h sind abn aioht durch «iofl Zwuobenwud 
gstnumt, nrndera m» h*t w di« ftnAw» Eeke Ton ih 
swei Kammern angebaat. 3a hat man wie 3 b geteilt 
and den «nUtandeneu äufaeren Raum zuui Stall ver- 
wandelt. Dies 'iiei ftgener Haus steht i'twn 50 Jahre, 
igt 20 tu lang und 6 tu breit. Recbta davou liegt in 
Kntfemnng einiger Meter ein Keller ohne Aufbau, linkis 
aohliefst sieb an du« Ilaua in gleicher Breite ein Ge- 
mfisegarten, vor dem in der Vorderrichtling deg Hauses 
ein HolzeGhoppea iiaIi bafiodat. An Hana und Hola- 
schuppen toAm! fithrt dar Weg sam ßaiientbore und 
7.iir 1 türfj.;assr<. fifrrerinhpr di'f Vorilcrarisicbt des HauaeB 
rügl diu Kli'tf luil ihnr SäuIiiiliiilK'. Die Klete ist 
dreiteilig, ein IVil die Kiit'ilit'-kiinj^iir-r, du- .ludereu 
dieoan zur Aufbewahrung van Kleidern und Wirtschafts- 
gaganatindaa. Zar Seite der Klete in geringer Ent- 
farnmig li^ gaganftbar da» Kaller ein Oebiada, deaaan 



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A Wolinlwii» (taagta, (tjw*B»in«ji, glowfolm.i», m»ij*). — U SiicicKer (Iclflel mit 
Klridi-r-, V<irr.ili.- tiiiil Kmihtckummof. — C KflUr {L.-'litcn«) «ii» .Stilii, idii 
«larlilM-tjji liAUtcT Vi>rialsk»niincT. — I' !*|ii'i'-hrr rlr« Altnitfir». — K llnlzraDDi lur 
BrcU'r iiml .ViilJioli — V llri-nnlMiUhiins. • — (■ (iiirU'ti l<Lir«<'), iliiliintcr WuH 
(iDC«£, girre). — H Zäuii {ia^tf m.'Ic, iwi?ra). — 1 SuJl (»tatUis) mit Üciwbin"- 
b uaA Bchcaae c (»kuiie^ slcaa«!)!»!«, btrlaie]*) nit Ttaac (Umac). — 
K Vtrc (»fl«!, briis). I< Hof (lilcm«, ntatK), 



nftchata UilA« Scheuue luii Tenne auth&lt, wfihreud die 
zweite ainan Sull bildet. Der Sdieaaa Ui aocb «ina 
KavunWF vargabaut Dia« MalnaragoMr Bau gehOrt 
n den Grandataekan ainas woblbabendaa IVirtta^ Zwi- 
schen Scheune und Keller führt ein zweitai GirtanÜior 
in die Felder. Das Gehöft ist umzäunt. 

hl Fig. V wird 2a nicht immer als Altsit/.et vvoliDUUg 
beuutzt, da in Mcineragen der Altsitzer mit «ii'm Ue- 
aitzer bis auf einen Fall in «iner Stube wohnt. Aufser 
dem Wohnhaiu« hat jeder Meloerageneram Strande ainan 
Scbnppan, ia dem er Ketse und Fiaehereigwlta aaf- 
bawabrt, am aia enfort bei der Hand zu haboi. 

Flg. VI {«t 8ni breit und 24 m lang. Die Breite jeder 

Sfubc Uctiri^.;; 1 IM, mir 2li >iinrikiiiin!^( liiit /ii 
Uuguii-ti-ii liiT liavoilugcudfii kU-itu:ii .^t«)be i ui lirtutt;. 
.Ta Uli i Ii. (J,lm l.nnge, Ih und Ic: .H,l5m. 

Die Flur 1h nimmt von der IInn«Iänge Im, die sich 
anschliefticnde Vüriitube und Küche je ^{,75 m, die beiden 
anderen Stuben je 7 m in Aniproeh. Die Speieakamuier 
iei 2ai breit und Sj^ia laag. Dia liake HavnbklOa 
ward IStO, dia radita 1896 arbauti jaaa bat Strobdacb, 



dieie Sehindalbedeokung} beide HAlftan «ind Ton Bola. 
Vor und hinter dam Hauaa lat ein Garten, im bintaren ist 

der Ziehbrunnen. 40 m hinter dem Hause steht pnmtlpl 
zu diesem ein Stall von Lehm mit Strohdach, er ist ii m 
breit umi L'3 ni Uinti. Links vom Hause, vor der Tief- 
scite vou iiauü üud Stall, liegt die mit Strohdach ver- 
sehene hölzerne Scheune. Sie steht 10 m vom Stallai 
30 m vom Wohnhause entfernt und ist von letzterem 
durch einen Zaun geschieden, der Haue und Garten 
umgiab^ Dia Sohauna iat 38 X 6 m grot^ Drei Thora 
f&bren naolt der Haue* und Stalledte, einea naab dar 
gegenülii iliogcrifien. Rechts nuJ links vom Ilinterthnrc 
ist je ein Siirtiur.ium. Vor ilor vorderen Kleinseite der 
Scheune licL't di-r .-^ 'i m crol^f Krllur. I>lt Besitzer 
des Uehnttea besitzt 1Ü4 Morgen and sablt U Mk. Ein- 
kommensteuer. Ms ist eine grOban Banamwfartaebaft. 
Jadaa Geböft ial mit ainam Zana vatgaben. weaigcte 

auf drei Seiten. I>er Altaitaar 
■ — — — -) Bich stet» zu Hause nützlich, erbftlt 
Freitisch und Kleidung und lebt mit 
seinem Soll uc fritdfei tig im < ii'gt'UHiitze 
zu den Litniiern, die öfter unterein- 
ander Prozesse führen. 

Fig. VIII deutet ein Melneragener 
Geböft eines der bemittelten Beaitaer 
aa. £a iat in dar AaJage aiabt «ir- 
beblidi von den litaniaeban TerMhia- 
den. Die preufaiKclu n Knron haben ja 
als Fischer g;ir keine Gcliuf;«-. Die 
Kntwicl<>-liiii),' eines solctu:n li.it die 
Liuuuisierung zur Vorttusgetzung. 
Gemeinsam ist den Gehörten am Strande 
die rechteckige Anlagei daa Wohnbaua 
steht nie inderMitta, aoadem inmitten 
einer Langaaita, iamaer nit der Yorder- 
aeite naeb dem Hofe (kieme. ziems) ge- 
kehrt. S.i in IV. VI. VIII. Merk- 
würdig ist VI II wegen de?i doppelten 
Hausflurca. VIII hat die meisten Kinzel- 
gehaode in Meineragen. Das Wohn- 
baus hat eine Grüfae von x 8 m. 
Die aogebantaa Stuben 2 a und 2 b 
aiad jflogeraa Ursprungs. Waa diaaen 
Bof von dem schameitischen (siebe 
Globus 72, IG, Fig. !)) besonders 
unlorBclicitlLt , int der Mangel einer 
s«.>lbstitndigen und gröfsvren Scheune; 
der Grund ist in der Ilauptthätigkeit 
der Kuren gegenüber den Schameiteu zu suchen. |}iaae 
aind vorwiegend Ackerbituc-r . jene Fischer. Derne nt- 
•prachand naogeln Flaiaeh-, Mabl- und Hilebkaaunar. 
Aveb daa Faihlao der Badeatube, dea Flacbstrantport- 
gestcUes und des Hnuchhimsee fiiüt mf. 

.\hnlich in der Aulape inst tln und. rps trleich grufscs 
Gehöft iiiit wriiigi-T (icliiiu.li II, ,-iucli Hl Mc .niTiigen. Ist 
Vlll fünfmal parallei dt^r Klc-inseitc g<^ti<tlt, so das andere 
sechaaud. Von links mich rechts sind die ersten zwei 
Zimmer vermietet, zugleiob folgt die dreiteilige Uauaflnr, 
deren MiUeltd aar Kfleh« beuutst wird. Za diitt reib«» 
aicb Mietaatabe und Kammer, zu viert «na nngateilta 
Haaaflar an, dia vor and hinter dem Haaae in einer 
Viiiflur f|'ri,nif,'is) endet. Die fünfte tfchmnlc Zimmer- 
Üuulil jsl tiinteilig , der mittelste Teil ist eine Küche, 
die beiden ttnderen sind Vorstubeu zu den folgenden 
zwei grüfsten Zimmern des llau.sea. Vor dem iliiui>e und 
Hilfe (an Stelle von D, 1, 1!) liegt ein Garton. dahinter 
die Vm I entapraebenda Stallacbaane. An Stella Ton F 
■tabt aiaa dreitdliga Klata mit Kaaeihtakammer, Hola- 
atail nad Natiraum. Dar Kdkr atehi auf derselben Stelle 

i^iyu ,icd by Google 



I 



Dt. F. Tetzner: Die Knren iu Oatprenftan. 



III 



wie VIIIC. — Dis Gtebvizicr wird imiDer gelteoer und | platten U»?* n siM. ruif swei Grundfui m« n ziirückitlhren, 
unterscheidet sich wenig von der in LilnufU, j» in gnnz auf das Dluti und aul die Urnp. i Al.l il.l XI bi« XIII.) 
Nunl- iiüil .Mitti'lJuutsL-hl.itid Kc'iirlii;) lilif !icn. W.oien jii Die Nehningsurne (Fig. XH ) hi vi/n Hr. 1'. Scbieffer- 

nicht B*>.lt«n die»« ZieiütuD Tou li<tt)«iwerkLTu jeutteits des decker in einem „liericht liber eine Roiso zur 

Hafig hcrgcttellt. Man verwendet zweierlei Schmuckurt,, Durchl^rafliung der Kurischen Nehrung in archfiolo- 
«n- «nd doppeltoilige. Die eioteilig« hat meiti Urnen- l gitoher Uinüoiit* «tuffklirUeb bebutdelt, sein« ExgAt- 

IX. Tnümt tfattOiger Otebtl' Z. Sweitriliger OUAidMlimacIc. XIT. KehmngMUDa. 

•ebaaek. m mm Pnil; h «lu liebii>nie«i, <- »ny. KArkclledt. <S. S< l>i<-fli-nlr.kmjBfrMbt^.) 

Za XlV.: b 100 bb MO, c, d <1 bb «, f 109 U« S«3, (, b 39 Ut luu, k, 1 180 bif S40 cn. — WaaaditJit' 12 tm. 

XII. Grabkreuze. 

n Ki'-tl.iiiil, S<hw:irii>rt, Im •' Im. — L Si;liwurri>rl , »luh NimoH-r- 
Mtt, 75 X Ml IIB ; tlrcter, J.'> V «cm. — c = Ii. — <l Nimnmrtt, 
0,7(cia Img, 0|&Oe«i bi«it, £.i:>.ni Yerlliiit;<-ruiiK Ueckiiwtt* nedl 
iialCB. — * MelBeragtn. — 1' l'feil. 




■ b c d c I ^urm K '.;ocn kWXSOcm ilOOXSOcn Ic I «i n 

XIIL OrakpliMM«. 
Pnril », k, I, Rorittm m', SUÜtm b, c d, i^vanwt f, s. h. f. 




XI. PferdekOpfe. 

a KaakelWck. — b IVcit. — c Uelncni|(ea IMU. — d M«ln«rag«n 
IMO. — c Maiomfra 1865. — t Kidden. — g FlllkarpM. 



cdur Kruisforni , .iiif dur sich flu Krt'U/. iidur oin Vogi»l 
erhebt; rif ii-; in Prsil vorherrschend (I' IX). In 
Pillkoppen ist neben dem D'nppelboru (.\lg) dur Fiach 
fsbriUieblich, öfter auch nln Wetterfahne. 

Dia sweitoiligui UBd »us der nodi in Prail Torhanda- 
•m mXuihm Qrwtdfom (Fig. X»), dar Gabel V ^ 
v«if««qgeB. Dia frd gawordenen Endea hat nan su 
allorla kBnatliahan Foraen uusgebildLt, ao inr Doppel- 
hacke (Fig. Xb), zur Kutze mit Miius in Kurkelbeck 
(Fig. Xc). Der Doppelvogol- oder Doppclpferdekopf ist 
die gevöhnliclio lunii iiiul zeigt sich von der fluchsten 
Gastalt itn bi» zur ^'eschuiücktcn und mit Blumen, 
Kreuzen nnd llerztm g(>/.i('i-ten. 

An eigantümlichea Uaiugaitten ist nicht« altartftin- 
liehaa nahr Tarhatidan, man kannt wadar die Kankljs 
und Truba mehr, noch Kriwule, Karine u. dcrgl. Hin- 
gegen ist die llandmühlc noch im Gebrnnch, und der 
Nume dfH Si lin'.zfnstabes hat ki. h niif di-j (u tiitii de- 
versaniuiluug ülj>!rtragL>n. Eigenartig luib>>a .sich jeUuck 
die hölzernen GrabkreuEe und Grabplatten erhalten. Die 
Grabkrcuzo herrnchcn im ganaen Gebiet«, auf dem Fest- 
lande autischli^rslirb , auf dar Nabmog haben sie ziar- 
Uahara, klaiaara Form angonoanan. Ua Endaa aiad 
«ft draitailig. IHa Bedaabneg iat aiohi mtkr raiaeliliari- 
Uehai KaBBiBiehaD dat waiUidm Tolan. Dia Grab- 



ni^-tK •■'lud uiitiT Fi|j;. XIV angepubun. F,r tielit in ihr 
und iilicthnuist in ilfn (inihorfurulfn Buf lifr Neliriinn 
eiucu Uvwoiii mehr, dafti diu tilietuaiigen Dünaan wohner 
und die Nebrnnger demselben Volk«8tanme angehörtan. 
Diaaa Uma kommt in Yarindartem Sehattanrilii giaidi- 
■am mit anlgaaaUlafli Daoitai all Grabplatta in NiMao 
und Sohwanort (c, e, Ii, e) wiederholt vor. IMa einfache 
Hlattform als Ephen (n), I^chblatt oder Ldwenznhnblatt 
(g. d. b), niiJiTe sjiiitenffiriiiitff und kfCUMHind«- Bliitter 
könnten nach undi r» |L,'id('utut werden, m büt k und m 
mit den Beinen tioranif,'e (ip.-(t»lt. 
I 5. Reschaftiguug. I. Landbau. Die ontprenfsi- 
, ichdo Kuren kennen fast nur eine Beschäftigung, das 
I ist dar FiaehCutg; dar Landban tritt «la swaita gtoaüek 
I nirBck, noch mär die Jagd auf ItTtkan. Ein Handwerk 
lernt der echte Kur« nie. — Auf dem Strandn beut der 
Landbau vermöge der ackerbauenden litnuischen An- 
woLnur schein UKinrherlui 1 riicht ; dir Nt'liruui'iT hin 
gegen kommen über den Verbuch, Kartoffeln iinxupüanzeii, 
nicht hinaus. Das Arbeiten, ohne dab man «ufort Frucht 
sieht, ist ebensowenig des Slowinsen wie des Kuren Sache. 
KOttstlieba nnd lanbera Kartoffeltuoht aberlMst man 
aolion nw daawiUaa den Dentacban« weil dar Sandboden 
in den KinakaD vi« auf darNcliniig ant dnrehHiachnng 
mit Moantenbi Land nnd Ditagar ainigarmafsen fruohi- _ 

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112 



Dr. F. Teliiaer: I>ie Karen in Octprenrsen. 



b«r wird. Du FaatlimD der Wanderdfinan ^nf dw 
guMn Nabmof , bcwnlan bei Pillkopp«n und SAwmt*- 

ort, wird j& dem Landbau bedeutenden Vorachub leisteu. 
Schwarsort nnd Itossitten haben Aberdies in ihren 
Wildem und Wn'.dwiL'^on Wfit i-Ler gQustigu VuibeJiri- 
gongen als Nidden, i'reil und i'erwalk. Ihm Kirobspiel 
weilt 8. B. in ganz Preil und Perwelk an Büumeu nur 
einige Obaibäume in Perwelk im Garten von Fr. Bnstickia 
auf. Auch der Wieswachs ist hier liÜMrst gering und 
luwrhrtnkt akk tu Pnil »nf drei Benteer. hu Sommvt 
nehoivD die PreOer, um Hilcli en bnben, Ton Winden* 
barg und Hinten Kfllic »uf Au-nfüttcning. Aber wer 
seine Kuh auf die UnfsiTst niappi f ^iskftlische Oammweide 
in Preil «chit-kt, wu sie Jtr Mi'.tli wügL'ii im Summer 
„in Pension'' weilt, muri 1,6 Mk. an die DQoenbaukasse 
im Voraus Salden. Eine Kuh giebt hier täglich 1 bis 2 1 
Mikb. Hiin findet »a KttdiengemAMn fkit gnr niohte 
ia kuiedieB OtUet; WeilakoU, Mobirftben und Wmekcn 
heii »Ml TOBi Markte. Auch die Zabl der Blumen und 
ZieratrSticher ist gering,', in Melnerugen giebt es Flieder 
und fitvjrgiiifn. .\uf den Ackcirn ijaut nmn liier Kar- 
toiTeln, Koggen, Hafer, Gerittii als Dung benutzt üiaa 
Seetang. Die Ernten sind spärlich. Jedes llaus hat 
sein Armliches Gärtchen, als Obstbfiuwe sind daaelbet 
hervonsuhoben : Sauerkirschen, Pflaumen, BirneOt Äpfel, 
Staelwlbewen. An Garta^cga leblt «■, doeh hat man 
der Sohnle einen mit Kteftm und BrattersMin nragebe* 

nen, 13 * 20 ni grcj--i: (Birten bi-Bcliiiiili-n , <i'\i SauJ 
weggestL.i iTt und dur^;. eraetat , 12 Obstbäume 

sieren ihn. 

Der immer doutüclier werdende Badeort Schwarzort 
bietet aber im Sommer alles, was das Festland hat. 
Am Strande und bei Scbwarzort treten neben ll»del» 
bdmieii besonders die W«d« fwitnlie) «uf, die sie 
Sehnte fegen den Sand Obernll gepflanst war, aufserdem 
Birke (beree), Erle (ulksne), Espe (apse). Getreidefelder 
fehlen, KartoffelturrhRii sind selten yorhaiKlen, Von 
Hauatieren KL'ben wir Pferd, Kuh, Scliwuiu, Schaf, 
Hund, Katze, Hülm. J'reil besitzt beispielsweise zwei 
Pferde, sechs Kühe und einige Schweine; im Winter 
nrböbt sich der Eisfischerei wegen die Zahl der Pferde 
sof aeeha. Bonuneleritte hnt 9 Rind^, 15 Pferde, 468 
Sdnrebe, 6 Ziegen, 799 Hflkuer. Jede Qemande bat 
ihren Hirten. So treibt der Preiler den ganzen Sommer 
durch frühzeitig das sämtliche Gemeindevieh auf die 
Weide und bringt es :il«en<i8 zurück. Kr orlmlf. i.O Mk. 
Jahreslohn und reihum bei den Vitiii beaitztjrn Koi^t liiiU 
Soblafstelle. Ihn kennzeichnet keine Trübe, sondern nur 
Sehäferstock und Brotbeutel, Brot und Fisch für Mittag 
und Vesper entbaltendi 

n. Krihenfnag. «Wenn Gütine Wald uud Ge- 
«Mttdi entblftttorle, wenn im Gekst etstt Vogelgesang 
da» Knarren lU-r diirrcii Aste zu L">ri>n ist, wenn das 
l'Uch entllobt'ii und der Ilabiclit seinen Kaub eingestellt 
hat, wenn der IKtIi^I lie(.'iinn und eunitlirliu FrciiLk'n 
enterben, dann preisen nur noch die Krähen des greu- 
liflhea Herbstes Freuden." So etwa »ingt Donalitius in 
aeinafli «Herbat" von Oalprenfaeui dem Lande der 
Krlkam. Waminken, WaminlndiDen nnd nhlroiidie 
andere Orfa haben ihren Namen von den unaiMigen 
Krähen erhalten, die Ostpreufsen bevölkern. Schon alte 
Schriftsteller gcdenlien des yiliwutiv'liiiFl in'.riebenen 
Krähenfanges, von dma uni, lioiiaatiui? fiu Itübt^cbe«, aui 
Tolminkemeu bezügliches Bild liefert. Dutschys, der 
Erzlnmp, hatte einem tölpelbaftpn russischen Knechte, 
Durrak die Flinte gegeben, damit er ein Dutzend edler 
Krftbenbraten erhalle. Dorrak aehofa ao dumm, dafa 
die SflhettD« in Brand geriet und er aieh aelbat ver- 
wnadete. Da kam der Amtsrat softllig, Uefa den Dot- 



aehja in £iaenkeiten legen, auf dem Sehlitten im 
Oeftngnie fahren nnd in flinf Tagen vor aahlreioben 

Zeugen gegen ihn verhandeln. Dotscbys stellte sich er- 
bärmlich und seufzte; als aber die Zeugen gegen iha 
aussagen, stemmte or die U&udo in die Haften: 

.Was tlenn kümmert es euch*, so iprsf Ii er, ,ihr cnLUip"« 

Kiclitvr. 

Dafs ich, wenn ititcli »-inrnnl Dadi Kr>ih>'rilinit.'n verlangetf 
Mir zu il«m MiiiKj;«""»^ ! '^i" I'" " ''f'r HeKiK ii icbietaf 
Hat der König mcht xell.^i sie anazurottcu gebotent 
Unter den Utaueru f^inhin gar viele sehr protzige Bansa^ 
Viele dar Kaeohte tog&r, di« aololiertai Speise veraehtea. 
Aber mir ist's gaus gistoh, baV ich nur Fieiscb au/ dar 

Schftiael. 

VTclIet ihr einem Armen, wie mir, solch Bissen nidit 

gönnen 1 

Ist's nicht g«nne , lUf« iel> eudi nhliefr« t\{o Pof»« der 

Kr.ilien, 

TTnil wie dem Bauer ri'.iciit, von 12 KetaiiKnutn Bpatten 
.liihrlich fchleunigft die »bj,'e.ir' Ilten Köpfe eu eh briugef 
llatft ihr ilerroa uns ja Aitth schon »o *on aliem «^niblötsM, 
Dalii ane talBfart snm Jtoaia nnr JbMiMB neeb ItatMB «et 

Boten.* 

fBonalitiui', Wintfr, "!+•.' ff,, Sb»rsptzt von Panparge.) 

Zalilreiche KauzelermahnuDgen gegen das Krfthen- 
schiefi-en wurden nur der Feuersgefahr wegen erlassen, 
der Kräbenfang ward gern gesehen. Die Preil«r »iod 
beim Krähenfang äufserst fleifsig. Sie fangen im iicrtjet 
oft an einem Tage je 150 Stüek. £m Tietiekigea Meti 
fnhrt mit langer Leine m einer etwa SO m entfernten 

Slri'libude, die L'erade S" grofs i.-t, dafs sich ein Mensch 
darin verbergen kann. Das äulacrsle Nützende ist durch 
einen l'Hork fe.st^eniaeht und an der Erde liffestiLrt Am 
Notzo liegen ätiutt! alK Lookspeiae, und ein lebender 
Itabe ibt als Lockvogel aogebonden. Wenn man keioea 
hat, bedient man eiek einan aohmnaa Hnhnoa. Sind 
eine «der malmire Krlbeo «a den Sliatan, ao 
Fllnger die Leine so derb an, dala die Oefin|^ 
unter dem Netze hervorkSnnen. Dann beifeen die eine« 
den Krilhen den Kopf ab, die anderen bedienen sich 
zur Tötung «iner Zange oder «ine» »jntzen Me^f^erf^. Zn 
Hauee ru|pft man die Kedcru ;ib, die zum Stopfen der 
Betten verwendet wtii-deu. Das Fleisch wird gekocht 
nnd gegessen , der Vorrat wird in eiBMB Pdkelfkb fOr 
den Winter eingeaaiaen. Die Nehmogw imdaiB tob 
den Litanem an der anderen Seite dea Reih tehendmlfe 
Krähenbeifser, jene von diesen Kaulbarscbpelze genannt 
III. Fischfang. Kein Volk ist mit solcher Zähigkeit, 
mit ttdeliein fn:nidi;.'''ti Fiittil isiuus I- iseher als die Kuren; 
nur ganz selten geht au« ihnen ein StraudbuditsuKir oder 
ein Gastwirt, nie ein Handwerker, nie ein Gelehrter 
hervor. Und wenn ihnen die Sco die Hütte wegi^lt 
oder der Sand ihr Häuschen zuschüttet, wenn der Fiadi* 
niebtwn immer kArgur wird nnd drflekendar die Staoeitt: 
der Knre bleibt, waa er ist, mdgen afeh bceaere Slal> 
luugen udor b.ilmenJer Verdieriit liieten. Kr wird, wie 
BeiRl'iele beweisen, Unglück. ieli in einem anderen Vsp- 
bnlttiis, er verliert Kulie und Siclu rbeit und kehrt ruhig 
zu seint>m jahraus jahrein gleich einförmigen Fiscber- 
kandwerke zurück. So rauh und derb die Arbeit iat, 
•0 willig thnt sie der Kure gleich dem Slowinaen von 
frUier Jngmd an ra jeder Jakraaneit Ue in die flLnbigar 
Jahre hinein. Dann tritt er den Scbauplats seiner Üip 
tigkeit aeinen Kindern und Schwiegersöhnen ab. Br 
lliu! dies aus alten. Celinusrii su liiili auH wirlsclmfl- 
liclien Gründen; nnr zeitigä llLiral di r Kinder und t.oi- 
tigo Selbständigkeit in bester Manne.Hkruit sieliern die 
Erhaltung des geringwertigen Eigentumes und die Be- 
gründung eines möglichst reichlichen Familicnstandea, 
der aicb bei allen Arbeiten aatalieh erweiaea mafe. IMe 
Altan werden wie am liobaaee Altattaer; sie atmken 
Xetse nnd richten mit den Fronen und Kindern die 

Ly Google 



Dr. F. TelsBAr: Di« Knr«B ia Oatprenrsen. 



IM 



riascneu wieder her. Sie ziehen I^einen und setzen 
Angeln; alles bat immer mit den Netzen zu thun. 

Halt kMin im «Ugaoieiiieo Moha Arten KmImtu 
nntcndieidaD: 1. clni Stint* vaä KnnlbuMhfkag, S. dU 
WiaterfiscIierci.^.S. den Lachafang, 4. daa AsUbüifi i, die 
Heitel-, und 6. die Kurrenfischerei. 

Dar Stint- und KuulbarBchfang. Kr dauert vom 
Desamber bis lum Januar und wird auf dam Haff der- 
artig MmfafBhrt, dab aiaa in «Im Www da 15 X iy,m 



Geld in der Tasche ist wertloH, wenn en nicht verwendst 
wird. Er bringt auch im Sommer nicht mehr auf, ala 
daA er die alten Sebalden beaaUt, den Tagesbedarf 
deekt, aber keineB BeOar Dir den Winter spart „Äeh 

was, der KHufmann wird hei Hüller und Pfennig liezahlt, 
sobald ich ■• liabe", ist de» Fischfrs ehrliche Ausrede. 
Da aber iift zu viel Zeit bia /ii ilii'^it-m Zciljmiikte ver- 
geht, r&okt öfter der GerichtsToUzieher ein und ist ao 
PMilar bakMwt 



— 



En 



KMAsnehncU, kur. PuUiiDia, ISl 
iVaD bnil. 





XUc. 

I Drievlin, nur kur. — 2 Svhwsaklln, nur kur. — ;l Kur. SchiiHmisiiT, welcher Tin laiijj 
und von aurkfin Onrn iit, «tiimit «i«h du KeU beim llcrunisi IiIi-uJ<tii iiiclil ulimiiil. — 4 Kl"tloti. 
|>laUi|. Kleot, kur. l*liik«ii«, IMuküt«. — 5 Fauulgrof«- Slcine, kur. Akiiiiiiii; H'niil, ALmoiii- 
(H«la.). — 8 Ouldcr, kur. U-rkt, ei» whr weitiuaMliij:«!) , lu beiiien Scit«n <li'» Kurmiin-txr« 
sieb Masishcste Xeti. Die Vtage ]ika ganteii Kurrennetie« ibvträgt 900 B, Min» Beeile 3lB{ 
ia llelaMisK«B hsl bsi dm vier VvUt ton ja 65 'm Liagc i nn i ewe feliaaJsii. 



XUa. 

I .Miiii, <-tw* iC'tr. ichwsr. — j^TNilv 
Iriui-, kur. Iplultd.) IMewIiiie. — 3 Baum, 
kur. BuoinB — 4 IWitlii»- — 5 Flotten, 
pUtid. FImI, kur. Plutkali«. — 6 KleiM, 
taslfpste Stsiai, kn. aimt)t((. — 
7 TsidsHid, ksr, FMsssf . — B Aebld- 
gsm, kor. Ackten^am. — « ScUUni, 
«tsheeA aiu ceiituencbwema StsiB. — 
10 




»itj ll j .HifdKtlii ilBiliUulüUit'riüciiäi 



Iii 



Xlld. 

.S60 n hug, ftit lucit. Wintcrnetx, kur. 
1 BoUli, BIM- leer. — « BnUMea. — 3 



8p«. — 4 Kar. Mctilsite 




(I 



XUe. l)«rii<liauj;el , (Ka|ipi-I). 1 l«ilM. — 

i UssasiUc. — 3 .s. hniircu. — 4 Angsl. 

5 Hing. 



XU f. z«.«. 



Xllg. Kr»cb«r. Xllh. Bel•D^lciu- 
(IC<SS«liS.I ki'Khrr. 

(l>siiitarckc»H:liii.) 



haltenden Kaulbarscbnetz (pukinuis) einläfat; jeder 
Fisober gleicbaeitig drei bis vier. Man fängt Kanl- 
batadia nnd aMiaeidaag« Stinte, die von Menaeben g«- 
geaeeo werden nid nidit mit den Ueinen Srnnmentinten 

Terwechselt werden dOrfen, aus denen man Schwoinc- 
trunk bereitet. Das Schock solcher .Stinte verkauft <ler 
Kure mit 50 Pfennigen. Oliw L! ilie .\ublu(,'en zu diustr 
Fischerei, der billigen Netze und der Mühelosigkeit 
wegen, gering sind und selbst von den Ärmsten be- 
•tritten werden können, iat docb des geriagen Fangea 
wigao dar Terdienet kaom neonanawert ud gvwlbrt 

von der ' 

Hand in den Mnnd leben kann. Tiale maeben gegen 
100 Mk. Schulden im Winter. Und der gilt als der 
Vornehmste, dem der Kaufmann am meisten luirgt. 
,Eiu armer Fitcherbit: ich zwar'*, gilt von den Kurun wie 
von den Klnckenern. Der Kure Hjiart nie, genau wieseine i 
Genossen am Lebasce. Wa» soll da»? Man mufs ja 
doeh jaden Tag lünaoa »nia Haff oder Heer iabren, daa | 



Die Wintergnrnfischerei ist ein Vorrecht der 
bemittelten Fischerwirte. Die Netze sind teuer, der 
Betrieb koatspielig, der £dblg oagewUii, dafBr iat ein 
glBeUidier Zng aber aneh lobnend genng. 'Sie wird 

genau so von den Slnwinzen betrieben und dauert aof 
ilen) I.ebasee wie auf dem Haff vom Dezember bis Mänt. 
In Prui: btteiligen sich je ucbl Menschen mit zwei bis 
vier Pferden, Man fiingt aufser Stinten und Kattl- 
buracben noch Buri-cho, Hechte, Zander und siebt oft 
für 300 and mebr Mark Fiicbe faerana, die sofort Too 
Hindlem ana Mamd «ad Kinlan gekauft werden. Aneh 
hierbei „spendieNa" dIaBlndler rei«li1idl Sdiaa|a «ad 
Cigarreu, um die Flaeber weniger „Kobem* an stimmen 
und billige Ware zu bekommen. Die I'ferde müssen 
die Netze aufwinden. Do« Netz (szinnos, tinklan) Ui 
.'ifiO X 5 m grola. Inmitten der beiden Flügel ist an 
der HeftUDg ein 4 m grofser Sack , dahin mOsseu die 
Fische schwimmen. Das I.achsuotz (Luchswad) ist in 
Nidden 190, StrömÜQgawad 180 m breit, KUppnetse ^ 

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tl4 



Es V«to-Fig«r«n. 



(Nidden) siitd oft kkiuer uud kCnuen von ^weiMüDBera 
gwogeo werden. 

Ein Zug dauert eiuen gauzen Tag, kann ab«r ancb 
auf mehrere ausgedehnt werden. Man hackt an swci 
utfiMmtan Siallan groÜM LAebec iat Eis md betraahtci 
^•M •]« «fi* grob* AcbM «in»r FiBfMe. Attf ivt P«- 
ripherie hackt man nun iu i i Fntfcrnuug der Netz- 
Btange Ueine Lücher. Daun .qenkt man das ^Tufa« 
do]i[ieUeilige, rechteckige Net« in das eine grofse Lnch. 
An der oberen Seite sind Pappelborkcglückciieu , au der 
unteren Steine befestigt, dafa das Nets im Wasser senk- 
nebt «UM. Am nehteii nnd Unk«n End« «ind aiw» 
6bi lang« Netzrtugcn bdhitigt. Diow wMdM bH 
«iner GnSelstange in die beiden nächsten kleinm LSeher 
reehts nnd links vom AchsenaTifangt^ gescbobMi. . Von 
da ab schiebt mau weiter, bi» das Nt-;/ aa dem groben 
Loche am anderen Achsenende auUngt. 

Die Laohsfischerei wird im April und Mai auf der 
See betrieben, des zweifelhaften Er;^<>linif<ü(!!i wegen nicht 
•o «Ugemein. In Nimmersalt, wü wnn boueiuur Dorsche 
Aqgt, aowie Fluodera and SU-dmlioge, dort Heringe 
gmwnitti fllnt nnr «n «nrign Boot snf den Lsehsfang, 
in Bommelsvitte fjO I.athfikiitti r. Die Ni:tzu niÜBBi ii flolir 
genau gearbeitet sein uud tsiud duch vii leer. Uuis zur 
See gebrüuchliclie Lachszugnetz heifst Wadns oder Wad- 
nets nnd &hnelt dem Klipp- uud Winterklippnetz. 

Der Aftlfang findet auf dem Haff statt; er beginnt 
niwh dor Lacbafiscberei im JooL Er ist die eintrig- 
liohite Alt ond trSgt beispielsweise d«n Preilem durch- 
MboUtBdl low Hk. «o. Mit ihrsn HtadkriEthnen 
wnTtao die Hiand«r nnd Kintener Fisohhindler (Puk- 
czelis) auf die heimkehrenden Boote und be7:»h!en c!»^ 
Kilogramm mit l Mk.; die Fiischo werfen sie iu den 
Fibclikasten ( i'ulin|fia), der 2 ni l.itiir. 1 m breit und ' ; in 
hoch ist. iiaben sie eine Last beisammen, so fitbreu 
sie nach Hause uud kehren nach Ablieferung im Sommer 
mtttoli KftbDW, im Winter mittels SafaUttMw mfort 
wiedar nneh Preil snr&dti Oft kippt einer dieeer nicht 
ganz sicheren Kähne unterwegs diu, und Weib und 
Kind, die indessen zu Hause die Aale riuohern und in 
Königsberg T«rknnfent mrtn wgablidi nnf dai Taten 
Rückkehr. 

Die Kurrenfischerei findet im Sommer und Herbst 
mit zwei Kühnen und awei Menschen statt. Zwei binden 
ihre Netze zusammen , je 200 X 5 m grofs. Tag und 
Naeht danart der Fang. Er iat wenig ergiabig. Dia 
grobnaa«diIgeit Neta« eebwimmen eo wie das Winter- 
netz; man segelt vor dem Winde. Erst zielif miiii die 
Netzenden, dann d.is giinze Netz in ilen Kuhn. 

Die K e i t el f ig eil e rei be(,'iiiut iiu September uud ist 
wenig ergitiluK', «ie liefert wenige Aale, meist kleine 
Stinte. Auf einem Kahne ist ein Hsdur mit seinem 
OaaeUen. Man lälst da« Neta ao ein, daft «e wie «in 
ung«Btfll|i4ar Zaakarbnt im Waaaar itabL Unten wird 
das N«ta inner «ngmaschiger. Du Boot abgalt mit 
batbem Wrade Tag und Nacht. 

Ein charakteristisches Netz ist nueh die Zese, ein 
iTAckartiges, i V 4 m grofses, hinten immer engmaschiger 
werdendes Nets mit Kehle in der Mitte. Die Doracb- 
aogel (Kapp<>l) besteht ana einer Leine, an deren liinde 
ein Kng mit zwei EieenetAban bingt, dia in ja «iner 
Sebnar mit Aagal «adeo. 

Fieobnamen nnd fllr Doneh: mennw, Laehit lasis, 

Flunder: plekste, Hering: nilke, Stint: Ktenfp, '/.ciie 

sebbre, Seequappe; wei^elis, Stur: sture. Sl1iiiii[i.1 »ik», 

ButterliudiH oder Sjiozker i.iler .' untfl.icl.H : ]iedsekiK, 

Zunder :<riirl<K, Uculii. lideks, Aal: »utia, Brassen: kusobe, 
Knuiii ir»eh pnkis; selten sind kankly« md aalata, letz- 
tarer soll eiBe lüeina Marina aain. — 



Das Schaf nennt man awe, das Lamm gers, die 
Kuh guwe, das Pferd sirge, das Schwein cuka, den 
Hund suns, szu, die Katze kake, den iiater runcis, das 
Huhn Wiste, wiszte, den Hahn gailia, gaidia. Der Kirsch- 
baum beilat wiamia, dar Biiabaan tranaiia, der ApCsl- 
baum «bnlw, abttlis, dar 8t«eb«lbe«ratra*di babefai. 



Es roto-FIgnren* 

Im ersten Buche Bamnalla wird esiiUt, wie die von 
a Madiaken lOtapatileUea K«|>lagt«a fiiUirtM' 
die Bnndeilade der ImMÜten, wvlehe eteben Monate lang in 
ihrem Laude eewesen war, wieder tarfiofc Wachten. Die 
Prie*ter und weiMger rieten dabei, man solle die BuDdee- 
Isile nicht Iper warnrktctKten , noudem dabei ein Opfer 
brinijen. uui wie-ler i;e?.uiul zu ueMt+-n. Wun dAn cirnii für 
tili Diifer »ein fto[le , TiA-^len <iie riiilister. ^Futil jjolilene. 
.ÄiHe uiij fiinf ^^olilene Muiipe". »intW'.'rtet''n die Piieater, und 
I ao ^{eicUali es auch ^Luthers C'l>t:rs«tzu.u|{, Knpitui 6, Vera 4). 
Ad jenem KOfperteil« aber litten die luil Baaka gapiaflen 
rbili>ter, und die Wuee, deren goldene AbWKter rie der 
Bundealade darbrachten, hatten ihr Land Terbeert. Daf* 
Nacbbilduntcen von Qiiedcrn , an welchen eine von einer 
Gottheit peiieiltc KraiiVbeit zu 't'nui- netr*tcn war, als Weih- 
(fffi lieuke ii) den 'IViiipeln iiulgeliiiiigi wimleti , wird auch 
uit-lirl"«eli vuB gr»eci»i«i~iieu Behnftute^lern liericlitei. B<»i ilen 
Biinievii waren diu t.^bulHe votivae mit der liarsteliuuf; 
kranker (iiieder sehr liiutig, teila zum i&weck, um UeoeauiiK 
zu pfUehon, teila am für die erlangte Oetnodbolt zu danken; 
HcbiflrbrQchiBe weihten OemUde dea Scbilfbruchea im Neptun- 
tempel n. a. w. 

Sie Sache iat also uralt, lifat sieh aber beute noch in 
auast«r SiUie in ebiMleben Kireben atodiersa. Was ans 
aber aa meiiiaB angebt, das iei dia Feim, welsli« die Tolir» 
^h<°n beaitten, denn dieae zeigen, wo aie nicht dorch mo- 
do nie KuDttinduatria tteeinflufit sind, einen ganz urtümlicbeo, 
man kann wohl sagen priUiistoriseheD Oba»kl«r. Mas bann 
Me datier , ifls «UiaogiaiUselieB Urne, aa dea .Oberiebeein* 

ri-clinen 

So »in t »ueti die Brhiiiiedeeifenieii Tii-rgvctaltm aufzu- 
titsnea , we'.i'be in (Jliei Imyem in «i-n h?, Ijeoiibardxkirrb^n 
niedergelegt werden. Der lieilipe Lermliard iat 8obuU|iatr<iH 
das Viebra und neht daher in einem nelizäcUtesden Lande 
iu besonderem Anasheo. Handelt es siah un dia 
kranker Fferde, Binder, Sehwaine a. s. w. durah ihn, aa < 



d ^ (# 

n 




ij 




Fig. I. TotiviabeB ana Hnjiiia^n. ' 

die in iler urliuiiludiBieii K-irin vnm Durfm^limiede tierKe- 
ateilt«D eisen.en Ald.>i!der ilie.ei- Tiere iliiu tifweiht, wortlber 
Dr. Hafler in T...lz m n iner Ahliaiidlui-K „ Vl>tiv^'aben beim 
St. Leootiardakalt in Oberliayem' (üeitrtige zur Autbropolo- 
sie und UrgaaeUidila Bayama 18*1. Bd. », 8. tW liia IM) 
des wetteren g<aiaadelt bat 

Aber niclit blafa in Bayern werden dem liviUgen T<eon- 
bard aolcbe eiaeme Gaben mit froniineni Qenittt« dargebracht. 
In UvI-ien iat er auch für dlea«ll)«n etii|if;oi;!lir5i. im.'. liitT int 
ilu' di::. gpwoibte Kirclie von Huye« i n t;lieii titi ]lrui?ie), «0 
er viele KrMtikheiten, b^wnd^n aber KleuiniatiKiru* ln-ilt, F.iii« 
N-itii im Bulletin de l'ulkluri' ilS'^s, Tnnie III, S. i'.Ü, daa zu 
liiusiol eraobeint, Iwricbtot darütM-r folgende»; .Au dur TUür 
der Kirche i)ciind«t «lofa «in BetridteTi dar mit Vutivgnben 
gelullt int, die flwt aH« ans lofaBiadaaisen bestehen , einige 
wenige aind ans Bitenbtoidi gtaebtuMaa. Di« raelrten stellen 
kleine mensoliiicha Mgntan dar, doeh dndet man aaeh Arue 
and Beine, sowie Tieraguran. Wer nnn den heiligen Leon- 



uy Google 



IIB 



bMil Mrufen wi U^^ irorot ftiu^in Bobtlter ejoe der VI- 

waS^Bgva will, müMi tv ligar «ilir dai Ihm ktt^ 
tarttttt« OtM aa dl« iMtnOlmtelnHiln BMII« Mbm Utpan 
Silk HmUmb «r In 4w Klidw ftbMM. gdrt «c m ate- 




1%. i. V«tlvlguna MM KMtlMr. 



[•tllifl lieruui, um «urh liier veim^hieilf iif i> rii4t3:*n »eins Ver- 
ebrnng zu beuagen, ao numeDtlicU eiu«m groltea, an iii>r 
KiMhenwanil beOiiinMlMI Krazi6x. Nachdem «r auch hi«r 
Rirtatat, Ingx er dl* y<i(iTg«bt wieder in den BehälUr, am 
weleliKjn er li« Kraommea." I>i»AI>)»i]dtuiK celft Anf 4i«Mr 
Ueioen eieeraen Figfirchvo. Mund, Aogeo, Na««, dkawitelMB'' 
iftaow Aar naget «iad Tom SabuM» imA VanMIuigaB 



im EtMO bergeitallt ood dann mit Kreide eingerieben, damit 
aia Umm karfartiataa (Fig. i). 

Dia OttttMcaB in Hnyninf^bea baban den TortaQ, <btlb 

•le ihre Votivgaben ticli nur tu leihen braacfaenj da* iat , 
■ontt nicht der Fall, da «ie meiit dem heilkrftfttgen Onadan» 
bild* d «rjj ebrftcht . bei ihm zurück (.'el^isen uud aufgeh&ngt 
»iT<ltn, wie iIhj j'i in z^liln-icliin Kirchen beobachtet werden 
kann. Uli« iniet->?Hierl ilivhei aber »tele die urtümliche 
Form dieser Ki vipto«; »in werden teilwelM eo einfach h'-T- 
gestelit, (lab man Bizeui^Diaae niedrig stehender Naturvölker 
oder vorgewhicliüiche Zeichnungen vor sich zu leban wUiDt. 
Dieee« flUlt namentlich bei den Yotivgaben auf, dto dar ba- 
rühmten, von Heinrich Heine beeungenen Muttaraottaa ^OU 
Kerelaer in der RheinproWnz dargebmcht werOMl. Find 
Aeebenon bat (Verhandlungen der Berliner Antliropologiioben 
Ueielltchaft 1874, 8. IM) einige dereelben abgebildet (Fig. 2) 
■anil bemerkt dabei Rsnz richlii?, daf« rie einen .Knnitotil* 
ri [ THBrntiornn, wcIlIut an die Zeit der Gesichtcnrnen erinnert. 
lJi««e i igureo »inti au« Wacb« gebildet. Der Kopf wird bei 
Kopfaohmürzen geopfert; der .ganze KSrper*, welcher auf 
einen Stiel mit einem toben Kopfe zoiiammengei«luriunpft 
iat, wild datgabcMhl bai all|amaiMn KranklMitaa. AUa 
diaaa Slnga vaidCB 1b gnihar Xaaga betgeitallt vhA alnd 
ia KanlMr litailMi m bsbao. 



BfieherscltaiL 



L. Frobenios: Die Weltantebanung der Matarrülker. : 
ITaimar, E. Falbar, IS98. 

teh glaube, dia aiata und be«cbeldepift«> Anforderung, die 
an einen Fotacllir g a ah a U t weiden mof* , ist die , dafli er auf 1 
der Höhe teinaa Thanutt aiab (tndet, d. h. da alle wiaienecbafl* 
lieben Leittungen ZDMmmenbllngen und einander fördern 
mO**en, daf* er wenigiten« <la( Itefte und da« Bedeutendste, 
was Aber fleinen flfKenstsnil (»efelirieben wnr^e , kennt und I 
beriiclisichligt, Ks kann niohl »churf gi'nuK gträgt werden, ! 
wenn ein KuracUer uttn« Keiiuiui« auiuttr VurgHOgcr oft 6e- : 
tagte« wiederholt, anerkannte Tbeorieen Ignoriert, ohne tie tu 
widerlegen, neue Tbeorieen aufstellt, ohne aie mit dem Ut- 
ba r i g a a Pealtiia dar 'Ifimifhalt ia ObaiaiBatiaiinam an 
bring««. DI* t^Ubla MUm aoU jader mm Veiadur äA 
geben, er«t dfn Raataod der Witaenecbaft kennaa aa laiaea, 
bevor fr Dich aneebiekt, diese su bereichern, mMt Halt er 
die grßfHte (ieffthr, unnfitrc Arbeit rn liyferii. 

Uerr 1*. tVobi^niuf ist in i'olten'-T Voll8tHn'iiifk*'it in di<!?c ' 
Fehler verfftll>-n F.r «i lireibt aber die Weltjtti«rlimn)iig iK-r i 
Naturvölker und kennt — Tylor niclitl Es Ist kaum Klant-lif li. 1 
'Weiter sind ihm völlig unbekannt: Spencer, Wllken, Waitze, 
eadaad, Vtaaar, Ijfdl, Bohneider, BMUa, MarilUar, Vax 
■llllar, Gebamatii, llobarlaon, Bmith, Aadnw Lang; aarfiber, 
daft er Brinton nicht kennt, entaibllildlgt er sicti wenlirtfeiiii 
(obwohl aolche Entschuldigung nlcbts bedeutet), von den 
«mleren pclieint er gar keine Ahnnni» in haben. Muinc ijfiio- 
rieriiMi Werke sind »Uo in befl-T lieupJNi-hiift Von di-n 
Fcilklori»t#ri hkiu- er dmh wenigstens Mauiihiirdt iimi Sydney 
Hartlüiid ktnnen müssen. 

Wenn er diese Forseber gekannt bitte, wurde der Ver- 
flUMar mtbl ein ganx anderes Buch geschrieben haben, Ks 
hitt* dearBoA« niobtt geccbader, wenn er einige Jahre auf 
dieee Lektüre und tbre grftndllebe Verdauung verwendet hlitte. 
Ton Indonesien lut der Herr Verfafser eine sehr unzu- 
reichende Kenntnis, was zu bedanem ist, tla gerade diese 
Provinz ethnologisch ziemliob gut bearbeitet wurde, gewlfs 
be«!*""!?«;! b«w«T al» Afrika, da» doch zum guten Teile nur 
durch Keifend'j bekannt «urde (wie der Verfasser «ncrkennt 
auf S. 4üa). Vangban Stevens, Perbam, Van den Toor«u 
hAtte er doch kennen tollen. Merkwürdig ist auch, dafa ihm 
Ureg, Bascroft , Onshing und die scbOneo Arbeiten der 
ftaitbanwtaa fosUtution (mit Aamhaaa Vaaeoen^ unbekannt 
Hlabta (ihm VKigebigkeit OMeht fflaa mvanaUiUab). , 

Trobenius beachtet nur die Mytbea und dttlge Bitten; 
dailt die Weltantchauung sieb auch in den socialen Institu- 
tionen und in den regelmäftigen Handinn ;.;^en KufX'rt, er- 
kannte er nicht, und doch sind diese viel leirhter withrzu 
nebnifn nnd zu bevchreib^n nnil vfol »Icber. i zu lieuten. Dir 
Kliissifikiitiim der Völker heiirhii't er ^ar nirlit, in der no- 
cialen Kthnologie abnt man, dafs ihre Beräckaicbtignng 
daiabaM a otW a a d j g taL Mwi/bKOu wixtk aaaii aila Xat> 
«Ifllialaagailadlaii davdialMttdar. er Iat mit davoa eattnnt, 
vea dm nie«Irigsteu Stadien aufzusteigen, im negentell dient 
ibln die bocbentwickelle Mythologie Polyuesiena als Aui- 
gaagapanlrt. OlierbaDpt statat er nocb »of dem Standpualite^ 



der schon veraltet aeia aollte, alle Naturvölker &h ein iiunze* 
SB betrachten. 

Die Verqniekung der beidca Att(i|Ab*B (Sebildemng der 
primitiven Weltanschauung utd OarlagBBg dar italtaaillaa 
und genetischen Beziehungen CWiaBlleaTOikaigni]>|iaB) adulBt 
mir sehr gefährlich zu sein. 

Das Buch lat merkwürdig tpraogbail und uumetbodisob 
geechrieben. Rn lt'")nnte littchsten« al« Tsmiicli der Inter- 
pretation einiger Mythen i^^eltan. 

Wir butl'eu, tiai» der Verfasser lange Jahre warten wird, 
bevor er uns ein Dvuec Buch verehrt; daa Jalaig* UibIIi Im 
ganzen als verfehlt l>etnebtet werden. 

Uaag. 8. B. Bt«Iasa(iL 

Panl Kollmaan: Der Nordwesten unserer Oatafrl- 
kaniseben Kolonie. £ine Beacbreibnng von Laad Uli 
Leuten am Viktor!» Kysusa, nebst AsiMebBaBfln 
einiger dai-dbit gi-Biirochem r Dialekte. Mt STt AUud. 
und finer Karle. Ufrlin, Sclmll, IHS«. 
Her Verfasser ist einer jener jetzt immer zahlreicher 
«erdenden Oftlziere, die vor ihm Ausreise nach den Schntt- 
gebietea eiaib wlmaMabafUleb beeobtftigt aad lait daa dart 
tu ISeenden Aalfeabea votraut gemacbt habaa. Ka aaidkr* 
j.^hnger Anfentlwlt Ia einem der etbnographiscb wichtigsten 
Gebiete Os'afrilua bat ihn dann in den Stand gesetzt, grofs- 
nrtii^r äaninilungen nach Dvu'-xehtAnd zu brin;;i:n , die ein 
d;«tieiiide^ l<''nkR)Ol Seiner k(diiiiiuleu i'lüitiv;keit bildeu. Nun 
erfreut er die Fachleute such mit einer Mtmograpbi«, die in 
j»?dcr Itiobtung mustergultig genannt werden muf«. 

Das auch äufserlien vornehm ausgestattete Buch ist alle« 
andere alt eine SeiMrtMaaksalbBag Iii dan laadlftsflgen SiniM, 
wie »oJcbe je^ daa Harkt Bbanebwemmen und das Bn^ 
zücken der Schuljungen und den Jammer aller derjenigen 
bilden, die sich über irgend eine ernste oder wissenschaftliche 
Frag« orientieren wollen. Das Bnch bringt In acht Ab- 
schnitten zunttchst eine kurze allgemeine Übersicht, dann 
prnaue Beriebt« über die ethnofrrapbiichpn Verhältuispe in 
Ut;and», Karaj,"»"e, Kisiba, Uisindia, L'kerewe, Ossukama Qud 
U>ctia»vtii. Die einzelnen Bericiite «jud sehr iibersichtiicb 
angeordnet und folgen meist dem Schema der von dem B4.>r- 
liner Museum für Völkerkunde herau^gebenen Inalruktioo flir * 
ethnegnviüaelia Baabaobtaagaa, tiad äoar dabal atUMaeb ao 
geeehlakt babaadatt, daA naa lie glatt laHB kaikB, obaa 
sieh der etreog wisaenaebaftHeben acbemattteb«B Anordnnag 
des StotTes auch nur bewufst zu werden. Das Buch wird 
sieb daher rwHfellf» weit (iher d^n Kri'iii der engeren Fach- 
leute liin»-,i'< Kreuiide ■•rwerben. Iii« Aljlulibingrn, von denen 
d'.iicb>c)inittlich zwei aut' eine Biüile kummen, sind meiiit 
nach /..'i:tiiiun(;en Aukermanns nach Originalen des Berliner 
Museums hergestellt und verdienen gleicbfalla daa höchste 

Ela Aaibaait ran W Mtaa «Dfbllt apradhiiaiba AalMdi- 

nungen, darunter IM SMbb in den Sprachen von Knragwe, 
Uh», l'ssindja, llymda aad Ukerewe, dann zwei WOrti>r> 
veRaiebniaM (Kl>Karigw* nad Kl-UbaJ und eine Rrzithlung 

i^iyui^co Uy Google 



116 



m der LgundagprMh« im OrMmttiit nd mit drataelwr 
latMÜllMr- Übirnetxuttg. Der VerlMier M niebt Linguist 
VtA mMn keinerlei Aniprocb es iti Mla; er giebt «infach 
■vln (prachlicbei MHtcriiil , >?r «r |;e«nmmelt hAt, anil 

man wird ihm aach Anf.'ir nur rlniiklmr fina liüuuei). Ich 
halle es für eiu nicht gi-r^n^ Hn/.u<-rkrMi«;n<l«ff Verdienst» 
wann ein ohnehin mit «kj viclf.n-ben auJereii ArL^fit*:!! be- 
lKden«r OffUier »ich aoeh noch zu Bolchen mübevolien Anf- 
seielmiiiigeii entschliefst und sie dum auch DO«h «iocn 
nafMn K^mIm zugänglicti macht. D«r« dal)«i allerhand 
nidnr «ud Intfintr DutarlaufeD, die ein Bprachfoncher tod 
Btrof bltto TarOMMni liSnnen, acbaint mir völlig bodentungi- 
loa zu sein; denn derartige Fehler sind fnr den Fachmann 
naturgemärs meist auf den ervten Blick xu erkennen und daher 
ganz nug< nilirli''h. Anflcwltt Imt ef'>"a(le die VeröffentlifTiani; 
»OO llulniiaU-nul ^>^-lkbe:u einen grotsen Reiz durch tk-n 

aulhentinoUcu (Jli«rakter, iler ilir iuavwobnt und der voilig 
verloren geht, wenn solche AufteichnuDgen von Leuten redi- 
giert werden, di« niolkt völlig auf d«r Hobe ihm AiUig»b€ 



I Bnali niifr »Im aJa «In« Hlir mtntXUb» M- 

^ befräCit werden und erweckt den Wanwli , d»r* Micb 
dl« «id«r«u Teile utiservr Schutzgebiete in ähnlicher WoiM 
moaograiibisch behandelt wt>r(1(>n möchten, v. Luscbaii> 

|1r. |))ltl. Hermiinn Rt^ythien: Eirii» neue RestimmHng 
dfs I'ole« (isr Lnndhalbkugel. Von tlfr pliili_>!i, I'»U. 
zu Kiel mit liem neuachassiaclien Preis« gekrönte Bchrift. 
29 ti., 1 Abbii't. und 2 KarluMkiMM. KM md Uipifg» 
Ltpaiu« «I Tischer, 

V«rtMwr, «to SdhMtor Krümmelai gteM in «nin XaiflbA 
liat kime IMlnitiaa des Begriffes dar Landfaftlbkugal md 

einen auf vielseitigem Quellenstudium beruhenden Überblick 
über die gesebichtliclie Eutwickelung de« Begriffes. Das 
zweite Kapitel behandelt eine Beibe älterer .Horizontkan^n", 
Karten der l^ndbalbkugel , welche lediglich für i:in>'n L^>- 
stimmten Horizont (zumeist Psri«, tisnn Amstcnlsui , Niirn- 
bcrg und Wien) entworfen sin«! , ile»i<en Wubl wt-injjBr auf 
Annahme denselben als Pol der Ii»Q<iU»lbkug«l ia(»t, als 
▼ieloiebr einem gewissen Ijokalp«triotismas folgt. Im dritten 
Ka(>itel gelangt der Verfasser zu seiner eigentlichen Auljgabe, 
täamt Moaa BartiiiTiittn des Pote* dtt Laudbalbkug«!. ttin- 
ilahUMt daa iva Htm aagvwMMltea pnktiicben and gründ- 
Usben YerfUinM müssen wir auf 8. 19 nnd 20 der Abhand- 
img verweisen , da sich dasselbe im Kähmen einer kurzen 
Besprechung nur unzor«ichend darlegen lÄf«t, Die bifhierigfn 
Ann:iliini^n fnr iliii i'ol fallen im all^meinen rirliii^ auf 
Xorilwf.-leuioj II in liie Umgegend der Nords«» on<! des KaiirIs. 
lteyth;en ^,'eUn(:;t dnrth sorgfältige ErmitteluiiRen (Variation 
der tireozKreise und Ausmessungea) auf einen Punkt tu 
41%* aML Br. and >'/,* wwU. Ih (M La Oniito Ib atlan- 
tiiohaB XMaunaan Fräaknialu). Stoa KananUxBa zeigt 
die Aoaiallt d«r raf dieam toi gegründeten Landbalbkugel 
in lUchantniiar AnmotprajaktioB. Das Landareal stellt eich 
nach Beythlcns Untaiattohuiigio aat dar Iiiuidbalbkngel auf 
114439 2&:s<|km, auf dar WaaHiliattkflfel tatt i&400747qkm. 
Braunscbweig. P Kahle. 

A« Rotlipletz I Das geotektonische Problem der ülar- 
ner Alpen. Mit alaaai Mm tm 11 UthflgnpUaelMa 
Tafeln. Jema, Onatev naakar, 1898. 

Eia mu erschienenaa Vark ttber das Oebiet der sogen. 
OlamerDoppelfalt« zu raoaiUdactB, ist nicht gerade «in« ein- 
fache Aufgabe. Die LagerangsrerliiiUnisse sind dort be- 
kanntlich tu verwickeil, daf« es nicht mCtglicb ist, nur durch 
ein»» kiiwn Hesach mehr ein#n ÜberWick, oder gar 
eine dermiiue Kenntnis dersfltwu zu erlannen, um ein selbst' 
ständiges Urteil aber die lücbtigkeit oder Unriobijgkeit der sieh 
gegcDüberslebenden Meinungen abzugeben, als deren Vertreter 
lieim und IU>tl>pletz nngegeben werden kirnen. Es soll des- 
iMlb klar davon abgesehen nnd noch nioht Mif din «mielnen 
Stnitpnnltta aingegangen werden, dl* aobon im «Ntan ttrati- 
graphischen TaUe nufircten, in dem Bottipletz auf Grund 
anderer DentOBg vemohiedener Horizonte und demnach auch 
Vioilte '/M e»nz anderen Kclitünstn komml, wie seine Gegner, 
wii.i Ht-lb^tvtratändiii'b »uLb :uif ivn t.'ktonischen Teil von 
wfiicntli. UBtn Einflufs ist. Neu i^l i': divwni (tratierBpIiincli^n 
i'fiie vor allem der Nachwei« eint-« Vurkonitnei.." \on kiy- 
BtaiiUnen Schiefern der oberen Uneisformatlon , di& au» dt.m 
gewöhnlteb TerrMmo ganaantan flaiUnhtk t wplex aasge- 
scIUedeu werden. Latitaran Haarn akHhta BoUipletz gan* 
an«dar8tfati(mphie verbannt wissaniragaa »eine« seitherigen 
Oebiaadha« tnr Bezeichnung versehiedamltrlger, oder wabr- 
•obainlieh T«r»chi«!d«-naltriger und nur |>etrographisch gleicher 
Oectaina. Das nach dieser Ausscheidung ubrigbleibenae wird 
mit dam Namen ,Seraiati6rmatkin" belagt und ebenMIe in 



laral Stalka getrennt, voa danaa dia 

lUiUiidnloniit und die Quartensobiefcr enthält. Wichtig er- 
scheinen hier anfserdem die Veraaebe der Unterscheidung 
verschiedener Facies im Li;»» bin zur Kreide, die Sfi'llunj? dor 
sogenannten ,0lacon«n«i»ini rge;^ . miwiL' dit- Trennung d>'R 
Flyscbs in einen eocUcen und einen oligorünen Teil. An die 
Btratigraphie reibt sich dip tektoniai be lleä[irfcUunfr der einzel- 
nen im Gebiete vorhandenen Uebirgsgruppen. Dia Verftnde- 
mogen, welche hier eingetreten sind, anUrt Botb^latK niollt 
durch eine doppelte, von Norden und Bttdea wirkende Über- 
faltong, aondera durch eine nacheinander von Teracbledaaaa 
Riebtimgen her erfolgte Ükrarschiebung sogenannter ,8efaub* 
maasen", die in sich verschiadene Schichtenreiben umfassen 
und zum Teil gerade so wie das unterlagerude basale Oe- 
hlrs'' vnn fler Überochiebung unabbHn0$C^, meist aufser- 
ordentlick npiize Falten gelegt sind. Auf den Hchabflicben 
ist durch den Akt der Überschiebung eine Keibungibrecoie, 
d«>r sogenannte .Loehseiunkalk*, entstanden, dcasen Name 
demuaeh von Aotlinlets ebenfaUs niobt in einun beatiunttea 
•tfat%i«|ikiaoliaa hnan aa^i^kM «iid, Di* ukaiialilabBBga 
llidnn ailid aaab aieht uilur aban, aaaAm «däaa afMM 
btaflgaa Wechsel im Btrelehen nnd Fallen anf. der meisten« 
ctaa flacliwellige Biegung bedingt. DieM Eigenschaft haben 
ale erst nach ihrer Entstehung erhalten infolge der fort- 
gesetzten Stauung, welche durch die Überschiebung di'r al- 
pinün OebirpunÄSsen über die sitiHftli»iDe Mflf»»!* er/i'U>:t 
wur:k'. D.III i:!"":« Oebirg« im rtur»tTdfni vnn einer .\nzabl 
Lange- und QuerbrQche durchsetzt, die ihre Wirkung zum 
OlaU aar saf «iaaalM, an» Xail aaf all« Bahakmaaaiai aa 
data katreflkadaa Orte Knlkenu ii* ralobaa da« Altar aMb 
Ma Ja die Quartärzeit liaralB Wkd spielen auch in httug auf 
dia oiographische Ausgealaltnnir der Gegend durch Entstehung 
der grofsen Thalfurclten tjnd melireifir SeeVecten eine grofse 
Bolle, worauf in einem besonderen Abacbnitt eingeifftn^rn 
wird. Di<> Aii*>.t»ttun^,' des Werkes, in^bv^jndere de« Atlas 
mit neun r;»rbiL-<'n )'r<>:llLifeln , eiripr teklnniw-iien und einer 
geologischeu Kart« >ii 1 : Kuouv <«t mustergtjitig, woran ein- 
zelne Druckfehler, sowie eine Vertauschung der linken aad 
rechten Seite in einem der farbigen ProAl« niehti Aadank« 
und aa IM «obl aloliat aaaaaahie», dalk aaah gando dia- 
jenigea, dia aiabt fcua alt Bothpiate ^TantwMCB liad, 
aus dieser vollsOMltaB DMWteltBm adacir Aariahtea 
die Glamer Alpen ata« Kaaaa Aareginigaa «tbaltait 

Darmstadt. Dr. 0. Qreim. 

Pr. Kort Hai^iicrt: Deutschlands Kolonieen. Erwer- 
bung»- und Kulwickrluiii;«i-i-<schicbte, Lande«- und Volks- 
kunde und wirt»i:h»RlK lie llwleulimg unserer ScUulagablale. 
Mit H TAleln. :il Abbildungen im Text und 6 nurMO* 
Leipzig, Dr. äeele it Co., IbitJ. l'rem 4,:i'<> Mk. 
Dar Vaiaaali alMv aaammenfaasenden Sohüdaraaf dar 
daaliataaBBabvttgaWalaMiahon einige Mal« gemaebt wordao» 
da ein Bedürfnis dafür naaiaatlicb in weiteren Kreiden dw 
Publikums vorhanden war nnd den Versuch d^inkbar er- 
scheinen lief*. Indem mnn aber diesem Bedürfui« llecbiiting' 
trug. Verfiel in»n imf eine Metlioiie, dio Hlleniall« ilurch den 
7we<5k — Inttiroite für dre KnltJiiieen ^u wecken — geheiligt 
wurde, eine wis«en«ohaftl.i:lie ürundlaRe jedoch aufser Acht 
lieCs. Wir meinen, ee ging das l^trebeu der Verfasser sn- 
laain lad^Uait daUnt eine im landUuflgen Binna intaranaata 
LctlBra ra Uataa, acblechtbin ,popul&r' zu scbratbaa. Daa 
ist mm aabr leieht, and der Verdienst jpflegt dabei grSlkar aa 
sein al« das Verdienet Die AnlSgabe jedoch , aus dam wdt- 
schichtigen, aber venchiedeuwertigem Material eine emsleren 
Ansprüchen genügende Beschreibang der Schutsgebiete zu 
liefern, ist schwer, nnd man kann im Zweifel sein, ob es 
dazu iiberbaupt schon an der Zeit ist. M»n mufs bedenken, 
tiafs di« Porscbungstbtitigkeit iu d«u dculsub«» Kuluuieeii 
zwar nachgerade recht rege geworden, aber noch lange nicht 
abgeschlossen üt. Es fehlt namentlich an special wiseenjchafl- 
lichen CatanaoliaaRaB, vor allen aaf daia Gabiala dar Ovo- 
logie, Itataofologia mad TBlkailcaada, and «nt dia Kaantait 
des Hinterlandes von Kamerun und de» Innern n«iit*nh- 
Neu-Guineas ist e* noch schlechter bestellt. lUe.^ie Krwiijj-.in^en 
haben jedenfalls den Verfasser de? voriieK't'iJ'-" Werkes be-- 
wogen, sieb einen nur en>.'en K.*hmen zu ütecken: ulwr mnnr- 
hsH» di»m>ti Rahm»'n» hat er eine »■> vorirerf lutbe Landes- 
kunde 7\t Wege gei.racllt, wie wir »ie bisher nieht beaafrfn 
und wie sie unter beutigen Verb&ltnisaen nur möglich war. 
Fttr dto atowlaan naba* lafna ja aaaafcaan» gata, maa 
anoli aaa daa barthMatt Grttadaa laaga alalit abaehUalkaada 
Veröffentlichungaa VN, dia bcBOtn vaidaB koaataB; ia daa 
meisten Fftllen Jedoeb war der Yarfkaaar gaatttlRt, aloh «ftfih- 
sam die Grundlagen zu schaffen. 

Mit diesen Bemerkungen haben wir d.-n /.wnien den 
wiaansobafUieb wartvoUsten T«U der Hassertsclien Arbeit 



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im Auge, ilir 100 8«iteQ nmfaa«en<le .liBodes- und Volks- 
kuode*. I>i<' R«ti.iiiil!unK ii-t knr/, -ilu-r (iiiht-itlich und gabt 
nur li-'i ili r lieniiri chmij; vnu ki.ii:l»<:lmn i iwai Übor drii 
•onit g«WKtiirSäti llaiasuili hiriHii^. Kiii |>:i»r A ii>i!i(»1lnrf?^ii, 
die wir zu machen liabeu , mm! w, ..t.|itli."li. Ks winl 

H. 4& «clil»obtwt([ von .Bcboevbi'rgeD'' im loDern Keu-Uui- 
mm» gMrprocbm; B. Iii wird riahtic bMDwkt, diA «t itoh | 
WB Bor MltwelM mit tabiiM tadaiikte Olpfirl IimiMd k»Tiii, | 
auf der nüchBten Seite aber wieder eetagl, daT« diese Berse 
in den Bvreich den .ewigen* Schnees bineiuragen. In der 
rii»T»t.li-rii<inriiii|^ 'liT ii-l«frilx iiii«cli"ii Str(i|i" (S f.) l]iit"'>n 
wir 'ifr V(ilk**ii*(sr:lieti Aih<i"1ihijijiil' »l^-ii \'<n-7iJt: L:i-t:i-(:-(*tt, \ 
\)ie Benfci>"liiiuri>; lU'H Ka^>-ni al'i N iliiuellll if?« IS. s-;!) emrhejiit I 
um nichi fo ijbni' w-itert't Ker*-clitf'rtiKt. IkvMr iiiclit die 
Rolle, die der Kagem im l>a»ein liee Viktoria Myania i 
•pi«li, itobar t wtg^e to llt iart, winl tnan den 6e« «elbor al* die 
Kilqaella tu betrafibten bab«n, und Spelce fttglich al« deren 
Batdeeker. Einige Angaben im Buche sind bcffraUUcbcrweUe 
iiuwiaehen überholt: so dürfte der Kameriuibenf nur 4076 m 
(statt 4'inoin) hoch »-in, wrtl.iind Uibundi in Kamerun mit 
einer fiegenhObe vou KUK i rmn lim Jahre Uibandju 
um lOOO mm »getchlHzen" liat. Dir Ainmlime, daf« «m Kllima- 
ndseharo im isurilwi'»!--!! dts K:1k> n.«h ein lirittt-r grofaer 
EiUFturzkraler vuibanü«» »ei, bat sieb uiclit bestätigt. 

Im ersten Teil« fliiden wir eine Vori;vscbichte der deut- 
lehea Kolonialbentrebongea und die £rw«rb«uiga- und Ent- 
wMiloBMinhiiolite a«r hmitlfMi flahatigeliiMa. Bi lUM 
«laftr (MS vonvMtMi vor. Bier in der Yvhmur TwItoMht 
nicht ganz objeVtiv; er polemisiert and kritisiert sehr scharf, 
and darin tritt wobl der Redner Hanert hervor, der den 
Inhalt seines Buches vorlier in TuTtragi<riirra einem grofspn 
ZabOrerkreise vermitt^Lk hü' i Hn^nert M I'rivatdoceot an der 
UniversitSl I<«ifwipi. Zum Tlü trifft imaer*? Bemerkung auch 
wohi. Hilf ili-ti <lri;twi A(/«i-litatt zu, ili r <\ii- wirtsebaftlicbe Hc- 
deutung der Kolonialpoliuk und deulwL«:! 8c)iatzg«bi«t« be- 
ImwMt» Vir ■prMdita jidooli bw vob der Form, aiäkt nm 
lobalt MllMt, in dem irar ofiehtama lirwägungen vorwalten. 

Das Buch Ist diirebweg sehr lesbar und liefert im zweiten 
Teile den Reweis, dafs mau nicht nur gemeiuventindlich, 
»ondern auch .^niziehend schreil>eu kann, ohne «einem wis«en- 
scbafllicbf I, St.aiiilpunkt etwas zu vergeben und zn billiiien 
AnnpaisniiittJ'lri zu ^.'reifen. !!weif«lhaft will «■« um Bi-lif ir.«Ti, 
...1) luAii i-m siili^lii-K \V«tI. iii't:: mit dun tiekni.iiU'ii , ubr -mll 
Wiederkehreadeu karieu a^.- kUlnen Beimerx-Ueu Kol<<iiittl- 
atla« ausstatten durfte, lene Karten sind zwar fUr ihren 
beacbeideoaii Zweck vüliig auneicbend, aber eben not auf 
BBldttiftigB «MM OliMtiMUBt iMMohDati Ub -AbIbm des 
Buetm TirlBBgt sMhr, BBd •» lifttt» mui wtwBd«r mtBil- 
Uertere Karten elufögeu oder die Karten Überhaupt fortlaMen 
und dadurch den Leser veranlassen müssen , aus anderen 
Karten seine Lektüre tu stfitzvn. Die Ausetattun;; m:t Ab- 
bildungen ist nur dürftig; sie vrscb5pfi*n b' i weitiui muht 
auch nur die wichtigsten Charakteristika du« l.iiu lt-^ uud 
■einer Bewohner, sind aber wenigstens an sieb olutrakie- 
riatiaeb. Dia Quellen, denen sie entnommen, eind z,w.ir dein 
OBOgBBpbaB «aU Mannte Werk« OBd EtitichrifUii 
MUaB ilMr dBBh donliweg luigegetoB w>id*B u&ssvu, iu> . 
Vtob dB) «o «• iMt. mu 9.B«iiMn6heT«tlBg«werke handelt. 
IHa UttmtnnmiBiBBiHwtcllBng Bin Bdiltib Ut ganz dankens- 
wert. U. Binger. 

Dr. Aloxnndt r I'eex: Krlebt and Erwandert. I. Wien, 
Karl Kniii-^'. ti, 1H»9. 
Am Ab«tnde ein»» arhpilüri-irticn Iit>1»en» bat iler aus 
Naasau »tammende ;>i-t' i !■ liincli^ voiU^m ir!" ' haftliche Schrift- 
steller uns mit dieser kitsiii«u, alui^r lubiklireichen Kcbrift er- 
freut. Dar Tittl läfst freilich nicht erkennen , um waa es 
sich b»n4fll(; VOB d«o «i«b«n Abhandlungen sind nämlich 
Mclu drattoli'VolktliBBdll^r Art, aad bU .Bainfti* sar 
dmtaolmi Toliukwida' wlMeB in den 'FhebkralMB dJcM Ar- 
liaitaB eher Anftiabme gefunden haben, als nuter dem ga- 
WSUtan Titel. Alle vind schon früher in /l^itachriften gedruckt 
gewee«ll, «um Teil t'^' -Tnlin' ■.rh'iiiiiu,! i-i-n i\in-t v.-r;;»'»wn 
Uttd sind nun utivei .ii;dt-rl Wiedei miifT^liiiiilf n. Alper iltt* 
Zeit ist mftchtig, xamstl in der vulkukuiiaUcbeu Forrii lniu^', 
vorgeachritten, so dafs wir die vorliegenden Arbeit-Lii tcilw: i^e 
uor unter dem Oeaichtapuukle geieluchUich-wiacennchHttlicher ' 
iBtWltlMllUtK btttBOhtBB ItteBM. faittB ffllliC gB- 

■trieben Warden dOxflni, wia s. B. 41a von kalBaai TrUilMo- 

riker mehr geteilte Behauptung, dafs es in Ueutacbland nie- 
mals «ino «Itronzczeit* gegeben habe. Hit einer Arbeit über 

<ti* Hof«kr.(.f*> jiuf dfii Tl lu- rrr? 'iusern , welch« der Vcrfaeaer 
Iii- MUS ilfu Ni id.-iuiii;-ii Ii. ru r»r«bfiid deutet (wfts uielit 
Simro. k, f>i riidiirn Jnkoli lu uutn /u-rnt aiifu^i-llt»! bs-^iniit die 
8chnf'. ; »ir verweisen hit r nam-jiiTlich :iut' r-av.v Mi'it luugeu 
au* dem biegeDer Lande, dits in Bezug auf <lie Uoftküpfe — 



angrenzend an dno Gebiet der äaebsen — von Belaog Ist. 
Pei-r l*l<ii!t. df»f» r-r ztiiTst mif den frttokiarhen 'raittel- 
ilfuiKilii'H I lliui-iiiAu u)id flfstAiiuuK liiiiK'^» iesi-ii habe 

lll^'i"!, die Atb«ut ftl*r »p-i »euig l)esnlili't wnrdi^u, whs ;illpln 
Stelle ihrer VerijiTeutlichuug zuzu.4clittil>-n i»t. Mit d-Jii 
ät. Leoahardakircben in den Oatälpen und deren Verbreitung, 
dar BtailUBSk IiiBBhB i da BlaBohBbvBttBB daeViahaih ibwm 
■aiBtm TtrUltBit bbbi bIHbbuAbb BMdaBtau iNMhiftigt 
sieh eine neuer« inbalirLielw A(Mt Vial Anregendea entUtt 
die Abhandlung über die ahCB BoUbanten und dieBolzgertta 
(,Holzkultui die an der Hand un»eri«i jrtrt ant^wachsienen 
StofTes lu vt l k«k tiiidlii lii 11 MuwtTi und mit KuckHiclit auf 
östliclui Niti liliiir- und Katurvölker eine danl^ i^rc wi-itcna Au»- 
i;c5lHltuii.: v*rt]*i;fti wünle. Deutsche u»d W.ilsvlie in Süd- 
tirol und ein Besuch bei den Ilermhutern , sowie iu litiaQs 
Httiniat iPieve di Cadore in den Dolomiten) sind die übrigen 
Aufa&tze. All« sind schlank und i«hön geschrieben, halten 
eine wis^nschaltUoiia OmadlagB fttt tmd belehren nUk, 
waBB auch öfter dia das VortiebriU saehtrAgUeb vanniali- 
uanda Baad vermilkt «lid. Ainhard Aadrea^ 

Ht SteiTm: Gspedicion »»jiloradora del Hin diiiK-x 
(Patagonia occidental). Mit 1 Karte und i Aiuucbieu. 
SaBtiacn da CUla UM, 

Dia aamalB Fnadraaiintie Dr. BteffaBa atabt, waa 

Kfthnbrit, Scharfsinn, Ausdnucr und Selbstverleugnung an- 
langt, den früheren Kii|>editionen zur Krfor«chung des Pa- 
lena, Puelo. Slmiso, Aisön witvdijf zur 8ci';i-. Tlipr »ei 
nur kurz dir wctentUchsten Er^iDtiüB»*- i;(dat lit. 

Zw!M-yi--ii il( ru umf3npr«?l( liv'n l''hirB».Mitt'm de« Kio Fa- 
l(-'n:i uiiii deiujcniu'Hii des Hin Aicf-ii lH-»iflii , >r.>n lu ideii 
uuubbäugig, ein drittes, kaum weniger ausgedehnte«, da« de* 
Bio L isnaa (ScbMBaBdnfs), welcbaa im OImtIbbT odt den 
Quetigebiet emaa ten den argentiniadien Oaomptien (B>' 
curra, Qarton und Moreiio) als Rio Felix l'riat bä* 
zeichneten Flusses zusauinienfftllt. Während aber Jen« For- 
scher »rhw<ink*fu , ob ilireu Ri'i Frias dem Fluf«ayslem 
des I'ftler. ;i oiler d»?"! Ai.s' U unt<uofdnpn sollen, gelang es 
Slefffii durch eitp- ,in t'ur'-litban n Stni[s;i?eii imd Entbeh- 
rungeii übe! rr-u lii: Dun-lniUeruiin <'•■'■ cuii mluD AT.di.nikettc, 
die HelbstaiiUi^kttit des j^tstiaiitileu Fluniw» zu bevrc-isen. liin 
\vi AifTü* Verdienst des Autors besteht darin, dafn er einige 
grübe Irrtümer der argentiniacUen Karte ricbtig «teilt. Die 
angeblich in einem ftoltm tamgaB UBgMbBl wri a g a B iB Bad 
in den Bio At««n entwiUtaradaB Seen .BIliBlda* exiullmii 
nur in der Phantasie der argentinlficbf»n TnpfTienr^'. Dar 
Quell»««.' de* Rio Seugaer, Laguuüde la riat». erKtraaltt 
sich nach We«lfn nicht n'cr d«ti 7J (iral «chtl I., Wie 
bei andereti F1u"m^u Wi'-.tj-nt.iuMiueM-. n-.iciji *ii Ii liurl. um 
Kio Cisnes da« merkwürdig» Vi-rti.diui- ;r-li--nii, diif» lir-r- 
sclbe seinen Ursprung ösUiili dtr Ceutmlkett^ uuiiuit. um! 
diene in eiocia tief «UDgescbnittenen engen Tbaie durcUbiieht., 
in welchem Bafalnkiba fitnauohBaUaB aad WBMM-fäJle die 
Verfolgung daaFlalUaafca imBoota atromauftrlrU unmöglich 
machen, während die undurchdringliche, stets von Feuchtig- 
keit triefende Urwald Vegetation, die morastige und gebirgige 
BeechafTc»lH-l' de« Bodens und di« DnbUdeaa ainaa knllMnt 
regenr iihen Klima* der Iteire SU Lande lba( abaBao gtBha 

Bchwi»jr^i;k¥iti.u entgpjTi'etzi'D. 

Di'- WutsnrsoliLid'-' wiiJ auch im tiu.jllt^ebiLte de« U i i» 
Cisnes nicht durch zusammeuliaugende schneebedeckt« Berg- 
ketten, aondern durch eine wellige oder bOgaiig« Uochebeua 
gebildet Auf dieser wie aueh im Oebiete des Oberläufe« 
herrscht ein relativ trockaBN KUoW» was in einer Wiesen- 
uud dünnen Wald Vegetation (MMfaolbgll« antarctica) seinen 
AuMlnick tlndet (wie sie etwa unter iO* sUdl. Br. für die 
CMtlich der Waaseracheide gelegenen Ijündereien charakte- 
ristisch ist), während die Hsuptraasse der au« dcni Ftillcn 
Ocean berboiströmendeu Feuchtigkeit «ich schon au der iusheu 
Bergnuiuer der weitlichen Oebirgazüg« niederschlagt und dort 
eiae Ba b aii hw ibHahB Onriglcait dar Vegetation hervorruft. 

Dr. F. W. Neger. 

A. Sniht^l: Audrfen AUgemeiiier Uaudailas in 126 
nHU[d in 1 1.:? Nebenkarten, nebst vollstilndigem alpha- 
betischem Namenev crzeichnis. Vierte, völlig oeu bearbeitete 
und vatmahnB AilIagB. BiriaMd BBd Iinpiic» V«ibhgaB 
BDd KlaAw, I8M. 
Da heit der dritten Auflage die Bedaktion dieses am 
weitesten verbreiteten deutschen Alias in die Hände A. ScoImsIs 
übergegangen int, »u darf ich mir widsl, rdji:!.icli d-r Atla« 
noch meinen Name« trügt, einige tmiii' iileud' \v. ii, üljer 
denaelben er1aiib»"n, iihiic in d™ Vprdii ht den >-i Iv.Kti'il"-!" tu 
geraten. Mit K'f ''"ui Sciiwin ii-k^ iv-i; Imiie dii- ernte 
«nehieneoe Auflag« zn kämpfen, da zu ihrer H«r»ieltung ein 



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Kleine Nachrichten. 



geacbnlte* Fanonal, wie ea jetzt Tochanden, hbJt«. Trotz 
Tiatar lOugA IwMh lialt »bti 4m Atlas ftbwnadhaBd MhBall 
Baba , da ar aof gtanirfar Otnadlafa Inrabta vai ttr wbr 

Willig Oeld zum eratenmale eine gi'Oraere Karteniammlung 
bot, welche Oeroeiogut wurde und ßanzSoiacbe wie engliiche 

Verleger ru .t'bfrfctriintren' voranla&t«. Nachdem der Grund , 
ci lcjp "«r, komitv «icr raBtlin gefördert« wuture Aiii- und 
Unibiui bfjfUitii'ti, iiiid Vi-rgleii )> «iwischcn «Ist (>r»t<>n aud 
Nit"rt»-ii Auflfi^e zfi^t, lialV vuii jener nur weuif;« Bi.itter 
übrig blieben, d»(* lii« vierte aber, Tellig die Fortachritte der 
geographlaehaa Wi»!Pi i nft bt nutant, aam alnw Mf daa 
Doppelte das ümfangus uiigt;wHebaaBMi vwaOglMhas Aflat 
darbietet. Kine grofne Ansabl Karten zur ptajritaUiOben 
Geographie, Ethnographie u. a. w. , die in der entn Auflage 
entb.ilten, iu il«<r i-weiton und ■Iritten aber fortg<"fi*<)«i waren, 
find in *:rn''Utvr urui vi;rb«j».*t*rii'r l-'rirni in ^b*^ vn-rtcn witv^cr 
mifVr>-trttHb'n Ali» ^'inz lieHonder'^ wiobti;; fiii- ilen pntktijHt^hen 
Oebraucli, uiui un-ierrr Zejolien dr» Vtirkehra" «t^?heiiJen 
Zeil eubapr^cbeud, bebe ich die maitit neu biniugekoiumeoeo, 
mit vielen Neben k&rtcbcn ««rsebenen Verliebn- und Kolo- 
aialkarten berror. Telegraphen, Dampferlinieu, Eifenbafaaen 
rind. ao aaagtebig baarbaitai, wie in kainam xwcUan Atlaa 
und dadttTob fit dcMen Bimnebbark^t fBr daa grtbera PaUi- 
kiun WMentiich erhöbt worden. Bei der Bedeutung, welche 
daaMaar in uneren Tagen spielt, ist daaeelbe, ao weic Kennt- 
niiae und Mittf) f» zu1iv««r-n, In gleicher AuKfübrlichkeit wie 
da« liood belmsdeit wonleu. Nicbt blor* al( eine blaue 
fUtcbe anebaint es: leioe Tielea und Belebtes , «eiue titrü- i 



muogea «ind angegeben ; auch di« Fabriwrkalt der Maiieil* 
gewAaaar lat bardekaialitlgt. Wae die Kartaa cur Iiiinder- 
nod Btaatenkanda betriSt. lo begaim aebon die dritte Autlag« 
mit der EinfQgung grofner Karten der Teile Deiimchlandi in 
den Hafaatäben tod 1 : &0OO0O bii 1 : lOOOOOO. 0ie»«r letztere 
Haftftab iit jetzt bei den nii?ist n«ti«n. «ctii^nfn niftttem der 
Übrigen «uropäincheo ^tiuit«n u-le^liinll-^ Hl. ^-ew Iii Jet worden. 
Überraacbend urf^f» int die '/.ahl der neut-n. in K^ot^en Mafi- 
■tftben angel'ei tii.'teii Blätter, welche auf die uufsereurMiüisi lien 
Länder enttallt, die jetzt politiich oder durch den Handel 
oad dla KalaalaaM ou nShw ab Mbar jatiam «lad. Hier 
wird man alte fmabten Aaeprloba arlW flndeo. 

Die techniücbe Herstellung iat vorzüglich , entaprechaod 
den Portechiitten, welche die graphischen Künste neuenlinge 
erfuhren. Die KftilK'iiWdht int ImrmMni'vbi.-r uml iliskr^tvr 
alt in den •■i>t<'n AufJai^rti, Benutzt i«t iiljcrull <i;i» iie^ir-nte 
wi««en«c1>>ifl ln-lie Mutei i.i;. Uns *altis<* NwueuHverzeii'iiüia, 
welche* iliefer -•Vtln-. zum ersteniiiale in DeutMbl.ind einführte 
und die iliaucbbarlieit ao weaenUicb erhöhte, ist auf 200000 
Namen angeacbwoUen. 

8o wenig wi« ein Koiivenatioiielexik«u von einem UenaobeB 
baata vernftt werden kaan, w waaif TOmiag, lelbefe- 
TacaHodlieb , ein Binzelner einan giOiheiD Atlaa herziietellen. 
Viele geachulte Kräfte müaaen da zusammenwirken. Dafs 
aber daa Oanze scbliefalicb einen eiiibeitlicben Eindruck 
maobt dikI ir^lingt, das iat dea Hanaegeber* V^rflien»!'. Vnä 
A. Scoiiel liftt diese nicht Irtdkle £atg»\>e in eirer vor- 
sögUcben Weise geUat. Biebard Andree. 



Kleine Naclirichteu. 



— Buuvet-Inseln. Von der Kapstadt aus hat [die 
deutsche Tiefseeexpedition im Dampfer .YHldivia' einen Vorstofs 
unternommen, welcher zur Aufflndaug der problematiscbeii 
Bouvet-Iuseln führte, die »uf uiifier<Mi Karten nnter ^^°aUdl. 
Breit« und !i° öetl. Utnu" ' ra^jen sind. Sie wurden am 
1. Januar ITit von dem KrKni'oiiBa l^zier Bouvet entdeckt, 
der ale fUr das Vorgebirge des grofsen Bndlandes hielt. In 
der £otdeckung«ges^icbte spielen »le ein* eigeBtQmli<:be 
BoUa, worftbar aaan Dr. Karl Friakei« .Aotarktb*» 8. IM 
und 1S4 naddaaau wolle. Vor den Bntdaflkan Cook, BoAi 
und Moore hielten sich die Inaein bartnSckig verborgen, 
mn in der Zwischenzeit von englischen WalflschfÜngern 
zweimal, 1808 und 1823, wieder riur(;efuiideu zu werden. Alle 
drei AufHnder haben den 6uuvet-lDf.ein für ihre Lage ver- 
BOhiedene IVMitionen angegeben. Man hnt !i<R»r HOf^enommen, 
dafs sie gar nirht mehr existierten und in i itier vulkMliscIien 
Eruption sn Oronde gegangen eeien. Jetzt wird die deutecbe 
Bxpediliim ihn latga andgüttls tatgaatailt bnbaa. 

— Im Auftrage und mit den Miltala dar preufslKben 
Begieruug ist eine Expedition zur Ausgrabuilg nnd wissen- 
schuft Ii ch erj KrfoiHL'Ti uog Babylons, namentlich de« 
KüfiifC»!';'!*!''»' N-bulviiduezars, aufgebrochen, welche von der 
clf'tJI.5i'iieii i 'neiiti^eÄi'lljiriKifl urt^MDiHicrf "wtir'U', ?jt>t»i?r *^»'r 
K\|H!diliirii i«t 1)1- II- K (j ! il e w e \ , der t^reil.« inil l'rol. 
von LuBcban Ansgrabuugeu lu beiiidschirl« ^eaiu^Ui. Ikal; als 
wtssansabaftÜDher Begleiter hat sieb ihm Dr. Heifsner an- 
geaehlowaa. Wal|are AUtglieder sind der Architekt Andne 
und der KavteanB Ungw, IM» Expadilian ia» i& Bairat «iar 
gettoflbn, rm wo ato liqh Bialk Alappo uad tob Mar wia 
mit «imr XaiswAiw dnrdi dla WMa udi Bitidad ba- 



— „i; 1 lie l, »er. ll.-n- l'roi. A. < 1 r i, ii w .nU 1 , Berlin, 
schreibt uns . „Im (ilob«», IUI. 7:^, S. ly, findet «ich eitle Notiz 
über ein .Uläckaei' ansTuois, sie iiiich aebr inleies-^iert hat. 
Di* indische ti«romiaiig dea hiesigen Muaeiuns für Volker- 

kaada bedtav mbmf Nr, 1 O » 848 (Md. an) «ia " 
mr mit aiiiim bManaa BoMm biaoU^taMall « 
dna »na dar jrafor^aauBluaf atamat «d adt .Rpialaabg* 
beaaieliaat M, nur aber aigantUah ImoMr rItadhaA war/ 

— In den .AiuiJilen der Il_\ dr><grft|diie eir," ln-y, 8. 37 
wir i eine Kutiz in älaurv.i ßailiii^,' Miieftioti« aufmork- 
«.am ijeniaoht, zufolge deren Kapitiu Feven I-.jJ /wischen 
40" siidl. Breite, 35* wesU. Länge und 45* südl. Breite, 27° westl. 
Lünge itn Südatlantiscben Ooean eine ausgedebnte 
flache Bank aufgefunden bat, deren Toibaadraaein dareh die 
Imtnngen von »einigen glatahMladartbarMurandaBfianaMeehan 
iobUfan bestktigt warSa. Avah in dar anagadalralaB Jonrnal- 

dar Baawwte baftwidaD aid» aa xwal fitallan Ba- 



markongaa, dl« auf das Vorbandcnsein flachen WaaMn in 
grofser Ausdehnung in der dortigen liegend schliers«n lassen. 
Bei der grofcen Wichtigkeit , die das Vorbitudeuseiu einer 
etwa 40O Seemeüen grofsen flachen Bank, mit Wassertiefen 
von zum Teil am- 4&m (35 Faden) im äiidutl.intischen Ocean, 
nahezu in der Mitte des Weges zwiaclieu Kap Horn und dem 
Knp'der guten lloflnung («sitzt, richtet die Seewarie die 
Aufforderung an diejenigen Kzpeditioiuacbiffe , welche ihr 
Was in die Hftba nbrt, oia Sank aa antetaoabaa, aawi« aa 
dia nalliflli laltanaa HbadalaBeiblfli, ihr Angcaiatrk aaf i 
UlialiabaBiadMiaaagaaaBiiidiiaB uadao vM wia 
ibnr Brfbrechaait baimtragaa. 

— X i-Tu j.hi 1 e F fl « n zen. Judem llei-dwcbter der l'tian^-n- 
well itilit auf, dafs tjne .\iiznhl ver. Arten sowohl in tjümpfen 
als auch auf trockem-in H.4iide gedeihen. Dahin gehören 
z. B. die Birke, die Ktiechwt'iue und die Heide, BittersttüB, 
HomMBtan, Bebllfrobr und SpanaiL Di« UnaeliB diaaar Bi* 
aahaiavBf wird aufgeklärt dnraS dl« üntarauehnagaa N. 
Hermann Mielasons, deren Resultate derselbe kürzlieh im 
Botanischen Vereine in Luud vorgetragen bat (Botaniücbes 
Cvntralblatt, Bd. LXXVI, S. ttiT.). Er fand, dah diejenigen 
Sumpfpflanzen, welche auf Torf oder in nährst otl'armem 
Wadwr «ai-h^i'n, dieselben anatomischen Eigeuttimlicbkeiteu 
li.ibeii, wii- d;>' I tldiizen dürrer Süilten, und schliefst hieraus, 
diifH der .xerupiiil' genannte Typu« der Vegetationsorgana 
d: 'bt eine Anpassung an Wassermangel, sondern eine An- 
pussung an spärUcbe Nahrimgszufuhr sei. Wenn dem su 
i^, wird ea aa* aoeh bu[raidi<b, daCa dia Kakteeti und Or* 
obideen, welebe ala 8ehaiB|mraaltcn (B|dpbyten) auf daa 
Bknmen der tropischen Vrwlilder waehaen, .xerophil' gebaat 
aind, denn die Nahrungsznfubr ist bei ibnen natnrgemSA 
eiue spärlieba, wähirend aia einer Aiistrocknuug au ihren 
natttrlichen BtandOIrtaB kaam in bedeutendem Mal'»e unter- 
liegen. Ernst H. L. Krause. 

— Bahnprojekt und F orschungen in Französisch- 
Waatafrika. Dmf Bahahaa dar BafHadar voa Kreet'>wn 
laadeiawflria hat dla TraazowB m dnem Koekarrenzprojekt 

veranlafst. Da die Oefahr nahe lag, dal's die englische Balm 
einen Teil des Handelsverkehrs, der aus dem frniizöaischon 
Fula Djallon und einigen Ocbiotcn am Oberlaufe de« Nigers 
zur Küste geht, an »irb reifsen o«ler in aiuleie Wege leiten 
ki^nnte, l.tt man nehneM zu Wer^e w^anpen: im No»en>b<er 
l'''-iT be;,;iiuii '.1er f; .'iiiZ' -■•'L?>:b e Ka|iitaii S.i;e>s( i, mit feiin m 
Btabe die Traiiierangsarbeiten, und »ctiuu im Jtioi waren 
dies«! beendet. Danach soll di« Kahn von der Küste, Kona- 
kry gegenüber, durch Fiitn Djallon Iii» zum oberen Niger 
führen und 30kBt ob<-i'balb Kurunsa enden, von wo abwärts 
dc-r Klufs aitbiffbar ist. Die Linie mifst 55(.ikm. Aufser für 
di« Bnchliabaag «on Vnta Sjallon wbrda die Bahn von Be- 



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11» 



dratTItlK aein für div Verbindnog mit den groCtea M^rkt- 
plitztn der l4indtcbalt L»be, wohin viel Vieh und Kaut- 
•chuk tum Verkauf gebrecht wird , und fUr die Auabeutung 
der Ooldminen von Bar«. I?i srpnJ'ere ^Jf•i^'»•ieri)^kpitf>li , *o 
meint Saleaaea, wünl» der Bahiibau niciit umchen. Da» t(eo- 
grapbiache Krg«bDt« der Kx(>t»iitiuu Uisleht aulaer in uatro- 
nomiachvn Ortabealimmungen in der Aufn»>>ni« mehrerer teil- 
weiae uoch uik bekannter KüMe&äOsii«, de» Nigenufluaae« Tinkinw 
ind UliMr «IMb aaoit iiDcrftnAleii JHcNit^ 
muB muft i ir l i bii Fkrua. Ihi für dM Imm otarbalb Fternnm 
diu Arbeiten der frHnzöaiacben BaptiiMoo von 18S5/^(( unter 
Paaeaga, Cayrade und MiUot und fttr Ut unterhalb Kuruaaa 
liegi-iKten Hiromteile die Aufnahmen von Hourat aoa den- 
ti-llieii .laljren vorliegen, HO ist der Niger nun von der Quelle 
biR zur M litidutifr Töllig bekannt. — In Futa I>iaUon weilte 1 
im vcnlusHinen .Jabii' auch -l'T Franzoa« 1' r. Maflutid, 
deaacn Uouten da» ganz« laaud äberzioheu und oooh weit ina I 
okn» BaAnggtUet reichen. Auch er bat di« Lag« rMer 
Vwikto Mtnaoniacb )>e«Ui&ist and er glaubt, daik di« Knit« 
di«MV Ltadw dadnicb erhebliobo Banebtignnniii «riUmn 
wM. Pitta Ojalloa wird brate dundi «imd tniiaMiMhtn 
Beamten verwattvt, iat ruhig und zahlt aein« Stcueni, obwohl 
die frauzöaiache Macht »irh uuf nur &0 Gewehr« ttützt Die 
Hauptaladt Timtm Ist sllcrding» z'ir Zsit stJirk entvölkert. — 
Der (1avr\lly, dtr <irtuzll lTh zwischen I.il*ria umi der ttun- 
zöaiachen Zabuiiü&te, bildete utiuerdiii^'H dua Ziel mehrerer 
franzöaiecher Unternehmungen. Bfj den Lruinituts 11 Ion- 
diaus von iüua bu 1697, deren ürgeboiaae jetzt Iwknuut 
midw, kM Bit d«r AoAwhBt dM t^tmna (tenlly Ua aar | 
QnaUa und der olwran Zofltaa dca St ntBMnmea «Im | 
KMan Granzfealaetzong mOgUch gemacht. Die Miuion bat 
fmar deu Oberlauf des Botben ünndama und dea Niger- 
zurtu»*«« B,igi>H »rforacht, ao daf« »i^U lilrr «ii'(?< r ' irii- nm- 
pliiidiichf Micke der Karte Afriku« toiiiii-CKt'n wird. — T>aa 
Otbict 7w is^lii'ii dem Pavnllj uiid dena oberfn BaBsaiidra 
(eb'im'sills Kusttntlufül ist das Ziel «iner ne-au l'r.ttrnehmung 
dea l'rauz*>aiw;h0n Kuloniaibeaniten Uoatnlna, der b«r«it« 
1H97 d«n Cxvally bia zur ürenae dar Behiffterkatt hinauf- 
gegangen war. (0. B. Fariaer Oeogr, Oes, 1898, 8. 5SI bia 
Mb.) 

— Die Tiefaeeforachunt^n dar zweiten E.xpedilion der 
,Pola* im Roten Meer haben nach einer vorlftufigeu Mit- 
teilHiiit in fl.>n An<ia!«n d« k. k. Uofmaaeumü nur ein 
Keriiit;(?i lle>ul-iit ei L-elwu. der Hoden iat weithin mit zähem 
bcblamm oder eiuar »Usiubarten Kruita überzogen, der bei- 
nahe kein Tierleben zeigt. Bei der g«ringvn Tiefe der Straf«! 
von Bab «l-Maudeb war «iu aiid«re« £rgebnli kaum zu erwarten ; 
inaiafliln kam daaSttIm voadarTialbaaaBgaparalaaXtitaa' 
■rlai, wla «ia Bi 'S, iw CaralUMhan Maar ao Baldratab »vf* 
tnlaa, ein wicbtigaa Aqpnaant Ar dia Sotctafatiag daa 
BoMa UMraa tu Mlaiiv nanar Salt aaiii. X. 



— Am 2. Januar d.J. aind Dr. Beinhold Ehlert, ein 
hott'nnogaToller junger Gelehr'fr »uf <\>>m Oibii-tf d«r Eni- ' 
b«b«nkunde, und Dr. G u i< t ü v .M i ti n i c h * , Assist' :it ttiu 
meteorolofiin'ln»" Inalltat zu Muiic.bi-n und Leitor der 
gllluilr, .u roniiiitiichen Mittr-iluii|i;tii' am äusteiipafu ein 
Opfer dea Alpeusporta geworden. Die Leitungen haben aber 
dan Unglöckafall auafubriich bariahtat; ai miät aaganommeo 
Warden, dafa beide junge OaltliHa la obanD Hatenlhale 
von «Inar Laviaa arfafat and venobBttet wordan aind. 
R. Eblert, gaboran am IS. Juni 1971 n Barlin ala einziger 
fiobn daa geschStzten Mugikachriftsteller« Lonia Ehlert, widmete 
rieh in Htrafaburg und Barlin und dnun wieder in 8traf»burg 
vorzUdT"*''''* (jeofjTJiptiisfbeB , geodjititcben "in! niÄt^ieroali- 
aehtn tiiiiilirii iitjd iii«lini itia Bohüler Vt'ii'. lierlüiid.H die 

durch deo iViilicn To i von Pr. E, v. K»beur-PaBclivriu ab- 
gebrochenen seiHmDlo;;i?chen lieob.-ichtuntjen mit dem llori- 
aoutainendel wieder aui, über die er »üiuo Doktorarbeit ver- 
«Antllahla. In ainac fclgaBdaD Bcbrift ,Dna draUMba 
Haviioalalpandal* lagta ar dla VorxUg« dlem vom nun Tar> 
tnaierten Apparsitea dnr und hatte den achönen Erfolg, 
dasselbe mit den von ihm geachaffenen Verbvaaerungen ala 
Grundlage für die geplanten internationalen En1bvdi>jnbeobach- 
tUDgen angenommen zu aehen. Iu unertmidhi ln-m Elfer 
vprfci!ff»(» KlilcH Stllfücn auf dem *rselilii.'<»<tn< ti Weg? 

Nveiter und .*in Vit»? i-iije l'i ul'iltin li.r <iie Zweckm.^i!*if;keit 
seiaeu App&r£kt<:ti ia einer grutidlicben DurchtorD-L'huiig aller ; 
anderen wiehligen Inatrumente zur Meiaung vuii Krdvrachütte- '< 
runfen, Die Frucht dieser mühevollen Untentuchungeo war ' 
aaina lataa Arbait: ,BiiaainoMBMallang , Erlftutwung und i 
krlttMiha Baorlaihuig dar wlobtlgatan Baianometer mit be> { 
aonderer BerQckaichtlgong ihrer praktiachen Verwendbarkeit' ; 
de wurde von der philoacphiacben Fakult&t der Strafaburger 
Uniranitkt mit ainam Preiia gakrtot Für dia ia Smtibarg 



zu erriebtend« Centralatelle ffir Erdbebesforaehnng, BttHt 
Uerlanda Leitung , für die daa Beich die Mittel in dea diaa- 
jkhrigen Etat eingeateUt hat, war Eblert ala der beralbnatt 

Forrchi r 1i>*ntimmt; nun brit der jüb« Tod alla Hoffnanpen 
de« jungi ii ("»elehrten und -einer I, einer, VkWIBde iind t'a'jh- 
genowett mit einem Schlage reruicUtet. W. \V. 

— Tranaatlantiaeb« Sebnelldaiupferfahrten. Die 
Bbra, daa AtlwtMiaB Oocmi am aebaalMaa dwabailk an 
baban, tat Im Jabra IBM irfa im Xalm vorbar dam Deippal' 
•icbratibflnffarapfer dea Korddeutachen Lloyd ,Kaiaer Wil- 
beim der Urofse* zugefallen, der aomit ala der achnellata 
UandaladMituiar dar Wah batntcbtat «aidaa mufa. DtaBmaan, 
dla daiaalba ta Jabn im «enmabt hat. aiad Mgaada: 



Nach Amerika: 



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22,07 


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21,38 


3. 


Auguat .... 




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10 


3050 


80,07 


28. 


September . . 


« 


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20,81 


8. 


MoTambar . . 




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8050 


80,4) 






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Amerika: 






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8087 


21,77 


Vi. 




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2» 


2 


30.H5 


21,22 


10. 


Mai 




1« 


48 


303.i 


22,lt> 






6 


1» 


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3I»0 


lt03 




Juli .... 




1« 


45 


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22,r,l 


Iti. 


Augtiat .... 




1» 


30 


Ȇ1& 


21.43 


II. 


Oktober . . . 




• 


87 


8080 


20,47 


Ii. 


November . . 




SO 


20 


3077 


21,82 



Wie aua der Tabelle ersichtlich, war die acbnellate Reis« 
bei Berückaichtigung der zurückgelegten Stracke die vom 
S.Juli. E« wurden auf daiaelben im DarchachniU 22,51 Kaoteu 
odar iaat 42 km in dar Staada darahiUmik 

Wlbmd .Katwr Wilhafafl dar OrafiM' aobt Xalaaa la 
durehachnittUcb 158,6 Stunden (die schnellste in l.'>l,S Stan- 
den) zurücklegte, braaebte der Dampfer Liicania der Cunard- 
lini« bei ri FuTirlRo durchachnitüicli 161,9 SlumleB und fnr 
die achiiellfite Fahrt 157,3 Stunden. 

Die er«t«n traimatlantiachen Po«ld«m[ifer im Jüliie 1840 
lintten nur eine (Jtwbwindigkeit von S,'.!r> Iii» .",r. Knuten und 
br*ucbieu lag« fiir die Überfahrt von Liverpool nach 
New-Yiirk^ 

Dieselbe Kein- dauerte 

18;. ' )«i !,:> Knotao yah rg aaa h iriBdlglMlt aa. 18 Tkga 

1660 , llbisU,5 , . , . II . 

I»70 , 14 , , n ' 

1880 . 15.5 , , „ 6 , 

Vom .Iuhre l;**! ab beginnt die Pcrio«]« der Schnell- 
dampfer, deren Sicherhail durch Annalune dea Zw«iMfaraabatt- 
tfitima gaaa waaiBaiah ariiOlit «oadaB tob 



— Dk» Zigeunertum und verwandte Eracbei- 
nungen behandelt H. Scbartz unter dem Geaiohtapunkt« 
dar wirtaabaftlichen Synbioae in dar „ZalUahiift flli' 
Bodalwiaasoachaft' (Bd. I, 1. 899 bb 908). Mit dan latataian 

Auadrucke bezeichnet er dia 9halHMb«, dafa awei verachiadaaa 
Völker, ein höher- und alB tIaAntatebendea, auf demaelbaa 
Boden nebeneinander leben, nach Abatammtin^ und Gesinnung 
einander fremd, aber wirtaohafüich aich w. clisi In itig Dienato 
erwflsend. Das tleferatehendp Volk pehPirt ulx-rull di-rji/uijjvn 
(iru[.l>e an, welche man •wirtM.'hafi lii-li «1» Sammler, ktilmrell 
als niedere Jäger oder unstet« Volker bezeichnet. Dabin 
gabavaa dla Baaebminner, die Swerga dar «fcikaiiiinhan Vf 
wKMar, dla Wandarobbo unter den lUwMi, die ladiieban und 
aanwIiiabaB Sgenaer n. a. Die wirtachafülcben Dienste, 
mlabe dlaaar Beitandteil dem andaren erweiat, und für die er 
ala Gegendienst Anteil an deren höherer Kultur erhält, sind 
verschieden nach den Entwickelungaatufvn dea ganzen Ver- 
hllinliaiB Wo diaaaa tieb aoob in aaiaam Anfangastadium 



1» 



Kuim« Hukriehten. 



dit MMalte B«vBll«niBg Doeb oielit wo diebt iat, 

dto Jl0«)t|puigtfr«lbeit dfr Hnmiuter la hemmen und in 
Ihre 'Wlftfcliaftlform atört i:'! eiiizugreifen, liefern diesv jener 

vorxUf^weiao- tieris^-he Nuhrun^'^Hi' ifT" titiil ;reti'n alfl Kun<!- 
*cl^Hflfr III ihr»! JUi'ii^fr. \\ t, M.^t (äit- w;irhr*''inlr^ \'iilW«!n.:liU:liL 
Ml- l'nnl'-tm /,u eiu«r lüilwvi^en Aiil'/Ai't- i\k» bKluiiiienuniit 
iintii^t, li.t u ithlen nie tolcbe B<f^i'h>titi|;uii;:en , welche ihrem 
ODMeten Wesen, ihrer Meinung zum Linihentreifeo und ihrer 
▲Imrifnmi fic« (aNcam ArlNit nagUebu waalc wUn- 
atMiMa: ito tntm »b WabiMgar, Korprowlier nna Baai> 
VWtreiber, «l« 'IWheiuipielcr «ai Tiaan auf. Vod Gewerben, 
dia ein eefebafte* Leben TCItaaaiataan, wAblen aiu sieb uder 
werden ihnen zugeschoben vorzag^vrclsu » 'l' hi'. ilii', wi« die 
Tüpferei, die AbdtHskerei, di« Oerb^rei , «iii^ 1 U.tliKWi it des 
HnnV.er«, an» iIpiti »•hien oder audereu (iruiiilf iiir wenig 
»•hii-uvoll ;:H.t>-i). UiM verachtet« socimle Sit llunij, lin' ^li^■lll•n 
Btanimeu ao mi^K/Ukmi, schliefst iib«r nicht au», dm« sie 
oft Bit abergläubischer Bcbeu betrachtet werden, wail man 
ihfltn die Kenutois geheimnlsvolier Zauberkiiu«te sutniut. 

— Auswaadarung von Duchoborzen nach Ka- 
nada. Im Jahre 1^41 waren 287:t RoKsen beiderlei OeocbltThtii. 
der Uuctioboi'zensekte angebärig, aus dem Kreiov Mclitopol 
des Onm'<?rn)»m*iit<< Tsiirifn ri.ich i1>m Kn-i'»? A<iiolkulalu 
i.lrH '1 irii?;i-r G"uv'Turiiirij*^ i:b*T^:i"^i'-'ilflt Jim -lahro ISrtß 
zahlt« matt dervu li.'j^iki im llLivi«<; AcUul^ulikki uii<t f!A4 im 
Kreis« Borlschalii, wiihrend 2404 im Kreise Rlii«bethpol des 
gleiRboainigeo UouTernaiueDU l«bte& tiud 27(lti uach der £in- 

iMdatrietiMa (lft7t) Biah ia lete t w a m an- 
lai Krabe A^oIkoIaU temlmMB diaaa 
I, einer Art von rellgi&seiu Koinran- 
I bahägaBAaB l>nie eine e^uu Fufs u. M. gelegene, von 
Berg«n umgebene Hochebpii* in si-'l*ii Ii'jrf>-iri. lj.=ii)|it«'iehlicli 
der Vieh- uuil l i.Tik'/iicht sicii wnUui :;'! . i.la Ä.k- mulie 
•i?t>irg»liiiiii;i iiii ht ^'-Itrü falbst ih'' Litn«!-' ini-)i( ?.,ir lifife 
küJniiirii Lii^t. llirr vi_n7ii^lii:IiH-ii t' -lii r| ilt-t «It* lukltVii »htit?u 
ein Fabrweaen gründen , das sich aus Tranakaukasleii ««Ihst 
iB dia ba B B B li^wtaB fmbmm fianlani md da* Türkei aus- 
dBhntB, Tom^hmlicli abar bi daa letzten taHdaobeii Krie)[ai 
dar BMr and 70«r Jahre dem Lande durch den Transpurt 
TOB WbnBi Munition, Verwundet«!] und Kranken «inen 
nicht zu aDtencUntzenden Nutzen schuf. BeligiOse Umtriebe 
mit politischer Färbung entzweiten in den letzten Jahren die 
tieifsigen, aber ungebililelvn und eig- nsiiiniiri n I.'uuf* unter- 
einander und mit der örtlichen Vcrw.iluiiii;, ■■■i ■Ui.> ini Aiilii~: 
aus Acliolkolaki iViü Uucboborz«» uul\li«ius«l Uyitera 
Übersiedelten. Da sie hier sehr an Fiebern leiden, denen 4.°) 
•choD zum Opfer gefallen sind, »oU auch diese erste Partie 
im kOBOModaa CMbling naata Kanada wailar atabao. Im 
Deaambar 19Bd und fm^aatur 1899 gingan von BMtun 392» 
Duoboborzen io See. Hit IWginn des FnibliDg* alwr, in Uali- 
fax mit den überleben>len lottl Duchokmrzen ans rv|>erij vereint, 
zii-!-.pn 1)010 dieser Hi.jien nach ManiiotrTi r.vji! .^.'iiiniboia, 
v,L. i!ie kanadische' Kr^Mi riinf! ihntiL zv.>i (ir iiidntih'ke von 
liih iKn.i U«ssiatinen |h i,uy UetUir> twätr v\v.a ji ' . liri^siatinen 
iiui' <l<ii Mentchen zur Verfügung stellt. H< i Atikmitt dieser 
t^ute am Wiiiui|K'gsee erhalten «ie von der Iteglerung 
MOOO SbM «der dia tOrobaUfa FiAaiia, auf di» Bin Jadar 
A|aBt fir aiaan krSfUgan Awiiadlar Anapraah bat IhranMta 
bäuan di« Ouebobonan dia Uberfahrt nach Kanada bezahlt. 
Die Angltndar waidan doroh den Krwerb dii-«er tiichtigen 
ArbaitakrtUte Ibn AuagabeB Ar daran Ansiedelung reichlich 
ainbrisgao. 

Tiflis. N. V Hevdlitz. 

— An Korei» bullt ist Prof. E. Ilichter lu Uraz 
zum Vorsitzenden der .Conimlssiun int<;rnationul« drs gla- 
ci«r»* ernaimt wordeu, die jährlich einen Bericht über die 
SabwBBfcVBfaa dar Olataabar aaf dar Krda bavana- 
glebt, Bo wah diaaia aingebenda Bariehta and naneia Vor- 
euhungen gestatten. Der dritte, auf 1897 beaftgUeb« Uericht 
wirtt jetzt von i'rof. Richter erstattet (La* variatioas des 
glaciers 1H'.)7. Archives de« «civnce* physii|U«s et naturelles, 
ii«rae VI, Oem've l!>ys). Hierau» argiebt sich, daf» von r>« 
unter Beobachtung stehendfri Hcbweizer Glets«hem H'„> im 
Kockgange begritfen unrt Stillstände sind, während nur 
12 «in Wacbfeu zeigen. In don Ustalpen (Bericht Finster- 
waldara) bat sieh dai TorrOakan «inzviuer Uletscher, wie es 
aalt 1M5 in der Ortiar- nnd Adamellogruppv und seit 16^1 
•oah 1b dar Tenter- and 8tubaiacgrap|ia baobaobtai wordan 
lak, waiter nach Ostan sntgedehnt and lolefat jetzt bi* in die 
Glockner^ruppe. Von 61 im Jahre ItülC untersuchten Glet- 
schern sind 3<> im Wacbaen, 8 im Stillstände und 'j7 im 
Bttekoanga. Waa dia italianiaoben 01«t*cber batrillt 
(MditaialBttar Praf. HuiaaUi), aa 



Dllgratia- nnd Beminagrappa einen Rückgang, ebenso dar 
Gletscher di>« Mont C'anin in denJulicchen Alpen. In Skan- 
dinavien (Berichterstatter Svenonius und Oyen) likfst sich 

fant fltwrall ein Tliirkfrr>ns; ilfrr ül^tocher f^rt^tpllpn. fber 
!]:■■ .■•lMt/l.i-t;;i>i.heii lunl vrroijl.ilnll-L'ij*-!! lilftBolllT wird KU 

der Hand der neuen arktischen LjUvratur lM;richt«i. l^^inig« 
wenige in den Vereinigten Staaten beobachtete Gletscher 
(Cbanejr Glocier, Carbou QUoier, Cletacber am Hount Huodj 
aaigaa Bdokaebritta. Dar klaiaa Olatatdiar aaf dam IxlaeBi- 
bnatl In Kaxik« tat ba Vanebiaitaa. Abb dam Haaaiaebaa 
Reiche liegen Bariabta Uber die GHatadiar Im KaataaM. 
Altai und Tarkattaa «OT. Aadat« LRadw AdilaB im diar 
jährigen Berkht. 

— In iler Huthropuiogisciien tiesellschaü zu i'aris legte 
Herr Ars-ne Uumont am 7. Juli UM (Bulleün lAt>u, 

g3l8 Ui 321) irdenes Oteebirr leiues Topf und einen 
raitals) dar Kramir aae Algler vor, daa ibm tob 
Dr. BartboloB mit dem Hinweiaa bbamaadC war, dah daa» 
s«lbe sowohl in Beeng auf die ZnaammanaetzuDg wie 
auf die Formen darcbaus mit dam Geschirr der 
neolitbischen Periode übereinstimme. Dasselbe be- 
steht nümlich au* einer oberen Schicht roten Thones von 
V« bis 1 mm Diflke iintl chifv inneren Schicht schwarzen 
Tbonex . in dvn, mit liloiViiu Auk<' K jhlenstücke , Kies und 
Sandkörner aioblb«r sind, iki oberliiichlidher Betrachtung 
könnte man zu der Ansicht gelanget), dafs die änfsere nad 
die inner« Bebiobl au» zwei vertcbiedenen Subatanzaa b» 
elahB, daa OffiaBtail wM aber aoAwt bewiaiea, wenn nun 
ela StBekebaa dar aeihwai— Bobttaaa aaagl&bt. DIaadbe 
wird dann ebenw »t Ufte dl* ftufsere Behiebt. Da« Gesohirr 
ist also nicht g a aUg iBd elavfc gebrannt worden, um eine 
gleichmäfsisr mtf. Farti* r.ii »elg«n. T'ip K.ihle, die in dem 
Thon cnthiil'-i-ii i.»t., int i\fiii^e\l-n iiicht etwa bereit« als 

Kuhle 7ii8<'''«-tzi Will Jen. «üudern im Zastautie TcgetabiUwln'r 
Überreni' . di«- witUren l lies Brandes zu Kohle wurdt^n. Mau 
ersieht die« daraus, dafs die vegetubilisobeu Teilchen während 



des Brande* einen Teil ihr«« Umfangea räC*MKM bat 

wiederum der Qrund für die groAw ForMittt di m m 
Gaeebinaa llt Kn Stack dieaer KohlenteUcben «OB 1 
Milllnetera SUirke ist von O. Lignier, Profesaor der Botanik 
In Caen, als von Taxusbolz herrnbrend erkannt worden. Man 
weifs nun, dafs, je reiner ein Thon ist, um «o schwieriger iat 
ein I'.n!>r,n"n doBsf-lhcn und «in um «o l!irnr^n>!i Triif1tn»'n 
null» di'rririidl.fii mi lisi («dien. Reine Thon" sind nWr für die 
1. .)ii*-rt i iKklbwildi^r Vulker unbrauchbar, sie <(i«ii«u möglichst 
titir> iiit Tilone vor, die sie brennen können, ohne dafa aie 
reiisen. Solche Thune kommen in sumpfigem (ielünde vor.— 
Oleiaher Art aflaMB aaeb Aulabt tob Damaint aoeb die 
Tbona gawaien aein, deren aleb die TAlker der aeoHübiiobeB 
Zeit zur Herstellung ihrer Topfwaren bedienten, denn iie 
hatten weder Zeit noch Geduld noch die Gelegenheit, ein 
langwierige» Troclinan der angefertigten OerM« dem Brannen 



— In Buenos A:I'i h wur l- Mitte- Okt.jb'T v. .1. i-iut- ii r - 
gentiniscbe National- Ausstellung erotlu«!,. Die Kom- 
mission hatte ihr Möglichstes gethan, und bei den eigenarUgas 
Verbältoisaen des Landes kann man «ich wenigsteus «OB 
eiaigaa Swatgaa der Ijaadetpi^okta ein Bild veiaabaflbn. 
Dem OoBTeraear von Feaerbmd, Oi>do^, iat ee aa Staaken, 
dafs im Pnrke der Ausstellung zwei iamilien der Ona« mit 
Hab und Gut, Zelten und Hunden .zur Schau gestellt wur- 
den', im wahrsten Sinne, denn sie bl)'!t t>'n li- im I' iIiü'koiu den 
gröfsten Ati?,i'-l.iinni[iiui ivi. Insgesauit s-ind l-h Miiuoer, 
zwei FrawHn und drei Kinder. Kineis a«i Itlitcren i>am ia 
der Aua-tellUDg zur Welt ■ hii-j jegliche Hülle. Soweit die 
Miinner atcbt au sehr vom Publikum balilstigt werden, ver- 
treiben ne sinb die Mt damit, in atCMBasawarter Waiaa aaa 
OlaMcbarbau VMlipitcea raraehtaibreelHn. B* gelaagaa 
Dr. Lehmann-Kitsche, im Auftrage de« Iia I'luta-Museums. 
voll>tündlge aiithro|>ologiselie Aul'ualimvn, wenigstens was die 
niinidichen Mitglieder anbelangt. E« ist zu begrür!->'ti . diifs 
da» Interesse für wissenschattliche Veranstaltungen /iiniuiMit. 
Von Seiten d« T*ir«;kLor» de« La Plata ■ Musearn«, der ([l'^i'^b- 
zeitig der .iri,vuti:i-»che Sachverständige ;ii i<i Orenzfrag« 
mit Chile i»t, wurden wundervoll« Ci)nlillrniiiland9ohÄfl»n 
und ganze l^auoramen, Yergrüf«erutigaa BWdl I'liotographieaB, 
teilweise noch gar nicht bekannte, sor AlW«t«llun<: g- braobt 
und verdieateB die BawoadariuMi. — In dar Kunsuijteiinng 
ist wenig VanaeBawertea; aar etn einiigaa wirkliches Knsal- 
werk. da» Denkmal für Burmeister in carrarischem Marmor, 
von dem Müncliener Bildhauer llicbard Aigner, welche« Ar- 
gentiniea dem verttorbenen Gelehrten an eeiuar Wirkung*- 
atttln, dam Natkaal-Mowam nt Boasiaa Airm, arriebt«t. 



Vcrantworti. Radaktnr: Dr. ILAadree, BnanscbweiKMleirslebwtlwr'rrMiaBule 13. — Dntdt: Friedr. VIewcg v.9e1<n, l'.i.un ^.).»<ip , 

L.iyui^co uy LiOOgie 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCIIRÜT FCR LÄNDER- und VOLKI RKÜiNDE. 

VEREWIGT MIT DEM ZEITSCHRIFTEN : „DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN". 
HERAUSGEBER: Ur. RICHARD ANDKEC. >S^ VERLAG VON FRIEDR. VIEWBG & SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 8. 



BRAUNSCHWBIQ. 



35. Februar 1899. 



KtMMnivk nr moli Obtnbkaafl all dir 



Die wirtscbaftliehe ErseblieDBaDg Deutsdi-Sadwest-AMkas. 



Pas deutsche Schntzgebiet von SüdweBt-Afrika, welches 
inlblg* aeiiMs gem41jigton KlinMa im 0«(g8nnts su an- 
Mflwi flbrign K«1o«lMit draClimkter «hrarSiedelungs- 
koloiltle beiiUt, ist leider bia henta wiitsehtftlUk noch 
fMt Tellig nnenchloasen. Der flnind liegt in seiner 
schwicrigin Zagftnglicbkeit yoiii Meere Ldr, wodurch 
Abfubr Ton Prodokten und Zutuhr von Waren unrer- 
h&ltniamirsig ho<:l> 7u stehen koiunicii. Die wenigen 
Versuche, die in den lebeten Jahren zur Aasnntzang 
seiner natQrlichen Hülfskr&fle gemscbt worden, sind 
im Verfalltnin rar QiüIba dna ia B«tra«lit komnwndeo 
OelnatM Tanohirbdend Unn. Es ist dsher j«d«r Vmr- 
snch mit Freuden zn begrüfsen, der im stHnil«« ist, zur 
wirtschaftlichen KrichUafoung des SchutzRibiites bei- 
snt ragen. 

Wiihrend seither die Meinung vorherrscht«, dafs 
Deutsch-SOdwest-Afrika fast ausachliefslich für die An- 
siedelung kapitalkräftiger Einwanderer, die sich als Grofa- 
farmer niederlassen wollen, in Betracht komme, vertritt 
Kej{ieraiig»bMa«Mier Th. Rahboekt der ia den Jahna 
1896 bis 1897 das Land dorob rigene Erforaelinng 
gründlich kennen lernte, und seine Krfatiningin in 
LUiein Tortrpff!iph«>n Buch«') niederle^gte . die Aiisiolil, 
dul'-H iiel>eu dur Viehzucht nuch diu .Ausübung de« Lünd- 
biiuo* y.ur wirtschaftlichen Krgchlielsuug d«» Schutz- 
gebietes eine uneriKlUiehe Voraussetzung sei, da erst 
dnrch die Oewissiiag Ton pttsnzliolnn Nfthntoffen im 
Ltada und dmh die dadvndi bedingte HenbtelMiig 
der Kosten der Lebenshaltang die Viehwirtscbaft ge- 
winnbringend und der Bergbau lebensnihiger werden 
kennen. 

Die NutjfiWrmaehung des Waiuiurä i»t uua in jenen 
regenannun , unter dem Namen Subtropen zusammen- 
gefafsten Gebieten eine Vorbedingung zur erfolgreichen 
Bodenkultur. Ohne künstliche Verwertung des Wassers 
•iad viele dieaw Gebiete meist TftUig onbewohnbikr, d« 
die ananrüdiende Menge der Wederaeblig« ihrem 
Boden, trotz ihres uiigewuhtilii.Ii Lohen Gohalteä an 
I'flanzennShrstofien . cii n ("liiiriikter der Steppe, buutig 
sogar dtr Wünfe verli-iht. 

Indem der Verfasser nnn in seinem Werke ansfähf 
lidi aeigt, in wdohar Weise ia I>Bateeh-Sa.dwest-Affike 

') Deutsob-BSawest'Afrlkft. fltiiM wfrteeluiftlielie 

K' ■hü.'hung, onler l>eiion<Ierer Berncknichliguni; Avt Koti- 
' n I jhung de« Watsen, von Th. Kehbock, R«gieraDg*- 
iiu.umG]8t«r nnd Oivilinaanienr. hex.'V. MO B. Text. Mit 
Tafeln nad KnMan. lefUit, Ofattieh Balmn (BnutTaliBenX 

Oblw UCXV. Mr. a. 



' das Waes 1 Uodenkultar aatibar wo machen ist, 
leitet daaeelbo gleiebenm eine anne £ntwicke> 
lungsepoeke naserM deaisehea Sekatsgebietes 

j ein, das in die Reihe der Knltmllnder MDsafllkren eine 
I dankbare Aufgabe fiBr des denteebe Volk sn werden 
' verspricht, um so dankbarer, als die in den letzten .Tn)ir- 
! zehnten anfserordentlich entwickelten naturwissenschaft- 
' liehen Disciplinen, namentlich die vorgleichende Meteoro- 
logie, die Agrikulturcberoie nnd die Tierbjgiene zu 

(diesem Zwecke ganz neue Hdlfsmittel zur Verfügung 
gestellt bnbeo, wekhe «adecea Matknen bei &fkb«ren 
Sbnlioben Anfgmben fehlten. 

Diu [jrakllscliL' Kolonisation wird diiliiT. unterslülÄt 
ilnri'h die wissensch iftliehe ForRohong, in dieFscm Lande 
mit einer wesenllieii grülsuren Sieherheil ;in diu Arbeit 

gehen können, als ei bei der Erachliefsang der meisten 
anderen Linder mit ihalleben aatOrlUheaTerhiltaissnn 
I möglich gewesen ist 

Yon einem (Syndikat far BewftSHrangsanlagen in 
Deotsok-SihlvMrtrAfrika'' nütdea diedMSQi^heo Uatec^ 
SBcbnngen beinnt, trat der Terfässer am 1. Angnst 1898 

.Heine Ileifie zunächst narjli deru Fuiplandu an, um einon 
mit den alrikaniMcbi-n Verhiiltni^sen vertrnutcti Reii-e- » 
geführten HU.izuwälilen , der zu(?lcich iiU landwirtsclinft- 
licher Sachverständiger seine AusicLten über die Be- 
schaffenheit der Verwitterungsböden, über die in Be- 
traoht kommenden Knltnrpdansen nnd Aber deren Nnta» 
vrert in eianiBBeriehte niederlegen sollte. Nadidem dieser 
in dem Chemiker J. C. Waterraeyer, der im landwirt- 
schaftlichen Ministerium iu Kapstadt beschäftigt war, 
gefunden und der Verfasser die Litteratur über die im 
Kaplande auagefiiiirteu Buwussernngsanlagen studiert, 
sowie einige Anlagen besucht nnd den Segen künstlicher 
j Bewüsüorung in rugenarmcn Landatrieben kennen gelernt 
hatte , trat er mit seinem Begleiter am 7. Oktober 1896 
die BeUe naeb SttdwestpAfirika an. 

Kaehdem er d%> vier snr Zeit allein in Benntxung 
befindlichen und für Deutsch-Sadwost-Afrika in Betracht 
kommenden I .anduDgastellen : LOderitzbucht , die engli- 
sche Walliselibui, Swakopmund und Cape ( rusB bcflueht 

hatte, wurd« von Swakopmund die Reise ins Innere an- 
getreten, um zuuitehst Zugvieh fOr die Reisawagen an 
kanüen. Macbdem dies gelangen 1 verliefs man aia 
Sl.NoTembsr den Strand. Am 23. Deaemliei wnide Wind* 

hoek erreicht, wo man den gröfiiten Tefl der Regenieit 
verbracht«, nm es erst am 2(>. M&rz 1897 zu verlassen, 

nachdem die Vorarlieiten für eventuell anzulegende 
grfiltere Thalsperren bei Pokkiesdraai (Fig. 1) und ^ 

^ L^\:jn\^co uy Google 



122 



bei Avispoort in der nächsten Nähe Windhoeki be«Ddet 
wftren. Zuuftcbst wandten sich die Reisenden nach 
Oobabia , nm von dort , afldlich weiterfahrend , in das 
Namaland zu gelangen. Am 12. Mai wurde Gil»eon er- 
reicht, wo eine äufBorst rege Bauthätigkeit herrschte, 
da infolge der Entdeckung Ton Blaugrund, der mit dem 
von Kimberley eine tüUBcheud ähnliche Beschaffenheit 
zeigte, die Spekulation sich liereit« dem Orte zugewandt 
hatte. Am 19. Mai wurdu nach 12Ü km langer Fahrt 
von Gibeon der Fuf» des vorher von Weifsen noch nicht 
bestiegenen Geitsikubib erreicht , dessen Spitze ohne 
Schwierigkeit erstiegen wurde. Von Keetmanshoop 
wurde die Reise an die Ostgrenze des Schutzgebietes 
und nach dem Oranjeflufs angetreten, der 200 bis .300 m 
unter der auf seinem nördlichen, deutschen Ufer ge- 



ROckweg zur KOst« angetreten und am 20. August, 
nach einer Landreise von neun Monaten, bei Ldderitibucht 
wieder das Meer begrüfst. 

Während fräber im Schutzgebiete mehrere Hundert- 
tausend Stück Grofsvieh vorbanden waren, bat im letzten 
.lahre die Rinderpest den gröfsten Teil der ansehn- 
lichen Herden hinweggerafft. Die schnelle Ergänzung 
des verringerten Zuchtviohbestaudes ist aber, wie für 
alle Hüdnfrikanischen Staaten, so auch für Südwest-Afrika, 
die wichtigste Lebensfrage, von deren Lösung die wirt- 
schaftliche Entwickelung in den nächsten Jahren in 
erster Linie beeinflufst werden wird. Der Verfasser 
macht deshalb den wohl in Erwägung zu ziehenden 
Vorschlag, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln 
darauf hinzuwirken, dafs sämtliches noch vorhandene 




Fig. 1. FlafabeU de* Windboeker Swakop bei Pokkieadraal, 20. März IHtf7. 



legencn Tlochebene liegt. Man steigt durch ein wild 
zerrissenes, nacktes Felscngebirge zu ihm hinab. Die 
durch die Wirkung des Wassers blofsgelegten Felsen 
ragen an vielen Stelleu so steil aus dem Flusse empor, 
dafs die den Flufs sonst begleitenden, zwischen Niedrig- 
wasser und lInchwasBor liegenden und mit undurch- 
dringlichem Uferwald bedeckten AUuvialstrafsen unter- 
brochen werden , wie dies aus der vom Reisenden 
angefertigten Panoramaaufnahme des Strombettes des 
Oranjeflusses unterhalb Bchuitdrift (Fig. 2) deutlich 
ersichtlich ist Kur wo Seitenth&ler einmünden , tritt 
eine Verbreiterung der Vejfjctationszüno ein. Zu Fufs 
kann man den Flufslauf auf seiner ganzen Länge ohne 
besondere Schwierigkeit verfolgen , das Mitführen von 
Ilandpferden brachte dagegen sehr grofse Schwierig- 
keiten. Die Rückkehr nach Keetmanshoop erfolgte am 
8. Juli. Von hier ans wurde dem Gebiete der Bethanier- 
bottentotten ein Besuch abgestattet und dann der 



weibliche Zuchtvieh dem I>ande erhalten bleibt. Der 
Export und unter Umständen auch das Schlachten von 
weiblichem Zuchtvieh müfste auf bestimmte Zeit unter- 
sagt werden, um dadurch die Viehbesitzer zu verhindern, 
durch den hohen augenblicklichen Verkaufswert ver- 
leitet, das Land seiner wichtigsten I^rwerbsquelle zu 
berauben. Da hierbei Voraussetzung ist, dafs auf andere 
Weise für die Ernährnng der Bevölkerung gesorgt wird, 
und da mit den Haustieren auch das jagdbare Wild 
durch die Rinderpest stark vermindert wurde, so wird 
allein eine stärkere Verwendung pflanzlicher 
Nährstoffe in Betracht kommen können. Auch die 
weifse Bevölkerung mul's sich unter den gegebenen Ver- 
hältnissen mehr der Pflanzennabrung zuwenden. Da 
nun aber pflanzliche NährstiifTo wild wachsend nur in 
beschränkten Mengen im l,ande sich tinilen und da ferner 
die importierten pflanzlichen Nährstoffe infolge dos 
kostspieligen Landtransportes von den Seehäfen nnch 



j Google 



Di» wirtielikftUob« Bmlill«ri«B|r DMtieh-SAdvMt-AMkM 



12S 



dem Tnneran ««berordanflidi teaer lind, m ist naeb 

Reliborl ! • 1" Gewiniiuni^ der zur TTn t erh a! tu ng 
der Land bt< w oh n p r erforderlichen N'fthruiig 
daroh die Bodenkultur zu oinur nnabweisharen 
Notwendigkeit geworden. Die iiiuderpeet uud eia« 
«urseravdaflkibe zweijährige DOrre hat denn anch viele 
FattMt, iiMn«fttli«li iü Manalanda, benifai TcraaUCM, 
mit itm Bu dar nr Bod«Bbff«irlidnffeiiag in diwen 
wMeerarmen Gegenden tutotAt^Mm mtiHflwiiUoben 
Anlagen sa beginnen. 

Die Rinderpest hat also in gewissem Sini;«* nnch 
gegeotreich gewirkt, indem sie cun&ehst den Schwer- 
punkt der Vichsuebt ans den Händen der Eingeborenen 
•uf die weifse Derfilkerung Terschoben bat, deren Vieh 
nun grßfsten Teil infolge Schutzimpfung erhalten blieb, 
«ad indam sie den AaitoCi n «ii» «ufwUbutow 
Bodanlniltiir gab , di« m wanifm J«1ir«n ra em«r 1Bnt> 
wickelnng gelangen dfirfte, wie es unter normalen Ter- 
hiütnif)!s<-'ii uur in einem ISngsren Zeiträume mA^lich 
gewesen wilre. Die Ausdehminp doT Bodenkultur wird 
aber auch der Beutabiütät der Viehzucht sa Gute 
kommen, da die Herabsetsnng des QetrcideprieiseB auch 
die LohnBftfcM T«rbiUi«ii und dMl^bembiütiu^ waaiger 
koirtspieUg iimmImb «md NMMatliah bti dar «ioatigaa 
AnsbeBtnog dar Miaaralaehltia dea Lande« dOrfte die 
H6he der Arbeitslfibne eine weaentliche Rolle spielen. 
Der Acker- und GarteuLiiu bat sicli in erRt«r Linie unf 
die Ernährung der iievoikerang , sudauu aber auch auf 
Fnttergewiiiuung nnd erst in letxter Linie auf die Er* 
Mugung etwaiger exportfshiger Produkte au erstrecken. 
Cine eingreifende ^'crblM!»l■ruug der VerkehrsTerhftltnisse 
mala aber Uand in Uaad mit der virlaohaftliehaii £r- 
■oUiarsang des 0«Tnet«a gehen , dauii di« sur Zeit auf 
encbreckerider Höhe htehenden Fruohtsatzo (120 bis 
150 Pfg. für 1 Tonnenkilometer) licral)ppinindprl werden. 

Ausgedehnte Teile dea dentschen Schutzgebietes zei- 
gen nach Ansicht vieler Laudeskenner eine grofse .•Ähn- 
lichkeit mit dem Oranjefreistaat nnd sind auch ebenso 
entwickelungafHbig. Daa Klima migi i» b«id«o Ltadom 
•ine grofse Oberainatimnuig. Im Gagamatae n dem 

ßbten Teile der KapkoloBie Iwlen beide Länder 
iBerregen, die vom Oktober bis anm April danern. 
Die mittlere Regenhöbe in dem zioiullcli central golegrnen 
Bloemfontein betrUgt jUhrlieh etwa T),^ cm, ein Mafit, das 
freilich im Ilerernlande nur im nördlichen Teile erreicht 
wird, während der südliche Teil nur etwa 40 cm aufweist 
Die Tempera tnrrerhftltnisse sind in beiden Lindem sehr 
ihnliabe. Batawoktet man di« Entwickelnng diaaaa ge- 
mHtdt 400 km tdd derKSöle entfmnt gelegenen Lasdee, 
die unter sehwierigen Vorhftltnissen, ohne fremde TlQlfe, 
allein durch die Thatkraft seiner Bewohner in kaum 
eitlem halbei» Jahrhutideri vor flieh gegangen ist, 
kann man wohl auch, nach dem Verfasser, au einer 
tOohtigen Entwickelnng dos deutsch ■ südweat-afrikani- 
aeben SehnUgebietea niebt sweifela, daa bei adnar Er- 
■ehliilniig nioht nur nnf den Sahata wid die Mittel 
ain«« »Iditlfea Mtittarkiidan noluaii, aondem auch die 
Erfabning der weiter entwidtelten sadafrikanischen 
Staaten und alle Mittel der modernen Technik sich zu 
nntse machen kann. Rechnet man, dafa Deutuch- 
Südwust-Afrika trotz der -1' '.fachen (irürse nur die dop- 
pelte Menge des 1H1.I() im Orfinjefreiatiiate vorhandenen 
Viebea xu emShren Termag, fo ergieht sich ein Bestand 
Toa rund '/a Hill. Pferden, 2 MilL Stack Sindneli and 
15 HilL Blttk Kleiavieh, die meammen einen Wert 
Ton wenigstens 300 bis 400 Mill. Mk. darstellen nud 
einen jährliehen Viehexport für wenigstens 50 MilL Mk. 
gestatten , zu denen noch wenigstens 20 WJL Uk. für 
Wolle nnd Mohair hinzukommen. 



Die Srtticben VerbSltnisse seheinen nach dem Ver> 
fasier nun tiint^äcfalioh eine solche, eben geschilderte 
Entwickelnng der wirtuchafllicben Verhältnisse su ge- 
Btfttteu. Dieselbe ist aber in e ngH ter Weise mit 
der Waaserfragu verknüpft, deren nrfolgreiebe 
Lösung fAr die weitere Entwickolaug dna 
Scbntagebietes eine Gcnadbedingnng iat> 

Ober das vorgelagerte, mit Sandfeldem nnd Dflnen 
bedeckte niedrige Küstenland erbebt sich nach dem 
Inneren zu ein mehrere Hundert Meter liohes, der Granit- 
und Gueibfnrmanon augebi^renden, von sahireichen Flnfii- 
betten durchbrochenes Gebirgsland. In seinem Ostliehen 
Teile geht dasselbe in die schwach geneigten Hochebenen 
Ober, die den liei weitem grAfstcn Teil des Inneren dea 
dentaeb-aAdweeU^UknniaaSen Sebniagebietes analUleB. 
Djeaat noigeheiu« Gebiet ist teib Bnm- nnd Busob> 
aaTanne, teils Graasteppe, wird alter aneb von vege- 
tationslosen Pfannen nnd fiteinfeldem durchsetzt. Im 
Hererolande herrscht auf Oneis- und Oranitformation, 
die nur an vereinzelten Stellen von horizontal gescbich- 
t«t«u Steinarten überlagert werden, die Itornbnseh- 
savanne vor, die nach Norden hin vielfach mit lichtem 
Hoebwalde nnd aehAnen OnrnflAelmB «bweebaelt la 
den breiteB nnfaditlani finden rieh inf AlhivlalbadeD 
reiche GrasbostAnde and dichte üfärwuldatreifcn. Das 
Namaland zeigt in seinem Inneren fast durchweg die filr 
Südafrika eigentümliche Bogeiianute Tnfelborgformation, 
bei der die oberen Schiebten aus horizontal gelagertem 
Kalkstein, Sandstein und Schiefer bestehen. Die Busch- 
savanne verschwindet, und an ihre SteUe tritt die lichte 
Grassteppe, häußg unterbrochen durob Tegetatimiearmea 
Steinfeld. YialbÄb findet aicb mdi die im Inaeren der 
Kapkolonie Torlienneliende KarroofbrmaUon, mit gani 
vorzüglichen Futterbflschen bostanden. 

Die Zusamroeoüetsnng der den Felsgrund in Deutsch- 
Südwest-Afrika üburlagcrnden Verwitterungabüden weicht 
von der in der gemifsigten Zone auftretenden sehr we- 
sentlich ab. 

Die fiOdnng der Yerwittaningapnidalrta erfoigt biar 
nnr mm UeinetaB Teile anf elMmtsolieD Wege, da daa 

fDr das Aaftreten ehemiseber Zersetzungen in erster 
Linie erforderliobe Wasser nur in beschränktem Mafa« 
und auf kurze Zeit im .lahre vorhanflen ist. Auch die 
Fortbewegung und Trennung der eiuzeluea Bodenteile 
nach Gröfs« und Gewicht durch die Kraft des fiiefsen- 
den Wassers findet nur in geringem Umfange statt, so 
dafs wir meist primäre Terwitterungsböden finden , die 
ihre Entsteh my an Ort nad Stalle in erster Lini* jhf- 
sQcafiteliea mo meebaBiseiheBlSnwirkungen, namebWai 
der Zertrilmmening der Felsmasse durch die bedeutenden 
Unterscbicdu zwischun dur Tages- und der Kachttempe- 
ratiir, verdanken. Alluvialböden tliiden sich meist nur 
in geringer Ausdehnung in Flufalbäleru und Thalsenken. 
IKe Tho&bildung ist namentlich im Hererolande eine ge* 
ringe, and Hnmnaböden gehftrai) mit Ansnabme vom 
Amiralaade, wo aie binJig nt «uer dtanen Sendaefaleht 
überdeckt sind, zu den SeHenlieitein. 

Sowohl die Primär- als aueb die AUnvialbdden be- 
sitzen bei der geniigeti Au»<hiugung durch Regenwaaser 
eisen gnifsen (leh&lt an Nährsalzen und zeigen bei 
genOgeuder Zufuhr von Wasser eine Dber- 
raaebende i'ruchtbarkeit. An riplen SteUen, 
anmonflich im sehr regenarmen Namalande, aind da- 
gilgen mieh die aebldlkkeoNatnmaalae in soieberMaaa« 
Torimnden , dalb sie die YogetstionaentwialEdnng ttSren 

oder ganz verhindern. 

Da iti IieutBch-SOdwest-Afrika längere meteorologische 
Beobachtungsreihen zur Krkenntniü der klimatischen Ver- 
biltnisse fehlen, rät der Verfasser der Regierung drin- 



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IM 



Die wirttohiftliohe Bncliliersanff Deii(«cli-$üdwetl-Afrika«. 




gend , möglichst bald mit der Anlage einer grofsen Anzahl Boobach- 
tungsstationen vorzuKehen, deren Resultate einer Centralstelle zu 
fiberweisen wären, für die sich Windhoek am besten eignen wurde. 
— Aus den bisher bekannt gewordenen Untersuchungen geht folgendes 
indes zur (tcnüge hervor. 

Da« Klima der Küstenzone Deutsch-Südwest-Afrikas unterscheidet 
sich sehr wesentlich von dem Klima des bochgelegeneu Inneren. 
Das Klima in dem Wüstengürtel, der das Steppenlund des Inneren Ton 
dem Meer« trennt, ist ein ftufserst gemikfsigtes und gleichmifsiges. 
In Wal68chbai schwanken die monatlichen Temperaturroittel nur Ton 
14,8° C. im Juli bis 18,6" C. im Januar. Frost wurde bisher an 
keinem Punkte der Küste beobachtet. Der Taufall ist an der ganzen 
Küste ein sehr bedeutender, zu wirklichem Regen mit mefsbarcn 
Niederschlfigen kommt i>s indessen nur selten. 

Das Klima des Inneren sagt dem Europäer in jeder Reziehung 
za, ist sogar dem mitteleuropüiüchen weit üborlu;;cn, so dafs sieh 
eine woifse Bevölkerung hier mindestens in derselben Weise auch 
auf die Dauer körperlich entwickeln kann, wie in der europäischen 
Heimat. 

Im Winter, etwa Tom Mai bis zum Oktober, ist der Himmel fast 
stets Töllig wolkenlos. Auch in den Sommermonaten ist die Tempe- 
ratur, namentlich aber in dem hucbgelogenon Inneren, eine recht 
erträgliche. Sie übersteigt nur äufserst selten 40" C. im Schatten. 
Bei der aulserordeutlichon Trockenheit der Luft, die auch in der 
Itegenzeit Torherrscht, ist der Einflnfs derWnrme auf den Menschen 
doch kaum so störend, als die oft schwüle Sommerwärme in Deutsch- 
land, zumal io den Nächten stets eine bedeutende Abkühlung eintritt 
und das Thermometer fast stets gegen Morgen unter 20'' ('.fällt Im 
llererolnnde flUt die eigentliche Regenzeit in die Sommermonate vom 
Dezember bis zum März; im Namalande sind die Niederschlüge 
geringer und fallen später als im llererolande. Die mittlere jähr- 
liche Regenmenge beträgt im Hererolaudo, äUÜ km Tum Meere, dem» 
nach auf der Wasserscheide, etwa 400 mm. Die mittlere Höhe im 
ganzen Namalande dürfte kaum 200 mm erreichen. — Die nufser- 
ordentliche Trockenheit der Luft, die im deutsch -Südwest -afrika- 
nischen Schutzgebiete herrscht, zeigt sich in einer aufscrordentlich 
starken Verdunstung offener WasRerflächen. Dieselbe dürfte im 
südlichen llererolande mit 2,40 m pro Jahr indes reichlich hoch 
bemeBsen sein, (ileiche Werte fand man im dreijährigen Mittel bei 
lieaufort-West in der Karroo. — Das Vorkommen von Tau scheint 
in Dentsch-Südwest -Afrika örtlich sehr Terschieden zu sein. Schnee- 
fall gehört zu den gröfsten Seltenheiten, Ilagelfälle kommen da- 
gegen Tor. 

Was die WasserTerhältnisse des Hererolandes betrifift, so 
wird das erst« in den Monaton Oktober bis Dezember fallende Wasser 
meist bereits in dem ausgedehnten Netze der kleineren Wasserrinnen 
und Kachbetten zurückgehalten , wo es in den dieselben anfüllenden 
Sand- und GeröUmaJisen begierig aufgesogen winl. Erst wenn diese 
unterirdischen Reservoire in den kleinen Bach- und Flufsbetten gefüllt 
sind, ftingt das weitere ihnen Ton den kahlen Ebenen und Berg- 
abbängen zuströmende W^aaser an, oberirdisch abzutliefsen ; es ergiefst 
sich in die Becken der gröfseren Flüs.<ie, und wenn auch hier alle 
unterirdischen Hohlräume mit Wasser angefüllt sind, dann erst beginnt 
der t'berschufs des Wassers oberirdinch thalabwärts abzufliefsen, 
wobei dem vordersten Teile des Wasserstromes von dem unterhalb 
noch trockenen Flufsbette ein erheblicher Widerstand entgegengesetzt 
wird. Das nachfolgende Wasiier dagegen findet auf dem durchnäfsten 
und bereits mit Wasser bedeckten Boden nur geringen Widerstand. 
Es erreicht dadurch eine grufsero Geschwindigkeit, infolge deren es 
allmählich den vordersten Teil der Wasserwelle einholt und an diesem 
eine Anhäufung von Wasser bildet, die, alle Hindernisse des Flufs- 
bettes überwindend, brausend thalubwärts fortschreitet. Auf dieHe 
Weise entsteht die unter dem Namen .Abkommen der Flüsse" 
in ganz Südafrika bekannte Erscheinung. Die grofsen Flüsse des 
südlichen Hererolandes, der Guiscb, Swakop, der Kan - und der 
Omaruruflufa, kommen meist mehrere Male im Jahre ab, und es lindet 
dann ein gewöhnlich einige Stunden oder Tage andauerndes Laufen 
der Flüsse statt. Doch ist dies nur im Ober- und Mittellaufe der 
Fall, sehr selten erreicht das VTasser sichtbar das Meer. Am häufigsten 



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Dis virtMhftftliohi £rMklie(isiiK Daiiliob-aftdwMt-Afrikst. 



tritt dieser Fall beim Omarurutlusiae eiu , beim Swakop- 
flusso ist diea nur iu regnerucben Jahren, wie lä92 bis 
1893 und IH'.Hl bis 1897, dar Fall gewesen. 

Du GmndwMMT bevagt lieh BatörUoh in den Flfiaata 
null tliiJwiirtt, man tnat aar mit «iBar tahr 
Geschwiudigkeit Diese dem Einflüsse der Verdanstung 
entzogenen (iruiidwaaaerströme Teraiegen nnn bei den 
besprochenen FlUssen auch in den trockensten J'Jn-.'ti 
niemals. Sie dehnen sich, wo nicht Felsufer dies ver- 
hindern, Mitlich bin r.u bedeotender Breite auN. Wo 
Pelasperren den Flufs dnichMtsen, wird der Omad- 
wMsenpiegol gehoben nnd tritt oft MigBr in dm Mgea. 

IXe OrnndwunntrOm« de« Qniteb, tot nlletn »ber 

des Swakop, sind für das Uereroland von licrviirraLjenikT 
UedeutuDg, de sie die KfistenpUtw Wailiscbbai and 
SmkopuMiid mit W«mw vmorg«i md ran dm KOrta 



Schnelligkeit der Abführung des gefallenen Wassers mit 
der dichteren Vegetation und dem weniger stark aus- 
gebildeten Entwiasernngttyateni abnimmt. Die in den 
Ebanan falofig TockowMadeit KAlktnflachicbtea nnd, 
da lie da« oatar Qinan oft in aabr geringer Tiefe iiali 
bewegende Wasser vor der Verdunstung schützen, ffir 
die Erhaltung des (irundwasseryorrnte.i von grofser Be- 
deutung. 

Im Namalande fehlen FlQsse, welclie vom Inneren 
her dem Meere zuflielsen, vollkommen. An der Küste 
muCs du arfordarliche aüfaa Wasser durch Verdunatong 
gwwoBiMii wardan. flatUab vom HanamihooblaDda, wo 
aa Tialflia StaUan aadi aabarimlb dar Flafabetlen ia 
mlfaigar Tiefe GraadwaBaar xn Rndea fat, fliafat der grorste 
Flufs Deutsch-Südwest-Afrikds, iter grofae Fiachflufa. 
dessen yueilgebiet hia in die regenreichere Umgegend 
Wiadboaka laiehti Er atyiabt oft aabr batrlahtißaba 



Ihibrulf fBroneTiiakaida^a^ beiVfindhoek 




Fig. 3. t 



ab eine ^nsammcuhängonde Reihe von Wasserstellen 
dareh die regenarme Küstenzone bilden. 

AoTaar ia dan Flalabattaa indat aicb Warner ia dar 
Kliatauoaa daa Hararolandaa aar aa aabr TaraiaialteB 
Stellen. Es ist meist in Felsspalten oder sonstigen 
natOrlicben Becken zasammengelaofenes Kegenwasser, 
das indessen nach dar B^gaaaaH Bar waaiga Wochen 
oder Monate Torhäli. 

Quellen gehören in derKähederKOstezudengrofson 
Sditaahaitaa. Da abar aiit Aoanahme der KastenpUtse 
diaKflataBaoaa «agan dar garingaa Vegetation fast toU- 
iHmuBOB aabewohBt iat, so besebiAakt aiab bin der 
Bedarf an Waaser anf das geringe Erfordaraia äa den 
Verkehrswegen. 

Je weiter man tou der Küste in das Innere vur- 
dringt, desto häufiger trifft man auf menscliliche Wolm- 
plfttze. Mit dem hierdurch bedingten zunehmenden 
Bedürfnisse nach Wasser steigt auch die Möglichkeit 
eeiaar BaaebaffaB|^ da aiidit nur derBagaaraiahtBm aüt 
dar EBtCaraaaig tob der Kllata «Idil» aoadani aadi die 
LXSr. Nr. 0. 



Wassermengen in den Oruujcilufs , doch nur in der 
Regenzeit. In der Trockenzeit bleibt aber in den grofsen 
und tiaCan Backen, in die daa Flnlabatt darch aaUieioha 
Faladnrobaatanngen getnit iat, vialararta Waaaar ia be- 
deutenden Mengen zurflck, das auch in den trockensten 
Jahren niemals versiegt. Im Oaten des Namalandes 
giebt CS nur wenige mtwirkflte Flu wbcttoii. .^ie endigen 
meist ohne sichtbare Fortstitzung in sandigen Ihälem 
oder Ebenen. Der OranjeQufs, der die südliche Grenae 
des Schutsgebietaa bildat, entapringt in den Gebirgen 
daa Baaatalaadaa aad amioht ala atattliober Strom 
naab aiaam Laafe tco 1600 km daa deutsche Scbutx- 
gabiet aawait Sehnitdrift oder Stotaanfels (Fig. 2) in 
einem tief cinLreHclinitlenun Felstli.ile, daa Orbis zu seiner 
Munduug in den Atliintisclien Oi e.in verfolgt. Auf dorn 
etwa .').'>0 km hiugun deutschen l'kr des Orunjestrome.i 
finden sich nirgends ausgedehnte flache lifcrgclünde, 
die eine Besiedelung in grofsem Mafsstabe oder eine 
aaagadahnta Tidiaaoht geetaitaa. Uad da aueh /' 
dar Flab bai Wia dri gw a aaa r vaa aaUiaiebaB Fataea 

Digitized by CjOOgle 



IM 



Die wirtiohaftlieha ErschliefiuDg Detttioh-Südwett-Afrika». 





Fig. 4». 



durchsetzt ist, die oft Stromacbnellen bilden, ao ist 
der Oranjeflufs trots seines grofsen Wasserreichtums 
▼OD keiner nennenswerten wirtschaftlichen Hedeatung 



für dos SchutKgebiet. Kine Eigentfimliohkeit des üst- 
lichen Namalandes sind noch die zahlreichen Pfannen, 
die in der Regenzeit grofte flache Seen mit oft brackigem 





fig. 4b. Anilicbifii <!«• KUailanitii«« Walaeni M Ariain, uuforu Ukamas. 17. Juni int»'. 



I ^ . - 1 y Google 



Dia wirtioksftlioh« Briebli«r»«air DntMk-SldvMt-Aftikta. 



»7 



Waaaar bOdra, da« eebnall wlader Tardnnatei. — Im | 

dritten Teile hinnaH Werkes wendet dar VerfasHiT sich 
dann iUt Nutzburiuacliiui),' umi Vcrweuduiii,' de» Wassers 
in Dputsrli-SüdwKst- Afrika zu. 

i>ie Sur NutzliHrmtichuiiK des Wn^ner» iu vioUacber 
Aus^staltnng fiutt an^sohlitdhlich zur Anwendnng kom- 
mandan Miltal ein«! die WasBereDtoahma und die 
W«Mar»afap*)«lier«ng. Die eraterakMUi *m oImv- 
irdiidiaD Waaiarrorfiten — «m F10«mb, Sean, Taidm 
oder Quellen — oder aus dem Orundmaaer nttAgm. 
Im letzteren Falle mufa der Wa^aervoirat xunricliFit zu- 
gftoglich gemacht werden, eiitwL'dLT ilurcii Bohrntikr bezw. 
Btollenbaa oder durcli Aufstauung mit Grund«ehr»-ri. 
Jhe Aofspeichnrnnf Ton Waaiier erfolgt meintena zu dem 1 
Zwecke, das lu bestimmten Monaten des Jahre« im 
Übarflona vorbitadane and «obaautiii »bfliafaaada Waaacr 
rar TarwendoBg in Zattio das Waaaanuagala nrflok» 
zuhalten. Sie kann ain* mtaairdiaoha odar aba aber- 

irdische sein. 

üüid« Mellimk'ij sind iu den einfachstcu Foruifu 
bereite seit langen Jahren in Deutsch -SfldweHC-Afrik» 
TOD den Eingeborenen angewendet worden. 

Für di« Weiterentwickelong des Oabktei ist aber 
eina dirakto Aobnebung and HanganbaatiBanng aller 
Torhandenan enoblielabaren Wataarvanlta aaak und 
»aeh eine Notwendigkeit Dia Anflraoboog obarirdiaobar 
Wasserv. 1 1 iite wird im allgemeinen keine gr.'rhgren 
Sfhwii'rigkfiti n machen; es giebt dafQr viele beuchtcn»- 
weite Finpt i/i iffii. Dei dem Mangel an HeobachtunK' n 
lassen sieb zur Zeit iiocli keinerlei Durcbschoittswerte 
darüber angeben, welihf^r Prozentsatz der fallenden 
Ni«dara«hl|ga in ainzalnen Xatlan dea Seiiat^biataa-iii 
dia Flabbatten zam Abflnfi gelangt Fflr den Kinn- 
Windhoeker Fluta berechnete Rehbock fQr die Monate 
Januar bis April 1897 die Menge auf etwa V'« dea im | 
Zullurs^'iAii'jtr m-falleiK-u. — Weit fsrh« ir-riger wie bei j 
den oberirdischen WasderTorräten gestaltet sich natur- j 
gemifs die Aufsuchung dea der direkten Wabmehmnng 
entsogeoan Grnndwaaaen. I>azu ist in erster Linie 
gttta Laadaakanntnii and eine scharfe Beobachtungsgabe 
arfardarliab. l>m gaolagiaclMa VarkiltoiaM nnd dU 
Vegetation bieten dabei den besten Anhalt. In Danticib* 
Sfldweel-Afrikii wird Wussi-r autst r in ili-n Vcrwitterungs- 
schiclsteii (IUI liuuügattsii im ( HimüH'rfrliic-fer und im 
Saiidstpiu utiu' «troffen. AIh ein bcmitul'jrs K'uti'-i An- 
zeichen für Grandwasser gilt ferner, namentlich im 
Namalande, der leicht verwitternde weilse Granit, der 
kAnfig waaietkaltiga GUmmanabiaCar fllieriagert und 
dabar dan Vaman nWatarUip* flOnb Baa Votkomman 
▼on Akazieubäumen , des Kbenholzbaumes und der 
Tamarisken, besonders aber ein Binsengras denten auf 
das N'ürLftiideuseiu vn Wa.-iser im Untprgruiide hin, 
des«ea Menge sich allerdings nur durch pralttiscbe Ver- 
anche ermitteln liktst 

Von der Wasserbeschaffung in der KOstenzone 
kSnnanwirliiar, bei dieser Ue^preobaDg, füglich absehen, 
da diaaelbe flir diaEntwiekalnng daaSakntigabietea nur 
an wenigan Stellen in Frage kommt. FUr Swakopmund j 
empfiehlt der Verfasser den Bau einer Wasserleitung 
von einer ppeißneten Stelle des Swakopfliiscps ab. I)ie- 
selb(> könnte .^dcbm am Tairo liefurn und würde den 
Preis des Wassers vun 2U Mk. fttr den kubikmeter auf 
60 Pfg. iwrabmindern. 

Dia sarEraehliebnng dar Stappangabieta dea inneren 
Mlbrderliahan, waaaeriMudiolMn Anlagan baiiraekan tui 
auaschliefslicb die Beschaffung von Wasser zur Vieb- 
trinke oder zur landwirtschaftlichen BewRsserung. Bei 
der Annahme, t\nU von einer Wasserstello au>i gcmittelt 
50 (^kxB Land boweidet werden kduuen, und dats in , 



Dentaeh«9fldveaUAfHka etwa tOO<»00 bia 400000 qkm 

nicUr odf>r wrniper zur Viehzucht geeigneten Terrains TOf- 
handeü Bind, ergiebt aic-h, diifa bei einstiger, vdlLständiger 
Krüchliefsung dea ganssen Landes etwa iKnjO bis 8000 
TrünkstelU-n erforderlich sein würden. Heute, wo die 
Zahl in \ AHgerstellen io manchen Teilen des Landes nodi 
eine sehr besehcinkta ist, tritt in der Umgebung der- 
selben gawdbnlieb aba Obanraidnng abt wellalia den 
ragelmttaigen Eraats dar Fnttargewächse verhindert, 
wihrend an anderen Stellen reiche Futterbestände un- 
benutzt vergehen. 

Was nun die Möglichkeit der lieschaffuQg 
von Wasaer in den für Trftnksswecke erforderlichen 
Mengen anbelangt, so behauptet der Verfasser 
mit ziemlicher Bestimmtheit, dats dieselbe in allen 
fttr diaViabsnekt inBatraobt kommendaa Teilen 
Dantaek^Sfldwesi-Afrikas möglich iai So am* 
pfieblt er, alels an einem In Frugu komrnondon Orte 
!"nnft<*h8l fef tzuhtellen , ob uiclit die Gewinnung von 
(i rundwasBur erliilgen kann, welehüB dann durch (irund- 
bnhruug oder Brunnenbau zugänglich zu machen ist 
Wu Wasaer im Untergrunde f^hlt, oder wegen allsn 
groliar Tiefe nur achwar arsohlielBlMir iat, muls anr An> 
Mg* tm Snmualbadcaii gtaabrittan wardan, dia »nf vn- 
dnrehllssigem Beden autvadar danh Umsebliefsunga« 
bauten herzustellen odefdnreh Ansbebnng zu bilden sind. 

Die Verwendung von gemauerten Stauk<.irperi\ wird 
der hohen Kosten wegen nur an benunders günütig ge- 
legenen StcUrii in Betraclit kdinnieii, wie sich s>dche 
Kuweileu bei den Felsdurchsetzungen kleiner Wasaerläufe 
in Gebirgsgegenden finden. Als ein Beiapiel dsfflr bat 
dar Verfaaaer dan in Fig. S abgaliildatan Entwurf Ar 
eine Trftnknnlaga bei' Eroa, dam tsolierpoaten fBr 
krankes Vieh unfern Wiudboek, skizziert, bei dem sich 
in einer Felsspalte durch einen wenig umfangreichen 
Mauerkörper eine Wassernienge aufstauen liifst. die das 
ganze Jahr hindurch für eiiica kk-iueu Viehposten aus- 
reichen durfte, da das Walser, durch steile Felswftnde 
der Sonnenbestrahlung und dem Winde entzogen, der 
Verdunstung nur wenig unterliegt Um bei eintretender 
yanandang aiaaa Tailea daa Baekena d«n Ablnaf ba- 
triabsflddg ra eilialtaa, wnide daa AblaEarobr mit einem 
Ende iti filterartig wirkende Stein- und Kieaachichtfln 
eingeltettet gadacht. die eine Verstopfung vevhindem 
und die .\u--^nutzuii<.f des iu den etwa abgelagerten .Sand- 
mengen enthaltenen Wassers gestatten. — Wo tief ein- 
geschnittene Flufsl&ufe far das Vieh mir aobwierig 
sogftnglieh sind, muls das anfgaataute WaaiarTannittelat 
Wbdmelor gahoban wardan. — Fflr dia Auagrabnng 
von Sammelteiohen werden meist solche Stellen aus- 
zuwfthlen sein, an denen nach der Regenzeit bereits von 
Natur etwas WasHer in sogenannten „Vleya"* zurück- 
zubleiben pflegt, du hierdurch angezeigt wird, dals der 
Untergrund thatsichlicb wasserundurchlässig ist. — 
Die im Osten des Landes vorhandenen flachen Pfannen 
eignen sich zur Anlage solcher Becken sehr gut. Den 
Trftakanlagan muls aber gana baaondara Scngfalt ga^ 
widnat waiden, da daran Basebaffbnheit im groTsteo Teile 
von Dotttsoh-SSdwegt - Afriku sehr t^chlimm ist — Die 
Koüten einer guten Tränkanlagu einüRhliefslich des 
BrunneuH stellen sichnuih Relibotk auf 30ÜO bis lOoOMk. 
iiei einer jährlichen Wasserliefemng von GOOO bis 
3000 cbm ergiebt dies ein Anlagekapital von SO P^, 
pro Kubikmeter jftkrliob au gewuaandan Wassara. 

Wanden wir nna nunmabr dar Nntsbama4dinBg dea 
Wassers zur Bodankultnr au. 

Der Grund dafllr, dafs dieselbe In unserem Sohutx- 
[.'ebiete seither nur in ho geringem Umfange betrieben 
wurde, dOrfte aofser auf die Abneigung der Landes- 



I9B 



Die wirtiobaftliohe RrschlieriunK Deatsch-Sfidwett-Afrikaa. 



beTölk«rung gegen regelinAfsige Arbeit und die Unncher- 
heit der Verh&ltnisBe wohl zum wesentlichsten Teile 
darauf zurückEufQhreii sein , dafs die geringen Waeser- 
Torräte, wie sie seither aus Brunnen und Quellen zur 
Verfügung standen, meist nur für selir beschränkte 
Gartenanlagen ausreichten, und dafs die zur Gewinnung 
gröfaerer Mengen tou Berioselungswaascr erforderlichen 
Bauten entweder nicht bekannt waren , oder aber aus 
Mangel an Mitteln nicht ausgeführt werden konnten. 
Ihre Anlage wird sich auch in Zukunft anfeine Terhältnis- 
niäfsig geringe Zahl von Stollen beschränken können, an 
denen dafür ein möglichst reichlicher Wasservorrat er- 
wünscht ist. Die Itentabilität einer Bewästterungsaulago, 
die natQrlich das Vorhandensein einer genügend grofsen 



Stellen anbaaf&bige Ufergel&nde von nennenswerter 

Ausdehnung vorhanden, während sonst allenthalben die 
nackten Felswände hart an den Flufs herantreten 
(Fig. 2). Diese wenigen Stellen eignen sich wegen ihres 
fruchtbaren AlluTialhodcns aber sehr gut far kleinere 
Gartenanlagen, zumal bei dem starken Gefälle des Oranje- 
flusses an einigen Stollen leicht Zuleitungskan&le ange- 
legt werden können. Im Jahre 18!>7 ist ein solcher 
von einem Roer kurz, unterhalb Veloordrift auf der 
deutschen Seite des I'lusses »usgefQbrt worden. Eine 
direkte Bewässerung kann aufier an den genannten Flüssen 
und dem grofsen Fischflufs in Deutftch -Südwest-Afrika 
noch an den Stellen stattfinden , wo gröfsere Quellen 
zu Tage treten , wenn das Wasser keinen allzu grofsen 





Fig. b. Okatjicoiuba. Am Ufer de« Kandusses. K«iMwag«io. Auf dem Wege von Omaruru nach Okahaiidja. 

18. December 1606. 



FIScbe fnichtbaren , tiefgründigen Hodens Toraussetxt, 
ist in erster Linie von den Kosten der WaaserboschafTung 
abhängig. Ks werden daher grofse Bewässemngiianiagen 
cur Gewinnung von Feldfrüchten nur an solchen Stelleu 
mit Erfolg angelegt werden können , bei denen die ört- 
lichen Verhältnisse die Beschaffung bedeutender Wasscr- 
vorräte mit geringen Mitteln gestatten. — Anfser Weizen 
werden zum Anbau im Ilerero- und Namalande nament- 
lich Tabak, Mais, Hafer, Kartoffeln, Luzerne, (iemüse 
und Obät in Betracht kommen, per Hektar bewässerten 
I,andes werden €000 cbm Wasser vom Verfasser als er- 
forderlich erachtet , wobei eine doppelte Bestellung des 
Bodens im Jahre möglich sein wird. 

Die direkte Entnahme von Wasser ans Flufsläufen 
durch Zuleitungskanäle, die bei weitem beste und billigste, 
ist in Deutach-Südwcst-Afrika nur beim Kunene , Oka- 
vango im Norden und beim Oranjeflufs im Süden mög- 
lich. Bei letzterem Flusse , soweit er das deutsche 
Schutzgebiet berührt, sind allerdingi nur an wenigen 



Salzgehalt besitzt und sich bebauungsfilhiges Land in 
der Nähe findet. Solche Stelleu sollen am Waterberge 
und in der Umgebung von Grootfonteiu vorhanden sein. 
Es sind dort im Jahre 1897 auch bereite ansehnliche 
Mengen von Weizen geerntet worden. 

Die Entnahme von Wasser zu Bew&sserungsswecken 
aus dem Grundwasser vermittelst Bohren- oder Schacht- 
brunnen wird sich der hohen Anlagekosten und der be- 
schrftnktrn Wassermenge wegen im Allgemeinen nur 
auf Gartenanlagen oder kleinere Getreidefelder für ein- 
zelne Familien beschränken müs-sen. 

Mit Vorteil kann auch die Hebung des Grundwasser- 
spiegels durch kleine niedrige Dämme von nur 60cm 
Höhe in Ilachen Mulden, wie es der deutsche Farmer 
F. Gessert im Gebiete von Bethanien getlian, zur Boden- 
kultur angewandt werden. Solche Dämme stellten sich 
nur auf 60 bis 70 Pfennig für das laufende Meter und 
bei einem Durchbrach des Dammes ist der Schaden nur 
gering und kann leicht wieder beseitigt werden. 



y Google 



Die wirtichitftliehe Ertchliefaung Deutieh-Südwett-Afrika«, 



129 



Das bei weitem mftchtigste Mittel aber zur Gewinoang 
TonWasser für ItowSsacruiigaanlagoii in Dcutsch-Sadweat- 
Afrika iet dasjenige der Aafstauung den während der 
Somtnermonate in den Flarsl&ufen oft sehr reichlich'an- 
benutzt abfliefsenden Regenwasaerg, es kommt fUr griis- 
■ere Rewianerungaanlagen fast ausschliefslicfa in Be- 
tracht. Die im Schutzgebiete hftufig gehegte BefQrchtung, 
daf« b«i der grofsen Heftigkeit , mit welcher die FlQsse 
in Deutflch-Sadwest-Afrika abzukommen pflegen, e» 
Rchwer sei, Staudämme Ton einer solchen Standfihigkvit 
herzustellen, dafs sie den Anprall des Wassers aushalten 
können , weist der Verfasser im vierten Teile «eines 
Werkes, in dem er sich mit den wichtigsten tocbnischon 
Mitteln zur Erschliefsang von Wasser sehr eingehend 
besehSiligt, als völlig unbegründet zurück. Wird doch 



mfifsten, welche allenthalben bis zum undurchlässigen 
Untergrunde, der meist ans Fels I>«8teht, durchgehen. 
Auch die Vereinigung geschatteter Dämme mit 
gemauerten (i rundwehren ist keineswegs ausge- 
schlossen. Da die Flüsse Deutsch • Südwest - Afrikas 
namentlich in den gebirgigen Gegenden des sfldlicheo 
Hererolandes bei ihrem starken GcfUle TerhältniamAfsig 
grofse Mengen von SinkstofiPen fähren, so mofs bei der 
Anlage von Staubecken darauf Rücksicht genommen 
werden, dafs entweder der Fassnngsraum recht reichlich 
bemessen wird , oder aber dafs die Ausf&llung der 
namentlich in Itetracbt kommenden gröberen Geschiebe 
durch künKÜicho Mafsnahmen bewirkt wird, bevor das 
Wasser in die Staubecken eintritt. 

|_ Einige Staudimme zur Wasseranfspeichening sind 






Fig. 6. Okiiban<)ja. ItUck auf den Kaiier-WilhvIm-BerK. 19. Kebmar 1897. 



der Damm nur von der Spitze dee abkommenden Wasser- 
stromes direkt gi-troSTcn, die nur auf den breiten Fnfs 
des Dammes einwirkt , welcher den Stöfs des Wassers, 
falls eine gute .\bpflasterung ihn vor äufseren Verletzun- 
gen schützt, mit Leichtigkeit aushalten kann. Der nach» 
folgende WasBerstrom ergiefst sich aber in das bereit« 
vor dem Damme aufgestaute WaHser und verliert dabei 
fast vollständig seine lebendige Kraft, so dafs sich seine 
Finwirkung beim Damme höchstens in einer leichten 
Strömung bemerkbar macht, gegen welche die Abpflaate- 
rung die Dammschüttung genügend schützt. Auch die 
Meinung, dafs die Wahl zwischen Erddämmen und 
Steinmauern für die Thalsperre willkürlich erfolgen 
könne , widerlegt der Verfasser. Er weist nach , dafs 
sich für die Abschlipfsnng durch Krddärame Itesonders 
muldenförmige Flufsthfiler mit thonhaltigem , undurch- 
lässigem Untergründe eignen , doch dagegen bei duroh- 
lässigem Untergründe Staumauern aufgeführt worden 



in den allerletzten Jahren in Deutsch-Südwest -Afrika 
bereit« zur Ausführung gekommen. Der Verfasser be- 
schreibt dieselben im fünften Teile seines Werkes. Im 
Namalande wurde der erste Staudamm bei Dawignab 
in dun Jahren IS8S bis 1891 angelegt, aber erst die 
aufserordentlicb trockenen .lahre 1894 bis 189C und die 
drohende Gefahr der Rindorpeüt riefen allenthalben das 
liedürfiiis nach neuen Tränkanlagen und nach Wasser 
zur Bodenkultur wach. Etwa 64 km südlich von Dawignab 
bei Ukamas liefs der Schweizer F'armer Walser nnt«r 
vier auf seiner vorzüglich bewirtschafteten Farm von 
ihm geschaflenen Stauungen, bei Ariam etwa 21km 
von UkamaH, nahe der englischen (Frenze einen Damiu- 
bau von recht erheblichen Abmessungen ausführen. Wie 
aus den Abbildungen (Fig. 4a und b) ersichtlich, kreuzt 
der Damm ein kleines F'lnfsbett , dessen Ufer an der 
einen Seite von einem felsigen Abstürze, an der anderen 
von einer Dünenkette gebildet wird. Einige Kilometer 



tSD 



Prof. Dr. A. NebHaf : Gab «■ «intt Wilder in der Kalmflclteneteppe? 



oberhalb der Bausteile b«liod«t ticb ein weiter Tbat- 
kewel, deaaen Abflar« da« geuannta Flaracben bildet. 
Dm GalUla da« kisUraii iat nn aahr MbwMhan, aseh 
in» 6«liUtiiiigNi Rehbodt» «tw« 1 ; 700. Du FlnAbeti 

■elbet ist aas den thouigen SinkstoSen des Flusses ge> 
bildet nnd daher für die Errichtung eines Staudammes 
^'eeigiut. Das Sch&ttmateiial wunlo indessen niriit aus 
dem Flufabette, sondern yon der Iiüne uuIdüiuiiicu, wo- 
durch die Hebung des Oodi/ua gespart wurde. I>er 
■igmtflmUch« DOnaDaand der Kaiahari besitat n&mlicb 
«iiim, WOBII andi geringen Thongebalt und eine ge- 
BttMad« Bttndiflceit, um bei itavlMr. dank di« Oeliaaa- 
liiiM erfolgter Stampfang ebe IddliÄe Waaienrndureli» 
lässigkeit zu erlangen. Schon wihreuJ Jos Baues trat 
eine teilweise Fnllung des Beckers ein , die etwa 
l'iOOOl) chm WasBer lictrsiguu hubi-'n mui;. Die Kobton 

dam DuiuuicB wurden auf lOuoo Mark geschätzt, wobei 
freilich der als UatWMibmvr urLcitende Boer nicht auf 
•«ine Koiten gekomBn sein aoUi obwobl Walter ibm 
di« i«r Arbdt erferdetUdim Oebeen «ttillte. Hit dem 

Wasser wurde der unterhalb gelegene Thalboden berieselt 
und nach dem Zurücktreten des \Vaii»era auch im Stau- 
bufkeu selbst ges&et. Tabak gedieh Tortretnich nnd 
wurde 5^/^ Fufs hoch. Wasseriueluueu beeler Art 
wurden 80 bis 43 Pfand schwer. Die erste Komaus- 
saat wurde leider dorcb Frennd nad Feind nbgetreideL 
Von Tier RefaaUtekea wurden in einer Smiob ftbeir SOO 
Trauben gewatot 

Aneh im mitfleren KnmiUnde, in der Umgebung 
von fiibeon , sind infolge dieser guten ReHultat« Stau* 
dämme zur Wagserbeaohaffunp fiir landwirtschaftliche 
Zwecke erbaut worden. Im Büdlicheu Hererolaiido 
liegen die Verbältuisse für die Iler^steliung geschütteter 
Staudämme weit weniger gOnstig uIh im Namalande, 
da die ßandi|[keit dee Bodena ÜMt nUenthtdben nur 
eine geringe ut. Im D8rd]i«beo Herenland« nnd im 
Arambolande scheinen sich die YerhAltnisse fQr die An- 
lage von Staudämmen wieder zu bessern. Dort wurde 
'Jti km ostlicli von Winilhoek der erste Staudamm im 
Anfang des .lahreü 1897 durch die rührige Finna 
Wecke Ä Voigts auf ihrer Farm Voigtland begonnen, 
der 2U0()(}chm Wasser fasscu soll, dessen Kosten sieb 
auf 4500 Mark stellen. Im sechsten Teile des Buches 
lidSni decYerfiiMür annEntwBrfl» fOr weha grA&ere Stau- 
seen im Herero- und Namalande, lieliandett dann Im folgen- 
den Teile diu AckcrböJeu Deiitsoli-Südwesl -Afrika«, macht 
im neunten Teile einen Vorachiag für die Gründung 
•in«r landiTtftMhaftüehen Kolonie beiHatianeai nnd iUirt 



endlich die wicLtig^teu MAlsuahnuni zur Krachliefsung 
DeutadHiBtdireBt- Afrikas anf t'ns fehlt leider der 
Raum, nm aneb auf dieae Teile nAliar «inxagahen. Wir 
ktfmten dem Verfaaaer niebt« BeeMree waaaoboii, riadab 

ein recht grofser Teil seiner Pläne und Vorschläge zur 
Ausführung gelangen möchte; jeder, der da« Werk ein- 
gehend studiert, wird die l berzeugung gewinnen, dafs 
nur auf grilndlirhar l'oritchuiig beruheud«« Material 
darin verarbeitet ist und dafs selbst dem Laien die 
Erfüllbarkeit der VoreGbltgedarebauaeialenohtet Neben 
dieser amatan wineBiebalUidran Aibeit hat der Herr 
yvdmm aber widi nodi Mi gawonrnn, nidit nur die 
für ninetriwong dee Torliegenden Warkea benutzten 
Pbotographicon anzufertigen, sondern such ein grOfaeres 
Albnni mit Bildern ') ?,lls(^mllJeIl!,'e^tellt, die in geradezu 
hurviirragondcr Weise geeignet, Rind, die Uekanntsohaft 

mit dem L^nde und seineu Bewohnern y.a fördern. Die 
Abbildungen Fig. 1, 5 und d sind dem Album entlehnt, 
Fig 6 Btallt das Ufer dei Kanflnaaaa bei OkatjicomlMv 
«ad daa Wagen des Balaeadau dar. AU der Übergang 
eben glücklich überwunden war, kam der Flufs bei blauem 
Himmel und ohne jedes vorlieriffe Anzeichen plötzlich 
mit grofser Heftigkeit nl>. Mit eim r tie^ithwindigkeit 
von 41 bis 7 km iu der Stunde schofs das Wasser in 
einer Höbe von etwa 75 cm brausend mit solcher 
Gewalt heran , dab mehrere unweit dee Standortes des 
Reisenden im Flufibetta beiodlieba Oebiaa Toa den 
Flutan mil^gariaaaa wurden. Einar danelbea wfn aicihar- 
ertranben , wenn niebt einige Herero iiin mit eigener 
I^heuBgufahr gerettet bätton. ■ — • Okahandja. v<m wo 
Ulan einen iilirk auf den Kaiser Wilhelm-Berg hat ( Fig.<j*, 
wurdu am 19. DezemVier vom Keinendcn erreicht. TrHchti;^ 

ist nach den Schilderungen des lleiseudeu der Uochwuld, 
der sich in der Umgebung von Okahandja findet, der 
mit aeiaam frieoben Uaterbola eiaen paricartigea Charabter 
aeigt. Daa munter ffialbeBde Waeaar dea Okafaaadja- 

fluBses und das cahlreirhe Vieh verleihen dort dem 
Bilde einen Reiz, wie ihn nach Ausspruch des Verfassers 
jene regeiiarmen Länder n\ir an den bevorzugtesten 
Steilou KU bieten veriuugtn. Mugeu diese Gebiete ein 
rechter Segen für das Vaterland werden, wi uUer- 
seboaaige Kr&fte einen Plats aar Betbitigung deutacben 
Fleilm nad dentsebar Aaadauer finden. 



■) DeuUab-SUdwett-Arrik«. 'M Lichtdrucke nach l'liuto- 
gmpbleen aus dem Uerero- und Namalande von T)i. It«ht>ock. 
Mit «ner Karte vom Ucntacb-Sädweat-Aftika in Varbendniok. 
Barün, DieOieb Seiaitr (Bnat Voliaau]^ 1898. 



Gab es einst Wälder in der Kalmückensteppe? 

Ton Piof. Dr. A. Nebring. Berlin. 

llalfi die südrUHHiHchou Rtepiien ihren Vegetation«- j m ttcke n b t e]i ji u im tiouvcrnement Astrachan ehemals 

Charakter schon ti-it vielen Jahrlau»endeu aufzuweisen mit eiuer gewi»««n DewAidung vergehen geweMu ist. 
haben, darf als sicher angenommen werden. Dieser ' Kinen Anlafs zur Erörterung dicaer Frage geben mir 

VegetaticMisebaralrter, walcber sieb in dem entaebiadenea einige foesile Tierreste, welche ich kfiralicb f&r die mir 

T crt i a r i aebaa der StappanplaaMa migti sebUabt aber aataratellta Satnmlnag erworben baba. Es bandelt sidi 

daa ToibandensMu tou WaMiasela nicht ans, nnd es nm den Sobldel einen Bison (Wiaaat)t um die Oawaib- 

giabt noch heutzutage in Sttdmfaland manche Steppen- stange eines Edelbirsehes und um die Geweibsebanfel 

distrikte, in denen kleinere und grofsere Waldinsela eines TliesenLirsi hes. wehhe im ndtiefe jener Steppe 

vorhanden sind. Während der Vorsieit haben solche gefunden sind, .^ulserdi-m gehöri deiuhtilhoB Funde 

Waldtnseln dort offenbar in viel gr&fsercr Zahl und Aus- ein Mammutschädel, den irii pwar nicht erworben, 

debnuDg existiert; darüber lassen die neueren l'or- nhpT dorh näher untersucht habe. Diese Objekte sind 

sdiungen keinen Zweifel. iu den b>isithu1ichen Ablagemqgea, welche die Anhöhen 

Obne auf die bsifigliefae Littantornftber einaugeben, j bei dem Dorfe Lnieebka am reebtan Wotgaufar 

arlanba kb aUr, bier etnea Usinsa Bnlrag an dar Frage [ 20 Wwat nntarbalb Sarepta (Gonv. Aatradian) bildan, 

an liofein, ob nidii ansib die jeitat Ttilig waMbaa Kai- | nnsg^gnben wardaa. Herr & Oebriag aus Berlin hat 

L.iyui^co L/y Google 



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wim 1497 tod dam Finder in Lotaehkn ndbit arworbflo ^) 
wmI li* wiMMMO nit «inar für Schausmdw «i^pfier- 
l«n Kahnflekenliord* naeh Berlin gebracht 

An jenen Fossilresten, namentlich an dem Dison- 

scliüdrl, finden »ich noch reichliche Proben der Ab- 
liigfifungsraa-Hse. Diesrlbp bestellt in einem Bchrootsig- 
gelbeu. fi'iiisaiuligeu, kalkreicheo Löfs, welcher beiin 
Betnpfen mit Salzsänre leUiaft aufbraust Der Fossili- 
tttagiad «ncbeint bai das flanaeatan Oliijakton glawh- 
ar6g*), and swar aind die Knoehen TmlilHoiamtraig 
feat uml gl.ilt. Pjiurun pIiiph Tninsjuirtfi im Wasser 
Bind iiiclit zu erkennen; die vorliaudcucii Verletzuii^'eii 
sind uifistcna durth Unvorsichtigkeiten liei <ler Aus- 
grabung oder beim Trausport euuilaaden. Ällenliugä 
zeigt sich die Oberseite des Mammntschädels stark 
lidiart} ahar diu rflhrt nach meinar Anausht dahar, dala 
^Mttba'aioa Ztlt hag ana dar LAfiwasd barrar- 
gaiagt hat vad dar Vanrittarwug praiagegebcu war. 
IMe woblerbaltena Untereeite dea Sehtdels beweist, dafs 
letslerer^soust gut eiugebcttct gelc^'en hat. 

Ganz besonders gut erhalten i&t, aLgeaehen von d«>u 
nachtr&glichen Verletzungen, der BisonsehSdeL Eis 
fehles ihm swar die Nasenbeine und die Zwischenkiefer- 
taailte, auch tind die Backenzähne meistens durch den 
ttmtfuti Ton darWalga naah Berlin efcwaa lAdiert und 
die Spitaen der beiden Homeapfen seigen die Spuren 
einiger Stöfse infolge mMisclhantM" Verpaclanig ; aber 
sonst iBt der Schidel recht gut erhalten, so diils er fll<:h 
SU VtMgleicLuugeu Jurchiius eignet. Obgleich die 
Backenzähne stark abgenutzt sind uud uuth sonstige 
Kenoseicheu beweisen, dafs es sich um ein vell erwach- 
•aoea Tier liaodelt, sind die Homiapfen doch ralatiT 
dflan nnd kvra. Ihr grSistar Umfang (an der Baate) 
betrtgt nur 22 cm, ihre LAnge nur etwa 29 cm. Hier- 
nach dürfen wir diesen Schädel einer erwachsenen Bisou- 
kuh zurecbneE. leb habe ihn mit den acht recenten 
Bisonsrhüduln der mir unterstellten Sammlung (fünf zu 
B. eurtjpaeus, drei zu Ii. americanus gehfirig), sowie auch 
mit dem Uateriale dea bieaigen Museunu fftr JSaturkunde 
Targliohan uud finde, dalä er im ganian dam Bison 
aunpMm gleiebl} ioA iat die Stini flaehar «ad ^ttor 
nnd £a Honnapfen aind weniger gArflmmt. Aneb 
haben letztere eine so 7ai hsgen elegantere Stellung auf 
dem SebSdel, Die Slirubiiiuu &ind in der Mittellinie 
luitfallend kurz (nur 1(5,5 cm) Und dabei sehr breit 
(äU cm , aiu liinterrftndc der Augenhöhlen geuieisseii). 
Die Jochbogenbreite ist rebtiv bedeutendi die Wangen- 
braita ralatiT gering i die SdilAfengmiM erachaint naeb 
Ikinten anfbllend olbn, wenn man den SebKdel von oben 
betraelitet. Aueh sunsl tind mnnche Differenzen vor- 
handen , auf die ii'ii aber hier nicht eingehen kann, 

Von dem lütuu jiritfUM unserer deutschen Diluvial- 

ablngerungen weicht vorliegender fossiler Schidel stark 
ab; dagegen möchte ich ihn nacib dam, was ich von dem 
kaalKaBiaehaa Bieon (Biaon eaneaaioaa) weifa'), mit 
diaaam Ja Znaamvaaliaiig bringen. Hieralier werde ich 
OOeh weitere Untenaebnngen anstellen. Jedenfalls be- 
weist der vorliegende fossile Schidel, dale in dem san- 
digen Löfs bei Lnfaehka (Goar. Aatiadian) «natmnBuon 

') Ide llerkuoit der geOHniiteii i .i-ffi ii^itÄnd* int dnrcli iu« 
sieber; Herr Oehriiig hat mir linnilii r mJlnfüleli i]\v Iw- 
atimmt«at«n Aiigalien gern»' l>t 

*) Wenn man einen Uutencbieil aalst eilen will, so kann 
msa ■aaesi, dab dar Bisönaebidal and die SdalhincbetanRe 
etwas ftiseher avasabso, ala das Bi«aenblrseh|>ews{h und dvr 
KiitnmuUchildel; 4oeh aind ili« Uiflerenzen unbedeutend, und 
alle BtUeke dArfea als gut ,fo«Kil* kezeicbnet werden. 

Ich battd vor karzem Oelegenbeit, in der hiesigen 
.Tiinnsca*' von Dr. Aug. Möller zwei KxerojilaM (Biete 
mit SehSdela) das kankaaisclieD Bison au aabea. 



cor Ablafaroag gakomuMU iai. nnd swar ein Kaan, 

welcher dem hantigen Bison enropaana n&her steht, als 
dem im deatscben Diluvium vorkommenden Bison priseus, 
und wahrsoheitilieh tehr nahe mil lünt^n caucasicua ver- 
wandt ist Dn nun sowohl der liieon de« Waldes von 
Itjelowjesha in russisch Litauen als auch der des KAuka- 
sus den Aufenthalt in W&ldern liebt, so spricht daa 
Vorkommen dea Bisouschttdels bei Lutacbka fär die An* 
nähmet dab in dar dortigea Gegend einat eine gewiaaa 
Bvwaldnng Toibanden ge we s e n ist. 

Diese Annahme wird durch das gleichzeitige Vor- 
kommeu der G e w e iha t ange ciucts Edol b i rn <■ h e a 
unterstützt. Koppen sagt in seiner bekaiuiten Ab- 
biuidkiug ') Uber „das Fehlen dea Eichhörnchens und 
das VDrIiandensein des Rehs und des Edelhirsches in 
der Krim* & 49 folgendea: .^^b aalbat» wann wir aa- 
nehmaa, dab dar Knah im Wolgatiiale abat wirkUeh 
Bfldwirta bia Dabenk» Terbraitet war, so bleibt dennoch 
von dort bis aar Knma, wenigstens auf einer Strecke 
von liM) Wersl. völlig Itaumlose Stepj.e. Nördlich 
vou der Kuma Lat aber der Hirsch nie existiert 
Dafs er an der Kuma angetroffen wurde, bezeugt Pallas." 
Nach dem vorliegenden Funde hat aber trotz obiger 
bestimmten Behauptung Köppens eine starke Rasse 
des Ldelhirachea einat in der Gegend toh 8a- 
repta existiert, und «war anaammen mit Biaon nnd 
iliesenhinch. , 

Die mir vorliegende (ieweiliBtange hängt nOf^b mit 
der entsprechendeu I'urtic des Schiidels zuisuujmcu; daa 
ätirubein zeigt eine enorme Dicke, entsprechend den 
sehr starken Dimensionen der Geweihetange. Letztere 
ist leider niafat -roUatindig, aoodeni nur in dar unteren 
Haute arimhen. Dar Anaata der Angen- and der Eia- 
aproaae liegen nahe bei einander und neben ihnen tritt 
ein knotiger Hocker hervor, wie man dieses an starken 
Geweihen dei> Maral und des Wapiti 7,ü beobachten 
pÜegt Der folgende ca. 40 cm lange Teil der SiMtge 
ist auffallend gerade gebildet aber mit starker seitUlillV 
Ausladung. Wie der obere Teil gebaut war, kann man 
leider nicht sagen, da er bei der Ausgrabung abgebraohaB 
und niebt in dam Baaits daa Herrn O^iriiig gah^gi iat 
Tmmeibin araoheint die Toriiegende Oeweihstange aneh 
sclion in ihrem jetzigen lädierten Zu.^tande als ein sehr 
mtere.s.santei! Objekt Ich bemerke noch, dafs an der- 
üelben kein« Spuren eiues T^spoTtea im Waaaar la ba- 
obachteu sind. 

Was die Riaaattbiraeh - S c h a u f e I anbatcUR, ao hao- 
delt ee sieh vm daa nntaian Teil einer abgeworfenen, 
reehtan GeweibhSlfte. Daa Stüde ist sehr plump ge- 
baut nnd auffüllend schwer. Die Augensprosse, die 
Mittelsprosse und die Hintersprosse sind nur teilweise 
erhaheii bezw. durch ihre Ansätze angedeutet, der obere 
1 't eil der Schaufel ist weggebrocbeu. Infolgedessen kann 
mau Uber die Frage, welcher Speeles von Riesenhirsch 
(Gattung Uegaeeros Owen) dieaaa Foaail aiqpaliArt» kein 
aieheree Urteil ansapraehaB; aber daft ea mA «m die 
Gattung Megaoeros Owen handelt, ixt gana siober. 

Dar irische RiesenhirBch (Megaceros hibemicns Ow.}, 
de.^sen üeste auch in Deutschland get'unden werden, 
war kein Itewohner dichter, zuaauiuiQubiingender Wal- 
dungen ; die kolossalen Dimensionen und die eigentüm- 
liche Form seines Geweihes würden ihm ein Vorwärts- 
kommen in solchen Waldungen unmöglich gemacht 
haben. Er dürfte wohl im weaentlioben ein Bewohner 
parkartiger Gegenden und BogenannterWaldinaalatappeB 

gewe!<en i>ein. Dasaclb-" :1i:Tfen wir TOB dem afldaatp 

rusbiücheD KieseiihirBch annehmen. 



*} Beitr. B. Kenatn. daa Haas. Reiches, Sl.P«tenburg 

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in N«lsik9W! Di« ek«iiian(«ii ]Ca>Mheitopf«r «od der S«kKa»aiiB«i bei den Burjaten ete. 



Aaeh cIm ToHEOmmen det ICkmiiiiit-Sebideli Im 

LutsL'hka kaun ul» weitere Slfltze für »Tie Vermuf nup, 
dafs in der durtigen Gegend ehemals uiiiu gcwiasf Ue- 
wulJuiig vorliuiidL'u (^'eweaen 861, aDgefiitiit werden, 
wenn man au« «ier Leb«n8weiae der heutigen UefautcD 
Schlüsse auf die Lebensweise dei Mammuts ziehen 
d»ri Der sfrikMiMcfae JEMnnt wird «llerdioga stitwaiM 
nad «lellenweiM ueh in der Steppe fsfuiidsn; eber er 
liebt doch mehr den Wald. Äbnlidies dOrfen wir vom 
Mammutolefanteu verunten ; denelbe scheint die Step- 
jien zwar nicht. Tüllig gemieiicn , alier doch (iegi-iidm 
mit Wäldern uder wenigsteuä tuii WKidiuaeiu bevorzugt 
zu haben. Vom imliBclifn Elefanten iat ea bekMIlt, 
dafs er fast ausschliefslich in Wiildern lebt. 

Das Kesnltat obiger Betrachtungen ist also, dafs 
alle jene Tier Speoie«, deren Fouilieete bei LatMblM 
ausgegraben sind, auf da« ehemalige ▼erhanden- 
Süic uiüiir gewissieii w ul d u ii f.' Ii i n il e «i t e n. Aller- 
din<^8 wird vielleirlit der l'.inwand criioUen werden, dals 
jcno Kossilrustf von TiLTcii liürrüliroii künuteri . wolcht^ 
von der Wolga aus weiter Entfernung herbei- und zu- 
wmmengeachwemmt seien; aber ich kann diesen Ein- 
wand nkht ele itiohhaltig aaedieB. Sowwt ich aür 
ans den Angaben dei Herrn Gahriog ein üiteQ habe 
bilden kOnnen , sind die löfsartigen Ablagerungen an 
den Uferhüheu der Wolga bei Lutschka keine An- 
schwemmungen dieses Striimt-s, Bondem es sind sub- 
aeriache iitldnagen der Voraeit, welche daa raohte hohe 
Uftr dw Wolga badeekan. leb glanibe aaDebnan an 



dSrfea, daft die in ihnen mngebettelen Foaiilmla tod 

solchen Tieren herrnliren . welnlie in der G^gand dflB 
heutigen Ikirfes l.ulBulikii gelobt hubi-u. 

I!ei drin grufsen wissensclmftliclipn Interesse, das 
I sieb au diese tundn knüpft. wür<- eti sehr wümkchens- 
I wert, dafs zuTerlii'-.sige Forscher an den genannten 
Faadorte in exakter Weiae AiugrabBogea TanHutaltetea. 
Tontebeader Aofeata mtge bieran eine Anngaqg bietaB. 

Falls sich meine oben ausgesprochene Termntnag 
Ober die nahe Beziehung des fossilen Bison von Lutschka 
'^11 dcuj liontigun kitukasiscken Bison bestätigt, so wird 
dadurch »uch die Beziehung des fossilen Edelhincbea 
von Lutacbka zu dem kaukasischen Maral wahrschein- 
lich gemacht, am io mehr, da die FotmTeriiiltaiMe dee 
betr. Geveibitflekai biennit nieht im Widet^meba 
Bteben »)w 

Tn jedem PaHe sind die Toriiegenden FeraDreBle g»- 

eign>'t, das IntcresHo zu erregen; ITerr (! p Ii r i n g hat 
Bich uiu Verdienst dudurr'h erwürben , dafö er sie der 
wisHenisi-liaftlirlien Forhxliung zngjingüch geniai'ht hat. 
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Objekte mit 
Beifügung von Abbildaagea boflta ich bald an 
anderen Stelle pabliainaa a 



Herr Prof. Dr. O. SOriir, 4er nalirsre etark« kanka> 

■iKbe Hirscbgewelhe besitzi •tv-<'\ vinl« andere geaebea bat, 
HS^ta mir beim Anblicke li . . nr.iegvnden foeiileo Geweih- 
staaga. 4alk dieselbe techt wohl von einem kaukasisehan 
HiiiäM hanfllnea '~ 



Die ehemaligen .Menschenopfer und der Schtunanisnms bei den Burjaten 

deä Irkutskischen üuuvenieiuentä. 



Yen N. Melnikow. 



Tor awei Jaliren hall« iidi eine lange, Zeit unter den 
Bo^ataa ia Balagaaieabea Baiirke dei Irkatakisohen 
GonTemementa gelebt. leb beobaebtele ihr Leben, ihre 

Gewohnheiten, lernte ihre religiösen Vorstcllnngen 
kenn«n. urweitcrtii und ergfinsU» auf Bulthe Weise meine 
Bekanntschaft der sibirisclien NuturTrilker, indem ich 
das mit uieiueti eigenen Augen beobacLt(u*u konnte, was 
in der Litterat 11 r bin j. tzt noch unbekannt geblieben war. 
lek h<krte ihre Lieder, aah ihreBrkaehe nndkam an dem 
Seblaaea, dab frttber bei den Bnijaten Menaebenopfer 
existiert hatten. Ea war für mich unerwartet, da ich 
von dem Vorhandensein derselben in der Vorzeit bei 
den Burjaten noch nichts gule-ien hatte. 

Die Erianemog an die Menschenopfer bei den Bur- 
jaten iat in ihren Sagen nad Liedern aufbewahrt. Es 
giebt bei ihaen viela Sagen von Menschenfressergeiatem, 
die Henadienfl«seh eeaen and Menachenblut trinken. 
Dia Geiatar haiften „ Ada* nad tailait «iah in die bflean 
und gnten. Die guten „Ada* eaaen die neogebonnen 
Kinder nicht. Im Gegenteil, sie besrluitzen die Kinder, 
behüten den Wirt des Hausieii uud Uiwachen das Higcn- 
tum desselben. Der gute „Ada" spielt bei den Burjaten 
dieselbe Rolle, wie der , Kobold" bei den Deutschen. 
Die bösen «•^(^a'' aber essen die neugeborenen Kinder 
nad trinken ihr BluL Alle Sorgen dee Bnijaten «ind 
darauf gerichtet, am den bOaen «Ada" nidit zu einem 
neugi b. renen Kinde herantreten zu lassen. I>er Hiirjat 
Terriclitet deshalb schamanistische Bräuche uud sucht 
den bösen Ada au» dem Hause zu verjagen, wo das 
neugeborene Kind lebt I>er böse Ada ifst nur die Kinder 
unter einem Jahre; die Erwachiteneu und die ilteren 
Kinder leiden nicht durch die Rftnlw deaaelben. 



I Die Bmjatea Jaeaan keinen Fremden ina Haoa oder 
I ia die inrta etatratoa» wo das Kind liegt, damit der 
I bflae Ada nicht mit dem Üintretenden «ndiinge. Dieae 

Vorsichtsmafaregel wird burjatiseb „Chorjür" genannt. 
I Wenn der Schamane dieses „Chorjiir" (Verbot) auferlegt, 
1 s«i darf ilann iiieraand eintreten und die Thür bleibt 
! bestüudig zu, draufsen vor der ThAr Iftfst mau einen 
Topf mit dem Stocke stehen, tritt ein Mitglied der 
Familie ine Haus ein , ao mala ea analehat mit dem 
Staeka an den Topf klopfen, der bflae Ada fBrebtat sieh 
dann und flQehtut. Manchmal ruft der Schamane den 
„Chachjuclmn'' an. Der „Chachjuchan" (^Beachützer") 
ist ein guter (ieist, der das iieiigeborene Kind vnr dem 
bösen Ada und vor anderen tosen Geistern behütet und 
verteidigt. 

£a giebt bei den Burjaten noch andere büaa Geister, 
Ton denen die „Haaehabj^* aiaia Hauptrolle spielen. 
Bia Qsister aMoaeluibiui'' «aaaa di« «nraehsensB Hea- 
sehen, zuror aber sddagan sie dieselben mit ihrem 

langen roten Schnabel tot. Aufsor dienen zwei Sorten 
buser (ieiüter giebt es bei den Burjaten noch andere 
bö>e Wesen, die für die .MeriHL-hen wirklich die ägyp- 
tis< lieu l'lftgen bildöD. Daa sind die „Schwarzen Sajiine". 
Kür diesc^liien brachten die Burjaten in der Vorzeit 
Menadienopfor dar, um sie au TeiaUmea. Der Glaube 
an dieee bCsen Venaehenfrasaevgeiater beaeogt, daJk in 
der Vorzeit bei den Burjaten die Menschenopfer exiatier- 
ten. Die Beschwörungen der , Schwarzen Sajanu" sind 
irisbe^' udoro iutorcssiint. In denselben wird erzKhlt, 
dül^ die beste Speise der ,6ajaue'' — das Menschenfleisch 
und ihr Getränk das Menschenblut i»t. Jetzt sind keine 
Meiia«li«nopfer bei den Burjaten mehr au fin<len; man 

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lt. Mtlitikows Dia «liMBftlif «n H«nMh«aO|^f«F und A«r Sah^mMiiUM b*i dtm BnrJkUa •(«. lU 



bringt nur Hvre mm Opttr änr. IMsse ,8e1iw»rmn 

Sajäne'' haliiu ilire litsuii Jltimi Vertreter, die il'ie Rolle 
der Vermittler r-winrhen ihnen und den üurjaten spielen, 
d;\B Hind die „Schwarzen SehamanKii", die nach dem 
Glauben der Burjaten Mensobenüeisoh esseD. Die bur- 
jlitiaclie BeutianUDg dieser Schamanen bedeutet in der 
deaUchea Überwtnuig: ^Dm aehw«nw 8ch«iiwii« b«t 
•StMn Umtob«!! anf^afinuan.* Sw «ind än BtgriSm 
der Dutjaten nach MeOMbeofresser and essen niebt 
den Menachen aelbet, londem seine Seele. Oer 
Scliwane SajÄn iat der Protektor seinem Schamanen 
und ileiatet demselben alle udtige Hülfe. «I>«r 8<;liauiaue 
ifst die Seele de« Menschen, — and der letztere stirbt, 
weil der Mensch ohne Seele nicht leben kann." Za 
diesen Schwarzen Schamanen gehören nach den ße- 
griffan dar BngaUn «nob aobwana Sabmiad«, dia anab 
Tartratar dar Sdiwanan Sajftna rind. Dar Sebmiad 

macht ans dem Kisen ein Modell Je« Mensclieii. zersrlilSgt 
es mit seinem Hammer — und der MenRi^h , dun diis 
Modell__dar8telUe . stirbt kurz darauf. Die Burjaten er- 
zählen: „Wenn der Mensch in der Vorzeit liraak wurde, 
•o brachte man damals den Schwarzen Sajünen einen 
aodana Maoseba» san Opftr dar, — nnd dar Kimaka 
wnrda gaaniid.'' 

Es ist untar dan Bnjatan folgende Sage verbreitet, 
die das Gesagte sehr gut erlftntem kann. „Es lebten 
zwei Itrüder, von denen einer reich, <ler andere arm 
war. D«r reiche Uruder hatte zwei Td«bter, der arme 
aber hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Der Reiche 
erkrankt«. Man riaf den Schamanen. Der Schamane 
sagte, dafs man aiiiao Menschen dem bösen Sajiin zum 
Opfor darbringaa nOMa and aaigte dabai auf daa Dianit- 
ttldebao, daa bai dam RaidiaB war. DaalKanatmldabaB 
aber war die Tuchter den Armen. Man liat sie tot- 
geschlagen, wie man Tiere tot-ichlägl, und zum Opfer 
dargebraeht. Trotz alledrro Btarb der Reiche, weil der 
Schwante Sajiin dos Opfer nicht angenommen hai." Aus 
dieeer Sage iat zu ersehen , dal'ü man in der Vorzeit bei 
dan Bnijatan ainan snm Wohle daa andaran snm Opfar 
darbradita, wia Uta jatit Tiara opfert. Jatrt irird 
der Schwarze Sahmiuuia aiiab noch angerufen , wenn 
jemand in der Famnia krank ist, und die Mitglieder 
derselben haben vor ihm grufüe Angitt, »ie eiud nicht 
frei Ton dem (iedankeu, von ihm zum Opfer ausgewählt 
zu werden, und darum legen sie sich nicht schlafen, da 
„es das leiohtaata ist, die Seele dem Schlafenden zu 
nehmen". 

im Anbaofa m diaaanErknndigungan Abar dia alten 
HaBadbaoopfer will ieh noch einige Worta fibar dia bnr- 

jatische Religion üagon. DieBB Religion Ist der Rchania- 
nismuB. Derselbe kunu iu aller Kürze als Vörohruüg buser 
Geister bezeichiiut werden, als deren Verkörperung alle ge- 
hcimnisTollen Kräfte und Auserungen der Natur gelten, 
80 z. ß. Epidemiaaiii ansteckende Krankbaiten, Stfirata, 
Unngennot, Sonnen- nnd Mondfinatarnia. Dar Nama 
riUirt van den Schamanen bar, dam Priaata») dk dia 
Dolaialaaher der Wünsche der bOsen Geister nnd, wie 
schon oben angezeigt iat, die Vermittler zwischen ihnen 
nnd den Men.Hchen bilden. Alle ungewöhnlichen Ereif;- 
niase aud iubbuiiundcro von schlimmen iulgcn begleite- 
ten Naturerscheinungen werden der Kraft der bösen 
Gaiatar angaaohriaben und gelten als Äufserung ihres 
HifafaUaM. Biaige halten den Schamanismus für nichts 
anderaa ala ainan grofsen Betrag dar aehlanaa Priester 
gegenftbar dar Laiohtgläubigfcait dar Bnijaten. Daa iat 
ein falscher Standpunkt. Wer je unter den Burjaten 
gelebt, ihren Charakter studiert hat, denselben Ein- 
llussen unterworfen war, die sie umgeben, und «ich 
t'ibI wie möglich an ihre Stelle versetzt hat, wird nie- 



mals die Anfriobtigkait dar Sebamanen und 

ihrer Anhänger Lesweifelo wollen und ilucL nicht darüber 
staunen , dafs die Verehrung böser (ieinter ihren Kult 
bildet. Unter den gegebenen Verh&ltnissen ist diose für 
die Burjaten wie auch fOr andere sibirische Naturvölker 
die einzig mögliche Religion. Schrecken ist bei ihnen 
dar Baginn dar BaUgian. Dia Enabainungan, dia ateh 
am krtJUgatan dam Gabt dar Bujataa einprigen, aiiid 
nicht diejenigen, die sich in der Ordnung dar Natur- 
gesetze kundgeben und die segenarMoba Wlrknngen 
hervorbringen, sondern jene, die unheilvoll sind und 
abnorm zu sein scheinen. W^euu daher die furchtbarsten 
und schrecklichsten Ereignisse in der Natur dem Bur- 
jaten gewirtig wardau, wenn Krankheiten oder Natur- 
ereignisse sein GaUat verwüAten, — dann dräagt siob 
ibm dia Übaraangmig anf, imb daAiat dia bflaan Oaiatar 
wirkan. Im Flnatwn dar Kaebt, balm tiafan Abgrand 
und dem wilden Fcho der Rergacliluchten , wenn die 
Hungersnot «ein Land verwüstet, wenn Erdbeben nnd 
Seuchen viele- Hunderte dahinraffen, — bei jeder .\rt der 
Dennmbigung, die gewaltsam den Geist erfatst, fühit der 
Buigat das ÜberoatOrliche und beugt sich davor. Allen 
EiaflOaaeo dar Natnr augaaalst ood dabei noObig. dan 
Znaammanbaiig danalban ridi m ailcllTaB, kW dar 
Bnrjat in beständiger Angst vor dem, vaa tbm «na nn- 
mittclbare That der bösen Geister zn sein scheint. Da 

er sich Htets VOn ihnen nmgebeii wähnt, will ar sich 

uatürhoh bemQhen, mit ihnen iu Verbindung zu treten 
nnd versucht, sie durch Gaben zu besänftigen. 

Es herrschen eigentUeh l>ei den Burjaten des Irkutsk- 
Gouvemements drei Religkman: & l'ro/. gehören dar 
lunaiatiaeban BaUgiam «n, $6 Praa. aind ReditgUnbiga 
und 60 Proi. bakannan aiab tum Sdiamaaiamua, dar 
nationalen ReUgion der Burjaten. Selbst ein vollea 
.1 all rb ändert teilweiser Civilisation und christlicher Er- 
ziehung konnte nicht den unwiderstelilirhen schamanis- 
tiscben EinÜnfs verschwinden macbeu. Es giebt viele 
getaufte Burjaten (5 Proz.), sie glauben an Gott und die 
gfittUefaa Voraebong and batan immar abenda und 
morgena um dan bimmUadwu Scbuts und BaiatMid. 
Und dennoch — wenn der Sturm oder irgend ein andarca 
Unglttok sie aberrascht, besiegt das Gefühl des Über- 
natürlichen jenes der christlichen Religion. Gott scheint 
ihoen jetzt sehr ferne zu sein, aber die bösen Geisitir 
sind da nnd wirksam, — darum opfern diese Christen 
denselben ein Tier, um den Zorn der bösen Wesen zo 
besänftigen. 

OinPfliBbtan daa ScJwmaaMi boataban im fal^odan: 
bal dan Kraakbaitan an baac3iw6i«n, mit den bfiaau 

Gei.stern sirh in Verbindung zu setzen und ihre Wünsche 
und P^utscbliefsungeii den Leuten mitzuteilen. Wenn 
irgend ein Unheil, Krankheit, Sturm. Hungersnot, die 
Burjaten bef&llt, so ist da.s uaturliuh von dem Mif»- 
vergnfigen eines Geintef^ abhängig nnd der Schamana 
wird nun befragt, wie dessen Zora rieh begfltigen lasiai 
Er TanammaU dk Laute, bakkidat aaeb mit einem 
langen Baak, dar mitphantastiaaibMinguranTCn Vfigala, 
Tieren veraehe» ist, erfafst eine Fanka, dia er langaam 
und gleichförmig schltgt , wobei er mit leider Stimme 
sin^t^ Nach nnd nach erhebt er seine Stimmu, seine 
Augen acheinen starr zu sein, sein Körper gerät in 
krampfhafte Zuckungen nnd indem sein wilder Sang 
immer balliger wird, wird auch der Paukensohlag zu 
ainan miwtterbroabaoan Biirikn. Dann apringt er auf, 
aehUttalt das Hanpt ao konTultiTiadi wild, d«b aab 
Hsiir den Hoden berührt und beginnt dann einen rasen- 

I den Tanz auszufidirfin , bis er endlich erschöpft auf 
aejneu Sitz binHinkt. Kinige Minuten sjuiter verkQndat 

I er den ehrfürchtig Umherstehenden die liut»chaft, dk 



Oy Google 



I3i Dr. Kurt Kl«mm: Alt« UküdeltttrafiAn in 0« 



«r von den bOim Ci«wt«ni «rbidt noil di* m«ut«i>t«la 
ia dm BcMd batdit, dn bakidigtanOeiitHii aine ge- 
wisK Zahl Selmfo, Pftcd«(iiidarV«neitdB6ikIlMnebMi) 

SU opfern. 

Ilei diesen wilden li«>BcHwöruDgen verüben <Iiu Scha- 
mnneu zuweilen tiiAucLe lietrOgereien gegen ibre gläubigen 
Anhänger; eir geben wicb den Anschein, als ob sie 
fflahende Koblen verechluokten oder Um Leiber mit 
Hauern durchbohrten. Die Barjattn Mlbflt scheinen 
mtiKihma] dis Bagaistenutg da« SehMBMMiB mit Zwcifal 
MfMnerlraini and«|Mit*eh«B Hm heftig dnreb, am die 
Aiifriclitigkeit aoiner Worte uii<l diu EclitLolt seluer 
( »H'pnUartmpen zu prüfen. Krträgt er dii'se /.üchtif^nng 
kraftvoll, ohne menschlicLo Scliwiichi; und SrhonTz zu 
äul'cera, dann ist «eine Autorität aU Diener der bösen 
Geiater garidiart «nd MioM Waianagu wiid OaliQfWuii 
g«Mitotk 

IK* nmiMh« KiralM irt baimflht, durah MiinoBue 
alle Burjaten wie auch die anderen sibirischen Kutur- 
TOlker dem Christentume zuzufflhron , aber die meisten 

ilerHflhen sind nr>rh immer Anhiinper dfs SchnDianisnin», 
Einer wirklichen und dauernden tickehrang der Bur- 
jaten mafste eine Verändemng der Verhftltnute äiras 
Lebeoa nnd «ina »uf klAraad« Sehnlaniahiuig Toratu> 
febaa. 

Alte HuidelastrafM'ii in Oatasien. 

Kai>itün Qarisi, dimh Inoiuabrigen Aafeutbalt in Biam 
uad 4wak gawaa Kanotaia von IUiitnl»U«D beeonden daau 
MlUgt« hat init£rfi>]g daaProUam gdBat, dte geographiaeben 

Angaben des Ftolemäos fiber daa Oeblet jC'Daeiu det OaagM 
IM prüfen and mehr als S&n geo^rapbiiobe Namen wo identi- 
Hrieren. Mit »«harfem Blick erkannt* er die Sebwichen yon 
lii»lirr iiri(;f w*ii:!lt?u HeÜloden , vrrinieil i's. fin« allK«meint' 
Fonuel aügeroein gültig ansuwenden, da die Irrt&ntar, demes 
E^lemäos lam Qpte faUIca« kaliiaiiia|a tttacall gMAr 
mäfaig aind. 

So bagaiB ar daabi aaah ilMBa AnaKangspankte za 
soelien , «Inni Orte in dar LMa daa altaia Oeograpban , den 
er mit Bicberbeit featatellen md mlalicni aus er weiter 
scbliefaen konnte. Zwei Orte dfeaar Alt And er endlich in 

Aliüilni iinil l'idi 'iiiilijul.' iTHppr»<!h#nd Hen einander benaob- 
liurieii Ortt-ii Hiilifn uiul fHiitHiiniaH am Golf von Biam. 
V<in hier an» gelun^ e« ilunn , eini.- lU-ilir von Städten ond 
l.iiudscliafttii SD Cocbinoliiiir« niifi auf il^r .M,iUii.«cben lialb- 
ina«l tu iiiuotifizieren , wob«i aich zeigt«, üitr» itul^mao« die 
KSila ym Arakao und Pvgu Ewiacben Chittagong und Kap 
NagnUa und die cnUpr«ol>enda Streek* der Köate ron Tookin 
m lang angenommeo kat. Dadut«h wuida bai Qua Agana- 
gara (Hanoi) zu wett iHub BAden gt^rltekt. 

Auf welche MkViae er dann die Lage von Bei* Matropolia 
fand, mü^ts man im J. ß. A. S. 1S97, S. &6ft Ä, naeblesen. 
K» (fsnilpp. ?1nf< ftr dit^««- StftfU luit Lob - Yang bi» auf die 
)ät>riiic;e .\bwt?ii-huti(j vi ii wcinj^i-r al« i-.nvn hHlbcii (Irad 
iilontitlzieit; L>oh-Vitn|;, weiciiea zue Zeil l'i..lem,ici» 
tbfi(Ki<c!iUcb Residenz dvr Han-Dynantie (j: Iii» j^l n ( lir.) 
war. Litbiuos Tyigoe ist weit naher bei Khou>n /ti «uciien, 

ala biahar aagiaoaMnaa and alebt bat Tasabkend. 

liae Beiba TMellan aod aiaa Karte geben Renaue 
Aaaknnft über Lagai Namen und die angewendeten Korrek- 
turen bei £nnittalilttg der Orte, Inaeln, FlUaae und Gebirge. 
Aufvr (Ii/n Heewegen vom Peraiacben Uolf nach Indien un4l 
Chio:i iinil Min Sttdindien uder Ceylon zu den Bundainaeln, 
Stellt Uerim 14 ÜberlandroMt«n fm, deren wichtigate wir 
naiebstebend wiedergibi n. 

I'ie Karawanen>traf»e vom Ku|ibnit her «iialtete aich bei 
Bamarknnd (Marnkanda) in eine nördliche und eine aftd- 
liehe länie. Die emtere, auch von Marco l'uloeingeacblagene, 
ging dar«h Kasbgar über Aaxaki* (HanabarJ, Jaaadon 
ükythike (Hdsban oder Karakba^a), Paaaaa (Hami}, 
Piala CB o baBaa). laaadpn Barika (Hmw Vofoa Sdslaa 
•dar X*tri-aay>, Paliaaa (Uaag-iAa«), Thogara (ftDg^ 



sien. — Lndw. Schmidt: Die LauKobardea etc. 



tniang), naxnttt f8i • ng^an) nach Sera Metropolii ''Lob- 
yang). 

ni<? »lijih'lie I.iuie Iwrulirt« den Litkinoa Fyrgoa 
(Kiiüten ojcr iirhu nnd traf bei laaadoa Barika wiadar 
mit der nördlicheren zusammen. 

Toia Ulhiaoa Pyrgoa awalgta aiah alaa itrafw nach 
Tibet oad ÜDdlaa ab vaSt daa matlaaaa Kaata (Bant«), 
Batang Kalaara (Bimla), Aatraaaos, Arispara (Belaapar)» 
Batanagra (Bbnrtgurf) und Labokla (Labore). 

Nach U'!.i8«a niliiten Wege von Cherehen, Pangkang- 
Hee uiiil TholijaliHi); V. n letzterem üne fährte aueb uine 
Strsfw tin- li hclhi iih«T dri) f'ab» • Pafi«, nies« iMrObrte 
Piiii«!ilii. M;\ri;»ra (darlluA/, Or/.a (Malia), Saunab.i 
(N)rinu>;oi- 1. l'ersiiki ur.ii äi^tu balit^» (bttmbbai bei Delhi}. 

Ferner v.LTbanik'ii hltraraen China und Tibet, Sz'< huen 
mit Birma und licogHleu, Yünnan mit dem GoU voo Marta- 
baa, Z&aaaa mit Nanking «, a. w. 

Dia Anratenunge» Oerlala, dam ta Biau littanriaeba 
BBIfamitiel fehlten, werden Im einzelnen noch mancherlei 
RiclitigBtellungen erfahren, behalten aber tiicbtadeetoweniger 
fnndamentalen Wert fdr die Uandelabeziebnngen de« fiatliobtn 
Aaiena im Beginn unterer Zeitrechnung, wie namentlich aaak 
für die AiubreitiUig der Uindttkoltur in Hintarindian. 

Dr. Kurt Kla««. 



fMr I.atijfobardpn und die ncncrtr-n Forschungen. 

Unter diesem Titel hat Theodor i'ueache in dieser 
Zaitaohrift (Bd. 7;l, 1898, 8. 99 f.) einen kleinen AufaaU ver- 
OfltetUeht, der aich hauptsächlich auf die neue Publikation 
dar Markoaskvle (Münoben t8s«') stOtst» dataea Bfiafealaia 
mbar au labbaftem Widenipmcbe bentnaAwdaiB. DaA dar 
älteste Name der Liangobarden Vinili = Tindili zu setaaa 
und das Volk ein Zweig der Vandalen sei, ist Ungst widai^ 
If Rl , lii» <in«n-ni>' n»diw(;t?iH«'>t riir ntiKto ■ rriesiKcti™ firtippe 
gi-h'/rlt'. vtM' yiililrt- iclii^ ('li^*rpiii!«t.iiiiinuijj^rri iti H^clif. \Vort- 
ariiatz unii Mytholni;!*^ njit den nii'.i A rj/ch'i'^li'w'n hv- 

weiBen'). Ihre l!i'Te:ligun>; .im Jlartüm.iuiienkrii-i;!- i»t an» 
emi'iu l'rogment des i'etrus Falriciua bekannt; doch sagt 
•Ii r BcbrfftataUar aaaMekBah, dalb aia aai^ ihrer fia- 
•iKguag durah dia KSoMr «ladar aaah Bmh», d. h. aa dia 
untere Elbe, gezogen aind. Wie Iah aaaadaNt Stelle (Hermes 
18f9. 6. Ibb fl.} anagefübrt habe, «aiaa illaae lAugobarden 
nur ein^ zn Abcntiuur/'wecken aiujiezogeiie GefolgsohafI ; 
dl.' villi l'rTuH aii^'. t;ribi-ni- Zahl von 6O0O Mann bezieht »ich 
nicht auf ^lu- l.anitoburden allein, aondem auch auf die mit 
ihnen K'''>><^'"iiain oiierierenden c«bn anderen, antifaUch des 
Vriedenascliluue* «rwähnten Volkubaufen. Wenn v. iKjina- 
azewski (Erläuterung der Bildwerke, H. 1I4) die Langobarden 
auf der Üarkuaanule an ihren langen Barten wiederzuerkennen 
glaabt, w ist die« cum mtndastio ala awaifalbaft an bezatchnan, 
da diaaar Yolksname wabnebalaUeh rlahtigar von altniadar» 
deutsch barda (Beil, Streitaxt« veigl. unsere ITellebanle) ab- 
zuleiten ist-, es fehlt aomit jede positive Urnndlage fQr die 
Behauptung, daf» die I.anitobenlen von den Höraeni Wohn- 
sitze Im oberen Waagthali- »tiK^wiixiTi .'rhakr-n huttcn. I)vr 
Au!tzug derselben von ihren iJt;inm.r.ii7i-n an di-r nntervn 
£lbe, der mii der B^jwtzuiif; Italienj enii>-te, t^rfoliftf vii-lmdir 
wahrscheinlich erst im Laute des dritten Jahrhunderts. Jakob 
QrtfliBt girt« ak Saitpoakt daa JahrSTS an, stutzt sieb aber 
dabei aaf alaa erst gaiw apU aas der LanguhardengeacUabte 
des Paulus Diakonus interpolierte Stelle der Obroaik das 
Prosper Tiro, die alao gar nicht zu brauchen iak Dia Bich- 
tuni; dvr Wand-run;; Vsii^ aich aus den in der einheimischen 
8*1,"" aii;:i-t;i l Mtiin siaiiniH-n mit einiger Wabracbetniicbkeit 
fentjfteileu ; nie ging «fihl dit- Y.lhf anfwürts dnrch nahmen 
und Mahren bl» »n ilie l.i.'iiair'l. l>rn Nacli-at-js hierfür 
findet man in meiner Bchrift: Zur Oescbichta der Laiigo- 
bardan, Leipaig 18*6, 8. «O. J>adwig Bahvldt. 

') Per liicrau Mgegebes« Tcfct Ist kaiscswtgs als BwlariHift 

zu Lt^eichin'n. 

*) Ver;;!. Bruckner, Die BprMhe der Laafoliardea. SItafiibBff 

IBiir., S, 2iS. 

*) Aa der Baad wigdebichlüabef Faade UTsl sich disesr Weg 
der LaatabardcB raa der Altaaark, Bllw aufwSsta dareh Bütiaea 
Ua taa waagtbal vertelaea. Archiv llr Aathrapslegic, Baad M, 
8. «I« (im). Bad. 



Kleiae Nachrichten. 



U5 



Kleine Nachrichten. 

Abdruck Bnr nti Qualleungalxi («Miiti«!. 



— Leutnant niorie yon d«r Konno-Arme« marsclilertp 
mit lemer Truii]ie im April lHüi von Mlba-Kibs lub^rer 
Kongo, 3* 4ü' *.iir.) in biUicher Uicbtsn^ dkcIi dvin TtiAie 
d«s Rutitl ab, walebes er im Joni l't-i d-r (>rt»ctiafl uw«m 
(ca. 40km »lidUclt vom KIvu-üm) erreiebut, Kr bat daboi 
•ia ntM 8iAok bisher anerfertslitta 0«bl«tM 
dttra&aelirltteii. Ifc Terfolste den lialtHHita Jjutf te 
JUila bif Micki (vergl. die Karten ta Moav. giogr. vom 
1I.0kt4')>rr I'"<>1 and 4. Juli 1«97) und wnndte sieh von bi«« 
ane nonKintlich nach Bhabuuda. Hier t rsif < r ««f df«n Ob«r- 
Uuf loij lu breiten Ulindi (oder Urindi; uii'l .'<tellie teat dar« 
ilii'nvr Kluf» vom (Weiten Oiade südlicher Ureit« uad 27 lirmle 

1 I : I linic«; «ine starke Biegang nach Sü Josten bi> Ijcrnb 
zumdritUin Breitengrade macht uitd mit aeineim Uueligebi«t« bi» 
«B dto wmlOUh vom Baaiai gil^Den Böheasttg« r«b:ht. 
▼da Biba-Riba MsSbabunda erstreckt sich ein licbtar Wald, in 
welchem, weit zeratreat, die von Bananen-, Kais- und Maniok- 
felüem umgebenen kleinem Wareggadörfer sich verbrnfgan. 
Bald nach Bbabuiida tritt mau in die faxt baumlose, Hache 
Steppe von Utembo, welche langfam xu «Iner mSchtigen 
Terrainwelle annfeigt -. letrtere lieht »Ich von Nord nach 
8Sd vom Alb«rl ■ Eduan! • Njansa bis KabauibHrr« li«;r»b. 
Utembo ist «in reich gesegnetes Land ; die üowohuor , ia 
grofsen Ortschaften und bieneokorbartigen Bülten lebend, 
seiehnen sich durch stattlichen Körperbau und kriegerischen 
QflU wn. toma rind Um heraisugte Wafh; anfsanlem 
Vogtn wai nUto. LMtnaat Oloria giebt einig« Hfthtniagen 
an : 7f^im für Shabunda, 140O m fär Tangani im Quellgebiet 
den I'lindi und l.MH) tu tir Gwese am Rusisi. I)a Tangani 
sich oben auf dem ■Runde des Ber^'iffes b*'fliiilet , weklirr 
die westliche Seitn des KuBisi-ThiiUjH abschlimit , eo kann 
nicht niedriger als Ctwcuu liei^rii; und da dem Kivuik« auf 
allen Karten nur 1490 m <UK<'<<')ir:<?bi-ii urnicii, «k mufs sich 
aabadingt Owese mit einer niedrigeren Lagt^ als lSOOnt be- 

BtMlmibvBg vom ' 
ZUfMnskizze bai. 



»apadttto« Olotiaa 



im flft der 
aina tnfftiebe 



— Am 13. und 14 Novemhsr 1898 hrrmclite auf Island 
ein SU heftiger äturnt, diifn in d-'r Huui>Ul»4lt Reykjavik 
•lue grur«e Zahl von HikaKini uiclir oiti-r iivindi-r schwer he- 
schädigt wurden. Das ncu<' ViTrinsbitu« drr d'>riigen Odd- 
fkllowlogR stUrzte ganz eiu, uuti die «iazelueu leüe deaaelbeu 
wurden in alle Winde geweht. Auf Island sind bekanntlich 
■Ue besseren Häuser aus Uola, und an diesem war «lue Ban- 
wiisa au Ol erstirnmaie auf dar Inaal angawafidati bei dar daa 
gMiM CHMnde aoadnaadar n nahnw ist and dann an 
einem anderen Orte wieder aofgebant wertUn Vann. Es ist 
leicht begreiflich, dalb dieae Bauweise (ttr ein Land, in dem 
keine stallen Berge, keine Wälder die Gewalt lU-n Vfimh^ 
hreehen, to leicht ist. All« Bücher und Papii-r«' uihI dim 
VereiniiTermö^ffn «ind natQrlieh (fleiclifsH« vwwclit wor i,!i], 
ducli Bind die »^rsteren flu ziemlich wiedergefunden worden, 
und wird das letstare bei einer i^hi von 12 Mitgliedern i 
waU ataht nliM gnb gnraMa aain. Aoah da« mm» Sowlat* 
ataabanlHnia (HoIdiTalkraspitnli) aar lawRanaa M Baik- 
Javlk ist arg mitgenommen worden. Die Pappe, mit der es 
g«d««kt ist, erweist sich als nicht dauerhaft, zu den Fenstern 
regnet und sclmfit ci hinein, und w.nin geliuizt wird, macht 
es in allen ."^tuln-ti InAr. »lli'di-m fühlen »ii-li iüb Krankon 
bei der (futen l'ile^e >ind griif«i-n Rcuilirlilteii und l>ei dem 
Mangel aller Meruiiii^iintr,nj rtjclii wohl dann. Ks i4t jt'Lzl 
Voll belegt mit 60 Sondcrsiechen, und m.iu eiwai^l, wie man 
noch einig« nnterhtingam kann. Kine Kranke ist hoch in 
dan 80ar Jahren, «itr dui noch im jugrndlichan Alter. £in 
MI kuia dte nba sieht c*knMwlMa, «adma fohl» dto 
Haan, ataiga «lad Ulad »af «iBfa^ radaia auf kridta AafiB, 
&al alla dnd haiaer. Dia am tt*'"— ~*t~ «ntataUtep tragen 

Aagaat Oakhardt. 



gerundeten f!ran>tkapf»en mit zahlreichen daiwisohen liegen- 
den Seen Liestebt. Nördlich vun Clearwatcr l.ake liegt dir 
Baal Lake, der seiiieo Mameu von (i«u b*»ebuu<iea erhakcn 
hat, die dariu leben. Low glaubt, dafa die Anweneiiheii 
dieser Tiara in dem 8t», geg«i 150 km vom Salawasser und 

gaKhH «atdaa Utama, olHraU «a kakaoBt tat, däa dto ka* 

treffende Seehundsart (harbour s«al) betrAohtliche EntCemna' 
gen öber Land auracklegt. Low Ut vielmehr der Ansicht, 
dafs der Reehiind den f5«e «Shreod der Senkimß dt-« Ijandes 
pepen Kni.le der riletsclierpfricide erreicht haben iniimr. 
JederifallB ptlanzt fT »cki fort und gedeiht gut unter den 
vfiHii.di-rtcti Vcrhültiiinsen. Low erstreckt« seine X7nter- 
»uctiuugeu hi« 1 url Cbimo , dem nördlichsten Posten der 
HndBOD-Bay-Oompany in liatnrador. Das Oaataia, welche« er 
auf dem Wege antraf, beateht kaaptilflUieli aas gelalutam 
Granit (Lanrentian). Aneh aiidtta Bra|itlvgaataiaa, wte aaoh 



<|uarsigi<r Dolomit und floktotetbOtt« («amkfiath) 

gefunden. Das Vorkommen von Bohrammen und anderen 
(iletsohoi'erscheinnngen lieferte den Beweis , dafs die ganze 

GeRenJ zur Kiazeit vollständig ver^lfftchert geweiteti s«in 
rriuf« un<l dafs die Oletacher xich nach aufBeii von eint.ni 
viigtiu Uipfel (uiv^) in der Nabe der gegeuwartigen Wasser- 
scheide berabbewegten. Auch alt« Strandlinieu waidaa ka- 
obachtet (Natura, 26. Januar 1881). p. 301/30'i.) 

— nia nioonajro-BxpadltioB Ikarrata. Am id.Hai 

V. J. brach der Ingenieur Knri^iue Iharreta mit neun Be- 
gleitern von San Antonio (Bolivia) auf, am auf dem Pilco- 
mayo nach Formmai (,-irtrentinische Oobernspion Fornosa) 
zu geUingeu. Am K. Oktnh«T langt« vom Vor«Ieljer der eiit. 
äeriitennin KraniisianermiKi'H'ii um Pilcnmayo in Tarija die 
Naehrii-lit an, Ibarreta sei uut alhn M?iiii-n lie^rlvinjni von 
den Tobaa niedeigemetaelt worden. Knde Nov«inl>er wurde 
diaaa Maebriakt «dmtatea, indna Biialb aaa dem chaoo 
maldataa, Ibanrata «aaMga nit aataMB BagtaUan nnur grof*«a 
Mlihau and Entehrungen den Marsch durch dto 
Und jetzt kommt aus Asoncion (Paraguay) dia 
zwei aeirier I^eu'.e seien nach furchtbafSa StiapHIB and 
nachdem Kie mehrere Male bi-inahe voc BwaC VBd DaiM 
umgekommeu o-icn, di>rt <uiit(«lr'drrn- 

Hicht lang« luu hdeiii die F..\i>e<iiti»n von Ban Antonio in 
BcKiten abgeÄihreii war, trennte sich die ganze Hannschaft 
von ihrem Führer, der seine Boote nicht vei lassen wollte, 
um die Reise zu Fufa fortzusatcan. Als Ibarreta sah, daCi 
«aina Laata «atichloasen war«B,aaMbiNttarcBaMuradkianD, 
Ubaifftk «r iham die ihm voa den kolMnntoBlMa AatorittUn 
zur Ablieferung an den Gouverneur von Formoaa anveitrautan 
Schriftstücke. Hit dsn n&tigen Vorräten aoageröstet, mar» 
»chiert<>n sie d«n üffrii de» filomsvo ftitlanp. Vom Pilc<v 
ninV'i weinit'U-u Hie sich laiuiemwüru in dte Wiilder, wu aie 
wühretid vier Moiiaten in der Irre heruniwaiiderleu und »ieben 
Mann der Kipedition starben. Den zwei l'berlebeiiden gelang 
ea, den Piicomayo wieder zu erreichen und Villa Concenmoa 
aateflaiiB, vaa wa ite alak aaok AnuMiMi hajakia. Dkar 
diaSiMAMl SbamlMi dar adl WaOn aad LakanamltMla gat 
varselNB war, tdlweM man im Dunkeln. Er ist ein KlÜlB 
vou W JdiMB, aa« BUbao In Spanien gebürtig und ist ba< 
ia BnaiUem und fM^ii^ 



— ■ Kine D u r c Ii q u e r u ii des nördliclien Teiles 
von Labrador vom KichiuHud - iinlf zur Ungava-Bai hat 
A. P. Low ausgeführt. Litn)^.^ deb oitlichen Ufers der Ilud 
«on-Bai vordringend , erforschte er zunttehat den lUchmond- 
Oaift dar von der HudsiwBai daiak «iaaB kaina aad 
■diinakni Bergrücken getrennt tot, walabar aaa eamkitooken 
Gestein besteht, von Trapp Überlagert ist und Klippen büdet, 
die sich 150 bis 3<l!> m über dem Waaserspiegel erbeben. 
Zaiaokan dam Oolf aad Ctoannatar Laka flndat aiak aina 
I, dto dankMkaittliah 9t» m koak tat aad aaa ak- 



— I>ia Einführung de» metnachen Ma rany :4 Ce ms 
in tirofsbritannien scheint infolge der Tliätigkeit der 
Deeimal Association immar aikar gerückt. Alle wissenschaft- 
Ucbaa Krais* Englands kakaa ilak ttngst daihr auigesproohen, 
MB BMlatoa aber wirkt Ar dto BhifBbmng, dala alte Akrijgaa 
KottarvOtlMr dar Brda jetart ama matrisdiea Byatam ftkiV' 
gegangen sind und daCi es von Englands Uandelakonkamataa 
überaU auf den fernen M&rkten zur Geltung K'-hracht wird. 
Die T>(»eini!i! AmwKisitioii hat eine TaTjelle veroifenllii-ht, au» 
welclier liervor^elit, dai's daa üielrisclie Sy.-teRi jetzt von rindir 
al^ 44tf Miiiiouen lüensoheii angewendet wird. äuntUche 
britische Konsuln im Analande halx.n «irh fiir die Binfähmng 
des matrischaa Systems erklftrt, dvtgUieben die wichtigsten 
n»«ii ^ Mlhit in dar britischen Pbaraakopito 
Ist ea vanigitona tdhrelaa aar Geltung gelangt. Kalaa «la- 
aige K&rpersohafl von Bedeutung ist bisher dagegen auf* 
getreten. „Matnre* fordert daher zur weiteren Unterstützung 
dar Baatrakm^tan aaf, daaiit «adliob aack Kagtond dar 
WakJIkat daa " — - - 



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IM 



Kleine Naohriobten. 



— Obtr Bspadition »nf di« HslMn*«! Kola tni 

Jahre wui* in der mBtlieniktiKh-pliyiUcelieoben Ab- 

teilung der BoMiielien Qeogntphiicben GeaelUcbaft in 8t. 
Pftenborg an 12. (24.) Dezember von den Leitein dar Ex- 
pedition, P. B. Bippai ood A. A. Moikow, ein varitaflgtr 

Bericht erstRttwt, dptn wir folpemle» entnehmen. 

Dil- lU-iMf KguDii im M»i iiinl '-n'ieta im AugOxt. ZurOck- 
ge]«gt uunleu über äuu Went, dabei wurden nach ver> 
■cbiedenen Seilen hin erforecbt die Gebiete der Fl&we War- 
to^a, Fana, mit ihren Zufl&aaenlndeli^ andPoUkarna, aowi« 
das Vlsaan fwud (Iiob^V Ean^äpf dia naaloitaeliao 
und mineralogitch«! BaewMiblniigaa und Brfoncbimgan tot- 
genommen, Herr Noiko«, OrAzier des Xitittrtnpograiifaenoorpe, 
die geodUtiicben ; erbat mM astrononiiiche Punkte bestimmt« 
aoeb die Abweichnngf u dtr MuKTL'tni'iol tcobiiclitct , diu 
bis 7* in öitliclior Kichtuns b-itrus' n. 

AI« Aa*gaDg«pankt il' r ICxpi illtion dii ntc Us* I>urf Ku»o- 
111.11 (Kounniioj), von «•» «>-i(ir giug nach dem Dorfe 
Wanuga, tnit einer aJteo, «cbon im tiahre IA74 erbauten 
Xifohat aiaisan CMMdan nd ainn aiiisi£:>^n, <i<?m (ii iKt 
liehaa febOniidatt GamdatgartaB. IMa aaao>ittfti|;ang d'-r lu-- 
wohner beetebt nur im Sfeg awrt a, in Fang von Laebnen, 
Jagd auf Robben, zu welcbam Ewätke «i« bi* in« .Warme 
Meer* vordriiigen. Vieh iit nur wenig vorbanden, Ai-ker- 
ban gar nicht; doch mufs letzterer früher einmal dort he- 
Stauden haben, wi» <\m in der Vm^^ffnä pefundenen Mülil- 
steine beweisen. Die Jort beflndliclaeu Steine gehLTcn zwei 
Artou an, «iuKUi luUichen Orauit unU <^uaiz. lAog» de« 
Flame» Warauga machten die Reli«Dden die intereamnte Be- 
obaohtaug, diüta Sandechicbteit die OberflKcbe dea Wanen 
disM iNtooklaii. 

Tan dar Wanugs begab aieh dU Bmaditiain meh daia 
niuaa Pana, denen Ufer mit einem kilaikikllita, medemden 
VaM« bedeckt «ind. Die Fauna iit edv •nialiali. Sttuge- 
tlave wurden überhaupt nicht ixng'rtrnfTM); vnn Vögeln worden 
beobachtet: yhichntinken, Drassein, tsclmppf' n i mn Beptilien : 
Tipem und Eideclimn: vun Amphibien Rraue FrOache. Die 
Bewohner «ind LappiMi vnn einciii Ketiii»cbtea, halb rnaeisohen, 
lialb mongollachen Typo», zieraliob klftglicben Auneheoe; 
nmiiali sprechen aia aftiÜM ud klaidan aieh aneb raa- 
iiiata. Sie gelten At Ohrmew «Bttwdogian BakeoatniMea, 
haben aber vom Glaabaa altM mftt vammna Tantellnng, 
wi« man daraus enabaB kam, daik ala dia mit RflMb Ton 
entsprechenden Instrumenten vorgenommenen Beobachtungen 
der Sonne fhr einen Gottesdienst hielten und sehr betrübt 
würen, als man sie nicht an demselben teilnehmen lieft. 

Dio Ergebnisse der Expedition bestehen in ^en&uia Au- 
gubea über die BesebaiTcnbeit der Gesteine auf der UalUinsirl 
Kola, sowie in einer bedeuunden yerroUMiBdigaaf aod Ter- 
betserang der Karte dieses Liandea. P. 

— Obar dia gaologiiebaa TarbsHniaao alvaa Tailaa 

von Franz-Josefsland sprach Dr. Pompeeki auf Grund 
der von Nansen und Jackion gesammelten Mat«rt<(1ien am 
4. Januar d. J». vor der ITeatschen Oeolniii-dhen (lesellschaft 
in Berlin. Die Reise von Nansen ist in vielfacher liezieliuag 
von geolrisinther ls<<h'uttin(f ^tewcseii , am wichtigsten sind 
Hljer liii- iluobiiclruiigeii im »inl liciien Teile von Franz-Josefs- 
land. Das Kap Flora, wo Jackson Ubarwintarta, ist 400m 
Iwali. Valme M m tim wmA Wß «itam MOb michtige 
boriioDtala Baaallda«k«i , dar ttatare TiU baalaht ans ge- 
waltigen Scbuttkcgelu, in denen in Höben von 10, 20 und 
145 m vortretTliche Straniiliuieu eingeschnitten sind. Diese 
Scbuttkegel verhüllen die Basis des Gebirges, die aus 
sedlmentftren Gesteinen besteht, welche jurassischen 
Alters sind. Ks fanden sich an einer Stelle Ruch Ammo- 
niten aus <ler Gi-uppe ik-r ^lakr icepbalen , <lie dem unteren 
Callovien HUgelitjl'eu. iu etwas höherem N'iv«üu /nuden sieb 
Thon« mit sehr zahlreichen Ammoniten und Belemnilen, die 
als mitllerea Callovien uacbgewiesea werden konnten nnd 
nnmitteibar wOmt dan Baaaltap warda da* ohera CaUovitn 
mit Quanstedtieeraa vertnmnum antdaekt. — Sahon frShar 
waran vun der ilabclinsel, nördlich von Kap Flora, Schiehlen 
gafünden , dj« dem unteren Bujocien entsprechen; es kom- 
men aUo i tu Arktischen .luracebiete Hcbicbten vor, 
di>-' :ilteriileil;i^('»^lo\ien üii^d, was bisher gänzlich 
unbekannt wur. Die namiüebeD Jnraab1n{;eningen vnn 
Spitzbergen, NowaJ» Selmja, Orönlao i ncd A;aBka «lud 
junger und geboren liöcbaMius dem Cnllovi«n an, und man 
hat Mabar asganoiMMat dafr dia fhitan voraosgabanda SSelt 
in arktiicbea Qehiala ein« VMIandaperiode darstellte. Die 
VartaUmig von "Wasser und Land war im Gebiete der Arktis 
in dar Jaraaeit dar beutigen nioht «näbnlicb, im Gegensätze 
Bun tCarUdr, walehaa in diaaam Oabiata wait aoMtadahala 
laadcaUala, Hnda aian- MganfolkaaMuB TUMgiSt aekuf. 



— Dia I» zxigeugraphisobar BaiiabonK ao wiebtig» 
Sttogetierfauua des Mosbaober Sandes (bal Wi a a bad a n 

an der Mündung de« diluvialen Hain) hat Or. Baary 

So br öd er einer crflndüchen Eevinion uiittr^o^^en , welche 
zu vielen Abänderungen im einzelnen ^eüilirt hat. uhue in- 
des den eigentümliclien *Mi<itmt«hanit(Ur /,u iindi-rn. Das 
Pferd ist sieher Ei|Ulih ruballusL,. nirlit •< '. e n >.< ni o 
Coeebi. Das b&uflgtte Nkxhoro ist Rhinaceros etruacus 
Falc, wühreud Bhinoceroa merckii Jag. nur selten VW* 
kommt. Das Fiufspferd ist durch neue Funde zweifttlloa ali 
Hlpnopotamaa major Our, faatgaitallt. Dar Hirteb odar 
riehtigar dia HitMba bMbaa Inmar mnA unulcher; dia 
Identifikation mit dem »merikanischen WaplU wird nicht ver- 
treten, aber auch die mit CervuB lühdorffi und maral 
bleibt zweifelhaft, t^icbere Beste des Kenn febli-n, der Elch i«t 
Älces latifrons Johns. Die Uomza|ifi:n dir Wihi^-ieK« 
m&cbt« von Bi uhenau nenertltn^!) ituf die Jiezoarzivg« 
(Cap r a aegagr u !< (im-l. deuten; (iemse nnd Steinbock 
bleiben unsicher. Die Beste eines Wildochsen gehören rtuit- 
lich zu Bison priaana A^j, Tarn dan Klefanten il( lla- 
phaa antiqunt TW«, iraltaoa am bAuflgsten, dooh oad 
auch RIepbas trogontherii Poblig und der im Iiöfs viel 
hiuflgere Elephaa primigen ins BIb. skher nachgewiesen. 
Alle Bärenreste werden zu dem UOhlenbüren gerechnet, da- 
neben Anden sich von grüfseren Baubtieren Uöhlenhy&ne, 
HShlenlöwe und Rest«- de« Loch»«, unwin einer unbestimtti- 
baren Hundeart. Oentrirlu-ii werdt-ii aus dt-r iilten Li-iii^ di-r 
KieDeuhtrsch, deo aber neuvr« FuuUe uikäitth«rUeil iw Maui- 
thnl naobgewiesen haben (vgl. Kinkelin im Beriebt Senekenb. 
Oea, 189B), Maulwurf, Uurmeltier, beide wohl aus dem über- 
lagmdcn Uifa ataaugaaad, oad dia Waaia natt a. Aoali dia 
InnaebaaapafaB, ainaa gMpaltaiMn und aiaaa zugespitzten 
Knocban und eine Relistjtng« mit einer Höhlung darin hält 
Schröder (braweifeUiaft. Be/ijglich doa Alten spricht ersieh 
dahin aus, dar« die >Iif>bacher Bande in nÄc-.liate Beziehung 
zu dem eiiKÜBciiuti l'urefit lled zu bi ;imeii sind und d.afs -lieai^s 
mit ihnen an den Heginn der rieistoranperitnie zu sti-llvu ifU 

— Altred IMarche -f. Am 31. Augutt v. J. »wrb im 
Altar TOR 64 Jabran dar fearaOiiieba Baiaende Alfred Marche, 
der linb saiaaBlIicb dtudi aaina Tgiaehungen am Ogowa 
nnd auf den Philippinen grofse Verdienste erworben bat. 

' Nach einem Aufcntbalt In Malakka, Indo-Chiua und Benc- 
gambien begleitete er 18'8 den Mar({uis de Cotnpi^Kne nach 
dem Ogowe, den damals einige Geographen als den Unterlauf 
de« von Schw»>inftirtb entdeckten Uülle oder gar des von 
ljivii];;!toni_- ^"-funder,.-u I.uulaba ansahen. Die Hoffnung, 
dafs der Ugowe eiu«: bvttuUbttro SV aasentrafse bis ins Herz 
Afrikas ab^ben würde, erwies die Expedition als trOgeriseb; 
sie stellte vielmehr fest, dafs der Flufi eine nur verhältnia- 
nlAte «aviiM LiagaMutariakalmc featw. Naa nahia Iba 
a«f ainar «maUichaD, biihtr ttttbelwvntaa Stranka anhrirta 
[ auf und kehrte nach 18 Monaten zurück. In den nächsten 
< Jahren war hier Marche auf zwei neuen Reisen mit de Rrazza 
und Dr. Bullay thiitip. In der Zeil ran IHTWbi^lÄSS durch- 
forscbl*-' Marclie ini Auftr«t;e den frriiiZM-,isciieii Uoterrichts- 
minii'tvriuius die l'bilippinen und Marianen. Kelche etbno- 
f;ra]iliiHc)ie Bammlungen und Beobachtungen, meteorologische 
Daten, aatroBomisob« Ortabeztimmungen «ad aaismologiscba 
MtHm^m kiaehta ar raa dleaar aacb^ih^aa Balaa haiaa* 
Maab aalaar Mekkdir rrbielt Harebe dia Btalla etaae Arebi* 
van> in der Handels- und Ackerbaudirektion in Tunis, die er 
bis zu »einem Tode bekleidet hat. Er schrieb u. a.: .Treis 
voyagea dans l'Afriqne ocddeulale* (187U), .Luchu et Pa- 
laouan* (1S67) und einen amtlichen Rechenscbafttberieht LiV>er 
seinpn Aüfenthatt anf den Marianen l\>"^V'. Sein Werk iit>er 
die l'hilippiue-^ liildi't iii>;h beute eine %ier wiL'hli(,'!tt-n Quellen 
für die Kenntnis jener Inaaigruppe neben den Arlwiien von 
/■0or, Bebadaabaiv* Sanper and BlHmaDlritt. 



— Dia alldarablaoba Bzpaditiaa dar Akadania dar 
WiiMiiaobaftaa nilinan aatar VSaniag voa Otaf Karl Laadbarg 

(Globus, Bd. 74, S. 2r>9) verliefe am 22. November 1898 Aden 
iiu Dampfer .Gottfried' und begab sich nach dem nahen 
Bir-Ali. wo die in der Nähe beflndllfdien Inschriften unter- 
miclit wurden. Von üal ilaf au« wunle aKilmui am 1. De- 
I zi.mber mit einer (.'rufüen Karawane dii.» lieise inv Innere 
uni^etr'dtui , ilie aber «riion in Kz:ui auf \Vi Ivrstand , dur 
Eingeborenen «iieis , so dafi — nach Zahlung eine« I<ose- 
geldea — die ExpedMoB aar Bftakfcabr na«h Bai Haf ge- 
zwungen wurde , wo aia am K. Daaamber eiatraf. Infolga 
deaaen legte Graf Landbei^ die Leitung der Expedition 
nieder, welche nun Prof. MüUur übernahm. Von SQdarabien 
warda niBdchat abgaaahan und dia BspadlUaa begab lieb 
Aafanga #anaar wuk dar laaal Baootoa. 



Venalwortl. Radaklcar: l)r. K. Aadra*. Braunsrltwetie, FallersleberthoT-PraBtaml« 19. — DrHck : Vrladr. Viawag u. Sahn, ltr.i<inKchweiE. ^ ^ i 



Sprachenkarte der Westschweiz. 

Vou Dr. Zemmrich. 
JtindtTheiien. Ton. mtJir als 30% 



VDTi 10 - 30% 



lo « ao 




Deotiebe Ortib«zeiebnung«ii: Porrentruy ~ Prtintrut. — Dela-mont ■-- D>-I»l>erg. — Muutitr = Mäu«ter. — 
TavADn«* - - Dachifalden. — NeuTavilt« = Neuaustadt. — Neucbat«! --- Neuvnburg. — Priboarg - Freibarjf. — 

Vevey = Vi»ji. — Bion — Bitten. — Biene = Biden. 
Globui Bd. 7.'i. Nr. U. Vrrlag tod Kriedr. Vltweg n. Sohn, RnniDuchwcig. 



^ y i .^co Ly Google 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FOR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE, 
fiuniicw uf nnf uinoHRmBi: jtks msluid^ mn jlds aixbh wiLtfOLBii". 

HERAUSGEBER: Ol. RICHARD AMDREE, >|[d^ VERLAG v«H FRIEDR. VIEWEG A SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 9. 



BRAUNSCHWBIQ. 



4. März 1899. 



Dentaches und französisches VoUatom in der Schweiz. 



Von r)r. J. Zern tu rieh. 



(Uima eine Karte 

W^llmnd Hhw die ostioiiftlen VaAlltnisw m der 

0-il- und Süilgrenze des iIl-uLscIiph Sprach^-eliiefes be- 
reits eine umfangreiche I,iUer»tur vorhamlen ist, wurde 
die Schweiz eritt iu dtu loizten Jahren in den Kreis der 
E>örterang gezogen. Abgeeehen von oinigeu zum Teil 
schwer zugänglichen Aufsätzen in Zeitschriften eind 
buhor nur drei EndMinuD^n &bar dia SfMmebTarhAlt- 
lUM« dar Sehweli «uf dam Baehemwrkte n Ter» 
Bciolinen ')• 

Zimmerli Terfolfrt die Geechichte der Spracligrenze 
an der Hand der rrkiinden, Flunuiiueti u. s. w. weit 
ala möglich rückwürtü, er bat auch das Icleinste Durf 
längs der .Sprachscheide genau untersucht und giebt 
über Verganganheit nod Gegenwart di« denkbar beste 
Auskunft. Üa faiibar «lEMduaiiiaiiaB Taila salnaa Werkes 
hahaiiddn tiaim nwr wmä§t KSiMatar breHea Strabo 
Landei tod der alilner Orenm Ua sotn Kamme dar 
Berner Alpen. Der dritte Teil soll das Wallis und 
eine fthersichtüche Züsdimuenfas^ung der Ergebnisse 

briiigi'ii, die äicli der I.eRer au.H den TodiagandMI TrilOB 
seibiit muh»am herausschiileu mu!a. 

In meiner angefahrten Schrift, habe ich daaHatarial 
der aehwetiar VelknAUnngan eingehend vararbeitet 
MeinZtalwar, •iBabavOlkamagattatiitiiebaUiitannchang, 
sowie eine sprachliche Specialkarte zu tiefern, die von 
der sonst Oblichen Schablone der politischen Greuzeu 
und allgemeinen Darebücliinttsziihleij iibsehen und die 
grofsen (tegenafitze zeigen, die auf sprachlich gemischten 
Gebieten ilicbt nelieueiimnder sich finden. Nach den 
Urteilen der Facbkritik darf ich annehmen, dafs der 
Zwaak meiner Arbeit erraieht worden iat Hit den 
OMbatalMadMi ZaSan aiOditfl iah eioam mehrfiMsh ge- 
lofkerten Wanaefa« nadikommen, meine frohere Abhand- 
lung durch ein allgemeines Bild der Sprai hverhiiUni.'.^e 
in der Westschweiz zu erg&uzen, in dem auch die Sta- 
tist iach nicht lua&bana Faktaran snr DarateUang 
kommen. 

Allerdings ist diaa mm guten Teil bereits durch 
Hnnxikors Sehrift gandialiaii« dia «IIa SaHan derSpraeb- 
bawegnng barttekriebligt und snra antan Hai eine aH« 

>) Zimmer Ii, Die deat*ch-franzöfiiche Bpraohgrenze In 
der Schweiz. Teil I nnd 3 (mit Karten). Baoel und Oeuf 
1891 und 1895. (Teil : steht noch aus.) — » Hk. u. 4,80 Mk. 
Zemmricti, Yerbniitung und Bew<>;;uricr der D«utacben in 
der fraiizilsitchen Schwelt. MitKan<' Stutt^rt 1894 (Foracb. 
z. dentKhen Landes- und Volk«k., liii. s, Ueft 5). — Biiizel- 
prcia 3,80 Mk. Unnziker, Scbweiz. Mit (kleiner) Karte. 
Miincben 1898. (Der Kampf nm das Dentscbtnm. Heftlü.)— - 
1,80 Mk. 

QMMt» LXXV. Nr. d. 



als Sooderbeilage.) 

gemeine Darlegung der Stellung der deutschen nnd 
franziisischrii .'^pnichi' in Staat, Kirche und Schule piebt. 
ludeüiicn giebt es so manchen Pankt, in dem ich liun- 
ziker nicht beipflichten kann . so dain ich es nicht für 
«ergehlieh halte, die Ansicht ronsuiüliren , die ich auf 
Ciniiid des gedruckten Materials sowohl wie eines 
firnberen Ungaraa AnfmÜMltaa in der Westschwaii opd 
einen Iritralieh OBtaRraBBenan naabmaligen Baaoaliaa 
»Her ffir dnn Tontob«iida TbaM« «kktigaran Oita ge- 
wonnen liftbe. 

In der WeHli^L-bwei/, ist vor allem Hcharf zu unter- 
scheiden die St«Uuag der beiden Sprachen als Mutter- 
spräche und als Verkehrs- und Amtssprache. Der oban^ 
flAeblioha Beobachter oder eüjga Touist wird meist amr 
dia btatara «abmahMan und so aahr oft m ftlaeban 
Urteilen gelangen. Er wird an viaiaB Orten nidit 
ahnen, dafs trots ansschliefslich franzOeiscber An^ 
BchriAeii und Auif jsprucbe ein graffor Teil der Be- 
wohner Deutsche sind ; er wird in manchem rein 
deutschen Orte starke französische Beimischung ver- 
muten, weil die französische Sprache ihm auffallend 
häufig entgegentritt. Umgalmhrt wird man bei blofaer 
Berflokniditignng der Hvttanqpncbe dar einzelnen Ein- 
wobner, also der Ergebniasa ^r Tdkaslblungen, leicht 
geneigt sein, den Geltvui^^sbereich einer Siiracbe zu 
hüüh oder zu niedrig oinzuschitzeu. Ich werde dies 
weiter nmtan au ainigao nddagandan BeiapialaB dar- 
logen. 

Betrachten wir lavIflihBt dis Verbreitung der beiden 
Spradian als HntterapnMM M dar Uand dar letaten 
Tirfknlbtirag yoa 1888. ISm wurden für <fie gansa 
Sohweic nind S 088 000 Dantaehe, 635000 Franzosen, 
ISSOOOTtaliener, SBOOOR&toromanen ermittelt,, so dafs 
auf je lOf'O Einwohner 714 Deutsche, 218 Franzosen, 
&3 Itäliouer und 1.3 Rätoromanen kamen, der kleine 
Rest entfüllt auf anderssprachige Ausländer. Von der 
deutacben Bevölkerung wohnten 92 000 im französischen 
Sprachgebiet, von der französischen noch nicht 33 000 
auf dantsoiiam Spiaohboden, wo1>ei n Iwrikakaiabtigaa 
ist, dafa das dantseba G«btat das franiSetaelM anOriirae 
lind Vollinzalil weit übertrifft Auf erüterem bilden die 
t'riiti/.oten nur reichlich ein Prozent, auf letzterem die 
Deut«clien {i\nt 13 Prozent der Bevölkerung. Die Ver- 
teilung der llinderbeiten •) ist nat&rlieb nicht gleich- 
mäfsig. Zwar haben Tan den 939 Oeraa indem dar 

Einübend lu meiner angeführten Schrift und auf der 
ihr beigegebeneu Kart« dargestellt. Die beiliegvnd« Kart« 
lit ein Anarar ans dar latslsren. 



17 



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ISS 



frMufldnlwB 8diw«is smr 68 Icaiaw dtotodieB Etn- 

wobner, aber fast die Hälfte der jenseits der Sprach- 
grense wohnondea DentBchen entfXllt auf den fransösi- 
«chen Tei] des Kantons Bern und auf Neuenbur);,' , also 
auf das Juragebiet. 34 000 Deutsche bcwuliuun den 
fransCsischen Teil de» Krtotons Freiburg und Waadt, 
nitbia das Gebiet dar Uocliebone und der Nordabdacbuug 
dm Äifm. Über 12000 Deutsche wohnen im Kanton 
Genf; vm 8000 in FcuiaBeisok-WftUii, s«ia«irt in dar 
Huptitadt 8itt«a und dem benadibiurteB Dorfe Biemn. 
Im Terh&ltnis zur Goaamtbi'völkening der oinxcluen 
Orte ist die Verteilung d«r deiitsclien Einwanderung 

noch ungleichartiger. Im (iiiliiete dur lÜrs. uu Sl. I miUL-r- 

thal, im östlichen und mittleren Teil des iiantons 
Neaeobnrg, am Murtenor See und in der Umgebung von 
iVoibarg giebt ei aar wenige Orte, is denen die Deat- 
leheD niobt einen belridituehen Teil der Be^Hllening 

bilden. Von Delsberg bis Neuenburg und Cbaux- de- 
Fonds zieht sich eine ununterbrochene Kette von Ort- 
Bcluifti'ii , in denen iVw IVutRcheii '2^' 'lO l'roz, der 
Bevdlkuruog atuUen. In neun UrUn siud nie bogar dau 
Franzosen an Zahl überlegen. Abseits des sprachlichen 
OrenigebietM «edcln sich die Deutschen mit Vorliebe 
in den Stidten an; in Lausanne und Genf spricht jeder 
aeebeta ISnvahner dentaeb tJk Mntterapracbef in den 
Karorten Ton Yerey bia If ontrenir ist danbadmittlieb 
ein Viertel der BevTilkurutig Jeulsil], die Kurg&ste nicht 
eingerechnet. Ebenso bergen die kleineren StÄdte am 
Genfer und Nauenburger See und im Uhoiuthiii bisBex 
hiuiiuf viele Deutsche. Übersehreitet man die Grenze 
de* Wallis, so hört die deutsche Beiuiincliutig plötzlich 
anf, aniäer in der frfiheren deatacben Spraobinael Sitten- 
finmiii finden aicib bier niiigenda Bentaeb* in grAraerar 
Zahl. 

Während die Deatacben an allen wichtigen Punkten 
der fmrizöfiiäclien Schweiz in beträchtlichen» M^tTse ver- 
treten sind, kumoi^u diu Franzosen als Bevölkarungs- 
aleineBt auf deutschem Sprachboden nur an sehr wenigen 
Qrtait in Betracht. Der wichtigste Punlct ist die Stadt 
Bialt wo die Franzoaen faat ein Drittel der Bevölkerung 
bÜdan. In Biel aliein «abol der Alnfta Teil dar im 
dentaeben Sprachgebiete der Sdiweiz befindlfehen TVan- 

ZOSen, Wie nie! liei.'t Sidera (Wallis) auf der ?>prac'li- 
grenzu , OB hat gleicht'alU eiu Üritiul frauzudistdie Kin- 
«ohner. Die grofsen Städte der deutschen Schweiz 
haben anffiallend wenig französische BeimiRchung. Bern 
nur reichlich 4, Basel nach niobt 3 l'roz. In /ürich 
kommt daa franaOaiaoba Element nnmeiiaeh gar ntcbt in 
Beincbt 

Am treffendsten wird das Mischungsverhältnis in 
den beiilen Sprachgebieten dadurch ausgedrückt, dafs 
in der friiii/.ijsischen Schweiz 'J ItHienii itiden, mithin fast 
genau der viert« Teil, über ein Zehatel, deutsche Ein- 
wohner haben , also sprachlich gemischt sind , auf dent- 
aebam Spraobgebiete nur 1 1 derartige Orte aiob finden. 

Folgend* klebe Tabelle mag einen Oberbltek ftbar 
die Intowitlt dar ^naeluniadraDg geben. 

Gemeindw 
mit nationalen Minderheiten ton 



s— 10 



10—30 



FianaMidMe 

Sl>rsohgeblet 

DfUtw'hell , 



178 
1-2 



12« 



30—80 90—40 



4» 

2 



34 

2 



über 
40 f roient 



91 



Die wichtigsten Ergebnisse der Sprachetatistik sind 
mithin: Ein geschlossenes gemischt HpraeluL'e.H dtdiiet wird 
anf framöeiacbem Spraobiiodeu durch die Linie Dels- 



berg (Dal£m<mt) — La Loele — Freibnrg abgagrenat; anf 

deutscher Seite giebt es kein umfangreiche« Miscbungs- 
gebiet, nur wenige unmittelbar an der Sprachgrenze 
gelegene Orte mit stiulttschem Charakter ««■igen erheb- 
liche französische Beimischung , besonders Biel. Dar 
schärfste Gegensatz zeigt sich längs der Sprachgrenze vom 
Elsafs bis aüdUeb tos F^iLurg, auf deutscher Seite 
rein dentscbe DOrfer, auf französischer auch in den 
kleinatam Orten starba dawtacbe Minderbeitan. Im In- 
neren der Sprachgehfete anf ihiniSriadier Snte in das 
St'iJten erlieidiebe deuUche Minderheiten, auf deutaeliar 
Seit« ausfrclilielslich reiii deutsche Orte, 

Entspricht nun die Geltung der beiden Sprachen iui 
öffentlichen Leben ihrer Verbreitung als MntterspraclienV 
Mit uichten. Die 92 ÜOO DeutRchon im frauzösiscben 
Spraobgebiete bringen ibre Mnttenpracbe naebaufienao 
gut wie gar nidit anr Geltung. Der Fremde, der die 
Sprachgrenze etwa zwischen Biel und Freiburg über- 
schreitet, wird den Eindruck gewinnen, plötzlich in eine 
rein fr.inRögisehe Gegend gekonimea zu sein. Alle 
Auiüchriften sind nur französisch, in der Schule wird 
nur französisch unterrichtet, in der Kirche frHnzö>iisch 
gepredigt, bei den fiebdrden unr franadaisch amtiert, 
alle Zeitungen eraolwinen in franiOriacber SpmebeL 
Kommt man mit den Orlaantässigen in Berahrong, ao 
wird man ateta firanafiaisob angeredet, und gar manober 
hic^Jere deutsche Tourist sucht seine ganiien S|rrachkennt- 
niste mühsam zusammen, um sieh nach liem Wege zu er- 
kundigen oder s.'iiKt eine Auskunft zu erlangen. Mit 
dem Bewnfstsein, in einem ^toi kft anzösischeo Lande ge- 
wtüeiT zu sein, kehrt er heim. Wer aber die französi- 
Bohe Spraelia aelbat gnt ^rioht, wird gar bald die 
Wahmebmang maeben, dala viele von den Eiagaboranen 
Germanismen verwenden: man bringe diese Leute dann 
auf einen Gesprächsstoff, der ihrem Berufe oder Umgangs- 
kreise ferner liegt, und in sehr vielen Fällen wird plötz- 
lich der französische Ausdruck Yerdii<dit!g holprig, 
bis schliefslich das Eingeständnis folgt, dus kuime man 
nur auf deutacb anadrftokeD. Mitunter geht die Vorliebe 
für die fraaafiaiaaha Spraobe ao weit, dafa man dem Deut» 
sehen gegeafiber aogar die dantaeiie HnttmpnelM TW^ 
leugnet, sei es ana FranBOaelei, aei ea, weO man daa 
lloch.b'utsche nicht beherri<icht. Man versuche nur ein- 
mal, in den besui hteren Teilen der franzB«i»chen Schweiz 
eder im .Iura ttusichliofKlich mit der deutschen Sprache 
I durchzukommen ; es wird sich bald zeigen , da£i diea 
recht gut angebt, und auch ohne einen Hinblick in die 
Spraehatatiatik wird man an der Gewifsbeit Icomman, 
dala die Zabl der Dentecben in jeaea Gegenden reobt 
beträchtlich ist. Denn der Franzose spricht nur in 
Ausnahmefallen deutsch und auch dann meist recht 
mangelhaft. l>cn gleichen Kiiidnick » ird nuiti gen innen, 
wenn man auf die (iespnii ho der Kingebarenen achtet. 
Da erklingt auf franieu^iirchem Sprachgebiete so häufig 
daa Schwyzerdütsch, dafa man leicbt au dem Urteil 
kommen kann, du vor einiger Z«t im „Globoa" nu 
leaen war: «Man kann gan» Tage im Neoenbnger 
Jnra bernmatreifen, obae ein Wort franzfielf ab apreeben 

ZI) hören; alles ist deutsch." Thatsächlich sind nament- 
lich dw Üauernh'ifo in jener Gegend zum grufeen Teik 
deutsch und ich sill).-it habe dort manchen Ijnwohner 
getroffuu, der nicht die oinfuchsto frauzöisiticho Frage 
verstand; die Lehauptiing, das alles deutsch sei, ist 
viel tu. weitgebend, aber baaeiebnend fQr den £indmck, 
den der Wanderer gewonnen bat. Ibnlieh aebrieben 
die „Basler Nachrichten" ■im 17. Juli 1893: „In Neuen- 
bürg wird eigentlich deutgeh gesprochen , wenigstens 
inotiiziell.'' Aber »neb nur aiebtamtlicb, mdebte i«k 
hiazttfOgen. 



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Dr. J. Zaninrlek: DtaliohM and framistishe« Valkatan in d«r S«bv«{& 



in 



Mit wenigen Auanabmen dient auf fraiizüHinchuni 
Sprachboden das Deutsch« nur dem Priratverkehr der 
I)«utachen untereinander. Im öffentlichen I.ieben tritt 
es gane zurtlck. Alle Firmen imdSlnfiKinbAzeichDnugen, 
alle ftfboUiclieD BekMWtBMihaiifMi und Aueigwa änd 
mit TsneliwiBdeBdeD Annsliineii aaesoblieriliob fran* 

zilsih-rli. In Jcr f^tftJt Freibiirg, wo d.'is ileutsclie 
nieut alti-iiigf^essen ist , tiiidtm sich iii Jlt alten v<pn 
jeher Vfirwiegoixl lifulBchnn linttThtjKlt imch zwii- 
■praehige, gau^ vereinzi lt sogar nur Ueuttscbe Firueu* 
•ebilder; in der mcdmu-n (Iberatadt ist alles äufserlicb 
nin fraiuSsiaeL In der Stadt NeiieDbBi|r *) giebt w 
kam «b balbw Dutiand tiMtodM Avftdmftmi, obwohl 
üb«r ein Viertel der BeTdlkernng dratach ist, nnd so ist 
e« allenthalben, selbst in Oelsberg mit -13 Prozent 
Deutaclic-n. 

Im amtlu'hrn Verkehr wird das DeuUchti im französi- 
schen Sprachgetiielp niclit benutzt. In Franzögisch-Bem 
erscheinen zwar die kantonalen BekwotmaehuDgen 
in beiden Sprachen, die AntHpnclM dwrTTotMlidiflrden 
ist »bor nnr fraiDsteaeb. 

Dooteebe Sobideii trift man nur ▼«rainzdt «n, trotc 
dorn in niaiicliün OrUd sofjar die Mehrzahl der Schul- 
kindi-i- deiitsilien Familien angehört. Zimmerli bringt 
darüber viele interessanti' KinzL'lliuitcn , mi.i dcnun ich 
nur einige bezeichnende her»a«gi'«ile. i'ie Schulu in 
Eachendorf (FLschcrt) bei Manstcr z&hlt 46 doatsche und 
nnr 10 franadnscbe S^chfileri der Unterricht wird aber 
nur franafloiicli gelben, denn der Lehrer spricht gans 
nmllkoanNii deutawh. la Dfldorieb ijfiey) vmMun dw 
dentaebui Kinder beim ISntritt in die Sobalo aidit fnuizB- 
sisch, die frriiizöaifi-hi'n aber deatsch; trotzdem ist dpr 
Unterricht nur iraiizusisch. In Thielle-WaTre, da« am 
unterm Knde des Neuenburger Sees unmittelbar an di<r 
Sprachgrouzo liegt, ist die Mehrzahl der Bewohner 
deutsch, von den Kindern sogar über vier Fänftel — 
trotsdem nur fr»nsdnMbe Sobnlo. Dar Kantoa Naoen- 
boig hat faote S2000 devtaeban EiawohiMnt aidit «in« 
deutidia Sdmda} FcaaaOaiaali«B«ni aaf 21 000 Dautache 
drei 1 

Iii der Gegr-ud von Murten piebt es auf frjiti/iüsiscbem 
Gebiete einige deuttwh-pruttistaDti&che ächuieu, waiirettd 
die Gemeindcschulen französisch und katholisch sind. 
In den französiacb-protestantisoben Orten febtt wiederum 
dar deotache Unterricht, so in Mailaah (Heyriaz) trots 
iwai Drittel Mehrhüt dar dantaabaa Sahnlör. In der 
Stadt TVeiburg giebt «a swar dentaebeSebulen, aber die 
Deutsrhen sind weder im fli'melnderat noi Ii im Scliulaus- 
scLiü's vertreten. Die Folpe war, dtiU früher nur fran- 
zösisciie liücher ala l'r:imicri an ileulsche Schüler vor- 
teilt wurden und die deuttchen Schulen jetzt einem 
fran^'iHi-trhpi, Schnlinspeklor «utacotaboB « dar nicht 
einmal dantaob iunnl 

In den Kantonen Waadt oad 6«nf gialit ea tranig 
deuteche Kinder. Genf hat eine deutsche .Schule, der 
Kanton Waadt keine. In FranzMiBch- Wallis hat die 
frahere Spradtinaol Sittaa-Braaua noeh vier dantaehe 
Schulen. 

In mehreren französischen Schnlcu i^^t das Deutsche 
•la Lehi^egenstand aufgenommen , acheint jedoch sehr 
atiefmatterUcb babaadalt an wordea. 

Nicht viel baaaor atabt et ait dem dentatdian'Oottaai- 



") In MitteMeutKlihiinl gi-wuhnlich nur nute r ilem fr^nnziisi- 
■eben Namen Neuchätel (Neufchöt«! ist Kunz vernUet; be- 
kaunt Aucb die Ubrit^n (l«utMh«n Nameo für franzöniscbe 
Stl4te, wie Vivis, Neaenitadt, Ifferlan u. •. w. sind hier 
nieht im Qelbfaueh, well aia aaf Atlanten und ia Balaihaiid- 

fiar Deataabaeliweiaer 



dten»t. Die 21 UOO Deutschen Aea üerner Jura haben 
nach Huuzikers Aufzfthinng nur fünf deutsche Geistliche, 
im Kanton Neuenbürg giebt ea aecbs , in Waadt acht, 
in Genf drei. In den Stidtaa FMburg und Sittaa iai 
Iftr deotaehaa Oottaad i aaa t gaoSMod gaaorgt, dafegan 
■dieint in dao Itbrigaa Oitea dar fnaidaiaebaii Tail* 
vuu Freibtwg ttitd Wnllia kein dmitoeher Gaiaffieber 

zu (sein. 

Eine ganz andere Stellung nimmt die frunzüHisehe 
Sprache im deutschen Sprachfrebiete ein. Nicht nur, dafs 
die franzri.Hi.schcn Minderheiten in lliel nnd Sidora 
Unterricht und Gottesdienst in ibrer Mutteranraoba ge« 
»tafaen, nein — die fraaiftaiadia Spraaba tettit Abarall 
in dar NAhe der Sprachgrenze nnd ia allen grOraeroB 
Orten der mittleren Schweiz als aweite Verkehrssprache 
ontgeiTTcn. Jeder (lebildeto und fint jeder Gescbipfts- 
iahabtsr »priuht nie, auf den Kirnienscbüdum prungt sie 
neben der deutschen oder nicht selten sogar allein, in 
Biel sind alle Strart-enhezeichnungen, in Rem ein Teil 
derselben zweisprachig. Brieg, das zwar nnr 1200 
Eianobnair li»t, aber doch dar H»B|iart daa dentaobaa 
Wallis ist, kann ein flaebtigorKeisender flir einefranafln- 

«che Stadt ballen . denn jeder Schuster und Schneider 
|)nuikt damit, unter seiiieii iirdcutsciien N;uuf'ii cor- 
doniiier und tailleur zu Ht;tzen, und ho wie diene machen 
ea alle (.iesch&ftsleute Briegs mit Ausnahme der Eisen- 
h&ndler, die auf die deutschen Bauern angewiesen sind. 
Aber trotadem sind noch niobt sacfas Proaent der Ein- 
wobnar Fkaaxosen nnd nntar dar baasSaiaaltaa TAneba 
Tarbergen aich oft recht dOrftiga SpraoiblEanBtBiaaa. laa 
Oberwallis bcgOnstigt ror allem die sebwelaer Poatrar» 

walfung das Fr.mzÖRiacIie. Trotzdem der I<andesteil 
rein deutueh ist, sind dlü Puatbeamten vielfach FraDZo- 
!-en, <iie ninht einmal der deutschen Sprache genügend 
müchtig sind. Die Aufschriften auf den Postwagen sind 
dort nur französisch, ebenso die Postatempel der gröfse- 
ran Ortai Dia Poatnanraltnng hat aieb niebt gaecbant, 
daa dontaolM Brl«g antlieb in Brign« «msntanfcn. Erat 
kQrzlich wurde mir nuf dem dortigen Poetamt, daa 
schon anfsen nnr fran/ösiicbe Anfschrift trägt, auf 
detitaclif Frage französisch /,'eaiitwurtet. Da ich auf 
dtiutscher Antwort bestand, wies mich der dienstthnende 
iltere Beamte durch Zeichen (!) an einen jungen deut- 
schen Beamten. Bezeichnend fttr die Postrerwaltung iat 
auch, dafs in Bellinzona, der Banptstadt des Tassmat 
daa PtetgabKoda nabaa dar italtaaisafaaa oino tmuBü- 
sehe, aber keine dentaoba Anfadurift bat, wAbniad an 

den GeHchäft-^mden nich viel* dcotaeba, Jodoch ÜMt ftV 

keine franzdsii'cheu finden. 

Kft sind liau]itsächlich zwei l'rsachen. Welche dii- 
i horlegenhcit dur frauüötsiscbeu Sprache in den ppnuscht- 
spracbigen Gegenden begründen, einmal das Vcrhältnia 
awiachen Mundart nnd SohrifkapmelM, aodann die natio* 
nala Qleicbgflltigkett dar I>eatMibaebiniiar. 

In der deutschen Schweiz ist noch hente die Mund- 
art allgemein Qblich, nicht nur bei den niederen Klassen, 
sondern (lucli unter den Gebildeten. Die deut.Hclibemer 
Altgeordneten bedienen sich sogar im kant^j&ttlen Grofs- 
rat wie in der schweizer Bundesversammlung ihrer 
Mundart (üoasikar, B, 44). Daa deutschschweizer Kind 
atebt dar dautaohan Bohriftapracha fast wie einer ftani'* 
daa MgOBldMr« «a mnfs sie erst in dar Sebnla arlaramt. 
Anf nanatalfleham Sprachgebiete, wo diadentaebeSehnia 
fehlt, !ernt es nur die französische Sprache Sthrlft- 
und Verkehrssprache kennen v die detit.^che Schrift- 
sprache bleibt ihm fremd, llie natürllidie Ful^'e ist diu 
YerwelscliUDg; denn mit seiner deutschen Mundart kann 
der Knabe nach dem Varia wett dar firaaafiaiaelm Sdml« 
niebt vorwlrta bmnmaa. 



Auf dem frausi^iächen >»pracbt'oden ist die Mundart 
Rchon kn Tiden Punkten auageetorben ; bosondcro im 
Kauton Neaeoburg und am Genfer See hat die französi- 
sche Schriftsprache die Mundart ganz verdrängt. Auch 
im Kaatim Fraiburg, in Weliah-Bem und in Wkllii 
wird i»M Pfttole «n vie1«ii Orten tnm«r mehr enrHok* 
gedrängt. Dies ist ein gni'M'r Vui leil für slas ftiiii/i'si- 
iptip Klemenl; ^denn ji'txt Irt-iVm .sich ;ui ilcr S[jrHclif,'rt'ii/.t' 
und in Jeu Grcii7'_'el)i<'t> i> eiiii-r^fits einlieilliphr- von 
Paris aMstraklcmdu Hcbrilt- und Welupratihi^ , mit ganz 
Frankreich als Rückhalt, anderseits verkOmmerte deut- 
■cbe MimdMrten i <U« «in ptwr Meil«a waiier tod ilir«D 
ngnam SpnobgenoHMi knam adiTTasUndeD «wd»**), 
TkftMteMieb bt «• •ntaniilieh , wi» paing bei vid«n' 
DenUebscbweisern die Fthigkeit ist, sich im mflndlichen 

Verkehr iirs Si liriftilcntHclicii /.u In.' Jk'iitii . nVigleirli 

di«s«s die buhul- und Kircbensprache ist. in lieru 
spricht man, wie Hnnziker anführt, in den Familien 
zwar „Bemtütsch", in gnter Gesellschaft aber hftufig 
nieht sobrifldeotscbi MMdern frauzösisch. Dasselbe 
scheint aook andcnrftria Booii ndfuh der Fell an aeiD, 
wenigsten« Tmiehert« mit erat kUrxlidi eine Derne »n« 
Zfirich, dafs sie mit Fremden lielier frari/risIsLli sprftlie, da 
sie beim Gebrauch des Schriftdvu'.üchi-n 1 eh kr mache, 
während ihr das Französische „leicht von der Ztingo 
gehe". Selbst unter den gebildetsten Deuischschweixuru 
dürfte es mitonter mit dem mOndlichen Gebrauche des 
Scluifldeatschen bedenklteb stehen i ich fnod nenlich 
«inen jungen Leinvr, dem •■ sngmaobiainKek nickt 
möglich war, dialektfrei zu apraeheo. Weloher Gegen- 
•atx aber das wirklich gate FranzOirisob, das man in 
der romaniscbeti Schweiz i-ellK-t von T'rigcl>il(le'ten hört! 

Die Gleichgültigkeit der Deutschschweizer gegen ihr 
deutsches Volkstum hängt auf das engste mit den politi- 
aeben Verhiltnissen zusammen. Man fohlt sich ledig- 
liek nie Schweizer, nicht als I>eatecher^) und ist aber- 
aW!^ von dar künatliek konatniartea aBobweiser 
NntronaUtlt". Ob die Kinder franaStiieb oder dentaeb 

denken und ffiMen, i't glcirti, wpnn bir nur üijerzfnpiings- 
troue Schweizer Hiirj^er werden. iJiese Aiiaehauung hat 
dahin pefülirt , dafs im licrripr .liirn mehrere deutsche 
Schulen wietier eingegangen sind, «elb^it in der äeadt 
Delsherg, wo fast die ittlfle dar Einwohner deutsch ist. 
Lieber l&iat man die Kinder venrelBcben, ala d«lä nmn 
«in paar FnmkvB Sebninbfaben mcihr aaUt. Dar fnn- 
aflaiecbe Scbwmaer hingegen faSlt an seiner Spratdie feat. 
Ihm erscheint natürlich die Mundart den dentseben 
Eidgenossen sehr mindorwerliu:, er iül aueli ^tolz auf 
seine Muttersprache and teilt zudem mit «einen Stammes- 
genosson jenseits der Grenze die Eigenschaft, dafs er 
im allgemeinen nicht gern fremde Sprachpn erlernt. 
Bowofst oder unbewufst fühlt er sich auch durch die deut- 
acba £inwMidBniag bedroht, er letzt deabalb der deutschen 
Sebnle WidentaBd entgegen (Beiapiele bei Zimnerli). 
In N'euen^tjidt (XeuveTÜle) r I!. üchpüfrlc der Versuch, 
ein« dfulsciiss Schul« zu gniudeii . «II Jeui lledciiken, 
dafs dann die Stadt im Deutschen üeich. nii "nt nielir 
als eine franzüsische augcaehcn werden könnte j da« sei 
aber ndtig, da sonst die Deutschen ihre Töchter nicht 
mehr in die dortigen Penaienat« acbicken würden. Seibat 
•nf die Gefahr bin, die Ungnade dergntenNenenatldtar 
mir zuzuziehen, «Ul ich hier fcststvllen, dafs 36 Pronant 
derselben Dentsobe rind. Seine Töchter aber aobiake 

* } Hunziiter, B. 40, 

''I ClmrakluriitiHch ainci fol^reade Antworten, iK" ic)i 
jüngal in Neuenburg erbielt. üind Sie fieutacber? — Nein.— 
Aber 8ie sitfeelMa ja romagUah dentadil — Ja, ieb bin 

SSSSrwennfebrtfaia'p^ 



man ruhig aucLi feraerhin auch Neueiistadt. Im be- 
nachbarten Neuenburg, in Lausanne, Vevey, Genf u. s.w. 
sind die Dautacben an Zahl noch stärker, im Verhältnis 
zur EinmhBwaabl nicht viel ücLw&cher vertreten, und 
doch kann man dort vortrefflich firailiOaiaeh lernen, iah 
bestätige dies aus eigener Er&bmng. 

Nachdem wir den pegeiiWHi-tiBcri Stand der Sfiniili- 
verliiiltnissc erörlerl hitbeti . lilcibt iiucli die Frage zu 
lienntworten . Welchn der beiden Sprachen breitet 
' itich auf Koston der anderen aus'f Cber ditineu 
Punkt geben die Ansichten sehr auseinander. Ilanziker 
apriebt r«n einem «Überwiaigen dea FransSaiacben in 
der Spraehbewogung* und Ton euoB «gnan vnnraiftl- 
hafteo, eebr bedeatanden Terlnate dea Dentaekan »irf 
seinem eigenen Boden". Der FranaOaiaoh • Schweiler 
Ivanpp behauptete 18S9 in einem Berichte der Alliance 
: franfaise (übersetzt bei Unnziker, S. fi9f.): „Die fran- 
' zösische Sprache weicht in der Schweiz vor der deut- 
schen nicht zurfick. Nicht allein hält das Französische 
seit Jahrhunderten seine Grenzen fest, es greift auch 
Ton Stufe an Stufe in daa Gebiet dea Deutaeben liin- 
ttber.* 

Zu einem panz entgegengesetzten Urteile kommt ^Teii- 
gliiua (l.'ie deuttclien Sprachgrenzen in der Schweiz, 
lieilsf^fl zur Allgemeineti Zeitung ISlHi. Xr. ll.'i). Kr 
sagt: „Im grot'sen und ganzen gewinnt in der Schweiz 
die deatscbe Sprache der französischen an Doden ab. 
£a iat die Zeit denkbar» wo dar gr<Mi»ere Teil dea Bemer 
Jvn and dea Antone Neniobiirg Daataek ab Knttair« 
Sprache bezeichnen wird. Aber anok über dieae Beaiike 
hinaus ist die französische Sobweta atark mit Dentsohen 
durchsetzt. Höchstenb: in Freiburg ist ein Vorrücken 
des Deutschtums zweifelhaft. I3ei der Sprachgrenze im 
Wallis, die nur im schmalen Rhonethale selbst direkt 
! fühlbar wird, ist ein gewisses Stationärbleiben selbst* 
! verständlich. In den deutschen Gebieten an der Schweiler 
I Spraebgreoae aind natariiA fnaaflaiaahe Eiaapnq^ng» 
I gieiehfalla wakrannahnen. Dieedben aind aber bei 
weitem nicht 80 stark und nur im um nittelbaren Grenz- 
gebiete vorhanden. Wir liouaLatiertui hiermit diese lür 
^ das deutsche Volkstum höchst erfreulichen Tl li-^ l 1 in." 
: Und weiter (in Nr. llti): „Wir mfieeen den Deutsch- 
Scbweiaern in fieaog auf ihr Volkatna «un bedantaoda 
Eapaaeionakinft anaehraiben, die «m an aaganiahmar 
barlkrtr wenn wir die dentaeke^ qwBidil die nUnBontan* 
dantaebe Indoikna vieler Beutaeber in Tirol and im aon- 
■tigen OsterrMofa damit vergleichen. In der SobweiK 
i dringt die deutsche RiirHche, und zwar friedlich ohne 
irgend welche amtliche oder kirchliche Ueeinflnsaang, 
vor. Langsam, aber sicher erobert sie von der walaeban 
Schweiz einen Ort nach dem anderen.* 

Spoeiell vom Wallis behaupten Hnnsikar, Knapp nad 
itegnanlt (bei Uanaiker, S. lil ) YordriBgea der fraaaS- 
sisoben Spraeke, die Zeitung Valaia Romand* vom 
17. März 1898 (IT., fi2) stellt sopar eine vollstiSndiu'e 
Romanisierung des OberwnlliH Im kommenden Jahr- 
hundert in .\ussicht. Men^fhius (^i;iubt an Stillstand 
I der dortigcu Sprachgrenze, GiUiiruu spricht (Litt.-Blatt 
für germ. u. rom. Phil. 1896, Spalte 199) voneiaam„ra« 
cqI notable de l'tiement romau" daaelbet. 

Wie lind eo abweiebende Urteile mtglkdi, and wer 
bat nun recht? wird der I.encr kopfiekftttalnd fragen. 
DÜB Verschiedenheit der obig, n Ansiebten beruht auf 
den ver^ciiicdenen ( icHichtnitinkten . unter welehen die 
genannteu Vcrr»wier urteiien. Kunziker begründet seine 
Ansicht hauptiiftchlich auf die llimiauisierung des deut- 
schen Nachwuchses in der französischen Schweiz und 
die Auswundoning aus Dcuisch-Hern. Knapp steht un- 
j ge&br auf demMlben Standpunkte. Begnault urteilt 

L^\.jn\^cc, Uy Google 



Dr. J. Z»BmrMli: OcmtiehM mmi fnasöiiioh«! Volkttam in der Svkweis. 



Ml 



iiAoh Aufaerlichen EindrAakM. Men^'hiu» lutiUtt' su 
Mtman Urtaile komoM», ^ er ««McUielatMh die Ziffern 
der leteten ToHniililaiig berOekriehtigle. GUU^ron 

bat offenbar einen Vcrglpicli mit vergangünen Jahr- 
hunderten im Aii^e, (ia er den Ueweis für «eine Be- 
hauptuug von dem noch f Btutthfiniwi Ttfl« det ZinUier- 
linclien Wgrke* erwartet. 

Bei Deantwortung d<;r uufgeworfenen Frage sind vier 
Uaaptpaolde bu anteracheideo, Dimliob der Veigleiob 
mit frttkenr Zeit, die gegenwlrtige Bewvgong 1. der 
SpfMbgmiaeh 3.d«rHiiiderheiUnuiHldieV«rSiidMnuigeii 
in der SibottiekeB Geltnog der SpradMO. 

Die Geschiebte der »chwoiser Sprachgrenze ist ilarch 
Zimmerlie Untersucbungen aafgeldirt Im Berner Jnra 

verlAufi die SpfMkeabeid« hnt» «odt wie benita im s. 

Jahrhundert. 

Das linkt; lifc-r dtsa Bieler Sees i«l in den letateu Jahr- 
hnnderteo deuteck geworden. Ligen, der leiste deateoke 
Oii vor Neueaetodt, ist jetot rein dsvtsok, es b»tto bis 

1816 französiache Schale. Ancb yom Bieler See bis an 
die Saaue i^t die Sprachgrenze <u gunsteu des Deutschen 
verscbolifin worden, xum Teil erst im IH. .lalirhuiidf-rt.. 
Zimmerlia Arbeit bettütigt meine schon trüber (a. a. O,, 
8.397) geäu/aerte Vermutung, dafs Murten und die um- 
liegenden Dörfer frflhar frsniAsiseh wurao. In Marten 
war die Amtüsprache bU 1480 W ftwwtuNli, seit 
ist sie nur deotaoh. 

Die SUdtFVeiburif ist seit ihrer OrflndttBg im 12. Jahr- 
hundert yon der Spracliprenze Jiircliaelinitten worden. 
Zimmerli bat in auHguzvichnutor Wulbc nachgewiesen, 
wie Ton jeher die Unterstudt deutstli, die Ober»t«dt 
französisch gcwuMU inL Liuge die i'atricierherrschatt 
bestand, war das Deutsrhe liie herrscheode Sprache; mit 
dam Sinns der QeeableebterberrsehsA (1798) fiel »vek 
das Devladw als Amtaspnwliab Die ttaaturaitioa von 
1814 bmekta mit der vorrevolutJonlsiB Terlksanng die 
dentsehe Amtssprache xorück; die endgültige Niederiage 
des Putrii.'iuts im JnLri: IH'.iO f Ohrte das Fransösische 
wieder in die Amtsstuben ein. Die Mehrzahl der Be- 
völkerung mufs demnach schon Tor lÜO Jahren fran- 
säeiseb gewesen , das Deutsche damals als S^cbe der 
bemcikeaden Minderheit empfunden wndan sein (Ziui- 
merli bereoboet bereits f&r 1379 ebensoviel deataobe wie 
frauSsisalw Stenersahler). Die Unterstadt bat „ibr altes 

VOrherrschoiid deuttches (rojiriif/e Lelmlten, i.st alwr nicht 
mehr d»» f^ewerlilirlie ( ciitriiui vcu Freiburg wie vor 
5Ü0 Jahren. Stinu l>Iul]endi:u Inilustrieen und sein 
Wohlstand sind im l.nufe der Zeit verschwunden und 
daroh die Eisen LaLn und die grofse HängebrQcke, die 
es von den liauptverkehrswegen alMokneiden, ist es 
wirtaehafttiok vollends lahmgelegt worden*. ]n Frsilnug 
sind »Iso politiBsbe nad «irtiebaftlklie Umwtlsungen 
gleieliseitig dem FVaniosentnn pu aintten gekomatten, 
die Zurückdrängung des DeatsebsB ist nbor bisr durch- 
aus nicht rieiif.-deii Datums. 

Sudiicli von l'reiliurf^ fand im ITi. und 15. Jahr- 
hundert ein teilweises Vordringen der deutscheu Sprache 
atalti das jedoch nicht von dauerndem Erfolge begleitet 
war. In den Alpra ist die Sprneksobetde unverAndert 
geblieben. PBrdas Wallis liegen gnnaneUntennchungen 
noch nicht vor, doch scheint es, dafs auch hier zwischen 
der heutigen Sprachgrenze (Siders) und Sitten zur Zeit 
der deutschen Vorherrschaft eine vorfiHi r(<etirn<i> St hw iui- 
kuDg der Sprachgrenze stattfand. Die Uttupt«taUt Sitteu 
bildete früher mit dem Dorfe Bremis eine deutsche Spraoh- 
inseL Im ganxen hat kaum anderswo die deutsche Spracb- 
gretlM im Verlaufe des letzten Jahrtausends so geringe 
Varladerungen erikhren, wie in der Weatsobweia. 

In jQngster Zeiti seit Aufnabm« der ersten Spraeh- 
OMtm LXXV. Kr. 



Statistik im Jahn 1860, ist in vier Dörfern an der 
Spracbgrense di« ftunösiscb« Mebrlieit einer deatecben 
gewiefaen, nlmfieh in BBderieh (P^) und Lenbringen 

( l-.vUarJ) bei Ricl, in Mcrt.icli (Me^riez) bei Murten und 
in Peifctschieii (, I'ierraforl.sidiii) bei Freibnrg. Deataobe 
Ortij .nind seit iHtJO un dvr Spratligronze nicht verloren 
worden. Sind nnn weitere VeränderuDgen derselben 
wahr^cbeinlich ? Wir haben oben geseigt, wie wider- 
sprechend in diesem Punkte die Heinongeo sind. Ndrd- 
lioh von BSal isi aina Vanebialnuig an Ungnurton des 
Dentsohe» anageeaUotaan, m gnaatea deseelbea mSgU^, 
da manehe Orte adion Aber 40 Frox. Deutaebe babao. 
Die Vorbedingung für dauernde Frweitemng des deut- 
schen Gebietes ist die deutsche Schule. Biel bildet das 
Hau|jlargument für llunziker und Knu])j). Thnthiichlich 
ist in üiei das französische Element stärker als das 
deutsche gewachsen und bildete 1888 fast ein Drittel 
der Bevölkeroiig. Die Stadt ist aneb inberliob durebaus 
sweispraofaig, daa Bahnbefliviartal leigt ale jüngster 
Stadtteil am meisten fransösiscben Anstrich, hier ist 
der Mittelpunkt der franzüniachen Zuwanderung. Diese 
liesit/i eigene Sihulen und idt dadun li in ilireni Volks- 
tum« geschützt, liiei wächst antiauenid, «ss ml «tuf dem 
besten Wege, der wirtschaftliche Mittelpunkt für den 
nördlichen Jura zu werden, wie es bereits der Eisen- 
bahnknotenpunkt jenes Gebietes ist Ob die FranMann 
die Mehrheit in Biel erlangen werden, Usibt abanwarlan, 
jedenlklls Wird m «weispracbig Utiben. Im QegtoMrts 
hierzu werden di« banaebbaftaa Inndüifar ' 



deutscli. 

Zwi-sidien Biel und Murten ist ein Vordringen des 
wolscheu Eitiuieates ganz. unwahrscheinlich, die Verb tlt- 
nisse liegen wie im Jura, In der Nfcbe von Murten 
daneri das langsame VorrAekan der dantaahen Sfneka 
fort Begünstigt wird ea dadnreb, dalä bisr dentssb 
und protestantiseb snsammaniMIt. In Merlach wird, 
trotzdem das PransAsisebe noch Schul-, Kirchen- und 
.\inta.H|>racbe ist, das romanische Element immer mehr 
aufgesogen. In Conrgevaod (2ti7 Freuzoseo, 221 
Deutsche) sprechen die Kinder der frans&siacben Eltern 
trotz französischer Schule unter sich deutsch. gNous 
nous germaoisona!* sebiieb der Lehrer an Zimmf li . 
Conaeib«rU ist b«at» tvnta ssines feanrtsiscfaen Kanan« 
gans deutseh, bis sum Jähre 1870 mnlsten die Kinder. 

nach Courgevaud in dii- franzo^ieclie Schule gehen, 
lui St&dtoben Avencbes hat 8ich, wie in fureme, ein 
deutBilier .Stock" gebildet, *o duia die Lculleiu üftJiihr- 
7.e)inte lang da wohnen können, ohne auch nur das not- 
durftig'.le Französisch s« Ismen. Die Wdsakan sehen 
solcbes mit scheelen Augen ao, entrftsten sieh au«b ge^ 
legsmtlish darflber, weil sie darin eine Oefiüir dar Ger- 
■M»Ui«t«ag «rUietnni wd bebaopten Crisehw«gi pWana 
auf einem Aeker nichts mehr gedeihen will, aemen des 

Allemund)^. i " vüuh [irohp- re conime rien d'ftutre!" So 
Äufsert sich I>ei /imnierli (11, 40) „eiu a«it Jahren in 
der (iegi nd angctcüt^ener und vermöge seiner Stellung 
besonders kompetenter Deutsohsohweizer". Im Bezirke 
Avenches hat die franaMMihn BsvAlkerung nm 105 ab-, 
die dsutsehe um 148 mgenoaBao. Duis touto oatte 
r<gton k Hot allemnnd meata, mont«, aehmibt OillUron 
auf Grund der Zimmerlischen Forschungen. 

In der .Stadt Freiburg wird das deutsche Element 
heine frühere Stellung nicht zurückgewinnen können. 
Wirtsubaitüche (siehe oben) und klerikal -romanische 
Einflüsse stehen dem entgegen. Wenn aber Knapp be- 
hauptet, es gftbe in Freiburg „beinahe keine Deutschen 
mehr", so ist das eine arge l'bertreibung, denn noch 
aind 37 Pros, der Bevölkerung deataeh, di« Zahl der 
dantaaban Bandisltungen ist sogar seit 1860 von m\i. 



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143 Dr. J. Z«»mfi«h! D«iitiek«a «ai 



anf 341 '3 ProK. gettiegen. Aber mit dem N»tionalgefahl | 
der dortigmi I'euli-chcii tiflit hchlimm aua, in diesciu 
Punkt« »oUt«ii sie sich die fraozösUcbe Mintierhoit iu 
Biel zum Moater nehmen. 

Im Alpenlande stellt die SprnrVicrronze fest bia nach 
Sidm. Dieser Ort aoU neh nach Knapp nebet dem be- 
BBolibutMi Gemeinden mehr und meiv vomaatsiereD, 
und Reffnftttlt Itrst gar da« ganze Oberwnllia Iragnm 
fraiif.''si?c!i werden. AU Knapp seinen Bericht achricb, 
warun Jie Elnzelergebuiase der letzten Zfthlung noch 
nicht rolTentlicht; diese /cigun üLlm- in Sidors einen 
Küekgaug der Franüviäeii von 12,(3 auf 33,9 Pros, und 
im gancen dcut3ch6n (Hierwallis VOB 944 Auf 700 KApfe 
gegenAber 29500 Beateehenl 

Die dettadieii MinderiieitaB im frauifieiachen Spraeh« 
gefajatawigm firüich sehr Tereduadne Eniwii^elniig. loh 
habe die« anf das eingehendste in meiner angeführten 
S.i-lirll'1 aiiagc/ührt» Ich wUI Mer nur niif lii«- TTiiuj't- 
puukt« htuweigen. Im Berner Jara itst, im /uiscLfurauuie 
der beiden loteten Zählungen im nördliclieu (Mün- 
ster, Oelsberg) die deutsche Minderheit gcwachsuti , im 
St. ImmertliAl dagegen stark surflckgegaugen. Dieser 
Rflelunf «ntnolct mcb auch anf faat den gauen Kad- 
tOB Nenenbnrg, betrilR also gerade ein nbr eterk mit 
Dentgrhen diircIiKflztoH fluV.ict. In FrauzÜBiach-Freihnrg, 
Waadt luid Geuf ist das Wuclifstum der Deutschen durch- 
schnitilicli ein WLMiig «türkür als d.L-f di r l'VaazDhi'ii. Im 
franzdsiscben Wallis nimmt das deutsche Element in , 
der altdentieben Spraebiaeel Sitten-Hremia «b. 'Wie v«r- . 
■dtiedm aieh im eiamliHO die Bewe^ng geetaltet, 
erlwltt JtratM, ddil t«o 4ett 99» Gememden dar fr»it- 
zSsischon Sebweis in 351 Einvohnerzabl and Deatwtie 
zunahmen, in 218 beide curückgingen , in 172 die Zaiil 
der Deutschen trotz abnehmender lievn'korung wuclif. 
in 161 trotz zunehmender Bevölkerung abnahm, und 
nur in 37 Orten beidemal keine Deutschen wohnten. 

Wirtschaftliche Uraacboii bestimmun iu erster Linie 
diese Bewegungen. Nur ein Siebentel dieser Minderbeiten 
aind Reiebadeataebe, die fibrigen Deulacbaebweiiar, at" 
mentliofa Berner. Im Jan wie im Fraibniigiaohen finden 
sich Tiole deutsche Pachter, in deren Händen zum 
Krofsen Teile die Landwirtschaft liegt. In den übrigen 

I'eilt'ii wiJiidi-n hich d'if Deutsche:! iiii'hr btadtisch'Jii lic- 
ächttt'tigungon zu , sie beTursugen im allgemeinen die 
grüfseran Orte. Treten in irgend einem Gebiete un- 
gfiostige 'wirtacbaftliche Verhftltniase ein, so hört dort 
der )>eat&ndige Zuzug aas der deutachen Sobweia auf, 
aHneher bereite sngeeiadelteDaatacbe sieht Mab wieder 
fort. Sobald jedoch der forlgeaetate Znmg aufhSrl, 
geht die Zahl der Deutschen zurück, denn die franzö- 
«itche Schule verwelacht fortcfesetzt den jaugeii, auf 
Ir;ui7rjji8chem Sprachhoden geborenen deutschen Nach- 
wuchs. Neuenbürg tind das bt. luinierthal befaadeu 
aioh im vorigen .lahrzehnt in gedrückter wirt8cb*itlioher 
Laga, dort ging die at&rkate ülMrsaeiaebeAaBwaaderung 
dar Sehwrfs mit der atftikstmi Abashme daa deutachen 
Elementes Hand iu Hand. Wo dagegen wirtschaftlicher I 
.\uf«chwuu^ herrscht, ist die deutsche Kinwandernn^ I 
stärker ;ils die Vf-rwulscliutig der Kinder. Diesf lotzlcif 
iat der wunde l'unkt in dtr Lage der deutschen Minder* 
heiten. Ich halw Bchon früher die Zahl der Homani- 
aierten in den drei frnnaösischeu Kantouen auf 35000 
haraahnet Hunsikar kmamt sa demaelbea Ergebniaae 
aad raebaat flir die gaaae flraasSaiadi« Sdivats fast 
60000 Verwelaohte. 

Auf di ultchoni Sjinichgt Lief e Zt-iiieri siuli ;i1)?ul!.- der 
Spracligt eiisce keine küUiMkte Minderheiten , in Büsel 
und Rem wachsen sie in geringerem Verhältnis als die 
deutache BeTölkemug. Die fransösiacken Sohweiser 



▼olkatnm ia dar BohweiK 



wenden aidi nnr naeb indattriellen Orten, daher ihre 

'/iirjalitiie in Biel. wiUirend das flstlie I.nnd rein deutsch 
blmbt. Wenn iluu&iker vun einem ^gauz Unzweifel- 
haften, sehr l>edeutenden Verlust des Dentschen auf 
seinem eigenen Boden" spricht, so kann er, aufser dem 
einen Punkte Biel, nur die durchschnittliche .\bnahme 
der Lendlievdlkerang von Danteah-fiarn im Auge haben. 
Br bereebnet die Fertachritte eiaea Velkstann aaafa dam 
.\ntcil». den es an der Gesamtbevülkorung des ganzen 
Staates (hier also der Schweiz) hat. Dieser Anteil sinkt 
iiiitarlich auch für ein a[:.riichlii'l] nlrlii gemischtes Ge- 
biet, sobald dessen iievölkerung abnimmt oder im 
Wachstum hinter der des fremden Sprachgeliielaasarllok'' 
bleibt. Dies ist bei Deutscb-Ikrn und einigeo andaran 
daataehan Kantonen der Fall Daran« darf aber aiaiht 
aaf ein aUgameinaa Vordringen daa wclBefaaB Etamaataa 
gesehloasen werden. Ia BShmea, in Vrol, in Sfaier^ 
ninrk ist im g'.-iciien Zeiträume der Anteil der Deutschen 
an der Ijüüauitbevulkorung gawachaen , gleichwohl hat 
das Deutschtum dort mehr Verlust als Gevriun zu ver- 
zwchneu und einen harten Kampf gegen «laviächen und 
romaniaolieB Anatorm zu bestehen. Von eine» Verlust 
gaaehloeaanaa deutaehen $|^raahbodeaa kann in dar 
Sehweis niebt die Rede aein, da aneh in Biel nodi 
immer das Deutsche vorlierrHcIit. 

Eine Änderung in der üe^tong der beiden Sprachen 
ini (dleulliilien Li'l>en ii-t gegenwärtig in griiftierem 
Maihivtabe nioitt zu rrwnrten. Immerhin machen sich 
einige Anzeichen bemerktnu , die darauf hindeuten, dafs 
die Dentiohachweiaer allm&bliob anfangen . aich nicht 
nnr als SehvaSaar, aandera andi all Daataeha s« fMdan. 
Die grOfaeren Zeitungen der dantaabeDSohweis baUsgan 
sieh ab und au Ober die ZnrOeluetsiinff der dentaehen 
Sprache in der Westschweiz. Im vergangenen Sommer 
kiiunte man verschiedentlich sehr herbe Urteile über die 
ausBchliefslich franzi^Bischeu Begrfifsungsreden beim eiil- 
genössischen Schützenfeste in Neuenburg hören. In 
ZOrich besteht ein deutschsrhweizer SchuWerein, der aller- 
diaga «aea noch raeht beacheidenea Wirkungakreia bat. 
In Genf wirict barrita ein „DentadiBehweizerTerein", der 
seine Mitglieder Tcrpflichtet, für den „Zu<fammetisclilufa 
der deutschschweizerischen Elemente y.ur llrlaitgung 
grolsi-ier nioraliacher und materieUer Autdritäl gegeii- 
iiber der GesamtbevClkerung' zu wirken. Am wenig- 
sten geschieht bisher im .Iura für die Erhaltung dent- 
■cher Art, also gerade in dem Gebiete, wo diaa an 
n6tigsten und auaalehtataiehaian wIn. £a giebt dort 
swar daatsohe Geaaag- and ToniTeraiBe, weikÜM die 
Deutaehen ^nigermaTaea xnaammenfObren, aber im 
öffentlichen Lelien verzichtet das deutsche Element 
auf die ihm zukuuimcnde Geltung. Und doch wäre 
es bei »einer Starke ihm leicht, infolge der ilufsergt 
Kcharfeu Parteigegensätze unter der frauzönischea Jie- 
Tölkening vun Neuenburg und Französisch -Dem bei 
kommunalen und ataatliehen Wahlen den Auaaehlag an 
geben and dsdarofa in dieaelbe vortailbafte Stellang an 
gelangen, wie die Deutschen in verschiedenen Stn;itcn 
und Städten der Union. Da hierzu zur Zeit noch keine 
.\ns!<irljt vui lumden i-:t. wird Hunzikers Vorschlag, einen 
ailgeueinen deiitsi h>.j:liAeizer Schulverein zu gründen 
und dur< I ' < . ■ n den Jura mit deutschen Schulen zu 
veraebeD, die be.st« Aussicht auf Erfolg eröffnen. Wir 
wBnaehen anf das lebbafleate. daiä ea Uunziker gelingaa 
mag«, aeiaea Gedanken arfolgraioh in die That aman- 
eetien. Nnr gegen die sweiepraehige Sehnle, die ihm 
als ilas Wftnschenswer'eHlc < rselieirjt. liege ich Bedenken. 
Sie Imt in < (sterreich. dem kl»t.si«i;L»jii Laude der Sprachen- 
küujpfe. dem Deutschtum noch nirgends V<ir;. il i.'elirac ht. 
Denteobe Schalen mit deutaehen Lehrern und gründ- 



Dr. F. Tatcnar: Die Koran io OatpravifcaiL 



14» 



lidicoj fiMUziirtisfhfiu S[.irEicliuiitorricht , dur durnli Avn 
Verkehr mit den fransosiscben Einwoliuern iu«br aU 
Bodenwo gefördert würde, wurden meinoa Eracbtens am 
besten die deuUcbeo Kinder deutsch whaltan und sie 
gleiohxeitig iu den Stand aataan, ,b«dar Waltoprachan 
nMiltif, die S^ittiatian zu bclwCCW^M* *). 

Auf eine jüugtit ln-^'onnen« ▼•ncliSebnn^ in dar 6e- 

Tölkemng darScllwtiz nii>rl>ti' ich nuAi knr/. Innwclscii. 
Die Z»bl der It-uliener Imt in ili-n letzten .Irtlireii ttufser- 
ordeutUcli •/uifeiiiniimeii. Sie siml ilu.; (ieguuRlQck KU 
dau 8laviitch«»n Linwaudeierti iiu Ueutsclien Iteicbe. AI» 
llMrar, Erdarbeiter und laudwirtachafUiche Arbeiter 
koBUBfla ■» ia SaliMWi und wardan baraita ia gröCaerar 
Zahl aabbaft. In Qanf «od LanaaBaa bantaiao aia aahon 
eigene Schulen, sie sind alio niobt gawilH, wie dia 
deutliche Einwanderuug iui Frtinzosentnm aufzugchen. 
Sie sind nicht immer g»Tii geiselicne (iuHtc. in lienf 
mufstcu vorigen Sommer mehrere Ii»uilluut: uufguboteu 
werden, um die streikenden Italiener im Zaume zu 
halten, Z&rioli bat lahon frQbar ainan Auibmoh dea 
Volkamirillaii« gagan die naoa ESawaadannc arlaUi, 



*) Wia nnentbehtlicb •iW >U-ntJiche Bebnie zur Erb»UuiiK 
des Volkstums ist, zeigt fulgeniler Kall. Ein den gabildetKieii 
Kreisen nngvhürendrr P«uUrlia«liwrirrr, i1<%r in einv-r Stadt 
der (huiKüiii*cben Hcliweis lebte, mit einrr DeutMsben ver- 
heiratet WHT tmt! Pis* vor karaTii K<-«tf>rb«n ist, hielt seine 
deutscliL- Muai-TKin achu su>*r'>ii!i iitln'li hoch uu<l duldete 
in eeinsr t'itmiliu uur tliefie. i lutxiicm kuiintu vr nicht \ er- 
hindern, daf« »ein Sohn duivh die frauzöeinche Schule, an 
der er (der Vater) selbst wirkte, dem fr»uzOeiacben tieiste 



li-folge des hcrrBcliemlpn Arlieitoriiisngelff erscheinen sie 
unentbehrlich, aber zugleich Ut-druliliuL. Die Stadt i'Su- 
Sanne überträgt daher öffentliche Bauten nur noch sol- 
chen Baomeistem, die üoh varpfliobtan, aiiihaMnia«)ia 
Haararlahrlinge aiuanbildao. 

Faasen wir tum SoUima dia gagwnrIrtifB L«ga In 
ihr«n Ilauptpunktao kurs sttmumaD. Diaaaaita dar 

acligren7.9 nur BD wenigen Punkten fransösiscbe 
MiiiderLtiileD, diese Meben und fallen mit der Indastrie. 
Einziger gefährdet i r l'iinkt ist die Stadt ßtei. Längf 
der Sprachgrenze lindct sich in nllen Dörfern reiu- 
deutsche bäuerliche Hevölkerung, die «ich stets auf allen 
Seiten da» deataahan GaUataa als daa faaiaata natioDala 
BoUwMTk liawfint hat 

Jasaeits der Spraohscbeide im Nordosten ein ausge- 
dabntei, mit deutschen Einwanderern stark durcbsetstea 
(iehiet. Die NacbJ'i'iniin'n di rsellten Terwelschen infolge 
I Mangels an deutBclieu .Schulou und Jautscht^m .btammos' 
bewufstsein. Nur in der Gegend von Murten gewinnt daa 
Deutsche gegenwärtig Boden, wenn aueh sehr langsam. 
Der l'Vanzose ist auf die Wahrung seines Volkstnua 
bedaabti dar dentaoha Eänwandarer giabt aa maiat «idar* 
Btandaloe praia. Gelingt es aber, iba rar Erhaltung daa- 
M'lljeii zu bewegen, hu lfd eine sllm&hliohe lietrilc)itlicbe 
Krweilenmg des duutüLdien S|irachgeliieteH im vorderen 
Hemer .Iiirfi und ö.^tliclien Neuenburg wiilirscbeinlich, 
zumal die Liiud Wirtschaft durt schon jetzt vorwiegend 
in deutschen Händen ist. Vorbedingung hierzu ist die 
deutaeba Sehlde ^ ohne diaaalba wird aa beim jatsigaa 
Zaalaad» Udbao, nit danalbaa wird daa Daataaktou 



Die Knren in Ostprenfsen. 

Van l)r. F. Tetzner. U 
III. ($oklu(^> 



VI. Fasta. 1. Sonn- und Wochantag. Dia so- 

citde t'lierlegenlieif de« lierdenlief^iHertiMi nei'gt.ijilven 
gegenüber dem m iiieii Scrlupjjcu iiudtl ilire l.ulJ>j«i"et;huii).' 
bei iilleii Stiinmii n am lialtischen Meere von Doniesiiiis 
bin zum I.elmBce. Die Slowiuzen sind weit ürmer als 
iiii e geniinaisierten landaSasigen Volksgenossen im Sikden. 
Dia ätrandlivaa fttbraa ain vial Inali^araa Daaaia ala 
dia hinter 3niea haataadoB ktttaierteB Kavaa, and 
abanao ist das VerhAltaia zwisabaa daa NebmDgem und 
Strandkureii gegen Qber den «nf dem Lande wohnenden 
lettischen und litauischen Brüdern. Alle die L'etntiuiten 
Ärmlichen Strandvölker haben eine Kigenari in lUreui 
tfiglichon Schiflcrieben entwickelt, die eher unter sich 
hIs mit der ihrer ackerbauenden Itrüder übereinstimmt. 
Liegen ja bei den Strandleuten die gleichen Bedingnagen 
dea Bodeaa, dea Elrwerbea, der Hahraag, dar WiUaraag 
TOT, dia anf dia Dauer nftebtiger all Volke- aad BInta* 

bände wirken und ketten. 

Der Weil hiMit;ig einet kniisphen Fischers gictclit 

i-ii zi('mlicti dem de« >l(jwinzen und Livou. \S ulireiid 

über jene iu der t rid.e ihr Tagewerk beginnen, flogt es 
der Knre abends nacf: '^unnenuntorgang an. Da fohraa 
dia Fiaebar auf ihren BiMtteo, jedea Dorf gemaiDBam, 
auf die Hebe dea HaEEa, d«« liearaa, dea Lafaaaaaa. Am 

Morgen kehren sie zortlok, der Kaeobube aber viel 

früher. Der Kure richtet ea so ein, da(a er gerade 
rechtzfitig nHch lluii.vti kommt, um den Fang mub 
Kinten oder Memei anf den Markt zu brinpren. gew.djn- 
lioh zu Boot. Ist aber der Fang gering, fi' liedieuen 
aiob die kariacbea Fraaeu der Kdrbe, Karrou und llaud- 



Iftftt die Ftnv febren und TerkaaJea. Kanu wie U- 

tinierin gehen gleich geschickt mit dem Pferde um; 
Ottiireulten wiu ein Pferdeland, lange boTor die ersten 
]ire\iinhc!Mn Ktmige die weltbekannten .^tutereien an- 
legten. Wahrend die Kurin auf dem Markte handelt, 
haben die Brüder und Mftnuer zu Hause trockene Kleider 
angeaogen, beim schwarzen Kaffee ein derbes Frfthstüok 
vaa Fiaehaa aad Kartoffeln eingenommen und aicb daaa 
BcbUfaa gahgt. Die Kuren schlafen schon, «aaa dia 
Litauer und Oatpreufseu, die ja in gant DautaeUaad 
das lange Schlafen lieben, noch liegeu. Xun wird es 
allmählich Mittag, die Frauen kehren ztiriick, ein zweites 
ithnliches Mahl ftdgt. Mu.s mit WeizennKddteilclien gilt 
als besonderer Genuii!, doch verschmäht man auch nicht 
rohe Fische mit Zwiebeln, Salz aad FfUTer. Die Fische 
wardon mit den Kartoffela saaaan«» gakoaht, dine 
Butter und Sabaa, aber mit Tid Zwiebela, Pfeiler and 
Salz , den Lieblingsgevitrsea der 5;trandbewohner. Die 
Krähen wie die Fische werden fast nur gekocht, selten 
gelallten uder gebacken gegessen. Im Sommer ifst man 
i'.uwi^ilen die gekochten Elingeweide der Aale. Im Winter 
schlachtei) viele ein Schwein und bevurzugen Sauerkraut. 
Auch Bohnen und Erbsen kocht der Kure gern. 

Naoiimittaga waiden die Netze in Ordnung gebracht 
und allMt mM maa bei dar Füaaherat bianebt. Die 
Mftnner atrieken, die Pranaa fliaiken. Dann wird die 
nriliLM« .\ibeit in IIiius, Hof und Kartoffelbeet gemacht. 
Um 4 Dlir tunkt mi»n Thee und ifnt nochmals. Den 
I Thee genief«t nnm mit Zucker, wenn ni< lit ein l'uwetter 
, die Verbindung mit Alemel und seinen KauHäden unter- 



wagan aar Baiaa »af daa Harkt War ein Pferd hat, | brodian bat W«aa dia Nadit aUlnaiadi war aad daa 



i^iy u^co Uy Google 



144 



Dr. F. Telzner: Dl« Kar«« in OttprenfteB. 



Fischen liieht suliets, fthrt inuti bei l'a^^R auf liie Ilölip. 
Am Abcnil beginnt Ji-r FibL'btnii|u; iiufa iieui'; einige 
feidrn sm l>ODnerBt«g ÄtMsd, andere »lu Freitag Abend; 
iosbeiondere «chweigt da daa Surren des Spionrades. 

Die SoDBikgafeier bwiunt am 8«iiii»b«ad um 
6 JJhr. 1I«B Um nUht Mif dm Fiufafiiiiyi Mmdern 
wischt den Obarfcdrpw «ai Ugt du fricchee derbes 
Hemd an. Die Nebrangvr letsen aicfa dann ruhig ror 

die Tliiir uiiil nnlcrliHllen Bicli , wenn nirht i>twft Hin 

Gebetsbruder eingetroffea iüt uud GebeUivenaammlang 
abh&lt. Die Melneragener Kuren und ihre Nachbarn 
hingegen gelten meist nach Memel in die Fisoherknaipm 
vnd kaufen zuvor f&r den Haualialt dort WirtachafUfig«B> 
Bt&ndfl, KflohaafafldAif, LaakcraMB ein. Frlkh noigwB 
gehen die Kin>hdSrfl«r in flin Kirch«; di« «BtArotmi 
aber, so die PreiJ-PtTwelkpr. versaf^en »ich den Ma 1 I km 
langen Weff. Die Slowinzen wmideni bukünntlicii Irulz 
ebenso grofser I'.ntfernuni; rcgelniiifflig in die Kirche; 
die Preil-Perwelker kaum einmal im Jahr«. Diuae Kirchen- 
beauebw getiea Dach dem Knde des Gottesdienstes nicht, 
via dk BlmriiiMBt in dm Krug, londant Inhrm bai 
fWindm «in, auMbw EraakmMMMlM nnd gdira dnni 
nach Hause. Die kurischon Nichtkirehenbesucher aber 
nehmen ihr litanisohea Gesangbuch zur Hand und singen 
unter Leitung df» Ilautivaterg nach dem Aufstehen einige 
lange Lieder; die Länge hoU vielleicht den Inhalt ersetzen 
oder von der unentwegt ausdauernden Fröuiuiigkeit Zeug- 
nis ablegen. Nach dem FrAbstück nimmt der Vater die 
FMilto und üeat der snfnerksam lausohenden Familie 
«•dl geneinsamem OaeMige ein« Predigt vor. Dann 
folgt der Gesang mehrerer Lieder tiie Kon Hittageneii, dei 
am JsonntBtr oft'''' Klöfae mit Pflaumen i»dor Mus, Rind- 
fleisch mit Iteis ii. dgl. bietet. Narhniittiig« singt uud 
butet tuau wieder, und gegen Abenil beginnt der Werkel* 

tag mit der AuiaUbrt der Netiie und Fisoberkäbne. Die 
Strandkuren besuchen am Sonntag auch zuweilen ihre 
Friedhöfe, die Preiler nie, »du würde die Toten aar 
in ihrer idigen Grebembe ilOnn «ad ihnen UageUgen» 



Eine neue Farbe Terleiht dem Sonntage wie jedem 

übrigen Tage d.iR Krsfbelnen cineH Reinepredigers oder 
Sukit'<Jis. Die Wirkfiiimkeil der Maldiniuker oder Su- 
rinkiniininker iat li^fgeliend. t'nd niiig ancli hier und 

da beabsichtigte oder unbeabsichtigte Heuchelei, «olbst- 
gerechtes Mucker- und Schwindlertum mit unterlaufen, 
nnoh meinem DaAriielteo iat bei den jetaigeu VerliAlt- 
oiaeen dar Nntaea der Oebetevensunmliuigen grAfaer ela 
der Schaden. Der Reiseprediger kehrt bei einem be- 
stimmten Fischer ein uud wird aufa beste bewirtet. Wer 
mir kiiniinen kann, koiiimt in di>' niedrige Stube, wo 
aliea dicht gedrängt eiUt. Die Audtwiht dauert sehr 
lange. An einem Tische sitzen die Laienprediger und 
pvedigea abwechaelnd. Mit lauter Stimme, etwas ver> 
wonea, reden sie und legen das Wort derSehriftaua, wie 
tie ea fwatanden haben «nd koBMai««i dabai wie Hebola 
Kannitreratan gewSbDlieb vom Irrtum lur Wahrheit 

I'enn überiill InsKen sie ihren Grundgedanken dnrrh 
blicken ^Ihr seid unbekehrt, seid SOnder, niiifst besser 
werden. I.iel)t eure Niicliüten ; k.iuf't Siinntairs ninlit 
ein. Hondern widmet euch ganz göttlichen Dingen, thut 
HulHe! " Die Ufircr folgen lauschend dem mutigen 
Kadner, der ja auch nur ihreagleiobea iat, und apenden 
ihm radiKehBeifUl; aetae Predigt dünkt thaea tnveilen 
verstftndlicher als die des Pastors. Eins behalten sie; 
sie müssen sich bessern, und dieser erzieherische <ie- 
danke haftet mit aller Innigkeit 

Sonntags trigt der Kure besnere ivleitler als Wochen- 
taga. Der Fi8«her hat in Nidden Wochentags wolleni-s 
Uaterbemd, breite blaue oder weilae Uoeea. bJane Tnob- 



WR-ite. graue ndcr blaue Leiiienjaeke, inng« Wadenstiefel, 
einen Südwestsr. d.h. einen Stnrmhnl mit Niiekenschutz- 
leder oder eine Mütze aus gefimifster weisser Leinwand; 
in Preil ist die Leinenweete hinten mit roten Bändeln 
vetaebeo. Sonntage gebt er modiaeb} MAtM» Weafee, 
Heea^ Jaeke aiad ua mariueUaama Todhf Ha Soanaer- 
hoae itt «eilaietaeB; man mailtl dm ElaflnÜi daa Seeadl- 
datradienatea. Die Kana aof dam Featlaade babm 
üich schon mdir dar angmieiii awdiaebm Klaidoag aa« 
geschloeaen. 

Die Frauen haben alltaga einen groben (Kedelii<), 
sonntags kurze schwarze, zuweilen gesprenkelte Falten- 
röcke ; meist recht viele übereinander, daa soll die Wohl* 
kabmbeit aadratm. Die Litauerinam beronagm be- 
kanntlieh die geatraiAan RAeka in ihrer vielartigra 
nnnt.heit, »ohStzen indpn grOnReidene Klflider noeh höher. 
I»ie iiniielloBe Wfute oder Miuderjiieke »um liaumwolle 
o<lpr Sftiiiniet ist entweder Busgeschnitten oder bis zum 
liake zugehiikt. DiiB t)berhemd, oben lein und weifs 
(Wirschapechi>^), int am Kragen und den Handenden 
faltmreiDh nnd aekwara geetiokl, die untere HUfte TM 
der Taille ab (aterblae) iat toa SceUaiawaad. Bebftnm 
sind nedi der venchiedenen Gegend entweder ImbI 
gestreift oder grOnseiden ; darunter hängt eine eehAa« 
gestickte Tiisebo mit ttelbstgeflochtencm buntem Taillen- 
bande, daa grobe <^utt4ten zieren. i>ie Tasche dient 
zur Aufbewahrung des Tnehea und der Bör.se. Hern- 
steinbroschen gelten als Schmuck. Dm Kopl'tuch ist 
verschiedenartig. Bei den Nehruogani haben die Mäd- 
cben das Haar frei, di« Ztofe biagm herab oder aind 
kransartig aufgelegt , suweura mit Mooe- oder Bantm- 

kriinzen geziert. HiuJon sie ein Kopftuch um, 80 niufs 
hinten ein Schwimz, seitlich zwei Zipfel zu sehen sein. 
Die l'r.iuen tragen einen richtigen Turlmn (muturis), 
den sie am Sonntag so winden, dafs die beiden End- 
zipfel lang hinten heruuterh&ngen. Sehr selten sieht 
mm dm frBfaer gebräuchlichen welfsen Shawl (raisdataa); 
man wand Iba ao um den Kopf, dafi der Scheitel 6«l 
blieb, der Kovtm ha Nadwa aafa oad die Eodra hei^ 
nnterhiugen. Im Sommer gehen die Frauen gewShnlieh 
biirfuf« und bedienen ."ich der Wftdenwiekler (aukles), 
sunst trugen siu weilnu W uil- oder Bau m woHenstrflnipfe 
nnd derbe niedere I .ederBobnürschuhe mit Absatzstreil'en, 
bei der Fischerei Männeratiefel. Die I' ^lfse können sich 
der kurzen Röcke wegen sehr frei bewegen. 

Qebnrtatag. Korn nach dar Entbindung findet daa 
Gehurtafaet atatL FMher nahm man mägliehat daa 
ganze Dorf zu Palen; jetzt nur wenige. Die Gäste 
werden mit den übrig bleibenden Speisen beschenkt, 
wie früher in ganz Deutachland, al8 mim jedem Gaste 
ein Tuch mitKuehen, Wumt n. dgl. band. Besondere 
Gebr&ueha haben i^ieh t!un!it nicht erhalten. Man be- 
vorzugt immer noch litauische und lettische Rufnamena* 
formen , so in PreU: Hidüa, Haonis, Fritzus, Mertiea«! 
Adam, WiUema; Abb», HmitIw. J«««. Madie, Oatia, 
Elao, Dorc, Jale. Noeh baadirlnkter Iat der l&elia der 
l'ftniiliennanjen. In Preil-Perwelk giehl et: Peleikis, 
Kngelien. Leber*>«B, Freud, Rodmacher; in Kurkelbeck: 
I'fttrft; in Melneragen be.Hnnder.q liastieki», Tydiks, 
.laiid^euia, iu >iijnuiersatt koegst, Sohnischel; in Niddea 
meist: Sakuth, Pietsoh, Rlode. 

Boehaait. Die Kinder hekommm, ao lange eis aa 
Hause wdlen, keiuM Lohn. So bald ab mllglidh aoehm 
sie sich selbständig zu machen, d. h. bei einem Fischer 
?.\x verdingen, dessen Tochter sie heiraten wollen, 
oder alles zu llau^^e so vorzubereiten, dafs die Heirat 
nach überstandener Militärzeit im väterlicLen Hause 
stftttlinden und die Übernahme desselben vor sich gehen 
kann. IMe seitige Ueirat der ISjibrigen Mädchen und 



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14» 



23jiilirig<3n Uurschfu hat nicht physische, sondern wirt- 
8ohartliche GrQiKle. Nur die leitige selbsUndige B«- 
wirUchaftuDg giebt dem Karen Gelegenheit, das »rm- 
Bflhe BeBitxtum ia kriftigeter Mannetzeit zu erhalten 
wid s«itig «Md«r stt mmbeo *). TwmAgHii SehAnbeit 
und andere B«grifle der Kultarmenseblint krant der 
Kuro bei Jor BniulwuLl iiielil , Gceiiiulheif , Zugehörig- 
keit zun» FischfirstrtiidB iimi wirtscliaftliche Tüchtigkeit 
sind beidorieits »uasi liUggebeud. V'erinögun hat ja 
doch niemand, und die etwa aofanglicbe Abgeneigtheit, 
■•gi man, wird sich schon geben, wenn man zusammen 
tobt> In der Tbat fähren die Karen wie die Slowinsen 
Mwtereben; der BiMia iat in dar Bagcl d«r Fraa uuter- 
tliao. die Ebefir»« iit flaifii^(, beidier Siaiu» «ad Dooken 
itt gleich , ebraio b«id«r Dioictfbrtigknt vad «lialighe 
Tmie. Si:h<>iilung<<n sind ganz selten; beide Tdüa vAr- 
d«u dabui wirtschaftlich «n Grunde gehen. 

Am Vt;rlobungb;:ihBnd wirft der liräutigam der liruut 
einen Tlmler in den Kaffeetopf. die Braut bindet dem 
Qeliebteii ein schönes, buntes Ilalbtuch am. Die ßraut- 
wwbttDg beeorgi der Pinehlis oder Fndwerfaer. Siad 
die Tertuadlangea nrbdiea dea beidea F»idUeD lu 
Ende, so werden eine Woche vor der Hochzeit die 
nötigen Waren eingekauft: Bier, Likör, Schnaps, Fleisch, 
MpIiI, rif(arren. Bei keinem Festo ^eht es so imcli her, 
nie wird das Geld so verschwendet als diesmal. Die 
Eltern verbacken je 1 Ctr. WeiBenmehl za Piraggen 
«ad Roeiaeaflidehen. Zwei Tage vor der Hochzeit gehen 
swei jaogfl Werber aad laden eb. Sie tragen eiaea 
ktUwtlkben HlamMwtraafi an der BnuA, daaebea «i- 
dene BSader in GrBa aad Btaa oder flcbwars aad Rot. 
Mit dein Werberstocke melden sie dorn biilb^u Dorfe: 
„Die Ilraot und der Brilutiffani l:iden zur Il ichzeit am 
L'l. Oktober ein." Die (ielttdeuen dnukeii, versprechen 
SU erscheinen and stecken dem I'irschlis mit Nadeln 
TAcher an. 

Am Hoebaeitetage Mtst die Braut dea Ilyrienkranz 
aaf, die Olite werdaa aiH Kaihe aad Fladea, später 

mit Schnaps und Bier bewirtet. Dann aiagt man im 

Branthanse einige litanisehe Giesmes, kniet nieder und 
hiirt die lange cliriHtliclic Tniurede oit.ef. Verwandten 
HU. Nun erst beginnt der Kirchgang oder die Bootfahrt 
oder die im tollen Trabe stattßndcnde Wagenfuhre. Die 
Fahrmittel sind mit Fahnen, Tanuenreis und Blumen 
geschmflckt. Vor Beginn macht der Kutscher mit der 
Peiteehe vor dea Pferden eia Krem, dab kein UaglAck 
paniert Dm ist aebr aStig, dean X* toUe Wettibbrl 

der i'jl' f^st 7iildreicbeii Wr<f;f i) lüiif* selten finm gut 
ah. läi»v aiHii diia Kirebdori rrreieUt, gelit en zuer-t 
/.ur Stürkving in den Krup, dann folgt dii' kirc)ilieiie 
Irauung, und dann gulii es wieder in den Krug, hva 
Nachhansegehenden , die meist za gleicher Zeit auf- 
breohea, werden Hindemiaae in dem Weg galegt, daran 
Beaeitigaag eikaeft mrdea mab. Am Garteathoret aa 
der Hans- nnd Stubenthür stehen des Dorfes Frauen 
und bieten dem Urautange ein Glftschen Schnapa. In 
Preil wird didieiiii miti wieder fi^ebetet und gesungen 
nnd dann tüchtig gegessen uod getrunken. In iitel- 
neragon versteckt sieh die Braut bis znm Abendbrot 
und wird dann von dpr FinacHlpnc oder Freifrau dem 
Drtutigam zugeföhrt. Sie tiimua ihr die Myrte ab 
«nd aetst ibr dea Tarbaa an/. VtMi lagt ibr die Braut 
ein Paar Strümpfe ttber die Sebaltera. Maagelt ea an 

Speise und Trunk, s" laikundcii die Preiler Unwineii iiiid 
zerschlagen die ieUer; nach dem Uuuptessou verschwindet 
daa. Brantpaar, In Metoefagaa oimmt der PiiaeUia drei 

') Sehon Brand tagt & 76 Qber die Karaa, ale Jialiatelaa 
■•br junx, auf daTs sie bei SSeiten aad ' ' 
dk ihaea bei dar Arbalt htUn. 



Lichte, steckt sie an, trägt sie zwischen den Fingern 
und geht mit der Braut zum Zeichen des Aufbruches 
um den Tisch hemm. Ifiti Gntit« gehen in ein anderes 
Zimmer oder in dcu Hruitithir uud hQpfen dort tanzend 
heruB). Bai Beginn dea Tanaea bft^gt die dam ab- 
gehende Baak «b Werber ein Paar Haadaehaba on 
die Schultarn, di« HUeba« thm daaadba bei ibrem 
Tänzer. 

Der zweite llochzeitstai; wird im Ilauau de» Hräuti- 
gams gefeiert, wie der erste in dem der Braut. Die 
Schwiegermutter empfängt die nassestrenendo Bnaut mit 
Grub und Kufs, nimmt ibr den Kraaa ab uad bindet 
ihr daa Tuoh am. Dann baeohenkt die Brant die Ver> 
waadten and wieder bagiant daa Eaaen and Trinken. 
Daaaeh aehKebt die Hoebieit TYflher danarte aie aoht 
Tage. Der Itrautwagen enthält gewöhnlich nicht viel, 
nie fehlt eine bunte Lade. Der Segen »<ill erst kommen, 
d.is will das NüB.MeHtreuen heim iJelreten der .Schwelle 

besagen, wie es in Nimmersatt gebrituchlicli ist. lüigen- 
ilt der kurischen Hochzeit das ^'ehlen von Dai> 
aad Haaik, Karten* uad PiAaderapieL Man 
erslblt Abeateoer, singt maiit denlaeb* LtMer. waaa 
man Oberhaupt singt, nad kiatet aiah hSahataiu eine 
Ziobbsrnionika. 

T: : L' r a b n i S- l*en fatal Istit^eheii (trundziig im 
Denken dor Naturvölker teilt der Kurt] voilig. Wird 
jemand krank, so hat Gott die Kraakheit geschickt. F.r 
ist auch der Arzt. Erst thut man gar nichts aar Hei- 
lang. Aber die Nachbarn and Nachbarinnen kommen, 
atagan nad belan nal nnd laag«. Hüft daa Brtaa 
niohta. daaa werden diaXranUieiten baaproebea. Nabao 
dem Besprochen (Apskaityti) ist d&a n<!i1zchenwaifen 
(raedukos mesti) nnd Kohlenwerfen (angliR mesti) in 
Schwünge, Heiltiiuden. die teilweise in ähuliclier Weise 
bei der ländlichen Bevölkerung ganz Deutschlands and 
wohl auch anderer Staaten gebräuchlich sind, unter dem 
Gespdtt daa jaQ||«n Kaebwochaea »eiat Ton altan Franen 
gepflegt nnd mit den Worten ,ffilili oialili ao aehade t a 
nichts", nnd „SpotV nicht, vielea bata gehoUSm', em- 
pfohlen und aufdie folgenden Oesobleohter vererbt werden. 

Die kurischen l'nljilerinnun murmeln wie dir deutschen 

ihre SprUcLe uud i'ahren dabei luit dem rechten l'aumen 
im Kreise von links nach rechts leicht Ober die kranke 
Stelle, zum Schlufs drei Kreuze machend „im Namen 
Gottes dos Vaters und des Sohnes und des heiligen 
Geiatee*. Beim Koblea* und HAlaebanwerfiBa nimmt 
der Kranke «n w«fs<a Laken am, wird mit Kohlen- 

wag.-'er l>es|irenct, und Kohlen werden über ihn ge- 
worfen uder er selileudert ein llülzehen Helli.tt rückwsrts 
liber »ich. in Mittpldeiitschland glaubt man sich ähn- 
I lieh schwieriger Krankheiten dadiuxii zu entledigen, 
dafs man am Omrfratag mittemachta allein nnd ohne 
ein Wort aa epraehan an eiaen Baum (Birke) gabt nnd 
entkleidet dreimal ua daa Baaa beramgalht. Balga 
wOnsohen noch, ea aolla rflekwlrte geaobeben and mflsae 
unter Anrufung Gottes oder mit einer Zauberformel ge- 
schehen. r>ie Kuren setzen nebenbei das Singen und 
Beten fort, und bald bringen die Nachbarinnen Haus- 
mittel herbei. So giebt man trota aller vernünftigen 
Warnungen Krftbenaagen, nimmt erst ein halbes, dann 
anderthalb, zuletat fllnf Stück. Da« darin enthaltene 
Gift ▼eraahlinmert natarlich die Kraakhei^ UaaebiKlUob 
iat der TKee daa wilden Thymiana, den mao am Jobaa- 
nii-ffl;:? nach ?^onneniintergang eintrefft und Johannis- 
tlice uuuut. Gk-iiJi ungcfiihrlich uiid allgemein ver- 
breitet ist das Hasenft>tt , (ian aiu h I.öwen-, Katzen-, 
B&ron- und Schlangenfatt genannt wird. Im Schwünge 
iat der Aderlafs aad daa Biaebem. Letzteres dient 

Handebilb, wann man ,aieh dabei erschrocken ^ 

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146 



bftt". Da mrdra Bmt« wom Oeniek vni Sehvans des 

Hundes abgecchnitten, und dnmit ri^uohert mau deu ß»- 
troffen«», D«» R*uclicrii ist üburliaupt eine Liebling»- 
licKchäftiguug in den kurischen wie deu s1i>win£iachon • 
RauoiikiittiD. Au g«wiiit«u lagen rsucbart uan die 
ganze Stob« und den Stall mit Wacholder ans, den 
Kahiüht Twfammt aimn, dis Mati« irard«i gtriaelMrt, 
■ogwr Atm Boeltt«itilMrat. BelbUe Kimdchmtan aind 
aufser dem „Veraobrecken", wenn einer mit bösem Blick 
angeeehen und gebannt worden ist (apscheweti), oder 
cineu der Tuafel höhitt (weliis i<ajuk), d. Ii. jMkMtd«D 
Lörbar an furchtsamen Urteu erschreckt. 

Sind alle Haaamittel und Zaubereien TergeblicL, !<o 
eottohlieiiit man sich »n«b wohl sa ain«m Arzte , setzt 
wUmr hänliidi alle alten Mittal fi»t md aiagt, batet und 
erttpall ««ittr. Nnr ImsM wtm jaM mUbtb aalir na 
Garändonf , aondera dab Gott den Riwnlien, falla ar 
stärbe, in den Himmel nähme. 

Der Veratorbene wird in seinen lietstisii Kleidern in 
ciuen Bcliwar/un ndcr bruuiion Iliilzsarg gelegt, Kerzen 
breoneu iu gro£ier Zahl. Die Crüst« werden eine Stuude 
vor demBagfilnua nvBeardignng mündlich eingeladen. 
Dann kamnan aie, essen und trinken. Am Sarge aber 
beginnt amentaa Klagegosebrai vor dar anf^bahrten 
Leiche. Diese Raudos lauten heute genau noch so, als 
die im 16. Jahrhundert überlieferten. In den Kirch- 
dörfeni hält djinn der Pastor eine Leichenrede, in l'reil 
uud i'erwi'Ik und auf dem Struudts ftikU er, uud ein 
alter I<'i«c*ier spricht den Nachruf, der von GrabgesAngen 
eingerahmt wird. Danach folgt die Schliefsung dee ' 
Sngea nod das Tragen zum Gottesacker unter bestftndi- 
gana Gaaaqg» Daa bAlaaraa Gmbkrenx mit Vor- und 
Zanama, Geburt« - und Todeatag wird mitgetragen und 
sofort eingesetzt In Viddru wird dur Sar;; vor dem 
Grabe nochmals gt-öffnct und der Kopf des Toten zu- 
rechtgelegt. Ein huigCB Gebet acblierat die Feier. I»ie 
Heimkehrenden halten einen Inngen [.eichenscbmaus bei 
Kaffee, Kuchen und Bier. — Iu I'reil wird der Friedhof 
itiodig Ton Dttnonwnde verwebt, ao dafa innur «wder 
ain naner angelegt verdau nnlb. Dia nadi Oalain wan- 
dernden Dünen decken schlierslich wieder den alten 
Gottesacker mit Staketen und S&rgeu auf und legen die 
bleichen (ieln'ino lilofa- Im .Schädel finden sich noch 
diti Spureu des Obolus, deu der Verwandte dem Toten 
zur Heise ins Jenseit« in den Mund legte. In Melne- 
ragen bestimmen die Leute Tor ihrem Tode diejenigen, 
die das Grab fertig machen, den Sarg einsenken und 
ainmban aoUen. Kainar darf aiah dar Pflinbt antaiakan, 
sndi' iltara Leala nieht, nnd nttlUmt ala aaltwi an« fer- 
nen Dörfern herzukommen. 

Kirchenfeste. Sämtliche kirchliche h'e.nte winde» 
streng gefeiert; die Talkos haben die Kuren wie die 
Lfitaner; beim Herausziehen des Wintemetzes vermifst 
nan aber don freudigen L&nu wie beim Slowinzen. 

ZnrWeihnacbtaiait. Am Hailigea- nnd Iveatar» 
attand wird innnarwihrend lieht gafammt» die Familian 
bleiben bis nach 12 Uhr auf. Man abgt geistliche ; 
Lieder, Iftfst aber in den Zwölfnftohten die Arbeit am \ 
Spinnrocken ruhen. Zu Weihnuchten bäckt man Fladen, i 
Vr'ie die Liven , macheu auch einzelne Kuren Kreide- i 
kreuze an die TfaSr und werfen zu Weihnachten die 
Sabobe nach der Thür; ist die Spitze noch der Thür go- 
riaibtat, ao mufs der Werfer in dem Jahre sterben. Die 
Tiiume der ZwOUblehtc sollen aintraffan, wie man ja | 
auch in ganz Deotacblaud gluubt. > 

Zur Fastnacht wird weifser Erbsbrei, SchupinnlK. 
gekocht., zu Ostera werden Fladen gebacken und I'rüh- 
spazierg.'inge gemacht. Die I.iven stecken dabei Jichlen 
anf die Dünen und geben beim Gange uaoh dem Strande , 



deu Middien Raten ans den Zäunen. Dann aingt man, 
,nin die Yögel zu wecken": 

,Oiite Viijtel in iitis«r Liirtil, I.Jc«, Ligo, 
Wolfe unii Hären it> fremden Ij>nil, Ij^''« I^'gl'k 
t'elte lititti.'n in unsere See, LiR". Ij^o, 
Mugt-re Hiitteu in Ireuuli? tivv, Li>;ij, lugo, 
Oute Buneben ib unter I>orl, Lago. Ligo, 
Onte lUdobea in «naer Dorf, Ligo, Ligo, 
flahlaehto JNntlttn in ftentdes Dorf, Ligo, Ligu, 
Bekteohte kUdehan in frenibe Dort JUgo, Ugo, 
Hvn iak Ar eneh Zdt, endi ta etlieban.* 

Aus alter Zeit schildert Rhesa deu I-indentauz um 
lAimatage nnd meint wabraobeinlicb das JohanniBfeat 
damit Er singt (Pratena I, 79): 

.Vmtanst die tnhanda Unda 

ibr Knaben nnd MlddMB giaohwinaa 

Hit Bttemlieb and mit Oötleracliea. 
Zu Ligoa freundlichem Feste 
JBnebänsn oft blmmlisebe Qäste^ 
Sn piWba, ob Budit In «an HtUMn aaL* 

Ea Uaibt merkwürdig, dafs sich aufser diesem Nameu 
keine Erinnerung an die lettischen Götter bei den ost- 
preubiachen Kuren erhalten Imt. Diei^e.? lußci, d.is 
llhesa für einen Gott hält, hat man joUl hIk tinm 
Frendenrnf erklärt, der nichts als das Hin- und Her- 
schwanken des Lichtes, der Fackeln, der Schaukeln, der 
Wiege (linginelis) bedeutet (vgl. Ed. Wolter, .Wae iat 
Ugo?* ArabiT L Ornr, PbiL VII, & 629 Ua 689). 

Zn Pfingatan aebmOekt man ancih bei d«n Knz«n 
die Ptuhen mit grtneü Zweigen, am liebsten mit Birken. 

/u Johiiuni ihut man dabselbti, schmückt aber die 
Böte eben.Hd, liiiüerdeni .''ii»in:rlt imui Johanniskräuter. 
In Niddeu werden des Nachiii leere Teertonnon ange- 
brannt, man läfst sie wohl auch aufs Haff schwimmen. Auch 
die Utaner aOndan Fetierbr&nde an, beaondera lancbtet 
über dan UjanMD daa Bombinva Penäriianm. Genan wie 
die Knien faian die Livan den Jobanniatag, «tatt dar 
Teertonnan verwenden aie richtige Kähne. Am Jo* 
hannisfeuer aber singt das junge Volk: 

^Johannis lEommt, Juhanuis komint, wie nelimea wir Um 

aui" •- 

Wir bacUwn KnctifTi, witmien Mil' h, I.ii; '-i^o. 
So nebineti wir .Johriniji^ auf, 1.11:11, I,it;ii, 
Jobanois ging Heu müiien mit drei l'elzen anf dem KUeken, 

Ugo, Uge, 

ISr mkhta aiebt aiaas Balmaa laat, sieht afaun Diaesa für 

den Scbüp«, Ugo, LtgOw 
Wer in dar Johanniwaebt aaUäft, bekommt nie einen Haan, 

Ligo, Ligo, 

Jutga Bnaeban, Jnage MidelseD, die acbläfeo nie in d«r Jo- 

bannisnaebt, Ligo, Ligo. 
Wer In der JabaaniamaMaoliliU^ dem aalfeg^iakt dar Boggan.* 

VII. Aberglaube. Weise Frauen und kluge Männar 
kenut der Kure ao gut, wie alle Völker. Und l>eide sind 
mit ihren Sprüchen ebenso unlieutiminl und uIhu^u trü- 
gerisch. Ais einem Preiler einst 5U Mk. abbanden ge- 
kommen waren, ging er zur Dorfpythia. , Hinterm WaUa 
wobnt der Dielx.* Hinterm Pniler Hohe wobnte ans 
ganida ein aeliliehtar TagelSliner. Hilätrauiaeb bawaoht 
man ihn allerseits, zischelt und tuschelt, bis sich daa 
Geld in der zerrissenen Westentasche des abergläubischen 
Verlierers zwisclien Tuch und I' utter fand. Im übrigen 
dreht sieb fast aliur Abtjrgiaul'e um dnn Fi^cbglück und 
ums Feldglück. Für und gcßen beides hat der Kurs 
eine Zahl Vorbeugungsmittcl , Verhütuugsmafsregeln, 
Zauberformeln; sie sind fast «He auch bei den Liven n 
finden : daa TagawiUan, dar Qlanba an Anaeiebam, an 
den bOsen Blick, an die Ürsaeben des Ftaeherglaekea, 
die Heilkraft iletf S'i'iiLiiigcnw assern . die Heiligkeit des? 
Kreitagabendfi. (iern gelit uinn zu den IViiplerinnen 
anderer Hiiriur, nicht dc> eigenen. So L'ebeii die Mal" 

ueragener nach Karkelbeck und BommelsTitte. 

i^iym^CLi by GoOgle 



148 Dr. F. TetsR«r: Di« 



Fddglftck. 1. Ab «itoB Tag« dw DOiiggiftbmia 
darfim aidi di* ArMtw di« Btad« vor d«m Eismi nicht 
wMobeD. Bontt ^ht die Wirkung des Rögens verloren. 

2. Ileim Rüfu der Fnilijuhrisiiat nimmt der Wirt Jiu 
Axt mit auf« Feld und hackt damit io die Krde, dafs 
die SiiHt an steric wind* «ioa Axt mnm AUumii in er- 
fordern. 

3. Das Zug' und NotiTiah darf man weder mit dem 
bSaen Blick beladen lassen, noch darf mau veruftuiueu, 
Torbeugongsmittel gegen den Ali>druck (Laumes Spau- 
dlmaa) Jer Pferde iHi<i Kühe zu ergreiftin, welch letztere 
oft niorgcriti iiiiitt und in Schweifs gubaJct an« dem 
Stalle geftilirt wt'nlf ii niüntcn. 

4. Hat ein Tier einen Fehler, so venohwiDdet er 
aofort, wao« man ilm bein Varkattf dava Kttaftr firet 
benoaaagt. 

5. In Tlrinmen badauten Hola, Brot und grflnaa Gras: 
. OlOek ond Verdienat. Hunde abd bflaa Menaohan. 

fi. Das Begegnen «inar alten Fnxt, ein flibar dan Weg 

latlfenilt'r llaxe, <-iiir- knii:li7<-ni!e Kriha Mlf dtllB Fliat 
odi-T am litjüt btjdüuttjii Unglück. 

I'isi-hglück. 1. Vom Schifftau eiiifs irlückliLiHU 
Fischer« oder von oinom C!lo<*kou«trang wird eiu Stuck 
abjgeechnitten und ans Netz gebunden, um Fischglück 
SB haben. Odar man achnaidet aus dam Nata ainea 
gllkitliafaaa FUcban etd StOok in der Nackt, verbraint 
es und streut die Asche aufs eigene Netz. Guter Fang 
sicher! — wenn der Gesch&digte nieht ebenso klug int 
und die kaaaUMiglan Stallan mit dar linkan Hand 
flickt. — 

2. Kann man aiflkla derartiges vom glücklichen 
Fiaofaer erwischen, «O nimmt man Rohr oder Stroh von 
daaaen Dach und livcibart dia eigenen Natae damit. 

8. Wird d»t Natt nrii Fiaahaa fcctig g amacht oder 
»eingeatellt", ao darf niebta aua dam Hanae geborgt 
werden. Kommt trot/ilftn limr bergen oder gai titi-lilun, 
»o entwendet man ihm etwas AhnUide«, An d^ m Tni^e 
iiirisscii die rhQren verschlossen und vL'rricL'fll blfilieu: 
man darf nicht fegen und aoU den Kehricht, wenn man 
trolidaa gaibgt hat, faia Soim«n«al|B»ng in Ranaa liagen 
laaiait* 

4^ NotM BdaBan bei Nanlieht (suMhuandar Mand) aiS" 
,gariohtet werden, und zwar wenn Fische, ZwilUaga, 
Jungfrau. Wassermann regieren. Am strangaten mnfk 
man dit-s \wi der LachstiMdi<>r>'i handhaben nnd ja an 
Krebatageit vermeiden, die Fischerei au beginnen. 

5. Die fertigen Netze werden mii Sala bestreut, dafs 
allen Bösen und Hexen die Augen varaalseu werden. 
Aach räuchert man sie mit aUerlai Krftutern nnd be- 
apriut aie mit 8ehlang«owaaMr(!}b Dann arat trlgt awa. 
aia ina Haff, 

<t. Heim XetzHiixf rrik'><n v<-rn)eide man, an Bniiuian 
oder \VaK»L'rsoliij(itLTii vorbfizi. wandern. 

7. Beim Aljsr-jffln vinii Ljuide wii j vor dem Segel- 
hespritzen zweimal landwärts Wasser geflossen. 

8. Kommen beim Wintemetz, beim Kinlasscn in die 
Wnhna, Plaobh&ndlar mitScbnapa vorbei nnd krad«Mt«n 
aolebaDt 'ao wird erat etwaa anfa Nets gagoaaaD, dann 

' wllda bakiwiat, dann erst trinkt man. 

9. Der Vorbeigebende bringt Glück oder OnglAok, 
und bekommt atwaa von Fiaebaaga» , wann ar Qllleh 
gebracht hat. 

10. Vor dem Gebrauch bekreuze man »tets das Netz I 
Man tische nur bei Nacht , um dem bö.ien Blick xu 

entgehen. (Man hat langst atigefangeu, auch bei Tug 
an fiachan, im Stülan will »bar jader dam .bOaan Bliofc 
entgehen.) 

VtM. f Ii ,1 r n V f <> r. Der Kure halte früher kein 
Bildnngstiedtirtnis. Kr ist ubfrglüubi.Hch religiiitt, lii'ilf»- 



«ran in Oatpranraan. 



I'barait, aUtliofa. Dia StnJb iodart ika niabt Er Maii 

' die Sonntage streng nnd ist Gott ergaben. Sein „Gott 
. geleite dich' („Diews palieds*), kann man immer und 
iiijiiK.-r luireii 1 er timt ulli-t> „mit Gott" (~u niewu). Die 
Arbeit des Lehrers gilt ihm als etwas l.'nnut^Kb. der ünter- 
' rieht als thOricht, soweit er über Religion, ! •-t^'-n, Schreiben 
i und Rechnen hinausgeht. Verwerflich ist ihm das I.esan 
I von Märchen und das Singen deutscher Volkslieder, dia 
; ganae Sabole iat awaokloa. Bia Kturan aind Flaebar und 
I wollen Piaoker blaifaen; die Piaober« erfttlH ihr gansaa 
; Leben, Anderes zu werdoii, wäre iiliKurJ. Manliann 

I sich di'iikeii. wi Ich schweren St;uui lit-r I.t hrer iniher hutte. 
Mit zunuhniL'iidi'r (icrmiiiiisiL'ruujj; und lUirclilüliruuy der 
Webrpftioiit wird lilerin Wandel gescbatVen, und alim&blich 
nnterlüfat nuiu. dir Schule nachzusagen, in ihr würden 
auTser Plunder nur Schlechtigkeiten gelernt. Alle Neue- 
I mngen begegnen MUatrauen. Einat wallte der Preiler 
; Lehrer, ala daa Altan- und lavnliditAtigeaato in Kraft 
! trat, den Lauten kursan Vortrag Aber die ndts* 

; liehe Neuerung in der Schule halten. Keiner kam, „wir 
j lassen uns nicht beschwindeln" ; genau wil' die Kluckeiier. 
I Belehrung nnd Überzeugung ist ihnen Wiml, Autoritüt 
alles. Wie die Masuron und Kaschuben haben sie einen 
! heillosen Respekt vor aller Obrigkeit und MMÜMll ihr 
abanao freudig ein Sabnip[|«lian zu acblagaiiv «wm aia 
nielit erwiaebt an werdao glauben. In ihren Angan Iat 
alles Gesetz Willkür, aber unabänderliche Vorschrift, 
j Hält man es nicht für gut, so erkennt man es trotzdem 
I äuiverlicli billig au, macht aber, was man will nnd um- 
I geht, was einem Schaden bringt. Wird man erwischt, so 
I verteidigt mau sich nicht, sondern steckt die arme 
SündanniaBe auf. Wird einer bestraft, so geht er willig 
ina GafkogBia nnd wird nach «einer Entlaamag tod 
! allen USt&tu jubalad «bgahoK «ad empfoagan. Ma» 
I untaraeh^det daa UngewSbnlioha niaht. kommt bSehater 
' Besuch oder ein bestrafter Meineidiger; iu:in will Kid- 
' Zug feiern, komme Nai uleim T. oder I,u Iwii.' Will. Im 
gcüchwuckten ^\'ai'^>n liat man hidiüii den Ddrlgeiiussen 
geholt und hült ihn tür tiitcressaulur und wiiditiger al» 
den Unbestraften. Die I'reiler haben mch nicht dar 
Landgemeindeordnung nnd ihrer SteuerregalierunguBter- 
geordfiet, ala aind bei dar altaa gaUtahan: dar Wirt 
oder Besitzer zahlt das doppelte daa Kttnera und dieaar 
das doppelte des Sosmanns. 

Mit FreLudi-n iri>hli>-ri Nie iiiflit vii-l FederlesenB, 
nehmen uia die Mütze ab und buugeu sich nicht der 
I Schnoddrigkeit und Groft<mann88uclit; natürliche Autori- 
tät gilt. Im Geganaatz zu den Kluckneru avancieren 
die Kuren nie beim Militär und der Marine. So an- 
atellig aie aind, liaban aia doch au aehr die Freiheit and 
himen jede Stellung ala berbe Pflicht. 

Die Augen sind meist grau oder lil;iu. die Haare 
duiiktlldisjad, dir ( iejiii li'^ffarhi' liräuiilii ii, die Zu^'i: ver- 
wittert; Kartonkiuol m<'idL-[i 'de. liirr iu:d t i|jiirtrii. wie 
Fusel schmecken ihnen. Schrecklich ibt die i'naidKsocht 
um die nichtigsten Dinge und aus geringfügigsten An- 
Iftaaan. Der Staataanwalt l«lat oft die Anklag« fallen, 
I weil dar Gagenataad dar Anaeiga aiaht der Rade wart iat 
Vni weahalb werden aie angaseigt? I>a verrät einer den 
anderen, weil er mit verbotenen Net/.en gefischt hat, 

trotzdem der K!Ht;rr sidlp-^t mit virl leiifii au-i:i«ht. 

Kin anderer bietet sich dem tieritiit gruitdluii it^i Ite- 
lastungszeuge an — um der Iteiaekosten willen. Dieb- 
stahl nui Kigentom des Nachbarin ist fast unbekannt, 
ebenso Khubruch. In l'reil giebt es seit Mcnschea- 
1 gedenkeo kein unehelichea Kind. Aber um Kleinigkaitaa 
1 bringt man eieh vor Oarieht nnd giebt aicb andaran 
Tags wieder freund'Iili dir UikuI, um siili nm dritten 
I wieder unzu^-igen und am vierten zu verlrugt i». Kitrper- 



u\.jn\^cö Ly Google 



149 



licb6 Zttehtigeinp^ kommt wohl vor, doch achliigt der 
Kare wie der Küthe sein« Fbwn aulit mit dar Hrad, 
•ondarn mit dem Strick. — 

Di« Jungfrua zeigt ein» Anmut und KeoMUMit, di« 
eboDSo Dftiv als schön ist. Selbst im Scherz spricht 
sie kein irgendwie »nstörsif^ea Wort und entflieht er- 
rötfiid, vrcuii sie eint liört. Ariuo und Rrust untbläfst 
sie Tor t remden nie. Die jungen Borachen sind nfloh- 
tam, surflckgesogeu , still; sie meiden den Krug und 
idigeD zeitlebens groCra Anbftnglichkeit an ihr« Eltern 
und G6aehwi«t«r. Wer hn der Marine oder dem MilitAr 
ist. behonni mri«! LriMBanitUl fewbigkt, d«b «r 
wieder die Sohenlcer Welieiiken kftnnfe. 

Die I'lfern verliütschplii gern die Kiiidpr mit TI(mig, 
Zucker und Jiiidcrum , was l>ci jedfiu Sladtbe^ucb iiiil- 
gelirarlit. wird. Pen Itiebätahl der Kinder eiitsiduildigen 
sie mit diu Worten: .,l)as Kind hat noch keinen Ver- 
etkcd.'' 

Wenn die Kinder du Haue überaehnaa, oritaUB sie 
netwn der SehnldenUet such no«b AHentaQ «nd ,0«> 

gchwi-^UrlicIii-s" t'intriigcn laaa«n, wiewohl die HOtte ein 
l'renidi'r nicht gpuchenkt haben möchte. AnfdennnTor- 
teilhaften Hunden uufmi'rksEiuj guiuacht. sagen »-io: Es sind 
die Eitern und Geschwister." Aiteuteil wird allerdings 
fast nie geliefert, aber die Alten können doch etwas fUr 
sich kochen, wenn ihaoi das Zubereitete niebt schmeckt. 
— Aber sie arbaitn Mieh. Die Leute anter aich sind 
hAlfabemt. Fibrt jemaud in Pnil nadi d«n Harkt, ao 
kommt daa kalbe Dorfl Der will ein ptuir Pfund IfeU, 
jener Kaffee, dieser Kartoffeln, Rutter, J'ul/.. Dü t-ntziaht 
sich nun keiner der Aufgabe, alle die AuitrAge anzu- 
nabrnm, ndliek «iomkanfea und «ha« Tort«!], bei HtUer 

1. LetUsoh. 



und Pf'iiniiig abzuliefern. Ein audi/rmal uiufs der Nach- 
bar d.i-.selba thun. 

Wer beim Eisgang in Lebenage£ahr kommt, wird mit 
Bintanaeizung des eigenen Leben« gerettet und gepflegt, 
Einheimische wie Fremde. Werden die grofseu Bradde- 
kähne geteert, so mfisnen sie zuvor aufs Land gezogen 
werdfu . tniudcbtenf« von \'> Munn. Der Stliiflur ruft 
blofs im i)ürf aas , dafs er seinen Kabn herauüiehen 
will. Er l&dt niemand ein, aber alle kommen nnd helfen. 

Sie eind arm an Sagen nnd Mtreben. Wohl deuten 
■ie au, dab bei PflIlEoppen ein altaa Sddofa giitanden, 
Uer vaä d» «k Dorf vocaaliltltot» ob PootwayeD mit 
Gdd im Sande ▼erranken aein aoU , den der nnd Jener 

aufgefunden und dal-.cr seinen Ueichtum gfimiunien 
habe, aber in'ilieres und genaueres wissen sie nicht, aucb 
die f.sthnisclie Sage vi>ni Thunder nnd vom Teufel, der 
als Ratte im Heuhaufen war, entbehrt der ejpischeo 
Ausmalung, wie auch d«r 0«iaak*, dab jedo Stand» 
vorher beetimmt aaL 

Oering aaeb bt dk Zabl d«r Lieder. Aoftor «än 
paar deutsehen und litauischen, singt man einige letti* 
sehe. Im Inhalt weichen sie nicht von den litauischen 
ab. In ihnen hallt der Gednuke wieder, dafa das .'^chiffei- 
uud Seemannsleben schön sei, dafs die Hchnnate Zeit 
des Mftdchens im Vaterhanse war, daCs der Bcblaue»te 
Buraobe nicht aobiau genug eei, ein Midcben au Aber- 
liatm. Meikwflidigerweiae wird ein lettiaebee Lied 
(Kr. 1) viel geaangen, daa «oeb in «ndonn Littomtann 
wiederfcebrt and die betrogene Geliebte lom Oegenatand 
bat, die ins Kloster gebt. Die Melodien je eines letti- 
schen , litauiachen und deutschen Liedes mögen den Ge> 
•nag der Koran varanaehaaliflliMi. 



t.K ttlaw uis aukilieia Kalnieia un skutuit ju-rlu-^a tu redii wicnci Laiwiog oakot, imkut, tur bu* man» brutgamiiM. 



Ich alan4 aaf hehsa Bar-fs uad sahmn Mmm Me, tili ScUflsin sah kh fthrse, iUim,Bäe tlcbsler sau daria. 



As* wiawlsnsasl-el •cru'kas ass wIswkBassl'M*mi-kas I swi« • tl*aia sia-lts 1 «wk • li-na laa-lis. 
Sal-dal aarbinuMdkliBikiditBal'datBerhleaadUcUikKUD B - Iwall n Haasj bin 9 ' bwall h Baa» 

8. seutwli. 



Eia nharieb wBf warn Knt-p wi-di-beai ja ja jnc h -hsl-ias-w, «ia nhnrkh lof leai Kita-ge, war waifs, keniDttr sa- 



itsk, war wdb, kaamt er 



Den Unteibchied zwischen litauischer und lettiüeher 
Sprache auf der kurischen Nehrung möge der Anfang 
einer Daina lehren, deren erste Strophe deutsch soheirat: 
loh fliege, flieg* in« Üirteleia, Pflfteke weileo Rosen, 
Plllldm, fdlfteke weibe Boaeo, Fleehte mir ein lEiiiiael. 

Lettisch: I< i t a ii i»oh : 

Ii«Ucbu. letiMliu narfiun.i ' I/ek« l«kn, Dftrjtun« 
Pllllltucbil liwitH« lt.'!!!"*'* .-ikiu'i l«lt.'»9 Ki'/eH 

Plüh'ncliii [iliit.^rliu t'alu» 8kinu »kinu ballas Uoies 

« '^^•■^ I Pinn WalnikOi. 

Pinnu Weiuixionu. i 



Nfti litrag: Diese Arbeit entstand 1897. Die ?vet/.- 
; Zeichnungen und Bilder verdanke ich den Lehrern von 
Preil nad Xeiaeragen, Herren Blöde und Knschkah. 
Bilder aiM «aatrem Gebiet finden aicb bei Linda er, 
.DIepmIUadie WflaleeinataBd jvtat' (Ootarwiek 1898); 
Sommer. ,Das kuriecbe Baff" (Dansig. Kafemann)-, 
Zwick. „Litauen" (Stuttgart 1898); .Ffibrer durch 
.Menifl", ls;)8. Vergl. aui'.Herdem llecbt, »Ana dar 
, deutschen Ostmark" (Gumbinncu lä!i7). 



im 



Die Xasciiflöte nnd ihre Vorbreitnng. 

Das Blasen der Flütu mit der Naso anstatt mit dem 
Mnnde hat einen ganz bestimmten Verbreitungsbezirk ; 
er reicht von Indien bis weit in die SQdsee hinein. 
E. B. Tylor and der Musikschriftsteller Karl F.ngel 
stimmen darin überein, data die Naaenflötu von Indien 
ihren Ausgang genommen habe und einem Kastenvor- 
urteile der Hindus ihren Ursprung verdanke: kein 
Mann, der einer höheren Kaste angehört, wird mit seinen 
Lippen eine Flöte berühren, die ein Mann niederer Kaste 
mit dem Munde gespielt hat '). Nun. künstlich klingt diese 
Erkl&rung, und rann mufs dabei die gleichzeitige (Über- 
tragung des liiistrumeutcs, das doch sonst nirgends fehlt, 
mit annehmen. Fast überall kehrt in den Beschreibungen 
aas der Südsee wieder, dafs beim Spielen der Nasenflötc 
das eine Nasenloch geschlossen wird. Solches ist raerk- 
wtlrdcrweise nicht der Fall bei der hier wiedorgcgvbenen 




Orang-Bakai von der Halblnael Malaka, die Naienfltlte 

spielend. 

Kacii einer l'hotO|;ra|ihic von ,1. (i. Darka, Monireal. 



Photographie, die übrigens auch im Berliner Museum 
für Völkerkunde (unter VIII. 4 Hi.') b) zwischen den von 
Rolf Vaughan Stevens gesammelten Sachen der Orang- 
Sakai aufgestellt ist. Beide Männer blasen mit dem 
rechten Naaenloche, ohne da« linke zu schliefsen. 

Wo liegen nun die Zwischt^nglieder zwischen Hinter- 
iudien und Melanesien? Falls diese Art des Flöte- 
blasens von den Hindus aus nach Osten wanderte und 
in die Südsee gelangte, müfüte es doch im malayischen 
Archipel seine Spuren hinterlassen haben. Ich habe 
aber hierüber nichts gefunden, womit icii aber dns Vor- 
kommen nicht in Abrede stelle; indessen der Beweis 
mafa noch erbracht werden. Erst auf Neu-Gninea 
findet sich das Blasen der Flöte, iriliku genannt, mit 
der Nase wieder, wie Finscli aus dem englischen Teile der 
Insel berichtet -). Weiterhin sehen wir sie dann in 

') R. Wallaac'hek, rrimitive Huaic. l«nd. 1893, p. 9S. 
*) Kthnoloffiacbe ErfaliruDgeB 'und fi«l«^täoke aaa der 
SüdM«, S. [12-.>J. 



Mikroneaien. Auf der Iniel Ponapö hfilt man das Ende 
de» ßO cm langen Bambusrohres an das eine Nasenloch, 
^blüst hinein und sucht durch Drücken und Zuhalten 
des anderen verschiedenartig modulierte Töne hervorzu- 
bringen, die sich zu keiuorcigentlichen Melodie gruppieren 
und überdies sehr schwach sind" Auch auf Mort- 
lock hat Finsch die Naaenflüte, dort anin genannt, ge- 
sammelt; sie ist daselbst nicht ausBambas, sondern aus 
den Luftwurzeln der Mangrove vt'rfertigt. 

Für das Vorkommen auf den Finschiuseln führe ich 
nur Williama an. Krbildetein Mädchen ab, welches mit 
beiden Händen auf der Flöte fingert, also nicht, wie es 
sein mufs, ein Nasenloch geschloBsen hält Weiter 
östlich schliefsen sich im Gebrauche der Naseoflöte die 
Tongainseln an ; sie heifst dort fango-fango und wird 
stets mit dem rechten Nasenloche geblasen, während das 
linke mit dem Daumen der linken Hand geschlossen ist 
Ks folgen nun die Gesellschaftsinseln. Auf Tahiti hiefs 
die Flöte vivo, war 12 bis IS Zoll lang, mit drei 
Löchern oben und einem unten. Hier blies man 
sie mit dem linken Nasenloche Für Nenst^eland 
haben wir das Zeugnis von I'olack ') und auch auf den 
Markesas hat man die Nasenflöte beobachtet. Man darf 
also sagen, dafs «ie die ganze Südsec beherrscht. Ob 
sie aber wirklich von Indien ausgegangen ist und nur 
die Zwischenglieder mit Ausnahme der Orang-Sakai 
fehlen oder durch das Kindringen höher gearteter Musik- 
instrumente (indische, arabische) verdrängt worden ist, 
bleibt ooofa fraglich und zu untersuchen. 

Richard Andree. 

•) Finach a. ». O., 8. '.»4;t. 
*) Fiji and tke FijianK, JahiH. I8r>ä, I, Itt3. 
'I Mariner, Tongaldand«. Seil. Lond. 1818, II, 318. 
Katalog dea Mua. UodelTroy lOi, 

*) tili», l'oivne». H'nearche», Lond. I8i9. I, ükS. 

'j Mew/.ealänd, a riitrrative of Travel, I.oud. IB3S, I, IiM. 

Dir Transafrika'Bahii. 

— Ceoil Rhoden, der rieaigatc UnU'rnebmergeist der 
Neuzeil, iat mit »einem I'lan, din Kapatadt mit, Kairo durch 
eine direkte Eiaenbabniinle zu verbin<)en, in die ÖtTeiitlicbkeil 
getreten nnd wirbt gegenwütüg um die nioraliaclie und ma- 
terielle Unteratützung der enKliachen Kef^ivrung. Man könnte 
ihn «inen Tlinntaaten nennen, weil «r auf der Grundinge nur 
oberfläclilicber Kenntni» der Vrrliältniixie oft die külin- 
•ten Pläne gebaut. „Rljmleaia'* erweial «ich immer noch 
nicht ala daa prophezeite (ioldwunderland ') , in daa er Mil- 
lionen hiueinKehetzt; aeine kecke Bpekulation, Trauavaul durch 
einen Uandatreich in ilie Taacb« zu stecken, aclieiterte völlig 
und aebmählich. Doch in anderen Fällen entwiokelt« er, ein« 
derartige Thatkrafl und ein derArtlgt-a Qeachick in Über- 
windung aelbat der gröfaien Rchwieriitkeiten, dafa man nicht 
I nur a«in Uenie, aoiidern auch die Kichtigkeit leiner Berech- 
nung anataunen mufa. Ei rettet« durch den fabelhaft raachen 
Itau der Kixenbalin Mafeking-Iluluwnjo die junge Koloniaalion 
von Mata)>«l«lHnd vor günzlichem Untergang; er fand immer 
neu« Mittel, um den iua Stocken geratenen 8t<>in der Beira- 
bahn endlich auf die Hochebene von Maachonaland binanf- 
zubringen. Kr war ea, der den l'lan erfnfat«, die Endpunkte 
der t>eatehenden Telegmphenliiiien in Ägypten und Maachona- 
land mileinatider zu verbinden. /.um gröfaten Teil mit 
eigenen Mitteln fing er au, von Baliabury nordwärta mit 
aeinen Blationen vorzudringen : über den Knmbeai nach dem 
Njasaa un<l Tanganikaaee, und achon hat er Karongn am 
Nordende des Njaiaa erreicht. Da die Kngliinder nach dir 

') W. F. lt. \Vilkiu>on liirlt kürillrh in der .'•oriptv of .\r|ji 
rliieu Vortrug üli«r dir titilJpriHltiktion von Rhoiini*. Kr hntlr 
aicli ein Jahr in den ilarligen Ge|ci>iii|pnaiifgrh nltrn. Er fand, daf« 
im Uanzrn nur vier Minen im Itrlrirbv waren; dine lirfrrten 
inni-rhnlh vier .M<in«trn ,'>G600 Tonnen QuartKi-rull ; die Tonne rnt- 
hirlt ilurtbsclinittlicli eine Itiilbe L'oie <jold (oa. 40 Nk ); die Ke- 
triel>»ko»len pro Tonne wurden auf ra. 34 Mk. I>ererhnrt. Die« iat 
durchau» kein gUniend» F.ricebuls, alier ea genii);!, um braiheidc- 
nen Erwartungen au rntepreilien und auf be»rre Zeiten zu hotTen. 
(Tbr Ki-ononiKt, 4. Februar 1899.) 



Bieber Mka«. 



in 



Blniirihiiic von Chartum unzw eifelhaft Jie telsKraiitiaclie Ver- 
biDdauK l>i« nach Fascboda auadelinen werdvn, ao ist mit 
ziemlicb«r Sicherheit ctt «murttt, dafii bionen «Ini Jahna 
die Docli b«si«b«a«l« LAek» swiHben KMonga und Fa*chod» 
mit SttttloMD »n TKBgftnikK, Alben Edward- and Albert 
KjMMa und llngi de> olicmi Hfl «nif efOllt nnd eine vom 
Kmp bis Kairo durchgehende Linie von 10 600 km Lttnge bor- 
(«■teilt aein wird. 

Nun kommt di« Auiifilbrun^ t1i>r Traniafrlka-Babn an 
dl* B«ib«: die Verbindung d)^r MaUbele- mit der äKypticchen 
SudanbAhn. Iirt e« VerAl Hhodes wirklich £mst damit? 
Aaii^i'ilacht weni^'Btciiü lint i r ein ni- h. t-ii< isoll möglioblt 
parallel mit der 'iole|;raph«nlinia verlauten und im Beengebie«» 
mnh Dutjrftw »bgtlM md dwlnnk ?wWUlgt werden. 
.Van ta»n lor Zdt nleht irit BMUwntbait Inbaupten", be- 
merkt e\n von Cecil Rbodea b*»il>flllftl i'H Artikel der Timeü, 
,dHü i'it' viin demselben ufUUiltlltereD Nutzen ecin werde, 
wie der 'J'elogrnph. Allf-ti. nmn rn ifiri'n Oiin«trn saj3;>"n 
kann, ini, iduie kic die Im j1 i-^rhfn Bi-Hit/uiig**!! im HerxHU 

voJi Ariikii Rjoli V'illkiirrimeti eiitwitikeia künutn. 

Abt-i' ahnte mau denn, al-i niAii die CHimdisch« Paciliohahn 
in Angrifr nahm, daij sie bald nacb ihrer Vollendung die 
niohita Kocnkkmnur dar Moiditaaten eni«blier»en würde f 
loh gbnb» nlOlitt d«A dank da* letzte Argument ucb irgend 
jaonad, dar lUb nnr aisigenBai'ien mit dam Klima und 
des VradnktkniaverhUtDiMeii de* innenten AMkai bMcb&ftigt 
hat, von der Wahrscheinlichkeit einer Rentatrilitüt der vor- 
geMhlagenen Bahn überzeugen laMen wird. Cecil Rhode« 
»(>ekoU<-ii, wli« i"f »clielnt, hauptsScWieh <l»r«iif, i1i<> ciiijüsi'he 
R »' i: i e r 11 n für i^^-iueii FlHii zu t''!'^'i'ii''^n » iudem auf 
den Not2«!U hiiiuei.it , d.>n L ire Ki.<('abahn%'erUiiuiuQ|{ üüu 
meridional itmtn ut Koloiiieen verachaffen würde. 

200 Uiliianen Mark — ao viel ungefähr wUrd* d«r Bahnbca 
mwklliMMi— 'krtMmTBt «r tm PabUkw aluktchiia vilt«nit 
«r MUif dB« vwtniiMMrwa«kaad«i BttsUwltM. Dubalk 
sucht er jetzt das englische Hiniatarium la bestimmen , «ine 
Zinsgarantie zu gewähren. Dabei verAhrt er mit klugw 
Mäfsifii.Dg. Pu» briti»i-i.<> Tli.'ieh «oll >M\ nicht für die ganze 
Strerkr Auf i iiinial vr'riillK'liI ■ n. snnderi; tiiir lur den jeweilig 
in AujjnH' gi tiiinniifueri Teil derselben. So erancht denn 
Re^jenwiini^ Oed Klu'des nur um eine Staattiluilfe für die 
kurze Strecke von 40U kib , von üuiuwajo nach Uwelo and 
von da in nördlicher Richtung gegen den Zambeii hin. E« 
trifft sieb sweifelloi glüokUeh, d«£i mit der TnuM»A:il(«r^B*lut 



gerade da begonnen werden kann , -n-o e» [Ithixlc«!», d. h. 
die dividendenloae Chartere*! Company am dringendstea be- 

IdMf. Bb trifft sich glücklicb und pafst aicli zuj^leich dem 
vamitaftigerweiM aufgestellten OntndMtze an, wonach die 
einzelnen StUcke der ganz<>n Balm BWT beim Kintldtt gBliiti> 
ger Verhältniaa« in An^ff genonuiMD «wdea aoUan. Boleha 
gäuatigen Umilände sind augenblicklich bei der Anfanga- 
screeke Buluwajo • Zambcsi in Fülle vorhanden und zwingen 
fSnolkh «nm B««i — nach Aftr AnfiVlit <'f<\] Kbodes: bei 
; Uwelo befinden sich die reicluK'n (ioldfelder. hundert Meilen 
davon nördlich die Kohlenla^;er in den MafunKabusi-Borg^n, 
welch« nicht nur für der. Miai'U , ?uudvrn nuch f-iir den 
Bahnbetrieb bis Vryburg hinab von unachätzbarem Werte 
I Bein würden« nad an dca UAni d«a Sambtii «iM diahta Be- 
völkerung, deren 'bUllge and wUligie BatrleMkiaft mit Leloh- 
! tigkeit den menschenleeren Oolddistrikten zngefdbrt werd*n 
könnte. Da dl« Küsten dea Bahnbanea der «raten Strecke 
nur tx Milliim«« Mfirk Vietnigen , ttiitliiii die ZiiinKsrantie 
eine ^reiiu^e Saiiime U-itns|*ravlit, dü iLe iirenzen der kurzen 
Linie auf R'"^ pioher hiiJije^telben 1 aktor«!! beruht uud mit 
d^TK Aman;; die Durclitubruiif^ einer (.Tofsartigen, den britisch- 
afrikanischen Kolunieeo durchaus notwendigen Centralbabn 
in Auxsiobt gestellt ist, so hofft OeoilRhodes auf alB fraaad* 
liehet EDtgegeskoffimen der englischen Regierung. 

Binwendnngen eind freilich nicht auageeohloia en , Bigiabt 
mOgUobenreiae Lente in England , die folg«Dderaa(ltea reob- 
nen: .Lassen wir die Tranaafrika-Bahn als einen Zukunfts- 
traum aufaer Betracht und beecbrttnken una auf die 400 km 
zwisrhen Riilnwajo und dem Zambeai. Wem bringt i1!e Rabti 
Nutzen' Nur der Chartered Company. Wird *ie wirlJiib 
Bo cewiunbringend aein , als Cecil Rbodes uns Klaubh^ifl 
maolit, warum haut die Company ai« nicht aus eigenen Mit- 
teini warum verlangt sie staatliche HiiU«} Doch nur, weil 
ala aia nawaa Anlaba» uftwbaaa «111* aber (broh(«i , nicht 
mtar deoaalben CradJt Mb WbOkiim m Snden, wie 
Mher.* 

Allein, wer will groftan Kolonialuntemohmungen gegen- 
; 8ber burzliaft aiiflri»«e.n. um aU ^'Si>ri(\rr' »ii-li brnndmurkcn 

zu liUdienY Dif /.ukunft mus m.-in er^noben; man dnrf i>i('h 
I nlffht ftnmafsen, sie voraufl tereclmen zu kui.nen. Di«- Probe 

kijstet nur Oeld und ''.ftrun dii» upekulati 'UBfrohe ud 

I kapitalkraAige Kngland noch immer einigen Oberflufa. 
I Brlx Fürttar. 



Bücherscliau. 



SophuB Bttller! Nordische Altertnmakundc. Ka> h den 
Kunden und DenkiiijUcru aus Dänemark un) hehliKw!]; 
gemeinfafitlich dargestellt. Deutsche Ausgabe vnn diriczek. 
Zweiter Band: Ei«enzeit. Strafsbure. K. .T. Triibn' r, Ita*. 
Der (funflti|;e >!i!idrack . ■weleheu -Jer friiher erschienene 
erste üasd hervorgerufen bat und d^ r Hui b in der Besprechung 
(Globus, Bd. 7a, Nr. 1) zum Auadnu k t^i ki innteii iit, macht 
fieb abexMO beim zweiten Rande ^eJieud, und die danuda 
Ben grofaen Vorzüge des Werkes könnten jetst 



Der voraurgcscfaickte allgemeine Abaohnltt hber Aller 
und Herkunft des EiM-n« und seine aJlmühUche Verbreitung 
von SPiii nmch Nord ist klar unt? pinfafh dnrpesteüt unS 
wirkt uberzeugend. Gem&fs der bti dun ykandinavieru uIj- 
liehen i^inteilung wird der ätolT io die iiit«re und junger« 
Eisenzeit, erster« wiederum in die vorrömtsche, n'imisclie und 
Vi>lkerwanderuDg*zeii, letztere in die BaduOmiscbe Zeit vom 
i. Ma ft> Jatarbondark md in die Tikinianait gagUadait In 
ainar Bdilnlbbalra^tnng UAit TareMaar dan Leier abian 
fiUalt UnMr dla OoiiUaian der prthi^orlschon Forschung 
«««Iba» «ia gammaalt nad beobachtet wird, wie die Ergeb- 

niase g«wfini»«ii werden , welrbe« die n«<:h«t(»n und lefjiten 
2iele der ]'rab:Ntoii''e!;en Arcbmil'-i^ie -iiid. 

I>pr rote I'.^dm, widclicr ncli durcii ilna Ganze zieht, ist 
der fürtResetzt'.- Kmlluf? den in der Kultur vorgeschritteneren 
äuilena aut' den Norden, eine Kinwtrkung, welche nur zu- 
«ailn irte in der römiitcbea Sait aioh a^iall «od nirittal- 
bar bemerkbar macht, meiatana aber nna allmUhlteh ftirt« 
schreitet. Dieser Umstand ist Ar die BanrteUung der 
C^hrunologie von grundsntztieber Bedentang. MOicen doch 
in dieser Hinsicht die ErgebnisMe von Grund aus verschieden 
werden , wenn man einen im Norden gefundenen Typu» 
gleichzeitig mit dem analogen Oegenstari'!»' im Sd len orier 
um Jahrhunderte sp&ter ansetzt. In w tchem MalVo die Ar 
chÜQlogi« geeignet ist, der Geschieht« gute Dienste zu leisten, 
Ie)irt die Erörterung ül>er den IlalbkreitwaU KB dw Badaby- 
bucht und Uber die Jellingehügel. 



Der deutschen Wiasenscbafl ist durch dläikrs Buch ein« 
in Form and lubait Btuatargflltiga fiearlMitui« eiaea aeliwle> 
rigen und «aiM Kniie lat«KHianBdaB SloAa laadiankl 
worden. 

BarliiK A. 0«tta. 

FOrst K. IchtomAkU: Orient reine S r. Mnj. dos KaiserB 
von Uufslund NikiilHim 11. «1« G ru l'i>f li rat-l'bron- 
folger 189O/'01. Zweit-r Ki.nd. Mit t Heliogravüren, 
362 Abblldiuigen und einer Karte. Aiu dem Bussisoheu 
übersetsk von Dr. B. Bnuliatev Iiai|Nilgi F. A. Braot 
bana, 1899. 

Wir würden vr li^dauern , wenn diese« .Fruehtwerk"' 
blufa als Bilderbuch aogesebeu und nicht auch aulaturksam 
gelesen würde. Das i;rorse Format ladet dazu allerdinge 
wenig ein. und man begnügt sich gewöhnlich mit dem Be- 
tmabtan dee allerdings aaberordentUoh e e hBi» and lebr- 
t^elien B Ildenehm nekea. Indeasen dar Text bat eefate be- 
aondere Bedeutung, und man kann dn vM zwischen den 
Zrilen lesen. Fttrst Uchtom^kij , der ▼etttMer unil Milrei- 
aende, I«t .dn Vertruuter ib h 7ar«»n , und die Rfliatj«eh-rusei- 
sehen Beziehungen, liie AuHdehnunKslientrebungen liuijlands 
nacb dem « i.'ten . Bein Verhsltni! zu Tbin», die dem Zaren- 
reiche in A?ien (.'eHtellten XT nu-v Kullur.ii.ifi;;iben eniiifanKea 
ihre Belearbtnng aus der Feder des Fürsten gewifs im Üinn« 
•einea fcaiiarliehaa Bam. AiriteerfcnaMn Aoiaa TeifolKen 
die hohen Beteanden jeden fremden BindiJb in Oataaleo, 
selbst fnr Frankreichs Besitzungen ist man dort zArtlicb be- 
aorgt, nnd bei der Scbildernng der Fremdenlegion in Tonkin 
bcifst Ca: .Diesem Corps, das atieh aus einer ansehn- 
lichen Zahl von Deutschen besteht, vertraut man zum 
Tel! die Verteiilli^nf; der «trntegiwh wiehtiif«:ten 'tretiz- 
di^lrikte an! Würde oh pich niebl ernj-t'rdn.-n , nii« den 'Ih- 
gaivit V'^ii Viiilippineu , au« BiriUüiteu, Jitpauetu «[xier 

Zulus besondere Heeresabteilungen zu bilden? Dentecbland 
hat seit 1871 ein wacluMunes Auge für die liage der Frau- 



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tij»<iri *n <l«0 Kü»t*ii ilt-n Siillt-a Oceaiw, und »er weif«, ob 
ea im Falle nues Kri^^jes nicht ^erndu iiuf tii« Besitzungen 
•einer Oej^ccr n-tlcktiHrt^n vivd l'a\ ;inonualer iit Mi, 
kuäer Acbl eu luxen , Hus wrichen lilenienteo »lc\i die 
gion 4mtiKt;re zuMnmwMttt.* Wl« das poUtkcbu und 
KnllurftrbiliolMen, wendet aber FBnk Cebtonukij aacb den 
wirMnlUicben Ztutüaden sein reo«* Augenmerk zu , und 
ioloh« Betrmebtangen , ebamo wie die ttbnogreifbitcber und 
K<-ugnipbiacber Art, bieten ditiiii willkommene Abweehaluiig 
gegenüber den Kmi>r«ng«rKit^rlicbkeiten , dem orientaliacben 
HcifoeremonietI, 'Ipm Kaffttn v.nd Be^TÜfsxins(HTf4m. rli« sieh 
wiederbolen- Dft Aufoutlult in Jai'un fuhr!'^ auch zu dein 
bekannten Attentate aut Uen tuwiitcij«u iiiruutulger und 
damit zum Abbrucb dvr Berviaung de» SonnenaufgangUndr»- 
Der vorliegend« zweite fiaud bringt un* die Beeadigong 
Ht Belaa Im ladiea Bod fUit «w Aber Ceylon , Biag^Wi 
Am, Slam, Oiwditnebiii» inati OUnt, wo, abgeeebea toa iwm 
BEktaHlMlan, der Jangtiekiang bis Hnnkau besucht wurde, 
daml Mgt Japan , und schliefslich wird in Wladiwostok 
»iinlfr riiiMliii'ljtr Bif!!<-n Hrrt'i.lil Hin! fite Hfimkehr durch 
Hitjtrien an^elrett^ii. Sn 'ii auch al!e dipse < i^i^euden schon 
ge»c!;ildt rt w irden, wir lol(jfii di>cli wiederum fivru der an- 
ziebendeD IVdtr dt"» furnTfU lii;ditti:iiski; , und ^^ ns die Ab- 
bildungen iMstrirtt, die in «o reicher Fülle und Pracht «in- 



ji^*-»treul ftind , dal'* der Tt-xt , welcher :*icli nuf ni** bt-/;iehtf 
oft s«lir woit davon otitfernt stellt, lo veri.iiencn m- »11« 
I Loh. K'Hmsinit nicl^terliHf'er Btifl belebt di>^ Lard.irli ii: un 1 
I die Menseben; üngcoekiu berührt es, einmal frei voD,»tum|il'<:u 
Aatoqr|>ten wieder ein Werk mit Holzecbnitten dsMhtalitteni 
CO kAnneD. Bthnograplilscb rind viele der vt» den liWriieheB 
Huaeen stammenden (ieseostinde von Intwemb Im »llge- 
, meinen folgte die Heise des tirofsfürsten dntali BiUrien jener 
htrafse, auf der beute die sibirische Kisenbahn entsteht oder 
{ sobon entetanden i«t, zu der — vor jetzt bald 10 Jabreo — 
der beutige Kaiser in Wladiwostok ä^n emten Spatenstich 
that. Was aus Sibirien t-in.st wt rdHij uird, das lüfst Im Zu- 
I knnftsbilde Uchtomukij unf< ahn«n - ein ^evralti^«!« Nen- 
rufsland. E* müß d.icn ui ^Jl^it>■rvu /A'iteu , wtr.n durt Mil- 
lionen eiae neue blühende Ucimat gefunden haben, der UUck 
i »mt dj» JtMiMflagM diww VmbXwvAm MiM^ dM M*h m 
I Ttel tTrtOmHeiwa m Alttitaiciw vor mM «Btlillat. Hm-Beb* 
i Abbildungen der f;ro(iniitifln, leider auch nichtswürdig schon 
' verwfiiiteten Wälder (& 48S), durch welche noch nach alter 
: Art die Kn ti ji 1 il im m* in ilin r Urwüchsickeit hindurch- 
' führen, Sie vern»'gt n« ,ir;ii;i n < iri Btttek Prihistorie , und 
daruni wählten wir aucli , zu^leicli dft> Bchijuheit d«T Ab- 
: bjldun^«'n Kennzteichneiiit , tlen ß. 147 libßebi] i«'t*n Knüppel* 
t dämm als ihlderprolw aus dem vortreHlicben Werke aus. 



Kleiue NacliricliteiL 



AMiUk aar adl Qn 



— Dr Carl l'eiurs liül v<.ir kurzfui mne Expedtliou 
ins Masc Ii <<n H I »n d iuig<'i n-i'-n , oaobdeiu ihm die Bildung 
einer deuKX'b-enulisi'lx'u rifr«eU>['Uafl gelungen ist. di<> ilun 
die Mittel vxremt ^ur Wiederentdeckliwg der alten (loldminen 
im 0*Uet /wi.H' bt!n dem ummh tembMi üid dem Umpopo 
rar VerfSguiig gestellt bkL SMin raoht bier jn auch de« 
Ophlr der Bibvl und bat mIm Allsiebten darüber in einer 
von der Kritik hart mitgCBOrnntneu Schrift vor drei Jahren 
verödentlicbt. Etwas besser war eine zweite Arbeil Feters' 
itber eine holländische Karte von 1719 über Südafrika, die 
er für bisher unbekannt gehalten hatte. Kwar hat nun 
8. Buge B!»aige»ii».;n il'.'t. 51iiifil- IMH-, l.itt. Jier. Nr. 364), 
dafa dies« Kurt« weder uiibekannl noch Original ist ; indessen 
dürfte Peters wenigsten«! darin recht haben, wenn er sagt: 
die von den Portugiesen ehemals im tfascbonalaade ans- 
gelwnitalaOoldBiiiMa ml»m divutf m |iiiaitHiHlilwM> dalb 
mu n* wohl DMh Buden knuw, iMm bdiauptM deim 
Mtfh in seinem OrUndangtproapekt, dafs er di« betreffenden 
OltUchkeiteu jeuer alten Karte mit solchen auf den moder- 
nen Darstellungen habe identiflzieren können , und macht 
•ich jetzt anheischig, die Minen zu finden. Zur Verfügung 
stehen ihm auch noch die unverötfentlichten g<^fi1of^t!>r'1i«n Er- 
gebnisse zweier 189S bis IbVd von der Mozan>)>i<|ue Cutnpanj' 
ttusgesaadteu Expeditionen und die einiger Privatunler- 
DehmnngMi dar latatw Juki«, di« d»e VariiwidiWHiii ▼« 
OoldwbelMMten Im IimMn fte^titellt kahen hUmb. Im In- 

teresae seines TwlialMU lieht CMU» TOO Bih«NB ICttrflon- 

gen hierüber ab, wilehmt Jedoeb, dafe «r telbn Mbr guuea 
Beacheid wia»e. 

— Von der pr<'iifBischen Akademie der Wiaseni-chafen 
sind aus einer biiAun^ die Mittel zur botaniscbi-n und 
zoologiscben Kriurscbung des Kyastasee» beiwiilsgt 
worden, was um eo freudiger zu begrüfsen ist, als auch von 
eagüacber Seite schon eine umf as s ende Expedition zar Unter- 
■iwbwig dw gfdfiMa «6ikMiieh«B Seea iintnrw«gp iit, Utw 
der Sxpedttkm tat Dr. Fftlleborn, der Mibon nla Alst in 
Iianfenburg am MytW»see l«bt und zoologisch vorgebildet 
iak. Als BoUnlkW «ltd Pr. tioeu zu ihm stofsen , welcher 
von Dar-eü Balaam ans sach zu FuQ» snm HjitlMee bagelMD 
Und die terbnisohe und » issenacbttlUldM AMriMUOf dflr 
Expe^iiii' 11 zum beo bringen wird. 

— Eine Euclave mit Naineti Llivia besitzt Spanien 
in dem frsntjjaisehen «Departement dM I^äniee-Orientalee*; 
aie ist Mtf der ecbOnen Vogelauhen Karte von Spanien, ia 
Slialrai Wandathie aucli verzeichnet. Llivia liegt cwiaehen 
]Ieiiit>IiOaii und Puigcerda und zählt gegen l2C<n Einwohner. 
Etwa 100 wobneu noch in den bvideu Weilern Sar^ja im 
Norden und Gorguja im Süden. Die Enclave hat eine dr«i- 
eckiK« Form und i»t etwn ?i'0 Hektar grofs. I.iviR ipt finc 
s.dir.ili.' S',.iilt, »iill wiit il.n HuUiDra erbaut und imcli Livin, d*r 
Uvmablin des Auguntus, benannt sein. Sie i>t jetzt eine 
kleine lebhafte Stadt, in der bia vor einigen Jabm Btlrka- 



lind \VcillwareDl"abri«en bestanden. Die Btrafnen miid, ^^ i« m 
altj.n kli'invn Bfi3ni»<:ben und fr»i57;ö»äp<"lic!n ätüdtfüi. krumru, 
en^' und Kcliinutzii;. In der lIau|itiitn4l'K<', la rue du HvrL'adal, 
Vereinigt sich der ganze Handel von I>livia, er beetehi haupt- 
sachlieb MW Artikela» die in Vnaknieh doem Zoll unter- 
liegen und tm wird daher aaeh amgeddinter Sehmtiggel von 
Llivia nach Frankreich betrieben. Die Stadt iat von Baun- 
girten und Wiesen umgeben, in denen zahlreiehe WMÜafr 
liehe Pferde und Mauleeel ganz frei weiden. Spanien Ibut 
für die Enclave nichts, sondern treibt nur Stenern ein. Das 
Entstehen der Rnclave dnttert von einer am lü. Kov. IflrtO 
swischen ßpiiDivu und l'rankraich abgesthiosner.en Kunven 
tion. Vorstehende Notizen über die wenig beachtet« Euclavu 
entnehmen wir der Ztitniiirift A TraTtr« Ia Hooda vwb 
21. Januar 



— Der aniganiebMie 

Ernst Eduard Kuiiik, geboren IBM l>ei Liegnitz, starb 
Anfang Februar zu 8t. Petersburg. Er lebte seit 1839 in 
Buf-tand mit spraehlicben , archäologischen uuil t;eii(-bicbt- 
lichini KorBchiin^'eii b._'M'hnt'ti^, von denen viel*? auch für 
die Völkerkunde von Ifcdvutung wttnttn, su «i.'inc <.'rst<i 
gröfsere Arbeit: Die Berufung,' d<.T ««■liwedisciien Undii.'ii 
durch die Finnen und Siaveo, in welcher er die Untnfänge 
dea rasaisebaii «lABtia anfkUvt WMl dla V«i«gar-Vi«g» i» 
(iobüge Bahnen leitete. Seine mhlieJaben Arbelten dnd 
in den Memoiren der Petersburger Akademie ors^thSenMI. 



— Im Peltbandel Canadas sind iu ganz hervorragen- 
der Weise die Deutschen beschäftigt; auch die Arbeiter, 
welche bei ihnen schaffen , sind zum guten Teile Deutsche. 
Das Deutachtum Montreals besteht denn »ui'h i:. der Mehr- 
zahl aus Landsleuten, welche in der einen Ofler anderen 
Wein« mit dem Platzgeschäfte zu tliun haben. Die Olanz- 
aeitcu, in welchen die Amerikaner nach Canada kauen und 
lidi bin Ar viaiaB OeM »waitaffleftaii, riad aUerdinin vorkai, 
abar immer no^ gilt Mautreal ab eine der «lBbtigite& 
Centn-n für den PelzliandvI. 

Im Jahre 1894 (später« Angaben febleu) verkaufte die 
Hudwn-IUi-Kompasie alieio au ranadiaobea Pelnorten: 

Bär J 1 ; j Stück 

Biber AtiTia , 

Lurbs .... i28Kt . Cpgan resw iB i8$a) 

Marder .... lüHUii? , 
«oais .... »ttas a 
Otter 7465 . 

Biwmratten . . «48687 „ 

Neal 440» 6 „ 

Man kann »ich schon aus diesen Zahlen einen Begrid" von 
dem noch vorhandenen Reichtum an Pelztieren in (.'anada 
machen, es mufa aber leider binncefOgt werden, daf« dorsh 
Beatimn in den kitatefim Jabien 



rutktiebtsIuspH Fangen der 
«tark zurückgegangen ist. 
MoDtreaL 



B. Baak. 



Veraiitwertl. Hedakleiir: Ilr< K.Andree^ Rnaansckwelg, FelleraIe1ivrllier-I'r«Hieiiiidie U, — Dresk: i^rlcdr. Vieweg a. Üalia, Itruuu» hweig, 

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GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 



«DAS AmLAHD" VlID .ADS AUDI VELRBILIW*. 

HKRAVSGEBBIts Dl. RICHAftD ANDRES. VERLAG von FRIEDE. VtBWBG A $OHN. 



Bd. LXXV. Nr. lo. 



BRAUNSCHWEIQ. 



XI. Mfirx 1899, 



Fortscliritte in der Erdbebenforsebnng^. 

Von Dr. pbil. G. Greiin. 

In d*m ScoUiab G«<i!gmpiuakl Ibguina vom JAuwr | mAlki^Mt nkibt bei allen DiagminanMl Mtgti iit *«lb*t- 
1699 htk VtaC Ejiott «iBen Bwncht Uber die neae | ?entti»iliob, denn tat aehr fin^liah, 1* SWbe «dw 

Bewegungen, die von Japan ausgeben 1 mit denelbea 

Stärke die eurcpütRchen Stationen erreieben. Wenn 
dies !il>pr nicht der Kall ist, werden sie unter Uiualrin- 
den eelbst auf luairuuieut« von derielben Empüudiich- 
keit, wie sie in Tokio vorhanden ist, nicht mehr ein- 
wirken und fQr die Beobachtung verloren gehen nnd ee 
ist leicht möglich, dals auch in dem angefübrteii Bei- 
epel neeb firiüiera, nie die nni^[eneiohnetan Bewegungen 
nacb I^itadnB gekonmen tlnd. Dndurdi wird die 
Identifizierung der Stöfse imraerordeiiUii'li erschwert nnd 
es ist eigentlich g^ir nicht nidglich. diu Zcitvergleichung 
iiii verbcLiedeufii Stell.ti fjfL-uau durohsinfOhren. Es 
mülste KU diesem /weck vor allciu Jie EmpCudlichkcit 
der Instrumente der verachiedeuen Statianen verglichen 
werden and »aberdem stOfirte ee ntüglioh sein, eine b»- 
atimmte WeDe oder eine beetimmte Gruppe von Wellen 
von SUtiott SU Station m Terfblgen. Dazu wire »bar 
ein viel diebteres Veit von Stetionen nötig, die alle mit 
Instrumenten von ^Meicher Fjnplludlichkcit bLviet/.l nein 
müTsten, denn es ist sehr zweifelhaft, ob bei einer grös- 
seren Kntfemuug die Erdbebenwelle in ihren Eigen- 
schaften bestlndig genng ist, um eine Identifizierung 
SU ermöglichen. Et ilt auch bei diesen Elrdrterungen 
Aber die Fortpflannuig in beaAten« dali liob beim 
Portoebrnlen der primKran WeDe aeknodire Wellen 
von verecliifilenem Typus bildfu können und wtrden. 
Dadurch wriclist zugleich die Uiiuur des Bubem mit der 
(inifai' di's durchlaufenen Raumes. Aber noch etwas 
anderes wirkt in gleicher Kichtang. Ein Erdbeben iat 
nicht als ein Stöfs aubn&aaen» aondern es beatebt MM 
einer grdberen AnwJü Ton Teraehiadanan Behwiiigangan 
and plOtaUoban Teradiiebangen, wie nun sueb aabon 
daran erkennen kann, dafs die Bewegungen wUirend 
desselben Bebens am Urapruugsorte nicht von gleicher 
Intcniiität waron , aundorn inubrerf Muxiinu iiiiicrljalb 
einer Zeit lortduuerader Bewegung zeigten, die vou Kr- 
sitterungen gleicher Intenaitit abgelöst wurden, oder in 
sie übergingen. Diese pelren dann vom Ursprnngsorte 
mit ganz verschiedenur I ic^cli» iiidigkeit aus, und je 
weiter der Weg iat^ den eie in dnroblanfea beben» deeto 
nteibr getrennt in Beeng auf die Zeit treten tie am Be- 
obachtungsorte auf. Hei dem »nRefüliiten Folien vom 
18. April 188y ergc-bun sieb in rbKrciD-tiniuiung liier- 
iiiit GcsLliwiudigkeiton für die erhtniikgiiiii/t'nilon scbwa- 
cben Tremur.H tou oa. 640 km iu dur Minute oder 
11km in der Si-Ivunde, für die i^t&rksten Bewegungen 
von 180 km in der Mionte oder S km in der Sekunde. 
— Abnlidw Erfldmngan wnrdao nndi bei anderen 



,SeiBBiologie" Ton Prof. Milne, dem bekannten Erd- 
bebenforscher, erstattet, und sich aufserordentlicb günstig 
über dieses Werk uu.sgesproclipn, das von Mihiea pK«rth- 
quakes" vollständig versubiedtin ist und überall in An- 
sichten und Daten auf dem neuesten Standpunkte stehen 
soll. Ans der Besprechung möge hier ein Teil über die 
Fortpflansung der Erdbeben hervorgehoben aein, da er 
viaUeiebt anoh ftr wütere Kraiae IntaMaae bealtat. 

Als man erkannt batte , dafa die einfaebe menaeh- 
Hchd l'i'oliachtung für die Aufzuicbnung von Fnlboben 
nirlit uiisrficlite, wurden immer nielir verfeinerte Insst rn- 
numte zu diesem Zweck kunalruicrt, diu zum 'l'oil die 
Stofse »olbsttbäüg aufücbreiben. Man erkannte «lufeer- 
deu durch Beobachtung der feineren Instrumente, dafs 
die Erdoberfliebe aieb im Zuatande fortwährender Be- 
wegung befindet I daJa ttberaU nnd gans unabhingig 
Ton den Bc iüuiischon Erscheinungen oft eintretende kleine 
Eraitterungen , die sogen. „Tremors", >u verzeichnen 
sind, die uiun denn auch ubernll beolmcliten konnte, 
wo jene Instrumente — Horizontttipendel, Hitlbirpendcl, 
Tromometer etc. — so aufgestellt wurden , daft sie Tor 
BufiUigen Erschütterungen durch den Strafsenverkchr 
oder die Eisenbahnen geschützt waren. 

Ein anderea Eigdmia dar AnfttaHnng aoleber em-. 
pfindUciher TnafnnHnte war aW die Boobamtung und Er« 
kennunff weit entfernter Erdbeben, wofür als Beispiel 
das jiipuniscbu Heben vom 16. April 1889 angeführt 
wird, liei dem I'i'nf. Knott mit l'ruf. Sekivii ziifiilliger- 
weise iu dor ErdbebenBtatiiJ» in Tokio sugegHo war, 
als die higtrumeate in achwingende Bewegung gerieten 
nnd den Scbwingangw deimlben tbataieblisb mit den 
Avgim fidgun ksmitam. DaaErdbaben wurde am gleiebea 
Tage dnreb t. Bebeur-Paaebwita an seinen liorizontal- 
pendeln in Deutschland beobachtet und ist den folgen- 
den AusrübrunKen zu firnnile gelegt. Zuerst zeigten 
sieb dabei in Tukio schwache „Tremors", denen eine 
viel stirkcre und plötzliche liewegung folgte. Das 
Beben begann in Tokio 13 Minuten, ehe in Potadam 
daa Pendel av schwingen anfing, und dauatia lOVa ^^i' 
Butan, wibiwnd in Potadam dÜa Inatrumenta erat nacb 
21/j Stunden wieder anui gewfibnUebeaKnitande nirilek- 
kclirten. I"*abei trat in Potsdam die er ' I'i Titterunf? 
33 Minuten vor der Htiirkiitcn Bewegung .»lü und dieses 
Interviill zeir?l sieb immer bei Erdbeben, die in J.ipau 
ihren Ursprung nehmen und in Europa zur Hpobiiulitung 
gelangen; denn es besitzt eine genau bestimnite Grube 
und iat abbAogig Ton der fintfarnaog, welche die aeia- 
mlaaba SUrang dunblnnran bat, Da& nah dioeaRegel- 

UXV. Hr. t«i 



19 



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164 



Dr. pbil. 6. Greim: Fortichritte in dar Erdbcbcnforaohung. 



neneren Erdbeben gemacht. So hat Dr. Agamemnono 
da* indiBche Heben Tom 12. Juni 1897 antersacht, 
Ton deaaen Wirkungen auf eine indiache Einenbahn- 
brOcke — die Manshai-Bridge , Kooch ßehar State 
Railway — die beigogebene Photographie des General- 
majors Strahan ein Uild geben möge , and dabei auch 
in Rom Wellen von verschiedener Art nachweisen 
können. Zuerst kamen Ton II**!?*"' bis ungefähr 
ll,-i()* Schwingungen Ton kurzer i'eriode, dann fingen 
■olohe Ton langer Periode an, die ungei^hr um 
11, 47 Vi ein Maxi- 
mumerreichten. Hei 
orsteren betrug die 
Periode ungefähr 
eine halbe Sekunde, 
stieg aber nach un- 
geHlhr 15 Minuten 
auf 3,3 Sekunden. 
Pagegeii beaafsen 

die fulgunden 
Schwingungen eine 
I'eriode Ton 1 1 und 
10 Sekunden. Ganz 
genau gleiche Roaul- 
tate wurden in dieser 
liinaioht von den 
übrigen Obserrato- 
rien erhalten. Die 
Dauer dea Hebens 
betrug in Shillong, 
das faRt genan im 
Epicontruui liegt, 
etwa xwei Minuten, 
in Kalkutta wurde 
sie verschieden auf 
4 bis 10 Minuten 

geschätzt , und 
schwankte auf den 
europ&iachen Obser- 
vatorien von un- 
gefähr einer halben 
Stunde (in St. Peters- 
burg) bis zu S'.'i 
Stunden (in Padua), ficuauo Gesehwindigkoitsbestini- 
mungcu in Bezug auf den Uraprungsort konnten leider 
nicht angestellt werden, da die Zeitangaben für Kalkutta 
um beinahe Minuten differieren, doch konnte aus 
den besten europäischen Knaultaten die mittlere Ge- 
schwindigkeit zu 9 bis 11km, die der Schwingungen 
von langer Periode auf 2fi bis 2,8 km pro Sekunde 
bestimmt werden. 

Der Grund für die Terschiedene Ankunft der Schwin- 
gungen kann also in den verschiedenen Dewegungetypen 
liegen , es kann aber auch möglich sein , dafs dieselben 
Terschiedene Wege durch die Erde verfolgen, oder viul- 
leicht beides darauf einwirkt. Unter allen Umstanden 
wird es für gcwisBe Schwingungen einen bestimmten 
„Weg, der in kürzester Zeit zurückgelegt wird" (path 
of »hortest time), geben, der natürlich wesentlich von 
den Elasticit&tscoefficienten der durchlaufenen Schichten 
•bh&ngt. Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, 
Prof. Knott in seinen Überlegungen und Herechnungen, 
die er auf Grund einer das Erdbeben s'om 18. April 188'.i 
betreffenden Zablentabelle hierüber »nntellt, bis in die 
Einzelheiten genau zu folgen , soudem wir wollen uns 
hier mit der kurzen Angabe der von ihm erhaltenen 
Resultate begnügen. Es hat sich bei diesen Horecbnangen 




Wirkung des inil!»rhen ErilU'lien« vom 12. .Iiiiii 1h<)7 auf die MansliBi 
Brücke der KuUcli-Bebar-Staatsbahn. Nach eio«r rbotograpliie. 



ergeben, dafs sich die Schwingungen von kurzer und 
die von langer Periode ganz verschieden verhalten. 
Vor allem zeigen erstere bei einer Zunahme der Tiefe 
eine bedeutende, letztere aber eine sehr geringe oder 
gar keine Zunahme der Fortpflanzungsgeachwindigkeit. 
Dadurch wird deutlich bewiesen, ilal» zwei verschiedene 
ElaaticilätsciK'fßcicnten in Frage kommen, und beide 
zwei ganz verschiedene Arten von Schwingungen dar- 
stellen. Die' Tremors werden ula Längswellen gedeutet, 
bei denen Elosticitfltsmodul und Torsionsmodul eine 

Rolle spielen, wih- 
rend bei den st&r- 
keren, grofsen Wel- 
len (large waves) 
als Torsionsschwin- 
gungen nur der 
letztere entschei- 
dend einwirkt. Dem- 
nach können die 
Tremors auch ver- 
schiedene na<^h der 
Tiefe zunehmende 
Geschwindigkeiten 
aufweisen, weil sich 

selbKtverständlich 
der Elasticiläts-Mo- 
dul bei .\nderungen 
von Druck und Tem- 
peratur ebenfalls än- 
dern mufs. Der 

Torsions - Modul 
bleibt jedoch davon 
unberührt, die Tiefe 
des Weges unter 
der Oberfläche, reap. 
die Länge des Ilo- 
genB auf der Ober- 
fi.'iclie), um den sich 
das Erdbeben fort- 
pflanzt, int also für 
die Geschwindigkeit 
einerlei, und für die 
langen Wellen ist 
demnach „der Weg der kürzesten Zeit" gleich der 
kleinxten Distanz beider Punkte, das heifat die Sehne, 
die beide verbindet. 

Durch diese vornchiodene Art der Fortpflanzung tritt 
aber auch bei den Tremors eine vollstttndige Verinderung 
der WclIcnllächL' ein. Nehmen wir selbst an . dieselbe 
sei ursprünglich eine Kugel von sehr kleinem Radius 
gewesen, so wird sie rasch eine andere Gestalt annehmen, 
da die Fortpflanzungsgeschwindigkeit nicht nach allen 
Seiten bei dem Weiterschreiten der Welle gleich bleibt, 
sondern nach der Tiefe zu zunimmt, nach der Erdober- 
flüche dagegen nach dem oben auseinander gesetzten 
eine Abnahme erführt. Es wird deshalb bald eine Ver- 
zerrung der Kugelgestalt eintreten und, da wir doch 
aufserdem annehmen müssen, dafs die Fortpflanzungs- 
richtung immer an allen Punkten senkrecht auf der 
Wellenobcrflttche steht , auch eine Ablenkung der Fort- 
pflanznngsrichtungen , gerade so wie ungefähr bei dem 
Durchgang der Hunnenatrahlcn durch die Atmuspbftre 
infolge der Refraktion. Daraus folgt aber auch weiter, 
dafs bei ihnen der „Weg der kürzesten Zeit" nicht so 
leicht oder überhaupt nicht mit Sicherheit zu bestimmen 
ist, und vor allem nicht mit der Sehne zusaramenzn- 
fallen braucht. 



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Die Erforschung; der vorzauberten Meta (La Meta enoantada) darch F. W. Hodge. 



Die Erforschuug der vemuberten Mesa (La Mesa encantada) 



dnrch F. W. Hodge. 



Unter den Gebirgsbildungen Neu-MexikoB und A risonas 
sind keine so in die Augen fallend, als die grofMn, oben 




Fig. 1. ,La M«sa £i]canLada' (Katzimo), von Norden Kesebeo. 



flachen, steilwandigen „Mesa«" oder Tafelfelsen, die 
überall in diesen Gebieten eich au8 den gan Jigon Ebenen 
erbeben. Aaf einem dieser schrotfen Taft'lft-lsen , die 
sich in einem schö- 
nen Thale dea 
weHÜichen Teiles 
von Central -Neu- 
Mexiko erheben, 
lebten die Aconia- 

Indianer, als 
Francisco Vasques 
de Corunadu im 
Jahre 1540 von 
Mexiko zu den 
HüiTelebenen des 
östlichen Kansas 
zog, Wie lange 
vorher sie dort 
schon gewohnt 
hatten, ist unbe- 
kannt, doch haben 
die Acomas eine 

ungeschriebene 
Geschichte , die 
vom Vater auf den 
Sohn, von .Scha- 
manen auf No- 
vizen , selbst mit 
urchaischeu Aus- 
drücken und Wen- 
dungen, die heute 
uicht mehr ver- 



standen werden, überliefert wurde, wonach ihr Ursprung 
in der Unterwelt von Shipüpu beginnt, von wo aas sie 

unsere Welt erreichten und 
vom fenien Norden her un- 
bestimmte Perioden hindurch 
von Ort SU Ort wanderten, 
in der Hoffnung, endlich den 
sicheren Mittelpunkt der nach 
ihrer .Ansicht flachen, grenz- 
losen Welt zu erreichen. So 
war mau auch nach dem 
schönen Thale von Acoma ge- 
langt, wo das Dorf Tapitsiama 
auf einer Mesa errichtet 
wurde, von der man das Thal 
von Nordosten aus übersehen 
konnte. Auch von hier durch 
Feinde oder andere Ursachen 
vertrieben , wanderten sie 
weiter und liefsen sich end- 
lich auf dem Gipfel des mäch- 
tigen Felsens von Katsimo 
nieder, der mehr als 120m 
hoch und von allen Mesas des 
Acomnthales die schönste und 
grofsartigste ist (Fig. 1). 
Seine massiven Mauern sind 
gleichsam mit /.innen, Mi- 
narets und Turmspitzen ver- 
ziert, die durch die Elemente 
aus dem festen Fels heraus- 
gearbeitet und mit Fresken 
in allen Farben verziert sind, während auf seiner Kuppe 
eine Krone von Immergrün lag. Die nördliche sowohl 
wie die westliche Seite der Böschung sind durch grofse. 



1 




Tig, S. Der zur Aooma-Meiia binanfführende Beitpfisd. 



166 



Die Erfortchun^ der verzanberien He«a (La Meia enoantada) durch F. W. Hodge. 



amphitheatraliacho 
Anabuolitungen unter- 
brochen, an den an- 
deren Seiten dagegen 
ganx «teil and unsu- 
gftnglicb. AJa die Vor- 
fahren der Acomas 
Tapitsiama verliefsen, 
suchten sie — wie die 
Überlieferung weifs — 




den Gipfel von Katzimo 
durch die Kluft an der west- 
lichen Seite, nahe dem ifld- 
lichen Knde derselben, zu 
ersteigen. Der iteile Wall 
wurde durch Anbringung von 
Hand- und FufslSohcm flberwun- 
den, die man in den Felsen 
nieifselto, wie heute noch in 
Acoma. 

Hier war man endlich sicher, 
denn ein Mann war im stände, 
den einzigen Aufgang leicht gegen eine 
ganze Armee ron Feinden zu Tcrteidigen. 
Wie die anderen Pueblo- Indianer, sind 
auch die Aoomas stets Ackerbauer gewesen. 
Die fruchtbaren Sande ihres Thaies liefer- 
ten ihnen reiche tj-nten von Mais, Höhnen, 
KOrbissen und Baumwolle, so dafs sie im 
stände waren, selbst einer zwölfmonatlichen 
Belagerang Trotz zu bieten. Wie lange 
man den Gipfel tod Katzfmo bewohnte, 
wissen auch die ältesten I<oute heute nicht 
mehr anzugeben. Es mochten etwa 5(K) 
Jahre verflossen sein, seit man Tapitsfama 
verlassen hatte, als ein neuer Frühling ins 
I^nd zog. Wie von Alters her, rief der 
Sonnenpriester von den HausdAchern den Einwohnern zu, 
dafs die Zeit zum Pflanzen im Anzüge sei. Die Samen 
wurden von letzter Ernte herausgesucht, die Pflanzstöcko 
geschärft und alles l>creit gehalten, um beim ersten Huf 
die Instandsetzung der Felder zu beginnen. Inzwischen 
waren die ('lana thittig, ihre Vertret«'r zu den grofsen 
Wettläufen, die in jedem Jahre stattfanden, auszuwählen. 
Schon vor Sonnenaufgang war eines Tages oben alles 
lebendig. Jeder, der einen Pflansstock bewegen konnte, 
kletterte aaf dem steilen Wege ins Thal hinab und nur 
wenige Alte und Kranke blieben üben zurück. Die 
Sonne stieg über die farbigen Klippen hinweg und be- 
schien mit ihrem Glänze die Pflanzer unten im Thalo. 
Ks wurde immer wärmer, bis kleine Wolkendecken sich 
SU bilden anfingen. Bald erschienen neue und immer 
neue Wolken und jagten über die Spitze der Mesa hin- 
weg. Elndlich fielen die ersten Tropfen; die Ueifsigen 
Pflanzer beeilten sich; immer stärker wurde der Regen 
und trieb sie zu den IJnterkunftshütten, von wo aus die 
Felder überwacht wurden. Hunderte von Blitzen zuckten 
am Himmel, der Donner rollte und krachte und der 
Regen gofs in eolohen^Strömen hernieder, dafs Katzimo 



gar nicht zu sehen war und das Thal einem Strombette 
glich. Ahnungsgrunend schüttelten die älteren I^eute 
ihre Köpfe. Niemals vorher hatte ihnen der Himmel 
solche Furcht eingoflöfst. Doch so schnell das Unwetter 
heraufgezogen, so ftohnell verschwand ea und die sonnen- 
beschienene Kup])« ihres Felsens leuchtete aus einer 
Nebclmasse hervor. Die Arbeiter wanderten Ihrem 
Bergdorfe zu. AI« sie den Fufs des steilen Pfades er- 
reicht hatten , stieCMn sie unerwartet auf mächtige, 
scharfkantige Steine, wie sie jetzt hftufig hemieder- 
■tfirzon, die den von ihnen am Morgen benutzten F'ofs- 
weg blockierten nnd stumme Zeugen des Unglfloks 
wsren, das den Lettorweg weiter oborhalh betroffen. Auch 
die grofse Felsmass«, die am Fusse der Schlucht gelegen 
und den Zugang au derselben ermöglicht hatte, war 
dem Unwetter von der bröckeligen Wand gelockert 
urden und hinabgestürzt, so dafs die Verbindung mit 
dem Mesadorfe abgeschnitten war und eine Be- 
freiung der Zurückgebliebenen verhindert«, 
deren schwache Stimmen von oben ertönten. 

Fragt man die Acomas , waram ihre Vor- 
fahren nicht verzweifelte Anstrengungen unter- 
nommen haben , um ihr Fleisch und Blut aus 
dem zerstörten Dorfe zu retten, so schüttelten 
sie ernst den Kopf. Mancher Platz gilt fltr 
den IndiHuer um geringer Ursachen willen für 
bezaubert. 

So viel über die Legende der 
„Mesa enoantada", die der grau- 
haarige Priester der Acomas vor 
einigen Jahren dem längere Zeit 
unter seinem Volk lebenden For- 
scher Charles F. Lummis anver- 
traute. 

Als Ilodge im Jahre 1895 
das jetzige Acomadorf besuchte, 
wurde ihm dort die Legende 
von Tsiki, der als Häuptling und 
Medizinmann grufses Ansehen im 
Stamme genofs, auch mitgeteilt 
Er besuchte auch den drei Meilen 
nordöstlich von dem jetzigen 
Wohnorte gelegenen Katzi'mofelsen 
und es gelang ihm , über die 
Schotter hinweg in die Klufl vor- 
zudringen, durch den die Tra- 
dition den steilen Pfad zu dem 
lälst Etwa 20 m unterhalb des 
eine steile, 10 m hohe Felswand 
Die Untersuchung der Böschung 
ergab, dafs dieselbe hauptsächlich aus Erde besteht, die 
von dem Mesagipful hiiiabgesplllt war und auf der zahl- 
reiche Scherben von alter Töpferware zerstreut lagen. 

Diu alte und die jetzige Töpferware der Pueblo-In- 
dianer ist vollständig durch Zusammensetzung und Ver- 
zierung voneinander vorschieden , dagegen ist die Me- 
thode der Anfertigung in beiden Fällen identisch. Die 
mühsame Arbeit des Aufrollens der Thonwürste , des 
Glättens , Polierens nnd Kematens ist noch immer im 
Schwange (Fig. 3), denn die Geheimnisse der Töpfer- 
scheibe sind den Acomas bis jetzt unbekannt geblieV>en. 

Im Jahre 1897 hörte man, dafs es einer Expedition 
gelungen sei, die Spitze der Mesa encantada zu er- 
reichen, aber innerhalb dreier Stunden, die dieselbe auf 
dem Gipfel verweilt«, nicht den geringsten Anhalt dafSr 
gefunden , dafs derselbe früher bewohnt gewesen seL 
Dies veranlafste das Bureau of American Ethnologv, 
Herrn llodge, der gerade in Arizona weilte, mit einer 
genauen Untersuchung zu beauftragen. Mit der nötiges 




Vig. 3. Bine Pueblo -TOprerlu. 



Gipfel hinangehen 
Gipfels verhinderte 
weiteres Vordringen. 



157 




Fig. 4. San £itevkii-Tanz zu Acoma. Nach einer Photographie. 



AusrÜBtung an Leitern, Stricken a.i. w. versehen, begab 
er sich zunächst nach dem Inilianerdorfe Lagnna , wo 
lieh ihm noch drei Herren au«chlogsen. Man brach am 
1. September von Laguna auf, mufste aber in Acoma 
bis zum 3. warten , bevor man ein Gespann erhalten 
konnte, denn am 2. September wurde dns „Fiesta de 
San E»tevan'' gefeiert, wozu alle Vorboreitungeu bereits 
gotruffen waren. Ea kommt dabei ein grofsartiger Tana 
üur Aufführung (Fig. -1), 
aber obwohl das Fest i — •— -- 
nnd der Tanz einen ! 
christlichen Namen füh- 
ren, geht alles dabei 
echt heidnisch zu. In 
der Frühe des 3. Sep- 
tember wurde dann der 
Mamch zur Mesa encan- 
tada angetreten. 

Inmitten einer Gruppe 
Ton Cedemb&umen, am 
Fufse der ßöschung un- 
terhalb der grofsen 
Schlucht , wurde Halt 
gemacht. Major Pradt, 
einer der Begleiter 
Hodges, stellte die Höhe 
der Mesa an dieser 
Stelle auf 131 m fest, 
während die Spitze der 
Röschnng 68 m hoch 
hinaufführte. Das Thal, 
in dem die Mesa encan- 
tada sich erhebt, liegt 
bereits über 2000 m 
hoch. Gegen Mittag be- 
gann man den Aufstieg 
in der grofsen Kluft 
(Fig. 5, S. 1 r,S) und ge- 

Olobu« tXXV. Nr. lu. 



langte mit Hülfe von 
Leitern und Stricken 
auch bald an die im 
Jahre 189.'t erreicht« 
.Stelle vor dem 10 m 
hohen steilen Wall. 
Hier machte man die 
Entdeckung, dafti sich 
in der rechten Ecke 
der Schlucht hinter 
einem grofsen Fels- 
block, der auf unserem 
Hilde auch sichtbar ist, 
eine .S]>alte bis zum 
oberen Rande des Wal- 
. les hinaufzog. Za 
beiden Seiten dieser 
Spalte waren in regel- 
milfsigen ZwischenrAu- 
men Löcher zur Auf- 
nahme von Leiter- 
sprossen hineinge- 
hackt; dieselben sind 
aber durch das Hinab- 
spülen von Erde u. s. w. 
bei Regengüssen so ab- 
geschenert , dafs man 
sie jetzt nur bei ge- 
nauer Untersuchung 
sieht. Hinter dem Fel- 
sen lagen einige frisch 
zugespitzte Eicheustöcke , offenbar von jemand hin- 
gelegt, der mit ihnen einen mifslnngenen Versuch unter- 
nommen, die Spitxe zu erreichen. 

Unmittelbar daneben lagen die Scherben eines mo- 
dernen Acomagefiifses, sowie ein ungefiederterGebetestock, 
Überreste eines Opfers an der höchsten erreichbaren 
Stelle. Nachdem sechs je zwei Meter lauge Leitern an- 
einander gebunden waren, gelang es den Herren, den 




Fig. 6. Der Gipfel der Mesa Eneantada. 



90 



Google 



160 



senkrechten Wall zn Aberwinden. 
Nach Ersteigung eines zweiten, 
gleich hohen senkrechten Wallea 
war der Gipfel erreicht (Fig. 6, 
S. 157); man hatte zwei Stun- 
den daia g*>braucht Eline un- 
Tergleichlich schöne Uundsiobt 
bot sich von oben dar. Dur 
Boden des Gipfels war Ton Regen 
and Starm wie gefegt und sehr 
rissig. Man begann sofort mit 
der UnterrachuDg und fand auch 
sehr bald eine stark abgerollt« 
alte Topfscberbe. Da es am Tage 
vorher auch stark geregnet 
hatte, standen einige Löcher, die 
Regen und Wind im Laufe der 
Zeiten in den Felsen hineinge- 
fressen hatten, voll Wasser. Sonst 
kann sich Wasser oben nirgends 
halten, sondern stürzt bei jedem 
Regen in einer Reihe Ton Kata- 
rakten nach unten , jedesmal die 
losen Steine und Frde mit Bich 
reifsend. Die alten Bewohner 
von Katzi'mo haben ihr Wasser, 
wie die die Mesa bewohnenden 
Mokis es noch heute thun , von 
Quellen aus dem Thale in ihren 
Tinajas heraufgeholt (Fig. 7). 
Wahrscheinlich ist diese Quelle 
durch die Bosohuug zugeschüttet, 
oder von den Acomas abHichtlich 
unsichtbar gemacht worden. — 
Der Gipfel der Mesa war einst mit 
einer ziemlich reichen Vegetation 
bedeckt, Pinien und Cedem 
waren Torberrschend. Di« meisten 
derselben ragen stets kahl empor 
oder liegen umgefallen und ver- 
wesend auf dem schwarzen lioden, 
Ton dem die Krde, ihr Existenz- 
mittel, längst hinweggewaschen 
ist — Die Nacht wurde von den 
drei Forschem auf dem Gipfel 
zugebracht, und am nftchsten 
Morgen die Untersuchung fort- 
gesetzt. Während die drei Herren 
arbeiteten, traten plötzlich drei 
Acoma- Indianer zu ihnen, die 

zunächst sehr unfreundlich waren. Sie hatten das 
Feuer, welches man in der Nacht unterhalten hatte, 
gesehen, und waren nun gekommen, um die Ursache 
dieser ungewöhnlichen Erscheinung an dem Sitze ihrer 
Vorfahren zu erkunden und etwaige Eindringlinge von 
dort zu vortreiben. Als man ihnen versicherte, dafs 
man ihnen ihr Land nicht wegnehmen wollt«, sondern 
nur wissenschaftliche Untersuchungen vorhätte, und 
nach alten Topfscherben sachte, zweifelte der Kriegs- 
hiluptling daran , dafs solche Überreste noch zu finden 
sein würden, da alles hinuntergewaschon wäre. 

Als man den Acomas den am Tage vorher gefunde- 
nen Scherben zeigte, bekundeten sie grofsos Interesse 




Fig. 7. Foeblo-WasiertTicer. 

und waren leicht zu bewegen, suchen zu helfen. Schon 
nach kurzer Zeit brachten sie einige Stücke «ehr alter 
abgerollter Scherben , eine grofse Warfspeerspitze , ein 
Stück eines Muschelarmbandes und StQcke von zwei 
Steinäxten. Alles war vom Alter mit Flechten bedeckt 
und bodenfoucht. Diese Dinge sind doch wohl ein sicherer 
Beweis , dafs der Gipfel der Mesa encantada lange vor 
1540 bewohnt gewesen sein mufs. Die meisten Über- 
reste sind im Laufe der Jahrhunderte heruntergespQlt 
und wQrdcn Nachgrabungen in der Böschung nm Fufse 
der Mesa sicher noch manches Wichtige zu Tage 
fordern. 

(Nach The Century Magasioe, Mai 1898.) 



^ y i .^co Ly Google 



IM) h, Stied«: IM* Aiib«tuDg der Riogelnatter. 



Die Anbot Ulli*" d 

Von L. Stiedii. 

Iii aoi gestattet, zu der interesaanten Abhnudluug 
Kehring« über die Anbetung der Kingelruittcr (lld. 73, 
Nr. 4) «iuen kleinen Nachtrag zu liefern. Prot'. N u bring - 
Boililit der in möglicbat yolUtändiger Weise alles 2U> 
■MtiUMigwtallt h»t, vu ar in alten Droekwerkan über 
di« AnMnnff dar Ringalnattar bei d«a Utanam gaftniidan 
hat küunte sich leider die Schrift von Laaiczki, dediis 
SiiLiiit'itiiriiiu, Hasel 1615, nicht beachaifen. 

Zur WTVLiilbtiiudiguiif^ der Mi'.tijiiiiiiguii N>'liriij|,»s 
«ühieii es mir f^rbntcn , die fechrilt Lssicz-kia (nicht 
Lasitzki) heraii/.uzii-bfa. Beim Studium der betreOciidi-n 
Abhandlung atiefi ich dabei noch auf einige andere An- 
fabea In beiraff dar Beiiehiuigea , in denen die alten 
litenar ni das SeUaMfOii gtataiidaa baban. Aaofa 
dieae Angaben lebaiaan ainar kleinen HBttailnng wart. 

Fbe icli darnti gehe, über ii Inhalt der Schrift 
l.asic-^kiü biur zu berichten. UiuTa ich einer älteren Druck- 
aohrift gedenktri. die etiüiifiiils über daa Tailialten dar 
Litauer zu den Schluugi n berichtet. 

Es giabi dae kleine S«biift: Da »»«rifieiia at 
idolatria vatarnm BorniBornm« LiTOnnm alioram- 
qve Tiebaram gentinm Ad d. Tür. Doet Oeorgii»» Str 
binum III. Ducis Pruaaiae Conailiaria Johannes Meoecius. 
Die Scltrifl iat zum erstenmal gedruckt iu Königsberg 

Meuecius oder Meletius, .-lucb Maletiua genauut. ein 
polniaoher Edelmann Melecki aus der Gegend von Kra- 
kau, wfir seit 1537 Pfarrer zu Lyck in Prentaen. Dieser 
Brief des Pfarrers Melaoki an G. Sabinas an Königsberg 
ist wiederbolt gadnidil worden. Mir li«gt der Abdruck 
in Suriptorea Berum LiTonicaraiB, II. Bd., Riga nnd 
Leipzig 1R48. S. 3B9 bis 392, vor. 

In dieaem Briefe lese ich : .Praeterea Letani et 
Samogitani in domibus snb fornuco. Tel in angulo Tapo- 
rarii ubi mcnaa stat, aerpentes fovent, qaoa nnminis 
instar colentes, «erl« »utw tampora |<racib«> MMri- 
fiouli» avocMt ad manaain. ffi vara azemtaa per man' 
dum linteoluni oonacendüiit et auper maaiaat aMidant. 
Ubi p'iHtiiuam tünyiula fercula delibaraut, rursus, dis- 
ctduiit, soijui' ftl iiant in cavernis. Serpentibus digresüia, 
homiiicH iiifti liTcuhi [inicguiluln uiuuL-Junt ac spcrant 
illo anno omnia prospere sibi eventura. Qnod si ad 
(Maat narificoli uon exlerint aerpentes, aut forcula 
aopar UMnaain poeita n«n delibaberint, tarn eredunt ae 
anao QIo aubiturc« magnaai ealamilataiB.* — 

In« Öeutacbe ikfaartnfeii; 

„Aufaerdem hallen die Litauer und Samogiten in 

ihrem Wohnhanse iirster dein Herde oder auch in einem 
Winkel des RauchhausL'.H iverf»l. A. Bezzenberger, 
„(ins litauische Haus", in dir ;.ltjipeuf8. Monatsschrift, 
Bd. XXUI, Königsberg 18tJü, Jj. 34 bis 72), wo der 
Spaiaatiwb ateht — Schlangen. Diese werden wie 
OftUier TCrahxi und u einer gawisaan Zieit daa Jahrea 
dnreb die Oabala der Opferprieeter au Tiicb geladen. 

Die Schlangen komnu'ii bcrvor. l.riccbdr: übiT Jas « (vTht 
linnene Tischtufb uinl hi^M-n t-mU auf dem Tibclio jucder. 
Naclidi?!!) Mii< Vi.n di u t'iiiZ' lucn S[iijiBen etwas gekostet 
iiaben, stttigeu si« herab und verbergen sich iu ihren 
LAohern. Nachdem die Schinngen herabgvkrochen sind, 
Tersebran die Menaehen froh die gekosteten Speisen, 
und bolTen , dala in diaaeni Jatn« auaa ämn glitokliob 
gelingen werde. Wann aber dia SeUangan auf dia 
Bitte des Opferpriastara nicht harTOdromman oder wann 
aie Tt» dam «uf dau Tiadi ga wtri aa Spaiaan aiohtkoaUn, 



er liiug:eliiatter. 

Königsberg i. Pr. 

so glauben die Leute, dal'» üil' in diesem Jahre ein 
grofses UnglQck erleben \M rdeTi." 

Diese Bemerkung Meluckis ergänzt die aus früh er sa 
und späteren Druckschriften dvfob Nahting < stierten 
Angaben nach allen Biobtungan. 

Dia Schrift Laaicskia „de diia Samagitsruni* iat 
nicht allein iu betreff der Mitteilungen über die f^cb lan- 
gen interessant, sondern auch in anderer Hini-iciit. 
' Jan Lasiczki, wie er sich selbst sobrieb, oder, wie er 
Iftiinisiert geoannt wird, Johannes Lasioius, war ein 
gelebrlcr polnischer Eldelmaun, der im XYI. Jahrhundert 
lebt« und eine Zeit lang bei Stephan Bathory, dem 
Ktimg von Polen (1577 bi« 1566) aU Oeeandter in 
Diensten stand. Laaiodd bat aian Aaiabl Abbandinngan 
religiösen und geaehiehtUehan TnbaHa verfafst Damnter 
befindet sieli u-iob die von Nebriiif^ gerannte, de diis 
Samagit«rui)i. Die Abhandlung Ldiüii:.:kis iat gegen das 
'Ende des XVI. Jahrhunderts, wahrscheinlich 1580, ge- 
schrieben, aber erst zu Beginn des XVII. Jahrhunderts 
(lt>15) zum erstenmale veröffentlicht. 

Die in Iteda atabande Abhaudlnng iet in Oemaia- 
•«dmft mit einer anderen (Miebalo Lithuanna, da 
möribus Tartarorum') in Hüsel von .1. .1. Oraaser 1616 
herausgegeben, nirbt allein, sondern ah Anhnnf? eines 
grörscien bit-ti ■riHL-ben Werkes: .Iiib, llerburli di i . I 
itin Chronica. — Daa Titelblatt de» mir vorliegenden 
Dmekaa trägt neben dem ausführlichen polnischen Titel 
des genannten polnischen Gesohichtswerkes den Zniata: 
I aecessarunt ax mauuacripto: M. LitbnaaiM al 
Joh amwa Laakiua, da diia Sunagitaram. Baaikn apad 
I Lud. Koanig 1615. 

Am Schlüsse dieses Bandes llndet »ich noch ein Titel- 
blatt: M. Lithuani, de moribus T»rtarorum etc. et .lob. 
Lasicii Poloni, de diis Samagitarum et falsorum Cbri- 
alianurum- nunc primum per J. Jac Oraaserum C. P. ex 
Manuscripti aathcntiaa adün. Baailaa »p. G. Wald* 
kirchbium 1615. 

In dieaem Kaebtrage ateht die Abhandlung Larioakia 
S. 42 bis 5S. 

(Es sind ebendaselbst noch zwei andere historische 

Abhandlungau LMiasUa sbgadmokt, dia una bi«r nbdite 

angehen.) 

In der Abhandlung Lasiczkis finden sich nun drei 
Stellen, die auf die SeblanganTerehrung Baang nabman. 

1. An der antan Stella iat von da» Abait|^»uban 
dar IdTonler (da LiTonnm superstitia) dia Radb (L a. 
R 50 bis 51). Hier heirst es: Smik Smik Parlevenu. 
Hnne deuin T.ituani vcre nnUöri venerantur. Prima 
agri :yr:i vonvere facta, biijus ipsius est. Quam buio 
qui illniu duNit, toto anno trausgredi band lioatt aUo» 
quin divum stbi infensum haberet. 

Das heifst auf Deutsch: Smik, Smik rerlevenu. 
Dieaen Gott varahran dia Litauar, wann aia im Frah- 
jähre aekera. Die ante mit der Pflngachar gezogene 

Arki'rfuri'f.e peliört dioheni Gotte. Derjeniec , der die 
1 uicbc gtiugüu hat, darf wahrend des ganzen Jahres 
nicht hinübertratan, aooat mndit ar aioh den Qatt lum 

Feinde. — 

Was für ein Gott soll das sein? In welcher Be- 
aiebung stobt diaaa Stella zu der SchlangenTerebrung? 

Eine Erkllrang dafllr ward* ieli bald nadilblgaa 
lassen. 

2. Dia Bweite Stelle bei Lasiczki (Lc. S.&l) lautatf 
Snuki aunt lamuraa, qnoa RuBai aUboM" appallant; 

Digitized by Google 



bubatuU ftltitndinc nniuR yialtni exteaai: ÜB qui tVma 
ONMlaiitt flMUI>ieui , alÜB uiiniiuL'. ll;<i dbi omDÜ edMü 
rngpowaHur, vnod uisi &»t. sunt (qpinioiia, vi idw 
tDU fortonM 0' qnod «mMii) «nittMtt: BUtrivat «tiam 
qnasi deos penatei, sigri oolork, oImm« tt qiudri* 
ped«», quosdam «erpentea 6iT0tt«s Tocatos. Ho* timore 
perculfli, dum ex antris a«dium &il {lustutn ujipoBitum 
prorepuot, 8«que paati in ea recipiuut, attpiciunt et co- 
lunU Si quid infortuni nocidat cultori, serptlltM mtk 
InisM tnotatniD centcnt. — Auf Deutsch: 

K*1llt«ii sind Geister, die von den Russen „Ubozi" 
gnuHwt «erdwi aia «vd btotigi «ne Spanns hochi im 
lind aiir drani ncfatbKr, die an eie glauben, d«B anderan 

nicht. Man setzt ihiiL'ii allerlei f^iifisen vor. Wenn d.ia 
nicht goBchiolit, so lUL-iiu uiftn, du)'» dadurch dun GliUk, waa 
«inem zufallen könne, verloren gehe. Man hütet auch 
— gleich uli wiireu m Uaaggütter — gewiBJie «chwarze. 
dicke uud virrfufsige Schlangen, die GiroiteB genannt 
worden. W&lmnd dian sieh »na dir VorliAUn dar 
Wohnung auf di« ibnan voigantatok 8p«b«D Mam, 
werden Bie Tun den Ton Furcht ergriffenen 6ewoIiD«ii 
betrachtet und angebetet. Wenn den .\nb«t«nden aW 
UnglQcklicfaea widerf&brt, so meinen sie, dab din SfUan- 
gen sohlecht behandelt worden sind. 

3. Die dritte Stelle bei Liii<iozki (I.e. S. 55 bis 56) 
lautet fast wörtlich wie der oben citierte Passus bei 
Melecki. Die Unteraehindn lind gieringftgig; bei La- 
«kiki heüat aa s. B. aerpaotM aonotnr — bd Malaeki 
aaaldant. 

Wiilier diesii Glolcliliell dcH Textes? 

Ich mufsi hier die Iteinerkiinp eiusehiehcu , daf-^ I,»- 
üiezk IS Abhandlung wiederholt gedruckt iat, unter anderem 
in der Zeitschrift für deutsche Altertümer von Morits 
Haupt, I. Bd., Ldpsi« 1841, S. 137 bis 151. durch 
J. Qrimm, faniar im MnjastB dar lattiaoh-littarn* 
riicban Gesallachaft XIT. Bd., Hiton 1M8« S. 89 bta 
101, von W. Mannhardt nnter dam Titd »Baitrftgo 
zur Mythologie der lettieehen TSlIcer*. 

In dieser sehr lesenswerten Abhandhing i^'ieht Mnnn- 
liardt Aber I^siczki und dessen Schrift de diis Saiua- 
gitarum mancherlei bemerkenswerte AuakunA, und — 
was uns hier besonders interessiert — eine Erklärung 
janer Gottheit „Smik Smik". 

Hannliardt weist nach, daJs dia Sabrift liamiakia 
gaina flfichtige Kompilation ana varaebiadanan 

Brocken ohne e i ti Ii e i 1 1 i eh en Plan" ist. Das letxto 
Drittel der ganzen AbLaudluug (1. e. S. :>'i hin 'iSj, 
schreibt M.innhardt, ist nämlich nichts anderes all ein 
wörllicher Abdruck eines damals scbun mehrfarh 
durch die I'reise reröffentlichten — 1553 gcfeclirioljeu'.sa 
~ BriaiiM daa Hn^niaatairB an Ljok, Jan Malecki, an 
daa antan Baator dar VmTaraHlt KSnigsberg, Georg 
Sabiana. Famaraa^Hannhardt: „Bie Schilderung der 
Varehmng der HansBohlangf n (1. o. S. 61) Givoitis ist 
einem lateinischen Werke des Italieners (tuagnini Vero- 
nensis (Descriptio Sarmatium i'luropae entnommen. 
Guagnini hatte das Manuskript dieses Baches dem 
Canonicus an Medniki in Zemaiten, Stryikowski, ent- 
wandt und unter seinem Namen herausgegeben. Stryi- 
iiowaki Tartffantliohta dann sp&ter sein Werk Kronika 
Polaba, Litawika etc., Königsberg bei Osterberg 1582.*' 
Ilierans erklärt sicli die Ähnlichkeit der Darstellung 
StryiküWhikiN und Laaiczkis | Tergl. Nehring). 

Wh Grundlage der Schrift Lasiozkia liut uaeb .Mann- 
hardt ein Gutachten gedient, da.n ein anderer {mlnischer 
Edalmann Laskowski aus ivaliäch. der mit litauen 
rnid daaaan Sawobnam aabr vertraut war, auf Grund 
Eriabningan and Baobaabinagaa fSr 



Weitere» über Laaic^ki uud sein« Schrift kann bei 
Mannhardt eingesehen werden. 

Mannbardt Tarauobt nun abar jama tcbvteciga Stella 
Smik Smik ParlaTaaa la arUinn. — auf Orönd der 
BeblaaganTorehrung. 

Mannhardt erklärt das Wort Perlevenn als ein 

verstammclte« : es sei \u und für aleli undenkbar, daTs 

dies ein Göttername sei. Er meint, perievenu soll 
hoiTscu per lauuka, d. h. „durch den Acker". Smik 
sei der Vokativ vnnJSmikas ffir Smike und bedanta 
Schlange. Er sagt, Smikas ist als Nebenform VOn 
Sm&kaa, Drache, Schlange mit Baatimmtheit TonuB' 
snaataan. Er vergleicht damit polniaeb amok, amoeaek 

nelien zniija, zniiyka, kroatlBi ti zmay neben zniia, dal- 
matisch zniay neben smi^e. tseheehiHch zmek neben 
ziuyja. leli lüge hinzu russiteh sniij oder nuiija, auch 
smej uud smeja, diu. swejka. Mannhardt fai'st somit 
die Worte smik, smik perlevenu (par lauuka) ala aiaa 
Formal »oi^ pul dar dia Soblanc« anfandet wird. 

Ün diaaa Kaqjaktur parlaraon — per lavska su 
reebtlbrtigaa, varweial Ibnnhardt auf eine Stelle in 
Mattblus Praetorins .PrenrsiBcherSchaubQhne" und 

citiert die betreffende mit der SchlangenTerehrung in 

Beziehung stehende &t«üe im Wortlaut. Ali Mannhardt 
seinen Aufsatz schrieb, war I'raetorius' Schaubühne 
nur handschriftlich vorhanden. Bald darauf, 1871, 
hat Dr. W.Pierson in Kerlin Bruchstücke herausgegeben. 
(MattbftnaPraatoriua' DaliaiaePruaaieaa odar PüanMaeba 
Sebanbfibne, — im wörtlichen Anan^ ana dam Mataa- 
8krii)t, Berlin 1871.) Es scheint, dafs Mannhardt eine 
andere Handschrift vor sich gehabt bat als Pierson, dann 
obgleich der Wortlaut bei beiden btimmt. fO ei'.ierl 
Mannhardt einen anderen Abschnitt des Buches als 
Pierson. Ich eitlere Iner nach Pierson (1. c. Praeturius, 
IV. Buobt S. 77, dea Maauakripta bei Piaiaon 8. Sb) und 
bemarka aar, dafa daa Maaniktipt Pnatonna* aaa dar 
Milte dea XTIL Jabriiaadarfai atammt. Dia batndimde 
Stella Inntet; 

„ Die Kinheülgailg dar SoiUangeB gaaalmb aaab Brat» 

kiuü also: 

„Ks wird ein Weidnlat oder Maldeninks berufen, der 
eine oder mehr Schlangen mitbringet. Darauf wird der 
Tisch gedeckt, ein Kanszel mit Trinken nahst aiaar 
Kaaaa Biar aai g aaa irt . Dax Waidaloi batet. ladam er 
betet, mnfa die SeUaaga aaa arinar Liaebka barvor 
und auf Jeu TisoL kriechen, bald macht er einen Circul 
um die ScIiUnge, die daranf aU vor todt lieget, bis der 
Weidulut seine Gebete, deren viel sind, gethaii hat. 
Iinnn wird die Schiange mit dem lüar anB der geheilig- 
ten KauBzele L o. Schalen begub^Htsn, darauf sie sieb 
wieder rObrat and auf Befehl des Waidnlattan einige 
Speiaan betaatat, aidi andi vor den Tiacb TerroHtalBt 
eines Handtuches machet Der Weidulut aber bemerkt 
den Ort, den die Schlange einnehmen will, und wird 
denselben mit einem Gebet einheiligen. Darauf sieh die 
Schlange an ihren Urt verfüget iJer Wirth aber mit 
dem Weidulutten und seinen Hausgenossen ist fröhlich 
und beaeUOsaen diese Heehrung mit viel GaaAff and 
allerbaod KurtxwaiL* — En bleiben noeb jatat altitga 
ia Zamailau fast dabei, daA ihnen einen TJnbeil ent- 
ateben wflrde, wenn sie die Schlangen abschaffen soll- 
ten. — 

78 de« ilanuekripti) lautet- „Ein Knecht diente 
vor wenig .lahrcn im In.iterburgischen, der hinter Li- 
tauisch Georgenburg aus einem nah« am Wnlde ge- 
legenen Dorfe her war. Dieser erzAhlte, dafs ngch untor- 
aabiadliaha Dörfer am aelban Ort, wiawobl aabr heimlich, 
aiaaa Waidalar, daa «r Maainiaka saaata, Uelten, der n 
Zeit daa Jahna, gamaiaiglioh aber im Vorjahre 



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t«a 



L. Stitdftf Die Anbstuiiff d«r RinselnKtter. 



nnd Herbat, die Leat« daroh «in g«iriuM Zeichen 
aawmmen berufe, dimb gmiM wnbaiMihe Gebete 
«utmakiadni« 8cUMg«B imMRiMalwfttiite, djMdb«ii 
nH gawiiMtt Ohanoterilnu bMohwBi«, »bdaiui würde 

eBaen und trinken auf den Thch goHcLzüt. den Schlangen 
aber mnrh ein sonderlicher Ort godeiket und Miloh Tor- 

gesotzot . sie sich donn auf einem dar.u beruitoten 
Drett, 10 such bedecket, auf den Tisch macliteii um] da- 
nBut Mif (ieliuiffl dfb Monininkt'n »Ue Speisen burülire- 

t«D, mmuf difi lllAhlBait magatg/» und mit vMlem 
Trin](«B betehloMMt «ü«d«. Nsab lM«itdigt«r HahkMt 

müsse ein jeder anwesende dem Weideier Torbringen, 
wem er nicht gnt wtre, wer ihm Schaden oder Leid ge- 
tbftii, und WftB er seiboiu Beleidiger zu Schndon wolle 
anthuu iasseii. Wollte nun einer seine« Ueieydigera Ue- 
treydigt im Felde Terderben lasüen, so nehme der 
W«id«l«r «in« Sebliuig« io leino beiden li&nde, beschwöre 
m nofs Neo«, betet« wieder aini^ uubenaoh« Gebethe, 
und knw m «lidnoB nnr StnlieälUto oder mm Fenster 
Unnraoliiehen, mit diaeem Wort Similcsst per Esse, 
d. i. geh (lurcli den Acker .... Alsdann würde das ge- 
nannte Korn oder ander Getreyd im Feide durch Hagel 
oder ander UnpezitTr-r verderbet. Sprarh der \VeideU>r: 
SzmiksKt per arruda, alsdäiin wurde di:r Yorrath 
deeBfedis verderbet; sprach ert S/.mikszt per twnr- 
tae« ■» mflohte einem aolohen diteVieh »bgofaen v. i. w. 
ITnd dieaea iet elnZnHonb, ie. «inSelilnngenmeteter 
gewesen." 

S. 29 des Manoskripts lautet: „Die Begegnung einer 
Schlange ist den Zitmaiten und Preufsischcn Litauern 
noch jetsiger Zeit ein gutes Omen. Üie Lagerst&tte der 
HensBchlange neben dem Ofen oder in aooet ajnaim 
Winkel den Hauses bat miggi geheileen." 

S. 80. „Insonderheit triüsfaten viele in Litinen nach 
einer Schlange »H HOmem, die ei* varmittelefc doM 
Sdileyers, den sie eof den Ort, wo eolehe BeMeagen n 
finden seyn, binspreitrn, zu fangen wissen. Denen 
schreiben sie profse Kmfl zu vielem Glücke nu." 

Hei Mannhardt (1. r.) int nur die Stelle initfreteilt, 
in der von dem luiterburger Knecht die Rede ist. Er 
cittert aas „Preufs. Schaub." (Bd-V, Kap. X, §. 5). Die 
lierbeifaioganen Sfttse ana Prnetorina «ind entaebieden 
ton holMii bitereaae, — ale beweisen nieht nur die 
Tbatsache der Schlangen Verehrung im allgemeinen, son- 
dern auch die aberglfiubischen Beziehungen, in die die 
Schlaugell zum Ackerb;iu verectzt wurden. Ks »cbeiut 
hiernach, daSH Mannhardt mit vollem liechte jene Worte 
„smik smik perlevenu" als die ventOnunelteFonnd der 
Seblangenbescbwömng ansieht 

Mannhardt scbraibt (L o. S.114): „Pnetorins ver- 
ataad du ibn nan^Biah iberlieiitrte amik der Fomal 
aiflht mehr, er maelite diurnva enilcMt (Rieb mR der 
Peitsche), vergl. .izmikkis, zmikkis, Vorschnur an der 
Peitsche, Wenu eis au und für sich undenkbar int, dufs 
die \V(jrte sniik smik ferlovenu ein GiitternamR seien, 
SO mufs die grofso Übereinstimmung mit der von Prao- 
torins tenaiebneten Formel uns von der Identitii beider 
abaneqfao. Naeh tüm Anniefieen iut nnfanemmen 
wwrden, daft de« HindarobwAIeioben der Seblangen 

dnrch die Furchen ader i!ie Kaino de.s Ackers nicht 
jedenfalls als verderldicli, s<iudena unter gegebenen Um- 
«tündcn ebenso als Wühlthätig und Begeubringend für 
das Wachstum der Früchte angesehen wurde.'' So weit 
Mannhardt. 

leb -vemiag noeb einen anderen aobriAateller an 
nennen, der von dar Batiebnag dar SeUaagaik im 
W«U dar Menaoben redet In Tb. Biftrn's Est-, hjt- 
nnd UttÜadiseber Geeebicbto, L Band, MiUn. 1794, 
lindet Mth eine banlglidie Stetten die Hdi aber niabt wiob 



dem Origioalwerk, sondern nach einem Abdruck in den 
Mnumenta livoniae antiquae, Bigni Oorpnt nnd 
Uiftigt h 3du, 1888, & 37, dtiere: 

8. 27. „Also iet das Werthhalten der Schlangen bei 

I diesen Völkern (ebenso wie den Finnen, Xtirwegem und 
'. theils Schweden, wie Olavs Magnus Klayet) nach un- 
verloBchen , welche Schlangen bei ihnen utl't so zahm 
sind, dafa auch die Kinder mit ihnen aus eiueu Milch- 
ge.srbirr speisen. 

Man aoU aalten aehen, daTe ein Ebet oder Lett' eine 
SeUange Udte.^ Mir iet widerfiihren, dalb ich dna 

Schlange tAdtete, nnd ein Bauer es durch Bitten tiiclit 
SU wehren vermocht«, dafs er sa^Tte: es würde auf dem 
Acker, da es getchelien, nie kein Getreide mehr wachben. 
Da nun in den folgenden Jabr^D dm Geireidig wohl 
stand und ich ihm si>lches vorhielt., gab er zur Antwort : 
Aber was bat dir da« ansobnldige Xhieriein getbaa? 
konnteat da ea nieht infrie&n laaBU?* — 

Ana den HHtallnafan der T«a H nhring aitiarlaa 
Sehriflateller, eowie der von mir angefldulenMeneeiaa 
(Melecki), Lasic/.ki. rraelDrius, Ili&rn — geht mit 
Sicherheit hervor, dafü die Schlaugt! und die Schlangen- 
verelirung im Lebün der alten Litauer, Letten, 
rreuffieu und anderer Völker eine Rolle gespielt haben. 

Wie hiebt ea hente mit der Schlangenverehrang 
unter den AngebArigen dar giolseu litauisch-alaviscben 
Valberfiamilie? lit iit natflrfieh ausgeschlossen, dafa 
heute der Sclilange bei Litauern und Slaven göttliche 
Kiire gezollt werde; aber hat sich vielleicht unter der 
l-'urm einc j Aberglaubens doch noch ein« EfnUMnUIg Ml 
den alten ScblacgenknUaa erhalten? 

Nebring macht darüber keine Aagabeo. In Brehms 
Tierleben findet iiob die Bemerkung, dab die Ringel- 
nattern mit MenaelwB In eiaeni Hana« leben, dalk aie 
gelegentlich bervorbommen ur^d RTich wirklich HQoh 
and Waaser trinken, aber von abergkaubiacben Beaiehoa- 
gen der Ringelnatter snm Manaolwn weiTe Brehm niebti 
mitznteileo. 

Mein verelirtev Knilege Prof. Dr. Bezzenberger hier, 
sowie Dr. ü. Sauerwein (Banteln bei Hannover), beide 
ausgezeichnete Kenner dee Litauischen, sagen mir, dalb 
nach ihrer i^enntttie bei den baatjgen Litauern keine 
abergllnlnBehe Sitten oderOebrftuehe rieb finden, die an 

einen einstigen f^cl:langenkullufl erinnern. 

Aber wie steht es bei den anderen slaviechen Völkern V 

\iellei(:ht, dafs sich doch in der i.itleratur einzelne 
Andeutungen, die als EriDuerungeu eiueu einstigen 
SchlangenkultuB aufxnfssseo sind, linden werden. 

Ich habe augenblieldiab keine Mulite, die angeregte 
Frag« naab ihrer littanriadian Seite etngdiend m Ter* 
folgen. Doch mache icih auf iDigendaa aa^mcrksam. 

In dem Buche: Aberglaube und Gebräuche aus 

Itübraen und MfiLren, gebammelt und herausgegeben 
von Dt. J. V. Grolimann (i. Band, Prag lHu4), <inde ich 
eine grofse Menge von aberglftuhischcn Ansichten, Ge- 
braucbeo und Sitten, die auf die Sclilangen Bezug haben ; 
die Schlangenverehrang iot freilich verKchwunden — '• aber 
die Leute hüten die aeblaagen, aie «Neu aie aiafat, weil 
die Schlangen dae Hasaweaen behfkten und irer ünglllok 
bewahren. So iieifst es lie; Grohinatin . 1. c. S. 78, 
Nr. 557: II a u a B c Ii i a n g e n : In ledem lia.iae IrI einu 
weifse Schlange verbiirgen, die 1 lan^^sciilange , had 
huttpudarik. Und mnuchmal zeigt sie sich den Men- 
' sehen; dann aber darf man sie beileibe nicht 
t6dten, aonet t&dtet man den Baaarater aeUwt. Die 
Hauaeehlang« waeht ala Sobfttierin aorgfiltig 
Uber dem ganzen Hanaweaen. Sebadet man ihr, so hört 
•ie auf, sich um die WiiibaehaA an kflmmem, „dann 
hilft kein« Arbaft» ea tat kein Sagen im Bauae''. — Dann 



Anton Pniiarg«: Straufianzaoht in Südafrika. 

i 7 



16» 



vird eine Er2Snhluug von einem Knecht initgctbeilt, der 
eine SclilanRe tödten wollte, und von seinem Herrn 
(iftran Inndcrt wurde mit der Frage: ,WeBhall) willst 
du mich tödtfin V - I>er alte Knecht erzAblt ferner: 
„zn meiner Grorsmatler, als sie wxb «in Mädchen war, 
iat di« Hnnwohlapgc oft gakaniMm und hat mit ihr 
Hfldi va» 9m flaUwal fagHMn*. 

Kr. 559. Di« Hansaehlange und der QwMfroMb 
■chfitMn das Haus vor allem Unglack, daher ist ee 
■ohvere Sündu, sie zu ti'idten u. h. w. Ihre An- 
WMenheit verrathen diesi.' Thiere durch uiiR-ii balsam- 
Ihnlichen Geruch, den sie von sich geben. 

Mr. 560. Die Uaaiichlanga lebt unter einer 
SebwtUe dm Bbima.. Bbe Fr«a Pribmn 



behauptet, ihre Hanssehlange sei unter dem Ofen, 
und daher komme immer ein entaetslicher Gerurh , «o- 
bald ea regnen wolle. — 

Nr. 5G2. In diesem Paragraphen ist von dem Natteru- 
könig und seinem goldenen Krfinlcin die Rede. ,ln 
j Nordböhmen legt er (der Natternkdoig) daaaelbe (daa 
{ KtBdImii) ab, wenn man ein weifaea TAohlain hin- 
{ breitet aad daMbea ein« Schflatel SeDondaildi, die «r 
' gern trinkt" — 

So auch in Nr. 564 und au vielen uudcrcn Stellen. 
Hieraus acheint ea mir hervorzuj^ehen , dals die 
SclihiDgc iu) Aberglauben der TüLlKLlifu i-,uch eine 
grofse KoUe ajiieit — offanbur ia i:lrinnening an den 
idtMi $«hl»Bf ■akaltns dar SlaTaa. — 



Stranfsensueht in Südafrika» 

Von Anton Paiaargo ia Middalbaig (Kapkoloaia). 



Erst vor etwa dreifsig Jahren war ea gelungen, 
den Straufs au zähmen, und jetzt betr&gt die Ansahl 
der in der Kapkolonie gehaltenen zahmen Vfigel gegen 
300000. Dar Stnab liobl die buschigaa Oigaadaa} 
diaoa und wrftgebendite Bewegungafreibelt rfad die 
ersten HediriL'unRiTi für gi;t...'s Gelingen dor Ziioht : je 
rcichiichur dem tSlrauls liiudcs geboten wird, (ktt<i 
flrhiiiirr und wertvoller entwiikelu bieh F<ii.Tii. 
Wie wichtig beides iat, erhellt am besten daraus, dafs 
die Federn dea wilden Straufses weit die boeten find 
nad an Gflt* Ton danos daa laboiaa Togab tcota ang- 
aamater Pfleg« nie arreiefat ««daa. IKa VM. «eUh« 
naek aDen Saiten ebenfalla durch Drahtlinne ab- 
gaaehloaaen ist, iat in mehrere Kamp« eingeteilt, inner- 
kalb welcher die Straufse iu Gruppen von etwa jf fliiPin 
Dntieud hauson. Die Gröfse einen solchen Kiimpa bu- 
trägt f-twii 1 i|kiii. lät-rnnach »telieu dem einzelnen Vogel 
etwaMOUUOiim zum Auatnmmeln zur Verfügung. Aniia«r- 
dem sind noch einige kleinere Kamps von etwa lOOOOOqm 
GfAlia Torfaandan fftr die BrotTfigal, von daam ja aia 
Paar ia eiaaia aolekon Kamp antorgekrnokt wird. Znr Tar- 
kaaianog des Bodens und zur Förderung der als 
Nahrung dienenden Vegetation wird in den grofsen 
KampH eine Anzahl Rindvieh gehalten. Alles in allem 
kann man rechnen, dafs auf einem Räume von 25qkm 
«I»« 800 Straufse und 200 StQck Rindvieh Platz finden. 

In den Herbsimonaten September und Oktober legt 
die Henne 15 bis 20 Eier in eine muldenförmig ge- 
MdiuiiaVartaafnQg int Sand«, dia «laliaat diani, Iün%a 
dar Eier rollt da anftarkalb des Keataa, •!« aoBen a» 
erste Nahrnng den ansKeBchlOpfteti .'unu'on diunen. Dann 
beginnt ilas UrutgcHchrift, tagulier brütet die Henne, 
nichts d( r Hahn. Die Nacht ist die gefAhrlichste Zeit, 
denn dann uutoruiurat der Schakal, der Krzfciud der 
Straiii^ nlirut, seine dreisten Versuche, um daa Nest zu 
plOndern. Er waifii aber, dab mit dem StianüianTatar 
aiekt a« ipaGMii iat, nad oft genug mnaa der fredie 
Btabar nater den Hnfen dea rasenden Vogela lain Laben 
laaoao. Glaubt die am Tage brütende Henne aicb be- 
droht, so steckt sie den Kopf unter den FlQgel und hllt 
sich muckitiill ; sie sieht in ihrem brüunlichgranen 
l'cderkleide dann ganz genau wie ein Termiteiiluigel aua 
und entzieht sich unerwünschter Beachtung. Aufaer- 
dem aber hült der Hahn sorgsam Wache, und in dieaer 
Penoda iat daraalbe aia aabr geflkiliebar Geadla; oüt 
Qaeken itfint er aiek plStailek anf den vanneiniKekeB 
Gegner und tötet ihn mit weni^'cn nach vom, und zwar 
Ton oben nach unten geführten Uufaohlägen. l:4n mir 
kakanatar Bnr, Tatar von aaba Uaden, 



wurde von einem Straufsenhahn durch einen einzigen 
Schlag gebötet, dem Unglftoklioheo war der ganze Rumpf 
vom Halae bis zum Unterleiba anfgeriaaen. Daher iat 
«• nOtig, baim Betratea dea Kampa aiak mit aina» 
grofaen Dorabniek m bavaflheB, wdekan man dem an* 
greifenden Vogel entgegen h.^lt. Ohne ein>Mi solckaa 
Schutz bleibt nichts anderes übrig, alis duicli soforligea 
llachei« Niederwerfen auf den Hoden sich dem .Aiigriflo 
zu entziehen; der Strauls vermag dann keinen Schaden 
zu thun und begnOgt sich damit, triumphierend eine 
Zeit lang auf den G^er akb lu aetaaa. Maiat|dauart 
diea eine halbe StoiHle, deck hat maadiar aalHNi diei 
und mebr Staadaa nater an «aoB ttianiiMBkandw au- 
gebradit. 

Subald die Jungen an.qgeschlapft sind, nimmt man 
siti wegen der ständigen durch Schakale drohenden Ge- 
luhr den .•\lten fort und netzt .sie in einen mit 1 ü/erne 
bebauten Kamp nahe dem Wohnhause. Mutterstelle 
versiebt nun irgend ein kleines Ilottentottenmidchen, 
aa daa dia .TieiwbaB aiek ao gawAknan, daJa aia tkn »ia 
daar Ohtdw BaAbnfta. ICaa kaaa dA kanai aia 
raisanderaB Bild aus dem Tierleben vorstellen, aia «ja 
Volk aoloher jungen Str&uracben mit ihrer MenHchen- 
pflegemutter. Diu fufsholien Klichlein mit iliretn LTruiiuii 
llaarkleide und den langen dicken Stelzbeinen scnreiten 
schon ganz gravitäti.qch zwischen den Luzernepllanzeu 
umher, den Kopf mit dem langen Halse diftht am Boden 
und dieaen mit den groben braunen Äni^aia ai&ig aacik 
Fnttar nntwandaad. Sia Bof daa UottaaftotlaaiMeban^ 
nnd HA ganie OeadbAaft atBcst mit fUbdbaflar 
Schnelligkeit dorthin, schnappt nach den hingehultenea 
Fingern und zwickt die im (Jrnae l.iei^endc von hinten 
iin Kleid und Obren. Der Fü-terniiL' wii'^i durtli Ihir- 
bietuug von gehacktem rohem 1 ieiach. Kieselsteinen und 
Knochensplittern nachgeholfen ; das Verschlucken von 
naverdanUdieB Geganattadao gabArt nun Wohlbefinden 
daa Togda nabefiagt, aad er kaaa daiia, wie vir 
glaiok aakaavardan, wahrhaft Wnnderbaraa leiatan. Be- 
Bondera grobe Aufmerksamkeit verlangen die im Drnt- 
apparatekQnatlich ausgebrüteten Tiere, sie sind schwäch- 
licher, als die nat&rlich gebrüteten, und gegen Witterung, 
Krankheiten und Fehler in der Fütterung sehr empfind- 
lich. — In etwa zwei Jahren sind die jungen Vögel er- 
wachsen. Bis dahin trugen beide Geschlechter dasselbe 
addiebta graabraoae KleU, die Weibchen behalten diaaaa 
anek Beftlakena kd, wlkraod dia Xtnndien es mit dem 
schwarzen vertauschen, von walohem sich die grofaen 
woiben Schwungfedern an den konoo Flügeln und die 
fdUigheB Sdnraaifedem kdl akkebea. Kopf aad Haie 



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IM 



A,Bt«)i Pituu^*: StT«or««as«okt in Sldftfrikti 



WialtMi ilir gnnas knran HuiUcid. AImt ein ge* 

wultiger Teil, mitunter sogar die Hälfte aller jungen 
Straul'ae erreicht dieses Alter uicLt und iüt aus ver- 
achiodenan Uraachen aas dem Leben geschieden. In 
der eraten Fmiode iat, wie achon erwuhnt, der Schakal 
ein BchlimiiMr Feind, der manchen jung« n \o<;e] trotz 
aller Tonitliiteoftbng«!» d*TO0 holt. Mau logt dem 
BKnbsr veiigiftetw Flaiaek, dem aber oft genug lediglich 
lii.' IlniulB und Kiitzrti iks Fiinnors Bum Opfer fallen. 
Viuk Tiere golien an tiuor Leberkrankheit und am 
Bandwurm zu (irunJi>. Letzterer i<'. iiuf.vtitt häufig, 
und wohl k«iu einziger Vogel bleibt von ihm verschont, 
weil die Straufae die bedeukliche Angswcliaheit haben, 
die Kx kramen te Timebander au freaaeoi weleiie die 
Ein Atm VaruMe «ntluJten. Terabreieknog tch Arx- 
neieu in be»timmteii Periodaii iat Auhn «tMlIlilinb. 
I>em nrwachBenen gesunden Btraofte fhvt der Bandwarm 
Liacinen keinen Ilfirrn, denn die Wurnicicr gehen 
im Magen des Vogels zu (irumlif. Ist das lier aber 
kränklich oder schwach . I!. infolge Nahrungmangels 
bei grofser Dürre, so widerateben die Eier der Magen- 
säure, und der Wurm gelangt zur Entwickelang. 
Denun iat ntdrailigea Uateraacben de« Uittae au«k 
TOD ervaehaonen Teeren notwendig, und finden aiob Bar 
darin, sn imirfi .nuforl Medizin vprahrcicht werden, eine 
höchst pussiurlicbe I'rdrL-dar. Zu diesem Zwecke werden 
die Tiere in einen kleineren Vielikra;il getrieben, jpdeü 
derselben wird dann von ein paar bandfesten Kaßern 
gepackt und festgehalten , während der Farmer den 
Sebnabal des Vogela An&eilat, in den gandna entaetz- 
lieh waitaa Sdluid dt* Antnei hni*b jpeftt and dann 
K«pf and Hala daa Patienten krAftig adiftttalt. Unter 
grialtohem Vftrgen ttnd AugenTerdrehan wird dieaer 
dann nach dem Au^^nini/e ge^rhubst, ein paar Klapp.<!e 
mit der flachen Uaud aut die mächtigen fedcrloKen 
Schinken, und dahin rast der Patient, nk suf^e ihm der 
Teufel im Nacken- — Nicht sehen bre. h«n die jungen 
SteanAa ibn Beine, zumal di« küiK-^iln li iu):'g<:brut>:iut] 
Tflgal, da deren Beioknoeben aiemlioh i^Kiäde aisd; 
beQen Itbt aidi ein 8(debar Sdiaden nioht, darum mufa 
.lokli ein Verunglückter getötet werden. Kin griifser 
Teil der Unglücksfälle, an dienen die Stmiilse zu (ininde. 
gehen, ist auf Rechnuiii^ ilircr kuln.^iH.ilHn iliimnjluit zu 
schreiben. Viel Gescheitheit kann mau Kwar von dem 
im Verhältnis xu dem Riesenkörper win/.igen Straufcen- 
biro oiebt arwartan, tvoUdam nlier älienteigt diaDnau- 
bait im liane jad« Tonaaaatning. FilH t, B, «!«er 
jener heftigan Beigan, ao amM der Stnuia oft Zuflucht 
in einem Sloot. Per Sloot fSlH sieh mit Wasser, der 
Struufs rührt Biefi uiclit voui Fleck, das Walser steigt 
höher und wird reireeuder, d^r Straufs duckt »ich nur 
noch tiefer und stemmt sich kr&ftig gegen die Strömung, 
Ein einziger Satz kannte den Dummkopf retten, aber 
nain! er bleibt liegen, nicht einmal aufstehen thut er, 
«B aaiaan Kagt ftbar Waaaer au balteol So ut sein 
Sebiekaal admell baaiafelt Eine beaondera hsulige 
Todesursftclie Millen die r)riilitZ!iTme. Per Sb anfF .ntei-kt 
seinen Kopf durch die Iirähte iinil Ilicht si-inen Inugun 
Ilalä zwischen dieselben. Anstatt t un den K.)]if wieder 
yuraicbtig zurückzuziehen, Hucbl er ihn luit gewaltigen 
Rucken frei zu bekommen. Meist gelingt dies zwar, wo- 
bei aaia llaia in der Ragel jämmerlich aarüetzt wird, oH 
gaovg atiangnliart «r aiob aber n Tod«. Die H abmbl 
der Stnuiba trigt grofsc Nnrben am Halie als An- 
denken an dies sonderbare ^ er^nn^en. Mit den Ttrinen 
probiert er oft dasselbe Miuniver, d.mn ist. mlls der 
Gefangene aioh uiobt befreien kann oder er rechtzeitig 
in Keiner Lag* bauairlrt wild, aaiit End« «in Tial qnal- 
Tollere«. 



I Alte neun Honaia llndet daa Pflfieken der Federn 

1 statt, i.lieses so begehrten Sclmiuekfirtikels , dcgeeii Ge- 
I wiimung der einzige und alleiuigu Zweck der ganzen 
Straufsenzucht ist, denn sonst ist der Straufs zu nichta 
wert. Da der Stnola w&farend des Pflackena sehr an- 
ruhig ist, vor allem krtfliga Hufschl&ge austeilt, so 
wird er in eisen «ofaD bttbamen Tancblag ganpant, 
^ der ibm bi« an den Leib reicbt, nnd ihm tm Sack Aber 

den Kopf gezogm. Von mehreren Knechten fest- 
gehalten, beginiit uuu das Ptl uckeu. ]',a werden nur diu 
gftnzlieli nuBgebildeten Federn üUHgezntfen ; simi die- 
selben noch unreif, d. h. sind ihre Kiele weich und ent- 
halten sie noch Blut, ao werden aia Hlife dar Sobera 
geacbnitten, am dam Tiere Sobmara «a eranaran aad 
um das Naalnraeha tM Fadem oidkt aa aobuigen. Die 
sitzen gAIiabenan Kiele zieht man einige Monate später 
au»^. Da daa Pflficken der Federn nioht an eine be- 
stimmte Jahreszeit uebundeti i^t, so richten es die 
Farmer so ein, dar<i iiie jedesuitil nur einen Teil ihrer Vögel 
„scheren", wie sie zuweilen sich ausdrücken, da es in 
der Regel ▼orteilhafter ist, öfters in kleinen Mengen, 
als auf einmal nnd in grofser Masse die Federn zu 
Marirte aa Ixingen. ErwAhnt aei bail&nfig, dafs die 
Stvanfaenfadarn im natBrIieben Znatande ganz glatt 
sind, die gekräufltn l^'orni int eine liänsilii-h beif,'el rachtf» 
Veränderung. Ks sind nur bestimmte Federn, weluhe 
gffillaekt wenien , nämlich die j^rulseren Fliiu'eL und 
Schwanzfedern und die gröfseren Federn vuti lii-ust 
und Flauken. Nur tote Vflgel werden nahezu kahl ge- 
rupft. An wertvollatan abid die «oiiiaa waifäan 
StÄwangfedan daa Hafanaai denpiabajb «Ba glaidiaii tob 
I grauer Farbe der Henne. Den garingatan Wart haben 
'■ die grauen Federn ani de^ Bnlat der Henne. Aufser 

der (inifs« ist die Güte der Federn för deren Wert be- 
stitumuud, verletzte uud schlecht entwickelte Exemplare 
< stehen tadellosen erhublich im Preise nach. Schliefslieh 
' und nicht zum wenigsten wirkt die yon der Mode 
I diktierte gröfsere oder geringere Nachfrage auf den 
I Wart der Fadem ein. Dia cinaelaen TAgel üefem 
I Federn Yon oft aehr varaebiedanar Gfite, aa blngt diea 
' vor allem von ihrer K^nf-tiMition und ihren Gewohn- 
heiten ab. Scti waebliche Tiure. s.ilche von btreit- 
sAchtigem Chaifiklrtr — es giebt unter ihnen geradezu 
unerträgliche Raufbolde — oder iRilcbe, welche sich 
viel im Flnraacblamm zu wälzen oder an den Dora- 
bOacbea n adwaaro pflagan, liefe«« natorlich weit ga> 
ringer« Fadem, aia atarke, woblgenihrte Tiere ebne 
solche Rchlecbta Angewohnheiten. Hiernach schwanken 
auch die Preiae der einzelnen Vögel zwischen 4 bis 
l() Pfund Sterling, doch giebt es auch Eseni)iliire , die 
eriieblieli wertvoller sind. Der Darchsobnitt&wert eines 
erwachsenen Straufses beträgt (> Pfund Sterling, derjenige 
eines Pfundes P'edern zur Zeit etwa 1 Pfund Sterling 
7 Schillinge; jeder Vogel liefert durchschnittlich ein 
Pfund Fedam jAhrliab. Hiernach eracbeint die Zoebt 
reeht rentabel, doch iat an barBekaichtigen, dab die 
T'ril<o~t<jii luieh bedeutende sind. I'berdie.s ist das 
I gaiize (jegcUait sehr riskant; denn es hängt nicht uur 
I von grofser Sachkanntnia, aoodara aneh Toa Olikak «od 
Umständen ab. 

Es giebt kaum etwas zweites, was dan Interesse des 
iiealinga in SOdafrika ao in Anapraoh nimmt» ab Freund 
Togalatnab, dar Bbaa OoliaUi unter den TOgela. Abair 
aelbat demjenigen, welcher sich schon längst an daa 
Anblick des sonderbaren Tieres gewöhnt hat, bereitet 
dasHclbe durch ?^ein eigenartige!«, von dem ■iumlicher 
anderen Hau»titie (,0 rerschiedenea Wesen fürtdiiuerudt' 
Freuilu und Untorhaltuug. Kein anderes Tier wird so 
i ButrauliclfunTereobärnt, wie nnaer Krennd. Wir sU'hen 



Bfioheriohau. 



166 



in ruhigem Gespräch im Hofe, da zerrt uns ctwaR jjhjtz- 
lich von hinten an ilen Hockknüpfen oder gar am Ohr 
in derhnr Weise; wir sehtta uas um, und mit niÜT-on- 
achuldigem Rücke am Miaao (ro&en bmUMB Augen 
gnekt fondar Straa/« mu an md vatmaht vm aMk 
NaM odar Ubcfcatte sa tciliaappeii. Dar Fanur ttk 
«inaa Tagea mit einer Arbeit am Wagen beaeh&ftigt and 
gnift nach der mit Nägeln geftkllten Ledertsaohe; sie 
Uegt nicht mehr neben ihm, aber in einiger Entfernung 
lassen einige Htraafse ihren Inhalt sieh irohlBchmecken. 
EUner der BuracheD hatte einmal den Farmeni auf- 
gespanntes Taschenmesser verschlungen ; die kr&ftigaten 
Tomitiva brachten es nicht zn Tage, und der Farmer 
liatto aiab auf in» Enda das Vogels gaCMrt famaahi. 
Diaeer aliar aaigta moht das geringste Unliebagan , imd 
nach einigen Tagen fand der Farmer sein Messer wohl- 
behalten und unverdaut in einem Haufen Straufsenmist. , 
Ein andenual wiir etwa ein Dutzend mit Bandwurm 
behaftete Straufüe des Abends ins Wagenhaus gesperrt, 
damit sie den anderen Tag Arsnei Terabfolgt beklmen. 
Dia Uabarraschnog des Fannara am Uorgeo war abar 
oioht ^aring; nicht mir liattan aie nntar den vialan da- 
aalbat aufbewahrten QarUaduillM dia MDaaaata Ua- 
erdnang angerichtet, sondam sie batton anoh sine ganze 
Reihe < »IfftrhentöiifG völlig !err gciVcaacn , JcH^leicheii 
auch zwei Reitsättel, von denen nur noch die Holz- 
skiiliiUe iibr;;,' gc'hlicben waren. Unter solchen l'm- 
atändeo hatte der Farmer Bedenken, einer derartigen i 
HahlMR Mab die strenge Arsnei folgen zu laian, «M 
Obrigana «nah gar aidbt Bahr aAtig gavaaea «trab 

hattan daran gUabaa Biiaaa, dla Patienten ab« «nrea 



kuriert. — Die (iefriifsigkeit des Straufses ist in der [ hat 
win)dfirlii\r, und gar die Fähigkeit, unvi rdauiicln- und 
geradezu gi'i';iliriiche Dinge ohne Schaden zu verschlucken, 
ist einfacii verblüffend. Hols, Knocben, Steine, N&gel, 
FSiaBatankat Blaoh, liatanOaaar aad «aib dar Himoial 
«aa noeb aUaa, wc aeb i ri ada» 1» Magan ^ aia Mabta. 
Oft woUan ■oleha Dinge dia SpeiaerAhre nicht raeht 
hinabrntaeben und sitzen darin als dicker Knnst fest., 
der wie ein Kri'jif nussieht., abfi schliertlicli sinkt der 
Knust tiefer und tiefer und ist tindiich im .M.>igen ver- 
gehwunden, liei grofser Dürre, wenn die Vegetation in 
der Vlei vertrocknet und den Vögeln nur knappe 
Nahrung gewährt, hilft man mit MaisfQtterung nach. 
^Kalla. Kallal* iat dar Lockruf, anf d«n aia wie «taa 
8«bar BaDattanaan voa aUaa GMtea barb^geranat 
kommen. Als ich snm eretemmal eine Schar von 
etwa fünfzig Stranfsen ffltterte, rief ich sie, mit dem 
Maissack auf der Schulter, zusammen, bevor ich das 
Futter auRgc.<<treut hatt«. Im nächsten Augenblick be- 
fand ich mich in einem Gedränge, in welchem mirHSraa 
nnd Sehen verging und das ich nicht so bald Targaaaaa 
werde. 

0*r la koaiiaah tat aa, daa SteaaA Umm m mU m , 
Er dreht rieb dabri faa Ibataa «labar, iS» Baiaa ia 

richtigen Tanzschritten setzeud und mit den Flügeln 
dazu wedelnd, während seine Genossen ringsum mit be- 
wundernden Blicken seinen grotesken Bewogungea 
folgen. So sorgt der Straufs, weit mehr als irgend 
aia aadaraa Hausgeflflgel, bestftndig fOr Unterhaltung 
and gawinat jadmaaana Baaabtnag and Frenndscfaaft, 
tntfai- dar anbianbtan SMaiba, dia ar rieb oft genng ar> 
laabt 



Bflcherschan. 



■r« Haaa Bayer: Das deutsche V"lk<tum. Unter IB^ 1 
•ibeit von H. Helmholt, A. Kirchho'?, II. A. Köstlin, [ 
A. liObe, E. Mogk, K. Sfill, H, Tlimle, O. .1, Wjrb- 

gram. Mit 30 Tafeln. Leipzig, Bibliographiai^bes Inntitui, 
1899. 

War der gl&ckllche Osdanka aa dam vorUegeoilsii Werke 
einmal gefabt, so bitte er teieht an dsa rsdakttonsUea 

Behwierigkeiten soheitem kOnnen, die stob bei seiner Ans- 

fShmng and Umsetzung in die That zeigen mnbtan. Sie 
sind atier sehr gläcklich überwunden, und trotzdem 10 deutsche 
Gelehrt« »ich in die Arbeit U^ilton, int <lii-w harmonisch und 
in ihren einzelnen AtMchnitten wrlt wir ixii» ein Urtrll 
erlauben können | (gleichwertig durchgeführt. Nur mit ver- 
einten Kräften wnr die Arbeit zu schaffen ; gebmgen, wie sie 
vorliegt, wird sie sieh zu einem Bland werke unserer volks- 
tftmMelwiB Utteratur erheben, 8BB sobOostea Oesehsake f&r 
dla daatMiMa Jflnglinge aar BelabanK des RaÜoaalgeflihles, 
aina IMalMing, welcher Isider der Deutsche, trotz aller Orftbe 
■ilaaa Tolkes, mehr als alle umM-rv Nachbarn bedarf. 

Weiten Blickes entwirkt^lt iler Hr^nuingeber dai> lYogramm, 
anknttpfend an Jubnn uüicIju.« Vulkstam*. Indes««», was 
der .Alte im li»rt' oiij-t niltj-ui mit i-eßer Phantasie, mit ' 
wobl(;f tiift};!*!) , (ifr if. lit ii:iiinikti»cben politischen Vor- 
scUlAgeu, das lalsi sich kaum vergleichen mit den hier ge- 
MssMn, danfamf aat «iaar Mia Ovnadlage nibenden Ar- 
beHan. Is lUlt ideht In dan Babmen dieser Ztftsebrift, die 
seeebleiitUehsn Betracbtangsn (von UelmboH), die ftmeha 
(von Weine), das deutsche Obristentum (von K. Bell), die 
Rechtagerebichte (von A. I^ob«), die Abschnitte fiber Kunst 
(von 'l'li 'ile), libvr Musik (v,.u Kustlin) nnd deutaohe Dich- 
lang (von Wycbjfrmm) zu b*-»|'rc<hcn Wir haben sie alle 
als lAie mit Oenufs und Belehriuii: grtrsvn. 

Sie übrigen Abschnitte, die in das Bereich de» (ilobos 
fallen, mögen hier andeutungsweise hervorgehobcD werden. 
Den schwierigsten Teil hat sich der Herr Herausgeber, Dr. 
Hans Meyer, vorbehalten. Gleichsam wie In dem Biasm* 

S unkte eines Spiegels vereinigt er das gesamte geistige Wasen 
SS deaUcben Volkstumes, wobei er, als Naturforschsr, von 
der körperlichen lleschaffanheit imseres Volkes ausgeht. Die i 
briflagabaaa Katto vereinigt is einem Bilde die spiachUoban I 



▼aillUtniBii« uuil die somatiscbr lii'ScballKuio'it ileü Deutschen; 
gewifs ist diene» gnindiixtzlii-b zu billigen, aber durch die 
Vereini^juii;.' jeuer bfiilen leidet die Klarheit der Kurte, und 
Zerlegung iu zwei Blätter dürft« künftig vorznzieheu sein, 
Alfred Kirchhoff schliefst sieb an mit dem echt ailthfa|lO« 
geographisch geslaltetes Bilde der dealsehen Landscbaftaa ud 
Staämie, die in ihren Wechselbezi ehnn gen geschildert wsrdsa. 
Hier wdlehtat aieb ein Niehea Wisaen, daa, dvreb fHsdie 
Einzelzage belebt, naa das Vaterland von daa Alpen bis znm 
Meers vorführt Dae Volk ia Sitten and Oebrtuchsn findet 
in Eugen Hogk seinen sachkundigen Bearbeiter. Die ho 
enggedrockten Seiten, auf welchen er uns die Sitteu uikI de- 
brftuche vorführt, aua denen er alsdann den , deutschen In- 
halt'' herauszieht, bieten ein vortrsflTliches Qeaamtlnld unserer 
Tolkskunde, gleichsam einen Leitfaden fttr dieselbe, den wir 
gern als bsiaadeiallBlirilt «eitar earbsaitat ilksa, daodt daa 
aaf Maeam OaUata rflatig arbaltsadeB laisn aIna siabtia 
StdiM geboten werde. Bs seblielkt sieh an, von demselbea 
Verfasser, was an gesichertem Bssitss Uber die deuteobe M]P> 
thologie vnrbamleii i«t, wol>ei deren Fortwirken im heutigen 
Volke fiiiHi be^uuiltien BetrachtunR uiiterbegt. 

Ein Kbnliclies Werk, wie es hier fiir uiibct I.aml uuil 
VdII, vyrbegt, besitzen, wie ich iflaube, underi- V Mkvr iiiilil. 
Ks i^i ein Buch zur Befestigung vaterländischer Art im 
höchsten Mafse, und scboB dsstwlb gaWUnt daas Banosgaiiar» 
dem geistigen Vater, basosidetar Dank. & Aadraa. 

John Tradall: In den Alpen. Autorisierte dentsche Aus> 
^be. Mit einem Torworte von Gostav Wiedemana« Mit 
in den Text eingedruckten Abbildungen. Zweite Auflage, 
Braunschwrig, Friedr. Vieweg & Sohn, im>P. 
Fünf Jahre niiid »eil dem Tode de» grof«eii ergliH.-ln-ti Phy- 
sikers vergangen, aber seine Werke. diefürdeueru»t«n (ielehrtaa 
wie ffir die gebildete Menge, behalten ihre nrsprfingUche An- 
zisbangsknJt. Das englische Original der vorliegenden Ober- 
sataung ist auch scboa vor bald einem MeaeobenaMar mt- 
asUsaeo, die erste deatsobe Übersetanng 187S. Es ist aar in 
begrUkan, dato die Varlagshaitdlnng sich entachlosssn bat, naiah 
27 Jaliran afaia awatta destsehe Auflege zu veranstalten, dann 
das cigaaaitifa «ad lialiaaawBidlga Bneh wird von der groben 

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Kleine Nkohriobten. 



OemeiDde der Alpeofr^unde dankbar aufgenommen werdeo; 
bildet ea doch eine ErsänzunK zn all den verschiedenen, 
immer mehr lich bäufemlen Alpenichriften. Erfrischend 
wirkt überall das ijeraunlicbc Hervortreten de* berühmten 
Manne«, der mit dem Herzen 711 schreiben welfs und dessen 
warme Verehrung und herrliche Schilderung der erhabenen 
Alpenwelt von nns uachempfaiiden wird. Die Welt den Eises 
ist ihm ein vertrautes Lebenselement, die kör|>erlicheQ Lei- 
■ttuigcn, so hoch heute in den Alpen geechStzt, treten bei 
ihm mit in den Vordergrund ; ni« aber in jener Weise, die 
bei heutigen Rergklimmern oft eher abstorsend als anziehend 
wirkt. Die Verquickung von Wiasenschaft, Natur und |>er- 
•önlicber Arbeit kennzeichnet das auch an spannendea Epi- 
soden «ehr reiche Uiich , denn mehr als einmal ist Tyndall 
in Iji-bensgefalir geraten. Das Buch, dem wir eine Empfeh- 
lung nicht mitzugeben brauchen, besteht aus 26 einzelnen 
Aufsätzen, die an» in die wichtigsten, achünsten und h<'>chsten 
Teile der Schweizer Alpen einfübreu. Jeder Leser lernt und 
gewinnt beim leichten Studium des vortrefflichen Werkes. 

V. T. Haardt: Nordpolarkarte. Miifsatab I : äouoooo. 
Vier Blätter in vielfaebem Fnrbendnick. i;2X148era. 
Wien, Ed. Uölzel, ISO». 

Zu der iillgeitieln mit Lob begrüfsteu , vor drei Jahren 
efBchieuenen Südpolarkarte gesellt der Verfasser jetzt dies« 



in «Inem noch einmal so grofsen Mafsatab« gehaltene Karte 

der NordpolarIlUader , die roit dem Breitengrade von 8t. Pe- 
tersburg abachlierst. lat sie auch zunächst nur fUr Unter- 
richtszwecke bestimmt und demgemäfs in Schrift, Situation 
und Uebirgszeichnung kriftig gehalten, so darf mau sie doch 
ttuuh tiQr sonstige Zweck« mit Vorteil benutzen. Die Karte 
ist eine »ehr zuverlibtsige , mit grufseni Fleifse und der Be- 
nutzung allen neue» Stotfea hergeatellte Arbeit , welche die 
Verfol|;ung der wieder zu Aufschwung gelangten Nonipolar- 
reisen vurzägUcb gestattet. Sie enthält so viel Einzelheilen, 
Iiis e« der Hauptzweck nur irgend zuliefi und muTs für dt« 
Oegenwart als die vollstAndigate ihrer Art gelten. Das Ge- 
birge ist in Schummerung gehalten, eine Manier, die sieb 
I vortretrtich für daa im grOfsten Teile des Gebietes nur dilrflig 
I erforscht« Terrain eignet; Hoch- und Tiefland sind farbig 
unterschie^len. Eine besondere Aufmerksamkeit ist der Dar- 
Htxllung der physikalischen Verhiillnlsiie, der Strömungen und 
Eiüvürhilltnisa« , luiwie der Tiefen (allerdings in Faden , nach 
Bartholomew) zugewendet. Auf Nebenkarten sind die meteo- 
rologischen Verbältniaae , die Januar - und Juliisolhermen 
sowie Deklination und Inklination zur Darstellung gelangt. 
Wer die Verbreitung der Tundren, der Grenz« dos Menschen 
gegen Morden , die Tone de« ewig gefrorvuvu Bodens , die 
nördliche Grenze wichtiger Pflanzen and die hervorragendsten 
Nordpolarreisen verfolgen will , fiudet sie gleichfalls einge- 
tragen. S. 



Kleine Nachrichten. 

Alxlraok siir bH t^MlIiiuaiitfsb« gataUat. 



— Das Verhältnis der 
räumliche nAotd eh nungder 
wichtigsten Grofsatädte er- 
hellt übersichtlich ans den liier 
beigegebvnen Plänen im MaTa- 
stab« von I : 500000. Wir ent- 
uehmnn diese Figur dem vnn 
A. Scobel herausgegebenen ,lieo- 
graphischen Handbuch zu Aii- 
droes allgemeinem Mandaüas" 
(Bielefeld, Velhagen u. Klasing, 
IHO'J), an dem die hervorragend- 
sten deutschen (ivographeii ab 
Mitarbeiter beteiligt sind , und 
daa Bich durch eine sehr grofse 
AomU Diagramme und Figuren, 
wie die hi«r mitget«ilte, aus- 
zeichnet, wodurch oft das Ver- 
st&ndnis betaer gefbrdert wird, 
als dnrch lange Auseinander- 
setzungen. Heit dem 1. Januar 
189» ist (Irofs New-York die aus- 
gedehnteste Stadt, die mit den 
zwischen den bebauten IJlnde- 
reien gelegenen Flächen ^lOqkm 
grufs ist und :'>40<)i.K>0 Einwohner 
zählt. I^nidon iflt gcsohloetener 
und bedeckt nur .'^loqkm, hat 
aber (1896) mit -l^iüoi'iii.i Kin- 
wohnam die gröfste Henechen- 
meng«. Paris ist innerhalb der alten Fcetungsmauer schon 
wesentlich kleiner; ee zählt 2500000 Einwohner, mit den 
Vororten SOooooo. Dann folgt Berlin, dessen Stadtkreb 




e.Sqkm mit 1700000 Einwohnern einfafst; endlich Wien mit 
1400000 Einwohnern. 



— In Appletons Populär IScience Monthly (November 1898) 
veröffentlicht Professor Edward II. Morse einig» Betrach- 
tungen über ilie noch heute von gewisser Seite mit vielem 
Eifer vetfuchtene Theorie eines usiatiscben l'mprungs 
der centralamerikauiachen Kulturen. Diese Theorie 
findet bekanntlich ihre HauptstQtza in den chinesischen Be- 
richten von einem Lande Fusang, welches ein buddhiittischer 
Mönch in den Jahren 4e:i bia *9-J unaercr Zeitrechnung be- 
sucht haben toll, nnd in welchem verschiedene Autoren das 
Land Me.Yiko erkennen zu müssen glauben. Professor Morse 
verweist auf das Legendarische dieser Erzählung und dafa in 
der Beachreibung dieaea Landes auch nichts von Amerika, 
sondern alles nn dstasiatische, japanische wlor kureaniaclie 
Verhättniaao erinnere. Wrnn eine iiinwirkimg o«tasiali>ch><r 
Kultur auf Amerik» Htattgel°uiid<'n liab<"U sollte, so würde 
man doch am ehesten annehmen müssen, dafs diese von Jajian 
aas nud durch Barken, die der Kuro^4hiwo hinübergetragen, 
oder die längt der Inselketten hinübergeaegelt waren, erfolgt 
sei. Aber so viele nnd ao intereatante Stücke auch in neuerer 



Zeit aus den alten Huschelhaufan und Gräbern Japan« und 
Koreas Iwkannt geworden sind , so erinnert doch nit'hts in 
diesen »n den Stil oder die Technik anierikaniKClicr Kyltur- 
erzeugiiis»«. l'nd e)>ensu wenig tiiuiet man iu der Fülle von 
Nachrichten Uber Sitten , Oebräuche und Gebraucbi^egeu- 
atände, die in den beiden aua dem dritten und vierten Jahr- 
hundert unserer Zeitrechnung stammenden alten japanixchen 
Werken von Kojiki und Nihonji enthalten sind, irgend einen 
Hinweis auf amerikanisch« VerliitltDinse. Wilde Völker pflegen 
von oivillsierten, mit denen sie in Berührung kommen, wenig 
mehr als ihre Ilster und ihre Genufamittel aufzunehmen. Aber 
Ualbciviliaierte, wie die centraUmerikaniachcn Nationen ohne 
Zweifel waren, hätten doch weni;^teua eins (xler das andere 
der eigenartiiien Kulturcigen»obaften llutasien« annehmen 
iMÜsaeu. Aber weder die mongolische Bagenspinnung . mich 
die Riunenziegel , die beide über Vorderasien und Europa 
eine «o weite Verbreitung erlangt haben, und jemals in vor- 
kolumbiacher Zeit in Amerika bekannt gewesen, und elienso- 
wenig der zweigeteilte Sandalenriemen , der Tragstook, daa 



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KUin« ]r««fcri«Iii«a. 



IfiMiMieB, der Pflug, di« 8«it«iiinitroiii«iiU' , Knrren mit 
Bil4ern, Tfiiifsrncbeib«» und Sflirifu Tiui müi licii no vf«it 
verbreiteten GenuJ'BmilU'ln ist in vorkoluuit>i«oli>-i' Zeit der 
Tatmlctbkii hu» Anisrik» uacb AaisD, der Tbee and viele 

aodar« ubuli<'h« Ki-'iir nijnlMt tnt daiali 4it8päuii«r aoj 

A«i«o UMsh Amerika geUugt. 8. 

— Ob«r des S«liK«kall nnd dl« Tcmpemtor 
•inigcr Teil« des Stillan OeMDi gtebt A. UadMikobl 
in Bei« nee (1808, p. Ml— M4) «In« ZmuniMnitalliniK , der 

wir folgende Aiig»beu eotoehmeD. In den tiefereti Teilen 
dea Beringmeere« , lüdlieh der Pribilowinaeln, wiUsbat die 
Dicht« von 1,0241 »n der ObwflÄch« auf l,02&7 in elaer 
Tiefe vou u-on Faden uuil betrug bei einer einieloen B««b- 
acbuing iu l(lü6 i'aden l'iefe 1,U£0). CommcKlor» Moaer fiind 
Im Jabr« 1896 swiaobcn der Beriuk:'n>«I u"J KHmt»cbatk« 
eko« Ti«ii» von 3117 F«d«o, wo man früher nooh nicht bOO 
r»Un »mubmi abww llodat «tab «iMTMb voa MMIMn 
twliohea der Bariaf^Hal und dan AlenUn. Die r«ni|wi«tBr 
erreicht ihr Hiniidum von 3,0«* Cell, in 100 Faden Tiefe. 
Winne, die an der Oberflicb« Ibreo Uraprung bat, gebt zu 
grOfaerer Tlef^ nicht herunter. Die Bodeotcmperatur in i1«n 
grofeem Tiefen wecliwJt zwiivben 1,11 bia 1,67" Cela. 

Im wectlicbeu T«.')l« de« Oebolakiacheo Meerea findet aicb 
unter einer dännen Sobielit Waaa«r von geringer Dichte und 
varbUtoismUMg hoher Tempcrstor, l!^2°C«is. M der Ober- 
OMtm, «tae dlok» «aUobk faUtm WsMra. Tumpetatm 
MB Boden dea OohotakieobM Maartai, da» bia flb«r 1800 Faden 
tief itt. beträgt ziemlich gMehBdUÜg ifi2'> Cela. Die DiobU 
«llelitt von i,o-i2v! bin 1,0(40 sa d«r Oberilttehe auf i,0248 
bei bi, 1,0248 bei 2i'J und bei 437 Faden Tiefe. Auch 

hier liegt daa Tempernturniinimum in etwa i'H.i KuJen Tiefe, 
liindeokobl glaubt, dtiiii daa OcboUkiach« kletr i-bt-aao wie 
daa Beriugmeer eine Zufuiir von Salz und W»rtii<- von einem 
benachbarten Meere durch einen Strom empfangen mUaaen, 
der von der OberflSche auanht nnd allmählich zu den 
grüftten Tiefen hinabgeht. Wadirfeheililieb iat daa Japaniache 
Maar dlM QB«il« naob den DntcrwMhuiigea , dte Ilakarow 
im Ja)n« IM7 nnd M«««r 189« angeatallt haben. 

Im mittleren Teile dea Stillen Oceana im Tropengebiete 
Unga ISl* 4f>', alao üitlich der Hawaüaehan Inaeln, zeigt 
da» Olif ifliU-lienwaiiBer eine (jrJ'fin'rf! T)Iclite nl« im iifFnllielicri 
Teile de» S'.ilifn Oceaii«. Dib« liegt liHiipUiif iilicU daran, 
daf» keiQ« giu^Hiu l'lüua iu ditjceo ieil dm üceaua em- 
niQnden. Di« »O0-l''adenlinie zeigt hier die ungeftbrv Urenze 
an, U« SU welcher 8alx und Wkrme von der OberfUtoh« 

— Über die L«pr«1i«im« von Tonlonte bringt 
E. Cugnill^re intereaeant« Bins«lheilen In aciner Doktorarbeit 
(Toulouae 1898). An nnd ffir sich iet die Zahl der Kr»nken- 
häoaer in dieser Stiidt iiliorbiut l^trSchtlich und «eit uralten 
Zeiten reich dotiert. Die fiir AumStiige Vle^tiIUIIll•■Tl Hi>»iii- 

lüler trugen meisl die Beieicimiiiig Uilrene iiuj.i in i Ii-r 

inezellerie. Uerüta 1306 wurde ein iiepraUauj uiit«r dttoi 

dmi« d« flilnt X«d«|aiitte «u d« XajrnMrdUra mr warnt 
ein allgeoMiMl KmBktnhau« seit }IW und wnrde ent 1749 
■einer nenan Bmtlmining zugeführt ti. i>. w. Verfaaier gebt 

düna Buf die VerwaltuDg der Lepronenen ein und zeigt, wie 
xuertl dir AuH^nizigen in )ilpiu«u lliitton und lliiUHurn »ufeer- 
balb der HiJiJf li»u«teii, ii.ei«t »iwit« vou rl«n ({rijLM'n J/und- 
atrafaeo, wie >ic:li danu suKenftiinle Kreilmaser unfern der 
Stadtmanem erhoben and an BteUe dea fräberen Alnuzeu 
g«rtg«Il«re Verhältniaee die VMatung da« laabaos bei dieaen 
ünglQcklicheu «rmOglicbtan. HMUmtUth im 9. Jahrhundert 
trat dieie Seuob« in wnlirluft «nobnekendem Mate auf nnd 
Uefa viele neu« tiepimbalme «atatahan, welche untar atiangar 
Zueilt und Aufticht atanden. 'Wohlwollende Schenkungen 
und lel/twillige Verfügungen liefaen manch« dieaer Anstalten 
ordentln-li rii R*ic1itHmerti ge!«n;i;en. Weiterhin beeclir^ibt Ver- 
faMier, wie ein niutniafulicli'.r AuKBilt/.iger unterenclit wurde, 
wie man ihn nach der K(aal>ii«ilaerKheinati^ huh der 
menaohlicben ü«(ellscbaft auaetiefa, bei Lebzeit. ii lür körper- 
lich tot erliUrt« und zwang, «ich in ein Lepraheim zu be- 

ßben. Dan Pa a e l ila ft mwiaa dann sml Kaplul mit den 
aAiftigangaa dar Aiwalfrigga imd thnn Miinaind«} «in 
itgaaw KiNnhof anaehUalM Uira OaMna Am von dar 
ttbrigan Manaiihbalt. 



— Alazandar Koch fiifut in «einer Bektoratarede 

(D«rm«tJ»dt I«BÄ) die lieutit-en A n f u i d e r n ii gen der Sre- 
»cli i f f u h r t a n il i e 8e e k n n » le , wie den Huei. und ranania- 
kasal u. ». w.. lUHamiuen. &o niurn die Waniertiefe iniiidfuteiiii 
um ",T m K^rofjer »1« der 'l'iefjjan^; des Bi-liilTim »ein ; der 
waiaerhalt«nde Kanali|uer>«bnitt a<dl dai! Vierrache, zoni 



mindeitan aber daa Dreifache dea «ingetaaehtan Schiflkquer- 
•chnittee betragen. B«i dem VerbältDlI 4 : 1 zwiachan Kanal- 
und Sohiflbquenclinitt kOnnen Fahrzeuge mit der Geaeb windig- 
keit von 10 km in der Stunde (~- 5,3 Knoten) aleher verkehren ; 
bei 3:1 können völlig gebaute t;rwfi<' ScWfle nicht mehr ali 
8 bia t) km Fahrt machen. Von £influfi iat die (ieatalt dea 

I Querproilla. Ein Trofll mit ateilen Bäachongen iat bei dem- 
selben Ijuertchnlttcinhalt leichter zu befahren al> ein aolebea 
mhflach«n Bflachnnjpa. tahr aiaahvaMwitd dtoMmin daa 
Kwilaa doMlt dl« Kar««B; in dan KumnttraA«» gawihaha» 
die meiaten ünflUle. Strömungen im Kanal sind der Schiffahrt 
sehr gefährlich; besonder* wenn der Strom in der Fahrtrioh- 
riehtung läuft, wird ^ .hon bei mlfsiger 8trömoDp"«(»e<chwindiiq;" 
ki-it dfn tkliilT «U« drill Kiiiler auf die IfcM liuiijci-n laufen. Eine 
tjthiiiiiinij '.-■u u,6 in Oeifhwirdigkeit in der Sekunde Unnii h1» 
zulässig, eine solche von 1 ra mufs al» gefährlich f:ir proTne 
Schilt'e bezeichnet werden. Zur Verhiwlemug der titromungen 
dinaa Btt h rtiwMania n an dan lUadongan} «• tat nbar «m 
aoliwtarig« nnd «matBadliaba, meb aiaht vOOlg gaMala Auf* 

' gäbe für den Ingenieur, die Oescbwindigkeit zum voraus zu 
berechnen. Durch Anlag« von Schleusen wird die Leiatunga- 

J fäbigkeit de« Kanals beeinflufst, die Daui.r der Durchfahrt 

! veriingert , die Gefahr einer Be:^ieb^!l^^lrull;.' vermehrt und 
eine kiiuftige Vergröfaerung der öchiffsabmesüDn^en »n«- 
geachkraaen. Verfaaaer fordert Tür «inen allen Anforderungen 
d«t Saeaohiffahrt geniigenden Scekaoal zur Zeit «in« Waaaer- 
ttift TOB lOiDt alsan Wassarqoanaliiiitt «ob BündeMeiu &4Ki, 
tiaaaer aliar «00 qm, dl« M OglksbkaH dar T«rti«fimg auf i I m 
und einer Krweiterung d«a Profila auf MiOqm. 



— Di« Stellung der Neger in Canada. Vor dem 
Civil Court in Montreal kam kürzlich folgender Fall r.ur 
Verhandlung. Der Meg«r .lohnüm vertnngt« von der Boyal 
Ao«d«my of Muaie daselbst : > ' lioll»r« Scbadenenatz, weil 
er und eine ihn begleitende .Dame' zu den Orchesterplätiun 
nicht zugelasaen worden sei, wiewohl er vollkommen gültige 
Einlafsk arten gekauft hab«. Br verlangt« gleichzeitig ciehter- 
lifh« ^tachaUaag dairdbar, daft in Sakunft FarbiM an das 
OrchestorpUttM« (dan tavantan nnd fBr Weihe mbar tot- 
behaltenen! zugelaaaen werden möfsten. Was nun die 
NichtzulAasigkeit betraf, ao entschied der Richter Archibald, 
daf* der Nei^^er Hcctit hiih<! , ef erm&fnijle aber den Ent- 
«chKdigiiiigwiiniiiiruoh auf M.' l'ollars. Kann enlnohied er 
1 weiter, die Zurückweiaaug Farbiger von den Ürchestei |iliil7en 
. sei uiig' i'-'tzlu'h , handele sieh hier um «ine vorgefar»te, 
aus den Zeitcu der Bklaver«! ttb«rkomiueu« Meinung. Die 
IM« daaokratische laift CUndn» wmi» wU» da waüi an 
▼ofwiaito verjagen. Aliar R a — B Mn tataaUada wM riaaMrt 
baaeltigan , fügen wir hinzu , UDd dies« werden sieh auf 
doktrinitam Wege oiebt ausgleichen und nur dann v«r- 
sebwlndan . «aan Blutkreuzungan eine AvinUlarting hariiai« 
I fttbiaB. 8« lange aber werden sie natuiganillb ftifltarirban. 

— Ks ist Ton Belang, zu l:eobacliten , wie die ilr-rr- 
cch a f t 1)8 1 e r r ei c h » a u l- h » ui d ie tu o h ii in in e rl an i *c Ii e n 
, Pfaui/n It i.inn i «Ml » in k u 1 1 u r e 1 1 e r Be/ 1 « ii u n g uni.Hü- 
d«rnd «Inwirkt. Verdienste in dieser Kichtnng hat sich 
Frau V. KalUj» di« Ann daa Mbaian aMtlialtevs «r- 
worben , waUba hl Ihrar SandaMz In Illda» bai flnn^ewo dl« 
MobamaaadanariniMn zu sich hvranzog nnd k«nnen lernte. 
Sie beifehUt darüber in der /«iuohrift .Die Donauländer' 
(IfifiO. f>. 91> u a. folgendes: .Die Mohammedaneiin gleiflit 
einem gutmütigen uüsehuldigen Kinde , Mie schreckt vor l'n- 
i:-ekannten zurück and ihr Vertrauen, ihr« Xuneigung ver- 
mag man nur durch konsequent« Desrhitrtigung mit. ihr 
und den sie interessierenden Kleinigkeiten zu gewinnen. Sie 
iat aber anch gleich dem Kinde dankbarer und unverdorbe- 
B«r Natur. üb«r J«d« Klainigkaik frant aia sieh von Uemn; 
«in BlonanaMolkeban od«r «in B a Mkib t elahaa «ft-SIMIrig» 
keiten wird in B«rcm nnbasahMtbUsbe Vmide enaaokan. 
WAhrend meines Aufenthalt«« in Bo«nien pflogt« ich in meinem 
lieben Ilidz« Mohammedanerinnen in grofser Zahl zu em- 
pfangen. SeUi»lv*r»»Sndlie1i |E>i«bt e« eiajtn in der NShe 
meiner Heli;\nsung kein nirtuniiche« Wesen. Meine Zimmer 
werden iu Uärteu umgewandelt und seihst lang« dtr Maur-r 
lass«^ ich, WO es nur angi-ht, l*iebt«nZW«ig" anbringen l>An 

grofs« in d«u Park »«hauende Bpre«lizimmer wird mit 

InebtanUlnnalm in MnBnaigfBfta inmabiiii Auf diaaa 
Welaa tat jatenMwi im JBHA am dum favka in meine «Ii». 
, mitcher verwehrt» Bittltf dam grünen Vorhünge ttnter 
i wohlriechenden BtaX&an aigdtMB aicb ineine (".lUle nn ik-u 
herrü'-hen Klrlngen der Zipennennniitk. In der Mimik und 
in liiumen finden sie ihren h.'.chHten (ienufs. Sie .«elber 
t'ieren ein JUld von Vielfältigkeit, voll )i-di_r eritenklichen 
luiiii lii'it. Hin- Tinlette Ix'stclii uu« (lern merkwiirligsiiii 
; Üemiacbe wertvoller schwerer beide oder Hamraet, alle« mit 

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168 



KUiae Nftohriohten. 



Gold gMtickt tmd tt^htmttUh. MmA», dab Ua» und da 

aach moderner Munelü oder Creton, zumeist ohne Sinn 
arrajigiert, zur Anwendung kommt, mher daTi aa«h auf dm Ge- 
biet« des Oeichm««U<'i> t-lii FortNcbritt tu veneiebni>n ht, be- 
weist der Umatand, daf* did jänEeren immer mehr zur ft<?tiün«n 
Hode der Vorfnhr»o zaräck|{rei&n. Ihr Schniuek si>t übi rnicb 
ohne ZAhL Kiu junget Weib, das bei mir zu Gi;i!t WHr, iTUf; 
im Haar« Urui Uiademe. Die üuterballnng ist freilich sehr 
beecbrftukt, man glaub« aber ja nicbt, die Mobammedaaeria 
besitM dasu kaiae F&higkeit. Mit nicbtanl loh hatte Olk- 
nuib fl^lagthrft, miok von Scharfiiim m HMielMr M «Iwni- 
UMltatria flu flbmragui ; aoeb mdir sua iMua aa nUb 
geetallten Fragen icböpfte ich die Üban«i(|iuig, ea erwache 
aaob in ibnen der Wunsch, üeb der Pesaein der äberliefierten 
AlltagUetikt'it 711 i nUcdigeD, um mvbr und b«Rt«r ihrem Be- 
rufs als Mntvr ' ' i rrcheii zu können. Ai» lUki|i'7.i<-l iles 
irdischen Lebeu« ei-acbu^n «!« die Fnmihf. Und lielt'erj wir 
ibnen in anfticbtiger Symjjiatbie, benter ^eHB^t in w.ibrbutter 
liebe ihre Fflichten in dieser Hiubtung nui veraunfiig« 
Wtlaa m aiflflfla — dann maiaa «k u Amt OlvUisleruDg 
dw Oiimte •ÜNB gewaltigen Sebtttt oaeh Tonrfah getban 



— Bastards und Willielm G rm lidlers Forschtin- 
gi:-n auf Hadagankar. Bald nacb der offiziellen Besiiz- 
naiime Madnfjsskars durch die KranzLwen wiirfte von ibiien 
mit eiiiür Tri;iL^,'iiliiiruiig der 1 ■cg.itiiii'ii- 1)»» i*t «Iht 
•ia Werk von vielleicht Jabnebnien, und darum wird di« 
Hanknitai» htar aoobJaiipa aMita by a rb l o iWB wtoi. jKwwks 
paUantnlogiMthar Catemidirataii hat dar PnunOMBsetard 
UM bis 1898 das fast vOlllg unbekannte Orbiet zK-ifiehen 
dan Flüssen Mangoky und Onilaby (St Ynirtfui y.uA <l Au- 
giiittin) bin tief Ins Innere auf vi*>lf» /iiKeti kennen gelernt. 
8cliou damals machte »ich die heute zum Auibrucb gekommene 
CiäbruBj{ untur d*n 8»kftlKV¥n b.'nn'rkbar , doch konntP 
Bustarxl siL'iui^ F(,)r«churig?D im t''*'""" lir(igninjrmr:ari!ij{ durch' 
i'ulirvu. Er fand, dar* jen«« liebiei zumeist sehr (irucbibar 
und dicht bevlUkflft ist; seine Kartenskizze in den „Comptes 
renUns" dar laiiaar Oao^. GaseUach. (189S, a 377) zeigt dort 
«Im Oaa^ Toa Orlaahaftin. — Wiu. OnndidiM', dat Bahn 
dat Mtaanten Ibdagaaksribndnn AUM Orandidiar, hat 
auf abenfolli paläontoloeisoben Forschungen gewidmeten 
Beilen im vorigen Jahre den Westen und das sSdlicbe Innere 
d<^r 1ds>'! ilurcbzogi.'u. Kr hielt sich bis M»i 189^ in Belo, 
Aiikrvo (im milibr^ii Teil der Weslktintt-i ui.il in Mabubo 
(«twtt» Weiler laudeinwui tfi), auf Er gini; daiiii iiKcTi Tulear (In 
der Mibe der OnitahymTmduugl , um in den noch g&uz un- 
bekannten Südwesten der iuael, in die Jjandschatt Mabafaly, 
einsudriafM, konnta jadoab daa noa «Oman KitogimtaiMlaa 
wegen diam Plan Bläht aniAhno. Statt daatan Mg ar Au- 
gust und Beptember bis nacb Fianarantaoa. Hierbei be- 
rührte er zum Teil tiereits von Bastard erforschte Gegenden, er 
konr.t« Bl>«r «afintnlvin drn Otx>rUuf des Oiiilitiiy untl reirip 
Lörllicbeii ob«ri-ii Zull11.11«- Hufuehmen. Audi »oimi »ind 
Orandidiers Hf.niltst*' recht 1 eicbb»lti(f. Wie üeia Vater in 
den Parijer [-ij '' ■ rendua'' (liftt, y, mitteilt, bat er 
wertvolle KnoclitiorcBt*! aufgefunden, so von Uiesenlemureu, 
von danan ainiga aaa aind, ferner von der grofsen tfada- 
gaakanehildkrtt« (Tastado Oraudidieri) und von dem mada- 
gniatarihaii Biesenvogel (Aepyorais); von letzterem bat er 
anftar andaren Ükeletteiien das Becken gefunden. Im übri- 
gen umfassen Grandidiars Sammlungen allerlei zoologische und 
ethnographisehe Objekt«; auch konnte «r einige alte Grtber 
aafdeeken nad daraiw Sohidal «ntaehmen. Zar Zait weUt 

Grandidier in 

der Insel. ______ 

— Braunkohlen sind in Waat- and Ostpreufsen 
■alt dam latita« fahnehnt beaahtaann«* lawnnian« weil 
nan aia in »hhauwBtdJger Meng« nehiibata augatrofhn hat. 
Qwite Bnko hl Oostoczyn, Knsia Tuchel, war die erste, 
waleba in BatiM» gesetzt wurde, seither ist noch Blaskaa In 

Gang gekommen. Auf d- r Oe« er1)eau.««tt»!lnni; Sn Könitz 169.'5 
waren di'.' Uamiifiiiasciiiiien riit dortigeu Drauiikohleti geheizt. 
Seiidrrii ist namentlich u<>ch Ixei Wittenb^r^,- in Ost[jr?tif«en 
Im 'i!i,.'ihle in (^riil'uerer Mvnge gefumb-i: und « ;ril bvrg- 
matm.i»cUe tiewinnung ins Auge g^aTit. Au anderen Stellen 
iffc dia BiMmhaWa awdi ndn&ii w<h<1p> , absr nicht ia 
abbaavIMiffir Uanga. IH« nntzbana IQnandion aind noch 
nicht bei um erschöpft, wie ich glaube, obwohl die Ge- 
schichte mit den preafsiacben SU1^rb«rgw«rke io Ordens- 
Zeiten in d.'is Gebiet der Kabel gehört. Bei <'<umMnneD ist 
vor .milden Jahren eine Quelle entdeckt worden, die « Proz. 
KuohsiU/. enthalten soll. Wo kommt das Salz hert 

KIbing. T. Scback. 



— Fauna dar Ooeot-IataL IMa] 

der zwischen Costarica und dan Galafaffaa Uagenden Oocos- 
Inaat, dia neuerdings durch Ed. von Ibriana bekannt gemacht 
worden ist, biete» ein groflMS Intere«te dadurch , dafs hier 
zwischen SBdamerika und einer luM'lgruppe, deren Vauna 
al* ein «pedaUuierter .\bleg«r der »ädamenkanievhi n be- 
trachtet werden mul», iniHni-hlir-fnUch polynesiscbe Karnien 
(Tornateiiina Succinea, Opeas pinoeus Gld.) auf- 
treten, amerikanische Einfldaae hingwen ▼SUir fahlan. Di« 
Existeos einer OegenstrOmung Bwnehaa dar nDrdliphon und 
dar aldliahaii Itifti ««leh« di« Ooooa-Inaal gatada noeh berthrt 
and dann Uagß dar'WestkbM von Centralamarika hhutreioht, 
erkilirt diese auffallende Eracheinnng; sie labt auch das Auf- 
treten einer echten Tornateiiina, welche Gattung aonst auf 
Pnhnwiian baaehtftnkt ist, an der Küst« von Nieaiagua bei 
Bialijnn iranigar wunderbar «racheinen. K. 

— Dr. D. Greci*Bi.u u n l p r s c h i- id « t in Rumänien 
drei iiauptvegetationszonen, eine Alp«ason«, «in« 
WaMaoM ud aiaa «larampMb Jllaolt Hub Uldat Bn- 
miidaB Unlb afaian aar KrBÜkariB Imaiaaban pAaniaa* 

geograpliischen Beginn, lult den südlialMUt Zhrpaten als 
Mittelpunkt, der Thallb in Westen, dem Boiaatr im Osten, 

der Dunau utnl den» Schwarten Me*r« Im Bilden und Siid- 
oalen. Dieueji wird miher entwickelt in *,ri'ceicuB Werk 
.Ofinspectul Florei Komaniei^ IBukaresl 1S9BJ, wek-he» in 
Xttture vom 6. Januar l-'aj ant;ezeigt IbI. Die eng)i«cl>e He- 
sprechung fügt hinzu, va wi «ehr zu bedauern, dar» der 
pflanzco^ofrapUtebe Teil de* Wariui olaht von einem Ana« 
zuge in franzBeiseher, engliscbar ndv 4antaah«r Spmah« ba* 
gleitet sei , denn es dürfte «eniaa fialäliliar gabai 
nunäniach verstehen , und daa Bneh irllida dab« 
meisten einfach nicht existieren. 



bar nr die 



— Die Römsrliaiitpc «n dem Königsberge Ijei 
Uegensburg filiildert Gifti von Walderdorff (Verbandl. il. 
hist. Ver. v. Ob«iitt'alz u. Ite^sutkburg, Bd. Während be- 
reits It<tl5 begonnen wurde, die Übenatia anlndaekan, konnta 
daa Werk in Folg« der fehlenden UnMnUttstingan «nt ktn- 
lioh Tollandafe w«idan. DU maittan Mauern baben kein 
k&talüdtai F^utdanant« aoodarn alad auf das nat&rUcha 0^ 
atain aufgesetzt becw. in geringer Tiefe in daaseibeaingislaaaen. 
Der Bau ist nicbt ein« nach einem einheitlichen Plan durch- 
geßhrte und unverfadert g»>b!i(!b<»ne Anlspc, w «ind manche 
Zubuuteii später eijti<iiiiidcn. fiiiuitlu-he .Mauern i>iiid aus 
Bruchsteinen aufgeführt, ans Kalk.ili-in, der in der «eiteren 
Umgegend an den Ufern der Hönau vorkommt. Em loBes 
Stuck «iuar Guliunatter, aus viel Mörtel und Steinen, uament- 



«again 

Tara DaehilagalB btitehead , M wähl varaandan , doeh 

Ufst Hieb die einstmalige Zugehörigkeit dieses Mauerreatea 
nicht sicher feststellen. Wie in der Begel bei Bömerbauten 
in I>€Ut«<:htand ist ftvtcl: hier vi«! TtifTjtein verwendet worden; 
<iitj5i:B 1.1 lirliebte Hiiutiialerial mUlVle wenigstens 100 km 
weit her Utzogeu werden. Der TulT viurde d;i gebrauclit, 
wo es sich darum handelte, gnifdere denauigkeit an Ecken, 
Kingängen u. s. w. zu erzielen , oline zu kostspieligerem 
guadermatarial gralfia cu müssen. Die Verwaadung von 
Ziegeln baaohrtnkte sieh auf Pflasterung und Heiaanlagan; 
die Ziagelataine waren a&mtlich quadratiaeb. Dia Diahar 
waren mit PhMshziegeln «ingedacht, ZiegelpfaUtan diantan iU 
Verkleidungen, Uohlziegel ermöglicliten eine Ueizvorricfatung. 
Der Wand verpuu ist mannigfaltig; oft finden sich Sparen ver- 
aehiadenarBohiehtanttberatiMMidar. Dia Denken beaianden aaa 
Holiatlba mit Mttrtal 



— Im Auftrage des Gouverneur« Binger hat der Pranioae 
Pob^guin 18»s die FlUaa« der Slfenbeinkliste waat- 
lich dea Baadams bis aar libartaaliatwn Qfensa oatenncihL 
Er giebt darüber jetzt im Bulletin dar Variaer geogr. Qai. 

(1898, S. 32X bis 374) Aufschlofs. AU Verkabrsstrafscn aind 
die FlUane alle ebne sonderliche Bedeutung. Auf dem Baaaan- 
dra pflaiigte l'tilM'»gt!i!i 110 kin I.nuleinwilrtii bis Kuiiti , doch 
bildete der Elufs lediglich (ine Keihe von Schnellen. DanBelbe 
gilt %on den iibngen ii'iüssen, der San l'edro ist vidlig unbenutz- 
bar «nd der f'.iviilly, der Grcn^rrliJa gegen hib'?ria, nur etwa 
«0 km bis zu den ScbneUeu von Gre schiffbar. An einem öst- 
lieben » ebenfln aae daa CtenUj Hegt der FetiaehertBtapepa, 
der Bfdi lebhaflan Snapraaba «oo weit her an« dam unan 
und aus der ganzen Küstengegend zwischen der Sierra LaOM 
und dvr «uglischen Goldkäst« erfreut. Konkurrenz maclitihm 
nur der Fetisch von Tanoe bei Assioie. Der Fetisch von 
Blegnepa heilst Begri, wird als Pavian dargentellt und in 
allen möglichen Dingen, besonders aber in KriegBaogelegen- 
beiten, zu Bat« gexugen. 



Venntwertl. Redablent 



; Dr» IL Andre«, BmaaeehtMlg, Fallcralabcfther-Prameaadc IS. — Druek: Frie^r. VIcweg a. 8eh|^|^|^a^i^g^. ^qq^[^ 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 

VHmilOI MIT im ZXnSCHRlfTBIl: »DAS AVSLANP" miD .AHB ALLEH WELTTUUM". 

HERAUSGBBBR: I>>. RICHARD ANDREB. >«[H- VERLAG vuN FRIEDR. VIEWEG k SOHX. 



Bd. LXXV. Nr. ii. 



BRAUNSCHWEIG. 



18. Mftrs 1899. 



wü iir TdriMikuAn« immmi. 



Zur biiddliistischen Ikonographie. 

Von Albert 6rfliiwed«L 



In duti folgenden Notizen milchte ich einige Ponkte 
der ftrcb&ologiidiieo Behandlung der sogenannten grn«co- 
biiddhiatiaelMii Knnst besprechen, welche seit dem Er- 



EnDrt in Indien , Nr. 4 an* der Seiie der Bandbaoher 

der köiiij;!. Mn.ineti zu r!<-r;iii'* 'JiitvfcdiT durili neues 
publiziertua Matiirinl nur .s-elbat als vorbessoruii^;*- 
bedürftig orBcbeinen, oder liurch die Kritik, odrr britl- 
liohe Mitteilungen vtirkliclii r Fachleute eiue neue Unter- 
suchung nahelegen. X.ii dmMU neuen Erscheinungen 
mnf dem Gebiete der iudiecbeo Arobiologie gebörl 
snnlehst die acbane, ntanmaieBfBneinde Arlwit von Jm. 
Borgen, Tbe GnadiiAra Soa1ptnr«8, The Journal of In- 
dien Art nnd Indnatry, Vol. VIII. Nr. 62, 63, 1698; 
fern(!r die ZusammenstfUurit^ dcf MuIltIhIh vun (ioblet 
d'.Alvii'llii , Ce que l'hidL' dtnt a In (Iruce, Puris löi(7. 
Die .Vbbandluiie von W. Sitii|iSi)U, Jnurnal of tbe Royal 
Institute of British arcbilecta 1, lbd4, ist mir erst wäh- 
rend des Druckes dieser Notizen zugänglich geworden. 
Awdi TOD der nencn AnslieBte Dr. WaddelU, vgL Oneoo- 
Bnddhielie Seolptnrte in Swet, Tbe Imperial «nd Aiietie 
QttWterly Reyiew, Januar 1896, Vol I, Nr. 1. TIdrd 
Series, kenne ich eben nur den erwiihntc-ii lit-iiLbt. 
Zu den kritischen MaterlüHeti (,'p liort vor aHcm die Be- 
sprechung Ä. Fouchcrs, i art bouddhique daus l inde 
d'apres un livre recent, Reme de Fhistoire des röligiuns 
XXX, 319 — 371 und Sergius von Oldenbarg, Znmetki 
o bnddijskom iskusstye, Vosto^njij* Z/OuMä, 8. 387 bis 
366, 1896. An die AubteUnngna von Leitaer aber, 
Chrneeo-bnddbtit Sealptnre. Aiietie Qnerteri; Review. 
II. Ser. VII. i-o. 1S!>4 (vgl. auch Schlegel, 

'ftuüv'-I'uu V, 180 1. p. 92) wird niuiaauJ mehr i^lauhen, 
seit liühlers Notiz über ein Piedcstal :hi.m l'cuke- 
laotis (Muh. von Labor Nr. 1104)^, das als die Zeit 
seiner Entstehung auf das zweite Jahrhundert n. Chr. 
weist. Mar BuefastnbeDgUaiiige werden dies Datum un* 
badJ^gt biMMbMi, denn wer mit oAnan Angeo sahen 
kaaii« Wmk, dafs der Stil der ganseo Schule gegen jede 
andere Datiemng unbedingt Widerspruch erhobt Auf 
gewisse „krif im-fii-'' ILirinlü^^igkeitcn, welche ai^ta Ftfr- 
derndi-s bmcliteii, gebe ich ^nr nicht ein. 

In (THter Linie mufs icb nun zum Verständnis meiner 
damaligen Arbeit darau) hinweisen, dafs mein lüeines 
Buch sich Ton den äbrigeu Uänden der Surie der „Uand- 
bfloher* sohon durah den Stoff insofern unterschied« dals 
leb nirgends «ine fertige Leietung, geschweige denn ein 
Compendium fand, aus dem icb „pojuilrir" bätfe re- 
ferieren können. Ich stand vor einiiu Lrwulde, der 
kaum betreten war, flberall bmuihte icb neue IJnter- 
■uohuDgcuj denn die frflberen Methoden hatten versagt; 
LXXV. Vt. 11. 



dazu war mein I^nm beschränkt, Noten und Citate 
sollten dtir TolkatQmliohen Form wegen magiiohst re^ 
mieden werden ; das varbandana Uaterial war AnAant 
dOrftig} selbst die Littaratur war nur teilweise und nur 
mit HtUie sag&nglich. Hlttan mir nicht jahrelange ße- 
übiu'litungen, Notizen und Zcicbnuii^^'en zu Gebote ge- 
.standen, »o wRre es mir unmöglich gewesen, die gestellte 
Atiti^'iibe in einiL,'eriaaf8eu leidlicher Form zu l&sen. 
Indes, wenn meine damaligen Aafatellnngen geeignet 
gewesen sein sollten, den Weg, welchen idi IBr litÄtig 
balte, weiterbia als beacbtanewart anebatMn m lasaeBi 
oder der gansoi Riebtong, weloba leb fkr die wiobtjgvta 
Aufgabe der indinchen Altertomtkunde Ar nni Eoro- 
pAer halte, eine gröfsere ßeaehtnng anzubahnen, so 
würde ich triit^ der .Mfingel, deren ich mir TüUig bewufst 
war und bin, mein Ziel erreicht babsn. Ein sonder- 
burcr Unstern wollt«, dafs ich beim /u^iauimenstcllcu 
der Litteratur eine wichtige Abhandlung übergab: Se- 
nart, Notes d'üpigriiphie indiennc, Journal a!iiuti<|ue VIII, 
8. XV. 1890, wnd iiJk wibreod des Droekos eine Arbeit 
ersebien, welebe swar am ThatsloUieben nichts Inderto, 
mir aber manche Digrvaslon erspart hätte: fl. Rüliler, 
Volive inscriptinns from tbe SuncbT stü(<a.s, }'l}>iu'ruphia 
Indien II, l-^'cj. Sie gU-\ii S. H!» für die S;(nch!skulp- 
turen di« Zeit des A»uka an — aus stilistiFchen Gründen 
hatte icb sie als tjpisch für AHokas Zeit erklärt — und 
leistet f«kr äanchi also daesellie, wae die Insehrift tob 
Peukelaotis fBr dia GandhAraaknlptanB leistet: riebare 
Dafienincr. 

l-'i« Kür/.e , wfllche mein Selinfti-lien liaben ninfste, 
war die grOfste Seb» ierigkeit. Dii ich i.'enii;i|,'t war, 
für jede Uestimmung einer Skulptur lkweismaterial bei- 
zuziehen, ■übte die Beweisführung jedesmal da ab» 
schliefen, wann das Ziel arreiebt sobian, die Weiter- 
entwiokelnng oder Durebbreehnngen der Regel ansan* 
ftthraUi mufsto ich mir versagen. Und dies wiegt um ao 
iebwerer, als der handwerksmäfsige Betrieb der Gan- 

dh.irukunsl. die Formen luicb I'ediirl wie Mudell])Uiipeii 
wechselnd, »laike Sibwiinkunf,'en zeigt. Und <\'.'v.h 
müssen wir hier ilen .\n;iitig dc.i Kanons der nördlichen 
Schule — ja der ganzen spateren kirchlichen Kunst 
suchen. Diea war mein fester Punkt, von dam ich aus* 
ging, ar unfs aar Geacbiehta dar Uanpttypea flibran« 
wenn wir aaidi aieber nie alles werden bllren kSnnen >X 
Der Ibiumzwang braclifp mir in der Tb;it an vielen 
Stellen einen Abscblufs, wo ich unter anderen Verhält- 



') Vgl. die AuHfObruDKen von Keigins von OMevlnUB, 
Vosto&Djrja Zameiki, 8. .<V6l IT, I89a. 



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Allitrt OrSawedal: Zmr baddhUtiMhea tkoaogrtpliicii 



ninan aiehar nidit abgcüchlonen hitt«. Wann s. B. 

bei nesprfichune des Mai'nvntypus ursprünglich nur 
die Absicht vorlag, nachzuwei.tt'n , dafs in der «p&Uren 





ng. i. Ootak PMS 17. 
iob manche intemmnt« Mittoilung vaHanlifl, mlob« «r 



') V«rgl. HUvIt Kcrgiii« von Oldeiiiiuri:, 1. c. .H8I 1. 



yig. 1, Nki Ii ('nie, l'Jiil« H. 

Kunst fOrdie Heiligen ah bedtiiiiiDotul geltende Posen und 
Attribute schon in der Uandh.n :ij>«'i i.jje gich zu festigMi 
bcginnan, ao biii ich dabai, dunch mangabidan Raam 
haänlliirat, ra weit gegangan. leb gebe dalier Fovoibar*) 
Baaht — mit alleiniger Augnahme dea BOdaa Nr. 42 aaf 
S. 110 und zwar schon deshalb, weil er mich Tonkonmen 
verstiiiuliTi Init. In der Tliat iiftt eine Art uiilieri-i-litigtiT 
Seüistkritik iiiicli da nnd durt Bbgi'hultL'u, das zu Bsgcti, 
was er vermifst. Dies ist besonders der Fall bei der 
BeaprechuDg des Buddhaidcali. Ich will nicht ver- 
aebweigen, data bei der Anwendiiiig der Metbode der 
aatikm Anhiobigla, beaandara a« weit aa aieb ia Gan- 
dbfara am baiidwn%iml1«ige Knnstllbang bmidalt, die 
Foucher hvWii'- su trelTond S. ,'!('.(; bebildert — alba bis 
dahin Ari^'i-iiuiiiuipiip »o in Stikkt' fiel, dafi ich mir 
seihet iu detn „iiidiüolititi liuddha*^ eine eindämmende 
Schranke baute, die nun einstürzen mag nach dem, was 
Foucher aoafllhrU nnd was — ich wiederhole diea — 
▼OB Anfang «b aadner wiaaeDachaftlichea Überaangong 
aotapraob, T|^Notiiao mr Ikonographie dea LaaMiamoa, 
OriginaImittdlBqg«B «na den Mnaenoi ttrTdlkarkiiBde, 
S. 40. 

flehen wir nunmehr zu den einzclneu Punkten über, 
weiche ich liiurmit ausdrücklich aU Thesen bezeichne. 
1. Der Donnerkeiltrii^njr. 

In dem ervfthnten nllandbuche", S, srH). , habe ich 
wahrscheinlich /,u ujacheu ge- 
aoebi, daTa die den Buddha 
atata begleitende Geatalt, 

welche mehr oder weniger un- 
iK-kleidet, mit einem Donner- 
keil bewehrt , bald biirtig. 
bald unbiirtig dargestellt, auf 
das sonderbarste tob den 
AlirigMi anf den Reliefi Tor- 
komBMBden FIgnran abaticht, 
nicht Deradoitai aaodern Mar« 
ist, Tgl. die Abb. Nr. 1, 2, 6, 
Handb. Abb. 28, .10. .37. .las. 
Burges» (The Gundimru-Sculp- 
tnrpH, .Idurn.il nf Indian Art 
and Industry. tj3, Ds'JS. S. .'HO) 
zweifelt daran, — ich ghiube, 

mit Beeht, Vinoent Smitti, dem 



mir brieflieh fiberaandte, meint, ,mit Ifftr» aohatne ieh 

Recht zu haben". Dies „scheine" bediutet mir aber 
einen starkeu Zweii'el. Schon ini Knde uieit>er Arbeit 
kam ich auf den (iodankcn. il.ii-' \ H;i,ip;<i,ii doch irgend- 
wie mit der Gestillt zu tluin hüben müsse. £a ist richtig, 
dafa die Figur melir bet^chützeudc Stalhuig ab aiilagi»- 
niatiache habe (Burgess loc. cit). 

An sieh wflrde man aber bei den ateten AnfAiM»- 
beatrebangea der BaddUstan dannf al^ n «ehr Oevidit 
legen dfirfen. Teb ariBDera nnr daran, daft Hftra tbal- 
siicliürli, wenig.ttens von den ndmützigen Lamas (Pad- 
masKUjldiuvas Schule) in das System aufgenommen ist, 
er ist Schutzgott von Sum ye, de» älloBten Klosters Ti- 
bets, wo er ein sonderbares Ritual erhalt (vßl. Journal 
of the Ruddhist Text Society, V., 1897, pt. II, 3—4). 
Dort wird aber aneh einSobutagottKing-Kaag (= T^ra 
DonnerheO*) varehrt, vgL Jiaabfca, Tibataa-Bni^h 
Dictionnry s. ▼., Chandrädaa, Tib. Diet a. ▼., .welcher 
seltsamerweise mit Bihn identifiaiari wird. Doidi sind 
dieea Aagnban aiefaer aidit entaciMideDd Btar anaan Ba> 




Fig. 3. Tajrap&ni tetiTa (T rhyac rdnr a-taa- 
na) naeb den ÄUbüdnogen .der fünfhundert 
OOttar von Nar-Oaag Mk' In dar Uslar» 
' lal direh ai _ ' 

in Fehler ents 
Holasebneider die 

gvbrucbeu. 



ist 



1^ Beke ab- 



Uefa, wenn aie anrh vielleicht von Wart Bis die apitare 
Oeachiebta nnaerer Typen sein mögen. 

Immerhin, glaube ich, liegt anf dem Relief S. 104 
(iiath Cule Nr. 321, wuKhci« das Nirvana Dnddhas dar- 
stellt, der Ilfilin so auflgeiirägt im (ic.sicht des „Donner- 
keiltnigcrs", dafs ich hier nicht an Vajrapaiii denken 
möchte. Sollen wir dieae /Ogu auf den ungeüchickten 
Bildhauer aehiebea — ao dala es als eine tecbniacb 
miMongaae Klagemiene anfltnfaaaanwire? Wenn wirk- 

lieh Kakra (Indra) gemeint war, woher kommt dann 
plötzlich Vajrii|>aMi in derMahriyiina-LitteraturV Warum 
genügte der alte Name nicht mehr? Der Gedanke liegt 
nahe, dafa dieaer Uberbaapt sehr eigenartige Gott — 
und Bodhiaatva aieb erat durch den EinfluTa der firemdea 
Knnatforrocn entwickelt hat. 



') Für "lie Vci breilimg Kr.'l tluBmuü und den Verk^-lir 
■cwiix'tieri ■ inzi-Incn Landi-ni i"t e« v,.n liiterfuse , «iafi 

iler in 8i' ra 1>ri Lh»-Mi venikrt« UuDncrkeil au» Penien 
Mainmt, vgl. Laaftr, ntsungriw. der pUL Kl. hejrar. Akad. 

16V6, III, H. :>'.•!. 



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Albert OrOswad«): 7.ut l>ufldbi«tiich«n Ikonographie. 



171 



Nennm wir aIm die Figur «DoDnnkaUhkltMr", Y»- 
jr»p4«i, ni» vA dw Figvr m b«nvDimi, mm n* *w«{* 
mal »täf einm Balief vorkommt? Ea Moibt dann 
luloliit nklitt andarw übrig, uU sich daran au er- 
iBiNni, ikii «Um iaiitolMB QMttrn (Hudbaeb, 8. 40) 



3) ob wir ui dja «ltiiidia«ha«i FoigeMsnen duikoii 
woltWi w«loli» gattettaa wOrieii, iah iwai DmtaillBBgeit 
derMllMii P«raon auf dersolbeti Plfttto forkommai, wMi 
•o w«il teh aebe, Tür Gaudbära nnoliArt wtrc Oo- 
wlSboUeb aind FolgMMB«» in dlM«r Sdral« dnnb Plhil«r 




^^^^ <!i- V 




" - ' i V <v"- ^ ■ > 





4. liidn« uD'l 'In- Ii iti. r im K;iiii| fc iii;t ie« Aaureu. üacb fitwm japanincben Bilde (Kopie nncb Hiro<akik). 

der Donnerkeil zukommt, lernen müssen wir uns ent- getrennt. Aufserdem ist diese Auffassung in dem Ko- 

toheiden (vgl. Fig. 1 ). ' lief dsdurcb ausgeschlossen , daf» die in Frage stehenden 

1) ob wir «inen Vijr»pAgi, oeanen wollen, den | Figuren in Gesichtstypus, Kleidung and Haltung so 

«ldn«a — Mftr* — oder Indra (Sakim). Daa letatere verschioden sind. 



wtrean sich nicht. oomOgliob, denn die Tmte «rwlboea 
oft beide (ancb Sit« und Radr» ete.) aJi Tanehiadea« 
Gtttar aabaiMiBaodn', oder 



Die Dantelinng besieht rieh auf die Liegende T«a 
ScUangänkSnig F.la(N.tr» (vgl Sebtafbar, Tibet. Lebens- 
dae <;;jik;»niaai, S. Ift [8.-A.]; derselbe. Ma- 

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AllMrl Orta««t*li 2«r baldbiitiiohcn Ikonographie. 



bAkatyüyana und König Tshundaprmiyota, Hein, de 
TAcad. de St. Pi-terabourg XXII, 1875, p. 11). Rlap itru, 
dw NAgft, enohsint, noi die Prodigt so bören, vor Buddha 




Fig. 5. Yergl. Verüffi-utliobuDgen rus dem KönixL 
M OMnm (Br VAUwrkusd«. VoL V, 8. 8» Kg. 10. 

in menseUiebor Gottalt. Baddb* Twluigt von Oud, 
dafa er aicb in seiner wirklieben Oeitalt dl Soblange 

zeige. Der Käga antwortet, er halio Angst vor den fia- 
ruda«, den Erbfeinden der Nngas. Da befiehlt Buddha 
dem Yajrapäui, ibn zu ach&tzen. VajrapaMi thut dies, 
and der N'itga erscheint ab rieBenhafle Schlange. Daa 
Relief zeigt im Hintergrande einen kleinen VajrapApi, 
der den Doiuerkeil drohend erbebt» wibrend im Vorder- 
gnrade der NAgakOnig, begleitet tob idoer Fran (Fflll- 
figur), TOr Buddha im W'asnpr hUAi'. ITiii'cr Riidrlha 
geht ein zweiter PonnfrkeiltrugiT eiuliui- Itio ISe- 
Zeiclii.uni.' ;i1b N i' ^'ns i t iÜm pewöhnliche ; Srhlangen 

liegen auf den lii^uptern der, beiden Andächtigou. 

Sehen wir ana den antiken Apparat genaaer an, den 
der Gwdhfaabildbawr «iUt«, am daa indische Le- 
gendenmaterial darraitellen (vgl. A. Foucher, loc cit, 
S. s:. Mrtrt bich ZfUK mit (lern Ailli-r ( — (iaruda), 

der \d\or mit cit iii Itonnerkoil ^Vajra),' der .\dlcr mit 
(iunymedes '), Garudu mit 
N&gi (Tgl. Handbuch. S. 97, 
Abb. 14) aI> die Baaia aeiner 
Typen. Bei dieaer 6e- 
legenbait nflobte ieh einen 
Vajrap&vi (vgl Abb. 2) hier 
mit einfügen, der mehr wie 
alle mir bekannten aidi dam . 
Zeustypns nähert. 

Diese Kombination dee 
Vajrapäqi mit dem Garnda 
lebt im Lamaiemua fort. K» 
giebt einen Ton Garodaa be* 
gleiteten VajrapAoi, den 

Vftjrnp'ini ;'n.'irv;i f^f?!. 
Fig. ;i) und tiiicii mit „üa- 

*) Die Verwendang dienei 
Typui in persischem Hlile 
|ipi«lt noch in iler Völk'Twanile. 
run(t"7:>'it i'itii- iiiiifiii- l(r.|;.'; 
»gl. Di-r I .iiliU iKil vmii 

Kagy Bzeiit Mikl.^s, liu . . -t 
IS8&, Fig. 4, Fig. lu, 11, 



rudaflOgcln" versehenen, den Bai^'i-ii iimt. u Kli\uug- 

Zum Schlu8»c noch ein paar Bemerkungen über chi- 
nesische and japanische Donnergötter. Zunächst ist W 
siebar niobt obne Znaammenbaxu; mit dam Erwähnten, 
dab der obineeieefae DwuMrgott dMkl d«a Qsmdatypas 
hat 

Femer gebSrt hierher, dafs die prähistorischen Stein- 
beile etc. in Japan „Tengu no masakari" i-'te. lu ifsen; 
denn Tcugu iKt Oaruda; Tgl. Uichard .\ndree, Kthnogr. 
Parallelen und Vergleiebe, S. 39. Neue Folge. Leipzig 
1889. Ich schiebe hier eine ürnrifszeichnung (Fig. 4) 
ein aus einem Bilde des Hirotaka, d. h. naob einer mo* 
daman Kopie daeaalbaa in dar Oiarluwfaiaa Sammlang 
im Berliner Mnsenm. IXe Skizze atellt den Kampf der 
Gijt''«'!' mit i^fii Afi'.irr'ii '.1;ir; -lie fliHtcr sclilcudcru Stein- 
bciit Ulli du As^unii. Ihr A iif ii ürtT. lier Donnergott, ist 
hier nli>T nl'.k 

der brahuiunisch - indi- i, ^.-J ,^^7 
sehe Indra in ehinesi- 
acbem Stile! Auf tibe- 
tiaeb-mongoliaebMii Pkr 
mlkllrildani aeblendern 
die GStter entweder 
Vajras von der Form lies 
bekannten lamuiütischen 
Ritunlgerfltes (vgl. die 
Fig. 3, 4), oder sieschies- 
sen mit — Luntenflinten. 
VgL A. Poads^. Skii« 
sen Bua dem buddhisti- 
schen Kloeterleben in der Mongolei, „Zapiski" der 
kaiserl. mss. geogr. Gesellschaft 16, 71 ; Georgi, Alpha- 
betura Tibetauum, p. 187, Tab. II. 

2. Darstellung der Känyapalegonde in Uan- 
dhära. 

Die eiuelneD Kompoeitionen derOandbäraschule sind 
au featanTjpait'— man nMiteguadran an HodeUfigunn 
denlna — sneaaiMDgmtdUi midi« j« aadi dam ätnna 
odervidleiebtnaeb den Mitteln, die der Stifter auftrenden 
wollte —-• mehr oder » t nijicr zahlreich Hin !, I;i , es 
kommt vor, dafs ein^^uud dieselbe typische Figur in ver- 




(Ma, TaM 17. 



ng.W. VgL 
daa BronssinsdalUoa in i 

Jabrboch d. Vmim d. 

ifreuQile in 
SB, Taf. 1. 




Fig^ C Naeh einer Shetograplhie im 



flbr TOikeriraada. 



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Albert Orflnwadal: Zar baddhiitUchen Ikonofrsplii«. 



17S 




¥ig. 9. HitteUtück en.-H Klfm 
beinrelivfn aus der Cam« lijirbe- 
rini, R<>rn. Nacb einer Pliuto- 
graphie, welche ich der Mebeoe- 
wBHigfcalt4MHcmiDr.0tMTm 
TttdaalM. 



scbiedencn l'unktiunen 
mit vetBuhiedoiien Attri- 
buten sich einstellt. So 
giebtesTon den bia jetzt 

«U d«rgMteUt«riuwiisD 
h^wMga rmhmn md 
wcni^r r«iebe, ja ganz 
emblematiscbe Kompo- 
■itionen: eiuo Scriptio 
plana und defectiva. 
Ja, dia letztere kann so- 
gar 80 vereinfacht eein, 
data sie olue reichere 
PardlalkomiMMifiiMMB 
«nyentindKeli !et Ti«!- 
fueli lii-hU-!.t r!n8 Schema 
darin, duls liiuldhn out- 
weder als Miltflfigiir, 
oder, leicht v. n li r Si ite 
lisr gesehen, in <lt'r IVim> 
dw radendeu oder des 
oplinide« mtlkm F«M- 
herra (vgl. TerftSentl. 
ans dem königl. Museum fQr Völkerkunde, Vol. V, S. 130) 
dargeBtellt ist, v.r ihm in AdoranteiiiKiie eine durch 
Attriljutf btdatimmte (ieatiilt und mehr oder weuigur Ile- 
glfiter, unter denen gewis.se Typen vnriieren. .So wer- 
den Blumenopfcr bringende (werfende) Qestulten ge- 
lagwailHill au Angreifern, welche i)teine werfen etc. etc. 

]Nm* aMiat aahr gUichaitigen KonpMitioom mala 
ana, glaaba iah, aiebt auAir aamaaan ab BanlaUaag 
einer beetimmtän Legende, sondern all ciae Ebiaa- 
bezengnng gegen (Iber dem Ituddba wegen einer Be- 
kt-ljrnr.f,', eines Wunders etr.. wtdriip durch ihn Tollbracht 
siud. Cileichmäfsigkeit der Kt'liel'e t^xi» nrchitektoiUHcheu 
Gründen mag diesen Formen Norui gewo-en sein. 

Wir hätten demnach geradeso eine Umkehrung der 
Uethode der Aiokaperiode Tor uns. In diesen Kompo- 
■ttümaa iat (TgL HÜdbooh, S. 63 S,) atela dia SHoatioa 
Iwmt nnd behagfidi aoflgemalt, ab«r 
awfat ohne Mittelgruppe, da der Kuddha 
dabei fehlt. In den scheuintischen D ir- 
gtf'.IiKiecn zu (iundhura iilii r ' ' i; wir 
den Buddha und »eine Umgel>ung als 
Schema, das nur äufaerlich durch gewisse 
Lokalbeieiohnungen , Attribute u. dgl. 
ala einer baatimmten Legende zugehörig 
booiakMt «ird. Leider bat eieh diaaaa 
Seheiaa in der epaiena InddyrtkeiMB 
Kunst als gandem uavenrtatlidi ei^ 

wiesen. 

(ieheu wir su unserem Thema Ober. 
Die Darstellung der Üekebrnng dea 
Unirilvii Kii~>upu dnroh Baddha habe 
iah im Handboehe, M iri* rie «af den 
Raliafli des aeUiebeo Thocea vod Sladil 
dametelU iet. ansfährlidi behandelt. 
Auen in Gandhära ist das Thema beliebt. 

Die Legende ur/.ahlt, dafs Buddha 
den Bnihmana-.\sketen Käsfapa in 
seiner Einsiedelei dadurch bekehrte, daTn 
er eine giftige Schlange, welche im 
Oj^itrbftiuchen des Brithman» sich ein- 

EitaUt hatte, in eeinem Alauwennapfe 
g — wfthrand er, am dae Tter an 
fangen, im Häuschen weilte, hStten 
Flammen aus dem Dache geschlagen. 
Dies suchten diu .Schaler dM SMjKf^ 
vergebens su löschen. 
QMbs UUV. Mr. 11. 




Dieser erste 
Teil der Lo- 
gende iat auf 
dem unter der 
Fig. 6 akia- 
sierlaB Relief 
von Gandhära 

ausfAhrlich 
dargestellt. 

Die Schaler 
■aehaa aiit 
ihren wasaer- 
gefAllten Lo- 
l&B daa Feuer 
n bawftltigea, 
Ki^-yiipa, auf 
stiniii ."«tiHjk 

gestützt , 
kommt liiiizu. 
Hinter ihm 
steht Bnddha 

»tt der 
Sahlange im 
Bettelnapf. 

Aher dies Relief gehiirt zu den crzALlcndeu . aus» 
ffilirlichcn Platten, es bildet den oberen Teil einer pnirse- 
ren Platte, deren unterer Teil fast völlig zerstört l-it. 
Es hat daher uichts mit den oben skizzierten dekora- 
tiven DarKteilungen gemein. 

Die Legende ersihlt weiter« dafa Kä^Tapa eieh noeh 
niflht beagtfc Da lieb Baddha die gaaae Biadeilelei 
ftberaohwemmt werdea und schritt vor dea Aagaa dar 
BrAhmanaa Ober das Wasser weg. 

Iteide I'hasen der Legende scheinen uun benutzt 
worden zu sein, um Buddha als Herrn ȟber Feuer und 
WaBser" zu feiern. Hierher gehören zwei Reliefs, 
welche zu den oben beschriebenen sohematischcn ge- 
hören : Fig. 6 und 7. Auf Fig. (i sieht man den Buddha 
atehead, leicht aaoh rechte geveadett amgaben voa Laiaa, 



Fi^. H. Fr.4Kiiient einer Gatiiüs,ir,i9kulptur, 
niich einer fliolngraphie im Kerl. Museum; 
erhalten ist die Göttin der Erde, auf^derea 
Sehaltssa die Vetdacflkte daa 
Davor swat : 




Fi«. Iii. Der Bodliisatva verUr»t ,l*n ralast 
»eine« Vatwr» auf lieni I*f"rü>' Kuniliuk». 
Nach ileni v»r etwa hunili rt .IniirrTi l nr Kiinig 
Vy» Tak von Biam gcmaUeu Trai-phum. 



*^)igitized by Goü^ 



-m 



Albert Orünwcdel: Zar baddhiitivcheo Ikonographie. 




Fig. II. Buddhas Mirvitna. Niich Cole, Tnfel 16, 



Frauen und Mfinnem; der Donnerkeiltr&ger, dieimial 
eine bärtige Gestalt, folgt ihm; vor ihm quillt Waaser 
auf, in welchem Lotosblumen stehet). Dafs dies das 
Wasserwnnder Ton UruTilTii darstellen soll, könnte 
zweifelhaft sein, aber der Buddha h&lt in der Rechten, 
wie der opfernde antike Feldherr, die pat«ra — einen 
unter dem Einflüsse der Übertragung des fremden Typus 
sehr klein dargestellten Almosennapf, in welchem eine 
Schlange liegt. Dies erweist die Zugehörigkeit des Re- 
liefs zur Kai^yspa-Lcgende. 

Ebenfalls hierher ziehen möchte ich das Relief unter 
Nr. 7. Sa steht Buddha en face, die Rechte erhoben, 
swi.ichen acht Adora-nten , unter ihm quillt Wasser auf, 
auf dem er steht. Sein Aureol ist mit Flammen nm- 
gelien. Ich glaube, dafs wir hier die kürzeste Form 
der Darfltellung des Wunders von UruTilyä vor uns 
haben: Buddha ist gefeiert als Meister der Elemente 
Feuer und Wasser, vgL Padmasarobhava und Mandu- 
rava in der Zeitschrift der Deutschen Morgenl. Gesell- 
schaft 1898, .S. 4fiO, Note 1. 

Interessant ist es, damit die Daratellnng der Legende 
zu Amanivati zu vergleichen ; Fcrgusson, Treo and Ser- 
pent worship, T. LXX. Diene Darstellung steht noch 
völlig auf dem Standpunkte der alten Schule, Buddha 
fehlt, ist aber durch Dharmasymbole bezeichnet. 

3. Der Ausritt des Bodhisatva. Eine der be- 
liebtesten Kompositionen, welche den aus mehreren 
Streifen zusammengesetzten Tafeln angehört, ist die 
Darstellung des .\u8rittefl des ßodbisatva auf dem Rosse 
KauÜiaka. Von den mir bekannten Abbildungen ge- 
hören die folgenden hierher: Cole, (iraeco-buJdhist sculp- 
tures from Yusufzai, Taf. 1 (in der Giebel- Apsis), — 
Photographie im Berl. Museum, Handbuch, S.8.3-, ebenso 
Flg. 8; — James Burgess, Archaeological Survey of 




Soutbem IndSa, The buddhist stu- 
paa of Amaravati and .lagayvapeta, 
S. 81 auch bei Edwin Arnold, The 
Light ofAsia, illustr. Ausgabe, S. 86, 
London 1885; — Jas. Bnrgess, 
The Gandhära-Sculpturea, Joum. of 
Ind. Art-VIIL 1898, Nr. 62, Taf. 13, 
2; Nr. 6.3, Taf. 19, 1, Tafel 22, 1. 

Die Seriptio plena zeigt den 
ßndhisatya zu Pferde eu face, 
wobei das Pferd auf den Scbult«rn 
der Ue (PrtbiTi) steht, neben ihm 
ein reichgeschmückter Mann , wel- 
cher ihm zuredet; Diener, Scbirm- 
trüger etc. folgen dem Hodhiaatva. 
Was das am reichsten und besten 
komponierte Relief betrifft (Hand- 
buch, S. 83), habe ich in der am 
Thore stehenden Figur den Thor- 
gott (Lokalgottheit nach antikem 
Muster), in der bärtigen Figur, 
welche dem Dodhisatva von unten her zuredet, aber 
MAra gesucht. 

Ea ist aber schwer zu entscheiden, ob mau nicht besser 
thut, in der königlichen Gestalt am Thore den Vater 
des Bodhisatva zu erkennen. Auf einer anderen Dar- 
stellung, von der eine Photographie im Museum sich 
befindet (bei Burgess, Taf. 19, 1), hält die Gestalt einen 
Bogen, das gewöhnliche Attribut Mfiras in der späteren 
Kunst. Recht wohl könnte man aber annehmen , dafs 
es sich in den verschiedenen Fällen um verschiedeuo 





Fig. 13 a. 



Fig. 13)1. 



Fig. l'i. Jttlianischer Buntdruck im Museum für 
VQlkerkund«. 



Darstellungen de« nTribattrftgen* aus Ajantü. 

Erklärungen handeln kann: es ist eben auch hier wieder 
ein fertiges Schema übertragen worden. 

Dies antike Schema wird am besten durch die 
Fig. 9 repräsentiert, welche ein in Rom aufbewahrtes 
Elfenbeinrelief darstellt ''). 

Die kürzeste Fassung unserer Komposition zeigt nur 
den Bodhisatva zu Pferde aus einem Thore herans- 
reitend. Um ihn herum stehen Fächortrilger , vgl. The 
Light of Asia, illustr. Ausgabe, S. 86; Iturgess, Amara- 
vati, S. 81. 

Die Darstellungen nun, wolohe den Vorgang en profil 
zeigen, nind merkwürdig dadurch, dafs auch unter den 
Hinterbeinen des Pferdes eine Figur aus der Erde heraus 
das Pferd stützt. Wir haben also für ein Schema, 
je nachdem es von vom oder von der Seite gesehen 
wird, zwei Phrasen, deren eine ihre Existenz lediglich 
kOnstlvrischen Gründen verdankt. Es schien dem Künstler 
ungehörig, dax Pferd bei den Darstellungen von der 
Seite blofs mit den Vorderfüfsen auf eine stützende 
Figur (I'rthivi) zu stellen, er stellte auch die Hinter- 
beine auf eine Figur — ja die spätere Kunst hat für 
jedes Pferdebein eine Figur, die es stützt. Die sach- 

Dadurch schliefet sich die Komposition an die spät- 
rümiüchen iiog<>naDiit«a .Oignntenreiter* unmittelbar an, vgl, 
z. U. die t^äule von Merten, Daruy-Hent)erg, Onücliichte de* 
röni. KaiserreicheB. IV, :>»7. 



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Albtrt OrABwad«!: Zar boddkiatiwkan IkonofVkpliiak 



m 





flg. IS. SantoUiiiig «Im TiriiaiHlw. 
Xuh »iatt »IM PeUac ■Unmeisdes to- 
malitiMlMn Miniatur. YergL Origtawl- 
attUUintgan «n« itm König). Minwai 
TttUHrkuode, B. 110. 



Fig. H. Der 8oj(eiianDt« ludoifcytben - König. Naeh 
«ÜMun Qipwbgub in MoiwuB t TMkwkuid«^ BtrUo. 

liehe KrklSrnng dieser kDnBUerischcn Phrase ist aber 
eine andere: wir tnüsgen bei der Mehrzahl der Figuren 
an die Gottheiten deukcn, welche da» I'ferd KanthakA 
in die Luft heben, vgL Borgen, Amar&Tati, S. 61. 

IK» tpiten 
Kanifc im find» 
dlitsmas bat dai 

Hochheben des 
Pferdes festgehal- 
ten. Die F^ig. 10 
giebteineUmrU»- 
niobBimg nadi 
den ittfsorat 
prachtvoll ausge- 
[ual'icij . aber 
sclial>lonenhaft 
komponierton 
Darstellungen des 
riamesiichen 
Trai-Phum- 
Buebas, waldiaa 
am das .Jahr 
17R() für dun Ko- 
ni LT l'fiyft-tMk ge- 
liittit wurde. 



Hier müBsen 
wir nun die vor 
dem BodkisatTa 



■(•iModa dlaoaboha Figor onbodiqgt «b Un an« 

sprecben. 

4. l'if I > a r F t. p ! ! 1! n g d^-« \irv;'iiia. 

/u den merkwärdigsten KrBcheinungen, wt^lche uns die 
Gandhuraekulptoren bieten, gehört die Thataache, dafs 
oft nebflo Figana der boten FormToUeDdang UnbebOlf« 
liohkmtia nA laigao, dia aoBit nar bai priBiitiTao Kvaati- 
batbAtigungen sn bemerken sind. Ich gebe unter Nr. 11 
eine Skiise dea Mirvnpa des Gautama Buddha, welches 
die gewöhnliche Komposition i^,- . di« Gotter um da« 
Lager des Sterbenden, der Donnurkeilhaltor zu seinen 
Uttupten, vor ihm ein betender Mönch und ein Flaieban» 
kübler und ein GeatelL Die gut kompooiarta Figur la 
den FOfaen des Buddha, der achahlBiiamnifiig darg^ 
•teilte Htaob biUaa allain aobon flwjtinHM» «ia aia 
nur bandweriEintfeig betriebene, im verfaO beflndlieba 

KuhhI bu'.'.'f : tler lii.'goiidc, .sturbende Ruddha ist bei 
allem .\iiH(irurk des Gesichtes doch nur eine umgelegte 
itehendu Figur. Stellen wir das Bild um, ho dafs die 
Füfee des liegenden auf dem Boden stehen, so haben 
I wir uiniuc'h die geradestehende Buddhastatne Tor un8> 
' Im „Uandbaoha*, 8. 159L baba ioh darauf bioga- 
wiaaaB, dab dar Sttbanatiemaa dar apiteren buddbiiii- 
loben Kunst mit ihren endlosen Buddha- und Bodhi- 
satrawicderholungen in Tibet und Japan durchbrochen 
ist duri Ii < ii;i Individualisierung, welche das Porträt 
der inkuruiurtun Heiligen der Kirche produzierte, — 
anderseits (in Japan) bis zur Karrikatur fahrt«. DieM 
Verwendung, Umitdlung etc. alter heiliger Tnan m 
kanildereadeB AbbOdongan bat dab abar warn alter 
j Kompoa iti wun baalehtigt. Dam gebSrt in einem mir 
I bekannten Falle die Darvtellnng des Nirräna. Eine 
Skizze, Fig. 12. nm-h einem ja- 
panischen lülderbiigen zeigt in 
diesem Schema dun Tod eines 
Lebemanne.s. Seine zablreicheu 
Freundinnen un<l selbst sein 
i SahoIahand«hen geben ' ihrem 
I Sebnaraa ttbar den Tod daa 
Gentleman, der gröfser als sie alle 
vor ihnen liegt , deutlichen Aus- 
drack. 

Ich möchte mir bei dieser Ge- 
legenheit die Frage erliulun. 
«alcben Motaea da« tathetiache 
Hin* nnd Haigarada flbar Bjapa» 
niadM JkaMimäuf hat, M fanf» dia Haiq^teadiaa «u 
unbahanat iind» aa Inaiga vir niabi Ja dar Loga aind 
--«ia aa UarrafiUHf ^«ckt— danWite WTantoban? 

r>. T)er Kriophoros. 

Bei Besprechung eines Reliefs, welches die Geburt 
Buddhas darstellt, hatte ich eine auf einem Seitenpfeiler 
dargaatellto Figor mit dam ,gntan Hirtaa von Lateraa* 
in' Zuaammanbaag gebraobt So mit m gaben war 

nicht n<'>tig, beaondon was die scheinbare christliche Ba- 
einilusKung betrifft, nichtiger ist es, wie Ür. Graeven 
meinte, an tlen ..Ti iliutti iiirei " ciiiitiin'.iker Rcliefii (vgL 
z. B. Duruy-llertzberg, Geschichte de.s romischen Kaiser- 
raiobea T, S. 40!)) an denken. 

Leider waren, als ich main Handbuch aebrieb, dia 
Pbotographiean dar WandgamlUa von Aj^Qt^ dia 
mir jetxt dordi OriAtba pnaditvolla PafaUkatioaau an; 
gftnglich rind — in Beriio niebt vorbanden. DekoraÜT 
verwendete „Triliut'r.i^.,'.-!" zu Ajaiilä zeigt du.s Zinko 
Nr. 13. Der Tril.iuitrigur kommt aber auch sonat au 
Gandhära vor, vgl.Ja8.B«gaaa, J.Ind.Aft ood ladoatrj 
Nr. 63. X. 14, Fig. 3. 

^.ijn.^cd by Google 




Fig. 1«. Mtaa» dm 
KSniga Senatiloa. 

Verpl. Percy Qardner, 
Citt. i>f Indian coins, 
U8e, Taf.U, »bis IS. 



178 



Alb«rt OrlBwcd«): Zvr bnd4hUti»«b«ii lk«»ggrRpbi«. 



Wm di« WaebMlbMNsbnng«! ■wiiebfln dar ehriat- 

lichpn Kirnst und der iTidiefliPn bptrifn, so tiinn icli nur 
in(-li?t)ie Bft-iiitlussunfiiiii Jcr cliri«Üit;Len nach weisen : 
in tPHt-r Linie find die schon von Curtiim ( ArcLSoL ig. 

Zeitung, K. Folge Ö, S. »Off., der gansen Fteilip Vol. AA) 
«rVibiBteD „gefalteten llAnde": das indiacho iilljali, 2U 
wwiliOMi} fanwr düLOven beim heiligen Barlaam: da« 
•bttblMHlft de» Bnddb«; d«r Keleb mit der Schkuge des 
hetL JohaDBos; die AImo»eii«ibale mi itm in 
BnddbM Hftad abd Dinge, waibh« iah nor im TorUbar» 
fohao «rwibneB yriOL 

6. !);<« ^Welthnter' (Lokapula«). 

Die i>ariitcllung de« „TributbriDgerw" brinjft mich »uf 
die der sogenannten „Welthäter". I>iü liuddhiBtieche 
Mjtbolitgia Übt dau JBwg Main, dar den Mittalpwikt 
dar Walt büdat, ym viar »baUanhaft* »uBAaBdaB Ks* 
nigen der Dimonen bewtcbt sein. Sie heiTsaB: Ksbera 
oder Vai^rfiTan«, Gott des Reichtumes, er wobnt im 
Nordel), seine Attribute sind; I.an/.e mit Fahne, Ratte, 
weicite Juwelen speit, - - Viruilbaktt, er beherrsoht den 
Sflden, Attribut: Helm an« der Haut eines Elefanten- 
kopfes, laugea Scbwort, — Virüpakeha, er aabtttst den 
Westen, Attribat: Juwel, Schlange, — Dbftarlabji», 
Kdaig dar Oiita«U% Attribut: HaBdolinai, 

Jat. Barsen dankt nan , ond tnatii«« RrMhtaas Biit 
Baeht, dafü di.- Fißur (J. Inj. Art ond Tudiistry Kr. fiD, 
Taf. 14, 3) einen I.okapü!», und zwiir den Kuboru dar- 
stellt. l)ie^ Relief zeigt einen Kiinitr auf dem Throne 
sitzend, er trägt einen reichgeechmückten Turban nach 
der Art der Rüjpüten, neben ihm sind Ueiaan FlgniBB: 
dia k'iJubM. 2a »«iDeik FflCmi •ab«« wir Ibnar daa 
Tribvttrlgar, welcher önem Baak mit OaM aoaaoblkttet 
Dieser Saek mit dem herausroUendeo Qdda wird 
auf den modernen Dildem durch die Ratte (oder beseer 

das Ichneumon [Sacakrit ^Hkuln, tibtt. Ke ule I) ersetzt, 
rtus welchen Gründen, wissen wir nicht"). Kubera 
itt bei weitem der wicliti(,'ste unter den Lokujuilss. 
er iat in Japan unter die sieben (ilQcksgötter eingoreiht^ 
aufserdem besitzt er eigene Tantras und gehört im mo- 
daniaD Sjr»t«ai sa dan aadit Scbraoklidiaa*. SebQO dia 
AAokipariodaUldvtibB Bbi,aristm BarUiat, isaabriftlidi 
brzi iijit. »Ib rfiilDratatuo vorhanden (.\. Cunntngham, 
Stiiiu» i>f llharlmt. Tafel XXII, London 1879). Ich 
möchte noeh weiter gehen Iiis l{urf»esK und auch die von 
ihm Tafel 13, 1 abg'bildpte Figur ale LokftpuSa bean- 
■pruchcu, ebenso eine unter Fig. 14 skizsicrte Figur, 
deren Abgufs im Mnoenm far TdikerknDde vorhanden 
iat und die man gewöhnlich alfl „iBdoabrtbiaehao König* 
basci^Bat. Voa baaoadaran iBteren^p nind dabai awai 
Dinge: 1. die kleinen diananden Figuren, welebe die 

IlftUptfigur utiigeben ; ca ihf dies eine Kigentünilich- 
kfit der ttutgehendeii Antike, welche Kaiserporlrats gern 
gröfser nls die nnigobrnden Soldnten. LUener, 'l'ribut- 

bringer darstellt ; '2. der portrttthafte Charakter der 
Köpfe der beschriebenen Figuren. Können wUlicha 
KAnige aJi LoltaiMilu dargaatallt wardaa aeia? 

WaoB ea a«a «abnehaialbib gaosaat «erdaa otag. 

dafs hier Kuber» vorliegt, so ist es vorderhand tua- 
sichtslos, auch die anderen nachweisen zu wollen. Nur 

Vi I iidliak.i, itfr KmiiIl' des Norden?«, ist durch sein Attri- 
but merkwQrdig, er tr&gt, wie erw&bat, dia ilaut oinos 

*) Wamk dia bai Ihtt«y'Shrt>twi«, Oeaohiebta das Mhui- 

«ebeu Kaiserreiches I, g. I4ti, nbKobilJet« (falliache Outtbeil 
zaverlüMig i«t, to h»ti«n wir ilauvllte Motiv vor um. Der 
Omt iiitzt zwischen Uermea and A(kiI1o, Dach ioditcher Art 
mit untergeschlagenen Beinen, er aohüttelt aus eineui kt^ 
ani;et>licb Uocbeekero einem I'nar von Uiisebea vor, im 
Oieliel über ihm ein« Kativ! dia AuaalBBadarNtBHBgM 

von A. F^ueber, loe. c4L, & äti6f. 



Elefantenkopfea auf dam Haapte. Hiarin abar bat ar aia 

sehr merkwürdiiies antikes Vorbild. Dcmelrioa, Sohn 
<les Lutliydemos I., bildet sich »uf seinen Münzen mit 
einer bolehen Kupfbedeckiing ab") (vgl. Pcrcv (iardner, 
1 Catalogue of Indian roin.'j; (Jreek and Skythic Kings 
I 1886, Tafel II, !> bis eine Auszeichnung, welcha 
. vielleicht ursprOnglicb auf Heldenthaten , welobe Alax- 
andar dam Grofsen angedichtet wurden, rarfldtgabt. 

IKa Mftasen spielen bei der ikttwiekalaag dar aori- 
koddUitiBeben Typen eine grofaa Rolle. Am ii)ter«8BaB* 
taaten ist in dieser Beziehung die Entwi<kßlunji; des 
^vatypns au8 dem antiken Poseidon ivgl. Goblet d'Ai- 
viella, Ce qu« rindo doit .i la (ir. ce, S. 30, und l'erey 
Gardner, loc. cit I".. V, 1: Mi\nze des .\Qt.imaohos mit 
Poseidon, der den Dreizack hiilt, und ebenda XXV, 6, 7 

M&Bzaa dea Kadphiaaa: ^iva mit Draiiaak, biatar ibn 
dar War). Diaaar aalba Typoa bafagnat vna in dar 

Bronze aus Choten, welche Prof. Sergius von Oldenburg, 
Vostocnyja Zametki. S. 364, Taf. 11, Fig. 6 abbildet 
und ausführlich ,'ils i.iva ( iila]Miii beschreibt. 

A. Foucher macht in «einem Bericht«, S. 359, die Be- 
merkung, man vermisse bei meiner Besprechung der 
GandhAraskulptiuran, dafs die ganze Entwickeluug dieser 
Kunstperioda dat Mabiiyänaschnle angebrire. Ich aber 
batta BÜr TOUgBBomman, die KunatlbimaB unabhAngig nad 
vttbeabAnAt tod dar religiös-doetrinlrm I!iitwiok«a»(f 
7A\ behandeln, indem ich der AuBicht huldigte, bei der 
ersten Behandlung müfstcn die Mununiente unmittelbar 
befragt werden ohne Eiiizwängung in ein bestimmtes 
System der Heligion. Geben doch die Kunstformen so 
an endlich viel, wovon die Texte nichts wissen und woza 
sia naa oidita balfea kOaaaBt wibrend ata aalfaat aaa 
erat dvmh daa Zatritt dar FonaaB varaUadlidi irardaa — 
der Satx, dab die Koaat Qu* eigene Sprache redet, ist 
in der indischen ArcbKologie mindestens ebenso wahr, 
wie in der Hbundländiiichcn. Alier es ist nicht zu leug- 
nen , dafs gerade die Riick-sichtnabmc auf «las Sehlap- 
worl Mah.iyuna gewisBe Vortcite gebracht b&tto, obwolil 

mein Hauptxweck war, darsuthun, dafa die Gandbära- 
periode IhatsAchlich die Mutter aller späteren bnd* 
dbiatiaebaa («bar aucb dar brBbmaniaobaa) Kanatftbttnflan 
gBWwrdaB wt leb bin llbenangt, dafa i^atatabKob aioa 

feste Geschichte lievjit ellbar sein wird auf Orund dieaer 
Basis, welche freilich auch die UescLicbte der nationalen 
Reaktionen und der L njdeatungen der buddhistischen M(>- 
Dumeute durch nudere Religionen zu berichtea haben wird. 

Die vier Welthüter nun bilden in China mit dem so- 
genanataa aDiekbauebbaddb»" (aiobt „DeaM-amoka- 
buddha", iriv Waddall, Lamaiaai, 8. 878, darah aiaaa 
Laaalahlar pradauert), odar Hcfäkaag aiut ^mi Saok* 
«in« Pantas, «elebe dort in daaVorbMlaB der Tampal ao 
aufgei-tellt wird, dals die vipr Welthfifer die I'xkcn der 
llullt! btM>utzt halten, während lio-nbaug in der Mitte 
sitzt. 

Ilo-shaugiatdar Vertreter des Mahüyunasystems, und 
so liegt der Qadaaka nahe, dafs auf ihn Eigentümlich- 
keitea üttartrafan watdaa aind, waiolia dia alta Mafa»- 
yäBBknaat La. dia GaadbärsaebuJa aharaktoriaiaraiB. So 

liagt es nahe, daran zu denken, dafs die Kinderfigaraa, dia 
Ho-shang umgeben , die Reate unserer nach spfitantikem 
Scheiua kleiner gebildeten l'iener sind. Und daf.H bein 

ientblüfster Bauch, der ihm den europ&iacben Ehrentitel 
»DiAbBBobbaddbB* vanaliaflt bat, «vf dia «igaatflulieka 



') Bei A. U. <1« Vill«foM«, Le tr<-*ur de Doicoreate, Paria 

1J«9(( i*t eine Kilberte.hsle abgeliildet, in Vien Mitte das 
Brustbild einer Frau(') aufgesetzt ist, uclcli" « ine Elefanten- 
haut als Kof f<ir)iniuck trüRt. SixiruttiH w> n, dni nctien 
ihr liegt, liiti tiiao sie AU-Mui lrpi .'i.nnnt. Kann «a liaib 
um eine Indn« oder einen iudixbeit Bacchus bandela. 



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W. 8i«v«ri: Bi«h«rd Ladirif • lUitCB U Coro (Toaosoolo). 



177 



Lag« des Oewaadd, irio ah aaftn ajigenommenen 
Qutdb&xklokaipölM Mig«n, «orttokgalit Du Anffiülead« 
iliMV Ttaebi, dio iif«h «otMiatioehw AvfliMuuig am 
ünanstlodigo grauti bat daaa iriadar daau ftfBlirt, die 
Figur licWlMh an madioii, and bat daa £ilaA, jene 
köetlicheD KarrikaturRn zu schaffen, in denen besondere 
die Japaner, unter deren sieben Glftcktgöttern ja Mch 
Ilo-tei erscheint, sicfi au.szcichnsn. Disr ^Hantsack"^ (ies 
dicken Mönches ist dann vieUeicbt der äack uiiseree 
antiken Tribattr&gars. 

Diesa latatoa Bamafkaagaa batvaabta üb ab ahaolat 
hrpothetbeh md aar ab aiaa Bfciaa*i dia «aM ain 
KQru<;hen Wahrbail «bar DiaffB aBOUt. dta ao vODig 
ritaelhaft sind. 



Gana von der Hand in «eisen dflift« das Gesagte 
sieht aeia , doch werdan wir ftbar dia Eatwiokelnng daa 
nordbaddhiatiacbenFaBlIiaoiiaantwtailMi kdanaa, wam 
wir Abar daa Wirbaa dar did laaAwttdifttaB ParaonMi, 

▼ialMebt dar ganaan apfttaran indiMbaii BaligiaB» 

geiictnclitp, mehr als jetst wiHHcn, ich meine NägArjana, 
Aganga und Vftsnbandhu. Die GesLLiohte des nördlichen 
Bu<idhiBmus, der indischen Mylliolügie, die (n'Bchichta 
der Magie und die Geoohichte des — M&rcbens I&hrt 
ittMir wMar »«f diata diai llluiar*) sorlak. 



') Vgl. <ti« n)»rkuürili^'i^ B''iii>'r).utig Iksfeys Udlaages 
AtiattMU«'«, 6. IM, St- l'c^iernl'urg ih'u; and BoUMluii nia^ 
sAtba, 8. 27» der deulselien Überseunng. 



Bichard Ludwigs Reisen in Coro (Yenezuela)*). 



Von W. 

RtdMurd Lidwig bat dvriaial daa GaUat der Land- 
aebafi Coro bareiit, aoBKahit Ende 1866 and Anfang 

1886, dann Mitte 1887 und endlinh in» August 1893. 
Pas erste Mal be»chrllDkt« «ich seine Thitigkeit auf die 
l'ujgoLuDgüu dur Stadt Coro und der Ilftfen La Vela 
und Cumareb«. Ibül führte er eine Boadrats« dnrch 
daa Mliobe Coro aus und 1999 baavabla er daa H«n- 
dmgagabiat dea Bio Toeojo. 

1. Über dia Aneflflga Bida 1885 vaA Aoftag 1866 
iat Ton Ludwig nicht besonder« viel aufgezeichnet wor- 
den. Als StCtcpnnkt dient« die Stadt Coro. Von dieeer 
aas besuchte er »m 18. und 19. Desember die Berge 
bei Guaibacoa, also die nordöstlichen Ausl&ufer der 
Sierra de San Luis. Über kalkigen I<ehmboden mit 
gigantischen Kakteen anraiehta er dia SOO bia 460 m 
bdban Kalkfcken siidliab von Onatbaooa and in Ibneo 
HMdan mit FiadarmaoigaaDO, daaian Haaga ar aof 
600 Tonnen aebltat; die bekanniesten Hsblea ebd 
P-' i'ii:. , Cachiluliii und CncliimliHo. Das Streiclieu dea 
iijilk.iU'inea bei Ciichiiuba wur iistlich , der Kinfall der 
Schichten 15" nach Xnrden. In Gnailiacoa selbst steht 
ein gewaltiger, Guay genannter Baum von cler Gröfse 
der grofsen CWbn in Goaigussa bei Puerto Cabelloi er 
trigt aina hnvngEHia, lei^gl&naanda BaumwoUa, dia 
ao KapfkiM«tt gabcavabt wird. Wabnabafadieih iit daa 
■na EUadendroiiart; Emat in seiner „Expoticion nacio- 
nal* Gar&cas 1883 aetst su dem Namen Guay ein Frage- 
zeiclien. Der Name Guaibaooa dürfte wühl eben so wenig 
von (iuay abzuleiten sein wie Guaigussia. Auffallend war 
Ludwig der hSufiRO Nebel iu den Bergen von Unaibucoa 
in Terhtlltuiaaiäjiiig geringen Hiihea. Die Umgebung 
des Ortes ist leidlich mit Mais und Zocker bebaut, und 
Aatlidi ran Gnaibaoo» finden aiob Staiatneidiriftan der 
Indianar, BQdaraebriften auf kiebt Terwittemdan Kalk- 
steinplatten, zum Teil wohl, wegen der Abbildung eines 
Kelches, aus spanischer 7.eit. Von hier begab sich liUd- 
wig nacli La Vcia, desaeu Umgabnag voB auT ganttgond 

btskauut guiuacht wordtiii ist '). 

Im Januar 188<] besuchte Ludwig wiederum die 
Berge von La Vela. Hier fand er am 11. Januar 
Korallenkalkbftnke, etwas Phosphat und im Untergründe 
Koblanlattao. Hiaaar latitara iat vabiaobainUab idMtiach 
ntit dem boUanfllbrenden Sehieferthon dar Garra da Oro- 



•) VerRl. über den Verfasser uud »(■h.e R<!i«t ii lil.ibup, 
W. 73, a 30»; 74, 8. 163, 291, 302; 7Mtr^c\<: i. 
f. Krdk., Berlin Imus, 8.803 IT.; Deutsche Uuuiiach. i. Ueogr. 
II. StaUatik, XX, Mitt«il. d. Gaogr. Qtk, Hambaig XII, 
8. 2U0 ff., sowie Kart« daieltwt. 

>) MittiUuages d. Oaegr. fika. In Hambaiff, S4. Sil, 



Sievera. 

Formation, die ich am Nordabbange dar Bftm» da San 
Lnia geftinden habe *). Das Streioben dar Sebiebten l«t 
hier SW bis NO, der Einfall sehr steil, die H l 1 r 
HOgel 12U m bei der Ansiedlung Baladilla. Aui 
11. I'ebruar wiederholte Ludwig seinen Besuch der 
BUgei von L* Vela und Taratar« *) und drang bia Uu- 
marebo vor; diawr ans Hafen und Bionenort bestehende 
Pinta liegt aafar aar rt rairt am OahAnga dar AoalAnfer der 
KalhateinkattaB von Qimibaeoa. Dia Berga itaigan bia 
etwa 400 m an, der Stadtteil Sau Pedro li«gt etwa' 
250m über dem Heere*)» Umgebung ist fruchtbar 
und reich an Mais. 

Zu dietier Zeit gelangte Ludwig auch an den FuTs 
der eigentlichen üordillere Ton San Luis. Er be- 
stieg sun&obat den eine Stunde im SW Ton Coro ge- 
legenen Barg ,£1 Cerro", in dem ein horizontales 
Sahiahtanajrtaw ansteht. Zn nntarrt li«gt ballar bia 
donkalbUner, aebieferiger Thon mit rotan and gelban 
Eisennieren, dann fulgt in hnü r II :lie gelbbrauner Kalk 
wie sfidöfltlich viin La Vela. uud nach oben m geht 
dieser in eineu weichou wuiftien Sandstein über. Dann 
folgt abermalü Ihon und zuletzt noch eine Kalkmoschel- 
bank von 2 bis 2V>m MAohtigkeit. Am Sfidfufse dee 
Ceno liegt aioa aabr jnnga acbwaeba Kohlanschicht 
awHNihan adüaforigoiB Thon Dia Wb» daa 300 n 
hohen Borges wird Ton einigen FamiUan bewohnt, dia 
Ziegenzucht und etwas Landban treiben. Etwa V/t Stun- 
den Tom Gipfel liegt in der Savanne der Viehhof Mar- 
tacan; Ton hier gelaugt« Ludwig in drei Stunden nach 
La liij(juila über bandige Kbene mit iirmliohen Hütten 
und groben Quarzconglomeraten. Etwas aufwärts im 
Thale liegen blüulicho Kalke und Tereinzelt wächst der 
Baum Caaealpiaia, £bano, biar anob QniabialUMba (Axtr 
aorbraehar) genannt*). 

Atu ^. .lanunr l-;r:--i] rb* !,iii!wig femer das Wasser- 
werk Ton Caujiimo 'j im lliiile des Rio Coro, und be- 
merkte hier diu «teil geütellten ju:.>'- u < u-iglomerato am 
Eingänge der Cordillere und auch die fast niauerförmig 

*) Hitteilongen d. Usogr. U«g. in Hamburg, 8. 75. 
') Bbenda. B. 6.H. 

*) Diese Uebirge babeo augenscbsinlieb dieselbe 8n- 
•aromenaetaaac wie die Oordillsf« «ob Ben Lais, eretaealaeban 
Kalkstein «ad die Bsataadteile dea Oerio da Oto^ystema. 

*) Wobl ohne Zweifel das Cerro de Oro-Hyatem. 

*) Quivbrabacha ist Ca«sa]pinia panctata und li«ir»t Axt- 
2«rlirf'f1n>r wegtm <\«t profssn Uftrt« des Hol/mt- Kbano ist 
( .ieF:Ll|'inja Kii^tiio, dorli wird auch Caesalpinia punelata 
Uliano geuaant. Eruat. Kxi>r>«Jcioo naeional, 8.225. 201. 

') l>as Caujarao-WH-i^eru eifk ist ausfübriiob von Luoisno 
Urilaneta getehildert worden in .Vargasi»', fiolelin de la 
Soeidad de eieaoiaa flsleaa jr aatamlsa de Cameae, Tamo t, 
ises, p. st mit Kiwta. 



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198 



W. gi<y»»»t RCtthwil Ladwig» R»U«b in. Cor» (VeB»iB«l>). 



qn«r «bar du ThA iiiihaiid«B UvaAMtak» mit «di 
MtdiUabendeB Thoaeo, Ibnlkiti wie m Berge El 
Gerro *). Endlich erstieg Lndwig bis 14. und 15. Januar 

die Cordillfra <lu Smi Luis; er gelangte in vier 
Stunden nach dem i'lfttze Los Älambiquea am FuTse 
de« Berges Santa Itarbara, den er auf 7.')0 bis 950 m 
«cbfttzt. £r giabt aa, dafü bier kolilige Thonacbiefer- 
echichten nit KBlkbAnkeoi Skndateineo and kieseligen 
CoBglaiDientHi abmoliMliit nad dBTi da* gBBie Sjatom 
in d«B Vorb«rgm 45*nkeh S •inftllt bei oetaftdUcfUdiem 
Streichen. In ilen n,iuiiilii'rf:;eii lifgt eiiie'l 0 m niütlitige 
Kalkbaiik JurüUcr, daiiu utwu 1 ."j m gclbilclu'ii weichen 
SBodsteins '1. 

2. Diu tiuu fulgeudeu Suiten on(liaIl«n die Dar- 
itellong einer Uundreif'' im r.nrdilstliohen Coro 
nad larüok aber di« Südb&nge der SierrB d«San 
Lttia «ad aiDddaaweiivdlaErgftDsnng la nadaniTiv 
•odi« einer nuammenfatsenden Sehildemag dar Land- 
schaft Coro. Wir l>e«it«en anfser C-odaxzii nieht mOni «in- 
golii'iidor Beschreibung von Coro, den spärlichen Itine- 
ranen in den Apuntes MstudiÄticoB del Estado Faloon 
imd den in diesen A]>uiitc'!< ciutlialtcnen Angaben &ber 
Ortschaften Nordost -C^oros keinerlei Nachrichten über 
dieses wenig besachte Gebiet und namentlichTnichts aus 
n«i«at«r Ztit. NordoBt-Coro ist^liwt aaboluant^. Um 
■o «iefatiger nnd «ttlkoniBiDar lind LvdvigB uidar 

aDerJitigü uncli nur spärUthB JWJTBpbiwt» AafiMidl' 

nuDgen übei' dan Luud. 

Anszag aus dem Tagebucha: 

lt. Juli 188T. »Abmaneih 5 Uhr naeb Piritu i"). 
Der Weg geht Qher Camarebo-Pueblo «od an den Bergen 
vorbei, die ich voriires^Jabr besuchte. BergT«ihe mit 
Kiilkli-dscn i'bcnaui' nnd jungen VersteineruDK''*D. 
Später kommt man iu die Niederung, utu den liacb 
Hotmo BB ftbandneiten ; sehr samp&ge Gegend, die 
aarBaggDMit kama punarbar iak VigBtation trotadem 
nieht ttbarmAbig grob, Savaaneavildar. Erat in der 
zweiten Niederung nach dem Flusse in einem Otliiete 1 
sandigen Gesteins mit Kalkbinderoittel tritt nock eitic 
Pidine Buf. I'iritu errt-iclit-' leb erst uui ein Uhr, denn 
ich iiattü die iour wenig beschleunigt. In halber Hübe 
liegt das Kirchdorf, ohne Pfarrer, auf einer Terrasse 
lieblich da. Man flbersieht grofse Niedeimagea, dieBaiga 
Ton Curoarebo und nach Norden den etwa litK Stunden j 
«otJinntaB Stmod oad Hafon der Gtgead, der nieht gut 
ist. Auf der H9be des Berges konnte ieb DBah Süden 

die :i Ii ■ ' P.ergkttte aeben mit den Endausläuferii. den 
C&pnUareliügelu. Kilkatein bildtst die Umgebung von 

*) Siehe über ^diene Gegend nuch ßi.iver« In Mittsit. Ä. 
Oeo^. Qench. XU Hantburg 189», XU, S. To und 7i5. 

) Im Ganzen «»immen «Ji«* Ii«.(snrliiuii^'iMi lilierein mit 
nieiuen daielbst KenKichif n. H. i-l i iiiU, S, 7:.. 

'°j Der er»te leil der Kundreiae, Juli U. bis ■.>4., beirltn 
das nordSstUctaeOom. Die ArtfciMBf OamanW-Tirit« isg^ 
ündwlff la nilklgens Bitte in t Standen nrilek; etwa bi 
der Mitte de« Wege« i«t der Rio Motar<> zu paitieron, der an« 
den beiden Quellfluasea Acorigua und Macoruca von der 
ConlilJert- ^.^n San Luis her entatebt. Die Ve^jet-ntion bleibt 
wenig i'l'I iu' '^.i rannen wilder «ind bezeiclmend Mehrfach 
wird da« Vt-taUidi", »uch ISora genannt, erwiilint ; es irt ' 
(ini4yai;uni arboreuro und äbnelt dem Holze von (■uuvni-iim 
officinale (Ernst, £xpc»ioion, 8. 2'M). Der Kalkatein der 
Bietra de Ban Luis sclieint bis Piritu tu reteben. Zwischen | 
Pirita und Carorita nberielireitet man die j^tliohen Autbtufer 
der medenug Ianer<C«r«s swlsoben dsu Mdta giaten Qe* 
Uwgungm ; Ludwig stellt aundrticklieh des Bestehea diasw 
Nisdcrun$! /wischen den beiden tieblrgeu fest und bettiägt 
aeialt durch eigene Anschauung auch für den Nordoctea 
ateiae Aosioht aber die Ausdehaung der Kiadsrou Innere ' 
Oeroe oaeb VofdoMaa. {B> lUtteil. l Qeac* flee. Hamlmrg : 
mi>M.> .1 



Pfrito nnd «aUiftt an maadieB Stellen SiekerwKneir; 
aaebgrane Erden mit Eisenoxydknollen haben hier den 
Leatea Minenh Öffnungen erweckt, die von einigen die 
Gegendpa >v r i ien Keisenden f.il.Hchlich genfthrt wurden, 
wthrend Icli enu der Wahrheit geutäfs völlig zerstören 
mufste." 

13. Juli. «Wir reisten schon morgens 3 Uhr ab 
nach Carorita, das ich voraosreitend um 9 Uhr erreidite. 
Weg lahr Tarwaehaant etwa eine balbo Stnnda laog sum- 

i pfig, in der Ebene paaeiert man iwei Btebe. Tid Wild, 

nanieiitlich Guftch.^raras am Wege uud in den Sümpfen 
S])urfn von Kaimuua. Caroritu, ein elendes Kirchdorf 
mit etwa 10 Hiiueeni '-), Mniiiciiiio einer grofsen Um- 
gebung, liegt auf einer Saudsteiubauk j aite Sandhfigel 
in den früheren Lagunen, die heute Savannen mit mütsig 
iMhar, aber babeober ni»d dkbtar Vegetation lind. 
ft t aad aBla n g tat dieaa andi odt einer Falme bestanden, 
die kleine dlreiche Nflise mit aehr barter Sclüib hat." 

14. Juli. „Abmarsch etwa um 4 Uhr. Eh geht tob 
hier nur ein Weg nach Yueura und der. den wir nach 
der Hergreilie zu eingohlugen. Carorita liegt nicht, wie 
die Karte zeigt, um Fufise dieser, süiidum etwa fünf Stunden 
davon entfernt in der Savanne '• ). Die B^rffkette von 
Capadare und Yucura keuuzeicbuct «ich durch ihre 
vekiMn, adiroffien Felaea loboa in der Fenie ala Kalk» 
•taukette, wie die Inaber dnrebreisteB Berge ron Onma- 
rabo und Piritu. über der Savanne laperfe dicbter 
Kebel, uuJ dasGebAsoh in dem schmalen Wege Irctß'vun 
Wasser. Krst nach Stunden Weges \s rr l i:- Vegetation 

besserund passiert ein Gebiet mit sehr vielen uud kr&fUgen 
Verab&umen, deren Ausbeutung bei der Machheit doa 
Landea bia som Uafan ant Auaflaaae daa Rio Gnaq^n* 
mfigUeh aradbebt; man kann kanu irgandwodieaewerb- 

vollen Stimme tahlreieher and an einem gBnstignran 
Orte finden. Ehe man die ersten Vorhtigel der Belg* 
kette erreiciit, kommt uuin au da« recht« Ufer des Rio 
Upipe, den man Hchon auf dem Wege von Piritu nach 
Carora überschreitet. Schon hier ist ausgezeichneter 
Boden und hübscher Wald , aber keinerlei menschliche 
Wobnnng zu sehen. Die VerabAume werden immer 
schöner nnd kriftiger nnd man paaaiart bübaeb« ««bBttiga 
Laubgänge, nm endlioh an die Wobnnngen dniger 
Familien zu gelungen. Naclunidagn ging der Wog weiter 
n*L~li Agua linda '*J, zunicbst auf dem nach Moroturo 
führenden Wege nm Kiol'pi|iu entlang, den lu.i ii ji i : i , h 

bald rechts liegen l&fst Unterwegs, in geaebiel i iv i er 
Quarzerde, finden sich natar KlÜateinen hartt , i to, 
aehwera Knollen, Abnlieh «ia die logenaonten Adler- 
atolM, aber nieht m adialigwr Strnktnr iria diese; aia 
bestehen meist aus Eisenoxydhydrat, sind Ttm Safanlian 
von Kalkspat, seltener I*y>^t, durchzogen nnd ddrften 



") Die Tierwelt • ntapricht mit vielen Waieerrögeln dem 
»umiti^en üi>ersoiiwtmtnuii|fsgebiste dsT SUsdernng. Die 
üuaeharaea ist i^eneiop« argyroUs. 

"J Die anaMlend tsriam Kawobnenabl von Oameita, 
M BiBWobaer. wird doreb ludwigs Annähe dar HRoseaabl 
bestätigt. 

") Neu ist die Angab«, dar* Carorita fünf Blundea von 
der Gebirgskette cntf- rnt üeijt; dafs es »li^b in der >rie<!«rung 
bvfliulet, wufste nmu, J.il-i e» aber so weit v.:.iu (j.jlnr^'e ent- 
fernt Ilej^ , ist unver'tänillicli und wohl nur ilarHU» ;u er- 
kliiren d;»f-i liii.ne« li;tzti;re viel weit-iT sudlirh lie^'t, als bl -lii-r 
angenommen worden ist. >'r«lUeli ilinimt damit titierein. dafs 
erst naeb StOBden Weges die VcvaUtiaB tippigar waida, 
also offinlier bei AnnMernng de« weges an die OeUrgsketto» 
Der Weg nbrt aber anscheinend linger« i^eit am rechten 
Ufcir des Dpipe aufwärts und wendet stell dann erst in« Oe- 
tilge. Hier beginnt die menschenleere Wildnis, die sich bis 
aBV Tocuy«^ und zum Bio Area erstreckt. 

■*) Vnm VCey.e r»rorif a • Sloffotnio aus wttrde also die 
bithei t&Tiz uiibrk^kuDte Ausiedatamg AgBB linda mit dm 
kühlen iJergklima erreicht. 

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W. Sitvtrs: Kiehsrd Lvdwig* Bftia«ii in Odro (yeii»za«l»)L 



11» 



ans einer unter dem Kalkitein lagernden Schieferthon- 
bank atammen. In Agua linda sind wenige Hatten und 
d«r Plate Terdaokt «iiuiB Wambt niaMi Namaii, das in 
dar Ndw in «im SoUnebt fl{«bt, Mb ni IHtefa ist, 
•■db »W wntt dnroh niehta vor andereo Quallen in 
diMOi' Kalkhergen ansseichnet. Ärmlich, wie fiberall, 
ist anc\i hier dns Eseen ; z.B. felilt ea an Mais, tiagogen 
ist lierrlii'Lu Vucii VdrhaiiJcii , und die kiililü litTgluft 
wirkt gün.stig tiuf den Appetit ein , wahrend in I'iritu 
und Carorita Fieber herrschen ^ fntilich aiud es nur 
Malariafieber, aber fflr das faule, adUadlitynllHrtaToIk 
TwUnfan aia doch ofk iOdliah." 
- 18. Juli. «Tmi Uar ab lisba kh Lvdaao sla Bo- 
gleiter, dessen Ansiedelang in Cube de Yacura nicht 
fem Hegt; aber da eigentlich kein Weg, sondern nur 
eine ungenannte Pica auf grorsom Umwege um die Berge 
dabiu führt, so ist es eine etwa fänfatundige beschwer- 
liche Tour. Wir zogen erst etwa nm 8 Uhr aus, um 
die Nüsse des Waldes noch su Termeideo; bai^gig, ntmpfig 
und morastig mit s&bem Lehm und apltar fidaig ist 
diaaar Wag, in dam sablraieba «Ha B«n«i«ti«iii« vlel- 
facli nm Aniweiolien nStigan. Um Mittag a rw iehta B 
wir C'ul^e''), ein nergthal mit kleiner Ebene und vier 
liütten, prächtiger Vegetation, gutem ISodenstim Pflanzen 
und üppigem (Ira;^; ftn den (jehängfii liegen einig« 
Maispflanznngen. Das TbaDiecken. nliwohl 7:iemlicb 
eingeschlossen, ist wagan t^eiuer hüLuu La.gv und der 
firisebaa YagatatiOD aagaDahm kAhl and die Kiokte ar* 
qtdokeiid.* 

16. Juli. „In aioaia Badie, der wohl «in Tefl das 
Alnrima"') sein wird, sah ich adion geatern aa swd 

Stellen eiqeiireiehu Mineralhänke, die auch Kupfer 8U 
enthalten schienen, aber an diesen Stellen wenig isv- 
gSnglich sind. Sie setzen sieh anscheinend weithin fort 
nnd dürften zwei parallele Schichten unter den hohen 
Kalkkli^ipcu sein. Heute führte man mich auf beschwer- 
iiokem Waldwega V< Standn naeb Sttdwaataa, wo in 
kalber Hftb« dar etwa 1 500 bis 2000 Fnfli neaaeDdan Berg- 
kette an rinor lorastigen Stelle unter einer Sediment- 
liank etwas WaRser hervortritt und hesttindig Schwefel- 
wasserst uffgus lirodolt. Pie Stelle ist .sandig, schwarz, 
mora.'-tig und die Kalkhank gleicht der im t'luisthal, 
aohciut aber hier nur VAscn zn enthalten; das Schwefel- 
wasaerstoSga« deutet wohl auf stattfindende Zersetzung 
dar Safairairdinatalle ia dar Baak hin. Naehmittags 
Akrt« niah Lndaoo na^ Notdoat is «im Qnebnda, 
ebenfens mindeBteBB eine Stande H^egea Uber beaebwer- 

liehe Tlfigel, nahe dera Wege nach Yucura. liier Ist die 
gleich«! Miueralbauk in liegleitung des Si-liieferthones 
Biriirroals vertrete u/ 

17. .In Ii. „Wir zogen tlialahwiirta, etwa nach Osten 
and Kjiäter Südostan imeb dem Plaüse Leon, wo in einer 
gra£sen Tbalebena mr wenige Hütten liegan ; auf dem 
Wag« dabiB baBiidat aidi ov ein Hiana ud Idar in dar 
KSba aollen Mher Silberminen gewesen und von Leuten 
in Taeara und PIritu bearbeitet worden sein. Die Stelle 
liegt in der Quehrada Ssrnro, - i :i let sich aber nur 
Kalkstein, und die Berge sind tu l)ewaldet und pfadlos, 
dafs ein weiteres Forschen danach nicht einleuchtet. 
Das Gebirge ist sehr reich an BrüllaiTen und einer 
Marderart, hier Gnanaire genannt; Schlangen habe ich 
anf dieaar fiaiaa wan%^ mu^ma, iwatmal die goldgelbe 
mit mrd tabwanen Btraina avf daaBtteken, >/« bia im 
lang, bei Gabe «ine aqgabliah niaht gifljga, aber aonat 



bose Sohlauge, dia Meoschen verfolgen soll: da sie 
aber die Mapanare bekämpft, so ist sie beliebt. 
Wabraebaiinlieh aah iah lilnnokan und Weibohan, beide 
«tw» Sin fauig mad dankel «taUUaa, aber di« «im bat 

Tom Kopf bia lu swei Dritteln ihrer Ltage aobmntsig- 
weifse gelbliche Flecken. Sie weichen nicht ans, sondern 
scheinen sich zn stellen." 

20, ,Juli. „Lutlauo gab mir Geleite big Vacura. 
Der Weg beträgt fünf Stunden '■) und überwindet Tiele 
BteUe Berge; nachdem er in den Weg von Aroa ein- 
gelenkt bat, überschreitet er einen Bach, wahrsohainliah 
den Almima, dar aa diaaar Stella siemliob waa a a rana 
und darHSb« von Taonra nSber iati ala «e die Karte an- 
giebt. Von ihm an geht es fast beständig aufwSrts, uan 
überschreitet den Berg, um auf der anderen Seite /n 
dem hübsch gelegenen Vacura zu gelangen, vun dem 
auü mau die Berge vuu Curu und den Strand am Hafen 
Ton Gneque sieht. Yacura hat etwa 25 Häuser mit nn- 
ansgobauter Kirche und liegt in halber Höhe des Berge«, 
der oben einen Halbkreis bildet und herrliches Wasser 
liefert, da« rviohltek »Hten doseh den Ort k«r»bfli«rat 
Die Bewobner dod aber aebr lanl und das Wasier wird 
In keiner Weise auEgenut/.t. — Der Rü- l: , i^- j:aoh Caro- 
rita führte den Berg hinab >ind danii .u langer un- 
hewaldeter Savanne '^). I^cr NVeg Carorita-I'iritu it^t bei 
iiegenseit nnpassierbar, da die beiden t'lüsse Gae(|ae und 
Upipe das niedrige Gühiet völlig überschwemmen und 
für lange Z«ii Sftmpfe der gef&brlicbaten Art hinter- 
laaaan, dfe aadi in der Troekenmit aieht Tollbnumm 
austrocknen, b6«artige Gerflohe amatrBneB, «nd aiiob 
Kaimans zur Zuflucht dienen 

3. Der zweite Teil der Rundrei>{e bewegt sich 
tmls in (JpfyendfiD. die ich nclbst besucht habe, wie auf der 
Strecke La (' u i v fi -S a b aneta-Coro und um San 
Luis, teils häit ersieh 8«.'hr n.ah« nn die von mir besuchten 
und beschriebenen Gebiete. Besouders viel Neues bietet 
die Daratelltiog daher nieht, imnerbin ab«r aind eisige 
EbnUiattaB voa Wart Dia Baiaeroate -rarliaf tob Ca- 
mareb« tfbar Aonriigaft nadi G^we, Ton d« oaeh 8aa 



") Bbenso imtiekannt war biikar die Aaetedelnng Cubt, 
ia der Ludwig am l». Juli eintraf, fai ehmltlls gprOfserer 
HIHm and mit fHachcrcm Klinm. 

^ Anf diesem Wege wurden die ZnUttsse dee Alnsjxw 
fibenehritten, also bercita die 



Von Cub"' fuA nif n':-:li f ii.f Snn-.il^-n Jlr<u:tit rritte» 
bia Yacar«; Cub« Itegt zwitclion dem Vivfc»^ Caronta-Horo- 
turo und dem tob Ana aaeh Yacara RUirendeD, wabrschein- 
lieh Kwlactien den Bloa Alorbn» und Oitadjama. J«lder hat 
Ijudwig keine Uöbonangaben binteilassen , goudem nur eine 
Sehätzmig der OeaamUiüb« in» 0«birgaa, l9O0 bis 3000 FuTa. was 
mit CodRzcU Angabe fOr Taea(a(602n)aBd Oaiiadara(48Sm) 
uDgef&br Ubereinatimmen wted, dana dfase Ovtadiidlaa llagaa 
auf der HBh? der Bfrg?. 

\Ve?^tlich Itergef*. im drHseii n'J't■<il">^^l i^lier St.il-^ 

Yacura iivgi, bt;gti>nl bald wieder die äftvaun«, die aich bia 
Oarorita aoadebnt. 

") Weifen wir noch einen Überblick auf das gesamte 
dusekiogaaa OaWifa, so b ss teh t diesse haaptsKcbiMb ans 
KalInMMBMi, BebiaiertlMinen and glaakaoitlsebaa tefKaTtlgea 
Sandsteinen, wie Ludwig* Handatück« vom Bache bei Cube 
(eigen: ea ist alao wahrscheinlich die Kreidvformation und 
das Ctrro ile Oro freiem Tiie meJii-füch erwähnt« Steilheit 
der wint auf Reeliuiing di-s Kalksteins zn schreiben 

r^iu, di r die H. h! n /'.i liUdeu «cluÜBt. wählend der Sehiefer- 
thon <iarnn-.er Jiet;t ; es soll jedoch auf die Aufzeichnung 
aufinerkadm gomncbt werden, dafa harte, rote, schwere 
Knollen aus Kiaeaosydtagpdna oad nlt SeboBna nai K^- 
•pat und Pyrit andieixwBd mter dem Kalkstein aafbrelea. 
Ich hege die Vermutung , dafa darunter nicht» anderes zu 
Teratehen ist, als die von mir nua dem Tnebira erwähnten 
Thoneiaenateiti Pililiingen Im graubraunen Knrii!«wiu N d«a 
ferro de Oro-^-yst'jiiia ( 1 lie ( ordillere toii Jilerirlr,, Wien 
8. 27, ÜK, 30.) i>i»mit Ktimmt aueh nb€rpin da* Auitrcten vi>n 
scbwefelwaaaeratoffbaltigen Wft.i'^ern in itwn ; ■ u m Huln- 
Ilaa Gebirge iat ohne Zweifel die Furt.^et/.iing der kelteu vuti 
Agua Megra und Ohumtuara (s. Slitt. d> Oaagr. tic«. in 
Hamburg XII, B. 91). Ludwig sagt in der Uftttterung zu 
seiner Ueateinssamtulung einoMl aoeh gaaa auadrfliokUeb: 
Jenes ganze Gebirg« (von Yneura) M ffMcb dem 8wfs<heB 
Coto and Oabate (San Lais). 

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181) 



Ihre H*j«*tll, die KöuiffiD von Alt-Celeber. 



Laii, Pecey» und tu den heiüsen Quellen ron L« CiÜTa, 
d*nn aber Agna Clara und Sabanet« nach Coro, sie nahm 
im Gänsen acht Tage in Anspruch. Sie hfilt sich alio 
an den Südabbang de« nördlichen (iebirgszuges toh 
Coro, der Curdillera de San Luis und streift auch die 
innere Niederung Ton (.'oro, die bei der Boeprechung 
der I>änfo der Rios Gueqne und Upipe ausdrücklich er- 
wihnt wird. Diese enthält in der Savanne südwestlich von 
l'eeaja , kohligen Schieferthon mit nnregelmäfsig strei- 
obenden aufgerichteten sandigen Schichten wechsel- 
lagemd; auch ElisensteinknoUen kommen hier vor, Dinge, 
die man weithin in der bereisten Gegend sieht*")". Das 
Gebirge besteht swisohen Cumarebo und Acurigua aus 
Kalkstein, dunklem Scbicferthou und Sandstein, zwischen 
Acurigua und San I.nis tritt der quarzige Sandstein 
ganz besonders hervor, streicht östlich und fällt steil 
nach Norden ein. Die Wege sind schlüpfrig und steinig 
■wischen Cumarebo und Cabure, weiter westlich trocken 
und steinig. AnpQanzuugen von KafTee und Zucker 
sind liemlioh hftufig, und die Landschaften an den P'IüMen 
Acurigua und Macoruca sind fieberreich. Nicht selten 
sieht man die gefürchtete Mapanareschlange, Lachesis 
mutua, die eine Länge von 2 m hat, in Farbe und 
Zeichnung der Klapperschlange gleicht, aber giftiger und 
bissiger als diese sein soll. 

4. Aus einem Besuche der Toeuyom Qn dung im 
August 1Ö93 ist (u entnehmen, dafs der Flufs oberhalb der 
Mündung 2 bis 3m' hohe, steile Ufer hat, leidlich mit 
Bananen- und Zuckerpflanzungen nmgeben ist und zur 
Regenzeit die Ortschaft San Miguel de Tocuyo unter 
Wasser setzt. Die MQndung selbst, Boca dcl Mangle, 
ist ein schlechter Ankerplatz, die Vegetation um San 
Miguel de Tocuyo meist Truckenwald , sandige Ebenen 
und Savannen mit grofsen, flachen I>agnuen , auf denen 
■ich- aahllose Wasservügel tummeln , meist Reiher und 
Enten. 

*") Danach scheint dna Cerro de Oro-Svstem {r. Mltt. d. 
(ieoKt. OewUaob. lu Hamburg XU, 8. TS/BO) die Niederung 
KrorMDteili su erfüllen. 



Ihre Majest&t, die Kfinl^In ron Alt-Calabar. 

Alt-Calabar, einst der Uauptsitz blühenden Sklaven- 
handels, ist jetzt zum englischen Niger Coast • Protecto- 
rate gehörig und ganz nahe der Westgreuzo von Ka- 
merun gelegen. Ffthrt man den breiten .Strom, der su 
den sog. Olflüiscn gerechnet wird, aufw&rts, so gelangt 
mau bald nach der königlichen Hauptstadt, die vun den 
Engländern Old-Calabar oder Duketown, von den Ein- 
geborenen in der Efiksprache aber Atarpah genannt 
wird. Sie sAhlt einige Tausend Einwohner und hat 
einen Umfang von ein paar Kilometern. Aufser den 
Sklavenschiffen, die hier ihre schwarze Ware holten und 
das rohe europäische Element vertraten , hatten schon 
frflh I'rosbyterianer sich hier niedergelassen , die mit 
geringem Erfolge ihr Missiouswcrk betrieben. Andere 
Missionare folgten, Hftndler liefsen sich nieder und auch 
ein Vertreter der NigerkastcngesellschaA hat hier seinen 
Sitz, so dafs es jetzt au europlischen Einflössen nicht 
mangelt. Schon in den 50er Jahren besafs der „König" 
Eyamba einen in Liverpool hergestellten Palast nun 
Eisenblech, er hatte auch — für Sklaven — sich einen 
Wagen erhandelt, dessen Pferde aber in dem ungewohnten 
Klima bald starben. Die dort nicht einheimischen Tiere 
aber bezeichnete das Volk als Euang makara, d. h. wört- 
lich „des weifsen Mannes Kuh". Es war auch gut, dafs 
die Pferde eingingen , denn ebene Strafsen , auf denen 
der Wagen hätte fahren können, giebt es in Alt-Calabar 



nicht Jetst ist der Eisenpalast längst verrostet und 
verfallen, und von der Kutsche ist auch nicht« mehr 
{ vorhanden, denn nach dem Tode des Königs fielen seine 
{ (Jnterthanen Aber beides her und schleppten die Stücke 
fort! 

Eyambas Nachfolger, Ärtschibong, zeigte gleichfalls 
Liebhaberei für europäische Dinge. Er hielt am ersten 
Tage der hier achttägigen Woche, welcher in Efik Akwa- 
e-dere heifst und etwa unserem Sonntage entspricht, 
eine P'estlichkeit ab, die er englisch „Chop day" nannte 
und zu der die anwesenden Europäer eingeladen wurden. 
I Dabei gab es Mundtücher und silberne Bestecke , viele 
Speisen, vor allem aber Mimbo, Palmwein und Min-ma- 
karra, Rum, in angemessener Menge. Die silbernen Be* 




Die Königin von Alt-Oalahar (Westafrika). 
Naeh einer Photographie. 



stecke blieben aber für ihn aufser Gebrauch. Ärtschi- 
bong afs mit den Händen. Ihm folgte Adum Duke, der 
sich rKiog War" titulierte, und noch einige andere 
Kings , die aber immer mehr in die Abhängigkeit der 
Engländer gerieten, zumal seit der Sklavenhandel unter- 
bunden wurde. 

Was übrigens der Titel „King" bedeutet, mag man 
daran erkennen, dafs es in Alt-Calabar auch einen „King 
Wash'' giebt , so wird der Neger bezeichnet , der für 
Matrosen und Hiindler die Wüsche besorgt. „KingChop" 
wird ein Fresser genannt, „King Lie" ein grofser Lüg- 
ner. Man sieht daraus, was* es mit dieser Würde auf 
•ich hat, und der heutige „King" von Alt-<'alabar ist 
nur ein Schatten der ehemaligen sklaveuhandelnden 
MajestÄt. Wie es in seinem „Palaste" zugeht und wie 
seine llauptgeiuahlin beachaffen i)>t , darüber geht uns 



Zur .Hoohäokerfrtr«*. — Pie dcotseb* Tl«rB«»>Bxl^«4lttaD im uUrktisshsn Oomd. 



181 



mit der rkoUigi'^ipkiu der letstersu naclusluhcndar 
Baricht zn. 

«AIb ieb Tor Tt«r JahnB mit mmm. Minioiiar den 
Mura^pliMh«]| VtMkat in AttnOiJkbkr btnohte «iid «be 

Strafee hitiftbging, begegDeten une der „KCnig" und die 
„Königin" mit ihrem SklaTengefolge. Ich wurde durch 
den Migai'inar voruestfllt , und da aie beide eine Art 
Ton schrecklicbum Ksgli&eh sprachen, so laden sie mich 
«in, mit in ihr „Schlora" an kommen und mit ihnen zu 
tpeiMO. Dm Schlola wt ein grofiei Oeb&nde au« Hole 
nit linaiB Halb in dar Mitt«. Di« Wohaiftame liegen 
«baa. mdi «U» AUkUe, alkr Schattte nkA im den Hof 
dM Ffelut«! gsworfen, wo «r frülier oder tpltor — ge- 
wöhnlich letzteres — von Sklftven entfernt wiril. Unsere 
Mahlzeit war eigeutümlicli. Siu l>fstiiiHl iiua cuu-r Art 
Brot, Fischen, lijinanen und YaniB, die mit viel Gin und 
Rum h(^^uuiorgowatlchuu wurden, weiche in ungemesaener 
Falle vorhanden zu «ein schienen. Als ich mich ver- 
Rbaehi«d«t«t lM*ob«ttkte mich sa moiiMiB EnUniwa die 
Kflnigio mit ihrer Photographie, vaf wddior m m voller 

königlicher Trudil steht, welche sie nur liei grofHen 
Staatsnnfjelegeiiheiten trügt. Siu ist bei weitem diw gr<jfste 
und Kchwurstu Wtib in Alt-CaUbar, aber auch sehr 
h&Ctlich. Die Krone, welche aie inigi, besteht nur au« 
Seldo und QiM mit Silber- nnd I'UfenbeinTersiemngen 
and flinlgiB «Im •nfgasUoktuk Stomfumfodorg. Ihr 
B«]tMlMi»H«k ftbav bl n d«r Tliai «a tctMam 8ta«k 
heimischer Knnit, von SkUTMi mm Silber, Elfenbein, 
Muscheln, getrockneton FVuehtkemeii und Nüssen her- 
gestellt. In der rechten Hikiid trägt die Königin einen 
Ebenholzatock mit Elfenbein und Silber beschlagen; 
ihre müchtigen Beine sind mit kleinen, fortwihrend 
ein Gerftnich verursachenden Schellen umgeben; dazu 
kommeB Bainriogo von En, Silber, Elfenbein und Ringe 
an den Zefaem. Die auf d«B BUda aiit daigaataUtaa 
SUaTOB tragui ainaa laiehtfgeo SwuMiMcbimi and «la 
TSi^chnhea, woria das TaaahaatBah dar KBaigin sich be- 
findet." H. i . 

Zur _Hochil< kerfraift''*. 

tu den litnllvrii tlu« äi:liwtiliieciieu A)bv«<re!ns (läs)Vi, Nr. 2) 
erurtert K. H. Kurte die Mgvnannten . II 'jcli iioker* vom 
landwirtsobaftlichen GeiioUt^punkt« »tu. Es siml 
haKaaUieh aatar odar nJador haab ga««IMa Aakarbee««. 
mabt a Wa (m, Jadeeh nuefc naneliaial VIm wa SOm brait, 
die daswischen liegenden Furchen aaJIUlaod, oft zu m 
tief. Sie laufen meist «treng parallel, ohne liückiicbt auf 
eine trf stimmte Himmcliiriolimriif , |f!Tn{>p*n«i;;iK! Kti'fseii die 
eiiien HPiikreciit . odfr unter eint-iu kj.iI/.mji \S inkel A lf ilie 
aiiilereiL Uie llfete eind bäucLg ttuilHtli^ ttiag. l'en Namen 
,ll<.r!iHi »er" si hilf .l>T baycriache QeKhichtaforsclier l,oreiiz 
West«uri>ta«r im Jahre 1792, die ArcbäoluKan haben den- 
selben beibehaltMti abar Volk und Landwirte haben ibn nie 
gebrancht. Namentiieb in Bayers Anden sieb die Hochftcker 
in grorier Menife, und U. v. Baaka hat aieh ia 4c» .Btitrilgen 
zur Anthropologie und Urgeadriehta BaTems* (X, 8. 141 bis 
180) eingehend damit beschäftigt. Wie er nachwies, bildet 
nur die Humusdecke die Wcdbung, der UDfruchtbar« Unter- 
grund irt nicht gewAlbt. N«cl» v. RariVe «ind di« Hoehft<-ker 
nnbeiliii;.'! nicht römisch, «onde.rn »turaineii v jn ilen Vimle- 
liciem , die schon Jabrhaaderb» vor der KriiWrui:^; itire» 
Landes durch die ßöiner ihre Äcker in Huchbeeteu bauten, 
unter römischer Oberhoheit auf ihren Bitxeo verblieben und 
anrt Jd daa Wocaa dar VaharwaadaraBf Titaabwanden. 
Ifenaidinga kam wetaal, «In aobwlblseber Hatarlbneher, bei 
der Nachprüfung einzelner Strecken Ranke* und Koorad 
Millers in Bayern zu ganz anderen ErgebDiasen (Württemb. 
Viertelj«hr«hene für Tiiiml.'s-.^c liiclite Ify", B, 3»5 bis 452). 
Die Hocblpeete lieiVri ;iri m ■ i;nd i"i> vii-1 8l' ll*n teils deutlich 
erkmnliar über die R,>menn r.ifHe, li-ih wiir tlem» «tellenw«i»e 
^;irradLZa selbst zu eiLiem Huclilweie uiiitjeurbeit^jt WüideD. 
Die gleiche lle>>liHc)itung »ei au (i«u aittju KrdsctiHnzen und 
4aa HOgeigrilM-rn r.u machen, woraus zu schliefsen sei, dafs 
die Bocbbeete junger als Orabbngel, Eidsohansen 
aad BOmar itrataea aaian, lOBrit aiaht voe daa YjadaUokfa 



herrühren könnten. £r glaubt, daOi sie dam dunkeln Fräh- 
üMalalitaa aatataunaa, ak die TWkarwaadenngen eben 
zam Btabaa gekoauaaa «am. Kurts erhebt utm auch gegen 
diese Theorleen Wetxvls achwere £inwände, wut dia albar 
einzugeben hier niclit der Raum ist. £r vemiialkta swef 
Landwirt) , ibri' Ar.t.icUten äb«r dieHocbkcker auszusprechen. 
Der e.ne «rkliirto, dai'd die breiten, hooh aufge|iflflgten , un- 
bewf-i.'tK heil Kei-ie trüber kÄoflj^ gewesen, jetzt nhfr mj'lir 
Uiid mi Iii iib>;elv<ii:;men tjnd heute nur noch auf den uchwi^- 
f«u, iuiUurclilai«sig«u Büdeu itu Osten des Klt«-«ni;er liezirkj 
zu Huden seien. Vor 80 Jahren wären HUt <kni Keuper- 
saode die schmalen Bifange nnd in der Junilaudscliaft die 
UBbswacliehaa braitaa Hoohbaata aoeh Iha» dto Bagal 
geweaen. Waaa ala Jatct «mednraadan aeian, ao ad daa dar 
namhaAen Vertiefung der Ackerkrume infolge der ratio- 
nellen Bodenkultur zu verdanken. Di« zahlreichen in den 
WaldnnRen und auf Heiden (lex Värnjrnindee Ijoch vorhftnd". 
nen It:.'»t« duntiu zuniti^t zusammeijliiinKen mit der Wiiftniij} 
einer [.'ri.l'serei. Aiixalii von Weilen; und Unten iiu' jl>i;e de* 
.:i'>j;lhris;eri Krieges, vielleicht auch <!•■» ü.iuenikrieReB nnd 
der groben VolkMeucbeo des Mitu^lalters. Auch eiu anderer 
Land Witt, dam die BoebHeker aus verschiedenen Teilen 
Beatseblaäda aiaa wohlbekannte Ersoheinang sind, betoatih 
dufs vor allem der Mangel an landwirtichafUiaben AiheÜani 
infolge von Kriegen und Beuchen der Anlalk gewasaa Bein 
dürfte, die minderwertigen Böden anfser Kultur zu setaan 
und sie der natürlichen Bewaldung oder Berasung zu über- 
lai!««n. — , Polgen wir der AnBicTit der Landwirt«*, sagt 
Kurt2 Hin Schlüsse seiner Arbeit, „»o eibalten wir eine ein- 
facliere, ungezwungene Brklürunf,' der Mocbickerkultnr (als 
die bisher Übliche) In einem ^^eitraumo. den natn von der 
SeCBbaltmaehnng der VolksstAmme nach der Völkerwanderung 
bia snm 18. Jtfnhaadait rieh antnekaa lanaa kaaat aiaa 
BrklBmog, die am ao wahrsehelalidiar «frd. Ja aiahr aie 
den Bochftckern ihren geheimnisvollen Nimbus 
entzieht." Dafs dann auch die Präfaistorik der auf den 



HoohAekara gaflindaBaa Huüsiaan binlUlig wird, mng 
bei arwlhnt aato. Q j. 



Tiefsee-Kxpeditioa Im antarktlaahea 
(Maeh einem PriTatbriafe.) 



Ua 



Einem uns g&tigst zur Verfdgung gestellten Primtfariaft 
aus Padang auf Sumatra vom 26, Janaar 1999 entaehmea 
wir die nachstehenden, sehr wichtigen Nachrichten. Es 
geht um einer beigefügten Karte hervor , dafs die (7nter- 
snebnngen »'.er ,V;iidivi,i' im antarktiichen Ocean von grofeer 
BcJeutung «ind und d.-irs in dem sütllichen von der .Val- 
di; i.i' benucUten Meere auf weit« Slreukeu di« Tief« lu 
und dariitwr betn,i|,-t; unter 58° südl. Breite nnd ;':>° .»«ti. 
LÄnge wurde mit 5733 m die gröftte Tiefe gvmecaen. Oer 
sOdltohato vea dar Bqaditiaa anaUhU Paakt liegt aatar 
««* tir aOdL Brette aad BS* iV Bsü. Uage etwa 100 Baa- 
meiloB BÜe^loh EnderbyUn'l 

Der Brief lautet: .Etwa 7o 1 ai<e Kind wir seit Kapstadt 
unterwegs B>«w«s<>n, ohne liewidiiite (legeiiclen zu berühren. 
Für einen Durnj'icr in diin eine lan^e Zeit. Nur ein einzii,-e« 
Sebiff halten wir millieh von KaiiBtadr noch am lt> Xmeitiber 
tjetrolTen. Menschen fanden wir leitdem nur auf >^t. l'.iiil, 
WO wir Fische und Hummer gegen Fleisch , Tabak, Brannt- 
wein and BoouuM eintauschten. 

Aa 18. Moramber verliefen wir Kapstadt, um dia 
BostetiBseln aafimoabeB; eine dstMlbca, woblUadeay^ 
intri, haben wir trete Stimi nad Kabal gefanden; Aber dSe 
Position einiger anderen sind wir hinwvggesegelt. Bs war 
manchmal eine unglaubUch« Wackelei dort Man mufste in 
tti?r N'acbt Rufstelien, um tiemmfliegeude Ola»*r wii-der zu 
vrrst.iueii Itei der Bouvetiinel trafen wir die n i^-l i »tserge 
und jrwel Tage «pÄter da* I'ackeis. Wahrend vor- 
her daü Harouieter in J-t Standen zweimal ebensoviel Milli- 
meter gefallen war, hatten wir nun gotes Wetter, bedeckten 
Himmel aad rahlga See. Da daa Tnihaie onaarer Sahfaaha 
geflihrUeh arafdca fcoaate, mnikteB wir aasweiebeo, kaaiaa 
aber doch dnigemal arg hinein nnd ae wer manchmal 
schaurig, das Abkratzen der Patentfarbo hl d«a Seiten des 
Dampfers zu hören. Oeechunden kam unsere .Valdivia* 



Ehe doch irjead ein iiniLliclicr Beritlit in f>f nt« -h'siul ulx-r 
die Ittie Fjlirl der „Valdivii" erM-bien , btii .' ■ml dl< n 1- rwelse 
^cl|l>a d;ia co^llittie tiei>>,'ra|.>hlcal JtMirDat lur Mitrr Karle xinA Be- 
H'hrsibuog. Wir nitinoii , <laü die to^sb i i issl siaer dentedis« 
KipediMo« «tocfa zeMicbst ia Deats^nd teriMhatüdil wetden 
eellteal Ked. 

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BAoberaohau. 



aodUdh lUlllIk dar Kaodonaldinselu &u« dem Pjtckoi*- 
g»bi«t« IMIMU. 

Sfidlldi AtrlUodanMIiiMln Iw||Mia«a «Ii* Btim« wM«r, 

nnd der Bamgimph zeicbnete wieder Fieberkurven. Der Weih- 
naohteabend wurde im Sturme vor den Kerguelen gefeiert; 
ein Baum w»r von KupsfafH miti^v^Domroon-, Cbun mufst« 
biMiii Kliivipr^iiieleii iVsli^etxn.ilijn wirikii. Jirim Pbotogra- 
pbiereu tlogoit ita enUf jjetdiF'iulF'n Aug(!riV<licke die ApiMtiate 
am, und daa Blitzlicbt braiintv unter ilfm TKiglM tUk Tcotz 
der Wackelei war e< recht lustig und nett. 

Den «r«t«D WfttnMiiMaf tnfca «k in Onditbaftu 
(Kergoelen) «in. Bat iHtWMWiitMte auf KngMlra wwrtn 
die Pinguine Bild Bwllnftllltwii. die lieb ruhig photographieren 
lieben und bailM VdMht vor den Mcnacben Terrieten. Qe- 
rsdexu fr^li waren die jrrof»pn Rnulniirivcn. K>'r|,'vK'leti ist 
ein •ehöll'Hii Lund an der Kunt«, «Im gniii viin nr;i«f-ni, riwr 
Koropomtee, Cotula, dem Kerguplpiikohl luni Azor-^llarfineu 
er*ch< int. Im Inneren findet man viel kahlen 1! ■den mit 
äteineu und Ajorallabüiobeii, die kleine halbkugelige Hocker 
bild«D| ao d«A w wtailBt, »ia ob die PflaiiMa dort Dach der 
Mnivag von Mum and Ei* noob niabt raoht b»b«n Fuft 



iuMvx k&anen. Dia Orediche brachte aua garlogar Tiefe alle 
die iirinHaMiMD antuklJaofaM Tiat« Iwimf: Itvai Mdh* 
ttfedrtaiii dabd dl« grolMn Ttttf* Haknt^Tatla nd d'OrvlIlea. 

Am 29. legten wir noch in Cbriitiiiniihnrboar an, nahmen 

einiga KAntgi- und Ea«l«pli)gnine ao Kord uud fuhren nach 
8t. Paul weiter. Auf dieser Krateriin*!, <\\f mt n.llfle »b- 
geatürzt iit, verTollatändi^Un wir unsere Ii b-: mit- Pujguiis- 
lammlttng »!(ir«h Fudypt^s i tirvsocoiii», und in Nen-Ameter- 
<1 ;< m erle^'tvn >.» >-i ^''liir'-'iiftlziere einen fiuUtn Atta afaitr 
seit Jabieu dort vtiwiiilerttu Herde. 

Vor i!<'n Kokoiinaeln M dar tidMiii BtaUai die Vir 

hi» ji-ut gefunden (57U3m), mubMll wir OBaam Ant, Dr. 

; BachmanD, veroenkeu, der vormittags am 14. Januar tut im 
Bette gefunden wurde, nachdem er einige Tage Ul>er Kopf- 
sclinnTzen j;eklnj{t hatte. Cbun hielt dabei eine ergreifende 
\W<\r. Ihr Kukusinti«ln aahen wir nur am der Feme, diohte 

I Palmen auf gellem stnitule von wetTser Brandung und blauem 
Heere eingerahmt. Xji< iiiiiittn^« am 'i2. Januar tiRtVr] wir 
hier in Pndang im K6nigin'F.mmahafeD eiD» der tc\x6n zwi- 
■chen bewaldeten Baiyan, nsah «Ukan dwah Imf« MoiiHi 
geteliUut, liegt.* 



Bücherschau. 



Or. H. Höfler, Kraakhaitsdinaonan. (Sondarabdnick 
au« dem Arrblr Ar BaMgioaawlaaiaiahalt Vnlbarg, 

J. C. B. Mohr.) I 
Der um die Erforechung di utj<''her. nAiiieatlich bayerischi r 
Volkskonde sehr verdiente Ver{<ie>«r fal'st hier allee suiammen, 
waa «ich auf die KrankheludiliMaaB iMBlriM. uid laaM | 
dann mythologiechen Urapning naabinwalaen. An der Band | 
aciaa* überreichen Stoffe* erhalten wir ar.eh die ente Kin- 
teilanf der D&moneo. llöfler UDterschvidet Haar-, Brand-, 
Schuft-, 8Uob-, ätofs-, Schlag-, Beif»-, Kneif-, Greif-, Kratz- 
Dümonen u. *. w. .Hinter jedem Dftmonenweaen ateckt 
Dicht das Spiel z^ceiloaer Einbildungskraft, sondern 
irgend ein Erfahnjoi?sb<i;ntf, den unser« Ahnen friiher oder 
später im KauaaliUUdrange einstmals in handelnde mythische 
OasUlten omjmtat liattaB. — Hedlaiiier, PoUüoriaUn und 
fbUologen, £aM aind aa baata. die diese primitiven Vor- 
atallangen. die in Sage and KiMfaen ein phantasievolles tie- 
mb« arbielten , aus diaiar KUla wieder zurückzuentwickeln 
banln aind. Maacbe alM Wahrbait fladan wir in der 
aadUnlaeban DtaMoolagla taaHtift* 

Bianicl Druuii: Turistrouler paa Island. Tvi< ib 'ver i 
Kölen fra 8ü<l»rkrog til Beykjafik. Udgivat af den is- ! 
laudske Tnristforening. Kj&beah»Tn, tljkt id«B>BebnlU' 
Vnivenitetabogtrykkeri, 1S99. 

SodUeh aibMaal aia liaibiliKar Flihnr m «inar Baiaa danb 
bland. War wlrkBeli «iamal Mieb« lAft ganlalhen and 

dabei das Orofsartlgete «ebauen will, was die Natur zu bieten 
vormag: Qebirge and Sandebenen dicht nebeneinander, end- 
lose LaTawfiütJün , r?irs«n!!e Ströme , eiintarrprjde (Hetscber 
und an iliretii l'ul^e v,ilk;iiil»elu' Siirir^ipiellen und beifae 
Scbwefelpfufale du ht daijcben , d;ir.u eine ul f!rw,i!tigende, 
nervenstärkende Ruhe derNütur, dr.tn i»t «irkli"li dringend 
sa empfehlen, dafs er dem Hat« Uruuna loigt und die ferne 
Inael Island naah «einar Anwaiauag dandMoart. Fflv Ftkhrer, 
nbrde, Salt« n. a. w. aotgt der vontand dae idlndlteben 
Touristvnvereins, der deutsche Konsul In Reykjavik, Herr 
Ditiev Thomsen, ai}f brierlicbe Anmeldung hin. Das Buch 
ist dilniach geaehrieb^n, und wvnn ;iufh der etwas Bprachge- 
wandte ohne weitere Kennliiiiii'e die«er .S)ini<'lie '.•■ic\i<. den Sinn 
v^n<t**hen Vnnti , >t' iiuiC* iler liielildHiuiwinj Jjeaer doeh 
ri-i lit »t.:,rr"nd f i:;|ij]iideii, diii'ii .tUlVer ileii iibliehen Entstellungen 
df.r iKlündMcUeu Urlsnamen iMim Dmcke — z. B. Hviarvatn 
für Hvitjinratn, KoUvenastad für den Wohnits einas Haniiea 
namens KoUaveinn, ttvts M:i-lefells-linjuk fSr -bnfikiir — diese 
alle dnUart sind, und d^bei noch recht inkonsetjoent, z. B. 
Oataidal (Aaaturdalur) neben CiUumb»! (Olaumbjer) , oder 
noch dazu falsch , z. B. das auf dem Titel stehende uiul im 
Text so oft vorkommende Söderkrug (einmal sogar Sönder- 
krP?\ »tütt fiQdaakrog. Wer Rber iniXndJsoh und dünitM-li so 
vei ;;l.'ie(ten kann, dafs -r S..iierkr<.i; auf der Karte itln 
Hauäarkri4ur (Schaf-ach-Wink«l> suclicu mofs, Otjord als 
Eyjafjöräur u. s. w., dem winl «las Buvli nii'ht nur »Ii ßeise- 
bandbueb vortrelTliobe Dienste leisten, sondern auch «ine 
•afaarat «naftvalaha Laktdra eiin, denn dia Danteilanf M 
statt nnd flielbend . die Beachrelbttiif anachanlieta, die Awdl« 
düngen (znm Teil schon aus frähertm Bücbem denselben 
Verfassers bekannt) so zahlreich, so ausgezeichnet atiei^wähK 
und ao vormffUeb auegefiibit, daf« man in dar Tbat die 1 



Heise an der Hand des Buche« in iiein> r Stube mache» kann. 
Wer alur rund linX) Mk. ü^r.R hat, der kiinn nie wahrliaftig 
be»»er zu i-iuer Reise nach Islfnul iu« in die Alin'u mit ilirea 
liolieti Preisen und ihrer überftilluiiÄ iinwenden, der (lewinu 
an Uesundheit und Erholoag wie an Naturgenofs und B«- 
lahmnt ia» «ait ptSter. Wir aiad Baaim HanpibBaaa Bemw 
nr die AMkirasit, dam idlnllnlMn Tonri at an v a w in ftr die 
Herausgabe und der Druckerei für die saubere Ausstattung 
in gleich hohem Maf»« zo Danke verpflichtet und hoffeu, 
dafa die nächsten Hefte 1er Sammlung, die wir n^ch der 
Kopfleiste des Titelbi.it tep ( Ti.ristrouter pa» 1-Ii«ui1) erwarten 
kennen , r<»cht bald ei'scbeliieu nnd dem ersten ebenbürtig 
sein werdeu. 

Nürnberg. Augast Gebhardt. 

A. S«idi>l: Transvaal, die söd»frik«ni»«ba Bepablik, 
historiaah, f aograpbiiob. politisch, wirtaalimft« 
lieh darffastellt. Berlin, Allgemeiner Veiefn för Savte 
sehe Litteratur (Hermann Paetel), 1898. 
Die bekannten TerOtTentliohungen des .Allgemeinen Vereins 
für Deutsche Litteratur* sind jüngst um ein neue« und an- 
ziehendea Buch vermehrt worden, d:.> die i^olrlreitbe Buren- 
republik Triinavaal einer um&ssendeu bchilUeruiig uiiUir- 
zieht. Der Autor, unser vielbeleaener Sekretär der Deutschen 
Kolonialgetellsdiaft, bat ikümlicb nkbl nur die geograpbiaeben 
und etlmegfarhtsdwn VerhUtnisae daa Intaaesaantai GaMalaa 
dargestaOl, aoodam andi dIa hiatoriieha, poütinlta ond «fI^ 
schafiliche Eiitwtckelung de« eigenartigan Staatawaecaa Bit 
Liebe und Sachkenntnis behandelt. So ertebaa wir bei dar 
Lektüre die wecli^elviiHen ^'-hicksale des in seiner Existens 
so oft bedr.jhteii Burenv.jlke» gowinermafsen (lersuidii-ii mit 
und «rfjil(ri-ii dii- li.tiinuen , mii welchen dLe.><e „Bernden 
8e(-leii' v<ii; Kii^dund ('Iiiuiii:iL'<it; utugarnt wurden. Dann 
fol^eii die <;ritaiaiiscli«n iloroente der Vergeltung bei lironk- 
hurst-Spniit, Potadiafetoioni , Laittgs Sek «nd fadliek en 
Majubaberge, wodnroh die Briten Matig Mehrt wurden, daik 
sie mit ihren zusammengelaufenen MieLssoIdaten sur Mot 
wohl halbn.tekte Wilde, nicht aber ein freies, von Kinde» 
beinen an im Gebrauche der ■Wnfl'iMi geübtes, liandfe»t«» Volk 
zu unterwerfen vermi>gen. 

Aaf Grund diexer Kämpf« und Biege wird mi^ i.un zu- 
nachnt der weitere Auf- und Aualiau der RcpuV;l;k - iifu-h 
aufsen wie nach innen — deutlich vor Augeu geführt , und 
damit tritt der Zeitpunkt «in, in welchem der Tertbeaer lar 
D«*ehreibung der nntttrlicben VerhAltniaae daa Landes abar« 
geht. Nach einer acharf ninriitsenen Cliarakteristik der Oro- nnd 
Hydrographie wird dasKUma, dieGesundheitslage, die I'tliinaen' 
und Tierwelt und dann zuletzt der ungeheure Mineralreichtum 
Transvaal» eingehend erörtert. Nun erst kommt die eigent- 
Wrhc ?la'itenl;iitide an die Reihe, wobei wir die .Distrikte 
uiei 1 11 tte ;i;,;i*n", die .Regierung und Volksvertretung", di« 
„llcflite und l'iiicbten der In- und AuKtänder", die .geistige 
Kultur*, die .LandwirtJtcbaft", den .Bergbau", sowie den 
.Handel und Verkehr* im Burenreicbe ketkuen lernen. iUeran 
fcnftpft ikii ein Ralbant kewaotea Xa|ittal. nlmUoh das &bar 
die .neoerta Oesalilebla der sfidafrikanwsben Iteirabllk'', aleo 
über den Bnubzug de» Dr. Jameson mit allem Davor and 
Dahinter, bei dessen Verfolg wir von Krtlgersdovp und Prä- 
UHia in die Oerichtshdfe der liondonerWahrbeitsfitlacber nnd 

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188 



xaUtzt ao die Ufer der DeUgoab«! g«br»cbt «r«ril«u. Nocb 
ilt in diesvn Fragen HtV ztiiu Teil Hurh DeuUrhlaiid «ebr 
Mbe angehen, lnng:>i ni< tit dus letzte Wort geiprocben. 

Ein weiterer Vortug dos Sei de lachen Uncbei bectebt 
leUieMioli in Mincm reichen und geocbmackvoU auagewäbl- 
tra SUdatMliatn und in Minen viw ,AAh)ing«u", deren 
tia ftviAbiliieliM UttantmxvtnNiBlisii UtUti 
TCR a« BlbUothii» dar IttMaebam KalmttolgmM- 



Bcbaft, Harm Hauptmann M. Bros*. Danncb wird in An* 

bncg 2 <M» p Vi-rfuFsunt^" mh\ in AviIiAiig ft Jio .Londoner 
KdtiviMitiun vum '27. l'LtiruHr uacb ilireiii Wnrtlaut« 

nii^ediucWt. Anhang 4 bringt die nötigen Anmerkungeu und 
N'jt-iiweinti xn d«ni M yoffilah*Ddn kma likiariäitn ffiiM(> 
Tüllen Texte. 



Kleine Nach richten. 



AUraek aar all «oi 



■MM. 



Taadiee. In einer dur letzten äiituugen der Pariser geogr. ' 
Q«Mllaeh- berichtet« Uentil auifübrlicber über aeine Keiae 
aum Tiiad, nti er t« im ,Tttapt" im Um lb98 gelban und wor- 
über ich im .uiobna' (LXXUt, Mr. 99^ a SM) ariialand* 
Bemerkungen gebracht bab«. Knr BrKlimii( dw IwrafM 
Mitgeteilten diene fol^renden : 

Oeotil gin^, von dvr Waddaetntion um Knie des mittleren 
ITbangi au«, d.n K<;iii i liinanf, itmrvcbierte xum Toini liin- 
nber und befuhr ilie^rn I i?. Kivti»-.! j,. (5" 4V nüiiil Urf-itf). 
£r übcrechritt dann diu uur iutim Ilöbe betrageii'le W^i.xB^r- 
»oheide Ubangi-Schnri und erreicblo hierauf in iIit Iiiin<i- 
achaft Mandj* den Kaua oder Baudala. I>i««er mundet 
M 1' 1' BlML Uralte in dra tm> WdiNtai kommmim 
Qod WMumkihami OriUngiit od«r OiraifB. Du wln 
er«t« Korrektur an den Kntdeckungtn Mine* Vorgangert 
Uaiütre , welcher den Oribingue Kakara nennt und ihm 
nicht die 7?.tlftutiujt5 ile» ir;>ii[:t<iirome» piebt. Bei »*• 35' 
n<)r<ll. ürfite i ilainljale»»*') i raclieirjt wieder ein äatlicher 
Neh«ndufi<, und zwar niKcl)ti;.'er nU 'In; beiiiifu vorhergehen- 
den. Et heilt i Hcli M<ii<ir'' un l nui.li i.Hcti Oentil Bamingui 
oder Hahr el Abiod ; Uentil nimmt aber keinen Auataud, iba, 
wühwBhatiülaH MmbtiiiiUt Mnr Knti, ala 
CMMtaDf dM tUkmit, ate «h d<n «t|tiilGitbt 
r lehnen. Der FluMfettf «iilIaii4j*MiM Wa «nlMftftlb Kllla 
Iii« von Kendl «im tntnaMl «rftmebto und Aber Mo km 
l-in^;«' t>tri?cl^e. 

Dt-r 8cbHri erbült eine Breite vmi mi?hr «1^ imd 
runimt vnn Outen f!pn Hnnporan uml iiakitr« Huf und winl 
»■fiter ftliw.irlü vnn unvr Mi-nt."- vnti Inwin erfbUt Die an- 
fangi trotüou eiuaamao Ufer hevctikem lieh immer mehr. 
Owtit befulir von Miltu bis Bnguman den öitjichen Arm 
d« Behari nnd fand, dafs die Bewohner ihn nickt Ba-Irr 
oder Bataohukam, sondern Babr Brguig Manen. 

iiiermit wäre ich tum Ata^DH der geofmphiiaban 
Nettigkeiten nnd zum Ende meiner Notiz gekommen, bitte 
ich nicht einen kleinen Artikel der Voseischen Zeitung vom 
17. ^V^rlla^ d. J. in dl* Hutnl hi-konunen, wrf-lflK'r, ««vi«! 
ich wjii'-, Aüch in KinU-ri- H'.iill>T nlj<T;_'f.i5an(;«.ii i«t und der 
fett gedruckt, aliM> triuni|>hit renil verkündest, durch die karto- 
graphischen Aufnahmen dej Franzosen Uentil, nie<)«rgelrgt 
in der von den Compt. nind. und Uuuv.gikfgr. (12. Febr. 18'ju, 
Mr. 7) vaiMtmllablw KartMukiiiti ttMm da* . H latartaad 
voB KammiB alaa gaas «rbeUlebe fafirtlharaoc'. nSmBah 
an 28 000 (|km. Diese irrige Behanptnag aadngt mich zu 
ein paar berichtigenden Worten. Bntaaa darf man einer 
Kartenikiiz« niprnnl« (1<>n Werf, von ««nauen Aprronomi- 
schen OrtsbestjniiMuii^fii ln-ilegeu. »eim f- «lioli niclit um ab- 
norme Hifferr.'izen mit dem liiaijf r Ikliannttn liHndell. Gentil 
iiat ili« SkizAi. nur zu all^.'iMnfini.'r Orii.'Dticruni: entworfen; 
stimmt »ie ja nicht einmal mit dem Wortlaut seine» Texte* 
aaaibarad axaht ftbacelB: a. B. in Basog anf dia Mftndnng 
daa OriMagtri in dan Sehari, anf dia tag« von Madji ; aneh i 
llakari am Tsad befindet sich zu weit westlieh und die 
deutsche Orenxlinie vom Tsads«« indwestlieh durchsebneidel 
ni<<ht rtor. I v Grad Ontl. lÄnge Gr., sondern berührt ihn nur 
iiuni; Breite. Aber selbst zugegeben, man könne 
HU8 t-}ni'r und speciell aus dieser Kartenskizze den Hchlufs 
ri' lien. dafs Nordost- Kamerun bedeutend w. ii<r n;n h ()«ien 
reich« , als blulier an$;eriommen wonirn , so mufi doch vor 
allam die Kartenskizze GentiU aenau mit der dem deutacb- I 
fraazAsischeo Abkommen von lt>34 beigefügten offiaiellcn | 
Karte vargUehaB waidaa. üoaMil iab aabaa and ab airk a ta 
kann, liegt UUtB ttaab dar offlitonaa Karta tOkn (oder \ 
vielleicht 19 km) and nach Oentil 'Jükm a«tlich vom 17. Grade . 
Astl. I<üng« Ur. Dadurch verlüiigert sieb aber die .grbfate | 
Breite den Zipfels" nicht, wie t tbnuptet winl, um ullf Iftil km", i 
sondern li.icli»t«ns um i. krn , \inil es Bc)ir\un|ifi di-mnacb 
der Von dum (ii-opraph«) il<:r \'.i»»i«rl,cii /.,.|t\iii^ i:riiii]ip»<»ite 
ko1i>sv:ij.. 'ien iiui !ur K"i'dnHt - Kittiiei uri ftuf ein Mintniiiia 
zaiammen. Auch in Bezug iinf di» Mappiernng 'ter Bcbari- 



nitiiidiing nc-lji-int mir rni Irrliitii oliz\(Walt'_'n. Die Miiiidun^ 
des behari in den TitAd , da« lieirsl de« iiauptstronie» , anl' 
den es allein bei der Orenzbestimmung ankommt , i.it bei 
dar Karte tuid b«i der Skizze genau auf denaeJtten Längen- 
grad aiagatiagaa uad alobt vaa OaatU vanehabaa «liMaB, 
Ute la jaaam Artifcal aagagabaa wird. Ob Oaatil bbar b a m pt 
liSngealiaatiBmnngen machte , ersaheint naob dem Wortlaut 
Seimes Bariabtaa zweifelhaft. Denn er nmiert immer nar 
ihm besonders wichtigf Prvitengrade, Kicbtig int, dafs 
Massenja bei Gentil um ein tcotet Stttck »uit«r osiiicli liegt, 
als auf der ofHziellen Karle, und um ein kleini » Siücl; «Ii snf 
der Dabenichtsciipn. A\-qt dai weit ab vnn i1er duiitscli- 
fta n »6iis c h«n Orvnz« getagan« Maaaenja kommt hier gar 
aiab« to IMiwlit. Vamt Kahalalbwiti im Hbitailaada ww 
XaBMran bat alaa kaiaan a a a mac ta U » Sawadäak «a* 
aebaak arimüaa : ar bleibt ao grofb via Uabar. 

Brix VOralar. 

— V'.n di'r vielvetspreclieuden a r ui e n i > i- h lui K.vpedi- 
tion <lt'r llerri-n Dr. W. HelcK nnd Dr. K. Lehmann 
liefen neuerp Iterictilc vi.r. Z<inacli»t liriiffe au die yHj- 
grapht.i' lie «ieHellM^hm'i in Uauiüurg (Miit. für llSäi)) imd ein 
Batiabt an die DerMner Ai^ndemie der Wissemahaftan, waiaba 
ailMia erfolgreicbtin l'°urtj{ang der Szpedition baatiUgan, dia 
Bit der Kttilschriflenforschung sich beacbiftigen , abar anoh 
dia Oeographie in Betracht ziehen. Russisch- und Panfaeh* 
Armenien i ITmaia-Seel, dann Tiirkivh-Annenii-n (namentlich 
die Umi^rK'eml des Waii-S*;«») wurden bereist und 60 naue 
KellioscbnAon (intdi-c>.t. In Pi-r»ieu und auf tQrkiiicliem Ge- 
biet ist he»jnlerrr Wert i>uf die ){e<i>{rnpbin:hen B?ol>acli- 
tungen gelegt wurden , uauientücla »iud eine Anzahl von 
Br«it«nb(»timmnnK*^n und unausgesetzte Visiernngen sur Be- 
stimmung dar Länge, sowie fbrtgasetiia hfptometriieba Ba* 
aUmmaagaa TocfaBoanMa wordaa, durah «aUba baaoädara 
dia Kaaila oad Karta dar Oagaad am daa Urmla-Bea aad 
des Wan-Sees und seiner Dfergebiete ergllnxt und rarbessart 
werden wird, wilbrend das Quellgebiet das östlichen Tigris 
in den Bezirken Nordnz, Schatag und Moks wohl von d)>r 
£.vi>eiiition znm erstenmal durchforscht worden i<i. Die im 
Aultrai,'e der Hudolf-Virchowiitiflone nnternommrnrn Aus 
grafiun^en auf Toprak-Kaleli bei Wan lnib«n zur Krildei'kiin({ 
von FeJsbauten, Tempelfundamenten und zahlreichen Thon- 
gaAbit. 



— Der Men^ehtii^pr. 8«it Jahraa iit aa bekannt, 

in Java und h^umntra bi-im Volke die Übataangung bemäbk, 

dafs irpwfit«». MetiKfiien «ich in KiHiig«tijr«T verwandeln fcönnon. 
Pr< f. J. .). M. de Gi oot veröffeutlicbt nun in den .HijdrHgen 
tot de l anl , Land- en Vfilkfnkoi.de van Ned.-Iu'üe* Mi« Vidgr., 
deel V) r.ni' Arbeit, worin vr riuraentlicL au* clunesischen 
Bohriftan , die bis 2000 Jahr» zuruckreloban, die BoUa nach- 
weist, diadarManaabtigar in Hintarladiaa «ad Obiaa 
spielt. Am diaaan fletariften geht, wia da draot am Behlnsae 
»einer Arixnt noch besonders henaabab^ Iblgender Ideengang 
hervor. Di« Verlinderung von Maaaeban in Tiger ist die 
Folge von Knmlilieit und Irrüiun: — man kann die Wertijjer 
(weertygers, ultdenlsch ver, Mann r= laieiniicli vir, inier mit 
wer, Kleid, zn^ainmenliängend l dnibirrb unncbiidlich machen, 
dafs man il.rrn Namen ni-mil ur.d zeigt, dui'» man mi» kennt. 
Die Möglichkeit, utoh in «ineu Tiger tu verändern, ist ge- 
wissen Gruppen von Personen , oder Bewohnern von be- 
stimmten läandstricban beaonden eigen j — Tiger können 
aiah ia Kaaaaliaa varwaadala; — waitigar aiad la ibrar 
XaaaobaagaMlt aa gawiiaaa inflwraa Zaiebea kaastiiab. — 
Die Seele eines Heuacben kann sich naob dam Vbda in einen 
Tiger verwandeln. — Man kann die llgargaatalt durch UUlfe 
von Zauberspri'ichen und Kornn'in annehmen. — Ks j(iefi( 
eine teilweise und lati|^«ame l'mtildunK Menncbeu in 

Tiger nnd umgekehrt, ein Beweis dafür, data beeleDwandurung 
keine Rolle bei der VerUndernng spielt. — Die Veränderung 
in einen Wertiger kann eine Straf« von böben^r Hand sein. 



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Kleiaa NtokriolitaiL 



Audi FMOfB kdonm Warticar wlii. — Ifaitlgar dnd dan 
llMMabra durcbaoi nicht immer feindlich gesinnt. — Gegen 
Wattiger verKbafTU das Volk «ich wlbit Recht. — 61« wur- 
4aD auch wohl von der Olirlgki it (»--([riifi. — Mätn knnn 
auch Wertig*r werden, wmii miui aicli eine Tlgerlmut ura- 
nimmt. - - l^ei-t man dir Ui*U! ab, »o wird man wie*)i'r 
Mansch. ■ Ein< \ t rwiiiiitung, ilie dem Wertiger beig*- 
bracht wird, ist an d«i» üti«reiu*tlmoaiend«D Teile d«t menich- 
Uohaa KOrpara iMMMtn •— Dar XaoMkitiiar tat ata Lieicben- 
ftaaaer Dod KtwibhofcelilaJag. — Aar a&laaifaelia VPertiger 
kann ein gewöhnlicher TteW Mfan, der fith 'Ii« l^le eine* 
Tenebluogenon Metirohea äiaWftTaB uttü Ut'nclniuer hUlt. — 
Die 8e«U treibt ihn immer zu neuem Menachenmord. — Der 
Tiger rwingt aie, in den entseelten Körper zuräckzakehren 
avA deDwlben zu eiitkirälfn. — Si»» lockt M<»nwhp^ in Püflfn 
uiiil GrulM'n i.inil vrniinlrrt >!«fn^Lli«'n .ihnirliiln-lj in Tt^i^r. 
Aus «ior Abliitutituitti vuu l'rot. de tiioot getit «ciilagend her- 
vor, dafa der Wertiger bia in seine Einzelheiten unserem 
Weiwolfe entspricht, wie diei>e« schon K. Andre« in seiui-n 
.■thaagnpMMhan BuraUelaB* (Stattgar» 1<7>, 8. 72) Mab- 
gawlMao ha*. 

. '— Den KrSnlermarkt io Neifs« achilde rt Üimbal 
»1« ein Kajiiii»! « n» (1(?r Vol kmnedi?: I u vi'rg;i:;i;enf r 

Zrll UM. Uli. ll. « lUtfcMNl-ll. lies. ZU Kel«l<e Ih'.l^j, I.,ilig-t 

\irAn dieser Krüuwr alu wirkungslos und nercloa au» 
dfr it i'^i.'ijfi.'baftlicben Apotheke verscbwuDd<.-u, das Volk b«- 
liält si» aber in der BattMiiotliake bai; namentlich Ovbirg»- 
ptenaaD md jaa^a VcftblMigdaftirter hauaa Mala da« BoT 
betondan MMgarlMlwiikiiJig. WIbrand wir Im I«Qjb daa 
ganzen Winters uns die zartosUm und köatlichsten jungen 
Uemöse aus südlichen flegendro versehreiben, achten wir 
d«D jungen heiniischeo Frithlingssprofs viel wenigi r liiudi hIh 
OMer« Vorfahren. Neben den Lippenblütlern fi-n-liHineu die 
Konjp<>8stpn nm mei«ten auf dem Markte; von ietzteren soU 
die K.injdle Tiji mlich gegen »lle< bidfen. Hehr als Kücben- 
cewachtu sütd die UmbaiUferan geschätzt. Ab«r fast alle 
FarnUieo liefern «tasabie Vartjratarj w dia Manlaceen, die 
FrObliagsprimel , «Ile Ttotaaaaa, daa lUditiaAnattarahen , die 
Kvaaabliitler, daaWiesenscbaamlÖailtidie Schmetterlingsbl ütler, 
dan Bail^la« ; TaasendgdldfBlmtQt und Eibisch helfen bei 
Erkrankungen der Aihmun(r»orpRtie . r!;t:drian ixt krampf- 
stillend , Eagelswurz und B.iuikul nteheii m lioli<>m Bnfe. 
8p!t7wei»«rich ist tognr in dm Imlustri'? RedrunRen und 
Hj'rndf.'t SjMt7U-ei;eriflibo[ii.-.ii:f». Vi>u \Viir/<dn vi-rwi'ndt-L 
man last nur den Kalmus, die Bibemelle uud lUu 
Aus d(^r Blütterscbar seien erwübnt Walnufs, Preifselbeere 
und Ueidelbeare. Judk« Triebe d«a Waobolders und der 



Klate dIa— «1» ZnlUaa an Podara. Ton Oiftpllaaaaii giabt 
T«f> Biv m dia filabeara «ad daa Foiati doeb glaabt ar 



Mlbal, dali darTonat dar Kaiaapatbakao aiit daa faaaaoten 
Oaviebaaa bei wettam nioht ersehe pft sei. 



— Xtini Aller dfr Moniiune. Kudii-ilien Ijildrt lie- 
krinutlicti inl". Ceylon zuw;\rnmeii ein bes/jnilere.s ^^iUIll4ti.1^■llrtH 
(iebiet, das sieb scbarf gegen Dekiian absetzt. Die geolo- 
^aobe Qraiiaa dar baidaa noriaaa Uagt ia dar Banha vaa 
Faljsib. welaba ia «iaar Brtit« wo SS km Toa Kallkat tarn 
Mittellaufe de« Kaweri zieht und in ihrem höchsten Punkte 
nur eine Meereshöbe von 300 m bat. Si« wird im wesent- 
lichen von Kreideschiohten rrfülll 1 1 rti irm-bichten fehlen 
völlig; seit dem Ende der Kreid.-pi-i iu Ii- brntsht also bivr 
«.'in* Land Verbindung zwischen d'iii niiUten (inftis^blel i:n 
Bilden sind ieni mitteliudiseheii Trap[i-I-inte;iu , dhü i-eiiie ile- 
dnitlve >'urna auch schon am Knde der Kreideperiode er- 
halten bat, Die södindisclie Fiittna bat siab also dia gani« 
Tani&Tperioda blndurcb uDgatundart Saab Nordan varbraitaa 
k$aa«B. Tntadam baataht ahw asbaiA Oraniai dia allav» 
diaga atebt aiit der geologiacben zoaamaiaaAIlL Sie varllnft 
vielmehr nördlich davon und <atlt g«n«u zusammen mit der 
Liniv, welche den Kiuflufs des M'genbringenden Südostmonsuns 
begrenzt. Sie beginnt etwa bei Ooa an dfr Wesikflute, 3:iebt 
dann der Kammlinie der Wenghats entlun^; ii.ieli Süden bis 
etwa nach Uangalnru, scblielst die 2«tl|{iris- und dia Wy- 
Doadbills ein und zieht dann nördlich der Senk« zum Ka- 
veri, si« uata«bliefst au«b noch «iiMD Teil dar Ostkäsl«, so wait 
das Madiiie daa danii dia Maafca aiadilBgaadaa 
alaht. Oiaae Uaia begrenzt da« tSdiaillMbc 
Waldland und mit ihm die siidindiscfav Hiui/etii rfHuna ; sie 
begrenzt aber noch sebürfer die Verbreit i. g .i i tür Süd- 
Indien rbHr.il.'.'-risrisfheii kleineii r>ec};eJ»;lii'.e.,l.en. Hütt« 
die Greti/.e di-r M.'nmnw ii k .in;; *eit dei' A i^f ill jil^ der XiOcke 
zwlsebeij Siiiiimlien nnd l'tkhan leJ^laJ^ weiter nördlich ge- 
legen, wnrderi diew kleinen, auf dem Ko'en lebenden und 



aa iiaiaa Ifibrpdanze gebvadaaaa Tiara aieh aaeh attdUab 

der heutigen tirenze an gaschiltzten Stellen erhaltea baben. 
Da* ist aber nirgend« in Dekhao selbst und nur in ganz ge- 
riiieern Mmse ;tn den beiden Küsten der Fall, wo einzelne 
Arten eiuer^eitH hts m die 'jegend von Jlunil^ny, «nilrr^eits 
big nach \ izi>i;ajiÄt.:ini (;elieu Damit int erwiesen, daf» 
die Mönsune seit d e rn He^iii:'. d •• r T e r t i .ir pe r iod« 
iii der heutigen Weise weben, nnd das beweist wieder, 
dafs seit derselbaa 2ait aiaa waaenüloba Vaiiadaraag dar 
Verteilung von Land aad Waitar in daa Bagiaaaa iSdllA 
der Al'eu Well Dicht eingetreten ist. Dia I^ndTarbtadODg 
zwbclieu dum indischen Archipel und den Maakareuan waadart 
damit dia Waga Iiemorieas and du tartiiraa Atlaatia. 

Kobalt. 

— Eine Irrfahrt von den Oesellschaft i- 1 nue In 
nach Hawaii. Über die murkwördige Irrfahrt eines tAtii- 
tischen, nur mit Eingeborenen bemannten Schoners, di« auch 
zu geographischen Erwligiing<.-n Veranlassung giebt, berichtet 
dar fraatMtoba KombI anf Hawaii, TohIob, ih> ^ Fariaar 
Oeogr. 0«M. (0. B. 1898, p. 372— S7S). Auf dam Waga VOO 
Pape(>te auf Tahiti nach den Penrhyninseln wurde am 3. Hürx 
V. Ja. di^r Schoner .Tetautua*, ein Fahrzeug von nur M 
Totüseii , vt>m R'tirme IlVwrrftut-lit , «t.'irk bescliSdigt und der 
l;iinti«clieii Iimtiti!;iente, die nt.rtipens nur aus I'lir und Kum- 
pai'it bei-tandt n, betäubt. Der Vetauch, trutzdeu) die IVoriiyu- 
inseln zu erreichen, mlTslHng, und das Fahrzeug trieb, den 
Strömungen uud Winden QberUaaao, bölfloa nach Norden in 
daa Mar Cm( TNVg iaiallMaB Oaaaa Maaaa. IMaaamittal 
hatte Bwa tm vbarfluA, doob trat aaob aiaigea Wodtaa 
Cmhertreibens Wassermangel ein. Man fing darauf dea 
glücklicburweisu reichlich fallenden Regen in den Segelfei xen 
iinf md fristete »o niiilmarti dH« T.eli-tn, bis der Schoner nuch 
■•liiigii^er Fahrt am Mni auf Hii\v«ii landete. Die Mann- 
solüiitt war völlig priifhuipft. Uaa Fahrzeug wurde dai.i-. ;in»- 
gebe«*ert und unter ucherer i^idirung nach THje-rtc lurili'k- 
g«s»ndt, wo «s nach 35 Tagen glücklich ankam. Die 
Entfernung zwiiebca daa OaadliahaMBaala aad OawaU 
beu'ttgt in geradar Biabtnng nind SlOO Hmm 
mu nun unsere Karten, die die MeeresatrBuUUlgaB dM 1 
darstellen, mit dem Bericht« vergleicht, ao arglalW lieb dia 
sonderbare Tliatsache, dafs da* Fahrzeug quer durch die 
beiden von West nach Ost gehenden Paaaaltriften und den 
von Ust nach West atreicheoden .&i)ttatorialen Oegenstrom* 
^'■trieben istl Voasiun folgert daraus, dafs di« Strömungen 
iu diesem Teile de* Orofsen Oceaos veränderlich »ein müssen, 
und in der lliat deuten darauf auch die Erfahrungen eines 
Kapit&ns der Dampferliuie Vancouvar - Sydney bin, di« daa 
ngUaaba »Hydracnfbiaal Ofliaa' vaiaalaM habaa, dia 
Baeba aihar m untamahaa. Voraatgaaatat, daft aalataa ar* 
hebliche Strümungswechtel dort wirklich existieren — woran 
kaum zu zweifeln — , lo würden die alten Meerwanderungen 
der Polynesier, die nach tind nurh <}\f Instln h«-vnl)(i>rt haben, 
lei.ihter erklärlich »ein A-.;f dp/ni»elbi ti Weye , wie ihn die 
.Tetautim" 7Brnei.^'i le^t hiit, wurden dacin »einer Z«it auch 
die San 1» ii-!:iiiael:i beinlki :t worden »ein. Die I'oIjTiesier sind 
bekanntlich nnencbrockent^ Seeleute, und von dan Slrömiugi- 
ma unterstützt ward WH i 



— In einem Reisebericht über die Ri^fara dl 
pnnente fZeitsehr. f. Ethnol. Bd. 30) hebt Lissaner Von 
den < ie^-ensUiuilen »u« den Höhlen im Gebiet« von Finale 
jiU l:.;i.vi:iden< e j,;irnkteri»fiiii-h herwr : Viele zungenfSrmige 
A\le liUH einer Art 1 1 nmiitein , iiieni;il< aus Feuerstein, vdme 
SchafUuub, daiiebeu viele JadeiLbeiie. eines dicht neben d'jiu 
dazu passenden Schaft aus Horn. Viele schön gearbeitete Pfeil- 
spitzen , sowohl gestielte als auch mauMlaUormige ; letztere, 
aoaat Ar dia Btaiaiait dar iuitiaahaaNabTUgabarakteristisch, 
anid aademro aaltan. YialaOacItaaaa KaoMiaa. Vi«le Thon- 
gefäfse meist mit tief eingeachalttaaaa Ornamenten: wirkliches 
Schnuromament fand Verf. ntollt, wohl aber kleine kugelige 
Oefttfse mit feinen SilinurlScIiern unter dem Bande. Dann 
Idole aus Thon, »eht:i.- «im/ den bekannten aus Cypem und 
Hisgarlik ^le!> ben Kii;eiuu inlu-lie Stempel aus Thon fanden 
sich ferner mit ei!> in (irirV iiuf der einen und einem ein- 
geschnittenen Muster auf der anderen Seit«, welcb« offenbar 
»im Baualaa gadlaat babm. da bai aiaigaa ia daa Vaiahaa 



_ St OB VW «U _ 

Boeh 8parm alaat rotea FarbstoObi aa aebaa dod. 

gleichen den in Mexiko zahlreich gefundenen Stempeln, 
welche von den Indianern zum lismaleu des Körpers gebraucht 
sein aollen. Aii h IIiinLemlimuck nu» Mnx'lie'n fund sich; 
Splnnwirtel iiii> I ii in »IthI zu erwähnen, viele !>Iablstuina 
und H(!iber von derselben Kon» , wie sie auch bei un* vor- 
kommen. 



▼«aaliNtll, RsdaMaar; Dr. It. Andre», Bnaaiciiwiig^ MImlelKniIwr-PreinaBade 13. — Diaek: Rriadr. Vlavag a. 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT fCR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 



nunicrr im m txmaaamMs «das Arnum« mm «aus auw wwnui^. 

HERAUSCEBSRt Dc RICKARD AMDRBE. VERLAG VON FRIEDR. VIBWEG SOHK. 



Bd. LXXV. Nr. 12. 



BRAUNSCHWEIG. 



35. März 1899. 



Bie aamoanisehe Königsfrage im Hinblick anf die letzten 

Ereignisse zu Apia. 

Von Dr. Augastin Krimer'). Mnrin«»8<a'b8ftr7t 



Eben erat liod die NacbrioliteD Aber die Unruhen 
bei der leisten samoAiuichen Kfinigtmbl, herforgerufen 

\ durch c!ieemp4ireBda£otHh«diiitgdM0benrie]iteta, naoli 
Europa gelangt. Tidfoeli iat man im Zweifel darttber, ob 
diese Entscheidung eine gerechfe oJer ungerechte war; da 
ich nun wAhr«riJ der uiwizen in Frage kommenden Zeit 
mich in Snmon niiniielt behufs Studiums der ataaüiclien 
und ge«elkc'liuftticli<!n Verhältnisse der Bewohner dieser 
IMOtfiachen Inselgruppe, so werde ich in kurzen ZOgon 
d«n vineiHoli&fUiehMt NMbweia sn erbriafon sodwu, 
itS» «KeteBBteebrndaDg dea Oberriobten, lo wie «• fiel, 
unter keinen Utnsfändcn zu einer liefriediffenden iintl 
friedlichen Lösung lillirtu koniittv l'rcilifii hoIUu die 
der Enlüchcidune Turhergehende L'nter.sui-liuiiK der I'est- 

^ stellang der samoanischen Gebräuche und Bitten dienen, 
und so konnte man das raerkwQrdige Faktum erleben, 
dafs ein Joiiat hochbedenUame «tbnoiofiaeb« Fragen 
and ObwlwfMrnagni in flffentiiditiii CiTOproieTt von 
Baelitaanwllten erörtern liofs, und -die Leiden Königs- 
puieien nach Vereidigung ihre Anasagen als Zeugen 

der erstaUDtoii Zuhörerscluift prei'^gal>nn , womit hier 
indessen durchaus nicht gt-sugt aull , dtkfs ein sol- 
ches Verfahren in Zukunft zur Lösung ethnologischer 
ProbleniR beHonders empfehlenswert wäre; die Aussagen 
I beider Pitrleten standen sich hier zumeist trotz Schwur 
, and Bibel dinoMtral geganftbnr, nnd die Einwirkung des 
' Bicbten anf den Reehtaatrait war dea Öfteren doch gar 
zn ersiclitllrli ; ob hier nicht ein Kollegialgericht nach 
dem Siiiiiü iniKi-rer Handels- und Gewerbetrerichte bes- 
aere Dienste t(elei-<fet liutte, njugc diiLingeatellt bleilicn. 

Es sollte ja ab«r auch keine wissenschaftliche Kr- 
forschuDg sein: Politische Gesichtspunkte waren leider 
die alletn mafagabandan. die ich hier natflrUeh ao weit 
irgaad mAgliA and sieht Ittr daa Taratlndnia arferder- 
lieb, aufser Acht lassen werde. 

Das Folgend.' ift das Extrakt aus einem grofsen Ma- 
terial, welchen ieli in U luirhefernngen und Stftiiunbaiinirn 
susammengebrocht habe, in mühsamer und langwieriger 
Arbeit, gröfstenteiU schon lange ror der Zeit, als die 
Verhandlungen tagten, und ieh gUnbe aagan an dflrfeu, 
dafs sie verläfslich sind, aodi da, wo lia Ton frttliaran 
VavOffantlidinagaa diflSu^araa. 

1a Utaater ItlMirliclbrter aamoaniaclier Zeit, wdebe 

') Der H*rr Verfaulter, »oehen von einer Studienreise nach 
den gamnains ri n heimg ek ehrt, bat die neuen poIiUsohen 
Wimm and Tomtaie daaelM mit arlebl. Rad. 

Oletas UCXT. Hr. 19. 



nicht aekr weit surfioUiefend sn danken iat (600 bis 
1000 Jabfa), «araa ftaf boba Titri ta Saau» bafcanat: 

der Tuiumuua, 
der Tttiatua,A 
der Tuiaana, j 
der Tnifiti. 
in Taitoga. 

Die Manualeute sprechen nur von dreien, indem bIu 
nur den Tuimanu a fttrSanioa iu »Ittir Zeit gelten lassen, 
dem der Tuiatua und Tuiaana erst später folgte. Ich 
habe aber daftir kaina Belege finden lUiiiaan. Upoln 
and Mann*a haben aieb in ihren Adelafomflieo völlig 
scIhgtAndig nebeneinander entwickelt, nsitürlieh von 
■ inzslnen Heiraten abgesehen. Von Upolu «us wurde , 
SaTftii lind der grufsere Teil von l'utuila bevölkert, an 
welch letzterem indessen auch das nahegelegene Manu a 
ein geringes Kontingent lieferte. Upoln, der reichst« 
and BobAnata der Tiar Inaeitaila, wnma ai&cbtig empor 
aad TCrdaahalto bald nntar alalaa Zvtaebanaifmtsa 
mit Tonga und Fidji Aan kitine Manua, das eich Jb- 
dessen in stolzer Zurückgezogenheit nie an Upoln an- 
schliifs und heute noch wie eliemu'^i »u der we.itlichon 
KönigüiVkige keinen Anteil nimmt. Ja, es verlangt jetzt 
noch von jedem Baanobar der anderen Inseln besondere 
Respektserweisungen , waabalb ee natOrlich möglichst 
gemieden wird. 

Xniataa und Toiaaaa waren fltrdmliia ia Upoln and 
SaTan die ainxigen Titel, die von den nlehtigatem lünpi- 
lingen daselbst »ntrestrebt wurden. Wer die Verleihung 
dieser Titel in «itester Zeit in Ilfindeu hatte , i'«t niclit 
sicher SU ermitteln. riiKtsächlich hesafs sio niemand 
während der langen Zeit der i'ougakriege ; erst als die 
Tonganer besiegt ond aus Samoa vertrieben wurden, 
wobei dar JfaUrtoaaaaie ineral erataad nnd dia Familie 
diesaa Kaaiana ibran Anfkng aalna, warden saab dia 
beiden grofsen Titel wieder vergeben. Die Zeit ist 
nicht ganz sicher; hoffentlieh kann sie bei Ausarbeitung 
des Materials genauer präzisiert werden. 

Die eigentliche Geschichte Samoas beginnt um die 
Zeit , als zwei weitere Titel entstanden , die im Vorein 
mit dan baidaa älteren dia aabadiagt arütrdarliaiiaB 
Attribute für dia Königsschaft von Samoa werden aoUten: 
Tarnet^' ii:4lii und Gatuaitclo nämlich. Dies geschah in 
einer Zeit, ungefähr 14 Generationen rückwärts von 
ala dia Ifaliatoafamilie sich durch Hei- - , 



SS 



Google 



188 Dr. Avgnstin Krftmer: Die ttaiosBiiebe Königsfraffe im Hinblick a. d. letztan EreifsiM« sn Apia. 



rat mit d«r Tuiaanafamilie vereinigt«. Die QcBcbicht« 
lautot so: 

Ein Malietoa mit Naiiifn Laauli batt« ttmoi Töchter, 
Oatoaitele nnd Gasoloaiaoolelagi. 

Dieie wurdea g«boirat«t von «aem Häuptling Saua- 
bla ftna Safat» (m «tor Sftdaüta Cpolw). 6»t(»itele 
war aafrnditlMHrt dwr flu« £kik«Mt«r g«lMr im 8*ii»- 
liU «na Toditer mit Nam«n yaefttamaMwlii. Diera 
heiratete den der Tiiiftnimlinip rutspro-sfncn Solaginatu 
und gebar den iamalelagi, welcher Tuiaana und Tui- 
»tua war nnd daiMB Toebter Sdmwtiiift sa«rii «Ue viar 

Titel hesafg. 

Taüi ialelagi ist der eigentliche Staramvater der beiden 
KdaigaliuuilwB geworden. In Minen Kinderjahren be- 
k»iD die Rauptetadt tob Aana (im Weiten Upolus) ihren 

ln'iitigt^n \aliien I.f'nlumniigfi , ,. iliis Kopf kissen" d08 
Knuljeii. Iii iliiser lliiujjUt.idt I.i-iiluuiijuga sind neun 
h'iiiinlien , Tun deren AufKähhiiii; ich liit'i' ii(isU-!iL-n will. 



Safata (an derSOdseite TonÜpoln im Tuamaiagagebiete) 
das K(!cli( , den Nntnen der Nichte der (ratdaitclr, der 
Tociit«r dm S&ualala von dorten, mit Naiuea Vaea tuma- 
sonlii als Titel (Tamasoälii) zu Terleiben. liier waren 
ea die beiden Rcduorb&uptlingc Soa und Alapapa, die dM 
Recht bekamen, feine Matten dafür au fordern. 

Deshalb baiAen die«e beiden Titel nnitli die pnpk Ubmp 
fafioo „Titel der Htuptlingstfiebter* im Gegennktn in 
Jen bL-iiUn ^'nifHuu Tileln , Jen piip.i tauntane „Titel 
der Iläuprliugeüubue". Alle abiigea Titel In Hamoa 
heifHtn abur nicht pajj i, aöiidtim ao, sogen. „WQrdon". 

Wie iMhon erw&hnt, war die Tochter des Tamüle- 
lagi — 8alamasina — die erste, die die vier Titol in sich 
vereinigte, nnd aeit dieaar Zeit giebt aa einen Tnflkifa*) 
in Samoa, eiaan Kdnig, c« leaaan S^ten die Vier 
sitzen. 

Salamasinaa Kachkommen waren indensen nicht alle 
tafaifii, wiü Ulla dt-r iiuf der iioliriit^tiOicudL'u Seite bei- 



mit zwei grafaeii ßednerlt&uptliuguu au der Spitze, Ali- i gefttgten Stammtafel hervorgeht, welche die AbstammuDg 



' ♦ 
J 





* J ? » 




Olwilelit dar potHlicban BtsteHnnf von Savalt und Upota. 
Dblrlkt. Vk CeitgeilnickMii Orit riirf 4m Bq^maisiMUe 4»r SaMMMcr. 



pia und Lemana; sie zuBammen beraten Aber die V«r- 
leiliang dea Titele Tuiunn; danuenigen, dam von dieaon 
inaammen dar Titel Tniaana verliehen wird, dem mnfli 

Aana Heerei»folL.'c leisten: wer iiielif treliunldi- , wiirdi' 
erttchlajfen. Fdu-nt-D ttelit es mit der lliiliptstiidt Tun 
Atua l.iii Muten 1 pulus), l.utilu'i mit Niiiiit'n, wo das 
Haui der äecliHd (ialeüuo; dieselben Hechte hat, aber 
Saleaaunina, der Vorort des Unterdistrikte» Alaipata, 
Qoeh galkngt wird. Dieae Beehte aind nieht nnupiert; 
ais aiiM von Staigan ibren Dianam fitr gdaiateta Utentta 
varliabaB; all Entgelt für die Titelverleihung bckouinion 
sie aladann feine Matten, die die Stelle des Kapitals in 
Samon vei h'ef«ii. Iliiupdiuge (all i) können keine Matten 
bekommen, nur ihre Diener, die Kedner (tulafale). 

Ich nannte oben Oatoaitole, Malietoa La'aulis Tochter 
ood deren Nicli»e Vki-iii Tamasoälii, die Tochl«r des Sana- 
läla aus Safatu. Muliutoa Laauli lobte in Malic, nuhe 
bei Afegn, dar Uauptaiadt des ruamaaagagebiatea, walehaa 
iwiaehan Anna nnd Atua eingekeilt tat und ttbar daa die 
Malietoa Herrscherreclitf; gewonnen liatten. Fata und 
Maulolci, die beiden Kednerhüuptlingp der Ilauptatndt 
Afeg» , diet.teu ilji.eii, uihl I.a aiili verlieh den beiden 
das Recht, dun Namen seiner Tttchter Gatouitulo als 
Titel zu verleihen, damit sie dafür feine Matten be- 
kommen. Ebenso erhielt nm dieaalbe Zeit daa m&ohtige 



der drei derzeitigen und ehemaligen KroB[ 
in flberstchtlioher Weiae wiedaigiabb 

Sie zeigt zugleieb die Abatammnng der beiden bshen 

Frauen Gatoaitele und Vnpofamnsoa, dio Stnininesmütter 
der beiden samoanisclien Kiaii^'sfamilieii , der l iipua- 
und der M;ilieto,ir)iinilie. 

J amatana war der ieule (tafa iffi) König der lu- 
puafamilie in vormissionärischer Zmt. Da zu «einer 
Zeit eine Toobtar daa Halietoa ia Tt'n — Tnitofi mit 
Namen '— in diaief «nflia bineingebaintat batle (einen 
Tuimalealiifano ana FalelataQ, diente der Malietoa Taii- 
nupo (der Malietoa Tavita der 1830 gekommenen Miasio* 
nare, die auch das jetzt gobiäuehliclie W.irl tupu für 
König einführten) dem J'amafana, und dieser bestimmte 



') V. HüIdw erkUri tafa'ifü in deiner letzton gröfteren Ab- 
liKiiilltini; (Ii)lernat. Archiv fUr EtlinograpUie IH'Jä, lid. II, 
S. i;>) mit .die vier Heerbaufen", Wäre diea ricliti^, so rnüfst« 
ei tata-i-17> f;eBcbriel>en werden und nicht t.if» ifä. Tafa'i 
<i<ler Id'itii'i li«'if»en die. die rur Tlei-hfi-n uni) T.hiki ti de» l!e- 
weii;i<-n Mi/fci, t'iir den Tuimui.i »in I e» ili^ lul.iulf, ITnia^ 
und l'aio-w von lieulunioe^a, und iav ücii 1 uut»a die beiden 
tulafale Tapa'i und 'l'ainau voa Lufllull. lieim tafiiifä iiitit 
Afvga und äufata zur Jiinkiin, LuHluti and Leulumocga zur 
Reeilten das KQntga. Man kfinnto ufn'ia am baatm aalt 
Kaiaer von Saaioa AlMnema, da ja Tniana und Tnlatna 
als KWiB* *Mi Aana nnd At«a gelten. 



Dr. Angastin KrAmar: Die laiuoaoiaaha Königsfrage im Hinbliek a. d. lelstsa Eroigniata an Apia. 187 



Abstammung dva Malietoa, TamaBoae und Mat» ala 
XKlittos Ultuttlagi 



Uötate 



TBehttr 



I 

I (iatoaitele I 



I OllBOlo.liHO I 

I 



Hvirai 



Filinaola $ 



BeJaaiualu 



T a lu A I 



1. 



I , 
MallHoa AmsI iiii*ä 



H&lictua Lftulaualolaaa 



lagi Tb 
( 

8iM 0. fiehwester Tatihil Ta, Tt 

I 

Faurnuinä Xa, Tt 

Koiioti ti 
I 

Mnai^utati a 1 4 
'i tipua t4 



pltiMiaua 



VaMMMyLliBaint« 

Malietoa | Q 
Laupepa ) 'l' 

Tmu aatfllL 



Tu tL/wDsf'sBa 14 BririBtalm 



BWmimI BRlaMli 

I 



L «« 



Tanaaato II. 



V«*auJ[(uii4Hv 
U'ate Tt) 



Aainarkmg. Tüiaaii.i — i n, l uiutua = Tt, Ualieto« =M,taAfift= 14. 

O = Ua u.uUIe, T = Tamasonlü. 



ihn «ladkuit ttus l>auk au ieinem Nachfolger, und die 
Tumua (Lufilufi und I^eulnmoega) Obertragen ihm die Titel, 

I Durah dis Bntimmnns dar J'uatf'aM kam m also, 
Er war and blieb der oinsigo, denn dar jflagat ter- 
storb«ne Malietoa T^aupep» war swar durch den Willen 

(k'r drei M&cbtu König von Sainu;i, siliiT u'nhi liurcb 

den Willen der Samuaner, und er beüaü wohl die kleinen 
Titel, Tuiaana nnd Tuiataa, war es aber nie rocht- 
mllfBig, obwohl ihm diese baidea Titel tod je einem 
flbergelaufenen Kednerbäuptling (Lamana und Uü) uu- 
raohtodfrig ▼arlieban woüdeB waren. Drshalb aaob 
dia stetan Krieg« nntar mümt Regiorunu; ffvgen Ataa 
nnd Aana. T'io Titel kr>iinon nicht vtilielu^n w<'ri]eii. 
wenn nirht iillo /.iistiiiiclii,'en einTergtamlüii sinJ. DeHhiilli 
ko;(iiti' di<-' ruiiuKi wiilii't'Oil Jifsor Zi'it iHU'li die l'iti-l 
nicht »u einen anderen verleiben, da die beiden über- 
gelaufeneu fehlten. 

Wm «tabt ea aun aber jatit aiit dar Varlaihaag dar 
Tltd? Warbakam diaMlban reaiitmllilgiB latatcrZöt? 

Ich will , um dies klar su macheBt dan Qaag dar 
Jüngsten Eroigni«»« kurz skizzieren: 

Am 22. .\ugii=it l-ios sfarli Jlfiliet uti T.siipupa. 

Alu 19. Septi>mb«r, Uüukkuhr de« Mataafu. " 

Am 28. September, die Tumua (Lufilufi und Leulu- 
moaga) antscheideu sich fOr Mataafa, ain kleiner Teil 
atimmt fQr Tamasese. 

Am 16. Okiobar, VanAhnoBgaTafBamadiiag in Moli« 
aa*a (Apia) Ton Aaoa, Ätna, Tnamatag» mid Savwi. 
?>nvaii tritt alsbald zu Mftta iifa üTior, ebenso da« sehr 
seh wach vertreten« Tnluita ; von iHnniasa?» dergiürsere 
Teil. 

Aiu 12. November, Mitteiluug an den Oberriohter 
aller dieser Leute, dafs sie Mata afa zum KSltiggawlUt 
habaa. Ea blaiban noob anantaohlnaaii : 



Ton SaTaii je eine halbe Dorfaehaft 

Jva niJil Sapr»iinlii, vnn Aansi je eine 
halbe Durfsehait Notoalii, Faluasi a, Kasi- 
to'outa (Tamasese), von Atua der Distrikt 
Falaalilii von Tuamasaga, der Distrikt 
Salrinoa« der halbe Distrikt Vaimanga, 
weldia apfttarhin dia Tanapartai bUdaa, 
im Oaaaan etwa 1000 Ifann, wfthrand dar 
andere Teil TiOÜO bis 6000 Maun^turk wm . 

Am 15. November, Mata afa zum 
Tuiatua ausgerufen. 

Am 2'i. November, Mala afa som 
Taiaana aufgerufen. (Ich wobata diaaar 
gaihaiman Feier bei) 

Am 99, NoTamliar, f aau dar ISJfth»^,. 
rige Sohn des Malietot(-Miqpa|ia all 
Gegenkönig gemeldet. 

Am I . Ikv.emlier, S lilbu ng Mata afa 8 
zum König; Äfega (und Safata) haben 
ihre Rechte an die Tumua abgetreten. 
Safata hatte ihm seinen Titel Tama- 
•OälU aohoa ia früheren Jahren aber- 
tragan. Afiig» tarliak ihm daa Utal 
Oatoaitala am 22. Beaember« wodareb 
Hata'afa ako UHi ifä wurde. 

Am Abend vor der Salbung, am 
30. Novi inlier, h.itte die Tanupartci, um 
den Tumua zuvorzukommen, den Tanu j 
rasch zum König gesalbt und 
hatte ihm die vier Titel abartragan, 
er, wie ans obea Gesagtem eriialH, IrtlaerUi 
Recht besitsl. Kr war einige Zeit früher 
zu der Gegeujinrtei ül>ergepaupen. Der 
Gi'uml der Keckheit dienor kleinen Partei 
wur die iitüuung seitens der Eiiglttuder, vornelimhch 
der Missionare, denen der katholische Mata' afa verhafst 
iat. Nur ao konnte ea Aberhaapt gaaobelien, daiä 
Samaanar ilna ■igancn Obwliafanngao «od Sittan, ob- 
wohl in grober HinorttKt, mit Füfien traten. Dena 
ohne Rackhalt wKren ate alsbald von den Tumua an- 
gcgrifTeu worden. 

Am tG. Dezember, die Maliet-oa würde, deren Verleibuug 
dcui Ilaus der Sieben in Malic zusteht, uach Zustimmung 
von Manono und Safotiilafai fSavaii) aufs neue Mata afa 
übortragen, um Mirsvirntandnisse zu vermeiden, da W 
haaptet warda, dab ihm der lite'. liichl mehr zokomme 
nnd weil derSolin desMa1ietoaLiiu(ie|<a derGegeokSnig 
wiie, ift liier Jn5 III. üvdlpo Faktum zu verzeich- 
nen, daffi der -Stjliii t\f!i Miilietoa iiieht dieWörtle seiner ' 
F;jmilie besitzt. Er l?t nur ..Solni il. s Mulietoa", nicht Ma- 
, lieliia. Kr ist nieiit Malietoa Tanumatili , sondern ein- 
I fach tun- TiiniHualili, während Matn afa der Malietoa iat. 
Die W&rde Malietoa bat aiit der KAnigaachafi niokta lu 
thaa; der Naua Wat^afii ist ia glaiebam ^ao aiaa 
Würde, die der Distrikt Faleata bei Apia Tergiabt 
Weitere Würden von Bedeutung sind LilomaiaTn, Tage- 
lull, Tonumaiiie n in Sayftii. .U!e diese Würden werden 
uitt Mutten bezalill. Meiner Schütüung uach mufs Ma- 
ta afa, wenn er sein KCmigtom aufrecht erhalten will, 
ungefähr 1000 Matten (jede 50 bis 100 Mk. wert) in 
nächster Zeit beiahlen. Tana braucht nichts zu ho- 
lablaa, daiui TawaMM darf «1« hoher Hftoptliag kaiaa 
Matten bebommen. Dar pra fcÜ aah e Junge! 

Am ID. De>:ember, Üegiaii der Uatamaboag daa 

( ilji-rrichtera i I'rezel!- ). 

Am Ilezember, l'.ntseheidung für Tnnu mit der 
liegriindunf; , dafs Mata afa nicht wählbar sei, wegen 
frühctur Excesse gegen die Deutschen in Samoa, nach- 
[ dem der daataohe Konaal mitgeteilt batte , dafs seitena 



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186 Dr. Auf attia KrAmar: Die »«aoaBUoh« Künigifraf« in Hinbliek a. d. latsUa BraigaiMO la Apia. 



dar dnutachen Regierung nichU Torliaga. Dies ei-fuhren 
WittrlMk diaTaaiaa, and daafaalb giagao liaalabaUl aar 
Batashaidvag mit d«a WaJfea Aber. 

Am 1. und 2. Januar 180:», Sihlaclit in Apia. Voll- 
■tiadige GefaDgennahmo der goaitiuten Tuuapariei bie 
anfTauu, Tamaeese und eioige der »chlimmsten Lügner 
TOT Garieht» die sich trota ZaMohaning daa Labaaa aioht 
a« aigalMB vageo; dien b« finden tidi ttät dem 1. Ja- 
nuar an Hord des eiigliscbcD KriegsschiffeB „Porpoiee" 
in Apia. Die Gefangenen lind gröratenieils auf die an- 
deren Inseln Terbannt. 

So endate mit ainam Sablag« daa Ober Monate bio- 
gexogeoe ▼«rfobraaj aad aa war oIb GlfiA, dafi ob io 

kam; denn w&re es bei Anweeesbett einer grüfseren 
Anzahl von Kriegsschiffen und deren vereintem Drohen 
müglich gewesen, die Knti-cheidnng des Obcrrirlitert- xnr 
Zeit aufrecbt xu erhalten, so wSren endlo»«; Kriege uud Ue- 
ranbungen der deutschen Pflanzungen die unausbleib- 
liche Folge für die Zukuaft geweaeo, nnr w»ren bei 
der Ungleiobbait dar Partaiein di« Zaatäudu uuch un- i 
gjetefa Mhlimmara geworden ala anter Malietoa Lanpepa \ 
and die Bilrittemng gegen die Weiften bitte flber- 
. hand genommen. 

■ Keiner der bei den Titelverlcihuugcii beteiligten 
' (tulafälu) Redner und Rednerhimptlinge befiuui tich 
liei der Gegenpartei und so besteht die Thatsache, dals 
, Mut» ufu alle fier cur Königsschaft nötigen Titel beaitst 
- and darOber zahlreiche Witrden. Er nennt sicli: 

Tupua Mala afa (l'aifeau, Ueinauie) 
Tuiaana, Tuiatua, Tamasoälii, Gatoaitele 
Malietoa, Mat« afa, Tagalon, TJlomaiaTa etc. etc. 

Ehrentitel, die an Zahl und in pniportionaler Güte 
denen unserer Potentaten nichtü nachgeben. Der vom 
Oberricbter beatfitigte König ist Tannmaiili, ein Name 
wie Edaard, Karl; sonst ist er nicht«. Dedarf es mehr 
Wocta^ um das ungeheoarlieba diaaer Entsebaidvagsaai 
BevolMaeiB sn bringen?! leb irill bier aoeb erwlbaen, 
daTs für Jin Mata' afapartei der den Lesern dos pOlobus" 
durch »eiue Samoa -Abhandlungen wohl'.ieknnnte Herr 
Ton Bßlow als Ratgeber in Fremdcnünciieti und Helfer 
im Prosefs zur Seite st«nd, m daü die beidea Rechts- 
anwälte der Gegenpartei, namentlich wenn es sich um 
Angrifle auf die R«ohte undGeeetz« der Tnmna bandelt«, 
dea ftAeren jümmerlieb abgeftthrt wardan. Wnrde doch 
▼oa dentaolier S^ta am aiefata vaitar Tcnocbt, ala den 
Tnmna , dem lamoaninsben T<dke, an dem ibnen doreb 
t den Berliner Verlrag zugestandenen Rechte zu Ter- 
helfen, nach ilireu eigenen Sitten und Gebrauchen einen 
König zu wählen; denn l'inuua ) iat Sanioa. 

Unter Tumua wird, wie schon erwähnt, gemeinhin 
lavfilali ond Leolumoega. die Vororte von Atua und 
Aaaa, saaaiamaBgafalät (ae baüat eiganUidi aar Haupte 
atldte: tu ataben, moa tavdrdarst); in dureader Walee 
wird aber zeitweise auch Afega, der Vorort von Taama- 
saga mit eiogeschloMen , der gewöhnlich sonst ala Lw 
mna mn dan Tamua nataraabiadaii wird. Dia Tmava 



*) Biae gawBte flonSeMelluni; nimmt nur noeh flafilta- 
lafai ein, d<-r Vorort des i'a'asalvleagadistriktvs in Bavaii, 
dem di« übrigen fünf Dliilrlktsvorort« von Skvhü gehorchen. 
Bafotulafni tieUnt K'-mcinbin »ucb Pole (Henecberia) and 
demgürnftr« geiniuclit. man Fale aadl fUr ffam BavaiL Die 
•eobs Pistrikte von äavaii lind : 

1. Fa'asaleleaga, Voiort b^f oiulaMt 
2 Itd o fatlnp, Vorurt l'.ilauli. 

3. itu Fo-iiiiif 'SnieKH ', \ oriirt BHtopaitea» 

4. iju^si eiUiiU|{>i, Yururl tiulelkula, 
Oa^it'otnaugn, Vorort Sofota, 

a. Itu o Aiaua Vorort Asau. 



sind aber nicht alleiu die HauptatAdte ihrer Distrikte^ 
•andern man kann eie eigeatUob die Hauptatidta tob 
gase Samoa Dannaa; deD« Apia tat aar die Baaptatadt 

der Weifsen. Die Tumua sind ea seit Alters, die das , 
Recht haben, den König anfKUttellon. Wenn Afega sich 
für dent^elben König entscheidet, pn tritt ea feine Rechte 
ganz an Leulnmoega ab, ebenso wie die Inseln Manono 
und Savaii, die seit Alters mit Afega zusammenzu- 
gehen pflegen. Safata pflogt gewühnlioh in der Ver- 
leibong seines Titels mit Afega (und Falaala) an geben. , 
Tatuila hat aeit Altars aeioe Boabta gaiia an Lnfilnfl ' 
abgetreten. Stimmen ntw Afeg», Manono ond Savui 
mit den Tinnua niclit ülier'ün und stellen iliren ei|^'eaen , 
König iiul (gtwnlinlich neuerdings ein Mttliutoik), dann 
ist Krieg unausbleiblich , eVieueo unaasbleiblich, wenn 
sie in Königssachen die initiative ergreifen; denn die 
Tumua haben das erste Wort in der Königsfrage und 
ihre Titel, die grofsea» die pap4 tamatana, Toiaasa «ad ^ 
T^iiataB aind dia fBr ein Kflnigtam anaasUeiUMdi not« 
weadigea. Tumua bedeutete in alter Zeit immerdiegrOlaera 
Macht in Samoa, weshalb ein Malietoa auch nie tafa i(a 

wurde (vor Tavituf, erst durch die NVeilsen ist dii'se 
Partui so gestnrlst worden, dafs »ie ch wapen konnte, 
für Malietoa gegen die Tumuu du» Haupt /u erheben. I 
Natttrlicherweifie pah es unter der Regierung der 
Tafa' ifa- Könige nie grui&e Kriege inSamoa; dieaefanden i 
aber in endloser Zahl in dan lntarragn«B statt, weandia | 
Naehhommen dieser KSnige nra die Krone sfaritten. 

Denn die Tuiaanr.wrude wur ehennus in der Tn|)ii;i- 
familie beinahe erblich guv,ordeui um SterLeltigei' doi' 
Könige erschienen gewöhnlich die Tumua und der 
Sterbendo bestimmte seinen Nachfolger, dem meist schon 
aus Furcht vor dem Geist des Todten Gehorsam ga* 
leistet wurde. Immer alier bedurfte aa sinar beaondann 
Verleihung dar Titel MÜsna dar Tan««, «n dana Be- 
sitz an arlangan, wohai die Maoht oft hnaiwflwnaand 
war. — 

Friede herrschte in den Zeiten der sediR Tafa ifi- 
Könige der Tupuafamilie — Salamasina, Fonuti, .Mua- 
gututiit, lufiuii. (itiiunmleinuna und J aniftfun« — sphrdd 
diese er»t laif dem l'hrouu safsen, das heifst die vier 
Titel hatten. Hütte /u jetziger Zeit keine Einmischung 
von Saiten der WeiÜMn atattgafnndan, ao bAtto Samaa 
den Frieden gewonnen, dar ihm sdion ao fange B«t 
tlnif. Dit .iber i-hm uun einmal Weifse dasind, die 
sich im in er in die Samoaangelegenheiten einmischen 
werden, Bi> wnrde in woiser Voniusüieiit vor zeljn Jahren 
ein Oberrichter eingesetzt, der alitiio die .Vufhtellang 
eines GegenkItBigtwniB auf friedlichem Wege scidicbten 
konnte; denn immer mnfs im Auge behalten werden, 
dafs diese AuürtaHnng bei solober Minorität (1000 gegen 
500O) bdiglioh aatar BrikftU» T«B Wailaan atattfladaa , 
konnte. Statt den Frieden au erbdten, bat nan aber \ 
dieser Oberrichter, und nnr er allein, den Kr'i ' ! ■ rbei- 
geführt, indem er diese kleiue g<«geu diu Tumua und 
Pule (l.niiluii, Leulnmoega, Afega und Safotulafai), 
die rcchtmiifsig und überlieferte Regierung in Samoa, 
aufgewiegelte Partei .ini rk.Hiinte, in arger Verkennung 
dar Yeriiiltnisae and Unkenntaia der aoeialen Zuat&nda 
dea Inaclrelebea. Adardiaga haben in dar Zdt, aeit die 
Weifsen in Samoa sind, mehrfach AngriiTe auf Tafa ifi- 
Köniiro stattgefunden. So wurde Malietoa Tavita von 
Matii';il;i l'aiatiia, dem i I:ike5 des jetziL'en , an^'e^icrifFen 
(in dtiu vierziger Jahruu), abtjr uulri Haupt gesehlagpn. 
Die Geschichte dea Tamasese dea Alteren, weleber 
gleiobfalle tafa i£ä war, ist noch in lebendiger Eriunernog. - 
Er konnte dan vereinten Angriflen seiner Widcrsaclur 
nieht Staad baltati. Damals lüelten die Deatachen aa 
den Tamaa, abanao wie me jdngat in ihmr Kot an den" 



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189 



Bslb«n hielten. Kin anderer, Mata afa ist tafaifa. Den 
ersten Anschlag gcgt-u iLii liabuii TurQua und Pule auii 
cigeuer Kralt Isichthin abgewiesen, indem nie die 
lügenhafte, irregefQhrte Gegenpartei aufl&stcu. Gegen 
die Weihen aber können und «oU«a ai« oiobt k&mpfeni 
trnbe »chanen ik «iadinr in du ZnknifL 

loh faia hkr ckvM «iMcbwwliuul gemMB, am dan 
Wid«ratr«lt swtadim d«n IntaresMo der W«M*en «nd 

den sumoftnisiclieu Volksi-fdilfii , und die daraus re«ul- 
titircndun Vorgänge der letzten Tage etwAS klarer vor 
Angen zu fiilu en. Leiciit ist es möglich, bei FL?itk-guug der 
^amoaniacheu Volitssitten und Überlieferungen manche 
Ternieidbare Unannehmlichkeiten und Streitigkeiten oder 
gar UniUi« «baairwidMi. Smimw b»t «bm notk kein* 
g«Mbriab«ii« TwJMrang; m iit noeh «in wilder Bodeo, 
•in frekr Spialplats poUliacber Ansichten und Leiden- 
•ohafVen, mi die im Verfall begriffene^ alten Stttea 



aind, wie man in jüngster Zeit leider gar oft j^cualir 
wurde, den meisten der dort lebenden WeifBen, ja Kogar 
einer grofseo Zahl der jungen Generation der S)ya.Qft- 
ner aelbat gar nicht oder doch nur aehr ungeolkgaad 
bekannt, m> dal« eim Irraltituig, auMoUioh mam 
fremdpolitiadie liotn« aiiilt biBrafl^NHUni, hiebt m b«- 
weriuialUgaii iaL 

Die Dtdoktion ftr die Praxla iat aehr «iafeob:, 
Wenn et- sicli um die Neuwahl eine« Königs in Samoa 
Landelt, bo mufs man ernt die hohen Rednerhluptlinge 
der Tumua, von J.ufiluii und Ix-ulumoega, fragen. Kennt 
luau ihren Willen, no vreudei man »ich an die von Afega 
und Sufotulftf ai. Zielen aller Wünsche auf einen Mann 
ala König, dann ist auch die grofae Mi^oritii nH dieiem 
and ein« QefaliT ausgeacbloeaM, wenn niobi, to wenden 
die Tumua etet« daa Übergewieht auf ihrer Seite bkbaiii 
Uegen diea« aasogeben iat iamer gei&brliab» 



üuter den Beduinen der ägyptisclien Wüste. 

Von K. T. K. 



Wer eineD Cbaweltt Mif der Nilfalirt an Bord der 

beqoemen Barke erlebt, gewinnt nur eine Nchwaehe 
Vorstellung von den Unannehmlichkeiten, die der von 
jenem Sandsturm in der ofTeuen WüKte iiborraschto Rei- 
sende über sich ergehen latf^eu muis. i>ie Luft ist heifs 
und wie mit SchwefeldAmpfen geaittigt, die Sonne wird 
fahl und blaXet ab. Der Wind kommt menk ia «ebwif 
eben StaCten, ninittt sber bald ndt jedem AigenbBA 
am Eeftigkait n. Hehr nnd mehr rdnaa Triebaand 
ftlbrt er mit eteh fort, der die Augen blendet, die Lud- 
gen ver.htoiift und naih uud nacli daa ijuiilende Gefühl 
de.s I) ruckea uud der Atumnot steigert. Der Sturm 
nimmt weiter an Jvraft zu, er führt kleine Fulsbfilitter 
und Kiesel mit sich fort nnd wirbelt sie wie Hagel- 
achlosaen umher. Diese zerschneiden einem die Haut 
wie mitMeaeeni, Aogan und Obren f allem eteh ait^lot, 
and neu gerlt b eine peinTolle Lage, falls man eieii 
nicht zu schützen vermag. Der einheimische seidene 
Schleier (kufia), den man nm Kopf und Gesicht zieht, 
so dafs nur die .\iigon frei bli ib<-n, bietet den wirk 
samsten Sehuta; aber die Hitze ist hinter dem Schleier 
erstickend und bringt einen der Ohnmacht nahe. Wenn 
der Sturm mehrere Tage anhält, wird die Sonne TdlUg 
verflnatert, und der .Sand bewegt sich in Wellen, die 
«Hei in flberflaten droben. IKe Umgebung itt «Ut nn* 
denflieb erlcennbar, die Sandmaaaen spritzen und bran- 
den wie die See »ni Felsen, hOUcn allmäliUch alles im 
Lager ein und hilufeji aich zu Bergen gfr^en die Zelte nn. 

Sobald der Sturm droht, packt man hastig die Lnger- 
gegenstUnde auf die vor Schrecken fast gelähmten Tiere 
nnd eilt quer dnreh die fliegenden Sandmasaen aaob der 
niobflten BiMiauerhebangi die einigen Sebntt su ge- 
wlbren Tenprlelit (F|g. 1). ffier rietet man aieh dn; 
doefa iat die Lage niebt beneidenawert Bei jedem Yer- 
anebe an trinken erbftit man mehr Staub ala Wasser, 
und die Qual wird schlimmer als zuvor. Auch Küsen 
oder Uauchon wird zur Unmfiglinhkeit. 48 Stunden hin 
ich einmal anter solchen Unistiinilen in einem fort ge- 
ritten, indem ich nur von Zvit zu /.eit die Pferde wech- 
aelte, sobald »ie erscbenift waren. 

Anfaer dem Cbanwin giebt e« in der igyptiacben 
WOate noeh andere Sandatfirme, die awar von Mnerer 
Daner sind, aber so unvermittelt kommen und so heftig 
wehen, dafe jeder Schutz, eitel ist. Einer dieser Stürme 
führt ileii I.r.kaliüimen ..Teufel"; es ist ein plölzlicli 

ans den itergschlnobten herauswirbelnder Windstofa, der 
IXXV. Nr. H. 



I Bandboaen mit ateb fortiiefat nnd aieh am WOalennutde 

brieht. Kinen anderen merkwürdigen Sandsturni er- 
lebte ich in der Libvötheu Wüüto. I)fta Wultor war 
vollkommen .tchön, als ich am Horizonte ein wolken- 
ähulicliea Gebilde, das oben aebwara and unten orange- 
farbig erschien, a« erkennen i^anMn Bevor ich mir 
nmk daraber Idar geworden, wia an war, fafirte mieb 
ein kalter WindatoTe wtd hiltte niidi in Blanb und wir- 
belnde Kieiaelatftekehen. Einen Angenbliek apAter fielen 
Tropfen , die aieh bald «u einem knrsen , aber heftigen 
Regenguf» yerdichteten. Dann herrschte wieder Rnhe 

und prächtiger Sonnenechcin wie üUVOf. 

l>ie I5eduinen der Wil.ste find eifrige Freunde der 
Jagd, und uameutiich die Jagd mit i^alkeu erfreut 
sieh grofser Beliebtheit Man zährat die Falken in fol- 
gender Weite: Naabdem man aie in Sehlingen mit einer 
Mmdeo Taube ala KSder gefiuigen, Ufirt man w» einige 
Tage hungern und berauacht sie mit Tabaksdampf. Sie 
sind dann gewfihnlich so matt, dafs man sie frei band- 
I: iben nnd an die .Wjriehtung gehen kann. Man i-tellt 
eine mit einüm üaMlleuftiUe beklciidete Strohpuppe auf 
und beiosti^ in der Augengegend ein Stflck Fleisch. 
Der Vogel, der bis dahin an den Beinen mit einem langen 
Strieke gehalten wurde, wird dann von seiner Kappe 
beireit and aof die Puppe le^gdaaaen. Da daa EleiMh 
aber Bieber beflsatigt iat, «o vermag der Falke niclita 

davon lr-,7i]'i Vr-mnien , und rr j:r]\i Ir-'. lit /.m- Hand 
seines lleiiu zurüek, der ihm ein Stuck l'leiBch giebt, 
die erfite Nahrnng fiir mehrere Tage. Ras wiederiiolt 
sich so lange, bis der Ir'aike seine zwiefache Aufgabe 
begriffen hat: einmal immer nach den Augen des Wildea 
KU atoiaen, und dann, atata wieder anr Qand anrikek- 
nkahren. 

Hxa wfluihte mir eine Jagd auf Oasellen zu zeigen. 
Ein Bndal war in der Nähe bemerkt worden, nnd die 
Befehle wurden sofort gegeben. Die Falken waren in 
einem kleinen, mit Dnrrabiitroh umgubeium Zelte unter- 
gebracht. Man sah dort n>if einem Stande acht oder 
neun Falken eitlen . die alle eine enge Kappe tragen. 
Auf der Erde .^afs ihr Wärter, ein riesiger Neger, der 
geaohAftig die geatiokien Uaodieder für die Jäger vor- 
bereitet«. Di« JagdgeaeOaehaft hatte aieh eilig beritten 
gemacht (Fig. 2). Die meisten von uns waren zu Pferde, 
einige hatten schnelle Kamele bestiegen, jeder nahm 
einen verhuliten I' atken auf das Handgelenk, und ein« 
Anzahl von Männern und Knaben mit einer Koppel 

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190 





Fig. 1. Im Bandaturni. 

Windhunde begleitete ans. AI« wir in die Nähe des 
Zicleii, eines Steinbruches, gekommen waren, kündigt« 
plötzlich ein scharfer Schrei aus der Mitte niiserer (ie- 
sellHchaft an , dafs da» Rudel iu Sicht. Sufort wurde 
den Falken die Kappe abgenommen, man Hefa die llundc 
los, und allen ging in Tollem (ialupp über den Sand 
(Fig. 3). Es war hübsch , die l-'alki>n bei ihrer Arbeit 
SU beobachten. Offenbar durch das Licht verwirrt, er- 
hoben sie «ich zuerst wie unschlüssig in die Luft. Aber 
■ofort fiel ihnen das Wild ins Auge, sie folgten ihm nun 
mit unglaublicher Schnelligkeit bis in die zum Stofse 
geeignete Kiitfernung, worauf sie »ich |>lötzlich auf die 
Köpfe der Gazellen hinunterstürzten und deren Augen 
in Angritf uahmon. (ieängfitigt und halb blind waren 
die kleinen Tiere 
bald wehrlos und 
Ton den Ilnn<len 
niedergerissen, und 
einen Augenblick 
■pjlter langten die 
Heiter an, die die am 
weniggten verletzte 
Gazelle vor den Hun- 
den retteten, den an- 
deren mit dein Mes- 
ser den (tnadcnstofs 
versetzten. So schnell 
hatte sich der ganze 
Vorgang abgespielt, 
dafs zwischen Aus- 
ritt und Knde der 
Jagd nicht mehr als 
drei oder vier Mi- 
nuten lagen. Das eine 
Tierchen, das man 
lebend eingefangen 
hatte, war nur leicht 
verletzt, und eine 
Woche genOgte, die 
Wunden zu heilen, 
worauf es sehr bald 



zutraulich wurde und mit 
den Hunden gute Kame- 
radschaft hielt. 

Etikette und gesell- 
schaftliche Urogangtifor- 
men spielen bei den Ara- 
bern eine so wichtige 
Rolle, dafs man sich ge- 
nau danach richten mufs, 
wenn man mit ihnen gut 
auskommen will. Es ist 
nicht leicht, damit völlig 
Iwkannt zu werden, und 
Reibst wer nach monate- 
langem Zasaromenleben 
mit den Sitten der Wüsten- 
stnmme vertraut zu sein 
glaubt, ist vor einem ge- 
Hellschaftlichen Fehltritt 
nicht sicher. Keine grös- 
sere Beleidigung kann 
man einem Araber bieten, 
als wenn man sich freund- 
schaftlichst nach dem 
Befinden seiner Frau er- 
kundigt. Einmal verfiel 
ich beinahe in einen 
ähnlichen Fehler. Ich 
war von einem benachbarten Scheich zum Besuch ein- 
geladen und im Begriff, vor seine Zeltthfir zu reiten 
und dort abzusteigen. Zum (ilück besann ich mich 
noch rechtzeitig, dafs der gute Ton verlangt, dafs man 
ungefähr 50 m vor dem Zelte halten und mit lauter 
Stimme fragen mafs: „Ist's erlaubt, nilher zu kommen?" 
Dadurch giebt man dem Oastfreunde Zeit, jedes weib- 
liche Wesen «u entfernen und damit die Vorbereitungen 
für den Empfang zn beenden. Ebenso beberr8cbt ein 
Verhältnis zwischen Vater und Sohn trotz ihrer Liebe 
zu einander die schuldige Achtung des letzleren dem 
ersteren gegenüber alle anderen Gefühle; und so werden 
die Sühne mit dem Vater niemals zusammen beim Mahle 
sitzen , wenn (iäste da sind , sondern stets warten , bis 




Fift. 2. Oazellvojag«! mit Folken- Aufbnich der (Sesellscbalt . 



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191 




Fi|{. X Gazellenjagd mit Fülken. 
Ww Kalken wml«ii li>>£eUiiHCii. 

der Vat«r aufsteht und ihnen damit erlaubt, sich zn j 
dem Itesncher zu goaellen. Wenn man aber die Bocialen 
Gewohnheiten der Itedninen achtet und befolgt, wird 
mau nach meiner Erfahrung in ihnen wahre, aufrichtige 
Freunde gewinnen. 

AU ich eines Abends mit Scheich Mananr (Fig. 4) 
im /ehe »afs, fragte ich ihn, ob die Beduinen keine 
Belustigungen hätten, wie Tanzen und Singen. 

„Wie", rief er auü, „ist Euer Excellenz') nicht 
müdeV" 

„Für irgend eine Kurzweil bin ich nicht zu mtide", 
sagte ich. 

,I>aun, Eflfendi, würdest Du vielloicbt gern unseren 
Dichter hören?" 

„QewiTs, was ist'a mit dem?" 

,0 Pascha, er singt wie die Nachtigallen, er singt 
den „Gesang yon Nephüta". Geschlechter hindurch 
war diüso Gabe bei seinem Hause. Jetzt ist er alt, aber 
sein Sohn eifert ihm nach." 

^Siugt er oft?" 

„Nein, Effendi; nur wenn eine besondere Gelegen- 
heit, wie jetzt die Au.wesenheit Euer Excullenz, ihn dazu 
begeistert." 

„Nun, dann wird er sich Tielleicht heute bereit finden 
lassen, für mich zu singen?" 

.Malüm!" (Gewifs) erwiderte der Scheich und ging 
hinaus, den Säuger zu rufen. 

Ich hatte von diesem Sänger bereits gehört und 
wartete mit einiger Neugierde der Dingo, die da kommen 
sollten. ' 

Jetzt traten nacheinander die Edlen des Stammes 
ein, grüfsten schweigend and setzten sich um das 
Feuer, lebhafte Erwartung im (icsicht. Dann erschien 
auch, begleitet von seinem Sohne, der Barde, tauschte 
mit uns Saliims aus, nahm I'latz und machte sich 1 
bereit. - Es war ein graub&rtiger, dürrer alter Mann, 
aber mit Feuer im Blicke und .Stolz in der Ualtung, 
und sein Sohn gab ihm darin nichtH nach. Jeder hatte 
ein Instrument — el Komengeh — , eine Art zweiaai- 

') Diene Bi^Juinvn »cbeinen alm bereits mit dem Jargon I 
vertraut zu nein, mit <lem man in Alexamirien oder Kairo 

Fremden erfreut, und mit h<icbtrnb«u<l«D Titeln iliren 
Besuchern gegenüber nicht zu geizen. 



tiger Geige. Der Alte schlofs die Augen, rieb 
die Hände iueinauder und begann mit scharfer, 
schneidender Stimme einen Panegyrikus auf den 
Gesang, den er vortragen wollte, w&hrund aus 
dem Kreise der Zuschauer wiederholt zustimmende 
Rufe laut wurden. Nach vielleicht zehn Minuten 
wurde ich ungeduldig und rief: „Spiel' auf Deiner 
(teige, Meister!", worauf er unter beißilligem 
Stöhnen des Kreises die Ouvertüre begann, eine 
klugendt! , geisterhafte Melodie — wührend sein 
Sohn eine Art Begleitung in Moll ausführte. Be- 
ginnend wie das Seufzen des Windes in den 
l'almen, wuchs die Stimme an Macht und Um- 
faug und i>tarb dann wieder bis auf einen Hauch 
ab. Die Wirkung des in seiner Art zweifellos 
. künstlerischen Vortrages war seltsam, und ich 
versank in phantastische Tr&umereien , als der 
Barde plötzlich das Schweigen brach und mit einer 
Stimme von erstaunlicher Kraft den „Gesang von 
. Nephäta" intonierte (Fig. 5). 

Die Legende geht um Generationen zurück 
und beschreibt, wie die Macht des vftterlichen 
Stammes iu Mesopotamien wuchs; wie im Laufe 
der Zeiten, als er der Krieger, Kamele und Pferde 
in Clberflufs zählte, der Häuptling sich entschlofs, 
Tanis zu erobern '''). In der wunderbaren Instru- 
mentalbegleitung glaubte man den Ritt der eilenden 
Boten zu vernehmen, die an die zerstreuten Familien 
entsandt wurden — glaubte man den Hufsolilag ihrer 
Pferde zu hören, wie er allmählich in der Ferne erstarb, 
bis man nichts mehr vernahm, als den über die Wüste 
daliinklagenden Nachtwind. Jetzt hörte man von weit her 
das Getöse der gesammelten Haufen , das näher und 
näher kam, bis die Tonfülle ihren Höhepunkt in dem 
allgemeinen (irufse erreichte, der dem Sclieich, der sie 
gerufen, dargebracht wurde. Dann folgte des Scheichs 
befeuernde Ansprache und die Beschreibung der bevor- 
stehenden Wüstenreise, die mehrere Monate dauern 
würde. Die Hitze, der Durst, der Staub am Tage, das 
ewige Schweigen der Wüstennacht, der Glanz der 
Sterne, das Zu- und Abnehmen des Mondes, die Be- 
schwerlichkeiten , Aufregungen , der Mangel und Über- 
flufs während der Wanderung — alles kam in seiner 



') Im NUdelta (liebe weiter unten). 




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FiK- j- Vortrag arabiacher Barden im Zelt. 

Art in malerischer Form zur Daratellang , unter der- 
selben (;viat«rbaft-unheimlichen Degleitung. 

Stunde auf Stnnde ging da« ho fort, des liarden Auge 
gl&nzte, und seine Stimme wurde immer kraftvoller, bis ich 
durch ihre monotone Gewalt fast betäubt war. Während 
deesen rückten die Zuhörer erregt umher und tieften ea 
an lebhaften ßcifiklltbeseugungen nicht fehlen : ein An- 
blick, der mich in einen Zauberbann schlug. Nach dem 
Vortrage konnte man darauf schliefsen , dafs Tanit er- 
reicht war , und dafs die Araberhorden unter seinen 
Mauern lagerten. 

bla war jetzt Mitternncht. Vier lange Stunden hatte 
ich dem wunderbaren Heldengedicht gelauscht. Zu er- 
mädet, um weiter zu hören, stand ich auf und Terliefs 
die Gesellschaft, deren BegeisteruDg den Höhepunkt er- 
reicht zu haben schien. 

Und Undank ist der Welt, des Dichters und des Sängers 
Lohn! Als ich ruhig hinausgehen wollte, sah mich der 
Scheich , der durch den Vortrag völlig in Anspruch ge- 
nommen war; er sprang auf und 
schrie den Sänger an: „Mach hin- 
aus, du Hund! Du hast den 
Pascha mit deinem Schweine- 
gegrunz gelangweilt I Mach, dafs 
du hinauskommst!" Und im 
Augenblick wich der heroische 
Flug der Gedanken unwürdiger 
Krregung. und ich sah, wie der 
ehrwürdige Barde, der bis dahin 
so stolz und wichtig dagesessen 
hatte, mit Verachtung aas dem 
Zelte gestofaen wurde und sich 
gedrQckt nach Hause schleppte. 

Dil! Stellung des Stammes- 
bnrden ist erblich. Der Sänger 
darf sich mit nichts andt-reiu als 
mit seiner Kunst befassen und 
wird vom .Stamme völlig unter- 
halten, indem jedes Mitglied sein 
Teil dazu beiträgt, Die Söhne 
dei! Siingers werden von Jugend 
auf mit den Überlieferungen und 
(iesAngen bekannt gemacht , da- 
mit diese niemals im Laufe der 
Z«it«n verloren gehen.' 



Eün anderer bei den Ileduinen geübter 
merkwürdiger Horuf ist d(<^r ^Diebs- 
spürer". Da die Wüstenbewohner keine 
Ställe oder Umzäunungen für ihre Tiere 
haben , und diese darum mehr oder we- 
niger in Freiheit leben, so könnte man 
meinen, dafs Diebstähle nicht schwor und 
nicht selten sind. Indessen hat jeder 
Stamm eine Anzahl von Spürern, die sich 
darauf verstehen , die Fufsspuren eines 
bestimmten Kameles oder Pferdes unfehl- 
bar aus denen von Tausenden anderer 
herauszufinden. Aus diesem Grunde ver- 
spricht ein Diebstahlsversuch wenig Er- 
folg, und es kommt ein solcher darum 
auch nicht oft vor. Ich habe gehört, dafs 
man in einem Falle die Fährte eines bei 
Ismailia gestohlenen Kameles Wochen 
hindurch bis in den Sudan verfolgt und 
das Tier dort dem Diebe abgejagt hat? 

Wie alle Mohammedaner sind auch die 
Beduinen sehr abergläubisch und von der 
Macht des „liösen Blickes" fest über- 
zeugt. Zum Schutze dagegen tragen die 
Meisten Zaubermittel, die gewöhnlich aus in die Kleider 
eingenähten Korunsprüchen bestehen, oder aus mit sol- 
chen Sprüchen besohriebonen Zetteln , die in silbernen 
oder ledernen Kapseln um den Hals getragen werden. 
Pferde und Kamele schützt man fast immer in Ahnlicher 
Weise. Dieser Aberglaube gehört zu den vielen kleinen 
Schwierigkeiten, mit denen der europäische Roisende in 
derWüste rechnen mufs. Mein Freund, der Scheich .\lcywa, 
besafs einen sehönon Rappen und auch einen hübschen 
Knaben, seinen jüngsten Sohn, die er beide sehr gern 
hatte. Der Knabe, der ein vortrefflicher Reiter war, 
sollte eines Tages mit dem erwähnten Pferde vor mir 
seine Kunst beweisen. Er ritt aufserordentlich ge- 
schickt , das Rofs war wirklich ein prächtiges Tier, und 
ich lobte daher beide am Schlafs des Schauspieles mit 
anerkennenden Worten, wobei ich den üblichen Aus- 
ruf „maschallah* nicht vergafs, den der Scheich aber 
nicht gehört hatte. — „Nimm sie!' rief er, „nimm sie 
beide, — meinen Sohn und mein Rofs. Sie sind beide 




Fig. e. Lut'Uiile|;eluiig b«i tian-«I-IlaKa. 



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Ost SUlml«iif«B io Cbinm 



IIS 



Dein!" „Ich kann nicht, Scheich", erwiderte ich, «ich 
«ftBBohe IMii Bob aidit und kMin »aoh Deiaen Sohn 

nidit «iiiMlitt«!!.* — fflHi niiAt, Effimdi*, ditogte er 

erregt, utnl <ils idi midi uooli weigerte, rief er vtr- 
zweifult ; „l>u miiiVt aiu Ijt'idü an nehmen !" — D.i kam 
einer d<^r Uiiistfliflmii'n hfinn umi bi.-iiierktu : „Ea wird 
ihnen nichtti iioiiMi zaatofseu, lueia Vater; der i'aacba 
blt |iU8challiih' gesagt." Daraaf Hefa der alte Mann 
«jtt gmtiügu Stfthnen der Befriadignog hOreo ob in» 
nUlMiideit Wort««. 

Dar Annlniek „mMobkUfth* llbt sieb ungefthr mit 
sGAtt ▼«rb&te ftehlinrnies" flbersetsen und mnrs stete 
hinziiKi f'nK' «t rcloii. wenn man ein Idiondes Wegen lubt. 
Solist lülst sich Unheil oder Tod von dem lietreffenden 
Men-sdü 11 odfr Tii r nur dadardi abwenden, dalä Ban 
•ie dem uuvurKichtigen Lobredner schenkt 

Man glaubt vielfach noch, dafs die Gastfreund- 
• ebftfi und Freigubigfceit der Araber unedlen Bewef 
grtnden entspringt and nnr in der HoArong svf eine 
EntschädiguDg geübt wird. Biese Ansicht ist falsch. 
Ich sprach einmal in einem Zelte um etwas Tabak vor, 
du mein Vortut iiusgegatif^en wnr. Iter üeJuine ont- 
worlete, «sr häile zwar iabak, äher der wäre für mich 
nicht geeignet. Ich versacbte ihn trotsdem und er war 
in dar Thet nicht eonderiieb angenehm , so wie mein 
Wirt Terndiert bntte. Br 1m( mich dann, ich mSge bei 
ibn Qnnriier neluneii} er wOHe T*bek b«len l««un. 
Spiter «rfabr ich , dais er einen Kametreitvr naob der 
drei Tiit;ero!f>eii euffernfeii Stndf ?i>|j;i>Bif^ i,'e''rljidit hatte 
mit dum Aiiflr.igi^ vuiit besten „TürkiHdiHii" zw kaufen, 
den es dort gäbe. 

Ein andermal sah ich in oineiu Zeit« uiue mit soadef 
bnreD rohen Mastern bemalte Filsdecke and fragte, 
«ohir ein «Ire. Hau legte mir, die Denken kAmen »n> 
den StdMi» Ich Iwatiifcto mir Ttonb, di6 wiA Si» 
Decke intereBÜere, da ioh eine solebe vorbor nie ge- 
•eben nnd Hefs den Gespräehsgegenstand fallen. I'jnige 
!Miinate bpiiter, als icb bereite wieder dubeim war, 
uiupUug ich iiua Kairo einen BatlBn, der dnai von jenen 
Decken enthielt' Iis war klar, dafs ivieiü )'reigebi;.'er 
Gastfreund geradeswegs einen Ikiten nacii dem Sudan 
geeehickt hatte, am die Decken fQr mich zu kaufen, und 
dftlk er aie mir naeb Kairo naehgeaasdt hatte. Ein 
Denk neiiMneitB war Uer nnmflglieik Leidior irnren 
die Decken, als sie mich erreichton, so voll TOD Motten, 
dafs sie vernichtet werden mufsten. 

^\ ünscbto ich einen lirief zur l'uat /,u besorgen, so 

wurde ein J>\ann ZU Kamel damit nach der nüchet«« 
EäaenbalinKtittinn gesaiidt, und das bedeateto für diesen 
oft ciaen Ritt von mehreren Tagen. Eine liezahlung 
fltr den Dienet erwartete man nicht. 

Fait nllo dringondon NMkfielltan wofdon mit Hälfe 
de* Kamele« tlberraittelt, da kein andere« Tier so grofse 

Enf fernunt,-en in gleicher Zeil zu durdieilen vermag. 
Ein junger Iteiluine legte «in«* Tages die Strerke 
«wischen Beni-Aynb und Ismailia, das sind 6(1 fiigliscno 
Mctieu, mit dem Kamele zwischen Soonenantergang und 
Sonnenaufgang zurück, und ich glanbe, dafs im Notfalle 
ein gnte» Reittier Tiersehn Tege kindnrcb tigUch bnndert 
engliaehe Ibilon Isnftn kann, wobei ee lidi mit klig- 
li«hem Futter begnOgt und nur jeden dritten Tag ein 
wenig Wasser braucht. Allerdinga würde es oacb Be- 
endigung der Reise so erschöpft sein, dafa e» imlneie 
Monate hindurch der Ruhe nnd guter Nuluciig bedarf, 
nm wieder hergestellt zu werden. 

Jede Schilderung des Wüstenlehcns würde unzu- 
reichend sein, ohne dafs der Lufts piegelongen Kr- 
wAbnoag gaooliieht (t*ig. 6}. Das Phänomen kommt 
faet tAgUeh vor. Wie twkaaBti neigt es gewAbnlieh das 



Trugbild einer Wasserfläche , und die Tittuhnng iet so 
ToUkommen, dafs eiuMl oi» Hapa in molacr Mih«, mit 
dem jdb sprach , bie an den Knieen im See in iteben 

tchien , dessen Wellen (-inigc Pchritto vor mir über den 
Sand rieacltcn. Die wunderbarsten I .uftspiegeUinpen 
hi\lie ii h indessen auf meinem l{üek\vej,'e n;ich dem Delta 
beobachtet. Ks begleitete mich eine Abteitang liaoardi- 
Araber nach San - el - Haga (dem alten Tanis). Von 
Scheich Alejwao Zelt mh nan doutUcb die WtUe und 
Rainen -ton Tanii, and die Entfemang eobien nur fflnf 
bii seolie Meilen sn betragen. Unser Wog führte einige 
Meilen durch SalzsOmpfe, worauf wir das „^^Id von 
Soan" erreichten, das einst zu den am besten imgubautcn 
Teilen Agyiitens geliiirtp, jetüt aber einp traurige Ein- 
öde ist. Wo kaum diia widerslanilülaliigate Wüstongraa 
furtkommt. Wir waren hier etwa vier Standen geritten, 
und noch immer schien Tanis so weit wie zuvor — als 
aicb pUMalieh in der Landaohaft ein «onderbar«« Blinken 
des Lichten neigte, daa die Sinne TdUig verwirrte, nnd 
bevor icb noch imstande war, zu erkennen, was ge- 
schehen war, standen wir unmittelbar an den Wällen 
von Tanis ! Ais wir den lialir I ukua , einen tiefen 
Kanal, nut' der lidire kreuzten, wiederholten sich ähn- 
liche Ersdieinuijgen. Wenn wir weetw&rts gegen die 
Sonne sahen , schien die Kliene ein riesiger Landsee zo 
sein, der von Palmenhaincn nnd DArfem nmgeben war. 
80 tAnachond mur der AnbUdc« dnlh wir «n« dnrUbor 
nnterbiolten, ob dCTBabrTuraf nieht die Dimme durch- 
brochen und das Land überflutet hätte, und ob darum 
nicht ein weiter Umweg nötig sei. Während wir noch 
miteinander t^prachen, nahm icli svar, dain mehrere 
meiner Gefährten verschwanden waren, und mit ihnen 
die Wälle von Tanis und das nftcbste, eine Meile ent- 
iornte Dorf. Einen Aogenblick spiter «ah ich a|leeTar> 
kehrt oben in der Lnft, bii die Beiter, nie wir nlber 
kamen , sich pIStzlich wieder aufrecht stellten und auf 
dem Erdboden standen. Die überflutet« Fläche erwies 
sich als L'iu Scherz der Natur. 
I Eine Stunde später standen wir an dem Bahr Vusuf 
und sagten unneren licduinonfrouuden , deren G&ta nnd 
Uaetliohkeit wir ao oft erprobt, LebewohL 

Das Stelzenlaafen in China. 

Dafs wir den in der I,.uft fliegenden I'apierdrachen 
ati.H China erh.iltcn liiiben, ist eine unlie.streitbare That- 
saobe. Er ist cTt^i ziemlich spät durch den Orient zu 
uaa'gaikottimen. ob aber daa Stelscnlau/en aus China, 
wo an aiemlicb verbreitet ist, za uns gelangte ,. kann 
AngBeh enehainen, denn es gehört keine grofse geistige 
Anatreogung das«, eich lango Hftlaer «nter don Beinen 
SU befestigen and auf diese Art etwa einen Sumpf an 
jin^-sieren. Bei uns nur alb SpielzeuL,' der Kuabön bfr- 
nutzt, dient bekanntlich die 2 m liohe „Chamiuc- in den 
franziiniBchon Landet; den ,^cbal"ern beim Itiirciisdireiien 
von Sumpf nnd (ie8trnp|i. ]>\e..ie Stelze ist Unter den 
Fnlhgnhuiidcn: lüener steht nicht auf chNB oaitwärts her- 
Tomgenden Klotae, wie bei den Sielmn tmiarer Kinder 
oder bei den oft aahön goaelinitaten Stehen dar Mar- 
kesasiosalaner in der Sfidaee. Schon hierdareb wird 
angedeutet, wie weit die Stelzen verbreitet sind. Ob 
nie in der Neuen \Vt>lt vurkommen? In Afrika fand sie 
Mauuh bei den Makaiaka im Süden, Steeve hei den 
ostafrikanischen Wanjamcsi, also im Jetzt deutschen ( Ge- 
biete. Wifsmanr^ hnt Stelzen bei den Ni-gerknabeu am 
Kassai, einem linken Zuflüsse des Kongo, gefunden, bei 
malayiselMn Völkern kommen sie auch vor, und in der 
SOdseo sind ein weit Torincitst Auf Tahiti honntat 



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IM 



tonn, nach Ellia, gabelfömiige nanm&ste, in deren Gabel 
man den Fafs setzt, und die Markesimor waren Im 
Stelzenlaufcu ko geübt, düfs sie auf glattem Steinboden 
Wettlftufe auf Stelzen vuranatalteten. 

Was (!hina belrifn, .so finden förmliche Festlichkeiten 
Ton StelzunläufergL-ai-IlBchaften an den Geburt.stagen 



her gut eingeübt und verlangt fOr ihre Vorstellungen 
Gaben Tom Publikum. Die Abbildung chinexischer 
Stel7«nlftufer, welche dieser Notis beigegeben i'<t, »tammt 
aus Ninischuang, dem Handelshafen der IVorinz I.iao- 
toDg, welcher in letzter Zeit oft gouauut wurde und 
jetzt durch die Eisenbahn mit Peking verbunden ist. 




Cliineaiache ätelzeDläufer zu Niut»chuang. Nach einer Photographie. 



▼ulkstümlicher Gottheiten, am Neujahrstagu u. s. w. statt, 
wobei die bunt ausstaffierten Stelzengilnger in ZOgen 
durch die Strsifsen ziehen, lün jeder schwingt dabei 
einen Gegenstand in der Hund, sei ea ein Fftcher, ein 
Musikinstrument, ein kleiner Papierdrachen u, dgl. Sin- 
gend zieht die Schar im Günsemar^■ch dahin, wobei ein* 
zelue ihre Kunstfertigkeit zeigen, indem sie üuf einem 
Fufse stehen, oder sich in msendcr Schnelligkeit drehen. 
Die (icsellschaft, welche einen Klub bildet, hat sich vor- 



Dio Stelzcnläuferproze.Hsion wird hier, wie uns ge- 
schrieben wird, am chinesischen Nenjahratage von den 
Angestellten der Zollbehörde ausgeführt. Die Leute 
sind mit den buuteüten Farben angethan, manche isind 
als Weiber verkleidet, sie schwingen Fahnen, spielen 
auf Tamtams und Trommeln und bringen ihre Unkosten 
namentlich dadurch ein. dafs sie ihre Vomtollungen vor 
den Häusern oder in den Gärten der in Niutschoang 
ansätisigen Fremden auaführen. 



Der Seebnr^er See bei Göttint;eti. 

Vun Dr. Ilalbfafs. NeuhaidenKleben. 

Das ganze nördliche Deutschlaud westlich der Llbe 
wie auch Mitteldentschland ist bekanntlich sehr arm an 
Seen, denn abgoaohen vun den Maaren der Kifel Gudeu 
wir an grüfseren Landseen nur den Arendsee in der 
Altmark, die Itcato des aogcnannten Süfaen Sees bei 
Eislebeu, das Steinhuder Meer bei Wunstorf, den Dümmer 
an der (irenzo von Oldenburg und Hannover, das Zwi- 
schcuahner Meer bei Oldenburg, die Seegruppe bei 
itederkesa zwischen liremerhaven und Cuxhaven und 
endlich, am meisten isoliert ge!egeu, den Soeburger 
See östlich von Güttingen. 

Diesen zwischuu den Dörfern Sceburg im Westen 
und Iternshausen im Osten gelegeneu Landsee, der besser 
nach dem zuletzt genannten Ort>> zu benennen wäre, 
wohin er zu seines Areals gehört, erreicht man am 
bequemsten von der Haltestelle Hollshausen der Nurt- 



' heim-I.ieinefelder Kisenbahn, von der or nur Stunden 
entfernt ist. Nach dem Werke von v. d. Itome, „lHo 
Fischereiverhältnisse des Dentsclicn Reiches u. s. w.", 
licrliu 1880 82, dessen Angabon sich schon oft als rocht 
unzuverlässig herausgestellt haben (vgl. Globu», üd. 69, 
1 u. Ild. 70, Ö) sollte der Seeburgcr See eine Tiefe von 
8 bis 10m besitzen, noch meinen eigenen, am 3ü. De- 
zember v. .1. vorgenommenen 40 Lotungen kommt ihm 
bei damaligem Wasserstande nur eine Maximaltiefc 
von f> m zu ; allerdings pflegt der See im Frühjahr uro 
beinahe ' j m hülivr zu stehen , und anfaerdem ist der 
Wasserstand dadurch, dafs seit 10 Jahren die Berns- 
häuBor Mahle den See nicht mehr staut, uro etwa V'g m 
gesunken , so dafs die frühere Maximaltiefe bei Iloch- 

I Wasser auf etwa (> m angenommen werden kann. Die 
Zahlen in nebenstehender Kartenskizze beziehen sich auf 
den Wasserstand zur Zeit meines liesuchcs, die äufserate 
scharf ausgezogene Kontur auf den Umfang, b<i lauge 
der See noch gestaut war und ist den Mofstiscbblättern 



196 



2521 und 2'>2-2 lim Julire 1878 nufgenonimen) ent- 
nommeo. Aurh die iu iiiiuhfulgender Tabellu zu!^ilIIlllien- 
gestellten morpbometrischen Warte beziehen sich auf 



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Dor Boden des Sees trügt nach Seebarg zu und in 
der Sadeeke «umo aehlMBrnigOB Cbftnkter. Ober die 
TOB mir dam Orwtdo «nlaoBBeBan BodmproiMO idirabt 
mir Herr Dr. 0. ZoduuriH, IHrelttor dor Uotogioeliea 

Station in Plön: 

.Der Gruiulschlaiiim des Sfibarger See» enthält in 
erster Linie Gesteingbrocken von sehr kleinem Kaliber, 
»o Jafs die gröfatcn vun ilmuii nur etwa eine LSnge 
von fiO Tauendstel Millimetern Iwsltzen. Dazwischen 
kommen FlodnB von pflnnzlichem Detritus vor. Aufser- 
dem begegnet msa M der mikroekopiecbeo Darcbmiute- 
Tvog ■«UrridMB Kiemboddo Ton SflIewaaBemliwIniiDen, 




I>er Beeburger See bei OOttingen. 



BrocInrtftekeB tob Eatonioiti«lMBpoiiMr (Botmin«), Bif- 
flnTiMMcliBlMi, ,0«lilaMB TOB CodoBaD« lafloolri«, aber 

nur sehr wenigen Diatomeen. Von dieten seigen sieh 
bei Darchaioht Tieler Proben Vertreter der Gattungen 
SurincUa, Epithemia, Cy^ lotcilu, Melusiru. Coccom ia und 
Pleuroeigma. Am liHufi^/aten waren von allen übrigen 
DiatoBseen die k-rron KieseMialaB TOD Swiflalla Iriie- 
riata sn konstatieren." 

In den Obrigeu T^'Uen des Scee ist der liodt-u da- 
g«g«B Jeet; geogsoetiacb OBtanohaidat er aieli durchaus 
aidit TOB uiitfloreB BantsaBdstda , der die nm- 
liagaadea schwach ansgeprägten H(5ht'n bedeckt. Die 
TOn T. Koencn ausgeführte geologisclie Aufnahme der 
Umgebung de» Sees liU'st darauf »chlit r^' :i , ilafs er 
nichts anderes als eine sanfte Mnlde ist, <iin mitWas.^er 
gefüllt ist, weil der Untergrund aus undurchliUsigem, 
horizontal lagerndem tbonigem Bantsandatein besteht; 
dab er fern» nur dar BMt eines ehemals weit aus- 
ftdehntorcn Wasaerba«lEeM iat| «eldiea alliBiblioh dnrok 
herlx l^'t'^i iilte grSbere oder Ainm Teile des finntsand- 
ateintK iiiiMgirrillt wurde. Dar nördlich vom See ge- 
legene, jetzt vertorfte Lutlienniger , der vor etwa tiü 



Jahren durch einen Kanal trocken gelegt wnrde, und 
die noriittp;it!ii::]i i;elegenen Auewiesen sind unzweifelhaft 
einst Teile dieses grüfaeren Landsees gewesen. Freilich 
ist anch die Möglichkeit nichUganz ausgeschloasen, dafs 
kleinere Erdf&Ue, die Ja iu dieaem Gebiete des BuBi> 
Sandsteines bis an den Sodfnfs des Harns htnSg aaf- 
tretea, auf die Gestaltang dea SeeheekeB« aiaaB, «obb 
auch nnbedeBtendeB Eiaitib gehabt haben, die StoO- 
rändpr in Aor Kordostecke de.i Pees deuten wenigstens 
darauf hlu. Auf die Stige tun finetn versunkenen 
Schliissi , das unmittelbar HÜdlii'h von T'eriiehauifen ^'e- 
staudei] liuli' U soll, und von welchem nach der Angalra 
meines i;r).;U:iterg, des Fischers Engelke, Überreste im 
See aufgefunden und nach GStüngan ins dortige Mn- 
senm geschafft aein sollen, ist freiÜdi aiahta^ geben, 
aoob bekaoi idt auf meine Aafrage tob dem Torsteber 
des Mnseams den Besebeid, dafs sieh dort dergleichen 
Stücke nicht befänden. In der vom Fischer bezeichneten 
Gegend, etwa 100m vom Südufer entfernt, erhebt sieh 
allerdlng.s der Seeboden etwas , doch erreicht die ILdie 
dieser nnterteeisohen Sohwellnng noch nicht einmal den 
Bateaff tob Vt». 

Gegen 1 Uhr nahm iah bei bewölktem Himmel nnd 
siemlioh bewegter Luft (jm den Tagen vorher trug die 
Witterung einen geradezu stünniachen Charakter) an 
der tiefsten Stelle eine Temperaturmessung vor, welche 
ergab, daf« das Wasser von der Oberlläche bi» znm 
Grande nahezu die gleiche Temperatur besafs, welche 
am 2,2 bis 2,3'^ schwankte, die Temperatnr der Luft 
war gleiehzeitig 5,5*. Die Siehttiefe der Seocbiaoben 
Sdieibe betrug nur */4 m, dementapreehrad neigte aiMh 
das Wasser eine schmutzige Farbe ; bei ruhigem Wetter 
soll dagegen das Wasser bedeutend klarer sein. 

Der Auaflufa, die Aue, fliefst '/« Stunde unterhalb 
bei Qermerahausen in die bei Landolfshausen entapriB- 
gende Snhle, deren Waaser durch einen Durchstleh 
unterhalb tob BoUakaoaeB ia dia bei Duderstadt est- 
apringende Hable sieh ergielbt. Die Hoffnung der An> 
wohner, den See einstens austrocknen zu köisin ii tkuI 
seinen Üuden in fruchtbare Land- reien zu Terwandt ln, 
wird sich so leicht nicht realisieren lassen, denn abge- 
sehen vuu den bedeutenden Kosten stellt sich diesem 
Projekt die geographische Thatsache entgegen, dafs das 
GefiUe naeh dar Hahle an nicht anareieht, um dea See 
Tdlig m anOaenn. Dasi? koamt aoeb, dalb dar Flaah» 
fdaÜan, veleher anr Zeit nieht TftUig auagenntat wird, 
weil es an üntemehmangsgeist maogelt, recht bedeutend 
ist nnil bei L'uten AbRatsqaaOeB aidier aueh lohnenden 
Gcwinu bringen dürfte. 



Dio Nasenflöte im Ostindischen .\rchlpe1. 

Auf ö. l.Mi (Jie-if.t liamltii vermifüt R. Anilre«? die 
Zwinchenulieiler in ib-r Viirbreituii;; der Naücnriöte ^zwinclien 
Uinterinilien und M>-I»ne»ifn\ nlirndelit daliei »l:tr. <]afs 
8c Ii a<] e n 1> e r unl ich nie im .THbr« l^y^^ \nri l.u. n auf- ^ 
gerUlirt(Bd.VIII der .rablicationen aUB demKijuigliclieu Ktlioo- 
graphiacben Mueeum n Dnadea": Mejer imd Sehadea- 
berg: Die IMiilippineB. T. Woid-Iiaaoa, B. Sla) nnd eiae 
n«ihe von ält»i< n X <i-).weiiinngen im Oütindlnchen Arebinsl 
ciiiert haben. Kf i-AAi ilaher das vermif^te Zwiecbenglled 
kciDetwcga. leb reproduziere die betreflende Stelle des an- 
gaaetaBaa Weritas: 

. . . .Masenfl5te der Tingianen (abgeMtdet auf 

Tafel XVII, Viif. 1.1) . . . Bambns. vorn drei L»cher, hinten 

ein«, mit dem KiKcn eini;ehrannt, Kit cm Isnp. J cm Dundi- 
messer. Heist mit ili'ui linken N-ineuliwIi Kelilaneii, w iilii','iitl 
das reclite mit llaiiiiiwoUe oder ii«'r){leiili'>-i verstei ft wird 
iScImdenherg, Z. f. E. IHHi;, .', lyl. Vergl. Fl/tt-n luif Snmilr« 
(Midden Sumatra, Ethn. Atlas I8KI, T. XL. »i und XL]. 

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198 



(—7), ,«Hr1«m, Mliieng pAndiang, kerlln"), mnt Jut« (RafllM: 
Hill. J»vm, T. 2!>, IB ll8ä4J), 4mlia(' auf Celebea (Matlb«»: 
AUa« 8, (1844]), .auliiis', Bkngi (Onwdencr Muneum), 
Ibnier iMif vätau (Snaiwr), Buk. Ilm Britannivn, 8Alomo- 
luMbi, XwHtteiatmTttl, SaBg*<Oiit.Ifa8.0oa.Tab. [läni]). 

D«ig1' «1»ta4»1itr* (fhnjimBn, Alm.) . . . JLhnliBh, 
Uatnar, 4t,&en Umg, t,t «a manaummt.' 

Seitdem batPI<>yte in einer leseiiiwerUn Zuaatnmen- 
ctellliog die Nanenfliiti;^ nucli von Boroeo, Nia*. Central Oelebe« 
nnd Bali msbgewleMa (lod, Oida I8«i, Aug,, 9. 14«6), und 

I) 9*H4Mn «fbl«b dl« DicniMwr Hhmiub lii aueli wm des 
Batlakf auf Snnain (a, andi VcfMT. BciL Mm. BI, »5, IBM). 



ieh swtifl« wwtK, 4aaa omd aia teblteMieb KbaMlI swiMbM 

Malakka und Mtsu Quioea flnden wird. 

Wenn Audr«e ineiot., ilar« die blniwnden jungen Mnnn«r, 
die er abbildet, da« linke Kaceninch nicbt Keochlouen bätten, 
HO verweUe icb auf die oben citierte BemcrkODg, daf* ein 
Naaeolocb auch mit Bnnmwolle und tlprgl. vprgtopft wird. 
Dies bezieht «ich evont. »ucb auf d:is ilailrlicn Mjn tMdrabi 
(nicht FinscbiDseln, wir verdruckt ist), dua mit bviden Hknden 
auf der Flöte fiDi^' rt. 

V. Luicbaus nenerlicbe Bemerkung (Z. f. E. iiiäS, 
▼wh.. B. mi. teft ,4m VorkflOMMii «irkUeliar H»nnf 
- iwt Vvljmii« tanMiilit «ad >■ Jtriamrian viebt aisbiixa}!!^ 
m MlitJa«, iat mir in AnaJiimj dar Yorbaadaan 

IdttaratatniMdiwaiia aieht «tklBirliah. • A. B. Mayar. 



Blieb erschau. 



W. Kobalt: Btndifti rar Zoogeographie. Bd. 2: Die 
Fuuna dfr merilionalen 8nbr«giOB. Wi i abadan, 

C. W. Krcid«la Verlag, 1898. 

Baoa «ntw Baada aa tn ar Btadka lar BoomcniUi bat 
Kobalt baM daa twaltan Band Iblgaa lanaa; denill» b»' 

liaudelt die Fauna der Mlttelnic«rUinder und zerfXllt in 
14 Kapitel: Die Fontaalinder, der Kaukaaut, Meaupotamim, 
Peraieo, Arnbien, daa Hittelmeer, die Bitugetierfauti n Irr me- 
ridionalen Itegion, Vögel, Amphibien nnd Ueptilifn, l'hini, 
die Binneniuollii«!«?". iV.>i>"1I!<»ti, die mauritaniscb-JUKliiluii^Llir 

HrOViOü, die Ij 1 rlliTU.M'lli- l'rovinz. llill.;-n, ilir H»I k(i::lKili:.- 

ioael, Kleinaaien, üyriet), FalAatina und Ägypten. Durch die 
Anfziiblung dieaer Kapttal iU aehoa dar Oaag dar Brikte- 
rungen angedeutet. 

Olflieb daa «rata KajAtd kt adur toturniiaat^ «i bduutdalt 
dia Potttaallndair nnd namantllob dia Pirtga, irann nnd wla 
dar Pnatai enlutaDden iat. Hiermit bSugt die Entitebung 
daa Botporu» und der Dardanellen zusammen. Der 
Boeponw int entweder am Ende d»>r Tcfiiirperioili- iider fint 
Wiihr-iiii (!fr rUliiviiiliif riu.:le eiitstainieu. wahriclioihlich nicht 
durch einen gcw altsaiueii \\ iissfidui'jlibruL'li, Bniräern aia so- 
genannte ,Gral'>:iii'>'ijki.'''. IHi' I>nnli\tii-Il<jn i.'ii'iitiuiden erat 
apät in der Diluvtalperiml«, und neitdeni wurde der Boaporua 
dareb Broiian mehr nnd mehr vartiaft. Dia ganco af«Ua*k«D- 
Atan* dar KiiatanUnder daaUamMiMBeerea trtgt keinen medi- 
tanwwnt «andern taila klalnaabtiaBbaa, teila ifidbalkaniaBhen 
Cbanktar. Daa ßebiet flatlMi ▼(« dar nnlann Muitn 
gebürt nicbt wlir in Furopa. Die Grenze zwiaehen Asien 
und Europa wiri) tiinnixiKi li nicht vom Buapoms, Harmara- 
Beere und ili-n rui IjunHen gebiMet, aonil<>m si«> lieitt die»- 
aalt» der,")-]!:«-!). 

Das zui'it« Kitpiuii beacbüftigt sich mit lii m KaukaauBL 
liirsHT iMlilet riHch Kobelt eine ebenao cnuly itr- fi'lioli ^ti arfe 
(jr'juzv zwiaehen zwei lOugeographiac^en Provinzen wie die 
i-vr.'i> i> n. Fdr die MaUaikaa nag daa tiebtig aaia, Jir dl« 
Bhu^< Uoru trifft aa nlebt g«as A, «ae Bbrigta» S. St auah 
von Kobelt gewlasermaften anerkannt wird, indem er »agt, 
ein eigenilicbea Entwickelnngacentrum aei bei den kauka- 
■iacbein Häugetieren nicbt nacbwt'iüMr. Folglich bildet 
der Kaukasus keine acharfe taub]■^t:>^vU^; Grenze. Etwaa 
qt^cieltT wird da» Vr>t-)(<iTnm»n d"-« Iühhh cunipaetje im weat- 

Im driitün Kaiuiel liiidi^t. icuniicliiti M e.topotamien eine 
ntbere Rrürternng; daanelbe ist nach Knbelt ein integrieren- 
der TeU der Babara und zerfällt in Bergland ((juellgebiet 
daa Snpbiat), Bta|Wa nnd Tiafbind. Jim PSaeb&nna iat 
indiaeb, die flabwanamiollnakan nnd aber nicht indiedi, 
aondam *}'ris«h. Die 8üugetierfauna bedarf nwli genauerer 
ErferKbung, doi'b «clieiot »ie aicb an die a>'ri»t;he auzu- 
wlilierati». Persien iat daa ualllcbate Qeblet der pnliiarkti- 
acbt-n Kegion; die HaupluiHaae der Büagetiere wird durcli 
* Arten der centralnsiatiscben Steppen gebUdet, aa giebt aber 
auch Arten, welche mit Vordatniian, andara, waleiia mit 
Indien in Sezi«Uuiig «leben. 

Arabiaaa Fat»» iit kaiaa ababaltllcbe; beiondere her- 
Tomgaad idad «Mkanieebe Blamanta. !>•« innere Arabien 
iit eise dirakta Purtaetzung der flaham. Aber ea eiad »neb 
Basiabnngea snr indisclien Pannn und nr pentioben besw. 
»yri«cb«n Faiiua vorhanden. 

Obige .^udeuttingeu Ut>er den Inbttll der ersten drei Ka- 
plte! m'>i?vn a!» Pnit^ti frenilK«!). Kr>^i>|e liiit -Mei r>irifn*lilil- 
i'ik'f-ri li.iu't-ii irj fitter klmvij , i^ut l' -li.it-rMi l'unn l-fh;Miil<-lt 
uiiil tiiio Mfni;<i ul.-i eH-AUHr < ' t'üiL-btitpunkte ^.'lli ml u'»- 
lu.Hclit , ':riii;-ii-lii ii ili.' .1.'« >1 .i ■ .1 kozoologen. Daf* '.i.tii vun 
seinen Ansichten in manchen i'unkten abweichen kann, iat 
in der Natur der Sacba begrflndak Dam 8|wclaUbnehar 



I wird £« niebt «cliwer fsUen , manehe einzelne Angaben al« 
I unrichtig nachr^uwvinen, IHese» t'lt bes. iirtfira binsicbtlicb 
der leb«iiden uad lussiJcu Häugetiere. Die betreffende Lit- 
tanttar iai w reich und ang^atob a» nantiaiati dalb man aa 
«oM aatiobvldigen darf, wann Kobalt manehaa bbawab en 
liat. Hefeient würde ?p.»piell au« aeiuen eigenvn Publi- 
I kationeu eine ganze AhzhIk von Thataachen oder Angaben 
! anführen können , welche Berückaiebtigung verdient hütteii, 
'■ z. B. über daa aardiniache Wildschwein , Ub«r lebende und 
' ff>?«i!t" TlArnstor, nhfr ScsoVin nscberi Mbra. ana faUetioa, 
Littr-i' ..Ii,- \^-!scliieiirrii'n S[:ii]H\ Arti-a «to., dooi iit bi«r ntcbt 
der Uti, imliei ilttiauf >:iuü.ugel>cu. 

Auf jeden Fall wirkt die Lektüre des Kobeltaclion Werkes 
sehr aurrgend und wird dem wichtigen Fortehuugsgebiete 
dar Zoofaogtapbia neue Mitarbeiter anlUwen. 

Bariin. A. Bebring. 

Dr. Wilhelm Grnbp; Pekinger Totengebräuctic . Kn- 
tract from »he IVkitig Orimtal 8(u-iely .Inurnal, Vol. IV. 
Pekiiip, rii-l'HUK I'ies«, 
llerr Prof. «Inib... welobt'r l;liiif.^if Zeit, im ..Viiftmee rln-g 
Berliner Muaeuuis f:ir V-ilkt-rkundc iii ()=taf.ien »tiltr. , liiit 
während «eines dortigen Aufenthaltes den HtolV zu der vor- 
liegenden grttBdlloben Abhandlung geaammelt, welche (ich 
ala Nachtrag und Brgänzung zu dem klaariscban Wedu von 
Prof. de Oroot, The religion« «yatam of OUna, dantailt. Bi 
elnd die Srtlieh differenzterten BnehainoBgeo bal den Totaa- 
gebrauchen, zumal Peking!, die er mit grofaer Oelebraam* 
keit und bei voUatäudiger Beherrschung der chineaiKehaB 
Spi-nrh)» hier niv P.»r»;i.Tl>inj.' bringt. Nicht um da» alther- 
gebrrtüli-.e kiii..)ri;.T.hr 'I uleiiritiml handelt e« sich, das schon 
seit '•!.[., Tam-iui .T.ilircn im ( ictirainli igt, „»andern nur nm 
gewisBo volk-tainliobe Sitten inni (■i'lir.iuobi.', <\if y n''» par.i- 
aiteuartig umranlKen und hier und da ttberwnchenr*. Diese 
Brinohe kennen xa lernen and mit anapUaehaa tu v«r- 
gleleben, Itt fBr den Voneliar In derToUuknndo von groCiem 
Belange; er wirti die vielen Parallelen zu solchen bei nne 
rorbaudenen linden und die bekannte Frage nach Batlehnnog 
oder aelbetllndiger Entateliung aufwerfen dürfen. Im enteren 
Binu« hat ja Prof. Schlegel viele* be^kntwortet , fireilieh oiuM 
•let« au< die fiaiatimmang der V4Uceip^«hologan nehnan n 
«larfta. B. A. 

Deutsches Land und Leben in Einzelachilde 1 .. n ;^eti. 
Landacbaftakandeu und &Uhitegeaclucht«n. 1. Landscbafta- 
knndan. Litnnaa. Biae laadae- nnd Tolkakande von 
Dr. Aliwrt Bwmk S. Siftdtegaiehlobten. Oeaabtebta 
der Stadt Nanmbnrg an der Haale von Dr. Em«t 
Biirkowskj'. flInitgaMt llobbing and Süchte. 
Dr. y.wf-c Werk uiufafst 452 Seiten, enthält 6t! Abbil- 
ilu::i:en, ^ Kai :niakiizen und I grofse Karte der Kurischen 
: iN'rliruti^; nn ( tut iirt.-< prtle (Jeaaiutbiltl vtim üetpreufKiMsheo 
; LiMin-ti. )■;» Bi.--,zt firh :tus BetracliliiriL;<_.|i über die Ober- 
flHciieiigestallung, da« Kiima, die Ptlauxeu- und Tierwelt, die 
Bewobner, daa I^utlurzustand der Litauer, das Erwerbsleben, 
Handel nnd Tarkehr, äicdclungen, Bevolkerungedicbt«, das 
Memeldelt», daa Knriache Uaff nnd die Knriaehe Bahmag 
NMmman. Die Bilder k«nnielduiaB lltaaiiefa« Xiandiebaften, 
I (ieritte, Trachten, Häuser und Stuben; di« Karten Plufa- und 
; Btadtteile und das Hevölkerungagemiscb. Dr. Zweck srbreibl 
{\ir den AUgenieinirebildp'MB. Beine Sprache i»t ^ew;'Jblt, »eine 
DaratellungMirt »i i'ii ti'':!!! rr weist immer am Ende der Ab- 
schnitte 8!>f (Iii- /.lii In itlie I.i'»ernt'.ir hin, er weifa »einen 
Stull ilnrch k"'- i n-i;' I klirt.' Abbil l njen interessant zu 
, machen. Es kommt ihm weniger auf neue Beleuchtung oder 
I Datannahaag dar eianebwa Tbomat« , nie vielmehr auf ga- 

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Bftoiier*«bKii. 



107 



•Atolrt« 811M iMiiMihi[Wiiig Hl. Dm VMlmiun Mnd dSm 
nMbton Miii«r AbUldnngMi uaA in Btotf dar AbtumdlnnKtn 

b«kHnDt, «r winl wohl auch Kr «in« tiofTeDtlicb t nVI untig« 
x««ite Auflage VerUefun(i; einzelu«!' Frxgen wuni) )>f>i. ui« 
Siedelane, Fi.«cbpmw»*n, BunnliihiK, Maldininker, ZeitanKs- 
weaen, VulU*- umi KiinnrilirhtnnK, VijlkergemiBch (die Kart« 
8. Miiriuii mit den im Globu» I8i»7, LXXI, ?4 vcrl^fffBi - 
liehtt^ii !• rtifljiiiiKf^n nicht iiberein und iit «'lnji- f'.rhuitt-rung 
nicht kontruilXkcbar); rt wird aber die ganze Leictuctg freudig 
mwkennen und cmpfpblim. 

Ur. Borküwaky» W«rk idlUt Ii» B«it«i), bi«t4-t 14 AbbU- 
duxkgen hsi vorragemier Kunnl- und Baadtnkmller, 3 Stadt- 
uatehten and I SIegeltafel and tat ebenfkllj die ente cnaaanien- 
b&Dgende DanteUnng des gewählten Themas. Nach einer 
Vorgeachicht« der Landjichafl entrollt VerfHaa«r die Anfüngo 
>)er StiitU N^nmlrorf, die Entwi^'kelung der 8t«dt im Äfittel- 
Hllcr, ilire }(eiieutu!i)^ im Zeitalter der B«fonnatiDri iin^i iititer 
der AdmiBisiratiou 8achseua, sowie die Ueachichte der Stadt 
iiatcr prcr.rMiscIii r R«gterung. Kina Wanderung mit Uetracli- 
kttng der g«sctaicbUicb«u Baudenkmitlcr , aowie die Reihen- 
ftlfi 4w JBhwbQift «Bd AdniaMratoren de« Stifte« Naumburg 
bwBliW>A«a du Band. Vr. Borkowaky ist ei vorzüglich ge- 
langen, auf so engem Räume auf Urund umK:cliri)7er Kennt- 
nia und Dan>t«llDng«art in grofaen Züg«D lii." lieschicht« 
KfniiiiVuirf« zu bieten. Er verweilt mit Vorlli-l>e *>el ilcn 
Zeiten, d;i Niiuml:'U!>; in d> r Ueachichte baBmiiiiT>< liei vni tra^ 
bi i ler Cirondon^^zei), . dur Upfonration , dem 1- ür»t*otage, 
ili'in iiebetijäbrigcii und NHjwteMiiiKtheo Kriege. 3lit der 
Anlage de« Q«iu«i] wttre ei nicht unvereinbar i;ew«aeD, wenn 
dM TollMkmHUielw MatwM in Bang und i^A^f, Spraelw «nd 
Slpricbirort, KMdimK «md Wobnnng u. «igl. au<ui hier und 
w herbeigezogen worden wäre. Di« Arbeit »elbat verdient 
klleit Lob. 

Beiden Büchern fehlen die nenecten Karlen, fUr da« 
ei>t< ist aie in Aaaaicht gestellt. Sie wird für alle Bbide 
n' ti^-rr noch nie die ATiHltinngen. Die AoaetAttung 4w 
lUiclii r von aeiten dM Y' r.nge^ iat vorza^ch, dM guz« 
llDUmehutea mit Fr«ada cu begilUiien. 

Or. V. T«tia«T. 



CuA Anleot Di« B«pablik 8kn Mftviaob 
Biageneh« Ba«bbsnd]ung, nm. 
Die kleine Bepnblik wird zwar oft genannt und ala eine 
Art Kurioaum, etwa wie daa Fürstentum Liechtenatein oder 

(He An-^orm, nnih im GeoRTupInwiinterrkhte be- 

Imtidflt, }i\ii-r »elli-n he^mOil,, wiewulil "lir \uu Kimiiii aus in 
wenigeii t^umderj atu erreiciien i^t. Nach der mh lii-geud«n, 
»ehr auFliilirlichen Bcbrift iat aber ein Besucli de-i kleinsten 
europüischcn ötoatee (62qkm, 9500 Ginw.) sicher lohn«nd. 
]>M 8ti<ltcb«n mit i«in«a B«uUcbkclt«n, VarfMüUig, BMhts- 
pflege, MiUtftr (allgemeine Wehrpflkbt, a«UB Xompani««! zu 
IbO Mann), Finanzen, KirchenverbUlimWi Schulen, Verkehr 
und Orden (mit fünf Klassen t) watdfli bähandelt, am ein- 
gehtniUteii ;ilier (üc fiijhrhichte vom sagenhaften heiligen 
MarinUH III u!id die Kiit^tefaung des Staate« aus einem 
Kliist<är. welches dur<;h klage Politik »eine Selbstündlgl!»it 
i^'o^i::!! ilie Püpflie und selbst daf Kun:^Mvii:h Italien zu wahren 
wufste. Noch 1874 wurde Sun Marino von einer italienischen 
AriMe onzio|elt oad von d«r W«lt alwvtohi^d«) , bia «ia 
Auglcioli zu Btrade kam. verwramt« «ieh d«r pno»- 
idMlis Q«Miidte V. Mvan bat X«o XII. ftr di« SalbMadig^ 
k«lt dar Bepubllk, dia aogar KapdlMm L gtaAmitttig geaehoBt 
hntn>. V. K. 

Arelix V iiu Religionawiasenachaft. Uerauagegeben von 
I>r. ptiil. Tbs. AcheliH in Bremen. Freiburg i. B., T^tp- 
zlg und Töbingf»», N crl ig .oti J. €. M, M<>hr fPaul Sie- 
beok), la^s. 

Die Klhnologeu «4uf 4i«v» Zeitsciirifl aat'ni>^i kiuim zu 
niacbeu, ist der einzige Zweck Oer folgenden Zeil> n. <iie sich 
eines niibereu Eingehens auf die hier bebandelten «iDzeinvn 
Wwflb itiittiitjtwi infitsaBi Bin iicliaKa 0itaU fllMr dla u tt t 
Aft dar aMMB g a H a d n ift Bbsvgabau, iat nach dam eben vcdl- 
end«t«u antn Ba&d«^ dar, kbgaaalMtt von kleinen Beiträgen, 
nur aehl grMkafa Arbeiten enibUt, kaum niüglli.h. Jedenfalls 
Hbcr Kann man »rlion jetat «»i^ei), dafp» Ke ''Af Ticnrljtntic 
der l\tl)tiiilo^i-ii duich;\ut< vtrdi'jnt, Di-j AbhandlunL'eii iie< 
erstell ItandeH Ix'w t_-^'e[i hirli alli r-Utign '. i>r7ii,;liLdi nuI dem 
( (e\jiere iler (<rievdii)«i;lieii und Ln^iini lieü M s (lr:'.'(>t;ii , nur *'ine 
Arbeil von Martin Hartroann, utwr die Heiligenvereii- 
nng antar den Benoal, a«f daoüenigaB dar NatnreNker. Doch 
iilMi dlaw im awailan Baada naeb «fnar lOttailnnK des 
HanungalMn reichlicher beducln werdaa< Vttr die Anfrecbt- 
•ffhldtmf der inneren Kinheit de« ffmm UMtCBebmena 
iMBmen vorzüglich Arbeiten aiaeneit« von maamnumflmeB 
dar Art, andanaitt mb g^ydulogiaeham Inhali In Bebmlrtk 



ArbalttB nird ntih aneh die AnfbrnikmaiMit 
daa BÜmologän in anMr Linia cuwemdau. In dlamr 
tiabanK Ia* aua dem enteo Bande beeonders ein Vortrag daa 
bduRDtaB griaebiMben Mjrkbologen Roacber, über den 
gegenwärtigen Stand der vergleichenden indogermaniachen 
und apeciell der griechischen Mythologie unH eine auaführ- 
ürfip Tti'^j-'rtfhijnp einer Abhandlung deMelhen V«rfa»»era, 
dlier die Hnnde- iitn] Wi lfxiii.inkheil bei den aiten Griecbeit, 
iiie üucli ävi Juthaoluge nicht ohne Gewinn lesen wird, zu 
erwähnen. Möchte die /eitecbrift una kttnftig recht viele 
I derartige Arbeiten bringen und ao Di«bt Vtoü der Siocel* 
I forsebung dienen, sonder» aueb dem immer mehr mwfaaeB' 
1 den Bedfirfbi* der ZuMimmenfasrang imd der FBUtUg mit 
den wissenacbaflliohen Kachbergebieten zu einem zuverMaei- 
gen Führer werdenl Hoffentlich wird es ihr dann auch 
nicht »n der nötigen Teilnahme fehlen. A. Vierkandt. 

A. Forke: llliili ti fhinoUscVifr nicht^ttg. Mit 21 re- 
pnxluzii-rlen i'liine?i»Ldn'ii OiiKin;i')jiii-'e|y.eiclinuiiüen aus 
der Zeit Uer Uiui- um! Be<:li8dyuiiitie. Jahrhundert vor 
Christiu bis u. JaUrhun dort nach Cbriatua. Aus dem Cbi- 
noiachen metrisch übersetzt. Magdeburg, Fabersobe Buoh- 
dmakani, laM. 
Zwar dBd wir dnreh Bflekarta and Tietor tob Stnuilk* 
t Ibersetzangen de« Schiking schon mit den Schönhoitt^n und 
Eigenheiten der chinesischen Poesie «inigernkafsen vertraut 
gewordBn ; nllein ;r5rwr«> Krei*« Iiatien für iJiesplbe nrwh kein 
inlereSBe t;ezeij(t- Dienen alier liünimt liüs voi liLgen de Itoch 
de'i in Tüclui'ii lelieuden Vertassers ent^-cgen , und mau wird 
nicht ItTtuen, hier Blicke in citje l.ynli zu lliun, die in 
di-n v.>rli>'^i ndi'u uiutriscben t) bertmgungen uns durchaus 
»ti«{iririit. Der meii*«bl!ehe Oeiat ttigt aieb Iiier ala derselbe 
und gleich emptlndende, wie bei VH. Kakar Iiiang Yuaa-lii, 
watebflr rar tsoo Jabran lebta^ ktalda» hIm rrBhümmmpaB^ 
in fblctnd» ▼•rt*: 

Die Vngleia «lagen jetat auft Nen* 
Im Bnadbe ibra Uader, 
Und vor dem Fenattr fliegt vorbei 
Die FrObling««ohw«lb« wieder. 

El webt der weifse Weldentleum 
In weingefüllt«; Becher; 
Gar manche BlGt' vom Pflaumenbaum 
Büngt am (iewand der Zecher, 

Usf« ni''ht flii» FriiUl!ng»pr»cht vergebt) 
l'di ii Ii den l'reunii t''''-''<dVei., 
Trid dal'i ich bald zurück iiin h&tl' 
Das ist mi iii cinz;^.; Hdtlen. 
1 lomn mnh ein deiilschr r Lyriker lingea, deiiu ge- 
wenltii dir'^e I)n-hrurj>!;eij. lieliebte schmachten wie 
bei uns, und nur hier und da stört ein speciliscb ebineeisober 
Anadniak, dev in dar AnaiarlHMC «riiatot wtard. In Beaag 
auf Übertetnuit; und Fonn bat der Terfhawr aatn BaMi 
gethen , und man winl bei der Schwierigkeit der Attijpbe 
nicht überall glatte deatnciie Verse verlangen. Im übrigen 
•chliefsen ir nus ilein AuFKj.>ru> Li: des Verfasser« an: „Bs Ut 
nicht leichi, ■iii- |iiietiscl:i-n Hrxeuk'uitse eine« Ireniden Volke« 
richtig rn vkurdigen. Dvt Kenner, welcher sich in dieselben 
bineiiii,.'elebt und sie durah einKi hendes Studium ^ivb^^cwonnen 
liat, ist geneigt, aie zu überschätzen', der Lei« dagegen, 
weleber aiisb leicht durch manche« Fremdartige alweatoAen 
fSblt, TatOUt oft in den entgegeu ge e e ta te n Fehler. Qaax be- 
•ondera roufs das natürhch hei «aem Volke der Fall sein, 
daa SM in aetoer Kultur so tm atabt, wie diu Chinesen.' 
War dia Gadiebia Uait, wird aber voa der ptatsgiailiMiden 
ÜBtanebltMiBg dar OUaaMn IM bleiben. 0. 0. 

KwnlU Taiiff Krtittenticn : l'an-ke Sajjn, >n):; ile litir lydl 
i I-olkemunde. I. — 5. Afdeijuir. Aarhu« « bilkeborg (MiVl- 
I tilm bei Vejie: Verl»g des Verfasners), 1802 bis 1897. 
Der Sdiatx dea d&ni«cben Volkes an Üherliefernngen ist 
aoeb klage ai«liit gabohani «towebl eikta gaaaa JMlM ma 
Volklorbmin rfoib bemUht bat, detnelban tB arbaltea. Ka* 
mentlich in Jötland, da» venni'pi» der Abgeschlossenheit 
seiner Bewohner am lünc>'en «eine Kigenart bewahrt bat, 
(rfift die volkAiiijdltche l'orsoljer- und Sammelarbeit noch 
i^iin.er reicbc l'iürhte l-iiner der . ilngsten Sammler ist Ewald 
Tan^' Krist^nsen. Ihi vnn ihm neit 1871 herausgegebene 
.dji^ke Folkeminder* nnit;.«»eii |.iz; bereit« i:i starke Bände, 
in denen er im jUliscIien Volke lebende Lieder, Sagen «lud 
JMnbea, m weit diaielben nooh niebt Mdraekt wana. ▼«!• 
aübntlicbt bat. fine abanao raieba Tündgraba bilden die 
lahi bie 1889 im Auftrage der GeaelUchaft Folkesanifundet 
hernusgegebeiiu Zeit«ohrift .Skatbegraveren' und die drei Heft« 
.DaartwFolkeeeealjrr* ÜMe bU 1888> Bteiwbe Spriob- 
lad aahaiaipr 



Da: 
~un^en 



prBaka waideoi ino i 



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198 



KUia» N««liirl«h»«B. 



»taUlicbvn Rand« vereini};!. <l-'ni ntch« llpfte Berirble alter 
),*niK ii!MT«lii» jütinphc \ ul kiltli-'n i'vjIkIvu. Sei» J^!'2 (t«t. pr 'Mf 
ViaiilVPiillicliuiig ili-r lii>.liiT utif^ruekten V,.ilk»-Aj;eii Ii»'- 
tjoun-n, denen auch iUh uu-iA anderweillK «ei-6[leiilichteii 
Aui>.pi>:lii)un|{ra 8v«nd üruD ltvi^« einTerleibt «ind. Da* Werk 
ist auf lieWn Ilünde berectmet, Oer«lt fünf «ncbi«aw tiDd. 
IM» Si8»n «lud nauli Ihnm Inh»lt ^ttoBttM» fMvto«!, In 
. BnA 1: B«rggeMt«r, S: W«ld-, Wmw nA Bumgaiitw, i»> 
UKiflH Bacm. Tor- «od Vchnwiahan, S: JUmoi, Kimliini, 
Orttocni, aehttflib 4: FMammuiiCitt (KMga, Kri«, Ad«l, 



Pricvter, Küuber und HQrder, StrendanKen, Test und Krank- 
hedfn), 5; Oespeni-tpr. — IHe Schriften Krt»tpitferi9 »ind 
liui»lli-ii»>'lirifton ; »uf fii.r Krilifrlif HvjirVH'ituiit; li^it < r uch 
nur «eltcii, «o bei den Volkulieili-rii, i-in^ dnnsfii ; laiiKirSitUcb 
der AufoHlime von Variation^ n luitt« er ulrenc*''* Aunwalil 
tr«l)«n miiaaeoi aber gende daduit:b, dafa er »cb mit seineiu 
offw am Tu» tnUDdM Tal»^nte fiir <U* A—Iwfg dar Im 
Tollw wshoHdiHUtailtefeniiie »uf dlM Mto Vanater- 
«hittilnit iNwInlaH, lw( «r a«sIifbI||nd«B krlUiobMi you» 
■okan di* W«g« caetaak A. Loraaiai. 



Kleine Nachrichten. 



— Major (jetzt Ubertt) Macdonald bat endlich dai 
i^iel «einer Expedition erreicbti nJlmliok die briliicbe Herr- 
■ohaLA im dam naidmallialMii TUla ttm Sagiiaeli-Oat» 
afrika, awtoebaa 4«ra %va«lftaa od dan olitm Vn, tat 

Ovlttiiig zu bringen. n<>kani)tUcb war die Rxpcditloi) im 
September Itsd? durch i'.ie Mauterei der Sadaneaen auf lange 
y.ell durch ili'ä KumiilV in rüojft Und Vnioro unterbroch<'ii 
wurden. MaciliiiiAiil vfrl'jgU- im S|inlmjmnn?r 18?8 »ein lltiujit 
i|iiiiilii'r Ilm h iIiT l.rmdm'liiifl bnwe, itia Nordfnfüf» dPi<Kli;"ri, 
iiii'i K'-"t: ^'^'1' ^wfi Kolonneu narh XnrJwfiit*» imd 

Noidonteu v,jr. Mit der ersten Kolonne durcbzuf; «r aelbat 
oaarfoncbten Gagaadan Ballieh tod den Wobnsiixen dar 
Wkkadta. Lango uad «mlcbta Tarrangole in Latuka (Oatlieb 
mnlAdaß nach Ataabloft tod Vertrügen mit den eingebore- 
Baa maptlhlReD kahrta ar nach Sawe larück. Die zweite 
Kolonne unter Hanftmunn Austin zop uach ilcm Oatufer 
de» Uodolfaeea, Iwrfiip von Il<..'.t''ijN li-:i'> un<! Cnv-Mitlluh 1C97 
braucht, und kato uhttt üiui itordeuil«' ilennt-liien ^ia in die 
Landachaft Murle {i. Orad nördl. Br«ite) Kr ruckt« im 
November 1698 bei Oberst Hacdonald lu ttaw« wieder ein. 
Mit dieaen allgemeinen Notizen , welche der Times vom 
9S. >«bniar d. J. entnommen sind, muisan wir uns vorläurig 
kaguflgan , bia wir einen «uinbiJtolian fiatiaht namentlicb 
Qtar den aOraograpliiseb^ ZnaunniaiiliMic dar Lnneo- and 
Tnrkanaatämma «rbaltao. Hauptmann Kirkpatrik bat den 
Kiodja- (oder Chog»'} See, itn Nordun von Uganda, karto- 
griipbiRch «iifgvnomnien, eine aobwlerige Arlir>it ''.ti hei allen 
afrikitiii'clivii riAoliUndaeen daa Ende de» olTeuen Wassers 
und der Anfang des veranmpften üebieles selten aicb mit 



'— Biin fl«s«i|Imnbaii zarHakt 
nerkwllrdiga Traikan dar ObtabauliaUar kankaehtot, so wird 

man an da« ,Ili>ii|>r«<'h«n* afbUWH. Die .dummen Baaern* 
draiifson gUubinj n.-iinUob vor Jabren, dafa ein M<geuaDnt«r 
.Wei'''r M lim' cder eirif« ,Wpi»<» Fiau" kiank«»* TIeh duri-li 
allerlei Znii':-f i iiiittol ' ■(i*'r auch duirh eiroii blor^eii Sprurli 
viel be.H?er heih-'n Uüiinv , «itj iIlt gL'Hi: iiirktrutp 'I']»_'i'Hr?t. 
Aber litzt hu' iiihd i-« nii iil tint ,dimiiiifi, HaiuTn'. ^>>tidiTn 
mit iutelligenlen, gettildeten Hi ii^olu ti zu li.uii, lie ateif und 
fait 4«iw ftkaiiMiKk sind, dafa iine ,^Vel»elJ Münaer" and 
.Walan "ittSbn* lUiaBtaa (auwobl g"g"ii«> artige wia Rän- 
derte von Meilen «Btlkmla) durcb Bpriicha heilen können. 
Uiebt man die Macht dleaaTaWeiaen' zu, Outes tu thun. Kranke 
zu bellen, wie weit iH man dann davon entfernt, an die 
Kxistenz andet'ir .\\':i>s<-ndeT' zo glauben, die aus der Feme 
durcb blofa« Bpruchn, in der Niihp dursh fkii H'ick oder den 
gar nicht aungeaproclienen Wiiniuh ilen Meii,i lii-ii und den 
Tieren l'nli«il und Krankhoil bringen kimnen. Kann man 
die Macht, anf wunderbare Weiae Uutes zu tbun, bejahen 
und die Mi^licbkeit, auf gleich« Waise Boees au tliun, ver- 
pabiant Wann man beim Obukaa an dia .HMkur* ai>d 
dia »Baflit* Mgelangt iat^wto walt tat bwb aa dann noch 
Ua wom BasaBglavIieB oder kia warn WodBimw. (VAehaot- 
llaka Jom-THMnak 9. Vabnur 18M.) 

N 1 V e ;i u V h r;i : ' ; e r u II K'- n ituf 8amon. Dm;» «ii: dea 
Svriinrt!* d;t!i Hitiketj jiäi/.t inj'.h aifiiftuert, tncclue iidj uiifer 
liiTui »•«■•ihti^Ting folgender Beni];»r htuuL^fn bshaui'ten : 

Im Jahre lä63 bewohnte ich ein llaus einer deutacbeu 
HnadalMlalim im dm Owcte Matauta aar dar laaal teTaU. 
Daa Hat» itaad atwa 50 Sekritle Tom Bacatranda antlkrnt, 
tatta «inen kleinen Oarten vor der Thür nach der See zu, 
dar ron einem Stacketenzann nmaäumt war, an deaaen 
ftaharar i^eite Faubänme (liibi<cua tili.tceua) und Hilobflume 
(tbaspasia populnea) einen kleinen am Strande entlang füh- 
renden Pfad beschttltftPn Vnii <hnv II i'i»f fi'ihiip »-in FiiTti- 
weg in weiitjicli».*r Kirii'iiin; und i]:«nii iti fin* rn I'iiL:''n :;aL'ii 
Sudan naelt d«r Dorfslrm'««. — Kmige Jahre später mufste 



das Hau*, auf^r wegen Alteraachwacbe auch deahalb ab- 
gerissen werden, weil das Meer den Birandweg mit den 
Maaiaa aad alaaa (Mtoa Tai! daa Oartaaa aatat Saaa var- 
aoUaagaa and dam Baaia aieh baralta Wa aar TO flelaltta 

geuilhert hatte. Der Fufsweg, so weit er in westlicher Itioh- 
tnng mit dem Strande parallel iief, war nur durch koat- 
sijie-üge ,8teinanf<ihrf>n , die rm-bren; Miri!«'n weit herbei- 
^t-'ri'liafft werden innrHlcD, ,;<,ti_'I ttt «>ir(l''ii. 

Demselben ScbickSMie i>«! tli« Stmi'ae dt>« benaclibartcn 
I>orfes Lelepa anbeim , und das Bi(T in dem Dorfe Avoa, 
welches ein innecea Saumriff war, da es das feste Land be- 
nanst«, tat Jatak aiaa kkiaa fiatnne kwImImb alcül uad daai 
LMKle. waIcSa tatalta alwa 70 Fnfli 1nr«lt lai. Dia KStta 
zwischen dem Dorfe Basina und dfm Dorff .^lta^ auf der 
' Insel Savali, sowie viele klelr.-re Kii-teiiitr<'>'keu auf der 
: Bädaeite dieser Icrc-t, ii.i'j-eu l.-ini: Kiffe, da die Felsen l«nk- 
j recht zur See abfülhn unil iliv Ittztere l>ereils am Fuf»e der 
I FpIwti si> tief ist, daf» die Kuiftllfr. einen genügenden Bau- 
I grnud nicht haben. Hier donnert d:ii M<.i/r ^^anze Jahr 
I biudurch an die Felsen , und bei gelegenllicbeu Bootreisen 
I und Fnfareisen an dieser Küste i<ntlang konnte ich mich 
I iiiwrzeugvn , wi« vielfach di« unt«rböbllen Fel»en bei dem 
I Wechsel von Begen and Sonnenaebein aiob loHlosten und in 
I die Tiefe sanken, die anch nnter Waaaer no grofa ist, daf» 
I selbst grofse herabstürzende Felamaaaen keine Üfvrbank oder 
! eine erkennbare ficbultablagerung unter Wasser bildeten. 
I Raf» atich ar. (licncr K<S»*p. o\!s;!elch KorallenMiik«" bi«r 
nicht entulaiidf;! , \^ei'i deren li.um.eister i \K!n keiiirri zum 
' Anbau gänstigüu Boden gefanden hatten , da« Fcstinud l'urt- 
; während sich verringert, ist rrklltUoh. 

^latapoo, Insel Sarau. W. v. Bttlow. 



— la aabum Biudia, ,l>la Haaaehaaaffan*, i^iabt 

Belunka Studien über Rntwickvlung und Bcbridetbau dieiar 
Tiere. BeiderVielgentaliigkeit der Anibropomorpben at*IUBe- 
li nket zanächat Baasen auf und wi!1 als Mjichn alle Individnen- 
(.'rainien zusammenfassen, welcln durch penieinrame M<Tk- 
iiikI« vi-rifindtm rim} , v>m ilen beiuiclibarten deutlich 
unt.iTKCtneden und v:^l^:l!•iL•^l durili Flüsse Und G«birf;e iinf 
Ktii genau uuiscbriebenes (iebiet beachrttnkt sind. Im Fort- 
lauf der Arbeit wird vaa dar HimkaiNal aad ihrer KapaattBt 
gesprochen , welcba vom Ocadhiacht , von der ahaolataa 
Körpergrüfi!« und der Rase« abbilnglg ist. Wnrtiatuin 
der IIirnka[i«el beachrjlnkt alcb beim Orang-rtan auf die 
Kindh- it i!D<l friiheate Jugendzeit, während aie beim Men- 
Hclien bin k'*^)?*^^'! ''>*^ 1^- oder 20. Jahr zunimmt. Ein lebr- 
ji'icbc* Ihjigpiel, wie die Abänderung rineii einz««lnrn flfhiM«?«, 
eine» /.il.ues,die an '. lUenuie Vmgeatallung de« ;:ei>aiii'e: 
Bchadeta zur Folge haben kann, bieten die Mannciien der 
drei grofaen Antbrupoiden : Uorilla, Cbimpansa mnd OraSf- 
Utan. (Beim Gibbon aind im Gegensatz dazu die Ztthne dar 
ll&naebaa aud Walkefaen von gleicher Beschaffenheit.) Bevor 
niebt die E^ifttoe de« Dauergebisaea vollatändit; durchge- 
brochen aind, IKfat sieb aus der Gej>1.'i)t kiudjicben und 
jagendlichen Schädels nicht immer dB« Oe^i lilrcht mitBiober- 
beit beotimm™. F.mt nach dem Dun lihi uch dieser H>kicähr.« 
beginnen die nnrkwnrdigvren t'n.>;e«t.iltungen t\e> niaiMi- 
Ii<"h?n Bcbtidels, die >icli nbr^r ila» ganze Mannes«it«r er- 
Htre-ken und erKt tH>iin l<rei^e aunklingen. Bei dem Auf* 
»tjhcu, wuk'luie der Pitbocnntbropus und der darauf folgend« 
LitteratursolmaU «nragla, dflrftaa aiaaeban diata Stodiaa 
recht gelegen kMWMiti 

~ Die dKniseho Faniirvxpedi tiou hat ihrSomroer- 
und llerbstpmcr-nmtn f-. erpl tü^d iKi , Bil. 74, 8- 2i)0) erfolg- 
reich durcb^i-fniiii unii in \ ve^rber V.J. eine meteorologi- 
»ehf Winter»tatinn t,>i-i ..iem kleineri Tiulachikdorfe Rchorok 
;ini /usammenHul'- v. n l';in>;s.-h utnl üund bezogen \Vl" 
lit. Olufsen der Fariaer üeogr. OeH-llscb. (& R. Ibtfb, ». 4l>a> 



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SUitt6 Kftoliri abtan. 



19» 



mitteilt, wurden im Auguat oiid ti«^iamber der Jascbtl-kal 
und die beoacbtNMtan ktebiMScen antenacht nndMugaltrtat 
Ute AUximaltiedB dM JauUl-kol betrug Mm, dar Untar- 
gninl baitaiiid au* Qeaait und aainttlam Tbouahiafcr. la 
dar tfÜM liagwi SebwaMqBtllaii bH Tamparatartn tob !• 
bis Ti-'C. Der klein« Bulun-kul, der mit dem Jurbil-kul 
in Verbindung «lebt und einet mit die*«m wnlincheiDlich 
ein« einxlg.- Rf-fifichf? gebildet bat, war auffälli({i'r»'ei5e nnr 
III tji-l" und der liruiiii mit Watserpflaozen bei.lei'lil.. Iti 
beiden Sten f;inil man u. :i. riele Karpfen, bpater wRiulti' 
die ExputiiUon sii:h uftuli Wacliim und [achkasuhem , wo fi>- 
zablreiche Kuiuen von i!'e«tuij|^n der äiapoiok-KaAru ent- 
deckt«; eine davon, die AOOm ttb«f dem nUideeb batte 
einen Umfang von lukm. Eodlieb w% Olnfireo nach 6äd- 
waitCB and gelangte in ein Gebiet, du gaoc der Ueyeerland- 
•absik dei TetlowitooepArkee glich: ISbiallOm hoch aprudel- 
ten die heifaen Hcbwefelquelleii empor. Sie Einwohner der 
wenigen, gfinzUch iiotierteti Dörfer ringaum betrachten «le 
a!f heiüj; ur.rl Iwnutzon si« üu KMom. Dif Wlnt«r»lntion 
livT t;>|Kfditiiiti ln'^jt in L-in<;rii 'IlinU.' , n^ iien 'J«i"i in bocil. 
Bi« tuuj 'i. Niiv«fiiilxT wur tidcli kein Srlm»'»- t'pi'illi't» . 
dia Temj'i-nitur M-lmMuklf zwixlit^ii ^ i im. limittrtK» und 
— 7° C. in der Nacht. In dieaem TruhjaUi will Ulnlsen 
oaab XlirlNaUn Unftbar. « 



— Obar ärztlichen Alierglauben der Chineten 
bai Bntbindungen berichtet Dr. J. J. Matignon, Arzt der 
fninx'"'><iM:hen Geeandtechafl in Peking. iDulletina de la aocii^t^ 
() AMiliiopulogie de Tari« läuS, p. 409.) Kine achwierige 
MiiltiinJiing wfMl (Ulf hiV«c Oei?t*r znrBckppföhrf . (Iis licb 
di-r i.fbiirt dt^s Kind»-* widerfeixen. Man ruft dunii vinen 
iHoii-i isL-ji<"n l'nejtci' herbei, der Ktwism.' Ccrcmuuivwn au»- 
l'ülii'>-n inuTä, dio die D^nionen in dii' Flucht trnl'vn. Man 
■teilt auf einen Tisch Kerzen , ilauchemtöckoben , (alecbe* 
flald aaa flilbaf|ia|iiar, dtai fiaabar ultWalB ud ataa Bataala 
mit drei Arten Gktrtide Mo. Dar Prleater beginnt Ewlaohen 
ilen Zillinen einige Oebet« zu murmeln, die er durch rhyth- 
miiche Scblig« auf den Tieeh begleitet. Nach einer halben Stunde 
giebt der Bonze dem Ebemanu rlrei Stacko desFapierei, von 
dem eins an der Eingangsthur zum /immer dvr Frau, da* 
andere an seiner Stirn ftn^eklebt wipi l>aa dritte verbrennt 
man und giebt die Axche de: KrinfBetideti in The«. Dann soll 
der Zauber seine Wirkung thun. — Man wartet oft lange 
vergebvna darauf und das Leben der Frau kommt in (lefabr. 
Daun soUreitet uiau tum iUiTsmtan Mittel, auf welche« die 
Balbtaidug »—h dwlabt darCUaeM «MaM «iMc«b «ilb. 
Bf ist diai afaa M «rlonattanTorfflbrttBg, ia dar dIa 
Göttin der Mutterschaft auftritt; dieselbe geht an der Thär 
des Krankenzimmera vor sich. In einzelnen Pillen, um einen 
höcliaten üflisct in der kürzesten Zeit zu erzielen . winl die 
(i&ttiii von der Bühne weggenommen und tnwtn auf «sem 
lieib* (lf>r Krpifwntien »pwlen. Die» Milt«"! liÄlt tii;in f;ir im- 
fehlKir und Imt c» denn' •eh keinen Krf.iig, so nelin;en di'-' 
Chineiien nur au, d»t« «• nicht in der richtig«» Weis« an- 
gewandt ijit. 

Vm die Erregung schwangerer Frauen zu bek&mpfen nnd 
aia vpr allan bAm Oaiitani m MbaiaaB, wafasba dia Oabart 
Taab hi ia m ktantaa, blagk ubb tot dar BKnaIhftr tia fltttck 
altaa Katawark aal lUa Oalatar wImbd, dafli aia tob daa 
tBefMiiaban Prieatem gapaboigt wBrdea, areaa rfa rieb darin 
Itagvn la*8«n. 



— über die Hände v,ni Tognleuten ver«ff('ntli<4it M 
8«n«ti>r jr. einiges in <)i-r /.>)'m-hr. f. Kthnologie, ,)a>.rf^. :.' . 
Die Hündf erwieni»« «i<-li uii «]lif(»meln«n «I' cvlir !^<:hl;ink, 
.mfaeim \M)ldi;i Sild.'t und '|"JVlioiiier1 litr Grad rli-r Knt- 
Wickelung der «ogeuannten B<:hvt imiuhaut zwitcben den Pin- 
gom war verscbietlfu ; bei den Männern zuigten tieb •eb»ft- 
ebat« AtaatuAmgen, bei den Weibaru atärkere. Aaeb daa 
▼achillnifl cwiiafaen der Länga daa SaBBiaBa uad der Omod- 
pbalaaga daa Saigefingers war waebaatad. Bio wiebtige* 
Krgebnia hatte dia HaatBDg der Lfinge de« zweitaB und 
vierten Finger». WHIiraBd bei den bisher civiliaivrten YMbarB 
die Zeigpt'riKf-r lÄüffsr »ind rIb die Tisrten Pinger, zeigte »inh 
liei den I nt^ ieuten »ie Lsi allm Xtiturvülkem wieder der 
kanere Zeigefinger im Vergleich zum viartan tiliade; nur 
alB Mbbb batla glakih laagaa Balf^ oad BlBgtaiiar. 

— ar»f TOB 8olBia*I>»iib»ob habandait Ja aiaam i» 
abaB cneUaBaBaB Warha dia Oaaebiokta daa WaliaBa. 
aaiaantlUsb anab in Baing auf aelne ursprüngliche 
Haimat. IHa Ziittaratar über den Weis«» bezeichnet der 
genannte Gelehrt« ata ziemlich dllrftig. Von den vier Hek- 
tionen der Gattung Triticum kommt hier nur Eutriticum in 
Batnabt, voa walobam wir Bur Tr. moiioaacaMik sweUalioa 
int wiMaD SaataBda banaaB. INaaa Art atabt «naar iaaoCirB 



den tUkilereu Verwüiidtuu ^eg<!uuber allem, als ihre iiasLar- 
dieruDg ungemein schwierig tat. (ioring sind die Btützen, 
auf denen die gewöhnliche Annahm« fuCit, ilafa die Ueimat 
d«a Waiaena im OtiaBt, ia MaaiMetaaiiaB, XMaaaiM aaant. 
in Agyptan an audiaa aei. ▼•rnaaar giaabt aia ftatatabaad 
annehmen zu künncn, dafs die Weizenknltur in China bereita 

; im dritten, in Ägypten aber erat im vierten Jahnaueend vor 
Clirisli Geburt in :<tH,'edebnt«m Mafse be»tand , und d.ifs 
nicht der Irifii-itc AiihAltapnnkt vorliegt, der darauf hiu- 
d(^ultti!, dm's Bie d:fKijii ViMkern von Hu^wurtj zu^'i-iührt 
■vsordei) w hi'e. D^nn muiV n;an nhvi ann*.'iint'.'n , dfilü diese 
Kuiiur auf |H>l>phyieti»cheni Wege zweimal an ganz ver- 
schiedenen Orten spontan sieb «otwiek«!! bat, daCi dia wilde 
MuiterpdauM Lm 'Weat«u aowobl ata in Obiaa varbreitat war, 
adar dab dia aatHunt wobaaDdea Vftlkar, dia wir im Beeita« 
denelbea SadaB , aia alz aiarl>tea Out um dar Toraait, aaa 
früheren einander benachbarten Wobnaitzea, in daaaa aia 

! einmal entstanden war, mitgebracht haben, Manzangao- 
graphisch erpiebt »ich nb>»r nu! nitincli«rlei Anzvirhen, 

, dafa d,i« oii./ji,'e uüvdi itn v»ildi:ii Zu?'j»nd>- licl.Knnie Glied 

' de» Kuirit,i:um<>iiitTinif», du« l rili< iitu inotm- ori-uni, uroprilUg- 
lir.li ^:ir ii:> hl :in den l'undorteti ^^'lll-ll^, nuf denen wir es 
heute ÜQiien, dafa es vielmehr mit grofeer Wahrscheinlichkeit 
gawaadert iat aad aiaea andana BoAmi twsiedelt als daa, 
aaf waieham ea alaDeaeeBdeat ^ar Utaraa nnprüngUcliana 
Stammsippe den Ursprung nahm; wahrsoheinlich stand dia 
Wiege dea Eutriticumatamme* in Centraiasien. Var^ 
fasaer weiat darauf hin, dafa daa aüdliebe Abeeaiuien von 
allen bekannten Weizenbaulilndem daajenig« aei, weiche* die 
eigentdmlU hüten Varietäten oder Kulturaorteo darbietf. In 
ahnlifher Weine bietet vielleicht der andere Pol de» jeiz^^^en 
Kulturgebiete«, d;i.i chinesische Reieh, in neinem Innern eben* 
fall« guBZ abweitliend'' Arten i-der Abarten, 'la e» sich no- 
torisch ebenao wie Abeaainien seit lange in grofsar Abg^ 
aabbMaaabait hadadat, eo dala aiafa dia JMaaaaa aagaaWrl 
waltar aatwMtaia icaanua. Moeiilaa doab dia BaiaaBdaa 
diesem Gegenstaude gebObrende AnftaarlMBkali aollaa. 

— Die Untersuchung von Itliinor^rr^^re^ten im Mupeiim 
zu Leiden (Sammlung dea gsjoIt>){i(n-l,en ll"-iij.hsnui»euni« zu 
l<eiden, Nene Folg-e, BJ.2, lieft i; i f^ivbt Ernst blrum.'r vim 
Beivhenbach tielej^enheit za der Ik-trHLbtuni,' , duf, durch 
die Ftindo der .Merkigruppe in Giüittibtr Und MuJiiigtt die 
BebaiipiunK Urandte widerlegt «ei, wonach das Verhrei- 
tungagebiet der Ticborhioea voo dem der afrikaiüaebeu 
MMhaoMT Witt aattaiA iit, da Ja ta iligiar wlAMh Baata 
vorkooBiBa, dia Bb. Ideandi aabeatabea. Verfkaeer scheint 
der Beweis fUr eine Herkunft der Tichorhinen von Nord* 
aaien, wie Brandt ihn zn führen aneht, auf recht achwachen 
l'öTaen zu stehen. Ni\c!i der M-n^'v der Funde r.n urteib-n, 
vor allem auch nacii dem i^eologimdu-n ,\l[er, in ileiii Rh. 
etritürnii ifhon im Pliociii und gerade im boden und Werateu 
uui'inil, iBt es viel u iibncheinlicher, daf« die Tichorhinen 
eiti«! ursprunghuL und hauptsächlich westeuropäische Gruppe 
sind. Bli. anÜquitatia mag ja in Nordasien aus Merkiformen 
hervorgegangen und von da ia der ISiaseit nach ßikden und 
Weataa gaaagaa aein; die MerkiAmaan aber lubaa abar aiaea 
umgaliawlaBWag eingeMhlagan. — Batapnabaad dar grobaa 
aattuäbaa aad iftaaiUäien Verbreitung der Merkigruppe haben 
(awUb aiebt aar Malationen, auudeni auch mannigfache Va- 
riationen oder Raaacn existiert. Sieherlit b Lut ikuch die Kia- 

j zeit die Verbreitung und Eutwickelui;,; b. d> utend t-eeintliiiiit, 
' drtch reicht da* vorhandene Material lucüt au«, u:i: eiw«* 
Hiciiere» in dieser BeziehuuR festnellen zu kennen, nii riniu 
üi» einzelnen Formen Aileu oder Varietäten nennt , inl an 
sich recht gleichgültig; im ersteren Kall« ist nur zn beUmen, 
dafa dicK Alten dem BIl antiqaitatil nicht gleichwertig 
aiad. Tarihaiar aalbat iit dar Aaiiebt, dafli eiaa ZwaitcUaag 
dar Orappa la BblaoaanM almaaa aad baiaitoaabaa aiebt 
genügt. Es ist aabr wabraabaialleb, dab aaab wattaaaTypaa, 
z. B. ein aibiriseher naeb daaa Icbatikaebldai, «. e. w. aar- 
I gestellt werden müsiien. 

— Uber «^eine l'eir«.rl'.iirii;eu am Miickenzie Ms-^'' bis 
\S'Ji) beri' litet iler Kriinzone de S.iin villi; itn B.ilh tiodw 
l^trlser geogr. Oe». (1«»», b. t'jt bis aus mit Kartei. Kf 
war wührend aiaea Bwblikbrigaa AafaaitballMi iBi BMadaaga- 
gebiete .jene* Btronee in der Ijag«, dia Kaifta dae Deltaa läid 
der angrenzenden Kästen des Polarmeurra zu ergänzen , die 
im wesentlichen noch waf Franklins Aufnahmen auf »einer 
zweiten Heise und den Erkundigungen Petitota beruht. Im 
Delta unterscheidet man drvi Hauptarm«, die durvli viele 
Küiirili» mit finnnder ver^Mindeü «ind. Die dazwiachen liegen- 
dm. mit 1. innen nnd WiKb-n IwwAchsenen Ineelu sind in 

. at«t«r Veränderung begriffen. Zur Zeit der Eiaartopfmigea 
I in Mbiabr ataat 4oih daa Waaear im OaUa aad taigart die 

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900 



Kleine Nackriohten. 



E«walüg*» Saud- und 8c1il«iaiiuaMi«B ab, die e* mii >icb fülirt. 
KMhiiav m •ich TerlaaAw, «wtai MamnaagiMlAtlmtaaä' 
Vbän tiMlwii geleKt , huwH inhwIlMB damvf die WiiU«a 

enipur, Treibholz lackt »ich fest und bt^lixtigt die liBtid- 
bjldonK, und >d wenigen ilahren i«t »u« dem Ninhta eine neue 

Iriifl '■rjt'l.inden. Im Ostdi lie« Ilfltris fan J de Hainville «ofaer 
tiem K*kiiiii>!.eu uu-- rf i KiiiU'ii noch drei riuilpjrr; vvtTiltn 
VuD »MriPii) F-u-i-.^e d'ir<'bzo^'Pii , t]tyr in du* Hutrliiiif«' ikIiiu 
miitid<it. AnlHrr d>'V'. l!ikiiin>si-i' 'l<dii-ti dicnr Si'fii u:ili'r 
dem iUntinnnt dt-i ii«xeit«n ; *te sind darum auch achmicti 
mUc. Oer breite Heer«Mni, dar ■MhiaBbtaharifla Kutan 
adr LWarpoolbai Kcht, «ziatiart nicltt. ubardiaB^iHibiiiaatt 
der dortif^n Eskimo twricbtet de Saiiivlll«; Die Ti«ich« wird i 
ituf die Krde gebett«t uod einfach mit Treibbolz bedeckt; 
obenanf legt man die ganze Habe des Toten , an der sii-h 
niemand zu Tert^reifen wagt , seien darunter auvli noch so 
wertvoll» <.i«geustünd<.\ wie SchufswnfTeu niid PHtruncn. 

— Zur Umgrenzung und Kinteilung der Kann- 
thsler Alpeu ergreift U. Kicbler das Wort (Pmgr. d. 
Gjmn. zu Cilli), wekiie al» ein zusammenliiingende« Oebirgv 
gaiiae« Misiweh«n dad* Vm der Triglav-Ornppe swurdaräb 
da* Savethal getreont mi wSt den Karawanken an mehreren 
HleUen durch Querarme verbunden , ist es doch der geologi- 
schen Beschaffenheit seines Ilauplkammus nach dm Juliseben 
und nicht den Cariii]i'')n>)i Alj.iri V id/ iz^hl t). K;np Dreiteilung 
der Qebirgsgruppe sirli fiil;;eiidHiumfnf n durchfuhren: 
). Urlntovec-Gruppe (äüUQtliuler UüUidkamm, B6bmg Steiner 
Ali i ii) von der Feistritz bis zum Vtllachtbale, dem Vtasnik- 
saitel und dem Sanstbaie. «.Charakter : Bochgebiige mit 
teiMr KslkfaUigafuraMUaB (»bgaaehen wo den AiuMuferu, 
indMamulcre den alldllnlien Toringen swiaefaai Oderbnrg und 
Möttnig). 2. Baduha-Gruppe von der Ostgrenze der ersten 
Orupp« bis ik'bwarzenbäcb — Javoriagraben — SkomoUtch, 
Hchön»t*in (atigeTindert« S^iiuitliiilcr fl»tj{ri-ii/i- Scli.iiihacb»); 
CharsiWier ; Miuelt[ebir>,'e ui.t vi.:.rlii-^'eLdei Kalkdelnr^jitforma- 
tioc i-L'i neifach hervortretender Ur((ek>ir,{snn'-eilnKt', \Jt- 
«ul.i^rrujjpe von der Ottgretue der vorlii-rg-innidcn (irujiiPi 
bis zum Uieialiug ; Charakter: B«rg'- und Hfigelland mit vor- 
wlMandar BchlefergebirgitonM»ttoa ; iFialAali mlkaiaiate 
Knlagipfet. Bisher galtta fBr die Omppa dial Hamen: 
Buizbavher, Steiner und SAnnthaler Alpen. Das Gebirgs- 
ürtclieu Sulzl>acb , obwobl in der Mitte de« Gebietes gelegen, 
ist in aurscrtouristiichen Kreisen lu unbekannt, um als Tauf- 
pate zu fungieren. Steiner Alpen wird in vielen Karten- 
werken gebraucht, auch ist diese Uezeichnunf,' vom I>i-iitBch. 
ui»l i Alpenverein anKetiommen, al - r Vri t'. li:ilr diri" n 
Nanaeii für die von ilUD omgreuzte Uehirgegru>JiJ'U (ur uicht 
richtig, da Stein zu aehr an der Caripberie ge^n Südwesten 
liegt. Da atch ferner nnftanman, wenn es irgend angeht, 
nur Beaelehnnng van fleUigan baaaar aigMii ab aUaa aaidere, 
wMüU HcUar Sauthnler Alpao, da die Sana bmIi leiMr 
üngraiDniBg in HeiMn dlewt OeMigca ant^priact md 
einen Teil ibrar w m aaa rra leliata» Knfliiiaa ana ilim empflUigt: 

— KiiM' Hi-iil n In »i Im- \V <i r k !• l .1 U i.- 111111 i\ Ni^nnan ] 
lii-i Milliifld. Kescoit, Kein l'nler eunT ' , ;:i ilIrk.Mt ' 
Kid;<r;iiv'lir decj.te »'lU'-' :'.a'-ip', runde \Vo1iiii;r iihu mmi l in 
Unrchmesaer auf, in der g(;K«!a lOüu 8plitter, t>p«ne und 
VvaM <eeNa) vod Jfaaerstein lagen, la Aal flaMn Meiaaaa 
dabei eof , dah elaam «ehr grofaen Talle der «oMgalbrrotan 
Späne, fast einem Viertel oder einem Drittel von alleu, 
die Spitzen fehlten. Dieselben waren oflenbar absichtlich 
abgebrocbvn « irdi n , uml »ich keine Spitzen zwischen 
den Abfall III Mirfun Icu, Hitlini.t! so viele Kndstiicko dalagen, 
seheint e» waln «c tifmlioh, tlafa die Spiine der Pt'i**'*" ''»IVr 
erzeugt «ordeu w»ren. Diese wurden abgeSn^ In nini uls 
Pfeilapilzen oder zu einem aadureo Uegenatande mit scharfen, 
eehifan ^pitaan bamttat. (Käme, 12. jMwr las», i». Mb.) 



— In einem Vortrage ftlwr die Pflanzangeographie in 
ThargHii (Mitt. d. ThnriBBlMili. naturforsch. Oescli.. II. 13, 
l<>98i Rebt NÄgvli li»upt>Hcblii.'h auf divTorfinoorflura ein. 
Ein Uiit-rbtick derv^lU-n, wie di« Ni>rdo»t.'<4'bweiz si<- bietet, 
ergiebt folcfnli? Thatiii'^V«' Torfmoore di' »(«r ('if>eoii!!en 

bieten, u-. i.n aur:- m. !.i in -d^icher Men>f ^m" -ur- iunpr- 
schweizeriwiiiüi oder juiHsi^itt-uiien . i;'"^''*'*'" iiuiikien eine 
Xufliicbt. Vieltf dieaer intereMSnten Prianzeii Kiml im I.nuf« 
der Zeiten verschwunden, bei anderen beobachtet mau den 
aHmlthliehen iind alaliareii UnlaMMg; nodh bedcwcndere 
VeilaaM aind In Kfirae dtrali daa Toraviogaa der Manaeben 
Ml atiraNaa; an «ine Ausbreitung dieaer Ftonabtaiaadteile 
ia( Biebt n denken. Die jetzige ii:< ogiaptaisAe Vcrtailung 
glaoialca Beate in den Torfmoeren iek etaa itfel- 
an aneiatan taigan die den Vnnlpen 



Hochmoore St GaUeni, des Obeitfanrgauar oad 
Otadaadaa. Qegan daa BahaWiaiiiar Bbaladial Biaunt dar 
Btiehtvm im saaaaa laaab uiid badaateBd »b; jedoeb be- 
wahren eine AiiMhl besonders geechQtatar IiokalitSten noch 
eine ansehnliche PflanzengeaeUschaft. Aas der ganzen 
pllanzengeograpki^L'li«>n Stuilic »oheint mit vf^Hiper Sicher- 
heit hervorzugehen, »'.Hfü die »1« glmtHlt^ l'll.inzeiir>>"te in 
dpft Tornioorpri ln-reii-lui^d'-n Artsij tiiclit (ilieiier eines 
l'tUii/>'iiHi rnmt-^ aind, dir -.m- den Alpen her oder aus dem 
Norden kommend, in der Jetztzeit jene Gegend erreicht hat, 
sondern data, «ia aa bataita daa lanriaecD« Areal nah^ 
legt, AitaeielMii aiBir MImnb Bpooha vorliegen, df» nur in 
enger Beaiebung iiiT Otacialteit gitdaebt werden kann 

— Kinigen neoereu Beirrtrilunpün dur jliysl- 
»i'jiiMi A n I Ii rii |ni I ogie trat l)r l''r.inz Iii«« in i-iiii^r Ver- 
süiKiiikniK der :iuibropologi«chen bektion der American Asao- 
cintiiin lor tbi- Advancement of Scienea zu New-York am 
27. Dezember entgegen. Der erste Einwand, dem er 
entgegentrat, war die Behauptung, dafs jc-d« KJaMifikation 
des Heoseheageechleebtes durch die |>h}'»lsche Anthropologie 
wertloa «ein mOaie, da et aieii alt tutmOglicb beransgeiteUt 
bebe, ein Individninn, wenigaleni naah seinaoi Skelett, ala 
zu einvi; bestimmten Gruppe gehörend sicher festzustellen. 
Die Antwort dafür müsse in der Tbntsucb« gefunden werden, 
dafs Alf »'fiysim-^'» Anflimpolngie nicht Individuen, sondern 
/.'ooiiiiiiihiacii«- .'di-r iiKml»- (imppen studiere; sie beschlUtigt 
sich mit ly peu , nicht mit Personen , nur die Typen kann 
sie klar unterscheiden. Natürlich hängt die Ikdeutung des 
Tyuus oder der Gruppe zumeist von seiner Bcat&ndigkelt ab 
und ob dieaelba Tocbaadan ist, hängt wlader tob dar Frage 
ab, ob Veierbang oder I'mgebung die anatamlaiilien Ter- 
änderungen mehr beeinflufst. Diese Frage kann aber end- 
gültig nur durch erschöpfendes statistischee Studium ver- 
»cliic-i!™er Generationen gelOst werdfi.. Kinstw^-ilt n jt-di«-h 
BtUeitit , durch verschiedene Beweise lit-»tati;^'t., rt-KizusieUtn, 
dafs di.i Vtrerbnup mÄchtigsr irt. Hnrau» liut m.-ia d.'ii 
S'dduH ^■■ZH^'i'D , dHls die von dor ]divvi»rlii!n .\nt liroj- >!' L'i« 
«tadierieu iy|wn dauernde sind , nicht zuAllige oder b«- 
daatamrioati «ad dakar eine lUaatiflfcatioa nilasian. Snaa 
wandte fioat liota der Betrachtang der EinwSrfe gCKea die 
metrische Methode zu. (Science, 27. Januar ISdO, 8. \4!>.) 

— /wischen Tscbardshui und Pettv-Alen.in Imwik besteht 
auf der Strecke von 400 Werst auf dem .\ iii -.i - Ii arj a eine 
DampfBchiffverbinduT»;^, 'He if-n Verkehr zwischen Bu- 
chara und Cliiwa veriTiitielt. l eider ii-t dazu bisher ein ein- 
ziger Dampfer, die „Kariza", verwandt, »Ser bei einem Tief- 
gange von :iV, Pufs hftuflg auf den bis 'i'/, Fufs messenden 
Btinken im Jf'lusae stecken bleibt, dann auch fünf Monate 
im Wialar Matt, wihread Uolh von J>aaaniber bis Mine 
Hin, kaotaaleBB «V, Ibaata laag. daa »a die BehiflUiH 

i. nad swar bw aalcrbalb Darganat, da oberhalb 
dar Annn>Da^a aar Baltan gefriert. 

N*. V Sehlütz, 

— F. Haberer konini; m if^iiem Aufsaixe iib.-r ilie 
T.e)irK in Hawaii und -^a^ An^Hiilzi(^eii:i»*iiii in Molokai 
(Mitt. der deutach. Uesellsch. f. >«atur- u. Volkerkunde Ostasieuf, 
Bd. VI», 



Vit, te»a) aa d«ai tcawricaa Argabaia, dafli dia Kaaa- 
ia den Sali Mahaa, aleb gern anf kaaadleheBi Wege 



die Tjopra an TCnataaflbn. nur um daa aorgenfVeie Leben In 
Molokal genieten sa kthmen. In deu seubsziger und sieben- 
ziger Jahren war <lte rR«che Ausbreitung dieser Seuche dort 
wirklich furchtlt.u i c> ii>'rding8 ist diuLcpni auf den hawaii- 
iinb<>ii Iii«>1n, d:iiik der socialen Auatrengungen , wenigstem) 
zu;ii Sii'.l^iainl i;-lftngt. Von ISttS bis 1^ ' ' wurden allein 
l'tü'j Aussützigc dem Lepntheim überwiesen, im Jahre lüVö 
betrug die Zabl nur lo«Knal(a. JMa laaal Mololcai libli atit 
Einaelilulk aller Bewohner etwa Das Ostende b ea t a h t 

aoa einem oentralen Berge , welcher sieh ungefiihr 
Vnti über dem M««rc erhebt, wahrend die westliche Uülfl« 
eine Ebene ist, deren höchster Teil ungefiihr InönFurs lioch 
liegt. Oft- wie Nordküste sind steil und felalj.', ohu« guten 
Hafen, wiibrenl sn der Südküste verBiliiedf-r.p Ziiflnehttort« 
für Schilfe ini p-.üriaiscben Wetter e\ 'tp r.m Auf !> i .Vimi- 
avitv liegt <!»■ <:igentliche Lepraaettleuicnt , ganz auf vulka- 
nischem Düilen. Die Abaperrung der Keprüaen wird von 
deu Behörden mit ziemlicher Strenge durchgeführt. Ur- 

Sirftngliab tiad die JCaaakaa aia ktlltiMi Valli gaweiaa. 
ie Beteokang der Oivilfaatloa bat sie nr anaitef Krank- 
belten «ehr enipfiinglich grniaclit. Peat und Cholera haben 
UBter ihnen im Anfange de* Jahrhundert« achrecklich gewütet 
oad aablreiebere Opfer gefordert, als dieta Krankheiten bei 

ja gailttriart r ' 



Veraalwert]. Ktdaktear: Dr.X.Aadree, Braaaeckwdgi FaUersiebaftker-Pramaade tS. — Prudi: rrtedr.Vieweg a.aab 



fff^m^sis^ Co 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FOR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 

numOI HR DEN umCBBlFm: JDAS UJSLAXD- UND „AUS ALUK W H. TT MU II". 

HSKAU8GEBBR: Oit. RICHARD AMDRBE. -H^K VERLAG von PRIEDR. VIEWEC * SOHN. 



Bd; LXXV. Nr. 13. 



BRAUNSCHWEIG. 



I. April 189g. 



ba& nicaragnensisclie Erdbeben vom 29. April 1898 uud die 

Maribios-VulkaDe. 

Von I>r. K*rl Sapper. Oolwil. 

I. 

Am 29. April 1898 gegen 10>/t Dkr vonnittag« 
onignaU aiob «a at«rkea Erdbalicii (vM atw» 1 Hinato 
SsmtX weldivi das gan» 0«W«t tob inearagiM, avftw 

dam Salvador, das Nfulllclie Honduras und Teile des 
nArdlJchen Contarica eiscLuttcrte. W^mngleich da» Erd- 
beben fast in dum ganzen Unifnnge des genannten Ge- 
bietes als eine heftige £r«ebtltterung ferapürt worden 
war, so war der Schaden doch dank der uiÄdrigen Bau- 
art der Benichlicbeo WohmiBgeB ea dea meieteil Orteo 
nur «D geringer; in den SMdten CUmaidtge, Leon and 
ÜMiega* dagegen ist eine grotee Zahl von Hinaem 
teOi Tonitindig zerstört, teils stark beschädigt worden, 
so dafs ein m-hr l>ütrachtlicher materieller Schaden ent- 
stand und ein ansehnlicher Teil der HaTälkcnnig von 
ChiLiaudega und Leon in rrdbebensichereu Lutidbiiuseni 
der Umgebung Zuflucht suchen inufste, mnnrlie Familien 
sogar in Zelten auf den PlfitMO ▼ob Leöu kampierten. 
Verhüte ea HeuebenlelMii «ami glOekUalMrweiae 
aioU n beklsgea, da des leim Bnittem der &de, dH 
wdchem da« Bel>en anhob, als Wamungssignal gedient 
hatte. Die SfTentliche Meinung in Nicaragua beseichnete 
bald den eimn, bulJ den anderen der boniicliljftrten 
MaribiosTTilknne bIr Urbebor dea Erdbebens und hielt 
daeselhc fiir"eiii<-n Vorboten iiiiee Vevonteliendeii Tul- 
kanischen Ausbruchs. 

Ud Sicherheit aber diese iriehlige Frag* an ge- 
winnen, gab nun die Ragieraog tob Nioangna ineiDem 
Freonde Dr. Briino Hierieoh in Ifaeaya und dem 
Schreiber dieser Zeilen den Auftrag, di« Ursachen des 
Krdbebens an studieren. Wir Terlici'^cii uui Ö. Mai j 
uusereii ufenthaltsorl Masay.'i und beKin bten die Haupt- 
herdti der Zerstörung sowie eine Anzahl der ^laribios- 
Tulkane, und kehrten, iiiiiilidesn der Eintritt der Regen- 
seit weitere Volkanbeeteigangen onrfttlich gemacht hatte, 
an 19. Uai naeh Maaaya inrBek. Am 27. Mai aber- j 
niehlen wir mMran Beridii OBter Btilaga nner Karte 
dea Haribioageliietes (im Marastali 1:60000) dem 
MInistro de F<iiiietit(j in Mtiniigua und kurze Zeit später 
wurdn derselbe im .Liberal'', einer in Managua er- 
scheinenden Zeitunj?, ver<itTen11icbl (leider ohne die Karte, 
Ton welcher ich nicht einmal eine Kopie besitze). Da 
nun der „Liberal" vermutlich nur wenig Verbreitung 
anfierhalb Mieamgvaa besitsi «od unser Beriobt dea- 
balb woiU dea gi^en Kreiee der IntemMatw in. En- 
n>pa gau anbekannt bleiben wSrde , ao aehaint es mir 
aagebraobt« eines anaffibrlieben Aussng aoi demaelben 

OMes UX?. Mr. 18. 



in dentadier . Spraelie in «nem weit verbreiteten Fach' 
Uatte mveirttfikidiebeii, wobei iab dieOel^genbeitwabr- 
nehaen werde, da nnd dort anob über den Babaen det 

nrsprüngticliun Berichtctt Linaiiazutrefan UMi bianebe 
neue Bemerkungea einzuacbuIteD. 

AI» entes Ziel unserer Expedition hatten wir den 
Vulkan von Homotombo ausersehen , der von 
einem grcifsen Teile dor öffentlichen Meinung als Urheber 
dea Erdbebens beaeiehnei wnrde; aafaer^im veidieate 
er inaalbrB bmoodere Beaebtnag, ab er in» allen Uari- 
biosvulkanen (im Jahre 1886) die jangate Eraptios ge- 
habt hat. Auch war er (&r uns am nkebaten nnd Abte 
einen liesonderen Rei/ dadureb »iLf, dafs er nofb niemals 
erstiegen würden wiir. denn Howubl Squier (TravelB in 
Centralamerirn , Itd. I, S. .SÖS {.) als auch Karl von. 
Soebach (Über Vulkan« CenirnUimerikas, Güttingen 1Ö02, 
S. r>8 ff.) haben sich vergebens bemaht, bis cum Krater 
Tomdringen und aneb die Henea Aatar and Saspaon 
aind glanbwardJgao Vaduiditan snfslge in den aebt* 
ziger Jahren nur bis zu den Fumar<den in der Nihe 
des Kraters gelangt Um die Besteigung des Berges in 
mDglichst kurzer Zeit au.Htuhren zu können, hatten wir 
in Manau'ua einen JJongo (einen Einbanm ohne Kiel) nebst 
drei liootsleuten un Hord des Damjifors j^'enomnien, der 
nach dem Ltörfchen Momotomb« fuhr und liefscn uns in 
der Nlhe des Westfufses des Bergen aiii<«ietzen. Leider 
aber «teilte aicb «ofert her»««, daib dar Boogo iär nam 
Gepiek and die ■iemliob ■aUreiehe BeieegeteHeebaft 
(bestehend aus Dr. Mieriseb nnd mir mit drei Kekchi- 
Indianern, aus Herrn Dr. med. Ernst Rothscbuh aus 
Managua und geinem I>ietier, sowie ans den drei Doots- 
Icutcu) £u klein war und so eutgtDgeu wir uur mit 
knapper Not dem Kentern und aufserdem wurde durch 
ungeschicktes Manöverieren der Bootsleute einem meiner 
Indianer ein Finger abgebrochen und der Nagel weg- 
ge^iaetadrt. Da der See aiemliab anmbig war und die 
Boolelente dfenbar daaFahneog niebt richtig 7.u lenken 

ver.itaiiden , so waren wir froh, als wir gliirklicb. wenn 
uucli mit diirrlinüröten Kleidern und nasEetu (jejjiick, das 
sichere (ieatade erreicht hatten. Nachdem Dr. Roth- 
schuh den Verwundeten in seine Behandlung genommen 
und verbunden hatte, gingen wir daran, unsere nafs* 
gewordenra Kleider und G^netilnde auf dem heif-sen 
•ebwafaea Liqpflligniad dei Ufera auszubreiten und an 
der SoQB« in tnobaea . aad aaebden wir fitetgettelli 
batten, dalk bei» Bana aiob in der Kibe befand, daa 



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Dr. ksrl 8«ppM: D«t nioarktrueniite^« Erilb«b«a ti. April 18M «. i. tttribioi-Ynlltsiie. 



uns h&tte Obdach bieten kdnoeSi besogen wir im Scbatien 
einiger Marne in dar Niha dna Ufim auer Lager, 
sOadetoD «in F«a«r na vnd bqpninen uoMre IfaUnit 
n bereiten. Wir saben nnieren ursprünglichen Plan, 

in hftÜHT H.ilif lii'-; Herges za übernafhtr-n . duri li den 
üufull uieiiiL'9 iiidiuueri! vereitelt uud änciLTteu r.i-Hth 
unsere Dispositionen; wir sandten nun unsere lioot^leute 
und Dr. Rothschuhs Diener nebst vineni Teile unseres 
Gepftcks im Boot nach dem Dorfe Moinotombo ond b*- 
atoUtao aia aof dan Abamiebeten Morgan «iedor bar, 
nm «n abrnhobn; vir adliat «alltcB mit uMaran swai 
gesunden Qnatemala-Indianem die Baata^ng dee 
lierges in einem Tage erswingen , was acbon Karl ron 
Sefliiicli als ratsam empfohlen hatte, un 1 der Verwundete, 
dem wir einen Rerolver zur ctwiiiKt--u Verteidigung 
gaben, sollte indessen allein im Lager zurOckUeiben. 
Naebdam wir At>ar dieaa Dinga im l^Uren waim. 



nutzen konnten ,. meist aber mit dem ßuBchmeaaer una 
einen Weg bahnen laaaan mufsten. Der Wald, welcliar 
dan Folä and die H&ng« daa Tolkmia bedeckt, iai aian- 
lidt lieht nnd blattann in Folge der lange danamden 

Trockenzeit und der profRen WasserdurchlfiBsigkeit des 
liudens ; auch da» Unttrhulz ist .■Ip'tnlicli epiulicb , so 
dafs wir trotz des mftn^^eliinften .Monillirhten ohne 
Schwierigkeiten, aber nllerdinga ziemlich langsam, vor- 
ankamen. Nnr an solchen Stellen, wo Windbroch die 
grobes BAuna aiadargalagt hntta, hattaa wir ans dwrcb 



niedrigem Baeehwerk dnrehsnacUagao and fbndendann 

mannigfachen Aufenthalt, obgleich nnaere zwei Indianer, 

die im Weglmlinen nVjwechselten , sich vorzÜRÜch lie- 
währtfn. Kurz uach Tugusanbruch hatttn wir die obere 
Waldgrenze erreicht, welche sich hier auf der SödBeite 
daa Berges in 820 m Hdb« befindet, wftbrend sie auf der 




brachten wir den herrlichen Abend auf angenehme 
Waise mit gemütlichem Plaudern, sahen aber doch 
■aaalunal nieht gnna obn« Sorge nach dem m^jaatäti* 
aehaOt in dan oberan Lagen ganz Tegetatlonsloaen 

Vulkankegel vor un.s ans. ;in ilesFen AVivttTunke uii'- 
gedehnte, aber dünne Riiuehwijlkeii hitli tief uer.ihheiiktfn. 
Auf der Südseite des Kemels erblirkt man einen Imcker- 
förmigen Vorsprung iu etwa der Gesarathohe und 
übar diesen gedachten auch wir, abanaa wie unsere Tor» 
gSnger, die Besteigung dea Baifaa sa antamehaMB. 
Aaber diesem Vorsprang atSrt aber in im hSharai 
Lagen des Beiges fast nidits mehr die rein kagalAnnige 
Gestalt, wlhrend in den tieferen Lagen daaB^paBwaaser 
zahlreielie mehr odar waaigar tiafiSi radiale ädilaabtan 
aUKgewn.Hchen hat. 

Am 9. )tai morgens nm l'/4 Uhr verliei'sen wir das 
Gestade des Managna-8a«a (45 m aber dem Maenaqtiagel), 
aad baganaan an dan OahlagaD daa Vulkaaa «mpor- 
Boataigaa, wobei wir ■teUanwaiaa Ueiae Viahw^p b«> 



Nordseita bedeutend [tiefer (liegt (ea. 300 bia 400 m 
aber dem Meer). An einzelnen Sidlan triA MM kMa« 
WaldpwMllaB odar «iaaalaaBlaflnaoah bia aber 1000 m 
RSbe an, wRhrend «niga Streifin Grasfloren bis 

II 11(1 m hinanklettrrn. Im Allgemeinen ist aber die 
i/.in/.e obere Kup[ie dea Momotombo vegetatiunslos wegen 
der (iasuxhalationen, des Mangel« au Humus und der Be- 
weglichkeit des meist aus Lapilli besteliendea Unter^ 
grnndaa. 

Um ans fftr die eigentliche Steigung, die nun Ite- 
ginnen aoHta, zu kräftigen, machten wir hier an der 
WaMesgrenze eine lungere llaHl. n)iirj}ilei] I euer an, be- 
reiteten uns KatTee und nalimen ein zweites Früh- 
stöck ein. Kin heftiger Wind und starker Nebel, der 
sich manchmal an aohweren Regantropfto Tardiehtata, 
kohlte nnaar eibitstat Blmt ab aad alt friaohaB KrOftan 
TaiUaCNB wir unseren Rastplati, an dem wir unsere 
DmImmi aad aonsUge entbabrliidie Teile des GepAcka 
nirtoUialkaB. la IQSOm HAiha arraiaiilan wir den sdioa 

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Dr. Karl Sapper: Dai nicaragnentiiehe Erdbeben v. 29. April 1898 u. d. Maribiot-YnIVane. 903 




Kiiehe von 8. Beba«tian in Leon nach dem Erdbeben. 
Aufbabme tou Dr. B. Mierisch. 



oben erwähnten Voriprung, der eich westwärts in einen 
spintlförtoig gekrOmmten, rasch «ich «cnkendcn Kamm 
fortsetit; ob derselbe der letzte Rest eines alten Ring- 
walles ist, wie ich annebmeu möchte, oder ein Ton Aschen 
und Bomben überdeckter Teil eines alten Lavastromes, 
wie Dr. Mierisch für wabracheinlich hält, ist xweifelhaft. 
In der Einseiikung zwischen diesem Vorsprung und dem 
eigentlichen Kegel fanden wir in 1010 m Höhe noch einen 
Tereinselten Baum, w&hrend die Waldgrenze im Jahre 
1865 nach von Seebachs Beschreibung oberhalb des 
Voraprungs gelegen hatte. Wenig hoher (lU!)Om) fan- 
den wir die Anzeichen einer alten , jetzt erloschenen 
Famarole mit Gips- und anderen Ablagerungen. 

Von nun an wurde die Beeteigung schwierig, da an 
die Stolle Ton Sand und Lapilli nun grüfsere, faust- 
bis kopfgrofse, oft scharfkantige Steine traten, Termischt 
mit nichtigen Lavablöcken, welche lose aufeinander 
lagern und bei dem steUeu Geb&nge 
(bis 3.')'') sehr leicht ins Rollen geraten. 
Als sich auf einer solchen Gerüllhalde 
nicht blofs unter un.seren Küfsen die Ge- 
stoinsblöcke loszulösen begannen, son- 
dern auch von oben her grofse kantige 
Gesteinssificko hurnnteraausten , kehrten 
wir um und folgten nun der Schneide, 
welche sich vom Gipfel dos Borges bis 
zu dem oben erwähnten Vorsprang her- 
abzieht, da dieselbe minder steile Nei- 
gung ('28") und festeren Grund und Boden 
aufweist. In 1180 m Höhe erreichten 
wir einen kleinen Vorsprung und wenige 
Meter höber die ersten bedeutenden 
Fumarolen, welche schwefelwasserstoff- 
haltige Wasserd&mpfe ausstiefgen. Die 
Temperatur des Bodens betrug un- 
gefähr 10 cm unterhalb der üljerfläche 
an diesen Fumarolen f- 64 bi« 74" C. 
Die Umgebung der Fumarolen ist mit 
Atublahuugen von Gips- und Natrium- 
Bolfat, sowie grünen Eisenverbindnngen 
bedeckt; wahrücheinlich enthalten diese 
Ausblahungen auch etwas Kochsalz. 

.)e höher wir aufstiegen , desto mehr 



begannen uns die aus dem Krater auf- 
steigenden, mit Sehwefelwasserstoff und 
schwefliger Säure beladenen Wasser- 
dnmpfwolken zu belästigen ; Dr. Roth- 
schuh und ich Buchten uns dadurch 
davor zu schützen, dafs wir Schwämme, 
mit Cognao getrfinkt, vor die Nase 
banden , während Dr. Mierisch diesen 
Schutz verschmähte. In der eigentlichen 
Gipfelregion treten allenthalben aus 
den Ritzen und Öffnungen des Bodens 
schweflige Dämpfe hervor, und wenn 
auch die Ausbldbnngen dieser zahl- 
reichen Fumarolen den Boden fester 
und gangbarer gemacht haben und da- 
durch für den Bergsteiger günstiger wir- 
ken, so ist anderseits die atemranbcnde 
Wirkung der DAmpfe eine so unange- 
nehme , dafs Dr. Mierisch und ich uns 
bereit« zur Umkehr enischliefsen woll- 
ten, als noch der ganze Qaalm der ans 
dem Krater aufsteigenden Dampfwolken 
durch einen Windzug uns ins (»esicht 
geblasen wurde und uns fast in Dunkel 
hüllte. Aber Dr. Ruthschuh prote- 
stierte dagegen, so nahe dem Ziele 
noch umzuki'hron und so gingen wir denn in die Dampf- 
wolken hinein, wo wir uns bald aus dem (iesicht ver- 
loren; meine Indianer aber blieben am liande der Fnroa- 
rolenregion sitzen und weigerten sich, weiter zu gehen, 
was ich ihnen auch nicht verargen konnte. Da üst- 
nordostwind herrschte, so mufstcn \rir den ü'-tliclien 
Kand des Kraters zu erreichen suchen und richtig fanden 
wir uns auch nahe der tiefsten östlichen Kratereinsen- 
kung wieder zusammen , die Dr. Mierisch als erster er- 
reicht hatte; kurz vorher mufaten wir eine etwa 30cm 
breite Radialspalte passieren, während zahlreiche kleinere 
radiale und konzentrische Spalten zu unserer Linken 
zu sehen waren und die Nahe des Kraters ankündigten. 
Wir standen nun in IS'tOmHöhe am Rande des Kraters, 
dessen Gestalt wir aber wegen der dicken weifsen 
Dampfwolken nicht erkennen konnten ; hinter uns lag 
die qualmerfüllte Region der Fumarolen , vor uns und 




Die Kathedrale von Leon nach dem Erdbeben (verbogenes Kreuz). 
Aufnahme von Dr. Bruno Hierisi'b. 



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904 Dr. KftrI Sapper: Dai nicaragaeniiiche Erdbeben t. 29. April 1898 u. d. Maribiot-Vnlkane. 




Blick In« Innere de« Momotombokraten. 
Aufnahme von Dr. B. Hieriscb, 

zu unserer Rechten senkten sieh steile Schutthalden 
hinab, an deren Fufs sich im Nordosten schwarze Lara- 
felder ausdehnten, während sonst allenthalben die grünen 
Wilder bis zum Ufer des Managuasees sich erstreckten. 
Von ganz besonderer Schönheit aber ist der Blick auf 
den Managuasee selbst, hinter dem sich in weiter Eint- 
fernuug noch ein breiter Streifen des grofsen Managna- 
seea zeigt; am Südnfer des Managuasees springt die 
Tulkanische Halbinsel Ton Cbiltepe weit in die Wasser- 
fläche vor und zn unseren Füfsen schauen wir die 
kleinen Pajaro-Inseln und den reizenden, waldbedeckten 
Inselyulkan Tun Mumotombito, der im Kleineu die Ge- 
stalt des grofsen Momotombo nachahmt. 

Nach einer kurzen Rast kehrte Dr. Mierisch nach der 
Stelle zurück, wo wir die Indianer gelassen hatten und 
als die guten Leute ihn heil und gesund wieder aus 
dem Dampf auftauchen sahen, fafsten sie wieder Mut 
und folgten ihm auf seinen Wink mit 
dem Gepäck nach, unter dem sich der 
sehnlich erwünschte Photographen- 
apparat befand, denn Dr. Micrisch be- 
hauptete, dafs niemand an nnsere Re- 
sieigung des Momotombo glauben 
würde, wenn wir nicht eine Photo- 
graphie des Kraters vorweisen könnten. 
Mit dem Photographieren hatte es aber 
seine Schwierigkeiten, denn wir sahen 
eben nichts als fast den senkrechten 
Abbruch der Kraterwände in unserer 
unmittelbaren Xähe und eine grofso 
wirbelnde weifse Qualmwolke, die von 
unten aufstieg; Dr. Micriscb konnte 
daher nur zwei Aufnahmen machen, und 
während die eine durch eine gDustige 
Wendung des Windes wenigstens einen 
Blick von dem trostlosen, wildromanti- 
schen Innern des Kraters giebt , sieht 
mau auf der anderen nichts als eine 
Menge Qualm und zwei Felsstficke, 
die noch unten in das Gesichtsfeld der 
Camera hereinreichen. 

Wir vergnügten uns nun noch ein 
Weilchen damit, grofse Felsblöcke zu 
lösen, die dann anter Poltern und 



starker Staubentwickeluug die mäch- 
tigen Schuttfelder bis zu den waldigen 
Viehweiden am Fufse des Berges hinab- 
stürzten und traten dann den Heimweg 
an (ll'/ül^^'' morgens). Als ich als 
letzter den Platz verlassen hatte, wollte 
es ein günstiger Zufall, dafs sich der 
Wind für eine kurze Zeit drehte und 
mir die Dampfwolken ferne hielt, so 
dafs ich ohne Belästigung die Fuma- 
rulenregion durchqueren konnte und 
auch noch die wenigen Meter zum 
(iipfel dos Berges aufsteigen konnte; 
eigentlich ist es aber unrichtig, von 
einem Gipfel zu reden, da der höchste 
Teil des Berges ziemlich weit hin fast 
horizontal verläuft, wie ein gerundeter 
Kamm, der zur Linken unter etwa 33° 
sich gleichförmig absenkt, zur Rechten 
aber in fast senkrechten Steilwänden 
gegen das Innere des Kraters abbricht. 
P/j bis 2 m vom Rande des Krater« 
entfernt, beginnt ein System von 
ziemlich schmalen Kreuz- und Quer- 
spalten, welche dem Wanderer ebenso- 
wenig erlauben, an den äufsersten Rand vorzudringen, 
als etwa in den Alpen eine Schneewächto. MeinTaschen- 
aneroid zeigte eine Höhe von 1290ro über dem Meere 
au, während die interkontinentale Eisenbahnkommission 
1H92 die Höhe des Berges trigonometrisch zu 1258 m 
bestimmt hatte; wenn man bedenkt, dafs wir keine 
korrespondierenden Beobachtungen irgend einer Station 
besafsen, so kann man dies eine leidliche Übereinstimmung 
nennen. Belcber, Sfjuier und v. Seebach hatten seine Höhe 
dagegen, jedenfalls verleitet durch die impo.iante isolierte 
Gestalt des Berges, auf 1800 m geschätzt, während Levy 
sie bestimmt zu 6121 Fufs ~ 1711 m angiebt. 

Bei dem kleinen Felsvorsprung in 1180 m hielten 
wir eine kurze Rast^ um die prachtvolle Aussicht zu ge- 
niefsen , welche man von hier aus über den westlichen 
Teil des Managuasees und die fruchtbaren Gelände von 
Leon bis zum pacilischen Occan hat; am meisten Inter- 




Vulksn Telica von fl aus aurgenonimen. Vorn Krater III mit 
abgeetorbenen Bäameu. l<«cliu oben Beginn de» Kraters II. 
Aufnahme von Dr. B. Mieriseh. 



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Dr. Karl ä&pper: Dm ntetraffaeaaUalie Erdbabta t. M. AprtI 1898 n. 4. ItitrIblot-ValkM«. M 



mw aber erweckte io aoe der Bliek Aber die geMmte 
Oruppe der Meiibioemlkane Ton Tiqo bis sum Momo- 
toBUfeo, «b Blkk, der gMfgMi Ui, ait eia«n SeUag* 
die BeriebiiDg der Tollauie la beBtimmten Spelten der 

Krdrindo in dorn Beschauer klnr zu legen, denn in wuiii^ 
gekrttmniter Linie sahen wir hier uniiiitteliiar liintpr- 
«iaMder den Cti' nc > . \ ( hiuhigalpa , Telicu , Rota 
und Lft8 l'iliw vor ans liegen, wfthread der Aaosoaco 
dem lebsterea («haeita von darHka^tqnlte) niflidi vor- 
gelagert üt 

Um 1 Uhr nadunitUge batten irir wieder uiiei« 

Restatelle am oberen Waldsaume erreicht; wir hieltea 
unser frugale« Mittagsmahl und legten uns im Schatten 

der liäume zum Schlafen nieder, um die allzu kurze 
Nachtruhe nacbsuholen und lugleicb die gröfate Ilitse 



meinem verwundeten Indianer nach Managua lorfick, 
wfthrend Dr. MIeriech und idi mit dan beiden gesunden 
Kakebi-Indiauam mit der EiembaliB naoh Laoii fabreo. 

Auf eine Unterencliung der dem Homotombo banoh- 

Uarten Vulkane Terzichteten wir, da diesellien Bftbb'dM 
uns mitgeteilten Nachrichten nich gänzlich ruhig ver* 
lullten luitten lind diu öffentliche Meinung keinen Ver- 
dacht gegen «ie hegte. Doch mag es am Platze sein, 
demelben mit einigen Worten zu gedenken, um Karl 
T«B Seebacha Hitteilnngea (Ober Vulkane CentcBlaneri- 
kaa, 8. 72 bis 78) auigarmariao an aiginaan. 

Südfltttiefa TOm Momotombo erhebt sieb der aehon 
oben erwibnte IneeWnlkan Momotombito, der nach Hit* 
teiliingen von Herrn .lulius Wiest in Masaya sich aus 
Lava aiifl>iiut. Nordwestlich vom Momotombo sieht 



Vuleain TalicB eotr^ vu,. Di- c.$mvp«v isaa. 

. Xeiie «OR« C S u f^ f tm JWTr - n^-itn. i>vn.' Jucriaeh. tind- Sufipt^. JVW: 




lUaatak'lilUOO 



des Tages vorbei gehen zu lassen. Gegen 4 Uhr 
braehan wir wieder auf und erraiobtan daa Ufer das 
Sana in derinii« der laUreieheB Fnmarolen nnd haifteo 

Quellen , welche sich am Südfufse dea Derges hinziehen. 
Dieselben waren im Jahre 18!>1 von Dr. Micrisch ge- 
nauer iiiiti'rsucht worden , weshalb wir uns jetzt nicht 
länger düniit aufhielten. Seit dem Jahre l'^li'i. als Karl 
von Seobach diese kleinen Spmdal besu' Ii'" , ist ihre 
ThAtigkeit offenbar aurftckgegangen und der kleine 
Gqriivt den Saabacb damala beobachtet hat (a.a.O. 8. KS), 
t aa t ai rt aiaki mehr, /ur Zaü daa SoaaannntergangeB 
lurttan wir nnaer Lager wieder erre!eht und gingen am 
irildmien Tage, da unsere Ho'jtHlcute iuik niclit rechtzeitig 
abholten, zu Fufs dem Seenier entlauf,' n.nh dem Uurf- 
cben Momotombo, wo wir erst f.;ei,'en 4 Uhr luicliniittag» 
in glühender Sonnenhitze eintrafen, ila der Übergang 
über den Rio Boquerou uns vielen Aufenthalt verursachte. 
Am Abend des 10. Mai kehrte Dr. Botbsehnh mit 
alalm« LXXV. Nr. 1.1. 



man einen sehOnen regolmäfsigen Vulkankegel , den 
Karl von Saebaeb Dowkagal getauft hatta, dar aber bei 
den Anwohnam den Naman Garromontoao fShrt Seina 

Höhe mag auf 400, hSchstens 500m geschützt werden; 
auf dem Gipfel des Berges scheint sich ein ziemlich 
ausgedehnter, aber wohl flacher Kniler zu befinden, 
genauer unternncht worden ist der üerg noch nicht. 
l>agegon ist der Vulkan Las Püa« im Jahre 1891 von 
Dr. Mieriach bestiegen worden ; auf seinem Gipfel be- 
findet sich ein etwa 200 m tiefer, fast kreisrunder Krater; 
aadwaaUieh davon iat ein awaitaa. UatnanaEiBatanbwh 
SRI bemerken; um den Gipfel aieht sidi etn dantlieher 
Ringwall hin, dessen uordöBtliche Hälfte am besten er- 
halten i(if. .Auf der Büdöstüclien Alilacliunj; If/nieikl 
MKin zwei 1 uriisitisolie Vulkunke^'elrlien , wli he I.utJar- 
dilla und Cerro de Dagadiz heifseii. lii^' Höhe de» l'ila« 
bestimmte die interkoutiuentale KiKenbahnkmumisaicin 
trigonomatriaeb au 1071m; Levy hatte ihm llltim an- 

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306 Dr. Karl Sapper: Da« nie«ragueniiache Erdbebfln t. 39. April 1H98 u. d. Maribiot-Vulkane. 




Die drei Kntter im (hfitigen TelicAke){cl, aufKenommeii von •/ aus von 
Krater IT, recbu Krater III, dahinter der rauchende Krater I. 



gMchrielien. Im Nordwesten des Pilao sieht rann von 
S. Clara aus «ioe Anxahl kleinerer Vulkankcgelchen und 
südlich von letzteren (im Westen vom Filasgipfel) ein 
frisches schwarzes Lavardd und einen kleinen noch 
vegetationslosen Kegel, der wohl identiBcli ist mit dem 
am 13. April 1850 entstandenen neuen Kniptionsberd ; 
in derselben (legend muis auch der Kpät«re Ausbruch 
vom 14. November 1867 stattgehabt haben (Vergl. See- 
bacb, Vulkane Centralameriko«, S. 74 bis 70). Fast im 
Süden vom (iipfel des Pilan erhebt sich der Vulkan 
Asosoaco , auf dessen Gipfel Dr. Mierisch ein<-n kleinen 
flachen Krater bemerkt hat. Am Fufse des liergea be- 
findet sich ein kleiner rundlicher See, dessen Lage aber 
nicht sicher gestellt ist. Karl von Seebach hat die 
Lage des Berges auf seiner Karte der Maribiosvulkane 
(Tafel X des mehrfach erwähnten Buches) ganz unrichtig 
angenommen. Seine Höhe schätze ich auf 800 m. 

Der Vulkan Rota (von filteren Autoren Orot» ge- 
nannt) befindet sich zwischen den Vul- 
kanen S. Clara und Las Pilas. Vom 
(iipfel des S. Clara kann man deutlich 
sehen , dafs der Rota ein vurhiltnis- 
mäfsig wenig steiler, ziemlich zerstörter 
Vulkankegel ohne Spuren eines (iipfel- 
kraters ist; an Reinem südlichen Ab- 
hänge bemerkt man einen flachen para- 
sitischen Vulkankegel (ferro dcl Cacao), 
dessen Krater gegen Sfiden geöffnet ist. 
Die Höhe des Kota schütze ich auf 
800 m (I.evy giebt ihm 732 m). Am 
Nordfuts dos Rota bemerkt man zwei 
ganz kleine isolierte Vulkankcgelchen, 
von welchen der eine einen deutlichen 
Krater besitzt. 

Don 11. Mai verwentletcn wir dazu, 
die Wirkungen des Krdbebens 
in der Stadt Leon zu studieren. 
Die Richtung des Erdbebens war, wie 
fast überall im Lande, als eine ostwest- 
liche verspürt worden und die lieobach- 
tongen an eingestürzten Wfinden u.s. w. 
bestätigten es; so war z. II. die einge- 
stürzte Wand der Kirche S. Sebastian 
nurdsüdlich gerichtet geweaen und nach 



Osten gefallen und dsa auf der Kathe- 
drale befindliche, mit einer Kisenstange 
ins Mauerwerk eingelassene Kreuz ist 
durch den Stöfs des Bebens nach Westen 
gebogen worden. Spaltenbildnngen 
worden in Leon nur in der N&he der 
Brücke über den Rio Chiquito beob- 
achtet und der Augensehein überzeugte 
uns, dafs diese Spalten nur mittelbar 
vom Krdbeben hervorgerufen waren 
und direkt durch die Bewegung der 
Grundmauern besagter Brücke erzeugt 
worden waren. Der vom Erdbeben an- 
gerichtet« Schaden war sehr grofs; 
während in Managua nur wenige tie- 
b&nde erhebliche Scbfiden erlitten und 
in Momotombo wegen der Hulzkon- 
struktion der Häuser Oberhaupt kein 
Schaden festzustellen war, sind in Leon 
von dem technischen Erdbeben -Kom- 
mi.Hsar mehr als 3-10 Häuser gezählt 
worden, welche bedeutende Schädigun- 
gen erlitten haben und ein Haus im 
Innern der Stadt war vollständig in sich 
zusammengestürzt. Auch die Kathe- 
drale hat ganz bedeutende Sprünge an sämtlichen 
Kuppeln und mehreren Wänden bekommen, während die 
Fassade ohne bedeutendere Schädigung davonkam, in- 
dem nur die Stuckverzierungen abfielen; in dem daneben 
befindlichen biAohöflichen Palaste hat das Erdbeben die 
zugemauerten Fenster geöffnet und sonst mehrfachen 
Schaden erzeugt und dergleichen mehr. Es würde zu 
weit führen, hier näher auf alle Einzelheiten einzugehen. 
Doch möchte ich die psychologisch interessante Be- 
obachtung eines Augenzeugen über die Wirkung des 
Erdbebens auf die Bewohner der Stadt nicht unter- 
drücken: im Moment des Erdbebens und unmittelbar 
nachher lief alles schreckensbleich und mit vemt^rten 
Mienen umher; zwei Stunden später aber^war alle Welt, 
Männer and Frauen, munter und guter Dinge, die meisten 
hatten gerötete Gesichter, viele waren betrunken, denn 
jedermann hatte den Schrecken mit Spirituosen hinunter- 
suspülen versucht. 




Dvr Ihätige Kegel des Telica. Aufgenommen von Osten her. 
(Standpunkt a.) 



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Dr. Karl Sapp«r: D>i BioarkirnaB«iiche Erdbeben v. 29. April 1898 u. d. Maribioi-Valkane. 



«07 



Den 12. Mai hatten wir zum lieBuoh de« Vulkah 
Tttlica auflersohfu , wir hatten dcahalb Tag-i zuvor 
Pferde und einen F ührer lieim Jefe politico »on Leon 
TtrhBgt und cifil;£t(!ll sugestgi bekommen. Aber wir 
murMm ^vrgßhn» ianuL Um nickt «imo g»iis6B 
Tag sn ▼■vHflnnit mblMi wir wiB •inni Pferdemieiber 
anfaucben ttnd Maultiere mieten, mit denen wir endlicli 
um 9i/,''»m aufbrechen konnten ; unsere Indianer hatten 
wir üchou v<irher mit dem Gepäck vurauK^t-gcliickt. 
Von l.fciu ans (9(iin über dem Meere) führte unser Weg 
über «fiiie nulserat frachtbare, undhier auch wulilbcbante 
Ebene nach dem Dorfe Telica (120 m), das durch das 
Erdbeben nur wenig gelitten hatte, indem nur Kirche 
and ilathana erhebUcliw« Sebidtn «afirieMii. Da es 
mt nicht gelang, sofort einen Fttlmr so bekommen, so 
inufalen wir unsere Bestsigunj^ (!«« Vulkan« auf Jen 
uiicli4)ten Morpen Temchitbea. Den Kt. Mai 4'' am 
brachen wir mr. i nn'ni berittenc'n Füiiror auf und ritten 

im Schritt dem Telica su, wahrend unsere Indianer mit 
dem Gepäck 2U Fnfs nachkamen. Wir litten suerat 
dnroh fraehtbftre Frider, dann daroh dnco leböDen 
grtiMn Hodnnld, in welchem wir einen LaTaatrom 
pMriwtatt tnA mm dna» Baadh» in 815 m Bfihn nbbe- 
gnnntn wir dann tteO an dem 8fldbnn|f den Tnlkans 
anzusteigen. In 700 ni Höhe worden die Böücliungcn 
flacher und in 7sOm uiscliteu wirRait in einem kknneu 
(lehölz, in dem wir die Pferde surQckliefsen. Im Otiten 
sahen wir unter uns eine schöne, mit Palmen bedeckte, 
halbmond/5rmige Ebene, ,La Hoyita", welche sweifel- 
Im der Beet einee prirnttinn Knien dee Telica ist 
Dar «tliialM T«l neiaar Umvnllnng iat woHL erhalten 
and ctoigt etoil bia 180 m »badater Hebe an. ÜtÜirh 
davon befindet sieh t&a lebr breiter Bergrücken mit ge- 
ringen Krhebungen und Vertiefungen, die l.oma del 
Litton, deren Büdiichon Teil ich im Jahre i&Jl durch- 
quert hatte; leider Terfolgte mich dabei aber so viel 
Nebel und Regen , dafs ich keinen Überbliok gewinnen 
konnte; im östlichen Teile der Loroa del ListOtt mU aidl 
nach Angabe der Anwobner ein grorur Kntcr, ,Ln 
Hoya", befinden. 

Gegi :i rVr morgen» wandten wir unf> tun unaeri-m 
Rastplätze zu Fufs uordwest wiirt-B ZUiuGijjfel |Sr)r> m) 
eines aus Luvabbieken aufgebauten Kraterwalls; in ge- 
ringer Entfernung \uu him bemerkten wir auf der 
Innenseite <leB Walles kleine Fumarolea; der Krater (IV 
dai Plane) iat wohl eibnlten und tob einani LaTMtrom 
«ilUIt, der aick alkdvirta iortaetit «nd Ober im Ab- 
bnng des Vulkans ergoamn hat; der weetliebe T«l der 
Dmwallung ist durch den recenten Kegel des Telica 
aberdei-kt. Im NorJnordwesten erblickten wir einen er- 
lasehenen A'ulkau (Cerro Ajfnero), der etwa SOö m hoch 
.■iein durfte. Auf seinem (lipfel befindet eich . wie ich 
18117 aus derN»li? beobachten konnte, ein ganz ttacher, 
gegen Osten ge,jffnöt«T Krater; zwischen dem Agflero 
nnd dem Telio» beifindnt aicb noch ein iweiter Ueiner 
Vnlknn, der niebi mehr ichr gnt erbitten iat Dr. Mie- 
risch nahm von unserem Standpunkte aus (dem Gipful de k 
Kraterwalls von IV) eine Aufnahme des Agtiero \ind de« 
recenten Kegel« den Telioji. Durauf gingen wir 
westwärts auf dem von mächtigen, gedrehten, häufig 
flberglasten Lavablöcken und Bomben galttldeten Krater- 
wnll, wilu-end unser FOhrer sich weigerte, weiter mit 
ml gdMin und zum Raatplati mrAekkehrte. 

In 8d6m Hftbe erreMitHi wir dn Fob 4«t Meenten 
Telioakegels and als wir in 930 m HSbe den Sstlieben 

Kruterwall erreicht hatten. Ijeuiurkfen wir, dafa sii-h hier 
drei Krater l^efmden. der älteste derselben (III des Plan») 
ipt fiai h und war bis vor kurzem mit Bäumen btMstandeu; 



(II) gebildet, def<sen Hoden sich etwa 70m unter dem 
Kraterbuden viui Nr. III hetiiidet. er ist von ovalar Ge- 
stalt und bat den westlichen i'eii von ill zerst<>rt; dafs 
er aber nicht blofs ein EinbruchskeBsel ist, sieht man 
dunn, dnfs seine AoswArflinge den gegenwirtigen 
Wesfaraiid Ton in tbmdiltttnt bsbon nad m «jn* Eit- 
hebuQg von 15 m »m Rande des nunmehr sicbeUftrmigni 
Kraters III berrorgemfca haben. Der Krater Nr.II be- 
»itzt allenthalben Steilwlttde^ an dennPnJ^ aiebflndMM 
Halden ausdehnen. 

Im Südosten zeigt er schwache Fuman len ; auch au! 
der Stid- und Ostseite des sichelförmigen Kraters III 
steigen leichte Dampfuiulen auf, ebendort gewahrt man 
»noh einen breiten , spiralförmig gefcrAmmten BiT«, der 
dem Innenrande dee Knterwans folgt '— Endlieb hat 
Rirhnber am nordöstlichen Kndu von^sr. II und III cxcen- 
tri'^eb ein neuester, kleiner aber tiefer, kreisrunder 
Krater (I) gebildet, dessen Grund 90 bis 10t* m untur 
dem Kraterboden III sich befinden dürfte. Seine n>'r(i- 
östliche Steilwand ist von Schwefeloxhalatiouen ganz 
gelbliob überflogen; starke' Fumarolen befinden sieh 
ebandwl, wd^ lieb nach Yeraiehemng nnisna FAbmt 
ent im Jahn 189S gvbiUai bnb«k Koanntriiah n 
den Krater I bnmerht man in seiner ITaebbarsebaft nbl- 

reirhe S|>ftlt9n, die maiiehnial einen Fufs au.ieinander 
klatien und die sich erst in jangsterZeit gebildet haben 
können, da ich sie ini .Inhre lS!t7 bei meinem Hesuclt 

dos Vullcaua nicht t>emerkt habe. .Sie entferuen sich an 
Aber 60 m vou dei]) Rande des Kraters, 
kann, dnfa diese Sfmlten sieh nieht 
blofe «]« Folge de« Erdbeben« dnreb da« Qewiekt der 

den Kraterwftnden anliegenden Gesteinsmassen gebildet 
haben, Sondern dafs sie durch eine Äufsernng vulkani- 
scher Thfltigkeit eiitstanilen sind. Allerdirig.s sind 
aufiriir tlieaon Spalten auch xahlrtiiuhe kleinere Kim» in 
unmittelbarer Nachbarschaft der KraterrSnder von 
I nnd II entstanden durch die Stölse des Erdbeben», 
and an vielen Stellen sind neue MaSMn von Gesteios- 
mntsrial nach dem Kraterbodan an abgaatllnt, wftbrond 
andere mit baldigem Abetam droben. Dondi daa Ab- 
stürzen .Solcher Oe^teinsmassen wurde nntlirlirb eir) he- 
trächtlieher Staub aufgewirbelt und da« Aufsteigen 
tLÜehtiger Staubw^jlkeii wurde ninlit nur in Telica, .son- 
dern auch in Maaaya, Momotombo, Asosuitco, S. Clara, 
El Viejo und CosegQina zur Zeit des Erdbebens be- 
obaebtet. Man Tonnoberte nns, dafs nm «ban jene Zeit 
am Sodbang» des Teliea «ne laagdnnende. starke 
BauebaXnle aufgestiegen sei; wir konnten aber beim 
Aufstieg zum Gipfel des Berges (102Sni) bemerken, 
dafs auf der Südseite eini' Wund ein. ^ bi triiclilHchen 
Barranco abgerutscht war, und glauben daher, dafs die 
vermeintliche Rauch-.iiule .iiii::b nur eine Staubwolke war. 

Oegen Mittag kehrten wir zu unserem llastjilutz su- 
rfiek, nabmeo unser Mahl mn und Bchirkten dannf 
aa««r« I«d{«ll«r mit d«m fieplck nach Latm m- 
rftck. Wix «elbai ritten mit nnserem FVbrer nadi dem 
Vulkan S. Clara, welcher durch eine tiefe Eiusenkung 
(etwa 600 m überm Meer) von der Loma del Listen ge- 
trennt ist. Von diesem Sattel aus folgten wir einem 
spiralförmig gekrümmten Grat, welcher als der Oberrest 
eines alteu Kraterwalls angesehen werden kann; in720ra 
Höhe bemerkten wir zur Linken eine kleine ebene 
FliUho, die möglicherweise den Kraterbaden des Ältesten 
& CUarakratera danteUt Wir «tisgan noch etwas höher 
sn Pferde an, dann liefsen wir dieadben mit dem 
Führer zurrnk un<l erklommen zu Flif« den Gipfel des 
Vulkans, dessen TI<ihe ich harometri^eh zu ^HÜ lu be- 
stimmte (während ich 181*7 ebenfalls b^irometrisch 



westlich davon hat sich dann sp&ter ein neuerer Krater i 860 m gefunden hatte). 



Die südwestliche ü&lfte der 

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208 



Gipfelregion nimmt eiuc grasbewacbaene Kbene (too 
6tw» 860 m H((he) ein, die nordöstliche Hilft« ein wohl- 
•rWlcoer Kr»t«r too «iv» 100 m Durehmeeeer, deeseo 
Kraterboden etw» 30 m nnterhelb dei Oetlieb i^elegenea 

höchstfn Pnnltlrs der Kr;itcriim w;il!unpr «-ich befindet ; ih-r 
tiefste Punkt der UiuwaliuDg betiodet sich nördlich vom 
KraftarbodMi, ctim 10 n «bar deniMlb«!. Der gwiM 



Krater ist mit dichtem Wald bewachsen, während im 
flbrigen der Berg faet nur mit Grasfluren und Busch- 
werk faeetnnden iat. Spann voUtssiicber TbitiKkeit 
seigtan «ich jetst ebanMireni^, ab bei maiiMiii aratan 
noBtiii'h <Ie9 Tulkans im Mai 1897; die Berichte mancher 
Zeitungen ülier Bildung eines neuen Kraters und Aas- 
atrSman von I^w gabfiran ina Raieh dar FabaL 



Dentsch-Ostafrika 1897/9a 

T«o Brix FftraUr. 



Rfi « ineui Jaliresrüoklilick auf ilic Eiitwickclimtr einer 
Trop«nkulouie mufs man sieb die Frage stellen : was ist 
das ErtrAgnis der Kalonia aad waa hat dia kaloniala 
Arbeit gahiatet? 

Da da ihalieliaa Thana biabar nieht im «Globoa* 
bebandelt worden iat, ao asMlieint es notwendig, den 
Rfickbliek auf mehrere Jabre ansiudeboen, um sn ar> 
kt'iiiu'ii, oTi ein FurtisclirLtt oder Rfiekaabiitl aieb saigt 
oder ob Stilbtand »ingetreten ist. 

Ich nehme zur Beurteilung des Ertrttgnissos die 
letzten drei Jahre, 1695 bis 1607, welche nach an- 
nähernd gleichem Schema in der Statistik des Duutschen 
Kolottialblattaa faaarbaitet aind. Irie „JahresbariabU'' 
oder n Waiftbilebar" amd aabr ungleichartig und Uakan- 
Imfl ; siu stimmen in vielen Einzelheiten weder mit dem 
KulouiAllii.itt nonl) mit dvn Angilben des ^Statistischen 
.fahrbuchei! dvs Deutseheii KeiclioB"' üljereiti und dieaen 

wieder oftmals nicht mit deu KoluBittiblatt. Um einen 
ainigennafsen festen Halt zu gewinnen , beschränke ich 
mieb aaf dia Angaban im Kolonialblatt, mAgen damit 
•vdi aiaiga Zahlaimitgeuauigkaitaii Tarirandaii sein. 
Salbat das Kolonialblatt aehaSt Arbait ganug, «agaa dar 



Überfülle im StofT und wegen der Umrt'rlinung des 
englischen Uowichtee und dur indinciien Uupies in Kilo- 
gramm nnd Mark. Ich habe die mir am wichtigsten 
eraahainandan Üatan in den baigefOgtaa TabaUaa ( A. «u B>) 
maamnangaataUt «ad baaiaha aiaiDa ErArtanogaa «af 
diaaelben. 

Der Wert einer tropischen Koloaia wird dardi dia 

Menge und Güte Keiner Xattir- «nd Plantagen- 
erzeuguisse beütimmt. Deutsch -Ostafrika liefert 
Elfenbein, Kautschuk, Kopal, Mtama, Sesam, Kopra 
und Wachs und ah Plantageuerzeugnisse Tabak, Zucker 
und Kaffee. Von Jahr zu Jahr steigert sich die Pro- 
duktion. Nor daa Elfenbein ninunt ab; abar niflbti wia 
das „ Weifaboch" sngiebt, wegen de» Abfloaaaa aad dam 

Kon^obecken (denn dort sind wegen der fortwährenden 
KeUellionen die Karawftneui(tral,sen sehr unsicher ge- 
W(.rden), »urh ninht weisen TennehrtCL' Ausfuhr aus dem 
Seengebiet nach Engiisch-Ostafrika (deua auch nuf den 
Markt von Sansibar, dem nScbstgelegenen Stajudjilatz, 
«rd weit waaigar galiafert ala frOhar^ aondarn weil dia 
■ahbriahan Elabata^Jagdaa dia Htadaa Tanuindam 
mid dia bei den Blapttbgan v«a«lt«nhar aafgahlaOan 



ProduktaDanifahr ans Dantsoh-Oalafrika 

in looe Ug und lOOO Mk. 



TalwU- A. 





SUenlMin 


Kaut- 
schuk 


Kopsl 


Kopra 


Wachs 


Mlava 


Sesam 


Tabak 


Zucker 


Kaffs« 






Mk. 




Mk. 


kg Mk, 


kg M^-. 


m;. 




Mk 




kvr Mi. 




Mk 


k« I-Mk. 


1895 


8" 


l,4äS 


22« 


7*1 


153 i;!7 


:t<)7 4:. 


10 S2 


«7 


23 


1,13» 1«! 


4t 1 SS 


158 


20 


SS 48 


Hiervon nach 
DaatseblMid . . 


0,2 


4^ 




804 


H 6,7 




0,4 0.« 






I.u 6,7 


i.ä 1,4 






3a 4« 


1806 


10« 


1,T«8 




937 


167 163 


$«9 108 


M 75 




14'J 


727 II.-. 


7« 7K 


B40 


tili 




Hiervon naeh 
Sentsebland . . 


0,2 




IRti 




2,7 .1 




1 7 .17 








4H aw 






L'.'i .15 


1851- 




] .bis 




1,164 


Ib.i 187 


1003 'JOB 


liK) 2K' 


Ii 2 k»! 


267 


1,54:1 'iäi 








7;; 112 


IIi«rvi>n iiKrh 
Oeutaekland . . 




asti 






1 


1 - 


38 78 




- 


1 








73 IM 



Handalavarkeb r Deutsch-Oatafrikaa 

in l(H>ü Mk. 



TabsltoS. 









Binfahr 








AuKfubr 






Oemmter WareBanianlx 




Snmoie 




von 




Summe 




»aeh 




Snmme 




mit 








Indien 


Baiisitari 




Indiaa 


Biuuibar 


Deutsob- 
bnd 




ladian 


Sansibar 


Deutsoll- 
]«b4 


1804 •> 

IH'K'i 
18il(i 
1807 


7,187 

7,i>e?t 
U.lUl 


■.ifi:<-A 

4,2»2 

3,8&a 


11; 

14S 


! - 

2.e.'l^ 
AI 88 

! 2»0 

1 


4,«77 

■l.2.=i7 
4.2; 

Kiiia 


4a 


2,8''7 
.1.439 


MV- 
784 
1,137 


12,044 

10,B«5 
15,4^7 


:i,65H 
4,.a2 
3.«» 


2. 

;i,54« 


2, tfiv 
S,9it 



I) Oeminaca BinMlhaltea Wien. 



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Brix Fdrit«r: Dcatteh-OtUfrika IB97/98. 



909 



SchUM Oha« «rgi»big«n N«cb«rmte «Umtbliob m- 
•aanmudtwindMi. bt Buoh ElfcBbain nooh »nw 

unaer wertvollster Ausfuhrartikel, so mOssen wir doch 
darauf gefafst sein, ihn später gane zu vermisaun. 
GlüokliclierweiEe atellpn pirh »niiere Nat«ri>r' (lukle dafilr 
ein, dauk den uuauiebr vüllig gcsurdneten und friedlichen 
Terh&ltoissen an der Kflste und im Binnenlande. Wenn 
•lieh Mtooift und Seaam keine bMondera hohen Werte 
dnwldlmit lo beweist doeh die aobiNll« Zunahme ihree 
Exporte! gwade in dem letsten Jnhre, in welch hohem 
Grade das Gefühl der Sicherheit bei dem Landbehauer 
Sngenommeii hat. 

Die Gewinnung de.n Kautschuks wacht gleicbmfcfsige 
Fortschritte; von IkJiutung ist, dafs er gegen früher 
höhere Preise erzielt, verrnntUeh, weil er in besser ge- 
rebigtem Zustande in im Bnndd kommt 

Wie in Suuihnr, n varwoidet bm uoh in Dentieh* 
Oitninb« viel mehr Arbeit eaf die Pflege der Rolroi- 
palmen. Miin künnSe uiir liefürctiteti, dafs Jub Aiigclint 
von Knpra bftld die Xai-hfrsjfe iilipvflnpeln wird ; denn 
der Hauptkiiufer dul'ür iat einzig und iilliin !• raukri^ich. 

Hie Ausbeute an Wachs ist neaeaten DatiiuiSi Bi<9 
•ehciut eiue heachtentwmte Zukunft tu haheu. 

Von den Plnntngon onrortot mnn nllea Heil für 
DeatHli>OetnfH]n» Torlinfiir «Mit e« domft nooh ehn* 
spArlich ana, da man uaturgemlir-« nocl) n\c\ii aber die 
ersten Anfünge hinBusgeknninien i.st. aber es (.[iebt doch 
wenigstens keinen Stillstui il ml: : gnr einen Itückschritt. 
Selbst die Tabakspdansungeu , von denen man im all- 
gemeinen annimmt, djlts Iftr tie der ootnfrikanische 
Boden nioht beaondm gndgnet lai, hnbon seit 1096 
eine fcat vm du DrrinolM ▼omwhrto Enito ergeben. 
Nur mufs man dabei berfickaiehtigen, dafs der weitaus 
gröfate Teil dea Tabaka echtes Megerprodukt ist und 
nur bei den .Xmliom und Kinheimischen in Snnsibar 
Ab«ats findot. iJaü wertvoUere Kraut, das dorn Dt'utachtiU 
mundet, wird von den europäischen Plantagen in nooh 
nAi nnbedeutender Menge verscbifit Das Zuckerrohr 
ttbnmt ninv «eoentlieh sn, nm Gewinn nber beteiligen 
sieh gegenwärtig grSirtniteib dio Amber. So iat es 
denn fast einzig and nllein der Kaffee, dnsen Knltor 
deutache Firmen üb«rnommf'n . dessen Ernte 1897 um 
ein merkliches sieh vermulirt hat und dessen /uknnft 
als gesichert angesehen werden kunn. Im Bc/irk Tunga 
und im Usambaragebirge giebt es die meisten deutschen 
Plantagen; man sfihlte 1890 deren 21 nnd jetat 23. 
Anüierdom giebi es im Bemrk Pniwui nrai} hü Bega- 
raoyo, Mohorro, Lindi nnd Ißkindaal je eine Plantage. 
Slmtliehe haben IRHT 'OS unter Trockenliolt uud lleu- 
Bchreckensobwilrmen gelitten; trL>t7.[iem liat «inli die 
AiiBfulir von KafTtB (,'egL'n das Vorjiilir lieiniihu verdrei- 
faebt. I>er Plantagen betrieb entwickt-lt sich langsani, 
aber ge.sund. Es giebt keinen Arbeitermang«! mfhr. 
Sie JuMtepieligan Knill hat man wieder afa^(eBehafil; 
dafttr finden eteh Noger an» dea Inneren, namenfiidi 

aus UniamwosI uud Usokuma, in genü>;enJer Menge 
ein. Wie andern alH in Sansibar, wo seit der AuDielniug der 
Sklaverei und wegen Mjiugelsan Zuzug von dem Festlaude 
die Arbeitskrstt'te versiechen, sodaif da» XolkeuertrAgnis | 
seit 1895 sich tun beinahe l'/i Mill. Mark vermindert 
hat. Aneh dentadiat Kapital hüt sich nicht mehr 
«aprSda* nurBeki wie kflnlieli «ni Obant Liebert ans- 
geeproohen und wie ana dem .Tahresbericbt« von 1898 
herrorgeht, wo es heifst: „Die tAgliche Erfahrung zeigt, 
dafs ein sehr rciolilichea Angebot von Kapital varhanden 
ist, das leider infolge der obwaltenden Umat&nde oieht 
in aUen Pm« di« idliit gowOnadilo Anlag« findm 



NatnrfiodnkU 



die oingofUirtan IndoibrieflnengniMa ei^obt aioh 
iar HandolsTerkebr. Dar Wavenamaata iat der 

einzige verlAssige Barometer, an dem man das Gedeihen 
oder Verblühen einer Tropenkolonie wahrnehmen kann. 
Darum (lui-iste in den amtlichen Mitteilungan dem Handel 
die grölste Beachtung geschenkt und der n^it wendige 
Raum gegönnt werden. Alle Nachrichten über ^tii.qsionR- 
nnd Schulwesen, Aber Baoht^flege nnd Postdienst sind 
dSoMtt Oogenataad« gagonftlMr irou nn to igoo tda e lo r Bo- 
deutung. Das wissen die Englinder, und deshalb sind 
ihre kurzgefafsten Konsalarbericbt« trot^ mancher System- 
losigkeit praktisch viel wertvoll i r .] unBere l'olianten 
von „Weirabt^cLem", in denen man, wenigat«»» in dem 
von 1899, nur wenige, gans allgemein gehaltene, nicht 
auf verläaaigaa Zahlenmaterial begründete Angaben 
antrifft. , 

Der gaaamta Warenverkehr Deutaeh-Ottaftfltaa hat 
rieb seit 1894 nm 2>/, Mill. Mark, d. h. nm 0,8 Proa.. 
gesteigert . genau genommen ist eis efwaü weniger, wenn 
mau l erücküichtigt, duss die Ruj>ie8 in Murk um- 
geri'chncit sind und dufs der Kurswert, einer Kupie ISit'l 
1,18 und 1898 1,40 Mk. betrug. lu der gleichen Zeit 
hat rieh der Waranaiata in Samihar nm etwa« flbor 

Ooaamtar Warennmsata tob Sanaibav 

in 1000 Mk. 



Ana dam Omtaasdi dar w 







mit 


IndiiB 


Jbifland 


Dantaalilaad 


t894 


««.SM 




»,M0 




1895 


49,BS0 


13,190 




3,140 


1S96 


4B,etlO 


11,800 


4,«40 


2,1 OO 


1897 




12,200 


6,420 


2,500 



1 l'r(>£. vurmetirt. I)uutach-Ostafrika als llandelnrivalen 
von Sansibar zu betrachten, iat verkehrt. Deut«oh-Os(- 
afrika ist nur der Gebülfe von Sansibar; es sendet den 
gröfsten Teil seiner Rohprodukte dorthin und empftngl 
verhfiltnismilBsig nur wenig Fabrikate dafllr. Sansibar 
ist daa Emporinm des Handels in Ostafrika. Hier werden 
die Güter von Afrika, Asien, Amerika und Kuropa auf- 
gestapelt, uro nach allen llinmielsrii litungen wieder ver- 
teilt zu werden. 

ppiitsrh-Ostafrika produaiert mehr, als es num Lebens- 
unUrhalt brauuiit; es giebt aeineu Überachufa au das 
Ausland ab. Was os dafttr ma disaam an Indnatria' 
erzengnisee» erhilt, mnwhlnekl es salbst und Tersehfekt 
CS nicht wieder wio Siinsibar. Ple Ausfulir wie di* 
Einfuhr liahen in ziemlii^li gleicheai und niäfeigem Tempo 
zugenommen; aber die Ausfuhr bleibt stets hinter der 
Eiuluhr um beinahe die Hälfte zurflck; nur 1897 trat 
eine kleine Verschiebung in dieser Beziehung ein. 

Womit wird nnn da* Plus der Tginfahr von Fahrik- 
waron und dgL bMahlt, wenn es die Snmme der Ans- 
fubr von Robprodukten öber^teigt? Wie mir scheint, 
dureli Arbeitsleistungen der lieamten, der Schutzlruppe 
und der Tngelrihner auf den l'lantagen. Dieses Plus 

ist vorlauüg ein Kapitalvorachufs, der in den Boden ge- 
steckt wird, um sp&ter Zinsen sn tragen. Je mehr Aus- 
nnd Einfahr siob dedma. nm ao gadeihlieher wird dar 
ZastaAd der Kolonia nia. OontsaUnnd inbn aatltalieh 

den höchsten Betrag des yorachussea; doch beweist die 
Zunahme iu den Ausfbhrzahlon, dafs es von Jahr zu 

.lahr geringere Vorseiuiiise 7\i leisten hat. IhT {.üw-en- 
anteil an dem Warenverkubr DuuUicL - UstAfrikas fällt 
mit Sansibar su. Diese beiden Handelngebiete 
nMUnmeogereehnet werden, da Sansibar nur 
dtf BaamelplatB nnd Indian daa «igontlic^rodnM^cgid^ ^ 



Bris Föratar: Do«ii*h'0«t«rrik» 1897/)»««. 



und kontDmiereude Laod i^t. Indic-n importiert direkt 
nacli IJcutflch-Onlafrika, exportiert ftlier indirekt, näm- 
lich Ober Sansibar. Wenn in Ueuigchlaud bolmuptet 
wird, dafa am wenigsten der deutsche Handel und die 
denttelM Industrie Deatach>OaUfink« profitMraii, 
M ttt da« ricilitiig. Aber EngUnd Wfiadvt lieli g«gea- 
dber TOD Sansibar in der gleichen Lage, nur mit dem 
Unterschiede, dafa e<i an dem Warenumsatz von San* 
«ibar mit etwa 1 Pro?., Deotsehlikiid 2111 dam tod 
Deutech-Oist&iriktt mit uiwn 21 Pros, teil bat. 

Ich wende mich jetzt 7.11 der Frage: was wurde an 
kolonialer Arbeit in Deut»cb-0«t^rik» gel«»!*!? 

Man kann obM iämm Sohininar tod ScihOoftilMni 
mit BMtimmÜMit m AaaqpndMB, dab da« OowTern«- 
Dsot TOD DeoUoli-Otfafiik» mit Aufwand Terbftltoii- 
mäfaig geringer Mittel Tollslnüilig gi'ürJncts, für die 
Gegenwart befris^digende und fur die Zvikunl't viel ver- 
sprechende Zu^titnde gescbalTi'ii hat. Djiü ltbIc Kr- 
fordernis zur Kutwickslaog einer Kolonie ist ja dicber- 
heit de« Eigentums ud d«r VerkehritstriJaen, diese aber 
b«itobt «nt dann, man di» Antoritit der ftemdUodi- 
■ehea SlMt^gwiratt voo der Heiee der EiBgebflniieo ea- 
erkannt ist. Ans allen Teilen des weiten Gebiete« liegen 
die amtlichen Berichte Tor, dafs die Anordnungen der 

Behörden luit IjLTfltWilligL-m (itdiorsam befolgt werden 

und dafs die Karawanen unbeiüstigt uud unbedroht 
aberall friedlich ihres Weges ziehen können. Der 
Widerstand der erbittertaten Feinde, der Wahehe, ist 
seitdem SaLbctliOrde ihre« Iliu|>tling8 Kwawu vollkommen 
gafaradu»; an Woatuütr daa Viktoria Njaaaa itaUtaa 
die Walchiba auf Geheib d«a KomnaiidatiteD tob 
Bukfilia pili li -Hofnrt dein I'.inl^iruch der Wagiuidarebellen 
in das dt'utsibt- Gebiet eutgugtu; am Noideudu dus 
Tanganika wagten die tnciiterischen Batetelas, die Sold- 
truppen des Kotigogtautes , nicht, im Angesicht der 
daatächen Schutztrappe die Grenze sa übersahreiton« Kor 
ia dam «anig durohreiatao Uebiet aödliek van Maigan^ 
aae wid an Ottnfar dee VIktom Vjaaaa, aaba tar 
•■i^ckeB GraBBa, aowie im aflidliolMB Unmdi wider- 
aetsen aich noeti einielne wUde Stimme der dentschen 
Obergewalt und dem DurcTiziige der Karawaui-u. Im 
Vergleich mit dem früheren aUgeincimui KriegsziiBtande 
und d'T bteten ltedr<'hung de» Handelsverkclira kommen 
die wenigen Raubanfälle, die selbst ia dea ÜTiliaierteaten 
Staatm aiebt vollkommen ao^gaaeUaaaaa aiad, kanm 
naoBMawarfc in Detraeht 

Rohe nad Ordnung bilt die Regiernng enfredit mit 
iiidit ganz 1700 Mann Schutztruppc in uincui Gel.icle 
füDfnial so grofs wie das Deutsche Reich! Eine geringe 

Aiiiitiinnadit . nhuv eine ätuti< barelto athBaidjga Wafie 
in der Hand deutscher Ofiiziere. 

Die Schutstrappe zählte nach dem Etat für 1H98 
1572 Farbige (Olßsiere nnd Mannschaften) ^ 1895 1793 
Mann. Den Haaptbaataadteil derselben bildeten früher 
diaSadaasaaf bei darSdiiriaiigkait aad XoatqaeUgkeit 
dea Nadiaelinbea Tenringerto man Dm AasaH tob 1089 
im Jahre 189.5 auf IflC irn Jahre 1897 und ersetzte sie 
durch Bantus. Da man mit der Verinderung langsam 
vorging, wurde der kriegerische Geist der SudaDe.sen 
auf die Einheimiiciien allmühlich Obertragen und die 
ndUttrische Brauchbarkeit in nahezu gleicher Güte er- 
haltoa, siu^aioh aber die Kosten der Anwarbnng ter- 
aiiaderi. iKe Trappe wivd gnt beaaUt, vm das Ihcai- 
faohe höher als die englischen Sudanesen in Ugandtt vor 
der Rebellion, und offenbar besser behandelt wie früher. 
Iii im wilhreud 1896 186 Mann di vertierten, kameu 1 suh 
nur 48 Desertionen vor, trotz der I berzabl vi n <isl- 
afirikaaern, welche leichter entfliehen und sich verstecken 
I als die Sadanesen. Die Sterbliohkait betang 1898 



bei dfii .•^udttucsun 1,7 i'roa., bei den Bantn 3 Fros.; 
hei den deutschen Offizieren, UatarafliBianB aad MQilir- 
beamten aber 8,7 I'raz. 

Die Kolonialregierang bat nicht nur der Siflhailiaiti 
iondaro aaeb der Wagbarkait dar Karavanaa- 
•traraon ibra besondere AnfinerksamVeK gewidmet. 
Sie JltTa im Oanzün gegen 1300 km für OcliHenfuhrwerk 
befahrbare Wege durch die b«uaehbarten Gcmetudeu 
herstellen. 

Durcli Fabr-jlrafsen sind also jetzt verbanJcn: 
im nördlichen Teil: Tauga mit Taveta und Moscbi; 
in mittlaren TaQ: Bagamoyo mit Kiloraa nad KilN 

matindi mit Tubura: ferner Spke 

in Usolrama mit Mnansa am Süd- 
BBda daa YMm 

im afldlidiaB Tnl: Kilwa mit Bariin wa nnd Teehet- 
schere, in der Richtung auf Songea 
und den Kjassasee. 

Infolgedesiaa bat aiob aaah der Karawaaea* 
Terkehr im gaasen Sdmtagelnato alark gabofaaBi 

selbst in der wegen dar rftaberischen Wangwara frOber 
berüchtigten Gegend zwischen dem Njassasee and Ro- 
vuma. Die (iründun^ der Station Sonpe», dstürh von 
Wiedhafen, war uiuo kiuge That : ein reiche« Kautsehuk- 
gebiet wurde damit erschloaiien und dem Elfenbeia- 
transport selbst aus deai engliaeheB Hjaaaa der kOraeata 
Weg zur Küste genricasD, der tiath Jatst tlalfaah ba- 
BBtaft wird. 

Immer wiedar tatteht der Gedanke aaf , ob es denn 

nicht mi</,'lloli sei, in dem iiSrdlieligteii und liocligelegenun 
Teile DcutHch -Ostairikas dem deutscheu Bauür via ver- 
lockendes Heim zu bereiten. Ein dem Europäer zuträg- 
liches Klima (26" C. b«t Tage uud 10 bis 12"C. bei 
Nacht) und ein für den deutschen Ackerbau besonders 

Kigaatar and irnobtbaier Boden wiren da vorbanden, 
r dk Kalaita aal das abaaliredBaada Craspenst Für 
West-VNambara, in einer RSheBlage von 1200 m und 
I darüber, hat Dr. Koch die Halariafreibeit fraglos fest- 
gestellt, jeduch mit dem Zusatz, dafs die eiogeschle|>pt<: 
Krankheit im dortigen Kliuiii nicht weniger tödlich sei 
als an der Küüle und dul'i« Wiedergenesende trotz der 
besseren Luft «ich nicht rascher erholten. Die Über- 
siedelung von der Küste muiä rasdi atfolgaa, will maa 
sich ansteoknngafrsi erhalten. 

Über die Fraditbarknt üb ab es geben die Hei* 
nungeii stark auheinan der. Entgegen den begeisterten 
Lcibjueisungeu von Seiten de« Gouverneurs Liebert und 
Wilhelm Amingü lnutet das eheulads auf eigener Lr- 
fahrußg gegrüudcl« Uittil Joaehiu» t»r»f Pfeüa nüchtern 
und bündig: „l'Iine Ackerbaukolonie, wo der Landbau 
im anropÜacheB Sinne obwaltet, giebt es hier nicht; 
anr Tiabindit iat ariS^ab.' Dia Kolunialregieruug, 
beoiabt, die Wahrbak aa aipvobaiit t^htg aiaan. jnak- 
tia^ien Weg «in: aie riehtate hier w>e in Weat-Dsan* 
bara Vi rsucli.sBtationen ein. 

ri.er K w » 1 in Usambara, welchem, r 18t lieh der MugaiiilM- 
lierge und niirdlich von Wnga, ICiiiOni hoch liegt, lautet 
der Btiricht nach sswoyährigem lleBtehen recht günstig, 
was das Gedeihen der eurojiäibchrn (ietruidcarten und 
«Qgar dar TbeepflaaaBBgan iMtrifFL Aber es heifst aaeb 
dwin: »Hsga sieb Niamaad mit dam Gadaabaa Ingas, 
hier binnen kurzem Reichtümer erwerben zu können; 
mühevolle Arbeit erwartet ihn. Der Boden setzt mit 
.leidem >itelnreichf um und dem Gewirr von Wurzeln 
liiiitiu schweren Widerstand euigeguu. Isar weui eine 
Summe von mindestens 10000 Mk. zur Verfügung steht, 
kann aicb aber die erstes scbweran Jabre hinweghelfen, 

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Brix Förster: De«t«Bb-0«tefrtlcK 10»7/»a 



Sil 



dhuu ftb«r auch bei froher Arbvit«kr»ft ein «orgeufitsie« 
Leb«n fahren.* 

t^bor die SUtion Dabagn in Ubeh«. in der Nähe 
der Utschuo^eberffe, aQdöttlicb Ton Inngii, 1800 in 
bodi. Ulkt lieh nooh ai«h( ortoilmi dras die Imndwirt- 
•«biiftliche TliStigkat dortaellMt bafftnn «rat mit An- 
fang; 1898. 

Durchau* notwendig für das Kulturuuteniehmeu in 
beiden Landstrichen ist eine erleichterte und beschlea- 
nigt« Verbindung mit der KOste. Usambara mit 
aeinen zahlreichen Plantagen bedarf den Ausbaa der 
Tanga-Korogwebahn, welchen jetzt da« Aeich Aber- 
nommen und d»far in den Etat pro 1809 die Sonuiiie 
TOB 2 MilL Mark elngesetik hai. Di» KnlÜTiermf Umh- 
b«m in ergiebigster Weise bat daiHUih ein ÜMlee 
ROckgrut f;;r'WüiineiL uui] wird ID nidti kngw 2Mi Un- 
geahnt)' lortjülirittc niaclien. 

Uhelie luxiarf des WH-jscrveikiljrs auf dem Ru i id j i 
und Ulauga. Die Schitfbarkeit de« Kufidji für Hache 
DsBplbrwt behauptet und bestritten worden; eines scheint 
gewiu n mib: sie ist vat eine kflrsere oder liogere Zeit 
beaehrfbnkttjeaMbderErgiebiglieitderllegeBniteii. let 
die WeMemmge ra rüclüieb, eo ver&ndert sich der 
Untergmnd d«e Strombettes durch Verschiebung der S«nd- 
bicke 80 hÄiifi^. dnf^i Ruf eitlen /b,'laften Verlauf des SehifT- 
vt-rkehrs uiclit mit Sicliurhuit jjerenhnet werden kann, 
IliesH KrfalininL' niaclite die KegiiTuni,' im vcrgaiigtricii 
Jahre mit dem in Papenburg ^ohauten , «ehr .tcbonen 
aa4 86 m langen Ileckraddampter ,. Uliuigu". Man be- 
gann naob der RageBseit, £Bde Mai, die fiergfabrt, blieb 
«bar bei »K«p{' «Uokoi, wie der Jabroaberieht sogt. 
pKopi* findet man auf keiner Karte, nur „Kit pa^ auf 
der Karte von Ramsay. Dieses Hegt aber nur etwa 
50 km von der Küste entfernt und nicht 200 km, wiü es 
im offiziellen üorichto beifst. Bei 200 km biltte man 
beinahe die Panganiscbnellen, also das Endo der Schiff- 
barkeit, erreicht. Ea mufs hier eis Irrtnm in dea An- 
gaben obwalten. Jedenfalls ist der ento Vemieb mit 
dar Dampfberkeaae mllag^Acbl «Ob «ie ibrai Zweok 
Totlstltidig erreiebea vird", benerbt das Weffabneb, 
..wird b!c1i erst iu!t der Zeit liL'rausHtellen ; nach den 
biBberigen Krfahninffen ersi'heint sie 7.u l»nf^ und der 
-Tiefgang au ii.'rofB.'' 

Die SchiQbarkeit des itufidji endet an den Fangani- 
und die Schiffbarkeit des Ulaaga b^pnnt bei Ngo- 
Letsterer fliefat in einer Entfamnag von drei Tage- 
a dem Hoehplateaa and Beaiedelnngsgebiete 
TOB Ubebe in aadwaatUeber lUehtnng Torbei und erhftlt 
Ton dorther eine Ansah! gröfserer und kleinerer Zu- 
flQsse, von ' i^i Ilaiiplniann Prince Anfang 18f7 
meinte, sie wfinn für flailie Dampfer befahrbar, was 
jedoch diircli die IjnterBuchungen Ton Hauptmann v. 
l'rittwitz im Herbst IHhT auf das Bestimroteste wider- 
legt wurde (i'mh« weiter unt«n). Da der Wasserweg auf 
d«B Rafi4|i aoob aieiit geaiobert ist* nad der Landweg 
»taf weite Strecken dnrvb fiebenebwaDgere Gegenden 
fQhrt, so kann .in - ine Kotrinioation von Uhehe durch 
deutsche Ansiedleif nieiuül» oder wcuigstens Torluutig 
aioht gedacht werden. 

Eine grofse Kalnm)üt für Dentscb-Ostafrika bilden 
die Viehseuchen. Duii GouTemement veranlafste daher 
Dr. Koch, auf seiner Rückreise TOB der Kapkoionie, 
den Ursachen derselben nachzuspüren nnd etwaige Ab- 
bolfe SB aebaffen. Dr. Koeb Itiateie, waa naa VMt iba 
erwartet batte. Er etellte merat fest, daJb die Senebe 
dii.i» bokannlu Ti'xasfiebor und nur an der KOsto ende- 
uiutcli Bpi. I)ie Kinder an der KAste sind gesund, weil 
immun L'eworden, üljortrng<-'n iiber den .\nBteckiingsstolf 

auf die aus dem Inneren kommenden Tiere, welche 



nach korser Zeit hier sterben. Auf Grund seiuer Vor- 
•ohl&ge wnrde verordnet, dafs kein Vieh von der KQste 
nach dem Inlands gebraobt werden dürfe, und dala alle 
Viehtran Sporte ans doailnaenm in euer derKflfte aOf^ 
liehst nahe geiagaiMB, aenobeofteien Gegend ao lange 
aufgehalten wvralHi aonten, bu sie. nnd awar aar ran 
Zwecke de« Schlachten;«, in die Küstenorte verkauft 
würduu. Seit der Duroliführung dieser Verordnung ist 
das Texasfieber nahezu gatrz verschwunden. 

Um einen Einblick in die fiskalische Verwaltung 
Deutsch-Ostafrikas zu gewinnen, habe ich die ^^-j'fffthaum 
nnd Anagaban der letaten Jabr« tabellariaeb msannneh* 
geatelU (Tabelle C)i Die Zabbn für lM>6/iM bis 1897/98 

ÜkMIe 0. 



Die Fia»nten DeniBeb-Oatafrikai. 





Eiiinaliraen in 


1000 Mk. 


AusgHtna in lOoO Mk. 




/^Ue 
und 
Rteeern 




Summe 


Civil- 1 MilMv 


▼arwahong 




4.9U7 


l.rtlO 




,S,36tl 


l,-9>i 








),»00 


1 ♦.300 


»,a4H 


i.m 


2,115 




<i,W39 


1,700 


1 4,999 


«.IM 


C091 


S,MS 


1891^ 


i,»6;. 


L',OrtO 


:i.8<)5 






S.lOf* 


im'iaoo 




i.K'.o 


r.,!iB5 






8,10:? 



sind den aVorlAnfigea" and «EadgUtjgen Übeniebten*, 
die folgendea dea „Hanabaltaetats* eatDommen. Di* 

thats&chlichen Einnahmen und Ausgaben, welche in den 
„Übersichten" so finden sind, fiberschreiten zwar nach- 
trftglicli liier und da da» für da^ betrelVende .Iiihr be- 
schlossene Budget; allein, da besonders bei i>ent8oh- 
Ostafrika die Unterschiede nicht gerade exiieblidbe 
Summen aufweisen, SO l»nn man gatnwt die Fioans- 
znstAnde der verschiedenen Jabie aiiteinaadnrTeigleioben. 

Laasen wir vorläufig das Bndget pro 1899/1900 
aoläar Betracht, so zeigt sich bei dea Einaabmea ans 
den Zollen eine ziemlicli gleiehmäfsige Steigerung des 
Ertrages, so dats der KeirliBzuschnfs pro 1898/9!» um 
mehr üb eine halbe MiUion getniiidert werden konnte. 
Im letzteren Jahre kommt eine neue Einnahmei|neUe in 
Betracht; die Hüttenstcuer als direkte Steuer. 8ia 
wnrde im Notember 1897 eingefObrt nnd trat am 
1. April 1896 in Kimft. F8r die aniaeiilaggabead« 
Hasse der sohwarzen Bevölkerung betrigt sie 8 Rnpise 
(oder etwa 4 Mk.) jfthrlich pro Hütte. In weieer Vor- 
sicht wurde ungeordnet, dafs sie bei etwaiger allgemeiner 
Unlust in einem Besirkn kpinpufall» roit-Oewalt pinge- 
trielien werden dürfe, diifa tie lu Naturalien, wie Seaaio, 
Erdnüssen, Kokosnüssen, oder aocb durch Arbeitsleistoo- 
gen bei BtatioBS' and StoalbanbanteB aabtiabtet 



Die Beliebte Uber die Steaerarbebnng ia daa ersten 

drei Monaten lauten überaus günstig. Willig wurde sie 
bezahlt — der beste Beweis für die Autorität der Be- 
hörden und für die lierrschenden friedlichen Zustände — 
und ergab in dieser kurzen Zeil schon 32300Mk. Vor- 
teilhaft war, dafs sie fast unter dem gleichen Datum 
und in derselben Höhe in Sansibar auf Betrieb der 
englischen Behörden eingeführt wurde. Abgessbaa TBB 
dem fiaaBaieUsallataaD kann sie die Eiagvboraaea inia 
Anban wertvoller Tegfvtabilien, vrie Saeam etc., bewegea. 
Dafs der Ersatz der Sieiier duri'b Arbeitsleistung ge- 
rade rrzirheriFch auf faulenzende Seh wiime wirken werde, 
i-'t wohl nicht unzunehuu'n , da mit einer viertägigen 
Arbeit während eines ganzen .lahres der Steuerforde- 

Digitizeci by Coü 



918 



Btix F«rtt*r: D«ttUe1i-0«t»rrika 1897/t»a 



rung genügt wird. AI» eine belangreicbe Folge dagegen 
mafs die jettt gegebene Möglichkeit angesehen werden, 
«ine AnBftlMnid gut»iM Statiatik dar geiamtim BeTdlln- 
nng (d«r «aibe« nnd iw nlnntfiMii) n «rlnll«». Wm 

bia jetzt über di* VolkstdlhlaDg Torli^, ist unsytte- 
matisi'h gi^urdnet und natürlich sehr Ittrkenhaft. 

Hei den Ausgaben haben sich die für die Civil- 
verwaltUDg Termehrt, jeoe für die Schutstruppe ver- 
mindert; eban&Ut «ia Z«ieh«i fgHadirritaiidw Pbäfi- 
ci«ruDg. 

Für 1899/1900 vrunl« der R«ieli«n»«1i«& ubi 
2 180U00 Mk. etkdht: dienr Poitai dient rar Erwer- 
bung tind anm Betriebe der l^eenbelni T^nge-Hubeeft 

und zur Fortsei 2 II II Li; tler.^fltjoti liia Ki.ri'gwu. Tli-r Bnu 
der lotzteif-n Strixke wird sich auf JlTiKliilj Mk. be- 
laufen. 

Auf geographischem F o r s ch un gg- O e b ie te 
lieferten einige Expeditiourii g<mz weiteotliche Ergeb- 
niese. Ich werde iie von Kord oeoh Sfid verfolgen and 
knrz besprochen. 

E-i giebt noch immer, aelbat auf OUersichUkarten, 
i:iei»1ich grotse weifsc Flecke in unserem Schutzgebiete. 
Für viele kmui iiuin annehmen, dafs sin ijuc:li i'.tir llc- 
reiiUDg ais dilun beyölkertes, armseliges &t«ppenUnd 
ikli erweisen. Anders hat es eich in der nordwestlichen 
Biika, swiaobeo Mporogoro und dem Holuwiflee, kerana- 
geiUilH; da« Landetück gehört suBianda; ea wofde bi«- 
her nur an der S&dgrense (nngefllbr lings des 2. Grades 
sOdl. Br.) Ton Graf OStxen, Obersten t. Trotha und dem 
Uauptmaun Rumsay durcbzoi:;oii. Huuptmniin Bethc 
unternahut ieine Durchforschung von ^likn hiß Mai 
1898. Seinem ausführlichen Bericht im Kolonialblatte 
Tom 1. Januar 1 !^9^) iat leider keine Kartenskizze beige- 
fügt, so dafk luau iibor die Lage der neu angegebenen 
örkiiebkeitea üb Unklaren bleibt. Saia ICaraeh in daa 
Unbekannte begann am Veetende dea Mohaaiaeea. Er 
bemerkte südlii-b davon noch zwei kleinere SfeflSchtn, 
den Lubita- und .Maachangianee, wahrscheinlich nur Er- 
weiteruugcn dea NjuvurniigiiHua^cB. Es läfst «ich noch 
nicht entscheiden, ob diese ideiitisoh siud mit den Seen, 
welche in dieser Gegend Ramsay entdeckt hat (vergl. 
Dankelmaa, Mitteilungen 1897, '& 179). Bethe batrat 
bei dem Tordringen nadi Norden ein bohest Ost 
nach West verlaufendes kahles Bergland. Die tiefen 
ThJller waren dicht bebaut und von ^YatuMi beTölkert. 
iMrauf l'olfftc eiiiu luil Stniucliwcrk lipilecktc l'liitnui- 
Ittudächatt bis Kukiai an lier Sudgrun^e vun Mpororo. 
liei etwa 1''20 südl. Br. w('.Htw;trt<< sich wendend, kam 
Betbe in ein mkehtigea, aber reictk kulÜTiertee Gebirge nnd 
in den Landaefaafiten Btigii» nad Kaaehebe an dr« kiei« 
uen Seen. V«m Oebil^szuge in eine weite Ebene hinab- 
* steigend, gewahrte er einen riesenhaft emporsteigenden 

Hurg. .«Kirunga" nannten ihn die riinti'biiniiicii, welche 
iu zahlreichen, dicht bevölkertuu Üurluru im seinem Oot- 
fufse wohnen. Bethe bestieg ihn am H. April, leider bei 
aelAigem Wetter, und fand auf dem Gipfel «inen Krater 
von 100 bta 150m Durchmesser, bis zum Rande mit 
nfaian ttotariidiaeh abfliafaanden Sae «agafiillt» Er 
aohttst aetne H6he aaf 4000 bia 5000 m. Diea wire 
also die liMchsto Spitzo in der ganzen Tulkanischen 
Kette; denn lür 'den Kininga-tscha-gonga giebt Graf 
(lotr.eu 3477 in und fiir den Karisaimba UiOOm an. Kr 
liegt östlich vom Mfumbiro. Da die in dem Gel;:i-).:s- 
atMka baliadUaban Seen ihr Wasser dem Njavi.r' n^o 
anacihiekan aoUao and diaaer ala Kagwra in den Vik- 
toria Njanaa mfindet, ao kftnnten noeb einmal die eigent- 

liclion (.hiellcii Jca Nils cnldr.-kt wudeii Hein. Von Ki- 

runga in südustiicher iiichtuug zuruckmarschierend traf 
Betbe «im gam» Ortaebaft '?»n Watwaawergen (höebaten* 



1,40 m grofs) unter ihrem Häuptling Onrue. Am West- 
ende dee Hohaaiacee vorbeigehend, erreichte er durch 
daa aeeankha, aber unfruchtbare Kiaeaka die Grenae 
von Drondi nnd den Kagera, aiaan Tagemaraob abwlrta 
von derTeceinigiing des NjaTCnmgo mit dm Akai|jani. 
Obwohl diese Gegenden aehon von Graf GStaen und 
R.iiiisay besncljt wurden sind, so bringt docli Bethe eine 
Ileihe Voll NaiUBö, tiie sich weder in deren Aufzeichnun- 
gen, noch auf der grofsen Kiepertschen Karu- (1 : SOuOOO) 
aafünden lassen. Da giebt es eine Erweiterung des 
Kagera, den Kurambukosee, uud eine Landschaft Iva* 
aoaa mit einer fitomliahaa «Einpborenenstadt"; fenwr 
daa Gebiet ton Lussokoto mtd die Kmnogongoberge, wo 
die Buumannsche Route gekreuzt wurde. Erst von der 
Mündnn^ des l.ewironsa in den Rnvuvn kdnnen wir duu 
Eudiuar-^rh Üetlie« durch bereits bekannte Strecken über 
Usumbura (oder Uiiumbara) nach U^jidi verfolgen. — 
Bethes Urteil über Ruanda lautet sehr günstig: ein 
Jeder kultnreUen Anaantsnog flUiigair Boden, ein faal 
eunipliaebee Klima nnd eine firiedliehe BeT&Ikenmg tob 
etwa zwei Millionen, welche von dem dentschfrenndlichen 
Oberhäuptling oder Kigeri in musterhafter Ordnung und 
Zucht f,'ehalteii werden. Ebenso äclinii und fruchtbar 
ist Unindi ; allein die Bewohner dieses Landes sind ein 
übematiges Volk und widanatcan Mch noch dam Dwek- 
aoga aHTopiiaoiier KacawaiHB. 

Hanptoiatw v. Pvittwiti «cCandite im Anftraga 
! des GouTcrncurg im Oktober 1897 die Ulanganiede- 
I rung von Perondo (am Ausgange des Kihensi aus dem 

rhehegubirge) bis hiiiiib nach Ngahoma (nahö bei der 
L'laugastfttiüu)^ es giiit die Schtirbarktitt des U lange und 
seiner westlichen Zullüvse zu erkunden. Die Niederung 
ist armseliges Steppengebiet; die H\e durohxiebenden 
Bäche und Flüfschen sind so eng gewuuden, dalk die 
Befiabnmg dnreb einen Heekiaddam{tiAr nnr anr Zait 
der Übenebwemmnng im April nnd Um mSglieb er- 
scheint Dagegen bildet der Ulanga, von der Mdndaag 
des Kihensi bis Ngahoma (8» 30' güdl. Dr., 36*20' «stl. 
1.. bi^ "1 ' 1 .^ aüdb Hr.. -"iri^ 'i4' ÖHtl. ]..) eine priichtige 
Wassemtraisc, welche sich allem Anscheine nach noch 
weit in südwestlicher Richtung bis Matumbi (Sakka- 
mangaa Beiek) fortaetsL Die TonOglieh gearbeitete 
Karte Prittwita' (Dankelmaa, Uiti 1896, Tb£ 10) verw 
' ändert das topographische Bild, das Kamsay geliefert 
I (ibid. 1894, Taf. 0) in wesentlichen Einzelheit«ii: das 
i.'bt hevorgibbirgu rückt weiter ab vum l'biuga, der Ituipa 
uud uuineutlich der Mgeti erhalten eine andere Lauf- 
richtung; neu ist der Kihanii; Ht durchschneidet dm 
Mpanga Ramaaja, weleber gana aoa der Karte w 
aebwinden mnJk 

Durch die Reisen TOn Pater Adama nnd Ober- 
leutnant Glauning (im Janaar bia M&n nnd im Mai 
bi.s .IiHii l "<':iS| wurde ein gutes Stück des Gebiete.i auf- 
I geklärt, welches xwinulmu dem unteren Ulanga und den 
I (juellen des Lnvegn, also zwiFclieu Kilwn und dem 
Njassaeee, nördlich der Route Ramsajs liegt. Pater 
Adama ging von Wiedbafen am IQaaaaaee ans und er- 
raiebl« flbw Upogora die Station Bariklwai der Bariebt 
nebet Kart« eraehien in Danhelman, llitt. iS98, 4.Heit. 

Oberlpiitniiiil Ctlauniug niiir.sehierte von Kilwa über 
Barikiw'a und aLs erster Europäer auf der »ugelialinten 
Mgendastr.irse iKÜdöstlich von Upigoro) bis 7.um oboretl 
Luvegu und von da nach der Suiticm .Sougea. äeine 
Darstellungen stimmen mit denen Pater Adams voll- 
kommen aberein in all den Gegenden, in denen aia die- 
Mibe Honte eingeaoblagen. Ala neue Tfaatsaebe toh 
intrrp-Bsnntnrrm Helang niuT^ Fe.lcende.s 'mit Hcurücksich» 
tigung der Liedorischen Kart«, Dankeimau. Mitt 1897, 
TafL t) angefOitrt weirdea. Der Lnregu entspringt 

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81a Plmi 1. VwblB^nmf v. Hnrd- u. Südamerik» dar«b 9. Eiienb. — L. Krim« Q«BfthBU SiolicL S18 



Sgtlioh TOD Hang» oder Shabramas Keich anter 10* 10' 
sütil. lir. und 31) ' 5' (jat). \.., also nicht in den Mntogoro- 
bergen bei Suugea. Iiu Überlaufe dulThl]ie^^^t er enge, 
fraobtbare Tbftler nnd tritt erst nach der iMündung des 
Mbarangnanda (einen halben Grad weiter nördlicbi ak bis- 
her angenommen) in eine weite sandige Fläche ;d«nktcten 
T«a «aiBM UntarbufM •eUwbaii diebi bMclwttete Ufer 
•m. Er strSmt but «n Fnffle d«r («•■Utofliob »mg»- 
streckten) Mbarikakelte yorliel von Sful nach Nord bis ' 
uahczu cum 9. Grade sQdl. Qr- und biii&lt, nach eiucr 
öjtJit'lien Abliieirunjf zwisi^heii riij ' TiO' umi 07" 15', die- ■ 
aclbe KiehtuDg bia sum EiuUusae in den Kuüdji (bei I 
den Shngalif^llen) bei. Nach dem fruchtbaren und 
•Urk bavAlbiartm Qn^gabiot« folgt j«n«eiU das Keju- 
bvrgM dn Bionliob wasaenuiBei, mit dfinnen Waldungen | 
bedecktes, tafolföruiij^Lia Geljirgslaud Cmler und gelber ' 
SanJateiii). l'ii> Laudechftft Mf,'enda (Gliuininf,' nennt 1 
sie „Luhanjuiidu" nach dem Bactie glcirben Nnmens) I 

Beiobnet sich wieder durch reicblichen Anbau Ton Mais, 
TMMiki Reis u. a. w. aus. Der Mgendaberg (oder rich- 
tigar Bacb Adania aHanibeig") liegt am ainan balbaa 
Orftd nArdlSobar, alt ibo BaniMy aogegeban. OiÜleh 

von ihm trifft die sogenannte „MgeudaatrHrse" von Bari- 
kiwa ein; sie fahrt durch ein mit lichtem Walde be- 
atandt-tiL-ij. »bor unbewohntes Hügelland. 

Adams hat alt erster Weifser die Landschaft lipo- | 
goro besucht; man kannte bisher nur einen Stamm der 
Wapogoro, irg«ndwo sfidlicb Ton der Ulangastation. 
T<Ht all den ikT^^nnmen, die Ramsay für die Gegenden 
nardlidi von dar Mfaarikakatta erkundet, bleibt nnr der 
Satsabeig beateben. ,Daa üpogorogebirge (700 bis 
900 m hoch)", schreibt Adams, ,gewihrt von dLT l-erna 
einen imposanten Anblick. Aber auch in n&cli>ter N'nlie, 
in seinen Stdilucbten und auf «uint-n Höhen, erfreut eine 
grofsartige i'tianzeitweit und dos Groteske dur Fels- 
formen. Der Wasserreichtum und die Triebkraft dea 
Badana aind aratannliolL* Abar dia ringi daaaalba nm- 
gabaiKlan 8ttmpftilad«niiig«tt tm RagautaK vardarben ; 
durch Malaria uuJ Rheuiuiitismen den Gcnuf^) de« | 
Aufenthaltog ) aunli die hinterlistigen, etpts feindlich 
gesinnten Eingebortuun bilden keine angenehme (leaell- 

•cbaft. In .Schlangeowiodangen durchsieht der Lorem- 
baro das Bergland nnd mündet nach fast parallelem 
Lanfa mik dam Lnv^gn obarimlb dar SbngalüUla in dan 
QlaiMa. 

Oitüeb TOD Upogoro and dem LuTegn dehnt sieh 
Kebter Steppenwald , durchsetzt Ton undarchdringlichen 
BfrcLungelu, biä HarikiwEi aus. Die Umgegend dieser 
Station ist auch nur eine Oase; denn der Weg Ton hier 
bis zur Meeresküste führt wieder durch wasserarme, un- 
iraobtbar* und £uk Tfillig nnbawohnta Landaehaftan. 



Bm Plan xor Yerbladan? Ton Nord- nnd Südamerika 
dnrch eine Eisenbahn. 

Der Plan, eine Kisenbahnlmie Too New Yotk hh Bur-noa 
Aires su acbaffan, wurd» b«rciL> vor mehr al> iifini Juhrm 
K«fnfst , nnd die am 2. Oktober nach Wftüliiii^'.uii ein- 

berufene .International American Conference* beaunrat'te 
die am Ingenieuren bestehende .luterconUnental liailwny 
(ienmiiilaB*^ damit , die AoaflUiriMrfcalt dimw Plaiua m sta- 
diimi. ttoralta in Xahre 1S9S luitte die Kommtnioa Ibra 
Anfbahmen beendet, aber erat in diesem Jahre ist der Bericht, 1 
Ib dam nngehear« Menden von Einzelheiten zu verarbeiten 
waren, al* ein Werk von a Bünden T-x« umi 1 Bünden 
mit über .'IUO Karten und Prfitili ri , ii'>wi.' ciE. in Baude 
mit einer gedrängten Übersicht de« gauseii lYujektfs er- 
■dhienen. 

Die Aufnahmen begannen in Ayutia, einem Dorfe an der 
BAdgrense vun Mexiko, da dieser Punkt mit dem Babnaystem 
dar YertiaiKten BtaaUn durch die von der Hauptstadt Mexiko 
dabtagaiUnto BabBÜnl* vartaBdan wnden «isd. Alk faa- 



rslta TOTbandencn oder proJaktiarteB BabsÜBtatt loUsn alm» 

lieh all Glieder in der Zukunftslinis berttekslebtii^t werden. 
Die Empfehlungen der Kommission gehen auf Onind der 
AofnaliniLU <lahin , die Balm In den njeri(!ionalen ThUem 
entlang zu führen, oder sukhen, die in den Cordilleren im 
grofuMn iiiul ^finren der JUcSituni; Jiord «u BOd folijen. Durch 
Nelifiili-.tliD.'n mil; A'iv Unuptlini" mit allen bedeutenderen 
Orten verbuuiWii »erden} einige dieser Nebenbahnen sind 
bereits Torhanden. Die ganz» Hauptlioie soll der Axe der 
ColdillaMn von der Südgrense Mexikos bis cum Titieaoasce 
MgMi, und dann aaf AduMB . dl* snm Teil bsnite teti|; 
■am Tall projektiert itnd , nr Ostaaita dar Andan blaHber» 
führen, uui nach Uuancbaca (Bolivien) zu gelan)^. 

Die hinie durchsehneidel alle Staaten von Mittelamerika 
und alle PItm'Rtv Sildampri^jaii , Ulf mi (ti>r iiaclfi»«h<'n Kö»t« 
lit >^en , mit Au^nalini** Vf iti <'hit« , dfi<r»e!i Haiiiit.liafcnorte, 
Autnfa^r.nta ^ Valparaiso und Vaidivia diinii Z« eisbalnu-n, 
diM in Arbeit (genommen oder schon ftrti^' sind, niit iler 
Hauptlmio in Verbindung gebracht werden. Bas ganze 
ar^eniinitcbe Bisenbabnnetz soll durch eine kurze Eisenbahn- 
linie TOB Hoanclisca nach Juju; an die HauptUnie ange> 
sobkMsen weiden. Geplant sind aash MebaaUniaa doiab dIa 
Bbaaen des Bstlichen Teiles Toa BoHeia bis miaraba, d«r 
norduettlichsten Stadt Brasiliens, wodurch die Verbindangmlt 
Rio de Janeiro und dem Seehafen von Bantos hergestellt asiii 
würde. Eine »mlere Linie <«>11 , dem J.mff tlMi Piloomsyo 
und PamgUÄS llusken ü l^etid, ii>u'li AsHuni iim, <)<'r Hauptttadt 
Parsf^uayn, fiihrcn. H-odiiiT!! dann auch die Vfrljindnnß mit 
Montpvuleo, litr Ilaup'atadt Uruguays, vi">rliaiiden wÄrs. 

Nach der bcbätaaujK der Ingenieure würde die Haupte 
linie von New York nach Buenos Aires 10 2»9 engl. MeilsB 
(Iti 3«i:> km) lang sein, wovon 4771 engl. Meilen (7«.ia km) baraHa 
feitig sind. Die Kosten für die Herstellung des Unterbaues 
der Hauptlinic, einscUllefslich der Brücken, werden auf etwa 
700 Millionen Mark geschützt T)i« ^'Tt>ri<i>>ii Kcntten werden 
natürlich die Linien in (1«r Andenre^ion ^»n Columbien, 
Ecuador und Pmi v^rursacheu, die gröiatea technischen 
Behwierigkeiten >!]<< tstrei ke, die von dem Hochplateau von 
Bolivia zu den Vauipas Argentiniens hinabsteigt, wo auf 12t> 
Meilen (2uo km) Luftlinie ein Höheauulersohied von 2078 m 
zu nberwiuden ist. Kleinere Teile der PeruUnie sind aufi«r> 
ordentlicli fewaadw. Auf eiasr Bttaalca baMgt dia w 
geacblagetia Uaia dreifaig Meilen, M einer Itvffnäia von nur 
seelis Ifellen ; auf einer anderen 74 Meilen t>ei 22'/, Heilen 
LtilUinle. — Zahlreiche Tuonelbauten, darunter auch spiral- 
fiSrmiee, werten die Kattaa dar Bahn bi fam, die 178& Hailan 
US : > km) lAUK iM und wvf9a nur tUHaHaa {M$km)tetit 
sind. Sehr erliijh.-ii. 

Zu deri Kosten •\er irntemacbungen haben Me. V>eiei1ii;u>n 
Staaten je unch der Zahl ihrer Einwohner Beitrage geleistet. 
Kur ArKentioien hat sich davon ausgeschlossen, hat aber 
versprochen , seiu Eisenbahnnetz an die UauptUnie anzu- 

SCblÜBlteB. 



Kar TaAreltng ganbataa Skial. 

YoD Ludwig Krause. Rostock. 

Im Bd. ?i Nr. ÜI des „GlobuB* vom f. Be^eTn^pr 19>9» 
b'Ji'prichr liorr 1fr. Karutz-Liiiitclt in seinem Aufa.it^e „Zur 
Ethni>(;r;»[il:i<' der IJrtskon' »uf B. 338 ff. »ui-i. dii> Zabn- 
sichclti- Zu dem dort trwiihnten Vorkomm«ii dit's.js <iigen- 
tümliclien Inatrumentrs in Europa machte ich noch eine 
tUm Hachriebt ftber ein siebsK&nniges Oartengertt mit 
Sftgesebneida htnsnfltgen. I>er am 38. Aug. \i»!> sn Boatook 
in Meokianbaw geboren« und am 13. Mm IdSO abeBdasallMa 
als P ro H Ma o r der Poesie an dar MaBkleBbwi^sehi laude»- 
univanilkt veraturbene Peter Lauremberg, der sich in seinen 
MuCUMtunden vielfnch mit GarUinknllur beschäftigte, bildet« 
in seinem kleinen lateiniwlicn HftndhiiPlie über dpn 
iiartenbau iiiut-r den ,Fit'iir«e Iii»lriiiin!nt.)rum 
hortensium i»;rtiiien5ea nd Caj). ,l, I,ib. l' auf 
Tafel 4 in Fig. 24 auch nebenftehcn ie lileine Sichi l 
mit Sägezähuen an der bchneiue ab. im Texte 
dam kialiM aa M dar BaaelireilMiiif dar vaneiila- 
danso AWilldBBgan tob Oartsagaritaa aaf B. M: 
,Falejcula putandis vitibus, resecandis frutislbm 
destinata.* Aufeerdem wird dasselbe iDstrunBeat 
noch in dem mm Ite«cbr.ei;!i»n der Bäurae f,I>e ampn- 
talione arliuriiui~j hundeliidtn Kapitel erwähnt, indrin 
es dort ttuf 8. 127 heifst: .ümtrunipita »ini>ut;iri(»iii 
servent.n aaut vel malleus Ugueue, iuo i>ii]'>'rne deonum 
decntiuotar rami: vel cultellus in etligiem i'alci« (jaritiux.* 
Es bandelt sich demnach um eine kleine gezahnte Sichel 
zum Beschneiden des Weines, bezw. der Bäume imd Stränober. 
ffina Angaha daiflhart waabalb diaMtnaida gesahnt ist, find» 

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914 



B(kahMMh»ik 



Job nlchf. Dft-'* Lauiriiibtr^tüplir IJuc:li i.n 7.11 .Viii ii!: Jf-r 
:lOer Jiihr« des 1>. •iahrhanderts lei MüttUaeaa Merlau in 
Krackiurt am Main errcbimen und fiihr: dnu Titel: .IV'tri 
Xjaiir«mb«rgii Bo»tocliit-iMi», liurticuttara, Libr» 11. oompr«- 
limw} httle BMtio co«lo et wlo •eoomnedftto; Btgvitot Ob- 
MmtioDltHM, EsperiiBciili», H Vigiula novfi fnitraeU: Ja 
qua qaicquid ad bortuin proficue oolendam, et eleganter in- 
«truen<)um fnrit , «xplicatur.* Das Jahr de« Encfaeinei» itt 
•uf den Titel nicht ftncegclMtt, Jadoob tiXgt dua.dM Bneb 
cfStttrada WidaiiOD|*g«dieb( Lraranbcrfi «u den Uwigliab 



•ebwedlMben Oebeieirat Jciliiiuiu« Balviua am Ri.-1i1uju<> dii« 
Datum; ^Rristochi, K\ hnrtulo iiaatro domesttcä, iaeuul« vere 
Anni l'j 11." Woher Liureiuberj die gezahnt« Bichel kant]te, 
ob von icinen Iteucu nach d«n NicdcrlMideli aud Frmokrticli 
odir voB MiMB AitaitelM in Himban «tar Mut m dw 
Hiisuit, wrmng kb nkibt m MifaD. nemo lit mir aiebt 
bekannt, ob derartige Zahnsicheln noch heute hier in Meck- 
lenburg irgendwo gebraucht werdeo. Mir i*t jedenfalU aaf 
BMinta TCiMliiwinMa 'Wradanug« durob d»» hnni Doob 



BftclierscliaiL 



DanivI,BriiMi: Ujenoemaffdlkede U>gder paa laland» 
iadr« a6jl»iid. Dndi riggilM r «anUga» i 1897. flwr- 
ttyk >f' OMffiiflik tUuAiW, Bd. 14. IQAbeDbBTii. Det 

nordiake Forlag. 1B»8. 46 a, 24 Tafeln and PItne. 
Hokknrar Eydibyi{d>r i 'Arnesavala, Bkagafjardar- 
diHuiD og Bsir^ardal ranntnlcaSar «utnarij l!497. 
R. vl. iMk l»a8. :tl 8. (Durch «-ntvölkerse ( IfKeinieii im 
innerrn Hochlande von Island. TTntersueharjgen, vorge- 
nommen 1897 von V. B 8ciiid<'iHtnlruek aus '0. T." — 
Jünige vcrUH«a« AiMiedetuiigen iii 'Arnen)'»!«, SkaxaQard- 
atduir and Biitetdal, ontanualit im Bonner tM7 tob 
D.B.) 

B«id» Hefte snHiUBen a. d. Vitdii 'Btndinr af MndbcBvnae 
Kiiltnriiv n* (md 'Atb6k Mna Memka fmlcHhOtega IBM. 

Fylgirit". 

Kin »ai ilen erntt-u Aublirk etwaa seltsames Buch, dvnn 
Act frste Teil i*t als bondf rabiirnck .1«» <?cr Zi-itsciirift iUt 
kiini>;l. Miini'chen Gl-t^raphitclifii (ji-Hi'lln'lmft 111 iiüiii«rlit-r, 
der zweite Teil, der «igen« fitr die isländiacbe Altertums- 
geeeiisobalt tMabiMMi iei» bi MHiMH e nher Spraoba »kMblat. 
Beide Befte taefaiaiider geeebobea bilden — mit darabiauCin- 
den Mienzahlen vemehen — den zweiten Bxnd von Bruuns 
Btodien aus dem norditchen Kulturleben, ndtr auch, mit 
elorra anderen Titelblatte, das Beiheft zum Jahrbache der 
inlikudUebeu Altertumageeellschaft für 1898. Dies bat seinen 
Oruiid darin, ilaf« tlip rnt^t-fiachtn-.gftn, deren Erg*l>nii«r da« 
Bucii liriii;.'t, Huf Kii»l»'Ti und mit rntersUktzunu äet il.iui- 
sclieii K«gierurig und dei bekaDciwn CarlsbergfoDdi , autler- 
•eita aber fcmeinsam mit denjenigen unternommen worden 
■ind, walebe der isländische Arcbikilog Brynj6lfur J»ns»on 
iae Anfingt der itlftndiacben AlterttuugeaeUaebaft 1M'J7 hos- 
gefBilTt bei Der erste — dftntiebe — Teil (teilt sich dar 
all eine auafnbrtiche lieisebeschreibang, in der kurze histo- 
rische Berichte über die einzelur^n Örtiichkeiten eingestreut 
firi;l, «iicli lii«w»i1en der Text durch einfffliemle Abl.il'lurigcti 
••i!»iil>-rc wird, \tnhiend im isltil)«liBcljeii Teile /uiiiichst der 
Ueiselierii'lit iu g;edr£tngter Form vuraaii(iiuechiekl ist und daun 
l^zirkBweiie das Ergebnis der archäologischen Foracbungeu 
mitgeteilt winl. I>a sich, wie »cbou der Titel beaagt, da« 
Bveb arit Terinepen Oeiendea faeiebäMgt, eo vaietdit eieb 
eigeofUeh yon nelbet, daa, inweit möKueh, Angaben Ober 
die Zeit itntl die Gründ« der Verödung gemacht wenlen, was 
bei dem n-ichrn Materitil . welches uns der historische Sinn 
der l»Iriiidi-r iibfi lu fprt lirit , micli meistens gescbelit'n kann. 
Die I'iiiwi.4nier ^'t'beii iiieist als Ijrund der Verüduii^,' ■leik 
»sehwarzeii Tud' «11, nirht (^i-nau dif*el!ti» B«?Ei lie , ilje tri 
uns dies«'!) Nhhh-u fuljite, :it:.er eine iihuliclie Krankheit, von 
der Island mt'Jt heimgesucht wurde. £ine ganze Anzahl von 
OabAAes iet jedoeli edm eorhar irilawan woidea, weil 
mm oihannte, dab die BewiHeabaftDitK dce irnntm Hoeh- 
laiidae eich ulcbt lohnte. Andere dagegen llBd ent in neue- 
«ter (Seit verüdet, so z. B. I>orlj<'>ta«taSlr im Veetardal, wo im 
Jahre l"": d:i- Weideland durch Flugsand zu Onmde gc- 
rK'litet \\i^.(.len '.»l, wie d<.*nn überbaupt Saud- und Axcbvn- 
n t'iii ^v...ii«u» am h*ufi(f»?i»ii .üft Verödung trtiherer Biede- 
Uiii^i:. auf Uland veruiitiiMULii T'i.ter den Ruinen, die 
der Uauptmanii Bruun umeraacht hat, verdienen begreif- 
licherweise di>'jenigen die meist« Beanbttuag, die eich von 
heatigeu Bauten antersebeideo , weil entweder dem gleinhen 
Zwaeke dienende Uebttude heute anders angelegt werden, 
oder well nach (fmünderung der \VirtschaftsmettiO<len üau- 
Iwbkeiten der betreffenden Art heut« Oberhaupt nicht mehr 
crriditot »erden. Von Mlchea giebt der Verfasser gern \h- 
bltdnng^n und Eenaiie Mafne. Hierher gehftreu insbecctidi 
nlte Sennhütten mit den z\i,jHli,iriK"ii S'hIIuh;,'! n , al'.e liiii^:- 
hÄimer, KW«terriiiri«n u. s. w. Hat (IcbutvQ» stellt »ie.li die», 
tiial dar al? .N u lifese zu dem irst-n Uande der 'Stadier af 
>*oräba«rups Kuiturliv', der unter dem Titel' Fortidsminderog 
Nntldelgam paalelaad (AltenOner und lientige WtduMnmm 
auf Uand) 19»1 eiaobieoen iit B«r flMptBweok, den dar 



Veribiaer mit lelnen 1807er Forschungen verfolgte , war der, 
IteUoalellea, veleiieB die alte iiliadlsche liauweiee war, «o- 
wobl was dae Hateeial a1* wae die Anordnang der einnüieB 

Oemicher betrifft. Daher hat er Oegenden aufgesucht, die 
in der Hauptsache schon frühzeitig verödet und nicht wieder 
beaiedelt worden waren, und i»t 711 frdgendem Ergebnisse ge- 
kommen: die Mauern wiiren trliLiii in der früheren Zeit 
hauptsächlich aus Rasenstückeu aaigeföhrt, meistvn* sogar 
auMobliefslich , wenn auch bisweilen im Unterbau Steio- 
eohi«hien swisobeu den BaaetUa^n gefunden wurden. Die 
etaielaes Oeoritalwr dea 6eblMlee waren Wand an Wand 
mileinander veriinndcD nad nm- Iniheiat aeiten 10 wie bt 
Korwrgcn alle einzeln erriehtet. Die heute auf Island AV 
liehe Anordnung beiderseit* eine« Gang;«« fand B. nur bei 
einer einzigen, aber «ehr jungen Bnin«. Die alte Anordnung 
hat sich übrigens in recht ab[;ek'^'rnea TbUem bis heut* 
erhalten. Atifufnlem haben die lluiuen ooob den Beweis ge- 
liefert, «Uli-» man in friilieren Jahrhunderten im Norden de« 
Ijandea Stalle fiir alle Viehgattungen hatte, im etaden, wo 
dar Rraat naht m eeblimm lat, aar fbr die KblMi Au dea 
Inbalto der AblUlbanfbn war femer enIebtUeb , daih elaet 
auf Island (wie auch in Grönland^ zahlreiche Ziegen ge- 
halten wurden. Auch Beonereien sind im isländischen Norden 
bis in unaerr? T.ijje herein hätjflp beza.;«'!! worden, and weisen 
in der Hau]''naihe dii- i;|i iclieu Oi n.ji her auf, wie die eigent- 
lichen Baileiiihnl'.- I Kiiihi-, Vörr»l>kaiiniier, Stube). 80 wichtig 
der isUindiHclie '] eil fiir Allertuni^foriclier und Kulturhistoriker 
ist, so lehrreich und feaselnd ist der dänische Teil des Buche* 
für Geographen nnd Fretiod» von Beieebeeohreibangen. Mh 
ganz besonderer Freude mflsaen wir jedoeb die Beigabe von 
I.Andachaftahilderu begrüfsen, denen sechs von den 24 Tafeln 
gewidmet «ind, und zwar um so mehr, als gute Abbildungen 
inländischer Landschaften hi' irut in» h 711 den Seltenheiten 
gehören. 

Da» Biif-h ist ale UnterhaltangBlektüre vurtretTlieh, für 
FLirücher in i^IandiiCbet KttitU>(aHhiehtM mieiiih>-hrl>'h. 
N'iiriilxrg. August Uebbardt. 

k. farkinsOBi Zar Ethnographie der nord weitlichen 
Salomotaeala. (A)ihan£nngen nnd Bericht« dea kSnigl. 
aaolög. und aiitlin>pel.-etluiogrepb- Muteunu zu Dreidea 

l8e8/"99. Bd. Vn, Sr, B.) Berlin, R. Friedländer & Bohn, 
1899. 

Unter der Leitung von A. B Mey< r Imt die in»clindi*oh« 
und Süilsprahteilung de» Dn-Filener etliii' >i;ra| lii»chea Muaeumi 
»ich /II einem wisdensK'haitlu'lieii Ar^eLale allerersten Banges 
i-iitw ii kelt, und \ iele (iri^jiiiale uii'l Praciitstiicke miid daselbst 
aoibewabrt, um weiche die Dresdener Saromiung vongrOfaeron 



nnd SamBelii wM dnt betrieben; die Untentütsmig der 

a&chsl»chen Regiarnng tatet Herrn A. B. Meyer auch in deo 
Stand, far iiuKgieMge tlDd BChRne Verull'entlichuogrn de« an- 
gehäuften Sloffn» 71) •orgeii , Arheitrn, die stets Neut « In 
mustergültiger Ai t in iiit;>'ia. Die \ orlie|^eade ist wie<ieruiii tin 
höchst wichtiger Beitrag zui Ktlm grapiiie der c i:li 5u un- 
genügend liekiinnten di:ui>^'hen Sa.'.mininu'dn , i ifeiitllch 
nur Uuppvs und Wuodfords Bcbrifien in Betracht liomroen. 
Die eigeniliebe Begesto der iBitlB, die lian-ewbH»4CaiBn«aia 
In Bertin, Ibat niehU Ar denn wlmeneehaiktiaha Sribreeiung, 
es ist daher zu begrüfiien, dafs der verdient« Pflanzer R. P»r- 
kinson in llalum. Dixinarvknrebipet, in die LUcke einspringt 
titid lins nach seinen eigenen Erfahrungen, die er auf ver> 
schiedeoen Reisen «ammelte, sowie nach Erkundigungen unter 
seinen von den Salomonen stammenden Arh^liem die vor- 
liegend«, HU neuen Mitteiluugeu rei< Im- A tihandltmu bietet, 
die um so wertvoller ist, aU überall auch das sprachlich« 
Moment beriicksichtigt wird and manclweeban ei HgeerillHeiWBt 
Irrtümer dadurch bneitigt werden. 

In der Ohacakteiiilaiiug der nageibonoeB dnvah Piv> 
dSeae in ganaan aiebt v wild und graa- 



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Buchencliau. 



21» 



Mm, wit rie pewSlinlifli geVt^nnr^iflinet wf^rlfn — c\nf- nff. 
geoiBCbtt^ J^rfuhrun^f. daf« 1*1 näherer Bekanntschaft snt'aD|t-< 
TtTiehrieeiir Nuturvulker Kewinnen. Zutrat er^threc wir hier 
ei!i|t;elieiult> K^liilii.Tinij.'rii iil)i'r die «lajithohM» Ttrbältllin« 

mit erblicher Häuptling*« ttrdc , aber di« SelbtUndigkeit der 

dfe NMibtiww m Tiualltndlmlmi swingwa ttad Amtfett 

sa grKrru>ren SUfttenbiMaDg«! (tgtbcn wftrütm. Toletuianiu« 
bemcht au>>]iBhra*lo«; anf Bnk» hitl>pn wir swd Klanen 
unter dem Wapi^n Je« Hohntüi und des FrpgattTrißels mit 
■nsgeoprocbeniT Kxoi^Binip Dip Kiniier fidgen d>]ii \Vi«pp»ii 
der Mo*t»r, utul ro kann der Valer <Ji'- *'ii<<-tic 'I'ih-IiKt Uf\- 
lÄten, WÄB iu der Praxi« Tovkomml. WeilM^r werden xernubl 
o<ter gegsn daa landaiüblicbe Hnacbelgeid gctcauft. Bei den 
Heintüfestliobkaiten ■pielau die hier raant ||«nag«iid «r- 
klUrten Tiuuk«ulen, dia »iob utbireicb in nnaeren Muicen 
flnden, eine Boll«. DveferW BartattongBaiten werden ge- 
«ebUdert: TeneDkan d«r LaldiMi ins Meer, Vencbarran und 
VerbrenDen. Neu rind nach roancbe Hilteilungcn ttber die 
Maiken. Jen« vom Atoll Niaawi ond der Inael Boka, die 
»orjffältiR fjeurbeitet pintl, hftDRen mit Gebeime*brÄiichen ru- 
»jin)ro''Ti, uuf d> ien Verrat Todenetrafe stebt; trotzdeni pylanif 
«• Herrn farkiDao», Aut'klärunf; zu erlangen. Dia Aotliruixi- : 
pbagie itt auf Bbortland v«n«bwuuden, dagegen in Buka 
und dem nAnlUobea BongainTille noeb voll im Oebrancb; 
kloht NahraniitatdlMiia tNibl an dar Uaritt«, «mdern ne 
M .Mm Anoraek iut BmMrigvag* für Um «mldagvnen ; 
Feind. 

Zaerat wird dnrcb Parkinwm die Hoaik (mit Noten) der I 
InMilaner an>fährlioh beacbrieben; FR'iten und Trommeln aind ' 
dieelasigeti IiiHtixmeDte. Wobnongen, KN i lung and 8«bmuck, 
Gerfite, Werkzeuge und Waffen sind, wie die Rcbiffabrt, aebr 
genau g«acbi]dert, ateti unr.rr Anführung der einbeimiacben j 
Bezetebnangeo, die Sobilderungvn und aelir genau, und ea iat j 

grapbiKben MaMwii MMIIidini, to« dm SalonwnMi ■trai> 1 

menden GegenatAnde zn eropfeblen. Man wird nah viele 
biaber gellende Irrtümer in der Bestimmang und BadMtniig 

beriehtijfpn kfimiw. T.^iflfr veriniwn wir die Abbildungen; 
«-TiDe einfache 8ki/ze in Linien bewA^t c>ft mehr, rtln die ein- 
gebendete Beechreibung. Jeder, der sieb mit der Kthno- 
graphle der Bödaee beaebftfUgt, muT« ParkJnMM AfMlt *ta 
BDentbefariicli« Qaelle zur Band nebineo. 

Jliab*rd An4r«(^ 



Hl. II. Knpelbrecht: nie Lan d Ii» n zone n iler nufwer- 
tropiacbea Länder, .luf (trund der statiitiacben 
Qoellenwarke dargestellt. Ude. mit 71 KaMc«. Btrlin, 

Dietr. Bvimer (£m*t Vuliüvn i, 

Der aweite Band entbälc die 5'.;Uii>tisclien liele^;!', auf 
Orund deren dai umfatiende Werk autgebaat lat. Als Urund- 
Mm MnM mut Mgead« WorU dM ymttmm betracbtan: I 
■i Imt Im tudwfataohafUlebm MmumsImb cIm Anpatmitg I 
stattgefunden an die gegebenen ProdukUooitekMtWIi ein An- 
■ebmiegen an die örtlicben B«aon<l«rbelt«B 4w I^tg«, daCs ; 
die tiefe wifiien'chafllicJie Auffii3(»>:ntj «ler Pflan»enK«vt:r;ij)hftn | 
niitweiidiK daliin führen muf», neben der ns;arlicben Klura 
rine« l.xndex mit der gleicben ik>r^»It den Pt'anztrnbestand 
des Kulturlandes ta beobacbten. 

Überall aber in der Auiiflihrnnx tritt uns entgegen, «in 
wi» DIMMBliafter und spröder Stoff an bMrUtigen war, dev 
riA «irit mehr fSr dS« kartograpWeaka DarateUusg ak lOr 
die Beaebreibong eigsM. Ikabel Hegt Ar maaebea _gro£M 
Q«biet gar keise AgrantatMk vor, und mach Um SäUen 
fttr die Viebgattungen entbehren vielfach der nötigen Sicher- 
heit nnd (ienauigkeit. Trotzdem zog £ngelbrevht nahezu 
KW KtiltnrpAanzeu in den Kr?«» seiner TTiiter«in*!iiifigen. 

Können wir aoi^h in einem kurzen Keiernte nicht die ein- 
zoliwu ijandbauzonen der aafaerearopftischen Iiftnder etwas ein- . 
gebend aebildern, to atlMk ai* dMh tm ÜMWi kllavwtohUKM*" 
Zögen angegeben. i 

Dia «uliiMpiMiM Sana 4a» 8««k*rrpfar«a Mtgt ala B»- j 
aoadartalt daa 7«hl*n de« »imipAiaehen Oetteidea. ] 

Die «ubtroptache Zone der Bantn wolle, in welober auch 
der Winterweizen eine Bolle spielt, ist charakteristiacb durch 
das Nebeneinandortreten eitropSi'elier Halmfrficljt» an:) ein- 
Jihriger tropischer Kultun n 

Die MalüSOIse veriuK' 7.w;ir »m-h ut>er einen l liilien lea 
Weizeni^au, doch nitiitnl sie in der Re;;el einen i^'rt^'.-u'rt^n 
Kaum der Felder ein. Ihe nördliche Begrenzung tritt durch i 
daa «Ittallebia SuAaklratan daa tnl^iaehaB OatraUaa aahr 
aohMf imnvr. Sto aWHiahia BafranMing vM ia AiMiita 
m iMMtau 4«(«h daa SarVaMräta« der Bamnwvll« gigaa- 



nher dem \V>-izt-n , und der BaUte gaganftbar dar Kartoff«! 
K'ekenii.'.eirhnet. Di«! Halazone in BuDpft aUhl ifdt Ibfa 
des VVeateju dieses Kontinentes hin. 

Als anbtropische Gersteu^^renze kann man d&:< i^ejamte 
regeaaroM Ocbial anaprechan, in dam mehr oder weniger 
fibaanU MoaHialw Bawinarong Or das A«kartMi «rtwmr- 
IMi itt. 

Pxs Iiandbaugebiet der Hoehatappen Innerasiaas 
nnd der sadruasisohen Bteppan erkiftrt sich «elbat; in 
Nonlamerika ^^ehüren hierzu bbchsten» einit;« Hochplateaus, 

Im nna^-i-oprochenvD Gegensatz^ zu der aommerlieben 
Diirre und Hitze de« Mcditerranxebietea und der Steppeo- 
lüiider aieht der liühle und feucht« Sommer der Har'er- 
zunu, wuduicb die WeiSeverhJUtniaa« , Kindviebzuebt nnd 
Milchwirtschaft namentlich in den Vordergrund trelan. 
Wenig entwickelt ist dlea« liundbaasoo« in den liüiidam der 
äädbemliphAre. AU nOrdliebe OmrandaDg der HefcnaM 
ist die scharfe Grenzlinie angenoamaa, wo wagen der kanw 
Tegetationazeit der Hafer durch die Oaiala MUrllahMdilagk 
wird and fUr daa Sehwein das Baan «teictst Bs fil diaiaa 
die arktiacbe Oeratenüone. 

Vom ßtaiKie der Wirt«rhafl-({eot,'rai:ihie hor-list inter- 
eesant sind die rAumliob«i> Y«rscbi«buugei> cWr einxslDeu 
Knitaren. So verbreitet sich der landwirtachafUiche Fort- 
schritt in Frankreich nach Westen ond Böden, in Belgien 
von VJudaiM hfaiftbar iiMh dam Betgland» dar Ardamiaa, 
in BBddaatadilMid von der frvehttMuen Bhatoebene aedh 
der bayerischen Hoeheben« im Bftdnslen, wfthrend iD Hofd' 
deutscblaad die BetriebaAndemngen von der Frovins BaidNen 
na» mehr in nordöstlicher rtit-htmip lloden g«?winnen. 

DuH ^tiddeutwi lie ltht'in(^e\]ii-t iet liereito Ptiit .T:ilir' 
hunderten einen Herd der Injchsten Ikitleukultur im lieul- 
sehen Binnenlande . der bia nai ^. Sachsen hinein «einam Sin- 
flufs geltend machte. Schon im Mittelalter hat dann f lanJern 
atae hohe Bint« der LaadtrirtaeheA «rreieht^ BnglMd eohelat 
nlle Anregung xa Innd'wfrtiebaMIdMn Pofttehritlcn ▼ob den 
Niederlanden atu erhallen zu haben. 

Von Holstein breitete sieh in den letzten Jabrbnoderien 
Uber alle baltlaeben Under die TcnMnpiBg der altüber- 
lieferten Dreifelder wirtaehaft dandi eine aaiaamaitB IWd- 
graswirt'f-hRft »if. 

Bei lier gleichen .\ldrting;iifkeil vnn kliinati.-M'hen Kin- 
fi&scen müssen die LatHlbauxonen der Krde in den weaent- 
liaben Bttgen xait dan von der PflanaeBgeographi* IMgaateU- 
tan VagautietMaenen «Iwretoetiflimeit. Sv berttehaiolitigeB 
bleibt dabei haapl«llehUc-h der Ürostand, daf« für die Alh 
grencung der letzteren hauptaftclilicb die Bewaldung der 
Länder niafuseliend pewefori tri, iiiihi die Verbrettnnff dor 
einji*hrij;en (irwücinie, ilie «icli im nllgerneinen enger rm dia 
der Feldkuliuren anacblieiat. Dab«r tritt der üei^-eniiatz der 
Wiildgebiete und der Graaebenen in den VegeratiiiafzoDen 
sum Teil aebr viel ««Itärfer hervor, aU in den !ioa«D der 
BodaaktUwr. HaM Tergagenwirtige sich z. B, den hadeot- 
sameu Üntenwblei nv&raen dem üppigen lAatniwIde des 
Maisgebietea und dem verfaerracbenden Nadelwald« der nor- 
di«eb»n Raferzone. 

Je<tenl"j»ll!< nefpen die Ijandbauzonen daliin, zugleich ah- 
ffesonderte Kulturi^ebiete zu werden. .1p: intensiver ilio l.and 
wirt.M'linft, deato mehr verkittet nirii die y;i*n/.e « irtMcliuftlir.lie 
t^xinten?. de« Volkes tnit dem Bf-den , den en bewohnt, destij- 
schärfer bilden sich die Gegensätze heraus, die in der Natur 
dm Ixodes begründet sind. 

Schwieriger ttoeh als die Verbreitung: der landwlrtacbafl- 
lleben Mwtip<lnnen in den Kultarzonen ist die der landwirt- 
sehafUkhan Baoatiere zu schildern. Verfaaaer veratebt unter 
diesen: Milchkühe, Büffel, Beel mit Maultier und Matitesel, 
Pferde, Kamele, Renntiere, Schafe, Ziegen, Schweine fiir 
Rurops : (Br yr>rdamerili» kommen keine weiter hinzu. Sud 
amerika verfupt noch iiber die Lamas; ßftdat'rik» wini nur 
mitt^bafen, /legen, Pferden, Maultieren, Eaeln und Schweinen 
geschildert; fUr Aostnülen treten noch die Kamele hinzu. 

BAmtliAbe Karten «lad im Matetabe 1 : 80000000 aoge- 
tetigt; die Ar dia TerbeieittuiK eiaer beetlmaataa Faldkaltvr 
oder YlehgettoBg gawkhtte AaetaflUig der FroieaMtie let 
jedesmal für alle Lttnder gletobBtlWg du^mllBirt, 10 dsb 
die sutistiach festKeietten tandtrirtaehnftlleSaB Taehlltnieee 

dinjkt vfirglpfchtiiir sind 

Wenn auf den I i ' ;i ; lit eii. bestimmter Zeitpunkt 
bemerkt ist, sind der Daistelluug die ueuesten stalistiacben 
Erbebongen zu Grunde gelegt; im groften and gauen httbao 
wir ea mit der Zeit am ItW herum zu thuo. 

Dm Work toaa »la eine Fnndgivlw Ar den ha- 
lelebBen, 4er Inteieme aa laadwirtichnRlIehett Fragen ob4 
dar ete%eadea Ktekattaui Amerikaa liaaltit. B. Bolb» 



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BI6 



Kleine Naebriohteii. 



Kleine Nachrichten. 



— Di l rii5«ischi- BerKiiigenienr K. J. BogdBiiv- 
wittüh, über dessen KorschuoKeo an der Küste de* Ocbotii- 
kiichen Meerei aod io Kamtsch»tka ncbon im Olobat 
(Bd. 74, S- 260) bMkbiel wurde, i<t am 28. Ft-bruar naoh 
8t. Mmttan mriMwakalirt, In An M( tm dnl Jahren 
(tr vailiclh it TtotaniMint Int w dl« gunr.« 

Küste von üikoUjewsk »m Amur bin Petropwwlowek in Kam- 
tschatka erfor*eht und dabei alle Hort möi;licben Verketirs- 
milf«! wendet ; zu Fu'n, Htif S'clit;<-i'iwhub«'n , KnVirl ' 

mit Ri?iiiuiereii. mit Iliin'liM), m l'f'Tif, iiiif Un'i'rri unl iml" 
iit?:u Me«ro ru Srliirt", (ifjirt>**i'eE W'.'ixteti ift ii.j Jrnnjiii-i' uiid 
WiiiliT, tr-Jl/. iiiilVtinit ?r:hwih-i iner ph'. »ik iiliKulier V.jrli iltnifsi;, 
Uei Frästen bis zu äo'^C. und KtareckUclien 8rbnei<*tUrm«n. 
Doob iM MMh «Ua JhrstboiiM ^Mmmni. Btai 1MU> ) 

Saldh*ltlf«* OabUt Ht estdcdtt wtndm, mr miriHnnr f 
uedebnung und für die Bearbeitung durebnu am^a0Ut. 
Es ist wahrscbeialich, daTs sieh di«M «ntfMVM G*|Md als ' 
eine Art rufi^cb«;« Klotnlil.'' .!rw«'iB.>ti wird. ' 

l>i>; Hxijrilltiiiii liattf im A a;(ü»i 1 h lg ihre Arbeiten am Orte ' 
vfillKuJi-i . ftber litr Leiter dfi selben ipl liun-h ein?n nKU^n Aoftrag I 
im fernen Osten zurückß<_'li»lt<'n «■■>r<l''ii, JCr li«tt>- liir HHlliiiii<cl 
Iiiaa-tanK (mit Port Arthur) auf die «ioidhalligkelt des 
Bodant sa nnier*Qeh«D. Die AiWIm t»Bnmii AalkH 
Oktober mmi wurden AnfanK Sascmbcr 1iMM«t, wobei den 
die OerUcbte, dafs Oold auf der nAlbinin>l Mi, voUlcomtnen 
bestfttigten. Die gsuM KUst« uml'oii AiDmr etwie« sich als 
Ooldsand , der weit In« Meer hineiiij;eht v.ud ^chi- reich an 
Goldgehalt ist. Anhenleui eat^lucktt' H";;il<ii;owit,-'ib ilnrl 
auch Adergold, und «^r lint Kinrki- \un vjmir-/ mit dr^utlich 
riohtbareo OoldÄd»Ti'lien itiitKi binrhr Damii erutliut eich 
in dem neuen Territorium ein Krol'ses l'eltl für den ruasisclien 
UDlMValuiilHigsgeisl. üogdanowitsch ist noch jung (gegen 
U JBbn ab), bat aber schon «ine reiche ücltiil« d«r £rfah- 
raaf daroligmMebt Mm der transkasptaehen BiMobabn 
(0Btara«Ml«l AnBMikow)]iattetci er die geologiaelMB Arhaiten, 
wobei er das ganze angreniende persische Oebiet bis Teheran 
erforschte. Dann durcbxog er ala Tfilueliiner an drr Bxp<H]i- 
tion dw OptuTal!« Pjewzow der Lftnjf« nach jfanj; 0"ilt!irkestan, 
erfiir^uhtM den Paiiiir und drang von Norden in Tibet ein, 
weiter ais aiie »eiiie Vorgänger. Wsiier icit«!« er in den 
Jabren l<«92 bis 1 8».'> die schwierigen geologischen Porschangen 
am utltUereu Teil« der sibiriscbea iUeeobalm, bis erltsS^aaf 
B«Ma dw KabM «a dt« «iiUm dar oohatako-^kuitaBhaUd- 
■idMB KtpaditioB gMMlIt worda. P. 



— Ich mache Ihnen die Mitteilung, dafs ee mir gelungen 
iiit. »f»h<>nrte Sr (' »ji i !■ ir p 1 !f h w H n k u ti i> n t.Beicbes* am 
Genr-ir«vi' ui ■ ,i i n i. i vun K.irel niers uc h t) a u f 
(iniii (i ui u n<l ii<- r «ee /. u b r- ii bucUien. Letrleres gt-wlmh 
zuerst mit Ireii'in Aui;e t:*im Ablesen des Pegels und erhielt 
Bodann »eine Ueetatiinii^i duruU das Diagramm , welches ein 
baiai Auaflofe dar Tnun durch dan k. K. bydngnpUMhaa i 
VUnti Mlhaatallter Umnogrnph lieftrt. Dleeer fiMikUonlart I 
naeh BUUiclieTlei Störungen seit fünf Wochen ohne f^nter- 
braehuDK, und da zeigt e« sich, dafs der 6«e zuweilen dem I 
Auge eine spiegelgf;»lt«' Ftiii he /elijr, in der Tliiit «leb j>»Hrifh 
fast nie vollkommen in Kulie beiludet. I)ie Si iiwunkUMKcn 
bewegen sich in Amiilituden v ^n veuigvo MiUimetem bis 
12cm und treten rnii zii-tnii<.'lirr Ki')^«liaKrsigkeit auf, indem 
gewöhnlich fünf aof eine Htunde entfallen. Die oberen und 
mandaw aind rnttuatar a|dto odar nbganiaidiat» ao 
Im laMMaa Valla BabDM BehbagcDlmlMi vtaiahan. 

la( dar auf- odar staliricMMlolal io d« Mitte g«- 

kotokt Ober dieUiaBahaa der Mmakingia wardaa Unter- 
TOD nlr aiMBitallt. 

Karl 8elialB, OyniiiBaiBldiraklor. 



— Einer der frühesten Mitarbeiter am (ilobiis, der durch 
BeliaiBhildaniOgao. Koluurbildcr und Gedichte bekannte 
Dantash'Aincrikaner , Thaodor Kirohhoff, ist Anfange 
UIr m San Francisco gestorben. Kirebhoff WOT an 
Pebnar ICi-ÜH zu Üterwn geboren, tübniifte oh Oflliiar 
IH^ft bin I8r>Q Im Schl«swig IIulsteinKbi»<i Hmre gegen Düne - 
mark und wanderte dann nach Nurdaiiun l.a aus. Seine zahl- 
reichen Reisen ij« (len WMti-taaten v<»ri"^!l"Bntlic.biB ergviuimmvlt i 
1K7.'« UDt'jr (ifni Titi'I Jtei't. tili ior und Bkiixetv"; inM er- j 
schiwien ron ihm , Kalifornische Kulturbilder * und IkuO , 
(Allem bei BeUBtar) .Bina Baia» oMsh UawaU*. i 



— Aus Albanien. I'r. n.treich , ein junger ("tank- 
furter Gelehrter und ßchiilür von Prol'esiier Penck in Wien, 
hat im Herbst eine wi<(>eascba(tliche Reise durch Nordmace- 
donien und die angrenzenden Teile AJbanians gemacht und 
darabw kiirzUoli Ja dar Sorllnar OatailMbalk flr JMkuado 
eioen Vortrug gebsltaB, daei wir «liiiia Daten eataalniuli, «aU 
jene Gebiete zu den unbekanntesten lindern nicht blofs in Ka< 
ropa, sondern der Erde nberhaupt gehören. Die nordalbani- 
»fhen Alr><'n «ind ein irnmei«! jiu< iprtiiren Kalken bestehende« 
1 riiiiinirrgi-liirge , du* .Si-(i.iri;el/ir){e dagegen, dessen höchster 
I'unWt s. b»r, nAch -MeHaun^;eQ den Vortragenden nicht SÜOOm, 
sondern uur-:>u<im hoch i?<t, ist der Rest eines alten Gebirge*, 
das in derselben Itichtung streiäbt wie di« nordalhanischen 
AlpaBi Dar viel gabranahta Mano MHudaih tat Ikliek, woU 
•tea mnflilieho Terkiadvng dar aerUiebaB and tSrklielMB 
Hpraohab In dar Mika des Gipfels wurden unweit einea 
kleinen Ibtaeea danllMia Spuren ehemaliger Vergletscheniog 
wahrgenommen. Eine T«gereifie von Prisren, der ^rewcrH- 
ileifsigen HanptA'.itdt de« niiidlichea Albaniens, beiiuchie iler 
Reisende einen bi- dühin pHnzlii-li anbekannten See von etwa 
i'iU'T Meile ümlÄn^. der «ine fvbr budeutendn Tirt'« besitzen 
soll. In diesem Teile Albanien« sind nicbi liw Uii<ich&ft<.'n 
ala Omnaa k i ft itigt, aeadwa jade» eineine Haus bildet fUr 
rieh aebon eine aonwair alnannahiBende Festung, jeder Garten, 
jede Weide etc. ist mit meterhohen lebenden Hecken ein- 
gezAunt, um Schutz gegen den Nachbar zu gewähren nnd 
im Fnlle eines Krieges das Vorschreiten des Feindes raOg- 
iicUnt zu erschweren. In Djakowa und Petsch (Jpek) wurde 
(Istreich zuerst sehr fvindselig behandelt und ihm das Wasser 
vrrweLg;ert; diese Gesinnung linderte sich plötzlich, da sich 
das Oeriicht verbreitete , er sei ein Generalstabsoftlxier d«a 
gleichzeitig in Konstantinopel weilenden deutschen Kaisen 
und bereit« einen Feldzug gegen Montenegro - vor. Om allen 
Weiterungen aus dem Wege sv gelten, ging Öatnieh eeblaa- 
oigst Qb«r einen 1700 m hoben Pab der notdalkaBlaehan 
Alpen nach Novibasar, dem nördlichsten Zwickel des unter 
der Uerrschaft der Pforte stehenden Reiches zwischen 8er- 
hiffl und Moiitetieijrr» , wo > utensleh-I'ngarri filr vier Slildte 
CA« I!esA;zunj;->recbi be-iii/.t und ii.fol(jede»5en mehr Ordnung 
herrscUi, ida suusL m der Türkei. Nach dem Vortrügenden 
ist Novibasar nur der Hauptort dos Setlich«n Teilet dieses 
Oreazlandes, di« übrigen Teile, die sich durch ftlenwhenleer« 
od Unfhichtbarkeit wenig votteUhaft auszeichnen, haben 
eine adkitändige Uauptstadl in Taachlidja (Plewija) am Um. 

Ualbfafs. 

— über seine K e i»p auf den Pum i r im Sommer 1898 
bielt D.N.Ool'i ^ u am T.H&rz einen Vortrag in der russi- 
ncbon 0<K>|rnii)lii»i oen lii-wllsclmfi in St. Petersburg Von 
dvr Ht,id'- (>mdi (:m (ieliiele t'rrirAi;:.). die Krtrawan».' a'is« 
Kenntet wurde, brach man im Mai auf. I>er Weg ging über 
dH^ A:!i.t^hirca ini Alaitkal. Dann beaUcf nnin dne TnBB< 
BiHigebirge, Wueht* de» See Kam-knl, Umer nodi einen 
zweiten Pamirse«^ , den Rang-kul , begab sich darauf zum 
Famirposten und zuletzt an den FlufsMurgab. Der Rückweg 
ging wieder über den Kara-ku! und endete in der Stadt 
Neu-Margclan. Die ganze Zvii. wur len unterwegs umfang- 
rcli-hf» mptporolozisrhe Beohnctit;in^en und Imrometrische 
H ihennier^utiKen voiyeiicimmi n. An eiiiij^eri Orten wurden 
auch Aufnahmen mit dem Phototheodoliten gemacht. P. 



— In der Gliederung der weatpranfaitebOB Tag«- 

tationsformation (Schrift, d. naturf. Oea. In Paarig. N. F. 

Bd. 9) weist P. Oraebner darauf hin, dafs zweifellos das Groe 
der aogeiiunnten |>oi)tisoheu oder siidijstliclien Flora die Ost- 
teeküste meidet und besondern in dem von den atlantischen 
PHanzcn (vgl, E. Roth , Über einige den Atlantischen Ocean 
auf der Weitküit«' Europas begleitende Pflanzen, Verhandig. d. 
b<it. Ver. d. Prov. Bmudenburg bewohnten Küstenstriche 

fehlt oder in demselben nur spürlioh verbreitet ist. Dabei 
drtngta aiadi dana VarfiMiar voo aaneBi die a^antSnllabo Tbn^ 
taeha auf, dalb wir eine ekaiaktetiatiaabn Bdderegelatloin» 
di« ofTeoe Heide mit ihren aasgedehnten Koorflüchen in 
grofner Auadehnuntr nur in bestimiutru [iandstrichen Huden, 
drtf^ aber in anfipren. ß'wilo^t^^h vid'>iarol"> L'^eicdi i;«- 
v'iiiit>'n tj'diieten f*_lilt. KiiU'ti anilei e ais kh;:: iii -rlie (irimde 
kijnneti für «ine solche Verteilung der Vegetationsformeu 
mabgabend tein. 



Dr. IL Andres, Bnwnsckwrig, Uslletsleberthwr-Proratusde IS. — Draek: l'riedr. Tie wag a. '*'*^jg'^f|^^^^QQ^[^ 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZFJTSCIfR.IFT FfR LÄNDER- UND Vn[,Kl RKUNDE. 

VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN : „DAS ÄOSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN". 
HERAUSGEBER; Dr. RICHARD ANDREE. VERLAG VOM FRIEUR. VIEWEG & SOHN. 



Bd. LXXV. Hr. 14. BRAUNSCHWEIG. a April 1I9» 



Die polnischen Niederlassungen im Aohrkohlenreviere. 

Von Tony K«ll«n. Essen. 



Noch TOT wtiäguk JahrMhAtn bAlto mmm m nicht 
iMMa , ia BbtivlMtd «ad WnUaltD polni- 
sche Koloniaen entstehen würden and dafs ein gewaltiger 
Zag nadb dem Westen den dort entstandenen Nieder- 
lassungen fortwährend neue Kräfte aus dem Osten zu- 
führen würde. Während in den sechziger Jahren die 
1'üIlmi in Wv8ldt;atschland nnr ganz vereinzelt Torkamen, 
wanderten nach dem deatech-fransOsischen Kricpri- polni- 
nhe Arbeiter massenhaft nach dem Ruhrkohlenbe^irk, 
WO di« ladoctrw äasa adohon AuliMliwaag lulim, d^b 
ihr AriNitakrlflo am illon Oegondon OaataebUnd« and 
dffl Aunlandf-R Rrwönscht waren. GeL'en wjlrf ig betrflpt 
die Zahl der l'oleu iu dicBCtu Bezirk beri-itij weit über 
10(1 OOÜ! Eü ist gewils eine hemerkfnswerte Krschs'i- 
nuiig, dafs in etwa sewei Jabrzebnt«u eine solche Masse 
Personen fremder Sprache und Nationalttlt ia eine rein 
deutsche Gegend zieht, und diese EnohmBnQg iit um 
so beachtenswerter, als die PoIm aiell moirt«» in g*- 
MUpMMMn KokakM aia dat iM i m i wtA aar ao «ait aiH 
dra VeatnAwa ▼orkolma , ah aia danlh £a Arbait oad 
atulero Verhältnisse j^czwungen sind. Diese polnischen 
I'HanzBtitten Toii groTserer oder kleinerer Kopfsahl 
gleiclii'ii dun Schaumwollfn . die die herandrängende 
slaviscbe Flut in deutsche Lande voraussendet. Nicht 
Uofa Termebreu die Polen sieh rasch im Osten, sondern 
aoeh fortwibiead dareh öitairaiebiaehe ooid 
< teltm vantlrirt. Diese füllen die LOeken aas, 
dis dnnh die Abwanderer entatanden sind und schliefsen 
deli dann häufig auch dem Zuge nach dem Westen an. 
80 ist eine Masse minderwertiger Kulturelemente 
nach dem deutschen Werten gekommen, dem es, selbst 
wenn die Zuwiiiiderunt; jetzt aufhuren würde, vielleicht 
erst nach vielen Menschenaltera in mOheToller Arbeit 
gelingen würde, sie ia aaiaa XaltaiT ufnaeluaaB nod 
Tfillig sa aaaiiniUaraa. 

BeTor ieb aof das Lebea aad Tnibea der Polen 
näher eingehe, will ich kurz das Entstehen dieser Zn- 
wandcmng darlegen und über den Umfang der polni- 
achen NiederkiKgiiiigen einiges mitteilen. 

Nach der Volkszählung am 3. Dezember I06I zahlte 
Prenfsen 2 214 888 Polen. Von diesen wohnten im 
Rheinland nur IG, während Westfalen von Polen noch 
völlig frei war. Uis snm Jahre 1870 ist überhaupt die 
üüawaadanuy äandncadiigflirAfbaitar gering gewesen. 
Grat naeh dam dentaen-franaffstacben Kriege begann die 
FinwanJeniug der polnlstli reJeiiden .Vrbeit:. 1 in 
östlichen Provinzen Preufsens, aus Österreich uud huiü- 

«akas IXVr. Mr. 14. 



Oaaaban da,uairta dar aohoa atwaa frftbar ba* 
gonnaoa Zaxag von Holiiadara, Italiaaera, WaUonaa 

u. s. w. an. Infolge der bobaa Arbeitslöhne auf Berg- 
werken und Fabrikan hatta sieb schon bald der gröfste 

Teil der bei der Landwirtschaft im Ruhrgebiet tbiitigen 
einheimischen Arbeiter der Beschäftigung auf den in- 
dnstriellen Werken zugewandt. Die dadurch freige- 
wordenen Stellen wurden mit Polen ausgefüllt, allaia 
auch dieee wandten sich gewöhnlich schon nach karaau 
AaAatfaalta dar lohaendanagawarblicben ßescbäJtigaqg 
in. Daaaban wardsn ftr Aaaftbrung grofserar Erd- 
arbeiten diiriih Unternehmer polniBcbe .\rbeiterk<jlonnen 
im Otiten ungewnrben. Damals liefseii die Arbeiter 
aber gewöhnlich ihre Fuuiiliunangehörigen in der Hei- 
mat suriii k und sandten ihnen an den Lohntagen einen 
Teil ihrc!^ Verdienste!!. PLrüt alü nie sahen, dafs dia 
ibnen gebotene Beschäftignng eine dauernde sei, Itafaaa 
aie ihre Aagehörigen nachkommen, und seither hOdai 
die ühpruiodelung mit Kind und Kegel die Hegel. 

Von der am 1. Dezember 16 HO im Rheinland an- 
wesenden Bevölkarong waren 373 mtoaKobt vaA 259 
waibUeha PanoaaD ia Rofsland geboran; aa «aiaa diaa 
«oU aMbtoaa rusaiadM Arbaitar. Tkl gvolbar war 
abar ia lÜMiialand aad Waatfidaa dia ZabI dar ana daa 
drat .polttbdMB* ProtiaBaa sogaiagaaaa Paraonaa, via 
Bisa »aa fttgaadar Taball« aniakt: 



AaftaAaltalvnd 


West- 
preafsen 


Posen 


Sclilesiea 


m. 


w. 


m. 


w 


m. 


w. 


f'rnvhi:/. Westlrifn . • • 


1 »112 


2893 




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»942 


:t2«3 


InnheH. Bsg.-BlKAmt- 
















2746 


2138 


2879 


748 


5145 










2416 


638 


Tior. 


•J7«S 
















MmhUM^ Bez. 






lUB 


4M 


*m 


171» 



Aaaaatknagi as. 



Wenn aucli noch der gröfaere Teil dieser Hinnen- 
Wanderung auf die deutsche ISevölkerung anzurecbneu 
int, Sit kann eK doch keinem /.weife! unterliegen, dafs 

sich schon eine anseknliobe Zahl Polen dabei befand. 

Am 1. Desembar 1889 waren ttm dar ortaaaveaeii- 

den Bevi'ilkerung in den zwei hier hftuiitsriclilich in Be- 
tracht kommenden iiegientngsbesirken gebürtig aus: 



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918 



Toay Kalln: Die polnitoliaa Nieder)Mi«Df*9 im Rabrkoklftnr*Ti»rfti 









Pommern 


PüMD 


BehlMlM 






w. 


m. 1 w. 


m. 


w. 


m. 


W. 


m. 


w. 


Arntberg .... 
SBaeldorf . . . . ^ 


75« 1 
71« 


4751 
58A8 


4475 3362 
2067 ^ 1955 


1040 


7«4 


4929 
'.iOlS 


1244 

743 


Ii 


aeai 

244& 



Aur<jerdein hatte auc£ die Zavanderang ava dm 
slaviachen ProTinsea des Auslandea zugeDumaMO. Ton 
den in den beiden PoTimfln «nwiMiidan Pwwhnii wttvn 
oimltoh geboren in; 



Bb«ial»nd 
Wwt&lm 



m. 
1943 
1019 



1001 
44fi 



m. 
1»6 



393 
135 



Man kann wohl annehmen, dafti die MelHMbl diäter 

Pereouen polnische Arbeiter waren. 

Die Knnitteluni^en bei der Vulkszähluiij,' vom 1. I>e- 
zember 1890^) haben ergeben, dafti die Polen, welche 
Doit den ibnan unehlich und ethnographisch nahe 
etebeodaa Maauren nnd Litanem graCm Mahnahl 
dier ftvindspraohigeii Hitglieder der bergntniiiBehen 
Belegschaft des Ruhrkohleurovlcn bilden, hauptsäcliti>.li 
das die Kreise Reckl i iig h « ue e n . G el s e n k i roli e u , 
Dort m »1 II d - La u tJ , die Stadt J5üchum. Bochum- 
Land nnd Essen-Land umfassende Gebiet bis in 
den Kreil Mülheim a. d. Ruhr hinein einnehmen. 
In diaeea Gransbeairhan dar Pronnaen Weatfaleo and 
Rhejalaiid ebd daaale 97517 Ptolen. daroBlar «tw« 

1. Die denUch-palniürhf-n Bewohner ; 



1000 tfararen gmIhU wor- 
den, davon Im Krelao Cflaon- 
kirchen 10 421; im Krei«ä 
UeckliiighauHi'n .''i004 und im 
Landkreise Bochum 4844. 
In Kreise Gelsenkirchen 
waren damals tob Tausend 
der BeTOlksmng 81,6. itn 
I KreiaeRadklieglMMiean 59,9, im Landkreise Bochum 41,6, 
' in der Stadt Boebnm 27,8, im Landkreise Dortmund 26,7, 
im Landkreise Esatu 1'!.-, im KreiHc Miillioim a. d. 
Huhr 11,2, im Kreise Uattingen 8,7 und in der Stadt 
Dortmand 7,8 Penouen polnischer Zunge ermittelt 
worden. Litauer (sind damals in der Provius West- 
falen im Ganzen 321, davon im Hegiemngsbezirk 
AmabsTf dUti 906, im BagiainMigstwnrii Diaeeldarf 
429, Haenren im Kreise Ödsenhireben 8,2 Tom Tau- 
send der Gesanitlii • (iM;i3ruii^' jjczäliU worden. 

Im Jahre l^Mii iiauen l)ereits nieiir a\ft 10 westliche 
Kreise mehr als je 100 miinn liehe rolBn uufsuweisen. 
An der Spitse figuriurt der Regierungsbesirk Am^hertr, 
der 13 264 VollblutpoUn und 1425 Deutach-l'iden auf- 
anwoiaan hatte (aufacrdem 1084 hosw. III Masuren). 
tu Arnsberg gehört hanptsftoUieb die grofse Polen- 
koliinio in und um Gelsenkirchon. Per Regierungabozirk 
DüÄseiaorf hatte 3319 Vollblutpolen und 102 Polen, die 
auch der deutschen .Sprache tnächtij; waren. Aufserdem 
befand sich noch eiua Auxabl l'oieu in den Uegierungs- 
bezirken Osnabrück, Münster, Köln u. s. w. 

In dan Toraohiadenan Altaraklaaaenjatandain in 
folgendeiB Gebietea: 





ObislOJahrv 


10 big 20 Jahr« 


20 bis 30 Jahre 


30 bis 40 Jahre 


4ubis 50ilalire 


&obia«o Jahre 


60bi»7oJabr« 




t m. 




m. 


w. 


n. 


w. 


m. 1 w. 


m. 


w. 


m. ^ 1 w. 


m. 1 w'" 


Rbt-iiildud .... 


4« 


35 


102 




sa4 




iri6 42 


81 




so 10 


i:i 10 


Weitfslen .... 




!0;^ 


2tl4 


99 


764 


301 


45S i 161 




60 


4» 1 de 


10 1 » 



2. Die polnischen ikwoliuer: 



Kheinland 
WestMea 



:!14 
1810 



287 
17»» 



470 , 201 
27» 7ft0 



l 



1799 
7190 



466 
SON 



97i 



325 
1S7S 



424 
1987 



145 
M7 



92 
SO» 



56 
IM 



24 
»7 



28 



nDie eiganartige AltersTerteilung" , bemerkt Arthur 
Dix*) biami, nU^ dadonb beetimmt, dab die Zu- 
mniamg im leiatnngeflUiigrtaa AHar am atttrketen 

lad die Sterblichkeit gnfa, & ganaa Hassenzuwaude- 
mng aber Oberhaupt erst neneren Datums ist , so dafs 

BUB doppeltem lirunde das hohe Alter nur selir gchwach 
vertreteu ist. Der Umstand aber, dulä diu L'auz über- 
wiegende Mehrheit der Slaven in den nichtslsTiachen 
Gebieten im besten Manneaalter steht , ist von gröfster 
Wichtigkeit für die BanrMliiag dar wahren Austoeitnng 
«nd SUcIn daa Slayeutnma in jaow. Seika. Wirtaobaft- 
lieh nnd aadi poUtiaeih apiolen diaSlaTon dort eine weit 
grfifaere Rulle, alfl es nach der «bsoloten ZifTer scliein«n 
Würde, da man ihre Zahl nicht mit der Zahl der l>eut- 
Bcben überhauiit, .ion<iern die /.,%hl der im leistungs- 
ffthigsten Alter «tehendeu äUveti mit der eiilsprerliendnn 
Zahl der Deutschen vergleichen rnnfs.'" 

Im Jalm 1893 wurde eine emgahende Zihlung 
der Balegacliaft der Kohlengruben im Rnbr- 



') A. Freiherr von Fircks, Die preuXuiiuti«) Bevulkeiang 
nacli ihrer MutUnpraohe nnd Abttammun«. Drittel Viertel- 
jabribeft der ZslUwbriA des KCoigl. preuls. «tatitUichen 
Bweane. 33. Jalvn. 1M9^ & »7 A 

^ JateMehcr Ar ~~ 
9, »8« t 



Hatigaalttkonealt m4 Matiüik, l»«8, 



revier vorgenommen, deren Ergebnisse der Bergbaupt- 
mann T&gliohsbeek in swai amfongreioben Binden dar- 
gelegt bat >). Aue diesem Waika «efthren wir aelur 
intercüaantc Kiiizelhoiti'ii fiboT dio poliiiaohaB Auaiedo- 
lungen in We-.tdeutschl;tnd. 

Die Zahl der freuKinprschigen Arbeiter überhaupt 
betrug in den Steinkohlenbergwerken 23 364 , in den 
Erzbergwerlcea 46. Die geaammte DelegschaA betrog 
161 661 FanonaB. Ton dieees war beinah« ein Tiortal 
der MMtnadMiftcin (94^7 Fm.) ava das PraTioian Oat» 
nnd Weetprewraan, Pcaen «ad SeUeai«D in den Betirk 
gekommen. 

Ala ilire Huttanpradia hkhan angagahao: 

1. die ileuticha Sprache ISUUS ss 84,1$ Bnb. 

2. die pulniBche Sprache 17 0SI = I1,S3 , 

'■i. (Ii* deut«cbe polninche Sprache 4 020 = S^M , 

4. die mMUriacht- l>; racbe 18 = ObOl • 

5, die denuehetuidmsaariiebe Sprache i= — , 

Ton den Bergarbeitarn mit polniaeherlfuftarspraehe 

*) i>i<.- ii«lt<g»chitft der licrgwerke nod Salinen im Ober- 
berxamtobezirli nortmund nach der ZähluDK vom 16. Dezem- 
ber WXi, zaiiaroni«Di;e»lellt vom küni|{licb*D Obeibergamt« 
ja DottBund mit Erltotcranvcn van O. TicUehskock, kfttig> 
Uehem Benbauptmana und ObarbHgBmtslliekior ia Doftp 
L Teil, Oortmaad laW. II. TaQ, Dortmutid I8M. 



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Tony Kcllsii! Di« poli 



NUa«rl< 



17883 wu äma DeatselMn BakÜM gebOrtig, 18 
itamisli» M iM Bafidudi na dasan mit dent- 
iini polidtdMirMaltanimulli« 4004 aui itm Deut- 
•eben Reiche, 4 »us Österreich und 12 lui.t RuMand. 

Über die Fkoi ilieuverh iltuisse der fremd- 
sprachigen Arbeiter teilt Täglichsbeck mit. dufs von 
23 410 Fremdaprach igen 10 305 = -14,02 Proz. unver- 
beir«tet und 13105 =: ö&,98 Pros, vorheiratet wsreo. 
Von dm l«tatenB lwlt«i 8398 = 63,82 Pnn. tu ibrar 
H«But ud 4807 SS 38,66 Pnw. anli«lHJb dandbaB 
die Eh« gaacUMMIi. 518B Mann = 39,59 Pn». hatten 
«ich mit dcotwben Mftdchen oder Frauen und 7917 =7 
60,41 Pro«, mit NichtdeutMchcn vcrhcirutit. Von den 
829H KrerodwprBchiffen , dU- in ilirer Uetiuat zur V.hti 
ecliritteri, li<iltL'ii '2'.>2 i udt-r ül>ur ' j I genau 35,24 Pruz.; 
ihre Familien (iort zurückgelassou , während ft'.^H — 
64,7() Proz. sie uiitgi?brrtcht hatten. 

Berghauptmioin TigUobaback aabraibl; ,B«i Wag» 
Ussnng der tlnToriieirmtaitaii «rblH uu Mf da« Kopf 
der Verheirateton (einsobliefslioh der Witwen und Ge- 
schiedenen) Ton der granxen Belegschaft 0,98 Frauen 
und 3,15 Kinder, iiei (icii !• reuniBpraehigeii 0,"*!* Fr»«en 
und 2,37 Kinder und bei den Deutachen 0,97 Frauuu 
md 3,28 Kinder. Bei der bergmännischen BeTÖIkemog 
de« hk'Bigan BasirJu sind, wie man hienma arakht, die 
Ehen <ier Davtaabao kinderreicher als die d«r Arbeiter 
ftwmdar Zpagan, «aUba ibcanaita aia eiwM aarlngares 
TarfUdtaJa WHirarn ««d Gaaebiadanait mImb als 
die orslereD." 

Bfli der bc'k.u.u.:L:j I ruclitlmrkeit dvr «Itivisflifii 
Raeae nuil» es auffallend eriidicint'n, dals hier die I'.hoii 
der Deutschen kiuderreiclier »lud , &l» die der fremd- 
sprachigen Arbeiter. Man kann dies nur dadurch er- 
UinDi dlJb übar '/i dar fremdsprachigen Arbeiter ihre 
Fcsaan !■ dar BMÜDat tnrflckgelaBBeu hatten. Da in 
den letzten Jahran immer mabr Polen mit ibraiFkmoen 
nod Kindern hierher fibergeeiedelt sind, dfirfte aieb das 
Verlitillni« inzwischen bedeuteiMl verün kTt haben. 

.Vus der NAchw«ii8nni;r dc-r Ütilägtscliafl uach der 
Mutti'rsprai he tfile icli hier einige Zahlen mit, die sich 
auf die Bergarbeitttr mit, polnischer Muttersprache be- 
lieben. Die Zahl der poluischeu Bergarbeiter betrug 
ia £a«granar OanabrAck 0, im BergreTier BcakliDg- 
bemn 9616 , im Baagmier OalrDortmoBd 879 , im 
Bergrevier West-Dortmmid 773« im Bacgrevier Süd- 
Dortmund 215, im BergreTier Witten 657, int Bergrevier 
Hattingen 2'.i^ , im Bergrovier Süd-Bochum 1008, im 
BergreTier iSord-Buctiutu 64U, im BergreTier Herne 2589, 
im BargreTier Gelsenkirchen 3767, im BergreTier Waltun- 
scheid 16i;9, im BergreTier Ost- Essen 1202, im Berg- 
reTier West-Essen 1731, im Bergrevier SUd-Essen ST, 
im Betgranar Warden 18. im Bergrerier Oba»- 
Imtiaati 462. To aieben Rerlairen Iwtng alao di« 
Zahl der Poien Ober ItiOtV Von den 158 Zechen 
dieser ReTiero wur< n tili ganz Ton I'olen frei oder zählten 
deren weniger als 10. Am miistcu Polen wiesen auf 
im KeTier RecklioghiuiHm die Zeche Grnf Bismarck (738) 
und König Ludwig ('>'<i>j, iia Reviere Süd-Bochum die 
2aeba ^r*^!»* (303), im lieTier Herne die Zechen Reck- 
liagbmmeB (697) «nd Friedrich der Grofee (5ti4), im 
HaTier Gehenkirdien die Zeebe» Pinto (U40)nadKon- 
aolidatinn (947) , im ReTier Wattensebeid die Zeahen 
Ver. Uheiu-Elbe und Alnni (l'j^) und Ceutrum (5'19), 
im iUivirr Oft-Kssen die Zechen Dablbuscb (558) und 
ZoIWerein (178), im Earier WaatcBiBaB dia Zache 

Proaper (139»). 

Wie man sieht, üt c.-: eine TerhältnismAfsig geringe 
Zebl Too Zaehen, die den aberwiegenden Teil tob Polen 
beaeUflfgt, SniwntapMdMnd mliBMii dJaae ia diebtan 



, MftenUhaiamlfiqg: 
dafa ae ibnen mSglieb iat, immer nnter sieb ni Ter» 
I kehren. Aof den mit sahlreicben Polen belegten Zechen 
I hat sieh deren Zahl in di^n letzten Jahren noch be- 
deutend erhöht. Der Kohlunnbaats ist »uil oinigcn 
' J.ahren su .Htiirk, dafs die Zechen vielfacli wegen .\rbeiter» 
manKci nickit einmal dos ihnen vom Kobleuevudikat xa- 
gestandene Quantum fördern konnten, und es ist daher 
bagreifliflb, dAb ai« aUa Arbeitakrftft« mm dem Oataa 
aBBBhmao, die aieh aar dArbotan. Die Zahl dar beim 
RobrkoUenbergbau baaobiftigtea Arbeiter betrug am 
Seblnfa des Jahre« 1898 bereitt 190422, gegen 174 534 
im Jahre 1897. Die gröfste Vermehrung Itind durch- 
weg auf den Zechen mit starker polnischer Heleg!<chaft 
statt Die weit Qb«rwiegend<:- .Mehrztihl der neu* 
tmsnhäftigten Arbeiter kommt noch immer aus Oa(- 
nud Westpreufsen , Posen und Schlesien. I>ie Zahl der 
anaHlndieehen Bergarbeiter tat inistge too AnaweiaiiiigaiB 
etwM Bsrüekgegangen. 

Bei der letzten Volkszählung wurde auf die Sprachen- 
besw. Kationalit^tenfrage keine Rfickaicbt genommen, 
flodnJbfUr den heutigen Stand der BeTölkening kein durch- 
MW nTetUaaigaa Material ssr TerfUgaag atdiL Man 
mnfli aieh daher enf priTete Ermittetoagea heaehrlBkeB. 

Vorerst teilt KisenliahnJirelif<ir Heukenberg *) in Dort- 
uiiind fülgcüde Zahlen mit, die nach behördlichen An- 
gaben dem BeatMid« iat Monat Deaember 1687 aatF 
sprechen : ■ 



XlVlB 



OelMnkireben- 

LutiA . . . . 
Rfi'klin^hKUFetk 
Bocbum iiaixi . 



> 



etadt ... 

Bochum-8t«dt . 
Dortmund- 

T.and . . . 

l W>l(»cnkirftit:Q 
fiUilt 

Mulheiiu a. d. 
Bubr . . , . 

[lRttinit<'n . . . 

HöriTe 



]:i0 4M 
142 «S9 
15» 145 

I3B00« 

57 033 

109 ÜOO 
223 544 

AS »49 

m4«7 

71 R79 



ia»i67i 



Darunter 

Polen 




2* 000 20.0 
18 77« 10,4 



8507 
8090 



47110 

8MiO 



117« 



«,8 
*J 

*.* 

3,8 



3«27 3,0 



10« 76e|8,33 



ErwaebMae 
mAunticbe Arbeiter 



S a 



Ha 
•nreo 

rond 



Zu- 



oOiJüi i>ÜOI.i Wi.HM.1 
.".«OO 50O0 10 000 
— — I 6000 



1747 



271 



15»iO 



rd, 



400 



S807 

l.'.90 

«976 
»MO 



tiOA 



13133' I-.'.'iOO 41^ 



Zu dietier Tabelle bemerkt Eisenbahndirekior Beukon- 
berg: „Die Zahl der weiblichen Arbeiter, die nicht in 
der Landwirtschaft beschäftigt sind, konnte fQr aioh 
allein nicht ermittelt werden. Oberschlägt man die 
Zahl der mäDoUebeo Arbeiter, die wahrend dea WiBlara 
naeb ihrer Heimst ^rflckgekehrt sind, nur auf 8000, 
so ergiebt sich rinu Ocaamtzahl von 41 000 pnlnisclien 
Familienba upleru mit li>l>000 Angehörigen, die im 
rheinisch • westfälischen IndBBtriobeanfca ihr Untei^ 
kommen gefunden haben." 

Diese Zahl dflrfte eher an niedrig aia an hoch g«- 

gritleu Bein, denn einerseits ist die Tabelle nur unvcll- 
ständig — so fehlt s. B. der Stadtkreis fc^sen, der auch 
hodaatando Anaahl Poloa aafmiak 



Xr. t, IWB, a. 1». 



«) Die 



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230 



uud snderseilR iüt im vergangeorn Jahre no«h ein« 
weitere Anzuhl Polen zugezogen *). 

In der Stadt Essen wohnen nach einer Mitteilung 
der „Essener Volksstg." in einem ArbeiterTiertel allein 
nahamSOOMuBuliilauid gekommmM Polen*). Wie hoch 
^ Ztlil d«r Polen in der Stadt Eisen flbarfaupt iit, 
ist nicht bekannt. Andi f&r dMi Landkraii EsMn 
liegen genaue Zablw nwkt WW. Iah Üb niNr in dar 
Lage, aus hmIinb OitaAnAen gMUM AnfabM miftp 
zuteilen. 

In WerJi'ii a. d. Ruhr, wo der lierK^>au hflinahe er- 
schöpft ist, wohneu acbun mit 20 Jahruu öiwa 25 Polau 
aus den Kreisen Tarnowite, Königghfltte and Ostrowo. 
In dar G«g«nd TonStMU wohnan »berOlMr 3000 Poleo, 
niMtt B«rgariMit«r; nnr iramfe rind als Steinbaner, 
Handlanger u. w. heschiiftigt. In der Rürgcrm- ^f ► r: j 
Borbeck siiul ebcafalk etwa 2000 Polen atisüasig, und 
«war stammen diese ans den KreiRen Kybnik und Hati- 
bor. In der Gemeinde liottroi* (Zccbe Prosper) betrügt 
die Zahl der Polen 6900 bis 7000, worunter sich nnr 
6 Md&ndiaeh« Pd«n batodwt aoUan. JCAa Pirfan wo1hm«i 

sehr wenig mit Dentaebain. Si« ^aA Sttkt tm ihrer 
Heimat gekommen, und swar ans den Kreiaan Ratibor, 

Rybnik und Reuiben. Im Ami filadbeck halten sich 
etwa (iuO Polen auf, die Torsug&weiae aus den Kreisen 
Rybnik, Hatibor, Radiin (Oberschlesien) , Schmiegel, 
Ooa^rn, Koatcn und Kattowits (Posen) stammen. In 
dflB Amtabeairke Buer sind einscbliefslioh der Familien- 
•nSiMtiffn 1608 Polaa ni^ 6000 bia 7000 Mnauren 
(dnnint«r etwa 900O vtrhairatot« AAmter) anatssig. 
Die Pük'u BiuJ dort -zuguzugi-n aus den Kreisen Alh n- 
stein, ßatiböf und Rybnik, während die Masureu (Oitt- 
nnd Westpreufson) aus Joimnniaburg , Neidenbarg, 
Ortelsburg und Seneburg Btammen. In Gelsenkirchen 
betrügt die Zahl der pubuBch sprechenden Personen 1200. 
darantair 676 Hlnnar, 343 Ftanan nnd ntm IdOKindar. 
Di« kntholiMiiain Pelao ttaaaman ««* d«n Kvaiann Sanitär, 
Schmiegel, Gostyn, Jarotechin, die evongelischeu Masureu 
aus den Kreisen Neidenbnrg, Ortelsburg und Lyk. In 
der Umgegend von Gelseiikircheu ist übrigoiiK die Zahl 
der Polen bedeutend gröfser als in der SUdt selbst. Im 
Kraian Seoklinghausen waren im Augast 1898 2ß61ß 
Polm V» ^ gaaamtan KreisbeTSlkerung) ansässig. 
Oia Polan in dar Giagand von Dortannd stammen meist 
nw den ENtaa« HniiMlmig, Konit* nnd Danzig. 
Bnaöadia Polen rind von dort in grofser Zahl aus- 
gewiesen worden. 

Die meisten Polen im Rubrbezirk kommen direkt 
aus ihrer Ueiinat. Die .logenannten -Sacbseugunper 
bleiben meist in landwirtechaftlichen Üetriebeu und 
gehen selten zur Bog» oder Fabrikarbeit aber. In 
ihn Hainnt kshnn nor vaninialta Polan iturOiek nnd 
dann nnr «dabo, dw oöi Anveion antreten nflnan oder 
die Rieh einen Betrag erspart haben, um das von Famil-fn 
aiif,'eborigen bowirtschsfteto (iütcbeu vun Subulden zu 
entlasten. ]>:ilr. nur wenige Polen in ihre Heimat zurilck- 
kehran, kann man schon aus dem Verzeichnis der Knapp- 
atAaftapanaioiiB-Enipftngar «naihan *). 

*} VH» Oitsgrappen dsa AlUantsoh« Yaitaadai Im In- 

daakrierevier haben ktaUah bekaont gemacht, daft ihn«n 
dia Begierang von Arasbetg und DössaMorf und Am Ob«r)>»rg- 

amt in Dortmuritl Renaue Zahlen mitf^teilt Lat -, V-'r- 
fliffentlichan^ divse? MnCerials int ab'^r bii^tiir nicht t^ifulgt. 

*) Inzwischen bat die Eeaeovr i'olizeiverwaltung im 
t>äi'iirM< rlVr Amtablfttt die AuswtisuDg von 230 i nssisnliaii 
Polen (/.um Teil mit FamUte) bekannt gemacht. 

') Die diaebazflgliebcn Zahl«« md viele mdm Einzel- 
batton , die hier n weit fahren wOrdem, teUe nh {b einer 
llogacBtt AUnadlioig mit, di» anderweitig enahoinan wM. 



In Artikeln ftber die Leutenot im Oatan Ist sohon 

oft behaujitet worden, e« sei mit Sicherheit anznnehmen, 
dafs viele in den 5»tlichen Provinzen zeitweilig beschif- 
tigte russische I^tndarbeiter nach Westen wandern. Das 
wäre nur in der Weise möglich , dar« sie sieh falscher 
Papiere bedienten. Eine nicht sehr grofse Anaiahl sind 
anf Zaehm baaohlftigt In land«irt«sliaftli«han Ba< 
trieben ddrÜM aio nnr biz Novambar jadaz Jahre« bo- 
schiiftigt werden; die meiütan lassen die Aufenthaltg- 
termiue verstreichen und werden, wenn sie entdeckt 
werden, ausgewieBen. 

Die Polen führen hier ein freies uud uugebundeneras 
Leben als im Osten. Die hohen Löhne ermögUalian 
ihnen lüar eina ihnen bis dahin nnbakannte LebanB'- 
weise, aber zio begnügen zidi nnmefzt mit Speck, 
Heringen, Rrot, KarlofTeln und fv;hna|).i (WutkJ). Keine 
Wobuutig ist ihnen zu schlecht. I'ie I'oleu gehen 7,war 
nicht Roviel in die WirtHbiiUHer , wie die deutschen Ar- 
beiler, aber dafür halten sie desto mehr Zechgelage in 
ihren Wohnungen ab, wobei eine Ziehbarmonika die nn- 
ToroMidUalM Mnaik abgiabt. Dia Polanhoohzeitao aind 
mit nnd brat banita apridivdrtiidi gawordan. Bin 
polniaehar BargailMttar hilt aa fÜ» aalhatyawttBHlirh, 
daft rieh mohrare Hnndert seiner Landslenta in aeinar 
Hochzeit einfinden. .Teder bezahlt dabei seine eigene 
Zeche, so dafs dem Uräutigam keine Kosten enUtehen. 
Ohne Keil«g«i gaht aa anf abtar aoUhan Boehneit 
selten ab. 

Bei den Deutschen stehen diu Polen nicht hoch in 
Ehiani W«U sie die Löhne drikekan nnd, sobald ai* ga* 
trunken haben, rauflustig und httttarlistig sind. Dia 

Polen pQegun auch selten mit Deutschen unter einem 
Dache zu wohnen. Begonders die ledigen Polen sind zu 

Kxte.RHen geneigt und veranstalten oft genug blutige 
Kumpfe, wogegen dio Famüieoviitor sieh eiues besseren 
RofeK erfreuen. 

Dia Polen haban ainan gmlzan AntaU an den Var« 
gaben nnd 7arhraehett. Eine Slatiatik liegt hierfiber 

allerdings nicht Tor; aus meiner dreijiihrlgcn Erfahrung 
als Redakteur einer Essener Zeitung kann ich jedoch 
behaufiten. dafs in allen tierichtBborichten die Polen in 
anverhältnism&fsig grofser Zahl vorkommen. Aus 
Bottrop, einem Hauptsitze der Polen, wird mir von an* 
verltlssigar Seite bariehtet, d&Cs von allen Baatnfhiwen, 
die dort var de» 8di6ifengerioht eeftlgan, */i «naa 
Polen entfallen, obsehon diese nicht einmal die Hilfla 
der Bevölkerung ausmachen (7000 zu 18000). 

Wie alle aus deui Ot>t«ii kommenden Bewohneir ver- 
mehren sich die l'oh n pelir rauch. N«<'h dflr Zählung 
vom 1. Dezember l&S.i wieseu die Kreise Zabrze und 
üelsenkiroben die gröfste Kinderzahl in Deutaohland 
auf, aloa dar dttUobe Ki^ mit dar atltitalan pohaiaehan 
BerAlkamng nnd der am itirkatan angawaehaana im> 
dnstrielle waetlfeba Kroi. 

Siiwolil \vn^ rtildnng ah fJesittung befrifTt, steht 
der ]iolni5clie Kinwauderer auf einer wuit iiiedrigereu 
Stufe aln der Imrchschnitt der einheimischen oder sonst 
hier thätigen Arbeiter. Vermöge seiner ganzen Var- 
anlagung ist er nur fflr Verrichtungen zu gebrauchen, 
die garüme Intelligans erfordern. Daher finden wir 
ihn, abgaadien vom Beigw e rkahatriebe , nnr noaih ala 
Erdarbeiter oder als TfOlfsarbeiter in Fabriken. 

Xaoh der Zählung von 1893 konnten Ton den 
l.'iS.lh^ lier^Tivbeiterii Proz.) nicht lesen 

uud nicht Hchreiben. Diese Analphabeten befanden 
sich faat anaaehBafälMdi nnter den fremd^mehigen Ar- 
beitern. 

Die P<^en vermehren Uer die grofse Masse des 
Proletariata. Sie kantnian TttUig mittellee hierher 

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Tony K*ll««: Di« f «iBitabts Mi«dwl«ti«BS»B im Bmlirkohl«Br«Tl«r«. 



»1 



■ad nur wtrng» BiMhcn suh EnparaiaM. V«a d«a 

fremdapHchigen Arbeitern be.sMMn 1693 nur 270 
(= l.lö Pros.) im hiesigen Bexirke Land und Vieh 
und 1220 derselben (= 5,24 Proz.i waicn nur Vieh- 
beiitaor (die Ziege ist die Kub des Itergm^nuea). Aufser- 
balb des Besirke« belassen 1)84 (=- 4,20 Pros.) Land 
ond Vieh. 80 {= O^i Pros.) aar Vieb. 03.61 Pros. 
dajeBigvB Tvtmdgjfndugva, derm AngwhAr^ im Be- 
Brke wohsteB, und 95,46 Pfoz. derer, die diesaUMB in 
d«r Hmraat surückgelassen hatten, waren ohne Eigen- 
4uui (tn Land und Vieh. 

Di« Natur dnr Polen ist eine widerstaudttAibigere ulu 
die der oinlieimi^cliou Arbeiter, so dafs die FfiUe, wo 
ein Arbeiter nicht für seine Familie sorgen kann, Ter- 
hiHniuaftCrig sdton wftren, aber es kommen die h&ufigen 
Bwtrafung«D, VerlaiMD dar FumiliB n. w hinzu, so 
d*b häutig genug auch Polen d«r Armenpflege an- 
heimfallen. Der Büruerini'iEfcr einer mit Pi)len reich 
gesegneten Stadt scbreibt mir: „Uie Polen »ind mit 
Anlrägeu an die Armenverwadtung nicht selir bescliciden. 
Sie benutzen jede Otltgniheit , um die private und 
öffentliche Unterstatmttg in Anspruch za nehmen. 
Sie firsnen liah mehr, vana w gtlingt, «ba« Net «twM 
in «riMlton, Über d«D Erfolg Ilb«r du Geld." 

Überhfiujit i.sl Jas Hlltllclro Clefali! bei den liier zu- 
gewanderten Polen nicht 8o aiiegeprügt, wie bei den 
Einheimischen. Kn würde wohl ni Wni fUma« diea- 
besfigliohe Fülle hier anzuführen. 

la aiUcben Orten bestehen pulnisobe Knappen- 
TareiBB anter geiatUabar JUitnng, dia ainaa VBiwdelnden 
Ebfloft «af ibn Mitglieder avellbea. Aadenaita kann 
aUerdingK ancb aiobt galavgnet werden, dafs dieser Zu- 
aammenschlHla in Vereinen wesentlich zur StArkung des 
HationalgefÜhls der Polen V*iträgt. 

Infolge der grofseu Zahl der Poleu sind die itericlit«, 
die Geuieindeyerwaltungen, die Volksbureaus, die Zechen 
n. a. w. geswuDgen, Beamte aasustellen, die aaab der 
polainhea Spndie nlditig aiad. Aach ia vidn Qf- 
•eliiflBa wird palaiadi gaeprodien; abgeaehen Ton den 
rain polniaehen Llden giabt ea «neb dentaehe GeichSfle 
mit polnischen Aufschriflen. 

(Iber d iü polniKchen Schulkinder finden wir in- 
tereBsante Angaben in der kürzlich erschienenen all- 
gemeinen VolksHi hulstatistik. Im Jahre 1886 wurden In 
Westfalen nur 84 polnisch und 540 polnisch and dentsch 
•preebende ILiadar gaaihlt. im Bbefadaade waren nur 
13 polniaeb and 69 polniMib and dantaob apreebendo 
Kinder vorhanden. Die Polen waren dii!' n' i ' lupt- 
Sächlich nur in den Kreisen ( ielscnkireheu uiiii Jleck- 
liüghftu.sen vertreten. Im Jahre hatte sich in 

Westfalen die Zahl der polnisch sprechenden Kinder auf 
533 und die der }i<jlnisch und deutsch sprechenden auf 
2167 orliöbt. Im llbeinland wurden damab 94 polniaeb 
aad 154 pefanadi aad deatach sprechend« Kinder ga- 
sfthlt Wie schnell sich das Polentum insbesondere in 
den Landgemeinden de« Kreises Gelsenkirchen erhöht 
hat, kann man aus folgenden Zahlen eruehen. In diesem 
Kroi»« war 1886 nur ein polninch sprechendes Kind 
vorhanden, neben 54 polnisch und deutsch sprechenden, 
1891 dagegen 121 nar polniaeb und 1023 polniaeh und 
dentaeh apracbende. Vn SebnlelKtiatlk von 1896 twe- 
aeidinet aiebt weniger ala 1568 polniaeb and 4490 
polniseb und deutsch spreehende Kinder in Westfalen 
und 22.') iiolniäeh und 531 polnisch und deutseh 
sprechende Kinder im Rheinlande. Gegenwärtig ist 
eine hetriichtliche Zahl polnisch sprechender Kinder in 
den Kreisen Kecklinghausen (748 polnisch und 817 
peiniaeh und deutsch sprechende Kinder), Stadtkreis 
Dortmund (23 und 124), l^dknia Dorlmnnd (148 aad 

aiobu* L&XV. Ht. l*. 



SSO). Stadtkreia Boebau (TS and 189). LnaOrala 

Bochum ('24fJ und 795), Stadlkrets Oclsenkirchon ((»5 
und 301), I.andkrei-s tislacnkirchen (25r> und 1823) und 
im Kheinlande heaondera im Essener Landkreise (85 
und 26ä> vorhanden. Kleinere Ziffern treten noch in 
den Kreisen MSlheim a. d. Ruhr, Rahrort, Stadtkreis 
Eaaen, Mfira aad im Laadkreiae Dflaaaldorf aaf. Da 
die Sebalea ia dieaea Kraiaao darebw^ fcoalMMneBell 
getrennt sind, so bilden die gröfstenteils in katboliaebam 
j Konfession angehörenden Kinder in maneben Sebalea 
einen heträchtlichen l'ruzentsatz. 

Llie Polen geboren zu den unruhigsten Elementen der 
Arbeiterbevölkerung. Sie sind aufserordentlich stark an 
dem Wechsel der Belegschaft beteiligt, der Ton Jahr zu Jahr 
bedeutender wird (im Jahre 1896 haben nicht weniger 
als 80 Fraa. ibra Arbaitaatitte gawanbaeU).^ Dia Naeb- 
teile dwaer Wandeilaat fitr die Sidierbeit na Bergbaa* 
betriebe, für diu Arbeitsleistung und fQr die wirlücbaft- 
liebe Lage der Arbeiter liegt auf der Hand. Aufser- 
dcm wurde in den letzten Jahren durch die Polen eine 
bis dahin hier unbekannte koutagiose Augenki'aükheit, 
die ConjanctiTitis grannlosa, verbreitet, die nur auf dea 
alark mit Folea bälgten 2«eh«a befÜg aaftritt Farnar 
waren TielfiK^ polniaebe Bergarbeiter aoa Oeaterreieb 

au der Verbr'-!*-ir !T einer br..iartigon Wurüikrankhcit. 
der Aukjlostoiuiasis , die nur Gruben - und Erdarbeiter 
befällt, schuld. 

Es ist unstreitig, dafü »ich unter den aus dem Osten 
gekommenen Arbeitern, die in den Gruben Be»chäftigung 
gefunden haben. antseiOKlaaUieb Tiale bafladan, die dia 
Befthigang xnm BaigaitNitar aiebt bedtaea. Kflndidi 
bat das Oberbergant eine Poliieirerordnang erUaaen, 
nach der ala Anfseher, HaadiinenfUhrer, Keaad- nnd 
Puni pen wirter , Schiessmeister, Wettermänner, Orts- 
ultttste, Schaehthauer , Anschliger u. a. w. nur solche 
Arbeiter besch&fligt werden dflrfen, die die deutsche 
Spradie fertig apreebea aad in Scbrih und Dnick fertig 
UBaa kllaaaa; daqjaiugaa Arbaitem, die beraita eiaen 
aolehea Poataa beeitana, wird eine Frist von aeeha 
Monaten gelaaaen, um aieb eine genOgende Kenntnie 
der deutschen Sprache anzueignen . Mit liürksicht auf 
die Sicherheit des Betriebes wäre eine üokhe Mui'sregel 
eif^eutlich von Anfang an nelbstverstAndlicli gewe-sen. 
allein mau b»t Ilücksicbt auf die Bedäri'nisse der Indu- 
strie genommen. Als im Dezember 1896 die erwAhnte 
PoliseiTenirdnnBg dnnb die »KAlniaebe Zeitang* be- 
kannt wnrde, hatte der „yerein für die bergbaaliehen 
rntereesen* (Verein der Grubenbeeitzer) ee beim Minister 
durchgesetzt, dala die Polizeiverordnung vorläufig noch 
nicht in Krfift trat. Kurz darauf ereignete sich durch 
die ijcbuld eine» ]iolni.qchea Uergarbeiters auf Z«(ibe 
„Friedrich der Groi'se'' Ijci Herne eine Explosion, durch 
die mehrere Arbeiter au Tode kamen. Dieaea UaglMt 
hat die Notwaod^kelt dar erwlhntaa SptaebenTaraid« 
nung wieder einmal recht deutlich gezeigt. 

Da jetzt diese Polizeiverordnung in Kraft getretaa 
ist, sind die Polen gezwungen, entweder deutaeb aa 
lernen oder nach dem Osten znrOckzukehren 

■) Die .KOtoisebe ZeKnog" sehrieb erst Minlieb (Nr. e, 
189«): .Für die waitUdm Bestrko ist die ItlenaiiiwandaranK 
unter einem baeoadarm OesiebtspimkU m bettaobten. Dl« 

indostiiellen Anlagen und anwachaenden Ortschaften Uweii 
hier allmfthlicb Riesenstädte entstehen, die den künftig not- 
weniliij wt:-nleiiJ(n eentmlen Piilizeiv>rwalton£^n noch gtknx 
iiii.liTi- rriil li-::.!- «teilen wer<l<'ii, <ictii kiitn^lichen l'olizei- 
|ir.i-:iliuiii iler l!e!fhiilimi|it!>t:iili. Kuli"!«-!!! in Kheinlatu! "Od 
Vf'.'.ti'nlrii ein Ii :ii ■ iiisaiiuneiiliiliigcinicr, (»ewaUi^'<T In- 
dunrieitlidte und in ilinen ein nicht atworbiertcs, dau»md 
Mwtoelig gasinDtM. dank SptBalia. ÜhetiiafsnmB aad ftamda 
Aefhataang jMtvaBalaB TeHtstum mit baaaaaaM ttaibar 
Hatgaag an uaealawHrigbatlea , aa wwdaa Schwlerigkaitea 

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222 Dr. Karl S»pper: D»a BioaragaesBUehe Erdbeben 29. April 1898 u. d. Maribioi-Valkan*. 



In dim lelztcu Jalireu sind die Polen immer »n- 
spnichayoller geworden. Siu )iab!'ii bireits die Wahl 
TOn polnischen KDAppechaftofilteBten <iurt!hge8etzt, und 
bei den letsten Reichstagawahten wollten sie sogar eigene 
KwididataB «ufiteUen (im Reiohstagswahlkreis« fioehnm' 
HBttiag««l-0«lMMBlcirchen sind von 86 000 wafalbandltif- 
ten M&nnaiB ttät ein Viertel PoIeB). Di« Maamii V«* 
halten sieb etwaa ruhiger als die PoI«n, tSimn snob ri« 
achliefsen sich in Vereinen zuFanimen uni liultiMi sitli 
TOD den Deutschen getrennt. Die polnischen Vereine 
besitzen fast alle BibliotbakM, dMMi Bfieher noit ub 
Poaea geliefert werd«in. 

In BMlrom erecheinL-n bereits vier polnische 
Ze! taugen: der aWianu Polald'' mit einer Beilage 
„Glos gtimiM« i h«tnilc6w*' (nSlinme fÄr Berg- vnd 
ni"»t»eiil.-ute*), ,Po8taniec Katolicki", .Gazett« Pohka" 
und „<ii>riiik" (ein socialilcinokrutiiicbeB Dergarbeiter- 
fclattj. Die Six-iaUieiiiokraten bemOben sich seit vi l igtiii 
•Tahre üfhr uifrig um Gewinnung von Anhängern uut«sr 
den Pok-n. Aach im GewerkTereine christlicher Berg- 
arbeiter wurde schon mehrfach die Heranngabe einer 
polnischen Auaigabe das «Bergknappen" angeregt. 

Eia« iiindipn FnnUnog der Polen bildet adhon aeit 
Jabren die nach polnl aeben Seeleorgrarn. Wlbrond 
nielirfjich nar iiatioiialpolnisclie Geistliche verlangt 
wurden, erklärsn sich die liosüDneiicrcii Elemente mit 
deutschen GeLällichüt), die der polniHrhen Sprache mächtig 
sind, zufrieden. Auf Anweisung der liischöfe erlernen 
jetst eine Anzahl deutsober Gei^itliL-lipr die polnische 
Sptmebe, um die Seelsorg« unter den Polen »uiaben s« 



an die man nur mit Sorge denken kann und an 
vnMte oboeliin vielfach ao ohnmUchtige Itegierungs- 
kunot »Ich verg-h^-nt ventach^n wirrt. lHt> iionerdiogs von 
licr UcKieiiHif; erhcibi-ne t'onli ri.n.it , »omich ■>oii den fremd- 
achiictn hüvinrnti-n in ni<iu«trii»llcn Aiifii;'?lili)iite!lan|;en die 
\',|J,. Jit-ln'rrM-hiini,- lii-r 'li u'schfii Si:ir;iclie \ erlRngt wird, ist 
ein genunder, echt politiacber Uedank«, für deaseu Durch' 
Abfug sieh hoflhntlieh mier Sehen uBf itt indutrieUen 
eine tanndilMie Tvtm find« «ML* 



E« Iftfst sich nicht leugnen, dafs in den letzten Jahr- 
zehnten die Germauiaierung der Polen im Huhr- 
kohlenreviere einige Fortschrittp g<^roacht hat. Aber 
die grofie Masse verhftlt sich gegen das Deatschtum 
durcbaus aUebnend. Deatzcb-polnieobe Hieob- 
eben sind Terbtttainnllilg adtm. So kolUMO i. B, 
in de« Anteberirke Bmt, wo <i«» 800O Polau aml 
Ifnearen wobnen, jlbtlieb bot etw« lebn addier Eben 
vor. Die Mischehen waren früher sogar zahlreicher als 
jetzt , wei! es damals den zugesogenen ledigen Polen 
vielfach uti lieirntbfiihigen pülnischen Mädchen fehlte. 
Seitdem die Volen mit Kind und Kegel hierher über- 
siedeln , ist das nicht mehr der Fall. Wenn auch die 
poiniaohen Kinder bei der Scbolentlnaaong fast alle 
deuteeb spireehen nnd (nenn nobb bot mangelhaft) 
deutaob adireiben kAnnan , eo verlernen aie dies doch 
schon sehr schnell wieder, weil die Familien au Hause 
nur |n,'iiiRch Rjirechen. Da ftulserdem die I'nlen mng- 
liuhst geschlossen zusammen wohnen, sind die Kinder 
beim Spiel und boiai UiMgtaf wm Paibiia<h^BfM«ib«B 
angehalten. 

Von den nmiHndieeboB Polen sind zwar schon viele 
polizeilich ansgewieaen «ndaa, allein diese Malaregal 
tat von geringem Einflnaae enf die Oamunfatenmg. EtiA 

wenn die Bergpolireiverordiuing, nach der die im Berg- 
bau beschäftigttn l'ulen eine gonügeude Kenntnis der 
deutschen Sprache besitzen niuRfen, längere Zeit hin- 
durch streng durchgeführt sein wird, dCkrfleein mtuaens- 
werter Fortschritt in der TflrdevtnabnQg der grofsen 
Maeae dar biaaigan Polen inaicben aein. Jn öfftnt- 
UalMMi 'VevaaamdvvgOB lai im vergangenen Jabra dbar 
Gobrandi der polniaehen Sprache nntersagt worden. Ancb 
die Oeschftftsleute können zur Förderung der Gennani- 
sierung iK ltnif^'en , wenti sie siLdi im Verkehr mit den 
Polen ihres I leut.schturas bewulüt bluibea. Nur durch 
ein eintr^ichtiges Zu^'aijimciiwuken aller KriU'te wird ea 
möglich sein, tu verhindern, dafs die polnischen An- 
siedaihUigen in den Greiizkreisen der uralten deutacban 
Promaan Bbeinland nnd WeaUalan anf nnaboebban 
Zeit ibran polaiadion Ctenbtor bobaltan. 



Bas nicfura^ensisdie Erdbeben vom 29. April 1898 und die 

Maribios-Yolkane. 



Ton Dr. Enrl Snppor. Cobao. 

n. 



Kacli dem Besuche des Vulkaut> isauta Ciara laug- 
ten wir am gleichen Tage noch in Leon an, wo bald 
darauf am 7*^ 40*° pm ein leichtes Erdbeben verspürt 
wnide. ^nea der aahlreichen Nachbeben, die nach dem 
>$. April aiflb morklieb maobteo, die aber meinea Wiaaens 
Ton niemandem aufgezeichnet worden. Am 14. Mai 

fulireti wir per Bahn nach Ghinnridega, di rji nie" [1 
nicar.'i;jiu-n^lHehen Stadt, welche am meisten durch dan 
Krdheben lieiuif.'esiii lit worden ist. Sicheren Nach- 
richten zufolgu sind hier über €0 lliiuser vuUig ccr- 
atSrt odar so stark beschädigt worden, dafs sie ab- 
gaftngan worden mnfaten. Uaa Maximum derZeratörung 
fanden wir im Oantrum der Stadt, i» dio HoÜilneer 
der Peripherie schon wegen ihrer Konatmktion weniger 
gefährdet sind. Man Tersioherte nns aber, dafs die 
/unc der grüfsten Zerstörung in Form eines von Nord- 
osten nach Südwesten gerichteten Streifens dia ^»nze 
Stadt durchzogen habe. Spaltenbilduiig wurde nur l>ei 
dem Brunnen der Eiaenbabnatation beobachtet, aber sie 



geschah offen biir nur mittelbar, nAmlich durch die Bu~ 
wegUDg der Umfassungsmauer. 

Die Zahl der Nachbeben war in Chinandega gprüüaer 
ala anderwirb i in der Zeit vom 29. April bis 12. ]fat 
hatte man Udiab im Dnrofaaehniti € bia 8 Beben ver- 
spürt; die atlimton deraelben waren an 8. UtS 10^ pm 

und 11'' pin und am 7. Mai S*" jim. Die letzten, vor 
unBereiii licauche Ktattgehubten KrdbeUeu waren am 
12. ,M;u 7'- pni und lo^" pm, am 13. Mai 3*^ pm und 
am i4. Mai 5'* pm beobaclitet wurduu. 

Von Chinandega aus gingen wir nach Chichigaipn 
nnd der grofaen Znckerrohrpflansung S. Antonio; an 
beiden Orten batto daa Erdboben nnr wenig SAadao 
gethan trota der geringen Entfernung von Cbinandega 
und trotz der Gleichartigkeit der Hanabauart- Dagegen 
trat Iiier du» l.rdbebe» mit denselben Erscheinungen 
auf, wie in {'liinRiideg.'i ; er.ft <>in leiehtps Krsittem des 
ßodciiü, druin mehrere eelir statke iiordsüdlich gericliteta 
Stöfse, endlich aber welleafürmige Bewegung von Ost 

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Dr. Knl B»yp«r: Du niesraffveaaiieli« BHb«bn v. 99. April I99ß «. d. Haribiot-Tulkaat. US 



n»ch West (nach anderen von Nordost nach Sfldweat). 
Das Erdbeben 'war mit einem leichten Geräusch Ter- 
bnadan, das oinige für untarirdiacb eridfaiao» «Idiiieiid 
«in MtdBnr Boobachter glaubt, M Mi dandi da« 2b- 
mmmtoMm». dar WaMbaaitawian entatandaD und 
tal TOD Vordoatan naoli Sttdweatan gewandert. 

Wir übornttchteten in Chichigalpa und um 1^ 8"' am 
erwachte ich durch ein ziemlich hcftigeB Erdhaben, das 
uni,'cfiilir nordsüdlicli gerichtet zu sein schien und mit 
einem dumpfen, langdauemden unterirdiachnn (ieräasch 
Terbundan war, dai von Osten her kam. Als wir taga 
duaof Mit Ffthram und wiMiao iBdianem nadi 
daai Talkan Chiehigalpa ritten, bemerkten wir, 

dafa der im Osten lu'firidliclu» Tplira [T.anz imc-mvöhnlich 
•tark rauchte und vermuletuu dah'jr. dafs die nächtliche 
&achütternng möglicherweise von ;linj verursacht worden 
■ei und nicht zu der Zahl der einfaclien Nachbeben 
gehörte. 

Bald Mwb OBMver Ankunft auf der Hacieoda Baana 
Tirtn de« Dr. Ibfvaa (740 m) bneb «in heftigae 



«palte (Temperatur -1- f>4'^'C.). Dar roto Thon, welcher in 
der Umgebung der ('umarolen ansteht, ist gleicbfalla av- 
hitatund aaigte lOom unter dar Obarflftehe, etwa 2 m tob 
«bar Fnaunl* «otteBtt nook + 64,8* GL KTard«««^ 
lieh Ton hier iti^gan an TaraeUadeaan Stdlan dar Btsf 
halde leichte Dampfoialen anf. 

Nachdem wir dfTi ilijift 1 dr-r ^('nBita" (1425 ni) er- 
reicht hatten, gewauueu wir uiuea üulsorst interessanten 
überblick über die vulkanischen Bildungen der Nach* 
barsohafl: Zwischen dem Telica und dem MaaeiT dea 
CbicUgnlpftTulkans befindet aiali ein atadc lantSitar 
Talkan van nlftigar Hfika (SOpa?), den K. 8eeb«A 
als El Por^o erwfhnt (a. a. 0. 8. S7), wihrend mir 
sein Name alu I.oma de I.anza angegeben wurde. Er 
scheint zwei sehr stark zeraturto gegen Westen völlig 
geiifl'uete Krater SO beaitsen. 

Nach einer tiefen Eiuaenkung („Los I'urtilhis") folgt 
nan ein halbkreisförmiger Gebirgswall (Loma de Mahai- 
gaal), waleber eine halbmandiltnaiga Ebene, offuibnr 
daa Raat «inaa attea Kratan, «naeUialU. Die , 




Regenwetter los , das uns au der FortüCtzuug unserer 
Reise hinderte. So »ttiegeu wir denn erst am 16. Mai 
•am Oatgipfal dea ChichigalpaTolkanSi der bei den An- 
ipaluiara oan Namen La Caaita fthrt; ainan ansarar so- 
gwaanntaa «FOlnar*, die beilan|g fM^, di« ia Frag« 
atahanden Beige s« wenig wie wir kannten, söhlekt« 
wir ailt den Pferden zurück, während der andere sowie 
die beiden Kekchi-Indianer mit dem Gepäck uus füllten. 
Am SQdhange des Berges trafen wir in 1075 in Ibdie an 
der Westseite eines Grats etliche Fumarulen , welche 
sahwaeha Slulea von Wasserdampf aushauchten. (Die 
Taapemtur «iaar leUhea Fanuvola war 4- C.) 
Wir hatten hier bereits die Zone der Laubwilder flbar*- 
eohritti^n, welche den Fr. fs und die niedere Region dieser 
Vulkane bukkidcn, und waren in das Gebiet der Gras- 
fluren und lichten Kiel'ernliaine eiiigi-1 n trii , welche der 
tiipfelregion des Viejo und Chiehigalpa eigen sind. Wir 
wandten uns nunmehr nordöstlich und trafen am Ost- 
Imqga das Beiges in 1190 m einige starke Famarolen. 
wakdie ans vier nnsebnlidien (Vthnngen Wasserdampf 
unter zischendem Geräusch ausströmen liefsnn; die Öff- 
nungen befanden sich am Grunde einer von N 10" nach 
S 10* W gariahtetBa etwa S m tiabn, liaBlish brritsn Erd- 



liegt nach einer NtvcUioruugsarbeit des Herrn Julius 
Wiest 260 Fofs tiefer al.n die llacienda Buena Vista 
(d. h. 670 m flberm Meer). Die Höhe der Loma de Uaha- 
goal mag 750 tda 800 m betragen. Wia aa Taliea daa 
EraflioMaiBtwm riah vaa itt Hajita aas bin saa 
Krater Kr. H westwirta Tersohoben bat, so ist as andi 
vom MahaL'ua'. we-twiirts zurü Chirhigiilita vorgerückt. 
Der Chichigttlpavulkau iielbat hat aber gleichfalls eine 
ganze Anzahl von verschiedenen Kratern. Zuniichst 
bemerkt man im SQdoaten einen halbkreisförmigen, mit 
senkrechten Felswänden anhebenden, nach unten sich 
Tarflaahanden Abfall, dar mfigliaherwaisa dar Überrest 
eines alten Kraters ist (▼ des Plans); dato folgt im 
Süden des Gipfels ein flacher, nur etwa .SO m tiefer 
Krater (IV), dann im Westen ein grofser, kreisrunder 
Krater (II), dessen Uoden etwa l.'idm I hirchmr ; < i' be- 
sitzt. WeatUch davon bemerkt mau eiiitii tlaclien 
Krater (I), der nur im Süden und Westen noch von 
einer steil aastaigandan Umwallung bagrenst ist Der 
jftnste aatar dan biahar «rwibntea Kralam ist der grobe 
(Nr. II). Sfidlieh von demselben hat Dr. Mieriscb noeh 
. einen wsitsran Krater beobachtet (Nr. III), den idi 
I salbat aislit gnaelMB habe und daahalb anf dem Plana 

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224 Dr. Karl S»pp«r: Dai nictrtguenfiscbe Erdbeben v. 39. April 1898 a. d. Maribios- Vulkane. 




StraCn von Chiuandega nach dtm £rdb«ben. 

nur schcmaliseh einzeichnen konnte. Am Sadfufs des 
Vulkans endlich bumerkt man zwei kleine zum Teil 
zerstörte Kraterchen (La Hoya de los Dravoa und la 
Hoya dcl Zapote). 

Vom Uipfel der Casita ans stiegen wir zur tiefsten 
Einsenkung (121.') m) der UmwalluDg des grofsen Kraters 
ab; Dr. Mierisch folgte von hier ah der Schneide der 
Umwallung, während ich zu dem Kraterboden abstieg 
(1135 m), an dessen Nordrand sich zahlreiche Famarolen 
befinden-, dem entweichenden Wumsordampr ist Schwefel- 
waaserstofT beigemengt ; ein Überzug von .Schwefel, Gips 
und anderen Substanzen hat sich in der Nähe der 
Fumaroleu auf dem Boden gebildet. Das Gestein ist 
stark zersetzt und vielfach in Terschiedenfarbigen Thon 
umgewandelt. Diu Tem|)eratur einer Fumarole mafs 
ich zn 9(1,2" C. (also nahezu gleich der Siedetem- 
peratur des Wassers in dieser Höhe). Da einige Kiefern 
in der Nähe der Fumarolcnregion abzusterben beginnen, 
■a mufs man annehmen , dafs dieselbe sich in jüngster 
Zeit langsam auszubreiten begonnen hat. — 
Als ich vom Kraterboden II nach dem 
Krater I emporgestiegen war, empfing mich 
ein heftiger Wind, so dats ich meinen 
Tropenholm stark in die Stirn drücken 
mufste; ein neuer Windstofs eotfäbrte ihn 
mir aber trutzdem plötzlich, während das 
Schweifsband des Hutes allein auf meinem 
Kopfe haften blieb. Mein Hut wurdn in das 
Innere des Ilachen Kraters I geweht nnd 
als ich ihm eilends nachlief, wäre ich bei- 
nahe Qbcr eine grofxe braune Schlange ge- 
stolpert, die sich auf dem Ilasen sonnte; 
wir erschraken beide heftig und ergriffen 
nach verschiedenen Seiten schleunigst die 
Flucht. Auf dem Grunde des Kraters fand 
ich den flüchtigen Teil meines Hutes 
wieder, konnte ihn aber in Ermangelung 
von Nähzeug nicht flicken, weshalb ich 
fQr diesen Tag meinen Kopf mit einem 
Taschentuche bedecken mufste. 

Beim westlichen Gipfel des Chichigalpa- 
vulkans (1380 m) traf ich wieder mit 
Dr. Mierisch und unseren Leuten zusam- 
men. Wir hielten hier eine kurze Rast und 



bemerkten in N 1 .'»• W einen Vulkan 
^^^^^ (Cerro delObrajo), der dem Nordhange 
^^^^^^k des Viejo aufgesetzt ist und undeut- 
^^^I^^^H liehe Spuren eines Riogwallos zeigt; 

^^^»I^^H seine Höhe mag 1000 m Übersteigen. 
- ■ In der Einsenkung zwischen dem 

Obraje und dem Viejo bemerkt man 
einen kleinen pnraiiitiachen Vulkan, 
de.M.ien absolute Höhe kaum mehr als 
(iO m betragen durfte. Wir folgten 
nun einem langgestreckten Grat in 
westlicher Richtung bis zu der tiefen 
Einsenkung (Callejon de Apa.itepcque 
10410 m), welche den Vulkan Chichig- 
alpa vom Viejo trennt. Nachdem 
wir unser Mittagsmahl eingenommen, 
begannen wir darauf den steilen Kegel 
d<>K letzteren zu erklettern, der von 
zahlreichen tiefen, radialen Uarrancos 
durchzogen ist; an den steilen seit- 
lichen Wänden dieser Schluchten 
bemerkten wir einige unlwdeatende 
neue .Abrutsche von Gesteiusmaterial. 
Da die I.apilli und Homben, welche 
hier den Vulkankcgel bedecken, ziem- 
lich fest verkittet sind, bot der .\nstieg keine besonderen 
Schwierigkeiten. In 1 635 m Höhe erreichten wir die 
tiefste westliche Einsenkung der Kraterumwallung des 
Viejo und sahen vor uns einen zweiten ans Lapilli auf- 
gebauten, mit spärlichen, armseligen Kiefern bestandenen 
Eruptionskegcl, der etwas excentrisch eich im Innern des 
Viejokraters gebildet bat ; das gekrümmte Thal, welches 
sich zwischen den Gehängen des Inuenkegels und dem 
Abfall der Aufsercn grolsen Kraterumwallung befindet, 
ist fast vollständig von einem Lavastrome ausgefüllt. 

Nahe unserem Standpunkte beobachteten wir Fuma- 
rolen, denen schwache liauchsänlen entströmten (Tem- 
peratur -|- 6H,0* ('.). Wir stiegen nun nach dem 
Kraterboden ab (wobei mein Thermometer einen Stöfs 
erlitt nnd Schaden nahm, so dafs die folgenden Tem- 
peraturen nicht mehr als genau anzusehen sind, sondern, 
wie spfttere Vernurhe zeigten, auf etwa 1" unsicher 
sind). Die südliche ümwallnngswand des Ilauptkraters 
fällt in steilen Felswänden ab und hier bat ein Herr 




Kirch« San Antonio von Cliinnnilo^ nach dorn Erdt>el>en. 
Aufnahme von Dr. Bruno Mierisoh. 



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Dr. Karl Sapper: Dat iiioaragaeD«i$ohc Krdbeben v. 20. April 1808 u. d. Maribiot-Vulkanc. 225 



aus S. Antonio einmal ein Stück Kalkstein gefunden, 
was darauf schliefsen lälst, dafs unterhalb dos gegen- 
wärtigen VulkaukegeU noch Kalksteine anstehen, wie 
solche an der pacißschen Kflste Nicaraguas bei S. Rafael ge- 
fanden werden. In 15!)0 m orreicliten wir das Ende 
des oben erwähnten Lavastromes und damit den kleinen 
noch vorhandenen Hest des ursprünglichen ebenen 
Kraterbodeus , auf welchen übrigens kürzlich (offenbar 
infolge des Erdbebens) zahlreiche mächtige Gesteins- 
blöcke Tou den steilen Kraterwüudeu herabgefallen sind. 
Nun erstiegen wir die Umwallung des inneren Eruptiona- 
kegels (II) und bemerkten, dafs in seiner Mitte ein dritter 
kleiner Eruptionskegel (I) sich gebildet hat und dafs uro 
dessen Aufsenseite herum sich ein Layafeld ausbreitet, 
das den sichelfüruiigon Kraterboden von II einnimmt; 
an mehreren Stellen des liavafeldes erheben sich leicht« 
Wasserdampfsüulen und an einer Stolle südlich vom 
innersten Kegel beobachteten wir ein etwa 20 m langes, 
ovales, ca. 3 ra tiefes Einsturzloch , an dessen Südrande 
schwache Fumarolen sich befinden (-|- 48" C). Wir 
besuchten nun den innersten Miniaturkugel, dessen Um- 
wallung sich nur etwa 25 m über den ovalen, etwa 
25 m langen, in 1()25 m Höhe befindlichen Kraterboden 
erhebt; die Längsachse des kleinen Kraters geht von 
SSW nach NNO; dem östlichen und südlichen Teile 
der Umwallung entströmen an vielen Stellen leichte 
Dampfwölkchen (Temperatur -1- t*"' C). Der nörd- 
liche Teil der Kratenimwallung lehnt sich so eng an 
die Innenböschung des Kraters II an, dafs er mit ihr 
eins wird. 

Indem wir vom innersten Kraterboden zam Uipfel 
der Umwallung II (l4i9U m) aufstiegen, passierten wir 
in I65f> m einige schwache Fumarolen; östlich davon 
befinden sich einige weitere Dampfexhalationen. Dem 
Wasserdampf scheint nirgends im Viejokrater Schwefel- 
wasserstoff oder schweflige Sture beigemengt zu sein. 

In 17.30 m Höhe erreichten wir die Schneide der 
Sufsersten Kmterumwallung und folgten derselben bis 
zum Gipfel (I8ü5m, nach der trigonometrischen Be- 
stimmung der interkontinentalen Eiscnbahnkommission 
1780m). In 1760m Höhe erreichten wir einen kleinen 
Vorsprang, bei welchem sich sowohl auf der Innen - als 
der Aufsenseite der UmwaUung einige frische ansehn- 
liche Spalten befanden ; von dieser Stelle sind zahlreiche 
Gesteinsblücke znr Tiefe gestürzt. 

Die Aussicht vom Gipfel des Viejo (der bei den An- 
wohnern meist Voloan de Cbinandega genannt wird) ist 
sehr grofsartig und schön ; man überblickt den ganzen 
westlichen Teil von Nicaragua und erhAlt ein instruk- 
tives Bild der vulkanischoti Erscheinungen der Gegend. 
Anfser den oben beschriebenen Vulkanen der Maribiog- 
gruppo erblickt man im Westen den letzten Vertreter 
derselben, den Chooco, an dessen nördlichem Fufse sich 
zwei kleine Vulkankegelchen erheben. Weiter westlich 
sieht man ein kleines Gebirge zu etwa 150 m aas der 
waldbedeckten Ebene aufragen. Dasselbe besteht ans 
jungcruptivon Gesteinen, wie ich im Jahre 1897 fest- 
gestellt habe. Noch weiter westlich auf der ftafsersten 
Spitze Nicaraguas erhebt sich der flache abgeütutzt« 
Kegel des Coseguina, dessen Ausbruch vom Jahre I H'i.j 
weltberühmt geworden ist. Im Nordwesten erblickt 
man ein von zahlreichen Wasserbändern netzartig durch- 
zogenes Tiefland und im Norden befindet sich am 
Fufse des Viejo, zur Seite eines grofseu I.avastromcs, 
der kleine See von Moyotepe, in dessen Nachbarschaft 
heifse Quellen entHpringen sollen. Ein andurcr mächtiger 
Lavastrom befindet sich am Südfufse des Viejo. 

Um 5 Uhr abends traten wir den .Abstieg an; voran 
ging Dr. Mierisch, dann folgte ich mit meinen Indianern, 




Kirche von Gaailalape in Cliinandeg«. 
Aufnahme von Dr. D. Mierisch. 



und hinterdrein 
kam wie gewöhn- 
lich unser , Füh- 
rer" nach. In 
1110 ro Höhe be- 
merkten wir eine 
Anzahl grofser 
Spalten , die teil.i 
radial , teils un- 
gefähr konzen- 
trisch mit dem 
Vulkan verliefen 
und läng» deren 
an vielen Stellen 
des Erdreichs mit 
Huschen und Bäu- 
men in die Uar- 

rancos abge- 
rutscht waren ; 
andere Spalten 
klafTton bis 
1 Fufs ausein- 
ander. Obgleich 
die Spaltenbil- 
dung durch den 
lockeren I^pilli- 

nntergmnd wesentlich erleichtert worden ist, so sind wir 
doch der Ansicht, dafs diese merkwürdige Erscheinung 
nicht blofs eine Folge des Erdbebens sein könne, da wir 
sonst nirgend.s trotz ähnlich günstiger Verhjiltnisse an den 
Illingen der Vulkane derartige Spaltensysteme beobachtet 
hatten. Das Net2:werk der Spalten reichte mit ollm&h-' 
lieh abnehmender Frequenz der Risse bis zur Höhe von 
8!>0 m über dem Meere herab. 

Mit Einbruch der Nacht erreichten wir in 680 m 
Höhe die KalTeopflanzung des I)r. Rojas und erstiegen 
von hieraus am folgenden Tage den Vulkan El Chonco, 
eine Besteigung, welche wegen des dichten Unterholzes, 
wegen der drückenden Hitze und wegen einer kleinen 
Felskletteq)artie ziemlich beschwerlich war. Der Gipfel- 
krater mag etwa 500 m Durchmesser besitzen ; der 
höchste Punkt der Umwallung befindet sich auf der 
Nordseite (1125 m); der tiefst« Punkt deraelben im 
Südwesten ; der Kraterboden mag etwa 50 m unt«r dem 
höchsten Gipfel des Berges liegen. Auf der Westab- 
dachung des Berges sahen wir in etwa 700 m einen 
ziemlich wohlerhaltenen parasitischen Vulkan (La Teta). 

Am 18. Mai ritten wir nach Cbinandega zurück, wo 
man während unserer Abwesenheit zwei ErderschQtte- 
rungen beobachtet hatte, nümlich am 15. Mai 1** a m 
(s. oben) und am 17. Mai 11'' a m. Anfserdem erztthlt« 
man uns, dafs im Jahre 1885 ein schweres Erdl>eben 
die Stadt heimgesucht hatte und dafs am l'J. Nov. 1894 
zwischen 10 und 11'' pm zwei noch heftigere Stöfse 
sich ereignet hatten; bei letzterem Erdbeben hatte sich 
in der Einsenknng zwiRchen Chonco und Viejo, sowie 
am Abhänge der Caaitu je eine tiefe breite Spalte ge- 
bildet. 

Mit dem Abendzuge fuhren wir dann am selben Tage 
(18. Mai) nach Chichigalpa, wo man an diesem Tage 
um 11'' am und um -l'' pm leichte ErdstöfRe beobachtet 
hatte. In der Nacht vom Ir*. auf 19. Mai setzte die 
Hegenzeit mit aller Macht ein , so dafs eine weitere Be- 
gehung der Vulkane ausgeschlossen erschien, ja dafs 
wir bei der Heimfahrt nach Masaya (19. Mai) kaum 
den Fufs der Hergu zu Gesicht bekamen. Eine Fort- 
setzung der Vulkanuntersuchangcn erschien ans auch 
schon aus dem (irunde unnötig, aln wir zu der Über- 
zeugung gekommen waren, dafs das Erdbeben vom 

i^iyui^uj Ly Google 



23ß 



2r>. April au{ keiuu A uritruiii; cit;cnllicli Talkanisclicr 
Tiiiltitlkeit zurückgeführt wcnlcn könne und düfK uuch 
k«in Tulkaniscber Ausliruch uumittolbur bcvur^itulie. 
Dvr Tvlkan Telica hatte zwar Sparen einer nenerdingg 
bifMuman Stoiganiug d«r TBlkaniwihmi Th&tigkait «• 
Migt, «W «■ liegt maS dar VaaA (naA 1fal!qi»lM dar 
Stolkrichtung), dsfe er nicht die üraMhe dee Efdbeb«Di 
g«weaen «ein kann nnd der Homotombo seigte in dieser 
Zeit keine Steigerung der ThÄtigkeit, eher oine Abnahme 
derselben, denn Dr. Mieriach hutte iiocli inj Jahre l.S9(i 
suweilen bei Ninht l eui rsctiein nbpr dem Gipfel des 
Vulkaoa wahrgenoiumau, was jetzt nicht mehr Tor- 
kommt Avieerdem spriebt die »of dem ganzen Er- 
MhttttarBiigegebiete (wie ea aaheiat) atAttgehabte oet- 
weetKeb« WeUanbewegnag oiit aller Baettnntlidt gegen 
die Annahme eines rulkanischen (centralen) Bebens. 
Freilich sind die Mitteilungen von den meisten Ort- 
schaften so vftge gewesen, dafs die Spekulation über 
die Natur des Erdbebens aehr iTschweri ist; Ton Cata- 
rina bei Masaya, von Managua, Leon, Telica und Ama- 
PaIa aber atekt die oatweetliobe Stobriohtang fiaat Di« 



.Gipfelregion des Vulcans Et Viejo 

entw. Ton Or.CSappu- 1898. 




ZattaiunbeB diAuiem Baeh den ita«tm>»—«iiinj« >ktfii 
bei manchen Orten am 40 Minuten, waa awba t Tar aU tod- 

lich durch den Mango! richtig geheudor Uhren hervor- 
ger\iri'n worden ist, wodurch es aber uns nicht einmal 
möglich wiwdei den gaBMaa Zaitponkt dea Bebau an 

erfahren. 

Während man ab sicher nmelimii duf, da& im 
gröCrten Teile dea Enehftttenuifagiabielaa eine oetwaat- 
Uelw bacw. waaMatüeii e fiebtang dar Erdaehwingnngen 
betraabt» gingaa danaelben in Chinandega und den be- 
naobbarisn Ortsebaften eine Anzahl heftiger, Ton unten 
nach oben wirkendir Stra'ao voraus, welch'- a bor trotz 
der vertikalen Kumpoueute noch die Richtung Ton 
Norden nach Süden erkennen liefsen. Diese ThutKachc 
hat uns eu der Übeneognng gebracht, dafs man ea bei 
d«n nkarsgneoaischen Erdbeben vom 2'.<. April 18<.iS 
nh nrei Eiaaelbabao ao tbnn bat, einem Igkalen, 
d*a nl die Gegend von CMnandega beeebrlnkt Uieb 
and eiMiBa allgemeirjen . Jas durch das erste raagalOat 
wnrde nnd ohm- il.is i ik^l'' Bi bc-n wohl erat etwas aptter 
nm Ausbruch grlunii.L.eM wiue. 

Da unter den Ortschaften, welche sowohl das nord* 



südlich gerichtete, als auch Jus uitwestiich gerichleto 
Beben verspürt haben (rliin.Hndega, Kl \ iejo, Chichigiilpa, 
S. Antonio), nur Chiuuudega grofsen Schaden gelitten 
bat, so muia man annehmen, dafs es nahe dem EpioeB* 
tmaa basw. dar Sekatterliaie aieh befindet S» nu 
fenier CUiwadags vnmitt«tb«r «af der TecUadnaga^ie 
jener beiden Orte eich befindet, wo aidi apontene Erd- 
spalten gebildet haben (nimlieh dem oben erwihnten 
Spsltennetze «ni Wt.-.thA]ip.' iK h Viejo. /wischen 890 
und IlOUm Höhe und dir tiseubuhustaliun Amaya, wo 
mehrere Spalten sich parallel und iju, r der Bahnlinie bil- 
deten), so glauben wir annehmen zu dürfen, dafs das 
Lokalbeben durch eine Dislokation längs einer vom 
Weathange dee Vi^ anch Sikdweiten atretehendea Spall* 
erfolgte, die wir Ar ein* 8ait«B*p*It* dar Taiknabsapt» 
spalte halten, weil das grofse Spaltennetz am Yiejo 
auf der Verbindungslinie Viejo-Chonco sich befindet. 

Das allgemeine ostwestlich geri< htete liebuu hnlu-u 
wir gleichfalls für ein tektonischos Heben, beryorgemfen 
durch die Dislokation lings irgendeiner pr&existiareadeB 
Spalte, welche möglicherweise in der Mibe VOtt LaOB 
oder unter Leon yerlaufen dürfte, da in MaaBBlar 
Stadt di* Wir^ Tff g (aiabt Vhtr rl rwlirtf, in n B iw aadi 
ralstiT) am aHrkitea war und da daedbit aach Ißt- 

teilung eines Beobachter» auch eine Anz.^hl succe.saori- 
scher Stöfs« ver.spQrt wurden (die al>er nicht iiurdsüd- 
licli gerii'hto' gcweafu nein können, wie in ("hin.'uidcg.i, 
da die eingestürzten Mauern fast alle anf ostwestliche 
Bewegung der Erdrinde deuten). Welcher Art und 
welahw Ktahtaag diaaa Spalt* iai, wiaan wir akht, da 
alle lobaran Aamdobaa AAr Mdaa. 

Indem wir geneigt sind, die beiden Erdbalxn auf 
tektonische Vnrgänge (Dislokation) nrflebsnflibren, 
sehen wir uns durch die geologische Beschaffenheit der 
ganzen Gegend in unserer Ansicht beatftrkt; denn ob- 
gleich der Mangel sediuient&rer Schichtgesteine und die 
tiefe Bedeckung weiter Uebiete mit lockeren vulkanisohen 
Auiwftrfliagaa den Nachweis von Verwerfungen sehr 
eraebwwen, a* aind doch sowohl Dr. Mieriaah ala aaaib 
ieb in dar Obeneugung geUngt, dafk di« Sierra tob 
Masaja nnd Managua uritprünglich zum Derglande Ton 
Matagalpa gehörte und erst später durch etliche 
parallele Verwerfungalinien getrennt wurde; dif 7wl.=ichen 
den parallelen Verwerftingen in die Tiefe gesunkene 
Erd.schoUe wird im Nurdwostan dnreh die Fnnaaaalul. 
im Südosten durch den Managaa* and Nicarignaaa* 
charakterisiert Inmitten diaaa* OrabeobntdMa bat aieb 
dann apUar Ober «aar naaan aabezu parallelen, «twaa 
alldw*stUcb von der Hittelachae gelegenen Spalte die 
Hauptrcihe der nicarBgm-nniHchen Vulkane < rhiili< i). In 
einem derartig von Spalten durchzogenen Gebiete, daü 
die Grundzüge seiner jetzigen (ie.italtung jedenfalls erst 
in geologisch junger Vorzeit erhalten hat, sind tektonische 
Beben mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu erwarten. 
£in Beweia fflr unaere Aaaieht lAlet eich aai dem apir» 
Hcibaa ane vorliegendea Hatarial aidit gewianea. 

Von grofsem Interesse war es, zu sehen, welch Ter- 
sobiedenartigen Grad des Widerstandes die einzelnen 
Hansbauarten dem Krdbeben entgegengestellt haben : 
die Holzhiluser haben gar nicht gelitten: auch die mit 
einer Art Fachwerk (Pfeiler und Fleclitwerk) gesicherten 
Lehmhütten haben gut widerstanden; nur inCbiaandcga 
haben einige wenige dieser Hftnaer Bebadea gelittaa. 
Sehlechtara Reaultata gah*a aolid* Stsiamanata; in Laoa 
hat die Kathedrale aahlreiche bedeutende Biiee be- 
komiiii n und in Chinandega iat der Turm der Kirche 
von iiiiadalupo so sehr von lüs.sen durchzngtn worden, 
dafs raan ihn ubtriigMi inul!!! ■. (l:inz schlecht aber 
liaben sich die AUobehäuser bew&brt, die in ganz 

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Mittelamerika in grofser Zabl su ti'ttifeti «ind, deuu »Ile ! 
vOUig eiugestQrzton oder schwer beschädigten I^rirat- 
hftoaer Ton Cbinandega und Leon waren au Adobe 
(LnfUiegelu) erbaut Das erwähnte Material g«Wllint 
Blta in Mitfei arneriltt in dar Wdi«, dAb min nasien, 
etwu (auLÜgeii Thon knetet, rar ErbSbnng der Zähig- 
keit mit Gran lin Guatfinalii nieliit mit Klefernadfiii) 
Tennisch t , dauu in virdfso zicgL-Ifönuigc Funiieii füllt i 
und an der Luft trorknpt. .Ih iisfli der lietcljaffenlieit 
de« Thonea sind natürlich auch die Eigeiiiic'linl'ti'u der 
Adobw vien«U«d«n; m «ditiot aber, als nh dir Adobes 
TOB LooB vaA mmwitliiili tob GhiBBiidag» bMou4«ni 
mürbe and aorbveeUieb mrMi. woA dt/jcUiordetSdmdsa 
ia diMHi SUdlni oin «> badaateBdiar war. EImb ioIit 



instruktiven Anblick bot die Kirche Ton S. Antonio in 
Chinandega dar: die aus sandsteinähnlichuin Tuff (Tal- 
petAte) erbaute östliobe Hilft« dar Wand blieb stehen, 
während di« wesÜichaB • BBS Adoba «rbauteo Teile der- 
selbea TolIrtKBdig anOTBWiBililiBUii. ABgaaiobtaaoldwr 
TbataaebeB mntk man mb mmdem, dalk die BemAner 
dprvon zaliV l ii 'ir-n I'rdbelien lirlnißesuehlen Ortsrliaflen 
detiuocli imuicr wiuder zu den Adcilioi! zurückgreifen 
und es wäre zn wiinsclien, dafH die Ilegierung von 
Nicaragua durch geüet2gebi^ri!<cLe Mal':sregehi su ge- 
eigneteren Ilauskonstruktionen zwingen würde, denn e» 
■taht m boflan, daüt dann der Sobadaa afiAtanr Eid» 
babau ja dita«B GabSalw »Bf «k lliniBiaiH baaohifaki 



Die Samoaner und 

Von Dr. R. 

Wiadar atsmal aind die aohSaaB SaaioaiBBaln in den | 

Vordergnnid dei SüratlldieB iBtareaaee vmi polititeber, | 

wenig erquickllrher Jjörterungen gedrRngf wnrdeii. An 
Krieg und innere Reibereien aind diu Bewohner der , 
korallenuuigQrtett n. in die nnendlichen Wassermassen I 
des Stillen Ocefttis gebetteten Eilande bereits gewöhnt; 
denn so lange die rivaliRierenden Hestrebungen der drei 
Grofimiohte , Deutschlaad , England aad Amarik» atif 
die Organisation «nd die Politik dar ISagaborenaB ain- 
vifkaOf ao lange ist derFried^n Ton den Inseln geflohen 
ond itindige Bürgerkriege zerrOtten den Wohlstand 
und die gesellachaftliche Ordnung sowohl unter den I 
Samoanern gellist wie auch den Aaniedlern. Kina llaxipt- 
befriedigung finden die sich befehdenden Pnrteieu der 
Einprfboreneu in der Zerstömng der Aasiedelaogen und 
Verwüstung der Pflanzungen, die Häuser werden yer- 
brannt, die Brotfitvobtblnma gariogalti das heifst die 
leÜende Kada nnterbrocban, £e Palmea umgeBchlagen 
nad Bananen- und Taropflansungen geplündert. 

Zur Anle^nng nener Kulturen fehlt Ruhe und Sicher- 
heit, und so 1 1- :ilit nun seit langen Zeiten büBunders 
in Oegendeu , wo Hich gröfsere Trupps Ton Kriegern | 
samt ihrem Trofs niedergelassen haben, bald Mangel an 
geeigneten Nahrungsmitteln. Der Not gehorchend, 
aidbt dem eigenen Triebe — denn der Samoaner ist von 
Natwr abrlioh and ehrt daa fretade Kigentum — wende- 
ten aie eieh firltber an diedentaebenPflansungsTerwalter, | 
die, die Notwendigkeit uuJ Jen Vorteil gütlicher Einigung 
meist anerkennend, auch bis zu einem gewis£«u Mafiie 
Hrotfrüchlo und Hauauen bcwilligtsn. Allmählich aber 
wuchs der Mangel und mit ihm die Demoralisierung der 
hungrigen Krieger, und sie bagallgleB sich nicht mehr 
mit dm Uwea geatattatan Batioatili Nadem begaaBon 
SB atahlea, aiehl aar BroUrtahta BodBaBaBaa, aondarB 
bald auch Goeoan&sse. Dan Tarwaliani der daatschen 
Pflansungen blieb, nachdem sie ihren penSnlieben Ein- 
flufa erKcliöpft hatten, nicbts übrig, als erfolglose He- 
»chwerden an die Tyeitnni.' der deutschen Handels- und 
Platitagengeaellscbult oder das deutsche Konsulat oder 
den König u. s. w. sn senden und um Abhülfe and 
SdintB zu bitten , sich dann aber , nachdem ihnea ab 
Atttnrort and Troat driagead amjrfoUaB worden war, 
alla BalberaioB vad ematliehaB KoalBltte aorgfultig zu 
vermeiden, den Arger IiinabzuBchlnckeD und nHigliehfd 
die Gegenden zu meiden, wo die Samoaner die J'rücbte 
mülievüUur Arbeit ernteten. Was die Herren in dieser 
Entsagung und Selbstbeherrschung vermüubten, das er- i 
tragaa ihre schwanen, weniger der SelbstbeberrBc-hung I 
fidi%«a Arbeiter oft nicht, und nicht saiten mufste der [ 



die Kokospalme. 

»ineoke. 

Verwalter aeiae aiftigen und ptUchtbawofataa Unter» 
gebenen Tor ABaaehraitaagaa gegen ateiUaBda S a toaa a r 

zurfickhalten und Oababta dar^ Uifttkflfligaa Ein- 
schreiten beenden. 

In dieser Weise hatten umi haben nur die Deut- 
schen, und «war die deuieclio Flantsgengesellschaft, 
unter den dauernden Unruhen und atafig wachsenden 
Feindseligkeiten an leiden ; denn nnr aie beaitst woU- 
angelegte Bad gap6agte Pflananngen und abgeaebaa 
von den ftaaBSabahaa MimnBBini baban »«r Daat- 
sche ein Tardianak an der Eraebliafanng dea 
Bodens und thatsftchl icher Kulturarbeit. 
Die Engländer und Amerikiwier «ind einsehliefHlich de.s 
gruf-^ten Teiles ihrer Missionare nur Il.indler, die Be- 
dürfnitisu bei den Eingeborenen küostlich zu erwecken 
suchen, um sie daaa inadar TorlainMAaBaHaBBlaBBaad 
BB befriedigen. 

BaaBaaitstom dardantaalMB Haadafai'BndPlanitagaiB» 
gesellschaft umfafat rund 30000 ha. Die BesitzverbilV 
nisse sind nach langen, verzAgerteo, oft unterbrochenen 
Arbeiten der sogenannten I.andkoniiniasion endbch 189 J 
geregelt worden. Jüdtt der drei VerUug^njitchte hatte 
einen Kommissar ernannt Amerikaniacheä Mitglied 
war zuletzt der nachherige amerikaniaoba Generalkonsul, 
gegenwärtig vielgenannnte Oberriabtar (^ambers. Die 
Ergebaiaaa diaaer BaailiMgefauMaiB wana elwBao iBtar* 
eaaant wie diaratcterlatlaeb. von den dentaebeB An* 

Hiirürben wurden rund 5C Prozent als berechtigt, daa heifjit 
durch gültige Kaufverträge erworben, anerkannt, Voa 
den aiuerikauischeu Furderungen wurden hingegen nur 
sieben Prozent (8UÜ0 ha) und von englischen gar nur 
drei Prozent (13 200 ha) anerkannt. Von englischer Seite 
waren etwa 19600 ba mehr gefordert ala aberhaopt 
vorliaato waraali 

7ehn Prozent dea der deataehen Haadda- aad HaB- 
tiigengesellsohaft gehSrenden Areals, mnd SOOOba, ataben 
unter auugezeichneter Kultur. Etwa '/j davon sind 
üppig tragende Kokospalroen-Pflanzunijen. Aalser der 
Kokospalme wird haupt«üchlirh Kaffee, Kakao und Mani- 
hot gebaut. Als Vorpflanze, gewissermafMiD Vorarbeite- 
rin Bad gleichzeitig Scbiitz der jungen Palmen lieferten 
bin Tor aiaigaa Jabran BaamvoUatandan gnta Ertilge 
baster QualltKt Dieae KnHar iat, da mit Baekaniht aaf 
die fortdauernden Unruhen und die politische Unsicher- 
heit ^eit Julireu keine weiteren Gebiet« urbar gemacht 
worden sind, aus dem rflftuzungslietriebe ausgeschieden. 
Aus der gleichen Ursache konnte die Zahl der fremden 
Arbeiter, welche mit dreijährigem Kontrakt hauptsäch- 
lich TOB dea SaloBoa»- and ÜUbertinaaln angeworben 

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Dr. Reineek«: Die Ssnomer und di« Kokoii>«Ine. 



worden, von Juuo in »uf ruiid 600 reduziert 

werden. Auf dem zumeist mit saflif^en ÜMt 
Kraut badeektan Bodan dar Palmaapflaniangan 
grofe IUadw)iard«B («tWB 3000 ftUiok)i lowi« Pfitrde 
und Eael} laMw* «ItTMgar dar «tngamDmaltaiiKaikos- 
nnsse. 

pLii wfsentliLliKton I liiti'li'laart ikf! für Sanicia, wie 
l'ur alle luaelu dei Stilka UcuKUb bildet auch gegen- 
wärtig noch die Kopra, der getrocknete hohle Kern 
dar Kokoanojli. Fftr dia Eingaboranan wira aio Laban 
ohii« KtAoipalneB via ain S^daclüff olioa Ifaatan, ain 
Outaa obsa Blnman. Dia KdnapaJaM biUat dan Kam 
ihrar LabansbednrfniaBe and jetzt ancli «1« Eandals- 
ware die Quelle für die Befriedip-in^jj m(i(lerr.r r WflnBche. 

Überall , wo dia Kükospaliutt lu ^iueuk Laude, von 
NntarrOlkern bewohnt, die nötigen Elxistenzbedingungen 
gafonden hat, ist aia, wie andb biar, mit dan Labwia- 
twhIltniBian der Bngeborenan anf du inoigata ▼er' 
kattpft Sngtn md OabrAnioba bawattaa üina Wart 
und praiaan diaaan nalbeanageaan Baiehattar daa 
^»penttilrtelB. 

Auch in temen Landen, wo man diesen edlen Uaum 
nur AUis Warmhftusern, Abbildungen und Schilderungen 
kennt, uwschliefst sein Name allein einen weiten King 
»agenbaftcr, abenteuerlicher Yoratallungen, ao dafa man 
iioh ein reobtea Trofienlnld kinni ohne Kokoaiiiahnan 
dankan kann. 

Wenn unsere heimatlichen Arisclianiingen auch nicht 
völlig mit dem wahren liilde uberoiustimtnen nnd in 
muiirlujr Huzioliuiij,' zu schmeichelhaft für ilfu uiIIrh 
KüttenUewohner koraiteniimgarteter Ingeln , nieerum- 
rausehter Küntongebictc auafallon, so liegt darin doch 
keine Yaranlaaanng, die aohwftnneriaohen SohildaraqgaD 
nnd vailoolnBdan AbbQdmgw. dufarttlH tob Be- 
suchern dieser paradiesischen Gegendan, in aia tweifel- 
haftes Licht zu stellen. 

Die Kokospalme ist und blt-Hit , wli nicht allein 
nuftritt, sweifellos ein Ilauptfaktor eigeuartigi.'r land- 
wirtschafUichcr Schönheit der Tropenküiden , an die sie 
auf Grand ihrer LebenibedOrfDine gebunden iat; denn 
sie bratMkt tu Orem Oadeiben Seebriie. — Ein Stflok 
KDale oder Landschaft flberhaupt, von tropischem ßuscli 
bedeckt, ist keineswegs immer eigenartig oder malerisch 
Bcliön. Hilgen aUcr üIilt (lln(>t.'u dunkel sattgrOneo Grund 
des Jiitde^ eiuige Kokospalmen mit ihren eleganten 
hellgrünen Kronen empur, dann ivt ein Moti? för den 
Pinaal gegeben nnd das Auge empfindet wohltbaeD<l 
dao Bindruck eines harmonischen /usammeilwidnnB der 
Matnri So idiAn nun als Landsohaftaarglnsnag, lo 
Ade und langwaOand fBr Ange und Gemflt wird die 
Kuki)>|ialmo , sobald <lli' rüi'ksiclitslofc-c Kultur ihr den 
laudcLigen Unterfrrnnd vn-woigert uiul f-ic- aus 'lui- idealen 
L'nordnunp in v'finii'trisriur licilicn /win^t. Darin 
teilt sie Tdiiig das Schicksal ihrer ursprünglichen 
I.andesbewohner nnd Nutzntelser. Auch deren natür- 
liche Anmut und aiganartiga ScbAnlieit «chwindct er- 
achrackand achnell dahin, wenn aie der erbarmungsloHO 
Pinsel der Civili»ation berührt und sie mit powinn- 
sücbtigen schillernden Motiven aus ilein ;il1<ri Lilna 
lu-'nur-ri'if? t und nach niMiloriicn Kiilti;riHisrliiini;npfi; 

ZU veredeln sucht. SelbstsUciitige Civilisatiuu künipft 
laidaiF kflnlg unter dem Panier der christlichen Nächsten- 
liebe gegen nrwilchaige Schönheit und Moral; denn dafa 
da« Ubergewiebi der letataren imner nnf soiten der 
GiTiliaation liegt, wird maneber, der unter Kokospalmen 
gewandelt und mit unbefangenem Auge genossen bat, 

betWritVln. 

Genau wie die Palme, die ihrer nrtiprüuglichen Um- 
gelnuig, ihiwn amlariaeb avforderiichan Uataigrund ant* 



fiiMn, an idealem Werteitibüfst, so verliert d^r Snmoaner 
daato mdbr an seinen guten Eigenschaften und Tradt- 
tioaen, je inalur er mit der CinUntion in Bartthrapg 
kommt. Die Tancblaganeten, laeterhaftaatan Eingebore- 
nen sind die Bewohner iler Yerkehrsmetropole Satnoas 
und der umliep^^uilon Ortf.c:li,-iftPTi. Wi« das ganze 
Loben der Samoaner, ihre Sitten und (iebräuclie mit 
der Koko&paluic (tiiu; verwachsen sind, lehrt aoi besten 
ein lilick in das samoanische Wörterbuch von Pratt, 
das Tollkommenate, daa biaher gaachaffan iat. Da be- 
gegnet nne ein« gans anvailiiltnimlfaige SEabl von 
Worten, dia auf irgend einen Teil der Paine Besag 
haben oder in Beziehung zu derselben und der liebena» 

weisp der F.intreborenen .Rtelipn. l)ie l[iic-IiKRhiit7.ung 
und henrorrageudc: UuLie dar KokoypuluiC tiudct uiuun 
liesondera poesievollen Ausdruck in der samoanischen 
Sage aber die fiotatebung der Palme, die ich hier nicht 
ia vOrtlleher Übertngnng, londem wie aia mtr ia «ia 
«enlg aa^gaadtailkltter Form, aber im Sinn* mmiiBdert, 
arsiUt warda, viedergebe. 

Wie die Kokosiiur>i iiacli Sanioa kam: 
In einer Oriscbaü auf L pulu lebtu Siua, die schöne 
Tochter eines hohen Häuptlings. Dieselbe ging einea 
Tages in die See, um su badpn. Dabpi fing sie einen 
kleinen Fisch und brachte ihn uuch Hauü zu ihren 
Eitwa. In Haue ovtsta aia ihn in eine Taao» (eine 
anfFOfaen «tebeade Sdiala, in welcher diaEava beraitat 
wird) und ri5llte dieselbe uiit Seewasser. Am uficlisten 
Mürtfpn fand sie zu ihrem g^fsten Krstannen, daln d«r 
Fiseli betr .Llitlieh j.N wachseu Und das (iefiiiB für ihn ZU 
klein geworden war. Sie setzte ihn in ein grufseres 
GcfiifH, aber auch dies erwies sich bald als nicht mehr 
binreiflhend, denn der Fiioh wneha nnd wnehannd bekam 
einen eigenartigen Kopf. Sin» euebte deabalb nach 
einem neuen Unterkommen und fand etwas landeinwärla 
ein grofses Wasserloch, Daiiin brachte sie den Fi.sch 
und verRorffte ihn jeden Tag mit l utter, dabei badete 
sie III dem Loch. Allmählich aber wurde der Fiaoh 
so grofs und sein Kopf so eigentümlich, dafs Sina Fnrdit 
vor ihm bekam. Da machte Sina einat eine Ungara 
▼erwaadteanlM ^«fanga). Ali die von denMlbea sa- • 
rückkehrta, sprang ihr der Fisch, der atcb sebr nach 
ihr geaehnt hatte, entgegen nnd suchte sich ihr an 
nähern nnd an ihr emporzuechnellen. Sina aber et^ 
schrak hiurübor und entwich ihm. Der Fisch Jedoch 
folgte ihr. So floh sie nach dem Dorfe, aus demselben 
weiter nach Osten bis ana Ende der Insel , von dort 
nach dem Westende; der Fisoh aber folgt« ihr. Da floh 
ai« nach der groben Intel 8ft?«H and xun die gaoae 
Insel herum. Stets aber glaubte sie den Fisch hinter 
sich zu sehen. Sie kehrte r.urü. k nach üpoln und tmf 
endlich abgezehrt and matt, vmi Jiin Verfolgungswahn 
gepeinipt, wieder in ihrem Ileimatsibirfr' ein. Da erfuhr 
sie, dafs der Fisch wieder in seinem alten Wasserloche aei. 
Sie bat ihre Verwandten , sie von dem Druck und der 
Angst zu befreien . nnd disee gingen »aa, nm dan Fiaeh 
r.a vergiften. Keeer erriet hti ihrem Anbli«jk sofort 
den Zweck iliren Kommens nnd ( r.'-chion nicht über- 
rascht, RPiidi rn erkliirte eicli liereit zu sterben. Bevor 
er .it/er das Gitt iinhni: jiab er den Männern lien Auf- 
trag, >iiui zu rufen, damit sie seinen ieUien Wunsch 
erfülle, l'ie Miknner thatcn, wie ihnen geheifsen, und 
Sina kam sofort mit ihnen anr&ck. Der Fisch, welcher 
inawisdiai Äw OlA geaommaa hatte, apraeb: Bisa. iA 
sterbe. Wenn ich tot bin , so nimm meinen Kopf nnd 
begrabe ihn bei deinem Hause. Ich habe dich stet« ge- 
liebt, du aber hast mir Liebe verweigert und mir »ogar 
einen Kufa versagt. Du sollst meine wahre Liebe nach 
mainau Toda erkitanain. Am meinem Kopie wird ein 

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Dr. Btlnaek« Ol« 8tmou«r and dt« Kokoipftlm«. 



Baum eraprieraen, und icb werde »uf demselben weiter 
leben, um mich dann von dir kaaaon au laaaen. Alle 
T«ik »bar bmumt iwiua Oottalt w«rd«a dir imd dainan 
LentaB nttdteh «ab. 

Danach atarb der Flach, nnd Sina that, wie er ihr 
geheifaen. Nach kurzer Friat aprofste »na der Stelle, 
wo aie den Kopf Toraichtig Uaerdigt hatte, eine grüne 
Spiiase hervor, die aich bald zu einem achönen lilatie 
entfaltete. Dieaem folgten weitere, und nachdem lich 
di« BMia ««rdioki hatte, wach« die Pilania empor au 
■iiiaiB Mhfiaaa Stamm« mit riaaigar BUtämiaa, cbum 
MAtm MM den BhttadMcla BlUno haraiia, aaa den- 
■allwD wvrSaii Unna Frlldit«, di« ateh stetig Ter> 
grßfaerten. — Ala Sina eines Tages von einer längeren 
Relae znrflekkebrte, fand nia die Früchts zu Kopfea- 
pröfsp herangewachsen und gebräunt. Begierig auf den 
Inhalt der «igentflmlichen Gebilde, Icletterte eio aelbat 
hinauf') und holte die gröfste der Früchte bernb. Nach 
Tielar Üftb« galang «a ihr. mit U&Ua aisaa oben snga- 
«pHatan, in dia IMe gaitaektea Stoekaa die lolkm 

fcFilfaserige Mnaso jibziirelfBen. Da kam der rundo Kern 
zum Vorscbeiii. Wie erstaunte sie, :ili« siu in deiusclben 
eine Ähnlichkeit mit dem (iesicht dem getöteten Fisrhea 
erkannte. In den drei Vcrliefuuguu (Kuiuluckeru) am 
«li{ganiDdaieii Ende fand aie den Mund nnd die beiden 
wahlaaaaii wiadar. Ala aia Tarmittalai «inaa SUkb- 
I Ftihmg derTartiaAng, «elolie den Mnad an- 
dasteta, berührte, öffnete aieli d«r Hmd, vad aa anti}uoll 
ihm ein milchiger Saft, den sie kostete. Da er ihr mun- 
dete, dräekte sie il ri ^ ^^:lItJ auf den des veruicintlichun 

Fiachea und sog, il>u kcts^end, iaa friscLeu, itiil«licben 
Saft, die Augen aber blieben geaohlosaen. So war der 
Hanptwnnseh des Fiscbea erfQlIt, und Sina kOfste noch 
o(i den Mund ihrea getöteteo Freundes. Sie lobte and 
nriaa daa Inkalt dar Nnlb ihren Tarwandtan, nnd dieao 
hattan intnriaeban die FmehteoluJe nnterroelit nnd ge- 
funden, dafa dieselbe eine anfaerordentlicb feete Faaer 
enthielt, die getrennt nnd gerpiniet ^ii-h au i gezeichnet 
zu FJindfaden und Stri> l • n . < rllechten licfBc. Da ge- 
dachte Sin« der Verbeifftung des Fische«, und aie prüften 
gemeinaam den vialaeitigen Wert dee gnnaen Trigera 
dar koatbuao Frucht und diaaa aalbat. Sie fandao bald, 
dalk dl« Wahraagung daa Fbehaa in allaa T«II«n daa 
Baumes bestätigt wurde. Sie ehrten den Baum sowohl 
ala einen wichtigen Nahrnngaspender, wie auch ala eine 
bald nnentbahrliehe Stütze ihrer praktiacheu Lebens- 
bedürfniaae, (Vergleiche nebenstehende Figuren.) 

Der lange der Zeraetaung widerstehende Stamm 
liefert infolge seiner Lftnge und gleichrntTsigen StArke 
wilIkoBm«n«8 llat«rial an Flnfsflbarbrfiekangen. Diese 
SaBoabrAdnOt moht f&r jeden Fremden gangbar, be- 
8t«b«n entweder aus einem einzigen, oder im Lnxtu- 
falle zwei nebeneinander liinlaufenden Koko^stilnjiuen, die 
entweder 10 bin 20 m lang von ain«ini bis zum anderen 
Ufer reichen , oder aber iu dem Fliiaac durch olien ge- 
gabelte Strelien, in die je ein Knde aweier sich fort- 
setzender Stnmuie eingreifen, verlftugert sind). 

Daa feato Uois daa Stanmea «igaet aioh nichai den 
Bogenamiten Eiaenkflsem, der Oaanarina, Af aaHa n. a, v. 
am licfden zu Spnzierstöcken, die oberen dünneren Enden 
de« Stammes »ind wortvoll für den TIausbfiu (Dach- 
bogen). 

Die alten, abaterbeaden Blftttaoheiden waren 
irflber ab AiiaUalaTalan (LaBdanaolnin) im Gabraaoh 



and dienen heute noch als Bindematerial und Filt«r bei 
Tanehiedenen h&naliehen Zwecken, ao %. E. bei Oewin- 
BBBg daa nÜBan Farbatofiea ^ga) ana dar Wnnal der 
Cniwuna longa. IXa vntaran Maahan Blattatial« 
eignen sich aufserordentlich als Tragholz fflr die 
Schulter, infolge ihrer glatten, abgerundeten Anfsen- 
flaclie, Das ifauzo Blatt gew&hrt den Samoanern beim 
Arbeiten in ihren l'llanzangen schnell Schutz gegen 
plötzlieha B aganachauer, gegen welche die Samoanar, 
trotsdem tob der Nlaae ihrer gaftlten Haut aar ««oig 
aabaftet, «abT «mpSndlieh aiad, da Oman di« KUt« «a- 
beqnem ist. 

IMe mit einem Streifen der Hittelrippe abgetrennten 
Fiedern werden in kQrsester Zeit zu unverwüstlichen 
Körben vcrtbichlen und dienen Zum Trauüpurt grulBcr 
Lasten von Vanisi. Taro, I>anauen und KokosnO.^^en aus 
den Pilastzungen nach der Küste. Die Faaer der Klatt- 
mittelrippe dient frisch als festes Bandmaterial. Die 
Mittalrippea dar Fiadanit tob den Spreitentailaa befreit. 
«ardaD na SataabeaaB oad aa HaaifclBBaa baBatati 
indan ai« ra MstaieB Zwaaka darab MaMchaahaara 




') Die Samoaner enteigen mäheloa eine Palme, indem 

»i» r'tcii (1<>ti Bast ciiidii llibiBfu» « in iliewr Wisis« nm ttcide 
1- I i: :' liuiiien uiiil dann die t'üfKe kjialt nn lien Uniuii ««• 
•eiscuü, sieb mittels des Bastbantl«* hinauf heben und *|iruug- 



Ober«* Knde mit den 
Keimporen. 



oder fein« Faaem nebeneinander gelegt nnd so beCtatigt 
weidaB. Dia ganaan Fiedem, raap. nur dia Sprattaa, 
Warden an rohen Matten. FAdiera nnd Efamatftaa 
flocbtea. Die trockenem Wedel dienaa «Ja Ftalnibi bai 
nächtUcbaiB Füai^Ang nad alaihtUeibaB UatacfcoUaagea 
im Freien. 

l Das wichtigste Produkt dea Baunies jedoch bleibt 
die Frucht in reifem und unreifem Zustande. Die 
Faaer der Fruchtschale liefert den Samoanern zunächst, 
wie schon erwAbat* daa Matarial la dem feataa Bind- 
faden (afa), womit tia ibn Btaaer ■naaraneofllgeB nnd 
festigen, Bi otö und Kanoes zusammennähen und über- 
haupt in äufFierst geschickter Weine die Bchuell ritdten- 
<len Nägel völlig ersetzen. Daraus flechten sie Seile 
zum Fang des Haifischee etc. Hie getrocknuteu alten 
Schalen dienen als Zunder beim Feueranmachen. Die 
anTarlalata Soaianaobala «izd aa Waaaerbehiltam ba- 
antat, tedem num daa aiaa Kriadodh daa aaagabildatea 
Eiulirvoit oder noch ein weitere« dtUfobbobrt, den Saft 
auslaufen und dan Endusperm sieh zersetsen l&fat. Dann 
wird venu'Ui- ' 1 leiner eingefüllter Steinchen daa In- 
nere durch SeewaHsrr geHäubert. durch die eine kleinere 
<){Inung ein Stfiek Bindfaden mit Hfllfe eines Ilolzkciles 
befestigt nnd daa andere Ende derselben Strippe ebenso 
in eine ander« gaalaberta Knie «ngesetzt. Die grobara 
„Mundöffnang" wild daaa aat iia«B Kork ana Baa^ 
atoff (siapo) TeraeUoeaea md fiaat ab Eia- baaw. 
AaafUlladi. Dia KalnwBalk aprbgt, wann richtig ga» 

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SM 



MiiBnbftrk«UiK*brio«lie bei imn K*ffaf 



aeUAgen, fut atola mit «iner glatten, ebaiMn FiSefce 
qaer »uf. Mftlt erhält nuf dipR« Weisf eine, oliere unJ 
«in« untere HSlfte der pnuzeii Schftlf. Die uut<Te resp. 
dorn Stamme zuf;ekehrfe enthält die Keimlöcher, wiih- 
rend die obere, etwas epitts äiulaufiE!ade, dicbt ist. Die 
von dem Endosperm befreit und anraen wie 
gMlnbert oad mit Kokoiöl poliert, dient d«D 
am «Ii THnlndttl* mMtall ah Bwhn Ar 
ihr HstidoiJgetfiiik, die ILxn, die ia aoleben schön 
potierten Si^alen kredenzt wird. Die innere FIftehe 
dieser Schalen (ipii) erh>;1' mit der y.uit , wie lulüh die 
Kavabowle, einen bl&uiiehweif« glüu2«udeu Überzug, 
dm die Kava absetzt. 

Infolge der rulkanisohen rormation der Ineeln giebt 
et weite FlAchen und DLstrikta, in denen Jede ober- 
iidiMh« Qoidls fshlt, nod mtnit «ler WMMiraMgel «eb 
aehr eBpftndßeb gdtend madien würde, wenn niiAft 

wiederum die Kokoapalint' dpm DiirBttiiduri »US der Not 
Leiten könnte. Dor Saft f'iner noch nicht yöllig aus- 
gewachacncn NuTm ist die Limuuade der Samoaner. 
Dieses etwas müchig getrObte, leicht sfifsliche Frucht- 
«Mser trinken die Eingeborenen in grofsen QuantitAten, 
VB duaeb die Nnia lu leraoUagen nad mit dem vor 
dam Anatrinhan dadcalMiig heransgaaeblagenen oberen 
SMok da« juga Endoepenoi hafMwraaebIlea und m 
eseen. IKee ■owobl wie der Saft iat glaiob woUaebmeekead 
und nahrhaft. Unter den sahireichen Varietäten von 
Palmen haben die Samoaner auch ihre bestimmten De- 
liktttcfBlieforanten sich auagoBuclit ; denn der Gescljrtiftck 
den Fruchtwassers und -tleiiches änd«<rt ah mit der 
Varietät, und die Eingeborenen als Freunde dc^ Süfsen 
wiblwi ram ftiacben Oennüi die Kokg«aa£ii welolie den 
aOJbeitan Saft anthUL Der Fremd« begeht einen IQft- 
gnü^ weaa er rieb dieser Geschmaeknchtnng anschliefst, 
inaofem er innen Durst löschen will ; denn natnrgemäfs 
ruft der reichere Zucker- uud Kleberi.'ehalt nur um so 
schneller wieder neuen Keuchtigkeitshedarf auf Zunge 
uud Gaumen hervor. Ftlr den Neuling sind Altere, fast 
reife Nüsse deahaib weit mehr xa empfebleu , und dem 
Safte derselben etwas Cognac beigemischt, wird dem 
Geadunaek und der Wirkong keinen Sefaaden thnn. 

Dm eigenlliehe Nabmngimittel liefert die rmfe Nnb 
in Cestatt der in den Handel kommenden Kopra. Das 
weiche Eudosperm wird mit vielem Geschick su den 



reraehiedensten Speisen verarbeitet, worunter einig» 
Kelbet für einen europftischen Gaumen recht schmack- 
haft Bind , Bu besonders ein sehr an einen Sshneanflanf 
erinnernde.'! Gericht, ^faiai" penanut 

Ferner ist der junge Keimling erwäbnesswert, 
denn sein i-eicher Zuckergehalt findet bei den Eingebore- 
nen ToUata Wflrdigang nnd kostet mnncber Fnität, die 
■neben mit einem ergr&neuden Sprafe die diebte Sohnle 
durchbrochen hat, das Leben. Das Öl spielt bei den 
Samoanem eine grofse Rolle, und auch dies entstammt 
der KokosDufs. Sie gewinnen es durch Zerüetzuiig de« 
EndospenuB, veruitiMhun dies Gärungsprodukt mit wohl- 
riechenden Snbstansen, wie den Blüten der Ylani;-Y]ang 
liefernden Cauangn odorata, Sngitbcckia, Hoja etc. und 
pressen e« dann durch eigenartige Mattenpressen aus. 
Damit Alan aie ibnn KAfpetr nad ihr Haar, bes anders 
■taric bri featüeben Odagenbeiten , Ua die Hanl gltnat 
und förmlich von dem Al trt''^ dufs dem Fremden 
die Lust zu näherer Berühruuii; luA ihnen viUiig »er- 
geht. 

Von der Frucht steigt die Verwendbarkeit der Palme 
noch weiter anfvirla su den jangsten Trieben, 
Herz der Krone. Die jflngste, noch r6}Mg 
Scheiden und BÜttem nmseUossene Krone (taala), Mtdl 
Palmenk^l genamit, obwohl «in aaltMaar Ganb in 
Friedenaaeiten, denn er koatet der Palme daa Leben, iat 
ebenfalls sehr schmackhaft und roh wie gekocht gleich 
genieftbar. Die Fremden verwenden diese «arten, ,j ugcud- 
licheii SjyroBse cur Salatbereitung und wie S|iArgel mit 
einer hoUftndiscben Sauce aufgetischt sehr gern für die 
Tafel 

Di« Qewinnnng daa Palmweina, «of TeraobiedaiMn 
anderen Inielgmppen aafar verbnital, iat den Sameaaem 

fremd; sie begnügen sich mit ibrem unschädlichen Na- 
tionalgetrftnk , der Kava, und dem ungegorenen Saft« 
der Nufs. Ihre ganze harmlose Veranlagung, die im 
Grunde genommen allen Erregungen und Aufwallungen 
des remperiitnentes im häuslichen und Verkuhr»leben 
abbold ist, macht sie überhaupt für alkoholische Ge- 
trilnke malir oder weniger unempfiinglich, wenn sie auch 
kainaawaga, arateiamal etwa« «n den aebarfim Oeaebaaek 
deraelbett gawttnt, adlebe mit fiitrdatung suradEweiaain, 
und schon , weil es bei den FrMDden Bcawib iati 
I einen Schluck Tenocben. 



Mannbarkeitsgebränehe bei den Kaffern. 



Im allgemeinen lind wir gut unterriebtet Aber die | 
Gebräuche, die bei der Mannbarkuitfierklärung der i 
KaffemjAnglinge stattfinden. Di« beifolgende Photo- 
graphie der für dieaon Fall aufgeputzten Burschen ist 
aber wohl die erate ihrer Art; sie ist einem Herrn au« ; 
Durban su verdanken, welcher vor kurzem mit dem | 
photQgrapbiachen Apfarat daa Pondolaad durchstreift». 
Dia Amn^pondo wnd «In Zwe% dar ZnlnfcaAm nnd 
haben mit diesen daber viele« gemeinsam, aueb die 
Sitten bei der MannbMrkeitserklärung, die bei sehr , 
vielen afrikanischen Völkern mit der licBchucidung ver- 
bunden sind. Andere St.inime lirechen bei dieser Ge- 
lijgenhcit den Kiialien Zähne auB. 

Die Pondoknabeo werden zur Zeit der Pubertät | 
oniar dar Fflbmng eines alten Mannes in die Wildnis 
gaaduflkt, wo aia aeeba voUe Wochen bleilien mOaaen. 
§1« baoea aieh aelbat GraabBtten , in denen aie nnn ab- 
geschieden hausen und wu aurh , neben anderen Cere- 
monieen, an ihnen die Beschneiduug vurgcnommen wird. , 



Jeder Barsebe bat dM abgesebnittea« ?Mp«tittm betm- 

lich 7.U begraben, damit kein schiidlir her Sympathie- 
zauber dumit vorgenoniuun weriicn ktinne. Nachdem 
die Heilung eingetreten, findet zuniichtt ein gemein- 
sames Bad in einem Itache statt, worauf die Kleidung 
angelegt wird, welche unsere Photographie zeigt. (Sieb« 
Seite 281, oben.) Nnn erlialteD die für mannlmr «r« 
kllrten JAnglinge daa Radit, dl« vntandieidenda ««tfae 
Decke an tragen , sie dürfen intim mit den Franen ver- 
kehren nod verbrennen die GrashOtten , in wdeben ne 
bisher hausten. Auch die l'emnlung mit weifsem Thon, 
die sie wälirend ihrer Abgeschiedenheit anbrach ten, 
wird entfernt, nad aia traten ana antar dieZaU dar 
Krieger '). 

'} TiiT Ii iilfr mir kiirje Hericlil kann er^ünft werden 
iIiirL:li ilt ii :t\if ppi fti'lilit'her (Truij'.llase beruhenden Aitf*jtl* 
iibur ,l r»praiig und Bedeutung der Beiobneidung UDler den 
Kantuitämmrn' von Misslanar P. B. Iilaefcar fm 
Uand 6'^ 41. £ed. 



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Uie erste Re^ieruugnohutc im Innern von AUika. 



sn 




Tmu der FondojängliDge bei der ManntNirkeiUerklftrang. Naoh einer Photographie. 



Die erste Reijieranffsschnle im Innern von Alaska 



wurde Ende lOSö von Fräulein Anne Fulcoiner zu Circle 
City, wenige Meilen lädlich Tom PolerkreiM», hd den Ufern dee 
Yukon eröflnet. In der noch anfertigen Schule war es oft 
■o kalt, dafii die Lehrerin vor 
Froet zitterte, weil der grofke 
Raum nicht durchheizt werden 
konnte. Uie Schale wurde mit 
36 Kij)dem begonnen , während 
man kaum ein Dutzend erwartet 
halte. Sie »tanden im Alter von 
5 bii 13 Jahren. Drei Tlamen: 
die kauluuiiiche , die amerlka- 
niech-indianiiche und die mongo- 
liaebe, alwi Weit^, Indianer und 
Eskimos, und alle Grade der 
Kiachung der drei genannten 
Bs se e n waren unter den drei 
Dutzend Kindern vertreten. Un- 
ser Bild giebt eine Qruppe von 
Bchulmüdchon wieder. Die sechs 
weifwn Kinder urbeKeteu wäh- 
rend des ganzen Schuljahres 
fleifsig, sie waren lieini Beginn 
sehr zurück gewesen. Noch 
schwieriger war es, sich ein 
Ilild über ilon Bildungsgrad der 
Blngehoreoenkiiider , unter de- 
nen nur wenig Vollblutindianer 
waren , zu machen ; sie hatten 
schon früher periodenweise 
«ine Schule b«sui'ht, Sie konn- 
ten aueh alle englisch sprechen. 
Die meisten Mischliogskindvr 
hatten beinahe so belle (iesicht*- 
färbe wie die weifsen. Ein 
weifser Knabe von l.'> Jahren, 
dar schon eine Schule in den 
Vereinigten Staaten besucht 
hatte, mufste baM entlaaseti wer- 
den, weil er einen zu schlech- 
ten Einflufs auf alle übrigen Kinder ausübte. Die beiden 
anderen weifsen Knaben spielten mit den Kindern der Ein- 
geborenen, halfen diesen bei ihren Arbeiten und arbeiteten 
•elbst sehr fleifsig. — Der gröfste Ü beistand für die Schule 
war das Fehlen von Büchern. Die grofse Scbultafel und 
Kreide mufste diesem Übel>tande abhelfen. — Ungewöhnlich 
ist, wie die Bewohner von Circle City die UeUmiltel für 



Schulzwecke aufbringen. Man arrangiert ein Tanzvergnügen 
für Bcbulzwecke. FUnf s<}]cher Tanzabende brachten über 
1700 Dollar ein. Da* Ersiehungshureau in Washington be- 




Efaie Grappe von SchalmAdchen in Olrele City, Alaska. Nach tiiter Photographie. 

soldet den Lehrer und sorgt für Heizung und Beleuchtung, 
für Schulhnus und Einrichtung hat die Bevölkerung zu 
sorgen. 

Im ganzen bestehen In Alaska 17 Tagesschulen, die von 
der Regierung unterhalten werden. iu:iu Kinder wurden darin 
unterrichtet. Aufserdem haben die verschiedenen Missionen 
noch 'J4 Sohulen mit 9(Ki Schülern. (i. 



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Kleine Nachricliten. 



»gMMM. 



— Von }IrrrD Dr. Steffen, welclier im Allftn||« der 
KemaroDE di« lödlicben Fübrdcn Chiles und di* Üt die- 
MlMB «UBttntaidw Thtlw «aMnueht, alaä Inda Jmi»r 
VadirlditaD ia Vmito Montt liogHiollto. Br luit mmenu 
Heb die in den Oolfo de Feniu aflatenden Fjorde mit kleinen 
Marioedampfeni untenucbt. Sto swei nttrdlicbsten waren 
in ihrem Oruiule von Jüantsoem ({eaclilaesen, jedt-iifalU Au»- 
läufer der ungvUenren OleUcbcr des biHii uU-ndiii ilrrj^i» 
San ValenliD, der wabmelieinlicb die grOfHle Kiwlecke, welche 
Kicli in SUdamerik« vorAndet, «n «einer Weit- und Südieite 
(rügt. Sann iat Dr. Stefibn in den Kanal Baker eingedran- 

Mam «mi^lbigt m Minem IMliehan Bnde drei grofae 
PWlM Das MMBlandtten dendban, dan Sio Baker, iat 
Sr. Itiflln blnaafgefabtan. 

Aodl Herr Oekar von Fiaebar, Beglaltar Or.SteffeD«, 
l«t ein gntea StSck in die Oordillere aint^rangen. Er bat 
aach Miiia Anfgabe, im Tbala dei Ftitnee Cocbamo eine 
Strafae , welche der künftigen Kolonii)«tion ah Grundinge 
diBUcn »oll, tu bauen, begonnen. Übi-r l-.;ktii »iiid «'bou 
ferlii; genellt. Der Weg, «elcbtr »tm-lii'iupud /.iirmlicli ge- 
rftilf naeU der f.iuiii>tUchea Kcke dt-» Nahaelhuapioees fuhrt, 
icbeint der alte lauggeiucbte Weg toq Boriloube zu »ein. 

JNaaa JUtaaaf «M itoineli baMrU, 4ab Han Ktaaher 
aUa indtaabaha OrabttSttan gaAmSan bat. Daa Thal Maleo 
fMUlMr MhOB begangen wtnrdan. 

— Die kaiserlich nmisobe UeographiacUe OeaeUachaft 
in 6t. Feteraburg hat beanbloeaen, daa in den letzten zehn 
Jahren g«KHmmrl'v und bearbeitete Material über die Frag« 
der aich iiiiniKli«cli wiiMlerholenden Erdbeben un ver- 
• ohiedenen Orten de« Rufaitohaa Baicbei ca ver- 



— Olftekaal «ua üagkrn. dar VoUi Bd. UtXV, 
Hr. 7 aebreibt Harr Sr. Wllllltaid Bamajar, Vloa-Onito« 

an der ethnogr. Sektion dea l^ng. Nat.-Muteuma. ,Auch ieb 
bemerkte daa im Bertiner Museum für YAIkerkuiide aus 
Hädraa auagentellte bleibewhlap-enp Ei. Solche finden »ich 
auch in l'Djj irn mi ', z"»r u'»u;' ulir.iich'j wj.' lia« auj Tuuia 
8. 10 dea Ijuifriiden (■ i'/uuiiliiitiiin .ibgi^bildete, J>as in der 
clhnogmpliiacheu Samrulung de» CTngar. National- Mubouiju 
auageaiellto Exemplar atammt aua VereMly (üomital iiara, 
ipr. Banab}b Daa Bi iat daa Watfc aiaaa in V«Tab«ly an- 
alaaigaa Mannaa, dar aoteb« Biar «m dla Oalaraait anfertigt 
und an die Leute zu bringen pflegt. Soriel ist Tielleiobt 
Idar, dafa der Uraprung der beute noch ala KfinatalM zu be- 
tnaklanden OUickaeier in Kuropa zu auchen lein wird.' 

— Gegen den Unfug, der gegenwärtig mit dem 
l'münderu goi^grapbiacher Namen getrieben wird, 
wandte aicb F. v. Luacban in der Sitzung der Berliijt?r 
antbmpoIogSacben Oeaellacliiift vom IA. Juli (Verhand- 
lungen ü. 380 bia MI). Beaondera in der Südaae bat 
diaaar Unfag in candem tadmliliabar Waiae ttbaAaad m- 
naamnii, «t mm in dar Uailiidarang gvwiaiannabn aua 
patriotiiäia Laiatong arbliekt. Patriotiamua und die wiaien- 
adiaftliohe Nomenklatur «ind aber zwei getrennte Uegriffb, 
die benser auaeinander gelmltcri wenleu. Dieaer WiedertÄufer- 
t'iifui^ wird nicht etwa n ii deuUcbeo Keiaendeu verübt, 
er iat namentlich bei ileii Eni^Undern verbreitet und nia böa- 
artigate» Heisjuel dieser Art führt von Luacban die Schaffung 
dea Mamena „(<«n(iu K'h-luaeln' fiir die Uawaügruppe an. — 
Di« fiaibebaltung dea einheiiniaeben ManMoa mnn ala daa 
Mteade Princip gelten» erat wenn ein aoUhar niebt aar Tet^ 
flkgoag atatit, kann da» Baeüt daa arMait Bmtdaakara auf 
Banan^bung einaetaaB, daa iat alter gaographlaaiiar Brauch. 
Wie willkürlich , uogeacbiokt , nnpaaaend und aoblecbt be- 
grflndet namentlich di« Umünderung Nen-Pommern 
und Ni'U -Meck le nburg »uh Ni-n-Irland und Ne\i- 
I! r i •- ;i 1. u i eu iüt , weint von Iju~i'l;:m imf Liruud der Eut- 
deckuugageachichte die.*pr Inseln iiucli. Wi)i»e:i»cbuftlich sind 
die letzteren Nam« n aljt.:. li. U'iÄ iiml nie Hnf»«r rielir»uch 
gekommen. Mocb au zahlreichen anderen Beinpielen weiat 
van Ijoaobaa mat die Varwitmiu| bin, die gegenwftrtlg ia dar 
Bonftanklatar vialar BMiaali Ma m lianraeht, aua dar aa nur 
eine Rettung, die rackaicbtaloae Durehföhrung der einbeimi- 
sehen Benennung, giebu reo Luacban ftiCite zum Betünik 
den Inhalt aaiaar daDkaaawarttm VitlaUaagaB In dia ftigaa- 



1. Wenn irgend mögtioh, aind auch in derSadaee, genau 
80, wie ea anderawu ala BilbatTantändliob gilt, die einbeimi- 
acben Namen batoabahaltao nd daiinlb tlianU ntt 4w 

grüftten Sorgfalt fca laa a t al laH 

2. Wo einbeimiacbe Namen nicht vorbanden odar 
noch nicht mit Bicberbeit ermittelt aind , kommen in eratar 
Reibe die von den eraten Entdeckern gegebenen Xaman in 
Betracht. 

a. Die willkiirlicbe .Xnderung Ikogat Torbandenar aad 
allgemein bekannter und anerkaaatar Baaaa iat alB givbir 
Unfug, der zu verwerfen iat. — 

Wir atimxnMi dam durcbaua bei und bemerken nocli, 
da/a ünat Oakar Faidial auarief: .Eduard und Kunigunde, 
KaniCBada und Sdnard*, ala dia B^todar daa BrdbaU mit 
llalaiiia vnd Albart Bbardiwaniiitaik Im 
Allaa aind alWs M Tlateii» aa 
■lallt aUat 



— über den Handal in Sahltdpatt, nananffieh ia 

England, giebt ein Artikel der Natore (2. Mftrz 1899) lehr- 
reiche Auakunft. Man teilt dort daa Bcblldpatt in folgende 
geogrn[ ln«ehe Klaaaeu : 1. Weat-Indien; 2. Zauzihar und 
Ii i::.: IIS , Maaritiua und Seychellen; 4. Siogapore und 
Maka-'sar; .'i. Sydney und l'idji, und 6. Ceylon. Der Gute 
nach uuteracbeidet man die grüfsten Itückenplatten, die den 
nieiaten Wert beaitzen, ala , «bell'; die dünneren, in der Farbe 
meiat einfarbig gelblichen Banefaplattan ala ajaitow baUy'nad 
di« meiat aebarf gebogenen Platten, dia dia Obar- mit der 
Ualamita Tarbindöi, ab ,haaf*. In Jahre 1870 batnig dia 
Blaltahr von BebUdputt nach England atSSSPftand ImWarta 
von 32 .^03 Pfd. Sterl. 1898 wurden 76760 Pf^ind in London 
zum Verkauf geatellt, wobei auagewUilte Zanzibar- und 
Bombayatücke mit K7'/, bia IIS'/, Schilling für daa Pfund 
bezahlt wurilen, während im Jahre Iii» der böcbat« erzielte 
Praia nur >to Schilling für daa I'fund lietrug. Auch nach 
Frankreich wird sehr viel Schildpall eingeführt. Der Dnreh- 
acbnitt beung in den Jahren Ideti hi« 1876 j&brIicU 42 306 kg 
im Wart» wa über twallfilliaaMiiViwUaB. Dana «M aaah 
fai OUna tutd Japan , aowia in Amaiika aahr HaWIdpaW 
verbraucht Die Zahl der BcfaildkrOtaa, dia JIhrlllk lüiälat 
werden , muf» eine aebr hohe Mia, mh iat Tor dar Bluid 
kaina OafUir Torhaadaa, dafa liaa M garottat 
da dla «an tiageaaefa fraahflw aial. 



— Die DiiaartatiOB reu 0, Bamhnc bandelt vom Klima 
Algiera (Thiae da Toaion). Die ftufaeraten Temperatur» 
grenzen treten naeh aeinen Unterauchungen atets etwaa Ufii- 
ter in Algier wie In Pari« »nf, dnch jcii^rn die Iteihen un- 
verkennbar diia BeatreliKn, siivwii l iiter? ::h-.e>l luelir m.'l mehr 
liUKznt-leiclieii. Der juhrliclie <i;*ün deo linronieter« in ,\igler 
Wf.Ht ilrei Mnim.a r»uf im Kebrniir , .hiiij uml September, 
denen im JUarz, Auguat wie Oktober drei Minima gegenüber- 
atahen. Dia hMialaa «ad aiadi^rtn Warla (fMA mid 
7S»,5) fkndaik rieh Ia abiam fateoar «ad Hirt, waa dla 
Wind« anlangt , ao pflegt im Winlar wie im Srnnmer die 
Biohtang ziemlich kooatant zu bMban; im Frilbjabr und 
Herbat wechselt er leichter. Wftbrend die relative Lnft- 
feucbtigkeit in Paria einer zweifachen OtciUatinn unterliegt, 
treffen wir in Algier eine dreifache an ; immerhin fallt 
aber an beiden Orten da« absolute Maxim um aut I- d Dezem- 
ber und daa Oegenteil auf den Mai ; die Weite der Schwan- 
kungen iat aber für di« Hnuplatadt Fraukreicha erheblich 
hoher ala fllr diaaea afrikaoiaehe OebieU Dem Verdunaunga- 
maximmn im Jali atakt ein Minimum im Janaar ganaltar 
gemilh das hIMhataa lud niadiigataa TWrmainMlaa IHaBa- 
wölkung iat im Bommer am konalMrtialaB Wtä. gering- 
fügigaten; im Verein mit den dbrigaa mataoraloglaAaB Ver- 
bältniaaen tritt hier ein Zeitntuin auf, wie er nicht 
vorteilhafter zur Zeratörung von Kukterieu t'cdaeht werden 
kann. Die Regenverhältjii»»e linterliegen nur geringen 
Schw aiikungeii , mit denen der (iesumiheilazualand in enger 
Fühliuig atebt. Er verbeaaert aich, wenn der Regen zurück- 
gebt. l>er Gang der Bterblichkeitaziffer iat bei Eingeborenaa 
und Eingewandarten ein verachiedener; wenn aoeh farbaida 
D aiaiB &i akaalataa Maximum in dan Janaar vad ata akaalataa 
MlHlmam ia daa Saptamber OUt, lahnalltdia Bflbr flr dia 
Bojogtaraaah äbnaal aa Ba^iaa daa^Bamiman ia dia : 



Veiaatwaiti. 



; Dr.ILAadrae, ÜMiiBadiwalg, lUlenlebefthar-PraaMaade IS.- 



-Praeb] Frl«dnVl«wag «.Soha, Uraiinackweigy-. , 

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GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 
vmunGff HR BBH mmmi F Tii i; JMS AunjuiD" mm »aqs Aunr welttiiibi». 

HEKAUSGBaBR: Dx. RICHARD AMDREE. VERLAG Von FRIEDR. VIEWEG tt SOHN. 



Bd. IXXy, Nr. 15. 



BRAUNSCHWBIQ. 



15. April 1899. 



Ursprung und Formen der Wie^e. 

T«a Dr. B. Kftraii. 



Die Wit'gü hat sich zu Tode pescliaukelt. Als sie 
noch lel>t« , Htaud itie oaben dem Hctte der Mutter, 
jtderzfiit erreichbar der hülfreichi>n llaiul, Jie Klein 
Batqri Schlaf za übarmolian niobt müde wird; neben 
diBD Ai>l)«itatiaclichea, vm dm luimIrijiMi UeliMD Gast 
durch letaes Soluuikeln sehnell besAnfligen und ihm die 
nnwüligen Feiten der roikroekopi«chen Au8tr«lierna»e 
gifitten SU können. Heut« hat man sie in die Rumpel- 
kammer ge*teekt oder dem Mu»enm geschenkt, wo ale 
nicht ins Feuer gewandert ist; Ut-formliettcu und ele- 
gante KorbwLtgulchcn, an denen sich nur noch tuitweiae, 
durch Hin- und Herfahren, die traditionelle SchUttel- 
Bwthoda mr Berahigong der Jüsder Muffthren l&firt, 
lutbm m v«rdittt||t. IKe Kvitar madite «in d«r Wiege 
wieder das einfache Lager , waa hiv Im Anfange do» 
Völkerlebene war, und drant't jene lange Zeit, die eine 
aus unmittelbarer N'otweudiu'kcit hcrvorgeijangune Er- 
findung aufdruud /.uHilliger Kuideckung oder richtiger 
BeohaclUiing in Form und Anwendung umgeändert 
Iwttidi in die Tülkergeaebiclittieh« YrngangeDheit scnrflck. 

Jkn Weg dieser Eatwiefcolmig lowohl wie ihren 
Ao^fuigipiiäkt' lalirt «at «in knnw «thaobgiMiter 
Streiftng darob die Rmmii nnd Ltnder onaenB Efd- 

ballee. Lassen wir uua zu den .Vnfangen des GeHell- 
schaftslehena , zur Horde surückfüLrcu , deren uustilt 
wechselndes Wumlorlcbcn dem Neugeborenen dit« ruhige 
Kindheit in dem Sinne versagt, wie er sie bei sefshaften 
nnd kultivierten Tfilham geniefst, so sehen wir, dafs 
himr die Matter geswnngaB uA, üirlüiid «nf matlbnagßa- 
dra mnebaB lutgß ud oA nit lidi banninntiiigm. 
Znnftchst gesohidit dM einfMh W, dale das Kind am 
Halse oder auf dem BOcVen der Mntter hftngt , wie bei 
australischen StSmmen , (iuavanaindianern , Hotokuden, 
daft es auf ihren SchulUsru üitst, wie von äüdttu8trttlii.'ni, 
Indianern, (>^^tafrikantachen Negern berichtet und als 
Keminiscenz, als uralter unvergessener Brauch vom 
heutigen FuUah geübt wird, oder endlich, dafa es auf der 
HAAe der Matter leHet, eine Tragweiie, die KaSeni 
ond Kalnnda, Tn^em nnd IndlMiera, PUUpiplMB- 
bewolinern uml gel^geotliok den SldMaipeiileBem 

(Stitnoa) eii;en ist, 

Ihe Frimen linhen nun siufser ihren Kindern auili 
noch (iiueu groiecn Teil, vi' lleicht dan ganze üepück der 
FunUie zu .schieben; die Mühten dos Weges und die 
Lest des uanihigWa nppelndea Säuglings legen daher 
den Oeduken nnhe, nie mii ddi den IVeneport dei 
letaleren mSgUehat erlnehtem kfinnt«, wie man sein 6e- 
wielit mm beiten verteilt und wie man ee am bequem- 

OMw tXXV. Mr. IK. 



stcn, die freie lit wegung am wenigsten hindernd, trägt. 
Hierdurch entstehen die Kiudertraguu , deren Material 
je nach den geographischen Bezirken und den kulturellen 
Verhftltniaien weeliaelt, nnd deren Form wie Konstruk* 
tion je nadt TorstellnngMi Ideen «od firindongakraft 
iBHerlmlb dee Stammei Tericlüeden iai. 

In Attstralien dient zu dem Zwecke ein Stfick Baum* 
rinde, ein Sack aas Känguruhfell, Oposuumdecken oder 
ein Binsengeileeht. Körbe nnd Säcke gi brauchen die 
Heduineii , die Knlnulcken, die Kuitiueii, die diis so ge- 
borgene Kind vor sich aul'a i'ferd legen, und diu Jaku- 
ten , die es an der Seite ihres Renntieres befestigen. 
Ebendort hingt die mitBenntieHeU gelftttects Wiege der 
Tnngneen and Lamnt. deren eehnbihBlialbe Fonn an« 
der Fig. 1 erkennbar ist, Die Kämtachadalen, Tachukt- 
schen und Eskimos tragen dagegen ihre Kinder nicht in 
einer olteueu Wiege, sondern in der wärmenden Kaimzc 
des luülterlichen Pelzkleides. Man wird Hecht haben, 
wenn man die Ursache liierfQr nicht nur in der Kftlt« 
und Unwirtlichkeit des Klimas, sondern auch in dem 
Mangel an passendem Holz zu finden glaubt. 

Dia Oa^aken haben eine klainei«, ItagUeha, a» 
Bande anigeroltte nnd Tenierte Wiege ans Birkenrinde 
für JIo Xougebun iien (Fig. 1 und 2), die .sirli dioMuttur 
Ttirn um den Habt hangt, uud eine grufsere, in der das 
Kind wehr auireeht sitzen kann, und die auf dem Kücken 
getragen wird. Die Wiege der haffem (Fig. 3) tat aus 
Antilopenhaut verfertigt, deren Haaiatite n$A ianan 
aieht, ist £Mt *U m lang nnd kann oben nuaBmengenOigni 
wefden, ndurnid lie aacb «nton aehnaler wird nnd da< 
durch ein BeranaJaUen dee Kindea Terhindert. Die 
Vorderflfiohe ist reihenweise mit Perlen benäht. Vier 
lange Streifen aus Leder dienen zur liefe.stigung uuf 
dem Bücken der Matter. In Guayaua liegen die Kinder 
in einer korbartigen Trage (Fig. 4), die aus dttnnen 
ätieifcn geipalteoen Rohres geflochten ist, oben und 
vorn offen bleibt und an den Ecken durch biegsame, 
aber feat aagebandene Stftbe ventlrkt vixd. Die öff- 
nnng der Tordenn Llngaaeite ist Mhmaler, ebi die 

Hückenflächü und der PHrehiiie.^ser des WIegenrnuiiie.i, 
30 dafs da» Kind nicht lierauügluitun kann. Üctragen 
wird dieKer Korb an einem breiten gefloebtenen Guit» 
der um die Stirn der Matter läuft. 

Aufserordentlich niannigfaltig in Form, Konstruktion 
nnd Material aiod die Kiadertcagen der nordameriluni- 
•chm bdSaaer. IHe Cnu«^ biegen einea 80 Zoll 
langen lud 20 Zoll breiten Streifen schwarzen Blr«n> 
feiles triehterf&rmig losammen (l'ig. 6), schn&ren es in 



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dw nntiinii HiÜft« mit kranxwdae lamfradaB Btadsni 
•ngflütif CH mid alhen sb du FBrNod« «in 8(U«ft- 
■taä BBS Bimfdl mittels gnher LederriameB >n. Tb 

Fig. 6, die eine Trnpe drs ("heyfnnp-Plannnfs ilarali-lH, 
ist der Beh&1(*^r für das Kind, in Schuhfurm otwu, aus 
Hirschledpr gRiiTilit, »nd an zwei Stangi n aus lielletn 
Holl befestigt. Einfacher sind mancbe Wiegen der 
Tlinldi »us einem Stttdc »vlipbogener H'mdc gerertigt, 
dit, VOB der filrka mdodbmb, UbarhBBpt aahr beliebt 
ist — wttl ttbmll leiclit tar KsBd — OBd sadi Im 
den komplizierteren Kinderir&gen verwendet wird. 1!e- 
gondera gilt das natQrUch von den nördlichen Distrikten 
der V.ri-inißtpn Staaten. DIr Wiege der Athapasken 
in Aloiika tttn unteren \ ukuu (Fig. 7) besteht aus drei 
Teilen , dem Boden , der Kappe und dem latzförniigen 
Schutztuche, die, miteinander durch Fasern TOD Ficfateu- 
wurzeln verbunden, von Weidenruten eiBgeCsfirt siad. 
Das mit ReilieB TandiiedsBJiurbigBr PerleBgesdimflokte 
SohBtsdsttli ist, um steifer, «iderstandtfitiigsr ta sein, 
BUS einer doppelten Lage von Birken ritide gemocht. 

Solche ScLufzTorrichtungen für den Kupf des Kindes 
«lud für die iiordauierikanische Wiege typisch un<) l-e- 
stehpn in Uiude, L«dtir, Korbgefleeht, Gittern und Deckeln 
von biegsamen Hölsern und Weidenruten oder in 
eiafscbeB Aolirbflgelii. Fig. 8 ist eipe Wieg* der 
Apsehea, eis eUiptbebsr BabBsn von gebogeoem Hob», 
Uber den Querleisten von Fichteuhols gelegt sind. Die 
Kappe liegt gleichfalls auf einem durch Qoerbiilkchen 
verbundenen Doppelrahnicn au« gebogenem Holze. 

In einr.elnen Fallen erliält dieser Kopfschutz die 
weitere Funktion, deu kiuiiliehen Schädel abzuplatten. 
So bei den ühinook , deren Wiege in Fig. !l abgebildet 
ist: ein einfaches Brett ist in der Mitte etwas ausge- 
hfllilti am deoKArper des ftatgascbiwlltea Kiadss beaasr 
fasssB aad baltea ni kfloaea. Am Kopfende ist daraa 
ein mitMiKiB gcalopftts hartes Kihk'ii Ijt'fcstigt, welches, 
fei-t gegen das Brett gescliiiürt. auf <]en Vordersehftdel 
de» Kindes drückt. Diese kü.Hme'ihcliLn lleniüiiongen 
dauern einen Monat bis zu einem Jalire, je nachdem 
man den Grad der Abplattung wünscht. 

Anfser dea SebutsTorriobtaagea fftr dea Kopf ist 
fOr all« aordansriltaajaebeia KindwirafSB «ia «siafaa« 
Polster als Unterlage ehixaktaristimsh , mag dlessa aaa 
ans Pelz, Haaren, geschBtttaaer Kinde, aus Federn oder 
anderen Dingen bestfilipn. Als drittes Merkmal für 
sie ist eudlicli die Lagerung de» Kindes sellist zu bii- 
achtt'tl . insofern als letzteres Iiüeken an KTlcken mit 

der Mutter liegt, also nach hinten sieht, wahrend bei 
Gut allen anderen Völkern das Gesicht des Kindes nach 
toni» aaob dm Sehaltara dar Hattsr gariehtet ist. 
Was das Material dieser Tragen aaiaagt, am daraaf 

noch einmal zurückzukommen , so hatten wir bisher 
Rinde, Felle, Bretter und leiterförroige Holzgittor ver- 
wendet gesehen. Wir finden daneben Kurbe der ver- 
schiedensten Art — Fig. 10 ist ein im i^übeckcr Museum 
für Völkerkunde befindliches Kxeniplar aus der Shasta- 
Keservation in Kordkalifurnien — dann wieder flache 
Tragbabreu ans parallel aneinander gereihten Robr- 
sdialtea (Fig. 11). aber di« «ia Kopflüssaa aas klaiaa- 
rea gespaltenen Rabrstaelreben , am Bade mit je eiaem 
liallon Zeug artiu>Tt, .jvicr iiberge!egt ist. endlich massive 
Mulden, anFgi'liidute I launiklutxe, die eine Übertragung 
des KinbaLinikauoed auf das Land d:ir>:tr,l>'n mögen. 
Mcitt werden dazu Odemstämnie geiiroticlit , am Fufs- 
ende iat eiu kriiftigcr Handgriff aasgeschnitten , in die 
Uohlaag tbot maa StAeke von Csdarahnde als Polste« 
rang fBr das Kiad. Di« beUm Uar aihgeUldeiieBTragea 
(Fig. 12 und 13) zeigen gleichzeitig am Kopfende die 
Vorrichtung zum Abplatten des Schidehi, im ersterea 



Falb ain lohaa StOek Bob, nt sadaraa aia fspobtorUs 
Bnit 

Ebenso kaliBflIrug, doeh aas dem eiafadieB Banm» 

stamme in Rretterwände aufgplSut und mit stilisiertem 
Toteiizeicheii bemalt ist die in Fig. 14 wiedergegebene 
Trage der Hella-Coola-Indianer , bei der Kopfende und 
Boden einerseits, Fufseude und Seitenwinde anderseits 
ans einem Stück geschnitten siod. 

Bai saCsbafiMraB Natarrfilkera tritt aa die Stella dar 
Lastvenaiadernag »af dem Marsdha als trstbeades Mo- 
ment in der Entwickelang der Kindertrage die flbei^ 
mftfsige und aushäusige Arbeit der Frau, besonders ihre 
Besclniftigung im .Ackerbau. Diese hÄlt sie den Tag 
über \um Hause fem, und 8t> wenig Rücksicht mau m d«u 
Gewohnheiten des Stammes auf Ihre Mutterschaft nimmt, 
desto meiur mnfs sie selbst tbre physiologischen Inatinlcte 
mit dea ttkaaemiaebeB Terblltoiseen and den socialea Aa- 
fordsraagttii so vareinigen verstehen. Kaaa die jaaga 
Matter niebt ibres Säuglings wegen za Raas« Melbm. 
so mufä er eben mit ihr liinaus aufe Feld zielien. Daher 
führen in ganz Afrika die Frauen währenil der Arbeit 
des Feldliiirkeiis, de.n KurnHtam]ifens u. s. w. ihre Kinder 
auf dem Hücken mit sich, sei es, dafs der um den I^eib 
geschlungene Streifen Baum wollge webe das Baby an dea 
KiSrper der Matter aadrOckt, sei es, dafs aiae FaHaag 
dea FaUmantd«; eia« SehAraa aaa Tbriuml, ate Lamm- 
fell, wie in Südafrika, ein Stfiek Leder, wie in Ahessinien 
das Kind beherberg! Zu der Erfindung einer Trage 

oder Wiege hat es der Neger abgesclien von dem 
schon erwilhnteu Ueutel der Ktiifero — nicht gebrarht^ 
Auf den Andamanen dienen hierzu Schlingen auB der 
inneren Baumrinde, in der Südsee geflochtene iiindeii 
oder gestrickte Netxe; bei den Dayak auf Borneo sitzt 
daa Kiad mit beraatariilBgandeB Baiaea ia ataem balb- 
raadea Korbe, den di« Matter aaf dem Rfldcea trigt, 

ahnlicb wie bei l- i: ICutcliin-Iudlanern , deren Kinder 
in tiuür Art AniisUu.l aus Hirkcnrinde uiitgeiioiumen 
werden, der vorn in der Mitte einen sattelkmtpfförmigen 
Vorsprung hat, zu dessen beiden Seiten die Beine her- 
unterhängen, und der eia Fallen des Kindes also Ter» 
batet. Praktisob, wie Itaaiar, aiaimt dar Cfaiaess ssiaa 
troa vom aasb bistaii Aber db Seboltsr laafsada Bab- 
trsge, blagt aa das eine Ende eiaea. Korb, aa das 
andere eine Wiege und transportiert so bequem sdae 
zwei Kinder (Fig. 15). 

Verdankte die bisher in ihrer Kntwickelung und in 
ihrer Form besprochene Kindertrage ihre I'.ntstehnng der 
Notwendigkeit, das Kind auiserhaib der liütto und des 
I^ers mitzufuhren, so gründet sich der weitere Fort- 
schritt aaf des — freilisb aageaakmsn — Zwang, sieh dar 
Last baerlialb desHaasec, Naebto aad bei der Rast aaf 
dem Marsche zn entledigen. In den Tropen kann man 
dasKind auf die nackte I>de legen, die höchstens durch 
Grasstreu oder eine Malto bedeckt winl. in Kleina^ieii 
wurde ihm, wie dem JesusknalH ii, di<i Krippe der iu der- 
selben Hütte mit den Menschen lagernden Tiere zum 
Bett. Bei einzelnen StämmoB der nordamerikanischea 
Indianer stellt mau die Trage mit dem fest darauf ga- 
bandanaa Kisd« aafreeU g*f«i Wand dar Bütta; 
so aa den Kflstenstrieliea NordValifornims and vrohl 

aucli, wie Fig. l<i vermuten lafsl, im Territoriutu Okla- 
hamo. Dft-s Itild tstellt /willinge vom Stamm« der O^ages 
dar, bei dem es, wie bei vielen \ idkern, Gebrauch war, 
das schwächere Kind eines Zwillingspaares zu töten. 
Die Mutter dieser beiden Kinder widersetzte sich dem, 
floh sa dem Indiaaerageatea ia Poaca aad erhielt darch 
dessaa Bemflhaag vom HlhiptliBg dasLabea daaKindat. 
Bei dieser Gelegenheit wurden sie pbotograpbiart, reobts 
der «Bück" (Knabe), links die „Sqaaw*. 

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Fig. 4. Wieg« aus (laMyADii. 



Fi|;. 6. Cheyennewiege 
aui Uinehledw. 



Fig. ^. Cotuanchewieg« 
nui Bärenfell. 





Flg. U. Tiohinuk wiege. 





Fig. H. A|mcliewi«rg« 
mit Bol2leiiteu. 



Fig. 12. KaUnfOrmige Wiege <1er Tacliinuk »u> «iucm 
Holzklötze. 



Fig. II. Wiege dir Yh.hüCiOOqIc 
(Souora) aus KolirsUibeu. 



Dr. R Ktrntt: Uriprung and Formen der Wiege. 





Fig. 13. 



KahnförmiKe Wiege der Teohinuk 
aus einem HolzkloLze. 






Tig. 10. Wiege der 8bn«t«-Imlikner. 
KaUfomicD. Lübecker Mu*. f. Völkerk. 



Fig. ih. Cbinesiiche Klndertmge. 



Fig. 14. Wiege der Bella 
Coola mit Totemzeicben. 






Vig. i<J. Trauerwiege. 



Fig. Iii. /.williiige vom Stamme der Osage» 
aaa dem Territorium Oklaliama. 



Flg. 18. 8iüux wiege. 



MeiatoDi jedoch war die Trage von Natur so be- 

BcbafTen, dafa sich als das einfachste Mittel, sie bequem 
bei der Hand zu behalten, wenn die Mutter sie abgeli-gt 
hatte, das Aufhängen derselben an einen Sparren der 
Hütte, nn einem Bnume am Lagerfeuer erwies. Dahin 
gehört das Laniiiifoll der Nama- Hottentotten . an dem 
man die beim Abhäuten stehen gelasiiene Haut der 
Füfso als Bänder gebraucht. Diese Händer über einen 
Ast zu streifen und den Sack so aufzuhAngen, i-rgab 
sich Tun selbst. Dahin gehörten ferner die mit Moos 
gepolsterten Iteutel der Crih-Indiuner, die I/cdertaschen, 
Körbe, Säcke, Netze, die man anderswo als Kiiidertrugen 
benutzt, und die Ilftngematte der südamerikanischen 
Indianer. Aufsordem hat die Absicht, das Kind vor 



der K&lte und Nässe des Bodens in der Nauht, vor 
Schlangen, Ameisen und anderen Tieren zu schützen, 
dazu geführt, die Trage während des Schlafes und während 
der Ruhe im Lager aufzuhängen. Fig. 1 7 stellt eine Wiege 
von Timor Tor: ein Korb aus geflochtenen Rotang- 
streifen, der, teils um das Kind während der Nacht zu 
erwärmen , teils um die Moskitos fernzuhalten , über 
einem stark rauchenden Feuer aufgehängt wird. 

Die Siou:t fertigen ihren Kindern geflochtene, mit 
Ilinchloder überspannte Tragen , die mit Stacheln vom 
Stachelschwein, Perlen, Samenkörnern und zu feinen 
Mustern GgQrlicher Ornamente (Menschen, ITordc, Vögel, 
Fische) angeordneten (JrÄsem bestickt sind (Fig. IH). 
Weiches Moos, Gras und W^ olle polstern das Innere aus, 





Fig. 20. Lkppuclie Wiege. 





Fig. 'J'i. Norwegiacbe 
Bauf'rnwieg«. 



Fiß. 17. Wiege von Timor, 



ein Dach uns blegBamen Ilolzreifen schützt den Kopf 
des Kindes, die ganze Wiege wird an gestickten Ukndern 
am Sattel den Pferdes oder an einem Haiken des Wig- 
wam aufgeh&Dgt. 

Ähnlich geformt ist die in der nicbsien .\bbiIduDg 
(Fig. 19) dargestelltu „Traucrwiege", zugleich ein be- 
redtes Zeugnis für das Gefühlsleben der Naturvölker. 
Wie man nieht, ist hier di*> durch den Tod gerissene 
Lücke ton der trauirnden Mutter durch wehmütige Er- 
innerung weckenden Krsatx ausgefüllt Mit schwarzen 
Federn gefüllt, bleibt die Wiege, wie zu Lebzeiten des 
Kindes, auf den Armen der Mutter geschaukelt, ge- 
wiegt, als achauti-n Babys Augen noch hell und fragend 
und l&cholnd aus den Decken heraus. Einen spafsigen 
Eindruck macht auf seinem luftigen Plätzchen zwischen 
den Zweigen das in Fig. 20 gezeichnete Nest, ein vom 
in der I/ftngsnaht cusammeDgeschnflrter Fcllsack, der 
auf einer ovalen Platt« aus Rinde befestigt und, ab- 
gesehen von einem kleineu Ausschnitt für das Gesicht 

Olebiu LXXV. Nr. IK. 



des Kindes, überall geschlossen ist So Ober den Ast 
eines ilanmes gestreift, läfst er sich von dem weichen 
Druck vürüberrauBchender Winde schaukeln, eine natür- 
liche, angewollte, anspruchslose Wiege. 

Die Lappen haben iweierlei Wiegen im Gebrauch, 
eine neuere, Jickum, aus Renntierfell , und eine ältere, 
Kont, die Fig. 21 wiedergiebt. Diese best4-ht aus einem 
trogartig ausgehöhlten Holzklotz, der nach beiden Enden 
etwas spitz ausl&uft und mit Fell fibersogen ist. Innen 
ist sie mit Moos gefüttert und seitlich mit Pelzwerk 
cum Wärmen und Stützen des Kindes ausgestopft Die 
schmale Öffnung, durch welche letzteres in die Trage 
gelegt wird, verschliefsen gitterartig laufende Riemen 
oder liänder. Nicht weniger primitiv ist die Wiege 
norwegischer Bauern (Fig. 22), ein einfaches Stück 
Schaffell, das mit starken Riemen über einen Sparren 
oder Balken im Hause gehängt wird, und auch in Schwe- 
den knüpft man, oder knüpfte man früher, nur das 
Kissen mit dem daraofgebundenen Baby an das Ende 

80 



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S38 



€inM Bslkana, am di« nshSiuU Wwg« fertig la ImImo. 
(Fig. S8, rtobts.) 

Jodonralls sind nicht der auf der Erde hin und her 
pendelnde Korb, nicht die SchüdkrdtenBchale, der Schild 
odiT amieic ähnlicli mit gLrundel^ r ( tUcrflächo Tomehene 
Gegeuüliinde die Ahnen der^Vi^>ge. wie man ans unseren 
Tontellangen und Begriffen iiuraua sich konstruieren 
kAnntfl, londMn Torim iat, wi« b«nita Ploft faetonte, 
dk hlägnid« Tr*g* 4«. Ab Ihr IwwlMMihMft Aber 
ihm Liebling wachende Mntter BoftlUg das Sob»nk«ln 
im Winde, das „Wiegen" und den Kinflufi dieses Wie- 
geus auf das Kind. I!i<'i' setzt iliitiu die bc-wufst« P'.r- 
findang ein. Behält man das l'riacip der Uüngewtege 
bei, so erhöht man ihre Wirkungen durch Einschalten 
einer Spiralfeder, an der die Holzkasten der schwediicben 
Bwwrn ihre sfifsL' Last ^eich und leise schaukeln. 
(Fig. 23, linki.) Sonit ftber übeimll is Europa nad im 
Ortont «utoMht dUKnÜHiwIigiii l«i d«rt«iiiAttiioeh— 



ah Bemiaanmi vidlaiohi " du Kind ebenio feit* 
g««^aellt wttirde, wie Mber bei der Trsge. Fig. 84 

stellt eine solche aus Kascbgar dur. Die beiden ScUuiül- 
Seiten Terbindet eine LÄngs«it«nge, an der das Spielzeug 
hingt und au der mau diu W'iuge loicLt aufbi-beii uud 
transportieren kann. Den Boden deckt eine Schaf- 
wollinatratze, grofse Kissen stützen Fflfse und Kopf, 
dei Kind iat dnnh swei aber Emst nnd Kniee gebende 
bvelt« Oatia fettfebnaden. 

Bpiter Terliert das geplagte Bebj dien offenber ab 
Überlieferung weiter geflbte, sum Teil Tielleicht aus pro- 
[iliylnkti^cli Lvgienischen Rücksichten getcliatzte Fixation, 
uui dann in unseren Tagen, wie anfangs bereits er- 
wähnt, auch der Schaukclkufen ledig zu wurdLO und da- 
durch eine wohlverdiente Freiheit ta erlangen, au der 
es sicherlich nicht liegt , wenn wir ao viele kromme, 
•eliieCe und lehme Beine in anierenStftdtea einen rimehi* 
tiadeu wtd taberknlfiew Küvper nttbenebleppMi aebea. 



Zum Ladaker Volkslied 

Ton H. Franke. 



Ea liegt niebi in meber Absiebt , im folgenden du { 

Ladäker, liezw. tibctiscliu Volk-Hlli^d Rrsibüpfend zu Ij«;- 
handeln. Du» katiute nur in eiutr suLr umtauf,'relülit!U 
Schrift geschehen. Es sollen vmi diesem fant noch gar i 
nicht durchforschten Gebiet« nur die Uaupteigenlüinlich- 
keiten ins Auge gefafst und die dni bi^p^pbenn Bei- 
spiele beaproohea werden 

Dan Ladaker Volkitied bat cwei ▼nUatlBdig tob» 
einander geschiedene Lager, von denen man du eine 
als thongskad oder Ffluggesang und das andere als glu 
(hprich lu) oder Lied bezeithiiet. 1 »eutlicher ausj^edrfickt 
bezeichnet der ihongskml das gcbuell crfundouti iutpro- 
visierte Lied, das g}u hingegen das volkstümliche Kunst- 
lied. Der Name thongskad oder Pfluggeeang rtthri da- 
liar, dab er beaanders bei Feldarbeiten amgdBhrt wird. 
Daeb kämmt er aneh beim Tragen v«B Laatoü MUr T«r^ 
weodnng, nnd bat ancfa, je nadh der Art der Arbeil, 
verBcbiedüiie Benennungen, so z. H. brirst er auch nJasi). 
Krlf iuhtenujg. D« die Ausfahrenden iaat immer g;uiz 
iiiigebildetR Leute Bind, Isann miin von ilirnii hiipruvi- 
sationeu nicht viel erwarten, und in der That zeigen 
die Verse, wenn der Melodie entkleidet, nicht die ge- 
ringeta Spur jaa KnneÜeiitnng. Ea «ind etnfaoh fcntsa 
Sttae den Tolkadialcktei, die anf iigendweldie Weiie 
in ein kleines musikalisches Thema toh .m Uen mehr aln 
zwei oder drei Takten bineinge(ireisl werden, l ast alle 
Volker, die drn imjir'jvi.Hiertiü; (ie^aiig :i1h Wdk^lifd 
pQcgon , verfugen über eiueu ScbaU von allgomeiu be- 
kaantan Versen , die den eisernen Bestandteil aller Im- 
praTiaalioiaaB bilden wnd den dicbteriacb weaigar 
gaUaa nr Znllneht dianea. Idi «inner» aar an du 
TOT einigen Jahren im Olobve beeproebene nengriechisebe 
TansKed. Deutsche Beispiele liefaen sich ja aaob in 
Menge anfuhren. I>:i bii rzulande aber die Fabrikation 
von ueueu Vergi-u vtc-1 weniger Schwierigkeiten macht 
all bei den uns bekannten Verbältnissen , so hat sich 
noch kein Bedürfnis nach einem feeten Baetand aui* 
fefllbrler Verse gezeigt. Ilöolisteai einige Gedankan 
haben aich ala Gameingnt aller hanmgabildat, nnd 



') Soweit n>ir bekannt, iat bis jelr.1 nur eine Arbeit 
über das Laiiäker Tolkulied an die ÖffentUcbkeil gekommen, 
und awardia d«a katholisehenViieieinateDanaon, der mdwere 
Jabie la Leb ib&tig geween iab lleieelbe bat akb aiwrnar 



mit der pbilolofitäien Mte des Genaatandsa bteeUftigt 
and die mnilkaliHhe gana nnbarflakalektigt gelamen. 



Loh (Ladiik). 

werden, wenn aneh niebt mit deneelben Worten, tninar 

wiederboll. Hier mögen nur die Gnitulgedaiiken an- 
gei'ührt werdua , diu in deu meisten FÜDggesüngen 
wiederkehren : 

Geh mein Och* un<l «pnte dieh i 

Bist ja so lang In den Bergen gewesen. 

Hau« Tag fUr Tag von den ■fihttitst.wi Blamen geaebH; 

Mi-t da denn nicht itark g ewflndH 

Komm, vorwärts niml 

Du Ina» ja doch wie de« Tigen Kind; 

Dem lAwm gleichst du an Kraft; 

Kleb doch den b ii blen Iflug! 

Der Ihongskad sowie der sJaso werden &ur seltcu 
von einem einzelnen rar AusfOhrung gebracht. Fast 
immer beteiligen it^ awei liente oder awei Gruppen 
Ton Leuten am Oeeaag nnd ein Wecbaelgeiaag tritt in 
dia EnohaianDg. Ans dam baigafabanea Bei^idt 
weidiu mne der gowöhnliebalen MaM^ftoif-lffelodieen 
enthfilt, ist kl»r ersirbtlicb , dafn darin die crüten Ver- 
BOche SU einer künslleriscbeu Furmierung der Musik 
licrvortreten. Es ist die erste grobe Anwendung vom 
Kontrapunkte. Man braucht aber diose Krscbiunuug 
nicht aus der Erfindungsgabe der I<adäker herauleiten. 
Diau Art dar Anwendung dm Koatcapnaktai liegt hier 
■owie in Indien an a^r in der Natnr aller Mnnk ba> 
grüTidel. Man kennt, ja hier, wie es ja aucli im ättefon 
Kurupii der Fall war, keine andere liegleitung volka- 
tdmlii'lier Weiti-n alü das .Xnsl'.alten <ie-'i tiefen Grund- 
touoa oder Accordes. Man denke nur au den Dudelsack 
uud die Begleitaaiteu indischer Instrumente. Um nna 
dieien Grund- oder Beglaitton an aohaffm, hielt imoMr 
dnar der Singer den Endton geiaer ItOi» am, wihnad 
■ein Kamerad neu einsetzte. 

Der unter dem Kamen gilt bekannte Gesang muls 
in jeder Beziehung ala Kunstlied gelten und dOrfte, ge* 
uau genommen, nicht unter der gegebenen Überschrift 
besprochen worden. Vum \ olkslied ist nur insofern bei 
ibm die Bede, ala du f^u von vielen Leuten im Volke 
gaaaagan twd gakanntt aber Mdar nur in seltenen Fallen 
ventanden wirf. Aach die awei beigegel>enan Liadar 
wtirden teilweise von den Anaführendett niebt vai^ 
standen. Per i'.ruud dieser sonderbaren Frsrheinung 
iat hnuptttkeblieia der Umstand, dafs die giu uio in der 
VolkiiBpracbe , sondern soweit wie möglich in der alten 
fclaanichen Keligiona* and Btiobersprache v«rfafat 
werden , und daher enthaltan aia fait nur aolobe Worte, , 

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H. Fruk«: Zbb Lsdäksr Tolk«Ua4. 



die dem gewöhnliohan Sptadigtbrniah aiaht angahören 
«ad dw nur tob OtUMMBo imftßuim irerdea. Eine 
wntare Bahwrarigkflit ftr dai TantetieB iMTaM in den 

Freilielteu der tibetischen DiclituiiKBwcise. Vr'ü}ir«nd 
Bich der europäische Dichter nur n\ü' deui üeliiete der 
SyutAX und des Gedaiikvutlugvis freier bewogen darf, i^t 
dem tibetischen Dichter aucb dia Formlehre TöUig frei- 
(■gtben, dta heiftt, er darf die bei der VLukchraeprache 
M «o«nlb«luU«li«a Kmim- «ad SDd«nn Saffix« gana 
oaob wiarai Bna«MB gßbnmAum odar waglanaa. Si 
kommt daher t. R. in dam Epos vom Ke«ar häufig vor, 
daTs eine oder mebraie aofeinander folgende Verszeilen 
aar aiu nackten Wortatftmioen bvetcihen , deren inneren 
Zneammenbang feetcnstellen ein<> dpr ^röfsfen phünlof^i- 
Bcbcn Schwierigkeiten ist. Au? dem (jt-Bugten t-rgiebt 
sich, dalfl tibetische 6edi«hta nicht Ton Jedürmann ver- 
■tanden werden, uad dab ia Tibet das Dichten nicht 
Toa jedarmaaa nntemoma«a «ardw, Madeni nur tod 
hSbarOalnldaten gewagt werdeo darf, IkaVdi wie ja in 
früheren JahrhuuJerltn mich nicht jeder Enropker 
lateinische Verse machen konnte. Bei den meisten glu 
wird durum auch dvr Nuhk de« Dichtem genannt, wenn 
auch luanchiBai in unbeBtinimter Weise, und es mag 
▼orgekommen sein, dafs allgemein bekannte Persönlich- 
keiten nur durch die Volksoage aa Üiohtcni bekannter 
Idadar gemacht worden aiad. IKca war a. B. wahr- 
aehalaliah der Fall M d^foa grub batm aMm, einem 
IB dm Ktapfea mit d«n Pogrss (vor 50 Jahren) be- 
kannt gewürdtnicn Anführer der I,ad:iktr; ferner bei 
dem Obernien an der DrackprefFe ;:u I)zftnt«n; hei den 
Gemeii)deiilte><teu von Haxgo u. h. w. 

Sind auf der einen Seite dem tibetischen Dichter 
grofse Freiheiten gestattet, so wird doch auch von ihm 
dia Bafo%aog fatter Famgantea «nrartat. So liagt 
dra mahtaa ^ia, aar aidii das, aiaa IMa Farm ia Ba- 
Bog »of den Rhythmot au Grande. Unter den 25 Liedern 
meiner Sammluag habaa 22 den folgenden Ilhytbuus: 

± ^ ^, ^ S 

dar aatariadart danb alla Yana hiadartb lliatgdiftlten 
wird. 

Das Epos vom Kesar hat in «einen Uauptteilen 
folgaada T<nlwrr:<c]ieiide. Tersseile: 

-L - .L 1. 1^ ^ 1. 

\\ft\ den drei übrigen Liedern meiner Sammlung ist 
e« mir nocli n. ':' möglich gewesen, eine rliythmischc 
Kegel £u entdecken, und ich vermute fast, düfc in den- 
•elben dur poetische Gedanke keiner Form anbequemt 
WBrda> Aus den angeführten zwei Beispielen ist aber 
klar aiaicktlich, dafs der Trocbtus den Grundbestandteil 
dw Ladik« Varse bildet. Am dam Ckacaktw dar tibe- | 
fiiflkmi 8}>rad)e ergiebt iS/Al da« aaeh oline weiteres. | 

Dieselbe ist jedenfalln in ihrer heuligen Get-falt eine eln- 
•ilbifje, diVs heifst jede.9 Wort besteht nur nas einer ein- 
aigen Silbe , und alle Artikel und Flesionszeiohen 
— wenn von solchen geredet werden kann — werden 
kinten an den Wortstamm angefägt. Da nun natur- 
gamlfi dia Staauaiilba aiaan ittokiaran Tom kat ala dia 
angahtegt« FlsKionsBflbe, aa bildet jadea Baktierta oder 
mit dMB Artikel versehene Wort gana Ton selbst einen ' 
Troohias. Zusammengesetzte Worte Bchlossen sich aus ; 

Analogiezwsng (lieseni rhythuiii^cluui Gesetz ao ttad er- j 

hielten auch dtsu Tou auf der i r.Hten Si'ibe. I 

Wonderbar mufs es nun erscheinen , dafs in den 
musikalischen Baiipialea diesfir natürliche KhythmuB der 
Lieder gar keina Baaaktang findet , und dafs durch die 
Muaik, im GagaaialB aar Natur dar Sachau dia Tk«chAaa 
ia Jainbaa varwandalt wurdaa. Dar muaikaliaoha Leaw | 



wird arkannan, dab baida Liadar mit Auftaktaa ba- 
ginnen , wakki dar «ntoD SOba daa Tan« «am g»- 
ringvren Tan T«ri«ban ala dar swaitao. 'dia auf dan 

, ersten vollen Taktteil irifit. Der Deklamator betont 
I hdi- skftld, der S&nger hingflgpgen hh ^ki/id. und ilhnlieh 
auch in anderen Fiilleri, Mau könnte durcli diese Er- 
scheinung KU dem Glauben geführt werden, dafs der 
Accent in der tibetischen Sprache ülierhaupt keine Rollo 
•piala. Der mandliabe Ckbvanak dar Sinaoba flbeneqgt 
aber Tarn Gaganteil, und einaEAllmag janaraeHaaman 
Thateaefaa iet namentlich in dem Uraetaade an finden, 
dafs Oiditer nnd Komponist der Verse versehiedeae 
Personen sind. Wuhrend die Komponisten und über- 
hfitvpt die Musiker die verachtet»ti» Kuste des Landes 
hIiiJ, gehören die Dichter fiiüt immer zu den vurnehitien 
Familien. Ks gilt in Lad.ik für eine Schande, ein 
Musikinstrument, welches nicht räligiAsen Zwecken j^e- 
weibt iet, ia dia Hand tu nabmao. Jbüaa Malodia »bar 
soIHe dae Oadiebt dodi babaa, am bekannt an wardan. 

Wie nun eine Eutche Melodie zustande kommt, kann 
msn sich z. Ii. in Bezug auf das Klosterlied etwa so 
vorstellen. Nachdom die v : ci '^'iiter von Basgo ihr 
Lied über das Kloster Altscbi vullendet hatten, bestallten 
sie die weltliche DorfkapeUe vor sich and befahlen, die 
besten Stacke aar Aaefttbraag Toraaapieleu. Da* bei 
den mnaikalieehan Beiapialaa unter 1. mitgeteilt« StAak 
gellet aal b e ite a und wurde ahna Backsicht aof den ua- 
I paseendan Takt fllr dai neue Gadidit angenommen. IKe 
Sänger brachten die Worte mühsam unter und wurden 
angebalten, die betreifende Melodie nur für die neuen 
Worte anzuwenden. 

E« INt nun an der Zeit, über ilen Inhalt der glw 

Lieder Auskunft za geben. Nach allem , was biiker 
uitgatailt worden iet, wird ynM aiauaad •rwarteui i» 
ffht atwaa von dam ftiedMO, ftSUhlieD Flug dea daut> 

sehen Volksliedes zu Anden, oder die Volksseele aus 
demselben erkennen zu können. Es fehlt dem fflu die 
unschuldige Naivitiit , und ein »teifer jiedantischer Zug 
haftet demRplbnn an. Es ist mir noch kein iihi bekannt 
geworden, welches in Herz erf.issemier Weise vom 
Lieben , dem unerschöpflichen Thema des VolksUedea, 
redet. Alle die ich kenne, handeln entweder von dan 
Tarwhiedaaen Ladakar ICAnigeaehllSeaerB und dan ar> 
habaaan Faunliau, dta da ekenale bawokntaa, oder you 
berühmten Klüstem, deren Erbauer als die frömmsten 
MAnner gepriesen werden. Einige wenden sich auch 
direkt an einen berühmten elienialigen I.ania, dessen 
Tugenden buch erliobeu wurden. Nur weuige beschäfti- 
gen sich mit allbekannten und alle Hörer oder [..eser 
ansprechenden Dingen, wie jt. B. der b«ig<>gobeni> Hym- 
nus aaf den Tod. Fast immer bestrebt sich der I>icÜeri 
einige Keuntaia bnddhiiUeebar Idami an dan Tag an 
legen , von denaa der gemeine Maas nidite oder nur 
sehr wenig weifa. Zur Probe r l'^ f I.-er einige Verse 
zweier Lieder folgen, die in den muiukalischea Beilagen 

Daa Xloatar Alteabi*): 

$. tttsstf M j fc iM MM i a M««f«pa* 
9. ttaa^j t<«s «MI »trif *ay 
3. lianat Bta jsty i «leiit— [im>t»J 

*) Die in dem ltli«ti*chen Text eingeklammerten ( — | 
Silben Kind die von mir ein^eticliobenen , so veriiiiKetideit 
Flt^\ioii-'»iitu Ii. Im nbrigpn wrVtipt?^ e« f1<*r TE*u;n , anf 
s;ir;ii hliclii' >;rriitcriiti^:cii ninl Krkl. innigen esnziV' ln.n, wl Ii" 
iTu' rii-li ii|[i-iu .Hchiiii loMiKilitt «in buch tuU«ii wurden. Dtin 
iinl iiitrri a und vi>-W K' <itsoD»nten xiad xtumni , wie ja 
aucb da« g in dem Worte «lu. llas Tilietiscba ist, für jeder- 
mann Isebwr, ahae diafcrfdseha Ktiehaa tnnsktifeierti a iai 
wie da» welaba • In .Boee' aa epnaliea. 

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MO 



U. Frank«: Zan Lkdiker Yolkilied. 



-I. b:anfjpni rtru 'jbret agrig aong, 

5. .■.A.riiKvrlijtJ/;! l'a] i'o ij^/'iA'jr rgi^H-y snng, 

ti. thuij'tkl/t r^yrj rj|?/i.*'-i( ruj IfgH feyidl. 

r. l/it)ru)' Hiiilj» .i'.-.i'irnoi d^onpa 

S. Ladirag» yongskj/ia tarhko» »kor\bai\ phyir 

10. r<M* MT «Mat^yi] palnt 

it. sthaUtchad hrianpoi ttekktu ttUtg fmHUU»} 

13. tning frag* rdcrdtche tathenmo, 

13. ming gragn ninrihchr Uchrnm«» 

14. h$tanfa ■/ii/[nii| srung mdiodUekl§l 
Iii. yttlngo yonijsliii ^;rdi'iffl"[?/i] 

i'j'. f'.'.t'llj'd? y'(KSt7ir u t. , l .O'itf'htg ! 

$St *S» bsgrign tfongMkyiiianij] gzabmo. 
t9. gyailla] bsehug!<[pai] gaergyi bUmpo, 
80m fiwalM] b»ehuga\pai] yum a* Ma m^ats 
Si, «kyil Mrwi^ ta dang bm$mm Mmg . 

ta. inArMck* fdgm/yi fM«(Mi] ftickay«. 

Die Z«ile ffir /eile aasgeftbrle Ob«r*«ti«Bg 
diam tibatiichen T-'xtea lautet: 

I. Darob die glücklicUtten UnMOod« 

X. kt UM dar Weg cor ToUkmBiiiaiilMit gaalnMt; 

8. durah dat Gebet der Beelen der fgiwi 

4. irurda OH 4w Wag mr ToUkonoMalMii gMtaMt. 
s. Am dBrna Botat «nobleDMi grSsa mutar. 

6. Sa ateht gat auf dem Oeean der Beelen. 

7. E« iat vollendet da> »orKaam gebaute Kloeter, 

5. 80 daf« allf I^idiikvr den verdicnstlichrri Rund- 

9. Mit dem Meiini-l wunleu liiweniitiirke Bäulen 

10. aoeh Bilder und r«iobe Bacliladen. 

II. Jin ytmmhm liAltai* WiWgliiMkMiilimiir 
U. irt toriihint ala dar groA» DonnaikdL 

13. O berfihmter grofer Donnerkeil, 

14. beachätie di« l^hre im Lande! 

15. Durch «irKfÄllige Lehre in »llen RiclituiiKen 

16. beachütze da* Land ! 

17. Aua den) Holze dv« heili;^en KeiKeiibauiiie» uurden 

die \''Tzif runden Keschnitzt; 

18. am ■oi;gfallig»t«n die Laden der heiligen Böchfr. 

19. mu ndilCB äm dort der goMem (reiche) Graf, 

dar Erlwiiar doe Kloateri 
90. nr Udm dia Mutter Lha wtif» (nim fani, 
tu atf aiNMr Srde, mit frummar nujHlMltmg; 
M. mm Sana dar Lahra Boddaha 
m. «oikiit am Otia daa Douarinlli. 

D«r Tod. 

t. Odttmbara «eUnAi 

a. rayed Mm dal atyer thob tk»e 

4. inm§ii twWa d ia aSäiM danjr 

0. MW MHf if» ilfftd thtt 

9. «tfcMm« yaitf myam mi dran 

7. aittchhibe mg^pa^i mdti tlur 
V. atirhhibu ryyahuii-< wdi'i t,i/iirij 
'J, lugu »pyangkh'/iy mi.in adran 

10. giehinrdsthrs haUliuh rgf/ti 0OMft 

11, rikknd Mmpai gnatnu 

ta. atoeM ayrad daa» toeAAe* >ytd m» 
J9. yt^ad »&rffi» »dia btag». 
N, abraxbu rfmyoitar HHa^Uea 
• 15. t n dhyatigskgi ngmro» 

16. abndkyang pkanpa mi adxtg, 

Per T f 1(1 . ( II bereetzuDf;.) 

I. üemäfa dem grofaen I<oliu (der Lehre Buddhas^ 
9. iat aa eine eobwere Seit Ha com Finden de* 

DMan Leibee (der Wiedergabart) 

3. Drum lafet daa ,Bihi* lachen aein, 

4. and atrebt naeb der beiligi^n Beligion. 

5. So lang' man noch allen Freuden nachgeht, 

6. denkt mun nicht ani Sterben. 

7. Der T>hI int ein J&ger. Wie der den Ffieil eondet, 

8. jȤt der 'I'inI liinler euch her. 

9. Wie der Wolf da» I..ün)mleiD ergreift, 

10. 8o pUttolich packt euch Yama. 

11. Etat am laeren eineamen Ort (im Qreiaanalter) 

12. iMflailUgt ibr aueb daa Biarbanwagao darBallgioB. 



Ii. Bonat (ammelt ihr Sünden in ReichtümeiB. 
14. Wenn ihr denn, in der Hölle angekomman, 
l.S. ihre Jfruoht pflückt, trir<gt ihr noch ao 
M. tM Wibgailnge Atmiininieii , ^.n hilfk aoah 

doch nichts. 

In diesen beiden Läedern könnt« nicht alles s» auf- 
geschrieben irerden , wie eg der Mund des gemeinen 
Mannes hervorbrachte. Der Manu , dem die Lieder 
abergeben worden waren , Terstand riele Verse über- 
Iwnpt nicht, nnd Tenuistaltate unabsichtlich viele Worta 
■0 aabr, dafs überhaupt kein Sinn mehr darin la findan 
war. Ea Bad «n dan gwabaMH LMam «Ik voDsUa- 
dig unlxilMiratan «ad wanraabaidiali ah baktaal g»> 
we.'ieiiL'ii Wort« }ierAu,üf^'enoiiiiiMB md dmh dia aiui- 

gemäisesten ersetzt worden. 

Ea mala allerdioga wnndarbar erscheinen, nie Diab- 
tangan in ainar daa gawfthnliahan Lantan anMlintgan 
Spnu^a doah b daa Volk drlafan «ad van &aaiin fa- 

anngan wardan konnten. Dar Onmd dniftr iat wohl dia 
gute Musik derselben. In dan swei Beispielen ist die 

Mfli>die fa.sl punz ger.au wiederßeRebön, und nar in Betreff 
des Taktes sind zwei oder drei kleine Nachhfllfen ange- 
bracht worden. Ich sollte meinen, dafs die Melodieen 
aneh europäische Ohren nicht beleidigen werden. Wenn 
baida Waisen im Wechsel Torgetrikgen werden , dann 
kam ma aia aobon aina Zaitbi^ aohOran. SVaiU«h 
Aeoorda liokmMiit maa iaLadikmhtrahSrao. lehbslw 
nur um der Enropiar willen die natflrlichaten Aeoorda 
untergelegt. Vor der Vergessenheit bewahrt bleiVt 
W^urt und Uelodie schon dadurcli in Laduk. daf» kHl- 
diese Kunstwerke das Mittel sum Broterwerb der 
niedrigsten Ladaker Kaste , der Bedas, dar M naikanten, 
bilden. In jedem Dorf und Weiler finden (ich einiga 
Bedaa, da man ihrer, so sehr sie anoh verachtet werdaa, 
bei faa Ü iohan Oäl^gaoliaitan nicht eatbabraa kaaa. 
Ftiirai dia Bedaa ein ^Ik auf, so spielen aie luerat auf 
der swr«a (Klarinette) und mehreren (/«m««« (Trommel«) 
die ganze Melodie IjIb zum Schlufsfon, den aie etwa zwei 
Minuten Irttit; ui.isliulteii- Wülirend derBelbo fortkliiigt, 
ergreifen die Sänger die Melodie und führen sie sehr 
kunstvoll bis sum Schlufston fort, den auch sie lang 
aaabaltaa. Ea wiadarholt aielt «lao »««Ii liiar daa 
Wadiaalaidel, daa vir admlid danfllMlfdtatlMobadrtat 
haben. Hat der gemeine Mann ein einigemal ge- 
hört, HO singt er es auch, aber in einer sehr vereinfaoh- 
ton Weise. Er gn-ifl nur dif liöclisten und tiefsten 
Noten herauH und achroitut auf diese Weise schnell 
durch das I.ied liindurch. 

Wie kommt es wohl , konnte man fragen , dafs in 
einem sittlich so herab gekommenen lAode, wie Ladäk, 
dia Unaittlidtkatt im Volkagaaaag kaiaan Avadmok fia- 
dot? Ab Antwart kdaata aau aagaa, dab diea dämm 
nicht der Fall iak, weQ die anrainen Wflnscbe der La- 
däker schon auf aDdero Weise befriedigt werden. Die 
Bedas sind nitmlich auch Tänzer, und dunli (icbeiJen 
wissen sie im Tansen Dinge sum deutlichsten Ausdruck 
zu bringen , dia baaaar idalii ia daa Maad gmaauBaa 
werden. 

Als ich fi-aber einmal die geiatliebe Musik in Ladäk 
erwibata, konnte iak aiobt vid gflnatigaa Akaraie aagaa. 
Ea mnfa non wunderbar encbeinen, dafa neben ibr eine 

gans leidliche Volksmusik bu^U•ll^ Aller Wahrüclieiti- 
lichkeit nach \ai die VolkfiniUHik .ins der geistln-i)in 
Munik liers<ir),'e;,'rtiififun , die früln r aul inner höhereu 
Stufe stand. Die Klostermnsik war ursprünglich von 
ladian eingeführt wurden, woher auch der Gebrauch der 
nna galfta^gan Tonleitern ateamti neben welchen nach 
dia, &■ HyiBBaa aaf daa Tod teOwaiao gabcnadite phiy 
giaaha Tonart Tockooait. Dor TarfiJl dar gaiatliehen , 

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giu 1 Das Kloster Altsehl bei Basgo. 



bd« akyid phonsuin tbsoKs pas bsanir p 




akyid phonsuin tbsogs pas bsang poi rt«n abrel 



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^ II ■ , , 1 1 . 1 ^-J^-,-Jn-,-^ 




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^ long 'VSi ml flnigi ^ moii ■ km btaag poi «tan tML 

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giu 2. Der Tod. 



U dum bar» sohia - do rayed bkai dal dtohor thob UiM bilii lu baohad 



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L Sängrr. 




biit J> «> fang !d dm 



Mntik hingt wohl mit d«m We««n de« Lamaümu« so- 
Mmmen. Weil es für verdienstlich galt, ein geweihtes 
loatrameni £u apieleD, wurde du Spiel, uioht um d«r 
Knnit, «oDdern am de« religiöaen Verdienst«« willen, 
Toa gsns anmusikalisohen Leutt^a betrieben und 
'leeren Lnngenflbnng und Muskelbewegnng her- 
»> g W MM . Bii dn BedM «ber boBatn aidb, wegen 
fluMt fft i itml igTttililfftttriifi^. <Kb SMMÜCKBidhMi Eigen- 

I und 



Mit 9m deoB aisht itarii gvwnrdca? 



Fassen wir noch einmal alles Gesagte kurz snsam- 

men, so mOssen wir das f'jlgende Llrtei! abtrel)«D : Das 

Ladüker Volkslied bat die goldene Mittektr&fs« ver- 
lassen. In th(»igskad hat es alle Form rerloren und es . 
ist ihm die Möglichkeit abhanden gekommen , eine nMie 
schöne Gestalt zu gewinnen. Im glu hat es sich dueh 
ein Dbenneia tob Fem und uidainratl 
kilt dm btatek FnlM ftiidMa LA 



8Bl»le IdABd, der Urofehtf des AUuitlaekea 

Von Badolpli Baeb, MoatreaL 

Dan UD^lück , welche« im Sommer vorigen Jalire« Aew 
l)aai|rf«r ,L» Üoargogne* betrolTen bat, die vor (ans kurzem 
erfolgte Btrandaog den deoUcben Dampfers .Moravia* bringt 
uns die saUloeen SebiffbrScbe, welcbe sich Mit Jabrliunder- 
ten aa den Kflslssk tc> flabto Isiaad «vsigaA haüMB« in 
tMWige lifBBsniiig, sie rsebtlMlfeii aber IsUsr Am der 
laset von den Seeleuten gegebeoen, recht beseichDendeo 
Beinamen: .Kirchhof de* AttanUachen Oceam.* 

Sstilc Iiland , etwa 200 km önlicb voti Halifax gelegen, 
ist oiti Aiiül^ufer der Neofbni1]Anill>)lDk<' utu\ »i schon lange 
»In fin unbeiralieher Plata bekMint; »iclipr ni ift!TOfft(l«. (Inf« 
hl Hiimphrey Gilbert im Jalire l 'i».; auf seiner lieiH« von 
Neufundland, welches er gerade im Mamen der Kooi^iu 
~ ~ ' ' iB Bieltt MMMUMB katta. naab Vir- 



Am 15. November 1760 strandete Kapitftn Elliot mit 
einem Truppenschiffe auf der Reise von Montreal nach New 
York Vi<<i SitWe T«l»nil , einer Insel, die, wie KIliut sagt: 
uiibewoliut war, auf welcher weder ein Baiim, 
ein BtraucU i>lei ein Btnckchen Erde, »ondem nur Sattd, 
Band ue^I witiler •■□dlnjvr ÜAnd aazutrell^n war'. Man 
niemals genau enahrvi), wir % ii;Ie J<eutc bei diesem Bcbiff- 
breoha lUMskoauBsa «in i , ii^ iimfalU aber gelaag «e EUiot, 
naebden sieh dar fltnrm gelegt hatte , sieh mit 70 s^er 
geMatan und einigtin liensniitteln ans Land n. MMm, wo 
ans den an den ((ir«iii] grwurfeaen ScliitTstrümmani fltBtten 
erbaut wurden, denn vor Mai konrite nisn k»um erwarten, 
von einem durchfahrenden bchirfe aufgennmmea zo werden 
nnd die Kolpi- war, tiafa angesichu der tro«Uii«eu Vegetation 
die Nahrung xhr knapp wurde; SU v'wr Ilungi'rrnol kam 
ea iadwiiDen Hiebt, denn anf der Insel fand man eine Anzahl 
wild gewordenener Pferde nnd Biadvieh und anfeerdem 
hatten die Schiffbrüchigen aach das Glück, schoo am 
9ei,iaauttv ITSl ven aiMU paasietaiidaa flehiflii aui]|tiunsiBen 
sti wstdeo. 

Ifiarde (SMw) wie Viab, welche Elliot und seine 
Leute so iiT ttma m Wtt Sabls Island fanden, waren die 
Nachkommen einer sogenannten „Liebeitrabe" eine« Bosioner 
Grufskaufmannee mit Namen Thomas Ilanrook ; dirxer vor- 
ausschauende Mann bemerkte, daf» «leb der Handel zwüH^hen 
Westindien mit Kariipi» und Nordamerika und umgekehrt all- 
Uibrlicb vermehre, lol'olge dessen aber auch leider zahlreichere 
MiUniittoba aa der Insel m TmasiebBsa Mia wasdan, und 
an den sehUrMMblffsa Seeisaton die Mittel au geben , «(oh 
bis Ankunft eines Schiffea yut Boagsr zu schützen , sandte 
der Pbilantrop im Jahre 1754 sfaMB kleinen Hegler nach 
d.r In»<-1 , welcher drisi'Itw« Rindvieh, Pferde, Bchafo, Ziegen 
und Srliweine landete, damit «ie dort sich vermehren Kollten; 
aber die pich auf dir Insel hüujiich niederlassenden StrsnJ- 
rauber räumlrn unlrr der kleinen Uerile si> Rründhi-h auf, 
dafi eine Kegierungskoinmissiou, welcbe im Jabre 1800 nach 
fiable Island gesandt ward«, aar aoeb «hiige wUde Pferde, 
dia Ms aaf dca baatigm Tli^i wohlbekannten SaMe Isiaad' 
Fsatos, Tosflsad. allsa aadssa war 



Diese Strandrftaberei bat die Insel eine Zeit lang fkst 
noch in echlimmeren Ruf gebracht al> ibrSaud nnd immer mehr 

Klajfen liefen bei der Re^emiif; ein , aber »ret der Ende de« 
vorigen und Anfan^'S dieses .lahrhundertu amtierende Gouver- 
neur Meuscbotilands packte mit kräftiger Hand au nnd 
brachte wieder Ordnung und BUbMbait in db «MUdae- 
laseung" anf Bable Island. 

Der im Jabre 1801 von der nach Sable Island entnand- 
ten Kommission erstattete Berieht sagt unter anderem : Bei 
einer Besichtigung dar KAsI« Cnd naa naeh atttem Starm 
innerhalb einer ganz knrsen Straeke nicht weniger als 
40 Wracks, die dungh den Wind vom Sande blofsgele|t 
waren und ersdiSttSVt fragten sich die Abgesandten, wie 
viele Hundert weitere Wracks sieh noch tmter dem Flug- 
sande der etwa *a km langen Kflste befinden , wie viel Men- 
sehenlcben, wie viel Eigentum im Laufe fler vielen Jahre an 
diesem nur kleinen, aber de»ti) k' ri*'"''''~l'eren Stü>kclien 
Erde veruichUcl worden sind! Iter anfuDgiiuh«! l'lau, die 
losel zu besiedeln, wurde aufgegeben, die Aussiehtes, etwa 
als Landwirt oder Viehzüchter vorwärts zo kommen, sind zu 
cniag, am Iiaata hMthsUMMa aa bOnaea, die Vsgatatfaia 
boasail über «la tnaig Oansokoltar im günatigstaa Villa 
nicht hinaus, der Pflanzenwnchs besehrankt sich anf hohe« 
ITfergras, eine wilde Erbsenart und in der Umgegend des 
In!ani5»ee* auf einige Beerensorten , rnn ilcnen besonders die 
('raiiberry, eine Art Prelfselbeere, Zv ei«i<lii.fn ist; um Vieh 
hii-i r.ii »liebtet», reiehen die nstiirliiheu l'uUcrvurrÄle nSeibt 
AU.-i , 'itiripeii« konnte es sich auch nur um llindvieh und 
Zieg,.u bandeiu, denn t^bafe würden l>ei den zahlreichen 
Sandstürmen za Oivada gehs»; Sotai ist, a bg üs b aa tob 

h «Uk« veibflalM «d 

ra wird gatas Trink* 

■imsr aa varsehiode»ea gidlsa gtlbvdesk. 

Sie Kemiiraion traf auf der In;e1 nnr sechs Peraonea 
an, sla kesMItIgten, dafs es nur noch Pferd't auf der Insel gübe, 
dies« WBren auch nicht ralilreich , da \ m heifahrende Weet- 
indienfalirer g«d<-j;pnllii-h Int-r Unit rnnehen uml rine Anzahl 
der'l'icre als Ladung mitnehmen. Die Fo^e des Kommiiisions- 
berichte« war, dafs auf Betreiben de^ (■ouverneura die 
Legislatur einen Betrag von .^00 PfUnd bewilligte, um einigen 
LentsB, waleba das BattiMtgswessa auf dar loatl in die Qnnd 
Dsbmsa solHan, Wobnbiuser su banes ; die Bcttsugtstation 



legeutUch 



bette die 

Btceadilnbaiat fbt Bade amiebt. 

eiMdam ifasd ükerMJabi« Teidc^.^a.«-"'— ■— 
heslaht haale aoeb , aa der Ost- nad Veslspttaa dar Kbale 

erheben sieh moderne Lenchttfirme; ein paar Mal im Jahre 
kommt der Kegiernngsdampfer von Halifax und bringt 
Lebensmittel unu nimmt dacei;«'n iirijRiirürh «-twa l iiij Ponias 
und einige Fässer Bt-i-ren ul» lluckladunj; I>ie T'frrile, eine 
Snfwrst aum!ail'*rnde z.die Ras^e, nind in Neu-'f-hnllland und 
Neufundland sehr t-eli.dit und er/ieli n durch"rlinittlich l'rrise 
von etwa 1'.> bis 100 Hk. |>er Btiick; Ivider und recht anf- 
faUeoderweisa hat die Insel In das ktstaa Mum 
arballen , die «mb Usr wohl fcaam Tenavtaa sollt 
sebreskanaobwliiBB TandeblstaB atdioa madbisdeaa Haie die 

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Di« BAllonmötieii auf Bongainrille (Salonio-Inaeln)i 



348 



■ptrliob* Tegetation, lodara Ton Hali&x aui Hau geiandt 
wardan mufsta, um dia Pfartlr durch dan Wiotar sa 
briDfCd. 

Menicbliche Kraft bat aich b«mäht, die O«rahreo, welche 
dia Nahe Sable lainnda bietet , wo Yiel wie möglich abzu- 
aehwicben, aber nach wie vor bleibt di« Inael und ihr« Um- 



\ gvbunx ein hAchat gefilhrlichar Punkt für die immer mehr 
I in dieaar Gegend xunehincnda ächiflTahrti Starm , Band und 
I Nebel bleiben die elementarau Fi-inde UDnerer Sevleute und 
wohl liegt die Zeit noch iu weiter Feme, wo Sable laland 
«einen traurigen Beinamen: »Kirchhof dea Atlantiachen 
I Oeaana*, aufgaben kann. 



Die Ballonmützen anf Bongainville (Salomo- Inseln). 



R. Parkinaon, dorn wir bo Tiel schon für die Erfor- 
schung Polynesiens Terdanken, hat auch die Bedeutung 
der oigontQmllcben Ballon mütscn jetzt nfther ergründet, 
die auf der zum deutschen Schutegebiete gehörigen 
Salomo-Insel BougainTtlle lu bestimmton Z«it«u getragen 
werden. Abbildungen derselben waren seit einiger Zeit 




bekannt, und die hier mitgeteilt« entnehmen wir dem 
durch Schönheit und Reichtum der Lichtdrucke ausge- 
zeichneten „Album Ton Paijuatypen", welches A. H. 
Meyer im Verein mit Parkinaon 1894 herausgegeben 
hat. Nur kurz ist dort die Beschreibung, welche Ton 
den jungen Leuten gegeben wird, welche Parkinson am 
Kap L'Averdie, Ernst-Günther-Uafen, 
auf Bougainville photographierte. Das 
Nähere üb«r den seltsamen Kopf- 
schmuck, den man richtig mit den 
bekannten „Ballonmütsen" Terglicheu 
hat, erfahren wir erst durch die aus- 
gezeichnet« Schrifl Ii. Parkinson«, 
„Zur Ethnographie der nordwestlichen 
Salomo-Inaeln" '). 

Es bandelt sich dabei nm einen 
Geheimbrauch, welcher nur die Minner 
angeht, und Ton dem die Weiber 
streng ausgeschlossen sind. Ähnliche 
Bräuche finden sich auf anderen me- 
lanesisohen Inseln, bei denen Masken 
eiuu grofse Bolle spielen, und die 
Parkinson tou den Salomo-Inaeln Nis- 
san und ßuka beschreibt. ¥a fahrt 
dann wörtlich fort: 

In Nord-BougainvUle finden wir 
eine ganz Ahnliche Institution, die an- 
scheinend eine Erweiterung und Ver- 
Tollkommnung des Vorherb<iBchrie- 
benen ist. Man nennt in Bougainrille 
den Gebrauch Kukruk, manchmal 
auch burri. Der Hergang ist nun 
dieser: Zeitweilig erwählen die älte- 
ren Männer aus befreundeten Nach- 
barfamilien einen Knaben oder Jüng- 
ling, der den Rukruk noch nicht mit- 
gemacht hat. Häuptlinge erwählen 
gewöhnlich mehr als einen Jüngling, 
aber selten Qberateigt die Anzahl der 
Erwählten die Zahl Vier. ist eine 
besondere Ehre, von einem Häuptling 
auserwäblt zu werden. Die Aus- 
erwählten werden nach der Wahl Ma- 
tasoBi''n genannt und gehören aU 
solche zur Zeit des Rukruk den Wäh- 
lern, die deren Marau genannt wer- 
den. Der Marau führt seine Mataaesen 
nach einem entle^tmen Platze im 
Walde, wo eine gerilumige Hütte er- 
richtet worden ist, iihbasHa genannt; 
der Platz ist der iihlutssa barri. In 
der Hütte, die nebenbei den Marau 
und den Mataaesen als Schlafstelle 
dient, werden die ballon förmigen 



Männer von Bougninvlll«, ßAlumu-liiaeln. 
A«!i .\. n. M<>>vr lind R. Parkinaon, Alhnni von Papualypen 



') Abhandlungen nnd Berichte dea 
künigl. zoologiachen nnd anthro|>ologiach- 
ethnographinchrn MuH-unia zu T)r*Hilen 
1891« l>ia lHtf9. Ild. VI, Nr. «. 



944 



Hüte aafhewahrt^ womit dieMätaseien bekleidet werden. 
Die Hate, hMseboa genannt, werden tod bestimmten 
■Iton ll&noern angefortigti und der Marau zahlt dem 
FalirikMiten fär jeden llMMboa einen Faden Dinian, 
SpMW. Pfitl* «ad Bmpo «te. Dm 1[«Um«£b ufliMO 
nA Bu mvf d«iD ibUMn Inmi «ifba1t«n, bis ihre 
Kopflmart' so lang waehsen , Jnfa sie, in ilen liassc^ou 
eiogezwin^t, denselben auf licui Kujjfu teütiiiilteii -J. 
Sobuld dies der Fall i t I iiaen die Matasest'^n den 
Piats verlassen und iliri- Verwandten und Dörfer be- 
suchen; sie darfen xich aber den Weibern nie ohne 
Hnk laigm und Kanen abends «tat* iimIi dem ihbun 
nrtflkkabrMi. WdUmi sie baden, eo gCMhiabt diM 
wibrend d«r Naeht am Strande , oder sm Tim n «nt- 
legenen Stellen in den QebsrgsflQssen. Wumd der 
ganxen Zeit arlieiteii die Matnacsi'n für ihre Marau; sie 
legen für sie grnfse I'Üauzuiigen iiu, wurden Oberhaupt 
recht streng gehalten, und, wenn ph i\n Nahrnn^.'iinitteln 
gebriebt, ««> müssen die Verwandten das Ivutige ijt'rbei- 
sehaffen and aulserhalb der hoben Umsännang dcB üh- • 
bsM bmiri iiMwl^tan. Wflrdfln Waibar dM Abbaaia 
htm batreton, waa Abrigm» woU ni« gwebiatit, m 
wilrde man sie töten ; get&tet werden sie auch , wenn 
sie einen MatA»e«en sofätlig ohne hassebou gewahren 
Ull i i lbei ertappt werden. - ' ' .1 FÄlle sollen nicht ge- 
rade selten aein. Infolge dessen ist ui> begreiflich, dafs 
di^Wnbw aich von dem Aufenthaltsorte der Matasesen 
ud dünn Pflansongen möglichst üanibaltan. Dan 
Walbara wird geaagt, dafs auf dem Akbaai» bwrti die 
HataaaifoMttQaiflant wainba Rnk g ai mii ntwuiaii, w 
kabren. Eligiabtaw«iver«diSad«iiaGnat«r,«iniiilBnKebar, 
RuV a tson, und ein weildiclier, Ruk a ialml ^.^enannt. 
Diese Geister bringen ein (ieräuKch herveir, duH dmi Ohren 
der Weiber so schrecklich klingt , dafs .sie aus Angst 
ihre Habseligkeiten you sich Werfen und eilignt das 
Weite suchen. Es ist selbstTerstftndlich, dafs die Maraa 
vnd Mataaaa6a daa Foctgavofffana »n aiob nahmen. Das 
to farehtbar hfiagawk Ckutudb tot tum wa und fiir 
sieb barmlos genug, dann daa Inatniment, walebaa das- 
selbe hervorbringt, ist ein Schwirrbolz, das an einem 
d&nnen Stricke mit grofser 5:cli Helligkeit übpv dem 
Kopfe heruoigewirbelt wird. SelbstTemtiindliLh iit das 1 
Schwirrhols ein Geheimnis, da? den Weibern aufs 
strengste verborgen bleibt und das ein Besucher nie- 
mals ia Gesicht bekommt. Aof einem kurzen Ausflüge 
in fioagniaTiUa mit bakanntan, firanadliioh gaainnten 
StrandbawäbDarn paaiaaria aa mir yof aittiga» Jahran, 
daf» ich im Walde eine Ansahl MatasesAn ttbwholt«, die 
von der Plantagenarbeit snrückkehrten. AUa waren 
wie gewöhnlich mit Speeren , liegen und Pfeilen be- 
waffnet, einer jedoch hielt iu der Maud ein Stfick Hole, 
dMaan Qabraoeh mir unbekannt war und das meine Auf- 
■MWrhinmkoH erregte. Als ich jedoch auf den JQngling 
snirati t ut eckte er das In.itn>ment hinter dem Kücken, 
und aa intatnDd ain labhaftaa Garada nntar den Ga- 
wia nntar malnen B«glaiUdm, daa rar Polga batta, ' 

dafs der IJetrefTende BcbliMUiIgfil Ins GebQ.'ich si bl'ipftn 
und meinen .\upeD eutschwand. Daiual« wiir mir der 
Vorgang unbegreiflich, trfitz aller Nachfrage konnte iph 
den Grund des plötzlichen Verschwindeas nicht er- 
fahren , und erst Jahre spJiter wurde ea mir Uara dafs 
da« hamdoaa Schvirrliols dia Varanlaatnig gaweaen. 
Wem andikih daa Kopflnair dan biaaabon gans aus- 
fallt, wird eine grofse FeitUebkait ianarbalb daa dbbaesa 
borri veranstaltet, woau aa«b den Vitam und mton- 
liaihan Tar««iidtao dar Mntaaaate dar Zutritt gaafattat 



^ Vayar und Parkinson, rapuatv|>en, Taf. 31 leigt «ina 
Omppa «on Mataae«^ hier B. 34.1 abgeUMet. 



wird. Dies Fest dauert mehrere Tage, und X&uze und 
Gesang wechseln mit Schmausereien ab; die Mtnner be- 
reiten sämtliche Speisen, den Weihern ist die Annfthe- 
rung an den Festplats anfs strengste untersagt, nnd 
dia Gatataratimman daa Buk haltan aia in ra^ktvoUar 
GntfemaDg. IMa Elf«ni dar Ifataaaain gaban nacib ba- 
endetem Feste den Marau f^eschenke, bestehend ans 
zwei bia drei Faden Birnan. Speeren, Itogen, Pfeilen ond 
ai>dere)i HalisLllgkeiteu. Die hassebou werden auf dein 
Festpiatze deu JüBgUügen abgenommen und dort ver- 
brannt , ebendort werden die langen Lockan dar Hata- 
■aain »bgeaebnittan, dann jado«b in BiMlam n ainam 
Bllndal TarBobnArt nnd in ibran WnbnbAtten aafbawafati 
In der Regel l&fst man jedoch eina lange Locke im 
Nacken stehen, die am Fnde mit Perlen oder mit einer 
Muschel versiert wird. Nach dem Uaarechneiden f&bren 
die Marau ihre Metatee^n in deren Heimatsdörfer zar&ck, 
und dies ist dann wiederum eine Veranlasieung für wei- 
tere Festlichkeiten. liei die,&er Rückkehr wird ein hoher 
Pfahl oder Mast aaf einem freien Platze des Dorfe« er- 
riflhtai; diaaar mit Lanb nnd fiamaloog gaaehmOnkta 
Vaat vriid Ton «inara Haran arUattert, nnd dieaar mit 
nnn von ohen die MafA.sesen bei denjenigen Xamen, 
womit sio hinfoil genauut werden; der alte Name flllt 
der \ eri^ensenheit anbeim. lüeser .Mast heifst knkun a 
solo ; er wird nach der Namengebung ausgehoben , zer- 
schlagen und verbrannt. Die Matasesen können nach 
aberstaodanar Rukmk>Faatliobkait eine Fraa arwiUan. 
Sie gaUsB Unfnrt ala Erwaabaana und oabnan nn allan 
FantUdikeitaB dar Unn« taO. 



Prafttiacha Palgamngan ans dar Sthnnloffle rar das 
aadkla Lakmi). 

Bastians knapp gabaltna Sahiilt Abit tat Gadankaa 

aus , dalk Aia JMmolagia ans tan Babjam spooidler heb* 

gelohraamkelt beraottreten nnd einem erweiterten KreiM van 
Btudierenden zum Zwecke praktiaelier VvrwertUD|t zuglag* 
IMier ^^niacbt werden müsM, und zwar ilurcti Kii ieUian(j 
einer ßr ir«er«>n Anzahl von Ijebrstühltn auf den t niversi- 
tiun in Vi-rhijii1nn<? mit etbnoj^pbischen Museen, »uf ilenen 
knnftixliin ilie liiflieriK« ll^samthiit der WjB»«o»cli»('l inlen- 
Mver, uDd la eiuzelne Urap|>eD zerli^, behandelt werden 
Boll. DeatachlsDd bat die Grenzen d««suroB> i i« hW» latl» SM«n - 
gebieles duiebbroeben, es stebt jetzt anf aer VaHbBbM^ ba- 
rtit, la die Oeschieke aberseeiKher Völker ehsrngniAni am 
dl« Woeht «inttr Maebt und den beimiachen Woblataad an 
mehren. Was biiher T«r«inr.(>lte kaufminnl«pb» Finnen kühn 
und glücklieb in f«ni< n Ijmtien «emtreut unUrn' inni'-u , tlut 
wHI jrtüt iln« Reii-b jn emer einheitlichen Kraft riiKammeu- 
fÄHPeu. Am Welt- uiiii Vulkerverkebr betellii(t sii-h nicht 
melir aliuin eine grofa^r« oder kleinere Ansabl von Hand- 
lungshäuaem, soodern die gante Nation, verkörpert in dar 
Beicbsgewalt. Miragriffe beim Abwblnä vom Oeaoliiilaa nnd 
Vattrtfen h4nm «nf« nnr «enagMiekla BriraMMkniatlonan 
n atbi; aia tebidigan *«tt nun aa dia WcblMurt und daa 
An«>hen des ganzen Beieb««. üm MirngrifTe zn vermeiden 
und um den gröfseren Torteil auf die eigene Seite zn brin- 
gen, bedarf man ein«r eii:geb*>ndea Kenntnis Aer B i ge nar t 
aller jener fremdartigen v.j!k«r, mit dansn man in fen|atta 

Handelabvziebungeu tr>-ii-n wi;l. 

.y.» gilt', tagt valit^ohiiueni! ihr llanaeat Bastian, .ein- 
gehende Sondierung desjenigen Terrain^, auf dum die kom- 
MS rri allen PeldzuRspOna te Mmalt In Angriff tenownien 
«Btdan sollen ; es i^ilt ffl« athnlseha Dwdiftirsebang jedweta 
Kinzelbeiten.* 

Zur Gewinnung dieaer Kenntnisse, welrlie allon eiB 
Cbergewicbt über die fieimlen Wettbcw<rl< r »iehevt, müaaen 
der Allgemeinbeit di" Weg*' gebahnt un ! k-eel.net ». riVa. 
Dazu ist jetzt da» Keieb verpflirblct, i.icU'- nur uiii ib n F.in- 
zelnen aeiner Angeb<>rigen dit nlioh zu fein . smnlrni und 
hüuptsävUlob um seinen Beauftragten das Handwerkszeug 
in lieftni, mit wriehem allain aia!, aal aa im diplaaatiaahan 



') A. liiii'iiAn, Zur linitiL'i'ii Stii lilafs der Rthasiegle In 
oatioasler aud aacialer lt«leHl««g. brrhe 18*9. 

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SM» 



oiUr inUntatkaalaa HMuhbvcrkebr, mit Geadildi vaä Wbk- 
•tobt Tonmgahan und m wirken TermScea. 

.Htar ant Uafli iIm mrif, MtaLaek* im OamtieMi- 
mtMk Unart Zvkaalt liagt avfdam Wmmt; abir dteVattt^ 

l»gen fehlen, um aolcber Zukunll wobUDiigerfitttt and 
•cliUgfertii; entKeceoEUKeben.* Bis auf diu Kleinfts werden 
wir Dfuticbfn fibifr untorricbtet, w»» io rl?ii ?>iropäiieh«n 
Kulti)rl.ri_H8 sich eingi-Miit li»t und eiuftit;!- ,NVii« Bi.rncrlmln 
<lc«Ki^lb>'M liegt , auf den übri^n Kootinenteu der Krd'^. t-r- 
mangelt jedvr Bebauiang, wenn nicbt unteTgebracbt in iIi-im 
ibngilhiu aufgeipnwsenen FonohongBwaige dar ütbnologie.'* 
Jmm a,k«r Ut in ibrem ga|Mnrttli(n tmttmS» tia BmmmmI- 
■Difom d*r .inkougruentMlia MaSMän', nah «nt 
difltoandert weiden, jede» VtU wlw «itceuen Bearbeiter er- 

Baxtinti tuobt durch {^«nan« '/.nhhn dai quantitative 
MiraverlKtUisis zwiecben Jrii i,t-|ii'>'rri ilvi bumanlutiacheD 
and den ethnographiecben Wiimenndiiirte» ubttr^fnifseod Itlar 
zu Italien. Er verteilt den Inhalt uud ilie L-i-hreran/nbl für 
beide Witaentgkttungen anf den t'lacbeninbalc der Erde; 
duwbh komauii 650 Lebrar der Humaniora an Uo^bscbulen 
anf den «obten Teil der Oewmtfltehe, wübnad die übrigen 



I 

«leben Achtel einem halben Dulsend rein fiMhIioher Ethno- 
logen Uberwieien lind. Wenn anob eiu Vorraog den ertteren 
nmbadlngt «Bf> rtmidi » n wndea nab, m «nmiat daoh «a- 
gveiehta dar aan gaaUUtni AofSeaben das MlbverhlHni* alt 

ein .aclireiend««*. I>er unmittelbar«, praktifcbe Nxtzrn d«« 
elhnologincben Btndiuma fUr den Kaufmann, Kolonialh- Amteii 
und Btaatfnrarin leuchtet ein: ebenBO tlur Naohteil , ja oft 
LMii u>.' ■»icder gut uiaci^entlfr iithmitn Ii«) Vfmacbläaii- 
(iiiiiy (iili-r ifiir M i;'»nc.li1 ntiL; rli'HfclV.i-ri. Wer iu »oKlicin Kftlle 
Jit ko5t.<-ti ^li;llt, Villi (ieia Mini c« mit Recht bei r!>eu : Baving 
penniea und loelng pouadi. Wie die Univanitäten, so l>e- 
dirte aaeh dia «thawtapliiaohaB MoMaa MMm^ tknt 
BMuSXM vad ▼amiitnag dar iriaMBMhaMMMB Uib' 
•rbaiter. 

,Der Weltverkehr bedingt den VölkerrankafaT*, — ao 

! lautet es im Krtilu'swor'. der A! liftmllimp — .und die«er 
eine Völkork huMc. .MiV>- diili'T in .mmit Zi'il, dii' uii Ztilclicn 
de* Terkehnt »it-lit , iii'iii<>nii;<'» iiebrmiitelu Keclinuii); ge< 
tragen .werden, deren dit« jung heran wacbaandp Ueachlecbt 

I bedürftig sein wird, um in dem Lebeitifcampfe, der ihm bevor- 

; atehi, dem Tolka deutadiar VatiamUlft dia IMaia lO ar- 

I ttreilacu' 



üüciierisciiau. 



Franz Thonaeri^Im airikaiiigchen TTr«;ilile. Heine 
Uoi»(' nBcU dem Kung" un'J der MimRaUa im .lalire 1896. 
Hit iO Ti',\tMt<l«ni, ^7 liirht^rncVtniVln mid drt'i Karten. 
^Berlin, Dietridi Keniiei iK-n : V,, b*,,), ih<jH. 

Die eraten Kei*e&cliildei'uiii;en i'imiz Tboimer*, begleit«t 
TOB TOltnflIioben Abbildungen, Imaelita tot a«^ Mbna 
der ,01obaa* (Bd. 73, 8. 117). Maa «rtaaal» dantal« aehm, 
dafi dieser Forachcr ein hSebst wichtiges innorafrikaDiAhni, 
kanm bekouute* Gebiet besucht hatte, niid «ein ;>^t7t vor- 
Uegendea TUist^werk keunzeicJinet vn'.l.-iuf die rncnste, die 
Tbonner dt!r WipwnBchaft t^eliistet hat. Ks handelt fioh hier 
um die Krf<irrfchi:n^ de^^ Oi-liii-te» am miltU'r»fi3 Kuugo. Hr« 
nördlich v<ii) (Hrscm bi» mi ^-f-iiipni r*clit<'ii Xeln-ntlunsR Mun- 
^ül» (Düa) reicht, der unUr 20* öatl. L. mündet. E» tsl 
ain anraldbadaektar, swiaeben i und 3* nötdi. Br. Tarlaufen- 
dar laadatrfeli, dar Toa TarMhiedenen KegervAlkem mit ab- 
waiehandaa Spraeheo bawobnt wird. la der elalaeb gebal- 
tanaa, jeder Prahlerei fbmliegendea Sehtldemag iet Beiae, 
die im ganzen glücklich Terlief, fehlt et dennoch nicbt an 
spannenden Abenteuern, wie denn auch das Veis|)eistwcrden 
dem VcrfAsürr dmbt«>. Tn wisaenscbaftlicber Boziabung ist 
Aw TUisH Iii er«t«r Linie der Botanik xu Onle gekommen, 
und die vuu Tbuuner in diesem so gut wie unbekannten 
Gebiete gesammelten Pflanzen harren in Brüssel der Be- 
stimmung. Der gröfate Teil der 87 dem Werke b»ig«g«beo«n 
Liohtdiaaka aeiit wuA VagataMoaaMMar i» YuaAgfUhM 
AiBflilinulf aaea daa AnliahaMa daa Tarftuaara. Kaia 
aadaraa aMkenisches Gebiet von IfcaiMMr Ausdehnung wie 
daa zwi sehen Kongo und Mongalla iai ia glatcher Vollstiudig- 
keit durrb photoenipliiiK-hpi BtMer von TorzügUcber Cbarak- 
tfriHtiW ve-rtrett'ii. Zu ileu rt-iehen Gaben gesellt sich die 
von il. Moisel im Mafnstabe von 1 ■ :<i"K><*iiit pezeicbnet« 
Routenkarte nach \!cn AufDnlu;jen ThunnBr«. ,.<iii.- sich durrli 
ihre Sorgfalt unter allen Arb«ilua in diesem l eite des Kongo- 
•laataa aaiMiebBen*. Das Bild der betiadieBdeB Oagaad lat 
dadandi ein ganz anderes geworden, uad aamentUeh wird 
dia Maber geltende Karte des Belgiers Wauters von Moisel 
■la .Tflllig verfehlt' erklftrt. 

In woblthuend kurzer, aber gehaltvoller Zusammen- 
faasung bebandelt Thonner die einzelnen Abachnitte seiner 
Iteiae nach Klim.-i, BrwlfnKPBtalt, Tier- und Pflanzenwelt und 
Bevölkerung. Kr hat scliarf beolachut und in der kurzen 
Zeit über Sprache, pby&lscbe Anthropologie und Meteurologie 
ein reiches Material zusammengetragen. Auch der Rthno- 
girapb kaan dea Buches niebt entbebreu, »ei es «ach nur, 
tnn die TortraffUehaa Abbild nogeti dar vecaakdedenen Kagar- 
atiauaa, ihm Vtattr, BlMar, Oartta ttad VMtaa aa ahi- 
diama — dk «iaaigm, dia itar dat bmaiala OaWat Ma Jaut 
aar TarfBgaag atabaa. 

Ij. A. Wiidili'll: AmoDg tbe Uiin \ as- 31ith map aad 
illuHtrationB. I.'jndon, A. ConstHbln and Co., 
.Major Waddcll ist längnt ihinli umm gi'lflirt«i» und von 

allen i^'achleuten hochgeecbitites Werk „Tbe Kuddhism tn 
Xlbai* bekanau Er koaat» <• ao a o d ili wid i g acbreibec, weil 
er einen gaaaaa Tempel aüt IntiaH aad daa lamaa daiia 
■akaoft Iwttai M ar ao aiaat dar lugminagaaditaB KaBaar 
daa BaddUvma gamtdaa, ao bat «r aidit laladir aaah dia 



Landschaften , in denen diea»r berrscht , »»tf rerscbiwlenen 
Belsen kennen gelernt, und eim:' Frucht dicker lieisen ist das 
vorliegettfln, mhr lebrrBtcli'j, aber darum sich dwti vorzÜRlieli 

I lea«nd<> Ilu<di. Von JJardjiling nu», dic-ser bi.-katinlrn Hima- 
lajapfort«, wo er Jahre lang lebte, hat er seine Ausflüge am 
«a bBdn^aa Barntoaaa beraai aat arao w aaa, dl» im Voaat 
STarart gIpMa. SicMeibig ist daa llacli aiiwt, abar aa «t> 
bftit trotzdem viel und ist mit sebUnen Abbildungen nadl 
Photograpbieeu verseben, welche Laudsobaften und MensotaaB 
darstellen Kine cf"'"»« un^l eine .^rizFibl kleinerer Karten 
erleichtern das VerBtändui». Waddell beRinnt mit der Hcbil- 
derung eun r Iteiw au« der Kbene na-'b Pnrdaling , die sich 
durcli groi'se .\ iintliaulichkeil, ini»zei ', - . ■ \Vi.-]tere Kaisen 
führen uns von Dardjiling nach Mordusl uni Norii, durob 
daa Berglabyrintb von Bikkim, Bhataa and Nepel bis an dia 
Grenze von Ti))et, wobei maiiterbaft dia verschiedenen, diaaa 
Lfinder bewohnenden Völkerschaften , die Leptaokas, Uhuti- 
jaa, Ghurkaa, Tibetaner und andere moagoliaeha YOIker- 
Schäften gesebildert werden, die in den Tbilem und an den 
BergabbSngen hausen. Ihr taglichea Leben, ihre Folklore, 
ihr Aberglauben, ihre Musik wer l n irr^-cbildcrt. Vortrefriieh 
sind auch die Schilderungen » im 1hi : lurA und Kauna ilei 
Gebirges und nieht minder jene der (jletscherwelL Der 
Kenner des Lambn hillt auch mit seinen politiseben An- 
eichten niebt zurück und empfltblt auf daa dringendste das 
AaagnUte OrofthiilaaaiaBi aaah TOMt; aom atadaaiaB 
mBae Uber den DiiMkt tob Iibaaia die bridaeha Sobnta- 
berrscbafl «nsf^führt werden; dort sei mehr zt: holen, als 

I man gemeinhin nnnahme; der Boden sei dort aufBerurdent- 
Heb goblr<d<:h und vi>rsrirpf]i<> ein ^wi-itr» Kalifcrnii.'ii uder 
Klondtke. (trofne BergtiesteiguiiKsn hatWadilell nifdil nnler- 
nnjDuun, kUlt einige der von ihm ül:era<:hrittenen Päsea 
lii.-^;i'n ul:<'r udi'r hvi i'"'ii'm. liafs div lux'luten Bergriesen 

Idee Himulaja, der Mount Kvereit (oder Oaurisankar 8)^40 m) 
nad dar Kaalaabiadaabiaga (8»84 m), deralaat oiaaial ac» 
Btiegen werden , daraa swofelt Waddell nicbt , aar Zeit aad 
; gute Metbode sei dazu nötig. Ähnlich hat sich ja auch 
Kreshbeld ausgesprochen, ond die Ersteigung dae Asoncagua 
datdi Oonway iat «ia waitarar Bawaia flbr dl» MdgUeiikait. 

Dr. V. Carlaea. 



K. K. Dt'BBCttt Noten ..n thi; l'olkiore of thc Fjort 
(Kreiiuh Co»gi>). Witb an introduction by M. H. Kings- 
ley. Illustrated. London, PabKAad ÜW tlw lUklOia^O' 
cietv, David Nutt, I8«ä. 

Dia SeaeicdiBaag „Fjort' fltr dia SaganüiUMi am «a- 
tataa Kongo and ia Loaago araehalni »an, «la tratda bidiar 

allgemein .Piote' geacbrieben, und Bennett bat dies aaob In 
einem früheren Werke selbst getban. Ob diese Schreibung 
rlf hti{jcr ipt , Termf-g-en wir nicbt zu sag^B , besonders eng- 
lipuh-'r KakoL^'raijhic ^;e^;^■nüb^•r. l>LmtBche haben immer 
,I iü;;ij" yehijn. Itux W'.'rk fflbsl »ollte von N :Mni.ini!em, der 
sich mit diT l'ss rh' [iigii- der Nigriti'T benchilti^-t, uiiKele^en 
gelassen werden; es ut ein wahrer bchatz für die üvuxt«i- 
ioBg d«a BwalaBlabawa d«r Vagat; Maa Tatttadriicbe Bin- 
loitaBg giabt aaa dia aligaHufBa SaUldmur ia «tbao^rrmplü- 
adwr aad TOiliiikuBdllaMr BaslaibaBC, dma laibaa «iah 
di» TOB Baoaett aua dan Maada dar VM» aaltat i 



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U6 



Bflehariobao. 



Im Htrcben, Sagen, bpn'hwörUr, Qcaüiig«, in ileoen, wie 
in Afrika fiberlmapt, dl« Ti«re ibro groCaa IWll» ipieluu. 

Ob«r diiB F«tiicbwMcn, die Mbllo««n Otictar uud reli- 
giötea Vorstellungen i^ebt d«ii Buch die genannte Aua- 
kunft, and viele Züi^e latsen n«beu dem grob Sianlicben 
doeb aucti dse feineren Ar.!a?;eri in <!er i^wle den Hchwarzen 
erkeDoen. Wie m-^buii wir.l z. Ii. ilie (jastfieuudnchutt in der 
Offüchicfitc vun Nzanibi «tf'jiotl . \Vvisli>'it un;l Si' Ulauheit 
ulTouliarl f.ir.h in iter Erzniiluiig 'l'T drii Weiber, ii» ibren 
Mann wieder «um Leoni zurück liracb ten . der von eiueiu 
BUU gpMMM wordMt wmt. TwmIiMmw OttefemM« «r- 
•lUn Negw, wt« der Üntcnebieil swbebaB mllbeii 
OOid aohwusen Menaeben eotatanden lei. Die Fiote be- 
riobtan, Tier Männer aeien anf eine Heiae gegangen, da weiva 
lie an zwei Fliiaae gelangt, vini-r. kr>»uinkl;vren nnd einen 
icbwnrzen, übel ■cbmeckendt-ii. 13<niii Durclii liwiiDmen de* 
scbwarzen witren »ie iinioittclbiir zu i)iii-iM /n'Ii- pf!nngt, 
M.ilirfinl tmcli Durchwaten ilm lehnen »ie mir iiui Uiuwi'i;«« 
dortbiu gelangt a«in würden. £wet witlilteu der« eiuen. die 
anderen beiden den anderen Finf«. Piejenigen, welcbe durch 
den JUaren Flofa geKhwonunen waren, wurden «ebwarx mit 
Aiimtlniia dar Foteohlan noA HaadlttBlMii , mit denen aie 
vmliar mit dMoa adiwamn niuaa in Baribrung gckomucn; 
diaa« bUabaii hall. Dia zwei Hünner aber, die dsrob dm 
fctjitallhallim Vlvb gagangen waren, wurden achanus. Ala» 
die Farben wurden urngflsehrr ilnroU ilie Tltlaae erzeogt. 
B«ide Teile aber trenntet» siib nun mul ifingen eigene Wege. 
Rictitige Negerscblaaheit zeigt die (leicSicUte vom I<eopard 
und Krokodil; der eine bracbt«] dew Xe^er Fleiach, dai an- 
dere Fiacbe. Daför verlangten sie •ctilietalicb Ilnndefleiacb, 
»her ihra Humda wollten di* Kagar nieht hingeben. Wie 
abar ai» Hmd aoaaah, wuMa vadiär Laopftid noch Krokodil, 
uat baida tetlan itaih lafaaMitic «iioli aiaual* g«««h«ii. 
Wob taitalHan dia Vagar «i ainar InatiBMiitaB einnde Leo- 
pard und Krokodil an eiri<>n ^l^wl«|ell Vlatx im Walde; jedea 
liiilt da« andere Tier für e n^ n Ilaadi und .da haben aie 
voll Wut eiitLrrtutit eioHnder aufgezoren*, wi» n in der Ge- 
schichte voii deij ':>eiden Ijöwen heibt. Eine Si tioi tungcaa^r 
fehlt; viel wird über Omina und Ordalieo uiitjjptedt. Die 
Tr.iurut.' ^Lllen al» thatsiUhliche Erlebniaae iS. Dafs 
Ankliiug« «n europniaehe Bageu unti Märchen nicht fehlen, 
war vtfraawtuMbeD: Ltahatpaara Warden in Tbonakulen var- 
waodait, wie bei una dar vcnteiaarta UOoali and dia Moooa. 

Rioliard Andra«. 



Carl Peri und Dr. Josef RandnltjE: Oetohichte de« 

M»ria-Th<>rt<iiin-Thaler«. Mit Abbildung det ThatRrti 
U»id einer K.^rtt-. Wjpn, Karl Graeaer, 1898. 
Üaa Erschtir.eii eiiisr Munopfrapliie über den Maria-The- 
reaia-Tbaler ist mit bvs.iiiderer t'reude zu beprüfaeD, da es 
nunmehr möglich iat, di« Uescliichte dieii«r murWwürdigen 
Mftim in Ibmni gauaa Vaahoft n übarblieken. Bekannt- 
Hah Uatat dar Maito'Tbaraala-TBalar daa wiciitig«te Beispiel, 
tria alaa Münze det europUachen Kulturkreiaea weite Gebiet« 
n arabarn vermag, ohne dafa der Staat, der die&e Münze 
prägt, eetbat BeaitzuDgen in dif-^-ii Rebit!t( ii bat, oiier l>e- 
fonders lebhafte Beziehungen zu ibrjvu uutvrbiUt. NuuiULhr 
■wird AÜerdinK;« n!<chf;ewimi>«n . dalH die liocbecbntzung d«e 
'l'biUers. wiMiigHl^'us in si-mcu Aiii'üiit^en , eilg mit dem Auf- 
•ciiwuug il«< u%l«rr«icbiaehen l'evantehandel« xoaammenhftngt. 
Im Jabr« I7ä:l hatte Maria Therenia den Konventlonatbaler 
eingeführt und damit eine Münze geacbafreo, die im Orient 
rtäatica Aufbafana fluid vmä bald daR dorfc kmaiairaidaB 
«tatdiortaii, apaniiahau ItalilMiaii, hoUiRdiadMa Uwaii»' 
thalern «i. >. w. den Bang atreitig machte. Die Einfuhr 
IVemder Oeldmänzen, die wie Waren im grufaen Tauachver- 
kehr de» Httiidels ins I.juid ijftirin'ht wunlcn, war bei dt.T 
abwärt« ^'^^iien-iffii l'eu'leuz ii;ler t>^ru,iiiin<:]ieti Muti/MH't»fii 
zur Notweiiiii;,'li.'it >;i-»vt«l*n und e«ii«jiii»oli zucleicü d«r 
meiat negativen liilaii/. de« Orientbaudels der Westeuropäer; 
Bilbermiinzen ergubeu aufaerdem infolge der holieren Wert- 
schätzung im Urient einen beträchtlichen Arbitragegewiim. 
Maturgcm&fs lutUo der ipaniich« T baier (Säulenthaler) nach 

bis varteallat oad «nah iaa Oitat tttgmabm Bodta ca- 
wcBMBt Wasn dar Iiaii«i-Xiiaraiiii-Vlwiar On tallwaiw var- 
ditafn tuMuta, ao Teidukt ar daa ■am gatan Tall 



gefalli4,i-ii l'nigiiiig, dia iba ragMeh alt Sebmsak branebba» 

eneheinen liefi; di« alt« Yerwandtxcbaft ^wiaeben Geld und 
Bcbmuek zeigt hier wieder einmal ilireti Kiiifluf«. Ira übri- 
gen scheint namentlich der KalTeehandel die Verbreitung de« 
österreichischen Tbalers begünstigt zu haben, da er, nachdem 
er einmal beliebt peworfJen ■wir, »uch von fniDi"!'ia!»chen Kauf- 
leuten maB?eriha;i i:;icji Nordufrika und den Orient gebracht 
wurde. Die ü«tei c^icfaisuhe Hfgitii ui>g suebte iiirerüeits den 
Tbalerbandrl zu orgnnisiervn, um den Arbitragegew mn »elbüt 
zu zj«b«n, l>i« sie lT<e denHaadel mitThalera ganz freigab. 
Badlkh «vrda dar Kbalar t7M ntr liaMabaDdaB Vfloaa daa 
Ortantvarkahia nnd fit Ua mr OagaDwart tmmar avA nasa 
in der herkümmlichen Form geprigt worden, da die geringste 
Änderung daa Vertrauen in die Münze erschüttern würde. 
In tl<'n letzten Jiiliren hat die Meng« der in Jen kaiserlichen 
W'in/i-tätteu HunK''l""Sgt*D Tbaler «ehr g< ■<cbwiiii).i, imfclieu 
10 90» Stur k im .Fuhre 1871 Utld Sl^r.'lni! im .Ijilir« l>","i, 
von 17M bin if'.'T dürften im Kunzeu Millionen Riiii-k 
her^eatellt worden aein. Kine Karte gicibt aiu Udd der Ver- 
braatang daa Tbalers in Nordafrika, dem Sudan und der 
Türkei, dia dann auf Grand zahlreicher Quellen auaföhrlicher 
gaaeyäiart «M. JadanfeUa ia» dia Oaaahiabta ~ 



JakMB daotlkih 



Behvrti. 



Loopold de San^Hures FsycbuIoKii- de la Colonisatioa 
frHn<;tii!<c tlaus suB rapi'or t h ü vaa laa aoaidtda iD* 
digt^nes. Paris, Ft-lix Alcatt, lnvä. 
Daa vorliegende Buch nimmt eine gewisae SondarataUung 
in der kolonialpolitischen T.itteratur ein, indem «a aiah wa> 
niger mit den ftafaeren, vor jedermanns Augen liegaiklaii B^ 
strefanngan und Erfolgen bMchlUtigt , als vielmehr mit dan 
verborgenen, völkerpsyehologischen Gründen iu der rer> 
schiedenartigen Auffassung der Kolonisationsarbeit. Daa 
Tbfnm iH alt, iot auch in unserer Litteratur oft genug ge- 
«treiii i;nl /uweden genauer berührt und erörtart worden, 
so dal^ z. ]J. die UiiterKehied« in <l*r pbflnilii»rhen , griechi- 
schen im i rumiscben Kidnni.^iitiun Helb>t weiteren Kreiden 
genngaam bekannt sind. Schwieriger wird dies Thema in 
dar Mamitt obasiifln aalbat dar X«iabairtaaiii iMWi ni^^ 
daamHaa van daa ftmdanaDtalaa Alvafehaagan bcdtat» dia 
aaa in der apaniach-portugiesischan, dar ftanzüaischeu, holländi- 
aoliMi und engliachen Kolonisation bagagnen. Vcrfasaer «noht 
nun dieae Unterschiede zu klassiflzleren , sie aus dem Volks- 
charakter der betreffenden Nation heraus zu begründen und 
zu erklär™ mid endlich ihren Vorteil oder Nachteil fftr die 
Praxis rtufzuzeiRen, Das int gewif-* ein löbliches Bepinneu; 
aber wir iivfürcbUia, dnf» H> rr von bauaaut u den Prediger 
in der Wüst« mncben wird, uinl zwar aus der einfachen 
Ursache, weil sich sein Buch unmittelbar gegen da« ganz« 
(kaaMaaba MaolaaUaaimataBi riebtet. Oiaa Ut. abar aJt 
alia« leinen ValilaRi nnd Sobwilebaii ala m aohtaa, Tonutrtl- 
ges Kind des französischen Nat:on!\!cbaraktera, dafa jeder 
Kampf dagegen ein Streit wider ilie franzöaiacho Eitelkeit 
ist, und der mufa a priori als autaicbt-'l' 's bezeichnet worden. 
Vomebmiich tadelt der Verfaaaer die verkebite iielumdlung 
der F.lncref>firi>nP!i tind weist dalvi Hiif ilie lir»-neii Mil'^tgriff« 
lim. d:e in diesem ISeir.n-bi in Al;,'erieti, Tunis, Mudngaakar 
und liid(»cbin8 vuigeti.uiiiiiieu »lud. ^na mufi bei der Auf- 
zählung zuweilen lUcheln; allein, da auch unser Gewisaen 
hierin nicht rein ist, ao tbun wir bwier, jede üchadenfreoda 
aa antaadtAekaa aad atiU an bakaoMB: flw aat ah hoste do- 



aari, d. b. wla vbr aa »lebt naelian aoBaai mr aaapfbblaa 

daher die Kapitel 2, ;i, 4, 7, 9 und 10 der Auflmerksamkcit 
der deut»cbeu Leser, n»m«>ntlich da« letztgenaoute , worin 
sieb nns die imnng^eiiebnie ,\u«*i<"h' eröffnet, tlnf« man ein- 
njÄl ijeiietz.lu-li feHt/elei;!«' Mafiduilrnen aueli durclUnbren 
iniiase, a«l! 5t wenn üie i-pater falneli und Bcbadiioh «>rkaunt 
werden. In (iir-sein Punkte erb*uh,fn «ir uns, anderer An- 
sicht zu sein, und meinen, wenn die frauzoeiache Begiurung 
daa schwer« Unheil ainiiaht, das sie, bezw. ihr Bevollmilch- 
tigtar, dcrbakaant« Or^miaax, mit der NaturalisatloD limti- 

algariaalHr fadaa aagolohtat bat, dann 
daa MatbabaBt mMm Hateagal rtokgiagig aa ; 

B. Baidal. 




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Kloine Nachrichten. 



U7 



Kleine N a c Ii r i c h t e ii. 



— Franz von Hauer f. Am Jl. Miir/. diMei Jabres starb 
in Wien im 7S. Lebenxjahre der fruliun^ Direktor r!pr 0<>"!r»- 
Kischcn hc'icbi!«ii?Uilt un'. lutiMniHiil ili-s N'»lurliii'tonrich''ii 
ilufmuteumt, Mofrat Franz Hilter vou iiauer, <i«r za 
deu lt«rvorr)ig«ndiitrn Pnegera der Oeologte and Paläontologie 
der Oegenwart «iblte. Franz von Haner wurde am Jan. 
t«2S m Wim gstana, ■tndiwts »n der CDivMvtU Wien 
und n dar Beiiiüuidaana Beheiniiita attA «ftr «ine StitlanK 
praktiich im Ber|[dienrte thäUg. Im Jahre wurde er 
nn das Moutaoistiiebe Mu«eum in Wien berafeii, wo er 
1844 «ein« öfTf'iiflicben Vortrilg« über PulSior.toIng;« i ri'n"nft»r. 
IH46 wurdt' ÜHii^r i:uin AMi»tei)ten IIitiiiii)^<>r!4 Tinintit uml 
ging dieieni t><'i (t«r Krrirhtime; der k. k. äeoiogtMheu 
ReicbianntaU zui Hanil. N^koh der Kröffnung der Anatalt 
im Jahre 1849 wurde Uauer zum ersten liergrat an diaier 
ernannt und war nun bis IMT mit geologtichMI AnAwkroMl 
in alten Teiteo der Monwehie beaehilftigt. Dte nblniehen 
AvMtan diaiar Jahr* aind giWatenteifai in den Sehrifleii der 
IMehaaiuMlt nid der k. f. Akademie der VlneoMltfeftiD, 
deren Mitglied er 1BB0 wurde, verüffentlicht ; aurnerdem 
■chrieb er: .Oeologlache Überaiobt der Bergbane der Osler- 
reichisclii ri Monarchie* (mit Foett'ik» ,Di« Geologie 
Siebenbiuyeii?' (mit O.Stscbf, lHi :; i: di« ,Ueologiache Karte 
Biebenbiirgena* (1861). l^<i;7, nach Hiiiiling<lT» T(k!c , wurde 
Uauer Direktor der Utulcigi^cluiii I<^icli»»ii<(-n)i. WHlinnd 
der eisten Jahrzehnte ibr«i Bestehen« hatte diene als die 

in ihrer Art im dentwben Sprachgebiete eine ganz 
Bedeutung. Jüngere Natnrforwber , di« üch in 
der jMlOfbAcn Ii«Dd««aaftobiiM «uUldeiB «oUlen , traten 
ala BUterMter bei der Wiener Anatall anf einige Zeit ein 
md machten hier ihre Schule durch (unter fluien z. B. 
liirdinaod von Bichtbofeo). 2a der Oberleitung der Geologi- 
eehen Beichianstsit erliielt Umiw iRsr» rsrvh ein Zweite* Amt: 
er wurde nach Uocli.''ktti'rH 1 udi; zum Iti'.i ndAnten de« Wiener 
naturhintorischen Muxvutu« ertiaiini, de»>>Hn .\nnAl<>n «r b«- 
RrQndete. Von Hanere Arbeiten »eien n'>ch hi-rvorgt-hDiicu 
eise .OeologiMbe Übetaichtskarte der usterreicb-ungariseben 
Ma w wrti k * Ob tt BMttom, in 1:&7SOOO, 1M7/IS), Aner 
aWe Oeotagie md Sw« An««nd«i( aaf di« Kanntnis der 
BodenbeBchaffenheit der Seterreich-tiagariachen Monarchie* 
(1H7.'>, 2. And. 1878) und eine ,Oeologische Kart« von Üster- 
reich-Cngam' (1 Blatt, 1:2016000 ; 4. Aufl. 1884). Von 
IH8'.t bia 1M97 atand Franz von Hauer aueh aU Priuident an 
der Spitze der cmfufn und thStipen Wiener (j»ograplii»chf!n 
Oeeelltobaft ; diese rUrti; iliii au feinem '/u. (ieburtstaR» da- 
durch, dar« sie eine Hauer-Miidaille atiftele, welche an ver- 
dienatroile K(ir*cher und UeiiiaDde verliehen wird. 1^."- ".rRt 
Hauer von seinen Ämtern zurück in den Bubeatand. Aus- 
■aiakttonftii nnd dam bariUmtaaOatolKtM ia nicban Mathe 
eMail iawaidaii; IBM ward« er ab HilKliad uat 
Mit In dM Hanmüiaua des SaterreichisalMn 
raftn. W. 

— Der Tertiärmensob ist immar nooh nicht 
gefunden und di» aIh seine Spuren angesprochenen Btein- 
«rtefakte and Krioi lxn in den veraehledenaten LAudem aind 

aU Bufaeri" j:wi-!f>*Hi.ili. «-.'ts w!»<!(«r nd nrtn gfleij-t wordi^n. 
Dil« trititl I i-izir^^islie Aiittu ( i]n do^; Dr. Ij. Latov jeizl 

auch zu in • iin-r Kurzen I I tTBicht, die er iit>er die fraglichm 
Itofte und Artefalitt des 1 crUärmenschen zusammenstellt 
(C'vntralblatt i'ür Anthropologie lä'Jd, Mr. S). Wir erfalirea 
da auch, dafa 



Sydney 189H) tiel Wamamboolln Ttittari* M i&m «tittilND* 
SandMaiB, i k m unter der Oherillteh«, ,F«taHinB da« Ken- 
■elMni geniacht mit aolchen d<^ Emn md amMmrTIwr«* ge- 
ltenden wurden. ' Ind»'*.-*n einzelne aisutruüsche Geologen be- 
zeichnen den betretenden Bandstein »In narhtertiär und die 
menacblicfaen !''ufi!«iiuri n ,?rh<nni n zietulioli" eharakteriatisch 
zu aeio. Lut'iy nii'itit wulil mi; llechi. <•« sei zu l^ffirchten, 
dafa die australiKcbctu Fotwher aich getiducht haben. £■ ist 
also wieder einmal nichts mit dOB TartiftlMCMeilMB -— 
wesigiteBa bis auf weiteres. 

— Dar SxyaditioK Blondiaaz Im Hintarland« dar 
Hlfanbainkttst« wwd« bereit* auf S. 119 des laufenden 
BMadai Itnn gßitAt. Wir ilnden nun im letzten Hefte der 
C. B, der Pariaer Oengr. lies. (is:h>. b. i j) einen T?priftht, der 
die Vermutung bMtlttigt, dsn lUnndiaux wj'-hi!ge Ent- 
deekviigeB im tiuelimbtota dea Nlgerztuauaaea Bago« «tner- 
mUb and dar KManraaiB 



I darüber, weichen \Ve|? die F-xiieditiini im einielnen verfolgt 
' hat , emcheiiien allerdinL"i Norliiurig zv* ecVlni« , «la (seinp der 
z. Kurten v yt-staltet, ihn zu verfulyen. »ei 

atao nur heitserltt., dniin Bloudiaux üoh wahreud des Jahres 18U7 
in dem weiten, noch g4nz unbekannten Gebiete de* oberen 
CaTtüly, äaasandra, Sandama und Bagoii, zwischen Be>la im 
Wattan nad Dioga Im Osten, benagt hat, and dslb ihn «to 
DomlibinMAi alUwfirte nach dar Knita nidit gdnngan Ut, 
weil einzelne Stämme, die angeblich anthropophagen Woba 
und Diola, «ich dem mit Waffengewalt wlderaetztcn. Blon* 
diauv' ^;e' ■Kn<|>i.i)Mdie Eiireliuisse sind knrj; folgender Krfor- 
!<ri^un^ ile« (iel.iietei* det* Ruten und zurn Teil des Wfifui-n llun- 
dama, Aufnaltuie des ol*ren lia^'u-', die Thatsarlie. diiiV eine 
Reihe von Flüssen, die nian bisher dem Cavally zmiiracli, 
zum Saatandra geht, deaacn Stromgebiet sich also «rkcUltcU 
vergrOlbart, Aafhahme dea «benn St. Paul und Cavally, Er- 
fiHMlinnf dar WaiaenelMida awiscben dieaem und dem Sas- 
aandM mtA Faattogang d«r dtaatöaiwb-UbariaaiatkMi Onnaa. 
Vatnar WMda Cntgeateltt — was übrigens aabon trShm kann 
zweifelhaft war — . daft der Cavally V.einfn Anafang von 
Inneren nach der Kilat« eröffnet ; anders^eiu >»i vielleicht dar 
Oberlauf dai Saaeaodra benutstaar. Mit den Sofa« StmmjB 



— In d«>r Febniarnnnimer iisii'j, g. t'a t«ts U14) de* 
(leot^aphical .Tournril hat «ich .1 din Milne der gewifs dank- 
baren Aufgabe unterzogen, die Differenzen der in den 
varacbiadenen Lindern anf dar Brd« gebräuob- 
lloh«B 2«itan gegenfibar d«r mittlaran Green« 
wialiar Bait in aMMkrUA« IMialkMt MMMimntMlailen. 
IHi Xatarlal dan IMbrtaD com grtflRaa Tall Xitteiluiigan 
der englischen Behörden in allen Weltteilen , an die ain 
a. a. O. abgedrucktes Cirkular mit der bezüglioben Eilt« ge- 
sandt worden war. Ex Tiraucht wohl kaum darauf hinft«- 
wieeen zu werden, wie wertvoll oder gerailezu unentbehrlii'h 
dornrtii-e Tabellen bei der Bestimmung der £lutritt«zeit von 
Erd lieben, FlutetaebaiiMUigaa , magnadMlMii BnebaianBgaa 
u. s. w. sind. 

— F. Fonreau, der anermadliobe Babaraforioher, ist 
seit End« 1898, d. h. zum zehnten Mala» naeb aelMB Fer- 
Bchungafeld« unterwegs. Er iat dieamal, un einan «twnlgan 
Widerstand d«r Tuaregs des Nordens brechen zu kSnnen, von 
einer starken Truppe unter Major I.amy begleitet und rer- 
fagt TU«er etwa »00 Karnele. Mnn «a-hrelM diexcr ri.ler- 
nelinmi»^' [•oliticehe Ziele iBesef jnng \iiri Airl zu, >ind wuhl 
kaum olino Oruiiil. (.Iber den hi*heri^;en Verlrtuf der Fv- 
pedition cebi n Kriefe Koureau« Aufschlufa. die von der l'^i- 
riaer Ueogr. Oeselipch. (C. K. 189ä, 8. III mitgeteilt werden. 
Onnaali ling lonrean anf bakanalaa Wafan von Warcla 
daa Wadi Igbarghar sSdwtrie U« Ttmauuln. Br vaittelb 
diese Station am 2«. Nuvembar tmd kam laut seinem letctaa 
Brief« vom 14. Dezember bei Tninuwi im Lande der Aadjar- 
Tuaregs mit einem iiörigcn Stamme der*ell>en in BeHtlirung. 
Im Übrigen gebt aus den Briefen Foureau* hervor, dafa er 
rtstlicli vim Tiraassanin panze I.'iKCr von Koasilien fand. Er 
rechnete auf eine Zusarunienknnt't mit dem HiiupthnKe der 
Asdjer-'i'aaregti, der ihm i'üliri.'[ Tidraprociien ttalte. Kiu Be- 
richt, dafa die Exp(>dition von Tuaregs überfallen worden 
•ei, beetiUigt sieh nicht. Foureau meldete von Agadea, dafa 
ar lax BecrUT mi oaeh Air aufzut>recb«ik 



— In den .Geognoatischen Jahreabeften* (X. Jahrg. ISft?) 
berichtet A, 8chw.if;rr -iiber seine h y d r oc h e m isc h en 
Un ter » u 0 h u n e II n l> er b a y er i sehe r Seerj, die die 
Fortjwtzun^r zu >wine)i iVt'ilieren Vernffi-nllieliunnen über 
QuelV nml Flnf»w»»ser \ en<idnedeMer t)»yerii<eher < iet-j injon 
in deraelben Zeitaclirift btldeu. Um K>aleitui4g bildet eine 
ansfOhrliche KJnteilang der verschiedenen, auf der Brd« TOf 
kommeodeD Qewllaeer nbarbau|it nach loltalen and hjrdro- 
nliiwiiiahtii OaiklitiiHmklan, dia dninh tabdiariaehe Bn- 
aauaaanaMImiian aifintait wird. Am dan BaoiwkQBgan 
übar dan üntenrachangsgang babaa wir 1i«rvor, dafa die 
Proben bei 7Iiedrigwa*»er und wmIi aimr mageren nieder- 
•chlagaarmen Zeit den Seen entnommen w!iri!en Die fmten 
Geaarotrttokatände betrugen nach 'ier ^'e^ebenen rn'ielle 
von ä7,7 ma fK<iaigaBee) bis 327,3 mg (Kocheh«c an der Kemel- 
Itaahu. Bai «ailani v«nmltaiid SA darin da* C'n 0, 



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248 



KIfine Naohnobten. 



kommen CO, nnd organiidie Btoffe, dann HgO und 
SO« alles andere iik mci«t nur in geringer Menge Torbandeu, 
■o Muh daa in allen Seeproben elebcr oacbgewieeenc LiUiium. 
Dia Baifngnng einer twdtan Tabelle mit naeb IProzenten 
aii«gar<cbnet«D Angaben über die Zuaammenaetzang der ein- 
seinen BückütSnde b&tte der leicbteren Übetaicht w«g«ii sich 
gewU« gcloUnt. Den Schtufs macht der Veraoch . >li<' \b- 
httngigkait d«» Uebaltes au gelüaten Stoffen von den «inzelnen 
lokalen Faktoren tu verfolgen , wUhrend vorher ein Exkurs 
über dea Zuaammenhang der Ir'arbe daa AVaaien mit dem 
n dm ieUmft knutt, dftb 41« Varb« der 
t Vkxm fit, J« n«lBP Ihr WuMT ven Bi{in«Dg:vDgen, 
anoh organiwheD Planktoni, frei i»t. 



— Bhotsn. Graliam Saodberg gii;l>t in iKr ( nlcutia Ri:- 
view (Nr- ■Jl i) iiiii'li Beriobten il<-i gi-lii-inji-ii EiniMi:ir>-, 
wrlclii' im AutViige der indUclien Hegieriuig daa Land durch- 

i l i ii, Nacbriclit über Bbotan , jenen barbariBcbeii btaut 
im Himaliga, welcher der eogliiclieD Kontrolle noch ganz 
•BiMgMi ilfei Stt iMd •chM» ISiaHB Bkotea vw dm 
Oarkbftt, vnd iwar hH SbotaB Mratoi BBde von 
Tibet (Bhet)*. Die Bewobaar des Landea nennen ea Drnk- 
ynl oder Ayul, auch in>U Dharma-yul; bei den Tibetern 
heiTit ea Lho yul, l>ei d«Ti I.'-p^sclja* \on Siklsim Pru. libn- 
tan ist »'in klcim-fi 'libri. I)i-r a]^ IHi.irtiiur.ijA lii-k,iiii:tft 
Herr^cht-r yill uIh Iijkariiatiuii eiutH I^nut» , \k'*;lcJ;er um 
Itibv' die Sekte der Kütiijützen refurniitite, die iiber lihutaii 
iierracht. Dieser iiäma, «in viciseilager Uann, baute den 
kindisch gewordenen Buddbisfflos von »•««m aaf, indem er 
ihn auf philosophisch« Grundlage »teilte. Yoa ilun aind 
aoeb SS Warlu wvbaaAm. Dar DhMBUuAj» beiAt Im tnä» 
■elbit Drnk Gy^-po, A. I. Dmuiarkeiiic, man Siugtl Uigt dia 
Inschrift: bda^; druk yin, ich bin der Donner. Aufaer «ineu 
Kloster in Ladak uoterstelieu auch die 30o (eugl.) Meilen 
von Bbotan entfernten KI6«ter an den MaTiawrawafseen und 
um den Kavl.iti der JuriMdi^rtion dr« iKniiierkuMi^'b. S«hr 
popni&r i.'it in Bhutan der Btifcer des Lamuismua, i'adiüi<i»am- 
bbava. Dem cuUi'rcf.heud herraobt Geisterglaube und Dä- 
moaankaltua. Daa Volk dreht die OebetstalXhle, umwandelt 
die Hiawel, MbtM abar aMit mt die Speiaegeboto aad ge- 
alaftt nebeh, veMbai •■ von dtia diJulb ,Teidaiiiinten 
Sehlachur* holt flbM gtolha Belto epietaa Omiaa und Por- 
«anta. Zur Anloekaagr voa BrtBbbcItedtaMMn «Riebtet 
man liohf Mruiten. 

Dem Moncli-iküDi;^ «".ebt ;in K,^u^ n.icli, un iliichi ^l^ich 
der üeb Liy^'-po Lnitir Deb K.ij», i;in ttitervr, ^L^n den Iliuenen 
jjfwiihlUT ilaiiii. Wenn «jr ■■in antschlosseiK-r Ciiariikt<'r ist, 
SO vanaag er viel, in der Hegel aber Friert er unter ^'urciit 
ud Zittern, denn er biagt Toa daa waMUagca ab. denen 
er eeiae BteUaair verdankt. Dleee, die Venleb, find ntt ihren 
aleta kampflustigen Vaaallpn die «i^^ntlichen Herren des 
Laadaa und (tebeo an der Spitz« <1«r n«un voneinander un- 
abhängigen Provinaen. Di^ Haiiiitut-idt de» Lurub-«. Tit.-bich- 
boidsnn^ («o die korreiite Aunsjuacho nach SaiulbeVj;), liegt 
8160 KuXfe 6. M., ist daher nur Sommerrcaidenz. Dort wohnt 
der geietUdM Hitr in der Abial, dar waitlidia in der ciu- 
deUe. Kl. 

— Ein Bteingerit aus dem Ostseethon. Im vorigen 



tebia eifagie der Vaad «teer «oblgeMhliltaaB ftMNT' 
flarpaaeiittia vea arihwaraon fldiMbr Aafteben In Sebwadea. 

Die Spitze entsprach der Abbildung Fig 61 auf Tafel 3 in 
Nllsaons .Bten&lderu* und gehörte wmit cum arktischen 
S t ei u a 1 1 e r t y Ji« » , den Prof Rygle aufgestellt hat. Der 
Fuiulurt lie){i 1 km n^lrd^)-^lllch von Sondswall am Nordab- 
hang« des Tta&tatj-ichea , der mch bei Tnnadals Bätrewerken 
gegen den Alnüsund üffnet. Die Spitze 1»^ '-" cm uiit.jr der 
£iüob«rflBCh« an der Sohle einer ungestörten Xhonachiclit. 
Stellen w«l«« am Abbaage fanden atoh XbonaebicbMn mit 
lahltetebeB Beatea von HjrtUua- und noch apirUoberen 
Tellinaachalen. Die UAhe det Clatees fiber der Erbebung 
dea AInöaond betrug 43 m. Der Thon ist nach Prof. de Geer 
Ostaeethoii, so dafs die Frag«, wie die SpiUv in den Thon 
hineingekommen «ei , aktuelleü Intervsxe hat. Die Aunabiu« 
eines Berpratsche« bat tmch O. Adlerz fUen], ftireii. förh. 
Bd. 20) nicht viel \V;ihr5cheiüUi:hkeiT , -in die Ni ijjung nur 
'21" betragt. Ist ab«r eiu Uutachen d^r i liuuiichicht ausse- 
•chltNUten, so kann die Spitze nur bei der unpriiaglivhen 
Bildung der Xbonschioht eingebettet worden sein, d. h. wüli- 
cand dar latsten I<andwBliaiifi Damit «Are aber ein Beweis 
tb daa Daeabi des Heasehen im Kordlande wAhrend einer 
weiter MurfleklieBeadiB Seit gegeben. 

OawBhaildl IrM, Wiaa auch anscheinend ohne vollgülti- 
gea Baweiii ■aaenaatmeB, daA der T^pne, «eleber liier vor- 
liigti vaa dea TotMiaa der lappea oder vaa eiaer Bi>g>- 



licberweite auagettorbeoeu fOlamMwe herrflbre; immerhin 
aber enebeint ee wabtedieialiob, dab die Terfbrtiger dieaes 
Uerätee ihre BinwaademaC in fikaadinavten nfirdlich um den 
Bottniseben Busen vorgenommen haben; denn gerade in den 
nördlichen Teilen Skandinaviens haben sie am meisten Denk- 
mUer wai^mn liinterlaaaen , wogefea dieee l bea weiter 



werdea. 



A. Zu 



— In Betreff der Abhängigkeit des Oeburisgewichtei 
der Neugeborenen vom Staade und der Besohäftigong dar 
Matter kaaiBt Kaä VHd» qaaw^Hli», Halle Itm ab M- 

§ enden ftaUttwa: Om Mebita 6nRAi*ehiiillegawtobt feabaa 
ie Kiader, dMnnt Hlttor verheiratet« Frauen sind. Weeent> 
liehe üntenahied« im Oewiehto der Kinder, deren MUtter 
i-iiien nnsu^.ngendeu Beruf haben, finden sieh nicht. Daa 
Diirciisclniitt:.t!ewicht der Kinder, deren MOtter einen Beruf 
haben, der keine körperlichen Anstrengungen erfordert, bleibt 
um etwa 110 g zurück hinter dem Gewichte der Kinder, 
deren Mutter einen aastrengendea Beruf haben. Bieraua lAIit 
lieb die weitere folgenag anabeai «Mb 4ar Ban iar Vntbir 
vor allem anf daa Oewidbt der KlaMr iailidart. Ja feiUUger 
und knochiger die KoDutitution der Mutter iat, am eo klüf- 
tiger wird das Kind sein, wenn auch diese Anaohaanag mit 
der Pinards nicht ülwreinsllmnit, wonach Frauen, die in den 
letzten Monaten der Schwangerschaft der Bube gepflegt haben, 
srhwei^re Kictler gebären als solche, die sich bis zuletzt an- 
»LteiiKen. tichlecbt'3 hygienische Verbältniaae, in denen die 
Mutter lebt, haben natargemiifs einen uugQiutigen Elnflufs 
auf das Gewicht des Kinde«. — Welches femer auch der 
Slaod und die Beecbüftigung einer Fran sei, so öbt dar 
Aafeatbalt in dar ftbvtahaifUoben KUaik «ihnnd der 
Sebwaagenfifaafk stete eine» gSnitigen Biaflaft anf das Qe- 
wicht de* Kinrlr« au* , nnmentlich infolge der geregelten 
Lebensweüie, der lierrm hendi!!) Ruhe und angemeasenen Koat. 
Verfnaser berechnet aus 13 Kindern von Möttem. die weniger 
als drei Wochen vor der Geburt in der Anstalt \>aren, gegen 
die mit längerem Aufenthalte daaelbst, ein Mindeigewiabt 
foa Ja 6T,Mf haiatta, 

— Bentklefara o4ar Blaaanbkama ia Waat» 

preufsen. Bei der andauernden DateblorMBng nrwflahil' 

ger Bestände in «mnrer Provinz haben sich nicht nur seltene, 
halb vergeeaene und im Si liu lnden begriffene Holzarten 
(vgl. z. B. rnnwentr, die Eibe in WeitiireufRfn, ll;inzif; issi;), 
sondern aucli einzelnu Haumindividuen vor^'i/fuiidcn , von 
dmen man KenntniB nimmt, weil ihnen ein tull iirgeBchicht- 
licht« InlL-p-jte aiihafU't, — Allgemeiner verbreitet im ehe- 
uiätigeu i>«uUclionl«i)»l«nde Preufseu waren die Beutliiefern, 
das beifat lebende Kiefern, Pinns silvestris L. , in d«r«Q 
Stamme oben ehedem eine tief in daa Innere gehende Höhlung 
mli iw^matreektar Öflbung aiageetemmt iat(B«ute); dieselbe 
wttfda mit elaem p e mwiieB Biälla reneldoMen, und davor 
befand sich ein an HoUnSgeln hängender und durch Stricke 
befestigter, gröfseier Klotz. IHeser künstliche Hohlraum 
diente zur Aufn.ihrne Her Bien«n , welche durch ein kleines 
Flugloch an iler 8i_'.t>j aujsvliwarni'm konnten. In der Folen- 
neit liei's man diene Verwendung dei Kiefern allgemein aur 
Honi(:gew innunif zu. woiiuri'h es kam, ilnf^-/.!!. die Tacheler 
Heide zur Zelt der Übemabme Westpreuisecs durob Köaig 
Vliediieli danOenlhea in maacbenBavieren bedentead bMw« 
Jabnaetnaafaman daidi BtonlggawInBaDK zeigt«, bb durdk 
Holzverkauf. So braclite im Pr.nitVritt Schlocbau der Hole- 
verkauf 177.1 nur UThaler, die H»idemiete von derBentner- 
zunfl aber 5u9 Thaler (Of. Lippe, W,stpreufs«ti , S. 15-»). 
Im ganzen soll damals in den F irsten WestprenTsen« an 
■yi 000 solcher Dienenbäume vorhanden gewesen sein, iieit- 
dein «ind »iti abi.'r aus fiskalischen Forsten naliezu versctiw un- 
den, xumikl e.ti> t.ie»etz die Anlage neuer Beuten seither untersag 
bat. Im Gebiete der Tncbeler Heide befinden sich, soweit be- 
kannt, nur zwei Bäume dieser Art, die aber niebt mebr rOn 
Bienen bewobnt eb^ Sagagea hoBiaaB diaHaaigWinnMnaeb 
anweilaB fai giOtkerea PrlTatAnatea ▼or, nameatlieb im Oa- 
biete fisUich der Weichael. Im Walde bei Karbowo, Kreis 
Strasburg, bat man einen Bienenfaaum gefunden, den man 
erhalt™ will; in Neud)3rfchen , Kreis Marienwerder , haben 
sich mehrere üienenbilume gefunden, von denen e.ner m.rli 
bewiilnit ^■•ln «idl In 0«tpreiif!'en be! Sohippenbeil giebt es 
einen Ort Hiinii;b;iuiii i'v.'r^;!. .lalir-.tbericbl des Wcstpreuf«. 
l'iQv Muituiua für ivjs Iii., wosellKt Abbildung der Beut« 
kiefor im Walda van Katbawo). fiel Ortabbarg in Ott» 
preufsen liegt aoeh elae Orleehaft Bentaendan, Aalber- 
ordentlich verbreitet war die Waldbienensaelit bei dea 
Letten, worüber ausführlich A. Bielenstabl in «Btudien 
aua dem Gebiete derlettisaban AnlitologiaaadBtlMMgnpbia* 
(Biga 1W6) bandelt. t. Saliaak. (BHiig.) 



Veraatweetl,Bedal(le«T: Dr. R.Aadr««, Braueschwirig, Mlenlekrtber-Pruneeede 19. — Diadi: 



: Vrledr, Vieweg a. »•*>Bl§!fli^'V^OOg[z 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UNI) VÖLKERKUNDE. 

VEREIHIOT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN: „DAS AUSLAND" UND ,^DS ALLEN WBUTEILIIH. 
HERAUSGEBER: Dk. RICHARD ANDRES, ^«jl^ VERLAG vom VRIEDR. VIEWEG SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 16. 



BRAUNSCHWEIG. 



aa. April 1899. 



I4eieheiit'eierlichkeiteii bei den Banyang am oberen Oalabar 

(Crofsriver), NordkameraD. 



Von (1. finirftu. 



Auf einer Reiüo durch dAS iianyaugiaiid, wo iuh mich 
jetzt aufliitlte, Latte itli Gelegenheit, einer FeBlliohkeit, 
die SU Ehren eines Ventorbenen abgehalten wurde, 
Iwixawohnen. 

G«gni Abend kftm ich mit meiiua Lrataa Ja iaa 
Dorf im i<i(lli«b«n Bsnyanglande, m» Totmimer 

■tattfinden Fi l'te. Üljeriill au den ITüttuu warun lange 
Stangen auigBnchtet. an doiien flftggerftrti(f lange, auf- 
gerollt« KattunistQckeLeii hin/^'un , wie hi« hier die Kin- 
geborenen gegen üuumi nnd Elfenbein in den Faktoreien 
der Kfiate eintauschen. Diuht an den Hüttenwändeo, 
elm l^m Aber dem Bodea, hatta man Qarfiat« aua 
Hob ym qtaedratieeber Form «mebtet Anf dkaea 
stand eine grofse Menge von Trinkbecbero uns Steingut, 
GUsfff, leere Flaschen, Teller u. s. w. Alles .sah durch- 
gehcndfe recht schmut/ig aua — ein Wort für «rein" 
giebt ea angeblich in der Bauyangsprache nicht — und 
viele Sachen waren zerbrochen. Aach kleine and grofse 
(iloeken batte man anfgehfagt und deigleioham mehr. 
Alle dieee Sadien maditen denReidititm des Tentorbe- 
nen aus und waren inr Schau gestellt, damit jeder sehen 
konnte , dafs es nicht ein armer Mann war , dem zu 
Ehren man die Totenfeier abhielt. Da im Süden 
schwere Gewitterwolken aufzogen, do nahm man die 
Sachen kurz nach meiner Ankunft weg. 

In der Mitte des Dorfes, dicht an derHUtte, die man 
mir nagewieeen hatte, lagen din Trommeln, Bwei grofse 
Filaver» oder Spreehlrommeln oad Tenebudame kleine 
Handtrommebi. IXe Tiommdn waren dieedben, ^e sie 
Mwrall an der Westküste gebräuchlich sind. 

Die Dnall» in Kamerun benatsen sie bei der Tiel- 
genannton Irommctsprache , wir »ine s' lchL' auch \m 
versckiednnen liochlandstAmmen des Innern, wie den 
Bibesong, gebräuchüch ist 

Die Gewitterwolken kamen niber nnd ee war m 
befftrditen, daf« der Segen die Tinte vereHela wUrde. 

Deich die Leute wursten luit. Wie SIC für alles Zauber 
oder , Medizin" )iaben , wie es im Negereiiglisch aus- 
gedrückt wird, KD hatten sie natürlich aui h einen Zauber 
gegen Regen und Gewitter. Ein Mauu setzte sich »n 
die gröiVte der PalayeKrommeln und ergriff zwei ziem- 
Uob itarke SohUgel. Ibm cur Seite etandenswei Knaben 
mit Je iveidAnnenTrommelsUdcen. DieBaatoommeln 
wnrden auch besetzt. Wuchtig sausten die Trommel- 
scbl&gel nieder und Ton den Trommeln erklangen die 
Zaubertöne, die den Regen Iwanen aoUten. £a war 

OUlHu ULZV. Mr. 1». 



eiue Art Marückmelodie. Vier Leute mit blanken Uaa- 
messern in den Ilfinden eilten auf die Trommeln zu und 
bieben mit den Meistern dicht vor den Trommeln dorob 
die Luft. Dann gaubten uie in luitchtigeu Sitien naob 
dem Ende dee Dorfea, nm kan darauf zurflckankelirea 
nnd das ManfiTer zn wiedetbolen.. Dies genohah 9« ver* 
schiedenen Malen, „Wie will ich lachen, . mi . t< reg- 
net", tagte einer meiner I^eut* . ein Mol.au, uicdaner. 
.Die Itiihchleute sind wahre Tcufcl^verehrer." Aber ok 
regnete nicht. Der Zauber hatte sich etnuial wieder 
gl&nüend bewlfatl 

Die Soane war nntaigigniigeii nnd man begann mit 
den Tftnien, der Haapleadbe der Frier. 

Zuerül tati^.ten nur Mfinner mit Haume^iäern in den 
Iliiudeii , die Deine weit auseinander, in kur?:en Sätzen 
einer hin tei lim imderen dahluelleud. Dur ganze Kijrper 

wurde dabei bew egt, Gesäli, Schaltern, lirust und Arme. 
Oeeile* und Schulteraockungen spielen die Hauptrdle 
hier bei den Regentftnxen. Die FO£m worden bei diesen 
Sprangen naeb redita nnd links aobnell gedrebi. Später 
bildet« man Reihen von etwa f<Lnf bis aeebs Hann , die 
sich nach dem Zweitakte der Trommeln das Dorf auf 
und nieder bewegten. Jetzt nahmen auch Tiele Weiber 
am Tanze teil. Danu scbritt mau wieder zu den reigen- 
artigen Tänzen, in denen sich einer hinter dem an- 
deren herbewegt , nur waren die Bewegungen , da sich 
alle Frauen und Mädchen des Docftc daran beteiligten, 
nicht mebr eo wild. Die PalavettsammelB eebwi^gen 
jetzt, nnd die Trommler nabmen mit dvnHendtrommeln 
unter dem Arm an den Tänzen teil. Ein eintöniger 
rhythmischer Sang t.önte dabei aus den Kehlen der Männer 
und Weiber. Seiirill übertönten diesen (iesang die 
Klagetöne der Tochter und Weiber des Verstorbenen. 
Die Toohter hatte sich Hanmeaser, Jagdtasche und Fulver- 
flaaobe ihrea Tatom nmgebaagen und tanste, üertwlbrend 
gellende Klagen aowto&end. „Die Wallen nnd Gertt- 
sohaftcu dos Vaters und Gatten, wir haLen sie hier, 
aber er selbst, er kann sie nicht mehr gebrauchen, er 
weilt Echon lang.nt bei den Gentem*} dlW mOCbte WOU 
der Inhalt der Klagen sein. 

im Osten, mir gegenüber, ging dev ICosd auf, alles 
mit Liobt ftbergiefiend. Ei war knn wr dem VoU- 



Im SQden zogen langsam die Gewitterwolken davon. 
Dunkel hoben liob vom Bimmel die schlanken Ölpaimen 
and die »icbtigen Blltter der Pleang^ nnd Bwnaen- 

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!390 0, CoBTBii: LeiobeBftiflrliolilieiteii h. i. B«By»B( «m oberes Cattlikir (Crohrtver), Ko?dk*iDerBB. 



■teflden hinter den Hütten ab, jene Pflanzen, oliuc die 
am* licli die Tropen nicht denken kann, llnher und 
kfiliir atiag der Moad, eir atuid jetit hoch aber den 
Hatten und beetreUte d!e ttmnnen, neektea Ldber und 

niieflr^ derMSniuT und Weiber, ilie sich nach dem Takte 
Jor Trüiunjclii in kurziju , scbnt'Ht'i! Zuckungen anauf- 
lirirlicli bewegtot! wad Terlieh ilinen eiiifn eigoiitüm- 
lichen Reis, hicbts Svchüneres als eine tropische Mond- 

BBflkt! 

leh wurde nftde oad l^te Biidi MbUfep. Die Tftn- 
Ber aber ksBBteB kerne Müdigkeit. Sie tBBsten die 

^nze Nacht hindurch fort. Wenn der Neger nur bei 
der Arbeit die Ausdauer zeigte, die er beim Tanzen 
■Btwickelt! 

Am anderen Morgen bei Sonnenaufgang Imtte ich 
Gelegenheit, einem anderen Zauber beizuwohnen. Wie 
ich hörte, sollte er bezwecken, dafs der Tod für die 
nächste Zeit die Leute des Dorfes Tersohoiw. Hea gab 
Biir «dediera* ale den NaBiea de» Za«b«ni «a. 

Vor deaTramnelB hatte BauTier etwa 1,90 m lange 

und 1') Ins 20 ein ciickn Kiiüppe! zu eiri< m Vierecke zu- 
saiumciigekgt. In den vier Wiiilieln ditoes Vierecks 
lagen Tier Totenkiif'fe, die mit zcrrieljcnem Oclbholz be- 
atront waren. Diese Köpfe verbanden zwei Diagonalen, 
die ebenfalla aus zorriebenoui OelUiota getnldet wurden. 
Vor drei SeMdeln stand je ein eieemer Ladestock, 
wtbmd vor dem vierteu ein Stab steekte, der als Spitze 
eis iBBgei Eisen mit Tiden Widerkaken liattek Innem 
an dem Knüppol, der snBieiwt den TroBimela mbte, 
ungeflihr in der Mitte desselben, lagen zwei Antilopen- 
hömer, die Spitzen nach der Mitt« des Quadrates ge- 
kehrt. .\mi rechten Knüiipel in der Mitte befanden sich 
zwei Jagdtaschen, die wahrscheinlich dem Verstorbenen 
angehört lintten. In der Mitte des Viereckes lagen zwei 
nnda WakabobliUer (Colooaaia) fibereinaDdier. Aaf 
(HcaeiB rakten 11 FaiiBBaaBB im KreiM, ftn denen 
jede einen geknoteten Graehalm trug, wftbrend die Mitte 
dieses Kreises eine' Kogel von lerriebenem Gelbholz von 
Walnnfsgröfse einnahm. An den Blättern, gegenüber 
den Antilopenhömoru, waren an dem KnQppel zwei Schaf- 
hömer zu sehen. Zwei Männer mit Haumessern hieben 
Aber dam Quadrate durch die Luft und rannten dann 
weg, genau so wie die Vier es gestern bei den Trommeln 
gmaaeki katkaa. ?cm dinaen erlüang aneh der gleiche 
ITamk wie geelem. TTitterdeaten ertftnten ferlwKhrmd 

diu Klaj^elaute vnti zwei Weihertl des Veri>k)rherien, die 
nicht weit Tun diiDi Viert'uku wie gc>teni tiinzten. Die 
eine trug das El-peschirr, die arviere .lagdtnF-clie und 
Pal verhorn des \ erstorbenen. Kratisre liattu einou 
grftnen Zweig am Hafteutuche stecken. 

Nachdem dieeer Zauber beendigt war, entfernte ich 
mieh, da iek keine Zeit mehr Imttai nosfa Iftnger im 
Dorfe zu weilen. Unterwegs traf lÄ viele Leute, die 
sich nach dem Dorfe des Verstorbnen , der ein ange- 
aehener Mann gewesen war. hejtrahen. 

Kurz vorher hatte ich in einem andurtu Uanyang- 
dorfp in der Landschaft Hang am Apiiimberge einem 
ibnliehen Tot^fitan^e Vieifrewohnt. Dieser fand am Tage 
•tatt nml ^surd^ zu Khreu uiuur vcrstorlieneu Frau go- 
tanat. Vier Frauen beteiligten eich an ib»« Minner 
■eblugeo aber 9\t Trommeln. Die Fraaea tanaten natar 
Ol san^' lim >li( sc lin uiii nineu richtigen Reigen, jedoch 
ülijie sich dii! Huiid< /n reichen. Sie bewegten sieh aber 
unter den üblicheti /m kungcn seit ii Ii. \ i^ l' wan n 
bcjmalt. So hatten einige sich mit weif-iein Thon eine 
Drille um die Augen gezeichnet. i\hr Neger glau- 
ben liier, dafe die Weifien, die eine Brille tragen, be- 
aondeii angaiebaB in Eorapn eind.) Baige tragen 
laoiga Stxinge von Pflanaenftiani nm den Hai«, an&ra 



St5cke u. B. w. In der Mitte des Kreises in der Reibe 
der Trommeln tanzten zwei itltere Frauen, welche daa 
Oame leiteten. Die Teratorbene katte angeblieb viel 
Zauber beaeaaen, nnd dieae Znnbwgaganatlndo, wie 
pnuii/eiifaaem et», trofw nun ibva OanoeeinnoB Oiv m 

Khren. 

Die Bun vatif; Leordigeu ihre T^iten in liyoken- 
der bteilung. Sie biegen zu diesem Zwecke die 
Leiche derart zusammen, dafs die Kniee das Kinn ba» 
rfthren und binden sie so mit Botang feit maanaen. 
IMe Arne werdm ^nftUa lo gebogen, dab die Htada 
daa Gesiebt berAbren. Dann wird die Leiche mit Zeug 
umwickelt und in ein tiefes, rundes Loch von etwa 50 
bis (jO cm DurchmPBBer vernenkt. Diese Gruben werden 
irg«udwo aulserbalb des Dorfes gegraben und nicht in 
den Hütten, wie bei den BafA, Balung und auch 
Da&Ila etc. Beim Tod<» von HSuptlingen werden 
leider auch Sklaven gctütuL 

Als im Jabre 1895 der grAiate H&uptliog der Bau- 
yang, der Düfitog (defaBf= Donner, derlT^ame fttr «nen 

mäch*if!en ITfiuptling bei den Hanyantr), der I.iindschiift 
Tille, mit Namen Ueyimbi (filacldich Miyimlii genannt), 
starb, wurden drei niÄnnliche Sklaven und pinu Sklavin 
getötet. Zwei derselben wurden au dem t>rte umge- 
bracht, wo der Häuptling gestorben war, und ihre 
Leiber dienten der Leiobe ibrea toten Herrn so lange 
als Unterlage, bis dieae dar Erda abergeben wurde. Dar 
aina SUbtc, ein Knaba* wnde atU dam lUnpUing s«- 
lammen beerdigt, und awar wnrde er anerät in die 
(iruhe geworfen; auf ilm wurde dei Ililuplüng trftsetxt. 
Die Leute Bugten, derKuube solle im .Tenseits den Ruck- 
sack seinen Herrn tragen. Die Keii-he de.K anderen 
Sklaven wurde ins Wasser geworfen. Der dritte bkiave 
wurde auf dem Marktplatze getötet. 

Man tuet diaaa Leute, indem man ilinen daa Geniok 
kridit Zu dieeem Zweiaka werden sie, wie iek ▼an 
Augenzeugen erfuhr, zwischen zwei langen Stangen ao 
fest gebunden, dols sie mit der Kehle auf der untersten 
Stange lie|.'en , wiJirend die fuidere ül)er d.i^ (ienirk 
geht Die Henker tretau dann aui die Slaugeu, um eie 
niederzudrücken. Man ergreift das Opfer bei den Fäfsen, 
hcl>t di(>8e hoch und bricht so das Genick desselben. 
J^Ian glaubt, dafs die Geister der Verstorbenen in der 
Erde wohnen. Diese SkUTenmorda aind hier unter den 
ganzen ValdlandTSlkem TmlreiteL Sogar betm Tode 
des King Bell in Kamerun sind Leute heimlieh getötet 
worden. Die Urheber dieser Morde hat nmn aber nicht 
riMslindif.' ui.ioliei» knntieii. Bei den Völkern, auf die 
oiohammedanische Einflösse eingewirkt haben, wie die 
ßani (ISlscklick Bali genannt), giabt as aoloke Sdiants- 
lielüceitan nisbt. 

Diejenigen Saekan, welche der Yentorbene am SMiatoB 
gebraucht hat, werden zerbrochen oder Tor das Dorf 
auf die Strafse geworfen. So sieht man oft ganze Hau- 
fen zerbr.icheiier Iriplc und Ef-kalHhutisen (Flaschen- 
kürbia). Sie liahen einem Weibe ^^ehört. Zen$7fetxen, 
Jagdtaschen und ähnliche (legenstiinde , die am Wege 
liegen, stammen von einem Manne. Man soll auch, wie 
mir berichtet wurde, hin und wieder gekochtes Essen 
an den Weg staUen zur I^be für die Geister der Ver- 
storbenen, wdehe efilnge mnem genannt werden. Wie 
ich srlion buTiierkte, glniibt mau. dafs sie in der Erde 
wohnen. Fin II n n | t ling , d<'r auf Erden mächtig war, 

int e« ;iiich im Lande iler (leiKter. 

Die iieligiou der l<«iule, wen» iiiait vuii einer üuiclien 
reden kiinn , scheint mir eine Art Ahnenkult zu sein. 
Sie rufen bei ihren Zauberbandlungen die Geister doi 
Terstorfaenen aa, ihnen beiiBstehen, wie mir ein Moslem 
ans Sierra Leone Tameharte, der lange unter diesen " 

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Die 



lauten gelebt httte und Sprüchen und Sitten ziemlich 
genau kannte. Ürei Tage nach dem Tode des Tale- 
hAuptlinge Bayimbi zog ein «ehr heftiger Gewittersturm 
über das Land, irarf viele liiiume am und brach auch 
Tiele PiitADg- und Banauenstaudon in den Pflanzungen 
nieder. Die Leute sagten, der verstorbene Defang habe 
das Eissen weggeholt. 

Eline Gottes Verehrung kennen sie nicht, wenigstens 
halte ich bis jetzt keine solche in Erfahrung bringen 
können, aber einen Namen für (iott haben sie: Mandern. 
Sie sagen fiber ihn : „Seinen Aufenthalt kennen wir nicht, 



zoreB. 261 



niemand bat ihn gesehen, aber wir wissen, dafs er alles 
gemacht hat." Vielleicht liegen dieser Idee christliche 
Flinflüsse zu Grunde, diu von den Portugie.sen stammen, 
welche einst die ganze Westküste beherrschten. .Jeden- 
falls hat das katholische Christentum unter der portu- 
giesischen Herrschaft an der afrikanischen WestkOete 
schon eine ziemliche Verbreitung gehabt (Loango etc.), 

j ist aber später wieder in Vergessenheit geraten oder 

I wohl auch in Fetischkult ausgeartet. 

I Tinto, Banyangland, 7. Dezember 1898. 



Die A 

Selten dringt eine Kunde von den Azoren zu ans 
herüber, und wird doch einmal ihr Name genannt, so 
gi'schiebt e.1 meist in Verbindung mit einer IIinbBp<]8t : 
Ein Dampfer hat in den StOrmen Unglück gehabt und 
sucht die Azoren auf, um den Schaden auszubessern 
und durch das nach Li.s$abon gehende Kabel Mitteilun- 
gen in die Heimat zu senden. So jetzt im Falle der 
„nnlgaria". 

Weil draufsen im Atlantischen Ocean, 1700 km von 
der portugiesischen Küste und die doppelte Kilometer- 



z 0 r e n. 

Welthandel nicht« zu bieten vermag. Was die Asoren 
an Frzeugnisgen aufbringen, findet selbstverständlich 
seinen Weg nach europäischen Absatzgebieten; allein 
für diese bescheidenen Zwecke genügen wenige Fahr- 
zeuge , die nach Bedarf mit den portugiesischen oder 
englischen Häfen verkehren. Immerhin bilden die 
Azoren eine portugiesische I'rovinz, und darum bat man 
wenigstens von Lissabon aus eine regelmfifüigo Dampfer- 
verbinduug eingerichtet. Während das erst im letzten 
Jahrzehnt gelegte Kabel nur bis Fayal reicht, gehen die 




Di« Azore&lnsel San Miguel. Naeh der Karte von Otto KrUmmeL 



zahl vom nordamerikanischen Festlande entfernt, liegen 
diese westlichen Vorposten Kurnpas. Im Norden und 
Soden an ihnen vorbei hastet der gewaltige Verkehr 
nach der Neuen Welt und dem alten Afrika, zahllose 
Dampfer durchkrenzen regclmAfsig und in schneller 
Aufeinanderfolge den länderverbindenden Atlantic — 
die Azoren aber sind in diesen Weltverkehr nicht mit 
eingeschlossen, die transatlantischen und afrikanischen 
Dampferlinien berühren keinen Hafen der Inselachaar, 
ja sie gehen ihr ans dem Wege: es erscheint nicht der 
Mühe wert, der Azoren wegen die Fahrt über den 
Ocean zu unterbrechen. 

Der Grund für die Erscheinung, dafs eine in nächster 
Nähe von grofsen Weltstrafsen gelegene Inselgruppe, 
wie die Azoren, einsam und unbeachtet bleibt, liegt 
einmal in dem Umstände, dafs sie keine ausreichend ge- 
schützten Häfen bietet und an der Peripherie einer ge- 
fährlichen Stumizone liegt, und dann darin, dafs sie dem 



portugiesischen Dampfer zweimal im Monat über Madeira 
durch die ganTie Azorengruppe bis zur westlichen Insel 
Flores. Sonderlich eUig aber haben es diese Dampfer 
nicht, denn sie brauchen zu ihrer Fahrt volle acht Tage, 
also genau soviel, wie etwa die deutschen Schuolldampl'er 
für die viermal so grobe Entfernung Bremerhaven- 
New York. 

Die Azoren reihen sich zu einer von West-Nord- West 
nach Üst-Süd-Ost streichenden, etwa (>5ü km langt-n Linie, 
deren Endpunkte die Insel Flores, in der Nähe des 
Sargassomeeres, und die Insel St. Maria markieren. Die 
gröfsten Eilande sind San Miguel (777 (jkm), Pico — 
mit der bedeutendsten, J320 m hohen Erhebung der 
Gruppe, Terceira, San Jorge, Foyal, Flore», St. Maria 
und Graciosa. Es kommen hinzu die stäubchenurtig 
zerB]ilitterten lUffo der Formigasbank bei St. Maria und 
einzelne Felsen und Vulkane weit draufsen im Meere. 
Ur>prung und Natur der Inseln sind vulkanisch, und 



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Dil* Azoren. 



ein Blick »uf eine detaillierte Karte lehrt, d«[ii die 
meisten Ton ihnen mit gröfseren and kleineren Kratern 
völlig übersAet sind. Die Insolbildung auf diesem Wpge 
ist Tielleicht noch nicht abgeschlossen. Seit der Besitz- 
ergreifung durch die I'ürtugiesen (1144) hat man 21 
Ausbrüche und Krdbeben gezfthlt, von denen 1^ allein 
San Miguel betrulTen haben. 1522 wurde diese Innel 
durch ein ron uiichtigen LrdstQrsen und Schlamm- 
ergQssen begleitetes F.rdbeben verheert und die damalige 
Hauptstadt Tilla Franca (an der Siidküste) mit ihren 
6000 Einwohnern yöllig vernichtet. An dieses Unglück 
erinnernd , ragt noch heute im Angesicht von Villa 
Franca ein Krater als Klippe aus dem Meere heraus. 
Seitdem ist San Miguel von solchen Katastrophen nicht 
mehr heimgesucht worden, doch sind in ihrer Nfthe, im 
Westen , noch mehrfach unterseeische Ausbrtiche be- 
obachtet worden, so Ui.lS, 1720, ISIO und 1811. Hier- 
bei bildeten sich stets kleinere Inseln , die indessen 
wieder bald verecbwunden sind, wiu das 1811 ent- 



Inseln ziemlieh genau Teraeichnet, doch worden sie 
ein7.eln nach und nach erst seit 1431 durch portugiesi- 
sche Seefahrer wieder aufgefunden und für die Krone 
Portugal in Itesitz genommen , bei der sie auch seitdem 
ohne Unterbrechung verblieben sind. Die Inseln waren 
damals waldreich, al^r unbewohnt, und mau hat keine 
Anhaltspunkte dafür, dafs sie jemals vorher von Menschen 
bevölkert gewesen sind. 

Typisch für den Charakter aller Azoren ist deren 
gröfste Insel, San Miguel. Wir wollen sie durch- 
wandern und ihre Eigenart zu schildern versuchen. Die 
Hauptstadt der Insel und der ganzen Azurenprovinz ist 
das im westlichen Teile der SQdkflst« gelegene Ponte 
Delgada (Fig. l). Woher sie ihren Namen („Schmale 
Spitze") führt, ist nicht bekannt. Vielleicht von dem 
schmalen Vorsprung, der sich im Osten ins Meer hinein 
vor$ichiebt; vielleicht auch von einer anderen F.igen- 
tümlichkeit, die den portugiesischen Entdeckern auf- 
gefallen ist. F's fehlt an einem natürlichen Hafen, und 




Fig. I. Hafen von Ponta Delgada auf San Miguel. Nach einer Photographie. 



standen« 80 m aus dem Meere aufsteigende Eiland 
Sitbrina an der Westküste von San Miguel. Ein eng- 
lisches Kriegsschiff entdeckte die neue Insel und hatte 
nichts eiligeres zu thun, als sie feierlich zu annektieren 
und auf ihr die englische Flagge zu hissen. Nach einigen 
Tagen hatte freilich die Herrlichkeit ein Ende, und 
Sabrina taucht« zurück in die Fluten des Meeres. 

Wer die Azoren entdeckt hat , ist nicht bekannt. 
Auf der weit im Westen gelegenen Insel Corvo ge- 
fundene puiiische Münzen deuten auf Besuche durch 
die Karthager hin. Den Normannen und Arabern sind 
sie zweifellos ebcnfalLi bekannt gewesen. Dann geriet 
die Inselgruppe wieder in Vergessenheit, doch koOpfle 
sich an ihre Existenz der Glaube an die sagenhafte 
Atlantis und die Legende von den sieben iberischen 
Hischöfcn , die dranfxen im westlichen Meere sieben 
Stsdto gegründet haben sollen. Daran erinnert der 
Name hagoa das Sete Cidades, den ein grofser. heute 
mit zwei Seen ausgufollter Krater im Westen der Insel 
San Mignel trftgt. Auf einer italienischen Portulan- 
karte von 1351 findet sich d«-r ganze .\rchipel mit seinen 



man ist daher bemüht gewesen, künstliche Hafen- 
anlagen zu schaffen. Dazu gehört iu erster Reihe eine 
steinerne Mole, die in weitem Bogen um lITiOm den 
erwähnten Vorsprung verlängert und ein Hafenbaasin 
vom Meere abschneidet. Die Mole hat Iti Millionen 
Mark gekostet, die sich freilich auf eine Banzeit von 
mehr als drei Jahrzehnten vortheilen, und ist vor etwa 
5 bis (i .fahren vollendet worden. Freilich vermag auch 
diese Anlage ihren Zweck, den Hafen von Ponta Delgada 
vor den äufserst heftigen Südwestwinden (^.Zimmermann'* 
genannt) nur höchst unvollkommen zu erfüllen. Die 
Stadt nimmt sich von der See ans gesehen recht malerisch 
aus und erinnert zunAcbst an italienische Hafenstädte, 
dnoh hält das landschaftliche Bild keinen Vergleich aus 
mit den von einem poetischen Zauber umgebenen alt- 
spanischen .Städten der Inseln Tenerife und Gran Canaria. 
I-liu ßerggürtel von roter Lava schliefst die Stadt land- 
einwärts ab, die mit ihren mit braunen flachen Ziegel- 
dächern gedeckten und in den Farben Rot, Blau, Gelb 
und Violett gestrichenen Häuschen dem ausgeschütteten 
Inhalt einer Spielzeogschachtel ähnlich sieht. Betritt 



Die Aioren. 



2M 



man d«n Ilafenkai, so wird man wieder an die Eigen- 
art eiuea anderen Städtetypus erinnert. Dort füllen 
dem UeBchauer nfimlicli einige alte Häuser auf, die mit 
ihrer halb venesianischen , halb maurischen Architek- 
tonik, den mit Fayencen glasierten Manom, den kleinen 
Fenstern und den hinter dicken Säulen bis zum Wagger 
hinunterreichenden Treppen aus lUiudus oder aus irgend 
einem Ähnlichen beut« Tergessenen und verödeten levau- 
tinischen Hafen des Mittelmeerea hierher versetzt zu 
sein scheinen. Heim Weiterschreiten erblickt man einen 
kleinen Triumphbogen mit Verzierungen von etwas un- 
behQlflichcr Eleganz, mit Königskronen und von der 
Seeluft zernagten Wappenschildern, liier tritt dem De- 
■ucher das 18. Jahrhundert entgegen. Dahinter folgt 



zurOck — von Jahr z\i Jahr abnimmt, doch dürfte die 
Bevölkerungsziffer von l'onta Delgada, das ja I'ruvinzial- 
nnd Handelshauptstadt ist, sich stabil erhalten. 
Eigenartig und für unseren Geschmack recht un- 
vorteilhaft sieht die Kleidung der Frauen aus; sie 
hüllen sich in eine Art lUdmant«! mit gewaltiger, 
fiscbbeingesttttzler Haube aus blauem Tuch. Be- 
sondere kleine Kolonieen bilden die ans&ssigen Deut- 
schen und EngUnder; es sind meist Kaufleute, sowie 
Brustkranke, die, Ähnlich wie auf Madeira, in dem milden 
atlantischen Klima Genesung suchen. Aus Madeira 
bringen die Dampfer auch wohl Touristen mit, die, der 
Anweisung Baedekers folgend, die Gelegenheit, den 
westlichsten Punkt Europas zu besuchen, sich nicht out- 




.1 

Flg. 2. Iäro» das Bete Cldade*. Nach einer Photof^pU«. 



das Labyrinth der nichtssagenden Strafsen und engen 
gewundenen Gäfschen, die durch einige öffentliche 
Plätze unterbrochen werden, und deren Pflaster aus 
kleinen glattgetretenen Lavastücken besteht. Die 
Kirchen, deren Inneres mit nur ärmlichem Flitter aus- 
geputzt ist, bieten nichts Bemerkenswertes. Ponta Del- 
gada ist Jedoch eine saubere Stadt, die mit ihren prangen- 
den G&rten auf den Besucher einen im ganzen günstigen 
Eindruck macht. 

Die Einwohnerzahl Pouta Delgadas betrug im' Jahre 
1890 nach amtlichen Angaben 17 000, während ein 
neuerer französischer Besucher dessen Schilderung wir 
auch im übrigen einiges entnehmen, sie für das Jahr 
18;>7 anf 2&000 angiobt. Thataache ist, dafs die Ein- 
wohoersahl der Azoreo — wir kommen darauf noch 

') Pierre d'üspagnat in Le Tour du MouJ* 1898, Mr. 5». 
Global LXXV. Nr. 18. 



gehen lassen wollen. Übrigens ist das Deutsche Reich 
auf fünf der gröfscren Inseln durch Konsuln vertreten. 

Als Beförderungsmittel ins Innere dienen altertüm- 
liche Karren mit zwei entsetzlich kreischenden Scheibeu- 
rtdern, die von Uchsen oder von den elenden einheimischen 
Pferden gezogen werden. Das der Stadt zuniichst ge- 
legene Land ist gut angebaut, und die Maisfelder und 
Gärten der einzelnen Besitzer werden durch hohe 
Mauern ans der unvermeidlichen roten Lava mit arg- 
wöhnischer Sorgsamkeit abgeschlossen. Die Maisernte 
beginnt im Oktober. In Ponta Delgada und anderen 
Städten , sowie in einzelnen goschützten Thalwiiikeln 
haben sich die wohlhabenden Bewohner unter grofsem 
Kostenaufwande G&rten angelegt, wo australische Palmen, 
algeri.sche und marokkanische Pflanzen, schöne Kosen, 
Kamelien und prächtige Haumfaruc sowie | die Euka- 
lypten und Araukarien der südlichen Erdhälfte gedeihen. 

aa ^ , Google 



S54 



Die Axoren. 



Da da» Klima docb wouigcr milde ist, als beispielsweise 
das yon Madeira, so entspricht die auf natürlichem 
Wege sich erzeugende BaumTegetation , die Fichten, 
Bachen, Pappeln, weniger den Breiten der Mittelmeer- 
ländvr, unter denen ja die Azoren liegen, als denen 
Frankreichs. 

Besonders lohnend ist ein Ausflug nach der schon 
erwähnten Lagoa das Sete Cidades im uursersten 
Westen von San Miguel. Die Strafse durchzieht zu- 
n&ehst die schachbrettartig aneinander gereihten und 
abgeteilten Felder und Fmchtgärten der ebeneren Berg* 
höhen, dann fahrt man ins freie, ein wenig wild aus- 
schauende Land hinaus, das höchstens als Ziegenweide 
in Betracht kommt. Das Gelände wird nnregpln]»rsig 



Tiefe von 500 m liegen im Schofse des 5 km im Durch- 
messer haltenden Kessels zwei Seen von prächtiger 
smaragdgrüner Farbe, eingerahmt von üppiger Wald- 
vegetation , am Westufer ein malerisches Dorf. Ein 
schmales Gewässer, das von einem steinernen Damme 
überbrückt wird , verbindet die beiden Seen , an deren 
Ufern Bich noch ß bis 8 kleine innere Aschenkegel er- 
heben. Löst sich der Blick von dem idyllischen Bilde, 
das sich da unten in der Tiefe enthüllt hat, so schweift 
er nach drei Seiten weit in das offene Meer hinaus. 
Kein Wander, dafs diese Lagoa den Stolz der Bewohner 
San Miguels bildet. Nach der Tradition soll die Um- 
wälzung, die die beiden Seen herangezaubert hat, sich 
erst im .lahre 1414, zur Zeit der Besitzergreifung durch 



Flg. 3. Thal von Fuma«. 

und der Weg zieht sich in vielen Windungen allmählich 
aufwärts, t'berall rötlicher Staub und biHsige Fliegen! 
Schliefslich verläfst man die Karren und besteigt die 
Esel, die auf engen Pfaden am Rande tief eingerissener 
Schluchten entlang em|K)rklettern. Jeder Baumwuchs 
hat aufgehört und nur Kricaceen bedecken den Boden 
mit einem dichten bräunlichen Polster. Tief eingegrabene 
Wasserriuuen durchfurchen den lockeren Tuff, und an 
ihren steilen Wänden kann .man die regelmäfsigon fast 
horizontalen Schichtungen studieren , die von den Um- 
wälzungen der Tertiärzeit erzählen. Zwischen zwei 
Hauptschichten pulverisierten Bimssteins und feiner Lava- 
trümuier erscheinen miichtigc Streifen Kalkstein, die die 
Ruhe dos Meeres zwischen je zwei gewaltigen Erup- 
tionen veranschaulichen. Der Sehlufs liegt nahe, dafs 
die Azoren wenigstens zweimal aus dem Meere empor- 
getaucht sind, um wieder in der Tiefe zu verschwinden. 

Von der Höhe des Kraterringwalles bietet sich dem 
Beschauer ein einzig schöner .\nblick (Fig. l>). In einer 



Nach einer Photographie. 

' die Portugiesen, vollzogen haben. Die gröfsto Tiefe 
der Seen beträgt lOüm. 

Im östlichen Teile der Insel liegen verloren in den 
Bergen die allerdings woniger schönen al.s interessauteu 
heilsen Schwefelquellen von Furnas (Fig. 3). 
Aus der Mitte eines Thaies, das von rötlichen kahlen 
Felsen umgeben ist, steigen zahllose Rauchsäulen em- 
por, die mit ihrem erstickenden Dampf keine Vegetation 
bis auf einige verkümmerte Aloes aufkommen lassen, 
so dals dadurch die ganze Landschaft ein grausig ödeis 
Aussehen gewinnt, den typischen Charakter einer Sol- 
fatarongegend. Die^ beiden Ilauptquellen heifsen ,der 
Kessel" (caldeira) und „der Uöllcnrachen", aus denen 
intermittierend Wasser und Gas herausströmt. Das 
Wasser der verechiedeuen Quellen vereinigt sich zu 
einem Bache (Hibeiro quente — brennender Bach), der 
in seiner Nähe nicht einmal Gras oder Moos duldet. 
Ganz in der Nähe liegt der idyllische See von Fur- 
nas (Fig. i), in dem ebenfalls heifse Quellen erscheinen. 



Die Acoren. 




Fig. 4. See von FaniM. 

und an dessen Ufern !n reizender Umgebung aicli einige 
Villen inmitten hübscher Anlagen erheben (Fig. 5). Die 
Schwefelthermen von Farnas werden Ton vielen Kranken 
aafgesncht, aber auch von vielen Gesunden; denn es 
lockt hier eine — Spielbank, die zwar kein Monte Carlo 
ist^ aber trotz ihres bescheideneu Umfanges doch schon 
genügend Unheil angerichtet hat. 

Die UeTülkorung dur Azoren ist bis auf einige Grofs- 
grundbesitzer von jeher schon sehr arm gewesen. Sie 
nimmt, wie oben angedeutet, von Jahr zu Jahr an Zahl 
ab. 1881 z&lilte man 2C9400 Seelen (auf 2.388 qkm),d.h. 
113 auf den (Quadratkilometer; 1890 nur 255 511 Köpfe, 
d. h. 107 auf den Quadratkilometer. Die Abnahme ist auf 
die starke Auswanderung zu- 
rückzuführen , die nach West- 
indien , Südamerika, ja selbst 
nach den Hawaii inseln geht. 
Die Einwohnerschaft ist na- 
türlich portugiesischen Stam- 
mes, ein kräftiger und auch 
fleifsiger Menschenschlag, der 
sieb redlich bemüht, dem meist 
wenig ergiebigen Boden seinen 
Unterhalt abzugewinnen. Die 
Armut ist bei dem |)ortugie- 
sischen Volke ja so zu nagen 
erblich, es ist au harte I<obens- 
bedingungen gewöhnt , und 
der Azorenbewohner wäre dos- 
halb mit seiner Lage auch ge- 
wifs zufrieden, wenn er aus- 
reichende Iteschäftigung finde- 
Das ist aber keineswegs der 
("all. Da noch fast aas- 
■chliefslich Ackerbau- und 
Gartenprodukte zur Ausfuhr 
kommen, mit deren Gewin- 
nung bei weitem nicht alle 



arbeitswilligen Leute in An- 
spruch genommen werden 
können , so wandern sie aus. 
Andere lieobachter wollen 
freilich die Auswanderung 
auf die Abneigung der „freien 
Söhne der Berge" vor der 
Aushebung zum Militir zu- 
rückführen. 

Ehedem wurden von den 
Azoren, und insbesondere 
von San Miguel in erster 
Reihe Apfelsinen exportiert, 
Nachdom jedoch seit den 
'»Oer Jahren ein Parasit 
diese Kultur stellenweise 
gänzlich vernichtet hat, baut 
man mit viel Erfolg die Ana- 
nas an , die heute den wich- 
tigsten Exportartikel der 
Azoren darstellt und ' die 
Orange völlig verdrängt hat. 
Immerhin gedeiht die Ananan 
nicht iiu Freien , sondern sie 
mufs bei der herrschenden 
Temperatur — im Januar 
13,8», August 22», Jahres- 
mittel 17,2» C. — in Trcib- 
hilusem gezogen werden. 
Nebenher kommen für die 
Ausfuhr noch Mais, Brannt- 
wein , der ans der vonsQglich gedeihenden Sülsen Kar- 
toffel gewonnen wird, vulkanische Erde zur Cement- 
fabrikation, und einiges Vieh in Betracht. Die Ein- 
fuhrartikel — Manufakturwaren und Oenufsmittel — 
kommen vorzugsweise aus England. 

Von besonderem wissenschaftlichem Interesse ist bei 
solchen oceanischen Inseln natürlich der Charakter der 
Fauna. Die aufserordentlicb nahe Verwandtschaft mit 
der europäischen Fauna springt dem Beobachter sofort 
in die Augen, und erst die genauere Untersuchung cr- 
giebt einige Abweichungen. Nur wenige der auf den 
Azoren vorkommenden Tiere fehlen dem europäischen 
Festlande, and diese tragen amerikanischen Charakter. 




i'ig. i. Ausblick auf den Bee von Fumas. 



1 



966 Friederiei: Die Beh^adlung ««iblichsr Qef»Dg«s«r durch die ladiuer von Kordsnerikt. 



AnfftDig iat aodAOD dio grofs« M«nni$rfalUg;koit der 
Azorenfaun». Zweifellos, m echeiut e» auf den er8t«n 
HiiL'k , sind dio Tierformen der Aisoren eiugewundert 
oder eiogtifictileppt. Dr. Dahl, einer der Zoologen der 
doutachen Tlanktoaexpedition dee Jahre« 1889« UUtfor 
die Axoren ali« Traiisp<irtiiiittel iwar den Wiad vnd die 
Obwfftknng dnrcb Heoaelien gelten. £■ bleilMD dann 
aber noeh Tiele Tierarten flbrig, deren Anriedelnng auf 

rtifflein Wege unerklärlicb igt. Dahl ') fillfBcrt sich 

darüber: Man könne diese Schwierigkeit nur dadurch 



>} In Krtminel, Miel 



vmgaben, wenn man die Anachauung acceptiere, dafs 
die Inseln in diesem Teile der .^tlnnlis nicht wi it uiufaog- 
reicher gewesen sind, dnia vieliuiclit di« Azoreu mit Madeira 
und den Kanarischen Inseln im Zusammenhange standen, 
dem Featlunde top Europa und Afrika nibwr gerüeki 
waren als heute. Die Anschaaiuig werde VW aliwB 
auch dnreli die bemerkenswerte ThataMhe fa rttto t» dttÜI 
einige Sdmeekengattungen, diejetit aaf die Atiantiaehan 
Inseln beschrftnkt sind, in den T(M-tirirfiirmfttionen Ton 
Südeuropa Vertreter bubuu. — Wir kounnin damit 
wii'dor hiiiauH auf liie alt«» Saffn von der Atlnntis. Ton 
dem fabelhaften ocoauiachon Koatiueat surück, auf die 
wir «agnsfa diienr SldsM tamg , 



Die Beliaudlaug weiblicher Gefangener duicli die Indianer von 

Nordamerika. 

Von Oberleutnant Friederiei. 



Unter dm W«ik«n, wdehe nadi «tgener Ameiiawmg 

das Leben der Indianer von Nordamerika bfti^indetn, 
nehmen awei Schriften des Obersten der Anncc- der 
Vereinigten Staaten, Richard I, Dudge, einen hervor- 
ragenden riats ein ')• ^ 'ind swei 8cbrift«u, die den 
freien Indianer beechroibeu, wie er war und nicht mehr 
iet, und wekhe in den Veteinigtea SUatan ala mal*- 
gebend in i«r IndlanerAage aageeelien and in ihrer 
Art fDr dio besten Werke gehalten werden, die Mit 
Oatlins Tagen diesen Stoif behandelt haben. 

Der 1891 in den KuhcstHiul ffotrcleiu' Olitrsl Dod^i' 
hat etwa drei Viertel seiner 47jühr)gen Dienstzeit '*> 
der Indianergrenze in steter Verbindung und häufig im 
Kampfe mit den roten Kindern der Wildaia angebiäcfat. 
Er war ein F^rontsoldat mit dem telukcfen Ange nnd 
klamm Ortail eiaea iokhon . und was er nna an* eaiaw 
eigenen reieben Brfehrung erzählt, bat die Kraft der 
Autöritllf. Za wisgeüsrbaftliilit-n Reschtftigungcn hin- 
gegen konnte das Leben an der (iren»;e nur wctii^ Zeit 
und wenig (jelegenbcit geben, und wenn Bieh Oberst 
Dodge in seinen !Schriftea auf geecliiclitliche Vergleiche 
und iihiloBophische Belnobtnngen einlüfst, so finden 
wir, dafa maaohes nngenan, nunchee falsch iat. 

Da nnn «ne Batner Sebnften dem dentaeben Leaer 
in freier Bearbeitung zug&nglich gemacht worden ist, 
und besonders , da der l)earl>eiter in seinem Vorwort 
nine der irrtümlichen Betruclitiingen dei Obersten in 
gewisser Weise gutzufaeifsen scb^iiiit '), .ho niüchte ich 
avf diesen Punkt etwas n&hor eingehen. 

sEntweder", sagt Oberst Dodge, «haben sich Cha- 
rakter «nd Sitten der Indianer weeanllieh geiadert, 
oder Cooper nnd einige andere Bomanaobreiber verstanden 
gar nichta TOn den Indianern, wenn sie ihr» Heldinnen 



') Kicbard Irvins Dodge: a) ,Tbe Piaina of the Grent | 
Weit, and their Inbabitants: with an Introfluc'ion hy Wil- 
liam Blackmore" (Nnw York 1877), ]),<h<<'1V*, enuliM lie Aiif- 
gnlw ,ThM llunliDif-Oroundii of th«' Great Wi-s' n Peiicrip- 
li.ju Iii' tliM l'lain«, Oam«, »ud Imiiiin« ni iln- iin-ni Ni.irlh 
American De»en" (London la"6). Ui« IT'"' (hUUou (Loudua 
199») iat flkr diesen Aaftais benatat worden, b) .Onr Wild 
IndiMS: thirty-three yean' personal expaciaaee anong the 
Red Mvn ot tke <ircat Wt-st.*^ (Uarrford, Oowi. 1882.) Spti 
tere ud«r vttrb««»ertr AutUt:en «iud, ro viel wenigstens meint 
Brkoodigungt^n in den Vereinigten Staaten «rKekien bab»n, 
aiiabt encliienen. 

') ,Of«e»al Armv HppiH-r for IS'ib' (Waslilnfton, P. C). ■ 
Beiir«<i l.ixt. 

'■') Iiulge ,Die beaü£«a iitdianer des fernen VTertena*. 
Iii-i.t.-che B>-:trb«itung von Dr. Karl Müller-Mylius (Uart- 
lebeo« Verlag, 1884), S. V und 2ti7. - iviue weiter« Auflag« 
iktaiekt 



als Gefangene in die Binde der Wilden veraetsten. lob 

gliiube mit der gröfsten Zuversicht behaupten zu können, 
diifs es iu dem gnnzen weiten Dereiche der Vereinigten 
St.'iAteti ktdnen einzigen wüden Indianerntamm giebt, 
welcher nicht die Person eines gefangenen Weibea ala 
das natarliebeimd ruh t Mohe Eigentum dessen betnebtet, 
dar eie gahngen genommen hat, und idk vemiaee mieb 
ferner an bebanptent dafa im ▼erlaufe der lelaten SS 
Jabre kein Frauenzimmer !n die Hfinde irgend welcher 
Indianer der Pr&rie gefallen ist, welches nicht so bald 
al.i möglieb dus Opfer der Wollust und brutalen Gier 
«iuus jt»deu der Krieger wurde, welche bei der Erbeutung 
anwesend waren*)." 

Wie schon erw&hnt, nnd wie er selbst zugiebt, hatte 
Oberst Dodge wenig oder gar keine Gelegenheit gehabt, 
mek daieb BOahar Aber die Indtaaw der Vergan;,'enheit 
an anteniditett. Daher derTerbebalt im Angriffe gegen 
Cooper und die Romanschreiber, tiinl um tu gröft^cr die 
Verwunderung, wenn wir nach einigen .laliren in der 
neuen umgenrbeitaten Ausgübu diiNen Xi rbehalt Ter- 

scliwundeu sehen und finden , dais eben derselbe Satz 
nun SU einem unmittelbaren Angriff gegen Cooper zu- 
gaapitat wordaa iat^): aCooper und einige andere Ro- 
maaadireiber veratandeo niehta vom Charakter and den 
Sitten der Indiatior, wenu sie ihre Heldinnen als Oe- 
fftngene in deren Gewalt versetzten. Ich glaube mit 
der grofBten Ztivernielit 1>ebttupten ZU können" u. b. w. 
würtlicb wii- vorher, nur anstatt „25 Jahren" lie*t uiau 
jetzt p.'üi .liibren"; denn diese neue Ausgabe stammt 
aus dem Jahre 1882, die frflhere ane den Jahren 1876 
bis 1876, nnd dieee Andarmig liefert den Beweb, dafa 
die neue Festung wohl fiberlegt nnd beabsichtigt war. 

Hat nnn Obervt Dodge nach fünfjährigem Studium 
gefunden, dafs sich der Cliuialiter und die Sitten der 
Indianer nicht geändert haben, dafa Coopers Delawaren, 
Ilurunen und Irokesen dieselben Gewohnheiten hatten 
wie die Cbejennea und Comanchen Tnr .SO Jahren, nnd 
dafs dabav der grelbe Bomanschreiber nichts von den 
lodianeni ventaad, wann er aie 1767 niebt ao am Had» 
son enftreten Hefa, wie sie Oberat Dodge 1ft67 in Tesea 

nnii Neu-Mexiku -^ah" Diifs dies niebt der Ftill iet, 
sondern dafs im (iegenttil ('eniper in diesem Punkte 
seine Indiuin r riebtig ki'üuzeiebiiet, umi dufü drr l'iiter- 
schied in den Sitten der Indianer verscbiedeuer Zeiten und 
Tereebiedeaar Gegenden, aewie der dnrek die Weilbm 

') l>odge: ,r)ie li"utipen Indianer*, B. 2«"; — 
,Th« lIuntinK'Uruunds of tbe Qreat West*, p. 
*) Dodge: .Oer WIM Indiaaa', p. Ste. 



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Friederioi: Diu Bohandlong ireiblioher Gefangoner durch di« Indiftaer von Nordamerika. 



S57 



auf sio uuRgeübte schlecht« Kintiiirit ihr ^ruDdT«nehie- 
d«n«!i VcrbiütAn den wi'ibliclien Gefaiigciien gtgMltkber 
«rkUrt, ioll im folgenden bewieeeu werden. 

Der sweite Pnnkt znnächat erledigt rieh von eelbst 
•agenohta der Inuto von allen AntoritltaB anarkannten 
Tlüftteaiehiei 4«fli dl« EbgalwrMun AnnarikM -von Hvd- 
BODi Bay bis zam Kap Horn zwur zu einor und der- 
selben „roten" Rasse gehören, dar» «ie aber in Knltor 
und Sitteu luiufig voneiuauder vcrbshieden sind und ver- 
schieden waren, und zwar in so hohem Grade, dafs s. B. 
die von Cortia angetroffenen Mexikaner sich m den tio- 
kntm mvm Champlaini Züt« iiqgaflkhr rariMltSB, wi* 4m 
Eiigl&ndcr von henta m AHmummu od«r tfootOMgriiMnif). 
Bedenkt num dann, dab noch in der Mitte «Baeree Jabr- 
banderta die Indianer der Ufer des Kolatnbia-FlnMes and 
di^r Küsti}nRi'j,'ciiden von Paget Sund uli 1' die Stufe dp.r 
Irokesen von ICiO^ errfiioht hatten 'J , Bo wird man ein- 
sehen , dal» dur Uiittrui hied in der Knltnr der Einge- 
Uireneu von Nordamerika schon »n und f&r sich ein 
grofser sein mufrte, und daia der ein grorses Unrecht 
begeht, der die ftUan Sitten einer baeonderea Onippe 
Tom StiBBflo aneb ebne w^terae «Ihn flbrigan India- 
nern zuschreibt. 

Audi Oberst I)<id^R trägt in seiner Ausgabe von 
1882 di<>»er Tbatt^achc Rechnung, und man mufs sich 
nun um su mehr ttber seiueo versohftrften Angriff gegen 
Cooper wundern, wenn m&u sich erinnert, einige hnn- 
dert Seiten Torber ') üiilgaiide Bctraebtnng gelesen au 
haben: .Selbst tnnerbdb der YerbtHoieniftrsig engen 

Grensen der Veremigtfn Staattn aiuJ die Indianer, ob- 
wohl im «iigeTiieineu von fihnliclieiu Charakter, iu 
ihrem HeueLmrn, ihren Sitten, (iewobnheiten und An- 
sichten in HO bemerkenswertem Grade verschieden, dafs 
eine allgemein gOHig« Beaatmibong unmAgKoh gegeben 
«erden Itnnn." 

Znr Erbfatiuig der ebenfidle von SnabkwMligan dnrob« 
weg anerkannten Thatsacbe, dab die onprüngliebe na- 
tllriiche Verschiedenheit im Kulturgrade der Indianer- 

Stämme fl u ; 1. In "\' -kehr mit den Kuropäern in hohem 
Mafüo vpiiiit litt worden ist, mögeu &as der groleen Zahl 
der Beweixo di« Urteile einiger anerkannter Kenner der 
Indianer folgen. Znnioliat Heckewolder, wobl die Uanpt- 
qulla fOr Coupere Kenntnis der Ebigebanncn: ,Ioh 
bitte, nüioh laoht n vanlelieni ieh apmll« bMiI von 
denen , deren Sitten dttnb den Verkebr n% dem Ana* 
wurf der woifsen Bovölkcrunff Vi^rdorbun worden sind; 
sie aind eine eotnrtet^' Ra.sse, weit verschieden von den 
wirklichen, unverfälncliten Indinnem, die ioll an be- 
acbreiben versucht habe')." 

Withers beschreibt die Leiden der Grenzbevölkerung 
Ten Noidweet^Viiginien utd kann eicbarlkb niebt dar 
PiiieinabBM f5r die Indianer geridien werden. Aber 
er kann nicht leugnen, daf» im nllgemeinen der Charak- 
ter der Indianer in früherer Zeit beaser und uchlbarer 
w.Hr, und er schreibt diL'üen Wechsel cum Schlimmen dem 
Yerkelir mit der weiiiwu BevSlkerung und dem unver- 
nntwLirtliclien Branntwpinhandel sn"). 

Za den beeten jetat lebenden Kennern dar Einge- 
boMoen fion KerdanMcikn gabSit B. 0. Thmdlan, der 
nnteniaibleta and gewandte Henw^gtber der „Wkciemnn 

.TbeDi-e«^ ef A-ad«« (0..^ 

0 . Am«Tta»« I, M— I«: — ttofanam ^Tbe Con- 
apiracy uf i^ntiao* (Boaton ]89S)i, 1—1; und ymmUm In 
Parkmaii» Werken. 

ItoilK,.; .Our WUd Indisni", i>. 
') U8ck«*weld«r: ,Hlitor>', Mhiiii<'I-ii, nmi ''untiiiii« r>f tho 
Indian Kationa' (Pbiladelplila icT.:), |< : < • 

") Witban: ,Cbronieles of Border Warfare' (('iDcinnati 



Ilistorical Collections" und der neuen LuTus^austfabo der 
„RtlatiouB des JcÄuites". »Die woifsen Häudler"", fiafft 
er"), nWelohe sum Verkehr mit den l:Iiugeboreuen die 
W&lder durchwanderten und ihre Waren gegen deren 
Peine etntnnaditan, betrogen nnd beraubten oft den In* 
dianer, lehrten ibn den Oenvft ben«a«bend«r Oetrtnke, 
behandelten Ihn hochmfltig und nuver^chütut . traten !n 
näheren Verkehr mit seinen Weibern und brachten alles 
in allem schwere Entartung in die Hatten der h^inge- 
boreneo." Dieser böse Einflnfs war in der Ihat so 
vorhAngniavoll und allgemein und brachte Entartung so 
aobnell, dala nun ibn in dar einen oder anderen Form 
in Cut «Neu ReieabaaehtnlbttBgeB «nd Abbandlnngaa 
Aber die Indianer erwibnt findet Wundem darf man 
sieh hierüber nicht, denn ein Volk, welches auf einer 
niedrigen Eutwiekelun(.^nstufu steht, wch-buB sieh noch 
in der Kindheit der Kultur befindet, neigt gerade wie 
ein Kind dazu, in anrter Linie d«a B6ae woA TerboUm 
DftchisnAhmen '*). 

Kommen wir nun weiter aorBaliMidlung der Indianer 
dnrch die fiomanaehreiber, eo aott ohne weiteraa luge- 
geben werden, dab Oooper nnd aeine Naebfolger reebt 
hHufig ihre roten Helden «ehr ideal gezeiclinet haben 
nnd dafs sie ihnen be.^onders im Punkte der Liebe nnd 
I dee Gofülilslebena Kegiuigun und Handlungen beigelegt 
haben, wie sie dem iier/en und der Erziehung des In- 
dianers gänzlich fremd waren. DIaa stört zuwefloB 
ematliflb den Oaaamteindruek dar aonet naturgetrea ge- 
leidineten roten Krieger, nad Hoffinann, der in nainen 
„Lederstrumpf- Erzählungen" fünf C<n>iier>che Romane 
für die deutsche Jugend bearbeitet und für dicseu Zweck 
Henena- und Liebesgeschich teu arg beEchnitten hat, 
fahrt unn wahrheitsgetreuere Indianer vor als der grofse 
Meiatii 1; üt Im übrigen steht aber fest, dafs Cooper 
alle vichtigen, ihm damals aqgAnglieheo Werl» nnd 
Sebi^leB Aber den Indianer dnwhge a iteitet bei, dalb 
er jede Gelegenheit bonulat hat, um mit den wilden nnd 
wenig ci vilisierten Eingeborenen in persönliche Berahrung 
/.u kommen, und dafs or sich bemüht bat, den Anforde- 
ruogen au eiueu lioman unter möglichster Wahrung des 
naturgetreuen Charakters der Indianer gerecht zu wer- 
den. Und welche Fehler ihm auch im einzelnen nach- 
gewriesen werden mögen, seine Darstellung der Baband- 
long weihliabar Qefiaageaer dnrch die Indianer den 
Oatene befindet lieb in vfllBger ÜbeninatiBimang mit 
der flberlieferten GeKchicbte. 

Die nun folgenden Zeugni.?"« ehemaliger (refaugener, 
Angenzeugen, Ruisendur und Kenner der nordamerikani- 
schen Indianer beziehen .^iob alle nur auf Algönquins 
Und Huronea - Irokesen, denn Mitglieder dieser beiden 
Yolkecfauilian aind ea, in deren Hlnde Cooper aeine 
Betdinaen TOnetirt, und TOn dkean nnd allen Abrigan 
Stämmen S^tlich deN Mississippi behaupte ich, dafs sie 
gefangene Weiber fast ausnahmslos anständig behandel- 
ten. l!ci den Indianern der Präriuen unserer Zeit ver- 
hielt es sich völlig entgegengesetzt , und wenn Uomau- 
adroiber Jnnge Middtan tnid Flmen ava einir loielMB 

"i ihwiiite«: .The Cotaniaa 1<MB— 17»0* (IionAn and 

New York 16»!), p. 18. 

") Siehe bisrilber ferner: Jobn Joawlyn: ,An A<-'-<>niu nf 
Two Voyages to Kew England* (Ijondco 167!»^, p. ibv; — 
Iiopf s .Teyegaa and Travels af aa Iniiaa lailailifetor and 
Tnuer* (ImaOan ini\ p.3t— «t;— WIlUam Bartram: .Tra- 
vels tnmgh North and South Carolina. Georgia, l'^nst and 
West Florida' (London 1792), II. 351; — .Hi»tory of tbe 
BxpWIition ander tbe Command of Captaint Lewis and Clark" 
(1-I>ila'l<|g>ti!a 1814), II. 443 und pasiim.; — C. A. Murray: 
.Travel« in Nortli Ani«rie« HurinK tlie V»»oi l!*:H. l«t;tr>, 
ISHÖ" (Lon<K<ii IHü'l, l, :in>, — Dr Wiu i hTii.m , Ir^»- 
quois*, in Campbell: ,Tke Ufe und WriUui;» of I)h Witt 
i« CCew tmik tM»}, p. t»!—»«. 

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iSS Fritdariaii Die BcliudliiBf weiMiek«r 0«f»B(»ar durek di« laditBcr tob NordumarikB. 



6<fugenMili*ft nnv«ndirt inurfl«]tk«1imn lunn , ao be- 
gahon sii' ciiieü argen Fehler. 

Prüll Mary Uowlfindsrin war It'iTt'p im KrieL'O gegen 
König Pliiliiip gcfuiigfii gLiiommüii und hinge von 
deu Indianern berumgeachleppt worden. ^Ich bin", 
sagt sie nach ihrer Befreiung, „ittltltB unter diesen 
krOUaBdaB LSwaa aad wfldaB BAtob gswiseD, die veder 
Oott, MeaaobeB, aoek den Tenfel ArebteB, kei Tage 
und bei Nacht, allein oder in Gesellschaft, vo alle ohne 
Uiitcrachied durcheinander schliefen, — und doch ist 
mir iiia ein L'iuzigor je durch ciuu unsittliilie An- 
deutung, sei es im Wort oder durch die Tbftt. zu nahe 
getreten. Es giebt swar Leute, die MUT BD bereit »ind 
mit der BeiunptBng, iek eage diee bbt eo bot Rettong 
fliebae gttten Bvflw; iek vereioken «ber« d«b ick ee ver 
Gott sage und zu seinem Rnhaie i^.* Brake weilt 
aus einem Pamphlet'^) jener Zeit nach, dafs diese Be- 
hauptung Turi Frau Howlandson Tüllig auf Wahrheit be- 
ruht und daU sie in keiner Weise gewaltlbätig behandelt, 
sondern dafs ihr im Gegenteil die grA&ila AehtBBg Yon 
den Indianern bewiesen wurde. 

Frau Kliaaheth Hanson war Ton 1724 bis 1725, ein 
Jekr laag, in dar GefiMgaBaakaft vea Nes-England-In- 
dienern. nDSe TndiaBer aiBd eekr kSflieh gegen go- 
fangcae Frauen", iwt ihr üftcil, „und beleidigen g'if nie 
durch ein unsittlichen lienehinen, es tnürbte dtiin »eiu, 
dafs Hio Kturk betrunken sind '•)." 

1747 geriet Krau isabeila McCoy in die Qefangen- 
(Uliafl Ton Indianern aus Neo-England und wurde in 
laageB Bad bMehverludieB MinekeB DBoh Canad» ge- 
■dueppt, okne dab na neb wIbiaBd diaaer gaBBin Zeit 
aber irgend eine BeleidigoBg oder OBaittliehe Haadlnng 
zu bekUgen hätte'"). 

l.usc:»rbul stellt die stets milde und freundliche Be- 
handlung vuD i' rftuen und Kindern durch die Indianer 
von Acadien und Neu -England in beaonderen Gegen- 
Mta au dem bftofig bratalea und rohen AuflreteB der 
ISnr«]^lar gegen daa adiwaeha Qeaeklacht^Os wd ein 
gleich mildes AuftreteB wird tob den AlgraMBiaa am 
Iladsonflusse gegenüber des HoUlBdera wSitm den 
Cannthas gegaBükar den AnaiadlarB tob Kea^EBglaad 
bezeugt»»). 

„Weiber von grofser Schönheit", sagt der Reisende 
Carrar"), „sind häufig von den Indianern fortgeschleppt 
VBldeB nnd haben während eines Marsches von 3U0 
oder 400 (engl.) Meilen durcb die ainaamen Wilder bd 
iknr Seite gelegen, ohne in irgend einer Web* kalaidigt 
«dar ift ikrer Shra vatialat worden a« aeio.* Am 



") .EvenU in Imllan Hlstory" (lioncnster lfi4l), p. .'S51.— 
Hubbnrd: ,A Narralive of tbe Troubles witb Uie ladiann in 
NewBaglaDd* (Bostx>n is7t), p. «i. 

") Uralte: „Bioi^iiphy and Uiitaryqf fbe Inliaaeof Worth 
America" (Boaton 1851), f. Hl. 

■ ') .Preirnt SUite of Now Baglaad a mardiaBt of 
Bostcm' (London 1676». 

"l .Ev«nt« in Iiidiaa HMorjr'i p> M4— MS. 

''I Ktwndas. S. 421. 

") Lescarbot: ^Uiitawa de IB KoavaUe-ViBaee' {Puia, 

Ttoih, 1»*66). III. 83:;. 

'*) „Broad Advio» l» th« Unttad Netherland Provinten.' 
Ober«, a. d. BolUnd. in .ColL N. T. Hial. 800.' Bec4)nd Serie«, 

ui. I, p. nt, m. 

**| .Colleetioa da Xanoierits rela^s A la NonvtUe-Fninee*, 

!Qu^b"c l-isa— (»5). I, 4S!1. siebe f«rner liicröber: ,Helation» 
lea .L suit. «" (Qui^bee Ib.i»), 1667, p. fi I; — Johannen Hfgalo- 
polen»!«: ,A Short Skfleh *>( Ihf Mnlmwfc Indian» in New 
NelberUiid". Ober», a. il. HoMaij.I in N, Y. Hinl. 

Soe." Sic Rer.. III, I. l /ri, Milier: ^HlMitv nf Wvo- 
ttthiif' irbilHdeEpliia l"i:ii. p. 24H -..'.-J . hUm>- • . I.'.IV ..f 
Jo«frph Braiit" (Albanv, N. Y., lt*«5;, 11, 651—658; Hubb<rd: 
p. Ta BDd SaMe H, S.' 

") Canar: aThiee Team Travela tliTon«^ tlie Ltferior 
Paita of tfocUi Amofiea* (Philacleipbia tm), p. 



Seblaete aeiDer langjährigen Reiten noter den ladiaaerB 

des Ostens und dee Westens stellt Catlio fest'^. dafs 
kein Beispiel vi>n (jewalUhätigkeit, verübt durch In- 
dianer an einem gefangenen W('ii>e , bekannt geworden 
ist, und ebenso wenig erinnert sich der Beisende Weld 
je gehört zu haben, dafs an einer Gefangenen von einem 
Indiaaer (iawalt verabt worden sei, .obwobl aie wunder- 
voll* Weiber bbb den A«aiedelii»geB fbrtgeachleppt 
haben""). 

Flint beschreibt die I<eiden der Grenzbewohner, die 
Gniuaaiiikoilen der Indianer und lälst einen zieiulicbeii 
Widerwillen gegen letalere durchbiicicen, aber keine 
Unthat gegen die Tugend eines gefangenen Weibes wird 
TOB ihm erwftkBt^). ,WkhreBd der bftofigea aad wüdea 
Kriege dar ladiaaar gagen die Weifbaa wardaB viele 
Weiber und Tfiehter der letzteren ia die GefangeBaebaft 
geschleppt. Obwohl diese Gefangeoen den Indianern 
völlig preisgegeben waren und wennschon »sie Beleidi- 
gungen und Unrecht aller Art ausgesetzt waren, »a ist 
doch kein Beispiel überliefert von einer TcrQbnng der 
Gewaltthfitigkeit, welche der weiblichen Ehre schlimmer 
dankt als der Tod'^)." Diese Ansicht von Ray aber 
die NeB>£ngland<Iadiaaar dabat dar belaaaae Keaaer 
der Fingeboreaea tob Kordamerika, Tbamaa W. Fleld, 
Hilf «rinitliche Alg<inquiii!i und Irokesen ans und ntellt 
ilüu scharfen Gefren»at7 zwiRchen ihnen und den In- 
dianern der westliehen F.beneii fest, wenn er sagt: //.nm 
Unterschied mit den Alguoquins und Irokesen, welche 
ausnahmslos die Tugend der gefangenen Weiber in 
£hreB bieltaa, Bebiadea aad Burtera li« die Stimme 
der »IdliebaB Prtrieaa mit halb ISelereer, bdb blnt» 
durstiger Leidenscliafl '")." 

„Man hat mich immer versichert", sagt Colden, der 
Geschichtsschreiber der Irokesen, „diu'ü e.« niuLt eia 
einziges Beispiel giebt, wo aie (die Irokesen) den in 
ihre Gefangenadwlt garatanM) Waibara Oawalt aagafbaa 
hittea* »}. 

Witber« giebt in aelaer Chronik die Ideiaetea Ebnnt 

heiten der blutigen Grenckriege nnd beschreibt anf daa 
genauest« die durch Indianer und Weifse verfibteo Da- 
thaten; während er aber die (Grausamkeiten der wilden 
Krieger geifselt, hält er sich auch für verpllichtet fest- 
zustellen , dafs die Indianer bei aller ihrer Roheit stets 
eine grofse Achtung und Zurückhaltung den gefangenen 
Frauen gegenüber gezeigt haben '*). ^fieiepiele von 
Sobftndnag gaCwigaDer Weibar eind, waaa ftberbaapt 
Baobweiebar, anrierordentlieb selten. Wie aekr aaeh 
immer leidenBcbaftlicbe Itacbe die Indianer zu grau- 
samen Theten imspornen mag. nie hat sie die3er ihnen 
uatürliclie Trieb dazu geführt, Argritin auf die Khro 

der in ihrer Gewalt befindltchtin Frauen zu mjtchen." 

„Einer Art von Greueltbaten", 8agtW.L.8toi)e, „Imlicn 
aich die Indianer nienule schuldig ga macht. Wie groia 
aneb die pereSBliekea Anstrengungen nnd Leiden lein 
mochten, die ihre weiblichen (iefangcnen zu erdulden 
gezwungen waren, nie wurde ihr Körper gewaltsam 
entehrt Eine Thataadia, die, «ia iok fSnkte, von 

'•) Catlio: J-etter» and iCdtm elc. attkeHortli AmericaB 
Indiaos" (London l)j44j, II, 240. 

**) Iseae Weld: .Trmvela ttaroogit ibe State» of Morlb 
America eto. doring llte jrears t7W, t7M, aad 1799* (London 

18Ü0), ir, S21. 

"J Klint: „Indian War« of the Wut" (Cinciunati ISS.t). 
'" '( T.. Tt.iy : „Tin Aboriginal Inhabitania of Connecticut" 
i), .'Mii- N.M Kii(^I<iii(li r" (New Häven , Conuecticut, July 
1H4.,|, »bgniruckt. 114 .Beach'H Indinn MiMrllan.v", p. '.iSS. 

Field: „An Ivmav ti>wanl« an ludian Bibliograpkie* 
(New York 1673), p. 2:i2, Xr. l>ui, und p. ii», Sr. 244. 

Ooldaa: .The Hiatory vi Um Five IwUaa MaUane of 
CaaadK* (London i75ti), p. a. 
r> WItken, p. M. 

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^PriAd^Hol: Di« Bcbandlantr ««iblielier OcftiiceBcr daroh dt« Indisrnsr tou Nord*B*r!ki. 2M 



■ndann ■iagraidiain Trapp« bii heat« bebMiptoi 

Es gi»bt k«iii« Avloiitti, «od «• iriid mUU akht 
«i«dar moe g«(and«ii ir«rd«ii, dia «idi an Kanntnia dar 

geaohichtlichen Indianeratnmme TiRtlich eleu MiKi>!'<.qippi 
mit Francis Parkm&n vergleicheu koiinU-. Er iniige iu 
dieser Frage das Sclilufswiirt haben : , Solche peffingenen 
jungen Mädchen, die nicht einen IndiAuer beiraten 
wollen , werden mit aafserordentürher Nachsicht behan- 
d«ii, aiB B«iMhiMn, »n dam Abaiglauban, Natnwiliif« 
und «in Gcf&M flir Beefat «nd BaUghmt ihran Antdl 

hahHn mögen ..WäLreaJ de» g&meu Marschea", 

Sagt ParkiuBn an einer anderen Stelie. „scheint kein 
Weib irgend eine <iewuUthuti|j:keit erlitten au haben, 
und dies trifft sa — mit 8elt«neD AiiHnahmeii — für 
alle Indianer in Keu-England. Dieiiu heuiur] 
EnthaltaaBkait gegenüber gefangenen Weihen, lo 
«dkiedea tm im Oapflc^nhaH vieler BtiiniM im 
Wacteaa, hatte ihren Grood mhnoheinlioh in einer Art 
TOn A1>erglanben , anterstOtxt vieUeicht dnreh den Ton 
Missionaren ausgeübten Einflufs. Zu heioerkeu ist 
hierbei jedoch, dafs die heidnischen Indianer der Zeiten 
KSnig Philipps, die nie einen .Josiüteii gesehen halten, 
in dieser Hinsicht genau dieselbe Enthaltaamkeit zeig- 
ten ")." 

£iD waS gwditochUiah « Entbkltnntkeit hiiiiridE«iid«r 
Alwiglanlw und 0««nBdbrit«g««elM naeb Art dar alten 

gprmanis<'hen hentandun allerding», vornehmlich hei den 
Irokesen mag der Grund nun aber dieser oder ein 
Rnderer in jedem einzelnen Falle gewesen «ein, iin der 
für dio Indianer des Osteos rühmlichen Thatsacho kann 
akhA g«daiiUll «wdw. daJb Q«irnlttlifttigkeiten gegen 
I FrwflB mr in gnan ■•llaBwn AiwialiaBaAUlan 
■«■, i»t» dia BalModhuif «Dtepnehend d«n Üm* 
st&nden eine gut« w$r, Wüd i»b selbst schwangere 
Frauen bei ihrer Niederkunft mitten in der Wildnis Ton 
den Indianern iu einer Weise unterstützt und mit einem 
Zartgefühl behandelt worden sind, wie sie es kaum cr- 
mrUt hatten 

War das übliche Empfangsspiefsrntenlanfen über- 
ttoikdeB, so setzte sich diese gute Behandlung in den 
Dörfern fint« nad daher die Tielea Beispiel« tod dam 
Wideratreben Gefangener, Uir AdoptiTTatorluid in der 
Wildnis wieder zu Tprlassen und zu ihren Familien und 
Veiwandttäu in Jen AnBiedeluügeu zurückzukehren*^). 

In annähernd 200 einschlftgtgen und zwei Jahrhun- 
derte umfassenden Schriften habe ich nur fünf Heispiele 
vüu FrauensohänduDg durch die Indianer des Ostens 
gefunden, und «rar ja ein« ans des Jahren 1664 
16T5 1765 «). 1774 »"5 nad 1781 

ßtone. ,I>ife iif Branl ', T, p. XIV. 

"1 Parkman : .The C'.iinjjiracy of Pontiat:', II, i,:.-!. 

*') Paikman: .A UaU-Century of Conllict* (Boiton 1893) 
I, Tl und Mete. 

**y Baaeroilt: ^VUtmy ef tb« mittad fllata« of Amariea* 
(New York 1892), II, ISO; — gfcrkin ant «Tb« Jesuit« in North 
America* (Boston 1694), i>. XXX IV, Kote; — .The Four 
King» of Caiiada" fL r.(jon 1710), p. 22; — Tgl. aaeh 6c1"h>1- 
crart .Notva ou the liuniois" (Albany, N. Y., 1847), p. -j'i; — 
Cacmr: ,t'i>ttiiui-nturi; <i« IWlo Oallico'. lib. VI, Pap. 21. 

•") H«i-l>Hwrli5fr, — :ui. 

**! Drake: .iDdiaas of North Atiierica' p. l.'iH; — Baiicrott: 
HiatorT etc., II, 196;— Parkman: ,Count Frontenac and New 
Kranoe under Louis XIV.' (Boston 1£95), p. 442; — Dessel- 
ben ^Bositiae', U, SU. 

*) FMIbm: .BIstalre d« la ColoBicTraacaba anOsnada*' 



(TUlemarie 1B65), ITI, sSi. 
") Drakc: ,India 



liana of North-Americit", p. 809. 
") I^rkrimn- .Hontcabn and Wolfe' iBoatonlS84).I| 380. 
"i .M:<v>r: ,Tab-OHb-Jate; «r, XtefaM and Orsaap" 
(Alban>, N. Y., im), p. 110. 

") Mene. finnt ü, St* und Note. 



Von diesen fünf fallen nur vier in Kriegweitea, «ad 
Ton dl«i«B Tier wieder scheinao aioh nur wwm als HB» 
bcctraitlMn FiU« tob Sobladiiqg kri«8«g«Aiag«n«r 
Weibsr sn kennsaidiuieo. Dann der Yorfall yom 

22. Juni IRTT) stützt sieb lediglich auf lüe Angaben 
einer von I)riike benutzten alten Chronik , wiihrend 
Iluhh.ird '' ) und iMutlier, die den Indianern keineswegs 
wohlwollten, die die gcuaucäten ABgabeu über diesen 
/eitabsohnitt liefern and bei denen sämtliche Berichte 
und Naduiektam snm Te^leiehen, Beortailnn und Siidi* 
tan «nsMUBienliefSH», bierron niehts «nrlhneB. 

Der Fall Tom Jahre 1762 slüUt sich auf J!o An- 
gaben TOD Daniel Bnone. ^Aber", «Äfft W, 1.. Skine, 
einer der besten Indianerkonucr seiner Zeit, „es liegt 
guter Grund Tor, daran tu zweifeln, dafs die Indianer 
die Weiber schändeten. Wenn es so ist, war M da« 
einaige Bmapiel, welefaea im Krieg« Toigekommen zu 
«ein aohaint. Ea iat ein stoUe« Ibaawi^en der In- 
dianer, dafa sie nieamls di« Ehn ihnr mibUelhanl^Ge» 
fangenen verletzen.* 

Den noch zu erläuternden fünften Fall aus dem 
Jahre 1664 wird am bü^tuu die betreffende RttsUn ans 
FaUlon selbst kennzeichnen: .^Schon im Jahre lt>i)l, alz 
die BeTölkernag tob Quebec und Umgegend wesentlich 
zugenommen hatte, m«rkt« mau die Folgen dieser traa- 
ijgm ZotunnMiiMtiattf (gut« liknwaatoer, aber auob 
▼id« «oU«dit« I!l«nient«). Ein Indianer batt« eine an- 

Btändige Frau von der In.Bel Orleans genotxfichtigt, 
wurde l'catgeuolumeu und zum Tode durch Erhängen 
verurteilt. Aber die Ilätiptlinge die.'ier Harharen liefsen 
zu seiner Verteidigung durch den Dolmetscher Nicolas 
Marsolet darauf aufmerksam machen, tiafs die fran- 
zAsisob« Jvg«pd gana« daasalb« tbKt«i da diea« Aagnbe 
nngl1lol£idMirw«ia« voUrttadig aafara^ «iiaab dar Obnif« 
Rat den Schuldigen «cblieMioh fraL* 

Es mögen wohl noch mehr Fllle vorbanden sein als 
die urwähnteu. aber üicherlich erreichen sie nicht die 
Zahl der im gleicheu Zeiträume von Europäern an In- 
dianerweibern Torübten Ausschreitungen, und sicherlich 
auoh uicht annähernd den DurchscliDitt der in den 
Kriegen der alten Welt Ton den Soldaten «ad SBldaara 
jener Tage TollbrachteB Gewaltthaten. 

Wie die Puritaner Neu-Englaads Aber di« Beihaad' 
Inng gefiuigener Tndinnerweiber dachten, möge ein Bei- 
spiel darthun. ll)37 wurden die I'e<juods vernichtet, und 
was Ton ihnen am Leben blieb, wurde zu .Sklaven 
gemacht, „Mit di«M«m Boot", echreibl Stoughtou, eiuor 
der SklaTen jagenden Hauptlcute, dem GouTemeur Ton 
Hasaacbnsetta, «««rden ^ 48 od«r 50 W«ib«r and 
Kiadar «rbattaa; —■ aatar ihaea befiadat sieh ciae 
schon Torher Ton mir erwähnte, welche die schönste 
und gröfste ist, die ich unter Urnen sah, und der ieh 
einen Hock zur Bekleidung gegeben habe. Es ist mein 
Wunsch, sia als DieuitrLu zu habt^u, wenn Sie damit 
einTerstanden sind, sonst nicht. Anch eine kleine Squaw 
Ist darunter, die Stewart Culaeut gern haben möchte 
und der er einen Rock gegeben hat Leutnant DaTen- 
porl atdcbteaveh «ia« haben, aiialiob eine kleine, welche 
drri Sfarfdie auf dem Baudte in der Magengegend hat, 
und zwar in dieser Form: ■ — |I" |-. Er möchte sie gern 
haben, wenn Sie nicht dagegen sind. Der Indianer So- 
soinnn bittet um eine klallM joag« 8q«»W, di« isb »ber 
nicht naher kenne K" 

Wenn so die Puritaner, d.i. die geläuterten Christ«B, 
über die Verwendung ihrer weiblichen (iefangenen 

*») Hubbard: .A Narratlve of the Troables with the In- 
dlans', p. 16—17. 
1 *H Dimke: .Indians o( North Amerioa' p. 171; — vgl. 
' aiMbB" - 



lubkard: pfi. im, ISl 



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Fritdorioi: Behaudluog w«ibliuher Uefkngenar durch di« Indianor vou M ordkmerika. 



dachten, dann wird mm woU d«B beidnUchan India- 
Bwm, den Kindern d«r Nator, denen man mit Gewalt 
und unter Trcnbruch echon so vieles )^'enoiiimeii hatte, 
die für ihr Land, für ihr« Familien und fflr ihr Dasein 
kämpften, — dann wird man wohl iblM» «Iii paar Ans- 
sobreitangen Terzeiheo mfiuaD. 

Gemartert und verbndWA wurden gefangene Weiber 
■altam, bai dan Inkaa«! aogar, «ia Hala hahanptat, nie 
So gauB ohn« Eiueebrinlnuigf durfte die«« Bdiauptung 
aber wohl ui'.Lt riditlg sein. IfiTil wurde Catherine 
liouiiart unter tiirciitbartin Miirtcrn von den Irokesen 
verbrciuDt ' '). Einige Jahre siiüter verMicliten die Oimn- 
dagos, ein gefangenes VVeib dem tenertode sa über- 
liefern und verbrannten ein anderes thatsiicblich 
Otaanhalgh war 1677 Zmga« wi« die 8«aeea< viar ge- 
faaggna Weiber ▼ariiFaiuitän^*), liii wi t w a i Bnipiel 
HUB dem .riihrr 16B6 liefert Ferland*^, Und •abon 1648 
halt« dei g^fnugene Pater JogriM mit ansehen mOasen, 
wie die Mohawka ein jiuij^ca Algi'iiquinweili untrr M ir- 
tern als Opfer für den Kriegsgott verbrannten uud dar- 
auf ihr Fleisch verzehrten, allerdings, wie er hinsufOgt, 
Hentjgagen dem ■onatigen Herkommen "y. Aach Park- 
naa atallt anadrAcklid» fttt, dalb du Iroktaan oft 
kriagqgahagaie Waibar TariMraantn, abanao «k dia 
Unan varvandta Nautnila Hattos , wÄrand ar offonbar 
intQmlich behauptet, dafa es diu Huronen nie th&t. ii" ). 

Im scharfen GefiTenaHtz /.u den Indianern den (tstcns 
hchüncii len die Inilianer dc-r westlichen Pririeeii iiiiserei 
Zeit ihre weiblichen (ielangeuen fast ausnabrnttloa '^). 
Ms würde sicher interess^iut aein, wenn festgestellt wer- 
dan kfinnta, ob Jan« SUusna von Jaber diaaar Sitte bnl- 
digtan, oder ob rieb dieaar Bnaali «nt im yerbobr mit 
dan Europäern ausgebildet bat. Mein? Kenntnis der 
weatlichen Indianer ist nicht umfaD^rMich genupf, um 
mir in dieser Frage uin uhguathluHüeiioB l'rteil biUlcn zu 
können; nach dem, was mir aber bekannt ist, halxt ich 
den etiirken Verdacht, dafs eich auch die westlichen In- 
dianer ursprünglich ihren weiblichen Gefangenen gegen- 
über schicklich verhielten, und dats erst das laatarhafte 
B«ii|nal dar weifeco OrenaboTOlkaniag daa antgegen- 
gsiotete Terlabren bei ibnan aingafllhrt und m jener 
ftrcli'.'rlichün Tr:ig«'piie piitwlckelt hat. 

Die ersten Reisenden untiT dun Siuux bcjichruiLen 
eingehend deren Sitten und widmen gerade dem Ge- 
scbleobts- und Elieleheti derselben besondere Aufmerk- 
samkeit, aber sie gehen nicht die kleinste Andeutung 
Über den liier ia Frage kommenden P«nlL^ Dia Sionx 
babaadaUaa ibiaOabaganaa idsant milda^ giagaa erat 
später, durch ihre grausamen Faiada la Gawaltmalb- 
regeln genötigt, xn einem hirteren Verfahren 8ber nnd 
ninrtorten ihre Gefungeneu, über stet« nur in geringem 
Umfange und in milderer Form. Die Sioux, die 8i«^ger 
über die Truppen der Vereinigten Staaten in manchem 
Strouf«, die blutige Geifsel <\pt Grenr.en, waren offen- 

UoraU« Haie: .The Iro juoij Book o( Hit«** (Phil»<lel- 
phia IMS). f,m. 

**) .Bdatioaica des J^noitet', läM, p. 2; — FalUon: Hi»- 
teira <le In Coloeio . Kran«;«!«'' II, 121, 122 ; — f arlaud : 
.Oonn d'Hiütoir« du Cnnutla" (Quebec ll«82), I, 399. 

") ,BelKtioti« des Ji^tuiteo", 1ASA, p. 10^. 

") „UoctimenU L'ol. Bistorv »f tbe SUte Of WoW TOTfc" 
(Albauy, New York, IBSö-ül), 'llI. 2,'.'2. 

•*) tVrIand, U. IM. 

♦'") Martin: ,I<e Pere Isuho Joguu»" (Paris ISee}, p, I6v — 
170; — Sbea: „The Jngues Puper.", in aCMl. V.T. Hilt, 
800.*', See. 8er.. lH, l, p. Ü02— 2o;i. 

**| rarkaan: „TheJteütaa in North America", p.XXXXy 
and Note; — Saüard: «Hiatoita da Canada* (Faris, 18«S, 
Tro«»), II, 4iy— 42». 

Parkmau: „Pontiac" II, 23», Not« 1 ; — M«rcY: ,K.x- 
ploraUon of tbe Bed Biver of lioniaiaa» in tbe Year 1968" 
(Washi^gtaa, D. O, ISM]^ 



bar in fniheren ZaRwt niebt daa, waa aie 9pit«r 

wurden '•"). 

Ein ähnliches gutes Verhalten den Gefangenen gegßn- 
Qber wird von den Ilouma« am unteren Mississippi gf 
rühmt ^'), und noch im Black-Uawk-Kriege liefaen sich 
die Sacs und Foxes nicht« gegen ihre weibliebcn Oo- 
fangenen zu acholden kommen '"'). 

In dar Baiaabaiebreibnng von Lawia and Ciark Im* 
findet lieb eine findlblang der SebiekaaU einer Snake- 
indiaiieriu, die uui das Jahr IHOO am oberen Mi? i -i] pi 
von den Uinuoturues gcfanguu genommen würdcü w 
und nicht vergewaltigt worden zu sein scheint ' Eben- 
sowenig erwähnt Prins Wied bei seiner Besprechung der 
Behandlung Gefangener durch Mandana, Minnetareaa 
nnd ürowa iigond etwaa von Vaigawaltig«ng oder gar 
gawobniieitaBirrigw Sdladnag dar WeiW. .INa Ge- 
fangenen wurden nie gamarlart", aagt er auadrOeklieb m). 
CatÜna Zeugnis in dieser Hinsiobt ist bereits weiter oben 
aufgeführt worden. 

Anderseits steht fest, dafs gleich die erste» Kurupäer, 
welche den westlichen Indianern sa Gesicht kamen, die 
Spanier uud Fransosen, ein äufserst sohleohtes Beispiel 
gabaa» atch eifrig der indianischen Weiblichkeit wid- 
mataa vad nioht ealtaai mit Gewalt oder auf aadera 
llir«ta, Ibra Begierden etilltan *^). 

Die Behandlung der nnglfirklinhen gefangenen Fniucn 
durch die Indiimer des Westens «11 Beit>jjielen zu er- 
läutern, würdi «vi i iu erbanlicli sein. OUerst Dodge 
gi^jbi ihrer genug lür den, welcher der Sache niiher 
treten will ^o). Der allgamaina Gebranch war in Kflna 
folgender : ,1 Wenn ein Fnnaniimmar roa einer Bande ga* 
fangen geaamnua wnida, ao gabttrte «■ glaiabanraita 
allen und jaden, lo lange dia Bande noeb dranieen 
war. Nach Rfiokkebr der Indianer in das heimiaehe 
Lager kann sie noch für einige Tage der Refriedigung 
der brutalen Lflste eines jeden Mannes im ^Stamme, 
welcher sie will, aborlassen werden, woranf sie das aus- 
Bchliefsliohe Eigentum deeean wird, der sie erbeutet hat, 
und forthin als sein Weib gaiobfllat wird." Die india- 
niaoha S^naw bannt die lo «aanawaieblioba Folge dar 



„Relationa des J^suitcs", l«M, p. nl; — de.Ohailenlx: 
.Uiatoire et DesKsriplion O^nArale de la Nouvelle nance* 
(Pari» 1744», II, 9»— 100, V, 270—271; — Ferland, II, S7; — 
Doraey: »Biouan Sociolog}'" in „Kifteeoth Aonual Report 
Bureau of Kthnoli^i^y- (Washiogton . I» (\. IH»7), p. S26; — 
Perrot: „Mmioire «ur lep Mot^uiK, ('uuHliimes et lit-Ii^ian 
des 6«uva^ <l«i i Aiueriqu« ö«i>t<:iitriuttttlt!'' i Leipsig et Paria 
1H64). p. H7, »0, 9t, 2.H:J— 2»6, 243— 24:>. In seinen sacli- 
kundigen Anmerkimgen au Perrot macht Pater Tailhan b«- 
foadiia avt im kiäsm« OaAenehiei aaflneduam iwlscbea 
tai vObeeinlliiÄtMi nnd aatvrwtehsicea Bloax des 17. Jabr- 
liunilert*, di« ibre Gufangenen milde behandelten, und 
>1«it i>nl«rt«t«« Randen onaerer Zeit, brotal in WirkUeh- 
keji , nhf t noch brutaler, ruchlowr inii5 gemvimr in den 
SjjÄ.teii ilei VereiDi({ten-8laat«i) l'ni'»e Ki nimOir Ii hii r- 
über seine Uedaok^n unA ;n«inl, (iaiit tlut «panische Sprich- 
WOtt hlw wolil AiiweD'iuiii^ ünileii dürfte: 

.Quien k SU perro iiuiere matar, 
Batate le ba ae levaaiar.* 
Zu deutsch: ,Wer aefnen Btmd tMen will) giebt m, dtolb er 
toll ist." * 

") ,B«Iwtlon ou Journal du Vojage du 3. P. lacqiiH 
Gravier* (New York 18&»), p. 41. 

Drake, Indiana etc., p. 047. 
^*) I.ijwifl iiTsi t^'lurk» Exit«dilion, I, 330. 
'1 l'rin? zu Witsi: .Itt i.M' in das Innere NordaoMlIliaa bl 
den Jahrsii l«<t'J Ua iM^ (Koblenz lAA'J), II. 169. 

") Winthip: „The Coronado Expedition 1540— lilJ'' la 
.l'ourtheenth Annual Keport Bureau ofKUuiokigy* (W'aahiog- 
ten, D. 0., 19M), pu. 49», 606; — farkaiaa: »La Salle ead 
tbe IHsDovary of tbe Great West* (Boelon 18«4>, p. 4tt; — 
Parkman: .The Old Ilt-ginie in CamMJ»" (Boston 18»»), 
p. 4t*3 — 4B7; — Sagard: «Hiatoire", II, i . 

Dodge: «Die beuUgen Indianer*, S. bis 57, 207 Ua 
Sn, 9«» bl* 90». r^ . r'^^^I^ 

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Bris FAraUr: Dar •ngliaoh-franaikala«]!* 8ad«ii*ertr»g. 



OefangennaliiBe , lehrtet keinen Wideratud und koBtmt 
vergleichawoisc leicht davon. Das weifse Weib leietet 
nktargeraä/a und ittstiniitiukfBig WidentAnd, wird ent- 
kleidet und in Form eines Andreaskreusee rQokliugB 
ftnf dem Boden festgebunden und der yolleu Wut der 
L(M«M0htfleB pnisgegeben, welche noch um da* Tiel- 
itidM fiila^art wardan dank di« DwtSMiw, iittt «ia 
MBB WaUiM i»l und «iB« Vanlieit 

Dieae Seena iat aehlimm und daa Bild ist scliwan; 
aber ea gilt nur fOr den Terdorbenen und ent-arteten 
Indianer des 1!*. .luhrhundürte, nicht für seine HaHüLii- 
genoaaen und Vorfahren aus früherer Zeit. Alier auch 
diesen hat man ihren guten Namen geraubt, h.-it sie 
olUM «aitairaa naban ilura «ntarMan BrtdMr »uf dia An- 
UagtÜMiik gVMfart vnd bat ria ftr eolraldig befondM. 
„Der Indianer besitzt kuinu TeltiffrupLenlinien, hat koiue 
Zeituiigsreportpr , unrl seine Seite der l)arB»olluiig ist 
der Meng ' unl i lumnt. Nutionen, gloicli wie der Kiti- 
salae, ernten gennu, wtia sie siien; die, welclie Raub 
•im, «niten Raub. Die Aussaat von Ungerechtigkeit 
tilgt «ne Enta tob BluL Daa amarikaniacha Volk 
k«t di« Lebe« t3» Wabrliait «ugmonaiatt, ddk di* In- 
dianer ein entartatea, rohes Volk Ton Wilden seien, Ter- 
nrteilt durch Gottee Rateohlnfs, beim Nahen der Civili- 
Satiun zu Uninde zu gehen''*)." Mau hat ihnun uls 
Erbteil iiir«r Rasse die gemeinaten Laster zugesprochen, 
und noch heute wird ia BltohMn gaUhH» iftb M M 
UiBan immar so w«r. 

Zw Bo w d io , dalk m nidit inuar ao war, dam wdl 
vontabtodor Avteta <ja«B Baiing üeliMn. 



*') Au« lit-r jjtHiixeliil ^t^nchriebenen Vorrede d«> Biackoik 
TOD MiBueMta, H. B. Whipple, su .A Ceniury of DUhonuur* 



Der Mfllfeh-rrunziisliicke S«dMT«rtr«g 
vom ül. Hin ittwy. 
Tob Brlx Fttratar. 

Vom 6tnn<lpunkte der politiaehtn Oe>>grH|>)ji<i ist. ilcr vur- 
Uegende Vortrug der be«U, welcher seil Jahren von enropiUMhen 
lUMilaB Aber aäikaaisehe KokmialansprftelM ahgasebtosssB 
wnida. Hieht HeridiM« und FaiallMaa senelineMea die 
voUueichaten und TerscbiedenarUgstan GeUate mit rückaiebts- 
lü« geraden Linien , sondeni die natArlieben WaawrMibeiden 
und die Berfihrungvflicben bereit* beetebender itaaUicber 
Gebilde werden tnr Festlegung der Orenien benutzt. Nur 
in Jerj unljewohntRH oiift gpogrviphlswh iing<»(5lie(!«!Tten Geffen- 
(i^ii p'ifiir, niÄn zu dem einzi>{ lniiuchl)aren und erlaubten 
Aushulninittel de^ Strichzielieu« vun Parallelen und Mari- 
dianen. 

Die neu yereinbarte Ureozlinie (eilt den milüsren Sudan 
ia ataa waatllaha «ad «alttalwHlM*, aU tnanft polWaah das 
MRiaakaB «ob dana Tsadsaabsokw oad t l a i wa llt daa «ntan 

in die englieohe , das zweite io die fransöeiielM IMUMMI» 
■phäre. Als södliohen Aa*gaag«pQnkt nimmt aia afiaa VOah 

näher zu bestimmende Stelle auf der Nürdgrenee dp« Kongo- 
BtAates , ULiKeftihr im yuell;,'ebiet'' <iv» l erxe und Mboiuu, 
und v*-rlHul't dimn in fastieottrecliti-r Uicbtun^ nuch Nurdusten, 
luerst dir Kuugo-NU-, dann d<T s<liuri Nil-Wn-w-riohelde 
entlang U« zum II. Orada nördl. Breit«. Vud iiier an bis 
com Ii. Grade nArdl. Breite entscheidet nicht mehr der 
TerraiaruGken der entgegengeaetzt abfliefwnden WaseeiUnfe, 
aoBdara allaiB dia poUUeche Grenaa awiaehan Wadai und 
Darttar. Sa aber dlaae gegsnwärtig ▼Bllig nnbaattmmW ist, 
ao bat man einen Kaum von swei BreiU'grmden (swiiohen 
dem 21. and 2». Grad« Osil. Ltnge r.r ) al» Rplr-Sranm nr die 
Orenzkotumiasti in g«rta>>!<e)i , tirren Aul't((tl)« elnuKil ef'in 
wird, genaue und endgiiltige Kntiiflieidunj;en zutreffen. Nijrd- 
lieh von Büifur, vom "J+Mirade üstl. I,iin;i;e Gr. Hetzt »ich die 
Or«Mizi.- und zwar in iiordwentliclier Hicbtung fürt, bis fie 
beim let. Ltingcngnuie auf den Wendekreis des Krebses und 
snf dia BMgrwtze von Tripolitanien trilR, gewiieermaTi*», 
wem man will, swisohcn der Sahara und der Libyiobsn 
Wisla fctadarah. 



OaiBlih dUaar Araaibcaammungen Mlea ala aanar Mr- 

warb in den Maehtbereiob Knglanda: das gaaxe Kilbecken 
vom b. Orad« nordl. Breite an mit dam ylel umstritteDen Bahr 
el Qhaial und Darftir; in jenen von Frankreich: liagirmi, 
Wadai, Kanem (am Ostufer des Tiad«ee). liorku und TilHsti. 

Der Bndanvsrtrag WIdrt den Schlufsuteit) der Toilung 
Afrikas. Imrch ihn erhaUen, wi« Iruhor die ubripeii europgi- 
sohen Interesaeosphäreu , auch die englischen und franitei* 
•oben nnoh aUea HioHBalütalitnBgiB Ub M BBiaohlgaiant 
I Orenzen. 

Bnglands flekaMbamdhalk in IgntMi wird n&it dam 
^ NilaeengeMet BrlUBeb-OMaftfUa n atow. in AUgMaalBaa 

meridiooal sich erstreekeoden Ltnderelnheit versal u ic Il B» 
Frankreichs Betiunngen in Al^r, i» WsalaMka, Im 

Sudan und am Kongo t^uppieren «ich um den fixeentriaehen 
■ Tsadsee in cusammenhiinKender .Masse; sie beriihreii aii-h da 
' and dort mit engHwheri, deutschen und b^dnischen Kolnnieen, 
»her sie sind dun:li ki'inen fp'raili'D territorialeD 1, ' :l ir. i ijdwo 
JurcUijrv>chea. Was ihnen jedoch trotz des gcwaltigvu Ijm- 
fangeii fehlt und waa dia FranaoaaB voa jatat ab nie mehr 
werden gewinnen kOmnen, das ist die Koncentration 
ihrer kolonisatorisehatt Tliktigkeit in ein geographisch und 
wirtschaftlich entaehaidendes Gebiet. Sie sind Sberall, 
aber nirgends völlig umfassend oder abachliefseod. Vom 
Niger, vom Kongo, vom Tsadsee haben sie nur ein Biüek, 
doch nirgends das kommerxiell oder kulturell wertvoU»t«. 
Wohl können »ir jetzt iiber uneiidliuhe fitiecken im Hiiitei- 
lande von Algerien bi^* nach dein Tsadsi-e frei verfügen , 
«l!eia cinersrit^ betinden sirli die Hauptpunkt*' der ;^rof«en 
KarBWHUenstrafse, ohadamee und Uliat, in tdrkiichen Hän- 
den, aadwiinalU eanrahn Ihnen die hartaieMia Mad- 
seligkeit dar Toar« dia Yastindung mit dem Bidaa fttar 
Air. Ob sie aus dem Seharibeeken grofaen Mutzen hermit« 
schlagen werden, vermag niemand zu sagen; denn mehr ab 
die H&lfte deMelben ist kaum erfurschces oder noch gnvr, 
tuierforsehte« Gebiet- Jevlonfalls miil'»t*n sie sich erst zu llt rri'u 
von Bagirmi und W«d»i machen, eine in doppelter Ilitk<ichi 
schwer zu loeenda Aufgabe. Denn die Pürsten und Orofsen 
beider Keiche halten fanatisch zum Islam und beiutiMt eine 
ansehnliche Schar kriegagewohnter Streiter. Wollen dia 
Franzosen gegen sie zu Felde ziehen, so liaben sie von dar 
Baala ihxar ailMMadiaa OpamtiaiHn^ aai aa tcb Algiar oder 
TOB dar Kaagonfladattg aus, nnaadlMh waHa «ad aifhadlga 
Uirt^ aurtokaalsgatt. 

0ai den dnreb die Fasehoda-Angelegenheit tief verletz- 
ten Nationalstolz zu beRänfti^en und einigemiafaeD zu be- 
' Medigen, wurde Frankreich der freie Landevzutritt zum Nil 
, l>eck»D eincerÄnni'. Uli m'l>chte bezweifeln, daf» die franzoson 
I von diecer giiligeu Krlftubui« vi>d U#brauoh m»<di*ii weni«ii. 
, Denn die ihnen (doch nur zum Q(«rabaud«ll) gestattete 
Streek« dw IBto »igt via «ia abgMataaMMW StAak, swi« 
, sohaa imd 19* Vf BBidL Sveita, Im Btaaan tob AIHka, 
weit ab VOB das Wannniederlagen an der Ueeraskäsle, un- 
gemein tahwioilg ao erreichen. Auch iat ihnen verwehrt, 
etwa vnn Chartum aus, dem Haiipteiize de» Budanhandels, 
Oexciafte «u machen; denn Chartum beiiudet sich aufaer- 
bslb der zui^estandensn Nilthalstrecke, nämlich 150 km nörd- 
lich von IS' -u' iiürdl. Breite. 

l'runkrcichs umprüngliclip und mit rastlosem Eifer v«r- 
t'nli;lcu I'liinii zititen auf eine politiache Machtstellung im 
, NtUluiU. Durch die UnterzetuhtiuuK des Sndanvertragea hat 
es fUr alle ZettOB daiaaf varaichtet und deshalb eine Mied«- 
läge erlitten. TMadeai asigt es, im Spiegel der Tagespresse, 
ein zufriedenes Antlitz. Warum! Weil — wie ich schon 
öfter im „Olobus* hervorgehoben — seine afrikaniache 
Kolonialpolitik biuipt»Schlic7i in d*r Befriedigung selneii 
Lünderhaugers ffipfrlt. l'nd iler i.-t diesmal, wie ein Blick 
auf die Karle mit den neuen Grenzea Überzeugt, im auage- 
debntest.'ij "l centillt worden. 

Was England im Vergleich dazu gewonnen, erscheint, 
nach Quadratkilometern («rechnet, weitaus gen&gaamar. 
Allein es erreichte gerade das, was es seit Uager als einem 
Jahnahat awaWliiig aialMh» aad «offlv «• lai verboigoaaB 
alte V«iM alBg«ai«at hat, atadieli dl« «iaiig gebietendo 
europUache Macht von den Mllquellaeen bis Kairo zu 
werden '). 

Denn .dar mi irt Ägjrptan* und ja Ctatar dia eagUaeba 
UBiUafliaMraag tob Agjrpiaa, daito Hahr lat dar Bawa daa 



') Soviel Diir lirliiiiiiil , oiithält die «rsle Aii'i'jniini^' rii.fi J-i- 
:irii.'f:i Atmii-ht fw. iui üulIi noch Iii DU<«) das iitKrli-esgli»«)«' Ab- 
l iinuKii vi.ii; 1. .liili INJU, 00 e» Artikel I, /.iH'r 3 helfst: Da» 

j (iruiiii-ntannien tur tieltflndmacbnag («itrci»-) leine* EiaduMC* 
TorbehaUen« UsUct whrd b^rsait: ha Weslaa 4anh 4so 

[ Kooi(»-Frsistsat nad dorch die weatliah« Vassersehcide des 

I eberea Hilheckaaa. 



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98B Dr. F. W. K«g«r: PU VtroleMvag d. C«sif«rcm«Ud«i- »t«. 



SdflAu*li K««leluit, <M IwilH dir Mtnarta 8mw«v uck 

Indien Dod Chin», nnd dorthin weiicn anauig« setzt all« In- 
lareHM der brituelieD OrientpoUtik. 

Wa« äi' Nilthal an Katurpnreoeniwn lisfm und wa» äi<' 
nach Kil:i"ii<Ti rühlcnde Net^' rl tfvoll..Tuiin an tng- 

n"'li<-hl»-i '■iiit{> linm»i wer.len. Man be^ keine öbertritb- ueu 
ErvartiiDKcn. IMriar loU zwar reiche Ka|ifeRmnen beiitzen 
nd JMr tt Oha«! «in Umimm AmhtbM«, kaoa Mch is 
Kvltmr geiMniiai«BM <Mtet trin usd In BaÄi iMdM* •h*' 

maligeo Proriazcn toM G«lnMa in <>\pnrtllU0Hr lUnge ge- 
deihen , auch Elfenbein Bocb tat Utr.i htiiclMB Mtefen Tor- 
batideo »ein ; aber im (ganzen nnd groCMn genommen bieten 
die Nilgegenden nnr den Anblick riniger Sumpfitrecken odn'r 
nnfrucbtbärer BavanDeijflicliTO dar, wififfhe voo icbmuli-D, 
hier um', da Ireiter'.D KulUir»lrrilV-n ilürclizogt- u »enlen. 
Übwobl <im Kliwarzvii Beivuliner uacli MiUionen £ähi«u, »o 
kennt man docb ihre BedQrfninloaigkeit, ihre Arbeita»chen 
und Indol«BC. Die Schiffahrt aof dem Nil , von Chartom 
•iiMM»i niaft f^vanwlitif M der Mfindony d« Bikr il 
QluMü, M d«a Am Ho, httt ai*cheti; d«im •AwiamiMd* 
Schilf- und Ora«in«elo, die ,8elU', ver*|j«rT«D den Weg. 
Man wird, wi« zu Einint Stetten, dt«« Bahn dorcb einen Kanal 
wieder frei machen; al»-r iazu man Zeit nn-l viel 

Arbeit. Aafierdem iit zu l-^rijokiiicbtiKen. dah da» KinDi.''Uri 
d«r britischen Herracbalt im ub'.reQ NiithAl unbedingt die 
Kuij^'-u luiit,' ftarker und ko*tspiclig< r Lti>r<]ition«n erfordert: 
üarfur mufa von mob«mm*d*Diieben Küaberbanden getänbert 
ud Bahr «I ObHal^ vor dan BinlMten der krlegerinchen 
Sandeh an* dorn benachbarten Ifbomagebiet getehfiut 
werden. 

Man liebt, daf« djo kolmiiale Aufgabe, die «ich England 
durch den Budanvertrag geatellt, keine leicht« ict, ab«r ti« 
i*t auf ein geograpbiach und wirtaohafUlcb abgeAodertet 
Arbeitsfeld Vor.zfntri-rt, und zwar in einem bSheren Grade, 
als '.il- £uli.rmfu^'eu K<i|oniwtionibeatrebnngen der Franzoten. 
Von ein«m iuteriiaitaDalen Wettbewerb , wie beim Niger- 
abkommen vom Juni 1898, kann diesmal kein« Rede sein, 
trou der Zulatauag der Fraototva in dat KUbeckea. I>cnu 
Fmknlah mnb all« KcMU ■imm nunnoltwin. an mr rümb 
Im W«rten daa VUlwekana artiM otgsnlHtoitaelM undHidefa- 
thfttigkeit zu entfalten. Kns^land verbleibt auf Jahre hinaus 
— ungestört durch freml'-ii Wettbewerb — der Osten; es 
wird 'h h \t\i-t mit g<'Wii)iiiter IhutkrAft einzurichten wissen, 
M gut CD Liiid lieiau:<a::h'.>igi-ii, ^•o viel es kaOB. 

,Vr'ir wiss»'U liicbt", i.ijit 1-e T^rii].» f?3, März li-M), 
.was Kr-mkreiLh aus seinen., jetzt Rewaltiif >,'roi> gewordenen, 
abgescbloesenem Kolonialnsich mactiea wird. Die Verwaltung 
desaelben hingt nicht so sehr von der Regierung, den slaat- 
Ucheu Einriebtangen und den Beamten, sondern bauptutteblich 
TOB dam Unteraebmangigewto dw guna Yolkw und der 
TluUkMft dea BiiiaabieQ ab.* Biam ihBlielwn ZWnf an dan 
mtioBalen Sbtgais findet man nicht in den angUscben 
BiWwwgm VtnmT W«il <■ vuaMig «ndulaik 



'} Wfthrsubeiullth uirJ lieu) Kongostaat die FactRcieruog 
Jic«r l'rovinz lufall«"', IIitic. ; .■.•u 12, M;ii istt4 a?i.:fnJiIi 
riiglisch-bclgi«che Vcr;r;ij, -.v-li Si.r j/m.^ Uiilir . I(ihiM,l .U-:ii Ki i gö- 
»tjLBt ]>it(:litW4'iiti: üticrticlA , tstti uabr«lingt ^vtH wK^cr ku Kraft, 
nachiirm Frankreich ilarch <1ax iicurstc Atkoronirn auf Bahr cl 
Gba^l verdckti;« ued »oiDit slilUcbweigciut ik-n belgitcb-rraniiiii- 
stbeo Vcrtia); vaai 14. Aiiflui ISIM aii%ehaliaB hai^ ditrtb »elrlu-n 
der Koiigwtaat In ita nmaa Ausfibang seiaea Ihn van Eugluia 
•IngainintMi faehtmtitaa hiidiilaU wotdcM war. VgL QUbm, 
M. M, 8. 10 awi Mmv. (fogr. X«. Min IW9. 



Di« TenUclitaaf itor Conlf(>reiin&ldefr (Im tmAMgUn 
8Bdamrrikaii. 

Hit der fortachreiienden Ersi^hliefiiung der waldreichen 
OoWote SidamMikM, wobsb* in Wesen niabti udan» bt 
■la «in« VMidaOMfa« ffarahwiriMbaft, liegt d|a «Mbbr aabi, 

dafs VeKetationsbestünde vom Erdhodita «ntcbirlndcn « Ob« 

sie zum (if^gemitandv «ini^ebendar pBMMnCMtMpliädier 
Studien gemarlit w .r.len sind. 

iJieses be'iuusr.i'tsi "rte Schicksal steht ii: ftU- htfia Mafse 
den ("/iijifor<«:i" aliiun^-t >, de« gemäfsigteu Südamerika» bevor, 
weil liu '.w rtv:i!l<-i. j;i(.'i'tir. jhaften dieser Uänme seltltaHObMl- 
godfnkiri '.ik IJatH^'ier der Eingeborenen reizen. 

y.f it' lilier eine dankbare AufgatH-, die VerbreitunK^grenzen 
iiit«r«Miiut«r Binui noeb nehtMitig festzustellen, ehe sich die 
Kultar jonor OoUtto boariMitlgt, <iMAii4«b«kiralebor ftoUieh 
nur die wonigea bi BOdMoerika MbiadtD oaropUnbaa— vor- 



\ liaaiKbe Eingeborene nicht daa feringite ▼onliiidDii daAr 

zeigt. Ea sei hier zweier Arbeiten gedacht, welche die ge- 
nannten Geaicbtipunkte verfolgen: 

r Martin, der hv^^a K»>nrn»r de« we«tpa(Bi^ni»chen 
I'rw.iliif, «teilt in fitiT Arlxit : , 1" f 1 a n r e n i: • o c raphi- 
sehe« aus 1,1 a nq u i Ii ii e uiul (MiilO'" I. ilit? Wrbr>-itiing 
HiDer 'ler in'rriefi.-aDteit^u Cotüfeteu d»?r ii;;dlirb gptuarjttgt^-n 
Zone l''itzroya patagonica Hook i. (Alerce; fest, iiieser 
I d«n OapnatiBMB aaaabaieada Baum iat baata adma aiaf eta 
I «Ar kHbMi Anal biaebrisbt, wibreod «r dbanab Im ibl- 
' liebes Oblie «vlidteu .h9V, und t^V/ tUL BMili MBlOiahio 
WUder bildeta. 

Hehr als andere sOJcbileniiclje BSame trug er zur Ch»- 
rakt«risienlng «If« Ve^^etati.jnpbil le.^ — Ijesonders an moraati- 
gi-n Walflcti'Urii — Wi, weil er in relativ reinen BcatiiideB 
uM.'iist, u i khr'ii »ich nur eine IbgMUaaea BrlttiTB Witttari 
I iii grdl'ierer Mc4Jg« beigeeellU 

i Von den Qbrigen Coniferen Südchilee sind nach Martin 
als waldbildeod nur «a erwähnen Liboeedras chilenais, 

I «aleba In fcoabtaeaa OanndoH^ daa baiCit zwirchen 44* BbdL 

t BrtfloaiiddniVlMHilaiim,miXi. tatragona abgeUSetvM. 

j Weniger tagiasli«h und daher der Oetahr, ansgerottet zu 
werde», weniger ansgeaetzt sind die gewaltigen Arauearien- 

' -wSlder f A raucarla imbrieata Pav.) auf beiden Coriitllfri^n, 
deren i^e^'^rrajihisclie Verbreitung und Begl» itrlor.i Tom Verf. 
studiert wurde ijacbdem b:fh*'r »<?lir '■wi^/' Ansichten iiber 
deren Sdd- und Ostgreii/e 4;.•llcrT^^< br liiiti. ii. Sie ändan sich 
auf der Küstencordiller« von Nabuelbuia unter dem 38. Oradc 
sUdl. Breite, und in viel inpoaaaterea Beetindea auf den 
H&hen der Andenkette zwiiehen 38 and 40* sfidl. Breite, aod 
Ewar beriedeln sie nahe der Nordgrenze den Westabliang der 
Oentralkette und die westlich vorgelagert« Cordillera de Pe- 
mehue, während in dem viel fimabtaran südlichen Teile ihre« 
Verhreitungagebiet«« der Schweepaskt Ihrer Aasbreitang öxt- 
lieb der Wasserscheide liegt. Dr. F. W. Neger. 



') Vl'rTI .I1^II. (1, iliT.Kftno wiaienschaitlii h«n Vtreio« .Santiago, 
3. h<l. S. 1 1.1 S. (.irit-Abdruck, 1898. 

*) Neger, Die Araucarlenwilder ia Chile uad Argeatiaien. 
reiML Hat. ZelMkr., Bd. Vi, «le Mi 4M. 



b!g«talm iw urAtolOflicftMi lipeiltkn dM 
Dr. KlefBmi wsk ftofaa. 

Urrr Dr. A Kl«menz berichtete über seine erf.il>jr<'ii:luMi 
Untersucb iiigen i"-. M%rr. in der orientalischen Abteilung 
der russiaclien .Xryliiiologini h^n t; I l»c hafl in ßt Petersburg : 
Die erforaciit£U Üb&rreai« l.i;'imeti in folgende (iruppen, ein- 
geteilt werden: Kurganaltertümer, Überreste von BUidten, Über- 
reste einzelner Iläuaer, UßtUeniaalerei und Denkmäler dea 
flohrimwMi. 

Sa dl« Orenn der KarganaiuledaluBKeB «]<«iitiieh «nt 

1 DJ^nlUch vom Tian-achan beginnt, ao sind vom der Expedition 
nur wenig Kurgane gefunden wordKn, aber fast auf allen, 

die vorkamen, fanrten «ch ziemlich mhe steinerne Skulp- 
taren. 

( nter den Liberre«trn von t^tiidten nimmt Jarohoto 
die er'ti' Siehe ein; e^ lii-i^t i) Wertt westlich von Turfan 
uiKi hat sich »ehr gut erhalten, dank semer l^age auf einer 
; kCinstllcbea Inaeb w> rieb dimb Tetsweigungen eines FhiMO 
I gebildet hat Die maidi erhaltenen Prirstwohnungen in Jar- 
ehoto wie auch an andena Orten zeichnen sich durch Ein* 
fSrmigkeit der Architektor aiu und trieten kein weitere* 
wiseenschuAliches Intere«*e; sie sind klein, niedrig, »ehr in 
die Erde vertiefu Von Wichtigkeit sind dagegen die Tem- 
pel, dii? <4ch powoh! ir> Jarchoto als in anderen Btiisltnn er- 
halten haben und auch vereinzelt gefunden wurden Sie 
hüten alle einen vn reokii^en Onind, auf dem »ich ein runder 
Turm erhebt mit Nivhen {:ir die iturehane (Götzenbilder). 
Die Mehrzahl der iempel hat xw«i Stockwerke, docb haben 
ikiebtvreotaa anoh dni, einzelne sogar One, MaVlpd« der- 
Kllwa tlBO mit Jblentea geziert, die Soenen ave der bttdd- 
histischen Mythologie, Abbildungen Buddhas, ja selbst Gegen- 
stände weltlichen Inhalts darstelleD; leider bat auf «ehr viel» 
Tempel schou iV.e Zeit zerstörenil eingewirkt. Von henonde- 
rer Wichtigkeit i«i die Mi>«eli..e in 'l\iri;iii lajd ein Tarni mit 
I einer Menge einspringender Winkel. BezilgUch der Moechee 
I dr&ngt sich nämlich die Frage auf, ob 4« Mobt lUiprflilgikib 
' eine nestorianiscbe Kirche war. 

An Ildhlen hat die Exteliti. n ge!;en IHt) erforscht. 
Gewölbt, eng, haben de ihren Auxgang mich dem Fluase zu, 
»u den ei« Uegw. Maa kann sie in swai Orvppen teilen: 
ia Mleb«, dl« nm WohMii beeUnunt warm, ml in aolobe, 
die aia Tempd diaatec. Die Winde der enteren haben eine 

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Kleine Naohriebten. 



naflUfiMM Stnkkktnr tm Kalk , die der Midwren lind ksox 
weifs nad mit SBntellinigen «im der haiMblttlinlw M^lio- 
logie nnd dem weltUcboi Leben, dto DMikM dar BBfakn ab« 
■it AbUMaiigen finddbu verMben. 

Bit allen dletan PenkmAlern der Malerei laieeii rieb swel 
Typen nnUntclieiilen , ein chirK-oiiiclifr und ein tn<li»ch<'r — 
wobei aich bei ilcii I lai niHlliiii^'t i; isii c)uiiei4iiiclien Typii» 
nicht selten indische Aul'n-^li; iitcu ilndpn. Aber im aUge- 
meinen darf m«n annthrtit-;. . düf? Jie 1 i:ii>tf^i;uni.;tn im in- 
diseben 'fypui <lie älteren uod. Am iDtereBaantestcn sind 



IMaKAiMU 

Id 



Sebrlfldaakutlar 



Aaf- 



Auf dem Boden einer HBhle bat aber Herr Klemens unter 
und Sebntt Bmcbitöeke von Handtcbriftea and Ob«^ 
einet Saidenatoffei mit Dantellangen religiaeen Ohaiak- 
tan Mfttndan. Die von der Expedition aofgeAmdenen Aaf- 
lebriften waren chineiicob, uifariseb nnd indiacb; in einer 
der Höblen Ton Jaieholo wnrdÜB abar BoBanantehriftanft) 
entdeckt, 'fftiffttitt Bontmiahm fladan Mdh amh an aaae» 

reu Orten. 

Von Belanp i>t :.o:li die Mitteilung (ier. Ili-rrn Kli tnr-n/:, 
üafi es bezägUcU iurfana eine alte Beecbreibung den Ijüiuie« 
, varfb» wa «iaam nMinaiialii Ontfien, der dahin 
Tr hat, diBk dar OMa alaaa Binologen, einige 
8eMft Ar aabia AiMt ' " 



Kleine Nachrichten. 



— Carl von üjfaWy fafst wine an thio|iologi»chf n 
Batraobtungen über di« Torträtküpfe auf den 
griech inch-balitrlsoben und indoikytiscben Mfin* 
Ben folgeodermaftan niaammen. Sie euganiedhaa Ble- 
menta Baktriene «ad d«a nordwaatUahan Indlan wata* 
vom dritten Jahrbmdart Ua «twa S40 t. Chr. aoa g;rieehU 
aoben Beitandteilen sniammaogceetit, nnter denen die mak«- 
donieeben gewUa vorwiegend waren. Die antoehtbonen 
Elemente lialx-n durch die Heiraten in Uaktrien Bowolil als 
im iuirilw<->f li:liMn Indien pinun verhältniimälsiK gerinnen 
Einfliil'n »u.^cubl, dnch »ur er beJcuU'ndfjr iilf tj«i d-jr homo- 
Kcneu Keihenfoi^jB ih r pyiincben HynaMUn A Ir Münzen 
dieier drei Uruppen tiud wahrbeiUgelreue l'urlriit», vou go- 
aahiaktan griacbiaeben BtempalMhiieidani augeMbrt. Der 
makadoBlaOM Typna nntanebaldet aieh wcaentUab von an- 
deren nriaehen Typen, wie vom peiaiMben Satrapentypua, 
der inur ein konvtntioiMUaa Bild dar petaiiaben Sippe giebt. 
Sar^makedonieobe Typna mhart iteh darnjenigen der Ptole- 





Enth^di 

Qtiaehitelia Kitnig« von Baktrien. 



Ton Ägypten, deeeen Prototypua wir im Portrütkopf 
daa aia l a n unter ibnaot Ptolanftiia Boitsri arbUakaB* Dar 
makadooiacba'I^ypu bat mit dm dar abytuehen FOraten, ala 
einer anderen Raaae angebOrend , niebta gemein , entfernt 
•ich aber auffallenderweise von dam der Aaaakiden , wie 
Saataniden, welche ganz bestimmt heterOf;en« Element'' i?in- 
(chlofeen, arinche» und nicbittri«<'hi-i Blut. I)i<; Iii Ini^si- « r 
mächtigen un« Mn/:unchmen, daf« die (friw^hinelit-n Muclit- 
haber dtr In/Ui bi gebuldift haben, wie e« beute noch das 
indische Kliuacuweaen vorschreibt. Bei den heutigen Tad- 



via bat einigen gii 

Aii^Bialaaa md daa araafflalim Himali^a biminan «ir 
Ihat naeh 8000 Jabren Individaen , die als durch Oeetaltung 
ihna Oailebtiaehidels wie hier und da ihn« Oebimecbädela 
PortrttkOpfi der grieobiieben KOnim von Baktrien 
(AreU* f. Asthropolo^ , Bd. 8. 46.) 

— Dr. J A Kaupert -f-. Am 11. Februar d. J. starb 
in Ik-rlin iter Uebeim« Kriegsrai Ur.Kaopert im 76. Lebens- 
jahre. Als bervorreigender Topograph und Dirigent in der 
kartographilcben Abteilung der lAndesaufnabnie dec Orofeeu 
6«MiiMibaa te Barlhi hat dar Taratorbene «• vandiaaiti daA 
aueh an dieaar BMIa aataar Ttthnend gedacht «M* Jtnann 
August Kanpert wurde am 9. Mal 1822 in Kamal geboren 
und wiilmete lieh dem Landmesaerbemfe. Br trat 1841 Ki 
drtr kurhfi'iscben tojiogrBS'bi'phen Landesvermessung ein und 
niHi lit'' bier, (gleich wie peiu verstorbener TjmiUniHnn, Dr. 
Karl Viigi'l, eine au«Kereichni'tc Bchul« durch. Von U-T-ü an 
hatte er liie Ijeit\ing der Merslii><'hauft)alinien , und war an 
der VerOflentliehuDg der ,Niveaukarte dee Kuriiiratentuma 
ia% «iaa dar «ataamTaaaknrtnittbariumiilii thlt%. Ala 



18#0 aof Eniiif.d.!-.ii:^^ V ü Kiiiil V. Sydow an Kaupert der 
Bnf ei|iag, in pr<^uisLscbe Dienste au treten, erhielt er statt 
daa Alwiiibdaa die Emennanc nm taebnitehen VonUnde 
daa Bavaana der allgemeinan landawai inamung , blieb nim 
turllallc noeh in Kaasal , bis er im Jahre IM» ida VaT' 
maMOttgadirigent der topographischen Abteilung dea preofti,- 
toben Oeneralstabea dauernd nach Berlin übertiedelte. Eiaa 
aurM'rordentliche Thlitigkeit entwickelte Kau|>ert wfthrand dea 
Kriege« 1H70/71 bIb Jlitijlied der Kriegskartenahttdlung, für 
die er denn auch die d;Hiit:liare und rühnifüdM .\niTkunnung 
Multkea fEind. Ein« eingebende Darxtellung beAinders dieser 
Verdienste brachte ein Aufsatz der .KeilaKe zur Allgemeinen 
Zvitung" (1892, Nr. 12») zur Feier von Kauperta TO. üeburU- 
uge nnter daaa TM .Bia atiUar OahKUt IMtkaa*« Maoh 
dem Kriege war Kaupart hat dar AnftMhBM dar XalMadi- 
blfttter in 1 : S5000 beecbiftigt, und war es insbesondere seine 
Aufgabe, neue HnUkkrftfte für diese Arbeit nach seiner Me- 
thode heranzubilden. — Mit der Organisation des Jahres 
1875 wurde Kaupert der kartographischen Abteilung d«t 
Qroften Oeneralstabcs überwiesen und erhielt die Redaktion 
der .Karte dee Königreichs Treufsen im Mafsstab« 1 : lüOiiou", 
welche im Jabre 188ü zur „Karte des Deutsches ileiches" er- 
weitert wufda. Wohl mit Recht Itirst sich behaupten, daf* 
dem Tantorbaoen daa Uauptvardienat an den vortieff lieben 
Leiatancaa dar fcaafidaahaa Xoyqgn^^a nad brtograpliia 
gebfthrt. 

Ein Rubmeeblatt bilden aaeh Kauperti topographiaeh- 

archäologische Aufnahmen von Athen nnd Umgegend n. a. w. 
in Gemeinschaft mit Emst Curtins. Der klassinche , Alias 
von Athen von E. Curtins und J. A. Kaupert' (l."*7H, 12 Bl.), 
die „K.'jrten von Attika", ..Olympia und rmgebiiiij:' und 
andere kartograid;i«i:!i»? jVrbciten waren dir? Kriii-ble «i'un-r 
wie^iflrholten Iteiseii nach Orivcheuland, Litterarii-cli int 
Kaupert weniger hervorgetreten. An Anerkennung bat es 
dem Terttorbcnan niobt gefehlt. An» dem kurbeaaischen 
Laadmatiar iat dar preufaiteba flahaima Xiiagirat haraw 
tawafllnaB; daa arcb&ologitcba Inaiitat arwlhlte ihn mm 
XitgUeda, und die UniversitAt Strafsburg profrK^vli.rie ihn 
1889 zum Bhraadoktor .wegen seiner topogru) i i > n nnd 
kartographischen I>*i»tunR»n für sein Vaterland, i.o«ie be- 
M riilir« für di>' l.>irt<i(,'rHplii«fben <)ruijdbi;<en zur wiimen- 
schafllicbeu Duroliforxeliuiii; ib-s atli«chpn l'..>d«n4'. W. W. 

— Die Hnanache Geographische lieaellBcbaft in 8t. l'eUtr«- 
barg ««ranitaltat ataa nana Bapadltlon aar Br(«r«oh«DS 
Caatralaaiana. Dieselbe wIm In ' 



dar tttadt: 

flaitiv zusammentreten , und wini dann durch di« 
Mongolei, die Wiinte Gobi, den Nan-»chan und Kttka-natr an 
den Quellen des Gelben FlosHes (Hoang-ho) vordringen, wo 
•ie sich mit der Erforschung der Wasserscheide zwiaehen 

dem Hoan^r-hip und dem .lanu- tse- kiing bescbilftigen wird. 
l>i'j KeiFi' i«l !iiif Tv,vi J.iliri' ln-n'c.-bi 'jt unil die Leitung 
der Expedition dem Leutnant Kosluw übertragen, der sich 
Khun Ende SUn a. Bt. von m. FMaialmrff ana avf den Weg 
begittbl. P. 

— Uta Folir*B von Btttholaun^an ia Oolum- 

bia. Dafs die SehiiTahrt auf dem prächtigen Rio Magda- 
lena unter einer fortgesetzten Einengung des Fahrwassert 

leidet, ist eine Thatsache, die in Cidunibia seit längerer Zelt 
zu grofsen Beflirclitungen Anlafn «iebl, denn eine Ver*au- 
duiig de« MaF;daleita wäre für das l.;>n I eine grof»e Robiidi- 
gu:i^. S\.iW':di] üui d»'iij untnren ala a\if de:!L -'beren ^lapda- 
lena sehen sieh die Dampfer g«g4m früher in ihren iieweguogen 
Mr. Watton aafblg«, dar daa Laad und den8tn>m 



üiyiiizeti by GoOgle 



9M 



■ohon Mit 1660 kamt, iw ea nicht »cbwierig, licb über die 
tHM 4l> VMUMMb BmIuMBK abzu- 

iJUininud* dwllacdalnut von Dauipi- 
teoten, dto~«iD«n Ti«fg«og von 4 bii b Fufi bAlt«n, bU sttm 
HiMfeD CarSeoli hinftuf ^itbnD. HeutzutAge habeo die Darapfer 

nnr 3 Vm 4 FofK Tiefgang, korom«D aber niebt Ober Yegakx 
hinaus. Ei« jetzt richtete lieb die Aafmerkeamkeit eigent- 
lich nur auf den unteren iHtgäileBR , Am beifft rom Hafen 
von llonüa tiulaabwätta. Allein Aia o>M;ren .Magdalena 
icbeiDt dich aucb eine Änderung zu vollzik h'-u iu den Tbtlern 
Mine* Laufe«, die nicbt von felju^^^n UiVrn l«gr«ntt sind, 
nnd »tatt bia Naiva binauCtafabren , münen die Dampfer 
Nim in OirardM l»HiB. 

Mttii IttlMB ibh Mit 1SS6 «in« Menge von Fkuiliw *tti 
Antioqnia an den Flanken d<^r Cectmlourdillara angeüedeU, 
wo sie eine grofie Zabi von l>6rfen^ and Btftdtcben gegräu- 
det haben. I>i«o Fsuiiilicn imhcu eine unifK« Zahl von 
B&umen gefallt und füllen sie noi-li jedr'n .Iiilir, und tbat- 
■Acblieb iat die Au^irndnuK deA Walde« in »o bedeutender 
Anadehnnng betrieben worden, ditTH mau sclion Bcbwierigkeit 
b«l , Stämme , die zu Brettern gesägt werdeu kttunen , zu 
flnden. und aelbet daiHob (Hr Banzwenke in dec Gumrinden 
tot teuer geworden. Die BodeBÜinutimi ixt zum gn>i»ien 
TaDe lehr abMbteiCi aal lalUlge der AoMwlong wird die 
TegetaUliacba Erde donb 4ie etbweren Begeo in die unzähligen 
Bäobe und Flüfaebeii ebcMlOftt, die eiob in den Magdalena 
ergiafaen , «o data auf dieaen Undereieti , die zuent aui- 
Hfhinend fniclithar war»n , nnr der (^elbe Lehm zurück- 
j^ehliebi-n i»t, der keinen lohnenden Anliau mehr gewährt. 
In i Lindiuamarca, auf der entgegangeeetzten iMtedee Magda- 
lena ihalea, ijt in ftbnlioher Weite nnd Bit ihiÜUhiB Bigeb- 
DiB gewirticbaflet worden. 

Seitdem die Wälder zenlBft mdO rioAi tnten die 
Regenfälle weniger häufig, nnd dunn tot des Teneliirin- 
den der Bftame aohuld, welelie die Wolken enaogen. Die 
Wälder waren aber anolt der Sehnte der vegeteUUeiAen Side, 
indem sie die Yerdunatung verhinderten und da« Regenwanar 
zurückhielten , »*i dafi de«Mn Abfluft In die Bäche und 
Btriime verIaD(;Hamt wnrde. Heute i*t Aif lokale Verdunstung 
viel thütiifer und fctiirl.er , dan Waxfler erreicht die Neben- 
tlna*e mit grüfserer bchnelligkeit, und daher kommt es. daf« 
die AnsohweliuDi^en des Magilaltna von kürzerer Hauer »iiid, 
aber eine gtofee Menge von Knie mit aicb führen, die da zu 
Boden iinlit, wo «mc Slmit Mi veiteeitMt oder dea OeAUe 
eehmeh ut, de ea eoletai SHOa» die Btttau« aatftrlicb 
en ■ebnelligkeit und SMtIm etalllUkt. Mwlb ist et aebr 
toiekt Stt begreifen, wenun der Megdatone tteuts weniger 
eeliiffbar ist «I« fröher t'h. N. A. 

— Sir Lambert riHj-rnlr. bin If-.m br: tue her Oenfrral- 
kdiiKUl für Ali^erien, slarh um In. Febril. ir d. J. in Sl. An- 
drew* ini 7U. tiebensjahre. Kr »cbneb ein« gn>(»«re Aiuahi 
TOD Werken Aber Arabien, OatafHka und Algerien, besonders 
eine wertvolle Bibliographie über die Berbereistaaten, und 
ftr Mitmjre bekennte Haadkooke te IiaveUeis: .The Me- 
diterreaeeB, itiOltiee, Ooeeleend Uaade* (S. And., 1890) tiad 
^geria* (1874). W. W. 

— Am 22. Februar d. .1. rtarh zu Bonn der namhafte 
deutuch -engllBi-.he ürienlaUnL und Keiseude Dr. (tottlieb 
William I.eiluer im äa. i<ehenfiiahre. Kr w»r um 14 Ote- 
tt>ber 1H4II in Budapest von deutschen Eltern geboren, wai 
friih nach Kcinstanlinop«l, Bruaaa nnd Alalta gekommen, wo 
er TAtkiieli, Anbiseh und Neagrieehiaeh lernte, trat wäh- 
rend dea Kiinkiiegea als Bolmetteher ia ecigli*«be DieneU 
nnd wunle naeh BecBdigBDg dcMelben mare» IdM Lehrer 
dcss Arabischen, TfirkUobea nnd NeugriecfUedMa, denn IMl 
Professur des Arabischen am Kings College in Iiondon. Im 
Jahre 1664 ward« Leitner nach Indien berafen; er begründete 
dort die ,Punj»b l'niversity", zugleich gründete er imentliche 
Bibliutheken . ^'Hb /eilachrinen heraus und machte sieh uru 
die Uefi.rni le» I titerricbtes im Fandachab verdient. Von 
grofaer 11- ■leutuiif; uiiren seine 186« bi« 187ü im Auftrage 
der Begierung des IvindtcUitb unternommenen Forschungs- 
«etoen ia Keaehaür, Klein tlbet, l4id«kb, Derdiatan a. s. w. b«> 
eondeie dareh dto Bntdeeknt^ der Itardnsprachen , die er 
unter grofsen Schwierigkeiten erlernte nnd in „The races 
and languages of Dardislan" (1867 bia 1871, t Bde.) wissen- 
acbaftlich li«handelte, und durch Auffindung eines inter- 
essanten, nijch wenig zahlreichen Volksataniuies. in welchem 
Leltner auf (inind vorgefundener prieeliifiph -huddhistinctier 
Skulpturen Naehkommen einer nmkedimwdieii N iederlssdiiny 
aus der '/imt Aleiandem d. Gr. erkannte. Meine in Ostindien 
and auf seinen Reisen zuii«n:menKebraihte ur.j^'eniein reich- 
haltige Sammlung altinilischor und C4Bntralii»iaLi»chtr Alter- 



tümer, Münzen, 8knlptor«n und Mannakripte erregte auf der 
Wtoner Aueeirii— g UTd dae i^Ütote Aatoehea nad waide 
ndl deiä Utdntea Tratte awganleliBet laltaerwer ee aaeli, 

der den indischen Kaieertltel der Königin Vi«toria f.Kaisar- 
i-Hind') zuerst vorsehlug nnd dafUr Propaganda machte. 
Seine letzten Lebensjahre verbrachte I.eitcer in Wokiug bei 
London, wo er ein indisches In.iti tut bogründet hatte, m dem 
junf,'e Irdier rtatlierten. Von seinen Schriften erw'ihe« ich 
noch: „The Kaces of Turkey"; „The Biuiti i-l»Ian , f i 
Story Aud Hterature of Mobamedaniam Sa Uieir relatiima to 
universal history*: .Hiatory of Dardiatan, aongs, legende etc."; 
.Keflriatan* (letiO}. Längere Zeit gab er euch die.A«iati« 
Oantertar Jtafvtoir' banni. w. W. 



— über die [jeriudinche Wiede?^- I i er Hoch- 
fluten, Nässen und Dürren bandtsU d Pro)(ramm d. deutaiiU. 
Staatagränk In Badweto vnn Stephan Zach. An der 
Spitze der Akbaadlang et«iht die Behauptung über die perio- 
dische Wiederkehr der Hoebflnten und ihr Znsammenliaag 
wie paralleler Gang mit den Soniienüeoken und Xordliobterai 
auf Qrund einer lOhnndenjührigen Beabechtnngareibe folgt 
dann der historische Heweis. li.e i'btirsehwemmnngen von 
Mitteleuropa find im Dnrchacbuitte nach J5«>itri>umen r(m 
Ti'i Jahren llocliiluten erster Klaase mit den höchsten Pegel- 
stunden und f,<Hllen mit den Zeichen der Hauptmaxim» erster 
Kla*8B der ö<.>Dnentlee>,en nnd Nordlichter zusammen. Inner- 
halb jeder ä'iu jährigen Periode finden nach Zeiträumen von 
2 aial M Miau dl» BoahataB iwaUar KiaaBa mUt aUM- 
taetaaa FagalaHadeB, nad aaoh BelWhuMB vaa 1 aial SB 
Jahren Hochfluten dritter Klaase mit mäMg hohen Pegel* 
atänden entsprechend den Mnzimi» der Sonnenflecken und 
Nordlichter zweiter und dritter Klan« statt. Der feste PuuVt, 
von dem »nsKehcr.d Verf. den Jahreslauf vorwärts um! rück- 
wärts in ZeiiiHTiodeii von 'i'^fi bis 224 Jahren einteilt, iat 
das Jahr I7)i4; denn diei.ei< J^thr iat durch eine allgemeine 
Hochflut erster Klasae mit höchstem Pegelstande ausgezeichnet, 
femer liegt ea zwisoben dem Uauptmaximum erster Klaase 
der So&nenflecken 1778 and dem Hauptnwzimtun erster 
Ktoaee der HordUelitar »SB: ea tot daher eis Oenttalpnakt 
einer Maaimalaeit der Hoelüintett anMrKlaaaa aad kaaa ato 
NormaUabr für die Binteilnng dienen. Reebnet man die 
Periode zu 223 bia 224 Jahren , so fiült z. B. auf da* Jahr 
von Christi Oehurt ein Hauptmaximnm erster Klasae der 
Bonnenflecken, Nordlichter und Hochwäaa«r' Wegen eiuzelner 
Pniodeo and ibrer Uhaiakterietik aei anf die Arbeit aalbet 



— Bir George Bowen, eins der ältesten Mitglieder der 
li<mdooer Oeographiacben Qeae11s< haft , nnchvinander Gou- 
verneur von Queenaland, Nen-Beeland, Victoria, Maurltins 
und Hongkong, ist am 21. Februar d. J. zu Brighton im 
7t). Lebensjahre gestorben. In seinen hohen Stellungen in 
Anatralien war er innier ein eifriger Förderer der weiteren 
Brfoncbang dea Xoadee. Er schrieb eia •flteadbooli §n 
Oreeoe* .Ithaoa ialUO* (ihm) und .Uoaal Athoe, 1 
and BpuW* 



— In BeUetT der Ve i:i n d e r u n ge n der Volksdichte 
im nördlichen Baden für licb'Z bis 1895 kommt Karl 
I hlig (Forschungen zur dentschen Landes- und V<.i',kskunde, 
Bd. 11, lieft 4) zu dem Schlüsse, dafs es in einer groben 
Aniahl von Fällen gelungea to^ die Veränderungen der Karte 
iB ihren Ursaeben näher xa arkanaen. Per hohe Antoohwnng, 
daa ladiatiia, Orafkgewerbe, Handel und Terkeiw ia deai 
OAiata in da> letzten Jahrzehnten nahmen, Ist der trif- 
tigste nnd mächtigste Faktor. Dabei iat die Intensität im 
Westen weit gröber als im Osten, und ancb speciell in der 
llboineb^ne kräftiger als im '.«tlich angrenzenden übergang»- 
(;ebiel>-. ,N'<iIiientlich weitreichend ist der Kiurtufs vi.'u Mann- 
heiii»» liidiinli-i« und iiaudel. l.'ieiier Volks<ln;htebewe,K:iin(f iat 
dem Sinne nm-h die durch Ver.inderung der B^triebsvoiganife 
und der Lage der Landwirtschart ^'eschaffene meiat, nnd die 
dem Rückgänge dee Kleiagewer)>e!< entapiaeliande atatn aaA- 
gegengeeatzt. Die letxtnrein Be-wu^'uugeo ifaid swar Ia kiel« 
neren Bezirken nicht unbedeutend und dehnen aieh auch 
über weit« Strecken der östlichen Teile des Gebietes aus, 
aber an Kraft und an £inttufs auf die Veränderung dea Oe- 
samtbildes treten sie gegenüber den erstgenannten Einwir- 
Vnntreri dnrchfm» ziirflck. TliM gilt «elbst von den Gegenden, 
wo ilie Ker<ch;tftiKuu>; mit der Land« iitnchült zugenommen 
hui. Die Kntwickeluni; von Indnstiie, Handel und Verkehr 
iflt zwar in erster Linie e:-: ii • i (eher \'orKanÄi iilx-r voll- 
zieht i-ich fiU'ijt in eu(;er A ! n.m^.ijk eit von der I^aveU'snatur. 



Versntwortl. Kedaktrur: l>r. lt. A s4r<C| Uraumt-kweig, KallcfslcbFrllinr-l'roroeuiKle l.H. — Druck: K riedr. V 1 1> wr^ u. änha, llrauOM-bwel^. 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UKD VÖLKERKUNDE. 

VBBUnOT BT Va ZBmOHBIRni: «DAS AD8LAIII»" OMD „A08 ALLEM WELTTBILEM". 
HERAD8GBBBR: Dr. RICHARD ANDRBB, >^ VERLAG TO« FRIBDR. VIBWBO A SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 17. 



BRAUNSCHWEIG. 

: MW uoh Oktntokuall n't V(rl*ii»iwDiliiui« (»»uttat 



ag. April 189g. 



Das 8 1 e i 11 Ii 

Voo Dr. HAlbfsfi. 

l'iit«r den wenigen Sem NorddrataoUaiida woatlicb j 
der £ibe ist das Mauding« durch eitt» EldabkhB mit 
d«m 7 km wwtlieb dsTon gelegenen EiMubtlinlnioleD- j 

punkte Wunstorf terbiUKlcnp t c i n Im d <■ r Meer ' 
{52" 27' bis r.2« 30' n5nll. Bnntu. L>i;" r,7' bis 27" .'(' 
östl. Lätn.'e) weitaus li.iR grofste und l.edeutoiidi^te , 
es gehört mit seineu 32 qkm Oberfläche zu den ansehn- \ 



Uder Meer. 

NeiibRl<hi»1*bM. 

licb.iti'ii deutschen Laudsean Oberhaupt '). Wie aber 
die Karte nad die weiter antMi iolgeiide kleine Tabelle 
zeigen, die beide «nf weineB Im OUober Torifen Jabre« 

voi-genommenen Lotungen futsen, ist da."; Steirihndcr M#er 
ciu äntieriit fluehe^ Gewässer, desien \'(>iamen a. H. von 
di-iu me)ir itls kl'cIiüluhI klrinereu Arciidaee ID der Alt' 
mark um das 3 '/i fache fibertrofieD wird. 



Veerec 
hohe 
m 


OWMMe 
Ltoge 
km 


Or»r>te 
Breite 
km 


Umfang 
km 


Dmraiigii- 
entwiol«- 


Areal 

qkni 


1 OrOIMe 
1 Tiefe 

m 


Mlttieie 
Tiefe 

m 


Verl.. 
'./eider 


Volamen ! 

cbm 1 


Mltüere 


Mittlere 
1 Wölbung 


S7 






8S 


.... 1 


sa 




1.5 




{ 


15' 


1 

+ 0.S 



Ktwft ■jn'\^i|kui sind Im und mehr als 1 ui tief, 
llqkni ü lu und mehr und nor höchstem« '.'iqkm er- 
reicht eine Tiefe von knapp 3 m. Allerdings wurden 
die Lotosgen bei flachem Waaeeratande aa^gefllhrti tiei 
hohfliB Waeaentande eibftbt aieh die M arimaltiefe «n 
•tw» Va»i Meb int dUDdw Areal entsprechend gr3fi<er, 
■O dab ea dann wobl die 33,8 qkm erreicht, welche 
Peacker in Sfinfr l.pkatinl i n Übersicht Ober dieeurop&i- 
Hchen Sc«n fOcogr. Zcitschr. 11. S, 612 ff.) dem Steinhnder 
Meer zubilli^'t. Jedenfalls ^leUt , «.ranz .ibgeaeheu von 
der sagenhaften Tiefe von 41 bis 42 m (f) bei Peurker. 
auch Puritz in seinem vielverhreiteten hannovcrHchcn 
Toarist , der für viele populäre Dantallangan der dor- 
tigen Gegend die Haaptquelle iat, viel m bock, wenn 
er dem Mpere pinfi d u r r h s c h n i t f I i ch e Tiefe von 
4',., III glebl, auint- mittlere Tlufc bulrägt im Gepenteil 
nur dfii dri'ten Teil davon, niinilicli 1 • (eieln' Tubelle). 
VorfaH.iar konnte freilich wegen der stürm isr heu Witte- 
rung, die wahrend seiner AnweienLcit am Meere 
berrsehtet nur rund 100 Lotongm fnrnebaen, docb be- 
sUtigte ibn aein Bootemann, der Fiaelier Friedriob 
Pape, der seit vielen Jahren den See beführt, dafs er 
bei geringem Wasserstande nirgends eine gröfsere Tiefe 
ata hochstellt ui L'efiinden liabi', eine Tiefe, die er mit 
seiner liootsstange jedersseit leicht fest^itelieii konnte. 
Zu der Tiefenkarte selbst iat noch za bemerken , dafs 
sie kein stabiles BUd der Bodenfiguration des Meeres 
gewähren kann, weil nach Aassage meines Fischers die 
bAnfigeaSMCB« den nnf damOnud« lieydiw Schlamm 
anfwflhien und ibn oft in einer Mtelitagkelt von >/, m 
nnd mehr au nnderen Stellen wieder ablagern, so dafs 
bei gloichum Wasserstande 'i'iet'endiflereiuseD von Vt™ 
anil mcbi- an einer nnd daraalben Stelle 
künneiu 

UCBV. ItK, M. 



Der See gehört in seinem g.inzen L'infanffe zum 
Färatentum Schaiunbarg» Lippe und nicht etwa, wie 
I fEnrtM Hoisfaneo nnds.B.der eeaet gannlmnefa* 




Das aMnlndar Meer. 

bare Anfsats Ton Th, Hebbecke ,Aus allen Weltteilen* 

I, S. 14& IT. mitteilt . teilweise xu Preufsen. In seinen 
„Xordwestdeotsehcii Skizsen", Teil I , S. 58 fif. stellt 

Üer Aii«tliuck Mwr ftbrigen« k«"in«'«weg« etwa 

einen besiUKifirs ^rrotmn I,iin<l»ee licdeuteu , vielmehr ist er 
eine niederdeutscUe Bezeichnung fär ein itinnencewäHer 
iib«rlia:ipt , so bedeutet der Dümmer an der Urenze Olden- 
burg! und llannoven, täbchlkb oft Oammarsa« geuaent, 
deip Meer = das tiefe Maar. Teici. das ZwisebsBeliner 
Xesr tak OMmtatg. In OstfHeslaad werden gana fleahe 
B'mnengewiUser . die oft nicht gr&fier al« ein Mtthleateich 
Rind, Meere genannt; auch nördlich der Bahnlinie Bhrine- 
Oanabcück g;iebt es ein grobca and klejnaaUeiligea Mv«r u.a. w. 



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966 



J.G.Kolil die BsliAiiptiiiig auf, dab den Soluambiug«!» 
die Hmymhaft nur «o waH nutoh« d«i WuMr 

reicht", dafa dagegen, wenn der See einmal trocken ge- 
\egt werduji auUte , woran freilich in absehbarer Zeit 
nii lit 7.11 denken ist, der See zwi'trtR-n rttnifeen, ivla dem 
«rbberocbtigten Nachfolger dea einstigen Küuigreich« 
Hannover, und Lippe so geteilt werden mOfste, dafa 
allM Land nfirdUcb «inmr Linie, gezogen tou dem Kirch- 
turme dea Doflffli Winiler im Westen bis zum Kirchturme 
der SUdt N«inrt»dft iS» Oateu an PmtMAa «OdUchd*««!! 
dagegen an Sdiannburg-Lippe fiele. Von eetten dee 
Staates Lii'pc »lr<l iliiLrct,'en geltend gemacht, data die 
Steinhutler l iactn r vi'U ji hpr ihre betten KinphjyrOnde 
am M.ir'luriLT , ulsu «jlicinüligL'ii haiinovcrBclujn l'i'ur 
gehabt hAtten, Jafs also der See stet« TolUg zu 6«baum- 
burg - Lippe gehört habe. Wir müssen es an dieser 
Stella dkUngeeteUt eeia lueen, «ic die Seohe rcehUieli 
i&A wlrld^ ▼eiriiilt; ntTerlierige Angaben wOirden eich 
allein aus dem fürstlichen Ilausarcbiv su Bttokeburg er- 
geben, das leider so gut wie unzugänglich ist, einoTbut- 
saobe, die im Inf- retst- der (iosL-liichte de- Stcinlnider 
Meeres lebhaft zu bedauern ist. rbriguos Msheint der 
Streit ura den Desitz des Sees, jetxt, nebenbei gesagt, eine 
fantliehe Dom&ae, aber deaeeo ESüMlheiten, namentlich 
«ee den «twna ibDlialien komiMhea TVoachmftusekrieg 
swieeben lifp* «ad Hannover «nlnogt, nun Kohl «. 0. 
S. 9S fF. neebleien mOge, oralt in eein. Sebon rar Zeit der 
iittrn ricrmnncn soll der S«e die (irenz-iclu ide svischen 
den Atigrivarierii und deu Cheruskern K<'^>il>'At baben ; 
im Mittelalter niclilc die (irafHcliaft Sch.iuniburg bis 
eiuu Sfldufer heritn , w^ilireud dos Nordufer zu den 
aLfineburgischen i.andeii" gehörte, und noch heute 
wallen Tolkskenner einen Unteraehiad neohweiaen zwl* 
seben den HeneeheneeUaff im Sudra de* Meere«, den 
„BCkckeburgern*, und dem im Norden, deu „KaleD- 
bergem". Ich peniönlich konnte freilich bei meiner 
Wiiudermip riiiid utu deti See niclils duvuii uierkeu, 
jedenfaiis bilden die üewülinpr l)eidsr Ufer einen von 
der verfeinernden Kultur der ueMereuZeit bi« jetzt noch 
wenig berOlirten Zweig des kr&lUgen niedergAcbsiacben 
VolkaitMnmea , der lieh von der Ems bia an die Elbe 
flbentt da ao^ nitt nriieltea bat, wohin die 
▼«rkehmnittel noeh niditTorgedmngeu sind, 
die arifiiii^H erwähnte Kleinbahn hierin Wandel adiaileD 
wird, bleibt freilich abzuwarten. 

Der See acheint nicht zu allen Zeiten die AuMlebnung 
gehabt zu haben, die- er heute besitzt, dafür sprechen 
Pfahlbauten eines ulten liorfea Steinbude, die im Set 
etwas nfirdliflh tou dem beutigen Dorfe entdeekt wurden, 
vnd die noeb im Reginn dieaeeJahrbnndertaanfge>te)lten 
Wachtposten, welche sich zwischen der Insel Williclm- 
stein nnd dem Dorfe Winzlar im Westen befsmJeu, an 
Steilen, die heute ;elb<it bi-i niedrigem Wasserstande steth 
mit ^Vas^er betieckt sind. Das Steinhuder Meer, das histo- 
riHcli /u< r^t im Jahre 1228 im KalenbergcrUrknadenbuch 
all flMaar" anftritt, in welchem Jahre ei mm Stift 
Wnaetorf alt Eignatan an dea Grafen Waaetmf über- 
ging, bat durchweg flache Ufer, nur an eeinem Nord- 
ende wird es von dünenartigen. aua Fnchaerde bestehen- 
den S[indhügelu begreuit, von denen der hö<'b<t. , der 
mit eiuer Schutzbütte gekrönte sogenannte Weifse Ueig, 
mit 58,6 m absoluter Hohe das Niveau des Sees um 
21,rim überragt, und mit einer DurscbnittaböeohDDg 
von ir><> anm See abfftllt. Nach bcideu Settea wiiddiMe 
DOneakette von niedrigeren HOgeln, den «ogannaatea 
Sdiwanen Berken, begrenat. aber lebon in einer Ent- 
fernung von kaum 1' . km ist das l'fer g.ui/ Hm Ii. 
Eine schwache halbe ^^tundc nördlich von den l*ünen 



liegt der balbvemoipAa 



, dnreh den eieh wi* 



eiaSnmm oder eiaeßrftoke eine lange, aehmale Fledder- 
wioae lieht; er aoll einige nobt tioh LSeher beeitien 
und an Zeiten durch einen aehmalen Waaserlauf mit 
dem Steinhuder Meer verbanden sein. Im Nordosten 
grenzt an den Se« «in etwa zwei Stun<len bingeF, und 
i ebeuso breites Moor, das ,Todie Moor*' geuuuul, fau- 
! nistisch dadurch interessant, dafs hier vor etwa r>U Jahren 
der letzte Wolf in Nordweitdentscbland geaehouen 
wurde; es erstruckt sich nnoh Ovlca bia Ina aar Eieaa- 
bahnlinie HaanoTer-Bremaa. 

Naeh der Meinung der Anwohner nimmt der See 
nach östlicher nichtung an Umfang zu und hat vor langen 
Zeilen an JieHor Stelle eine Dorfschaft mit Ackern und 
GTirten versclilungen. Su lange dun fiirfetiielie Archiv zu 
Üückuburg laermetisch verachloüsoQ ibt, läfst sich diese 
Angabe nicht kontrollieren, Thatsocbe ist allerdinge, 
dalä im Xodten Moor wiederholt alte Banmet&maia 
nnd WondatSaka ala Raata aiaaa alten WaMaa ani^ 
fnnden eind. An das Uoor schliefaan aieh im Südosten 
Wiesen an, welche sich über den etwas erhöht liegenden 
Flecken Steinhude hinaus fast bis an den llagenburger 
Kanal erstrecken, der den Flecken liageuburg mit dem 
See verbindet. Ks folgen dacn die ausgedehnten Meer- 
bruchswiesen mit ihrem Quäfboden (von dem Worte 
quabbeln ao genannt), welche früher bei Stürmen lieh 
h&nfig vom Lande abiflatan nnd an ander« Ufiar baaw, 
an die lud Wilhelm atein angeechwemmt wurden , waa 
aber jetzt wegen bemierer Befestigung nicht mehr vor- 
kommt Die«« Wiesen, welche den Rest des Südufer« 
und das ganze Weislufer einnehmen, gehen in der Nord- 
westecke in das sogenannt« Dnekmoor Uber, welches 
bis an die Feldmark des Dorfea Mardorf heranreicht 
Zwieohen dieaen moorigen Wiaaaa aad der Strafia, die 
TOB Bad Babbufg nadi Dorf Rehbwg führt, «Hiebt aieh 
die isolierte Kappe des Hamberges (8ö,7 m Mcereshühe) 
beinahe 50 m über den See, von seinem nichsten Ufer nur 
etwa 3 km entfernt. ,\uf der ganzen Linie viin Ilagen- 
burg über VVinalar, Kehbnrg bia Stolzenau sind reiche 
Funde Wimiacher Waffen aus der grofaan Sddaeht 
17 t. Chr. swiachen Gennanume und Anntniaa gamaaht 
w<ndaB. Hart am See liegt aar dar Fiadiararl Staia- 
hnd«, dar ihm e«ia«a Namea gagnbon hat, ia aiaarEnt^ 
feranag tou rund 1 km liegen im Sflden die snaaaman- 
hingenden Ortschaften [Lagenburg nnd Altenbagen, im 
Südosten der lang^«tr<?ckte Ort (iristitfiüieidom, im Nord- 
westen Mardorf, im Südwesten Winzlar. Nach einer weit 
verbreiteten Atinahuiu, der auch Kohl folgt, sollen die 
beidei> zuletzt genannten Dörfer vor dem dreifsigjthrigen 
Kiiege badautand höher am Bergeabange gelegen haben, 
doch ist diei aehweriieb der Fall gewesen, denn Wardorf 
hat natürliche l'ingwälle und für die fienielnile Winzlar 
ergiebt sicli aus den Hurnnmen , dals eji in liislurisciief 
Zelt Biels da gelegen hat , wo e.s »ich heute betindet. 
Die absulute Uiclitigkeit diesäerThataache vorausgesetzt, 
bat sieh also das Sti'inhuder JVIeer in historischen Zeiten 
naeh Weeten an nicht waitar aratraekt, ala hent«. 

Die in weetUohenTeU« deaSeee vom niebiten (Sfld-) 
Ufer ca. ka entfernte Insel Wilbelmatein iat ca. 22 ha 
grofs; sie wurde in den Jahren 1761 bis 17G5 unter 
'•ruf Wilhelm von Schauinlmrg-I.ipjjti durch künstliche 
Auf.g«büttung erzeugt, ui» darauf eine Musterfestung 
anzulegen. Bekanntlich erhielt hier Scharoborgt seine 
erste Ausbildung an der Artillerieschule. Seit dem 
1. Oktober 18ti7 ist die kleine Festung aufgelassen 
Und ihre Verwaltung einem ehemaligen Feldwebel 
flbertragen, der dank der klimatiech günstigen E3n> 

wirkiiii!.' <le.i Wasser'^ eine bedeutende Rtumen- und 
Obstbaumzucht angelegt hat Die «tattücben Bäome, 
I waleba dia Inaal niaran , Terlierea ihr Lank im Borbet 



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987 



betracLllicli sprilcr, als das sonst in der Qegofid dur 
Fall ist. 

< Iberirdiscli gumihrt wird der See k-digliuh durch die 
Moore im Süden und Westen, Reinen Abflurs findet er 
durah dm swiachMi Mardorf und Winzlar befindliehan 
HeerfMcht wgldbwr imA itm Dorf Rehburg fiiefst, rioh 
später mebrfm-li und Ik! Nienburg sich mit der 

Weser vereiniRt. Da Hahn in .seinem topographischen 
Führer durili diis nurdwestlichf llinilsthlHnd (S. 145) 
es als möglich liin»tellte . tiala der äee durch den Meer- 
baeh nur zeitweilig ubi^iefse, habe ich uich wiederholt 
aMh diesem Umstände erkoodigt und die einatimmige 
Antwort erhalten, daTs derMewbkoh hest&iidi||«r AUttb 
ui. Auf «]UFUkaiidZtt-«adAbfln6dNSM«quDtitatiT 
•abr nnevliablMh and daher ist bei der badeutenden 
WaNKrrfli'irhe der Wasserstand ein tiemlich Rleichmifsiger. 
Nur in solir trockenen wsrmen Bomnieru winkt dt»r Spie- 
gel etwa um lilO bis höchRtenn -'lOcni, wodurch das 
W^assor bei den sehr dacbeu Ufern dann allerdings auch 
•ehr weit sartolitritt. 

BatnMshtat man. den DnterlAnf dar Laina, lo aiabt 
mHi, dmfi ai* iwiaelian HmDOver und ihren ESnUnJä 
in die Aller einen weiten Bogen nach Westen in der 
Uichtung des Steinhuder Meartw macht, dem sie sich 
bc-i I'ogprohayer» bis Ruf r)kni nilherf. lUo Meiiiuug, 
dar» dur Soo eiuatiuaU vuu der Ijmuü durchduss«n wurde 
nnd der Meerbacb ihre Fortsetsang bildete . sie also 
Bchon in der Gegend von Nienburg ia dia Waiar män- 
dat«, wird dadurch verstürkt, da& dar kfiahsta Punkt 
nwnelMa dam Jlaare und Pogganbagan wu «tv» SVtn 
fibar dam Letnebett liegt ; ob nbar noah lianta dar Saa 
direkt von der Leine guspeist wird, wie man aas dem 
gleichzeitigen Steigen und Fallen des Wasserstandes 

beider g«Bchloaaen hat. erscheint mir inindehtens zweifel- 
haft. Ich halle t-H flu- walirscbeiulicher, dafs die Ver- 
änderungen des WiibeerHtaiides von See und Floüb ein- 
üaeh mit datganigea deaGrundwaaaantaadaa nuammen- 
htagao and d«b daa Steinhndar Haw in dar Hauptsache 
durch Grundwasser gespeist wird. Daneben soll die 
Kxistens unterirdischer Quellen durchaus nicht bezweifelt 
werden, nur erscheint es nicht nngiingig, sie aus der 
Thstsach« zu bewt-iseii, dala gewisse Stellen dpn Secüinder 
Sftdostecke gar nicht oder höchst selten zufrieren. L)enii 
wie as Forel (Arch. des aciancea |)by8. et nat. 1896, 
air. lY, t VI, p. 187) lebr walmolieulioh ganwelit bat, 
rihraa diaaa «ffanan StoUmt vtalmabr dar Anwesen- 
heit dar Sflharen wildvrEntan und andararWaaserTögel 

her , welche durch ihr besländlgOH I'nilier.si lj wimineii 
Jaa Wiijger in lebhftflei' liewegiiug erbaltou und liie tiefe- 
ren wärraereii Schichten mit den kalten, oberflächlichen 
luiscLeu, wodurch, wenn dar Frost nicht sehr «turk ist, 
die Eisbildung Terhindtrt Wird. Im Obrigen friert der 
Saa, dA kaina StrAmnasan vorhandan aind nnd da or 
lalir laidit iat, iwnr laidit doab gabt er aaofa wegen 
der freien, den Winden ausgesetzten Lage leiclii wieder 
auf, so dafs eine Iftngero Eisbedeckung tdh mehr als 
14 Tagen iumiurhin SU den Selteuliei'.eu gubärl. Kine 
am 14. Oktober 1898 11'' a bei 4.2» Lufttemperatur, 
liadaaktcm Himmel und stOnuischer Witterung vorge- 
nommene Messung dar Waaaertemperatar aaigta, dals 
dieselbe glaiohmlUhig 7|8* iMtrug. Dia Sidittiafe der 
SaoalriaBbaa 8dHi9M betrag u demselben Tage Vi >■>• 
diaFarba war ein sebunM^a Branngrau, doch veraicherte 
mir mein SchifTer, ilnfs das Wasser bei ruhigem Wasser- 
spiegel bedeutend durchNiditi^er sei und eine hellere 
Farbe besitze. 

Der klimatische I-ünlluTs, den das Meer »uf seine 
Umgebung ausübt , macht aioh unzweifelhaft bei dem 
Bnda fiahburg galtand, daaaaa gUiahmAling«, im Wintar 



milde Temperatur zum Teil wenigstens auf die Nach- 
barschaft des Sees zurackzufübren ist. Die z. B. auch 
beim Arendsee beobachtete Tbataache, dafs ein Gewitter 
selten aber grOraare Landaaan hinwitgaiaht , Ttalnwbr 
Bich Tor daoaalbaa teilt und «n ibiao Ufmi aotlnog 
liebt, ist aneb bram Stainbudar Heer wiaderbolt beob- 
achtet wurden; aus der letzten Zeil iil ein (lewitter- 
fturm vor 1 1 .Jahren beobiiciitet worden , der über das 
Meer hinwegzog und arge Verwustung'^n ;in den (ie- 
biiuden an seinen Ufeni angericLt«t hat. Aui 22. Mai 
l 'S'w wurde eine Windhose bemerkt, die einzige, deren 
Fizieten» sicher featatebt (vergl. Abb. des naturw. Varaina 
bt Briiaen ni, & 440> 

Nnaib franndlidier Hitteilnng dm Hern Apetbekera 
Radeerbe in Neustadt am Rülienberga finde» sieh an 
interessanten Pfifinzen auf den Steinlmder Wiei-en 
Kanuuuulaa rtiptans mit den Übergängen zu llaxieuia, 
Ran. Lingua, und in den Gr&ben Straliotes aluiries , im 
Hagenburgcr und Wiiizluer Moor: Vaccinium maerosiier- 
mum, Dro.sera rutundifolia, loDgifolia nnd anglia, Utri- 
eolaria tulgarts und negleeta, Panaaaia palnalria; «n 
der MardoiÄr Sdte: Aliama natana und nnnneabridea, 
Litorella lacustri». r»lta palustris, Myrica Oalo, Scheuch- 
zeria paluBtrii* . Ammophjl» arenaria; im See daselbst: 
Kliitine lij-drupi[ier. triandru und hexandra. I*emselbeii 
Herrn verdanke ich die Angabe, dafs es am See etwa 
zehn verschiedene Arten von Wildenten , die kleine 
La«bm<Sye und Wasserhflbner , im Winter wilde Gtnaa 
und dfter auch wilde Schwine giebti dernächatelUiüiar» 
bort iat ia Sttadorfor Hebe bei Wunatert 

DaaStdnbnderHeer iat aehrfiadireieb; dieFIieberel 
ist ausscbliefti'.inh in den Händen der Gemeicdo 5>tein- 
hude, welche urkuridlich schon «eit dem Jalire li;02 
eine jährliche l'aelitHurame dafür an den l'ürnten von 
Schaumburg -Lippe entrichtet. Getischt werden in 
erster Linie Aale, sodann Hechte, Karpfen, Barsche und 
Waibflaaba, wenige Solüaia; dar Oeaamt wert dar Fiaebarai 
lieTa mdA ermittelD. 

Herr Dr. 0. Zacharias hatte die Gate, von mir am 
13. Oktober 1898 dem Grunde entnommene Schlamm» 
jiroben auf ihren lubftlt an Org.iniFimpn zu iiiitersuclien. 
DerRelbe gohreibt mir durril>er: ,. Der Grundttehlikoiu des 
Steinlmder Meeres besitzt eine mnorige Beschaffenheit 
und ist dengemlUs von tiefbrauner F&rbung. Et be- 
steht zum grObteo Teile aus einem flockigeo Pflanaen« 
detritaat den«acba«Uraieb« laaraPanaer TOBj)i«toineaa 
beigemisebt waren. Yon letsteren bahrten am bluSgiten 
wieder: Fadenfragmuntt von MeluBira disliiiis, N'uvicula 
riidloi'n , Surinellu bixeriata, Fragilaria constaiie. Ver- 
einzelt kamen auch noch vor: t ymätoplenra »idea und 
Cymbelia lanceoiatu. Von deutlich erkennbare» Algt-n- 
n>sten fanden sich zahlreiche Cuenobion von Pediastrum- 
arlan (P. boryannm, P. duplex , P. aimplei) vor, anfaer> 
dem iriala PonettÜhmer ron KadellmItbllttDen. An 
tierischen Resten fanden sich besonders häufig die leeren 
Gehäuse eines WurzelfOfsera (Difflugia bydroataticaZach.) 
und diejenigen eines oligotriscben Infiä-^oriums (Codonella 
lacnstris). Daneben waren auch mohrfach l'auzerlragaiente 
von kleinen Krebstieren (Bosminiden) und die leeren 
Kihttllen venrabiedener Kotatorienarten sa bemerken. 
Ton friaoban, eben auf den Grand geaankenaa Algen 
enthielt der Orandschlaum mehrere Spedea von Seena 
dasmus, vereinzelt« CoeooUen von Pedieatrum boreyanum, 
sptlrliche Flocken vun Microcystis und kürzere l aden- 
schlingen von Auitbaena flos aquae mal i>wuers|ioii'ri.'^ 
Die königlich preulsische g<x>logischo Lande.Hanstalt 
hat auf meine Bitte doreb den königlichen Bezirks- 
gecAoigen, Heran Dr. G. MoUer, eine gennne Unter- 

, welehe fol- 

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SOS lfid<ll«broolci PliotograpbiMD 



g«i)dea UesulUt ergab: Die Saode sind umgeUgertes Di- 
InTinm, welches San Tfltt am aordischeu , zam Teil bub 
hMiniMlMni Oeatamu MMmuaBfaietit iat. Auf nordi* 
■ahM Gwtaii AmtaaFtawitaintpIiltaNihes, •wütnadtitt 

heiioitchee namentlicfa Kieielschiefer hinweist Letzterer 
ddrfie dem Terti&r entstammen. Der Qaarzoand ist 
auffiillig abgerundet, eine Fnlf^e der melirfaclien fluvia- 
tileu Umlageruog, und ent^tajumt suwroiil nordische» 
(diluylalen) wie südlicheo (tertiären) Sanden. Auflllllig 
iat der lahr gtring« Gehalt an FeMapat. wohl infolge 
der nelufiMlieB UnlagecoD^ und der bierana teUgmüa 
Zorgotsang. 

Zum Scfalute iat ea nötig, die Fraga nach dar £nt- 
atehong daa Stainhndar Maeraa amaaehiMldaa. Sowohl 
aaa Nerdaltr dea Saea bei den weiben Bergen, wie auch 
am Sfldnfer bei Btainbnde tat der durch Geschiebe 

gröfeeren und kleineren KaliLei s liinreiclici)d cliurukltTi- 
«ierte DiluTialdeckiAnd nachgewiusuu, daeUenaaere raufs 
allerding« erst der geiilogi»chen Kartierung Torbchalteu 
bleiben; daa aus Saud und Kiea bestehende Diluvium 
wurde bei Altaoliagen anUfelich eines BohrungsTcrauchea 
•nf KalUagcr nm aaiten der Oewerkaehafl .Gennani«'' 
in etner Mlobtigkrit Ton 78 m dnrokfcoiirl, daa darunter 
btflnilliciio Tertiär erreichte ()ort eitip Mäclitif^lteit vun 
1- ui. Mrrftti.-iche lil-icko llinieu sich vereinzelt im Nur- 
deii und Oalun des Such, der gröfste TOD ilineii, der 
Davidstein genannt, liegt \\ Stunde nördlich vom See 
nach Schneren zu, »einen UatfoiBg tm Boden mafs ich 
lu 12 m, naek frflharan Maaniigeii aoll ar iweioMl eo 
tief htt Erdboden atedcen, ala er utm daBBaHiaii honiu- 
ragt, daiMMdi würde er im gaaien 8 m boc^ sein und 
etwa ein Yolumen Ton 25cbm besitzen. Unmittelbar an 
der IT'.K) erliauten Windmflhle beim Scliütaenknige vor 
Dorf Uctikurg l»8 linden sich drei Sandgruben, von denen 
die nördliche and die westlich gelegene, nicht aber die 
südliche reich an GpRchieben ist, die Grube am Haarberg 
(s.o.), der selbst der Wealdensandsteiaformation angehört, 
enthilt gleiohfiJla iteiM Geeebiebe, ebeneowenig die 
saUrddien SudateiDbraehe an der Weetaaito der Reh- 
berge, von denen sofort die Bede aeia wird. 

An der SOdweateette dae Mearet, ca.6kmTona«hiem 

niebiten Üfer entfernt, entreeU aieb in einer Aus- 

deJitiuii^' villi rund 12 km, im Norden Tun der Cliaiissee 
I.occnni-Stiiiit Ite!)burg. im Osten vou Durf DüdiiigliauBen 
hev'renzt. ein Iloiienzag. die liehberge genannt, welche iia 
Bninneuberg«, dicht aui Bade Rehburg, mit ltil,4 m 
lleerushöhe kulminieren , in ihrem Nordende im Loocu- 
mer Beige 118,2 m, in ibrem Oatande im DAdingbauaer 



ans dem Leben der Znlnkaffern. 



Eierge 121 m erreichen, im ganzen einen gesohloaae- 
nen Höhenzug bilden , der nur im Pals iwischen B«I|^ 
kiraben njid Saobaenbagan «ntar 100 u (8ft,5 m) Meerta- 
bCbe berabgebt. Die Rebberge beateben ana bransein 

Jura, vom WcalJenfundütein luimtelfarmig umlagert, der 
auf der Westseite in mehreren bedeutenden Rrfichen 
ausgebeutet wird. Dafs die i;au7. iHoliert au« der l'.hene 
emporragenden Rehberge — gegeu Nordost und Woat 
ist unbegrenztes Flachland, im Süden sind die Weser- 

Sbii^ge and der Deiatar Ton ihnen dnrab eine aehnule 
tene getrennt — s« deaa Stdinlmder Meere in ober 
beatimmten Weobeelbenebnng stehen, iat um ao ireniger 
SU bexweifeln, als auch sonst in der nordweetdentacben 
Tiefebene eine Verknüpfung von Seebecken und I.andes- 
erbebung eine gewöhnliche Erscheinung ist Bo liegt 
zwischen Elbe und Wesermündung im Lande Hadeln 
der 74 m hohe Wingntbarg nordöstlich Tom Sagenreichen, 
2 bis 3 m tiefen Balksee, im der Westseite des Sees von 
Hedarkeaa liegt der Flecken ^ekhan Namene amBaada 
einea beben (JeesthOgels, daa ZwIaebeBahnertfeer laOldett- 
bnrgwird auf seiner Nordseife vnn einem Kranz von Hü- 
geln uuigcbeu uud eudlicb zicki sich, dio Terrainbildung 
beim Steinhuder Meer in frappantester Weise wieder- 
holend, auf dcrNordostscito des schon mehrfach erwähnten 
Dümmer ein Höhenzug, die Dammer Berge, in HnfeiaaS' 
form am den See bemm, weleber etwa <Ue gleiohe Aoa- 
dehnang nnd die gleieheHflie baeitat, irie die Rehberge. 
.1. Mnrtin (1>. Jabreshericht dps nntiirw. Vereins in Osnn- 
bniek. S. 113 ff ) hält die Dammer Berge für ein As, 
die Eehberge dafür ansosprechen , halte ich mich nicht 
für berechtigt. 8icheres wird sich erst dann darüber 
feststellen lassen, wenn die Gegend geologisch kartiert 
worden ist, auffallend bleibt die Thaiaaehe, dala die Cm* 
Wallung der Seen jedeamd aar eine eiaaeittge ist nnd 
dafs sie bei jedem See wieilerkelirt , wfthrend bei den 
Seen der baltisehen Höhenplatfü diese Erscheinung nicht 
auftritt. Nichtsdestoweniger bin ich der Ansicht, dafs 
die Entstehung des Steinhuder Meeres in der Haupt- 
sache auf denselben Ursachen beruht, denen auch jene 
Qattna|r Ten Saea ibra Exiateas Tordaakt, dae hcilät, 
dafa wir ea aadi biar mit «iam Qladalaaa sa tbaa 
haben, nnd zwar wabwebeinlieb mit ^em Beokensee, 
welche nach Keilhaek (Der baHisehe Höhenrücken in 
Hinterpommem und Westiirrufpeii im Jahrbuch der 
prenfs. geol. Landesanstalt für 1 8ÖK, S. 1 1*6 und (ieogr. 
Zeitschrift IV, $.1302) eine WasseransfüUuDg deijenigen 
tiefsten Teile des Sandes daretellan, die durch irgend 
welche Umstände einer ToOkoDOMBaii Zaaebüttong 
doieb die Sedimente der Eiswaaear entgiagon. 



Hiddlebrooks Photograpliieen fttis dem Leben der Znlnkaffern. 

Als die Portugiesen vor 400 Jahren das Oftufer de» 1 zu verheerenden Kriegen auf, in denen iMenschea nad 
dunkela Erdteile« beaetstea, flbernahmea aie ton den 1 Tiere » Haoagerlt oad AekerfrOehte der Beaiegtea mit 
dort aageaiedeltea Arabera lar BaaeidiaaBg der nm- 1 erbarmnagdoeer Wnt Terniebtet worden. Vaa aber 

wohnenden Heidenneger das Wort „Kafir", Ungläubige ' den dünn vernt reuten f^nren bei ihrer Schwerrilligkcit 
Erst später beechränkten sie diese Titulatur auf die und geringen Kintraclit nicht geUini^en war, nauilieli diü 
Stämme südlich von Mi)i;ambiiiue, ohne jedoch <hjren fje- | l'.Hcilizierung der gefürctiteten Feimle, das vollendeten 
nauere Bekanntschaft zu machen. Desto besser wurden iu unseren Tagen dio mit gruiseren Machtmitteln aus- 
die Kafforn von den Holländern und Briten erkundet, gerüsteten und tbatkräftigeren Engländer, .'-^ie gaben 
da dieae mit der Ausbreitung ihres Kolonialbaaitaaa dem weiten Gebiete von lUr Delagoaboi bi« Pwrt Eliaa- 
aotweadig aaf daa gmbe kämpf- und raublnattg« Tdlfc bot aad bin tief inataaere bbem den andinten Frieden 
atolken mnfMen. 6m»n wn die Wende dea 17. Jahr- , uud beugten die atttrriaehen und boebfiibrenden Kalbni 
bnnderte kam ea sa Pebden iwiaebea den weifsen Hin- allmählich ins Joch des Gehorsams. 

wiiniterern und ihrer srliwar/en Nachbarschaft, «ml Mit dem weifsen Soidaten und l'cjimten Bog auch 

dieae Unruhen dauerten bis iu das letzte Viertel unseres der weifse Missionar ins Land and predigte den despo- 

•oheidenden Siealame fort. Galagentlicb flammten aie tiacihea FOralea and ibrem Tolke dae ETaageUam, . Leider r 

^ üigitized by CjOOgle 



Middlebrooka Photo|;rikph>«en aui dam Laben der ZulakaTfero. 



269 




Wanzen und Schaben , 
Hatto beTölkert wird. 
Die Feuer8t4>lle liegt 



Fig. 1. Gerüiit einer Kaffemhütte. Naob einer Photographie von Middlebrook 



nahmen die KafTem Ton den Knropäern manches arge 
Laster au , aber keines fand bei diesen rohen Natur- 
kindern grötsere Verbreitung als die Trunksucht. Unser 
Landsmann Fritsch sah mit Staunen, welche Mengen 
spirituöser Getrftnke von dem einet »o mächtigen König 
Sandiii und seinen Ratgebern fortgesetzt vertilgt wurden. 
Sie tranken den stftrksten Brandy wie .leichtes Bier 
aas Watsergläaem'', zuweilen drei Flaschen pro Person 
an einem Tage. Je mehr diese Völlerei in den breiten 
Massen um sich griif, desto deutlicher und abschrecken- 
der uffenbarten sich ihre Folgen, die keiner erschüttern- 
der dargestellt hat, als der christliche Kafler Jakob 
BoTula in seiner Rede: „Der König Tod und aeine 
Diener.'' — 

Aus den trüben Berichten iUterer Zeit, wie noch 
mehr ans den überBchwänglichen Sohilderuogen unserer 
Kaffera während der Rousaoau{K)riod« ging schon soviel 
mit Bestimmtheit hervor, dafs sich das ganze weitver- 
breitete Volk in eine beträchtliche Anzahl dentlich ge- 
sonderter Stämme schied. Heute 
kennt man genau die einzelnen 
Unterabteilungen, hat aber auch 
gelernt, dafs sie alle nur zu zwei 
gröheren Gruppen gehören, und 
zwar entweder zu den Ama-Xosa 
im Westen [oder zu den Ama-Zulu 
im Ost«n. 

Ama-Xosa bedeutet „Leute des 
Xosa" und Ama-Zulu „L«utc des 
/nlu". Die betreffenden Stam- 
mesfürsten selber sind l&ngat zu 
mythischen Personen geworden, 
die bis zu Ntu, dem .Vltesten der 
Nation, hinaufreichen. 

Da das KatTernvolk mit der 
zunehmenden Ausbreitung von 
Civilisation und Christentum mehr 
und mehr suinea ursprünglichen 
Wesens beraubt wird , so ist jede 
Veröffentlichung mit Fruuden zu 
begrüfsen , die uns in wissen- 
schaftlich verbürgter Form alte 
Sitten und Brfluche dieser Schwar- 



.■^^^-^ Ben durch Wort oder Bild ver- 
^^HHH| gegenw&rtigt. Wir sind heute 
^^^^^1 in der Lage . dem Lesor etliche 
I^^H neue Photographieen vorzuführen, 
die von .1. E. Middlebrook in 
Durban aufgenommen wurden 
und uns gerade das Alltagsleben 
der Zulus in Einzelzügen ver- 
anschaulichen. Wie alle Kaifem, 
wohnen auch die Zulus in nie- 
drigen, bienenkorbähnlichen Hüt- 
ten , die je nach der Zahl der 
Familienglieder bald enger, bald 
ger&umiger sind. Die gröfsten 
haben 5 m, die kleinsten 2,5 m 
im Durohmesser und sind selten 
höher als 2 m. Das Gerüst (Fig. 1 ) 
besteht aas etwa 200 langen und 
starken Stangen, die von den 
Männern im Kreise in die Erde 
gegraben werden. Ist dies ge- 
schehen, so beginnt die Arbeit 
der Frauen , die mit zerfaserten 
Lianen die Stangen oben rund 
zusammenbinden und, wo es not 
thut, das Geflecht durch dünnere 
Zweige noch verstärken und dichter machen. F'flr die 
Thür bleibt eine halbrunde Öffnung frei. Die Gras- 
bedeckuDg wird in konzentrischen Ringen sehr sorgsam 
aufgelegt und durch Bast- oder I^ianenseile in kurzen .\b- 
ständen festgehalten. Fenster und Rauchloch fehlen, 
weshalb das Innere der Behausung sehr bald ein .ichwärz- 
liches Ausstehen erh&lt. Nichtsdestoweniger hat die 
Kaffemfrau die W&nde des Neubaues nach ihrer Art sehr 
hübsch verputzt , indem sie ihnen einen Anwurf von 
Erde und frischem Kuhmist gab und später, wenn diese 
Mischung getrocknet war, noch eine rote, gelbe oder 
weifse Tünche auftrug, die schliefHlich mit grob ge- 
zeichneten Tier- und Meuschcufiguren bemalt wurde. 
Von solchen Herrlichkeiten ist aber meist nicht viel zu 
entdecken ; höchstens gewahrt man , wenn das Feuer 
einmal recht hell aufflackert, die eklen Scharen der 



von denen die verräucherte 



immer in der Mitte, aUo in 




Fig. 3. Zulaweiber mit Bierkrügen. 



Olubu» LXXV. Nr. 17. 



Nach einer PbotogrupUi« vud iLidillvbrook. 

.34^ , y Google 



S70 



Middlebrookt I'hotogrkphieeD aus dem Leben der Zulakaffern. 




Fig. 3. Zulnbraut mit ihren Brautjungfern. 
Nacb einer Photographie von J. E. Middlebrook, Darban. 

einer flachen Vertiefung, wo die drei bis fönf starken Trage- 
pfosten stehen , diu das Hausgerüst unterstützen. Den 
Lehm zur liefettigang den FufsbodenR hr>U man aus 
alten Termitenhügeln: er mufs jedoch in jeder Woche 
mit frischem Kuhdünger poliert werden, wodurch nat&r- 
lich der üble Geruch im Hause für einen Weifsen noch 
unerträglicher wird. Als Tbürverschlufs dient ein aus 
Reisig oder Wurzeln geflochtener Schirm, der genau in 
die Öffnung pafst. Wo eine Quelle, ein Bach oder ein 
Flflfechen rinnt, »ind die Kaffernhütten zu Dörfern oder 
Kraalen vereinigt, die bei den Zulus oft bedeutenden 
Umfang erreichen. Inmitten des Häuserringeg befindet 
sich der Viehkraal, d. h. die von 
Doruhecken gebildet« Umzäunung, 
in der nachts das Vieh ruht, 
Denn das Vieh, Tor allem die Rin- 
der, sind den KafTorn liebster He- 
sitz, seines Herzens Freude und sein 
Stolz. Zum Trinken benutzt der 
KalTer zierliche, aus Binsen ge- 
flochtene Körbchen oder die harten 
Halbscbalen eines KQrbinses. Aua 
denselben Gef%fi<en nimmt er auch 
das Hier zu sich , das ihm seine 
Frauen aus Kaffernkorn in an- 
Heliniichcn Mengen bereiten müs- 
sen. Denn bei jeder feierlichen 
Gelegenlieit wird Bier getranken, 
und die G&st« , die sich von weit 
und breit licrzufinden , bringen 
einen fast unldsoblichen Durst mit. 

Unser Bild (Fig. 2) zeigt uns 
einen Trupp Zulafranen , die be- 
dächtigen Schrittes daherwandeln, 
jede mit einem grofsen Thonkruge 
auf dem Haupte, worin das dunkle, 



unappetiÜieh», doch so begehrte NaTs flutet. Die 
Kleidung der Damen Territ, dafs sie sftmUich tob 
„der Kultur beleckt" sind, sich wohl gar schon 
Christen nennen und nichts mehr Ton ihrer 
früheren Kahlheit wissen wollen. Noch Tor we- 
nigen .Jahrzehnten war es Sitte, dafs die Mädchen 
bis zu ihrer Verheiratung nackt gingen ; denn den 
kleinen , nur wenige Zoll breiten und mit Glas- 
perlen verzierten l.endenschurz konnte man beim 
besten Willen nicht als Gewandstück anerkennen. 
F.rst in der Ehe nahmen die Frauen die auch bei 
den Mftnnem beliebte Hüftenhülle aus einer zu- 
sammengeschlagenen halben Ochsenhaut an, mit 
welcher hinten ein langer, schweifnrtiger Leder- 
streif verbunden war, der stark mit Metallknöpfen, 
Perlen und buntem Behang verziert wurde. Uro 
die Schultern warfen sie ein Tragotuch für die 
Siuglingo, an dessen Stelle heute schon vielfach 
Joppen nach europftischem Muster getreten sind. 

Bei festlichen Gelegenheiten, besonders bei 
Hochzeiten, erscheinen aber noch jetzt die Mäd- 
chen, vor allen Dingen die Braut und ihre Braut- 
jungfern, in dem phantastischen Kostüm der alten 
Mode (Fig. 3). Die junge Promeasa in der Mitte 
unseres Bildes trägt zunächst ein Stirnband aus 
Muscheln, durch welches an den Schlifen dicke 
FederbüBchel gesteckt sind. Auf dem Kopfe thront 
eine recht hübsch gearbeitete Fellkappe, und über 
Hals und Seiten hat sie kreuzweise zahlreiche ge- 
flochtene Ketten, teils von schwarzer, teils von 
weifsor Farbe geschlnngeo. Die Handgelenke 
sobmUoken Armbänder aus Kupferdraht Mit 
höchster Sorgfalt ist der Hüftenbehang hergestellt, 
bei dem man dos Haar, entgegen dem sonstigen Braach, 
nach aufsen kehrt. Das Fell mufs völlig weich gerieben 
sein und stets in tiefroter Farbe prangen , die durch 
wiederholtes Einstreichen von rotem Thon mit Fett 
erzielt wird. Da Löcher lud Stiche in dem Umhange 
verbannt sind , so wird die Haut ob«n umgeschlagen 
und mit einem Gürtel festgehalten. 

Die Brautjungfer zur Rechten hat aufser ihren 
kupfenien Armbändern noch Knöchelringe aus Muscheln 
angelegt. Ihre Kopfbedeckung gleicht der der Braut, 
abgesehen von den Federn. Die W^olldecke aber, die 
sie um den Oberkörper geschlagen hat, ist bereits ein 




t'ig. 4. Die Braut acbneidet dem Hocbxeitiochiien den Schwans ab. 
Nach einer Photographie von J. E. Middlebrook, Durban. 



R. B*oh: Die lodianer Kantdat im Übergänge cu sefahaften Staatabürgern. 



271 



Fig. 
Nach einer 



englische! Fabrikat, ebenao wie 

das langfranaige Plaid der linken 
Brautjungfer. Diese besitzt aber 
noch ein prächtiges Siflck auH 
heidnischer Zeit, nämlich das 
breite, vielreihige Muachelhals- 
band , das sich wie die ,Hala- 
berge" einer llitterrüstung um 
den Nacken leg^. Auf dem Kopfe 
der Schönen sitzt dafür ein zer- 
drückter europäischer Federhut, 
der nach langer Irrfahrt hier 
noch Staat machen mufs und uns 
ein neues BeweisstOck iat, dafs 
sich das KafTemvclk mit eiligen 
Schritten vou seinem ursprüng- 
lichen Zustande entfernt. 

Nach vorgeschriebenem Cere- 
moniell hat die liraut am lioch- 
zeitatago verschiedene zauberi- 
sche Bräuche zu verrichten. Da- 
hin gehört beisonders das Ab- 
schneiden des Schwanzes von 
dem für das Festmahl geschluch- 
tetcD Ochsen (Fig. 4). Denn dem 
Haarbüschel an der Schwanz- 
spitze worden allerlei Wunderwirkungen zugeschrieben, 
und deshalb erhält er seinen Plat2 am Halsbande der 
jungen Frau, um zu verhüten, dafs sie kinderlos bleibt. 
Die» gilt immer als Schande und giebt dem Manne 
das Recht, die Unfruchtbare nach Hause zu senden und 
seine Morgengabe zurückzufordern. 

Der Brautpreis wird fast durchweg in Vieh entrichtet, 
nur bei einigen Stämmen jenseits Natal, wo die Rinder- 
zucht weniger im Schwange ist, zahlt man in Korn. 
Die Ama-Fingu bevorzugen Tabak und Perlen und die 
Transvaalkaifem sogar eiserne Hacken. Aber hier wie 
dort gilt die Ehe lediglich als ein Geschäft, bei dem 
der Brautvater eine möglichst grofse Leistung fordert, 
während der Bräutigam möglichst wenig bietet. Erst 
nach langem Feilschen und Handeln kommt ein Ver- 
trag zu Stande, bei dem jedoch die Braut selber so gut 
wie gar nicht gefragt wird. Neuerdings ist in manchen 
Gegenden die Morgengab« abgekommen, vielleicht dnrch 
den Eiuflufs des Christentums. Allein dem konserva- 
tiven Kaffer ist solche „aus Liebe* geheiratete Frau ein 
Greuel, er vergleicht sie mit einer Katze, als dem ein- 
zigen Tiere, das man dort zu Lande nicht kauft, sondern 
stets geschenkt erhnit. 

I^nge Zeit galten die KalTem und besonders die 
Zulus als hervorragende Krieger, ausgestattet mit allen 
Eigenschaften wahrer Helden und unterstützt durch 
hohe, kräftige Gestalt, stolzen Gang und gewaltige 
Körperatärke. Allein bei näherem Zuschauen hat sich 




.'>. Juii|(ir KalTcro in der Nationaltrscbt. 
PbotoKrapbie von J. K. Hiddlebrook, Durban. 

vieles von dieser Ansicht verloren, und man weifs heute, 
dafs hinter dem selbstbewiifsten .\uftreten ein gut Teil 
Grofssprecherei steckt. Unser letztes Bild (Fig. 5) ist 
nach insofern lehrreich, aln es uns an den männlichen 
Personen die Nationaltracht veranschaulicht Diese be- 
schränkt sich nur zu oft auf ein Minimum; selbst unter 
dem Schatten britischer Höchstwohlanständigkeit spa- 
zieren die Kaffern bei gutem Wetter völlig nackt um- 
her, und zwar ganz so, wie sie Fritsch beschreibt: 
Hi quidem uullo utunter vestimouto, nisi pyxide quadam 
parva, qua glandem penis tegere solent. Das „Düchs- 
chon" besteht entweder aus einer kleinen runden Kür- 
bisfrucht mit niedlicher Schalenverziorung oder aus 
einer „Lederkappe, an deren Spitze ein mit Messing- 
draht flbersponuenes Riemoheu hängt". Ist es draufsen 
kalt und regnerisch, so hüllen sich die Männer in eine 
Fell- oder Wolldecke ein, oder sie schützen Hüften und 
Oberschenkel durch den schon erwähnten Umschlag aus 
einer halben Rindshaut, an dessen Stelle öfter ein Be- 
hang von Tierschwänzen tritt, namentlich bei den mehr 
östlichen Stämmen, wo schon die Moden der Ama-Thonga 
von Einflufs sind. Der einst so beliebte Fellmantel oder 
^Karofs*, bei den Häuptlingen nach altem Vorrecht aus 
Leopardenfellcn hergestellt, hut neuerdings englischen 
Tüchern, Flanellhemden und Wol^acken weichen müssen, 
da der Kaffer eingesehen bat, dai's diese Dinge bei un- 
günstiger Witterung weit besser schützen und wärmen, 
als selbst die bestgegerbte Ochsenhaut. - S. 



Die Indianer Kanadas im Übergänge zu sefsliaften Staatsbürgern. 



Von R. Ii ach. Montreal. 



Die alten, nns einst romantisch geschilderten Indianer 
der Freiheit sind im Eingehen begriffen und was an 
ihnen ethnographisch von Belang, schwindet mehr und 
mehr. Die Indianer Kanadas haben allem Anscheine 
nach sich in ihrer grofsen Mehrheit mit dieser für sie 
höchst traurigen Thatsachc vertraut gemacht, und sie be- 
mühen sich nun endlich friedliche, ständige Erwerbs- 
xweigezn erfassen. Der ganz vorzüglichen Indianerpolitik 
unserer kanadischen Regierung ist es zu verdanken, dafs 



sich diese gewaltige Umwälzung in einer Verhältnis- 
mäfsig sehr kurzen Spanne Zeit, in etwa 2Ü bis 
25 .lahren, unter friedlichen Umständen vollziehen 
konnte, und dafs Kanada mit seinen Indianern immer 
besser ausgekommen ist, als die Vereinigten Staaten. 

Soweit man sich hier bei Ceusus - Aufnahmen auf 
richtige Zahlen verlassen kann , leben zur Zeit in dem 
Dominium Kanada noch 1Ü(K)27 Indianer, wovon die 
in den civilisierten Provinzen Wohnenden sich auf 



R Baob: Die Indikner Eansdaf im Obergaoge zd lerihaften'Staatsbürgern. 



den ▼•rsehi«den«n R«aerven befinden, wfthrend sie in 

den wilden Distrikten, wie Hupperts Land, den Ge- 
bieten des Lesser Slave Sees, der Peace-, Nelson-, 
Churchill- and Yukon-FliUse und auch Eum guten Teile 
noch in Britisch Kolumbien ihre nomadenhafte Lebens- 
weise beibehalten haben. 

Nach den Ansichten von Theologen, MiRsionarfn und 
anderen kirchlich gesinnten Kreisen ist eine Civilisation 
stets nach dem Mafse, in welchem die betreffenden 
Länder sich zur christlichen Religion bekannten, zu be- 
urteilen; ohne über diese AafTaBüiing weiter reden zn 
wollen, mag doch festgostullt werden, dafs, die Richtig- 
keit obiger Anschauungen vorausgesetzt, die Indianer 
Kanadas in ihrer Mehrheit „civilisitTte", brave Menschen 
•ein müssen, denn 
Ton den 100 027 
roten Seeleu be- 
kenneusich:42454 
cur katholischen 
und 28 498 zur 

protestantischen 
Kirche, während 
der Ceniua noch 
16 812 als „Hei- 
den" aufführt und 
die Religion des 
Restes von 12 203 
als „unbekannt" 
hinstellt. 

Man mag Uber 
die Ausbreitung 
des Christentums 
unter den India- 
nern denken wie 
man will, gewal- 
tige Einwirkung 
auf deren Ses.shaf- 
tigkeit hat es je- 
denfalls. Von dem 
richtigen Grund- 
satze ausgehend, 
dafs schon die 
nächste (ienera- 
tion CS schwer fin- 
den wird, ein un- 
gezügeltes Leben 
weiter zu führen, 
eineEmfthrung vr>n 
Erzeugnissen der 
Jagd und des 
Fischfanges kaum 
SU ermöglichen 
sein wird, hat die 

kanadische Itegiemng darauf gedrungen , data die unter 
ihrer Kontrolle stehenden Indianer i<ich vor allen Dingen 
der Landwirtschaft in allen ihren Zweigen widmen, 
während die Kinder neben dieser und Schulbildung 
such noch jedes ein Handwerk lernen müssen, damit 
sie sich später ohne Beihilfe des Staates durchhclfeu 
können. 

Den alten lauten, die noch die freien Zeiten gesehen 
haben, ]>arst die Neuerung durchaus nicht und bei 
Vielen bedarf es energischer Aufrüttelung, damit sie den 
Anforderungen einer väterlichen Regierung nachkommen, 
aber sie wissen heute schon ganz genau: Staatsnnter- 
statinng, eine gute Verpflegung auf Kosten der 
Regierung, giebt es nur bei Kranken , Greisen und 
Kindern. 

Die heranwachsende .fugend fafst die neue Aera 




Fi^. 1. Indianerknabe, 
photofxruptiifrt hrim Kintritt« in die 
Schuir zu Rrf^inn. 



schon ergebener auf, als die Alten und beatfiht sich, 

den an sie in Schule und Werkstatt gestellten m&fsigen 
Anforderungen nachzukommen. In den von Missionaren 
und Kirchen beider Konfessionen geleiteten , aber 
unter Aufsicht der Behörden stehenden 288 Indianer- 
schulen gab es im letzten Jahre 9714 Schüler 
(5161 Knaben und 4523 Mädchen), von denen 
etwa 55'/, Proz. regelmAfsige Besucher waren. Von 
Handwerken, welche die Knaben, aufser Landwirtschaft, 
zu lernen haben, erwähnen wir besonders Buchdrucker, 
Tischler, Schlosser, Schmiede, Schuster, Sehneider, Maler, 
Sattler und Bäcker, während die Mädchen in den In- 
dustrieschulen und verschiedenen Heims sich in der 
Wüscherei, Kocherei und Näherei in allen ihren Einzel- 
heiten ausbilden. 
Dafs die edle Mu- 
sika dabei nicht 
vergessen wird, 
versteht sich von 
selbst und die 
verschiedenen Mn- 
sikcorps der Kna- 
ben, sowie verein- 
zelte Klavierkdnst- 
lerinnen beweisen, 
dafs die Bemü- 
hungen der Lehrer 
nicht ganz verge- 
bensgewesen sind. 

Wir haben selbst 
einige dieser In- 
dianerachulen be- 
sucht und können 
daher aus Erfah- 
rung sagen . dafs 
die Einrichtungen 
derselben , wenn 
auch einfach , so 
doch gediegen 
sind. Die Schüler 
und Schülerinnen 
machten durch- 
weg einen freund- 
lichen, säubern 
Eindruck; in den 
meisten Fällen 
würde es schwer 
halten, in den Kin- 
dern die Spröfs- 
linge von wilden 

Kriegern wie 
Crowfoot. Calf 
Bull, Wolf f'ollar, 
Many Rears, Wolf I^eg und wie die Titel sonst noch 
alle lauten, zu erkennen. Das alte Sprichwort: „Bil- 
dung macht fein", hat sich hier wieder bewährt (Fig. 1 
und 2). 

Dafs in den Schulen nur englisch gesprochen wird, 
ist natürlich, aber während die Knaben ohne weiteres 
den bezüglichen Vorschriften folgen, hält es bei den 
Mädchen viel schwerer, sie daran zu gewöhnen, sie 
sprechen am liebsten und meisten, wo angängig, in 
ihrem alten Indianer-Idiom. 

Sobald die Schulauabildung beendet ist, bemüht sich 
die Verwaltung, den „Abiturienten" Stellung zu ver- 
schaffen und finden die Mädchen auch ohne jede Mühe 
eine solche als Dienstmädchen in den kleinen Städten, 
während in der Sommerzeit die Knaben von den 
Farmern ständig verlangt werden : aber die M «r- 




Fig. S. Derselbe lodianerknabe, 
n.trh »rrhiDiniiatlichnn AnCpnthnltr in drr 



K. Bftoh: Di« IndiftUM K»a»4M im Oberf ««f • i« Mf«li»rt«ii StMUb&rge». 



worhenen I.r.liiie stflcken itieistens die Eltein in die 
Taiebn, man mnfs ihnen dies sogwtdbwn, sonst wttrden 
sie ihren Kindern gulihht «tubm, riidiiiMilikiinrlrtB 
an Ttirdiiig«!!. 

VUiTHid ao a» HÜKuSe , dn Noidirwl«BS mit 
jedem Jabr* melir dar Xvltiur wagMbti werden, sind 
enuelne Stimme in den klten ProTinzen, z. R Quebec, 
schon weit mehr daron beleckt worden; bei Montreal 
liegt das Indianordorf Canghnawaga mit 1900 Ein- 
wohnern, die, unter Aafsicbt der katholischen Kirche 
stehend , ihre eigene Verwaltung haben. Es aind eile« 
Irokesen, sie beschäftigen sich mit der Kabriktticm Ton 
HokeieiaB, SehneeeohnheB, La Graeea-SehUlfBm and 
eOen vaifßähtn U«ne«en Studien, im TVfil^aln« nndi mit 
der Herstellung Ton Abornzucker, fär den sie allerdings 
sehr häaflg gewöhnlichen Melassesuoker uotersohieben ; 
(■a bezahlt aioli «0 lien«r, di* Lente veorteken nn 

rechnen ! 

Dio Miinuer des Ortes sind fast sämtlich Flufslootsen ; 
lie fahren die Peeaegierdanipfer «owie die midieielua 
FUibe dnrali die Leebbe KapiJa oder wbeltein eonat 
auf Schiffen; einige gehen regelm&r&ig nach den Ver- 
einigten Staaten und machen dort ein ^nt«» Geech&ft 
mit ilirei) KrHutfiji)e(iicint»n, 

Die Huronen in (^orette bei (Quebec arl)eit«n 
auch Mokassins etc., aber die Männer sind gesucht and 
bekennt als TonOgUeh« Fahrer ffir Jäger- lutd Fiicher- 
geielleebefteii und im Herbete, wenn nementlieb die 
viiden Amecilnner nieb jener Gegend kornmen, VUbt 
ihr Weilen. Die Sehneeeehnh- und Molreeeinindnatrie 
bat sich übrigens durch die Ktondike- Epidemie riesig 
gehoben und di« Rothäute können jetzt, nachdem Jahre 
lang das Geschäft (Iftrin aiiTsiTst tl.iuwar, die eiulaufcinlen 
Beatellungeu auch nicht annähernd ausführen, so viel 
eie »neh Tag und Nacht schaffen. 

Wu die Sterblichlteitesiffer der Indianer an- 
belangt, so iit dieeelbe beeoBdere unter dem jflngeren 

Gi'sclilucl.t riemlioli proTs; T\-\.\n wi'l das diimit erklüren, ' 
liafs die Miidi-hoa so sehr h.iuUg iii eiueiii Alter schon 
liKiratfn, in welcliem sie viel liesser nonh nnttr der 
.\ufsicht ihrer EHteru wären ; diu I-'ulge ist, dafg die Ton 
ihnen zur Welt gebrachten Kinder allen häufig lebens- 
unfähig Bind, die Matter aelbet aber »n den F«tgen der 
EntUadnag sn Gnmde geben o^ langinm dahin- 
rieohen. Aaeh iltere Kinder, weloke aoeben Kraulc- 
hetten wie Seharlaoh, Masern etc. gehebt heben, sterben 
oft. weil sie von ihren unwissenden Eltern tivI zu früh 
den Kinwirkungen der Witterung wieder ausgesetzt 
werden. 

Im allgemeinen ist aber die IndianerbeTölkemng 
liamlidi ständig geblieben und wenn Kanada noch 
Qllan, wie im Sommer lS9fi, neuen ZaAnJä aaa denTeir> 
einigten Staaten erfallt, bann 'vlellei^ bald eine Ter- 

mehrang festLrostellt werden. Nach dem grofsen 
kanadischen Aufstande von iHl^rtbnttfi sich eine gröfsere 
Anzahl von Creek- IndiHnom nach Montanu j^'t-flüclitot, 
om hier den Verlauf der I>inge abzuwarten. Nachdem aber 
ein Geiieralpardon, von dem nnr zwei besonders schwere 
Miaaethiter, »Lneky Man" und i^LitÜe Bear*, auage- 
aehkaaen waren, bewilligt wntde, wollte die Union die 
(lesellschaft nicht mehr in ihrem Laude haben und nach 
längeren Verhandlangen wurde «in denn auch 189() von 
auieriknniiclien Soldiiteii liia au die Grenze begleitet, in 
Kanada von der berittenen Polizei in Kmpfang ge- 
nommen und auf eine ganze I^ihe von Reservationen 
verteilt; ea waren inageaamt 623 Lente, darunter die 
beiden erwihnten Häuptlinge, die «ber tÄUeblieh Im- 
geqpnehen wurden, weleh« von drttben nbgaaeboben 
wvrden- 



Kanada, auf der anderen Seite, niocbte ^.'eru eine 
kleine Rande vou etwa lUÜ äioux, die lb77 nach der 
Cu.sterHchen Niederlage mit Sitting BnU auf britisches 
Gebiet kamen und aieb bei Mooee leio anaiedatten, 
wieder naofa dam Teninigten Staaten abadileben oder 
aie itt der Uetnen Slouxreserve bei Prince Albert 
sobaffsB, aber die Leute weigern sich und alles, was die 
Regierung thun kann, ist, daf.'i nie verhindert, dafs liie 
Bande sich nicht aufs Umhertreiben im Laude wirft, 
sondern zu Hanse bleibt und ihre Kinder win diennditen 
Indianerkinder erxiehen läfst. 

In allen Berichten der Agonien von den Beserva- 
tionen an den iiMH»« fJ*|»MP |ameBl ajinlon die M&big' 
hefte- eowle die IforeBütafimge die Hauptrolle. Wt 
r!rr letzteren köunen wir sehne!! fertig werden. Der 
iiaiig der Weiber nnd Mädchen von Reservationen, die 
nahe kleiueii Städten liegen, nach diesen zu gehen und 
dort sich feil zu bieten, ist nun einmal nicht auszurotten, 
um so weniger, als in nur zu vielen Fällen die Kheusänner 
und Viter ee aettwt aind, die aie dasn anhalten, daa 
adilndBehe Gewecbe sv betreiben; doeb bat daa Laatar 
durch die Anstrengungen der Missionare und Foliiei 
wenigstens etwni; an Umfang abgenommen. 

I)i'- 1 ■ Ii 1 _ ,1 der Indianer, ihre Gier nach Wlii-iky 
oder wia toan sonst den meist elenden Fusel uenneo 
will, ist im allgemeinen so ausgebreitet, dufs sehr schwer 
dagegen mit großem Erfolge anzukämpfen iet; natOrlieh 
Bind ee aber auch hier in erster Linie die Weiften, die 
dafür verantwortlidi geaeaAt wmden mflaaen, sie vriasen 
ganz genau, daft ea etrengatena Terboten ist, den Rot- 
häuten das schädliche Feuerwa.sser zu verkaufen oder 
gegen andere Ware zu vertauschen, aber trotz aller Auf- 
.sicht gelingt es ihnen üut Immert die duxatigen Seden 
zu ert^nieken. 

In einer nördlichen Stadt sahen wir an der Bar eines 
Hoteie etnea tot^ betmokenen Indianer, einen Hann 
Ton mlehtiger Statur, den anne meiaten Zeehgenoaaen 
notli immer mehr Zum Trinken anregten und ihn in- 
zwischen auf allen Seiten mit den bekannten grofsen 
Theateran/.eigen beklebten. Auf unserf l' r.ige erklärte 
uns der Wirt ganz eiufavk: U, da kann uns keinPolieiat 
etwas thon, der Mann ist ja nur ein Halbblut und 
dem kann man daa Trinken nicht verbieten. 

Halbblut und Halbblut iat in Kanada em grofaor 
Unterschied; die, walebe auaTeriändungen der obenan- 
gedeoteteo Art entaproaeen eind, werden stets Indianer 
bleiben und als solche leben und handeln; aber e^ giebt 
auch eine Art Halbblut, die in Benebmeu wie Erziehung 
unendlich höher steht, als ihre anderen Stammesgenoesen. 
Diese „veredelte" Art entspringt dem hohen Norden: 
Die Verwalter der vielen Statimm der weltbekannten 
Hndaon-Bay-Compaaj fllhltan aieh vor vielen Jahren, 
aie kanm je ein Miidonar, geeebirelge denn ein waibtiehea 
weifses Wesen nach jenen Clden GegenJeu Icam, verein- 
samt. Man nahm .sich die ain !)e='ten anstehende Rot- 
haut als Si[uaw iuH'Haus uud fülirle nun eine wilde 

Ehe. Aber die meisten Mitnner besafsen Ehrgefühl ge- 
nug, die Weiber nnd namentlich die Kinder als legitim 
anzuerkennen, und letstere erhielten dann ap&ter eine 
gute Erttehung in wohl eivitiaierten Gegenden; dieee 
Kinder nun und jetzt allerdings schon wieder deren 
Kinder und Kindeskinder gelten als , Halbblut", es sind 
aber meist«ijg vollgtiindiire Ladies und Gentlemen, denn 
Abkauft man oft nur sehr schwer bemerken kann. 

Ich kenne die Frau eines Bürgermeisters, ein solches 
Halbblut, die, eine Barne der OeeeUaehalt duroh und 
dmndi, onaBeaaeher b Keben awl l r d i ga t er Weiie ampGng 
und sich im Geeprtdi in allen Fftehem, wie Lttterätor, 
Musik etCn ala voUkommeo aattelfeat erwiee; die Frau 



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sr4 



Paul Burn: Die »prachlicheu VerhältniBte in der Sobweiz. 



des reichsten MoDtre«lers, der selbst jetst eine hohe 
politische Stellung in landen einnimmt, gehört zu dieser 
Klasse von Halbblut und wir könnten noch eine Menge 
andere nennen , deren Namen heute hochgeachtet sind ; 




¥>g. H. Cliriatlicher Orsilxlein und heidni«cber Totempfabl 
auf dem Orab« de» HäuptlingB Kaakiwh (Wraogel). 
Nach einer Pbotograpbie. 



sie alle sind, wie gesagt, nicht mit dem roheren Kie- 
mente, welches man kurzweg Halbblut nennt, irgend- 
wie! auf eine Stufe zu stellen, insoweit Bildung und Kr- 
ziehung in Itetraclit kommen. 

Und wieder ist es der Whisky, welcher es den Be- 



amten so schwer macht, auch die letzten Sporen der 
einst so grausamen und lauten indianischen Festlich- 
keiten, sowie in einigen Stämmen den Glauben an den 
„Mcdiciumann' auszurotten; viel ist in dieser Richtung 
schon geschehen, aber zwei indianische Feste bestehen 
heute noch: der Sonnentanz und in Britisch Kolumbien 
der Potlach, ersterer ein sehr blutiges VergnOgen, 
letzterer ein wüstes Trinkgelage. 

Wie es bei dem strengen Verbote, den Indianern be- 
rauschende Getränke zu liefern, müglich ist, die Indianer 
trotz alledem gallonenweise mit dem elendesten Whisky 
zu versehen , ist eine offene Frage , die schwer zu be- 
antworten iMt; im übrigen hat das Parlament den Be- 
hörden jetzt das Itecht gegeben, dem Potlachunfuge ein 
Endo zu machen und so wird auch er, wie der Sonnen- 
tanz, bald zu den IHngen gehören, die gewesen sind. 
Als Beleg , wie auch im fernen Westen, an den Küsten 
des pacitischen Oceans die Umwandlung der Indianer 
schnell vor sich geht, lege ich die Photographie yom 
Grabdenkmale des Siwasch-Häuptlings Kaukisch auf dem 
Friedhofe von Wrangel (südliches Alaska) bei (Fig. /I), 
welches Heidentum und Christentum friedlich noben- 
einandur zeigt. Vom steht ein Grubstein, welcher in 
englischer Sprache Kamen and Alter des Häuptlings 
meldet, dahinter erhebt sich, in grellen Farben bemalt, 
der alte heidnische Totempfahl mit den Wappentieren 
Kankischs. Der christliche Grabstein stand zuerst da. Die 
bintorbliobencn Verwandten aber erachteten ihn nicht 
der Wörde des Verstorbenen für angemessen und er- 
richteten hinter demselben den mächtigen Toti-mpfahl. 

Wenn noch weitere 20 oder 30 Jahre verflossen sind, 
wenn das jetzige gebildete und noch zu bildende Ge- 
schlecht herangewachsen ist, wird die Rothaut zu einem 
würdigen Mitgliodo der kanadischen Gesellsohafl sich 
entwickelt haben und auch die heute noch vorhandenen 
ltt812 Heiden und 1.2263 „Religion unbekannt" werden 
bis dahin Christen geworden sein I 

Für Kanada ist die schwierige Indianerfrage aber 
schon jetzt in einer »ehr befriedigenden Weise und mit 
wenig Blutverlust gelöst worden, das Hauptwerk ist ge- 
than, was jetzt noch übrig bleibt, ist das allmähliche 
Abschleifen der letzten noch gebliebenen rauhen i'lcken. 



Die spracliliclien Verhältnisse in der Schweiz. 

Von Paul Born. Herzogenbuchsee (Schweiz). 



Der Globus, Bd. 75, Nr. 9 brachte uns einen be- 
langreichen Artikel über „Deutsches und französisches 
Volkstum in der Schweiz" von Dr. J. Zemmrich , in 
welchem auch eine Stelle aus einem von mir geschriebe- 
nen entomologischen Ueisebericht citiert wird, lautend: 
„Man kann ganze Tage im Nenenburger Jura herum- 
streifen, ohne ein Wort französisch spreciien zu hören, 
alles ist deutsch." 

Der Herr Verfasser fafnt diesen Satz, welcher, wie 
erwähnt, eigentlich für die Societas Kntomologica ge- 
schrieben wurde und nicht als sprachwis^seuschaftliche 
.\bhandlung, zu wörtlich auf. V.r hätte denselben mehr 
in Zusammenhang mit dem vorher Gosagten bringen 
sollen , dann hätte er nicht , diese Behauptung als zu 
weitgehend" erklärt. Dafs die französische Sprache aus 
diesen Gegenden verschwanden sei , wollte ich ganz 
und gar nicht behaupten, sondern ich meinte damit, 
dafx auf den betrefTeriden Ik-rghöfen , von denen ich 
sprach, alles deutsch sei, was ja auch Herr Dr. Zemm- 
rich selbst zugiebt. 

Em veranlafst mich dieses, auch auf einige andere 



Punkte der betreifenden Abhandlung einzugehen, was 
ich mir als Deutschschweizer, der dazu ziemlieh nahe an 
der Sprachgrenze wohnt, schon gestatten darf, nament- 
lich noch, weil ich durch meine zahlreichen entomologi- 
schen Ausflüge Gelegenheit hatte, wie wenige andere, 
die deutschen Sprachgrenzen und Sprachinseln kennen 
zu lernen, sowohl iiu Westen wie im Süden, und wenn 
mich auch rein entomologische und nicht sprachwissen- 
achaftliche Studien in die abgelegensten Gegenden, 
namentlich der Alpen, führten, so habe ich doch im Ver- 
kehr mit den Einwohnern sehr vieles erfragt und er- 
fahren, das mir erlaubt, auch mein Urteil Ober die frag- 
lichen Verhältnisse zu bilden. 

Vor allem bin ich auch der Ansicht, dafs wirt- 
schaftliche Verhältnisse fast ausschliefslich 
den.\u8tofs zu diesen Sprach Verschiebungen 
geben. Wie ich gerade in jenem entomologischen 
Reieeborieht erwähnte, taugt der Eingeborene, also der 
französisch sprechende Bewohner des Bemer nnd Neuen- 
burgor Jura, weniger für die Ijtndwirtschaft und widmet 
sich liel>er in den gn'ifseren Ortschaften der Thfiler der 



r»vl Born: Oi« >praoliliRli«a TnbftUBiM* in d«r Sohw«iiL 



Indutris, DABieBttuli <l«r Ubmiiiidiistrie, die Idar itiniii 
Buptoita hat, und so gehen di« Banairikdl» der Berg* 

OMh nnd nach fast alle in den Berits, bier and da ancli 
nur in I'iiriit des ziiheii licniLT Raiicni über, der ein 
Laudwirt erster Kla&tte, ali«r auctt fa«t uusnabittulo« ««hr 
konaervativer Katar ist. Die Leute aetien in ihrem 
nsuen Wohnorte Hie RUgewohnto Lebensweise ihrer 
Heimat fort und bringt u auch ihre dsuteche Mutter- 
ineehe mit, weloher sie mit ilirsr gmun Femilie treu 
Usibeu. Uad geetKrkt wird disae ABbtngliebkeit neeh 
durch die ebenfall« in jenem Reisplierichte ReBcliilderte 
Hinrichtung d4js „\S«lacij Huufl'', wclrhf im Summer 
auf Wdohen hinaus ganze .Sctuiren deutschsi. rechender 
tandwirtschaftlicher Arboiti-r lui^ dem „Bernbiet" in 
diese Gegenden bringt, hi«r wird die dentsahe Sprache 
danb die freasSeisehe Sehul« uicbt mehr w^ygewisebt 
nnid wenn »ndi die Kiader disee iniamimiA/ua Seholen 
der Tbtler baeveheii mflasen , so leroso «je bftebatens 
noch zu Ihrer Motterapraebe die fraoRSsIsebfl dazu, 
^)hn^■ iTHttTf 2U vergessen, und du» ist IcL-iii Sdiadon. 
liier üiud also die landwirt»chafüicben Verh&ltuisse die 
Uraache, dafa die deutsche Sprache auf den Bergen 
michtig um aioh greift) während in den Thälera sieh 
die fransösiaebe hilt und hier und da sogar sieh aus- 
dehnt. In dienen grflfseren OrtMhsften wiidnberlwairt- 
iteUich ührentndvstrie betrieben und msa kenn wirk- 
lich sagen, dafs die Ulirmadiprei rpin franzö^isclie 
IndUHtrio ist, die ihron Ursiirung und liutfitehung in 
rvin fran/.Osieclien Crpf^endpn gefunden liat. Alle in der- 
selbeQ vorkümmtindisu technischen Äusdracke sind 
firsuOeisdl, nnd der Uhrmacher konnte sich bis vor 
knrMn tmt in frensAeiseh epreokendea Gegaaden »lu- 



In letster Zeit sind auch Uhrenfabriken in deutseh 
spreebenden tiegenden des Jura errichtet werden, im 
Kanton Solothurn. und du ist es mir beiundar« in Welschen- 
rohr, einem Dorfe des Düonemtiiale«, aufgefallen , wie 
rasch davselbe durch diese Uhrenfabrik einen französi- 
schen Anstrich bekommen bat, hervorgemfen durch die 
Lebensgewohnheiten dieser zum grfifsten Teil französi- 
sehen DbcvnnrbaitM'. Dieae Leute wollen ibr Gaß be- 
midieB nnd ihre Fsrtie Billerd spielen , waa man sonst 
in unserer Gegend iiicbt Ijeiinl, ich wenigsten* habe nonh 
nie einen linuern mit aeiueu Ktliwicligen Iiiinden auf 
dem Rillfiril herum hantieren sehen. 

Eine ahnliciio Erscheinung gewahrt mau as. Ü. auch bei 
grofsen Tnnnelbauten in den an den Mfindungen liegen- 
dea Ortaebaften, wo ittr liagera Zeit gioläe Seharen 
halia^Bohar Arbaitar aibb nnflmlinn und akh bUaUoh 
ainriehtsin. D» siebt man sieb plSdieb naeb Italinn var- 
»etst. 

Der Atkerbiiu wirkt Li!äu mehr germanisierend, die 
Industrie, besonden die Uhrwacherei. aber gallisierend 
auf die betreffend« Gegend. Ein sehr wichtiger Faktor 
aiad aoob die Eisenbnhnen. Gerade wie längs der unter 
daateeber Terwaltun^^ «'.übenden OotthardbaliD durch 
den gsnaen Kaaton leaain bu binein naeb Italien (be- 
sonders in Lnino) Kelonieen von DenteehsebwmBem, be- 

ntebend aus den n.ibnbeaniten und ihren Familien, ent- 
standen bind, MO hat die unter fruuzösifscher Verwnltung 
hteliende und von Lausanne her in Wallis hinautführende 
Jura-Simplon-Bahu durch dm ganze Waliis hinauf der 
Aosdebnnng der französischen Spruche Vorschub ge- 
leistet^ einerseits dvrob ihr ftharall stationirtes Personal, 
aadeneits dnrdi dia Terbesaeite VeilEebraarlaiebtemDg 
mit der franzSiiischen Schweiz. In Biel, wo die franaSsi' 
sehe Sprache sehr zugenommen bat, wirkten zwei der er- 

wiihnfen F.ilitorun zusiinuueii , Mamllch die AusdehnunLi; 

der dortigen Uhrenindustrie und der Hau der von ver- 



Inrafbilem bar ein- 
mündenden Kisenbabnen. 

Ein weiterer Antrieb so dieser Sprachen Vermischung 

ist der Umstand, dafa der Deutacb^idiweiz.er ^«rn 
and leicht sich die französische Sprache aneignet. Wii-d 
doch bei uns in jedem g^üfseren Dorfe in der Schule 
neben dem deuteohen auch französischer und sogar eng- 
lischer und italienischer Unterricht erteilt, während der 
firanaOsisoh sprechende Sdiwaiaer, wie der Franaoae 
selbst nur ungern und bfiehst mangelhaft fremde Spra- 
chen lernt. Es wirkt dieser ITmetand nach beiden 
Seiten, sowohl für die IrnaiAiuisuha als audorwürts tür 
die deuteche Sprache. 

Der Herr Verüsssor ^nbt, es gasohebe aas Vorliebe 
für die Aransöeiseb» SprMfae, Fnut»B«elei, wie er es nennt, 
oder sogar Seham fttr die deatodM Hntterqnaobe, dafs 
in gemiechten Ortschaften der Gewerbetreibende »eine 
Aufschriften und Ausacfireibnngen viel häufiger in 
französiapher alu in deutseli' r Sprache erlasse beiw. an- 
bring«?. Ks L'eschielit die» häutiger aus anderen Grtinden. 
Der Betretfendtt weif» ganz gut, dafs auch der un.iiiHgige 
Deutschschweizer franKosisch versteht, nicht at>ev der 
Fraasoae dentscb and «o ist es Tiel aweekmiüüger, die 
betraiAnden Anssdmibnngen fransflsistdi ni maofaen. 

Es ist dies natürlleh für die Austircitung der französi- 
schen Sprache nutzbringender, anderseits aber auch ein 

Kompliment für den hubercn dartbaclittttUiebao Büdvaga- 
grad der Dentechechweizer. 

In den saldreieben groben Tonristenmittelpunktaa 
oad Eanwtte dea Oenfersees, wo aiiia idur MUteieba 
Hoteldienersebaft nötig ist, wird Ton derselben die 
KenntiiiH boider Sprachen verlangt , hHufig sogar noch 
der cngliäclu n, und deshalb werden dieüo dienstbaren 
(ieinter hauptRächlich aus der deutjchun Schweiz ver- 
schrieVten und dadurch lind diese grofoeu deutsch- 
sprechenden Minderheiten am Genfernce zum gröfsten 
Teil entstanden. Viele dieaar Lente bleiben dort, Ttr- 
heirmten aiob nnd laaaen Verwandte nadiknmmen. Die 
aFremdeniudustrie" wirkt also gerade durch die 
Leichtigkeit der Deutachschweizer, sich fremde Sprachen 
aaaneigncn, wieder mehr germanisierend. 

Ähnlich sind die Verhftltnisse an der Biriera, wo von 
Nizza bis Genna nnd Pegli zahlreiche Dantaehaobweiser 
im Ilotelweiea tbitig sind, neoaidinga sogar bis nadi 
Ägypten, nnr mit dem ITntersehiede, dafs sieh 
hier seltener d(iu<>rrid niederlusüeu, mmdomnacb] 
gong der Saison in die Heimat zuriiickkuhren. 

Dafs die Post ein wichtiger Faktor in dieser Be- 
itehnng iet, glanbe i«b niebt nnd wenn eehon etwa ein- 
mal ein faat ansaeldiefldioh frnaiSaiaeb 
Postbeamter in eine mehr deutsche Ortaehaft 
wird, so geht deswegen sicher kein Brieflein TeriiOraB. 
übrigens wird, so viel ich weifs, von aUeu PostheSUten 
die Kenntnis beider Sprachen verlangt. 

Herr Dr. Zemmrich wirft uns Deutsehscbweiseni 
.nationale GleiehgAltigkeit'' vor. leb glaube, wir kdunan 
trat dann nnr gratniieren, dafa wir kmnen aoleben 

' 'ifheDkrieg heraufliepchwüren , wie dies in der oster- 
rLiihiHchcn Monarchie der Fall iat und ftudere Leute 
kunnten gerade in dii ser lieziehung von uns lernen, wie 
wir mit unsertiii vier Landessprachen in allem Frieden 
miteinander fertig werden nnd Jeden apreeben laseen« 
„wie ibm der Sehnabel gewaehsen iat", wie man faei «na 
sagt Wir beben jedeniäni in iBeeer Beiiabnng aiebta 
an lernen. 

Welche Nation Europas ist flbrigens nicht kanetlich 

konstruiert Vun der nüterreichiscben Mcnarrhie, vou 
Uufsland will ich gar nicht reden, aber auch Üeutsch- 



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976 



land büt seine Polen, Dänen und ('ranzosen, und Fnmk- 
reich seine Basken, ßreionen und Italiener. 

Herr Dr. Zemmrich »olwiBt dü Amidii sn h^g«B, 
Anh wir 1>Bntoo1iMliv«ii«r mdur nit FrankTweh tjm- 

pathisieren , nls mit Ileutschland. Ich glaub<^, er irrt 
sich, Unsure guuze Kultur, uiiser Geistesleben ist duuUuh. 
W iv penieiapn aUbs, was Iieulsrhlftiid auf geistigem Ge- 
biete bervurbringt. Deutsch« lYofeiisorau , Lehrer, 
Klnatler und Sohriftsteller leben in grofser Zahl unter 
«ae und Allikii n«b mai*t aahr h«Miiiaoli} di« jOiigtton Er- 
•^iaw in fVnokrmb tqh PtaMna bb mn Ihvjtvm- 
dundal sind übrigw« gar nJoht d«sn aagetlian, fran- 
eSgische Sympathien sn sttrken oder sn erweeicen. Aber 
wir sind eben Tor allem nur Sfliwelztir uiul willkoiiimeii 
ist uu» jeder, der uns freundlich und mit lauteren Ab- 
siebten entgegen kommt. 

Aber jetxt kommt die Hauptsache, der Bewaiai dals 
wir Deotschocbweizer doch mehr NatioiMJitKt^gtfBlll htr 
•itsMt, nie Hör Dr. ZornarMh gkobt 

Denelbe nsnut unser SohwelMrdMtsoh „TSrkttni- 
merte deutsche Mundarten, die ein paar Meilen wciirr 
▼on ihren eigenen Sprachpanoisen kaum mehr verstauden 
werden". Danke scliou I'iir das Koiijjilimeni ' 

Wnhl hat jede Uegeud ihre eigene Mondart und das 
iht yA liüä Iiittire«sante daran und ebenao interessant ist, 
dsls jade Gegnnd bsiUg ftberaengt ist, liiB bnsitst dis 
sobfiiwls d*TOtt, aber so TMwdijnden rind sts dem d<tdi 
nicht, dafs wir uns gegenseitig nicht verstehen könnten. 
Vom Monte Rosa bis <um S&ntia kann man sich jeden- 
fulls Liborftll vert^tundlicli marlieti , wenn man nur ciucn 
der vielen »Scbweistr Di tlekte kennt und sogar noch 
veitor im Sshwarzwald und in Tirol. Ich bin wenig- 
■iooB mit SehweiMrdeutsch in daigan Gsanndsa dieses 
Utatereo Lnades beaeer snsgikommeii, tM mit Sohrift- 
dsntiab; msg sein, dals isb kMeras eben such mangel- 
bnft beherrsche , jedonfslla ftber so gut , als die guten 
OSioler. 

„Verküiuuiurtu" deutBcdie MundBrlea solleu unsere 
Schweizer Dialekte sein ;j<'deiifallH »ind sie viel Alter als die 
deotacb« Sehriftspraohe, und nicht modernisiert. 

Unser Sehwniierdeutseb ist dazu jedeni'alk reiner, 
freit« von allem mSgUebea aatiken nad moderaea fremden 
Unkmnt, eis die deutedie Sehriftaitraebe, nanenflidi 
die Sprache, die Ti.n den ol>eren Klassen in Deutsch- 
land, von Gelehrten, MilitärH und Spcrtuleuten, gesprochen 
wird. l''.int:-n guten lieweiti dieser Beliiiuptuu^ bringt 
Herr I *r. /ummrich scllMit, indem er i$agt, dmla die Deutsch- 
schweizer immer Neuenburg, Neuenstadt u. s. w. sagen, 
der Deataebe »ber meiai Neacb&tel, Nenverille» was sehr 
riebtig isi Obrigens eehwat aiir oaser abeimeligea" 
Schweizerdeutach in der letzten Zeit doch recht hof- 
fähig geworden zu sein ; wie täfst sich sonst der relfocnde 
Absati^ eikliiren, den die Scliriften unaans Jenadas OotU 
hclf gerade in Deutschland faudeu. 

Unsere Sprache ist aber auch der Ausdruck UDseres 
Volksgemütes und unsere« Volkslebeae, etwas rauh 
und holperig, aber roll feiner Wendaagea, voll tarter 
£itenb«itew, dia der eigentliebe Oeataebe, der sia in 
sebr selteaea nUfea bdierraebt, eben gar nidit kennt. 
Vji i.stjdoppelt auch zu begreifen, ja ein gutes Zeichen 
seiner ExistenzfAhigkcit, dafs bei uns auch der Gebil- 
dete sich im inneren Verkehr ausBchliefslich des Dia- 
lektes bedient, was viele Deutsche eben nie begreifen 
kennen. 

Es ist riehtig, dafs deijeaige DenUehscbweiMr, welcher 
eelteoer mit Äsiobsdentseben in Verkehr kommt, oft 

Mühe hat, sich mfiiidliili'sohriftdeutHch korrfkf ans;ui- 
drUckeu. Für demjenigen, derselten dazu kommt, istdies 
»pcb kein grober Qehadea oad wer mehr Gelefaoheit 



hat, doatacb su sprechen, der lernt en meher so gut, als 
er mü eigenflichen Fremd^pracUeu fertig wird. Ich 
glanbe, gaimda die lablreiolieB benisoliea Bsnera and 
Kleer, ms sieb ta Ost- and Weetprenben asfbalten, 

werden sich so gut dort <lurchseldrif^en . nie ^'-uen- 
bnrg«r Jura unter l'rftiizoaüu, und wenn die rauiien Kehl- 
laute n'.eli oft den Schweizer verraten, so liaben ,-jie 
sich dessen nicht su schämen. Wir haben uns auch 
nicht SU schämen; so lange wir „adnrataidanlBah* 
redea, sind wir immer aoeb gute OeraMaen, wenn aaab 
nUM BeMhadentsebei nad eo laage wir aaaers Hoadart 
hoch halten, bilden wir den besten Wall gegen dasTar» 
dringen der französiachen Sprache von Westen her. 



Hie Siedelangaverkiltnigse .\erwfgens ')• 

Siaeei enoMpAntai nnd vortrefflichen, mit einet Karte 
Tersabanen InangöraldiMertatim äad die ErgebDime der no«^ 
wagiaeben Ycdktzihlttog von tWl an Qhniade Kelegt. IKe orte* 
anwesende BevOlkemng betrug 1988 674 Peraonen, wovon 
4S7 680 auf die Btädt«, 1 994 Personen auf di« Laml- 
b»v5lkerang ent/uUen. Die Bevfilkcrun^itiflitlplifit betrug 
für Jiis tr»nze Norwegen Perx^iifii iiro Quadri^tkilo- 

nielrr, nul. Aut«eMnfii (ter KtAilte IVinoiieu pro (jna- 

dralkilonibter. In bi'j(jtfoprafihiBc]ier Beziehunp • rgwbt 
•ich die BeitatiguDg der allgemeio j^ltigen Uesetie: 
1. JKe nttriUaben Imtsr aiud aahwinbar tarfilkec»! S. die 
Küstaniaaiter aiad dieihter bevSlkerl, eis die das Wan aal s B i l ae; 
3. Ji« Xmter, welcli« den niedrigsten Ant*!) an hoben Ge- 
birgen anftaweisen haben, sind am dicUtetteu bevCUnttb 
MiMlrig« geoin«pbi»che Breite, Heeresnähe und gerings Sr> 
hebang über Met-r-vtnivcau wirken also anw hier ßr- 
denid auf die BevftlkerungMiiclitigk«)!. 

Dia hohe nördlic)ir Breiti^ u;ii-t>i. den Bevölkerung*- 
verhültniMen das Oeprag«- der Dürftigkeit. Finnmarken liegt 
an der Orenie des bewohnten und bewohnbaren nad unbe- 
wohnbaren Nordpolgnrteli. Diese Lage bewirkt, da£t Siraokan 
mit lafeeni dOnntr Bevölkerung Btan dlMswiigen, and dalli 
doh hier eine amcke Neigung cum Nomadentom MmaitlMT 
macht, wo nur die TatbUtnJM« es irgend gestatten. TH ^er 
Pflanzenwucbs tn dfilMg ist, um in grttfaerem HaTsstah.' eiri^. 
•«riihftfSe Bevrilkernng zu emfthreii, i*t. Inuertf des LamJrs 
I bifr norh jf.zt der Tummelplatz numaiH'^ier'-'nder Luppen 
' mit ihren Hennti?rber(5i^. Die übrige U>'vr)lh. run(; Finn- 
marken» wübut Hl) iliT KiiBtc, wo iler Iteicblum ilf« Meeres 
: die Armut den Wuües weniger fühlen W'-. I'ie feite Be- 
öadalnns bat nur den Charakter einer Kob lü^ation. aad 
diese KokmisatMo ist nur verbUtntsB&faig jungen Datama. 
So sind das MaalsslIUMl und Bardo enk am Anagaage daa 
vorigen JalirhBmIerta Icotonisiert worden. Nordland Uldat 
ein Übergangigebict von dem dünn bevölkerten Finnmarken 
zu dem dichter bevölkerten südlichen Norwegen. Der Küiten- 
chnmfeter deMetben tritt mich in ^er Besie<!elnnfr hervor, 
dir' nii-h im w i'sentlitheu am' diu Küste bencbrankt. da daa 
Innere »einer hi>tiercn Läge wegen rauli und wenig ein- 
hidend ist. 

Wie in yinnmarken , so zeigt sich auch in den höher 
liegendea Oebletea des stdllebea Horwegeas eins 
eaaiiima a i e DMUgkatt der Lebensfanktiaaen; man hagagnai 
Uar wieder den fnir die arktischen Oegend^n uharakteristi- 
aebanVartreteni des Pflanzen, und Tierlebcni. Das Benotier 
kommt hier vor, iih-li' »Ixt nict.t iiii lier Xomaden, 

sondern divnt in der Lurin vim jM({dbarft!j: Wil<)f iKler als 

I f?eblaebtffiT /uv }!efii*-iiit_'iiiiir der llf diirfni^^se deb Kultur- 
ini'n»< lit'ii. Auch auf dtii JL'nschen i.bfii ilie I loLenv-Thklt- 

I ui>«« ihren Kinfluri. J« wuiter man hmauf kommt, desto 
zerstreuter wird die B«*iei1elung , und srbllelUieb wild die 
Grenze der Isatsa Betiedelong übervcbritten. IMsae Oraasa 
fillt in daa Alpaa mit der Orenrn daa Qatreidebauo (etwa 
1500 m) mmmmao. In Norwegen ist dassdite Rnnitbernd dar 
Pall; aber hier erreicht der Getreidebau nur die Höhe von 
6(>Um. StellenweiiSis überscbreitet die fest*- Beaiedelung jedoch 
diese Höh«. Im Jahrbuche <I«k Kfirwegischen Tr^uristeo- 
Vereins für 1879 wird die Ziilil 'fv ^[e^Jl^^:heu. wcU-lie liölier 
als «00 m wohnen, auf ISOuO ver.»nsi hlai;t, d.e »ich «of ein 
Areal von etwa SOOOOtikm vtrn ileii , ii> diif» pro Quadimt- 
kiloroeter u,ltl Personen wuhueul li.vi k-xuit kaum Oelreids 

') Kacb Bagban Ua^nua, ätudier over den norake bebf^geli« 1. 
CMsIlaai«, lUtTaar Ir Bflle, MM. _ , 

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277 



gebnut werden; Yiehsacbt und Waldwirtachaft wurden die 
wichtigeten Krnäbrnngnweige der Bevölkeruog, beide kk>«r 

»iiitJ ifhr s'xtenpiv, d, b. die Emihronf; ^iiicr t-inielnen Fn- 
liiilic ertori.lcrt >'ineu ^'Tofseij KluflieiirftU-: ' r üebiele Nor- 
wegen«, welch«! »kb mehr all 000 in über lin» 31 eereaniTeau 
erbeben, können daber tum grOrrt«n Teile als unbewobnbur 



und unbewohnt b»trMht«t werden, und dai rind 



de« 



In aaduratr W«iM mmikt wUh dU atlanttteh« Lage 

Norw«t^i bemerkbar; denn bier ' treten die Bigeotfimlicb- 
kelteti de» Beeklimai in den Vordengrund. Dai Seeklima 
bewirkt «nniiehst tfine An«(jleicliuiig i1i»k TTtit<>r«eli!«»ilMi 7.ve\- 
Iclieii Süiieii UDil Norden und wirkt gleicbzf itij; slevif-reud 
auf die UöbengxirteL Bo wenivn ilrii Menuchen ^ÜD^tiKerf 
Lebenabedingungeu bereitet, uii<) (Inher nimmt NL>r\v<'i;(!u 
uatCT den nördlichen RandUndern die am meisten begün- 
■ticu BMUnng «in. Bit in den iatonrtm Morim, wo aa 
raaeraa Amkten «itor gleicher Breite die arktleebe Natur 
•0 Äbirwiegend kalt und rauh itt, finden wir in Norwegen 
dto Spuren der «uropüiechen CiTilisation. Von Frubolmen 
leuchtet ein Lenebtfeuer ertter Klarae in das Dunkel der 
Polarnaebt binaue. Hammerfett, die nOrdliobtte Btadt der 
Rrde un;er TO' 3«' nördl. Br., wird <liiroh ^-letlritcbp« I,irht 
erlem litt't. Vnrdi> und Vadsu ^ipLen in lebliaftem , uuunler- 
bro<^beaelu Vorkebr mit den ȟdlicbi rdi Gt^ijundeu. AI1<- 
Bra<-b*inungeii de* modernen Kulturlebenf sind bier oben 
vertreten. Doch dben oicbt nur gOnttlge klimatieebe Ver- 
ktllntaM ihm Biil«b| dar B*i«htmai ll««r«> 
tautet in waMBlUahgiD ItalM EimU Ar dto VnftiichnwrltvK 
und Armut dei Bodens. Die Fischerei ist von jeher einer 
der wichtigstem Erwerkecweig« der Bevölkerutig gewesen, 
und damit »If-isun StiViiirahrt und Handel in Vurbiiidung. Der 
Verkehr njit. dem Auil.mde wie mit den tihri^t-n I^^nult^steilfn 
wird durch die Näbe des Heeres gefördert, umi bo wcrd«n 

Vorteile der atlantischen Lage des Lande; venuelirt. 

Alle dicau Verhältoiss« erklÄrcn die Dichliglkeil d«r 
liedelung an der KQ«te. Bin eehr charakteristisches iCengnIs 
(ttr d«B Kinlluf*, den die Nkhe des Heeres auf die Dichtig- 
M( d«rBevOlkMiutg äbt, liefert die kleine Insel Qripaholmen 
bd XriftiaiiaMlnd. 0,04 qkm grofs , trägt sie 46 Hftoser mit 
198 Einwohnern, liier kann weder ron Viehzucht noch 
Ackerbau die Bede eein, sogar die Wasaerversorgung l&fst xo 
wünkcben ttbrig. Die Ij«ute, welche sieb hier nlideinilisesn 
haben, sind ausschliefslich durch die RaiohMmtr ÜMNt 
herbeigelockt und festf^liEthen wurden. 

Heiland irilt (Joid i: i n i U4ini»<)iil> amt) die Uarden 
in Bomudsli-Anit in Kui>ti;uliÄrd«ii und KurdenlmnleD. Das 
Verhültiii« der lieToIkerunftsdichligkeitt-n in deti«eltM>n ist 
3:1, indem in den Kiisteobarden durchactanittUch 16,4, in 
imtttäuiku^ifittKaamm Mf dMi^yadnithiliaBtUrham- 
iiMn. Ja N«riIi«>BaRtobw-ABit hat a«To(l«i Bofa, ihMi« 
wesentlich aus Fördenbarden beetebt, .1,62 Personta pro Qaa- 
dratkilometer , während die Vogtei giSnd- und NordQorA« in 
der dio Meereskii-ten ni'hr vorherrschen, 6,58 Personen pro 
QuH<lratkilom><t>'r ziitikn. Die sechs an das offene Meer 
gr- nzirndrii Hurdon di»'»«r Voj«;!»'! ziihlen 10,33, die lehn in- 
niTi ii Fcirleii- und ltitin>;nlitiid><lianlrn 6,08 BinwuhiiiT pro 
tjuadrutkilumetiir. la ütjutiits-iii^rgetibue-Amt haben die zwei 
üufaeren Vogteien Böndhordland und Nordhordland bezw. 
11,38 und 16,67, die innere, llardanger und Voia, nur 3,32 
Blnwohair pn ttaadntkifamiMtar. la dar Uite Vaglai haben 
di« Mdm KteMnbardm: "Stam «ad Vm aad HflaMk dmh- 
Mhaittlicb .H'j,6, drei Fordenharden (Henred, Lyngdal und 
nrtnudal) 14,9 und die vier Binnenlandsbarden (Higeboetad, 
Fjotland, Bakke und Sir^nlün) 1,7 Kinwotanar fTO (taadnt- 
kilometer. In Nedan«s-Amt bat diu Vqgtlt ItadtaH UfiO, 
Hutersdalen 1,66 pro Qn.-idratkilarui.'tiT. 

Die lokalen ürüni-luMi, dif »n jedem i>ia/.' Iticn Onr 
vorbandeneo nMürlkiben Bedingungeu, k<inui-n znnr dl« 
Wirkung dir aUanaiatii OmMH hMinlluii^en. ni>-itii(U utier 
sie gAnztloh aurliaban. 81« dad taOs oro^^raptiiiicher, teils 
aMintanistisoher , teils geologischer, teils klimatologiscber 
ITattir. 

Wenn BUndre-Bergenhos- Amt >s,4'>, Ronualals-Amt 7.»S 
und Nordre-Itorgenhus-Amt nur 4,88 Einwohner pro Quadrat- 
kilometer haben, so ist die l,'r=>acbe iJiwipr Vtr^cliiedenhnitun 
in orogrnpbiscben Verhält nisM:ii zu ^u<'lll'M. Nirbr. nur 
die Höbenverhftltnisse, sondern die i^utwiuk«luQg d«r lurriun- 
Verhältnisse überhaupt übt einen Einflafs auf die Besiedelung. 

in den westlichen FOrdengebieten 



Beqaemlicbkeit der Zugünge. Wo die natörlicbcn Voraus- 
setsongen der Besiedelung günstig sind, kann der Zuweg »o 
««■hwierijf »ein, daf» dis TrftnsjwirtkosK'n z« grnr« werden; 
inf'-jI;/edeH(*^n beiden derartigt:' S'ellt-u entweder uiib«nutzt <ia 
I oder dienen höchstens zur U«ugewinuung. Mehrere wüste 
Hufen finden nur ihre Brklärong darin, dafe dieselben ver- 
la«a«o wurden, weil di« 2ugi4nge das Herbeischaffen des zur 
Uatarhaltaag dar OaMad« tlo. dtaamdea MaUctoto ar- 
schmitaa. 
In 0( 



Steile Abhänge, wie sie in 
MgtiarilAte liad, tüdaa dp 
nU, 10 dafi dia IMadalnaf 



5aa • 
■ie sich dagegen in den östUch«n 
Thälttrioben In Form von auf weitere Strecken bin ununter- 
bcoebeaea Stniltai Ua« dam SSU attid«hs«B. Bia aadarat 
ategta|ilriKhw ytcUntau von toMadtnr Badcatarag M dia 



aro dJ« natürlichen Bedingungen der Ba> 
siedeluog nidht cViatig sind , kann das Auffinden abliaa- 

wilrdlgi-r Vrt» und Metalle eli« dicTili-ie B^.-li di-Iunjj ver- 
aidÄnwn , » ie liics bei Bftro* («'Jr'iu hiK:hJ und bti den 
K ,ipferjfi ubtüii von Sulitelm« der fall uew^een ist. Kiit wich- 
figfir Faktor ist bier ein leicbter und b*<in<inier Zugang, da 
die Bedürfnisse der Bevölkerung sämtlich hinzugefllbrt 
«erden müsaeu. Sowohl nach BMM all Baah BoUlcIna hat 
man EiMabahnen flihroa könnea. 

Unter den kriwlea Tarhlltaima hat vielleicht die Ba- 
schaffanbaU das Vnteryrandea dia gröfst« BedeutOBfi 
so dafs die geologischen Verhältniase beaouderer Beachtung 
wert sind. In Atker Harde wohnen nach Heiland fast alle 
Lente auf Thouschiefern , Külkutefn isn*! Thon, wvibrend d*r 
l'orphyr und der Graiiii r;t«t „'huz der Hev.,lkenin>; bar sind. 
Atif dem Soritjjebiete awiaclieu i!»j;efjuril und Huggendal ist 
dir lievidki-ruDif weit dichter al« auf dru rund uinberllegen- 
d«n Strichen, deren Cntergrund aus dem harten, tchwer ver- 
wittMBdM UtaadaiMt hltht. BhUMO in bai Skwnuid 
dar IiahiadaiMi aar ipirBeh «ad laterrt angMehBaSbiif 
besiedelt Dagegen liegen die Hftfe an dem sogenannten St. 
Ülafswege in einer bestimmten Linie. Der St. Olafsweg i»t 
ein is,8km laagar and 80 m bnltar Diaba^ptag, und dor 
Diabas verwittirt, «baan wia dar Marlt, MohtHr ata dar W 
brndorfel«. 

I'nier den k I i matologischen Verhältnissen Hpielt 
aatuBUtitcb die iisge zur Sonne eine grulse Bulle. Oen Süden 
abfallende Abhänge sind «tatar atfrkaiaa BMOOBaBC aaiga- 
setzt, so da£s dieaelben leiehUr dia «ffofdarlidw Vtma er- 
balttSt vaa aaf dia Vegotattra und dl« Batladdaag von fOr- 
daradam Bfaflima iit nad bei dem AstUehea ytrlanfo der 
meisten norwegischen Thälcr erhöhte Bedeutung gewinnt. 
Die WindverhiUtniss«, welche bisher allerdings wenig unter- 
taeht sind, «ben »uch eiin*n nieht zn onterKcbStretiden Ein- 
flalh. Die Arm Wmdo »UH^esetzlen Slt-üi-n, an dfiien auch 
dl« Ve)i;e<aiioii verarmt und verki iippelt , werden ebenfalls 
von MensL'lien gemieden. An '.er Küste , »o Handel und 
ScbüTahrt fdrdemd einwirken, werden die geschützten Bund« 
nad Vika bai dar Baiiadalai^ havatangt 

Baa hatoadan iBtanmata Xnahcinung zeigt ^h fa 
mehreren norweglNhaa Ttolatrioben, nämlich, dafs die Be- 
siedelung niebt dar Thaliohle folgt, sondern die 
Abhänge bevorzogt. Die Ursache ktinn darin zu nuelieii 
sein, dafs die Thalaohlen kälter, f«ui bter und niigeKiiru)4'r 
sind, teil» »ueh in der B<^balT«nhelt des Untergrumin» l:>>:en; 
an itudercii FSifllf.'i kann die höhere I<age Schutz ge^'en 
Übentchweuimungeu gewähren. Hansen hat für Gndbranda- 
dalen nachgewiesen, dafs diese Erscheinung auf di« VadüUt» 
nisae nach der Biazeit zurückzuführen iiÄ. Am Koda dar 
Bisaalt, «Ihiaad dar aogananntan aabglaelalan Farioda, 
wardas dnrah dia Baata d«a gröllMi Otaiiahara, dar MUeb 
der Wasaersuheide lag, Seen aufgeataut, welche durch die 
Ober das Wentlaud und Trondhjem führenden Tlialstriobe 
abflössen. An den L'fem dieser Seen f*nJ die erste Tic- 
siedelung st^tt. 

Unter di.Tii F.uiili;?wf dicner Fakluren lial*n mcli ni Xnr- 
wegen <lr»!i T^pfH der Besiedidung au»j;ebililel : 

!. Uit K ü s t e u bes 1 1 :il e l u nj,' , dje KttiStsn utnl d^^ I.*ud 
ara I hiiKti,iiii»i'|iird, unMi.Keii und teilweise aocli lon Hecken 
des l'rondbjemfjords amtitsa«nd. Dieter Typus ist über 
griibere Uebiete ausgedehnt tind Ml|t 4nh aai 
von den orognipfaiiahan Varfalltoiiian haatailalht. 

2. Di« VArdanhafiadelaaK in dan inaaian Förden- 
bygder, w«Wha laAdga dar hltmgan itailan Ab«t<irze der 
Küste mehr «erstreut und unglelchmärsig ist. Die Höfe 
liegen einzeln an bequemen Punkten oder au den Klfmün- 
diinget) ZH«Rmnieni;pdr:1ii(tt, wo die Alluvialbildnngen gT&r>or«n 
BaUBi Kewiibrten. 

3. Die Ibaibesivdvluug schliefst »ich eng dem Tlial- 
strich« an , verzweigt sich In die Nebeulhäler und geht in 
gröfwen Hüben auf die NordMite Qber. Au manchen St«Uen 
liagaa dia HMh aaf daa AbhSafia. «Ihrand dia Thaiaohla 
■nbawohnt liL Sfai diaiahlaimiBhaB Marknal M dar U» 
in den mittleren Teil d* Tbalaa tnutttarbiaelMBa Tailanf dar 
Biedelungen , so dafs dia Hflfc dan Sita !■ ' 
dOnnan tttraifana folgaa. 



Dia 



aa».»^l.aha. Oabtau kö^^l^c^^ Go^lc^ 



S76 



BAohsmfcsD. 



nicht aufier Aclit ((plapn-n werden, wo du» Jnu ciirliH>»ten 
benedeite Amt nur iij Einwuhiitjr pro QnadrHtkil'uiif-tt-r bat 
und diu meisten Ämter kaum zebo erreidien. Zudem er- 
NialMB ^mtalgM a«M«M, «alcba dar UeoHh nielit Miiiem 
onmlttallwrm Wnllnw antarworfni oder Mr mId« Swtcke 
varlndert und umKeataltet hat, 97 Pror.. vom Flicbeiiiutmlto 
ita ganzen Landes, und aofalieriilicli können »ie einen Kiiiflufii 
auf die Itcuiedvlang der umliegenden ätriebe auaäben, (O 
dafi »ie ni' lit ohne atithropogeograiibiscbe Bedeutung sind. 
All iioIi>t}<> itn<'iknm<>n!<trli)> <>(>bi«t«, täUa fördernd, teile hem- 
meiul, treten in SctVifK-n »ui. nMh BUInd: (BMiM MtMn- 
xtcbeud«! Zaiitmiueuiitellung.) 

Diese Zahlen sind zwar nicht gnm genau; nach Nor- 
W«g«nt oftUieller Sutislik (Bd. S, Nir. «02) beträgt das Oe- 
wntMtMl Horwtgem 32SSt0i,«8iikin, da4*BiB> MMbten 
WMaon 18 03«.7<q)ua; »fear m gja bhr ^ aw, di« gntn 
AvaMmun d«fielb«o ni MlgCB. 



1''™'- Areal 

1»"' 4m gsnan Um»m 

IS407 M 

Moore (und Sanpte) ..... IS 000 9,7 

(Schnee und Eil . &0t& tfi 

KHble Felsun 19t 007 $0,i 

Gebirgsweidvn, eutlegene Weiden, 
anf Weiden mittlerer Güte re- 
duziert 114 4riO 7JS 

Wald rtH 17« 

AnAkumeniaehe QehM«. . , . :U3 148 »7 
Ökumenische Oabiel«! ' 

Äcker und Wieaau >BM S,0 

Bt*dU«rriMrtra S49 0.1 

Morw«gMi . SXOtOt 100 

A. Lortataii. 



Bttchersclian. 



tttorg IIQkIt-r: CirundrifH der indo-nrischcn Thilo- 
logie und Altertumskunde, unter Mitwirkung von 

Gekhrtcn »na ÜstMraMi. DeataebiUld, £Djl«adi !«• i 
dien. UuUaad und AnulltK. Sbrmbhoif. Karl J. VrfiliMr, 

1 »t»6 ff. ! 

Julia» Jullif: Beeilt iM.i ftitt.' (einschlierslich der cin- 
beimiachen LitteraturK (irundrifs. 2. Band, H. H«{|, 1 
160 8. 

'/jtt den ft'ir i1i-n Ktlinoltijjjett wiehf ipstcii I!>?!träcen mm 
.Oruniirif-»" U.i-.hi- niulm«. J!il- 7 ' , Nr. - J , S. Jc.li ■,'<'lv.>rt 
.lolly- ..Ki-ilit uiiii gilte". i>er Vert'll^«^•r i»t »in'rkHnnler- 
[imi)^n iIpf beule Kenner des indischen Reclitc», ilcii wir be- 
sitzen, der wi« kein zweiter die umfangreiche Hechts] itteratnr 
dar fader beberrsobt. md dm dte SamlaitfliiklBtii Ar ; 
viel« wiobtlge Beitrag« sum ▼«ntiudnli dlMW Ulltttttur 
(namentlich treffliche Ausgttben und Obersetzuugen von 
Becbtsbüchem) zu Danke verpflichtet ist. Mit streng pbllo- 
loifi?cher Kritik vereinigt er aber aoclj einen weiten Blick 
fiir 'he i_'tbri'ilo),'i*ohe Bedeutung des ijniiiclien Kerlites, die 
hisloriKclu- Ktitwickelung desselben unti die Vcrwi rtung di-s- • 
nlberi fiir liie allgemeine und vergliMc-ln-iuli- Iti'cliinKrm-bicliie. 

Der Verfkaser giebt uns xnn»ulii>i (it<:. 1 tttn 4T> «inen 
ToUatindlg orientierenden Überblick über die gesamte in- 
dlMha SaehtaUtteimtar, so dar« wir dieselbe von den ältesten 
MiM, ibmt AaltaciB im dar tradiaOliMi Uttanttur. bis h«nb < 
Mt dia aUanwmitaB Warka tttar iitdbebM Becht, verfolgen 
kBnnen. Er behaxidett lodMUi 47 bin eo) it»« bocbloter- 
«Hante Familien- and Brbrecht der Inder Mit Recht 
verwahrt »ich I'rof. Jollr dagegen, du!» m;in die ridyaiidrie 
iien ,Rri(tclieti"' liiv'.-'rn Hlinpri clien will, '.ia für die^eUie mjwoIiI 
in) A)tiudlscb«u £po* i<U »ucb im iikkIitdi'h ln~lii.ii 'iie (iu< 
wi lerlegUoheten Zengni>a<' vorlu y;!-!!. h1»t iii'xe Polj- I 
andrie als ein Beweia tur eine ursprünglich allgemein I 
hacnolMBda Situ dar GrappnalM iwftnifcraii iA — dar * 
TatHuMr ■prieht Mb itkrmir nlcAit dirakt mm — , wshaint I 
mir doch xwvifelbaft. Die pol.vandri«clien Sitten »nwuhl im 
•Iteo als im modernen Indien tragen n&ulich den Charakter 
von Lokalgebränoben und «ohdnen in rein lokalen ▼arikUt- i 
niasen (wie Armut, Mangel an Frauen, Abneigung fagen ' 
Teilung des Faniilien^ntesl bcgrlinflct ru seir;. 

Man hat auch die vielen aus der alteren reliiri'ivn und 
Rechtelitteratur nacbwoisbarou Zeuguiss« lur »cAiitlle iuimt^- 
ralität als Überlebicl eiiiea ursiirangllchen .IleUtrinmus' au- 
••beu wollen. Dagegen bemerkt Vn4. JoUj' mit Kecbt. daTs 
dIa «anaMadaBan daa iDdiaoba« AmiUaptiaclitea , 

rfdi viel duAMliar ava dam Wart«, walidian di* Inder zu 
allen Zelten auf den Besitz von männlicher Nachkommen- 
■cliaft gelegt haben, und ans einer rohen Auffassung von 
der Sti-Ilaug und Bestimmung der Fnui erl.l'lreri tasscn 
Dieie Auffassung erkUrt auch die Sitte der Kindeiliemiten. 
Da man e» f'.r die niissrliUefsUche lie.stjunnuu;; ■'•■^r Frau | 
hielt, Kind'V zu f,'ebi\ie'i, i;.iit ei geiadezu lur ij::.br\omi>rd, | 
wviin «in niKoubarea Müiicben unverheiratet im tiau«« des i 
Vaters weilte. Diifs nach allgemein indischer Aosohaunog j 
di« Frau auf keinen Fall über sich selbst verfügen kann, , 
•ODdera immer «la Xaan die MondsobaA ftltar ala ImbaB 
nab, trag nur dwm M, d*lk sich die KinderMfatCB hamer | 
mehr einbilrgerlen. Ans dem Wunsche nach männlicher ^ 
MHChkoraraenschaft erklürt sich auch die Kitte des Niyoga ' 
ij<!er de» I,..-viraf« if. 7''* ftj.f. Uptncrtct hittt" n'wh wpr«!»n sollen, ' 
dufr« im M iliilili.iriila id. ]<'■. 1 In» II) iunb der Si\i'^-.i irn 

Sinne einer Leviratsehe erwühut wird, wiibreud nach den 
AeehtaMtohani mtw Mlyogt aar als tampoflKa VetUkltaii, j 



welches die Erzielung von mUnnlicher Nachkoinmenscha/l 
zur Folge haben soll, vcmtanden wird. 

Die Darstellnng de* verwickelten 8acheu- und Obll- 
gationenrecbtes (tis;. 90 bis 114) zeichnet sich, »ie lüs 
ganz« Werk, durch hinonders licltt mUe Darstellung atui. So- 
ciülogixcfa höchst interessant i^t iliv Diskussion über da» 
Eigeutumsrecbt (Besitz. Kigentum uuti Kreitzuug, 8. ?Ofg.}. 

BaUgfan iwd Saabt barlhrra »ich b«i dao ladarB iSii- 
wlbrand; davwi M sncli lllr den Religionttonefaer dM Sta- 
dinm d?!< indi««benKeclit«s von Wichtigkeit. Wenn bei dmu- 
'it re 1 1 igk . tten die Zeügeil, welche die strittige 0 rensv von Feldam 
begülieii «idlen, rote Kleider iinrielien, n>t<;* Kränze ;iiif?<etren 
und ilii' H;ius t mit Knie l^etitieueti (S. !e''i. Imlien wir e;* 
hier mit einem relifiinien I)r,iijclii> zu tbuu. Da» ürbteclit 
m.uiidil wie (las Sciiuldrevht himgen aufs engste mit dem 
TuUiJikult zusammen (8. luo). Auch die Abscbliefsung von 
Vertrügen ist mit allerlei religiösen Ceremooieen verbunden 
(S. 112|. Besonders aber «rird in der AnlUUilung der Ver- 
gehen, Bnfaan nnd Strafan (|8. 11& bis i32) zwiaehan 
weltlichen nnd raligiBaen Tergalian dnrähaus kein Untat» 
schied gemacht, und neben den wettlichen Strafen spielen 
die religiOeen Bufsen eine niclit minder wichtige Rolle. 

TTralte religifts« Vorn'.eüunteu L.iTiei» «ich «iieh im Oe- 
rie h t « v e t fa Ii r e n i^i. LI- n.S| erhalten. Uer König 
ist zwar der oberste EicUter, aber ilie ^-elehrten lirahmanen 
werden vielfach zur Be<'htspr'jcliuntr lier«tij,'ezogfn Unter 
den Beweismiiulo ochiuen Kidc uud «.»rdalien einen grofsen 
Bpialntvm ain. Dar Bid IM «albat ain* Art Ordal. Haa 
sobwSrt bei eineini betUffen Bneba, beim Onngeewwer, hti 
einem Götzen, bei den Fäfsen eines Brahmanen, dem Schweif 
einer Kuh u. dgl. Die beiden Uanptformen des Gottesurteils 
«itnl die duri-»i Wii'ser tlnil Ferner fiel lelrMrn VfTgvhen 
u imdle iiiari ni.''l-'e*<t>iiiiere ■in»« Wi'div*ji!*wrnrd.il an. lI ii, man 
lirtdete ein tiutterliild in Wii-^Her , \ on liem pi geweihten 
^Va^'•er nnil's der ]lesclju>-lii:te trinken, stufst ihm nacliiier 
wabreiiil «luer gewissen Frist ein IngUick zu, m> ist seine 
Schuld erwiesen. 

Da sich die indischen Reefatabttober auch mit des rein 
religiösen Tflichten der vier SUiade (Brnbrnananeohttler, F*. 
mitienvater, Waldeinsiedler nnd BattelmOncfa) bewbilligani 
widmet der Verfasser auch den BUtnn und Oabrluahan, 
den rvligiüwn Ceremonieen ä es tSgUoben Labtn», «toan knraan 
Abschnitt f§S IIS bis 15t4). 

Noch nie i«t der reichhaltige Inhalt der in li.i h> ri iiechta- 
bächer <mi ut-emichtiich , SO vollatttodig nnd in ko knapper, 
Siv'erundeter Korui dargeilliit wacdani al» in dein M.irtretT- 
Uchen Baude vuu JMy. M, Wjtiterijil«, 

Dr. X. tiehret Die neue deutsche Kolonisation in 
Posen und West [>re u fuen. (inirsenliiiin, Arthur Hentze, 
1 •<t)9. 

S« it .Tahren iht der \ i rfasner tiit'ng und mit Frfotg f*. 
strebt, ille« daH wis.'.erifclinftlich und vom uaU itiiilen S(«nil- 
punUie Kiiü zu venirbciteu , was sich auf die Dentachen in 
d< n s,>rnchiiis«ln und an der Spraebgranaa baalaht, und nla 
< iu getreuer Eekart warnend d« naftntralen, wo nnliminln 
Seblafftwit unserem Oebiete Verhüte zofegt. Uber d«n in 
vöitlafender Schrift ausführlich bebandelten GegenstMid bat 
er vor einigen Jahren schon im Globus grKchriebeu ; .jetzt nun 
ist alles ausführlich zusammengefafst, was sich auf die natio- 
n»!i»u Verhülln!!»« im Osten nnd n«mei5tlicli anf das An- 
Hl••de!un^;^werk \'rt.i-]\i, Iiii- (,iuellcnlil|ei ai 1-11 int reichlich 
herangezogen, uud nur das vorzügliche Werk von Engen v, 
BaiymnuBt jbKt OoMhiahta dar Batwiokaliuif dantoehar, ^ , . 

Digitized by CjOOgle 



Kleina N»oliri«bt«ii. 



pOlilMhinr und jödtaolMr B*?aihMiiiU( im dar Pr .vinz Fcmw 
Mit IBM* (Tübingen INS) Irt Ittelit «aHtokaiditigt , wiewobl 
W KCrade fBr dl» im TlUl b«z«ichnet« Entwickelung tMb» 
Aurklinag WMtt U«rr Dr. 0«br« ttellt am SchluM* •«iaar 
Behrift du btgODiiene KolonimtlODtwerk »1« darohaat »ui- 
»icbUvoll bin; die Aniiedelnn^n »lud obne grorw Opfer an 
Kapitol durchfßbrbar! in !S Kreisen nt dem polniacben Adel 
•cboo der wichtii,'ste Kintliu's sDtwundan, die Widentanda- 
kraft d?r ileutsciieu lJ»uem ist «rbübt. Bleibt die ItegierTic^; 
in ihren Beutle buiigon f>!»t, CO werden in Jonen 13 Kt' inen 
in einem lialkwn Jabrliuodert dl« Dautaolien da« Db«rgewicbt 
babtn. Biobftrd Andi««. 

9r*H. «r. ScbrCtter: ZurKenutnia dar BtrgknKkbtit. 

(Beiträge zur klin. Uedisin und CbinirBi«. H*A Sl.) Vfall 

und Leipzig. W, Rruuir.ültcr, ISM. 
Wenngleich seit JulirzetuLtm i-in.' R<-il)e vericbiedener 
Forecbwr, wolche berteuteoiie Hiilieii emtieKt^ii, die aafrenannte 
B*rgkr(iiii.lieii beschrieben bat, eiii'-n Ziistaml, dtT aicli in 
gewi«*fca lluUen durclt Eintreten von Übelkeit, Krbrechen, 
Atemnot, HerzUapCiB, bUuljab* Hftiitttrbiiiig, OhrMmuaen. 
Verdookelans daa Sabina, fidtwiadal «nd ObmuMbtauifiiUe, 
Kost- ud &MbaMebiMCMm, jnftt MatU^iil ftutert, jo 
bUab doob dia Kwstaiia diaiar KitnBfcmig garauae Salt mif 
•taNB niclit gTot*eü Kreia von Gelehrten und Beaucbem von 
Boebgebirgen beecbränkt. Eine weitergehende Beachtung 
fiuid dieae KrAi;klieit, als rot 6' ', .labren (3<!r Baa ticr Jan;?- 
fraubabn geplant wurde, deren üiUiis«i;:keit die Sriiweizcr 
Regierung von tlvm Itaohweiae abhängig luactit«, du Ts rlic 
Beförderung von Reisenden auf «in« Höbe von Bbi'r :^>>'im m 
für deren Leben und Oeauodbeit nicht geflihrlich »ei, ein 
tolcher Nacbweia »bat wmda «rbraobt durch die auf Qxmä 
torgfbltiger Vartiicba ood Beobaebtungen abgegebaneo 0at> 
MiMn aar Fbjiiologan KFoneoker-Bem and B«ignard>Pail% 
iöwia dea LufMbiffan BpeUeroni, welche überunatimataiia 
arkitoten, dar« der kurze Aufenthalt in einer Höhe von 
4S0Om (ar den gounden Menschen nicht schftdUcb lei, vor- 
• H a i a t Kt, daCi diaaa Haba aibna gnBm kflrperUobe Anitran- 
giBg amtobt wni», das BitorbailmB vod BabBbnBtta 



•bar vor Beginn ihrer Tb8Ugfc«t Otlagenheit gegeben werden 
aoUta, ibt« Bergtthigkeit za arproban, erent «ich zu aooli- 
BAtkieren. Bisa noeb allgemänere Beaehtung in der gt- 
bUdetaa Walt gawaan dann die . Bergkrankheit durob daa 
Anfang d. J. in deutacher Überaetzung erachienene, AnflwbaB 
erregende Werk dea Italiener* Maeao: .Der Menacb in den 
H^jchalp^n". Einm wci^enHi B*!tra(f tirin;rt >l»nn die ^or- ' 
lieitAnde Sohrift. 

Schon seit Jahren li»t *ii-h der Verla^aer mit dem 8tu- 
liium der Berj^krHiikheit lieMcij^] tigt. Kr fiilirl dann ziiniicli'^t 
an, (laft die Mehtzalil der Autoren die üraache und daa 
Waan dar Baq;kn>khiit| lowie der KrkiairiaiBC dar BaUoBi* 
fcbnr IB ataiaa nahr odar weni;.-er raaab abtttaModa« Avum» 
itanBangel eeben, während Mono infolge seiuer Untat' 
■nebnogen am Monte Hm^a b^haaptet, daf« es nicht dar 
BauerstofT aei, der fehle, aondera die Kohleneilure, wodurch 
ein Zustand herabgeaetzter Erregbarkeit der nervöeen Oen- 
treu gcschalTeD werde, von Mmtio ^Äkapnie" ntfliichloaigkeit) 
genannt, im OegctiHut/e zur Arjitiyxii' und di<;p mit dem Be- 
funde aa beweiaen «ucht«, daf« im ilu^ubgubirg«; die livapiradon 
weniger aktiv aei. Dieaer Behauptung von Moaao entgegen 
vertritt v. Bebrütter diu Anaicbt, dafa es bei der batreffenden 
Krankbait aiab am wafeibaAa SamvXaOVanargwg handla, 
todan ar «leb aaf dia BaabadbtHDgaD von Bert, Uwr, Jan» 
daiiet II. A. beruft und daraufhin einer ayatematiaeban An- 
Wendung von Baueratoff bei Fahrten in gröfaere H&faan das 
Wort r^et. Dann t>e»j)rlflit der Verfaaaer den bedeutsamen 
Einflufa der Temperatur, Feuclitlgkeitagehalt, Wind, Sonnen- 
atrahlen an«! der NtMjhl auf den OrgatiiRinn."i und seine 
Punktionen und benihrt darauf die Fratro iler V- rBrliieden- 
heit für die einzelnen Gebirge der Urdti, au daXa düa lioben- 
kUnut topograt>hL««b nicht gleichwertig aei, mithin Angaben 
ftbar dia Bikhengrenze, in welcher die Bergkrankheit zumeiat 
abitrtta, rOokalebtUob dar Tanohi«d«n«n ErdtaUa veraobiadaD 
taiaa , in den enrapUaeban Alpes aehon bei 3000 m «Intiit*. 
Auf die Behandlung dar Bergkrankheit geht der VaiflWNr 
nicht nüher ein. Baiebliche Citate und Wiedergabän vcm 

1 BaobaobtOBgan dnd Ib dar klafaiaa Babrift an finden. 

I BnoBiataiNlg. Otvald Barkhaa. 



Kleine Naehrichten. 



— ÜMb Uagraa Siraben nnd Arbeitan Iii andlMi für 
aaniablavaibi SUdpolarexpeditionen dia Zait dar Tar> 

wtrfcllchung herangekommen. Miabt wenig zur Ermatignng 
und zu thatkrilftigem Vorgehen wirken die gnnatigen Ergeb- 
Dittse, welche zwei ktiinereu KTpeditionen beschieden waren, 
die II" vert'o«"eneii äiulfioUrwimtner weit vurgedrungen 
waren Die »uf Kii^leu s im ISir lieorg» Nevr» aungeruiiteM^ f*inl- 
{•iiliir.'vjieiliiiiiri de» Norweger» It o r e h g re w i n k , weUdie am 
'JO. Aiiguat 1X8« die Tiiemne im Uamfer .Southern Croaa' ver- 
bMaaa batt«, ist, nach einer telampbfaeben Machriobti n«^ 
HeMeeland snrflokKakebrt, naebdam ala erfolgreich tTletdria- 
land beaucht hatte. Die zweite Expedition, jana dea Belgiera 
de Oerluche im Dampfer .Belgiea', iat nach gliioklicher 
Reia« und mit reiobi-n Sainntlungen in Punta Arena» (Hagel- 
haeuMtraCae) angelaugt. Ihre ThAligkeit, die aicb (Iber den 
ganzen Sommer au» !-dinte, eratreckte aieh über die Gegen- 
den im Süden Sii^iaraeriliaa, etwa in der Breit« dea Polar- 
kreise«, wo Palnierimd ( 7.u Orabamland gehörig) beaucht und 
80 Landungen iuis);elnhrt wurdeu. Von da aus wurde aüd- 
«eatlich die Fahrt nach Alecauderlaod genommen, da» lü'il 
BalUBgbaoaai aBtdaekta. da Oailaab« «raiabta dabai vntar 
W* waatliaber Maga nad T^Sf ariaa ktebate Brwt«. IMe 
B^adition iat bereit, von Punta Arenaa aua wieder nach 
dem Bndpolargebiete vorzudringen. 

In gröfaerem Stile mIh die erwrilmlen beidm Expeditio- 
nen werden die för lit»» J;ilir r-"!!' ;m Aussicht genommenen | 
und nach einem gerne. nsilial'tiiiiUan I'hme iirbeitemlcn (leut- 
(chen und e n ^' 1 i » c hen 8 üd (> m 1 n r e \ p e d i t i i> ue n 
vorgehen. Die Auaaicbten sind beidemeiu KUBBtige aud 
nicht unberechtigt iat die Hofiiiung, dafa in Deutaclilaud von j 
Beit«n des Beicbea dar waaanUieba Teil der Koatan onaarer 
Bxpadiüon Mbar aiaa MOUan Mark) gadaakt «acdaa 
IHa groAa Tammnlung, «aldia am tl. tnmmr in 
unter dem Yoraitze v. Biebtbolbn« abgehalten wurde, gab 
wiederum der »o lange and mit züher Ausdauer von Neu- 
ro»!y€r betrie^-cnen Saih* einen macbfifen Auf<"hwung, und 
der 'l'hrttkrHft d' S erwiiiilten l''-;hreni d>-r Kvj'iili;i. ti, de^i 
iluri Ii seir,'* wi'e-eiij'cliaftliebeu I.ei»rrin^rn in (Iriirdatiil iiUf*- 
i;e/.eiebneteri Dr. K. v, Dnt;al^U:, ili.rfle is j;e!iiii;eri, nnnnnhr 
die endgültige Auafüliruiig herheizuftltiren. Die deutache 



Expadlton soll Uber Kergoelen naeb der SBdpolamgJaii wu^ 
dringen und dann daa westliche Gebiet der aalirttfKliaii 
Kegton bia zum t(0. (irade westl. Lilnge zu ihrUB FonAttBgl» 
gemete wählen. 

In Knfland hatte i>M\ d;e Tteviening abweifwiiH fr«^<>n 
die Au^f'ilirung einer Sudiirdarexpedition verhiilten. »o diir» 
d'irl d;« AiHwiflilftn »ein- Irdbe waren, bin im M.^r/ eine 
UrolVartige Oabe von ui'H l'l'd KterUn^ ^lUm-iM) Ml^.j des 
Uerm Uewelljn W. Longatal) die Auafiihrnng ermogticiite, 
da liareita 15 000 Pfd. BtatUBf (SNOM Mb.) aam Svaaka 
dar Expedition gesammalt waNB. 11«9 TOB dar daatadm 
Expedition freigelasaeuen Raum der Südpolarregion ergänzend, 
liegt der Plan vor, daf» die engliache Expedition im Büdan 
SQdaBwrlkaa voidiiBgan nad dia BcgioB awiaabaB dam BO. 
Grade wattL and dem 90. Grade ML Uaga erfonahen aoU. 

Wie iirnlH w .1 r li i e ileiac- und llarach- 
geachwindigkeit im «pateren Mittelalter'? Dieae 
Krage bat sich Dr. K. Ludwig vorgelegt und beantwori«t 
in einer Schrift .Unterauchiuigen über die Beiae- und Maracb- 
geacbwiadigkait im 12. nnd IS. f abrhundark* (BarUn, Mtttlar, 
1897). Dar Varlbiaar bat taant dar UrkBadaadatiening 
dienen wollen und ein bedeutendea Matarial zuiammen- 
gebracht. Einer Besprechung von PropfeaMMr K. Richter in 
Graz Im Allgemeitien I.ilteratnrblatt <>ntiiphmeD wir Rlu r die 
Ergebliiaae der Arbeit I.udwijj^ da« fol^'eni'.e. Kü sind liie Ittni.- 
fa!>rten der :eut-cheu Könige und Kaiser von l.othar bia 
zum Intrrreffiiuni , mehrere Itinerare franzöaiacber Könige 
und einiger Päpete auf die tiigliche Reisenusdehnung hin 
unttrancbt. Weiter boten icbiittbare« Material dia Reisen 
Bemharda von (^airvaux, Wolfgera von Itassau und anderer 
Kirabaah&upter , deren Biaaelhaiten mw durch Reiie- 
Taahnnngen erhalten sind; niAdiebdidi sind noch die Krens- 
zage nnd Pilgerfahrten orörtort. Das Problem der Ruura- 
überwinduDi; in Hinaicbt auf die dazu nolweiidige Zeit iHt 
91 wlrbrif; im fiinwi Ki)t!i!rlf>tx'ri , dur» ili« gewonnenen Re- 
miltiite die vnlle lie.trlituiiK der K .illurhistoriker und Oeogra- 
j/uen in Atinpruih i;eliraen lniuiiKU. l>i««? Ergcbniaao wenleii 
niii in Zahlen .iuf);e;ralil-. , ohne nübere Krürteruiigen der 
Scbiiisse, die sich daraus lür die Beweglichkeit der Menar.hvn 



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Klata« HMhrlohtaa. 



und ilai Tempo dea Verkehr» überbatij l i^rgili-n MKti wird 
'len KioiJruck hatwii , (Inf« diesv« i^jicIi w«»«tutlieh •cbo«]!'-!' 
war. »In niun \>r-i d«ni fMi wcgeloAtüi Zi^^und«, oder Tielmehr 
b«i d«ui vötUgKH Fehlen durcbgebeiiiier, für den Weltrerkebr 
bestimmter StraTienaolagen Annebmen M>llte. Di« Deere 
m&cbten im aJlgemeinen keine kleineren Hirsche als gegcn- 
«aitif, lOiidMi tlMt (rttan and mrat oft »uffaDend iMge 
hiiiMNimadtir. Hm wlril tto iInb iiieht mit modernMi 
Armeen, nuodem mit eelhitlfaidlg mMifivericrenden Kavallerie» 
oorp* Tergleiclien m&aaen. Auch die füntlieben U&fe reiMO 
veriiäl'ni«milfiiig sehr rasch ; man wird annehmen könn*n, 
vielerlei llieratuii^ und HDijvroH lii^w'liaft Hi-i uiii Wcgr KttUwt 
.ambuiaDdu" erledigt wurilrti Ali liiul y\i koiiHmn li«i 
reiwnden Fürtteo und PriviH If iil*n «ehr b^-vieuiemle Taves- 
leiitittBgea siutaad«: ja 60 und vereinzelt :okm p«rl'ag. 
MkB Hl nilo» «ftedart «m M BtMidan, 14 StmadM «i 
Itod» M aitMB taä m möm, war «Im malit mr Bit 
SahttUmahm* der Macht und ganz auenahmswtln mO^ieb. 
4« Ut »Olua im Tage »Ind aber für den einzelnem Bciaandan 
etwa« Oewilhnliche«. Terona— Ala , Alli— Ttimti Trint— 
Bozen, Bozen — Brixen hintereinander in vier TaCdn aind eine 
fohiine TA»ist»ing Wolfgprs von Passan, 

— liiv«ia — Kurieu- Herr AkaJeiwiktr K. Sr.bmidt- 
Peteraburg teilt mit Bezug auf meine in dieiiem Band* dea 
.Olobu** enchieneae Arbeit über die Kuren di« intsnaasate 
TlMtMofa« Bit, daft di* eaUmlaohan Bawotaaar dar CmImImb 
Halbin ael Sworba mit den beoa«bb«rt«n DoAeabawr Lim 
in Verkehr stoben, und »ie Kuren nennen „im Untenchied 
von den I<«tt«o, die gar nicht mit Üael In Verbindung itehen*. 
Dan Ut wohl ch\ RtütirpiinKt mehr för die Aniicht , ilafli die 
ii|mU» i Ir iiisiei t*n fireufusc Inn Karen mit jenen Liven = Kuren 
ganz nahe vsrwauiit wurvn. Sic atifh in '1(?r Wiwfnwliaft 
durch i.iea Nainun '/ai iil«-tii ifizjerf'u, hnllr ii-h, nli^^-i^flit^ii ^on 
Hjögren-Wiedemann« eingeführter und allgemein ang^aomme' 
ser Trcnnniif , daibitn» fflr nktieeh «Mit emiMlenswert, 
«eil nir-h bei den Dentedhan «rar Ifuna Kaiaa flr di* prentsi- 
aeben Letten, und bei den Litauern ftr die kurländiaobeo 
iietten eiDgebürgnrt bat, der flnnieelia Blamm der Liven 
aber in der Wintenüchart nooh nicht eo genannt wird. Ver- 
einzelte Encheinungen, z, B. dafi ein Statistiker die preufii- 
tcbea Kurea veteebentUcli der Smacbe nach zu i1i>d i^nii! 
eelMB lifclt, epnalMn fl> nMinan Tonchlag. 

Dr. P. Tetzuer. 

— L. Mlzoat. Auf der Beiae von der Comoreninael 
Hayotta naeh OjitMli an Oalf vaa Aden atarb £nda Min 
d. J. der ftautHeiMlM KolottiallMaiiita aad etdalcMfobe Afrika- 

r^ends Louis Mizun, dessen Name i«inetsnt bei der Ab- 

^nzutig Kamerun* «in» flir uns Dentsclie redit bOse Bolle 
ge»i ii-'t b:i!. T.iiuis Alt-xandur Antoine Mizon wurtlf am 
Vi. -lull ! -.'> ) in l'.iriü pebnrcn , triit Iffi'J in die frac^i 'Sifvhe 
Marin« em, wurde ltii2 Hcbiti'iileutnAiit unr] tinternahiii in 
Begleitung von Bavorgnan de Bra^za viui- K.\iit>'.itiuii i» 
Kranz<)siseli-Kougo , erreichte den oberen Ogwwe und schlug 
dann Ende 1863 lelbalitttdjg eiaanWeg von FraBoaviUe nach 
Majuinba aa der Rfiate dnrch Usber nnerforacbtea Gebiet 
•in. In Jabre ISDu trat Mizon in die Dienste eines Kolo- 
llil)BlBrnif*"i das die Verbindung dea oberen Benue mit dem 
Baa^P eratrubte und damit der Ausdehnung des deut«cbeu 
Kamemn-Uinterlaiidea entgegenzuarbeiten bemObt war. Im 
AurirKpi>: flif w« Komitprs iiritpmahm Mizon im Herbst 
ein.- j;nifii.' Kx|jeiliiiori nach \N>atafrika. Kr lo/ d.jn NiRtr 
imil K' ijUü aufwitrbs bin Juia, durcbreittti^ in suilo^iLcher 
Ki' iiiiiiit,' Adamana, wo es ihm gelani;, ulK-r N^;iiun'li-i<_- die 
Wawencheid« zwiaohCD dein Saunagn und den Zuriui>»en des 
Befaaii and d«e Kongo alt ontar ■anpier su ftbenchieiteu 
und an 5. April iMS Kmaaeaa (3*4' nOrdl. Br.) am Kadai, 
eioeai NebenfluMe des Sanga, zn erreichen und hier mit dem 
vom Kongo herkommenden d« Brazza zusammenzutreffen. 
Da« stolze Wort (!■ c > ii-ir^'ii>clii'ri , wenn auch in der Wahl 
seiner Mittel zifinln << «krui . ll> «.-n Mizon mit Bezug auf 
m-in» Iti'i"«'- „ I.'lmil<T!>iistl l aim-nnin» i'-tait f*rm<'" hatt» 
Ir-id-'r Kt-int^ vtjih. lit^rt*i:ljüt:'-ii.^ : '-iui'jli Alizons Ut^ine ljKtt»'ti 
>ii« FcatizuMU iui luneren Beaitztitei erworben, die iler Aua- 
dehiioug des deutschen Hinterlandes in der l'hat eine 
Schranke setzten, und die«* Scbrnnkc muCit« im Abkouuncu 
mit Fmnknicb von 18M dentecheneiti aaerIcaBBi werden. 
P«r IS. Ltegengiad wurde die ondberatelglietae , darob Mi- 
aons Erfolg gescbafleoe Grenze; ja noch mehr, das Gebiet 
von Kunde, das Mizon als erster Europäer erreicht hatte, 
Verblifb d»n Franzrwn , und <'t sftlll'» sifli hrrritn , *I if> 
Mizona I.:ini^-'iib._.tJii]iiiunic*-n ^Ji.--«.-!. fA> ri.n K \V,*.^ieti 

verlegen, dafs das deutxcbe lliuterluml bivr bis auf weiteres 
eine gana empflndliobe Einbnbe erleidet Die genauen 



Roiltenkarten und soMliKi-n UriiliaclitutiK" n rli<.r^.r TWi»>- 
»Ind in dem Bulletin dft Piulufr tlt-ogi. nesw-lliclmil (Iii. 16 
URil 17) n^riii'Tt-niliclii. Aui-.h eine profjrre Artieil tiber die 
Fuibe und iiire Htaaten ist von Mizon in den Ann&les de 
Utegrapbie, Paris 189S, IV verMbntlicht Kaum nach Frank- 
reich auräckgekehrt, wo er mit grofiMo Ehren empfangen 
warda, begab eieb Jliioa im An^^ MM, laMniMtBk «an 
dar Begierättg und aaigerfiiUt lalt Waren frauSalaober 
FabrllcaBten, abermala oacb dem oberen Benne, gründete 
in Muri In einem von der englischen Migerkompanie ver- 
tragumÄfaii» abhängigen Gebiete Anfang 1S93 i-ine franzSsi- 
i< bi- Station un*! führte auf «•igen.! Kauet Krif|^ g<'^«n die 
Kuiili Kwana Otincten des üiuptlings von Muri. Im 
AiiguMt lK.i:> vt-rauohtt; er, aber vergeblich, einen Vertrag 
mit dem bnltan von Jola aheneehlieftea. Auf Drkngen der 
■BfHiglun Wigerkompania w«da er bald daiaaf «■ dar 
AwuHMadiieB Kegierung lorllekbenilln. Waen trat ava ia 
den französischen Kolonialdienst. ISüS wurde er Resideak 
In Madsunga auf Madagaikar und bald darauf Verwalter 
der Comoreninsel Mayotte. In diesem Jahre erfolgte Mizrms 
Berufung als Gouverneur nach Djibuti an der &.:.malika8tc. 
alw-r auf der Bei»* dorthin erWHe ihn deir Tod. I rankrricb 
ziililt ilini ViTJturtifnen mit Ket'bt zu seinen viTili.-'nat vollsten 
ii«ueii Airikareiaenden, dem deshalb auch 1ÜÖ2 von der I^- 
riaer Oeograpfaisohea OeeeDlobaft die grofse goldene MedaiUa 
suerkannt war. W. Wolkenbauer. 



— über Tropannalaria and Aeolimatiflatioa teilt 

G. Beyfufs Beobachtungen in Niederliuidisch-Tudien mit (Aroh. 
f. patbol. Anat., Bd. l.'is, Wae das genannU Ijind an- 

Vn'trifft. »0 giar.bt Verfasser gezeigt zu haben, daf« wir noch 
i;i vielfacher ll«2iehung über die ätiologischen Verhall nisw 
der verbrtittteti und verh"ercndpn Tropenavuehen , übt-r <iio 
K>rt->i:hreitei;di-" un.l zcilweue abnehm'-ude \ inilen.? drr Knuik- 
htiit»(.-rregt$r, wie der Maiartatleber, der Dysenterie, des gelk>en 
Fiebers, der Beri-Barl. vieUaeh im Daakeln eebwebn. Aaeb 
; angenommen, dab wir ia der gläekliehen Lage nne belKaden, 
i den Hanptfeind der Menschen in der Tropenzone dnrch na- 
I tärliche oder künstliche Immunisierung zu überwinden, ist 
I damit die Auasiebt auf eine Acclimatisation eröffnet 1 Dafs 
I die bisherigen Erfahrungen zu Zweifeln an einer vollkoinme- 
' neri .\npft*«nrig eurcpSis^-her Völker bereehligen , leijft ein 
Ulick auf (iie f raktiit-UeD . zielbewufsten und erfolgreichen 
Kol.:.nisatiOQsb«strebuogeu der 2<iederiiinder auf Java, wu es 
trotz ihrer Jahrhunderte langen Besitznahme dieser frucht- 
baren, reich bevölkerten Insel nicht geglackt ist, eine Fa- 
milie an fladaa, ia der 4ab iiia«k ia oan iMlIlBdiediwBtat 
«rbattaa littta. Terfluaer weist Iwaar damof UBi w|a wenig 
uns über die Schicksale des nienacblidhen Ofganiemae M d« 
Einwirkung anhaltender hoher TempenÄaraa — Trapea- 
hitze — der inieiii.|\-,-n Ikmnenntralilup^ , bei welcher die 
; PignieStieruDg der Hnut eilii- eiliebliclie Uolle siiielt, bei 
einom hentininiten FeuchtiÄkeit«(teh:<lte der l.uft, \Vindrich- 
tuiiK u. s. w. im Verlaule einer l.inKereu Zeit bekannt ge- 
t worden ist. Wie wenig wjaawn wir darüber, noch welchem 
Mafae die Würnieregulierung OBaiRt Körperliaushaltes ia 
! den Tropen vor »Ich geht: Wahrsebainlicb gteifea da Alte* 
1 ralioaca im Oiganismu dee Enropäere Slata, dk llia aaf 
I die ]>aner dem BafluaM dea Xlimaa mgeaftlier waalgar ra- 
I aietcat — f ar wixd leiataapaBÜh^iar. 



— G. .^belKibirrf kommt in aeioen Augetihi^funden bei Ma- 
- layen, Miiii)Ji(1pi: und Nepem f Bericht d»r 97. Venmmtninng 
, der opbthalniiilanischen Lieselhuhaft l."*:-» ! t\ui h auf das mj- 
I genannt« Mongulenauge zu aprechen. Der ächiefatand des 
I Mongolenaugee iit ia der Begal aar «ia «nheinbaiar, der 
kufsere Au^nwlakel ttabt alelit hftber ala dar laaanK Mindan 
! das eiiteuiiunllche Ausaeben wird, wie bereits mebrera Vnt- 
ach«r )-.-toiit haben, vor allem dadurch hervorgerufen, dalh 
am oberen Augenlide oberhalb dea freien Lidrandes diesem 
parallel vom äufaeren zum inneren Augenwinkel eine Falte 
in dpr Weia« verläuft, daf» sie über den Ijidnmd heraMiJlngt 
v.u'l die Uraprungastelle der .\ui;enwim[ierii niul die.^e nellist 
halb verdeckt. Am inneren Anguiüwinkel veilaafi «lie halb- 
mondförmig nach dem unteren Lide und verstreicht in der 
oberen Wangenhaut, ao dafs der innere Augenwinkel halb» 
kreiefanaig anahaiat vad dia BmaeBwana eaitiMdar gaaa 
oder daah ana ciMttea Teil vardeeiit wird. Aaeb bei im- 
venera, wcMba Mi Valayen In der ItSrperlielieB Bildung den 
MongaieB tob daa SbiiKeu Menschenraeiea wohl am nkcbstea 
stehen, waren nach Äb^'lwlorfT einige au»«ez«i^h riete Hei- 
j(.ii-l.' ie- Ttionguliacheo Autrent^ j ua vorhanil'u. Allerduiij.' 
I sah Verfasser hier auch wirklich« Schiefheit der Lidspalten, 
I iadem der AoflKre Aageawinkel hfiber ala der Innere ataad. 



Venuit««rtl.Reiiakteer: Dr. II.ABdree,Branaadiwelg, FalletelelienlMr-IVemeaaile 18. — Drndi! Friede. VIeweg a. Sehe, Praansehwei) 

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GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT i f R LANDER- UND VÖLKERKUNDE. 

VERBIMIGT MIT DEM ZEITSCHRIFTEN: „DAS AUSLAND" UND „ADS ALLEN WELTTEILEN». 
HERAUSGEBER: Dk. RICHARD ANDREE. VERLAG VOK FRIEDE. VIEVVEC SOHN. 



Bd. UCXV. Nr. i«. 



BRAUNSCHWEIG. 



6. Mai 1899. 



Zur TJieorie der Entstehung des Ackerbaues. 

Von Kd. Hahn. Berlin. 



In letzter Zeit iitt meine Theorie zweimai iiu Ulobna 
angegriffen worden, Ton Herrn Prof. Iluchner, Bd. 74, 
Nr. 9, S. 13» und von U«rm Stied», Bd. 75, Nr. ß, 
8.^98. Ich darf daher wobt «inigat darauf enridern. 
loii vtrde mieh aW in antor Liiii« nii Benrn Stieda 
bMeblftig»)». 

Herr Ptieda licfft am EnJc .h ei iich Aufsätze«, dafs ich 
meiuü Theuri«; de» Ackerbau e.i jmfj^'eben werde. Zu 
meinem Bedauern kann ith ihm darin nicht ent^ifgcn- 
kommen. Seit dem Erscheineii meiner >Soliril'teu nl>ie 
Haustiere" (November 1895; anf dem Titel) 189ß bei 
Danckw und Hamblot, Lcipiig, und J)«met«riindBnnbo 
■.«.(18M)LAbMk, KoBiiiMioDmrbirtroiiMaxSebmidt, 
hab* iob den Gegenstand weiter und weiter verfolgt 
und iob bin darehaua nicht zu der Erkenntnis gekommen, 
dafs ich auf einem Irrwege bin. Ii Ii ^'Uiube vielmehr 
heute noch, ich werde im Gntfoen und Ganzen recht 
behalten. 

leh hatte «kwa si«b«D Jahna für die Uanatiere g»- 
Minmalt mid war erat loletst sof die Notwendigkeit 
nAudbut fe*«cd«>» CBr die Entet«b«a( der dgtmr 
tflnKebeD Wirtaebefteforni nnseree eogenannten Aeker- 

bauca eine einigermafsen ptniit:iMn KrklSning hcir.n- 
lirinjren. Als ich dann, durih dea Druck äufaercr 
VL-rhaltniaae gezwungen, ziemlich plötzlich mein Bach 
abschlofa, aind ^rade dit-se PurtiiH-n in der DlapoKition 
in de» Durchbildung des Alpdruckes schlechter weg- 
ala viele ander« dea Buchee> die mir bei 
wetten nieht ao wiebt% aind. Dea bat aetbetTeratlnd* 
lieh nicht gerade gQnatig auf die Anerkennung und Ver- 
breitung meiner Theorie gewirkt- S<>l)ist, als ich im 
Sommer ] '^''>\ in der kk-iiior-jn Scjirilt, die Adolf Bastian 
zum 7U. (ieburtatage gewidmet wurde, die Theorie noch 
einmal gesondert darstellte, war ich doch wohl noch 
niebl an der Klärung gekommen, die dem Gegenatonde 
nUtnlicii, ja notwendig gewaaen wire. VeHMnflieb trat, 
ebeneo wl* in den Hnaatieraot immer noch das sexadle 
Element eti^aa atark in den Tordergrond; aber meine 
Theorie int doch wnlil nicht ganz richtig als die sexu- 
elle Theyrie du» AckarUnu«« beZMchnet . wenigüt^iis 
nicht vor dem gröfseren ['ublikum, lius ?oii meinen 
sonstigen An)<<?hauungen nicht aUzuvifl weilt. Ich habe 
allerdttigK den sexuellen GmndJiulen der Theorie aus 
Baetiana H&nden anfgenomnen «nd verfolgt' nnd bin 
daran aar Erkenninia der Textor der Wirleebaftalbnn, 
die wir als Ackerbau zu bezeichnen und als die einzige 
civilisierte Art der Bodenbestellung anzusehen pflegen, 

^'el.in^t; iiber ein I'aden pflegt dooh ttOCb Bidit daa 

Ii e webe auszumacbeu. 
OtairoB tXZV. Nr. 1«. 



1-^ freut mich, dala aucii HerrStieda anerkennt, dal'a 
■ die alt« Hypothese — dasi Axiom hat Schweinfurth ea 
I gelegentlich genannt — von den drei StBnden, erstens 
! Jftger, dann zweitens Hirten nnd Nomaden und endlich 
drittona aebbafteAekerboaar, jeiai definitiv beaeitigtiat. 
Tob bebe dies adiwerwiegende Raenhai webl weaentileb 
der gewle'ntigen Auturitilt ??eliraoller9 ZU Terdfinken. 
Nun uiufate ich aber doch die l.üekn, die icli so Heliist 
geitehiitlün hatte, in irgend einer Art «usfuilen, lias 
habe ich getban, indem ich die liodenwirtschaft , die 
man bia dahin immer unterachiedsloa als Ackerbau zn- 
aammeiigefafst hatte, in mehrere Stnfen gliederte. Ala 
UleatonraprünglichaiB, jetetwraeiat, — wenn nndi beim 
Neger z. B. nicht immer — niedrige Stufe der Boden- 
kultur fährte ich daher den Hackbau ein. Der Name, 



den ich vom (ier.'it eiitlelinte, wollte znrrwt 



und 



UKunen Freunden nicht ganz gefallen, ich bin aber jetzt 
der Ansicht, dafs wir ihn recht gut behalten können. 
Dieser Ilaokbaa ist noch beatantege, besonders in dem 
TropengOrtel derganien Welt, aebr weit verbreitet Nach 
des UntefiMMhiiiiflen ProCnaar von den Steinen» nnd 
naeb anderem Material, das ieb besonder« ans AnstraKen 
gewonnen ImliR. sclieiul dicBer Ilucklmu vielfacli selb- 
-tJindii,' vrjn den Weiliern nn.'-pef.'ani^en zu sein, in 
deren Hunden er nuch h< ute in irrolBeu Gebieten ge- 
blielten isl. Es wird wohl als eine ziendieh dnrcli- 
gehende Eracheinong angesehen werden dürfen, dulK; 
auf den unteren Stufen, wie bei den Bnkniri and l>ei 
daa Anatniiem, die Hlaner für lieh (vnd weiterbin fllr 
den Stamm) die (leiechunbrung bescbafien, die Weiber 
dagegen fOr die Pflanzenkost aufkommen müsaeu. Die 
ersten Anliiiige einer Ijudetil>estelluiig , des Hack- 

baues, werden datier dementsprechend von den Weibern 
ausgegangen sein. Bei den Analraliern z. B. könnten 
sieb die Weiber darcb eine einigermalsen geateherte Zv 
fahr aabIrmelMn Hibüandlnngen ibrer Sllnner oni* 
sieben, nnd wnbfwbeinlieb bat das latente Uabebegaa 
der Weiber, die bei konstantem Mangel der Minner — 
auf sie selbst kommt weniger .in — zuweilen recht schlecht 
behandelt werden , beim Hegian der »ilerersten Boden- 
kultur die allerwiohtigste Rolle gesidelt. Hier in .Vustra- 
lien wird uümlieb mit den Ureinwohnern eine ungemein 
intt-Tcssantci Vnr.stnle der Bodenkultur versehwinden, 
denn Aber die Voratufe sind diese eebwaraen Menaohao 
niebt binausgekommen. Hier ateekten die Weilier, 
wenn sie die Yamswurzeln ausgruben, die Köpfe der 
Knollen in die Sumpflöcher zurück. Vielloicht sind 
diese 'l'eile bitler oder h<dzig, so dnlü sie flieh fQr den 



Geuufs nicht empfehlen. 



Aber dieser eigentümliche, 

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9» 



Ed. Htha: Zvt Theorie in EBtstelmig i«i Aekexbeae*. 



nnbewafate Beginn der PflAnzenkultur entspringt doch 
vielleicht zu uincm rilclit (;criiii,'oii l<-il Jer echt weib- 
lichen Neigung, /.u Itegeo, zu ptlegeii, itichts umkominen 
zu lasKen und nicht alles so zu TCrwügten, wie die 
Münner das immer thun. Hunger oder vielmehr das 
Itedürfnis, für die spätere Sättigung SOfgOD zu müssen, 
•pielt hinein , aber der wirkliehe linnger, auf den Herr 
nuA (Mitteilungen der Anthropologischen QeeeHtehKft 
Wien XXVI. Isiui. 4". S. 237) sogar die Ei.lsii.liu.i.y d.-s 
ganzen Ar-kerbaiujä in einer für mirli rülf.i;niaftriii Art 
zurückfiilirt . lijit li<:i ili'ti riihcn Wilden zuniifh^t nur 
etuuijifi' Iitdokuz, weiterhin den Kunuibalieintii /ur 
Folg«, er Teranlafst aber unter kcineB Üillstünddn eine 
Toraehrte Xhitigkeit oder uan gut Sarg« fikr die Zu- 
kanft. FBr die Not der Zuknifl ane etwaiger Über> 
völkarung hntten -vielmehr die schwarzen Sociologon, 
wie bekannt, in ganz anderer, unendlich verzwickter 
Form gt'Mirgtl Ich kiinn daher dnn I rlril Herrn .Murlit, 
du.» übrigeus (ohne eigene Kritik .-'/ Herr Golzc, Jahres- | 
berichte der OeschicbtairieaeBschaft XIX f. IHOA, 4^ 
I, 13, Nr. 224, &beinio<umen hat, nur als kons, aber 
nieht ale gut anerinoaea. leh habe mir denn doeh dnreh 
jahrelange, mtihff * Arbeit in diesen Fragen so Tie! 
Urteilaflhigkeit erworben, dafa mir die Ausführung 
Murlis — ich eitlere die ganze Stelle wörtlii-li : ..uns 
ciuinj nuturlicheu Triebe, nicht ans dem gesctilticht- 
lichen, ;<:in<lem buk dem Hunger geht der Ackerbau 
hervor". di>- schwierige nnd komplizierte Frage nicht 

Um. 

ümmt Uackbaa war nun einet ohne Zweifol andi 
in greisen Gebieten Torbreitet, in denen er jebit dnroh 

den Ackerbau verdrängt und bei Seite goicliuljcn itL 
In derselben Sitzung der Anthropolo{ri8*'ben < lesc-U.si h.ift 
in llerlin, 17. Fein-. ISDl (ZL<itac!ir. f. Kthnr.l., l!d. :i>.), 
in der ich zuerst vuiu liaukbnu spi^u'h, kamen zufällig 
n^rere heimische Geräte aus Stein nnd >>inR uns Knochen 
rat Vorlage, die man früher wohl ale Uimmer oder 
Beile erkllrt bfttte, die aber aadi Aniioht der SoohTer- 
stündij^cti linv.n wcni? geeignet waren, von denen mun 
sieb dagL'1,'111 -idii- gut vorstellen konnte, dafs sie als 
Hacken durch <la.s wt)ir;li(! I'.rdr.dcti gczng^n wnrdnn. 

Wir brunuln ri auch gut- nnlil wegen der Ivuilor- 
pllanzen in Verlt^ixenlnit /.n Hein, die unsere Vorfahren 
aaf noeeren fioden mit dieeen Stein« und Knoehen- 
gerit«! gebaut balN». Tehfinidw meiner Obernuchnng 
die Hypothese HeOTB Tor (Neujahrnblatt der naturfor- 
»chenden Gesellschaft auf 186«, Zürich IHtib, 4», S. 7), 
dafs der Hirse vim ilen lii-wjlinurn dor Pfahlbauten be- 
reits vor der lüuiuLruug uiii^urps Ackerbaues mit 
unserem Getreide, also Gerste und Weizen, und mit dem 
Kinde als Haustier, auf Feldern gebaut wurde, die ohne 
den Pflug nur mit Haeken bearbeitet waren. Es ist 
mir ntaelhaft, warum diese von Beer an den Funden ge- 
wonnene Anachauung nicht in dem Umfange b^tebtet 
«irden ist, vv- b'u: üicher doch verdient iiütte ! — Zur \ 
Üteliung des llii-üe konnte ich ferner über das reiche - 
Material, dns Hehn zusammengebracht hat, hinaus er- 
weisen, dafs dem Hirse eine weit gröfsere Bedeutung 
zukommt, als sie ihm, trotz der Anregung Hehn», der 
den Hirse ata das vielleicht älteste Getreide ansah (Kul- 
turpflanzen nnd Hanatiere. 5. Anfl. Berlin 1887. 8*. 
S. ')'), bis diihin zu teil geworden ist. Dor Hirse ist 
difjunigo unserer Getreidearten, die die allerweit*stc 
Vcrbrei-fnng Imt , wenn inaii Viin iler -|):iteren An-iiiieli- 
nuDg unseres Ackerbaue-) in den ueueuidfckien Welt- 
tailan absieht. Sie ist bis zu den Mdnkken vorgedrungen, 
bia m den Ureinwohnern FonnoaM nnd bis au den 
AInoa auf der Nordinsel Japans, Yeao, das sind GnUete, 
die TOB den iuberaten Grtnae« unaerar Oetraidearte» 



und Aekerbanes hunderte Ton Heilen entfernt 

sind oder waren I Die gleichmäfgige Verbreitung durch 
ciu rüiii trujjisoliM, ein TObtropische» und ein gem&fsigtes 
Klima beweist dabei olmo weitere-) die Animsgung in 
schönster Weiae, die natürlich nur in ungeheuer laugen 
ZcitrAumen gawonnen werden konnte! Neben dem 
Hirse kAnnai wir als aiehar b^laahigte Pflaoien dieses 
malten HadtbavM in nmavett QaltMrt* moAehst woU 
Kohl und Btiben, die Aflikarbohne und den MobB an- 
sehen. 

I!ei uns ist nun diu Weiterentwiekelung die.ses liack- 
bunm durch die Eiofübrung des Ackerbaues, also nach 
meiner Anschauung durch einen jähen Ruck unter- 
broohen woidsB. Denn der Hackbau ist an aieh nicht 
etwa der Estwiekelung nnscngänglich , gans tm Qegen- 
leU, in trüplKclieti , alior luicb in sabtropischeu Gebieten 
ist er Rflnz alinnililich aber ganz dirnkt in die aller- 
Inichi-tr Stul'i- der liodenwirtiichafl, die donkliar ist, iilier- 
gegaiigeu, in den Gartenbau, der bei steter Zufuhr von 
Dünger nnd Wasser jahraus, jahrein eine nnunterbrochcne 
PAanaenkultur aaf demaelben Boden «nnOgUoht. leb 
kann dieaaa andi social soangemeininteraaamitaKapitd 
natarlich hier nnr etreifail. 

Aber auch bei nna iat der Hackbau nicht etwa völlig 
versebwnnden, er iüt im Gegenteil nur iti huobst merk- 
würdiger Weise io der lUngstellung i>ei Seite gesetzte 
Er hat auch immer noch die alte Heziebnng zum weib- 
lichen Geschlecht behalten, dem Bauern gehört das Feld, 
hier pflügt und säet er, wenn wir von Verkümmerung, 
K«tQdlan nnd Abeiglaaben ahsahan, die Btascin bai 
aber den Gemflaegarten bohalten. Freilieb die Radke 
als Gcriit ist bei Uns zumeist vrrlorrn gogaiif^eii - In 
sudlicheu Landern nicht — und ist Jiiroli deu .Spaten 
orKutzt wnnlen. .Vber eine ro wiehtij/R und alte KnItW, 
wie der WcintMiu, ist dor Hacke treu geblieben. 

In nnaerem Ackerbau haben wir als« etwas gana 
anderes an sahen als etwa blofa eine Steigamng dea 
Haekitanea. Haben wir anderawo den direkten Üher- 

t;auw; vuni Hi>clfl)iiu znm OuileubaU, Z. B. in I'oru und 
iu -Mexiko. MI hal>eu wir einen intensiv gewordenen 
ll.u-kban <i h n e eine Idee der Verwendniig des Ttluges. 
uhuti düi's mau iu i'eru ouU'erul daran daclit«, uuu das 
Lama wie unser liind in die Wirtschaft einzuziehen. 
Freilieb, aeine Krifte aia Lasttier nniste es fiftsr her- 
geben, aber soosi bllab sein* Zoeht ga» sslbsttadig. 
In .Japan und ia 8Qd-China tat ikbrigen« dieser Garten- 
bau die herrschende Wirteehaftsform, der Mensch selbst 
besorgt den allerj^re.fsfen Teil der .-Vrlieit, der Rein wird, 
was den L^nterisuhied von unseren iieträidefelderii am 
besten hervorhebt, in b> .-mvieren Sa.itlieeten gesäet und 
l'tlanae für TOanze durch Menscbenbaud auf die Felder 
ausgepAanst Auf solchen Feldern wiebat dann freilieb 
aneb g»ni badeataiid mehr als auf unseren Aekam. 

Alan nieht ana einer ruhigen , dureh die Praxis ge- 
gebenen Weiterenlwickelnng des alten Hackbaues, den 
vermutlich zumeist die Weiber besorgten und zu dem, 
aufsor dem Hnnde, kein ilnmtiev gehörte, ist das, was 
wir als Ackerbau zu sehen und zu bezeichnen gewöhnt 
sind, hervorgegangen. Praktischen Erwägungen kann 
ich wenigatana hier aiao keinerlei Kaum gönnen. Es 
war vielmehr eins roTolutionire Idee, die den ganaen 
Kiiin| le\ von VoTRtellungen, die wir zu belrin-ltteu haben, 
s -Lul', nnd ilin y;[eich beim Beginn su lüuig zusammen- 
srliweilste, dafn der Vertiftnil 61. h eigentlich nie, wenig- 
«teiiit bei unü nicht, wieder gelockert bat. Es i»t das 
charakteristische Merkmal des .\ckerbanes, dafs er das 
Fehl, das nngleieh grdber ist, ab im Uackbaa, sameist 
mit dmn Pflugs bestallt, dalh der Maan pdllgt nnd sRet, 
data die FlKeba mit Getrride bertt wird, und dafs als 



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Ed. Halm: Zur Theori* d«F Enittehaof des Aolierbknea. 



ArbeiUtier luiliuzu iiUMchliersHcli lipr Ol-Iihp am l'tlucrf' 
fungiert, wuhreuil liic Milcli der Kuh gleiclifuUb sils ein 
ganic festes Zubehör der menscttlicheu WijtisiDhrtft er- 
Beheint. 

HflR Stieda meiDi« er kdaae Aber muicbe meiner 
K»pi(el, die Hileli, d« Wag« v. •. w>, hinweggelieii. 

So gADZ ohne weiteres gebt das doch wohl nicht an. Ich 
habe die Theorie ▼on den drei Ständen wesentlich des- 
halb" stürzen musä'-n, wei) mir der iillgemeino (ilaube, 
aoB dem Jäger wäre ohna grofse Vorbertutungen der Hirt 
geworden, indem er die Tiere daran gewöhnt bitte, Qua 
aimsB Teil Ibnr Milobprodoktion »bsugebeo, eine no- 
nftl^iehe Tonuuwteviig an fordern eehien. Ich leitete 
aoa der Erfabmog imnrer looIogiiobeD OBrten den Sats 
ab, dafs aus der Uofsen Ge&ngenbdtnng hSohat selten 
uiiiu Ziu'lit , niemals ohne weitere« eine wirtschaftliche 
üeuutsuQg entstehen könne, dn ^pfantrene Tiere sich 
in der Regel nicht fortpflanzen, kb gewann die Er- 
kenntnis, dafs der Gedanke, die Milch gnvriseer Haus- 
tiere virt.'ichaftlich zu verwenden, der vou Liip|>Iand bis 
SBdnfrikn und von den Kannnn bia snr Mongolai gabt, 
trots dines nngpheurra Betirkea nnr di« Anedebnang 
und AtisLilduug einer einzigen ursprünglich 
religiüsen Idee und einer einzigen d;iruns abgeleiteten 
wirtschaftlichen Yerwendungswfeiüe ini. Aufiierbiiib die- 
ses Kulturkreises ist iit(>Tnn1?i an die Verweiiduiig der 
Tiermilch in der men«L'li!icbeii WiltMibaft geducht wor- 
den, in Gbina i.B.iat im liordan anaar Aakarbaa Mlbat 
mit aatnam Galreida, dam Pfiofa «nd dam lUnda ala 
Arbeitstier eingedrungen , nnch Südchina ist die Ver- 
wendung des rfluge.t und di r I'ggf, die Haffel oder Kind 
ziebüM, geiiuigl, die Verwendung der Milch dagegen ist 
deu Chinesen stets iVeiutl, ja '■ogar abstofsend geblieben. 

Um nun die wirtschaftliche Verwendung der iMilch 
dea Itindas — denn dae Kind iat daa &lt«at« und haupt- 
tl^Udiata ItUebtiar — aanlahat nur train thaoratueb 
an erklfiren , nabm ieb die TbaUaeba an Hfllfa, dais in 
unseren) ganzen Kulturkreise Ton Ägypten Ina Skandi- 
navien und von llarokko bi:- Indien unter der gesamten 
Mythologie in den Kesten erkuiinbar die Gestalt einer 
grofsen Göttin liegt, älter als alle die anderen, oft fast 
verdr&ngt und bei Seitp f^cRcbobon , di« aber urspräng- 
' liebaiDmal überall die Mondguttiu 'nur, und der überall 
dia gadaiblifiba Fartoftananng dea Uenaoban, seiner 
Batutiera nnd der nldMehta ale WaditgabSet zuge- 
wiesen wurde. Ihr sind überall örH|irüngIiuli aueh die 
Kinder zvigewiesen gewesen, ja sie tritt itft genug, so in 
Indien, (iriecbenhmd und Ägypten, selbst unter der (io- 
•talt der Kuh auf. Auf ihren Dienst, aus dem die auch 
bantiutaga noch bei uns 80 Ollgaiuein verbreitete und 
ao ftit gawucaelta Anaobaming nrOakgabt, der Mond 
baba einen baaonderen Entflnw «tt daa Wacihaan der 
rHanicen und das Gedeihen von Menschen und Tieren, 
der wichtiger sei, wenn auch nicht so unmittelbar er- 
kennbar, wie der der Siinne, liilirtu ich die Ziilinn.ng 
des iiiudes, das man der Uünier wegen als da.s ge- 
heiligte Tier der Mondgöttin ansakt IWlAek. /uerst 
bialt ntan die Tiare falolii in Geb^gaa, mm sie bei den 
ofliwandigen Opbm inr Hand sn baban. Nmaufli«]! 
die Mondfinsternisse, die man nur als Sjrmptome der 
Schwftebe oder des Zornes (.Wende dein Antlits nicht 
von uns!^) auffassen konnte, und die natOrlich oft mit 
ihrer plötzlichen Erscheinung die Mondanbetcr fing- 
stigten und sur möglichst schnellen Versöhnung der 
Gottheit anspornten, zwangen dazu. In dieien hei- 
ligen Tempelgehegen vollzog sich die tiewöbnnng von 
llbrucb «nd Bind aaainandar, und hier begann auch 
die CtawKhmiqg dar Kvb an die gesteigerte MUchpro- 
dvktloa, dean nnpHlaglicli gab aiaob dia Kuh, wie aia 



dn.s jet^t noch so oft in anderen Gebieten, z. H- in Süd' 
amerik», wieder thut, gerade ao viel Milob bar, wie daa 
Ka!b gebraucht. 

Ks ist dies die iichw&ebata Stella mainar Theorie. 
Fikr den Anfang dea MilofaganoaBaa, dar gana alleia in 
der Welt daatebt, baba lot kdiia Analogie and noob 
viel weniger Belege. Ich mufs annehmen , dafs man 
, zuerst Milcbspenden beim Opfern verwendete. Dafür 
bietet mir gliicklieberwcis« der altrömiscLe Kult nocb 
j Beispiele; aber liir die eigentlich notwendige Vuraus- 
, Setzung der Vtrweiiduug der MtnÄcheumikL beim 
Opfiir babe ieb noch keinen Beleg. Schliefslich denke 
ieb aber, man kann ai «feh TarateHan, wie diaKubmikib 
anerat nnr der Gsttin gebArte, dann der Prieetar nad 
weiterbin der König an diesem OSttertrank Anteil be- 
kam, bii< schliefslich, n.iuieiit'jicb mit der Au.sbreitung 
der Zucht und der Neueinziebung der Ziegu und weit^'r- 
hin des S<;hafes in die Wirtschaft, die praktisclie Mileli- 
Wirtschaft mit seiir wenig religiösen Beziehungen vor- 
handen war. 

Wie geriet man nnn anf diaae grofia Qöttio, der der 
Mond beilig war, der dai Rind nnd weitarbin der Wagen 

und dfis Sebiii" licilig wiiren , und der die Niielikdinnien- 
schftft von Menseli und Tier und das dedeibi'n der 
!• eldlVtiL-liti' untergeben war.' F.8 i^t seltüiui, dafs die 
Mytbologeu diese äeite der Mondgöttin, die ja freilich . 
in der Litteratur kaum je erwähnt wird, so sehr Ober* 
■eben beben. £e iat doob einfaab antbropoBorpb, daCi 
man die S8 T^e der Penode daa Moadnmlaoiiäi und 
die 28 Tage, nach denen sich etwa die weibliobe Men- 
struation wtedprbolt, zusammennahm, und weil die 
mensriil; L 1 nicht barkeit, d. h. der Üfiginn der 
Schwungersclnift , £o direkt dem Kinflusse dvs Mondes 
unterstellt zu sein schien, die Mondgöttin über das ge- 
aamte Gedeiben allea Lebens, also auob Aber den Acker- 
bft« «(eUte! Natttrlieb war in iituia Aaibagao anf 
sexuellem Gebiete auob der Kein inr milarai aezneUaB 
Ausgestaltung des Kultus vorbanden! 

Ith kann aber auch niilit zugeben, dafs Herr .Stieda 
meiner Theorie gerecht wird, wenn er das Kapitui vom 
Wagen so ohne weiteres ttbentehlilgt. I'er \V'agen gehört 
vielmehr als ein notwendiges Stück zum Ganzen. Die 
Mundgüttin hat als ein uuumgingliches Symbol daa 
Sebüf; Lnnaa iUbamar Kalin iat eine nabaa« aelbatrer» 
•UttdÜdbe Annahme, nunal in den niedrigeren Breiten 
die schmnle Mondsichel flacher liegt. Nun gebOrt abnr 
auch der W.igcn zu den unumstoislicben Attributen iiii- 
-serer (inttin. Nerthu.i liei uns in I k-ut-ieldand fuhrt mit 
ihren heiligen Hindern zu Wagen. Hie fuhr aber auch 
zu Schiff, dann aie kam von einer Insel, und zu Ende 
ibree Umiogai wurde aia faiarliob gawaaeben. Diea 
Ceremoniall wiederholt uob dnreib Italien, Orieohanland, 
Kleinasieu, Phörnzien, bis nnch Indien hin immer wieder, 
i'berall finden wir die feierliehe Umfahrt der Gottheit 
auf iliretü Wugcn Und das l'eierliidie üad wieder, (le- 
rade diese seltsame Hartnäckigkeil, mit der die iiestand- 
teile der Ceremonie wiederkehren, spricht meinea Er- 
aebteni mit aller Entaofaiedeoheit dafür, dafs hier ein 
gamai n i a mar ürvprntig m Gründe liegt. 

Wie crwShnt, gebfirt an den Symbolen dar GOttia 
das Schiff, und natürlich lief« sich leicht, wenn daa 
Wasser fehlte, das Sichiff auf Räder .setzen und zu . ineni 
Schiffswagen machen. Solche Schilliwagen kann ich be- 
sonders ans Griechenland nachweisen, aber auib »chon 
in vorgeschichtlicher Zeit treten solche Ncbitiswagou 
auf; der iUeiwagen von Eri^ iat kahuförmig rekon- 
atmiort, abanao aind dia Faatwagan auf dem Beete dar 
Sitnla TOD Moritiing babalBmig. (H. Mneb, Knait» 
bistoriaehar Atlaa dar ksia. kgL Cantralkommiuion dar 

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281 



üd. Bahn: Zar Theorie der EntttehniiR dei Aekerbanea. 



AltortiiiuiT, 1. VI ir^'eachichtliche Funde, Fol., Taf. 48nnd I 
Taf. tisf. ,"i , Wim l^Sit.) Sie haben ^;<'h micli bin in 
späte Zeiten orhaltun. Das b«rühmtesl« und wtcLtigiit« ^ 
Beispiel ist ja das LandscbifT, Rodnifi Chronicon abbat. 
& Tradonia, M91U Q«rai. Soriptor X, 309 f. — Jftoob | 
CSnaiiB, Beutadra l^dogie, GMtingen 1836, 8. Ift», 8*. 
kannte dasselbe bereits — das 1133 durch einen grofsen 
Teil Belgiens zog. Der grimmige, aber damals ohn- 

njii'.'litigf Iliifs d<T ( It'iMtlirli Uuit Kichert liiitici iloii /u- 
samm«Dli«Dg mit dem alt«u Ileiduutum« auf dtt» icliunste. 
Als verblafste Erinnerniigen an diese Diuge wird man 
es ansehen könnoD, dafs im heutigen Karneval die 
Prunkwagen, bei denen ja allerdings das Omamentale 
•Uoa (Ut, doch gern und leicht Sohiflifaatalt aBnohmen. 
Also der heilige Wagen gehSrt sdir *a Meiner Theorie, 
gans besonders aus praktischen GrQndr'n , (lonn, wenn 
es mir sunäcbst schon nicht leicht win!, mir i>iin< Vor- 
ütelluiin darüLier zu imicliL'H , wio miiii i.lii/.u kuiii . Zug- 
tiere, dip all (ien Wagen gewohnt waren, nun ata l'Uuge 
SU Terwi.ni>Jcm, so ist es mir ganz und g^r unmfiglich, 
m d«ak«D| die OdiHii bftttfla dai Ziehen Km Pflu^ 
■elM erlenieo iollMt snglMob mit dem MauehaB, der 
doch auch noch nichts davon verstand. — Das kann ich 
mir in keiner Art „praktisch'^ vorstellen! Fflr eine 
irgendwo über die Spielerei, den lilutif^'Pii Hofui oili r die 
allerbittcrst« Not hinausgehende Verwendung des Men- 
schen am Pfluge oder an einem pflogtbaUdiflii Gmftte 
fehlen mir wenigetep« »U» Belege. 

Auch für moiBfl Tbeorie dar Entatefanng des Wagens 
b«b* iflb nioht garad« bcfabtortoZiutiaiaiwiK gßSmtAtn. 
leb leite Ibn nlmliob eae kleinen Vodellen ab, bei deren 
KntBtchung iIit lifilign Wirtfl oil«r die Ppulü ciuc llullt! 
spieHeij. AI» nifiu irgMUiJ etwas auf einem üestcllo iiliur 
zwei Spulen octi-r vier Wirteln befestigt hatte, kminlr 
zum grol'aeii Krstmiiifu dös Heratellers der so neu er- 
ftmdenr W^gpn iiuf pjumal rollen! Herr Goetze Hndet 
gar: Jahresbericht dar Ciaeo hieb ta wisse oMhaft, XVllI, 
ftr 1895, 4«.; 189T, I. 9, Nr. 187: „DU Theort« ist 
wohl nicht ernst zu nehmen." Ich weifs nicht, ob Herr 
(»oetse, der sich an der Stelle go kurr, fafst, an der Knt- 
^tuliuLg des Wrtgeiib und des \\ ngcnriidcs lUlb durWulzc. 

aus dem dann das Öcheib^nratl geworden wäre, f«gtlti«lt. | 
leb baba bai meinen wi-iterun Studien noch nichts ge- ' 
Aradan, was mich bekehrt bktte. Vermutlich haben 
Tylar, Jaomal of tbe Aotbropolagieal Institute X, 8, 79, 
1891 . nnd weiterhin Reuleanz an du aobabbar ao pri- 
witiTe Scheibenrad aus Boeaien, Armanlen u. ■. w. ge- 
ddclit Aber das Scheibenrad spielt in der älteren 7i ii 
gur keine so grofse Rolle. Ich habe mir Jurauiliiu 
neulich noch das grofse Sammelwerk: l)»remberg et 
Saglio, Dictionaire des anliqrjiteF:. !W. II, s. v. raryMnitum. 
carrago, carrus, carpentam, cisiuin, curru» iuigeaelien. 
Bei den einaebligigeii Abbüdaagan ist «neb nieht ein 
einsiges f^etbenrad. Gbenao wenig ist bei Layard, 
Ninpvi'li !ind itn remains. R'', London 1849, nnd Layard, 
Ninuveli nnd lla''iy!iin, ^ '. Ijoniiuu l'^53, ein Schoibon- 
rftil ftlp;,'elii!det- I'jis eiii/.l^^p nei»)uf'l, w;is ich bis jetzt 
kenne, lindet sich iMsi einem den Ägyptern feindlichen 
Volke (VorderssiensV), bei Menard, Vi© privee des an- 
«iaa«. Fig.a«fH ÜI. 41, 8«. Paria 1S32. SieUenwaiM ist 
•neb wobt dsa sdieiDbar plnmpe und primitiTa hSbania 
Sebaibenrad gar niebt eo «rtttntlieb, «te aa anaeiebt. Das 
moderne IIoTzrad ans Armenien z. B., das Lajard 
abgeliilde", i>t recht komplizi- r' :u.h vei Heliied«nen Höl- 
zern zufiamuien^esetzt. Jedea^al]l^ war uhvr auch, und 
das ist ein wiciitigi > Argnment fftr meine Tlieorie, der 
Laalantransport auf Rädern im Altertum keinaawega 
basandara ausgebildet Die Römer freilich bantao 
SttwTsaa fftr die Heere «nd verwandaten dabei in grolliaiti 



Mafsstabfi Lastwagen: :(lier ( i rieclienluiid liat kuuia 
LuttWEigeri gekannt, und der (Iripni verwendete d:inials 
wie lieute eelir scdten Lastwagen, su allermeist Last- 
tiere. Besonders fehlten anch die Stralsen dafttr; dafOr 
haben wir hier aber aehr aoagabildat den Begriff dar 
bailiga» 8tr«fi», a«f dar In den Pro— aa ian aB Gtttar- 
bUder, Priester nnd Priesterinnan , baaonders aber auch 
die teilnehmenden Frauen gefahren worden. .Jedenfalls 
tnufs der giiiize Wtigenverkehr Im Orient zu allen 'Zei- 
ten ganz uugemeia wenig uut praktischen Rücksichten 
zu thun gehabt haben. Bekanntlich ist er jetzt an den 
meisten Stellen vdUig erloschen, was doch sonst platter- 
dings unmöj^iob gewesen wirel 

Db& »bor aidit nur dar heilige Wagen, sondern 
auob das Rad eine grofse Redeohing als Symbol gehabt 
Imt, wird nuch Herr Goetze doch nioht leugnen wollen. 
Kiuzelne, ol't Jeutlieh iiLs Anhänge gearbeitete liiider 
kommen stellenweise in ger;idezu enormen Mengen vor. 
au düf« man nar an Votivgaben denken kann und dabei 
mit allen möglichen Speicbenzahlen. Bekanntlich hat 
auch das Rad schon frftb im Buddbianaa eine saiix hohe 
BangataUnng als Symbol arraiebt ,Daa Bad das Ga- 
aetsea dreben", beiM ain/acb ein guter Buddhist sein. 

Aber Ooetse ist rielleieht gegen die Verbindung des 
Wagens oder znnüchst des Waprenmodells mit den 
Wirteln? Nun, das thönerue Onnsgefals aus Este Iftuft 
auf Tbonrftdern, und diese Thonrftder, das ist für mich 
das Wichtige, sehen aiemlioh genau wie Wirtel aus. Sie 
sind nicht wie lUder ornamentiert, sondani wie anden 
Wirtel anch, mid «war die baidaa »uf der Abbüdaiig 
slehtbaren Temobiedenartig. {FToedoefmi, Noticie delle 
Scavi p. IS. Tav. r,, \ .) 

Herr üuetae wird ja «ein so hartes Urteil knum nhne 
gute (irflnde ausgeBprnrlien liaKen. l^r würde ^ieh daher 
sicher ein grufses Verditw^t erwerben, wenn er auf Gruud 
i<einer reichen Kenntnis der Museen das in letaler Zeit 
sehr Ternahrta Material noch rinnukl zusammen tot- 
nbren nnd dabei seine, der meinigen entgegenstehende 
Theorie entwickeln wollt«. Diese kleinen Wagen sind 
in MO r<>icher Anzahl und aus so vericliiedenen (ieuenden 
erlialteii, dali sie einmal im Leben derVorzt it eine i.'iiiiz 
gewaltige liolie gespielt haben müssen. Die figürlichen 
Darstellungen bewegen sich dabei, wie ich herTOrbebeU 
will, zum teil in nnverkennbar sexuellen Dingen. 

Hon ist j* fHr ttoaera Empfindung da« alla* »abr 
Kindarapielzeug, über es ist doch niemals ein emstUcber 
Zweifel aufgetaucht, dafs wir hier Kultgeräte en sehen 
imlieij. 1(1: kann daher nur idaulien, dnf« der kleine 
W;igeri Bicii nh da« Modell dos gröl'seren, wirklich von 
< )ohsen gezogenen Gütterwagons fort erhielt und als sein 
Abbild beim Kult nooh lange — bis in die klassisebe 
Zeit hinein bekanntlich in dar Stadt Krannao in 
— beontat wnrdp. 

Dar Wagen l>riugt aber noch ein anderes nnd sehr 
viel bedeutendes Element, das TTen- Stied» gar nicht 
streift, das ich aber »och biK dahin noch gar niclit ge- 
nflgend bi-tont liube, in nieine Tlieorie hinein. Wenn 
die grofse Ciöttin, an die die Begründer unserer Oivilisa- 
tion glaubten, der Mond war, so hatten sie sich eine 
recht aoliwieriga nnd lauaiaobe Herrin gewiblt, um ihr 
Web! und Weihe Ton ihr abbingig so maeban. Ton 
den Mondfinsternissen, mit den viel selteneren Sonnan- 
tinsternisscn wissen wir, dnfs sie als die allerersten festen 
Punkte zur liegriindnng eiin;M- llimmelskunde zu gellen 
haben. Diese wiuhligen Daten, die für die ganze Natur 
so drohend erschienen, sammelten die Priester und kamen 
so, wobi kaum sehr bald, su einer Einsicht in ihre regel- 
mflisige Wiederholung. Wiebtig fllr meine Theorie if.t 
dabei »bar, dals |dia 28 Hondstatiooen, die gleichfalls 



L.y Google 



Ed. Hahn: Zur Tlicuri» d«r Entstchuufr dei Ack«rbaueii. 



266 



uiiffi'ms'iii woit in unsprom KuUurkreise yerbrnitet «ind, 
du Iiidii'r und Chiueiieij eIu vou den Babylonieiii an gut, 
wie wir ab«r die Griecbeo, eatlebnt bsb«ii, Alter «ind 
•b dwTiMfcnb, dabdb HondMlraiicMgiiadtrSoBB«»- 
MtniDODiiM TOfMigin^* 

Laidar iit m mir bia dahin Innar DodiidditnfigUdi 
geweien, irgend etwa» Yerständlichea über die Entstehnng 
des Tierkreises und die Bedeutung seiner Bildcrreihe su 
finden; a})er der Tierkrei? ist jodenlaUs sclinn uralt; in 
12 Tierbilder oniuvU' dur Weltechöpftir diu Silmiiu (Gge 
Smitb, cbaldäische Geneus, Leipzig I8T1;, s", 8. 68). 
Er ist ohne Zweifel entworfen mit Bezugnahme auf den 
Aekerbnu, als die von Gott gegebene Bescbftfligungs- 
und ErailmBgawiü« das Volkn, nnd «r giabt «iDu 
weiteren, Mlirwiolitig«nB«1eg flir naineTliMfi«! Einen 
wicbtigcn IliriWL'iH uns Indien, der durch einen latviulüLbfii 
Beleg ^oatutzl wird, diils miin »ich den Weg der Ilirumels- 
gestirne sogar als dit' I''ur<'hi- eines himmlit^chiin Pfluges 
gedacht habe, habe ich xroU guten Willens otobt ver- 
JoIgMl ItOonan. Aber warum nennen wir in allen Sprachen 
anami KnltarkniMs ainaa dar griUätan nnd anffaUaBd» 
atan HUam^getlinM iwt 8«liw«da« Ua naeh OiiiM den 
Wagen (nach Schlegel, Uranograpbio chinoiee, Leyde 
1875, gr. 8^ I, 502 heifst in China der grofge Btr 
der WrtRen dos llen a des Himmels), wenu dieton» Gerit 
nicht eine liedaulung snkommt, die weit utier das rein 
mecbauisohe MotiT, fOr das HerrStieda eintritt, hinaus- 
geht? Warum gebt durch ttoaere ganxe Ciyilisttion die 
AofEaasung der Mikhitraba all einer Sfaralia? Wie bei 
das Oriedbeii Pha«ton die MOohatnlM in den HiMmel 
brtBBta (INodor V, e. 23, 2), no fhnt aa in der dantaehen 
Hage IlackeJtiirg. l)i() Milclmf rafap beifst damit im 
Zui«miuenhsiif.'e fricsiBcli Wajjenpaud, abir aucli im 
Zuj-anuurnlian^i' mit anderen Vorstellungen de-iüoiben 
Kreises Koopaad, was an die Mimmeiskuh Jo erinnert. 
Wenn bei uns der ewige Fuhrmann den Wagen lenkt, 
SB flUurt er frailiah keinaa«^ die UiUdurtcaba aatlaxig« 
Aber Aber dargleteban Unnllngliehkeiten in ihrer An^ 
fnssung hüben sich die ältesten Völker genau hn gut wie 
unsere Kinder bei ihrem Spiel noch lunito getröstet. 
,IcdcMitiill(i ist in inifrror deutHcticn Sage, wn übrigMn^ 
Jetzt aurb nm Himmel statt Ocbseu Pferde den Wagetk 
sieben . <Ior I'iiiimliug des Märchens, der als Reiterlein 
im Ohre des Pferde« aitat, in Wirklichkeit an^aioh einer 
dar grStitan Gttter. 

Han Bmfaaar iat avtaatet, data ieh «of das Spuren 
Baatiana anwandeln ▼ergebe, wenn ich, wie er aagt, den 
UrniMung de» Pflügens auf riiallnsideeu zurnekfQhre- 
Icli will das daliin irgän/iun, 6»U ich allerdings der An- 
üiclit lel>e, dafs die iilte-ite Zeil die Ackerflur als den 
Scbola der groiseo Mutter ansah und deshalb dos l'flügen 
und das damals meist gleichzeitige Sien mit dem ge- 
aofalaehtlieban Varkabr iwiiobaii Haoa «od Weib in 
Tarbindnng braehta. Teh habe abar nieht nnr Gelegen- 
heit gehabt, mit dem Altmeister persünlioh über meine 
Theorie zu cprci-hen , ich kunn aui;h citiert-n. dal? 
Bastian (Mrnpch in der de^Hcluclito, I .?i|izig 1 Siii H", III, 
34ti, siehe auch S. 42 und b6) vum PÜugti sugt^ „Es 
wurde .... nütbig, die grolde Göttin zu zerreitsen. So 
findet aioh dar Pflng in dar Hand daa Oairia, nnd aaina 
bafnichteada Badantang lial bald mit dan ainiaehaten 
Idaan daa PhaUnadianat anaaoman.* Wann Büchner 
gar meint, solche Ideen kOnnte wohl einmal ein kräftig 
Vurlicbler Rnilernkneclit gehabt haben, so denke ich für 
mein Teil, der h«tt« aiulere und n&ber liegende Ideen. 
Aber ich weils durch Flada Zeugnis (Schilderung der 
abeesynischen Juden, Korntbal 1869, S 33, S. 7), dafs die 
Mönche der Falascha, die Hunuchen nind, ihre Phantasie in 
den tollsten Orgien der Wolluat achwaigaa laaaan. Harra i 
Olebea LXXV. Nr. 1«. 



Huthni r dünkt aber mHin« Theorie so haarstrftubender 
l'usinn, dftfs er mich deshalb mit dem I nglüL-kürabün 
Domenech, dem Herausgeber des lirre des frauvagea ver* 
gleioht, der, trotzdem Herr Buchner ihn später seltsamer- 
weiae in Schata nimmti fflr eise der köstlich Hten Par«i'> 
flagea dar Walflittaratnr den Narren spielen tnnfate. 
Wftra »bar ein hrlflig Terliebter Uauernknecht, wie Herr 
Bnehnerdae meint, auch wirklich auf soluho hirnverbrannte 

Ideen gekommen, wiewiire es ihm möglich geweseti, den 
augeblichen Unsinn in die indische und griechische Auf- 
fassung ao gut wie in die Vendidad nud in den Koran 
einiuscbwürzen , — wenn es sich niobt um einen der 
merkwürdigsten und einflufttreicbsteu Banarnkneebtadar 
Waltgaaahidita gahandalt bktta!? Harr Sndmar knaula 
in nriner l^emetar nnd Banbo, S. 48 dKa Gitate ane der 
VcndiJaJ III, 5. 25, 84 bis 86 und aus Indien Mfjor, 
Hindu Pantheon l.-nndon 1810, 4», S. III liudeu. Ich 
setze jet/it Muhamed.s Sprach hinzu. Kure Weiber sind 
eure Acker, Korau zweite Sure (die Kuh), V. Herr 
Stieda erkl&rt den Pflug fiir eine rein mechanische V.t- 
findnag« loh waifa nicht, an waloha Baiapiala solcher 
maebMUBflhan ErfindoBgaa ar dabei gadaabt bat, lab 
wüfst« keine, die irgendwie eine Analogie bildete. Ich 
mufs im Gegensatse zu seiner Aufforderung daher ganz 
entschieden daran feetlialten, dafs es in ttltcster Zeit 1>ei 
unserem Ackerbau eine Gnindanscbauung gab, die das 
Ackerfeld als Schofs der grufscn Mutter ansah und um- 
gekehrt, wie die grieehiaoben Tragiker, die Vendidad 
nnd der Koran, die Waibnr ala Feldflur besaiohnatan nnd 
betitkchteta, die dabav dJa Flar mit daat Pballw daa 
Pfluges zur Phiebtbarkelt awaag nnd den Ochaeo ala daa 
hi'iligo Tior zu diesem I)ienste durch die Kastration 
weihte. Herr Stieda legt es mir übel aus, dafs ich die 
Kastrati on als die ausgenprochen.ite l'Vjriu desCölibats an- 
sehe, Ich habe aber die Mönche der Falascha »ek<m er- 
wähnt, die nicht blofs im Cölibat leben, sondern wirklich 
Ennnohan aind. Sia glanbaa aiah ao rain nud haiUg, 
dab da ridi maaahnS adbat daa Laban nahnian, «m 
ihre Heiligkeit aus dem Schmutze des Erdenlebens ganz 
herauszuziehen. Von ihrer religiös sexuellen Verpackung, 
die auch bei katholischen Heiligen neiKiiiele liat, habe 
ich schon gesprochen. In den Haustieren, leider in der an- 
deren Schrift nicht, habt ich einen Jesuiten des 17. Jabr^ 
hunderte citiert, der den Priester wegen sainaaCölibataala 
den Ennnehoe mjations feierte (Rajaaadi apwn. Lagd. 
leaS, ftLXIT, 8.6»), Waaa iA daa Oduwa dafdi dia 
Kaatratioii ala geweiht aniabe, waa HerrStieda nirniebt 
glauben will, bat er Ficb da nicht etwas allzu sehr dem 
tiewicht der Ihiitsuchen entzogen, dal» Ui:in auch Men- 
schen durch die Ka.^tr.-ition lieilig macht. Kastraten singen 
iu der »ixtinibchen Kapelle noch beuten das mag hluftiekol- 
hafter Schlendrian »ein, denn die Satzungen der katbo- 
liaehan Kirdaa Tafdaaunaa dia Oparation am Manne aofa 
aebirfirte, aehon Angnatin apraeh tiA ao ana. Baa iat 
aber uatürlicli aucb nicht nötig; es konnten auch hier 
Rehr wohl dumpfe und riickstaiidige, aber maiihtif?e Vor- 
stollungen aus der l'«eit von der besonderen Heiligkeit 
der Kastraten initwirkeii. Iis wäre wolil nicht das 
einzige Mal im Katlidlicisraufl, wo das klare und aus- 
drAflldinhe Verbot der beasaren KApfa nnd der helleren 
2Saila« dam daiapfoa AbargUabaa dar Haaaaa arlagaa 
iat. Noch hentzntaga badianan femer Eunuchen auch 
die Kaaba in Mekka, einst ▼ermutlich ein Heiligtum 
der grofsen Göttin seihst und noch luutzutago treiben 
sie hier im Heiligtum das alt« Handwerk ihrer (leuussen, 
dia Hiarapomiai). Uad abaaao dBflba daa 80ha daa 



') Bnrakharit. Babnla AraMea,ireiaMr tW, «*. ftSW 
and <M. 

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M. Hkhat Z«r Theeri« dar EmUtvhntty d«i AokcrbsvM 



Himmela im ffnisn Peking nar gewesene Miinner be- 
dimen, die durch diese Operation za buiin iii Dienst 
gmrnht und. Dabei bswusi di» GoMhichte Chiuaa, bd 
gut «It dl« f«i ^»n. da&i w nU d«r Heiligkeit 

nndBeinlieit diaaer Eunuchen eine h&chst absonderliche 
Sube Uaibt. Will Herr Stieda, der den Ochsen auf 
praktische Grflnde zurflckfßlirt, das ntwa nucli aus der 
Praxis erklAren? Herr Stieda wird es luir üli«!rbaupt 
varaeihen müssen, dats ich, der ich allmftblich nebenb«i 
«ub «ine ganze Meng« Etbnologi* gelanat habe» g«g«n 
aoiiifl praktischen Gründa raobt akaptfadi Üb. Woib 
ihm s. B. di« laafUiniiig d«« Plbvdn «titt dt« OoIiwb 
«ieb dnfiieb dnrab praküsebe GrSnd« «rUXrt, lo «idar- 
fljivicht dem diV jiraktisch.- Erfahrung der Neuzeit auf 
Uam L&rtosti;, denn ji-tzt führt sich die Verwendung von 
Ochsen an dtT Stelle der Pferde in Gebieten, in denen 
datgleichen durch lange Jahrhunderte unerhört war, nm- 
gekebrt gerade ans praktischen Gründen wieder «in, 
wlbnod die Yerweadaog jron Koben iamer and ObataU 
ahr ainSehandtaek d«ir a11erbitt«f«l«ii Amiit «npliraden 
und nufgefurst wurde. Zu gleicher Zelt stehen wir vor 
der Reltsamen l'!raclieinung, da.h gerade jetzt nach 
vielen Tauaenden von .laliren die Stiere zur 
Arbeit herangezogeu werden aus der fOr jeden Sach- 
Tenltlldigen doch einfach und klar begründeten Er* 
vlgnBg, dala der fortdamamd« Haaaiggaag bu> >i ffir sie 
nur tdiidUd «ein kann und eine ragalmltsige 1 hiUig- 
keit auch ffif sie viel nutzliringcnder und gesunder sein 
mnfs. Teil liube ülirigeiis seliüu iu den Haustieren und 
in Demeter und liaiilu' Materi;il genug zuitiiuiuieuge- 
bracht, das beweist , duln man auch uDTerschiiittene 
Tiere aebr wobl wirtschaftlich verwenden kann. lio- 
•endat« atnd in Indien Binderaebilge gnOebtet, deren 
Stiere an Sanftnnt und deabalb aaob am bitelligenz 
obne Verschnoidnng alle unsere Ochsen schlagen. 

Ich kann also zu meinem Bedauern daa Kexuelle 
Element in meiner Thi-orie nicht streichen. Irh kann 
tiius um M wenigur thuu, cai^hdem ich in allerletzter Zeit 
dafür noch neues Material gewonnen habe- Ich habe 
•oben früher Verschiedenea gebraobt, waa beweiBt, dal« 
gerade in der Spraeb« d«r gmek&idben Tkmgikar die 
Vargleiobnng des Weibea mit der Ackerflur oder Furche 
und des Rinderzeugens mit dem Pflügen und Sien viel 
vorwendet Ist. ^VetlIl Euripides, rimeniss. 18 ]!», dem 
i.ajuB das Orakel 7.u teil werden Iklil: „begue sieht diti 
Kinderfnrcho", das hoifst, verrichte auf den gewünschten 
Sohn, der dir Verderben bringen vürde, so scheint für 
unser moderneM Empfinden daa Glaiebnia nicht viel 
poetiaeben Wert in baeitaan, irir «iad eben der Tor- 
etellnng m aebr entwaehacn; aber Ar Euripides llfst 
«ich luiuidimen, dafs er gerade liier die T'yt'niu eine, 
vicllei ht nicht mehr gewiihuliche, aber doch nicht 
geradezu unbekannte Formel anwenden Iftfat. Es lätst 
sich ferner annehmen, dafs im Ältesten attischen Ehe- 
aereintinial der Pflug direkt eine Rolle gespielt bat; uns 
iat feeiUeb nur die FotbmI erbalten, van der Verwendung 
dee 'Pflnge« aelbat wiesen wir nicht« mehr, aber aelbst 

die Formel nimm? gerfide die^e Form d<T Fliesrlilirrsung 
filr die V dllb ur ' i gell Kinder des Bürgers und der mit 
liem giinz- n feierlichen Ceremoniell in die Kl le gegebenen 
Kürgamtocbter in Anspruch. Plutarch (praecitpta conjug. 
c. 42) fügt hinzu, data die Athener zwnr an drei ver- 
eebiedenen Stellen ein Pflttgen ala beilig« Handlung 
«eranatttH«ton; aber das alleÄefligBte Pflilfen wlre daa 
in der Brautuacht auf dem Pfluge der volllinriiL'eii 
Kinder, d. h. also iu der feierlich genchlossenen voll- 
gültigen Ehe, aus der allein die zum I{ürt.'erreelit zu- 
gelassenen Kinder berrorgeben sollen. Das sind nun 
aiehar •aznelle BagriA, aber «i« sind aiehair andb religiSa« 



Begrifi'e allerersten RHng««». Wir haben freilich diese 
Naivit&t verloren, für den modernen Heneeben ist ea 
geiadeaa nnmöglich, eine sexoelle Idee rein avfiiafluaaii. 
Wir kaanen k^e Hysterien mehr, niobt einmal nehr 
die l^^sterien im Geaobleobtalebena nnd der Ehe. 

Aber warum sollen wir deshalb einer HHeren naiTeren 
Zeit ( inen Vorwurf imiekcn, der eigentlich blofs die un- 
gesunde Heilbarkeit des Sittenrichters selbst beweisen 
würde? Wenn nun Herr Stieda meint, diese sexuellen 
Ideen bitten sich erat spftier an die Agrargcbrnucbe 
angegliedert, woher dann die ungeheure Verbreitung 
wid di« twgvbenre UailiMniutit däa«r Oebrteebe nnd 
Veratelhmgen? Wober die gleichen Anaebannngen in 
Ost und West, in Süd und Nord, im ganzen Gebiete? 
Ich wflfate nicht, wo eine solche Angliederung mit ro 
grofsem Erfolge mdglich gewesen wllre. als ganz am 
Anfange. Wie das Ackern, d. b. Pflügen und Sien, 
in Nordindion ziemlich genau ebenso gemacht wird, wt« 
in 8efaw«d«D vad ia Marokko wi« in Nocdshina, aa 
liaben ai«b an das dgetitfltiiiKeb« OerKt nnd sein« eigni- 

tflmliche Verwendung gewiß 1 e n lere Ideen gehftBg^ 
d. h. sie \v:iren von Anfang un J.uint vcrliunden. 

Wenn ülirigeiiH Herr üuchner meine Auffassung für 
DoiueuecliHcliu Faaclei erltliirt und Herr Stieda nüob 
driogend liittet, disae ibu — wenigsten» mir macht aa 
den ürindruek — abatolsende Theorie iallcn zu lassen, 
so vmb ieb darauf Innweieen, dab ein etrenggUubiger 
Katholik, E. von Li^i^aulx, die Abneigung der Herren 
keineswegs geteilt hat. ja die nicht einmal verstanden h&tle. 
Er hat (Abhandl. Akad. ^lilnchen 1852) das ganze Ma- 
terial der griechischen Khegebräuche in überraschender 
Fülle zusammengestellt und diu AufTassung, auf die hin 
Herr Baobn«r mich aniderBaibeder Lantei dioBeaobtang 
vardteneB, atrefefat, batte für ihn, dar ai« «mh au« dam- 
helban Mat«rial ableitete, nielife Abstofsendes. Er spricht 
es niit aller Schärfe aus. dafs der Keim alter Kultur, 
des gesetKmäfsigen /utiHinmenlrbens nniten 'Y'y.U der 
Menschheit sich von Aafaug an mit dem (teheimdienst 
der Ackerbangöttin verband, nnd zu jenem Geheimdienst 
gebfiren «IIa obsodnen Qebriaobe), das Zoteosingen, das 
Klcidertausebea n. s. w.| die ioh behandelt bsbft. 

Wenn nun meine Auffassung vielfach neu erscheint, 
so ist das Neue ja zum Teil nichts weniger als anziehend 
und erlieliend. Der liegiiin aller Kultur, der Beginn 
dttsjeuigen Hetriebcs, der, wie SclüUer gau/ rii iitig sagt, 
den Menschen zum Menschen gemacht hnt, i)>t leider 
nicht Mola mit derben SchamioBigkeiten dnrebaetat, 
sondani «r ist «tiek tob Anfing an mit f|r nna vidar- 
natttrlicben Tonttellungen verbunden, nnd daa a« IMi 
dafs sie nor sehr langsam abgefallen sind. leb war ja 
sclbüt nicht wenig erst iunt, iiu einer, wenn auch nicht 
unbekannten, doch mit altgemeiuem StiUüchweigen über- 
gangenen Stelle für Schweden kurz vor der Einführung 
des Christentums echte sakrale Prostitution nachweisen 
zu können Freys sogenannte Gattin zog mit dem 
hölzernen Bilde d«a Oottac im Lande nrnber. nnd es war 
ein gutes ZaiokeB Rlr daa Land, wenn rie dabei guter 
Hoffnung wurde. 

flbrigens geht die Auflage von Demeter nnd nanho 
zu Ende, da ich da.? Schriftchen an alle mögliclien Insti- 
tute und Gelehrte vcmaudt habe, liei denen icli ein 
Interesse oder eine Wirkung voran Pretzen konnte. Der 
Ekfolg meiner SchViflen und metner Xbeorie ist bis dahin 
sehr gering |gewe«en, wenn ihn auch Vierkandt an 
meiner I lierraschung aufserordentlicb penannf bat 
(Deutache l.ittersturxeituog 1SU8, S. 1974). Ich glaube, 
daa liegt nicht «llefat duan, dafa iok 



' fleri|i(» htahirifa 



1818, 8*, n. «7— 

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OhantreB Reiten im Aatitanrai nad ia Cilioien. 



287 



ungcBchickl auggudrückl und das weitschichtige Materini 
so inaiifielhaft f^nippiert habr, Hondorn ea liegt iiuch an 
dem abstofaend«!! Gebiet«. Herr Stieda macht mir aach 
•wdiiMm Gedankengange gewiaaermafiieii einen Vorwarf 
wd iMuerkt gftoa richtig, für die KatonriiMiiMohaflUin 
gelw « kein »liito&wdw fitoUaL Ctowib. Eot- 
uniersnchungen müBsea !m wiüseneohaftlichen Interesse 
auch gemacht werden, and die Kollegen werden die Kr- 
gobnlsae glr»ubig und daiikliar Liiiiiehmen. Sehr belli bt 
werdeu ia weitcu Kreisen »okhe U&tei'BUchungen darum 
doch nicht werden. Ich glaube, der Erfolg meiner Haus- 
tiere, der auch buobbttndlerisch keineswegs überranchend 
iati Ii»t ganz erheblich durch die VerkopjMlung mit all 
dkMii obflcfiiiaii Diiig«B gaUttoii. lob Mllwtk»DDj» joden 
Direktor nur dringend «ItrateB, daa Bneb fBr die Sebid- 
bibliothek ansuecbaffen , und jeile DarBtellun^ uml Db- 
knusion meiner Theirrie vor dciu groffieren rublikiiui ist 
ein- für iilleuiiil, JaniUer wird Herr Stieda mit mir einig 
sein, ausgeschlusacn. Immcrbiu aber bin icb weder an 
■loinorTliaoric irre geworden durch das neae Material, doo 
Uh geenniindt habe, noeh eatnmtü|t dureh die aUgemaino 
Stük, die meine Demeter nnd ntmibo empbngen hat. 
Mracbes werde ich jetzt auch sehr viel weitiftni^r ans- 
fuhren können, als dos bis jetzt geschehen tat; ich habe 
die Sternbilder ja schon crwühnt. Die allzu kiuippo 
Fassung rührt übrigens zum ieil diiher, dafs der letzte 
Teil der Schrift damals als Vortrag fflr die anthropolo- 
gische Gesellschaft hier in Berlin ausgearbeitet war, der 
freilich nie gehalten wurde, weil ich am Zeit und Ge- 
Iflgenhait dazu kam. Dnreh «ine aalbatftndig wieder* 
holte Danrtellnng meiner Theorie vnd dea 3fatertala 
wrnde icli mich für eine spätere Aiiflafre der llftustiere, 
die ja imiiierbin nicht ■mi den l inmügliL-bkuitfii gehört, 
und «ugluich fiir lueiii Mucbstes lUicb über die Kultur- 
pflanzen in angeutibiuster Art entlasten, da ich sonst 
ja auf diese Sachen »ach hier wieder zurackkommen 
mOfate. £a wftre mir daher jetst aebr «ngcoeliint wenn 
die Gegner oder aitvaige IntaraaaaBtan redit bald mit 
ibrai ^nden «od ibrem Material baMmrflektm; denn 



natiirliib krtnn icb auuL beute uicbt den AnB]iruch er- 
heben, ich allein sei im Stande, dn-i so uDf,'elieuer weit- 
schichtige Material zu überschauen, i-ia hiefae ja auch 
entschieden zu viel verlangt, wenn ich die Theorie, die 
ich anfgeetellt habe, in jedem Teile fOr unanfechtbar 
vnd beaondara jfar im einaslnen aeboo vOUig ausgebant 
erklaren woDte. Ich habe mich eifrig und lange be- 
müht, unter den Trümmern rergangener Zeiten so viel 
Hnuuiiiteriid bennit^zulindcu. dsifh ich diK-b einigermafsen 
die Theorie rekoostrateren konnte. l>euD, wenn auch 
das, was wir Ackerbau nennen, noch heutzutage bei 
ans im ganzen Kulturbezirke von Irland bis Indien und 
von Spanien bis Kaschgar unbedingt die herrschende 
BoUe Bfieltt and awar in einem üm&nga, nie daa iluu, 
meiner Anaiebt naeh , k«Beeirega flberall mit Reeht an- 
kommt, so sind iiiich seit der ersten Pegriuiduiiq; de» 
Ackerbaac!^ auf, wif icb annphim'n luufs, ielii;iöser 
Haitis, unz&bli>{i' Veriiiideruiisen von uurseu und von 
innen durch die ganze Kutturwelt dahingegangen. 
Wären die Trümmer besser erhalten gewesen, so hftlto 
ein IdarererGeiat^ndeine geaohioktere Hand wohl aebon 
£rtther den Aofbna Teranebt. Jetat iat mir die Av^be 
zugefallen, nnd ala ieh in beiderlei Sinne zusammen- 
las, was ich brauchen konnte, hat es vielleicht ein 
schwarzes P<bickfi.i] gefüllt - ein.'ni F.tbnidrigen wird 
verständlich seia, warum — , dals mir mehr scbmut/.iue 
und obscöno Trümmer in die Hände gerieten, &h un/er- 
störte Reste edler Anschauungen. Aber dergleichen wird 
ja auch nicht fehlen. Vielleicht, dafs es gelingt, WODB 
erat die indiaehea nnd orientniiaohen PbilologeBi VMin 
Khanlter und Germaniaten, nnaere Folkloristen nnd 
Urgeschichtler sich auf diis Oi b!( t werfen, radiie Tlicorie 
der Entstehung des Ackerljsui H aus religiösen Wurzeln, 
die sich cnt üexurilun Vurtlellungei! nu-iigten, zu einer 
edleren Gest»it za erheben, ich würde ff>r jede An- 
regung iu diesem Sinne nur dankbar sein und ich l>in 
daher »neb Henn Stieda dafür dankbar, dafa er mir 
duieh aeine Kritik m diaaer frmüeh aiwai nngebsbflidi 
langen &widerni|g Anlafa gagelwn bat 



Cbaiitres Ht^iseii im Autitanrus nnd in Cilicien. 

S&mlUohe Abbildusgen nach pbotographiiehaa AuAiahmen der Free Chantre. 

I. 



Der fransSmaebe Ant Gfaantre bat in den letzten 

15 Jahren nielirere Forschungsreisen domb Klelnuhien 
und Armenien unternommen. Wie die meiaten üVirigeu 
französischen, dentgclien und ongliscben KleinnFienreinm- 
den der jüngsten Jahr/eLnte verfolgte auch er in erster 
Reihe arohkologische Ziele, die ja AnatiiHen noch immer 
in dankharer Falle dem Eoraehar liiatiet, nnd er war 
dabei in der I^e, mandi aehltaenawerten Beitrag znr 

Altertumskunde und Oeogrupliie der IlalLin jel zu liefern. 
Chantrefi letzte Reise Hillt in das Jahr 1S91. begleitet 
von seiner mutigen tiatllu durebwanderte er zunächst die 

alte Landschaft Cappadociea. Unter anderen stattete er 
dabei den merkwürdigen TufTpyramiden bei Ürgüb (west- 
lidi vom Argina) einen Beauoh ah, Aber den der aGlobos" 
aainer Zeit eineB dnroh Abbildnngen «rllatartan Bariebt 
gebracht hat (Bd. 71, 8. 41} >). Chantrea weitann For- 
sebnngen und Ausgrabungen in Cappadoeien bereitete 
Mitte l^'j i ein kaiserliches Irade ein vorzeitiges Ende. 
Nachdem er alle Schwierigkeiten geebnet glaubt«, er- 



Oktober l$M dnsdi OkariMinmar. 
in .Fetenn. ICltteD.' 1M7, R. M*. 



Yeifl. 



Oagand dann im 
BarMht mit Karte 



hielt er den Befehl, unverzüglich daa Laad lo TeriaaBen. 

T'ls berrscbte in diesen Teilen An:itoliens za jener Zeit 
die Cholera, und die 1 urcbt vor Atiateoknog hatte die 
bekannte grofse Stadt Kaisnrie f.ast entvölkert, ( bantre 
fand mit seiner Gattin Zutlucbt in dem armetiibuben 
Kloster Surp Garabed bei Kai-sarie, dun nach Naumann 
alehat yj^hmiaii«!«, Si« anil Jamaalem der UauptwaU- 
fabrtaort der lebiamatiaidien Aimenier iat. Die Mnael- 
manen suchten diu Seuche durch Tieropfer vor den 
Moscheen ab^unenden , und die Mollahs, um die von 
der Panik ergriffenen (iemüter zu berilliigen. eraiihlteil 

dem Volke, der Schelk ül Islam hätte getrüuuit, die 
Cholera sei bereits nach Süden abgenogen. 1!^ trafen 
dann auch Ante ein, die Leute bembigten sich; und 
eine Abnahme der Epidemie trat in der That ein. 

Chantre beaohlofa nnnmehr, wie il« befbhkn» daa 
Land zu verlassen. Er vermied jedoch aof aeinem Wege 
!;ur Südküste die bekanntere Strafse über Nigde nach 
Mersiiia, sondern durchquerte zuerst auf einer ;uiM^beir(eud 
neuen Route den Antitaurus nach Scb.ilir und ging von 
da über Iladjin und Sis nach Adana. lH>er diesen Rück- 
zug aus Anatolieu hat des Roisenden Gattin vor einiger 
Zeit Ar den «Tour dn moode" einen Bericht geliefert, 

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Chkütrei Reiten im Antittorus aad ia Cilioien. 




«US dem wir hier da« 
wesentlich Interes- 
Bantp und Neue mit- 
teilen. 

Die Keisegeaell- 
achaft bestand ans Hi 
l'ersonen ; es gehörte 
dazu auch ein junger 
Genfer ABsyriologe 
namens Boisaier, der 
sich ('hantrc schon 
vorher angeschlossen 
hatte. Dan llenehmen 
der Landleute , mit 
denen man zunächst 
in Berührung kam, 
wur im ganzen un- 
freundlicli , oft dro- 
hend und feindselig; 
denn sie wufsten, dafs 
die Heiaenden eben 
dos verseucht« Kai- 
sario vorlasaen hatten, 
und fürchteten die 
Kinachleppung der 
Cholera. Dafs die 
modernen Anschau- 
ungen vom Wesen der 
Cholera auch schon bis in diesen Rrdenwiiikel gedrungen 
waren, dafQr zeugt iolgeode Episode, die Frau Cbantre 
erzfihlt: Hin biederer, türkischer Orts Vorsteher, der für 
das Schickaal seiner Schutzbefohlenen anfserordentlich 
besorgt war, hatte etwas von den Choleramikroben ge- 
hört. Nachdem ihm bIho Zweifel an der Reinheit des 
Dorfbrunnens gekommen waren , bewaffnete er sich mit 
einem starken Vcrgröfserungsglase und musterte damit 
eingehend das Wasser. Das Resultat seiner Unter- 
■ocbung war — die Entdeckung solcher bösen Mikroben, 



Fig. 1. Armenierin siit Tomsrclza. 



und er empfahl also, das Wasser nicht au Irinken! — 
In südöstlicher Richtung weiterziehend erreichte die 
Karawane die Stadt Tomardza. /war hatte der dortige 
Mudir nicht übel Lust, die Reisenden nach Kaisarie 
znräckznachicken, doch fanden sie schliel'alich auf Grund 
einea Empfehlungabriefes von Snrp Garabet freundliche 
Aufnahme im armenischen Kloster. Der östlich und in 
der N&he von Ostnordost nach Westsüdwest strömende 
/amanlia-Su (Zamanti-Tschai der meisten Karten) bildet 
die Grenze des Vilayets Angora gegen das Vilayet Adaua, 
und eine elftägige Quarantäne war den Roisenden an 
diesem Flusse in Aussicht gestellt. Die Drücke war 
jedoch nicht bewacht, and so konnte man ohne Aufent- 
halt ins Gebiet von Adaua übertreten. Erleichtert 
atmete man auf, da die Erfahrungen des Ehepaares 
Chantre im Vilayet Angora recht trüber Art gewesen 
waren, und eine „närrische Freude'', glücklich heraus- 
gekommen zu sein, bemtchtigt« sich der Reisegesell- 
schaft. I.ag doch auch lockend der Antitaums vor 
ihren Augen als ein schöner, blauer Bergzug, dessen 
Thäler und Schluchten man nun betreten sollte. Rüstig 
erkletterte man die ersten Vorberge und bog in ein mit 
WacholdergebüBch und anderem Nadelholz bewachsenes 
Gebirgsthai ein. 

Die Pässe, die über diesen Teil des Gebirges führen, 
heifsen nBel"; es giebt deren sieben, von denen jedoch 
nur drei begangen werden. Chantro gedachte den Pafs 
Kuru-Bel zu benutzen, der direkt auf Schikhr (das alte 
('omann) hinführt ; er gehört nicht zoi den bequemsten, 
war aber bis dahin noch nicht begangen. Im ersten 
Nachtlager im Gebirge herrschte empfindliche Külte, 
so dafs man die mit Sonnenaufgang eintretende Wärme 
als sehr angenehm empfand. In der Richtung auf den 
genannten Pafs kam mau in eine Landschaft von wilder 
Schönheit. In der Feme erhoben sich die schoee- 
gekröuten Gipfel des Soani-Dagh (Soghan - Dagh) , des 
nördlichen Teiles des Antitaurus. In einer Niederlassung 
Ton Avscharen , die hier in den bewaldeten Thfilem als 




Fig. 3. Entwaiüete Berge im Aniitauru*. 



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Chtnlres R«iien im Antitanra« and in Cilioien. 



288 




Fig. S. Lager im Thnle Tekke-Dereui. 



Ilalbnomaden den Sommer zabrinf^en, macht« man Halt 
Die Avacbaren gelten ala Räuber; der Empfang war 
kohl und unfreundlich, und so beeilten sich die Reisen- 
den, weiterzukommen. Man betrat dann den Pafa. Der 
Weg — in 1800 ni Meereshöbe — war aafserordentlich 
achlccht; glatte Felsen gestalteten den Marsch sehr 
schwierig, und mau mufste von den Pferden absteigen 
und zu Fufa gehen. Die Flora in den Felsen war 
mannigfaltig , bei 2000 m Höbe sammelte man Immor- 
tellen und grofse, violette Glockenblumen. Der Pafs 
Knru-ßel, der bei den Dewohnem „Hundeweg" heifst, 
läuft in ein Ak-Deressi genanntes Thal (Deressi bedeutet 
Thal) aus, das vom Ak-Sa durch Hessen wird. Auf den 
Hergen Rieht man überall die Reste schöner Wälder. 
Der Wacbuldemtrauch nimmt hier seltene Dimensionen 
un , und die Stämme mancher Sträucher haben einen 
Umfang von 4 m. Bekannt ist die allgemeine Wald- 
annui Kleinasiens, die zum grofsen Teil durch den 
Menschen selbst herbeigeführt worden ist. Seit alters 
her scheint man hier dem Walde den Krieg erklärt zu 
haben, und das Verständnis für dessen Nutzen fehlt auf 
der ganzen Halbinsel. Auch der Antitaurus macht keine 
Auüuabmc. Wenn der Ilirte sich ein wärmendes Feuer 
anzünden will, so nimmt er dazu nicht etwa ein paar 
trockeue Aste vom Boden auf, sondern er zündet einen 
ganzen grünenden Baum an , sei er noch so schön und 
alt. Daher der traurige Anblick dieser Waldreste (Fig. 2). 
Während der Reisende mit Kntzücken die reine Luft 
auf den Höhen atmet, sieht er die elend verstümmelten 
und verbrannten Woldreste an sich vorüberziehen , wo 
einige grofsu Uaumskeletto iliro nackten, weifsen Aste 
wie Knochen schütteln. Die Verwüstang, die Ode der 
Ansiedelungen und der I'Hienen geht bis in diese Höhen 



hinanf; an Stelle der einst vor Leben strotzenden, duften- 
den Wälder nur noch düsterer, starrer Tod der Natur. 

Beim Abstieg ins Thal Ak- Deressi stiefs man auf 
etwa 30 bewaffnete armenische Bauern aus Scb&hr, die 
vom Nahen der Karawane gehört hatten und herbei ge- 
eilt waren, um sie aufzuhalten. Sie hatten vernommen, 
dafs die Reisenden aus Kaisarie kamen, und wollten sie 
zu einer Quarantäne zwingen, um sich die Cholera vom 
Leibe eu halten. Drohend flogen die Klinten der .\rmenier 
empor, und sie wollten von Unterhandlungen nichts wissen, 
obwohl Chantre versicherte, er wolle snnilchst nur zum 
Tekke Deressi -Su, da er in dieser futter- und wasser- 
losen Gegend nicht bleiben könne. Bereit, die Waffen 
zu gebrauchen, erzwang sich die Karawane den Durch- 
zug und kam, von den Armeniern verfolgt, glücklich 
zum Flusse. Das mutige Benehmen der Leute mufste 
um so grüfserc Bewunderung hervorrufen , als sie wohl 
noch nie einen Europäer gesehen hatten ; sie schienen 
in der That gänzlich verschieden von allen übrigen 
Armeniern, die man bisher angetroffen hatte, und sie 
haben sich später bei den Metzeleien wie die Löwen 
gegen die türkische Soldateska und die kurdischen Honten 
gewehrt 

Das I^er (Fig. .1) wurde in 1550 m Meereshöbe, am 
Veroinigungapunkt zweier Zuflüsse des Sarus (weiter 
unterhalb üök-Su genannt) errichtet. Das Thal war 
eng und wild, doch bewaldet. Die .Eskorte" machte 
es sich in der Nfthe bequem und achtete darauf, dafs 
die Europäer die Quarantäne nicht brachen. I>ie Ver- 
pflegung liefs anfangs zu wünschen übrig, nach einigpn 
Tagen wurden aber von den Behörden der Stadt Hudjin 
(südwestlich von Schfthr) regelmäfsig Lebensmittel ge- 
liefert. Von dort kam anch eine Art SanitAtskommission, 



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Chantros Reisen im Antitkarua and in Cilieien. 



»I 



beaiaLead aus einem Apothekerlehrling als Arzt, einem 
Polizeioffizier und vier Mannschaften, die der Mutessarif 
TOM Kozan, Tewfik Pascha, geschickt hatte. Der Anf- 
entbalt im Thale Tekke Dcressi war recht ungemütlich, 
namentlich auch der kalten Nächte vegen ; am 5. Juli 
zeigte das Thermometer um 2 Uhr früh 8° C, mittags 
dagegen 42". Krau Chantre wurde erzählt, dafs diese 
Stelle, das Grenzgebiet der drei Vilnyets Angora, Adana 
und Siwas, das Ilauptstelldichein der Riuber Klein- 
asiens wäre; hier teile man die Rente, hier finde man 
Zuflucht vor den Sioberbeitsbehörden , hier könnten 
natürlich auch die Karawanen bestimmt auf Auaplünde- 
rung rechnen. Diese Schandthateu hatten teils die in 
den beDachharten Schluchten wohnenden Tscherkessen 
auf dem Gewissen, teils die Avscharen, die dort ihre 
Ilerdeu weiden und ebenso wenig taugten, wie die 
Tscherkessen. 

Die Quarantäne wurde yoUe 1 1 Tage hindurch auf- 
recht erhalten. I'.s kam 
schliefglich auch noch ein 
griechischer Arzt aus Sis mit 
dem Auftruge, die Desinfek- 
tion vorzunehmen ; er hatte 
in Frankreich studiert und 
infolgedessen renommierte er 
sehr. Die Desinfektion wurde 
durch .\usschwefelung der 
Menschen, der Tiere und des 
Gepäcks vollzogen ; dann 
kam der Apotheker mit einer 
gepfefferten Rechnung für 
die QuarantAnekosteu — ohne 
freilich damit bei Chantre 
Glück zu haben — und end- 
lich, am 14. Juli, schlug den 
Heisenden die Stunde der Be- 
freiung. Man verfolgte das 
Tekke Deressithal, das in 
seinem weiteren Verlaufe 
immer hübscher wurde. Be- 
waldete Hüben schlössen es 
ein, deren Kilmnie selber je- 
doch kahl waren; umfang- 
reiche Schneeflächen blitzten 
in der Sonno , und auf der 



stannlich ist der Iteicbtum an Altertumsresten, die den 
Bälden bedecken und selbst im Mauerwerk der heutigen 
Ilftuser stecken, und so steht die ehemalige Kzistenz 
nicht nur einer alten, sondern auch prächtigen, an 
Tempeln und Palästen reichen Stadt hier aufser PVage. 
Die heutige Landschaft giebt nur einen schwachen Be- 
griff von dem, was sie war, als die Tempel Comanas von 
den alten Cappadociem verehrt wurden ; denn die Knt- 
waldung hat die Scenerie sehr ge&ndert. Die Hügel 
ringsum, die heute nur schwache Waldspnren aufweisen, 
mussou einst mit Grün bedeckt und eine Quelle der Er- 
holung für die Bewohner gewesen sein. Selbst das Dorf 
Schähr, so wie es unsere Reisenden noch im Juhre 
1894 antrafen, hat nur kurzen Bestand gehabt; denn 
die Armeniermetzoleien in Kozan haben es nicht ver- 
schont, und die Trümmer .seiner Hütten dürften sieh 
jetzt zu den Resten aus römischer Zeit geHclIen. 

Cumaua war ein Hauptheiligtnm der kleinasiatischen 




Thaleohle flofa der klare, mun- 
tere Bach. Auf gewundenen, 

doch angenehmen Pfaden nilherte man sich allmihlich 
Schähr, einem Dorfe aus neuerer Zeit, das heute die 
Stelle bezeichnet, wo einst die grofse und wichtige Stadt 
Comana lag. Ob der I'afs Kuru-Iiel und das Thal Tekke 
Deresai Römeratrafsen geweaen sind, vermögen die Reisen- 
den nicht zu sagen ; Spuren von solchen, wie überhaupt 
alte Reste haben sie unterwegs nicht gefunden. Wahr- 
scheinlich werden bequemere Pässe die Verbindung zwi- 
schen Comana und Cueaarca hergestellt haben. Am Zu- 
gang zu der alten Stadt erweiterte sich das Thal , und 
man stiefa auf angebautes Land. Ein römischer Tempel 
mit gut erhaltener Fassade hob sich aus dem Grün der 
Umgebung horaUH. 

Der kleine Flecken Schähr, der nicht älter als 40 Jahre 
iat, wird von .\rmeniern aus liadjin bewohnt und bietet 
nichts Besonderes aufser seiner Lage. Das Thal des 
Sarus ist hier flach, und das Wasser des Flusae.s strömt 
reifaend und geri'iuechvoll dahin. Ein wohlhabender 
Einwohner hatte den Reisenden sein Haus angeboten, 
und diese richteten sich dort achleunigsl ein , nachdem 
sie einen ersten , flüchtigen (iang durch die Ruinen ge- 
macht, die ja ihr vornehmstes Ziel gewesen waren. Er- 



Fig. !i. Reite de« Tbeatera in Comana. 

GSttin Ma, die der syrisch - phönicischen Astarte am 
meisten verwandt gewesen sein dürfte. Der Kultus der 
Mit ist uralt und besafs offenbar eine gewaltige I/cbens- 
kraft, das Ing in der Bedeutung dieser orientalischen 
Gottheit als „Göttin Mutter", als „Mutter der Mensch- 
heit", und so wurde er auch durch den späteren römi- 
schen Einflufs nicht verdrängt, vielmehr nur modifiziert, 
raffinierter ausgestaltet. Ja der Knltu.<i der Göttin Ma 
hat, seit Sulla ihn kennen gelernt (88 v. Chr.), selbst in 
Rom Eingang gefunden und zwar in der Weise, daft 
der ('haraktor und die Verehrung der römischen Kriegs- 
göttin Bellona einen rein orientalischen Anstrich ge- 
wannen , dufs die Bellona zur Ma geworden int. Dur 
Gedanke, der Ma Tempel zu weihen, ist gewifs Iwdeutand 
jünger, als die Verehrung der Göttin selbst, und Frau 
Chantre meint, dafs jener Gedanke den alten Cappa- 
dociem vielleicht erst mit der assyrischen Invasion ge- 
kommen iat. Jeilenfalls sind die Tempel dieser frühen 
Epoche in Comana spurlos verschwunden, sie existierten 
wahrscheinlich achon nicht mehr zu der Zeit, als Strabo 
über die „heilige Stadt" Comana berichtete. Was der 
griochischo Geugraph geschildert hat, rührte aus späterer 



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Chantrei Reiien im Antitanrui and in Cilioien. 



Zeit her, und auch der damalige Kultn« war, wie an- 
gedoutet. bereitn luaunigfach au«gestaltet oder entartet. 
CharakteristiBch für die MavereLruug war die auTger- 
ordentliche Macht der Prieüter. die eine Art Dynastie 
von Priesterköuigen repräsentiorteu ; dann die in blutigen 
VerKtünimelungen sich iiufsernde Exaltation dertiläubigen, 
und die freiwillige Prietterschaft Tausender von Frauen 
und Midchen, die der Göttin mit ihrem I.eibe dienten 
— .,heilige Prostituiert« " nennt aie Frau Cbantre. 

Die Tempelreste, die sich heute auf der Stiitte des 
alten Couiaua vorfinden, rühren, wie bemerkt, aus einer 
Terbiiltnisin&rsig jüngeren F.poche, aus der Römerzeit 
her. Sie sind schon öfter beschrieben worden. Frau 
('hantre erwAhnt zuerst eine in der Mitt« von SobäLr 
gelegene kleine Tempelraine aus herrlichem, weifaem 
Marmor. Ein sierliohea Thor mit reichen Skulpturen 




Fig. 6. Avacharenfrau aus Bcbihr. 

steht noch aufrecht (Fig. 4). An der Erde liegt eine 
wirre Masse von Fries- und KapitälbrnchHtückeu , die 
sorgf&Itigo liildhauerarbeit aeigcn; Eierfomen, ZAhnchen, 
Perlen, Geist, Acanthusblätter etc. wandeln den Marmor 
EU einem förmlichen Spitzengewebu. An Kapitilen mit 
Acanthusblftttern i»i auf dem Ituinenfelde übt-rhaupt 
Überilufs. Audi zahlreiche griechische Inschriften finden 
sich vor. Den bereits erwähnten römischen Tempel am 
Eingänge von Schähr beschreibt Frau Chautre eingeben- 
der: Vorhanden sind noch die Nord- und Westfassade. 
Letztere besteht aus einer (rrundmaucr und einem von 
drei gewölbten Öffnungen durchbrochenen Stockwerk. 
Das Ganze ist 12 bis 13 m lang und 8 bis 10 m breit 
und mit einer Mauer auH dicken Hlöckeu umgeben ge- 
wesen, die eine Säulenhalle trugen. Die lieste von etwa 



lehn SAulen, die eine Höhe von ti bis 7 m gehabt haben 
müssen, liegen am lioden ; nur eine steht noch aufrecht 
auf ihrem Sockel. Eine der gestürzten Säulen zeigt 
eine griechische Inschrift mit 6 cm grofsen Buchstaben. 
Aus dem Inhalt dieser und anderer Inschriften, die 
Frauen gewidmet sind, schliefst Frau C'hantre, dafs der 
Tempel einer weiblichen Gottheit geweiht war. 

Im Herzen des beutigen Dorfes bildet der Sarus eine 
scharfe Krümmung und schliefst da von fast allen Seiten 
eine Terrasse ein, die die bedeutendsten Rainen von 
Comana birgt. Sie bildete zweifellos den Mittelpunkt 
der alten Stadt. Iiier lag auch das Theater, dessen 
Sitzreihen noch ziemlich gut erhalten sind (Fig. .^). An 
einer anderen Stelle in jener Flufsschleife erbebt sich 




Fig. 7. Avicbarenfrau aus Bohfthr. 

ein Bauwerk mit langer, noch sichtbarer Säulenhalle 
und seitlicher Fassade, ähnlich dem oben l)eschriel>enen: 
ein Tempel oder Palast, dessen Raum jetzt zum Teil von 
einer Kirche eingenommen wird. Zur Seite der Kirche be- 
merkt man Reste eines Springbrunnens. Das Wasser lief 
in ein rechteckiges, steinernes Bassin; dieses schmückten 
ein Stierkopf und eine Sonncnscheibo, die duruh eine 
(iuirlande verbunden waren, wie man sie bei manchen 
antiken Gräbern sieht. Die Phantasie der Frau Cbantre 
regt sich beim Durchwandern der Ruinen gewaltig, und 
sie ist daher schnell bei der Hand, diesem oder jenem 
Bauwerk einen beRtiiuniten Zweck zuzuschreiben. „Ohne 
jeden Zweifel", bemerkt die Dame, „war das eine wichtige 
Quelle, die das Gebäude mit seiner Bewohnerschaft von 
Priestern, Dienern etc. mit Wasser versah." Ein anderer 



Krfthm«r: Arabirabar M«talUpi»gal tob Balgar. 



MB 



„Tempel", von recbtooltigw Porm und U«nmB Dimfla- 

üionrn, lit'gl ctwaK aljseits von SchShr. Die Ma-ipfti he- 
»lehen aus zugcscliuitteueu Marmorbluckeii ; im liini ru 
läuft eine runde Wand »us Ziegeln ; eiiiu Stele mit In- 
schrift«» liegt an der Erde. Nicht weit von diesetn (ie- 
bivd«! dkl Frau Chantre auch fUr ein Familiongrab zu 
haltoo ganaigt tat adw viallaiolit dar Varehmng abar 
,ba«Hidarao Oottbait gidiant baban nag, lliabt aiiia 
krftftige Quelle, die von Stulenfragmenten und Mnuer- 
restcu oingoschloBsen wird. „lUcse (,>uellB hat ebenfalls 
eine wid.tiu'O Holle ge8|iielt. und ilii- NWiiscr busafa den 
Pilgern bekannte Vomüge. Das schattige Laub eines 
WUdehena in der N&he mnbta snm Nieder- 
nladan» aaahdani dia GaraauniiaMi und Sitan 
▼dliagaD waiao.* Zu anrUuiiaa wSfa nodi ain Hataik 
aus Quadanteinpflaster in einem der ärmlichen, ban- 
fnlligen Ilftnser von heute; das Moiiaik ist gut erhalten 
uiul mit rohen Blumcntuusteni gesL-luiiückt . ilio MilU) 
zeigt einen rebliuhnartigen Vogel. — Nach allem — 
und darin hat Frau Chantre gewils recht — war die 
Stadt der Ma einst ein wichtiger und Tialbeauchter Plats, 
namantlioh in griechiioli-römiscber Zeit. 

Gia svaitl^gar Aofinthalt in dan dzttdkead heifaen 
Sobthr batta dan Baiiandan fftr Ihn Stadien genfigt, 
und man marschierte nun auf Iladjin, den Hanptort 
von Eozän. Man verfolgte duB Thal des Sanis, der von 
da ab den Nanien (iök-Su führt, BÜdwfirts. Der Weg 
war unbeiiuem, der Folsboden glatt und der Anstieg 
liamHoh nnTermittelt; die Karawane bewegte eich im 
Giiaeaianeb. Daa FlnAtbal. daa aUmibfiob facwtar 
wurde, war Mar labr nalarin^ ; wibrand nA in Wartes 
die nackten und teilweise noch schneebedeckten K&nna 
du» l>odo-K43l erhoben , reihten sieh im Oßten auBnahm»- 
weise mit üppiger Walddecke überzogene Gipfel über- 
einander. Im Dorfe Khasta-Khane machte man nähere 
Bekanntflohaft mit dem Volke der Avacharen, auch 
kannta nan mit vialar Mfiha von ihnan einiga PhotO' 
graphiaan (Fig. 6 und 7) nabnan nad KBrpemaaanngen 
anstellen. Die Kleidung der ATSoharenfranon fthnelt der 
der Turkmenen infolge der bauschigen Beinkleider, der 
breiten Leib)>in<l'' tiinl des Kopfputzes. Letzterer wird 
in ein weiffies Tiuh gehüllt und ist hoch und fest. 
Kigouartigcr Sillier- und Edelüteinschmuck hängt an 
den Yißogm hemnter. l>ie roten, blauen nnd waifiaan 
Parbatt «r Sloflb gabm 4ar Klaidmig dar Fravan ab 
typisches Geprftge nnd barmonieren mit den harten Qe- 
sichtssügen der Trägerinnen. Die Avscharen haben in 
der Gef,'üiiil ihr Viuh auf der Si .mmerweide ; im Dorfe 
bleiben nur einige Familien zurück, um die Ernte zu 
besorgen. Das Sommerlager, das die llei.qenden be- 
sachten, nahm einen grolaen Raum ein und bestand aus 
CBBdao ,KnHtkan* ans Bobr und Decken — wia bat 
dan Tuknasan. Dar Dorfltlapttiqg, aia AnAmtt tco 
angablieh reinster Raese, fllbrte die Reiaendeo gaatfrei 
in aeiB Zelt, Ahr malerisch mit Filz- und Tn|)pich.streifen 
anagestattet war. Diese werden von den Frauen her- 
gestellt, die durch HineinwabeD Ton HMdwhi aabr 
habsche Mustor erzeugen. 

Wohin diese nomaden- oder balbnomadenhaften 
Ambarenbaadaa, dia ftbar dan eilieiaahaa Tauma >er- 
atareut wobnan und als Rinbar einen aehlaehtan Ruf be- 
sitzen, in ethnographischer Hinsicht unterzubringen sind, 
ist zur Zeit noch fraglicli. .^iclurlich, mi nitint Frau 
Chantre, sind sie die Reste einer der vielen . niipaduci- 
schen Völkerschaften , die durch ilie aufeiDanderfolgen- 
den Invasionen weggefegt und in alle vier Winde ser- 
atraafe wudeo. Line unbeatimmte Erinnerung an dia 
Ktiaa vaA dta Aberglanban dar Vargangenbait mia^a 
aiah mit ihmi bantigan Idaan. 8ia naamn aiab TOdmi. 



— Dieae Bemerkungen Frau Cbantrea bedürfen vialldebt 

der Erläuterung und Richtigstelhmg. Die Revölkorung 
Kleinaaicua ibt beute und war schon zur Zeit, als 
die Türken einwamlcrten . «uf crürdentlii-h bunt; _ilas 
RhomAertum'', so sagt Naumann -j, „hatte im Laufe der 
Jabrbnnderte so und so viele fremde Elemente auf- 
ganannan, Sadalavan und Bulgaren, tnraniacha und 
finniaebe SUnma, daneben, wann aueh in weniger be- 
deutenden Massen, deutnche, armenische, persische und 
arabische Elemente." Der genannte Reisende traf im 
oatlicheu Teil des Vilayr-ts Autjura au: i ir.c von den 
Osmanen scharf geschiedene Bevulkeruug, die er einfach 
als „Turkmenen" bezeichnet. Wahrscheinlich ist nun 
die Übarainstinunnng der ATaaharen, daran Uauptettaa 
atdlidMr, eben in AntilanraB liegen , mit dan Türk« 
menen mehr als eine lediglich durch die Tracht badiagta 
.Kufserlichkeit. Innerasiatiacho SUmme — anch tnra> 
nische — sind ja, wie erwähnt, in Kleinasien sehr stark 
vertreten, und der Umstand, dafs die ATseharcn das 
persische Khorassan für ihr Stammland erklären, würde 
jener Annalima durchaus nicht im Wege stehen, aia vial- 
mabr atfitun; dann Kboraaaao Uagt den lieutigan Bitian 
der Turkmenen benachbart. Zu den tlteren cappadoei- 
sehen Völkerschaften, wie Frau Chantre glaubt, gehören 
alaa dia Avaebann alehaiiidi niobt Qgr. 



*) Tom Oaldaaan Ham an 

MM, & m. 



den Quallan das Bnphnt». 



Arabiicher Metallipieirel von linltrnr. 

Der hier abpi bii tele Hpiegel gehurt zu ileu AUerlumBrn 
Bulgara, d'r .:li.'rii»ligeii Haupliiladt de» Bulgarenreiebes, 
deren unbekannter Ursprang von Mtariaobeo Chronisten in 
das höchste Alisrtum Tailegt wild. Die Stadt wurde «an 
Tamerlan am Bode dsa Ii. Jahrhunderts aerstSrt. Jetat ist 
davon nur noeb das Dorf Bulgary mit berfihmten Ruinen 
übrig, wslebas im jetüfen Gouvernement Kasan liegt. Der 

Bpiegel wunU' im AiiguHt 
lH»e Iii« II'" III vom 

Dorfe Tupeniik lie» Spafs- 
kiKlieo Kreises des Uuu- 
vememeuts Kasan auf 
Beige Im Acker- 
' lau. Briatin 




e gofhndan. Br lat in 
mut» mnnMei« und 



aat 



Isshsr lasdwlft m 
KidBHi ytm Bulgar. 



ringaam mit einer mm- 

bisäen Umaehrift ver- 
lieben. Bein Durchmeaser 
beträfet »*..'> cm, «ein Hufs«- 
rer Cirit'an^ JT.Scm, n'iu 
Gewicbt etwa Hr 
int au» eirii 1 lie»' 'ii lf-ti-n 
meUllincben Legierung ge- 
gossen, die der Farbe von 
Itabl Ihnlieh ist Du die 
Itsgianiig sehr tefiebig 
ist, Ifaidat man nur wenige 
voilat&odig g»T\w» Spiegd, 
gr;>f»tenieil!< nur Bnichatücke. Auf der Seit« des Spiegels, wo 
•ich die Muster un<i lUe Umsclinfl tu flnilen, int der Rand 
»emlich hoi Ii ;u i rm). um ilie Mu.tti uenl die Umsclirifl zu 
»chötzin. wenn man ilni auf ilfii Ti.-oli legt. In dem bulgari- 
BcUfU Heirhc wurdi-ti Sliii-k'!"! '!il von ei(ren»^r einheimi- 

■chor Arb«il verwendet, wie auch aui Arabien und Persien 
siDgefllhn. liobaisahaw nimmt sa, dato die flfiagal mit 
hohem Bande eingefUurt wnxden, wlhtend die sdnslang^ 
fertigten soidm Bänder niete baban. Die glatt« 8eiw des 
Bpieäels, watolis als aiffwtliahar Spisfel dient, ist voranglich 
erhalten. Mach dar Ansieht Too Üehatscbew wunlen Spiegel 
nach der Art de« geftiDdenen in der Tasche getragen. 

Die metallischen Spiegel bal>en bei den Arabern auch 
«ine praktiKch« üvdeutung, »owohl als Toiletteagegeci stand 
wir aucli al* Roliutz geseu fuglRrksf^lle, z. B. Keg>n Kciier. 
Wii-'< die Inschrift Iwlrifft , Bi:nl Iil- Huclistaben ziemlich 
erhaben und genau, und man l^aon sie deshalb verhAltni». 

Dia giulliau Bwisehenttume sind mit 



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SM 



MuaUiru »uai;eiuUt, von welch«» einige aogar Bnohltalmi 
iibniicli «ittd. Iii daatteliw Obw^twuig iMrtat dtoDnisthxIA: 
.Ruhm , 'welcher du IriMkat* OlSek llllr 4Ja mtohtlctii Ba- 
rehl*haber (iit), (wird) dilF «in« 'WobltliKt de« sukünaigtn 
Lebens («ein).' Es ist klM| iatt clieeer Spiegel irgend einem 
BcfeUabsbar fibaiMioht «ar, «MB aber, iti mMitmA 
XrsliBer. 

') l'ntnaniQim au« «IüD Narkrichtcn der GeseJIl«! rl I i Ar- 
cliitoUigi«, ÜMcbiclit« luail EU>eograj>hie b«i ilrr KaueiUcb KujiBiaihru 
Dalmmtit n K«M»| Baad U, HiA », IMS (toMlMh). 



Titne Roluie|ilirltfUiiil«> aus Stciermarti. 

Im .Ausland" 11^83, 53« niacbte ich auf einen Rohnephrit- 
rund aus dem Pltirsbette der Sann bei CilU in Steiermark 
auhnerksam, äcii ich dann in den AbtaandlanKen der natar- 
wissen Bcbaftli eben < Itseüwhaf» Inip in Dresden <!«m, 7T> 
näher beliaiideltt? uml uttiMeti?. Fast Kl'-'ic!i7"iN>; IxjfchKLb 
ich eiovn zweiten liobnepbritfunti m bUiermnrk aus dem 
BalMtlar dar Mnr in Qiwi (Hittoilungen dar Anttoopologir 
aalmi QaaaHaehaft In Wiaa im, XIII, sie) nnd WUM* raah 
älawa OaaabMto »b^ Dia GaaeUataMtw beidar ttSaka «bar 



wotda von niancber Sait« nicht ziig«K«ben (aiaha «. Tir« 
Cbow: Zaitsobrilt (to Etboolugi« \S»J, Verb. S. son- 
ÄwD man glaabta es mit mehr oder weniger abgerollten 
Steinbeilen zu thnn zu haben, eiite Ansieiit, die ich jedoch 
nienals teilte. Fünf Jabre spAter, 18HH, machte Berwertb 
einen tlritten SVjjhritfund in Steiermark ans dem Fhifshette 
dvr Mur bi'kaunt (Aonalen des Naturbiitorisclurj llof- 
muii«!ums in Wifn IfT, 71») und nenerdint,-«, 1899 (ibid. XIII. 
' 115), weitere Fumle von (U'ii (je«.:lii<brn im «wci Orten im 
Stadtgebiete von UrM, «-beui'alis aus dem MursvUoiter, davon 
ain Stttek nßorn tief. Berwarth mubAi Mb ,4laaa dnt 
nevan ITande geeiipiet seien, 41a Ittsfen Swaifal Sbar daa 
VorktHUman von Nephrit in Steiermark vollständig zu zer- 
strouan", dalb „man mit einigem Vertrauen im Flufsgebieta 
dar Uur anch die AufAndong des anstehenden Nepbritlagers* 
erwarten könne und dafs dieses, „aus ganz dünnen Lagen 
' oder Blüftrni Veptfln^nd , im metaracrphen Schichtj^ebirj;«" 
i liegcti il irit«'. I.;h ui.iflie ujn sü HvlMir auf dies« nunincbr 
' nnrh l*.ssfr b<'i;rijii'ietf Ansitlit vnn dem Vorkommt« vrkn 
RiihiK'iiliril in rieii Alper. an dirniT >^tcll- iiufimT'*nrtiii , kI» 
ich dieses Vnrkommen bereits aus dem cr<>i-u I uiuli- (,Au»- 
I land' I8ä3, 637) mit Siaberbait anclüoss«'» lnuir 
I Dresden. A. U. Hey er. 



Kleine Nachrichten. 

Abdnek aar inlt Qaslloiiiuigab« gniattet. 



Ende Februar liabeu itu ,<ü d «■ l it lichfti Island 
Erdstüft« stattgefunden. In HpykjA\ k wurden in der 
Nncht zuiti i>i. und am frlihen Morgen die»«* 'ia|;i>a zwei 
liemlicfa atMk« SrdsUMIn Taispftrt. Zwiaohen i und 2 Uhr 
nacbta kamaB «faun am £7. aberaala kunt blnl«rei»aud<sr 



drei ao beftiga Bt&te, dafs viele Feraoaen dam Best der 
Macht im Fraien snanbriiigan aieb «ntaeblaaMn. Oen ganaan 

folgenden Tag über machten sich noch weitere Schwankungen 
bemerkbar, besonders nachmittags '/,b Uhr. Am Kap Bey- 
Isjiirie« tut ntn Ht»nsi» des T.euchtturmw»rl«T» der Sc} onistein 
i-iiif,'ei»tiu/t . im ulKTrii Ciocbof* ßtl «in Ofrn um, uud dvr 
meinem'' \V«II u;ii den (iurlen »liir^tf^ ein. DiT I.''Ui;U('ur:'L 
HelV'St liat keine ite^ohAdi^nngen t^iliUeij. NüJie dt-r lififsfii 
«zueile .Uuntia' entstand eme rauchende ürdapalte von etwa 
S7«m Ucfa. In KMJuvaK lat ain aUatding« baaflUUgaa 
Bmh ganz dngaattnt. A« dam OaWela de* graAan wd- 
babana Ton iS'Jti (vgl. niobu«, Bd. t^», i, M9 bia Sil) aind 
kalna Stöfse berichtet worden, dagegen soUeo am ST. Fabruar 
aneb in der HünaT«tnta/il» und am glelobeu Tage und tags 
.mlTor in den HiSdaHr (DalBajrda} Btln'se verspürt worden »ein. 
Nürnberg. Aui;uit nebhardt. 

— Zum Kilstaubeckeu «befl4»ib Aasuun, »iber 
welches Qlobus, Bd. 73, 8. 324 mit Plänen berichtei wurde 
ist am 12. Februar dar Orundstaiu gelegt worden. Die iuu- 
IhKtigkeit hat mit JiOOO atahfliiniartian Arbailam unh r der 
Iieltung europtlsebar Werkmelater «nd Inganlaor« i eg "ouen. 
Sie Steins werden in der Nähe gebrochen. Der Nil hier am 
ataten Katarakt ist 1,6 km breit, aber ao mit Steinen durch- 
setzt , dafs dissü als Üruudlage des Itiesendammes benutzt 
werden. I<»tzter«r wird am Grunde 24 '/t m breit und erhebt 
•ich 27 m über den niedrigsten Wasser«t«iiid . erb.Hlt lOn 
Schleusen zur Kegulierung der Flutwasser und «irkt j " km 
flufsanfwftrts stauend curUck. Der ßammbi»u »mU in iwtii 
•fahren vollendet sein. Um die Buiuen der Insel Philft zu 
schonen, ist dar Damu beinahe 6 m niadriger vorgesehen, 
als anprQpglich MganamoMn wurda. 



— Ober die tibetische Mrdi:!M^ ist in latitac Zeit 
wiederholt genchrieben worden. .) ' " „innt in 6t. Mwrs- 
borg eiu Werk ?ij cr-pheinen, vou duui üer erste Band vor- 
liegt unter dem rit. I: p, A. Bndmajew, .Über das System 
der KeiIwisiwn«L']i,\fi Tibets", 2;t4 8. (In russischer Sprache ) 
Badiiiajen int danach ein Burjitte, der 186,'i nach t>l. IVii r» 
bürg gekommen ist und einige Zeit die militürarztliehe Aka- 
demie daselbst besucht hat. £r ist jetzt als Arzt in Peters- 
burg Üiätig, und in den Jahren 18<& bis 18äT haben seine 
aogannnnta lamaJaelie Klinik 170000 ambnlatoiiaaba Sranko 
baauebt, danrn gageu 2',', MUIionaa Pul vor Tarabratelit wordan 
sind; In dem ersten Bande des Buches finden sich — nach 
dem Berichto — AuszUge aus den zwei ersten Büchern des 
Tschud-shi, der in moiigoliurliev S|irnche verfafst ist. Der 
Verfasaer gedenkt noch zwei w. ii,rii Bände ^einvs Werkes 
barauasugebao. worin die übrigan zwai (im gancan riar) 
Bffehar «t Tacbnd-abl daigalegt werden loUm. 



' £ine geiian*.*re AcaTvj'c dc^ Hnr}!,'-*, s^ie fit- in ein,'m ru.-' 
sischen Fachblsite, .Vra"" i 'n-;;!', . iiri;i nnnimni w.iiileii i.,t, 

j kommt zu ungüu£tigeu> K«>uliaieii. Hiernach sei das Buch 
gar nicht dazu bestimmt, die Ante mit dar tibatiadian Ma- 
disin bekannt zu machen , sondern ea habe nnr dan Zwcek, 

I dla Zaiil dar KUenten dn Verbasers zu vennehren. Daa 

I Werk Badmajewa ist danach ein Sammelsurium von Ahsnrdi' 
tftten. Das Firscheinen eines solchen Machwerke« i«t um »o 

; mehr zu bedauern, als die wirklichen latiialschen Xrzle ein 

: zweifellos tnt»reni.irit>'i Sy^t(-:r. vt<n Kenntnissen besitzen, das 
der .'luflrlerk■^ilnll^L■lt u;iii 'Ii-« Sluiliniii-. wert ist. 

Ks schien niciit uüerhussig iu »ein, auf dieses Urteil aucli 
hier binzuweixen, weil das Buch Uadmajew« schon seine» Titels 

; halber auch auXserbalb Bufslands Interesse erregen wird. 
Mb ea mit dan Btaaehnwan des OrieninUitaa PotdnJ^faw, 
van denen Im Globua (TS. M. Kr. 18, B. S«4 bla MS; TgL 
auch die Notiz 74. Bd., Kr. 1», 8- '-'04) berichtet wurde, 
irgendwie zusammenldnga, ht nicht wahrscheinlich. Jeden- 
falls winl erst in der von Posdnjejew in Aussicht gestellten 
ÜIwrsetzuug des .Chlantab", dieses Codex der tibetifchen 
Xedisin, eine aiobera Unterlage aar Beurtailmig darsalhen 
gabotan aaia. _ P. 

Zur (i t H c b i (. !i I e der Nei;eremancipatiofl» l'rof. 
H. !■. Uamy bringt in L'Authru|iologle l»»0, p. 42 Nadf 
(iebtan ftbar ainiga MagarbUdniaaa daa ft annBalaehatt KtptU' 
alaehen BonntvUw, die er kAfsUeb entdaeicte. Bi aind atark 

stilisierte Bildttiiaa ainca Kegers und einer Negerin, die 
angefertigt wnrdan anter dem Kindrncke des Konvenu- 
beselilusses vom 16. I'luvioee des Jahres II, nach welchem 
.alle Menschen, ohne Unterschied der Farbe, die in den fran- 
zösineben Kolonieen !cbf»n. fr in7ri«i»che Bürger sind tni'J ••»lle 
durch die Verla.'"'uni,- ;;o ,\ ihrl' i^lt len Bct'bte genlef»t'n Hd;en''. 
Unter dem Bilde dos Neger« »lelil: M>>1 ^gal :« toi, couleur 
n'est ricn, Ic coeur est toul, n'es-to pas mon frere? Und 
unter dem Bilde der Negeiiu: £& libertti comme toi. La rd» 
publique ftaneBiM d'MWwd «vas In natnn rnit Toola: at 
I suis-je pai .t» aoavrl In daraalban ntiang, in weldier dia 
Freiheit der Neger aosgesprochen wurde, rief der Citoyen 
Camhon: ,Bine mrbigo Büri^erin befindet sich al« ^uhörerin 
im Konvente, sie hat aus Freude über unseren Besclilu/s das 
BewuDstsein verloren! (Beifall.) Ii'h verlange, dnfs dieser 
Verfall in das Protokoll aufgenommen wird, als Anerkennung 
i'iir 'lie bürKCrliolien Tugenden «lieser Citoyennel" Die Ne- 
gerin bricht in Tlirniieii aus . . . Diese Negerin wurde von 
dem Bildhauer Houdon modelliert; ihre Uipsbüste beflu«let 
*i«h im Muteum von Soiasons mit einer auf den VorlaU be- 
siigiieben Inaebiift. 

— Balomoinieln. Kaeh dam amlUchen, bis Hiirz 1B98 
reichenden Bericbta (0«oinr. Joomal 199«, 8. 4;<ii) sind Itattao, 
der in Australien zur Herstellung von K.ilil' Ukörben benutzt 
winl, uml eine Orchidee (Deiidrobiinn ^j'-i'LOSura) als neue 
Auafbbrattikel der britifoben Salontouen zu betrachten. Das 
XUbm wild ala Ar dm Xaflaaban ganaUg geacbildert; na- 



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Klein« HMkriflhtea. 



S96 



iiiiMitlk:li int liie Iii.Hel Snvü hififiir t;"t>ign4t. Miii«r»liiui:bür 
iiu« San Kramisi-ii kulirlt-n erjeliniHloii heim. Uurrikane 
?clieineii .Huf 'tcn Siilüm<j!ien 7u fehlen. Der Regenfkll iat 
«tilir rersciiitidtia i unbreotl 'Itr Siidctitra vod UnadalcanAr 
(MuraDiuml) itark unter Begcn zu leiilfti hni, emp(aD|[t die 
BegicruDgwtKUoD Tulagi nicbi Kcuug iWgw. Dio höclute 
geumtM Ttnpentar wmt 93* Oi, dl* nitdägM» MMhttuqpa- 
ntar am llMrMtmida dar Voidktila Toa OnadaleaiMr 
aa»C. 

— 8ir M. Monier Williams, berühmter enfjliwher ' 
ßantkrititt und Prufenaor im ilri i:tiiv>-iititiit O^iiuril , Btürl. 
Hin 11. April d. J. in Cauuei' , wo er Krlioluiif; rmrli fini.r 
«chweren Krankheit ((eiacht hattf, im bn Lpt>ru^<inbr<'. 0«. 
boren ain 13. November lälS zu Bombay, bekundele der Ver- 
■UttlMnt Mtea MhfldtiK «rate ftr te» »wUnni 

«ftaatBUMkar SpraelMB owl MwIlMt» In mm IhtUiol College ' 
in Osfon] und in dem College von Haileyburj-, wo er 1S44 ' 
eine ProfeMur für Banakrit, Bengali und Telugu an dem von ' 
der oftiridischen Kompanie gegründeten Seminar «rbielt. Im . 
.I-Ahrv Ih'iO ward er ata Nai'lifolger Wilsons 8aDiikritproreianr ] 
m (Kioril. Vpn 187S bia 1»77 iinfemalim William« iwei 
j;r.r-'<TK .lari:h Indien iiml -mnclrto ilnmi iss3 daa . 

.Indian Inntitute'* zu Ox/ord, welcbe» mh «in i:«atr«ilpUDkt i 
für die indi*cb«ii Btadim in UngUivil dienen aoll. Ein einzig 
in aeiner Art dufeebMidM OfitntKKiBhwa Muieum iind eine , 
WMtvall* aOMaUtO» BSMaÜuk k» ml* in IvtUata wwt* 
lmiHl«ii. ITaturdttt nhlTCiabio UltmriMhMit IVMmi daavtr- 
•torb«nen Qetebrteo iat m enttr 8t«Ua aal» ,B*B«krit-£nglish ' 
DIetionary' (Oxford 1S7S) Iwrvaimiheben, denMii zweit« Auf- 
laifc prst kurz vor aeinem Tmle vf>lter»d»t wiirile üiiter 
(i'L'm Titel ,liiiUan wiadom" !.■ Tniun HT'i. meljrTP Aufl.ißfn) 
i,rHli IT ciiii." IVirstellung der religioseu, i'iiilu-iiphischen und 
»•tliijibi-ii Li-l'.ri^ii iler Inder. Aneb für 1»* Uindualani bat 
Williama veranliiedeo« praktiacb« Arbeiten geliefert. 

W. W. 



— Jn Kr. 10 (Bd. 75) Ibrea »Globna* bcAndat lieh ain 
AqftatB von Btiadn, .die Aubetnng der Ringelnnttar*, 
4ar miah an meine früb« Jugend lebbaft erinnert. leh wollte 
dam Sarrn Verfnaeer Mitteilung vom Nachstehenden machen, : 
es war mir Hb«r liier nicht mOglich, aeine richtig« Adreaae I 
io Erfahrung zu bringen. Vielleicht darf ich auf Ihr« Ver- 
lalbun^ hoffen, wenn ich Sie bitte, {^plpppntlieli d!<> V»rmitte- 
Inng zu ubernelin.ün. 

leb war in den Jahren li*44bl8l«äJ auf dem Uyninaaiura 
zu Rnstenburg in Oatpreuraen. E« gab dort suhr viele Ringel- 
nattarn (Cul. natriz)— die niedlicbeu Ti«rch«n mit den bell- 

ßbmFlMlnhan nnBalia ondwaUiMaiffiaMktamBnao])« — , 
In mabreran Banernhäoacben , munantlich der söge- 
Mumten Königaberger Vontndt, gehaltisn wurden, in manchen 
aocnr in mehreren ExempInMD. wir Juiigvni gingen oft bin, 
um r!ii- »llt»Hi*kwt«n Tiereben zu wIht; : riii rh'-m.ili;,'! r ISjjer 

tilmiinht'i- Jiii^erabteiluilg I , Hiitiu':;« Fn(/ l'^ulmliwinlki, 

auf si-iufii) liirieriihf/f» ia Taiimn« e.iiv iiic)ir I 

nietethiij;,-'-' N;illi;L , d' T B-JUie Frau li lu nials Km-liin b<»i | 
meinen i^ltern/ aliv ^'retUtg Abend «m XHfacbeu Miii-h unter : 
dan Herd atellte, und von der beide Galten fcat glaubten, 
dnlk sie ihr Qeböft vor einem F«u«r bewahrt habe, da« ^ 
(etwa 184«) einen imnittelbar nahen d«r Sehenna nngelagtas I 
Heniehober aingelaehert batt^ Aber fraaaen habe iah I 
diaaa Biogelnatter nivmal* sel)>at gea^btn ; nur in Bchwarz- 
ttatn, einem kaum eine üvilv entfernt«» Kirchdorf« indem 
UausA de« dortigen Pastor«;- .'oi'i fThnnui'irtirili t cidpr rie-ssfn 
Ktiflt^r^ ■iliAji li.ibe icii vfi^^ps^i^ii i ':Libe loli ^-iii ]ia;ir MhI*- ;rH- 
atihen , wie die Uauinatter — ein kiisiu««, sehr zsibmcj Her- 
r.lien — saure Sahni! mit weifsem Käae (dort .Behniand mit 
Oluuiae* geuaiuit — ein ricbügea NaUoDalfuttar) auf dem 
KMMBtliäi vonamtit tafeta und aahr amata dnTWi laekte. 
mamnndam In der tnnian Gegend wllre et ebfefUlen, eine 
Ramnatter zu beacliüdigen , namentlich die Besitzer ermahn- 
ten UM dringlichst, den Tieren ja nichts anziithun, «ondem 
«le frenndli Ii ,iii/u«i lu n. S; äter (\nh7 bla Ikri) itand ich 
als I<eutn»iii: bei il< ii < i ii ib iiimieren in Berlin und segelte 
viel auf der ()b#ntpre« und dem Müggelsee. Als Bootamann- 
scbaft hittt. ich meinen Burscheu, namens Adrath, einen 
Seemaim ans BommelsStte bei Meine! und einen anderen Pio- 
nier, namena Aeehpurvi» «a* dar Naebbanehait von Mumel, 
weldi letxterer, ein venfMehawaiae Ranz leidlich gebildeter 
Menach , zu eritblen wnCrte. daA einer leiDer Vorfahren 
.Kflnig" geweaan sei nnd rtaleOantaebe getötet hatte (vergl. j 
Schlacht bvi 'i'anllvnberg' l. Beide konnten nicht mebrlitauiacb, [ 
der Aachpurvia war übrigens ein prachtvoll gewachsener | 
blonder Matm mit f»]ir bilh»chem Oericht. Sir- iiunnt^Ti 
alle Schlangen ,s -lMiisck* und waren fest iil>ir/-u^i . d;ii'» 
•peciell die Katteru UIQ«k oder Unglfi«k bringen konnten, . 



je nachdem man hjc Iri-handelte. Als wir einmal am Siitliif><r 
des Beee gelandet waren, um dip MfiBTirflbercn ru b^-suctien, 
fand Adrath in der Nähe ilt-r daruah iJurt IwtiiKllic.lifn Hütte 
Atr den Waldaufaeber , der auch mit ächmipaeu b^n leit.:', 
eine kleine Natter, die noch zuckte, der aber der Kojd' r.rr- 
drückt oder zerschlagen war. Seide I<«u(« prophezeiten sofort 
UnglBek — ich lachte aaa naUMkb «Hl — Aber als dana 
ein paar Tage darauf in der Toeabefaen Zeltang atand , bd 
dem Gewitter (da« »•cbw» hcrRufzcg-, als wir nach Berlin 
znräckAibren) battf^ ein Hiity in eine Kiefer geschlagen nnd 
i'wse bStte die Hude des WÄlibiufneher« zertrümmert und 
d™ Mann s*lbf'. beBch;iJit;t, - da waren die Ilerren Adratb 
und Aacbpurvis uaiäriK'li oben auf. — Ich wollte hiermit nur 
sagen, dafa zu jener Zeit im 6stlieb> u Dstpreufaen dii- Uin^eb 
natter miadaatens sacrosaDct war; von einem eigeiiUiehen 
Knltna habe iota aliardingt nirgends gehört. 

FielanwnUe a. O. A. BlUerbeck, Oberst a.D. 



— Levesey iat in Britiaeh-Neu-Gninea In bMiiir an- 
crforaclilea Gebiet vorgedrungeu , indem er die FlSne Tauti 
und Lakebamn aufwürta vordrang; diese münden In der 
Nähe von Port (^balmers in dfn Papuagolf. Vai Ii«nd war 

fri:clii bar, und um "brrovi Tauri f»ud man rot«' Ciji)i_-rn. Die 
Btildfukung von unzweifelhaften Koralien kl ippeu in 10(H>m 
Höbe erregte Erstaunen. Das Land war, nachdem aiD die 
KöstenaULmme hinter üch hatte, menschenleer. 



Kaeh IMilinMi Aulbahmoi beettht di* Bodenlllebe d«a 

preurslschen Staate* zu «,3 Proz. aua Moor (Denksolirifl. 
Uegenwilrtiger Stand d. Moorkultur in Preufaen), wahr- 
soheiulich nicht weniger als 5O0'> i»-rtmeileu Landes sind 
in seinen oberen, für die wirtu'iiAftliijha Nutzung in Frage 
kommenden Schichten aus ungezAblten (ie:ii>nttic<nen vnn Pflan- 
zen entstanden. Nach dem relativen lieicUtum .in Moor- 
boden »tebt Hannover mit 14,6 Proz. der Gtwaiiittlacbu ob«Dan 
und tammna Khliefat sieh mit 10,2 Proz. an. Etwa 6 Proz. 
«alMll noeb nnf BeUeiwig- Holstein mit »,S Proz., Branden- 
barg mit e,3 Pn»., FMan mit 7 Pn», OitBranibm mit S,l 
Prac, Rheinland vatfBgt nnr ttbar 1,7 Ptm. HooibodaB, tmiA 
Hesieu;Nasiau Uber 0,1 Proz. Hoch- und Niedemngsmoor«, 
auch Über- und rnt«rwaMermoore genannt, sind durch Bil- 
dun^n vprbiinden, die man »1« ÜbergBngr.nmxire Viezeichnet- 
NinnetUli'di di:r Btast sui-bt auf den D'jiaimeti dii- l'rbar- 
maebuiig der DumJüien zu unterstützen; ao aitid bi!< iftzt nuf 
ihnen 775 ha Niederungsmoor in Ackerland ubei x'^i^brl 
worden. Einen uchereu finanzieUeo Erfolg verapricbt die 
Ubatnbnmg der NiedanaginMin in guu Wiaaan nnd Wil' 
dar. Aiwb dl« fltaatafbiatrerwaltnng beginnt Ibra Wieaen- 
nioore mehr uml mehr zu kultivieren. Vom Privatbesitz 
wareu vor IRHo tmr rund 400 ha in Moordammkolturen um- 
gewandelt, im folgendt^n .I;it]r/«tnil flii-p dicsf Zahl auf reich- 
lich daa Zehnfache. Die in jüngster Zeit in (lym^ L'ebracbten 
Besiedelunf^unternehmtin^en auf Ho. limixu. n bed'inVn noch 
einer lÄuj^eren l'ndx'z»it, um v-iMe Beweiskraft zn t-rLingen. 
Ifflmerhiii geben dies« 15o Uuadracmeiien in Kultur genom- 
mener preuMiefaer Hoebmoorflächen nach ibnr Uibar» 
machung mindesten* lOOOOO BauernAunillaa nKeliliebe Sr- 
nfthrung. Die Bodensubatam nnaarac Hocbnoore flndet unban 
der Brenntorferzeugung bäehatana snr BtMnmaterialflibrikalioa 
in erbeblichem Umfange Verwendung. 

— Au» NarWa«se de» tm verflosRfnen Jahre bei 

Mroli «Tin. irdi'trn (•n^;li^^ heil Kajdt.in» It T. Kirkpatrik 
veröAentiicbt Gtiograpbical Jouruai für April tSf'V die 
Karte des Lake Tacboga (oder Kiogasees), der den niril 
lieben AbSufs des Victoria Nyansa, den Somenetnil, auf- 
nimmt IM« Katte, im MalMabe tob 1:10OO<MM»i laiiit 
gegenttbar dan Mheran fluchtigen Bildarn eine aebr ina Sbi' 
zelne gehende Darst^ellnnp:. mit Annahme des Nordena, wo 
ein Kwauia t-ingeziiiriiru t ist, der aber nur durch dl« 
grofse Infi?! Hwlro vi,ni T«idu"jfr*«w gelrenn! int. T-id^flerer 
erhalt von Norden her nirtnnisfiiltigt kurze , hu-Uer in den 
Karten uirlit vi-rzeicliDet'' Zutiüife. die in lan^'e JJucbten de» 
TschogA "jininundfn. Ihr WaBner^i h'ddo zwiHchtn dem Victoria 
Nyanaa und dem Tsotioga wird dadurch auf eine Strecke 
von 10 bil ttOltm eingeengt. Per 8«« ist »umpflg, lebraetobt 
(bia 5 m) und mit Papyrus umgeben. Au Nordufer baRndan 
sich dichte Euphorbien- nnd Aknaienwilder: daa SMnftr 
iat dicht bevölkert. Diu Ufer nnd im AUgemninen dn«h; im 
sudoften artwb«o ateb ainic« Berg«, dann b5«hal«r d« Va- 
gen mit «iw* (00 B iat. 



— Um die Untersebiede zwischen den Schädeln 

von V> ibreeiuTn und normnlt'n Mcnsfbf^n fsatzu- 
fltellen. ver(;licli I'iUrd ilie Si liüdi i v. in ^1 Verbm;h<.i n, die • 
in der Strafkolonie Neu-Kaledonlen geatorben waren, mit 

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KU»« ffftolktrioliifta. 



<l«n Durcbteboittavcbideln im Bewobn«r vuit Tariii. Ein 
r«ct<tebei)der Untcnicbied konute nicht gefunden werden, 
Dar der Tertibale Index der Verbrecbencbädel war etwas 
h'AwT, iJ h mit an tyT^n Worten, die Verbrecher waren etwn* 
^'i-iilriiri'ivlirr al> m riiial« Menaobeii. Aucb unter den Ver- 
brecbsixcbjuleiii g»be« viele vembiedene. Einige waren )ang-, 
Udere breitküpSg; einige hatten einen beroerkeniiwert grofien, 
■odera einen kleinen Bauminhalt. Diese Vencbiedenbeiten 
IftttlMdaMUidaNbMia |mu»Ui1, Wim ite bai mntalMilleiMebiB 
variMBnMB. (B«in«tin d« I» SocMM d'AttUir. *» Pari* im, 
WUB, 3.) 

— I>^r TU Atiftifi in AHclmiiti anssBiipe Sebweiiiir Mi»- 
B:"Hiir K. l'i* r r I* a n x ViM 'li'n Soo Ub*^^^>Intw^'■ Ix'sucl.t, 
den eisizig.'ii Sfi- i1i-r (>iililku»trt , ilraxi-n Iti-^ut h für Fieuide 
verboten war, t-hf <iii^ Etit:'..4tii1i-r AHfliunli er:ilii-rt-rii. Dem 
Mimionar Uaiaaa^er, welcher frnber beim alt' n K ^uige um 
di* Erlaubnia zum Beaaeh* •inkaiB, worde ii:eselli«> abge- 
•ehlageu, dn der See ^Fctiaeh* «ei. Der 6ee liegt eine gut« 
TagartiM lftdfl«lUc]i von der Haopt«tadt Kumaaii und iM 
naeh den Beriebte (Bull. Soc. Neocbateloli« de g^gr. \(, 
1899, p. 114) wegen einer dichten Ufervegetation »i^hwi-r za 
iibernehen. Um ibn herum liegen etwa 20 Fi?« herdm fer. 
Einen AbflMf» ba? H»r Set?, HfWMi Bpivgel trotz der Ver- 
dunetUDg erii^ht, niL:'iit, sm dh!» ilie Dörfer mit der Zrit 
vom trfer weiter latideinwurts rücken mliwen. Die Fiich«rei 
wird nach beatimmten Oeeetaai Bit Netien betrieben; die 
Apatcre genannten Fische «ind lObia 20 cm lang nnd ähneln 
d«N BuMtattt ia d«a Bahminr Bmb. Alt dia uarlnriMiiiia 
BnohainnK dn Baaa iMHbnlM Ptmt;«ix «in mgalUir alk 
Ewei Jahre «tatlflndende« Aufwallen dewelben. Die An- 
wohner renicherten ihm, dab dabei ein dampfet T^nen ver- 
nehmbnr tei , wj» von ein»m Kamn^nfcbofi». T)aon er- 
scheinen Taum-inle V. .11 Fi«; hl- II ;in di-r Ob»i ii.iijlie , (|i>- iiui 
einfach jt«»xijiiiiflt zu «rnii-ri limuclien- l.>abei i»t ein 
Schw! ff 1^'erucli bumerkli.ii , vnirnu» I'itrregnux icbliefat , daf» 
es atcb um vulkaniache Aufaerungen handelt. Der S«a iat 
atwft %km bcait und » Ua 6kin haf. 



- - Zur Natnrgeacbicbte de« Klefantcu bringt 
.1. bübe üeitrilKe au griechiachen nnd römiacben 
ächriftutellcrrt (Mitt. a. d. Üaterlande, Bd. ÜT, ISv«). So 
nennt ■hivriial .Mauretanien und Atbiopi<m in Afrika, Ara- 
bien Ii Uli IriiUen in Aden ab Heliuat dieeer Kulone, Diodor 
lit-in«rkt, dAC.< lIiv roeiiten nnd gröfaten eich in dem zuletzt 
genannten Lande ninden. Die lueiaten Elefanten leben wie 
dia tKngrtlabanden Menicben; einige bi< zu 'JOO Jabr; nach 
atartriabanati 8cbilderuDg«n wird aelbst von bOO Jahren ge- 
AkMt. Oniaa ataU» dIa JBaCuitoa in aainaiD Oadiolita von 
dar jRfd ni dia Spltia dar gabürataa Tltn; aaeh bai ande- 
ren alten Bcbriftstellern kehrt der Bntneh wieder, von den 
llärnem statt der 2ftbne bei den Bl<rf!aaten zu reden. Ef«- 
t.nr 8oi;"n nscli Atiansi Ausffihnmgen nur clit> I.*fzf'n , dcv 
lliiv'fl uiiil (Uk IiiiitTL- liiT ilanzähne lein Der Elefant 
«clii-iit viir eun r Mau« »itrimk , lu ähnlicher Weise vor dem 
gebüinti'u Widi-ii^r, (ieiiH 1 ruiixi>n ile:« Si iiweine» Und leuchten- 
dem Feuer. Kigentliche Feinde beaitzt der EUeliaul kaum 
«afiar aiaigan BaUai^an od dam Rbiiweaw»i daa ib> u- 
wttüan aBfl[taift. Bonrt aoQ idbit dar LBw« lüeiiaii, wann er 
jm« Uogettlme herannahen aiebt. Keines unter den grofsen 
Tieren ixt K> klug wie der RIefAnt, eagt Cicero; von der 
Schnelligkeit einzelner Exemplare Anden wir vielfach Belege. 
In der Sagengeachicbte der Alteaten orientalijchen Völker 
will! (l»?r Hiefant äberall al> Kri»«;>»>renoas«' erwilmt. Im 
AlUfrinm jitlcgt« man aucb Elefaiit'jnt:ildiT auf Hfnkniülem, 
militdriiK^Uau FeMzeicheu, Münzen u. ^ w. Uüzubnugen, und 
zwar vornehmlich da, wo dieae» Tier im Felde gebraucht 
wurde. Dann bat aucb der Elefant einen gutwiaaea religiü- 
BtB 8umi dia MljMbaod«, ala Qottbatt ctduaMa Boom ba» 
gtüftt ar nit avflariabtalan Wimü und ar wmde dament- 
apnehtod aiebt i>«lt«ii «elbst Oegenatand der Verehrong. 

Die llopeiniel. Fänt Albert von Monaco lief mit 
t. iu. i V Li ht im Augiint 1898 mehrere Htellen Spitzbergen«, 
*ü*i«i lim U&ren- und iloix»ln an , und e» fand »ich dabei 
zu kurzen Aa»fltigen an I>.ui<! i <i'I.';.'«<nbeit , die die Samm- 
lungen bereicberten und hier und 4n auch die Karte er- 
■liiMitW. Ana dam Baräbt, den darüber der Naturfuncher 
3. Biebard itl dan C. Bt, der Pariaer geogr. OetelUch. (I8>.m, 
8. 011 bis 7") erstattet, haben wir einige Mitteilongen Ub«r 
die llnpvinael herau». Sie liegt im Süctosten der Sgeinsel, 
nngefitbr in gleicher Breite mit dem Südkap Spitzbergeno. 
Sie ist «cbuial und lang auHgr^ogcn nnd «ine Aufeinander- 
fi>lge zahlreicher pUteanförisigef Beil« , auf deoea «aeb im 
Sommar einiger Schnee laiert. ZwiielNa diaaen Beivea ovd 



dem Heere dehnt aicb ein bald engerer, bald breiterer, mit 
GeriiU bedeckter Htreifen von Alluvium anx, der zuertt 
schwach, dann eUilc^r n^ch <leiii I inneren anateigl, von vielen 
kleinen Rinnsalen dan'linclirnt i«n und vielfach nnfeeweiebt 
i«t, dafi man beim IHir-rHi lir«iten tief einninkt. II ih<;r hin- 
auf nodet man viel Treibholz und Walflschknocbi^u , woran« 
Richard uchliefet , daf» die Inael im Aufateigcn begriflen iat 
oder b^riffen war. Die Oeateiniprofaea weisen nach Prof. 
MatlKWit auf dia Jvtapacioda Mai dla fan DoUfttt gcMuaaial« 
tm. Bttteka aas dar StviakobiaBaill nüm abeaio wie einntaia 
Granit- and Oneitbldcke mit dem Treibeii hierher gefault. 
Das Vogelleben der Hopeinael ist änfserst dürftig , Sichära 
fand nur vier Vcx'flarten ; (!«fjepet> itt d<?r I*flnn7enwnch» WT- 
bältnismäfaig rt'icli u. a. schone llüm-i.el liliilnTulen Poiar» 
mobnet). J^kst immer iat die Inael ganz mier teilweiM Ip 
Nabal ^iüt. 

— über dia naaara Vorsebaaxa* aad Koleaiaatloaa' 
tbätigkeit dar Fnumaaa a«f Wadaxaakar giabtB. Jofaa 

in den C. R. der Parinr Oeogr. Gea. (lBt>», S. 16) eine aus- 
fübrlicbe Übersicht, der wir folgendes entnehmen: Leutnaat 
Brticonnii?r bat seit Dezember 1897 das Stri mjfKbiH de« Man- 
LVTo, den Ifascborn und Sakalina (0<<tkui<i<' , im liin ':<'" hh'II. 
ISr.l ■Inrclil'onicbt, A »»g«-«1ebnt*T int lier l'ii.fanf; d-r Uuter- 
«urluiii^rn ilt;H KiipiLiitx rit- Tliuy , Sriitf-nilier bi^ l>t?zember 
1H«>, im (rebiete de» ^fufwii, liei Westl^uste mündenden 
Mangokrttrorae«, da« noch so gut wie unbekannt war. Laad- 
einw&rts reichen «eine ßoalen Ins Fianarantaoa. Bs atallta 
deb banaa, dab dar Maatakjr «uu fiatea Teil eehifflMr 
itt. Im OMaa bat KapliSn Lefbit tob Oktober bt« Dezember 
Ii)97 die «benfalbi nocb wenig bekannten KQstenflü««« zw|. 
•eben der Hananaramöudung und dem Fort Dauphin und 
die Ijariduchnftsn bi« ■westlich I'sarRnfjsna, Itio^y im<5 'Rt'tniky 
uot^TBUi-iit. -- Die Hout»_' Tjinialüve - 'J'hii.uihi Imi i!*t jt-tzt 
300 ktn «'.'it i<ilirti»r. witlin-r.'! lUii clrr [■«-Uniiiilen Straffe 
Majaii>;;i-'lVti;uiiirivo, »r, writ «if T.an<i wi i;, ilii" .\rV>e;l.Ti mich 
nicht ^:i)iz liettjjdei «ind. Die fitraf«en Taoananvo-Fianarant- 
ll>»l-U;»^v, T anaaamur Alaafaaaaa aod l'iaaaiaata a Hans ad- 
jarj (üstkütte) rfad Bdob im Bau, aber «ahaa adir oder 
weniger benutzbar; allerdings fehlt «» W SlCtlaNa. AtWib 
den Bau von Eiaenhabnen beginnt Baa SU erwiaau; auf 
mehreren Strecke.n «ind Vorstudien vorgenommen , noch bat 
«Ich herausgestellt, dafa vorläufig nur die Linie Tamatave- 
Tananarivo in Bpfracht komtru n kann, deren Bau vom Kolo- 
m&lniiiiisttr (xt'^iIr m cvj:! iiTt un:l »ti eine Ovtvllichaft vergeben 
iat Sie wird iiii krit li»ng »em. Erwähnung verdient auch 
die Kommunikation, die durch die I^giuien an der Oütkü^i« 
auf lud km «wiscben Tamatave and Andovoranto ermöglicht 
wird; maa l»t dia lagaaaa daroh Kaalla aiitiiaander ver- 
baadaa. Bia aaoar Iiaaebttarm iat bai Kap d'Aaibre an der 
Nurd«pitze der Insel errichtet, der diu Einfahrt in den Hafen 
von Diego Suarez sichert. Das Telegrapbennetz wftchat stetig. 
Zu den Linien T*tnftt.ive-Tau.iiririvi' anä MaitinRn Tananarivo 
gesellt sich di* Linie Andovi ■lunto-Viiti .niiiniirv iX'ft kü«le). 
Die Insel, ao meint der Berichterstatter, dürfe jetzt im gancea 
ala bamdkigt galtaa. 

— BoDiaa Bweita Balaa ia Cbiaa. Per ftanaOifaeba 
IColonialbeamte Boaia iat seit Aafeaf v. 3. auf einer aaaaa 
Heise im sSdweatUeben China bcgrilTen, auf der er zunücbat 
die aoeb tmbaliaaaten Teile des mittleren Yanglsekiang auf- 
zunehmen gmlacht«. Mau erinnert sich, daf» Bonin auf »ei- 
ner ersten Reite li^äü/'Si« die auffttllige Entdeckung machte, 
dafa der Yiiiitf-iekiHii^ , durch ein BergmasHir i^fTWönfirn. 
Unterl'.nlb MkiHiii; nwa 100km weit nui-h Nnrii<>ii auslne,;!, 

I bevor er sieh >«iiieui südlichsten Punkte zu»vud«t (vgl. 0)o- 
I bn«, Bd. 70, 8. in:;). Die«« Entdeckung, die Bonin auf »einer 
Kart« (BulL Par. Csogr. Oe«. 1898, Heft 4> aufrecht erhält, 
badaif darBaHitlgoagi vad diesem Zweck« Ritt mit die aaaa 
Valaa Boafaw. Aaa HtaaB Usberigen Berüditen (C. B. Far. 
(ieogr. 6e«. 18911, B. S8 mit Karte) geht hervur, dafa er den 
Kapitän de Vanlsarra tron Buifu den Vanglsvkiang aufwärts 
schickte, um die noch h«Ktehcuden Fragen zu UlMn, während 
er aelbtft im 0«t«n des Strome« auf einem ö«tlicb von Baben« 
Route xf rlaufeni^en Wege lias Mangtueland andlicb bin Tung- 
tachuiinr i -iurclizog urnl ^icU dann im Oktober über den 
Yangtiekiaug nach latsieulu wandte. Bunin gedacbte über 
Talifu in Tibet einzudringen , wurde aber duräl Fa| a daa l i |f 
keilen der Chi»«««» vi»rher abgediiingt; jetzt wiQ «r daik 
Versacb von Tataienla ans machen, also jedeufalie ütaar Ba- 
taag. Man darf sich von Bonin wichtige AnfieblAma über 
die wenig erforncblen weatlichen 'l'eile Szetachuen« ver- 
spreoben, ob es ihm aTier gelinKen wird, gcra«!« über Bataog 
oaah Tibat ca gelaaf^ atebt dabin; dana ia ll«t«Dg wnrdea 
Tiala aaloar VOTgtaier fiawaagaa, aadi BBdaa amsaUagaa. 



VcTMtwottl. Rtdabteur: Pr. R. Aadraa, ISnvairbweig, l?sNef>l*b«ttlm«l'reD«Biide 18. — Drack: Vrlcdr. Vtewcg u. Sohn, l!r<un>Thwi.-ig. >r-. . 



GLOBUS. 

ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 
?minar arr sn zBnamnnT: »das aoslaiid" miD jkin aiuw wiLTmiw. 

BBRADSGBBBR: D«. RICHARD AWDRBE. VERLAG VOM FRIBDR. VIBWBG ft SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 19. BRAUNSCHWBIG. Ibl i«gg. 



Selbstbiograpliie von Heinrich Kiepert, t 21. April 1899. 

. in Jdi 1878 Hb Dr. ftiehwl AitarM, 



/y, ^^^yf^^fef..^.^-£^M-^^^ / 

JLj , r /iC^^ O^.^luZi Jl(r^fr»..^y^^,JUM. ^l^^^f^^ 

^ .^^'^-^„y:,^^^ *^^^/U^^y£,^^yUj fu^^^i^ 

t uxv. Mr. 191 17 Digitized by Google 



998 



den MitU'lu des juayeii Stuilicrondeu uaziigiiiiglieli blie- 
bcu , Co)>ien solcher OriginaUrbeiten, die gegenwärtig 
grofaenteils schon wieder durch anvergleieblich bessere 
eraetst sind, als notwendige Vorbereitung zum eingehen- 
dm Stadion dimmi. Du Ynglmkm dw Kiurtoa iaot«r- 
iIiMiidtr «ad mit BabalMrialitMi, dia Frttfiniif Bttamitlicli 
der Bur Darstellung der histonBcben Geographie des 
Altertums damab zagäoglichen Kartenwerke, selbst der 
danjulü noch uüübertroffciiBa d'Anvilleacheu. au den An- 
gaben der alten Autoren führten mich autodidaktisch 
in ein damals noch wenig gepflegtes Feld der bistori- 
«ehra Kritik oin. Dia Frasht daTon war nakürlioh daa 
StnÜMii, auf diaaent 0«biato «igm«« Naaaa sa fndn- 
ciren und der EntschloTs, meine Studien so «ait am- 
sudehnen , um die damals auf deutschen Schalen weit- 
verbreiteten und t'inoH durohaiia uiiverditniteii Rufeä, 
selbst bei einigen meiner Leltrer, gt;ui«:l't>eudüQ, tqu mir 
aber schon als Primaner als elende Machwerke erkannten 
Baieliatdaebeu Karten durch baaMni ersetzen sa kAnnan. 
Dia «ntan Jahres diesai, wio immer bei Autodidaktan, 
iiient übaraui weiUch waifig und nnfiraktiaeb bagomiianaD 
Qoellenatndiums (ich lai nt dam Eoda in Oberaakanda 
und Prima die gesamte griechisch-römische I.ifii'nUiir 
durch) worden auf einem sehr eingeschränkten Ftildc zu- 
gebracht: es war sunächst Alf- Specialtopographie uller- 
diDga der historisch wichtigsten Stttcke des Altertums, 
dar Stadt Rom, die mein Interesse gefangen geuomiueii 
katt« und dia miok aoii aooh dam Stadiam dw italiani- 
aeben, ftbaraiu waitaekiditigan Faehüttasatiir anfahrte, 
Arbcilfii, welclie iiieraals su einem befriedigeI i^ \b- 
Buhlusse geführt, in ilirer Vollitändigkeit anch ni« punli- 
cirt wurden sind, über für mich Jeu Gewinn brachten, 
BunseuB Aufmerksamkeit zu err«g4^n und mir, bei seinem 
Aufenthalte in Berlin 1837, die pi-rsöuliche Bekanntschaft 
und dia apKiar dananide Frauadflohafi imd Tailnaluna 
diaaaa aing«a«iakn«l«ii FSrdara«* -wiatanaehafaidiar Ba- 
strebungen zu sicbcrn , wenngleich ücitie damalige 
lockende Einladung, nach Absolvirunf,' meiner ak;k- 
demischen Studiuii jeuc Richtung unter seinor Ägide in 
Kam weiter au Tcrfolgeu, durch die politbobeu Verhftlt- 
nisie Teraitab HWtät. — Eiaa FtlWkation verdient ch 
anob kann gaoannt m «aidaii, wann iah dia «ratan. 
Doab aafar varaÜai and mit nnraniahendam Hatanal 
erlangten Früchte janar topographischen Studien , in 
mehreren Plänen des altan Born und anderen Zeich- 
nungen, vervielfältigt durch das anspruchslose, von dem 
trafflichen Zeichenlehrer des Gymnasiums, Generalstabs- 
laialtniar Bvteknar, mir r.ngftnglich gemachte Mittel des 
nniagrqliiaehan Umdrneka filr meine MitsobäJar und 
apitar in alwaa verbeaaartar Gaatalt nodunala aaf Fto£ 
Ztimpla Wnnaek fttr aaba «kMlaaiaobaa TorlaauDgaa 
antarWitata. 

An die Berliner Universität, die ich von bis 
1810 besuchte, fesselte mich schon tm sEweiten Jahre 
(der Wunsch, sie damals mit Göttingen zu vertauschen, 
wohin dar Varfolgnng anderer Lieblingsstudien wegen 
0l6iad Kflllan acdilolagiMk • kiatorische Thätigkeit 
iddi lamgan haben wflida, wvida dnrok dia bekannte 
wtlliaob« Intrigno, welciba dmaal« dar GaorgiapAngitnta 

einen sd schweren Schlag beibrachte, vereitelt) — 1 : 
eben nun (Tripohenland zorückgekehrten Karl Hiuii.^ 
Lehrthätigkeit und noch reicher belchrcndi r [leisriiiHchcr 
Umgang — uuisomehr, als das geographiei^he l'ach da- 
mals und noch lange Zeit an keiner anderen dmit^rhen 
HMhaehnla vartntan war; atebt mindar der Vorteil dar 
nnamgtaebrlnklan Banntsang seiner reiohan BibHotbak 
nnd Kartensammlung, welche für niiinche entlegene geo- 
graphische Fächer selbst den königlichen Sammlungen 

fisUanda Üniaa antUalt, Saina Voriaanngan «bar dia 



Länder des klabsischen Altertums, zunächst des von 
ihm souben häsuchten Grieche til und», veranlafsten mich, 
zunächst die specielle Topographie mit Hüife der 
kürslicb ans Licht getretenen nnd den deutschen I'hilo- 
logan noch wanig bakanotan Baanllata dar franafiaiaahaa 
LHdaaanlbahman und dar Lakalferadrangan fransBal- 
scher und englischer Gelehrter durchzuarbeiten und 
danach als HOlfsmittel fftr die Studien meiner Commili- 
tonen sowohl handschriftliche Wandkarten als kleinere 
Handkarten , die wiedtiruui duruh autographischen Pro- 
sefa vervielfältigt wurden, herzustellen. Diese natflrlich 
in der tecbniMben Anafttbraog nnvoUlcomnieneD, w«ui 
aaeh Tiallaiaht tbram aiahatan Zwaeke genagenden Blitter 
gaben dam mir befreundeten Buohhändlar Dr. G. Parthey 
(selbst einem gelehrten Philologen und AltartutiiBkenner 
und BpSler meinem Kollegen in der Akiidemie der Wis- 
senschaften) VeraulaBüung sum I'lane eiaea grüfs^ren, in 
Stich auszufflhrenden historischen Atlasses der Länder alt- 
hellenischer Kultur, dessen Ausarbeitung die Mufsestundan 
meiner späteren Universitätejahre ausf&llte nnd mich — 
onTolUuMBman «ad Tiallaeb naratf, wia ar mir apitar 
«raebeineD mnbta, aber doch baaaer ala dia damala TOr- 
hundunenen meist elenden Karten (mit einziger Ausnahme 
der tUfriud Müllorschen, die aber ein Jahrzehnt früher 
erseliienen , noch nicht die Resultate der neuen Landes- 
aufnahme hatte hflntitxen können) — zuerst als Autor 
I l>eiui gelehrten Publikum des In- nnd Auelftude^i ein- 
fabrta (AÜaa von Uallaa and den üaUaniachan Kolo- 
nieen, in S4 Barltn, NitolaiKba BaaUrnndinag. 1B41 
Vis 1844, vierte gänzlioh amgaarbaitata Anagnba in 
lü m. Berlin 1870). 

Nach einer anderen Richtung hin bewirkte eine au- 
dere Gelegenheit ähnliches: es galt, die in der Landes- 
kunde Palästinas epochemachend gewordenen Boobaeh- 
taqgan daa Amarikanara E. Bobiaaan, der anm Zwacke 
dar Atuarbdtong leiner t^rgabniaaa mit Hlllli» aaro- 
päiäcber Bibliotbcken und mit TJnterfstützuug C. Ritters 
sich 1839/40 in Berlin aufhielt, kartographisch zu oon- 
struiren , eine Arbelt, der sich zunäciiBt H. Bergbaus, 
damals in Deutschland nnbezweifelt der erste und fast 
uinzige dieses Faches, unterzogen, die er dann aber 
aber andaram fieackÜlignogea batta liagan laaaan, nnd 
dia nan aaf Bitten and Pkifhaya Bat inr rt Mu i U a g au 
wurde und für ein Jahr mein« ICafsestunden in An- 
spruch nahm; als später Robinson nochmals naeb 
Kuropa und in den Orient zurückkehrte, um die Resul- 
tate seiner ersten, durch ungünstige Umstände abge- 
kürzten Reise zu vervollständigen, nahm er darauf im 
Herbat 1853 teinen Aufenthalt in Weimar, wo iok miob 
damala «afliidt, nm auob dieaa neuen Ergalmiaaa nntar 
icinaa Aagen durch miob für die Karte verarbeitan an 
laaaan — doch sind beide Male die detaiUirt anige- 
führten Entwürfe aus bnchhändleriscben RückRichten 
nur im Auszage veröffentlicht worden nnd — m viel 
Anfsehen und ELinflufs auf die Umgestaltung unserer 
Kenntnis jenes Landes sie damals durob die Manluit 
der Beobachtungen übten — gegenwärtig damb aaaaia 
und grflndüeltere Arbeiten fut in Sabatlaa gaatdlt 

Daneben ber ging in dieaer Zeit bei mir, beaoadera 

infolge der Bearbeitung de« griechischeti Atlae. dnb de- 
taillirto Studium lier Topogrnpluö jener zum Ilaupt- 
Bclian]ilatzü der klaKsiüchen (ieachichte geb'jrigen nurd- 
griecliitichen und kluiuasiatischun Gebiete, die, weil sie 
immer noch leider bis jetzt unter türkischer Mifsverwal- 
tong atahan, dar WokHIiat einer plaamATaigan and voU- 
atsüdigen Erfonebang no<di entbehrten, fllr die aneh 

nach den lobenswerten Anfängen der Forschung, welche 
I besondere L'iiglischcn Reisenden schon zu verdanken 
I wavea, daah dia gaaldiarle Omadlaga dar topogn^lii» 

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Belbatbiograpbie von Heinrich Kiepert, f 21. April 1899. 



299 



?jcht-ii Det«i1keniitiiiB eist durch neue , weiter eindrin- 
gende lierpinung ZU gewinni n war. Dadnrcli trat nur 
die Ideo einer gründiichen Vorboreitung zu uigouua 
I'"orsrhung8rciHen in dienen Lanilstriclien nTiher, prak- 
tiwh Abar wurda m nooh inebr gefördert, »ia ebwt di* 
Mif diMMB 0*1n«t« darafa di« gam» bonite nglaglialm 
Idttantar TMfolgten DeUu)t(näi«D , lo weit Um Reaul- 
tste meinem würdigen Lehrer 0. Kticr beluont waren, 
dieHum die Yeraiilutjaung boten, mich den eben damal« 
von mehrjährigem Anfenthalt« in der Türkei, nament- 
lich in deren aaiatiachen Provincen, zurückgekehrten 
preoiaischeo OfGiieren nAber bekannt su maehen. 

Von dieaea hatten nrei bereits Veratorfaene, die auch 
mat udanaOebiataiii einaii fiMfatatan Muaan enrorben 
hftlMB, Genenl Fiadier ab uilitlHeeber ündebar des 
Kronprinzen, Herr v. Yincke-Olliendorf durch seine par- 
liunentarlüchu Thättgküit, vorzüglich da.R innere Klein- 
aaien in dienstlichen Verhftltnieaen als Artilleric-IuKtnik- 
teure und Festuogsban-CommiaaAn Tielfaoh sum Teil bia 
dahin ginxiich unbekannte Stariehe durehaogon und teil- 
ireiae topegnijpliiaeb «o^MBaMDi der dritte md weit 
garaelaate, der jetit allfafainie Graf (danala Buoii) 
Ti Moltket die v^Ug unsagänglich gewesenen Gebirgs- 
gegenden des Cstlichen Kleinaaiens, des südlichen Ar- 
iiipnienH und Kurdistans hei Gslegenheit türkischer 
Streifieuge gti^cu die rtihelliscben Kurdon and der Vor- 
bereitung des durch Schuld der tQrkisohen Commnndenre 
1839 so unglücklich endenden Feldzuges gegen Ibrahim 
P«Bcba znm erstenmale gründlicher darchforacht, 

Dw den Henan bAttan b e aehto aee a , die kartogra- 
pbiaeben Beanltete ibiw ReBegnoeoimngen , welche 
ixllei) bis dahin auf diesem Gebiete geleiatuto an [Fmfang 
wir Bn Wert anrierordantlich öbertrafrii (znmal einige 
gloicbzeitig untoruüinmonu, von England uuagegiuigene, 
von dem bekannten Pionier der Eupbrat-Keoognosci- 
rungen, Cheaoey, dirigirte Unternehmungen in ihren 
Beaaltateu ebenao ani ml apktor bakaimt wnrdsD , ala 
die aehoB frttbar von madadien OCBxiereii «mgeflUnton, 
aber Ton der russischen Regierung w&hrend Kaiser 
Nikolaus Lebzeiten beharrlich geheim gehaltenen Detail- 
rekofj^noacirungon in Kleiuaaicn) in finer goineinsAiu zu 
bearbeitenden, durch die Ergebnisse alier übrigen bia 
>a jener Zeit bekannt gewordenen Aofbahmen und 
Keieeo in TerraUBtftndigenden grofsen Karte von Klein- 
aaiafi ud daaaaii OaUiehen (^rensUndent an Taröffent- 
Uabaiii diaae TarroUat&ndigende BearbeHoog «ad Be- 
daktioa, an der die nraprünglichen Antoren adbiit dnrob 
die nach ihrer Rrickkelir wif>der rilmnidinnipnpn Anits- 
geacbäAe verhindert waren, wurden ftuf Hilters 
Empfehlung mir iUn^rtragen; die VuUendung aber noch 
unterbrochen durch den lebhaften Wunsch, gerade auch 
ftt ^ wealliobea Teile IQaiBBaienB, welche von den 
RaeogaoaainuifBB naaerer KriagamliUMr nicht berflbrt 
wwdea waren, die geographiaebe Tnfematioa dnreb 
planmäfsige Hereisung der wonigst crfortiihten Teile zu 
bereichern. Dasu bot sich eine erfreuliche Gelegenheit 

durch den TOn SWei ProfeHi«iren de» Oymnaisiums zu 

Posen, den 1H57 verstorbenea Philologen A. 'Scbönborn 
and den Naturforscher Löw, dem prenfs. Unterrichts- 
Bualateriam anterbreiteten Plan einer wiaaenaehafUichen 
Erfanebttng dea aldwaeUidwii Klaiaaeiem. Ritter, auf 
deaaan Erapfehlnng dieeea Unternehmen miii einem 
Ideioen pecuniären Beitrage unteratütxt wurde, riet 
dringend bu einer Vereinigung der beiderfeitigen Kiit- 
würfe, und so wurde, meineriieiti» auf eigene Küsten, die 
Reise im Herbst 1341 über Konstantinopel angetreten 
und dnrob das Innere des nordwestlichen Kleinasiens 
bis Smyma, dann aber einseln, von jenen Herren durch 
den Sitdoaten Ua aaeb dem Piaidiaohan nnd Giliaiaobaa 



1 aurus hin, von mir - leider noch im Späthwrbnt dnrch 
heftiges längere» ■I''ieber und im Winter durch Ungunst 
I dea Wetters vielfach unterbrochen, durch das alte My- 
! sien, Troas, lonien und diu bvnauhbarten Inseln bis ^ 

IJwüi 1842 lartgeaetst. AUerdinaa warde auf diaae * 
W«ae nur ein blainer Tai! dea Baabaiebtigtan taug*' 
führt, nnd eben als die für eine erfolgreiche Fortsetzung 
I wünschenswerte Reisegewühnnng, Routine im Umgänge 
! mit Orientalen und Sprachkenntnis erworben war, mufste 
das Unteruehmeu wegen Erschöpfung der Geldmittel 
Torlänfig geschlossen werden (nur Scbönborn hat 10 
Jahre sp&ter, ich selbst erst 28 Jahre sp&ter, wieder die 
Fortsetzung nnd wiederum nicht in dem beabsichtigten 
Umfange anfhehman lüinnen), doeb riet aaeb die Bftok- 
aiebt auf die Oeanndheit — wiederkebrendee KNma- 
fieber, das nooh nach der RückVi hr v'rlfacli hindernd 
eingriff — Bur Röckkehr über Griechenland. Die aua- 
führlieheu Rciacheriehtc wurden von Schünhorus , wie 
▼on meiner Seite nie pubiicirt, sondern als Material 
für Ritters grofses Work bestimmt, aber der topogra- 
phiaefae Teil der Reiaaeigeliaiaae, die auch Sebtabom 
fUlr dieaan Zweah bandaebrilUteb nitteOta, la dar groben 
Karte verarbeitet , die für mich wenigstens den Gewinn 
brachte, mich den geographiBchen Forschern auch des 
Auslandes bekannt zu niaclien (Kart« Ton Klein-Aaien 
I und Türkiaeh-Armenieu iu li UI. von v. Vincke, Fischer, 
T. Moltke, Kiepert, Schönborn und K. Koch, redi^ert 
von H. K. 1842 bis 1844, nebst Memoire 1854). 

Die dorob praktische Erlernung des Türkischen auf 
dar JMae begowteoen a riea ta li ao h wi f^piaabatudien worden 
nnn in Berlin anter Prof. B.PMemaaaa Leitung naroeat* 
Iic:}i ü1<er Arabisch, Persisch und Armenisch ausgedehnt, 
um wenigstens auf diesem engeren Gebiete de» Orients 
zu selbstiindiger Kritik der in d.-n Iteiauberirhten über- 
lieferten Thatsacben nnd Uenutsung der reichen geo- 
grapbiaaben Litteratur dieser Völker in den Stand zu 
aetmn: aa geschah dies nebenbei ancb an dam Zwoeka, 
die BaAbignng au gewinaen aar Bearboitnng ainaa 
durch den Umfang und die Zerslreuung des Materials 
ziemlich weitschichtigen Themas, welches damals das 
Pariser Institut zum Gegensitande einer Preisnufgal>e 
gemacht, und nachdem ich vorläufige Proben der Be- 
arbeitung eingesendet, zweimal auf ein Jahr verlängert 
hatte (UntersuchoDg der geograpbiaebea Details des 
KriegaaciiaaplatBaa awiaoban dem rOniaBbeB nnd neu- 
peciiaobaa Bcadie wäbraad dea 8n 4^ S., 6. «ad 7. Jabr- 
bandarla aaeb den Bariebten der Usaataebea aad oiiaa- 
talischen Historiker und den l'.rL'ehniRsen aller modernen 
Lokalforschungen und Keiseberichte, nebst detaillirteu 
Karten); die erst im I'rfihjahr 18 Iii vollendete Arbeit 
hatte das Glück, mit dum von der Pariser Akademie 
ausgesetzten Preise gekrönt zu werden, aber die bald 
daranf mit' 1$48 aintrataada Klamme dea Baobhandala 
Terbiaderte damala daa Draek, and tpMar iat tia tun 
Zwei kc org*inzender Umarbeitung larflabgaieigt aad bia 
jetzt nicht veröffentlicht worden. 

Inzwischen hatte der Besitzer des nooh im vorigen 
Jahrhundert von D«rtuch in Weimar gegründeten Geo- 
graphischen lui^tituta, dessen Enkel, Geh. Medisinairat 
Froriep, als er dasselbe 1846 tob aeiaem Vater filwr- 
nahm, mir die Latnog nnd Emaanmag daaadbaa, an- 
nftchst f&r daa Fach der Kartanpradaktion , fl b at iia g ia , 
— leider schon so spKt — da aine langjährige Yemaat- 
Iftssigung durch den l&ngst alterssihwAcben technischen 
Vorgänger, Ilnnptmann Weiland, sich bereit« dorch Ri- 
Talon , namentlich die rührige I'crtheisclie ,\nntalt in 
Gotha, zu weit hatte überliQgeln iiif-Beu. — du/u mit 
unzureichenden Mitteln, indem der Schlag, den der 
Baebbandel und daa Galdweaan ftbarbanpt 1848 empfand, 

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aoo 



8«lbtkM«f npkU T«B Httarioh Klapsri, t >!• April ISSft; 



jümUmg stSrnd «nwiilte vnd nur d«ii ItUbwton Twl 

der TOD mir b«gonn«nen and grofi^entcik &uggeführtao 
Arbeiten die Fertigstellung bis xur Publikation ge- 
glättete: die unter meinem Namuu 1^4'i l.'iri4 ii> 
Weimar erackieueuen Globen, Atlanten, Karte» geben 
mithin keinen MaTeitab für meine dAnuJlge Thitigkeit, 
«nd Bmhdm iok diMir vawfrtolialMii T«rfailtiiiMe 
mild«, Bid« 185> «i«tor vuk Btriin tbwdaddtav h»1w 
leb freilicb nocb einige- Jahre lang, bis Froriep das ganse 
Institut Terküafte (es imt seitdem, immer mehr sinkend, 
wicd rli 0 in [[.ilcTu Hünde flbergegangen), in Ermnnge- 
long einer anderen dort tb&tigen Kraft, die Furtfübnutg 
der TOD mir begonnenen Arbeiten beaufsichtigt, spiter 
•Iw mma TorbUtais zu Weimar g»os aofgelöst und 
Mtt Tiahn Jabftn von den dortigen PabfikatiooMi kuam 
Birtb gaMBOMa« ao dafk iob die (mh ChMknktion tn- 
weikn Mgar, wi« itsb ans merkantiOraiflB Anseigen 
ersehe, alleinige) WeiterfCibrung meines Namens an 
der Spitze von Arbeiten, von wolcben ich seit Jahr- 
zehnten nicht einmsl mehr Kenntnis habe, seiteng der 
jetsigen ]''irma nur als einen groben Hifsbraaeh be- 
■aiobDen kanu. 

NmIi fieriin nuflokralMima bewaig nicK »olaar dan 
▼falfcoban paraSiifielwii BanoliviigwB und den Indien 
Mitteln für mein Kfi-h , welche die Grofssladt enlli5lt, 
das Anorbieteu des iiucluhändlerts und KartenTerlegers 
Dietrich lifimfr (für dessen Verlag ich gchon In den 
leisten Jahren uiclues Weimarer Aofeutbalt«« die Fort- 
setsnng des von Urimm begonnenen Atlas tu Ritters 
Aua» baarbaitat b»U»), ff9tMn barlogiaipbiaeba Arbaiten 
flr Hioan TfliU« n untaraafaMB, «fa* mti|^. die 
seit diesen 20 Jahren in ataigeBdan Fnpaaaan einen 
groCsen TeU meiner Zeit nnd Arbeitskraft in Ansprach 
genommen hat, und deren Resultate dem Publikum be- 
kannt sind. Dazu gehörte auch die Mitarbeit an der 
durch C. Ritters begründeten, nnter Mitwirkung der 
Berliner Geographisohen GeseUsehaft herausgegebenen 
ZütschriA in Artikeln und Karten. Daneben eine auf 
dia Facdamag dar wiMananbafUinhan Saita dar Erdkunde 
«md dartB Httlailflag an dia jtngare Oanamtlon gerich- 
irfi Th&tigkeit su beginnen, erhielt ich die AufTorde- 
rung in meiner Aufnahme in die Berliner Akademie der 
Wiasensehaflen auf C. Ritters Vorschlag (die In dieser 
gelehrten Körperschaft Tcrgelegten Arbeiten, TorsOglioh 
Geographie und Ethnographie des Altertums betreffend, 
lind — doob anr tailwnn — in dm Honatabariobtan 
damlbatt andilanan , mabrara gfSfiwra Arbaltan > n> B> 
über dou Umfang der geograjibischen Kenntnisse der 
klasslBchen Völker in Afrika und Oatagien, über die Ur- 
1 ' V Ikörungeu Vorderasiens und SOdeuropas, au einer 
umfangreichoren tiesamtpublikation aurfiokgelegt). l>a 
mit dieser Stellung die Berechtigung %a Yortrftgen an 
der Baclinar UairaniUt rarbanden ist, ohne lu der 
FArmlieiilMiC aiaar HabilitaliaB to Terpfliehteo, so be- 
gann ich auf Ritten Wunsch sogleich im Winter 
1853/64 Vorlesungen, die sunäebst nur im Winter, seit 
Verleihung einer aurterordectlichen ProfesBur Im Jahre 
1859 (infolge Ablebaung eine« Hufes an die Mflacbener 
Unirersitüt), dann regelmSfsig über hietorlscho Geo- 
graphie, Geschichte der llrdkunde and der Kntdeckun- 
gan, Speeialtopographi« des alten Griechenlands, Italiens, 
•« «Ugamaiaa EÜuMgmpbie abgabaUaB wordaa 
aad na4di aad aaeh ainan grSbaran Knia ytm Zu- 
hörern angesogen haben. Bei der Geringfügigkeit r?pr 
materiellen Enischtdigang f&r diese Docententhätigkeit 
(nur dafs mehrmals wiederholte Anträge »uewiirtiger 
Unirersit&ten wenigstens kleine üebaltesuiagen ein- 
bnahtaa)« übernahm ich gern auch seit 1864 die mir 
aagatrafena Diraktiaa dar topo^idiiaeban Abteifanig 



daa kSaigL atatiat Bnraana und bin , da btahar du ar* 

\ forderlichen Mittel zu den dort beabsichtigten karto- 
I graphischen Arbeiten nuch nicht gewährt worden sind, 
TorlAufig mit den Vorbereitungen zur Herstellung eines 
Tollstftndigen und korrekten UrtechartaTerzeichnisses des 
jetsigen Deulachen Reiches beechiifligt, dessen Ileraus- 
gaba bei dam arbafaUdma UaiflMqga dar VorarbaitoB 
iBardingB aadi Jahi« inABapniab aAmaa wird. Dnivb 
diese etwas starke Zersplitterung meiner Arbeitakrftfte 
hat allerdings die Richtung auf •ehriflatellerische Th&- 
ti^K i: l u v' iflZeit zurCicktreten müssen, mehrere längst 
btigoij[:< iit: t^^rolsere Arbeiten, wie die Vollendung der 
mit d u : v>:ten Bande von lUtters Erdkunde unroU- 
■täodig abgebrochenen Specialgeographie Kleinasiens, 
dia Harani^kbe von H. Barths TagebAohem seiner lets- 
taa IteiMat dia PmrbfiitiMiig ^jufa grtlbanB Bandbaabaa 
dar alten Gaogmpbia babaa aaf aina boflenfUah bald 
eintrett^nde Periode grofsererMufee anrückgclegt werden 
müssen; nur ein kürzerer Leitfaden der alten Geographie, 
den ich unter der Feder habe , wird hoffentlich noch in 
diesem Jahre eracbeinen. Die Befreiung Tr<^n mnncben 
bisher viel Zeit ranbandan techm^ ttn Ar) i i steht 
aitr nanantUeb in Anaaiebt dnrob Übamahma denallian 
dmdi meiaan loit einigen Jafaian aabm «a meinan Ar* 
beitan thällg sieb botuillgendon ältesten Sohn Richard, 
Qbrigeus des einzigen dauernden Teilnehmer» meiner 
Arbeiten . für die es bei den Verhfiltnissen der Grofs- 
stadt nicht so leicht gelang, sweckmifsige HQlfstaob- 
niker su gewinnen, wie Ich dies in kleinen SUdten, wia 
Gotha nnd Waimar, ala rial aber aoafftbrbar kmuaa 
gelernt bitta} SB atnar «igaotliehan grtfaaMt karto- 
grapbiaeban AnateH mit Kflanaatiiamag dar Arbaitsbiilfta, 
haben maina Varlei^ nnd ieb ea in Berlin niemals 
bringen können, und der leidige Zeitverlust durch die 
weite riumliche Zerstreuung aller Arbeitazweige in der 
groCsen Stadt lAfst mich oft noch mit Bedauern der 
kleineren, aber aabr günstig konsentrierten Arbeits- 
▼erbiltnisse in dtt tdaiaen SÜkdt gedenken. 

Eina AnarinoBBig aiaiaar Laiataagan baita idi aaitoaa 
dar auf damadbaa Felda baaeblfUglaB Oalabrian daa ht- 
und Auslandes durch die successiTe Ehrenmltgliedsebail 
aller bedeutenderen geographischen Vereine Kuro|iaH (und 
suletst aus Amerika auch der in Mexiko bestehenden 
Societad de estadiatica j ge^gimfia) au erfahren , seitens 
des Torgeordneten MiniaUrWIHI durch Gewährung eines 
arlialilidian Saatanbailngaa n ainar im FrAlgabr 1870 
nntemommenen tweitan «riantaUaaban Reis«, aof der 
mich mein Sohn Richard und ein Freund desselben, ein 
junger .'Vrzt, Dr. I'. l.angerhans (jetzt Dneent an der 
Universitilt Frclburg), begloitetcii ■-n l v.r.\ lii i' ■ n iiiichst 
Ägypten (da die lunladung zur Kinwi irmiig des Suez- 
kanals im Jahre auTor wegen mangelnder Geldmittel 
niobi batta benotst werden können) flüchtiger beaacht, 
daan «intala« bisber am wenigsten beanebta Taila ^ 
Iftstinaa, namentlicb dea Oa^ordanlandea , salatrt afa 
Teil des südwestlichen Kleinasiens dnrcbfonobt wnrdan; 
mit der Ausarbeitung der Resultate dieser Reise bin ich 
gegenwärtig beschäftigt — hotte auch den gröl'ser an- 
gelegten, damals besonders durch Ungunst der klimati- 
schen Verhältnisse In einem gan?: abnormen Frublinge 
und durch Erkrankung meines Sohuea mehrfach unter- 
broabaaaB nad abgakfirzten Ueiseplaa damaieibat wiadar 
aBfimnahman nnd nocb einige ScbarlalB aar AnfbaQnag 
dunkler Stellen desf »n"i nl i tieizutragen. Tm Sommer 1872 
wurde meine Mitwirkung zu dem Gulachtt^n zweier ausge- 
seichneter Juristen seitens des Reichskanzleramtes erfor- 
dert behnfo Entaebeidnng der dem deutschen Kaiaer unter- 
breiteten angliadb^amerikanischen Granafrage; wichtiger 
ala diaaa anaaiB aationalaB latantaan siebt barllbrenda 



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Chutr«! Reiten im Aatitmarai «b4 1b Oilioies. 



801 



Fraga war mir die (InUobeidaDg deraelboD hohen Stelle 
im Sinne der von mir nniiiitlelbar nach Bekanntwerden 
dar TerMÜlw Friadanpiilimiiiariflii Febnur 1S71 
worin di« kSnftigiB Ormdinw ntdia bei Dtedenliofen, 

Btt'llenwciHe ungünstig für unsere nationalen AiisprlUlie 
durcli Aussclilufa luehrerer dcuUch rfdundur lothringi- 
scbor (ieraeinderi beetininit war, — bei nieiiiem iilteii 
Gönner, Graf v. MDlLke,.uud seiner beim StABtaminiater 
Ddbrttck gestellten IlektificationsBBlilga und danach 
nqginrbeitete KurtenentwOrfe der m emtrebeodeB 
OfMiM. midie duia wizUiidi Ja Fnnkfiirtar Wntäm 



definitiv so angenomaen worden lit: ei war diei eine 
Genugthnung für biatoriidie MädieB Aber die frtthera 
«nd j«ttige deutsch-fraasOeieohe SpneligraMe und die 

dem in Beriehung stehenden Fragen der ilterra Terri- 

tDrittlverliiiltDissc , die ich seit .laliren mit nieilieai 
FriHiinde, Hegieiuugarat Ii. Bockh, gumoiub.;un betrieben 
und (-ifit 18HI) durch oft wiederholte Wamiei luigen in 
jener (irenzgegend unterstützt hatte, Studien, denen in 
uuKureii bisherigen I'ablikationen (HistonRche Karte tob 
£iie£i and Lothringen, Berlin 1870) nnr ein bbtoU- 
kottiaaeiMr Antdmck gegeben wardeu iat 



Ohantres Belsen im Antitaurus nnd in Cilicien. 

Siafliflhe AbUMnagw neeih pbotogmpibiMiiheB Amfinhatii der Fmn Obantre. 



IL 



Sie NacbbuB der Araohaian in cOieieeh e ii Taarae 
sind die Tteheifaieai,' die für die Armenier nnd idbrt 

für die TQrken eine bftse Landplage bedeuten. Einige 
iscratrt;uti! Tscherkesaendörfer worden pasiiert. Guseliin, 
dae letzte Nachtlager Tor Hudjin, i-beufalls im Tlial*^ des 
Gök-Su gelegen, hatte eine Höhe von HbO m . diu Minimal- 
temperatnr während der Nacht (um 3 Uhr morgens) be- 
trag 6* C. Hatyi» einem weeüiolieu Nebenflufs 
dm G0k«8n. Ihn Terüib alao deeeeu Thil «nd folgte 
dem (Thal) Ambar-Deressi, das Tom Ambar-Su liuwiissort 
'und Ton vielen kleinen Eichen durchsetst wird. Die 
Karawanf« murste oft mehr die lietten der (ii;l)irg^.bächo 
«Is die gebitliuten I'fade beautsen. Am Macbmittag des 
beschwerlichen Marschtages fand man den hdbschen 
Wasserfall Tachatschak auf, der von einem miebtigen 
Felsen hinunterstürste. Dies war die Quelle dee Flneeee 
TOB Hadjin, daa Teebataebak-Sa, dar mm in einem 
iUiigen Bett nnd in einem tief eingaaenicten Thale dahin- 
sohois. Reim Abstieg bis zur Höhe von 1200 in an- 
gekommen, sab man eine Ton der bisher bdubadiieten 
giiiizlicb verschiedene Vogt'tjiti(ju : Kschen, I'iiiipela, Nnfs- 
biume, blühende Granat- nnd Feigenbäume säumten die 
Flofsufer ein, und immer reicher wurde der PflanMU- 
woebe, je mabr man aieb Ha^jin albert*. Hioeelien 
taneihen hier aaddaaaa dem Oriln iMrror, nnd bei einer 
Thalkrfimmung erscheint über <Iom FIubsl-, imf dunlcctn. 
abschüssigen und wilden Felsen Hadjin selber — eiu 
Adlemeat, eine Zosammenh&nfuu^' activrarzür Hütten ans 
Hok und Lehm. Da* Ganse siebt recht unheimlich aus, 
and man gewinnt den Eindruck, „dafs der kriegeriHche 
und anabbftngige Geist Keaana aidi in diesem Orte 
paraonifiaiert, der ao etwaa wi* ftif^ba«» Kraft nnd 
glaiabaeitic baiba PMais atbmet*. 

Di« Karawane dnreblcletterte die steilen , beschwer- 
lichen Gilfscheti, stieg dann wieder znm Flosse hinunter, 
wo dun Haan den ( louvcrnonrH, die Post- und KegierungS- 
bureaus lagen, und schlug hier ihr Lager auf. Sehr 
baid wachte man mit Tewfik Pascha, dem Mutesaarif 
Ton Sis, Bekanntschaft, dar, mit seiner Familie in Hadjin 
Ib der S«mmacfriiobe waitte and, wie obea eiaibU, die 
RaiaeBden an der nnangenebmen Qnarantlne im Tekke 
Dereasithnl veranlaPst hatte. Per Pascha erwire -«ii ii 
übrigens ula lin liehenswürdigür und gebildftor .Mann, 
der ein sehr reines Französisch sprach. Er raaclite die 
FraoBoseu mit dem tragischen Tode ihres l'r&sidenten 
Oaraoi bekannt nnd brachte die neuesten Nummern des 
,Tampe* mit Beriebteo darAber com Voraefaein. 

Hadjin liegt in lOSOm Ueereriiillw nnd adilt bb> 
geiUir 8000 Ton Armeniern bewohnte HAuser. Die 
iMite lind wild, hochfahrend und ungastlich und au 
Banheit nnd Bedürfnialoaigfcail wahre Spartaoer. Seibit 

CHebes UCXV. Mr. 19. 



dw Unterwerfiaig dnnh die Türken blieben sie, 
wie die ESnwobner ron Zettnn und Kosan Oberhaupt, 

bis heute Tom Jlilitflrdienst beiVeit. In TTadjin giebta 
ein Franenktoeter , daa vua aiiueiiitfcht'u kallioli^chuu 
Nonnen geleitet wird; es sollen darin 200 junge Mfiddian 
«r^iogen werdeo. Die Nonnen sprachen ein gutes Fran- 
sösisch, daa sie sich in Vereailiei angeeignet hatten. 
Aoeb die armenischen Bewebner von Hadji» aiad dvrek 
die letaten Terfolgungen dedmieri worden. 

Die Iteieenden hatten In dem Felsennest Unter ge- 
waltiger Hitze zu leiden; daa Thermometer .stieg auf 
35-' im .^chatten, und kein I.üftclien wehte. In d«r 
Nacht machten zahllose Fliegen AngrüTe auf das Zelt 
und fOlltea die laeaaMO. Am 18. Juli früh brach die 
Karawane naeb SSa aii£ Im Thal dee Taebataahak-Sa 
ging ea weiter. Obarall bemerkte man da Reban- 
anpflaaanngan, dodi iat der beete Wein ans der Gegend 
von Hadjin bSehstent guter Essig. Ans dem Thal des 
Tschatdohak-Su kam man wieder in das des Saros oder 
Gök-Sn, dessen Hange hier bis zu einer gewissen Höhe 
Waldwucha und Anbau zeigten. Die Dürfer waren in- 
dessen spärlich und lagen weit voneinander entfernt; 
denn man begegnete nur selten einem menschlichen Wesen. 
Der PCad verfolgte bieranf den Pafii KeraapBel (Fig. 8); 
er war baaohwerlieb nnd gelMiriieb, die Berglandaebaft 

«her grnndio.s. Viele lieiligc , mit Zengfctzen lii'deekte 
Slruuuher umaiuiuttu den Weg >) . der bald Hclmell an- 
stieg und einen prichtigen .\uNblick auf das MaH.siv <ie-s 
Antitaums eröffnete. Die Pafshöhe des Keraa-Bei be- 
trug MTOni; sein Name bedeutet „Pafs dar Kirsch- 
binme", doeh war dieaer Baum aalten. DafBr gab ea 
wOde Bimbinme io Henga. Die umliegMideiB Qipfel 
mochten gegen SOOOm bodi sein. Hochstämmige BBnme 
folgten nnn, nnd eine herrliche Waldvegetation erfreute 
das Auge. Herden weideten auf den Hölieii, die die 
Reisenden an Landschaften aas dorn. .Iura erinnerten. 
Auf den Nordabh&ngen war f'berflufs an Wasser, auf 
den Südabhaogen, die sanfter abfallen, dagegen Mangel. 
Bei dem Dorfe Kapan, daa 1040 m hotih und auf einer 
abarall von nebelbedeekten Bergen nrngebaien Hoeh- 
ebene Hegt, aohhig man daa Naebtlager in der Nlbe 
einer elienfalls dort hiwfikiercnden .Vv^charenbaiido auf. 
Die KinwohrierHchaft den Durfo.^ bohtand aus 1 ürkcn 
und Armeniern. 

Auf der Weiterreise betrat man daa l'bal Ada- 
Deressi, wo man wiederum mannigfaltige WaldbeatMada 
bewanderte} maa aab da PlataBen, Stechpalmen, TanDen, 
Ahorn, Lorbeer, Hyrte nnd den wüden Weinatodk. Die 

NÄhtT ülx-'r diese u. a. an 

innwndctt WeKheUigtümer lifst 
aleht au. 



AI« tibetaoUcheD Oli)><> er- 
liicb Fna Cbautre leider 



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909 



Chantres Reiten im Antitkarns and in Cilicien. 



Reisende schildert in beredten Worten ihr EntiQcken 
Ober die idyllischen Landscbaftibilder, die aicb ihr auf 
dem Marsche enthQllteu: „Der Kopf wird einem schwer 
bei dem Duft der Myrten nnd der Waldreben, die sich 
äberall guirlandenariig hinziehen." Einige ÄTScharen- 
familien belebten das Uitd ; sie trieben ihre .Stuten vor 
sich her, um die sie lebhaft besorgt sind, und riefen den 
Reisenden oft ein „Allah sohfltse Dich!" zu. Ab und 
SU jagte die Karawane auch eine Ziegenherde in die 
Flucht, die dann von den Hirten mit grofser Mfihe ge- 
sammelt werden mufste. Kozan dürfte nach allem, wie 
Frau Cbantre meint, fOr den Reisenden, der ffir das 
Malerische und Komantische schwärmt, ein sehr lohnen- 
des Ziel sein. Leider bewirke das Fehlen benutzbarer 
Karawanenwege, dafs das Sandschak dabinTegetiero und 
noch auf lange Zeit dahinvegetieren werde; allerdings 
werde auch die Civilisation nicht sobald dieses mit so reiz- 
vollen Naturschönheiten begabte I>and „verderben". 

Endlich hatte man die letzten Vorberge des Anti- 
tanniB fll>erklettert , und nun ging es auf Sis zu. In 
der Mitte einer Ebene erhebt sich ein Basaltwall, den 
das alte Schlofs der Stadt kruut. Diese selber baut 
sich an dem Felsen empor und bietet mit ihren flachen 
Dftohem nur aus der Feme ein interessantes BUd. Das 
Kloster (Fig. 9), wo die Reisenden Aufnahme fanden, 
war ehemals hoch berühmt; es dehnt sich mit seinen 
hohen, gelben Mauern, die von alten, in Ruinen liegen- 
den Tünnen flankiert werden, in halber Höhe der Stadt 
ans. In einem wackeligen Geb&udc erhielt man Quartier. 

Im Sommer ist es auch in Sis schauerlich hcifs und 
ungesund, und die Elinwohner und die Lokalbeamten- 
•chaft fliehen dann in die nächsten Rcrge, um den 
Sumpfiiebem zu entgehen. Und doch iat Sis eine wichtige 
Stadt gewesen und hat auch eine Glanzzeit gehabt. Ks 
liegt wahrscheinlich auf der Stfttto dos antiken Flavio- 
polis und war im Mittelalter die Hauptstadt des König- 




reichs Klein - Armenien. Nachdem es von Leo II. ans 

dem Hanse Lusignan (Rhupeniden) im Jahre 1186 wieder 
aufgebaut und verschönert worden war, wurde es der 
Sitz des anneniHchen Patriarchen. Der letzte Lusignan, 
Leo VI., wurde Ende des 14. Jahrhunderts durch die 
Ägypter verjagt, und Sis schliefslich eine Beute der 
Türken , das die Taurush&uptlingo brandschatzten und 
terrorisierten, und so sank die Stadt zur Bedeutungs- 
losigkeit und zur Ruine herab. Da die Gegend so un- 
gesund und die Verwaltung des Landes elend ist, so 
bleibt auch die Bevölkerung (3500 Seelen) an Zahl wie 
an tii-sundheit schwach; grofse anbauf&hige FlAchen 
liegen brach. Trotzdem wachsen hier die Hebe, Getreide, 
Gerste, Reis, Sesam und Tabak, und die erstere soll ein 
ausgezeichnetes Produkt liefern. Die Mehrheit der Ein- 
wohner besteht aus Armeniern. Das Kloster rivalisierte 
ehemals mit dem in Etschmiadzin, heute int es äufserlich 
ebenfalls nur eine Ruine und hält auch sonst keinen 
Vergleich mit jenem Rom der Armenier aas. Das Ge- 
blude hat weder Stil noch Charakter, obwohl es auf 
dem Platze nnd aus dem Material des Palastes der 
Rhupeniden erbaut ist, die die letzten armenischen 
Herren Ciliciens waren. Die Klosterkirche ist ziemlich 
grofs nnd hoch und hat einen mit alten Fayencen be- 
kleideten Chor, in dem sich auch ein Brunnen befindet. 
Sie birgt anfserdem den Thronsessel der Rhupeniden. 
IHesen schmücken Doppeladler und eine Krone, er ist 
aus Marmor gemeifiielt und war ehedem mit Juwelen 
ausgelegt. Heute dient er als Sitz für den Bischof. An 
Reliquien enthält das Kloster nur die rechte Hund 
Gregoriua' de« Erleuchters und die des heiligen Posteros, 
aus der Zeit Konstantins. Die Reliquien geniefsen grolse 
Verehrung. Die Bibliothek besteht jetzt nur noch aus 
einem Haufen alter bestäubter Schmöker; sie enthält 
jedoch historische Dokumente von grofsem Wert, wie 
eine Katalogisierung durch den Armenisten I^nglois er- 
geben hat 

Die Citadelle von Sis wurde lange Zeit für unein- 
nehmbar gehalten ; sie krönt den 300 m hohen Felsen- 
kamm, an dem die Stadt emporgebaut ist, und der Auf- 
stieg zu ihr auf einem kaum sichtbaren Pfade bedeutet 
ein halsbrecherisches Stück Arbeit. Die Festung ist 
dergestalt angelegt, dafs auf dem erw&hnten Kamm zwei 
dicke Mauern mit /innen, Törmchen und Schiefsscharten 
uebcnoiuander herlaufen. Zwei Thoru führen ins Innere 
der echt mittelalterlichen Burg, deren Hauptmasse sich 
auf einer Felsenspitze konzentriert Etwas höher noch 
liegen die Trflmmer des sogen. Kaiserpalastes, der nach 
einer dort vorhandenen armenischen Inschrift in der 
That von Takhavar Hetbum errichtet sein mufs. Von 
der Burg aus gewinnt man eine weite, imposante Aua- 
sicht auf die .\usläufer des Antitaurus (Fig. lo) und die 
im Süden bis an das Meer reichende Ebene. In der 
Feme — 25 km von Sis • — entdeckt das Auge die 
Ruinen von Anazarbus, das zur Zeit der römischen 
Herrschaft grofsartige S&nlenaquAdukte besafs. Nach- 
dem diese Stadt durch ein Erdbeben zum Teil zerstört 
war, wurde sie von Justinian wieder aufgebaut und die 
Mauern und Paläste aus joner Zeit sind heute noch 
einigermnfsen gut erhalten. 

Die Weitorreise durch die Ebene nach Adana vollzog 
sich zu Wagen, und zwar benutzte man die Nacht Die 
nach Adana führende Chaussee sollte ausgezeichnet 
im Stande sein , in Wirklichkeit aber war sie recht 
halsbrecherisch, mit I.iöchern durchnetzt und ohne 
Brücken. GlQcklichcrweise schien der Mond, der die 
am „Landauer" fehlenden Laternen ersetzte. „In der 
Türkei sind Laternen an den Wagen ebenso selten 
wie Brücken über die Flüsse; man giebt sich der 



»<. Oer Keras Bvl. 
IPmIk \ 



Chantrea Reiion im Antitaaroa und in Citicien. 



90» 




Vig. 9. Armenitcbn Kloster in Bii. 



Gnade Allahs anheim." Die niichlliche Fahrt war auch 
deshalb „graselig", weil man üb«rall in der Nähe die 
Lagorftiuer der Yürüken erblickte, die hier die G5km 
lange Kbene z.wiachen Si« und Adana bewohnen. Diese 
YürQkou — der Name bedeutet „Wanderer", d. i. No- 
maden — haben einen sehr schlechten Huf, und raan 
schiebt ihnen eine Uuihu von Murdlhatcn in die Schuhe 



— ob mit Recht, steht allerdings nach den Berichten 
anderer Reisender dahin. Der bekannte, kürzlich ver- 
storbene englische Arohftologe Beut meint gar, die 
Yürüken seien friedliebende I.eut«, die allen Respekt 
vor den Gesetzen hätten uud daher bei den Tflrken als 
eine Art freiwilliger .Sicherheitspolizei gälten. Derselbe 
Forscher hült die Yurükeu, die Obrigeun (nach Luschan) 




¥ig. 10. Blick von der Ciudell» von 8is unt die Yorber^ dm Antititurus. 



. y Godgic 



SM 



Chkotre« R»ii«D im Antittaro* und in Cilioien. 




Fig. II. Armvniscbaii 
MAdclien aus Sla. 



»neh im Sadweston (Lyeitn) und 
IiiDerii verbreitet sind, für peni- 
■chen Ursprungs, und Ii. de Ik 
Broguiere nieint, dafs sie in Cilicien 
erst im 15. Jahrhundert eingewan- 
dert seien. Ob sie durchweg No- 
maden sind , erscheint ebenfalls 
noch nicht sicher, wie denn über- 
haupt un»er Wissen über diese und 
andere Bestandteile des bunten 
VülkcrgumiBches Anatoliens noch 
ganz unzureichend ist. Frau 
Cbantrc sagt, dafs die Yüräken 
mit Kurden uotermiachte turkoma- 
nischo Horden seien , und diese 
AnschauuDg deckt sich allerdings 
mit der Vambi'rys. — Immerbin 
wurden hier über die Yürüken 
allerlei Schauerroären erzählt, so 
dafs man froh war, als es Tag wurde 
und man nun den Reiseweg so- 
wie die Umgebung überblicken konnte. Zur Hechten 
(im Westen) erstreckte sich der Antitaurus, der zu dorn 
Meere geht, mit geinen Ketteu und Kämmen; lur 
Linken, noch in der Feme, wurden die Umrisse des 
Amanus sichtbar. Um 7 Uhr morgens erblickte man 
das einer Oase in der Staubebene gleichende Adaua; die 
Chaussee lief nunmehr durch Reben-, Reis- und Banm- 
woUenptlanzuugen , die mit Pfeffer- und Mispelbäumon 
umgeben waren. Der I>andschaftscharakter hatte sich 
damit vöUig geändert, und in der That hat man es hier 
bereits mit syrischen Vegetationsformen za thun. Auch 
einige Palmbüume tauchten in der Umgebung Adanas 
auf, so dafs man wieder mehr an den Orient erinnert 
wurde. Der Sarus, hier auch Sihun genannt, durchfliefat 
die Stadt, ist breit und fahrt azurblaues Wasser. Man 
passiert noch eine grofse, steinerne Brücke und ist dann 
in der Stadt 

Adana (Fig. 12) liegt auf einer leichten Bodenwelle 
inmitten einer aufserordeotlich fruchtbaren Ebene, die 
aufser vom Sarus noch vom Cydnus und Pyramns durch- 
flössen nnd bewässert winl. Die Mecreshüho beträgt 
nur 20 m. Die Kinwohnerzahl mag sich auf 4500Ü be- 
laufen, doch ist dabei eine Huktuierende Bevölkerung 
von 12 000 bis l.'iOOO Ar- 
beitern mit einbegrilfen , die 
hier drei Monate im Jahre mit 
dem Abschälen und Reinigen 
der Baumwolle beschäftigt 
lind. Die Einwohnerschaft 
setzt sich aus Türken, Ar- 
meniern und Griechen aus 
Cappadocien und von den In- 
seln zusammen. Der Prozent- 
satz der Armenier im Vilayet 
Adana beträgt nach Cuinet *) 

24.1, der der übrigen Christen 
17,7, der der Mohammedaner 

40.2. Im Sandschak gleichen 
Namens — also Stadt und 
nihere Umgebung — da- 
gegen figurieren in der Be- 
völkerungszahl die Moham- 
medaner und Armenier mit je 



29 Pros., die übrigen Christen mit 20 Pros. Der RmI 

setzt sich in beiden Fällen aus Zigeunern, Ansariem 
und anderen Völkergruppen zusammen, die offiziell zwar 
ebenfalls zu den Mohammedanern gezählt, von diesen aber 
verachtet wurden und eine eigene, noch wenig erforschte 
Religion haben. Angesichts der Rolle, die Adana bei 
den letzten armenischen Unruhen gespielt hat, sind diese 
Zahlen vielleicht nicht ohne Interesse. — Der Ursprung 
Adanas reicht bis ins graue Altertum hinauf. Stephan 
von Byzanz erzählt, dafs zwei Söhne des Uranus, die 
Brüder Adanns und Sarus, vom Lande Besitz gekommen, 
und der eine der Stadt , die sie errichteten , der andere 
dem Flusse den Namen gegeben hätte. Bekannter wurde 
Adana erat in römischer Zeit, die Kaiser besuchten es 
öfter, nnd Justinian errichtete dort öffentliche Gebäude; 
u. a. wird ihm auch der Bau der erwähnten Brücke tu- 
geschrieben. 

Adana macht auf den Reisenden einen günstigen 
Fjndruck und ist eine sehr belebte Stadt mit einem 
ziemlich grofsen und gut ausgestatteten Bazar. Die 
feuchte Hitze des Sand»chak» — in Adana mittags 
36" C. im Schatten — begünstigt einen umfangreichen 
Anbau von Baumwolle, Zuckerrohr und Opium. In- 
dessen ist der zahlreichen Sümpfe wegen das Klima 
höchst angesund, so dafs im Sommer die Bewohner 
in die Berge flüchten müssen. Die Stadt hat viele 
Moscheen — darunter die schöne Ula-DJami — , mo- 
hammedanische Bildungsanstalten, sowie auch christ- 
liche Kirchen und Schulen-, femer giebt es in Adana 
zahllose Herbergen, zwei Hotels, eine Irrenanstalt, 
Fabriken für Sesamöl, für Militärtuche und Filz, Eta- 
blissements zum Schälen der Baumwolle, Getreidemühleu 
am Sarusufer u. a. m. — man sieht also: Adaua ist eine 
betriebsreiche Stadt, deren Charakter mit dem Aussehen 
der Städtchen des fernen Innern nicht das Geringste ge- 
mein hat. Wie in vielen Städten des Orients, so schlagen 
auch die Bewohner Adanas ihr Nachtquartier im Freien 
auf den Hachen Dächern auf. IKe Betten sind inner- 
halb käfigartiger Verschlage hergerichtet; am Morgen 
macht deshalb das „Erwachen Adanas" auf den Fremden 
einen eigenartigen tUndmck. 

Unter den umherwaudernden Stämmen, die das 
Sandschak Adana bewohnen, sind die kurdischen Tzi- 
ganen erwähnenswert, die mit den schon genannten 



*) Cuinet: lat Turquie d'Aiiie, 
Pari» J»l>4. VerRl. Ta- 

belle in .Petermanns MiUeil." 
1896. 8. 0. 




806 



YSrSkan mm Fanulie 

bOden dOrfUn. Die 
Reiaonden beauchttu 
ein in der Nähe der 
Stadt TorhandenM La- 
ger jener Leute. Das 
dmtig« Leben oad Tni- 
ben gUdt nach Fran 
Chantres Beschreibung 
dem eines Zigeuner- 
lagerg. Unter der Mengo 
bemerkte man riele sehr 
BcbAoe Hlnner nnd 
Fnaen, tcb denen die 
letalem elmflidi ttt- 
towiert waren. Aber 
fast alle diese Men- 
schen, IG findet Frau 
Chantre, haben in ihren 
Augen einen Aoadmck 
wn Wildheit eoirie Ton 
Bdhittflnaheftigkeit, der 
ihren webten Btabw^ 
cbarskter enthüllt nnd 
sie aller Poesie ent- 
kleidet; ,es giebt nicht 
eine reise 8tim, nicht 
ein reinet Gewissen 
unter dieeer sonder- 
bMW Volkskleaie«. 
ÜH Bohebit, dafs Fren 
dnatre, wenn sie von 
„Blubem" spricht, die 
Dinge nicht unbefangen 
genug ansieht — wie allerdings Tiele elidere Kleinasien- 
leisende. Diese allgemeinen Redensarten aber die klein- 
■iietienben filnber hat vor kmMm t. d. Ootti-Paiehn 
in Mben Werkchen „AnateUtebeAntfflge'' »nfflinBa- 

deoInngsloBigkeil zurückgcfahrt , uud cm echcint iu der 
Thntt dafs den vagen, onheimlicheo (ieachichten wenig 
Greübem tu Onmde Hegt Anok in diseem FeUe darf 




9\g. la. TdgatMnmlMien. 



man ms den ünstaDde, dafs die doeb sweifelloB 1 

LokalbehOrdon einer Sta<H wio Adana die tziganis 
„lUnber" so ganz unbeiielligt iu ihrer N&he dulden, den 
ScLIuTh zit'hon , daf« sich hier um wenig mehr, ala 
harmlose Gelegenheitadiebe handelt Der Hftnptling der 
Horde hatte ein elQ&hriges, doch schon TöUig erwaohsenee 
Töohterohen, das Frau Chantre photographierte und too 
dam wir hier das Konterfei (Fig. 13) geben. Beim Ab* 
schied bat der Vatpr um /ust'iulnng .pirips Tiilrlps; seine 
Adresse wäre Abdul-Kurim iu AJaua, wu ihn jeder kunn«. 
Frau ('hantro fUgt hinzu, dafs es ihr dabc-i ,kiilt uLlt 
den Kückuu lief. Was übrigens oben ül>er die N ürüken 
gesagt ist, wird im ganzen auch auf diese Taiganon zu- 
treffen. — Die Dame maohte ferner einen Becnoh auf 
einer neben Fann, die aieh dnrdi einen nagebewreBi 
gut gepflegten und mit den Yerschiedensten Kulturen 
besetzten Garten auszeichnete. Man sah da Orangen- 
und Citronenbiiuiue, Gnumtbuiime, gowuttige Maulliecr- 
bäume, Nufs-, Hirn-, Phrsich-, Apfel- und Mandelbfiume, 
Myrte und L<orbear. Massen Ton OemAse warteten 
auf den Tenand anm Harkt der Stadt und mit der 
Eieenbalmn a dille w Muu Bed nift e ee noch dnee w e itere n 
Beweises, dafa Adana jotat eine Ton der abendlUndischen 
Kultur stark beleckte Stadt ist, so lieferten ihn die — fran- 
sAsischenChaniiouuitL'ti, die uinTurnohmerMohammedaneri 
der Schwager des Vali, den Reisenden Torffihrte. 

Nachdem die Reisenden in Adana noch einen kurzen, 
aber tufserst hefligan Sturm erlebt und ihre Begleü- 
mannsohaft aus Angwn abgelohnt hatten, beefagen lie 
den Zag nach Han&Mk Der Schienenweg war ver^ 
blltalamftliRig gut, nnd die Wagen hatten eine bequeme 
Ausstattung. Nach einstündiger Fahrt durch Baum- 
wollenpflauzungen )iit.sBiortu man die alte cilicische Haupt- 
stadt Tarsus und dann auf einer in Eisen konstruierten 
Brücke den Cydnus. Mersina, die im Aufblühen be- 
griffene, rein moderne Hafenstadt Adanas und von 
leMvem etwa 60kn enttent, bot niehta Bemarkena« 
wertes. Am 97. Jnli bestiegen die R^enden einen 
französischen Messageriedampfer, der durch den Archipel 
nach Smjrma lief; Ton da gelangten sie mit einem russi- 

9ftt 



HakarowB Eisbreeher und seme Yerwendiin^ für Polarexpeditionen. 



Salt afaiigar Zeit waren auch dnrak die Tagsa- 

Mitteilungen fiber einen Plan des msaiieheD Adnil- 
lels Ifikkarow in das gr&faere Publikum gedrungen, wonach 

ai*»er (lurcli wino hy<lrojrn»phii«5!irn Form-luiniLrein in den 
runHim'.hi'ii ( l.^wäsjfrji in lii-i Wi-i.i.'U^. hilft rtiliinlH-liiit twkaunte 
Seeujann lite Fort.»chriit<t .3er Technik in Beiug auf die Kon- 
struktion vcjn Kisbrecli«ru praktisch fBr die RcUitTahrt nach 
den grollen nordsibiriacben bträmen , sowie eventuell ftlr die 



laag das Fuss « 

r HidNgTapliia « 
m Avftate Aber 



n iNringSB 

a 201) eil 



ste. (1899, Heft IV, B. 201) einen 
ansflUnlMMn Avftäte Aber disae PlAoe, in dem auch ■cbun 
über einen Erfolg des Ton Hakarow konstruierten Schiffe« be- 
richtet werden kann. Danach bat dasselbe, die ,Yermak*, 
am 2. Märx Newc«iitle mit Hakarow, mehreren ruiaischen 
Offizieren und i^iijer Anzahl von Pamiagieren an Bord ver- 
lasxen und i;t von Rsval an durch zum Teil viele Fafs dickes 
V.i» Hm 10. Miirz in Kronstadt anKekommeu. Von Kronstadt 
zurück nachfieval beordert, erreichte dnr Dampfer diesen Urt, 
deieh slartsn MtasestBim auerst iiiiiiiiligsheHan. am 
ts. Wn, balMle doit drei Dampfer, sowie flan an Unt 
HBIfe ansgseehlektan Beraler Bisbcecdier, an nfllulMMr 
Iiage im Eis und bugsierte am folgenden Tage fuTDempfbr 
durch dickes Kis in den Hafen Ton Reval.* 

Der Dampfer iit auf der Werft yon Armstrong etc. In 
Newcaslle im Jahr« 1868 erbaut und benutzt eine Maschine 
von 10("»' l'ferdekraft. Beine Länge lietr.-igt 'j;;, die Breite 
21,6, die Tiefe 13 m, die WasserrerdraDguns 8000 t. Der 
Ktopar dm SaUffH Ist sehr isst »e 1 



Bpantan bstrigt nur 0,6 m, woM an bsaehtan Ist, dafs da- 
swisehsii vom Haupt- bis zum untemten Deek no«h Zwischen- 
Spanien eingsfUgt sind, lieaondere Sorgfalt ist auf die Ein- 
teilung dm Schiffes in wa!<i<«rdi<:hte Abteilungen durch «leben 
Qufi «i lintten gelegt, dt-ren Diclitbalien dadurch probiert 
wiirile, d*f», noch wihreiid das SchifT auf der Hellinff lag, 
jede ALteilun^ einmal bin zum Überdeck mit Waaser (je- 
füllt wurde. Durch die vier Tripl« ■ Expansionamaichinen 
watdan tei Baak- nnd aina Begsahraub« getrieben. Letatet« 
dient hssmitsra data, tasl AaaUiarang an sogvnaants , T otossa*, 
die durch Dmek Abstelaaadscgesohobenen und aaeiiMBder go> 
frorenen wallartigen Bismasssn , die da« Ete d«s PolanneeNe 
io allen Riehtungen kreuzen, iu TbkUgkeit zu treten. Durch 
eine zunillige Beobachtung hat man nämlich in Erfahrung 
gebrapbt, dafs die Tonmse mit Hülfe einer Vordcrschninbe, 
df-reti WiiH.-er^trahl jhr Kih auswuscht und zum Zusammen- 
brechen bringt, eich viel leichter bewältigen lassen, al« durch 
den Eisbrecher allein. Anfser diesem Dampfer soll nuch ein 
klainersr von 50O0 Pferdekraft gebaut werden, der im Winter 
dsm Taekahia vbb Biga dienen soll, wie dar gralke dsa 
von und nadt Fstsrtburg, im Frahjahr und Herbst sollea sie 
dar fleUfthrt in das Kariach« Mser und nach Archangelsk 
hehUflleli sala, und im Sommsr mit gemeinsamen KiÄfUm 
die Fahrten nach den sibirischen Strömen besorgen. Dieselbe 
' war eine Zeit lang , durch ZollbegfinatignDgen seitens der 
ruisischen Regierung aufgemuntert, im Schwünge gewesen, 
wird BiL-h Uber jetzt dadurch, dafn dit-sw Zollvergünstigungen 
, aufhörten, wegen der Dnsiaberbeiten und Uugewiljihciten dar 
I Kahrt. die daiga Jahie Uadnnh an dlnktsa HUbeifbIgan 



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80S 



f&hrUD, fowia dar dadurch bewirkten groften Venioheruugi- 
pr&mien ohne Eisbrecher unter keinen UmiUloden mehr 
lohnen. Deahalb war Makarow vom rasiUchen Finanz- 
roiniBterium achon im Jahre 1897 selbit auf dem Beewege 
nach Mordiibirlen geecbickl worden , um die Verhültniise in 
•igenen Augenschein zu nehmen. Das Kr^ebnis dieser, sowie 
Miner anderen Unlenachungen Uber diesen Get^nsUnd ist 
oben mitgeteilt. Dasselbe im übrigen» nicht nur deelmlb von 
wissenschaftlichem Interetiu! , weil von Maknrow von vorn- 
herein beabsichti((t ist, dafs das Kchiff aurser der den prakti- 
■cben Bedürfnissen dienenden Ausrüstung eine solche vortreff- 
licher Art für hydrographische und selbst zoologische Arbeiten 



erhalten and anf seinen Fahrten von Gelehrten begleitet 
werden soll, sondern auch aus dem Orunde, weil die dabei 
gemachten Erfahrungen eventuell lu wissenschaftlichen Fahr- 
ten im Polarmeere und zur Krreiehung des Pul«« auf direktem 
Wege ausgenutzt wenlen sollen, die nach den in Hakarows 
Vortrag vor der kaiserlich russischen geographischen Qeiiell- 
schnft «nlhalteneD Berechnungen und Dnrlegungen , deren 
Wieilergab« hier zu weit fuhren würde . ungefithr 12 Tage, 
bei einer mittleren Geschwindigkeit de« Kisbrecbers resp. der 
beiden vereinigten Kiabrecher voo 3,4 Knoten, in Anspruch 
nehmen würde. 

Ob» 



Die Auswanderung nordamerikanischer Indianer nach Mexiko. 

Von Charlea 0. Hoffman. Wathington. 

Drei der hervorragendsten Stämme nurdamerikanischer zu folgen, sind als die ,ß«minoles* (d.h. diejenigen, welche 

Indianer, die Creeks oder Uuskoki, die Choctnws und zurückbleiben) bekannt. Sie bildeten einen Bund von Stämmen 

die Delawares, stehen im Uegriff, ihre Heimat in Kansas und benahmen sich freundlich gegen Spanier, Franzown und 

und dem Indianer • Terrtturium zu verlasa4>n und sich in i Engländer, bis die Oberherrschaft der letzteren sich ihre 

Mexiko in den Staaten Freundschaft sicherte 



Chihuahua ond Oaxaca 
nicilerzulassvn. Diese 
SUlmme haben ihren 
Wohnsitz vielfach ge- 
wechselt, seit sie mit 
der weifsen Kasau in 
Berührung kamen, aber 
dieses ist wahrvcheln- 
lieh ihr« letzt« Wande- 
rung , da die mexika- 
nische Begierung , 
welche sie all geeignete 
Kolonisten za haben 
wünscht , ihnen ver- 
schiedene Vergünstigun- 
gen in Bezug auf den 
Preis und die Lage de« 
Landes zugestanden hat, 
das sie in Besitz neh- 
men wollen. — Si« wa- 
ren dem 0««etze gehor- 
same Bürger der Ver- 
einigten Staaten , die 
seit vielen Jahren sich 
mit Ackerbau und Vieh- 
zucht beschüftigten und 
der Oruod , warum sie 
auswandern wollen , ist 
der, dafs sie mit ihren 
Nachbaren nicht in 
Kintracht leben können. 
Ks sind darunter viele 
Indianer von anderen 
Bt&mmen , die weniger 
in der Kultur fortge- 
schritten sind als sie, 
deren Gegenwart auf 
ihre jungen Männer und 
Frauen einen demorali- 
sierenden Kiuflufs aas- 
nbt. Sie sind zum Teil 
in recht guten Verhält- 
Dissen und die 10 100 
Auswanderer nehmen 
gegen 42.^WpO Dollar« 
bare« Geld mit sich. 

Die Creeks sind in 
früheren Zeiten von der 
Begierung schwer ge- 
züchtigt worden. Nach 
ihren Überlieferungen 
kamen sie aus Nord- 
w««t«D und liefsen sich znerst in Oeorgia, Alabama und in 
Florida nieder. Kinige wan<lerten zurück in jenen Teil 
der Gegend an den (jnellflnssen des Alabama- und Savannab- 
flusses, welche von den Weifsen nach der grofsen Anzahl 
kleiner Bäche die .C'reek -country' genannt wurde, und 
deshalb, so glauben einige Schriftsteller, wurden die dort 
lebenden Indianer .Creek-Indianer" genannt. Der Teil des 
Stammes, welcher sich spiter in den ,Kvergl»de swamps" 
von Florida niederliefs, nachdem sie sich geweigert hatten, 
den UbriR«n in ihre n«ue Heimat wesUieli vom Miisinippi 





Führer der Aniwnnd«r«r, 



1 Tawamiko (,Townking"), ein Creekliiluptling. — 2 Tamsipelman, 
ein Batam&nn der Creek. — ;l Choctaw-Mlaohling, ein Hauptführer. 
— 4 ChoctAW- Mischling, ein Hauptführvr. 



und ihre Hülfe gegen 
die amerikanischen Ko- 
lonieen wfthrend des Un- 
abhllngigkeitskrieges ge- 
wann. Sie setzten die 
Feindseligkeiten noch 
zwölf Jahre nach dem 
Friedensschlüsse zwi- 
schen beiden Lündem 
fort, bi« mit ihnen im 
Jahre 17!.'3 ein Vertrag 
abgeachloisen wurde. 
Ein schottischer Händler 
namens Adair , der im 
vorigen Jahrhundert un- 
ter diesem Volke lebte, 
bat eine belangreiche 
Geschichte desselben hin- 
terlassen, in der sich 
nur ein Irrtum findet, 
nämlich der Versuch, zu 
b«wei»«n, dafs die Semi- 
Dolen Juden seien und 
vielleicht einer der ver- 
lorenen Stämme Israels !1 
Seine Beschreibung, dafs 
ihre Wohnungen Bohr- 
wände hatten , d<-ren 
Au Csen wände mit Thon 
verstrichen waren , um 
sie fetter zu machen, 
scheint richtig zu sein, 
da neuere Forschungen 
luden niedrigen Mounds, 
die über den grOfsten 
Teil der genannten sum- 
pfigen Oi-gend vorkom- 
men, grüfsere Mengen 
gebrannten Thon nach- 
gewiesen haben, in dem 
die Eindrücke des Rohres 
oder 8«hilfes g«l'unden 
sind. Einige Ilolirstücke 
sind «ogar in verkohltem 
Zustande erhalten , ein 
Beweis dafür, dafs die 
Wohnungen durch da« 
Feuer vernichtet worden 
sind. 

Kur wenige Stämme 
hallen ihren Wohnsitz 
so oft gewechselt und 
hatien so viel von den Ansiedlem zu leiden gehabt wie die 
Delawares. Als sie im 17. Jahrhundert entdeckt wur- 
den , wohnten sie hauptsächlich in l'enusylvanien längs d«r 
rfer des Flusses, der ihren Namen trögt, aber sie ver- 
kauften so viel von ihrem liande an die Holländer, dafs sie 
gezwungen waren, weiter landeinwärts zu ziehen, um neue 
Jagdgründe zu suchen. Wilhelm Venn und seine Begleiter 
kauften auch Ijand von ihnen und als die Delawaren betrogen 
XU sein vorgaben , zwang die übrigkeit sie mit Hülfe der 
sechs Nationen, einem berüchtigten und kraftvollen Bund von 




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Pr. AufvtttB !rrkni«i>: Zar lf6ni«iikUtar der Pkciriiohta Innolii. 



Slüiiiiiicii im SlHBt«; New York, w«i»l wiirtx ubziizie hen. Ht-it- 
ilr-ni »iud Uli' alliiiHlilic)i iiiiiiier wf-ittr «»•i.tw.irt« gcwninlert. 
Sie Keborchten der Kegl«rnng , in BQrgerkriege dienWu 
90 Prozent dar Mliimr, dl« IB BiMid« «ms, WlUtal so 
tragta, in der A.nMe. 

Di* Ohoetf wt liaa to itr KnUtar ««K ftrtgMefcritten, 
lisIwB «tat fn^aUbm» YwAwraof , aia üvMmnmm and 
Oeeehworenengerichte. Thr HftupUiDgr wini alle vier Jkbre 
gewftblt und die gnetxKebende Hacbt lie^ in den Hftnden 
einer Bnttvervuninitung von vienig Mitgliedern. Diemr 
BtAntm i!t <irn W>'iri<«n tchon «ehr lange bekannt, dvon zur 
7elt von il«" Soto« vf rliÄn(rol«vt>ller Kzpedition nach FknHel» 
im Jalirf l.'i^n It-btf er we^üicli vim den Oroek*. Sohmiick- 
gegenstande nnd andere kleine Dinge tob eiuopäiachar Hm- 

^tf j fyjyj ^!aS[y |toM'*S^ ^ and 



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rührt»», »of der in Hocbrelief da» Wapju'n von Iy*on und 
CHinllifii . i.berrafTt \(>ti eii^er Kijiiit;.! : ■ ru , i m _(-i',<;l]t »nr. 
Im UegetiF>tz zu ii*'n ('reelia traten tut; Iriiullirh auf, 

■ondem wurcu l'nib borülimt uIb eint' Knsiie vnii Fiirmem. 
B«i BefioD dieaet Jahrhunderu wanderten einige von iboen 
te di* QMMid TPi n Uah mt MliriMijwl aad Ualhen rieh im 
Iadl«Mfr4wiltiiffan vteAor and in ▼ntalltBtaBAftig wenigen 
Jahren folgte der ganze Stamm dorthin nach. 

Wer mit den heutigen balbcivilliierten Creeki nnd Cboc- 
tawi die ToMt^Mtingi-n Cci«persoh«r ludiAiior vorbinden 
wollte, dfT wniile fifti »llfrdiog« »ehr fiill»uwht fählen, 
woan «T die I^itcr der Auiwandererl'ewf^iing «Tliliokte. 
^8iiiil iliw Rothäute;' würde er fragen. Alleriliiign Bjiitli-n 
MtMLliiiga unter ihnen eine grofee Uolle und bei dieten ver- 
liert lieb der indianische Typu» mehr und mehr. Den Be- 
leg dafürjjgben 4'« Pholograpliieen der Uauptffihrer , di« 



Zar Nomenklatur der Pacifischeu Inseln. 



Von Dr. Aagaetin Krämer. 



Im .Globu»", Bd. T.«., Kr. U, S. 2»'.', iat plne dieaberüg- 
licbe Arbeit v. LubcU&iis'I einer kurzen Besprt-chuuK unter- 
zogen, ladem ich mich den Aaifähzangen dea S'erfaann 
HMobltate« BSahto ieh kam auA B|miMli aoi 

•ig*n»r SrfahrnBg BBfBIiraB. 

SchilTer- und FreandechaflainMln kennt mut in der 8Ud- 
tte Unge nicht mehr; rie ilnd allgemein ala Saroo«- und 
TtmgJi luwin bekannt. Auch ,Sandwichii-Inieln* ist (flüclt- 
lifherwfijie »ligekuiuraen ; oftiziell werden liiesp jetzt Hawaiian 
Iiiand« Keiianut Lrotlrr Iw'i't^-luiii di» Namen Neu HfelKöd 
(New-Ze»Iai;dl , Cook- u<ler Utirv«', -Inin'ln und (icwiluchHftK- 
inwln immer noch zu teclil , weuu luaii autih in Bexiiikung 
auf die beiden letzteren gewöhnlich nur von Barotonga und 
Tahiti tu f|treohea pflegt, üa wtre doch weit bener nnd 
einfiMber, maa maa m daM btlMlM od«r AdMittw nna 
dieeen Namen fecmto naoh dam BebpMe der Kawalladben 
Inaein. Blnen guten polyneeiacben Namen b&hi>n die hei Ta- 
hiti gelegenen «Inacln unter dem Winde*, die unter l'aumutu, 
Pamotn, Paumotu bekannt sind. Wae iit da daa richtige* 
Ich biirte einmal in baiucxi die Innein Paufflutu nennen, und 
als ich nach der ItedeutuuK fr^gtu, wiird« mir g«»«gt, Jai'» 
der Name darin «einen (irund liiilje , weil ejuHt vim dnrt dii 
öli'entlicfaen Müdeben bezogen worden eeien; denn pa^umutu 

Kt «dar Bfeht, tliot ttMM aar flMh«, mttmal dn di«* 

Btellan;; in Polyneeien nicht lO aehr onehrenhait iat, 

HofUlf nach Aufgabe dea Oewerbee ein Hakel nicht wie 
ans be.^tehen bleiht. In Samoa wenigstem) «!nd die be- 
treßendcu, welche nc-ch vor flinf bit zehn Jahren dem L/vster 
frOhnten, heute ebruime Hausfrauen geworden. Der Käme 
Panmuto iat iD«I««sei'. der seltener gebrauchte. Paumotn 
gebrauchen jetzt dia Fnuiio«en ofKzloll , ao viel ich hdrte, 
und dieaea Wort bat einen ieh&nen Sinn, eo dalk e» ala aebr 
sweekmäfaig bezeiohneit werden muXa: pau beifiit nämlich 
.MiflhMhia" «d«r Mdt ^Ind«* «nd nat« äü dit Bezeich- 
if flr atgaMbaMMM, a. B. lattL Da mm dliM Inaein 
welteeten Satlieh liegen, ao iit der Auadruck ^Utiaiuat' 
Htm Inaeln" (bia hierher reichen die Inaein) aehr paMad. 

K:» bleiben noch die llarquem»-Tn«eln liier zu nennen, 
Tiir welche ein paaiendei Subatitut nicht l^ekannt ist. eb^nsu 
wetiij^ l'iir Neu-8w;l«nd (Mnorüsnd ?) , Neu.l. Hknionien, Neu- 
Uebnden, Ixjv»litut«-In*< ln , SbuU» i'ruz, fci»li>toon» u. a. w. 
(a. Lnacban). Nur für Kid ji tritt wi«d«r min Eingeborenen- 
aaiM an liahtiger Stelle auf. Man hat darüber geitritten, 
ab VHl odar Kidji (Keedjee, i'iji n. t. w.) richtiger iat. In 
gWiMiai Sinne beides, denn Vitt (Hti in 8wuo«) iat eine 
pcdynaiiacbe Bezeiobuung iiad ndfl aiaa nMiaaMiscbe , und 
dla linalB lialMa ja SaaMtaataa sa taidm. Da 4i« Be- 
«ohaar atar in «uhnb da«b nute abll«iaa«ilar anshdaen 



') ,Zur );eoji;ni|diiu:hrD NnmenkUtar ia der Üädse«'' »aa rrpf. 
Dr. von Ltn-cliaii, VvrluiniUuiij:i-ii der BwfiMr aitbMpelllglMben 
OeailiKhaft Ui», Ü. dilö bis M7. 



und aal*er«teia .Fidji' v m der engliiK-heli Heijierun^; neben 
Fiji gebraacbt wird, ao wird e> l>eij.i-r »ein, dabei zu treiben. 
Nur sprechen aUanliaga die Kngl&nder den Namen falsch 
aua . ladMa ila Hdaalü «UnMd m daak lldil aa- 

aproclMB watdta nuJSi, wia a* g n a rihr i rti iit iMht. abtai» «to 
da« liAch «ngliaobem Master au«gea|itadUW DaehalAt, Mirit 
eeüchr^eben , richtiger Djalüt oder aaeb wohl Djalüit ga> 
schrieben und ({ei>prochen würde , wenn man überhaupt ver- 
Buclien will , diesen merkwiirdigen I>i-L»ut (da« D der I.in- 
guiitik), weicher 'lern l'olvneiischen fohlt, zw »clireiben. — Die 
nach 1 rrr: l.uideckein bt-ii»nnt);u Gilbert- und Marahall- 
(nicbc Marachall, wi« vou Luschait) Iu*«la werden jetzt all- 
gemein ao benannt, und da die EUngehorenen keinen Ossaiat- 
namen besitzen, ao erscheint dieaea wohl angebraehl. Lddar 
ist dar Maaia UngiadU tta «mtum inmm aaeh aiak« aai- 
gerotttt, aaawntUeh aaaiTlnmlwha PartilialailiUB aabnwwhaa 
ihn noch nnd zwar fftr die gante Oropp«, isibrend urapr&ng- 
lieh doch nur die südlich der Linie gnlegenen Inseln damit 
bezeichnet wurden. Diesen Teil nennen die Oilberluner 
Ni Ptru, wahrend sie den nordUchen Teil Ni MAkin nennen, 
tmcb den (fleichaamigea einst berr»<!h*tiden In»ein :■ diesen 
1 '-.I ii - i- ii 0 wie die MarsiiallKHer ihre c^ h-ln :: Inseln 
Uatak liULtak geaproobea) pnd die weatliehen Ualik nennen. 
Wia «ittarf und ManlialK a» «nMat dia mwiithaaMt 
OaroUaan für alla dia vMaa laida waatUeh tob daa Xu- 
shallinaeln mit ihren vielen Sprachen and Ahteilungen aebr 
praktiaoh and allgemein. 

In den Seekarten dieser Archipele Mikrouesiens stehen 
nun aber neben den meist falsch ^«»chriebeDen Eingfiboreneii- 
namen bei den ainzelnen Inseln nahezu immer einige Knt- 
drcker- <xler sonstig« engliache Namen veneichnet. Diesen 
Bailaat kdnnle man ohne Oefahr nunmehr doch endlich ab- 
werfen , denn kein Eingeborener kennt diese Hamen , und 
auch den meisten der dort lebenden WeillMB itnd rf* vöUig oa- 
bekaanL INa efaihaimiaahia KamsB, deren RlohÜgiteUang midi 
hiar aa wtit fBluna iHMa, ilBd wanigstana iä dan dilbaite 
and HanhalMnaelo allgemein im Oebraneb, nur von der 
Providence-Inael flTtjelang, und Browns Ornppe Eniw4tok 
hört man hin und wieder ncK-h, wie aneh Otronga-Island (Qr 
KuHaie , l'Ieamnt Island für Nauru , (.)cean'l«lHnLl für Biknaba 
noch nicht ganz, vergehcen »iitd. Wie die Kollektivnamen 
OUbert, Marshall und Carolinen, ao haben die Bezeichnungen 
Biswrck arohipel und Kaiaer Wilhelsuland dem praktisoÜan 

BaauMni WaiTMaMMwitiBiff habra rieb, wia TBatwwbaa 
riehtic bamerkt, für Haa-Iriand and Nen-Britannien aiobk 
raobt «iabargem k&naen; deaa etwas unpraktisches doMb 
etwaa nnpmktiaehes in er»rtien, gelinst nicht leicht. Wanim 
sagt man nicht, wie in Neu-8veland, einfach Nurd und Stul- 
i inse! fär die beiden grufsRn, ilann ivt mit einem b<;hla^e At>- 
hülfe Keechall'en. Vielleicht bef.»fsl »Iah einmal ein inter- 

oatiuiialer UeograpUentag mit dieser iQsel namenfrage im 
PaciRachen Ocean. Die Uelegenbeit wlUra 
die Vorarbeiten in Angriff zu nehmen. 



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Über die Bedeutang der uralten ßuiueu im Matabele- und Maschonaland, 



deren erste KeDOtuia wir Karl Manch T«rd«nken nnd die 
dann Theodor Benl näher unterjudite , rerbreilfl «ich mehr 
und nifthr Klcht Namentlich Dr. H, Schlichter hat sich 
ilor Forschung anKeiioii)iii>;-u unii ili» si^tr. nomiscii-L' Orii'iitie- 
TVBg der Koinen von Hinibabje und deren Zus»mni>.'ubHng 
■it imm IH^Vn** O^ife tar 9Um1 Itgawi—en. Vor 
■iiiirihklb Ukam tat» «r iUi hM BMh .BtaodMte*, 
tüa adt te fl—liilin vni Kapttait Ui BoIbwi^oi aad von 




engL Zoll 



I /.uilhn);r. 'i Lci^rrr iUiim an i^tclle ilm Krrbsn. :i Ixiwc? 
4 Juti);tr:iii. h \Wgt. 6 S'«or])ioii. 7 MiUh>traf«e (Sctiöur). 
b Stchiboik. U WasMmuuin. lu Sonnenbild. II OiiMt (Jlgcr^ 

M fltte. Om KniNdil b«J«utrt die DünllklM Onmif^- 

coiist«Uxtion. 

hier durch daa Maachunaland bis nach Tete am Kambeei. 
Übi-r die in archäologfiacher liezii^bung wichti:;cn Ergebniaie 
enUttet «r im Oeognpbic«! Joum«! (Amil ib^'J, ä. 37t>) Uaricbt ; 
« Ui ika g ümm a, TimMidt— aw »gapdittMait mmMalam 
BMlmwclMD, m doli 4mn voa StmlMbje eng «iiMUtaltaBi 
•o jene von Momho, die er nAher bevchreibt. Die AqnUnkte 
und Ooldfchmelsen lind überall ztblreich und namentlich 
riehtat« Dr. BdiliohUr Min Aa^aiiiiMrk auf altumitischen 



Stein- und Sonnenkultu«, von dfii> er vinlfBch Spuren 
nachzuweinen «ucht. W.is er al'jr Seite ibi -.tln ein ,rohet 
8onnenbildnia* anapricht , vnrnili^v-n wir beiiu beuten Willen 
nicht in gleicher Wei»« zu di-uii i,, nih h die .anppoied*, alt- 
■atnitiaohe Iniehrift (8. 984), encheiut uu> höchat zwaifeUtafler 
MMw. MttHlUb teMMarTCHknivw Im SMMda ■•■b«, 
doMo Dr.SeUlelitar aiünaaaihulia *— f MHilhb MB 
er auch das f^enane Datum der Brhaaaag dar Jctaton Boten 
fsctatellen zu köiincD und er kommt dann an ^rMUUaad 
daTs diene llOn v. Ohr. «Uttfand. 

Oaiu beaonderen Wert fiir die I!e»t;niiiiutig Miner aatro* 
nomischeu Hypothese legt I>r. Jjchlicliter aber auf eine im 
Besitze von Cecil Khodes iHilim.lIirh*! H ^■>] z e c h iiise 1 , die in 
der Mähe der liuinen von öimbabje gufiindsn wurde. Krhe- 
aaioboM als .Simbabje-Tierkreis*. £a iak diMi iiM 
.Opfenehal«" ao* i«hr bartam Holt, .welebe aUh dneb alla 
Jahrhnndarta biadonih, seit die «ntan Koimiltwi dt biMdl* 
tan, erhalten bat*. Dia ,ZodiakalzeiAb«B* an BmÄ«, nwtot 
Dr. Schlichter, können nicht von aCrikaniachen Wilden m- 
macht worden sein. Er siebt die SoniM, wie sie auf khni* 
aalaüacben Denkmälern der asiyriiteh-babylonifichen Zeit vor> 
kommt und dieses Sonneobild steht unmittelbar hinter dem 
Tierkreisbilde des Stieres und zwischen dem Zeichen d^s 
Stieres und dem der Zwillinge. In alter Zeit aber wunle, wie 
Yargil es bestätigt, der Anfang de« Jahres durch das Zodiakal- 
MÜhM «M Mow bmtohMt. te dw lUMt d«r Hoiadttla 
M ate Krokodil Mehailst. ttr BomMi hotkyn ater tat 
nachgewiesen, dan im Altertome das Bild eines Krokodila 
häufig als Bapräsentant der Polarconstellation der nördlicbcs 
Halbkugel (».'nutzt wurde und die Matoko haben bis jetzt 
noch einen Krok.oi]ilkultut. Das alles aber deutet daraufhin, 
dafs frühzeitig; zwischen den Himbabje-Kolonisten und den 
Kassen de» Ältertanu, welche Sonuendienst und Astronomie 
betrieben, ein Zuaammanhang bestand. So Dr. Schlichter. 

Wenn Don auch ein Zasammanhaag dar Boinen von 
Maaebonaland mit den alten Semiten aad OpUr wahnebainliob 
erscheint, so glanben wir doeb dia nwilwllil« BMndilaMl 
hierfür nieht »Sm hew^kräftjg anaaban an Maaro. Akgaaa h aa 
von der dnreh Dr. Behlilditer nieht beantworteten Frage, wie 
dies« Schätaal mit ihron scharfen Bchnitsereien sich drei- 
tausend .Tahre lang erhalten haben kann und lUfs jeder 
nähere FuiulV'ericht fehlt, macht sie doch in tlirr in ^'Hozen 
Stile, namentlich in der Figur des Krokodils, einen recht 
afrikanischtfn < haraktor ,inade by African »ava);;»»' geltend 
und ob die Umamentu am Kande der Schale mit ihren will* 

^BieAnb danUiltn, tkateiif'ty to'pwteng da/litHr. 
Hir scheint ai^ ah «b te Cum BoairtalfonDr.SebBaIrtin 
Phantasie alte nt> »■wwa iat, Vai wnlndb «iaa.Opdv"» 

schässel? B. Andcaa, 



Büclierscliaa. 



Alfred KlrchhoflT: Pfla|nten-|und Tierverbreitung. In': 
Allgemeine Erdkunde von Hann, Hochstetter,* Pokomy. 
Fdufte Auflage, dritte Abteilung. MI 8. mit Iii Abbil- 
dungen utiii drei Karten in Kitrbendinsk. Itaipaiy Bttd 
Prag, Tempsky u. Freytag, ih 
Die neue Auflage der organogeogra: hi--cheu Abv ilur^' 
des geschätzten VVerkea, nach drm Tode Pokumys von Kirch- 
boif fibemommen, ist in den wiebtigstea Pnnkten als eine 
voIlaHadig neu« Arbeit auxusehen, Mnvobl was den Inhalt 
aia wmt die Aomtattaag batriflk Dnreb dan Wegteil dar 
fWkar k andUchea Abteiinng iat Baam gawoanen worden fBr 
eine eingehendere Behandlung der Zoo- nnd Phyto-Geographi*. 
Das Werk gliedert sich in drei AbteUnngen; die erste be- 
bandelt iliF iillL-ttm-ini'n Heziehungen zwischen der Knie und 
den Or^'utusiii'-ii u:j1 ti^tipricht b*-i<c>nilen!i dl»i ttU^fiii' in.-ii 
Gmnd/iit;!' i1>T Pilüii/.fii- und Tierverlireitung, den Einliufs 
der ualiirULlit'ü K\i!.:ti.zt'eilingun|i.'en und die He<leutuni! der 
Abstamojungslehrn für die Verteilung. Hier hätte wohl die 
Wlohligkiait de* histotiaohen Momaata, dar JBnflafii daa var- 
geolugisehaa Allan eeiiIHbr hervorgehoben w«r- 
li ntlMdiaga tritt er bei den höheren TierklaaNB 
•eliarf hervor wie bei den Mollusken nnd den 
Pflanien. Der sweite Abschnitt behandelt die Pflanzen- 
reiche, von denen \'I unterschieden wenlen, der dritte die 
FMinenreiehe , von deaen auf dem Lande 16 anerkannt 
Der ~ 



I solches' 'nicht an . sondern trennt es fBr die Pflanzen in drei 
I Abteilunt;en : nordisches I'llanzengebiet, Mitlelmeergcbiet nnd 
] licnmchlwrte Trockenräum«, und Turan und Inneraslen. Für 
I die Tiare scheidet er auch die Nordpolarländer aus und 
trennt die alte und die neue Welt. Die scharfe Scheidnng 
des Lijieij'. und Westens der Wrfjnigu-n 8t»»ten und die Selbat- 
8taniligl>eit der Cumbcriaudrcgiou werden nicht beeonders her- 
vorgehoben. Auch der aobarfe üntaneMed swiachen Vorder- 
und Hinterindien tritt kaum barm. Ton jeder Abteilung 
wild eine znsammeofa äsende SOliildenuig der Viot» and 
Vaoaa gegeben, dia nUreieho iateremate BhiaelbeitaB eat* 
bllt und dateb sehr gut ausgeführte Abbildungen veran- 
sehanlieht wird. D eieader« die Pflansenbilder sind vorzüglich, 
aller nach die tiergeographiscben Oruppenbilder, die von 
Herr:; dymnasiallehrer Morin in München ausgeführt sind, 
hateu pe^en die Wallacescben , deren llutive ihnen zu 
(irunJe liegen, durch die Lnir.sichnung sehr gewonnen. In 
dem, nie nicht anders zu erwarten, s«hr flüssig und lesbar 
geschriebenen Tixla flUt dio weitga lu nde Yerdeateohang dar 
Orthographie nnf: die dniehgahanda Bieetanng des lateini- 
iehen e dnreh das deutsche z ist ja wohl zn rechtfertigen, 
aber die Schreibart Alschier fBr daa gewohnt« Algier berührt 
gerade nicht angenehm. Auch Keubildunuen wie .Nördlielt- 
keit* und ,S&dlichkeit* erscheinen uni« nicht gerade als eiaa 
l>eaoBdir« glOekUohe fiereieberang der deuleohen BpraolM. 

Kobalt., , 
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B&shori«b»«. 



V» 



€ln>te? Baid*t Ovaadxege der vn«Bi«BT*r%r«ltaBt 

in den KaukKSDilttndern ron der unteren Wolga 
fiber den Manytseh-Scbeider bii zur Scheitel- 
flftoh« Ilocbarmenieus. Mit 13 TextHgareo, 7 Hello- 
gra*ar«n und 3 Karten. Leipiig, Willi. Engelmann, ISd9. 
Seit d»m Jahr»! t?fA Iiat ßadde »ich mit tiiotcnfiiicli-({eci- 
grm:ilii»cli<m L'nUr»u<:liuuf;en dit'stB lieblet«* bea-'hiiftijjt und 
umfaugreitth« ISitinniluDgaD aogt:l>?Kt , wtlch« die Ge<;)uKiei 
Zoologie, Botanik, Eitinographie uinl Alt«rlumi<wiMeij!tcli«,ft 
HmlaÄten. Baa Uerbariam dea |[auka«t»cb«B MuMutaa zablt 
iNOte ttber 3300 baetlmmte pbaneroganie kaakaaiicbe Arten. 

Wae die Bebandiimg de« Btoffee anlangt, lo bat Verfaaaer 
ttanU di« fibfiüulma m k OranMig« dar NMur, wi* lie I 
iwnh TMM mi Bodra, dvidi gwlogfaMh« Unterlag«, wl« 
durch die atmoepbtrlacben Agentien auf dem eo weiten Ge- 
biete geboten wurden, ala Auagangiponlite der Betraobtangen 
benutzt and auf dieser Grundlage die m verschiedcmen ISr- 
■obeiniingen der kaukaeiicben Pflanzenwelt zu erkUiren ver- 
geht T»i»p!iyii!Ogtioirii(chen8childeroDgen "iiid l'ijnriilmfüerei, 
direkt n»c.h der Natur an Ort Und ßti-lk iiiwlrrjjMclirieben, 
aber »o anziabend lie auch »(wge(Hl1i-n »ind, tu diewr Zeit- 
•cbrift ktnpHi wb wmt Mtf ria bi»wei«en md mftf die 
geognphltdM Saito bttam. Sie Vegetatioa 
llndar teilt Yerfaner 



L Steppen. 

I. Tiefiteppen. a) Bandateppen. Dia unter dem Niveau 
dea Oceattt am K&iipi be^nn^ndeii rieh ;;snz allmihlich 
bii 1' lu lielM!nd«n. in der Mordweetuferzont! den Itinni'nmeeres 
gelegenim (icbiat« weiaea vielerurt» di« V'«g«t«Uuu der trani- 
kae^iclien TiefUnder, al«o der Standateppen und WOiten, 
aot. £e koaunea iug»r HogMnd und Ketten «and darin vor 



b) Halopbyten-, CbeoiopoSlB- Md Wermutateppen (Wett- 
aeiatiwshe BaUateppen Dtndee) kBf lalsigen Tbonen und 

trockenem T/öfti. T>Hl<1<>n an ihren Bümicrn etliche Scbwara- 
erdformen , weiche verlviimnierii und bald vei»rhwindeD. 
Scbnmdeii , je nacli dem Boden , tief in die FlofathiUer, na- 
mentlich der Kuru und di-s Araze«, Anden lieh iporadiieb, 
aber inuner uur von geringer Auadehnoiig, bii cu 1220 m, 
vermiacben lich an «olcben LokalltttM in TnaikMlkMien 
mit xerophil-rapeaben Formen. 

e) Mnraonärd- «od I<UM«iimb nH 8tip« und der cha- 
nktwiitiidiM Kraut- «ad Stattamiflan, mehr oder weniger 
faia and gemiicbt Je nach dem HumusprodukI de« Boden« 
lljppitar oder ärmer. Entlang dem Oebirgifufie bi* reieblich 
600 m auatelgend und hier von «<!ich«n ei'fffn 'Korden vor- 
dllngeDdeo Geblrgapflanzen durch»«t/t. Nehmen g,ef;ftn Nord- 
we«t im protnkaiipi<ehen Tiefbuide an Reinheit und Fülle zu, 
§;ehen K^gen Oatxu und NurdOPtSII aft ttltuttl, Oft aUmdhUob 
in die Wermutsteppen über. 

In OaWala dar TlalMainian M dla ItooMltoo dar 
«oagedabirtaa BobrdMAla oad Miflfbaittnda, voraaltm- 
lieb mit Tvph«, zu verzelebneD, welche die Mündnnfvn 
der gnifaen FlüBHe bestehen, und sich, so weit da« 
BttCrwatMr h«i Hochwasser «ich erstreckt, amhrritcn. ;ilit-r 
am kräftiKSlen dem Tiefwa)i»erBtrBnde rrillang jti»deilieii. 
Gleiche Baataud«, alwr uhno Anindu, m ilirea Mlementen 
ebenfalls nur au« iiurciiacheii Klemeuten ziiaummengeaetzt, 
finden «ich auch aui' dem aruieui^chtu Hochlande (Buphrat- 
«iMne, Knraquellen). 

2. Hochsteigen, a) Zar Gruppe der Tiefsteppen ge- 

ttdi inom, adiUaBNB iMi aaf IMtaai Sodaa dirakt an die 

aabalpine Zone, bealtzen die FrabtingaliHaeeen , Omeiferen, 
BoCB^aeen und eine Anzahl Standen der Tiefsteppen e und 

nur wenige Elemente der eijfentlichfu Orientütppp», 

b) Btii)a5le(>[ en. Im (Juellgehiete de« Araxi-i und der 
Kuni giebt vt in ISin m bi« reii:lilioli U 10 ni iiuf Iriickeiiem, 
steinigem uder lehmigen; lk<den Strreken von bedeutender 
Ausdehnung, wetobc fa«t nur von Htipa Szovitaiana be- 
ataaden sind: dien wird t» «sdanafWlaan mn Aadropogaa 
Ifchaemum eraelzt. 

e) Orientsteppen, vom iranischen Uochlanda aotgahand 
und westwärts aber die Bcheiteiaftolie Hooharmeaiaoa «Ohrel - 
tend. Out durch eine grofi« Anzahl von Legumlnoaen and 
Labiaten cbarakteriaiert, von denen die enteren oft mehr 
odnr weniger fitark li«waÄiet sind. In tieferen LagaBi bei ge- 
birgigem, iruckeiiem Terrain, gebt diese SteppaadUni nach 
und nach in den xeroplüi-nijiastTen Typ«» übar. 

H. WUdat. 



darebiiiadilainuie, immergrüne OtMlaobaOlliododaBdKiB pon- 
ticum, Prunus Laurocerasus, lies, Pbillyrea, Lanro« nobiUa, 
Buxus) charakterisiert. Baei« und Mittelgebirge mit ADa" 

tiahme der KulturstStten überall mit gemiichtem Laubwalds 
b<'«l-iiiid«n. Beide 1'ari.iinuB, Ostri'a, liutliuohe, Kaatanien, 
Esi-hen, Linden, verii<diiedi'ne Alinme, ftrtenreiche« L'nterholz; 
in lieferen La^^eii PlenMiirp», T'lKheni, S<:tiwKr/.<«rlen, An 
w«uigeu ät«Uen l'iniu i'icea, i'iuu« Larieiu, «awi« Jutitjivru« 
excelia und foetidiaaima eingesprengt. Pinns maritima in 
der Uferzoae, die beiden Itankatiachen Tannen auf die Uöhaa 
und SchluobtantAilair aagawtaaaa. W« luklMMhrtt tnil aa» 
g&ngileb, krirtigiter VrwaU. TWIaada makaiB ftadki 
ezcelea und Hedera colohica. Von Toapa« gegen Westen 
Anachlnü an die Flora der Krim. 

7. T«1yBch. Eb€nr»th klhuatisch und vegetativ scharf 
uni|^feD/t«» Gebiet , nimmt die gaiizv Zonv am SQdufer de« 
Kaspl von A(t«rsil«d iiber ManHenderan , Oilan und Talysoh 
ein, «teilt den Nordabliang de» Klbur>t;ebirge« dar. Wälder 
von — S8m bi« 200Om. Ueachioaaene Lau^Uder mit •iai* 
gen endemiachen Banmartan (Speeiaa vob AoMtet OladiU 
»chia, Parrotia, AJnu«, Quercu«, ISilQawB aad PtaHMaxfa). 
Zapfentragende Coniferen fehlen. Paliuma-Maqui« und Bobu«- 
Dschungel «ohweeb entwickelt, weil ru naf«, nur am nörd- 
lichen Rande Btärker. Smilex und Ejheu wie in Kolchl«. 

i. Honsti^e Wälder im Unifseii und Kleinen Kaukaau«, 
von Wetten rm' ti Osten an üichtiRkeit und individueller 
Stärke der Juimi nbuehmend, zuleut iiu Dagheetan nur 
nocib itt Kleinen iaoUerten Grup|»eui al* KrQppelgeetxänche 
und, wo geschont, al« Bn«cb und Miederwald bU zum Kaspl 
aa der Kordaeite de« Oebirgea mit Kiefer and Eiche in Ueb- 
ttr V«M<lhaw reichend. Fehlt im MlUhaa TtaTlaBda gaiM, 
«•■laHbna Mi Anapa (RialMB, Abom). Bidtar Vaqoi»' 
gfirtel, in dem Paliurus vorwaltet, umgClrtet fast fiberall dla 
unteren Waldränder am ("nCie de« Gebirge«-, je trockener der 
Boden, um üppiiyer wird die relue Palinrut-Maqni«, unter- 
ruiicht mit CratHegua, FranuB und Kichen. In den niedri- 
i;en Lagen un l im Mittclgebiet« gemischter Laubwald euro- 
(viliiicher Uauinitrten, westlich, an der Kurdsf'ite de» <irolV«a 
Kaukastt», oft in reinen Eicbeiibeatäad«& (Kubau), höher Itot- 
buche« und alle drei OanUmB« tvb daaaa dia TMaas dk 
Engthllar am liebsten haataban. Luinliii» Xarlar« oft im 
verrotteten, überstandenen Urwaldty|piL Baangrenze, lokal 
gedrückt, hier und da bereits in U30m baginntdd, im >liU«l 
an der Mordaeite des Grofsen Kaukasus 2 (75 m, au der SOd- 
aelt« 1830 Ua iiwm, im Antikaukaau« von Weeten nach 
Galen mit d(»r Trockenheit de« Klima« ateigend. Im Daijhe- 
atan nml den aurseraten Vorpoatan bi« reichlich 2440 m, ebenso 
im Sattel bei dem Ararat, im nCrdtieben Tunrua hui decn 
H<iganlog«birge durch die Kiefer «o^or in '274*' m bezeiehuut. 
Rotbuche, Aeer Trautvalteri, Quercu« macnintbera. Weif«- 
and dia dm Oani fcwB WId aa, aaltaa tat gniMaaiaBar 

fai alMn HMuHMinaa dia BMuiisnaaa. SSii» Kala- 




Bubalpine Zone. 



1. Dai kaMUigia(poBtlialM) KlitaacalM alt 
daa gaiaMtaB Biaa«H|frta» tob T*ah»toah Ida MotduA, 
0 W smn. 



Lokal bereitü in reichlich 1 ti30 m beginnend , im Mittel von 
2130 bi« ^SOm. mit den Einlagen von Khododendniu cuuea- 
dcum in dichtesten, gatcliloasenen Kolonieen von li'öM bis 
3050 m , darin unfruchtbare Bbereechen ala Strauch. Rhodo- 
dendron cauvasicum fehlt überall dem üatlichen Oebirgsteile, 
so auch dem Elburstystem. 

IV, Hoohalpine Zone. 

An der Mordieite de« Orofaen Kaukaau« von :i050 bi« 

3««0 m, an tin-r 8Hdii«!t« im weatHrhen Teile gadMttkt bi« mat 

2740m, Ißi oHtUclbeii wie-:3er »leidend, eVteiiHO 

•ttt und auf dem «rmeniacben Hochlande. 

V, OHaetala lad nimainla Zoaa. 

Oberhalb dar lahBaaUaia , im Mittet mit. 
nend , aa daa tatbaiiltB Paaklen (Ararat) noob iB ralahUek 
4S70B pbaBatogaBM Zwargflont ia waaicaB Artaa. 

tfm tu aaigen, wie Radde ea venMht, <diBa dan Wart 
von Zahlen und Niimea un« den Oberblick über eine gaw i aw 
Formation zn geben, wollen wir den kurzen Abacfanitt Cbar 
die üafaerlicbe Einförmigkeit der alpinen Flora hierher «eizen. 

Trotz der groben Ausdehnung, welche in meinem Ge- 
biet« die «nbalpine und hocbaliiine Zone bedecken, wechselt 
ihr vegetativer Charakter, inimfem er den äufaeren , allge- 
meinen Eindruck bedingt, 6b«ral] dii. wo die tvrreatrisclie 
Unterlage einigem>ar»en die^elU« ist. wenig. R« wiederholen 
•ich imiaer dieaelbeu Arten , und man kann mit Recht von 
Langweiligkaik diaiar aabOwa«! Flora «preohaB. 
iterlage zeWhaat ääk fir dto aubalpine Wiata 
dBMb nicbaD BaanMgaiialt «aa, dla Miehtigkatt dar 

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SlO 



BBah*rMh»m. 



Btdiioht hmraiMlAir Biwnti'ft« i*t Mbr ymtihMn, ia dm 
BMknngcn d«s Temiat um grüfiten. An »olcben Stellen 
OMwickelt «ich di« Flor« «ni kräfligtten und «rreioht da an 

OthUngen mit «ic};enicl(>ii <iiicllcii, n-ler, wo in den Schlufliten 
und Ii i»ohuiii,;eri lier im Wiuter ln-cti zusammvngttwi'bt« 
G<'hDee >ich erst »[üt im Sommer {{amt iö«t, eim- titwr- 
rimi'livud«, man darf f ««sn , verljUi:Ttnile Üppigkeit. SmIcIk; 
tlMx« Warden immer von wenigen auedauenulrn Bperie« in 
dlehtetur Jkaottamg btwotot. — Wo die m<ii i lu . fehlte, 
•iae mttiA im Verteilte lugw Mtpertoden tfvnu^e Kaun- 
erde zn bilden, da giebt m MUll keine aubalpine Wiese. Da« 
kjMn num an vielen Orten dee Dagbeetant erkennen, zu- 
■Ul da, wu dl« Stellungen ■cbr>ff und das 0«at«in lamel- 
Nufiecber und denhalb gelegentlich ruttcliender Schiefer Ut. 

0ie Kfirten werden jedsn (J«oKT«pb«J erfreuen; die erste 
Riebt die Ui)heii9clächteu mit den llein-rouien d est Verfallen, 
die zweite die Nierterscblagsverbältmaee nnd die Verbreitung 
der wichtigstou lluUvijrhältniue , die dritte eine Übersicht 
far die Vegeiationiverii Altai««. Di* UaUogravnren geben 
suB indm IWte imnlrtTCae CtaraklerWUM'. 

Balle 8. Both. 

Dr. Redolf Fltzner: Der KAferft-Hil. Ein Beitrag zur 

rliyFiOKrrtpliie Pi.:ul»cli OstafriltM. B«rliii, A, Sclmll. o. .T. 
Eiii«^ «rbr grüiidtjolie , »treiig wiiiB*i)«iihi»fl liehe Midki- 
(;nit>hie. TJer VeviHsser gi«bt ein« exakte und entobupfende 
barfiteUasK des KaKCfH' und seinei ganzen bydrographi^chen 
Gebietes von den ttuellen an bii zur Uündang in den Vik- 
toriA-Njania; er tchildert den geologiicbeii und tektoniielieii 
Bkb der .SckoUen'-lIaiwn, durch welelM der Strom eieh 
eeine Balm gelnoeliea, «Dd Mernktet na SqUbim die 
BBtetebaBgegeeokiebte «ad dJe Sakaaft dei guien 
.Swiichenieen-uebietei', wie der FUcheoraum zwiichen dem 
Viktoria-Njania und dem Kivn-See genannt wird. Ein« Beihe 
von beiKuf«ii<l«n neuerfn R*>i«ondpn, wie n. A. BauniÄnn, 
SliitiliiiKiin , V. Giiljeu , R»m«ny , 'J'rutli», Hcu'.t Lllliil und 
Ori'Kory, bnbüii die»e (^«^jeiideu brnucht unil iliirdtitr ge- 
tclirit-l+n. Was Hie bisher tjraclileii, Hiiid ntir Hriicb»tücke 
Übet die Kagera-HydrcEf Ai bie , weii lie noch andere i&iele 
verfolgten. Die Brucbsiüek« geiammlt, aeeh Utrar Bedea- 
Uuig geprüft ttod in logixkh systeniatiielker Otdaimg aneia- 
aadergeitlgt zu haben i iat da« Verdicnit der vorliegenden 
BraechUre. Ki wird dto Aage , ob der Ruvuni (uaoh Bau- 
mann) oder der Kjavorongo Inaob OCKzcu) der Hauptquell- 
flufi dei Nil Mi, gründlich erörtert und vorläuflg zu Önniten 
de« letzteren entatJiieden; vorläufig, weil, wie der Verfnsi^r 
auidrncklicli bvrvurbebt, uniere Kezintnii noch ung>-iii>?in 
lückenhaft Iii und die kartograplütehen Arbeiten wo lUm- 
■ay und Trotha leider immer noch nicht veröffentlicht lind. 
Konnten *^fM die interenanten Foncbuagen de» Baoptmaon« 
Betbe im Veeden von Bnaada aigeh wUktk rar Btgtamiii dee 
hydrograpUaakaa BUdM vanrakidät irettai. Vor aÖam alter 
kam «I dam YarflMBer auf die «charf g«zeichnete Charakte- 
riatik der «fgantllnilieben Entwinerung d«« ,ZwiicheD8e«n- 
gelnetf!«' »i>, welche dif Zü^e «einer xuy-h juiigiw Bildung 
rei^'l und ilie Merkmale eineA unfertigen liyilr^.'ii;r.\jjbipohea 
ByBtem& a'ifweifll. Sollt» dermalein»! der Spiegel den Vik- 
toria Nian»a h'-i t:>jf i)iiil,> n, dafs die Verbindung der (lefanit- 
wa««erttHcb«) gvl<>iii und diese in einen Schwärm kleiner U«e- 
kOtper geteilt wurde, liann wArde dem Kagera die Aufgab« 
snalleai all« ü irrigen Zollileie in eich zn Mkoimebt; dann 
wilde aocb aun Charakter als wahrer Qaeilflofk dt« Mil 
am datttliebitea m Tage treten." 

Der fachmünnischen Abhandlung ist eine durch Bunt- 
druck plastisch wirkende, sehr iorgi&ltig und ichOn b«ar- 
keilet« HMuneoktoktwkarte dee Mittel- and UnurlantM de* 
Kmen-BU kalg«ll«t. 

Dr. Mehlis : Diu Ligu r er fra)?e. 1. Abtnlunp, Se)jiti::it- 
abdruck aus dem .Archiv für Anthropologie'', 26. Biuid. 

BiMueehweici Vriedr. Tiawet * flolm, 18M. 
▼•raalaltt M obige Arbeit dnrA die VateranebBDg der 

Farbe der Haut, Haare und Augen der Schulkinder im 
DeiitMhen Beiche (vergl. Virchow« Bericht im .Arohiv Tür 

Ar.tlir.i[VMit>jriB'. 17. RhikI. S. 275 bis 4Ti), mit fünf Karten, 
Weli-he d e Kvixtenz «Uirker etlinischer Kiemente mit dunkeln 
K«mi|>l«xionen au den tii-Jt»<!fri dp? Rheines aufweUcii. !>«r 
Ktbnologe mufste «ich die I ran« vi^rlei^en . wohur «tumEiicu 
diese Elemente, welche alle i^tMiiitu« d«r Yulkorwauderuugeu, 
alle verheerenden Kriege und Seuchen (tberdauerten und dem 
Aniturm d«r bkioden GermAn«n bettimmten VTidentand g«* 
Irirtal kakaat 

Ia Behneiiler, k. k. Keammtor an ImiHe tn isbrnen, 

bat «cbon vor drei Jahren (1696 und lä'JT) für die obere 
Blbe und deren schwarzhaarige Bevölkerung auf die uralt«, 
BB das Eqde der naoUthiaeben Periode an eetaend« Kla' 



«aadaraag aiaer aMeniopliaeikea Beefllkemag kiagewleara 

und antfaropologliche Beweise hierfür in den Wtleibinfia 
der Wiener anthropologischen Geselbchaft (1886, S. 90 md 
1897, 8. 46) erbracht, n^nsclbm Wejf beechreitet der Ver- 
fasser obiger Schrift Kr ^eht vt>n der Id«ntittt gewisser 
Ombformpn der n»fditbiichen /-eil im Mitt«lrh«ingebi«t* — 
Vm-ciukIitb drr liegcnil ^cn Würiii« — luil Deiiltlbinfhen 
H«ibengT<kb«m in Ob«rit*lien — Remedello — und Mittel- 
it&li«n ana. Vtwh aatbiaffoiaaitaBben «ad araUMogianbeB 
Kriterien let die BeTBÜMiivng beidar Grappen bOebet walii^ 
■cheinlich identisch mit den all«n Ligurern. Die«« 
■afcen ursprünglich, wie der zweite Abschnitt beweist, an 
den EUstan von Oberitalien und im Binneniande Italien« bis 
lAtinm hinein, mnf«ten aber die Poebene unter dem Drangen 
der ersten von Konionten tnmmeiiden ariecUen Htftmme räu- 
men und zogen zum Teil nach Nonlwesti.-n. Die Ansichten 
von Figririni, UelbiK, Hornes, Zimiia, CVduii uod besonders 
von Sergi über die Ligurerfmge »erden eingehend gcwUrdigt 
und schliefst sieh der Verfasaer im gaosen den AnsieliteB 
TOB Sargl BB. — nr daa «itteMetohtaa ta» benila 
d'Arbola de JTvbi^TlIle nad mit Ibm der ventoKtane W. 
Deecke die ExiEtonz einer Beihe von aitltgnriichpn Orta-, 
Berg- und Flursnanien aBChg«wi«««n. Auch die*« untcr- 
»ttitzfn dfs VerfttSBur« Armichl von der litiurinelieii Abkunft 
der üllesU'U neolithiKcbi-ti fieviplkerung im Rheingebiete. 

Die iKweiie Abteilung i^t im Maauskript vollendet 
und winl die übri;;en archäologischen und anthropologiichen 
Mittelglieder prnien und als lieweiimittei für die vorgairagen« 
Anaiebt einreihen. £ine Kart« wird samtilobe eiatokllgi(e 
Grabfunde und di« wichtigeren ligurieeben TSIker- 
und Ortinamen «atbaltea. Dr. 0. Hehlla. 

H. Hansen: Beitrag zur Geiehichte dar Intel Mada- 
gaikar, besonders im letzten Jahrzehnt. Auf Grand 
norwegischer Quellen. Mit einer Karte. Gtitemloh , 0. 
liLTtelsmann, 1899. 
T.Hiig«! i>.:'lH.in «ind norwegische Missionare ant' Mnd;iKiviikrtr 
Uiiitig |i;e«eB- i. i: 1 mit Krfolg haben sie für liie Verbreitung; 
des Chriateutumii aui' der loael gewirkt, deren nunmehr ver- 
triebenea BaiwakMoabeaa bakMut watde. Abt» aiaki nnr 
fflr dtoTerbmltang Ibrer BeMgion «aMB die eUMgon lOaBi» 
thfttig : sie haben auch der WuaiBinkaft maneben Di«ntt g^ 
laistet in geographischer und Ungniatiselw Beziehung. Doch 
diese norwegiacben Arbeiten, zum groben Teil in Hissiona- 
werken und Zeitaohriften niedergelegt, sind weni^ bekannt ge- 
worden. Es ist daher ein VeHienst de> VsrfajBors, dafs i?r isa« 
ihnen slk» auf die an i>imnneudt'u KreinniiiKjii reicht; u-'uern 
ü«*ci)ichb« Madagaskar« tivziiuiicite geordnet hier v'«i%rU;ilel. 
Ab«r nicht nur die Oesehloht« der Ins«] bis zur fraucösischen 
Eroberung und Verbannung dar letzten Künigin wird ans 
vorBefBbrt. Wir fladoa anab aabitakaM atmwgmpbkaba 
Kaohriehten, wtibin wir Waaeaaa AvaeiBaadanetarägeB ttbar 
die Bakelaveu rechnen (8. 109), dl« er nicht zu den Kegern, 
sondern gleich den Hove« tu den MaUyen it«lli. Viele« über - 
Bitten und Oebräuohe Mitgeteilte verdient Bearhttm^, t. B. 
das Begraben des Sttugling* mit der im Wochenbette ge- 
storbenen Mutter (8.404). Die Mi«8t<mi>ß««chichte tritt neben 
der i'oliüachen in den Vordergrund; Itlusionen hat der Ver 
faaaer über die Auitreiiuttg d«« Ühriatcntiuns nichti «• ist 
nur in den Provmrt^n lim rina und Bettileo Baal Jtarohbruohe 
als Staalireligion gelangt. Von Belang M die Sehilderusg 
der Yerwaltoag dee flraaaCdiebea OoaTemeaia Gallieni, ontar 
dem die ,J«smt«nraaerei* gegen die BTangeliachen aoebneh 
und der eine Französienmg der In«ttl an«tr«bt. Di« nor- 
wegiachen Missionar« niufstan 300 eingebor«ne Ijehrer für 
den Unterricht in der franzAsiscben Sprache binnen einem 
Jahre in ihren Schulen stellen (8. 288). Frankreiib bat die 
Eroberung dS'/i Milliooen Franken und 4200 europAisehe 
SoidiitoB, «liBB Sä» Aftifcaacri fakoataki 

3» It FKBltajt Karte v«a Bokaaabars. Basatpa aad 
Semmeriag. Maeb Mlaar KarliBdantälBagiBMtboda taa 

MafMUbe i:$r»»0. 4 Blatt Ja UBMNMaf Tlntflublca 
und achtfarbige Aoagaba. Wien and UiNrit, Wilhelm 

BrauRiüller, 1899. 

Zur Darstellung der Brdoberfllchengi-iitHltuiig veru binden 
wir bekanntlich Höhenlinien (schwarz 0<t«r luann bezw. Idau 
für Uletacher); Schraflierung mit Berg»triciien ; die Ver- 
bindung von Uöbenlinleu und Berg»tricben ; die Ai>tüna(ig ; 
endlich die Verbindung von Höhenlinien und Abtönung. 
Wührwd für wiseensobafUiebe und^ technische Zwecke fast 

and ^ vorkaadanea Irrten dlemr Art aeaarBB Batnaa Im 

allgemeinen ausreichten oder wenigstens ihre Darstellung*- 
weiie den Ansprüchen genügt, wuchs durch die aufaerordent- 
Uobe BntwIekeiaBg der alptam ToBiiatUi immer daa Ver- 

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Kl«ine Nsckriohtaii. 



811 



laiigon nach Keirten, welch« moher diu Elnzpiformen der 

>\--B ütMr- 

bliok übwr tlaii Oauze waltriiüD. la dem W«U«if«>r dar bMUn 
KrjUU •nl«iAnd«D (cblieftliob jene kunntvollen BUtter vom 
Albuia, 8t. OoUbard a. a. Beim Anblick cUeaex w> za utgeu 

iiMtiMiMPi BiMi«r iMuikM ohM miiHM «to, atfc dte du* 
tl«lhmf Ourar AMSaanf «nlWraHenUkli* IfUw vaA KMmi 

venirinelit , *ormuig«MUt , da/i bei dieser Mkiiier «twM 
Oat'?!' errt-icbt werden ioll. Pauliny nun «uobt «nf etaiAni 
etnfjicherBn Wege den gleichen Eindrnok der FUwtik su er- 
leiclien. Soine MetlioJe Ücdet Dich dargelegt in einem von 
ibm Terfafittaa .Memoire üli<;r eine neue SttttationspSftD^ nnd 
Landk»rtendanite)lttngi<- Methode* (StrefflDum öiUrr. Militär. 
Zeittebrift, 4. Bd., Wien lli9&). Hiernaoh läfat »ioii der zn 
erstrebende bobe Qxad voB PlacUk ledigUok doreli Aawen- 
duug von HSbenliniea berrorbringeo, wenn man der Zeiotaeo- 
MMm «ine graae Farbe giebt und auf ibr, unter der An- 
udUDM« dar« da« OeiAnderelief von Westen her unter einem 
Nelgnugtwlnkel der IJchtetrablen von 45' beleuchtet wird, 
die HOhenliuien auf der hellereu Wetleeite weift, aaf der 
beichatteten Ostfaito dunkel (braan) aniseiclinet und die 
Übergänge zwischen beiden Beilen durch Btricbelung und 
scliliefilich Funktiaraog der Höhenlinien vermittslt. 

Ein Beiepiel für die Darvtellung eine« gröfeeren Oebietee 
mit Bülf» von weifieD uod braunen Bübenlinien auf 
mmt fimdiloh« niMb Vuiliiiy» Kithiwl» Mtet itoh una 
la dtn oiban mmnaUn KaitanWOTk«, «olMi du Wahl ge- 
rade dieaea Qebietas wegen der Mannigfaltigkeit seiner For- 
men eine günitige genannt wendn luufa. Man emufkngt 
beim Studium der BUtter (drr vii-rl'»rlijgeii Auffuli«) ent- 
schieden ili-ii Kindrnck der riahtÜL. Der vieliheAprocIieua 
ÜbalataiMl schiefer Betombtnpj^^^s die dem Liebte su- 



I Lichte abgekflirte Seit*» mit Rleicber N«i|fang, ersi'heiüt hier 
I dadurch beseitigt, dafa daa Augt' die Foljje der weif»en 
I Uöbealiniaii «b«iu»u schart «riaist wie di^enii^e der dunkeln, 
indem «ich zwischen beiden für da« Auge gewi^^rmntüi n als 
neottale Farbe da« Qrau der Qrundflteb« einschiebt. i>ai 
•BfB SrntammHoMm dwr Hfihenlintai m 4m ttnlm fisf 
ÜMii tnft an den ostwirt* lie^nden tVUtaa den Etadmok 
brauner Abtönung, an den weatUtiien FUcben einen aeUtt» 
memden Eindruck von weebsehider Stärk« hervor, nnd nnn 
muTs gestehen, diif» hier mit flm^m einfftchnn Milt«! Hervor- 
raK'eiides geleislel wir.i. 

Puuiluy hat nun daa gleiche Gebiet weiterhin in einer 
Aufgabe mit acht Farben behandelt, wobui je nach Weat- 
oder OüteeiM die Signataren für Wald, Wiesen, Ilätuogao, 
Ob«tg>itm et«, mit Oelbgrün besw. Bbu^rte, IRr Feldbau 
«nf aeblefen FUcben Bergatriche In Gdb bMW. Terra «iena 
(oder Ocker) eingezeichnet wurden. £a ist alao hierbei ver- 
sucht, die Farbe der Bodenbenutzung in Einklang mit der 
Farbe der Bodenfbrmeu zu bringen. Wenngleich diese Wahl 
der Farben und die Methode wohl durchdacht ist, eo bedarf 
ea doch zum vollen V*ir«tttn«!niB nnd inr Würdigung de» Er- 
reichten eines lAn;,;eren Htudiums und praktischen Qebranehes 
dieser Kartun , wahrend die Vorteil« der vi«rfarbig»n Ans- 
gab« alsblUd nach Ingebrauchnahme entgi.'genleuchlen. Ge- 
wift gewinnt man aus der achtfarbigen Auagabe «inen 
raMh«B Übarbliok m«Ii ttb«r 4i* Boaca b — ulwiBg tarnt- 
halb dw babandaltaB OaMatw, allcio m Mhdat im, all ob 
dies stellenweise auf Koaten der Plastik geschehe. — Die 
Paulinysche Methode, die Plastik durch einen Übergang der 
Färb« der IlOhttnlinien von Weif» zu Pufikel auf tiotttraler 
grauer Karlenlläche und durch ihre Konn hervor/ur ifini, 
badsutet niüeugbar «in«« Vortachritt in der Bearbeitung al- 



£lei]i*e Nachrichten. 



— Han* Meyer kommt In «einer Arbeit: DieOlet- 
icher des Kilimandjaro (Q«ogr. Zeitecbr. Nr. 4), 
zu dem Schlaase: Jedecfalla lanen die Tiefunde am oberen 
Kenia und Kilimandjaro erkennen, dal's die einstige, viel 
gT<>(Mtr« Vereiiung des Uooiigcbirgra im ÜKiuatorialen Ost- 
afrika nicht lokal beaohrilnkt TüI , »undern eine daa ganze Ge- 
biet betreffende Erfobainaag iat, und daf* die Oletscher einst 
MiigifteDi tii o bia IMWat tMbr lunbganlabt baben; bei 
dm geriugenXemiiiwliifcat In dfcMn mtar den eigen tUohen 
Oipfelpyramiden gelegenen Regionen stellt dieses eine koloeaala 
FlÄchcnauidehnung dar. Zum Wachatom der Qletsohor und 
SU ihrer Erhaltung gehört aber bekanntlich viel weniger 
eine tiefe Temperatur als ein reiches Mafs von Niedersohltgen. 
Darum mnfs das einst viel mehr vergletHchert« Hoctigel^Trgf« 
auch viel niedenohlagareichergeweBe:. u in I . • hiere« 
Klima als jetzt fT^habt haben. Dafa in einer geoloi^isch 
jungen Zeit ganz .\<iuatürial-0>t.ifrika ein viel feuclilerea 
Klima gehabt bat, ergiebt sich aooh aus einer ganzen iteihe 

SndMinungen. 8« tnflm finto «MlUkaaiMh» 
** im jetzigen 'Wawaiiliuih alte Vtnimumm voi 
in auMr Uöhe, die aus den historischen kleineren 
BDfMk nicht zn erklären iat. Ebenso wenig 
kann an anderen oetaftikaniaahen S««n das t(ijtii«»itle Mafs 
peripherischer Schrumpfung auf die jungen, relativ, kleinen 
Klimaichwanknngen zortickgefuhrt werden. Drittens giebt 
es eine ganze Menge alter, auagetrockneter Seebeckea, er- 
kennbar an der Bescliatt'enheit dt^ Bodeua und seiaei Fossilien. 
Di« imimtmiibllM des Nil , die heute in den salzigen Seen 
OMiiMkM IflM» kaiiB nor diu«b «in« frühere süfswaaserhaltiga 
VarUadiiag mit ümm StniBifMm Kkltit wacdaa. DIm* 
cMrfHknlMdwBnett wM imnabtoelBitattgaAiadtiBbftbm. 

— Di« medizinische Tättowierung in Ägypten 
hat Dr. Fnuqnel r«m Oegrniitatid einer Abliandlnng gumacht. 
Fast imuier wir>l die Operiitioii \(jn Frauen ;iuii dem Staninie 
der Cibagar vorgenommen , die auch die Beachnejdung bei 
d«n Mädchen vollziehen »ier die Zukunft voriier^agen. 
Manchmal aind es auch koptische Frauen, die ihre Freunde 
wid YmnmUm ttttowiMiL HaadaltwiiahUDadaMbwini' 
gfa MiMtar, M wM dMNib« w^brnt ml dar BMt nlt HUlb 
eines zugespftsten HSIxobeaa, da* io «ine Hliehang von Bnfs 
und Mnttermileh getaucht worde, vorgemochnet. Vermittelst 
eines kleinen Inatramente«, dan an» einer ungeraden Anzahl 
feiner zuaammengebundener Naileln t^eiteht, sticht man nun 

in «U* Baut, uacbdem zwischen die KadalapUntt auch die 
Bnlb wul " ~' 



Dann wird die tättowiert« 8MU — rtniwill mit der Miaclmng 
und dann mit einem POaoMnKfk aiaciftoben. Migräne, 
Olieder- und KnochenscUmerz , Tumoren und HauiVranl- 
heiten werden dur<jh diese« Mittel in Behandlung gennninien. 
Dr. Fouquet hat 97 Fälle bw)b«c!»t«1, von denen (ji.i auf lien 
Schläfen, 24 auf den Händ«ti, ;i auf dein Rumiil'c. 4 auf den 
FttXsea, 1 im Nacken, 1 am Uaia, i auf der ScbulMr und 
eimr h* KdI« avagafUirt waren. DI« TttUnrimagm nigw 
gniha iJbewInitimwMing ndt imildieii, «te ate Sr.SpnqiMt na 
einar Mnmk dar XL Dyiuatto fMgMUU» buk f^JMkn- 
pologia^ Bd. Xt IBM, 8. W.) 



— Die Veräuch ai'iscbereien im Kaiser Wil- 
helm-Kanal, welche der Otierflscherminater Hinkel- 
mann unternimmt, um feitzuatellun, ub für den Ueriug neue 
LaiohpLützu durch <i«m KttOal gttscttalleii sind , hüLwo uuch 
nlobt zu einem endgültigen Ergebnis geführt , laasen aber 
(Mitteilungen des dentMbeo Seeflsoberei verein«, X, i) «r- 
kaoMin» daft dar Kmml mina jeM sb gIbHtigaa Mmanrln 
In Batneht komm«. Si» ÜntaniiahangMi baMhttnktM «iofc 
auf den 5atlichen Teil de« Kanals, wo urine i>rhi>bliche Zu- 
nahme de« Fiaebbestandea nücliErewiesen »enbn ^laantc. — 
Die sogenannten .Stnifbutt" (i'ieuronectes tle..iu5; zeigten ein 
vorzägliches Gedeihen. Aud'Hliend war da: häufige Vur- 
kommen der linksköp&gen Exumplarv. — Im Juni wurden 
Heringe und Sprotten in ziemhchnr Menge geflacht. 

Ehie Sprotte errtiohte 154 mm LiAnge. t>prk>tteu von dieser 
Uog* konnun aooM asr «a dar nonragisoben Kttat« rot. 
Im «Tnll woiden bereits abfelaiebto fllringe in grofker KaM 
baobarfatet, junge Heringe nnd Ueringalarven zahlreich fa> 
fkngen. Noch im Oktober wurden Heringslarven im Kanal 
angetroffen, ao dafa anzunehmen ist, daf« die Heringe ihren 
Laich ««hr spät abgelegt baben. Die günatige Wirkung des 
Kanals auf die Fischerei in der Kielerförde tritt imm#r deut- 
licher in die Kr.Hcbeinnng. An ilen wiiidstillen Tugen zu 
Ende September und Anfang Oktober wimmelt« ea in der 
Umgebung der Kanalmündung von Sproilen und Heringen. 
Unter den aoasügeo NutzSacbea war der Dorsch am zabl- 
niehitMb nr dl« Soknalk d«i FiialibMtaadm da« Kalaar 
Wilhelm -Kanäle iat «a von Bed«atnug, dalk tiob so wob) 
an den Iländam aad Sabarkanten dos Flamhuder 6e«a ata 
an denen d«« Knaall «in üppiger Pflanzenwucba bemerkbar 
g«Diaoht hat, so dafs nunmehr AuMielit vorhanden i»t, dafa 
dl« Tang- nnd Seegraatiere, welche zum Teil ein Uauptfutter 
d«r Flieh« bildeaf gtastige Leb«nab«dingiiagea finden werden. 
SolN« var aUm dia Vagatatka d«( D ii p ai M ia Znkunft ^ , . 

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fortaehniMin , wm angoaiohu <1m hoben telzgvhaltea aüt 

iMbt iliIgMiflw Oi tuttw lbt» ala rMm Vurfkommeii ge- 

tldicrt. 

■ Uelwr ^Brilixh N e u - ü iii nf ft* ((ab dvT friihcri' 
ütiUTcriicur 8ir Willimu Mac Oret;<ir utii '.'H. Miirz Mi'M vur 
dem ll<ij*l Colouial Iii.»titvite eiiiea Yieiii('rkrij»werl**n Bericht. 
Triilz lier genn>;en Anzahl vuu turfjp^iim'lieii ]le:imteii it^i 
viel geleistet worden, (irolaea liob apendeU er den im Dienste 
der Regierung itolmdan JUngvboHnwk Alte viar dar Ver- 
«mltniig geliBiMBd» SebUb lind b. B. nleht aar mit Ein- 
gabonaia bMMUt» toodvni irarden MgM* von toldwn b*- 
WUlgt. — Aooh die 110 Kuo tturke PaUxeltnipp«, die atü 
Einge1x>renen besteht und toq Bolchen befehligt wird, h&tte 
■o grofae Dienste geleistet , dafs bislang kein europäischer 
Soldat im DiLnstr iler Vi rwultuns: ticrtwondiji; pcworrloii w5ro. 
Oft Uttt' Jiü I ■ :irii[>|<e jfegi-ii ilire LnudsleuU' 
kämpfen tnuii»<äri , aUtr troty. •2:- h'ix :.Ml>chi-r (.■U»ri«g«iuiii.'it 
lierwlbi-ii fiteta ge>ie>(t. Jeder Dintiikt, ■l-i , -7.1 unter Kon- 
trolle der Verwaltung steht, ist zuemt mit WaJfengewalt be- 
A W UllgWi «Otdan. MMIi du bestehenden OaH&lU kMin 

liMflnw Ittad nur tob dar R«gicruuj; e> wo it « a wMd«n, 

Ton diU Eiageboreneo darf *e)b«t die IWgierung kein Land 
«PWflrtwn, wenn die Eingeborenen es in Benatsung genommen 
haben oder es in nächater Zeit zu thun beabdchtigen. — 
Branntwein und Waffen dürfen nicht elngefhhrt werden. — Bir 
William Mac Gregor «mpfiehlt Leuttn , rlie «icli in Britisch 
Meu-Ouine-H hrlLiütiirf n wullun , bcfl<'n'l«*r»» rlie Änluf;« vun 
PflttBTttngeu «'t>a lütutcciauktäumMi uad Wem (f). A\i!t«T- 
ilvTii ist viel geeignetes Land vorhanden für KalTee-, Tlie*- 
und andere Piautagen ; als UBternehmer hält Xm Or«gor 

IwtWtDbtftiMi wa lultttom , m wlüda 

bald selbst erhalten könnon. — Oold 
ift AnI in «Qni FHbien von der Oondeiiough-Bucbt bis lur 
hoUXndiachen Grenze und auch im Inneren ;;Hfuii(iPii worileii. 
— Was die Kingebortnen anbetiitTt , so kenntn dj<'<*lbeti 
keinen Kaaseuhara unil können aufserhalb ihrer eigenen 
Distrikt« auch hIs Arb<iit«r i^ant gut Verwendung finden. {Die- 
lelb« £rfiihrung hat man bckauDtUdii auch in Deutseh -Neo- 
QhIiim g<aMht.J 8i« arfcoiiua die Überlegenheit desweifsen 
nnd ifad banlt, sein« Hethoden und Bitten an- 



— Die Ausfahr Boliviat über den Hafen Anto- 
fagasia, welche für ISOB jetst ver<i(rentlieht wurden ist, 

y.eiet wipilertini den grofnen Reichtum des Landes, da« bei 
gpordnetiTj VerhtlltiUB«eii ncwh weit griifnare Sch&txe liefern 
wiirde. Khi' aber nii'ht clii; stAndig Rewordenen Revolutionen 
aufhitren und eine Ix-nsere Verwaltung' l'latz (greift, wird 
dieeee nicht der Fall «ein. Die Ausfuhr betrug in Meter- 

BS5SW 

«84 T» 

CMiMhIlltMIto S40 

Co«* 317 87 

Kulle« «57 öl 

Kupfererze 1 1»'J 04 

Ocheenfelle . '2 1>5« TS 

Silbererze 44& 193 73 

Silber in Barren .... S04M 

VicuüafuU« 1043 

i4»*i 

m<> 

näk laBamn 10M94S 

sssooaA 



— lu ilrr /«eitschrifl der riei4.-ll.«clmft für Knikunle l -jUS, 
H. -.1 /.II üerliu , stellt Ph. J. .1. Valeutini einen Punkt 
der Knideckuangeschicbte ins klare, der bis dahin dunkel 
Mhltehn WM. & liMiiW iMi mm di»ft«ii« Amt Pürnimm 
Tl«»iitft TftfiM PlBiOB und Tuftii Di*t 4« Soll«, 
dMMB dir niM P. de Ledvnna, der Knlumbus auf «einer 
vtelttn BclM bagleitet hatte, beigegeben war, nach dem Oolf 
von Bibueras, das ist der (iolf von Hondaras, im Jahre l!>ui. 
Uber diese Ueis« liegen von authentischem Material nur 
die kurzen Aus»jig»n Pinron» nml eiiiiu'er anderer Zeugen 
in deu l'n^lokolleii »or, die in dem .I.h i'. ; zum Zwecke 
d«!r lirEiiilUiluug der Ikectitsaitiitirüclie dr^r Krbvu des Kolum- 
bus und seines ehemaligen Piloten Viceote Yanez Pinzon 
von dem kastiliachen Kronflskos aufgenommen wurden. Zwei 
andere BtnUilab dv dw Mtm md dar dt* Hütorio- 

grapheo Aalinrfo Am Bntm», ywtbmm ikih dwrah di* ' 



UnwahreebMnliehkeit und die Widerspräche, die eie zeigen, 
ata iHkomkL Vtlmsial valic aua aa duc Haad dar Doka- 
mrata aaafa, daft (Bim Bäte to dar TM im Jatot 1508, 
und vUkUt tiria Herrera an^bt, im Jahre 1506, nateraoaiaiaa 
wurde; diilb sie im besonderen Auftrage des KSnIga Ferdl- 
UÄiid (geschah und die Aufgabe batt«-. der Rtrnte de» Kolam- 
bus auf »einer vierten Reise in umgekehrter lii< h'UDj{ nach- 
zuRehcn und nach Westen weiter ZU verfolgen, eim- Kurte 
dieser Küsten »ufz^unehmen , die KoluCDbini der Kruiie vor- 
enthält«!) hatte, und für Becbnnng des Königs Tauschhandel 
zu treiben. Herrera hat nicht nur nischlich diese Reise in 
dM Jahr l&O« Tersatzt, eondem im Jahr« 1508 eine zweite 
Mut ünMNM aa«h taa ABMaoaaMnaM aagtattal» dia tint- 
^Äntitk iai JiduaMw vor liah 0ag vaS voa H«nn Mhoa 
einmal , an historisch richtiger Stelle , mit dem Jahiesdatum 
141^ä erzftlilt worden ist. Petrus Hartyr aber hat irrtöm- 
'ie.herwffise die Heise in timp^kehrter Richtung vor sich 
^jehen laaHen und erz-iihlt deehiiib die Vlreiguiv^e, ilie im liolf 
von lliinduras sieh rth^esiHell hüben, «1» in il>-r Pnivin» 
l'aria um I)r»i)ien»i:hUinil ge*i:helien. Die MulinmVung 
Vaientinls , dafs dieeer Berieht des iNitrus Martyr über die 
Profiaa Paria an PradwawMaod aaf dte dar HalUaMl Za- 
eaun bcaaehbartn btaMkta dM OoiUb dalM la OnataMala 
und die angrenzenden Teile der Republik Honduras zu b«- 
ziehen ist, ist ohne Zweifel richtig. Denn alles, was über 
die Produkt« (zahme Tnitbilhner, Weihraucbharz, Oold), 
Tracht (baumwollene Gewänder bis zum Knie, und bei den 
Frauen bis znm Knöchel), Wattenpann?r (mexikanisch iehca- 
UipiUi) U. s. w. ^richtet «ird, deutet auf cintruUinerlk»- 
niache Kultur, und 4inl«r deu liiameu der funt Kazik«a »iud 
zwei, Point und Pot, unzweifelhaft Mayawörter und 
noch beute in TuMtan «1« FauUünaauea beluuint, w&hread 

Mükeianu'^ltbar dlM* faitawiwanto, daa waltiwrtthaalaa Bai- 

n«n von Qnirigua und Copan benachbarte Oafiad, aaa 
der neuerding», durch die Auagrahungrn des Ucrm Wittkagtl 
und des- IVabtKly Muneurni« , hOcbxt merk wllniige , aagen- 
?ch«inlieli unter KinrtufB der Mayakultur entBt.mdene Alter- 
tümer zu TAge gefordert worden sind , biitten wir also in 
diesem, von Petrus Martyr ganz verkehrt docierten llericht 
eine alte haührichl vor uns. Und von Viceot« Yanez Pinzon 
irtia arwiesen, dafs er 8 bis 9 Jahr« vor Hemaadez dt OAr* 
doba dia Ottküat« der HalhiuMi Xukatan Ua sum Kap Cologba 
Dd ia daa aUgaBMiniwi Oiailaaaa ' 



— Dr. BBlWUk>KavbaldaailalMB gabt adt Uatantataaag 

des Kultus- und doa famdwirtaobaftlieben Uinisteriumi sa- 
nücbst auf ein Jahr nach Hinterpommern, um dia 
dortigen ßei-n namentlich Im Interes»? dpü Fis^hereiwenen» 
zu unt OT!* u e h e II. l>och wird aueb deu all^eiriemen liitino- 
logischeu Friigen lUxbnun^' getragen werden iTwti-m.mdert 
denjenigen nach der Ge-^taltong de» Eelief» , ■ m : l._N»ikaJl- 
W>han and chemischen Verhalten des Waasers und nach den 
jLadanugao dM W im a a 8o*ofet ^ Baaa 
baltiachan Hltttaaplalla «ia dlatmadaaia aoHan ia~ 
dar Paiataanbawt . 



— Pro:. Wilhelm Jordan, ein bekaiiater Oeodttt, ist am 
24. April d. J. im eben vollendeten 67. Lebenqahre in llannover 
gMtorben. Oeborcn am 1. MArz 1842 zu Eliwangea ia 
Wnittambarg, ztadiarM «r aa dar polylaeiiataBhaa Seliala aa 
Stattgart nnd wvrda iMkPnikaaar darOagdUa aa der tetli* 
niaoh<>n Hocheohule zu Karlsruhe. Während dieser Zeit nahm 
er IHTit bin 1H74 mit K. Zittel teil an der Expedition von 
Oerhiir.l Hohlfn in die Libysche Wüst«. Im JaSir« 
wurde er Professor an der teirhniscben IIi>ch^' hultt zu Hiiiinover. 
Über die deutschen liiindciivermesflin^'rri hielt .ri>ri!au auf 
dem Vli. lleot'niidienlftge in K»rl:<ruhe l.^"? einen Vortrag 
und .dita deut*ctie Veiiueasnugawesen*' bebandelte er (mit K, 
Mippea) in einem zwei w i i ig ga a Vaito Ia Matodaafc-toMaahar 
W<3m (Stuttgart 1882). ÜMT atfaM Baba ia dia UbjraelM 
Wüste veröffentlicht« er in der Bammlung wisaenachafllicher 
Vorträge von Virchow und HolUcendorff (Nr.SIS) eine Arbeit 
unter dem Titel .Die geographischen Resultate der von O. 
Rohlb geführten Expedition in die Libysche Wönte' und in 
FHei-manna Mitteiluntfen 1«75 (8.201 bi« "t^O FrlHiiteniiij;en 
zu der Origin»lk»rt<' über dies« B«lse. lordAUti Handbußli 
der Verraesaungskuuilti (4. Aufl. M'iH ff.) ist wohl 2ur Zeit 
das hervorragendste Werk dieser Art. Seine .Qrundznge der 
astrouomisoheo Zeit- und Ortsbestimmung* enchienen 1886, 
Bai» 1071 war dar Vantgrbaaa dar Haraaagabar dar ,MV 
<lr dM TaRaMMauBwaMi'. W. W. 



▼«iaM«wll. Baiaktaar; Pr.lt. Aadra«, VnaatAwaife 



19.— DnHk: Vr ledr. Tlawag ■••Bf^!?Ö'f"»«\^uu^Ie 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UNO VÖLKERKUJ^DE. 

VEREIMIOT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN: „DAS AUSLAND« UND ,^US ALLEN WELTTEILEN". 
HERAUSGEB£R: Dh. KICHAKD AMDREE. VERLAG V9N FRIEUK. VIEWEG & SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 90. 



BRAUNSCHWEIG. 



37. Mai iSw> 



I Obwvlakiwtk nH d« TaritiikuMImi 



Untersnchnngeii in den Ötschprliöhlen. 

Von Prof. Uana Crammer o. Prof. Dr. Hob. Sieger. 



Unter den Berg«n dar niaderösterraichischen Alpen 
ragt der (itacber nioht ao aafar doreh müm Höhe, ali 
dnreh aaine charakteriitiMliaOaatalt tud frwaLagaher- 
mr« di« diaaaa mUabgeipauten Oebirgaatocik Mh ala 
baaehtenawarte IndiTidnalittt Im Bewurstsein de« Volk«« 
sar Geltung brachte. Dazu kam von alii-r^Ler der 
Reiz des OeheimniavoUen , der den weitLin atcbtUaren 
Gipfel und insbesondere seine Höhlen und Dolinen um- 
giebt. Auf seiner freien Höbe »ollten sich die Uexen 
versaniiueln — noch heute ist der „Hetseharlbarg* 
«la Wianar iLquivalent des Bloclcshergnü io ToUatAm- 
IhImii YanrllinchaDgen gang and gUbc ') — in anaan 
Höhlen, wo man glciclifalls D&moDKii vemnitefe, Bnllten 
geheime Schfttae verborgen liegen , die vou wälüclien 
Fremdlingen aufgehucht und „mit Kraxen" Javon- 
getragen wurden. Wenn wir heute gcat-igt min mögen, 
in dieaer Obarliaferucg einen Anklang an die weit Ter- 
taraitatan Sagau Ton dan «Vanadigar MAnnohan* an ar- 
MialNB, M aalut aia dM »««iifdiaiida 16. J^lrandflct 
■la aktoalla TÜMtaaahe hin. Kaiser Rudolf IL Taraa- 
staltete aine eingebende Untersacbang des Deines und 
seiner Höhlen und seinem Kommissar Keiehard Strein 
worden in einem förmlichen Verhör mehrfach angeblich 
noch Lebende oder kurz zavor Verstorbene namhaft ge- 
macht, welche die Anwesenheit der WAlscben selbst wahr- 
genommen h&ttcu. Wenn nun auch Struins interesRanter 
Beriaht^ daa Rktael üma Tkaibona niobt aa Uaan var- 
modita, so iat ar für spStare Ztitaa wertvoD geworden 
dnreh .'ifine ansfnVirlichfT) , gewissenhaften und myer- 
l&BSigVn — auf dem liorichte Beiner Bf>auftragten, Uhr. 
Schalle nber^er und GeiioBsen beruhenden — Nach- 
richten über die schon vorher von Mäuschen besuchte, 
aber nirgends besobriebene Eishöhle, das Geld loch 
«dar dia Saalneka gananatk INaaa Uagi in betiftahi- 
Ikhar HAa auf darSuiaite daaBangaa, and in Uudieliar 
Lage befindet sich kaum '/« Stunde nordöstlich davon 
die zweite, kleinere, eisfreie Höhle, das Tanben- 
loch. Dieser Name stammt vnn den pelb»chni<bligen 
Paladohlen (FelaUgeln), den .Tauben" des Volks- 
arandaa*). Auf dia bmtnitifa ao gansnnto Hldila be- 

'1 J. Kiedl T. Leoanstatii, Nene Deutselte Alphiir.hiiuni; 
lii7'.t, IX, U. 1, 8. 1. B. Zetaehe, Ans Wiens Uwgehuugeu. 
"Wiea 1894. 8. 115. 

^ Abgedrockt bei Bchmidl , die Höhlen des Ütacber, 
Bitaanggberichte der kaiserl. Akademie. Wien 18S7, B. 199 
(X3) ff. Strein aelliet war nioht im Oeldlocb. 

') Die v*rtichie<1f»nenWe)ff zi:r Höhle «ielieT)«i Schmldl, ft. a. 
O, ; Jlvck*'r, Keinehan'tbucb f:ir Iit-Huch»?r (-JI*.cher, lid. I, 
Wi«u l)ft>i>, ts. ff.; kurx und anKenngend in Biedermanns 
Öueberflibrer. Wem der B«MMk dar BDUn ~ " 

OMhis LXXV. Nr. SO. 



zieht ihn unseres Wissens zuerst Nagel 1747 (bei Schmidl). 
Schallauberger boaiaht den Naman abar, wie nnba- 
fangane LdctOre maaa B«ri«ht«a in Oiganaatxe au dar 
AnJikaanng von Sebmidl argiebt, auf die EialiOlila aalliat, 
aof dia er atieh am besten passen wArda, da nnr in 
dieser bedeutende Ablagerungen vou ..Tnuben "-Guano 
sich finden. SchallenbergsT untersuchte am ri. .'"cplember 
1Ö91 das GeldlocL und auf seinen Wucäch drang bald 
darauf Hans Gasn«r mit Genossen noch etwas weiter vor. 
Keiner der Nachfolger hat, wie es scheint, die innersten 
Punkte dar H4bla, an denen Gasner kam, arraielit. 
SolianeBbM^gar land am Eingange ein atnlea Solineefeld, 
fihfT da.i man in das Tnnerfi der Ilöblo liiuabgelanffte, 
in dereu hohem Gewulbe ein ,weit rundes Loch, so 
rund, als ob man.n (ieträielt hätte", walirgüniimmen 
wurde. In der Tiefe i»t «in t>ee, vou dem ihm aeine 
Wegweiser sagten , er sei mitunter gefroren , attntor 
ofiian. Er fand, ,daa dar Saa «Qar ftbwrfinnn lajs nnd 
«hin «Im auf dam Elji viawr gmraMB kk". GMeb 
daliintar kam er ,wider an ainan adolMn Sa«, dar wäre 
Oahr hart öberfroren, tind gar kein Wasser auf dem 
Eis". Weiter lififsl es ..am Fnde dua(2.)?ee!i wäre zur 
rechten und Liokeu iiand ein loch in den ikrg", dann 
spricht Schallouberger von einem „g r o f s 0 n Ey s b e rge" 
vor dem linken Loch, vor dem zwei Eissftulen stehen*) 
nnd den er mittels Stufen überwand. „Nach demselben 
E^almg kanMD wir wider in eingranea bohes Gew4}lb«.* 
MM iat StAmidb^EisdoBi'*; erat in diesem gabelt moh 
die Höhle in Wirkliclikeit. Scballenberger, der offenbar 
seine Aufzeichnungen emi nach ilem Besuche der Höhle 
machte, versetzt in seiner sonst vortreffliclien üo.sclirei- 
bung irrtümlicherweise den zwischen den beiden so- 
genannten Seen befindlichen Eisberg mil den groben 
Stalagmiten liinter dan Bi««itcm Sea". 

Schal lanbergar trat dnreh daa link« L«ek*) in 
einen Gang, stieg darin hoch an, dann wieder „in einer 

int, der wird heutzutage den Weg von Lackeubor üt:>er die 
UitTel und das gemütliche Spielbächler-WirtuLiius iimi da« 
JUtiprhau», woblsvor kurwjtn der sIte prächtig« Ui(il«rwäl<!liT 
llent liKuate, einscbiHiten D^r Pufsweg von Oaming nnc.li 
Gackenhof Aber P ol z be rg mit seinem iateressanlen , lio- 
1 i II e D reiahan 1!raakantliala tiUali sIbsb anganehnien 
Zuijang, besoodMa sebta im Herbst, wllinod der anniutigu 
Alietieg durch die Oteobergrtbeu nach Wieuerbrilrk) >unaus 
im WÜiter su einer »obneidig sohOnen Ristour wird. 

*) Dleie wiederholt beeebriebeneaStatagniitaneMbcaniaiit 
vor der Eiiwand, sondern krtnan tbia abinta 8tnlt an bei. 

den Seiten. 8. unten. 

'■ I KikUi» uml link« w^rdvii von HO» wie von Schallen- ^ 
bergar und Behmidl ioi Biuoe des Eintretenden gebraucht. 

— in ier BObla. 

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814 



w«itiiiiklBfift<}«gntl>*U* limtlom „zu <iiner«ng«iibclniif 
dadonli arafitm ivir. Duallwt gienge ein ao itnlier 

wind Gegen una, der una alle Kerzen auH^^elriaclit. ateiiKHc 
Späne bliben brinend". Schmidl fand dieitcEiige uii;ht, 
glaubte daber an einen aelther erfolgten Kinsturz. Wir 
aberbabeu die8e8 4 m breite „ Windloch " wiedergefunden 
und pasaicrten ea in gebückter Haltung. Der Ton 
Sohjnidl vermateta Einctun pag aiao nkdit tot aich. 
9Mb hingen Inkt «m ridcwirilfm End* Wind- 
loaligewölbea lum HeralNitürzen bereite Blöcke, daber 
mit der Zeit eine Veraehflttnng des „Windloches" bevor- 
Rteht. Hinter ili-iii Windloche erweitrit sicli die Hijlilf 
wieder zu oinur iiulle, welche Scbnllenbei'ger dun h»cli ritt. 
Er kam hierauf abermals in einen engen Gang, in dem 
er oocb lange auf- und «biti«g «dnrob «ehr bob« nnd 
aaltmn« Ott', bis dKohtodsiB Liditnaag«! luig*- 
keliri werdm anibte. 

In den Bimlom aitradcgekdirt, ging die Otialhebkft 
von (Ilirt 7.UIH reclitcn Loch und kßiii in i'irii-m prif^fii 
Uange zu eiaew uucli engeren Siihachte , durch den in 



1717 "*) knnnton banitncin« Volkslibnrliafenuig, dinnoeh 
bnite in den BinbmniMfawi feit ininwH, dab nlnlich 

der „Set'" im Soiurui r ucfruriTi, im Winter 
I offen sei. lieide f.iniien Wasser, das sie au dem weite- 
■ roD ^ urdringt'ii liinderto. Iiu 19. .luhrbundert wurden 
die Ueeuehe sühlraicher; man fertigte für alle Fillle ein 
Flofe an, mit desaen Hülfe man übt-r den „See" ge- 
Unnn könnt« nnd in Septsmber 18S5 nntanuhm der 
Twumto HaUmfcfMlNr Seknidl nit Sdnlmt, Lnkn« 
und Pohl eine von der k. Akademie der Wisaenachaften 
unterstützte Erforschung der Höhlen , der wir «ine im 
gaiizi n vcrtrefTliche Beacfireilning (mit Plan und Auf- 
I rissen) des von Nagel zuerat beschriebenen Taubenloches, 
einige meteorologiache Beobaclituugen und eine Skisz« 
d«r ä«elaok« Terdaoken, welche die Verfa»ser selbst all 
fittflbtif bnaiehnaa und die inabeaondere in dem von 
UM TerneüaMn Tordsnn Teile der HAhleaehrnngenu, 
ja aalbtt in Widenprneb mit Sebmidla Sohildernnf neb 
: erweist. If^^i^ fjind Kerschbaumer daa FIoTs featce- 
j froren ") , ea ging bald nacUter au Grande und die 




Di« 8>> el ui- V e 11. 

Aafttahme von Crammer 
tnA Bieger. iW. 

H EingKDg. 

1 Schnw«i-k. 

2 Qojinoluger. 

■ t = 72 ni. 
bh = 23 m. 
«4 = Itm. 
«r SS IftiSaa. 
= Bai. 



Eingang 



y n WiL KUtr. 




Daa fteldlocb oder die Seelucken. 

AufKenommeri von Dr. Fr. Lukai und Dr. Jak 

Sohabu«, im Auj^iitt 165S. 
Entnommen A. Schmidl :'',Die Höhlen des Ötaober. 

A IVrj^iin dcH Abtturun. R Abilun mit Sihnw bt-dcckt. 
C DrrSi'«; • «r^ttr l.anduB)^<i(iI»li!; |i Ubcrhüagüud« KeU- 
T«ii<l. D, F., K <lk (Irri Abuti« der KlBwand, C EUdom. 
H Schuttbfrg. J Strlb-, w« äm W'muT fi li wrlirrt ; nb vnrilwf Ali- 
leiluiig iWn ü*tl, Annes. K Si ■^'riiii.'rtiMSlc ; i.i. n nifbl schUrtliArr 
ÖflauBgeni t Schluitil; cd da» tiutcr« St»i'kwrrk di»ea Anue*. M, H, H 
dir WMll. Ana. P Alihaag. Q IMe leMe Halb, 



X Ui Zn lind die mn Orammer nnd SUger gewUdtan 



eine tiefere F.taga dai Ganges abgeatiegen wurde. Hier 
fand man Spunn mmaehlieber Anwenenheit, ebenso 
Bpfttar Schmidl, der daher das Thmm aSdiatigrlbar^ 

höhle" anwandte. 

Oainer drang ap&ter mit elf Minnem im linken 

Gange ein gntea StQck weiter wie Sch allenberger vor. 
Vom vierten weiten (jrwölbu , dem innersten von 
Sefaallenbergor erreichten Punkte, stiejf erüb>T eine höbe, 
glatte Wand, luvch durch »in Li>ch und kam in einGe- 
wSlbe (Darinn leiohtlichen Die St Stephans Kirche zu 
Wi«BD staban konnte. Ks habe drei LSeber Alter sich 
wie dreiRaachiiicige, Heyen niciht an sehen, wiewaltnnd 
w-iihin diriselhen giengen". „l'nd weillen aie TOn Danen 
niedert kein ausguiig N'eriiierkt. dücIi befunden, wären 
Sie wider zurtSck." (iftsnpr h.it also riplleicht das ttot 
Menseben erreichbare Ende der Höhle betreten. 

Die n&ohsten Besacher oder doch Berichterstatter, 
der Pfarrer Aqn. Haeker, ein treffUdier Beoliachter 
1746^ nnd Mt Jarait väi PMÜMtor Jasef Nagel 



*) Berioht aligidraekt bei St Blnmaaer, Aqnllfai Jostf 

Hacker. Progr. <1ra TjauOeslehreneminares in St. FOllen Iüb6, 
8. 'il ff. En ist merkwürdig, dafs Becker ond Schmidl, die 
a«r«asB«riabt aas Hacken Ateehriftanteebnun (Sahmidisil'.), 
> Beliebt in 



folgenden siemlioh zahlreichen Besucher waren in ihrem 
Erfolge von der Jeweiligen Beschaffenheit des „8tM* 
abhiagig. Sie kamen inmeiBt niobt weit — fast niemand 
über die Eiswand, ttMWMehr als mm an Stelle dertiel- 
köpfigen Expeditionen mrist ein seine Tonristan oder 
klfinire (ipBillHclmflen traten. Eine l'artie 1870, die 
von liiedl (unter deu IhichütiiliL-u J.B,T. I,.) beschreibt, 
drang in den rechten (iang bis an rlai begehbare Unde 
Tor'). Eiuö andere, diu Herren Bruder -Scheibe, KrU* 
ger, Danzer, Trömmel und Scbandl gela&gte auf ihren 
beiden Bosuchen im Winter 1891/92 in beidmt Otagan 
weiter, als irgend ein Besoclier naob Seihallenbergerinid 
Oasner, eine dritte, am 15. September 1804. die Herren 
Pfarrer Popp, Pohl und Gefährten kam zwar nur bis 
snr Eiswand , wir verdanken ihr aber sahAna Blililiaht* 



") Hri .Ufiiiniill ci.T(3ö)ff. A. Kerschbaumer t»i Beckerl, 
4ai ff. gielit iiie Ikriulite von Strein nnd Nagel nach Behmidl 
wieder; über andere Besucher l>erichlet Schmidl und Kerseh« 
banmer. Unter ihnen war der Dichter Ladiidaui Pyrker. 

") Beckerl, MO. IN* löttarattur tibar spKtera toutiayselie 
Betnehe Ist sehr mager: mandie Mangrsiebe Angaben w* 
danken wir flmmdUeben mündlichen Mitteilungen. 

') N'«ue aeuteelM Alpenzeitung 1 »7», IX. Ud., 1. II. Ks ist 
dar reohte Oaag genwinti^ ttotadam die Bssrhrtibung 8. 3 

' *ßi5ifi^ by Google 



Prof. Bant Crtmiaer o. Prot. Dr. Bob. Si«gars CntoranoliaBgeii tu d«B Öttoberböhlan. 



8M 



bilder aiu der HObla von Herrn Josef 5^ t r n bl , die untere 
Studien mannifffaeb ffirderten. Eiue wiasenschaftlicbe 
ITiittTüucliung der altbBrübiuten Höhlen «ur Ergänzung 
von Sohmidl« Arbeiten beganueu wir im Herbat 1897, 
nachdem einer von uns (Sieger) bereite im Juli 1895 
du Galdlooh in aaiBtm TonüiMD Taik bUmii bamoht 
Itttto. An 4ar Wotarftliraiig Iw Tcrauamay nod 
der DeobacbtuDgen Termntlich ffir Iftngere Zeit gehindert, 
bringen wir die bisher gewonnenen Ergeboiss« surVer- 
öflPentliohune. um .Xmiere zur Fortsetzung lier begonne- 
nen Arbeit nu verauiaifsen und die BeauUuug der vuu 
ans angebraobten Marken zu erleichtem. 

Un««re BMiieba «rfblgtaa — n»ebd«m mehrfach Tor- 
baraitdle ExknnuMMii aaa TanddadcDea GrOnden battan 
ftbgw«g| Wiarden mttiaan — tm 18. Sapttunhar nnd «m 
31. Oktober 1897. Vir beatiriohtigtao tob Tomliarab 
nicht so sehr ann ituiürittc (irreichbare Ende der Höhlen 
zu gelangen, als viiliriehr die TeroperatnrverhSlt- 
u i t. a e zn studifren und zur Kbirbeit darüber zu ge- 
geiangen, warum von zwei so nahe benachbarten 
Ilöhlatt BVf die eine Eis enthält. Aufserdem war eine 
NaohmaaBHiig dar tob SohiBidla Gaflhrtan fla^Ug auf- 
gmommauan Sadneka gapUttt, vob «dehar dia Tar- 
messung des vorderen Teiles bis zur Eiswaud auch am 
13. September dnrchgefiQhrt wurde. Denselben Tag be- 
suchten wir dus TaubuMilucb. Am ul. t)ktobfr al>er- 
wanden wir dit.!Euwftn<l und nahmen an awölj I'unktea 
Temperaturmessungett vor. Unsere Thermometerstand- 
ort« markiarten wir mit roten rÖaüacliaD Ziffern i Ina Xil, 
nnd aioaiB darunter angabraofatoB nudaa Farbaaflaak, 
dar geam dar fiAka dar ThacaumMtafimgal antaprldit 
Bai «aitaran Tamparatarmaiinngen wira 
dies zu beachten. Unsere Zeichen Rin<l nicht inil 
der von der Enkursion Scheibe herstamuiondeii ebenfalls 
rufen Wegniarkiening zu Terwecliselii , welche wir im 
linken Qaugo bis zu onseram wcitosteu Punkte vor- 



n. 

Oi« Ergebniase unaarar Uöhleubeauehe sind die 
lalgaadaD. 

Keide Höhlen mfinden an den südlichen AbstfirMS 
des (Xscherkatnmes , dort wu »ich die Suhuithalde an 
die Kelswftnd anlegt''). ]V»8 GeHtein , in dem sich die 
Höhten bLliudiii, iüt gaschichtetvr Kulk. wulcher beson- 
ders in der Umgebung desTaubenl chrs Btark zerklflftet 
iat» An der prallan Wand Abar dam üaldlooha tratan 
dia K»pfa mlabtiigar, mhtn aUbt nrUflftator Sehieliti- 
bSnkfl davilieb hervor, wBbrand die Felswand beim 
Tanbenlodi dureh tiefe Rnnsen in Rippen nnd Tfirme 

aufgelüiit ist. Diesei* Hbwfichondc Cliuraklcr sjiiegelt 

aicb in der Schutthalde nnd in den HOhlen wieder. Vor 
dar Sadvaka ist die Sdivlibalda aut Qtaa 



4. Baptember i»:> 



vor dem Tauhenloche nicht. Am letzteren Ort« bröckelt 
von dem zerklüfteten und zerdrückten Wandge«tein Schutt 
80 reichlich ab, dafs jede auf der Schutthalde keimende 
Vegetation alsbald verschüttet wird. Im vorderen Teil« 
des Oeldloches bildet eine gegen Nord einfallende ebena 
aahiahtaieha dia Daekat wAhrand dia Daoke des Taaban- 
loebaa infelga daa Klnfhaiditaina brBehig und gans nn- 
regelnolirsig verlilufl. 

Im Taubenlnrhe erreicht man bald das Ende des 
begehbaren Teiles, doch fahren von dort weite Schlot« 
in groXaa Höban, wo vieUaiabt andere Ilöblea aieb an» 
BoMialB«B; ia dm Galdloeb bmgagan bann man ml 
««Har eindringen. Die Sohle der letzteren Höhle f&Ut 
sofort vom Eingange höhlenein wirta die des Taubon- 
lochcR verläuft hingegen ein kurzes StQok horizontal. 
Die Mündung der S««lucke i»t gegen Südosten'*), die 
des Taohenlocbes rein nach Süden gerichtet. Keine der 
beiden Höhlen endet blind. Denn ist auch derzeit von 
jeder Höhle nur eine Mündung bekannt, so geht dodi 
aui dan tob SahaHanbargBr oad flaihmidl jw dar See- 
Inck« «Ad vom tttt« in beiden RSUen boniitatiartan Luft' 
Strömungen mit Gewifaheit hervor. Jaf» jede von ihnen 
Kom ntindesiten noch an einer zweiten Stelle mit der 
Aufseuliift komuiuui/.iert. Beide Höhlen Rind dem- 
nach Windröhren, das beifst Hohlrftnme im Berge 
mit zwei Mündungen in verschiedener Höhe. Ist die 
Luil im FraiaB wAmer wia ia dar HObla, ao ilillt die 
k&ttara nAlaolBft dareh den tiaCarliagaadea Ausgang 
ins Freie, und von oben dringt wirmere Luft zum Er- 
satz nach. Ist aber die Höhlenluit die w&miere, dann 
steigt sie oben aus der Höhle, und unten dringt kalte 
Aui'aenlufl ein. Herrscht aufaen und innen nahezu Tem- 
peraturglaidibait, so bewegt aieb & Loft in dan Wiad- 
röhren kaum merkbar. 

Die zweiten Mündungen der ötscberhöhlen werden 
vielleicht nie gefunden werden, da sie möglicherweise 
verstürzt sind und eine Verbindung mit der Aulsenluft 
nur durch vielleicht nicht einmal schliefbare RAume 
zwischen den flbereinandergetürmten Blöcken stattfindet. 
Im Taubenloch, dessen hohe Schlote bei geringer 
horisontaler Entfern nng eine relativ aahr varadiiadaiM 
HShenlage der MOadvagaa vamaatoa laaaen , fiadai daa 
Durchströmen der T.ufl mit Leichtigkeit auch bei ge- 
ringen Tcmperüturunterschieden .itatt. To diese 
Windröhre dringt daher während der w.ir- 
men Jahreszeiten häufig und lange von oben 
Lnft mit einer Temperatur über Null ein, 
welaba daa in Wiater svaifalaohne ant* 
■ taadeae Bia aehmilit, wodardi die HShla 
bald eisfrei wird. 

Sohmidl macht in seinen Tabellen folgende Angaben 
ftba« Tevpatatnr aad FaoditigkaitqialMÜit dar Lnft: 

Ml Ia 



gh J5m früh am Ew^aut;e vor deui Taubenloobe 10,9*R.= J.S,6»C. BB.» 

8»- . , . des Taulienlochee lü,-"«* „ ^ 13,1", — 

l , 12^ — mittag*, tiefrter i'unkt .ler Buhle . 9,8» , = 12,4' , *8,8 

3h — nachmittägig üefst.r iMnkt der Sohle 9^. £=11,5", 10,0 (t) 

, s 2^ 47>* B am Ktugaiig« vor dem Tauteniocba i • . . • M*« '= ^i^* ■ " 

, . 47B , , , 4aa XanlMBloAaa «.S* . = 11,«« , — 

T. Saptenbar 1«5S, »1^ Ifi» mittags, taabenloeh, Bingaag •>>*• = IM* — 

2h — nachmittags, groraer Turm im Tattbaaloeb > . • 8,9* , = 11,1* , — 

, . 3h 5« , kleiner , , , 6,5* , a= M*» — 

tu September lübb, 8<i 46» früh, Kapaila Im Itattbaakieha ............... «|1* , es T,i^ — 



'") Nach der 8)iezi»lUjuTi«teDkarte des ötacber and DOrrenstein von U. Ifrevtag, Wien 1866, bat die Mandiing der 
I 1470 m, and die daa «awliaiilnabas 14U m gaaliBba — "> Wia Bahmidl (B. 1^ HgaB kana, die antisi aaka 
daa OeMloobea aiud frat batbaalal, iit mivaMiaiiUBK Bi athdafe «faa Tavmabsluag mit dam IMhaalodi 
vanrallttMk — »I SebmMl glaU ftlatkUdh idaa attdUdM BUhtutg aa. Am OagaaM «,S'B. s 9,1* 0. aaab 



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816 



Pro£ HtM Orftmmar «. Prof. Or. Bob. 8i*(»r: Qaierinoliaaf a» im 4«a OtioberhSblaa. 



Sdunidl lagt: «LufUtrGmangen wurden in dem 
Taabaflloah Diebi bamarkt" Wir glauben aber, dafa 
4im bailgUohan Baobashtaagon niebt an den geeif^netan 



Orten angeetallt wnrdan. 
loeba am IS. Saptonbar 
maditM): 



Wir haben in dem Tanbai^ 
1897 folganda Bafonda f»> 



3h so« BMdlinittagl, «u ■'■•■r ri-cht«iieiligpii Whd<1 de* Hübl<-D' nignut;««, gHDZ Tome 7,S* 0. 

3h 45a , rechte Wi.tnl im ob«reii Drittel der »bfnUciuieii 8ohle -j- 7,"*, 

3h 40> , M der lu l t^si Stelle der Hohle -j" ß.-'' . 

3h S5m , am Eiagaujje iu die .Kaiwlle' 



Schmidl nennt die drei UanptMsblote dea Taubon- 
ktebea nKapalla*, agra&eB" oud ablainaa Tarm". In 
dar KaiiaOa tr»pAabaitina«r«B BaawdwraiaUiab Waaaer, 
daa beim Galrieren offenbar die Yanrittemng dea Oe- 
■(etnea recht begOnstigt. Ein aus kleinen Stftcken be- 
atehender Schuttkogcl zieht sich aus der Kapelle durch 
ein niedriges Loch in den llauptraum der Höhle. Den- 
aelben Weg, also Ton obou nach unten, nahm ein Luft- 
atrom, der knapp über dem Schuttkegel eine Kerzen- 
flamme nabezn verlSacbta, am Scheitel dea Einganges 
in dia KapaUa aber ksun mabr varairOrbar war. Amb 
au dam klainan Tnrm draog Lnn abwlrta in dam 
Hauptrauni. Am Rni^en brannte die Kerse mit horizon- 
taler, u:et;fii dtii liauptruum gerichteter Flamme, mög- 
licli.st hoch gehalteu, schlug tlie l^aiiuiie in danaUwD 
Kichtung nur um 30^ von der Vurlikulcn au», 

An der tiefsten Stelle des Ilauptraumes mflnart 
Bwiaaban BlAekan ein angar Kanal, der jadoeb blind zu 
andaa anhaiat, weil aiaa lünaiBgaiialtaiia Kana ruhig 
weiter braute. Wo dia LnJt, wdeba durch dia SAlota 
in die HShla Bai, ina Freie trat, konnten wir niebt feat- 
stellen, glauben aber, es geKclmli dies durch den Elin- 
gang. Wir stellen uns die Sache «u yor (man sehe den 
aohematischen Schnitt Fig. 1): 

Durch die hoben Sciüota, von denen in der Figur 
aar der eine A B geaaudmal ilt, fiel wibrend nnierer 
Aawaiaabiit «alatiT aebwaia, «afl dnvah daa kalta G«- 
aMtt daa SaUatoa ali!galtllUti Luft in daa Hanptranm 
C. Hier saaaialte aia liah wie Wasser in oinem Gcfii.^», 
bis flin über dem Baad Ddanelben überflofs. Weil ahrT 
der (Querschnitt des Hauptraumea viel grüraor als die 
Summe der Qaersohnitte der Schlot« ist, TerspQrten wir 
den Lnftsng im Hauptraume nicht. Die gegen den 
Eiagaqg aidtaada Laft nahm vom flaataia atwaa Wlrma 
aaf, wodnnk ihra Tamparatar van ■!■ 6,4* aaf + 7,7* 
atieg. 

Wir unterlassen eine ausführlichere Beschreibung 
dea Taubenloches , weil Schmidl rjbuphin eine solche 
gata mit Plan und Schnitten vcrüti'untlichte. Einige 
Benwrkungen knOpfen wir aber daran. Was Schmidl auf 
Saita IHQ f9) eine Spalte nennt, ist kein« Spalt« im an- 
atabaadaa Fdb, aoodam auwFoga swiaohan sebrgroiäan 
Felsblöeken, mMa dia vm Sahailill ail 24 BAha 
angegebene Wand bDdan. Deraalbe Aator aehliafat 
Seite 188 (11) aus den Angabm von Naerl und Pyrker, 
dafs in der Zeit swischen ihren lit-sucheti im Tuubenloohe 
ein gröfserer Kinnturz erfolgt sein müsse. Ohne die 
Möglichkeit eines solchen bestreiten zu wollen, ujüchton 
wir doch unserer Meinung dahin Anadnialc verleihen, 
data auf Grund difreriarandarBeachraibnaganvonllAblen 
dacartige Folgerungen aar auk gvolaar Paaartu geaogea 



Der erste Besaob erfolgte am IS. Saptamber 1897. 
I>in vom Ein^rnnge sich direkt bis zum See erstreckende 

") B«untzt wnzden von ans ia beiden HAblen aaf OiS^C. 
Ket«iit«, »n der k,rfc. BMt Oaattalamtalt laWIca verfUebeae 

Tbenaometcr. 



III. j 
Auch beim (foldlMt'li lasHen wir uns iu keine voll- 
at&ndige üeachreibung ein. Wir schildern unsere beiden 
~ and «rwthnaa hiacbai daa nni ~ 



Tbennometerkogel 2 cm ttlier dem Boden . f- 6,4* . 

Bloekhalda fnllt iit«il nach innen ab. 7 m vom Eingange 
begann aia 10 m langer Sebaaaflaek daaaan aatana 
Drittal am MakBraigam , aalir hartem Fimeia baalaad. 

22 m vom Eingange beginat daa aebon Ton Hacker «r> 
wkbnte Gnanolager. 15m weiter lagen unter einem 
grodMn überli liii,'L i;den Felablucke kleine P^isreste, wahr- 
aebeinlich stammten «ie von dem Tum ScLneollecke ab- 
gelaufenen und in gröfserer Tiefe wieder gefroronea 
Schmelzwasser. Tiefer, aber nooh ein Stttok Tor dam 
See, ist in der Decke ein kreiamndea« aeharf abfi^rana» 
tes I^h von etwa Im PaiduBaaur, daa Baak alMa 
kappeiförmig gcadileaaeo ist; daaBaUM dlifte mit dam 
yon Srhallenhpr^Tpr erwilhüten, wiej 
den ideutiscb Huin. tili m Tom 
Eingange befand sich am Hu- 
den angefroren eine nach oben 
Uch gavtlbte, 30 m hohe Eis- 
ui&sae von roodiicbem Grand- 
risse mit S 'm Paiahmaanar, dar 
Baak eiaaa EisataJagmitaa. Oa- 
nan Tertikal darfiber sahen wir 
in der Decke tMiinn Schlot mit 
elliptischem CQuerscLnitte, des- 
sen Durchmesser nach der 
SehStanng 2 und 3 m betragea 
mögen. Der Schlot war aahäan 
gtüJieh wbonn"), am an 
aiaar Stella Icoante zwiseben 

dem Eispfropf und dc:ii flo- 
stcin das Schmclzwassir hin- 
durch. 7:^ m vom Einuiing be- 
gann der .Kissee". Uis hier- 
her verl&uft die Hühlenachae 
aaoh Nordweatoa, biegt dann 
aber adwif naah NordMlan an 
wir nnn in diaaer Biebtang aber etaa bonaontale 
glatte ISSMA», ftbar dan ersten Eiasae Sahallanbergers, 
zu walAam aUb dia Daaka ao tiaf aaaktt daJb wir aia 




") Dieae nnd die folxenden StreckandlaMBiiaBaa dai 

nicht auf den Horizont reduziert, da unsere barometrischen 
Höhenmeasaugen zu unsicher* Bestdtata lieferten. 

") Beine DlroenstoneD sind sehr wecbielnd : wibrend er 
z. It. nach Schmidl A Klafter, nach Nagel dreirug Bobritte 
weit reichte, teilten Herr Bclittller und Oenosiien, diu ihn vom 
September IH97 her kannten, uns mit, am AuKUit 1K>JB sei 
er nicht mehr vorbanden gewesen. Oaraua wird die AulTansuDg 
bestätigt, dafs er nicht* mit den Eisbildungen der Höhle zu 
tbon habe, sondern wie schon Hacker 1746 (8. 13) 
bObeoh aaaeiaaadenatBt, aar etaaa Best dea i 
eingang gewebten Wbitenelinees danteHt. 
Sickerwaseer leitet Backer (33) den „See* gnna 
auch ans dem Schmelzwasser dieses gcliDtf«» ab, 
Na^'el 18.21« (:ie;i] alii riniigf ErklÄrung derWa 
lunu'' 11 vorbrinKt. Die« Hf iii[iii'l ii...geUen 
lirxlnr Fomcher aia Bs-ibacliter klaratellen. 

'') Kinen besonderen Kelz fär den Besucht 
gewährt hier zeitweise ein riesiger Ktszapfen (sulitl>ül). 
Biedl beschreibt ihn aas dem /ahra 1970, es tropfte von 
ihm (S. September) nnanterbroehea Wasser herab. Zeteoha 
8. ISO bringt eine Skizze von ihm ans dem Jahre 18»!, WO 
er Mitte Angost 6 m lang war. BtroM hat ihn am Ib. Bap> 
teniber 1894 photo^pbiert, Sicfer fand ihn Mitte JdU 18M 
in starkem Tauen , Juli 1897 traf ihn Hchaller noeh aa, im 
September <!i'«Ke)lien Jahres War er boeils 
Senat «-ei'iMK iitir von Nagsl SsBaptai te' 
Sobmidl l'and sie uiobt. 




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Prof. Uftmi OrftmuM Prot Pr. Kob. Sieger: üaterenohiiitgea io des Oteaberbfihlen. 817 



mit den Händen erri-ichen konnten ''^). Die Eiüflftcln-, 
deren gror^tö lireite 10 m betrag, verengte sich nach 
rückw&rts bis auf 3 m, wovon 1 m anter der stark flber- 
btagmdeB linken Wand war. An dir oogaieD StoUe 
btigftiiB di« ^ob««lUi«h« «twaa m italgui, und war da 
TOB aiajfeB Fnnhen dnrcbsogcn, weleb« darüber ab- 
gabnifiniaa Waaser eingegraben hatte. Kinw&rte wurde 
die Höhle wieder breiter und höher unJ Jic Eisflüclic 
•cbwAD^ Ri<>b in der g-anxen Breite der Höhle als drei- 
flluligt' Kiawaml eiiii)ür, deren Oberkante 3su beiden 
Seiten von mächtigen Stalagmiten gekrönt war. Ein 
leicht erreichbarer aperer Felalilook, TOf dem das Eis 
10,6 m Brait« hatte» i«i;ta anr BMkteii anadarEiswant!. 
▼ir tersoohtan ober dia Bnwand an kommen , gabiui 
aber unser Bemühen auf. crkünntind, wir wfinlen durch 
das Stufenscblagen j^u viel Zeit verliercu, und bigaben 
am zurück auf den See, den wir nun genauer besichtig- 
ten. An seinem liukeu iUnde (immer im Sinnu den Fjn- 
wftrttgehenden) war die sonst horizontale EiNnbertliiche 
atwas aufgebogen , und Sprünge , wdahe niabi klaflten, 
varliefen über die ganae Eiafliohe. Ea machte dan Eb- 
dmak, ala ob aioh aina nvf Wataar Mbwimmende Eisscholle 
infolge dea anter ihr aifolgaadan Wasserahlaufes etwas 
gesenkt hätte und cwar ungleichmär<<ig , weil ihr linker 
Itand dnrob die Torspringende Böschung der Felswand 
Litwii'^ zurückgfhjilton wurde. .\m rechten Rande stiefs 
das Eiü eiue kur/u Strucke weil nicht ganz an die Fels- 
wand. Ein schmales KlüAoiMB iwiaehen Eis und Fels 
gaatattete lüar den garinfan, an maiiahen Stellen Aber 
dam Eia atahendan, hOabiteni OtScm tiefen Waner- 
mengen, abzufliefsen. 

Da wir während uniieres mehr dreibtündicren 
Auferithiiltcg m der Iluhle ffnr keinen Luftzug ver^juir- 
tcn, hielten wir die Seälucke für eine Eishoble im Sinne 
der Tliuiy - Dehic i-chen Theorie, das heifst für einen 
bergwärts einfallenden blinden Hohlranm, diesen 
hoohliegender Eingang n v dar iohwaran kalten Winter- 
lall, aber nicht der warmem Sommarhift den Eintritt 
gestattet. 

Wir verliefaen die Höhle und gatien lieim AliäcLiede 
dem uns begleitenden .Iftger, Fr:iuz Hnin(U, den Auftrag, 
er möge in iliu hiiswund Stufen BchUgen and uns brief- 
lich TO II der aufgeführten Arbeil verstSndigen. Am 
1.^1. Oktober schrieb Haindl, er werde am 28. d. Mts. 
Stufen bauen, eo dafi wir am 80. kommen kflnnten. 
,Ah«r wir luben jalst viel Sdmee geihabt*, teilt« uns 
der J&ger mit, „und in der H"di'e ist riel Wasfer ge- 
wesen, aber bis dorthin", er meinte den 30. Oktober, 
nglanbe ich, wird es doch wieder mehr vergehen und 
ZU Eis werden." Dieser tirief ist wertroll , weil wir 
iturch ihn sichere Kunde erhielten, dafs das Schmelz- 
wasser des am Ütscher gefallenen Sohneei in die Höhle 
gedrungen war und aioh Aber dar honaantalail Eis- 
fliohe in der Thal an «iimr Laake, lu einem kleinen 
See (taute. 

Als wir sira ol. Oktober Ififl" zur Höhle »tiegen, 
war Tom NeuRchnee, der niinh [IiiiudlÄ Angabe 0,& m 
tief gelegen hiate. knuiu mehr etwas zu sehen. Bei der 
Seelncke wurde uns eine gnifse Übenasohung au teil: 
Vom See itleg Luft aufwirta, die riel kalter, 
alao anah apaeifiaeh aohwarer wie die warme 
Lnft im Freian war. Oana nahe dar Sehwelle dea 
Ebganges wurde dnreh diaae Loftbewegung die Kenten- 
Hamme am Boden um 45* nach auilsen abgelenkt. Die 
Laftbawagnag ward* faraer durdi von unten haianf- 



") flalhOB UhatHl wagk, dta CMMe de« 8c«e sei sehwan- 
keod. Damit iadait wUk auch dar AbakMid dar Heeke von 
dar Bh» INBW. iraiwwhwdaaba. 

^alw ISXT. Wf. M. 



ziehenden Nebel verraten ' '). der beim Attatritt Btta dar 
Hohle »ofort mifgozehrt wurde. 

Der Schneelleok in der Höhle war viel kleiner ala bebn 
eraten Üeauohe. Auch daa Eia dea Stalagmitaniaataa wr 
dam Saa und daa Eia in dam darflbar in dar Deoka bo* 
findlichen Lodia war merklich weniger geworden. Die 
Klaft zwiaohen Eis and Fels am rechtsseitigen Hände des 
EisBee», über dem kein Wasser stand, war yiel breiter 
und iXnger geworden; sie erstrockte sich nach dem 
ganzen rechten Ufer; wegen ihrer Verengung nach 
unten konnten wir in sie mit der Spitze dea Piokel* 
Stockes nur 3 dm tief eindringen. Auf der linken SeiCa 
de» Seea war das Eia wia am 18. fiaplembav t/iifft^ 
bögen , doch andi beute auf dieaar Shita keine at^efae 
Kluft wie reelit.s. 

Die Entstehung de.n reehtsseitigen Spalteü erklären 
wir in der Weise, diifs das über dem Ei-ic aich Bam- 
melnde Wasser, wo m am iiande an dem Fets ansteht, 
an diesen Wftrme abgiebt. Der Fels leitet die Wärme 
naeh abwlrta, wodnrah der feate Zoaammenfaang awi- 
neben ESa und Pala Tarloren geht, und daa darflbar- 
Btebende Waaaer dnreb den entetandenen aagen Spalt, 
den es erweitert, einen Abzug findet. Am linken 8ea> 
ufer konnte kein "^piilt eutHtehen , weil dnrt daa aul- 
gebogene Eis da» \Va«3t:r vom Fels t'ernldelt. 

Ober dam See nahm der auswArt^ ziehende i.uftaug 
den ganaan Hdbleaqnerechnitt ein, wie durch Bo- 
obaobtung einer Kenenflamrae an der Sohle und an 

der hier mit der Hand erreiehbaren Decke ffiRfgeBtellt 
wurde. Ks ist somit sicher, dai'a au dicker Stelle dor 
HShle keine Gegenströmung Torhanden war. 

Ander Eiswand, in weiche Haindl an nnaefer Freude 
eine förmliche Stiege geaohlagan hatte, konnten wir 
mit Sicherheit keine Verftadantng AatateUon. Der rechte 
Stalagmit Uber ihr war dnroh Tropfwaaaer Tiel mehr 
uns^ruhöhlt wie am 13. September. .Ms wir die Eiswand 
erstiegen iiatten. befanden wir uns in SebuiidlH Ki.ndom. 
Rechts Tiin un.s stand der eben erwiihnte. Imhle Sta- 
lagmit, und links vun uns befandeu sich /.wei grolse 
Stalagmiten, an die sich nach rückwurtF^ eine niedriger 
werdende, ans rielen miteinander voUat&ndig verwaoh^ 
aenen Stalagmiten beatehende Blamatter anaeblofs. Vor 
ans lag eine weite, höhleneinwirts sanfl abfallende Kia- 
äiche, der „zweito See" Schal len bergers. Im nick- 
wftrtigen Drittel dieses KiNkucheiiB ' ') standen diu Heste 
einer niedrigen Eiastalagmiteitreihe, Schmidts , Balu- 
strade", Tor der eine Reihe kleiner Tropf brunnen im 
Eise eingesenkt lag. Rückwärts am rechten Rande dea 
Kuchens sahen wir einen ebenfaUs aehon von Sohmidl 
erwihnten Trapitriobter, der daa hier im nldi%a Eb 
bia aar ateinigen tJntertage dnrobbohrt hatte. Er war 

WMSCrleer. du daa Wasser im Schutt Tersiegte. 

Das Eis Terlassend, schritten wir über einen niedri- 
gen, mftfsig aaateiganden Schuttkegel dem rechten 
Gange au. der eng und gewunden ist. Seine Sohle tat 
oneban, mÜ BlSeken bedeckt, und aeiue Decke ataht wia 
serfreaeen ana. An der sogenannten Scbatzgräberhfihle, 
beim Sebaobte Schallen bergers, machten wir kehrt. So 
weit wir in den (Jang drangen, nahmen wir eine aus 
dem Eiadome kommende, gegen die Sehatzgräberhöhle 
siahenda Laflalrlimnng walw. 



") Mic»p aiiHtrr-trnilR I.in'tlieweKUüg kennt Scbmidl; auch 
aiulere llr«ucli'T erw^tmt.jn KpatiT (lienellia Und dOtt Melwl, 
an dem nv mitunter kenntiieb war. 

**) In der Folge beseichneii wir das über dar HiawBad 
aw Bodes liegende Sis als Kuoheo, das Eia nntar benr. var 
'^äi^italf &M^^ Ssme, nai^^e^anigiMn» leDwaiia 

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919 Dr. Wilh«lB Tols: H««ib»« «ad Dorfaalsg« bei dea BktUktra ia Hordvanatra. 



In den Ejsdom sarackgekehrt , ginga Abtr ainen 
at«lmi Sskattkegel hm»iif in deo Hakan QtMg, dar. 
obwohl «r di» Hauptfortsotning dar HShla bSdet, loioht 

über»('lien werden kann. An fiiner Verengung hat man 
ein uiedrigeit Fälawüuill /u erklettern. Dahinter wird 
die (löhle zwar wieder liiritcr, aber die nur ana Trflm- 
uiern bestehende Sohle steigt noch immer recht atail 
an. Aaf der Höhe angekommen, belimiet man Bieh Ja 
«■um domaiiiipn Rauma, daiian irOmaiMige SoUa in 
dar Biditang da* Bntralai^an nnd nach ratihta ttaQ ab- 
flllt. Rechts hinunterstoifeBd kamen wir in eine kleine 
Nebenkamroer, in der vielo mnlroige Krde lag; hier 
mündet di:i>< von Soliallenbergor beschriebene, etwa 4 m 
breite, niedrige Windluob. Es führt in eis« ilalle; in 
F Wand writ aia Loflib, bü dam 



ein rotes MarkiemagiaMdtan itt, die Fortsetsnng der 
Höbla. Wir varfnlj^ na jadaoh niafat flbar di« Halla 
hinani. 

Die wichtigst« I?*>o1iac1itiinc 'v ^ !''e, (lafs im linken 
Gange die Luft fiist ubfnill limiL^ii gegen Jeu Eisdom 
strömt« und «w»r an engeren StelUn stärkf-r als an den 
weitarou. Im Eliäduiou, suwits in der Hülle hinter dem 
Windloche war kein Luflsug versp urbar, offenbar 
«agaa dar badaataadaa Qn«i!a«bnitUva(gr6£Mmng. Iia 
Windlodw nlMT bUia nna dar Wbd, dar aaeh bUr «ia 
Aber damEinaa dan gannn Qnancbnitt ainnaboi, lacar 
die Pechfaolrel an«. Eis haben wir in keinem der beidan 
vom Eiudome abzweigenden fiSugo gefunden. Die »on 
uns ermittelten, bereits korrigierten Temperaturen 
dar 8«aiMka aiiid iblganda (in Ctbinagradaa): 



Btandarl: 


1 • 




m 1 






VI 


vn 


vni 




X 


XI 


zn 


13. Saptb. »97 


























Tormitla^ . 


lll> 30 


11 >> 4« 


11 1> 4g 




IIb »5 
















Temperatur 


+ 7.1» 


+ 1,5« 


+ ».»• 




+ 0,8» 
















Sl.Oktob. 18»7 
























navhiiiitta^p» 


:>'> » 


5'' — 


■»>' 5.S 




;H> 45 


.Tli 4<i 


3l" 10 


l'jh 30 




2 Ii 




■J 1' 15 


Teuperawr . 


1 + :>.'• 




+ I.0* 




+ «.8" 




+ 1.0° 


-h 1.2- 


+ 1.** 


+ 1.4- 


+ ».♦" 


-Hi,4« 



I abaeitfl Tom Eingange recht«; II ungefähr in dar | lannittogt Temparatar daa 



Mitte der IIr»hlensohle nahe dem Eini^anRe; III an der 
liiikiu Wiiiid weiter abwärts; IV iiukü nahe dem 
Grunile der lliihle; V links am Beginn des Sees; 

VI rcchiit am iuuereu Ende das Seas vor der Kiswjuid, 

VII im Eisdome rechts, gleich hinter dam groAen Stalag- 
nüani Till im rächten Ganga an dar Unimi Wandi IX 
bia Xtl im linkon Gange , und iwar IX Hnka Wand in 

halber Höhe der stark aiiHteigBudiin PiiblK; X am Enilo 
der Steigtui)^, <ink>;; XI rechte Wand der oben erwähnten 
Ni'benkaiuiuer; XII links avf 
lilocke vor dem Windloche. 

Schmidls Temperaturen sind folgend«: 

«. Baptambar II»» 

f Ik TCtmiUagi am Biagaag 4^7.i' R.ss84ii*c. 

lafc mittag» f 7,'.i° . — »,o» , 

IhnwinBittags« +7i4* . =M* • 

»' ■ ■ ■ • t'»» • — ''»l • 



Im Oaaga llaki . sl.a* . 



Vn ist auffallend, dafs Schmidl im linken Gange eine 
niedrigere Temperator ala im Eiadomo fand. Er be- 
zeichnete darum dieaan Oaag, ana dam Lnftkami ab 
kalt, daa laebtan ala wann. 

SehHolalndi ani daa hiatoriaehan Intarsaaes wegen jene 
Teni]ier;itar mitgeteilt, welche Naget am 12 Juli 1747 
fand-"). Der „Mercuriui" Ton Nagelü looteiligeni 
^Thernioscüpium" tiel nur auf 8*. lÜese Angabe ist 
entschieden falsch. Aus der Aber Null befindlichen 
Temperatur zog aber Nagel den sehr beaalltanswerteu 
Sohlnla: ,Daa £jfa aaia im Wintar «amaaht und 
war da nnr im Sammar awitoban daa am kaKan 
Felsen glaiehwia in aiaam Eyfa^Kallar eon- 
servirai* 



s^ Behuldl, 8. IIS (m). 
(BoUnlä folgt) 



Hausbau uud Dorfanlage liei den liattakern iu 

Von Trivatdooent Dr. Wilhelm Vols. Braslau. 
AbbildongcB nach Aaftiabmen dta Tarfaswrs. 

Ein mahnnonatUobar Aufenthalt in dan UrwiUam 
Nordramatnia gab mir Gelegenheit , Hanaban and Dorf» 

aulagi! bei den Ilatlakern und HuarbnialaiBm näher 
kcuuen 7.11 lernen uud eiuein veigkiclieiideu Studium »u 
unterwerfe n. 

Ilicse Untersuchungen »ind um so interessanter, als 
wir btar noch einer von Europäern kaum heeinflufston 
Kaltnr gagenalwrateben. Erat saü awei Jahrz^nten 
bat die Kdonlaieruog dar OalkOata Snmatraa bagonnaii 

und auch jetzt noch bildet die Plantagenzone nur einen 
wenigu Meilen breiten KüBtennaura. Die Urwaldgebietu ! 
de» linieren, von denen in der l'iilge die liede ist, sind ! 
bisher nur von verKiuai«Ucn Kurojjjitjro bi treten worden. : 
Während nun 1)ei den IJnschmalaiem ein lieilieti nii lit ' 
•ehr bedeutendar Vericehr nach den Kastengebieten statt- 
findet, aind die nnabhlngigen Unttaklande noch immer 
•ehr abgeschlossen. Dieser Zuatand wird dwrok die Lage 
aehr begünstigt, da, abgesehen Ton einem breiten Urwald- 
güriel, ein stellrr. nur auf wenigen, »ehr l eschworlichcn 
Pissen begehbarer Abfall die liattakhoohebcne von der , 



Nordsumatra. 



PUntagensone dar Kiata aebrwiikaam abgrensi So hat 
aieh denn imTnoeren die alta Ktta nnTerladart arlmltaa, 

während im euniprii.nrhen Kinflnfi^«abiata ««noliafiai 

Neuerungen (iich gclieud machen. 

/.wisrhen den Wohnhäusern der lialtaker und der 
Buschmalaier ') besteht trotz zahlreicher, mam Teil recht 
erheblicher Verschiedenheiten kein principieller L'nter- 
sohiad. £a araoheint aogar wahracbeinliah, daüi die 
IvMmn dia Form daa Hanaaa bei ihrar Eiowandcnag 
▼an dan snrOakgadrlagtan Battakam flbanamman «nd 

') Mit (tivsem Nnnien möchte ich im OrgKOsuitze zu <len 
KusMnmalaMtm jene Malaier bcMiclinen, die im jungfraa- 
Ucbcn ürwaida — an l«Bite kusawac .Baash* giHaimt " 
fem all von den THLtaea euiDjiliBvbai' gatedstoHmg ana nar 
wenig beeinflufst von ihr, «luLibaa gkUh dam dar Banakar 
führen, derun HaaptthktJKkeit Im Aaban das inm Lehea not» 
weiidicen Reiw» bentebt. 

Der Mani« .Malaier*, oranfr malajn, bezeichnet allgsmeiu 
die «püter üintr« wanilert« UevölkvruDg BuiDMtrft« im 0«K*n- 
Baire zu '!en urnntr biuiiur »uf SüdboTueo, orang .I.n», ariu.u' 
battHk etc. sowie zu <lvr kouvsutioneUen Eaaw der Malaien. 



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Dr. Wilbelm VoU: Hautbta and PorfanUge bei d«B B«(t«kern in NordsDmktra. 



819 




rig. I. 



MkUier-Kampong PadaiiK Ri b«i Kota Pinang im Oberlaud dM 

Panehfluu««. 



Bpütcr vereinfacht haben'). Die Battakbäusur sind groh, 
schwer und solid gebaut and ffir Generationen berechnet, 
indes die viel kleineren und leichteren Malaierhänser 
nur eine kurze 1^1>en8dauer haben. 

Y]a erscheint vorteilhaft, mit den letztgenannten die 
Betrachtung zu beginnen (vgl. Fig. 1 und 2). 

Auf drei Reihen starker, in den Erdboden ein- 
gerammter Pfühle (Fig. 1), deren Zahl je nach der 
Grüfse des Hauses schwankt, liegt etwa 4 bis 6 Fufs 
Aber der Krde, von zahlreichen wagerechten Querbalken 
getragen, der Flur oder die Diele. Sie wird von Bret- 
tern aus geschlitztem '■') Bambus oder aus kräftigen 
Hotangruten, die zur Verfestigung in gewissen Abstünden 
mit dünnen Rotangstreifen durchflocbten sind, gebildet 
Auf diesem Unterbau erheben sich senkrecht die etwa 
mannshohen Winde, die meist gleichfalls aus geschlitzten 
Bambusbrettem oder ans Atap (I'almstrohgeflecht)^). sel- 
tener aus Holzbrettern bestehen. 
Darüber liegt vorspringend das 
hohe (iiel>eldach aus Atap oder 
trockenem Lalanggrase. Man kann 
hier >wei Formen unterscheiden: 



') Es wäre auch der unigekelirte 
Fall dt.-Dkl»r, dafs die BaUak«r(Toba 
uu<] Titiiur) uacli dem Master der 
RuHclimnlnierhäuiier dem l>ei|uemi!ren, 
gefiiftigeren Baumaterial den Vorzug 
gegeben und ihre eigenen WobD»tätten 
enUprechend Hb^eändert bfttt«n. 

") Di» Bretter wenltu i»uf die 
Weise hiTgentelli, dar» mit dem Hnclc- 
meHMT die lnt«rnodien eines »tarken 
Bambu« niiidlierunt in geringen Zwi- 
scbenrikumen aufgeschlitzt werden. 
Uaun wird das Kohr der I^äng« nach 
auf);espaltet und kann nunmehr aus- 
gebreitet und als Urett vi-rwandt wer- 
den, nachdem die Innenseite geglättet 
worden i>t. 

*) Die Atapa werden aus den We- 
deln der Atappalme derart )iprge«tellt, 
dafi die Wedel längs der Mittclrippe 
gespalten und dann zu zweien aufein- 
andergelegt und un der Mittelrippe 
verschnürt werden. Fig. zeigt deut- 
lich am Qiebel der HQtt« solche Ataps 
and die Art ihrer Verwendnug. 



das einfache Giebeldach (vgl. 
Fig. 2), das nur nach den beiden 
Längsseiten abf&llt, indem die Gie- 
bel durch die Hauswände geschlossen 
werden (man findet die Form meist 
in gröfserer Nähe dar Kflste); femer 
ein kompliziertes Giebeldach, 
bei dem auch über den Quer- oder 
Giebelseiten dos Hauses geneigte 
Dachüächen in die Giebel hiuein- 
gebaut sind und das o1)enite Giel>el- 
dreieck selbständig geschlossen ist 
(s. Fig. 1). Diese letztere Dachform 
schliefst direkt an die Karuhüuser an. 

Das Innere der Hüuser bildet 
einen Raum. Oft findet sich der 
Giebelranm innen als Boden ganz 
oder teilweise abgetrennt und dient 
als Vorratsraum für Reis und sonstige 
Bedürfnisse. 

F'enster fehlen in weitaus den 
meisten Fällen, so dafs es im Inneren 
dunkel ist. Die Thür befindet sich 
— im Gegensatz zu den Hattak- 
häusem — stets an der iJingsseite; 
es ist eine Sehiebethür, ans dem- 
selben Material verfertigt wie die Hauswände. /u ihr 
führt eine breite I^iter hinauf, die sogar bisweilen mit 
einem Geländer versehen ist. Der Raum unter dem 
Hause wird oft als Stall benutzt und dient auch wohl 
zur Aufbewahrung gröfserer Haus- und Feldgeräte. 

Die Grüfso der Häuser schwankt beträchtlich je nach 
der Zahl der Bewohner von 2:3 bis etwa 9 : 12 m. 

Anfser den Wohnhäusern befindet sich fast in jedem 
grdfseren Dürfe noch ein Rastliaus für durchziehende 
Fremde. Ks gleicht an Bauart den anderen Häusern, 
nur hat es keine oder auch nur eine Wund. 

Wesentlich einfacher sind die Feldhfltten auf den 
Ladangs, d. b. frisch gerodeten Reisfeldern, wie Fig. 2 
ein solches darstellt. 
Wenden wir uns 



nunmehr zu 



Fe 



der 



Battakbftuser. Als Ausgangspunkt möge das kom- 
plizierteste derselben, das Karohaus, dienen. 



Fig. 2. MalaÜMshe Feldhült« am mittleren Kwalnfluase. 



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SM 



Dr. Wilhel,iii Tölz: Haniban und DorUnUg« b«i d«n Batt»k«rn in Nord>un]atrk. 




Fig. Ii. Hau> de« 8il«j>k (Olwrbitupt) von Sungei Sipat in Ob«r-Deli 
(DuiiiDgebiet), relcli beomU. 



Unter den WohnhAasern der Karobattaker '*) haben 
rir drei Fortnen zu unteracbciden, die im Princip gleich 




Fig. •». 



Timor'Hau« au< ranguiijiiDgaa, 
uitlicli vom Toba-Sfe. 



aind und aich nur daroh .iafserlichkeiten nnterncheiden ; 
ei sind das : 

nimah pasuk, 

nimah sangka nianuk, 

rutniih sendi. 



*l In dpn V«r-<fr«ntlichaD|^D ans dem kimigl. Museum 
für Völkerkuiid«. III, 1. 'J . Uerlio IS'J'J , Üuden sich 8. 2 ff. 
AbbildiiDKen von Muilvllen der durtigeu Karobnuio-r, welr.lii- 
■cbemntinch die HaupUüg« zeigen. Dagegen im daa S<'Ut-ma 
CUM-* Karohau«»!, da* v. I<r«-uner, .]t>'»uch bei den Kanni- 
balen Suruatraa", Würaiiurg l>iy*, Ü. '2m gieht, all vIMig ver- 
fehlt zu bf'trachten. Biiflelknpfe, Dach, Wttnde, Thür, Al- 
tane u. w. aind unrichtig gezeichnet. 



Das einfachste ist «laa r u ni a h 
pasuk. dag Haas der gewü)inlichen 
Kattaker. Vj» möge als das Terbreitetste 
eingebender beBcbrieben werden (Tgl. 
Fig. 3 linka). 

Es ist auf einer pecbteckigen Basis 
von etwa 8 bia 12 : 10 bis Iti m Seilen- 
lüDgo angelegt. Auf einigen Reiben 
starker, in den Hoden eingerammter 
PfHhle, deren Höhe etwa T) bis 7 Fufa 
beträgt, ruht der ganze Kau. Den 
starken Querbalken, welche den Flur 
de« Hauses tragen , sind , schräg nach 
anfsen gerichtet, die etwa 1,5 m hohen, 
aUH kräftigen lirettem gefügten Wände 
aufgesetzt. Die Bretter sind, seitlich ab- 
goftclirügt, so fest aneinandergefügt und 
mit Idjnkstricken ") vernilht, dafs sie 
TöUig lichtdicht aneinander schliefsen. 
F.in mächtiges Giebeldach krönt das 
ganze und verleiht dem Hause durch 
seine eigenartige Form ein höchst cha- 
rakteristisches Aussehen. Da» hohe 
Strohdach, welches auf einem kom- 
plizierten Dnchaparrcngcrüit (vgl. 
Fig. (!, 7) ruht, ist derart angelegt, 
dafs die Neigung gegen den First zu 
erheblich zunimmt. Via ist kein einfaches Giebeldach, 
sondern in der Anlage gleicLm&fsig vierseitig pyramiden- 
artig. In halber Höhe schliefsen die Dachteile der Schmal- 
seiten des Hausea ab und diejenigen der Liingstuilc bil- 
den zusammen, weit nach vorn ond hinten hinaustretend, 

ein Giebeldach. Die First- 
linie selbst, die beider- 
seits weit vorspringt, ist 
in der Mitte eiiigesattelt. 
Die Giebelfelder sind vorn 
und hinten fest durch 
Bretter vemchlosscn. Da» 
Dach selbüt npringt weit 
über die Wände vor und 
bildet so die HauptmasRe 
des Hauses. Es besteht 
aus den Wedeln der Aren- 
l>almc und ivt mit einer 
dicken Schicht Idjuk be- 
deckt, SU dafü der Bau zu- 
sammen mit dem rauch- 
geschwärzten Uolzwerk 
völlig schwarz ist. 

Auf den beiden Giebel- 
seiten des Hauses) ist eine 
Plattform angelegt in 
Höhe der Diele, zumeist 
aus armdicken, «juergeleg- 
ten Bambusrohren her- 
gestellt. Kin eingekerbter 
Stamm »der Barobus, auch 
wohl eine primitive Leiter, 
führt zu ihr hiaauf. Eine doppelilügelige, etwa 3 Fufs 
breite und 3 bis 4 Fufs hoho, nach innen schlngvude 
Zapfenthür führt über eine fufshohe Schwelle in das 
Tellig dunkle Innere des Ilauücs hinein. (]in einfacher 
Schieboriugel gestattet, die Thür von innen zu verRj>erren, 
während aufsen htiufig ein paar geschnitzte Handgriffe 
angebracht sind. Bei dem völligen Mangel an Fen- 




Fig- 




Fig. 5 b. 





\ 1 















Fig. bo. 
a, b MOrat und c Bi-rak. 



*) Idjuk heifat der ichwarze, langfaserige Bitn. der von 
den Blatt8Cheid«n der Aren|>alme dick herabhängt. 



Dr. Wilhelm Volc: Hftuiban uod DorfanUge bei den Battakern in Nordtamatra. 83] 




Pig. 6. lU'isitampfbau« (Lbiudk) roi dem KRinpoDg SanKei Sipot. 



Blvni') int es im louoren des Ilautea so dunkel, dafs 
utan ohne Schaden bei Tage photographiache PlatU-n 
darin wechaeln kann. 

r>as Innere Itildet einen einzigen grofsen Raum. Gin 
etwa 0,r> ni breiter Gang in der Mitte von Thür zu Thür 
trennt das Ganse in zwei liiilftcn, dit- eatradenartig etwa 
je 0,3 ui erhöht sind. Ein fufitbreitea Brett im Gange 
vermittelt den Verkehr; durch die beideraeita bleiben- 
den Locken wird aller Abfall fortgeworfen. Auf jeder 
Hälfte betinden sich zwei oder drui mit Erde auHgefüUte 
grufse, flache, kastennrtige Vierecke, die als Feuerplittse 
dienen ; an jedem Fenerplatc Wuhnen Kwoi Familien ab- 
gesondert rechts und links, so dafs ein Haus mit vier 
Feuerplntzen acht Familien, mit sechs ihrer zwölf be- 
herVtergt. Neben der Feuerstelle beßndet sich, von den 
Dachbalken herabhiingend , ein viereckiges, grofses 
.Schwebegerüst zur Aufnahme der Koohutensilion u.b. w.; 
diese grofsen (ierüste behindern die (Ibcrsicht sehr. Der 
Wohnraum jeder Familie wird 
nachts häußg oberflächlich durch 
eine aufgehängte Matte von jenen 
der Nachbarfamilien abgetrennt. 
Die Wilnde dea Hauses, wie vor 
allem die Dachbalkon, dienen zur 
Aufbewahrung des mannigfaltigen 
Hausrates, wie auch der Waflcn- 
u. g. w.- Vorräte. Hiinfig sieht 
man besonders in den Hiiusom 
der Dorfhiiupter Reihen von Ge- 
webren und rulverflaKchon auf 
den Dachbalken liegen; I.anzen 
findet man nur noch wenige im 
Gebrauch. Da f(lr den Herdrauch 
eine Abzugsöffnung nicht vor- 
handen ist, 80 ist morgens und 
abends w&hrend des Kochens das 
ganze Haus mit beifsendem Hauch 
dicht erfüllt, so dafs ein Aufent- 
halt im Uauae fast unmöglich 



erscheint^). Durch den Rauch 
nehmeu so sümtliche (iebrauchs- 
gegen.siände des Battakers binnen 
kurzer Zeit eine höchst charakte- 
ristische dunkle Fftrbung nn, wäh- 
rend natnrgemUfs auch sümtliches 
llolzwerk im Inneren der Häuser 
rauchgeschwärzt wird. 

F« leuchtet ein, dafa ein Bat- 
takhauH nach europäischen Begrif- 
fen keiucswoga bequem genannt 
werden kann: dunkel und rauchig, 
eng und niedrig. Schnell gewöhnt 
man sich daran, durch üble Er- 
fahrungen gewitzigt, dafs man 
nur in gebückter Haltung sich iui 
Hause bewegen kann , sonst läuA 
man ständig (iefahr, mit dem Kopfe 
gegen die niedrigen Dachbalken 
anzurennen Ein solches Haus 
birgt acht bis zwölf Familien. Dazu 
kommen al« Mitbewohner noch 
zahlreiche Hühner und Hunde; 
auffallend tat unter diesen Um- 
ständen die relative Seltenheit von 
Ungeziefer. 

Häufig finden sich bei den HAuseru noch kleine An- 
bauten, die teils als Wohnräume, teils als Kammern 
dienen (vgl. z. H. Figur 7, ganz linkn). Sie beeinträch- 
tigen das Bild dea Hauses nur wenig. 

Von dem beschriebenen rumah pasnk unterscheidet 
sich daa rumah -sangka manuk im wesentlichen 
durch die Art duü Unterbaue». Steht jenes auf ein- 
gerammten Pnthlen, so ruht diese« auf Steinpfeilern, auf 
denen schwere viereckige, iiuergeachichtete Balken lagern 

') Da die Karobochebene in 1300 bis 1500 m Meereaböbe 
liegt, mithin sclioo immerhin kühlere Nächte hat, »o er- 
»clic-int es muglich , diif« ilie Ilatlaker die ilüuDer ao dicht 
vemeblieraen, um die Wünue im Innern cd erhalt«n und 
lieber den Raneli ertragen, aU frieren. 

') Die Bcbweltcgerüate , sowie die Dachbalken und die »ie 
tragenden Pfeilpr beengen dai Innere de« Uauae« aufaerordent- 
lieb. Der Wulinritum «iner Faiiiilie lat «ehr kl«in und bn- 
•chrUnkt. Dam v. Brennerach» Bild, I. c. 8. 37, giebl eine 
gnuT. falncbe Voratellunx- 



Nur an einigen wenigen 
Uftnaern aah ich achmal« Fenster 
oder Hchiefaluken. 




Fig. 7. Reisapeieher ans dem Karn-Kampong Bukit. 



Dr. Wilhelm Yolx: Hauabau nnd DorfinUge bei den Batttkern in Nordsumatra. 




Vig. H. Tampat daduk (Sitzplatz) mit SäalenKclinitzuog 
der grofaen Traj^epfeiler und Ucmalong. Au« iV)robbo am 
Westuftr des Toba-Seei. 



(vgl. Fig. 3). Der so gewonnene oingeechloseene Raum 
unter dem Hanse dient gleichzeitig al» Stall, besonders 
für Pferde und Scliweine. Aulserdem zeichnet sich das 
nimah sangka manuk wie auch das rumah sendi da- 
durch aus, dafs die Fir«to mit mächtigen BallelkOpfen 
„tandok*, geschmückt sind (vergl. Fig. 3). Dieselben 
sind kanstlich aus Stroh, Idjuk u. s. w. hergestellt und 
mit einem geschwilrzten Kalkbrei bestrichen. 

Die dritte Art der Häuser, rumah aendi, unter- 
scheidet sich, abgesehen von kleinen DitTerenzen, im 
Unterbau hauptsucblich durch einen den Giebel zieren- 
den, ein Haus im kleinen darstellenden Aufbau, ist aufser- 
dem meist mehr mit Malerei und Schnitzerei geschmückt. 
Man sieht derartige Häuser ziemlich .selten. 

Wahrend die Pakpak Häuser, die ich gesehen, im 
wesentlichen diesem Typus der Karohänser entsprechen, 
weichen die Hiiusor der Toba und Timor im Süden 
und Osten des Sees recht erheblich ab ■'>). Schon in 
Tongging und Porubbo fand ich Uiuser, denen die 
Altane fehlten Weiterhin werden die Häuser viel ein- 
facher und auch kleiner: auf einem gerad wandigen 
Unterbau ruht ein einfaches Giebeldach , eine Plattform 
fehlt; die Thür befindet sich an der Giebelsoite; auch 
ist eine Ausschmückung der Dachfirsten nicht vorhanden. 
Ks sind Häuser, die sich den malaiischen Formen stark 
n&hern (vergl. Fig. 4). 

Wenden wir uns nunmehr der Ausschmückung des 
Wohnhauses zu. Hier ist vor allem das originelle 



'*) Oule photoffrapbiiche AbbilduDKen derartiger Häuser 
Anden sieb z.B. in Modigliani, Fra il Üataocbi indipendeuti, 
p. 17, 37 etc., Itoma 1892; v. Brenner, Ein Beaach bei den 
Kannibalen Homatras, B. 9U, und a. a. O., Wärzborg 1B94. 



Eidechsenomament merat genannt"), zu nennen, das 
aa keinem Hanse fehlt Der eigentliche Zweck ist Ver- 
festigung der Bretter, welche die Hauswand bilden, 
durch Zusammennähen; so fehlt es nirgends, wo Rretter- 
wnnde sind: vier Idjukschnüre verlaufen, wie die bei- 
gegebene Fig. ."la, b, c zeigt, in zwei Paaren, regel- 
müfsige Hauten bildend, von Planke zu Planke und 
endigen beiderseits gleichmäfsig in einer Figur, die das 
vordere Kndo einer Kidechse nachahmt. Gelegentlich 
findet man je zwei Ueinpaare. Nur einmal konnte ich 
eine Abweichung konstatieren : an einem Vorratsliäuschen 
im I>okan (Karo-Kampong der Hochfläche) endete die 
Figur beiderseits in einem stilisierten Ornament, si-rak 
genannt (vergl. Fig. .'»c). 

Stets geschmückt sind auch die Giebelfelder der 
Häuser. Eine aus Holz geschnittene nnd bemalte Schlange 
(vgl. Fig. 3) uder ein blattförmiges, beachnitztes Brett- 
chen (vgl. Fig. 7) ist zumeist am (Querbalken des Giebel- 
feldes befestigt Aufserdem findet man gelegentlich figür- 
liche Malereien, meist Menschen darstellend, bei denen 
die starke Betonung der Geschlechtsteile bemerkenswert 
ist (vgl. Fig. 3). 

Beiden Häusern der W^ohlhabcndcn findet man häufig 
auch die Wände mit charakteristischen bunten Orna- 
menten (in Weifs, Kot und Schwarz) bemalt (vgl. Fig. 3 
und 7). Schnitzereien sind bei den Karos seltener. 
Häufig findet man sie bei den Tobas, auch bei den Pak- 
paks sah ich dergleichen. Ks sind entweder Reliefonia- 
mente auf den HauswAnden oder Säulenschnitxung der 
grofsen Treppenpfeiler der Häuser (vgl. z. B. Fig. H). 

An sonstigen Ueb&uden sind zu erwähnen: das Lesung 
oder das Ueisstampfhans, das Hingan page oder Vorrats- 
haus, das Bale oder M&nnerhaus und sclilierslich das 
Geriten oder Tot«nhaus. 

Das Dauprincip ist allenthalben dasselbe, stet« das- 
selbe Dach, dieselben schiefen Wände u. s. w. 

Die beigegebenen Figuren zeigen besser als lange 
Beschreibungen die Kigenart jedes Gebäudes. 



") Es Hegt nabe, eine Art Talisman darin zu sehen, da 
ja die Hauseidecbse bei den Malaiem als glückliringeiul gilt. 

") V. Itrenner nennt es I. c. 8.203 pangaraul raut und 
Iwzeiolinvt es als .slylisierles Krokotlil*. 




Fig. 9. Taiii|«t dndnk (Sitzplatz) aus Kotosang (I>akpak). 

. ,^L. i y Google 



Dr. Wllhtlm Tolsi Hkoibsa «a4 DorfknUg« b« dM Bsti«k*rii iu llordiaiii»ira. MS 



Dm LlcuDg (Fig. 6), d. h. da« SränUmpiliftnt, ist 

L'ln«' offene Halle mit dem t ypit-i-lun Kiirot!ncli. Auf dfir 
erhöhten Diele liegen einige (meist zwei) lunge, dickt:, 
an dm Ea/äm mÜ ttilinartan Oadohtera bnoboitete 




Tig. 10. Pakpak-Bürg mit IUi>il>ut-8cbatz4l8eh 
«n Katonnc. Durtber Kootiraktion des PMlica. 

Haiken, in denen »ich eine Keilie etwii l>, t m Im Duroh- 
meaaer haltender und ehfiiiso tii-fiir I.rii-liür l>eiirniet. In 
diese wird der uiiciuhülati' Vivl^ ftcttcliültet und von den 
Frauen durch Stampfen mit armdicken, «twa ,> m langen 
Stangen von den llQlaen befreit Durch SohQtteln auf 
gnhun, korbdsokaUrtiMBSoliwiogai wwrdaa dton Körner 
nndHolmn gatnnnt. von frBhtolfoig«! buiom apAten 
Abend ist das eintönige Stampfen in den Kampongs sn 
bören und in fulatiefor Schicht liegt die lose Spreu um 
Jas I.enuiif,'. Nicht inimor Hiiii! ea Lipdecktr llii.len; ge- 
legentlich (in kleineren Katupüug») siebt man auch un- 
gedaobte, tribünenartige Stampfbäuser. Daa Reiaaiampf- 
liam iat» ww e« aohaint, auf die Karobattaker begehrftnkt 

Du Tobalmito benotsen snm Reiientbaleen grofee, 
latt «iuMD gMkban, tiafen Lodi vanahaiM StainblAake 
bai dan Tlnorbattalteni fand {eb mit «In«u Lodie Ter- 
•ebene Holsblücke im GeLi'>iu<.1i iFi;,'. 11 in der Mittel 

Die Reisapeicher , Ilin^'iin ]iag(<, htellun sich uua 
etwa als kleine H&user dar mit etw a :! Iii« l in Seitenl&Dge. 
Sie stehen hoch Qber dem Erdboden (etwa 2 bis 3 m), 
der grüfaoren Sicherheit haibar. Wlhrend das eigent- 
lifflhe, aUiaitB gaaoUonane H»iw Ton atahman FaaBÜlen 
suaMDUBan & düeratiaii ab Batupaidiar bannlit wird, 
befindet sich unten, etwa 2 bia 8 Fnb ttbar datn Erd- 
boden, eine Plattform, liier aitmn tugaliber dieMftnner, 
ruuiheiid. ^{lielcnd. plaademd oder auch Fransen an 
ihre Jacke kuü)>l'<.-ud — das sind ihre einzigen Be»chftf- 
tigungen (Fig. 7). So vertritt im östlichen Karolande 
darBaiaapaMkar glaichzaig daa Uala odar Vanammluaga- 
bava dar waaUkbM Kairobattakar. 

Die Plattform anderer Speicher wieder iat den Frauen 
überlassen , die hier ihre Fftrbwerkstätten hal>en. liier 
lioriiitL'H n\e in grofKeu Töpfen jene ),'fllilicl\prü ne , fibel- 
rieolii-nde I'niäsigkeit zu, mit dar sie ihren Ciewändern 
ain<- sL-hüno, indigoblaue Farbe gaben (Fig. 7 links). 

Derartige aeiian aoqgafOhrta Raiiapaiidiar findat man 
t«r altem M da» Karobattakani; dan tab kdi aadi in 
Kotosang bei den Pakpaki deren. Toba- und Timor- 
baitaker bewahren, soweit ich das gesehen« ihre JReis- 
TorrKto teils im Ilnune »elbbt auf, teils in globaB tMUMn- 
ariigen ilehiiltero unter dem Uaua«. 



Bala odorTeraammlungs- undF^andanblinar, daran 

Zwuck Wolinort der Junf^gesellen, Snlilnfj)'alz der Frem- 
den und Aufenthaltsort etc. der Männer am Tage ist, 
habo ich, wie bereit» hunierkl, im (jj-tliehen Karolande 
nicht gefunden. Auch bei den loba-, I'akpak- und 
Timorbattakern fehlen sie, soweit meine Kenntnis reicht; 
■ia werden durob Tenchiadana Baatan araatst, daran 
einige dan Framdan lom Anflmttnlt dianan, dann aadara 
als PlaadersULbdiaB «Ih bmniM wmdm, Dia Jnng* 
gesellan aditefan in dan groben Wobnbinaeni. 

Die FremdenbäuBer Bind höchst verschieden: ein 
allseits offenee Haus iu ranguujung-an I Timurbattakor) 
(vgL Vi'^. 11. hinten rechts); ein einfunhes, nur etwa 
Vi B> tiber dem Boden »tebeudes Haus ohne Plattform, 
ohne Fbuerstelle inToDgging(Toba) ; eine bambusgedaakta 
Halle la ebanar Erde in Kotoaang (Palqpak) a(a., da* 
•bd atwa dia Haupttypen. 

Der leitende Oedanke ist offenbar der: dem Fremd- 
ling zwar Scbnts vor der Wittorung su bieten, aber 
dnbei den Raum so zu gestalten, dnf" ni.in ihn stets 
unter Augen hüben kann, und dufs dua Fremdenhaus im 
Falle eines Torbereiteten Überfalles keinen Stfltspuukt 
im Kampong bieten kann. Ho sind denn auch bei den 
Urwaldkampongs der Halaiar stets die Freiudiobtnaer 
aaf aUan vier, mindaatana tMt drei Sattan oibn. 

Mehr Sorgfalt wird Im allgemeinen anf dia tampat 
duduk, .Sitzijlätee", Terwandt. Diu Fif^'urou S und !) 
stellen derartif/e HiluBcben aus Porobbo, am Nordwe.^t- 
ufer dua TuLi' i l'obabattaker), wiü aus Kutosaug 

(Pakpaks) dar. Der ürundplan ist bei beiden mit kleinen 
Abänderungen jener daa i;|ia«hen Battakhauses, dort 
mit doppaltar PlsttfanB nun Sitaan, liiar mit ainem 
groraaren Obarba«, in dam naeh Aagaba dar Dorf« 
bewohner S&rge stehen. Beide seiobnen sich durob die 
reiche Versiemng mit Schnitzwerk and Malerei ans. 
1 'ie Dimen.'-ifineii sind nicht sehr lieträehtlich : die Seiten- 
lange betrügt etwa 2 und 3 m, dm Hübe etwa 6 m. 
Aufser diesen Holzbauten findet man am Nordufer daa 
Toba-Sees noch einfachere tampat duduks: ans Stainan 
aufgeaobiohtete Plattformen mit etwa 2 bis 3 m Saitan« 
Ulnga nnd beiläufig Vi bis iVumHAhab Dacartiga Platt- 
formen nmgeb^n , gleichseitig «Ja PUnder- nnd Waebi- 
pl&tzo dlei ' Iii lin^'sum did Mauer Tun Tongging; einen 
ähnlichen Luuput duduk fand ich vor dem Hause des 
Kadjii vou Porobbo. 

leb will hier nicht näher auf dieUeritvn uiler Toten- 
hiluser eingeben. Man findet sie in den verschiedcui^ten 
Arten: Uaiaapaiobarartiga Hitnaehan, aof daran Plattform 
«niga Sirga ataban (i. & in Lokan), bia an rinfaehan 
Schutedachem fQr den Sarg, wie in Kotosang. Hierher 
mufs man sehlielslich auch noch alle jenen kleinen Raulen 
und Erinnemngsseii'lien /. ibien, die sur liezeichnuiiLr des 
Verbrennungsplataes dienen, bis hinab cu den kleinen, 
an etwa 3 m langen Stangen befestigten weifsen Fähnchen. 

Bemerkenswert ist die grofse Finfachheit der Pak- 
pak-Bärge, die nur vom ein rohes Uesicht tragen (vergl. 
Fig. 10), ibnlieb dan BaiaUflekan im Baiaatampfhaoaa 
dar Karo. 

Ich will diesen .Miuchnitt nii-ht schlieffien, ohne auf 
jene Bantechnik hingewiesen zu haben, die, den übrigen 
liiitt-akcrn vi'dlig fremd, bei den rnkpuks in> Gebraui ii 
i ist: die liambushAuser. Uicht boi Kot4>saug steht eine 
I Feldbette, etwa 2 m Ober dem Boden, ganz aus Bamboa 
arbanti mit ainar doppaltan fiambnapalimada nmgaban. 
Ebanao iat daa Frandaobana in Kateaanf atra Binbaa 
hergestellt , sowie die Gerüste oud SahutadSoher fQr die 

") Einige brnachbare Abbildungen finden aicU bei von 
Brenner, I. o. 8. 2M, 2.15, X37. — Bemerkentwert ist die 
ÄbnUehkait des HiUisoiMiis von S. 237 mit ani«er Fig. 8. 



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834 



Dr. Wilhelm Volx: H«atbau und Dorraalaira bei den Baltakem in Nordauroatra. 




Fig. II. Timor- KampoDf; I'Bi](;tinjan(;an östlich vom Tolia-Bi<«. In iler Milte ein 
Beit staJUpfend«« llattskweib und ein uniKcdrebter Reintnmprtrog; hinten reclita 
da« Fremdentlaus mit meinen Trägern. 

Särge. Fig. 10 zeigt die Art und Weise, wie ein Bam- 
busdach aus gespaltenen Banibusrohrcn ") hergestellt 
wird; aber eine Lage halber DambuBrohre, deren hohle 
Seite nach oben liegt, wird, versotzt, eine andere Lage 
gelegt, deren Hohlseite nach unten liegt, so dafti jedes 
Rohr der Oberlage beiderseits in einem Hohre der Unter- 
lage liegt; der First wird mit einem geschlitzten Uaro- 
busbrett geschlossen. Hin solchea Dach ist absolut 
wasserdicht, ja bisweilen ist sogar eine Dachrinne aus 
einem h8ll>en Dambusrohr Torhanden — eine Hinrich- 
tung, die bei einem Volke, das bis za meinem Itesach 
Oberhaupt noch nicht mit Knropäern in Berührnng ge- 
treten war, aufsenirdcntlich seltsam anmutet. 

Wahrend so ein einheitlicher /ng — wenn wir Ton 
den Ilanibushäu»eru der I'akpaks absehen — durch alle 
Baulichkeiten im Norden und NordweHten des Toba-Sees 
geht, linden wir im Osten und Süden viel Abweichendos. 
Die Form des HauseN wird wesentlich einfacher und 
nähert sich mehr dem malaiiachen Typus, auch im Bau- 
material, aber der Ilauptunterschied bleibt: die 
Lage der Thür: beim Bnttak- 
liause an der Giebelseite, 
beim lualaiisuhen Iliiusc an 
der LängNseite; dadurch gewin- 
nen beide Kampongs, wie ein 
Vergleich Ton Fig. 11 und 1 zeigt, 
ein Tüllig verschiedenes Aussehen. 

Wir kommen zur DoiTaillaiCO 
bei den Battakern. Unterscheiden 
»ich Karo-, Tolia- etc. Battaker in 
Bezug auf Kleidung, BewafTuung 
und TielcB andere sehr scharf und 
deutlich voni-inander. so »pielt für 
die Art der Durfanlage der Statu- 
lucsunt-erNchied absolut 1 keine 
Rolle; sie wird (»estiiumt lediglich 
durch den tielAndocharakter. 



Man kann drei'') Arten der 
Dorfanlage unterscheiden : 

1. den Urwaldkampong, 

2. den Kampong der Uoch'- 
fläche und 

3. den Kampong des See- 
Strandes. 

Der Urwaldkampong stellt 
die einfachste Form der Dorf- 
anlage dar. Auf einer Urwald- 
lichtung stehen , stets an einem 
Flusse gelegen , die Häuser in 
Strafsenfoi^, die Thür der Strafse 
zugewendet. Diese Dorfform 
haben auch alle die Buschmalaier- 
kampongs (vgl. Fig. 1 und 11), 
doch kann man beide auf den 
ersten Blick unterscheiden. Bei 
den Malaierkampongs gehen die 
Giebel parallel der Strafso, bei 
den Battakkampongs stehen sie 
dagegen senkrecht zu ihr. 

Auch auf derToba-Insel (von 
Breuner) und im Süden des Sees 
(Modigliani) finden sich derartig 
angelegte Dörfer. 

Eine Umziiunung ist im all- 
gemeinen nicht vorhanden, ist 
auch bei der Spärlichkeit der Urwaldbevölkerung gar 
nicht vounöten. Abgesehen von einem Fremdenhaase 
(vgl. Fig. 1 1 hinten rechts), bestehen die Kampongs nnr 
noch aus Wohnhäusern. Besondere Reisspcicher sind 
nicht vorhanden. 

Einen tlbcrgatig zur nächsten Form bilden die Karo- 
kampongs des DuHun "'). Sie sind in jungfräulichem Ur- 
waldo gelogen, aber meist umzäunt; sn wird denn auch 
die Strafsenfnrm nicht immer genau bewahrt. 

Die Kampongs der Ilochfliiche. Auf der Hoch- 
fläche an einem der vielen, etwa 8U biü 100m tief ein- 

") Das bezieht nicb ontürlich nur auf tli« mir persönlich 
l>ek»ntit gewortlvnea Gebiete: aUii die Hochebene im Nonleu 
und Nonlweateii de» Toba 8eea nebot dem Verlande, sowie das 
Uberl;ind von Kwalu im Unten dei Hees, 

I>er etwa 1200 bis I.HiOm hoben Battnkhocliebene ist 
im Norden, durch eini-n etwa ."VOO m tiefen Ktrilabfall i;eir<.>nnt, 
ein Vorland anxelaKcrt, da» sogen. DusaoKebiet y\a ist ein 
breiter UrwKldt;iirt«l, von Karobattakem bewohnt, der, all- 
mählich aich erniedrigend, die liochSäche von der niedriKen 
Plantagenzone der Küste trennt. 




l)ie*e Dilcher erinnern auffal- 
lend an die bekannten chinesischen 
Uohlzie)(eldächer. 



Vif(. 12. l><irfplKt7. des Karu- Kampong Ilakit Links Reisstaiiipfhans. 
Di« grofwn Oehäude sind Wohnhäuser, die kleinen Keinpeicher. 



gwobaHteaMD FliüttuioiM, litgra, vmtookt in «bmi 

Kampongwaldcben — dem Reit« de« ehemals ^i* ganse 
Hoehfliehe bedeckenden Urwaldes — die D&rfeF- I^<^ <i'« 
BuTölkerung Iiier ziemlich dicht iat, M lifgHl f** TW- 
hftltaiimärsig nahe bei ewander. 

Mm hat Jeu K&mpoDgwald im UrwaJdsiutande li^- 
Imho, 10 dala er aar «of d«a Torhaadeoea Ww* darc<l~ 
•ddiittai trwdm Iubb. IKwMr HMui gaai beqoMue 
W«g iit durch Krammungen, ümvege u. a. kfinatlich 
TWl&ngert und so gelegt, daTs er durch teils natürliche, 
teil* känatlicbe Hindernisae, wie Uohlwego, Tburo etc., 
f&hrt, also leicht verteidigt werdeu kaua. Bei der Dich- 
tigkeit der tropischen Urwälder ist aber ein Eindringen 
dorah den Waldgürtel ohne Wag auagasehlossen , oder 
abar u endlich zeitraubend nod UnnMid, da ein Weg 
MikKffi iMtitoll nnb. Nudtdam man noch einige hohe 
Fannadan, die alterdinga nur in Kriegsseiten gesohlossen 
werden, tlurchBchritten hat, kommt man zur Dorfhecke; 
iio besteht, hall) Zauu, halb Hecke, aus krikftigen Dom- 
buschen. Ein Eingang, nur meterhreit \ind oft 2 bia 
3 Fufs aber der Erde gelegen, so dafa uur ein Mensch 
zur Zeit ihn passieren kann, fahrt hiiidaroh. So ist 
jadaa Dorf eiaa kkiM, kiaht m iwtaidignida FaatODg. 
Daa Dorf selbsi fit imiarlialb dai Zaimaa riamlieh nn- 
regelmäff'iu' l i > ,^ut : um einen Platz, auf dem bSufig ein 
dicker l'fahi zum Zi«hcn des SilberdrahteB Bt«ht, liegen 
nnregelm&lsig verteilt die Häuser, nach dcu Himmels- 
richtungen Korden bis Süden bezw. Osten bis Westen 
orientiert. Dicht am Platze, in der Mitte des Dorfes, 
atahi daa Heiaatamnfhaoi , abanao wia anab dia Baü- 
•paidnr Mit Toritaba dam Platia uba farttakt ifiid. 
Die WohnhSuser selbst liegen oft an oder in einem ver- 
naoblAs^igten, mit niedriger, unordentlicher Hecke um- 
gabenen Gitrtcben (vergl. Fig. 12). 

Vom Dorfe führt eio meist reobt breiter, oft lauf- 
grabenartig versenkter Weg sehr steil zum Flau» 
hinab, oft dniab Ctatgal^^ Stlmmehan tngfwsüg 
angelegt 

Die GHSfse der Dörfer aabvaakt athr, doah kann 
man im Durchschnitt etwa 10 bia IS IKuser auf ein 
Dorf ruchnen. (irofsB Dörfer r.erfallen in m !.r n , von- 
einander abgetrennte Quartiere, s. B. Si Brt^a iu sieben, 
Kotosang in nraL Jadaa Quitiar bat «ainan algaaan [ 
HtapUing, I 



and dar Abkaaft dar Palyaasiar. 8S5 



Bai diaaar Kanpcogfbnn cdbt dia TarlaidiguigaittTiM 

wesentlich im Urwaldgürtel und dem leicht zu schützen- 
den Wege durch denselben. Diese Dörfer beanspruchen 
also einen recht bedeutenden Raum. Wo nicht viel Plats 
zur Verfügung «t«bt, wie bei den sohmaieo ätrandniede- 
rungen des Toba-Sees, mufs ein anderes System Plat* 
greifen, daa Varteidigungiatiriia aad Baombaielirlolraag 
verbiadat., Tongging iat ab muatergflltigea Baitpial 
ttifte. - 

Die Kampongs de* Seestrandes liegen nteht 
versteckt im Inneren e'mcn KampungwalJuii, sondern so 
im Walde, dals derselbe, kaum viel gröl'ser als das Dorf, 
nur die Häuser der Sicht entzieht. 

Der Hauptnnterschied von den Dörfern der Hoch« 
fläche besteht aber darin, dafs jedes Hans für sich liegt, 
y^in^ baha aos nBtMfhaTWiMi S^ ffl uM ^r fc f * rah gaMbiabtela 
Haaar nsd Heeke niagiebt dae gaaie Dorf; nnr wenig» 
Eingänge führen hindurch und führen auf breite, iMiider- 
««ite durch hoho Mauern oingefttfete Wege, die das Dorf 
durchsclineiden. Jedes Haus liegt für sich Diit Mauer 
und Hecke umgeben, aas denen nur schmale Ffortan 
sieh auf die Kampongwege öfl'nen. So bildet jadaa Haiu 
eine Faitoag fBr mku Zwiaaban daa Hinaamt alt dan 
Wegen and «a aaiMt noeb Plata ist, atalieB aahlnidia 
RilumeunddiohtesBuschwerk, da» dem(ianzen von weitem 
gesehen ein waldartiges .\uBaehen verleiht, llinga um die 
Kampungmauer verteilt, nuho den EingiUigeu. liegen die 
bereits oben beschriebeneu, 8teiuge«ckicht«teu Sitzplatt- 
formen. Hier halten sich die Männer in den Mufse- 
stundea aof nnd vartraiban aieh dia Zeit aüt Plandani, 
Spielen eto. Gldelistltig sind ea a«eh Baobaebtnnga* 

jiosten; denn von hier aus können sie ihre Felder, kön- 
nen sie den .See überschauen , und niemand kann sich 
ungesehen niihern. Eine derartige Wachsamkeit aber 
war dringend erforderlich, als noch Menschenraub eine 
Hanpteinnahmei[uelle der Seeanwohner bildete und riu- 
barimka ÜbarftUa uittalat dar grobaa Krii^gakthna aof 
dar Tagaaordnnng atandan. 

Wir sehen also, die Verschiedenheit der Dorfanlage 
ist kein Stammesnntarschied, wie deren (siehe oben) ffir 
.Schmuck, Kleidang etc. niafsgebend sind, sondern ledig- 
lich ein .\u$t]ars der i>ebensverbiiltnisse und des Ge- 
ländechar&kters; wir haben in ihr kein eÜinolc^iidiaa 
I UarlEDal, iondeni aar aioa AnpaHang sn aaban. 



Zn den Wandernngen nnd der Abknnft der Polynesien 

(StammeBBagen und Sprachyergleiehniig;) 

Taa W. T. Balow. Matapoo (Samoainiela). 

Dia WicbtigkaÜdarErfenNbaoigdynastiicher Stamm- Als Stammland der Maori werden die 
lAmna der UrrOlker kSnnIa vielfaeb mit Recht in Frage 
gestellt werden. 

Bezüglich der SudHiievolker kann mau jedoch dieser 
Art der Erforschung der Kosmogonie und Theogonie 
derselben einen Nutzen nicht ganz absprechen, denn 
aiieh die Sfidseevölker stammen mit ihren Herrschern 
TOB Gftttem ab, die entweder aelbit tob Ewigkeit bar 
oder ans dem TTnrtaUb — Hlnnel nnd Erda oder Erda 
und Licht -- ent.standen sind. 

I)ie I'ragc fumer des ZusamiDPnhangos der Völker, 
ihres einstigen Verkehr« miteinander und die Reihen- 
folge der Abzweigungen voneinander kano mau oft, 
aofser ans höchst unzuverlässigen Sagen, sicherer nur 
dsnb dia StammKnaa dar Harracherfaaiilien der 

vnd dorcb 



Inselgruppen angesehen: Die Einen raebtan „Hawolkl* 
auf den SundwichHinüeln, Andere iu „Hamoa" , auf der 
Samoatnsel 8aTftü , noch Andere ') brachten die In»e!n 
Sumatra, Sumbava, Samow, Java, .\vii, Avaui mit 
„Hawaiki" oder „Hamoa" in Verbindung; und neuer- 
dings sucht man die Insel Raiatea als einen Ausgai^pi- 
ponJlt polynesisoher Sagenbildang iiiinoataUaa *)• 

Die Tergleichung der Spradhen und die polynenseben 
Volkssiigcu dienten allen Forschern ak Leitsterne. 

Tregear bat schon im Jahre 1891 die (jucUeu für 
dia polynaaiidia Faraaikiiiig waaiMiaangeataiit and ta 



') Gognet, ^llecit.H Uaori" (Let mii»ionH catlioliijue« IH'jK, 

*) M. I^onon, .Lk* foljra^nM* hält da* Mitteleiiaud von 
Ot die DAatanaft dar Maari. 



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W. » . Bnlow: Zn dan W>ndernBg «n und der Ab ^kgaft ä»r Pol y 



neBter. 



»einem Compa 
■ehr sorg'Mim 

Itpi dfini Stuiiium der von ibDi Seite 6li7 u. f. ge- 
gebenen ätauiiubäunie Terglicb icb die in den Genealo- 
gien der venchiedenen Völker anfgefÄhrlen Namen mit- 
•iMUider ond &nd. w»b «ueh Xres*» gsfuadan hatte, 
— um mit Tngamr m ipraehao — ab »ik* interesting 
iiortions" Abb Staniml)aumes von 
of Maori beroi;»''. So z. D. : "'"'' ^ , _ - ^'^ 

Hawaii: 28, Aikanaka, 29, Ilcmu, 31, Wahioloa, I 
32, Laka und Maori: 27, Aikauaka, 26, llema, SO, 
Wahieroa, 31, RaU. 

LsIm (EbwMi) odw StA* Q^»m^) üt deijenige Herr, 
d«r di« «nU Auwandowiriiipfl von Hamtki üMB Aotwe 
oder Aotearoa-Nenseeland führte. 

Nach ihm scheidet sich dieser (Hawaii) Stammbaum 
in zwei Linien, von denen äit eine Linie mit <lem Stamm- 
vater i<uanuu (33) in Hawaii fortbesteht und die dor- 
tigen Könige bis zu Kamehameha (72) — im Jahre 
1705 — herrorbraobte, wihnnd die ander« UuieTuw- 
bakararo (32) amn Stammvatar bat, in Neaaeeland 
blähte und den etwa 1890 Teratorbenen Häuptling des 
Maniapotoatammes, Wetere Te Rerenga (55) erzeugte. 

Noch wichtiger fOir mich wiir aUcr, zu finden, dafs 
eine Umwandlung der UawaiiausdrQcke in die Maori- 
apraehe vielfach durch daa ZwiacbeilgU«d der «amoa- 
aiaehan Sprache erleichtert wird. 

Will ich nämlich die Identität einarllaori- 
form mit aiaer Bawaiiforn faaiatallaii, ao ainfa 
ioh den Hawaiianidraek saarit ia den lamoa» 
niaclien zu r üclt b ilde n und dann aus dem Sa- 
moauibukeu die Mauriform konstruieren. 

Der Sohn des Ilema (2li| dea Hawaiistammbavimes 
heifsl (30) Kabai und derselbe in dem Maoristamm- 
baum (29) Tawhaki. Die entsprecbenda lamoaDiiche 
Form Übe beide Namen baibt TafaL 

Der Donner beibt in Hawai! hekOi, maoriMh wbai> 
til i Tind samoanisch fuititiM ' - Wort hekili hst ai in 
e kontrahiert ; aucb bnukatikaa (Hawaii), Wbakataka- 
takii, (Maori) und fiKitau (äamoa) s frei nmbiHgdien, 
können al« Beispiele dienen. 

Die samoaniachen Fomi< n l'afai, faititili und faataa 
dfizften den Maoriformen Tawhaki, whaitiii und Vba* 
katakataka niher Terwandt aein, wie die Hawaüfennen 

Kahai, hekUi und bookaakaa. 

Die Regelu für Llmbildving der Sauioaspracbe in die 
Hawaiisprache lauttju: 

1. Das KausativpnUix faa (S.) wiiid hoo und ho, hua 
und ha (H.), wie in lioo-kaakaa ~ faataa (S.), haa-lele 
= faalela (S.)i bo-a»ba = laa-aafu (S>), ba-aw« = faa- 
afe(&). 

2. Daa F (S.) wird H und W (H.), wi* in falb (S.) 
= kawa (H.) und fiU (S.) ~ hili (H.). 

3. Dab \ rs.) «iid W (fl.) wie in tapuTaa (S.) 

^ kajmwai (H ). 

4. Das N ( S.) und das wie ng ausgesprochene G (S.) 
wird N (Ii.), wie in tagata (8.) s= kanaka (H.) oder 
taue (8.) = kana {IL). 

5. Das T (S.) wird K (H.), wie in taU (S.) ss kak 
oder latu (S.) = haku (IL). 

U. Das L (S.) wild aft N (E.). wie in Maligi (S.) 
= manini (II.). 

Die Regeln fOr Rackbildung der Maofilpradw in die 
Somckaaprache sind folgende: 

1. W h (M.) und bisweUen daa W (If.) werden in 
dar Saaooasprache F, wie in wabi (HO = faoi (8.). 
wbatn (M.) = fatu (S.) 

2. n fM.) wird F, S oder T (S.), wie in wabi=fau 
(SO. bua (M.) = foa (S.), hine = teiue (S.). 



4 Dm* ^'^ ^ TM.) = Lata (S ). 

t^i zwischen zwei Vokale eingeacbobena odar daa 
zu Aufayl Wurt« und Silben atcbcnde K (M.) ftUt 

aus, wicf in ^ katikati (M.) = ati- 

ftti i-A 

e wenigen Haaptar^galn genflgen, um dieSpraeb« 
Itidiaft fettnatellen. 

Die von Tregear gegebenen Stammbäume dürften 
den Beweis erbracht liat»?n , dafs die Maori allerdings 
Yün dun Kingeborenen von Hawaii abatamuien. Doch 
die Frage, welchem Umstände es zuzuschreiben ist, dafs 
die Sprache der Maori lieh mehr der Samoaniachen ala 
der Ton Hawaii albert, bleibt fSr jetat neoh nnanf- 
gekillt. 

Verachiedene lUgJiehkdtan Began TOT, dieae Fiaga 

SU beantworten. 

Haben dio llawaiipolynesier zur Zeit der Abzwei- 
gung der Mauri eine von der jetzigen Samoaaprache 
noch nicht sehr abweichende Sprache gesprochen V — 
Die B^abang dieaer Frage acheint wabnolieinlidi. — 
Oder, eaban nie vielleiebt aoeb ala ein Yolk satammein 
mit den jetzigen Samoanem, in Samoa? — Doeb bier* 
gegen spricht der Kura — .westlich* — , den die Fahr- 
zeugij der l[nwLiiieuiigraiiteü nabmeii, ala sie nach Neu- 
seeland übersiedelten. — Uder »bor ist anf Samoa einer 
jener Anlaufbifen der Maoriem igranten gewesen , den 
sie selbst Rarotonga beneimeu und der den din* 
Wanderern filr mebrera Generationen als Aufenthalt 
diente? In Barotonga aelbst verlegt man die Heimat 
dea Rata (Maori) — Laka (Hawaii) — Lata (Samoa) 
nach „Kupolu" — der Insel Upolu — undin der Bucht 
von „pHgaroa" — Fagaloa (S.) soll aicb eine Ver- 
steinerung des Schiffes der Lata (naeh ^Hjtba and 
Songa" by W. Wjatt Gill) befinden. 

Vor etwa 25 Oenentioaen fand anlar Bata-Lakap 
Lata die Einwanderang naoh Keuseeland statt, alaa an 
Zeit, ala in Samoa derTongakönigTalafeü (Same*- 

iiiücb) '>i\i:v Tiilftltfiiraikl fTütiguiiiscli) berrscbte (vergl. 
., I)ie TongiikrieRe'", (i'obuR, l!d. »IS, Heft 2:1. S. 3i;5). 
Sollte l!aru- 1 oiiga - iraro |^Liori] = lalo [>>uiuo;i| 

~ unten) — vielleicht das von Tonga unterworfene 
Samoa bedeuten? 

Ton jatst ab 25 Qenerationen rikokwirta garaebnet 
finden wir in dem Stammbanme dea Ifaniapotoatammea 



der Miiori fTregeiir), wie bereif s erwribnf, Rata, und 
HO (ienenttioueii ri'ickwiirts im Stjiiiiiubinim der Könige 
von Tonga den Tabikaif.iiki lebeiKiaselb-qt ) , während 
«;rgl Etiit 22 Geiiuratiuuen deü Htumwbaumes samoaniaeber 
Könige Samoa sich von der Tonganer-Ilerrsohaft ba> 
freite (Olobna, BMid71, 8. 1.'>1. 152, lu^llatenogaa nun 
Blammbanm aamoaniaober Könige). 

Savea, der den Samoanem als Anführer gedient 
hatte, machte sich zum Könige. Sein Stammbaum brach 
aber in in.iuulicber Linie bald ab und konnte nur dureb 
Einheiraten tonganischer Häuptlinge nominell im üe- 
stande erhalten wwdan. 

Ancb dieaa aamaaniadie ÜberlieCimng beetitigt der 
Stammbaum tonganiaeber EAnige (bei Tifegear), da der 
Enkd nnd Urenkel dea TaU k« fai ki ala Havea — 
welchee etymologisch derselbe Name ist, wie der samo- 
anische Name Savea - aulgefiibrt werden. 

Bemerkenswert ist ferner, dafs die Maori im Besitze 
von Sagen sind, welche von einem Kampfe in Manono 
und ZeratSmng dee Terapela ^ „Uln (Aitocarpus) von 
Manono* und dea ,|Ti(DraoaeDa,' Cordylina) ^ 



Manono iai nun aber die kleinste der Saraoalnaeln 

und während die Namen der inei-ten anderen Inseln 
aicb in jeder Gruppe Polynesiens wiederholen — wie 



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Klein« I?»obri«kt«B. 



SS7 



Savaii, Hapai, Uawaü, IlaTaUÜ, Araiki, ATaui, Ava 
Tialleieht gvbArt anoh Jan hierhar — , attht disaeloMl 
allaia da; ma ZmtM Ober die IdmtiUt denolben lum 
alao waM kanm anfkomman. 

Tu dem Dorfe Täga (sp. Tänga), welclics auf Jor 
Südseite <ier Insel Savaii der Samoainseln gelegt^it igt, 
wird, wie mir Herr Dr. Augusthi Kraemer mitteilt, ein 
Fels im Meere gezeigt, auf welchem daa Schiff des 
Lata zeraebeJlt Nach VaTan, einer Inwl der Freund- ' 
schaftagruppe, machten die Maori KriegMüge und die { 
Kingehoretien derMarquesas behaupten, VaTan lei eioer I 
der 1 !1 Kutiiplrilzo pulyiu-HlHilicr Kinwanderung ; doch i 
ob dieses nickt vivin das alte \ nvau, Borabora- 
Polapola — der Gesellschaftsinsiln i-t, ist fr.^glich. ! 
Fraglich ist es auch, ob mit tlitwaii, Uuvaiki, Avaiki in 
alten Sagen nicht mitunter die Insel Riiiatea der Ge- 
aellecbaftsiiuelB i^^meint iet, derer aUer Käme Uavaü 1 
wer. I 

Die Rarotonganer Sfi^pn fiiacli Tr.'gRai): .Vavan ist 
das „„«rsprüngliche"" l.iiüil, wolur I^inigc kamen.' 

Sio zuIjIcu . iLi'i^prüDglii-'liij ' I.iiuiJiT Atiii , Avuil^i 
(SaTttü?), Ku(ioru (Upuin), Vavau und Ma&uka (Ma- 
nua) auf. 

Als die Ahnen der jetaigea BeTAUunnig vm Viti | 
nnd Tonga in Samoa einwanderte», fanden eie bereit« | 

eine Bevölkerung vor, welche anscheinend ebenfalls ans 
Polyneeiem, wahrscheinlich also aus der Vorhat jener 
grotsen Muluyo-pMlyiicsibuhen Völker* imduruufe' LrstLHnl. 
Uber welche nur wenig sn uns fiberkommen ist: Der 
Titel der Tut Mauna der Könige von Manua — , 
deren Lob der flamoanar noeh jetat bei Beerdigung 
•einer Toten eingt*), «Toi Maira» e, lau alü «'« nnd 
deren Reich „von Sarotonga bis Viti** reichte, ferner 
die Namen einiger Hinptlinge von Savaii , wie Manga 
nnd I'ai, Liavaa*), MauHimUk' und Tun sowie der 
Name Le Tavae tele, des Uiinptlings voa Anna und 
Loa, des Häuptlings von Fagaloa, die beiden letzten I 
auf der Inael Upoln, ist alles, was wir von ihnen bis 
jetat winen. 

In Tong» tegiactan damala der Tnitong« aiaifo nnd 
der Toitonga laeae, die Könige tob Tonga im Westen 

und Tonga im Oxten ; dafs sie Polyuesier waren, ist an- 
zunehmen; wie weit ihre Herrschaft reicht«, ist nicht 
bekannt, <liH:h snll aii: hlch hin nnch Lonialonia der 
Vitigruppo und bis auf eiueti Teil dt>r Innul Vili lovu 
erstreckt haben. 

In ViU regierten die Xoifiii, ebenfalle Naobkommen 
dee Tagaloa a lag! (wie die Tai Tog», Toi Manna, nnd 
dif eatiK'STiivrlien Iläuiilling.Hfaniilien). Sie regierten 
aber eine Bt-voikeruiiir. « cklic dam.ils wahrscheinlich *) 
noch diesfUie Sjiraclie «jiracli, wie die Tonganor und die 
Samoaner; sie, wie alle I'olj'neüier , waren mehr oder 
woniger Kannibalen. 

IMe Maori fanden bei ibrer Einwanderung in Nea- 
■edand (Aolere, Aotaa, Aalaaraa) eine polyueueeha ür- 
bevölkeruDg vor, welche Hiti (nach Tregear), nach be- 
kannter Etymologie (II maori = F, S, oder T samoa), 
also üanioaulscb Ktt adar in eiga&ar SpiMliB jetnt Titi 
genannt wird. 

Der von den Maori nicht ausgerottcle Teil dieser 
UrbeTAlkemng Tennaehte aioh mit den Maori} Aber 
«aim Berknnft iai xäxMt belMmi, doeh nt aa ja laiabt 
mBglieh, dafs derselbe rine Absweigting der Yitler war, 
dann anderer Aat avf den VitäneeÜa oder schon vorher 



*) Oktan, 94. Tl, & IM. 

*) Olobui, B4. «>, & SM «nd Intcmatkwato AtcUv für 
»hiio^»pb., ad. 11, UM, B. 10: XNaOeseUahtedesStammp 
men der Bamoanir, 



mit MelaBesiem sieb vermiscbt« — denn, daüi die 
jetsigen Vitier eine pelyneslseh-melanesiseii« ViidiiMM 
•ind, ist wohl nnbezweifelt — , und lo den Grund nur 
Umwandlung der ehemals rein polynesiscben *) Titi- 
spnuhe in die jetaiga paljiM8taeb-na]Mi«Haota« ICaeb- 

aprache legte. 

Von Hawaii bis Viti und von Marqnesas bis 
Neuseeland finden wir immer wieder dieselben Übw- 
licferungen, dieselbe Kosmogonie, dieselbe Tbeogonie^ 
dieselbe Lebenswaise, Lebensansebanoog, Oeiaten- Vmä 
KSrperbildung, yielfaeb sidi wiederbolend dlesdben 
Katurn Jor WiiUnnitre, und stets weist die Ahnung der 
Völker Ulis nach Westen hin, als den Ursitz ihrer Ahnen. 

Folgt man rflckwürte nun noch weiter den Spuren 
der Sprache, so biegt die Reiseroute, Polynesien Ter- 
la-^Hiuid, von Viti und den Neubebriden ( Vate oder Fate) 
nach Norden »b, bie wir mit H. Kern*) «in Tjampug, 
Codbin-China, Cambodja nnd den angrentenden Küsten* 
strtcjkcn" dan Endziel erreichen, aber nicht, oliuo vorher 
auf dun Salouioninsoln, z. B. auf Bellona') (Moiki und 
Moav») und an den Küsten Neuguineas sehr uUfSidie 
pol>ut3si»cho Sprachinuuln angetroffen zu haben. 

So grofs auch die Erfolge sein mögen, welche , 
lehrte bei ErÜMTsebung der Sitten, GebrAuche, Ansabanun- 
gen nnd Überlinernngen eintdner polyneeisvber 
Stämme errungen haben, so müssen wir uns ducli ge- 
stehen , dafs wir ein Gesamtbild der polyu^Bischeu 
Kinwandfnmp und der Reihenfolge der Besiedelung 
der jetzigen Wohnsitse uns heute noch nicht machen 
können. 

Aneb ist bei dem VandaUanna, mit dem MiaaSanKn 
die ÜbariisianingaB dar TAIkar. die Denkmiler der ISn- 
gebttMOMW-Kidtar, ibrer pditiBcben Erlebnisse, allee 
deaaaD, was an die Tergangenheit erinnert, gerade in 

der günstigen Sammelzeit zu veniichtun buchten, kaum 
die Aussicht vorhanden, dafs wir noch etwas Genaneree 
Aber die Richtung der Wanderung der Polynesier and 
die Beweggründe nnd Ziele deraeiben erCsbiea werden. 

Jeder Tag, ja Jede Stnada ferringeri nnaatn Ann- 
siobtt 

Jaden Tag gehen einige der Träger derÜbeiüelbmn- 
gen zu ihren Vätern, in die himmlischen Wohnsitz« 
ihrer Ahnen, iit denen Ilo&go-Longo, Tangaroa-Kanaroa- 
Tagaloa oder Tane-Kane, oder wie Bonst in der Landes- 
anssprache der Name des himmel- oder licbtgeborenen 
Herrschers sein mag, in ewigem Glanse die Geschicke 
der Polynesier lenkt; wo in krystallldaren Stoben ewig 
flieraendesWaseer den Labebnnl liefeii nnd darbmliM 

RrotfrucLthautii Tants die Seligeti spStst«' in Pallw, 
dem geheimuiÄVüllea Laude Tanes '). 

Ein glückliches Omen ist es, dafe gerade jetzt wieder 
Männer der Wissenschaft mit germanischer GrQndlioh- 
keit Polynesien durohforschent Wflnaeliein wb ihnem 
eine reefat reicbe Auabeote. 



) II. Kern, De KidjiU»!, p. .1 u. f.; H. 0. *. d.O«UsalS. 
Ub«r «iie melan^siwlien Sprachen, 

") H. K«rii, I »nikundige UeKeven« tcr Uepaling van bei 
Btamland der maleiicb-polynesiieb« Volken, 8. 287. 

') Zeiucbrift für afrikanitcbe uml oceauiidie Spraehsnt 
Mitteilungen über drei Dialekte der Balomonias^, von Sid- 
negr B. Bay, 8. 54 Us fll. (IL Jahrgang, 1. Heft.) 

*) Trsgear cHiert in .Vhe Maori oomparative Siettonaiy* 
bec^lieh VtSMl (Pariuri), dssCanMÜsass derMsori. welehse 
Oeiaehle Jsdoeh wisdsr snaitgsn ktauin: 

0 Pariuri gduimiNsvoUes Iiand des Um», 
Inad in Taraaead-Hiufora, 

In Tawhiti-tu, in Tapatapa-ua-a-Tans^ 

Du unelleureiehcs Land, fruchtbar uai (msh^ 

Du visIgsUebtes Laad des Oottei. 



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Kleine Naobriohten. 



Kleine Nachricliten. 

Abdruck aar mit QuslInaAiiguW ilmUtUt. 



— Kine däiüs' lie No nl 1 i p 1; l- K x )>-<l i 1 1 o ii wird im 
8pi»U<jmru€r unter Fuhrunjf dt^» I^ittr« ilc« Meteorologi- 
«cheu liiiiütuU iD KopeuliMgen A. faulsea nach laland 
abgehen. Faulaen itand aacb «n der SpiUe der d&ni- 
leken intenutioiuüen nui^atiO-metMwologiscbvn Expedition, 
«to ItM Wb ISM Ooitkub iit OifinteDd UMig ww. «• 
nene ■ipedlUm «dl die TeneUedenen BreobeiDungen , die 
mit dem Nordlicbt in VerbinduDg it«beu, die me^eUacben 
uod larirlekiriKcben YerbliltniMit , d»* Yerbültnii zwiecbea 
Nordlif.lit uud Wotkfn «rforMhen, »owie «pektrAl - »nalvti- 
Hi^he IJiUersuchunKeu und Memangen der Möb» des Nurd 
lichtes u. s.w. Bnafähren. Als StAtion der K.\pv»!iti"n ist Akureyri 
im nördlichen Island au»^r8ekeii. Für dir bcsoudemn Unter- 
SDchuDgeo der Loftelektricitüt sull eine Uebirgwtaüqn einig« 
Tausend Fiifi Uber dem Mam» mriehtet werden. Ähnliche 
Voncbungeu flndeii m nonnglMlur Seite im ndrdliaben ; 
Monragw «md tcb wiiwiiMlHiiiilwliiir Beite — f 8|iilib«rgen 
ftlegeMlieh dir grabm OnUlwmnng itetli Ü» Im Siwiner j 
baginnt. (Vom. Ztg > 

— Dr. L» II 1 1' r bHcli , der tereit« nielirfacli« R< i«i>jn nach 
Neu-Ouinc» ^i-inai ht hal. auf drren k'tzU'r rr dtii Kmiiurtufs 
pntdwkti?, Vxjiib'iclitigl wirdcr ditliin zurticlijiikeliri'ii. Kx- 
|i»-di'- . ■ i 'I'iijijji-iilH'ck lj»t den Krfijlg ki-1i:iIjI, die Idt-iilität 
de» ßauiu luit dem Oltiiieulluf« fettsustelieo. £s wurdeu am 
«atmo Brau nooh BMhre Stationen voo Herrn Tappenbeck 
Mltohtiet, der iwdh metarjübrigen) AttfentbaUe im Beb«tz^biete 
■ÜmIi Banse sarnck kehren wird. Dr. I«atarbMli baftbnchtjgt 
mm, Hiebt nur den oberen Lamf im Bamn, eo i iilat» auch das 
Bismarvkgebirge zrx erforschen, und hat sieb ru dieeem 
Zwecke der Dienste zweier australischer Gold»ucher ver- 
»iobecl, die in ibiem E'acbe Votxägüebes gdeisut haben. 



— Der ober^ieriiianiücb-r.itiBche Linn*« und das 
frinkiscbe M ade Ibolzg e biet. Der obergermanische 
ImnM varilaA «W WaUdton im OdMWkld« Mi Lorah mider 
Rems Ami nordefidllcb , der aaaobUeftende rttisehe Lines 

bildet eine fast wettäsüiche, etwa* nach Korden convaze, 
mehrfach gebrochene Linie, welche etwas oberhalb der Alt- 
müblmnndunff die Denan erreicht. Witre die Oreoce Ober 
die Waaierscheiden zwischen Jagst und Tauber und zwischen 

WBmsti und Altmnhl }fef5ihrt, bo wären '4 der Mnge dM 
Uauts uiiil raebn're 1 lufBÜb«rp»U(;e K'^'P'''''- l>ai» die L r- 
sitciie di.r rifji'DtiuulicUi-ii Tracir-rung in TarrainscliwieriK 
keiten su «urhen »m , war »choii l'rübür ^eniiut«!, wjrd abtr 
jetal von Dr. K. Uradmanu eingeben«! begründet, llim bei 
Nf , tefe iB WtoHalwn te liBM ia kWoHt Ahitoad« 
Bit der W«*- nad 1IBd{;r«BM dm MnkiiolMB SMfivuld- 
febietes parallel lltaft. Dan 8todium der bayerischen Forst- 
YWbältnisse, der Für>t- und Siedeluii^ageechicbte, der Boden- 
Terhältnisse , der Verbreitung der Altertümer und der 
OrUnaiiitin i-rgaben folgendes: In der /«dt der römischen Kr 
uberuui; war«n die Jornhölien lüngi (Ut Donau vun Acker- 
bau und Vlelinu'.lit treibi-nd^ru Volke xiend.cL dicbl bvwohnt. 
Nur serstreut lu grofsen KieterwuUleru iitgou di« t>i«sd«ihingen 
auf dem nordwärts gegen den Main verlaufenden JurazBge. 
Dagegen lag in dem Wiukel de* Juragebirge*. nach Westen 
bia man din Mwhar nidlmd, raTKmpiftodmi «biOrwild» 
gabut, welebM den SehwanmM aa OiflAe filmtnf. Bi 
scheint Silver Virgunnia genannt tu sein. Dies unwegsame 
Cdc Oebiet liefsen die ItSmer aufsorbalb des Umes, dadurch 
«■rklSrt y.ic.h ila« I.lmoi'krdie hm I-orcb. Diti Seltenheit vor- 
römmt'bi^r .\ll«Tt-LijnT in dem bi'zcicln.firu l<Hndstricbe zeigt 

an, dar* auch in f^äberer Vorzeit birr Wii!<t<:- (d. h. Wald) 
t»w— fafe (Memnu miMlungeii, H<-ft ■■.) 

Krust Ii. Lt. Krause. 



— Der Foracbungareiaende Dr. Biebard Kandt befand 
aiidh Aufruf Jmmht dl J. la Kitoba am BumiMi (OftafUka). 
naehdem er Tabom, Vgaada, DWUimnlw, Mlaiigi, Kaaa, 
Bnvnvti , Kagera , Nyafmnmn «ai Mkuiga iMwUlut hatte. 
Von durt wollte «r dat flalM* dw KlTn*Baai «rltaMhen. 

i». K0l<ULi»lbhitt.l 

— In »einen b!(ttenbiologi»chen Beobaebtuugen 
i.uf Bpit/b«rKiTi (Trüiimu Mus.. AumUeft 20, 68) wirft O. Kk- 
Slam die Frage auf, wie das Vcubandensein der «kaiidinsiri- 



Vtrantwwrtt. Redakteur: Dr. K. A n Jree, Rraunwbweig, Fallertlebertlicr' 



«eben PllunieiudemenLe auf dieser In!<elKru])[)e zn erklüren 
sein iii'H'liU, da man docb lu^eben mufs , dafs w ir für eine 
landw&rlige Verbiaduog zwischen Bpitzbergen und Skandi- 
navien keine sticbbaltigen Grunde anzugeben vermögen. 
Kacb seiner Meinung spielten aweifelsohn* die Vögel dabd 
tina gtoba Bolla. Sa lo mamighoba SflaBnarMta *«r- 
MUadmar Arten im Kropf md Im Kot etner gertagea Zahl 
von Individuen haben angetroffen werden k&onen, was darf 
man da nicht in Bv/ug auf einen allmttblichen, , Jahrtausende 
liindurt-li fi>rt4;eli*nden Transport vermuten? Übrif^ns irt es 
infsemt M ahmcheinlicli, dal« die Mehrzalil i-juer 17 in Skan- 
dinavien, aber niclit auf Novaja Semlja nacbgi-witjseoen 
»pilzbi-'rKe-.iiicben Arten lliatnÄCiüicb ^jk-icbfall« n>ii !4ovaja 
GÜsm^ja existieren und bei besaerer Durehfoniicbung de* Oe- 
Uatm aoliplbaden werden-, gehören sie docb aaeh ta dta 
edtaaataa Oawftebsen S^bergvna. VorUiaAg dftrfie ea am 
wahnchttoihhma Htm, dab dar H a ap tt al l dar Jetzigen Flora 
8pitzberg«aa wa Uaam clagewaadwC *■!, wakhe .^tlicb 
von der Inselgruppe gelegen waren , wie von Novaja 6eu)|ja, 
nnd zwar sich entweder über einen eli«maligen poetglacialen 
Kontinent, oder durch Vügel und andere Ti*rt> von Oebiet 
zu Gebiet verbreiteten, fall» Winde, Mecrviwlriimungen, Treib- 
holz und Scbneestürnui niclit hierbei mit zu berüokxii htijren 
Bind. Di« iibriK"-n Arten d^irfU'u durob Vftgel von hkandi- 
navittu benibcrgebraclit «ein. Sollte» kUafÜge Uctersuchun- 
gen, die, soviel man bl* jetzt weifs, IM «MUge Überein- 
Mimmung der InsektenCaun« UrlinlandB mk derjenigen 
SpUrtargHW oad aoab mehr der von BitanaUaad beatftUgen, 
M dbfta maa trota dar grofsaa Meeraatiefta noah einmal iu 
KrwS^ng zu ziehen haben, ob nicht doeb etwa eine Land- 
Verbindung in westlicher Richtung existiert habe. In diesem 
FMle lieten aieb die OitliehMi oad lAdlioten RIememte 
SattBbatgaaa daiali Jana TartnaUaagimllgllelikalten erkUren. 

S. B. 



— Ober dl* Fortsallritte der kanatliobaa ßewitsie. 
rnng im Fendaebab bat neaerdinff* dar TioekOnig Ixird 
Curton einige latanaaaata Mitteilungen gemacht gelegentlich 
einee Besuches in der Stadt Ly all pur. Man wird djceelb* 
auf den Karten vergeblich suchen , denn an ihrer Stelle war 
vor vier Jahren noch Wüste, wfthrend sie beute der Mittel- 
punkt eiües reicbi'ji Ackerbaudinirikte» l»t. Die IjSng« der 
(iröfnHren Iiewii»«eruni;!il » n ; I ' PendB'. bub beläufl i-ioh 

K'-gen«lirlig auf l-mo Mde«. im J.\tn-v IKiig kounten nur 
eiwa eine Million Acres bewHB^rt werden , in 187Ö schon 
15(HJU0U; von da bis 1 SB« tÜBH die Jf'Utcbe auf 2300 UUU,jetst 
kaMM ma iMOMOk In den letataa flaf Mna waidau 
aina Bllliott Ami aaa angelegt ; dia VgaHa Mlita ikih aat 
1 SOO OOO Pfd. St., aber diese Snmme verslut iMi aof 7Jt Pro«, 
und heute ist eine einzige Jabreserute m tIM wart, all dia 
ganaa Ha wimar ii npa nlut galuiatet hat. 



— Der Bchwediftcbe Kurschun^sreitendu Dr. äwenüedin 
tritt im 8omm>'r iei->'.< abcrmuls eine Iteise nach Centraiasien 
an. Schon gleich nach der Httokkebr von aeiner latstendrei* 
jihrigen Kxii.jdition hatM ar d«a Plan la aiaar aaaan 
Foncbnngarvise gefaftt, mid dieaa 100 SV, fabne daaan. 
Beine Foracbungen werden nie*) hauptsAcblieh avf da« aStd- 
liche und mittlere Tibet ricliteu. tdtngeren Aaftatiialt ga- 
denkt er in Kaschmir nnd auf dma Xaiakocam sa MdMaia. 
Von Tibet (voransgesetxt, dallb darDardmag (aUagt) aaa bf 
giabt er lioli naeb Indieo. 



— DaaFtblea de* Aale* im Douaugebiete hat nach 
Bote aiaht aiaa gMgiapUMh% aoadani aiaa mbr aatSilUba 
phjnikallMlia Unaoha. Oer Aal TerUM •■ia Kiamaatadtam 

utt* Ijeptoeepbalus) bekanntlich im Meere, und zwar nach 
Qraaai und Oalandmccio in einer Tiefe von etwa 50Om. In 
dieaer Tiefe ist aber das Schwarze Meer seine* Sebwefel- 
waseerstoffs wegen unbewohnbar für lebende Wesen. Eine 
Fortpaanzuu;; de« Aales im OeUat* dm Pmitoa wird daduxab 
zur i'ninü/Uehkeit und da* paMüjilart daaüavaadaniaainihl 
als dl« Anstvdelungsversuohe. 



13— ün^t Friedr. Vie-.g u. S.H^ J^j^^'ßjFX^OOgle 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VOLKERKUNDE. 

VEREINIGT MIT DEN iElIüCHRIFTEN: „DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEH«. 
UERAUSGEßER; Dr. RICHARD ANDREE. VERLAG vo« FRIEDK. VltWEG & SOHN. 



Bd. LXaCV, Nr. 91. 



BRAUN8CHWBIO. 



3. Juni 1899. 



SiMikidriiak niu auik OfeaniukuBfl mit df!r VrrUgtliBoillung gcfltaltflt. 



Togo im Jahre 1897/9a 

▼ea H. 8«idel. Borlhi. 



Von unseren afrikaniactiin Bpfit/iuigeii Imt siel; das 
kleine Togogebiet stets einer ruhigen und «afstrebenUcu 
Entwickelung zu erfreuen gehabt. Kriogurische Wirren 
«iMtw«rlj«liir sind ibmbübermpwtgehlislMn, abmao 
mrimtnaJ« Senihen antar HanMm w»A Hrastiovs. 
Saine frflher BÖoh «ffaiMi angwsgslto Nordfrenze ist 
dnrch das Abkomnm mit FrankreTch Tora 2S. Juli 1897 
cudgUltig festgelegt wen den. weiiu »ut h nicht gerade im 
Sinoe einer «xpausiven KulmQialj>olitik. Alle Wanacho 
auf eine breitere Ausdehnung unserer DomAne, nament- 
lich in der Riebtang zum Niger hin, mufatea fortan Ter- 
itntnilM». Denn das vielumatriiten» GvriDft fiel den 
Fruiouo «nbeia, und wir nttaten n«r die hmimih»t- 
ten Bnfilo, SeiiMiine-llMiga und ßambag*. Anfserdem 
wurde uns das sogenannt«' »Muiinilreiei-k'' zuge staiulen, ' 
das heifst ohne die Nehrung mit Agu«i und ürofs-l'opo, | 
deren F'reigiibo von den IrtinzOeiHihen BaTollnlohtigteD j 
hartnäckig abgelehnt wurde. 1 

Noch nicht reguliert ist zur Zeit der obere Abschuitt j 
der WeatgreiiM swieehen dem 8. and 10» Qnd nördl. 1 
Breite. Hier haben wir ee mit nnseren Dimneraatten | 
englischen Vettern zu thun. (Üp ilire von Fniukn-ich um- 
klammerte GoldkOstenkoIuni'- um liubülBn nni (li^ntücliE! 
Kosten vfiif^rürsern nninlitt'n. liir Geltiateii »".clit besiiii- 
d«rs nach der „N<iutraleti Zone* oder dem viereckigen 
Anaeahnitt um den Oti und Weifsen Volta, obschon 
vnaeM Vorrechte »nf diee Territorium durah die Ver- 
trlga deaflanptmanne T.Frantoia ttitdenHermhem 
von Salaga und Yendi Tollanf begründet und aucrkitunt 
siud. Gleichwohl können wir b«i einer Anseiniinder- 
.setzung gn: und gern den Briten das Stflck rociit-i vutu 
Weil'sen Volta zufaiitin lassen. Wir w&rden damit eine 
Eompensatian für die Bezirke Anglo, Areno, Akwainu 
und Feki gewinnen, die laut Stipulationen von 1886 
und 1890 bei England T«rbU«ben eind, deren wir »ber 
aus bandelspolitiachen Gründen dringend bedürfen. Bei 
einem derartigen Ausgleiche wird übrigens noch mit 
uttäereni Terlinltnis zuGundu und steinen N'itsallenstaaten 
zu reolinen sein, An Dr. Gruner l^^It.'» einen recbts- 
kr&fligen Pakt mit dem Sultan geBcldo.taen )mt, der ihn 
und «ein. Reich unter deutsches Protektorat stellt ' 

Wenn bim die amtlichen und privaten Berichte der ! 
letctan Jahn flbar den wirtaehafUichen Stand Togos I 
dnrehmastiRi, wird man öfter der Klage begegnen, üafs 1 
CS der Kolonie, vorneliailich im Küstengürtel, an ann- | 
reichenden Niederschlügen gefohlt habe. ' 
Diese l-]rscheinung erklärt sich aus dem eigentümlichen ' 
Klima des östlichen Oberguiuca un<1 wird nicht blofe 
von uns, sondern auch von unseren Nachbarn nobti | 
und Ibks h&nfig geang Obal emfifundeB. 80 «f « wie 
18»6/»7 lat ai nber nft dmBagnnaBgal wolil niamale j 

I I.ZXV. Hr. ». 



gewe.s'-n. iJie kleine T\egen7ei; im Seiiteniber und Oktober 
ld96 blieb gänzlich aus, m dai's düs Land volle zehn 
Hoflmta das belebende Nafs entbehren mufste. Die Folgen 
WBTBB enchnekend. ÜAume und Strftnober standen 
blatte «mi blMealM da. Die atirkaten Palm«» kniekteo 
vor Trodcenheit ein und verdorrten. Selbst der herr- 
Uobe Park von Bebbe glich einer Wüste. In den Kaffee- 
plantagen war alles tot und erstorben, und in der Zu- 
fahr der LaudespraUukte , besonders an Palitiul und 
Palmkernen, trat eine beängstigende Stockung ein. 

Der Palmülexport, der sich für 1695/96 auf 2 696 582 
Liter beziffert hatte, ging für 1^96/97 aof 462 048 Liter 
nirack. Dar Ausfall betrog also Liter l Nieht 

minder tcHbselig gestaltete aieb der Kembandel, der 
von 9 11.5 470 kg in ISrtTi'FtC auf T. l.'.tl fJft»; kg in 1 S9(j/9 ' 
horuutersNuk , also eiu Minus von 3i»4>77lkg mnfün- 
weisen hatte. Kechnen wir das Liter Palmöl nach den 
letztjftbrigen Durchschnittspreisen mit '2'J Flg. und das 
Kilogramn Kerne mit 13Pfg., so beträgt der Schaden 
beim «raten Artikel 401 60O Wt^ beim aweitnn Artikel 
5I3 3501ik. oder sniammen 1004 950 Mk. Nnn Ter» 
stehen wir den j.'ihen fall im Fx]if)rt Werte der Kolonie. 
Die tJ OH a ui t u u d fu Ii r , die fieii für ISUö und 189G 
jedeSUKil auf etwas tilier drei Millinnen Mark ütellte, er- 
reicht« 1897 nur 1 3U9 7tiO Mk. Leider hat sich das 
jüngitte nWeifsbuch" über die „Kntwickelung der danft» 
sehen Sohut^gebiete* eine Aaafabrtaxo für 1898, geDtner 
fBr die Zeit tou 1. Juli 1897 bis dahin 1898, erspart 
Da uns auch das „Deutsche Kolonialblatt" diese Zahl 
bisher vorenthält, su müssen wir uns mit dem all- 
gemeinen Satze der Denk-'eliriften begnügen, dfiffi der 
Export „des lierichtsjalireü Itiutcr dem vorjährigen nur 
um ein Weniges zurdckblieb". Gin Fortschritt ist das zwar 
noch nieht; es ist aber damit „ein deutlicher lieweis fOr 
die FVoebtlwfkeit und NBbrkraft de« Bodens" auch nntsr 
den ungünstigsten klimatischen KomplikatiOBraarbrMht. 

Schon heim Keginn der Frühlingsrcgen 1897 liefii aieb 
eint Wendling /um Besseren wahrnehmen. Die gesamte 
Vegetation wachte wie mit einem Zauberschlage wieder 
auf. Selbst anscheinend dürres Ilolz zeigte im Mai 
junge, kräftige Trieb». Da« glOckliche Überstehen der 
langen TroelmiB gab daher dan Anlafs, die vorhandenen 
Plantagen tum t» ^umAxm. 80 ist die Zahl der 
(Liberia-) Kaflbebinme von 90 940 auf 98000 gestiegen, 
und die d, r Kokospalnjen von fll! 'ILT. auf 89 388. i>n- 
bei usuls noch bemerkt we^rdtiii , (iai'ä diei^er /uwjkcbs 
fast allein auf die Pflanzung Kpomo cutfallt. Die An- 
lagen von J. K. Victor, Meusali in Porto Seguro, 
Olimpio in l>ome, Aita Ajavon, den Gebrüdern 
d'Almeid»n.a. aiad in ihren Palmenbeetinden statio- 
nilr gebliabam. 

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aao 



fl. 8«ld»l: Togo tm Jkkre l897/»e. 



Avi itn neSdan K«lncpl«ateg«i tiifll imii Jeltt aU 

Nebenkultar den Kaotsehakbaam Manihot Gla* 
zioTÜ an, nachdem man 1893 die ersten Anbanversuche 
iiiiU'rnoiuiiii'ii liatte. Heute ziihlt man bereits 30 OOO 
gut entwickelte ätstatiye, die regelmüi'sig blohen and 
FrQcbte tragen. Dies« worden sofort nach der Ernte 
>ur Neoanssaat verwandt oder durch geeignete Personen 
zu demselben Zwe«ko nach dem Innern geschickt, um 
auch d«rt die Aoüniobt diM nAtslicben üewftehau M 
flirdwii. IM* Ton der Panltetten Plantage staramendeii 
OlllDmiproliPn wurden nacTi fnr-liniännif eher Uiiterpncliurig 
in Hamburg mit 4 Mk. pru Kilogramm bewertet, gewifs 
ein sehr verlockender Preis. Der tiummie>port weipt 
Aberbaupt eine erfreuliche Steigerung auf, in dum er 
von 71000 kg in 1896/97 auf 88000 kg in l^üT 
enporgMchiidÜt ist. obwtbon di«K«iik«rr»M des beuacb- 
baiteDaiii^iKhenKet»(Qiiiltah)iioahiiinDer«aMiiUbm«i* 
den Einflnft ausabt In Dnnbschnitt machte neb das 
Kilogramm Togogummi mit 3,50 Mk. bexahK, nnd dieser 
Satz wird h'ich hinnen kurzem noch Btuigern , da der 
Kaulscliukbedarf durch den Äufaohwuug der Fahrrad- 
Industrie und die gewaltigen Bedürfnisse dwT Elektro* 
tiwhnik in etetiger Zunahme begriffen ist 

An miteren Ausfuhrartikeln kommen fflr Togo noch 
KokoflnfliM and Kopn in FVage, daagleiahen die wagen 
Ou»» feinen Öle« inelir und mär geaefaltiten Erdnflsie. 
Ihr Produkt bat sich LereitE in der kais«rlicben Hof- 
kOche einen dauernden Platz «robert. AU besonders 
aussichtavoll wird ferner der Maisbuu IczeiL-hnet , da 
dies Cereai in der Kolonie Toraüglich gedeiht und des- 
wegen überall bereitwillige Abnohmor findet. 

Die f&r den Handel mit dam Hinterlande nnentbehr» 
liehe Kdanab widiet vorliofig nur m der swieeben 
MIsahöb und Keta-Kratschi belegenen Landschaft TappA 
und auch hier nur in sehr geringer Menge. Deshalb 
hftt die Regierung an verscliiedeMen geeigneten Plitsen 
die Gründung von KolakuHaren bewirkt, wie m scheint, 
mit Erfolg, und dos ist um so mehr zu wünschen, weil 
die Etofuhr der Nüsse von der englischen GoldkOMe her 
■bnalitiioli aufa ftufaente eraehwert ist. Inzwischen geht 
SMM dMaU «a« den Kennm in Toigo dnrek Export wm 
Kamernn zn deinen. 

V -1 i^r '=ier Bedeutung verspricht der 1897 bei der 
Kuiijiiia.Ji.-.uptstftdt Lutue eriiliiiöte Ve rs U C b s g a r t r n 
zu werden, despen Aufgab« es ist, nach nnd nacb tsiimt- 
licbe tropischen Nutzpfianaea sa kultivieren, um später 
den praktiachen Plantaganbetriab dwdi Rnt nnd That 
nntentataan sa kitanan. 

Den Terkekr dea Sehntzgebietei mit Eu- 
ropa vermitteln deutsche, englische und französisflie 
Dampfer. Für das Mutterliind stellen uatarlieh diu 
H it ui 1.1 u r g e r \Vö r m ii u n - D a ni j.» l'e r obenan, die Ti»cn 
ant der Ausreiße uinnatlicb einmal berühren und Lome, 
Ragtda und Klein-l'opo anlaufen. Anfserdem legen 
nnoh die eogUacben Dampfer Ton Eider, Dempater 
nnd C«. in mrin TtenabnMgigen Friaten tot der Kolo- 
nie an. Niebt minder gflnstig ist die rflckwftrtige Ter- 
UndoBg naeb der Heimat, zumal jetzt die Wörroann- 
Iiinie eine „beschlennigte" Fabrt eirif.'erii.litet hat. Die 
betreffenden Schiffe geben von der iinüatatiüu Kamerun 
snächiit bis Akkra hinauf, um von Platz zu Platz Ladung 
einzunehmen. Daun kehren üie nach Kamernn surttok 
nd laufen nun, unter Derührnog nur weniger Hanptorte 
■nr Übernahme der Post und Paeaagiarat mflgliehafc 
direkt in 30 Tegen von Togo naeb Hamborg. 

NVan unserem Srliiit7.t,'ebiete nnd besonders seiner 
I l:lUllt^1 Hill Lfirne incli unbedingt fehlt, ist cino feste, 
wi'it ins .Meer hiiuiUhrrioliende I, a n d u n ^' s Ii nl ck e. 
Denn der ganzen Oberguineaküste mangelt es mit weni- 



gen AoennbioaB aii aloberen Bnebten aadBÜho, aodnfb 
die Scfaifle atata Vi ^ V« Seemeilen Tom Strande «ttr 

fernt ankern rnttasen. Die Fransoaeo beben daher adien 

1894 bei Kotonu einen eisernen Pier erbant, und eiu 
zweiter soll bei Grofs-i'opo entstehen. Tm Werten tra- 
gen sich die Engl&nder mit der Absieht, die Volta-Mfin- 
dong für gröfsere Fahrzeuge auszutiefen, wodorcb tie 
ohne Zwaifd deu bunten Zugang nach dem Innem g^ 
«innen wbden. Um nnn niokt giai kiater nnseren 
Nadibam mrllotaiableiben, hat die dentaobe Regierung 
Jetzt den beregten BrQckenbaa ernstlich ins Angn ge- 
fal'bt und 30 UOO Mk. für die Vorarbeiten in deu diea- 
jiihrigen Kolonialetat eingestellt. 

Zur Verbindung der einzelnen Küstenort« i^^t ferner 
eine Schmalspurbahn von Lome nach Klein-Popo 
I projektiert Die afttigen Untennobnogea aiod bereita 
[ TorgenommeD. Wlhnnd dieie betreib ,der Bahn ao weit 
gediehen sind, dafs sie die Aufstellung eines genauen 
I Bauplanes ermöglichen, bestehen hinsichtlich der Lan- 
dungahrücke .... noch Schwierigkeiten". Wie die 
aixiüichen „Erläut^rungeu" zum Etat sagen, bat sich 
„die bisherige Voraussetzung, dafs die Togokfiste nur 
aus angaaebvemmtem Sande bestehe, als unzutreffend 
erwiesen. IKo Ingenieure sind aber vorerst nicht in 
der Lag* gaweean, dea weiteren Verlauf der «m Statmnde 
in riner Tiefe von S,5 bia Cm festgestellten Ssnd- 
stein:^e!i!chi, namentlich auch unter dem Meere hin, 
in der für die Ltrücke in Betracht kommenden Entfernung 
zu ermitteln, l'irat wenn dies geRchehen ist, kann gbOT 
die Ausfobrungsweis« Lktschlufs gefafst werden". 

Die Entdeckung des Sandsteines bei Lome ist ia 
mehr nie einer Hinaiebt baoiabtenswert. leh lial» vw 
cwei Xabren in mdner Abttandlung „Die Kllate «nd 
das Vorland der Togokolon iu'*' (Deutache Koloniiilieitung 
1897, Nr. 38 und 39) »Ue datuale bekannten Nach- 
richten über diesen litoralen Sandstein zu vereinigen 
gesucht. Er tindet «ich t.n. anstehend bei Klein-Popo, 
und zwar nach Prolcbsur von Lasaul x „mit kalkigeru 
Bindemittel und eckigen Quarzköroem ohne Eisengehalt. * 
Dr. Henrioi baobaehtete Sporen daeaelben Minerals an 
nakegelegenen Stellen der LegaBa^ bari ontor der Obor^ 
fliehe; Ja selbst am Meere soll ee m Tage troten. Ebio 
andere, leider nicht kontrollierbar« Notiz behauptet so- 
gar, dals bei Purlu Seguro nach heute eine ver*inRe!te 
Klippe mitten in der Brandung liege. Wahi scheinlich 
gehört der Togosandslein mit den khoUcbon Gebilden 
um Akkra nnd Christiansborg, in dar Coiiaeo-Bai nnd 
am Qabnn «nd anteten Kongo «ng snaamiiMn. Wie 
Dr. Stromer Ton Reiebenbaeb in aeiner nOeologio 
der deutBchen Scliutzgehiele*', f^eif^! 203, annimmt, 
waren diese Ile*te der Ulteren Kreidefurinatiou zuzuzählen, 
Ton „welcher Ablagerungen, und 7, war grufsenteils Sand- 
stein , in Kamerun, auf Eiobi und an der Angolaküste 
nachgewiesen sind. 

Für die sakOnftige Entwiokelang Togoo war oa tob 
etnaebnoidaadar Bodeutniig, dab Im Min 1897 dar 
Regierungaaita von Sebtie naeb Lome voilegtwaida. 
Denn letzteres besitzt das, was unseren übrigen Strandorleo 
abgeht , näniüdi eine trockene, jederzeit gang- 
bare Verbindung (uit dem pruduktiveu 
Hinterlande. Die fieberatmenden Lagunen mit ihren 
nnstäten , sumpfigen Ufern fehlen g&nzlicb. Kur im 
Korden der Stadt aieht aieb eine flache, etwa 100m 
breite Tbalmnlde bini die aber neiatena trooken ist nnd 
■eben seit etlichen Jabren von der groben Knnatatmfae 

nacli dem Innern über^irlintten wird. 

Seiner metxopolen Würde eu1«|ireclieiid , int Lome 
neuerdings mit vertcliiedenrn , recht htattliclien Hauten 
gesebmüekt worden. Aulser dem Regierungahause, dem 

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H. Seidels Tog« im Jahr« 18«7/»a 



SM 



tiksa Post- und Zollamt, den Millionen und Faktoreien eto. 
arb«b«n rieh je^t im Wwtw Mif besaiiddnai Temia 
die BeeuteiMrolinwig«D, im BommH' «ad Geiiebta- 
geblad«, des Oeftognia, dl« Materialien- nnd Hand- 
werkeracbappen. Die geplante Übersiedelung derünupt- 
I Ii f III 1 ,."t. von Klein - I'upo nach Lome hat indes 
ujaug«jiri patiBL'iidifr Kiiunilicbkeileu uoch nicht erfolgen 
köDiKMi. Die Hauptstadt mufa sich also vorl&ufig mit 
ihrur Agontur bebelfen. Lome und Klein -Popo eind 
nnter eich, sowie mit der englischen Goldkfiste im Osten 
«ad dem (ransösischan Bebome im Weeten durch eine 
Telegraphenleitang Terbundeii «nd heben dergestalt 
beiderseitig Anschlafs an die Kab>2l nach Europ». 

über den Umfang des postalischen Geschäfts botriebes 
in Togo tt«g folg««de Tabelle Aa&aUnJb geben. E» 
b e4iii gin! 



Je» Jahr« 


die 1M«^ 
lenlangeD 


di« 


die l'ocl^ 
aaweiitungfln 




17 »6i 
32 236 
45 39« 
•2 6»8 


664 

889 
11I>5 


77-1 
9S1 
1777 
1546 


Im Jahre 


<U« Tele- 
grammr 


die K«fii- 
g»prlche 


die Zeiluu- 

Keii und 
Ztitodtriften 




1811 

2434 
2105 
2201 


918 

8622 
6011 
4027 


SS 

31 
71 
60 



Seit dem 1. Febrner 1898 und enah Kechnebmen 
Ue mm Setie -wvn 400 Hb. e«f FeelpiMibele and Poet- 
freehtetSoke im Verkehr mit Ueutsehland sagelaeMU. 

Kne Hauptertragsqaelle der Kolonie stdlen 
Ton jeher die Zölle und Steiieru dar. Togo bildet 
mit dem östlich dos Volta liegenden britischen Besitz- 
anteile ein eiDheitliches Zollgebiet ohne Zwischeosoll- 
«eoBe, Aaeb mit den Fransosen in Dahomo ist eine 
Tentindigaltg erfolgt, so dafs die Mautharbeiten nicht 
eben Mhirierig sind. Alle fl te iritiioeea iitUea ohBeBack- 
eldit Kttf ibren Stiirkegnuf «ee EinflAnteiier Tom 93 Pfg. 
pro T,UtT. Der T:ihi»lc haf r>0 Pfg. , dns Vuhcr 1 Mk. 
pro Kilo ?.n tragen und die Feuerwaffen 2 Mk. pm St ürk. 
Die Ubrigou lui^iortartikel, aoft-rn siu nii ht durcii Sonder- 
bestimmungen ausgenommen sind, eutrichten einen Wert- 
zoll Ton Tier Prozent Die Firmcnateuer beträgt jühr- 
licb 1000 Mk. fSr jede HauptniederLuanag und &0OMk. 
f&r jedee der «bbängigen ZweiggeseUfte. 

Die flewmteinnelimeii Tegoa btUelim «ielk: 

ISBO enf tl 000 Vk. 1894 auf 225 000 Mk. 

IMI , M(HM . 1895 . 265 000 . 

im , IMOOO . 189» . 3M0OO , 

1889 , «1800» , 

Für die Jahre 1 897 und 1 898 fehlen uns die nötigen 
Angeben, weil sich die „WeiHibttober'' plötzlich darüber 
•■eoabwaigen. Das ist «m ao mehr badeoerlloh, als 
«ae tmak de* .Denteohe KolonielbleH' dieonel in Stiebe 
Übt. Wir mflaeen deehalb — wie schon IMher der Be- 
richterstatter des „Globus" für Dentsoh-Ostafrika — dem 
Wuniche Ao»drack c*iWn , dafw die „ W«if»bOeher* io 
Zukunft mit mehr Surgfiilt uud Vollständigkeit bcÄr- 
beitot werden, damit sie wirklich als dasiiaftretcn können, 
was ihr Titel sagt: als „Jahresberichte Ober die Ent- 
wiekelong der deuteoben Sobat^gebieie". EinigeoEr- 
eets fttr die gerügten LBdten bildet der Mete Koloniel« 
etat, der die'^Kinnahmen Togos ans Steuern, Züllen (ind 
sonstigen Abgaben uud tiebahren su ööU ÜOÜ Mk. an- 



setat, d«8 beifst ebenso hoch wie im Jahre 1898. D«« 
nftoh iit alle der Forteehriii ein etetiger geblieben. 
IKe KoloHM bedarf bener anm entenmale eSnee 

Reiohszusohusses, dar sich aber in den bescheide- 
nen Grenzen yon 254 000 Mk. hllt Hiervon gehen su- 
niii list 30000 Mk. für die BriiLkeiiurbeilcü in I.uiuu ub. 

I Der gröfate Teil ist zu einer Verstärkung der 
Sohntztruppe auf 250 Mann bestimmt, damit —wie 

I der Etat sagt — «eine Reibe ertngreicher i aber voa 
kriegerischen StAmmen bewobatar Oebiele der Knltnr 
i^geftbrt aaid dem Haadel erSflbei werden , aufserdem 
aber die Beweebang der BinneDgreBeen gegen Zell- 
achmuggol in einheitlicher Weise erfolgen kann, sowie 
endlich eine weitere Ausdehnung dee Stationenetsoa zur 
Siclii'rung lies politifi<'hen l'üntlusae.s im Ilinterlftnde und 
im Interesse der wirtschaftlichen Erschliefanog des- 
selben*. 

Damit tritt eine neue Frage ea nne beraa, nimlinb 
die, wieeiehdie Terbftltaieee im Inneren Togee, 

speciell nach Abschlufs dee deutich-franzöeisohen Grenz- 
▼ertrages, gestaltet haben? Zunächst hat der Osten der 
Kolonie durch die E i n v e r 1 e i b u u g des Monodrei- 
eckn einen HevOlkerungKzuwarhs von miadeatens -10 000 
Personen erfahren. Biese hausen in stattlichen, volk- 
reichen Orten von 400 bis 600 Ufitteo , di« teile am 
Mono liegen, teile — wie das lebhafte Aklak« >— ihrea 
Plsta ia der fradtUMiren Mitte des Landea haben. 
Dnrsb die aeihlBnebertige SatBehe Verlängerung des 
Togn.iees kann man im Boot oder im Kanu beijuem den 
Muuii erreii hen und diesen stromauf bis 7 Gnid nOrdl. 
Breite befahren. 

Die Kolonittiverwaltnng strebt iodea sobou blng.st da- 
nach, auch die von den Wasserwegen entfernten Ik-zirke 
dureb Anlegung breiter and feelyebaater Stialaen dem 
Haadel sug&nglich e« maehen. D» erete dieaer Kaaet- 
atrafsen wurde bereits im Herbst 1892 begonnen. 
Sie Itaft von Lome in nordwestlicher Richtung znr 
Stütiun MlBLihöh und berührt dabei die Orte Akeppe, 
Noeppe, liadja, Toto, Gbin, AsBabun, Klonu und Agome- 
Palime am Fufse des Gebirges. Im vorigen Betriebs» 
jähre war aie bis auf eine Lücke von etwa sechs Marsch* 
stunden iwisoban Aaaihnn ond Agome fertiggestellt. 
Da ahtt der Aneban der Station in Kpendn die An- 
weaeab^ dea taeiuiiaeben Leiten nnd eeiner gescholten 

Arbeiter dnrt8en).it nötig machtu, so mufste die Voll- 
endung den Weges noch unterbleiben. Zwisctien Misa- 
höh i;nd .Agome-l'alime besteht übrigens eine schöne, 
geebnete Fatiaage , die auch nach Westen bis Kpandu 
fortgeführt werden bdU. Dieser Arbeit setzte jeduoh 
die tiefe« gef&hrliebe Eame-Sehluoi^t garaame Zeit eia 
aebweree Hindemie entgegen, das erat mit nekr Mflbe 
und huheu Kosten wenigsteae ia der HmqitBaoke Uber» 
wundeu werden konnte. 

Ein iweiter wichtiger StrafBenzug i.st im Osten bai 
Klein-Popo, beziehnngsweise hui äebbe in Augrilf ge- 
nommen. Gegenwärtig sind 12 km bis zum Marktflecken 
Wo-Kntime erledigt, mit der Besttmmnng, dafa aie 
spAter auf das kemaMtaiain badentiam« AtakpanwLaad 
Teritngert werden. 

Noch ein dritter Weg iat im Ba«, der rieh Ton dem 
eben genannten Trakt bald hinter Sebbe abzweigt und 
da.H Monudreieck bis zum FluBse durchqueren iM>11, um 
die lebhaften Wohn platze dieses Kantun« mit Kleiu-l'opo 
und der deotscben Togoküste in nähere iieziehung zu 
bringen. 

Zur S'tf5tie nnaer ar Henecbait, sowie snr Aufrecht- 
erhält'.! ng von Bnhe nnd Frieden im lanerendeeSehuta- 

gebietea dienen sieben befestigte Stationen, n&m- 
lioh Misahöh, Kpandu, Kete-Kratschi uud BLtmarckborg 



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a. 8«id«l: Toto im J«bro 18»T/«& 



(>lai •b«r nicht dauernd besetzt i»t) . dami Fturotau, 
Bonori and iioeh im Nordon &uaaoB«-]lugD. Eioe 
»ehto Stetmn wird jotst darah Ob«rl«iitnut t. Do«* 

ring in Atakpame errichtet, teils um hier Ordnung nnd 
Sicherheit su schaffen, teils um dem Handel neue Itahnen ; 

aufzuthun. 

IJie iiltcalu dif bur l'naten ist, wii' Uckaiitit. du-, noch vou , 
Dr. L. Wolf 18b6 in Adeli begitiiul.to lÜMUiuckburg. | 
£• wurde 1804 «lu koamorucUen Erw&gungen auf- 
gogeben and atett donon dioAnlngo der Station in Kete- i 
KntMiU beschlossen. S«b«n ««rli6r(1890) war Hiaaliöb 
•ntotendm, das gerada MB Verinnignugspankto dar 
beiden Karawart iistriifaen »on Saln)»'» und K|iiindu liegt. 
Die letstg«nsnute Stadt, dies liei-vurrugcudu Einporiuio 
unfern dt^n Volta, besitzt seit ISIIT fhenfalls eine Stiition, 
dia nicht nur den rogon Verkehr zu dbarwMhen, »un- 
dorn Mch den mit grofser Dnbtigkoit botrwbmto 
Sahmnggol la .Tarfaindorn b»t. 

Sh aeliOD «rwihnte Kato«Kr»ttobi finden wir 
auch [1111 VüUa. efw.-iH idiciliftlh der Oli-Mümluiift. in ge- 
sundheitlich uni^iiiistigcr LftL'e. Der Handel Keies war 
bia TUT kurzum üehr lifträchtlich. Kolanüsse, Sala, 
europuisohe und eiiilieiiuische Ucwebe, Leder-, Schmiede- 
nnd Flechtarbeiten, Matten, Garne, i'eilen, Kiiutachuk, 
Elfanbein, Sdünahfefiak nnd Pfarda, Gawahra und Mnni- 
tioo, Seihibnttari Labemmitlal, TSpfoiwoban, Spirituotan, 
WoTla — und heimlieh auch Sklaven — kamen hierauf 
den Markt. Zum Schaden der Kolonie ist dies blähende 
(ieathufl nuuerdingn durch liriti.scha Intriguen nahezu 
l&hiu gelegt woriiea. I>a8 amtliche „Weifsbuch" für 
1899 «chruibt darQber Seite 36: „Der Handel in Kete 
hielt sich in Anfang des Jahres auf seiner früheren 
Höhe; er wQrde sich auch weiterhin auf derselben or- 
hnltna hnbaa, wann nioht dw «agliaeh« Ranparang darah 
«ib« Fllinaabnilune die KoluufoIiT naoh Krstndii ab- 
geschnitten liiitte und durch chikanöae Vorordnungen 
die Kalxzufutir erschweren wftrd«. Kür je 60 englische 
Pfund Waren, welche den Volt.i hei Knitschi |>iisnereii, 
niü«8t!o fQnf Schillinge Fihrlohn bezahlt werden. Infolge- 
dessen geht die gesamte Kola, welche das llauptprodukt 
fBr den Binnenhandel nnamaieht, vom Anantegebiet Ober 
Atobobn, Tegge nnd Sdngnl Wenn Sab von Adda anf 
Kfthnen nach Kratscbi kommt, so dürfen die Salzkähne 
nicht bei Kratscbi anlef^en. sondern müssen das englische 
Ufer onliiuferi, und e-- niiil"!) für diis Siil)', Fuhrgeld be- 
zahlt werden. Dals da.i linke — alno deutsche — Ufer 
des Volta die Grenxo bildet, ist bei dieaon aagUiolien 
Malanahnien recht onangenehm fahlbar geweeen I* 

In dar Reihe dar Nordatationan arsebeint auerst 
Parat»tt> die Haaptitadt dea mlaiitigon Taohantacho- 
reiehei, daeaen XSnig Jabn Bukari aebon aeitKlings 
Kelsen treu zu Deutschland lii' tl und dl«>8e Ergebenheit 
,bei vielen Oclegenheiten bütliuUgt. liat''. Iloffeutlich 
wniidelt sein Bruder und Nachfolger Jabo IV. in des 
Vurg&ngera Folatapfen! Die nächste Station ist ßiiasari, 
we i ha o rAfWatlidi der vori^eu. am Knotenpunkt mehrerer 
Karamnmiwafat deren beanebtester nns in bocbnfird» 
lieber Riehtnng nach Sanaanne-Mauga, unaerem Snraer* 
»tun TogopoHtcn, bringt. Die Stadt zAhlt gegen 10 01)0 
I'Un wohner. mit ihren dreifsig Vororten zusammen aber 
•/.wi-rheii 50000 bih 'mHiIiO. ,]•.,■ -il.di.n cd.'r n pr), mehr 

Terschiedeneo Potentaten, besBcr: Uligarohenfamilien 
folgen, deren QeUete gtrade in nad am Manga an- 
aammanstofsen. 

Der Marsch an dieaen Torgaaohobenea Stfttzpuukten 
VSierer Herrschaft führt stets dnreh die SitM der wilden, 
liaberiacben Dagomba, gtgen die notwendigerwaiae 
eina Strafcnpoditoa natamommaa werdaa rnnfatai Obef 



leutnant Ton Haaaow achlug die Feinde in mehreren 
beftigen KAmpfba nad maebte damifr die StfaÜM aaeb 
Korden frü. DenalboOflIiier leitelo in lotataa Bolriaba- 

jahre eioe zweite, sehr langwierige Expedition, die vom 
August 1897 bis Mai 1898 dauerte und gegen die Kon- 
kouiba in I 'st-Dagomba, die Kabure luid du-Sanguii 
gcriiltCet war. Es gelang ihm, in fünf grotsereii (ie- 
fechten und 14 Scbarmfitaeln dem deutschen Ansehen 
in «iieoen snn Teil nocb nie baaacbtes Laadaabaften 
eneigiidi snr Oaltnng ra Teshalien. 

Leider ist das wissenschaftliche Ertr.'igni.H solcher 
Kriegsfahrten meist ein sehr geringes. Trotzdom ist 
für die intensive Erforschung der Kolonie in jOngster 
Zeit mancherlei Belangreiches geschehen. Zu erwibnen 
»ind die Reiseberichte des Baseler Missionan Adam 
Miaobliebf d» Haaddaaipaditian daa Bmm OmA- 
kanrmanna J. K. metör nnd die von Lentnant d. B. 

IL KIOFP und einem Bergbcanitcn geleitete DouglasBclie 
geoloffische Fov8chunf,'sexpedition, Aufserdeni kouuueu 
in Betracht die Scdireiben von Dr. Kerating, Assessor 
Ur. Gleim, Oberleutnant Graf v. Zeoh, Oberleuluant 
Thierry, aowie die geologischen Beobachtungen und 
Samminngan von Len t nant t- Seafried nnd die fleia- 
sigen Studien daa Fontaaaeaaon nnd Leotaanta Dr. 
R. Plehn. Letzterer hat namentlich die LTmgebung 
TOD MiseiLöh ethnographiwli exploriert und sein Maier-ial 
in einer Promotiuiis.sehrifl niedergelegt, diu 1 ■^'.»8 in llnUe 
unter dem Titel „Beitrtge aar Völkerkunde des Togo- 
Gebietaa* oraabienen iat. So dankbar wir dies Wi- 
chen benftbea, lo ktaana wir ea doeh nicht büliganf 
dab dar TerÜUMr anterlaMM bal| die bamita Toibaadaae 
Litteratnr an befragen und danach dia eigenen Befunde 
zuprdfen. Die von Dr. Plehn gesammelten KngniBtisehen 

Pruheu hiil jüngst A.Seidel kritiücli bearbeitet undiüi 

vierten Bande seiner „Zeitachrift ftlr afrikanische und 
ooeaaiMba Spraohea* baramigegoban. 

ßne weaentliobe Förderung hat die kartographi» 
sehe Darstellnng Togos erfahren, und zwar erstena 
durch P. Sprigadea „Karte de» t^üdlii hon Teiles von 
Togo" in 1:200 000, und zweitens durch desselben 
Autors „Karte des nördlichen Teile« von Togo and 
seinen Hintprländem" in 1:1ÜUÜÖÜ0, die beide mitana- 
fQhrlicheu „liügleit Worten" in den „Mitteilungen ant 
den deutadiien Sefaatagebieten'' 1806 and 1898 vor* 
öffontlldit lind. 

Zum Scblui'ä Bei no eh daran erinnert, dafs durch 
Verfügung de« kaiserlicheti OoHwrneur« Köhler vom 
1. August 1898 die Kästenzerne 1 Ogus in zwei Be- 
Zi rka&mtar eingeteOt iat, welche dia aBaaeiohnnBf 
.Bedrkaant Lom«' nad .BMirkaamt Vlain-Peiio'' Alliraa, 
und deren Oreniacheide gebildet wird fon dem Haho- 
Hufs, dem Westrande de« Togoseea bis ztir Siorofindung 
und von dort von dem Meridian der letzteren bis zu 
seinem Schnittpunkte mit der Küste. Die .Abgrenzung 
der Bezirksfimter nach deiulunerän bleibt vorbehalten". 

Daa Totalarge bnia nnaarer diasjAhrigeii »Rnnd- 
aoban" kOnnen wir im allgemeinen mit dem ämtlioben 

„Weifsbucho" dahin ztifliinimenfaMsen , ili\f< die wirt- 
s c Ii !j f 1 1 i c h e E n t w 1 c k e 1 u ti t; T n i; ( I 8 1 10', /, der öfter 
bcrühtten lIcmnini-H-e _einen d u r e Ii a u h normalen 

und auBS ichte V b 1 1 e n l'ortgang genommen hat. 
Davon legt die I liatnache ein untrügliches 
Zougnia ab,dafa die Plantagenknitur, welobe 
dem Haada) mabr «nd mabr alt «ben bärtiger 
Faktor an die Seite gestellt su werden ver- 
dient, in nnverkennbarem Aufaebwunge be» 
griffen iat". 



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PfOf. U»nt Crkmmer o. Prof. Dr. Rob. Sieger: Unteraachungen in don Otscberhöblen. 838 



Uiitersiiehnngeii in den Ots 6 Ii er höhlen. 

Ym VroL Haiia Gr&Bnar u. Praf. Dr. Kob. Sieger. 



IV. 

War VM bmiD Eintritt in di« H«h1« m 31. Olrtobw 

das Aufstuigen der kalten I.uft gogen Jen hüht r liogen- 
don Eingang unerljlärlich , so schwand diesen« Riltael 
während uusürus 7 stüudigen Aufenthaltes in der 
Hfihle, indem wir infolg» d«D durcliziehenden Laft- 
■tarootes auch die Seeluoke ala ^Vindröbre er- 
kanksB. Weil aber die Beelneke all aolebe am 
18. Saptember siebt fnalitlonleri«, mtoen itier 
woU besondere Yerbiltnisge ubwalten. Diwa klarm» 
leg«n, ist nnaere nichate Aufgabe. 

(^ber die relative HAhenlage der bcideu Mündangen 
der Seelacke lAlat rieh, eo länge die Uöble nieht ge- 

i iil, aidita lageii. Uegan 



•iaht mir •«•nabmewaiae daMbt und aa ariillt aiab 
daa läe in der Hflble dae ganie Jalür. 

Am 13. Septpinbur war offenbar der nTdiga Über- 
druck nicht Torhanilen. Am 31. Oktober 1 Sil? »ber 
zog durch den linken (iniig dip Luft in den EiBdom, wo 
sie sich gabelte. Der Hauptetnim erfi^'nfs i«ich über die 
Eüairand HUHSaa binab und stieg tdd durt wieder hoeb 
mm Eiaganga empor, wo er ina Freie, in viel wlrmera 
Luft trat. Die ■ebwidiar« Abnraignng log vom W»- 
dorne durch den rechten Gang gegen die Schstsgrftber- 
höble. Die Temperatur dea Lnftstromes war vom Wind- 
loch bis gcgou den Eiedom überall -f- 1.4 ', was beweist, 
dal« in dieser Strecke Luft und Gestein dieselbe Tem- 
peratnr battan. In Eiadoma wurde die Luft doreh daa 




Hg. 9. 
Ik 



Ig. k « U c ki Si ü xk. 4 • 
' m Halle ha liekta Oiag. 



efStawM«. rg 
I timtMmg WHile. 



Bd t ilad «s 



die Kllndiiagaii iiaban ^aieb boeb, ■• wOrda aeboii 

dieser Umstand das llindnrchsiehen der Luft erschwe- 
ren. Aber auch, wenn daa nieht der Fall sein aullt«, 
giebt ea andere Urnnchen, welche es erkltrlieh machen, 
dafs die Seelucke zeitweise nicht alu Windröhre wie ihre 
Kaebbarln, daa Taabenloch, thktig ist. Die Scclucke 
bat erwieaeaennafseo eine betrftobtliche Lknge, der Kei- 
baBgavidentaad dar Loft aa den Winden iafc dabar 

grofs; dam kMMMB di* htafiftll and bedeilt«ild«B 

Quergcbnitliiadeningan: anf wirniebe Engen wie beim 

Windlnche und beim Poß folgen wieder weite Räunie. 
Ganz bfÄondors aber wird dag Diirchiiehen der 
Luft durch den Umstand gehemmt, dafs die 
Höhle lutibrfach auf- und absteigt und die Lufl 
notgedrungen dieeem Wege folgen mufs. Man eehe den 
■ebematiaehen S<dinittFig.a. Diakalla, ■obvera Lnft) 
welebe aidi in Zeiten der Btahe in dun kniaftnuig nadi 
abwkrtjj gebogenen Teile cdef;i der Ilohlu über dem 
Eise sammelt, und welche wegen der nach beiden Seiten 
ansteigendeu HohlcnBohle nirgendn hin Belbatlhiitig ab- 
fliefsen kann, schhefst die Uöhie ab, ttbuüch wie ein 
&fip«el, der nur einem Yon einer Seite kommenden, 
liemlioh l>edentenden Überdrucke weioht. Aa Stellen, 
wo die Sohle nach oben gebogen ist wi* bei h, füg. 8, 
■mniniilfe üak in Zeiten der Ruhe die wftmere Lnft, 
waieha wieder der Idllteren den Weg Terlegt Anch 
diese wftrmere Luft bildet einen etöpselartigen Ver- 
Bohlofs, der nur einem auf einer Seite vorhandenen Über- 
drucke nachgiebt. Soll Luft durch die Höhle ziehen, bo 
mnls die warme Loft in ihr nach abwilrts, die kalte nach 
aufw&rts geprefst werden, wozu eine grofae Druckkraft 
aOtig iat Weil dieee aber bftnfig bMi, m Auktioniert 
^ Saeladba HÜtiB ali 

UZV. Jb.». 



I Eb anf + 1,0* and ftb«r den See a«f (^S* abgebflblt 

Von da stieg ihre Temperatur bis zum Eingänge, indem 
sie dem Fels Wärme entzog, wieder auf -)- 1,3°. Neben 
dem IlMhlenciiigange betrug die Lufttemperatur im 
, Freien nm 5 b abends +3,7*. Auch der Luftstrom im 
rechten Gange erwirmt« sich, und zwar von 4~ 1,0'^ auf 1,2*. 

Haben wir mit der Vermatuag, die aweite Mfindnag 
der Seelnflka Uega aaf dar Voidemta daa Oteehan, Beebl^ 
was eioaTar aniMMB f bartUgoa dfifte^ aa fllU w aialü 
schwer, daa Laltmg Tom 81. Oktober 189Y an efUlran. 
Ks wurde schon gesagt , die Seelucke kann nur diinn 
alu WindrOhre thStig sein, wenti auf die in ihr eiuge- 
achlossene Luft von einer Seite ein starker Über- 
druck wirkt Das geachieht, wenn die Luftdrücke an 
den beiden Höhlenmfindungen wesentlich Toneioander 
abweiebea, und dafs diaa am 31. Oktober dar Fall war, 
■oll dnrdi ein paar Worte erOrtert werden. Tn der 
Nactt vom 3(1. auf den 31. Oktober war eB «ehr kalt. 
Am Morgeu dea 31, lag dichter Reif auf den Wiesen, 
der sich am Rande der W&lder im Schatten den ganzen 
Tag tiber erhielt, obwohl der kalten Nacht ein praoht- 
Toll sonniger, warmer, aber wittdMiller Tag folgte. Der 
Sttdabatoia dea ÖtacheriumBiai wurde tagaltbar intanaiT 
Toa dar Sonaa beechienen, wtbvend der a drdliei b e Hang 
im Schatten yerfalieb. Die erwftrmte Luft stt«g Ton der 
Sadseite in die Höhe und flofs hoch aber dem Otaeber- 
kamme gegen die kalte Nordseite. Dadurch entstand 
eine hinreichende Laftdmokdiffer«n2 . um die Luft vou 
der Kord- zur Südseite des Ötschers durch die Höhle 
zu pressen. Dafs eine Pressung ^sirkl^ch stattfand, 
folgt zweifellos aus dem Attfsteigou der kalten 
Lnlft Tom See aam ISuaaga. Eiia» derartige Wiikaam- 
' dia 



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884 Prof. Uant Cranmer ». Prof. Dr. Rob. Siagar: UnUranoliaiigck in d«ii ÖuoharböhUn. 



allgemeine Luftdrai-kvortontiiiL; verätiulit werden, waa 
nach den Wetterkarten jedoch Ende Oktober 1897 nicht 
der Fall war. 

Im «adlichea, beicaiintan Ende der Saaluoke mafs 
maweifdliaft eine lokal« LnftitrSmaiig •nftraten, 
vflBn an beides Snteo des BeifM InilM ao frofta LttO- 
draekdifferena besteht, dars d» Lnft doroh die HSUa 
geprefst wird, wenn jeilorli die Luft im Freien auf der 
Südseite de« Berges kUlUr al« in der Uühle ist. Der 
vorderste, abBt*if,'(-!u-ii> Teil Ilöhli' vtrhiUt, sirli dann 
nhnltch wio eine unten gogchioasouc. 8iiLkf>>riiiige 
EiaUöble, indem Ober die Schwelle de« J'ingangea die 
kAltere, darti» apeoifiaeb aebwarar* AaütaolaA in die 
Tiefe der HSMe ftllt and danat die bjaher «b> 
gfsihlossenft , wfirmtrr Ijuft vordrängt, »elclie. in einer 
dem elufsillonJcu LufTstroiu entgegenpe.^etzteu lUclituiig. 
unter dur lliililendecke .lufwärta dem l-lii^'iuige «ustreiclit, 
wo sie aui ScboiCel desselben ins Freie tritt. Weil die i 
«nfallende Luft der Sohle Wirme entzieht, wird sie ' 
aalbat «krmer und laiahtar als die naeh anTsarlialb ba- 
fiodÜolia Laft, dalier att«b ai« AarA naelifiilteiMla 
Aabenlafl aus der B8Ua TMdrlngt wird. So lange 
folglieb die Lufttemperatur im Freien niedriger als jene 
in der Hölilo bleibt, utiJ die LufidruckverhältiuHiu zu 
beiden Seiten des Berges keine wesentlichen .\uderungeu 
erfahren , hält die angedeutete lokale Luftströmung 
nach Bwei entgegengesetzten Kichtongen an, wodurch 
dem Hühlengestein grofse WinBMangail auteOfm ood 
•aa dar HAUa antffibrt Warden. 

In dem IniiefSmig naoh abwtrts gebogenen Teile 
der Scelucko, welcher dem sflJlicheu EiuL'ange zun&chst 
liefft, wird demnach die Entstehuug des Eise» er- 
luügliciit, weil dahin die kalte Wiutcriuft auf kurzem 
Wege, also noch mit einer Temperatur unter Null ge- 
langen kann. Die F.rhultung des Eises während 
daa Sommers wird dorc^ die im Winier bewirkte Ab- 
kablnag dee Falwna iia4 die badantanda Emebwarung 
des daher selten stattfindenden DanbiDgoa waimar 
Sommerluft begilnstigt. 

T. 

Durch diese Aoseinandersetaungen wlre die vor 
allem interessante Frage, warum Ton den iwei benach- 
barten HShlen nur die eine Eia anfhilt, beantwortet. 
SnaaQ^tMWtMul veitannlntMesses bildet die Art, T«r- 
teilnng nndDanor dar Eisbirdangen, namentlioh aneh 
der See vor der Einwand, welcher nach der Yolkssage im 
Winter offen, imSouiiuer gefroren sein soll. Eis entsteht 
natürlich auch in dieser Il<ilile r.ur dtum, wenn bei einer 
IlöhlenUswpcratur unter 0" Tagwiisi^er iu die Höhle 
dringt. Das Wasser nimmt seiiipji Weg durch KlQfte 
im I^Mkengeatein und AUt tropfenweise «der ala dOnnar 
Strahl an Boden, wo es gefriert und Stalagmiten anf- 

liiiut. I.it die Tropfw-iS-Hernien^'e gnjfs, hü friert nieht 
alliä» Wasser i\n der AufiM-ldftL'itelle, soiKierri eiti ']"eil 
rieselt über den liixb'n weiter und überzii lit ihn n)it; 
einer Kiskruato, dureii L'icku iiunimmt, indem siuii an 
ihrer Oberseite Schicht um Schicht ansetzt. Solch ein 
Eisknchen ist nicht Isicbt mit Sobollanais, das auf ste- 
bnndam Wanar antetamd, in Tarwaehsela, weQ enterer 
iumar «ne gcndgla« latsteras aber «ine horizontale 
OberflSche be^tzt. Das meiste Tropfwasser fHUt im 
Ei-donu! kujLpp hinter der Oberkiiiite der Eiswami. Dta t 
stehen darum beiderseits die geschilderten müciiUgüu 
Stalagmiten (siehe oben), und von dort rieselt das Wasser 
•u einem Teile naok rQckwttrtji aber den Boden des 
Eiadomeei au dem anderen Teile über eine steile Kels- 
stnfe naoh vom nur tieiätea Stelle dar nach abwSrts 
gebogenen HaUa. ladam daa Waiiar wlhiend taiBBa 



Laufes nacb und nach u'efriert, bildet es Im Eisdome 
einen weiten, Uöhleneinwärts sanft geneigten Eisboden 
und eine höhlenauiwlrta steil abstürzende Eiswand, an 
weiche siab unten ein im gleichen Sinne fallender klei* 
nerer Eisboden anadiliaftt. Das lo gebildete Eia 
•divinUBi nflbb auf Waaaer, iondem es liegt direkt auf 
der HBUensoble auf und ist an diese angefroren, wi« 
wir bei Hein bis zum i^ttf'inigen Grande rnslMndan Aopf» 

bruiinen im Eibduinc siihnn. 

Im F''ridijnhr. zur Zeit der grofi^en SühneeHi-iinielüe, 
gelaugt HO viel WasKur in die Uölvle, dals uicht alles 
auf dem kurzen Wege bis zur tiefsten Stelle vor der 
Eiawand gefrieren kann. Ei findet darum dort aiaa 
Ansammlung fl&ssigen Wassers Uber dem Eiskneben 

stutt. eR eiitRtelit der sogenannte ^f^ee". Läfst der 
Wftuf-erzutluj'» uaeb , und ist os in der Höhle nocb kalt 
genug, so bililet sieh auf dem WaHL-ier eine KiBtehullo, 
welche, wenn alles Waetcr uuter ihr gefriert, mit dem 
unterhalb liegenden Eiskuchen verwächst. Die EisschoUa 
kann Jedocb nooh auf eine andere Weise auf deBKnchaa 
au K^B komm«, »laB almlidi daa swiMbau dam 
Kuchen und dar Sdiolla befindliche Wasser durch einen 
Spalt zwischen Fels und Kuchen abläuft Daa dürfte 
vor unserem Besuf'he am 18. September l '*^ 7 suttgefun- 
den haben, wie die weiter oben mitgeteilten Beobach- 
tungen vermuten lassen. Ist alles Wasser abgelaufen, 
so entsteht durch Regelation eine innige Verbindung 
beider Eisartea. 

Dringt apilar bei einer Höhlentampantnr Aber 0* 
wieder fiel Wasser in die H6ble, so findet natürliob 
abermals in der Vertiefung vor der Eiswand über dem 
alten Eise eine Wasseransaininlung statt. Dhm Wasser 
gefriert aber nicht mehr, und den liereits vtirbandeiien 
itandspalt erweiternd, fliefst es in ziemlich kurzer Zeit 
ah, wodurch das alte Eis wieder zum Vorschein 
kommt Einen derartigen Vorgang bestAtigan die Ba- 
obaektungen des Jftgen Haindl und die uneomi vom 
31. Oktober (siehe oben). Bei flüchtiger Beobachtung 
mag freilich der Glaub« entatehen, das früher gesehene 
Wasser (»der See" ) sei nunmelir gefroren. 

Unsere Ansrhauung iKt alno fulguudu: Im Winter und 
Frühjahr ist ii: deribible kälter wie im Sommer und 
Herbst, doch ist es wahrscheinlich, dafa die Höhlen- 
tonperatar beim See bis In den Sommer hinein unter 
MnU verbleibt. Im Wiattr «utrtdii keine Wassar- 
anaammlung, weil das wenige Troftwmm bei der nie- 
deren Temperatur seliiin während des Fliefsens fest 
wird. Im I rühjaLr Ixudct bei reichlichem Zuflufs eine 
Stauung des Wassers über dem Kuchen statt. Auf dem 
entstehenden Be« bildet sich eine Scholle. Die Stauung 
währt lange, weil sieh daa Wasaer erst einen Auswsy 
bahnen rnnüs. im Sommar und Herbat treten nur dann 
'OberscbwemmnngMi, und awsr von kuraer Ihiuer MU, 

wenn über die l-"I.swand mehr Wasser tlierüt. alü dtlToll 
die bereits gei>ltneteii .\b/ughkanitle abzielieu kann. 

Diese Auffatisun^' tindet eine Sliitze iiucb in der l'ül- 
gendeu Zusammunütulluug der uns bekannten 
Beobachtungen Aber den „See" zu verschiede- 
nen Jahresaeiten. Diese Angaben aind unglmcb- 
wertig. Sie stammen nur tun gmngm Tetia ton 
Parsonen , deren Auge und Urteilsloaft die nötige 
Schulung be-iafs, Ferner darf mancher Ausdruck nieht 
«örtlich geiKimnieii wer>leu. Als /. H. dugei' Uerz 
»chrieb: „Noch warm iu dem Locii und kuiu Eiü", wollt« 
er gewifs nicht Ragen, es sei thatsftchlich kein Eis vor- 
handen gewesen. Herz hatte von uns den Auftrag er- 
halteui nachzusehen, ob man über den „See" gelangen 
kftnna. Er ging bin, aak Wasser und beriebtete liiei^ 
ftbar. Ob uaiar dam Waner Eia lag «dar aielh^ 



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Prof, Han» Crammer o, Prof. Dr. Rob. Sieger: f ntersuchuugeu iu den ötsoberböhlen. S3Ö 



diw mr iliai giaz gleichgültig, duusfa Imehte «r 
aifltit Aneh lOiMt spiegelt di« AnftlriiekaweiM der Bi- 

richte oft die hemeheDd« popul&re Atift'aH»iintr , 
wono c. U. ächmidl da« BodeneLt Septem b«r lööö als i 
»mnvöiiglidit Eudflokc* baniahnat» 

Zustand des „Sees". 

Fabnur, 29^ 1893: Sae ToUkommaD gefroren. Partie 
Sebaibai. (Framdmlmdi bai SplalbtteUer.) 

HlfSt MiU», 1896: „Noch wann io dem Loch und 
kein Eta «od lia aterka« WaasertrisBen", Jäger Ilent an 
HDB. (Im Freien noch riel S«hnee.' 

April, Mitto, Oatem ld9&: Waiuter Uber dem Eise 
nniref; ihr 1 Fob. Im RiiaB BOtth viel Sahneak Ladwlg 
Mayer. 

Juni 1847: Gangbar. Schdgl bei Schmidl. 
Jali, 12,, 1747: Tailwaia» aä% diokain Eia« badackt, 
dann wieder 7 Ina 8 Fab tiet Nagel. 1 

Juü l"* «': Offenes Wnüfit-r. ScLögl hc'i Solimiill. 
.luli, Mitte, 1895: Am RauiJe Kin, eins fcvii;bt, ueitt-r- 
hlii (jirL-iicB WiiHflcr !ii<'litljar, Si> gor. 

Juli. iti.. lö'JT- Auf Jem Ki«e .'>0 cm Wasser, in dem 

(.'iiizelne lilöckf (nicht SchoUnn I »chmUHMMII. Weiter 

biutea ttiafreia Wauerü&ch«. Sohaller, 
Aagoat, 3„ 1898: See gafrona. SabkOer. 
Augnst 1898: See gafIwraB. Kaalaer. 
August, 9., 1846: Hart gefroren. Gedenkbuch bei 

Schmidl. 

August, Mitte, 1891: See gefroren. Zetsobe. 

August, .30., 1851: Fis nicht mehr tmgbftr, danmler ' 
2 bis 2;\ Fnfs Wasser. Schmidl. 

August, Kode, 1847: Eis nicht mehr tragbar, bineia- i 
geworfene Steine brachen durah, Pj^rkar. I 

August: „Vor einigen Jahren* 1uiM9a«in»Q«BaQldM)ft I 
an einem warmen Augu^ttiige" uf dflOudlMn Eie- 
schiefsen gespißlf . liindl, 187!). 

,l)io ftbuoruieu WittcrutigaverbultniB.^e des Jiiln-c» , 
I HTO hrai hteii es mit sich, daXs der See im August ganz 
ei»<irei w :ir und uiittab «in«* Kahma fibanafatt iranlaiB 
Bubte." lUedL 

SeptMaber, 9., 1856: Fleb Im Waaaar aBgefrnrenj | 
See knietief. Kerschbaumer. 

September, 6., 1591: „Der See alter überfroren und 
aHfiu oln'n auf dem Eye wussor." Scballenberger (31). 

Scjitomber, 8., 1870: Der See nach Messung 27 Zoll 
tiei, wurde im „Kidtne" Oberaetzt. Riedl, S. 2. 

Se|>tefflbar, »nfiuiga. 1865: See mit >/« £iadecke 
flberaogan, damntar Waaaar. Ein {Mar Tage apiteri 
aaab üav Bageatagao, daa Ende dea Kanal« (aat aaga- 
froran, etwa 4 Zoll nntar den WaMBra{üagel eine sweite 
^ursprüuglichf Kindecke". Schmidl. 

Se])1eiijlu-r. Atifiing, !89H: See gefroren. Stigler. 

8r|)tt"iijbur ISI'S: Sep gefroren. Kästner. 

September, Mitte, 1847: „See gauji abgelaufen, I 
trocken passierbar." Schögl bei Schmidl. 

Se|ilember, 13., 1897: Über dem Eise kein Waaaer. 
Zwicohen dem ESae und der reeibtsieitigen Febwaad | 
eine schmale, durch Tauen eriLftnudenc Kluft. Der Eis- I 
kuchen schien durch eine EisscboUe überdeckt Crammer 
nnd Sieger. 

") Die Biselte dttrftmi iran berrtflMtanlea maMtlilaD 
•Ummen. 



September, 1894: See gefroraib StnbL 
Suptember, nm Mattbfti (21.), 1746; Siebte WaMer- 

nna^unmluiig über dem I'i.ie. Ilac1<er, 23 f, 

Oktober, \it., lät*7: „Wir haben jetzt viel Schnee 
gehabt md in der Höhle Waaaer.* Jigar Haiadl aa 
uns. 

Oktober, 31., 1897: Ob«V daui Eba kein WaBBer. Die 
am 18. September 1897 tob obb am rechten lUade be* 
merkte Klaft mr erwwtart «ad tili Ungar gewwdeB. 
Crammer und Sieger. 

NoTember, 1., 1891: See gefroren. TrCmmd (Soheibe). 

Dezember. '^'2., isir/: .lager ITiiiuJl acbrieb uns: ^Ich 
war MD Mittwoch in der Hohle. Das Eia ist uooh immer 
daa gleifliha. Kab Waaaer iat bb jatat." 

Insbeiiondere die Jahre mit mehreren Beobachtungen, 
1847, 18i)7, dann auch 181)5 und 1898, lassen den toi^ 
hin geschilderten Vorgjuig däutlich orkennc'u: iliia An- 
»ammelu des Wassers nach der Schneeschmelze und sein 
\ er^( bwiiKien. Ebenso ersieht man, dab faa ^naiar 
alles Trupfwaaaer gefriert. Die VoUumetnnng mm wia- 
terliehen Oflenaain dea Seae entbabrt jeder Stfltaa dwrdi 
die Renlmrhtunpon. 

Uui den verschiedenen Stand des Wassers oder Eises 
im See zu messen, brachten wir bei Thermometer TI 
einen Strieb in der HAhe der £ialinie Tom 31. Oktober 
1897, nahe bei Thennometar Y swet dnroh Quer- 
strich verbundene Striche an, deren unterer dieser Linie 
entsprach, im Jahre 1898 aber, bei Herrn Kästners Be- 
suchen, etwa 8 bis Ii) cm lilier dorn Kise lag. Ferner 
befindet sieh in der Mitte des Sees in der Decke ein 
Kagel, der am 81. Oktober 1897 902 am llbar Ämb Eiae 
war. 

Iiu KisJome, obcrbalb der Ki.'iwrinii , dOrfte es ZU 
einer grufseren .Ansamiuluug slebendun Wassers kaum 
jeuiak kommen, weil dort das Kw nicht den ganaen 
Hoden bedeckt, und die Frflbjahrsw&esser im augraBSea- 
den Sebntt «nd in den iUfiften dae eiafreien Bodena var- 
aiqgan kOnnaii. IKaaam Telb der Elamaaaen gebflhrt 
daher dm Beaatehnnng als nEissee* nicht, hingegen ist sie 
Ar den aogenannten „ersten See" zulässig, insofern sich 
dort über dem am Bodoa aagafra r aaea £ba aaüirabe 
Waaaer auaammelt. 

Iat die Hohle an. aioh wegen ihrer maneherlei flcihSn* 

heilen und Vchwierigkeltt^n ein anziehendes Objekt für 
die Touristik, besitzt aio einen gewissen histüri- 
Bchen Iti iz wegen der ftu sie geknUpften Sagen und 
der frUlizeitig iu ihr angestellten Deobachtungen , aber 
dia tins so anziehende Ueiiehta vorliegen, so geviaat 
sie aaab dem Ergebnia naaerer Unteraaokoagan 
ein betooderaa wiMMichiflliBhBB iBtaraaaa. Dan 
See raubten wir aUeniiaga aeiaes aaganhaftan Retaaa 
entkleiden. Aber die HOhle in ihrer Gesamtheit ala 
Windi lilirt-, die durch zeitweise Anstauung kalter 
Luit (louuoch d(>n Charakter einer EiMhühle an- 
uinimt, die in ihrem Inneren eine ausgesprochene Eis- 
scheide beaitst und deren Luftströmung sich im Schöbe 
dea Bergea teilt, und gleich dem einsickernden Tropf- ' 
waaaar aadi awei Seiten aUliebt, hat gewib eine be- 
aditeaawarta Individaaltttt, und ea vlia a« «aneebeB, 
dafs dieaalba bald eiBcibloaBaB aad aagla^iah gaaMaht 
wtlrde. 



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3$6 



U«rin. Siegfr. Rehm: !>•■ Uaai dei £ifelb»aeri)u 



Das Haus des E i f e 1 b a a e r u. 

. Von Herrn. Siegfr. R«hm. Köln. 



Die Eifel, dsa alte Vnlkangebiet zwiecheo Mosel, { 
Rhein, Ahr und Kyll, dessen Namendeutung den Kiy- ' 
moloKen noch immer grofae Schwierigkeitan baraitet, 
btit IB jüngster Zeit einen Anfschwang genamMBt 
dSmm Gvbugduid, aowU <U* M«n«ii Nameii tNigandtto i 
tiArd]ieh«n rad «aitlidm Aiuiliiir0r ttet Ha HibHbtnng, ' 
welche sie Mcnschenalter hindurch seitens der All- 
gemeinheit erdulden mublen, einigermalsen eatücbädigen 
dttrfta. GMlogm and Niiulönahini kftt dw I&t, | 




nach Lpopold toh Buchs viel citiertpm Ausspruche ein 
Land, das auf der „Welt seines Gleichen nicht bat", 
stets ein dankbares und ergiebiges Stadienfeld geboten, 
und M fehlt oieht »o Werken, welche an« über die 
nmtAilidw B i nfa »flinh«t j«nM schon Ton Tsätw «r- 
«Khaton «ad •ma alt« SohriftstaUeni in ninflni plii> 
toanebeii GhamlitM' erkannten Hochplateaua eraehSpfen* 
ilini Aüf-^dilur« geben, wir erinnern nur an Nöggeialljs 
und Dvc'liüu» vurdiciistvollä Arbeiten. Aber auch 
dem Ethnograplif-n uud \'olk8psychologen bietet die 
Eifel Tiel Anziehendes und Belehrendes, denn in diesen 
Bergen , weleh« aioh dar modernen Kultur verhältnis- 
nlbif qtit «leeUoaaeBt tritt bmi «in vOUig individMll 
geataltetae Banemlebeiit Am ddi Im MAata iMWBtliaIrtii 
Zi'iKrii, allen neueren Einflilaaail SUi TtotS, bil »«tdi« 
Gegenwart erhalten hat. 

Die Bewohner der Eifel sind Xnchkummeii der alten 
Treverer und als solche aus kelliaehein Bluie liervor- 
gegangvn. Die Stammesmerkmale der Kelten, tod denen 
wir hiatociaeli faeglnnbigte Kunde erhalten, ^uben 
^Dige FofMiliar aacdt teate nooh iin der ISfitlbeTBlkemDg, 
wenn auch nur in sehweclior Schattierung, nachweinen 
geu können; jedenfalls y-eichnet sich vorgenannte durch 
Ausdauer und krirptrlichf Widerfltandskraft rin>H, Eigeii- 
schnfteu , welche ihren keltietcheu Vorfahren wuhi auch 
nach deren Unterjochung durch die KOmer geblieben 
Bind, welche letateran dM Lkod der TreTerer aber 
SOO Itihf Vebecraaliteii. 

Die intellektneUen F&higkciten des Eifelbewohner«, 
wiewohl man hluGg zu einer wenig gOnatigen Be- 
urteilung derselben neij^t, sind keineswegs zu geriuLt 
anzubcLlägen. Wenn ihm auuli der tiigtjiiüicii praktische 
Sinn mangelt , so fehlt es ihm doch keineswegs an Ein- 
aioht und Klugheit, die ihn jede Neuerung mit Voraieht 
rafnehmen Ufat. Er beeitzt einen eigeBtItmllehaD IQ" 
aUnkt (Or nllea, wm ihm schädlich ist, oder aeratArend 
In aein nach bestimmten Regeln gestaltetes I>eben ein- 
greifen kriniite, und 68 ist weniger Trotz oder einseitige 
.\uüait8Uiig,aisTietmehr Achtung vor dem ('berkomraenen 
und Wertschätzung des durch frühere Generationen Er- 
worbenen, die ihn solange gegen allea Neue aieh ab- 
MiBaod volMltea lieft. 



Dieser konservativcu Gebinnung und pietitvollen 
Empfindung für das Best«hendfi ist es zuzumessen, dafn 
anoh dos „Eifelhaos" «einen ureprünglicben Tjrpos be- 
halten hat Äulseiliflli aaUiAt und prnnkloa nnd jenen 
Sinn fBr kAaailaraMih« FuraeA, den tnaliflaoBdefe der 
mittel- nnd eftddetttedie Landbewobner M der Ave- 
schinüoknng seines Heims an den Tag legt, nicht im 
mindesten offenbarend, tiietet en in seiner Einrichtung 
nnd AnaatnUnng doch »o viel des InttjreHHant^n, dufs 
wir dasselbe in Nachstehendem zumüegen- 
atende einer kurzen Betrachtung machen 
nöditan, wobei einig« Seitenblioke »n{ die 
Lebenegewohnlieitan nnd SSttan eeiBae Be- 
wohners an geeigneter Stelle eine sach- 
gemärse Ergänzung zu unserem Thema 
bflden dürft«n. 

Den eigentlichen Centralponkt des 
Eifelhana« UldiQl dis ihren Mabrer- 
biltnieaaa r<m Mimb nnderm RauM 
ühertroftne aKidM*, weil ain dan 
gang zu den flbrigcn Trihm dai 
vermittelt. In der K4ebe iat ee der 
charakterifitipche, aus schweren Bruchüteinen aofgo- 
mauerte „Feuerherd", welcher uus als der wesentlichste 
Teil dee Qawwn eof^rt in die Augen f&llt Auf dem- 
aeiben liaigen la beiden Seiten der Fenereffnung die 
aogenaanten gBraadraten* , swei längliche, an den 
Gnffen nicht selten mit plaatiaah gearbeiteten KapCw 
irenierte eiserne SobweUen, snm Tragen dee Brann- 
materiala bestimmt, t^ber dem Herde siTm I fjcL der 
mächtige, nach oben zu sich verjaugentlu iUiichfang, 
die „Haaaeht", die an ihrer unteren ürettoreinfassung 
als Schmuck eine grOne, mehrere Hand breit« Gardine, 
den „Feuerniantel", sehen läfst. Am Tage Maria Licfa^ 
mefs werden an das Kaminbntt klaiae Waehakecmn 
geklebt, verfertigt ana der gewrfhten Rene, mit wetobar 
der Hausvater, einem uralten Gebrar-hp fi lgpnd, nach 
beendigrtem Hoch^mtc ^ein liaus, seine Kiuder uud dua 
Vieh !-egnet. Auch auf die Stubcnthür, die Schlaf- 
kam merthüren und in manchen Dörfern der Eifel auch 
auf die Pfllgo wankn davwtige WadtakiwuHibai giK 
klebt 

Krenaeholinapektor Br. feaar in Halmedy, dem wir 

über das Leben der Eifelbewohner wertvolle Studien 
/.u verdauken haben, mauht zu oben mitgeteiltem Ge- 
hraui-lie die Bemerkung: „Ohne Zweifel hängt da« 
Aufkleben der w&obaemen Kreoschen mit dem bis heute 
noch nicht ganz Tanfl h w u adnan (Hauben an Hezen 
and Mncbtgeiater snaaBaaen, die B«n aeit iaheir anf 
dieae Weiae tan dan Wobnaagan ud nMU ton im 
Schlafgemächam am aiahantoi lan lialtaB sn hBnaain 
vnnneinte.** 

Auch in buderer Beziehung ist der Eifelbewohner 
nicht vnn .\berglanhen frei. Frtther wurden beim Ein- 
tritt einer Sonoenfinstemis die Viehherden von den 
Weiden nach Hauae getrieben und die Ortabmnnen an- 
gadedtt, weil man glanbto, «• falb bei ainaii aoMien 
Yorkonunnia Gift vom HimmeL Heute nodi iat ea ia 
manchen Ortschalten der ßfel Sitte, beim Anabmeh 

eines .nehweren (lewitters luil den KIrcheuglocVen ZU 
liiut«u, weil man diesen, insbesondere den dem hl. Jo- 
hannes und Donatus geweihten, die Kraft zuschreibt, das 
Unwetter breefaen tn kOnoen. ao dafa ee keinen Schaden 
aoriehteL 

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lierm. Siagfr. Rehm: Das ilauB dea Eifclbauera. 



889 



vir VM '"■■»tItT ift der Kücho weiter um, so 
erUldcen wir m itm, im lUachfanf^e herabb&ogenden 
KesEclhaken, dem „Hahl". einen (ipgpnatand, der gleich 
wiederspÄter zu erwibnonde „Tlmk" eine aittcngcschicht- 
liche Bedeutung erlangt hat, <la er b«i den alten Volks- 
gebräachen der £üfel eine nicht unwichtige Itolle spielt. 
In Tcnohiedanni Brairken dieses Hochlandes wird die 
Joag» FcM ia du WirUcbaft eiagafUirt, iadaai mui 
den FeneihmU heriieibringt, sie dreiunl vm deneelben 
führt iiTii^ ihr dsn KochlöfTi:"] urahiingt, das Symbol ihrer 
HerrEchait übur das HauswcRen. Früher wurde auch 
die neue Magd von d'-r; Burscheu der Nachbarschaft 
dreimal am den Uahl geleitet, was als Zeichen dftfllr 
WM*, dats sie nun sum Hanse gehöre, wdlin- 
£• naoie Mitbewohnerin eitern Herkommen ge- 
nib den Bnndiea einen TVnnk, das «HaUlner*, tn geben 
verpflir-litet war. 

An den Ilahl hängt dit» Hausfrau di u grofbcu bo- 
mlsten Ktssil, in wclctipm ilifi drei Hauptmahlzeiten 
des genflgsameu Eifulbuwohueru: Brei, Suppe und Mns, 
gekoefat werden, und ehedem vergafs der FamiUenTeter 
vor Tiatk du uOmiM»* in ipreeben, ein eehr 
na TbB Fmlm 147 nnehgeUldetee Oe- 
bot) in velaliem, nachdem die Gfite des Herrn gegen 
alle OesehSpfe des Himmels und der Erde gepriesen 
•wirr!, es uiit clciclicm Friistc lieiTst: „Der Herr hat kein 
Wohlgefallen an der Stärke des Resses, noch Wohl- 
gefallen au jemandes Itcineu, der Herr hat nur Wohl- 
geCdlen an denen, die ihn fDrahten und anf aeine Qatig- 
kott rnitaB.* In amii«h«i Bttd&mflien durften ^eoe 
Oratio aneh kente noeh in Ehren stehen. 

Fttr den Fall, dafs Haferpfannkuchen auf dem Kflchen- 
«ctti'l stehen, so wird die sogenannte „faule Mnird- ein- 
gehängt, eine mit einem runden Loch und eisernem 
Henkel sam ESnb&ngen in den Hahl versehene eiserne 
Platte. Dbechavpt bevontigt der Eifeler Hafeigoriehte. 
«Habermark nuÄt die Bnben atark", ngt er mit dem 
■ebwibiaohen Bauern, nnd die Bftoerin ventebt 
ea, die Tersebiedenaten Haferepeisen in der delikate» 
sten Weise zu bereiten. 

Sind die nOromperen'' , abgeleitet von Gruud- 
bime, d. b. die Kartoffeln, schlecht geraten oder 
nur sp&rlich gewachsen, so wird als Abendbrot die 
gKnepp" genannte Speise verabreicht, Nudeln 
•Ol HaftrmeU nad Warner sabenitet, die dnrch 
oiM Srnwe von gebratenem Speck sehmadthaft ge- 
maoM wird. Am liurgsonntag bilden Ilaferwaffeln 
und Bnehweiizenkuchen , „Pankech" genannt, da.i 
FeatgrricLt, dem von .lung und Alt mit au's Ihuli'u- 
dem Appetit zugesprochen wird; beim Wegzuge 
eines Dienstboten dagegen tritt der sogenannte 
„Kreiaohpankech* in sein Baeht, wia denn anoh 
fat der Bhimeupraehe dea ESfelen die aefar be- 
liebte BuehwcizenspeiRo einen Platz gefunden hat. 
Will man nilmlich einem Freier i'.u verstehen 
geben, dafs er auf KrfüUung .mimr lloirntmyeii 
nicht zu rechnen bat, so nutzt uian ihm beim 
Kaffee noch Pankech vor, erhftlt er den Katfee jedoch 
ohae dieae Zntbat, ao darf er daraus entndunen, 
iah Muiar Werbung keine weiteren Sekwierigkdtea 
im Wege stehen. 

„Links neben dem Herde* — so sagt der vorhin 
erwähnte gründliche Konner des Eifoler Volks- 
lebens, Dr. Ksser, in seiner Beschreibung des 
Eifeler Kacheninnern — „sind in der Fouer- 
aaoer swei eiaecne Haken mit KnOpfen ange- 
bnaht; an dam eiawi lilngt oiiw langu Feumr- 
mnge, an dem anderen ein etwa 1 m langes 
BUsTohr von Eisen mm A n bl asen das Herd- 



feom. Aedita aebw dem Heida aiaiil wui in der 
Fenermaner eine dundi einen Sdiieber oder ein Doppel- 
tlifir -lii n verschliefsbare öffonng, die „Anrieht" genannt, 
durch welche die Speisen aus der Küche in die Stube 
gereicht werden. In der I-'cke rechts vom Herde liegt 
ein kleiner Vorrat von Torf und Ilolz, weshalb die- 
selbe den Namen aTorfwinkel" führt. Rechts von der 
Hanathflr in danolbatt Wand mit dieeer liefindet aieh 
das kleine Kfitshenfenster nnd nnter demaalben der mit 
„Oiefa" bczeicbueto Spalstein , durch welchen daa 
schmutzige Wasser weggegOH.'ien wird. AulHcr dem 
ganz Bidh-itvorständlichen, allerdings etwas klobigen und 
schweren Tische, an dem bei behaglichem Wetter in 
der Kflohe statt in der Stabe gespeist wird, sowie aafser 
dam wohl ebenao MlhatTenltodUehen fiatterfaaae fallen 
nna in der EiMer Kftdie nooh die „Siedel* nebet dem 
„Dreifufse* oder dreisternjirli^n-n Stuhle auf, welch 
letzterer in den mltttLdtLrliclieu Weistümern un- 
zählige Mab' Vdrkomint, Kr wird dort häufig als da» 
geringste und unbedeutendste Inventarstück dem „runden 
Fofs", d. L dem Pferde, als dem kostbarsten nnd teuersten, 
gegenftbecfeatellt Auofa Imutiatage noeh leUi der 
DnJAill adten in einer Eifeler Kiah», wfhrand die 
Siedal (abgel. von sedile) nur noch in lehr Toreinselten 
FlBen angetrotfen wird. Letzterer ist ein Iftnglicher, 
mit Rücken- und Seitenlehnen versehener Se.sscl (KaiMi ee), 
der drei bis vier Personen Raum gewihrt and neben 
dem Feuerherde seinen Platz hat* 

Zu diesen Aaefthrnngen haben wir nodi an be- 
merken, data in ainsehnn TeOen dar Ettal an Stelle dae 
Torfwinkels ein Holskasten, „Tmflkeet* genannt, «r 
Aufbewahrung des Brennmaterials dient. Ea ist dieses 
Mobiliarstiirk Inrnli ein vorn angebrachtes Bntt glsiob- 
zeitig als Sitzgelegenheit eingerichtet, deren sioib die 
Tochter des Hauses abends nach gethsner Arbeit ia 
Geaellaohaft ilirea Freien m bedienen pflagt, wohingsgSB 
die AbrigSB Haminseesan ia dar aastobsadaa, ia dar 




Ia Brook M 
Oeidclnct «ea V. 



Ereis Dfiren. 



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838 



Eine Auganblioktphotograpbie von Natachmädcben. 



R«gel erhöht liegenden „Stube" versammelt sind. — 

Den Hauptbestandteil dieses Ilaumes bildet der mit 
„Tbak" bezeichnete Terschliefgbare Wandncbrank. Der- 
selbe ist fQr die Sittongesrhicbte des Eifel Volkes inso- 
fern bedeutungsvoll geworden, als in früheren Zeiten 
Brautpaare ho lange in den Thak gesperrt wurden, h'u 
die Eltern über die liedingnngen des ^ Hill ig» " (Ver- 
lobnng) eine Einigung erzielt hatten, und der Fall trat 
h&ullg gL'Dug ein, dafs das junge Paar seine erste Be- 
kanntschaft in der Dunkelheit diese» Itaumes machte, 
weil bei Heiraten gewöhnlich der Wille und die Be- 
stimmung der EUtern mafsgebend war. Manchmal reicht 
der Thak bis nahe unter die Zimmerdecke und ist mit 
Einlagen versehen, welche dann zur Aufbewahrung von 
allerhand Haushaltnngsgerät dienen. Rechts von ihm 
steht der aus ornamentalen Eisonplattcu zusammen- 
gesetzte Ofen und Uber diesem erblicken wir die an der 
Decke befestigte „Haspel", eine strahlenfcirmige, zum 
Trocknen der Strümpfe uud Kindcrw&scho bestimmte 
Vorrichtung, die im echten Eifelhause ebensowenig fehlt, 
wie der sogenannte „Stitz", ein dem Alkoven holländischer 
Interieurs ähnlicher, mit Kattun vorhängen versehener 
Bretterverschlag. 

Neben der Stube troffen wir die pStubenkammer", das 
Scblafgemach der Eltern. Aufser dem grofsen Bette 
stehen hier ein oder mehrere Eichenschränke, zu welchen 
auch nuch das Elrbstfick des Hauses, die alte, mit 
eisernen Bindern versehene Familienkiste tritt. Dieses 
Zimmer hat auch gleichzeitig die Bestimmung, als 
Kleidcrraum zu dienen, und es werden in den hier 
befindlichen Schränken die besseren Kleidungsstücke und 
ebenso die Leinwand, letztere oftmals eigenes Gewebe, 
aufbewahrt, denn der alte Grund^tatz: „Selbst gesponnen, 
selbst gemacht, ist des Landmanns beste Tracht", bat 
der Eifelbewuhuer lange hochgehalten. Doch wie er 



in seinen Qbrigen LobensbedürfDiiaen sich durch Be- 
scheidenheit auszeichnet, so ist er auch in Bezug auf 
Kleidung höchst anspruchslos. Seine heutige Sonn- und 
Worktagstracht entspricht im allgemeinen derjenigen 
der mittelrheinischen Landbewohner. Der alte Eifel- 
baner mit Kniehosen, hollgrünem Frack uud Zipfelmütze 
oder blumentopfartigem Cylinder, in welchem er Schnupf- 
tuch, Tabakbeutel, Gebetbuch und andere Kleinigkeiten 
barg, wie ihn J. Büchel in seinem Volksbnche uns be- 
schreibt, ist lAngst verschwunden, und es tAucht nur 
noch hier und da die hochkrugigo Weste als Überbleibsel 
einer früheren Mode auf. 

Zu den unteren Räumlichkeiten des Eifelhauscs ge- 
hören uoch die Küchenkammer, sowie der für die Magd 
bestimmte Schlafraum. Rechts von der Ilaustbür zeigt 
sich der Kellereingang mit Fallthür. Die Hausthür 
selbst ist in den meisten Fällen nach ihrer Breiterichtung 
zweigeteilt, und es trägt die untere, meist geschlossene 
Hälfte den Namen „Gader". In alten Urkunden ist viel 
von einem sogenannten „Gaderzins" die Rede, welcher 
von solchen Höfen entrichtet wurde, deren Bewohner 
nicht duldeten , daLs der Empfänger über die Schwelle 
dos Hauses trete, und es warde diesem dann der fällige 
Betrag über den geschlossenen Gader gereicht. 

Beim Bau eines neuen Hauses thut der Hausherr 
und seine Frau mit dem Hammer den ersten Schlag auf 
den Grundstein , so viele Schlüge sie voUfüliren , elienso 
viele Flaschen eines beliebigen Getränkes sind sie in 
Ausübung eines alten Brauche» zu spenden verpilichtet. 
Vor dem Einzug in den Neubau wird derselbe vom 
Pfarrer eingesegnet, dann vereinigt ein Festschmaus 
alle Freunde und Bekannte der Familie, bei welchem 
man sich manches kernigen Spruches erinnert, der schon 
in den Tagen der Grolsväter derartige Feste ver- 
schönern half. 



Eine Aiigenblickspliotograpliie von Natsclimädchen. 



Die aus Calcutta stammende Photographie stellt eine 
Scene dar, wie sie fast alltäglich in Städten Indiens be- 
obachtet werden kann. Auch dort ziehen wandernde 
Gaukler, Musikanten, Tänzerinnen u. s. w. 
umher, um ötfentlich ihre Schaustellungen 
vor der versammelten Strafsenmeugo zu 
machen, oder, wenn sie von feinerer Art 
sind , in Privathäusern aufzutreten. Hier 
bandelt es sich um Tänzerinnen gewöhn- 
licher .\rt. Glänzend gekleidet , mit gol- 
denen Ringen in Ohr uud Nase , an Arm 
und Fufsknöchel , von ein paar Musikern 
begleitet, so treten die Tanzdirnen oder 
Natsob auf, die auch l>ei Hochzeiten und 
anderen Festlichkeiten nicht fehlen dürfen. 
Die Natsch , die ich beobachtet habe, 
waren alle ziemlich klein , mit ovalem, 
bräunlichgelbem Gesichte, sehr schwarzen 
blitzenden Augen und einem sinnlichen 
Munde, der oft lächelte. Die Haare sind 
glänzend schwarz und fallen in zwei Flech- 
ten auf beide Schultern herab; viel 
Schmuck ist in ihnen angebracht. Je nach 
ihrem Stande sind diese Bajaderen mehr 
oder minder fein gekleidet-, ich habe solche 
in golddurchwirkten Schleiergeweben und 
in europäischem Kattun gesehen. In der 
Nase fehlt nie ein goldener oder messingener 
Ring mit echten oder unechten Kdelsteinen. 



Viele tragen die Brust oder auch die Gegend um den 
Nabel hemm offen. Ein cntKetzliches Orchester begleitet 
sie; auf den Strafsen gewöhnlich nur eine Trommel mit 




In(1iM->ie Tänzerinnen auf einem .Tahrninrkte, 
N«(h filier t'kut<i|{rHphic. 



Google 



0«b«l SM im dar H»rr» «ad Bnlavo. 



doppelteo F«llai, di* Mieh TOO swei Seiten bearbeitet 
wird nnd aiM Art (Matb Bri dM iniMnii Natwdt Im- 
■teilt iim Orelieeter aoeli ««• DodiUidt, Pfaifi» «nd 

lit'ckrii. Pio MuBikanteu hütiimenf jMien und gcigüti, 
ohne aucli nur einmal ftufzuliOren, Biu ihren Instrumen- 
ten herum, imies die Mädchen in un^^laublicher Weise 
•ich winden und krfiumen, Kopf, Augen, Arme, Rumpf, 
Beine, kurz alles bewegliche bewegen. Dabei berflhnD 
IM dan Bodan mit irgand einem Teile ihrea Könata, 
cbuuk riohtaii aia aieh wiadar aaf , aehwingen Unna 



Stfickchea, bildeo eine Ornppa und abgaa aoefa lor 

Jhr guim Tu» iat aaf die Erregung der 8ln»1teh- 

keit Jlt zuschauenden Männer beriMilinet. Bicsi' Hullist 
tADzen nienisl«. Nur das Weib ist hier, wie sonst im 
Morgenland« , Tänzerin, und einem Orientalen erscheint 
das Zueammentanzen von Männern und Frauen aller 
Oeaallschaftskluüften, wie ei in Europa der VaW iat» mit 
aaaUXüsact ala das AUaiataniaa aainar Xansdimaiit 

0.& 



Gebel Ses in der Harra und seine Ruinen. 



an 



In der aa Etklgm, aber 
Raiie, die Preiberr Max v. o 

und Meanpr.tat"ifr untcTnahin 
dieser Numnifr angezi'lgt ist . 



an Mflbsalen niohen 

|i|'i'iiheim dnreh Syrien 



a di< 

il,!.-' 



auf Seite 311 

zwölftiigi«;« 



d'-r 




Die mncaien^voa-Oebel 8h. 



Aofenthalt in der Harrawflste, öatlich und nördlich von | ten menseben- und 
Haurnn, eines der ansiehendston lluupUiucke. Der 
ganze Weg, den er dort von Sale bis Dumer zurücklegte, 
Ist fOr die Wissenschaft neu gewesen, denn seine wenigen 
Vorgftnger waren anderen Routen gefolgt. Die Harra 
iat der Beginn der nnendliobea, durch Arabien aieh bis 

Name bedeutet ,d!e Heifse*. ßne weUeal^iga Sfaeae, 

mit schwiirzi II . liLiHigeii , vulkani.ichen lUöcken , die 
dicht nebeneinsiider auf dein gelben, saudigen Unter- 
grunde ruhen und den Marsoh unendlich erBchweren. Es 
ist ein zerborstenes Lavafeld, das den Ergüssen der eiu- 
selnen in ihr liegenden Vulkane seine Entstehung Ter- 
daalct Kar aina einaiga Qualle ist in dieaar WOata 
Toitianden , und der Ritt dnreh dieaalb« geataltate sieb 
ffin htcrlich, D. r IiriTiide besncbte inr erliall) der Wiiste 
diu Siilii-\ urKuiH- und den Oebel f><^H, von dem wir hier 
dae Kärlchen der Unigebinig uiiMei'.en. Und duih 
herrschte hier einst regeres Leben , wie die zahlreichen 
Ruinen bei der genannten Quelle (OaseRuchbe) und am 
Gabal Ste bawaisan. Di« Ruinen sind Baataa ans der 



Zeit der Rhassaniden, jenea bakaantea kanatUabendan 
Herrsehergeaebleohtes, das aaa Sttdambian aiawaaderto 

und im Heginne unserer christlichen Ära hier blflhte. 
Der Scs bildet einen über einer Tiefebene 100 m steil 
8Ufrui.'t.'tiil':'!i . iinliezu kreisfur- 
migen Krater, dessen innerer 
Durchmesser etwa 0,5 km ba- 
trlgk Der Kratantaad iat aa» 
gawSbiBA (iBiuiiisadiy aad 
fHUt senbreoht 70 bis 80 m tief 
ab. Nach Nordwesten hin zeigt 
er einen Durchbrucli; wcstileb 
und Büdlich vom Jierge befin- 
det sich ein Graben, der sftd- 
oatw&rta breiter werdend in 
ein Flachthal abergeht. Naeb 
Osten bin wird daa Thal aar 
Tiefebene, die «in mehrere 
Kilijujeter weites rundliches 
."^andlifcken einschliefst , und 
;:ur Winterszeit eine feuchte 
Wasserlache bildet. Nicht weit 
von dar Stalle, wo der Graben 
aaaaiat, fiadan aieh drei oder 
vier Uriaa Keasdeban. Keb ga> 
nannt, die im sandigen Grunde 
tropfenweise klares Quellwasser 
zeigten, von dem der liei- 
sende einige Liter sammeln 
konnte. Nach Nordwesten dehnt 
aieh daa rieaige Laraplateau 
de« Talkaaa aua. 

In dieser jetst anagebraan- 
Tegetationaloeen Wüstenei erhob 
flieh einst in der südlichen Kinsenkung eine Terhältnis* 
rnüfsig grofse Stadt, deren Hiluserreste mau hier in 
einer Längenauadehnung Ton mehr als einer halben 
Stande Terfolgen konnte, während die Breite nur gering 
iat« Dia Sparen b«i^aa«B aalioB ta dar ThalenraitaraBg 
im 8«d«ealao daa KnrianL Ab (M* oad Sidabhaac« 
daa d^eatlieben Kraterrandea befinden sieb abaalUls 
Überreste von Oebrmden. Am östlichen Abhänge hg 
die Nekropolu und oberhalb derselben , auf dem Rande 
des Kraten« selbst, fand Oppenheim eine grofse Auzald 
der rfttaelhaften sabäischen Schriftzeichen mit strah- 
mit Menschen, Kamelen und anderen 
webdw deatUflh aaf dia aAdarabiaobe 
Abkunft Sw aiaaligan Stidtserbanar oder Bewobnar 



liinwoi^: 



l>ie Riiiiier hntton 



ftebel Srs eine 



nau['t.=itatii.'ii , wi-lchn ilii?u Ijesliriuiit war, die licduinen 
der Harra in Srijucli v.i\ Liillei! und .Svrien go^'' :' I'iu- 
fSllo von Osten zu scliCitzen. I .ateinisrliB oder griechi- 
sche InEchriften sind aber nicht gefuudeu worden. Die 

rfiaiiaeba Statioa am Qabel Süa ward wohl mit dem 



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Die megalithitoheo Steindenkm&Ier tob Oaraae in der Bretagne. 




Ruinen am Gebe] Bit. 

alten Aoatha xu identifixieren sein. — Die Ruinen am 
üebel Spg lind yon dem Reisenden anfn^enommen und 
beachrieben worden. Die hier abgebildete liejft am 
weitesten vestlicb auf dem dem Vulkan gegenüber- 



liegenden Rande des Ruinenfeldei. 
Ha ist ein rechteckiges (leb&nde, 
das aus einer einsigen Halle be- 
stand. Die Aufsenwände messen 
29 Schritte an der L&ngssoit« und 
17 Schritte in der Breite. Parallel 
den Längsseiten sieht man heute 
noch einen Doppelbogen, welcher 
die Decke tragen half und den 

a Raum in zwei Teile schied. Auch 
ein quadratisches , wahrscheinlich 
' ' römisches Kastoll mit fast 2 m 

dicken Grundmauern fand t. Oppen- 
heim. Ein anderes grofses, aus 
roten Ziegeln erbautes Gebäude 
wird von den Beduinen bald als 
Bad , bald als Kirche bezeichnet. 
Uber all diese Ruinen und ihre 
Erbauer sind wir noch im Un- 
klaren und erst sp&tere Forschun- 
gen werden vielleicht mehr Licht 
Qber sie yerbreiten. Aber die 
fdrchterliche Wüste, in der sie liegen, ihre schwere Zu- 
g&ngliohkeit und die räuberischen Beduinen der Harra 
sind die Ursache, dafs bisher nur oinselne europäische 
Forscher zu ihnen rorgedruugen sind. 



Die BiefallthiRchen Stelndenkm&Ier tob Camac in der 
Bretagne. 

Ober die an der Bödküste d«r Bretaj^e bei Carnao liegen- 
den grorBartigen tuei^Hlithischen Denkmäler, die von den 
Kelten stammen tollen, ist Kbon viel und oft Kciichrieben 
worden. Wenn wir hd dieser Stelle trotzdem nocb einmal 
kurz darauf zurückkommen, so gnchiebt es deshalb, weil wir 



imetande sind, gleichzeitig eine gute Abbildung dieser Denk- 
mäler nach einer er»t kürzlich aufgenommenen Photographie 
zu bringen , die erst einen rechten Begriff von dem Umfang 
und der Bedeutung dieser alten Monumente giebt. Die 
Menbirs von Camac sind in elf langen parallelen Beihen 
(alignements) angeordnet und von der Mille derselben machen 
dieselben auf den Beschauer den Eindruck eines Waldes von 
ikufrecbt stehenden Steinen. Viele derselben sind sehr grofs, 




Die Menhirs von Carnac: Der Platz der Erinnerung. Nach einer Photographie. 



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bU 6 m hoch und 40 bis iO Toim«n MhiNr. UnprünKÜch 
mala 4ia Saht dar MmU» «olil mihiin Twiiod lwtnK«ii 
IttbMi, kfetr «feto liad von daa üMiOnitaa lo Bwnireoken 

verwandt worden, bevor d«r StMt ihre Grtaaltung beicbloC«; 
J«Ut «ind noch etw» 4000 Btiick vorbanden. Die Reiben er- 
»fr>^<<).<'n »ich etwa 'Akta In oatweHtlicber Richtung von Üamsc 
Iis LiiciviAriafcer nnd »ind durcb UnterbrtfliuDsen in drei 
verflv'liiHdenp Rrappeii «bjjeteilt. rlie im Bretonifrben Menec* 
(lifr l'hit/ iler EriniiLrunjj). . KermKrio" |iUt I'IhI.z di'i* TodM) 
und „Kerleacant'' (d«r Vvri)ir«iiauu^>pl«u) genannt werden. 
Bai irfelm dar Staiae und Ausgrabungen ventnateltat wohlao 
«Bd. VBtar Ibnan Aach«. F«u«r»t«in*päDe, aad rolw Tban» 
adMitas , ftlMr Iwln» fljjHir BnuaMialnr XbooIhb itfkiiidan 
woirdäiB. D«r wmhre Zwaak , fBr dan dtaaa ImBarraiwertan 
Denkmäler errichtet «ind , ijit verloren gegangen , die am 
meinten angenommene Erklärung ist die von 3. llilne, der 
Grabsteine in ihnen tivht, viue Ansicht, die durch die icbreck- 
liebe Bedeutung der Namt'a der einzelnen Gruppen, die »iub 
dun-h ülierlifferuti;,' vi^lu Gejicblsohter hindurch erbalteu 
liH*»'ii iiiilf; , iitili-ri'lht/t « iitl. T.ubbocW, iIit ']■<■ I>e:>kKilller 
im i<*ruhjabre IMl Lwaueht«, glauttt, weil die grölten Grab- 
hügel der Biatague waUncheinliob dem Steinalter angehiiren, 
auch Oaraae denelbeo Periode snachreiben su mliweo. (Lnbbock, 
na ToigaaiiUcbll. Zait, Bd.1, S.ia&.) Dar II«» iMg«, &am 
Iwaito üid aiw». lOm boba Berg St Mlebel bat CUnac ent- 
hielt eine viereckige Grabkammer, in der man elf wander- 
volle C'elte von Nephrit, zwei grofse roh gearbeitete Und 
26 kleine von Kibrolifh , iöwi«< "10 kleint' Steinktigeln t»od 
Brucbstüe)>'' vun ^'l■uf^^tl'l^|•n {»ad. ; Lublwk , fbriula H. 1 HCl.) 
Di« Kamiiii-r in <'.i'ni i iri<l:hil){i'l Miiinii;-iT ll'rO'xk tn^Hiii"« iht- 
g«'gen K'H Slciimxtc, ilrel t'VuLTsli-iiis|jiit;ij uml -''H KljJ>■l^'h?!l 
VOD Ja«|>U, t^uaim und Acliati aber keiner die«er Tomuli 
aakhielt aoch nur eine Spur von XatiUl. 

Hont, d«r die Angabe maebt, Amt» dia Beibas darStohM 
in Oamaio atwas acblangenförmige Windnofaa «algan, (febt 
ia Bekraff dar zu beiden Selten der Steinraiban Uagaadan 
C'roinlecha an, daT« dieaelben mit solcher Hegelm&Cügkeit auf- 
treten, dafi mau, längi der Bteinreiben gebend, mit Siober- 
h«it fi>»l»tellen kann, in wulchtT Richtttiig der nitchiit« Orom- 
Ircl] \:v\:: \Wnn ilrrsr! bo j'^tzl incb: iiniiiHr iiiflir ganz 
H]<'h'. lini- INT, KO ♦•rijiHV.i ulrli ciii.'ji il(jch »icliiT ilarch Kiiie Nnch- 
(.-nibiiiiit. (.Inuru. Antlir- Ror.. V.il, VII, (ihtl'J) ])- U:! bis i;»J.) 
Ur. Nicbolaa will beobacblet haben , dafi alle grolaen üteine 
in Ouna« g aw i a i a atrtae aaigan, die durob Xawabanband 
bam»i;aruliai abid. In nanaater Zait fast aieb Batünaa in 
atinam Vletk .Iba Urfwaiw ot Irabuid* »a«b nut dau lla^- 
Ukban von CaniM tt. a. w. baaoUUti^ Wail dfe flaieben 
odar «linitwi«» Sagan von dan iiiaohan , Aanafiitoeben , »pani- 



schen und dautMben KegaUtben vorbanden sind, glaabt er, 
daft aim ZgaMDaanbMig baatahea ntaitj diMribaa aUa ton. 
einam Yolka arbavt aiiii BSiaaD. Dan diaaar BaUvlti «bt 

fslteber ist, wurde bereits bei der BesprecbuDg leln«« Werkes 
(Globus, Bd. 72, ä. ST) bervoigeboben ; auch von A. Nutt ist 
denelb« im Volbtore Journal (Hay ISM) nurttokgawlataa 
woidMi. Oy. 



Seue niUt«IamerlkRDl8cbe Kelsen Dr. K. Sappera. 

¥aDt« Arenaa (CoiU Bica), le. April 1890. Wagen Uif 
rnben im oAidUoban Miltalamerika war iah diaaaa UalMorutt 
einem Indianar) Im Januar d. J. direkt von Onatamua unh 
Nicaragua mit dam Dampfer gefahren, bestieg dort im Nie»- 
regua-see den impnaantan Omotepe-Vulkan, dann in Costa Rica 
den vrirh<?r tmbertiegenen Orwt-Vtilknn ncidw bei un(;riijstlc;er 
Wi'.ttiniri^), loh wandte Oiicli dünn ilur Halbinsel Nicoya .'.u, 
wii iili i-iu interessante» An^ijnibiiii^KMd besuchte und 
re;st<- ilanti nach dem Horlibiinii- ('<isu% Ricas, wo ich Poas, 
Jrazu und Tuniatb» bestieg und zusammen mit Herrn Pittier 
einen geologitdtaii Anilhig Utnft dar Bahnlinie uacb Limoo 
untemäua. Dann maehta teh von Tnrrialb« (Angostura) 
BUS di« aehfina, aber stellenweise nicht gaas laiobta Balaa 
durcb daaGabiat der Chirripü-, üatrella- und Bribls-Indianer, 
worüber ich Ihnen für den .Glubni" einen besonderen Beriebt 
zusenden wurde. Ich beaocbto <len aufstrebenden Hafenplatz 
Bocas del Toro, die practitviillc CliiriiiailttsTine uml darcb- 
qucrte dann auf recht schlv<-hti-[ii FiusiiiHd«' den Isthmus von 
rhiriqni. Daraaf erstieg ich niit rwui Cbiricauer-Führem 
lind nii-iii,^m Indianer den bisher utibi-iiti>-t(«'ut;n Uhiriqui-Tulkan 
(oa. ^äuom), ^t zweimaligem Biwak in i£l<>Om. Baini £in> 
atiaf ia dan «ntao Kratar weigerten «ieb meiaa Oblrieaair, 
dact adardinn rsoht batkeliiAbatieg an nntamabaea vndiali 
hatta nmwRiditatar Saaba nmkabian mtaan« Mttelebaiiflit 
nvn ttainan Indianar aU Trompf anaapialan IdHman. Iah wr- 
kllirt« ganz mblf : gWann sie nicht weiter gehen woUen, 
so bleiben sie «ban nürflek und ich gehe mit meinem Indianer 
allein wtiitvr* So Ihateu wiraiieb, u^rnl a!« wir d<u soblimmste 
StUck mit li«iI<T Miiul Hb^(j»tii-.gi<ii w,iri-!i; , kiiraen unsere 
Fitbr«r nAcli un:i bli^bf n dftim bi« ziiiii i>b4;rHt<;n Kratamnda 
bei 111)4. Den hiu'bntt-n (li)jrel bnW u-h «tUetii iMtiagMIi da 
isifuue Begleiter keine i<ust mehr dazu hatten. 

Dia gaplaaU Baiaa nnobFanoA gab iab angailclita dar 
vorgeMthntlicnen JalinaMit nnd dar labtreiobea nnfUibar> 
g&nge auf nnd kdurtt ann David ana hterbv nar Danpifer 
zurück , am In nialMtar Siit «nmli^iali nnoh dan Chiatnioa 
einen Baaimh ahaaatattm. Karl Sappar. ' 



BttelierscliaiL 



llr. Max Krrilicrr v. <l|ip<'nht'iin : Vom >1 i 1. 1 <> 1 tn f e r 
zum Pcrsiiicben Oolf, durcU d-^n tlAurAU, die S>- 
rJaoha Wfiata nnd Hesopotamien. Mit vier Origi- 
nalkaitlB um Dr. B, Kiatiert, einer Übersiobtskarte und 
«aWraMian Abbüdintii». Eiatar Sand, toiin, IMnUiab 
Baiaar, iHt. 

Der Uerr Ter fc saa r , welcher als Legatiunsrat bei dem 
Dänischen Oenaralkonsnlate in Kairo angestellt ist, gehört 
xn den beatnü Kpnnem dii Morgenlande* , uml du« vor- 
liü-^ei.ili' llr>i'werk ttiht »ich wfirdig an diejenigen »■ mcr dt^at- 
scben Vorf^HtiRirr l'>jt«'i tnan:i , Wetzstein. RtlUwl, Sachau, die 
tfjilweid- dir« Ibi n XS'i-^r wie V. Uppenbcim wanderten. Letz- 
terer aber hat vor ihnen noch geogmphiscbe Kntdeckungen, 
«Inn man ao aämn will, Toraaa, dia aaitdam in den Karten 
niadargaiagt tiaS, Blar liat «r arwaitacnd daa von Stiibel 
m. a. asligeaehlaasaBa HnnD aad dta nflidUA anatolbandaa 
Landieiiaften dnroblbndit. Yartniniah Toriwraltat nnd mit 
der arabischen Sprache sehr grQndIloh vertraut, »ehr gut 
ausgerägtet und mit allen nüiigen Kmpfehlungeu versehen, 
begann der Verfasser im Juni 1893 vor, Damaskua ab «eine 
R«r»e, uh'y ii^itl<ii im hpifsesten b^ ninier. wiibfi er Hazimal- 
tnmporatiin ii v n;i 4" &0° C. zu ciltageu iiatie. Die zahl- 
rftii dien Rul^len^I:ldta aus der Zi-it Ufr ItuHsaniden wurden in 
diesem vuJkanlacheu Gebirge erforaobt, aufgenommen und 
baaabiialien, niobk miodar aber dai markwttrdlga Volk der 
Dmaan. Obar diataa, dnreb aalna Obilatenvaifblgangen 
bekannt« Volk, seioe patriandialiaaben Eiariebtangen und 
«eine geheimniitvolle Religlea giabt v. Oppenheim in einem 
achtzig S«iten langen Knpitel daa Baste, was bisher darüber 
geschrieben ist. Namentlich dia Oaaohichte deaselben wird 
anteabaUt. Vom liAuran ana atib%la der Bintritt in dia 
«MÜto*. codloae ITMa Bl Harn, dana -vandarlinN vnl- 



WaiiisidiH Bildung: rnil ihrer .•i-i«prut;L.'<'nf-n , Ma"iK<'n Ol <_'r- 
tl»clie, duiüh dt« uut' engt!, üeit Urir-euen gi>t ret<.-it« Pfade 
führen, in höchst anaebaaliobsr Weise geaebildert wlr<J. Nur 
eine einzigo, aber palmenloae Oase, Rncbba, ist in dieiar Wästa 
gaiafani dia dam aiaiitairSidigan und rtnbariioliaB Badoi''fn* 
atamma dar Bhht atan StBtapmikla dient MÜht «inmal 
andere Beduinen verkebren mit ihnen, die Hoheit der T&rkan 
erkennen sie nicht an, und alle Versuche derselben, sie zu 
unterwerfen, seheiterten. Nur rM di-n Dtuhd un'orhftltcn «ie 
Beziehungen, weil diese, gleicJi den Hin it , dm in drr Ohk« 
beatattPien T^okalheüigen verehr«». £in gewagter /ni; »«r 
der V, t)p[i. iihninis in die Höhle der Rbial. Er i«t ancb 
von ihnen angeiciio««ea worden and aeiu Kopf stand auf 
dein Spiaia, d«x:h hatte er es seiner i'reundichaft mit den 
Oruiea und deren Schutz zu verdanken, dab er glückliob 
Mt dar Uabailibbla aatrann. 

In dar Ham Ifegan die Safbranrnne, welaba MlMr van 
Wetzatein be«ttQht WWdmi: achwer zu besteigende Lavaberg« 
mit UahlenwohnnngaB, die aber trotz der aengenden Olm 
nicht pflauzenlper waren, so dafa der Verfasser etwa mi Pllan- 
zenarlt^ii F;im!;^>>lti konnte. Die arabische alte Bevölkerung der 
<!#a»?iid i't yvh i!, m P^merfinfall«« im 7. Jahrhundert er!o*cbeo, 
.iIkt mich zahlr>-i<:h( Kuii^t-n und Innchriften geben von ilir 
Kunde. Noch alteren ilatums aiud die Spuren der Römer in die- 
ser trostloseu Gegend, denn v. Oppenheim konnte eine deutlich» 
Bümerstrafs« nacbweiaen. Id allgemein nördlicher Richuing, 
aber oft iiaeb Waatan vad Ostan ausgreifend , Tcribigta dar 
Verfasser nun den Weg nach Falmyra, zum groAwn Teil auf ftat 
wasserlosen Btrafaen , die für die Wisaenacbaft völlig BieB 
waren. Wüsten, Steppen, von den Roalla durchzogen, dorabp 
klBftata Kaikataiagabtage ron phantastischer Form and ataia 
" ' QnöOa, Abt SaAada, im latitann iBoam boeb 



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BIS BA«liMaehm«. 



gBlegeo, bezvioluivtaa den Weg. Aooli Ml Bninen fehlt« e« 
nieiit, lud D«b«D der Kr«ldeforin»tton wurden UoUarto Tul- 
kaM iMiMrkt. Über Karykten wnrde Pslmyra mit «eineii 
hanUelMn Rniaeo «rreioht und dann die von Damaakui nach 
Bagdad fEthrende KamwsneiwtnfiM bü D«r-ei-8or rertolgt, 
wo V. Oppenheim den Eupbtat Mmiehte. Dines der Tcrlanf 
der Reite, v> weit lie im ereton Band« geecbildert if(. 

Mach drsi Seiten hin winl daa »cbön» Werk ilci Krei- 
herm v. Oppenbeim frucbttringi inl »f in : Es tis-ict ■lern 
Geographen, di;m Altvrtnm,»?(irii'!lifi' uiiii tlfni UnenlRlisteu 
eine Fälle nvuirn. verurlieil i ri , - rtvolleii Ktotfe«. Wie Bchüu 
•rwttbnt, «iod die Bouteu iiu Uauran, der Harra uud daua 
Döndlioh nach Palmyi* sn MUwaiM ami dia hierher gehori- 
MuKart«!» wird atar mt dar mailaBand l>rioK«D, während 
UM anlaB anr «im übnaleklakane beigegeben iat. Von 
iriaer groteo AmU Wibar mfeekannter oder kaum be- 
kannter Ruinen, teil« arabiKhen, teilf rümi««hen Urepmng« 
erhalten wir Plan«, Bewibreibangen und vortreffliche An- 
«iehten. Z»h!r#ii'Tie Inmliriften. die Herr t. Oppenheim auf- 
fttn<l uml Inn, wfifi>ii In niAuchfr BeiiebunK Licht auf die 
vun ilim durolireiiiten RbleneoeB Gegenden d»« Orients. In 
den fk'hildi-rutinen ler Unuen und ihres haualicbeu J/i-bcn», 
•ovie lier UrdoiDen empCangeo wir ecbatzeiitwerte elbno- 
graphiaobe BaiMga, und ih«r dia MiatlkliMi VarhMfln«, 
dia Hamdiaft dar TMmb u 



wichtig« Kuoda. Hl Ucgt blar «laa .Unlga* po- 
' dIa MMiadlffMt dar Badaiain 



litiadiaOrenM, je nacbden 
gebrochen i*t oder nicht. 



Paal Langhaas! Karlen der Verbreitung voaBaat- 
■chen und Slaven In Öeterreioh. Mit itatiltiHllM» 

Befl^itvfort^n. Ootba, Juetuii Perlhe», 1890. 
A ■ *<i im Beginne de« 19. Jahrhundert« den tschechi- 
•oben Ueielirien iHibrowiky in t*cbechiacher Sprach» anrei1«{«, 
antwortete e.f. ^I a- . wir die Toten mhen'" Aus alli'n 
gebildeten Kreis«u uad fait aus allen Stidtan und Utädtchen 
war daa T«cbechwch«w dia SpnaiM dar Waaittaliik «d Laad- 
iMTQlkaniiig; vandiwandiB. ITaMia Aadaraac MÜdeml MH 
dan Wiedarerwachen de« lait der Weireenbarger Schlacht 
«chlafniden T«eb«chontnmt, unterstQtst Ton der allzeit deutach- 
ffindlichcn öctemichiacben Begierang, Ut da« tachechische 
Vullt ir.»i'btig fortgetcbritten, nicht bloft politisch und catiu- 
nal, londem auch anf flen Tprac!iied*n«sn Qpbielen der 
Kultur, anf denen e« «leb Westeuro^'a wi^^ier ansi'biof«. Dnh 
dabei die Eigen9efa»ft«n der (Jenxhti^keit und Duldsamkeit 
gegen andere in den liinti.-r^i und tntteii, eracheint al« eine 
BatötUche Folg« d>« n»iiuti!il«u Fanatiamn«, welcher die«e« 
'Volk lianta batcvit und uor ailariUilfah thaUaka Bnobeinun- 
gan M daa aniKrg« lURigen daaUcliaa Ocgaarn anengte, 
die nun In den Stand der Notwehr gegenüber der röckaicbto- 
lo« verfahrenden «laviicben Mehrheit gedrängt worden «ind. 

Pie fafabaren and «tatiatiach deutlich erkennbaren Verluit« 
an der Sprachgrenze und in den deutachenSprachineeln «ind eine 
Folge des mit allen Mitteln vorgebenden T»chechenlom«, und 
auf dir ■ Lln|jiind>M) Ksrl« liüUJiurii <\\mt VerllUlni««« .iurh 
tum Ausdruck. Wer die äit«r«u eüiuographiachen, oder »n^eu 
wir besser Spmehkarten Böhmen« von Bergbau« (1845), 
Uucutler (1846), Jireiek (IBSO), t. Czoernig, (lBi5), Uickmann 
(1863), Fieker (184»), Kytka (INI), La llMnier ^Me und 
1888), Hocbreiter (1883), abgeaehm von lalefaaa, di« «pacial- 
ler« Oebiete bebandeln, mit dieaor neuen vcn Langhana ver- 
gleicht, wird «ofort erkennen , dui'> d>u \ >-rlaate auf Seiten 
der Beutschen, die Portechritt« aufBi-ivn der iii>tjoriiderenden 
Tschwlien »ind, denen Regieruii)^, l'i-udal«dfl and Kleru« 
hüllreich zur Spiti? •««»bf'n. -Alle die f r.MiUnten Karten reichen 
au Gvuaui^k.'il ninht an ji->,f. von Ij^tngbana heran, der auf 
Orundiüge der «cliuucu VagälicliKU Karte (1:500 000) «eine 
Arbeit aufbaute. Selbst Czoernigs jetzt bald ein halbes 
Jahrbnndert alte Karte hat nur den Maisatab 1 : 8S4 000. 
Wo WMSm§m «aatnifaiB <iiian baaahta daa Tandriaflaa 
4w tiahaetilielian AiMtarbavSUumiig la dar daMtahaa 
Qllgend von Brüx und Teplitt), da wandlt Langhanc secfa* 
fitrben au, ao dafs man die VerMItolaia klar zu überschauen 
▼eriuai? Wi r di- dem Umschlag* aiifff*drnpl(t»>ti at«ti«ti«chen 
Nachwtix" fiiifuii-rk»am durcb«< lit . wird iln- «yKteniatiache 
VerdmriKunic uini Mifu-dclitunt: d>'.< l>Hijiiirlitunm von oben 
bt^r ♦•rk(-ni:en; r. Ii, ;ij 7 ' rein deut^ihen Se-Kurgtr^talinneii 
wirken üin deutitcbtj und :io2 tAsbecljitcU«' l'iieiter, aile« 
fanatieche Nationalitätshelden , und in den 114 gemischt- 
•pracUigeu Seelsorgerstationen nur 23 deutsche, aber 272 
tabadmeha OautlTaha. Bfaa Mabaakaita (1 : 1,MOOOO) giaM 
4iä9b«nte1it dca gMMatca tMhaeblaeb'BiniriMliatowBkMiaB 

" ^-(Wete«, ein« andere (1 : ."5,"0ij öOö) den ischecliischen 

zwischeu den Deutschen Schlesiens, BncbDena, 



gawiUt. Xia : 



«n Anadrack baltaa wir otebt Ittr glfiokliah 
Btagal «aUiabt gaas ab; Uar baadalt m äah 



aber nur um einen K>.'il, oder eine Spracbbalbinaet de« äla- 
ventums, vorgeschoben in da« deutsch« SpraabgaWaL Ah 
Brgiinzong und Begründung der vorliegenden Karta nab 
ein« Arbeit desselben Verfasser« angesehen werden, di« gleich- 
zeitig in Petcrmanna Mittellimgen (1899, Heft 4) erschienen 
ist. HoffenOicb behandelt lianghans in gleicher Weite auch 
das südliche Böhmen, MAhren und Öaterreichiach- Bohlesien. 
T)ip Karteti ahe.r sollen allen Deutschen eine Mahnanj; win, 
ncharf tiienzwÄL'lit zu halten und so viel irjjend möglich die 
l*dranf;teii Stainmi'fiKenDRiM'n zu unterBtützen. Ans diesem 
Grunde wünsclitn wir dem schüni'n . nur '2 Jlk kontenilfn 
Blatte di« WKale-Bte Vurbruiluug. Ilicbard Andree. 

Kard Schwabe (Oberleutnant im erstes BeebaUlllon): Mit 
Bebwarl aad Vflag io Daat«eb-8lidwa»t»frika. 
TUr Krfcn- «ad Vasaeijabre. Mit tablreicbra Kartea 
und Abbildungen nach photographiachea AatbaboKB aad 
Skizzen. Berlin, Kmst Biegfried Mittler Ä flofan, IBM. 
Obwohl über die Kftmpfe mit Hendrik Witbooi und die 
•ich etwa« spAter daran «chllefseuden Kämpfe mit den He- 
rfro, Ovamband jeni «nd Khaoaii-Hottentotten schon viel rr- 
fcrhrie>>en worden i>t , weiia der Verfasser de« vorlip^'|-•^dell. 
voll der Ye) laifulirnu« g;ut auigenlatleteu Buche«, der nlii Mil- 
kitmpferdie Suuin- und Draunj eriride unserer erKten dentiiohen 
Kolotiie erlebt hat, uns dieselbe in so dramatischer l<ebendigkeit 
aa Mhitdarat dab man nicht nttde wird, fluB aa ftlgn. 
Sie «ahr «ebwlartg« BahOdarasg dtr Ktaipfe «albak — aiaa 
wütende Anspannung und Uergate daa Iittstoa von Balten 
beider Parteien — , des Leb«ni aaf daa Polfa«i> and IQlitSr- 
statiooen, der Jagdtfig« und Seenen au« dem Leben der 
Farmer und Kaufleat« beweist, dafa dtr Verfasser überall 
mit nfTftDf'tn Au«« und richtigem Verslftndni« die Saeblaic« 
iriaiit bat. In 1:: Kapiteln, die den ersten Teil de« Buches 
(b. l bi« :H6f bilden, behandelt der Verfaoeer »«"ine persön- 
lichen Krlebnime. DucU finden «iili unter dienen Rclülde- 
rougen zerstreut auch wertvolle Angaben über die Einge- 
baiamariilnime de« Hchal^bi n w, dka Viifcan der Miaaraa 
«Btar daaMlben, wekhar dar Taribaäar adir sympathiadi 
gegenübersteht , die ilara aad Fauna u. s. w. Kr ist über- 
ceugt, datia daa Bchtttagabial .eine Kokuoft voll GlQok und 
Hegen haben wird, wenn nur alle, die dort arbeiten und 
k&mpfen, treu und feat zusammenstehen, wenn tie Pflog und 
Bebwert nicht rosten lassen' - . . Kine Verlostltota dar Kai- 
serlicbeu F^hutztruppe für B.:dwe*tnf>ika vom April UM Mt 
Juni l«>ilÖ tchliefit den ersten Teil des Huehe«. 

Im 12. Kapitel, mit dem der /weite Teil den liucbe« be- 
ginnt, giebt der Verfasser uns einen kurzen Überblick über 
die Entwickaluag da« Haadaia and dar HtadalaBg« Ir bafiti^ 
wortet angtüBiaiaae, MIHge Landprelaa ala daa wfebtigila Ar 
die Er«chllefsnng einer derartigen BivdeluDgskolooie , denn 
der Oriind und Boden i>t Acvi nr.ten noch wertio« und «rhitit erst 
Wert durch die Arbeit der Kolonisten. Schon Dave und 
Graf Pfeil haben das ft-äher betont. — Eine K]eini<iedelun|; 
über halt der Verfasser in gri!>fserem Mafsstabe uo lanir*> 
für vullnfitndig verfehlt , bis nicht grofse industriell« L'nter- 
uehmungen, saien sie iamdwirtschikftlicher , bergbauerischer 
oder sonst welcher Nator, neu» und nidiere Abentsgtbiet« 
ge«chaff«& babto. — Auch «pricht sieb d«r VwfiMscr (Ur 
aiaa wiUara SataHmg van aoMhaa Baraa ana, 
daaaivd in tmda Bladwaaiaa wollen, da sie, mh i 
Farmern vermischt angesiedelt, diesen als praktische Lehr- 
kraft von höchstem Mutzen sein würden. Wie Graf Pfeil, 
F. J. V. BüI' W tind Dove ist auch der Verfasser der Ansicht, 
dafn dii- I.icbls^-iien in den Uigenacbaften des Vureu winr 
ScbAtteneviteo überwiegen; d:ef«i|btu hielten, als im Friih- 
jähr 1896 der Aufstand auxlirach, treu zur deutschen Sache. 

Im l.*l. Kapitel behandelt ilvrr Privatdocent Dr. K. Dove, 
Berlin, .Südwestafrika in wirtsohaflsgeographiscber Hinsicht* 
Kr «teilt es auch hier wieder als Pflicht der Kolonialr^e- 
raag bia, mit der baldig«» Brriabtaag OMlaoraiofiaobar Btae 
ttonan vonngehea, damit ihr sieht dar Torwarr ciaar Yw 
nacbläsaigung der Tür Büdwestafrika wichti^ten AngalagaBlMlt 
gemnchl werden kann, weil alles von der Kenntni« aar Ui- 
matiachen Zustünde abhängig ist. — Ackerbau in anaerer 
heimatlichen Art wird iiieraal« in SüdwestafTika möglich 
•«in, f;e<lpih->n diirftMi in dem «onnlEen HofWandklim« d!e»er 
(«eisenden <lie mei-.ten tI<'\^ lii'!i!«e der i^eniJlf«ij;ten und der 
»ubtroptecUäU Zuuea, au weit ilineu nur aiijc geuügende 
Menge Wasser zugeführt werden kann, daa ist Dovaa 
Ansicht. Mit ratiuneUur Viehzucht sind aeiner Meinung naah 
amdi nocii grolka BiMga an «raingaa; afaia f am ntttJi, am 
ihram Batitaar ataiTorwIrtaitonown «n geitattaa, aiaaOrölba 
von ungeraiir lüOOOlia halten. 

Einvu »Kurzen Überblick ul cr die «auitüren V«r- 
hkUaiaaa daa Sobatagabiat««" giebt dann im i*. Kapitel 
Stabauit Dr. Blablar. Bwakopmaad. Daaaah triflt dia in 

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Kleine Naohriohten. 848 



DmtachlKDd vMMh varlmbat« Ajutobt, dab diete Kolo&i« 
frei TOD jegUcbvo Krankheiten ed aad aJ» Bailiiaita (Br die 
mannigfachitan Leiden •ngeMheD watden kfinne, (Br keinen 
Teil denelben zu, da äberall im Innern Malariafiaber 
eodemiieb vorkommt und nn den Kästenatricben vor- 
wi^ig«»!«! 0»!eg«>nbi»i« stti i-hciimatiintic-ri KrkrHuki>ii«*i) gc- 
gt^Vifn i<i. M«i;en- uiul I)ftrink«iarrli<; , Irn'hter ' t<_T 
Ärt, lind hiiullg und fftHt immer auf a\\ <if.<i nit-.iHt«n 

Waaeentellen iu liohem (Irade venmii-iiiiK'e Wanufr jurciek- 
inf&hren. Angenerkrankongen sind iniul^ti de« Windes, 
Btuahii mmi im BnUm Bod«HMaBebtanK hänin aikaoM» 
T ü rtwl ut tu di« BaiidininiiikfaiikMt, dagegen Triehlueo* 
knuklMit hiaber niemals beobaelitet 

■Ib zataramenfaieendor Oberblick Qbcr die geographi- 
echen, wirtecbaftlichen und poliiisobeu VerhiUinine des 
Sohutigebiete« »oblierft da« TortrefTUobe Buch, da« al» Nach- 
Mbtageirark gau ViuM» teiltet, dma dar AMg awbt faUen 
wild, Orftliowiky. 

W. Dcocko: Italien. (Au« der Bibliothek der Liin<i«rkuniie, 
beraaagegeben von A. Kirchlraff nnd U. Fitzner.) li«rlin, 
AUM Goball, oho» lahumhl 

Hit MAlaiwr VialMiÜgfcelt tot dar Tarltuaer, «alehtr b«- 
Jtanttieh in der geologiechen Litteratur Italiens eine rflbni- 
llebe Btelloiig einnimmt, der sieberlicb nlebt leichten Aufgabe 
gerecht geworden, innerhalb des engen Rahmens eines einzi- 
gen Bande* ein Bild des in so vieler Hinsiebt klasaischeo, 
ona Oaotaebcii Mit li^|«oi Uehgawotdenaa Laadaa n «nt* 



tnag beruhenden SschkeABtai* 'bariektet er towohi Aber die 
physikalischen TerhUtnias d«r HklUaHl, Uu» IlM>- md 
Pflanzenwelt and die fSnwobatr, wie Btar vuA Var- 

kebr, über die politischen und kirchlichen VerhftltniM« , dia 
Dialekte und das geistige Leben der BeTAlkemog. In ang^ 
ntiliwer Art vcri-inlgt sich leichte und anmutenile Dar- 
.itelluunntt ejj!« ii)[t wiMitmclinftlicher Kritik, wie sie duri'h 
zalilreit-lie in dit; IScliild'.Tung ttingeflochtencj ftatiBtische He- 
lej^e Kf-neben itit- DurcU ilii.'»« letzteren wird das im übrigen 
populäre Bnch für die Tenchledeneten Gebiete zn eineui 
willkoniiaaan XMlucbMitawark. HervonnlMtan iit die Tor- 
uitilldaMO^^klltJMt, adk nekbar dar VMmmt dam Jungen 
ood Mu m n ^ dutohiaralltaB italiniiahM flurtwitam wtA 
Mia« BavAlnraiiqt •nt«agaaMtk. 

Dia Ausstattung dee Buches ist »inv gute ;. viele der 
zahlreichen Bilder, unter denen uns oioht nur die bekannt«* 
na UaMlMhaB Ii ai id i rAa l Un. apodan »vek auulM vatomd* 
OanTaUldar aua vtrataektaren Wtokaia begrSikea, liad bar- 

Torrngend gut wiedergegeben. Zahlreiche Karten und Onind- 
rtKsv iiiiichen die Darstcllnng noch farslicher. Auch dem* 
jetiineii . der TtÄlien und hfiii Volk bereits liebgewonnen hat, 
wini das Ruch vii-1 NHUf» liringiii und alte Krinnerungea 
autfriKbeu; dem liabett B«i»Rpublikiiui aber, das leider zu- 
meist mit keiner anderen Vorbereitung hIi einer flüchtigen 
Bekanntschaft mit dem ehrenwerten BÄdeker <!i>n unerscböpf- 
licben Bodt^n Italiens betritt, »ei die leichtfHMi lir LiekUm 
dlesea eohCinen Werkes recht angelscentUch empfoblea. 



Kleine Naehrichten. 



- Sto Bir«ai>Ml ^MMg» BaanaiBHl) Im (Mdan 
SpitzbergaDt, IIN Ton Bamti antdaekt, M biilwr am ga* 

neuesten durch eine Oeterreiebisehe Kupeditlon bekannt ge- 
worden. Ihr« geologischen Verbältniiise, ^ekundire Bandstein- 

und KulkuteinlaiiHr , M'Wle reiche Kohlenfll'it?« sind pehr 
iniere»»ftnt. Zur imlieren UntersucliunK der letzteren hat iiifb 
jet/t t-ine «cbwediMihe Kxiyeditiun , bestehend aus den Herren 
Foi.sberg und Swenander, dortbin begeben; man dnkl&nn, 
eine Kohlen^tation auf der Insel zu errichten. 

Am SOl Hin d. J. atirb in Nottingham Place, Hary- 
labuM, 4«r engiiiaha Bann« -Major Dr. nad. George Charles 
Wallieb im 84. Labaugiure. Oer Mama d«a Terstorbenen 
ist mit den An^gen der Tiebeefoiachungen verbunden. Oe- 
bntan im November lili in Calcotta, wo »ein Vater Super- 
inteinlf'nt de« Tlxtan^sfhen Gartens war, tr»t Wallich im J»!iri! 
1838 ai» Warinearzt in den indischen Oit'u«t. Auf Etupfcbluii^ 
von Bir H. Mun-linon und Huxley tiegleitete er im Jahre 
l-t'O all Naturforn hin viiic drr rmven engUioben Tiefsee- 
expeditionen auf tleni nünlldog' nach dem nördlichen Atlanti- 
aebaa Ocaan zum Zwecke der I^egang ainea tnbaarinaa 
Kabdt swisoben Anteiika uad Englaiid. Bier batta er daa 
Olflak, am «inar Tiefe van IMO hdeo (atwm MOOa) ainen 
SeUaiigaiiitani sb babaD, den lt. Duaan nah 19 Xahiran als 
Opbiura spinulosa arkannta. Bs war damit nun erstenmale 
naebwieaen, dafa auch die grofaen Tiefen da* Meeres nicht, 
wie man Wh dahin snnehm , von i>rpi«Bisi?li«'m I.eb»-!! voll- 
?>l;indii^ frei »fieli. Wiilhcli veriilTviiUirMtr liieriilier : Nutes 
un tbf Pif-nrnie o! Aninu^l Tijf Vi4»t DeptUs iu tbe bea, 
wi-b Olj««-i'V'nti>>n^ nn tbe Natur«? rif tlie Sea-Bed, as bearing 
oQ bubaiarine Telegrapby, IHSü; und The North Atlantic 
8ea-Ued : oomprising »fimay Ol ÜieTograM m boaitdH.]L8< 
.Bulldog' in 1800, «ad Oliaarvattou «n taa Praiaaoa of Aal* 
mal Life, and the Formation and Mature of Organic Depo- 
nits, ftt great Deptha in the Ocean. Part I. Map and platea. 
4». 1H82. (Rio zweiter Teil ist nicht erschienen.) Im voriaen 
Jahre erhielt Wallieh von der Linneau Society of London 
noch die goldene Medaille Baarkaoat .in recognitiou of bis 
researches into Üm in^blema eooaaatad wiMl batbybial and 
palagic Ufe*. W. W. 

— Di« Entscheidung über den Orancstreit swi- 
•ebaa Argeatiaiea aad Obile in dar Paaa tqb Ata- 
eama, die dem amdamwikaolaebm gahtadariehtir Mobanan 

unterstand, ist wesentlich zu Qnnsten Argentiaieaa ausge- 
fallen. 

Um daa Rrgebnia zu veranschaulichen , soweit es ohne 
Kart« möglich ist, sei bemerkt, dafn als Puns de Atacama 
der Hoebgabirgstail aogaaaliaa wird, dar aieb awiseban dam 
«. aad aagiAte 37. ~ ~~ 



•*% nnd «7*/, 

angasehea eine Oraoae, die awisohen 

etwa anf der Lttnge 87'/, dahinlünft^ als argentinischer ein« 
UDgcfthr zwischen dem 69'/t. und 68. Ltngsgrade verlaufende 
riiiHlii'b mit letzterem beginnenJe Linie. Der naniuebrige 
J Iii Iii baUuBrt Ungefähr die nörtlliche llaau auf dtm iS. 
Br«ltFUgruU« , geht daou bis zojn C>'rrü del Rinc<j>D mit 
leiohter Neigung tia«h Westen, also /u Gunnten d«« argen- 
Unisehen Anqwoclu, liemlieh direkt südlich, um von da aus 
«in* aaergli a ha Vaadung nach Weaten zu nehmen und mit 
BiüSi ^sS sj^ L ^ S S m^^' V'™ ^* '<kbgreii«iBg 

dtaa Ua tarn Ihid% nebe dna 97. fifada, galMgt wird. 



Christliches nnd Heidnisches von Funafnti. 

Wie bekRBnt, »ind auf der fiüi.lnefltonilleninsel Kitnafnll 1S97 
villi i'rolVjünr Kdjjewurtli D.ivid llulirunKcn aungefiibrt wor- 
de», Inn di« Nfttur der Korallenbauten zu erforschen. Ihn 
b i : : «-'lim Oeroahlln, welche jetzt unter dem Titel 
.Futiafuti, au unseiaBtiflo acconnt of a scientific ezpedition* 
ein aabr taftbMbaa BMb befaaagcgaban bat. daa sich weniger 
aiit der1%aoile der KecalbMiasala, ak arit Laad nnd Leutra 
beachftfügt. Und hier IbUaa BteeUliebter aaf daa OhilatM- 
tnm der polynesisohaa BafQlkenug, die ala keaanlehnaBd 
Erwfthnung verdienen. Prediger sind dort eingeboren« 
teaehers, welche den christlichen Teil der Bevölkerung völlig 
in ihrer Oewalt haben and wörtlich genau niich 3e.n Vor- 
Schriften der Bibel regieren. 

Das beweist folgende Bh eir o h e i d u n g. Kine Frau 
hatte einen bötrtu Mann, der sie sebr Bcldechl b«li;indelte; 
infolgedessen wollte sie geschieden sein und wandte sieb an 

Wtlarte de enwUiaft datek aad «aveibied: Was» die Bin^ 

stellerin geschieden »ein wolle, so müsse sie, nach cbriatliobem 
Gesetze, das siebente Oebot gebrochen haban, sonst sei Schei- 
dung nicht möglieh. Das lieb sieh die braune Schöne nicht 
zweimal sagen, that so und wurde geschieden. 

Noeti bP7«ifhnendtr ist die fnlifende nette Oeechlchte. 
£iu cliri;i Ii<:tieii Miidohen auf Funafuti liebte einen heidoi- 
scUeii burschen und btitdv witreo gern ein Paar ifevrtmiftn ; 
doch die Missionare weigerten sich (ui<- du» auch in Kurii)ia 
vorkommen toll), eine ^emlacht«* £he einzusegnen, h'nu 
Professor David erzAblt aaa irtttw: ,Daa «ar «ia bartar 
Schlag für das junge verOebte Fear nnd iU aatbraebeo «Idi 
den Kopf darüber, wie sie wohl das Hindemia beseitigen 
könnten. Endlich kamen sie in der kindlichen Auffassung 
ihrer Rasse dazu, dafs das cbri<<(licbe Mädchen seiner kirch- 
lichen Zugehörigkeit verlutti^ h<'ti niüsae, daderln-idni^'ba 
Barsch« doch nicht di« lüatrittskarta zur MJlgUedechafl (der 
Kirebe)«o» PMlor «taeUea baMe^ Waaa iie daaa aawardig 



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844 



Kleine Nachrichten. 



gmrorden »ei, <Unn p«MaB um «o b«M«r xa«ammeo. Aber 
mkhw TartaMlim lolllt du M M ol w Iwgeben , um aiuRe- 
•tollwD M wwSmif DuClNr IwrinteB ii» and i»» Bi^cbois 
djMwr BentoBg wnr: Das Itftdelien aolle «ich zwei 
oder drei kleine Flecken knf den Ukadrücken tiitto- 

brecljtin wur'i«' ilcn Gvi^rli^'h^n mit|{eteilt, die nun Kf_'til»*utitg*l 
«law Jläilch'.'n vx'^'i'n ilii-imr gTObwu ßfvr.'Uj "■.xt'inDmunir.ierten. 
Nun gab i» k<nri" Scliiiinkn iiiuhr 7wi«:h*ii iK'idva, der 
Oabükclie itM nii^lau iu«hr tu »ageQ uu<i <iie gluekliolien 
iNVteliaii beiraicten einander" 

Bi i>t Diebt nätig, ta diesen lebrreiobes 0««ebiobt«& 
M«li BrUiiterangen niul Batraobtonges su Mdmibai; »ie 
•preeban für iieh adbet. Daa Ttttowiarm iit von den 
UiMionriren all ein Bchwerei Verbrechen verboten worden. 
,Dn pülSf^t ki'tn Mal an deinem KOrper pretzen", lieiftt ea 
in der Ijutheri<ii*li«Ti !^ibeltib«aeUailg (3. Moe. 19, % n. {».Mob. 
u, 1 ft.) and WK« Im alten Jud«a ndit «UF, lit deah «obi 
dan PoIyn«.'(rierij von lifutp »>illig. 

— Conwenu teilt (8.-A. Danxlger Zeitung Nr. 
937M) Neue Baobaehtangan über dia Sib«, beucndera 
in d«r deataeban VolkakiiDda alt. Di« Tarwendang dea 
Holm diaaca Bamma gabt «to 1b dar Bchwai» w ih w ehaui li eh 
aiuh bei uBB bia in die jnngera Staiinrft snracli. In den 
aitandinaiiacben Lündem wie auch in Deutacliland Anden 
•ich nicht aelten Taxus-Altaacben aua der rümiachen Zeit. 
Bo iM. ein Kimer ««• Eib<pr.1ioI;i lioi 8chievelbein cntdeukt, 
auch in Mi-i-kl'-ubur^' hrlV »ii'li h'-\ rtt«br«reu sIlroniisi-lK'n 
Oefitfaen die Zugelmi it^iieii irni Kitxi wnbrDohinen. J)«»«elbe 
gilt von den Fuud<-n uu« Hnntniv.'r. Km ^ebleaiacher Eimer 
wie ein Ueioere» Schftpfgefiif» zeugt von der alten Verwen- 
JgWwubwIPW ni Fmvinz; noch bia in daa 

JahdlttnAmi aollen dort BöKen, Spiehe, Lbffel 
itD Atta TaxuB verfertigt worden aebi. Bibanbnti 
varwaudta tnaa in frülierm Zviten in beaobrSiilttBiii VafiM 
auch at« Bauholz ; «ine weitere Verwendung war die zu Toll- 
höUcm. (Wenn ein« Pcraoa von einem tollwutv«rdiichtigen 
Tfiiinli- geliiMii'ii wnr, mflte- ilii Biüt (^f.rHtht werden, in 
weli:ljr> jp-(u'» Holz u,\l lier Iiiiclirift abt;fdrui:l>t war.) Bis 
in diu Ot-geii» iirt reicht liie Vcrarti'ituiit{ clcr Kshpn7w«"ige 
7.UT Aus^oliniiickuii^: diT (ii iiher. Verf. konnte dicken (iHViraucii 
auf der Inael Ueael nacbweiicn, fand ihn in der begeud von 
Atumarttaia (WaateMolkaD), iiiBtockbolm und tailtniV dalb 
HibeamralM m dtanB SwMka aogar paekwaiM mirf den 

fitatllBw mukt ImaaMB. Aneb ~ ' 

BMB UbnüMilii via mioUadaH 



— Arcbäologiacbe Foracbnngen am Amor. Oer 
Amerikaner G. Powke, ein Mitglieil der Jeaupwi'hpn Exp*«- 
ditiun, die in den L"ier!a:idern des d ^rdliohen Orrifwii Oteans 
ethnologiachen und iiiciiftologiachen Foracbonp^u niicli{;in(j, 
hat im tjommer vungen Jalirea den unteren Amur etwa 
SSO km au^arartl> und lU« Küst« am Tatareniund nach pra- 
biatoriachen Be«t«n MtslKItiC domiiMMlit. Daa Sifabnia war 
im ganze» negativ. AnielobeB einer MÜaMD, tob dar haatigan 
vereohledeneu Bevölkerung haben aicb ni^t gefunden: alle 
vorhandenen Reate waren entwe<Ier auf die Golden und Oil- 
jaken oder aber aaf die Handacba lurückzufUhreD, die be- 
kHnnUioh dieae Gebiete bia in die Neuzeit hinein beeesaen 
hftben. Am Amur fand Kowke smlillos»» Topf»«"1n>rWn , vielf 
Ij'jliuite Steinbeile, einige gekerbte Netz\:.es<-hwerflr und ein 
paar andsro Steine, die Bpur«u de« ttebraueiies oder der ite- 
»rlKfitun^; ,< iffl/en. Vicica von dem Töpferw rk war mait- 
dachuriaeb, wie die Oraauante bewsiaeo. Im Walde bei Xyr 
Hagau, woMut bai diaaar OalagHkhait «riaiMM aii, dta Boinen 
•Imr cfatoadadMii Btidli io dma VtlM man dHimlt Xandacbu- 
inacbriften bedeckta HoBnaata gBülBdfO bat» Von Muacliel- 
häufen, alten KrdwSHaa oder BMBgrMlMm konnte Fowke 
keine Spur in dem ganzen Gebiete entdMIma (SoieBaa EX, 
p. Mü.l AUea deutet auf eine vergleicbawalaB ipU« Anaiade- 
lung dea Heoacben im Amnrgebiet(>. 

— Dr.BteffeuB E?tpo«Ution atii Linju OowUrsiiie (Süd- 
Chile). Von Herrn Dr. St- il.m «ind Naehrichu-n vom 2«. Fe- 
bruar, geacbrieben am Lagu Üuchrane {*"' 16' aüdl. Breite) 
aiagaliiiiiiba. 9t w»r da« gntea Bio Bokor, «ioaB gcwal- 
ti|Hi Strom , liiDKoljpefiabreD , bia «r 70 km oberhalb der 
11 DBdOBg dcaaelben in dem gleichnamigen Fjord einen Waaaer- 
IUI Wtraf, den die grofaen Schaluppen nicht mehr über- 
winden konnten. Er liefe die hölzernen Boote an jener Stelle 
liegen und aetzte den Marach zu Fufa, atellenweiee auch in 
den Booten ana Segeltuch weiter f'-r* T*ix:h verliel'a er den 
grofaen Uauptetrom und ^v^^lilti- d- ii usr lieben Nebenflufa, 
der Bich als Abflufa eines langwu Hees urwiea, zur Forti^xang 



aeiner Bdao. Wtbrend der grobe Bio Baker siemlicU geima 
ana Norden kommt, Tarllnlt die tob Dr. Bte<bn benutxt« 
Tlialaenkung (abra) nacb' MotdoitaB. In diaair Depreaioa 
liegen eine Anaabl kleinerer Baan nd iBlatat dv- laufet 
a^imale, etwaa gebogene Lago OoolltBn«, gvBter ah der 
Todn« los SanlOMei; in IJnrniiühue. 

l)i-r R;o lirtkiT ii-t eliiur ilor gröfaten ^^injn.^' l'liili-n, viel- 
ietuhl der wniMirrejcliat«. «rlieint. daf« der grofae iMgo 
Bueno« Alre« ebenfalla zu »einem ( : ei>iet« gabUrt; TlaillMlt 
im Sbden auch der Lngo San Martin. 

Der den Dr. Steflbn bcgitltaiidia QmJt iw dar BdialaBbois 
li»t grofae Jagdbeute gamaolit, Sio Haanmle (Biraeba) au 
Rio Baker hatten offenbar BOob Ulla «ilMin Jbnachen geaalMB 
und näherten Bich den Ml^liedcnl der Kapedition bit SBf 
wenige Bebritte. Sie aind Überaua zahlreich und lieferten fort- 
während friachea Fleiacb. Auch Löwen (Pumaa) wurden erlegt. 

Ds» Wetter w«r gMt. In v ner Geg<?fid i^t es ofleo- 

b ir »i lmn viel tiu>;l,enrr iil« iti l'liilue und Viildivia, Die 
Vi getativ)!! im wi'iiiner ''i'^itC- Wuhrend ai« »in iulhiima von 
Ofi|u; Iii' 4 ' nu<>li in li(diem (irrtde der von Ohiloe gleicht, 
wirtl aie am liugu Coctirane «clion recht niedrig. Dort treten 
manche chilotioche BKmna, wie s. B. Oirrelillo , 
coccinenm} nur noch all Bawbvcrk auf. Aber amii 
Mldan BO doi VUßum die BanbBadiakiebta, Oolibnalta, 
groCMB VcO dar TcgetBtion. 

— Der Fischertrag der Nordeee. Dr. Ehrcnbaain 
auf Helgolant^ hHt nti der Hand de* Matlatiacben TtlnteriAla 
den FiacbertiüK der Ni rdae« »u berechnen vewucbL Seine 
Ersebniiiie hiiinmei! nni denen Pmf. Hensens gut uberein. 
Der Wert der Jim-be, Vielehe von den an der NiirdRse be- 
teiligten Staaten jahrlich gefangen werden , betrügt 164 JUil- 
lioneB Hiiih. Bor walm Brtn« d4rfta aiab anf niakl w«ai|ar 
ala Ii» BBd Bloht mdbr ala IBO SiUiODen Hatlt JibrUeb 
ataHaa« «aa «trea 17,6 MillioaeB Centner Fleche ergiebt. 
TfreitaBB an aMtkitan aind Bagland nnd Schottland mit 
»4,9 re«p. 28,0 Millionen Mark beteiligt; dann folgen Holland 
mit 19, Frankreich mit 12,5, Deutechland mit 10, Norwegen 
mit 3,?, Helpien mit :t,« nml PünemnrV mit nur 1,0 Millionen 
Mark Du der Fl>ielieni:ibrilL der Nord.iee (inkl. Kkagerak) 
W« TU 'Ji:'" r.ordl. rtieite .'TJ li ufikm betnigt , so ergiebt aich 
i-ln ruiitleivr Juhresertra^ von J-ii.T.Mk. j.ro Qu.'^diatltiloraeter 
oder'J,87Uk. pro Hektar, emetu Utwichtuärtru^e von 15,3kg 
•atqMOahaBd. MaA dan Berechnungen Uenaena UelbMO die 
Oalaee vor BekemÖrde 1S,7 kg, vor lU-la 32,15 kg. Xbniiebe* 
erzielte auch die Fischerei im Kuriachen Half im Jahre iMi 
bia 1S97, nfimlich circa 3,50 Mk. pro BekUr, wihrcnd daa 
Frische UalT7,&0 Mk. proHakt&r Ualtrta. Dar Ertrag der Nord- 
see und Oataec mit dea Haffm belioft atob «1>o auf n bia 
7 Mk. pro Hektar. A. Ti. 

— N'nch einer Mitteilung vnn 1!. Hharpe in den l'rncced' 
ili^ti üf the Acrtdeuiy uf Nrtti]r;-il Si.-ieneeB ot' rbÜHdeliibitl 
(IHllH, p. 203) bat Uerr Fnrley die aeit einiger i^eit bekannt 
mwBMaBBBa ia.doB Valaoa cabBaanoB SalBkaB b» 
Strande dar Bai ?0B Kenaloa aaf Konal (SBBdwIelit'- 
inaein) untersucht. Dleaelben aind für gewöhnlich von Band 
überdeckt, werden aber bisweilen von den Wellen freige- 
apnlt. sie aind nur l>ei Ebbe zugAuglich. Der Stein lüfataicb 
mit Feuersteinwerkzengen gut bearbeiten, ünter den Ab- 
bildungen i-irifl ein 7.wpifelln<tes Kreo7, ünd »ine Fln|»ire; e» 
ist hIxh /.u vernniteii, d.ifs >ie nicht selir alt fiini. D.i» wur>ie 

I eilte po«itiV-e Niveauverscbieuung in relativ junger /«it lie- 
weisen. Kine Tradition über den Verfertiger der Bilder be- 
ateht nicht. Sbarp« möchte an verachlagena Indianar aua 
dem Nordireatan AiBarikas denken, dia ihraTotama Mar aiB* 
gruben. Treibbola «ualEalifornien und Briliteb-OolnnbiR tat ja 
auf Koual nicht ««Iten; nach Überschwemmungen, welche dia 
Biigemiihlen »cUil4ligen , liodet man Blöcke aus red wood 
manchmal zu Huuderten. Die Tradition weifs aber nichta 
von Menschen. Sie berichtet, dafa im 13. Jahrhundert ein 
Schiff (Miimali») lHn«let»' , dpsw-n H«i»atauDg belle Maut und 
glänzende .\i;^'en j ,itte. war kurz n.'vchdem der hawniiache 
Kroborer l\»l»uauiohoi« »uJ Kouai eine vernichtende Nieder- 
inge durch Kukoua, den König dieser lueel, erlitten liatte. 
Von d«r freandlich aufgenouiiBeneu ^teaatiuug — es könaea 
nur JapBBar grwma aaia — itaniBta aiiia lialifiurUgaiB an- 
gesehene Baiae ab. Voeh sweloial aoBeB aeitdeBi japaniaebe 
Schiffe angetrieben »ein. Sie m&gen die spärlichen Eiaen- 
atucke mitgebracht haben, die Cook auf Eouai fand. AulWr- 
dem wurde um 152" oder 1528 ein Wrack angetrieben , auf 
dem sich zwei Spanier befnnden , Bruder und Schwester; sie 
wurden di? Stnmmeltem angeaebenarlUiBptiingBfamil;en: der 

letzte '•ouverneiir vunKOOBi, KaikaO««, MtaU a>lnen S'atnm- 

baum vou iiiuen ab. Ho. 



VeraatwcHrtl. Rc4akl«ur: I>r. K. Aadre«, Bmunachwaig, KHllcrtleberHiur-HroneDiiiie 13. — Druck: Friedr. Vieweg u. S 



•"tJiÖftöStrßf- Google 



GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 

VIUIMOT MIT DSV ZBISCmPIKIt: »DAS ADSLAKD" DHD ,^08 ALLEN mLimW. 

HERAUSGEBER: Dil RICHARD ANDKEB. VERLAG vom VRIBDR. VIBWEG ft SOHN. 



Bd. L.XXV. Nr. M. 



BRAUNSCHWBIG. 



zo. Juni 1899. 



Die Zauberbüdersclirifteii der Negrito in Malaka. 



Tom Pr. K. Tb. Fr««Ii. 



Aof im HalbioMl Mskks irohn« swiachen den SU- 
me««n im Norden nnd den mehr helUftrbigen Oraog h(lt«n- 
Siänunui der Bülaod»« und TeniA im SOdan iMgriti«ohe 
TSUrar. die olMiifiklla ,W«UmMiMlntt" nnd ind us- 

geaamt dem Stjimmo der Orang Meiiik angehören. Von 
dieaen aind die Orang Panggaug iu Ki^lantan reinblütige 
BspriUentanteu ihrer Raaae, während aie weiter nördlich 
Ja PttAoi TOD uidann Elementen dnrch.setzt aind. 
Aneli di« lUmnMgleiehen drang St'mnng der WeaUcaate 
lial)en Btaike Mierluitig diircL Butuk, ^lal|liM| BtUndsB, 
SiiiuicHüii, liügi und iJayak erfahren. 

Unter deu Mitteilungen, die der letzte nnd ein* 
dringendate Forscher und teilweiee ihr Entdecker, Hrolf 
Vaughan Sterena, aber jene Völker macht, ninmt die 
Bchndlnag ihr« BildanÄriftm miA Z»«barmMter einen 
herTomg«nd«ii Pitts dn. IK«k Uld«n nioitt anr eine 
vollkommen neue Errungenachaft für den Fachmann, 
•/u dessen g»Qf?raphi8«h umgrenütcm Gebiet jene Gegend 
gehört, Kondurn liefern einen besouderea Typua, der den 
ethuologiacheu Horizont erweitert. Waa Stevena darBber 
aagt , ist an anderer Stelle ') in möglichat atrengem An- 
aekloXa «a nia« eigenm Msaaikript« TaiMBintlieht 
wordra. Im fblgradni efien aaa dw wernntliolutcn 
Züge der eigen urt'^ n Kntdeokung and die OeKiclitR- 
pnnkte ihrer lieurUiIuug in zwangloser Dawtelluug kurz 
erörtert. Ihireii die Güte des Herrn rrofeRsor (Jrün- 
wedel kouuteu dabei ätevena Originalauf2«ichnungen 
btantzt werden. 

lü der Betnwhtatv dar bildenden Kaaat bei den 
Katurfllhmi iil eia KSekaeblag gegen dia Anicihannng 
erfolgt, dafs faat übemll den Kuiihtwerkin eine innere 
Bedeutung zukommt. Positive Beweise für den rein 
ästhetischen lir^|)ruug lasBeu aich aber pchwer beibrtugea, 
da man Tiele Angaben für die inuere ikdentiing hnt, 
aaf daa Gegenteil aber nicht unbedingt gescluos^ien 
irard«a kana, wo diee« f*h]«B. Maoh der anderen Seit« 
irt ea «beaeo eohwer IntnetoUeB, ob die BedetttoBg eine 
Zauberwirkung einadilierat Mag man auch wiaaon, dais 
dieae oder jene Schnitzerei und Malerei, Körperbemalung 

HateiMiea nr Keaatab der wiMta Stibmae »vf 

der Belbhis«! MaUtka von Hrolf Viiuglinu Btvvens, beraa*- 
g^akea von Albert Qninwtdel. II. Tvil. In Yeröfleut- 



■n dej K. Hoseum» fUr Völkerkunde au Beriin III, ^4. 
Beriia 1894. Die Kaubermuiter der Öiang Simang. I. Bie 
KAium«. Nach den MateriRliea des Herrn H, V. Ht<^%'ens, 
bfjirbeitel von A. Orüuwt.-del, Zeitschrift für Etliui Ingj- XXV, 
im, 9.11t. U. Die Gor aud Oer, bearbeitet von K. Tb. Freuft, 
ebenda ZZZI, UM (mehelat aUbMul^ 

Okbu LZXV. Hr. H. 



and Tftttowierung mythologische Geatalten, Götterdar- 
Bt«]lungen, Clantiere und dergleioheu mehr enthült, so 
braucht doch ein Zauber damit noch nicbi verbunden 
za aein , wenn er auch ol't ebenso vormotet werden 
darf, wie im frfiberea Fell der Aethetieohe Charakter. 
Ale em aweifelloaeBBaiepiel eiaer««IeIianZMil>erwirkang 
erwlhae ioh die Beroalang der Trommeln*), welche die 
MedisinmKnner nordamerikaniacber Indianer an Be* 
Bohwörungen braiiche» , und eniHpreehcnde. die Macht 
aber Tiergeiater snm Auadmck bringende Darsteliungen, 
beaondera Jagdmeditinen nnd dergleichen mehr. Zwi- 
schen der nftathetiachen" Kunat and der „bedeatunga- 
Tollen" besteht jedoch ein gröfserer Unterachied als 
swiedMA dkeer aad dar a« Zanbecsweekaa gebnaektaa 
Kttaetlinataag. Die erate hat aie Zweck nnd ürsadie die 
Freude, ihr Produkt ist da« Ornament im weitesten i-^lnnn 
nnd da» selbstiindige Gemälde. Bei der zwullvii liegt 
der Zweck nufgerhalb des Kunstwerkes in derFixiemng 
Tou Qegenat&udan und Gedanken, um aie apäter au be- 
nutzen. Ihr Produkt ist die Büdereohrift im weit«at«n 
Sinne, mag matt eie an Eigentaauaeichen, aar Erinne- 
rung an die Zahl nad Oattnag der erlegten Jagdtiere, 
an getötete Menschen und an Friedensvertriige benutzen 
oder zur Daratellung von Claotieren und myttiologischen 
Gestalten im [iroi'anen Leben und bei religi ösen Feier- 
lichkeiten verwenden. Immer ist das Wiedererkennen 
des geachUderteu Ob.jektea oder Vorgangea der erste 
ZweeL Von dieeer Knnetgaitong nnteraeheidet ikh dia 
dritte aar dnivh den baatinttt«» Zwaeik dea Zanbeme. 
Während nber anverstnnJene TJIIJerschriften der zweiten 
Kunstgattung nicht metir al-s pulnlie esistiereD, sondern 
iu der XuL'hahniuug zum ( Irnament herabsinken, können 
„Zauberbilderaciirifteu", deren Uraprang und Gedanken- 
reihe zum Teil verloren gegangen ist, sehr wohl noch 
zu deaaelbea Zaabera gebraucht werdea, ao lange dia 
enfepreohendan Daratellungen ananaander gdialten 
Werden. 

Von den liilderachriften der Orang Meoik sind die 
„Gii'' und „Penitah" genannten Rambnsbachaen ohne 
Zaubergehalt. Auf den erateren war die ganze UjÜut- 
kgio nnd Tielleicbt auch die Geschieht« des Stamnaa 
TOB den PntIA, den Regenten dea Tolkea und Dienam 
dea Gottea PM, eiugramrL Die PnttA aiud Jetzt Ter» 
achwoaden, aber ifara Kamitniaaa aind aum tii auf die 



») Vgl. 
tbe Bur>'au 

atobos 7Ji. S. U L, »oder« Fftik e. Vallerr, Tentb Aanual Be- 
tmit, 8. MS, SOVTi U4. 



7 B W. .1. Hoffman, VTIti> Annual Report of 
ff Ktliuuiogv, p. ^22 (OilSibwe). R. Andre«, 



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046 



Dr. K. Tb. Prtvra: Dl« Ksabwbild«r*ebrifi*a der H«irrito ia HftUfca. 



SnA-bftt, die vum Volke gew Ahlten Bezirksoberhäupter, 
ftbargegangen, die deraiut von den Pattö, Ples Willciia- 
kfladigwn, ihre W*isnitg«B «Upfingen. Au dam Beütie 
der fotohAt ImA Stome nobh vier CM « w ot b« «nd 

sngleich nine Erkllrang der Einadfigniwi aoirie einiger 
dargestellter Vorginge erhalten. Da findet aioh der 
oberste Gott Keii mit den Symbolen Feiner Macht und 
»einer Thätigk«;il, der (iott Plc und uinno Tuchter Simei, 
ferner gewaltige Fabeltiere, die an dfir Pforte des Ilinn- 
mela oobenifene Seelen absuwehren haben, und die Ter- 
MUadenatea BInmen und FrOohto. Eio PotM liegt «uf 
aiDem magiaohen Steinkiuen «ad «Mtt TOB TU im 
Traum die Anweisung, wie man Hatten benteilt nnd 
atidcru OcTiite mehr. Leider fehlt der ZusamiTiPnhfing 
des Ganzen, nnd es ist z.B. Töllig unklar, was mau «ich 
unter einem CA denken toll, der über und Ober nur vou 
dem Zeichen fdr eine bestimmte ülume bedeckt ist Alle 
Daratellungen sind so schemenhaft, dafa man kaum 
MlfPMh md Hav nntamtihaidan kann, und bei mamahwi 
dorebaoB tott «insnder veradiMenen Gegenstindan itt 

ein Untfirschied im Zeichen üln'rhHUpt nicht wahrzuneb- 
niun. Jedenfalls kann mnn siih niiht vorstellun, dafs 
viele der vorkommenden Zackcnlininn und fortlaulcndeu 
Kurven etwas mit der wahren Gestalt der darunter 
Torgeatellteu Blumen und anderen Dinge <• tliini haben. 

Bi« Penitab werdMi Ar dia Taratorbaomi mm SoA- 
bftt, fHlhar too den PnItA gaadmittvn, nnd jedem wird dn 
solcher PambuBtubn» mit inR Orab ;;egeben, auf dem 
das Verhalten des BetrcfTciidün in dicacm Leben auf- 
gezeichnet iht, I.UJ1 vor Kli-ii- Iti/hter.stuiil n]f- \iiR',v<>is 
ZU dienen. Diese Uambusen sind für den Huii-hüt, für 
Mann und Weib, für Knabe und Mftdchen verschieden 
garitst Ihr Inhalt iai Ue jatat völlig ohne Erklinug. 

Ytm dan Zaabairmnitani nahman baaondem dia 
ataUmgen auf KBmmen unser Interesse in Anaprooh, 
weil wir mit Hülfe von Stevens Angaben ein tellwelsea 
Verständnis des Systems erlangen können. Die Muster 
sollen die Frauen vor Krankheiten schützen. Andere 
Ritznngen auf den Blasrohren, den zugehörigen K&chern 
(Oor) und Ahnliahen Bnmbaatnban (Gar) enthalten den 
Zataber gegen Knudthalt und üafidta^ ««loba dl« Hftnaar 
betreffen. ObwoU diaaa wagan ihrer grSbaran System- 
losigkeit Slter an sein lebeinen als die Kimme, deren 
Theorie ein geaebloascnei Ganzes vor Augen führt, ao 
sollen sie doch erst naclitra>.rlich behandelt werden, da 
unsere geringe ISekannt.Hriiaft mit ihnen die EotwiiDke- 
Inngastadien kaum ahnen Iftsst. 

Wie die HSnik annehmen, werden die Krankheiten 
von d«m DoDowgottKait alaStraia für böse Haadlmgaa 
gaaebieirt nnd Ton den Winden berbeigetragen. PIA er- 
fand aber mit KriM Erlaubnis /.aubcrfisiiren, welche 
die Krankheiten uiiwirkHuni machten, wenn die Versün- 
digung gegen Keiis Willen verziehen werden konnte. 
Er ging nämlich in das I.and der T.schin-noi, der gütt- 
liehen IHaner Keils , welche auf der anderen Seite der 
Wdt wohnen nnd den Bemf haben, aBfainMB sa hin- 
gaaden Ornamenten , etwa wie gamnaterta Matten oder 
geblömte Stoffe, 7.U vf-rarbeiten". Alle diesr f'.l'.nipn 
pflan/ti» l'le in die Nahe .leineK Wohnsitzes, des WjilmiLl- 
berfc ^t, u' 1 l'.Mii' tn.iiL-rte Juratis die jetzt gegen Krank- 
heiten gebrauchten Muster auf den Gor, Gar und Ulas- 
rohren. Seine Tochter Simei erfand eine besondere 
Hoatanaria gegan die Kranlthaitan nnd Sohwlehao Straa 
Gaaohleebta. Bit werden anf des Kimmen abgebildet 
Die Puttö -.rbnitten für joden Snii-hi'it einen voUftiiii- 
digen Satz derMu.ster, und diese Unterhaii|>iHiif,'e hatten 
dafür zu aor^'en. dafV jedermann die richtige Zeiclinuiig 
gegen die Krankheit hatte, welche er gerade bofürchteu 



Entsprechend dieser Sage Ijebtehen die Muster aus 
der Darstellung der Krankheit luni der Zauberblumen. 
Auf den Kimmen atehtdaa Krankheitsmneter, ,Ttn-wig*, 
atato Ia «baa baa ond e ra braitaa Stvaifao lioniUeb in 
der Mitte (Fig. i, Kr. 4). Darfiber nad teantw be- 
finden sieb die Blamenmaster meist ia vier nnd drei 
oder drei und zwei schmäleren R&umen (Fig. 1 ). Von 
diesen enthalten jedoch nur die obersten beiden, 
.Wfta" aad .PAwto« (Fig. 1, Nr. S aad 8), dia eigeatp 





Fig. 8. 



Fl«, l. 

Figur 1. Originalkamm Mr. S7. Vt der wirkliobea Qröbe. 
Kaa%l. Hnasem & VUhsifcuiids. Bariii. 1 TifL SWta. «Mwlr. 
4 flewlf^ 5 Hes. 

lüinr S. Bnolbatlaahe Btnme. (Kich Zittsthria fOr 

Etlieel. XXV, S. 78.) 

lieh wirksamen Blumen. Verschiedene Gründe lassen 
nun darauf schlicfBcn, >];i\b Jas wichtigste Muster der 
Tin-weg ist; 1. Nähert »ich der Wind mit der Krankheit 
dem Kopf, wo im Haar der richtige Kamm steckt, so 
trifil er dort den Oenuh dee 'Wie nnd fUlt aur Erda, 
bis die Trigerin des Kamnea vorüber ist War das 
W&a nicht stark genug , so stellt sich der Pftwfirzaaber 
nnd aehlierslioh derTln-w^g entgegen. 2. Zehn Kämme 
gegen tätlich verlaufende Krankheiten haben nur das 
Krankheitsmuster Tin-weg über den ganzen Kaum aus- 
gebreitet nnd keine Schmalr&ume, „weil Was und P&wer 
doch niehta helfen wArden". 8. In sehr alter Zeit aoUen 
aaeh die BVaaea hlnfig eiaea Bambuasehaft gOi" ge- 
tragen babaa, aaf dem alle 70 Krankbeitamnster ein- 
geschnitten wann. ThateSeblieh giebt es 140 verschie- 
deue Karammuster für 70 Krankheiten und deren 
Variationen. Würden aber auch nur 70 Muster auf 
einen Bambuatubug von der Gröfso des Gor eingraviert, 
so hätten sie nur Platz, wenn man die Tin-w6g nehmen 
wttrde, nicht die ganzen Kammzeiehnungen. 4. Der so- 
geaanntc Tahong fftr aehwangere Fraaea, dar Zanber^ 
maater gegen eine Reihe Unpäbliebkeiten wlbrend der 
Schwangerschaft trägt, ist «ino Abart der unter 3. 
erwähnten Hambuaen, und enthält, wie ausdrücklich 
gesagt wird, keine Blumenmuster. W'a.s .Stevens über 
einen Teil der einfachen Zeichen darin (Zacken, Rhomben. 
Zähne, Kreissegmente) erfahren hat, ist, dafs sie das 
Kind in der Qeblrmatter, den Zoaammenhaag iwiacbea 
Matter nnd Kind und die Abbildnng dea Blntrerlastea 

durch Zerreifflen der Gefsifse bei der (Jeburt vorstellen, 
f). Die Muster der Tin -weg enthalten, wie wir sehen 
werden, charakteristiKchere Zeichen als die Was- und 
Päwerräume (vgL Fig. 4, 5 nnd 6). Ks macht den Kin- 
druck, als ob die letzteren von den ersteren zum Teil 
entlehnt aiad. Aach sagen die Menik, dala PU der 
Kraakbeit oad den sagehftrigen Blnnm eine Ibaliebe 
Gestalt gab. „um kenntlich zu machen, dafs sie um die 
Zeit, wo die Krankheit vorherrscht, gerade in lilüte 
stuhuu". Tliat-ui ij'.Li'h -tiiiimeii aber Wüs und Tiiwer 
desselben Kammes nur selten mit dem Tin-weg überein, 
di^egea die Blamenmoater faa aligemeben mit dea 

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KraiikheitaiuuaUiru , derart, dafs, wie i^rwähut, unitoru 
dsD letztereü zum Teil entnommen erscheinen. 

Demnaab ist tm nicht unwAhracheiulicb , d^in die 
Blnmeumuater gpMeren Ursproagw und. 

Wir bkbfln Mcb «iiMa Fins«fMi(rt WMluüb dia Bltun«n- 
dMCtdlongan n dcnKraoldiritaBattani himagokomiDeB 
•iud. Die Blameo aolleD ntmlich heileD, wenn die Krank- 
heit trots »Her Abwehrm«raregeln eintritt, nimlich wenn 
diu Vi-AU uutt-r dcu ö bis IG Kämmen auf ihrem Koj)(f- 
nicht den richtigen getragen ku* und ubi^uau wenig iiire 
Begk'itcrinaen, deren Kammmutter gleiohfall* wirkaam 
■ind. Die erkirnnkt« Fniu sucht dann die durch das 
WM- and Piwirmwtar gekennseichnetan Blumen, lagt 
81« in einen mit Wmwt gefOUton BnubiUMh«ft| riüirt 
das Ganze um und trinkt das Wassar aua. Dann reibt 
sie die iiii'-soii Blumen auf dem affi/.ierten Teil des Kör- 
pers ah, bevor «ie dieielban wegwirft. Dadurch erat 
wird anch die torher unter 5. angegeben« Erklirung 
der Menik klar , weshalb P16 dorcb die Ähnlichkeit der 
Blunnnmuster mit den b a to ttaBdep Krankheiten an- 
i«iitflii will, dab dieni Btnami sur 2ait, wo die Krank- 
heit bemeht, gerade in Vitt» atoboo. Obwohl, wie 
gesugt, d!cii0 Ähnliobkeit selten besteht, so itit ä'm Äufse* 
ruug der M> nSk doch bezeichnend för ihre «ntwickelungs- 
geschichtlichi; Truditiun üb«r den Ursj>ruug der lilunien- 
luustsr, die von der niythiicbeu in den Iliiitergrund 
gedrängt ist 

In diätem Znaammenbange ist jadoob au bedenken, 
daJa fHdiar in den Oor, Oar «nd Oi «die «nm Zauber 

nüti^en I>Iumt>n und Kräuter" getrugcn wurden. Die 
Angabe, daü »ie zum Zaubern gebraucht wurden, f.iUt 
dabei nirht ins (iewicht, wcibl über die VorüchriÜ. d:iB 
eine binde der Uamboseu nicht zu Bchlierseu, sonst hätten 
die „Zaubermnator" keine Wirkung, ein Sata, dar sich 
«nprOsgUeb woU auf die Bhmain in aainem Inneren 
beuf and nur ans der Zaubenriilning derNibeo zu 
erklären ist. War diese aber in der That vorhanden, 
so waren Blumenmuster AberflOssig, so lange die Blumen 
in natura mit herumgetragen wurden. Die Cluster bitten 
dann nur den profanen Zweck gehabt, su fixieren, welche 
Blumen cu der betreffenden Krankheit gehörten. Den- 
aalben Zweok b6tt«n die Blumenmuster gehabt, wenn 
die mitfaAArton Blumen ledigliob aa Heilaweolcen ge- 
dient haben wfirden. D» aua der Zwedi der W&e- und 
PftwJ-rzeicfannngen ala eine Büderadnift mr Anwendung 
lieüenJer Pdumen feststeht und man bis auf den heu- 
tigen Tag die darin enthaltenen „mediziuisukyu liosupte" 
Bu lesen versteht — was für Zauberswecke nicht so 
nötig wir« — , so ist wohl anaunebmen, daJb der Ileil- 
IWeä von jeher die HauplaadM M dou autBefiihrten 
Blmnen wie bei den filnnMumatan few aa en und die 
Zanberwirkang eine aekundtre EmM||«DMlwft ist, die 
in Anlohnuug an Jeu Gebr.iuch der dm KiBnUieit dar» 
stellenden Zmiberrnnster auftr.'it. 

Diu iiIlt'.Htuü Nachrichten erwühueu überhaupt nicht 
die Mitwirkung von Blumen iHii der Abwehr oder ITei- 
lang von Krankheiten. Der Ursprung aller MuHt^ r wird 
•uf die Koblenmarkan dar Hdaafeftoke aurückgefobrt, 
wodurob die PnttA Krankbmien fem hatten, bannen und 
burabbcsclnvören konnten. Diu Heilung wird auch jetit 
noch von den Patienten selbst durch Kohlentst riebe be- 
werkstelligt, liie sie .sich auf die t.<-bmerzcnden Stellen 
machitu. in alt«r Zeit geschah das durch die Puttü, 
die ihre besonderen, zweifelloR heilenden Zeichen hatten. 

Den ftbrigen SebmalrAamen der Kimme anüiar Wte 
und PAwAr wird Ton denHSnik ledigUeh der Zwe^ su- 
geschrieben, in Stellvertretung der Was- und PAwer- 
blomen andere allerdings minder heilkrikftigo Blumen 
aa hanaiahnan, die dann auf die haaahtialMne Woiae ala 



Medikament gebraucht werden. Die Frauen seien oft 
nicht imstande, weit iu den Dechangel zu gehcu, um dt« 
I richtigen Blumen zu suchen. Sie benutzen dann dies« 
I Surrogate, deren Muster naob individueller Wahl die 

iWib- und PiwtaMiebauagn uderar Kimme ohne ihre 
noch an erwtthnaadeo «apeaellen ZtiiAua* nadiahmen. 
Je nachdem ein Must«r als besouderä wlrkyaui gelte, 
werde es häufiger verwandt. Danach wäre der Zweck 
dieser ^-climalriuime liei der Willkür in der Au.swahl der 
Zeichnungen ein äufserst geringer, um so mehr, als die 
Wfta - und Päwtrmnatar Uuflg §Kt niebt mehr erkannt 
werden können, wenn man ihm i^^peeiellen Zeieben*' 
Gfibah n. a. w. (aieha weiter uatea) furtUJat. Ä iat 
daher wohl die Vermntung berechtigt, dafs die Räume 
«in Üherlebsel sind, wahrscheinllob von der Anordnung 
der Muster auf den Gor und Gar. 

Bestärkt wird dieae Auffaaanng dadaroh, dab in 
vielen dieaer VahanffiMiii«. hitwaflen aogar in aOan, aieh 

die W&s- und Pftw^rseiohnungen desselben Kammes oder 
eine von beiden mehrmals wiederholen. Stevens giebt 
an, dafs in dieaen Füllen nur die betretTende Wus- oder 
P&werblume HeiJkraA besitat. Man mülste abo die 
Angabe der Muuik ab«r den Zweck der Nebenrftume 
durch die Folgerung erglnsen, dafs zugleich ein Zauber 
zur Abwehr von Krankheiten in ihnen liege, denn woau 
aonak die WiederiMdangan deBaalhen Maatara? Sa wir 
aber neben werden, dab der WA«- und Pftwimanher 
an allen Stellen des Kammes wirkend gedacht wini, ao 
ist die Zanberwirknng der Neb«iir&ume luit duuiselben 
Was resf). l'iiwir ebenso unnötig, wie ihre Eigenschaft 
ala Rezept, woraus die Natur der Nebenrinme ala Übe^ 
lehael gea^loeaan werden htmu. 

Auf Grund einer Libtc, auf welcher Stevens ange- 
geben bat, wolclien WiVs- und Paw. rmusleru die Zeich- 
nungen der Nebenräume entsprechen, können wir die 
obigen Angaben mit Zahlen belegen. Durch eine Ver- 
gleichung der Muster auf den Originslk&mmen wSre das 
bei ihrer üngenanigkeit und den feinen Untenobieden 
in den emaelnen Zeiefanungen nicht möglioh. Auf den 
140 Kammmuütcru der Orani; Mi nik, die Stevens voll- 
zählig gebammelt hat, gi«bt es HÜ Xinw%, 130 Wüs, 
130 Puwer nnd 423 Nebenrüume, ib dwon also irgend 
welebe Wfta> und PAwAtuiebnaofaB wiaderiiolt lünd. 
Vvnm «ntapradiaa I7ft dm» WAa- und PATAnnuatem 
dessdhao Kammes, 230 ahmen die WAa und P&wer 
anderer ICimme nach, 12 sind Gorzelcbnungen und 
6 i'hantasiemii.Hter. Das Wäsmustor von Kamm 3C 
(Gruppe II, Fig. ö> kommt nicht weniger alt> 48 mal in 
den Nebenräumen vor, das von 20 H (Gruppe III, Fig. 5) 
18 mal, das P&würmuster von 37 (Gruppe XXXXII, Fig. 0) 
14 mal, von 19J (Gruppe XXXXTIII, Fig. G) 11 dmI, 
fon 17 B (OruHie LXT], Fig. 6) 9 »al.^ Ander« Muatar 
sind 7 nnd 6 mal gebrauoht, die maiaten nur I bit 
" mal. Manche Kämme hüben nur fremde Was und 
P.'iucr iu den Nubeuniumen, nie aber dasselbe mehr als 
2 jual. Die meisten Kamme jedoch haben dasW&s oder 

I Pawer deatelbea iUmmes 1 und 2 mal, maocbe bis 6 mal 
I in den NaibanrAunMu, ao data alle daaut anaf^AUit aind. 

' Daffi der W."ie- und Pawrr7,auber an allen Stellen 
de-< Kamme.-« wirkt und damit die Wiederholung' dca- 
.Rplben Mustern in den Nebenr.iumen übertluHnig nuirlit, 
geht aus fuigeudem hervor. Obwohl das Gesamtmuüter 
dea Kammes sich aus heterogenen Bestandteilea su- 
•amoMnaetat, uAnUieb an« der KranklieiUBaiebnang und 
den Blumenmuateni, inaheeondere WAa und PÄwAr, ao 
wird es doch im ganzen als eine Blum« angaselien. Ee 
gilt nämlich der oberste Ilaud dos Kammea öder die dort 

I TorhandaBB Linie, TApt, ala Stomfal und StaubgeMaa 

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M8 



01i(l»rli«aitt»«t nnt Zr»m«r«r* Rtiie dvrck Bt.fJm «b< KlaluMteii. 



(Fi|f. 1) Nr. 1), (i&n Was als der atigeDehmo Gr-rxich, dna 
PAwSr als der Terlängert« N»gel swinch^n Kelch- und 
BlmnanUittorB nad dl* nntierat« Lini« »n AnsaU d«r 
ZahM, .Hm*, all di« KdehUlttar (Fig. 1 , Nr. S) d«r 
Blnme. Fig. 2 giebt eine PliaiitMieblnme , welche die 
erw&boten Teile zum Atudroek bringt. Sie iet der Ton 
Ilerrn ProfeMor (jrOnwedel (Zeitscbrirt für Ktbnologie, 
XXV, S. 78) «um Zwecke der Elrlluteruiig uiiigi'f>eliob«nen 
Bhuna nachgeseichnet. Wahrtclieinlieh ist diese An- 
ashnw lakoodto und zu dem Zweck erfolgt, daJj die 
Wia- «nd PftwirUnmen nicht nur an dar ihnen sa- 
ge wieaenen kleinen Stelle des Moatan wirken, aoadam 
als Teile einer Blume gowissermafsen das ganze Muster 
durchdriiigeii und »ii jeder Stelle, vieileicbt auch an der 
ungeoiosterteo Rückseite der Kamuiblume iluLig miui. 
Die Mt-nik sagen nAmlich : Geschieht der Angriff der 
Krankheit von der gesahnten Seite des wagereobt im 
Haar steckenden Kammes, so wird er von dem M<M in- 
rtkikgritaltaa, danKolahblftttara darBlBiBa. D«nag<enau 
■o, im die filttm« In den KalehUlttm gvbcttot liegt 
und bis cum Boden derselben hinunterreicht, so reichen 
auch die Wäs und PAwer genannten Teile an dem Kamm- 
schild utitor der Müsliude hindurcb, obgleich mau sie 
nicht mehr hiehi , und sind dort ani Ful'ie des Schildes 
ebenso wirksam wie oben, l'tir Kamm als Blume kann 
dton idao nach aUan Salton Widetatand laistan und ao 
Mwk mflakh u darMÜM derlMfarin dea KamBaa 
bcflndlMiMi VmiMa aehMra. 



Weshalb gerade diese vier Teile resp. Eigenschaften 
der Blnmen den Räumen zugeteilt sind, kann wohl dar- 
»aa «rkUrt «ardeD, daiä dia dwch daa Wismoatar 
ansgedrflckten Blnman einen besonden angan ahmen Duft, 

diePAwerbInmen den ausgebildeten \agel haben mufsten. 
Die Notwendigkeit der Moslinie als Kelchbl&tter , als 
unterer .\bs cid ufs der Kanimhlume. igt berrit.s im Turigon 
Abschnitte erklärt worden, bie acheint an sieb uichts 
zu bedeuten. Die Tipilinie ist ebenso der Absohlufg 
nach oben. Uisweilen gehört sie aber integrierend la 
der W&saeiohnnng, and die entspracbeade Blnme molk 
daher, anfser dem Geruch, je nach der Dioke der Linie 
mehr oder weniger ausgebildete Stanbgef&fae nnd Pistill 
hrtbeii. Denigemars f;ilt eine IxiTaavt besouder-t hIh 
l'iiwt^r. Alie der ixura »Imlirht'ii, nicht sl*rk riechenden 
Blumen werden mit HinKuKetüung eines besonderen Bei- 
namens P&wto ganannt Wenn aber Stevens sagt, 
eine von dm NÄUIen als „Ti>täwar Bindang" bezeich- 
□eta Blame «ntapraoha dam Mos, so baroht das vahf 
Bcbablick anf einem Irrtum, da dia Ifodini« aberfaaapt 
keine Blume bedeuten kann, soudint BW ab AbteUaft 
der ganten Kammblume figuriert. 



'l All ilir M-n Klt!Mnii iluiii Miimiuh yincliicl tt-ti 
siebt mau ;^ll^■r•ll;lll,'^ uitbU von ilon Krjttri'ni. il.T I':i«'<!r- 
blumeii, ntttiilii'h itiiii ru» dem Kelche ni(,'>^iiil>-i> iVig.i). 
Sie hat eine eiufache BlüteubüUe in der Form etwa wik Plg. 2, 
•bar oima bsaca rt a i aa tUUb, 



OberlLiinmiers und Zimmeiers Beise dorcb Syrien und Eleinnsien'X 



Tu der Farea t«««b<« Damaaktia auf, ^KSnigin daa 

Orletils, die Hochburg des Islams, die Roseriatadt, diT 
Araber! Der Fremdling fragt sich vorher ver),'ebenB. 
wie dietf Stadt zwischen den kahlen Hoben , von der 
man bis zur unmittelbaren A»näherung nichts bemerkt 
all fim lange staubige Landstrafse mit Villen nnd 
OlitM», SU dimam Bafia gakomman iat Abar aban dia 
Oiia dar Katar in mtmAmkmn ABtütbaiMa, das wir 
ia dar Nadit an Fbrda dmakqnart, nad Qu« Laga am 



') Auiizugf wfiHn aus dem Werke .Dnrcli Syrien und 
Kleina>iea, üeifoschildftriiri^n und Sttiilien Tun Koman 
Oberhummer and Heioriili Z-.mmnvrv. Mit OriKiniiHtji- 
trSgMi von lt. V. Ammon, Ii. O. Uwigtu, c. O. Hni-%, f. Uirtb, 
Fr.fionaat, CHopl, S.Ob«rhuinaisr, Th. lieget, H. Riggauer, 
II. SehtagiDtweit. lUt 10 licbtdroefctafetn , bi AbbUdnngen 
Im Texte und aliiar Obeniabtakarte. Berlin 18^. Dieiriab 
Beimer (Emst TahianX'' Das BOO Saiten starke Bnota, gr. B*. 
ist dem Priozregenten von Bayern (^widmet Die einzelnen 
Kapitel sind übenettriHbi ii : l. Dentachs Kortcbung in Kiein- 
luien, 2. Von Peirut ohlIi Dnma-'kuii, 3. Damatkue, 4. Ein 
JsgdKUg ilurrli'« lifiligi' li^itiil, VorluTeitung zur Reise 
Dach kieiiuiskn, 6. Wiu DutuRsku^ nxrh A)e[i|K>, 7. Aleppo, 
K. Auf nnatoliw.hem Boden. 'J. i'lier kili..i»< ben Tsuru«, 
IV. Nach Kappadokien, 11. Im Uülilenlaudr, 12. Kappadokieu, 
la. Am Malja, 14. Kaiaatiah, ih. HauawMs, 16. Si« Be- 
vBlkening Kleinaaleus. i. Abteilang! IT. n^anmesaaiiKeu, 
le. Grivcbiacbe InpcbrilUo, 19. Jlltaläilo, SO. iMtOftaphiiche 
Krgebnlnee der K«ia« , Kl. Beitrigs aar Flora das nutttaren 
Ualy»thalt!», '^'i. Bei«« in Westkicinstieu, 23. MilitüriKhe und 
to|>ugrapbi*cbe Mitteilungen aus Koottantinopel und Klein- 
atien, 'i*. Die lUleiiteu BevölkerungiiverhitlUiisae Kleiniuien«, 
Ü5. Byriscb-cbineiiiscbe Beziehungen im Anfnnge unserer Zeit- 
rechnung, 26. Die amerikaninchen Mi^niniien in der «*iati- 
Kben Türkei, 27. Die Teppiche de« urifiitn 

Uuter dea wiMansobalUiuben deulachen Keiii«8cbilderungen 



^ajaMttig amgestattate Werk «me 
■taHan «tn. mit sehon aus den AnasBgen er- 
kennllkb, sind die ßehildemngen vavtniniali nad das fttodiam 
das Bnehaa allen denen zu empfiihlan, «aleb« Intereiaa an 
dain fnunav asabr fOr aaa DnitMha in das Vatdacgraad 



I Baad* darWitata nit ibreoi G«iren«ataa tt dar üppigen 

Vegetation jun siebenarmigen Hnrada und dem \'ülkir- 
Btrcime in der einzigartigen tviiiscben Stadt zwang die 
übcrriisclite Menschheit , ihr den l'reis der Seiamheit 
zuzuerkeoueu. Wie ein Elfenbeinspiegel mit siiberuem 
Griff liegt die blendend waifiO Oneijadenstadt in einem 
Maara tob Orfla. £a war gagan 10 Uhr, ala wir aod- 
Uch im kflUaa Skalaobaft vor daai Springbrnaaea wa 
dem 14 Stunden langen n&chtlicfaen Bitte aasruhen 
konnten. Da unsere Abreise nach Nordsjrien erst am 
2i). .\npuHt I SOtl stftttrindeii sollte, konnten wir in Hube 
unsere liaisevorbereitnngon vollenden. Der neu ans 
Bagdad gekommene Wali hatte uns Aufserst liebent- 
würdig empfangen nnd uns einan Bnjarulda fQr tain 
Vib^at atiageataUt, der uns bis Alappo Sehuti nad Sidiar' 
lieit gawihrea aoUta. Yen Tilajet zu ViUjet varda ona 
soloh ein Empfehlungssebreil>en mitgegeben. Unaara 
ganze Reiseau»rüstung hatten wir «uf rwei Packpiirdaa, 
deren eines der Stallknecht ritt, untergebracht. 

Am 20. August verliefsen wir Damaskus und ritten 
durch die Dazare in nordwestlicher Richtung Ober die 
üppige Ghüta, deren Knde wir nur zu bald erreichten. 
Viala Fcaunde haltea oaa bia vor daa Chriataanartal 
daa Gdi^ gegeben, wo nach Aarif, nnser Ambar, inob 
von seinen Lieben in rührendafer Weise venibscliicdetc. 
Auf der Strafse, welcher wir zwischen den uttunter- 
brucbenen l.chuininnirn der (riutcn lul^'ten. herrschte 

der lebhafteste Verkehr. Virsäte kleine Karawane, be> 
stehend ans meinem Freunde, mir, Aarif und dem Sai.^, 
wurda tob aiaam Saptiab beglaitat, wdohaa der Waü 
; bia Homa ao aaaerem Sebatsa bcstianat batt«. Bort 

sollte der 'I( ii-,diirni durrb einen neiion ersetzt werden. 
, Unsere Keisenjute fidirte ulu^ üb<T llamah nach Alej.pi-i, 

Aleximdrette und .Adtiiifi, vnn wo wir NiRiieli erreieben 
. und den Taurus überschreiten wollten, um Anfang« Ok- 
I tobar ia dam mlrdteahaflaa, im NordeB Tom Halya ba- 



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Ob*rIiaBin«rs and Zimmeren Reite dvroh Syrien vnd KlelauUli. 



greiist«n HShlenUnde Bviechen Newscheher und Ktvisa- 
rieh einzutreffea. Sohon hinter dem Dorfe D&me geht 
die FraebtbukeH der Gliftte in die Ade, kahle Gegeod 
Uber, welfllie den Senm der WAtte bildet Hintar i«m 

Dörfchen Hirre in einem Hellten 'WKidcbt'u. wo der 
letzte Waaterfftden sich Uarch die Ebene schlängelt, 
wurdo gegen Mittag Halt gemacht zum FrQhatück. Die 
Hitze war erdrfickend; das Thennometer im Aneroid 
zeigte 37^ so dafi wir niebt miften, Unter Ata glihen- 
dni Strahlen der MittagneBne «ijter m raitMi «ad 
Henaebett uod Tiere einige Standen ruhen lierien. An 
Schlaf war frcilioli nicht so denken, denn nnzÄliHge 
Fliegen qaftlten uns im Vereine mit Mosquitos uuaus- 
getetzt. Auch das Eesi-n wollte nicht munden, nur eine 
Wassermelone, welche wir iiu Sclilaaiiii cingugriiUen und 
so abgekahlt hatten , bot uns nebst dem kalten Thee, 
den vir itet« in Flaaeben mit uns fahrten, einige Er« 
qutelrang. Ein auf die Erde gelegtes S(A1endartbenno- 
meter zeigte ST)», den Kndjninkt dfir Skala, ül)er den 
die Quecksilborsnule nicht muhr LinaUB küuulc. Grufsu 
Eidechsen uinspielton uns auf den» dürren (irase, die 
Luft zitterte vor Hitze, und wir sahen nur zu wohl ein, 
dafs an ein foraaree Beimii bei Tafe . aobald niebt zu 



Nadidam wir gegen 8 Uhr aufgcbroohen 

unser Nachtquartier Kateifeh zu erreichen, Terftnderte 
sich die Landschaft rasch. Statt der anmutigen Baum- 
haine, welnhe die nfich^ite Umgebung ▼on Damaskus zu 
einem Paradiek ohne gleichen gestalten, dehnten sich 
jetst dürftige Felder aus, vnd nur einzelne Oasen deu- 
teten in der Feme daa Daaein toh Dörfern an. Gegen 
eVi Uhr ritten wir n dem atatHidiea Dorf« Knteifeb 
himdH M «Imb liob «in Tueh mit Tortreilliebam Waaier 
befindet. Der Ort, welcher eine gaatfreandliehe ße- 
Tdlkerung birgt, liegt etwa 400 tn Inihcr a\h ÜHtnaiikuH, 
auf einem Uocbpiateau, das aus Feuerstein fahrender 
Kreide besteht. Wir stiegen in einem gerftumigen Ge- 
laeae ab, dessen Balkendocke mit Being fiberdacbt tind 
mit Lehm festgestampft war. Ein Feoitv nnd die 
Tbflr erbeuten den einfachen Baam, demB t&M llMbo 
mit Kinen und Teppichen belegt, kfilil nnd reinfidh, 
uns zur Ruhe t inlud. Ein Ofen in der Krke, nuf dem 
ein Petroleuiulämpchen brannte, deutet« auf diu NVmters- 
zeit. Haid schliefen wir, nrtclidein ein fruf^mles Nacht- 
mahl uns geaUirkt hatte, trotz Macken und iiundegebell 
auf maeraB Bahmalan Feldbetten, bia frQh morgens eine 
Uttmand« KanwMie, welche mit ihren Eeab Nacht 
snn Reisen benutst bette, iieb bei nns einqiurtiertc. 
Dil die Ilitzt» nicht nai-htrelassen hatte, konnten wir un^ 
eiueii Tilg Uubt' gönnen und l)rachen erirt um 9 Uhr 
abends auf, um in der Kühle der Nueht die 37 km, die 
uns von unserem nächsten (,Uinrtipr Xetiek trennten, zu- 
rfleklagen zu können. DieZeibo buzaiilte Aarif. ErbÄam 
von nna jede Wootie einen Yonohniä, iklier den er genane 
Abreobnung Tonniegen hatte. Dafttr mnlkte er aHe Ana- 
lagen für uns bestreiten, unter denen 3 Idi 4 Frcs. fttr 
das Übernachten und dureliBchnittlirb tiiglich ebensoviel 
für Pferdefutter die IlnuptauBgabe bildeten, hu daf» wir 
im allgemeinen in den Dörfern selten mehr als 12 bis 
15 Frcs. pro Tag zu bezahlen hatten, eine Summe, die 
jedoch in den Stldteo bedeutend fibaraeiiritten werden 
muTste. Tratadam fcnnn iA sagmi, dali ebe längere 
lAndreise in Syrien nnd Centralkleinasien bei bescheide- 
nen Ansprachen mit ständiger Begleitung ron iwei 
Dienern unil einem oder 7.wei Sitptiehs mit monatlich 
700 bis Frei, gut aastilhrbar ist 

Von Knteifeh steigt der Weg zun&ohst darob einen 
romantiadiea Canon aod f&brt dann weiter Aber eine 
kaUa Hoobflldia. Dar Hoed war liagit nntMjgesangan, 

LXXV. Mr. tt. 



und wir litteo in tiefer Finatamia ngan dVt Vht mw 
gena knr* Tor SanDeoanlipkiig in Kabak «in« wo Ut *am 

Abend Halt gemacht wurde. Um 9*/« Uhr brachen wir 

auf nnd ritten Aber eine staubige, steinige Hoobebene, 

die oft durch näher herantretende Hügel verengt wurde. 

Wir kameu au lieduinani^elteu veruber; kleine Kara- 
wanen von Kamelen und schwer beindnnen Eseln zogen 
in dem hellen Mondscheine an uns vorbei. Endlich 
gegen 3 Uhr morgens nlherien wir uns dem Dorfe 
Burdaoll. Bald darauf «tanden wir tot den eiandea 
Hutten des Dorfes, welebee mit erinen Lehmmanem 
und kah'on Dächarn einem im Mondlichte erstandenen 
Pompeji glich. Der Empfang war für die frOhe Mor- 
genstunde, es mochte gegen '/«''ühr »ein, froBtig genug. 
Niemand woUte uns einlassen, bis wir endlic}i das Haus 
des Dorfaltesten gefunden hatten; dort verlangten wir 
unter Hiuweia anf unsere amtUoben Pa|»iere Einlab nnd 
Obdaeb. «Wir haben keinen Platz (tlr ao Tiefe Pferde", 
scholl OS durch das halb geöffnete Thor, da waren aber 
schon die beiden üensdarmeu uud Aarif im Hofe uud 
öffneten angeliveit die Thüren. Nun fOgte sieh auch 
der Hausherr und bot uns freundlich sein teppieh- 
geKclimücktes, stanbatmendes Zimmer as» anf danan 
Polelem wir bald in Schlaf Teraankan. 

Otier Homa giog oa dann weiter in daa Oroateathal 
und nach Hamab. Ani der aehaveriich schönen Schlucht 
des Orontes f&hrte die Btrafie wieder steil aufw&rts in 
grofsen Windungen anf die Ebene, auf der wir drei 
Stunden laug fortritten, bis «ich endlich, als die Sonne 
aufging, vor uns eine fruchtbare Landschaft mit schön 
geformten Bergen nnd Hügeln aufthat, besetzt mit An- 
siedelangen , all decm hehrst« und grAfste nm einan 
stattlichen Berg uns Hamab eigilnate. Nach neon- 
standigem Ritt gelangten wir durch ein Thor in die 
etwa 60Ü00 Eiuwohner ziihlende Stadt, deren als fana- 
tisch berüchtigte Bevölkerung uns wie Wundertiere feind- 
selig-neugierig anstaunte. Wieder klopften wir zweimal 
rergebans um Unterkunft an, bis wir endlich einen Hof 
fXkt Vnaw« Pferde und eine Art Stall für uns gefunden 
battan, ani dem wir «rat mit Gewalt di» Httfenar w 
treib«» mufttea* Eben batten wir di« Fddbttten auf- 
geschlagen, als zwei Polizoioffiziere in Uniform erschienen 
und uns um unsere Tässe l)sten. Eine Stunde spÄter mach- 
ten wir dem (iouverneur, einem Kurden, unsere Aufwar- 
tung iu seiner Privatwohnuog. Der alte Herr eiupüng 
unR auf das liebenswQrdigatei bewirtete uns mit Kaffee 
und gckflUtar limonade, woau ar d«B Sebnae, wie er 
sagte, aua Homa beiog, und unterllelt eieb eine hallre 
.stunde lang mit nns in arablKch auf dan Anregen Jnte. Zur 
Weiterreise nach Aleppo stellte er uns tuiif Gensdai'uien 
zur Verfügung, von denen wir jedoeh nur einen an- 
Dülitueti. Nachdem er uns nu der l'hür seiuea Hauses 
verabschiedet hatte, sahen wir uns die gewölbten grofsen 
Baaare der weit anagedebnteo Stadt an. rastet«» in dem 
aolwttigan Garten einea der mUrrioben Cbfta and 
kehrten endlich hochbefriedigt Aber die vielen Schön- 
heiton der verkehrsreichen Stadt zu unserem Stalle 
zuruck. Dort bchUuumei'ten wir frnh dem nächsten 
^iorgeii entgegen, den wir der üeiiiciitigung der Sehens- 
wardigkeiten widmen wallten. In der That wurde auch 
dieaer Tag «inw der genufsreiohsten der ganaen Reiae. 
Kaahdem wir am Naebmittage einen herrliehen rer- 
lassenen Pasohapalaat beeucht, der uns für den jilur- 
lichen Preis von 600 Frcs. Miete angetragen wurde, 
verbrachten wir den Abend in der Nähe der unge- 
heuren ächüpfrAder (Fig. 1), welche mit betäuben- 
dem Getöse das Wasser des Orontes auf die hoch- 

febante Waaeerleitung beben nnd ao die Stadt nnd 
Fmgabong mit dam belebenden Elemente seit unltan 

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SSO 



Obarlininniari and Zimmeren Reite durch Syrien und Kleinksien. 




Fig. 1. SuhUpfnid einer Wauerleitnng am Orontea. 



Zeiten^ veraorgun. Die Sonne war schon biutor den 
Bergen nntergegangen , gespenstisch ragten als hohe 
Silhonetten die Riesenachilfhalroe wie I'alinen in die 
Luft, links duuiiuierte die Stadt mit ihren Bauwerken 
die feuchte Niederung, und in dieser selbst wälxte der 
Strom, den wir die Nacht vorher noch im (iebirge über- 
schritten hatten , seine lebendigen Wogen , ein uuver- 
geftlichea Schauspiel. Mitten unter den Pfeilern der 
Brücken hatten die Kaflcchausbesitzer achwimmende 
Flöfse mit Matten befestigt; auf eins dersell^eu setzten 
wir uns mit unseren Nargiloha wie die Muaelmänner 
und betrachteten staunend die Riesenbauten der Wnaxer- 
leitnng 7.ur Rechten und Linken des belebenden Kle- 
mentea, das hoch über dem ItQcken der Stadt seit tau- 
send Jahren seinen Segen spendet, wie ein ÜbeiTest aus 
der l'atriarchenzeit, ein Nachklang vom Huphrat und Nil. 
Diese Schöpfr&der, von deren Zinnen sich sogar mutwillige 
Knaben in den Strom stürzen , mögen wohl eine Höhe 
von 25 m haben. Sie verursachen durch ihre langsame 
Drehung bei ihrer üröfse und Schwere einen ungeheuer 
tiefen, weit in die Ferne dringenden Ton, der noch von 
drei disharmonischen Untert4)uen begleitet wird. Greifen 
nun die drei Uüder mit ihren 12 Tönen zusammen, ao 
ist ea, als ob eine Riesenorgel gespielt oder, vielleicht 
besser gesagt, in ihren Dafsgttngen gestimmt wird, als 
ob IdÜ Löwen brüllten odvr sonst ein l'nndAnionium 
loH wftre. Das wirkt aber nicht im mindesten beun- 
ruhigend, sondern wegen seiner tiefen Tonlage eher be- 
ruhigend und erbebend, wie ein Stück aus der Urmelodiu 
der Genesis. Hierher sollten Maler und Theaterdichter 
gehen, um sich einen Akkord zu holen für ein Lied 
oder Stimmungsbild aus der Prophetengeschichte. 

Immer in nördlicher Richtung führte nunmehr die 
Reiae nach Aleppo. In der Ferne zeigte sich ein Meer 
von Grün. Eine weifse FIftche von iläuseni und Kli- 
narets, darüber die rotbraunglänzende Citndelle mit 
ihren wuchtigen Unterbautun , eröffnete sich zu einem 
Bilde, das uns müden Reisenden verlockend genug er- 
schien. Endlich war die Stadt erreicht. Das Kckhaua 
gegen den Flufs zu war das Hotel Araun, wo wir 
abstiegen. Es war ein stattlicher Steinbau, in dem wir 



mitten in europäischem Kom- 
fort einige Tage wohlver- 
dienter Ruhe genossen; lag 
doch glücklich eine l.and- 
reise hinter uns, an deren 
.\uafährbarkeit fast alle lau- 
deskundigen Forscher ge- 
zweifelt hatten, da sie uns 
in der heifsesten Jahreszeit 
durch eine unwirtliche und 
wenig sichere Steinwüste 
fahrte. 

In westlicher Richtung 
führte dann die Reise von 
Aleppo nach Alexandrettu 
am Mittelmeere, und von 
hier aus nördlich au dem 
Strande hin nach PaJ&s, 
welches wir gegen 10 Uhr 
abends erreichten. Die 
Strandlinie war offenbar im 
Altertume stark befestigt. 
Noch ragen die ^Jonas- 
pfeiler" der pylae Syriae 
hart am Meere empor, wäh- 
rend sich im Hintergründe 
135Um hoch der Kozlu Utsch 
erhebt. Wir überschritten 
den PajiiS auju auf einer massiven Brücke hart vor dem 
Dorfe und übernachteten in dem kleinen Kaffeehanse 
des Ortes , der grofse Mauerringe und einen mächtigen, 
halb eingestürzten Chan aus dem Jahre 982 (1574) zeigt, 
wie überhaupt die ganze Gegend zwischen dem pylae 
Syriae und dem alten Bajao mit Ruinen bedeckt ist. 

Am 18. September brachen wir von Pajüi< auf, ritten 
über die Strandebene, folgten dann dem Meeresufer und 
verliefsen endlich die See im üufscrsten Winkel des 
Bosens von Issus, wo die Wogen zweier Wellenricbtun- 
gen spielend ineinander lloscen. Bei völliger Dunkel- 
heit klommen wir die steinigen Bergpfade nach Kili- 
kien hinan. Durch ein riesiges Ruinenpnrtal , das 
Karunlyk-kB]>u oder schwarze Thor, eine monumentale 
Arkade aus schwarzem Granit, welche zwei Felsen ver- 
bindet, betraten wir den Hoden Kleinaaiens und er- 
reichten früh das armselige Dorf Kurdkulak (Wolfaohr), 
in dem wir ein bescheidenes Unterkommen fanden. Auf 
dem ganzen Wege, wenigstens so lange der Mond ge- 
schienen hatte, waren wir von dem Geheul der Schakale 
begleitet worden, und am Strande, noch vor Sonnen- 
untergang dos vorhergehenden Tages, konnten wir einen 
Flug von mehr als 40 schwarzen .Störchen betrachten. 

Nachdem die Stadt Ada na hinter den Reisenden 
lag, begann am 24. September der Anstieg auf den 
Taurus. Um 10 Uhr waren wir aufgebrochen, ritten 
immer rechts des Tscliakyt- Tschai in nordwestlicher 
Richtung zwischen ziemlich hohen Hügeln, bald in 
breitem Thalc , bald uns an den Höhen haltend , bis tu 
der Stelle, wo der 20 m breite und ' m tiefe Flufs sich 
nordwärts wendet, durchfurteten ihn angesichts der 
hohen Wände des Taurus und stiegen die Berge hinan 
durch Schieferformation in einen ziemlich dichten Laub- 
wald von Olivenbäumen , Weiden und Birken, bis wir 
zu einer waldigen Schlucht kamen , au deren Ende wir 
ein Blockhaus in den Vorbergen des Taurus erreichten. 
Von hier aus schweift der Blick südlich über die kiliki- 
ache Ebouo bis au die syrischen Berge. 

Der nächste gröfsere Haltepunkt der Reisenden war 
Nigdeh, nördlich vom Taurus, von wo sie sich nach 
dem berühmten „ Höhlenlande" begaben. 



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Oberhrnnmers nnd Zimmereri ReiBe darch Syrien und Eleinafion. 



861 



Über Melegob gelangten 8ie nach dem merkwQrdigen 
Dorfe Inegi. Ks zeigte sich Tollständig unterhöhlt, und 
vir erfuhren, dafa es von 160 christlicheu und 30Ü tür- 
kischen Familien bewohnt sei. Wir stiegen die aus 
Stein gehauenen Trep{>en einer unterirdischen I'rivat- 
Wohnung hinab, kamen durch dunkle, niedrige Gftnge 
und endlich in beträchtlicher Tiefe in einen weiten, 
grofHen liauni, in welchem vor 1 Uü Jahren 1 50 Christen 
von den fanatischen Muslims; regelrecht belagert und 
achliefslich durch Ituuch erstickt worden sein sollen. 

Ks war eiue Lust, in der erquickenden, kähleu Ok- 
toberluft weiter zu reiten zwischen den rundlichen Kup- 
pen und Höhen, auf deren vulkanischem Rodun der 
Wein vortrefflich gedeiht. An der mächtigen Pyramide 
des Dschar-Dagh mit seinen Felsenhöhlendörfem ging 
es j vorbei nach Göry, einem grofsen, wohlhabenden 
Dorfe, da« wie ein Schwalbennest im grofsen an einem 
schroff in ein bachdurchströmtcs , enges , grünes Thal 
abfallenden Hange sich aufbaut. Es ist ein seltsames 
Volk , welches diese unzähligen Erdlücher und Felsen- 
höhlen bewohnt. Gleich Gemsen zeigen sieb die bunt- 
farbig gekleideten Frauen und Kinder auf den Zinnen 
ihrer liehausung , deren Eingang, eine Felüritze oder 
eine durch grofse Steinblöcke halb verschlossene Öffnung 
in den Herghängen, dem Auge lange verborgen bleibt. 
Eben hatten wir eine sanfte Bodenwelle ttberachritten, 
als sich mit einem Schlage der Anblick einer grofsen 
Stadt eröffnete. Malerisch um einen gegen den Halys 
anslauffudeu Bergzug gruppiert, lag Newscbeher 
(Neustadt, Nitaiokig) zur flinken eines breiten, grOnen 
Thaies, in dem der Bach dem Qyzyl-Yrmak zuströmt. 
Am 46. Tage nach unserer Abreise von Damaskus 
waren wir in unserem Arbeitsfelde angelangt. Unsere 
Absicht war, sowohl in Ncwscheber, als in dem drei 
Stunden weiter östlich gelegenen Ürgüb, ein kleines 
Hans zu mieten, um in Ruhe die Umgebung besichtigen 
und erforschen zu können. Wir begannen deshalb 
gleich am nilchsten Tage eine Wohnung zu suchen, da 
wir den PrieBtern nicht zur Last fallen wollten; auch 
sehnten wir uns, endlich wieder einmal allein zu sein. 
Seit wir in Oriechendörfer gekommen waren , konnten 
wir uns der Neugierde der Bevölkerung kaum mehr er- 
wehren. Bald hatten wir unter der Schar der Neu- 
gierigen zwei bravo Mäuuer entdockt, welche uns nach 
kurzer Zeit stets» dienstbereite, ergebene Freunde wurden, 
und denen wir zu grolaum Danke verpÜichtet sind. Es 
sind dies der Priester Papa Lazaros (Fig. 2) MaxQO- 
X^^Q und der Sekretär der griechitichen Gemeinde, Kirchen- 
diener und luipfarzt, Georgakis Neokosmidis. Begleitet 
vou diesen beiden ehrlichen Männern besuchten wir 
gleich am Tage nach unserer Ankunft in Newscheher 
den Kaimakam. Der Gouverneur, ein würdiger, ge- 
messener Mann, sicherte uns Schutz und Unterstützung 
bei unseren Arbeiten zu. 

In den beiden griechischen Kirchen hielt die Geiste 
liebkeit lange UugrüfHungsansprachen an uns, in denen 
der riffaTUXKixng der l'berzeug^ng Ausdruck gab, un- 
sere Anwesenheit werde die Stadt vor aller Unbill 
schützen und die drückende Lage der Christen bessern, 
eine allzu kühne Behauptung, auf die wir durch schleu- 
nigen Rückzug antworteten, da um uns zum mindesten 
ungelegen kam, gleich am ersten Tage als Reformatoren 
angesehen zu werden. 

Am 8. Oktober verliofaen wir die steilen Strafsen 
von Neiipoli», uusgeütattet mit Empfehlungsbriefen für 
Kaisarieh. und ritten durch die grünen WeingUrten über 
die anabsehbare Hügel- und Tufflandschnft in 3'/« Stun- 
den nach Ürgüb. Es scheint, dafs nach dem Aufbau 
der Hauptpfeiler der von Norden nach Süden streichen- 



den Ketten die vulkanische Tuffmaase zn den seltsamsten 
Gebilden, besonders in Kegel- und Pyramidenform, aus- 
gespült wurde. Zahlreiche dieser Kegel, deren Höhe 
zwischen 5 und 30 m schwankt, tragen auf ihrer Spitze 
je einen grofseu Block eines härteren Gesteins, offenbar 
der Lavamasse, welche Klötze nach Dr. PL Naumann 
vor undenklichen Zeiten al.« vulkanische Auswürflinge 
in den noch unzurstörten, weit ausgebreiteten Schichten 
ruhten, um später die unter ihnen lagernden Massen 
gegen die senkrecht grabende Arbeit des iiiefseuden 
Wassers zu schützen. An der Steilseite des Halys 
stürzen diese Tuffwände fast senkrecht blendend weifs 
mit einem roten (jucrgange znm Thale hinab. Das 
ganze Terrain zwischen der bochführcndon Strafse von 
Newecheher nach Ürgüb und dem Halys erweist sich 
als eine riesige Erosionsmulde, in welcher eine Reihe von 
FeUengebilden stehen geblietien ist. An diese haben 
sich die Dörfer angelehnt und in sie eingegraben. 

In Ürgüb gaben sich die Priester Mühe, über unae- 
ren Besuch erfreut zu scheinen , konnten ihre Furcht 
aber nur schlecht verhehlen. Sei es, dafs sie uns wie 
der gröfste Teil der Itevölkerung für Abgesandte der 
türkischen Regierung hielten, jedenfalls glaubten sie, 
wir kämen, um Geld von ihnen zu verlangen. Nur 
langsam gelang es uns, die guten Papades zu beruhigen; 
erat als wir dem Gottesdienste beigewohnt hatten, er- 
beiterten sich ihre bekümmerten Mienen, and sie rich- 
teten zwei grofse Zimmer für uns und die Dienerschaft 
ein. 

Das Erwachen nach gut verschlafener Nacht brachte 
wieder den aberraschcnden Blick auf die wunderliche 
Umgebung der Höhlenstadt. Von unserer ersten Wan- 
derung in den Schluchten kamen wir ganz starr und 
wirr über die romantische Märchenwelt, in der wir 
wandelten, zurück. Es ist wie eine Staffage zu Goethes 
Walpurgisnacht. Von einem Schritte zum anderen uns 




fig. 2. Papa Lazaro«. 



erhebend, begegneten wir neuen Gebilden von weifsem 
und rotem Tuff in dou kühnsten Kegeln und Pyramiden, 
neuen Fratzen- und Hexengeatalten, und sie alle durch- 
, löchert, zu lläusem und Vorratskammern ausgebohrt, 



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863 



Oberhumm«ra und Zimmer«r* Reite durch Syrien and Kleinniien. 



daswiichen Weingfirteu und FruchtbSume, Taubenschläge 
und MenscbenwohDODgen innig gepaart. Kaum Torsieht 
man sich, und e» klettert ein Menschenkind anfeiner 
Leiter aus dem nackten Fels, wo eine üffnnng sieb fin- 
det, herab su dem s&alengescbmückten Vorbau im Uuter- 
geschofs. Darüber leuchtet die wärmste Sonne, and 
während wir keuchend auf dem weichen Boden im Rinn- 
Mal aufwärts klimmen, zaubert das Tagesgestirn farbige 
Tinten und Schatten auf die bizarren Nadeln und Obe- 
lisken (Fig. 3). Im Hintergründe im Osten Qberragt 




Fig. 3. TutTkegel mit Lavublock bei Ürgüb. 



das Ganze der schneegekrSnte Argftus; ein Bild, das 
uns endlich glauben machte, wir seien in Ürgttb. 

Nach dem Besuche des Ufihk-nlandes folgte als ein 
besonders verdienstvoller Abschnitt der Heise die Er- 
forschung des noch unbekannten Teiles des 
mittleren Kisil Irmak- (Ualys-) Laufes, den 
Heinrich Kiepert als wünBcbenHwert hingestellt hatte. 

Um diesen fOr uns mafsgelionden Wunsch zu er- 
f&Uen , brachen wir am G. November von Newacheher 
auf und ritten am linken Ufer des Ualys bis Kessyk 
Köprü, wo der unbekannte Teil des Flusses beginnt. 

Am n&chsten Tage, um 3 Uhr 30 Min. standen wir 
zu unserer Freude vor der 13 bogigen massiven Brücke, 
die, etwa 150m lang, die beiden Seiten des Stromes 
verbindet. Da wir in dem elenden Weiler Kessyk Ko- 
prtt-küi am rechten Ufer keine Unterkunft fanden, so 
blieb uns nichts übrig, alii bergan nach Norden zu rei- 
ten, bis wir au zahlreichen DroHcktuuucn vorbei zu dem 
bescheidenen Dorfe Akschy Aghyl kamen , wo uns der 
Dorfschulze freundlichst aufnahm. 

Nachdem wir Akschy Aghyl verlassen hatten und 
1*/, Stunden lang über eine herbstlich öde llügelland- 
achaft gezogen waren, erreichten wir hinabsteigend die 
Strafse von Kirscboher, auf der lange Züge glocken- 
töucnder Kamele der Halysbrücko zuzogen , und bald 
darauf den Osy-Su, der hier die Gilrteu eines von Lehm- 
mauern umschlossenen Vorortes der volkreichen Stadt 
bewiisDort. Eine Viertelstunde später ritten wir in die 
Stadt selbst ein und nahmen im kaum vollendeten neuen 
Chan .\bBteigeqnartier. Bald stellten sich die stets 
liebenswürdigen Beamten der Detto publii|ue ein , und 



in ihrer Begleitung besuchten wir den Mutessarif Safvet 
Pascha, einen feingebildeten Türken , der früher Gou- 
verneur des zu Tripolis gehörigen Kaimakamats Fezzan 
in Afrika gewesen war, Paris, Wien und München be- 
sucht hatte und unseren Wünschen in der zuvorkom- 
mendsten Weise entgegenkam. Trotzdem die Stadt 
etwa 40000 Elinwohni-r zählt, welche sich auf 1600 tür- 
kische, 2U0 armenische and 25 griechische aus Erd- 
ziegeln erbaute Häuser verteilen, herrscht in den arm- 
seligen Bazaren kein grofses Leben. Berühmt ist die 
Teppicfafabrikation, wozu leider in den letzten Jahren 
immer mehr europäische Stil- und Farbenmuster Ein- 
gang gefunden haben. 

Nach der Rückkehr von Kirscheber zum Halys er- 
folgte die Erforschung des unbekannten Teiles des 
Halyslaufes und dann die Rückkehr nach dem Stand- 
quartiere Newscheher. 

Am 1. Dezember deckten die ersten Schneeflocken 
das bei unserer Ankunft am 5. Oktober üppig grüne 
Thal von Newscheher antcr unseren Fenstern. Schon 
am 26. November war das Thermometer abends 9 Uhr 
auf ti** gesunken, so dafs wir es angezeigt fanden, einen 
kleinen eisernen Ofen in unser Arbeitszimmer, dessen 
Fenster so schlecht wie möglich schlössen , setzen zu 
lassen. Bald prasselte das dürre Reisig der Wuinstöcko, 
welche das Brennholz lieferten , in dem funkensprühen- 
den Blechofen. Als das erste Mal sich die weifse Decke 
über unsere Terrasse, auf welcher den ganzen Tag über 
auf offenem Feuer gekocht wurde, breitete, kam Aarif 
mit ThrAnen in den Augen zu uns nnd sagte, er könne 
jetzt nicht mehr kochen, da es ihn zu sehr friere. Wir 
gaben ihm einen Kautachnkmantel und warme Unter- 
kleider und trösteten ihn damit, dafa es ja bald wieder 
besser würde nnd der Winter nicht ewig dauere. Aber 
er Uefa sich nur schwer überzeugen. „Da ist Syrien 
doch ein schöneres Land*^, meinte er, und so ganz 
konnte ich ihm nicht Unrecht geben. Kappadokien 
und Galatien, sagt Rcinach, haben eine trockene Atmo- 
sphäre und ein kontinentales Klima, das sich so zu sagen 
in Extremen bewegt. Auf kurze, versengende Sommer 
folgen lange, harte Winter, wo die eisigen Stürme 
keinem Widerstande begegnen. 

Am 3. Dezember wollten wir nach Kaisarieh reiten, 
um den gastlichen amerikanischen Missionaren in Talas 
einen Besuch abzustatten und endlich den lang« ver- 
schobenen Ausflug nach Güreme zu machen. Aarif 
hatte sich tags zuvor krank gemeldet, vielleicht weil 
ihm die Aussicht eines mehrtägigen Kittes über be- 
schneite Berge nicht verlockend genug erschien. Auch 
wir wären am liebsten dageblieben , denn als wir er- 
wachten, wirbelten dichte Flocken vom Himmel. Auch 
die Pferde konnten sich lange nicht an den Schnee ge- 
wöhnen, tanzten und schlugen, und ich weits heute 
nicht, wie wir unversehrt die steilen, glattgefrorenen 
Wege, welche besonders zwi.schen den hohen Tuffwänden 
für die Tiere ganz ungangbar erschienen , mit heiler 
Haut nach Ürgüb kamen. 

In den Weinbergen rechts und links des Weges hörte 
man beständig laat glucksende Rebhühner, und als 
kurze Zeit darauf die romantische Schlucht erreicht 
war, welche den Bach von Indsche-Su (— dünnes Was- 
ser) in der Tiefe bettel und von massiven steinernen 
Brücken überwölbt wird, sahen wir plötzlich dicht vor uns 
die hübschen Hiiuser des wohlhabenden Städtchens, das 
sich malerisch an den Hängen eines Felsenkcssels auf- 
baut Wir ritten die steilen Strafsen hinauf vor die 
Klosterkirche, wo oben Abondgottesdienst gehalten 
wurde. Man führte uns zum Protopapa» (Fig. .l), der 
uns alsbald ein schönes Zimmer in seinem reinlichen 



Üigiiizeu by 



Oberhommart and Zimmareri Reiie durch Syrien nnd Klein*iien. 



S68 



HauM »nbot. Am nichsten Morgen ritten wir durch 
dks Thor, bis wohin uim ein Irrsinniger mit lautem Ge* \ 
houl bL'gleitetc, auf die 'geradlinige, beschneite Strake | 




Fig. 4. Alter griechischer Prieater. 

nach Eaisarivh. Ea war ein heller und kalter Tag, nnd 
der vunsOgliohe Rotwein, den wir von Indscbe-Su mit- 
genommen hatten, erhielt uns in trefflichster Laune. 
Nach sechs Stunden traten wir in die Nebelregion von 
Kaisarieh; der grofse Saziyk (Rohrsumpf), dessen Waaser 
in unzähligen Wildbiichen vom Argäus herabströmen 
und zur Zeit der Schneeschmelze zu weiten Seen an- 
schwellen, trennte die Strafse von den Vorbergen des 
ArgäuB, dessen mächtiges Massiv uns auf dem ganzen 
Wege begleitete. Tausende von Wildenten zogen über 
den See hin. Wir kreuzten auf einer Ilolzbrücke den 
Kara-Su, der das Nordende des Suzlf k durchströmt und 
zahlreiche mit Schilf beladene Flöfse dem Ilalys zu- 
führt«. Der Weg wurde immer belebter, bcKonders 
sahen wir riesige Züge mit Hammelfellen beladeuer Ka- 
mele und kleiner Esel, welche ihre Schilf last wie lange 
Besen auf der schmutzigen Strafse schleppten. Elndlich 
kamen wir an die ersten Häuser; lange Reihen elender 
Hütten wechselten mit weit ausgedehnten Friedhöfen, aus 
denen einzelne gewaltige Stciusarkophage hervorragten; 
der Schmutz hatte sich in einen formlichen Morast ver- 
wandelt, so dafs der Durchzug durch das vielbewun- 
derte Kaisarieh eine betrübende, ernüchternde Enttäu- 
schnng mit sich brachte. Itald waren wir wieder im 
offcnou Gelände auf der 6 km langen, geradlinigen Strafse, 
auf welcher wir nach '' 4 Stunden das hochgelegene Ta- 
las erreichten, „l^er Abend wiegte schon die Krde, nnd 
an den Dergen liiug die Nacht", als wir in dem gast- 
lichen home der American Mission freundlich aufge- 
nommen und mit Speise und Bad , mit Gebeten und 
Sonntagsliodem erquickt wurden. Am nächsten Tage 
fuhren wir mit dem Zeltwagen der Missionare nach Kai- 
sarieh. holten die Post, besichtigten den kleinen liQcher- 
laden eines Armeniers, dexsen Sohn Photngraph in Talas 
ist, bewunderten den Kindergarten, wu wir einige 2^it 
dem Unterrichte beiwohnten, nnd liefaen uns bei einem 



ganz geschickten Schneider enropftisohe Kleider an- 
\ messen. 

I Nach dem Besuche Kaisariehs erfolgte abermals eine 
' Durchforschung der höhlendurchlöcherten Felswände von 
{ Matschan bis Nowscheher. 

Wir kamen in einen Kessel, der von 40 bis 60m 
hohen Tnfl'wänden gebildet wird und von Höhlen 
und Taubenschlägen durchlöchert ist. Hier hatte daa 
Waaser grofse Trichter aasgegurgelt, ganze Tufforgeln 
standen da aus den Wänden gemeifselt mit Pfeifen und 
Blasbälgen (Fig. 5). Mächtige Obelisken ragten empor 
und sahen uns mit ihren Hohlaugen an, schlanke Tuff- 
nadeln mit Nischen und zahlreichen Taubenschlägen, 
welch letzteren aufsen mit rohen Malereien geschmückt 
waren , erhoben sich neben runden Kegeln , welche die 
treibende Kraft des Wossers »o schichtonschief heraus- 
gedrechselt hatte, als wären sie aus der Drehbank her- 
vorgegangen. In der Thalsohle wechselten Weinstöcke 
mit Obstbäumen , unter denen die Quittenbäume am 
besten zu gedeihen schienen. Wir verweilten gerade 
zur Zeit der Ernte in diesen Thälern, und gar oft wur- 
den uns sogar von Frauen die rotbackigen Früchte über 
die Mauern zugeworfen, wenn wir in Begleitung unserer 
Gastfreunde vorüberzogen. Am Bache, der in einem 
kleinen Wasserfalle die groteske Schlucht hinabeilt, 
standen Weiden. Die Zinnen der Felsen aber waren 
von unzähligen Tauben besetzt, und ein Schuls schreckte 
Hunderte aus den schützenden Felsenlöchem. Von 
einem Bauern, den wir als Führer nahmen, erfahren 
wir, dafs diese Vögel von den Einwohnern sorgfältig 
gehegt werden; auch ich wurde gebeten, auf die Tauben 
nicht mehr zu schiefsen. Daun führte uns der Mann 
in das eigentliche Thal von Göreme. Wir stiegen in 
Serpentinen aus der Schlucht hinauf, kamen auf unseren 
früheren Weg und zu den Felsenkegeln von Matschan. 




Fig. S. Höblendurchlöcherte TufTsiialvn 
aui dem Thals von Gürema. 



Wir mafsen eines dieser Felsgebilde mit dem Ilandmafs 
auf 10 m Umfang und schätzten seine Höhe auf eben- 
soviel. Wir kletterten weiter, kamen zu mehreren von 



IM 



Dr. C Btoffent: JOU iBdiaBtrpappcaiftaimlaaf ▼oa F»a A. L. DiokwmuB. 



Sehafes b«wohnien Höhlen, welche natarlicb in so reich 
lMb*llter O«|g«od längst ansg«r»nl>t •ind und krochen, 
BMhdem vir iibb gegenseitig znin Eingänge empor- 
gezogen hatten, dorcli Hinen halhverRc-lirittptfn Hinschlupf 
in eine Höhlenkircho, iIltiu ^uriluIlL• ruhe, rolu SUäcli- 
zeichnungen trftgt uikI luit Nische» Koschtnttckt 
Dieselbe int 3 m tief, 5 m lang und 3 m hoch bis zur 
Wölbung. Die Gnbniscben sind aus dem TufT gehauen 
Bod habea «ias Lftng« voo 2 m ond eia« Breit« tod 
0,80 n. Dentlieli iat «b ihnen der Fall Ar die feraob" 
ten Docke! zu «eben. Anch die Gebeine sind ver- 
8ohwund>'D. und türkiüche Wandkritseleien , teilweise in 
g^riiichiHchen [iuch Stabe ii , verunzieren dio WÄnde, uuf 
denen die verblichenen Mnlt^reien kanm mehr sichtbar 
■iad. 

la den Weingirtam erbaitatea die Basnm, und «uoh 
vir bekemea bdd GeMÜidiaft Y»b Birtettkaebeti «nf 

unserer beschwerliofaea HfihlenwandemBg. Our eellieia 

erschienen uns grofae öfinungen oft nabe dem GipftI 
eines isoHertiTi Kegels, durch die Jur l'liiue Himmel 
durchschien, und mcnschengrofse, rechteckige oder halb- 
mondförmige, seichte Nischen im Fufse der Tuffgebilde. 
Wir fragtea «naeren Begleiter, wie viel er wohl gleabe, 
daOi hier noch aoklw HaUenkircfaea edm, and aeiBe 
Aatvort Iratele prampt aad eidier: «Bb = taaeeiwll* 



Wir begnflgten uns mit «wei weiteren uiui sollten für 
unsere mühsame Arbeit reichlieh l*eloliBt Verden. Durch 
einen beechverlidieB Eingang kletterten vir in eine 

p;rufsi' Kirclie, im den beiden Seiten fsndi'n Bi'rli ?4p1)pi[- 
kuju-llcu für Chiiber. Die Haupthallc war mit Frcuko- 
f^piiiälden bis zum GewöUip beilpckt und auch diesee 
vüllül&ndig bemalt. Unten xiulit eicli tiin breiter, meter» 
hoher Streifen mit einer Prozession von Aposteln ood 
eaderea HeiUgea hia- Deatlieh ericeaaber tat ein ge» 
krOater Stager aüt der Hufe (vobl David), Gmppen 
von Frauen, welche eine Kirche umgeben, eine zweite 
Kirche, von Männern umringt, femer ei» ilntt«r Streifen 
mitBilderii in M«d.iiIlonform, welche Köpfe ii i! '.igen- 
schein darstellen. Auf einem weiteres Fries »ehen wir 
in gut erhaltenen Farben Pferde nad aadeni Tiara» 
Beiter, Wieasa, Hinaer aad Kirehen. 

Hit im EtlbreehaBg de« Htthbafandta vaA im 
Hittellanfes des Halys waren die Haaplanfgaben der 
Expedition gelöiit, die aber, wie ein Blick auf das an- 
faiigh initgeteilto Iiilialt.HVcr/.eiclinis doh Hei.iewfrkcs 
zeigt, auch auderweitig reiche Frucht gAlmgcu hat 
und fdr alle Zeiten als eine vorzügliche Leistung uatar 
den deutsehen Foraohnngen in Kleiuaaien daateben vild« 
Der Rückweg erfolgto über Koaia, vo dia ESaeabahB 
«rrei«bi vorde, asd ftber KonatMitiaopeL 



IHe Indianerpappensaminlniig rm Frau A. L. Diekerniann. 

Yoa Dr. G. Steffeaa. Nev-Tark. 

Sdum bei daa attanAgjplm vareadieKinderepiele Poppea in deasen Harem nnd der heilige Haan pflegte 

ia derselb«» Weite entviekdt, vie heute bei anseren gelbst mit denselben zu spielen. Anderseits ist es be- 
Kindei n. Man liut Pajipenb&]ge aus Holz gf fuinlen, kennt, inh die Friiuen iu Bagdad in Puiipeii (iespenster 
die Gardner Wilktoson abbildet und die von unseren erblickten und »ie d«o Kindern darum nicht gaben, 
beutigen nicht abweichen; aicher wurden sie auch von Doch die Kleinen folgten der Stimme der Nalur aad 
den kleinen Ägypterinnen zur Pharaonenzeit so bekleidet, verehrten Kissen und Klötae statt der Pnppen. 
vie aaaere Kinder ihre Puppen anputzen. Auch bewtg- Andree,der die Puppen bei den verschiedensten Völkern 
Beb waren sie daigaateilti Ekado oad Fttfaa konatea aiit 1 verfolgt bat , erz&hlt vea jeaea der Teehnktadiaa, di« 
Fiden gezogen Verden. ReicMicb nit Pnppen Tereehem I kleine Pelzungetüme TorateHen, von den POppohea aaa 
waren die Kinder der kliiü.nlsclien Völker ; unsere Muaeeu Thon, di<? der Leiche des Kindes Im iillcti Peru mit- 
bergen rohere und gröbere Puppeu aus lliilz und Tl»on | gegebeii wurden, von der Fingo-doll, die jedes Fingo- 
uet en feineren aus Elfenbein. Die Pupjenttube mit midchen im Oraigefrnataat bei dct MAndjgkait ec- 
ihrer BleifigurenauMtattung, dio GeldhücIiKe aus Thon hält u. s. w. 

mit ihrem kleinen .S['alt zur Aufimiiuie der Drachmen Wie die Phantasie eines Iiliidcht.n>i reichlich durch 
nnd Saetertieni die üaobbildungen von Kfthen, Pferden, | die Pappen beachtlUgt vird und da« Kind dazn gelangt* 
SehveiBen — vie ans Nitmberg — waren den Kindern | mit ihm an epieehen nnd an spielen, als ob das Mldehen 

des kiassiscln n AitprtninH vprtr.iuf wit' unseren oige- scllv-t die Mnitpr, die I'uj)j)i' ilir Kind Hei, fii f^f}.f:n die 
ncn. Wir wissen uiioli, dufs Stüde!'. Lydiens lliiupfstadt, Frauen verBchiuileUBr ^'olker uucli lujt den Pu]i|jen wie 
im .Mti'ituni m der .Vnfetiipnr^' von Spiel'^uelipn bo- mit lelienden Wesen um und üuli-ititiiierpn dieselben fi'ir 
rühmt war, wie heute in Deutschland Sunuel>erg oder solche. Indianermütter füllen die Wiege des verstorbe- 
NOrnberg. nen Kindes, wie Catlin berichtet, mit Federn in Form 
Sehen vir ao die Pappen aberall bei den Kindern des dea Kindea, ftthren dieaea Ecsata mii aich herum, plaa- 
Altartnait wbreitet, to kann vohl die Frage aufgeworfen dem mit ihn nnd bebaadela ihn vie Hur Sind. Die 
werden , ob die Puppen , mit denen heute die Kinder Odjibw& am Oberen See nennen die.<<e Pnppen Kite* 
aller europäischen Völker spielen, Nachahmungen jener magissiwim , was etwa llnglückMpuppe bodentet; durch 
antiken seien. Iln lMr.l Audi-ei' Imt .lirli uucIj in seinen tili wird der vcrsl'i» bem.' I.ielilin^ d.irgestellt. Kohl 
„Ethnographischen Farfilleien" (11, !tOj diese Frage vor- (Kitscbi-Ganii I, l.'iu) »agt, düfh diu länglichen, fest- 
gelegt und dahin beantwortet, „dafs die Kinder sich nn- zuüammengeschnOrten Paket« Haarlocken des vorstorbe- 
abhAngig flberall ihre Pappen aelbat gesoh äffen haben, nen Kindee, daasen Spielaacben, Kleider and Amulette 
Die Papp«» 8agt«r»i«tdae erste and natttrlidiateSpielieBg eoÜialteB. Dieae Pappe oimnt überall die Stell« dee 
des Hidehene, velohee im N trlnihtnuugstriebe „Matter- veretorbenen Kindes ein; die betrübte Mutter sehleppt 
eben" spielend sieh einen belitbi^en passendenGegenstand sie oft ein Jahr lang mit sieh herum, stellt sie in der 
(si-lbst ein Holzscheit) zur Puppe umwandelt". Ja ?o Wiege neben sich »n.s Feuer und nimmt sie auf Reisen 
sehr ist dieses ditr^-Ugreifend , dafs darunter liia UelnUe mit. Die auimistische Idee ift dabei folgende: Das 
des Islam leiden. Körperliche Darstellungen verbietet verstorbene Kind ist noch zu klein, um seinen Weg znm 
der Koran, doch das mohammedanische Kind lAlet aiob i Paradieae an finden, durch daa deifaige Umberecbleppen 
dämm ama« Papp« aiehi rauben nnd Abeba, dea Pro- | dea aabatitaierien Ebenbildea gÜanbt aber die Mutter 
phalaa MahaaiBied BeaajfthrigeGaimahliB, sag aiit ibran | der Beek veiter bel&n an kOnaeo} «i« trtgt daher die 



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Dr. C Steffeoi: Die Iiidi»nerpappeDiammluDg von Frau A. L. Diokermann. 



356 




. - ( f > 





Flg. 1. 0<Vlbwa- Pappe. 



fig. 4. Papp« der Pueblo-Iudianer. fitf. 3. «Mann und Fran'. Pappen der Zuxii. 




t'ig. S. Puppe der Apaeb«. 



Fig. 0. PoppeDhandtÄachcheD der Fig. Puppeuwiega der FUtheitd- Indianer. 
Nez-pere^i. 

Biliiitlioliu Abbildungen nach Photo|{raphieen. 



Nachbildung so lange , bis sie den Geist des kleinen 
Wesens genügend gewachsen glaubt, um sich selbst im 
Jenseits furtzuholfen. 

Mit den Puppen der Indianer, soweit «e nicht schon 
durch europäisches Fabrikat in den Rejenrationen er- 
setzt sind, hat sich Mrs. A. L. Diokermann beschtftigt. 
Sie hat nicht nur eine eigene grofse Sammlung solcher 
l'uppen zusammengebracht , sondern auch sonst Tiele 
photographiert und von diesen .\ufnahmen können hier 
einige wiedergegeben werden, welche zum mindesten den 
Beweis liefern, dafs diu Indianer recht gut die menschliche 



Gesfalt in Pappenforni nachzuahmen Terstehen und sie 
nach ihrer Art bekleiden. Kignr 1 aus dieser Samm- 
lung ist eine '^)djibwupuppc in Lcdcrkleid mit Perlen- 
schmuck; auch Mokassins und I^ggins (Schuhe und 
Beinkleider) nach Art der Indianer trngt dies« Puppe, 
deren Ilaare aus langen Zöpfen von Pferdehaar bestehen. 
Frau Dickennann konnte sie nur für eine hohe Summe 
TOD der Odjibwa-Squaw erhalten . da deren Kind sich 
nicht von der Puppe trennen wollte. Die lieiden Puppen 
Fig. 2 stellen ein Khepaar vor und ütammcn von den 
ZutTi-Indianeru. Die tirundlage dieser beiden Puppen 



866 



P.: Die •obwediioh-ruatiiche Oradmettangi-Expedition nach Spitsb«r|(eii. 



ist eine Tbonfigur, der Kopf trägt Hofshaar und die 
Kleidung ist bia anf di« feinste Einzelheit nach der Art 
gemacht , wie sie heute bei diesen Pueblo-Indianem ge- 
tragen wird. Aach hier war es sehr schwer, die I*iii)]>en 
zu erhalten, die eine Art Fotitichcharaktcr haben. Fig. 3 
stammt von den Apaches; auch sie ist gleichsam ein 




Fig. 7. Pupp«nkivid der Xex-pere<^ 
Nach einrr Photo-^mphic. 

Modell der Apacheweiber, hat silberne Ohrringe und 
den Küpf mit echtem Menschenhaar geschmQckt. Das 
lange Kleid ist von gegerbtem Hirschleder und wird 
durch einen Perleugürtel , nach Art der Wampums, zu- 

saromtingehalten. 
Fig. 4 ist wieder 
eine I'uppe der 
l'uublo • Indianer 
mitverhilltnismlls- 
sig dünnen und 
kurzen Armen. 
Nach Art der euro- 
päischen I'uppcn- 
bftlge besteht sie 
aus ausgestopftem 
Leder; Augen, 
Nase and Mnnd 
sind durch bunte 
eingesetzte Perlen 
hergestellt. Die zu 
dieser Puppe ge- 
hörigen Kleider 
fehlen. Wie die 
Indianer für ihre 
Kinder die Puppen 
nach dem Vorhilde 
der Lobenden ge- 
stalten, so ahmen 
sie auch die Wie- 
gen nach und ihre 

l'uppenwiegen 
sind gute Modelle 
der wirklichen 

Wiegen. Eine solche von den Flathead-Indianern zeigt 
Fig. 5. Die Puppe wird in diesen Apparat hiueiugeschnilrt 
und es fehlt blofs das Brett, welches die Flathead ihren 
Kindern Tor die Stirn schnüren , um die liekannt« Ver- 
unstaltung des Kopfes hervorzurufen. 

Wie bei uns, erhalten die Indianerkleinen auch eine 
ToIIst&ndige Ausstattung für ihre Puppen an Cierätcn 




Fig. 6. Puppenwlege der Apache. 
Katb elD«r Photogra|>hir. 



und Kleidungsstücken. So zeigt Fig. 6 aus der Samm- 
lung der Frau Diekermann ein Puppenhandtäschchen der 
Nez-percL's, das in Montana gesammelt wurde. Die 
Tasche ist sauber aus Hirschhaut gemacht und mit zwei 
Ilirschklauen und Perlenschnüren geschmückt. Gleich- 
falls von den Nez-perces stammt das fein geschmückte 
Puppeuhemd aus Hirschhaut, Fig. 7, das auf den Schul- 
tern und am Kopfschlitz mit bunter .Stickerei geschmückt 
ist Diese gestickten Streifen sind indessen aufgesetzt 
und nicht direkt in die Hirscbhaut eingestickt. Endlich 
enthält die Sammlung in Fig. 8 eine Apachenpuppen- 
wiege, deren Rahmen aus einem einzigen gebogenen Zweige 
besteht und die mit Hirschleder Oberzogen, bemalt und 
mit Perlen geschmückt ist. Auch diese Puppenwiege 
ist ein Modell der gröfseren. Man sieht au.^ diesen 
kurzen Anführungen, wie sehr Neigung und Geschmack 
bei den Indianermüttcru und Kindern derselben auf dem 
Gebiete der Puppen mit denen der Weifsen überein- 
stimmen. Wir wissen aber, dafs derlei Puppen schon 
von den ersten Entdeckern bei den Indianern gefunden 
wurden, und dafs diese selbständig und ohne erst bei 
den eindringenden Europäern zu lerncu , auf die Her- 
stellung der Puppen zur Freude ihrer Kinder Terfielen. 



Die schwedlach-mBsische Gradme!*SBng8-ExpedltiOB 
nach Spitzbergen. 

St. Pvieraburg, Anfang Mai. Die Idee, auf Spitzbergen 
eine OradmenHung vorzuuelamen , geb<'>rl umprünglicb dem 
cngliKhen Artilleriekapitän Sabine an, und die jeuige ecliwe- 
diMh-ruMlscüe Expedition ist nur die Ausrühriing die-ter Idee, 
wenn auch in einem gröffteren HMr8iitab<>, da auTner der Orad* 
nietaung eine allseitig« ErforscbuuK Spitzbergens in Auaaicht 
genommen iat , wie Hoch veracliiedenartige wisHenschafUicUe 
Beubacbtaiigen vorgunomnien werden «ollen, wie aitronomi- 
sehe, pliysikalisclie , meteorolo(;iacbe, zoologisch«, Kuanische, 
geulugi»rlii5 , hydrologische u. s. w. Im Jahre 1893 eracbien 
di« Ilroacbüre lloiens*), die all« bexligliclien VerbältoiiiKe er- 
örterte und den Plan der geodäüaclien Arbeiten darlegt«. 
Hiernacb wird ein Netz von 22 Dreiecken entworfen , mit 
.selteulUngen bis zu ISJ km, und dann >oll nach Bentinimung 
der Dreiecke der Meridianbogen berechnet werden. 

Uie schwedische Akitdenii« der Wiasenschaflen nahm e« 
auf sieb , dieses Projekt HUszufäbrHn , und lud die rusnisclie 
Akademie der Wiraenschafteu zur Teiluabm« daran ein, was 
von dieaer angenommen wanle. Im Auguxt IH9H wunle eine 
Komrniaslou von hcdieren Vertretern der 'Wlaaenacbaft be- 
rufen, die die Expedition ina Werk setzen und einen Arbeita- 
plan für dieselbe Husarbeiten sollte. Kiir die Zwecke der Expedi- 
tion wurden luo i.ioii Uubel angewiesen, die aber kaum reichen 
werden. In demselben Jahre wurde eine schwedische Expedi- 
tion zur Kvkognow-'iRrung nach Spltzliergen gesandt; ei« sollte 
die U'rinngulii-rungaliUnkte nusaucbeii und möglichst viel« 
Merkzeichen aetzen. ß«-iten« Rufulanda nahm an dieser Ex- 
pedition der Obemtleutnant Schulz vom Militiir-Topograpben- 
C'orp« teil. Die Expedition stellte zehn Metallraerkzeiolien und 
fünf Steinpyramiden auf, nn>l machte aufaerdem axtronomische, 
meteorologische und magnetische Beolmchtungeu. 

Die Expedition iat jetzt zum Abgange bereit. Rufaland 
stellt zwei Bchiffei den Frachtdampfer „Uakan* und den 
Eisbrecher des Hafens von Llbau. Es wird t>vHb«ichtigt, an 
zwei iSii.'llen zu ülierwintern : die Kusaeu in Storfjord , die 
Schweden auf der Parry-Insel. Zum Lviter der maaificben 
Expedition ist der Oeneralstabskaiiltäu Serg.jejewakij , in 
letzterer '/.eh in Fulkowa thatig , ernannt worden. Neben 
ihm nehmen teil ; die Ueodäten und Astronomen Bikoia, 
Waaailjew und Acbniatow; der Arzt Dr. Jlunge , der schon 
durch seine Uelsen im Norden bekannt ist ; der Meteorolog 
und Physiker Ji.'goruw , Observator in l'ulkuwn. Alle diete 
Herren werden 1 »9» auf laoo nberwinlern. Aufserdero begiebt 
sich noch fiir den Sommer bin der Adjunkt dea physikali- 
schen Hauptobservatoriums Bchnielling, der eine neue meteoro- 
logische und uiagnetiache Station auf Spitzbergen einrichten 
soll. Vorstand der Naturforscher- Abteilung iat der Ueolog 
Taehernyschew. Als Zoolog geht Bjalynizkij -Birjulja mit. 



I •> P. a. Rosen, 
4* So" SU 8|iitzkeri;. 



Hrojrt de Mrture d'on Are du M^ridien de 
Stockholm \9VS. Mit Karte. 



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Lvdirig WiUar: Zar Anthropologia dar Bad«««ri 



8BT 



Aufa«r dem Mi«troHrnk<>nitiiHiK]o nelimen DOOh teil zwei Fer- 
aoMn VOD der runiaohen Nordkuate, l^in und Ftetro«, die 
uf Ko»^ BMtUft gtwmii aiad. Btite. 0«hiA kaiaiiMB ftr 
im 'WInur inrBok. MMm dtr Bdnrtflw M mn LtHw 

d«r Expedition Jederin ernituDt. Die Expedition olnimt App«- 
rste und Inatrameiite mit, all» von der volleodeUteu Kon- 
•tmktioD. Namentlich «ind auch Beobachtungen äber die 
Mordlichter in Aunicht genommen, und swar ersten* die 
Beitimmung ihrer Höhe , zweiten» uninittelb»r« pbotograpbi- 
■che AoCnahmen derwtben, wa.s bii<her nicli: oder doch lebr 
IWKenöf^^n'l gelungen ist, driitcüi» ili« llrfurgi-butig ibrei Spek- 
Itnms und pliotographische AufDAliiiit>D ilf»««n.>en. 

Für die Überwinterung ist in Ueltingfore ein prächtiges 
BaulwiuUl, aütMtamnoniMhwi aad wgorttolum »»tüIom. 
It wM tMtriMih Mtuehtat «trd«. Bdmb ZnAikr dar 
Koblen aas England an die Kütten Bpitzbergena im der 
Privatdanipfer .Naohndka* gemietet worden. Zur ßefnrdc- 
mng der MitgUedw der BxpMitioo innorhuHt d«i l«Bdwiind 
3« Hand» MB itm Ow m m moamt TtMUk Tanalnleben 
worden. 

Ende Mai sollt'- i\\v i'.eis'' iinrii ilur V'-n-iiiigung tir.t Jcr 
■chwediachen £xp«i>liUuu gemeinsam uacii Ucu Kustoa von 
BpiUbergen erfolgen. 

Di« geodiUltchea Arbeit«« w«i-d«n »u den D<irdUch*teD 
BnMn iNglmsoi wo mm Jbmmm tm Wioh«)B ud 
PndailNoliHbtaBl^ Tomeliinen irmL Sie AnmeHmg 
der groAen Baaia (ea. 12 km) findet im Juli und August 
statt. Haeh den Oberwinterangen aollen die Arbeiten dort 
fortgeaetzt werden, wo sie im Jahr» vorher itahas ceblieben 
aind. (Nach einam am 8. Mai 7m SU FMHWDrg ge- 

lutltan«!! Tortrag« daa Fttntaa Ooliz^n.) P. 



Zur Anlbropolofi« der Badener. 

Die VerbandlUti|^i--n ili-r iiti .Inhr«' If-^h iu KHrI^rllhe 
tagenden Anthrogmlö^ft.^ rrsatnnilung liatteu geiMtigt, wie 
grofae I<Ocken <1t-r wnkliclif-:. Ki iiutnis vom Menschen noch 
aoasofiUlen waren und dafs nnr dureb umfassende, in atreng 

dia Bwaalwilfll «dhaam Bticitfracan aisar endjcfiltiBeii Uauag 
mfaflUiirt «aidaa Uaateo. Diese Einsicht Termiüalirta aine 
AlÜM WD ]IMliBani,aa einer .Anthropologischen KommMni^ 
zusammenzutreten, wn dia I<eibe«b«scbaff«oheit derBawuhner 
de* Qrofsberzogtnaia Badan an arfinnelian. Wlbrand der 
Arbeit erweiterte «ich dureb gfwotini»«» Krfaliningr'n dpr 
Oe«icbt«krei>, eröffneten -n'U nt^w .\iiKi lii ke , » ucluo-n aht^r 
»uch <ilB T.n bewSlti^tiiieii Aufgaben, »n iiafii l>aM M .Tatiie 
vfrn"»»t-n sind, bj« JttzT eniilich die Kruebuiniie der laufen, 
mühevollen Arbeit iu einem »tattlicbeu Bande Ton 7u7 tieiten, 
^ aabMaiiaii erUntandan AMiild«BgaB md M Snnan- 
tateln in Tlarlwndrock , ava dar Fadar daa ananaddUahen 
SchrifUährers dieser Kommiaaion, Uerm Otto Amuanf 
der Öffentlichkeit vorgelegt werden können '). Die uWr» 
scbrift : .Zur Anthropologie der Bailener*, l&fst erkennen, 
dal* da« Werk, obgleich etwa ;jüOOO WehrpAiebtige und 
Mittelschüler gemessen und »tatiitiiM'h v«rarl!«it(!-t sinri , liein 
▼ollatündiget und ab«i:hlier><4-jid«'» sein will kann, Kun'lern 
künfti)t<>D Forsrhern ^'^ie Fortsetzung und WieileraufLabme 
der Ari eittn' iiberläfat. Schon jetzt ftt*r in «li lereti 

liAndvni , dufh das Beispiel und Vorläutige Veriiileutliciitiu- 
gaa der bit<IUrb<Mi Kommiaiiaa aagatagt. ähnliche Unter- 
nabungeii »»gi-xtrtit worden, nad dar baMa Erfolg desUnter- 
■abaMBt wäre der , daf« allmählich »olcbe gründliche Er- 
bahaagea über den ganzen Weltteil aui^edelmt würden , um 
ein zuverlässiges Bild von der Raanenverteilung in Europa 
zu gewinnen. Die badische Bevölkerung — der wiasen- 
M-h ifllictip Nachweis dieser für manche neuen Tbatsache ist 
ein H l II pt verdienst des besprochenen Werkes — ist keine einheit- 
liche , sondern «ine MtsahlingaiasaB, diuteh jahrbondartalange 



') Otto Aiumoii, Zur A Dt liropol ogi c «lir Umientr. 
Itcriciit Uber die von der ftn(hro|iolo{;iin hm KommisRion dr* KnrU' 
niher AlterlmH*vereins an WrbrpHkhtijjcii und MitteUühüIrrn vi^r- i 
jCeniirometicn rnteniiirliiinjrrn. Mit 124 in den Text fci-^lrat'icten | 
ngureo uad Ii tnMu in Farbendruck. Jena, OusUv i/iorher, IM. j 



Kreuzung und Veriiüachung zweier, viellei. 1 r < v: mitSfiuren 
einer dritten, ursprünglich gana vencbiedeuirr Hjti<>«u. Die«« 
aiad awih ia d«n ftbrigaa Uodava Earopas in sehr ver> 
addeAHMB Vitehangaa vartrataa, tind daaUbcbungsverhlUtaia 
giebt jedem Volke das Oeprige seiner Eigenart und Baflibi' 
gung; denn nicht nur di« leiblichen Eigenschaften derBaaaaa 
■ind verschieden, aondem uuch — das ist das wichtigste — 
die geistigen und sittlichen. Die edelste und höchststebend« 
Menschenrasse, nicht nur in nci9i>r«ni, sondern in ullen Wttlt* 
teilen, ist die nordeuro|i»i>cbt: (Homo «uropiteus doH> Iki- 
cephalun flavus), aus der unsere ^j^rmanwch»-!! Vorfahren, die 
ila« bivlisciie Land erobernden und btsiedflnd..:!! Alemannen 
und i'raiikeu , wi« üU''rbHupt alle sprach- und atammver- 
waadiaa .ai1aah«B* TUbar harvocgagaagaa aind. Je mebr 
diaaa B«m, darea Kerkaiala bekauatUeh Langkopf, Maua 
Augen , helle Haare , weif»e Haut und hoher Wuchs sind, in 
einem Volke vertreten ist, desto grOfser sind dessen geistiga 
Fähigkeiten, desto bedentender I/eist4ingsfahigkeit und ünter> 
uehmungslust. Obgleich wir uns mit Stolz Nachkommen der 
Ocmtanen nennen, so sind doch deren knrp^rlteht« Eigen- 
»ch.i^n in der bAdiachen Bevölkerung nur noch teilweise 
vorbanden: reine Typen, die all« fünf Merkmale vereinigen, 
nur Proz. 1, solche mit beller Farbe 25 Proc. , mit 
blauen Augen oder blonden Haaren allein «twa 40 Proz., 
baaoadan dia UagUefae KopObm ßadax aat«r79) dar aoadl' 
aafaaa Baaaa iak angaaiaia aeltaa gawordaa. .WUMaa wto 
nicht auz <iaM1«— «■ 8cbidelfunden in Beihengraberu , daf« 
die Oermanaa laagkOpßg waren , aus den anthropologischen 
Aufnatinien «ni-^riir Wehrpflicbtifren würden wir es nicht er» 
fkhreii ' Trnt/.deiij ist «« di«M K^i»»', dir ibre Merkmale am 
Ungaten zuHaraniengeballen bat, am letzten in der all- 
gemein«'» Vermischung uufgegan^n ist. 

IHn zweite Ha»»» nSmlich , die sich in hervorragender 
Wi iw an <ier Z iMmmeunetzunf; de-i badischen Volke« be- 
teiligt, i»t. di« «offeriannte ,.RlpmM', rundköpfljf, liraonSagig, 
schwarzhaarig, dunkelbiiutij,' , klein, mit dem Vcrbreitunt,'«. 
fflittelponkt in Asien. Wmhu .lucli einzelne dieser Merkmale 
unter den WlrahUngaa aebr ii^iuiik' «ind, so finden sich dooh 
I reine Typen daraetbaa anr in gnnz geringer Anzahl, 0,39 Brat. 
Daraus geht hervor, dafs die .Kreuzung und Zersplitterung 
der dtmkeln Typen schon lange hernchend geworden war, 
als noch ein starker Block des nordenropäischen Typus fort- 
baotand, d«r sein Blut unvermisebt bewahrte*. Dies ent- 
spricht der Oaecbiabta : alola auf ihr edles Blvt hialtan sieb 
die Uermaaaa ao la^ga ala mSgiieb voa BnaMMalanlmatiin 
znrQck. 

In verscbwiudcniler Menge, fast nnr in uosicberen Simren, 
o,0!:i l'rr>7., ist die laDgköjif^^r«, schw:irzhaiu'tg« Msttelmeerraaae 
vertreten. 

Kill Ii»iipt«rgebnis der i>adiKclien Erhebungen ab«r, ein 
, Hauptveidieiint ihres Herausgebi r'. <!,'f< Verfiuxers der .Katür- 
j liehen Anale«« beim MeaacUen' nml der .Gesellsohaflsord- 
I aaat*, iak dia Fastatdlang und iinrv.prtiebaag der Tbatsaoba, 
I dab täa h ar T on a bfanden geistigeu Kigenacbaften der Nord- 
iandsriisse noch heute bauptsäcbUeb in den langküpfigea Be- 
etiindteilen unserer Misch Ii DgsbevBIksrmig sich verert^n, die 
deslialb in di« Btttdt«, die Brennpunkte de« wirtschaftlichen 
und wixsenacbaltlichen Lebens zuaummenströmen, die llaupt- 
Vultorarbeit leintet», dadurch aber auch schneller ««ifg'eJ'rRvicht 

w erden. Bistier bat du« Auwlaud diesetC Oei-el.ze | .^liinmll's 
law, lid d'.\ini:.nn) mebr .^ncrkennnns; ge/cdll iil.i d.i^ liilunil ; 
hcitTentlicVi ttunt di«? vorliegende Weri. zur urui-i-ren lieaol)- 
tung einer der merkwürdigsten und wichtigsten £rsclieinun- 
gaa inVAIkaalabai daa ivw^ bat. X«iaht iafe allaidiap daa 
DarebarMtaa daa dlakaa tedhaa nidit : aa lat «ina .aathrn- 
pologiach« VrkundenMkOUalang*, «in „Nachschlagewerk*, das 
man immer wieder zur Baad aällfflen mufs, um den ganzen 
Reichtum de« Inhaltes würdigen zu lernen. Für die Antliru- 
pologen von Fach ist es eine wahre Fundgrub« und „entliilt 
manche Fingerzeige fdr tftuftige ■fni^Tsiiffinnswi". T>enn 
„wir wdiischeu nt-lir"^, MA>(t der Vert'rtSKer am HchJuHHe de« 
Vorwon«s, .daia der Kaden bnld weiter Ker[:-onuen wird, .ind 
richten di« AuflurderunK' . dien zu vi rHUcli- n , beM' .uder» an 
die strengen TiMlier, die wobl lieberzic;en ]i.>'|{en , d»lV die 
baiM JMUk daa Baataimaitbaa irt.* 

Ludwig Wilser. 



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BüelierBehan. 



Dr. K. E. lUlns: Der Perii i IJuauo. 
d*i Wettiuer CynmMium«. Dr«»il<'ri infty. 
Der V«iftuHr koaunt in MiiMr B«»ri>eitiuig der 
liefcsnntea Eatoe bd dar KOtto WcatafrikM cn numeham 
Mwn Sigelmi». Er glmlit, im Baiuio weiter gelsngen 
lunn m mfiseen , ala nuu tadtar ftat •llKemein annalim. 
W&lir«n<i er Dach fHiher«n Angaben liöckstvns bU Kap Pal- 
mai gelangte, i«t Dacb llÜDg vnlvr dein .OOtterwagen*, 
plnem hohaii Vulkan«, au dt-m Hnriou vni-fUif'rfiihr , der Ka- 
ii:t'ruiili«Tg /..i verstellen; »Itinii llnnnn MJi/t , djiTM er ihn 
^w;ihr*iiid t iiicr niftpliffn Falirt von vinv T.ig'^ii' im (teaickt 
bthifk, Wi'in Iwi eiiirin iiiei.il i^eiYii Bi i fc,'t* uuulöglicb wäre. 
I>«r ändpunkt der KntdeckuDgal'abrt wäre dann in der Co- 
lodariniQklNiamBfiMlMii. Amli in aümofnMhiMsbir 
«tolU niinc mchnm V«ia nnf. B u aamn Iw- 
er die Meinung, dab untar dan wildan, Mhaarten 
•ü, diu Qanno auf «inar klaineii Intal am CM« feiner 
Beine antraf, und die er Oorillen nennt, Affen zn vemtehen 
■eien. Er «ucht e« wabrachelnlick zu macben, daf» ea Hen- 
achen , tin'! zwar Pycm'ietä wm-pü . die nach Stiil'-lmann am 
ganzen Koi[*r, iiut Au^iiniinie iit-3 l.ie.Hiclite«, liei HHiiiiteiltT 
und I''ui>Bijhlfn, mit eiueiu weichen Woiitiaar beguckt <iud. 

CilasUT Mo«nigswaId> Rio Grand« do üal. Hit 50 Ab- 
bUdottgaD u4 «iMr ObmiiklilMito. taa VkbIo, Balkat- 
varlac das TeThnm, und Beilbi, iHeMeb Bcfnar, ISM. 

iJie aädbraaUianiiicbe Provinz, in welcher im Jahre 1826 
die erste deulacbe Niederlaaaung gegründet wurde, und luiV 
(}<'in ilan 7.hA i^ahlreicher Nachfolger wurde, welche alle dort 
Ki-iii-i)it'U , iHt SU oft von berufener Bcite guachildert worden, 
dAf» man f»»: glKiiHen foüte, ein writtfrus fit-dUrfnis dafur 
Istge zunttchtt miIiI mrlir vur. btit <i<r Aufhebung de» 
preufaiacben Au«waitdi>r«.'rvisrbota vur wuiiigtii Jahren, welche« 
37 Jahre lang hemnieud auf den deutaoben Antwanderer- 
stxom nach HbdbraMlieD wirkte, zieht über der fär dai Ue- 
deUMO dar Saataebeu vorsOglifib paainnnto Boden «iadar 
nnaiN Iftudilaat« an. Um Znlil in aar Provinz iit auf atwn 
150 000 gawachaen, und alle haben, wai beaonden bervorzu- 
beban, aicb ihr deataches Volkstum gewahrt. Ua di« Ilinder- 
nlaae beaeiligt sind, wird die Kiiiwauderung nach Südbrasilien 
aich neu beleb«n und alten denen, die dorthin ihre Schritte 
Iwnketi, oder di*' Über Bio Grand<> dn 8ul sieh eingehend 
luiterncbttii Wullen, wird das Vi>rUH|.'.-ii ie Buch eines ge- 
nauen Kenners vun L>»nd und Leuten der beele Führer sein. 
Alles MltKateilte beruht auf den neuesten und zuverlüaaigitten 
QuallMii. IMa geographischen und klimatischen VarhäUniaae, 
Maano und Tian, dla camiadlita BavMkainnc, Landwirt 
■ehalt, Haadd vud Oamna, aowia dia itaniliehaa Veibalt* 
aiiw varden «illfalUBd «rUttart. Die r-ahlruivben Abbil- 
dnngen, naoMnlUeb dar Btidta, zeigvn, &<*(* «ir e« dort 
mit einem M:hon vorgeschrittenen Kulturlaudi:- /.u thurt haben. 

Dr, A. Zimmermnnn; nu furopdinch.'n Koiouippn. 
Bchilderung ihrer Kiiti.tel[\iii«, KutwiL'k-'lun;.', i^rful^;.- uud 
Auaaicbten. Dritter Band. I>iu Koluuiülpoiitik Orois- 
klHaatiieos. Zweiter Teil. Vom Abfall der Vereinigten 
ftnaten U» aar Gegenwart. Berlin, K. B. 31itiler & 8oUn, 

iwa. 

Wir Imhan d jc a a n dritten Band des weitaehiebtig aoRe- 
1««teil üntamahmana mit giolkar Freude ^releaeu, da er viel 
mehr als aeiBa Yotfiagar dam V' :n N .ruaaer angestrebten 
Ziele einer tiefgröndigcu Darlegung der britis 'lirü Kolonial- 
iM. iii,. wiUireiid de» letzten Jahrhundert« tutKinnlii. Nach 
viiiHni • inleitendeii Kapitid übni- di«« ,F,tn>Lrliiirig ilm- briti- 
si-ijfii >V.jlrlL-n -.i-liafi." Ii-'nrci « ir iiii r-i>ti M 'l'i'ili- ili.^ ,Km1o- 
uiaatiou AfrikaH*' in ihren Hauptxügen kennen. Uann fol- 
gan ini swaitan laila Waatindtast Im diitian daa tatWiabe 
Vordamarika, im viertan das .hrttiaeha Aaian und im 
fQufteii daa hritiacba Anitralieu. Kiu SablttlklinviUl ba- 
achüftigt aieh endlich mit dar .britiacbeu KatonialvenraHang 
und Koloninipolilik im all|;cmeineu* und belehrt Uns, wie 
auch hier erat nach und nach KlarlK-il. und Ordnung ge- 
aohaffen, wie da« berüliuit« .iiritiscti'j KolmjtftlfjttNni" wahr- 
faaftig nicht über Nacbt entstände:, mul ii-i-i- i^nwor Ir-ü i^i : 

NVelcbe Fülle der OescbehuiiiKe zselit be in SiuTii m ilii hu». 
neuen Zimmermanu an uns VDrüberl Die t^l.Utv ' nb fi v n.ng 
wird aulyerollt, di« Aschantikriuge entbrennen, die iiui-entruge 
tritt iünaa, dia Febdsn in Tranivaat und A^pteo fMianj 
aber trotadam admilat England nnantw«(t aalnani Biela m, 
mu Aft-ikH eine britiach« Domäne zu machen. Weniger 
gBnatig sieht ea in Waatindien und Kanad» »ua, und es will 
WM iMdttnkan, aia ob hier der britiMha Löira doeb Über 



kurz oder Inug in ib-n Bachen des Bortlanierikaiu^olieii Lt- 
viatbans «tUrzen wird, der in unseren Tagen plöizlicb einen 
badrobUchaB Ulndarliunger antwielielt. Und is ^itaBl — 
J)a aehreokt unaera yettam banta «ia gaatam die Äpbfaix am 
Nawastrande ; von Obniara, tat, Hungcnnot, Aufst&ndan oad 
aonatigen .indiac^n naffen* vBIlic stt aeliweigeo. Am baUan 
hat aich di« Bache in Australien gewacht. Hier ist man iO 
recht unter sich, pflegt nach Gebühr den strengen .Cant* 
und !njbi)i;t tro'^ gelpjf»'ntl!rhpr StinderungsgelOtile no.-h 
imnjei' il.-r ,r,ni.iii-:^ tiix-rii". 

l'nd dif Tf^mlt-ii/. ilr-« (itiuzerni Sie Ikfst sich deutlich 
I auf jciler 8eit<> \ erHiJuren ; ijenn daa Buch ist mit stetar 
Bücksicbt aof Deniscbbinda öberseeische Beetiabluigan und 
BadOrfMaM abiafabt. Ks soll zeigen, wie ein gvonaa BBd 
tbehtigaa Talk es angefangen bat, um ungeaahttt aller Ab> 
griffe und Feindseligkeiten von besebeldenatas Ani&ngen sieb 
zum Beherrscher der halben Well anfzasattwlngen; welche 
Fehler es begangen hat, welchen UmstAuden es «eine Er- 
folg« verdankt. Der Verfasaer bat seine Darstellung so ge- 
wählt, daf« daa Werk al« ein treJTücho» I»(»>ir- und Ijesifbaeb 
zugl-^ich zu b<jzi i( linen i.-.l , und luei iu b-iTubt di-r l.'/be 
praktische Wert, den daa Zimmermannache Werk für jeden 
ICokmialfreand ti^M. H. BaidaL 



Br. Olkir Aunuaat Dia Isial Fanb» VBd ibra 
klaiBea Naelibnimiala. Ut atnar Oiiitnatkaila. 

(WUsenschaftlicba YaiMhaaiabaoten dca TaHdaa fBr 
Eidkunde zn Iiaipai|f, Band 9, Haft 8.) Iielpslg, DBBabar 

und Humblot. 1899. 
Wir Wülli'ti nicht hoffen, dafs dieaas die letr.t>- Arbe.t 
des schwer t-rt. i Hi kten , om die Kund« Afrikas hochverdien- 
ten Vorfu-SL-m ifL l}\<- Si hrifr iiiiifivfüt, nur zehn Seiten nnd 
ein« Karte Ufer Insel iu i : ^'H> DUO naob den Aufnahmen 
Baumanus. Pemba ist die nördlichste und am wenigsten 
bekannte Inael des Bansibararchipeb nnd gehört zum briti- 
tataaB SebntagabMe. Oer Same eall tob SBabaU aKapeuba', 
aleb Torrfebtig nilieni, ahtwimen, da man eebwar dureb dla 
Korallenriffe gelangt. Sie gehürte zum Raicb« des arabi- 
schen Maakatsultans und besitzt erat seit li>9h ein brillaebea 
Vicekonaulat. Flächeninhalt Pfl4 iiliin, fnn» durfhan* Kuiallen- 
kalkbildung, wenig jungitrh in- Kdlkr, Du- t,'i.j;»tpn Er- 
hebungen betragen IW m , lUi (li*-l"f<;ii;Sfii Ibioben feiilt e» 
nicht. Die Vegetatimi i»! ;iu.'Nttui..ieiitl:i U uiijiii.:: die Be- 
wohner sind Suaheli, Arui^er, Itttier und .^k avcii verschiede- 
ner afrikaniaeher Stämme. Ihre Zahl ^ieb; bir Verfasser 
nicht an. Die Gewörznelkanerzeugung ist gruiser als jene 
), und daahalb hat Pambft anah BaadaUbadeBtoBg. 



Dar KaBptott IK Ohaka^haka an dar WaattlMe mit IMO 
rataaeta md Bits aiam SteUhallflm daa Saltaaa tn» >aap 



Bipwotaaani 
aibar. 



A. 



H. F. Fi'ilhcrf;: Iiuii.ik Hond.liv, «aaledes Boni ilil i 
MaudN Mindu forte* i Vestjj'lland. S. Oplag. Med 
4 j h i(^'urer og et Tillagg. IQalMlibatrB, Qad, IftM. S#4& 
kart. Kr. -2,6u. 

Zur Verbreitung di j Ki.'niiiuii vom jütischen TaUldabiia 
hat kein Buch mehr beigetragen, als Feilberga »Daaak Ban- 
daliT*, daa IM« in anur Aaflaga »I» Hr. IM dar vom Vd- 
valg tbr Follteoplysiiingeni Vremma berantgegebenen flamm- 

lung ,FoIkel<l^suiug' erschien und, wie wenige andere 
Nummern dieser Sammlung, ein wahres Volksbuch geworden 
int, tuitttd^ dtHSL'U Gre^^^t, v> W Utftrei.t oft j;<'sehif>i liftt , sich 
in ihre Jui^-jjivi zurLirkvernerzeti und altt' J'!niiu'-run^t.ii auf- 
frischen. l'"i;i;b>Tt,' s.dii l '.un iIh' l.'di..-u, d;iK iliu in Keiner Kind- 
heit und Jiiijriid (II) (Uli Ku*lrn d<:r 4N<jrd>rn. n:. Siiiub:>\vi-.t- 
scbeii, in Angeln und MittelacbleewiK umgab, und das er 
au«ta dann noob zu etgtbadaa atcebt«, lUa er IBM aaina 
acbletwigache Oemeiade verlaana molkte und nach JStlaad 
fiberdedeUa. 6« war tbm atoht aar Odegenheit gegeben, 
das Volkalabeo im mtttlarea vad nOrdlialien Schleswig und 
JüUand kennen zu lernen, sondern er ventand auch, sie 
auszunutzen und mit welchem Krfolgv, zeigen die Unter- 
HHit;.uij;:..'n . di-ren die Forscher auf (Nmii n. bicl*- der jntl- 
»cinti Viill.>i.utide gern und dutikbar (ji-dt-rrKt-n, -i-iu Wortvr- 
butsh und nnidn-i«^!'.» vo)k«knn<lllrb.- .\bli.in llim^ren , iti« er 
in vennrhiedeii' h Z. iiM jiniieii ■, ei :i'teiitlii:l]t bat. Beine 
,Datt«k Bondeliv' nennt er trettend ein Moaaikbiid, und 
■»BT akbt aar mit Bikakaiabt anf die AuawalU der Kaptoal, 
aondam ancb baaOgÜch daa in denaelban aarganommanea 
Stoffes. In erster Luiia bavonugt er das hüuslicht Tjeben, 
in dem diu woiblielie ThAUgkait die erste Bolle spielt. 
Dia dürftige Sinriebtimg dar HKaeer in daa aruen Heida- 



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KUin« Naohriolii«!!. 



geefnden , die im Hume oJer im ecK*'^" Aunchluf» au 
häailiche liebeu ttungeiührtea Arbmten, das Mualiche l<eb«& 
Mltwt, der OchMDhandel und Och»eiatrmiisport, di* Dorf- 
TorikMoag und die gom«ü»clui(U>oben Bintietatuntui, in lea 
4k ZciUgnnM bUUimd« Sdiaaggtlt di* Euilniitadlar, di« 
Wirkt« nnd dte mit dtonllmi «•rtamdwMB Triokgslmge, dto 
Rllgcmelnen Fc«la und die Fe«te de> Famllienlebeu« bilden 
die Mittelpunkte, um die «ich «eine anacbauIieheD, konliretpn 
Bcbilderon^'^n konzentrieren. Im siweit-r-n K.ipitol (die Ge- 
bllude) zeiRt er die Vtirbereituugpn und ■.ievi Verlauf beim 
Hfluwrliau , der duri'hwcK (;enji'in«ame Artpe:t di r ,Nawer- 
srliap'' war, das Urunn(!ii;rttb(?n , das /it'Keli'treicliBn und 
■iSreoDun, «ias lirtsuDvu de» Kulkua »tta MuBclieiscbaittn, die 
Ktrichtung dv* Facbwerke« dnrob den Baum«ist«r , da* Kl*- 
bau der Maaera dotcb die Kto bemMohen und endlieh dM 
ündMlm das Bmmn; ditM MUMMt « di« begleitenden 
OcMnh« lud raaOfskktlteii, sto Ätna Uiglieber Re*t die 
BIchtfeier übrig geblieben int. Kndliob fiiM eine Obei- 
•icbt Uber die Einricbtung nnd Aoutattmig Aw Baases, die 
mit dwD damaligaa Lebansfewgbnlieiteo nwawiBenli ftogenden 



(ierati- ijj Worl uiid Hild voi führi'iid. — KliriMilieig Uut lAa» 
I der Vorzeit vaa Uiankeni-üe, ilamburg 1&J7) «ine eiugbueiHle 
DftrleguDg über den luicte'.alterlichen Ochsenbandel nacb 
Wadel gegeben i Feilberg schildert eingebend den Handel and 
das Xntban mut Htwun and IlMlioa ia den latiMii Jaluh 
taundwtMt. — Da Fdl1i«r( gm hn den YoUuigiatoiiadiait 
weilt, ist e« wlbalverslADdlicb , dafs er niclit der Friibjabr«> 
r«*t« vencfut. Die Bi?zeicbnuQg der Pflofrutfeatlicbkeiteu ,at 
rid<» R':>mmer i By' (den flommcr ins ri<jrf tu reiten) ;«t 
aber nicht auf Seeland beachrltiikt. Meine Mutter gelirauclite 
in iliren Soliilderanf^n , dii« picli auf liie Zei; vor iler Kin- 
quartii'ruuL^ j^eelanilii^^lier .KoliIeDbri-nuir'" auf Alse» be- 
lieben, stets liiem üezeicbuunK , so dats dieselbe auf Alaen 
nri]^rüii(.'licb oder wenii^stens älteren Dntums und ein« ülwr» 
trai^uug durdi däuiicb« Soldaten nicht anneluubar ist. — • 
D*jji ar dia ArutataMUMlM und ImttliMlttaUuitan aaeh 
Hiebt ta dw mttan Aaftiflt tartekriabllgt bat, IM aa ba- 
daaera; abar aaeih m vlid hIb JiwA ein gern giiiiiw», 
weil auvMllMitir aad ftelakacMr BBterbaltender Batatar 
1 bleiben. A. Loraaaaa. 



Kleine Nachrichten. 



— Zu £rwiiguu){«a Uber das Atter und die Wände- | 
rvafaa des WHlfitebea gtebt «inaMgtia ta Waabliigtoner 
.Vat. (hiogr. Mag." (im, 8. IM) Yamtaanng. Im Auguot 
1690 erlegte die amerikanische Walßngerbark .Beluga* im 
Baringameere einen Walfisch, in dessen Körper eine Harpune 
steckte, die nach einem Vermerk viantuf zu elueiii Schiffe 
.Hontezoma* gehört haben mufk. i> i!t s|i.^ter festf^tellt 
worilpn, dais dieser ,Monl«?rimiB" IS'in Iii« im nitri'.lichen 
Pacitii; auf WalHsehfang wur. f^iisjr aber uiclit. mehr. Man 
mui«t« daraus sobliefsen, dnU >Ur vou dtir .lielug»" erlegte 
Walflscli die Harpune mindesten* 36 Jabre biudurob im 
Fleisch« gelmgen hatte, IHa Harpune war völlig erhalten 
und aar dar Stiel tmmittalbar ftbar dar Haut da« Tiaraa vaia 
SaiawaaMr wcRgef^sen. Kaoaidiiiga bat rieb Kaidtla B. P. 
BEarendeen vom Kationalmuaeum der Vereinigten Staaten 
Bbar diesen Fall geäufaert. Er b&lt es nicht für undenkbar, 
daXs die Harpune 36 Jahre lang im Körper de« Wales gt- 
Bleckt habe, verweist aber auch auf die Högli4.'i:k«it . dafs 
•i1tc< Harpune, wie die« frttbir vorgfltfinimw iirt, nn Kukinio« 
verkn'.ifi- i>der Vr^rm'lienk: wi/rrlen .seui kann, die d;iJ::it rr»t 
vielleicbt, kur^ bevor die ,Heluga" Jeu Wal <>rl^t, ilieaeii 
damit verwundet haben. Die letztere Möglichkeit hat aber 
doch wobl wenig für sich. £a wird übrigens von Fällen 
bsrioMati data «■ ia daa OrtalaadgawftMMm haipoaiarkar, 
aber entkomm«aer Wid apiter iia Be n ngs m ew« getroAn iit, 
oder ein hier verwundeter nachher hei Grönland; dies wiirtlo 
bedeuten, dafs die Wni-' iuis'Huilo Kind, durch die vereisten 
Oi«w!l<iu«r de» arktischen Amerlkiv den \Vig von Ost nach 
Weiii ilud umgekehrt zu floden. Kii|iii:in ll>-iendeeii ttemerkt 
bierza: die Wa!>' seien fvlhiff, weite KntlVi nnrig>-ii unter d^n 
Scholien de« S(.'mii,ereift«> zurai-kzule4;en ; t.r haV'e i>rt ^Vale 
unter dem K'um au ätfilUn bläjicu Uuccu, wu »uit und breit 
kein offenes Waaser zu entdecken gewesen. Wahrscheinlich 
wird der Wal auch am Lichtschein unter der £isdecke wahr- 
aabman kfinaaa, wo er diaM aa dnicbteachan und Luft an 
aeUSplliB Tannac. 

— Kleine .Hirbabane' genannte VotivgefAfse aus 
Algier echiMert Lucien .lacriuot iu I.'AutUropi ilo^jie i'is99, 
Tom. X, p. +7 bin j;:). Man rindet sie in il>'V \W);<-[ bei den 
bekannten üaraliutbauinen , Iwi Ueueo tVoniUKi MuselujHUQer 
Opfer darzubrinicen pt!e^>jD, Diese Bäume lenken die Auf- 
merksamkeit de» Ii«is«'nden notgedrungen auf sieb, nicht uur, 
weil ein Baum iu gewisaea Qfgaadtu Algi«» «twa« Mtanat 
ist, sondern besonders, «ail er bbarbtdea iat ▼oo «iaar ün- 
menge bnntar Zea8fila«n , welebe die geringat« Brice in 
ptaantaiUaoba Bawcgnngen venetat. Faat immer vereiazelt 
und wie ▼erloren in diesen Kinöden, wachsen sie kläglich 
weiter am Rande eines nur von wenigen Kingeborenen be- 
gangenen Wp<;et>, SQf uinetn Hü^'el re?er in i-f<T Nafhharirhaft 
irgend eine-5 Kiri'hli^^fe*. Viv iiin^^t l'inrnt r. siml d'T JI'-iiiuul', 
dafs diese Uauiu« üUtrrvsl« v <n t.iiiriea ans rotuioclirr i^eil 
seien, die wie ein Wunder den Zitlmmi der Zieg«» und den 
Xxten der Kabylen entgangen sind. Unter diesen Baumen 
Andet man oft kleine, aebr grab« TOfidarwaraOi daraa Eionnan 
aber auüterordeatlieh Tertehtedan aind «nd aam Teil an dia 
naaaiar Tiiobgerftte erinnern, oder an antik« Taaan. Oiaa« 
kWiMB OeflUbe, deren b&ohatea etwa 8cm bocb iat, watdaa 
ttm den Baisbawobnacn allaia gabraaebt, am daiSn 



(djaui), ibran WeUiranoh, tu verbrenuen ; sie ueaueu dieeelban 
gaBaatob (plar. voa fMUMba, «at QMk baaalabMl) 
m'baebar oder aaeb malaa. Bin waidaa vaa atlaB naaan daa 

Stammes angefertigt, zeigea ale Babrtftaaleben , selten 
robe Bemalung , sind achleeht gebrannt Und haben eine 
schmutzitfweifse bis lebhaft rote Färbung, wenn dieeelbe 
nicht durch den Bauch dee brennenden Harzes u. s. w. 
uuBii.htbar gewr-rden int I>iese m'Fabane (pliir. von 
nOirna) dienen den li'iwolinern dieser Gegenden al» Votiv- 
gttbeu, uiu di« Hülfe irgend «ines Belligen bei Unglück, 
welches ihuen droht, anzurufen. Jaoquot hat fllnfzig ver- 
ectüedene Formen dieser kleinen VotivgeriU« featgMtelit, welche 
aUaa möglichen BaaigaifttaBt «la Ittanpaa, Vaaea« H chbaialB, 
Taaten, Nitpfen a. i. w. naohgeUldat aind. 

— Die Wiener Akademie der Wissen iscbafteu sandte im 
September 1698 unter Oraf Landberg eine Expedition nach 
Arabien und Sokotora. Nachdem dieselbe Uitte April d.J. 
zurückgekehrt Int, grab »In T*>iln«'hmer, der Oeolog« Dr. Frana 
Kossniai iler ^ k. t:ridii^i«'hen itetobsanstalt in Wien, eine 
kurze ÜUeriiiebi. tkb«t' die Kt|4i:biii!ise der Rxpe<1itiOD. Trotz 
der kurzen in Arabien zugebrachten Zeit gelang es, belang- 
reiche geologische Beobachtungen an der BüdkOste dieaea 
Landaa aa maahan BadaatandaEtRabaima arbialtaaaiadMb 
avf Sokalofm aad dan kMaan xwiHbaB Sokotora nnd dem 
Kap Ouardafui ga l agan an Inseln AI^-«I Kuri und Samba 
(auch Sanineh , Bamlab oder Samleh gerukunt). Es gslAug 
Dr. Knssmat, di« enlen gcrd'ifjisc-hen Kfirler. di-'s.T Iiueln auf- 
zunehmen und wertv.iMe t,)pui(raphi*i'he Kiuzi-UuMten in die 
vorhandenen Kurten einzutragen. Knie lielaiii-i eiihe Tbat- 
Sache iat ef, dalV die Distrikte der Ingeln, \n:;clie der Kreide 
und dem Eocün angehören, in ihrem morphologischen 
Obacaktar gaaaa an di« aKanta' Öitanaieha < 



— Ben« Faade aar Oeaabtebta dar Kartograpbia. 

Gabriel Xaroel bat im Toi1g«n iabra auf einer BtndlaaraiM 

in der Schweiz in Zürich und Basel wichtige Dokumente aar 
Ueschichte der Kartographie entdeckt, die, ibrem Werteaanb 
unerkannt, iu den (!orti|:ijn Mui<e.;n und Bibliotheken ver- 
borgen waren. Iler wicht;;j»te l'uiid war »'Ohl ein grofser, 
S,80m im Unilimi,'e :i;erBei)di.T (ilolin» im Z ü rifliKr M useum. 
Eine Notiz aut' dem Ueslell 7.eii;te ilie .lalireszahl i:. !,'» und 
die Anmerkung, daf» d«r Uiobua für die St. Ualkr Abtei ge- 
fertigt worden »«i. Die Kngelaagnaiita baatehen au* Karton 
und aind lanber graviert, die Meere aind dunkelgrün, die Land» 



gelb äbermalt. Ob die angagebane Jabreaiahl snglalcli 

das Hentellnngijahr da« Oloba« Mdautet, iat aatOrlieb niebt 

sicher, aber doch »ehr wabrschcinliefa, und Marcel kommt zu 
dem Schlufs, dafs er vielleicht von Mercator (f 1594) be- 
gi>otien , zw«df<>lln!: aber von seinem Sohne oder »'in»!!! atide- 
r>-n mit d.-r Kuu«l de» Meinters vertrauten Manne sidlei.di^t 
i.st. Auf KaiilhiMie Men^atnr.i deutet yiitjüch-it die An«- miung 
der -waehsfiiden Bieiien" ( Merrat.jrprivektiMii i Inn; dann 
aber ergiebt ein Vergleich mit Mercators bcrübmler Welt- 
kalt« Toa 166», dab dar Q l nh a a eine gaaa gaaaBa, «twaa 
tretjctflfberte Obertragnaar der Valtkarta aaf di« Kng^bna 
darstellt. Die Aufschriften und Ortsnamen sind hi« auf einige 
wenige Bchreibfelüer wörtlich und huchitttblich die nlUn- 
llobta wi« aaf dar Waltkattai nnd auch der geograpbitoba 



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m 



KUtn« HsokrickteB. 



Ioh»lt ist derselbe. Wie Marcel bemerkt, uod von Mercator 

gebaute Globen nicht bekannt; die Kntdeckung dieses Zäricber 
llobuB iat also aehr wichtig;. — Ferner fand Marel in der 
Zärieber BiWioth<>k einen nbi^eaehloisenen Vortulan- 
Htla» Uli! 'Ifjin U. JalirhuuiliTt, ui <l<.'tn aaf fünf BlftUefU das 
gauut Mitt«lm««r uml da« Schwarz« Meer, »owie die atlanti- 
schen Kütten lUdlicb bis Mugador d«rge«tellt sind. Man bat 
hier vieU«icbt den einsigvo vollct&ndjgeD FortnlanaUa« vor 
•lakt dar sw jann ^»lurhradar» aAidtap gttUiaban M. — 
Sodann lut Ibrod ia to BMd» OnivanittMilUiotlMk «in 
drittpn üzemplar der erwähnten Mercatortcheii Welt- 
karte von 1509 entdeckt. Die beiden andereD cind vor 
JiihrrthnU'n von J. inurd in Pari« un<1 l**?! vnn nr. Hityer 
in iliir IlrculautT lUblio>h<;k grf'jiiti^ii wi nlen. I'äh Baseler 
Exriiiplftr nt vur/uglich erhalt''", (ileirbzci".!,; ilorl Harcel 
eii> Exifiti|ilar ilfr bisher als verloren ih^klaulcn ui^d beflon ;er» 
wertvuileu zweiten Auflage von Mercatuin l^uropa- 
karte von 1572 in die Hfinde. Die erste Auflage, die Merea- 
Buhm begründete, rührt von 1554 her and wurde das 
" ' ~ vui Sr. Bamir UM In ~ 

uooh 1 



tott aatdMdiC. Bodtielk teaAlito tfavoal uodh nahian klalM 

Globen in Form von Trinkbechern aus dem Ii, MiTbaiidert 
ans Tageslicht, deren Angaben «chwer zu enlsiffnaaiDd, und 
•ina Ortallmkarta voo li«*. (.Bolletia* dar Baiiaar Oaogr. 
OaiDlIwh, Mm, B. 7a Ml 94. Mit drei AWildtmgaa.) 

— Wii sind iu Afrika noch Abgren »u n f; <■ n /.u 
▼ ollzieheuf Abgesehen von der Libyschen Wüste, die iu- 
falga ihrer giinzlieben Unbewohnbarkeit wohl kaum von 
eiaar anropüieebea Macht in Betit« geoomiBeB wird , etehen 
in AMk« aar Abewiiilwi und Moroklio alMn'Doch nicht 
Vitar ilam Sinflnf« einer eoropAJadwn Madit. Sollten dies« 
Stnalan ihre Unabhängigkeit behalten , so möfsten Grenz- 
Ataigail zwischen ihnen und den benachbarten Mächten v«r' 
handelt werden. Auch ilie intii?r*>n Orcnz*ii vom fhinxOeiscIien 
Somaliland eitpl norh uicUi >i«»hiiiint. die kl-hhuu Qreuzc zwi- 
schen Erythrfi» uiiil Alif*«un«ii i«t mii:li iiii-in t;>'Zi>ifeu, ebftüso- 
wenig wi* die .■wi.'<olii-!i Aiif.iniiKfii und F.nk'liKidi-.\;;y|itiM-hem 
Tarritoriom. Von anderen noch nicht gc-ordneten Grenzen 
aiaA Äa bniqitainbUcbsten : diaenffUsA-poitagiaiiaciiaOianaa 
am «taan Saoilwn ; die engliaeb-aaataeha 



Ooldl(<iata (Balaga); die OMBia 
and dantaehem Gebiet« nladlialt «ma Tai^aalkaj dia 

Grenzen zwischen 

am Boten Meere oad aadUdi dla lanaraa 
«paniecbcn Sab.trn. 

— Klimatalogische und Kiederschlagsverh&lt- 
uissiH dt.'r Umgebung des l'lcit tti n » l vs. Das in seiner 
Art in der Vielt einzig dMtahende Werk über den Platten- 
•aa ariHaitol riadf «tiilar. itapl aiad tcb U Till 4 
<Ha aiata nad twalta flaitUoB aneMtMiB, wiMIm dla klimai- 
talogltehen Verhältnisse von Dr. J. C. Biimlgar, dla Hiadav- 
aablagtverhIUtnisse von O. v. Bogdiiny behudalt M« ati^ 
genannte Bobrift flihrt den meine« Wissens zum ersteiitual 
gelungenen exakten Beweis dafür, dafs selbst ein mittlerer 
Landsee , wie #s der Platten»«!* pefrenfilvr iien aufsereuropii- 
scheii Hi'-'M'nsi.-Bn ilocti nur ist, dn» Klim;i Hiitier nächsten 
Umgebung beetullulst. Di« an dou meteurulugiKhen Stationen 
in unmittelbarer Nähe des Plattensees 2 p. tu. beobachtete 
Temperatur wird darcb d«n 8«« durchschnittlich ernivdrigt, 
dia unt ap-ai, iMolMlMta arMtht, dia 7 a.au baobsehut« 
wild Im Janaar and Falmar atwaa gahobaa. In daa fibrigen 
Monaten erniedrigt. Am deutlichsten macht sich der Ein- 
Hufs jahreszeitlich in den Bpätlierbatmonaten , lokal in den- 
jenigen Orten geltend, in denen die herrschende Windrichtung 
über den See hinweg an die betr. Utaüon gelangt. In Bezug 
auf diu Windriffhlnnf- , absolute und tvlutire Feuchtigkeit, 
Bewölkung und der Nieder«! :iUg> i>t •'in KinUafs des 

Wassers nicht nachzuweisen. Unter den iutblrcichen Dia- 
grammen nnd Karlen, mit denen dieser Band aui<gestatt4't 
iit, sind besonder* die Tempera turkartea für deu Januar und 
dnll aalw lafenaialu Aneb dar Anftata von Bagdinjr i»t mit 
saUbaMlian Kartaa vecaelian, walcba dia naKWene H<-iige 
daa Miaderschlages in den verschiedenen Monaten und Jahn,'*- 
zelten «rläuteru. Im allgemeinen sind die Monate von 
Kovcmbvr Vtis Marz niederschlagsarm , die übrigen Monate 
reicb im Sir<jersclil)igen, doch weicht die Menge in den ein- 
zelnen HtatioDMi vnn eiiii-rHl«r nx'bt erheblich ab; in 2ala- 
Egersreg betrivt (iit- rif.jiiuititi. iig« 703, iu Keszthely ao'^, in 
Ralatnn-Füred nur 4il mm jalirlich , e« erhalten elten die- 
jenigen Teile , welche dem Meere nfther sind , viel mehr 
NiederschUge als die übrigen, nnd es zeigt sich auch hier, 
wie bei daa TampwataTTarblltiiiHaBj daft dar naliaKU IM kB 
lange Plattamaa ItVaiataloglaflli kaina Blabalt ptdaanOait ta 



allgemeinen ist die Platt«nse«gegend durch SonnettKliein 
c>iiil"Äkt*ri9!<;rt . wRtiri»iid an den Pn>;li»elii;n , iH-lj^iwIicn und 
Iliirdfr;inz-:'««rh>'n Kirnten nur ji-di-r vii-rte niler fiinl'te Tag 
ein lieiterfi-v i«t, iHt am l'latl«'nitf-(' nur \fd^v vierte oder ftinfte 
Tag ein K.-^t'i't-tp- Der Vfrl'a»s«r empilflilt dfilier die I'in- 
gebnng des 'üena a^a bommeraufeuthalt. Dr. Halbfafs. 

— Über die Indianer des sädlioban Para (aa dar 
Babn van Moilnda landainwirtt) «atnahnan wir alaar Ar> 
tikalraiha dar In Tatpaialaa anabalaaateB .Daaliahan Naah' 

richten' (Mitte M£rz dieses Jahre«) Ober die Erlebnisse aiiar 
deutschen Ooldwischerexpedition folgende Mitteilungen: Der 
Verfasser bestätigt die eniHte, fredrückte ncmnlsstimmnng 
der Leute, die erst nach dem Alkidiali^eniir« tiiner tierisch-fn 
Liutigkeit weiche (MartiuB spricht von dcni iltuteren liehwer- 
mut der amerikaniüclieu Ali-nnchh'-ii . dc^Ben Existenz aber 
K. V. d. Steinen bestreite«) und fuhrt iianu Sart: Di« Kleidung 
der Männer besteht durchweg aus einem grauen Filzbu^ 
bUuer, kurzer Jnoke mit Msssingknöpfen, blauer oder grauar 
Atta nad grauem Handi allaa an* selbitgawaMaDj 
'WollaBBtoir hergejtellt. Dla Pranen trsgaa aloa : 
Taille and eine Unmenge von äiJcken, ebenfklls alles von 
grober Wolle nnd blau gefärbt, ab und zu auch Schuhe und 
einen H<)t, der bei allen irpeinl einer Mode dpp voriffcn Jshr- 
huodf^i t^ entspricht. Der einzig« Huf?>ere L'nter^elm*d zwi»< lieu 
l'raupMi und Miidfhen l>CTt»-lit in der UaarlriMSht. HmUirK liseh- 
'en die Huiire m einen Zupf, wiilireiul letztere diese auf 25 bis 
.-Iu kleine '/■ü\>{cht'a verteilen und daan ontatainaader ver- 
binden. Da* 0»D«e hingt wia ais Bratt aaf 
herab und varbreitet, rcitsbliah mit Üaig 
färmUelwa Olaaa. In ibrer Nabraag sind dia Leute äufserst 
anspnMhdoa, sie beffnBgan sieh aniseliliaMiob mit Kartoffeln 
und dem daraus hergestellten Chuno. Letzterer ist Haupt- 
nahrungsniitie: und wird auf folgende Weis« bereitet. Ab- 
werlmelnd dun (; \Vli«iem itTid Oefrier««!«««'» wird den Kar- 
tiilVelii <iir Teui hliu'keii ent/Dgen. Nach liii-rjiuf erfolgter 
'i'r^K'k.niiijj; »erden die»e ^ellr hart, klappern, aufeinander 
lin»i>rleii, wie Wiiltiün>e, liii'.teu sich mehrere Jahre und si:;d 
teurer wie KartotTe'.u. Die Zubereitung einer Suppe oder 
Braies gebt schnell vor sich. Der Ctaafiia «itd awiaeliaa 
irklopft, zu Pulver gerieben, geWlaMCt nnd daan'lB 
daa kochende Wasser geschüttet, in welchaM banita ala 
Kiaebaa gekocht wurde. Ein abermaliges leiehtaa Anfltaebaa 
gaallgt, und das „Nationalgeriohl* ist fertig. 

— Tlie R ri t!?i-b -Nord - B nrneo-Kompanie hat «Ich 
seit eteiii Jiihre wu hie niicli liinyen , \ ergetdielien Ver- 
suchen endiidi unter dem lih<!ralen M)ai'<teriuin Uiadstones 
von der englisclien Itei^iemng Uoheitaret-lite erhielt, ganz 
anJserordantlich gnnatig entwickelt. Im Jahr« steltla 
diaKoBiaaia mak nnlar *- t"-i«'^ Bw l a k tnaat. Sia ist mttk 
tri« var nnr admialattstiT uitlg nnd übarOht diaSatwIck^ 
lung des Handels und Plantagenbaues dem Privatkapital, dat 
sie iu j)f>der Weis« ermutigt und unterstützt. An der Spitze 
dar Oesellschaft stehen eine iteili« von Direktoren, die in 
Ix>ttdon ihren Sitz haben; sie leiten vollständig souver&n di« 
.^ti^elegonlieiten der ne?ell»e1i»ft und erstatten zweimal im 
Jhhie. irn .luli uud im Ite/eniber, den Teilhabern einen Be- 

I tic'ht DsB Alititiii,ap;tal betr:i>>l ubritjcim nur 2 Millionen 
I Ffi. Wturl. l»ie ausfiihreiide iiew.ilt i.'i einem Oouvemeur- 
Ueneral übertragen, der in Itomeo wohnt und grofs« 8«lb- 
aUadigkait ganiefst; ihm italiaa aiaa fatinca Anaalü «an 
Baamtan aar Verfügung. — Dia Briangeag von Land im 
Gebiete der Kompanie ist nach der Torreusakte geragtfti 
d. h. man kann das I^and nur auf eV9 Jahre zur I^icbtnng 
erhalten , und bezahlt für Tabaksland l'i Dollar und für aa< 
dere« Land ^ Dollar für den Acre. Die Zahlungsbedingungen 
sind Kühr günstige. Die KniTjpunie hat ^ich elwsi(fe tinter- 
irdiflclie Schätze aus^ul^-iiten vurlielmlten. 

iLtwa 2'> Qe«ellschafteii kabeu den Tat>akcbttu in Angriff 
K' iK'iniiien , ili r «ine aufserurdentlicho Bedeutung gewonnen 
hat,, du im Jnlire 1B97 bereits Tabak im Werte von 1% Hill. 
Doiitir ercaaftt «nrd«. Ander« Hiadiilinttikal lind Mola» 
Gummi, Botlaa and Sago; «ingefOhrt «ardaa Sinlib, Beb 
nnd Getreide. Di« Rinnahmen, die in dan ^abren 1682/^3 
etwa 1700U Pfd. Sterl. betrübten, hatten 1897 die Höhe von 
etwa 46000 Pfd. Sterl. erreicht, withrend um gekehrt die Aaa> 
gaben von etwa 80i.i(Ki auf 3^000 Pid. Sterl. zanickgegangan 
sind. Die Kirftrhr stieg in demelbec Zeit von etwa '/« Mill. 
Dollar auf l , .Mill., die Ausfuhr vun l'i>000 Dollar auf 
etwa ^1 Mill. Duiiar. Diese /iShU-n bcwt^ineu den ungeheuren 
Aufschwung, deu die Kompanie innerhalb der letzten lö Jahr« 
gemacht bitU — Die Hauptstatioucn sind Saudakau, das mit 
Bnropa talagrapfaitab varbnadan iat» aowia Ta rop a iank oad 
Papar. 



D!r.k.Aaiir«a| 



MlmMarlfaar^kiauaaila 18. — ttiaA t Fr tadr. Ylawag a. flaba. Bnnntcbwiig. , 

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GLOBUS. 



ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FOR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 
rEumm m va aRWBUFTBi: j»s awuii»- um» „Am aiur WELimuDP*. 

HERAUSGEBBRi Dm. RICHARD AHDREB. VERLAG vow FRIEDE. VIEWEG tt SOHN. 



Bd. UCXV. Nr. »3. BRAUNSCHW£1G. 17. Jani 1899* 



i^iuwiikuiig der Beschäftigung' aui' die Sprache bei den 

Bantnstämmen Afrikas'). 

Ton Carl Heinbof, P&stor in Zizo«. 

Ww aabr di« SprMihe ein« Volk«* von Mb«- B«- t Wuiarliera «U ToUm lutbra — dw BbÜiIbi«« (Bai- 

schäftignng »bbftngt, kann man schon an Jon Küsten ' schuanen) den Fisch, die Rapedt (Buuto) das Krokodil. 

Die Suche wiederholt sich bei den Konde in Central- 



llinterpominerns beobachten. Vpt poinni ersehe Bauer, 
der eine halbe Stunde vou der '-Iii v. :.tit, kennt die. 
Aoedrflcke für Schiflafart und i< iBcberei nur zum ge- 
ringsten Teil, obwohl aie plattJcuthch üiiid, iinderielbst 
plattdontMh apriolit. Dar fMobttr, dar mit üm n d«m- 
Mlb«B Kireha^ gahSrl miA mit ihm m atatam 
Yarkalir iat, larat «ine Hange Worte niaht, die sich auf 



afriku (am Nviiösa, Noriieniip), die auch Hauern «ind und 
den Froeoh alc Totem zu luibon scheinen. Die Herero 
haben ein Wort riina fttr „säen", doa lantlich idon- 
tiaeli Iat mit lima in aaderea OaDtttspraeben, dort aber 
»baeken, kakem* beibt. Bar Grand das adtaameo 
Wechsel« in der Bedeutnog iit der, dtAi dia Barere 



Viebaneht nnd Ackarba« beaieben. l>1seher und Bauer > weder „hacken* noch ,s3en". Sie rind Kahhirtea, 

»proclien beide plattdeutsch, aber wi« ver.Hcliieden ist | und iliro ganze Sprache riecht nach KüIiph. ^Saen" 
ihr Vokabelschatis , wie Tersehiudeu auch ihre Art, sieb und „ackern' ist in ihren Augen eine des .Mannes nicht 
an geben und au reden t Wenn dies in einem Kulturvolk ' würdige Beschäftigung. So Tcrlohnt es für aie nicht 
80 ist, wo obenein die hoohdaotche Spracli« ausgleichend derMfiho, diese vertchtliohen Besohftftignngen zu unter- 



und Termittelnd daxwisoben itabt, wie viel mehr mafs 
diea der Fall aein in «inaai Lnnd», wo der Verkehr der 1 
Menaoban dnrvb ao Vieles eraebwert nnd gehindert ist. | 
IHe Tbatsach» ist n<prli sehr wenig beachtet, lUifü in 
.\frika nicht nur eiuv iW'ihc V4.«r»chiedener Völker- und 
SpranbstÄmme ▼orliegi ii , .sondern dafs diese Menschen 
auch geachieden sind durch Terschiedese üesch&ftigung. 
80 viea kflrzlich Dr. Schöller in der Dantachen Kolonial- 
teitnnff. ton 4, Atignat 1898, Nr. 31, nnoh, dnb die 
Maasai , Waknsfi nnd Wendarobbo «gantUob nidit Ter- 
schiidcnt' J^lüiume, sijinlern verschiedene Resch'ifligun- 
guu d»r>!tc-lleu , iiüicHcli Hirten, .\ck(>rl)ftui'r uinl Jiiper. 
Ahnlich liegt die Saclie liei den Bimtu, nur dafa hier 
die Gliederung in verschiedene Handwerke oder He- 
aeh&ftigungen viel komplizierter ist 

Beiu Stadinni der Spnelien wird aieh maoeh« intar» 
fttr den Etbnofit<«pl>en ergeben, und 
umgekehrt: ohne Kenntnis von der T.ebenHWpise der 
Leute gieht die Sprache oft unlösbare IJütse! iiuf. 

Wfthrend Z. Ii. dus Suaheli eine Reihe vnn Aus- 
drücken für Fischerei und Fieiebe bat, W^en die 
Kaffem- und Betschuanensprachen uns bei diesen Dingen 
fast TöUig im Stieb. Die Snnbeli aind Fiaeber, die Uet- 
Bchnanan Banern «ad Tiebiiebtar, die Käfern eigent» 
liob Krieger mit Tielunobt nnd Aokerban im Keben- 
geaeliSft. Retechuanen nnd Kaffeni beben vor allem, 
was Fisch heifst, eine unüberwindliche, aber;.,'huil)i>clip 
Furcht. Beachtenswert ist es, dafs diese Leute gerade 

'i Für die itiirachwi«i«naebaftlicbe Begrändung naub- 
aiohcBilar «tb&ograpbiacher Hki)r.te verwtlaa icb auf meine 
Lantlelu« des Bantn und Staoimwürtavveraeiebnis. Abband- 
long d«r D. M. U. XI, 2. 18M. 

Uiebw bXXV. Nr. »3. 



■eheiden. 

Wdcbe BaaobSftignngeo laaaaa aioh dnnaeb für 
das Urbantavolk naebweiten? Vor aBem, naeb obi- 
gem, Ackerbau. Das Wort für niieu , viula, wird in 
seinen verschiedenen Modifikntidnen fiist durch dah 
giiuze griil.se (iebiet verstiiuden — autt'enoujiuen liotür- 
lirh die Volker, die nicht «ueu. Das Urgetreide scheint 
dm „Kafferkom*. amavele, gewesen zusein, aus dem man 
schon in alter Zeit Bier brante. Aodt die ErdnnTa 
und Gurken- nnd KSrbiearten mOaaen naeb der Spraeb* 

Tergleichnng schon in .nehr alter Zeit bekiiuul gewesen 
sein. Vor allem die dewinnung von Fetten bat man 
«ehou verstanden. DualR und Basuto, Kungo und .Sua- 
heli haben dassellje Wort für Fett — natürlich in ent- 
sprechender Veränderung der I^aute. Für die Palme steht 
im Snabeli nndDnala daaeeibe Wort» jedooh gebraweben 
es die Snabeli iftr die Dattalpaline, die Doab für die 
Ölpalme. Dem Pflanzenreiche sind auch zum Teil die 
Medizinen entnommen, die von den Medizin münneru ge- 
braucht werden. Diese Arzte werden fast von aUen 
Bantu mit demselben Namen genannt, ebenso auch ihre 
Gegner, die bösen Zauberer. 

Mit dem Aokerban iat im Urbantoretoh die Vieb- 
■nebt vertranden gewaean, und awnr gab ea gevi& 
Ziegen und wahrir h iiiMch auch Rinder. Leider geben 
die letzteren dem I,uigui»tPD bisher noch ungeifiste Ritael 
Ulli, lier Hund dagegen wird von iilh ii Bantu mit dem- 
selliea Worte genannt. Du» Melken ist ihnen eine be- 
kannte Kunst, charakteristisch ist es, dafs es Elhren- 
[ Sache der Männer ist, wibrend alle Krdarbeit den Frauen 
in erster Linie obliegt^ Das Anspannen der Tiere, das 
I Seiten nnd Tragen Ton Laaten durch Tiere ist jeden- 

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S6S Carl Meiahof: Einwirknnfr der Beneliäftiiranff anf di« Sprach« bei drn Itsnluttämmen Afrika 



fnlU iinb«kanut gewcstiu. Ab«r liieucn Knt mau ge- 
kannt, und hat verstanden, sich den Honig zu vorKchaiTen. 
Fisoherei ist gewifs bekannt gewegen, An <ius Wort 
fQr „dDiauchcD** durch dae ganze (iebiet «ich wieder- 
fiaiktt «aoh dst Wort für ^Fiieh" )wt diw ihial» mit 
im o«U(Kk*niiehcn Sprachen gemein. Ein FiMlierrolk 
sind z. B. die Vakesi am Nyassn iimi die MuL'Wiinilia an 
der IVelagoahai. Über die Mu^wamba berichtet mir ein 
junger Freuii l, iter in NordtrauTaal geboraB ut and 
Id Jahr<; dori lebte, folgendes: 

„Sie ni-\hr)i nennaii sidi Magwamba, von den Bosuto 
werden sie Mftkir»p»i tob dao Bavendit werden ai« 
Tatonga genannt. Sie sind Fischer nod Hsaddelmt*. 
Sie sind im Esten nicht wfthlerisch, essen Fische, Riesen- 
schlangen und Krähen. Zum Fischen bedienen aii- sich der 
licuscii. In titti groCscu Lachen im FluJ'abuttv [iflegen 
sie ein dort etwa befindliches Krokodil er«t zu füttern 
taad M zu beruhigen, ehe sie sich hineinwagen. Sie 
biboo aneli klein« BorkenkAkoe anr Fieeherei. Jeder 
Junge welBi d*e Geaddaditanigiater aeäneaStammeaana- 
wendig bis anf den letsten, der ans dem Ameisenhaufen 
kam. Sie durchstechen die Ohrlfippchen mit dem Messer 
und stecken grufsc OegeusT itnie Lirtein. 

Die Männer kleiden sich wie die Zulu, die Frauen 
tragen jetzt europilaeh« SUuBe nndbedeoken maiat «neh 
den Oberkörper." 

DbA manche Worte der Küstenbowolinair vaS dam 
Uefaa Zog« dnieh den Kontinsat Terlorm gdgangen 
nnd b«m Wiedereintreffen an der See dnreh andere er- 
setzt sind, bleibt sehr wahrscheinlich. Das Scliwiiukt-ii 
der Sprachen in dieser Hestiehnnp hat also seinen lie- 
sonderen Grund. Worte iiir „lianduln" lichrtin vielfach 
wieder, auch „bezahlen" heilst im grofsteu Teile von 
Ostafrika bis zu den IJasuto im Süden lipa (lefa). Je- 
doch ist dabei nieht an faeaahlan mit Geld zu denken. 
Fttr „Geld" gieht ea nnr arab. mali ader Worte enropil* 
schon Ursprungs. Ich glaube doshalb iiuch titdit, 
die Bedeutung des „Bezablens" hier das Ursjii i'niRliiliP 
ist, vielmehr i^t es wohl die de» NViLvii rvortrolti na, 
Wicdergebees. Wie heute noch der Ucgnff ^bczuhlan" 
sich sein Wort sucht, zeigen die Konde. Die Europfter 
beaabltan aun&alist mit Baumwolletoffen. Daiiar nikbm 
man dae Wort fbr «bekleiden* sie Beiriohnang das 
np7iih1orta. ..Fr hat ihn bekleidet", bat ihm Zoilg mm 
KU-iili- j;epelieri, heilst: ,Er hat ihn bezahlt". 

An Hiindwurken ist das S r Ii m icd r Ii and wer k uralt. 
Hie ächmicde liaben wohl sclioii in alter Zeit eine be- 
sondere Kaste gebildet, denn bis heute giebt es Schmiede- 
Tdlker unter den Bantn, wie die Unwend* in Nordtrans- 
vaaF, die Taking» im Kondegebirge. Letstere haben 
Bergwerk« t Qooböfan «nd produzierall n. ». kttbsche 
Lanzm mit allerlei Yenieningen , anch Haeken etc., die 
Hio den Kond«- vcrliaufen. Über die Schniit;dekuiist dcc 
Bawenda berichtet der oben genannte Fri uiul fulgunties: 
„Sie gruben das Eisenerz, das 7.11 Tapi- liegt, und 
tragen es im Laufschritt unter gewissen (lesangen zu 
den Hochöfen. Dort wird dae Erz mit Holzkohle, die 
in Meilern bereitet iatt aufgeaobiobtet in kleinen Öfen, 
die etwa I m hoch nnd 1 m breit aind. Der Ofen hat 
vit-r Iii** sechs i'iiisilniittr, in d't- Hln'^i'biilL'e gelegt 
wt-rdi'U. Der Brand danni t .h<i lani,'!', iiin duh gos' hmolzenp 
Eisen unten heran ^ImiiL liunn wird or. ;iuf Sd itien f.a- 
echmiedet mit selbstgemachten EiA< rili:miniHrn oder m>t 
Steinen. Sie haben Zangen und bisvinduru Stühe, um 
TiingB za eehmieden. Beim Sehlkren der Uoehfifen wird 
gesungen. Beim Sdiweihen b«hant>ten «ie Menaehen» 
fleisch zu gi Uranchen und murmeln besondere Sprüche. 
Die von ihnen hergestellten Messer werden sogar als 
benntat Sie hrnuieran mit den .Eiaan- 



waren unter den V ülkiigtiuosneu und bei dun Magwamba. 
Nebenher betreiben sie Ackerbau, Viehzucht, Bierbranen 
und Ttjpfcrei. Mit der Weberei befissaea aie ai«b nicht 
Ihre Kleider besteben aus Fellen, BanaacnUftttam, aueh ' 
die innere Uant dae BiadermageDs wird dun benntst 
Hente aind enropliaehe Stoffe eingeführt 

Kin .-eliv nitrkwünliße.R Vrdk sind di>' Valeinba , wie 
sit vüii Jin Hiiwtndn gcnauiil wurdcu. Sic sind 
K upfersc h ui i e de und vielleicht arabiisclier Abetauj- 
mnng. Sie sprechen eine eigene Sprache, von der wir 
noi'ti ki'inu Proben haben. Jetzt kaufen sie das Koplbr 
von den EnropAeni, woher aie ea aonat hatten, iat nn- 
bakannt Sie nuehen fainain Dmbt ava alaricam Draht 
— eine Kunst, die die Kunde übrigens auch verstehen — , 
fertigen Schweifsmesser nnd Perlen ans Kupfer. Mit 
Fremdoii spruclion sie Tübiwcnda. Sic arbeiten stdir 
sauber und sorgfältig, haben heile ilantf:\r}ie und edlere 
ZOge als die Itowanda und Hottentotten, Ihr Haar ist 
nicht an knia via daa Haar der Bawenda und diehter. 
K« dwdiatadMii dta OhrlippdieB vaA ate^n klaln« 
Gegenst&Dde hinein. Beim Sdilmahtmi haben sie be- 
sondere lUien. Sie haben die Besebneidnng und stehen 
in dem Rufe, dafs sie sio aufgcliracLt Imbcn. liawenda, 
die an der KOste mitMohammedauern l^ekauntgeworden 
sind, nennen sie auch Ma-silaoinsi (Islamleute). Anfser 
ihrer Schmiedekunst treiben sie Ackerbau und Viebiuckt.' 

Da ein Wort für „schaben" allgemein ist, dOrfen wir 
wahraahainlioh wA di« Gerberei ala aahr «U an* 
aehen. IKe Töpferei iat meiat Saehe der Franea. Daa 
lÜtdcn von Tn]if( n aus Tlion wird vttn f.ist allen Hanta 
mit dftusellien Woit bezeiLdiuel. Eü giebt aber auch 
St.ümnie, die sinli UnRonders mitTöpferei bescliiifligen. 

Mit der Töpferei verwandt ist die Ii a u k u n s t , so- 
fern die Hütten mit I^hm beworü-n werden. Das Ar- 
beiten in Lehnt iat aneb hier Sache der Fraveo. Sebmt 
in aehr alter Zeit hat man , wie die Kaffem m heute 

n<n-b niarhen, bei der I'VrtigStellung der Hütten 
mihi" — ich meine, nmii hat Zweige zwischen den in 
den Boden crp.-^terkten Hüten bindnrchgezoKeii, das Ciras- 
dach f<3»t „genaht " u. a. l>'ür dieses Durchstecken oder 
Nähen ist das Wort tuoga weit verbreitet. Es wird viel- 
fach dann aueh fikr die Xbitigkeit dea Sohaeidan g«- 
hranehi — doeb iat daa wohl siemliab apftt DnaBanan 
mit Faldateinen ist aber auch schon in ziemlich alter 
Zeit bekannt gewesen , wenigstens an der Ostküst«, wie 
da« gemeinsame Wort dafür anzeigt. An der Weatkflat« 
habe ich das Wort nn ht nachweisen können. 

Die Schneiderei bezeichneten wir als aiemlich 
neu im Bantugebiete — und doch haben aohoa die Ur- 
bantn Kleider getragen. So nnglauUiah «a kUagi — 
fast all» Banttt haltea dieselben Wörter feat Ar .b»- 
kleiden". Ea aind keine FMrodworte , da sie den Oe- 
sefzen der I.iilitversrhiplnnig fMl^'i-n , wa» FreliiJwSHcr 
nicht tbun würdi^n. Hiermit stimmt es, dafs Worte für 
„Bechten, weben" weit verbreitet sind. Die Va-nvika, 
zwischen Nyassa und Tanganyika, sind ein Webervolk, 
das sclbstgezogone Baumwolle verspinnt und verweht. 
leh habe Froben ihrer Kunatgeaehen, die Herr Miaajoaar 
Richard ana dem Kondelande mitgehradit hatte, dieaieh 
sehen luvten kuuiiten. 

Aurli die liakiialanfTii im Maschonoiande sind Weber. 
Der uljeii fjenaiinte Freund er/uhlte mir Viui ihnen: «Die 
HainnwoUe wächst dort wild, »ie spinnen sellwt, ihre 
Spiudol hat einen thünerncn Wirtcl (die Va-nvika nehmen 
einen Klumpen Uarz ala Wirtel). Sie weben aiemlieh 
grobe Decken, etwa 1,5 m Im Qnadrat, mit einer ßorla 
daran. Sie weben auch Säcke von Bast fQr das Getreide, 
knüpfen Netze zum Fangen des Wildes und verstehen 
Rindanaeag s« bereitea. 



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C»rl M'einhof: Eiuwirkuug der B«sobiftiyang *af di« Spr«ehe b«i doa U*Btnttäiiime& Afrikaa. S6S 



Während die anderen Stamme jeJer in seiner Weise 
Matten flicht, Terstebeo aie riele Arten Matten su flech- 
ten , beeouders uu gaapaltonao PklmhUtfaim mit hfib- 
nheo Moatarn.* 

SAr slt ist die Besclilftignng der Bratn mit der 
Musik. Das Wort für Singen ist fast allen, das Wurl 
für Tanssen vivlon liuntuspracben gemeinsam, uud diu 
Tninimel ist von einem Teile des Gebietes snni anderen 
bekannt und bat fast abcrall d«i»«lben Namen. 

Be liegt mof der Hnd, ddbdiaM irvvMliiedaiMnHMid- 
werker techuedM AwdrBeke gebrancben , die Leuten 
andereil Stammee und Hsndwerkee nicht geUufig sind. 
Hier uiuKheo Uttgnietik iwdEthiMgntplQe «iab die Hand 
reicLeu. 

Zwei Grup|icn von SjjrucLcu habe ich noch zu er- 
wihneu. die »ach ni den ti&udw«rker*-oder „Kasten- 
•pnudien" gehören — die Soldaten- nnd die Jäger- 

■ pra < li e. 

Es bat im Üantureich aurüer den genannten Stunden 
und Handwerken gewifs noch einen besonderen Soldaten- 
aUnd gegeben. Itea Wort für Krieg, Kriegsbende gebt 
durch das gaaie Gelüei > Die Feinde der Bnotu wnim 

die Avatua — nftnilicb Buschleute und Hottentotten im 
Süden, Galla, Mass&i u. a. im Norden. Noch heute sind 
jefie niTiriiliclien Vr)lkfi- krief.'crischer uls ilie Buntii. Im 
SQden erinnere ich au dia liämpfe der Nama mit den 
Uerero. Es liegt sehr nahe, hier Analogieen au xieheo. 
Die kriegerischen Römer stellt«: n ib re Feinde, die Germanen, 
inihrHeer ein.diaGennanen lernten von ihren Feinden, den 
BSnura, dl« faine» K ri^ge k nm it nad b eweg e Bewnffiinng. 
Wer kennt nicht dmEinlnh der Anheranf ihre Feiudo, 
die Kreuzfuhrer ! So etwa mag seit alter Zeit ilie 
KriegerkaBte dur Httiitu von den Feinden gelernt iiabuii. 
Viele« bei den Kaflem erinnert an die Massai, vieles nu 
die Hottentotten; nur die Kaflt^rn haben die l.ante der 
Nicht- Hantu , die Klixe, in ihre Sprache aufgenommen, t 
(Veigl, m SoUneee Geheimsprache dar Suaheli.) Solche 
KriegereUlmme eind stets geneigt, niehtdeaapatriarebali- 
' Iii t. L' i iK- MI _""'>t(in)njteu Fürsten zu geliorthen, 
sr>ndt!in irgend einem lianiienlührur , uiau duiike an die 

Cobors praetoria, an die italienischen Condottieri, an die 
Landsknechte nu s. w. und man wird das KntHteheu der 
Krieger- und R&nbervAlker begreifen. Solche Itanden- 
flihrer waren Tihakn and HoHleketae, eokbe BAnber* 
Tfliker Mttd die Taanngo und Wahehe in OetafHka. Der 
lUub richtet sich auf die Rinder der Hirten oder 
Hauern. So lange die Rinder vorhalten, sind die Räuber 
dann Hirten. Wihrend aliev die eigentlii-lieii llirlen wi- 
nebmiich von Milch leben, iabeu die Suldnten »ii h gern 
an Fleisch. Ist der Raub veraehrt, »<. geht ein neuer 
Raubang an. Die sorftokbieibendea Krauen treiben 
nnterdea etvaa Aekerba«. Die Spnehen dieaer R&uber- 
▼ftlker aebtn «ehr Imat ane, da sie mit fremdlAndiachen 
Ijtppen ▼erhrftiBt sind. Man raubt ja auch Menschen, 
Lesi'iiders Weili<T und Kinder, und diunit Wurte fremden 
Klanges. Aufserdem sieht das Vuik tou Urt zu Ort im 
Laufe der Zeit, da die Rituber jedermanns Feind eind. 
Die Angoni am Nyassa sind Zulu, die Magwangwala, 
fiatlieh vom Njassa , grüfsen auf Zulu — die Sango Bind 
Mlbat Ter den Weiche geflohen nnd hallen sich die 
Safba unterworfen — wie viel Worte {realdenDrspraxlg^ 
sauiiuelf Jri .-oleli ein IkTiuberstamm auf! Nicht nur 
Beine Haut, aucli scioü .Sprache r.eigt die Spuren der 
Kämpfe. 

Aneb nnter den Bant» eebeint e« JftgervOlker au 
gehen. Weoo ich aiebt ine^ find die Wamhoni in Ovt* 

afrika ein solchea. Jedenfalls waren im Urbnntnreich 
Leopard utid Schlange, B5ffel und Nilpfurd, lllufant 



und Wildschwein. Wildkatze und Krokodil, Rebhuhn 
und Perlbuhn bekannt. Seltsam ist, dafs der Löwe so 
verschieden benannt wird. Ich nehme an, dafs es 
ähnlich iat wie beim Rinde. Man gebraucht für den 
hohen Hem allerloi Elhrentitel, aber seinen eigentlichen 
NaaMB aeint nm aieht Dab eine BoleheDenkwaiae dem 
Charakter der Bantn enttprieht, werde teh hei den Frauen- 
sprachen zeigen. Hier sei nur auf ein«- nesonderlieit 
der Jigci viilker hinge« ;tss('n, für die die Hu^chleiitc, diu 
Jjiger Afrikas in erster Linie, das beste üeispiel uliL'e- 
ben. Wer k finen N'e^er eine iierfabel hat er- 
zählen huren und »eheii . der weil« auch, was für ein 

mimisobe« Talent die Henacben iubeD, wie aie jede Be- 
wegung, jeden Laat naehahtten. Wta (mn atfiaeen »e 

beobachtet haben, um das zu können! In dieser Nach- 
ahmung sind die Kuschleute Meister. Täuschen sie 
t)ekanlillieh duuh das Wild selbst dureli ihre Mimik. 
I>^i hnli>,'n wir de» Ursprung der i ierfabel. i*ie Jäger 
iuü><i:eii ihre Erfinder sein, denn kein MbuhcIi kennt so 
genau die £igenBobaiiea dee Wildee, wie der Jiger. Die 
ahmt er nach der Jagd im Spiel naeh — er erfindet 
Geschichten zo diesem Spiel, nnd die Tierfabel ist 
fertig. Denn diese Fabel wird immer zugleich auf- 
geführt, wahrend sie efzählt wird. iHr Krziihler mai ht 
alles vor. Da» treiben die Itusclileute so weit, dafs sie 
für jedea Tier eine andere Sprache haben. Wir lassen 
im Mitrchen den Wolf mit tiefer Stimme sprechen. Der 
Buschmann begoOgt lieh damit nicht. Wenn die Schild* 
krftta aprieht, ao nimmt er statt der püixa Idppenlavt«, 
sprtobt daa lehaenmon, eo treten Gaumen* und Ziadi- 
tante uii ihre Stolle, während der Schakal eigentfluiliche 
neue Laute anwendet, ebenso der Moud und der Hase 
und der Ameisenbär, (itleek, a hriel ac'<'c>untof Dushman 
Folklore, London 1875, p. ti.j BusL-Liuannsprachen sind 
fiberhanjit beinahe unzngänglich fQr Nicht-Ouschleute, 
aber dieaeTierepvaelien erfafthen noob die UnmdfUchkeit 
des Ventindniatex. Der Zuearoroenhang mit den Ge- 

hcimspriiLhun tiegt hierbei auf der Ihuid. .\uoh meine 
Vei inutiiii«,' . daT-i die Klixe im Katir s>o eine Art Kot- 
»alarii %"ür!,tellen sollen, wird hierdurch aufs neue be-^tii- 
tigt , denn die Tiersprachen verändern meist gerade die 
Klixe. (Vergl Globua, Bd. «6. Nr. H , S. 117 ff.) Ich 
müehta aber noch auf eine andere £rkUrnng der Kliie 
aufinerkram maeban, dm lo einfiMh iit, dafi ich mtah 
wundere, daf* BtMiMa WiaMiie DOtth aiemaod lia ge- 
liehen hat 

Dafs die Kafft:!!! die Klixe von den Uuschleuten ge- 
lernt haben , ist mir zweifellos. Woher haben aie aber 
die lUiKchleutuV lai a« OUT das Getier dea Feldea, dam 
Hie nachahmen V 

Blan glaubt allgemein, das der ba- und ma-Laut der 
erste Laut dee Kiadee iat Die« iat Jedoch nicht der 
Fall. Der erste I.«nt, den ein Menaeh hervorbringt, 

aufs* r (li ui niuirlikulierfen flesi lirel. ist der cerebriUe 
Klix. Irli luiVie das Ausbprechcu der Klixe, no wie ich es 
kann, nii ht von den Südafrikanern, sondern von meinen 
Kindern gelernt. Die Sache geht «ehr einfach zu. 
Das Kind macht die Sangbewegnng , i'refst die Zunge 
vom an dea Gaumen, reibt aie {dötzlich los, und <br 
Klix iet da. Die Saeibe madit ihm VergnOgen , nnd ee 
wiederholt e-i später willkürliL-h. Sjjiitr.Kti'ii-i mit zwei 
Jahr>'ii jillegen europSische Kinder die Klixe /u vrrlernen. 
Ilie iiheren t lesehwiRter i|Uiiien sieh meist uniHoti^t, di'ii 
Laut uaclizumaubeu.den das Kleine iniibelüs hervorbringt. 
Der Grund dieser Erscheinung int Mangel an rbiiug. 
Die Klixe ateUen alao die Älteste Form der Konaonanten dar 
nnd rind varmndidi ebenso uralt wie dm Heifebel, an 
der sie eigentlich gehören. Im Anschhifs hieran mSchte 
I ich Afrikaforscber bitten, auf die ufirikauiaehe Kinder- ^ 



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Dr. K. Th. Prevr«: DU ZanbsrbilderiobrirteB der Wegrito in Halaka. 



apr&olte mehr «le biiher so acht«tu Umere Keant- 
mi ivmu iefc Usher adtr gering. Einseiiiw ÜA ja !»• 
bumt, B. B. tnta „lart Hegen" im Soialieli. 

Wichtiger als die Kindersprache ist die Frauen - 

«priicLo. tlns uku-hlonipa , wie es die KftfTern nennen. 
Die Frau darf die mAnnlichen Verwandten ihruii Mauutsa 
nioht sehen und den Namen ihres Mannes oder seiner 
Yerwandtea nieht aussprechen. Ja, sie darf die Wörter 
ihrer Maiton|iMiebe , aus denen dieser Name gebildet 
kit idaht coH^nebaD. Sie nimmt dafür ein ftbnüehae 
Woii oder Uldet aiofa ein Wort naeb ibram 0«- 
Bchmacke. Diese Art dir WurUiildun;; ist sehr ver- 
breitet. Bei den KomJe findet sie sich ebenfttlla. So 
hatte dort mein Freund Kklmrd den Namen Mwangauya. 
„der Treter", wegen seines eigentümlichen Ganges. 
Eine Frau aber hatte einen Verwandten, der Shnlich 
hielii die »aimte iha Mwaßna, .der Tlmugr". Auch 
Benflaj f6brt in aeiner Kongogrammatik WOrter an, die 

nur ■von den I'raui^n gebraucht wurJfn. 

T>iftü Ehrt'urchtbozeuguujj;, deau die soll e« »ein, er- 
weist iimu aber auch Fonst. So hat x. Ii. TbLukus 
Mutter, Uuinandi, die /ulu um ein Wort gebracht. Das 
gante Volk durfte das Wort nicht anispreohen, denn 
darani war ihr Käme gebildet Sie Mfm ilatA amnaadi, 
aAngenehmai, LleUiohei'', leitdem UHtatii 80 tagt 
jener Mosnto Toll Schrecken im Flafa: uBiar iat ein 
Stock" — er meint ,ein Krokodil", daa darf er aber 



nicht ausiprecheu , denn das ist sein Totem. Vergl. 
das obea vom Lftwen Giaegte. 

Ober di« Gaheimapraelian ealbat Iwbe ieb mieh 
frflber TerbimteL Heu war mir, wai idi Ton Riebard 

erfnhr, dals die Nyika in Ostafrika eine Üo-Sprache 
, kenuen, z. B. mubuugubu statt mun^u „Salz" — tuut 
comme chez nous. Dafs bei den Uesrhneidun/^'sfeierlich- 
keiten der Daauto eine Geheimsprache gelehrt wird, hat 
sich bestätigte Mabille führt in seinem Sesuto-Wörtor- 
bach (Mona 1898) ein« Beihe tob Werieni anf. Anoii 
die Baweada gebranebenliei der Beiehnrndung besondere 
Sprüche, die sie nicht weiter asgen. T)ief<i-lben fachen als 
i Parole, um sich aoszuwctsen. De-^liiilb darf nur der Be- 
ecbuittcuu lieBLimnitf Worte -sagt-n. z.B. Mfifeto .i!>. Aub- 
ruf des Erstaunens. i>ie Etymologie des Wortes ist un- 
bekannt. — Bei den Suaheli soll ilhnlicbeaeziatieren. Ich 
habe aber noob keine Worte eihalteD. Dagegea habe ich bei 
Krapf, Dietimtary of tbe Suabeli language Ixindon 1889, 
p. 261, eine Aniahl Beschneid iingslieder gofunJen, die 
an Obscönitftt das Unmöfflicbste lei.sten. Über die Ge- 
heimsprachen am Kongo lütt Kr. Mi'ttüe Linlgeh ver- 
öflentlioht, was sehr dankenswert int. (Festschrift der 
2Ct. .lahreaversammluDg der deutschen Anthrop. Gesell- 
aoliaft 1806.) Beaehtenawert onebeint mir aaidi , dafe 
die Snakali mit adaraba iSa Geihnmarradw beamohneB, 
und die Waadarobba tind nadi Tür. SehSIlar ligar, daa 
I ist MaaaM. 



Die Zauberbiidtiräcliriften der Negrito iu Malaka. 

Tan Ikr. K. Tk. Pranf^ 

n. 



Wenden wir uniü tmu zu der graphischen Darstellung 
der Muster, and xwar zunächst su dem Tinwi>g. In 
Fig. 4 ist eine Answahl der 140 Tinwegzeichnangen 
yorgefahrt, wie sie aar fieorteilnng geeignet iat. Die 
70 Zahlen derselben beniidhnen 70 Gm^en dar 140 
KAmme, deren jede gegen aina aanMotlidi aoMiplMnei 
aber ntebt erkürte Krankbmt gerietet ist. Die Bneh- 
slabeii geben die Krimiue, welche Variationen der be- 
treffenden Krankheit bekämpfeu. Zu der Deutung der 
TIn-w<ig haben wir nnr die ZeiehnaagaB dar Klirpar> 



«. t3 t¥ 



ff f6 



9 m fr 

$f M tf tZ t$ 



Mg. 8. 



I Kai 2 Aegea. 3 Geakk, 4 Braut. S Hagvo. 6 fiücieo. 
1 Sstto. e NsM. 9 ruft. 10 Ana«, 11 BaaiU 12 riaccr. 
IS Clelauke (Blllwgeii, Kaie>. 14 Unutwansa. 1» SUmi. U Va» 
gfaia. 17 fMa 1« Stira. 19 AOcr. 90 HIfiaa. 21 SehaltwrB. 
22 Rippen der RSckiflte. 99 IHppca tob der ▼«rdstMit«. 



teile flu I'ig. .'ij, deren iirkraiikuDg in den Mustern aus- 
gedrückt sein soll. Man sieht, dafs entsprechend den 
DarsttUuugen in den GA die Körperteile durch sehr ein- 
faubi' /eichen zum Ausdruck gebracht sind. Mit Aus- 
nahme der Zähne (Fig. S, Mr. 1&) und allenfalls der 
Augen (Fig. 3, Nr. 2) dürfte wobl niemand oline w^teree 
einen der Körperteile hLraiiaorkrnnen. /war ist wenig- 
sten!) jedBs Zeichen vom audeien deutlich zu unter- 
«LliLidua. sieht uian aber nach, wie sie in den Tin-weg 
angewandt sind, >o wird man nur in den seltensten 
Fillen mit einiger Siaheiliait aagan kdnnen, diaaar oder 



jener K/irperteil sei dargestellt. Erstens sind noch an- 
dere, zum Teil sehr charakteristische Motive, die zweifel- 
los einen realen Gegenstand oder Vorgang bedeuten, 
teils isoliert vorhanden (Fig. 4, Kamm *iA, 9B, 10 A, 
28 ti, 34, 42 n. s. w.), teils unlfislich mit den Zamhan 
dar Kfiipartaile verlnadeo. Zweitens «ind dieae «nter- 
(«tnander kombiniert, wo mehrere Teile logleieb oder 
naclieinaiuler von der Krankheit ergriifen werden. T)rit- 
t«a* siud dieselben Kürperteile iu den TertcbicdenBu 
Tin-Weg zur Unterscheidung durch Ver<l jpjieluug , Ver- 
dreifachung (n. s. w.) der Cmrifslinieu , durch vericbie- 
dene Schraffierung, durch HinzufQgung von Punkten, 
kniien Striaken, Lönien nnd gansen Fignien and anf 
andere Weiaeaasgeaeiehnet. ESaigen der letsteren kann 
vielleicht aueh eine besondere Bedeutung zukommen. 

Als Beispiel nehmen wir Kamm 19^-1 Iub Ut O und 
27 (Fig. 4). N.icb Stevens uusdrücklieliLT .-Vngabe sind 
die erstereu geguu Ful'sleiden frerichtet, während sonst 
stets nur der einheimische! Name der Krankheit TOT* 
banden an sein pflegt, deaaem Bedentang niekt an er- 
mitteln ist Die Umrifalinien sind bler emfaeh etatt 
doppelt, wie in der Liste der Kürperteile, Fig. 3, Xr. 9, 
und die Spitzen der Ovale sind abweichend davon durch 
gerade Lini<-n verbunden. Die anderen .^bweicbungi u 
j von der Vorlage Fig. 3, Nr. 9 dienen zur ünterscliei- 
I dung der einzelnen Fufskrankheiten. Ob dabei aber 
j die einfaehea nnd doppelten Tertikaien and die oralen 
Gebilde in 10i) und 19 Jf nad aadera mehr nioht eine 
real« Badentvng haben, mufs daliingeelellt bli-ibnn. 
JedenHüli hätte eine blofse Unterscheidung mit ein- 
facheren Mitteln und systeniatisclicr bewerkhtulligt 
werden können. Die Krankheit von Kamm 27 (Fig. 4) 
beginnt in der Nähe der Brustwarzen und erstreckt sich 
aUmtthlieh naoh der Mitla. Die Figur links {A) neigt 
dengamlA die Drastwaraen, SebenMIa, dooh mit anten 



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80S 



geb«ugt«i' MitUiilinte, dits in C oben und unt«n gewinkelt 
ist. Die beiden Figureo recht« geben da« Zeichen fOr 
Brut, dM siriMh«n ihnen li«g«nde tiebild« bleibt an* 
•rUftrt. (Tergl. dm TtiMrIir dn OrigiMUnmutM Nr. ST 
in Fl«. 1.) 

Obwohl man mit Tj«iehtigke{t in einer Menge anderer 
Tin-wi't: Ki)rpi'rtciIo entdecken kimii. s" ist Jm-li iliu 
Grenze durchaus anaicher. Erwähnt sei noch: Finger 
oder Zehen in Kaum 1^, Gelenk in Kamm 1 />, Nase 
in 2A und 2 B, Rippen in 7 A bis 7 C, \3A und 13 B, 
After in 1 1 i4 niid 1 1 B, Brustwarzen in 15 A und IT» B, 
Vftgin« und Peaia in 46, Seit« ia 49, Stinw in 51 Ob 
dm in Tielen TsfiationMi vorIcftmBend* 2!eieben ftir 
nrusi Jii'Hcn K"irin.-rtii! wirklii.h überall bedculcl. iiinrs 
«laliitij^esti-ih bleiUen. Leitier ja«sen «ich in dua ein- 
heimischen XanuMi der Knitikhoiten anter Henutznng di s 
von A. liruuwcdei auiammengestcllten Glo«sar« (Vcr- 
öfTentlichangen III , 3/4) niemals Bezeichnungen yon 
KörpertoUwi oikchweimn, m d»b dieae Quelle für die 
IdnnlilaanBig dar Ttn*wCfMiden mit der graphiaehen 
Litte der KSrpdtrile irenagt Obtifane krannoi numotie 



Fig. 5 und 6 zu Gruppon ziiiammengefarst, die je einen 
besonderen, aber ebenfalls unerklArten Namen führen. 
I Die neben den einselnen Mustern ateheaden Znhlea und 
I Buebatsbea betaiofaMM die Vnnniw d«a XtmiiMt, ni 

dem aie gehören. Wir n&ascn nna also in ErmangdoBg 
' irgend welcher Angabedamit hi-'guüßpn, die Muster lelbat 
utilLrcinniulcr mnl mit den I iii-w g zu vergk-iclian und 
iiire vliitraktcrieiigchen Merkmale iierrorzuheben. Wie 
, au« der Betrachtung der Tin -weg (Fig, 4) hervorgeht, 
beatttheu diese tcila au« einer den ganzen Raum oiu- 
i nehmenden geteilten Figur (z. B. 2 ^, 6 C, 27 n. s. w.), 
taiU »M «BM» Ztidum, das «o lange wiederholt ist, bis 
der Terftglnre lUan toII ist (■/.. B. \ A , 2 B n. s. w.). 
toÜH nus wiederholten Figuren, von denen eine oder 
LiK-lircrit eine Besonderheit, ein spccielle« Zeichen, Ob 
R.jnannt, aufweisen {4B,4C,7A,7B,7C, 1 2 2J ( ' (, 
12C(V), 13 A CO, 16.4. 20 C. r.2). IHeso drei 
, Art«n der Anordnung finden wir auch iu ii-a \\' \a- mA 
j PAwemraatem, nar sind die mit necieUen Zeiehea ym» 
I aahaBeallaaler, altoArtlll, TerbiUaiaBtlA%«aJtlraMih«r 
[ TBuMmi als in dmTla'wtf. IKe aBeacndarheitaia" vm 



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Fl(. 4. Korrekt« Hn- wig-Mniter (AasweUl. 
ein I »Miealet, dab de AniiAl *n iScbnlfta bMtlamt Ist («bviw« ia 1%. & o. 4). 



der letateraa (Fig. 8), ntmlieb Nr. 10 (AtbmVS (Genick). 

20(nafteo), 21 (Behältern), Oberhaupt niebt auf den Ttn- 
Weg, und Buoh nicht auf den Gor, Gar und Blasrohren vor. 

Die Schraffierung auf den Kämmen \\^t. eine drei- 
fache Bedeutung. In den Darstellungen der Blumen 
bedeutet sie eine schwellende oder geknotete Form. Auf 
den Tiu-wig eine Schwellung oder Entgündnng, und im 
Haaptmaster Toa 2B^ bis 25i> einen HOgeL Auf den 
KftMiMa 95 j1 bia 26 J} «teilen aloli^ dia KianUuita- 
maatar Waldwege tot, wahnehainlieb , «eil nan eich 
auf ihnen die Krankheit, eine .\rt ri>1>er, Iiolt. Die 
mannigfachen Arten der Schraftierung siuii dauiis freilich 
nicht erklärt. 

F&r die Blamenmuster der Wea- and PAwerräume 
aiad wir volfaUadig ohaa ErUlnag*). Sie aind in 

'» Dil' Niimin(.'rn M W« O'J «It-r Tin - »i-gabliililiingfn, 
S. Ol von Zviuclirirt ftir Klhiioli>j{ie XXV t'.ilii,rri> ent- 
apreolieiiil ileii Kilriür i i- i;m ( i- a.l nii , d« iler Tiii-wejj von 
Kamm i» nicht (targi'StHlt ist, vfeil Steven» keine »nilimi(iiicli<? 
^ichnmig f:iiul. 

'j Iu Fig. U uuit ä und sie sftmtlicb nach den korrekt?» 
MustMa afa^bildet, durch die Stevens die Fehler iu den 
OriRiualkftmnMn mit Hälfe ein«* Rates kundiger PanKK*"!; 
kasettiKt iiat. Die sabtilrn t'ot<M-»chi<-<le <l<-r ciiizeliifD Muütvr 
sind auf iliisti-n nicht gi-(iü(;cn<l zum .Xuiwlrui-k ifrlirii>-lit , «n- 
dafs iWv liiiT (;i t;>^b<'ri«^n A1>1 hhi:iL:i n viiie iiolwendiiie Kr- 
g^tnznnu; i\rv H<-r;in»gal* ih r K ui t: must*'!' (/eitschrift für 
Ethnologie XXV, K. 71 i.\ siuil, wu ihm Veröffenüicliang aiu 
ROoksicbt auf die Zahl der AhbOAuniea nntarbletbs« mnftte« 

Ololras LUV. Kr. SS. 



Art III baUben in daa WAs »Oihab*, in dta 7Aw6r 
,Edai4t'. 

WAa mit Gr^hab in (Fig. ö): Gruppe I: \ C, 9A, 
18 i?, 19 f. Gru!i[..j III: ^ Gruppe VIII: 28 J?. 
Gruppe X: 14^. Gruppe Xi: 7 1/ (V), 22 C, 22/;, 2.1, 
3(i (V). Gruppe XII: 18G, 19 7>>, 19if, 34. Gruppe 
XXIII: 13 B. Pi\w6r mit EdxiÄt (Fig. <i): Gruppe VI: 
10 Z*. Gruppe VII: 19 F. Gruppe XI: 22 /i (?). 
Gruppe Xlls 18 G OrappaXIV 49. arappe XTIII: 
1 C, 42. Gruppe XXIT: I Jf?. Gruppe XXT: 14-4 (?). 
Grappe XXXI; 7.1. Giaiipe XXXII: 12^ (da 
ntir drei l'uulite vorhiiiidi h sind). Gruppe XXXIII: 
20 A Gruppe XXXIV 38. Gruppe XXXVI: 3:t. 
Gruppe XXXVII: 26 (>). Gruppe XXXIX: 1 B. 
Gruppe XXXXIV: «$//. Gruppe XXXXVI : 61. Gruppe 
X.\XXVI1: 20/. Omppe XXXXVUI: 45. OrappelL: 
18.4, 48. Gruppe LI: 16 B. Orappe Uli: 441. Gruppe 
1 .1 V : 28 B. (iruppe I.V : B,16 G. Gruppe LVI : C G 0"). 
Gruppe LVIl: 58. Gruppe LX; 8.4. Gruppe I.XVI : 
18 K (imi-pe I.XVII IM B. 

Der üutenichied zwischen einem im ganzen g»* 
musterten Raum (Art I) nnd dem mit speciullen Zeia&aa 
Tunebenea (Art III) ist deshalb manchmal niobt gani 
klar, weil Abwaidiangea tob der aannalen Figur in 
einem Muster mehrfach auftreten nnd die wiederholte 
Grundfigur gewisaermsben Aberwaohern kfinnen. Der 
Raum aiaaheiBt daaa wie von ataer einzigen geteiltea , 

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SM 



Figur (Art I) «ingenommeD. Fruilidi kanueu wir über- 
haupt der Theorie der ,Bpeei«11en Zeiehen" ' keinen 
diralctoa UiuwoU «uf iig«nd «ine Deutung der Mutter 
«Btndim«a, end wiint »t dia fnAna Sehndang ror- 
lAnfig Kuoh nicht notwendig. Aodi auf den Gor komraeo 
solche speciellen Zeichen inmitten wiederholter Figuren 
vor, iiqJ iilä luftii StevciiB bt-I fitier fielei/eiilicit din T'c- 
deutang derselben erläutern woilte, iiolte mau ein iilatt, 
daa SU welken begann und deshalb an einem Ende eine 
rote Farbe hatte, und sagte, dieser Teil sei die ipeciali- 
«iorte Figur. 

Waitarfain lu»b«o dia WluMutar, wia aehoo «nrftliiit, 
inwailan ttber «teti alt nntanebaidenda« Markmal das 

Ttipi, weli-lnü Pi^til! und f^taubgcftfse der „KBUJU»''b1iiiii>- 
damtelM, aliar zum W is gßhört und vielleicht «nd«iat«;l, 
(l;ifü cÜl: WiiBbluiLie dit-si- Teile aubr entwickelt besitzt. 
Dieae VermutuDg ist um so mehr beraobtigt, als die i 



I 



Kaumrauil darBtollt), ^C. Gruppe XXI: 8 B. t>ruppe 
XXIV: 1 f, All anderer Stelle (ZeiUchrift für Ethno- 
logie XXV, S. 82) bat Steveiu nocJi nwbr aogefährt and 
gawlaao Oimidiitia übar daa Aaflnten der T£pt anf- 
g««t«Ut: dia Plnbnp «nd dia angtigebene ZabI der Topt 
l&ht'sieli jedoflh nicTit an den Mnttam der Original- 
kruiiiiip imchwelsci). 

Diu rriwi'r halxja zur weiteren Unterücheidung der 
Muster i benfnlls eine Parallellinie Uber oder anter dem 
Master oder auf beiden Seiten sngl«ich. Sie triti also 
ab dritta Linie zu dmi baidaii binia, welche alle Räume 
dar Klmoie TODeiBaader tianDen. Sie baüat ,K6a* 
nnd iat riebtbar in (F!g. 6) Gruppe XXXXTV: 34. 
r,ni| |M' T, 53Z). Gruppe LVJII :! 9 .W. T'iitcr 2 Wils- 
mustcru (big. 5, (imppeXI: lf>.l/, 1 (• K) d^-r korrekten 
Zeichnungen hat SUn i ii ; tbijufall^ I';ir«llL-lliiiicii (juietat, 
auf den OriginalkAmmen kommen sie jedoch nicht vor 



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Ptg. Korrekt*» Was -Muster, 
in dir eis t9»i ScknlXw sei». Vi bsmidiael d!» kkUic a«eCie Jer aadewn Master. 



Tj^tlmiiBB gar aiaht nr Untaraclietdnng dat 
Wtonmlan von andeian Kanniiiaatani bU% aind, da 
die Zaiebanngan aonatig« Untaraebtade darbieten. Daa 

Wäsmuster reicht entweder bis zum Kiunuir.nido und 
hat dann keine andere Abschluralinie nach oben, oder 
es ist eine solche in grül'aercr oder geringerer Breite 
Tom Knde des Musters bi» zum Kammrande laufend 
Torbnnden oder endlich das Muster ist oben durch eine 
Linie abgeaefaloaaen nnd aaTaerdam tritt noeb eina Parallel' 
linie darüber anf. Im ersten Falle ist das T^pt in 
dfr f rhnittliiii.' den Kammrandes zu denken, im zweiten 
und dritU'ii 1 iiKc ist eg durch die ohernte IJnic» »ht 
gedrückt. In den korrekten W iHzciclituui^ron (t itr. fi i 
hat Steven» nur das Tepi des driltin FiiUfs and TOin 
zweiten Falle dasjenige ausgedrOckt, weiches in breiter 
Linie auftritt. Beide Arten sind ia folgenden Kftmmen 
tu aaban: (Fig. 5): Gruppe II: BC Gruppe IV: 51. 
Gruppe V i'tw;, 12 C. Gruppe X: 2«, 9l/, U^. 
Gruppe XII: 22,1, 50, 33, 29. Gruppe XVI: ti:!. 
Grappa XVIII: 7 0 (wo dia obarat« Litw« d«n 



[ nad Stavena sagt tob ihnaa nicbts. Sie dieikaa jedoab 
aar Dnteracbeidnng der beidan W&s-Muster von zwei 
anderen Mustern, nlmlich ron Pftwir, Fig. G, Gruppe 
XXX IS n resp. WAs, Flii,'. , Gruppe XIs 68, mit 
denen jene sonüt identisch sein ^würden. 

Alk diese Mittel, welche die Drang Mt-nik aufwenden, 
um die einzelnen Moster voneinander zu unterscheiden, 
mufaton wir kennen lernen, um zweierlei behaupten renp. 
beurteilaB au ktaoan. ürstena dienen die .spedellen 
Zrieben* 0«bab, Edatat and Ob, resp. Tcpi nnd KAa 
iiii'ht du/u, die ähnlichen Muster von NVjis, PAw^r und 
li:i-wi'r: di'S!)flben Kamme« voncinantlrr zu unteracbei- 
ilcii, wir diu Mi iiik l»fluiu| ;cn . deuu dii'«i' sind nicht 
untereinander verwandter als irf^endwelche Zeiciinungen 
verschiedener Kämme. GOhab, Kdsiat u. s. w. sind also 
äberbaupt rar Untanehaidang beliebiger Hostar da. 
T^wwteM bannen wir der Frag« niber treten, iniriewait 
der rntrrschied in den Was- und PAw'riuuj^ern durcb 
.Nachahmung der natürlichen Vorlage, die iiinroen, be- 
dingt oder waebaniaeb iat 



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Sr. K. Tb. PfAufi: Di« ZaBberbilderiehriften der Negrito io MaUk«. 



967 



Di« erat« Bebanptang wird durch Vergleich de« Yor- 
konmenK Jer „RpeL-iullpn /eirheii'* liewiesfn. 1 l)er die 
zweite Frage folgendes. Die läl> Wub, 130 iTiui-r and 
140 Tin-weg sind sämtlich verschieden gemust^rit Nur 
fUaf Tin-wögmiwUr»ob«i]i«Oi abgesehen Ton ihrer Grörie, 
mit Wft« • reip. PiwannnttorB abereinBaatimmen ond 
sswar: Tin-weg I A (Fig. 4) mit WA» i Ä (Gruppe V, 
Fig. 5). Tin-weg 1 C (Fig. 4) mit Pftwfr 1 F (Onippe 
XVI, l' ip. in. Tin-weg 8 C (Fig. 4) mit Pf.w. r 17 JJ 
(iiruppu LXVl, J<'ig. 6). Tin-w^'g 14 A (Kig. 4) mit Was 
27 (Gruppe IX, Fig. 5). Tin-w^g 20 1> (Fig. 4) mit 
ms IC B (Gruppe XX, Fig. 5). (Uaa PAwer 3.1 
(Gruppe XXXXV, Fig. fi) scheint sich dtivdk gröfsere 
SoboMiUMit derMarmalfigor von den faeidflnTocairwihiit«ii 
Miutara «1 anteradMidMi.) W«ahalb die ll««t«r dnreh« 
ftos alle versohieden gehalten sind, 'ml unni''<^lich xa 
sagen. l>ie nächntliegende Antwort wäre die, dafs eben 



dafs Jedes Muster eine Tenchiedene Blume bedeutet, wie 
aber die Gattimi^en mit ihren Namen /lutaudi^ gekumuien 
sind, ist uiigL-wif». Teils mögf^n die BeKeiciiuuogeD 
direkt Blunj eil 11 aitJt' II sein, beMuDdcrü wo ein Muster einen 
eigenen Namen bat» teil« nad iie rielleiaht der Art daa 
Masters entnoBUMa, indmii BMMl Gattonfea wäbof 
scheintieh dem mnemonigchen 6edfirfnig«e cutipnchend 
susammenfafste, gleichzeitig, wie man die gr:t|ihi8chen 
Zeichen koii»truicrte. I^enn e« ist bekiinnt, dafs primi- 
tive Völker stets specialisiren , nie generalisieren , wenn 
sie nicht einen besonderen Antrieb dazu haben. Leider 
läfst sich die Bedeutung auch nur eine« solob«ii Nauwa 
nicht feststellen. Eigentämtich ist , dafs mehnm WAl« 
rtnma olma Hnatar und doeh ewem QftttwMgniHBMi 
nnterf^ardnet rind. IMew leeren WA« werden dnreli 
diis fdlgonde Puwi-rmuster bestimmt. In Fig. t\ sind 
deBliall) die letstaren an Stelle dvr W.is »ufgefübrU h]a 



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Fig. 6. ICeinkte mwwHasler, 



jedes Mu.ster hui ^'eiteria sei und al« wirkliche Bilder- 
schrift ein reale« Vorbild OMbabm«. Wir sahen, dafs 
in den mytliologiMhen Duttdlungea der Gü Ähnliche 
Zeichen fiir lieterageiie Dinge geaenumi eiad, und «o 
kannten aneli Krankhette- and Blamenmtutar einander 
Shnelii. Nun .sind tJu'r die Zeichen so einfacher Natur, 
diils mau mit lieziig auf <liR inpist^'n WiVs- illid PitWer- 
diirfetelhmm'eu höchstL-ns von L-incm uinemu-.iisclieii llülü- 

mittel, nicht von realer Natbahuiuug reden kaui), und 
da viele Muster in ihren Variationen systematisch er- 
Khdpil lind, ao ist der Veidachfc «m PÜtse, diü« viel- 
fkdi an aieb sinnlose ^eioben als Aoidmekimittel für 
Blniren oder mindcitens für Alijirlcri gt-braucht sind. 

K»in|)li/.iert wird dicsu Frage dailurcli. dafs gewöhn- 
lich mein ; V. . re.'^p. Püwt'rmu'ter unter einem Namen 
zusammetigefurüt sind : jode Gruppe in Fig. ö und t> 
entspricht einem solchen Namen. Gewöhnlich sind gleich- 
artige Zeiehen Tereioigt, oft »berancb gana veradkledea- 
afUge niidaDdeneiteatolMii gaai IbnBalieZeielieB OBter 
▼anebiedMwa NaaieD a«%efthrt. Steven« giebt an, 



sind Gruppe XII; 20 A. Gruppe XVII: V! (irui>|,e 
XVIII; 32 A. Kur bei zwei leeren Wäsrüuuiun: l B 
und 2üZ>, die jeder fdr sich einen besonderen Namen 
haben, iit die PAw^nciehanag niebl (in Fig. fi) «abeti- 
tniert lian veiA nieht, we^alb die fünf WAarKnme 
ohne Muster geblieben sind. Hnfs man sic-li aber trotz- 
dem bestimmt« Wäsblumen dabei vorstellt, iafst auf 
den mnomoniMhen Wert der folgiodiik FAwtiaeiohea 
schliefeen. 

I'ber die Gor-, Gar- und Iilrt»rotinunster, weMie 
gegen Kiaakheiteo and Uafille der M&nner helbn, 
können wir mit wenigen WMten Unweggehen , da wir 

von ihnen wcni^' wissen, was das innere Verstandni« 
der Muster tViniern kann. Die Gor undGar, üben oflene 
lUnibusbucliscn . an doueu «icb weder ein Unterschied 
im Tubus, noch in den /.eicLnangen nachweisen läfst, 
wurden im GOrtel getragen, indem man das (iar^oflin 
da« Oer steckte^ Ala die Mtotk von den üraog 
Bd^Bdai den Gebcaadi den Bberdirea kennen lemtea, 
benatsteo rie die ala KBeher, «odaf« man vnter 



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Dr. K .Th. Pranfa: Di« ZKoberbildenekriftAa der M«f rtl« in MsUka. 



einem (Jor heutzut-nge einen Kocher versteht, uud ge- 
brauchten (las Gar, das im Durchineseer reduziert wurde, 
rar VerliQgarung det Aoftereo Bl»«rohrtnbuB, da man 
in OmmLKBd« oidit Imbt Bambnaan tob dar riehtigon 
Llnge ftod. ÜM 0«r murate die nrqnllDgtiobe Lioge, 
wi« ea fllr die Wirkung der Mnater Voraebrift war, aueb 
auf dem Blasrohr beiMmlten. Die iiotwendiffe EoiUik- 
tiüD des DurchiueBSerB hatte aber eine Verkleinerung 
der Figuren /iir Fol(?e. welche nicht iiii-hr das ganze 
Gar ausfüllten, wie es geboten war. Deshalb setzte man 
daran noch ein kürzeres Stück mit den Zeicbnungen 
imd behielt des udera, weUhea die riditige Lioga de« 
Oer reprlaentierte, ohttelffiuler bei. Der gamittterteTdl 
trug an «einem Ende das HarzDiund»tnck des Tilasrohres. 
Stevons hat t^ämtliche alten HIa«rohrrouster, lüli an der 
Zahl, und 73 Gor und Gar mitgebracht, die ahor nicht 
ToUzäblig sind. Die Muster der Gar uAmlicb, welcbe 
nA aicbt gut dem reduaierten Ulasrohrtobua aDpeasoi 
lieben, wiudeo auch apUer »nf den G«r eingwitii ge- 
tragen. 

Stcvene dchtit nun ohne weiteres die Rlumcntheorio 
der Kämme, die jedocb als authentische F.rkliirung auf- 
zufassen igt, auch auf die anderen Hamhusen ;ius und 
operiert mit T''['i. Was, Püwi-r uud Mos, uhne je fest- 
•talUn ni können , welches denn diese Teile innerhalb 
Muatera aiad. fVeOieh aetst er ohne wei- 
lt daft ne in ihrer Lngo ToUvlIndig den be- 
treftndeo T«9en der nKammblumen" eatapreehen. Aooh 
wird die Entitehnng der Zeiohnnngen ebenso auf Pl(> 
und (iie Hl inien der Tschinnoi zurückgeführt . wie bei 
den Kummen. Es lufst sieb aber nicht leugnen, dafs 
■dnrarwiegende Unterschiede zwischen den Kammzeich- 
nnsgea and den Mustern auf den nambusen derlf&nner 
•ziitiren, welche teils daa Vorkommen von Binnen- 

a[«rM naaMUMCMB, teUi «m Änderung der feglgefDgten 
nuentheorie der Kimme verlangen , wenn sie flber- 
lumpt auf die anderen liambuseii angewendet werden 
aoll. ErHtens gieht e>.h (itir, auf denen nur Hinge yor- 
kommeu, während die Räume zwischen den Ringen nicht 
gemoatert aind (Fig. 8). Der Urapmng doraelben aind» 
win din Htolk ngm. die Ktemg-«ia«li»i«i *n PftU- 



Fig. 7. Ken inj; •ülog- Linien 
eines rreilkOcheri für BogeopfaUe. 

(Nnrh Vrrr.ti<-nt!i. Illingen 
dcB Königticbrn Mutciimt tür Vülkcrkunilt, 
Btriia. 
m, V*i IM.) 




köcher für Bogenpfeile, welcbe den Blitx abhalten (Fig. 7). 
Zweitena haben einige Gor in allen R&nmen daaaelbe 
MmtiT (Fig. '•>). Dritteos ist in vielen Mnitem der 
grBMtlÜwfli siMnUeh in dar Mitto fini gelassen, weahslb 
die ffie Krankheit aoidriiekende Zeichnung iu einem 
oder einigen der undi ren Riiuuie vorhanden »ein niufs 
(Fig. in), lliiufig sind zwar alle Riiume besetzt, aber 
da« .Mittelmuster" tritt auf keine Weise vor den an- 
deren hervor, so dafs mau zweifeln darf, ob dann steta 
ein solches für die Krankheit existiert. Viertena laaaea 
aich die Muater der oberaten beiden Rinne, welche ihrer 
Lage nach dein WA« nndPAw^r derKSnme entapreehen 
würden . durchaus nicht b<-> in iljrer Zeichnung ausein- 
anderhalten, wie es auf den Kämtuen nachgewiesen ist. 
Vielnehr nad ,WAs" nnd ,Piwer* oft nnf danwelbea 





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F]g;8. 


Pig.«. 





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F%. tO. 

Mg. 8 Ua 1«: 

Korrekte 
Gor- Muster. 

'/„ % u»d 'A der 
wirUichen OfSiw. 
(ft, 08, £1.) 



Bambus und mit vielen der ent- 
sprechenden RAume auf den an- 
deren Bambusen idi^ntiaeh. Über- 
haupt nimmt kein Raum in dem 
ganien Hoatar eine Mldw StaUnng 
ein, wie WM und Mw»r der 
Kftmme. Selbst manrhe Muster 
der breiten Mittclniume sind l»- 
sonders bei Abarten derRellMn 
Krankheiten einander gleich. An- 
dere Unterschiede Obergehe ich, da 
iich doch kein Sehldh nnt iluwtt 
riehen lliM. 

Dil' h.aiiptRÜrlilirhatp Ähnlichkeit 
zwischen den Kämmen der Frauen 
und den Bambusen der Männer ist, 
abgesehen von dem Vorkommen 
derselben einfachen Figuren und 
apeeieller Zeichen und nhgMflhen 
▼OB der hinlgen Exiatens de« hm- 
ton Mittel- (Krankheits-) Musters, 
das Vorhandensein eine.s ungeteilten 
Musters auf dem g:iuzeii liuriihus 
zum Scbuts gegen ti>dtlicli verlau- 
fende Kmnkheiten. 

Oer «ne Unterachied, dnüs aich 
auf den Kinneo at«to dtm breite 
Krankbeitemuater in der Hitln be- 
findet, auf den Bambusen olt atatt 
dessen ein h erer I'.üiiin , ist wahr- 
Hcheinlich aus tblgoudem zu er- 
kl ii ei.. Einige Blasrohrmuster be- 
ateben nur »na zwei durch die ab- 
lielMB Ringe getrannten RAomen 
nnd «McmgagniEipidHBtaen. Dne 
obere Vinter itt fllr HXnner, daa 
untere für Frauen bestimmf. Nun 
aollen alle Blasrohrmuhtur mit 
leerem Mittelraum ebenfalls gegen 
üpidemieen sein. 1:1s ist deshalb an- 
ranahnen, dafa anoh dieae Bam- 
bnnen nnprflngHeh fwneinann fttr 
Ifinner und Franea bestimmt ge* 
Wesen sind, der obere Teil fOr die 
erstercn . lier untere i'ür die letz- 
teren, so hinge die Kimme noi.h 
nicht oder nicht so zahlreich exi- 
stierten. Auf den Bambulen ohne 
leeren Mittelruun waren die Muater 
gegen die Krankheiten , welche die 
Miinner allein treffen konnten. Kin 
Beweis dafür ist z. B., dafa die 
(irölse des leeren Mittelraumes 
ganz gleichgültig war^ er diente 
lediglich zur Trennung und WWt 
«oia, damit daa Muater den gnuen 
Bunbn» «innehne, wie e* Tor- 
adiriA war, wihrend er auf den 
rednsierten Blasrohrtuben ganz ver- 
schwindet, aber noch in der Idee 
existiert. 

Auch sind die Kening-üing- 
liuien der I'feilköcher gegen den 
Blitz (Fig. 7), von denen daa ganse 
Einteilungsprincip fUr die Bam- 
busen ausgeht , nicht immer in der 

Mitte weiter von einander entfernt 

als an den Enden, sondern gleich- 
nlfiif fttnr dm gnnzen Bambnn 

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Di« Tabitier unter franifttifehar Usrraokftft 



verteilt. Demnach dürfte urBjirflnjflicli dus jM ittelmuater 
keiuou N'oiriinj,' vor Jeu üliri^'iju i;u,i:;ii i] gonoHHen liftbcii 
und erst später der Ausdruck <ler Krankheit geworden 
Min. Diese Andeutungen mögen genagen, nm sn Keigon, 
diUfl ii» Bambosn dar lliaiMr die Eatwuskalniigi- 
gtukUbH* der Zavb«rmatt«r trm bewabrt habm und 
lllnlnHt &lter Bind nl» die K&mme der Frauen. Leider 
Mtlielirt aber der Stand unserer Kenntuisae jeden festen 
Gmnd, lodafa man nkdlt weiter gehen darf *). 

Mainar Anaohaang amoh iataioaoloheakomplüiertaa 
und itnng iMWftlirta« Qyatom to» Ztabannaatara nioht 
gut von ainam anderen Volke flbertragen an denken, 
obwohl ein Aniiiors yon aufien nicht auRgeschlossen au 
sein braucht. Hin Studium der uiuwi. lnii in.li'n Völker 
daraufbin hat heute wegen unserer luAugelhaiteu Kennt- 
aiiH Doaik wenig Auaatebt. Die Zaub«nnuster der be- 

BasUnitiB Oraag BSltedu^) aiod viel durobaiehtiger 
ala die Torliegenden , die aueb bei genOgcnderar Erkli- 

rung stete fremdartig aiimuton werden. Herr Professor 
Grünwedel, der seinerzeit in den Mustern der Mi>nik 
ihre wahre Natur ahnte und Stevens ihr Studium an- 
galeigantlieh empfahl, nwcht mich auf die BambuskjUnme 
dar Kftdair in BOdinffiaa (Flg. 11) «iitearinMB, daren 



') Bine anafBbrUcbere Behandlung flndet man in meiner 
aBis(Qbmng ia da* Stodinal der Zautjermuster" im Anhang 
■11 den gZaabarmoalani der Oran^ S^mang". 'MtteUriti für 
Kdnelogie XXXI. 

*) Die Zanbaraiwlar dar Orang hütan von U. V. Stevens, 
iHNirixMt. t vun Altarl Oittawadd. JSeitsehrift flbr BtbMlogie 

1H»4, S. 141 f. 



Musterung Tielleioht ebenfalls eine Art Htlderschrift vor- 
stellt Auch Herr Profeesor EL Schmidt glaubte aie ia 
diaaar Baiiahang das KiauM« dar ÖrMg Mlntk «o die 



Seite atellea zu 



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IIIIII 


INI 



n«. 11. 



V, der wirltlichcB GiMse. 

Kfmlgl. Mu5.riim 
fiir VälkerkDttile lu Itrrlin. 



Pn£ S. MmiiM. 



Sitte diM- l.uM'liai, ihre (uiclit gemustertcu) Kiimiiie, von 
denen jeder nur einen trägt, beim Tode mit ins Grab 
zu geben, wie es auch den gestorbenen Semangfrauen 
geschieht. Die Verwandten zerbrechen dann ihre 
Ktmme und mOaaaa ainiga Tage mit aufgalflatam Haar 
umhergehen , bavor ria Jana araanan. AmA bifagt «a 
Unheil , den Kanm m vacUeraa ^i. 



*) Daltoii, Ktbnulopy of Beogal, 47 (naob 
weis von H«rru A. Orüuwedel). 



Hbi- 



Die Taliitier unter l'rauzöisi8clier Herrticlialt 



rupeete, .\pril lS!»s. Die beiden rii.'toL'nipliiecii, 
welclie ieh Ihnen diesmal sende, beweiaen Ihnen fast 
mehr als Worte , dafs es für immer aus ist mit dem 
idyllischen Naturvolke, welches die Entdecker im 18. 
Jahrhundert hier kennen lernten und sa TirfUtreriseh 
aebüdertaa. Oat, daü die Baachraibaagan van Cook, 
Foratar, EDia n. «. Torbaaden abd «ad das Weaeotliobe 
für unB gerettet haben, was uns Aufkiflrutig über die 
ursprünglichen /ustiinde der (lesellschaft.sinsulnuer giebt, 
denn heute, iincb t^ojiihriger Einwirkung des Christen- 
tumcs, nach mehr als fiUjjihriger Franzosenhorrschaft, 
sinken die alten Verhültniüse schneller und schneller 
in die Yatgeaaeahait und gahaa sa Qraada. Mflbaaa 
saeht Biaa a«f deo aatlegenatea SSIaaden aoeb aaeb 
alten Sagen und ethnographiBchen (iepen^^tiinden , und 
auch dort ist man nicht sicLei , inimer l iiverfXlschtcs zu 
finden. 

Ea ist ja bekannt, dafb Eifersucht und Streitigkeiten 
dar Miaaioaare der beiden christlichen Bekenntnisse die 
Fiaaaoeen dasn fohrtaa, die Baad aaf die Oeaallaebafta- 
iaaala sa legen. Adaiind Da Petit Thaaara laadata 
1842 mit der Fregatte Venns , und da dia KOnigiB Po- 
mare eine Entschädigungssumme von 2000 DoUars 
aicht /II ziihlti) veiniochte, so wurde die fran/.ilsiselie 
Schutzberrsühaft über Tahiti verkündigt und die Insel 
seitdem wie eine französische Kolonie behandelt. Damit 
kam aber ancb statt der bialier doreb dia en^liaehea 
Miaaiouara henraehendaa pnteataaliaehaa IWigioo dar 
KathcJit i amna aum Siege, nnd wenn auch noch evan- 
gelisebe Missionare Torhanden sind, so dominieren doch 
französische Priester und Nonnen. Gern folgt dua leicht- 
lebige, sinnliche Volk dem farbigeren katholischen Gottes- 
diaaata, gern feiert ee die viabn Feiertage, arbeitet es 



doch überhaupt wenijr (auf den Tlantagen sirlit nmn 
Chinesen), denn die luae! mit ihrem üppigen i'tlaniien- 
wuchse bringt ja alles noch heute so hervor, was zu des 
Lebens Notdurft genügt , wie es schon vor mehr als 
einem Jahrhundert Förster in meisterhafter Art schildert. 

Nur in eiaigea Zflgen wiU idi anfUitraa, wie dia 
Enropter, die ifaaaoaen, hier wirkten aad aOei grCad- 
lirh umgestalteten. Da« bezieht sich zunilehpt luif die 
k'irperliclie KrHcheinung der Eingeborenen. Mau «eif» 
ja, wie iiltere lieisende von Vfuus- uud .lun.ipestalten 
der hiesigen l'Vauen redeten; nur Darwin machte eine 
Ausnahme i er berichtot, dafs die Tahitierinnen , von 
danaa er jedoch nioht allauTiela aab, bklalieb aaieni 
DaJh Minnar nnd Weiber darob grofse, woblgabanta 
Gestalten hervorragen, konnte auch er nicht leugnen, 
hätte er aber die zahlrei< heii Misrblinge von euro- 
ji.iin'ln'ii Vätern uuJ einln injischen Müttern suiut diTcn 
Nuelikommenschaft geuelieu, die jetzt, <iO Jahre spater, 
hier so zahlreich sind, er würde Ober deren Körpereigen- 
acbaflen nur gttnatig baricbtat haben. Da giabt aa viala 
Fnaen mit feinen nnd aohtaen Gesiehtartgen. ünd ja 
gröfser der Prozentsatz enropftinchen Blutes bei den 
Nachkommen dieser Mischlinge wird, desto schöner sind 
sie. Untt'i uileii UinstSiiden bleiben die prachtvollen 
grufsen dunkeln Augen und das nicht niinder^|schöne 
Tolle Haar. Ea leben hier wenig reinblütige' Euroiiüe« 
finneai aad die Beamten nnd Fremden nehmen sich 
IVanaa aaa dSaaan Htaebüng^gaaeUeclttah Manche der 
eingeborenen Mädchen aus sdiBkaa Eben riad in Ana- 
lande erzogen worden , und sie kehren dann als Welt- 
damen zurück, an denen man auch in der ( ie-ellsiliaft 
einer europftiscben Hauptstadt nichts auszusetzen haben 
wOrda. 



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870 



Die Tkhitier unter franiöaiiohor Hi-rrschafU 



Natflriich ist daTon die breite Maam der suMmmen- 

geHchmolKenen BoTölkerung noch nicht herührt worden. 
Auf den entfernteren Inseln und aoTser dem Bereiche 
der Geistlichkeit zeigen sich die Fjnwohner noch in der 
polyne«ii<chen Nacktheit — hier aUor, in Papeot«, i«t die 
Bekleidung allgemein durch Befehle eingeführt, wiewohl 
die Natur dex Lande« sie nicht erfordert und Scham- 
haftigkeit bekanntlich ein anerzogener Begriff i«t. Da- 
rum wirft die Tahitierin auch gnrn das lästige Gewand 
von sich , etwa wie eine Europucriu ihre Handschuhe, 
wenn sie nicht den Blicken der OHentlichkeit ausgesetzt 
ist. Der die llüften umHchlingende , bis zum Knie 
reichende Pureo ist noch immer, wie früher, datt Haupt- 
bckieidungMstQck. Dazu kommt bei den Männern jetzt 
ein losen Hemd darüber, bei den Weibern ein sehr 



trinkt sich ein Weib nnd kommt dieaea inr Anieig«, so 
hat es 5 Fr. Strafe su Kahlen. Aher ö Fr. — woher 
diese nehmen V Es tritt also der UnvermOgensfall ein, 
und um die Strafsunime abzuverdienen, mufa die braune 
Schöne nun so lange die .Strafsen Papeetus kehren, bia 
die Summe eingebracht ist. 

Wer unter dem Kindrucke hierher kommt, in Papeete 
noch eine Ortschaft der Eingeborenen zu finden, der 
wird bald grQudlioh enttftusoht sein. Europäisch der 
Hafen und verschwunden der alte Kokospalmenwald der 
Stmndebene, die an daii aufütrebeude Gebirge »ich 
anlehnt. Nur die Hälfte der 3G00 Einwohner sind noch 
Polyneaiur, sonst sieht man Eurü]i&or, Chinesen, Misch- 
linge. Strandbatterion, militärische Einrichtungen, statt- 
liche Wohn- und üeichftftsb&uaer, Konsulate mit euro- 





i.iiiui-ches Doppelfahfaeag bei der Feier des 14. Juli iti'.<r> in ru(H:«te. 
Kuh tlnrr Photogrnpkie Yon F. Home«. Tahiti. 



dünnes, bis zu den Knöcheln reichendes Obcrgewaud. 
Die puritanische, von den englischen Missionaren ein- 
geführte Haube, welche das Haar verhüllte, ist unter 
friiuzüsischer Herrnchafl wieder verschwundeu und 
machte dem alten Schmucke wohlriechender Blumen- 
kränze Platz, den die hingebenden, leichtlebigen Frauen- 
zimmer mit Vorliebe tragen. 

Auf dem Gebiet« der Lflderliohkeit hat sich trotz 
des langen EintlusKes der MiK!<ionaro bei dem binnlichen 
Völkchen nicht!< ge&ndert, und es wird auch wohl 80 
bleiben. Freilich fehlt es nicht an Gesetzen und Ver- 
ordnungen, die nicht von der zur Unbedeutendheit herab- 
gedrückten alten IlerrRciierfamilie, Kondem von der fran- 
z<'iMi>chen Verwaltung ausgehen. Wir haben unseren 
franzü!«it<chen Polizeidirektor, von dem die einheimi- 
.schen Polizisten ihre Befehle empfangen; der französische 
Beamte befiehlt, und alle Einheimischen gehorchen. 
Merkwürdige Sittengesetze sind erlassen worden. Be- 



pftischen Flaggen, Kirchen, Nonnenklöster, Schulen, 
Villen, Kegierungsgebäude aus Stein, das Palais des 
GouTemoiirR mit schönem Park, vor dem eine einheimi- 
sche Musikkapelle spielt. So die uffiziolle Stadt Pa- 
peete, die in ihrem Umkreise allmAhlioh in den zer- 
streuten Hütten der Eingeborenen »ich auflöst. Aber 
die eigentliche Stadt ist nichts weniger als polynesisch, 
da herrscht der Händler, der Matrose, der Beamte, der 
Marinesuldat. 

EioNt waren die Tahitier wegen ihrer Fertigkeit im 
Schiffsbau berühmt. Forster berichtet, wie er eine 
Flotte von grofsen Doppelkftbnen sah, der sich 70 
kleinere Fahrzeuge anschlosiien. Zu den grofsen Kähnen 
benutzte man das Holz von einer harten Batimart (Spon- 
dias dulcis), zu den kleinereu nahm man das Holz des 
Brotfruchtbaumes. .Mies geschah mit den elenden Stcin- 
werkzongcn, und die Vertiefung des Hauptranmes wurde 
durch Ausbrennen l»ewirkt. Die einzelnen Stücke wurden 



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872 



Prof. Dr. 0. K«Her:']Terwilderte Rsnitiere iii Sardinien. 



mit Stricken aua Kokosfaser zasamvaeDgebundmi , itus 
(iiinxf mit Harz gedichtet. Und dabei schuf cmn I'ulir- 
zouge. deren längste 30 m niafgen. Hoch erhob «ich 
Seliiiftliel und Stern aus dem Wasser, beide mit go- 
•ehnitrtea Elguren geziert ^ Iwtotid«» b«i du Kriega* 1 
klliDfln, die alle doppelt waren, wtbraDd W kteilwn | 
K.mu-i ein Au-slcgcr ^niügtc. Dio ItRisrkühiif bMalseu 
eine riatlforui. niifd<_-i- -Ach ein l'[ivilli>ii odiT wenigstens 
do Schirnulni-li erhol). 

Einen liest dieser alten ScUiifHbitakuuit verüeutiicht 
dw Photofimphie des reichgeschmflckten Kanus, wetcheB 
TW vn paar Jahran hier galagaatlich dar Faiar dw 
14. Jvli avaliaK Danii dar fisinSnielw KatiouUeitteg 
wird aneh hier gafeiert, und ein halbes Jahr hatte OMUi 
daran gezimmert, allerdinf;« nicht mehr mit Steinbeilen, 
.innilorn mit fiiropiiiarhpii Xxti'n. llin (irnnilfüi iiicn wanin 
noch die alten, und etwa 4U Manu dienten als Hudorer. 
Der PaTÜlon auf der Plattform war mit breiter Tap» 
btfbaagen nadanf ihm tkroate ein grofsar Vogel. Kano- 
laiehaend aber iit daa Ungahaner, daa wom den Sobifia' 
«ehnabel aiertaw Diaaar gawalUg* ViarfllCiw aalll« 
— ein Pferd Toratenent Die alte, aehfine Sehnitaerei 
mit Steinbeilen und ^lusciieUchalen yeis< hwM'.d und 
dafür erschien ein giub ge.-irliejtoter etir(i();ii!sc;Ler Vier- 
fUser. 

Wir hftbpn hier Konzfirtc vor dem i'alaiK des Gou- 
verneure, bei wuIuLl'U die einheimische Musikkapelle 
spielt and die Haue der leiehtfertigen MAdchen Pa« j 



peetes sich einfindet. .Miui hört wohl noch die alt« 
I!ambust1ote, iiiclit rjljer iiir-hr die Mvischcltrnmpete, und 
auch die alt« Traiumei aus einem au.<igehühlten liaura- 
klotze, überspannt mit IlaiGschhaut, ist verschwanden. 
Ihr dumpfer Ton, Mittenuwhta tob den Bergen wieder- 
hallend, rief einai daa Volk n den Henichenopfem 
herbei, aber auch zu Spiel und Tanz. Jetzt ist die fran- 
zösische Militärtrommel an ihre Stelle getreten, wie 
diete.s iiuf der zweiten Photographie ZU selien nt. weiche 
den Upu-Upn-TnriT: unter Mangobünnien darsteill. Die 
•Ua Liaba mm Tanzen, welche von jeher die Polynesier 
aaaiaiahiiate, iat ihnen geblieben. Nnr darf man aieb 
lltehi damatar BiBMHiina oder paarwalaa TMaMt «ia 
in Enropa, vorstellen. Das Ganze glaieht jetst mehr 
einer Art liallett, oder aach, in einzelnen Phasen, den 

FreiüLiuiL'en einer Tumerri»'r|;e. Ohne Tanz und luonn- 
tuueii tieüaug keine Freude für da» hiesige Volk, das 
ganxe Mnndscbeinnächte durchtanzen kann. Oft tanzen 
die Geschlechter aliein, fiftar noch in Oemeiuacbafi, dann 
aber in Iteilien geioadeit. Ba aind Haaseotftnza mit 
BSpflBa, BiageB, Armbawtvapgaa; wantgar konnaa ilia 
Beine in Betraeht, and dieFOlte aind immer aabekleidat. 
Alle l-anheimisrhen gehen hier noch bsrfufs. Der Upu- 
l'pu erinnert lui die ulten Rudertfinze; er ist anst&ndiger 
,\rt — die Tlosfi bei den >!&nnern, die „Robe" liei den 
Weibern zeigen den europäischen Einflufs. Daa ver- 
hindert aber nicht, dafs gelegentlich dia altaa, berBflk- 
tigtaa obaoOnaa Ttaia wieder aaflabea, K. 



Verwilderte TTaustiere in Sardinien. 

Von Prof. Dr. C. Keller. Zürich. 

J)as SymbiosenTerhältnia zwischen dem Mensohen loh erhielt in den letzten Jahraa aua Sanliaiea 

Ottd Minen Haustieren ist nicht überall so st»rk befeitigt, wiederholt Material und Angaben Ober dia dortigea Zn- 

daaa ea aieht gdqgeiitliak .viadar gaUM watdao kftmit*. stände . woyr n ich hiav mit ROflkainht «af adiwabanda 

Wir kennen eigentUok in dieaem Rnltarerwerb nnr eine TagebfruM;en einiges mitlaOea will. 

Hfiuätieriirl , die sich iiielit mehr ron der meii'ichHrSipn Der liekiinnteate und in der Litt«ratur yieirdcli er- 
Wirtsrlinft emancipioren kunn — es i>it diis >>ehiil', du« wiilmte Füll von Verwilderung betriflt die Ziege, 
allerdinfis schim in der prühii-torischen Zeit in der de- Schon l'auaanias erwähnt die wilden Ziegen in .Sar- 
sellschaft des Mensohen erscheint und durch Kultur- | dioien, doch wird seine Angabe etwas verdächtig, wenn 
einflüBSe aufserordentlich stark amgebttdet worden ist. er bemerkt , dafs diese dem Widder gleichen nnd hSehat 
Alle abrigaa Haiuliorartan kflonan «ntar gawiaaan Ver- | «ahraebeinlioh liegt eine Verwadulaag mit dam aanliai- 
hlltafiien, namentliaibdB, wodiaEnltaranstlndeprimitiT I aohea Honflo« vor. Dagegen er&hren wir dnreh Oatti, 
bleihen aJer die Ansiedelung desMrnsehen nur vorüber- dafs im Torigen Jnhrhundert die kleine, im Nordosten 
gehend i(«t, /um freien Natnrlebeuzurückkehren — sie ver- von Sardinien der Küste vorirelagertfl Insel Tavolnra 
willlern. OeeHni.'ielie lii.Hpln , die nur iib und zu virn mit verwildei'ten 'Au'ffrti dicht erfüllt \s'iir; sulclm sind 
SchitTcu besucht werden, haben uns vielfach derartige ii«ut«s noch vorhunrlen , wahrend sie auf der zu histori- 
Erscheinungen gebataa« j scher Berühmtheit gehtagten Insel Capnra svaächst ver- 

Dia Varwiidaraqg badantat, kainaawaga immer «line aebwandea, naoh Maltsan aber in aaaerar Zeit aber- 

vOtliga RflckkebriarwildeoBtammfoim, sie kann gclcgent- | mala ▼erwildart aiad. Naoh daa mir angegangenen 

lieh bis dahin gelangen, aber die' Spuren einer langen ' Mitteilungen lebon gegenwärtig auf der Hauptinsel in 

Domestikation werden meistens nicht völlig verwischt. ' den Bergen verwilderte Ziegen, welche, ähnlich wie die 

.\ni el;e^ten vrini ein IIück-tihhiK in die Wildform er- Wildschafe, (iegenstand der Jagd bilden. Ei;i nilrüber- 

lülgeu, wenn OS sich um ein relativ juuge» llaufiticrliuu- | sandtes Gehörn läfst keinen Zweifel übrig, dafs man es 

delt oder der Verband mit dem Menschen ein loser ge> - nicht etwa mit Capraaegagrus , sondern lediglich mit 

blieben ist, wofür die Katze ein typisches Beispiel einem verwilderten Geschöpf aa thnn hat. Daa grolse 

Imferi Oehttrn iat aaftteigend, dann aaeb htnfea and «nawlrla 

Auf eurapiiacbem Bodaa biatat woU OMb dteaer gariektet; aa der vorderen Kante sind vortrataoda 

Richtung die Insel Sardinien die !nf«re«Bante8ten nnd HSeker kaum angedeutet; die FKrbung ist hellbrann. 

ziildreiehhien l'ele^'e. VerHidiieiiene Un -it.iiide uiöffen Wie bereit» V ,i r r o liervoiLebt, sititumt sie, nachdem 

y.U!*jimui''n^'ewirkt haben, uui dtr ^'ürwi^de^ullg der Gehörn zu urteiku, mit der altrömischen Ilausziege über- 

llaustierwelt \'orschnb zu leisten; die Kultur ist wegen ein, die man so häufig naturgetreu auf römischen Kunst- 

der Entfernung vom Fc»tlande veroachläN.sigt, im Laufe . gegenalftndeo dargestellt findet und von der wir ja in 

der (ieschicbte haben veraebiadefle Volksstämme die gewissan Alpengegendeu noch fast unveränderta Naeh- 

Uerraobaft aaf der Insel iaacfebabt nad endlich ist naoh l kommen antreffen, wie z. ß. die Walliaar Zi^. 

allan Bariehtea di« Hawtiarwelt dort anffalland stark I Der raaeli« Obergang dea Tiam mm WiMIaben 

vartntan. | kaaa uns aldtt ttbanraBehaa} sehst, obgleich seine Zaoht 

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Prof. Dr. a K«llari T«rwild«rt« Btnctiero ia S«TdiaieB. 



878 



nlv alt ist, von sontr MiArlichen Int«lligen2 gar 
■kkti fliAgabttbt nnd wnn m dank Zufall haimaUoi 
«Ml m -nnwg m aicb im VnSm aiA «mafMMa. 
Bai dam groCwn RaUikiim an Pfardaa darf ea nicht 
fkbarnMohan, wenn im Lanfe der weetiidreicbeD Ge- 
schieht« Sardiniens dxv '\'erwildt3rung uinen grfifseren 
Umf»Dg angenommen hat Der um dla Naturgeschichte 
der Inne] hocliverdiente Francesco Cetti sagt: f,l}M 
, wilde Pferd hält sich in Wüsteneien auf, gehört nk- 
g^Bandani zu und kann von jedermann gefangen werden. 
aHaa trUR m in vart«biad«Mii TeUen dar Inaet an: 
IKitrikta von Bnltai, aneh an Nnrra. Der bekann- 
^testfl Woliiijilatz der wilden Pferde ist der Wald von 
„Caimi, auf der hmcl St. Aiitioco. lilan pflegt nur d«r 
^Kirche des I'rotektors ilcr Fnsel ein Genchenk an macheo, 
»um die Pferde nach Belieben fangen an dürfen; allein 
«daa Fall aiU|g«Bonui«D, taugen sie zu nichts; sie sind 
aV«n so nrwUd«rtw N«tnr. dala aao aia anf kaüie 
„Weim bSndigan kann.* Daft es aiek wirkliek nm ver* 
wiIdpT*f 'l'ii re liiindi'lf, geht daraus liervor, dafs neTieii 
Braun auch vuracliifdciiu auJtic FärliuPL'eii dieser l'tcrdu 
▼orkommen. 

Neben diesen sollen auch verwildertu tte-al, sogenannte 
„Waldeeel" vorkommen. Der Reichtum Sardiniens an 
HanioMln ist bekanntlich sehr grob, in den aaklraiohan 
ICltUeii wird er ganz unentkdbrfieh v iraabalb ika die 
Sarden geradezu den Mfliler (su molente) nennen. 
Trotzdem ist nicht walirgcheinlich, dafs das zwergartige 
Gc-schüpi', dud au Intelligenz offenbar stark C'iiigobün>t 
hat, ^11 r Verwilderong neige. Lays Marmol, ein 
Sobrifüttdiur des 16. JaL-hunderta, bakanptot awar, dafs 
er in Sardinien graisa Herden von Waldaaabi fMaham 
kaba, olig^aidi aia khioar ab die Hbjnefan «ad anmldi- 
Bchen Waldeeel sind (vimos graudes manadaa deslos 
asnos selTajes en Cerdena), allein Carillo, der Sardi- 
nien im Jahre 1611 besuchte und über die Hanstiere 
gute Angaben macht, selbst die wildeu Pferde von Sant 
Antioca kennt, gedenkt .der wilden Waldesel mit keinem 
Worte und Cetti zieht ziemlich scharf gegen den nn- 
saTsillsaigvn Marmol los, indem er Tundwey erklirt, 
daiMo Awgaljaii asisn i>tiifinfh ardidhlat» 

Eigentflmliehe Terkflltnisse sind in der j Ängsten Zeit 
für die Kftt/e SardiiiienH hekunnt geworden. Wir 
UlüüTien , weil siu gegenwärtig in der Fachiitteratur 
GegenbtAitd der l'.riir'teruiig geworden aind, atms ain- 
gohendcr hei durselbcn verweilen. 

Biäher Wiir miau der Meinung, dafs Sardinien unsere 
gawöhnlicke Wildka ti e boaitze, da sie anab ▼ob Cetti 
erwiknt wird, eeiner Bemerkang, daft avdt Tiele var- 
wihlerie Katzen neben ihr Torkommen , hat man auf- 
fttllenderwüise selir wcuig Beachtung geschenkt. Erst 
in den letzten Juhren begann man, dei aardinischen 
Katsenform eiitgehendere Anfmerksamkeit /n Rcbenken. 

Graf Trau ttm a& nsdorf hat sie in den Hergen bei 
Somdüe erlegt nnd nach den inlseran Merkmalen er^ 
idift sie an niusrer ObarrasdmDg Loreas Libar- 
n a u fQr identisch mit der afrikanischen Kafferkatze 
(Felis caflra). Kurz vorher (189C) hatte Prof. G.Marto- 
relli eine eingehende Studie über die wilde Katze von 
Sardinien in den „Atti della Sotneti italiaaa di scienxe 
naturali' Tar&BsnÜiebt und aieb dabei «ber DivaStaUnag 
galnfeert 

Er beinwhtat diesalba ala «in« «eMa WOdfor«, die 
aber von derWQdkatae ansererAlpenllnder (Felis catos) 
enteekieden abwaieht und seiner Meinung nach dem 
Forinenkreis dar aMkaniMkoft Falbkatse aigareekaet 

werden mafs. 

Gleichzeitig 7.icht er, was ich fQr ganz verdienstvoll 
halte , mehrere bisher besehriebene Arten Afrikas (Felis 



manioa]ata,F.«aligata,F. caffra, F. pulcbella)in eine einzige 
Art auaauaaB a]idafUirtsieain£Mhalsl.okalfora»endier 
Falbkafam. Da Äna Iber ein grobss Areal tob Afiika 

I verbreitet ist ao4 aVib >n Palästina vorkommt, so sieht 

' d«i' genannte ita&enisohe Forsoher aus seinen Unter* 
suchungen den ScbhifR. daTa wir in der wilden Kat7il 
Sardiniens eine eadeuropaiache Kolonie der afrikanischen 

. Falbkatse vor uns haben; er ssUtgt Blr dissa den 

, Namen Felis nediterraoea vor. 

Um BÜr Aber dieses merkwfirdige Tier da eigenes Urtail 

I bildsa aa kSnitan, kaba iek sur Origiaalaxaniplaia T«r- 

I eobafll and erhielt dnrek die Oflte meinee Ftänadas A. 
Oirt anner ein Skelett neVist vier Hälgen von Wild- 
katzen, die in der liegend vuu t^tj^liari erlegt worden. 

Nach den bisher gemachten Beobachtungen benimmt 
sich das Tier ganz wild , lebt in den Wäldern oder 
zwischen FelsblOcken und ist nicht ganz leicht zu jagen; 
seine Raublast wird dem kleinen Haarwild nad dem 
GeflOgel verderbliek. An GrSflM siebt die wilde Katae 
Sardiniens erLeblich hinter derjeiiigeD uiiserer Alpen 
zurüek. Nun ist freilich den Zoologen diu 'l'tiat.Haclu) 
lüngst. bekannt, diita fast alle Säugetiere der In^el auf- 
fallend klein sind, aber es sind doch noch andere unter- 
scheidende Merkmale vorbanden. 

Der SchwaoB ist bei der sardinisohen Form verhAlt- 
aismilsig länger nnd weniger voU, angeepitst nad nie- 
mals abgehackt Die Ohrspitzen tragen oft einen star- 
ken Haarpinsel, der bei Felis catus in der Kegel fehlt. 
Die Färbung des Pülze» oriunert entschieden an die 
afrikanische Falbkatze, der Kofs ist bei allen Tieren bis 

I zur FaRie hin sehwara behaart. 

Attoh die van nur unteranchten StOoke lassen aUe 
disaa Merkmal« erkennen. Bei dreien trit» die Milgelbe 
Flrbnng aof der Bauchseite stark hervor, ist aber an 
einzelnen Stellen mehr Ina RStliohe spielend. Bei allen 
ibi die Nuengegend deutlich rostrut mit etwan dunklerer 
Einfassung an den Seiton. Das grOLit« Exemplar 
milst von der Schnauze bis zur Schwanzspitze 95 cm, 
wovon 34 cm aof den Sehwana entüdlen. Das kleinste 
Stück wird dagegen aar 80 em lang, die Lftaga des 
Sekwanaea aibt Moau DiatM ExmjiM ist vaA sanat 
abweiebend, £b dankeln Fleekn sind nndentlieh, 
die vorherrFchende Färbung dunkelgrau mit weifseii 
Haarapitztn, auch die Hiiuuhliuite wonig hell, mehr fahl- 
grau , dagegen sind die tiefschwarzen Haarpingel der 
Ohrspitzen centimeterlang und geben dem Kopfe ein fast 
luchsactigsa Anssehan. 

Btwaa atmtaig niaekt misk der Bau des Sohftdals. Er 
ist aoADend aterüdi, dasGebifk nngewShDlieb eekwack 
und von niifceror Ilau.skatze nicht verschieden. 
wurde mir veraiehert. dafs derHelbc wirklich von der 
sogeiuiniiteu Wildkatze htrstanjme und eine etwaige 
Unterschiebung einer zahmen Katae nicht anzun«b- 
mon sei. 

Martoralli ist jedenfalls voUkomman im Reoht, 
wann or die anffallenda Übarainstimunnf mit dar Falb- 

katze hervorhebt, sie ist bei manchen Individuen geradezu 
verblflffend , ebenso ist er im Recht, wenn er eine Zu- 
sammengehörigkeit mit Felis catu» zurüekweis-t. Stdiwie- 
rigi r wird die £ntseheidang , ob man es mit einer 
rri. r, ^viidlm» «doT eissr nnr verwilderten Fem sn 
thun haL 

BsbanalliA ist dlaFalbkatoe diaSiMBaifom naserer 

Hauskaiie and da kann es sich ja mSglisbarmiaa nat 

Kiicksohlagserscheinungen handeln. 

Etwas auffallend i»! . dafs starke individuelle Ab- 
weichungen vorkommen, die der genannte Autor sogar 
in recht guten bildlichen Darstellungen zum Ausdruck 
bringt Ich kann diee bestätigen, denn das kleinste 



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174 



Pro£ Dr. Cl Kellar: Vtrwildtrt« Hanitiare im Sardiaiflii. 



d«r mir Torfiegmclaa Tiare Xlniett in dar nrbang trots | 

d<^r liirliHHrligeii IlaarpinKct iin den OhrtD ToUluMMIISIl 
cinur ((ewuLiilicheu gruui-u Iluuikulze. ' 

Du.t ViirhaDdeiKein Af r llaiir{riiihel ibt wühl uiiic l'Iu- 
(teho Kücluchlagserscheüiuug, übrigeus linde icli «ie bei 
«iaam StSak gar nicht angedeutet und anderseits hat 
•bA innen H»«ikatM g«l«g«ntlMb «twM varlAngarto 
Hur« aa dan Ohnpilsaa. 

Mit dem Charakter eines ecLteii Wildti«r«s wbeint 
mir das lokale Vorkuiuuion etwas schwer vereinbar, da 
doch ger.ide die PVliilen sehr bewegliche Uiiiiliticre sind. 
Attlser Sardinien ist bisfaur nur noch diu tuükanische 
Xaremma als Fundort angegeben , dagegen bat nichts | 
▼•rlratfli TOB «iseai VorkomBitB »Bf der Halkaohalbiusel 
oder in griaduHh« Arahipd, «o diaie Fnrui dann als 
MittelgUcd gcgmflber der FalUMtn Pidiatinw nne 
ftbnlicho vermUtalnde BlaiDttBg eionlhme, wie der in 
Krctii voiki iiimeiide Mouflon awischen drm sunlinischen 
Montloii uud dum orientalischen Mouflou Auntulii-us. 

Sulauge solche Bindeglieder nicht nai^h^M wif san 
werden könueu, mul's ich mich etwas skeptisch verhalten 
und eine blosse Verwilderung annehmeB. Aus Osteuropa 
liegt mir eise eebte WükBUe t«r, die »u» den Donau- 
lindem ataramt, sie iat entaditadeB kletner ela die Forai 
unserer Alpen uml stimmt in dm Köi jjprmafsen «ieniHch 
günnu mit dcu (^rüft.Twn StücktMi ilur pardiiiischeu Kalien 
übeieiii. li.it auch Hcli«'R<jbe < llir)iiiisfl , Lili«r oiiw-ii pauz 
anderen ftchwanzbau, der hif .nafurt als Felis catus er- 
kennen läfst. 

loh mdfifate bbb venneben, ooefa einige ethaologische 
Qrttnde mtnfldiraB, boi eise einfiwhe TanrildorBng der 

Serdcnkatze wahrscheinlich zu machen. 

AltAfryi>ten ist das Stauiuiland der Hauskatzen und 
es üLliL'iiit, diila fallikiitzeiiiihnliihe Fiirliiiiipcii doit sehr 
verbreitet waren. Ich habt! nufa geratewohl einu uiu- 
balsamierte Katze, die nu» d>'m alt&gyptischen Katzen- i 
friedhofe von linbastis stammt, von den Hollen berreit, 
das Hwrkleid iat noch recht gnt eikeUea, wenn aueh 
•twaa abgel>l«fot Die ftUgellieBi Mi Bwaeben Stallen 
dunkeln TJ^ne laasen aieb recht gnt erkennen , nament- 
lich lilfnt sieb ffststellen , dftlH, wh' liei diT Siirdciikutzi', 
die llintei l'ulbü biü ;cur F<jrj>u schwarz wuruit. Aber auch | 
heute findet man in den Küstenlindern des Roten Meeres I 
Hauskatzen, die den Falbkatzencharakter auffallend ge- 
treu beibehalten haben. 

Drebm bat aolebe ia AbeaaiDien bemerkt und hin- 
zugefügt, dafa aia aneh von den Arabern in Temen gc- 
Ijiijti-ii wi-i'ilen. üei nu-ir.cm lrt/t*>ii ncsiulie des l;"tei) 
ilttTiis mir in MaaMuua Uui uliiem liiiif^ü Zeit dtirt 

auSÜBSigetl Kuuftiiaiuie eiiii- Ilulli-kiit^.e ;uif. die ili der 

Färbung merkwürdig mit den falbcu WilUkutzen Sur- , 
dinieiiB Qbereinstimmte. Mau versicherte mir, dafs diese ' 
Beaee von den Deblak-lneelo atamme nnd bei des Are- i 
kern aebr beliebt wA Idi erianen uiieh ferner, ibalieb« | 
Katzen auch in Suakin gesehen zn haben. 

Wenn wir diese Farbennüaucc noch jetzt bei den 
Aniberi, ;tiitri Heil , ist n» früher mflglieberireiea aoeh 1 
verbreiteter geweseu. 

Nun ist ja hiulftnglich bekannt, dafs im Mittelalter 
die Anlier die Uerradiaft »nf der Ineel Sardinien be- 
•aeeen habe«; ee ietneheliegiBd, daleanbiaebePaaiüieB 
diese primitive Raste eingeffthrt babea, die Tiere aber 
beim Anstürmen der späteren Eroberer sich selbst Qher- 
leaaen blieben und v<-i wilderten. 

Da die l'isaner schon im elft«n .mirliuiaderi nach 
Sardinien kamen und längere Zeit dort herrschton. 
kAnaea aie dieae Katz«B in ihrer Heimat eingebürgert 
kaben ; jedenfalla ist es kein Znfall, dafa nur in der Tus- 
«nn» biaher verwilderte Gaeeböpfe aagetroflett wurden. \ 



lob erUioke daher in der «üdea Katae Sardiaiana 

eine üL'liuu »eit üc-lir langer Zeit, wohl schon im Mittel- 
alter verwilderte llauiikatge der falben llacse, wie man 

»u- heute nocli ani Koten Meere lindet. E» Btbeint, dafa 
aber seither der Vorgang der Verwilderung andauerte, 
denn Cetti bemerkt amdrOcklich , dafs hiufig Katzen 
gefttodea werden« die ana den HaUea der Hirten oder 
auB den Dorfen entilolunEi aaien; er eah eagar «ia 
aeböaea Pelikleid, welebea ganx ana adiwacaeB Fallaa 
von verwilderten Katzen gemacht war. 

Schwieriger lüfst sieli n.- "iHiigel an j;eiiaucn Beob- 
achtungen feststeiltsu, lu welchem Uiufauge das Schwein 
der Verwilderung anheimgefallen ist- Ks sind vorläufig 
nur die usteologiechen UnturBurhungen, welche uns hier- 
aber Winke geben können. Ale aabmee Tier spielte 
nebea den 8duf vMt altera her d«e Hatteaebwaia die 
HanptroHe aaf der Insel, Schöpsenfleieeb and Sehwaiae- 

fleii-eli iii(ichi-n in der Vollcsnahrung die Ilnuptbestand- 
teile aus. Die runiisLhen Kuiaer butraciilelei» die Insel 
als Fleischkaramer; sie nntcrbie'.ten , viin Iii ni stets ge- 
nügend mit FleiRch zu versorgen, in Sardinien grotie 
Schwcine^ücbtereien, die durch gesetzliche Verordanagea 
geaebfltit und beaenderaa Saarii UBtentellt waren. 

Die Araber werden apiter bei ihrem Abaelieu gegen 
das lini'eine Tier, das im KardiHi-heri IKalekt zum Teil 
den arabiüebeu Namen :iii^eDomnien. die /iiebl mügliebst 
zurückgedrängt haben. 

Die Wildschweine mnd aogewöhnilch zahlreich, es 
wird dies leicht veraliiudlich, denn die Wilder bei,t«hen 
ja vorwiegend ana £iehen ((juerone robur, Q> ilez und Q. 
enber), liefern daher aia« reiebKdielSdielaiaat Die Wild- 
schweine Sardiniens sind zum Teil aulTallend klein, in ihrer 
zwerghaften Gestalt müssen sie beinahe den Kindruck 
von l'erke'.n muubeii. leb lici>it;ie einen Seh.tiJel der 
Wildiau mit stark abgenutzten Zähnen, dessen Profil- 
länge nur 27 cm orreiebt, er ist also lange aiehtaagnb 
wie der SebAdel einer aweyihrigui Badia ana uaana 
Qegeadea, aa den eiaa PrafiUEBga v«b SOeu laeaee. 
Ich vermnte, dalä dIeae geringe GrCfse nicht alleia 
wegen dea inaularen Torkonimens ein Produkt langer 
Inzucht ist, sondern von einer Verniiätbung mit /abmea 
Schweinen berr&hrt, die dort berdenweise in die Wälder 
getrieben werde» ttad ven Cetti ale klein beaafcha e t 
werden. 

Dringt aiaa die {tiinitiven Zuhtände auf der Insel in ' 
Anaeblag, enrigt aan die Leiehtigkeii, mit weleber 
aahnie Sehweine an in> vielen Pnokten der Tlrde snm 

WildNlimde /.iirüekkeLren kannten und verijegenwärtigt 
iiiftii Hu:]\ die vitslcn ijiürme, wekhe im I.iiui'e d«r Oe- 
.sibieiiie über die liovölkeruog hin» e^(,'egangen sind, 
so mui'ste es uns fast wunderbar vorkommen, weaa 
nicht vielfach lilut zahmer Sebwalna ia die Vildaehweill^ 
beatinde Sardinieaa Abergia^ 

Die anatMaiaeheB Bafimde haben mir darttber ein 
so unzweideutiges Ergebnis geliefert, dafs eigentlirh 
weitere direkte Beobachtungen nicht mehr notwendig sind. 

\'im lirei Wil Ij^chwelnbchiidrln. ilie i<_'h au» Rardinien 
erhalten hübe, gebort der grüfste einem ausgewachsenen 
Keiler an; er trägt alle Kennzeichen einer Wildform. Die 
ProfilUnge betrAgt 37 cm und die GrAlae dea Tieree 
kana aiebt aebr bieter derjenigen eiaee erwaahaeaea 
Keilers aus dem Schweizerischen Jura zurückstehen, au 
dessen Sch&del ich eine ProfilUnge von 4iicm finde. Da 
bekanntlich die Gestalt des Thränenbein» ein sicheres 
Zeichen der Artzugehurigkeit nbe'iijbt , so lüfst dieser 
snrdische WildschweinscliAdel umtiz «iitrtigüch unver- 
mlsohtes Blnt des eurupäiscbeu Wildachweineg (Sua 
■crofa) erkennen. 

Die beiden anderen Scbidel, die verbargtenBaraea 



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Klein« MaokrwbtcD. 



876 



von «ildeii SohmimB harrfllireD, woftr »odi di« 

schiefe Stellung der Hioterbanptssohuppe und die Be- 
schaffenheit der MuBkelleiHten unzweideutige Beweise 
liftV-ni, eitui beilc-iitoud kleiner. Die Profillünge des 
männlichen bchjulel» mit zierlirhpn Hauern mifst 2l!t cm, 
diejenige des weiblii hcii nur 27 cm. Die Abnutzung 
dar Zihne iiftt auf uemlioh alte Tisn mUmCmd , lie 
«•fwn Jtdaoblla arwMbmn. 

Die Sehmelslage der BackenzShne ist TerhältniamftfBig 
dick , die Thränenbeine nahezu quadratisch nnd weit 
kürzer al« hui dem ersten Sch&del, si« «iluimen mit dem 
indischen iiausschweine Oberein. Die beiden Schlidel 
gewähren trotz ihrer Kleinheit ganz das Bild desjenigen 
Ton Sus yittatus, der wilden Stammform der atiatiachan 
ilautischweine. Die zahme Kasse aus dem Oftra, be- 
kflduitliah idantunii mit dem Torfschwoin , nt jedwfalli» 
i«1ir Mb Bftdi Sndeuropa gelangt und di« sahnen 
Schweine Sardiniens, wie diejenigen Ilalicni- fiberhanpt, 
gehören Torsuf^sweise der Sus indicus-Rasac »u. 

Vinn anntiinuHchen Standpunkto ans kann somit als 
sicher ungeuotuiueu werden, dafs neben dem reinblüttgen 
«wop&ischen Wildschwein in Sardinien andi Mthlniohe 
T«niild«rto Schweine der Saeisdiens-ReaBe twlmnieB, 
■ti aohdia dtrfen woM die kleineii Exemplare anterden 

Wlldschweinni angei^elipn wprdpn. Intoppsgant erscheint, 
dais der Schädel hier so völlig zur wilden Stammform 1 
Biirta^Bikehit ii^ de& menehe eof den fledanknn koiii- | 



tuen taDBteB, Sardiilim beritM eine Keteuje des uieti- 

scheu Wild-fL-Lwi inas (Sus vittatus) , wenn diene Fürra 
nicht so RtArk unch Osten gerückt wire und daher tier- 
googra]ihib('iie Grunde eine derartige Sobl«lUe)g«rUDg 
solort als uitssulässig erklftren. 

Anhangsweise mögen hier noch einige Bemerkungen 
übar die Sehefe Serdiniena folgen. Men weif«, d»(a die 
taiel noch nhlniclie Wildtcbefe erhtiten hak, dn Wfllfe 
wie andere grSfaere Eaubtiero fohlen. Auch das be- 
nachbarte Conica beherbergte Mouflonii, doch sind dicM 

in der neuesten Zeit g.in/.lich erlusclien. 

Das siirdiuische iiausschal', oli'cubar eine sehr alte 
Rasse, hat keinerlei llezinhnng zum dortigen Wildschaf. 
Leider geben m» selbst die eingehendsten zootechni- 
•ahen Werke gar keine Aufschlasse Ober die Basae 
S er d h H WM . Die einen Awtocen bdi««]jt«n, «ie Mi ge- 
bSmt, naofa anderen Angaben coli ne bomloa sein. 
Meine Vermutung, man habe rielleicht zalrnie Abkömm- 
linge dos «ftdeuropftischen Monflnü darin zu erblicken, 
hat sicli niclit Ijpst.ntigt, (Ih"- Landwchaf Sardiniens i-t 
grofshörnig und die llurnfarbe ist aufl'ailend hell. Ein 
mir flbenudter Schädel trftgt alle Merkmale der Arknl- 
abetonwwng an sieb nnd wir m&nen daher annehnen, 
dafs die Rane arialiwAivr Heiknnft iiL Dimni erkUrt 
sich wohl die vie^fBch gemachte Beobachtung , Hah die 

iWUdscbafc ?>ardiniän8 eine Berührung mit den dortigen 
HanndiafeB «meiden. 



Kleine NaohriehiteiL 



— NasennftU (vergl. Olobna, Bd. Ii, 8. 150 unrl IK). 
lUtT Ingenieur Olao Hnnmel in Jebotieabel schreibt mir 
bierSber nad mU Bang enf die ,ConMdoa*, welche J«ut 
meist KaiiifBiigt ganennt weidan, und von den Argeotlniacben 
Hiasionas bis nach San Paulo hin verbreitet lind , liaa Fol- 
gende: „Die Flöttn der Coruados sind geformt wie die un- 
»«rifen wtA van Toi|Usra (B«n»bu») gsmacbt, 20 bi« :ip cru 
Iwni:. So viel i Ii tiiirli pri::n!-rr, werden sie aucli geblioi-n 
wie un«ere. Ich meine nicht geneb«» zn haben, daf» ein 
Nasenloch exprefa sugehallen «-iiril>', uohj aber, dafa da« 
Loch iler flöte sehr scharf an das eine Nasenlocb angelegt 
wurde." Sfe TMMlüadeneu Beriehta fiber die Kai 
sowie euA Um die Cajuai, erwlhnsn 
ana Tonnen, abw nldua -ttbcr die Art dia 

San Tanlo. Brasilien. H. Ibering. 



— Alexander Agaiaiz tritt am 22. August von San 
Fr»nciM:o eine neue K«i»w in Hie Siidsee »n ;in;1 wiefler 
wie eh»-ilt'rn an lUiril ►■incs nur Tur fii^ine Zwecke rtrlieitenilen 
Pampt'er«. Um Btadium wird wieder den KMnill 'uritleii und 
dem PUnliton j^vlten; vs werden dl« Miir jiii-<;ua. Tahiti, Pau- 
rootun, Rarotonga, Niuv, Samoa, Tonga, Kidji, KUice, Uilburl, 
MancbaiUniiln bmolrt wenden. Bancr derBaiM wohl aieht 
IftoKer als ■eebi Xeswle. 

— Am 16. Mai d. J. ist in Berlin Geheim. Begierungcrat 
Prof. Dr. Willielm Schwartz, der fröbere Direktor dea 
I.uiieU'Uymnaiuuuj» in Berlin, im ?B l,r(:ensjHhr« gestorben. 
Der Veratorlieov »nr ein h*rvorr;<|;eriili r i an« Iht m{ dem 
Ovbiete der Aiulirnj.olnyie, My'h'.ilogiM und liM2inif<i:lii'n Siii^'-ii 
und OescbichtsforschUDg, und deshalb gi:deiikt der .(ilobut* 
•einer hier ehrend. Am 4. September ISL'I in Berlin ge- 
boren, studierte Sohwarts in Berlüi und Iieipzig Philologie, 
wmde dann 1*44 Uhrsr aas Vaideiocban Gjnneasinaa in 
Berlin nnd war tob MH Ui 1872 Siroktor des Ojnanaaiiinis 
in Nea-Rappin nnd 1872 Mo l6tS des Friedrich -Wilhclm- 
Gymnnaiiims in Posen; im -Talue iMS wurde er mich Berlin 
lii-niiVii , nm die T.i-itiini: des nen gegründeten Ijiiioen-Gyro- 
im«iiitii« /.u iilMTni'hinm Nach riUjilbrtger AnitathAH^keil 
trat Öchwaiix l-'.u in den Knhmtand. Auf dem (SeWetP der 
Sagenkuride w;ir Schwartz ein Scböler iieint^ «[.uteren 
Schwagers, Adwibert Kohn, mit dem er zuanmwen uciion 
al< Student in der Mark und apiter in anderen Teilen Nord- 
deutschlands die „Sagen, MftrelMn nnd Gebräuche* (lieipzlg 
1M>) sanuneUo. IUI diMW flawnlnng wnnie die lai^ 



Reihe der wlehOgen mytbolafl^lien Schriften Sehwarta' es^ 
öffnet, die sieb seitUoh fast über ein halbes Jabrbunderl er- 
streeken. Oekenanielinet sind seine Arbeiten vomclunliob 
durch da* Streben, da* Oemeiniiame in der gernienlsdnn 

Mythologie darzulegen; zur Beweisführung zieht er neben 
der KHimaniachen Bagenkunde namentlich die Uythen der 
CnPciKin iiml RTimer h«rr>n. Vnii der 5!agenkiude ging 
Seliwartz pj iitvr 7ur VorKe«liiclitt- itti fnxeieii Sinne Und zu 
»nthrn|.oliit;ic>-lien Studien über. Seim- wiclitig«ien Schriften 
»ind : .I>>T ln utige Volk»^lA-,;tie und d»R alte Heid«ntum'' 
(ISäU, '2. Aufl. lä«2); .Der Uniimne der Mythologie, darge- 
legt an griaabiaelier nnd dantaebar iage' (Blwün ItütO); .Die 
poetischen Watanussebannogen dar Orietban, BSmer nnd 
Deutlichen in ihrer Beziehung zur Mytbniogie der Urzeit', 
der erste Band behandelt die Sagen von Sonne, Mond und 
Sternen (Berlin l»tt4), d*r zweite diejenigen von Vflnd, Blitz 
und Donner (1679); ,Der Ursprung der Stamm- und (irüo- 
duugsfrage Horns unter den». Reflex mi}r))<i(>rmani*cber My- 
then* (Jena 18;»;; .l'r;^liimori.'cli »ntlirn(n .Ii iijiache Studien" 
(1S83); „IndügürmajiiHclier Vn!k-^^'l;iuUt:' (löSr.). Ferner er- 
schien von Schwartz „Haijeii ilpr Mark Uranleuhur,^" 
(3. Aufl. 189S)i .Materialien zur prlUüstorisohcn Karto- 
graphie dtt Piosina Poow' md nr patenMntaavCtiie- 
rung «ter Mark BnmdCBbnrs, MMhkabngp wd VonaMms*. 
(1M7). Kebnn Bcrilacr wiswaschaftlich« Twcin« verlieren 
in dam Venioibenn dnaa Ihrer tbitigatan Wtglieder. 

w. w. 

— Zur Verbrei l u n der Kidechsen macht J. Palacky 
iVerbdiK d. Oe». deuim Ii. N.iturf. u. Ärzte, 70. Vers., II, I ) eine 
Ueibe von Milteiinngtn. Die gegenwärtigen Kidechaen sind 
im Gegenaalz zu deu alten Meereaechsen, die bin auf den 
Ambljrhynchns der Oalapaigos ausstarben , weaeatUeli xero- 

SIdl} die indiarhwi Banmechaen erreiehfla siebt t Pn» allor 
irten. Anstialien ist Hut doppelt so reidi wie Melanesien, 
Mexiko reicher als Brasilien. Dar Haoptuntertchied bentelit 
zwischen der alten und neuen Welt, welch letztere die Te- 
jiden ^rmzl'n Ii und di<' I^u:<niden fast exklusiv bvulzt, im 
ganztii nlier ' , aller IVtine». Die BHumvcliaen und da» 
l'ebergewiobt de« Genus l.ygo-imi« f — , aller Arten) cha- 
rakterisieren den Osten der alUa Welt, .Miika die Gerrho- 
rauriden , Zonuriden und zumeiiit dte zur ilftlfte niadsgawi- 
' »eben Chamaeleone. Arktische oder aubarktinche £idecb-en 
giebt es nicht. Da die jetzt lebenden Formen modern (ter- 
I tür) aind, giabt ea wanig abamnte VartaUnngan bei den 



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•TB 



Kl«»e Mftebrioh(«B. 



Spccioi. Vuij lim 2t Familien (obiM EinrMhnung voa HhI 
teria) und xwtti kosmopoliliteb (Occkooiden, «twa 300, und 
8«ilMiiilM flbar 400 Arten), aUweltUch die Agamidfn (über 
900) and Laetrtiden (aber lOO), neaweltlicb ilie Ignaniden 
(U aOO) vai T^Mm (mit «bor 100), die Hebruhl der 
AanditoD und AnipUillMnid«i. Dia Anelytropiden tiod bia 
MIT AnelytropiB afrikaniaeh o. b. w. Die Wfiateniypen der 
■Itan Welt wärden eioe specielle Arbeit TerdieDeD, irai ibre 
Grenzen wie Nabrusf; ubetriflt; di« OMkanidim and Aga* 
luiden fordern line lolelM bmils'wtgM IntaWMmlMI 
Liln(f"»n Verbreitung-, 

— 2u der .Upferacbünael'* von HiiubabJ«, welcbe 
•iMi S. a09 KtfiHMtt nnil voa aiir MMcMiftlt wnida, er- 
Iwlta ich von Herrn Prof. v. Lutcbsa In Berlin den 

dknkeuawarten Kachweii, dafa er dieaelb« «eben in den Ver- 
handlungen der Berliner Antliropolo^chen OeaelUcbaft vom 
20. Oktober I8»4 betprocben und abjgebiidet hat. Auch Herr 
V. TiOacbao bat damaU die Frage (teetelU , vie Holz dob ao 
lange »r^i:ilt«^ri l.öniief Auf den „Tierkreis' lejfti» er änvntHt 
kt"iu Ofwiclit. Jftit schreibt er; ^sisjilher liüli* icli ilher 
difsTi .,'L'ieriii eis' mehrfach na''h;je<iacht ; ich bin jetzt uber- 
leui^t , ilrtfa es 'ich um tine \ erliültnisinäi'si^' recente Ne- 
serarbeit liamltflt. der aber üin TötJig mifaventandener 
Tierkrei» zu lirund'j liagt. Q&ta» M «MdiHI jft J«ttt auch 
in Togo Fini{i*rri!,i;i; mit BodlakalnicbtB tanMldlt' 

Die .HOOUjübrige. .Opferacbfiaael* BohUebttra al« Bewei« 
der Anweaenbeit d<^r Semiten im MsidionalMkle wird aicb 
Riebt balun hMMa. Bi« Uk, «ia iah heloatet ge«ift modern« 
VagwatMt. ____ Btohari Aninn, 



■ — Zur lOrinltleluiij; (i e r Mafn« um! ileii JiRum- 
inballea des JHenacben mit Au«t°iibruu>; dor livaUmuiuug 
de« »pecillacbeti Gewicht«* a,ra Lebenden teilt Mlea (Verbdl. 
d. Oea. denttcb. Naturt. a. Ärste, 70. Vera., II, 2) mit, dafa 
die noch Innar an NltaR arnnfllihltl Baatimmang dea Ki>r- 
pergewichtM aar arfclCMi uata, wann Magen, Darm und 
Blaae leer odvr nur wenig gefallt oind. Mach aeinen Wli- 
i;utigen faalwn die Tür Anatomen und Pbyaiologen baopt- 
i>)l(<titifh in Betracht kommenden ehrbaren MKnner , vi>n 
tleiiHii Uber doppelt to viel wie von /uebtbän.'ikirii maer- 
aucbt wurden, im RÜgemeinen ftneii dic)it«Ten Kiiriii-r »1« <lii? 
Knaben, sind alter werii(;er dii.:ht a!* die Gefiiiigeneti. Im 
Anachluaae an »einen Vortrag zeigt« Miec deu UübraucU 
Mtnrr liydru*<Hti!<<:bpn Wage an einem 14'/ jährigen Knaben, 
welcher 99 740g wog, einen Bauminbalt von 38S83cein ein- 
aaba oad dtaiaaeh «la qmUiMhia Oawieht von 1,080 kg 
halte. 



— In Betreif dar jatat ao Tlelfach beaprochenen pbyai' 

• eben Degeneration und der \V eh i Ii a f t i j; k ei t <Ti-r 
e u ru pM i «0 h e Ii V'L'lker bemerkt Kruse ( Verliandl^-. il. Oi-«. 
<3tutpi'li. Naturf, u. Arztu, Tu. \ eri-., II, nacli eiinT jimn*' 
vt*r-'tlVnI lichten fnplis^-'hrii Krliebiin^ lintteii n:wh jVnwichl 
der Irreniirzle die Kahl der (jeisteakmnlilii-iteQ neuerdiug« 
aiebi aeriU' wie frGbei- xugci.ommen. I>le »c.i.l echte 
fcOrperllebe BesotaaffeobeU der Einjnltrig- Krei- 
willi^ea aal »Ii ola« Vahol au hetraobten. Oi« an- 
gaoatitea Saftaa der indaetriallen Beaefaiftigang aiad in 
groben wnd 0Hhkb itark ttbeMiiebea. freiUcfa eeic« MhMi' 
gongcB dam MhaeMga KindenuMt alelit tthanll fbrtao* 
leugnen. 

— Baluifi r I j e k t e B i r m a- Vöunan. Wühn^nd ui;»n 
dabei i»t, die Trai:e für eine engliache Babu von Kunloug- 
Kerry (beute Endpunkt der birmaniacban Mordoatbabn, atu 
Sohrin) naoh TaUftt and XOanaafit aa iwiaiwiii, laJlKftihib 
Xapt. Wingata, der kBnttieh die Üherlandraata Shanghai- 
Bhamo zurückgelegt bat, dabin, dafa dieaer Babnbau unmög- 
lich »«in wird i\cr Terrainscbwierigkeiten wegvn , die ge- 
waltigo Brücken und Tunnel» erfordern würden. Eine Ver- 
hindung von Birma mit Yünnan mit HUire einer Bitbn aei 
iiui in 'ler Weis« arigSiii^iK, i1,irB m:iri etwa von H^'itkyina. 
■'«■ni Hd'I imiikte lier liirniriiiiKcijen XoniVahn am Ir»wadd>i 
«HIB 1*11 il- Iii» MoniMH 1 l-Vngyr.elitürhi 'U I in Weat-Y»in)iui, 
führt uij'i 'Iii- liHtidler ana Talifu etc ver.-xnlaiVl, .iorthin 
ihn War<;u zu bringen. £a wäre unter dieaen fmatäntlen 
aa<-li zu erwagaa,obaia*filiigBrAoabaudaratt«abe]laadaIay- 
Konlon^: nicht antxtot aad ob ee sieht beaier «ei, daa Geld 
iOr die Rotwickelang der SchifTulirt auf dem oberen TauKt- 
aelrlaag oder — waa noch wichtiger — für den Verauch zu 
verwemlen, Saetachuan durch eine Balm durch Hunan mit 
Ilankau r.n verbinden; die kommerxiellen Vorteile einer 
aolcheo Bahn wirea lehr badentend. Kant. Wingate be- 
rlebtat daa waitCKa. daJk die Vramoeaa bereHa oiao anreito 



Linie von T.aokai ;in) Songka fiber Xonglaa nach Yünnanfn 
verutaaien haben; femer iat eine ftanzfiaiacbe Antnatame von 
Tflaaaa aaf d«n TaagtackiiiBg a« im Werk«. 



— Ülwr F u Uli e rdk dem Neandertbala apricht 
0. U>tttt«ra (Vfcibdlg. d. Ueaellacb. deotach. Naturf. u. Ärzte, 
70. Ter«., n., l), der die Lehmachiobt atlf der rechten Seite 
der D&H«1 mit der dort gelegenen MeaadarbOhle UBteraucht«, 
ia BIditnac and HObleaiaga der {"eldboitr (hatte linka der 
BüaMl eat^iadMDd. Die AUagoroag lelgt« swrl Sehidilea, 
von denen die obere, von geUdinber Färbung, Dilnvial- 
geacliieb« und Reat« von Vertretern der %Veidefauisa (Elepbaa, 
I'r^u^i II, a.) elnacblofa, wShrend die untere harte, dunkel- 
Imuiiie I,age anfaer weniijen homnein - und kieselanifren 
Rolluteitii-n keine weiteren KinacblnfBc barg. Die untere ScUacht 
aliaui'.t .ilao mit dem von l^JlllrlHt br«lirirbi'iirn Sedimente 
der Felübofer Grotte fiberein und unt«r«(])iie>d »ivh von der 
Uber ihr befindlichen diluvialen AblagM'ung dadurch, daCl 
de keine diluvialen Gecteine einacbliebt und Tierreate eat- 
liialt. ImlHlaviaUAfo. angeAbr SSO m waitllelt der elMauüigen 
lUdiiioihr Orotia, entdeckte Bantera feraor In einer eeboa 
frSber abgeaprengten HOble menacblicbe Gebeine, leider ohne 
Schlidel, ntoilicb zwei Oberaehenkel , zwei Unteracbeokel, 
zwei Armknochen, ein Btäck Becken, »inv Knic^ccheibe, einig« 
Bippenatücke. Verfnaaer möchte Mtif ('■rund der l'urriie 
der Anaicht Koenena, den Homo Keattdcrtbaleuata seitlich bit 
in die Tertmrp' riude liinaafznrUcken, da« Beobt nicht ab- 
aprechen. Auf der linken DUaeelieite üaod Baotera grobe 
Mengen Beat« TOB Unaa lailaoai, Xtaaa Ibeillia« Villa qw 
laea, Bbinocoroe tfalohoiluBn«. Beaoaden arwIbaiiBaaeil 
ist noch ein kBaetUeb dofebBtofa geapaltaaar, arit dantUeliar 
SioAnarke Tembeaar Tail ainea Ivckzabam vom ünaa epa- 
laeoe, der vielMaht ala lAuenapitte diaale. 



— Iii lietrelT van Mohnresten am »chweizer Pfahl- 
bitiKen und Veränderungen den ,Mobue>B diirch die Ki.ltur 
berichtet llartwicb (Verhandlg d. Oea. deutsi Ii. Naturf. u, 
Ärzte, TO. Vera., II, 2J. Der Mahlbautenmohn iat eine Form, 
die der noab JatBt lultitpiaitea adniaraiaBdigaB, mit aa^ 
apringendea VraebtOD *enalMB«a rlolettWSlIgen aalieelihtt 
aieb aber von ihr durch Hangel an Oxalat in der Samen- 
aebala mtmcbeidet and ao aicb dem wilden Papaver Beti- 
gerum n&hert. Durch die Kultur werden die Samen dea 
Hohne« grOfaer und heller bia weifa, die Fracht wird gröfaer 
tmil verliert d:» Fälligkeit aiifzunprinsen falmlii-h wie <ler 
I.rini, die AnzAhl der <.'ar[H-l:e und diitni" die der Nurben- 
alrablen nimmt tu, und dir Furbe der Ulülen wird beller. 



IHe AnagrabunK eine» nlsviachen Kurf^ana 
hui im Sommer 1898 derKiewcr l'rote»»or Obolonnkij vur- 
genommen, lieravUw* Sä^' i-i-rh.- Wi.-ivt vi^u der Sl.id'. iluhi:- 
ui-Z il.tM'iveriirn.i'iiI (~l)erM'ii, Krei-, .Idi-awerL-nid) bi-ini lJui :'e 
Audrejewka. Die Auvgtabung lieferte viel Intereaaantea. 
An «einer Bohle hatte er einen Omfiulg rOB W AnolrfB bei 
einer lenbrechten Hübe von 3V« Am^la. la aelaem oberen 
T^le warde nicht weit von der Oberfliehe ein Stainkaataa, 
aoa zwei Abteiinngen begebend, geAiuden. Bolche Kaaten 
babea weder einen Boden noch einen Deckel. In dem einen 
l^itaa vrar<in die Knochen eine« Menschen , eine* I'ferdca, 
ein«» Hunde« und eine* grufaen Naiflier*« Da» letztere iat 
wi.hl ziifiilliK in den Kanten gekon-im n. Ii. r m. ieie Kanten 
war li >-i Diirnuf wurde vom Gipfel des Kurfiai - ein l^cbacbt 
Kill dti i .\riii:hiii Durchme«aer bia auf den (irund lierab ge- 
graben, und auf dieaem betend aicb ein vermoderter eich^ier 
KaMae, der kolaea Baden lutta aad diam ala Deekel Birkaa' 
liada dientOi In dleeem big daa Skelett elnee Meaeeben mit 
dem Kopfb nach Veaten gewendet. Die Handwurzeln lagea 
an den unteren Bippen, die Beine waren langgcatrecki. Nabea 
dem Kopfe lag ein «ilbemer Ohrring. Am Becken wurden 
zwei ciaerne Ringe, ein Feuentabl, ein Kieael und eine Hchnalle 
2»if<tiv!en. Der ächädel zeichnete aicb durch eine utiRewi^hn- 
j i lie iJicko aua. Die iit)tii;en Teile de* Skeletten wieneii auf 
eim Hihietiache Geatalt bin (178 cml Ubcddiiski' iiin.uit an, 
dal.H li»-! Kur^an alaviachen Urapmui's j,'i:HeK-ii sei. nach 
•illan Merkmalen, angefangen von den im oberen Teile de« 
Kurgoaia geibadiMa Ractea, dia etammo Su^fut «iaar hilir 
ubgehaltoam Tolenreler (trina) (Ir dea Begntbeo« Mira, 
bia hinab zu den «iaemen Gegenatände-ii, die ia dem elebeaeB 
Kaaten neben dem Hkelett« Refunden wurden. Deraelben 
Meinung iat auch der Hiatoriker W. B. Antonowitach : ihm 
gelten ala Merkmale alaviacher Herkunft : der eichene Harg, 
der Deekel am Birkenrinde, die Lage des tikelettea mit dem 
Kopib aaeb Oatan. daa leUen aiaar Xiaaae a. a. P. 



TeieatwectI. Bedafctaar: ])r.iUAadie«, Busseidiwelg, IUIenl«beitbar^reB«Baie K.— Oretks Priedr. Vleweg «.Seba, BraaaichWHg. 

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GLOBUS. 



ILLUSTlUliRT£ ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. 



JDäB AraUHD" m» .4» AUDI WUTISILBIP*. 

HERAVSGBBBR: Dr. RICHARD ANDRES. ^f^M VERLAC vom PRIEOR. VIEWBG ft SOHN. 



Bd. LXXV. Nr. 24. 



BRAUNSCHWEIG. 



34. Juni 1899. 



Die Völkerstamine an der Sü 

Von Baiiptnn 

I)rei topographisch »chaiT vonpinfiiiil«T geschiedene 
(iebicto JurchsdiroiUi man beim Vordringeo im Nord- 
gebiete tob Kamflnai tob Ea&umaBvtk big Jok «b 
fiooueu 

Eine nicht zu Terkennende Dreiteilung zeigt sich 
•«h ID etliBi^gniiliiadMr Benabiug, dacki «ich »bar 
niebt nii 



Von der Küste bis zuui Sililraiide de» Wci-tinncTiifri- 
kanischen Hochplateaus j.'t'h(irt die gt^fanit« UfViilkeruMg 
der liiinUiiiifiSC an. Ilm »o uulfiillciidur tTFüliciat in 
ihr ein« Icleine Stniiiiiie.senclave. JmGebicU der li&kuudu, 
die nördlich des Lkfantenseea ihre Sitse haben, liegt 
«n klnxin Dorf: Baduma, doseen Bawobnar fMt MU- 
Babmsloa asniitiiahaii Typus leigeo widt ma Qaddila* 
^iHnne »niangt, ftoffitUend «n die Ftflaai in SAdadap 

iiintiu i-rliiiicri]. 

Ich linlie mich in diesen Gebieten cu kurze Zeit auf- 
gt'tiHlt<:ii, um dieser vihnologisehun Erscheinung auf den i 
Grund komiueQ zu können, halte es aber für ausge- 
achloMaa« AmSm vir biar Bast« von frflbaren AnU»- 
«btbenMi odar ton Eiawaadarani am dam MoirdaD vor 
uns haben und glaube eher, dafa es Sklaven aus den 
nördlichen Gebieten sind, die sofulligerweise hier in 
grüfsL-rcr Ziilil aicli zti-^aiiutiougcifimden Lulwii. Dats 
diese in einem eigenen l'ort'e beisammen wohiicu, ist 
nicht nur nicht nuffallend, sundam aogar di<< Kegel, und 
«erda iob daraaf viallaidii in aiBam apitaran AnÜMtM 
ra apncban konnan. 

Ich habe auf die Bevölkerung dieser Gebiete nicht 
u&her einzugehen und wollt« lediglich diese auffallende 
Tbatsache konstatieren. 

Überhaupt enthalt« ich mich im wuiluiua, Scliluin- 
folgarungen in Bezug auf Rassenphjsiologie aus den 
voo mir betbätigten etbnogmpbiaobaa fiaoba«htungen zu 



ßDaraeita finden wir garade hier im Hinterlande 
dimer Ecke des Meerhusens von Guinea ein solches 
Gewirr von Völkerschaften, das zudem noch sehr wenig 
bekannt und erforscht ist , anderseits ist ja sogar über 
bekanntere afrikanische Stimme und Rassen auch bei ! 
Fachgalabrtau das Urteil ein keineswegs abgeschlossenes, 
lob aritmara uwr »n die bereits genannten Kullani, deren 
Abstammu^ abb bi« haute noch ein «ngaUMea atkao' 
graphiflobei Ritaal ist. 

Ich li'^e hier im Text« lediglich A'w Thatsachen 
und iioobacbtaugen, wi« ich sie fand und machte, 



Adamanas (Koidkamernn). 

Butter. 

Als Laie habe ich mir Jen Neger weniger auf Längen* 
brcitt-tiindex , auf Finguathismus etc^ angeschaut, als 
auf da» et)ni>clie nn<i kulturelle Moment. 

sich auf der Tloplifläche bis zum Heuue er* 
btreikeude dritte topogruplii^ohe licgion des Grai* 
landea aerlMU eUiDogimpbiaek in dae a&dliebet 
▼efbiltnianftlng aebmefe Gebiet leblrmeher, meiat tob- 
ciiiander nnabhftii;.''v f ! , '"'^r stsrlifr Vrilker.ifhnften der 
-ingcn, Graalandhtäiuii.t: und in dnH nfirdlinlm, breit«. 
Weit nach Ogt'-n sit-h ausdehnende ALlftmiiim. dder ricli- 
tiger Adamava (to sprooheii die Hausse das Wort aus). 

Zwischen diesen beiden liegt ein fllwii b u zur Zeit 
nnbewobnien Landea. Wie und waram ea kam, dab 
iviaebaii diaaen ao menaebenraieben bhidem ein eot- 

VClkertes, ödes .■iich MlJcte, werden wir Iu"reii. 

Die G r a 3 1 a n d .s t ft in ui e sind eornit die Gi'euz- 
vfilker ilcH westliclien Siidadaniauah, Sip können in 
ihrer Güschichte Uberhaupt in athnogritphiiichar Beziebung 
nicht von Adamana getrennt besprochen werden. 

IHeaaa larOUt in uebrara klaina Svltaaate mit siem- 
Udler pelitiaeber SeHiatlBdiglnit OBter dem GrobaidtaBat 
Jola. Das letztere steht, allerdings in sehr lockerer 
Form, unter dem Sultan von Sokiito, dem Oberhorrscher 
aller llaussastaaten im gaii/.eti we»tliL')icu Stidats, dem 
„Sscriki musulmin*'. An ihn haben Jola nnd sein« Unter- 
Sultanate Tribut in Gestalt von FJfenbL'iu und Sklnvon 
tu entriebten. Die Bewobner Adamanas bestehen erstens 
»na ürebwolmani imd sweiten« aoa ftendm Ebdriag- 
Ilagan. 

Die OreinwaliBer wecdaa wir bei Baapiechang der 
rrraHlaiidatiiunekeoaea knien. Sie find Baidenettamab 

„Uadna". 

Die Kindringlinge, die Froherer, zerfallen wieder in 
llauaaa und Fülle, aneb Fullani oder FnUo genaimt, 
Hanaaa wid ^lUa aind die HemolMr, baida HeliaauM» 



IMe FnUaai bebe ick bereita genannt. Ein In Afrika 

einzig dastehender Menschennclilig . mit ihrer hellen 
Hautfarbe, ihrem langen Haar, weder der Bantu- noch 
der Sudtinrai^i^e angeliDrig, ist ihre AbatannMUg vad 
ihre ursprüngliche Heimat unanfgekl&rt- 

Uie Haussa, der Sudannegorraaae angehörend, haben 
aiob voB den eigentliebam Hanaaaetaaten Sekoto nad 
Gaadn Aber gern Adaman» varbraitet Wenn bub die 
FuIIa die Kriegerkast« nenBea kaaa, aiad aia die dar 
Uftudler par exceUence. 

Die Uniowelmer haHan nad babaa aoeb iwtaaheiB 



OUas UXV. Kr. M. 



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878 



drei LoBen zu wühlen: entweder sich zn unterwerfen 
unil Jen lülam ansunebiui ii , oder Auszuwaudeni , oder 
den Versnch zu machen, ihre Unabhängigkeit za be- 
haupten. 

WoU gleich bräa Hminflotni der Erobcrar hat ueb 
da T«l der AatoobtlunKii «ntHhloMeBi nuäi Sttdea 




«u.HzuwfR'iiL-n unrl snnir NVülnisHzn im oben erwähnten 
(iraälaiide im eagoren Sinuc aaf<uiobla|;en. 

?'in anderer Teil bat eine Zeitlang uine Freiheit zu 
wahren gesucht und ist aohrittwenie a«r gawinhen. In 
dam oben erwihntra, nnnmshr TerSdateo Slreifeii s«t« 
gm Mhlreiche Sparen seine einstige Bewohntheit. Hier 
«WF da» Terrain nun Wideratande gOostiger. Bergige, 
mnngaam* Q^ndao botam grflilw» Sicher- 



heit, namenüioh gegen die so gefdrehtete Reiterei der 
nklftveiijageiKlpn IIaussa-Fnll:trii. .\!jiir auch hierher 
habuu üaiiu wohl diese die Fltichtiinge verfolgt, sie ver- 
nichtet oder in Sklaverei ausgeführt, ausgenommen Bus- 
ram (a. Karte). Waa dieiem Schiokeal entging, ist weiter 
•ttdwirta faaegwi nnd hat aieb in die heretta frOhar bei- 
zeiten gleioh hteriiar ftwior 
derten Stanmas^Oanonen 
hineinpegchohen. So hat sich 
denn TO» »elbat allmählich 
dieser menschen- und damit 
lebensmittelleere Gürtel ge- 
bildet: ein Ann&heruagB" 
hindemia gegen die Bediin- 
ger im Norden. Und bit 
zur Stnnde wenigstens noch 
sind di« Eroberer &ber dieses 
nii:ht weiter nitih iutk 9A- 
den uaL-Lgefolgt. 

Alifr die ersten in diese 
Graalandgebiata weiehanden 
Adamana • Bewohner lind 
jedenfnH.H schon Huf Hinter- 
sassen Ketrofleii. die sjiiiter 
fülgeiideii (Ulf enlche u n il 
auf ihre fruhcrun L;ind|;^e- 
uossen, und si> selien wir 
hier in den Oraalindem das- 
selbe Geaeliiaba var lieb 
gehen, wie vordem in Ada- 
maua : auch hier Einwanderer 
und früher Angcseaneiie. I'i r 
gleiche Kampf entspann sich. 
I>ie nrsprQngliche BovAlke- 
mag derGraalinder, wenig- 
■tona in den mir paraduBä 
oder ana den Mitteilungen 
der Stimme bekannt gewor- 

dctieii nef,'endun ist stark 

decimiert worden, soweit sie 
nieht gutwillig [Unm g»bk 
oder tieh Osterwarf. 

So leigen denn die am 
Sildmiida dea P<t»^«li> tiiana 
aitaandan Stimme, nva an 
Grensvölkem gegen Ada- 
maua geworden, in ihrer 
Beziehung ein ziemlich 
gleichartiges Gepräge. Das 
hindert einerseits natürlich 
nielii, dalii aie aish viaUMdi 
falttdlieb gegenOberstehea, 
anderseits alier geatiittet e*, 
bei einem oder einigen dieser 
Stämme gi^iuaehto ethnogra- 
phische Beobachtungen mit 
Pag und Recht auch für die 
flbrigen ala au Ottltigfceit 
baatäand tu becetehneo. 
Auch die geographischen, 
klimatischen u. s. w. , Ver- 
hültiiisse sind hier »nf gacauv« Sireekan TeUkammea 

gleich. 

Ks ist ja überhai^ Bit gans .Vtiuatorial-Westafrika 
dtarakteriatiaeh dia ngameine Gleichartigkeit aller 
▼9lker«arbUtocM bai atlr annibanid ^eiehan geo- 
graphischen Terblltniasen. So habe ich in Berichten 
von Forschungareisendan in Togo, b. B. bei den Berg- 
bewobnam dee Adelilaadea, j» idbit der Evhegebiete, 

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879 



im socialen und kulturellen Leben zahlreiche frappierend 
gleiche Verhältnisse gelesen , wie ich sie im GraaUnde 
von Nordkaiuerun getroffen. 

Vielleicht ist es da als Kinleitnng nicht uninter- 
essant, eine der oben allj^emein geschilderten Völker- 
Verschiebungen in der Geschichte einer solchen Völker- 
wanderung im kleinen eines einzelnen Stammes niiber 
■u beleuchten. Wir lernen damit lugleich eine Art Volks- 
epos kennen. 

Vor etwa 60 Jahren — so lange mag es ungefähr 
sein, denn der mir das berichtende Hnlihäuptling Garega 
ifihlt wohl sicher seine GO bis 70 Kegenzeiten und war 
bei diesem Kxodus ein ganz kleiner Knabe — seien Hie, 
die Dali, in ihren damals innegehabten Wohnsitzen in 
N'Vong Pari in der Nähe von Balimudi , wo ihre 
Vüt«r und Grofsväter schon gesessen (also Ureinwohner), 
dabei deuteta Garega nach Nordosten, yon den Ilaussa 
auf Pferden bekriegt, viele von ihnen gefangen und 
der ganze Stamm vertrieben worden. I>ann seien sie 
der Gegend zugezogen, wo die Sonne aufgeht, hätten 
aber viel zu kämpfen gehabt und wären endlich wieder 
umgekehrt und hätten sich nach Südwesten gewandt. 
Dabei überschritten sie einen grofson Flufs (MbnmV 
oder Katsona AllahV) und kamen nach vier Monaten in | 
die Gegend, wo sie jetzt sefshaft sind. Da wollten sie sich 
niederlassen und hätten mit dem an dem Platze ihres 
jetzigen Dorfes damals gesessenen Stamm , den sie Ba- 
tnnka nennen, gekriegt, sifien aber besiegt worden, und 
wichen nun nach SQden aus bis an den Rand des Pla- 
teaus. Dort trafen sie einen Stamm, der in alten Zeiten 
in ihren alten Wohnsitzen ihr Nachbar gewesen , die 
Itamesson , und mit diesen vereint streiften sie hinunter 
ins Waldlnnd! (Thatsächlich erzählen die Banyang, 
ein Waldlandstnmm . von einem einstigen Einfall der 
Bali, wie nie das Wort ganz richtig aussprechen, und 
herrscht eine grofse Furcht vor ihnen von damals her.) 
Dort unten aber sei bald ein grofse.s Sterben Ober sie 
gekommen , und nun stiegen sie wieder ins Grasland 
hinauf, käm]>ften aufs neue gegen die Batanka und 
vernichteten sie fast ganz. Dann trat eine Tren- 
nung des Stammes infolge des Todes des Uäuptlinga 
(Garegas Vater) ein. Der Teil, bei dem wir die Station 
Baliburg erbauten, blieb unter einem der drei Söhne, eben 
unter Garega, dem sein Vater auch, wie er oft erzählte, 
die Fahue des Stammes Qbergab. (Die Graslandsstämme | 
führen Fahnen: grofse viereckige Stücko weifseu, ein- . 
heimischen Gewebes an langem Lanzenschaft.) Sie 
nennen sich Bali N'Vong (N'Vong heifst Stamm), also 
der .echte", der Ilauptetamm. Die beiden anderen 
Teile, Bali Bagt'im und Bali Kunbiit, unter den beiden 
anderen Söhnen des gemeinsamen Häuptlings, zogen 
wieder ostwärts und eroberten sich Wohnsitze. — Offen- 
bar ging die Trennung nicht friedlich vor sich, denn 
vor etwa 20 Jahren seien sie, die Bali 1^'Yong, ganz 
plötzlich von den Bali Kunbnt überfallen worden. Die 
letzteren schienen bereits Sieger zu werden, da liefn der 
alte Garega sich einen Stuhl mitten auf das Blachfeld, 
wo der Kampf wütete (es war der flache Höhenzug, 
auf dem unsere Station stand) stellen, setzte sich darauf 
und erklärte, hier fallen zu wollen. Das habe seine 
Lente so ergriffen, dnfs sie aufs neue, seinen jüngeren 
Sohn Tita N'Yi an der Spitze, vordrangen und ihre 
einstigen Stammesbrüder zurückschlugen. 

Die Geschichte dieser kleinen Völkerwanderung fand , 
ihre Bestätigung durch Yakubu, den Sultan von Takum, [ 
dem südlichsten Sultanate Adamauas, und damit ward ' 
zugleich der ursprüngliche .Sitz der Balistämme fixiert, i 
Wir haben oben gehört, dafs sie als solchen das Land ' 
der N'Vong Puri, und lokalisiert Balimudi, angaben, j 



Yakubu erzählte nun, dafs Takum bei den Ureinwohnern 
Adaraaus Balimudi heifsel N'Y^ong Puri ist das Land 
der Puri, offenbar verstümmelt aus Pulli, PuUa oder 
Fulla ! Garegas Vater und der des Häuptlings von Takum 
waren Blutsbrüder, und er, Yakubu, erinnerte sich noch 
gut, dafs erstercr — er nannte ihn Fo N'Y'ong, d. h. 
Herr der N'Yong, und so nennen die Bali auch heute noch 
ihren Herrscher! — vor den Sklavenjagden der Fulla 
nach Süden gewichen sei. „0 la 'ndi fon!" Mit diesem 
ganz richtig von ihm ausgesproehcnon Morgengnifs der 
Bali bewies er uns seine persönliche Bekanntschaft mit 
dem Stamme. 

Der Hafs gegen ihre Verdränger aus den ölten Sitzen 
und die Furcht vor den Sklavenjogden sind noch heute sehr 
rege in den (iraslandstämmen, und ich erinnere mich gut 
des Schreckens, der die nur einen Tagemarsch nördlich 




Tiluat, Krtliu<^uliäg«r und DulmsUcher Garegai (Qi'anland). 
fliulomiapliie lluttrr. 

von Baliburg wohnenden Stämme befiel und sie, die zum 
Teil uns sonst feindlich gegenüberstanden, zu Gesandt- 
schaften an uns veranlafste, als das Gerücht von einem 
Kriege im Norden sich verbreitete. Offenbar handelte 
es sich um eine Sklavenrazzia eines der Adamaua- 
herrscher. Trotzdem aber bestehen Handelsverbindungen, 
und nicht selten ganz rege dieser Grenzvölker mit den 
HauBsa und FuUani. 

Zahlreich sind naturgcmäfs auch die Anklänge im 
Kultur- und Sittenleben dieser Stämme an das ihrer 
Cberwinder. 

Welcher Rasse diese aus Adamaua ins Grasland 
eingewanderten Stämme, welcher die hier l>ereits ge- 
sessenen angehören, darüber will ich in Befolgung meines 
eingangs erklärten Grundsatzes keine Mutmafsung auf- 
stellen und nur berichten, was ich in anthroi>olügischer 
Hinsicht an Beobachtungen gesammelt habe. Jedenfalls 
besteht zwischen diesen beiden Völkerkategorieen kein 
geradezu beim ersten Blicke auffallender körperlicher 



uiyilizüu Google 



«80 



Butter: Die Völkeritämme an der Sndgrenze Adamauat (Nordkamerun). 





Tvptu aai dem Balamtlamme (Waldland). ProQl und von vorn. 

l'holugn|ihie Hutler. 



Unterschied, wie er zwisclien ien beiden und den Wald- 
landetftnimeu anderseits sofort sich aufdrängt. Aherauch 
in diesem Fallu enthalte ich mich des Urteils, ob wir es da 
mit einem Rassenuulorschiede oder einem durch so gänz- 
lich verschiedene geographische etc. Existenzbedingungen 
herausgcbildetcn zu thuu haben. I)enn das ist sicher, 
dafs die Natur eines Landes sich in seinen ßewuhnorn 
widerspiegelt und umgekehrt: auf trockenen, rauhen, 
freien Ilochobenen finden wir im allgemeinen magere, 
elastische Gestalten, dabei kräftig und sehnig, auch ent- 
haltsamer und widerHtandsfiihigcr; in feuchtwarmen 
Niederungen schlafle, fleischige, weichliche Körper- 
formen, sinnlichen, namentlich sexuellen Genüssen mehr 
hingegeben. Auch geistig geweckter werden erstere 
sein. Diese Iteobachtuug ist wenigstens hier im Wald- 
laude und Graslande absolut zutreffend. 

Ein Vergleich der beiden Typen erhärtet sie mehr 
als alle Worte. 

E>ie Graslandvülkcr — und ich meine damit Flinge- 
wanderte und Angesessene — zeigen zwar gleichfalls 
den allgemeinen Negertypus, wenigstens was den Schä- 
del anlangt. Sie sind Langschüdcl ; der I'roguathismus, 
die ausliegenden Jochbeine, die breite Nase auf breiter 
IJasis, das starke, kurze Wollhaar ist auch ihnen 
gemein. Ihr Wuchs aber ist hochgestreoktcr, durch wog 
weit über Mittclgröfse ragend, bei Tolikoromen propor- 
tioniertem Kürperbau. Riesenhafte Gestalten sind durch- 
aus keine Seltenheit, Namentlich die langen Schenkel 
der Männer sind auffallend. Die Haltung ist gerade, 
ihr Gang elastisch. Aufserordentlich fein geformt sind 
die Hände, schlank und lang. Die Elfenbeinringe, die 
sie als Schmuck um Oberarm und liandf^elenk tragen, 
und von denen ich einige mit nach Europa brachte, 
vermochten nicht einmal unsere Damen über das zarte 
Händchen zu streifen! Schön gebaut »ind auch die 
unteren Extremitftten , ToUe, aber feingefesselte Unter- 



schenkel. Klein und wohlgestaltet sind die Ohren. Die 
im Waldlande hftuSg vorkommende Elefantiasis von 
Gliedern, namentlich des Hodensackes, habe ich im 
Graslande nie beobachtet. 

An den übrigens gleichfalla tadellos gebauten Kör- 
pern der Weiber fallen die aulserordentlich schlanken 
Hüften und das kleine Gesüfs auf. Die Brust sitzt auf 
schmaler liasis, ragt weit vor und endigt in langer 
Drustwurzo. 

!>ie Hautfarbe ist sehr dunkel und nähert sich nt- 
montlich bei den Kali dein Schwarzblaa. 

In intcllcktuuUer licziehung müssen sie als geradezu 
hochstehend bezeichnet werden und ilbertreflen die 
Waldlandstämme weit, die unmittelbare Küstenbevölke- 
mng nicht ausgenommen. Ich habe in meinem früheren 
Aufsatz diese Thatsache mit Ueweisen belegt und werde 
auch in einem späteren wieder darauf zu sprechen 
kommen. 

Diese Intelligenz dokumentiert sich auch in dem für 
afrikanische Verhältnisse gering zu nennenden Grade 
religiöser i. e. abergläubischer Vorstellungen, in dem 
Fehluu einer einflufsreichen Priestnrkaste, in dem Mau- 
gel an Fetischen, Amuletten und Darstellungen des oder 
der höheren guten oder bösen Wesen. 

In anthropo-physiulogischer Beziehung läfst sich also 
wenigstens von dem mehr oder weniger I<aien ein 
Unterschied zwischen den eingewanderten und ein- 
gesessenen Stämmen dieser Grenzgebiete Südadamauas 
nicht erkennen. Vielleicht findet sich ein solcher auf 
dem kulturellen Gebiete der Sitten und Gebräuche; doch 
wage ich auch darüber kein abschlicfscndes Urteil. Ich 
möchte blofs konstatieren, dafs ich in dieser Ilichtnng 
Verschiedenheiten teils selbst beobachtet habe, teils mir 
von den Leuten berichten liefs. Ob aber diese Ver- 
scbiedeuheituu sich in allen Fällen mit den ver- 
schiedenen Kategorieen der Einwanderer und der ur- 



Ljigmzoü by Google 



Butter: Die Völkerttimme an der Sfidgrenze Adamanaa (Nordkamerun). 



881 







UAndi-IialiatamiD (Grasland). 



Pholographic Hutler. 



Y&m'ya-liKliilaram (Oraaland). 



sprüuglicben Ii«wohner decken, vermag ich nicht mit 
Ueatittimtheit anzugeben. Der darauf fufsende Versuch 
einer derartigen UnterBcheidung in der beigegebenen 
Vülkcrkarte hat alau in «einur Verallgeiuoiuarung nur 
den Wert einer Mutmaleung. Sicher festgestellt sind 
folgende Stämme und Orte: Die Kaligebiete, Itiikongoan, 
Baminyi, daa liufutgebiet, ßafueng, Bamundu, Bangoa. 

Uber die von den Bali bei der Erobening ihrer 
donseitigen Wohnsitze fant ganr. vernichteten Katanka 
(siehe oben) erzfihlt uns Garega, dafs sie „baba" , d. h. 
verrückt, gewesen aeien: sie hütten Menschenfleisch ge- 
geaaen. 

Solche Verschiedenheiten traten zu Tage im Haus- 
bau, in der Haartracht und der Kleidnng. Auf 
diese Punkte als kulturelle Momente werde ich in 
einem späteren Aufaatze ausführlich zu sprechen kommen, 
hier sollen aie nur der in ihnen möglicherweise sich do- 
kumentierenden Völkerverscbiedeuheit wegen kurz cha- 
rakterisiert werden. Ich wähle Stämme, die sicher nach 
Ansässigkeit und Einwanderung verschieden sind. 

Die allgemein äbliche Art des Hausbaues ist von 
anderer Seile in diesen Blättern bereits boachrieben 
worden, und stimmt der Typus mit den Bauton in Ada- 
mauu, nur dafs statt der dort üblichen kreisrunden 
Grundform hier die quadratische erscheint. Möglicher- 
weise ist diese von den eingesessenen Grasländern 
übernommen worden, denn bei den Hakongoan , einem 
nach Aussage der Bali sich freiwillig unterworfen haben- 
den und darum geschonten autoohthonen Stamme im Nor- 
den des Balidorfes, iat die Grundfläche des Hauses quadra- 
tisch und zeigt sich eben die Abweichung, die ich als eine 
der ungleichen Charakteristiken erwähnen möchte. Um 
jedes Haus nämlich zieht sich eine etwa 1 m von der 
eigentlichen Hauswand abstehende zweite Wand aus 
Matten, Bambus und Lehm; das Dach ragt über diese 
zweite Wnnd hinaus. Da die Bali diese Bakongoan, 

Glekiu LXXV. Nr. i*. 



deren bedeutendstes Dorf Baminyi ist, selbst als Ur- 
insassen bezeichnen , so ist die Vermutung wenigstens 
gerechtfertigt , hier den ürtypus der Graslandshnuser 
vor uns zu haben. Auch Utilitätsgründe sprechen dafür. 
Ein solches Haas mit doppelten Wänden hält wärmer 
als eines mit einfacher Wand. Nun ist das Klima hier 
in den hochgelegenen Graslandgebieten kühl , nachts 
sogar kalt, und so hat sich diese Bauart bei den Ur- 
bewohnern herausgebildet. Die Stämme Adamauas be- 
durften bei dem weit milderen , wärmeren Klima ihres 
Landes diesen doppelten Schutz nicht. Und dafs sie nach 
ihrer Einwanderung nicht auch diese Urbauart an- 
nahmen: nun, ich meine, wir sehen auch an unseren 
hartköpfigen Bauern einen starren Konservatismus gegen- 
über dem oft besseren Neuen! 

Derselbe, also unzweifelhaft eingesessene Stamm 
zeigt auch eine von jener der Bali und anderer ebenso 
unzweifelhaft aus Norden eingewanderter Stämme ver- 
schiedene Haartracht. 

Die geradezu nationale Haartracht der Bali etc. ist 
bei den Männern der kahl rasiert« Schädel mit einem 
am Wirbel stehen gelassenen Schopf, der geflochten und 
mit .\ntilopenhörnchen etc. geschmückt, dem siegreichen 
Feinde in der Schlacht eine bequeme Handhabe bei dem 
allgemein üblichen Kopfabschneideu bieten soll. Die 
Weiber rasieren sich den Kopf meist ganz kahl, nnr in 
der Mitte bleibt ein von der Stirn nach rückwärts in 
den Nacken sich ziehender länglicher Haarwulst stehen. 

Die Bakongoan dagegen lassen sich, Männer und 
Weiber, die Haare halblang wachsen und flechten sich 
wohl an 100, 200 Kaurimuscheln in die Wolle, so dafs 
solch ein Schädel auaaieht wie ein — sit venia vcrbu — 
weifs beschissenes Schwalbennest. Bei einem zwei Tage- 
reisen nordöstlich wohnenden Stamme, den Kamunda, 
habe ich dieselbe Haartracht gefunden und — zum Teil — 
bei dem östlich sich niedergelassen habenden Zweig- 



48 



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888 



Hviter: Di« TSlkeratämine an der Südgreoze Adamana* (Ifordkamtruu). 



statu lue der iiaii, dm Bali Bugam (aiebe oben)! Hier 
hat alao offenbar die Annahm« «üi«r T«ig«fniidflBeD 

Haartracht stattgefunden ! 

Was die Kleidung aiilaogt, so tragen die Bali nnd 
«Ii« abrigan «BaBwaDdarUii AdamauaattmiBe aUg«in«in 
die untvr d«ni namrn Toban bakannten waitwaUonden 

IIauiiaagcw:iiHU'r (in (Ilt nat'i[iriii:li« iög6) oder wenig- 
stens das Kriepslieiini. dnn iitchi iiilinm (siehe Abbildung 
'J'ituat). Ilic Hauilnyi uml ]{;u]z<j;i itiigogcii tiii^-eii wi-it 
swi&cben den Beineu LerabbHiigtjnde Tücher, taut wie 
di« FlnderlMaeo der Landsknechte. Die letzt4*ren aufacr- 
i)«in gans eigenartiga Hfttsan, wia Sturmhauban mit 
langen Ohrenklappen an« Led«r, mit Kanrimdaelialn od«r 
Perlen dirht LeKt t^f, tiiul mit Bändern, die unterm Kinn 
suzubiiideu sitid. Die Ifiili etc. trafen, wenn überhaupt, 
kli-ine, ba.stgeflochtene Käppi-ln^u (»vriit. hp\ Tanxcn mit 
langen Federn, jede einzelne au liirer Spitze noch durch 
eine ganz kleine weifse Flaumfeder geüchmttokt. 

EiD«D Toa den Baiiit, «isem gle*cU»Ua «iiigawaiider* 1 
tan Adamavaatamm , dnaii Tagamaneh nCrdlioh da^on | 
wohnenden, als „BuBcbTolk" bezeichneten Stamm (welche ' 
geringuchätsige Bezeichnung erstero wohl als die Ein- : 
dringlinge, letztere als die ursprüii>.'li. In'n ll- wohncr I 
kennzeichnet), die Bifa, fand Dr. /.intgrall ohne Jede 
BaUcidang, auch nieht dar Seh am, aowoU bai dan 
Hionam wia Weibera. 

Zmi andara Momanta war ich anfüngliob vercaofat, 
ala TfilkaraBteraoheidende Merkmale aufzufassen : die 
Tlttowiernng nnd die Formung der /ähno, iipeciell der 
oberen SchiR-Moziilme. In let/tfii*r Beziehung unter- 
scheiden sich zwar die Grü^KluiHistäninie von dem her- 
vorrngcndhten Waldalanim, den ßanyang, Rcharf, indem i 
bei letztgenannten beide Geschlechter diese Zähne au I 
den inneren znsanimeniitüfsendfn Kanten entweder jeden 
balbrond C7Q »der baida im Halbkraia abfeilen, I 
wlhnnd in den Graallndem die Mlnner dimelTien spitz 
zufeilen AA, die Weiber sie ausbrerlicn uml d-L- untL- 
ren spitz feilen. Aber unter den (irashimis; uniutn 
selbst herrscht m LÜfscT iHizioluiiiL.', y. I>- zwi^ihcu den 
Baminyi, einem utr/wi'ilVllitift cuigf^iii iii i,, und den Bali, 
einem, wie trwiUint , iTKi vor vcrhältinsaiiifng kniser 
Zeit «iogewanderteu, keine Verscbiedeah«it. 

Audi aoB den Tftttowterungen laisen licb in di«ier 
Hinsicht keine Schlüsse ziehen. Wälirend im WaldUnd 
imtnerbin von Stauimciitättowioruiigi ii L'i gprochen werden 
kann, ist dit'S in den (iia'-U'iiKifiii krine^wi-cfs (Sit l'all. 
Tftttowierang als solche ist liüutig , aber lediglich nach 
dem Geschmack des Kinzelueu in den grufsten Ver- 
aehiedeDheitBii bei eia aod demaelbeii Stamm aa treffen. 

SoMiafalieh mSebta ieh noeh der Spraefaa der Onw' 
Inndfitilrame (Fingewanderte und Angesessene) Kr- 
witliiuiiig tbun. Ich habe nur in jene des BalistHrnmc« 
oberll:ii:lili'-licn Einblick thun koiiiii'ii, mnfs mich ulsn in 
dieser Hinsicht <im Urtfils über Zugeiu»rigkiiil zu 
dtflsem oder jcix ni Spruchstamm enthalten. Seinerzeit 
an die ^Zeitachrifl für afrikaniaehe Spraobeo" von Dr. 
Zintgrair und mir ftbai^gaben« NotiMa baban Barm 
llaiahaf in der .\usicbt bestärkt, da Ts das Sprachgnt 
▼iele, aber stark abgcschlifTene .Anklänge an das Bantn 
habe. Ihi-, t'ust in .ilim N'i'i:crH|irni:!iLu den l'M-'^ntt der 
Vielheil bergende Wort bt» (in anderen wa) ist auch ihr 
eigen, ba wird dorn eigentlichen Staromnnmen vomna- 
gesetzt: Ba-li, Ba-fut, Ba-ndeng u.8. w. Fuon beiiät der 
Harraoher, neben dem l aniiiiennamen eine« HiaptUags 
wird diaaeaWoirt ia glaieba Verblndmig mitd«w8tamm< 



namen gebraucht wie ba, erleidet dabei aber zugleich 
rinn Abscliliiruag, 10 dsb «• daBB Iwiftft: iafa^ fo- 
ndeng u. s. w. 

Mioht aller fo-li, Ilerrxcher der Bali! Das bezieht eich 
auf ein «llg«m«iD ethoographiaebaa Momeat — dena ein« 
specielle AUmadlnag ftbsr dia Baiiipneba g«b6rt aidit 
in den I^haMB m«iae8 Thema« — a«f dia Naaan» 

gebung. 

Der einzt-lnt- erlnilt einen Niirapn. In welchem 
Alter das stattbudet , konnte ich nicht in Erfahrung 
bringen. Besondere Ceremonie ist damit nicht verbunden, 
aneh kommt eiae FamtlieasngebOriglMit dabei nicht aam 
Anedmek. IKeaa» Kamen fBgt aioh aber dann bei den 
meiKten im I^aofc der Zeit ein zweiter an, der mit einer 
geistigen oder körperlichen Rigenschaft , mit einem Er- 
geh:. is in seinem Leben in Zusammetilmui-; steht , also 
ein Beiname. Und im Laufe der Jahre verwischt sich 
der ursprüngliche Xame und der Bali hört und kennt 
nur mehr den Beinamaa. Aneh loiule Bexiehnngea 
kann ein aoleher «am AaadnMÜt fafingaa. 

Und wia es bei dem aiaaeloen Individunm gdit, 
so aneb beim ganzen Stamm. Der Balistamm hiefa in 
.\daniaua N'Ymit.' (sifhe oben), das Volk lumiiti- sich 
Ba N'Yong. Nitcli !!ii;j/'T Wanderung endlieh an ihren 
jetzigen Wohnsitzen nn^cl.uigt , nannten sie sich Ba-li. 
„Li" heifat „müde", also ,da8 Volk der WegemQdea". 
l>er alte Name ist aber nicht vergeeaaat im TUat d«« 
Ilerrschere bat er rieh Dod> erhalten nnd «O B«nnt «idi 
ihr Häuptling Garega nleht fo-Ii, soodem Fo TfTfong 
und unter «licscni Namen ist er in Adaniaua in den 
früheren Sitzen des Stammes bekannt. Der eine ab- 
gesplitterte Stamm (siehe gleichfalls oben) nannte sich 
Bali Knnba't. rKii" heifst der Schenkel; „nbat" 
klettern; alao die „wegeniüden Schenkelkletterer": lokale 
Anapialong anf dia Gegend, in der sie nunmehr aitMa, 
die nach Anaange unterer Dali sehr gebirgig isK 

Ich liunstjitii^rlr ;ini li ihm Ii, dals iirben der allp' meinen 
l'uigftiig.'''<|jr;u'lie iMtic Art UeliKiiiisprsche euiptiert. Ich 
hörte sie den llruiptling mit seinen \ ertr.'intcn ufteri 
»prechen. Wulirend eines iu der allgemeinen iiali- 
sprarhe geführten palavers wandte sich nicht selten 
üarega pl5talieh in eiaem troUatindig andern kliageaden 
Idiom an «eine Ratgeber und nnterbielt «ieh llngera 

Zeit in ihr. Si« klingt, wie f^eparrt, vciSlkonmn'n :kndt'is, 
auch konnte ich kein auch nur annähernd der mir 
doch eiiii^^,'rniai>en bcl<ai!nten HanBsaapnMdie klangver- 
wnndti':« Wort entdecken. 

Wie weit die Balisprache im Oraslande bekannt 
I und gekannt, wenn aooh nieht oder mit mehr oder 
I weniger dialektiadian AbwMehnngen gcsproohenwird, 
. habe ich gleichfalls in anliegender Karte zum Ausdruck 
zu bringen gesucht. Auf Ilichtigkoit in dieser Be- 
zieliung hat die Karle Anaprndi, anf Vollatindigkeit 
nicht. 

Ob die Sprache der L'reinwohner Kprixlistammliek 
I oder nur dialektiaoh von der Oalisprache, alao einaa in 
I Adamaua aelneraatt gaaprodi enen Idiom«, «ieb nnter- 

«dieidet, entzieht «ieh gleichfalls meiner Benrteilaog* 
I Dafa eine genauere Kenntnis der Sprachen hierinden 

Orcnzdi'-trilttcn zur Klärung der R.i -^cnfnigc und damit 
der Ausdehnung der Einwanderung von Norden her 
ganz wesentlich beitragen würde, liegt auf der Hand. 
Soviel über geschiohtliohe , anthropologiaobe nnd 

I »pracbliche Verhältnisse der Gra«1«ad«Uuma an dar 

I Sadgraaaa Waat-Adamanaa. 



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Jalint Jsegar: ümt laatb»! b«i Kafttoin und di« Biutit 888 



DsB Innthal bei Enfstein nnd die Eiszeit 

Ton J«l!iia Jaeger. ICttndiMi. 



Lehrreich itt es, lUn A(ii^KL'b(itlhu:^>'ii von Land- 
Schäften nacbzagebeo, welcbtn tiiihere (jt-olofrisehp Zfit- 
alUr Grundlage und Rückgrat vcirlit hi'ii, wri)irpiui ihnen 
di« diluTuJe Eincit — abtragaad und «inbauaud — di« 
latita Ponii gwgttben hat 

B«i der sogenaunteu MoritncnliinilHcIiiiri ctitzlthi 
sich diene Stnfenleiter erdgeBciiicLtlicLer KreiL'nisBo d> r 
siunlitheij Ik-truchtung . weil hier die diluvi:ilf /.l it thd 
der Landschaft iiieistcni» TollgtAndigon litisit/ crgrilt'en 
und die Gebilde früherer Zeitalter verdeckt hat, wie z.B. 
bfli SohifÜftm «n dar iwr, bei UftUtb»! «n d«r Warm 
and an sablraichen aadmn Stallan daa AIpaBToriand««, 
wo köchaten« aooh di« tertil» üntorlag« hier nnd da zn 
Tage tritt 

In andfri'ii (Ipj^endün , wie z. H. in Finnlniid , wn 
Tauaende tou grülaeruu oder kleiucren äeen auf (lit* 
ehemalige Vergletaoheruug des Landes hinweifteu. be- 
d«okt Horta«aMbnU dflo gröftereo Teil d«r an« altou 
f«olo9i«di«B Zaitan atamniMid«« Berg* nnd bild«ttalbat 
mftchtige Hftgel und BergrAcken, wihrend Aber das 
ganze Ijand semtrente erratische Blocke von der Her- 
kunft und Bewegung der viiriiiali!.^<.Mi EiäMlrömc Zeugnis 
geben '). Hier bat sonach dm Diluvium gegenüber der 
ursprünglichen Gebtrgsrormation eine wenn auch über- 
ragend«, doob immerbin niohi gans anMebliafiende ile- 
davtnng g»wann«n. 

We-seotlich anders gestaltri sir!i ilas VprliriUni-» in 
den grofBenjThttlorn uns«?!ei Alpen, in wcKihen 
i'wh zur l'iiszeit Gleteuher-troiiif liewecrtun. Hier tritt ilaa 
Diluvium, wie eingangs bemerkt, nur umbildend auf, 
V&hreud die im jüngeren Tertiär aufguatiegvuen Alpen 
OB! in m^iaatitiidiain Anf bau« von dan UigvateiuAn des 
oantralab Tetlea bta an d«n Ifolaaaabargett der Anfaen- 
'/r.iic tinrl den Oebildeu des Diluviums und Alluviums 
fast die <,'anze K. tto irdischer tiebirgübildung vorAui?en 
fish roll. 

Wie Viufusjijr liitfB tu früheren .lahreu für dm i'bal 
der SiU bei Matrei am Brenner, derSaalacb bei lleichen- 
ball, d«r Loiaacb bei Ganniaok'Partankirehcn an achil- 
dam Tarandit bat*X hvnts daa bergnnkrilnzte 

Innthal bei Knürtain d«B Gagerüttand cinur Betrachtung 
bilden, welcbe eineYerbindang der geulu^'iachen mit den 
landHchaftlii'heii Ue.sichtspunkten anstrebt. 

Die gruiütiu L'uuiissen der Gcbirgswell, wie K»ist!r- 
gebirge, Peudling, die Berge bei Niederndorf, die gegen- 
Aber liegenden Andorfer Berge, der Maistaler- und Thier- 
berg gaharao überwiegend der Alpaotria« , insbesondere 
dem Kenper md Hsoptdoloniite an, wihrend vom Ur- 
gebirge zuniehst die Hobe Salve, di« Sckiofcrborgc der 
rechten Tlialseite aufwärts gegen Hall uixl an klaren 
Tagen die eutfemten Stubaier in die Landi-i hiift, berein- 



Jttngara FormatioDan, wie Lina und Kreid«» treten 
nw nntergeordBat im Anseblnfs an dt« llteren Bildun- 
gen der Tria« auf. wir' mirli iln.s ToitiSr nur in tlsr 
Iläringer Kocht miti'urtautjiuug bisKüs.'^cn und Kentli i.W., 
(l:inn in der Xiihe der bekannten Klause bei Kufstein 
am weatlioben ätrafaengeti&ng« su Tage tritt 



»r. 

1«W| Mr. 26, 



!h.' eine 

üeilag« 



Kei-e nach Finnland von Paul I<ever- 
cor AUjtemeioen Zeituui; von l«!<a, 



frehara ,A«dand* ton IMB, Nr, so , von 
den aOkitas« Baad «7, Btito M. 



Einen weit bedeutonderon Antoil an iiii.-crem Land" 
fr-haftsgemAlde nimmt dagegen das Diluvium ein. 

Hier legte der Innthalgletaeker aeinen mftchtigen 
GerOUaehntt und Qlataeharaebiamm an die Alpaokalka 
dea Maistalar* nnd Thierbergea an oad b«irt«di«BehAnett 
\"ürliri^'cl der ^Kd" iiiul bt-itn Tliierberge auf, welche 
iieute durch ihr Wie.Kfti^iuu , iliie Fruchtbarkeit, ihre 
prächtigen Landhäuser und Ani^.HiclitHininkte Auge und 
Htrrz erfreuen. Wie der Innstrum uiub heute hart aa 
dieeeTbalseite und an den Rand des Thierbergea dringt, 
•0 «npfiog l«tstarsr aneh aar Zeit der VaiglstaeharnBg 
ainan gntanTail daa mit danGlataoharaifllifcrttMWagvli- 
den Stein- oder ErdmateriaU , und macht man keinen 
Spaziergang auf dun hier angelegten herrlichen Prome- 
iiudeii. uhue uui oder im df-in Wege die luinte.ste Muster- 
sammlung von wr it aus den (.'«litraUlpeu hurgvscbube- 
nen Gerollen den Urgcbirges, aber auch von Geschieben 
an« dem Buntaaudatain und Kalkgebirge anaatreffen. 

W«Dii d«r Glrtscher bei Kufirtel» im Oagamata in 
weiter flniaanfwftrta gelegenen Teilen dea Inntbales auch 
keine sichtbaren Moränen im eigentlichen Sinne des 

WijrtuK liinterlieiH , mi ist iioch am Tliierberge iiinl bei 

d<ir„Ed~ bui Milleti Aufgrubuiigeu geaciuchtetes l>iinviam 
von kleineren nnd gröfseren Gerollen su treffen und wo, 
a. B. in Zell bei Kuüiteia, der Boden zu Bauzwecken 
aafgegraben wird, da komman überall die grofsen Ge- 
aaihiabe «i Tag»« dte uvt Toa dar GnmdnMrta« her- 
rShran kSnnan. 

Auf der uiiileren Tlinlselte sieht man liier Hulche 
frucliibarc Viirbügel iiickL, sunderu ist alle!) im Tbalo 
ausgewaschen worden, während eich in dets SeiienthliarB 
in gröfserer Höbe das Krraticnm erhalten hat. 

An Run d buckeln, d. i. vom Gletscher zugerundeten 
Erhebungen, fehlt aa hiar niebt, nnd da die H6h« des 
ehemaligen Inngleisehere bei Knfstein nabasn auf 1400 m, 
dessen Mächtigkeit tiuf >0n m borcehuet wird *), so ist 
es sehr nahelitgoud, wenn die Jlildunpen der ünndhucker 
auf dem Zellerberge (der sog. /ellerliiiigi , <binn des 
Kienberges und dea Dnxer Köpfls, sowie die eigentüm- 
lichen Abrundnngeo an Vordrande des hinteren Kaisers 
aber dam Eingang« mm Kaiaartbal« — wi« ai« aioh 
beaoaders aebSn anf dem Weg« von KoJatein aar Kko- 

litMykliLiiini girüsenf ieren den abbolieludcn GiSwifItWa» . 

gvu dtiiä ülctiebers ziif/escbriebcn werden. 

Die auf f-iiur (jnerliiiie des Thaies auftretenden Er- 
bebungen des Kaivarion-, Festungs- und Zellor- 
bflrg«a beanspruchen — wie nebenbei bemerkt werden 
mag — «in noch ilteraa Intareaea, indem diea« dem 
Ilauptüulomit« aagebBramlaa Uainsn Berg« nnsarea Er- 
achtens als die stehengebliebenen Pfeiler einer sehr 
alten Vorbindung zwischen den aus gleicher Formation 
horTor|.'ei:t'^ngeni'n Oabirgan baidar TbalaaitaB in Im- 
trachten .lind "•). 

Ein merl;würdiger Hügel ist der einsatu in durThal- 
«b«n« awischen Zeller- und Tbi«rb«ig in der Nib« dar 
Ortschaft Korabadi anflavehettd« aogan. Iianabiebl, 

*) 9t. Bayberger, der longletichiT vi.>n Kufslvin bi« llaai; 
im Krgänzuni^iibcfte Nr vnn 18H2 su Ptiteniiauii« Mit« 
teiliiiih'en.. H h . bellt lie« für ilio Durehbruc1iiii)tret.'k« (daa 
Qu«rlhal) von Wörgl abwärts auadrücklieb harvor. 

*) Penek, die Targteta^amag 4«r dantadian Alpen, 
Kap. IV. 

*> Naeb Bayberger I. c. sind anAiHalmThaleb«! ob«rna- 
dorf snstebendsn Auerbergs, daaa ila kMaen Kalkkegel bei 
FisObhaeb niebt gana dnrebalgle Barrkraa das Thaies. 



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SM 



Dt. A«ffHt Andr«*: HsonatelirifUti ««• OatfrUtlMd. 



«n BlAal, auf deiten Sudnnd tidi aU«, dntkdbrawM, 

si'lir fest TprkiUiti' Nagelfluhe fijilet, welche kleioe Ge- 
rullü aus Kalk, Quarz uud liuntBancht ein enthält nnd teil- 
weite in derben Fels Obergebt. Vit !. i ' Wivh dieser 
tlfi^fl iirHprttDglich auch Loasbichl, wiu eiu ähnlicher 
Hugi'l liei Ilaldensee im Tanoheimerthale , an welchen 
der VoUumiuid Tanebitdan« Sagau T«it T«rboi]gaBaa 8oUi> 
nn, «Snar gahaimen Thflrii. ■.w.snknftpft «m Tin dam 
es heifst, dafs man ihn sich geologisch nidit aa arkl&ren 
wisse *). Unser Bühel bei Kufatein ist abrigena wahr- 
iscbi'iiilich ein aus älterer Zeit — wohl der ersten Eis- 
zeit — Htphfln gebliebener Schweuimkcgol, Ober den die 
■pftt«rt'ii Eiä^trömo natQrlich auch hinübergingen und 
auf welchem aie ihra Vintenkarte in Qeatalt von Cr^ 
gablrgageHlllai Kagaa Habaii. 

Zwischen dem Zeller- und Uaiatalerbeiga tdft WM 
ein Über die gan?^ Rreite dieser Thalseite sich eratnAan- 
des Pystoiii vou Hüjfolii, Wnlkü und Gräljen mit finipen 
TUmpeiu uud wäre mau veriucht, »n KndmoräueH aus 
dem Stillstände oder Rücksuge einer Gletscherzunge zu 
danken, wenn nicht der Ring dieser Erhebungen konkav 
gageii Norden geöffnet sein würde, während dia Stirn- 
morSiMn dar Okrtadiar bakanntUeh überall konvex nach 
der StobrieMnng abaddiafaaii. Erknndigangen ergaben 
nun lial<5, dafR man es hier mit eiticm alten SchaiiZf u- 
baue SU lliuii bat, der mit dem I'.rd und Ger.'llaiatfriÄl 
des Thalbodens ftuft,'efiihrt -wurde, db dii-ao Schanzen 
die befOrchteteu Angrifte der swetmal nach Südbayerti 
vorgedrungenen Schweden oder vielleicht eher die der 
kanta bafrauidfltan Bayani »bvabmi aoUtan, «aldi« 
mabmiab Hamn daa adiüBan Knfttaio waren and m 
oft um den Beisitz desselben, dieses ehedem so wichtigen 
ThalschluHses, gekämpft haben, steht noch in Frage. 

Von den UablkhiaQ Twbtigdii dar Ed und daa Huer- 

') Dtr Nhimk I.ijUdl'Kbl winl vun A.Kiililer iml iiiit(«l- 
hoclid. luz, Vvrateck, und lusen, Inntcbvo, in Kumuiuieobanit 
tatoaaht, af. dia Alpanvanina-aaUaehriA van ISM, B. Ul, 
.daa TmMmK Tfeal*. 



bargaa, im Angaaiolit daa gaganSberUagandan mSehtigvn 

Kaisergebirges, kommt man anf wohlgepflegten Wogen su 
dem hochgelegenen Pf r i 11 e n - und dem L ä n g s e e, welche 
in liergmiildt'U dos Aljifiikalkos finf^'obuttcl titid. während 
der wahrscheinlich durch einen Bergsturz geschaffene 
Hechtsee seine stillen Wasser in einem tiefon Trichter 
aammalt. Aller diaia Waaaar aind nioht immar «tiUf 
dann — wia man arslUt — > aind ik bei dem ivaimali- 
gen Erdbeben tob Lissabon am !■ November 1755 und 
31. Mars 1761 wild aufgebranat and haben im letzt- 
genannten Jahre die sie noch einengende fäldeeka mit 
schäumenden Wogen durchbrochen. 

Wenn man bedenkt, daTs Erdbeben in Japan, la* 
dien d. s. w. am gleichen T«ga ibrea Anfireteoa dia aaia> 
miaoben Apparate der aon^ljadwB BeobMlt(ni|g«rt*ti»- 
aan in Schwingnngra vecaeteen, ao ktoaoi jene 
Enlhlungen vom Heehtaee kaum obne weiteres saf 
Täuschungen zurfickgefülirt werden. 

Ab die Entstehung des Hecbtsees knüpft sich aber 
auch eine düstere Sage von der Liebesneigung der Fee 
Hechta >a einem JftiwUng Friedl von Oberaudorf, 
waldiar aiifaiifi diea» na^ng erwiderte, dann aber, 
in neaar Liebe m aimr aebtoan Wiitoteiditer Eblain 
vom Mfthlgraben entbrannt, dar Fee Heehta dia Trane 
lirmli. Zur RacLo huhe diese, ala Friedl wieder zur 
Stelle kam, die Quellen versammelt uud am Orte ihrer 
fruberon /usamiueukünfte. einer schönen blumigen Wiese, 
einen See enteteheu lassen, in dessen Finten der Treu- 
lose verschwunden sei 

So banUahtiigt aiah die aenaahliahe Pbantaaie der 
Katnrwnndar nnd aiUirt vad verUirt dieadben dni^ 
den Haueh der Poesie, während es der Wi&HenKL-biift de« 
Meu-'cbeu viel schwerer gemacht wird , wcuu sie mit 
ihren weit enger bofs'reiuten Mitteln erklärend heran- 
treten will an die Rätael und Wunder, welche die Vor- 
zeit gaaeihAllen und biBterinaeaD bat 



') Wegweiser llr Kabtetat 1«T7 esd im. 



Hansiuscliriften aus Ostfrieslaud. 

Geaammelt und mitgeteilt von Dr. Augnat Andraa. Weener ^Oatfriaabind). 



Inden ieb badto der vor Jabnafriat im „Oloboa*, 

Bd. 72, Nr. 34, 8. 375, verSflTontlichten Sammlung west- 
friesischer Hnnsinsohriften als Seitenstück eine solche 
awn Ostfrie-iland , das Ergebnis längeren, oft mühsamen 
Samiuulijs, iulgtiU lasse, bi-mcrke ich zunächst, dafs die 
damals an die Groninger Inscln ifl „Ick . kick . noch . iut" 
geiniftplte Jlemerkung durch eine frenndliehe Mitteilung 
Mia Anaterdam binfUIig wird, «ad «• mit beaagter In* 
adirift hiernach folgende Bewandtnis bat: Jener Kopf 
mit Inschrift ist augebracht zur Erinnerung an die Be- 
lagerung viin < >t LMiiiigeti im Jjilirc \i>~2 durcb den 
MünsterHcheu lii^cUof und den Kulniüchen Kurfürsten. 
„De vorjaardag van Groningens ontzet", 28. Augu.'^t, 
wird heute noch unter allerlei Volksbelustigungen gfee- 
stelijk geviunl". Uud man wallte dadurch andenten, dafa 
dia Einwohner aich niabt vor der Balagerong fürchteten, 
ao lang« noeb I^bennuHtel dnreh das Seegat (Reitdiep) 
eingefiibrl werdLMi kLUiiiten. Dieser Gedanke mm ist 
dem diminli^jen Kuuioiaudualtju dtir Stadl, Cur! iUben- 
hanpt, welcben der Kopf auch vorstellt, in den Mund 
gelegt mit den Worten: „Ick . kiok .noch . int" (jat = 
gBt la ergänzen). Die Strafse mit diesem Hause heifst 
dann »nok dMUwh «K^k in't jat itraat*. nJat* wurde, 
«eil a« leiabl »m dm» SaaliTerhaHa «tglut werden 
koBBiak iD dar iDaebirift waggeUHan. Auf UauBadiilden 



wird iliBliebarweiae, such bei uaa ja, daa weggelassene 

Wort oft durch ein Bild ergänzt: Dit ig in de - De 
zoete (darunter eine Honigtoone, in die ein Bursche 
bineinriillt ) , ut^io ^der süfse Einfall'^, Wie boUiiidiaebe 
Bäokcii'ludeu oft genannt wurden '). 

Emden besitzt einen ganz ähnlichen Kopf, der von 
aainar Stalle hoch oben im Oiabal am Delft (Halen) den 
VBA «baaMla tevwftrta geriditet bllt und mit dem be- 
rflebtigten Seeräuber Störtebeker in Verbindung ge- 
bracht vrird. Nach neuer Ansicht stellt derselbe jedoch 
den Herzog Alba dar, welcher bei einem Aufentbalte in 
Emden in dem im Jahre ir>ti3 erbauten Hause Wohnung 
nahm und von jener Stelle aus Ausschau nach den 
Schiffen hielt Ja, bei einer Abpntzong der Giebelwand 
bat der jatnge Haaeinhaber angeblich sogar die Wert« 
nHermg Alb»* aa dem Kopfe entdeckt, der auch genan 
zn einem eebten Bildnis Albas passe. Stark bedroht 

. hat Alba I'mden nacli der Scbi icbt Ijei Jemgum, 15(>8, 
auf Jeden Fall, und man war auch recht in Furcht vor 

^ dam aHaanibal aal« portaa*. So kSoBta der Keft 

I Muilic-lie Benennungen auRli b«! unt; milir-ira' in Si*,|i]«s- 
wig eine ;iu» ilem Jahre IT'tR «tammende Oa«twirtj«ti;<i'i : ,Kiek 
I in de Bt;i.lt", we>;eii ilir> r IjHjje quer vor einer Straf».-, ili* 
man von dem Ilause aaa ganz binuntenebea kann bis nach 



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br. Aifvat Aadrtfl: HftaiinBohrifUn ana Oatfriailtmd. 



imtnurlüji ut jmer Zeit zur ErinDsmag an Jene 
Sehnokaunit d» «ngebnoht aeio «od Iftbt «ith j^en- 
hiXta alt «b Wafanmlm der Stadt raaalmi. T«n Alba 

sollen aucli die noch heute Torhandenen DnkdalLen 
(dac d'Albe) herrühren, rfahUuaammenfitolluugea zum 
Btfeatigm dar SchitTc. 

. N«eli diaMD Vorbamerkungaa mag annmalir iu d«- 
maligair Raihaafolg« mit den Innbrifteo «iiiigar ,Baten- 
hasen" der Anfang gamtdit werd«». Am Emden 

(Qrufae I>tticbatrar«e): 

V ANNER. Dir. HV8. 

BovwET.nonr.so 

IS.MES(JllKN.Nli»T. 
HAN . SPOT . ANNO 
1 .5.68 

Keuerea siiatfinbu«'' ans der Spiekeratralse: 
Als Godt Behagt 
Ii Beter Beniet 
Ab Beklagt 

1 mi 

Ein uolcluäi aus Doii ("miuiii (Kic;« Kmden): 
177:! 

SO GELEErr AS GUD UEH 
AAGT. BETER BIENIEDT AS BEKLAAOT 

Dabei ein Bauer mit Pflug und Gespann. 

Eia andena ans Uorf Groothusen (Kraii Emden): 

Jm FJai Smil, 

Antji- Janieu, 
Iauü hatcrs haien, m «yrfm nifdat, 
IVat Qod on$ gmU dat moekn gy Ijfdm 
1789 

An «leinselban Qabftade ia Tarbiadong mit «äderen 

Inackriillaai 

ALS IDT GODT BEHAGET 80 

IST BETER BENIDT ALS BEKLAGET 
ALLE DE MI KENNEN DE GhSCIlE 
AI,S SIC MI GVNNEN . MIT 
NA Dil IIVSZ EN BETEK GOT. 
„Mit Got" gehört zuaammen. In dem neuen haben 
diew loaehriftea dat «Itan Gabftudes wieder Plsti ge- 
AwdiHi*). 

A«a Dorf Wirdum (Erda Emdaa): 

■P« B, -Bt </• 3t 

J.nnt haatrrs h'.mt' ii, fiH'l 
nietUrs niaictt, wal Godt ons 
gmil^ mod £tk nA Utätin, 1793. 

\u( einem /iRgelstona ia «aam aBdaraa Baaia dea 

Ortca liest luau noch: 

Tiaada aa Oatrrede 
sja Halfsaalan da ear 

IIa troawda met OTerrloed 

de andere met Arinoed. 

aUaterahua" aua Weener mit Wappen (Adler, da« 
a««ib raefato tpiiDganda Pferd« drei Kbeblftttar), iwei 

') Noch fallen ein alte* Familieiiwnppeu anJ ein inter- 
e»««nt<>s Rite« Rplicf in dip Augpn, oiti EHxrnpnar mit sieben 
VfrucliK- k'iialt<'iii{< II Siilineii. M.ui ^all in dir hi'ihjeii Sie h^n- 
K»hl wohl ein besundem |;iKMli,'>'? ii-'s<'lifnk ri<-.- H.iiiiiiel». 
£in äbniicliar ,SU;in der Bitbirnliii;^* ' titili.'l»t iiich m Ii:\iiieln, 
aua dwuien liuchrift h«rvorgi-ljt, dulii ein Eltemiuar im Jahre 
IMO am Jaaaar mit .my Knibleia und Ott lM«üelcin* 
auf «iamal baaehaakt wurde. Aaeh dtea daakwIruBe Jir> 
«Igali ii( ia fteinentaa Bilde fcügebaltia. 



achwarzen Rosetten im weirsen Feldei dr«i Elaenliliea 

am (jit»helaTilc<'r nnrl der TnscJirifl: 

H fl« ifuil mein Uch-:it>m'\u iä, kein Vbei* kanwirbcgtffiteH 
Feit es tiim weilen Saiier; Oolt kan es huMc See^ie» 
Im ü<tfms ütifteni Las ifeiden Neide» 
W<a$ Gut mr G4$aiä, da« nti^m Sk Lriäm 
Unter ASer aus ünt ein; Las dicr 0 Göll bi/oUen /ei» 
Wäcke JanSen: 'HUsc Hauv» 
ANNO 171M den 1 Ju>0. 

Oben im gegaatttwfiagaadaa Giebel aeebamli ein H 

(Erbauer). 

Andere Inschrift«!! , in denen Neid und Mifsguust 
snm Aaadmeke kommen. Emden (Nordertharatnike): 

WOL TOBGYNT EIN AND 
ER SIN PROFIT DE KTELT 

SIN BLOT VND VOR 
SUT SINE ilT 
ANNO ISS.'i. 

Tonut s TenlamL Gaiegaiatlieh wird lolohaB In- 
aehnflen Vaobdmek Terlieban dareh bOdlicbe Daretel- 

lui'.g. Man w.ih't die Katise, um Mifsgunst und Brot- 
neid zu versinnbildlichen, der Eule gegenttber; ao an 
einem ^Paddwaaa* ia der SeiiidatAlhe: 

ICK . III T , in neu . ALLES , VNTFANGEN . IIEHBE. 
VAN.DISl'f N.HKNDEN ANNO DOMINI . 1559. VLE. 
WAT.DEIST . DW . MIT MIN. SPISE . IN . DIN . MVLE. 

KATTE . D W . SGUALT . WETENN . VORGWNBI . 
BROEDT . WERDT .OICE . 0B6ETEN. T )|(P. 

Die Frage der Ratze ist nenen Anlagen zum Opfer 

gefallen und münillinber ^Iitt>'ilung Terdiiiikt, nbfTiso 
das Relief, welches aboi' iu das Altertumaüuuüeuni ge- 
rettet wurde und hier aufbewahrt wird. Das gelungene 
Bildnis zeigt die Eole mit Mäusen in Kralle und Schna- 
bel, als auf ihr ReehA pocihend , nicht wankend, und die 
Katae, liiasig, dagogea «afiuieheBd. Dieaeibe bildlicka 
Darstellang nnd eine Kbnilefae Inaobrift tierte Mher ela 
Hbub im benachbarten Orte Hinte. Beim Abbrach dea 
alten Gebilndes wurde seiner Zeit ein Teil der Inschriften- 
stvine (Backsteine) gerettet nnd glik-kliclit i weise, leider 
zum Teil ia aiunloaer Anordnung, in die UUckwand 
des neuen Baaaaa wieder «ngeeelatt wo beute aoeb au 
lesen int: 

DE MI BEMDK DE .SAL WKi EN DA i VORGVNT 

BROIET MEIST WART GETE DE IS ARGER AB 

KEN IN -? DIT MOT GE . . . . ANNO 1571 

Fania s GifL in die erste pnairtterts Stall« ist kein 
ZaHUBmeahaag aa briagaa, weil da «adi va« ftUi Von 
dorn aigentUeboB Tiaigespritclie sind aar die .\nfaDn- 
worte der Knie erhalten ,dit mot ge" (weten u. a. w.), 
dagegen In iili: 1 iiTficFtiilli ii, die KiitZB mit einer Wnrst 
im MhuIi', kitun also ,dou Hals nicht voll genug kriegen", 
nnd die Eule mit Ütasaa, aoftardem 1> (Wappen), 8 
(Nomun) 

Hieran nnhen aiob weitere laoohrifteD, in denea go* 
Uagt wird, aog. ,lUagein>obriiUa''i Vorricbti Oottter- 
trauen, Gottesfurcht, Damnt, NM& Aae DÜnf GioIb-' 
Borliam (bei Emdaa): 



''I Auch vin bvlivbtefi Tlicma für UiHtlnliier, Irulitjr 
viel ZU Oeiiclienk«n benutzt wurden : 

Berenilt Kolur*. <.) Kalte du muH weten vergäniiei 
Brodt wen viel gegeien wer nii vergnnt rnd nioht gifft dea 
■chto die Duuet vud pistge d« Uiobt 1646 (mit Katze nnd 
BulS} Xmden). 



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886 



Dr. Aafnit AadiFft*: HsnainMkrifl»» *«■ DttfrlMUwd. 



HET RKCHT . DE WARHEIT . EN DE TROUW . 
SÜND VOR VEl.E JAREN VAN ARD AI, FI.CCHTIG 
GEN HEMEL UI'GEVAREN . WIL UNRECHT. L«)GEN . 
EN BEDROG . DOOR SNOOD GEWELD HÜN RIJK 
OMWO£LDEN EN HEERSCHEN SLlvCHT UM GELD. 

jm MOET ONNOSBLHEID GESTADIO BANGE 
WESEN . EN BI DE WOLVEN SIN 18 HET LAHM IM 
DUSEND VRESEN . ANNO 1705. 

Onnoselhnt = UvaekiM, £iaftll; ▼na«» — livpUn, 
FoKbt. 

Diue Iniolirift, welcb« Ton DnTentADd«, dw «o 

vieles auf dem Gt'»ifsc!i hat, buaeitigt kl, wurde nach 
mündlicliuti ^littciluuguu uicdergeschrieben. Eine bild- 
UoIm BuntellaDg jedoch en der Inschrirt, dns Lamui mit 

DE WAEIiUEIT IS TO HBMMiäL OHETOE&EN SN J>£ TROYWBIS OVER BAT WIDE MEER GHE 
FLOEGUEN DE GEHECHTICSEIT JS ALLEltTBALVEir VERDREVEN DE ONTROVWB 18 INDE 

WEliLDT ü HEBLEVEN 



UeiliKenschein, Recht, Walirbeit und IVene danrtellend, 
v<iii drei Wolirn, tnrcciit, Liipn und lietrug, angegriflen, 
wird iiiibKt audeivu dazu gehörenden Verziorungen, Ea- 
gelsknpfen, im Nachbarhaiue anfbewahrt. Die Insobrift 
hat eine Geschieht«, wonach der d«Dalig« ii«ttM%Mi< 
tfimer lich mübai nntar d«m Bilds d« Luubm und Mim 
dm WideiMober, drei Retaherreo, gtgm die er wider- 
reoliflieli einen Prozefa rerloren hatte, unter dem Bilde 
V"n Wülfcti diiisli/l]t uiul sich so gleichsam rucLtL'; 
vielleicht durch die bek^tuute i'ftUel des Fhiidrae, „Wolf 
und Lamm", augeregt, in der schon der TKchter sich 
ele Lemm and uinen Wideraeeher aia Wolf geuiehnet 

Ähnlich im Flecken Oldemm (Kreis Emden): 



AN 



0 aODT MJN llEEJi WUE ZEÜ ÜEiT GELl VOER EER tiüEWALT VOER RECHT DAT KLAEQE 

IK ARME KNECHT 



AnlgeMifliiut un 30. Mu 1897«). 

Au« Eujden (Neuth'irstr,irs°): 

ICK ♦ SE ♦ ICK * llnRK ♦ ICK ♦ SWIGE ♦ VND ♦ 
VORDRAGE A AI.SVS * \VI:K1 ♦ MMAM ♦ W A 1 » 
ICK 0 lAGK o WKS IK ♦ (.'.>]> l ]< » AI.LKINE * 1>E c 
MAN . DEaGLVEN ♦ VM>K i- FA!,>(HK a NIDER 0 
TVNGEN A WEÜU « HhMEÜi-KAÜ * AÜNO. 15.61 » 
A;g^vi» 

Ziftliit liflb «1> «in« KieÜM m sw«i GitlMla «ntUag. 

Kirim OitanlnkfiM: 

TDER SB TP SIOK 8ULVEM 
ANO .DNI . 1.6.83 
Uftua am Delft: 
TREBB OODT »E HEERE TN DE HERE . SPARE 
VN SORGE NET TUO SER . DEN DV IJIST TIIO ARMOT 
GEBOREN . ALL DIN SPAREN VN SORGEN SVNT 
▼ERLOREN WANT GODT IS DK MAN DE Dl ARM 

VN DE RIKE MAKEN KAN ANNO 155» 
de mere = da« Meer. Daa Haue im Hafen wurde gc- 
wifs ofl Yuii J* II Wai'-i-'rfluli ii budi'ulit und 1icilnii:Ljt, 
tu dui'a die LiewöSioer allen üruud luittcn, sie zu i.irtliten. 
So lautete die InRohrift des GaRthaus« h ,.])<■ g iudi' Thom* 
(heute noch gder goldene Turui^), die nber, wna eehr 
zu bcdaneni ut, in Iet7,t«r Zeit einem neuen Giebel Iwt 
«eichen ailleam. Dabei hat UnvenUnd oder ZeratAmngs- 
wnt die Hand im Spiele gehabt und angeblich die In- 
scliriftensteinc zcrsi:Iiliigcn iiiid uiif i.]vt\ S\ liiittliiiiifnn 
(gebracht. I^ii) lnr,cliri(t ii-t nucli iijüiidlLthcii .Mlttei- 
liinj.'<-n diT fi ülii-reii Ileiitzfriii tut'il.':-L;i>r>Jii ii'b>'n. Man 
zeigt noch zwei Kiitvrbusten aus alter Zeit, Ton eineia 
Kninm in Hwim harrlUirand. 
Am Norden : 

lUNDKlUCLS WIKBKN 1789 
AB AQUAET IGNK lloMINUMQlIE FURORE URERA 
yo'; itoMIN'K 

*) Wegru Abbruch de» iii«beli wuril*^ eiae ilctnuAchstiKe 
Kntfvruunt; ilrr »cbüui-ii poetischeil loaobrift ili Auiiaiclit k«- 
Btellt, die auch leider wirhlich Matlftuid. Über den Vvrbkib 
dar iDHsJififk war ▼erUiifl( niebta a» eilklina. Ihre lotete 
finliicefcrag auf eiaen MifilerauaRnge am M. 3ml IMS in 
IiMaUnun bei l>«er, wu ftie ihr Dasein nn «iiit^ui Neiiliau 
weiter IHtteri »(»II, war eine zu freurtiK«. aU (laTri sie hii-r 
TCVwIiwiegen wenleu sollte. l>ie Inschrift iiiter«iiaiert uijs 
noch , alj sie auch von Uiililors (OililesheiiiKir Ilauanprüclie 
im, ü. 7) iu HUdeabeim IMö, wenn auch fraguuiBtariacb, 
betegt wild md hier vielMielit cur ~ 



Drts JIiiu.-* \V'ig\ den Xftiiirn .,Scld(!iiriist (f^oldens 
Hube) und ist mit viel üraamcntaliachem Schmuck ver- 
sehen: Wappen, zwei Löwen, oben auf dem Giebel zwei 
lebemgrofsen Figuren, einem geflSgelten Saturn mit 
Senae and Slundenglaa, den Aekerban, and Neptun mit 
dem Dreizack, die Nordsee, die Schiffahrt, l)eide Götter- 
gostalten also gleichsam die llaupterwerbszweige Ost- 
frieelands verkörpernd ' ). MeKclbe InschriA noeh in Dorf 
Jennelt (Kreis Emden) aus d«ui Jahre 1778. 

Aas Dorf Weenermoor (Kreis Weener): 
17 78 
A: ^/bena Bn^m, rfj^ 

.Sfee Sj^ens <}eb.- Ifeüto 

'Dil Tfui-^^ f}i>,)f'> UHiiiiintHriii-vth!, 
irirrd d"r,r da JJimah üunst htisti Jil. 

Uii> Iiii<v.:hrirt verdankt also ihr Dasein dem üutor- 
gangu duü alten 0«blndes darok Fencnnoi, »daroh du 
Ulitafener". 

Sehr ▼erbraitet tat die Sitte, nor Jabreanbl and An- 
fangsbuchstaben der Erbauemameu an den Giubelankem 
anzubringen, die manchmal wohl beabsichtigte Ilerzform 
aufwciücn und luil Ki-,eiililuim'ri vi^rziort miil. l'iiii 
älteres Haus in Weener zeigt im Giebetauker statt all 
deasen dae weifae baoooversche Pferd und links davon, 
niedriger, eine eingeeohosaeoe nnd eingemauerte Kugel 
aus der Zeit des RevolutionakrifigeB, welefae au nach 
dem nahen Dorf« Slark filbrt, wo «im aeMi« «tmidiln- 
gcnde Kagcl dm GroraTater des nodi laibradm H»vn> 
faeaitieca m felgendnr Gedächtnisinschrift TCrulnlate: 

17it5 tirn 8. Affrü 
It Wer vm de Frmum 

et» Kwijel dor Scholm 
dat ijtif Ikhrik vor 
my III mJfH Unit Ociiote». 

Wi-rf R:i?;vr?s. 

l I)i-Mihiil> iÜl- Krii k"'ii()t dt.'i siubuiijiihrigtiii Kriegea 
diktifiti- ilif lii-i liiili von mir wegen seiner 
Fratzen so genannteD „ Fratzenbauses" in Leer: 



') In fräberrti jMlir«» »oll «in Kapitän, ein Uulllnder, 
zwei I.Awon au:< Afrika niitgebraclit und ihnen ilie Namen 
.Beiden' und .Ruct" geg>^ti«n haben , »onach iIkk Uhu« so 
genannt sei. Seiden Biiat »tebt deutlich am VuTm der Löwts 



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Dr. Anfttttt Aalraei HkuiUMlirifl«B tPt OitfriMltad. 



BB7 



OOOR 

IIENDIUK BAVINK 
EN CATHARINA.ZYTSEMA 
GEBAUT: MDCCLVII 

Jemcriim (Krcix Werner): 

BETIiY'l % Nil ♦ VI' * JY* GEL! ♦ NOCH* FP » G Fi' ♦ Ni)CH ♦ ifJ- * FLEYSCU * OFTt-ÜLOT 



AL WOBT IN TEEL ONRUST 

DES LANDS DIT HÜIS GERIGT 
DOG UüOl' WY GODT IN VKEED 
ONB HYR IH T0EDEN8 TIGT. 



WAKT )» ALS )t IW j»6ELT « VND « OTT ♦ REOTHT « TE jcMYNDRN )t SO VERLATB j»Vj« ALLE MENSCH js 

KIXDR 

UOLT 0 Die « REIN NEDRYG i VND 9 KLYN f DENCKT * VP DEN « DACH a DE v N£MANX 0 VERBI « HAC 



BEVWK.8YUX 
ANMO 1M7 



Du allfla noobte woU manch«!- ein Jahr spSter «r« 
falirmi, ab die Jeragiimer so unglücklich gegen den 
Hersog Alb» waren. 

Der Bibel entnommen und dazu Passende». Aus 
Nonba : 

DE.SEQEN.DES.HERE MAKT 
I R(KE . ANE . MOIIE . ^ 1593 . 
Sprtoh» 10, 32. Der Giebel ist erneuert. 

Im Aäaohlnri himnan dia dam Spricbvörtoraobata «oi- 
amanaaa lanbrift aaa Jangvm: 
/r.s.7 

An ffotls se^en 
iß 't af/eä yelege» 

Uoohdeataek ia Stadt Embs: 

Ab Oottaa Sagca 
lat AlU 



Anno^^ 1798 
aad in Nortmoor 1810 (Kreis Lear). 

Hiier rnht sich paneBd die bfibaebe laaebrift aus 
Petkam (Krois Emden) an: 

MKIN GUCK IIKHIIIIT = 0 GOTT 

AUF DEINEM SKGKN i- 
VEK TRAU ICH DIR UN D GEU A UF 
DEINEN WEOEN 
SO WIRST DU MIR AUCH OHNE 

SORO UND KR.'iNKEN 
WAS .Ni TZI.ICII SCHENKKN 
EVEßHARDINA BKACKLü 
OBBOKNE 1AN8SEN 
1»06 

EbeafaUa «a« Emos: 

XIKVF.UZAGT WFR ni'INF. I IKnF TiriNFR WFTSEN 
MACIITGEDENKT WlHiJ MICH ÜLKU 11 UA.S l.l.BKN 
TRÜBE DU BIST DER MEIN SCHICKSAL LENKT 

Erste Hälfte ateUeavda« TerwUtert nod piefatmebr recbt 
10 «atiillani. Uad: 

Göll :ill..in ili.' Khr'; 
Und sonst kuiueiu mehr 
Lateinisch luehrraalK im Flecken Wittianad, 1733, 
1735, 1747: SOLY DEO GLORIA. 

Aua Emden: 

Loft Gedt 

Roovcu alle 

Im benachbarten Dürfe Wolthtueu lieal man: 

0:HE18RE JJ.Sf LÖF. EN EERB 
DAT WY DIT IIUIS MÖGEN BOUWEN 
WILT GY lIEr IN GUNSTE BEIlOUWEN 
ALBERTtK:OHLING CATRYNA TER. HAARS 

1783 DEN 22 APRIL 
Nodi «a« «adara |B«nera intereaianta laadmft tob 
der TergAnslIiibkaH behad aioh in Wolümiea bb «aaai 



BaaeillbaBae, du vor sieben Jahren verkauft taul iiots 
■ein«R knnsen Daseins leider von dem K.-iufer aus tViud- 

liiln-n Grüri'lim uligi'ri-iscii wuriit-. aolhst fiin'ii licwi'is 
für die nii<cbe Vergiinglichkeil liiet'ernd. Auf dem lu- 
h'chriflensteine nun, der glncklicherwei-SQ tob dem neaOB 
Erwerber nufgehoben wiH, st.-lit zu lesen: 

Uinderk . A . EckLo:) . llutupo . E . Meyer. 
Anno 1841 
Die dag die gistron was 
Ib van ODS weg genomeu 
De dag die beden iobgnt 
ZaI baast tea einde komen 
Van niij die tlif nn houwt 

Van II die liit u.i Jeest 
Men zfgt, iiaiir körten tijt 
Die lieden z.ijn gcweest- 
Tot gedachtcnia vun [nijn ouden 
Grielje H.£«khoff 

liedea = Leata. 

Geht man von Wolthusen auf dem Deiche wcItBF« 
erreiobt man bald Uphoaen und liest gleich am Eiagaaga 
de* DorüM die griadiiacke laichrift: 

Die Inaobrift befand aien frBber an einem niten 

kleinen Iliinse und wurde ln'i d' ssc-n AVibi'urli in den 
Neubau wieder eingefügt. Das btkaiuiSe Wurt „Er- 
kenne dich selbst' stand ja auch einst am Apollotempd 
zu Delphi ala Insebrift und wird einem der aieben Weiean, 
b»ld dem Thaica, bald dem Chiloa, bald «nderea sage' 
schrie}>eti. 

Aus l)orf Larrelt (bei Emden): 

PAX IN TRANTIBTS 

OHIAS IlOETII 

IIERMANKI X SIN 
EHE FROVWE 
ANO 1634 

SoU von ein«]» «äteiaaebiffinr* am Etadan mitfabracbt 
and an eeinem Hanse angebraeht aein. Ta Weenermoor 

noch mit dem ZuHat^ie: Salus exeuntibus 1823. 

Ebenfalla eine lateinisobe Inschrül leoen wir in den 
Larrelt baaaabbaiteB Dorla Wybdaum am DoUart an 
einem klaiDaa «iniat0ddgaB, «aa dar awaiten Hilft« daa 
Ifl. JahrhaBdarta stammenden Hanse: 

VIVF.Ml.MtHt.MORTIS 
SIS. ET. MEMOR.SALVTIS 

Die Inschrift ist von swei Wappen eingeschlossen ; 
links ein Kreuz, darunter vit'lliicht zwei Schneiden 
(Messer) und drei Ringe (Kr«ii^) daneben; rechts Zirkel 
mit Winkeleiseu und zwei R&der: als Freiniaurerwappco 
beseicbnet; Zirkel und Winlideisen kommen auch ala 
Handwerkeneiahaa tat and daatataa im 
daa Falle daa Haadwerk d«a Er1wd«f» sa. 



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Dr. Aiißust Aadrae: Hansinaohriften an« Ostfriesland. 



Den in JiiH ^(if'refurrai crii AriubuiB" aus dem Jahre 
17'Jü (J<-t/igc (iLMserbc^- und Ilaudehnhole} la Lew 
EiDtratendeu fallt in die Augen: 

HIER WORST GEHUISTEST EN OEMEfiRr 
WIE TI.TTIG ARDEIDT WDT EN LEERT. 
QÜAEliUNT UT TROSINT 



Ihm PüUzuikummiüiiHnitt iii Emden trägt die Mfth- 
1692 ♦ 

8LAEPT lOETvDlE DAER WARCKT« 
Noch ti» mtoreMMitM 11«tM not End« (Alto 

Markt): 



OIP/D^QOT/FRTCHTJGEN/ VNDE TORBABME/DI/DEB/60 T . L0SEK/MICnT/TMDE/M>/GOBT . DEM 

/EELENOEK SIBACH /II 



7K\ , 



Die obere Insclirift ist aus Pirncli 1 1 L;r/.<igcn , die 
mittlere, welche sich bogenförmig über deu Fcuitem 
hinzi' ht . lüitataraint, wie auch liinKugcsptstt ist, dr>m 
fünfteu Huch Mose 1, 17 (Dev: = Dautcrouomiuui). 
Initialen (Namen), llausmnrkeD vui Jnhrnzahl endlich 
befindsn sieh uebtt V«niUrnBgeB, FUmr»n in Blonen 
aualaofend und BSnder haltend, auf Äsnen di« Zeichen 
zum Ti-il riihni, TIci lii'ijjfcn (Klefant) iibci' 'Iimi unfiTi-ii 
FetüitLrn. N.i ii iKr /weiten Inschrift aii schliclsen, 
>«;l><'iiit ll.kiis. liti-. 1~'<>' erneuert wiinla, eine Art 
tierichlagcbäudo gewesen zu Hein. 

Äurieh besitzt oder Tielmebr besafs auch ein so altes 
Oenohtigebiode in dem ehemaligen Kiofatbauie, wo aicb 
einst du hsdeaharrlkb* ostfriettMh« Gericht oder die 

Kanzlei bvfand, mit der Rezeichnang ANO.DNI. 15.(iS 
and der bildlichen Darstellung der Gerechtigkeit und 
des .SalomonischeD Urteile, olien swei geflAgelten Engels- 
kStden in den Ecken. Aa%eMidtii«t «tu 19. 8«ptoailMr 
1897^. 

Im Ansr:!! 'uf^i hieriir) iielimen wir min ntioh ;;uli't7t 
einige andere alte Uüiuur in Augenschein. Leer: 

IOHAN.^:B:1572 

Rlit Tier kleinen geflügelten Kngelsk(^en und einer 
Art Unna mnrkc Linte r dum VorsRoen, einesk A Ähnlich. 

^ in« A'^^O IW» 

Amao^lßlS 

In den geradlinigen Figuren hier und durchweg haben 
wir wieder Ilansmarken 7.u sehen , die ja erblich waren 
und in Wappen Übergingen, wie nach in den meisten 
Torlieganden Flllen. OUereiUB ««Mt noch rät nUee 
llaus mit der Jahneiahl 1553 and *wm Fknlaen auf, 
und Jemgum: 

ANNO lÖÖd 
Hit swai Eftpfflii. Ave Weener: 

ANNO I )^ F 16G0 
01mm in Giebdanker eine eiserne Lilicb Aus Norden : 
1 6 V 

8 8 ANNO 1622 

Kill ri.in^ wird nach si iin i MMlirln n liarstellung 
der I uIrI vom Fuclm und dm W oin" nuiiien ,Uoel 
Vosüenhue" genannt, ein tindi ti s uill i'iin't;; NiiL't-'.luMirer 
im Giebel, trügt selbtt seinen Knraen l>K .Sl'YKER- 

Nfti-li .•irii-r Miit.?!t',ui;,' il^ r .O^rfrio^in-liPti Nai-lirichteD* 
vom 'M. Mm jt-dcrli sull ji..'!. flirwiiv' iifi lUuB 

•ieii Anfoi ii i uu^' 11 i|i r Keuzeii groplert werden und einem 
Neubau T'l ii/ nulon wenn liucb iIr« Itviicf nn <ler I : <iii 
Neubaiie« wifd^r «ligebniubt wird uud ho d«r jiacliwelt 
srhaltea Ueibt. 



1643 

rtOOR, Bei es nun, diifs dor Giebel so spitz wie ein 
Uohrer iil, oder dafs da ein Tiscliler wohnte. Das 
iaterMSantette GeUnde ist da« BSebtaingbiohe Hau*: 



E||C AN0.1576 DI 



Diese Inschrift befindet sich auf einer mit Eug- ls- 
figuren verzierten Steinplatte im («iebel (Iber der Ilau«- 
Ihiir. \\V hitui wolil liio Anliini^^tlnichstnlHMi do.H Namens 
dea i:.rbuui3rs, der UHhi^cUetiiUcL Egbert ( ravern ge- 
heissen hat nach einer (irabplatte in der Kirche, welche 
dieselben Zeichen und Bnohstaben enthilt wie die Giebel- 
platte. ZwiaeheB DI (Name der Trm) befinden eich 
drei Kesselhaken, wie man nie beute noch in alten 
lliiusem bei ollencm Feuer findet, wühl vuu sinubild- 
iirher Dedeuiutiit,' hier. Aulsfinifiii 7.rigt d.is iuiicliti(,'e 
Hau« prächtigen ligürliolicn Schmuck auf dem Giebel, 
Daratellungen aus derGeücLiclite des Herkules, sowie ein 
koatbaree finrbiges Glaofenster mit Wappen über der 
ThAri). ^ 

Emden: ASO DFL 1.5.72nndANNO.D01I.l.&.7.5 

AKO ^ 1660 

ANO 1581 
IIINDRICK VAN RYLB 
(ScbaO 



ANNO ]>-^I IdOB 



£in Schaf (Lamm) trugen auch früher die Sohlfeigilden. 

DIT IS DAT ERSTE NYE 
OEROV TP FALDl I:FN FNDI: 16 OEaCHET 

AN.NO 1540 

Die Resfltchnung „Up Falderen* flir jeneStraTee «od 

Gegend hptitp nuch lu-liannt. 

Alter UauernpltiU uitl ilauamnrke aus Dorf Twix- 
Inm bei lArrelt: 

liAÜ 1<X)CKEN ELGKZ 
NOIlüNIS SIN BTSFROVK 

ANNO 1594 H'« 

Das WE hint. r dt r .Tuhreszahl i«t wolii Witwe zu lesen. 
Unter einem oberen ThQrbalken im Hause ist noch ein* 
gamcüiMlt; Anno (Wappen mit H und Strieben) 1608. 

') llberdeii rrsprung de» llaiuei erzählt m,ui riü.iLi einige 
kleine Sagen: £in armer Junge batle, aU man ihn seiner 
Amvt wepm ferhOhnle and vsnehtate, erwklett, er wetde 
noch rstefa werdsn nnd sieh flermahlBSt etat Hans lianen, so 

hoch, wie er jetzt mit dem Steine wr-rfeo wUnV. Ein« ander« 
KaHHuni;: Ein Wnixenknabe, welcher in «lie Fr.-mtle zog, »oll 
«einv .Hütze in die Luft i;eworft!ii und dabei i;i;iui|;t haben, 
weun er zurückkäme, wolle er sich ein Bau« bauen, so liocb, 
WH' fr die Mütx« gewr-rfcii iüib*- Entllicb soll ein IScbiir bei 
iK v I Juint vi;runr::iiv'l.t sl h, «elcbes die llnumitteriulien 
für ein Haus geladcu liatte, die eo uaeb Norden gekommen 



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Bfix F6ntar: D«r Abiebluh d«r Exp^diiiea lIsT«b»a4. 



Ebeudaaelbst: 156.5 TIIIIIERDB GERT 

KllKKIC.V HOW DIT HVS 
Ein T«il der Inschrift, d«a aKopfitack", wurde bei 
Eineuernng da« HatouMi ai«ht wiad«r «bfMvtst, 
wfad «Imnt iwfbewahrt 

Hanmamra (Emden): ANNO (Ifavlwiirf) 1591, darüber 
r TDii cinifti ti iiacli i\cm Maulwurf „In de Mole" genannt 
DK iiOüDii LEl.'W (mit Löwen, wie in lUrliniren). Im 
..GrOnen Wi'il'>-'" zciirt. daa alte Mauertlior den wtli'son 
aiamesischen ivlufautun , der eine Itolle Kaut«bak im 
BiUael tragt, darunter: DE WITTE OLIIPUANT. Thor, 
aBnbliloh aua dem Jabre 1677 «tanmand, «ia nabeu- 
•MnandM Qebluda, und dahhiter 1ii^;end«r GaTtnn mit 
jetüi vcr^ithwundenen Gebäuden , »ollHn cincni hollrin- 
discbeu Tabakshändler gehört habfii , ikr aciu (Jcwurbc 
mit dem Ek'l'untcn in Dezifliuiip setzte. ANNO DIT 
IS IN GOEDENS 15G0 (jetzt Weinpackliaua). 



Ai?0 



DEN BLa 



1590 



Rechts von dem Wappen mit Hausmarke befindet sich 
der Engel, den wir schon aus Harlingen kennen, und 
ein zweites Wa|i[ eil mit dem Tti[iat(i!3bi> im ".jenem IHng- 
baume, wo sich jä4ft> Jabr um rüisgHteu dio Abgeord- 
neten der sieben friesischen Seelaude Tcrsammelten, 
,iuu to Bäte to gähn". Aua deiaalben StraTie (Pelxer-) 
und daniilbiii Jabra: 

15 90 

DIT IS IMT 
KBEVBXL 



Damalige grSiäta nn 
■tedl Jetateiu Paikhau«). 



Ali« 



Ebeiifalli ein Schiff, weun iiuch ganz anderer Art, 
sehen wir im Flecken Neue (Kreis Norden) an einem 
alten Hause Aber der Thfir: Aua dichtem Gewölk schauen 
Tiar £ngalaköpfe , durch ihr Blasen das Meer encgend, 
auf wdebem das Schiff mit der Bemanniiag adnniakt. 
Das ist natürlich „Jeau vil den JaBgam mf dam 
Meere", im Orte „Petri Sehiffikhi-t" genannt. Daa Relief 

ist lünettenförmig ihalbkreia ) und di« DarstelluniT ciu- 
gefafüt von einem iiliki,lürkrau2t} mit Ko^uu. Obeu im 
Hintergrunde wird noch ein Storch sichtbar, dtr Ha- 
schütser und Schirmer des Uauaes. Im benachbarten 
Flecken Dornum fällt noch ein Hana auf aua dem Jahre 
1 783 mit daalaitialaia I HS« in dauB aun wohl daa Moao- 
gramaChriati la aahati bat and die alao anfhnlfiaan aind: 
Jesus Hominum Salvut II r. Kiti miderer Inblisclier Stoff ist 
in Emden au einem Hauni d irgeHtelU, .lonas vom Walfincb 
nus^'e.s|:iteen, das Haus Imirst diinuch .j.binii^". jetzt 
verbUrste Itilduis befindet sich angeblich nochmals in 
einem oberen Zimmer. Ein reichverziertes altes Giebel- 
haoa in Lear aaigto Simaoa mit dam Lftwen^ daa Relief 
iat Bon Teraehwanden, der volkatBmlioba Name dea 

Hauses, „Sfvmson", aber geblieben, fem ^Jonas'' .seliräg 
gegenüber war früher eine Fiy;ur, ein Chinese, die den 
Morul ftufmuchte. Sie ist ebenfalls nielit mehr da. wuhl 
aber der volksiUmliche Name dos Hauses, ,Gapeubek' 
(SdiBabalaiiiiparrar). 



*) Kreveel, unser Ktakvelle u. b. w. aua ()«m spanlReben 
gCarabela*, das bekannta Bawlfahreeug, wie m ja Wkauuttkh 
ansh v«a JEalumboa nnd dan fibrigan Saa&hnira ^ener !£itH 



Der Absclilufs der Expedition Marchand. 



■da 



jraehte itb in 
der die lueignisse 



Uber Maichititüi» Zug nach l''asel 
Bd. 74, S. 32Ci einen kurzen Ik>rich;, 
Ua sntD Februar 1898 aobilderte und mit dem Beginn 
dar Fahrt anf den Bahr al Ghaaal aodetai. Ehe iah 
hier ein- «ad fortaetse, moDs ieh anf die Vorbereitungen 
zu dieser Fahrt zurflcicgreiren : denn erst die neuesten 
Rerielile geben ein kbire'f liild von der Schwierigkeit 
und den Muhsab-'n der LaUiruehmung und von der 
■fthen .\uRdauer/dea Führers Marchand- 
Mitte Dezember 1897 war die Flottille, bestehend aus 
dem Dampfer „Faidberbe", der Dampfbwkaata „NU", 
«cht Stahl- und AlwuininuBbootaannd 40 grofsen, selbst- 
getlnmerten bStaeraaB KMnieB lings des Sueh in drei 
AMeibingen jdaciert; das Hauptquartier befatu! sicli in 
dem Fort DüBtsuix an der Mündung des Wau. liiu Aich 
vor Überfällen der Mahdisten zu sichern, waren kleine 
Kecognoscierungstnipps nach Südosten, nach Djar Ghat- 
taa nnd dam Teudji ausgeschickt worden. Das V/'ich- 
tigata ahar war, ifi dem Winaal tob Kanfthm, die sich 
flbar Irina endloaa und nferloe« Fliehe anahrmteten, eine 
für die I'^luftilb? fahiliare Fiilir^trafse nach MeKihra-cr- 
Kek und bii zur -Mündunt,' des Hahi' el Djubc] (.Weifser 
Nil) auitindig zu niaeheii. 

Kapit&D Baratier mit 2() Tiraiileurs erhielt hierzu den 
Auftrag. Er fuhr mit einem einzigen Boot am 12. Ja- 
nvar 1898 wem Fort Deaaaix ab nod kehrt« erat naeh 
mehr ah zahn Voehen, an Sfl. MSra, aartlefc. Um aieh 

die praktisch verwertbare I,i''Sunf» einer .sn nehweren 
Aufgabe deutlich zu machen , mnfs muu «ich die geo- | 
gr»^ia«hanV«rbftltiHaaa janar Oaigandaa ina Oediohtnia | 



zurückrufen, wie sie von Junker in seinen „lieiseu in 
Afrika" (Bd. 2, S. fiS bis 84) so anschaulich geschildert 
werden. Daa NUtbal anfwftrta tob Faaehoda atellt eine 
weit «nagadahata Ebana dar, wo aieb dia WaaaarataaaaB 

dea oberen Nil nnd aeiucr westlichen Zoflflase anliitaaan. 

Zur Regenzeit wird aie ein morastiges Oberachwemmangs- 
gebiet von ungefähr 200 km Breite. Diu Vegetatinn, 
wahrend der trockenen Zeit üppig empurgeachuitiien, 
wird durch daa plötzlich« Anschwellen der Flüsse ent- 
wnnelt, fortgaaohwemmt uud bei der Einmündung von 
grAbaraB aad IdaiaaB BAoheo an kompakten, acfawim- 
aandan Onauaaaii an%ohiafi| sa dam aogao. nSadda*. 
Die Sehiffahrt hat alao zur Troekenceit mH Saäd- nnd 
Seldamnibänketi, zur Reu;euzeit mit den Sedds zu knmiifen. 
Die Dichtigkeit und die Anzaiii Uur btsddü wechselt mit 
den Jahren ; Junker hatte 1880 auf der ungeflihr 250 km 
langen Strecke zwischen dem See No und Meschra-er- 
Rck sehn grüfsere .Sedds (bis zu 2000 m Breite) zu fiber- 
winden und brasohta dasn mit aeinam Dampfer ToUa 
acht Tage. ESne auf dieser Erbbmng hemhende, aber 
durch französischen npliuilsmus etwas zu günstig go- 
larbte I'.ereelmung mag wühl Mnrciiand und liaratier 
viirgesehwelit haben, als .nie die Dauer der Auskund- 
achaftuug auf iswoi oder drei Wochen veranschlagten. 
Baratier mufste es büfsen ; er traf es viel, viel schlechter, 
ala er erwartet hatte: abgaaaba» Toa wahiaeheinlieh ha- 
■ondera mifaliidien WaBRerreililltDlsBen atand ihm kein 
Dampfor nnd vor alU-m kein Kingeborener als Führer 
oder Lotse zur Verfügung wie seiner Zeit .Junker. Aber 
trotz aUedem, trotx mangelhafter Terproviontierung, trotz 

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Brim Föriler: D«r Abaottlnri 4«r i^^pedition II*r«b*Bd. 



WMdlriloltflr Kimpfc mit UoDiierteu von FlufisprerdL-n, 
•taiMrto «r dodi glflokliflh nin Boot dank di« Uualil 
mit Schilf 1iaw««b««A«r Kantle xaA MM«pipt« m t!«!« 

Kilometer weitor fil>cr Jif vcrfiktcu H ninljarrcii uii.l er- 
reichte Am 2d. Ffbruftr endürh sein Ziel, Heii srliitl"- 
baren Nil am Osteiidü des Sn'-i Nu (Mugri-lm d liiihur). 
Doch als er trintiipliiereiiil muh Fort i*e«8ttix zurück- 
gokomiuen, war die günstige Zeit der Schifffthrt Ter- 
•triebeil. Die liefo de> Stiäi httUe lieb um 1 m ver> 
ringert; Obenll ragten SendblnVe und FelBklippen tm 

den seichten Gcwriflami Iicrvor. 

JetÄt, w(j alltsa idur Allfnhrt lit-n-it f-t^wetcu wSre. fehlte 
das Notwendigste: dai Fahrwasser. Mrm brnurlite i;icht 
viel, denn der „Faidberb«' hatte nur l.tiOm iielguiig; 
aber auch doa Wenige war nicht vorhanden. Man 
ambte sof die Begenseit bis Ende M»i werten. L»r- 
gMO nit der Avantgarde ging Toranf nad bentate 
Meecbra-er-Rek; Marcband folgte am 1. Jnni 1808 auf 
den Stahlhooten mit der ersten Truppenabteilun^ (acht 
Kuropücr ui:<i Ion Seiie^'u'iMüi i, iia^stetie am 4..hi',i lii-u 
Se« No liiul erreiciite %ua 10. .luli I'asi ln>d». Ui<? /.wtite 
Abteiliiiig unter Kapitän Germain traf mit dem „Faid- 
berbe" erst am 29.Angait ein, oaohdem sie am 19. Juli 
Fori Deaiaii Terlaieen batle. KapitKn Larfeaa «av 
mit der Fahrung der dritten Abteilung und mit der 
Beeetxung der Frovinz Babr el Gbaeat betraut worden; 
er wurde n.tnz zuletzt und nur zum Zwecke dur gänz- 
lichen UHUuiUug d^a Nilbassins im NoTeoibitr aus 
Mescbra-er-ilek abgeholt und am 6. Dezember mit der 
flbrigeu Expedition tu Faachoda vereinigt 

Ea rnufü auffallen, welche untergeordnete Rotle der 
„Faidherbe'' bei der Kiufiilirt in das Xilba.H.siii (•]iiL'U.e. 
Kr war nicht mit Marchaiid an der iäpkz^u, uicLl der 
Duhnbrecber dnrob die Sedds und nicht ah Bchnellstee 
Schiff atien voraus aacb Faachoda geaehickt worden. 
Eiat Erklftrung hierüber findet lieh in kaiaem der Be- 
riebt«. HafUdierweiM befteehttt* JIar«baad, dafa der 
Dampfer seine Sebaufeln üi dem SebBf and Wunelraeer 
verwickeln werde und daf^ man dc^bulb viel langsamer 
mit ihm- von der Stelle kommen würde, als mit den 
kleinen und glatten Booten. Hatte mau also beabeich- 
tigt and gebofll, mittel» eines Dampfers die Besetzung 
desNiltbaloe au beacbleanigen, so hatte man sich grOnd- 
lieh Terreehnst. Dono der mabsame Transport den 
„Faidherbe" ftber die Stromsebnenen des Mbomn nnd 
üfier die Kotii^'d-Vil -Was^ersulieide ver?. i^'- rte die An* 
kaiilt lu 1' ttsciiadn zweifelln.H um eiu eanxes Jahr. Den- 
noch ist es sehr fruvHeb. oh dn^er \''jr-[iruu^ an Zeit 

den Franzosen von wirklichem Nutzeu gewesen wär«; 
denn im Sommer 1897 sah aidi der Khalif von Chartum 
nock keineavega hart bedriagl tob den EnglAndem, wie 
ein Jabr ipSter; er konnte damals mit leSnem gansen 

fanati.'-cli bei^'clsterfen ITeerp über daH Il.lufleiri ver- 
hafater ( bristen herfallen und es im Htiuduiudrehen 
ramiubten. 

Dodi knbim wir an den VorgKsgen im jJalt 1898 
aorttek. 

In Faschoda angeki luiueii, hielt Marehand die „that- 
•ftcbüobe Uesitaeigreifuog" des Platsea als den einsig 
aacb aotwandigen AbaeUafs seliier Hiasuni. Hit dar | 



Iliasung und Sicherung der Tricoloro muloto die FooIf 
setsaag der tenaSstsefaen Maebi im Mäthala als aaam- 
•tsfalimea FVut aeeompH anerkannt «enten. Er sehlolk 

eitlen Vertrug mit den Sehilluk-IISoptlingen nb imd ver- 
stärkte die alt«n liefesligunLji n l'"n.schodaR, um etwaigen 
AujfrilVeii der Derwische gew-jicbmn r.n sein. Letzteres 

erwiea sich al» sehr notweudig ; denn nur dem Schutze 
der Verscbanzungen hatte er es zu verdanken, dafs er 
am 26. Angnst dem Ansturm tob 1100 Mabdiaten mit 
seiner HandToll Truppen siegreieh wideiateben konntet. 

Kinrm iiielirfaeh wledi rbolteii und bedeutend verbtürkten 
AugrilTe wäre er sieherlieli luiterlegeu. Die von .Anfang 
an plirintu^itijche Unternehmung der franziiHischen Re- 
gierung hfitte nicht nur ein ruhmloses und rccuJtatlosea, 
sondern auch ein traurig blutiges Endo gefnaden. 
Darob den Sieg der Engliader bei Omdarmaa wavan 
wenifstena Marcband vad aatna tapfere Sebar aas den 
Krallen der rachgierigen Mahdisten gerettet worden. 

Was sich nun später ereignete, das Erscheinen des 
Sirdar Kitelieuer in I'uhl-IioJo, die di|>i<iinati.'^L-ljr'n Ver- 
handlungen zwischen Futiikreich und England und das 
durch die Machtverhältnisse erzwungene friedliche Ab- 
koauaen, ist lAngst dnrek die politischen Zeitangen be- 
kannt gewordsa vad bedarf kemer 'Wiadailietaag. S«r 
Bafebl anr RtamnBg des Niltbalea und des Babr d 
Gbasal-Oebietei traf am 6. November in Kairo ein. Man 
mufs es niitnrüch Und achtungswert finden, dafs Natio- 
nalstol'^ und milit&risches Ehrgefühl Marchaud verboten, 
den sichersten und bequemsten Rdckweg, nämlich den 
durch das englische .'Vgjpten, su wählen, dafs er es vor- 
zog, trota dar aiober su erwartanden SÜrapasen direkt 
uacb Osten aieb an vaadan, um durch daa befreaodete 
Abeaainlen die fransSaMcbe Kolonie an der Ta^jara-Bai 
zu erreichen. 1% gnlt fürs erste, den Sobat so weit als 
möglich aufwärts zn fahren und vom Endpunkte der 
Schiffbarkeit au den Landmarsch zu beginnen. Am 
11. Dezember 1808 dampfte man anf dem „Faidherbe" 
von Faschoda ab. Den Lauf des Sobat bis Deng, wo 
sich der Bara mit dam Ton Sftden kommenden Djul» 
voreinigt, hatte aeben l&ngat SebnTt>r (1881) erforaebt; 
aber vou liier bis zur Wesl^irenze Abe'^alniens streckt 
•ich auf lliOkm «ine innrnitige Idaebe iiu.s, welche zu 
durchqueren weder dum Kiihendeii lio'te^t» 1-<'J7, noch 
dem Franzoaen Bonchamps, der aus Abessinien Mar- 
ohaad e]t(g«!g«B «ad tu Hälfe kommen wollte, gelungen 
war. Maa wnlMa auri dafa eiae weite WssserflAche — 
der „Hariemer*- oder „Tato"-8«e — die Gegend am 

Fufse des (lebirgeF bedecke. MarrbiiiTd fulir ven Deng 
nni Ji I. I k'/ember in den lijiru hinein. Der , Faidherbe" 
.-tirld aul' S.indliäiike nnd Kli|'|H"'n. bekam Leck um 
Lock, so dafs man am 11. .tanuar IH'J'.I hui Itschop im 
Lande der Jambo das Schiff verlassen und zu Fnfs den 
Marsch fortoetaen molate, bis man endlich am 29. Ja* 
nnar auf daa Platean bei Bure gelangte. Hit dienen 
Tage endeten alle härteren Strapazen und Entbehrungen. 
Wie im Triumphzugo ging es weiter durch Meneliks 
Iteich. In drT Ilesiden?, Addis Abeba (bei Antoto) fand 
feierlicher Koiplang am 2. April statt. UngeAbr einen 
Monat si)Ster traf man in Hsnrar und am 17. Hai 
mibuti an der Ta^jura-Bai ein. 

Bria FJkratar. 



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Bficherscliaa. 



H. PiUI«r de FAbrrj^a: Die Sprache der Bribri- 
Indianer in Costarica. Uerau«KV(!«lxo und mit einer 
Vnrreilü T*rcehi>ii von Dr Frie<lnch Mülter. 149 8. Und 
eine KktU'. h<itzuiiK>t «i icliit' >i>'r kniserL Akldtnlt dw 
WisBrnsi. haflpii ir. Wim. Wi.'ii 
In dicBfra »vrtvollt-ii Hfitiiij[<i zur iinierikauiBrlicii Liii- 
Kuiitik gi«t>l U. PitUer de F»breg» nacii der lirhtTollen, zuc 
OrianUirang tehr geeigntteB Vorred« de« ventorliaiwB, be- 
rttbmtra SprMbfonBben Wr. Vflltor, sonichit «Im aduio- 
^»pbilclM Eänlcttnag ^ S W» n), dann einen rrammatiachen 
Abiifii d«r Bribri4M«ilW (8. SB Ua M), hierauf ein bribri- 
deuUch-ipaniechea Wörtenrerzeiehnls (B. M bfal 117)» ■OWie 
endlich eino Beihe wertvoller Originaltnta (B. IM Ml 180) 
und kleinerer SMz« (8. 130 bi* 149). 

Ut es srbon Bii iiad für «icJi mit Freoden zu l^Krufisen, 
wenn «iti K"r!"'lii-r sich jstt »«•IhjiUfwr Hinefbimg an die 
andankbarf .\ iiijj;.itir nmclii , eiiif- ilf.r zahlrt^i^iifu ludianer- 
iprachen g'-nHuer tu uiitKiaucfaen und durch AnfzeicbouDg 

Toa Originitiifxteti voUeiKis f e rtw l m» , *0 i*t iMn dm tw> 
diMitVOlleu, iaugjiihrigeu Lettw iiiB«Mh«B laMar anf* 
ylwlmnil jAmikaiisota-geogTaphiachen Imtitataa ron Coite- 
itai Harra H. Pittiar, baaondvren Dank aohnldig, da er enn 

eine nnr von einer geringen Volkizahl gesprochene, in abseh- 
barer Zeit dem Untergänge guwcihta IndiaMrspraeh« nillier 
k»nnen lehrt, deren Oesnmtbaa »on dem der m(«t^<ten an<1«>rpr>. 
anicrikunischen Sprachen ganz weieDtlicb »'.!wi :<:iit, wie Hr. 
»iillifr schon vorher nneh den •prachlirh«'!! Aiif/f ichuui^^ieii 
van W. Oabb (On Ml« Iiuliaii tr.ljen aml iHnj^iia^BS of (^l^ia 
Rica iProueedingi of the American Philcmophical Society, 
Philadelphia 1B75]) realgaataUt bttla. Ea kann niobt meine 
Au^abe sain, auf den Bm der Bribri-Spniebe einzugehen, 
da PIMer Idder In reebt wortkarger Weise znr D»rstetlung 
gabraaht hat, und ebenao wenig kann ich mich hier mit den 
mitgeteilten Originaltexten n&ber beschäfligen, welcba einige 
Legenden des Bribri-8tammv* wiedergeben, in denen bezeich- 
nenderiiruiD« «(««nsn tiii '''''' Qoich^- Indianer 

(iuii'.riiiiiUiH vji'lfni-li Tii^rt »iireohe-iul eiiigefährt werden. Da- 
j.'r-grii Koll mit i-inifi"!! Woiten d«!' etbiioitT«ph!»chen A«»- 
lulirnnuni ^filuL'ht wenlen, welche durch die liei(;e;;etH?ne 
Karte im Hafstabe 1 :*2'JOüOüO graphisch erläutert sind und 
iSr dan OwoRispliaiB twaamdiaiaB In iataaa a aiad. 



Pittinr wel«t «auiirhot (iarnnf Ijiti, 'lai'» ili«» Idstnris^lK-n 
Quellen über die ehemalige Verbreitung der Indianervftllier 

ICoitaricas nur ungenngendH Av.üiiuiifl g.-l>(-ii, und stellt dann 
fest, dnfs gegenwärtig noch fiinf li.rii.inerHiirnihi n in <''jFta- 
! riff« (t«>»prfvbf'n werJcn. niinil.cli (jualufti im Nnrdeu, Uabe- 
cniA, Biil ri, l'-rribi- (in-b't Terraha) nii-l ürv.nca im Süden 
üKi Landes. I>ie G«««mt£ahl der indianisüli «|frt.<«:heudcn £«• 
völkarwf Ooitarieaa winl auf 4«oo bis 5000 Beelen Wga- 
geben. Ob dte OUedar wner Sprachgeiueinachaft je Obac> 
reste einea alobalUiehan Volkea «ind, llftt iMi aMrt 
feststellen , im OagwMil besteht bei mtnallliB ntlHH (s> B< 
bei den Indianern von Tticiirriqni and Oml} Mn ZwaiMl 
darüber, dafs sie durch v>rm:s«hkiig nnBartan TanaUedaner 
ElnrelKtämmc cntct-indL-n sind. 

Allf Inilitinrr^j.trrtcht-Mi C'vFtarii H'» i*lehen nach Hau uiid 
Bpracbsclmtz in vnrwutnltfL-liiiftliclif ti H-'ziehiititron zu <Mmaider 
und zeigen gWc.l.zvirif^ ni.iüchi^ Äliriii(hl.eu iiui. («nach- 
bartea aüdamerikuniscüen Indianern. Wenn aber Pittier an- 
gaaiebta dieaar Tbataaetaa die Landwaka Hiaaragaaa ala atb- 
nisehfl Grenze zwischen S&damerik« and dem eigentlichen 
Oentralamerika angesehen wiiaaii will, lo eiBobaiiit mir diaa 
zur Zeit noch nicht hinreiehwid bagrfindet. 

Von besonderem Interease ist die eingehende B«spreebllD(( 
des Bribri 'Stammes, betreffend die anthropologischen Elgan- 
tfintUf hkcitpn tiiul n;ani-hf Sitt*D und .\r.«rli^ntini;cn der- 
i«**llirn. Wir h'.dirii \ nri Irt/tt-rt-ii lifi'iiHli'rn ]it-r^'<tr. 
d-'ii Bribri eiu« ^•iiif«r Ro;ii- il<-r Ci^rfiiJin' (bakuru) zufallt, 
in welche die FnuiHn durch dif MhhhIi uaiioo verfallen, und 
düii hAberen Graden von Unreinheit {niA}, in welche sie 
durch MnrtaB, wmaiBitUeli nbac dwob Ml- odar Vatr 
gebaTtw ▼eribÜan. Diaia ÜDratnliaik kttm nur dnreh Sn- 
acbraitaa des Arztes (an&) und durah Binbalten gewiaser 
Toiaielhtamafaregeln behoben werden. — «Der ganze Uribri- 
stamni teilt »ich in zwei Grappon, und die Heiraten flndcn 
nur aus der einen in die andere statt, nie unter den Glie<1cm 
deraelbeu Orupi>e.' Jede dl^wr Al>tf ilHng«»ri <Ti'il>oriiftk und 
Ki'irkuak) besteht wieiler äu» t-iii^-r Anzalil vnu rüiiJili«n 
(Clan), welche In bp-uDndeni' Liitte nameotlich aufgeführt 
u>^rJen (S. 22 1). Dir t-ini;>r VA.a UlllUpillimHÜ XIlMar ga- 
I hören dem Clan der Mutter an. 

I PimU AviBiiai iB- Afril 1«M. Dr. Carl B*yp*r. 



Kleine Nachrichten. 

Alidrcielc nur mtc Qii«l1<?ti3ir(r»bn ir«rt«t^rl 



— Üt>er tl«» (i''hirii df« ►;riiis>-i, Physiker» Uermanu 
V Ilclmholtz l>fn:liifi rri)i". Unviii !li>n»emanu, Berlin, 
folgend«*: Der Umfang des Kopfes des am B. September 1894 
im 19. MNMMlifia TarMorbenea batniir M«t dar de« 
BebUaia »Bam. IM« Bebidalbr^ omA 15^. 4ia Uage 
14,9 OB. Dar Bcbädelindax bacaebaete sich demnacb anf 
9B,S5, Helmhultz hatte alio einen breiten Kopf, dar in 
OrBfae fast dem Kopfe Btimarcks glich , und etwas kleiner 
als der B. Wagner» war. — Darwins Kopf hatte nur 56,3 cm 
ITtiifiitig. — r>n» n^birn wog mit Hl«t 1700, ohne Htiit 144" fr. 
rtliiL. lii'i Oriiiiitn rnrhr du^ d uri l.scliriittliiilir M riit*c.dn-it- 
^•-■hirj]. Hf Imlinltr. w;ir in iiu-i .Iii[:t^ini. idirn^»'' %vie Cuvi«r, 
fl.WÄ.H h\ dri/Cf (di;il. Niiidi .\ii.<ii'ht von IVrlf» und Kdinger 
kann Hydrocepbalie in früher Jugend den Vorteil bringen, 
dalb «ia daa BahBdal vaifrtikart nad damlMiini Banm nun 
Waebitaia adbaflk Vrot flanatmaan aebeiat daraelbea An- 
aicht zu sein. 



— Ein zooleobnischea System, über die Zootechnik 
der Eingeberenen Amerikas, d. b. über deren mit der um- 
pphendpn TifTWidi irgt-nilwic vprkniiiiftf' f'p^«nllAu^•erungen 
lianiit'lr -dti .\Lif5at/- vun (i. T. Mhhoij iiii .AtiiPrican Authro- 
}K>lo)(iGt' (Januar it'jt' , p 4:'). Mn^an ttiilt zunächst den 
Kontinent in 18 zootechniai lie Proviiiicen, wobei er bei jeder 
die Kingelmrenenitfimme und die wichtigen dort vorherr- ' 
anhudaa Xina uAillüt. Ba laMran a. & ia dla aldanavi* 
katritaha OorOBIaNDiitOTlnB da uaBaehHeba Bawobaar die 
Chibcba-IC««huavölker und als cliarakteristiacbc Tierfonnen 
Lama und Cbinohilla, in die Provinz de* «üdöstlioheii Alaska 
die Tlinkitiodianer reap. Ottern, Beefloche und Im Waraer 
lebende Säugetiere. In jeder Provinz driicken der menach- 
licben Tlii^tiRkeit nicht nur die dort vorhandenen Tier»r(pn, 
sondern aucli rleren reichlichen ■>di r B]);ii lichi:rf » Viirkiininicn 
den Charakter auf. Maaoos Zootechnik nelbst gliedert «ich 



in fol);< ndi' Gi'bivtv 1 IHe indianisch-amerikaui*ohe Zuologie, 
d, h. die ricrkiiiiirid» mler Ktlino • Zoologie der AnmtikntiHr; 
'i. dl« wu»beul«iide /.uotechnik, d. h. die Tb<tUgkelt, die «ich 
auf den Fang und die itventnelle UtaBaag dar Tiara baaiaiit; 
3, di« vertiefte Zootechnik, d. b. dia Yarwandaag der tlara, 
lUMbdaai ai« dar Meaaeb arlaat bat: 4. die Verwartang dar 
durdi die Baobacbiang ond Kenntnia der Tier« gewonnenen 
Ansi-hanuni;en in der Kunst nn>l zur Vorbesserung der Lebens- 
lage h di>r nicht materiellen &«ite hin; Emflufs der 
Zootechnik auf die Scbirfang der Intelligvnz und di»? Aus- 
bildung der geistigen Ffthigk«i)i-ii <l<'x Menschen, ;iu<'h ^tnf 
dii- n^r^-iffherong d«-« Riirarh«» li.iisi«» ; rt. Binfluf« der Tier- 
sm :i nu( Jl\ih«; und Ilfl:j;i<>ri ( Fotem). Mason hat damit 
ein l^ystem auig«st<-llt , daa nicht nur fQr die Amerikaner, 
aondera »Ugemwin GUilgkeit haben und daa Aaabawaa irark 
aaia dOifte. Er tdbar bat leis System aar flift iiania Bf 
UatanuweB aad alaigan Baiapialan vataahaa aad tadigUab 
daa swata QaUet (Aug) albar dargaatellt 

— Obw das Vorkommen und die Gewinnung von 
Brunnengaa in Kii:-der1itnd macht Dr. J. Ijori^ in Tsjd- 
«chrift van In t Knn. NVil. Aardrijkkundig Genotachat' <'° 

Amutfrdfiüi (i' Si-r , lii-e'. \V1, Nr. ?, 1H'.»0) ansf^hrÜRlie An- 

Aua der ititereu Liiteratur sind acht Pällo Ix-knnot g»- 
worden , dab in VUaalaad Gas aus daa Krdbodea bar vor- 
getreten aei, waieliaa ^b voa artbat aatsBadat hatte. O«» 

nauere Beobaehtongen aber wurden erwt in diesem Jahrhundert 
n Amsterdam um das Jahr 1850 und zu Delft in den Jahren 
1K7I und 1M7 gamaebt Baaeadara in Dalft atieg das Oaa 
mit grofser Oawall ia dia fUtiha, antartadata aiob abar aieht 

von selbst. 

(ipg.'li w ^; I il^ isl dlH Iii unni'iiu'it^iJ'du.-tric. ^\l>: 1895 ibri*n 

Anfang nahm, in UoUaud aebr entwickelt. Man findet mehr 



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890 



Kleia« Naobrioktn. 



gTbCwere Anlagen dieser Art. £in Uerr Jan Laukclma 
ateuortf^ri ilaniU in ,1^11 llepitiÄter'' nmi »ndi:r»>n Teilen NcrcV 
miti/iUn ts. Zuweilen Btoiijt du« Gnf mit u-itr r.tuii- Wh^^vT 
von fieiWt in ili»:.' IIi'ijkm, ni»!i^t<-:bH rinu% i-if^tri:«* JUihr»- in 

den Itoden ^T'-'^rif ben um) ein S<'|iMrnt"r iingtbifirlil »«•idt-ii, 
der iarch atsiae KncbüCMruuKLu -iwt Oa» g^oicietiieil» HUi 
d«tii \VH!<i« r freiuMktt; oft mar« dM Waaitr aacli wegen 
BU i;«riti|^n DruokM banofgepnmpt werdw. Oa* Bnmn«n- 
gM konuBt MO meiitea in «iner Ti^e tod 15 Iris 98 n« leiteo 
U^br Tor. Di« cbamiielM URtenaehang «rwita, ddh das- 
itelbe stet« einen Ki^fneren oder Uainarm Gdnit an Kock- 
Milz, zuweilen aacb von Pboiphonftare and Alkalikarbonaten 
hatte. BeiondcTü il»a letzter« kann ni.>ch niclit auf genü- 
gende Wei»e crkiiirt wrril»-ii. In lU'r ll)iu|tt«ache beatebt 
daa Br\iiin*»nK»i< au« Sutii|-tt;;iK, M-tbKii lUf H-',r? Pro?,) uud 
iu iweitvr Linie iii>« SiirM<t<)ir iiml K(ili!f-n>iii)re , snwii- eiui- 
licb au« Wawst r^toiV ii:t<l Ki.lili-tioxyd. Beine Löatxarkeit liber- 
■MSt Dicht a Proz., der I^barkaitMoCMaiia» im MalluMia 
ia WaaMT betrügt sogar nur 4,3 Fnn, M «ner TMnperatnr 
von 10* 0. 

Dan Vnpnnig dea Bnmn«ng;aa«s braucht mau weder in 
^ofsor Tiefe ZU BUoheii, noch die Überrest« der Weichtier« dafür 
nnzaaeben. In geograpbiacber Hinsicht fällt daa Vorkuuitutin 

der Ilninn»>nfr»»e riiit di?m Mcjir (-Veen) -G'/biete in Uollaud 
zu^Au iiifii. \V:i)irii<')i>-inlir']i viit^iiilit da» BninoeDgas dur>'b 
die VwgtuiUng <k'r ni ii«'n Itlomfn vorkommende«, mehr 
oder weniger »mrk vernmii rt. n rt-llulii><e, l ini- ganz belVledi- 
g«ud« LiWuoj; der Frage kennt man indea noch nicbt. 

— Di« jai^malaoha fiaacUalita Rlal* keine ganane Ans- 
knnft Aber die Wobnttneen der vorgeechichtlichen 
Bewohsar dlesM laodaa. Nur die A'ino« von Jeoao hnben 
aiae Obarliaferouir, der zufolge ilire Vorfahren in Erd^raben 
vohntan, deren Rente man noch beul« in grofterZabl flndol. 
Ein .Iai>Hn<T, Narnfn« Pnto, bat nun in .Tuji m »eUii«! , ti^i 
Miiribi. fli^rij. Iliii-tV Ar>- I'niv inz MutSU, Älii:lirlif Krili;i ubi-n 
»ufKerumleii. 7'j ftn der Zuhl li[>;pr. sie auf eir.i'iii vi-ili;iltiii»- 
maftig t'iiseii ]i;:iume, sind r'iist cyliu:lerfi»rnjip \niii vim ^liiiem 
Ueinen Krdrande umgulicu, an dessen oatiiciier oder südüst> 

Iah immer ein« TTHlattlimdilim indat^ «ite* 
I Singang gebitdat lutt. Mclumra IdaiiM Onlsä 
t dia grollen, iiatu fand in fünf dieser Gruben, die er 
MtrilUllta, auJge Gegenstände aus gebranntem Thon, Krüge, 
po^Miartiga nannhUdiaFiguraa. HiriakoUe und ainiga Äxla 
■Bd KfellipItteD ana 8Md. (L'ABUirap^ie. 18M, i». «M.) 

— Di<-' >: u t il t c k u 11 K iltr K u k k e n m öil d i 11 p ei . Lin- 
ken bat in ii«t %'on ihm als fteluroioj; ({«^chriebt:iit.ii Bio- 
graphie über JwpetUB Steunstrup (Overaigt K. Li. Viilenak. 
8«lKk. Forhandüngttr 1897) di«MUi di« £hrB der J.^utdeckaag 
und Deutung das KMaMWhUhKBta angeschrieben. Auili 
sonst k'eacbiebt diea TleUhab, imd doeb bat Sopbu« HBUar 
(Vor Ollid, p. 8 bli 10) uuf Grund der Tngebttcher Worsaaea 
gezeigt, dafs Wonaae zuerst den waliren CUamkler dvr 
Kücbenabfallbaufen erkannt bat. — Durch die Biographie 
veranlafat, bat William Sörenaen (Hvem er Opdageren af 
Btenalderest Affiildwlynger! Kopenha^nn. Thauing & Appel, 
I89S) auf (li unii ■kr in derOveraigt ver 'ptren-Jicbteu Berichte 
und der Frotokoile der Gesellxchaft der \Visi«<n<rh!\ft f?«!- 
gestellt, dafs Bteenatrup iu dem Vortrage vom 7 .Imnu^r 
184t( diei MusobelanhAufungen nur als gebob«n« IduscbeltHinke 
ebuaktariaiait hat, und dar« die KommiMfam, ia daran Ba- 
riebt aieb dla richtige Deutung Andel , niebt «(wa von dar 
Ge*ell«cbaft eingesetzt ist , sondern die drei Mitglieder der 
Kommisaion (Forcbbammer , Hteenstrup and Worsaac) am 
gleichen Tage einen Antrag auf Bewilli^^ung einer Unter- 
atUtzung für die L'ntersnchan); stellten. In den ersten Be- 
richten der Kommission, die am 17. Nfiv..a{i<!r lOH ^™ 
i-'ortlibammor und Stei n»tru| ;il i^i_'>,'i'b>'ii ivurilc;;, Wnr- 
UAHe noch niclit Mitglied der Üvseii&chaA. »ar, werticn die 
tinscbellianfen noch immer als gehobene Ufern bUgerun(;en 
(geologische Bildungen) betrachtet. Dvn zweit«u £<iriolit 
vom lOb JRBW MSI bat su-enatrup verfafat; dtnalba anIbUt 
cnm «ralamnal die Deutung aia SpeiaeabfäUe; aber weder In 
diesem Berichte, nocb wiihrend des Btreitea mit Wursaaa 
über die von diesam trorgenomuiene ZweiteilanK dea Stein- 
alten nimmt Ktrenstrup die Kntdeckunf; für sich in An- 
spruch. i>ageK«u liat Woraaae (ICGl) den von ihm lä&O 
i;T?»'!w|.-tfn Kivt!l:e:!rn"«i)(1iti? N-i Mejlgaard zwischen Rsrndi tr 
IUI i <iri iiiiu, »uf ilrn h die von Suphaa MüLur In 1 - 
»ügeiuif<fDcii 'I'-igeb'.:' ii»uiäe<;»chnuüKeo b*zieHi«n , uls «uiiMi 
Wendepunkt in ibr Angelegenheit bezci(l:n>i. n.« 
dieser Festateiiuug bat Btecnstrup, zum erst«ninal ulleiu, zum 
avaitoniBal ait den ttbrigan mtgUadam dar KaontiBrion, dan 
AMUlbante bei Bavtlre ud atalg» aadere von diesen Oa- 



sichUpnnkte ans untersucht. — ' Via Deutung des lub.ilteit 
■iijT Kijkt,'_-.m"'ililiD.rflr ul<; Speisereste eine« VolkiMi *t«mDit 
bI*u Vd'' \\ 1 1 r ;i I' ; ;<ii <lrii i-i>ti-i: Uiiif-rHin liuiiyfii liat auch 
I nrc'lilKimiiier teilgenumnien; die Bestimmung der Tierrettta 
um) irn KaiueaSftkkaanilKIdiag variluiHa vir ansschliefslieb 
Öt««nsirui>. _ _ A- L> 

— Der Verwalter von Kord>SbocMa bat dan Oatlieb «oBi 

Meru-See gelegenen Meru-Sumpf als „Wildfrcistfttle" 
erklärt, wo es nur mit ganz bssunderer Erlaubnis geatattet 
ist, jagdbare Tiere zu Bcbiufasn. Divac ausgezeichnete Mafs- 
regvl wird hoffentlich da/u beitragen , die Elefanten und an- 
deren fTrofFen Mogaiier« vor ABscottaag ta bawabtan, d» 
gtTK '.f liii-s. r Baaark bknSg von «agllaalNB S^ortleatan be* 

auch' wunlft. 

— Bearbeitete Mammuckuoeben aus dem Lad 
von Mähren baaebxaibt Vnf. Alanwdar MikhowakT in dan 

Mitteilungen dar Antbropologisoben fleiellüibaft tn lfm 

(29. Bd., 2. Ueft, 8. SS bis 57 und Tafel 2). Dia Knocbon 
de* Mammuts finden sich von den südlichen Oiansea bb In 
die tieferen Thalrisae des mitÜerKi und nördlichen MlUiren 
im Diluvialsobotter, besonders aber im Löfs eingebettat. Bei 
genauerer rutersucbung f^er M«mmntknocl>eti konnte Prof 
Makowsky die bemerken swi-iU' l tmi«ni )ii> fc«t>.u-n<'ii , duf» 
sich zumeist blofs die H<>t(» v..ti iuiigeren Tienn (vnninre 
Gliedmafsen, Scbnlterblütier und Unterkiefer) in i^röf-^^ren 
Mengen angebiluft und mit den Knocbeu vieler anderer Tiere 
gemengt Toefladm Dim Uvsttadsi wto die XbataBaba. 
dHfa sich in «tnaalnen nilan KoblaiwebkbtaB nei|an, in npd 
neben welchen kQnstlicb gespaltene, mit Beblagmarfcan «ar- 
sebene Knochen, durch Uitze Terftodart nnd «atbat inAsobaii- 
rinden ein^eacblossen , femer auch rohe Steinwerkzeuge und 
selbst apärliebe Artefakte aus Elfenbein liegen, lasaen nicht 
d« n p»Tijisf«ten Zwi»lf«>l obwalten , dafa der Mensch diese 
Mauin.uU iicbi.1 miiicrfii 1 it-rcn ibr <Uluvialen Fauna erlegt« 
unil b'M »»■inen Luf»"! l'lalztn vcr?.-lirl«. Dfirarti?« Kultur- 
»liiMiMi lief Ililuviikl/ejt Mii'.l i:u,-i!.| lit-i .Tn.iluwitz in .Mubien 
im IM», sodann in den Ziegeleien um Brünn, bei der Wraoa- 
nattbla, nOnlUcb von Briknn ia IiBibi und BHaantlieb in tler 
berUnnten UitaUitioB von Pradaoat bat ftcm im nordM- 
lieben Mihrsn beobachtet worden. 

Zn dan bemerkenswertesten Fnndatilltan dfflarialar Tiat^ 
reate gehört die Lüf««tation bei der sogenannten WraaaF 
mühl«. Qelegentlioh dea Baues einer Lokalbahn wurde der 
I/iffl ilorf ai»2P<3br«"i) v.wl hW mif 10 m Tiefe wobei 
.■iru' Ku;it? vnii ubi-rt-iiianib-r i;i-iiiuflea Ki»ii<-hi-:L diluvialer 
Tiere zu Tag" tvnt , ilfi.'u KrljaltongKiEuatatid ein %'i"irz!ig- 
lichfi «ar. livi ■Irei ( iVrr;»rnikn' ■olifh \i:n ungleich altoiKi^n. 
doch jüngeren Mammuten waren die beiderseitigen Geienk- 
küpfe dofah kilJUaa Hieb» *b«MUafia und «r Kooaban 
am proxiaalen Ende auigabBbit. Da das baaia der 
tremitätenknoolieo von Mainmut und Khiuoceroa mit einen 
apongiösen Knochengewebe auagufüllt ist, deasen Zellen gegen 
.\i1isu de* Knochens immer grofsmascbiger weiden, iu 
-.unnti- eine Hi^lilung nur kttnallich hervorgerufen worden 
sein. Bei zahircicbeti Vorder- «ihI T1i»t«rfufsknocfa<-n von 
Khiikocero« halte l'ii.r. Mtn.ownkv i-me kegelförmige Aoa- 
b''.?t!unp, vpinph^n mit i-Ci iit_2-4.ui<'ii ib r Iniipnwandang, 
Kiijoii t'i'LLbfi ft:.H'.^i si^llT unil -Ltr-iu-. t^eflolilos-^n , dai'* d»* 
HbinoceroB üea Meiacües halber erlegt, und auch aus den 
Knochen daaMlban dia Vattaailan nn^idtmat wadw aakn. 
Ktin mtgtan dla Hnaautknoeban von dar Wianaabhla die- 
selbe Eraobaiming. Makowsky fand aogar abia priamatisch« 
AuRbSUuBg von nabai« quadraiiscbsin Qaeiaobnitte, t'iber- 
dies wanm die Innenwände mehr oder weniger glatt. Die 
drei Knochen der Wranamühle müssen einen ganz heaonde- 
reri ZwirTt [jphnbt baT;#n, niioTi Virdiftw« Meinung hat der 
Km^ iiMii hIs Siji kt't vii;r-a 7Ui;i--<j.Li/if n }b4/.slauuneB, also als 
i'i'ahlbHU iiu sunii'lii^'i n IIu'Ihu i^tsaient, irine Ansicht, der 
Ranke und Mukon v,. ,' t.ei; tliebti'a, zumal noch beute an der 
Fimdatelle des Knochens ein Humpfboden vortumdea ist. 
IMaaa pttaantlaaba AnshiUnnc boaito nbair iMiar nnr ia 
friaeban Knochen vorganommen wardani dann ein 
Knochen , der aohou dur<;h latigert; 7^il im Botleu gelegen, 
bAtt« keine glatten Innenwände ergeben und wire überhaupt 
durch eine so krüftige O|ieration geapatten und zersplittert 
worden. — Durch die Auflindung dieaer drei Oberarmknochen 
ib s Mümmufs ii-t demnach ein neuerlicher Bewei» der Gleich- 
i-.;,;ktit il'« :M>_'i]schen mit diui iMammut in Mähren ge- 
litte«, ucil dl« Atisicht .Jap. Bteenstrnp», di«« Mmrehen 
oiner späteren Zeit biuH'ii «jleicb den Ji»k'jti_-i> Jcs 11 inDiclien 
8ibirieos die Kuochou und Zähne des Mammut* (uud Bhl- 
1) aus daa gafhnanai 
baarbaitet» vnbnltbnr. 



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IB.— Dniak:^rt«df< Tlawag n. S«|m, 



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