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Full text of "Heidelberger Jahrbücher der Literatur"

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HEIDELBERGER 
JAHRBÜCHER 
DER  LITERATUR 


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<36603436200010 

<36603436200010 

Bayer.  Staatsbibliothek 


4 


1 


Heidelberger 


JAHRBÜCHER 


de 


^     t  e  r  a  t  u  r. 


er  Jahrgang, 
oder  neue  Folge: 

^^«'ter  Jahrgang. 


E**te,  Heft  Jinuar. 


Heidelberg, 
«      Ü«ive.sitäu.Buchh«.dl„„g       A»gu,t  OswaM 


i  S  2  2* 


Die  _     V_      'HEN  J 

Heide       e  r  g  e  r 

Jahrbücher  der  Literatur, 

erscheinen  fortdauernd  wöchentlich  zu  anderthalb  Bogen,  oder  in 
zwölf  Heften  zu  6  nnd  7  Bogen»  Diejenigen  Professoren  aus  den 
verschiedenen  Facultäten  der  hiesigen  Universität,  welche  die  Rc- 
daction  seither  übernommen  hatten,  werden  dieselbe  auch  ferner 
besorgen,  und  dadurch  das  dem  Institute  in  seiner  bisherigen  Dauer 
bewiesene  Vertrauen  auch  für  die  Zukunft  sichern.  Ohne  von  dem 
bestandenen  Plane  im  Wesentlichen  abzuweichen,  sind  von  dem 
Jahre  i82i  an,  statt  der  früheren  deutschen  Typen,  lateinische 
gewühlt,  um  die  mannigfach  Resuchte  Lecture  im  Auslände  zu  er- 
leichtern, üeberdiefs  ist  seit  i82i  durch  compresseren  Druck  der  In- 
halt vermehrt,  und  es  werden  aufser  den  ausführlichen  Recensionen 
für  jedes  Heft  vcrhültuifimafsig  auch  kürzere  Anzeigen  auFgenom. 
men,  um  dadurch  eine  möglichst  vollstUndigc  Uehcrsicht  der  ge- 
sammten  neuesten  Literatur  zu  geben. 

Da*  Intelltgenzblatt  wird  ferner  wie  bisher  aHfser  der  Chronik 
der  Universität  l)  literarische  Nachrichten  jeder  Art^  2)  Anticriiiken  ^ 
3)  Anzeigen  des  Buch-  und  Kunsthaniels y  aufnehmen,  um  auch  von 
dieser  Seite  den  Ansprüchen  an  ein 

Allgemeines  literarisches  Institut 
mb*glichst  zu  genügen* 

Die  unter  No.  i,  2,  3,  erwähnten  Gegenstände  des  Intelligenz- 
blattes  bezahlen  für  die  mit  kleiner  Schrift  gedruckte  Zeile  i  gr. 
Sachs,  oder  [\if2  Kreuzer  rhein. 

Sollten  Schriftsteller  oder  Verleger  einer  baldigen  bcnrtheilcndcn 
Anzeige  wegen  die  neuerschienenen  Werke  einsenden  wollen}  so 
wird  gebeten,  dieselben  vermittelst  Buchhändler- Gelegenheit  unter 
der  Addresse  An  die  Kedaction 

der  Jahrbücher  der  Literatur  in  Heidelberg 
der  unterzeichneten  Verlagshandlung  geFälligst  zugehen  zu  lassen. 

Der  Druck  und  die  Expedition  werden  prompt  und  pünktlich 
besorgt,  und  letztere  posttäglich  durch  die  hiesige  löbliche  Zeitungs- 
expedition an  alle  löblichen  Postämter  und  monatlich  durch  alle 
Buchhandlungen  statt  finden. 

Ausser  der  gedachten  Erwei^crun5:  ist  nun  auch  durch  neue 
Typen  und  gutes  weisses  Papier  fiir  ein  gefiilliges  Aeusscre  gesorgt 
und  trotz  dieser  vermehrten  Leistungen  der  Preis  für  den  Jahrgang 
von  1822  an  nur  auf 

12  fl.  36  kr.  rhein*  oder  7  Rthlr.  12  ggr.  sächs. 
Voraushezahlting  erhöht,  so  dafs  das  Journal  noch  immer  das  wohlfeilste 
bleibt,  während  über  seinen  Gehalt  der  Stimmen  täglich  sich  mehren. 
Die  aufmunternde  Theilnahme  des  Publicum«,  und  der  wachsende  Zu» 
flnfs  schätzbarer  Beiträge  werden  es  noch  überdiefs  vielleicht  möglich 
machen,  seiner  Zeit  Supplemente  zu  liefern ,  welche  die  Vollständig- 
keit und  den  Werth  noch  erhohen  müssen. 

Wir  bitten  die  Bestelluns^en  beim  Beginn  des  Jahrs  niöt»lichst 
zu  beschleunigen,  da  jedes  Heft  immer  mit  Anfang  des  treffenden 
Monats  versendet  und  die  Fortsetzung  dadurch  in  regelmässigem 
Gang  gehalten  werden  soll. 

üe Idelberg,  ilen  1.  December  1821. 

August  Oswald's 
Universitats  -  Buchhandlung. 


Bey  ileni  Verltijer  ist  criDliienen; 
Mcratii  Hacci  op^ra,  nd  MSS.ccdd.Vaticanos,  Chisianos, 
Mgdicos,  Marino,,  Gregorianot.  yxdUceUano,  aliosque 
plurms  m  Zoes  emmdavit ,  notisqut  ülus,ra,.i,,  praesertim 

MLothccac  Cks,anae,    et  Rom.  anti^uitatum  Prafjcctu,. 

IlBothc.  Dr.  Phd.  etc.  »  Volumma  ji  Boeen.  Aussah,, 
.uf  schS«  .veifs  Druckpapier.  Mit  neuerihrj  uSÄ! 
5  Rthlr.  4  gRT.  säclis.  8  fl.  rhein.  »uenpreis 
Da«  Verdienst  der  Fia'sebeit  Aust-ah"  Jp«  .vi. 

bDd«  durch  eigene  AnscI.S?  bekann"  e  bckl  d^r/''i"'" 
Prafrct  der  Altcrthfimer  und  der  Bibliothek  ChiJ;   .  ^''' 
xelcbrter  luul  ».rl.knndiL-er  Herausgeber  rn„z^^^  J",  R^hts- 
der  alten  Kunst.  Unterem  d  es,,  G'^^^^       ry«<kebnm,ns  Geschieht« 

.  «inem  freyu.uthi,eo  und  iT      z"„^\1  r'SeVnVr 
.erausiicber  des  Horaz,  und  es  war  h^nL.L     f  r^^i"^^  2"  ^»"em 

tind  er  glaubte  sich  .lazu  verBeiclirVt  S^f^J?  .!  fielen. 
XU  Gebote  standen.  besonderrJ'!  ,  ""'ere Hiilfsmittel 

.rcfflich  '»Gan^^'doch  tEinzetÄ  ^'^ 
<len  daher  die  Anmerkungen  nn,!  ^^vi ""ngelhaft  ist.  Es  vrur! 

,  in  einem  besonde  n  .(ff?"' fr«,-« 

«".so  wie  KllesObi.eT.  w  r^  „ n'l.'''?""S'f"^t'  RiicLieht 


^f^Ck'^^^JhrodTsrhlr'S'""'""!""^  S«nze 
J'^'^^^'ii      noch  i:  f^*' 

N"r  aaler  diefer  Bedin;„„''  ""LZ  ' '     ' ' vorausbezahlt  ^ 


^"f  Mter  dieJer  BcdTn-un'e  ZrUn '/ vorausbezahlt  wenden! 
p2^.«yn.  ^en  PranSo^Si'reh^t'Lll^^S'-jS  Tu 

explicatur. 

.  Ein  WoruUl  s «hf^^^^^^^^^  8-  «5  gr.  säcLs.  oder  56  kr.  rhein. 

»ou  den  wärdlnt,fn  »«I^^ffn'ft.  Jessen  Befriedigung  hier  eewifs 
5«  «ch  zwarehe"  um       ^.l"""'".  "»""»"«e  Herr  Verfasser 

^»  *«dehnnne  bcschr^inw,?  f  T'"':°/."^«"'l'»*eit  ''"'en  »uch  in 
«.»''«he  und  K  L';^±'Lf »'•'..r''?  l'«'"  L«."  '»e«  Virgil  _das  We- 


Inhalt  des  ersten  Heftes. 


8 


1.  Sttrtorius,  Lehre  v.  J.  üiiirerm»  d»  freien  Willens  i 
t  Ottomar.  Von  Dr.  FHl-  Mitrheittecke*  v.  Scbwarz^'^  tj 
%  Amrnon  üb»  Erwähluns»  z  Seligkeit,  v.  Dr^JJ.E  G. 

Paulus,  Du  H*  E        theologisch -exegetisches  Con- 
servatorium*  litc  Liefer.  •   3g. 

S.  Brodie,  B*  C»,  üb.  d«  Krankheiten  d.  Gelenke,  übers. 

V.    <r.  P    tiolschtU   m  39. 

<.  Ci'ceronis  oraU  Philipp,  in  Anton,  c.  G*  G»  IVemsiorf.     47  ' 

T*  Bofkh^  A.t  üb  e.  ägypt.  Urkunde  auf  Papyrus  \ 

8.  WtuigeKy  G*  Ft.,  üb.  d.  z.  München  befindlichen  }  53« 
Mumien.   '   ' 

9.  Mrifmer^  F*  /*. ,  die  Heiczung  mit  erwärmter  Luft,  57- 

10.  JVcbiTy  G^  Theorie  d.  Tonsetzkunst«  2r  u«  3r  Bd. 

11.  Rawiter,  Fr.  v.^   Vorlesuni»  üb,  d.  alte  Geschichte 

ir  ThL     60- 

Sl*  PertZy  Dr.  G*t  Geschichte  d.  Hausmeier   67- 

t^*'  Heinroihj  Dr.  F  C*  A*^  Lehrb.  d.  Störungen  d.  See- 

lenlebcns    ■  liiiiim  ,„  ^3« 

S4*  KtM,  Hthtr.y  Btiträgc      Zoologie  u.  vergleichenden 
Anatomie.   r-nmuM n 

Ja- 
ss- 
ir. Fufs,       D.,  epistola  ad  C.       Hasse  de  J.  L» 
Lydo  etc.  ^  ^ 

t8.  ffegenbcrg,  F.  A,,  vollst.  Lehrb.  d.  reinen  Mathe- 
matik«  ir  Thl.    1  ■■in.-,..,.,!,.,»,, 

Intelligenz  -  Blatt  Nro.  I* 


Wir  glauben  dem  fuiisiischen  Theil  unserer  Leser  die 
Naciiricht  schuldig  zu  scyn,  dafs  melircre  wichiige  Beiträge 
aus  diesem  Fache,  welche  zum  Theil  für  dieses  Heft  be- 
stinuut  waren,  nunmehr  mit  dem  nächsten  erscheinen,  und 
in  gleiclimässip^er  Reihe  folgen  werden. 


Heidelberg,  gedruckt  bei  J.M.  Gutmami  Üniversitäu-Bucbdruc 


IS,  Fohmann,  Dr.  Vincenz^  üb  d.  Verbindung  d.  Saug. 
aUcru.  —    


XÖ.  Fentiiteuch  od.  die  5  Bücher  Mosis,  v.  Jos.  Bernb. 
Bened,  Ftnmu  »■ 


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N=  !♦    -Heidelberger  .1822t 

Jahrbücher  der  Literatur^ 


i 

/,  /)/(•  hitlmische  Lehre  von  dem  Uwermögen  des  freien  fFÜl^ 
tens  zur  hähern  Sittlichkeit,  in  Briefen,  ^eijt  einem  ^nhai  g« 
gegen  Hrn.  Dr.  Schkiermachers  Abhandlung  i&er  die  Lelirg 
von  der  Erwähluiig.  f^on  EllN«T  SaRT0RT17«  >  Dwfe  d: 
Philosoph,  u.  Repet.  der  theofog:  Fac  '  zu  Göttiagen.  -Ggl^t 
fingen  bei  J.  Cfyr.  D.  Schatider  48Si4.  CXXII  m.  496  S.  gl^ 

Die  proiesiami«*««,  teliraj^e  «W,  Von  dea  Reformatorea' 
^»S'»«  W,^e«  freieD.Wflleii  d«  Menschcu  und 
d*o  Gnad.nw..k«..ßea  Gctfe*  ,M  .imMde,^  gegangen.    DI.  ,„,- 

Oejeasl^ud;  wir  /imlw  dl.  mir  nictt.bertinitot  gcnus,  die 
Ld,«  X.,/A«r.  se  bs.  in  seU«  friib«r«A«.«er«.6e„  hierin  ei„e 

Äf  1  r  ^«Ä«.*«*»«  wi*ler=  ihr  Eignes  h,tre, 

fil?^  ,)  ^Z'*^''  «>«  Schrift  durcK 

Je.  Lrthds  emeB  .wi«I.t?j-en  Beitrag  3^Ar«ng  der  Theo- 
V„  u  er  diesen  Gege»««d  giebt,  uim^t  -  wo.u  ihn  au.lc« 
icDe  T  '«'.»«i^*««  Lehrfe  hief 

.tÄ  ^^T"?-  ^  ^»  g^i,-..  de«  ScU«!<»i.chek-' 
eil'!,  ''^'«*-  Titel  .nge6ebencn,  «,'tief  ^  «Lrf 

S  J  T''.'"  V««"*"««  « :rid.  üm  di*  Aöfbdluug 
6«%  IcW**"        ■  »M«  ei.«  »fgjskige  Dari<S 

r".  ^  SöftdinWl,  •  »mfehig 

1        "      ■iH"  «»«1  Kraft  dnu  verioren,  te 

kam,  d.«c  imr  von  Gitt  «rhdten,  uud  Gott  gieU  tl»  ibtt  dlircK 
5  »vor  nnd  die  Sacrameiite,  nach  seinem  Wohlgefallen."  Di«« 
.nuiMa4M      die  Cuiulwwitkung  de*  hciligea  üeiMe»;  tur 


■      3  A 


... 


r 

ist  göttlicli,  also  uiiwidersteliKch ;  sie  erfolgt  ohne  alles  Ver- 
dienst des  MenscheDi  *also  nacK  iinbedingtem  RathscMusse  Got- 
tes ,  xiiid  dieser'  ist  voll  Ewjgkdf  her  bestimmt.  —1  Das  ist  die 
Calviiiisclie  Lehre  in  den  Grundzügen.  Es  liegt  in  derselben 
der  soüfenannte  Particidarifmus,  dafs  nämlich  nicht  alle  Menschen 
zur  Scli-keit  erwäh'It'seyen,  diejenigen  aber  die  Gott  nach  sei- 
nem unbegreiflichen  Rathschlusse  erwaldt  habe,  nothwendig  be- 
kehrt und  selig  werden.  -       '  ® 

Die  Lutherische  Lehre,  nach  dem  obigen  Sprach^'ebraurhe 
ist  dagegen  Unwersaliwuts.  Sie  nimmt  ebenfalls  anf  dafs  die 
•  Gnadenwirkung  des  lunl,  Geistes  zur  Besserung  und  Seligkeit 
nothwendig  sey,  und  aus  dem  ewigen  Kathschlusse  Gottes  er- 
folge, dafs  aber  allen  .Menschen  das  Hei]  /.noedacht,  die  Gnade 
also  cdli:anem  sej,  jedoch  tnckt  unwiderstehlich  wiikr,  sondern 
durd.  die  Lreiheit  des  Menschen  bei  ihrer  Wirksamkeit  bedinj^- 

Es  fragt  sich  also  fnr  den  Streitpunkt  des  Verfassers  i$f 
diie  erstere  Lehre  coiisc(inrnt ,  und*  ist  die  letztere  inconsei|ueiit ' 
Ilr.  iiart.  antwortet  mit  einem  entschiedenen  Nein  das  er  lim-^ 
thig  und  kraftig  vertheidigt.  Er  schlagt  folgenden' in 'sei-' 
neu  Briefen  ein,  auf  dem  wir  ihn  mit.  den  fiemerkiuig^  "  4ic^ 
"wir  uns  erlauben,  begleiten  wollen.     '  ■   •«    '  *      .  . 

Er  stellt  sogleich  die  Behau))tung  so,  dafs  die  Luther.  Lehre- 
den Menschen  als    zurechnungsfahsig    erklare,   ohne  ^och  de^ 
JNolhwendi-keit  der  Gnade  Abbruch  '  zu  thun,  und  dafs  'diese 
^inade  bestehen  könne,    ohne  die  Annahme  einer  alle  fV^iheit 
und  Zurechnun-sfnhigkelt  aufliebenden  Gnadenwii'kuii^/ jaMafs 
die    Gnade  den.  M(Mischen  wahrhaft  f fei  mache.    So  >vie 'dieses", 
dasteht,  ist  noch  kein  Gegensatz  mit  d(?r  Lehre  Cuivitis.  Denn 
auch  diese  hält  eben  so  fest  bei  der  Zurechnung  nämlich  cW 
Sunde,  als  bei  der  Prädestination,  und  behauptet  standhaft  dafs 
letztere  jener  nicht  Im  mindesten  Eintrag  thue,' vielmehr  erst  durch ^ 
die  Gnadenwirkung  recht  frei  maclj^j  und-  es  finde  bei  den  Kr- 
X^ahjtcu  durchaus  kein  eignes  Verdienst  statt.  (Cait^,  Mltit.  L  IL 
c,       n.  y.  sfjq.  c,  5,  n.      sqq.  l.  III,  c.  44.  c.  2St  u.  4L  JwJ  Der 
Streitpunkt  zieht  sich  also  in  das  Dogma  v6ü  dem  natürlichen' 
Lnvermögen  und  dem  freien  Willen  (liberum  arbitrium).  Und' 
mit  Hecht  redet  der  erste  Ihief  von  dieser  lehre.    Sie  ist  30 
Vichtig,  sagt  der  Verf.,  als  die  Lehre  von  Gott,  und  es  ist  da« 
Eigenihumliche  der  chrislichcn  Jleligion,  dafs  die  Gknberiäehre 
von  Gott  die  vou  dem  Menschen  vorausserzt,  oder  wie  wir  es 
ansehen  gegenseitig  eine  die  andre,  denn  es  ist  von  einem  Fcr^ 
heilt nisse  des  Mensclien  zu  Gott  die  Rede.   Uieroiit  betftbht^  wa| 
der  Verf.  aus  Mäancktb.  Vorrede  ttt  den  loc.  comm.  aofdht^ 


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was  aber  aucli  Calnn  lehrt,  dafs  die  ArHkd  von  der  IMacIrt  der 
Sünde,  dem  GeseU  und  der  Gnade  diejenigen  sind,  aus  we!»- 
clien  erst  Christus  erkannt  wird.  Das  eben  ist  das  Einfache  und 
Grosse  des  Ghristcnthums,  dafs  die  GlSttbensafFtikel,  man  mag 
anfangen  bei  welchem  man   will,   Ein  «niprtrennbares  Gan/es 
sind.    Daher  möchten  wir  den  Ausdruck  Ä«'  Hm,  P'erf,  dufs 
der  einzig  richtige  Gesichtspunkt  der  montUich'' praktische  des 
Christentliums  sey,  nicht  ganz  billigen,  weil  «"  das  Handehi  vom 
Sevn  trennt,  und  weil  beides  doch  in  hjdolister  Einheit  in  iinsereT 
Keligion  erscheint,   welches   auch   weiterhin   der    Verf. 'seihst 
sehr  gut  zeigt.    Eben  so  giebt  das  mehrmals  gebrauchte  \yort 
Siltengesetz,  wo  Melanchthon  lex  oder  decalogus  hat,  den  etwas 
versclnedenen  liegiiÜ  grade  der  Kantischen  Scimle."  Noch  raehr 
Miisverstaud  macht  es,  wenn  Ton  dem  Unvermögen  des  freien 
Willens  geredet  wird,  da  es  vielmehr  beissen  könnte  des  iin» 
freien  Willens  f  ^ermm  arbitrium)  wie       ttätniieh  durch  df;n 
Sündeiif;i]l  gew  orden.    Doch  die* -  fiaujirfticlie 'bleibt ,   und  das 
Ziel  und  den   Grund  derselb«tt  zeigt  Aift  erste  Br.  recht  gut. 
Der  2te  giebt  aus  der  jlpologi^der  A.  C.  ,«n,  dafs  der  menich- 
liche  "W  ille  seine  Frei.'ieit  fSat  Jkoss/m  IMligfe -dlerdings  noch  be- 
sitze, woraus  iltm  die  jtistitia  eitHÜi  S,täwffiifj,  operum  (wofd 
hesser  durch  Gesetzlichheit  ^als  SitUuMeU  ansisndriicken)  möglich 
ist.    Grade    die    höchste   Anfordruog'  de«   gdttltchen  Gesetzes 
(hier  »iedcr  Sittengesetzes I)  kaiiu  der  Mensch- durch  die  Kjait 
seines  jetzigen  Willens  (hier  wieder  fueieii  Wiöeiksf)  am  w  Qf 
nigsten  erfüllen,  denn   er  kami  sich  müht  zu  der  lebendigeii 
Liebe  gegen  Gott  zwingen.    Die  Griiii|itneB«  seines  Herz,eus 
sind  vielmehr  Egobniiis  und  Leidenscliaä)  das  elien  ist  die  E'r!^ 
Sünde  nach  der  Lehre-  der  Lmber^  Kirphe  (jedoch  nicht  ihrer 
allein),  dafs. die  Eigenliebe  der  Creator  e$  nicht  zur  wahr(^n 
Liebe  und'  £hrüarcbt  gcgea  GoU  kömaieii"lafst.*  Ganz  richtig 
folgert  der'V)erf.  Heraus ,  -dafi»  die  blosie  Krkeknitäifs  des  Ge- 
setzes Ulis  bei' weitem  iiidit*'hilft,  und  dds  vAser  freier  (viel- 
mehr unfreier)  Wtlk  iu6ht  -die-  Kraft  bat,  itim  zu  genügen.  Da 
mufs  die  göttliche  Gnade  helfen.   I>er  YJferf.  mdint,  d6rch  pa^ 
tho/ogUthe  Motiväj  die  .aiis  derselbea  flieissen.   Diesen  Ausr- 
aruck  «IS  der  Kantischen  Sch«üe  sdmt  d^m  Begriffe  linden  wi^ 
*  un  dieser  Stelle  unrichttg,  denn 'das  Pathologische  ist  ein  Be^ 
stimmt  werden  desGeföbls,  und  etwas  Sinnlic!iieS|  wenn^ü^^ 
immer  von  hdherer  Art,  es  macht  nicht  firiei  seitdem  unfrei.  Und 
-vollends  ein  pathalogisches  Moii¥  ist  etwas,' '  dav  äuf  unser  .itai^ 
türliches  Gerohl  gegründet,  durch  unser  Denveii  in  niitiirliche4 
Diugeo  erkannt,   und  ak,  natürliche  'Bewegung  des  Wlllea^ 
^irksfiuii  ist  3  IW'  befinden  wiik^  biesrber  gans  ia  unserer  R«^ 

U 


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4  S«ftoriii9>  vom  freien  WiUeii. 

tur  und  jetzigen  nilfirltdieii  Kmft^  und  «s  ist  demmcli  keine 
andre  Wirksamkeit  von  oben,  als  die,  welche  in  der  gesamn^ten 
Natur  durch  die  göltlic)ic  Vorsehung  th^ig  ist.  Das  ist  aber 
ijiclit  die  Luther,  oder  überhaupt  die  streng  christliche  Lehre, 
dinn  diese  behauptet,  dafs  die  Gnade  übeniaturlicli  wirke. 
Nicht  blofs  chis  lehret  sie,  dafs  die  Gnade  höhere  Motive  gebe, 
die  der  Alenscli  sich  nicht  selbst  zu  geben  im  Stande  sey,  ^  na- 
mentlich Jie  iu  (Christus  erschienene  Liebe)  sondern  auch^  dafs 
sie  eine  liöliere  Kraft  mittlieile,  die  sich  der  Mensch  nicht  ge- 
ben kann.  Dafs  Luther  und  Melauchlhon  Anfangs  all  mi  freien 
Willen  dem  jMeuschen  al)j^esproch(  u ,  geschah  gewifs  niclit  aus 
Eifer  für  jene  ?>pathülogischeü  Motive«  sondern  aus  festcrm  Blick 
auf  die  sündhafte  Natur.  Auch  ist  die  Schwierigkeit,  wie  der 
freie  Wille  mit  der  Vorhei-sehung  und  Vorherbestinirnung  Got- 
tes tu  vereinbaren  sev,  hier  nirgends  im  Wege,  da  sie  ohnehin 
durch  die  wahre  Idee  des  Ewigen  ganz  wegfallt,  denn  ein 
J^orher  findet  in  dein  ewigen  Wesen  ^veder  bei  dem  Wissen 
noch  bei  dem  AVollen  statt.  Aus  Melanchth.  führt  der  Verf. 
an,  dafs  die  lieil.  S.  nichts  von  jener  äussern  Freiheit  lehre, 
weil  es  die  inuero  Regungen  sind,  die  Gott  .begünstige;  es  sejr 
thÖrichie  Sophistenlehre,  als  könne  da,  wo  man  jemand  hafst, 
der  Wille  beschliessen ,  ihn  nicht  mehr  zu  hassen,  und  Gott 
fürder  zu  lieben;  und  wie  auch  immerhin  pharisäische  Srhul- 
gelehrte  die  Kraft  des  freien  Willens  preisen  mögen,  derCiuisL 
erkenuC)  dafs  nichts  .weniger  in  seiner  Wülkübr  stelie,  als  sein 
Borz. 

Hier  schliefst  der  Verf.  schicklich  im  3",  4"  u.  5"  Biicfc 
eine  kritische  Lebersicht  der  neuen  philosophisc  lien  l.ehren  über 
diesen  Gegenstand  an.  4.)  Kant  lehrt:  die  praktische  V^ernunft 
ist  sich  selbst  genug,  und  bedarf  sowohl  was  das  Wollen  als 
.  was  diis  Können  betrifft  keineswegs  der  Religion;  der  Mensch 
kann  um  so  tugendhafter  seyn,  je  sinnlicher  und  ucneiner  sein 
Her/,  ist,  (lejui  die  Tugend  besteht  blofs  in  der  moial.  Starke 
des  Willens,  und  diese  Stärke  beweist  sich  darin,  dafs  sie  die 
den  Maximen  gemasse  Handlungen  erzwingt.  Hiergegen  erin- 
nert Hr.  S.  Das  sind  die  actus  eliciti  der  Scholastiker,  es  ist 
blofs  die  justitia  rationalis  s.  philosophica  der  Apologie,  welche 
unter  res  rationi  subjectae  diejenigen  Handlungen  und  Gcsin- 
nun*>en  versteht,  die  in  uuserer  Macht  sind.  Liebe  iv\  Gott 
als  iVeigung  f  »pathologische  Liebe«i)  ist  unmöglich.  Die  Tu- 
gend nach  Kant  setzt  inneren  Zwiespalt  voraus,  sie  ist  nichts 
schlechthin  und  immerfort  Thatiges,  nichts  Lebendiges  und  Schaf- 
fendes, sondern  je  lasterhafter  die  Triebe  eines  Menschen,  um 
dcütu  tu^eudhaiter  int        und  um  «o  m^iu:  er  au  S4(^h  |;ut  und 

w 

$ 


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Sartorius.  vom  freien  Willen*  ,  S 

gottälinlieli  ist,  um  desto  wem'^er  tugendhaft.  Allein  das  Chri'« 
sfeothum  sagt  grade  umgekehrt,  dafs  der  gut  sey,  dem  das  Gute 
vox  andern  Natur  geworden,  der  von  allem  Reiz  und  Zug  des 
Schlechten  befreit  ist.  Das  ist  die  Freiheit  der  Kinder  Gottes, 
das  arbitriitm  liberatnm.  Schon  fiir  die  niedere  Tugend  findet 
Kant  pathologische  Motive  nöthig,  und  lafst  die  Gluckseligkeit 
di.rch  gute  Handlungen  verdient  werden,  aber  zur  Triebfeder 
c!<r  höchsten  macht  er  das  Gnfiihl  unserer  Erhabenheit,  als 
Sti  ndcn  wir  wirklich  in  hoher  moralischer  Wu^de.  Auch  giebt 
CS  bei  ilim  nur  eine  Pflichtpfilelirc, 

So  treffend  von  dem  Veit,  diese  Hauptpunkte  des  Kantl- 
schen  Mür;<ls}'stenis  als  niclit- chi  istlicli  gerüpi^t  sind,  so  niöelite 
dich  Ree.  noch  einige  ^^'itheidigung  desselben  iidassen,  welche 
sius  der  Annahme  des  redicaleu  Bösen  uud  der  Ueiiigkeit  als 
Ideal  möglich  wird. 

Fichte  will  in  seiner  Anweisung  zum  seligen  Leben,  dafs 
\vir  unser  Selbstseyn  rein,  ganz  und  bis  in  die  Wurzel  ver- 
nichicn,  so  bliebe  dann  Gott  allein  übiig,  und  wäre  Alles  in 
AHttx^^  dagegen  wird  von  Hrn.  S.  erinnert,  es  felile  nur  an  der 
Ai  Weisung,  wie  das  zu  machen  sev;  man  dürfe  nur  die  Hand 
nnch  dem  uns  immerfort  umgebenden  Guten  ausstrecken,  um 
\\n  Augenblick  würdig  und  selig  zu  seyn.  Jene  uns  einwoh- 
nende Seligkeit  lernen  wir  erst  dai|n  kennen,  wenn  wir  unser 
•  Srlbstseyn  vorher  vcrnicliret  haben,  was  soll  uns  denn  bei  un- 
serer natiirlichen  Zerstreutheit,  da  wir  in  das  Mannigfaltige  ver- 
loien  sind,  zu  diesem  Einen  was  Noth  ist  antreiben?  Fichte 
antwortet,  die  Unseligkeit  zerphigt  und  zernagt  dein  äusseres 
Leben  so  lange,  bis  du,  alles  aufgebend|  in  Gott  einkehrst;  aber 
weiche  verzweifelte  Fleilsonlnung. 

Für  Fichte  liesse  sid\  allenfalls  sagen:  er  will  docli  einen 
neuen  Menschen,  und  damit  dieser  hervorgehe,  soll  der  alte 
vernichtet  werden  j  freilich  wird  er  das  aus  .sich  selbsty  wie 
sich  die  Natur wesen  selbst  aufreiben  und  auflösen. 

Schelling  nimmt  eine  Sittlichkeit  an,  wie  die  justitia  spin-» 
tualts  bei  Luther  und  Melanclithon ,  wo  die  Seele  aus  innerer 
Nothwcudigkeit  tugendhaft  ist.  Aber  wie  soll  sie  sich  der  ge- 
sunkene Mensch  selbst  geben,  da  die  Macht  des  bösen  Prin- 
cips  in  seiner  Erstarrung  immer  grösser  wird?  bemerk  Hr.  S. 

Herbart  zeigt ,  dafs  die  Moral  als  Güter- ,  Tugend  -  und 
Pflichtenlehi e  unwirksam  sej,  und  macht  zur  Grundlage  seines 
Moralsvstems  d<:u  sittlichen  Geschmack  für  die  eigenthümliche 
Schönheit  der  sittlichen  Verhältnisse  des  innern  Menschen.  Al- 
lein da  der  Geschmack  des  Individuums  doch  nur  der  Geschmack 
stiner  Vernunft  is|t^  und  Herb,  selbst  auch  imrichtige  C..4raktcrn 


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6  Sartoritts,  Yom  frei^  Willen; 

annimmt,  so  ist  nicht  zu  sclicii,  wie  'lieser  Geschmack  zur  herr- 
schenden kraft  Wierde,  und  raasi  luiil^jtc  immer  wieder  einen 
Geschmack  an  diesem  Gescinnack  uiul  so  bis  uns  Unendliche 
voraass.  t/Aü ,  ohne  je  auf  eiaua  icLeudigeu  Grund  2u  koin- 
lueu,  »MC  Hr.  5.  erinnert. 

Schuizc  l^fst  den  Tugendhaften  von  einem  wohlthatig^en 
Gent. IS  dii3  ganze  Leben  hindurch  begleitet  und  in  seiner  gan- 
ten Pers'inliclikeil  ausgebildet  werden.  Diese  Vollkommeniieit 
kann  siph  der  Mensch  nicht  durch  die  Kraft  des  freien  W^illcns 
geben I  wer  sie  nun  in  X'isehung  der  Gcschiciite  noch  nicht  be- 
sitzt, fiir  den  ist  es  Pflic^it  sie  sich  zu  verschaffen,  wobei  je- 
doch grade  die  höchste  VoUkommenheit  fehlt,  denn  diese  kann 
kein  Selbstzwang  bewirken.  ^Es  beruht  also  alles  auf  der  Aus- 
bildung der  edlereu  Gefühle,  diese  aber  wird  durch  eine  zweck- 
massige, der  Idee  der  sittlichen  Bestimmung  angemessene  Er- 
ziehung gewonnen.  Hr.  Sart.  bemerkt  hiör au  ,  dafs  also  die 
Offenbarung  als  Erziehung  des  Menscliengeschlechts  eintreten 
müsse.  Ree.  ist  der  Meinungi  das  auch  diese  Lessingsche  Idee 
nicht  aushelfe.  Denn  die  Erzieluing  hat  keine  'sol;:he  Gewalt 
Über  die  Freiheit  des  Menschen,  dals  sie  aus  jedem  Subject 
zu  machen  im  Stande  sey,  was  sie  wolle,  sie  wirkt  vielmehr 
bei  jedem  verschieden,  un<l  es  kommt  auf  das  Snhject  an,  wia 
es  von  inuen  faeraus  die  erz,lli)ende  Einwirkung  auiiiinimt.  Wir 
waren  hier  ganz  im  Gebiete  des  Mechanismus,  und«  Organis- 
mus, nicht  aber  der  sittlichen  Freiheit. 

Bouterwek  gründet  die  Sittlichkeit  auf  Triebe,  die  über 
der  logischen  Fonction  der  Vemunft  in  dem  Innern  Sinne  lie« 
gen,  d.  h.  auf  das  Herz,  auf  das  Oefühl  sowohl  der  Würde 
als  der  uneigennützigen  Liebe.  Die  Tugend,  als  die  durch 
Vernunft  unwillknhrltch  erregte  Li^be,  ist  nicht  nach*  der  da- 
bei augewendien  Kraft  des  freien  Willens  zu  bemessen.  Wenn 
Hr.  Sart«  meint,  ^er  Theologe  könne  dieser  Theorie  «einen  voU« 
kommensten  Beifall  geben,  so  erinnern'  wir  nur,  dofs  er  das 
nicht  anders  ksuan,  als  wenn  jene  Kraft  dem  keil. Geist  zugeschrieben 
%%ird,  welche  eben  frei  macht,  dafs  er  aber  entschieden '¥fider« 
»preehen  mufstc,  wenn  die  Naturkraft^  gleichsam  .unter  der  Fre»» 
heil  her ,  die  Tugenti  hervorbringen  solle.  Wahr  ist ,  was 
S.  gegen  Beut.  Begründung  der  SittlicbXeit  erinnert,  dafs  das 
eddste  moralische  Gefühl  schon. vorausgesetzt  werde;  wie  audi^ 
dafs  das  erhebende  Selbstgefühl  in  moralischen  Hoehmuth  aus- 
arten kdnue;  endlieb,,  dsfs  B.  .selbst  hekenhe,  vergebens  rufe 
die  Moral  dem  ZUternden  ZU|  ev,wäi  ihr  wohl '  geherchen,  aber 
rr  Aann  oichju  .    ..  ;      .  ' 


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4 


SaitcviliSi  vom-  fp^I^a  WiB/wn.  7 

Fries  nimmt  den  Hangf  zum  Bösen  an^  ^en  sich  der  Mensch 
durch  seine  Schuld  zuge^o^eu ,  aber  er  richtet  seine  Sittenlehre 
an  schon  gebesserte  Metischeu,  setzt  also  die  Tugend  voraus, 
die  er  lehren  will,  nennt  sie  auch  nicht  Pflicht,  sondern  <1;<s 
T^oraius^esetzte ,  Avodurch  der  Geist  erst  tliätig  werde,  den 
Sprucii  der  POiclit  zu  vernehmen  und  ihm  zu  folgen.  Uebri* 
gens  zeigt  Fries,  nach  Hrn.  S.  weiterer  Bemerkung,  Unkennt- 
jiifs  des  Christenthums,  und  der  Znsammenhang,  in  welchem 
unsere  Kirche  die  Lehre  von  dem  Unvermögen  des  Menschen 
mit  der  waliren  Tugend  gebracht  hat,  ist  ihm  unbekannt  ge- 
blieben. Er  spricht  wohl  von  Bekehrung,  die  oft  plötzlich  eir*» 
trete,  über  er  tadelt  diese  als  etwas,  wodurch  die  gesunde'Kraft 
eines  thatcnfrohen  Lebens  nicht  gebildet  werde.  Ganz  anders 
unsere  kirchliche  Lehre:  Gottes  Geist  wirkt  unmlltelbar  ('durch 
Wort  und  Sacramenij  und,  wie  die  Geschichte  beweist,  zur  tha- 
tigsten  T  hat  kl  alt. 

Koppen  will,  man  solle  die  freie  Herrsclialt  der  Vernunft  / 
▼oraussetzen.    Wohl!   wenn  nur  diese  Herrschalt  erst  da  wäre!  . 

Also  unkrältig  ist  alles,  was  die 'Philosophen  statt  des  Chri-» 
stcnthunis  geben;  sie  setzen  voians,  was  ihre  Lehren  erst  ver- 
schaiien  sollen.  Dieses  hat  Hr.  S.  zwar  auf  eine  verdienstlich«  • 
Weise  von  jenen  philobophisclien  Systemen  der  neuesten  Zeit 
in  kurzem  dargelegt,  allein  es  war  doch  noch  mehr  zu  thun, 
um  seine  Behauptung  zu  sichern,  es  mufste  von  jetler  ratiooalir  ' 
stischen  3b;ral  bewiesen  werden,  d.  h.  von  jeder  die  nicht  VOA 
dem  Princip  des  Chi  istenthums  ausgeht.  Dieses  ist  allerdings  ,ci|l 
Prlncip  eines  philosophisch  durchgeführten  Moralsystems;  es  ist 
das  nur  in  dem  Selbstbcwu' (seyn  des  Christen  gegebene  Priiicip 
der  Wiedergeburt  und  somit  des  neuen  Lebens,  das  der  Gotr 

•  deuwirkung  des  heil.  Geistes  enttjuillt.    la  deu  Ibigendeu  Brie-     ,  . 

^fen«  kommt  es  weiter  zur  Sprache.        '  * 

•  6**'"  Br.  Gesetz  und  Evangelium.  Der  Verf.  sagt,  die 
Luther.  Kirche  verstehe  unter  Gesetz  das,  was  man  theologisch» 
Moral  nenne,  die  sich  von  der  philosophiselien  dailmch  unter- 
scheide, dafs  Gott,  und  nicht  die  niensciiliche  Vernunft  daC 
Gesetz  gebe;  Paulus  leite  so  das  Sittengesetz  aus  der  ErkcnntnUs 
Gottes  her  Rom.  i,  19  ff.  Die  Vernunft  habe  nur  erkennende 
und  urthcilende  Kraft  (?),  und  Gebieten  sey  Wollen;  die  philo- 
sophische Moral  luinae  daher  nur  als  theoretische  Lehre  der 
reineu  Vernunft  auftreten,  aber  nicht  zu  einfer  Kraft  gelangen; 
die  Schalea  zeigten  genugsam,  wie  sich  alles  nach  der  GemiitliB- 
]>eschjiffeuheit  ihrer  Stifter  richte;  so  werde  fürder  jeder  ^nfis 
Willens  Ziel  und  Kraft  für  das  höchste  Gut  und  die  Tugend 
halten;  mch  sey  der  Verpflichtnugsgund  der  theologischen  Moral 


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ein  ganz  andrer,  denn  Wäs  sie  lehre,  seycn  Pflichten  ^fon  Gotf, 
und  sie  ^clie  vom  höchsten  Willen  aus,  in  dem,  dessen  Wille 
▼(Wi  selfjst  auf  dys  Gnfe  und  Heih.:»e  gerichtet  ist,  in  Christus, 
Stelle  sie  das  Kbenbild  Gottes,  uud  iii  dein  Beifall  Gottes  das 
höchste  (jrut  auf. 

Sülke  hier   rrwa   ein  Mif^ verstand inTs  in  den  Aiisdrüclccii 
iie.^"n  /    So  wie  es  hier  steht,   fimlet   Ree.  fast  alles  iiiiri<;htig. 
^icht  d  irln  lie^t  ja  der  üuterscliied  /wischen  theoloci^.  und  p!ii- 
■losoohisclier    Moral,    dafs   nur  die    erstcre   vom    Willru  Gottes 
ausgehe,   das    thut    auch   niiindics  ]>inh)sophischc  Svstem,  auch 
Kanl   nennt  das   Vertiunftp^csctz;,    Gottes  (jeset/.  und  Gott  den 
Gt-^et/.i.pbcr,   welcher  sa^^t :   Ihr  sollt  heilig  scvn,   denn  ich  bin 
heilig,   untl  der    \post.  Paulus  verweiset  nicht  minder  auf  das- 
selbe bei    Icn  Helden  Köm.  2,  l4.    Eben  so  wenij;^  macht  das 
Theoretische  tleii  Unterschied,  denn  auch  die  christlich -theolo- 
gische jMoral  ist  als  System  eiue  Theorie,  und  von  Calixtus  bis 
Keinhard   und  Staudlin  hat  sie    als    sol  lie   keine  lebendiffere 
Kralt  bewiesen,   als  dafs  sie  ÄUr  Erkenntuifs  Anleitung  giebt;- 
deiiii   das   gottgefällige   Leben   ist  eiue  Wirhung  des  heiligen 
Geistes.    Vielmehr  steht  eine  theologische  Moral  nicht  grade  im 
Ocg<'nsatÄ  mit  einer   philosophischen,   die  christliche  wird  aber 
dadurch  philosophisch  behandelt,  dafs  sie  zeigt,  wie  das  Evan- 
gelium dem  Gesetze  seine  Kraft  in  den  Herzen  ertheilt,  dafs 
sie  also  leint,  wie  das  sittliche  Leben  entsteht  und  wirkt,  nicht 
aber  ist  die  Wisseoschaft  als  solch«  dieses  Leben  herviurzubriii«  . 
geo  im  Stande. 

7  '^'^  u.  8'*-'*"  Br.    Die  Luther.  Lehre   hat  ferner  den  drei- 
fachen Nutzen  des  Gesetzes  wohl  unterschied^ ;  usus  poUticuSj 
fiir  äussere  Zucht  und  Ehrbarkeit,  —  poedogogieuSs  um  die  Sünd- 
haftigkeit zu  zeigen,        didacticus,  um  die  guten  Gesinnungen 
und  Handlungen  der  Wiedergeboruen  zu  lehren.   Das  Gesetz 
'kann  die  Besserung  gebieten,  aber  sie  nicht  machen,  es  kann 
Qnr  das  Gemüth  bei  dem  Hewustsevn  setner  Gesetzwidrigkeit 
niederschlagen,  und  das  vielleicht  bis  zur  Verzweiflung.  Nur 
das  Evangelium  flöfst  Hafs  gegen   das  Böse  und  Dankbarkeit 
ein,   es  giebt  edle  Begeisterung,   bniderliche  Liebe,  Denmlh, 
und  alle  Früchte  des  Geistes.    Damit  bewirkt  es  die  f Nieder- 
geburt ,  man  denke  z.  H.  an  Paulus.    Melanchth.  hat  die  philo- 
sophisch uoth wendigen  Wirkungen  des  Glaubens  schön  geschil- 
dert.   Es  sind  die  Gefiildc  uud*'üesinnungen  der  Liebe.  Lu- 
ther sagt:    »Siehe,   also  fliessct  aus  dem  Glauben  die  Liebe, 
und  ans  der  Liebe  ein  freiwillige  fröhlich  Leben  dem  Nächsten 
zu  dienen  um5onst.c    (Wir  erinnern  hierbei  auch  an  die  class. 
Stelle  in  der  Vorr.  siim  Kr.  an  die  Aömer).  Unser  VerL  weiset 


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.Sartbriiasi  ^ib«  ^  freien  WiUeii.    ^  9 

daraiif  hin,  dafs  der  Glaube  sich  so  äussern  müsse,  dafs  er 
die  Person  gut  mache,  und  d;ifs  hierdurch  jener  3^®  INut^en 
des  Gesetzes  einleuchte,  indem  dasselbe  zugleich  gegen  den 
Mifsbrauch  der  christlichen  Freiheit  sichere.  '  »Das  objective 
göttliche  Gebot,  sa^t  Hr.  S.,  das  nicht  blof$' moralisch  spricht, 
sondern  auch  ausserlich  aus  Autorität  des  höchsten  Gottes  den 
Menschen  gegeben  wird,  vermag  aucK  den  grÖfsten  Sünder  auf- 
zurütteln, und  die  Offenbarung  der  Gnade  verwandelt  selbst 
einen  wütenden  Zeloten  (Paulus)  iu  den  wärmsten  MenscheiH 
freund.«  .  .      ■  .  •  » 

Wir  müssen  andi  hier  einiges  einwenden.    Die  Wirksam- 
keit   des  Evangeliums  ist   hier  psychologisch  genommen,  d.  i. 
nach  den  Naturgesetzen  unserer  Seele.    Die  Natur  dieser  Seele 
ist  es  also,  die  als  die  Quelle  des  Guten  angesehen  wird,  und 
der  .Mensch  wird  schon  «Is  gut  voraosgesetzt,   indem  er  den 
gültlichen  Zuruf  hcreitwilUg  aufnimmt,  die  göttHche  Autorität 
auerkennt,  und  sicYi  in  diesen  göttlichen  Dingen  ganz*  so  ver- 
hält, wie  in  menschltdien*   IHe  Wirksamkeit  Gottes  geschieht 
ganz  von  aussen  (eben  jenes,  Beiip»  von  Pauin«  stdit  so  da), 
und  sie  legt  im  Evangelium  nur  ein  neues  Motiv  vor,  ein  stär- 
Jieres  und  doppeltes:  die  gdttliclie  Autorität  und  Begnadigung. 
Yon  innen,  kommt  da  die  menschKelie  Kr,aft  entgegen ,  läfst  sich 
dufdi  diesen  Eindruck  aflficiren,  imd  hiermit  eme  pathologische 
Tridtjeder  geben  —  wenn  anders  did  Stinuming  de»  Henens 
gut  ist.   Innerhalb  dem  Menschen  geht  also  alles  n&tfirüch  zu; 
'mag  audi  immer- die '  Offenbarung  in  dem  Eyangeltttm  übemo- 
«Brlich  seyn,  sie  ist  etwas  Aeusseres,  wie  das -Wort  des  Va- 
ters in  der  Emehung.   Die  Wiedergeburt  drfblgt  hiemach  na* 
tfirlich,  nach  psj'chologiscben  Gesetzen,  durch  'sinnUche  Stim- 
mung; es  ist  hier. alles  im  Gebiete  der  Sinnlichkeit  und  Natnr- 
nothweudigkeit,'  es  wird  nichts .  in  der  Natur  «und  iCraft  des 
Mensdien  geändert!  es  ist  Freiheit  Yor  wie  nach^  insoferne  anr 
ders  von  Freiheit  die.  Rede  sejn  kann,  es  Ist  alles  wie  z.  B. 
Bei  der  Erziäiuiig.   So  ist  aber  keineswegs  die  Lehre  der  Re- 

•  Ibrmatoren  und  der  Luther,  symbolischen  Bächen  Hier  ist  die 
Gnade  ietwas  absobit  Inneres;  sie  wirkt  nicht  nach  psychologi- 
schen Geseti^y  sondern  ubomat^rlick  herein,  nur  die  Entwick- 
lung ihrer  Wirksamkeit  sieht  unter  diesen  psychologischen  Ge- 
setzen,  di4i  Nothwendigkdt,  womit  ne  wirkt,  ist  eine  ganz  an- 
dre  als  die  Natumbthweudigkcit,  und  sie  giebt  erst  die  wahre 
Freiheit^  sie.  «rthfilt  als  eine  neue  >  Schöpfung  eine  neue,  den 

•  G^t  frei  'maohcnde  •  Kraft,  und  so  wim  sie  die  Bekehmi^ 
und  den  Gbrabeii,  d.  i.  die«  ßPTädergeburt,  Das  Süssere  Wort 
(wie  bei  Paulus  4^  Ruf  vom  Bimmel)  is^  iwar  das  Mittel, 


jBartorius^  tOQEi  freloa^WiUeo; 


Aber  Tin. 'dcMMelbcii  wirkt  der  heil.  Geial  : innerlich ,  auch  .die 
ersten  Regungen  Ukm  Gutrn,  mithui  zur  Anuahine  des  Rufes» 
(Luth.  giv.  Katech.  .  zQin  3^^^^  Ai^t.  MH*  eomm.  de  lü.  mth, 
an  mehrere^.  Orten^  .  bes.  Pauli  est  —  sed  ut  sit  voeatio 
fei  ix  et  effieax  ^  solius  *  Dei  dönum  est  etc»  de  praedesi^ 
Deam  efßcacem  ßsie  per^  Eißwtgelium^  Calv^'/ast.  L  III,  c, 
n.  35.  /.  /.  c,  n,  —  5.  c.  g,  n.  J.  Aug,  Conf,  ort,  4S* 
Form,  Ccmc*.  der  Itit.  arb.  cor  da  hoaunwn  aperitp.  ut  düige^^ 
ter  attenrJant  etc.  Art.  Stnafc.  2,  etc.) 

9^*  Br.  Der  Verf.  spricht  als  ein  ächter  Theologe  gegen 
das  Mifskenuen  der  ileilsloliref  die  vom  menachiichefi  8elbst<t  * 
diiiikel  und  Unglauben  vielfach  angefochten,  nnd  iu  neuerer 
Zelt  fast  ganz  auf^e^c1)ri)  worden.  Die  Reehtfertig^ung  besteht 
nacli  den  s^aib.  Büchern  dariU|  dafs  uns  Gott  die  Sünden  ver- 
,giebt  und  lw  seinen  Kindern  annimmt.  Der  rechtl'ertigende 
Glaube  ist  der -Glaube  an  dieae  Rechtfertigung  ,  welche  durch 
die  Gnade  Gottes  erfolgt^  und  so  sagt  Melanchth,  »wir  sind 
durch  den  Glauben  gerechtfertigt  heifst,  wir  sind  durch  die 
Gnade  Gottes  gerechtfertigL«  Also  ist  nicht  der  Glaube  die 
Ursache  oder  geht  voraus ,  sondern  er  bezieht  sich  auf  die 
schon  vorhandene  Rechlferiigung;  die  Reue  aber  geht  vojaus^ 
und  diese  kommt  aus  dem  Gesetz.  Die  Rechtfertigung  ist  aus-' 
ges|»rocheu,  aber  der  Glaube  ist  das  Mittel,  wodiu'ch  wir  sie 
wissen  und  fühlen  (er  h.  in  der  Concord,  F,  unicum  medium  et 
msirumenfumjf  gute  Werke  sind  von  diesetii  Glauben  nuzer- 
trenuiieh,  wo  sie  nicht  sind,  da  ist  ein  falscher,  Glaube  »(Smalk. 
Art.j«  sie  sind  nicht  von  ihm  tu  trennen ^  so  wenig  als  Licht 
•und  Warnae  vom  Feuer Conc.  F.)  —  »Die  Gnade  ist  uns  ^ 
darum  verkündet,  damit  wir  das  Gesetz  freier  und  voUkomme* 
ntTr- erfüllen,  wie  Augustinus  sagt:  quod  operiim  hx,minando. 
imperatj  hoc  ßJei  lex  credendo  impetrat^  ( Apolog.J, 

Der  lo^-  Br»  behauptet,  dals  schlechterdings  auch  nicht 
eine  Stelle  in  den  symbol.  Büchern  sej,  welche  die  Wirkung 
des  heil,  Geistes  als  unmittelbare  oder  wunderbare  Wirkung 
-Gottes  in  dem  Menschen , lehre*  Eine  paradoxe  Behauptung!  Es 
kommt  freilich  darauf  an ,  wie  man  die  Worte  unmittelbar  und 
mmäerbar  nimmt;  nach  dem  gewöhnlichen  Spraghgebrauch  be* 
zeicimete  jenes  alles  Frste,  was  von  einem  Priucip  gewirkt  wird, 
ohne  diifs  etwas  dazwisciben  liegt,  und  dieses,  alles,  was  Gott 
unmittelbar  wiikt.  Nun  ist  aberxias,  was  der  heil.  Geist  wirkt, 
ein  absolut  Irrstes,  gleich  der  Schöpfung,  was  durch  kc^ne 
Naturursache  hervorgebra.cht  wird,  es  ist  also  eben  weil  es 
ubernatürlich  ist  auch  unmittelbar  und  wunderbar.  In  diesem 
Sinne  khreo  X^ither  und  Melanciuhon  so.  gut  wie  Augustinu« 


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äteoriwj,  Töinrfreteik  WiUem       ,  *  » i 

•a  GW*.  Md  die  symbolischen  Bücher,  'das  IT»«*»  IL  • 

Ml  10  dM  Aeawere,  durch  welches  jene  Will  t  •  ^^'■^^ 
&  d«j,  d,  .i„  i,.„eres  nicht  ^i. 

to  »ttd,  Wodurch  der  heil.  Gei,t  wirkr  'f™"»'; 

aber  hierin  mL  er  Mh^fTr^  ^"'« 
W,.ä>«lii««itch.    Das   Wort  hört  r  ®*"'»  S"«" 

d«  er  ui  fioMwen  Din-^en  Lesit,      iT^  *^  ^  Willens, 

«  «cht  in^;"et  i    'se  Je^'r 
4««cUeA«  .ufeu„ehme„,  ohne  ZTche,        '''«J'*^«"  »"f 

f«  fa«»,      B.  .um  Spott     we'vr  ®*?.«*«»cht  wer- 
»Mfc  ««erer  fcirchl.  Lire  n  "    1  da  sev. 

^,  Gabe  des  heil.  Geiste"    ^;"'^'.'  *»'^"»  das, 

smde,  dA  er  tcin  Verderhen  ...  ?<»  »«fMtert  tou  der  Erb- 

p::^:-  r^^^^^^^^^^^ 

Predig»  „'1^      oder  die  K  K  i   -  'T'  !"<"■',  den 

«  •  «■•Go«?    Beiaht  "  'Renschen  oder 

;°»  <l«  Meuchen  au     und  ""^^  ersteh,,  io  geht  das  G  Ue 
lehrung  ans  -dl*.    -"I' ,       '^»s  etwa  weiter  da«*    i-  « 

g«'<licheTJr?,rS°"'''^''^"  Worte  „folrt  ^  iT?  ^"^  ^'^ 

£»•»-2^  Ä'V  Mensch  sTdl^h^'*"""  ^""^ 

letwere  i    •         (""d  verdient)  hat     L'JT^    jene«  guten 

im  i:_    ""^komme.  weil  Hi»  A_.  i         .  de» 
Itt  «TNta  EBUctluir^  1'^  Gnade  nocfc  rieht  d»  Woi- 
•"»uj.  in  Ihm  ^„kt  hat,  d.  i,  weO  ihm 


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19  SBrtoHns,  ▼om  freien  Witten.  " 

Gott  seinen  Geist  nicht  gegeben  hat.  So  führt  freilich  das 
^ iclitw  ull<  u  dts  .Meusclion  xii  einem  Nichtwollcn  Gotles  selbst, 
uiul  das  ist  es,  was  die  Goneordieu  orinel  zu  verneinen  ver- 
suclit,  und  worin  sie  unser  Verf.  gegen  Inconsequenz  retten 
will.  Er  glaubt,  w^e  schon  oben  bemerkt  Wörden  eine  Aus- 
hülfe in  dem  pat hologiscltcii  Zustand  zu  finden ,  den  der  heil. 
Geist  III  uns  wirke,  und  zwar  oline  li^nnderj  indem  er  Ge- 
fufjie  bervorbi iri^e,  welche  das  Ebenbild  Gottes  in  uns  erneuen; 
zwar  könne  der  iMensch  diese  Defreisterung  niclit  durch  die 
Spontaneität  er /.engen ,  aber  sie  entstehe  doch  Otch  psvchologi- 
sclien  G*^sct/.eu  mit  iSotlivvendigkeit;  sie  werde  nur  durch  die 
ühernatürlicli  geoffcnharten  Mittel  hesvorgcbracht  ,  deren  Ge- 
wiislieit  daraul  beruht,  dafs  man  Jesum  für  ein  übernatürliches 
Wesen  halt;  und  so  gelangen  wir  zur  Sittlichkeit  nicht  durch 
unsern  freien  ^Villen  sorirlern  durch  jene  patlioloi^i.^che  Afjlci" 
rang.  Ree.  mifsversteht  entweder  alle  jene  anjrezeiclineten  Aus- 
drücke, den  II  Li  klarung  er  xcrmifst,  oder  er  findet  die  Sache 
in  Widersprüche  verwickelt,  da  z.  B.  nach  dem  letzteren  Satz 
.  die  Ereüieit  in  den  der  (  nadc  vorhergehenden  Zustand  gesetzt, 
und  mit  dem  Eintreten  der  Gnade  vernichtet  wird,  gleichwohl 
Jer  Zustand  vor  der  (yuadc  der  nicht  gute  (böse)  ist,  wo  der 
Mensch  unter  der  Sinnlichkeit  steht,  und  er  erst  durch  die  Wie^ 
dergeburt,  nahrhaft  frei  werden  soll.  Am  Ende  erscheint  uns 
die  ubcriKitiuTiche  Wirksamkeit  (  oites  nur  in  der  äusseren  An- 
stalt des  Clnist<'ntliiinis,  hiermit  aber  sind  wir  ganz  aus  dem 
(>ebiete  der  0 nadeii Wirkungen  herausgekommen.  Denn  wir  ste- 
llen hier  in  <ler  Weltansicht  einer  göttlichen  Vorsehung,  nach 
"welcher  in  der  Verkettung  der  Begebenheiten  der  Mensch  von 
aussen  beiehrt,  liechrt,  ja  gebessert  wird.  Der  heil,  (»eist 
aber  wirkt  sowohl  nach  der  Lehre  des  N.  Testam.  als  der  Re- 
formatoren von  innen  auch  dazu ,  um  Ghristum  zu  erkennen. 
Wenn  also  Hr.  S.  die  Gnadenwirkuog  aai  die  Au^'kenntnifs 
Christi  und  seiner-  göttlichen  Offenbarung  gründet  —  wie  es 
dem  Ree.  wenigstens  scheint  —  so  ist  er  zwar  ganz  folgerich- 
tig, aber  die  Folgerichtigkeit  der  Luther.  Lehre  hat  er  nicht 
gezeigt,  denn  er  ist  in  die  Ansicht  der  äusseren  Wirksamkeil 
nach  den  Naturgesetzen  (d.  h*  auch  der  Seele),  und  etwa 
jener  Lessingschen  Theorie  von  einer  Erziehung  des  Men- 
schengeschlechts ,  oder  j.uch  der  Kantischen  von  einer  Stif- 
tung der  Kirche  gegen  das  jneuschliche  .Verderben ,  gan:&Uck 
eingetreten. 

Anhatig  gegen  Schieiermachers  yibhandlung  über  die  En^  äli^ 
hwg.  Der  Alensch  kann  sieb  nicht  durch  seinen  freien  (vielmehr 
iui£cienj  Wdlen  selbst  besseni|  d.  h.  »u  lesem'edka  begeisterten  (?) 


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Skrtorios,  vom  freien 'WiBMi  i3 

Zvsuait  itiUtmm  öMwii,  «r  ^«n  Act,  wie  die  Crnic 
f.  sagt,  4m  Wert  GoUn  hStpa  oder  nidit  hören,  in  di..  Kirl 
<ke  gebe,,  u.  s.  w.  Rw  v«n«g:  i«efct  mü  -Wille  be.  dem  Hö- 
r™  und  Lesend«  i«.e-HmM«bfeD.  Mit  RecU  spricht 
C|»c- R  a«,M«.«b«.  a»  y«toagen  ab  sich  es- 
sern    n>aeh  «.d.  «dt  Reckl*.  EmäWung  .  on  ihm  ab 

es  wonjuf  e.  W  d«  Hin.  «,),a»BI,  „„d  ohne  welche  es 
-^1.  Wft!  «e  ^e.  »0.4«  Mij,«,  Geis.c  hervor 'ebra  LL 

Wlfisse,  rehl«.^,  ^J^^rZTj  JeVSrGe^l 
«■cl..  hervorb^,^,*.  woH,,  od«  d«  Mensch  ha 

Mch  bedin«t,  wie  Gott  bei-ÄtZ  uJL   i  «^rwahlHng  da- 

glaubea  würde.    U».«  Vorf  SÄ''''*"  X"'"""''''^.  -lafs  Cr 

aus  sich  sogar  eüc  nns  ein>e  ^*^orts  ab  wor- 

Verf.  «6«  »rgti  Xt  Ä  nI"-^';""  "-^ 
d^clbc  emahlen^kaZ^JL^lT'"''/]'^^  1,'°"  »>"»*' 

^<=^  noch  keinwwe«  d«.^t>  gd«»  u- s.  w.  .st  allerdings«, 
n„.I,„iehc„  fiT^gSil  klir  ß'^^'^y^runs,  denn  er 

C«s.  gefalle,  schon  STÄK'       T         «l««"  "'«i'igen  . 

kei  Jem  Hören  selbst  s^wS*""^*  '^^  bewirken,  oder  erst 

d-ellch  bei  der  freien  Wauf:  !^*^-'';'^*»,  auch  das  steht  1*. 
ist  nach  der  fai^LXT  ^T'«'**"''""'  Rathschlusses.  Die- 

"-^  durch  den  vt^^:ÜiSJh""  t"«"'""" 
"  h>t  vielmehr  de«  cSTSS^^  k"""""' 
«iainmvcausgesehen,  J!?f.  w  ''.i'^^V'^'^ 

•«  'J'solu.e Kathschll  h  t 'Zr Eben  die- 

J«e  Bedmgung  selbst  zu  feewä«\«Xu  '  f 

Aejemgeu  verordnet  «>  hat  er 

W  die  uothwrena;».  r  die  er  beg„aai"eu  w  ill  Das 

f?»«»««  ^y,  foLe«  &bl^  ü»a»d«*te,  dafs  die  G.,a.le 

hig  Streben  ,  u  lnif^?T"^'  '"^  ?^'8  "»d  nnglau- 

^«"e»  «««»«»Mdtt.jejr,  wit  «  die  Idee  eiM 


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SfiiftpriuSr  Ydm.  freien  Willras. 

teitHclieB  Welt  in  jedem  nach  V  rem  Umfange  gf'^ebenen  Maa- 
fse  nolh wendig  mit  sich  bringe.    Auth  Ur.  Sart.  Ix.kcnnt  sicl> 
mit  voileiii  Herzen  zu  diescni  allerdings  iVeuudiiche-n  ijalxe.  Aber 
^Jamit  ist  abgesehen  davon,   dafs  sie   die  Höile   k eines weo-s  za 
einem  Fegelcuer   niacht,  nicth  die  Incon  erjuenz  der  Coiic.  F. 
widerlegt.    Denn  es  bleibt  doch  immer  dabei,  dafs  bei  den  un- 
gläubig; Sterbenden  der  heil.  (>eist  nicht  kraltig  genug  gewiritt 
hat,   oder  dais  ihnen,   ohne  es  mehr  als  andre  verschiddet  zu 
haben,  das  Wort   ioltes  gar  uicht  oder  unrecht  gepredi«t  worden* 
Die  Conc.  F.  setzt  dagegen  die  Schuld  in  ein  Entgegen  kämpfen  des 
Menschen  (f'^P        ff  r  ^  potcsl  spiritni  s.)  indem  er  dasMittel  ver- 
\\irltuiiddepravirf,  vvudiuc  :  der  heil.  Geist kndViw^  wir  en  w. 11  f,/. 
ßcacitcr  cpcran  cajjutjj  wohl  aber  den  Gefühlen  widerstcl  t. 
Hat  liiebqi  die  Cone.  T.  wolii, bedacht ,  dn[s  jeaes  Begehr^  des 
heil.  Geistes,,  ein  Wiinschen ,  (k<s  kein  Wolleo  werden  will  und 
es  also  nicht  zum  Wirken  bringen  kann,  vielmehr  von  dem  mensclt- 
llchen  Wollen  (oder  ^ ich t\v ollen)  überwalligt  wird,  doch  wahiw 
lieh  nicht  ein  ^:ö7z//67ie^  iicissen  kann  ?  Und  der  Satz  gratiam 
se  resistibilem,  w  'iW.  auch  noch  mehr  sagen.    Unser  Vwf.  fol""erf 
es  hänge  also  von  dem  Menschen  ab ,  ob  die  Regungen  des  Gei- 
stes ihn  beute  trellVn  oder  ein  andermaL    Wir  wiederholen  das 
Obige;   wojier  der  Entschlufs  dazu  und  die  günstige  Gemnths^ 
Stimmung?  Dafs  schon  die  rmütlichen  Gefühle  diesen  Entschlufs 
hervorbringen,  mid  zum  Siege  ülwdie  «bdereu  Begierden  aui^- 
regen,  weil  auch  in  der  verdorbeaeB  Natur  das  .Vcriangeii  aadk 
Erlösung  xurückgebheben  sey,  ist  entweder  jene  ohen  mit  A^ek 
Tom  Ver(.  verworfene  Theorie //c/i/tfj  von  derSeibstr^miobtoag^ 
die  zum  seligen  Eeben  führen  soll,  öderes  wird  lu  die  menscb» 
4iche  Natur  die  Freiheit  undiiKraft  zum  neuen  Lehen  j^elegt,  be^ 
▼or  sie  dcöP  bfiil.  Geist  nöeh'  gegeben  hat.   Das  wollen  aber  die 
sjmb*  B.  iaufs  allerbcstimmteste  nicht.    Aucb  sagt  a.  -B.  €alvift 
sehr  richtig,  dal's  das  Verkii^u  nach  £ridsung  obea<  «nwoM  in 
VerzwelÜung  stürzen  könne  uhd  stützen  würde,  wenn  alles  der 
TiardarheneviNatur  überlassen  blieben,*  attd  niciit  dieGnade  her« 
eintrete.   Dnrcli  das  Wort  wirkt  Gottes  Kraft,  und  das  StolFdoeh 
keine  unendliche,  mithin  keine  unwiderstehhche  Kraft  seyn,  soH" 
dern  göttliche  Natuikrtfc,  auf  natdrlicbe  Weise  wirkend?  Hier 
aiebt  sich  Keosi^tin  offedbttr  widovspireebeDden  Begriffen.  Niclit 
.«twa  damit  würden  wir  .heraus  kommen,  wenn  wir  meinten, 
der  heil.  Geist  habe  selbst-  seine  Wiikiandcdt  beschränkt,'  damit 
die  Freiheit  des  Menseben  nicht  überwältigt  werde,  denn  veit 
geblich  werden  .wir  nacb  .ebiem  befriedigenden -Begriff  einer  sol^ 
eben  Seibstbescbränkung  des  heiligen  Wollens  Augen ^  das  doch 
«b«;n  £Beiiiiafibt...£$iBag  ^i^evHig^üsobes^Gefilhl  se^u^  daibmui  den 


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Sartorius^  Tüxn  freien  Willen; 


i5 


CalvmismiJS  d(!crvielme}ir  Aiigtistlnianismiis  so  womV  nls  dm  Ve^ 
hgianisiniTS  licboii  mnp^;  aber  es  kaim  iloch  bei  vei tränten  r  ßc- 
lanntschaft  eine  Vorliebe  zu  dem  ersteien  ciitstehertV  wie  die  Er- 
fiilimii"'  lebrt.  Jenes  Gefnhl  soll  daber  den  Theologen  zur  Prii- 
fong  ahlreiben,  und  Hr.  Sart.  bat  sich  riilnnlicli  in  dieselbe  ein- 
£«latöeii.  Er  schlagt  nun  ein  -drittes  zwiselien  beiden  SYstcmen 
▼br  -"weil  die  calvln.  Theorie  das  Streben  nach'  Heiligung  zer- 
störe, ja  alle  Selbstthäligkeit  des  Menschen  von  Gött  selbst  zer- 
stören lasse/  weil  aufcb  kein  Erwalilter  zu  denken  sey,  der  das 
dohum  perseveräntiae  so  weit  habe,  dafs  er  keine  Sunde  mehr 
bcehe;  ferner,  weil  sie  Gott  zum  Urheber  des  Bösen  mache, 
da^Gatt  die  Menschen  verstocke;  und  endlich,  weil  der  Mensch 
sieb  niir  diivle  «^ehen  lassen,  denn  Gott  leite  ihn,  ifVohin  er  ihn 
bnben  >volle,  und  -vv enig-stens  müsse  dieses  Sichnehenlassen  als 
Selbstbtwufstrs  von  den  verderblichsten  Folgen  seyn.  Calvins 
Tiefe  und  Scharfsinn  bat  auf  alle  diese  Einwendungen  Antwor- 
ten; sie  gehen  liauptsachlich  darauf  hinaus,  dafs  der  heil.  Geist 
eben  die  rechte  Selbstthätigkeit  in  dem  Wollen  und  "Vollbringen, 
also  nur  Gott  das  recht  eifrige  Streben  wirke,  dafs  er  dem  Wil- 
len die  wahre  Kraft  und  Freiheit  (was  das  mehr  ist  als  jene  Ge- 
fühle I)  ertheile,  und  dafs  der  Mensch,  welcljc'r  sich  selbst  recht- 
fertif^e  oder  sich  gehen  lasse,  gewifs  kein  Wiedergebohrncr,  dafs' 
dagegen  das  ernstliche  Suchen  des  Heils  schon  die  Gnaden  Wir- 
kung sev,  die  in  das  wahre  Selbst  mit  der  ^^ah^e^  Freiheit  ver- 
netzt. Auch  nach  der  luther.  Lehre  hebt  diese  Freiheit  {"liberum 
arhitrium)  erst  mit  der  AViedergeburt  an ;  dafs  aber  von  der  na- 
türlichen Fieliieit  in  änsserlichi^ri  Dingen  eine  Brücke  zu  jener 
soy,  davon  weifs  auch  sie  nichts*,  denn  das  alles  ist  reine  Gnade. 
Die  luther.  Kirche  versteht  wütti  Prädestination  den  aus  Gottes 
Gnade  hervorgehenden  gcofTeiibarten  Rathsclihifs  der  Begnadigung 
der  Menschen  und  sie  unterscheidet  von  derselben  das  Bed/ngt- 
seyii  der  Menschen  durch  Ereignisse  luid  durcb  den  auf  iSatur- 
notb wendigkeit  und  Spontaneität  ven  Gett  gegründeten  ürid  seiner 
Vorberschung  unterworfenen  Weltlauf  (mit  einem  AVort  die  Pro- 
vldenz).  Ailerdings  steht  auch  in  dieser  Hinsicht  die  Gnade 
Oer  Katur  so  gegenüber,  dafs  nach  unserer  evangelisch -kirchli- 
cben  Lehre  zur  Gnade  auf  keine  Weise  die  P^atur  führt;  sie  ist 
^ecbt  eigentlich  Supranaturalistnus, 

Die  für  den  Liniversalismus  sprechenden'  SttlFen  des 
N.  T.  weifs  Hr.  Sart.  sehr  gut  gegen  Hrn.  Schleienn.  exegetisch 
atu  behaupten,  und  fügt  hinzu,  dais  also  der  calvinische  Particu- 
larismus  gar  nichts  mehr  für  sieh  habe,  w  eil  ja  die  göttliche  (jna- 
de  niclit  in  die  engen  Granzen  dieser  Erde  eingeschlossen  sey, 

lUid  deswegeu  ür,  3«bi«ieiiQ|  seligst  ibb  aufgebe«   Die  Wider* 


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i6  S(fft<nr!iis^:Tiniii  fr^^n  Wijileii,:^ 


steWichkeit  der  Gnade,  werde  von  der  luther.  Kirche  gelelirt, 
um,  indem  sie  bei  der  Allg-<?meinlu'it  der  Gnade  steht,  zugleich 
zu  hiugoen,  dafs  Gott  mit  eineoi  aihnaclitigen  Willen  Jii?  Selig- 
keit aller  Menschen  f;ewollt  habe.      Da  Sol»leienn.  duj'e;:en  tin- 
wende  t,  dafs  man  Gutt  al^o  eijieii  doppelten  Willen  beilegen  mus-  , 
se,  einen  allmächtigen  und  einen  iiiciit  allmächtigen,   einen  vor- 
Kergehcnden ,  welcher  alle  Meus<  hcn  ,  und  eiue^  na<?hl"ülgendcn, 
welcher  nicht  alle  Menschen  beseligen  AvoUe.'  so  erwidert  Sart. 
dafs  die  Allmacht  sich  selbst  beschranke,  und  dafs  vielmehr  die  | 
Calvin.  Lehre  zwei  ganx  entg^ej^engesetzle  göttlicijc  Willen  an- 
uehilie.    Die  Nichterlöscten  betracUi^  sie.als  eine  todte  Masse,  \vo- 
lin  Gott  Einzelne  belebt,  nach  seinem  unbedingten  Hatiischiufs. 
Allein  CS  vesMl^  ^^^^  damit  anders,  als  mit  der  SchÖpi'uüg  der 
Welt,  denn  mic  dieser  ist  der  VVeUlauf  noth v\ ei^dig  gegründet, 
dbe  Gnade  dagegen  ist  in  denselben  \n  der  Zeit  eiii^^reteff,  Quii 
wirkt  auf  die  schon  bestehende  Ordnung  ein.    Ree;  giebt  ^zu  hf^  i 
denken,  dafs  es  4ocb suicik  hier  der  göttliche  WUle,  also  ein  ewi-  i 
gcr  Rathschlufs  sey.    Von  der  Calvinischen  Lehre  sucht  man  die 
Folgerung,  dafs  Gott  Urbeber  des  Bösen  sej,  durch  ahnliche 
GriHide  aJ^zuwenden,  als  es  Hr.  Sart.  von  der  luther.  Lehre  abn 
wendet,  welche  iii.  Gott  den  ürlieber  der  Freiheit  erkennt,  (ler 
4ie  Möglichkeit  zi]^  sündigen  mit  derselbei»  groben  habe,  der 
aber  doch  keineswegs  die  ä(iUBd)Q  wolle,  sondern  ncrbicie.  Das 
Phüos^piMr^  über  denUrspruiig  des  Bösen,  das  nach  Schleier^.  I 
för  Gott  gar  nicht  ist,  mäfste^  noch  auf  andor,e  SpecLdationen  i 
föhrcn,  welche  noch  iangeHBicht  4ttrch  den  (>^kannteo  Bqgi^tijp  yojn  I 
Zulassung  beendigt  sind»  .  Hr.  Sart*  wählt  zum  Ausweg  ans  di^«  j 
sen  allerdings  sich  inuncr wieder  au&  i^i^e  .erhebe^iden  Widei:;- 
apriichen  den  Glauben  an  eine  endliche  allgemeine  Versöhnung,  i 
-womit  jedoch  eine  gewisse £ii^i(^eit  der  Strafen  begehen  so(U^  j 
Wir  lassen  das  dahin  gestellt  sejn,   und  wiederholen  nur  zum  | 
Schluis,  dafs.  lins  dieses  als.Bdccqntnüf  erscheine^  jene  luther.  j 
Lehre  nicht  gegen  In conseqifenz  retfin|  ,z^  können.    Wir  sehen  j 
iieUich  nicht  ein,  wie  nam^Hch^  die  CppcoKdignfoi^Kid  gegen  il 
innere  Widersprüclie  in  dieser  Lehre  ,  zu  retten  Jst,*  und  über-.  | 
lassen  sie  gerne  i>ich  selbst..   Mdanchtkon  stand  unserer  tleb^;^ 
zeuguug  nach  höher,  als  sie,  aucb  Calvinus  s^nd,  höher,  ^^^^3i^  d 
Schleiennacher  hat  mit  seiner  genialenIHaiektik  nun  gezeigt,  dafs 
letzt^er .  konsequenter  ist,  als  jene  spätem  JLiehrer  Hr-.  Dr.  \ 
Sartorius  steht,,  wenn  a!nch  nicht»  als  Sieger^  doch  ehrenvoll  in  { 
diiesem  Streit,  nnd^  man  wird  ihm  darin  Kecht  gebeil|  dsia  ^ 
auf  MdhmchUuHi  hinweist.  a  •  I 


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N='  2*  ^Heidelberger 

Jahrbücher  aer  Literatur* 


Sariorius,  vom  freien  Willen« 

WTcnn  unser  Verf.  schliefslich  die  HoflTnuug  äussert,  dafs  die 
Vercmlgang  der  Lutheraner  und  Rcfoimirten  bald  erfolgeu 
werde,  weil  jene  die  reform.  Abeodmahlslehre  Yom  Significat, 
diese  die  luther.  Erwähbingslehre  annehmen  werden,  hat 
Ree.  gegen. ^Iche  Union  viel  einzuwenden,  vor  allem,  dafs 
hier  a  Partejen  nach  gewöhnlicher  unkundiger  Ansicht ,  ideal  j 
gegen  eipander  gestellt  werden,  die  real  gar  nicht  so  gegen 
einander  über  stehen.  Denn  andre  Lutheraner  sind  die,  weU 
che  auch  die  Concordienformel,  als  die,  welche  nuf-  die  4ugsb.  ; 
Coiifession  als  symb.  Buch  haben,  und  andre  Reformirte  sind  die 
nach  der  Dordrechter  Synode,  als  die,  welche  blos  den  Heide!«  •  ! 

berger '  Katech.  und  keine  Gnaden  wähl  annehmen.  Die  strengen 
Lutheranei  lassen  sich  von  Melanchthonianern  eben  so  weit  un- 
terscheiden«  als  von  Cidvinisten,  und  dieje  von  Zwinglianern, 
Aber  das  Evangelium  selbst  vereinigt  alle  sowohl  in  4er  Lehre 
von  dem  Abendmahl,  als  von  der  Cnadenwahl. 

Wir  haben  diese  obwolii  k,leine  doch  belehrende  Schrift 
ven  wichtigem  Inhalt  etwas  ausfulirlich  beurtheilt.  Die  Gelehr- 
samkeit bei  der  evaugellschen  Denkart  des  Hrn.  Verf.  kündigt  in 
demselben  einen  vorxügliclien  jungen  Theologen  an.  Er  wird 
auch  in  des  Ree.  Einwendungen ,  selbst  fiir  den  Fall,  wo  er  ih:i 
sollte  mifsverstauden  haben,  nicht  seine  Hochschatzung  einer  Vr- 
beit  verkennen,  di«;  iu  einer  dunkeln  Lehre  doch  viel  zur  Aoi« 
heiiung  beitragen  kann. 

Wir  sind  auf  den  dunkleren  Punkt  hingeführt  worden ,  wel- 
chen das  Nachdenken  der  Theologen  in  unsern  Zeiten  sorgfälti- 
ger zu  beleuchten  sucht.    Die  folgende  Schrift,  bei  deren  An- 
zeige wir  auf  manches  Obige  nur  hnideuten  werden ^  gehört  zu 
I  den  voriüglichsten  über  diesen  Gegeu&laud. 

j.  Ottomar.  Brey  Gespräche  über  Fteyheit  det  WiU&i»  inJt 
göttlicke  Gnade.  J^on  Z)r.  Phil,  M  \  khfineck»  ;  ai  ch 
unter  dem  Titel)  G€fräck^  ülw  des  Augustima  JL§hr9 


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1»  Otlomar,  von  Marhdaecke. 

f^i^FnyMt  atiWäkMu^i^gettUchn  Gnade.  Ke!,,t 
fjH'^n.  Beriuiund  Sjeftüi  iS»^  in  der  J-r.  molaUcluin 
Buekkandlmg.  »45:  S.  S. 

Es  siel.t  eine  S.inde  welche  sich  vom  enten  MensclKin  bis 
auf  der,  leutcu  herab  verbre.tct,  kralt  der  «nürlichen  Fortpaan. 
»u..j;  von  dem  erste,,  und  als  die  QueUe  jeder  wirklich«.  iNihde 
.wuM  ho.,  ..t     i>'e  Ld'e  Erbsünde,  o„^,H«/^l  ^erbrei- 

^  tete  .ugle^ch  das  ganie  Elend,  d.e  SchoU  nnd  Strafe  der  Sunde 
Uber  alle  iNaclikoinnien  Adams.    Durch  Üe  ist  der  freie  Wille  von 

.  Äatur  m  alleu  Meuschea  unfähig  zum  6«e»  gewordeu,  und  ver-' 
Joren  gcga„geD|  er  Mtnuo  w  .hremDien«^  "Ander,  kann  er  nun 
„,e  .  rnenr,  re.u.  gm  ,venlen,  als  Wen»  Gottes  On«le  xuvor  kommt, 

■  V'""':'"  ^r"V;  v<=^gi«*«  dm  Menseln«  die 

Sunde  nm  Clmst.  w.Ueu,  blos  aui  G»Je,  ohne  unser  Verdienst 
«ud  Wurd,gke.t,^aue  1.  d,e  vorhergehende  Reue  und  der  Glaube 
«.  das  Veniieust  Chr.sti  smd  ünadengewjheBke  Gottes.    Diese  Siin- 
deovergebung  .st  ™t  der  innera  Kraft  des  heilige..  Geist,  s  vc.- 
hundeu,  auch  dxe  kunft.gen  Sünden  »meiden  und  besiegen 
D.C  ,uade  .st  es  also  aUein,  die  den  ,nensclJicl.en  AVillen ".^ut 
macht,   und  .hm  mcht  ntw  «gt,  was  er  tlrau  soll,  sondern 
auch  macht  dafs  er  es  thut.    Die  Sünde  hat  die  Frcheit  „..sers 
VV.Ue«s  aulgehobe., :  d^Gnad« stellt  sie  wieder  her.    Sie  wirk 
.n  dem  itten«hen  da,  WoU«  und  dai  Vollbringen,  selbst  das 
^eten  um  den  Glauben  und  aUe.  Orte;  sie  ^irkt  innerlich, 
»erborgen,  wunderbar,  auf  eine  «wsssprechlichc  Weise  in  d.il 
Berxen  der  Menschen  die  wd,ri«ft^en  Erkenntnisse  (rcvrlaü- 
o««J    und  den  guten  Willen,   «nj  hiermit  die  wahre  Frei- 
he.  ,  die  nur  .m  Guteeyn  besteht  und  Eins  ist  mit  der  Liebe  .u 
GolU  _  Die  Gnade  bewirkt  m  dem  Me..scl,.  „,  dals  c,  wirkt, 
m-^rf)«  abzwang,  sondern  .«.Trieb  un.l  K.alt  des  W.Uens. 
S  c  m«:ht,  dafs  dem  Wdkn  das  Böse  j;..  „icht  mehr  .nöglich 
ist    soadern  das  Gute  nothw endig  wird,  „ud  dafs  der  Mersch 
im  Guten  mcht  ipir  beharren  kann,  sondern  ai.ch  beharren  will. 

Diaes  ist  die  Lebte  des  jtugtutinus  im  Um.ifs.  T.itt  sie 
strenge  lolgerecht  auf  mit  dem  absoluten  lUthschlusse  Gottes  ^ur 
trwaihlang  mancher  Menschen,  «i|id  nur  ewigen  Vcrwcriun-  al- 
ler ..bngen,  so  schreckt  sie  vollends  zurncK,  und  wie  einmal  die 
Menschen  sind,  sagen  sie:  das  ist  eine  ha.le  Lehre,  wer  kann 
«e  tragen.  Desto  freundUcber  und  einleuchtender  koinn.t  .l.neu 
eiüc  gan»  andre  entgegen ,  die  Lehre  des  Pelßgiuj.  Sie  ist  in 
mrcu  Orunazügea  luigende :  .  > 

nott  hat  dem  Menschen  das  Vermögen  ni  wollen  und 
haiidclu  auerschailenj  jeder  hat  also  das  EäniMn  TM  Gott  «rhal- 


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Ottonaari  Toa  Marhetoeeke.  19 

*  ■  '  ^ 

fen,  das  Wollen  und  Handeln  sleto  aber  ledlgKcli^in  scnner  ei- 
jreiHni  Macht;  und  nnr  auf  diese  Wetsß  liegt  di^^g5ftli€he  Gna-» 
de  JcinselbQii  Grunde,  ganasöwiebei  dem^Sehen  das  Sehen* 
leönnen  von  Gott  kopmtt  Hiermit  bat  j^ider'  Menseh  das  Ver- 
möc^en  altes  Gute  zu  thtto  wid  alles  BOse  m  unterlassen ;  er  wird 
'wie  uhue  Tugend  so  auch  ohne  Sünde  gebohreii,  und  Adam 
hut  durch  seine  «Sunde  niemanden  geschader,  a^  sich  selbst,  di# 
Kinder  werden  noch  jetet  tn  demselben  Zustande  gcbohren,  in 
welchem  sich  Adam  vor  der  Uebertretuno;  be&nd,  die  allij^emei* 
xie  Herrschaft  des  Bösen  kommt  nur.  aus  dem  Beispiel/  Die  nr* 
sprüogliche  Freiheit  ist  nicht  ve^oren,  sondern  die  gdttllche  Ona* 
de  wirkt  noch  jetst  in  dem  Vemi6gen  Furt,  auch  macht  sie  ihm 
das&ute  letehter,  swar  känn  er  ohne  sie  thun,  was  ftott  geboten, 
aber  Schwerer.  DieGnadezecgtnurdenWeg,  dcrfreieWilleist  kraf- 
tig genug  ihn  zu  gehen;  sie  befreit  ron  der  Ünwisaenheit,  und 
das  ist  es ,  was  der  Mensch  bedarf;  sie  belehrt  durch  das  Gesetz, 
und  noch  mehr  dnfth  das  Evangelinmi  besonders  durch  das  Bei« 
spiel  Christi.  Das  ^  Evangelium  ^thidt  näodich  ein  neues 'v4d>ot, 
den  Glauben  an  Chrtstus,  nhne  welchen  Glauben  niemand  seli^ 
Verden  kann.  Auch  das  Gebet  hilft  nur,  um  uns  die  Belehrung 
Yon  <fOtt  cröffhen  zu  lassen»-  Nur  in  dem  Christen  wird  der 
freie  Wille  durch  die  Gnade  unterstützt^  und  io  "wie  Anfangs  der 
Stand  der  Natur  bei  dem  Menschenj^eschiecht  war,  auf  welchen 
der'  Stand  des  Gesetzes  folgte ,  so  ist  mit  dem  Evangelium  der 
Stand  der  Gnade  eingetreten.  Sie  besieht  ab^  nicht  blos  in  Be» 
lehrung  f  spndem  'aiKh  in  Vergebung  der  Sänden,  nimlieh  der 
yvirklichen,  und  zwar  so,  'dafs  sie'  verdient  wird  durch  Besse-* 
rung,  dafs  sie*  die  Schuld  nur  der  vergangenen  tilgt ,  und  daft; 
sie  die  künftigen  meiden  und  besiegen  läfst,  nSmÜch  durch  dto 
Kraft  und  Freiheit  des  eigenen  Wilieitt.  Das  heilige  Leben,  das 
laeravs  folgt,  ist  des  Menschen  eignea  Verdienst 

Die  Pelagiattische  Lehre  ist  populär,  denn  sie  sagt  dem  ge* 
IDeioeI^  Verstände  zu,  und  gefallt  dem  Stolze,-  si^  ist  daher  zu 
jeder  Zeit  die  verbreitete  gewesen,  und  isk  es  noch.'  Die  4ur 
gustinianlsche  Lehre  erfordert  höheren  Schwung  der  Dedkkraft^ 
und  setzt  den  Menschen  in  den  Zustand  beständiger  Selbstankla- 
ge. Beide  LeKrte  haben  immer  sehr  aehtuagswerthe  Verthei* 
diger  gefunden ,  die  Augustinianische  aber  besondert  an  aus« 
gezeichneten  Geistesnuinnem,  namentlich  an  den  Reformatoren« 
Es  i^t  eine  Wiedererhebung  der  Theologie ,  dafr.  dieser  bisher 
so  leichter 'Hand  auf  Seite  geschobene  Gegenstand  nunmehr  er.tst« 
licber  in  das  Studium  des  Theulogeu  eingeführt  wird.  nScAleier^ 
maickers  oben  angcfulute  Abhandlung  hat  diese*  Anregung  kraftig 
gefördert  und  ür«J6iMewcci(»  erwirbt  sich  durch  das  vorUejjea- 


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Ottomari  you  Marbdnedke 

r  * 

de  Werft  keia  gennges  Yetdieiist  k  def  Beleuchtung  dieser  dun- 
keln Ldire    Dm  gefällige  Gewand,  das  er  gewählt  hat,  zieht 
den  Leser  «n,  ohne  der  gründlichen  Untersuchung  zu  schaden.  Es 
ist  ein  Dialog.    Ottomar,  .als  Greis  und  Geistlicher  und  in  jeder 
Hinsiebt  ehrwürdig,  hält  in  der  Thcoloole  „ur  den  Zusammen- 
hang von  Leben  und  Glauben  fest,  wahrend  er  an  allem  mit  re- 
gem Geiste  Theil^  nimmt;  gehört  mit  ganzer  Liebe  der  evangeli- 
schen Kirche  an,  ihr  Princip,  Glaube  und  Freiheit,  auer  .ennend 
und  hat  sich  mit  dem  Deismus  und  Unglauben  so  wenig  als  m.t 
der  Mciidclsohnschen  Philosophie  und  dem  Karitischen  Formalis- 
mus jemals  befreunden  koLincu.     Er  wollte  die  Vereinitruno'  der 
beiden  cvaijoel.  Conlessionen,  erfreute  sich  des  Synodalwesens  im 
Preussischcn  Staate,  und  war  der  Meinung,  »dafs  die  Episkopal- 
und  Synodal- Verfassung  und  ihr  gegenseitiges  Temperament  un- 
ter der  Obhut  des  Staats  die  vollkommenste  Form  der  Kirche 
im  Staate  darstelle.«    So  wird  die  Hauptperson  vorlaufio'  geschil- 
dert,  welche  diese  Unterhaltungen  als  Alihang  der^Sjnodai- 
arbeiten  anstellte.    Er  selbst  trägt  die  Lehre  des  Augustinus  vor 
Hermann  die  des  Pelagius,  Theodor  tritt  mit  Zweifeln  und  Be^  ' 
denklichkeiten,  Waldemar  mit  heiteren  Bemerkungen  dazwisd^efi 
ein.    So  ist  durch  diese  4  Personen  die  Sache  gut  angelegt; 
nur  glauben  wir  oft  blos  Eine  Person  in  diesen  mehreren  zulid^ 
ren;  sie  machen   es  wenigstens  ihrem  Ottomar  nicht  immer  so 
schwer,  wie  es  der  Leser  wünschen  möchte.    Das  Dogma  von 
der  Erbsünde  wird  mit  Recht  voran,  und  das  Ton  der  Prädcstl- 
nation  zuletzt  in  die  Untersuchung  gezogen. 

Ottomar  erinnert  zuvörderst ,  dafs  in  der  Kirche  die  Lehr^ 
▼on  der  Gnade  und  der  Freiheit  nach  vielem  Schweben  und 
Schwanken   uuter  mancherlei  Ansichten  im  5ten  Jahrhundert 
zur  Erklärung  und  Bestimmtheit  konmittn,  und  sich  in  jenen  bei- 
den Grundausichten,  in  dem  Augustinianismns  und  Ptlagianismus  " 
aussprechen  mufste.     Nunmehr  sej  es  auch  für  jeden  Theolo- 
gen nothwendig,  dafs  er  eine  Meinung  darüber  habe.  Sodann 
bemerkt  er,  dafs  die  Pelagianische  Ansicht,  welche  das  Posse, 
Felle,  Esse  \n  dem  Menschen  unterscheidet,,  und  das  erstere 
nnch  der  Auslegung  des  Augustinus  iu  natura ^  das  2te  in  arhi- 
tno,  das  3te  in  ejjectu  setirt,  die  Ansicht  des  leeren  Verstandes 
sry,  welche  zusammenstimme  mit  jener  meclianiscbeii  von  d^ 
Schöpfung,  wornach  sich  Gott  2urückge£0gen  oder,  wie  J9!m- 
nymus   den  Pelagianern  nachsagt,   sich   schlafen  gelegt  habe. 
F;bcn  dieser  Kirchenvater  bestreitet  denPelagius  schon  vor  jiug.  fu 
w]i  ft  ilim  vor,  dafs,  indem  er  die  Freiheit  erklare  als  dasVermögeo 
zwischen  gut  und  bds  zu  Wählen,  er  auch  das  Vermögen  B*öses 
zu  thun  (jott  xttsdireiheaj  und  den  Umpruog  des  Bösen  in  die  * 


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t 


Ottdmftry  Ton  Marheineekei  21t 

Goade  setzen  müsse.    August^  folj^crt  also,  was  Gott'ta«raichaLf- 
fen  hat,  das  Vermögen,  ist  so  schwach,  dafs  er. immer  nach* 
helfen  mufs,  aber  das  menschliche  Wollen  und  Handdn  ist<9*  ' 
stark,  dafs  es  keuicr  Unterstützung  bedarf!  August,  hat  die  An* 
sieht  der  Vernunft  und  des  mit  ihr  übereinstimmenden  Versta»* 
des.    Diese  Bemerkungen  können  uns  zeigen,  dafs  wir ^ erst,  mit 
folgenden  ürundbegrifFen  Im  klaren  seyn  müssen^  was  heif$t'das:  e« 
steht  iu  der  Macht  des  Menschen?  —  es  ist  niicA  der'So]|f^ 
pfung?  —  ein  Wollen  oA/^ff  Gott?  —  ein  Wplleii  miSr.Oatt? 
und  m wiefern  ist  das  Wollen  ohne  Gott  dSt»  Btfse?  der  Begrif  < 
you  ff^vUen  wird  Pelagianisch  blos  in  unserm  Verstände'  imch. 
ps  chologischer  Erfahrung  bestimmt,  aber  er.  sollte  in  der  VeP- 
Huiilt  zur  höhern  Idee  zurückgeführt  werden,  und  was'beifst  et 
da?  Otto  mar  fahrt  fort,  der  Kampf  des  August,  gegen  de»  Pelag. 
habe  haaptsächlich  darin  bestanden,  dafs  er  die  Lettre  der  hei L 
Schrift  von  der  Sündhaftigkeit  behauptet,  wie  er'denn  uberhaujpt 
die  Lehre  der  Kirche  nach  der  heil.  Schrift  bestimmter  entwi- 
ckelt habe,  als  vor  ihm  geschehen.    Da  Ottomar  übrigens  di» 
biblische  Begründung  jener  Lehre  nicht  Torlegt,  so  Wundert  ei 
uns,  warum  Theodor  kein  Bedenken  dagegen  Vorbringt.  Jener 
bezeichnet  weiter  die  Pelag.  Lehre  als  einseitig  und  oberfläch- 
lich, die  August,  als  die  venvfliiitige  und  gründliche,  indem  dieErb-t 
Sünde  die  Anlage  zu  allein  roSgücheit  Bösen  s^,  die  steh  die  Na«s 
tur  als  solche  xugezogen,  welche  durch  die  Zeugung  fortgepÜanzt 
werde ,  die  angebohme  Sünde ,  deren  Formen  die  wirklichen  sind. 
Nach  August,  müsse  Adam  nicfat  '  blos  als  Ihdividiium,  sondern  als 
"  Idee  des  menschlichen  Geschlechts  und  von  diesem  in  nichts  ver> 
sdlteden  gcdac^  werden,  in  und  mit  welchen^  die  {restindi^ 
h<Ä>en^  aDe  MenRhen  waren  Er.   Der  Pch^nismus  sey  dadurch 
Ideenlos,  dafs  er  die  Sünde  Adams  als  diC'  eines  Individuums 
und  Adam  und  die  menscmiohe  Natur  al^  wesentlich  ausser  ein- 
««{der- ansieht,  auch  wirkUche  und  angebohme  Sonde  in  Gegen« 
satz  stelh^  da  doäi  Ti^ehir  die  Sünde,*  die  aus  dem  .Willen 
Adams  entsprang ,  ab  die  Sunde  eines  jeden  anzjisehcn  sej,  ah 
der  gemeinsame  Zustand' allen,  die  jedoch  m  der  That  immer 
iu  dem  eigenen  Willen  eines  jeden  .zum  Vorschein  kommt,  und 
Jceinetti  einzelnen  fremd  ist,  ob  sie  gleich  von  d^  Eltern  auf  die 
Kinder  fortgepflanzt  wird.    Die  S<£uld  Adams  wird  also  seinen 
Kachkommen 'nicht  als  eine  fi'emde' angerechnet,  sondern  jdi 
ihre  eigne,  deren  sie  steh  selbst  th.ei1haftig  gemacht.   Die  Sun* 
de  eines  jeden  liegt  über  tdles  SeflbsibcK»u(stseyn*  hinaus,  jeder 
hat  sie  gewollt  und  zugleich  auch  nicht ,  jedem  ist  sie  firemd, 
•  und  nichts  desto  weniger  sein  eigen.    Die  Strafe  bc/.i  At  sich  auf 
-   den  ganzen  lüfensdien  nach  Leib  und  Seele.    Aiigtist.  sagt  nicht/ 


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M  pttonUkTt  TOD  Marheiiiecke*  - 

der  l^rmenscB  sey  umm^kh,  sondeht  er  «sef  vor  der  Sunck 

unsUrbcnd  gewesen  C/za««  ilOil  mort,  nicbt  aber 'nott  pc^r^ 
iwor/j.  Das  Siiiicligcn  brachte  das  SlerbeuköttDCD  zum  wirkli- 
chen Sterben,  welche«  etgenüich  , unser  ganzes  Lebeu  hiiidurcli 
ffcsrhioiit,  weil  f^^^  Lebeti  selbst  VttB  der  Erzeugung  au  ein  bei* 
staiiJi<^es  Verzehren  des  Lebens  ist.  Durch  die  stindhafte  Na* 
tur  iimimt  dieser  Sterblichkeit^  Theii.    l)ie  Seele 

nimmt  einem  noch  schlimmeren  Tode  Theil,  an  dem 
geistliche«,  welchem  auch  ei^j^enllich  der  leihliche  erfolgt. 
Da  ("'Ott  den  Menschen  we-^eu  der  Siiiivle  \ erlassen  hat,  so  ist 
Jer  Verbtanil  verHnstert,  und  hiermit  die  Weltliebe  eingeflöfst, 
"Wie  iojcli  die  wiihre  Freiheit  im  Willen  erloschen.  Also  ist 
mit  d':r  Erbsüade  das  ganzliche  Uuvermögen  des  uatiirltcheu 
3ic»s<'hrn  zum  r-nteii  entschieden. 

■  Bei  diesen  Lehren  möchte  doch  mancher  an  der  Stelle 
Ibeodors  diese  i;nd  jene  Bedenklichkeit  äussern,  namentlicli 
viil  uns  die  Idee  der  Mensciih;iit  als  Eins  mit  dem  hidividuutnx 
nie  t  klar  werden.  Es  giebt  eine  colleclive  Kiuheit  aller  InJi- 
vidiien,  uikI  es  giebt  eine  ideale  Einheit  der  Gattung,  an  utlch^ 
soll  man  hier  denken  ?  oder  werden  beide  mit  einander  ver- 
wechselt, gegen  das  bekannte  logische  Gesetz?  Wie  soll  Na- 
tur liier  Z  I  verstehen  se^n?  die  ideale?  oder  die  vrirkliche,  so 
gewordene  Natur^  Es  folgt  doch  nicht  die  iNotli  entligkeit 
der  Sünde  aus  der  Idee  der  menschlichen  Natur?  Darm  er- 
ueucrt  sich  die  Frage,  wie  jene  Eiidieit  zu  denken  sev  ?  Ist 
die  1  hciinabmc  jedes  Menschen  an  der  Natur  Adams  uotii wen- 
dig, so  war  es  auch  die  Christi,  weil  er  wyhrer  Mensth 
war;  und  von  der  andern  Seite  mufs  auch  dit^alur  jedes  Men- 
sciien  an  der  Natur  Christi  noth wendig  TheW  nehmen,  wenn 
ülies  in  der  Idee  liegt;  auf  solche  Art  würde  sich  aber  Simd- 
liuii  gkelt  und  Siindlosigkeit  gegenseitig  aufheben,  und  für  die 
niinsctiliche  xNatur  nur  moralische  Jrjdillei en/.  n})rig  bleiben, 
lias  Dogma  von  der  übernatürliclien  Kmpiangnils  kann  nicht 
obiger  Theorie  dienen,  weil  sie  ausdrucklich  die  Idee  des 
mensch I ich L'u  Geschlechts  als  in  nichts  verschieden  v(m  dem 
Indiviiluum  Adam  wdl  gedacht  Missen.  Ist  sie  nun  in  nichts 
verschieden,  so  gehört  entweder  (^hiislns  nuiit  in  jene  Idee, 
otler  er  hat  grade  so  v  ie  jeder  andre  Mensch  Ihed  an  Adam, 
gehört  er  aber  nicht  in  die  Idee  des  menschhclien  Gescideciits, 
so  war  er  auch  keui  menschliches  Individuum.  —  VVir  sa^eu 
cur,  dais  diese  Bedeuklichkciten  entstehen  und  die  Aufklarung 
darüber  vermifst  wird.  Zu  welchen  hohem  ^peculationen  \ou 
re.dcnj  und  idealem  Sevn,  von  dem  Ursprünge  des  Bösen  u,  s.  w. 
»le  aucli  »tci^cu  iuöchic,  so  ichit  doch  dei  liauptpuiict|  woraus 


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*    Ottbmar,  iron  Marheineckei  ^3 

alles  andre  seine  bcorründete  Entscheidung  erwartet,    so  auch 
ddSj  dafs  wirklich  kein  Maiiichaismus  in  dem  Au^aistianismus  fJe- 
fer  vtrbürgeci  läge.    Oder  wollte  das  (icspraih   diese  Il^öhen 
" ▼ernieidi'ii^  so  niulstc  es  sich  ganz  ;ius  der  Region  solcher  Spe- 
culatiou    entlenit   halten.    Ausdrücke,   wie  der  Augustinlsche 
Vitium  inseniinatum  est  —  »durch  Verführung  des  Teufels  ist 
oben  aufgciäet  worden  die  Sündhaftigkeit,   wodurch   sie  unter 
der  Sündhaftigkeit  geboren,  nicht  die  Natur  gtb,chaffen  wortlcji, 
"wodurch  sie  Menschen  sind.   Ursprünglich  also  durch  den  Wil- 
len, durch  den  Ungehorsam  des  ersten  Menschen  entstanden, 
)luftet  die  Sünde  nur  an  der  Natur,  ist  sie  sündhaft  geworden 
in  ihm  und  allen  Nachkommea  desselben;«  — -  diese  Satze  ge- 
ben w  eder  Klarheit  noch  beweis.    Dafs  die  Thcilnahme  au  ei-* 
ncr  sündhalten  Natur  über  das  Selbstbewufstseyn   hinaus  liegt,  • 
kann  mau  zageben,  ohne  darum  die  Augustinische  Theorie  zu 
erwählen,  die  es  von  Adam  herleitet;  man  könnte  ju  auch  nüt 
Origeoes  an  ein  Sündigen  der  Geister  im  Vorleben,    ehe  sie 
JM^enscheosceleu  geworden  sind,  denken.    Das  Historische  niufs 
also  hier  cotscheiden,  und  darauf  bezieht  sich  auch  der  Apostel 
Paulus;  die  ideale  Theilnahme  liegt  darüber  hinaus.  Kbeu 
sind  irir  aucE  mit  jener  Unsterblichkeit  im  Unklaren,  denn  wu*' 
fragen:  woraus  beweist  man,  dafs  Adam  sterben  und  auch  uictit  ' 
St^^iien  kfiuute,  und  dafs   er   nach  dem  Sündenfall  sterben 
omlite?    Wiederum  aus  der  Idee  der  Meuschheit?    Das  ll^'^i 
nicht  . vor;  oder  aus  der  Idee  der  Sunde?  ebeufalls  non  Ut/af  '. 
Also  bleibt  es  nur  bei  dem  historispheu  Dogma  der  heil.  Schrii't,  ^ 
und  die  speculative  Idee  des  Augustinus  behauptet  mehr^  ^ 
hm  vertheidigt  worden. 

Der  Augustinischen  Lehre  von  der  NothwendigTceit  (l(?r 
Taufe  will  Ottoniar  selbst  nicht  beitreten,  ob  «ie  gleich  mit  d(T 
obigen  im  Zusammenhaoge  steht.  Hier  giebt  zunächst  AustolV, 
dafs  die  Nichtgetauften  verdammt  werden,  auch  die  Kinder,*  und 
die  Taufe  eine  Art  Theuro^ie  wird.  Zwar  will  Augustinus  dc.i 
Einwurf,  dafs  die  göttliihe  That,  die  G nadeowi^kuQg ,  in  di«.' 
Gewalt  einer  menschlichen  Tli^t,  des  Tausas ^  gegeben  wer  ] 
damit  beseitigen,  dafs  ja  diese  menschliche  iinr  djirch  den  ::ött' 
lichcu  Willen  erfolge,  aber  es  war  zu  zeigen,  wie  mit  d!i  •  ' 
äusseren  Prädestination  der  Causalität  in  der  Natur,  mit  der  V  </.^< 
sehuj^g,  jene  innere,  die  Cnadenwirkung,  verbunden  sey.  I  i»* 
Sache  ist  damit  auch  noch  nicht  aufgeklart,  dad  dje  Tau IV  '<  ii:c 
sinuliclie  und  zeitliche  Nachahmung  der  ewigen  un<l  u!)cisiun- 
liehen  That  Oottes  sey,  durch  welche  sich  Gott  das  McnscliCn« 
gcschlecUt  weihet^  und,  dafs  sie  also  , von  Gott  abhänge. 


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a4  j  Qttomar^  von  Marheioecke« 

Dieses  der  Gegenstand  am.  ersten  Abend.  Am  zweiten  W 

giimt  die  Unterhaltuunf  mit  gerechtem  Unwillen  über  die  Wort- 
führer in  deu  tbeologisohen  Tagesblättem ,  welche  die  tieferen 
Werke I  die  sie  nieht  verstehen,  mit  keckem  Abnrtbeilett  vei^ 
werfen,  weii  sie  .nicht  aus  ihrer  MefYiocritiit  herausgehen  wol- 
len.   Dieses   fuhrt   zu  duem  strafenden  Blick  auf  die  falsche 
Humanität^  welche  nichts  von  der  Sündhaftigkeit   wissen  mag, 
und  die  hiermit  auch  nicht  die  Gnade,  nicht  die  Wiedergeburt 
und  Heiligung  begreift.    Aognstinus  sah  tief  iu  das  Wesen  des 
Qiristenthums,    worin  Erkenntnifs  der  Sünde  und   der  Gnade 
unzertreunlich  ist.    Er  glaubte  alle  früheren  rechtgläubigen  hehp 
rer,  selbst  der  griechischen  Kirche  auf  seiner  Seite  zu  haben; 
denn  so  sehr  diese  die  Freiheit  hervorhoben,  so  schlössen  *  sie 
doch  die  Gnade  kcinesw^  aus.    Und  mag  man  auch  noch 
^  viel  von  dem.  fnihern  Manichäismus  und  andern  Einflüssen 
aus  dem  Augustinus  heraus  oder  in  den  August,  hinein  pragma- 
tisircn:  die  Lehre,  die  er  ausgesprochen,  bleibt  immer  in  ihrer 
Hoheit,  und  sie  kimute  ihn  nur  durch  ihr  göttliches  Princip  so 
durchdringen.    Nur  der  kann  solche  Wirkungen  begreifen,  der 
eine  Glaubeuswahrheit,  wie  die  von  der  Gnade,  in  ihrem 
Grunde  und  innem  Zusammenhange  eriuumt  hat,  vud  so'  ,von 
ihr  sflbst  iibci-zeugt  wordra«    £s  war  ganx  und  gar  g^ge»  die 
I.phre  der  Kirche,  dafis  es  eine  absolut  einseitige  Thaiigkeit 
gebe,  sey  es  der  Gnade  oder  sey  es  der  menschlichen  Kruft; 
und  grade  das  ist  die  Behauptung  des  Augustinus.    Er  lehrt,  ^ 
dafs  der  Mensch  ohne  die  Gnade  fin  Kind  der  Verdammnifs 
bleibt,  dafs  nichts  iu  ihm  gut  genannt  werden  kann,  was  nicht 
an  dem  höchsten  Gut  d.  i.  an  Gott  sein  Princip  hat ,  und  dafs 
der  beil..  Geist  durch  seinen  bestandigen  EinÜufs  nicht  blofs  in 
dem  Vermögen  zum  Guten,  sondern  auch  in  allen  einzelnen  gu- 
ten Handlungen  des  Menschen  wirkt. 

So  vortrefflich  der  Verf.  dieses  dargestellt,  so  blcLbt  nur 
noch  unerklärt,  wie  der  Unterschied  dieser  Wirksamkeit  bei 
dem  Menschen  nacli  dem  Siindenfall ,  uud  vor  demselben  iu 
dem  Stande  der  Unschuld  gewesen  sey;  denn  auch  der  Engel 
kann  ohne  jenen  Eiaflufs  nicht  Engel  seyn.  Das  ist  j;i  der  gute 
Geist,  welcher  nicht  von  Gott  losgerissen,  sondn n  von  Gottes 
Geist  ganz  durchdrungen  ist^  wie  auch  im  3''*^"  Gesprach  be-^ 
.  bauptet  wird. 

Pelagius  setzt  alle  Wirksamkeit  der  Gnade  erst  in  di%  An- 
erschaffung  des  Vermögens,  dann  in  die  Belehrung  durch  Chri- 
stus, welche  in  seinem  Beispiele  ihre  Vollkommenheit  erreicht. 
Wenn  Augustinus  ein  innerliches  Verhältnifs  der  Gnade  im  Den- 
ken, Wollen  und  Handeln  annimmt^  so  nimmt  Pelag.  ein  bio^s 


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} 


Ottomar,  von  Marheinecki*. 

ä'usspriiclies  an.     Nacli   ihm  enthält  das  "Evangelium  das  neue 
Grhot  au  Christus  z.u  glauben,  und  ohne  diesen  Glauben  kann 
niemand  selig;  werden;  das  EvangeUom*  erleiclitert  uns  das  Gu- 
testhun, und  ist  die  göttliche  Aüll:^,  deren  wir  zu  unserm  freien 
"Willeu  he<liirfen,   es  ist  von  dem  Gesetz  gescMchtlich  verschie- 
den.   Allein  'so  fehlte  ja  die  Gnade  Vor '  der  Zeit,    als  das 
Evangelium  geschichtlich  eintrat,  nnd  die i  Hälfe  Gottes  fehlte!  . 
August,  folgert  aasdriU|kUch ,  dafs  alsö  die  Menschen  vor  Chri* 
st  US   von   der  Gnade  hSttea  ausgesehlossen  ^jn  müssen,  und 
doch  konnten  auch  sie  nicht  duroh  Natur  tind  Vernunft,  nicht 
durch  das  Gesetz  und  dessen  Werk, 'sondern  allein  durch* den 
Glauben  an  den  Mittler ^  in  welchem  Glauben  sie  den  heO. 
Geist  cuiptingen ,  Tor  Gott  gerecht  werden.  ,  Alles  dieses  zeigt 
Ottomar  deutlich  gegen  dea  Pehgianismiis.    VITir  setzen  hinzu, 
dafs  die  HiUfe,  welche  die  Gnade  leistet,'  nach  Pdag.  nur  eine 
Verstarknng  des  ttierschaffenen  Yermögens  äejm  kann,  und  das 
wiesen'  wir  nicht  anders  au  *  Terstehen,  als  das  Können  wird 
zum  Wollen  verstärkt;  Ann  aber  ist  das  Vermögen  gleich  stark 
zur  Wahl  des  Bdsen  als  des 'Guten:  wie  sollen  wir  denn  jene 
Verstärkung  denken,  diffs  sie  ein  Wollen  grade  'des  Goten  wer- 
de? wie  diesen,  grade  diesen,  Uebergang?   Hier  kommt  also 
d^r  Qegriff  von  etner  Riektunff  hinzu  j   welche  innerlieh  dem 
Willen  durch  die  Gnade  ertheilt  'werden  mufste.    Aber  davon 
weifs  die  Pehigianische  Ansicht  nichts,  ünd  di^  Klarheit,  worin 
sie -sich  gefallt,  hat  hier  ein  Ende. 

Pela^iiis  setzt  die  Gnade  nicht  blofs  in  Belehrung,  sondern 
«uch  in  Sündenvergebung,  aber  er  lifst  diese .  blofs  ffir  die 
•  wirklichen  Sunden '  gehen.   Und  so  giebt  er  der  Kindertaufe " 
die  Bedeutung,  als  erkläre  Gott  in  derselben,  dafs.  er  das  Kind  der 
Bdelffung  durch  Christum  theilhaftig  machen,  uted  ihm  künftig 
seine  wirkliehen  Sunden  vergebeii  wbUe;  die  *  hichtgetaulten 
Kinder  erhalten  so  wie  alle  rechtschaffene  Nichtchristen  am  ewi«* 
gen  Leben  Thcil,  aber  darum  noch  nicht  am  Himmelreich ;  denn 
beides  unterscWeidet  Pebgius.   Was  ist  nun  jene  Sundenrerge- 
Irang,  naher  bdieuchtet?   Nieht  ein  Werk  der  göttlichen  Gnade 
9on&fTu  des  mensdilicheii  Verdienst«»,  also  nach  August,  ein* 
meiam  mitritwnj  denn  es  kommt,  wie  alles,'  was  nich^  amgldch 
Gottes  Gabe  ist,  aus  dem  bösen  Grund;   eigentlich  vergiebt 
sich  der  Mensch  selbst  smne  Sunden,  oder  lälst  .es  höchstens 
"VCD  Goft  'tfaun^  denn  es  .ist  ja*  alles  des  Menschen  eigne  lllacht» 
Bie  Gnäde  der  Sündenvergebung  ist  aUo  bei  Pelag.  etwas  gam 
•Kegatives,  bei  Adguat.  ist  sie  aber  aud^  po^^T',  denn  äe  ^efst 
die  Lid»e4ra  allem  Guteu  durch  das  Geonnth  aus;  dort  ist  sie 
w  sitoE  Stiaideii  und  Angenbückcii  und  iur  -alle  Handlunnen 

4 

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I 


a6  '  Ottomari  von  Marbeioeek^ 

aolhwendig  nnr^för  das  Gedäehtnifs,  um  uol  zu  frinnenii  dafii 
uns*  Gott,  die  Sundea  Tergid>t^  aiso  eine  blofs  äiisseiiiche  Be*» 
aiebuiig  bei  iuncrer  TreoDUDg,  hier  da^^egen  bei  August,  cloe 
innere  uud  ^vesentUche  Al:thaogigkcit  de»  Menschen  vou  Gort 
in  allen  seineu  gateu  Gesiunuugto  und  Handluugen;  und  nur 
bierin  ist  Erlösung,  d.  h.  Zunlckfiihniiig  ziu*  Verci()ii:uii<^  mit 
Gott  durch  seiuea  Geist.  Ohne  diese  iunoic  Wirksuiiikeit  sind 
*  alle  Anstaltc'u  Gottes  zu  unserm  HüU  vergeblich»  inul  so  gut 
w  ie  j^ar  nicht  da;*  Ohne  sie  gelil  alles  blois  den  \  e^^t;l;l(l  nud 
il*is  Gcdiichtnils  an.  Aber  erst  durch  den  heil.  Geist  entsteht 
in  der  Seele  Vergnügen,  Lust  und  Liebe  iuni  höchst en  (jiit, 
um  zur  Theilnahme  au  dem  wahren  Licht  hin^u/.utreten ,  damit 
wir  von  dem,  durcli  weichen  wir  sind,  auch  «las  \V'ol»lsevn  er- 
baltcn.  Das  Gest  iz.  lüdtet,  indem  es  nur  die  böse  Begierde  ver^ 
mehrt;  \eisliind  und  Gcdaclitiiils  —  und  nur  in  dieses  beides 
setit  Pelauius  die  Gnade  —  können  auch  nicht  hellen:  es  ist 
jene  innere  \s  itK^amkeit  des  beil.  Geistes  zur  Besserung  uud 
xieiligung  notli wendig. 

.  '  Die  Unit  1  liaitung  am  dritten  Abend  kommt  zur  Hauptfrage: 
M^ird,  wie  r^'lagius  meiut,  durch  <lie  Gn;»de  die  Freiheit  auf- 
gehoben, und  ist  diese  Gnade  ein  Z\\aiig?  Oder  wird,  nach 
Augustinus  I  durch  die  Gnade  die  wahre  Freiheit:  hervorge- 
bracht? 

Vorerst  wird  bemerkt,  dafs  im  Pelagianismus  das  Entgegen- 
setzen der  ;:öldichen  Gnade  und  menschlichen  Freilieit  die  leere 
Verstandesansiclit  sey,  und  dafs  nur  derjenige  Verstand,  welcheu 
die  Idee  Gottes  erleuchtet,  z.ur  Lmsicht  hierijj  gelange.  Die  Frei- 
beit  ist  nämlich  Eins  mit  der  Liebe  Gottes.  Jet  .,  nach  dem  Fall 
ist  sie  niclit  mehr  was  vor  demselben ;  denn  da  war  sie  freie 
Liebe  des  Guten  und  hiermit  Seligkeit,  sobald  aber  der  JMenscIi 
das  Böse  vor/,og,  und  seinen  eigenen  Willen  that,  ging  die  Liebe 
Gottes  und  hiermit  die  ursprüngliche  Freiheit  verloren^  und  der 
Mensch  ist  ein  Feind  des  Guten,  ein  Sciave  seiner  Begierden 
geworden.  Seitdem  ist  das  Böse  uud  Unselige  herrschend,  und 
.nur  die  Cnade  Gottes  kann  aus  diesem  Zustsnde  erlösen  und 
zur  ursprünglichen  Freiheit  zurückführen.  Das  ist  die  Erlösung 
durch  Christus,  worin  sein  Geist  auch  die  Liebe  einÜölst.  Also 
ist  die  wahre  Freiheit  ganz  Eins  mit  der  Abhängigkeit  von  Gott. 
Unmöglich  kann  die  Einheit  des  menschlichen  Willens  mit  dem 
göttlichen ,  kann  die  Einflössttog  deff.göttikben  Liebe  *die  Fiei" 
.beit  des  Menschen  aufheben. 

Dafs  man  diesem  widerspricht,  das  eben  ist  der  angebornc 
Stolz,  das  Böse  selbst.  Durch  die  Gnade  bleibt  vielmehr  der 
l^icu&cU  mit  4m  Frincip  seines  Daseins  und  Wickens.  ««rejjAt, 


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'  Ottomar,  Ton  lifiirhemecke.  27 


m({  also  ernt  und  recht  frei.  Das  Gute  kann  ja  nicfct  gedacht 
w^^rdeii  als  g^ptretint  vom  Alleiiijj^ten.  Nllr  in  tidbjereu  Na* 
liir  kann  die  niedere ahrhaft  zu  sich  selbst  kommeo;  «ur  "Wenn 
der  Mensch  /.n  dem*  Bevvufstsejn  gelangt,  dafs  Gott  ZU  iha 
gekommen ,  kommt  er  zu  Gott. 

Theodor  hatte  hier  wiederum  einise  Fiagen  da£wisc1ien 
vrerfen  können,  z*  R.  was  heifst  das,  der  Mensch  that  seinea 
elgr.eu  Willen  hei  dem  Süudenfalie?  Das  Wiirde  i»  die  Unter- 
sciiciJung  zwischen  Freiheit  und  Freiheit,  zwischen  Willktihr 
und  W  illen  eingeführt  haben, .  welche  mehr  angedeutet  als  boi^ 
stimmt  wird,  z.  B".  in  dem  Worte  »iwiÄre  FrcUieit*  Ferner: 
WHs  heifst  das  Sevu  des  Menschen  ausser  Gott,  wenn  es  ver- 
schieden  gedacht  wird.  Wie  billig,  von  dem  Nicht -Gotl- selbst- 
se>ii  ?  Damit  will  doch  der  Leser  gerne  ins  Klare  komqoien. .  An- 
tust, sagt  in  einer  angef.  St,  —  eique  (DeoJ  aähußrendo  jw» 
feiler  unas  tum  iUo  effieimur  Spiritus, 

Ottomar  zeigt  weitei*,  dafs  man  schon  in  dem  Lichte  des 
Christenthams  stelieu,  und  alles'  dieses  im  Zusammenhange  über-* 
sc  ha  den  mässe,  wenn  man  A^re  ^avon '  tiberzeugeo  wolle.  Alle 
Kcligiou,  die  nicht  doreh  Gott,  d.  i*  dureh, seinen  Geist  in  .uns 
ist,  ist  nur  Ntehtreligion,  IrreligioD.   Ihidurcb  ist  der  Mensch 

Eelallcn,  dafs  et  das  seiner  ursprüngUchen  Freiheit  zum  Grunde'' 
egeode  IVakf^feniiögen  auch  nach  der  andern  Seite  hin  zur 
\^ ii-kliohkeit  kommen  liefs«  und  dieses  Vermögen,  auch  da& 
'  B8ae  nd>en,  dem  Guten'  zu  w&hleu,   iur'  einen  tbatigen  Z/f. 
stand  verwandelte.   jDie  Gnade  wiU  ihn  durch  das  Evangeliuia 
nua  diesem  zweideutigen  Zustande  des  Wählm  zux  wahren 
Fieiheit  zärncftfuhren.   Nicht  in  Gott  ist  solcher  tweideutiga 
Zustand  des  lYahleoa  die  Freiheit.  Er  kt  uns  erst  durch  den 
SundenfaU  geworden,  und  da  ist  nuii  die  Freiheit  die  voo- ih«» 
rem  vrsprünglichen  Gegenstande,  d*  i«  der  Noihwendigkeit  des 
*WiUenS|  verbssene,.  subjective  Fora  desselben.  Wenn  der  Mensehi 
das  Bdse  wählt,  so  thut  das  der  menschliche  Wille  $  wenu  er 
aber  das  Gute  wählt,  so  thut  das  dieser  Wille  nitht  aUein, 
sondern*  er  wird  vqn  Gott  unterstützt.   Die  formelle  Mdglich» 
kcit,  zu  thun  was  er  witt;  hat  er  von  Gott;  ziim  NichtstiudK-' 
g[en  fehh  es  ihm  nicht  am  Ireien*  Willen,  nur  reic^ht  seine  Macht 
nicht  hin  zvSm  Guten^  wo»  nicht*seine  Schwäche  untersttitzr  wird, 
üichis  steht  so  in  unserer  Macht  als  der  Wille,  denn  er  ist 
ohne  Intervall  an  dem  -Mteent  da,  wo  man  wiU.    Der  freie 
Wille  wird  weder,  durch  "die  Gnade,  noch  die  Gnade  durck 
den  freien  Willen  aufgehoben.   Die  wahre  Freiheit  in  und  mit 
ihrer  Integrität  ist  verloren  gegangen,  und  die  formelle  übrige 
geblie|)eii,  die  rieh  eben  so^  leicht  auf*  die  Seite  des  Bdseii 


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S8   .  Ottomar^  von  Marheioeeke.  * 

icWagt  Er  hatte  Bidit  dU  Gnade,  :d«fs  er  niemals  woll/e  böse 
sejn ,  aber  dte  liatte  er,  dafs  er  nie  böse  geworden  wäre  hatte 
er  in  ihr  verharren  woüen.  Die  Noth wendigkeit  zu  snndijrea 
beÄiktct  sich  jct»t  m  dem  Mensphen,  aber  eine  blofs  äussere 
gescWchtbche,  uegcu  der  natürlichen  Zeugung  von  Adam  her! 
keine  innere  und  absolute,  weshalb  ein  sundloser  Erlöser  Mensch 
•eyn  kt.iiulc  Die  geschichtliche  Notlivten.liokeit  zu  sundioen 
»t  Äudoich  eme  pönale j  Gott  straft  immer  die  Sünden  kt 
'  Sünde::. 

.  0:-lvich  hier  der  Begriff  der  Freiheit  etwas  weiter  be- 
stimmt worden,  so  vermissen  wir  doch  noch  manches  zur  Klar- 
beil.  So  dringt  sich  oben  die  Frage  auf,  was  das  der  Freiheit 
zum  Crande  luvende  Wahlvermögeu  heisse,  und  wie  von  der 
Freiheit  dieser  dir  Grund  verschieden  sej?  Und  was  ist  denn 
jenes  Positive  der  Freiheit;  etwa  eine  Krajt,  welche  durch  die 
Gnade  hiueinn<Uot  wird?  Grade  das  ist  ein  ILuintpunct  kt 
dieser  Lehre,  und  wir  wünschten  ihn  erörtert  zu  sehend 

Dil-  wahre  Freiheit  wird  ferner  dadurch  unterschieden,  dals 
dem  Milien  das  Böse  gar  nicht  mehr  möglich  ist,  und  dafs  sie 
also  Kins  ist  mit  der  Nothwendigkeit.  So  ist  es  in  Gott.  Au-' 
gnsl.nus  sagt:  Gott  ist  allmachtig  eben  defswegen  weil  er  man- 
cIhs  mckt  kann,  z.  B.  sterbea,  und  eben  so  ist  er  das  aller- 
freiestc  Wesen,  weil  er  nicht  sündigen  kann;  das  ist  die  Notb^ 

weiidi-krit  innerhalb  des  WUlens,  als  Eins  mit  der  Freiheit.  

Acl)(r;.l.ri  wird  augeführt,  dafs  August,  den  Cicero,  der  wegen" 
dci  i  rt  ii.cii  des  Willens  das  Vorhersehen  der  Zukunft  läugaeL 
damit  ulderlogt,  dafs  unser  Wille  in  der  Präscienz  Gottes  mit- 
begriffea  sey.  Wir  dachten,  dafs  man  das  f^orheh  aus  dem  ewi- 
gen Wesen  und  so  in  seinem  Wissen  und  Wollen  nicht  weif 
genug  verbannen  könne.  Was  geschieht,  und  was  der  Wille 
frei  will,  w  eils  er  eben  jetzt,  wo  das  Geschehen  und  Wollen  ei»- 
tritt,  in  seinem  ewigen  Wissen. 

Sc^^^"^^  dieser  Unterhaltungen  ist,  dafs  in  heidnischer 
Philosophie  Irrdich  Gott  nnd  der  Mensch  weit  getrennt  bleiben,- . 
in  dem  Chrisleuthum  aber  der  Mensch  in  der  Vereinigimg.  mit 
Gott  stehe,  Tuid  dafs  nicht  anders  gedacht  werden  kö^me,  als 
in  aller  Hinsicht  sej  nichts  ohne  Gott,  und  alles  nur  durch  ibn. 
Kin  Geist,  wie  Augustinus,  in  welchem  eine  so  reiche  «id  le- 
l)endigc  Anschauung  der  Gruudidee  des  Christenthums» gewesen, 
Ivonntc   nicht  anders  als  mit  Ernst  darthun   und  lehren,  nichts 
Gutes  könne  der  Mensch  thun  ohne  Gott;  denn  das  Gegentbcil 
wäre  ihm  einerlei  gewesen  mit  der  Behauptung,  der  Mensch 
lönne  das  Gute  thun,  ohne  das  Gute  zu  thuu.    In  diese  Spitze^ 
iit  ako  mit  ausgebreiteter  und  tiefer  J&insicht  in  die  Schriften  des 


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Ottomar^  yod  Blarlieifiecke.  29 

Au^stnms,  so  wie  in  den  Heist  derselben,  nie  sclion  die  reidie 
Ausvvalil  der  anofehängten  Stellen  dem  denkenden*  Leser  beweisen 
U'ird,  von  Hrn.  Dr.  Marheinecke  eine  Lehre  znsnmmcnj^efiilirt, 
deren  Betrachtung  auch  dem  angehenden  Theologen  nicht  mehr 
erlassen  werden  kann..  Würdig  scbliessen  diese  gelehrten  Ge- 
spräche mit  dem  Aiigustinischen  Blick  in  das  Land  der  Freiheit, 
wo  die  Sünde  nicht  mehr  ist;  dort  ist  die  Freiheit  in  die  Noth- 
wendigkeit  eingegangen ,  denn  die  Beharrlichkeit  im  Guten  i&t 
unwandelbar  bei  den  Seligen  und  Engeln. 

Ob  nicht  Herrmann,  der  in  diesen  Gesprächen  dew  Pelagius 
XU  vertreten  bestimmt  schien,  noch  manches  für  denselLea  hiitle 
anführen  können?  - —  das  erinnert  Ree.  nicht  etwa  nis  ub^^eneigt 
der  von  Ottomar  bchauptet^i  Lehre,  sondern  vielraelir  als  ihr  zu- 
geneigt, damit  bei  desto  mehreren  Lesern  noch  Bcdenklichkeiten  ge- 
hoben und  die  Hauptlchren  ins  Licht  gesetzt  u  ürden.   Z^^ar  möchte 
dieses  Licht  so  zu  sagen  die  Dunkelheit  vorzeigen ,     eiche  über 
der  Tiefe  dieser  Lehre  schwebt,  aber  wäre  das  niclit  eben  die 
rechte  Erktnntnifs?    Hier  hat  keine  Vernunft  und  !  eine  Offen- 
barung das  Verhaltnifs  iwlschen  der  gottlichen  Gnade  und  dem 
nienscldichen  Willen  weiter  enthüllt,  als  der  Apostel  Paulus  und 
ihm  nach  Melanchtkon  |^hren.    Es  wird  also  dein  lh;'ologea 
durch  äeissiges  Einschaueu  in  die  Theorien,  welche  welter  ge- 
gangen,  namentlich  des  grossen  Geistes  Augustinus,  grade  die 
wichtige  Einsicht  ertheilt,  wo  die  Lehrbestimmungen  über  die- 
sen t  egenstand  ihre  Gränzen  finden-    Hr.  Dr.  Marh.  trägt  durch 
die  augezeigte  geistreiche  Schrift  viel  1  ierzu  bei,  und  wir  hoffen, 
sie  werde  um  so  mehi  Leser  finden,  da  sie  anziehend  geschrie- 
ben.   Ree.  erlaubte  sich  liur  von  der   Seite  eine  Krili  •• ,  wo- 
sie  sich'an  die  Stelle  mancher  Leser  versetzt,  und  bei  dem  Ver- 
suche einer  Vermittlung  manches  vermifst.    Er  bat  die  Behand- 
lung des  Hrn.  Dr.  Schieiermac hers  über  die  Lehre  von  der 
Erwählung,  welcher  wir  ein  tieferes  Nac  denken  über  diesen 
Gegenstand  verdanken,  wie  -eben  auah  obige  Schriften  beweisen, 
als  bekannt   bei   unseren  Lesern   vorausgesetzt.    Er   behält  es 
sich  indessen  vor,  bei  der  Anzeige  des  so  eben  erschienenen 
dogmatischen  Lehrbuchs  von  demselben  Verf.  auf  dieselbe  zu- 
rückzukommen. '  • 

'  Eine  Abhandlung  von  Hrn.  Dr,  Animon ,  deren  Anzeige 
hier  von  einer  andern  Hand  folgt,  gehört  in  die  Reihe  dieser 
Schriften.  Was  wir  oben  als  noch  unaufgeklärt  in  diesen  Spe^ 
culationen  bezeichneten ,  finden  wir  auch  in  dieser  Abhandlung 
nicht  gelöst,  ob  sie  gleich,  aus  jenen  Regionen  in  die  blofs  re- 
ligiöse Ansicht  zlu  ückrufend,  dem  Theologen  in  diesen  Streitig- 
%Leiten  sehx  ili(;uea  \\ifd.  Es  zeigt  ^ch  uaodicii  i)<dd^  dajTs  hier 


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3o     Ammon,  über  Erwählang  zar  Seligkeit, 

«  * 

f 9a  6er  Freihmt  wie  «Se  m.dem  zcitT^clien  Bpwur.tseyn  vor- 
komait  aDd.8ick»eRtwicj|ieItf  die  Redt  fsi:  dort  aber  Ini  te  es 
»ich  um  die  wahre  Freiheit,  wie  sie  ia  der  iJee  oe-^oben  "wiid 
«od  um  Ihi-  VerhaltDifs  zur  Gnade,  und  die  Augusriimchc  Lotup] 
lafsf  diese  erst  dttrch  die  Gnade  kervorgebraciJi  wenlen.  Auch 
bleibt  hier  uoch  der  oben  berührte  Panct  im  Daniel,  wie  d  p 
gute  Mensch  von  Gott  getrennt  und  in  eigner  Kraft  gedacht 
werden  könne,  ohne  auf  der  einen  Seite  der  Lelire  <l<\s  IV. 
Test,  wie -auch  der  Luther,  srmbol.  Biich^r,  auf  der  andern 
dem  Bevvufstserii  dfs  freien  Wesens  zu  widersprechen,  Uns»T 
Zweck  v^ar  lu  /eigen,  dafs  l)is  jetzt  das  Dunkel  dieser  Specu- 
latlüuen  noch  nicht  u  e^rcrfzo-en  worden,  wenn  gleich  .las  cluirt^ 
Ucli  - reli^iu:»e  mutie  Leiit;u  ii^h  d<uiut  iuuacr  be^nno't  hat« 


Schwarz. 


  « 

Ueher^  iie  FejgmehtighU  des  Evnng^f^ehm  Leh^egriffs  von 
der  sinlichtn  ünvollkoifynenheit  des  Menschen  und  seiner 
Brwäfäiing  zur  Saiigkett.  Gegen  die  Einwürfe  des  Hrn. 
Dn.  ScatMiMUMACHEn.  Aus  dem  tT.  Bande  des  (Ammo- 
nischenj  Magazins  für  christL  Prediger.  Hannover  und 
'    Leipzig  bei  Hain  gSno. 

ff 

Die  hier  gegebene  Auflosung  der   Widerspruche,  welche  eiQ 
Aulsatz  von  Hrn.  Dr.  bchleiermacher  *  lieber  die  Lehre  von 
der  Erwählung  bes.  in   Beziehung  auf  Hrn.  Dr.  Bretschn eider» 
Aphorisnieu«  (s.  i.  Heft  der  theolog.  Zeitschrift.  Berlin  lijig. 
S.  1  —  119.)  in  der  Lehre  der  L v angelisch -lulherischco  Kir- 
che,    jenen  Artikel   betreffend,  nachzuweisen  suchte,  spricht, 
nach  der  Einsicht  des  Ree.  das  was  über  diesen  Gegenstand 
aus  dem  menschlichen   Rewufstsevn  selbst  geschöpft  und  ge- 
folgert werden  kann,  ailgenjem  verständlich  ans.  lir  freuet  sich  da- 
}»cr,  hier,  wo  von  grösserer  oder  verhaltnilsniassig  minderer  Folge- 
nchti-keit   der   überlieferten  symbolisch -kirchlichen ,  (mit  der 
specuiativen  Theorie  eit.er  absoluten  Freiheit  'noch   nicht  be- 
kannt gewesenen;  Lehrbegrifle  Hie  Finge  ist,   zur  BertthigOBg 
transcendcntcr  Zweilei  und  nicht  wuuschenswerther  Coutrovcp- 
sen    auf  diese   sehr  klare  Erörterung  des  Hrn.  Dr.  A-nmon 
vorzu-iich   anfraeiksam    niacijen    zu    köinieu      Der  Veriass*»r 
giei)t  l)is  S.  22.  einen  Auszug  des  Aufsatzes,  weiclien  er  priift. 
Der  Eiulluis,   v\  eichen  die  Persönlichkt  it  der  eiiemals  Slrcitou- 
deu  aui'  diu  AiiSAciit  mhuL  haue,  vixd  aetcüUdeiti  ai*^ 


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Ammoiii  Aber  Erwahhing  zw  SeL'gkdt  3i 

d.mri  fok-^cii  die  Auflösun«rPn ,   von  denen  das  VYesentliche  aus  . 
ioi^eiuifiii  UebeiMick  zu  ersehen  ist  : 

Augustinus  war  eiii  geschickter  An-wald  des  «strengen  Prä- 
deteruiiniMiius,  und  zwar,  uie  er  glaubte,  ein  sc!  riO massiger  und 
conse«|U('nKT.  ,Aher,  abgesehen  von  seinen  Retraclationen ,  die 
•wir  als  (inen  rtihmlichen  Beweis  seiner  fortgch<:ii(leu  Geistes- 

•  'bildung  betrachten,  so  wie  von  der  Bemerkung,  dafs  er  da,  wo 
er  keinen)  Widerspruche  gegenüber  steht,  ganz  in  unserm  Sinn 
von  tUi  aligcmcinen  Liebe  und  ünade  Gottes  spracht,  mochte 
iliu  \*()hl  (he  Furcht  vor  dem  früheren  Manichäism  unmerklich 
zu  weit  auf  den  entgegengesetzten  Standpunkt  herübergedningt 
und  abiiiiials  einseitig  beschränkt  haben.  Pcla^ius  dasescn 
schrieb  dem  Menschen,  wie  er  von.  Natur,  d.  i.  nach  seinen 
Naturanlagen  ist,  eine  Kraft  zum  Guten  zu,  "welche,  genau  be- 
traclitet,  schon  allgemeine  Gnade  Gottes  ist.  Da  zeigte  ihm 
jiti^ustin  aus  seiner  Itala  (!)  der  Mensch  sey  von  Natur  nur  ein 
aninicäis  homo  und  ein  JiUus  irac  ,  und  glaubte  nun  in  der  That 
einen  biblischen  Grund  für  seine  Vorhcrbestiinraung  gefunden  zu 
baben,  deren  Einseitigkeit  ihm  doch  aus  dem  Zusammenhange 
der  Schrittlclii  e  halte  einleuchten  können.  Als  Luther  den  Men- 
schen em  l.asttfiier  nannte,  welches  der  Teufel,  oder  der  heilige 
Geist  nach  Gelallen  leite,  war  er  in  der  Hit/e  des  Streites  mit 
Krasmus j  so  wie  in  der  Besorgnifs,  dem  Teufel  nicht  vollen 
Abbruch  gethan  zn  haben,  auf  eine  ähnliche  Klippe  gerathen, 
"Wir  wollen  auch  gerne  glauben,  Calvin  sey  zur  Entwickelung 
seiner  slrengen  \  urherbestlmmungslebre,  wenn  schon  nicht  auf 
puleinisehem  Wege,  doch  durch  den  scheinbaren  Sinn  einzelner  , 
Schriftstellen,  durch  geistesverwandte  Vorganger,  und  durch  den 
Kigorisni  seiner  eigenen  Persönlichkeit  hingeführt  worden.  »Der 
»Mensch,  lehren  Wir  nunmehr,  kommt  zur  Weh  mit  Anlagen 
»zu  einem  vielfachen  Begehren,  das  dem  Gcset/.e  der  Gottheit 
»und  der  Vernunit  oft  widerstrebt,  und  dann  wahrhaftig  Sünde  ist. 
»Er  gellt  folglich  verloren,  (ist  unselig)  wenn  er  nicht  durch 

'  »die  Tiiafe  und  den  Ii«  Geiftt  (im  WiU^)  wiedergeboren  wi'd.« 
Die  Begierde 'ist  aber  kduesw^egs  zwingend  für  den  Menschen, 
dcsnn  »obschon  Gott  die  Creator  sdiaflft  und  erhält,  so  ist  docli 
liie  Ümche  der  $tuide,;der  ^ösen  Wille,  des  Teufels  nemlich  - 
Qod  der-Cottloseu,  der  sich,  so  Gott  nicht  hilft,  von  Gott  <äb* 
wendet.  Die  IMheit  nehmen  wir,  .naeh  dem  evangel.  Kir^ 
cheusjstem,  dem  Menschen  nicht;  er  kann  in  Dingen  wählen, 
die  seiner  Yenninft  unterliegen;  gerecht  d  i.  rechtschaflen,  ^or 
Gott  aber  kann  er  nnr  werden  durch  den  h.  Geist,  wenn  dieser  ^ 
dureh  das  "Wort  in  dem  Herzen  (Willen)  empfan-^en  wird.  \\  enn 
daher  die  Menschen  sündigen^  su  müssen  sie  das  nicht  dat  \^x^ 

» 

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3i}     Ammpiiy  über  ErwähluDg  im  Seligkeif; 

seliun^  Goi^es,  soD^ern  »dt  s^btt^imd  ihrem  Wollen  des  Bösen  zu- 
schreiben; denn  Gottes  Vcfhtr$^hung  erstreckt  sich  auf  Gute  und 
Böse,  die  ewige  Vorherbestuaunung  oder  Erwählnng  Gottes  aber 
nur  auf  die  Frommen,  wel^e  Christum,  der  die  Sünder  zn  sich 
ruft,  nicht  von  sich  weisen,  sondern  dareh  die  Wirkungen  des 
KerheiMnen  heiligen  Geistes  im  Gkuben  beständig  bleiben  s.  in 
der'  Co^cordienformel  die  Epiiame  Art.  XI.  und  Solida  decUw. 
ArL.XL 

Nach  ayem  diesem  räumen  wir  znvardcrst  ein,  dars  die 
Korhersehwtg  des  Glaubens^  an.  welche  Gott  die  Erwäblung  der 
Frommen  bindet,  allerdings  eb  wesentliches  Merkmal  unsers 
liehrbegi  iß's  sey,  ob  gleich  sich  diese  Formtf  seihst  in  unseia 
Symbolen  nicht  findet;  denn  das  wiO  ja  suletit  auch  Paulus 
sagen  (Rdm«.8,  29.)  »die  er  ravor  versehen  hat,  hat  er  auch 
3§ferordnet  des  EbenbUdes  semestSoknes  theilhaftig  m  werden,a 
In  diesen  Worten  haben  wir  immer  die  strengste  ^Bereinigung 
,  eines  unbedingten  RaihsehhuseSß  und  dafür  den  klaren  Sinn  ge- 
funden, von  welehem  Goti  vorher  ^tah^  dafs  sie  iOehtig  und  für  \ 
den  Glauben  kmpftmgUch  sejrn  würde»,  von  diesen  bat  er  auch 
vorher  beschlossen,  dafs  sie  durch  die  HeUsordnung  an  Christi 
Herrlichkeit  Tbeil  nehmen  sollen ;  welches  die  rein -lutherische 
Ansicht  ist.  Auch  aus  der  Stelle  des  «fünften  Artikels,  «der  bei- 
lige Geist  bnngt  den  Glauben  heirvör,«  und  aus  der  «Vorb erse- 
hung des  Glaubens«  folgt  dann  keineswegs  »Gott  habe  nur  die- 
jenigen zur  Seligkeit  verordnet,  Von  wekhen  er  vorausgesehen, 
dajs  er  ihnen* s^bst  den  heäigen  Geist  schenken  werde.«  Du 
wir  dem  JÜenschen  Freiheit,  alsp  auch  das  Vermögen,  sich  von 
Gott  abzuwenden  und  dem  heiligen  Geiste  zu  widerstreben  zu- 
schreiben, so  folgt  nur,  «Gott  habe  die  zur  Seligkeit  verordnet, 
von  wichen  er  vorlicrgesehen,  dafs  sie  tAch  den  Wirkungen  sei- 
nes Geistes  nieht  widetseizen,  sondern  den  Glauben  annehmen 
.  vrürden.«  Der  iUnsorisehe  ^tjL,  »Gott  habe  seine  eigene  Prü- 
vision  vorhergesehen,«  fallt  zurück.  Sowenig  abd^.  jener  fünfte 
Artikel  von  einer  unmdersteÜwhen  Wirkung  des  Giaubens  han- 
ideit,  eben  so  wenig  handelt  er  von  einem  Gutd&nken  der  Er- 
wählung, Beides  la&t  sich  von  Melanchthon,  der  immer  ein  hef- 
tiger Gegner  des  unbedmgien  göttlichen  Rathschlusses  war,  gur 
nicht  denken.  Vielmehr  ist  sowohl  jn  diesem  y  ah  in  dem  kur« 
darauf  angeführten,  eilfken  Artikel  der  Etutrachtsformel  nur  die 
Rede  von  ,dem  Gutdünken  Gottes  in  der  Berufung  durch  das 
ÜP^orf ^.welches  er  gid>tund  wirken  lafst,  nicht  nach  einem  Ge^ 
fallen  blinder  WÜlkuhr,  sondern  nach  einem  Gefallen,  welche« 
•  lur  anS|  die  wir  den  moralischen  Zusammenhang  der  gOttlichea 
Schicknng  nicht  äb«nch^|  zur  Zeit  nnerfofscfalich  ist^ 
'    «     {Ihr  ßncbUifs  folsß.) 


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I 


^  =:  3*         Heidelberger  18^^ 

Jahrbücher  der  Ijiteratur. 


Amman  über  Erwählung  zur  Seligkeit, 
(B  t  $  c  h  iu  i  s.) 

Doch  die  Verliancllung  meint:  »auch  das  Widerstehen  desMen- 
scIicn  ^e^cn  die  Wirkungen  des  Geistes  komme  nur  von  dem 
AusbUnbcn  der  göttlichen  Hülfe,  die  der  in  die  Begierde  ver- 
flochtene Mt'Dsch  nicht  erreichen  könne;  dieses  AusbleiLen  der 
Hülfe  sey  aber  die  göttliche  Vorherbestimmung,  also  könne  man 
dem  Menschen  auch  den  Glauben  nicht  früher  zumuthen,  bis  die 
Hülfe  Gottes  ihm  den  Glauben  bringe.«  — >  Der  Mensch  also 
widersteht,  weä  die  Hülfe  Gottes 'muMetS^^?  die  Hülfe  des  All- 
gegenwärtigen und  Allwirksamen ^  die  Hülfe  dessen,  der  seinen 
Geist  ausgießt  Sber  tdies  fUiseh ,  dnrch'dien  wir  leben  ^  wirken 
und  sind,  der  in  uns  das  fFollm  und  F'aKlringen  nach  seiner 
Gnade  schafft?  Grade  um^dLebrt  lehrt  die  Sefariftt  ihr  Hdsstfr^ 
rigen  widerstrehet  dem  hedigen  Geiste,  und  er  ii^icht  von  den 
Huehlöseni  und,  anders  kann  sienidit  lehren,  wenn  sie  nicht  die 
gröbste  VemiensdiltchuDg  und*  Uhvollkommenheit  Gottes  begüi^ 
stigen  wilL 

Der  Mensch,  fragen  wir  weiter,  bitte  nichts  in  sich  selbst 
was  .nicht  in  die  Begierde  verflochten  wäre?  er  müfste  sich  ton 
ihr  umrennen* lassen,  wie  Tom  schwarzen  Tode,  oder  von  dem 
gelben  Fieber?  er  stände  in  der  Reihe  der  Naturunachen  .Wie 
'  ein  ^om  Sturm  entwurzelter  Baum,  ohne  Intelligenz,  ohne  Au> 
top! . igle  tiud.  Selbstkraft  da?  Wo  wird  in  den  härtesten  Stellen 
unserer  Symbole,  selbst  da,  wo  sie  den  Medschen  mit  einem  Stei- 
ne oder  Klotze  vergleichen,  ein  so  entschiedener  Iftatorialism  ge- 
lehrt? So  wenig  sie  aber  von  uns  früher  ein  Wissen  verlangen, 
als  wir  lernen  können,  ^eu  so  wenig  fordern  sie  von  uns  den 
Glauben  früher,  als  wir  den  heiligen  Geist,  und  durch  ihn  den 
religiösen  empfangen  können,  da  Gott  ja  nur  darum  idlen  ilfen- 
sehen  an  allen  Enden  gd>ietet,  Bufse  zu  thuu,  wed  er  nicht fer^ 
ne  ist  von  eirtem  Jeglichen  unter  uns.  Darin  bestellt  ja  gerade 
das  Maas  des  Glaubens  (Röm,  ts,  7.)  und  der  Gabe  Christi 
(Ephes.  4)  7«)  ^>  Bewu&teejn  jedes  Menschen,  der 

von  der  göttUchtn  Hülfe  Gsibraaeh  Apachen  wiU^  den  Wrkungea 

r 

d 


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34    AmmoDi  über  £rwähluDg  zur  Seligkeit 

des  Geistes  stufenweise  aufscbllcfst  und 'durch  sie  auch  stufen^ 
weue  zur  lebendigen  Erkenntnifs  Gottes  und  seines  HeÜs  gelangt» 

Aber,  fragt  die  Verhandlung  weiter:  wie  soU  das^  zugehett|*' 
daß  der  endliche  Widerstand  des  Menschen  grösser,  sey^  eis  d» 
'unendliche  Gnade,  und  dafs  jener  »der  Menschen  Schuld  sey 
Und  nicht  Gottes?  •  Die  Antwort  ist:  Weil  Gott  in  seiner  Hei- 
ligkeit über  jeden  Vorwarf  der  Schuld  erhaben,  auf  uns  nicht 
unmittdbar  und  überwältigend  durch  seinen  allmächtigen  Geist, 
sondern^  mittelbar  and  widerstehÜch  in  seinem^  durch  den  Buch* 
Stäben  vermittelten,  und  darum  endlichen  Worte  wirkt,  und  je- 
de Versuchung  ein  Ende  |[ewinnen  läfst,  dafs  wir's  ertragen  kö»* 
nen.  i  Kor.  lo,  i3. 

Unendlicli  und  absolut  an  sich  ist  gewils  unsere  Freiheit 
nicht.  Dennoch  ist  unsere  moralische  {"reiheit,  wie  das  noth- 
wendig  aus  der  Autopragie  eines  intelligenten  Geschöpfes  folgt^  * 
in  Bexiehung  auf  die  Gewalt  der  sinidichen  Begierde  im  beson- 
nenen Zustande  zur  Freithätigkeit  kräftig  genug;  wir  sind  frei^ 
um  durch  die  Wahrheit  des  Sohnes  Gottes  immer  freier  zu  wer- 
den Joh.  8,  36.  Es  gibt  also  Grade  dieser  Fqßiheit,  wie  Grade 
der  Einsicht  und  Vollkommenheit. .  Auch  kann  unser  Widerstand 
gegen  die  göttlichen  AnregttngeD|  (weil  das  axfgenöthigte  Gute 
nicht  ein  Sittlich  -  Gutes  wäre)  vermöge,  der  uns  einwohnenden 
Kraft  der  Selbstbestimmung,  bei  jeder  einzelnen  Handlung  grös- 
ser seyii,  als  das  Moment  der  auf  uns  einwirkenden  Gnade.  Mit- 
hin fallt  die  Schuld  des  Widerstrebens,  so  wie  der  Effect  der 
an  diese  Schuld  gebundenen  Nichtcr wählung ,  abermals,  auf  den 
Menschen  und  nicht  auf  Gott  zurück.  i 

Wie  die  Vernunft  w ei fs , 'dafs  Gott  das  vollkommenste  We- • 
sen  ist,  so  mufs  sie  auch  wissen,  dafs  reine  Kenntnifs  des  höch^ 
Stert  GuieS'd^er  Gegenstand,  und  .die  allgemeinste  Mittheilung 
desselben  an  die  Creaturen  der  höchste  Endzweck  seiner  H^'^eisheit 
ist,  weil  sie  ohne  diese  leitende  Idee  nicht  eiomal  an  moralische 
Eigenscliaften  in  Gott  glauben,  geschweige  denn  einen  hochstea 
Wellzweck,  und  mit  ihm  eine  haltbare  Vorsehungslehre  aufstel- 
len könnte.  Die  Schrift  verhindert  aber  dieses  Streben  der  Ver- 
nunft nicht  nur  auf  keine  Weise,  sondern  sie  ertheilt  uns  viel- 
mehr über  die  allgemeinste  Mittheilung  des  höchsten  Gutes  durch 
Christum,  namentlich  Röm.  ii,  33.  iF,  i  Kor.  2,  7.  ff.  so  herr- 
liche Auiscliliisse,  dafs  wir  mit  voller  Zuversicht  wissen,  Gott 
wolle  alle  Menschen  selig  machen,  die  seinem  Rufe  folgen  und 
dem  Bilde  Jesu  ähnlich  werden.  Da  uns  die  Gnade  gewifs  ist, 
wenn  wir  wollen,  so  ist  uns  auch  die  höhere  sittliche  Freiheit 
gewifs,  wenn  wir  sie  erstreben ;  unsere  Formel  schliefst  uns  da- 
her Alien  die  PioA  tcu  der  llMiiieit  aul'  durch  die  allgemeiue  Onadc;^ 


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Amman  y  übei;  Erwähluog  zur  Seligkeit  35 

Warum  im.  Ge^CQtli^  beschul^ü^  foiit  jene  blinden,  Ei* 
ferer  ^mer  Sunde  gegen  d$it.keiUgen  Geist?  warum  wollte  er 
«e  unter  seine  Flügel  Versammeln ,  und  sie  wollten  nicht?  war- 
um klagt  Judas  .sich  selbst  eines  scKwereu  Verbrechens  an?  war« 
am  setzen  wir  allen  jenen  Frevlem  nicht  ein  Ehrendenkmal,  wenn 
Ate  das  und  mir  das  wollten,  wa8^Gott  beschlossen  hatte?  Wemi 
swar  alle  jene  Missethaten  in  dem  grossen  Weltzusammenhang 
nichi  fehUn  durften',  um  den  historischen  Glauben  an  einen 
sterbenden  Erloser.  moglicK  zu  maclicn;  so  hStten  sie  doch  feh-^ 
len  sollen  in  der  moralischen  Welt  des  Herzens  jener  Kuchlo« 
sen;  darum  hat  auch  ihre  Schuld  nichts  gemein  mit  dem  Seegen 
des  Todes  Jesu,  und' gerade  die  Verwerfung  jener  Gotdosen^ 
die  der  Heiland  retten  WoUtCi  beweifst  deutlich,  dafs  zwar  der 
Endzweck  der  Erlösung  allgemein,  ihre  Wirkung  aber  nur  von. 
dem  Glauben  äbhängig,  also  auch  die  ErwiMung  mchi  kaiego» 
nsch ,  soiiiern  bedingt  ist. 

Wenn  wir  lehren,  Gott  will  alle  Menschen  selig  machen 
durch  seinen  Sohn,  aber  yiele  wollen  ihn  nicht ;  so  hat  die  Er- 
lösung Christi  xwar  keine  Allgemeinheit  des  Erfolgs,  aber  doch, 
ebe  Allgemeinheit  der  Kraft.  Gewifs  ist  Gottes  Wille  eben  so 
untheilbar,  wie  seine  Eigenschaften  und  Kathschlüsse;  wenn  er 
daher  beschlossen  hat,  den  Menschen  das  höchste  Gut,  das  heifs^ 
Tf^ahrheit,  Heiligkeit  .und  Seligkeit,  Jedem  nach  seiner  Empfäng- 
lichkeit und  Fähigkeit,  durch  Jesos  mitzutheilen,  so  ist  dieser 
Ratlischlufs  nur  Einer. 

Wohl  aber  bringt  die  Natur  der  Sache  mit  sich,  einmal, 
dafs  Gott  den  Menschen  Wahrheit  und  Glauben,  Gerechtigkeit 
und  Heiligung  niclit  geben  und  mittheilen  kann,  wie  er  ihnen 
eine  i*eiche  Ernte  oder  Weinlese  giebt,  sondern  dafs  sie  Glau«^ 
l>en  und  Gerechtigkeit  geistig,  also  freithätig  ergreifen  sollen. 
Zweitens  fordert  es  die  Natur  dieses  Einen  götdichen  Kathschlus- 
ses,  dafs  ihnen  Weisheit  und  Heiligkeit  nicht  angeschafien,  oder 
die  «^anze  Seligkeit,  wie  durch  einen  Zauberschlag,  mitgetheilt 
werde,  sondern  dafs  sie  in  der  Zeit,  dem  Elemente  aller  Crea- 
tureu,  zur  Wirklichkeit  gedeihe,  und  zwar  in  dem  Maafse,  aU 
fie  ihre  geistige  und  sittliche  Natur  freithätig  entwickelt. 

In  dem  einen  und  iinthellbarcn  Kathschlüsse  Gottes  enthält 
also  die  Mittheilung-  dei  Heils  an  diejenigen,  welche  es  neh- 
men und  empfangen  wollen  ^  die  N ichtmittheilun^  und  Verwer- 
fung derer,  welche  dieses  Heil  nicht  wollen,  schon  von  selbst. 
Ids  ist  also  in  Gott  kein  getheilter ,  oder  halber  Wille  denkbar, 
welcher  nur  ein  Unterscliied  unseres  schwachen  Verstandes  wäre, 
der  ohne  Absonderung  und  Scheidung  die  Ordnung  des  weisen 

und  hedigCA.  WiUcn  Goites  »ieht  zu  erkennen  Torau^.  Die 


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36    Ammon,  über  Erwählung  zur  Seligkeit 

Ordnung  Gottes  fl3)C3r  bczielit  «idi  nur  aii^  die  Causalität  der 
Freiheit,  welche*  auch  die  Mdglichkeit  des  Unglaubens  in  sich 
scYiHefsr,  nicht  aber  besielit  sie  äch  auf  den  wirklichen  Unglan- 
Leu  selbst.   In  Gott  selbst  ist  eine  unendliche  Freiheit  nicht 
nur  mit  jeder  Willkubr  unvereinbar ,  weil  sie  mit  der  höchsteu 
Vcrnunftttothwendigkeit  zusammen  fallt ,  sondern  sie  mafs  auch 
'       mit  unendlicher  Heiligkeit  des  Willens  verbunden  se;n,  weil 
dieser  wieder  die  Anschauung  der  reinsten  Wahrheit  .in  dem 
göttlichen  Verstände  voraussetzt.   Von  jjeder  endlichen  Freilieit 
aber  ist  das  Altemiren  des  Denkeqs  und  WoUenSi  also  auch 
die  Möglichkeit  des  Jrrtkwns  und  der  Sünde  unzertrennlich* 
Wenn  daher  nachr  Gottes  heiligem  Wollen'  freie  unvollkommene 
Wesen  ^nd,  so  kann  von  dieser  Schöpfung  auch  die  Möglich-: 
keit  der  Sünde  nicht  geschieden  werden,  und  er  ist  Urheber 
dieser  Mdglichkeit,  nicht  aber  derSiinde  selbst,  die  i^^erade  des« 
wegen,  weil  sie  auf  einen,  dem  Menschen  vermeidlichen ,  und 
docn  aus  Foriiehe  ßtr  die  SianlickkeU  eigimwOhg  von  ihm  aufm 
gefafsieit  und  festgehaltenen  Scheine  beruht,  ihm  allein  zur  Last 

fsait. 

•  Bei  aller  Schwachheit  der  Vernunft  ist  ihr  «doch  so  viel 
von  dem  Bilde  Gottes  geblieben,  dafs  sie  ißberaD  Grund  und 
Endzweck,  wirkende  nnd  Endursache  verbmden  kann,  und  wenn 
«ie  sieh  nicht  träger  stellt,  ab  sie  wirklich-  ist,  selbst  verbinden 
mufs:  es  ent^e:>t  ihr  nirgends  die  Möglichkeit^  dais  der  Mensch, 
den  das  belebende  Wort  der  Schrift  jetzt  noch  nicht  erreicht, 
doch  durch  das  natSrliche  auf  seine  höhere  Bestinmiuiig  vorbe- 
reitet werden  'mag;  und  wenn  ihr,  bei  dem  festen  Glauben  au 
Gottes  Allwissenheit  und  AUgegeawart,  der  Übersehene  eine 
Thorheit  ist,  so  ist  ihr  vollends,  bei  der  Ud>erzeugung  von  . 
Gottes  weiser  Güte,  der  f^erworfene  aus  Vorherverordnun^  ein 
Aergcrnifs,  von  dem  sie  sich,  als  von  einem  göttlichen  Undinge, 
mit  Entsetzen  wendet. 

Dafs  der  erleuchtete  Verfasser  der  Einwürfe,  diese  Ansicht 
im  Grunde  mit  uns  theilt,  sehen  wir,  sagt  Hr.  Dr.  Ammon, 
aas  dem,  offenen  Geständnisse,  dafs  man  sich  unter  der  ewigen^  • 
Verdammnifs  entweder  gar  nichts  ordentliches  denken  könne, 
oder  doch  den  Zustand  der  Verdammten  nur  als  eine  Entwich'* 
hmgssufe  denken  müssen  weil  auch  diese  von  der  Vaterliebe 
G'ottes  «icht  ganz  auszusclili essen  seyen.  Aber  gerade  durch 
diese  Verwandlung  der  Hölle  in  das  Fegefeuer  einer  Entwicke- 
lungsstufe  verliert  auch  der  augustlnischc  und  calvinische  Präde* 
terminisni  seinen  alten,  dogmatischen  Stacl)el. 

Auf  unserer  Seite  liegt  demnach  die  Sache  so:   Wir  sagen 
nicht,  Gott  hat  uns  ziun  ßäsen  r  of  ha  bestimmt  t  wir  nennen  ihn 


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.  iinmoni  über  Erwählung' zv  Seligkeit»  57^ 


noch  weniger  dm  UrMer  dt»  Bdsen,  und  am  aller wenigstca 
geiica  wix  m  die  Terzweifelte  Lösung  ein ,  daii»  in  Beuelmiig 
auf  Gott  das  Böse  gar  iiicht  ist.  Ueberali  hat  uns  Gott  nicht 
zum  Bösen  wherbestiqiint,  deoot  einmal  kann  er  das  nicht,  weil 
er  weise  und  heilig  ist,  und  zweitens  sind  wir  er  mcht,  weil 
wir  es  ans  Gründen  läugnen ,  die  wir  ans  Gottes  weiser  nnd 
heiliger  Ka^or  nehmen.  Noch  weniger  vermessen  wir  uns  Gott 
dm  Urheber  des  Bösm  zu  nennen.  Denn  Wie  das  Wasser,  so 
die  Quelle,  und  wie  die  Frucht,  so  der  Baum;  ein  Gott  aber, 
der  die  Sunde,  ^und  mit  ihr  den  Teufel  in  seinem  Schoofse 
trug,  Ware  ein  bei  weitem  mehr  furchtbarer  Widerspruch,  als 
dafs  aus  der  Mittagssonne,  die  Mitternacht  von!  Himmel  fallen 
joUte.  Amr  allerwenigsten  endlich  behinq^ten  wir,  daß  in  Se» 
Ziehung  auf  Gott  die  Sünde  gar  nicht  istg  denn  ob  sie*  schon 
als  Z'weekwidrigkeit  und  praktische  ThorEeit  der  .Wurzel  eines 
beharrlichen 'jSeyns  ermangelt  und  daher  den  Keim  der  Zerstö- 
rung in  sich  selbst  hat;  so  wird  sie  doch  von  Gott  gerichtet 
nicht  als  ein  Unding,  sondern  .als  eine  Unihat^  deren  wirkliche 
Schuld  dem  Gewissen  einwohnt.  -  Goit  ist  nur  der  Urheber  der 
MögUchkät  des  Bösen,,  weil  von  der  endlichen  Freiheit  äer 
Antagonism  des  Guten  und  Bösen  eben  so  wenig  zu  trennen  ist, 
als  von  dem  endlichen  Vmtande  der  Kampf  des  Irrthums  .va^ 
der-  Wahrheit,  oder  Reitz  und  Gegenreitz  von  dem  endlichen. 
Ldien.  Das  wirklich  Böse  hingegen,  als  Frücht  der  falschen 
Selbstbestimmung  des  Willens,  bt  einzig  Schtdd  der  Men^dien,  ' 
weil  es  Gott  nicht  nur  verbietet  souderu  es  auch  uberall,,  so 
weit  es  nur  die  Natur  der  sich  heraubÜdeiiden  Freiheit  gestat- 
tet, beschränkt,  verijiudert,  vertilgt,  während  er  dafni;  dem 
Guten  allein  durch  seinen  Geist  iiberdl  Gedeihen,  Wacbsthnm 
und  Fortgang  zur  unendliclicn  VoUeodung  gewährt.  Vorherbe;» 
Stimmung  und  sittliche  Unvollkominenheit  des  Menschen  sind 
also  Wühl  vereinbar,  .da  zur  Vermt-idung  des  Bösen  nur  ein  mo* 
'  raiischer  Widerstand  erfordert  wird,  dessen  Möglichkeit  von 
unserer  Kirche  nie  geläugnet  wurde.  Und  so  bekennt  noch  der 
Verf.:  dafs  er  es  für  einen  traurigen  Rückiall  aus  unserem  evange- 
lischen Bekenntnisse  halten  und  von  ihm  nichts  geringeres}  als 
die  grölste  Verwirrung  der  Qemüther  besojr|^en  würde,  wenn 
man,  was  sicli  doch  bei  der  genauen  Verwandtschaft  der  B«U- 
gion  mit  der  Theologie  gar  nicht  vermeideji  liesse,  in  unserer 
Kirche  öifentlich  lehren  dürfte:  Gott  sey  der  Sünde  Urheber, 
es  s^  seine  Vorhstbestimmung ,  dafs  das  Böse  aus  dem  Mcn' 
sehen  plötzlich  in  schreckUc/ien  Thaten  hervorbreche,  vor  Gott 
sey  überhaupt  nichts  böse.,  und  wenn  der  Meuschvolinc  Glaube 
dahtiisterbei  so  geschehe  das^  wdl  er  unter  die  on  Gott  Ue- 


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38    Theologisch -Exegetisches  G>ii8erTatoriom.  • 


^ersehenen  und  Verworfenen  geliÖre,  Nichts  ist  gewisser,  als 
dafs  dergleichen  Paradoxa  sorgfältig  aufgelöst  und  vriniedeu 
werden  sollten,  weil  besonders  junge  Prediger  —  wo\üii  man 
bereits  bestimuiie  Fälle,  r.  B.  aus  Hamburg,  erzählt  —  nur  gar 
zu  leicht  das  Misverstandene  und  Unverständliche  überlaut  aus- 
zusprechen eine  Vorliebe  zeigen,  und  indefs,  bis  der  neue  Wein 
ausgegohreu  hat^  doch  mancher  guter  Tropfen  verschüttet  sejm 
kauo«  H,  E»  Cr.  Paulus. 


Theologiseh^Exegetisches  ConservaiptHum  oderJki^ 
VOM  aufhewahntngswerther  j4tifsäize  und  zersinuter  Bemer* 
hmgm  über  dk  alt-  und  neutejiamentiseken  Rdigions" 
•  ütiunden,  revidirt  und  mit  ungedruekien  Zugaben  vermehrt 
¥on  Dr.  H  E.  G,  Pjolvs.  gr,  8*  43%  Bogen.  Hei* 
ddheie  h.  August  Oswald.  ^  y  y?.  5^  ib% 

Der  Vf.  möchte  dem  theologischen  Publicum  durch  diese  erste  Lie- 
ferung, die  Aussicht  eröffnen,  von  seinen  zerstreuten  Nebenarheitcfi 
überBibelerklcirung,  besonders  aus  seineu  immer  con  «More  gemach- 
ten Rccensionen  merkwürdiger  Schriften,  das  der  Aufbewahrung 
und  des  Fortwirkens  würdigste  nicht  nur  gesammelt  und  ver- 
bessert, sondern  auch  nach  Materien  zusammen  geordnet  zu  er- 
halten. Für  diesmal  erscheint  eine  Reihenfolge  i'ielscitigcr  Er~ 
örterungen  über  den  Ursprung  und  Inhalt  der  drei  ersten  kanom 
nischen  und  mehrerer  apokryphischen  Ei>angelien.  i.)  Bcurthci- 
lung  der  (Eichhornischen )  Muthmassung  von  einem  schriftlichen, 
aramäischen  Ur-Epans^elium,  wo  zuslcich  die  Beschaffenheit  des 
Marcionischen  Evangeliums  und  die  Entstehung  des  Marcus "  Ei^, 
aus  dem  grierliisclien  dea  Lucas  und  Matthäus  nachgewiesen 
wird.  2.)  Dals  die-  Denkwürdigkeiten  hei  Justin  dem  Märtyrer 
nicht  das  Evang.  der  Hebräer  waren.  3.)  Was  sie  wahrschein- 
lich waren.  4  )  Weitere  Nachweisung,  wie  das  Marcus  -  K^ang, 
aus  dem  griecluschen  Urtext  des  Matth,  und  Lucas  entstand. 
5.)  uud  6.)  Die  l^Vahrscheinlichkeit  eines  mündlichen  U r- Evan- 
geliums,  als  Grundkge  der  3  Kanon.  Evangeben,  bereits  48i't 
und  4S43  mit  eigenen,  zum  Theil  anderswo  noch  nicht  berück- 
sichtigten  Gründen  entwickelt.  Nebst  Beurtheilung  der  Versuche 
\on  Dr.  Gratz  und  Dan.  Fr.  Schütz  auch  weiteren  Aufschlüssen 
über  die  meisten  älteren  apokryphischen  Evangelien.  7.) 

.  sultate  aus  diesca  uad  dm  vcxwandteA  üntersuchupgeu  iür  die 

♦ 


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Brodie,  üb.  d.  Krankheiten  d.  Gelenke. 

3  ersten  Evangelien  iiberli.  (Ein  Abschnitt  aus  einer  noch  unge 
druckten  Einleitung  des  Vfs.  in  d^is  N.  Test.)  8.)  Warnende 
Beispiele  von  Uebertreibungen  im  Ableiten  des  Evangelicntextes 
aus  einem  hebräischen  Urtexte.  9.)  Entstehung  und  BcschuSeik% 
heit  des  (romanhaft  travcstircndcn)  Nicodemus  -  Evangelüum% 
( Acta  Pilatij  verwandt  mit  der  Lehre  vom  descensus  ad  infe^ 
TOS J.  i  o.)  Gelehrte  Nachricht  von  Hrn.  de  Sacy  von  einem 
Pariser  Ms.  eines  älinlicheu  Apokryphum,  n.)  aiich  von  J'Voidt 
über  die  Koptische  2}o(p/«.  12.)  Epimetron  über  eine  Variante 
im  Hebräer  -  Evangelium.  Alle  diese  kritisch  -  historische  For- 
schungen veranlassen  zugleich  exegetische  Erörterungen  über 
juauche  Stellen  der  EvaogeUen.  JH,  E,  G,  Paulus,  . 

* 

Pathotogifeke  und  ehtrurgisehe  Beobaphtungen  Uier  die  Krank'» ' 
heÜM  der  Gdenke  t^an  i.  C.  BeontE,    Aus  dem  Engli* 
sehen  äberseizts  Und  ndt  Anmerkungen  begießet  90H  G.  if. 
MoLSCifMn»  Hiumover  in  der  Hiäm*s^ek  Buchhandlung  iSski* 
in  8,  4^0      mit  Kupfertafekim 

Der  Verf.  hat  die  Absicht,  zu  zeigen,  dafs  die  Krankheiten 
der  Gelenke  ursprünglich  in  dem  einen  oder  andern  Gebilde 
der  die  Gelenke  zusammensetzenden  Theile  auftrete,  dafs  nach 
der  Verschiedenheit  des  mechanischen  Baues  und  der  organischen 
Eigenschaften  der  ergriffenen  Theile  die  krankhaften  Zustände  ^ 
verschieden  sind,  ihre  eigenen  pathognomonischen  Zeichen  lia-  * 
ben,  und  nach  ihrem  primären  Sitze  eine  verschiedene  Behand- 
lungsweise  verlangen.  Obgleich  bei  vorgerücktem  Uebel  die 
krankhafte  Entartung  sich  über  alle  Tlieile  des  Gelenkes  aus- 
breitet, so  läfst  sich  doch  erweisen,  dafs  dieses  beim  ersten  Ent- 
stehen des  Uebels  nicht  der  Fall  ist.  Zur  Bekräftigung  dieser 
Ansiciit  bemühte  sich  der  Verf.  die  Beweise  durch  Zergliede- 
rungen zu  liefern,  wodurch  er  die  krankhaften  Veränderungen, 
besonders  jene  der  frühem  Stadien  der  Krankheit,  wahrmneh- 
men  Gelegenheit  hatte,  und  die  Deutung  der  Erschiiuungei^ 
welche  diese  krankhaften  Zustände  bezeichnen,  erlernte. 

Mehrere  Abhandlungen ,  welche  der  Verf.  in  den  medi- 
zinisch-chirurgischen Verhandlungen  bekannt  machte,  liegen  die- 
sem W^erke  zu  Grunde.  Mit  neuen  Erfahrungen  und  Beobach- 
^  tUQgen  sind -dieselben  bereichert;  der  Verf.  hat  durch  diese  neue« 
Erfahrungen  die  Zweckmässigkeit  der  früheru  fiiutheilungeu  be- 
stätiget gef uAdea  und  diese  beibehalten. 


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I 


40     ^rodiei  äb«  d.  Krankheiten  Gelenke« 

In  wie  weit  der  Verf.  den  vorgesteckten  Zweck  erreicht, 
wie  viel  die  Wiindarzneikujist  in  diesem  Tlieile  durch  die  pa- 
tholo^iscl»  -  anatomischf »«  LiittTsnchiingcn  gewonnen  habe,  auf 
welche  Weise  die  Therapie  dieses  (iegenstandes  bereichert 
■w\irde,  soll  hier  durch  eine  kur/.c  Analyse  des  vorliegenden 
Werkes  erhellen,  wobei  sich  Ree.  erlaubt,  einzelne  Bemerkun- 
gen ein'/ listreuen. 

Das  Werk  zerfallt  in  8  Capitel,  in  welchem  folgende  Ge- 
genstände abf]^ehantlell  sind:  1.^  die  Entzündung  der  Synovial- 
membranen  der  Gelenke,  9..)  die  Ulcei'ation  der  Sjnoviaimcinr 
branen,  3-.)  die  krankhaften  Veränderungen  in  der  Struktur  der 
Synovialnicmbraucn ,  4-)  die  Ulcerylion  der  (jelenkknorpcl,  5.) 
die  scro])buiüse  Krankheit  der  Gelenke,  wcIcIjc  in  der  zelligen 
Struktur  der  Knochen  entspringt ,  6.)  Caries  d(#  Wirbelhäutc, 
j.)  einige  andere  Krankheiten  der  Gelenke,  8.)  die  Entzündung 
der  Schleimbeutel.  Die  einzelnen  Capitel  sind  in  raclirere  Ab- 
schnitte abgetbeilt,  so,  dafs  zuerst  die  pathologischen  Beobacb- 
tungen  und  die  hicher  gehörigen  KrankheitsfaUe  mit  dem  Sec- 
tioAsberiöhte  angegeben  sind,  dann  die  UmcbeA  und  Symp- 
tome,  endlich  die  Behandlung  der  KrankK^t  festgesetzt  wird* 
Mehrere  Krankfaeitsgcschiditen^  welche  die  AehiÜichkeit  d^  be- 
scbriebenea  Leidens  mit  andern  herausheben,  schliesscn  dann 

•  das  Capitel.  . 

Obgleich  der  Yetf.  zogesteht,  dafs^  in  seltenen  FSUen  die 
lin  den  Gelenken  befindliche  Fettmasse  sich  entbunden,  und  der 

•  Sitz  von  Eitersammluugen  und  Geschwülsten  sejn  kann,  und 
obgleich  die  fibr^Ssen  Gelenkbänder  erkranken  können;  wodurch 

'dann  Schmerzen  und  leichte  Anschwellmigen  der  GMenke,  b&> 
sonders  bei  syphilitischen  Beschwerden  und  nach  Verstauchun- 
gen, hervorgebracht  v\ erden;  so  sind  dieses  doch  sehr  seltene* 
und  bei  den  gewöhnlichen  Gelenkknoikheiten  nicht  vorkommende 

-Ereignisse.  Dagegen  erkrankt  keyn  Theil  des  Körpers  häufiger 
«als  die  Sjnovialnienibran  (S.  8.)*   Dieses  soll  von  dem  anato- 

•  mischen  Baue  und  den  Verrichtungen  dieser  Theile  abhängen, 
da'  lebende  Organe  injihren  natnrlidien  Functionen  um  so  eher 
erkranken,  je  gefafsretcher  sie  sind,  und  je  mi»hr  ihnen  ein  Ab- 
aonderangsprozefs  obliegt.  Die  Synovialhaut  ist  ein  blinder  Sack, 
welcher  die  KnorpeUlachen,  die  Fettmassen  im  Gelenke*  und  ei- 

«cu  geringen  Theil  der  Knochen' als  Beinhart  uberzieht,  die 
Absonderung  der  Synovie  bewirkt  und  viel  analoges  sowohl 

•in  Hinsicht  ihrer  Function  ab  ihrer  Krankheiten  mit  der  Pleura, 
dem  Pericardium ,  und  Petitonäum-  hat.  Bisweilen  tritt  ohne 
Entzündung  eine  Gelenkwassersucht  auf;  gewöhnlich  aber  ist 
diese  Folge  einer  Entzündung,  vermöge  wdcher  vennehrte  Ab- 


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Brodie«  üb.  d.  Krankheiten  d*  Gelenke.  At 

-tonderung  der  Synovie  Stjitt  findet.  Die  sich  iurücksclilagen- 
den  Falten  der  serösen  Haute  gehen  bei  Katzündungen  leicht 
f  unter  sich  Adliäesldiirn  ein.  Ein  Unterschied  aber  zwischen  Ent- 
zündung der  Synovialhaiif  und  jen^r  der  serösen  Häute  soll  nach 
dem  Verf.  darin  bcstehn,  dafs  hier  leicht  eine  Ergiessiing  von 
cü;«gul;tbI<T  Lymphe  Statt  findet,  welches  dort  nur  das  Resultat 
lanj^c  dauernder  heftiger  Entzündungen  seyn  soll  ( S.  ig.).  Ree. 
hrulet  (Jirseu  Ausspruch  des  Verf.  nicht  iibereiiifitimmend  luit 
eleu  Erlaluungen  anderer  berühmter  Beobaclitcr. 

Wenn  die  Synovialhaut<M\lzündang  vernachlässiget  wird,  so 
kann  sie  tllceration  der  Gelenk knorpei  hervorbringen;  gewöhn- 
lich aber,  beun  gleic!»zeitig(n  Bestchtn  beider,  bemerkt  man, 
dafs  die  Ülceration  der  Gelenk knörpel  primär  und  die  Krkran- 
kimg  der  Synovialhaiit  secundär 'ist.  Sie  bctidlt  vorzüglich  Er- 
wachsene, sie  kann  mit  Rheumatismus,  mit  Mereurialkrankheit 
in  ursächlicher  Beziehung  stehn,  gewöhnlich  aber  ist  sie  Folge 
der  Erkaltung,  wefshalb  das  Kniegelenk  am  wcnigstf  n  von  Mus- 
kclmasseo  umgebcui,  vorzugsweise  von  diesem  Uebei  bci'alien 
wird. 

Als  charakteristische  Zeichen  dieser  Entzündung  stellt  der 
Verf.  auf:  den  Schmerz,  welcher  das  ganze  Gbed  einnimmt, 
allein  an  einer  Stelle  festsitzend,  und  viel  heftiger  ist,  als  die 
Anschwellung,  welche  nicht  die  Form  der  articulirenden  Kno- 
chcnrnden  hat,  sondern  da  am  meisten  In^rvortritt,  wo  die  Sy- 
novialhaut  am  wenigsten  in  ihrer  Entfaltung  gehindert  ist.  Die 
Geschwulst,  als  Folge  der  vermehrten  Absonderung  der  Synovie,  • 
gewährt  im  Anfange  das  Gefühl  des  Fluktuation,  später  aber 
wird  diese  nicht  mehr  bemerkt,  da  die  Synovialhaut  auf  ihrer 
innern  und  äussern  Seite  mit  Lymphe  überzogen  und  verdickt 
wird,  hl  seltenen  Fällen  tritt  diese  Krankheit  unter  der  Form 
einer  andern  Entzündung  auf,  und  ist  alsdann  in  ihren  Erschei- 
nungen dringender  und  im  Verlaufe  rasclier. 

Die  Behandlung  im  Allgemeinen  bestimmt  der  Verf.  den 
ursächlichen*  Vei hiiltiiissen  gcmäfsj  bei  Mereurialkrankheit  soll 
<lie  S(us(ipai  illc ,  bei  Rheumatismus  das  Opium  mit  Colc/ucum 
autumnaU ,  da  wo  melu'ere  Gelenke  leiden,  sollen  Mercurialien 
von  Nut/.en  sevn.  Blutigel  und  Schröpfköpfe  (let2iern  wird  der 
Vorzug  gegeben)  selbst  allgemeine  Blutentziehungen,  diese  nach 
Umstanden  wiederholt,  kalte  Umschläge,  und  eine  ruhige  Lage 
sind  besonders  empfohlen,  um  die  heftigen  Zufalle  zu  bekäm- 
pfen. Dann  dienen  V esicantien ,  deren  Eiterung  untcrhallcn 
wird.  Ist  die  Entzündung  gröfstcntheils  gehoben,  so  mufs  das 
Gbed  massig  bewegt  werden,  auch  dienen  4^nn  bautreitzcnde . 
Linimente.    Ist  Geschwulst  und  Steifigkeit  zurückgeblieben,  so 


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42     Brodie ,  üb.  d.  Kraakhelten  d*  Gelenke. 


sind  Mercurialfriktionen ,  Duschbäder  zu  empfehlen.  Das  Haai^ 
seil  und  die  Fontanellen  sind  nur  dann  von  Nutzen,  WCDIt 
eine  ülceratiün  der  Knorpel  begonnen  hat.  Mehrere  der  ange- 
hängten Beobachtungen  beweisen  die  inuige  Vcrwandtschj.ft  der 
Schleimhäute  der  Uarnröhrei  und  des  Auges  mit  der  SyiUH 
viailiaut. 

Im  zweiten  Capifrl  fuhrt  der  Verf.  zwei  Fälle  r<m  UlcC" 
ration  der  Synovialmembranen  auf,  welche  todtlich  yerliefeiiy 
und  zi  cht  h  ieraus  den  Schlufs,  dafs  diese  Krankheit  einen  sö 
hohen  Grad  von  Stöhrung  in  der  Constitution  hervorzubringen 
vermag,  dafs  dadurch  (S.  70.)  der  Tod  herbeigeführt  wird. 
Das  Fieljcr,  welches  todtlich  für  die  Krauken  in  beiden  Falka 
verlief,  scheint  jedoch  nach  des  Aec  Ansicht  nickt  in  Bciieliiuig 
XU  dem  örtlichen  Leiden  gestanden  zu  sejn. 

Das  3*^  Capitel,  welches  von  den  krankhaften  Veriindeffiin- 
'  |ren  der  Struktur  der  Sjmovialhäute  handelt,  schliefst  mehrere 
interessante  Beobachtungen  in  sich.  In  den  aufgeführten  Fällen 
zeigte  sich  nach  Zerlegung  dfes  erkrankten  Theils,  dafs  die  Sy- 
novialhaut  in  eine  breiartige  Masse  verwandelt  und  verdickt  war^ 
eine  hellbraune  Farbe  besafs^  die  von  Weissen  membraudscn 
Streifen  durschnitten  wurde,  und  mit  rothen  Punkten  besetz 
war.  Im  Forischreiten  der  Krankheit  werden  auch  die  übrigen 
Theile  des  Gelenkes  ergriffen,  indem  sie  Ulceration  der  Knor- 
pel, Caries  der  Knochen,  und  Zerstöhrung  der- Ligamente  be- 
wirkt. An  den  serdsen  Haiaea  wird  keine  ähnficke  Entartong 
angetroffen. 

Der  Verf.  vergleicht  diesen,  immer  in  der  Sjnovialhaut  an- 
hebenden krankhaften  Zustand  mit  den  Tuberkeb  der  Lung^ 
mit  dem  ScjrHms  der  Brüste,  mit  dem  funßus  JtänuUodes  der  Ho- 
den* Gcwifs  ist  diese  Vergleichung.  gan»  unpassend.    Nach  den 
▼on  dem  Verf.  selbst  erzählten  Beobachtungen  ergiebt  sich,  dafs 
diese  organische  Veränderung  der  Sjmoritihaut  blois  Folge  vor- 
kerg^angencr,  mchrmal  sich  wiederholender  Entzündungen  ist; 
was  doch  bei  den  damit  verglichenen  Zustanden  gewdhnlidi  nicht 
Statt  ündet.    Auch  findet  Ree.  die-Losreissung  ^dieses  Zustandes 
von  der  Entzündung  der  Sjnovialhaut  unpassend,  da  dieser  doch 
nichts  anderes,  .ab  ein  Ausgang  einer  stattgehabten  Entsfindung 
ist,  wie  dieses  der  Verf.  selbst  (S.  96.)  zu  erkepoen.  scheint. 
Die  Entzündung  der  Sjnovialhaut  endiget  in  S^drops  acutus  bei 
welchem  mehrenthcils  nur   quantitativ,  selten  qni^tativ  ▼eräii- 
derte  Sekretion  der  Sjnovie  vorhanden  ist,  oder  in  ükeration  . 
oder  endlich  in  Verdickung  und  Zerstöhrung  ihres  eigenthüm- 
lichen  Baues ,  wenn  nicht  xcitig  die  Gewä  der  Entafindung 
gebrochen  wird,  und  die  tinacJaidieii>fl|Mnmte  Mfeist  wcrdfin. 


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So  wie  die  Entzündung  der  Sjnovialhaiit  am  häufigsten  im  Knie- 
gelenk haftet,  so  auch  deren  Entartung.  Eine  organische  Ver- 
änderung \on  dieser  Beschaffenheit  läTst  sich  ohne  vorausgegao- 
gene  Entzündung  nicht  denken. 

Wenn  diese  Entartung  ausgebildet  ist,  so  wird  sie  durch 
die  schmerzlose  Anschwellung^  und  die  Steifigkeit  des  Gelenkes, 
so  wie  durch  die  weiche  elastische  Geschwulst  ohne  Fluktuation 
erkannt.  Der  Schmerz  wird  aber,  wenn  die  Knorpeln. .scxulcc- 
riren,  und  Absccsse  sich  bilden,  heftig.  Durch  Rirfic  und 
kalte  Umschlüge  läfst  sicl^  die  Krankheit  etwas  zunickhallcn, 
allein  gewöhnlich  wird  die  Amputation  nöthig.  Der  Verf.  er- 
wähnt hier  der  Anwendung  des  GUiheiscns  nicht,  ^reiches,  wie 
der  Uebersclzer  in  einer  Anmerkung  (S.  ioS.)  richtig  anfuhr^ 
mit  gutem  Erlolgc  in  diesem  Falle  in  Gebrauch  gezogen  wird. 

Üeber  den  Ursprung  des  Ulceration  der  Gelcnkknorpel^ 
von  welcher  der  Verf.  im  4^**^  Capitel  handelt,  wird  die  An- 
sicht aufgestellt,  dafs  sie  entweder  als  secundäres  Leiden  auf« 
trete,  indem  sich  die  krankhafte  Thätigkeit  in  den  benachbarten 
weichen  Theilen  oder  auf  der  OberfläcHp  der  Knochen  entspon- 
nen hiit,  oder  aber  sie  ist  primäres  Leiden^  indem  ursprünglich 
die  kranklnfte  Thätiji^keit  in  dem  Knorpel  haftet.  JDer  Vesf. 
nimmt  an^  daft  die  Uleeraiwm  dev  Kvorpd  okne  voraii^gegan-' 

Sene  Etttzündnng  Statt  finden  'k^nnei  allein  diieseD  .krankhaftoa 
riistand  kann  Ree/  nor  ab  die 'Folge  eines  scUeicKenden  enfr- 
zündltdien  Leidens  «lerkeimen,  was  aus 'den  BeolrächtiHigea 
des  Verfassers  selbst  erhellt,  und  »«dl  daduircb  bestätiget  wird»' 
dafs  die  Verwandlung  des  Knorpels  in  eine  'weite  fibrösO 
Maisse,  in  welcher  rothes  Blut  Weende  Gefafseb'en  wahrge- 
nommen werden,  gewöhnlich  der  Ulceiätion  votangeht«  Merk- 
würdig aber  ist;  dafs  bier  üleeratUm  ohne  E^iterbildung  stattzu- 
finden scheint  (  S.  io6«}«  Bei  vorgerücktem  Ud)el  findet  sich 
dier  Knorpel  gewdfanlicb  an  einigen  Stellen  iFöllig  absorbirt 

Der  Ven.  njmrat  an,  dafs  dieser  Zustand  gewöhnlich  die 
unter  dem  Namen  Coxalgie  bekannte  RraidLheit  und  die  ana- 
logen Leiden  an  andern  Gelenken  bedinge«  <  Die  Krankheit  be- 
fSuJt  Torzugsweise  das  Höl^elenky  die  Knorpel  des  AettoMi 
abd  in  der  Regel  zuerst  leiden^  durch  die  Ulceration  der  Knor- 
,pel  wird  die  Cariet  erzeugt«  Die  Ansicht  des  Verf.  stimmt  mit 
der  von  Riut  nicht  ilbierein«  Der  letuere  setzt  den  Grund  der 
Krankheit  in  eine  Caties  ceMralis,  welche  in  der  Regel  vom 
Geli^nkkopfe  ausgehen  soIL  Ree  glaubt^  dals  die  Beobachtuu« 
|;en  dieser  beiden  berühmten  Männer  hinlanf^ch  beweisen,  dals 
in  eingeben  FSUen  der  Knorpel^  in  andeni  abo  daa  PeriffsUwn 
nntmmm  leide» 

V 


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44    Bro£e,  üb.  d.  Krankheücn  d  Gdenke. 


Die  Ulceration  der  Knorpel  soll  sich  nach  dem  Verf.  vor» 
xiiglicli  dadurch  erlcemicn  lassen,  dafs  im  Anfange  der  .SchiufrA 
nicht  betiächtlich  unH  mehr  herumziehend  ist,  dafs  dieser  sich 
eodlich  steigere,  vorzüglich  aber  dadurch  vermehrt  werde,  wenn 
ein  Druck  der  ulccrirten  knorplichten  Flächen  auf  einander  ver- 
anlalst  wird.  Defsbalb  sind  Patienten  dieser  Art  nicht  im  Stande 
das  Gewicht  des  Körpers  auf  der  leidenden  Extremität  rulieu 
zu  iasien,  und  bei  Kiankheitcn  des  Hüftgelenks  wird  der  Scliraerz 
beträcmlich  vermehrt,  wenn  der  Wundarzt  mit  seiner  Hand  die 
Ferse  des  Patienten  umfafst  und  den  Schenkelkopf  gegen  die 
Höhle  der  Pfanne  drückt.  Die  Untersuchung  auf  diese  Weise, 
■worauf  der  Verf.  besondern  Werth  legt,  sollte  bei  jedem  Krao- 
Jteu  dieser  Art  angestellt  werden. 

Die  verschiedenen  Stadien  dieser  Krankheit,  die  diese  cha- 
rakterisirendea  Ersclieinaii<^en,  tlie  ursächlichen  Verbältnisse  die- 
ses Uebels  und  die  Verwechslungen  mit  andern  Krankheiten 
sind  obcrtläcblich  oder  gar  nicht  berührt.  In  dieser  Hinsicht 
bat  das  vorliegende  Buch  Liicken,  und  steht,  obgleich  der  Üe- 
bersetzer  durcd  sei  r  lehrreiche  Zusätze  diese  auszufüllten  suchte, 
Riisf's  W  erke  über  Arthrocacolof^ie  nach.  Der  Verf.  läugnct  ge- 
radt/.ii  die  so  vielfaltig  beobachtete  Verlängerung  des  Gliedes. 
Kr  hält  diese  nur  für  sclieinbar  und  von  einer  vierand^erten  Rich- 
tunsT  des  Beckens  herrührend  (S.  i5i.\  Hatte  der  Verf.  hier 
richtig  gemessen,  wie  er  es  vorschreibt;  so  würde  er  gefunden 
huben,  dafs  in  vielen  Fällen  eine  wahre  Verlängerung  sich  vor- 
lade, da  die  tägliche  Erfahrung  dieses  beweist. 

Da  der  Verf.  die  verschiedenen  Stadien  der  Krankheit  so 
wenig  unterschied ,  so  ist  die  Behandlung  auch  nicht  völlig  ent- 
sprechend angegeben.  Der  Verf.  sucht  zwar  die  Mittel  anzuge- 
ben ,  wie  sie  die  einzelnen  Verhältnisse  erheischen,  allein  es 
«cschieht  dieses  nicht  rnit  der  jieliöriat;!!  Praecision,  und  es  fehlt 
hier  gänzlich  an  einer  methodischen  Zusammenstellung  derselben. 
Blutentziehungen  und  warme  Bader  werden  bei  Entzündung  der 
ulccrirten  Kuorpelflächen  angerathen,  Ridie  des  Gliedes,  um  die 
Bildung  einer  Anchylose  zu  begünstigen,  hält  der  Verf.  lür  euie 
unerlässi°fc  Bedinorungr  zur  Heilung.  Im  frühem  Stadium  der 
Krankheit  können  Blasenpflaster  nützen,  beim  voi gerückten  Sta- 
dium scheinen  die  mit  dem  Aetzniiltel  gelegten  Fontanellen 
wirksamer  zu  seyn.  Der  Verf.  bedient  sich  nicht  der  Bohnen, 
um  die  Fontanelle  in  Eiterung  zu  erhalten,  sondern  er  pflegt 
zu  diesem  Endzwecke  die  Oberfläche  derselben  mit  Kali  cau- 
sticuin  oder  Cupnim  sulphuricum  in  jeder  Woche  zwei  bis  drei 
mal  zu  reiben.  Das  Haarseil  in  die  Leistengegend  gelegt  -wird 
voizüglicb  empfohlen.  Der  Verf.  vei'wix£t  die.  ixühzeiUg«^  OeiT« 


r 


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Brodie,  üb.  d.  Krankheiten  d.  Gelenke«  4^ 

ntmg  jener  Abscesse,  welche  mit  einer  Gdebklcranklieit  m  Ver^ 
Lindung  stehen.  Bla«  soll  xttTor  die  Quelle  der  Eiterung,  dea 
entzündlichen  Zustaod  der  idcerirten  Knorpel  durck  Ruhe  und 
die  passenden  Heilimttel  bekimpfen  2oi)  das  yetfabren, 
welches  der  Verf.  ab  das  zweckmasstgste  hiezu  aufstdlt,  besteht 
darin,  dafs  man  mit  einer  Ijan;iette  eine  Oeffnong  maclity  das 
Glied  abdano  mit  eiiiem  Stucke,  Fbnell ,  das  mit  beis^em  Was-  - 
ser  getränkt  bt,'so  lange  umwickelt ,  bis  der  Ausflufs  des  Eiters 
aufhört.  Riist  bat  die  grossen  Oeffnungen  anempfoblen  und  Ree« 
könnte  dnrcb  mehrere  Beobachtungen  dieses  Verfahren  als  das« 

•  zweckniissigste  bestätigen,   lieber  das  Cmterium  actwde  hat  der' 
Vei-f.  keine  Erfahrung,  daher  der  hSufig  vorkompaende  ungün- 
stige Ausgang  der  Krankbett,  welche  gcwifs  in  nichrem  Fallen*, 
geheilt  Worden  wäre ,  wenn .  nach  Rus^s  Angabe  das  Gluheisen 
in  Anwendung  gezogen  worden  wlire. 

Jener  khinkbafte  Zustand ,  welchen  man  unter  der  BeAen- 

.  nung  Spina  ventosa,.  tumor  albus  scrophulosüs,  Paedarthr^aee 
au^eOte»  wird  vom  Verf.  im  5ten  Capitel  (S.  225)  als  scrophu* 
löse  Krankheit  der  Gelenke,  welche  ihren  Ursprung  in*  der  zel- 
ligen Struktur  der  Knochen  nimmt,  beschrieboi.  Der  Verf.  glaubt^ 
dafs  dieses  Leiden  von  einem  krankhaften  Zustande  der  ganzen 
Constitution  herrühre,  indem  dasselbe  in  der  Regel  nur  bei  Su]>- 
jecten  mit  einer  scropbulSsen  Diathesis  beobachtet  wird.  Die 
zellige  Structur  der  Knochen  wird  zuerst  durdi  Entzündung  er» 
griffen,  ab^Folge  davon  tritt  Erweichung  und  Ulceration  der  Ge» 
leokflächen  ein,  bald  wierden  auch  die  Knorpel  ezuicerirt^  end- 
lich erkranken  auch  die  Syiiovialhaut  und  die  ausserhalb  des  Ge-; 
lenkes '  liegende  Gellularmembran«  Die  Zeichen,  durdi  welche 
diese  Krankheit  sich  charakterisirt,  sind:  geringer  Schmerz  im 
V^rhiltnifs  zur  örtlichen  Desorganisation,  das  Gelenk  bildet  eine 
dastische  Geichwnlst,  ohne  dafs  in  demselben  Fluktuation  wahr- 
zunehmen wäre,  wie  dieses  bei  Entzündung  der  Synovialhaut 
statt  findet;  endlich  Bildung  mehrerer  Abscesse  im  Umfange  des 
Gelenks,  aus  welchem  sich  ein  dünner  Eiter,  in  dem  Partikeln 
einer  dicklichten  Substanz  sich  umhertreiben,  entleert. 

^Ruhe  des  erkrankten  Gliedes  ist  auch  hier  eine  nothwcndi- 
ge  Bedingung  zur  Heihmg.  Blutentziehungen  wirken  nach  des, 
Verf.  Ansicht  wenig  zur  Bekämpfung  dieser  Spezifiken  Entzün- 
dung. Ree.  theilt  diese  Ansicht  des  Verf.  nicht,  indem  auch  hier 
im  isten  Stadium  der  Krankheit  nebst  Mercurialfriktionen  die 
örtliclie  Blutentziehung  mit  dem  grÖfsten  Nutzen  angewendet  wird. 
Kalte  Umschläge  seheinen  den  Gang  der  Krankheit  zu  hemmen. 
Da  diese  Krankheit  Folge  eines  Allgemeinleidens  ist,  so  mufs  die 
Damichung  der  Mittel  zur  Bekümpfung  der  Diatfaens  nicht  v«r« 


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* 

nacMi&sIget  werden ;  itt  Verf,  «dmfielilt  den  Gebntueli  des  EU 
sens.  Veskantien  undTontanelle  soUen  keinen  erwSnaciilen  Dienst 
leisten.  Der  Verf.  handelt  sebr  gründiicii  über  die  Anzeige  zur 
Amputation;  er  rätb  im  allgemeinen^  diese  Operation  bis  zur 
Besserung  der  Constitution  zu  verschieben.  Auch  hier  hat  der 
Verf.  des  kräftigsten  Hiil£nmttelsy  nämlich  der  Anwendung  des 
Gläheisens  nicht  erwähnt ,  dessen  Werth  bei  Behandlung  dieser 
Krankheit  nicht  mehr  in  Zweifel  gezogen  werden  kanp* 

Da  der  Verf.  im  6ten  Capitel  über  die  Caries  der  Wirbel- 
baute  keine  vichtige  Bereicherung  der  Wissenschaft  au&tellt^  so 
enthalten  wir  unS|  dieses  Capiid  ausführlich  anzugd>en*  Die 
Krankheit  entspringt  nach  deib  yerf.-  entweder  in  den  Knorpeln 
oder  aber  in  den  l^belbeben  selbst. 

Im  7ten  Gipitel  fuhrt  der  Verf.  einige  Gdenkkrankheites 
auf,  über  die  er,  ohne  sie  genauer  zu  beschreiben ,  blos  einzel* 
ne  Bemerkumren  mittheilt;  diese  sind:  i.  die  Aufkreibung  der 
Knochen  ab  Folge  des  eiiäachen  entzündlichen  Prozesses  der  Ge- 
'  lenkenden,  S.Nekrose  und  Exfoliation  der  Gelenkenden,  3.  die 
fremden  K6rper  in  den  Gelenken,  4*  die  Entartung  eines  Knie- 
gelenks in  einem  dem  Fungus  haemaiodes  fihnlichen  Zustand. 

Das  ftte  Capitel  handelt  von  der  Entzündung  der  Schleim- 
beutel.  Der  Verf.  glaubt,  daCs  sich  an  die  Stelle  des  ezstirpir- 
ten  Schleimbeutels  in  der  Folge  ein  neuer  bilde ,  um  den  erstem 
zu  ersetzen  (S.  348).  Er  sucht  diese  durch  die  einfache  Strukr 
tur  der  Synovialhaut  zu  eiklären. 

Aus  der  hier  mi^etheilten  Uebersicht  des  Inhaltes  dieses 
Werkes,  vrird  die  mchtigkeit  desselben  zur  Genüge  erheUen. 
Hr.  Brodie  hat  iur  die  Bearbeitung  der  Gelenkkrankheiten  eine 
neue  Bahn  ausgesteckt.  In  pathologischer  Hinsicht  übertrilft  die^ 
ses  Werk  alle  bis  jetzt  über  diesen  GegeusUnd  erschienenen  Be^ 
surbeitungen.  Die  Therapeutik  läfst  allerdings  viel  zu  wünschen 
übrig,  und  würde  weniger  dürftig  ausgefallen  sejn,  viCttU  der 
Yerf^  die  Leistungen  der  .deutschen  Chirurgie  gekannt  und  be- 
nutzt haben  würde.  Der  *Uebcrsetzcr  hat  dadurch,  dafs  er  die- 
ses interessante  Werk  in  unsere  Muttersprache  übertrug,  kein 
geringes  Verdienst  .um  die  deutsche  Literatur  sich  erworben ,  be- 
sonders, da  er  mit.lobenswerthem  Flcifse  und  mit  vieler  Sach- 
kenntnifs  durch  Zweck  entsprechende  Aumerkiuigen  die  Lücken' 
*4ieses  Werkes  auszufiällen  bemüht  war ,  und  durdi  die  beiffe- 
V  fügten  Zusätze  über  Gelenk  Wassersucht,  über  Abscesse  in  dta 
Gelenken,  fremde  Körper  in  den  Geleukhohlen,  und  über  Anchj- 
lose  das  vorliegende  Werk  wahrhaft  bereichere..  Sechs  Ku- 
pfertafeln sind  zur  Erläuterung  des  über  die  verschiedenen  Ge- 
lenkkrankhciten  Gesagten  beigefügt.  .  C.  /•  Beck* 


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t 


Gic.  orat*  PhiL  edit.  Wernsdorf     ^  .  47 

BL  T*  Cieeronu  Orationes  Pkilippicae  in  AntonU 
um;,  Textum  ad  eodkis  yancaiUj  aUorumque  lürorum  op* 
timorum  fidem  eastigtmtß  natu  varionun  editioms  gemfia^ 
9JC  aUorumque  mterpretumj  integro  Gjsp  G^RATOtiii  eonht 
mentärto  nondum  edüo^  et  suis  mimadyersionibiis  instruxit^ 
denique  Mannt ii  eommentarium  et  indices  adjeck  Gme^  - 
COR  GoTftiEB  H^ERKSDORF.  Tomus primus  (die  erste  und 
zweite  Rede  enthaltend)  Lipsiae  apud  Gerh,  Fletseksrum^ 
MDC€CXXJ.   XXIF  und  65m  S.  gr.  8.  ^  JU 

Eine  vorzügliche y  Jk€iift%  för  Jedeo',  der  das  beste  und  "Vl^di* 
tigste  über  diese  Reden  keunen  imd  besitzt  wU!|  unenfiielirfi« 
che  Ausgabe,  die  sgKoh  dorch  Oiren  Hei^usgebcr  ancli  nach  des* 
n^o.  erstem  Plane  viel  Werth  erhalten  haben  wfirde,  die  aber 
nun  durch  einen  Znsanmienflufs  gunstiger  UmsfSnde  zm  einer 
Schatzkammer  der  Kritik  nnd  Interpretation  dieser  Meist^lrwerke 
Cic^roniscber  Beredsamkeit  geworden  ist.  Um  unsere  Leser 
auf  den  Slandpankt  zu  stellen ,  yon  dem  ans  diese  Ausgabe  be* 
trachtet  werden  mnfs)  theilen  wir  aus  der,  gut  geschridlMnen, 
Vorrede  die  nStliigen^  Notizen  mit  Als  die  QncHe  der  besten  « 
Lesarten  ist  der  Codex  vatipanus  schon  von  Muretus^  Faemus  und 
Ursmus  eiluinnty  und  zum  Grande  gelegt  worden. .  Er  giebt  oft 
allein  das  Wahre  und  bestätigt  in  der  Kegel  die  besten  Lesart 
ten  anderer  Handschriften.  Dafs  der  Text  dieser  Reden  in  den 
Ausgaben  noch  so  fehl^haft  ist*  konunt  &st  immer  von  den  Ab- 
weichungen von  jenem  Codex  her.  Grävius  hat  oft  seine  Lei-» 
Cuug  verlassen,  noch  weit  öfter  Emesti :  nie  ohne  Schaden  der 
Reinheit  des  Textes.  Darauf  hat  Hr.  W.  schon  i8i4  u>  ^ner 
eigenen  Schrift  C  De  Codieis  Faiieatd  m  Cie,  OratL  PMpp» 
textu  resiituendo  auetontate  Numh,  np.  Klaffenbach )  aufmerksaöin  > 
gemacht,  hat  die  Quelle  des  gewöhnlichen,  nicht  nach  dem  Vat.  ^ 
Cod.  verbesserten,  Textes  nachgewiesen,  nämlich  ixe  Römisch« 
Ausgabe  von  i4^9,  oder  die  von  Pannarz  und  Schwejnheim 
von  i47A»  auch  ^e  Hcjrausgdiery  die  dem  Codex  folgten  |  und  , 
die,  die  ihm  nicht  folgten^  bezeichnet;  darauf  im  Jahr  i8i5  die^ 
zweite  Fhilippische  Rede  ubersetzt  und,  mit  einem  nach  Hand« 
Schriften  berichtigten  Texte  versehen  (Leipz.  bei  Gerh.  Bleischer 
8.)|  herausgegeben,  und  dazu  den  Emetischen  Text  verglichen, 
dessen  Abw^chu^gen  vom  Cod.  Vat.  gewöhnlich  Fehler  sind. 
Nun  beschlofs  er,  die  Philippischen  Reden  ganz  herauszugeben* 
Hr.  C.  Göttling  verglich  ftir  ihn,  den  Codex  der  Universität  Je*  * 
na,  von  welchem  J.  M.  Heustnger  in  der  Vorrede  zu  Ck»  Orr* 
feil.  (Isenae.  4j44)  vermuthete,  dafs  er  derselbe  sej,  den  einst 
Grävius  bei  seiner  Ausgab«  dßi  Cicero  braiwht«.  Das  Resultat 


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^         Cic.  oral.  Fliil.  edit.  Wernsdorr.  * 

der  neuen  Verglekliung  war,  dafs  ihn  entweder  Gränus  nicht 
hattC)  oder  iilcht  genau  verglich.  Diefs  v»  die  beste  von  deo* 
nraem  Handschritten,  di^  Hr.  W.  zu  benutzen  bekam.  Von 
einer  andern,  ziemlich  alten  und  gutni,  aus  dem  Kloster  Te- 
gernsee (wir  wissen  nicht,  warum  Hr.  W.  immer  Tcegemsec 
schreibt),  schickte  ihm  der  verst<>rbcnc  Ilaries  die  Varianten^ 
und  bei  der  ersten  Rede  konnte  er  auch  die  Lesarten  einer  als 
.£rlanger  Codex  bezeichneten  neiiern  Handschrift  benutzen«  Dib  . 
liCsarten  des  Cod.  Gud.  Jt«,  nach  Görenz  aus  dem  i3tcn  Jahr-" 
hundert,,  das  sagt  aber  G«  nicht,  wie  Hr.  W.  angiebt,  io  der  , 
Prarf,  ad  Cic,  Tufcc.^  die  unseres  Wissens  leider  noch  nicht 
erschienen  sind,  sondern  zu  Ck*  de  Legg*  p-  Vll)*  Im  Jahr 
,s6i6  gab  Hr.  W.  im«  Specimen  nwae  editionis  Ciceronis  oratio 
onum  PMipp,  adornandae.  Lips,  ap,  Tauchnitz,  8»  und  erklarte 
seine  Absicht,  mehr,  auf  die  Herstellung  eines  guten  Textes,  als 
auf  die  Erklärung  des  Einzelnen  sich  einzulassen,  statt  desaea  . 
aber  eine  genaue  Geschichte  jener  Zeit  und  des  Lebens  des  An-* 
tonios  vorauszuschicken.  Nach  diesem  erhielt  er  noch  die  Les- 
arten der  Oxforder  Ausgabe. 

Durch  Wolf  in  Berlin  aufgemuntert  schrieb  er  nun  auch 
noch  an  den,  damals,  noch  lebenden,  Garatoni,  welcher  ihm 
mit  grosser  Bereitwilligkeit  seinen  bereits  seif  3o  Jahren  aus- 
geärbciteten^  für  den  laten  und  «3ten  Band,  der  uogluckli- ' 
eher  Weise  unterbrochenen  grossen  Ausgsd>e^bestimmten,  noch 
ungedruckten  Gommentar  uberschickte.  Nun  mufste  der  Plan 
ganz  abgeändert  werden.  Sollte  (was  Dankbarkeit  und  Recht- 
fichkeit  erforderten)  der  Gommentar  Gacatonis  unverstümmelt  ge- 
gcbep  werden,  so  mufsten  nun  auch  alle  notae  variorim  • 
aus  ^der  Angabe  des  Grävius  .abgedruckt  werden,  ohne  die 
jene  nicht  verstandlich  waren,  nebst  den  Noten  von  Lalkmand, 
/  M,  jint,  Ferratias,  CoeUas  Secundus  Curia  (diesen  selten  ge- 
^  wordenen  Bealcommentar  kennt  Ref.  län^rst  aus  eio:enem  Ge- 
brauche  als  vorzü^ichj  und  zur  zweiten  Rede  auch  die  von 
J.  M.  Heusiiigcr,  die  Gar.  beigefügt  hatte.  Der  Letztere  bat  den 
,  trefflichen  Yaticauischen  Codex  (den  er  übrigens  för  zwei  Jahr- 
hunderte jünger  als  Muretus  halt)  aufs  ' neue ^  und  nicht  ohne 
Ausbeute,  verglichen,  und  dabei  die  Entdeckung  gemacht,  dafs 
die  Ursache  des'  Unterschiedes  zwischen  den  Angaben  der  Les- 
arten dieses  Codex  bei  Muretus  und  Faernus  daher  kommt,  dafs 
Muretus  auch  die  von  einer,  andern  Hand  beigeschriebenen  Les- 
sxten  notirte,  Faernus  aber  von  den  letztern  keine  Notiz  nahm* 

(Ufr  Btsckl-fi  fylgt^i 


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Heideibergci: 

Jahrbücher  der  Literatarr 


,  -    Cie.  Qtai.         edk.  JVßnudoi;f.  *"    .  *  ^ 

Das  Leutere  ladek  Gar.,  ^.4         i^V^  mättß  hmxtm  »Agik 
eben  so  zu  beacbfCT  iuid.,eb«9i  .SO  alt,  al^  die  .das  CodaXu^ielbjil^ 
Ausserdem  bat  Gar.  noch fländscbrift^  aus  .dem  i5kakJ|ili»n 
hundert,  die  Ausgsd>»  4es>Vi.ctorius,  Ci^  Car^ 
Stephaniis,  Lon^iDut,  JUdns,  di«  Rdmische  y<M^  i46(),  die  Gryty 
phische  von  i539i  und,  die  Vcnctiaiiische  ^on  i483  ^febraucl^ 
Nun  giebt  uns  also,  Hr.  yS^K  ejfstüoh  dieNotfii  der  fruheroHer' 
dann  Garatow's  ganz,  ob'  er.  gleicb  Ttnweileri  gerne  Ei- 
niges Ave-jgelassen,  Andere^»  .Hiaaanmengezogen,  Einiges  geaqde^ 
hätte,  darauf  seine  eigeeen  Bemerkungen,  die  ^seintf  4osi*cht^ 
über  Garatoni's,  Ernesti's  (den  Gar.  nipbl  kaUe)  u^d/Sfliiit^V, 
Lesai  LcÄ  und  Noten^  enthallten^  ändert  ^tuv^r eilen,  die  Lesaxjeu^^d^^ 
zum  G  runde  liegenden  Oi^vi^^/ft^hen  TeQ|H^es  nach'  dem  CotL  Vcu^ 
tican.  und  giebt  endficb .  äi L^Wteä  ajis^  s,ein^a  eigenen  neuei\ 
Hülfsmitteln,  denen  jer  aber  nur  wenig  Wcftl^  bei^^  ^^tracb^ 
teil  wir  diese  Masse  vöii  Aiimctkungen ,  j^o  .^erden  ,wir  nna  ui^lij^ 
wuudern,  dafs  in  dies»  Auapie  dirtiende  von-Seitea 
merkunj^cu  ohne  eine' Z^e  TcÄ  sind:  ^  yeber  &aHto^*S  Anmer-- 
kungen  >votien  wir  nkht  ftusfölirlich  sjprecheu ,  da- er  schon  längst 
als  ein  feiner  Kennfr  der  OcerönischenLaiiiuJ^St  und  als  a^sge^ 
zciclineter  Erltlärer  bekannt  ist.    Die  -Urävins'sche  Ausgabe  der, 
Reden  dcsCiecro,  die  SO  sdten  gewciden,  wünscht  ohiiedie& 
Jeder  in  besitzen  j  und  hier  haben  wir  .wenigstens  einej^  T;*^^ 
der  Reden  in  ihr,  unverstfimmdt  imd  sehr  bereichert.-  Hrn.  \Väi 
Anmerkungen  aber,  die  nun  freilich  nur,  einen. g;ao£klein<^ltaum 
der  Ausgabe  einnehmen,  Haben  unsere  Erwartung  ganz  b^trie- 
digt,  und  wir  sind  nur  auf  wenige  Stdlen  ge$tosseu^  wol  jyttf^ 
unser  Urtheil  mit  den^  s^inigen  nicht  vereinipn  'kojDintenv  An- 
^tuu  nun  mit  dem,  Herausgeber .  über  eiiuctoe^  heriiu»gehpbene 
Stellen  zu  polemisiren}  wollen  wir  lieber,  um  unsern  Lesern;  ei- 
nen V  orscbmack  von  dem  zu  geben,  W4f  Cice»o*s  Text  durch 
diese  neue  Ausg;d)e  gewönnet!  hat,  in  einer  Anzahl  vonCapitelu. 
,    der  ;6w«iten  Plulip{)ischeii  Rede;  di«  Ton  der  &nesti«cheB  Au»* 


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S^o  Cic/brat  PhiL  edit.  Wernsdorf. 


gäbe  abwciclienden  Lesarten  mittlieilen  und  über  einige  unsere 
Bemerkungen  einschalten.  .      *  '  . 

,       Cap.  L  viginti  ßJiTiis  —  dedit  (ohne  Fragzelcljen)  II  fa^ 
miliari  tl  nccessario  (o\me  meoj  III.  nunquani  qui  illum  inteif, 
II  —  jii  (^für  nam)  in  illa  querela  —  Qu  od  (iui  £  tj 
^atdem'  cujus  ^-^If^.  reducere^  adjurnsque  —  facturum  j,  idque 

quem  (^für  quamj  nequc  auctoritas  —  uUa  esse poiet at 
y.  vel  quod  ita  f actus  est  ( ohne  c  onsulj  —  M.  ffür  M'J  Gla" 
hrioni  —  pro^'iditj  tum  quod  —  P^I.  Hujus  ego  ^  alii  nus,  co/i- 
siliis  — -  tum  Gnathoni ,  tum  etiam  Ballioni  —  qui  rem  (Tür 
do  mum)  suam  nullam  habent  —  nihU  rej er  a  s ,  ad  eos  l  ej^e» 
tas  (iVLV  ref  ers)  — -  VII.  a  tc  omhihus  vitiis  jam  esse  — '  VflL 
tjo^tä  Ui  oriitione  tua  —  ( cupit  enim  se  audacem )  oline  dici 
*^*'üb  Ityrneis,  —  Bald  darauf  will  Gar.  sed  quia  tan  tarn  rerum 
repiigriantieim  nok  videas  aus  dem  Cod,  Vat,,  der  alle  bisher 
JWgefilhrten  bessern  Lesarten  bat,  anch  aufgenommen  wissen, 
«ind  SQchl  dieRichtlfi^keit  dieses  Conjunctivs  durch  mehrere  Stel- 

iü  »beweisen.  Wir  wunderten  uns,  dals  Hr.  W.  diefs.nocli 
durch  die  Codd.  /e>i.  und'  Teg,  zu  bestnrigen  schien;  bis  Wir 
Endlich  sahen,  dnfs  eil  ihm  spiiterhin  doch  misfiel.  Denn  er  sagt 
in  den  Addendis,  die  von  Gar.  angeführten  Steilen  beweisen  nichts t 
f^äm  uhi  loci  ratvd^  siigl  er,  ta  est,  vX  r$Sj  mi^  .^uam ptar* 
'tictää  quia  disputettir ,  caussa  per  se  j  non  tan^uam  cogitätd, 
iffeiratur^  sefui  de^e't'  indicatiuttSj  sin  minus j  conjunctivus»  Jeali 
id  hont  rationem  loci  a  Garatonio  aUati,  re^erendi  stmt ,  non 
ttetn  poster  Gdnt  richtig:  doch  hatte  ]sich  die  Sache  noch  kJa- 
iier**aiisfdrÜGlten  las^eh.  cum  rd  publicaepßmiiiosa  ärma  ipse 
tiitris^  -r^  '  Quam  'id'  t  e  (dU  bomlj  nm  dccelat!  —  de  var- 
sdms  plura  respohSeBi  te  neque  Hhs,  neque  uHas  omnmd^ 
^  fXi  Quvd  quidem  fför  Sei  fuid?J  ego  favisse  —  eum 
id  fitittktruii'  esse suspvametar  —  Quid?  Ergo  in  tanta{(vT  quid 
'^go7)  in%'^  X,  se.  totum  Pompejus  CäeSari  tradideraU 
Seine  ^nzigeHmdschriil  hat /ra  1^1  <ilf«raO  dtte  tradidii,  ^ea 

fliudi  die  Ifltem  Ausgaben  sSmmtlieh.  Jenes  ist  eine,  auch  von 
fä^ü^K  aufgenomm^eue,  Co^jectur  Emestis,  die  wir  allerdings 
billigen,  ^er  di'e'  als  €öhjectiir  anzngdien  war.  —  Cum  jam 
opes  ^^mnes  —  quae  ego  multo  ant4  pro^ideram»  —  XL  qui 
Xsocii)  non  fuissent.  Hr,  W.  wollte  ohne  Zweifel  \soei{\ 
in  Klammem,  nachOaratoni's  Annebt,  der  soeii  und  die  andere 
Xcsart  eonscii  fiir  Glosseme  hSlt,  drucken  la^en.  Er  selbst 
'aber  will  mit  ßravius  und  Andern  schreiben:  quuiii  eonseii 
non  fuissent.  Wir  möehten  es  mit  Uar.  halten«  —  Bi  iptur  ' 
hts  hmjoriöus  orti  —  ad  contrartam,  na^is  (d*  napes)  ap-^ 
pulüseu  —  An  C  Tr^onio  c^o  persuasiJ  -^idqui  rei  publitO» 


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.-Ciß;,  QTSit.  Plui^  edit.  Wenasdoffi  . 
* 

Ckfd,  f^at,  -wi^  fest  AXkes^^ym  viit  mz^dtmfin.  Cime  Zweifd: 
fddil  nt^r  der  iEn^tudben,  .sondera  auch  d^r  Hensinger^scflieit 
Leswti  die  Schfitt  aufgeeonaiiMa  lia*|.  imd  die  eme  blosse  Cöi^» 
laotur  isty  vorainidieii;''-^  XJL  ^i^cipta  t^kt-  fik  ^  opmes  er^ 
'ffup'«ÄiJi»>  utim         M  eie,  hemkidaene 

Sinti  ml  — f^Hier  kflvmten  »tur  BSestati^ung  Ut/.^if  iVl  2>.  //,;  j^. 
i^.  'DmK'y  die  dort  tQ^  Moser ''angcgebeiieft  Lesarten,  {der  Hand- 
«Äriften  iuid-  Godfm  ad,Ch.  Aeadmmh       99»  jp.  /JJ  eitirt 
^erdevu      Xf//«  qutur  ^tsjutu  txusiiäii}umtm^:mteGiff£^,'"-'Fi\r 
du»' g)sv9Öhiliclite< -i^»/»« c tiM«  kit  ftwa»>;S^lijatz'  »uch  disfunc^ 
t4u's  «de:  dem'  i^odl/'«/^  aafgeBomrneiiy'alwr  dis^'uncie  vorge* 
sehbgto.*  Obiie  Nolb^  dnikt  unSy  denD  Cic;  will  iwohl  nicht 
sagten,-  Antaiina^verstebe  gar  nicht,  yr^n-  Gegcns4tzif  gemacht 
Werd^^  sond^v»»  Venn  er  dabei  nadiäenkett  müne^  meil  e$ 
niclht  ganz  jb£Ben>.da'  rltegi».  -r-  praenms.  digrdssimos  JitHeatos 
€sse.       neü  aui  ^tütian        iiiif         non  ^  cammehäatior 
(^Aiai^:witX  ^mmuhumemmiae      qid  Wl&if  füuin  ^esset^L 
^^Alte  Aaisgaben  .bd>en  <|ru<i,.  Hbr«.  W;  gicbt  gar  kebe  Vai^ 
ante  ane  einer  Han^brift  ab.   Sdiüts  bat  qdum  aus.  KmestiV 
Ticbtiger  Cunjectiir  au%enomnien.   Aber  alle  drei^  iinse^  Her» 
ausgeber,  Sch.  undEiu.  kbdnten  fuum  «frlnuidUeb  nachweisen- 
denn  die  CralandeK^flche  Ausgabe,  Bas.  tSaS  Fol.  hat  a: war  qutr 
im  'Tejstf  aber  quum^  aus  Hamdischiiften,  am  Baudew  ^  XIF', 
4oniurbaius  esse  m£ki  f^ideris^      Xf^,  meisfiMe  conseriHUmt  eon^ 
JUis  ^  dimissa  nwUtiiU  omn&Wf  obne  Commat  nach  dimhsa. 
G^  recbt;  so  wie  im  XIV.  Gap.  dasGomma  zwischen  donetts 
gud^siMÖsissima  mit  Recht  weggelaiaen  ist»    Hr.  W.  hattb 
noch  manches '  übeiflussige  Coimna,  mit  deneii  besondena  seit  Er* 
tfesli  die  Ausgaben  *ubeiladea  sind,  wegstreichen  kUmien.  *— '  pri- 
^unii  ut  posiea  dignkaU jpossemus  ~  fui  eam  de  PharsalU 
ea ftiga.  —  Oleich  dacapr  will  Gar^ ferse euti  (iSr  presecuti 
aus  dem  Cod,  fat,  au%enomipen  wisscte^  und  beweist  aus  vie- 
len Stellen ,  dafs  persegut  auph  im  £reandschaftKchen  Sinne  für 
^ee mi i ar i  gehrmäd  werde.  Hr.W.  beatütig«  es  noch  aus  der 
•Jen.  HmidschFifti  und  ^öh  Ferranns  fand  "diese  Lesart  in  einem 
.  Cedex.    Sie  konnte  also  inmierbin  aufgenomnien  werden.  Da- 
gegen nim'mt  er  de  auf^  ohne  zu  sagen,  dafs  es  nicht  blos  Er- 
nesti  weggelassen  bat,  sondern  dafs  es  noch  in  mobileren  alten 
Ausgaben  und  Handsdiriften  fehlL    Dtafs  es  aufgenommen  ist, 
büligein  wir  übrigens  sdir.  Erat  guidemula  eastra'^ 

Mui  aterne  (für.  das  scblecfafte  aierve)  —  Hier  macht  Uarat» 
eine  schar£nmiige  Gonjecturi  Ei  gtadenK^mdey  gaam  te*amarü 
Up  gui  Masjttieme/uerit,  ignoras^  ßhUfit^Uum  ete^,  wd-* 

■4»  ■ 

•      ^  - 

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^  (Ei^.  orat«  Pl^L  edlt  Wernsdorf. 

»cli^T  Hr,  W.  vwar  Gerechtigkeit  widerfahrca  läfsl,  die  wir  abe» 
mit  ihm  für  lucbt  gerade:  nolhw*iidig  hadtiei.  —  Q.  P^^ßh  ^^'^ 
fi^tisiijtmi —  suique  amaniissimi.C^.  amitis^imij,  ydn 
itea.^wei  Leaarlen:  n$  nmamfiädem-ferser^sitmA  ne  nomi'naf 
quidßtn.  behäUHr.  W.  diie  letztere  im  T«xt.  .Heusinger,  und  Gaii 
halten  beide  .finr  Glossen:,  mA  diese  Ansieht^  der  auch  Sohiiti 
gefolgt  ist,  sdieipt  «u»  die*  vichtige;  ob  :i«ur  gleicb  Hm.  Wsi, 
yorsclilag,  Wik-  Sm^rnJi^jinii  ein  Fimetuoi  -za  s^en^  -uitd 
danp  /le .  namUmi  filidem  m  behalten ,  nicht  geradesa  'Vtembiieiß. 
wollenu  'Nothyr^ig  ist  das  folgende,  an»,  dem' Xlod.  Yal-i  an/ 
ccrt/i  nunquam  saiutaifepüt  £3»      n.     •  «Scbfits  U3sl.'lln^  w^gy 
XVI 1.  quimt4' mer9.es  data  est  rheiori?'  W»i-  kdnnen.  dea  Vojr^ 
^ÄcJilage  Garatanr's:  atj  quanta  meree^*data  «W  rhätoru  wdkc: 
audiie ,  P.  C  <?^<.»«2ii  tiiiteq>ungiren ,  aus  grammatisd|MB- lind  sher 
,torlschcu  Griiinlen  nicht  lieistininien«        llt  popaii  R^mßnii 
tafitc^  mcrcede  ffür  ut  pro  t.  m.J,  welclies^ucJi.  Schät»  att^jÄr 
lAOUiuien  liat,  der  überiiaupt  sich  weit  mehr  an  den  VaticÄBischeÄ 
ipodex  anscliUdst  uud^  einen  bedeutenden  Theii  der  bessern  Bes^ 
jirten  aus  ihm  giebt.    XFIII.  mulicbrem  tog am  ffiir  stolam) 
reddidisti  —      in  cxilium  iturum  ( esse),  — •.   Quo  tem." 
porc  esro  quahta  mala,  —  /£iz^c  tu.  quuin  per  me  —  ohnelnr  • 
terpunctiou  nach  tu.    Besser.' —  XTX,  contra  senatus  auctoris 
tatcmj  contra  rem  puhlicam  et  religioncs :  so  giebt  auch  Schütz, 
sagt  aber  in   seiner  Note  ui^richtif? :   y^idi^o  reli    lo  n  c //iß  deuii 
ndgo  stehen  auch  die  Worte  rem  public  am  et  nicht  im  lext. 
"VVir  haben  vor  uns  den  Text  des  Cratander,  des  Maniitius,  des 
jB^rutus,  Gruters,  Stiibels,  (welcher  re/«^/o«<f^  hat),  Verburgs, 
.flie  Zweibriicker  Ausgabe:   in  allen   fehlen  jene   drei  Worte. 
Aber  d^-  Cod,  Vat.  hat  sie,  und  nach  Schlitz  auch  der  Cod. 
Jen.,  wovon  aber  Hr.  W.  nichts  erwähnt.    Ihre  Aufnahme  ver-  ' 
dient  Beifall.  —  Siiam  enim  quiscjue  domum  ohtine  b an  t.  —  XX 
.ad  parenitm  tuuni   CdW  tu  am)   vcnissc.     Diese  Lesart  ist  im 
Cod.  Yat.    Ihre  Richtigkeit  zeigt  G^nr.  theiis  aus  dem  Charisius 
p.  -2.  (her es,  parcns,  hvino,  etsi  in  tomimuii  sexu  intelli" 
gaiitur ,  tamcn  mascidino  gencre  Semper  dicunturjj  thcils  aus 
Stellen  der  Alten,    wo  pareiis  von  der  Mutter  {m  mascuL  ge- 
braucht wird.    Doch  schwankt  er  wieder  am  Schlüsse.  Hr. 
W.  entscheidet  sich  bestimmt  für  das  Masculinum.    Freilich  ha- 
ben alle  Handschriften  tuuni ,  mehrere  dabei  das  falsche  patreni, 
ungeachtet  die  Alutter  gemeint  ist.    Allein  das  Beispiel  steht  bei 
Cicero  doch   zu   einzig  da,  die   Stelle  aus  Virg.  Aen.  III.  34*« 
ist  kritisch  ungewifs.    AVir  wollen  also  lieber  mit  Gar.  iiri^ß^i/* 
Accepetani  foh^e  endmj  jqm  ante,  —  ■ 

■ 


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Ueber  eine  Aegyptische  Urkunde  v.  A.  Boeckli  etc.  53 

Doch  »das  Bisherige  mag  hinreichen,  um  auf  fliese" Ausgabe, 
Öire  VoraSge  und  ihren  Gehalt  aufmerksam  /u  machen.  Wir 
wünschen  nur  ununttrbrocheue  Fortsetzung  und  baldige  Vollen- 
dung des  Werkes,  das  wohl  nicht  weniger  als  drei  solche  Bän- 
de (vielleicht  vier)  füllen  wirdj  weswegen  wir  den  Schmutzti- 
tel bei  dem  Bogen nicht  recht  deutlich  linden  köiuien,  wo  es 
beifst:  M.  T.  C,  Oratiomim  Pltilippicaruin pm s  pr  ior.  — •  Druck 
und  Papier  sind  gut;  die  ('orrektiir  besorgte  der  auch  iu  die- 
ser Hinsicht  vefdienstvoUe  ür.  Pil.  Schafer. 


4,  Erldärung  einer  Aegjp  tischen  Urkunde  auf  Papyrus 
in  Griechischer  Cursivschrift  vom  Jahre  /o  /  vor  der  christ- 
lichen Zeitrechnung  in  der  Öffentlichen  Suzung  der  Königl. 
Preussischen  Akademie  der  •Wissenschaften  den  24.  Januar- 
\       vorgelesen  von  Au GV st  Boeckh  ,  ordentlichem  Mit gliede  der 
.  Könisrl.  Akademien  zu. Berlin  und  München.    Mit  einer  Ta- 
Jcl  in  Steindruck.  Berlin  4824.  Gedruckt  und  verlegt  bejr 
G   Reuner.  36  S.  in  gr.  Quart.  ^  •  '  '  . 

51.  Ueber  die  in  den  Sammlungen  der  Königl.  Akademie  der  ff^it»  • 
senschaftcn  zu  München  befindlichen  Mumien  und  andere 
Acgyptische  Altert.h^nier.   Von  Güstau  FRiEonicH  IVaa-^: 
GKN ,  Dr.  PL.  — '   Nebst  einem  Vorwort  des  Gen.  Secr. 
der  Ak.  Dir.  v.  SchlichtegrolL  08  S.  in  gr.  Quart  und  ei-  . 
'  '  •  jier.  Tafel  in  Steindruck.  ^ 

^  *  • 

Die  Urkunde  ,  deren  Erläuterung  Gegenstand  dieser  Schrift  ist, 
•  ist  eine  mit  dem  grossesten  Fleissc  bis  auf  die  Löcher  des  Pa- 
piers .und  dessen  Farbe  nachgeahmtes  Fac  simile  einer  l^ap^rus- 
roJie,  im  Besitz  des  Schwedischen  Consuls  zu  Alexandria  ^  durch  - 
den  Herrn  General  von  Mijiutoli  der  Königl.  Akademie  der  Wis- 
senschaften zu  Berlin  übersandt.  Es  zeigt  dieselbe  trotz  des  ho- 
hen Alters  von  1925  Jahren  —  sie  ist  4o4  vor  Chr.  geschrie- 
ben —  noch  wohl  erhaltene  Schriltziige ,  und  betrifft  den  Ver- 
kauf eines  Grundstückes,  das  ein  gewisser  Necbutes  ay  sich  ge- 
kauft hatte ^  dem  diese  Urkunde  wohl  auch  wahrschciidich  ins 
Grab  mitgegeben  worden.  Nicht  blos  von  Seiten  ihres  Inhalts 
ist  sie  wichtig,  sondern  auch  von  Seiten  der  Schrift  selber ,  wel- 
che das  älteste  Denkmahl  einer  vollkommenen  Cursivschrift  ist, 
und  unter  Andcrm  zeigt,  wie  sciiou  damals  in  Aegy[Ueti  die 
Griecliiftche  Sprache  so  eipgefühxt  .wary  da£s  «ie  fiie.  amtliche. 


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54  Ueba*  eiae  Aegyp tische  Urkunde    A«  Boeckli  et«.. 

selbst  in  Privatangclcgenlieiten  war.  (Eine  Beliauptung,  die  wlv- 

jedoch  nicht  in  dieser  Bestimmtheit  auszusprechen  wagen  wür-, 
den,  wenn  sie  nicht  iii  der  Folge  durch  neue  Funde  Bestätigung 
erhalt;   zudem  war  ja  aueli  Ptolcmais,    wo  die  Urkunde  abge- 
fafst   wurde,     eine    Grieclilsche    Stadt,    gegründet  noch  nicht 
80  lange  durch  die  jetzt  regierende  Dynastie  der  Ptolemaer 

Der  Eingang  dieser  Urkuiide  enthalt  die  gewöhnlichen  Zeit- 
bestimmungen,  die  genauen  Angaben  der  regierenden  Häupter  — 

•  Kicüpatra  und  ihr  Sohn  Ptole;naus,  zubenamt  Alexander  — •  der 
Priester,  der  olnigk eitliclien  Personen  zu  Ptolcmais,  unter  deren 
Aufsicht  der  Kauf  abgeschlossen,  so  wie  des  Ortes,  in  dem  das 
Grundstück,  lag,  des  LathjriciscileaMomos.  Daun  folgen  die 
Kamen  der  vier  Verl  nufer,  und  zwar  genau '  Signal isirt  (wie  z. 
B.:  T^Pamonthcs,  schwärzlich  von  Farbe^  scli6n,  von.Körper  lang^ 
rander  Gesichtsbildung,  gerader  Nase«);  was  eine  gcwifs  auffal- 
lende, den  Hellenen' auch  völitg  unbekannte  Erscheinung  ist.  Der 
K^^er  dieses  baumlosen  Grundstückes  von  5o5o  Ellen  ins  Ge- 
Tieifte  ist  Nechutes,  die  Ankaufs-*Sumine  beträgt  601  Stück  Kup- 
fergeld. Auch  der  Käufer  ist ,  eben  sd  wie  die  Verkäufer  ge^ 
Bau  signalisirt.  —  »Nechutes  Kleinpratsery  gelb&rb ig,  angenehm^ 
von  langer  Gesiohtsbildung,  geradei*  Nase,  eine  Narbe  mitteu 

.  auf  der  Stirnc  —  und  bei  dem  Grundstück  sind  die  Nachbara 
genau  bezeichnet,  yivt  bei  maein  Hj^otheken  und  Obiigatiqueit 
tvohl  zu  geschehen  pflegt.  Die  Uuterschrifl  der  Steueranieger 
und  Schr^er  nebst  Datum  beschliesseu  die  Urkunde.  ^ 

Nur  weniges  ist  dem  SchailblidLe  und 'dem  geübten  Auge 
des  Hrn.  Bockh,  disr  biebei  von  den  VLnu  Professoren  Buttmami 
und  Bekker  unterstutzt  ward^  unleserlicb  gd>Iieben^  was  bei 
den  hdcllst  schwierigen  Schriftzügen  der  Urkuftde,  wie  Aiet 
beigefügte  Tafel  zeigt,  gewfls  nichts  leichtes  war.  Sehr 
schaubar  und  wichtig  sind  die  Erläuterungen,  mit  welchen. Hr« 

'  Bdckh  diese  Urkunde  ausgestatlet  hat  Sie  y.erbreiten  sich  iiber 
mehrere  schwierige  Punkte  der  Urkunde  ^  dergleichen  z.  B.  die 
Zeitbestimmungen!  die  Angaben  der  Kegenten  und  Gotter  sinc^ 
Was  das  erstere  betri®,  so  hat  Hr.  Bdckh  durch,  Veigleichung 
der  Aegyptischen  MonatCi  und  mit  Zuratbeziehung  der  neue- 
sten U|it«rsuchungca  von  Cban^ailUon  -  Figeao  Annales  desLa^ 
£^cs  als  das  Datom  der  Urkunde  den  i3ten  Fd>raar  des  Jah* 
res' vor  Christi  io4  «usgemittelt  (5.  17).    Auch  über  die  hier 


*)  Wie  wir  so  eben  sehen,  hat  auch  Jomard  in  der  Anzeige  die- 
ser Abhandlung  denselben  Z  vveifel  gehegt  und  seine  Gründe  wei» 
ter  au&geful)rt$  Kcvue  £ucy ciof  edi^uc  i%tx  May  S.  a7ft« 


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t 


-  -  lieber  eipe  Aegyp tische  Urkunde  von  A,  Boeckli.  55 

■  I 

/ 

erwähnten  Personen  namentlich  findet  man  ausführlichere  EröHe^ 
ivmg.  Es  gehören  nptn|ich  die  vier  Verkäbfer  -zu  den  -Petolit 
tosten  unter  den  Memnonisehen  Lederarheitem^  Welche  iracK 
S.  2^.  wohl  nur  einen  besondreren,  geschlossenen  Zwei^  oAtt 
eine  Unterabtheilung  der  von  Herodot  mit  dem  Namen'  nJemj^i  ^ 
hezeichneten  Kaste  bildeten,  in  sich  eben  so  wieder  gescMosA 
sen,  wie  die  Kaste  im  Allgemein(srca.  Merkwürdig  ist,  dafs  $i6 
Gruiideigeiithum  und  Grundbesitz  haben,  ferner  dafs  Einer  von 
ihnen  als  Herr  der  drei  Andern y  die  indeüs  doch  auch  Antheil 
am  Grundstuck  besitzen ,  genannt  wird ,  woraus  wir  die  That«*  ^ 
Sache  gewinnen,  »dafs  in  den  Aegyptischen  Kasten  der  n'cde* 
9pen  Art  .wieder  ein  Unterschied  zwischen  Herrn  und  Thetei^ 
»statt  fkndi,  welcher  so  natürlich  ist,  däfs  er,  kaum  fehleii 
»konnte.«  (S.  28.) 

Wir  hofien,  diese  Proben  werden  hinreichen,  um  dai 
Publicum  auf  diese  vichtige  Urkunde,  wie  auf  die  beigefugtei^ 
schätzbaren  Erläuterungen,  wie  sie  freilich  nicht  anders  von  et** 
nem  solchen  Gelehrten,  ab  der  Hr.  Verf.  ist,  zu  erwarten  wa-^ 
ren,  aufnierksam  zu  machen,  wir  wenden  uns  zu  Nr.  ar.,  einer 
Abhandlung,  vorgelesen  in  den  Sitzungen  der  Münchner  Akade« 
inie  von  Hr.  Dr.  fVctagm,'  aufgenommen  in  die  Denkschriften 
derselben,  »weil  sie  so  treu  darstellend  und  belehrend  gefun-^  . 
»den,€  wie  das  Vorwort  des  .Hm.  Direetor  SchlichtegroU  ver* 
sichert. 

Es'  ist  bereits  aus  öffentlichen  Blättern  bekannt,  wie  im  ' 
Jahr  1820  die  königl.  Bairischf^  Acadcmie  der  Wissenschaften 
ZU 'München  durch  die  Freigebigkeit  ihres  Königs  in  den  Stand 
gesetzt  ward,  durch  Ankauf  einiger  vorzüglich  reicher  und 
wohlbehaltener  Mumiensärge  nebst  ihren  noch  uncntwickelteii 
Leichnamen  und  einer  beträchtlichen  Anzahl  anderer  Aegypti-« 
scher  Aherthümer,  von  Hr.  Sieb^r  ans  einer  Reise  durch  Ae^ 
gypten  mitgebracht,  den  Anfang  einer  Aegyptischen  Alterthumsr 
Sammlung  zu  machen.  Das  Merkwürdigste  dieser  Sammlung^ 
vier  noch  vollkommen  eingewickelte  Mumien,  mit  ihren  vollstäa*  ' 
digen  reich  mit  Malereien  geschmückten  Decken  und  Sarko' 
phagen,  zwei  zu  Theben,  die  dritte  in  der  Nühe  desselben^ 
die  vierte  an.  noch  nicht  bekanntem  Orte*  gefunden ,  sind  neben 

;  sid)cn  von  den  Kreisbinden  mehr  oder  weniger  entblöfsten  Mur 
mienköpfcn  und  einigen  andern  minder  bedeuten4cn  Aegjpti<- 
sehen  Alterthümern  zunächst '  Gegenstand  der  erwähnten  Ab- 
handlung des  Hr.  Dr.  fVaagen,  Nachdem  derselbe  eben  jenff 
sieben  Köpfe  aufs  genaueste  untersucht  und  beschrieben,  kommt 

■  er  S.  20.  auf  die  Beschreibung  der  Decken  oder  Masken  und 
der  Sarkophage  nebst  ihren  JDeckebi^   Wir  "bedauern,  durch  * 


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56  pdiei*  eiae Aegy ptiscbe  Drkimde  von  A.  Boeoklw  9te« 

ilen  Raum  iDcschiiinkt ,  dem  Hrn.  Verfasser  in  seiner  eben  so. 
genauen  als  getreuen  Beschreibung,  die  sich  bis  in  das  geringste 
Detail  verbreitet,  nicht  überall  jolucu  zu  können,  versichera/ 
auvh  unsere  Leser,  dafs  wir  nach  dieser  Beschrcibunq,-  die  An- 
sieht  desselben  theilen  zu  müssen  glauben,  wenn  er  nemlich  be- 
hauptet, dafs  diese  Mumien  in  Vergleich  mit  den  in  den  ver-  ' 
scbicdenen  Museen  Europa's  hefindiiehen  7u  dem  Merkwürdig- 
sten gehören,  was  man  von  dieser  Art  iiocli  kennt,  besonders 
i\as  die  iil)erbaupt  seltenen,  hier  liLerdem  noch  so  reich  und 

«  prachtig  mit  Malereien  gezierten  und  so  gut  erhalteneo  Sarkophage 
betrifft,  die  selbst  den  bekannten,  jüngst  vqu  Ilr.  von  Hamiueii 
hcscliri ebenen  Sarkophag  der  Wiener  Slumie  ^ui^ertreffen.  Koni!^ 
teil,  .selbst  die  Franzoseu  bei  ihr^r  grossen  Expeditum  ketuea 

•  einzigen  vollständigen  Sarkophag  entdecken!  Sehr  mer]^w;nrdig 
find  die  MalereieDi  vomit  jene.  Sarkophagje  geschmückt  sind, 
anf  di€  Ausscnseite,  ,wie  von  Innen,  im  Styl  übereinstimmend 
mit  denen  der  eben  erwähnten  Wiener  Mumie^  in  Rücksicht 
des  Inhalts  ebendenselben  nichts  nachgebendj  eben  so  merkwüi^ 

.  .^ig  ujid  belehrend  sind  die  Aufschlüsse ,  die  uns  Hr.  Dr*  Waft*^ 
,  ^en   dai über   giebt.     Sehr  auffallend  mufs  es  allerdings  seyn, 
wenn      b,  auf  dem  Sarkophag  Nr.  t.  Osuis  erblicki .  wird^ 
jnit  beiden  Händen  thronend,  den  ThjTsus  haltend,  unter  des- 
Spitze  .die  heilige  Binde  befestigt  ist^   und  längs  dem  ein 

,  Pantherfellj  wie  wohl  nicht  bezweifelt  werden  kann,  herabr 
.hängt,  wenn  ferner  auf  einer  Art  Altar  vor  demselben  ein  Op-^ 
feijLorhi  heilige  Brode  und  ein  Granatapfd  liegen.  ^Vorstellmi« 
gcn^' wodurch  die;  Ansichten  des  Hrn.  von  Hammer  ip  Erklä- 
rung der  Ik^ereien  der  Wiener  Mumie  allerdings  neue  Bestätig 
gi'ing  gewinnen*  (S.  Fun^ben  des  Orients  V.  Bd.  tlP  Heft.) 
]£s  ist  davon  zaji  der  beigefügten  Steindrucktafel  eine^  obwohl 
nicht  ganz  deutliche  Abbildun"^  niltgetheilt*  Unter  den  Farben 
i  herrscht  das  Grüne  vor,  jedoch  so  da(s  die  Grundfarbe  sammt- 
Jichcr  Vorstellungen  anif  allen  vier  Sarkophagen  das  QMit  ist; 
Gesichter  und  Hände  der  Deckel  und  Masken/  mebt  auch  die, 
packenden  Thfeile  der  gemahlten  Figuren  sind  gelb,  was  auch 
bei  der  Gdttinger  Mumie  der  Fall  ist.  (VergL  S»  39,  52,'  ff.), 
pa  üherdem  auf  sämmtlicheq ,  vi^  Sarkopliagen  in  hestimmtea 
Verhältnissen  auch  imn^er  dieselben  Farben  wiederkeji.renj  so 
.  li'ielt  sich  unser  Hr.  Verf.  um  so  viehnehr  btoechtigt^.  der  An- 
«ahine  derer  beizupflichten,  die  wie  u  B.  BÖttiger,  eine  sym- 
bolische Anwendung  und  Bedeutung  der  Farjl»en  bi^h^upten. 
(S.  ^40'    Nach  einigen  allgemeinen  Bemerkungen  über  die« 

,  Farhenstoffc,  über  den  Chara  ter  4cr , Phj siognomiej;^  uniji  Kör- 
per, so  wie  ülyr  das  VerhälittUa .  dics^er  Mumien  iBii4  $^^f>~;, 


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i/tdiSnm*fi  «c|tK.  HeiC^iing.  mit  enrarmter.  Luft,  57 

j4iage,zu  anJern*  anderwärts  befindlichen,  schildert  uns  dann 
lir,  Waageji  noch  Einiges  unter  der  fj^sscn  Anzahl  von  Anfi- 
c^giieii,  Muralenidole,  kunstlich  von  Rohr  und  3^9^^  gefloch- 
ICJien,  Schnäbelscbulien  u.         mclir.  — 

Wir  glauljen  dabei  nicht  versihweigen  zu  dürfi-n,  ^vic, 
auch  -diese  mit  eben  so  viel  Pünktlichkeit  ^Is  Genauigkeit 
angestellten  Untersuchungen  die  A\fahrhcit  dessen  von  neuem 
bekiäfligen ,  was  Herodot  uimL  Diodor  berichtet,  und  vas 
in  neueren  Zeiten  mit  so  grossem  Kifer  tmd  Beifall  von 
Franzöbischen  Gelehrten  in  dieser  Hinsicht  geleistet  wor- 
den isi.  Kinige  Punkte  Wiarden  durch  die  seitdem  erschie- 
nene Iieii>e  von  ßel/.oni  in  noch  helleres  Licht  gcscfzt  werden. 
Als  Beispiel  wollen  vir  hier  nur  den  drcilathen  Liiterschied 
der  Mumisiruug  iiulühren,  dessen  un^cr  \  erf,  S.  ii.  gedenkt, 
worüber  sirli  jetzt  Belzoni  in  Bezug  auf  die  llauptstelle  des 
Herodot  ausführlicher  erklärt  hat;  s.  dessen  f'ojagcs  en  Egypte 
et  Nubie,  (traduits  par  G.  B,,  ßepjjing,  Pari^  ^6'»4,J  Tom.  L, 

Wir  schliesseu  unsere  Anzeige  dieser  verdienstlichen  Al)- 
bandJung  mit  dem  Wunsche,  über  ähnliche  Gegenstünde  auf 
ähnliche  \\  eise  d.  h.  eben  so  getreu  als  genau  und  ausfühi  lieh, 
belehrt  zu  werden ;  dann  erst  wird  es  un.'>  nach  luid  nach  mög- 
lich werden,  eine  richtige  und  vollkommnerc  Einsicht  iu  d<t$ 
Acgjrptij>che  Altertum      |g;ewii^uca.  .  . 


2)»  HtitxUng  ^'^&vpärmier  Zu/t  ab  das  woMfetlste,  heqtttmste* 
und  ^zugleich  die  Feuersge/ahr  am  besten  entfernende  Mitt^ 
zur  Erwärmung  grosserer  Räämej  als:  der  öffentlichen  Ge^ 
iäude,  der  Jmsrrsehafeswohnungen,  Fabriken  et€*\  darge» 
hdlt  von  P.  F,  MstssirsM,  Prof.  der  techn,  Chemie  am 
h,  L  polytechnischen  Institute  in  Wieri  ic  s,  w.  Mit  6  Ktfbu,  - 

egen  der  Wichtigkeit  des  hier  angeregten  Gegenstandes  er- 
lauben wir  uns  eine  kur/.e  Beurtheilung  dieser  kleirfen  Schrift. 

Das  gewöhnliche  Hcilzen  der  Zimmer  geschieht  bekannt- 
lich durcli  Stubenöfen,  in  denen  das  Brennmaterial  verzehrt 
wird-    und    welche  in  den   zu  erwärmenden    Räumen  stehen, 

»  7 

Sollte  die  Erwärmung  dieser  Räume  blofj>  durch  die  Verbrei- 
tung der  Wärme  in  denselben  von  den  Oefcn  aus  nach  den  ge- 
iwöhidlohen  G«siet«(g|i  der  Wärme -Leitung  ^e&diehen^  vvürde 


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58   Meifsner,  üb«  Hekzuhg  mit  erwarmtiep  Luft. 


CS  unmöglich  ser«,  grössere  Räume  auf  diese  Weise  zit  heitted^ 
Allein  nach  atiostatischen  Gesetzen  steigt  fortwährend  die  er- 
hitzte, den  Oicn  zunächst  umgebende  Luft  in  die  Höhe,  wie 
man  namentlich  an  den  bekannten  kleinen  Flugrädchen  wahr^ 
nimmt,  die  kalte  Luft  dringt  von  unten  wieder  zum  Ofen,  und 
so  geschieht  die  Erwärmung  des  Zimmers  offenbar  ganz  eigent- 
lieh  durch  er'värmte  Luft.  In  grossen  Räumen  geht  diese 
Strömung  oft  langsamer,  wenn  nicht  darin  befindliche  Menschen 
durch  ihre  Bewegung  oder  sonstig«  Lrsachen  sie  befördern; 
Ei  nanoeseliener  P/ ysi'rer  mischt  daher  zuweilen  die  ungleich 
erwärmten  Schichten  vermittelst  eines  bewegten  Regenschirmei 
durch  einander,  und  in  England  hat  man  versucht,  den  0£fia 
mit  einer  blechenen,  an  beiden  Seiten  offenen  Trommel  zu  um- 
ge])C]i ,  um  nach  Art  der  gläsernen  Schornsteine  argandscher 
Lampen  den  Luftzug  zu  vermehren. 

Bei  dem  immer  hoher  steii^eiulen  Preise  des  Brennmaterials 
ist  man  vorzüglich  darauf  bedaclit,  die  gröfste  Wärme -Produc- 
tion  (Inrch  die  geringste  Consumtion  des  Materials  zu  erhalten« 
Dieses  geschieht  zuerst  durch  Festhaltung  der  erzeugten  W  arme 
vermittelst  Vermeidung  einer  Ableitung  derselben  durch  bekannte 
Mittel,  und  demnächst  dadurch,  dafs  die  erzeugte  Wärme  mög-^ 
liehst  vollständig  der  Zimmerluft  mitgetheilt  wird.  Am  unroll- 
kommensten  geschieht  letzteres  durch  Caminc,  am  vollkommen- 
sten bis  jetzt  durch  gut  g eh auete  sogenannte  Schwedische  Üefen, 
Blofs  in  solchen  Trockenstuben,  woiin  leicht  f euer  (äugende  jSub-  ' 
stanzen  gctroc'^net  werden,  ist  es  gefahrlich,  Feuer  auch  in  den 
festesten  Oefen  eingeschlossen  zu  haben,  und  man  hat  daher 
•eine  Erwärmung  durch  Dämpfe  vorgeschlagen,  weil  diese  nicht 
über  die  Siedeiiitzc  kommen,  und  also  auf  keine  Weise  eine 
Entzündung  bewirken  können. 

Statt  dessen  schlagt  der  Verf.  vor,  die  Luft  in  besondera 
Kanunern  zu  erwärnieu,  und  sie  durch  Röhren  nach  aerostati« 
sehen  Grundsätzen   in    die  zu   hcitzenden  Zimmer    zu  leiten« 
Ree.  will  nicht  in  Abrede  stellen,  dafs  man  durch  die  angege- 
bene Vorrichtung  den  vorgesetzten  Zweck  erreichen  wird,  auch 
ist  diese  Aufgabe  ausnehmend  leicht,  und  die  angegebenen  Con- 
structionen- sind  allerdings  praktisch  und  der  Sache  angemessen; 
allein  der  Ausführurig  dieses  Vorschlags  stehen,  wo  nicht  aus- 
nahmsweise örtliche   individuelle  Benutzung  erwärmter  Räume . 
statt  findet,  bedeutende  Hindernisse  im  Wege.    Hierhin  gehört 
vorzüglich  der  grössere  Aufwand  von  Brennmaterial,  indem  man 
doch,  ausser   den  zu  erheitzenden  Zimmern  auch  die  Heitz- 
kammern  erwärmen  mufs,  bei  denen  eine  Wärmeableitung  durch 
Wände  und  Thürea,  aller  angewandten  ^rg^t  ungeachtet,^ 

t 


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UeißncT,  üW  HeiUuog  mit  erwärmter  Luft,  oq 

Bicht  ganz  vermieden  werden  kann;  ferner  der  grössere  Käumaufr 
wand  beim  Bauen,  verbunden  mit  der  oft  grossen  Schwierigkeit, 
einen  oder  mehrere  schickliche  Heitzräume  zu  finden,  und  ausserdenH 
eine  grössere  Unbehülflichkeit  und  Langsamkeit  in  der  Hervor-, 
brin^ung  und  Unterhaltung  eiiier  gemässigten  Temperatur  in  vcr- 
scliiedenen  Zimmern   einer  ganzen  Oecoiiomie.      Cflt  will  man  ' 
nämlich  nur  ein  oder  einige  Zimmer  geheitzt  haben,   und  ein* 
^vorzugsweise  stark  und  schnell,   was  sich  durch  das  ohnehin 
bescLwcriiclie  Oeffnen  und  Schliessen  der  Röhren  nicht  immer 
und    im  AUo^emeinen   nur    unvoUkonmien    erreichen  liifst.  Die 
unverkennbare,  zuweilen  allerdings  beschwerliche  höhere  Warme 
in  der  Nähe  der  Stubenöfen  als  in  grösserer  Ferne  von  den- 
selben ist  zwar  im  Allgemeinen  unangenehm,  oft  aber  erwünscht, 
und  auch  bei  den  HeitzrÖhrcn  durch  erwärmte  Luft  nicht  gani 
vcrmeidllch,  wenn  man  ihre  Zahl  nicht  sehr  vermehren,  und 
dadurch  die  Anlage  kostbarer  machen  will.    Dafs  übrigens  nach 
der  Behauptung  des  Verf.  durch  eine  solche  Vorrichtung  daS 
Emporsteigen  der  wärmeren  Luft  in  den  Zimmern  gänzlich  ver- 
mieden, und  überall  eine  gicichmässige  Temperatur  erzeugt  wer- 
den sollte,  widerspricht  schon  in  soicrn  der  ganzen  Anlage,  als 
ja  die  wärmere  Luft  oben  in  die  zu  erheitzenden  Räume  ein- 
strömen, die  kältere  aber  unten  abfliesseii  soll.    Endlich  ist  es 
auch  weit  entfernt,   dafs  hierdurch  jede  ieuersgefahr  vermlcdeu 
würde,  indem  ein  Brand  im  Schornsteine  der  Heitzkammer  eben 
SO  leicht  und  noch  leichter  mösrlich  ist,  als  in  eiuem  Ofenschorn- 
Steine,   die  aus  der  zur  Glühhitze  erwärmten  Luft  der  H eitz- 
röhren entstehende*  Gefahr  nicht  zu  erwähnen  J  iauch-  weifs  Ree, 
jedoch  nur  aus  Erzählungen,  dafs  der  letzte  Brand  des  Schlosses 
in  Hessen -Cassel  einer  fehlerhaften  Anlage   solcher  Ileitzruhreii 
zugeschrieben  wurde.    Der  Vorschlag    wäre  denuiach  nur  da 
anwendbar,  wo  man  gewisser  technischer  Arbeiten  wegen  oder 
2um  grösseren  Luxus  in   herrschaftlichen   Zimmern    mit  einem 
grösseren  Aufwände  von  Brennmaterial  und  Baukosten  vermit^ 
telst  Anlegung  vieler  allseitig  verbreiteter  Hcitzröhrcn,  ohne  di- 
jectc  Erwärmung  durch  Stubenöfen,  eine  allgemeine  und  gleich- 
massige  Temperatur  zu  erhalten  geneigt  wäre,   und   in  diesen 
Fallen  sind  die  Angaben  des  Veii.  aUerdiogs  zwcckioassig^uud 
aru^iihrbar.  ^ 
Ree.    wünscht    sehr,    dafs  diejenigen,    welche  durch  die 
Schritt  aufmerksam  gemacht  allenfalls  geneigt  se^n  könnten,  der 
versprochenen  Ersparnifs  wegen  solche  Anlagen  zu  machen,  bei 
der   Wichtigkeit  der  Sache  auch  die  iüer  cUu^el^ten  Zweiiift 
Torher  unpartkeÜMh  prüfen-  mögen.  .  .    :  ^ 


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t 


60    -  G.  Weber,  Theorie  der  Tonsetzkunst. 

■  "ytrsuch  einer  geordneten  Theorie  der  Tonset zkujist  zum  Selbst- 

*  /      Unterricht ,   mit  AnmcrkutLgen  für  Gelehrtere,  von  GotT"^ 

:      rniED   M-^EBER,  2r  Bd.  Mainz  -fS^S,   XII  und  335  S,  • 

mit  f  Notentafeln.  3r  Bd.  ebendas,  ^Sut.  4oo  S.  S,  nebst 
*  .   wimn^o^etiheße.  (FergL*diese  Jah^b».  i^iS*  S.  do.J 

W^ir  haben  dali  Erscheinen  des  ersten  Bandes  dieses  eben  so 
Haren  als  gründlichen  Werks,  in*  nnscrn  Jahrbuchei^n  mit  gebuh- 
V  rendem  Beifalle  angezeigt.  Beim  Nachfolgen  des  z>7eiten  Ban*. 
des,  (welchem  jedoch,  wepigsten» bei  uaiserm  Exemplare,  das^ 
auf  dem  Titel  versprochene  Register  über  beide  Bande  fehlt) 

*  ipvurde  dieses  zufallig  verabsäumt,  Woran  dcfr  liunmebro  hinzu- 
gekommene dritte  und  letzte  Band  uns  wieder  erlnn^t.  Zu  ' 
^chr  durch  den  Raum  be$chr3nkt,  als  dafa  wir  in  eine  Critik 
oder  selbst  ausfölirHche  Anzeige  einer  so  reichhaltigen  Schrif^ 
deren'  dritter  Band  .ausschlielsüch  der  Theorie  des  reinen  Satzes 
gT'.tidmct  ist,  eingehen  dürften,  möge  es  geniigen,  unsere  Leser 
auf  dasselbe  aufmerksam  zu  machen,  indem  Ref.  hinsichtlich  sei- 
nes TJrtheils  sich  ganz  auf  dasjenige  bezieht,  was  er  über  den 
ersten  jjand  int  Allgemeinen  ausgesprochen  hat. 


FidiBJLlCß  VQ^  Ravmeil,  .Vorlesungen  über  die  alte  Geschichte 
in  zwei  Theilen,  Leipzig  b.  F,  A.  Brockhaus  48si4t  irTld* 
X  u.  436  S.  Sir  ThL  4o^i  8. 

Fleisfliger  und  gnindiiekeTy  ala  seif  langer  2Lett  geschah,,  wird 

fegenwirtig  das  Studium  der  alten  Geschichte  in  Deutsdiland 
etriehen.    Wenn  unsere  Historiker  sidi  fraherhin  grdfstentheils 
damit  begnügten,  Hand»  und  Lehr-Buchor  übier  die  alte  Gc- 
^hichle  zu  schrdbea,  und  unsere  Philologen  mehr  Fleifs  ver- 
wendeten auf  liwii8li«ehe  <ind  grammatische  Untersuchungen,  oder 
'   auf  Kritik  und  Interpretation .  einzelner  Schriftsteller,  wobei  meist 
jeder  Nadifolger  die  Anmerkungen  seiner  Vorganger  mehr  oder 
minder  vollanudig. wieder  abdrucken  liefs,  und  doch  .im  Ganzen 
die  Kritik  und  Exegeie  der  Profauscintftsteller  hinter  der  des 
neuen  Testameoles-  zurfickblieb ,  als  auf  den  Aufschlufs  des  Al- 
tertums übisrhaupt,  so  hat  unsere  Zeit  den  Forzug,  dafs  sie 
W^r  das  Alterfhnm  selbst  als  die  Erläuterung  .der  Quellen,  aus« 
•  denen  wir  dasselbe  kennen  Icmen,  berücksichtigt.   Es  mufste 
j^aber  auch  die  kritische  Prüfung  und  grammatisdki.-  historische 
Interpretation  4er  alten  Scbrifistcller  vorungchen,  ehe  Philolo- 


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F«.     JUumer  Yorlesungen  üb,  d/  Ge$ciiiciita.  ßM 


:gen  und  Historik^' *^Icb,'  mft^ipriB^^  un<i 
mit  den  'BÖtliigen  Vorkenntnissen  nusgeriistet,  an  die  Eriäutet 
91111g;  des  Akerüiämer>uiid  Gescbiehten  der  cksuschen  i  Vorzeit 
-selbst. M  agen  komiteii.  Milien  doppeltea  Hauptweg^  haben  unsert 
liefere»  «His^nk er,  \v eiche- daß;  Ältertbum  zum  Gegenstand  ihrer 
'  Forscbungeo  ^wrmhiten,.'  betreten,  ihdem  die  Einen  hauptsäcjdtcll 
>im'  Orietat  neue  Aufschlüsse  über  die  ältest^  Menschen-  i|lid 
.Yölkergescbicfate,  .10  r /wie  über  die  Aa£aoge'  der  religiösen  ui^d 
|ioUU»<»ea  .Ctiltur  und  über  den  Zuaäainenhaog  der  Völker' 
'flttCben,  Andere  hingegen  die  bisher  nur <  zu'  sehr  vernachlässig«*, 
ten  Spccialgeschicbten  einzelner  Stamm^y  kleinerer  Republiken 
und  Völ  erschi^eii  in   helleres  Licht ^/setoen  bemüht  sind« 
.Die  Bestrebun«;en  beider  i^artheien  '  haben  bu-  wichtigen  Resul- 
taten und  bjeträchtlichen  neuen  Entdeckungen :.gefähit,  auch  ha* 
ben  dia  gitissen  Eortschritle,  >»elohe  die  Naturwissenschaften  in 
den    letzten  Decennien*  maebteu^'^'-eBlSGheidenden  Einflufs  axd 
«vichtige  Ansichten  über  die  sogenannte  «Urwelt  ,  und  die  älte^ 
sten  Mythen  gehabt.    Deu  sicheren  Weg  scheinen  uns  iudcssen 
diejenigen  zu  betreten,  weiche 'nicht  wia  die  meisten  Forscher 
der  mythischen  Heb erlieferungen  des  Orients  durch  scJiarfsinoigfe 
:€A>mbiuatien^n^' weiche  sich  bald  auf  tiefere  Sprachforschungen 
-und  genauere  Sprachvergleichungen,  bald  auf  blosse  Et;ymoIogien, 
bald  auf  Zahlenverhältoissej  bald  auf  andere  einzelne  Aehidicli^ 
keiten  in  religiösen  Mieiaungen,  bürgerlichen  Einrichtungen  und 
'artistischen  Darstellungen y  bald   auf  eine  ,  höchst  .willkührliche 
Beliandlung  der  M^hen  /seibst.>* gründe,  neue  Resultate,  über 
Alter- und  ^usammenhaBg '  der  Völker .  und .  ihrer  Cultur  zu  ge* 
winnen-'.sachen^>  sondern  auf  dem  ' rein  historischen  Wege  das 
Einjfcelne '  zu  erliatera  «und  dadurch  der  gehörigen  Zusammen* 
«tcUung  des  Ganzen  vorzuarbeiten  streben.  Wi^ .'viel  Licht  wird 
nicht  die  ältere  griechische  Geschichte  erhalten,  wenn  erst  die 
-vielen  Specialgc»äiichten..'pelai^gjbcber:  'lind  h«dlenischer  Stämme 
:und.  Staaten  genauer  untersucht  worden  sin d|  auf  die  Art  wie 
besonders  K.  O.  MüUer  angefoogcn  hat.  >  Ree.  möchte  behaup«-' 
tte^  dafs  wir  eben  so  Vvenig  an  eine  Nationalgeschichte  der  Grie^ 
-eben  denheu  können,  bevor  dat  Einzelne  gehörig  erläutert  ist^- 
als  sich  eine  den  Forderungen  der  historischen  Forschung  und 
Kunst  entsprechende  Gescbichie  der  Deutschen  .erwarten  lafst, 
bevor  die  Sp;ecialgeschichteu  der  einzelnen  Stamme,  Länder  un4 
selbst  kleinerer  reichsstädtischer  Gebiete  samiutlich  sorgfaltig  er^ 
forscht  sind.    Wir  wollen  hier  hicU  über  die  Grenzen  der  Mjm 
thologic  und  der  Geschichte  streiten,  noch  .weniger  behaupten, 
dafs  sich  der  Punciy  wo  sich  die-  Mjrthe,  von  dci*  Ocbcliidite 
•trttiBl,,  genau  angeben  Mm/  .«d4  xänmen'  gern  em^  dafs  der 


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62  F.  :irw,llftumer  Vorlesungen  üb.  d»  Geschichtet 

GesckioKCslarscfier  eben  $o  gut  ^auf  die  läjthtsciiien  als'^  die  nijp 
liisumscheo-  UeberHeferungen  ?R««ksic}it  Dehmen  müsse,  indem 
der  Allfang  aller  Uebcrlieferun^  iii|rtbisch  ist;  aber  wir  halten, 
dafiir,  dafs  die  Mjlhen  des  Orients  mit  bei  weitem  schärferer 
Kritik  behandelt  werden  mtifsteny  iab  gewöhnlich  geschieht,  und 
dafs  man  nicht  diic  Liebling^idee  mtoerer  Zeit,  alte  Völker,  mift 
ihren  Spraehen  und  ihrer  Cubiir,  aus  dLfan  Orient  abzyleiten, 
im  Voraus  zu  den  Forschungen  mitbringen,  und -dafs  man  nebeli 
4eii  AehnücKkcitei)  iiuch  die  Ferschiedeuheiten  mehr  berodksiö^ 
tigen  solle..  Wie  sich  aber  auch  die  verscbiedenartigen  Bestreu 
btingen  diieser  ^eideä  Arten'  von  Historikern  gegen  <  einander  Tei>> 
lialten  indgen,«  so:ist  gewifs»  data  -gerade  dium  'diese  vcrscbfe- 
denartigeK  Aiasiahten  ob^r  Befaandkuig  äer  alten  Gesdnchte  da» 
Stndinm  desi^en  migiemein'  iiel .  weiter  gefördert.  Worden  ist^- 
QtO' Haaptresultate  der>tieu«n,  Forsdisngen.  und  Ansicbteb 
Itber  d!a$  Altertimm  ^  'insbcsondcro  ,dtie  über  -den  Onent  dem  ■ 
gdiildeUin  Pid>li6im  bekannter 'Ztt' iaacben,  ist  der 'Zweck  da» 
iear  Ajtrzeige  und.  Beurthellun^  vor  uns  ligenden  .Weriies:dea 
ifif6|u»li^<dnrdtf  andere- AdteitiBtr  int  histamschen  Faehe  ruhi^icli 
tSmuteii«- Herrn  Ver^r  1^  fii^h  darf  also  nicbt  nach  den  Er^ 
'Wartungen !der  eigendichen  (xelekrten  vom-  Facbe,«  aelbsi  nii^ 
«inniai -naeb  den  .  Forderungen,  wdcbe  an  academtscbe  Vörie«» 
snngen  mit-  Reofat  za  machen  beurtbeilt  werden,  sond^rlt 

•ies  ist  lediglicli  .als  etn.för  die  grössere  Classc  gebildeter  Lcseir 
geschrtebidnes  Bucb  zur  betrachten,  in  welchem  also,  weder  neu» 
Üntersucbungcn  anzustellen,  noch  bereits  gemachte  Untersuchun- 
gen auf.  gelehrte  Art  vorzutragen , .  sondern  nur  die  i'^ndresuitate  . 
eigener  und  fremder  Untersnchanoi^n  mit  der  nöthigen  Deutlich- 
keit mitzutheiien  waren.  Dabei  konnten  nicht  alle  neuere  For-  * 
sclmrip^eii  berücksichtiot  werden,  sondern  nur  diejenigen,  deren 
Resuliate  so  weit  gediehen  sind,  dafs  sie  dem  gebildeten  Publi- 
cum voTi^dcj^t  werden  und  dasselbe  interessireii  können,  nicht 
aber  diejenigen,  welche  nur  fiir  die  Esoteriker  angestellt  wer-  . 
den  sind,  noch  diejenigen,  über  welche  noch  Streit  obwaltet 
Und  über  welche  also  der  nicht  mit  dem  ganzen  Gebiete  unse- 
rer neuesten  historischen  Kritik  bekannte  Leser  keineswegs  zu 
urtheilen  beniieri  ist.  Von  diesem  Standpuncte  aus  müssen  wir 
die  Arbeit  des  /Im.  v.  Raumer  für  sehr  gelungen  erklären.  Die. 
Auswald  ist  gut  getroffen,  die  Anordnung  im  Ganzen  zu  loben 
tind  die  Darstellung  dem  Zwecke  des  Buches  angemessen.  Jeder 
gebildete  Geschichtslreund  wird  diese  Vorlesungen  mit  Vergnü- 
gen lesen  und  sie  nicht  ohne  reiche  Belehrung  aus  der  Hand 
legen.  Sehr  billigen  müssen  wir  insbesondere,  dafs  der  Verf. 
mehr  Rücksicht  geglommen  hat  auf  V«riassui^^U|  lUbgiuncn  und 


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» 

das  iimere' iL^en«  deiC.  VÜkjetf  miftdie  Susselw  Oeschichte, 
auf  Djraaslieiu'egisttV'  fitid  R^gcnteugeschichte ,  überhaupt  mehr 
den  Gebt  jder  Z^öilflfi  dannst^leii.  ben&i'lit  war,  als  die  einzel- 
nen Tbatsacheo,  io  welchen  sick  derselbe  ausspricht,  und  die 
der  Historiker  cigentÜ^b  am  dämm  avi&fst,  um  aus  ihnen  die  Zt^it 
"verstehen,  zu  leroea;  nur  bätten  ^yfix  ipewünscht  dafs  neben  den 
bürgerlicben.  und  .i^Ugidsen  £inri<(htangen  der  Völker  die  wis- 
senschaftliche voik  k^stleriselie  BlUung  derselben  näher  beleuch- 
tet worden  wärp^-wodi^rcli  iusbetondere  die  griechische  Ge- 
schichte, uamentliGh  das  Zeitalter  des  Periklcs,  weit  anschauli- 
cher, belehrendekr  imd  nnvebender  geworden  wäre.  Bei  der 
engen  Verbindung  .in  welcb^  au  Athen  das  öffentliclie  Leben 
mit  Kunst  und  /WibsenselHift  stand,:  ist  es  rein  unjuöf^lich  die 
bürgerliAbe  Geschichte  abgesondert  ron  der  Kunst  -  und  Litera- 
turgeschichte if^btindig  darzustellen.  Ganz  hat  der  Hr.  VeiL 
diesen  Punct  zw^ar  nicht  übersehen,  aber  cinestheils  weit  von 
der  polilischen  Geschiciite  der  Griechen  getrennt  und  antlern- 
theils  im  Verhaltnifs  zu  kurz  behandelt.  Auch  gegen  die  Folge 
der  Capitel  Hesse  sich  manches  einwenden;  docli  miisscn  wir 
im  Ganzen  die  von  dem  Hrn.  Verf.  gewählte  Anordnung  bil- 
ligen, so  wie  uns  insbesondere  gefallen  bat,«  dafs  er  häutig,  im 
Text,  oder  in  den  Anmerkungen  synchronistische  Nachvvcisun- 
giebt,  und  zwar  nicht  nach  Jahren,  soiuleui  nach  liegebcn- 
heiten.  So  wird  2.  B.  S.  86  der  Leser  daran  erinnert,  dafs 
mit  der  Umwandlung  Aegyptens  durcli  Psametich  gleichzeitig 
war  die  Errichtung  der  mcdischen  und  der  babylonischen  Mo- 
narchie, der  Untergang  Judals^  die  solouische  Gesetzgebung  in 
Athen,  etc. 

Doch  nicht  das  ganze  Altcrthum,  sondern  eigentlich  nur 
die  Ueberlieferringcii  und  Alterthümer  des  Orients  und  die 
grieclusche  und  maccdonische  Geschichte  liat  Hr.  v.  R.  geschil- 
dert, nicht  aber  das  römische  Zeitalter.  Sein  Werk  bricht  mit 
den  unmi.telbaren  Nachfolgern  Alexanders  des  (Brossen  ab.  Der 
Raum  dieser  Blätter  gestattet  uns  niclit  bei  einem  [inche  dieser 
Art  in  das  Einzelne  zu  gehen.  Wir  müssen  uns  daiuit  begnü- 
gen den  Plan  desselben  im  Allgemeinen  anzugeben  und  zum 
Belege  uuseres  Urtheils  nur  wehige  luitische  Bemerkungen  ein- 
zustreuen. ' 

Die  erste  Vorlesung  Thl.  L  S.  1  —  12.  enthält  die  Ein- 
leitung. Etwas  zu  kurz  und  oberflächlich  werden  hier  die  mehr 
dem  religiösen  als  dem  historischen  Glauben  atigehörenden  Sa- 
gen und  Meinungen  über  die  allcrälteste  Menschengesch iciite 
durchgegangen.  Wir  ehren  den  religiösen  Standpunct,  von  wel- 
€heia  dej^  lir.  Verf*  ausgeht^  hatten  indessen  gewünscht ^  es  sej 

'      .  ,    ■   '   ■  ■ 


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p  . 

auf  die  Bcrc^fcheriingen,  welche  die  sogenannte  Ui^escHiolito 
durcU  die  Natui  iuuulü  gewonnen  h.ii  ,  mehr  Kücksicht  <;i,uüni-» 
men  worden.  Gtrafle  hierüber  verlangen  gebildete  I.eser,  de- 
nen die  mosaisclicii  Sagen  histoiiicb  nicht  geniigen,  nähere  Aus- 
kunft. Billigen  müssen  wir  dagegen,  dafs  auf  den  Streit  übe* 
da»  Alter  der  mosaischen  Schriften,  über  die  Aljslamrnr.ng  def 
Menschen  von  einem  Paare,  die  Alt<;ciiKMnheit  d«;r  noaciiitischei» 
Fluth ,  die  Erklärung  der  Voikertafcl  u.  dgb  ;Ä."w:lere  in  ein  sol- 
ches Buch  nicht  gehörende  Uiitci snchangen  keine  Rücksicht  go»- 
nommrn  worden .  ist.  —  Die  Z  v^cite  Vorlesung  bis  S.  57.  han- 
delt von  den  wilden  Völkern  der  alten  Welt  und  den  fjidtiii. 
Sehr  ungenügend  ist ,    was  auf  ein  Paar  Soitcn  von  den  ersten 

,  ' gesagt  wird.  Der  Einflufs  der  INoniaden  auf  Handel  und  seibsU 
durch  ihre  häuligenWanderiitfgen  und  Angriffe  auf  tlieBewohner  dec 
flacheren  Geg^ndea  Hütten  ausführlicher  dargestellt  werden  sollen^ 
Mit  viel  Inlefes^e  haben  wir  dagegen  die  Darstcil-ung  der  ihdischca 
MylUolo^j^e  tmd  Verfassung  geteseB,*  wcim  i?«»  ' gleich  einesthetli 
gewunsclit  hätten  Hrl  v.  R.  habe,  w  wie  0^  sich  xiemlich.  ai|»«. 
tifhrlich  libev  die  Sanscritt  -  Literatur  äussert^  aiich  mehrere» 
idier  die  Kunst  der  luder  und  ihre  alten  Bauwerke  hinzup^efiigt, 
und  anderoth^fs  nicht  so  vi«l  über  cü«  kindisch e  Mythologie 
philosophirt,  -sondern  die  Mythen  selbst  dai^felegt.  -IrrtMiiier 
sind  uns  hier  mehrere  afffeflfiliss^n,  sö  z.  B»  wcob  S.  227  gesitgü 
wird,  die  Sud  ras  sejen  attsgeschlossen^gew4}sen''Von  Menschen-^ 
rechten.  Dies  kann  nur  von  den  Parias  gesagt  werden.  S.  3» 
keist  es  der  iUmpf  der  Bramin^  und  Kschetrjas  si^'  im  Käma«* 
besungen.- v/Dies  Issamr  leieht  «ii  einer  schief eii  Ansicht  voa 
dem  Stoff  dieses  vornehmsten  unter  deb  epischen  Gediciiten  der 
Inder'  fohr^n.«  Der  eig«itKc|ii6  'Inhalt  des  Rjunajian  ist  der  Sie^ 
Ramas  über  die  Bösen  Genien  und  nur  episodisc;^  wiM-dflii:^  frühere. 
Avatar  Parasuraiiiai  oder  die  Erscheinung  Wischmis.in*^  dem  Kör«  ^ 
per  eines  Braminenv  um  diteer  Raste  den*  Sieg  über  die  der 

'  Krieger  zu  verschaiFen,  betungeii.  !Att£Bdlend  war<  uns.  besonders 
S.  32.,  die  Vermuthung ,  die  Rajai  oder  Könige  sejen  Ober* 
eigenthumer  «des  Grund  und'  Bodcüs  gewesen. .  Dies .  ist  keinem 
w<^  wahr,  denn  auch*  die.  Bramincn  haben ^  wie  die  vieleii 
Lischriften  .'fiber  Verleihungen  beweisen,  Landeigenthum  gehabt, 
und  wenn  auch  die  Waischj^s  grossendieils  als  Lanitpächter  aar 
snsehen  seyn  mögen,  so  gebt  ^doclr  schon  aus  den  Steuergesetzen 
Menüs  hervo^,  dafs  sie  nicht  blofs  gepachtetes,  sondeni' auch 
«teuerbares  Grundeigenthum  besassen«   S.  33.  isl  von  ;dem  Han- 

1(^4.  Indiens  die  Rede. 

{Der  Beschluß  fokf.) 


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1 

HS  5.     •  Heidelberger  im 

> 

Jahrbücher  der  Literatur. 

k  .  .  .      »  < 

f*.      Raumer  yorlesUngen  über  die  Geschichte. 

{Bii^htufs.) 

Nur  tu  seh^  «Dt  der  Hr.  Vett  hk  mnem  ganstem  Werke  über 
diesen  inticbtigen  Tbeil  der  Gescbiclite  dahin«  Besonders  bei 
Indien  und  Pbdnideii  wird  der  Leser  nngem  nShere  Belehrung 
darüber  ▼crmissen«  In  diesem  ganzen  Abschnitte  Über  Indien 
bitten ,  wir  genauere  Sonderong  der  aus  griechischen  und  aus 
inUlDdisGfaen  Quellen  geschupften  Nacbrii^hten  gew.Cinscht.  — 
Die  dritte  Vorlesung  (-^  S.  93.)  enthält  die  Aethiopeu  und  die 
Ae^t^er.  Ree.  stiamt.  mit  dem  Hrn.  Verf.  Tollkommen  ober- 
em ^  wenn  er  S.  69^  die  sieben  Kasten ,  Herodots  auf  die  vier 
indischen  tnruckfölirt,  nur  möchte  er.  nicht  die  Landeintheilung, 
sondern  dlis  Beschfiftigung  als  die  Grundlage  der  Kastenabthei^ 
luiig  Süssen.  Ungern  wird  auch  hier  der  Leser  nähere  Be* 
Schreibung  der  ägyptisehen  Monumente  veii^saeni  mit  Vergnil-  ' 

e dagegen  die .Darst^lung  der  ägyptischen  Religioli  und  Ver^ 
nng  lesen«  Zu.  leben  ist,  dafs  der  Hr.  V^.  sich  «licht  auf 
eii^e  Yergleichung  der  Herodotischen ,  Diodorlscheo  'ttud  llfane- 
thotschen  Djuasttenre^ister  einUefs,  aber  was  S^f  in;  einem'  Bn-* 
che  dieser  Art  der  Ztisatx  6ber  die  spatere  9gypl!}»che  GcscbMte 
(S.  9i.)>  wo  nichts  als  Dynastien  oqd  '  Jah¥eV.)t%c^eWi],^ 
und  sqgar  der  Wechsel  muhamedanisch^r  lTp^^  auf  die 
Eroberung  dntch  die  Osnunen  herabj^efitlhrt^  vt^il^d.'---^  "ViMt 
Vorlesung  C — S.  iia.)  die  Assyrer,  Babjdonler  und  Medei*.-^ 
Fünfte  Yoitoung  (-^S.  i56.)  die  Jud^.  [Etwa^  ik  weit  atä-* 

fehok  sind  Itir  die  Leser,  welche  sich  der  Verf.  dachti^^  die 
FntersocIniBgai  über  3as'  Hüll*  jmd  Sabbatjahr  (S.  iB  1  t^o,^  $ 
dagegen  ist  auf  den  Eii|flttfs  '4^t  Prophetenschule^  üiid  ^et  Me%> 
sinsidee  m  wenig  Rücksicht  ^genlrnifflen."  Md^  gleich  maOcMe 
Bfingdf  ^dche  an  tUr  inpsa&che^  Giesetzgcbung  gerügt /wei^ 
den,  gegründet  sejn, .so  ist  doch  Ree.  cler.Meipuog  dkfy  'iec 
Verfall  de^Hrfirieirstaates  batipt^öMidh'  dafftlak  Üik  'ti^mt^  s^, 
dafii  der  'ächte.  Mosaidnns.  nib  VoUständig  reafisirt  .ji)rttrdf\*una 

fcowpdil».  dm  Kdnigthimi  W  die  Jiof  •  und  iimili^niwhtoogeb 


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iXk  Abweichangeil  von  deu  theolcraüscben  IU-^rif!en  des  Judeo- 
|)ifi9if  fHihrcji  moljitcn)*  —  Vorlesung  6.  Die  Phönicier  ( — ji. 
f65.).  —  Vorlesung  7.  Die  Perser  und  Lvdcr  (— S.  i8o.)  — 
Vöries.  8.  Die  Griechen^  Mythische  Zeit.  Pclusger,  FI  eil  eneu, 
Kolonieii|  WÄnderungen,  die  Argonauten,  Troja,  die  IIcraklliL^ 
''die  ÖficiitUcbcii  Bplcle,'  die  Ampliikiiouen,'  die  Orak'er(^— iSu 
2107.).  ■ — '  Vöries,  g.  Atliens  Anfange,  Tlicseus,  Kodrus.  Spor^ 
Iss  Anfange,  die  messeniscben  Kriege  (-^S.  aaß.).  —  yorl«;«.. 
to.  Lvkurgus  und  die  spurfiaulsche  Gesetzgebung  ( — S.'24*)')- 
Vöries,  ii.  Solon  und  die  athenisclio  Gesetzgebung  ( — S.  2S0.).  ^ 
—  Vöries.  12.  Zoroustcr  und  die  persische  Gcsetxgebutig  ( — 
S.  So3)*  — '  Vöries.  i3.  Darios  und  <|ie  S^c^thcn,- dt'e  «Kmpd- 
rimg  der  Jonier^  Pisistratus  und  seine  Sahne,  Demamtus,  ^lil- 
tiadcs,  IVIaratbon.  ( — S.32a}.  —  Vöries,  t^*  Der  ^lossc  per- 
sische Krieg.  Xerxcs,  Themistokles,  Anstkle:^  Pansani^s,  Cimon 
[Kimon]  ( — S.  34o).  — -  Vöries.  i5.  Die  ieit  vom  Ctmoui* 
kben  Frieden  bis  znm  Ausbrucbe  des  pcluponcsisclien  Krieges 
( —  S.  358).  — '  Vöries.  16.  Pcriklcs  und  sein  Zeitalter  (— j- 
S..397).  —  Vöries,  i;^.  Der  peloponesischö  Krieg  bis  ;fcur  Ünr 
temeliaiung  der  Atliencr  gegen  S^mkns$  S.  4oO'  ~ 
les.  iS.  Aeltere  Verhältnisse  Siciliens  und  der  Feld/og  dor 
Atliener  S^^^p)-  —  Volles.  19.  Von  der  Niederlage  der  , 
Athener  in  Sicilien  bis  auf  die  Einnahine  Athens  durch  Lysau-^ 
der  (-^-S.  43G  ).  —  Vorhes.  20.  Von  dem  Eude  des  peiüpo- 
neslschen  Krieges  bis  auf  den  Frieden  des  Ant$dcidas  [Antalki* 
das]  (Tbl.  IT.  S.  *  —  3o).  —  Vöries,  ai.  Vom  Frieden  des 
Antakidas  bis  auf  den  Tod  des  Epaminondas  ( —  S.  6i  )<  — r 
Vöries»  22.  Vom  Tode  des  Epamluoudas  bis  mm  Tode  PM^ 
lipps  von  Macedonien  [Makedonien]  ( — S.92). —  Vöries.  23^  . 
Geschichte  ^icUicns  von  der  Niederlage  der  Athener  bis  auf  • 
den  Tod  des  Timolcon  (—  S.  laG).  —  x  Vöries.  24*  Die  Fi- 
nanzen und  der  Handel  (—  S.  i56>  —  Vöries.  2^.  DieU- 
teratur  und  Kunst  S.  i84).  —  Vöries.  26,  Die  Philoso- 
phen (—  S.  2t5).  —  Vöries.  37.  Die  Geschichte  der  Perser 
von  der  Schlacht  Lei  Kunaxa  bis  auf  Darius  |Codomannu9  ( — 
S.  223).  Vöries.  28.  Geschichte  Alexanders  bis  auf  di^ 
ScMacbt  bei  Arbela  ( —  S.  262).  —  Vöries.  29.,  Von  d» 
Schlacht  bei  Arbela  i)is  auf  dan  Tod  Aleiandem  (— -  S?  3q4> 
^  Vöries.  3o.  Vom  lüde  Alexanders  bis  ;4uf  den  Tod  des 
Eumciies  (—  S.  34o).  —  Vöries.  3i.  Vom  Tode  des  Eumc- 
nesl^is  auf  den  Tod  aller  unmittelbaren  Nachfolger  AlesandefS 
( — 'S.  370).  —   Aiihaug  übüjf  «iuige  Trauerspiele ,de^i»E^Hj?5» 


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t 


.     '    Peru  Gescliidile  der  Hwraneier«     -  6; 

Mö^e  der  Herr  Verf.  recht  bald  die  römisiche  Oescliichtf» 
Auf  ähtilichc  Art  bnliandLln  und  fticb  daduith  den  doppeltcii 
Daak  des  Publikams  verdicueo.  '  -  ' 


Die  Geschichte  der  Meßtmngtschm  Bmmti^  P9H'  fin  Gsomg 
Heihhjch  Pertx  (jem  Cmedog  du  KfiaigrekM  ßannov^ 
und  Archivar  m  HmiMver)g  mä  tmit  Vvrhdt 
Ritter  HßtäEN»  Hmowt  4^4^  m  dtt  tiahnstkm  ßttek» 
haiidlung.  xrt  tu        X  in  8wo*    '  ' 

»       •  •> 

Der  gründlich  gelehrte  Herr  Verfasser  hat  durch  diese  Mono- 
graphie einen  sehr  schatibarrn  Beitrag  t\x  der  fränkischen  Ge- 
schiclite  geliefert.    Mit  grossoin  Fleifs  arbeitete  Herr  Pertz  seil 
mehreren  Jahrea  au  einer  kritischen  Bearbeitung  <ler  Quellen 
fiir  die  Geschichte  des  Kdrolingischcn  Hauses,'  hielt  sich  ge- 
raume  Zeit  tut  Auftrage  der  Gcsellscliaft  fiir  ältere  deutsche 
Geschicfitskundc  in  Wieb  auf  und  hat  in  J,  iL.  Büchler  tmd 
C*  G.  Dämge  Archiv  sehr  erfreuliche  Nachrichten  von  dem 
Krfol^e  seiner  Arbettcü   mitgetheilt.    Mit  dies^  Studien  steht 
die  Geschichte  der  Hausmeier  in  enger  VerÜiiidtmg.    Sie  ist 
zwar,  wie  Ilürr  Ritter  Heeren  in  der  Vomid«  sagt,  als  Theil 
der  I  ränkischen  Gescliichte  oft  behandelt,  aber  damit  nocYi  Itci-^ 
neswcgs  erschöpft  mid,  fügen  iwlr  Ikuktn^  von  keinem  früheren 
GeschichtschrVtber,  so  geiirtv<»ll  und  grflndueh  dargestellt  worden, 
als  von  Hr.  Pert2.   Kur  bStMn  wir  biit  und  fTieder  schärfere 
Kritik  der  QiftJka  und  genatiertf  cbronologifcKe  Angaben  binzu 
ffewtnscbt»  Di«  JabncnMen  sind  meist  nur  «nt  Ibnde  bemerkt; 
Es  kann  «ber  diea  l^fat  ta,  Verwechsttungen  ^ttn^  wenn  ia 
dierswlbmi'Zdkii  MivMe  Bmrabcniieiten  «rwllint  ifverdea-*  Be* 
•ofl/lmr  Mfr.lt»  «olt  die  Barttoilung  der  Cbmcitere  ebtelneir 
Ifiimeri  namelKeK  der  jpippine,  terwendel  'Worden  t  aber  oft 
midite.  mmi- frageDi  wolier  alle  cinzelnea  Züge  iii  dieseti  Cha- 
%  aeHaii iiibiMrwiiiMfii  fCMoAmea-siadi  nnd  immer  mebr  deiifManni 
tne  der  Verf.  aidi  dfenadlMm  dnebtei  ide  «He  et  in' der 
IMIieir  MTi  ibdea.  la  ditr  Renlitsolireibung  der  BigMmmea 
In  Hr«illeitt  aklit  infaier  «onaeqnenti*  wenn  er  den  einen  N** 
mmi  genitt  naeh  der  ScBreibmt  der  Quellen  triedergicbti  *  den 
Miem  "Wilikfiiflkk  .ietfcideiiy  jd  denetben  Kamm»  veHdbieden^ 
adMb«  «.  9.     ti  SSUM»^  vnd  3.  es  CUktkiiMr. '  Ebta 
ifll  «a  en%c£^>  dids  UMl  die  kleiaiacben  bidd  die  lhttz6siV 
•eben  Ortwente  gea^iabid*  IMrigeilf-^  iof -dlii  Qeograplyir 

6* 


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I 


viel  Sorgfalt  veiw^ntlet  WoHl^n,  ♦  und  gegen  '  wenige  Yeri^Iei- 
fhniiis^eii  <lcr  altiQu  Orfsn^mtii  'mit  den  neuen  möclitcu  iich  ge- 
gründete Einwendungen  vorbringen  lassen.  !  • 

Das  Jiuch  iterfällt  in  drei  Abthrilungt  n,  von  denen  die  <  rsfe 
( —  S.  '^())  tlie  Grsrliiclite  der  Hausmeier  bis  zum  Tode  Pip- 
])ins  des  Aelteren  im  Jaiue  6^9  entliidt.  "T^ieser  Abschnitt  isf 
am  wenigsten  geniigetnl  und  es  Hesse  sieli  liier  über  vicb:  /m 
allgemein  ausgesprocliene  Beliaiiptungrn  streilen.  Die  zwelie  Vb- 
tbcilung  ( — S.67)  i'iil^rt  die  Gfschicbte  bis  /um  Toflc  Pipj)iiis 
des  Mittlern  J.  yiä  fort  und  die  dritte  ( —  S.  loi  )  J>is  lmv 
Tlironbesteigung  Pippins  des  Jüngern  J.  Dann  fo!t;eji  An- 

merkungen luid  Beweise.  Die  ausgehoberven  Bf'weifsst eilen  sirid 
passend  gewählt  und  besonders  di(;  geograpliischen  Anmerkun- 
gen schätzbar.  Man  siebt,  dafs  der  Hr.  Verf.  seine  Quellen 
sehr  sorgfältig  studirt  hat  luid  libciail  nur  eigenen  Aui^en  sali. 
Möchte  er  uns  in  einer  an  diese  scinr  erste  Schrift  siel»  an- 
schliessenden zweiten,  die  Karolinger  als  Könip^e,  eben  so  schil- 
dern, wie  es  ihm  im  Gaoxeu  mit  ticusclbcn  ilausmcici'  ge- 
lungen ist.  .T-      -  '/  *  «  * 


Lehrbuch  ^er  Störiin^^en  des  Scclenlnhens  odtr  df.r.  Seeletislörun- 
gen  und  Huer  Bcliandlimg  vom  rafionalf/i  Standpnnkl  mui 
■  CfUivorfen  i>on  Dr.  F.  C.  A.  Hei  ^  not  Projessor  der  jtsj- 
chhchen  Hedhunde  und  Arzt  ata  IJ  aiscn'^,  Zucht  ^  uiid 
yersot gungshausc  zu  St.  Geor<^cu  in  Leipzig,  Zwei  The^'if, 
Leipzig  4818  bei  Fr.  Chr.  TVilL  Fo^^L  .'(m  SiVo  3q0 


Ein  Werk,  wie  das  vorliegende,  worin  sic^  der  Verfasser  keid 
geringeres  Ziel  setjtt,  als  die  bisher  geheri«c1iM  allgancine  '\  ei- 
worrenheit  und ,Uuak«UieU  in  den  Begriffen  von  den  ps^chiscben 
Krankheiten  zu  zerstreuen  und  —  während  alle  seitherigen  For* 
scher  theils  nur  ^i^,.Qberflä€ii« -det  Erscheinungen  bestroifirn, ' 
thcds  eniseitig  au  einigen  h€nrom|[l»den  Punkten  hängen  blic'* 
bcn  und  die  Erscheinungen  weder  in  ihrer  Allgemeinheit  noch 

Besonderheit  zugleicli  auTTafsten  das^  Wagstiick  unternimmt, 

mit  kühnem  Blicke  in  dt^  Tiefe  Einheit  des  menschlichen 
Weyens  eindringen  und  aus  dieser  heruas.,  nach  inn« m  Prin- 
cipien  die  Elemente  sondernd  und  entgegensetzend^  deren  ver- 
schiedene Richtungen,  woduroln.eliditch.  die  nB»oigliiltig<-"'»  Kr-^ 


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Heifmdi-j  £elfrK'ii;*<ftAritiig'eii4b'Seebiitebl<ii»i  i)9 

«lern       wollen  (i -TM.  §;  *S5.);  —  ei ii  Werk  djs  dies  grosse, 
fjfx  rmeiisolilicli  schciiicnilc  Üntcruchmer! ,  '"mit  Hiilfe  des  «rlrin- 
zfiulstcii  Scliarfsinncs ,  durch  /?ln  meislörfmft  duiLli^iclührios  Sv^ 
«tt-m  vollbracht  zii  hdf>en  dfii  Aiiscliein  liar;  luid  welches  Über- 
«lif'S  von  dem  tiefen  Standpunkte  ans,    «ws  ■welohcin   der  VcrF, 
drniw>ch  mit  bewiiuderiino^s würdiger  Khirh^iit  liervorspi ifrijt,  za- 
gleich  die  erhabensten  Anssicbten  im  iieiiiUe  der  Moral  undRe^ 
4tj»u)ii  wie  !die  hcrrKcIisten  l^insiohten  infi  (yebicte  tl er  psychischen 
Medl/.in  darbietet;  —  ein  soh'hes- originelles ,  »n  seiner  At*t  ein^ 
tiges  Werk  bcd  u  f  entwcd<>r  nur  der  Arize^e  in   einer 'j»el ehr* 
ten  Zeitung  (und  als  suicl  e  wiir.le  d.»s   nnr  ali  iujilettung  ebetl 
üesagle  hlnreiehend  seyn)  oder  verdient  die  vollständigste  Ke- 
,€>enslon  und  die  schärfste  Kritik,' tim  iii  ihr  entweder  die  Grün d- 
fichk^it  des  aiifgeführtm  l*rachtgeb;indes  von  Theorie  durch  an- 
derweitige Gninde  zu  bestätigen  und  dei»  neiten  Wahrheit  laut 
-j^eixukrateD;  oder  aber  um  dio»  etwaigen  Schwachen  und  innern 
'JUi>>harn;lODieii  des  knhnen"Baucs ,  w«^n  aiich  hur  durch  leise 
. Andeutungen  aufzudecken  und  (ümft  das  Signal  zur  künftigen 
critetlicheii  BesÄreitung  «der  wunde rbareij  r,ehre  des  neuen  Ke- 
Cormators  wta  geben.     Ree»  wird  es  versuchen,  -einen  möglichst 

•  fii^kttge^  Begriff  ivoii  d«r  'aufgestellten  Lehre  zn  geben,  wobei  * 
•er  •  jedoch  »nur  das  »U^rwicfitigste  des  vielen  Neuen,  wovon  dies' 

•  »fincN^TvIl  ist,  wieder^  g^ben  kann,  und  wird  dabei  einen  und 
-^Qü-andäm  Zweifel  an  der  allgemeirten-  Gültigkeit  der  obersteh 
"^j^ia^iiitre  des  V^rf.  aufwerfen;  gründlichem  und  gelelirtem 
-ll«Ueei»j  ols  er  ist,  es  fiberlasscnd ,  den  wichtigen,  in  das  Wo W 
ületl'i^iiiiktoett  Menschheit  tief  eingreifenden  Streit  durchzartlk- 
wenn  «iScIrMiders  dt^^che  fcu  einem  solchen  eignen  sollte. 

*  f'"  *In  ^eii  yorl>egriffen,  fnicl  ztwar  iftt' iftMH* Kapitel  derselben, 
!^bt  det  ^(Eirf.y  iiaK^d;eiii  -er*  i  Stufeft  dbs  B^WuJTüUejns  fest^e- 

.stellt:'  i/ÜM  sbiilfiHi^  od^' Wtltbevraftitse^tn  fsls  das  niedrigste, 
<ddft  iBegriffsbcitttAls^ '  bde»  S<^5^c«r(AlM7ft,  und  Ii  dä^ 

•der  Menseh  sej  ein  Etiaiges  Selbst  oder  Ich  (IiMl2vnlaiiiü)\  M 
^er«m  luid  kiitiBijlkfm\  fMm^'^asK^  Afeht  als 

•kwei' Y«rscliied«be>  dier*Skt'  vereiiiigt  «dbeu,  iimideni  als  EiM 
<«nd  -Dasselbe  (L^en),  dAs  sicb-nuf  naich'  itwet  entgcgcno^dettf». 
.1«^  Stiften  fiBlMdlte'-tiiid  ^or  itiM6rii  '*A|MclMtt»D^  it«  Kattuie  als 
Ajrih  y  »der  Uimerti  4»  ^er'  Zeit' ab  Seele  ■  ettclieHie ;  Wte>  der  Biiiiliy 
««iitien*4krBrilei«icli>iDGanto^flifa.!IP^^  ^r'*d«r ' 

«Brd^abteaHn  «ed  Wipfel  icvscheiii«, '  Wa«'  -^armft(HRiie''9la  d^* 
Dadndlieit  dbr  £rde  Mye  v  gleieliMMi(dlri  Lei|{  des'!)a«M; 
i^  übeE^idkr  Etde  iüLitflitt^des  l^ges  ttcliilMttS^^  i^flfaite 


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4i 


nidil  all  Tbeila  ^19^  imd  desselbe»  Biuins,  nicht  als  z«r  £Iu« 
heit,  %um  Begriff  äcs  Baiuaes  gehörig  betrachten?  Das  Stehtba«' 
re  nyie  das  Unsichtbare  mache  Ein  Ganzes  aus,  sej  unzertrenn- 
lich niclit  blos,  Sündern  auch  nicht  einmal  Terschiedenartig.« 

^Schade!  dafs  in  diesem  Ung;leichni»se  gerade  das  Uu- 
$icV  tbare  (die  Wurzel)  zuiu  LeU>,  diu»  Sichtbare  (fi^r  Wipfel) 
tum  Gt  ist  werden  ixiufs« 

»Gcraiath,  Geist  und  Wille,  in  Einem  Bewufstsejn  ver- 
schmolzen, und  doch  gesondert  auseinand<  i  tretend  und  in  or- 
ganischer .Giied^riuiij  wirkend  I  machen  den  Begriff  der  Seele 
aus.« 

^Gegen  das  Ich  und  sein  Bestreben  erhebe  sich  in  dem  In* 
ncrn  ;des  sich  selbst  bewiifsteu  Wesens  ein  Widerspruch,  der, 
Kie  wohl  im  Ich,  dennocti  nicht  von  dem  Ich,  sondern  von  ei- 
nem höhern,  in  das  Ich  eintretenden  Thätigkeit  ausgehe,  —  «las 
tcwisseu.  Das  Gewissen  sey  eine  nothwendige  Naturerschei- 
nung ui  uns,  es  trete  mit  eben  der  Unabwendbarkeit  in  uns 
hervor,  >vie  im  äussern  Menschen  die  Sinne  und  die  Glieder. 
Abcir  es  SC)'  ein  Kcinr,  der,  wie  jeder  Keim  genährt  und  gepflegt 
werden  müsse,  wenn  er  höchstes,  vollendetes  Bewufstseyn  wer- 
den soll,  Dafs  dies  möglich  sey,  werde  von  Vielen  gar  nicht 
^ealmdet ,  um  so  weniger»  geschehe  von  ihnen  dafür,  dafs  es 
IV irklich  werde.  Bei  manchen  werde  dieser  Keifn  durch  das 
Ueborgewicht  des  Welt«  und  Selbstbewufstsryns  allmälig  zusom- 
meugedn'ickt,  seiner  I^ebenskraft  beraubt,  bis  er  bei  den  Un- 
giiieklicbbttn  ganz  verderbe  und  absterbe,  und  bis  dem  sclbst- 
^Jl-  thierisclien  Streben  die  Alleinherrschaft  überlassen  bleibe.c 

»Das  Venmnftbcwufstseyn  oder  die  Vernunft  überhaupt  sey 
der  Sinn  für  das  Uueudiiche,  Dnbeschräuktc,  Ewige.  Und  die- 
ses sey  das  Höhere,  das  Ueber  Uns,  welches  sich  urspninglich 
im  Gewissen  unsrrm  Gefühle,  späterhin  der  Vernunft  als  dem 
lichtesten  Bewufstseyn  ofienbare.  Die  Vernunft  sf»y  der  Licht- 
punkt unseres  gmim  tW«9«us.  JHux  duTph  di«.  Veruuafl  kom*» 
^  man  zu  Gott,» 

»In  dem  Inbegriffe  dieser  Stufen  des  Bcv#ufstseyns  sey  der 
Begriff  des  mensclilichen  Lebens  enthalten.  Dieses  sey  demnach 
so  \erschteden  in  jedem,  als  das  Bewufstseyiy  eines  jeden  ver- 
schieden ist.  Darum  sey  aber  das  menschlidie  Leben  nicht  dem 
Zufall  Preis  gegeben,  sondern  die  gesetzlith  bildende  Kraft ,  wel- 
,che  die  ganze  Natur  erfüllt  und  erregt  und  fördert  zum  fort» 
schreitenden  Werden,  erfülle  und  errege  und  fördere  auch  das 
innere  Wesen  und  Leben  des  Menschen  und  Menschengeschlechts 
rjorganisch.  stufenweise,  das  Niedere  zum  Höhern  hin  entwickelnd; 


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lern  »itnr,  »ndern  mü  zarter  lücJitin«  »(d  JUdow«  dem 

Sipzig  freigelassenen  der  Erde  etc.  •  '  *  ^ ' 

Mee.  hat  den  des  Verf.  in  <li««i»:^»,„  Kapitel  zw« 

»oglidist  knn  doch  treu  darzustellen  gi-sucl.t,'  Denn  die  u2. 
tik,  «en»  sie  »ich  fcr.icr  selbst  klar  blcili«»,,pU,  hat  dw  ST 
WUhnen  Lauf  des  psjchischen  y^^n^,  l^^&iU^ 
,*%n.m  der  ersten  Richtung,  die  er  nimj^^  ivrüSZ 
Jatoem  Kap,(el  finJ.n  sich  »Uerdiag»  .^i,  kde^lwSTS 

p^clHsche  Mcdicin,  hmauf.nheten  so  ^  strebt;  und  yoTwel! 
.b™  er  zu  GciM  nud  Herz  .mit  ri«^  K«f.  ^prid*.  Äe-^. 
JipH  U.4erneh«e^,  .lsp.oraliscl.eu.,  zum  sot^i^SultZ 

I«-      Meteor  a.n  IIori„v.t  des  «f«ijy«fc,t^«^'.l3f  £ 

,4«  «?,  und  dereu  wirkü««^ Tyn  d^F^iÄ^Ä^ 
w^ugangbch  g^bl,eLc,j,  J^o  ^  diese  FrriLu?  «S  Jfdl^: 

Ol«  Ausbildung  des  Gcwissenc.  v<ni:d»-«>  •  .  * 

a»n«?zlich  bildende  Kraft  iu  Z».il^.^u^T^ 


««Unck.Cd  «eUhmt  wi^'"^«^"  Not  .we.digkeit  gar  pft  u». 
1   1  ß^äßrat  "Itd.,  Was  endlMi  »oll  man  tob  diam- 

h^hSoaIT.!       «'.»»^•"ders  defimrt,  j.i  ««hdl  i 


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Üocin  tbeorcflSsdieD  Sädiipfwüikei.  Aocli'iak  Är  :ibgdMfni«& 
Wossep  Willkähr  oder  WahlTermagen,  dtte  itodk  ttkbrwfiriUi>- 
(fh«*FT€iheit  scyn  soll,  ist  oichts  erktirt;  didiD  'zun»  Wadivei^ 
mdgen  ^wiscbea  dem  Guten  und  B6fen  gebSrt  ^dlbn  FfeiMt. 
Bei»  MeDscb  iat  öbae  Widerspfnch  frei;  imofern  er  tbiit^ 
inr  iH  ffvenn  keine  äussere  A]>luiltu]ig  dk  ktj;  und'VriH; 
t^r  thut.  Aber  Ton  dieser  Freiheit  (Sponteoieitäl)  ist  h^r  niclit 
d'it  Rede;  sondern  davon,  ob  dieser  sein  WUle^  <ler  faiasichlV 
licb  se  ner  Ausübung  allerdings  frei  ist,  dbnrch  eine  Reihe  Vor- 
hergehender und  gleichzeitip,er,  äusserücher  und  innerlicher  Mo- 
tive, ticin  Menschen  unbemerkt  und  unbewufst,  so  und  nicht 
anders  äeterminirt  werde  (^Determinismus J;  oder  aber  ob  der 
Mensch  viehnehr  unumschränkter  Herr  seines  Willens,  d.  h.  ob 
dieser  Wille  indilFcrent  iiei  se}  ,  erhaben  über  die  süssesten  Lö- 
ckunj^en  der  Sinne  und  selbst  über  die  stärksten  Bewegp^riinde 
des  ciiiculirenden  Verstandes  ( Indißcrcntisnms).  Lassen  wir  den 
reinen  Geist,  die  Vernunft  als  reine  Vernunft  im  ungestuHc^ 
Hesit/e  der  metaphjs.  Freiheit; '  und  stellen  wir  blos  die  Fra- 
tze: Besitzt  der  Mensch,  als  Sinnenmcnscb,  wirkliche  oder  ei- 
ne ihm  von  den  strengen  Moralisten  nur  angedichtete  Selbstmächt  ? 
Und  die  unpart  eiische  Antwort  wird  und  kann  nur  halbe  Aht- 
"wort  werden;  nandich  :  er  besitzt  wirkliche  Selbstniacht,  je  nach 
Maafsgabe  der  göttlichen  Vernunft,  die  in  ihm  erwacht  ist  oder 
nicht.  Aber  auf  eine  solche  halbe  Antwort  läfst  sich  keine  gan- 
sce  Theorie,  und  kein  ganzes  Svstem  bauen.  Und  in  sö  Welt 
sich  des  Verf.  Theorie,  sowohl  was  die  absolute  Freiheit  eines 
jederi  Sinnenn)enschen,  als  auch  die  angeschuldigte  vöTItgc  See- 
lenunfreiheit  dos  zur  Maschine  geworden  seyn  sollenden  See- 
ienkranken  betrifft,  — -  auf  diesen  theoretisch  so  schKipfrigcn 
Aniaiigspunkt  gründet,  so  bleibt  sie  prekitr,  und  zugleich  immer 
W  ideispriichen  unterworfen.  Und  wie  viel  mehr  di^s  nicht 
eine  psychis«  h-ärzlliehe  Theorie.  '  *' 

%tes  htipueL  liegt iff  des  gesunden  Seelenlebens.  ^Ja  wem 
das  gan/:e  Leben  in  den  Liib  eingesenkt  ist,  der  nennt  Gesund- 
liejt :  das  leibliclfe  Wohli)eh;ii:en.  Wer  aber  sein  Ich  nicht  blos 
als  leibliches ,  sondern  auch  ak  Seelenwesen  betrachtet  ,  dieser, 
wie  er  überhaupt  .Seele  und  Leib  nicht  treiHit,  dem  die  Seel^ 
nur  der  innerlich  gewordene  Leib,  wie  der  Leib  die  ausserlidh 
|revvortlene  Se4;le  ist,  kennt  keine  halbe  Gts\indheit  und  keine 
Cfsundheit  eines  liaÜH'n  Wesens,  sondern,  wie  sein  Ich,  äos-' 
seriithes  und  innerliches,  ieibiiches  und  geistiges,  Ein  uwd  das-' 
selbe  Ich  und  Leben  ist,  eben  so  ist  in  ilim  das  Gesundheits- 
gdühl  Leib  und  ^ecie-umüisse^d»  i^nd  «E  füUt  sich  nur  dann 


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• 

fH»  woü  jätguttmä^  «r«n  ftini  ancriicli  y^ie  «msMilicli  frei 
«od  Behag^ck  sti  M oib  itlU   Et  int  mmuckUch  gesmd.*'  ^ 

imdlieil  ton  ditf'  flteiselMi  GMuAtii,  «k»  llcMtliciiy  mid  die 
.  w^tar^  'MKtUidi  'WmMmi^  SoWiMerang,  die  e^  im  jenen 
llufmde  ciitwirft/ Dihef»  6t<^  dem  ftlAe  de»  StoMm  Weit«» 
in  6der  *mi-  int  deteeflM»'  yüsantami*   bl'^tl^ec  daram- «eia ' 
Site  Tüll' «Änbelly' ^oi>  Se^  «»d  'Leib^  'vea  dm»  er  eii«geil% 
"Wthrl  AQ€ll"^t^ntgegengcseisifr'Aaaick4  «finlMb  iöt^  blaner 
¥erebigung,  ntelNl  SinMi,  t«k;i6e4«  tmd  ^Leib  Mirt  ind  hat 
geffibit  nir*«iiiidliiiett  iwNNiliMlm' Hdbei  wen»  ^«o»  ctei  d« 
Sereila  im  fgnmtd  XlteMhm  evtcmieiie  Bild  d^  Steischeii*  Weit» 
etti  'm»  sielMtildffMe|[  dient.  -Uiid  -ynm  War  der  Ke»  dieser 
FhiloeopM«*.  Ml  >«i^eielb  •  dai^  Tugend -CvelieiaMifs  ihrer'  pnikti- 
MeM  HeUletf  «hM»  ab*  ekieft:idie-  irbeiMligste  'IkiienttliniduDg 
yttit  Seäe  mid  teib?  -  M'/div'llttKtnre  imiciit  fölirtwicl  luige» 
Hwuiij^ener      einen  tioeh  hBllnil  SmApitktj  tim  dte^Ideutiiite». 
^MompMe  vürnag.   I>er-Verf*  sagt  j«  »eiM«  ^>n^  ^  folgt  gaa« 
4Mtig  aue>  'e«Mier^AiMiclil2  Aer  Mensch'.  liiUe'  aieli  anr  dann 
gani' woldy*'weni  tbm  inueriic&'Snb  änsserikii  lnii>§Kcl>  suMv» 
iM^id^j«*'  AIn  nnis  die  Me^^- Weinen ,  wnniJindi  Zv^ 
•Ml'  und"       eeb  V«^ac1ialden  der  Urper  ericranicty  ikre  Sdiwin- 
^  )niilt^  InaMi^'iiBd  den  Fing  ;iar  die  kfiher^Regi«),  in  der 
sie  biaher  schwebte ,  einsteUen  nnd  sich  demotliig  xur  £rde  be»* 
«dNänen:  deMA»'^  dM^nniidyUM  gcsinden.  Zdabnde  gehört 
tinteriiUi^h'  «Sd  Hnteflitrenniicb  m  ibm*  die  Iieibei||^idli»it  (§. 
-16:).«    Und  ib^HNRipr  kam  dM  -Idenialaft^Philosepben  der 
"jitEt  kMkdft  (^i}^#Mlene  Leib»  «icbn  andeta  ee^  ab  diit  inian^  ' 
%A^mtok}*pmWrätmSed9p  uil»: -lAcpi  dniun  »nda  amb  der 
iMeiüebe  Leib{  Wii  'nnn  'lidMi<SeeU')hiels^  abenOUa  nit  bilden. 
•Endlich  flMifii  aritoü  dienen  KorpoaknbMHt^s^'cheio^ '(^in  velcKer 
*der  Kdrper  VMceisiigt  und  =  4er*  O^eist  Terli8a»ecl  wMJ  «n- 
l^teckh'cher  WeiM  sogar  de»  letzte  edle  ZweiM.an  der  Uiifk^i* 
*beil  de»  Meheebtft  uutefgehenf  deim  wenn  der  ünssero  ^Leib  so 
'ganz  dem- Nalat^an^  uuteiworfen  ist ,  wie  kldinte  der.iimei-e 
Lei6  j  ( die  SeetoJ)  wel  frei  sejm  ?  Eben  damlti  nun ,  weil  des 
Verf.  Lehre  'Vdn  Einheit  von  Seele  und  Leib  moralisch  nicht  an 
'bncb  llbrt^'  als  jeiM&  von  blosser  Vereinigong  beyder;  ja,  weil  sogar, 
in  ersterer  das  Bild  des  Weffsen'  ein*  nur  geistreich -künstlich 
'ikufgepiropft<^,  niMt  natürlich  entsprossene  Blütheu- Krone  dar*^ 
"Stellt,  wagt  es  Ree.  gegen  die  Identitäts- Philnm^ie  des  Verf. 
'Und  alle  ihre  Feigen,  die  sich  ins  Gebiet  der  psychischen  If^i^ 
diu»  vorbereiNii '^nad  ^daselbet  nne  illgüncine  iJnaUiltttttg.dntf  * 
IHn|€-drobni|  gerade  preteiturcQ* 


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•Dtt.  der  Mevscli  bioft  Ifteusdi  isi«  im  ,1h!9Vtb^%^ 

M^cndb^  .WflMOr  so  ist  em  *mensMieh  Ztist«id  dür- 

jiiiid  folglich^      da  <s  nüi^  dfln  4mm  nmmUich  ge$iMi4wTZiir 
*tand  giebt,  wo  4er  MenscK.  aU  .JPfisr/iK/f^iJ-Wet«« 
jedes  uicht  im  Gewissen  oder  Veruuni't  «iiifgcnomn^^Düf^  ite^ulsfcr 
scyn,  ein  Bcwufstse^  n  im  krankhaften  .Znstaude.    Perr.menscl^ , 
li^h  krankhafte  Zustand  ist  also  nur  im  Gebiete,  des  W«!*" 
J>el]jstb<  wuf&tst'Mis  möglich,  folglich  auch  nicht  a^sserhiilb  ihwßr 
Gebir'tcs  ini  blos  leiblichen  Leben,  wenn  ein  solche« abgctrepot 
vom  Bewufstseyn,  gedacht  werden  konnte,    A\  oM  aln-v  »st  upj^ 
gekehrt  das  leibliche  Leben,  da  es  ins  Bewnl^tievj»  ;uifgt:nomf 
inen  ist  ,  bei  jedem  menschlich  krankhaften  Züstand<;  wirklich 
krank liait  bcschaften,  da  ja  der  ganze  Mensch  nur  Ein  Leben  ist. 
l>as  Bewnfstscyn  ist  ursprünglich  weder  als  Welt-  noeli  nis  iseibstr  . 
Uewufstseyn   im  krankhaften  Zu&tande.     Denn  beide  sind  noth- 
wendiffe  Entwickliin<»sstufen    des  ßtiwufstserns  überhaupt  zum 
ilöchsteu  Bewufstseyi).      Aber  so  >vie  das  Gewisseu    er  wacht, 
wird  das  Leben,  niciit  in  der  WeU,  .sondern  /ür  die  ^Veli,  so 
wie  das  Leben  nicht  in  dem  Ich,  sondern  für  da^  bh  zur  üün»- 
de  d.  h.  7M  einem  menschlicli  krankhaften  Lcbens/nstand.  Vona 
ritioralii»ch6D^  Hmeo  aus  g«bi  WusobücU  ki;a^ hafte  i^uf 

stapd.«  ■  '  •'  . 

Man  $ieht  aus  dieser  Probe  von  Aus^pg,  wie  der  Verf., 
lim  die  Entstehung  der  von  ihm   sogenannten  Seelenstörnngen 
oder  des  Irreseyns  einzig  und  allein  aus  der  Quelle  der  Inuno- 
^alität  ableiten  zu  können,  den  noch  geheimen  Sinn  seiner  Al>*' 
^t^^lt  sclion  in  die  Vorbegrirte  hinein  zulegen  vejrsteht,  und  wie 
\n  dem  Mundo  des  gewandten  Dialektikers  ein  einfaches  Beiwort 
<He  befiuchtende  Kruft  eines  reformireDden  Lehrsatzes  gewinnt. 
Mcnsctdieli  gesund,  menschlich  krank  —  um  diese  Axe  dreht 
sich  die  protestircnde  Lehre  desselben  im  Gegensatz  von  der 
bisherigen  catholischen  falljcemeinenj.    Allerdings  hat  der  Verf. 
die  menschliche  Gesundheit  zu  einem  höhern  Sinn  gesteigert,  aber 
auch  die  mens«hliche  Krankheit  um  so  viel  mehr  herunter  gesetzt, 
iAec&vgt;  da.  die  eigentliche /«^/iWe/zcAicGesundlieit  imr  seltenen  In- 
dttiduen,  selbst  nach  dem  Eiun«tändnisse  des  Vrf.  f^j.SöJ  zuThed 
-wird^sdUte  es  nicht  auch  eine  /n^fn^cA/Zc/ieKrankheit  geben,  die  eine 
eben  so  seltene?  Eischenmng  sey  ?  Wenn  der  Mensch  durch  Zufall 
leibbch^rkrankt,  aber  auf  dem  Krau  kenlager  als  Mensch,  als  Ver- 
-««nftwesen,  als  Held  das. Beispiel  hoher  Re&ignatiiHi  und  fronj- 
•«er.  .¥ü8Mg'  in  4ett  \YiUeii.  des  Wckreg«i»ft«n        ».«9 .  nachte 


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Recrns.  diesfen  Zusiafi^  äimMUt^Mh-^mm  •  miiw> 

(uach  dem  Verf.  hmn  er  nicht <«ejn«clUic|i  gifl^uftd  inJiiauch  oiclil 

titäts- Weh/in'.ieiiiroM  er  tiiid«»iwjickK$itäi  )up^  «ni 
jeden  akidcm,  Von  dfoK^r  Sf«l«)if|imillDiog  mwMmÜmiy  eom 
ihierifeh  kranken  ti«fliiiteDk  >  ;b^4wKtp  mitt  Wehnde  das  Ii^ . 

reseyn,  in  wt^cb^nK  ZüitfiB^»  «oft- der.illmeli  äusson- 

lich  iHm  iT^er  h^ri4>i»ti3i«keiii  jidhl^^  iktt*  lIMtcyte  tiMr  iik» 
,|eu  tliieri^h ")aMinfa» Zwiffiodiwr  dfi»JtwiiA^  cfejnfew  "J«  sel»«iiv> 
xcr  faämliqh.  dosi  TUfer  .im  Bf |>iii«|ie»  W»  iu  aeim«  hniertt^  Or- 
-g^eu  und  im  «MliUdi^  Cfkilni*.#c^^ki«ilfty^  mebt 

4bn  iMil  jüT rmhlitfiiin ,  a]MMt'.daim.*  d^  Go^ecfunkvli  ttt-  Mis»- 
sehen  .  bi«^i  v«|5ilbl  Mju,  iKiii^-4iW  yia»  FttktrdUtHini^  dem 

Ii^  AH  amiTifg'  10^»:  h%  ^:4oy9Q  osaxkk  Ktr  de»  Vcr£ 

sdott  «v.cmi  idin>j(«Ndm'h^d;xnfi»i9(il^^ 
'dn  MoiiclMil»  «äd  JK«il6heiijpfi)4o^ 

llKii.  d^  JMbi^  jifc7k#Hi<)-PfM#  'A*dt<dir  Vdlkü^adi^ek  fitf 
Kiittti|^Mft«r  vkAn.  9eiii€  M0h9lftr1CMu)Mm  ttlrair\wttl(t  das 
O^lwiam^  ab  st^i  MflllMfSffSasclM  t  mitr  der  gankssv-Slmge  der 

^mdriiii»  crseWiiH  er  afepitdier  ^te  wd^emige  freigelaar 
••ene.  ito..Sd{MfuDg  auf  «der  Evd^.  «Aber,  dieito  mm  gelassen» 
•Er^MieU^  deerWM  s^irisdieo  4Mi  Übe»  'im  AmsaaeBk  «od  W»* 
-eebett  ViaH'Iirflfii  >»  Wero>*»wd  „üchtwfdbäbiii,  )die.  XPjj!!^ 
ifi^^  ist  xiiglei€b.tdie\iUi)ffetnfe,<  eti^Welcliar  «der  MidpCuiigsver» 
ettcb,  dei.Vefgauglicbe  »im!  U0vei^i^Ucbe»>«ii  «rbefcea»  schei- 
lcrtr4dfikvikiriibidie.M«dd^'  Sebapfer^  'aewi  w  lMHufmiA 
mm  if^  Ith  emd  iieb  wm  .leiideiw  dMrcli  die(  dSm  Mes- 
-M^if^'nt^f^fMwi^  au€<aies^  Kalnr  VeeMbl  ^least^  iDes 
ilnrpgt  VdrairMäg  b»  4en.!g>4iiieii  Thteil  scmeLidicMMf  «ks^scbSr^ 
'fimmdk'§IIM^xn^sgealHk  Wird  in-  ibiii>«iann;gftl%  gdbcniMl, . W 
40tbndMiii]rdad.iivirad4^^  .uad  so  catsuddotiMl/ldwMib  die 
iBetnClUDn^  ^i$ktt\»Mtea,'g€stfriim  inaem  QfagMUjri—tfirnfgt 
eee  mrilteMiMliAgr^dcs  eelleiidllen^^.  >li.>frptettl.IitaheD8V.  dw 
-Begriff  toiiMfeiwätfbor^.  '  *I2ietelr  JKsgMfft  d»ch  gkn^  aU^eneia 


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«clin'iii  geraden  Wüchse  gehemmte  Seelcnleb^,  und  man  könnte 
-  d<>ni}mch  iu  dieser  Hinsicht  schein'  jeden  'menschtich  krankbüftea 
Znstaud  vSeelenstöriinü^  nennen.    Schärfer  und  bestimmter  aufge- 
färbt, niafs  der  Begritf  der  $e<^lenstörung  als  gänzliche  Stockung^ 
reiner  Stillstand ,    ja  als  ein  inneres  Streben  der  zur  höchsteu 
]v.iif\v iL Uung   )>csf!inmten  Schöpferkraft   naeh  dem  Gegentheil, 
nacli  .Srli>stverni<  ljtaiig  dargestellt  werden.    Und  dies  sind  solche* 
Zustande ,  in  dennli   die  Willknhr  gänzlich  uhtergügangcn  und 
an  (l(  reu  Stelle  bleibende  Unfreiheit  eingetreten  ist,  und  die  maa 
gewöbnbcli  Geistcszerriitrung  nennt.    Die  Individuen,  an  denen 
diese  Zusiämle  liai'tcn,  exl<itiren  nicht  mehr  im  Gebiete  der  Menscii* 
licir,  \iiid  sind  niclit  sowohl  Thiere,  die  von  einem  heilsamen 
liisiinktn  geleitet  \v«'rdcn,  als  vielmehr  Maschinen,  nm*  noch  im 
-ieibii  ihi'ii  Leben  durch  die  Gesetz,e  des  Lebens  bestehend.  Der 
uetir  ^an>e  Seeicnstörung  rechtfertigt  sich  durch  die  ihm  mm 
Grund  litgertde  Be/iehiinpc.  —    Senr  mannigfaltig  ist  die  Art, 
^vie  das  Seeicfileben  gestört  werden  kann.    Wie  ferne  die  Seele 
Geiniith  ist,  kann  sie  als  Gcaiüth;  wiefetn  sie  Geist  ist  als  Geist; 
wie  fern  sie  Wille  ist,  n!s  Wille  erkratikcn.     Nun  ist  die  Scel« 
innere  Lebensthatii^kcit,   welche,  wie   alle  Thätigkeit,  die  wir 
aus  El  i'ahning  kennen ,  widematiirlicli  erhöht  oder  h(  rabgestimmf, 
oder  auch,  statt  aus  sich  heraus  zu  gehen,  gleichsam  krarnpfliaft  iu 
iBich  zurück  gebogen  erscheinen  kann.    Wenn  also  das  Gemüth  'xm 
gespannten  leidenschaftlichen  Zustande  gleichsam  sich  selbst  ent' 
■zögen  wird,  -und  nur  in  der  Welt  seiner  Träume  lebt^  so  giebt 
i^dirs  den  Zustartd  des  f^akmäimi;  Wenn  es  aber,  in  sich  selbst 
znröckgescheucfaty  gleichsam  üit  sich  selbst  nagt,  so  zeigen  sich 
iiiUe  iii^Aheinung^n  der  Jlfe/imci^o/i». .  Wenn  der  Geist  in  L  rher- 
spknuung  aus  seinem  Kreise  tritt,  so  erblicken  wir  manniofaitige 
jGestidfeen  der  Veträcktkeit ;  %m  ganiiliclien  Nichtigkeit  herabge- 
sunken 'verliert  er  sich  in  den  BtOdsim*.  Endlich  Venn  der 

afis'iseinen  <Sehranken  getreten,  so  erscheint  diie  2Wil4ci'#y.de<* 
ren  reines )<G^entheil  die  IViUcnlosigkeit  istc 
r  -  Da.  iAMw  Kapitel  als  der  SchlufMteiii  der  Vorbegriffe  der 
jMrdktnisth  •  ptf^ftegisehen  Theorie  des  Verf.  anzusehen  ist, 
sa  mufs  Rec.^i  iftai*  kl  »oek.äMgea  kjirzer  zu  Werk  gehen  zu 
XAinen,  hier  noch  cuumI  and  zwar  als  im  allerwichtigstcu  Pank- 
•te,  den  Verf.  anhalten  und  bestreiten.    Ree.  will  nicht  klügcki 
•uml  will  die  »Klippe,  an  welcher  4er  göttliche  SchöpfungsVer- 
Mich  auu^iMensc Ken  Jc//cif«rl«'<:voriilicrgehen,   unbekümmert  wüs 
"•ine  reine  Tkeodicee  dagegen  einzuwenden  habe;  er  will  audi 
nA»ht  empfindeln,  und  4ie  Maschinen  von  Seelengestöiten,  die 
»US  dem  Gebiete  deri MensblMt ,  ja  selbst  derThierheit  verwie- 

•e»  wo«d^  «lud,  4)cjminwrm-o(h>  über  die^'WsfikiiiaMknidb» 


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CroscnutK  des  Staats  stHiinen,  -womit  an  dergleichen  Maschineu 
die  ehemalige  Menschheit  nocli  geehrt  wird;  noch  will  er  nach- 
forschen, wo  die  grosse  Kinist  zu  finden  sey,  die,  wenn  auch 
ijur  in  den  seltensten  Fallen^  den  gestorbenen  Funken  der  Will- 
kühr  im  moralischen  Cadaver  wieder  ins  Feben  zuruckzurufea 
Termöge.    Fr  will  endlich  die  scheinbare  Subtilitat,  womit  man- 
che Formen  des  Ineseyns  von  dem  KlHssenbegrifFe  derjenigep 
Krankheiten,  welche  hier  Seelenstörnngen  heissen,  ausgeschlos- 
sen werden ,  blos  auf  Rechnung   der  strengen  Consequenz  des 
Vcrfs.  schieben.    Vielmehr  will  Ree.  mid  muCs  einen  Satz,  an- 
fechten, der  in  diesem  Kapitel  nur  wie  im  Vorbeigange  berührt^ 
als  der  Hauptgrnndsatz,  als  der  unsichtbare  Träger  der  ganzen 
medicinischen  Psychologie  des  Verf.  aniinsehen  ist.  Der  Verf.  sagte: 
»die  Seele  ist  innere  Lebensthatigkeit,  welche,  wie  alle  Thäti^kcit, 
£c  wir  aus  Erfiibning  kennen,  widernatiiiiieh  erhötb,  odkr^rahge- 
Mimioty  odtr  aach,  statt  aus  sich  herauszugehen gleichsam  IcrjiiBpf- 
luA  i«  stdk '««rückgezogen  erscbdoen  Inno.«  •  ilddit  eigent^i^h  a^' 
^e$em  Satze,  beruht  des  Yerfe.  tiraiid  der  EintlieilKifig  der  Sear 
']eaat<5rai|feo .  in  drei  Ordnungen :  t'.Ezaltationen ,  x>  Depressionen . 
iinii.i3^Mbeiimo0peii  tod*^  betdenp    Wit  seheii  demoacb  ' hier  dl^ 
Brewsiselie  Leüre        Hypcrftelaue  (Exahi^ott)  «md  U^enie 
(Depression),  die: Mir  Tom  Idienden  Organiaam  abifraUrt  und 
mar  tmi  ihn  anwendbar  ist  ^  sogar  aoF  die»  Se0le*  fibei^  et  ragen  j 
und  wir'treff«!  bier,  nicht  etwa  blos  bildlich  niid.'.fdeiUj.,^onr 
iktm  wahilttft  rgtS  Aüa-Leffi  in  der  Seele  wifdevtaB»  .Und  das 
iat  nidht  osdirldetttitata*- Philosophie,  sondem  .wdhrhsftGr,  bandr 
greiflicher  Afaterialismusl  Abcr  apnchli  Weht  di|9  £rfil|)^^ug  ijlr 
de»  «dMgett'Sirtt  'dea  Yerfr.  ?   Sebea  wir-  nidit  sthewsch«  luid 
«athemaodia  fSlk  voi  lrrasetn  in  den  wirkKehea  Srfiiteaiig  die. 
IMeii^':?  Rfc.  gid^t  dies  wtlüg  za,  er  iSugnct  aber,  .den  $atzt; 
»dafs  d(e  Seele  eine   iquer*  Tätigkeit  s^^  .  Welche^  wie 
alle  Tbätigkcit,  cß«  wir  ans  firfidirung  kennaDj  wideniatili^licb 
«rbdki  o«r  bei^gestiniatt  .werden  k6nnc.fe  —  .md-er  ist  viel" 
mehr!  dcviteinung,  da6  die  Sede  iKlbstikei^e.iNme  Tbafl^ 
kek  sej^  sondern  die  QudhM^if  TbitudGiait;  und  iit$^,QotSif 
selbst  kann,  obne<sie  mit  dar  erst  ans  uir  fNtaaaiden?  ofganifth 
•bedingten.  TlMtigkeit  sn  TerWeohlMlo^  «nmöglicb  widematfirlicli 
«Mbi  oder  kctnbgieiliniBsft' si|fn.    IKein  Srbibttn^  und  Hernl^ 
ateihing  der  Thttgl^it  gebt  Uns  in  dct  Erregung  (IntikaUi)\ 
der  beldrtin  Mafcridlkn  ScelenaifM»  Tor  skk).  Das  t^l  «s  alr 
4knk,  ii«Mtaif  deaiAegrtff>an  Hypasathinis  «nd*A44eni«  Anwenr 
ßmif  fgf^mmwvfm  kmis  tiaCar  IdnanC  nkbt.  Dia  Sce^fi  sdbi^ 
klM  ni«tlirw|pisirt'  n(er4m}  .  und ;  des  VtHab  fUiipiisaiilar.*  p&j^ 
^^Obffi^iibAf.ym  ^«erfcMn.diB  BMmg  '«iWni^  ixnd.  ^ 


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78  H<iwradi>  Lehrb.  d..SlortuigeaNd*tfike}dilAbeiii; 


demselben  einen  nicht  nnbetiiclitlidien  Verlust  von  g;ra!)«ni  Ge- 
scluit^e  cinbiissÄM.  — •    Also  sind  Wahnsinn,  Meluncholic  nnd  al- 
le die  verscliiedenen  Formfen  von  psychischer  Exaltation  und  De- 
pression im  Scelenorgane,  und  uichi  iu  der  Seele  selbst  Legiüudetl  \ 
1  5tes  Capitel.    Begriff  des  psychüchen  Arztes*  .  • 

Da  nach  des  Verfs.  Theorie  der  Krcifs  von  Krschclnnngen, 
denen  Seclenslörung  zu  Grund  lie^;!,  aus  der  Rciljo  der  scuMrl- 
scheu  Krankheitsformen  herausgehoben  und  in  ei»i  fremdes  Ge^ 
biet  übergetragen  wird,  in  das  Gebiet  des  Seelenlebens,  so  ent- 
steht nun  allerdings  die  Frage,  wessen  Sache  nun  die  lichand- 
lung  der  Scelengestortcn  ■werde,  ob  des  Ar/ies,  oder  Gcistli-  , 
chen,  oder  Philosophen,  oder  Erziehers?  Nachdem  er  sowohl 
die  Bildung  und  Geistesrichtung  als  auch  dir  verschiedenen  (Ge- 
schäftskreise dieser  verschiedenen  Stände  -  Glieder  gewürdigt,  .so 

§iebt  er  die  Entscheidung  dahin:  dafs  der  psychische  Arzt  aus 
er  Klasse  der  Aerzte  hervorgehen  müsse,  aber  auch  niclit  in 
dieser  Klasse  bleiben  dürfe,  thcils  weil  das  Gebiet  der  Seeleiir 
heiikunde  so  vielumfasscnd  ist,  dafs  es  die  volle  Kraft  eines 
thätigen  INlaniies  ganz  für  sich  in  Anspruch  nimmt,  thcils  weil 
der  Arzt,  als  psychischer  Arzt,  sich  eine  ganz  eigene  Bildung  ^ 
und  Richtung  geben  inufs,  die  von  der  des  blos  leiblichen  Arz- 
tes bedeutend  abweicht  und  ihm  als  nolhwendig  auflegt,  bei  dem 
Psvchologen,  bei  dctt  Geistlichen ,  bei  dcmEmclier  in  die  Schur 
ie  KU  golien. 

Nun  unterwirft  der  Verf.  das  Ideal  des  psychischen  Arztes,,- 
ein  Biltl ,   das  der  schönsten  Begeistemiig  des  Meisters  eut^ , 
flössen,  selbst  lebt,  wirkt  und  begeistert. 
^tes  Kapitel.  Begriff  des  ärztlichen  Erkenn eiis  und  Handelns.  — ' 

Ucber  Theorie  und  Technik  ist  mebrercs  behcrxigungsWer« 
thes  gcsa^t^  *  • 

jtts  ßis^td.    Begriff  einer  psychisch^ ätztlkken  The*  ' 

orie  laid  Technik, 

Die  Theorie  zerfallt  nach  dem  Verf.  in  drei  Glieder  i  auf 
demStnndpunkte,  wo  sie  die  Gcsamtotheit  der  Bcding-utJgcn  d«5 
gestörten  Seelenlebens  <ibersieht  und  daistellt,  ist  sie  Elementar^ 
Lehre,  Ab  Betrachtung  und  Darstellung  der  Formen  des  ge- 
störten Secletdebcns ,  ist  die  Theorie  Formaüeiire.  Insofern  die 
Theorie  das  Wesen  des  erlCranktcn  Seelenlebens  aufschhefst^  ist 
üie  Hü'fenlehre.  — *-  Hiermit  sind  auch  die  Elemente  der  Tech- 
nik gegel;en,  deren  erstes  Ülied^  die  Auflfindung  der  Heilme- 
methoden ,  die  Heuristik;  das  zweite  Glied;  die  geordnete  Auft- 
«telluug  der  Htiltsmlttel ,  die  HeilmüteUekre ;  Und  das  dritte  GHed, 
die  Kurlehre  ist^  welche  zeigt,  wic  in  jcdeni  gegebenen  Falle 


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I 


Heiorolb^  Lehrl).  d«  Störungen  ^1«  6ockiiieb^ii6b  jr§ 

ätrh  der  TKebric  uijcl  Tethiifk  irfitd«  der  gan^Mf  Öri^fitsoiifö 
4er  psjchcishiMi  Afediciii  g<*si3hli>ssfti  sejn»  ireiiu  iiicht  Mi«  Wirk- 
samkeit deft  psyiShisdieii  AryJes  nödi  auf  andere  Weise  vom  S.taarci 
entweder  sclion  jbtzt  tfifü^  tu  genebtlicber^' tlieils  iu  puliWtÜ» 
ther  Bcthlhutil^  in  Ati!«{)iurlt  g^ciiömmeii  würde,  oder  künftig  iit 
bes&erii  Zeiten  tu  Aütksiciit  aut*  düs -Knuehungs-  und  Eildang^ 
wesen  hä  Auspruch  ircnominen  vei*>len  sollte  und  dürfte.  Htei«» 
aiis  gebt  ein  diittcrThcil  der  psvcliischcn  Mcdicin  hervor,  nein* 
lieh -die  ps\c)tisch-üi*ztiiclie  Nomathetik  oder 'Gescf/^eliung  Ii» 
ifwei  verschiedenen  Zweigen,  dem  sfoßtjmssensehqfi^iehin  und 
dem  prophjtactisehan  oder  «^tlilsriien. 

•  Deii  mit  dem  Ölen«  Capitel  geendigtert  VorbegrifFen  folgt 
hun  von  S.  ^  64  —  170  eine  krititeMl  Geschichte  tlcr  Theorie 
und  Technik  der  Seelenstorungen  vou  der  ält<'sten  Zeit  bis  auf 
die  neueste.  —  Kin  Meisterstück  voii  tiefer  Gelehrsamkeit  und' 
von  Chai-aktinp-Schilderiui:^  psychisch -ar/fllcher  Schriftsteller  und 
ihrer  Aosiekteii'«  Dafs  übrigens  der  Verfasser  die  Hippokruttsche 
JVIediein,  *>»  wie  die  nacidolgendeii  Schnftsleller  bis  auf  die 
llOucA^  Zeit  beschuldigt,  einer  falschen  Spur  nachgegangen  Vfk 
scjn,  irid<*m  sie  das  Wesen,  die  Quellen  und  die  Heilmittel  psy- 
chischer .Störungen  in  körperlichen  Organen^  Kräften  und  ße- 
Schaircnheiten  sachten,  itft  dem  Verfusser  nicht  sowohl  für  Kin* 
seitigkeit  in  HenrthcUiiiig  als  vielaekr  für  strenge  ConsequeiM 
in  seinen  Griindsatien  iun/urcchficn,  uiid  schadet  bei  deiner  son^ 
sfigen  Unpiirthetlichkeit  und  tiefen  Forschung  der  historischen 
lintuicklung  in  nichts« 

I^iiin  folgt  als  ztveMTe  Mtheäung^  dk  TAemo  der  Smlen^  ' 
*    •        stvnim'en.  -    .  -    .  ■ 

Abscktnitt.  ElemciitfiritKre* 

Capitel  V on  den  EluHittm  dlsT  Stdtnstßiimgeh 

ilberhmipu 

Die  Bedingungen  kr.-^tikhafWr  Zustände,  die  man  b»her  mit 
dera  Worte  Ursache  be£ei<ihnete,  welches  Wort  der  \>rf« 
unlogisch  tcrwirft,  nennt  er  EümeMe  der  Arankheit.  Da  nun 
nur  die  Totalität  der  üediogungen  ein  I>ing  hcrvorbtingt  und  . 
die  Ursache  desselben  ist,  so  sollie  man  norch  weit  weniger  von 
Ursachen  in  der  Mehrzahl ,  von  vdrbereiteudeit|  gejegentlichta 
lind  nächster  Ursache  sprachen;  noch  6Uie  iemzeliie  Bcdilngun|^ 
(Inn  einuges  Clement ping$  UrsSche  nennen*  £r  durchgeht  die 
bisher  aogenannten  /  voibereitenden  Umichen  der  Seelonstd- 
rungen  der  Reibe  nach,  wie  sie  in  den  ärztlich  -  psycho- 
lo|^seheu  Schriften  aufgestellt  ^worden,  ifüd  jteigt  in  der  kriti- 
schen Würdigung  einer  jeden  derselben ^  -  SO  Wie  der  einzelner. 
Pjaedispositioncii  d^  U^sufeichepde  suf  Bfseugiin^  der  ^e-« 


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8e  Heiareih,  Lehvb.  d.  Slöiuugeii  d.  ^eel<siilebens; 


Icnkraiiklinton ,  und  dafs  mau  also  den"  Blick  nicht  auf  Einxcla- 
heilen  werten ,  sondern  auf  dem  »csaramteii  MenscIiLMiIebeu  io 
allen  steinen  Bezieiiuu^eu  festliullen  müsse.  Eben  so  mustert  er 
mit  scharfem  Blicke  die  gelegentlichen  Ursachen  und  sucht,  ins 
Einzelne  gehend,  auch  von  ihnen  zu  beweisen,  dafs  ihre  isolirte 
Auflfassunfif,  ohne  Bindung  an  das  Gesammtieben  des  Mensche« 
unfruchtbar  sev,  und  dafs  jederzeit  ein  p^a'nzes,  fehlerhaft  ver- 
brachtes Leben  dazu  gehöre,  wenn  sie  als  Wahnsinn  erregende 
Reitze  angesehen  werden  sollen.  —  Scharfsinn  und  grosse, 
doch  oft  fast  spielende,  Gewandtheit  des  Verf.  im  Behandtin 
.und  Umdrehen  der  Ursachen  und  der  Wirkungen  glänzen  hier, 
bei  mancher  vortrefflichen  Lehre,  hervor.  —  Der  ßcgiilF  end- 
lich einer  näolisteu  Ursache  iit  dem  YerL  gar  nur  eiu  VViud-i 
begriir. 

Die  Krankheiten  entstellen,  nach  dem  Verf.,  wie  Alles  ent- 
steht: durch  Zeuprung,  Die  Bedingung  dieser  aber  ist  Entge- 
gensetzung der  Elemente  derselben.  Vereinigung  Entgcgeuge- 
selzter  in  einem  dritten;  dies  ist  die  Formel  liir  alle  Zeugung; 
und  so  auch  für  die  der  Seelenstörungen,  die  Mutter  ist  hier 
die  Seele  selbst.  Auch  der  Erzeuger  ist  nicht  schvter  aiisza- 
mittehij  ^  ist  allezeit  das  Böse,  mit  dem  sicii  die  Seele  be- 
gattet. So  schwierig  auch  die  Art  der  Vereinigung  selbst  aus- 
zumltteln  seheint,  so  hilft  hier  doch  die  Analogie  aus.  Die 
Seele  und  das  Böse  werden  terolnigt,  wie  übeiall  die  Ge- 
schlechter vereinigt  werden;  durcli  die  Liebe  oder  den  Ilatig 
der  Seele  zum  Bösen.  Die  V  erbindung  der  Seele  mit  dem  Bö- 
sen ist  allezeit  em  Fall.  Die  Seele  als  Eigcnihum  des  Bönch 
ist  dem  Reiche  des  Lichts  entwichen  und  mit  Ketten  der  Fin- 
.sternifs  gebunden.  Der  Act,  der  Moment,  wo  die  Seele  dag 
Eigenlhum  des  Bosen  wird,  ist  der,  wo  die  Seelenstörung  eni- 
pfani^cn  und  gezeugt  wird.  Das  Erzeugnifs  ist  verschieden,  nach 
Verschiedenheit  der  SeeUnstinunung  und  der  Fornij  in  welcher 
das  Böse  aufgenommen  wird.  Uiul  hiermit  ergeben  sich  die 
Elemente  aller  Seelenstörung;  sie  heissen:  Seelenstmimung  und 
bcstiinmcnder  iicitz;  jene  als  das  innere,  dieser  als  das  äussere 
Element  der  Scelenstörungen ,  und  welche  im  2}^^  und  ^3^^?^ 
"Capitel  näher  betrachtet  werben. 

Dies  des  Verf.  emsthafte  Ansicht  im  Gegensatz  gegen  die, 
seiner  Meluinig  nach,  bisherigtn  fast  scherzhaften  Ansichten  def 
Aerzte  übci  die  ua(;h»le  Ursache  des  WahnS|UU)S. 


.. .    1  ♦ 


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^=  ^*  Heidelberger 

Jahrbücher  der  Literatur, 


ßtmrothf  Lehthueh  Her  Störungen  du  SedeideBau. 
#  - 

'  .  ■  {B  e  s  c  h  i  u  s  s.) 

fl^  Ce^iieL  Von  der  Sedautimmung,  ais  mturtm  ßl^enie 
der  Seelenstörangen. 

^Der  eigeotliclie .  Schoos  gleichsam  der  Sed«  ist  dits  Ge*^ 
Itiiil,  Gemiitli,  Hm,  kor»  das  für  Freude  und  Leid  empfaDg- 
liehe  innere  Weseu,  zugeich  auch  der  Site  der  Seelensttmmung« 
Das/ Wesen  der  Seelenstinunung  i»esteht  demnach  in  der  Art 
und  Weite  der  Affeetion  des  Gemätlts,    Zwei  Momente  der 
Sedenstimmung  müssen  scharf  ins.  Auge  gefafst  werden;  i.)  de» 
Gntd  der  (femperaments» )  t^idigkek  dei  GemÜths,  Act 
zwar  in  den  verschiedenegi  leiblich  bedingten  'Temperamenten 
gegründet  ,ist|  doch  so,  dafs  eben  die  Erhaltung  der  richtiffes 
organischen  Stimmung  die  Sache  der  Seele  ist,  die  Seelenstmi^ 
mung  ist  nämlich  nie  ohne  Beziehung  auf  das  Gewissen';  und 
dadarch  legitimirt  sie  sich  als  Etwas,  das,  wiewohl  leihlidk  be^ 
ding^  doch  nicht  blols  Reflex  des  leiblichen  Lebens  i^  a.)  l>ie 
Empfänf^KkeiidesGemüths^Äx  die  LcibUchkei^fur  dasSiunen-  und " 
lYeltlebcn.  Vermdge  der  dadurch  bewirkten  AbHiiogjgkeit  der  See« 
lenstimmünn  Ton  äussern  Verhältnissen  erhält  die  EmpfangÜchkeit 
des  Gemüw  den  Charakter  des  Hanget^  durch  welchen  jede 
Seelenstimmung  als  gefesselt  erscheint;  und  die  dadurch  be* 
stimmte  Beschaficnbeit  der,  unter  dem  Drucke  dieses  Hanges, 
erliegenden  Seele  heilst  Selbitigkek,  Egoismus.  (Ree.  mufste  diese 
Definition  des  Egoismus,  wegen  eines  bald  zu  machenden  Ge* 
brauches  gegen  den  Verfasser,  hier  buchstäblich  aufnolimen).  — 
Man  kann  also  als  Regel  annehmen^  dafs  die  Seelenstimmung 
einet  jeden,  dessen  Gemüth  nicht  auf  das  Göttliche  gerichtet 
ist,  den  Charakter  und  die  Farbe  der  sich  auf  Temperament»» 
Lebendigkeit  und    Selbstigkeit  (Egoismus)  beziehenden  Lust 
oder  Trauer  an  sich  tragen  werde.    Auf  verschiedenen  Stand- 
punkten, nach  verschiedenen  Richtungen,  in  terschtedeneu  Ver« 
Wicklungen  kamt  dia  Gemüth  des  Menschen  zu  einer  Seelen* 
Stimmung  reifen,  in  welcher  der  Reim  zu  einer,  oder  der  andern 
3^elm^ruDg  fchon  vdUig  vorbereitet  liegt  und  mir.  der  Be- 

6 


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82  Hei^roth,  Lehrb.  d.  Störungen  d.  Seelenlebens. 


Ifraclituug  durch  Reitz  bedarf,  um  bald  langsamer  bald  sclineltes 
cumickelt  zu  werden  und  in  lebeodigta:  Gestalt,  in  bestimmter  • 
RÄfikbeitjfonn  hervorzutreten.  —    Die  Gcburtsstätte  der  See- 
lenstomu^en  ist  und  bleibt  also  die  Seelenstimmung:« 

Unstreitig  ist  die  "wirkliche  Ausführung  des  hier  nur  an- 
gedeüteten  ^inc  der  vortrefflicbsten  der  vidca  vortreiHiclieu  Par- 
tkien  im  ganzen  Buche. 

3tM  Capitel.    Vom  Kiip€^  aU  äussern  ELemenU  der  See^ 
ienstö'ni/igen. 

♦Alles,  was  den  Menschen  xur  Rückwirkung  von  innen 
JlWWS  a^^fi^^g^  ist  ein  Reilz,  tr  mag  nun  von  aussen  hcrkom- 
meu  oder  im  Innern  des  Menschen  selbst  angefacht  werden. 
Die  Natur  des  Reitzes  zum  Bösen  l)at  nicht  blofs  Aehnlichkeit, 
soudern  genaue  Verwandtscliaft  mit  dem  Miasma;  indem  die 
Jirjcugung  von  Krankheiten  durch  Miasma  dem  eigentlichen 
Ei^eugungsprocesse  gleich  stehjt.  Einer  steckt  den  anclern  an; 
der  eine  pflanzt  das  ursprüngliche  Verderhen  auf  den  andern 
fort.  Fs  giebt  eine  Erbsünde,  dieser  Reitz  zum  Bösen  eilt  durch 
die  L;inder,  hängt  sich  un  die  Gegenstande  und  ilne  ^'elhäIt- 
nisse  in  der  Gestah  von  blecn,  die  man  sonst  in  einem  waliren, 
aber  blinden  Glauben:  Geisler ,  Dämonen  nannte,  und  denen 
man  die  Kraft,  Böses  zu  stiften,  mit  allrni  Recht  beilc-^tc.  Da» 
Haupt,  der  Einheitspunkt  dieser  Geister,  vou  wt^kliem  alltj 
übrigen  ausgehen  und  dem  sie  untergeordnet  sind,  lieifst  Selbst" 
sucht.  Diese  höchste  böse  Idee  umspinnt  die  wcitcsttii  wie 
die  engsten  Verhältnisse  der  Menschen,  die  Idee  des  Geldes, 
der  Herrschaft,  d^s  Besitzes,  des  Geuusses.  etc.  sind  dieustbare. 
Geister  jenes  grossen  Becl/.ebub.c 

Auch  in  diesem  Capilel  kommt  der  Verfasser  noch  einmal 
darauf  zurück,  »dal's  die  Entstehung  der  Seelenstörungen  der 
Zeugiuig  wicht  blofs  zu  vergleichen,  sondern  dem  Wesen  der- 
selben gleich  zu  setzen  scy.  Das  weibliche  und  gleichsam  müt- 
terliche Element,  die  zu  kcinien  bereite  3Iasse  des  ^jlGlTes  in 
der  SeelenSlinnnung  bcdüife  nur  der  befruchtenden  Einwirkung, 
Diese  gebe  der  Reitz.  Der  Reitz  sej  also  das  befruchtende 
Princip;  und  als  zeugende  Kraft  müsse  der  Reitz  immer  eine 
M'irkllche  und  wirkende  Polenz  seju.c 

Kec.  mufs  hier,  kurz  vc^wfeilend,  darauf  aufmerksam  ma- 
chen, wie  im  ersten  Capitel  der  Verf.  die  Begattung  der  Seele 
mit  dem  Bösen,  der  ^atur  getreu^  durch  die  Liebe,  d.  h-.  dm 
Harn;  der  Seele  zum  Bösm*vmR\ne\n  läfst.  Hier  siml  also  offenbar 
drei  Bedingungen  zur  Begattung  festgesetzt:  die  Seele,  der  Hao^ 
der  Seele  zum'  Bösen,  und  das  BSse^  selbst.  In  diesem  3^^^ 
Capilel,  gleichsam  dem  Vor-Aben*d  Tor  der  wiridicheo  Vfcr-' 


I 


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Beinroth;  Lehrl}.  d.  Störungen  d.  Seelenlebens, 

wäblung  (welche  inl  4^^**  Capltel  gefeiert  wird)  ist  auf  einmul 
Eines  von  den  dreien  rerschwundcn,  und  es  fehlt  entweder  der 
Haiig  der  Seele  zum  Rosen,  wenn  anders  die  Selbstsucht  (Egoismus) 
wicht  diesen  Hang,  sondern  das  wirklicljc  Böse  repräseutircn  soll; 
—  wie  kommt  abei-  alsdann  die  noch  nicht  egoistische  also  noch 
guteSeele  zum  verb.)t(  ucn  Umgang  mit  dem  bösen  Egoisten  ?  Oder 
CS  fehlt  das  wirklich   ßösc,    wenn  anders  der  Egoismus  de« 
Hang  der  Seele  zum  Böscu    bezeichnen  soll;  dann  aber  ist  die 
egoistische  Seele  eine  Schmachtende   ohne  Object,  und  da  ist 
Begattung  eine  pure  Unmöglichkeit.    INach  der  vom  Verfasser 
im  isten  Capitel  gegeben (  ti  Definition  ist  aber  Egoismus  nichts 
anders  als  die  Beschalfcnlicit  der  unter  dem  Hang  zur  Letölich-  • 
keit  erliegenden  Seele.    Ist.  hier  etwa'i  Böses,  da  es  der  Hang 
selbst  nicht  seyn  kaim,  so  kann  es  nichts  anders  seyn  als  die 
Leiblichkeit.     Aber  Leiblichkeit,   das  Leibliche,   der  Leib  ist 
nicht  selbst  Egoismus,  das  ist  klar,  und  ist  eben  so  wenig  an 
und  für  sich  etwas  Böses.    Wo  ist  also  das  Böse  selbst?  Nocl» 
räthselhafter  wird  der  Verf.  dadurch,  dafs  er  in  dicsein  3tea 
Capitel  iiicbt  mer  r  vom  Bösen  selbst,  solidere  immer  nur  vom 
Reitze  zum  Bösen  spricht,  welchen  Reiu  er  mit  dem  Miasma 
vergieicbt.    Aber  Reitx  —  zum  Böseo,  ist  ReiU,  mehr  'nicht^ 
und  ab  solcher  unschuldige  das'Bdse  miafs  er  erst '.Doch  |indeiu 
Und  so  auch  der  Ver£.  muis  das  .B5se  erst  noch  findeOy  trots. 
diem  dait  ei  im  Egoismus  das  ivfUfx»  ausrufen  zii 'dürfen  VShnC^ 
.  4t«  Cäpüd»    f^Qii  dem  VerkSknisse  der  'Sedenstimmwtg 
und  des  lUiises,  xu  Erzeugung  pok  SedmUiOnutge^ 
überhaupt,  und  den  besondern  FnHrmen  d&rsdben: 
Das  Genie  unsers  Verf«  zeigt  sich  am  grösten,  da  wo  et 
unüberwindliche  Schwierigkeiten  vdt  bekämpfen  unteminintt.  Ree» 

Sla«d>te.  zum  Voraus  in  diesei&  Capitel  den  bttsen  Briutigam, 
er'  dien  seine  Hochzeit  zu  feiern  auf  dem  Punkte  steht,  ver-' 
scheucht  und  die  wirkliche  Empfangmis  der  Sedenstöruns  aocli 
zur  rechten  Zeit'  verbinde  zu  haben«  Aber  der  YierC  .läfst 
diese  Empftinainfs  durch  den  Saamen  des  Reitzes>  auf  die  ann» 
jreichste  und  doch  'eingehe  Axt  wirklich  vor,  sich  gehen ,  undt 
man  kann  ihm, ein  glänzendes  Verdienst  utii  AuCk^irung  über 
den  Entstehungsact  der  Seelenstdrung  schwerlich  absprechen. 
Freilich,  —  und  das  Ist  die.uniiberwindbclie  Schwieri^eit,  ^ 
fehlt  dem  Kinde  der  Böse  als  Vater,  Schenken  Wif  daher  lio;* 
ber  dem  Ver£  die  Ausfindigmachung  dcsselb.en',  diun  fvir  frei-r 
willig  Verzicht  auf  den  von  ihm  angekliiorten  Bdsen'  und  halten 
uns  blos  an  den  ^^fruchtenden  Saamen  des  weder  guten  noch 
boseu,  aber  immerhin  hier  schädlichen  Reitzes;  und  wir  gehen 
■ui  Bewunderong  äciiMs  Scharfwnag  zum  gTossopl*TheU  in  seiiie 


V. 


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1^4  Eteini*^^^  Lchrb«  d.  StöruD^ea  d.  Sedeolebenfik 

*  « 

Aittic1it«n  ein-  und  folgcu  ihm.  ab  Aiifulirer  iu  der  neu  angcbau^ 
len  WOste  von  nun  an  mit  behutsamen  SchriUeD. 

So  sehr  dies,  herrliche  Capitel  eine  An4eutuug  seines  wich* 
tigcn  Inhalts  verdiente y  so  darf  sich  dennoch  Ree.  blos  auf  Re- 
feriruiig  des  Hauptresultats  einschränken.  • 

^Bci  der  pi6tzlichien  Eptstehune  der  Sfeelenstdrung  ti-ifil 
^  als  ob  zwei  Funken  zusammen  scaliigen  —  in  dem  Augen- 
blicke, wo  der  Zustand  der  Unfreibelt  eintritt,  der  Act  der 
Zeugung  theils  auf  einen  Grad  der  Seelenthätigkeit|  tbeils  ai^ 
«ijie  jirt  derselben:  '  '  - 

Auf  einen  Grad  der  SeeUnt/tätigkeit :  je  nachdem  die  See* 
lenstininniiig  aufgeregt  oder  deptimirt  ist  und  wird,  d.  i.  durch 
den  Cluiiaktcr  der  Exaltation  oder  der  Depression  werden  die 
saninitliclitii  Scclcnstörun^en  zunächst  in  zwei  Reihen  oder  Ord- 
nungen geschieden,  wozu  noch  die  3tc  Orduuni^ ,  die  Compli- 
cationcn  oder  der  gemischte  Zustand  von  Exaltation  und  De- 
pression hinzukommt.  Wenn,  daher  der  dauernd  unfreie  Zu" 
stand  überhaupt  (daurende  Vernunftlosij^kcit,  Vesania )  den 
Classen  -  Charakter  der  Seelenstörungen  bestimmt;  so  bestimmt 
der  vorwaltende  Zustand  der  Exaltation  oder  Depression  oder 
endlich  der  gemischte  Zustand  von  beiden,  den  Orduuogs-Cha« 
i^akter  der  Seelenstönuigen. 

jiiif  eine  Art  der  Seelenthütigkeit :  Trifft  der  Moment  der 
Zeugung  des  unfreien  Zustandes  auf  eine  Art  von  Scelenthätig- 
keit,  so  fragt  es  sich,  ob  es  eine  Thätigfkeit  des  Gemüths  oder 
des  Geistes  oder  des  ff^lllcis  sey.  Welche  Thätigkcit  nün  im 
AugeidjUctc  der  in  das  Bewufstseyn  eintretenden  Unfreiheit  ge- 
troffen wird,  diese  nimmt  auch  nothwendig  den  Charakter  der 
Unfreiheit  an,  und  tritt  nun  als  solche  ebenfalls  entweder  in 
der  Sphäre  der  Exaltation  oder  der  Depression  oder  iu  der  gc- 
Doischten,  als  werdende  Krankheitsform  hervor.  Bei  einem  z.B. 
von  Liebe  entzündeten,  unfrei  gewordenen  Gemüthe ,  wird  die 
Form  der  Geniäthshronkheit  erscheinen,  im  exaltirten  Zustand 
als  IVahnsinn ,  im  deprimirten  als  Melancholie,  im  gemischten 
als  melancholischer  JVaJmsinn.  Trifft  der  unfreie  Zustand  im 
Zeugungs- Momente  der  Seelenstörung  auf  die  Thätigkcit  de« 
Verstandes,  so  fixirt  er  dieselbe  als  Verrdcktheit  bei  Exaltation, 
als  Blödsinn  bei  Depression,  als  Verwintheit  bei  Vermischung. 
Trifft  die  erzeugte  Unfreiheit  auf  die  vorwaltende  Wdlensthä-- 
tigkeitj  so  entsteht  Manie  mit  Exaltation,  H^^illetdosigkeit  mit 
Depression,  Scheue  mit  gemischten  Charakter, 

Dies  die  Ordnungen  und  Gattungen. 

Die  Arten  betreffend,  so  kann  ein  jedes  Genus  nur  vier 
H^nz  ächte  Speeles  endialten,  wovon  die  ortete  die  £rscbeiuun|; 


* 

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Helnroth^  Lehrb.      Störungen  d.  Seelenlebens.  85 

^er  Temen  gcnemchcn  Form  ist,  wo  die  Reinheit,   die  Unver- 
mischtheit  mit  fremden   Charaktereti   den  spcciollcn  Charakter 
•  ausmacht;  die  drei  andern  Species   aber  aus  der  ßeimischung 
und  Subsumtion  der  andern  beiden  Gattungen  .  derselben  Ord-» 
nuogi  entweder  einzeln  oder  zusammen  genommen  |  entstehen.«  ' 

JJtet  Abschnitt.    Formenlehre.         *  ! 
4ste^  Capitel.    Organon  der  Formenlehre. 
»So  wie  der  Inhalt  der  Elementar -Lehre  aus  der  Reflexion 
erzeugt  ist,  so  hat  die  Formenlehre  einen  anschaulichen  Inhalt, 
und  die  Eiementarlchre  als  Schlüssel  der  Formenlehre  läfst  uns  . 
durch  diese  einen  Blick  in  das  Wesen  der  psychisch- krankhaf- 
ten Zustande  thun.  Die  Formenlehre  hat  ihre  eigenen  Entwick- 
lungsgesetze. Die  psychisch -krankhaften  Zustände  wachsen,  wie 
die  Pflanzen  auf  einer  Erdfläche,  wild  durcheinander;  aber  sie 
haben,  wie  diese,  ihre  Kennzeichen j  durch  welche  sie  ihren  . 
Aehnlichkeiten  und  Unterschieden  nach  bestimmt  und  bis  zur 
Individualität  der  Hauptarten  aufgefafst  werden  können.  Die  an- 
schauliche Darstellung  der  unter  den  Rubriken  von  Ordnungen 
und  Gattungen  aufgefafsten  bestimmten  Erscheinungsweisen  ist  die 
•    Aufgabe  der  Formenlehre.«  '  * 

Utes  bis  4^es  Capitel. 
*  Nun  giebt  der  Verf.  von  S.  2^0  —  371  eine  Nosographie 
der  reinen  Arten  oder  Formen  und  zwar  1.)  ihrem  specifischeu 
Charakter  nach,  2.)  nach  ihren  Vorläufern,  3.)  nach  ihrem  rei- 
nen, ununterbrochenen  Verlauf  durch  ihre  verschiedenen  Stadien, 
4.)  nach  ii  r< m  Ausgang,  5.)  nach  ihrem  semiot^schen,  diagno- 
stischen und  prognostischen  Momenten.  Sodann  sind  nach  jeder 
reinen  Art  die  übrigen  Arten  aufgestellt;  und  am  Schlüsse  einer 
jeden  Artenreihe  dus  nöthigste  von  den  Unterarten,  Abarten, 
Spielarten  beigebracht. 

Die  Vortrefflichkeit  dieses  n osographischen  Theils  des  Ba- 
ches mufs  Ree.  laut  und  freudig  anerkennen,  und  er  gestellt 
gerne,  dafs  er,  selbst  Arzt  an  einer  beträchtlichen  Irrenanstalt, 
nun,  —  nachdem  das  herrliche  Genie  des  Verfs.  Licht  in  die 
chaotische  Nacht  der  sich  tausendfach  verschieden  ctarbteteoden 
psychischen  Krankheitserscheinungen  erschaffen  und  ^eselbeo  iinr* 
ler  die  Regeln  des  Systems  geordnet  hat,  —  lieber  in  seinem  . 
dgenen  scWeren  Beruf  fordiin  arbeiten  wird  als  bisher  gesche* 
hen  ist  und  gescheh  n  konnte.  Sey  auch  das  neue  Sjstem  mit 
setneu  Ordnungen,  Geschlechtern  und  Arten  nicht  durphius  das 
Sjstem  der  Natur  selbst,  und  zum  Theil  mehr  nur  subjediv  im 
Kopfe  des  Erfinders  als  objectiv  in  der  kranken  Natur  adbsl 
gegründet;  es  schafH  doch  ein  gewisses  Licht  der  Ordnung  im- 
Kopfe  des  psychischen  Arztes  j  dieser  wird,  wenn  auch  nidit  er* 


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N 


86  Heinrotb^  Lelirb*     StöruDgea  d.  Seeleolebjen^L 

lenclitet  Tom  vollen  Glänze  der  Wafarlieit,  doch  geleitet  von 
einem  Strahl  derselben :  denp  dieser  Nosographie  Hegt  zvm  Theil 
die  Erfahrung  von  Jahrtausenden  zu  Orund;  und  nlir  von 
selbstständigen  Lichte  des  psychischen  \rztcs  her  Können  die 
ihn  umkreisenden  Irrsterne  am  il^rer  Total  finst^rnifs  erldst  wer-  . 
^en,  und  zum  Leuchlfeo,  sey  es  auch  anfitDglich  nur  uiit  reflec- 
tirtem  Lichte,  gelangen. 

Mancher  Zweifel  regt  sich  allerdings  g<:gcn  die  durchaus 
objective  Gültigkeit  des  hier  aufgestellten  Systems.    Schon  der 
iLlassischo^harakter  der  Unfreiheit,  der  sich   natürlich  durch 
alle  Ordniingen^  Geschlechter  und  Arten  hiiulurch  zieht ,  —  auch 
aibgeseben  von  den  fruhern  hlos  theoretischen  Einwürfen  des  Ree* 
dagegen  — '  scheint  an  einer  und  der  andern  Art  von  Seelenstöi  ung 
mehr  oder  weniger  offenbar  zu  scheitern.  So  sagt  der  Vf.  (2t. 
^  293}  von  der  Verrücktheit  mit  der  Form  der  Exaltation, 
• — >  v/o  also  nicht  das  Gemüth,  nicht  der  Wille ,  sondern  der 
Verstand  seihst,  der  Geist  unfrei  seyn  soll:  »die  meisten  Krau» 
J^en  in  diesem  Gebiete  besitzieu  Schärfe  des  Geistet  genug,  um 
die  sie  umgehenden  Individuen  zn  durchschauen ;  und  es  ist  auf- 
fallend, welche  Orakelstlmmc  nicht  selten  aus  ihnen  spricht,  um 
die  scharfsinnigsten,  trcfi'endston  Urtheile  zu  fallen.«  Ree.  möchte 
hier  lieber  die  nächste  Ursache  ( —  wäre  sie.  nicht  ein  Windhc- 
Uriff  — — }  in  jedem  anderd  und  zwar  körperlichen  Hindernisse 
suchen,  als  in  der  Unfreiheit  des  Verstandes,  des  Geistes.  Wenn 
die  Spontaneität  durch  ein  äusserlichcs  Hindernifs  ( z.  B.  durch  ^ 
das  Gebundensejn  des  Gefangenen  an  eine  Kette)  in  ihrer  wirk- 
liehen Acusserung  gehindert  wirdj  hört  darum  der  Gefangene 
auf,  Spontaneität  zu  besitzen?  Um  wieviel  mehr  mufs  die  Frei- 
heit in  ihrer  Acusserung  gehemmt  erscheinen,  ohne  darum  auf- 
zuhören Freiheit  zu  bleiben,  wenn  das  fiindernifs  im  Körper, 
ja  im  Sccienorgane  selbst  liegt?    Freilich  halten  Mit  ein  solches 
cxaltirtes  Wesen  nicht  für  verantwortlieh,  aber  mir  dcsAvcgen, 
"weil  wir  es  für  ein  in  seinen  Aeusserungen  gebundenes  Wesen 
erkennen;    und  vielleiclit  auch  aus  dem   "weitery   Gniudc,  aus 
welchem  wir  dem   holiern  Dichter  die  im  freien  Ilu^e  seiner 
Phantasie  begangenen  graminatiealischen  und  metrischen  Sünden 
nicht  anrechnen  dürfen.    Offenbare   Unabhängigkeit  des  Phan- 
tasten' von    äusserlichcn   sinnliclicn    I  inllüssen  und  Erhabenheit 
Über  dringende  Forderungen  seines  Körpers;  so  wie  die  tiefe 
VersteUungskunsi  so  mancher  Irren,  —  ist  das  so  offenbare Un- 
irciheit?    Spielt  hier  so  offenbarer  Mechanismus?         '  * 
Ob  auch  die  so  vielfältigen  Com])licationen  der  verschic-' 
^   denen  Arten  untereinander  allemal  im  Buche  —  nicht  nur  des 
Verfassers y  sonderj»  auch  der  ^atur  ge»cbnehen  »tehen?  Der 


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fi^ttrotby  LeluJ»«  d»  Stöniogea  cL  SeeleolebMf«  87 

Verf.  sa£[t  z.  B.  von  der  fystasis  meUmchidica  (Slilier  Waho^oii) 
B.  II.  5*  ^9^«         eiofacb  diese  Form  ersüheinti  to  zusammco« 
gesetzt  ist  sie  «os  entgegengesetzten  Eleincnteik«  t-t  Dürfte  hier, 
diese  Zusanunensetzung  nicht  blos  im   SysteM  existlren  ? 
Ceuiplicationen  sind  .nack  dem  Verf.,  so  wie  naeb  der  Natur 
der  Sache,   schwieriger  zu  heben  als  einfache  Fälle,  und  den»* 
noch  giebt,  nuch  B.  ii«  §.375.  die  Eenüia  €cstatka  (eineConn 
plication)  mehr  Hoffnung  zur  Genesung  als  selbst  die  reine,  ein- 
fache Ecnoia,    Könnte  «ueh  hier  nicht  die  Complieation  hUtß 
im  Begriffe  existiren? 

.  Wir  sehen  femer  in  dieser,  in  jeder  Hinsiebt  yortrefflichen, . 
aber  neuen  Nosographie  den '  spedfischen  Charakter ,  die  Vor- 
laufer, den  Verlauf,  Ausgange  die  ^semiotiscben,  diagnostischen 
vnd  prognostischen  Momente  einer  jeden  Art  so  bestimmt,  so 
entschieden  und  scharf  iSus  einander  gesetzt,  dafs  selbst  dieser 
so  schdnc  Vorzug,  der  alles  ung^isse  Schwanken  ausscblie£rt^. 
fast  zum  Fehler  wird  und  einen  gewissen  Verdacht  erregt,  als 
lifge  hier,  wenigstens  zum  Theil,  mehr  theoretisches  Sondern 
a  priori  als  wirklich  erfahruugsmässige  Beobachtung  der  Natur 
znm  Grunde,  die  in  einer  solchen  Ausdehnung,  auch  wem  man 
die  £rjDihrungen,  welche  4as  gelehrte  Studium  der  Alten  und 
Ifeuen  darbietet,  mit  einschKessen  will,  kaulii  einem  Sterblichen 
vergönnt  seyn  dur^,  am  wenigsten  wenn  er  die  Nosogn^hio 
erst  ueii  l^egrundet.  v  * 

£ndlicfi,  w^nn  man  ao3  und  321«  unter  den  progno- 
stischen Momenten  liest f  »Entstehende  Qlutflüsse,  namentlich' 
Hämorrhoidalflufs  und  das  Bersten  von  Krampfadern  sind  in  der 
Ecstasis  maniaca  Ton  günstiger  Vorbedeutung.«  Und:  »In  der 
Melancholie  ist  es  gut,  Wenn  sich  unterdruckte  Biutfltisse  oder 
Wechselüebcr  wieder  einstellen«  so^  mufs.  man  wenigstens 
die  Uupartheilicbkcit  des  Verls,  riilimen,  wenn  man  gleich  darum 
seine  Coose^enz  ukbt  schelten  darf;  denn  er  verwahrt  sich^ 
doch  mehr  nur  durch  Scheingrunde^  g^S^ii  Folgen,  die  man 
daraus  auf  die  somatische  Natur  jener  Gemüthskraukheiten  zie- 
hen könnte.  Diese  i^erwahrung  reicht  aber  nicht  mehr  aus, 
wenn  der  Verf.  §.226  den  reinen  Blödsinn  (Depression  des 
Denkvermögens)  von  mangelhafter,  nicht  zur  Reife  gekomme*  * 
nen  Ausbildung  des  Hirns,  bei  feMcrbafter  Schädelbilduug,  ent- 
stehen zu  lassen  gezwungen  ist ;  —  da  man  dadurch  zum  Schlufs 
bccecbtigt  wird:  dafs,  wenn  die  Depression  somatisch  bedingt 
ist,  auch  die  Exaltation,  als  der  directe  Gegensatz,  gleichmässig 
somatisch,  in  der.  gliickiicheru,  weniger  beschränkten  Hirnor- 
ganisation  bedingt  sejn  müsse.  —  Diese  Zweifel  des  Ree.  ha- 
ben indessen  mcht  die  Absicht,  dem  iiohen ,  Verdienste  des 


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4 


88  Hdnroth^  Lehrk  cL  Störu^geo'  d.  SeeieoleJbeiis* 

Verb,  zumal  um  Classifictiioii  €er  S^lenflt9ruo|[eii  wiildteheo 
Abbruch  than  zu  Wollen. 

Bei  Abbandlniig  der  Mekncbobe  wird  §•  92i  die  bisherigei 
seh  Jahrhuuderten  gelierrschte  Voi^tellung  vou  fixer  Idee  al« 
^Isch  erklart  und  dabin  berichtigt ,  dafs  sie  eine  Knuikbeit| 
nidit  des  Veittandes,  sondern  tles  Gemiiths  sejen ;  —  was  al- 
lerdings so  sejrti  milfste,  wenn  die  Stellung  der  Melancholie  als 
Gemuthskrankheit  die  richtige  im  Sjstcnie  seyn  und  keinen  in» 
iMrn  Widerspruch  yeraßla<isc-n  so^. 

3ter  Jbsduiitt,  PJ^esenlekre» 
4Stes  Capitel,  Von  dem  IVesen  der  Seelenstörunf^en  überhaupt 
»Es  giebt  einen  Geist  der  Finsternifs,  und  dies  ist  der  böse 
Gest 9  dem  alles  Bose  angehört,  auch  das  fVesen  der  Seelen-^ 
Störungen,  Ohne  gänzUcnen  Abfall  von  Got£  giebt  es  keine 
Seelenstömng.  Ein  böser  Geist  also  wohnt  in  den  Seelenge- 
•tdrten;  sie  sind  die  wahrhaft  Besessenen.  Wunderbarer  Weise 
trifft  Iii  er  die  (neue)  Theorie  des  Seelenlebens  mit  den  Ans» 
Sprüchen  heiliger  Offenbarung  zusaramen^c 

Mao  sieht  wohl,  dafs  des  Verfusert  Gegenstind  keine 
Theodicee  war. 

Das  2te,  3te  und  4*e  Capitel  handeln  über  das  Wesen  der 
Geraütbs«-^  der  Geistes-  und  der  Willensstörungen,  —  Und 
hiermit  «sdis^  sich  der  tste  theoretische  Theil  und  Band»  Ruf* 
»er  muTs  sich  Ree.  beim  at.  praktischen  Theil  attQialten« 
Dritte  MtheiUing.  Technik. 
In  der  Einleitung  ist  die  Nothwendigkeit  der  Beschrankung 
des  ausgelassenen  Willens  bei  für  heilbar  gehaltenen  Irren  gründ- 
lich (largethan ;  während  maU  die  Unheilberen  im  Genüsse  |^st- 
mdgiicher  JFreiheit  lassen  mag. 

ister  Ahtohnitt,  Hevristih 
»Auf  der  Setzung  des  Gegentheils  der  psychischen  Krank« 
heit^elemente  und  somit  auf  der  Aosgieichüng  des  Ungleichen 
ruht  die  Basis  der  Wiederherstellun;3:,€ 

Der  Verf.  thcilt  seine  Heilmethode  in  die  indkeet'^.  und 
die  i&rec/ -  psychische.    Erstero  zerfällt  in  #  Momente: 

1.)  «Negative  Behandlung,  a.)  graduelle  Behandlung,  nam* 
lieh  a.)  Depression  der  Aufregung;  und  zwar  des  H^iUeiu  in 
der  Mania  durch  die  beschränkten  Mittelj  —  der  Phantasie  im 
Wahnsinn  durch  die  ableitenden  Mittel;  —  des  Verstandes  in- 
der  Verrücktheit  durch  den  hesehuMtigenden  fVitz,  der  eine 
Verkehrtheit  im  strengen  Gegensatz  gegen  die  andere  zu  erfin<* 
den  weifs.  h.J  Aufregung  der  Depression :  im  Wahnsinn ,  im 
Blödsinn,  in  der  Willenlosigkeit  durch  die  ableitenden^  Schmer^ 
zen  erregenden j  aufregenden  Mittel;  durch  (Tollheit  erregende^ 
Transfusion  des  Bluts  im  Blödsinn  und  der  Willenlosigkeit. 


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Heinrotb^  Lehrb.  d.  Störungen  d«  SeelenTebens.  89 

3.  )  Formelle  Behandlung  der  bestimmten  Formen  von  Ge- 
nüths-,  Geistes-  und  W iilenskranklieitcn ,  Jurcl»  Umstunmung 
im  i''*^''  Fall,  Berichtigung  im  2****,  und  Ricittung  im  3^*^ 
Fall.  —  Die  so  nöthige  Umsicht  d«t  Arztes  ist  hier  (4^®* 
Capitel)  sehr  fein  auseinander  gesetzt. 

4.  )  Individuelle  BehandiuDgi  biosLchtlich  des  Geschlechts^ 
Alters )  Constitution  etc.  '  *  ' 

5.  )  Somalische  Hülfs  -  Behandlung :  zur  Beseitigung  der 
Schlaflosigkeit,  (Konstipation,  Trockenheit  der  Haut,  Conge- 
stionen,  Convulsionen  und  Lähmungen  etc.  —  kalte  Bäder  bei 
Maniacisj  heisse  bei  Melancholicis.  —  Nicht  die  starken  Kör- 
per, die  ihren  plastischen  Stoflf  zur  Muskelmassc  verarbeiten,  und 
noch  weniger  die  schwammigen,  welche  ihn  in  die  Fettxellea 
absetzen,  auch  wenn  sie  sich  fh  der  Manie  noch  so  unbändig 
gebehrdenj  sondern  die  hagern  mit  straffer  Faser,  denen  ein 
reicher  Vorrath  plastischen  Stoffes  in  den  angefüllten  Gefässea 
strozt,  sind  diejeuigeu^  welche  eineu  grossen  Biutvciiuj»t  er- 
tragen. 

6.  )  Palliative  Behandlung. 

Fast  spafshaft  ist  es  übrigens  anzusehen,  wie  der  Verf.,  um 
die  somatische  Behandlung  als  eine  blos  symptomatische  in  Schat- 
ten, und  dadurch  seine  Grundhypothese  von  erkrankter  Seele 
ins  Licht  zu  stellen,  und  ihr  einen  praktisch  brauchbaren  An- 
strich zu  geben  ,  seine  Zuflucht  zur  nomeuclaturischeu  List 
nimmt.  Es  schliessen  nämlich  säramlliche  Kurmomente  von  der 
graduellen  bis  zur  individuellen  Behandlung  bei  weitem  zum 
grösten  Theil  pharmaceutisclie  Mittel  in  sich. 

Nun  folgt  im  St.  Capitel  die  direct " psychische  Methode. 

Der  Verf.  postulirt  im  Seelenarzte  eine  Kraft,  die  direct- 
psychisch  gegen  die  kranke  Seele  selbst  gerichtet  sey :  ^de^ 
erlösende  Glaube,  welcher  von  der  Gewalt  des  Satans  zu  Gott 
führt ,  ist  und  hat  eine  Gotteskraft.  Eingetaucht  in  diesen 
Glauben,  erfüllt  und  durchdrungen  von  ihm,  sind  wir  geläutert 
und.  geheiligt  y  von  einem,  neuen,  höhern  Lebern  und  seiner 
Kraft  beseelt  und  m  das  Reich  des  Lichts  und  der  Liebe  ein- 
gegangen. In  diesem  Glauben  lebten  und  wirkten  die  Apostel. 
Wer  diesen  Glauben  errungen  hat,  —  und  wir  sollen  und  kön- 
nen ihn  Alle  erringen  —  sttijt  nicht  blos  fest  über  allem  Wech- 
sel und  Wandel  des  Lebens,  sondern  er  vermag  auch  durch 
diesen  Glaxd)en  und  seine  Kraft  zu  wirken*  was  sonst  Niemand 
"vermag:  Heilung  der  manuichfaitigsten  Gebrechen  durch  den 
blossen  fVülen,  durch  die  blosse  ßerühmng;  denn  was  von  dem 
Heiligen  berührt  wird,  wird  selbst  heilig  d.  h.  gesund.  Das 
Medium  alles  Wirkens  und  Schaffens  ist  der  Willem  luid  so  sejr 


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90  Heiarotiv  Lehrli.  d.  JSfcQrimgen  d.  $eelwleb;eii^ 

denn  jeder  bestrebt  seinen  Willen  tu  krifftigcn,  zu  Ifintenr  und 
XU  heiligen,  und  er  wird  und  mufs  in  den  Besitz  einer  Kraft 
kommen,  die  ^uni^  verrichtet,  —  Zu  verwundem  int'  ^ 
dafs  ein  wilder  Z^eig  de»  Glifubeos,  d.  b.  der  natürliche  Glaube 
oder  der  durch  das  Seibi^vefitrauen  bdebte  Wille  in  der  Ge» 
stalt  des  magnetischen  Jagens  schon  so  viel  vermag.  Im  Willen, 
ab  absoluter  Kraft  ist  eine  Zeuguugs*  oder  Fortpflanzungskraff 
vorhaqden;  sein  Wesen  erscheint  in  voller  Reinheit  als  Schöp- 
ferkraft; die  sich  in  einigen  Naturen  den  lebendigsten, .  unver^ 
letztesten  als  freie  Kraft  entdeckt.  Daher  ^ie  HeiluttgsrGabe 
mancher  Geringen  im  Volke*  p^os  popuU  p9x  Deü  Lasset  uns 
9Uo^  glauben,  so  werden  *i»ir  helfen**,*  So  erhalten  wir 
ein  direct  *  psjchisches  neues  Jigens  gegen  die  ^mächtigsten 
Uebel  etcc   .  # 

i'er  Geist,. womit  der  Verf.  diese  Phantasmata  zu  einer 
religiösen  Hdhe  zu  steigern  weifs,  gebietet  achtungsvolle  Scho« 
nung  im  Urtheile  über  ihn.    Dies  ist  um  so  mehr  Noth,  als 
gerade  gegenwartig  in  eiiidr  gewissen  Stadt  und  Gegend  Teutschi*  , 
buids  das  vos  popuU  vox  JXei  zu  Schanden  geworden  ist  und 
den  Verf.  a  posteriori  widciiegt.    Ree*  will  dem  Verf.  die  fri£« 
tigen  Vorwürfe  nicht  entccgeu  rufen,  die  dieser  selbst  in  §.  33a 
aus  dem  Munde  seines  künftigen  Ree.  vorher  zu  hÖrai  glaubt. 
'  Nein,  er  will  vielmehr  bios  nur  die  einzige  Frage  an  den  VerL 
Steilen:    LäfsUsich  denn  die  Moralitat,  die  Freiheit,  oJiuc  wel« 
che  nach  dem  Verf.  keine  menschliche  Gesundjieit  s|^tt  findet, 
von  aussenher .  durch  blosse  Berührung  mittheilcu,  und  inufs  sie 
nicht  sdbstermnginf  eigenes  Werk  und  Verdienst,  sejn?  Im 
helfenden  Arzte  setzt  der  Verf.  selbst  diese  fiedingnng  als  un-' 
•erläfslich  voraus;  und  im  Patienten  sollte  sie  ganz  und  gar  feh- 
len dürfen  und  überflüssig  seyn?   Welche  leichte  und  bc((ueme 
Religion,  ohne  eigenes  Verdienst,  durcli  l)Ios  fremde  Tugend 
selig  und  gesund  zu  werden!  —    Eine  Religion,  weiche  nicht 
blos  dem  Aberglauben,  sondjern  auch  dem  Laster,  und  eben  da- 
durch den  Seelensiörungen  selbst  Thor  und  Thiire  öffnet.  Al- 
lerdings liegt  im  Glauben  eine  grosse  Kraft,  pinc  VN  underkraft 
verborgen,  die  der  inbrunstig  Betende  inne  ifvird.   Aber  das 
Gebet,  die  Unterredung  mit  Gott,  muDs  zu  allererst  vernünftig 
seyn.    Ein  solches  Gebet  abe/'  lautet   dem  ähnlich  :  »Mein 
Vater!  ist^s  möglich,  so  gehe  dieser  Kelch  von  mir;  doch  nicht 
wie  ich  will,  sondern  wie  Du  willst.c    Und  gewifs  es  wird 
ein  Wunder  gescheheii;  aber  kein  sichtbares  durch  einen  Wun- 
der-Arzt, sondern  ein  noch  grösseres:   Der  Betende  wird  mit 
Himmebknift  erfüllt  wieder  aufstehen»  — «  l)as  geht  auch  mehi: 
ads  nur  naturalistisch  zni  • 


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Heittro^l|  Lebrb.  d.  Störcäig«n  4L  Sojeleolebeos;  .9^ 

Ster  Abschiutt.    Kurlehre.  -       .  * 

.  Fkrte  Abtheäanjg*   Ifornttthethikm  , 

•  Der  tue  Ahsclmitr  besdipftigl  sicli  mit  dem  staatswis8eii*< 
•diaffeiitliebeB  Thefl  der  Nomotbetik,  nämlich  der  |>s)rchiscb» 
flcridiiltdien  und'  der  psychisch  -  polix^Uichen  'Nomotbetik* 
Von  mterer  ist  mehr  nur  ein  Otganan  als  die  Wissenschaft 
selbst  vorgetiagen.  Neues  findet  »ch  nichts  darin  als  bbis  der 
Name.* 

Die  psychisch -poJiiseilidi'e  Nomotbetik-  bat  t$  mit  der* An- 
lage, Einrichtung  und  TerwaltuBg  einer  Irrenanstalt' «1.  tbun,^ 
imd  enthält  trefflicho  VorschlSge. 

Der  ate  Abschnitt  handelt  einen  neuen  Zweig  der  Nomo* 
thetih,  den  Ethisdien  Theil  oder  die  Prophjlactik,  ab.  In-  der 
Einleitung,  welche  vom  Glauben»  *a]s  dem  Princip  der  Prbphy*  - 
lacick  handelt,  fliefst  tiefe  Wahrheit,  heilsam  dem  mensdilichen 
StoUe,  Balsam  dem  wunden  Heraen,  ohne  Fessel  for  die  Yer- 
niinft,  r-r  aus  der  Feder  des  VerraMrs,  ab  ein  Meisten^ick 
sinnreicher  Ausreichung  der  scheinbar  entg^cngcsetztesten  mo^ 
ralischen  Elemente.  '  ^ 

In  dem  letzten  Gipitel  nimmt  das  durchaus  originelle,  eben- 
so gut  j;cligidse  als  iriUiche  Euch  aosar  noch  einen  höhern  por 
litischen  (äanditer  an ,  und  es  ist  darin  von  nichts  Geringerm 
die  Rede,  als  von  einer  für  das  lebeuJige  Christenthum  pas* 
senden  moralisch  -  religrSsen  Staaten  -  Einrichtung ;  wozu  der 
beilige  Bund  die  'Burfnchaft  der  Möglichkeit  und  selbst  der 
bevorstehenden  Verwirklichung  hergeben  muff.  Wenn  man  äul 
der  einen  Seite  den  grossen.  Alles  umfassenden  Blidi  des  Ver* 
fassers,  mit  welchem  er  seinen  Gegenstand  theoretisch  umCafst 
und  erschöpft  hat,  die  Bewunderung  nicht  versagen  kann;  <so 
kann  man  ihn  doch,  insofern  er  an  die  Realisirung"  seiner, poli- 
tischen, wie  rdigiflsen  und  zum  Theil  selbst  «rztuchen  Ideale, 
mit  frommen.  Sinne  glaubt,*  vom  Vorwurfe  einiger  Schtvirme»' 
rei  nicht  lossprechen.  Aber  so  schwiurmen  fcai^i  nur  eine 
schöne  und  seltene  Seele,  ^  die  ihr  eigenes  hohes  Ideal  in  de^  - 
AussenWfJt  in  Vielzahl  (Wiedernduiden  vergdblich  hofft 

Dr.  Friedrich  Groos » 
in  Pforzheim. 


Beiträge  zur  Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie  von  JSQtnN., 
AfCff  Suajtj  Doetor  der  Phäoeoph»^  vaid  mehrerer  g^  j 


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^2  Rufal|  Beitrage  z»  Zoologie  u.  yergL  'Anatomie« 

s 

lehrten  Geidlschaften  Mitgliede.  Frankfurt  im  Verlag  der 
Nermamuchen Buchhandlung.  ^Sao. in  4-  "^i^  Abbild.  6 ß. 45 kr. 

Der  Verfiuser  vorliegendeQ  WerkS|  ein  junger  tilentroUer  Na- 
«arfortcber|.  der ,  au£  Kosteii  der  NiederlModiachiSii  Regierung 
eine  Reise  nach  Indien  angetreten  hat,  besuchte  -während  der 
Vorhereitiing  zu  seiner  grossen  Reise  die'  vorzui^Hchsten  natura 
hiscorischen  Sammhingeu  Hollands^  Deutschbindsy  rrankreiclis  und 
Englands.  Diese  Beitrage  sind  die  Fnidit  seines  seltenen  Fleisses 
und  eifrigen  Ferschens^  für  deren  Mittheilnng  wir  ihm  ihrer  Reich« 
baUif^keit  wefj^cn  aOen  Dank  schuldig  sind.   Sie  hereehti^en  zu 

gt>ssen  HoDfnuBgen  und  zeigen  was  wir  dereinst  -von.  ihm  im 
ebiete  der  Zoologie  zu  erwarten  haben.  M6ge  er  nur  so 
glücklich  sejn,  die  mit  einer  solchen  Reise  verknilfiften  Be- 
schwerden und  die.  nachtheiligen  dimatischen  Einwirkungeni 
ein^  fremden  Welctheils  zu  ertragen,  dessen  Naturprodukte 
ohnebin  einen  eifrigen  Naturforscher  vx  grossen  Geistes -An- 
strengungen aufregen. 

♦Die  zoologisclie  Abthellung  der  Schrift  beschränkt  sich 
nur  auf  die  drei  obcni  Thier -Klassen,  enthhlt  aber  des  Neuen 
«nd  Sc]iatz.barcn  so  viel,  dals  der  Kaum  dieser  Blätter  kaum 
einen  dürftigen  Auszug  gestattet,  der  indcfs  schon  hinreichen 
wird,  die  Freunde  der  Zuulogie  auf  das  Werk  aufmerksam  zu 
machen. 

Den  Anfang  macht  eine  Tabula  synoptica  Simiarum,  uacK 
Art  Geoffroy  St.  Hdudvee*s  Systeme  des  (juadrumancs  (in  den 
Annal,  du  Mus,  T.  2o.Jj  ohne  Zweifel  das  Vollständigste  und 
Beste,  was  wir  über  diesen  Gegenstand  besitzen.  Geoffroy's 
Hauptabtheilung  in  Catarrhini  und  Plutynluui  ist  beibehalten 
und  im  Wesentlichen  auch  das  übrige  ^j-stem^  jedoch  mit  ein- 
zelnen Ausnahmen. 

CjiTJRRHiyr.  Nacli  llligcrs  Beispiel  sind  Pitkccus  satyrus 
l|nd  Throglodytes  ntger.  Geoff.  unter  Simia  vereinigt,  die  übri- 
gen Pitheci,  die  Ctwicr  gleichfalls  zu  jenen  zog,  bilden  die 
Gattung  Hylobates  UUg-  Von  Simia  satyrus  L.  untersuchte  der 
Verf.  vier,  und  von  troglodytcs  drei  Exemplare;  er  hält  das  Voi'- 
handenseyn  des  Nagels  an  dem  Plinterdaume  bei  letzterem  und 
dessen  Mangel  bei  ersterem  für  constant^  wofür  sich  lieuerlidl 
auch  Ltach  erklärte. 

Col6hus  Iiiig»  l)io  Existenz  von  Affen  der  alten  Welt  ohne« 
Daumen  an  den  Vor£r<ehen  heaweifelt  der  Vf.  mit  Recht.  Er  be- 
sekreiht  cme  neue  Art,  die  er  Ö  Tmmüukü  nennt,  und  die  awei 
früher  h  dünnten  ahef  vOrloren  gegangenen  Af  ten^  S^polfrcamos  und 


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Kühl,  Beiträge  z.  Zoologien,  rergl  ADatomie. 

fgrrugmek,  mrtrden  aacli  den  GemäUdcn  des  Panier  Miiieiwit  ber» 

sdvridl^eo. 

Cereopith^euä*  Hielier  sind  nach  Cuvier's  Beispiel  auch 
die  Gattungen  Cmoeehus  vukd^.Pjrgathrix  Geoffl  ( Lasiopjga  11^ 
Ug,)  gesogen.  Ctrcopithecu»  i^fnomolßus  bildet  den  Uebergaug 
zur  Gattung  Inüus  Geoff.  ,  woiu  der  Verf.  ausser  Imtus  ecau^ 
daia$ jf  '  nemesttiniu  und  rhesus  nach  S»  Uucophuca  Fr*  CuvUr's 
reeiinet,  eine  wirldich  Yerschiedene  Art,  die  Geoßrcr  mit  Un-i 
recht  für  einen  jungen  Papio  mormon  gehalten  hatte. 

Pupio.  Die  bisherige  Verwirrung  in  der  Nooienclatur 
der  Terscbiedcnen  afrikanischen  Paviane  scheint  hier  endlich  gcw 
IjDst  zn'seyn.  Ki3rzlich  hatte  zwar  Fr,  Cuvkr  (in  denüfem* 
Mus,  'lonu  40  Arten  cynovephcdus  und  Sphinx  genaneit 
charaktcrisirt ,  aber  riicksichtlich  der  übrigen  blieb  noch  man«* 
'  chcs  schwankend«  Der  Verf.  zeigt,  dafs  Gcoffroy  tlie  wahr« 
•  Siniia  porcanaj  wozu  auch  sylvesttis  Sc/ireh»  (Tab.  18  C.)  g^ 
hörty  gar  nicht  kannte,  und  unter  diesem  Namen  das  junge  Thier 
seines  Fapio  comatus  beschrieb.  Die  wahre  Süma  porcatia  be^ 
sitzt  das  Berliner  Museum  der  Naturgeschichte,  und  den  P,  CO«« 
matus  brachte  Peron  von  Cap  der  guten  Hoffnung' mi^ 

P latyrrhini.  Diese  Abtheilung  ist  sehr  yermehrt  woi» 
den,  besonders  durch  die  gefalligen  Mittbeilungen  des  Prinzen 
Maximilian  ron  Neuwied«  Wir  begnngen  uns  die  neuen  Arten 
blofo  zu  nennen. 

AteUs  Gtoff,  :  A.  kypoxanthus  Max,,  ßdigmosttSß  Gtof*, 
fray,  Myce  tes  IlUg.  M,  nf/imafuts» 

Cebus  Geoff,    C,  frontalis ,  robustus  Max,j  xantostemös  '. 
Max,,  und  lunatus.    Letztere  Art  nach  dem  bia  jetzt  'etnzigeii 
Exemplar  der  Heidelberger  Naturalien  -  Sammlung. 

CaLlithris  Geoff.  C.  iruulatm  Lichtenst,,  melanocheir Mas, 

Pithecia  Illig,    P,  rufibarhaia  und.  oehractphaia  Temm^ 

Mi  das  Geoff.    M,  chrysomeles  Max. 

Die  Charakteristik  der  säamtheheB  Affenartefi  ist  mit  gnMK 
aem  Fleissc  ausgearbeitet. 

Hierauf  folgt  die  Beschreibung  einiger  zum  Theil  neuer' 
Marsupialien,  Gliren  und  Falculaten  des  Dliger.     Von  Btfutel^ 
thicren  sind  DasjruTus  penicillatus  Shaw.,   Phalangista  sciurea^ 
Byalantia  Cookii,  und  Didelphis  tristriata  vom  Berliner  Must«  / 
um,  als  neue  Arten  aufgeführt,  und  von  Nagethieren  Arctomys: 
melanopus ,  Marmota  canadetuis,  Castor  canadensis,  Saeroph^* 
Tus  bursarius,  Sciurus  congicus,  LevaiUantii,  Tamias  americeauiß . 
Meriones  miisculus  u.  apicalis,  Hystrix  insidiosa,  nycthemtra  u.  sub" 
spinosaj  Loncheres  paledcea  und  anontala.    Ferner  werden  noch  - 
zwei  neue  Artei^  von  ^ubthieren  beschrieben^  ÜUii$na  picia 


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94   Kühl ,  Beiträge  z.  Zoologk^  u.  vcrgl.  AimtpinieJ 

Tem.  iaxiä  MMda  kuecpüs.   Die  lieUelfyäne  ist  dassdhc  Thier^ 
.dessen  'Sparrma/i^  LevadlatU  xl*  ii,4mter  dem  Naiaeu  des  wil- 
den Hundesr  erwäliiieii«  . 

'den  Beiträgen  znr  Kenntuifs  dtr  Apiphiblcn  bewährt  sich 
der  Verf.  ebenfaUs  als  ein  genauer  Kenner.  AYir  woTlcfi  nu« 
das  Nene  kur*-  heraosheben.  Von  Chelouicrn  sind  zwei  neue  - 
Arten  besehridben , '  Tefifcfc^o  ocuUfera  und  Chelonia  multiscntata. 
Um  bei  den  Schlangen  ein  sicheres  Resultat  zu  erhalten,  in  wie- 
fern man  sieb  auf  die  Zahl  der  Bauch-  und  Schwanz  -  Schilde 
ais  Keouzeichen  der  Arten  verlassen  könne,  zähhe  er'  diesclLeu 
an  allen  Exemplaren  d  er  verschiedenen  Arten,  die  er  nur  zu  un** 
fersuchen  Gelegenheit  hatte.  Es  erhellet  daraus,  dafs  die  An- 
zahl der  Bauch-  und  Schwanz  -  Schilde  nach  den  Individuen,  be- 
sonders nach  dem  Alter,  verschieden  ist,  und  ioigbch  kein  si- 
cheres charakteristisches  Kennzeichen  ab-riht.  Beständiger  da2<- 
gen  ist  bei  den  Arten  das  Verhaltniis  d*  r  Lan^e  des  .Schwanzes 
zum  Körper.  Von  neuen  Schlangen -Arten  werden  beschrieben: 
Colaber  ö/ ac/iyitriis  und  labiatus  ,  Trioofiocephaltis  ttigromar<^i' 
natusj  AcrochorJus  javensis ,  Pj  tJwn  bä'ittatus  und  Hurria  curi- 
nata.  DenBeschlufs  machen  einige  kritische  Bemerkungen  über 
Dauäin's  Arbeit  über  die  v'^chiaugen ,  worin  er  dem  Verl",  der 
Histoire  iiaiiu eile  des  rcptUes  mit  Recht  ausser  mehreren  began- 
genen Nachlässigkeiten,  eine  Menge  von  Irrthümcrn  ni  den  Sy- 
uon\  mcn ,  vurzü^iich  bei  der  Aaiuhrung  der  Abijiidungcn  ScZa's^ 
Torwiift.  '  <  .   "  > 

Die  Ordnung  der  Saurier  ist  ebenfalls  durch  viele  neue 
Arten  bereicnert  worden.  Ausser  Draco  llncatiis^  viridis ,  fuscus 
sind  noch  Draco  timoriensis  Pcron.  und  Jiinhrintas  beschrieben. 
Von  Chamaeleonen  sind  sieben  Arten  genannt.  Zu  den  Agamcn 
sind  folgende  neue  Arten  hUizugckomnien :  Againa  giganlca, 
cristatella ,  Tiedemnnni  und  Jac/csonicnsis.  Die  \on  Daudin  auf- 
gelührten  Arten  der  A/na/\'en  werden  critisirt.  Ünter  den  La- 
certen  sind  neu:  Lac.  ti^rnna  Pallas;  variabilis  P.junicolor  und 
ptjxliodes ,  und  unter  den  Tupiuiimbis  Arteil ,  T.  hii'iltatus.  Aus- 
serdem werden  vom  Verf.  noch  mehrere  in  verschiedeneji  Sanini- 
hingen  auf-eiundene  Arten  als  ciseue  aufaeslellt,  uUndich:  Sein" 
eus  mohotrojJts j  uudecim  striafiiSj  caesius  und  Grcko  nufiidatus. 

Unter  den  Beitrügen  zur  Ornithologie  zeiohnet  sich  die  Ab- 
handlung über  die  Procellarien  aus.  Der  Verf.  hatte  in  Lon-' 
don  Gclegenlieit,  vPtle  dieser  Vögel  zu  sehen,  und  die  vom 
Bänksund  Forster  mitgebrachten  Kxemplare  und  Original -Zclcli- 
Hungen  zu  benut  en.  £r  geht  die  ganze  Reihe  der  Arten  durch 
und  beschreibt  äie  genauer ,  als  f^s  bisher  geschehen  ist.  Am 
Schlüsse  stellt  der  V  ert.  noch  cm'  ucaes  G^ms  in  der  Familie 


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AnatoiQ«  Untersuch,  üb.  d.  V^rbiod.  d«  Saugadern.  g5 

der  Aabeo  auf,  unter  dem  Namen  PtäonQrhynchusj  wozu  er 
Corpus  squamtdosus  llUg*  oder  OrMts  hohserieeus  Hob,  ßrowm' 
aablt.  ;  [  '  "'  . 

Die  in  der  zweiten  Abthcilung  vorkommenden  Untcrsuchuii* 
gen  sind  gemeinschaftlich  von  Kühl  und  Doctor  von  Hasstity  sei- 
nem Reisegcf alirten ,  angestellt.  Wenn  gleich  Ijin  und  wieder 
eine  neue  Bemerkung  mitgelhoh  wird,  so  ist  das  Meiste  doch 
längst  bekannt.  TJebcrliaupt  vermissen  wir  hier  eine  gute  Me^ 
thodc  in  der  Beschreibung  und  Darstellung,  und  es  ist  nur  zu 
sehr  sichtbar,  dafs  die  Verf.  keine  gute  Schule  für  vergleichen- 
de Anatomie  besucht  haben.  Es  fintlen  sich  Bruchstücke  lvx 
Analoane  von  Ccrcopithecus  siiiicus ^  aetfiiops ,  Ateles ,  Gulag^o 
maddi^uscarieusis  j  Stenops  gracilis  und  P/iOi'a  i'itulina.  D:is  Hirn 
mehrere  Vische  nnd  Amphibien  ist  beschrieben  und  abj.^ebildet,  wie 
wohl  sehr  roh  nnd  oberflächlich.  Ferner  endlicli  werden  ana- 
tomische Notizen  über  den  Bau  mehrerer  Vogel,  einiger  Amphif, 
bicn  und  vieler  Fische  der  Nordsee  mitn ctlieilt.  Diese  ganze  Ab- 
theilifitg  hätte  vorläuiig  nöchy  ■  unbeäcli^det  der  WiMeuschafty 
Miigedruck(  bleiben  können.  '  ^ 

jtnai^misck€  Unierjudamgen  üUr  die,  F'ttifmdung  .d^  Sauga^ 
dem  mit  dm  Vmm  90».  Dr.  Ftncsu»  FoHttjtNV  s  Prasec* 
ior  4un  pnafomiseken  Theater  zu  HeideU>arg.  MU.  einer  For^ 
rede  ron  TiKDMMjtnir.^  Geheunen  IMrath  und  Professor^ 
Heidelberg  48^4  bei  Karl  Grao^.  88  S.  in  8.   S4  h^. 

*  • 

Dieses  ^chriftchcn  bringt  wieder  einen  Gegenstand  zur  5pra-» 
cl.c,  der  seit  geraumer  Zeit  als  völlig  ausgemactit  betrachtet 
wurde.  Wie  es  bei  schwer  zu  entscheidenden  gerichtlichen  Ver- 
handlungen zn  gehen  pflegt,  so  bei  wissenschaftlichen  Streitig- 
keiten, der  bekommt  nicht  immer  Recht,  dem  es  gebührt,  son- 
dern der,  welcher  die  meisten  bcheiu  -  Gründe  für  seine  Sachq 
beibrinjit,  und  dem  die  berühmtesten  Advoeaten  dienen.  Einem 
solchen  Prozesse  zu  vergleichen,  ist  die  seit  zwei  Jahrhunderten 
gelührte  Stieiti titelt  über  die  Verbindung  der  L) mpligefasse 
mit  den  Blutadeiu.  Obgleich  schon  Stenonis,  Fecquet ,  Nuck^ 
M  alams  und  viele  andere  bald  nach  der  Entdeckung  der  S.  ugn 
aderri  durch  Astlli ,  Verbindungen  dieser  Gefässe  mit  den  Blut"< 
ädern,  noch  ausser  den  Milchbrustgängen,  aus  mancherlei  Gründen 
annehmen  zn  müssen  glaubten,  so  wurde  jedoch  die  Annahme 
derselben  durch  HalUt,  Mascagni,  Cruikshtmk,  Newton,  Sifth^ 


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g6  Aoatorai.  Untmiidl*  üh*  d.  Verbind,  d.  Saugadero, 

merrinff  u.  a.,  die  sich  grosse  Verdienste  um  die  Lelirc  von  den 
Sausjaderu  erworben,  als  irrig  betrachtet.  Auch  sie  nehuicn 
z\var  nicht  selten  bei  der  Einspritzung  der  Saugadern  mit  Queck- 
silber dasselbe  in  den  Venen  walir ,  deuteten  das  Phänomen  aber 
auf  eine  andere  W(ise,  durch  eine  Ijjpotlietische  und  keineswegs 
erwiesene  Zcrreissung  der  Saugadern  und  Venen.  Dann  und 
irvann  traten  nun  wohl  ein  und  der  andere  Anatom  mit  neuen 
Untersuchungen  gegen  diese  Irrlehre  auf,  allein  sie  konnten  ih- 
ren Untersuchungen  gegen  solche  gewichtige  Autoritäten  keia« 
Ansehen  verscItaOcn ,  und  so  kam  der  Streit  in  Vergessenheit, 
und  die  Sache  wurde  zu  Gunsten  derjenigen  entschieden,  die 
Iceine  Verbindung  der  Saugadcru  mit  den  Venen,  ausser  eine 
blofs  durch  die  Mi  Ichbrustgänge  vermittelte,  lehrten.  Der  Verf. 
dieser  Schrift,  aufgemuntert  und  durch  Rath  und  That  seines 
Vorredners,  unterstützt,  beschlois  die  Sache  wiederaufzunehmen, 
und  neue  Untersuchungen  an  Menschen  und  J'hieren  anzustel- 
len, die  hier  mitgetheiit  siud.  Wir  beguü^eu  uns  die  Result«ite 
herauszuheben. 

In  allen,  zu  den  Untersuchungen  verwandten  Leichnamen 
von  Menschen  gelangte  ein  Thell  des  in  die  Sangadern  des  Darm- 
Kanals  injicirten  Quecksilbers  in  die  Zweige  der  Pfoitader.  Bei 
genauerer  Untersuchung   ergab  sich,   dafs  die  Verbindung  der 
Saugadern  mit  den  Venen  innerhalb  der  Gekrösdriisen  statt  land. 
Er  spritzte  nun  auch  wiederholt  die  Lymph- Gefäise  der  obern 
uftd  untern  Gliedmafsen  ein,  und  bemerkte  das  Vorkommen  des 
Quecksilbers  in  der  aus  den  Drüsen  der  Armbuge,  der  Achsel- 
grube, des  Kniegelenks  und  der  Leistengegend  hervortretenden 
Venen,  ohne  dafs  irgend  eine  Zerreissung  der  Gefafsc  weder 
ausserhalb  noch  innerhalb  der  Drüsen  zu  erkennen  war..  Bei 
Raubthieren ,  Hunden,  Katzen,  einem  Baummarder,  einer  Fisch- 
otter und  bei  mehreren  Seehunden ,  deren  Saugaderu  des  Darm-  ' 
kanals,  wie  bekannt,  zu  einer  grossen  Gekrösdrüse,  dem  söge-" 
nannten  Panereiis  Astiiii ,  sich  begeben,  ski\\  der  Verf.  immer 
das  in  die  Saugadern  gebrachte  Quecksilber  in  die  Venen  übcr-J' 
gehen,  welche  aus    der   Drüse    hervortraten.      Ja,   bei  See- 
hunden, was  böcb&t  merkwürdig  ist,  gibt  es  gar  keine  aus  der 
Drüse  kommende  i'osa  lymphatica  e.ßereutia,  sondern  die  Venen  ver-' 
treten  ihre  Stelle,    und  netunen  folglich  allen  Gii} lus  aus  dem 
Darmkanal  auf.    Bei  Pferden  und  Kühen  gelangte  gleichfalls  das  - 
in  die  Saugadern  des  Magens   und  Duimkanals  injicirte  Queck- 
silber in  die  Veueu^  weiche  aus  den  Sau^adei  drüben  her  vortreten* 

•  r 


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^%.  Z'  •     Heidelbepger  1822« 


Jahrbücher  der  Literatur. 


jfMitwn*  Üntarswfu  üb.  die  FMinfL  d*  Saugadan* 

«ic  b  lufs.) 


B 


ei  Hunden  bemerlste   der  Verfasser    ferner  wiederliolt,   dafs  . 
das  QuccV Silber  in  die  a^is  den  Drüsen  des  Kniegelenks,  der  Lei- 
itenj^egend   und   der  Achselgrube  hervortretende  Venen  über- 
'gienjü^  war.     Einigemal   sah    er  selbst  nach  der  gelungensten 
Injcction  solcher  Dnisen,  blofs  Venen  aus  denselben  treten,  die 
^  das  Quecksilber  c/ithlelten,  ganz  ohne  ableitende  Saugadern. 

l)a  nach  diesen  Unlcrsuch\ingen  an  Menschen  und  Sauge- 
tliieren   eiue  Verbindung  der  Saugadern   mit  den  Venen  inner- 
balb  der  1^  niphatschcn  Dnisen  nicht  weiter  zu  bezweifeln  war, 
so  richtete  der  Verf.  nun  auch  sein  Augenmerk  auf  das  Sauge- 
adersjstem  deJ  Vögel,  das  In  neuester  Zeit  von  Magcndie^  el" 
Htm  eifrigen  Verlheidiger  der  Venen  -  Einsaugung,  wold  eben 
zu  Gunsten  seinejf  Lehre  ^  in  Zweifel  gezogen  werde.    Bei  meh- 
rern grössern,  S  ögeln,  Störcljen,Reiliern,  einer  Hohrdommel,  Gänsen^ 
Enten  und  einrm  Mäuse-Bnssard  wurden  die  Saugadern,  sowohl  am 
Darmkanal  als  am  übii^rii  Kür])cr,  aufgefunden.  Hier  entdeckte  er 
dann  ferner  eine  unmittelJ>are  und  mit  blossen  Aus:en  zu  erken«^ 
iiendeA'^erbindung  der  V.  den  untern  Gliedmassen  kommenden  Saug-  * 
ädern  mit  den  \  tuen  desKeckcjis  in  der INicrengegend,  was  die  Gc* 
gner  dieser  Lehre  bisher  auf  das  htirtnackigste  gelan^net  hatten. 

Nach  Aufzachlunsr  der  L iiiersuchunpfen  werden  «Cüri^indetc 
Einwürfe  gemacht  gegen  die  von  Alasca^ni  und  andern  aufge^ 
■  stellte  Krklärungsweise,  als  ob  jeder  Uebergang  von  injioirten 
Massen  aus  den  Saugadern  Äi  die  Venen,  an  andern  Orten  als 
au  den  Eiuscnkungs- Stellen  der  Milchbrustgänge  in  die  Bluta- 
der n,  nur  durch  Zerrcissung  der  Saugadern  und  Venen  geschähe. 

Am  Schlüsse  bringt  der  Verf.  endlich  noch  Einwendungen 
vor,  gegen  das  von  Magcndie  tn  ausgedehnt  angenommene  Ein- 
saugungs -Vermögen  der  Venen.  Da  sich  nämlich  aus  diesen 
Untersuchungen  ergicbt,  dafs  das  Saugadersystem,  abgesehen  von 
seiner  Vereinigung  mit  den  Venen  durch  die  Milcnbrustgänge 
Tcrmittelt,  noch  sehr  vielfache  anderv%  eitige  Verbindungen  mit 
denBluiadern  eingeht,  so  ist  es  einleuchtend,  dafs  der  von  Mögend^ 
n*Dcliüe  h^'i  Vei suchen  ai^hcdeüLtj^idLj^hiei'CiA  i^eabacbtcte  U^»  . 

Slaatsbibliothek  1  • 
^'^XitK^ii^^^)  Digitized  by  Google 


98       Pentateuch,  übersetzt  von  Abt  VeousL 

bergaijg  vcrscWedciicr  Snbstaozeu  aus  dem  Darmkanal  in  iViv  lUu- 
ader»,  und  von  Giften  ans  dem  Zellgcwehe  der  Gliedmsd'sen 
in  Äie  Venen  i  nach  Ünterbfndung  der  J^Iilchbrustgangc  oder  nacl» 
DurcbscbnetduDg  der  $au^dertt,  keinc.^ivegs  die  Venen  «Eiusau- 
£uug  beii^eist.  £s  konnte  ja  ein  solcher  Uebergaog  aus  den  Saug- 
adern in  die  Venen  schon  in  den  Saugaderdri^en  statt  gefun- 
den haben  y '  und  zwar  unterhalb  der  unterbundenen  Milchbrust- 
garige^  oder  def  Spelle,  wo  die  Saugadem  durchschnitten  wurden. 


• 

Pentateu^Ji  j  oder  die  Junf  Bäcker  Mo^is,  ülersetat  von 
Jas,  '  BEnyu.  Besedtct  -  F'sTiüSt  j  Alten  zu  Qjseg^  Pf^* 
•  iBuo,  bei  Joseph  Kraitfs.  4y4  S.       —    Dam  gehörig  in 
emem  zweiten  Bande:  fT^orterbunh  Xtti'den  /unf  ßO^' 
.  ehern  Mi^eis.  »68  S,  4» 

• 

Ell!  äclit  deutschen  Flcifs  und   gründliches  Studium  der  he*- 

})i  iiLS(  lu'ii  Spi  ai  fie  und  Literatur  Leurkundeiides  Werk,  das  man 
mit  iiiiiigt  1  Hochnchliirij;  für  den  gelehrten  Verf.  aus  den  Hän- 
den legt,  welclicr,  ans  cinrr  vielleicht  zu  grosseu  Bescheiden- 
heit, über  seine  eigene  Arhf  it  in  einem  Vorworte  zu  reden 
Anstand  nelmicnd,  den  Hrn.  Dr.  Hoseniniiller  in  Leijr/Jg,  der  dief 
Aufsicht  über  den  Druck  des  Büches  gcfallif;si  liLernommeni 
gebeten  batte,  den  Leser  über  Zweck  und  liestimmung  des 
\V erlies  in  einer  Voucile  zu  unterrichten. 

»DerVr.  -»sagt  der  V  orredner,«  wollte  zunächst  den  unter  sei- 
ner AidsiHil  und  in  seinen  Umgebungen  lebenden  angehen- 
den Theolo<;en  mit  ^veniÄen  Kosten  ein  Buch  iif  die  Hände 
liefern,  das  ii.  nen  als  prafÄsehe  Anleitung  zu  dem  Studium  der 
hebräischen  Sprache  dienen  und  ihnen  dasselbe  zugleich  beim 
Anfang  erleichtern  möchte.»  Zur  schicklichen  Erreichung  dieses 
Zvveckes  wählte  der  V  erf.  unter  4en  alt-testamentiichen  Büchern 
Torzugsweise  den  Pcnlaleut  h ,  als  die  eigentliclie  Grundlage 
der  Bibel  und  aller  auf  sie  sieh  bezieijctideii  Studien,  nämlich 
so,  dafs  er  zuerst  neben  dem  gewöhnlichen  masorethischen  rei- 
nen in  einem  reinlichen  Drucke  vorgelegten  Texte,  von 
nur  sparsam  unten  am  Raride  abweichende  Lesarten  nach  den 
Angaben  von  Handschriften  und  alteji  Melx  rsetzungen  angezeigt 
»erden,  eine  Ueberset/ung  parallel  laiil<  H  tal.a,  bei  deren  Ab- 
fassurjg  er  nach  des  Ihn.  Vorredners  W  oi  icn  rs  sich  z«in  Ge- 
setz machte;  »sich  von  einem  ängstlichen  Anschürssen  an  die 
hebräische  AV^ortfol<ic ,  wo  die  Liuenthiimlichkeit  der  deutschen 
Sprache  widcrstrehl  haben  wurde ^  fvie  von  ciuci  süjjcuauntcii 


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PeBlateiach  ,  äberseltc  i^on  Abt  VenusL 

fielen  VtheneUvm^i  m  welclicr  mau  einen  Schriftsteller  unsers 
Jahrbiindcrts  in  lesen  glaubt,  .gleich  weit,  entfernt  zu  halton.c 
Soiiiiiiii  folgt  ein  uiigeir^eiu  sorgfältig  und  flerssig  ganz  vollsiiindig 
ausgeaibeitetes  W^irterhuch,  in  welcbem  man  zugleich  die  Gründe 
fiir  nuunclie.  eigene  ErkUirangen  schwieriger  Steilen  gelehrt  erör- 
tert findet f  wobei  «inttal  Gelegenheit  gegeben  wird,  sich  von 
des  Vof.  Kenntiiifs  der  übrigen  Semitischen  Dialekte,  besonder» 
«od»  des  Aetiopiselien  tu  überzeugen.  Um  dem  angeliendeö  He- 
brier^eii»  Studium  soviel  iiiSglicb  zu  erleichtern,  sind  in  dem 
Lexleon  die  Derivata  in  alphabetischer  Ordnung  aufgeführt  und 
bei  den  Zeitwörtern  innler  die  gewöhnlichen  und  besonderen 
Formell  angegeben;  zugleich  sind  dem  Wörterbuche  iutr  Vci- 
aeidmisa«  Wgoliigt^  von -wdclieD  das  erste  die  von  der  Regel 
abweii:bend(eu.  FormCD  in  alpbabetisdiA  Ordnung  enthält  und 
auf  ihr  StaikiBdwort  binweiseti  das  «M^e  in  Tabellen  alle  regel- 
mässigen* und  umregelmässige»  Coujugadorieu ,  das  dritte  und 
1/ierte  aber  die  Suffixen  mit  den  Zeit*  und  Nennwörtern  darstellt. 

Ref.  hatnliese  neueste  Uebersctzuug  des  Pentateut  hb  gröfs-^ 
tenftheils  mit  der  genauesten  Aufmerksaml^eit  gelesen  und  org- 
prüft.    Zur  Cbarakteristtic  des-  Ganzen  beleuchtet  er  hier  nur 
.  den  ersten  Theil,  die  Genests,  und  fiberlSfst  es  andern  Ge-  * 
'  lehrten  auch  die  {Ulriken  ^Ijer  Bücher  einer  soi^fiiltigeu  Prüfung 
w*  unterwerfen^  . 

Cap.  1,  2.  sind  £•  vfnimsi^reehfiefa^tthabenen  Worte-  des 
Tentes,  wdche  uns  den^andrucksvolitm  G^ensatz  zwischen  der' 
stülddeB  chaotischen  T^^nacfat  der  finsteren  Urgewässer  und 
dem  über  denselben  vaHden  Licht,  Lebe»  und  OrdnuD««*  auf- 
regenden Got^esodem  w  bmndiUnmernden  .Schöpfungsmorgen 
im  dnfach-widiren  Bilde  vorhalten,  so  übersetzt:  »Die  E^de  aber 
yvar  'dde  und  wüst,  und  auf  dem  WassCrabgrunde  Finsternifs: 
fiber  dem  Gewisser  schwebte  Gottes  Geiste  Diese  Üebenra«' 
gung  scheint  uns  de»  eigentlich  poetisch -philosophischen  Licht- 
punkt in  deaa  Gedanken  des  aken  Weisen  nieht  scharf  genug 
hervorzuhehea,  —  Finatemiirs  und  lAcht,  rohe  Wasacfmasse  und 
ordnender  Gottes- Odem«  Wie  etw»  auf  diese  Weise?  »Aber 
die  Erde  war  wüste  und  leer  und  Rnsteraifii  äbet  der  Wasser« 

tiefe aber  GottcaOdem  regte  sich  auf  der  Oberfliehe  derWas^ 

.• 

sey.«  —     O^'^l^X  nn  gi«^^  der  Leberjetzer  duit^  Geist  Gotm 
tes  und  ereifert  sich  im  Wöiteribuche  Sw  soe  iif  der  Anmerkung 
nn  über  die  Erklärung  des  Wortes  durch  ff^inä,  indem 

«r*iagt:  »Maft  pflegt  das  Wort  nn  hier  dufch  ff^ind  zu  über-, 
ctzen  und  zu  erklären»    Ich  fnrchte  da£i  mit  der  2^  mii  der 


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100     Pentateuchi  übMetzl  von  Abt  Venusi. 

Exegese  eine  Windmaclierei  -werde.  Der  '\\'in(l  war  ja  dai.l.ils 
noch  niclit  eischaffei*:  ^ie  kann  man  ilm  denn  über  den  Gewäs- 
sern wehcii  oder  schwcl>en  lassen«  Dicls  ist  wider  alle  walirc 
Kritik.«  So  entfernt  nun  aaq^i  Reo.  vun  der  von  nnserm  Verf. 
b'tter  anpjeklapten  l.rklärnnjj^  ist,  in  «fem  Riuicli  Eloluni  niclils  als 
einen  ^^ew  öhnlichen  staiken  Wind  zu  finden,  so  kann  er  docli 
auch  die  Uebersetzung  der  Worte  dnrcli  (icist  Gottes  nicht,  bil- 
ligen, indem  sie  ihm  fiir  die  kindlich  -  sinnji(  lir  IMiilosophie  des 
iiaivcu  Dichters  zu  abstracl  scheint.  Die  LriJaiunrr  tief  ^Vor- 
te  ist  •  durch  den  Aubdruck  Geist  Gottes  allerdings  phlJoso- 
p'.iisch  rlchli<i;  gegeben,  insofern  der  hebräische  Weise  in  seinem 
Ruach  Klchiin  gewifs  die  Erhabenheit  der  göttlichen  Natur  über 
der  gestiilllusen  W  asserniasse  desUranfaf.'gs  aller  Dinge  und  ihi  c 
beleliende  Einwirkung  auf  <lieseibc  lehren  wollte  und  nicht  et- 
wa blos  nüchtern  genug  emcü  auf  den  dunkeln  Finthen  berum- 
tanzenden Morgtinvind  im  ^Sinnc  hatte ;  aber  die  Uehersctziing 
$pie«;elt  scher  den  poetisclicn  Sinn  der  alten  Naturphilosophie 
reiner  ab,  wenn  sie  Riiaeli  Etohiin  durch   Odem  Gottes  "^giebt. 

nil  ist  nämlich  i.  Wiad,  3.  weil  nach  der  einfachen  riaturbetracb- 

tnngder  Wind  ganz  ausserordentliche  Wirkungen  hervorbringt,  oh- 
ne dafsnian  seiner  als  einer  bestimmt  gestalteten  Erscheinung  ;;ewahrt, 
so  bedeutet  Ruach  die  geheimnifsvoll  und  wunderthätig  schafFehde 
und*  belebende  Kraft  Gottes,  so  dafs  es  diese  Bedeutung  s<  Ibst 
ohne  das  folgende  Elohim  haben  kann-  wie  z.  B.  4  Mof.  i-, 
iS.  Aber  nicht  blos  in  den  Räunic^Bler  beobachteten  äusse- 
ren Natur  welret  und  wirket  dieser  ^Wopferodem  ,  sondern  auch 
im  Innern  de»  menscKItchen  Beobachters  thul  er  sich  kund  im 

Hauch.  Daher  ist  Hll  '>.5>eele,  Tiach  der  Ansicht  der  ältesten 
Welt  nur  ein  Thcil  des  göltiichcn  Odems.  So  liegt  auf  alle  l:* al- 
le in  dem  D  fii^Knn  uusrer  Steile  das  geheimnifsvoll* schaffeu- 

4e  Princip  des  Leben»  alier  Dinge. 

Cap.  i,  i6.  »Gott  machte  die  zurei  ffrossen  Lichter:  das  gros- 
sere Lid^t  »tm  Dktute  des  Tages;  daa  Ueinere  zum  Dienste  der 

Jiacbt;  und  d»e  Stemcc  Diese  Uebcrsetzung  vop 

»zum  Dienste«  ist  gegen  Sprache  und  Sinn.   Die  Bedeutung  des 
hebr.  Nomen  ist  gerade  die  umgeltehrte^  wie  hinlenglick 

kanut,  Herrschaft,  nach  dem  Slmw.  bwD  Der  Verf»  beruft 
nch  im  Lex.  S.  tac  auf  den  Sjrer^  der  an  dieser  Stelle  und  ^Po- 


Pcotateach.  überseftf  too  Abt  Venosi«  loi 

r 

ralip.  2 4,  3.  einen  und  denselben  Ausdruck,  nämlicH  SchuUom 

haLc  j  -ibcr  dieser  Ausdruck  bedeutete  auch  ^keineswegs  ojfici'. 

um,  sondern  dominiuni.'  '  Auth  im  Arab.  Iieifst  JaV««'  uie, 

wie  der  Vetf.  hier  will,  dienen,  sondern  inaiiier  kerrsekenf  und 
wollte  man  im  uussersten  Notlifalle  cl;is  Actliiop.  StmW.  dietCsNet  •  . 
nit'iis,  Avtilches  per  fitere  inutius  bedeute,  mit  dem  Verf.  tXk 
Ilülto  l  ufen,  um  Sonne  und  Jluad  zu  Dienern  des  Tä|;es»  und 
der  x\ucht  /.u  uiaclicn,  so  scliemen  sich  uns  dies*  Gcstirnc  Uli 
Sinjie  des  dichterischen  Scbopfungsuiahlers  mehr  zu  Herrschera 

als  zu  l^icueru  zu  eignen.  . .        •  '  '       ,  * 

-   •      '  »     .  • 

C^p.     4*  l^l'l^tn  »dies  ist  die  ScUöpfiuigsgeschich- 

te  des  Himincb  und  dei;  Erde.«     So  dieser  neueste  Ueberse** 

Izcr  mit  vielen  andeni  seiner  VorgKn«;cr  *^ni?in  bedeu- 
tet   i.  Geschlechter I    a.  die  Geschiechtsfol^ey    3<  besonder« 

nrr^ IXI'^dD  Gescblechtsregister,  und  insofern  nun  bifi.  den 

Morgenländern  diie  älteste  Geschichte  von  Genealogie  ausging 
4.  Familiengeschichte  und  hier  (so  sagt  man)  5.  Geschichte  über* 
haupt.  So  übersetzt  man  deim :  »das  ist  die  Schöpfungsgcschicb- 
le.«  Aber  warum  wäre  für  (ieschichte  gerade  diefs  seltene  Wott 
gewählt?  Am  natürlichsten  bleiben  wir  bei  der  gewöhnlicheil 
Bedeutung  des  Wortes  stehen  und  diese  giebt  einen  sehr  pas- 
senden Sinn,  welcher  zugleich  eine  andere  Schwierigkeit  hebt: 
nämlich  ob  dieser  Vers  mit  dem  Vorhergehenden  oder  Nachfolgen- 
den zu  verbinden  sev.    Der  Ausdruck  nnblH    ist  in  dieser  Be- 

«idituig.  UMlreitig  vom  Volke  hergnioBmen : '  als  einem  dnrcK 
die  Reihe  der  einxelnen  auf  einander  folgenden  Geschleditsglte- 
der  gebildeten  Kdrpergänxen.u  »Dlefa  sind  die  Gesoblecbter  des 
Himmels  und  der  £rd^  heifst  daher:  diefs  ist  die  successive 
theUweise,  gliederweise.  Entstehung  des.  Himmc^  und  dcr£rde| 
ihre  allmahlige- Bildung  zu  der  Vollendung ,  in  welcher  wir  sie 
jetzt  sehen;  wir  überblieken  sie  gleichsam  nach  dto  Verf.  in 
der  Geschlcchtstafel  vom.  ersten  bis  tum  letzten.  Gliede.  Der 

Verf.  wählte  also  diesen  bildUchen  Ausdruck  n)*!)^in  i^^  ^c« 

zttg  auf  das  bereite 'uberblickte  Schöpf  ungsgemäblde,  auf  wel- 
chem «ir  die  W^t  in  s<6chs  Zeiträumen  pabh  und  nach  zu  dem 
httmoniseh  voUcndeten  Ganzen  aufsteigen  sehen.  Auf  diese  Weise 


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loa     P^tateuch,  übersetzt  von  Abt  Ventisi; 


ist  nun  auch  die  Streitfrage  der  Ausleger  gelöst,  ob  dieser  Vors 
auf  das  Vorhercrzählte  zurücksehe,  oder  ob  er  die  üebcrschrift 
des  Folgenden  bilde?   Nach  der  eben  gegebenen  einfachen  Er- 

kläraog  von  HH^in  bezieht  er  sieh  auf  das  Vorbc^gebende 

Denn  auf  die  folgenden  drei  Verse,  in  welchen  ziemlich  kurÄ 
Ton  der  Belebung  der  Erde  durch  Gewüehse  und  "von  Erfri- 
schung derselben  durch  Regen,  so  wie  von  ErschufFiing  des  Men- 
schen die  Rede  ist,  pafst  jener  Ausdruck  als  ücberschrift  gar  nicht.' 

Cap.  2,  7.  ist  so  nberselzt:    »hauchte  er  in  sein  Anf^cuclit 
eine  Lebenssecle.«  Warum  nicht hauchte  er  durch  seine  Na^ 
senlöcher  Lebeusodem?  Diefs  wäre  besser  üath  Wort  und  Siuu  , 
übersetzt.  ..  • 

Cap.  5,  11 — 45.  hätten  wir  wohl  über  die  vielbesprocbe- 
jien  Paradlesfsdüsse  eine  weitläuf tigere  geographische  Erörterung 

im  Lciucoa  erwarten  könneo«  —   pS7*£)  wird  im  Lexicon  S« 

174  als  d«t  Phasis  angenommen,  m  der  Gegend  des  kaspischen 
Kleeres.    So  die  firuhern  Erklärer  fast  alle,  wegen  der  Sphall* 
fihnlicbkeit  ^er  Nam^n,  wie  auch  noch  I^A/  (im  alten '  und  pea- 
Vorderaa«^  S.  855)  nnd  Ritter  (ün  dei"  allgenteiofen  Erd«* 
Itulide  Thl.  a.  S.  i4).    Aber  von,  Hanuner,  nveithem  das  Vei«*  ^ 
dienst  nachgnrfihmt  werden  mufs,  die  vter  Ströme  Edens  und 
wdie  Länder  I '  w^che  sie  durchfliessen,  .deutlicher  und  ^bestimm- 
ter  nachgewiesfsn  zu  haben,  als  alle  fHiberen  Btbelausleger  und  *. 
.Gebgraphen  yon  Profession ,  hat  klar  genug  g<izeigt ,  dafs  der  Pi- 
«chon  der  Bibel  kein*  anderer  ^trom  als  der  heutige  ^on  oder  Jaxar- 
/tes  sey«  der  östli^.  Grittsfl«l&  d«8  von  Moses  ab  das  Pacadiea 

hesteicbneten  mittdattatisehen  Hochlandes,  welch^  westUch  der 
•  Buphrat  begrenzt.  (S.  vim  Hamme%  über  die  älteste  jpersische 
'  Geographie.  ii|  der  Rccensiott  'rou  Gät^res  Uebersetzung  des  Sha-* 

pnue  im  9.  B.  derM^ener  Jährbächer  der  LitteraturS.ai  u.fig.) 

« 

Cap.  a,  iS,  ni;j3  ."^ip  l'^'ttlCrpi^  »»*ih  will  dim  eiueu 

Gehülfen  machen,  der  seines  gleichen  ist  ^^^^  ^^^^ 

mit  gewöhnlieh  y  nur  halb  ▼erat^nden^  indem  man  es  nur  ludb| 

für  3  überhaupt  erklärt  und  "UJ  coram  ganz  vernachlässigt.  Es- 

liegt  aber  darint  »ein  Gehülfe ,  der  dem  Menschen  gleich  und . 
um  ihn  8e7.c  '    *  • 

Cap.  2f  ig,  sind  die  Textesworte  so  übersetzt:  »nachdem 
Gott  Jchova  aus  der  Erde  alle  Landthiere  und  al(e  Vögel  des 
Jlimmels  gebildet  hatte:  so  führte  er  sie  zum  AdauL,  um  zu  se- 
ilen, 'wie  er  sie  nennen  wurde;  nad  Jedes  Thier ^  wie  imm^ 


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PenUteuch,  übeiseUt  von  Abt  Vcnusi.  io3 

r  * 

/ 

Adam  «s  nenneo  würde,  soihe  <o  keilten^   Dm  Wl  S^W  ««wl* 

Jie  Coortructlon  der  letzten  Hälfte  des  Verses  ziemlich  veraor- 
«a  Wd  scheint  uns  i»  dieser  Ucbe.-sct/.ung,  welehe  aber  d,« 
TwahDUche  «t,  »icht  genßgejMl  erUärt.    Besser  v.el!e,cht  lal.i 

«cb  der  Ausdrü*  aif  Öl»«  beM«*««»» ^- ^  H^n  t£^£53 

seworden-  war.  Wir  überseUcn  dann:  »und  »H«. /va«  il.m  (ei- 
nem icRliche..  der-ibm  «.geführten  Thlerej),  der  Mensch,  d.c  U- 
lendigeStde,  lunifen  würde,  —  es  sollte  sein  Name  e,ev,..«  ts 
Uen  dann  darin  der  Grund,  wie  der  Mensch  habe  gewürdigt 
■werden  können,  die  Thierc  Lxx  benennen  und  sein  Vonug  vor  dcn- 
«elben  i«  dadurch  deallich  hervorgehoben. 

Cap.  3,  l5.  9»  wird  dw  den  K»pf  abhauen  und  du  wir« 
ibta  die  Fene  dureUwliren.«  V.  findet  noch  mit  den  ältesten 
Do-matikem  io  diesen  Worten  eine  Weissagung  auf  den  JMess.as 
und  diese  tj  pbche  ErklSrung  phUologisch  bewähr^  wdem  er  bei 
dem  schwierigen  ^Vi3  dasAetl.iop.  sajäi^d  an^ut^,  peraUtr* 
und  das  Arabische  OUi»«^       «"«  «nd^^r- 

forare  vergleicht;  beide  Bedeutungen:  abhautn  indy«rtM«W 
'sollen   dann  in  dieser  Stelle  vorkomme^    A»  Ende  heifct  e. 
aexic.  S.  2.8)  »diese  durch  jene  Dialecte  bestimmte  Bedeu- 
tuns  bestätigt  selbst  Chnsius,  dieser  gStÜiAe  S««»«,- M»  Kteur 
ze  Lngei  d  «    Ree.  läfst  diese  typische  6 /«  indtnd»- 

ellen  l°.eol.,gle  eines  jeden  frei,  dem  «e  ein  Bedorfnifc  «eine»  • 
religiösen  Gemütbes  ist,  Uiilt  sich  aber  für  einen  ebenso  gut« 
Christen,  wenn  er  in  den  Worten  diese«  Venes  b-r  eine  al«- 
Welssagung  gefafste  Strafe  der  t.ickischer.  SchUngC  «■kennen. kaiw. 
Er  übeisctet:  »er  wird  dir  trachten  nach  de«  Kopfe  und  du 
wirst  ihm  trachten  nach  der  Ferse.«  ^\)ä  't"»  i«"^««^''*»« 
«.  V.  a.  schuauten,  »«achten  nach  etwas.  ■ 

Cap.  6,  3.  laute«  die  Ueberseuniig:  »Mein  Lebensgeist 
•on  nicbt  ewig  in  diesem  MensehengescUechtc  bleiben.«  i>o 
fibersena  Anser  Verf.  mit  den  meisten  Ahe..,  von  denen 
es  xwetfeUiaft.  ist,  wie  sie  die  Bedeutung  von  bUiben  m 
jn  gcfundca  haben,  die  man  aUecdings  tuerst üadi  dem  Con- 
twt^erwartet,  und  nimmt  ein  Stmw.  pT  an  mit  Vergleickwif  der 

Ar.b.Ä*^»'^.  Cwwto*»,  wie  Vf  und  Dip  bestehen  blei- 
ben. S:  Lex.  S.  4«.  NatfirUcher' scheint  aber  doch  die  Auwcn- 
dmig  de«  Arab.  ^  fmtmuuqu»  et  seqmür  Ju» 

I  • 


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ip4    Pentateach^  übersetzt  von  Abt  Veuiui.  . 

sMefn  GeiSl' soll  nicht  ewig  herabgewürdigt  sejn  in  diesem  Men- 
Mheugeschlecht.«  Diefs  ist  entrüstete  Sprache  Jehovens  über  dia 
Vermischung  der  Götter  mit  den  Töchtera  der  Meoschen,  141 
.  die  sie  sinnlich  eiitbiaiiiit  waren. 

übersetzt  der.  Verf.  durch  Riesen  nxA 

erklärt  es  im  Lex.  S.  i4i  durch  Bastarden,  wie  aucli  in  einer 
deutschen  BibelübcrsetziuDg  aus  (lern   14^*^^  Jahrliunderte  dafür 

^  etehe:  »die  Grundwurzel  (iieüst  es)  ist  eigenUicfa  ^'fi  und 
-welcbies  im  Chaldäisclicn  misccn'j  sich  vermischen  uud  im  Sjrir 
Kken  mixtusj  vcrimsclit,  beifst,  Ciialdäii^lv  «*>  wie  Ära- 

Wfdi,,  bei^:  elep/iasj  wodurch  -tlie  Grösse  und  Stärke  ange- 
deutet Wird.€  Diese  etymologische  Deutung,  scheiut  ua  künst- 
lichi  wir  würden  das  Wort  weit  lieber  von  f^W  ableiten  und 

^  dmch  Ge/aUene  übersetzen,  in  ßezug  auf  den  Niedcrfall  der 
Göttersdbne  von  der  Höhe  des  Geistes  »ixr  Niedrigkeit  des 
Fleisches.  *  .     ^  .  . 

•  Cap.  6,  44  Da*  donkle  Wort  ^ti  gicbt  der  Verf.  4kntli 

V 

Kiefer,  dessen  Bedeutung  selbst  die  deutsche  Sprache  erhalten 
haben  soll.  Lc*.  S.  39.  Auf  aiW  Fälle  ist  es  mit  Fei?A  ver- 
wandt. 

Cyp.  21,  16.  »Sie  (Hagar  nämlich)  ging  weg  und  seUte 
»ich  gegenüber,  ntt??  nnüD>  pPlVl  V«^  ^fc«*  den  Bo^ 

gensehutz^, ^  yvie  'diese  Worte  von  dem* Verf.  gegeben  sind! 
Jni  l^eX.  76.  ist  hie/Ai  die  Amuerluino-  cvemi.cht :  ^Die  Bo- 
jenschutzen.  entfernen  sich,  wenn  der  AViini  nach  dem  WHd 

*T  ^  '"""''^  ^^^^^'^  wahrnclmie.    So  entfernte 

«CO  die-^  voii  dem  Knaben,  daf:,  dieser  sie  nicf.t  weinen 
»ntt  sie  Ihn  nicht  sterben  sehe.<c  Es  liegt  aber  wohl  in  den 
Worten  nur  das  unbestimmte  Maas  der  üutfernung,  wie  wir 
«ocb  sagen :  Bogenschuß^eite.e.         :      .  ™V .    '  . 

Cap.  ao,  3.  Die  Worte;  »3^3  T^HTW  sind  so  fiber- 
«eilt:  »nnd  sie  auf  meine  Geschlechtsfolge  gebäre j«  in  der  An- 
merkung zu         Lex.  S.  33.  steht  die  Erläuterung:  So  hiels 

JSftfe  vordem  im  Deutschen  Geschlechtsfolge,  generatio-,  sowie 
AWineOwMcchl  hiefs.  Sieh  das  Wort,  in  Adelnn-s  Wörter- 
DUCIIC.C   Wir  libcrseuca  passend,  bei  der  ^ewöhuiicbeu  Üe- 


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Pentateach,  übersetzt  von  Abt  Venu^L  loS 

Deutung  des  Wortes  stehen  bleibend,  »sie  soll  auf  meine  Kniee 
oder  auf  meinen  Sclioos  gebären,«  welches  prägnant  gesagt  ist 
für:  die  Kinder,  die  sie  gebiert,  will  iqli  auf  mctacu  Kuieen 
wiegen.     '  #   •  v'  " 

Cap.  32,  3i.  2>I)ii:  Sonne  schien  ihm,  als  er  bei  Plianuel 
vorüber  gin^«t  ist  nicht  deutlich.  Die  Textesworte  sind  zu 
übersetzen:  :s>eben  beleuclltete  ihn  die  aufgellende  Sonne,  als  er 
bei  Phanucl  vor  überging  d.  i.  er  machte  sich  mit  dem  Anf^iin^ 
der  Sonne  auf  den  Weg.  Denn  der  ganze  im  Vorhergehenden 
«rzäblte  Vorfall  fallt  in  die  IS  acht,    '  •  " 

Cap.  39,  4  l^lingt  die  Uebersetzung  sehr  übel  ^und  gab 
ihm  alles  über,  was  sein  war.«  So  ist  auch  V.  6  die  Ueber- 
setzung sehr  vnigeschnieldig,  wenn  schon  richtig:  »daher  über- 
liefs  er  dem  Joseph  .Alies,  was  sein  war,  und  er  wuf&te  untOT 
iiim  nichts  ausser  die  Speise,  die  er  essen  wollte.« 

Qcp.  4a,  4  ^  |1DK  durch  Unglück,  Leid,  Schaden  er-. 

jklart.    Das  gCmw.  ist  ober  woM  nicht  (^^t  noxam  paU,  sou- 

Arn  tnstis  et  sollieitus  fuit/doluit. 

Cap.  42.  19.  'Oyn^  !K*?i5  »brbget  das 

Getraide  zum  Bedürfnisse  eurer  Familien.«  {i^^"^  (Lex* 
S.  S06.)  mdigentm  hemai,  mh  Vergleichung  des  Arabiiebca 

'k^^j^  ^«f  ad  natßjuandam    vitam  neeessanaß   p3y*l  ist 

aber  gewifs  imHebr.  Sprachgebrauch  nicht  mehr  als  Daher: 

»bringet  hin  das  Getraide  zur  Hungersnoth  eurer  Familie«  ffirt 
»zu  eurer  leidenden  Familie.« 

Cap.  42  ,  37  eine  unangenehme  Uebersetzung:  »gicb  mir 
ihn  über«  iür:  ^übergieb  wir  ihn.« 

Cap.  43 ,  B.  Nach  Lex.  S.  77  sott  p|t3  von  fIfiO  bei^ 

kommen,  wfihrend  doch- gewifs  imgdLehrt  t\BXD  eut  eb- 

*  ip  -  . 

nom,  von  fjü   ist.  , 

C^p.  44»  5«  »llabt  ihr  nicht  das,  woraus  mein  Herr  trinlt^ 

0  f  2  ^nJ^  2<1r1)    und  daraus  man  zu  weissagen  jf/iegL%  ' 

So  übersetzt  der  Verf.  das  streitige  ioa  EinkJan^c  mit  den  ^ 

70  durch  Weissagar  mad  im  Widersprache  mit  den  meistei^  neue* 


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io6    Penuteiiuh ,  üherselzt  tod  Abt  VAiusi*  . 

reo  Exegeten,  welcKe  hi«r  dem  verh,  blos  die  Bedeutung  vps 
ahnden,  spüren  gebetf^  wie  Geu.  3o;  -i^  und  i  Reg.  ao,  33; 
so  z,.  B.  Faier  )»und  was  er  daher  ahnden  wird.«  Ree.  jieht 
aber  »Steht  ab,  warum  hier  die  Erklarang^er  Septuag,  zu  ver- 
werfen scv^  da  im  gttuzen  Orient  der  Crlaube  an.' Weissagen 
aus  Bechern  verbreitet  ist.  Wer  denkt  nicht  an  Dschemschids^ 
Salomons  und' Alexander«  Bacher?  Mau  vergleiche  i|ur  Herhelot 
unter  Üiam  und  G^tnscfUd,  auch  den  Divan  des  Hafis  n^ich 
9on  Hammers  Uebersctzung  i  Thl.  5.  29  f.  'Dahe»  geben  wir 
der  Ueberselzuiig^  des  Hhi*  Verf.  unsere  ganze  Zustinjiuung  und 
ziehen  noch  den  m  der  Fol^c  der  Bedeutungen  wolilgeordiicten 

Artikel  von  ^T\^  aus  dem  JLcs.  S.  137  aus:  4*}  coiilempLari 


(et  ocidU  et  animd )  s.J  scrutari  Mio  (^^i-\J  P.  merken,  oh- 
seti'are  2.)  errathen  dünnare  3.)  wahrsagen  (aus  Sciilangen^ 
iiugurarij  4*)  vvcissagcn  (aus  dem  Tnukbecher)  divüiare, 

C^ü^*.  46|  38;  »Er  aber  sandte  den  Juda  zum  Joseph  vor 
sich  her«  um  nach  Gosen  ihm  entgegen  tu  fahren^  nach  den 
70,  welche  die  Worte  4^rch   ^umm^nu  vut^  geben ^  als 

hätten  &ie  gelesen. 

Cap.  49-  Die  Ucbersei/ung  tirs  tlurcli  die  Schonlicit  seiner 
l^oesie  wie    durch  die  Scluvicrii^kt  il   seiner   Auslegun«^  gleich 
maclitig  an/fiehenden  Seegeus  Jakobs  ist   ebcu   so  kräftig  als 
wohllauteud  gerathen. 

V,  3  —  5.  Die  s6  mannis^faltig  erklärte  Stelle  ist  von  un- 
jBerm  .Verf.  .so  übersetzt :  »R«£en !  Du  bist  mein  ürstgebomer, 
Weiner  Starke  und  meiner  Zeugungskraft  Erstling ,  der  .Vorzug 
«ft.Hob)$il;  und  der  Ywmg  Macht,  schueU  wie  Wasser  ver>* 
schwindet  er.  Du  sollst  nicht  vorgezogen  werden  :  ab  du  dei* 
»es  Vaters  Ehebett  bestlegest,  da  entweihtest  du  mein  LageK« 
In  diescfr  Uebersetzuag  bemerken  wir  zuerst,  dais  dieAnfaogs- 

•Wüitc- des  4teu  Verses  D^?J5  IHS;  nach  dem  Vorgange  meh- 
rerer Ausleger,  mit  dem       ^n'l  njity^iH*  des  3l.  Verses  v er- 

Luuden  sind,  dals  2.)  das  schwer  anzubringende  r)^y  am  Endltt 
des  4ten  Verses,  nach  der  ausdrücklichen  Angabe  einer  Anmer- 
knng  mit  dem  den  Vers  beginnenden  D^SD  IHD  verbunden  it^ 

Aw«lch»  ZmnmenucihiiQg  äiissmt  hait  imd  gewalUam  Kheiiit. 


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Pentateuch,  übersetzt  vou  Abi  Venusi.  107 

m 

jRec.  «glaubt  sowohl  diese  Härte  zu  veriueuleri,  nls  die  urspriihg- 
Jicbe  Versabtheilung  beibehalten  zu  dürfen,  wenn  er  so  über- 
setzt: »Rubeii,  du  mein  Erstgeborner,  niciiit'  Starke,  Krstiing 
meiner  Zen^ringskralt!  Glanz  der  Hoheit,  Glanz  der  Macht! 
Trugbild,  Wassern  gleich,  du  sollst  nicht  den  Vorzug  haben: 
denn  du  bestiegest  deines  Vaters  Lager,  der  Liebe  Glnth  ent- 
weihtest du  —  Iiitin  Bett  hat  er  bestiegen!«    Auf  diese  Weise- 

Aefamen  Wir      ")T\'^  nXtC^         noch  als  Worte  der  Aored.» 

au  Kubeu*  So  scblitirst.  der  Vers  und  der  folgende  beginnt 
wieder  mifc  einem  Ausruf  an  den  misrathenen  Sohn:  inö 

»Trugbild,  .Waisern  glcicbl«  IHd  ist.  dann  nicht,  i^e  der  * 
Verf.  will,  Schnelligkeit,  rapiditas,  mit  Verglcichung  des  Cbald. 
ins  subsäire^  mit  SchneUigiceit  beruntei-spriuigen  (Lex.  S. 

andern  das  Eitle,  Trugüche,  «.  9.  IHD  a.  suptsrhi^^ 

Vit, /also  ghrUuus  esti  daher  0*)nid  Lügenprophetea  Zachar«. 

3,  4«  Oer  Sinn  des  bildlichen  Ausdruckes  ist  demnach:  aO^ 
deine  Starke  und  Hoheit  ist  lügenhaft  und  eitel,  wie  das  wan- 
**  deli>are,  unzuverlässige  und  trägerische  Element  des  Wassers. 
Warum?  «Denn  du  sollst'  doch,  keinen  Vorzug,  Tor  deinen 
Brfidem  haben,  weil  du  ^eioe. Kraft  misbrauchtest,  sie  in  dei- 
nes Vaters  Ehebette  entweihtest.«  Die  hierher  gehörigen  Texn 
tesworte  ubersetzt  man  gewöhnlich:,  »als  du  deines  Vaters  £he^ 
bett  bestiegest,  da  entweihtest  du  mein  Lager.«-        llec*  biilt. 

Juer  das        da  für  gar  zu  2uait  und  nimmt  es  als  nom,  subst.  in 
'       ♦    /  •  •  •  '  • 

der  Bedeutung  von  fervor  Ptnermts,  mitVei^jL  desArab.^f  fer^ 

mit  4dv.      cmtusf  congtessus  vtntrtius,  S.  Galius  p»  SS»  — « 
Nach  einer  Pause  bricht  der  .  entrüstete  Jakob  noch  einmal 

die   Worte  aus;  H'pp  ^Jl^^  'iineiii  Bett  hat  er  bestiegen.«  So 

ist  die  3te  Person  des  flbü    leicht  erkläret    und  dabei  ivon 
gl'osser  Wirkung.  ' 

V.  5.  Simeon  und  Lt\i  sind  leibliche  Bruder :  ihxe  listigen, 

» 

Anschläge  sind  des  Unrechts  Werkzeuge.  —  Oil'^ldQ  »ihre 

listigen  Anschläge.«  Als  Stmw.  ist  das  Aethiop.  makara  ma- 
Mnari  angenommen.   Recl  glaubt,  daff^  die '  Vergleichung  df<» 


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io8    Pentatfuch,  übersät  von  Abt  Venusi; 

Arab.  A^^^' prostravit  et  corwolutum  velnt  dcturhavit  fodiens 
hasta  /  nüber  liegf  und  giebt  das  blos  au  dieser  Stelle  vorkom- 
meiide  Wort  mit  llit^rouvinus  durch  armai  ?>die  Brüder  Si- 
mcou  und  Levi  —  Wer  zeup^c  der  Gewaltlhat  iluc  Waffen.« 

V.  lo.   T&Vou  Juda  wird  der  Scepter  nicht  weichen,  noch 
Ton  seiner»  Füssen   der  Herrscherstab,  bis  der  kömmt,  der  ist 
und  Völker  werden  sicli  z,u  ihm  versammehi.«   Wir  finden  hier  , 
eiue  |;aoi  neue  Erklärung  des .  bochberühmtcu  und  vieifachge- 

deuteten  th^^^  '  Der  Verf.  findet  in  ^  dem  dunklen  Namäi 

mit -den  alten  Ueber»et2,crn  den  Messias;   aber  auf  folgende 

• 

Weise:  das  Stammwort  ist  Th^^  gleichbedeutend  mit  H^H 
•der  welcbem  das  AetliLopisclie  halawoj  €ss^  entspricht^ 

die  Form  selbst  der  Jnfau  ä6sol,  t^tX  mit  vorgeMtztenn  BT  . 

j)raey.    Durch  diese  Verbindung  aber  mv^ls  nach  der  Regel  das 
Kämet»  in  f^ht^  in  Schwa  tibergehen ,  so  dafs  es 

wäre.  Zwei  Schwa  können  aber  im  Anfange  eines  Wortes  niclit 
zusammen  stehen^  das  erste  wird  in  Chir.  parj^.  verwandelt: 

also  ribnV^}  der  Consonant  ri  wird  aber  mit  dem  Vocalbuch*.* 

Stäben  9  verwecbsielt^  der  im  vorbeigehenden  Vokaliffichen  ruht» 

So  bekommen  wir  denn  die  Form  rö"^^^  y    welche   ganz  dem 

Aetliiop.  zahalo  entspricht;  wer  ist,  der  ist ,  0  Ic^^-  Der  Ivßnit. 
■aanclit  keine  Schwierigkeit,  indem  ef  im  ädinüschen  häufig  die 

Bedeutung  dei  Indicat.  haben  kann  j  die  Verwcchselang  des  T\ 

mit  ^  fallt  aucli  nicht  auf,  insofern  dieser  die  sogenannten  qui- 
eseircnden  Buchstaben  iilterhaupt  unterworfen  sind.  Dapn  wäre 

tiTX3  eljniologtseh  soviel  als  T\ST^  und  erschöpfte  gaüz  den 

streng -dogmatischen  Begriff  des  Messias.  S.  Lex.  S.  5o.  —  In 
der  Ihat  eine  Siehr  sinnreiche  Erklärung!  —    Schade  nur,  dafs 

•  wir  kein  vei^,  sonst  im  Hebräisehen  finden  und^nidit  ab- 

sehen,  warum  Jakob  bei  Verkündigung  des  Messias  eines  Ac- 
thiopischen  Wortes  in  Hebräischer  Form  sich  IkiIjc  betliencii 
sollen  ?  Die  cm/jg  lm  beachtende  AntvNort  auf  diese  Frage 
möchte  noch  unter  den  sieben  für  die  Verth eidiguug  des  Aethi- 

opiftchen  Vir'^  anfgefiibrten  Gründen  in  Nr.  S.  liegen :  »lakob 
'habe  dieses  Won  gewählt,  weil  es  das  passendste  sey,  um  den 

•  r 

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Peotateuch  •  überseUt  von  Abt  Yenusi.  log 

tHesAviS  od«r  . Christus ,  der  derem^t  kommen  sollte,  damit  an»* 
«miriickea;«  aber  ^tnimer  schlägt  die  uatorUche*  und  .uubefangene 
Fiiige  diesen  Graud  mit  dem  £iuwande:  warOm  setzte  deim 
doch  dter  Hebräer  Jakob  sein  hochwichtiges  icht  -  nattonalet  ' 

nin^  nicht  dafür,  mit  dem  es  doch  gleiclibcdcutcnd  ist,  wie 

der  Verf.  selbst  sagt?  — «  T\'^T\  sagt  der  V^f.,  ist  aber  nicht 

.eininal  ein.  ncyes^  Wort^  Jüian  hat  mir  nach  der  Zeit  ein  Ilebr« 
..Vocabnlarium'  zur  Genesis  gezeigt,  worin  dasselbe^  obgleich  ohne 
Bedeutung  stand.«    Warum  beschrieb  uns  doch  der  VcfF.  die*  . 
'ses  Vocabularium  nicht  naher,  damit  es  uns  als  hinlängliche  Au« 
torital  beglaubigt  iwiirde?  und  konnte  der  Autor  desselben  hier 
nicht  eben  so  gut  irren,  wie  unser,  Verf. ,  indem 'er  ihm  blos 
naeh  dieser  Stelle  ein  ßürjgerrecht  unter  den  Hebräischen  Wörr. 
.tern  göimte?**- —    Üeberhaupt  scheint  uns  bei  der  Anführung, 
aller  Gründe  zur  Vertheidigung  des  Schiloh  in  dieser  Bede»- 
tung  vom  Messias  im  strengsten^  Sinne  der  Kirche  das  dogma- 
tische Interesse  über  das  exegetische   Tor/.uherrschen.  Lnm^ 
aber  ehren  wir  hoch  den  ernsten  Geist,  weicher  die  Grundidee  * 
aller  Religion,  «den  tiefen  und  geheimnifsvollen  Glauben  an  die 
Ersch^nung  des  Messias,  in  den  heiligen  Scliriftcn  des  alten 
Bundes  mit  frommer  Emsigkeit  sucht  ui^  sind  überzeugt,  dafs 
die  wahre  Gesundheit  der  Menschheit  wie  der  vWisseuschaft 
sicherer  dadurch  gefördert  werde,  als  wenn  man  eifrig  bemüht 
ist,  die  erhabene  Lehre  der  alt  «testamentlichen  Propheten  von  ' 
einem  himmHsthen  Alessii^nn  unsre  Erde  zu  vergraben  und  über 
die  ehrlichen  Vertheidiger  einer  liöheren  Bedeutung  der  prophe-, 
tische»  Poesie  der  Hebräer  wie  über  Schleichhändler  herzufallen. 
Auch  Ree  ist  .der  Meinung,  dafs  unter  ScAäok  am  Wtürlicli- 
sten  und  ungezwungensten  der  Messias  zu  verstehen  sej,  indem 

er  die.  defcctive  Sci^reibart  }1^IiSr>  welche,  in  vielen  bedeuten« 

*  • 

den, Handschriften  gefunden,  sich  zugleich  der  Begünstigim^  der 
.alteo  Versionen  eiireut,  annehmend  zugleich  mit  diesen  das 

Wort  aus  t^h  {ör  1^  ihm  und  dem  jd  f  raefix,  für  TllSfK 


zusammengesetzt  hält  und  übersetzt:  »bis  der  kömmt,  dem  er 
(nämlich  der  Herrscherstab)  angehört  d.  i.  der  Herrscher  im. 
vorzüglichsten  Sinne,  der  Messias.  Vortrefflich  wird  besondert 
' »  diese  Erklärung,  welcher  schon  die  exegetische  Tradition  kein 
geringes  Ansehen  pfiebt,  von  einer  Stelle  des  EzpcliieC cm^KcM." 
leni  nämlich^ Cap.  ai,  32.  WQ  der  gehofite  Messias  £ast  auf 

.  gleiche  Weise  loangekündi^  wild';  US^rM  1^  "^IS^M  KIS 


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HO     Pentateuch,  ubcrseUl  voa  Abt  Venusu 

I 

l)ls  der  kömmf,  <?rin  das  Gericht  geliöit.    Wollte  man  uiis  ntsu 
mit  der  Fra«;c  einen  Emwand  machen:  i>wie  denn  der  Messias  in 
den  jMund  des  Jakob  komme?«  so  ajitwortea  wir    t.)  dafs  diö 
Meinung^  derjenigen  Ex  ehrten  vieles  für  sich  Babe,  welche  den 
Scegeii  Jakobs-  in  der  Gestalt,  in  welchf^r  wir  ihn  ieseni  einer 
epätern,  vielleicht  der  Zeit  der  eigentlichen  Propheten  anwetscit 
zu  kommen  gl  tul)en,   wo  dann  die  Erwäbottiig  des. Messias  na- 
töiiich  keine  Schwierigkeit  raachen  würde^  und  a)  gesetal,  selbst 
das,  ganze. Stück  sey  Wort  fiir  Wort  so  vom  Jai^b  gesprochen 
"rollen,  wie  wir  es  jetzt  lesen  und  bewundern,  so  fragen  wir 
dagegen:  warunr  auch  sollte  nicht  lUer  schon  die  Idee  des  Mes« 
«as  lebendig  erscheinen    —   Sie  war  ja  der  eigentliche  Glan»« 
itern,  durch  welchen  der  Religionshimmei  Judäas  alle  Weisheit»« 
schulen  der  Welt  überstralijte,  ein  anszeichnendes  VolkskTeinody 
«Dl  welches  die  Tsraeliten  alle  Nationc  n  der  Erde  m  beneiden 
batien.    Und  sollte  diese  recht-eigentliche  NationsRidee,  die  wir 
mit  >oher  Ehrfurcht  in  den  gewaltigen  Reden  der  heiligen  Vti^ 
phctcnschaar  Yemehnien,   jetzt  erst  auf  einmal  tn  den  Seelea 
einzelner  Männeri  eines  Jesaias  und  Ezechiel  aufgegangen  scyn7 
ist  es  nicht  einer  Ternonttigen  Annahme  gemasseri  sie  schon 
in  einzelnen  Aussprüchen  der  Gotterfülltcn  Patriarchen,  wie  hier 
eipes  Jakob^  zu  linden  ?    Warum  soll  nicht  auch  Jakob  ein  Jc-> 
.  saias  seyn,  wenn  Jesaj|fs  ein  Jakob  ist?    Freilioh  trat  4er  Mes-^ 
siasgiaube  erst  in  der  Zeit  des  eigentlichen  Staatslebens  der 
Israeliten  nacbdrückitch  und  eiudringlicfa  hervor  ttnd  erschien  in 
heilsamer  Verbindung  mit  der  Regierunosweisheit  einflofsreicber 
Manner,  welche  mit  Feuerkraft  der  Hede  die  weissagende  Ver^ 
kfindignng  des  Himmelsköuiges  als  einen  schreckenden  Blitz  iu 
die  Naclit  der  Sunde  schleuderten  und  ihn  zu^eich'  als  eine 
tröstende  Hoffiiun|^nne  der  frommen  Leidisnsdaldnng  aufsteck- 
ten«  Gewifs  ist  aber  dieser  Messiasgkube  ein  uranfäiigliehtr 
JUmtfunkm  in  dem  innerstep  Kern  Judischreligiösen  Ghiubetts«^ 
Und  so  glimmte  er  immerfort  im  ^lerheiligsteii  des  Volkes  d.  i.* 
in  den  erleuchteten  Seelen  seiner  Weisen ,  die  ihn  zu  solche« 
IPlammen'  anzufachen  wufsten,  wie  sie  uns  noch  9x»  dem  hehren 
Dome  der  Propheten  ^ntgegenglänzeu,  bis  ihn  endlich  der, 
welcher  sich  selbst  im  kräftigen  Gefühl  der  Gdtdichkeit  das 
Lieht  der  fVidi  nannte,  als  Strahlenkrone  seiner  Kdnigswurd« 
der  ganzen  Menschheit  sichtbar  machte. 


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•Fufs  epistola  ad  C.  fi.  Hase  de  J.  L.  Lydo.  üi 

'  ^ 

J,  />.  Tfjss  ad  Carohtm  Benedkium  Haße  Epistola,  m  ^ua 
Joannis  Laurent ii  Ljf  di  de  Magistratibtts  fleijuthLca^ 
Romanae  opusculi  texius  et  versio  emendantur ,  loet  dtjfftct* 
Ihres  iiitis/rantur*  Leodii,  tjpis  jP.  /.  CeUardm,  tjpO'* 
gra^hi  Acad^nki^  sumtüm  Aaetöris^  mdcccxx,  4S  Svo, 

Vorliepeiider  Brief  des  Hrn.  Prof.  Fufs  an  den  vielfach  ver- 
dienten Hr.  Hase,  Vorsteher  der  handschriftlichen  Schätze  der 
königlichen  Bibliothek  zu  Paris,  war  ursprünglich  in  französischer 
Sprache  niedergeschrieben  und  besliuimt  in  dieser  Sprache  be- 
kannt o^emacht  zu  werden.  Allein  die  plötzbche  Versetzung  de» 
Verf.  von  Paris  nach  Kölln  und  von  da  nach  Lüttich,  der  für 
die  Wissenschaften  nur  aJl/üfrühe  Tod  Millin's,  der  diesen  Brief 
in  das  von  ihm  redij,ni  te  Journal  encyclopcdujue  aufnelinien  woll- 
te ,   verhinderte  die  Bcitanntniachung  und  bewirkte  die  Umge- 
»laltuiig   desselben  in  seine  gegenwärtige   Gestalt.     Dafs  auch  • 
das  Publicum  dadurch  gewonnen   hat,    bezweifeln   wir  nicht, 
Erläuterungen  einzelner  Stellen  dts  Lvdus,  Vorschläge  zu  Ver» 
Besserungen,  Berichtigungen  u.  d^l.  mehr  machen  den  Inhalt  des 
üriefes  aus,  der  auf  diese  Art  als  eine  rSachschrift  oder  ciu  Zusatz 
zu  der  von  ebendemselben  Hrn.  Fufs  zuerst  veranstalteten  Aus- 
gabe der  LTdischen  Schrift  de  Magistratibus  Ronim.,  gelten  kann« 
Ohne  blindlings  für  seinen  Autor  eingenommen  zu  scjn,  setzt 
ihn  Hr.  Fufs  unter  die  Zahl  der  Schriftsteller  «  quos  nidla  scri" 
bendi  arte,  sola  verhontm  rerumque  nohis  incagnitarum  aiit  obscu- 
rarum  commemoralio  commendat.,^  hängt  aber  mit  Recht  die 
Worte  bei :  ^atquc  Iwc  nomine  non  modo  luce  indignus  nobis  non 
i>idctur ,  scd  aliis  quihnsdam  nostru  aetate  in  vitam  idque  merito 
re\'ocatis  anfe/'crendus.«    Ui\  Fufs  verhehlt  uns  nicht,  dafs  sein 
Autor  zuweilen  uquadrata  rotiindis  miscere dafs  er  zuweilen 
y^ita  halucinavijUt  nihä  suprn  ne  fingi  quidem  passit^  allein  er  be- 
ni(  1  kt  auch,  und  mit  Recht,  wie  ebenderselbe  in  andern  geschichtli- 
chen und  antiquarischen  Punkten  desto  mehr  befriedigt,  wie  er 
^^aehrich^en  und  Angaben  von  Wichtigkeit  enthält,  die  blos  durch 
ihn  dem  Strome  der  Vergessenheit  entrbsen  worden  sind. 

.  Die  AnmerlLiiDg^n  sind  mcisten^nicht  selir  gedehnt,  siebeiiier- 
ken  den  Spracbgebrnnch  des  Lydus,  deir  die  unverkennbaren  Spuren 
seiner 'Zeit  an  steh  trägt,  und  der,  wie^  überhaupt  der  Sprachge» 
brauch  der  spötern  Griechischen  Schriftsteller,  noch  so  wenig  be« 
trachtet  und  berückncht igt  worden  ist;  sie  verbessern  verdorbene 
Stellen  und  einzelne  Wörter,  erkliren  dunkele  Stdlen,  berichtigen 
hie,  und  da  die  von  dem  Vejrf.  seiner  Ausgabe  des  Ljdusbeige-» 
fügte  LateimftheUdbcrfet'iungtt.  s.w.;  lauter  Bemerkungen,  die  wi^ 

V        ■  ^ 

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112  Hegenbergi  Lclnb.,  d.  Elemeatar- Mathematik. 

alle  H^erkungen  der  Art,  Gelri;ciilieit  7M  Discussloncn  geben  kön- 
nen, in  die  vvir  uns  iedoch  hier  uiclit  eiAiassea^kouaeUi  ohne  iUe 
«nisgesteckt^a  Gräiizen  xu  übersclireiteu.  ß» 


yoUstänJiges  Lehrhuck  der  reinen  Elementarmnthemntih.  Ziirw 
GehrancJi  Jur  Lelirer ,  besonders  über  für  Seihst Icr  nende 
und  Ex  aminanden  hearheitet  i'on  F.  A.  Htch  vjeug  ^  Kon» 
Pr.  Kondactenr  und  Privatdocentar  d.  Math.  4st.  lldl 
Arithmetik  und  niedere  Algebra.  Berlin  48a4.  4^8  S,  S» 

MJtesefi  XeTirbnch ,   eins  unter  den  zablreichen  matbcmatisdicn 
Werken,  welche  fast  in  jeder  Messe crscheinen,  <lurfte  schwerlicii 
für  Lehrer  dieser  Wissenschaft  von  Nauen  seju,  dagegen  aber 
kann  es  den   Selbstlernenden  sehr  eitopfolden  werden,  indeoi 
es  zwar  blofs  das  Bekannte^  dieses  ober,  hinlauglioli  vollständige 
Und  sehr  deutlich  yergetragen  enthält!.    Der  Titel  gicbt  den 
Inhalt  genügend  an/  weswegen ^Ref; -  sieh  einer  näheren  Be^ 
seidinung  desselben  uberhebL    Yoir  id^  Gleichungen,*  ancÜ 
der  hSheren,  wird 'im  Allgemeinen  gehandelt,  ihet  nahhlW  nur 
die  Anfl6sang  derselben  bis  zu  denen  vom  dritten  Grade  au»* 
fnhrlich  gezeigt^  welches  far  den  vorliegendei»  Zweck  völlig 
hinreichend  ist.     Die  Bebpide  find  überall  zweckmässig  g^ 
wählt  und  vollständig  gerechnet,  so  dafs  sl*^  bei  der  CoVrectheic 
des  Pracks  sehr,  zur  Bebhrullg  und  Uebung  benutzt  werdeii 
können..  Als  eine  kleine  firinnerung  wollen  wir  nur  bemer^ 
ken,  dafs  es  wohl  am  besten  scyn  dürfte,  die ' Unbestimmtheit 
twischep  Algebra  und  Analvsis^  welche  beide  einigemale  als 
gleichbedeutend  angeführt  werden,  durch  Beibehaltung  des  von 
Lorenz  vorziijriich  hervotj^ehobenen  Unterschiedes  &  vermei- 
den, wonach  die  erstere  die  Gleichungen,  die  letztere  aber  die 
Functionen  umfafst»   EncDich  ist  zwar  die  S.  335. aus  Bürja^s 
Lehrbnche  aufgeuommcn«!  Methode  der  Berechnung  von  Loga- 
rithmen ganz  sin(ireichs  weil  aber  niemand  j^zt  «nehr  weder 
nach  diesen  noch  nach  den  gewöhdlichen  älteren  Logarithmen 
berechnen  wird,  so  hatte  sie  fSglich,  wenigstens  in  einem  für 
Anfänger  bestimmten  Buche,  wegbleiben  kdnneir. 


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'  Intelligenz  ■  Blatt 

für  die 

ffeidelbecger  Jalurbltcher  der  Literatur  lä22* 

■  .  Nr.  I.    '  '  •■• 

■   ■       .         '  .    ■  -.  \       '  .. 


Chronik  der  Universität  Heidelberg. 


X)fte  Äiwdbi  ier  Uc$ig€ii'$lttäicraide&  bctifgt  iiach  Angabe,  der 

i«  fntlnder      *  . 

Theologen  ,33 
'  Jwsteik    ,  W 

•  .  Mediciner  nad  Ghümgen  -   34  - 
..Kanenilittcii ' .  7 

'Pbüologen  und  Pliüos<^oa  .  •  a8 

'  i4o 

2.  Austendor  ^ 

Theologen .    »   *9 

Juristen   227  ' 

Medianer  und  Chirurgen  .    .    *  53 

'  Kameralisteit   .  18 

Philologen  und  Philosoplicn  .    t  4o 

■  ■  '  .  •  '  "357 

'  Zasammca  4^7 

«  m 

Handausgabe  des  Corpus  juris  civilis. 

Dem  Uflgst  gefühlten  Bedürfniisc  einer  Hanllaus^abe  i'n  j»r«  8* 
4es  Corpus  juris  civilis  wird  durcii  eine  in  mot^liehst  Kurier 
Zelt  in  meinem  Verlane  erscheinende ,  nach  den  besten  Hüifsmitteln 
bearbeitete,  und  billigen  TorderunRea  in  jeder  Hinsicht  entsprecheade 
Ausgabe  demlbstt  •bjcfh^lfoo  werden,  wekbc«  t«r  VfnieidiiiiK  von 
Colhstonea*bekaant  gemacht  wird«  Eine  grösiere  Anzeige  nebife  bei« 
'ttfügter  Prnbe,  welche  ich  bald  ausgaben  werdt,  bettiiiiiiift  d^s  nlt« 
Im»  Mpstg  im  pcacmbes  t9»u 

'     ^  Carl  €oobtocb» 

r 


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^  BcJ  mir  ist  im  Jal^r«  i8l8  eiscKieoMi 
Karows,  W.  /.  G.,  LcbrBcgiiff  der  Optik  und  Pc>K<?pfctn  ,  ue« 
^         licniusgc-cbcn  itiid  vcrbettertvau.'iaf.  ifj  Mollwciät.  8.  :)  Thlr. 

r-PJ^,^  '^u^'^'^TfJ^h^^if "^^L  eigentliclien  Optik,  welche  sehr 
mfuiirltch  abgehandelt  Ist,  die  vollständigste  Perspectiv,  die  wir  bis 
jetst  nech  hesit/cn,  und  zvw^ar  ist  nicht  blos  die  Theorie  detselbea 
sondern  auch  die  Praxis  mit  allen  Vortheilcn  i^elchrt,  welche  dahei 
anzubringen  sind,  und  wovon  die  meisten  Anwcisuni^en  bst  gaot 
schweigen*    Liebbabejr  der  ZeichenJiunst  werden  also  hier  mnnchei 

r  den  Landkarten  Zeich- 
ner ist  die  uiiistandluhe  Derslelluo«  der  verschiedenen  Entweifunzw 
arten  einer  Kugel  wichtig,  wovon  zum  Thejl  auch  diejenigen  Liebhft. 
her  der  A$troiiom:c,  welche  mehrercs  blos  durch  Zcicbnuii:i  zu  finden* 
wünschen,  was  man  sonst  durch  Rechnun.i;  erhalt,  Gehraiich  machen 
.  können.   Endlich     ird  den  blossen  Mathematiker  die  Lehre  von  den 
Kegelschnitten  als  FrojeniMen  des  Kreises  betrachtet,  ansprechen 
weil  manche  Eijiemchafiten  jener  CniTeniHri  dieser  Ansicht  deiselben 
auf  eine  höchst  kurze  Art  erwiesen  und  etwa  bis  jetzt  noak  nnbe. 
liatiKtc  Eigenschaftin  dvrsclfjcn  leichter  i'ntdeclit'<vs'crdln  können* 

Dieses  Buch  hat  auch  noch  den  Xitel  s 
Lclirbegiiff  der  gesamnilen  Mathcmatitt.  yv  Bd.  «•^•Ausgabe. 

Das  Ganze  ans  S  Bunden  bestehende  Werk  ist  ein«  der  voti- 
stUndig<;tcn  und  brnttchbarsten,  die  über  MfUicttctik  cttebienen  sind 
and  kostet  i6  Tlulcr.  V 

Von  (iemselheu  Verfasser  sind  bei  mir  zu  haben : 

Anfangsgriindc  der  matlicnMilischcu  WisMäschaflcn.  3  Bande.  t^So 
ÄTblr.  ^ 

Auszug  aus  den  Anfangsgründen  tind  dem  Lchrbcgriire  der  ma- 
tliematischen  Wiscenscliaften.  i8q3.  n  Bde.  8.  n  Thir. 

Abhandlung  über  die  vortheilhaftrsio  Anordnuu'»  der  Feuerspri- 
tzen. Eine  gekrönte  Preissehl  lit.  Nebst  einer  Abhmidlung 
über  die  Bewegung  a<;s  Wassel«  in  Gefafsen  und  iifibren. 
1  Tblr.  8  gr. 

Dieses  itt  onstreittg  eine  der  b«sUn  und  gründllcbiten  Schriften, 
welche  über  diesen  Gegenstaud  erschienen  sind* 

4 

«Bei  mir  isti  i«tat  erschienen,  und  durch  alle  Bnchbandlnnfeti 

zu  erhalten :  , 

Mocki   Dr,  J,  D,  A,,  Handbuch  einer  Statistik  der  ^itffhm 
Bundesataatnn.  378  5*   s  Tidr.  «3  gn 

OcrVerfiissert  dessen  st8»!sriscbe  Sidiriften  in  Deutschland  sowohl 
tls  in  Frankreicli  mit  vielem  üfifttll  angenommen  nnd  zum  Tiieii  in 
die  fransösische  Sprache  ubcrictzt  worden  sind,  liefert  hier  eine  nnt. 
f ührltohe  DarsteUung  der  answitrtigen  nnd  inaern  Verkttltnlsse  des 


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I 


III 


«(entaschen  Scatitenbiindcs  urul  der  tieut&chen  Bundesstj.itcr)  nach  ihrer 
Crosse,  Volk&mcn};«,  physikalischen  ßeschaS'ctihcic,  iMiiustiiecllen  und  ' 
nerJcfstfliiifteii  Bvtriefcttmkeit»  Statft»'  uml  MIKcair  •  Vcrfatsunff ,  GeU  ^ 
tfolitiitsr  ttZ  s.  w.  welche  vorsüglieli  liiejcnigcn,  die  sich  i'iher  die 
allgemein  gewünschte  Handelsfreiheit  nnd  über  konstitutionelle  Ver> 
Ijvsun^en  näher  belehren  wolle«,  nioht  unbefriedigt  lasaen  wkJU 

r    Leifts^p«  ikfi^ibeK  JS^I* 

.  .  Ctrl  Ctti»liloclu 


Anxei^e  für  Gjmnasien  tttf4  Sckuloiu 

Folgende  nützliche  Werke  sind  intlerDarQmann*!(chen  Buchliand- 
. liiiiS^u  Züllichau  ersci}ienen  .und  in  allen  deutsclien  Bucbliand- 
liiii(;en  Qm  die  Iftd^pet^ten  Preite  wi  beben :  . 

Die  Erd-  und  Staatciikuncl«»,  oder  reine  und  politische  Geogra- 
phie iiir  nllgcmeine  Stadt-  und  Töchterscfiulea  bearbeilet 
;VOQ  Fr,  Loßg^^tm  S.'  1  Thlr«  la  gr.  / 

Piaionü  Phaedon  aecedit  gmistas  leetioniii  stkolüütes  Rhttftke*' 

SMtHim.  CjC^  CatUmm.  m  ImgurAi,  B^ogno^t  et 

r.   Ar.  O.  M.  Mattet.  #.   #  2Hfr.  6gr. 


rpiiiMtatisi^'ke  Srinnerun'g 
liiMiclillM  ikr  ZeiiwWft: 

Blätter,  für  Geist  un4  Herz. 

von       ^  . 

F.  TV.  Gubitz 

efiQchen  wir  Alle,  welche  für  das  Jahr  i822  Nachbestellonsren  ma- 
l^hen  wollen«  dies  so  schnell  als  mdglich  zu  thun,  indem  wir,  wie 
Iwlcmt«  iebem  flaebmiUeil  sp^t  eineesim&enea  ForilenuiM  vMSt 
nebr  fenfi^MTkeiiatta.  -  •  ^ 

,   Meurer'sche  Ruchht*ndltfBS» 


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JjUitentöne  j  eine  Samminn j  lynscBcr  Gedichte,  mit  12  Vignctt-, 
eben   auf  scboucm  Veliupypier  gedruckt  mit  Aiulriilscbcn 
'  Schriften.  (Fr^inkfurt  a/iu..i8ai  8.  1  fl..43  kr.).Itt  eig<:ii€i]i 
Verlage  des  Verfassers.  '  '  ' 

Ausserdem  sind  noch  vorrätbig  Exemplarien  seiner  GeschUhtli" 
chtn  ZeittaJeL  des  Postwesens  (Ttibiugen  iSlO.  4»  4^  4r.) 

Ch,  G.  P' i scher  ^ 
GciierairostDüectigiisKegisiraior. 


hn  Jahr  182«  ewohW  ^  ;  •  1* 
der  Bote  vom  Neckar  und  Rhein, 

ew   Famäienhlatt  für    Geist    und    Gemüt'k.   ''^^  " 
Die  Tendenz  des  Bltttci  ist,  »den  iletitsehen  bietfcm«  tfefSmiFt* 
»m  n  i  e  II  t  i  n  n.  dorch  ßtlder  in  Umtn  md  &iissem  Leben  licnpor« 
)»Z1Üieben  und  solche  UnterhaUttfiMeKcnstande  hinzuzufügen,  welche 
»zum  Vorle<;cn  im  ftillirn  edlem  ramilir''»krt:fie  jedes  Standes  sich  cig- 
»nen.«  —    Bah!  holt  der  Herausgober  durch  dte  anwachsende  Zahl 
der  Subscribentea  sich  in  den  Stund  gesetzt  su  lehen,  mit  jedem  Blat- 
*  t«  jbwfcNtliid  tim  fidnt  Miitlkbiiilage  md.Umcltt«/vorzü|{1iif^ 
eher. Statuen  oder  tndercr  Konetge^enttäiide  mit  B^schreibun» 
geifi' und  bewährten  Urtbeilen  über  dieselben /u  lietern.   Das  hiesige 
crofsherzoglithe  Postamt,  welches  die  Haiiptspedition  übernommca 
lutt  liefert  wöcheotltch  einen  Bogen  des  Blattes,  mit  halbjähriger 
Vorausbezahlung  von  a  fl*,  und  aUo  den  ganzen  Jahrg^n):  fnr  4  H* 
im  Inlande,  und  eiimnitliclie  wohlltflillfth«  t^&antm  im  Dentieiilaad*  ' 
acbinen  Subscvipti«  n  an« 

Heidelberg 9  des  6*  Jan.  1822. 

Th.  Fr.  Dittenhergüt ,  Stadtpfrtrrrr, 
•la  Uefaia|pber>  uad  vemMortüchcc  HediKUur« 


Fortsetzung  des  Sopbronik^on* 

SOFHHONIZON  ' 

oder  mipsrtliellfth  freimätbif^e 
Bwiiräge  zur  neueren  Geschichte  j  Gesetzgebung  und  Statistik 

der  Siaaten  mid  ]üri;lien;  , 

iMfiofcesHie»  von 

Cek^im^n  Kirehenrath  t)r.  Pjuius 

erscheint  vom  nUehiten  Jahr  an  bei  Unterzeichnetem  von  3  zn  ^  Mo« 
aalen,  regelmässig*  D^r  Plan,  pojjtfsche  und  kirchliche  Verbes- 
lerunfismittel,  aebct  dhien  dm  liieiiendcii  Voliacn  dce  nrtmiwiiril» 
gen  Guten  und  der  des  Befeerwerdens  bedürfenden  Debet,  wie  es  den 
aäehstiAZfilbcdäifolisca  smUft  UtVfßtiMSkk  daisonella»,  bkibl 


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AT 


nnycriiorfert.   Alte  Kirehenmitelieder  sind  Staatsmitl  nr?pr,  a!lc  Staat«, 
bürgcf  nehmen  an  dem  Wohl  un4  Wehe  einer  Kirche  nahen  An« 
tbcj'L    Ueberbaiipt  bedarf  es  der  geistliche  Stand,  über  seine  Pflich- 
ten ufid  Kechte  im  Staate ,  und  df^r  weltliche  Stand  über  die  wahrea 
VerhfUMlue,  ^ler  .Wichietocii  l^ircliQit  ««hr  alt  je  nachxoilcakes»  ' 
Oer' Qline  Verleger,  welcher  deswegen  das  bisherige  allgemeine itttt*- 
retse,  welches  an  dieser  Zeitschrift  von  beiderlei  Class^  gehmifinien 
cvDrden  ist,  voraussetzt,  bittet,  da£i  die  ferneren  Bestellungen  bei  ihm 
bald  iii()gltcb€t  gemacht  werden  möchten,  weil  das  er«tfl  Heft  des 
vierten  ß^des,  cicUr  das  dteiujbntf  4ct  ganzen  Folgereihe  mit  Ente 
des  Januars  versehiekt  und  aliilinn  die  Fortsetzung  im  Anfang  jedet' 
Ornats  pünlitttch  besorgt  werden  wird^  Oer  Preis  des  Hefts  zu  8  Bo- 
gen ist  1  n*  3o  kr*  rhein.  20 ggr«  sächsisch,  des  Jnlur)puiSS 
ten  —  also:*   6  fl.  Rhein  3  Thlr  8  ggr.  sacbs»  ; 

'    aeidtUM«».  dafi  40»  ^PC0^  . 

'    -^J-  '^  '  jiugtist  Oswald* s  ■ 

^  U'liirerfiUta'^BumäpdlirjIk. 
Feniet  ist  eicchieiien :  r    »  y 


e  zur  Geschichte  der  katholischen  Kirche  im  neunzehnten 
Jahr  hundölt  in  Beziehung  auf  die  neuesten  Verbaltnisse  der 
deotscben  und  französischen  Kirche  gegen  die  pabstitche  Olk* 
.  rie.  gr* .  ^ .  i  .ftthlrt.  6  ggr.  ^saclifu  OßHes'  's  iL  4^  i^*  rbein* 

ITm  dW^endtoz  md  attseMeffae  Wlchtigkek  üeiei^  Selülft  a« 

bezeichnen,  heben  wff  folgendes  aus  dem  Vorworte  atis: 

Seit  Jahrhunderten  sind  die  kirchlichen  Angelegenheiten  in  meh» 
rercn  grossen  Ländern  nicht  wifder  io  stark  besprochen  worden,  wie 
jetzt*   Dicfe  Bcdürfnifs  hst  seit  dem  Jahre  t803  in  steigendem  Ver- 
iialtnirs  zugenommen«   Oa&  bedeutendste  Uindernifs ,  das  der  £izielnng 
elw.kaftied|md0i^Xi«iefittNi^  Mier  lai  Wege  etaii4 ,  sekeini  Ib  der  • 
Vcrsclitedeabeit  der  AnsiebteQ  imd  in  den  Mnigel  «A  £inve|KtäQdlai& 
und  Zusammen  wirk  Ulli;  zu  liC'fi;en,  die  unter  Personen  bemerkt  wer- 
den, welche  in  Deutschland  ein  Wort  mitzureden  berufen  sind,  lind 
doch,  wie  lufst  sich  verkennen,  dftfs  diese  Angelegenheit  {cemeinsan^ 
d;|fs  sie  nitionell  sey*    Die  Geschiente  ertaubt  keinen  Zweifel»,  dalt 
sie  nttr  alt  I^iÜoaalsaehe  beliandelc«  leine  solche  Richtnnjs' und  6ett«ilt 
bekommen  k<>nnc,  wie  die  dfutseKeii  Verhiiltnisse ,  der  Geist  und  die 
Biidung  der  Nation,  im  Gej;cnsatz  mit  den  römischen  Forderungen, 
s^c  erwiinsohlich  machen.    Dicfs  zu  bewirken ,  ist  die  Aufj-ahe  p;itri* 
ot'isch  gesinnter  Mtinner ,  welche  die  Angelegenheit  des  Vaterlandes  mit 
der  Fuckel  4er  Geschichte  beleuchten ,  die^  Lehren  der  Vm? ift  o»d 
die  Beispiele  der  Mitwelt  lebeiidjg  ins  Gedü^btnifs  raSen,  dadurch  vor 
^euetf  Mißgriflfen  warnen»  -utkd  au  fed^tzeltigler  Verabredung  und  Er« 
greifung  weiser  Mnfsregeln  ermuntern*   Die  Herausgeber  der  gegen- 
wärtigen Beitrüge  haben  keinen  andern  Zvveck,  als  durch  Bekannt- 
machung der  mcrkwiirtligsten  Thnts^cben,  Verhandlungen  und  An» 
sichten  in  der  vielbesprochenen  wichtigen  Angelegenkeit  tm  AuRiclf 
Jung,  Berlehti^uD^  imd  Am^^lilitoig  d«^  «veiaebicdeiiea  B^wi  mU 


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I 


■ 

9 

Sa/j  /.  B. .  0mleitang  dev  N4tU>nil*QteoiiaiBie  oder  dertSuuOtr ' 
.rt  Wurtii8«lMllt,  eothaUeod  cme  eliifiMhe£iiWk)^eluog,  wie  die ; 
•  >  ReidiMoNr  des  Privatmanns^  der  VlUlMr'  ««d  f^e^ungeii^^ 
^  '  >rxeu2[t,  vertMll  \mä  eonstniiiA  wcrdei|;  Am  dta  Fnui*  ' 
V  .sdiiacheii  der  drittab,  gSuzfich  «aigeaibeiieten,  veiiMittMfrtei^  [ 
,  ,  ^  ..'und  mit  pntm  Ausi^ug  der  HaiwCrGriuidaaiti^.dWfi^'  lVb*  , 
i«  aeasobaft  Teraadirt«aAu|!ibe,  vbenclaft  «nd  attl.ÄmerI(ui^- 
i     gen  iMleitet  von  CM  mL  JU^tttadi.  Miau'  ^.Bo<ri 

g^;  £ideBpreia  S  RlMlv  «B^gr.  atfeba.  oder  941«  «lieiar. 

Gegen wärjtigt  wo  et  noch  inuner  die  lebhafteste  Angelegt aKeH ' 
dir  IRfgfittM.  Staatsbeaaütea  «rnd  VotksimäseataiM  ist«  dprcliL| 
so  iiartö  Kimitangen  jeder  Art  niedeiwsclrüfkteo  WobhtaAd'Wlsdci:^ 
aufzuhelfen,  wo  die  Gebildetsten  aller  Stände  nach  Vervollkommnung 
ihrer  Einsichten  in  die  Quellen  des  Nationalfeielithiiiiis  ringen ,  ist 
%twik  hüchst  wiUkoramen,  in  den  Besitx  eines  Werkt  zu  'gelangen, 
das  scbfi)  lät^  von  allen  Sacb^ean^  nnsets  Welttheils  das  Prädi* 
cit  ffocf  Memiwerki  crbaltan  hat.  Sfecs  §•  klar»  alt  ftelnidthig 
ist  das  Resultat  angestrengter  Beobachtung  und  vieljabriner  Erfahrons 
von  dem  Verfnsscr  niedergelegt,  und  der  Staatsmann, ^er  KauFmann, 
der  Rechtsgclebrte ,  der  Manufacturist  und  der  Landwirtb  finden  hier 
die  befriedigendsten  Aufschlüsse  über  VC^escji  ood  Gang  des  Landbaucsii 
(isc  Manufactor-  und  Haoaeb*Indlvstrit«  äber  Geldumlauf,  Uaadels- 
üesohränkniig«  ColoniaU  Systeme,  Getreide  «Handel ,  Münzwesen  /  Qan» 
ken  und  Papiergeld  ;  über  Preisverändening,  Zinsfuis,  Wucher ,  Bo» 
völkerun^,  Luxus,  Staatsnufwaad,  Bestearung  und  Staatsschulden.  — 
Die  Uebersetzung  ist  mit  möglichster  Treue  in  einem  schönen  und 
leichtfai^lichen  St|l  auigearbätet ,  und»  so  weit  es  nüthig  schien,. 
Uiit^  ctUlitlenidan  Annerknngea  begleitet.,  VTeao  j6  Exemplare 
yiiElcidi  beüellt  werden,  so  werden  dieselben  noch  für  einige  Zeit 
S^l^an  iNuut  ponafrek  £iasandwig  dca  Betrags  Bit  4^  B^  erlaMtn* 

•        •  .  '    •  • 

Desa^a,  M.,  teitta^e  Spficlllelite  Mr  LeliNnde  imd  Lernende 

in  Verbindnng  dea  Lehratpffet  nyfl  sweekmS^ 
«   ,  Au&al^»  »weite  aehr  verbcaaerte  und  .vermebite'  Auflage* 

la  Bogen»  8.  9  gr.  aidia^  oder  36  kr.  rbcio« 

•  •   

Der  jetzige  Abdruck  dieser  vortrefRichen  Sprachlehre  ist  eigent* 
lieh  schon  die  dritte  Anflage«  da  schon  vor  der  im  Jahr  1810  crschie« 
oencn  ilusgabe  eine  frübere«  gedrängtere  Baeilieltung»  aicli  In  knr« 
V.em  vergriffen  hatte ,  ohne  in  den  Buchhandel  gekommeü  zu  seyn. 
Dies  ist  gewifs  schon  hinreichender  B<7^veis  ftir  die  Zweckmässigkeit 
des  Buches.  —  Inzwischen  ist  die  vorliegende  Auflage  durch  den  ge« 
Avissenhaften  Fkifs  des  Hrn«  Verfassers  nicht  nur  von  allem  Ueber« 
flüssigen  gereinigt»  nnd  wo  mögltph  noch  zweekmässi^er  geordnet» 
liondem  auch  mit  todeuteoden  Ziiiätzen»  s«  B-  Nl  det  RecntschreU 
.bnng,  der  Lahre  von  der  Verbindung  der  Wörter  zu  Sätzen,  dnrch 
|>Astendere  und  vollständigere  UebungsauFgaben  für  jeden  Lehrstoff 
bedeutend  bereichert,  und  somit  ein  äusserst  voltitUndiges  Lehr-  und 
Ucbiingsbuch  der  teutschen  Sprache  geworden ,  weiches  für  Lehrer 
«od  teiftnde ,  so'  wie  für  SeUistühung  einen  enlNidedeiifii  ITonag 

m  4t 


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intikat» '  Uoi  dfe  Gciiieinalite!{rlreir  s»  Iwfördeni^  Ist  tfohs  veiw 
mehrten  ftofciizahl  und  des  üconoBiilcbcn- Drucks  der  nir  jeutgeZeit 
gewifs  äusserst  massige  Preis  i:cset2t,  für  welchen  bei  direeten  Üc- 
ttellungen  in  Quantität  vom  Verleger  noch  die  »ijflkiitte  VeigiiiiftU- 
pmg  zugesiebert  wird. 

Ewald,  Joh.  Ludw.,  Bibelgeschicbte,  das  einzig  wahre  Bildung»- 
mittel  zu  christlicher  Reiigiodtät.  Briefe  an  Aelteru,  Predi- 
ger, Lehrer  und  Lehrertnnen  und  die  e$  werden  wollen. 
8.  In  Umschlag  geheftet,  aa  gr.  sächs.  i  fl.  3o  kr.  rhein. 

Wenn  es  in  nnterer  Zeit  allgemeiner  als  je  gefühlt  wird «  anfs 
dl«  Bibel  die  wlohtigstc  GrunUlaK»  der  Religion,  das  enucbie Jemine 
Beiiiiffnift  kl«  tie  su  bcftstlgco  viid  zu  Vffbreilc«^  lo  itc.ct  um  to 
tatcftstuHir,  dicit  Debersetznng  auch  in  die  allgtiMtia«  Lebeociiiisicht 
tibertra;;eD,  nnd  auf  einen  Puniit  gestellt  zu  sehen,  von  dem  aus  sicii 
die  VC'irkung  am  sichersten  bewähren  oiufs«  Im  Ganzen  ist  uns  hon 
der  Kamt  des  berühmten  Herrn  Verfassers  für  seine  Ansicht  Bürge« 
und  die  von  ihm  gewAhltt  ITarai  In  Briefen  bei  seinem  anzieheiiuen 
Stirl  d-iför,  dafs  jeder  Leser  es  mit  hohem  Intermt  anfoehmcns  uiiii 
bmA  Heftnaht  Itiim  Bedürliiim  mik  Bafiricdi^^g  aawenJeii  wtnl»>. 

fiviiefiB  über  Homer  und  Hcsiodas,  Torzüglicb  über  die  Theo<;fW 
nie,  von  Gottfr.  Iknmmi  madJPriiML  CmueFf  S.  t  fi*  54bt. 
oder  «  TUr,  4sr»  . 

Die  wiirdüten  und  beiAlimten  VerlFasser  haben  hier  in  freaadliehcr 
Mitthcilnn;;  ihre  Ansichfen  v'ewechselt,  und  dadurch  dem  Forscher  u« 
Diilcttanten  das  hochwich^K*  Stiidtum  des  so  tief  gehenden  Mythcs 
flicht  nur  erleichtert,  soadem  höchst  anziehend  gemacht.  Dankbar 
miKsen  wir  ihaeo  trfc^men,  d4fs.ne  einen  Gegeastaad ,  der  sonst  in 
gelehrten  Abhandlungen  nur  besprochen,-  nickt  effcchjfpft  wurde,  und 
dach  jetzt  durch  die  herrlichen  Üebenetzunisen  von  Vofi  die  Angele« 
gcnheit  jedes  Gehihleten  }rcworden  ist,  in  die  Sprache  des  Lebens 
(ibottragen,  und  zugleich  die  gründlicKsteu  Aufschlüsse  gegeben  ha- 
ben. Das  Buch  wird  daher  dem  Gelehrten  Von  Ikmf  sowohl,  als 
dem  Iner  der  UeberseUungen  ein  bifclut  wlllkennieiicr  CMunentar 
eejrn,  der  den  Jdeiaen  2niats  der  Amfave  rrfobticb  MebnI. 

Dea  Quintua  Horatius  FUccus  erster  Brief  des  zvreiten  Buche8| 
erklärt  von  Carl  Zell.  8.  3o  kr.  rhein.  od«  8  gr.  sechs. 
Der  Hr.  Verf.  hat  diesen  interessanten  Brief  ausgewählt;  nicht  nor» 
nm  ihn  als  Probe  einer  künftigen  allgemeinen  Bearbeitung  vorzulegen» 
sondern  auch  um  für  Lehranstalten  aus  dem  beliebtta  Dichter  ein 
Yorzüglicbet  Stück  aunoheben,  wrlohea  doreb  seine  vielseitige  Be- 
lepchtnag  suvrbhl  für  die  Sprache,  als  aneb  für  €eiat  nnd  Oetehichte 
reichen  Gewinn  bietet.  Es  wird  daher  gewifs  mit  entschiedenem  Bei* 
fall  und  um  so  leichter  aufgenommen  werden,  da  der  geiia^  tois 
die  Anschaffung  allgemein  möglich  flucht« 

9Mer,  G,  J^,  Speeimen  variarum  lectiooum  et  obeervüifihiiai. 
in  PbUoetrnti  vitae  Apolloaii  Ubr.  L  Adj..feboila9Mi  grac^ 


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VII 

'ca%inn**^  «^^/'^^  ii^f^s  priores.  Accedunt  Fr.  CreuuH 
■niiatnfiftitft»  ^nmj*  da  gr«  cäclis.  i  fl.  3o  kr.  rlieui. ' 

/.  S;]^cX^«  f/C  Qov^ivh 4\v  tuli  Ivo  ^rucfr-jF" 

povi  l.oyovg  tov        x^r'  ^vSporiiovog  rou  6s  kcct  'j^iuro" 

rpcrrov^.  Bmaj.  18  kr.  oder  4  gr. 

Ausser  einigen  neuen  Ansichten  von  Wichtigkeit  ist  es  bei  dieser 
AbhanJluA^  interessant,  tinrch  das  Vorwort  die  seltene  Pert'gkcit  des 
Verfoisers,  lieh  t»  der  grieohfftdliea  Spnobe  über  alk  VerhiUtiiiise 
•otxiHirtiefcen,  kennen  zn  iemm/  '/  - 

Jim^j  »  Einleitung  in  das  ISibelungenlied,  zum  Schul-  und 
Selb sigebi auch.  gr.  8.  1  fl.  6  kr.  oder  18  gr.  saichs. 
Wie  wiotiiig  dts  Nibelungenlied  für  die  deutsche  Geschichte,  wie 
tnziehend  sein  Inlialt  ist«  be weilst  das  allgemeine  Interesse  und  das 
reze  Streben»  mft  welekca  et  yon  KdfnAichen  JlXimeni  besfliettetltlw 
iloeh  i<t  aber  för  viele  Gebildete  der  Wunsch  übrig  geblieben,  dazu 
eine  l^nleitung  zu  erfn^ttn,  welche  die  historischeu  Begriffe  des  Ge- 
dichtes feststelle,  das  Verstdndnifs  der  Sprache  erleichtere^  und  du« 
durch  auch  seine  Schönheiten  »rl^cnnen  lasse.  Das  Ganze  zerfällt  in 
Bwei  Hauptstückc.  Im  ersten  werden  die  Q^nellen  und  Htilfimittel 
diei  Liedes  angegeben:  dann  fblgi«  Abhandlungen  über  di*  Sftaebib 
den  Namen j  Dichter,  und  Alter  desselben*  Int  zweiten  Haopliltick 
wird  die  geiehichtliche  und  mythologiiebe  firldäran]^  desselben 
abgehandelt;  so  dafs  die  Schrift  nicht  nur  zur  eigenen  Belehrnp; 
tind  Unterhaltung,  sondern  auch  als  Leitfaden  bei  Schul  -  und  Er/cie* 
hungsanstalten  sehr  willkommen  seyn  wird«  Wenn  in  dieser  ßezie* 
bang  wenigstens  1^  Exemplare  zugleich  bntlellt  werden«  so  snll  jede 
finenhandlnng  in  denjkand  koaunen,  dietalbtn  für  96*  3€kr.  rbcin« 
oder  6  Thir*  sUchs.  in  liefatn*  In  ainiriacn  ist  keinn  Prdivannln» 
demng  wüglich* 

MoM,  F,      ifi  onendanda  rattone  grammaticae  gennamcae«  Ao*  * 
cednnt  czearvla  aliqua  e  codicübas  PalatiBia»  4Auj.  eagr. 
sielia.  o^er  45  Kt^  rhein. 

HQjjfrnann,  J.  J.       Anleitung  zur  Elementar -Arithmetik,  2Thle. 
8.  Zweite  verbesserte  und  sehr  vermehrte  Aufl.  a  fl.  3o  kr. 
Die  erste  Auflage  dieses  Buches  enohien  vor  einigen  Jahren«  und 
fand  so  wie  die  übrigen  Schriften  des  Hm,  Verf.  so  schnelle  Anar» 
kennnng  seiner  Zweaunüssigkelr  nnd  Vorzüglichkeit«  dafs  dieta  nana 
AntUaie  nöthig  wurde.  Diese  ist  nun  anf  a  Tbeile  aasBtfdehnt.  von 
denen  der  erste  die  niedere  bJemeotar-  Arithmetik,  der  zweite  die  htt^ 
liere  enthält,  und  wodurch  die  Abstufung  genau  bezeichnet  wird* 
Im  zweiten  Theile  hat  sich  der  Hr.  Verf.  besonders  auch  benü» 
'  bet  die  Logarithmenlehre  auf  recht  verstündliche  Weise  zu  eotwi« 
akaln,  nnd  nn  die  Reehnnng  mit  diesen  Ziüilen  an  arieichtem ,  sind 
die  Lo$;arithmcn  aller  ganzen  Zahlen  von  &  bis  10000  nach  de«  Ma- 
ster der  Stauchischen  Tafeln  der  Schn'fc  beigefugt  worden.   Wir  diir* 
llen  also  recht  vertraaungsvoU  an  mtfglichu  venaabrtar  Anwandnaf 
4es  (iofili^s  erauuitenii.  ,      ,  '     \  -  . 


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Heidelberger 

JAHRBÜCHER 

der 

Literatur. 


Fünfzehnter  Jahrgang. 

oder  n eue  Folge: 

Zweiter  Jahrgang. 


Zweites  Heft.  Februar. 


Heidelberg, 

in  der  UolTersitäts  -  Buclihaiidlung  tod  August  Oswald 

1  8  a  a. 


Heidelberger 


ahrbiicher  der  l!iteratur. 


erscheinen  fortdauernd  wöchentlich  zu  anderthalb  Bojjen,  oder  in 
zwiilf  Heften  zu  6  und  7  Bogen.  Diejenii;cn  Professoren  aus  den 
verschiedenen  Facultätcn  der  hiesigen  Universität,  welche  die  Rc- 
daction  seither  iihernommen  hatten,  werden  dieselbe  auch  ferner 
besorgen,  und  daJurcli  das  dem  Institute  in  seiner  bisherigen  Dauer 
bewiesene  Vertrauen  auch  für  die  Zukunft  sichern.  Ohne  von  dem 
bestandenen  Plane  im  Wesentlichen  abzuweichen,  sind  von  dem 
Jahre  iS2i  an.  statt  der  früheren  deutschen  Typen,  lateinische 
gewählt,  um  die  mannigfach  gesuchte  Lecture  im  Auslände  zu  er- 
leichtern. Ueberdiefs  ist  seit  i82i  durch  compressercn  uruck  der  In* 
halt  vermehrt,  und  es  werden  aufser  den  Ausführlichen  Recensionen 
für  jedes  Heft  verhaltnifsmiifsig  auch  kürzere  Anzeigen  aufgenom- 
men, um  dadurch  eine  möglichst  vollständige  Uehcrsicht  der  ge. 
sammten  neuesten  Literatur  zu  geben. 

Dj%  Intelligenzblatt  wird  ferner  wie  bisher  aafscr  der  Chronik 
der  Universität  l)  literarische  N'  ■  ^^ten  jeder  Art,  2)  Anticriiiken , 
3)  Anzeigen  des  Euch-  und  Kunar.in.icls,  aufnehmen,  um  auch  von 
dieser  Seite  den  Ansprüchen  an  ein 

Allgeraeines  literarisches  Institut 

möglichst  zu  genügen. 

Die  unter  No.  i,  2,  3,  erwähnten  Gegenstände  des  Intelligcnz- 
blattcs  bezahlen  für  die  mit  kleiner  Schrift  gedruckte  Zeile  i  gr. 
Sachs,  oder  l^if2  Kreuzer  rhein. 

Sollten  Schriftsteller  oder  Verleger  einer  baldigen  beurtheilenden 
Anzeige  we^zn  die  neuerschienenen  Werke  einsenden  wollen  5  so 
wird  gch-ren,  dieselben  vermittelst  Buchhändler.  Gelegenheit  unter 
der  Addres^c  An  die  Redaction 

der  Jahrbücher  der  Literatur  iu  Heidelberg 
der  unterzeichneten  Verlü-^shandlung  gefälligst  zugehen  zu  lassen. 

Der  Druck  und  die  Expedition  werden  prompt  und  pünktlich 
besorge,  und  letztere  posttüglich  durch  die  hiesige  löbliche  Zcitungs- 
expedition  an  alle  löblichen  Postämter  und  monatlich  durch  alle 
Buchiiandlun2;cn  statt  finden. 

Ausser  "der  gedachten  Erweiterunjr  ist  nun  auch  durch  neue 
Tvpen  und  jiutes  *  weisses  Papier  für  ein  gefälliges  Aeussere  gesorgt 
und  trotz  dieser  vermehrten  Leistungen  der  Preis  für  den  Jahrgang 
von  1822  an  nur  auf 

12  fl,  36  kr.  rhein.  oder  7  Rthlr.  i2  ggr,  sächs. 
VoraushezuHimfi:  erhöht,  so  dafs  das  Journal  noch  immer  das  wobUeilste 
bleibi,  wahrend  über  seinen  Gehalt  di-  Stimmen  täglich  sich  mehren. 
Die  aufmunternde  Thcilnabmc  des  Publieums,  und  der  wachsende  Zu- 
flufs  schUtzhurer  Beiträge  werden  es  noch  überdiefs  vielleicht  möglich 
machen,  seiner  Zeit  Supplemente  zu  liefern,  welche  die  Vollständig- 
keit und  den  Werth  noch  erhöhen  müssen. 

Wir  bitten  die  Bestellungen  beim  Beginn  des  Jahrs  möglichst 
zu  beschleunigen,  du  jedes  Heft  immer  mit  Anfang  des  treffenden 
Monats  versendet  und  die  Fortsetzung  dadurch  in  regelmässigem 
Gang  gehalten  werden  soll. 

Ueideil>erg,  deu  1.  December  1S21. 

August  Oswald's 
üniversitäts- Buchhandlung- 


^■■■^ey  dem  Ve>7«itef  in  erschJeneot 

H     yingelicos.  Bwberinos,  GreeoriaZ   vir  ,V' 

I Ä.""  -'^^  ^^^^^ 

Jandes  durch  ciscnc  Anscliaouir  bcÄ-  L  K^m 

•  gelehrter  und  sac  .  !ise7Hcrau4^W  i  f",  R«»"»- 
•Icr  alten  Kuiut.  üuter  iulm  T^TtLlZ  ^K'"'"''!""""  Geschichte 
»einem  freyrnüthisen  und  im  Gan«„  "h,         '  "  ""^ 

Herausgeber  des  Horai,  und  «T'V  /"""^'^  eineii 
«ezeichneter  Z;«?/d/<;^l  Z„?     .Lk"""''!"  ^-  'f'"'/'«  au" 

Heft  ei«  fast  all^eme!nf,  " "nl^^^^^^^^^  Analecten  2^., 

Wenn  nun  Mefrli  .lu  r  •  Yi       ^'**^"3ch  entstanden, 

«halten,  so  hatte  de  ' .  eutsche  H  "J""!''      1'"  ^ext  hier 

«nd  er  slaubte  sich  .Ur,  vernBiX       fL^  '"^''^  ^"  8^''^" 

u  Gebote  standen,  besonders  Ä^/„2r^  und  .•■5"T">"'f*"""'» 
trefflich  im  Ganzen  rforh  im  p;     i      •   ^         ^"»dorf,  tJieils  />tt 
daher  die  Ä^St™  ^Ä" ""d  m".geihai(  ist.  E  V«?! 

«».c  pr:W«  ,<i,V«  in  einem  besonde  n  lülT  ,  ■"'''""l  frioris 
J«sen,  so  wie  alles  Obigen  w"  "  n/  ^^rR.l  •' '"'^''"«^  *"  R''cksid,t 
f  Uc,d,iberi,cr  Jahrb.  vom  /„risoo  UiL     l''"S""5.='"'^'''>.  '"n  Nr.  44 
ersten  Theil,  hcSchenfmit  ulh^^^^  \"sf'  hrliche  Recension 

^ni.  Vm  1*;  ÄS 

'cht'7'^50k^"beinf„^:?V,h'ir'^y^^^^^  <»« 

unter  dieter  Cedin-nn!        ,     ^        ch  vorausbezahlt  werden 
^.n,  den  ÄS^Ätm^LÄ^ 

verhör,,"  anti,  "i^  P*"^'""  •"»"''^  --erum 

,  Ein  Wort-  ,  nd  Sichfe.i^f:  -V  »"J«  ^6  kr.  Jhein. 

»«u  den  wiitdiesten  H  .  "'''"f^n'fs.  Jessen  Befriedisunc  hier  cewift 
5«  »ich  zwar  tbe„       ll"  beriihmte  Her  Ve^flser 

^^dehnuns  beschr^iil?"f  T'"^"  Abwendbarkeit  wincn  auch 

("'•«"te  »llseme  „i^Ei!,""'"*"'  ''"«^1'  «fen  geringen  Preis  er- 

5,'' Slaiiben  daher  b«l?i.^  Ü"?  J^^"  ">t»chiede„sten  Nutzen  seyn. 
•ttlcsta  wird,  dZ/Dfl"''."'^  ^«hrer  an  Anstalten,  wo  der  Virgil 
^"'Isn,  Um  ,lic  Fru         "  >'*i"*  Zuhörern  in  die  Hi.nde  «eben 

?  «t'leo.  B(.i„„T,^ '"'"'^f Zeit  und  Materie  zu  erleichtem  und  sicher 
-feer  ü>i.li.„  ^""H'  Knt'sct.e  üntersucli linken  verderbter  und  strei- 
^^^^ja^i'"  ^llf  Ii  iinliiil  von  neuem  darauf  za 


-in 


Inhalt  des   zweiten  Heftes. 


110 

iio 

119  — 

122 

123  — 

i3o 

131  — 

141 

i4i- 

I5i 

i3i  — 

153 

154- 

157 

I57  — 

160 

160  — 

16I 

Seite 

1.  Noggerath^  Dr,  J.  Z.,  das  Gebirge  Jn  Rheinland - 

Westphalen  etc. 

2.  Pharmacopoea  Soxonicu. 

3.  Winevt  Dr,  G*  B.,  theolog.  u*  philoüoph.  Schriften 

von  H»  E»  G,  Paulus»   •  - 

^»  Berndt^  Dr*  F.  A,        üb.  Scharlachficber  Epidemie. 

5.  Thorheckc,  J,  Ä.,  c.  de  eo  q.  in  doj^m.  opp.  intcr 

Acad.  et  Sceptic.  intcrf.   —  •••••m  

6.  Schneider t  J*  G* ,  Griech.  deutsch.  Wörterb»  Siip« 

plenientbtind*  .♦♦•^ 

7.  Pttpf,  Sam»  Christ.^  Gedichte,  herausg.  v,  B,  d  l 

Fouqui»  

S.   Xenophon  v.  Ephesos  Aiithia  u.  Habrokomes. 
9.    Gefsnety  JV,y  üb.  Abl-isg.  d.  geistl.  Zehnten.  — 

10.  Ftuerbachy  A.  Ritter  v.,  Betrachtungen  üb.  d.  Oef- 

fentlichk.  ii.  Mündlichk.  d.  Gerechtigkeifspfiese, 

von  ßltttnmaier,  »  «^«-»    l$i  — iSif 

11.  Savigny,  Zeitschrift  f.  gericht!.  Rechtswissenschaft» 

3r  Bd.  38  Heft,  von  Schräder»  -^«^«^   I85  — li)0 

12*   Krampitz  f  Fr*  /r.,  Dichtungen.  ^•-^*^»  j 

i3.    Ritschel  v,  Hartenhach^    H»         Dämmerung  undj   190 — 19I 

i4-  Virgirs  Aeneide.  In  deutschen  Jamben  von  Z)r.  /o- 

seph  Nür7thergcr»  2s  Bdchn.  *   191—192 

i5.  Meister,  Wilhelm,  vVanderjahre.  2  Thie.  Qucdlbg.  193  —  202 

i€.  Fiitzzi^  Jos.,  Lehrb.  d.  Astronomie.  — 2o2  — 2o3 

17.  ßlüUer,  D*       üb.  d.  RaupenFrafs.    2o4— 206 

18.  Reiier,  J,  E»  v.,  die  rationelle  Landwirthschaft.  206 -^2o7 

19.  Gtiael,  A.  IV»,  MuhrchcD  und  Sagenbuch  der  Böh- 

men. »•>»>»»t%^   »»t^.*»»— -.^».»^  soft 


Intelligenz  -  Blatt  Nro.  II. 


Heidelberg,  gedruckt  bei  J.M.Gutmann  ünlversitäts- Buchdrucker. 


Jahrbücher  der  Literatur. 


Wir  geben  vom  inhah  ,1«  '^*«"cnr.  ;i 

JM*«ngeB  ,om  Hrn.  Präsident  T  /ft  !;  «it  An- 

fe«  der  genannten  G^^^Zittl  ^  *»''»k«»Wen  > 

«cb  «Pdwr  Tviederholender  Itfuinf^' 
«t«eh«„ler  Lage  der  sSef  «Ä»«!,  b«  flache, 

««  Uadunawelse  dieser  La-erun!«  • Ob 

ÄS  'i^Tfr 


fti4  Das  Geb«  in  Rheioland->Wes^baiea  v.  Noeggeratl»» 

Formationen  der  Gnmwabke,  des  TUanscWefers  und  des  KalkeT 
der  Uebergangsaeit.  -Nicht  minder  wicbtigj,  ist  das  <  was|  über  * 
aiQ  vulkanischen  .GcMrge  der  *  Bifel  Jcsagt  ;iyiri.i  *  WiT  ?v|i*e5- 
-r<  n  diesen  Aufsate  bi^nders  als  manche  der  5/em«w5^er'schen 
Angaben  berichtigend  oder  ergini&ead  zu  empfeUen.    ///.  Be- 
'schUihuig  des  Moseabergs  UMtmdäateUd  und  tUi  Mtrfiidtr 
See's,  fon  Hr.  Stengel    IKc  Masse  dieses  denkwürdigea, 
Bernes  ist  eine,  meist  sehr  leichte,  blasige  Schlacke  voa  röthr 
llchbrauner  oder  grünlichgrauer  Farbe,  Welche  Bruchstäckie  tod 
Thonschiefer,  kleine  Krystallc  von  Augit  U,  S.  W.  tmisckliefst, 
und  die  nach  aussen  astl^,  z;ickig  u.'S.  w.  ersdieint,  IV.Btsehrei^ 
tun"'  des   vulkanischen  Berges   beim    Gerolstein  in  der  Ei/el, 
^on  Hr.  Stengel    Laven,   Schlacken,    manchen  Vcsuvischctt 
Erzeugnissen  täuschend  ähnlich,    r.  Verdeutschter  A^zug  emu 
Briefes  an  den  Herausgeber,  die  VergLcichung  der  E^fder  Fm^ 
jHine  mit  jenen  in   Juvergne   enthaltend,    von  Mrn^uGrafen 
Montlosier.    Im  Ganzen  unbedeutend.    Auf  die  AbtHeilung^ 
der   Vulkane   in    alte  und   neue   möchten  wir   wenig  Werth 
Wn.  Der  treffliche  Gebirgsforscher,  Hr.  L.  v.  Buch'  hkt,  m 
j^ikeol  meisterhaften  Aiü'satze  über  einen  vulkaniscl»en  Ausbruch 
«rt^^er  Insel  Lanzerote,  eine  Ahtheilung ' geboten ,  die  durchaus 
ni^^or^mäfs  ist,    d.  h.  im  Einklänge  mit  Thatsaclien.  »heil» 
die  Inseln,  durch  vulkanische  Gewalten  erhoben  über  die  UbCT- 
fiÖCh«  des  Meeres,  in  basaltische,  bestehend  aus  Schichten  ba- 
Ältischer  Gesteine,  meist  mit  einem  Erhebungskrater;  ferner  m 
tUtWntViche  Ftd/cane  und  in  Eritptions  -  Eilande;  jene  smd  eitt- 
tjäi  stehende,   hocherhabene  Kegeiberge,  aus  Trachyt  zusam- 
«eti^^esetit,  fast  stets  mit  einem  grossen  Krater  im  Gipfel,  diese 
^^&Altti  einzelnen  Ausbrüchen  ihre  Erhebung.  —  Wir  können 
nicht  umhin  zu  bekennen,  wie  sehr  wir  wünschen,  dafs  die 
künftigen  BcschreLber  basaltischer  Gegenden  auf  jene  Abhand- 
HidI  des  Hm.  i*.  Buch  Rücksicht  nehmen  mögen,  so  wie  aut 
^  was  von  ihm  in  dem  Aufsätze  über  die  Zusammensetzung 
IrtWtischer  biseto  ^d  über  Ert  eb'uigskrarere  gesagt  worden. 

der  ict»t  lebenden  Gnognosten  hat  mehr  gesehen,  als 
»V^.  .»..j  keinem  steht  darum  ein  besser  begründetes  Kechl 
äbcr  ieile  interessanten,  in  die  ganze  Naturgeschichte  der 
Bl4e«  to^Wesendich  eingreifenden  Erscheinungen,  im  Allgemcmen 
^usBrecten)  Niemand  war  mehr  geeig.ut,  dem  iJeol>achter 
'«fftedM*  Tbeilc  des  Erdganxen  einCn  gewichtigen  MaalsstaD  zu 
^Ut^%  hm  das  •  Einzelne  vergleichen  zu  können  mit  dem  AUge" 

 Ueber  einige  gangfönmge   Gebdde  des 

Basalts  und  ihm  geognostiseh  verwandte  Gesteine  im  nnei'- 
hisch'Weitphätisehen  Gebirge,  vom  Herausgeber.     Eine  nei- 

lienlolge  ungeokcm  interessaAter  öeobacbiiingeni  iur  deieu  ivüt-^ 


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Pas  Geb*  i^ABemlandrWestphalen  lr,.Npegg[^adi,  i  i$ 

llicilun^  wir  dem  Wvn,  No  egg  erat  h  uns  Lesonders  ▼crpflicK* 
Ict  achten.  Wir  >vürden  die  Grenzco  dieser  Anz-eige  über- 
schreiten, wollten  wir  uns  gesuUen  in  eine  ausführliche  Darle-. 
gung  des  AbgcbaudcltCM  einzugehen,  wir  bescliränken  uns  viel- 
mehr darauf  die  Ycrschiedenen  einzelnen  Gegenstände  namhaft 
lu  jnachen.  Diese  sind:  Basaltgang  im  Grauvrackenschiefer  bei 
Liers  an  der  Ahr;  Basaltgänge  im  Grauwacken- Gebi^-ge  de* 
Landes  Siegen;  Zusammen  -  Vorkommen  von  Bastilt«*  und  basalt- 
artigen  mit  erifuhrenden  Gäng<3u  im  Uebergawgs-Gebirge;  Gänge  ^ 
▼erschiedener  Art  im  Trap  -  Porphyr -Konglomerat  des  Sieben- 
g/?birges.  /  /.  Gediegen -Gold  im  Thoruchiefer  und  Grauwak-^ 
ken- Gebirge,  der  Mosel gegeiid ,  vom  HenuLsgcber,  f^IL  Geo-» 
gnosti.fche  Reise  -  Bemerkungen  über  die  Gebirge  der  Bergstrasse, 
der  Hardt ,  des  Donner sbenxes  und  des  Hundsruckens,  {fom  Hrn, 
ß  er gamtS"  Referendar  Fr.  f,  O  ejn  haus  en  ,  im  Auszuge  mit— 
getheilt  vom  Herausgeber,  Bei  weitem  der  ausführlichste  Bei- 
trag im  vorliegeinleij  Buche  (er  nimmt  die  Seiten  4  46  —  283 
cin^  und  ausgc/cicliuet  durch  die  vielseitige  Kenntnils  des  Be-, 
obaehters,  Tvit-  durcli  das  Wahrhafte,  Unbefangene,  jedem  Schul-^ 
xwange  Fremde,  womit  die  ThaUacheii  cr/.äUit  werden.«  Zu  ei- 
nem Auszüge  für  unser n  Zweck  eignet  sich  die  Arbeit  des  Hra« 
von  O eynhaus en  nicht;  wir  begnügen  uns  damit  einige  A'**. 
dcutungen  zu  bieten,  zumai  was  die  von  ihm  bereisten,  Oeges« 
den  angeht,  die,  aus  älterer  oder  neuerer  Zcit^  aiis  bekannter 
geworden.  Im  Maynthale  zwischen  Hanau  und  Fnuäfurt^isk' 
äet  sich  kein  Ort  der  Dormingen  heifst  ( S.  wohl  «btt 

da  I>orf  Därnighcim  genannt,  %  Stunden  von  Btmanj.  ''m4  - 
der  Strasse  nach  Frankfurt,  Bei  Dörnigheim  kennoa  wir  Vjmm 
Kftlkbrficlie»  Der  sogenannte  grünsteinartige  Qasalt  yon  $|eiii<'' 
beim.Ut  wofcl  mehr  Doehit,  ds  Bssalu  01^  der  k5rni|;e  IfrMil^ 
bei  Au^^aeh  in  Gftnil  liegt?  -r-  W»-  ai6cliten  ^er  glauben, 
dafs  er  dem  Giieissei  omr  ^dem  &feoite  linteig^ordnet,  se^^ 
Sehr  richtig  ist,  was  der  Ver&'  über  &i  grosse  Mannictifaltigkäfc 
der  Granite  bei  Heidalberg  sagt.  Der  dieses  iheste  Gflsteitt 
der  Ui^it  überlagernde  Sandsteio  diiifte  doch  wofii  ohne  Zwei* 
felsig  Glied  des  tilem  Saedsbem^O^iUleSi  d.  h.  de»,  söge* 
aaiuiteD  rotheii  Todt  Liegenden  au  betrachten  ttjn*  Dmr 
•^recken  sehr  aoffidlend  seuie  I^tfctrirngs-Yeibl^^  Er  isI 
nicht  scharf  geschieden  tom  Gnind- Gebirge  dirdi  Mdm  da* 
»wischen  '  liegende  Gebilde.  Wo  |  wie  nattMltdi  auf  dam 
Schlolsbcrge,  Fwikte  geboten  siddi  um  die  Aulbgefung  beobach- 
ten za  kdnnen^  sieht  mau,  aunSchst  dem  Granite,  ein,  oütmiter 
sehr  grobes,  Konglomerat  grosser  abgerundete».  Stitek^  von 
Granit,  mit  Fddspath-^  und  Quarz -Fn^enten  Tolnitet  durch 
.fbe  mekr.vnd  wcpi|fr  auj^8ste|  granitiscbe^  thcUssmcb  wahre  , 


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i  i6  Das  Geb.  in  RheinIigQd«^WestphaIeH  y. Koegg^rath. 

« 

SandsteimDasse.  Und  aus  diesem  groben  Tiiimmcr- Gesteine 
^^sen  sidi' die  Uebergingte  verfolgen,  iiis  «umfeinkörni^'cn  Sand* 
steine,  der  die  hdheren  Punkte  einnimmt.  —  Diese  Ansichten 
theilt  auch  einer  der  vorzüglichsten  Geognosten  unserer  Zeil 
/  '(ja,  es  beruhet  die  Annahme  mitunter  auf  Beobachtungen  von 
Üim,  so  u.  a.  der  wichtige  Umstand,  dafs  bei  Handschuhs!) ei m 

,^t  dem  Sandstein  ein  Porphyr  in  dünnen  Schichten  ivecli&clt)»  ' 
Gan»  ahnlictie  Verhältnisse  dürften  sich^  für  die  Lagern n j;s  -  Be- 
ttehvuigeB  des  Sandsteines  des  Schwarzwaides  nachweisen  lassen, 
und,  wie  "wir  hören,  sind  bewährte  Geoguosien  des  Elsasses 
geneigt ,  den  Sandstein  der  Vogesen  gleichfalls  dem  rothen 
T^>dt- Liegenden  beiztuuiblen.  (Dieser  Vogesen -Sandstein,  wel- 
cher in  jcnelD  QMrgt  weite  RSume  einnimmt,  namentlich  auf 
dem  nSrdlichen  Abhänge  der  Klette,  ist  durchaus  dem  Heidel^ 

"berger  ähDlicb).  —  Aus  deil  ▼«»  Herausgeber  zusammen-* 
gesteinten  Resultaten  der  Beobachtungen  des.  Hm.  ^'on  Oeyn* 
nausen^  auf  der  wesilicheii  Rheinseite»  entlehnen  wir  Nächste^ 
belt^es^  um  wenigsteBS  cbe-  allgemeine  Uebersicht  der  interesp* , 
santen  Forschungen  xn  bieten..  Die  Gesteine  des  Uebergangs^ 
Gehrpm  {wuk  mdge  an  dem  Namen  kan  Aergernifs  findend 
»die  Ufenze  zwischen  Ur-  und  Uebergangs-> Gebirge,  noch  öf** 

*  »fer  zwisehen  diesem  und  dem  f1l5a- Gebirge,  wird  man  in' 
»der  Natur,  vielleicht  yergdbens  suchen,  dennodi  scheint  es  er« 
»laubt,  gewisse  Glieder  der  G^irgs- Bildung  unter  dem  NameiT 
♦Uebergaiigs-GAirge  zu  begreifenc)^  Thon-  und  Grauwacken« 
<  echiefer  und  scUeferiger  ICieselfels  (?),  selten  mit  Quarz-  oder 
Kalk -Lagern,  erstredLcn  sich  nach  N.  N.  W.  und  N.  G.  weit 
€ber  das  beobadjtete  Gebiet;  in  W.  S.  W«  erreichen  sie  ein 
i^hneileres  Ende,  indem  sie  nur  wenig  über  das  linke  Saarufer 
iänaits '  treten.  Die  Hauptstreichungslinie  ist  3  bis  4 
eUok  geneigtem  bald  ndrdlichem ,  bald  südlichem  Fallen..  Das 
bdctoe  Niveau  (Hr.  wn  O«/;^ kaufen' hat  sich  durch  viele 
genaue  barometrische  Messungen  in  den  hinreisten  Gegenden 
ein  besouderes  y^^nst  'erwerbeti)  steht  xvischen  2aoo  und 
23oo  Fttfe  Uber  dem  Meere.  Das  StemkohlwCebirge  j  voim 
zuglich  zttsammoigesetzit  aus  Xoblea  -Sandstein,  Schieferthon, 
«parsamen  Flozzen  von  Kalkstein  und  Stemkohlen '(welche  ietzr 
lere  erst  in  grdsserer  Mächtigkeit  und  in  kürzeren  Distanzen  auf- 
?  ^anderMgendt^  südvvFestlichefl  TbeÜe  bei  SaarbrOchn  auf<n 
treten  )^  wird  in  N.  W.  vom  Uebergangs  Gebirge  begrenzt,  so 
nementlieh  bei  ff^deshem,  bis  auf  mehrere  Stunden  ostwärts 
von  der  Saar  ab.  G^an  S.  W.  geht  alsdann,  die  Grense,  in 
bald  vt^hr  bidd  weniger  gerader  Richtung,  bis  Saarhruekm  und 
von  hierj  nach  S.  G,  und  W.  bis  zum  Donnersberge.  Die 
Hauptstreicfaungslinie  lauit  |Nirallel  mit  jener  des  Uebergangs-Ge-* 


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Oa8  6eb.inIlbeialand-^We$tplialenv.Noi^  ttf 

birg«.   Sattel  und  MiMea  finden  »ck  hSufigt  r,  wie  in  jenem^ 
auch  ist  die  Fall  -  Richtung  in  der  Regel  von  geringerer  Nei* 
guiig,  als  bdtt'Uel^ergangs -Odyirge.  .Das  Niveau  de«  KoK*  , 
len  -  SandUteines  erretcht  meist  nur  eine  Höhe  von  looo  hlfi 
iioo  F.;  nur  an  einigen  Punkten,  wo  er  sich  an  Porphyr-  und 
Trappmassen  anlegt,  oder  wo  er  durchtrfimmert  ist  von  Queck«  ^ 
Silber  führenden  Gängcif,  stei^  er  bis  zu  tSSj,  i^^S  und 
selbst  bis  zu  «684  r.  über  das  Meer.   Der  (vom  Ver£  ak 
der  jungem  Formation  »ugehdrig  betrachtete).  Scuidstem,  err 
steckt  sich  vpm  linken  Ufer  der  ^Masd  Sber  TrSr^  längs  der 
Grenxe  des  Üebergangs  -  Gebirges  an  der  Swr  aufwai^,  bis 
dahin,  wo  dasselbe  an  das  Steinkohlen -Gebilde  grenzt,  von  hicar 
sieht ^ er  sich,  ^em  letilem  entlang,  über.  Soßriruekm  an  den 
Donnsrsberg  und  -bis  nahe  beA  Kkckheim  -'Bchlanden,  «  das  ^ 
Steinkohlen-  und  Üebergangs -Gdbii^  umlagernd  hnA  ersteig 
in  kleinen  Kuppten  liberdeckend.   Nach  .0.  erreicht-  er  seui 
Ende  auf  dem  dstlichen  Abfall  .des  Hardt- Gebirges.   Ein  an-  . 
deres  Sandstein -Gebfld«  findet  sich,  zwtichen  dem  linken  Ufer 

'  der  Nahe  und  der  davon  dwchschnitten  werdenden  Steinkohlen- 
oder  Uiebergangs*  Gebi^- Begrenzung;  jedoch  dehnt  es  siek 
auch  etwas  auf  das  redite  Nahe-l^er  aus,  besonders  .dem 

>  Rheine  zu  und  bis  in  die  Gegend 'von  Galskmm.  Endlich 
tritt,  zwischen  Nierstm  und  Xoif^snAeunj" nochmals •  Sandstein 
auf,  bedeckt  jedoch  blols  den  gegen  Rhetnthal'  geneigten 
Abhang.  Di^  Fallen  richtet  sich  meist  »ich  jenem  der  unter- 
liegendeii  Gebiigsart{  gewöhnlich  ist  seine  Neigung  nur  schwach, 
oft  liegt  der  Sandstein  ganz  wagerecht.  In  der.  Hohe  fibevtriift, 
er  das  Kohlen- Gebifge  sehr,  denn  er  steigt  bis  zu  ao4S  F. 
über  das  Meer.  .  Der  jOngtrt  Ffötkaik^  (JMhischelkalky  zieht  fich^ 
an  der  Östlichen  (-Frenze  des  Steinkoolen  -  öebirges  und  des 
Sandsteines,  vpn  Metfmz  bis  Dürkheim  (manches  gehört  enft- 
schieden  nicht  dem  jun^gem,  sondern  dem  jSngstem  l^özkalk.  an, 

*  der  sogenannten  Pariser  Formation,  die/^vvie  neuere  Erfahmn*  ^ 
gen  beweisen,  weit  ausgebreiteter  ist,  ab  man  bis' jetzt  zu  gku* 
ben  geneigt  war).  Von  Durkhm  breitet  sich  das  Kalk-Go» 
bilde,  n^  hin  und  nieder  hervorragend  aus  dem  durch  den 
lUiein  aiigeschwemmtcn  Schuttiande,  über  Landau  und  weiter« 
Auch  im  Zweybrückathm  zeigen  sich  Verb^dtungen  dieses 
Gesteines,  so.  unter  andern  nach  Pirnuümu  hh  fiüehnutchheimt  nur 
mit  häufigen  Örtlichen  Untcrbrecbongen,  ziunal  da,  wo.  dieFInlli- 
thäler  den  Kalk,  wie  den  Sandstein  durchscilnitiett  hdben.  Nack 
W.,  in  der  Gegend  voif  I>ierj  legt  sich  der  Kalk  auf  den 
Sandstein.  Seine  Lagerung  ist  meist  Wagerecht.  Das  höchste 
Niveau,  welches  er  über  dem  Meere  erreicht,  betr^  «o4a  F. 
~  Ausser  diesen,  mehr  allgemein  ausgedehnten,  Fdnrten^  zeigt 


• 

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tiS  DasGebanBbfii^ldiid^-Wes^lialea  y.Noeggeratli» 


4ie  untersuchte  Gegend  DOch  Granit,  Porphyr,  grünsteinartigc 
Trappe  (Doleritc?^  u.  s.  w.    Die  Quecksilbererze  der  Pfali  * 
kommen  auf  Kluften  thcils  im  Porphyr  vor,  theils  im  Steinkoli- 
len-Oebirge  selbst.    VIIL    Uehersicht  der  Gehlrfrs  ^  BUdungen 
iii  dem  westlichen  Theile  des  Diirener  Bergamts  -  Rei>icrs  j  vom 
Hm,  Bergmeister  Schulze»     Durch   gründliche  Sachkcuntuirg 
ausgezeichnet,   wie  des  verdienstvollen   Verf.  frühere  Beiträge 
im  Gebiete  des  geognostischen  Wissens,  zu  einem  Auszüge  je- 
doch nicht  wohl  geeignet.  IX,  Mineralogische  Beschreibung  und 
dhemische  Untersuchung  eines  grünen    thalzcdotinrtigcn    ( niciit 
calzedonartigen)  Fossils  vom  Haidberge  im  Berf^i.u  hcn ,  vom  Hm* 
Apotheker  Bergemann  in  Berlin.    Die  grüne  l'arbc  der  Sub- 
stanz hatte  /Vnlafs  geboten,  einen  Gehalt  von  Chrom  oder  Nik- 
,  keloxydul  als  färbenden  Stofrtu  vermuthen;  eine  sorgsame  Zer- 
legung zeigte  jedoch,  dafs  die  Färbuog  einem  Eisen-  und  Man« 
ganoxydul  -  Antbeil  zuuuchreibeii  scj.    X.  Mineralogiseh  ^  cho» 
mische  Untersuchung  zweier  mugezeiehneten  Abänderungen  von 
Holzopal  aus  dem  Sieiengebirge ,  vom  Hrn.  Dr,  R.  Brandes. 
Eine  Analyse  des  sogenaoDten  Holzopals  wurde  bis  jetzt  vepr 
Vkifsf,  die  vorliegende  Untersaefaimg  zeigt,  dafs  der  Hobopal  voa 
Quegstein  msammengesetzt  sey  aus:   Kiesel  86,060,  Wasser 
0,968,  Eisenoxydid  ^y54o,  überbasisches  schwefelsaures  Elsen*, 
oxjrd  0,843  9  Thon  o,5oo,  JLohlenstoff  o,o3a.    Der  fitserige, 
oder  ba^tartige  Hol^pal  ans  der  Oberkasseler  Gegend  aber 
^noeli  achr  deutlich  die  ganze- Holztextur  tragend)  gab:  Kiesel 
93,ooO|  Wasser  6,i25,    Thon  o,ia5,   Eisenoxyd  0,3^5  und 
Sparen  von  überbasischem  schwefelsaurem  Eisenovyd.    XI.  Ue^ 
her  den  JLepidokrokit  in  mineralogischer  und  chemischer  Bezie^ 
hungj  0om  mn.  Dr,  R,  Brandes  ^  Hrn.  Prof.  Bischof  und  (Htn 
dem  Herausgeber.  Dev  Lepidokrokit  gehört  der  Gattung  Eisen- 
oxyd- Hydrat  zu  und  macht  die  achappig  -  faserige  Abänderung  . 
des  Braun -Eisensteines  aui.   Die  damit  angestellte  Analyse  lie- 
ferte: Eisenoxyd  -  Hy(#at  98>556,  Manganoxyd  -  Hydrat  o,55i, 
Kiesel  •(mechanisch  beigemengt)  o,5oo.  —  —   Endlich  findet 
»an  In  dieaem  Bande  noch  eine  Notiz  ^ber  die  Entdeckung 
»Weier  merkwürdiger  Fceailicn  im  'Rl^l^ischen  Trapp-  luid 
vulkanischen  Gebirge,  naro(ich  des  j^atits  tind  des  Zirkens. 
Das  erstere  Mineral  ward  durch  Hm.  Bfassard  am  Laacher 
See  in  einem  Gemenge  ans  glasigem  Fddspathe  und  weniger 
Hornblende  gefondeu.    Der  Ziikon^ kommt  hyazinthroth  (der 
Hyatimh  der  altem  Mmeralo^en)  in  den  Basalten  am  Vnkd  bei 
Oberwiruher  vor,  nnd  granlicWeifs,  mit  Feldspath-,  GUmmer- 
tod  Angit-KjyitaUen  in  manchen  Lesesteinen  des  Laacher-Sees. 


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Plitffiiiacopoea  Sazonica* 

Pkatmäiüpoea  Sdmmica.  -  /ossä  Regio  ^i  PaiUeä  AuaMtixA 

'  Edtta.    Dresdae  iumtihiu  G.  M,  fP^alth^H '4.S»6*  \   .  ,  „  . 

11      I'.      •.  »  •»•1 

Vqiii^ende  .  Pharmacopoe  des  Königreiches  Sachsen  kan% 
ab  eiue  ,v(^ijr  neue  Arbeit  angesehe«  werden,  indem  auf  die 
Cor  dieses,  Land  früher  erschienenen  Apothekerbücher  keine  be^ 
AOndere  Rücksicht  genommen  zu  seyn  sclieint,  und  namentlich, 
des  Di^pcnsalorli  für  die  ChiwsäclisUcUea  Laude ^  Leipzig  ^  iSo6 
Ider  niigeiids  |[edadit  wird.  --^ 

io 'd^  Vomde 'werden  die  Grundsätze  ausetnander  gesetil 
die  aaan  M  Bearbeitung  dieser  Schrift  iyefolgen  zu  mSssea 
glaubte,  sie  enthalten  nichts  Besonderes  oder  Eigenes,'  weswe- 
gen es  mcht.ndthig  ist  sie  hier  tu  erörteni;  nur  ein  Umstand 
war'dem  Recens.  so  auffaltend,  dafs  er  ihn  nicht  ganz  mit  StiU4 
schweigen  dbo^hen  kantr.'  Es  wird  nämlich  der  Wunsch  ge- 
tnssert  man  mSge  auf  Recepten  die  Medicaihehte'  nicht  mehr  mil 
Karakteren  oder  chemischen  Zeichen,  auch'nilcht  dbbrevirt  an-« 
deuten,  sondern  die  Worte  ganz  anssehireibj^  und  nun  w6r(*^ 
lieh  fdgenäes  hinzugesetzt'  •non  tarnen  movmitibus  famdanm 
np&armacopoei  rwtm:,  qtiem  facile  prapoeare  posseni^  fui^  «»■ 
'»luefaeii  9idgo  recepto  more  fladomm  nominum  per  casus  'ne^ 
9gi^endi  ei  quaeifis  casu  primo  enunciandi,  alternm  noit  i*arö 
ikprorsus  nesdutnt.^  C--')  Diesen  Satz  halten  die  Herrn  Vcr-^ 
fasser  zu  Sachsens  Ehre  unterdrücken  sollen,  denn  Was  ist  er 
anderes  als  ein  de-  und  wehmütiges  Bckenntnifs,  dafs  selbst 
in  dem  geehrten  Sachsen  es  Aerzte  und  Wuudäpte  giebt,  deJ: 
nen  die  ersten  Spuren  wissenschaftlicher  Bildung  mangeUK?  dto' 
di^  Uteinischen  Declinationen  nicht  gelernt  haben;  gerne  giebt 
Recens.  zu  dafs  solche  in-  allen  Provinzen  Teutschlands  existi- 
ren,  aber  ihr  Dasc^  gereicht  wahrlich  nicht  den  Academieii 
zur  Ehre,  auf  denen  sie  ihre  Doctorwürde  sieh  erwarben,  undf 
noch  Weit  weniger  jenen  medicinischen  Corporationen  die  ihnei^ 
die  Erkubnifs  zur  Praxis  ertheilten«  Für  solche  Leute  existi- 
ren  die  wichtigsten  Werke  unserer  Wissenschaft  nicht,  für  sie^ 
schrieb  nicht  Celsus,  mdat  PHnius,  nicht  Boerhai^e,  StoU,  f?''"* 
ner  u*  w.  Und  von  den  Quellen  der  Medicin  von  cineni 
Hippveratess  Galen,  Dioseondes  möchten  sie  wohl  kaum*  etwas 

von  weitem  gehört  haben.  —  Solche. Zuge  muls  man  auf- 

ßissen,  sie  charakterisiren  unser  Zeitalter,  wo  neben  Aufgebla- 
aeuheit  und  Uebermuth  nicht  selten  di%  gröbste  Unwissenheit 
mit  einhergeht.  Wahrend  dem  manche  «cademische  Lehrer  mit 
ab|[eschfiiackten  und  hirnlosen  Theorien,  die  sie  Naturphiloso- 
phie zu  nennen  belieben,  ihre  Zuhörie^  unterhalten,  kümmern 
si«  siqh  wenig  darum,  ob  die^  selbst  hur  die  Vorkenntnisse 


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i«iQ  Pharnmcopoea  SaKom(;ii« 


JMtzeB,  die  cbm.Ante  nStKIg  sind,  und  wenn  der  Candidi|| 
in  der-,  Prüfung  etwas  oacli  dem  Sinne  seines  Meisters  von  Po-^ 
larititfn  und  XKfferemen  scWatzen  kann,  so  ist  ihm  das  Diplom 

fevnfS|  wufste  er  auch  nicht  eine  elende  Receptfoxmel  -  ohne 
'chler  za  scbreiben!  Wohl  möchte  die  allgemeine  Bekanntmachung 
des  Rescriptes  nicht  schaden  ^  welches  Herzog  Wilhelm  Ernst 
ton  Weimar  im  Jahre  1726  an  die.  Universität  Jena  erliefs. 

Kehren .  wir  vlnigens  su  unserer  Pharmacopoe  zurück; 
die  erste  AMieiluBg,  wdohe  die  Matena  phatmaemüea  eat-* 
fealty  ist  fol^epdennassen  emgerichtet|  die  Mittel  foleen  alpha« 
liedschy  bei  jedem  ist  der  oflraneUe,  systematisc&e  und  deutsche 
Käme  angemerkt,  auch  eine  kurze  B^Weibungdas  officinellea 
Tkciles  der  Pflanze  beigefügt,  femer  'die. Daner  des  Gewichste 
ncbit  seinem  Vaterlande  angezeigt.  Mittel|  wekhe  die  Apo- 
thdcer  kleuerer  StSdte  auch  beäandig  vorrStbig  halten  müssen^ 
find  durch  em  Asterisk  angedeutet,      .  . 

Von  Blitlidny  die  anderwärts  jetzt  wenig  oder  g^r  nicht 
gebraucht  werden  und  hier  aufgenommen  sind)  voUen  wir  ei- 
lige anfiibren;  iJs  Artenisia  ponika,  die^aiich  4n  Teut$chfaind 
wächst»  (Man  sdie  Pollicbs  Flora  von  dler  Pfi^  und  6mdins 
Vlora  von  Baden)  Ue  wird  als  eine  blos  in  ItaUeni  Ungarn  und 
der  Sdiweilft  vorkommende  Pflanze  angegeben^  —  4is  offid- 
Heljer  Stnrmhut«  ist  angegeben  Aconitum  iauricwn  und  jmohuMi« 
tatttm  LinAojgi^  ~  ^  Diese  Angabe  zeigt  recht  deudich  dais 
biei  Abfassung  dieser  Pharmacopoe  es  versäumt  worden  ist  einen 
Botaniker  ^  nathe  zu  ziehen ;  es  ist  dies  um  so  unverzeihlicher, 
da  HfAT  Prof«  Hcichenhachj  welcher  eine  vortreffliche  Mono- 
graphie der  Aconiten  geliefert  hat,  in  Dresden  wohnt.  Linne 
beschrieb >  weder  tin  Aconitum  tauricum  noch  ein  neo/nontanumi 
'  ersteres  stammt  von  fVulfcn  und  letzteres  von  fViÜdcnow.  Jco» 
nüttm  NmMiS  und  A.  Cammarum  sollen  eben  §0  wirksam  sej  a 
wie  die  Hrn.  Verf.  bemerktn.  — 

Der  Bärlapstaub  (^Pulvis  IjcopodiiJ  wird  als  Pollen  der 
Staubbeutel  beschrieben,  eine  Ansicht  die  die  meisten  Pflanzcn- 
phjsiologen  nicht  »is  richtig  anerkennen  mochten.  Radix  Britafi" 
^ica^  R.  Fracinellacj  Semen  Dauci  sUvestris j  Herba  Equiseti, 
Badi»  Erjngii,  Semen  Lupini  und  viele  andere  hier  noch  be- 
•chriebene  möchten  wenig  wehr  von  den  Aprzten  verordnet 
werden*  •  • 

^  Der  ftWeite  Theil  ist  überschrieben  Opera  pkarmaceatica. 
Bei  den  Zusammensetzungen  sind  keine  bestimmte  Gewichte, 
^  sondern  blos  das  Verhältnifs  der  Ingredienzien  gegen  einander 
angegeben,  nach  Art  der  neuesten  französischen  Pharmacopoe. 
Qie  Npmenclatur  ist  im  Ganzen  die  der  P  Aar  mar  opoea  borussica; 
C8  mi  aber  öfters  bei  einem  Mittel  drei  bis  vier  iSaiuen  ange- 


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Pharmacopoca  Sazonica« .    ^  lai 

wagt^  iwttknXmf'uH  es  ubngeus,  iah  die  alten  Benennungen 
die  Hniptaiifiichrin  ansmacbea,  so  Vie  difs  bei  Jeder  ' Compo^ 
müon  «ach  der  dentsghe  Namen  hinziitesetzt. wurde ,  den  nun' 
in  den  meisten  Phamneopoeen  DentachuiAds  vermifst;«- 

Von  den  hier  voi^onunenden  weniger  bekannten  Prip^ 
ralen  nnd  Compositionen  wollen  wir  einige  anfahren-:  als  yiquA 
foetida  ein  sehr  zusammengeselttes' Mittel,  das:  wie  die  Hrn« 
Verf.  bemerken  sich  sehr  wirksam  gezeigt  habe.  Galbannm^ 
stinkender  Asand,  Bibergeil ,  Myrrhe ,  Caua^phor,  Baldrian,  Ka<* 
inillen,  Schafgaibe^  Sjraosemü  D'if.  y  Hauten  j  Hoilunderbluthe 
nebst  mc4)reren  Gewüraen  werden  blofs  mit  Wasser  destillirt; 
das  Destillat  ist  das  verlangte  Mittel.  —  ^qtta  Opä^  Ein  Theil 
Opium  wird  mit,  to  Theilen  Wasser  iU^rrgossen,  und  die 
Hälfte  abdcstillirt.  —  Elixir  foetidiim  eine  Tinctur  aus  Biber- 
geil, stinkendem  Asand,  Mohnsaft  und  flüchtigem  Lau^nsalz  mk 
•panischem  Wein  bereitet.  —  Von  den  Krähenaugen  sollen  zwei 
Terschiedene  Extrakte,  ein  wäfsriges  und  ein  |feistiges  bereite! 
werden ,  wovon  letzterem  der  Versag.,  gegeben  werden  dürfte 
indem  .das  erste  wenn  es  nicht  bis  zum  vollsiändigeu  Trocknen, 
abgernncht  wurde  in  sehr  korzer  Zeit  schimmelt  und  verdirbt« 
Die  Blätter  welche  aur  Bereitung  des  Extr.  Rhois  radicanti§ 
verwendet  werden,  soll  man  während  der  filüthezeit  des  Bau- 
mes einsammeln;  sollten  sie  dann  besser  sejn  als  kurz  Vorher? 
'  wenigstens  gilt  bei  den  meisten  Gewachsen*  die  Kegel,  die  Blät- 
ter vor  der  Erscheinung  der  Blütbe  einzusammeln;  übrigens  will 
man  bemerkt  haben ,  dafs  die  bei  trübem  regnerischem  Wetter 
eingesammelten  Blätter  des*  Giftsumacha  ein  wirksameres  Mittel 
lieferten  als  wenn  die  Einsammlnng  bei  heiterer  trockner  ^yit** 
terung  vorgenommen  worden  war.  Zur  Bereitung  der  Benzoe* 
a&nre  ist  die  alte  Vorschrift  mittelst  der  Sublimation  angeführt, 
es  vird  aber  bemerkt,  es  werde  ein  reineres  Mittel  durch  Di* 
gestion  der  Benzoe  mit  Weingeist  erhalten,  indem  man  daim  die 
Tinctur  mit  Wasser  vermischt,  alles  Geistige  dureh  Destillation 
entfernt^  wobei  die  harzigen  Theile  sich  absetzen ,  und  aus  der 
wässrigen  FlüssigiLeit  durch  Kristallisation  die  Säure  getrennt 
-werden  lumn.  —  Eigen  ist  die  Isländische  Mooschocolade* 
Fasta  cacaotina  Uchenifera,  sie  besteht  'aus  dem  Pulyer  der 
Isländischen  Flechte |  Pulver  der  Salepwurzel,  Zucker«  und 
Cacaosaamenteisf.  —  Den  Brustkräutern  ist  die  sonst  weni«; 
gebräuchliche  Herba  Oreoselini  beigemischt.  —  Aufgeführt  ist 
cito  Spii'itiu  suaveolctis  pro  sujptu.  Wohlriechender  Geist  zum 
Käuchern  (soll  wohl  heissen  zum  Riechen)  er  besteht  aus  Es- 
sig-Naphta,*Citronen-,  Bergamott-  und  Lavendelöhl.  Unguen" 
tum  eunarum,  Bittre  «^der  Wurm -Salbe,  die  wahrscheinlich  äus- 
serlich  angewendet,  zur  Ansfubmn|{  der  Würmer  dienen  soll»  sie 


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I 


laa  Tbeolog.  lu  phüolog.  Schriften  y.  Dr.  Win^» 

* 

bfiStebl  WH^  iOdisen^le,  Alo^,  Coloquintcn ,  gereinigtem  Schwee 
My  destiUiitem  Werrauth  und  BirkenhoJzdol  mit  Butter  zur 
Salbe  gemacht.  Eigen  ist  die  Eu>hnsafth.akige  GaUapfelsaflbe^ 
Unguentw»*e»  Collis  o^iatumß  die  vanmtMiih  gegen  gewisse 
HiuitfNrrliM^ftiiföllc  bestumnt  ist,  se  besteht  eus  «Opiimiy  Gatt- 
apfelpvlver  iiod  Leinkrautsslbei  Obsolete,  und  mitunter  aock 
nicht  sehr  zweckmässige  Composttioiien  sind  übrigens  tu  grosser 
Zihl;  noch  aufgenommen.  Ein  doppeltes  Register  schKeut  die 
Schrift,  ü^oyoD.das  letzte  dicjpnigen.Medtcadtente anfitahlt,  welche  / 
itt  'allen  Offidnen  vonräthig  gehalten  weiden  müssen*-  <*— 


4*  ^hsekdeds Worte  heim  Sehlufs  d^igmaeiseher  Vorr 
lesungen  gebrochen  von   Gr,  ßEN£DiCT  fV fNSM j  der 
TheoL  Dr,  mul  Professor^  ( E^mm  rag  y^eUfttg)»  X«y»*  . 
zig  b,  dueit,  48^4*  44      ^  S. 

<•  Aphorümm  über  dm  lateinische  Sehreibart  der  Neu^ 
eren,  Me$ip  welche  Lateuusehizu  schreiben  hahm^  sut*  . 
Beherzigui^g  vorgelegt.    Leipzig  hei  Reclam*  4Sst4*  3o  S* 

3.  Biblisches  Realw6rterbaeh  ,  sxtm  ffandgi^raiich  jiit 
Studierende,.  Candidaien  ',  GjrmnAsiaüehrer  tmd .  Prediger. 
Ausgearbeitet  van  Gr^  JB.,  ff^mer..  Leipzi<^'  bei  Reqhm^ 
/..II.  ThL 

^    .  .  . 

Die  Schrift  Nro.  i.  so  kurz  sie  ist,  bezeichnet  den  gelehrt- 
und  religiös -theologischen  Sinn  und  Geist  des  Yfs.  so  beifalls- 
ivürdig,  und  umfafst  in  belebter,  vOn  SeU)stcrfahrung  durch- 
drunj^encr  Rede  die  trefflichsten  Grundsätze  so,  dafs  Ree.  Haupt- 
stelien  daraus  mit  Abkürzungen  an«;en»oincr  bekannt  lu  machen   '  . 
für  sehr  zweckmässig  achtet.    An  Zuhörer,   mit  denen  der  Vf. 
ein  volles  Jahr  sich  vereinigt  liattc,  um  sie  in  der  Ueberzcu- 
gungskraft  zu  üben ,  welche  nicht  etwa  ein  abgeschlossenes  Sy- 
stem von  unbezweifelbarcn  Lehrsätzen  sich  einzuprägen,  vielmehr 
sich  ein  wohlbegründetes,   aber  lebenslänglich  im  Geiste  wach- 
sendes Gebäude  von  Lchreinsichten   auszubilden  fähig  werden  • 
soll,  wendet  sich  der  Vf.  in  der  Abschiedsstunde,  selbst  durch- 
dnmgcn  von  dem  Gegenstand,  welchen  er,   wie  Er  selbst  em- 
ptinduugsvoU  ausspricht,  »mit  Begeisterung  umfafst  Und  welchem  " 
die  regsten  Kräfte  seines  Lebens  gewidmet  sind.«    Er  redet  sie 
an  als  ücbergehende  in  das  »Selbststudium  der  christlichen  Glau- 
benslehre, das  sie  nun  durch  das  ganze  Leben  fortsetzen  sollen.« 
Mögen  SiCf  so  ermahnt  der  selbsldenkeude  und  la  diesem  Selbst- 


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Theolog,  XL  pbilo^og«  Schriften  y.  Dr.  Winer.  125 

denken  mit  Gründlichkeit  der  Kenntnisse  und  Wahrlieilseifcr 
ausgerüstete  Lehrer,  mögen  Sie  immer  t^on  dem  Geiste  des  Pro-* 
iestantismus,  der  zugleicl»  der  Geist  des  reinen  Chris tenthiims  isty 
geleitet  werden.    Ihre   Lebensjahre   sind  in   ein  vielbewegte« 
Zeitalter  gefallen ,  in  ein  Zeitalter,  das  nicht  nur  auf  dem  sicht- 
baren Schauplatz  der  Staaten,  sondern  auch  auf  dem  imsichtba-  . 
Ten  Gebiet  religiöser  Wahrheit  die  widersprechendsten  Extreme  . 
jgegen  einander  treten  sieht.    Schwärmerei  und  tückischer  Aber- 
glaube heben  ihr  Haupt  empor;  die  Einen  machen  das  Heil  de« 
Christenthums  vom  Buchstaben   abhängig  und  wollen  veraltete 
Formeln,  von  Menschen  ausgetlaeht  und  in  der  Bibel  nicht  be-  ^ 
|;ründet,  als  die  Losung  jedes  i^ahren  Protestanten  aufdringen, 
uneingedens.  der  Worte  des  Meislers;  der  Buchstabe  tödtet,  nur 
der  Geist  macht  lebendig!  Andre  täuschen  sich  in  einen  Cvclug 
göttlicher  Offenbarungen  hinein,  finden  in  jedem  Spiele  ihrer 
regellosen  Phantasie  unmittelbaren  EinHid^s  der  Gottheit,  anmes- 
send gejiii^,  um  durch  Behauptung  eines  festen  Glaubens  sogar 
Wunder  thun  und  mittels  des  UeJ^eiiiinulichen  auf  das  Gebiet 
des  Siunlichcii  einwirken  zu  wollen.    Andre  endlich  verwan- 
deln wenigstens  die  Religion  in  einen  Gegenstand  eines  sinnli-  *     .  • 
eben  Gefühls,   schmähen  die  Vernunft,   welche  das  Göttliche  ' 
in  seiner  Tiefe   nicht  zu  erfassen  vermöge,  und  umhüllen'  da* 
Gehaltlose  ihrer  Träumereien  durch  hochklingende  frömmelnde 
Phiascn.«  "      '  ' 

Dies  sind  allenlings  die  VerIrrungen,  denen  ein  nicht  klei- 
ner Theil  unserer  Zeilgenossen  sich  hingiebt.  Der  Verf.  kennt 
seine  Zuhörer,  alsj  solche,  die,  schon  zu  vertraut  mit  dem  In- 
halt der  biblischen  Urkunden,  auch  nach  dem,  was  er  in  seinen 
Vorlesungen  selbst  verhandelte,  die  Grenze  des  Vernunftgebrauchi 
in  der  Keligion  mit  Klarheit  erkennen  und  die  Forderung  eines 
blinden  Glaubens  zu  würdigen  wissen  werden.  So  gewÜs  sie  das 
Studium  der  gelehrten  Theologie  lieb  gewonnen  und  sich  durch 
dasselbe  in  deutlicher  Erkenntnifs  in  sicher  begründeter  lieber- 
zeugungimcrklich  gefördert  gesehen  haben,  werden  dieselbe  aulcli 
an  hohler  Phraseologie,  die  den  Geist  mit  einer  Meinungs-Wolke 
umzieht,  ninuner  Geschmack  finden.  Aber  die  Mittel,  durch 
welche  Mysticismus  und  Schwärmerei  ihr  Gebiet  zu  erwekein^ 
und  die  Gcschäi'tigkeit  mit  der  jener  neumodi^he  Irrglaube  na- 
mentlich unter  studierenden  Jünglingen  sich  Opfer  zu  gewinnen, 
sucht y  sind,  sagt  der  Vf.,  vielfaltig  einschmeichelnd  und,  ver* 
'  ftihrerisch.  Hört  man  dpch  selbst  von  Missionärs  zur  Proselj- 
tenmacherei  unglaubliche  Kunden  und  überhaupt  s^beiiil  m 
Loosung  XU  sejn:  Verbreitet  jede  Art  von  Afterglauben. 
fülurt  zu.  dem  geraetiischaftiicben  Ziel  kirchlicher  und  politiflcber 
HemobbegleFde.4e  " 

\ 

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t^^^heciog*  n.  philolog^.  Schriften  v.4)r.  Wißgf. 

Die  erste  H^e. dagegen  ut  und  bleibt  mstes  Studium 
Jcr  heiligen  Üriunden  se&st,  das  ja  überhaupt  den  Mittelpunkt 
des  ganzen  theologischen  ^Privattteisses  bilden  mufs.    In  dicsca 
hcrrlichea  Dcnkniälcrn  Gottbegeistertcr  Andacht  paart  sich  Klar- 
heit  mit  religiöser  .Wärme j   sie  erfassen  unwiderstcliücU  den 
ganzen  Menschen,  sie  sind  aufklärend  für  den  Verstand ^  %vie 
sie  das  Gefühl  beleben  und  kräftigen.     Durch  sie   werde  die 
wahrhaft  heilige  Stimmung,  welche  Festigkeit  bei  allem  Winde 
der  Lclirc  gcwalüt.    iVber  Bibclforschung  heifst  nicht  ein  ärm- 
liches Exponiren  des  biblischen  Grundtextes   unter  der  Vor- 
jniuidschaft  irgend  eines   beglaubigten  Commcntars,    noch  viel 
weniger  das  blosse  Lesen  in  deutscher  Uebersetzung  j  denn,  wie 
ehrwürdig  auch  Luther  in  diesem  unvergänglichen  Werke  sef- 
iier  Kraft  erscheint,  so  dafs  im  Ganzen  diese  Bibelübersetzung 
iiocli  nicht  übertroiFeu  ist;  doch  bleibt  gcwifs,  dafs  wir  durch 
neuhinzugekommene  Hülfsmittel  der  Interpretation  den  Sinn  der 
das   heiligende  wollenden   Verfasser   in    gar   manchen  Stellen 
richtiger  zu  erkennen  vermögen.    Gerade  an  einige  von  Lut*  er 
gebrauchte  deutsche  Ausdrücke,  die  zum  Tlieil  der  altern  Sprache 
angehören,  haben  sich  auch  Mifsverständiiisse  und  schwärmeri- 
sche Ansichten  geknüpft,  die  nur  der  geschärfte  Bück  in  den 
Grundtext  und  Zusammenhang  berichtigt.    Des  Religionslehrerg 
gevvohnliclie  Abgeschiedenheit  von  der  grossen  Welt  kann  er 
selbst  nicht  schöner  beleben,  als  wenn  Kr   seine  stille  Muse 
fruchtbar  anwendet,  um  durch  dieses  Studiuni  sich  und  den  Ge- 
meinden gegen  alle  Thorheit,   die  im  Gewände   der  Religion 
hervortritt,  den  Standpunkt  zu  sichern,  von  wo  sie  jeden  Abcr- 
und  Wahnglauben  von  dem  äcliten  Gottesglauben,  der  das  Hei- 
ligw erden,  weil  Er  beilig  ist,  das  Vollkommenwerden  durcli  red- 
liches Wüllen,  weil  der  V'ater  vollkommen  ist^  *ur  Hauptsache 
dy  Christus  -  Keii;;ion  erhebt,  unterscheiden. 

Mit  diesem  Bibelstiidiura  verbindet  der  gute  Unterricht  ein 
«rnstes  Forschen  auf  dem  Gebiet  der  PhUosopfue  und  Geschichte^ 
Jene  trägt  schon  in  dem  hochstrebenden  und  doch  besc^idenen 
Npmen  eine  gültige  Empfehlung.  Älit  welch  einem  Schatz  herrlicher, 
lichtvoller,  das  Leben  verklärender  und  kräftigender  Ideen  erfüllt 
sie  den  Geist;  mit  dem  Streben  nach  Deutlichkeit  in  der  Er-  ^ 
kcnntnifs  weckt  sie  zugleicii  eine  entschiedene  Abneigung  gegen 
Alles,  was  dem  Reiche  der  Fiusternifs  angehört  und  auf  dem 
bodenlosen  Meere  einer  mit  sich  selbst  spielenden  Mj'stik  sich 
umtreibt.  Der  PMosophie  steht  freundlich  die  Gesciuc/Ue  zur 
Seite:  Speculation  und  ErfohiUDgi  Jedoch  nicht  die  einzelnen 
Thutsaclien,  die  Verknüpfung  vielmehr  zu  einem  «ch  gleichsam 
fortspinnenden  Gewebe,  und  der  höhere  Goltcsgeist,  der  über 
dem  Ganzen,  unsichtbar  »war,  «b^.  merklich  waltet,  das  sind 

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Theolog.  u.  j^ilolog.  Sdbriften  V.  Dr,  Winer.  liS 

die  Mommlc,  die  das  Gescinclitstudium  des  Theologen  ergreifen 
mufs.  Hat  er  in  dieser  Stimmung  das  Leben  verschwuudeucr  " 
Geschlechter  sich  veranschaulicht,  so  ist  ein  ruhiger,  besonne- 
ner Blick  auf  die  Gegenwart,  der  Erwerb  dieser  Bemühung^« 
Erkennbar  w^ird  in  allen  Excentricitälen  der  Mitwelt  jenes  sich 
immer  wiederholende  Spiel  ungeregelter  Kräfte,  in  der  religi-. 
osen  Schwärmerei  aber  das  Irrlicht,  dis  ia  allen  Jahrhunderten 
Tor  dem  Sonnenlichte  des  Christenthums  und  der  kjbren  Men* 
fcheuverr)unit  nach  kurzem  Geflimmer  verlosch. 

Endlich  ist  ununterbrochener  Umgang  nöthig  mit  den  Lich- 
tern der  klassischen  Literatur  des  Alterthums,  wo  Verstand  und 
Gefühl  in  so  schönem  Einklang,  wo  der  ungetrübteste  Abdruck 
«c  ter  Humanität  erscheint.  Rufen  Sie  sich  nur,  sagt  der  auf 
Lelpzlj.  s  philologisch  -  tlieologische  alte  Schule  mit  Recht '  stolze 
X<chrer,  all'  die  grossen  Manner  in's  Gcdächtnifs,  die  einst  oder 
noch  jetzt  in  unserer  Wissenschaft  glänzen,  Waren  diese  nicht 
'  heimisch  geworden  im  griechischen  und  römischen  Alterthum, 
ehe  sie  es  wagten,  auf  dem  Gebiet  der  Theologie  als  Führer 
hervorzutreten  und  ihren  Zeitgenossen  das  Vcrständnifs  der  hei- 
ligen Schriften  zu  ölinen?  Oder  was  zeichnet  die,  welche  in 
der  Schale  des  nnslerblichen  JSrncj/«  und  ^omj  aufwuchsen  und 
die  zum  Theil  noch  segensreich  unter  uns  wirken^  so  unvcr- 
kennbar  aus,  als  eine  Vertrautheit  mit  den  Musterschrifteii 
der  klassischen  Vorzeit,  die  selbst  in  ihren  öffentlichen  Vorträ- 
gen kräftig  Ulis  anspricht  ?  Wer  nennt  dagegen  aueh  nur  Einen 
tmter  den  vielen  Schwärmern  und  Thcosophen^  der  voii  dem 
klassischen  Alterthum  eine  mebt  als .  nachgesprochene  Kenntnifs  ' 
besessen  hätte?  (Die  Unwissenden  nennen  jetzt  jene  Muster 
«ittes  selbstthätigen  Verstandes  uud  gereinigten  Geschmacks  gerne 
nur  M^den,  jAi^t  um  die  Cknslliehe  Lehrweisheit  zu  erheben, 
vidmelur  -weil  jenes  HeUdeoken,  niit '  der  Gbristuslehre  verei- 
lugt,  alles  Duokd  der  SckwSrnimi  unwidmtehlioh  verscheucht 
ttia  lu  jeder- Zeit,  ^wie  in  deir  RefonmitioB,  die  Glaubenslehre 
Ton  abgesehmacktem,.  hineingetrageiiem  Itfeinungskram  reinigea 
lilft.)  / 
Sind  utdht,  fahii  der  Vi  fort|  aucb  in  .unserier  Zeit  diQ. 
kotes'teu  Spareeber  mnet.  aberplaubi^cben  Mystik  aus  der  bedau-  . 
cmswertheii  Zebl  dere^i  die  in.  der  Jugend  entweder  nicht  Ge« 
legeubeit  oder  ernste  Aipsdauer  lialtett,  uin  den^  Grund  zu.  le« 

gm,  obne  irdehen^  jedes  wisseniidiaftiicbe,  Stndium  dar  -sichem 
akuug  ermangelt?  IL&xk  WnndeTi  dafs  solche  Fbchköpfe  cbs 
Studium  der  kiassbe;>en  Literatur  als  betdnisch  Tcrscfareiim  uud 
in  ihrer  Verblendung' Ven.  ihm  den  Untergang  alles  ebrisduibett 
^nnes  und  Olaubens  fövehten  bissen  wollen.  Wäre  es  ihnen 
nur  Cffst  gelungen,  die  Schnften  d^- Alten  ans  den  cbristUcben 


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Scliulen  ziw  verbannen,  (und  etwa  die  Gregorius .  tou  Nazian* 
und  die  Prudcntius  zu  Mustern  der  Geistesbildung  zu  machen)j. 
das  Unkraut  jeglicher  Schwärmerei  (und  des  Nachbetens  grund* 
loser,  unstäter  Meinung»- Leberlieleruug)  würde  wuchernd  um 
sich  greifen  und  die  pi:otcstantische  Kirche  bald  dabin  zurück« 
drücken,  von  wo  sich  erhoben  zu  haben^  einst  die  fromme  Ff  eud<K 
unseres  Volkes  war.  ' . 

»NeinI  nur  mit  klarem,  durch  Philosophie,  Gescliichtc  und 
klassisches  Studium  gebildetem  Geiste  vermögen  würdige  Rcli- 
gionslehrer  unserer  Zeit  die  Lehre  Jesu  rein  aufzufassen,  Men- 
achentand  und  Aberglauben  von  ihr  zu  scheiden  und  eine  üe- 
berzeugung  in  sich  zu  begründen,  die  »nicht  blos  während  eini- 
ger Jahre  phantastischer  Selbstbethorung  sondern  auch  dann  noch 
fortbesteht,  wenn  jedes  erdichtete  innere  Licht,  das  nicht  an 
der  Vernunft  sich  entzündete,  vor  dem  Glänze  des  ewigen  ür- 
lichts  unwiderbringlich  verlischt!  Ja  der  Geist  des  Evangelischen 
Protestantismus  Ist  rin  edler,  nnverG;ä*nglicher.  Geist,  mögen  sich 
die  äussern  Verhältnisse  der  sichtbaren  Kirche  trüben,  mögen 
£inige  ihrer  Glieder  die  Gemeinschaft,  in  der  sie  geboren  wur- 
den, verlassen,  mögen  selbst  unter  ihren  Sprechern  manche  se^rn, 
die  die  Zwecke  derselben  mehr  hemmen  als  fördern:  Di^ 
unskkthare  .protestantische  Kirche  bleibt  unter  allen  Stürmen  der 
Zeit  unberührt,  und  daf«  aofih  ^lie  sichtbwrr  nicht  verschwinde^ 
dafs  sie  fi'5klic|)i^  immer  und  kräftiger  aufblühen  werde 
diese  Hoffnung  ist^aii^  Gotti  wie';  die  Wahrkeit  selbst«  Sie  be-. 
lebt'  den  Lehrer,  dafs  er  unverdrossen  den  Kreis,  derer  er  weif 
tere,  die  im  Bekenntnils  4ev  reinen  Lehre  Jesu  schon  auf  Er- 
den «ich  seh^  fühlen,  in  dpm  ganzem  Leben  der  ihm  Anver- 
trauten jeglichen  Aberglauben  und  alles  unchrialliclie  Wesen  ent- 
schlossen austilge,  und  die  Zeit  iierbeizuführen  suche,  wo  die 
ganze  Mehsebkeit,  im  Streben^« nach  Tugend  verbunden,  nur 
mne  Heerde  tnuter  dem  Einen  guten  Hirten  si^n  «ilird,  (wel- 
cher nicht  VBL  einen  Menschenreich,  sondern  zum  Keich  des 
heiligen  Gotteswillens  die  Thüre  öffnet).  Einzelne  Persönlich- 
keit verschwindet  im  Laufe  tler  Zeiten,  das  Leben  ist  ein  schnell 
dahinfliegender  Traum ;  nur  ifras  wir  Gutes  wirkten  und  be- 
gründeten, das  bleibt  und  dauert  durch  alle  Geschlechter,  das 
wird  in  Gottes  Hand  die  Grundlage  nnnbersdibafen  Segens^ 

das  folgt  uns  in  das  ewige  Scyn.«  

Nicht  besser,  als  durck'^  diese  Stdbstschildermig  der  Em- 
pfindungen des  Vfs.  vermag  Ree,  auch  den  Geist  und  Gehalt 
der  beiden  andern  Schriften  zu  charakteritireni  deren  Titel 
"  voraustchen. 

Das  Biblische  Realwörterbuch  beweist  nicht  nur  einen  Reidl* 
thttm  der  zweckmassigsten  Sachkenntnisse'^  eondem  ^ueh  «iae 


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»  •  » 

,  Theolog»  .^1..  pWlolog.  Schriften  r.  Dr.  Winer.  127 

treffliche  Methodf,  das  Nöthige  gedrängt  auszuwählen,  und  trcf-  ' 
ieod  auszudrücken.  Eben  die»  sind  die  wahren  Erfordernisse 
«Ines  solchen  IJüIfebucbs.  So  kurz  also  die  Schilderung  ist,  # 
welche  Ree.  davon  cnlvfirft,  so  beslimrat  ist  seine  Absicht,  hier- 
durch die  fvahre  Vorziiglichkeit  desselben  auf  das  empfehlondste 
poigezeigt  zu  haben.  Darf  Ree,  einen  Wunsch  beifügen,  so  wäre 
es  dieser,  dafs  der  Vf.  welcher  zu  dergleichen  Arbeiten  die 
«elteue  Kunst,  das  beste  zu  prüfen  und  ohne  Verlust  der  Deut- 
lichkeit in  gfdräugter  Kürze  zu  verbreiten,  besitzt,  mehrere 
Theile  der  Theologie  ia  ähnlicher  Form  %u  edäutecn  sich  ho 
miihen  möchte. 

lu  Nro.  3.  erklärt  zwar  de»  Vfs.  Bescheidenheit,  nur  als 
Lajc  zu  sprechen.  Der  Satz  aber,  welchen  er  mit  Beweisen. 
hek'Gft,  ist  sehr  durchgreifend.  S.  4«  »Unter  allen  Sprachen,  . 
welche  ein  Gegenstand  gelehrter  Forschung  geworden  süid,  ist 
^cine  hmsichtlich  ihrer  Gramiuatik  und  Lexikographie  so  bei* 
0piellos  vernachlässigt,  oder  vielmehr  so  öberfläcidich  und  geist- 
.  los  behandelt  worden ,  als  die  lateinische ,  und  so  grofs  auch^ 
ja  so  unzählbar  die  Menge  lateinischer  Lexica,  Sprachlehren, 
Anleitungen  zum  lateinischen  Styl  und  zum  üebersctzcii  aus  dem 
Deutschen  iu's  Lateinische  ist,  noch  immer  kann  die  alte  Rö- 
mersprache sich  nicht  der  hebräischen,  anJjischen,  griechischen, 
ja  selbst  der  <leutschen  an  die  Seile  setzen,  ülmerachtet  gerade 
im  Lateinischen  die  Forschung  einen  leichtern  und  kürzern  Gang 
zu  nehmen  hat.  Diese  Anklage  wird  harl  klipgeily  ahejc  sie  ifil 
nichts  desto  weniger  gegründet.«  *  '  / 

Insbesondere  suclite,  wie  S.  7.  bemerkt,  Seyfert  durch  seine 
auf  Geschichte  und  Kritik  gegründete  lateinische  Sprachlehre 
4as  Bedürfnifs  eines  tiefer  eindiingenden  grammatischen  Lehr- 
gebäudes zu  beiriedigen.  (6*.  /.  yi.  Scjfert,  auf  Geschichte  und 
Kritik  gegründete  lateinische  Sprachlehre.  Brandenburg  1798  bis 
1802.  5  Bdch.  oder  4  Kursus,  gr.  8.  3  Thlr.  12  gr.)  Obgleich 
nun  seinem  Werke  iiclitvolle  Anordnung  \\\id  wahre  philosophi« 
sehe  Kritik  abgehe,  so  zeichne  es  sich  durch  eine  ziemlich  voll- 
ständige grammatische  Beobachtung,  durch  geschickte  Benutzung 
der  alten  Grammatiker  und  durch  manche  feine  Bemerkung  aus, 
und  würde  ge>vifs  einer  gründlichen  Bearbeitung  der  lateiiu- 
schen  Grammatik  den  Weg  gebahnt  haben,  wenn  es  nicht  fast 
geflissenthch  in  den  Hintergrund  gedrängt  worden  wäre.  Ein 
Schicksal,  mit  dem  dies  Werk  noch  jetzt  zu  kämpfen  hat,  so 
dafs  mancher,  der  über  lateinisch«  Grammatik  schreibt,  es  nicht 
einmal  dem  Titel  nych  kennt.  ' 

Dankbar  bemerkt  dagegen  der  Vf.  die  allgemeinen  gramma- 
tikalischen Werke  eines  Groteferjd,  Schneider,  insbesondere  des 
letztem  ebensowohl^  als  di«  s^ccioU&u  Jliujierkmuj|eu  lüchti^^er 


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128  Theolog.  u.  pbilojiog.  SchriAen  v.  Dr.  Wincr, 


HMusgeber  lateinischer  Klassiker,  ^reiche  tliells  das  Gebiet  des 
granfmatischen  Stoffs  erweitert,  thcils  einzelne  Kegeln  tiefer  er- 
gründet, und  bestiminlfr  gcfafst  haben.  Er  reclmet  hieher  be-  -  ^ 
SOndcTS  Bremi ,  Görenz,  Hand,  Gernkard ,  Hunäorf  vtuü,  nev^ 
erMch  Beier  CCic,  de  officüslib,  III.  ad  probatiss»  fuontinq.  exemjd. 
fidem  emend.  etc*  eommentar,  edäit*  ^8bo>  %  Tom.  8» )  Aber 
selbst  die  Forscbungen  der  genanntem  achtungswerthcn  Männer 
betrachtet  «r  toitr  als  Anfaftg  me  Reform  der.  lateiniscfaeii 
Grammatik. 

Bei  Vergletcliiing  der  z^vei  besten  deutsch  -  lateiniscbett 
"WSrterbiiclier  erklärt  der  Vf.  als  Feind  des  Rnchenlatetns,  wel- 
ches Scheller  schon  in  dem  Titel  seiner  Praee^ta  Jtfli  bene 
tatini  offcnbafte^  auch  gegen  die  Schüller -Liinemannische  Aus- 

'  gake,  d^ls  L.  nur  weniges  gebess^t  Imbc.  ^Das  Bauersekt  sef 
mit  weit  mehr  Gründlichkeit  und  Umsicht  gearbeitet,  .und 
seichue  sieh  besonders  durch  reiche  Phraseologie  aus;  indeOs 
ISfst  es  doch  in  gar'  vielen  Fällen  unbefriedigt  und  gelbst  an 
dbr  Reinheit  der  lateinischen  Ausdrucke  dürften  AnstfeUaagen 
gemacht  werden. 

Kector  Kfoft  In  Nqrdhausen  uberdahm  die  Beaibdtung 
ifes  neuen  und  ▼oUstindagen  Wörterbuchs*  Was  er  bisher  ge- 
liefert bat,  beurkunde  seinen  Beruf  ^  dieser  Arbeit.  Doch 
Inr  geüble,  an  lateinisches  Dcdk^  gew6hnte9  aber  nur  dann 
fmd  wann  rathlosc,  Lateirischrdber  sej  ein  ganz  anderes  ^  Hülf- 
bilch  nothwen^g^  als  ein  dentsch-lalebisches  Leiicon,  nSmlich  ein 
Werk  vie  Setki  CalvisU  Jhutumts  Ung*-  lai\i  worin  die  Wör- 
ter nach  der  V^wandtschaft  der  du^h  sie  besetdhoeten  B^iffe 
geordnet  und  jedem'  Verbum  die  paSiMuden  Advcrbia  beigefugjt 
wären.  Zur  Ausarbeitung  eines.  Lesieon  LaimHotit  theologicae  in 
dieser  Form  entscUiefsf  sich  der  VWfaaser  viell^ht  seUist  mn- 
mal,  da  er  schon  Manches  darauf  Bezügliche  gesammelt  habe. 

Hiezu  legitii&irt  Er  si<^  durch  weitere  Kritik  tiber  den  • 
Charakter  der  neuem  lateiaisciiett  Schreibart,  wobei  S.  i5.  be-  i 
merkt:  Es  ist  auffallend,  dbch  nicht  ganz  unerkUtrliich  ^ 
ter  den  Theologen  die  katholischen  gewöhnlich  scblediter  latei- 

*  iiisch  schreiben  als  die  protestantischen.  Einige  der  neuesten 
Beispiele  Uefern  der  verstorbene  Jahn  und  der  Professor  Arig« 
ler  in  seiner  tlermtn*  gmertdi^ 


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N=  9*   ;    „  .1  X  U  1822» 

:       H  e  iia el  b  er  g- c r 

Jahrbücher  der  Literatur. 


Theologische  und  philologische  Schriften  foa  Dr,.  fViner^ 

»Dafs  dfts  meiste  Nculutem  nicht  lateinisch  gedacht  uf,  seigt 
sich,  "Veil  es  «gewöhnlich  sofort  ins  deutsche  übersetzt  werdet 
kdniite.    Yerwcrfliclf  aber  ist  es  häufiger  in  lexiludischcr  als  jii 
grammatikalischer  Hinsicht«    Es  gilt  eine  grosse  Anzahl  .Wdjrter 
,  und  Redensarten  den  neuern  Lateinern  für  elegant,  die  entweder 
gar  nicht  hei  den  Schriftstelleni  des  goldeneta  Zettaltert  sich 
ftodeuy  oder  die  von  ihnen  in  einer  andern  Bedeutung  gebraucht 
Wurden,  oder  die  wenigstens  nicht  dem  prmischen  Style  ange« 
hören.    Beispiele  erläutern  das  Gesagte.    Diese  Hauptgebrecheil 
des  netdatcinischeu  Stjls  in  lexicaliseiier  Hipsicht  entspringen  zum 
TheU  imii  Uukunde,  torzüglich  aber  am  dem  Streben  nach  et- 
ver  gesucht  eleganten  Diction,  die  iium  am  sichersten  errei-  , 
ehen  SU  können  glaubt,  wi^n  man  gemdne  Ausdrücke  wie  pu^ 
tare,  poean,  rqfrehtnsh,  inde,  iienun  u.  s.  w.  mit  Pracht  Wör- 
tern, wie  nutumafe^  mtduv^  Püiiperiumj  exmie^  seeundä  vice, 
Tertauscht.    Denn  in  dem  ungewöhnlichen  und  pretiösen  sucht 
«der  verderbte  Geschmack  stets  das  Elegante.    So  nähert  man 
aich  Muem  erhabenen  Vorbilde^  dem  Apulejiui,  entfernt  sich  aber 
von  der  wahrhaft  achönen  Einfachheit  und  Natürlichkeit^  die 
%BSk  Styl  der  besten  Klassiker  charakteritirt. 

«  Zu  diesen  pasUwen  Fehlern  der  neuiateinischen  Diction  ge«  - 
iellt  sich  noch  ein  negativer,  dafs  eine  nicht  unbedeutende  An« 
tahl  solcher  Wörter  und  Redensarten,  die  bei  den  Klassikern 
des  golden^  Zeitalters  häufig  wiederkehren  und  gewissetmasseo 
zVLt  elegantia  sermonis  gehörten,^  bei  den  NeUlateiiiem  ganz  in 
Vergessenheit  geratlien  sind,  weil  sie  den  deutschen  nicht  völlige 
^  auch  der  Etjmologie  nach ,  entsprechen ,  mithin  solchen ,  welche 
das  Lateinisch -niederzuschreibende  deutsch  zu  denken  pQegeoi 
we^er  beifallea  können,  noch  becpiem  sind. 

Waa  das  grammatische  (warum  tiicht;  grammatikalische?), 
betrifft,  so  wird  die  Natur  und  Bestimmung  desConjunctivs  von 
den  Wonigsten  ric'^tig  aufgefafst.  Ausserdem  wud  im  Gebrauch 
der  ParlicIj)!aleonstruction  und  in  der  Stellung  der  Wörter  nicht 
gelten  gefehlt  and  «inaclDH  Sprachgesetaei  deren  Gründe  aieh  ^ 


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iii(o..'Theolog«  fL  philolog.  Schriften  t.  Dn  Winer«. 

obnschwer  nsdiwets^n  lasseii|  «iid  bisher  mit  vdUtger  Allgcmdo« 
beit  feriuuml  wqrdeo.    Herrschend  isl  es,  das  Inwerf ectum 
im  Dentscheii}  als^das  gmiAntiehe  enMmkd^  Tertqfus  m 
irauchen.    Vergl.   dagegen'  /•  A,  C.  Dou  über  den  richtigen 

Gcbruuch  der  nist.  temporum,  insbesondere  des  Impcrfecti  in 
der  lateinischen  Sprache^  L.  1819.  8.  —  Vci  ^,tii^<  iie  Erci{i[nisse 
können  ncnilicli  in  der  Gegenwart  auf  eine  doppelte  Art  gedacht 
werden ,   tlieils  als  dauernd   uutf  fortschreitend  in  der  Verguu- 
grn'ieit,  gleichsam  einen  Kaum  erfüllend,  dann  setzt  auch  der 
Römer  sein  Imperfectum;  theils  als  rein  abgescblosseri,  nur  einen 
P\inkr  in  der  Vergangcnlicit  einnehmend ;  alsdann  mufs  unbedingt 
tidsl'crjcctiimf  das  den  Begriff  der  mW«  Vergangenheit  bcxeichnct, 
^gebraucht  werden.  Li  einer  Erzählung  denkt,man  sich  die  einzelnen 
l^ctu  immer  nur  als  Pun'  te  in  der  Vergangenheit,  mögen  sie  auch  an 
sich  selbst  dauernd,   vielleicht  lang  dauernd  gewesen  sejn,  da- 
her das  perfcctum  das  alleinige  tempus  historicuni  im  Lateinischen 
ist.  Hicmit  steht  in  Verbindung  der  so  oft  übersehene  und  von 
Brikier  ganz  falsch  gewürdigte  Unterschied  zwischen  iniperf ectum 
und  perjectum  Conjiuictü'i.  Dns  deutsche  Plusquamperject,  Cori" 
juncth'i  verleitet  insbesondere  häufig  zu  Verstössen  gegen  den 
ächt-römischcn  Gebrauch  der  teinpora,  da  Neuiateiner  gewohnt 
sind  es  ohne  Unterschied  durch  das  lateinische  Plusquaniperfectura 
Conjunctivi  zü  geben.—  Audi  zwei  oder  drei  Präpositionen,  welche 
verschiedene  Casus  regieren,  können  nicht  zugleich  mit  euient 
!Nümcn  verbunden  werden  z.  B.  in,  sub  et  cum  pane.  Die 
^römisclicu  Schriftsteller  wiederholen  jedesmal  die  Präposition. — ■ 
'Die  bei  Neulatei^iern  sooft  wiederkehrenden  Formeln:  vocabttfum 
r  el  i  g  io  descendit  a  religcrCy  oder :  dtjclt :  i  11  s  ani  ^  ho  c  sensu, 
u.  dgl.  müssen  lauten:   voc.  reli  gionis  descendit  ( oritur )  a 
religendo  —  dixit  insanos  etc.  Ein  Wort,  das  an  sich  decli- 
mationsfäliig  ist,  Letrac^rten  die  Römer  nie  als  indecÜnabel,  auch 
nicht  in  dem  Fall,  wenn  blos  der  Laut,  nicht  der  Begri0^,  den 
CS  bezeichnet,  zunächst  gemeint  ist.—  Dafs  zwei  Negationen  im 
Lateinischen  (der  Kegel  nach}  afiininren,  ist  bekannt.  Dennoch 
mufs  man  oft  lesen  z.  B.  admüwi  saiis  non  possum  neque 
hominis  ipsius  continenU'am  n^que  temporum  disciplinamj  vgl. 
dagegen  Cic.  Sen.  46*  55»    Möchten  diese  Zeilen  dazu  beitra- 
gen, die  Aufmerksamkeit  auf  einen  lang  vcrnachlassigtea  Gegen- 
stand hinzuleiten,    möchten  besonders  Schullehrer,  von  denen 
auch  in  dieser  Beziehung  das  Beste  geleistet  werden  rnuis,  die 
äclitc  Latinität  studieren, '  um  ihre  Schüler  richtig  leiten  und 
vor  aller  Verkünstehuig  ünd  Verunstaltung  der  Schreibart,  welche 
die  Gelehrten  aller  Länder  verbiuden  kaou  fihd  daher  «ncfa  in  sich 
r^t^end  seya  ^te^  vcrwahrea  zu  komien« 

'  H/E.  a  Paulus. 

■  ■■■■  lll  II   ■  ■    III  !■  ■■  — 


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Berndt,  über  ScIiarlacbfieber^Bpideimt;.  ftSi 

Scharlachßeher "  Epidemie  im  Cüstria* sehen  Kreise  in  den 
Jattren  4Si/  ,  iS^S  und  484 g  ,  tmd  die  ans  solchen  gezo" 
•genen  Bcmerhunjr.n  ,  som€  die  mit  der  Belladonna  als  Schutz- 
mittel angestauten  f^ersuche.     Dargestellt  von  Dr.  F, 
G,  Berndt  j  Krcisphysicus  zu  Cüstrin,     Leipzig  und  ßer^ 

Un  4ß%.Q  ji€j  F%  Oehmigke,     ^IF.  und     4  48*  gr^8* 

•  •  •■  ■  '  '  ■ 

u  den  'wichtigeren  Ereignissen  in  der  medizinischen  Welt  ge-» 
liören'  unstreitig  die  Epidemien,   deren  ausführliche  öffcntiiche 
-ftlittlieilang  jedem  damit  beschäftigt  gewesenen  Ar-tt  vom  Staate 
'zur  strengsten  Ptlicht  gemacht  Werden  sollte.    Die  vorliegende 
kleine  Sclirl^i  ci)t])ält  dalier  die  Fruclit  der  mit  Sachkeuntrüfs  u» 
grosser  Unbcrangciiheit  angestellten  Beobachtungen  und  Versuche 
des  Hrn.  Berndt  in  jener  fiircliterllclien  Scharlachfieber -Epide» 
inie,  die  in  seinem  Kreisphjsikat  —  welcFies  gegen  3o,ooo  See-^ 
len  hat  —  in  den  Jahren  1817,  1S18  und  1819  so  verheerciid, 
tim  sich  gegriiren  hat,  clals  es  dem  Hrn.  Verf.  wirklich  zur  Eh»- 
Te  gereicht,  eine  genaue  Schilderung  derseibeo  dem  medizinischen 
l^ubiicum  iibergebeii        haben.  • 
Als  Einleitung  liefert  aber  Hr.  Berndt  eine  tiel  zu  ohcr- 
flächliche  und  gar  nicht  erschöpfende  medizinisch*  statistisch -to>« 
pographische  Ucbersicht  von  Ciistrin's  geographischer  Lage  und 
seinen  Umgebunget».    Hierauf  schreitet  der  Hr.  Verfasser  zur  ur» 
'sprönglichen  Entstehung  der  von  ihm  beobachteten  Scharlachfie-* 
ber-Epidemle,  die  im  Herbste  1817  zuerst  sich  entfaltete,  naeii» 
dem  im  Frühlingc  und  W^intcr  desselben  Jahres  ^^Masiem  und 
den  Winter  zuvor  der  Kei$hhusten  die  Schaubühne  ▼erliisseiii 
Iralteti*    Die  Scharkdifidjer  -  Epidemie  griff  aber  allmählig  so* 
sehr  .um  sich,  däfs  drey  und  zwanzig  Dörfer  und  meUleve  Stid« 
te  von*Sotmlaclikrankeu  gleichsam  überfüllt  waren.   So  hetwlcli^ 
te  nun  diese  £pideiiite  vom  November  1817  bis  Ende  Dietela? 
bets  iSiB  Itt  'ttuif  und  dreifsig  Oa«cbaften  des  Güstrin'scliea 
Kreises i  in  welchen  ta34  Individuen,  vom  Schariaehfi^er  und 
f6  von  blutiger  bräune  befaQen  waren,  ron  weldien  am  reines 
Scharladke  201  und  an  Mutij^er  Brlune  t%  Indmdüen  starben 
Im  Jahre  1819  war  indels  die  Epidemie  minder  furchtedicbi 

Sehr  gutartig,  und  nur  in  einigen  Ortschaften  mufsten  wegen 
Sisartigketi  des  Scharlacbfiebers  poilzejliche  Mafinc^^du  genom-* 
jnctt  werden«  Bei  dieser  Tödtlichkeit  bemerkt  aber  der  Hiecr 
Verf.,  dafs  bei  der  Beortheilung  der  Giefahr  und  TadtlicbkctI 
daer.  solchen  Krankheit  sowohl  diese  als  dlieKnidken  selber  be- 
.rücksidktu;t  werden  müssen»  Hierfiber  stimmt  Recen^nl  vott» 
kommen  £ci;  nur  Schade,  dafs  grosse  VoroitheUe  und  angebor» 
ne  Dummlieit  des  geiaseinen*  Publikums  hier  so  oft  die  Tödt- 
^chkjRl  der  E^dtautu  bedingt  I  Hotbsdioli  >ird  die  iUuiti|^e 

'9* 


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lilte   Benidty  «über  S^^au^iachfi^bar  •r.Epidemie« 

Aufklärung  <?cr  »Tugend  unsern  Naclikoramen  kein  solclies  dru- 
ck<'n(lfs  Bckf-rmtiiils  riielir  autUi  iui^en !  —  Auch  liirr  vcmifst  llec. 
äusserst  ungern  eine  ausführliche  Ausgabe  der  in  dem  Ciislrin- 
scJicu  Kreise  dainuls  lUitt  gt  hablen  nietcorülogisclicn  Verhältinssc. 
jQenau  sollte  hier  angegeben  sevn  der  Stand  des  H.uomefers,  der 
Wärme-  und  Fencliligkeits-Grad,  sowie  dic\Viiid(»  ti.  die  Wit- 
tern npfS-Verandeiung  überhau])t.  Denn  nur  bei  der  gehörigen 
Berücksichtigung,  wie  und  aul'  welche  Weise  meteorologische 
Verhältnisse  Platz  greifen,  wie  stark  ihre  Abwechslung  iSt,  und 
\ün  weicheo  besondern  xSatnq>hänonienen  sie  begleitet  werden, 
wird  man  sich  dereinst  jenem  Puucte  nähern,  aut  welchem  man 
mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  die  cusmischen  u  ..I  tellurischeii 

.Verhältnisse  aui  den  thierischen  Organismus  besser  ausmitteln, 
und  einen  lieferen  Blick  in  die  urspvüngliche  Geburt  solcher 
Epidemien  zu  thun  verm;ig.  Hr.  jBtvYic//  lese  l  ieni her  den  klas- 
sischen Aufsatz  des  Hru.  ^edA«  Dr.  ff^itfnuirm  über  die  ste- 

-beode  Constitution  iu  medizMilscb-practiseder  Hinsicht  im  IV.  B«^ 
a.  Si,  der  rheiRisehen  Julu'büchcr  p.»  80 1  »nd  flärlefs  Jahrbu^ 
eher  der  teutscheu.  Medizin  und  Chirurgie  '  t.  Nürnberg  18 13, 
welche  beide  meist«i:hsifte  Aufsätze  Ree  seiim  AAtabrüdera 
obcht  druigeud  gemifi;  »«mpfeblca  kanui   i.  ■    .  ** 

Nun  geht  der  Hr.  Verf.  (p,  6  ff.)  zur  Bekanntmarclmn^ 
seines  zur  Besclirünkung  der  Gefahr  und  Ausbreitung  der  Schar- 
lachfieber-Epidemie  angeordneten  medizim'sch -policeilichcn  Mas- 
regeln über,  die  unter  kräftiger  Mitwirkung  des  Justizbeamten 
Torzüglich  darin  bestanden,  die  unkundigen  J^andbewohner  mit 
den  Ersciieinungc.j  und  der  Gefafir  der  Krankheit  bekannt  zu 
machen ,1  wobei  zugleich  das  diätetische  Verfahren  vorzüglich 
angegeben  ward.  Damit  aber  Hr.  Berudt  stets  einen  Hauptiiber- 
blick  sich  von  der  Epidemie  verschallen  konnte,  um  da  seine 
Wachsamkeit  zu  couceiiti  iren,  wo  die  gröste  Gefahr  war,  mufs- 
ten  die  Ortsbewohner  jeden  neu  Erkrankten  unverzüglich  bejai 
Ortsvorstande  melden,  der  hierauf  schleunigen  Bericht  an  das 
Kreisphjsikat  erstattete.  Sodann  vvurJeu  die  Häuser  von  Schar- 
lachki  anken  angefüllt  mit  einer  Tafel  zur  Warnung  ies  Umgang» 
'mit  diesen  versehen,  den  Kindern  aller  Umgang  mit  Scharlach- 
kranken  aufs  strengste  verboten,  die  Schulen  geschlossen,  iftid 
das  Sterbgeläute  etc.  verboten.  Einzelne  Hauser  mit  böfsartigem 
Scharlach  heb  er  wurden  sogar  mit  dem  grösteu  Nutzen  gesperrt, . 
^0  dafs  hicdurch  i»  drei  Döifern  das  Schariacküeber  gleichsam 
abgeschnitten  ward  u.  s.  w. 

Jetzt  beschreüit  Hr.  Berndt  (p.  11  und  ifl)  dl«  Scharbch- 
fieber- Epidemie,  von  i/velchcr  ^  fokciirikHaiiptiiMi  »tt  beob- 
actitcn  Gelegcuijeil  Jiattc:  -  h 


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Berodti  übec  8cliarlächficber<*^i4emie»  i33 

Einfaches  Scharlachficher  (p.   i3   ff.),  welches  durch  das 
.?      gemeinscIiaftÜGhe  Vorhandensein  aller  wesentlichen  ZuHill« 
.des  Scharlachs,  nämlioh  des  Fieber -  Ausscfilap;«,  der  Hals- 
cntzüiiduQg,  der  Abschuppung  und  n;ich  des  llin.  N'^erfuss.  , 
.*  speci eilen  Ansicht  vom  Schailachfieber,  durch  die  AfTecti(>- 
■en   des  gastrischen  Svstems ,   bezeichnet  war.    Diese  Art 
.  Scharlachfieber  theilt  aber  Hr.  Bernde  wieder  in  a  )  den 

•  niederen  ^  bj  mittleren,  u.  cjia  den  höhern  Grad  (p.  17  fi.). 

•  .ä«  Scharlach fi ober  (p.  ai)  mit  Kiitzündtvii^en  ciir/,eluer  Orga*- 

ne  gepaait.  Hieher  gehürcn  vorzüglich  d\e  entzündlichen 
AlTectioDca  des  Gelarns  u.  $.  v.  mit  aussorordeutlich  schnei* 
lern  Verlaufe.  '  ♦  '  .  . 

3.  Scbarlachfieber  (p.  24)  mit  Terschiedeneiv  böfsartigcn  ad^ 
-  .     Damischen  Gestaltungen.  '  '    '  ! 

Scharlachfieber  ohne  Ausschlag  (p.  3o)  mit  reiner  Hai senfc- 
4  Zündung.  —  Der  Hr.  Verf.  ist  geneigt  noch  einen  fünften 
Grad  anzunehmen,  wo  nemlirh  d:<s  Scharhu  lilkber  unfer  hctti- 

fen  CüDvuJ.sionen  zu  1  ;{ge  hriclit,  und  schnell  mit  Tü<l  endet, 
'erner  bemerkt  er^  dafs  ihm  häufig  Fälle  vorgekommen  seyeu, 
wo  die  Angina  gleichsam  die  Scarlatina  «ubstituirte,  di«s  soil 
jedoch  nur  bei  Erwachsenen  geschehen  scjn.     Auch  hier  wird 
die  so  olt  besti'ittene  Thatsache  erhärtet  f'p.  3i)  dafs  es  kein 
Schailachfieber  ohne  Halsentzündung  gebe.      Ree.  stimmt  hiemit 
voilkoßUQen  übereil! ;    denn,^  >so  wie  b^i  Masern  die  Angenenl- 
zündung  ein  pathognomisches  Symptom  dieser  fieberhaften  Efllo- 
resccnz  ist,   ebtti  so  ist  die  Angina,  die  wie  die  Augeiientzün- 
dung  von  verschiedener  gradueller  Differenz  seyn  kann,  ein  Haupt- 
zufall des  Scharlachs,  wovon  sich  Ree.  im  J.  1819  bei  einer  grosseu 
Scharlach fj eher  -  Epidemie  hinlänglich  überzeugte.  —     Zu  den 
tnuiiigen  Aach'w  chen  des  Scharlachs  rechnet  -der  Hr.  Verfasser 
(p.  3 2)  auch    die  VVassersucljt,  die  so  constant  war,    dafb  dcc 
sechste  Theil  der  Erkrankten  davon  befallen  woi den*  scy ,  und 
die  theiJs  der  Krankheit  selber,   theils  und  vorzüglich  aber  de» 
raeist  unachtsamen  und  zweckwidrigen  Verhalten    der  Reconva- 
lesccnten  ihre  Entstehung  verdankt.    Ilec.  wird  unten  Gelege«^ 
heit  haben,  wegen  des  Hrn.  Verf.  Ansicht  über  die  Entstehung 
der  Wassersucht,  das  Nöthige  zu  bemerken.  — •    Die  von  Hrn. 
Berndt  heohdchtettn  Wasscrgesch Wülste  nahmen  indefs  (p.  34) 
verschiedene  Formen  an,  die  bald  mit  einem  Fieber  verbundea 
waren,  bald  völlig  .fieberlos  gewesen  seyn  sollen.    Ree.  bezwci- 
feit  völlig  lieberlose  Wassersüchten  nach  Scharlachfieber.  Indeft 
gesteht  doch  Hr.  -Bemdt  im  Verlaufe  seiner  Schrilt,  dafs  sich 
doch  Ptwas  Fieber  gegen  Abend  bei  seinen  Wassersüchtigen  eirt*- 
gestellt  habe.    Wie-  sollte  wohl  auch  dieses  fehlen,  da  die  Wa#^ 
fiergeschwülste  selbst  nur  durch  di«  fortdauernde  eiitzÜDdiiclitf 


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ft34    Beradly  fflbcr  Scharlftclifidier-^Epiileiiik^ 

Affection  der  Hautgebilde  und  der  ditdurch  erregten  normwidri- 
gen Reizbarkeil  bedingt  sind.'  Eine  andere  Nachkrankheit 
des  Scharlachs  ist  nach  Hrn.  Berndt's  BcoLaciitungcn  (p.  36) 
«in  höchst  gereizter  Zustand  der  Verdauungsorgane  nnt  Erbre- 
chen und  Durchfall  -verbunden ,  das  durch  Abzehrung  und  Was- 
sersucht töcltlich  werde.  Meist  soll  sieh  Atiophia  mestnicrica 
daraus  entwickelt  haben.  Vereiterung  der  Parotis  ohne  Lösen 
Ausgang,  so  wie  ConvuJsioncn  nach  Erkältung/  die  oft  plötzli- 
chen Tod  zur  Folge  hatten,  und  Brand  unter  Fieberbewegun- 
gen im  Stadio  recovalescentiae  ^  der  als  Crisis  aufti^it,  und  ein- 
jual  tödtete,  das  andermal  mit  Zerstörung  eines  Ohrs  und  der 
Kasenspitze  endete,  warea  die  übrigen  bemerketiswmheii^iach-* 
weben  des  Scharlachs. 

Die  Prognose  ist  von  Hrn.  Bemdt  triftig  und  walir  darge- 
-fttellt  (p.  Auch  widerspricht  er  mit  Hecht  die  gruudtbse 

Behauptung,  als  könne  der  Scharlach  zweimal  das  damit  scho« 
-einmal  befrllen  gewesene  Subject  ergreifen.  Auch  stimmt  Ree« 
vollkommen  dem  ürtheile  des  Hrq.  Verfs.  bei,  dafs  das  Scbw* 
lachficber  ansteckend  sey  (p.  43)-  Nur  Mangel  an  Erfahrung" 
und  vorgefafste  Meinungen  komite  solche  lächcrhchc  Hjpothe- 
:sen  gebären.  Man  sehe  nur  nieht  diueoh  die  mit  EigenlkibemA 
.Sophistik  buntgcfarbte  ßiillc,  und  taaii  wird  sich  gewiis.  rott 
4eT  unwidersprechhchcn  Wahiheit  hinretchend  überzeugen» 

Nuu  geht  (p.  44  ff.)  der  Hr. , Veit  zur  Untersuchung  iber 
die  Construction  des  ScfaAriachficbers ,  seine  Entwickeiung  und 
sein  Verhältnifs  zu  den  verschi^edenartigen  Zufällen,  und  führt 
hierüber  zuerst  die  Ansichten  Sxdenham's,  PUmU^'m,  WUhe^ 
rings,  Röschlauh's,  Reich's,  Marcus,  Kksn-'s  —  dessen  Mei- 
nung meisterhaft  vom  Hrn.  Verf.  widerlegt  ist  —  PJeuffer^s, 
H  endt's  —  auf  welche  beide  Schriften  miio  bald  znrückkom- 
Jnen  wird  —  Sch^,  Morton's,  Schrök'sj  Gohl's  und  Storches 
^r\.  Sehr  ungern  vermifst  hier  Recr  düe  Yclrtrefilichen  Werke 
-eines  IViLUin^  aus  dem  F^gl.  v  Friese  Batemann's  nnrh 
Jan^s  System,  eines  Aeä,  Cidlm ,  Rmfo^,  Stieglitz,  Frank's 
s.  w.,  diedoch  hei  einer  solchen  Mooogmphie  nicht  hätten  feh- 
len sollen.  —  Der  Hr.  Verf.  glaubt  nuu,  dafs  dat  Scharlachfie- 
bercontagium  (p.  57)  die  vegetative  Sphäre  des  meuschhchen 
Organismus  zuerst  er^ife^  und  damit  im  Ganglien -Nervensy- 
^em  die  ersten  ReacUönen  errege,  weil  in  diesem  jenes LebcoKH 
▼erhältnifs  sein  höhere*,  mereinigendet  Bwid  finde,  von  wo  m 
«ich  nun  unter  Leitung  dieies  Cysten»  die  nachfolgepden  Revo- 
lutionen hedingen.  .]>Mier  scheine  das  Ganghcnsystcm,  als  Ver- 
mittler zwischen  der  eigentlichen  CoMgion  und  der  nadihengei« 
ÄraiÜLheitsbildung  iv  «tehcv,.  lind  ciiem.  ia  dm  Organen  Reto- 
«MAo^  411  hedingen^  din     melften  uniec  j««iBeai  Ein^nsf«  der 


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.  perod^.,  über  S€iwlacbfieber<»£pidemie^  i35 

Sfrmng  ftclien.  Deswegen  empfange  etat  gastrisclie  und  Blui^ 
jgeGißtysftVttk  Sie  frühesleil  JBmflüsse  einer  veränderten  Ganglieiir 
9ti'iniiinug,  in  beiden  treten  demnacli  die  Zw^ig^  hervor^  jedocb 
''»cJieiÄe-  .aiuf  das  L^tepe  di«  groste  Uebertra^ng  statt  zu  üikIq^ 
und  .v«n  diesem  die  weitere  verästeinng  der  Krankheit  «lUiAiigo«- 
Jieife  .  Daber  seye  der  äusserst  schnelie  zUsammeogezogene  Ru)^ 
in  einem  gcreizteo  Zustande. der  Gangliennerven,  toh  welchem 
d.is  GcfiUssjsteni  seine  Aeste  einp fangt,  zu  sucheu.  Nach. dieser 
UeberlragüBg  der,  CönMgion  auf  das  Blutgcfiafssystenl,  Wel«l«e. 
itothwendig  werde,  um  durch  das  Fieber  zur  Austilguug  des 
anomalen  IfC^ensv/^hiltnisses  xu  wirken,  träte  nun  d^  Fi^ebe*  , 
mit  der  excessivesteu  Gefafsbewegung  Ii ervor,  durch  welche  die 
hö>chste  Wärme-Entwic^eluug  herbeigeführt  werde.  Ualae«tzunh  - 
duilg  nni  Ausschlag  giengen, jetzt  als  Ycrästeiungen  bei'yor,  vetl 
was  den  Icztcren  bctrifTt,  die  exccssivc  Gefa&bewegung  im  Schat- 
lacfifieber  durch,  .den  Eintritt  des  Bbites  ill  die  nicht  biutfü Ir- 
renden Kapillargeiafse  bedingt  werde,  worauf  dann  die  Rothe 
der  H^iii  bcwcirsey  dafs  keine  Ezsudation  vorbartden,  und  div 
Blut  vielmehr  in  den  Grenten  deif  Gffafse  eingeschlossen  sey^' 
insofern  die  Rothe  bcyni  Drucke  des  Fingers  9ch\%indct,  und  . 
nach  ai4jgehobeuem  Drucke  wieder  ein  freier  Zuflufs  gesUittet 
werde.  Jedoch  scheine  nicht  allein  die  ezcessive  Blutbewegung 
allein,  sondern  auch  eine<  auf  das  sympathisclte  Verhältnifs  mit 
dem  gastrischen  System,  gegründete  veränderte  Vitalitätsstimmong 
der  ^Haut  jon  dieser- veränderten  Tliätigkeit  in  den  das  Ilautsy^ 
^temconstUuirenden  nicht  blutführendeii  GefitfsenTheil  zu  haben. 
jBan  voi;^iglicbcf  Grund  läge  aber  wohl  m  dem  gesanimten  £r^ 
krankungsprozesse.i  Weh;her  sich  nur  durch'  ondliche  Ausscheir 
dung  des  Contagiums  Ifiscn  köimCi  weuu  zuvor  jene  Ausglei-  i 
chung  in  der  gegenseitigen  Erregung  der  Organe  und  Systeme 
durch  das  Fieber  vor  sich  gegangen  ist.  Das  KapUlargeföfssj- 
Stern  scheine  dh'scn  Ausscheidungsprozefs  zu  übernehmen,  weil 
ihin  durch  die  Kigenthümlichkeit  des  Contagiums  und  des  £r- 
krankungsprozesses  dieses  Gescjiäft  aufgelegt  wird,  wodurch  die 
Schöpfung  de^  Ausschlags  bedingt  werde,  der  aber  nicht  nöthtg 
zu  sevn  scheint,  weil  ä)  entweder  ein  mindrcr  Grad  conlagiöser 
Einwirkung  eine  mehr  einseitige  Erschöpfung  der  Krankheit  in  • 
der  Halsentzündung  bedinge,  6 )  oder  weil  eine  vorherrschend 
ausgebildete  liabeiitzündung  den  Proiefs  von  der  Haut  ableite 
luid  in  sich  erschöpfe;  c)  oder  endlich  auch  weil  die  Vitalität 
des  Hautsvstems  und  der  Stand  der  Erregung'  im  individuellen 
Organismus  dabei  sehr  in  Betracht  komme.  Deswegen  scy  der 
Hautausschlag  sehr  verschieden,  so  dais  er  im  höheren  Grade"  v 
wohl  an  Entzündung  grenzen  könne.  Die  Haisentzündung  be- 
(rtfieudy  so  hält  Hr*  B^rndi  (jj^  60)  diese  für  ein  vjresenUickoi  • 


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l36   Berndt,  über  ScI^irlachliebeiVT- £pidemier» 

>  Symptom  des  Sc]i«rlMM«l>my  donn  es  fdilte  «ie|  wid  nidilto 
•Ii  Am,  den  gaiiMu  £f|jrMikmigsprose&  in  steh  erstiekea. 
.Are  £ncliettnii»g,  sagt  er,  sebeioe  mit  4er  Affection^des'gastn'-. 
eeheii  Systems  in  der  uiBi|»teit  Verl^iMUiig  m  stellen ,  und  dei^ 
lialb  läge  dieselbe  der  SäbsrlacÜTeripftung  unter  allen  Zufällen 
em  nSdisteui  denn  "der  Organismus,  gemrohm  das  ihm  fremdarti-» 
He  nach  der  Peripherie  sn  'werfen »  fibe  dasselbe  Gesetz  in.  den 
«insi^en  Systemen  ans,  daher  erscheine  die  Halsentzündung  als 
tndjiclie  Vemiehtniigsslatte  der  Scharladhrergiftung  in  Beziehung 
nuf  dm  gastri^he  System.   Von  der  Erregbarkeit  des  Kdrpers 
lO^erbaupt  ,  voii  der  Dichtung  ^  welche  dsi  Gangiiensysre«^ 
^/knsbffeitun^  derKraakeit  vetslattet,  «ndutoa  der  kväftigereAOe- 
llfstlhatigkeit  hänge  endlich  die  niedre  oder  höhere  AuabSduiitjf 
.dbrseibeu  «ab,  iricUeioht  l>edbgte  auch  einigermafsen  die  Ner' 
fenirefbindon^  diese  Richtung  u.  s.  w.    Kec»  findet  dieser  Hy^ 
pothese  siemUch  glücklich  durchgeföltfti  kann  sich  indefs  von 
seiner  festen  Uebeczengung,  den  Seharladi  Itir  Hautentzündung 
SU  hahen,  bis  jetzt  noch  nicht  losreisscn.    Diese  Ansicht  bekräf- 
tigen auf  eine  unwidersprechliche  Weise  die  vier  Hauptzufalle, 
nemlieh  i.^di^  so  überaus  trockne  und  giühbeisse  Haut,  2.  der 
«chuclle  und  geschwinde  Puls,  so  wie  der  höclist  acute  Ver- 
laui   der  Krankheit  entweder  zur  Genesung  oder  /um  Tode; 
3.  die  schnelle  Verbreitung  der  Entzündung  über  alle*  ähnliche 
^ind  gleiche  Gebilde,  und  endlich  4-  die  Wasscrcrgiessungen. 
Die  Trockenheit  und  heisse  Haut '  Temperatur  bind  unmittelbare 
^  "Wirkungen  der  in  dem  CapillarkÖrper  und  CapilJargefassen  statt 
liabenden  Scharlach cntzmidung;  denn  diese  bewirkt  in  ihnen  ei- 
ne um  sü  stärkere  kranipfhalte  Zusammenschnürung  und  eine 
gänzliche  Verschliessung  derselben,  uud  eine  xu  gleicher  Zeit 
\xm  bo  stärkere  Wärme  ►Entbindung,  und  Zersetzung  der  orga- 
nischen Stoflc  in  ihre  Ekmeme,  je  heiliger  sie  ist.    Die  näch- 
ste Wirkung  hicvon  ist  Zuriickhaltiuig  und  Anhäufung  des  AVar- 
nicstülls,  und  seihst  der  unmerkiiclien  Ausdiiustuu^.    Die  näch- 
ste Lrsaehe  von  dieser  aber  ist,  ,dafs  die  zurückgehaltenen  und 
hettig  reizenden  Stoffe  das  urspriiuglich  und  entzündlich  al'h- 
cirle  organische  Gebilde  der  Haut  noeli  mehr  abnorm  anregcU| 
und  die  Entzündung  desselbeu  bis  zum  Cuiminationspunkte  stei- 
gern.   Deswegen  mufs  sich  das  Oberhäutohen  um  so  trockncr 
und  heisser  anfühlen  lassen,  je  heftiger  die  unmit.elbare  unter 
ihm  Platz  gegriffene  Entzündung  ist,   und  je  rascher  diese  ver- 
lauft.   Der  schnelle  und  geschwinde  Puls  ist  der  wahre  KeÜex 
der  Scharlachentzündung,   die  in  das  irritable  und  swisible  Sy- 
stem  des  allgemeinen  llautsystems   eingegriflen  hat.     Das  eine 
solohe  Entzündung  hegleitende  Eieber  mit  seinen  wesentlicheu 
oiid  zufälligen  Er:>ch€iiiuo|;ea  heurkundet  sich  daher  nothweodig 


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durch  jenen  Puls  und  verläuft  auch  in  demselben  Vcrhältoifs  selir 
hitzig,   endigt  sich  aber  so  leicht  uvaI  l)Ad  in  den  Tod,  als  iu 
die  Genesung,  und  ist  mit  Zufallen  ei;ies  al)nünn  gereizten  und 
entzündlich   afficirten  Nervensystems  aller  Art  verbunden.  Was 
die  schnelle  Verbreitung  der  Entzündung  über  alle  ähiUiclie  und 
gleiche  Gebilde  betrifft;  so  ist  dieser  Prcvzefs  (Tuich  die  Verbrei- 
tung des  Hautsystems  nach  Innen  und  Aussen  und  dem  harmo- 
nischen Zusammenwirken  leicht  ersicJitlicll.    Iliezu  kommt  ahei* 
noch  der  Umstand,  dafs  durcli  eine  krampfartige  Vcrsciiliessung 
der  das  Oberhäutchen  durchdringenden  Ausdiinstungsgefafscheu 
die  Abschc^dung  des  WaAnestoffs  und  andrer  durch  die  Verbin- 
dung mit   diesem  als  Gasarten   erscheinenden  Stoffe  gchindeit, 
diese  zurückgehalten  "werden  und  sich  nothwendlg  im  Korpei  der 
Kranken  anhäufen  müss<^^n.    Diese  iStoffe  verbreiten  sich  zu  liici- 
eher  Zeit  mit  dem  ^ich  entwickelnden  Scharlachcontairium,  durch 
die  Wege  der  Circylation  ini  ganze«  Körper,  aiticiren  als  ab- 
norme und  heftig  reizende  StoQe  das  Nervensystem,  vcrbrciteu 
Entzündung,   chemische  Zersetzung,  Auflösungen,   und  fuhren 
auf  diese  Art  direcle  oder  indireete  Schvs'äche  und  zuletzt  wohl 
gar   den  Tod  herbei.     Endlich  ist  sehr  wahrsclicmlich   die  bei 
dieser  Krankheitsforra  so  eigenthümlich    eintretende  Wassergc-^ 
schwulst  eine  Wirkung  eines  ünterhaltenen  entzündlichen  Zuslan- 
•des  des  neu  sich  erzeugten  Oberhäutchens  und  der  serösni  Haut, 
^Yelchc  die  innere  Seite  der  Gehirn-,  Brust-  und  Buuclihülilc  über- 
ziehe, so  Avie  des  Zellgewebes  selbst,  wodurch  die  normale  Aus-» 
ilüaslung  unterdrückt  und  durch  krampfhafte  Vcrschliessung  der 
Ausführungskanälc  diese  Sfofle  zurückgelialten  werden,  und  sich 
deslialb  in  einem  oft  so  bedeutenden  Grade  ansanmieln.  Glei- 
che Ansicht  was  die  Wassergeschwulst  betrifft,   scheint  der  Ilr. 
Verf.  (p.  Sa)  zu  haben,  welcher  bemerkt,  dafs  durch  die  in 
der  Haut  vorgegafigen^  Yeränderung  der  Vitalität  und  den  dar- 
auf erfolgten  Absterbungsprozcfs  der  Oberhaut  ein  Zustand  reiz- 
barer Schwäche  zurückbleibe,  wodurch  sie  zu  krampfhaften  Zu- 
sammenziehuugen  sehr  geneigt  werde,,  und  durch  äussere  £in- 
iliisse  leicht  erzeugt  :irerden  kdnne,  worauf  daim  Unterdrückung 
der  Ilautausdüustung  folgen  iniisse.  «Ree.  'g^tibt  nü^  dargethaa 
zu  haben,  d&fs  Scharf achBeber  ursprünglich  Hantci'itzündung  sey, 
deren  einzige  uud  i^hsie  Ursache  Aev  Sbkaiiäe'itstoff  xatj  und 
primär  das  Haiitorgan  und  tte  tn  dcuiselt^eo  sich  befindenden 
peripherischen  jSei-vebcodeu  aificiit^  diesen  Aflect  aLaty>6v  6o/<- 
sensuin  auf  die  üijrigcn'  Theile  d^  Organismüs  verbreitet,  Vou 
y/o  denn  die  Zuß^Ue  der  öitlicheii  Botziiuduugen  so  wie  dc*s 
angegriffenen  gastrischen  Sjstemk  herrühren  und  als  sekundäre 
Zufalle,  oder  als  Wirkungen,  oivht  aber  als  primäres  Leideu, 
.\vi«  der  Hr.  Verf.  meiiit.  beCi*achtet  iverdeu  intisseii; 


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i38   ßemdi,  über  Sdiarlachfieberü? 

<  Hr.  BernAs  autecgangeq  von  der  Idee  (p.  70),^  daU  tot 
fiptwickduB^  des  Scnarlacnliebers  die  Yetßdmtag  des 
Ken  NervensjsteiDs  einträte,  glaubt  nuiiy  dafs  es  zur  Verbutoiig; 
«od  AusbreitiiBg  der  Ansteckung  i.i^  mediziotsch  polizeüiclier  Hia- 
iicht  Mitlei  geben  müssei  wefehe  -  diirch  specifische  Erreguug 
auf  dieses  Gangliensjstem  jene  veränderte  LebeussttininuDg  in  die« 
aem  Systeme  so  wi,e  die  Empfänglichkeit  für  das  Gmtagiam  so. 
lange  mindern  oder  gar  unterdrücken  könnten,  als  die  Wirkung 
desselben  ips  Organismus  aqbäk. .  Datier  scIiien  ibm  die  voi^ 
Hahnenumn  empfohlene  BeUadonnaß  die  späterhin  auch  nock 
von  einzelnen  Aerzten  mit  Glück  als  Präservativ  gebraucht  wur- 
de, dieser  Ansieht  am  besten  zu  entsprechen,  indels  Itäh  der 
Br.  Verf.  die  von  HahneinaUf^  angeHibinte  iKisia  Ucm*  Er 
^er<frdnet  nun  die  Belladonna  auf  Iblgendc  Art ,      -  . 

iL  Eiciraöt  BeÜadonnae  p.  Gr,  fl^  .  * 
1  ^fuae  Cinam»  pinou  Une.  /.  .  /  .  -  .  , 

jlf»  D.  51  .    *      ■  » 

Hievpn  lafst.  er  nach  VerhSltnifs  des  Alters  in  den  Arsten 
^agen  Kindern  von  einem  Jahre  Morgens  und  Abende  Wei  bis 
drei  Tropfen^  und  ältereu  Kindern  auf  jedes  Jahr,  einen  Trö- 
pfeln mehr  geben.  Spaterhin  gebrauchte  er  noch  stärkere  iDe^ 
aeop  jedoch  blieben  zwölf  Tropfen  die  stärkste  Gabe,  lÜe  selbst 
den  alteslen  Kindern  gereicht  wurde.  Je  nachdem  die  Gefahr 
längere  oder  kürzere  Zeit  dauerte,  setzte  er  dieses  Mittel  vier 
Wochen  und  noch  länger  fort,  uhcv  alimählig  -wurde  dann  mit 
der  Dosis  abgebrochen,  und  nie  l)<?obncht<'tc  der  Hr.  Verf.  auoh 
nur  den  geringsten  Nachtheil.  Die  Versuche  selbst  wurden  un« 
ter.  der  Aufsicht  des  Hrn.  Beindt  gemacht,  xmA  um  eine  ricliti- 

Se  Uebersicht  au  erhalten,  wurden  Listen  verfertigt,  in  welche 
er  Name^  der  Tag  der  Auwendung,  des  etwa  späterhin  er- 
folgten £rkran- ens,  überhaupt  der  Krfoig  und  die  Dosis  genau 
aulgeacicbnet  wurden.  Das  Resultat  dieser  mit  sehr  grosser  Ge-. 
nauigkeit  und  Gewissenhaftigkeit  angestellten  Beobachtungen  und 
Versuche  war  (]:>.  82)  dafs:  * 

"4%  Von  iq5  tät'lich  dt  r  Ansteckuuü  ausücsclzten  Kindern  bei 
qer  mindesten  Gabe  des  Mittels,  und 'wo  keine  sichere  Con- 
trolle  Platz  greifen  koujjte,  i4>  und  hei  der  stärkeren  Ga- 
be keines  erkrankten. 
S.  Alle  diese  beim  Gebrauche,   c^s  Mltt^  erkrankten  KGidcr 

über^ndeu  eine  höchst  gutartige  Jvrankhcitsform. 
3.  Mehrere  hundert  nicht  der  unmittelbaren  Berührung  mit 
Ki'anken  .ausgesetzte  Menschen,   gebrauchten  dieses  Mittel^ 
bis  zum  a^anaigsten  Jahre,  und  biieben  völlig  frei, 
4«  Schwnt  sieh  aus  allen  Versuchen  zu  ergeben,  dafs  es  wjrk- 
Uck  möglich  sejTy  durch  püidktüche  allgemeine  Anwipndung 


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.    »  » 


I' 

des  Mittels  iu  grössern  alß  die  von  Hahnemann  cmpfoHenea 
Dosten  eine  Epidemie  vollkommen  zu  unterbrechen.  Zut 
Bestätigung  des  Gesagten  fülirt  der  Hr.  Ve\{.  die  Bürgschaf- 
ten eines  Hufeland,  Jördens ,  Speun  ,  EttniüLUr ,  Schenk  j  Hede- 
fiujf  Gumpert j  Rauschefthuschj  Spiritus,  und  die  Abhandlun« 
gen  »seh vv edischer  Aerzie  B.  3.  i8i6  an,  die  alle  damit  sehr 
glückliebe  Versuche  gemacht  haben.  Recensent  bezweilelt  nicht 
das  Gesagte,  hätte  aber  doch  gewünscht,  dafs  der  Hr.  Verf. 
Lei  der  einmal  gebrochenen  Bahn,  seine  Versuche  auch  noch 
mit  sonstigen  Mitteln,  die  mit  der  ßrlhidonna  mehr  oder  weni* 
gcr  übereinstimmeil,  und  specifisch  das  Ganglien- IN  er vensjstem 
aiiiciren,  wie  z.  B.  Helleborns  fuger ,  Grntiola,  Pidsatilla,  Acom 
niium  ,  Hjroscyamus ,  Datura  Stramonium  u.  s.  w.  erweitert  hat'* 
te»  Ks  wäre  sehr  zu  wünschen,  dafs  die  practischen  Aerzte  mit 
einer  so  hochwichtigen  Sache,  die  auf  Ausrottung  einer  der 
fürchterlichsten  Kinderkrankheiten  zielt,  eher  genaue  Beobachr 
tungen  und  Versuche  austeilten,  als  gleich  darüber  lieblos  dea 
Stab  zu  brechen J  —      ■       •         .  ^  .  ' 

Was  die  Behandlung  (p.  92}  betrifft,  so  verschaften  dem 
Hrn.  Verfass.  die  Brechiiiittel  aus  Ipecacuanha  ivfk  Anfange  der- 
Krankheit        lierrliehsten  Nutzen.     Vorzüglich 'hulfreich  zeig- 
ten sich  diese  bei  der  mitiScor/a/ma  verbundenen  Angina  mm*^ 
krofuteea,     £r  fand  sie  aber  nicht  günstig  bei   den  kShereü 
Graden  des  Fiebers  (p.  g3),  denn  alsdann  wurden  die  Conge«  / 
stiooen  nach  dem  Kopfe  zu  sehr,  befördert*   Uebrigent  wnrdea 
sie  aber- nicht  ids  Scfkhe,  sond<yrn  als  ßseitantiß  gegeben,  um 
durch  di^  bewiikte  Ertdiiittaiug  eine  mehr  jgere^tf  Vordiei« 
lung  der  Vitalltfit  Iii  den  eilixelfien  Organen,  tu  bedio^eo.  Ab* 
föhrungsiiiftMl  wandte  indefa  der  Hr.  VetC  nie  an  (p.  93\  weil 
ve  durcü  ibre  beftige- Wirkung  gar  xu  leicht,  dfe  kind^cfae  aar»  ' 
.  te  OrgainaaiioB  «errötteten  und  bdefast  gefahrltcll  wnfden*  Bä* 
gegen  aber  qxitaten  (p.  9 5)  dem  Hm«  Terf,  köUende«  die  aite* 
nette  Tb?tigbeit  abafiennende  Mittel  ^  Hier  widar^cbl  aieb 
mw  der  Hr*  Verf.f  denn  wenn  er  (p.  91)  daa  Schaibobfieber 
IQ  ^llgemein^  f&r  gastriaeb »  entafindKcb^  Natur  bÜt,  wanua^ 
wendet  er  bier  die  Emmumti  niebt  ida  sokhe,  sondern  ab' 
mtantia,  und  warum  keine  Laaem^iiH  an?  Sind  sie  denn  -nicbl 
die  Hauptmiuel  gegen  gastriscbe  Affectionen?  und  müssen  dteae 
Biciit  Mkeekierdings  duicb  die  gastrisdie  Metbode  entfernt  wer« 
den,  üXi  die  Heilung  rationell, sejn?  uu^d  beurkundet* niebt  Hcw 
'Berndt  stiUsdiweigend  durob  die  Anwendung  seiner,  rein  an* 
lipblogistiseiien  Mittel  hie  rein  tntzüMßicke  Affeetitm  desMmUgi^ 
häd^  im  SiJutifUfche j  da  doch  die  gastriscbe  A£fectaon  naeb  sei* 
ner  frfiberea  Aeosserung  ein  sowicfatigei  und  notbwendiges  Ageaf 
inr  EnlwickiMungi  das.  Sduirbi^  ist?!  Alieb  so  gebt  ea  in  der 


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Ho  Bä>nA'i  ober  SdürilidiadiäMEpideiBie. 

Hcilk^ntle!  theoretisircnd  entfernen  sicli  die  Acr/.tc  von  einander 
hl  divergirondcr  Richtung,  ein  end  sie  am  Krankeoiiette  doch 
«onVergircnd  frcuiulliclj  si«  Ii  nalrcrnl       *    "  * 

Bei  erschöpt'eudcn    Dinchraiieu    wnrdcn  Mucitaginosa  mit 
Opium  heilsam  gefunden  (p.  96)  ol>  auch  in  Verbindung  mit 
jirmnon»  muriat/    Indefs  genasen  die  meisten  Kranken  aueh  /)hno 
allen  innevn  Arzneigebrauch  hlos  durch  eine  vernünftige  Diät, 
und  ein  zwekmasslges  A'erhalten.     In  der  Ahsclnijipungs-Pfrio- 
de  (p.  99)  wurde,  ein  wärmeres  Verhalten  beobachtet,  welches 
oft  noch  durch  den  Gebrauch  des  Spültut  Mindercri  unterstütit 
wurde.  —    Im  höchsten  Grade  der  Kiitziiinhuig  (p.  100)  wur- 
de  Kali  nitricuni  mit    OTyrndl.   si/npl,->  auch  Blutentzicbungen 
bis  zum  Stadio  decremenii  der  Krankheit  angewandt,  worauf 
dann  ein  gelind  diaphoretisches  Verhalten   anempfohlen  wurde. 
Die  Ent/.üiidunccn  des  tliiterleibs  erforderten  mehr  oder  wcni- 
gcr  kräftige  antiphlogistische  Mittel,  i.  B.  Mercurius  dtilcis.  Die 
Gehirnentzündung  mufstc  durch  widerholte  Biutentiecrung,  kal-^ 
te  Umschläge,  Nitrumj  und  durch  Alercur.  dide.  in  grossen  Ga- 
ben bekämpft  werden.    ]>ie  U^ergies^ungien  mit  kaltem  Was- 
ser kouDte  der  Hf«  Verf.  wegen  des  glrosaeu)  Vorurthcils  dage- 
geii  nicht  anwenden.  .Gchirneutzündungen  im  höhiercn  Orade , 
IfTurde»  Mken  geheilt.   Auf  wiederholte  und  kräftige  Blutont- 
leemngen ,  wobei  man  nicht  zaghaft  sejo  d|irftQ|  befand  sich  ^ 
Hr.  ßcrndi  am  besten.  •  Bei  Kindern' wurde vote*  ,x«r  Ader  ge- 
lassen, aber  desto  mehr  Blutigcl  gesetzt.  — .  SA  dem  Scharr 
kchfieber  mit  adynamisdiem  C^paracter  iau(jtc  verscliieden  get 
bandelt  werden.    Bald  waren  Blutcntziehungen  bei  Ueherfulluu«* 
gen  der  Gcfässe  des  Kopfes  nöthig,  h^id  mosten  Escitaiuiai 
Aamentlidi  Baldrian,  Scrpentana,  Afaica,  Mnschos  in  grpsseii 
Gdioa,  j4cid,  miiriat,  oxygena!.  angewandt  werden.  —    DiM  ^ 
Wassersucht  durch  unterdrückte Hiiutausdünstung  entstanden,  wurde 
durch  Diaphoretüa^die  eiitzündliche  W.  durch  Antip/dogtJiieahesel' 
tigt^  Tartahu  depurlmit  OxjrmM-A^iaü^yviiTfBiioch  «in  flauptmitteL 
Sprach  sich  dabei  noch  ein  Entzündungsleidenaus^  da  leistete  der  Mei^ 
^cur,  dulcis  und  warme  Bader,  und  Bähungen  ausgezeichnete  Dienstf^ 
SelliBtBltttenltiefauii^War  bei  einigen  entzündlichen  Wassersuchten 
dringend  nöthweudig.    Bei  der  Gomplication  der  Wassersucht 
mit  Würmern  leiteten  einige  Dosen  veÄöfst es  Quecksilber  guten 
Erfolg.    Das  üebrige  in  dcir  BehaudinUg  der  ScoHatma  ist  nichts 
Erhebliches. 

Am  Ende  (p.  442)  bemerkt  Hr.  Berndi  noch  die  CoW* 
Stens  der  Bötbein  mit  dem  Scharlache  in  einigen  Orten.  Auch 
führt  er:  noch  das  VeWiältnifs  der  häutigen  Bräune  ralt  Schar- 
lach&dbier         Als  Prophdaxis  leisteten  bei  gcliudeu  katarrhal!-" 
«Ken  Bescbweiden  mit  ScharlaclieBreclBiiiittcl,  wsicfae  den  Au»^ 

-  N 

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/ 


ff  « 

• 

brach  der  Angina  membranacea  gleichsam  unterdrückten.  Bei . 
*chon  höheren  Graden  dieses  fürchterlichen  Ücbels  wurden  von 
io  derartigen  kranken  Kindern  drei  durch,  nicderliolte  kräftige 
Bluteiitleerungcn  und  durch  ao  .3o  Graji  versnfstcn  Queck* 
eüben  iuiiei^halb  .  a4  ^uiindeii  |perettet.  Schwefelleb^r  blieb 
fruehtlc^s.   -  • 

'Ree.  schlieisi  dlc^e  Kritik  ttlt  der  Versteherung,  dafii  dl» 
Madige^  kräftige*  und  heiclieideiie  Darstellung,  die  gute  ZeteW. 
ttttng  des  Sdnfimfiebeie  und  seiner.  verschieaeDi^geii  Nüancea 
und  CcunplioitioDei».,  jje  wie 'die  inil  Uiiisic]it|tiiid  Ruhe*  an^e- 
jteOteti  BeoiNichtiuigeir  und  VerMicbe  des  Herrn  Bemdt  in  dfir 
Yörlie*^undeu  Schrift,  ihm  viele  Freude  geämcht  iiaben,  und  dem 
.  Iij>h>-  YeTf*  WHsgeii  seiner  isehr  gtit  angeoTdiieteQ  mediiciiusclk-poli-* 
seiil^hen  ^lasregchi  uiid  ^  der  ^liic^ch  gelungeuee  VersuciM 
mit  der '  Btdladon^ia  alü  ^h^tzmittel  gcgea  SdiiarkchversiTtiiiij|p 
die  voUkommQ«  Zufriedenheit  Mi  ä'tlieileu 'stcl|  verpflietiifl 
luide.  y.  /  .X.  /  * 


ßoBAnnti  RüDöipag  TaoRBtcts,  Zwoüa^Batan,  Pküos.  theoreu. 
et  Iii  erw.  human.  Candida^i^et  in  aead.  Lugduno^Batmm 
Sittdiosi,  AeJjponsie  'äd  ^uiiefiivnem  phäisophjieaim  de 
eo,  quodß  in  dogmttttcis  oppugnandis,  inter 
Academico*  et  Seeptic  os  interfait.  In  certamine 
literario  cit'ium  academiarum  ßelgicariun',  die  VI  II.  Mensig 
Feitr,  a.  MDCCCXX^  ex^  sententia  ordinis  philosophkm  theo^ 
reticae  et  liierariim  hum.  ac/idemiae  Lugd,  Hatai^aß,  p  r  aemi^ 
ornata.  Lugdiini  Bata^orum j  apud  et  J,  Lucht moMäß 
acad,  tjrpogmphos ,  MDCCCXXL^  4QO  eh^gedruckt&  SU* 
ten  in  grofs  (^uart. 

Vor  Kumei  .lisben  wir  in  diesep  Jahiifichem  (iSaa.  Qet) 
eine^  Schrift,  desselben  jungen  Gelehrten  iüber  den  Asinius  Poili» 
'mit  dem  ihr  gebfihrenaen * Lolie  angezeigt:  hifr  haben  wir  eine 
andere,  inaserst  gehaltreiche^  io  einem,  etwas  verschiedenen  Fache 
vor  iins|.  voll  der  wir  um  so  mehr  eine  nusfiibrlicke  Anzeige, 
geben  welleo,  da  sie  von  sehr  grossem  Interesse  ist,  und  deo« 
uoafa  in  .  Deutschhuid  nicht  so  verbreitet  wenden,  rnddite,  als 
sie  verdient.  Wir  g^n  ohne  weitere  .Vdrb«{merJ(jungen  m\k 
;$iche.  *  '  - 

Die  Einleitung  zählt  die  Quellen  der  Irrtlifimer  in  dei^  Gj^ 
schichte  der  alten  Philosophie  äuf,  dann  die  iH^n^i;  die  den 
UntierKhMtd.  swiidie^  den  Akademikern  iind  Pi^^^hmiikern  aög|* 


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l4*i  Thorbeeke  cwimeiitatio« 

ben  trollten )  und  anopaben,  bis  auf  Krug,  ihn  aber  tlicils  nicbt 
^eiiau  auffafsteri,   tUeils  beide  für  ziemlich  gleich  «hielten.  Die 
Abhandlung  seihst  xerf^llt  iii  drei  Theilc.  /.  Methode  der  Ac.ad^ 
und  Skeptiker  in  Bestreitung'  der  Do^matiker ;    II,  Unterschied 
beider;  III*  Ursachen  des  Unterschieds.  L  4.  Cap*  Begriff  und 
Form  des  Skepticümus.    Er  erscheint  in  mannigfachen  Formen^ 
dalier   seine  verschiedenen   Deniiitioncn.    Er  wird  betrachtet;  ' 
subjectiv,  als  Gemijthsstimrpuug,  Form,  Metbode,  Kunst:  objec- 
tlv,  als  System.    Als  (yeinüthsstinunung  ist  es  der  Zustand  der 
Seele,  wenn  sil  an  Allem  zweifelt,   so<j;ar  daran,  ob  an  Allein 
SU  zweifeln  sc}.    Dieser  Zustand  kann  nur  in  abstracto  gedacht 
werden.    Als  Kunst  ist  er  Fertigkeit,  allen  Gründe»  gleich  ge- 
■wichtige  Gegengriinde  gegenüber  zu  stellen.  Er  darf  aber  keinf? 
Steheod«  Principien  haben;  sonst  ist  er  Dogmatismus,  sondeiu 
mnfs  DW  ex  concessis  dnd  ad  die/n  disputiren.  Das  Resultat  die- 
•ser  Kunst  ist  dann  der  ohjective  Sk.^  wenn  er,  der  an  sich  kein 
-  eigenes  Feld  hat  und  haben  will,  in  das  Gebiet  emes  Syslcmcs 
^^üfjilll  und         gleichsam  durch  Aushöhlung  desselben  and  Ein- 
nistung dic'  Grestalt  eines  Systems  erobert.    Auf  diesem  Zuge 

*  aber  ist  er  in  Gefahr,  indem  er  seine  Rolle  an>  besten  zu  spie* 
Icp  glanibt,  in  das  seine  Natur  eben  so  gut,  wie  das  Behaupten, 
»afliebemle  positive  Läuguen  xu  vei  fidlen,  oder  gar  in  das  Behaup- 
jtea  des  G<igetitheils«  £s  giebt  In  der  Erscheinung  des  Sk.  Grade. 
Der  höchste  ist,  wenn  er  blois  mgiebt:  phaenomena,  conscicntia 

•  nostra  conc^taj  ad  assensiun  actiommque  cagere ,  aber  alles 
Uebrige  ihm  zweifelhaft  ist.  Im  xw^eitcn  Grade  giebt  er  iw, 
es  «'cbe  wohl  eine  sobjecüve,  aber  keine  zwingende  objeclive, 
Wahrheit;  im  dritteo:  unsere  Begriflfc  ^on  den  Dingen  entspre- 
chen nicht  den  Diagen  selbst;  im  vierten:  die  Wahrheit  zu  er- 
k^nv^  ist  sieht  an  sich  unmöglich,  aber  sie  ist  noch  nicht  er- 
kannt. >  —  In  Bexichung  auf  deu  Inhalt  giebt  es  einen  physi- 
kalischen, logischen,  psychologischen,  moralischen,  theologischen 
u.  8.  Skepücismus.  Seine  Form  hängt  ab  a,}  von  dem  je» 
desmaligen  Znstande  der  Philosophie,  h.)  von  seia^  Ausbildung,. 
«.J  \OD  dem  ihm  cnt^eustehenden  Dogpiatismusj  d,)  von  dem 
Geiste  und  der  Bildung  der  Skeptiker.  %,  Cap.  Sk^ticismu9 
vor  Pyrrho,  Sein  Princip  ist:  rh  icetvrl  Xoyu  Xbyou  t<TOV  kvrt' 
KeTcÖM,  Schon  die  £leatiker  fanden  sich  durch  den  Widerstreit 
der  0Mvop^»v  und  vowftiituif  genöthigt,  ein  gedoppeltes  System 
Sil  gründen ,  ein  rationelles  und  ein  empirisches.  Diesen  Wi**^ 
-derstreit  finden  wir  auch  bei  detei  Heraklitus,  der  vom  Skepti- 
cismus  zum  Dogmatismus  üi) erging.  Die  £leateu  und  lAegarikci: 
eröffneten  '«»erst  deo  iörndielicn  Kampf  gegen  den  Empirismus. 
Pie  letztero  bauen  von  den  Sokratik^rn  nur  die  Dialektik  ange- 
•ommep.  Da  mufste  der        hervorgeben*  Die  Ütern.  Fhiloso* 


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Thorbecke,  commentutio;  tAS 

plien  hatien  nicht  daran  gedacht,  dafs  unsere  BcgrllT'»,  die  wir 
Tüll  den  Dingen  haben  ^  von  den  Dingen  selbst  verschielen  scyn 
können*.  Als  jcno  auf  den  Gedanken  kamen:  die  Sinne  lehren 
uns  nicht  das  Wahre,  und  auch  der  Verstand  nicht,  der  ja 
aus  ihnea  schöpfen  mufsj  da  lag  der  Schiufs  nahe,  dafs,  wenn 
beide  einzeln  uns  tauschen,  sie  die  Wahrheit  verbunden  auch 
niclit  gehen.  Ans  der  Mitte  des  Empirismus  selbst  holt  der  S^» 
^eine  VVaften.  Der  Widerstreit  der  Scnsibilien  und  Intelligibilicn 
nötliigtc  zur  Aufsuehuug  einer  Kunst,  der  die  Entscheidung  die* 
6es  Streits  anvertraut  werden  könnte.  Dliese  schrieb  das  Altef« 
thuui  dem  Zeno  und  Parmenides  bei.  Die  Waffen  der  Dialektik, 
die  die  Megariker  geilen  d^a  Empirismus  führten,  sind  eben  die 
Hauptwaffen  des  Sk.,  der  sich  vorzuglich  in  den  WidersprücSen 
der  Philosoph] een  verschanzt.  Die  Sitte  diafektiscli  pro  ei  cdntra 
%\x  disputiren '^uid*  Pjrrho  scHon  vor.  Das  hrä^siv  bei  gleich 
starken  eatgcgeilsetzten  Gx^inden  '(die  sich  ja  bei  alten  Dingen 
üuden  lassen,  nach  Protagom)  hatte  schon  Sokrates  ab  notb* 
wendig  erkanof.  Atif  den  lo  Grundsätzen  (modis,  t^ottok^  des 
Pyrrho,  die*  fast  aUe  von  4er  Täuschung  der  ErkenntnÜa  durch 
die  sinne  hergenommen  sind,  sieht  man  anch,  dafs  der  ^k.  aus 
dem  Kampfe  gegen  den  Bmpirismn^*  entstanden  ist.  Nur  ^spater 
bekam  er  veitern  Umfang.  Auch  die  Sophisten,  mit  ärem  Dis- 
puttren  in  utramque  pariema  waren  eine  Quelle  4^  woni 
'  noch  kam,  dals  die  grdfsten  Plulosopbe^  endliiJi  merkten,  dais 
«e  der  Natur  pii|  ihrem  Forschen  ni^ht  auf  denpruud  kommen 
kSnolen,  und  sa^en,  der  Menseh  wisse  nichts  und  könne  nicht»' 
wissen,  so  dafs  Sokrates  aün  £nde  behauptete,  man^  dnrfe  oadl 
|enA  Dingeu  gar '  nicht,  forsehen,  man  müsse  von  derPhilosoBhio- 
iittr'lfcben  und  .sterben  l^nen,  uAd.  seine  Weisheit  sej  zu  Wisp- 
seu,  dafs  er  nichts  wisse.  Se^n  Schüler  Plato  disputirte  i  ber 
Alles,  suehce  bei'  jedem  Satze  »die  ihm  gegenüber  stehenden 
Grunde,  un4  sein  Resultat  war  Wahrscheinlichkeit,  nicht  Ge^ 
•  wifshcit .  Das  reizte  den*  Aristoteles,  zur  Opposition  «und  er 
stellte  sich  als  vYertheidiger  d^  Emp.  und  Dogm.  auf.-  Die» 
'mnfste  dann  wieder  den  Sk.  auffordern,  und. da  jener  im  Eifer 
oft  Biös$en''giebt,  so  hatte  dieser  desto  leichteres  Spiel.  Nach 
und  nach  waren  in  4^  Philosophie  fast  alle  möglichen  Formen 
des  Dogmatianms  da  ge\fresen^  woraus  sich  der  univmell^  Sk» 
bilden  konnte  und  mufste.  So  «rief  in  neuerer  Zeit  V^olft  Dog^ 
matismus  Humes  Skepticismns  hervor,  und  dieser  wieder  Kanta 
Philosophier'  J..  Cap,  Dar .  9cUmd€U  SL  £r  hat  a  Perioden 
von  den  Oröndem  der  betden  sogenannten  Schulen,  Pyrrho  und 
Amesüttimu»  P.  Grundsatz  war  iin  Theoretischen;  9whf  Ofl^Btv^ 
im  Px&tischcn:  fiafikv  iiai^^fstp  ^ijv  ^  re^ifiateu.  Er  scivieb 
nidilfy  ab«r  «m  Schvleir  Imnstt  v^a  Phlias^  dcx  Sillu^pii« 


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l44  ThorJbecke  eomfuentatio« 

Sein  Gniii(lsatz^ ist:  Zweck,  .dc:^  Lebeus  ist  Erreiclion«;  des  liöclir 
sten' Gutes«  Die  hScfistc  Glückseligkeit  ist  nicht  (M-reichbar  ohuif. 
die  k(Pi(ffi»' {^ese .heHeiitiing  £eh\t  bei  Schneider]  d.  i*  i-rro;^,?. 
und  die  daraus  folgende  «racf«^/«.   Die  zweite  Sobul«  begmot 
mit  AenestdemuSy  aus.  dessen  Bitcberii  wir  bei  Pb<»ftius  Ausluge 
Ilaben.  Gniudsatz:  Ucv  ßißeti9ifBig  iu^&hf^f  Jire  it\ou9$ii9wgf 
UJC  Stb  fihf  im  vüiniTMf.   NacB  dem '  Pjnlio  und  Tinon  nem- 
tich  balte  die  neuere  Academic  (Arkesihs  und  Kanieafes)  die 
Bekämpfung  des  D^malismuä .  mit  Glanz  ulbemommen,.' und  die 
Pyrrlioniker  mufsten  in  den  Hinl^ergrund  treten«   Aber  als  sieb 
die  Academie  selbst. -wieder  zum  Dogm.  wandte,  da  konnte  der* 
Sk.  wieder  das  Feld  besetzen«  Aenesidemus  trat  .auf  und  sclirieb 
mehrere  Bficfaeri  aus  deren  einem  Sextus  Bmpirikus  Titel  nod 
Anordnung  seiner  'Pfrrhaman,  Hjrpotjpos,  i\ahm. .  Er  blieb  abef 
nicht  reiner  Skeptiker,  sondern  vemiiscbte  den  .Sk«  mit  ^et  Pbir 
losophie  des  Herakütus.  Jfun'  trat  Sextus  £mp.*  ^uf  (cui»  taifi 
Hr.  Tb.,  ^uem  anieponai  tata  anti^uitiu  höhet  nemuum^  wmm 
Aristotttem  ^  quem  aequiparet ),   Dieser  giebt  das  VollstSudigSte 
und  Genkueste'  über  das  Wesen  des  Sk.  Der  Sk«  ,deir  behaup» 
tet:  JiiM  poist  eomprehendi,  erfafst  ( comprehendu )  doch  die 
Sätze  der  Dogm^tiker,  die  er  bestreitet,  und  hebt  also  gleich 
iron  Anfang  sich  selbst  auf.    Dicl:>  s<!t/.t  iliin  der  Dogiu.  cutge^ 
|[cn.    Er  mufs  also,  was  keine  Pliilosopliirart  zu  tliuii  braucht; 
»eine  Existenz  begründen,  und  thiit  dicls,  indem  er  das  skep- 
tische compreheiidac  (ohne  Ilücksicljt  «ui  die  KvisieniL  Jci  Sache) 
"Toin  Dogmatischen  unterscheidet,  iiul(  la  er  keinen  Üat^  aufstellt, 
nie  seciuidum  bby^xk  suum ,   sondern  immer  secundum  ttk^os 
spricht,   ja  sogar  das  ^Vort  sayn  nur  in  der  Bedeutung  von 
»scheinen  gebraucht.  Für  ihn  giebt  es  kein  critcrium  cognosccndi, 
wohl  aber  ein  criterium  agcndi  fürs  Leben,  das  <^:iLVQfJt.EVOV^  Man 
kann  den  Sk.  zvvar  im  Allgemeinen  LtHiaclitcn,  in  wie  fern  er 
^»ich  von  allen  Philosophenschulen  unterscheidet,  und  specicU  nur 
(^EihyMJ  Xoyu})  als  negativen  Dognuitismus.    Aber  in  diesem  üc 
gensat/,e  erscheint  er  klar;  für  sieh  allein  hat  er  gar  keinen  Stoff, 
kein  GtJjit't,  sondern  fallt  in  sich  selbst  zusarameu,  wogegen  er 
im  kampie  sich  entlaltct  und  stärkt.    Die  alten  Pjrrhouiker  ar» 
gumcntirteu  ex  reriim  ipsarum  dis>crsa  natura^  quae  cogat  assen^ 
sum  cohtbere;  die  neuern  kämpften  ge^en  ^die  PJiilosophixwtwtf 
der  Dogoi.  und  jgegeu  ihre  Fehler, 

»  ■ 


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iO.     .Heidelberger  1822. 

Jahrbücher  der  Literatur. 


Tfiorheck^  eommeniaiio,  .  , 

{B  t  seh  iufs.) 

er  wahre  Sk.  verwahrt  sich  gänzlich  Tor  Zustimmung, 
die  Ihn  aus  seiner  Gleichmüthigkeit  bringen  würde j  ja  wenn 
sein  Widerspruch  die  Wagschaale  zu  stark  auf  seine  Seite 
herahdrückcn    wilf,   saclit  er  durch  Gegengrunde   sie  wieder  *  ^ 

ins    Gleichgewiclit  im  bringen,  und  er   erkennt  Dogmatismus 
nicht   nur 'bei    denen,    die  sagen   omnia  posse  comprekendi, 
sondern  auch  bei  denen,    die  sagen  nikil  posse  comprehendi^ 
nnd  gegen  beide  kämpft   er.     4.  Cap.    Die  Academic.  Ihr 
Kampf  mit  den  Doginalikcrn.    Arkesilas  führte  die  Academie 
aus   der  Ruhe   wieder   aut"   den    Kampfplatz.     Sein  Studium 
des^Plato  lehrte  iiin  für  Alles  und  gegen  Alles  zu  disputiren,  • 
und  der  starre  Dogipatismiis  des  Zeno  ripf  ihn  auf,  diese  Waffeu 
gegen  ihn  zu  kehren,  der  den  längst  verstorbenen  Pl^tto  an^niiT. 
Das  ist  der  Anlang  der  neuen  Academie,  die  in  ihrem  Kampfe 
gegen  Zeno  viele  Aeliiiliclikeit  mit  dem  Pyrrhonismus  zu  haben 
scheint,  weswegen  auch  Numenius  meinte,   Ark.  habe  von  der 
Academie  nichls  ;ils  den  Namen  beibehahen.    Aber  Cicero  sagt 
bestimmt,   er  habe  blofs  die  Disputir weise  des  Sokrates  wieder 
aufgefrischt,  und  nur  noch  verstärkt,   denn  er    ^>negabat  esse 
qmdquam,  quod  sein  possit:  ne  iflud  quidcm  ipsum  ^  qiiod  So  \ 
crates  sibi  reliquissct  ( viddicet :  scire  scj  se  nihil  scirej.a.  Zeno, 
gegen  den  Ark.  kämpfte,  behauptete  dagegen  die  vollkommenste 
Wahrheit  der  sinnlichen  Anschauung:  yuerum  visurn  dicftis  iin^ 
pressuni  ejfictunique  ex  eoj  unde  esset,  quäle  esse  non  passet  ex  * 
eoj  unde  non  esset.<L    Gegen  diesen  ging  der  ganze  Kampf  der  > 
neuen  Acad.,  weil,  sobald  er  galt,  die  Platonische  Ideenlehre  und 
der  ^unze  Piatonismus  fiel.    Seine  Opposition  gegen  Zeno  war:  ' 
si  ulli  rei  snpkns  asscntictur  unqnam,  aliquando  etiani  opinahitur: 
nunquam  aitlcm  opinnbitur;  nulli  igitiw  asscntictur.    Aber  schon 
das  Alterthum  beliauptete,  Ark.  scy  blofs  exoteriscI|  ein  solcher 
Aporetiker  gewesen,  gegen  Vertrautere,  esoterisch,  ein  Dogma- 
tiker,   imd   sein  Sk.,    sagten  besonders   die  Dogmatiker,  se/. 
blofs  geheuchelt   gewesen,   da  kein  Mensch    sey  ,   der  nicht 
im   Denken,    wie    im  Haudeln,    etwas   Bestimmtes  als  wahr 
annehme.   Denkbar  i>t  wghi,  dafi  Ark,  ^inen  Yertrauteni  ^ 

10 

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i.46  Thorbecke  commentalk». 


Sclucr  PlatonlkeT,  seine   innerste  Urbcr/.cugung  über  Dies  und 
Jenes  lulttlielltc,  tials  er  aber  öÜcntlicli  acadeniisch ,  d.  1.  inciits 
cnlscheldeiKl ,  (llsputirtc ,  welches  noch  nicht  bcifst  Skeptici>rtins 
heucheln.    Dari<bcn,  und  das  isl  besonders  zu  beachten,  hatte 
und  lehrte  Ark.  auch  die  ersten  Gründe  einer  praktischen  Pro- 
babilität  fürs  Leben  und  Hrfndeln,  die  dann  Karnnadcs  tieler  be- 
gründete und  sogar  auf  eine  thcorctisciH?  \V;)hrs(  l»(Mijbrhkeil  (des 
firkennens)  übertrug»]    Des  Kam.  Hauptredner  war  Cluysippns. 
Ohne  Chrys.,  sagte  er  sel1)s:t',  wäre   er  nicht.    Sein  llaiiptx.it/. 
war:  es  giebt  kein  Kriterium  der  Wahriitit,  o(b'r   wir  haben 
kein  Organ,  womit  wir  die  Wahrheit  erkennen  können,  da  Vcr- 
Jiunft,  Sinn  und  Phantasie  uns  tauscheu.  V^eranlassung  zw  di(;scin 
academisc^sen  Sk.   hatte  Plato  gegeben,  durch  seine  bestinimrc 
£iit Wickelung,  dafs  die  •  innc  uns  keine  Wahrheit  gewähren,  und 
als  er  diese  Quelle  der  Erkcnntnifs  aufge^el>eu  hatte,  die  Kr- 
kennlnifs  selbst  aber  doch  uidlt  falu'en  lassen  wollte,  fluchtete 
er  sie  in  die  IdeeOi-und  eatzog  ihr  Gebiet  dadurch  den  iichra«- 
lieii  (kr  Kifabrung,  ohne  die  wir  doch  nicht  zu  uIIgemieiDea 
J^egriflca  kommen ^  SO  dafs,  Wer  die  Zuverlässigkeit  der  siimli- 
fchen  Wahrnehmung  auflieht,  auch  die  Würde  der  Vernunft  un- 
tergräbt.   Gab  nun  «Eiiu  r  Plato's  Hypothese,  dafs  ErkenBtiiifs 
d>eD  doch  «eyn  mfisse,. Preis  (auf),  entweder  weil  er  sie  nicht 
beweisen  konqte^  oder  weil  er  sie  nicbt  für  nothwcndig  bielt^ 
so  stand  er  am  Thore  des  Skepticismus.  Kam.  schlofs  nun  so^ 
die  Vernunft  bangt  so  mit  den  Sinnen  •  zusammen,  dafs,  wenn 
diesen  nicht  zu  trauen  ist,  auch  sie  keinen  Halt  hat.    Da  sie 
nuü  nur  durch  die  tausclicnden  Sinne  sieht,  so  giebt  es  für  uns 
kein  Mittel  zur  Erkeuntnifs,  und  auch  dieser  Sat^  ist  nicht  ger 
■wifs,  weil  sonst  einer  von  der  UngeVifsbeit  ausgenommen  wäre. 
Bei  allem  dem  hing  er  aber  doch  am  Plato  und  behielt,  obwohi 
durch  den  Platonismns  hindurch  in  den  Sk.  gefallen,  immer  ei- 
nigen Hang  mm  Dogmatismus,^  der  sich  bei  ihm  stärker  als  bei 
AtK:,  und  wieder  ;bei  Philo  stärker  als  bei  Karn.  zeigte.  Seine 
Theorie  der  Probabili'tät  (pctyrMs»)  enthalt  sogar  den 

Satz:  der  Mensch  könne  als  Mensch  nicht  ira^/  wyrwy.  hraxe^v; 
«s  Seyen  zwar  alle  Dinge  imr&hprrat 

.diese  letzter«  sejen  visa,  denen  jnan  folgen  kdnnc,  zyffkT  sine 
fmnsu^  doch,  mit  propenih:  Phäo  fiiidet.die  «x«rieX)^%|//»  P^^^^ 
mehr  in  den  Dinsen  selbst»  sondern  nur  in  der  Schwache  an- 
serer  Erkeuittuifs kraft.  £r  '  behielt  zwar  den  Ausdruck  bei, 
fand  aber  ül^erall  Wahrscheinliches ^  sowohl. Airs  Erkennen  als 
fürs  Handeln;  und  so  konnte  er  ein  Moralsjstem  aufstellen,  vvel- 
chei  Kam.  mid  Ark.  (dieser  noeh  weniger)  nach  ihren  Grund- 
sätzen gar  nicht  thün  konnten.  Nach  ihm  hörte  die  l-ox^  ^° 
der  Acad^  das  heifst,  die  Acad.  .sell>st|  auf.    Sein  Schüler  Ab- 


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I 


Thoirbecke  eonänenlatio;  ^  lAj 

tfocIitiS)  heifst  es,  ry^y  sokv ^  jueTi]yixyEV  ftg  r^v  aKoc^rj^uiocv.    IL  * 
fS.  77.)   Unterschied  der  Skeptiker  und  Academiker  in  ftestrei-s 
tung  des  •Dogmatismus.    4.  Cap.    Leber  die  Unlerschcidun«s- 
gründe    und  Lutersclieidungsmetliode    zwischen  verschiedenen 
Philosophien,    s.   Cap,    Von  jenem   Unterschiede  selbst.  Heide 
müssen^  nach  den  verschiedeneu  Zeiten  in  Rücksicht  auf  Wachs* 
thum  und  Blüte  und  dann  im  Moraejit  ihrer  höchsten  Blüte  be- 
trachtet weititn.    Die  Acad.  ^u\^  vom  Zweil'ehi  aus  und  nach 
und  nach  in  den  Dogmatismus  üher;  der  Sk.,  obgleich  von  An- 
fang in  seinen  Principicn   vollkommen  ausgebildet,  wurde  mit 
dem  Fortgange  der  Zeit  immer   constanter  und  (^onsequeuter. 
Arkesilas  zeigte,   dafs  er  kein  wahrcV  Skeptiker  sey,  in  dem 
Satze,  den  er  dogmatisch  behauptete:  honum  esse ^  cohibere  aS" 
serutim,  dafs  er  das  allgemeine  Bczweifdu  im  xara  ßi^OQ  iwoxocQ 
auÜösle  und  dadurch  schwächte,  endlich,  dafs  er  ak  Zweck  ' 
,  des  Lebens  die  svooajuovt^  setzte,  als  Mittel  dazu  die  (p^oi/j/c/c, 
•is  bestiiÄitate' Richtschnur  de»  Handelns  das  svXoyop'y  wogegen 
Act  Skeptiker  ^«;  tantutn  kumancc  imhccdUtatis  auctoritati  ob^ 
temperatj  gute  astensum  acUonemqne  non  suadet ,  sed  jubet  et 
€XtorqutiJk    Karoeades  läfst  (unskeptisch)    objective  Wahrheit 
-  polten  und  Aniiaherang  zu  ihr  bis  zur  Wahrschein lichkeitj  und 
ist  also  vom  Sk.  noch  eine  Stufe  weiter  entfernt.    Philo  nimmt 
(nopb  nnskeptisch^r)  förmliche  Erkennbarkeit  des  Wesens  der 
I>iDge  an,  nur  nicht  fSr  uns  so  sicher,  als  die  Stoiker  anneh- 
ine%  weicht  noch  mehr  von  dem  Disputiren  in  utramque  partem 
•byso  dafs  selbst  die,  we!<4ie  die  Academiker  und  Pjrrhoniker 
aoisammenfallen  lasMi^,  bei  der  sogenannten  fünften  Academic 
eine  Trennung  aauebmen.    Nie  hat  ein  Skeptiker,  und  von  den  • 
^dem.  ixfit  vi^icht  Philo,  die  Allgemeinheit  des  subjectivcn 
Scheins  anerkannt.  Die  Pyrrhoniker  gestehen,  dafs  sie  sich  zum 
Beifall,  wie  tum  Handeln  gtnßthigt  fCfhleu,  sie  unterwerfen  sich 
der  Nothwendiffkeit,  w6il  sie  ihrel-  nicht  Meister  werden  kön- 
nen. Alles  Üttirige  bezweifeln  mm  'im  «lusgedbhntesten  Sinne. 
Das  ist  der  Unterschied  der  Acad.  «nd  Sk.  von* der  Seite  des 
ahsolnten  Skejgticismus  aufgefafsL   Die  Vergleichung  beider  un- 
ter einander  giebt  folgendes  Resuluts  Dem  jirk  ist  Zweck  des 
Philosopburens  die  &toxr\  selbst;  Lebenszweck  die  Bhb(xiy,ovloi^ 
erreiehhmr  durch  ^Lov7\Qig,  ,Kam,p  nicht  so  streng,  setzt  die 
Bestimmnug  alles  Wissens  und  Handelns  in  Sie  Prohabilität, 
und  will  nur,  dafs  man  nicht  fiber  diese  hinausgehe.  Philo 
erkl&rt  noch  dazu,  hei  seinem  wenigen  Zweifeln,  besonders  die 
Absicht,  ja  doch  zur  Probabilitat  zu  gehmgen.  Der  Pj^rrhouiker 
Zweck  "ist  «r«fÄ|/Äi  zu  dieser  kommen  sie  (wie  sie  behaupten) 
in  der  Philosophie  durph  «ro;^,  im  Leben;  wo  sie  es  nicht 
'meistiür^  kdnnenj  zur  p^^tofiMutm^  weh^he  sie  aber  vondcrpl^l^ 

« 

♦10. 

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i48         ^    Thorbecke  comtnentatiQ. 

SOpluscIieii  Betrachtun»  ganz  absondern  und  sag<?n,  sie  leben 
^ccr''  oc^i\oao(f  ov  TT]^Taiv.  Ihre  Ataraxie  ist  aber  nichts  als  der 
Skepticismus ,  tanquani  aniini  affectio ,  in  so  fern  er  sich  durch 
den  Widerstreit  der  Gründe  nicht  beunruhigen  •  lafsl.  Die 
flSTftmtiBt»  suchten  sie  stets  zu  crr'iclien,  zu  bewahren  und 
XU  zeigen.  Bei  ^deu  Acad.  geht  der  Zweck  des  Zwcii^lns  p^ar 
uiclil  auf  Begründung'  eines  Gemüt liszust andes ,  wie  bei  den 
Skept.  Diesen  bestimmten  sie  darcb  die prbbabilia]  ihr  Skepti- 
cismus (oder  ricbttger  ihr  Disputiren  in  utramqne  partcm)  war 
der  Stoff,  an  dem  sie  ihre  Beredsamkeit  entwickelten,  an  deren 
Ruf  ihnen,  obgleicii  nicht  in  dem  Grade  wie  den  Sophisten, 
mehr  als  an  dem  Rute, 'Philosophen  zu<  heisseu^  gelegen  war. 
Daher  die  SiUe,  einen  Satz  zu  fordern,  über  den  gesprochen 
werden  sollte,  oder  dien  sie  widerlegen  sollten,  weiche  nach  und 
nach  in  förmliche  rbetoriscbe  UebOngcn  überging,  an  welchem 
Ruhme  den.  Pyrrhonikern  gar  nichts  lag.  Diese  begnögtcar  si<A 
xeSx  philosophischer  Ruhe-  und  kümmerten  sich  nichts  um  den 
Beifall  der  Menschen.  y>Ita,  sagt  der  \  f.,  AcnJcmici  fere  subuj' 
stebant  in  arte  Smptkismi  ex'ereindn:  Pyrpkonü  per  artem  tenr 
dehant  ad  affectionem  Sceptieam\  Ha  ut  kac  in  fasttgiocoUo^ 
cata^  ejus  gratia  uniee  dubitandi  mägistentan  ac  diseipltnani  pro» 
ßteri  se  dteerent,€  Aus  der  Vergleichung  des  Princips  des  Philor 
so{^irens  beider  geht  herw:  Ar*,  (gegen  Zeno)  sagt:  nulium 
esse  tale  mum  a  vtro,  ut  non  ejasmodt  etiam  a  fals9  possH  esse. 
Damü  dies  aber  nicht 'dogmatisch  aussehe,  io  nahm  er  von  dea 
Stoikern*den  Satz  an,  sapienietn  nmquam  opiiuUurum,sWogef^ej(k 
ne  nichts  eui wenden  konnten  ;  dann  bewies  er,-dafs  man  es 
bdchstens  bis  xum  öpinari  bringen  könne,  und  dafs  folglich  nach 
tbi'er  eigenen  Ansicht  der  Weise,  um  dem  zu  entgehen,  sich 
auf  das  arix^iv  werfen  mfisse.  £r  hat  also  ein  sehr  enges  Ge« 
biet;  äusserst  beschränkt  gegen  den  oben  angegeb/enen  allgemfi* 
nen  Skepticismiis,  Karn,^  indem  er  etwas  objectiv  Wahres  w 
nimmt,  hat  ein*Princift,  welches  den  allgemeinen  Zweilel  gera- 
dazu  ausscfali^,  und  die  FrobabiKtät  einläfst.  PAilo  endlich 
will  nur  die  zweifellose  üeberzeugung  der  Stoiker  nicht  gelten 
lassen;  um  Begründung  der  iit^x^  ^  es  ihm  gar  nicht  zu  thun« 
Deir  Skepticismus  hat  dagegen  das  ausgedehnteste  Princip  :  OfW 
rationi  aqualis  ponderis  raiionem  adversari;  er  ist  nicht  jiur  ge- 
gen .em«  Gattung  des  Dogmatismus,  soudem  gegen  alle  gerid*-^ 
tet;  er  bildete  sich-  zu  einem  WaffenHhuse  gegen  aBc  Bcfw»»- 
gungen  und  Wehrmittet  des  Dogmatismus,  wahrend  sich  jnit  der 
Atisicht  der  .Ai»demie  ein  leiseres  oder  stärkeres  Hinneigen  zum 
Dogmatismus  vertrug,  und  sie  sich  nur  gegen  eine  ihr  zu  dog- 
matisch scheinende  ^hule  schlug.  Auf  der  einen  Seite  gingen 
aber  die  strengen  Academiker  sogar  weiter'^  als  die  Skeptiker, . 


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I  .  » 

Thorbecke  commentsMid.  i49 

indem  sie  die  Möglichkeit  der  Aufiindung  der  Wahrlieit  läug-  . 
neten,  die  Skept.  dagegen  erklärten,  sie  hoflten  iiocli  immer  sie, 
zu  finden,  sie  suchten  sie  deswegen  immer,  und  kämpften  nur 
gegen  die,  welche  sie  schon  geftinden  in  hfiben  behaupten;  sie 
itandeu  also  in  der  Milte  zwisclitn  der  Verz.wciflung  der  stron-  ' 
'        f€u  Acad.  und  der   Zuvcrsiclit  der  Dogmatiker.    In  der  Form 
*ieht  Uliin  den  Acad.  immer  an,  dafs  sie  den  Stoikern  sich  ent- 
gegenstellen j  immer  gebrauchen  sie  denselben  Gung  und  dieselben 
Ausdrücke,  wie  die  Gegner,  die  ihnen  gegrniibci  stehen.  Die 
S'  cpt.  gingen  ihren  eigenen  Gang,  und  braclilen  ihre  gegen  den 
Dogmatismus  ausgesonnenen  Sat/.e  ufitei  beslinimte  Formen  (rpo- 
TTO/ .  TOTTOt).    Die  Form  der  Acad.  ging  von  der  rednerischen 
Daist ellungs"W'"ise  aus  und  wurde  am  Ende  fast  blosse  miindiichfi 
Redeubung;  dir  Skcpt.  trachtete  mehr  nacb  Gehalt  und  Tiefsinn, 
er  hatte  sich  eine  eigene  Sprache  gebildet,  voll  eigener  Redeu- 
*    '  tung'der   Wörter  und  voller  Cautelen.    Aber  auch  die  Schick- 
sale der  Academie  und  des  Skepticismiis  waren  ungleich,  so  wie 
ihr  Finflufs  auf  die  Philosophie.    Der  acad  cm.  Skcpticisnms  war 
iiur  relatw  und  temporär,  und  sank  selbst  stufenweise  in  den' 
Dogmatismus  hinein,  der  ihn  ins  Daseyn  gerufen  hatte.   Der  ei- 
-  gentliche  Skepticismus  trug  den  Keim  zur  Vernichtung  aller  Wis- 
aenschäften  in  sich  und  stieg  immer  in  der  Ausbildung  der  gleich 
Anfangs  gelegten  Fundamente,  wobei  er  sich  «doch  im  Ganzen  ' 
immer  gleich  blieb.    Die  Acad.  wandelte  ihre  Gestalt,  sie  war 
ejue  förmliche  Sekte ,  und  suchte  und  bildete  Schüler.    In  dic^ 
sem  Sinne  bildeten  die  Pyrrhoniker  keine  Schule,  sie  haben  ja 
keine  positiveti  Principien,  und  suchen  keine  Ilarmonie  undUe- 
'bereustimmung  der  Gesinnungeu  zu  bewirken.    III.  (S.  92.) 
'Ufjmeheii  des  Unterschiedes  der  Acad.  urid  der  Skept.  in  Bestreik 
iung  jitt  Dogmatiker.    4.  Cap.  im  Allgemeinen,   ä.  C^p.  Urm 
Sttiäken  in  diesen*  specieUen  Falle.    Sie  liegen  a,)  in  den  Grün» 
dei*m.    Schon  bei  Arkcsilas,  der  eine  tr^iche  Rednergabe  und 
Geistcsgewaodtheit  bcsafs,  war  die  Philosophie  der  Beredsamkeit 
nicht  ^ber  - ,  sondern  untergeordnet. '  Das  charakterisirte  seine 
Schale,  $0  wie  die  des  Kameades  und  Philo,  welche  jene  bei«* 
.den  Talente  gleichfalls  in. hohem  Gnidci  in>ndi  yeretnigten.  Di&e 
Schule  suchte  tu  glanzeti,  mehri  als  ui  die  Tiefen  der  Philo- 
sophie hinabzusteigen;  sie  wollte  nur  die 'Stoiker  in  Verwirrung 
'bringen.  Für  soloie  Kdpfe  und  Gcmüther  taugte  die  skeptische 
Ataraiie  nicht.    Pjrrho^  tiefsinnig,  ernst ^  ''uhig,   wollte  nicht 
glänzen;  er  beschäftigte  sich  init  seinem  Innern,  und  aus  seinem 
fitnslben  Streben  naeh  Wahrheit  girtg  ihm  der  Zweifel  und  end- 
lieh  die  Atarazie  hervor.   h.J  In  der^Bädmg,  die  die  üäupter  .  ,  ^ 
jener  Philosoj^hirw.^iscn  genossen.  Die  Aeademi^er  studurten  be« 
sonders  den  oi«lektifdien  Kfiostler  FLato^  dc^  aber  im  Grunde 

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*  9 


i5q      ^      ThodieGkb  commeabitid. 

doch  nichts  weniger  als  Skeptiker  war.  Dagegnu  hatte  Pjnh© 
vom  Demokritus  gelernt,  die  Sinne  fiir^  unzuverlässig  zu  erklü- 
ren,  liattc  dann  bei  der  Vernuult  Hülfe  gesucht,  und  war  auf 
die  üben  angegebene  Weise  zu  seinem  Skepticismus  gekommen. 
Er  war  von  einem  das  (^emüth  befangenden  Dogmutismus  aus- 
gegangen; sein  Geist  war  frei  und  an  keine  Autorität  gek eilet. 
Es  scheint  ihn  (wie  den  Huet  und  Bayle)  das  Studium  der  Ge- 
schichte der  Phiiosopliie  auf  den  Skept.  gebracht  zu  haben,  gleich- 
kam an  den  Felsen,  an  den  er  sich  nach  dem  Schiffbruche  an- 
klammerte, c.)  In  dem  jedesmaligen  Zustande  der  li^issenschaj- 
ten.  Der  raodificirte  Dogmatismus  des  Plato  und  das  zuversicht- 
liche Behaupten  der  Stoiker  gaben  dem  Zweifeln  der  Acad.  seine 
Entstehung  luid  seine  Form.  Pjrrho's  Skepticismus  weckte  der 
Kampf  gej^en  den  Empirismus  und  der  Streit  zwischen  Philo 
und  Aristoteles,  von  denen  jener  der  Vernunft,  dieser  tlrn 
Sinnen  zu  viel  einräumte.  Darum  eben  zweifelte  Pyrrbo  an  Allem. 
Dieser  Kampf  hinwiederum  gegen  Alle  brachte  auch  alle  Dog- 
matikc  r  ge-en  den  Skept.  in  Harnisch,  und  dies  machte  wieder, 
dafs  der  bkept.  sich  innerlich  so  vollendete  und  eine  bleibende. 
MMrde  erhielt;  ob  er  gleich,  (setzen  wir  init.Teilaeaianu  [Grund r. 
d.  Gesch.  der  Phil.  §.  182.]  hinzu)  als  im  Grunde*  sich  selbst 
widersprechend,  mit  dem  wesentlichen  Streben  der  Vernunft 
streitet,  und  selbst  seineu  vorifesetsteo  Zifveck^ .  die  Geniütbs» 
ruhe,  nicht  zu  bewirken  vermag. 

Dies  ist  die  gedrängte  Inhaltsangabe  dieser  gehaltreichen 
Schrift.  Die  Ausführlichkeit  derselben  werden  Ulis  unsereLescr 
aus  dem  Grunde  verzeihen,  vielleicht  danken,  weil  die  Sache 
selbst,  unseres  Wissens,  weder  in  einer  allgemdnen  Geschichte 
der  Philosophie,  noch"  in  der  diesem  Gegenstande  gewidmeten 
eigenen  ,Schrilt  von  Stäudliu  (t^esch.  und  Geist  des  Skepticis- 
mus) •)  vo^  allen  diesen  Seiten  und  aus  diesem  Gesichtspunkte 
l)etrachtet  und  beleuchtet  wordeu  ist.  VV^ir  haben  .uns  aber,  eben 
um  nicht  zu  wcitiauftig  zu  wenden,  fast  aller  Einreden  enthahen. 
Unsere  Leser  werden  ohne  unser  Erinnern  bemerkt  hahen,  dafs 
es  dem  Vf.,  vielleicht,  ohne  seine  bestimmte  Absicht,  begegnet 
ilt,  für  die  Skeptiker  und  den  Skepticismus  gleichsam -Partei  zu 
ergreifen.  Auch  einiges  Misverhältnifs  der  Theil^  so  wie  einige 
Wiederhülüngen  könnten  wir  rügen.  Der  Vortrag  der  Schrift 
ist  in  hohem  Grade  zu  loben  und  unterscbeidei  sich  sehr  von 
dem  Dissertationen Vtein,  das  wir  immer  noch  nur  gar  zu  hMg 
XU  lesen  bekommen.  Dafs  S*  4  stellt:  pFiKclare  ^iscum  actum 
urbitremur,  4i  -^.attigimM,  ist  wohl  ein  Druckfehler  ftir 
■  .«  •  .  »  ', 

MelHn«  WOrfetlto  iltr  krit»  Phil,  stehen  Arkesilai 
Und  Karntailcs  f^ünülch  in  der  Reibe  der  eigentlieben  Skcptikeii 


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Supplemente  zu  Schaejders  griech.  Wörterb,  i5i 

m^Urrnmur, .  9^  wi«  S,  16  commtmt  vinetdo  eailig^pe  £Sijt 
eoU^art,  Nicht  ganz  gut  scbeiut  gesagt  S.  exp.erientiam 
'i^greäiß  tanqu^m  eertae  cognitionis  viam*^  .Zu  viam  pirfsi 
f^ch,  lii^^dfj  va,€xpenentiam  nur  durch  ein  schwerlich  CF^  . 
lattbtcs  Zeugma.  fm  \  .xiechisohen  •  sind  uus  auch  einige  uiiricti-*- 
tig  gedruckte  Wörter  aufgestossen,  S.  i4  führt  Hr.  Tb.  dea 
Grund  aus  Diogenes  Z.«e>•^  IX,  70.  an,,  warum  Thcodosii»  be» 
Wuptet  hai/e,  maa  müsse  die  Skeptiker  nicht  Pjrrhoniker  ne»* 
neu:  irpoc  to  fX7\be  ir^iooTov  &fpixii^oci  ry]^  ^%eirrt%y\v  livf^tüvoi* 
So.  heifst  es  freillcli  Diog,  ■  Lucrt.  aber  da  l»eü»t  Tf  T  0  ^ i : 
da  überdiefs  auch  nicht  HC.  Hjt.  Tb.  iuuiftte,  wenn  er  den  Grun4 
Griecluscb  anführen  wollte,  sagen:       TO  X.f^  Doch 

wir  brechen  ab  mit  der  Äusserung  der  sichern  Holfrrung,  daf$ 
die  ktini'tigeu  ForscFiuugeu  des  Verf.  in  dickem  Fache  ateb  man^  ' 
ch€s  gediegene  Aesukat  liefern  werdco* 

•  i 

f 

Gr  iechisck^D  cutsches  TVö  rtcrbuck  heim  Lesen  d er  Grie-^ 
chischen  profanen  Scribenten  zu  gebraacken.  ^usgcarhcttct 
'  von  Johann  Gqttlob  Schneider^  Professor  und  Ober- 
bibUothekar  zu  Breslau.  S  uppTe  ni  e  nt  b  and  zu  allen  drei 
Auflagen  A  —  Sl,  Leipzig  in  der  HaluL  sehen  Ferlags-Back^ 

\.    hcuidiung,  4  Sau  Mit  dem  zweiten  l^iiel:        ^  :   .  , 

Nachträge  zu  dem  grie ehisc h^deutJchen  fP^Örterbw* 
che  (j)'  gesammelt  theils  aus  handschriftlichen  Beiträgen 
vorziigiich  der  tierren  Hofrath  Jacobs  in  -Gotha j  Hef-^ 
rath  und  Doctqr  IVeig  el  in  Dresden  und  DiHset^fr  St rw^^ 
ve  in  Königsberg  in  Preussen  theils  aus  gedruckten  Bei' 
trägen  i^rzäglich  der  Haren  Butt  mann  m  BerUn  • 
' "  b eck  in  Königsberg  und  Coray  in  Paris,  und  i^ermehri 
mit  eignen  von  /.  G.  Schnejüek^  Saxo.  Leipzig  ü»  s.  Wt 
•    ^  Alphabet  in  4*  S''* 

Herr  Schneider  versprach  im  Mai  1819  bis*  cur  nächsten  Oster* 
messe  einen  Band  Zusätze  uiid  Berichtigungen  xu  seinem  \^^ör- 
tQrbuche.  £r  erfolgte  zur  Osterincsse  1821,  vermuthlich  durch 
die  Erwartung  der  Beiträge  des  Hrn.  Dr.  Wcigel  zum  zweiten 
Tlieilc,  welche  derselbe  durch  Aintsgeschäfte  am  Ende  dennoch 
%VL  liefem  verhindert  wurde,  vcrs])atet.  Ausser  den  auf  dem 
zweiten  Titel  genannten  dankt  der  Verf.  aucli  dem  Hrn.  Pastor 
Nothnagel  bei  NüriJjerg  und  zwei  jungen  Philologen  in  Berlin 
für  Beiträge.   UdA  in^  Aeeeasionea  dsurgeboien«,  sagt  llr.  ^n.^  . 


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iSd  Su{^Iemcate  zu.  Sclmeid|ßrs  griech«  Wörlecb«. 

t 

liabe  ^  sofern  es  Ixraiiclibar  war,  gewissenhaft  benatst,  abev 
es  s^  ilun  nicbt  mdgUch  geweseo»  die  dargebotenen  Bemer«, 
iLBngen  alle,  ohne  su  grosse  Weitläuftiekeit,  zu  benuCzcu,  und 
diese  bleibim  einer  oeuen  Ausgube  TorD^taltcii,  welche  er  nack 
ftrengern  Grundsätzen  behandelt -zu  sehen  wünschte  j  namentlich 
ioilte  darinn  Alles,  «was  aus  niphtprofaneil  Schrtftstelleni  aufge« 
noBunen  ist^  ausocstrichen,  nicht  aber^  wie  in  der  zweiten  und 
•ogar  noch  in  der  dritten  Auflage  geschehen  ist,  noch  vermehrt 
«u%enoiAmen  werden^  so  wie  alles  blosTheologischey  allc^  was 
technische  Grammatik,  übctorik^nnd  den  so  «variabelnc  Sprach'- 
gebrauch  der  Scholiastcn  betriflft^    Von  der  ihm  gedruckt  an-* 
gebotentfi  Fauna  dasska  und  Flora  dasska  habe  er  keinen  Ge- 
brauch machen  kennen.    Wa5  giebl  er  uns  mm?  Tausend«  von 
ZusatzcdärWl  Verbesserungen  auf  den  i$o  en-^ocdrucktciiQuart- 
fteiten,  und  das  ist  sehr  dankenswerth.     Hlei  liiidiMi  sich  viele, 
früher  fehlende,  Wörter,  Bedeutiuigen,  Citate,  viele  sehr  aus*- 
Jährliche,  untersuchende  uiui   sich  auf  Kritik  der  angeführtoa 
Stellen  einlassende  Artikel,  manche  wirklich  gegen  das  üebiige 
«nverhällnifsmässig  ausführlich  ;  wie  denn  überhaupt  das  Verhalt- 
nifi  der  Tl)cilc  zu  einander,  das  von  Anfang  an  nicht  gut  gere- 
gelt war,  v^il  das  Werk  *\inglücklicher  Weise  auf  den  Erne- 
stischen  Hederich  gepfropft  wurde,   und  nicjit  einem  planmässi- 
gen  btudium  der  Alten,  in  lexicqgraphischer  Hinsicht,  seinen  Ur- 
sprung verdankt.    Ref.  hat  in  diesen  Jaljrbücheni  schon  dieimal' 
(1819  Nr.  i3.  4820  Nr.  29.  6j.  und  62.)  ausführlich  und  mit 
der  gebührenden  Achtung  von  diesem  Werke  gesprochen,  aucli 
jedesmal,  wie  er  hofft,  nicht  gan^  unbedeutende  und  unzweck- 
mkssige  Zusätze  und  Verbessern ngen  aller  Art  geliefert,  aber  da- 
von wenig  oder  nichts  hier  Ix  rücksichtlgt  gefunden  ,  denn  wenn 
er  ZUM  eilen  ein  von  ihm  nachgewieseincs  Wort,  ein  Citat,  das 
er  nachgetragen  hatte,   eingetragen  sah,  so  mufstc  er  bald  wie- 
der glauben,  dafs  dicfs  Hrn.  Sehn,  auf  einem  and(4u  Wege  zu- 
gekommen scy,  weil  er  Anderes,  nicht  minder  Wichtiges  nicht 
beachtet  und  aufgenommen  fand.    Doch  ist  vielleicht  das,  von 
Uns  Mitgetheilte  nicht  zeitig  genug  cingelrofl'cn   und  es  Hessen 
sich  die  vielen  Einzehiheiten  im  Laufe  des  Druckes  niclit  mehr 
euJtragen.    Refer.  konnte  hier  seine   Vnzeige  dieses  schätzbaren 
und  gcwifs  jedem  Besitzer  der  bisherigen  Auflagen  erwünschten 
Supplcinentbandes  sehliessen,   wenn  er  ^iicht  noch  einige,  ihm 
seit  semer  letzten  Anzeige  ungesucht  in  die  Hände  gefallene, 
Zusätze  und  Berichtigungen  hier  niederlegen  wollte.  'A;t/3av.  Die 
Stelle  Flut>  Lycurg.  g.  ist  Adsch  verstanden  von  dem  erhabenen 
Boden  des  Bechers.    Schon  XvJanders  Üebersetzung  hat  richtig 
mfractus  swe  sinus  pocuU.  ^  'A^acr/«  kommt  in  der  Bedeutung 
iron  tTQxn  ^^^i^emSexius£mpü.adi'.Math.XLp.,^4o  vor.  — 


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Supplemente  zu  Schneiders  griech-  Worterb.  i53 


Gso/iiv^f»  fehTt.   Es  steht  bei'  Proclus  m  Theo!.  Plat,  Lih.  7.  c. 
4.  P'  g.  —    KecTetß^v(c  felilf.  Atfienaeus  XL  p.  47 1-  D.  Sc/m\ 
T,  ly,  p.  »44'         0/o;^/rftrv  steht  nicht  Nonn.  8.  p.  ^^4'  son- 
dern p.  2  24«,  und  Ewar  im  i6ten  Verse  dieses  Buches.  —  2g- 
ßi^üj  ist  nicht  blos  poetisch,  sondern  steht  auch  hei  Lucian,  de 
AstroL  7.  —  2£^y«/y  steht  nicht  blos  bei  Dichtern  als  IMond, 
sondern  auch  in  den  in  ionischer  Prosa  geschnebeiicQ  Stücken 
des  Luqjan  z.  B,  de  Iha  Sjria  4»  —    HwipocCl^ei'ov  fehlt.  Diese 
Form  steht  bei  Lucian.  Lexiphan,  yo.     Hr.  Sehn.'  hat  Llus  die 
^Formen  (yKi(M(peiov  und  antpocifioif,  — '  '^KopoSo/uccxo^  fehlt.  Es 
steht  bei  Lucian.  Fer,  JUtt.  I  / J.  —  ^t^tbioq  fehlt.    Als  Bei- 
namen der  Athene  st^ht  es  bei  Lucian.  Diaä,  Meretr.  IX, 
^vyxccTeifti  fehlt.    S.  Lucian.  Mortt.  DialL  s^j  7.  —  'Evyuo'j(t (^üj 
ist  nicht  zweifelhaft.    Es  steht  sicher  bei  Lucian,  Deorr.  Diall. 
üo,  6l.        üvfiicocTpiimiQ  fehlt.    Es  steht  h^  Ludan.  Sohec.  5. 
S;  -das.  die  Ausleger.  -7^   ^'fi<P^VTi^  nicht  zweifelhaft.  Es 
tteht  richtig  Bei  lAteimu  Demostk,  Encom,       —  yiwu-^ocairoeM 
feldt.    Es' steht,  obwohl 'zweifdbafty  bei  Lucian.  Cai.  48»'^ 
^vvocptcToe  dagegen  ist  nicht  zweifdhaft;  es  steht  "unangetastet  • 
bei  eben  demselben  jisin.  ü/.  —   "SvvSenrrov  ist  DrucKfcfaler  . 
für  QvvbtiTvov.  — .  £c;v€ir/^r£va^  steht  &ei  EpjcitU  Man.  46. 
ToTorsjnTJic  ist  Druckfehler  fiir  twronjfs^T^c.   Aus  den  von  uns 
zufalligjer  Weise  aus  dem  Ludan  blos  ;ius  dem  Buchstaben  S 
aufgegriffeilen  Wörtern  gebt  hervor ,  dafs  für  dieses  M'^örterbuck 
2um  ^heil  di€  zugänglichsten  Holfsmittel  noch  nicht  genug  be» 
nutzt  sind.   Denn  wollten  wir  'das  Reitzische  Lexican  Lucianeim^ 
das  den  vierteil  Theii  des  H^sftrhüis-Oesner^schen  Lucian  au»» 
macht }  vor  uns  nehmen  so  wollten  wir  noch  eine  rdche  Nach»  « 
lese  von  ganz  feldeuden  Wörtern  halten  1  und  tausende  von  Wör- 
tern ^  die  entweder  gar  nicht,  oder  blos  durch  ^LuckmAi  nach^ 
gewiesen  sin^,  durdn  bestimmte  Stellen  belegen.    So  etwas  zu 
thon  Ist  übrigens  kein  Verdienst;  getadelt  aber  kann  derLexieo- 
graph  wohl  nicht  mit  Unrecht  werden,  Wenn  er  es  unterUifst  Hier 
also,  und  noch  in  so  manchen  vollst. £exiV£r  über  einzelne  Schrift*' 
steller,  ist  noch  ein  weites  und  reiches  Feld  für  Verbesserung 
geu ,  welches  für  den  Behuf  einer  künftigen  Ausgabe  gleich  jetzt 
und  nach  und  nach,  aber  nicht  erst,  wenn  dem.  Verleger  die 
ganze  Auflage  ausgegangen  ist,  bearbeitet  werden  soUte.  Doch 
nttch  in  dieser  Gestalt  dürfen  yriv  uns  dieses  National  werks  freuen; 
am  allerwenigsten  aber  brauchen  wir  unsere  Nachbarn  jenseit» 
des  Rheins  ?a  bennden,  die  sich  erst  kurzlich  bdprogen  fanden, 
zur  Beföiderung  des  Studiums  der  Griechischen  Sprache  den 
klagHchen  SckrtvtUus  wieder ^ahsudmcken!  ^ 

JK  IL  ' 


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I 


i54  C  Pape  Gedickte, 

Gedichte  von  Samükl  CttBrmjv  PjtfSj  iegleitei  *mii  einem  ii^ 
ographisakenf^orwontvonFfiedrich  Baton  de  la  Motte 
Fottqud.  Tubingen  bei  C*  F.,  Osiander^  4Sm9.  XJLXH 
und  438  S.  S>  * 

Aas  der  biographiscben  Phantasie  des  berülmiCen  Yoi&redneis 
lieben  wir  fui^tnde  uDbesweifelbare  Lebensereigoisse  hervor. 
S»  C  Pape  ward  1774  i»  iBremen  geboreo.    Sein  Vater  Hein- 
rich Pape,  Prediger  im  Bremischen  Dorfe  WuÜsbuttei  ^t  sich 
durch  zalrlreiche  Schriften  theolog.  Inhaltes  und  eine  Unkarbei- 
tuug  des  Bremer-  Verdischeu  Gesaughuchcs  .bekannt  gemacht. 
Seinen  Wohnort  umgiebt  eine  endlos«  ^einsame  Heide  ^  aus  der 
Hr.  {>.  F. ,  an  Ossian  denkend ,  das  erste  Aufkeimen  von  des  jun- 
gcii  Dichters  »ernster  und  in  tiefer  Wehmut  so  unaussprechlich 
»holden  Sehnsucht«  nach  dem'  Jenseit  ableitet,   Ree.  dagegen, 
dem  der  Fouqueische  Blick  abgeht,  einen  Theil  von  des  Jiebens- 
W'ürdigen  Mannes  düsterer  Befangenheit  und  unlvrisclier  Trocken- 
lieU.     Bis  17 83  lebte  er  als  »einsames  lleidLbliimchen«,  ein 
,  wuiiderscliÖner  Knabe,  in  kräftiger  Fülle  der   Gesundheit  blü-  • 
licnd,  »die  so  gerne«  (sa^t  F.,  wir  wissen   nicht  nach  welcher 
1^1  lahrungj  »bei  tieferen  "Gemütern  einem  elegischen  Gejuläe  Kaiiai 
»zu  gönnen  pflegt,'  der  Emp6ndang  des  Keicheii  od<;r  Kuhm^c- 
»krönten  vergleichbar,  welchen  ein  höheres  Aluicii  die  Nichtig- 
»keit  aller  irdischen    Dinge    zuflisteit..     ^Dahei  —   und  wohl 
»yucf»  Dalier<k  (woher?  aus  Fülle  der  Gesundheit?*^;  »regle  sich 
»in  dem  Knaben  eine  seltsame  Neigung  zum  Wechsel.«  Keinem 
Tisch  gönnte  er  lang'  seine  Steliej  seine  Bücher  waren  einem 
ewigen  Tauschhandel  viuterworfen ;  und  selbst  als  Mann  verkaut- 
te  er  bald  wieder  seine  Kleider  luid  suiistiüen  Saciien,  um  sich 
iindrc  dafür  anzuschaflen.    Eine  elegisclie  L Hart ,  meint  Ree. ,  die 
der  Vater  ilmi  l»ätte  abgewöhnen  sollen.     Jetzt  ward  st  in  \'ater 
Dach  A  isselhovde  in  Verden  versetzt,  in  eine  etwas ' freundlichere 
tmgebung,  tlle  den  unverwöhnten  Knaben ,  wie  Hr.  v.  F.  meint, 
«ein  Paradies  ahnen  und  finden  Ii  eis.«.    »Was  mag«;  (ruft  er  aus) 
»der  junge  Dichter  an  jener  S(?ltsanien   Stelle  (am  Kirchhofe) 
»Wühl  alles  geträumt,  gesonnen  haben,  —  wohl  auch  gelrjll'l.U^  — 
Im  Herbst   1783  kam  er  nach  Bremen  auf  die  Sehlde,   wo  er, 
die  Ferienzeit  ausgenommen,  Lis  1701  blieb,  und  dann  i;och  ei- 
nige ,)ahre  be.m  Vater  den  Studien,  besonders   der  hebräischen 
Sprache,  widmete.     Hier  lieble  er  mit  Leidenschaft  ein  junges 
Mädchen,  deren  frühen  Tod  er  1794  >"  einem  rührenden  Liedc* 
(S.  56;  besang.     In  demselbigen  Jahre  gieng  er  nach  Göttingen, 
und  schiofs  dort  seine  dreijährige  Laufbahn  mit  einer  Üebei Se- 
tzung des  Hiob,  welche  Lichhorn  mit  einer  Einleitung  beehrte. 
Nacii  schiCi  Heimath  zuruckgekelut,  lebte  er,  durch  äussere  Ün- 


'  S.  C.  Pape  Gedichte.  .  ,         ,  i55 

fälle  gebeugt,  -wiedpriim  trübe  Zeilen.  Hr.  c.  F.  sucht  das  zu- 
gleich »hohe  und  tiefe«  VV  eseu  seiner  »so^en:i nuten  Melancholicc 
mit  der  Elle  des  »»oIaiilii«;en  SiniYes«  auszumesscri ,  «^ebt  aber  auch, 
bei  seiner  gewüluiten  Milde,  den  Fminden  Pape's  nicht  ganz 
Unrecht,  die  »eine  poetische  Veiletz,licl>keit ,  ein  anmutiges  Hin- 
»trauunen  und  Hindämmern  in  seinem  Gram  und  ähnliche  Dich*' 
ttertutartena  wahriichmen.  Am  Ende  des  Jabrs  ^794  als  Haus- 
lehrer in  Grasbergen  angestelh ,  könnt'  er  immer  noch  nicht  fröh- 
licher werden.  Der  einsame  Ort  von  zwei  Feuerstellen  zeigte 
ihm  nur  Himmel  luid  Mohr;  weit  umher  lebten  nur  pawrcn: 
tc\i\  lieber  wackerer  Stand,  der  i^iel  ik-s  Schönsten  aus  f^uter 
itf^orzeiu  (aus  welcher?)  :oin  sich  aufbewahrt  hat«;,  aber  doch 
nicht  zum  Umgange  genügte,  »wenn  er  auch  vielleicht  bisweilen 
^>clem  Dichter  manchen  tief  und  zart  empfundenen  Atiklang  ver- 
glich.« Jetzt  gesc  ah,  nach  des  Biographen  Ansicht,  ein  ii  Sei- 
ten hindurch  besprochener  Angriff  auf  Pape's  Diclitcrruhm,  den 
wir  weiter  unten  beleuchten  wollen.  Jm  April  1801  ward  Pa- 
pe Pastor  sccundarius  zu  rSordleda  im  liande  Radeln.  Sterb- 
falle in  seiner  Familie  verkümmerten  ihm  das  Leben,  besonders 
4808  der  Tod  seiner  Gattin.  Seiner  Stiefmutter  schrieb  er  1809  : 
»Ich  bin  jetzt,  seit  ich  Wittwer  bin,  so  äiusserst  h>-pochondrisch, 
»und  dabei  so  träge  und  faul,  als  ich  nie  gewesen:«  und:  »ich 
ybiii  übrigens  jetzt  ziemlich  gesund,  abgerechnet  meine  starke 
>ifjpoch<Mulrie',  wie  es  in  meiner  traurigen  Lage  und  an  dem 
^hiesigen ,  einsamen  Orte  nicht  anders  sejn  kann.«  In  dem- 
selben Jahre  neu  vermalilt,  schien  er  froheren  Tagefi  entgegea 
zu  sehen,  aber  neue  Slerb«  falle  erneuerten  seinen  Gram.  Dazu 
gesellte  sich  eine  Brustkrankheit  j  er  ward  »finster,  niedergesc^la- 
»gcn,  beinahe  menschenscheu.«  Am  ^teu  April  iSi^  verschied 
er  endlich, 

»Ich  habe  nie,«  sagt  der  Vorredner,  »in  dem  mindesten 
»tinmittelbaren  Verhältnisse  zu  dem  Sanger  gestanden,  desseu 
»Liedcrkliinge  mich  bereits  als  Knabeh  mächtig  erregten,  [so 
'*wcni^  des  hV lederheMes  auch  meine  Fteude  und  Bewunderung 
"»damcds  fand,«.  Ist  hier  keine  Personenverwechslung,  so  möch« 
ten  wir  fragen:  bis  wie  lange  ist  Hr,  v.-Fm  Knabe  geblieben, 
'  der,  laut  S.  2  2  »im  Rheinkriege  1794  die  ersten 'Waffen  trug,€ 
und  eist  im  Jahr  1796  ^S.  d,  Inbaltsvcrseichnis)  ein  Gediät 
von  Pape  lesen  konnte?  Oder  nimmt  er  das  Wort  Knttbß  in  et- 
ilem andern,  dem  Ree.  nicht  geläufigen  Sinne?  S.  22  erzählt  er 
heiläufig,  Klopstock  habe  dea  •mrdmdm  Jüngling  Friedrieb 
»Stolberg  bei  der  LtsQug  eines' antiken  Diohters  in  mnsdsischer 
Lebersetzung  hetrdff^.  i>1^d  Sie /lesen  ihn  nickt  in  der  Ur» 
«spräche?«  fragte  der  Barde  ecAst•'^^Da  erg[l<ihten  die  Wan- 
^gen  des  Knaben  Friedricl»,  iin4  l>ald  bewiesen  seine  philulogi*. 


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'  i56  S.  C.  Pape  Gedichte; 

nachcii  Fortsclirittc  s.w.«  Friedrich  Stolhfrg  war  über  ein- 
«UidzWanzi^  Jnhr,  als  rr,  von  seinen  IJiui'lrsbrüderu  ermuntert, 
dtlS.  Griechische  /u  erlernen  beg.äni.  Erst  ein  Jahr  daiauf  kann 
ihm  Klopstock  das  ernste  Strafwort  gesagt  haJ)en. 

Doch  zum  boshaften  Angriti'I  Bei^Pape's  erstem  Auftreten 

i*79^)  damaligen  Alnianachen  *)    (in  welchen?  nicht  in 

en  vossbchen)  bewirkte,  nach  des  Hm.  F,  Darstellung,  ei- 
ne UDg<fi»t%e  Recension,  »oder  ciuige«,  denn  F.  hat  :^(lie  Re- 
»censlon  od«  die  Recc^sioncn  nie  ausfündig  machen  könnena  — : 
»Dais  Pape  zwar  dem  süssen  Umgänge  der  Musen  nicht  ganz 
»entsagte,  aber  doch  &ei  weitem  minder  des  Herrlichen  aus  sel- 
tnen Liedessaiteo  hervorlocktc,  als  ohne  solch  eine  feindliche 
»Störung  würde  geschehen  se^rn.«  Ist  das  wahr;  —  aus  Pape*s 
Worten  S.  9  folgt  es  nicht,  und  sj)atere  reifere  Gedichte  be- 
zengen,  dafs  er  Recensentenwiuke  nicht  verschmäht  habe;  — 
aber  ist  es  wahr,  so  geht  aus  dieser  krankhaften  Reizbarkeit 
hervor,  dafs  Pape  kein  eigentliches  Dichtcrtalent  bcsafs,  sondern 
bdcbstens  -nur  Anlage  zum  Talent.  Den  wahren  Diditergenius 
lähmt  und  beengt  keine  Recension ,  zumal  eine  schmähende,  so 
wenig  als  die  haarte  Erdrinde  den  Schmetterliog,  der,  ohne  sei- 
nen Farbcnstawd)  zu  v^vischeuj  hervorschlupft  und  die  Flügel 
In»  Somienlicht  entfidtet.  Hr.  F*,  der  gar^niclits  vom  Kecen- 
senten  erfahren,  weÜs  »«  ptiorU,  es  scj  ein  »äbelw,ollcnder«; 

'  doch  S.  4 1  giebt  er  mildherzig  zu ,  •  es  Löttne  —  da  »wir 
nalle  arme  Sönder«  —  auch  wohl  ein  Ehrenmann  scyn ,  »dessen 
»edles  GVmuth«'  durch  »eine  dunkele-vierdrufsdurchwebte  Stun- 
/»de  verstimmt  wordei&c;  nur  kein  Dichter,  weü  (S^  9) 

»recht  wwidersam  rom^nttsehe  Poesk  des  ^n^ers  in  sein  c/at- 
.  9süch  Pmiemies  oder  doch  verg^^s  GeMäth  kernen  Eingang 
»fiiiden  konnte«»  Ree.  hat  nidit  die  mindeste  Lust,  die  Reee»^ 
sioR  in  d^  |[elehrten  Zeitungen  von  1796*-*  9S  au&usuchen, 
wohl  aber  findet  er  «ich  zur  Vettheidigung  ^ines  CoUegen  auf- 
gefordert; er  hehauptck  daher,  wie  Hr.  t^.  F.  ;ta  jpriorU ,  der 
,  Recensent,  od^r  sein  etwaiger  Doppeltgänger,  scy  ein  gar  lieber 
Wjicker6r  und  Verständiger -Mann,  und  die  Recension  habe  un- 
gefähr so  gelautet  •  - 


*j  „Institute,*'  sagt  F.,  „denen  nnsrc  politisch- gewordene^ Zeit 
t,|etzt  kaum  ein  augenblickliches  Leben  vergönnen  maSt  1»  aenea* 
«tiedoch  zu  jener  oft  prosaiseh  gescholtenen  Zeit  sich  das  lyri- 
„sclie  Daseyn  vieler  unserer  edelsten  Dichter  entwickelte/'  Ehe- 
mals, als  lioic  die  deutsche  Litteratur  hob,  war  e«  die  höchste 
Bhre,  wenn  ein  junger  Dichter  mit  seinem  Namen  in  ein^-m  AJ- 
>    manache  stand  j  heut  zu  1  ai;e  schreibt  jeder  Ant^anger  seinen  en 

Seneo  Almanaeh ,  \iad  die.  erbarmUeMen  Verstniklier  werden  von 
en  Vocstchem  zur  Bogemllung  an^isefoideft»  . 


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7      S,  C.  Pape  Gedichte.  ...  i5j 

»Zum  erslcniYiale  tritt  'noch  ein  Dichter  auf,  Namens 
Pupc.  Er  scheint  jung  zu  seynj  wenigstens  ist  seine  liilthmg 
jugenillich  und  einseitig,  und  bei  einem  schönen  Streben  nach 
Vollendung  und  Tüchtigkeit,  das  er  emem  Hölijr  oder  i'on  Safes. 
abgelernt  haben  mag,  will  die  Kraft  nicht  zureichen.  Die  Natur 
Irat  ihm  ein  warmes  Hein  und  einen  guten  Verstand  verliehen, 
aber  sonst  dürftig  begabt,'  £iii^Za]g  tiefer  Meljincholie,  der  sei- 
nen Liedern  eingeprägt  ist,  scheint  aus  Leibesschwäche  zu  ent- 
springen; der  Dichter  ^übcrldfst  sicti  der  %  Gefahr  tin  seiner  Ein«  " 
samkeit  mit  süssem  WohUiebagen ,  aber  sie  trSttet  ihn  nicht,  sin 
quiiit  ihn  nur.  Unsere  Tlieiloahnie  erregt  er,'  aber  es  isi  cme 
•'Jli(ilnabiiie,  wie  wir  sie  Kranken  und  Üoglück liehen  zollen./ 
Unter  den  Balladen  sind  .dnige  aazIMieDdy  andre/  sind  unklar^ 
nebelhaft,  andre  sogar  komisch  wlder  des  Vfrs.  Absicht,*/.  B. 
die  Florentinerin,  dttrch  ^ne  sondeil»re  CmtrUdsic^  die  dem 
Ritter  und  dem  Fräulein  keift  *Z>«  g«st4ttely  sondern  ein  boili« 
chcs  Sie,  Der  Dichter  gleicht  einer  mit  NeJbdi  umflorten  Heide, 
auf  der  ein  paar  ossiansche  Gespenster  mit  unheimatlichem  Un- 
behagen :auf  -  und  abschwellen.  .Aber  auch  so  wii'd  er  dea 
Phantasten,  die  sich  jet^t  um  den  Pamafe  drängen ,  willkommeit  - 
$e}n.  Und  hat  sich  CTsi'  die  Romantik,  die  kaum  noch  er- 
sdilossen  ist,  m  heiligen  U«^errdmcntik  entfaltet,  dann  tritt 
wohl  gar  ebet  auf,  und  bewundert  »die  tiefen  Heraeaslaute,  die 
»phantastischen  Schwingungen,  die  wunderbar  hohen  Ahnungen, 
»die  .ünaussprediitche  Süssigkeit  der  Wehnrath«;  und  selbst  in 
den  mmMgdheftm  Kumst^rkmM.  einer  künftigen  Sammlung  wird 

.  »ihm  die  Idee  des  Dichter«^  aufgehn^  und  eine  Ahniuig  von  der 
»schönen  Gestaltung,  die  der  Dichter  ihnen  bei'  einem  fröhliche- 
»ren  Gange  seines  schriftstellerischen  Lebens  veHic^en  hatte.« 

Da  diese  Gedichte  noch  in  vier  Literaturzeitungen  müssen 
receusirt  werden,  und  tn  sehr  tiden  Tageblattern,  so  wird 
^  wpbl  einer  der  College»  sagen  können,  ob  teiti  Colleg  den  Sinn 

'  uosrea  vielleicht  schon  seligen  .  Gingen  getroffen.  Und  damit 
entlassen  wir  diesen  Gegenstand.  Den  wackeru  Baron  von  Fou({ue 
aber,  den  Sanger  des  edlen  Sigurd  und  der  lieblidien  Undiue^ 

.   bitten 'wir,  sich  selbst  die  ernste  Frage  voriulegen,  ob  er  wirk* 

'  liehe  Wesen  vor  sich  sah,  oder  Scheinbilderi  als  er  —  gewifs 
in  der  Absicht,  strenge  gerecht  xii  s^  — ^  so  grelle  Uitheüe 
eprach  über  cinäi  Dichter  und -seinen  Recensenten. 


■  •  ■ 
Dos  Xenopkon  pon  Ephotoi  Anthia  und  Hithrokomesk 
•    Aus  Jentr  GneekUehen  Obersetit  pon  Jomakm  Gmqag  AjLtf* 
•  MiMGEMß  orstm  Scriptor  an  d$r  kSniffi*  Ht^*  lnnd  CentM*  ' 


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i3S  Xenopbon     Ephesier^.  über^«.  r.  Kcabiog^er, 

hibliothek  in  München,  Miiiichenj  48%Oj  bei  E,  A,  FkUch* 
m<mn  ^.  XII  ^nd  ijO  Seiten. 

[Der  schon  ilurcK  seine  Verdeutschung^  des  Loiigus  (Land** 
hut,  1809.)  bekannte  Iii.  iviabingcr  f>lcl)t  uns  hier  auch,  den 
Roman  des  Xenophou  von  Ephesus,  und  bewahrt  dadurch  aufs 
neue  seine  Kennlijifs  heider  Spraclien ,  sowie  er  die  ihm  zu  Gebot 
stehenden  Biichers<;hatz,c  benutzt.  Der  Ephesier  Xenophou,  den 
Manche,  unter  Aiulein  Cordf  (Epist.  ad  Ahxwulruin ,  Bojiila 
ßl.,  p.  in.  edit.  Heliodori) ,  für  jünger  halten  als  den  Ver- 

fasser  des  Thea^cnes   und   der  Chariklea,   wird  von  Locella> 
(Praefat.  qd  Xe/ioph.  Ej>hes.  de.         seqq.)  in  das  Endo  dcS 
zweiten,  oder  zu  Anfang  des  dritten,  Jahrhunderts  ein isliu^cr 
Zeilrechnung  gesetzt;    und   Bast   (Jen.  AU^r,   Lit.  Zeit.  Febr* 
^79".  S.  'iSq.)  stimmt  demselben  im^  Ganzen  bei,  indem  er  an- 
nimmt Xcnophon  sey,  nach  der  guten   Sprache  und  der  einfa- 
chen, von   der  Ziererei  späterer  Zeit  entfernten,  Schreibart  zu 
urtheilen,  unter  den  vorhandenen  Krotikern  einer  der  ältesten. 
Auch  Peeiikamp  (^Orat.  de  XcnopltoiLte  Eph.  Accedit  in  cuiidein 
Obißi'Pationuin   crilic.   Specimen.  Harknii ,   4806,   S>)  enthält 
sich  zAar  eines  Unheils  über  sein  Zeitirlter,  erklärt  ihn  jedoch 
ebcufails  für  den  ältesten  und  für  das  Vorbild  dics^'  Dichter. 
Sonaeli  verdiente  er   die  Auszeichnung,  die  ihm   durch  diese 
VerdeutscbuBg  (nach  der  Lelpugcr,  ijjS,  angeblich  von 
^ger,  uud  jener,  die  2  Jahre  spater  ia  ÜnoUbach  erschien,  dio 
dritte),   und.  durch  die  .\inncrkimgeil^  die  sie  begleiten, 
devfälirt:  denn  die   Verdeutschung  ist  im  Ganzen  riclitig,  und, 
einige  üngel^kheit  abgerechnet,  lesbar;   die  Anmerkungen  aber 
bckuudeii  vmtändige  Beiesenlieit  und  Kritik.    Der  Raum  be- 
schränkt uns  «uf  wenige  Proben  aus  beiden.    Seite  3.  lautet 
das  Deutsche  so:    «Man  begiug'das  heimische  Fest  der  Arte- 
mis —  von  der  Stadt  bis  zu  dem  Tempel  sind  sieben  Sta- 
dien — .€    Hr.  K.  folgte  hierbei  der  falschen  Intcrpuuction  der 
Ausgaben,  ncmlich  dieser:    li^^ro  hk  t^^  ^i^rkpihoc;  eir/^^wp/oc 
kti^rif  awo  rrfg  iroK^  iiri  to  «Epoy  amSiOi  bi  sic^tv  ivToc.  Paerl- 
kamp  streicht  65  vor  s/<j/V>  wo  es  freilich  in  diesem  Zusamnicn- 
hange  nicht  stehen  kann.     Gleichwohl  unrichtig.    Die  'Worte 
%\yETO  bis  /epov  sind  Ein  Satz:  wurde  ein  heimischer 

,  Testaufzug,  der  Artenus  von  der  Stadt  xu  dem  Tempel  gehalten, 
7.  Stadien  weit.«  Festauf zu^  ist  die  eigentliche  Bedeutung  von 
.k^rri^i  daher  die  Ausdrücke  ko^rifv  kysfv  oder  (weil  die  Tcm- 
*pd<auf  Anhöhen  zu  stehn  pflegten)  hv»y£iU  Hei:od*'4,  7^' 
•n  a*  O.    Seite  5.  »Schön  ist  Habrokomes,  —  und,  wie  kein 
.  einuger/  des  schönen   Gottes  Ebenbild;»  schönen?  Ua^ 

wafrc  TtA  »etko^.  ^  Im,  Originat  steht  juikw  ^fOffut  «^sÄ»  ^ 


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Xendphoa  d.  Bphedier,  übers.     Krabinger.  i5g 

fichducn  Goltes,  etwa  des  Apoll  oder  des  Hermes.    S.  7,  u.  8. 
ist  ^was  dulde  ich  ?<i.   etwas  Anderes  als  das  Griechische  t/  xi- 
trov^ecl  (.wie  ist  mir?  Avas  fühle  ich?).    S.  8.  'ßCf'*  ÄßCiOKOUTf 
futhofiisct,  Kot'/M  fj.hi  ocXjC  vTzspTjifocv^.  «Ich  rase  gegen  den  schö- 
nen, aber  stoken,  Ilabrokonies.«    Vielmehr:  ich   bin  sterhlick 
gasend)  in  ihn  verlicht.  Ein  bekannter.  Ausdruck.    S.  9.  ist  die 
tJcbcrsetzunpp:    y>Unterdesscn   weilten   sie  den   Tag  hindurch  im 
Tciupcl  der  Göttin»»  gt'gf^n  den  Zusanimeiiliari^ :  denri  nur  Anthia 
"War  in  den  Tempel  j^ej^aiigen.    Freilich    steht    im  (jricchischea 
T(^VTU)  y  aber  es  niufs  heissen   'p^i  toutov»  »liieraut.«    S.  29. 
y^cLf  TIC  tuol  ß>oc  TTfc  ABiirsTCit  — ;  ^Welch  ein  Leben  ühri^t  mir — ?« 
Vau  süddeutsches  Wort,  weiterer  Verbreitung  wohl  würdig,  da 
Umschreibungen  erspart.    Schwerfällig  ist  S.  44-  »lugend- 
haltigkeit<t:  (<Fav  60(T^^?/^ :  und  uocl»  weniger  analog  als,  was  wir 
jrmi;5t    einmal    hprtcn ,     Tiigendsatnkeit.     Enthaltsamkeit  ist  das 
W  ahrc.    Undculsch  klingt  uns  »ein  Opfer  enirichten^k  {ireoi  rrjv 
3v:ici'^  lyiv<j>rc)  S.  49  5    unförmlich  S.  Go  :  i>Sie  --7  dachte  am 
vieles   zugleich,  an  die  Xiebc,    Sch.\iire,  Vaterstadt,  Aeltern, 
Drang  und  Verm.ihlung.   (^'li^itvoeTro       ccfxx  troKkcc,  tou  i^ccrx^ 
TO  VC  opxovc  ,  rrjv  irccrpiicc ,  t  7j  y  otV(X  y  xrj  v ,  tov  ycc^oy^^  S. 
65.  heifst  uXVToc  xocii^x  nicht  T>alles  ist  *niii'  wunderbar«,  sond^ii 
^llcs  trifft  mich  unerwartet ,  widernatürlich.    Diese  Worte  sind 
Aveder   ein    Ein|chicbscl ,    noch    fehlt    etwas.    Achnliches  ans 
Achilles  Tatius  (V.,  2G,  S.  494)  und  Chanion  (II.,  3.  S.  37.) 
fulirt  Hr.  K.  selber  an.    Ungebräuchlich  ist  auf  der  folgenden 
Seite  »Ungemache«  in  der  mehrfachen  Zahl.   Zu  wortlich  iiber- 
setAt  wurde  to  (jH'uoc  ocCcci/et;  kToiTjuccv  durch  »sie  machten  den 
Ueichnaiu  verschwimlen.«.  S.  69,  »So  will  ich  —  grossere  Strafe 
•  dulden,  als  diese,  ist  sie  anders  eine  Straje ,  S.  76.,  ist  unrich- 
tig: f/  r/f  feV/»  wenn  es  eine  (grossere)  t^^iebt,  heifst  es  im  Oric- 
chischen.    »Sikelien«  für  Sizilien  S.  85,  87,  91    und  öfter  ist 
affektirt.    Undeutlich  ist  S.  96.  dies:    ».la  bald  werde  ici»  am 
'   Gemache  stehen  («AÄ*  j/irj  j^a/  tV  oiHrfuccToc  a:ij(Jouccty«.  Hier 
mufste   eine  Umschreibung  die  Stelle   wörtlicher  Ueber^etznng, 
welche  unpassend  ist,  vertreten.  »Vor  dem  (jemachc  zu  stelien« 
S.  98.  ist  schon   verstandlicher,    und  »er  stellte    sie   vor  dem 
Kammerchen   luv  Schau  aus«  (ifysv  wc  TpodTTjtTO/J^evTjv  re-yoc/c) 
eben  da  trillt  den  Punkt    wenn  man  nur  die  Worte  »zur  Schau« 
weglafst.    S.  ii3.    »So   hatte  sich  alles  glücklich  gefügt j  nur 
Ilabrokomes  wufste  uocii  nichts  davon.«    Im  Original:  tjv 

TöC  fJLtV  OtKkot,  tu   »UTOiC  tTlTUjislugf  TO  6^   ^  ^  OTi  flTjÖSTrW  AßfO' 

KOfiTjg  ToVT»  ivldTOLTcti,  Hr.  K.  hat  den  Sinn  gefafst.  Auch 
kann  man  die  Au^assungs^eichen  missen,  da  es  wohl  offenbar 
ist,  dafs  Xeuophon  so  schrieb:  to  6b  oc/x»  ort  etc.^  und  oi/x,  ia 
das  folgeudc  "hup  der  Acbulichkeit  we^eii,  sich  verlor.  Gemein 


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I 


i6o.  GefiiB^r,  über  AMösung^  d.  geisd.  ZdxMni.  ' 

ist  S.  11 5.  der  Ausdruck:  »Kclnfr  koiiule  auch  zum  Talle  Jje**. 
reden*  (*ET5/<y£      p.f  kfxccgjeTv  ovbe(i;).<s^ 

Soviel  dieser  ErimitTungcn ,  die  denn  Ucbcisetzer  bei  ahn- 
liclien  Arbeiten  in  der  Fol^e  nützlich  se^n  köuQCii.  Wir  mun- 
tern ihn  dazu  auf,  überzeugt,  dafs  die  Literatur  dadurch  nicht 
anders  als  gewinnen  könne.  Der  Verleger  hat  das  artige  Bucl| 
anstandig  ausgestattet,  auch  für  einen  fletssigeu  (^orrector  ge- 
sorüt,  und  vordicut  daliir  das  Lob  aller  Feiude  von  oraucm  Pa- 
piei',  stumpiea  Lptteru  und  Druckfehleia.  Y* —  » 


Läßt  sieh  da*  P/arrzehnie  in  eine  hestimmie^  dtm  ßerebktigteH, 
und  Pßcktigen  vorthedh(sftere  Abgabe  venvanddn?  Ein 
praktidik^  Mandhueh  zur  rechtliehen  Be^irtheüimg  des  Ze^ 
hmtverhSltnisses  für  Zehentberecittigte  und  Zehentpßchtige, 
Von       Gn9SsätL»  "^Berlin  Cedraekt  und  verlegt  bei 

G4  Reunoi**  v 

Diescfi  von  einem  gi'ündUchoii  Denker  und  sachkundigen  Ger 
schäftsniann  üb^d^  Ablösung  des'  geistlichen  Zehen ten  Vcran- 
Jafste  Werk  ist 'so  gediegenen  Gehalts,  dufs  es  nicht  laut  geuug 
angepriesen  und  empfohlen  werde«  kann.  Der  Vcrl'asser  sprkij^ 
sich  auf  eine  so  gründliche  und  zugleich  fafsHdie  Weise  über  « 
diesen  höchst  -wichtigen  Gegenstand  aus;  dafs  er  steh*  dadurch 
die  voÜ^sten  Ansprüclie  auf  den  Dank  des  iandwirthschaftÜchen 
PnbUcums  erworben  hat« 

Zur  besseren  Beurtheilung  des  Anspruchs  und  der  recht-. 
Heben  Natur  der  ZchentabgaBei  schickt  er  eine  geschichtliche 
Bntwicklung  des  J^hent Wesens  in  gedrängter  Kürze  vorausp- 
und  spricht  ^dsnn  in  6  besonderen  Abtheilungen,  i.)  Von  der 
Art  und  Weise,  wie  der  Schmälerung  der  PfarreinlLanAe;.  In 
soicbeb  Gegenden  vorgebeugt  iii^erden  könne,  wo  ^ie  Geistli-' 
chen  nicht  auf  einen  beslinunten  Staatsgehalt  gesetzt,  sondern  auf 
Grundbesitz,  Nattfralien  und  unbestimmte  Gefalle '  angewiesen 
sind,   2.)  Von  der  An  und  Weise,  den  Natural -Zehentbezug 
in  eine  andere  zweclunässi^^ere  Abgabe  umzuschafien.   3«)  Vom 
.  Kachtheil  des  Natural  -  Zellentbezugs.   4«)  Von  dem  Interesse,' 
wdches  die  Gesetzgebung  bei  der  Absohafiung  und  Umwandlung 
4es  Naturalzehenten  hat,  *und  von  den  Grundsätzen,  von  welchen 
dieses  Interesse  ausgehen  dürfte.  5.)  Von  den  gemeinen  Grund- 
sUgen  zur  Ermittelung  des  Werths  und  Besthnmung  des  Gegen- 
satzes für  den  Natural^  Zehentbetug.  ö.)  Von  den  streitigen  Ze- 
iMUt- Gegenständen«  \        ,     ^.  * 

'      •  / 

{Oer  mschlufs  fdgU) 


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t 


Heidel^er  gtr 


1822* 


Jahrbücher  der  Literatur« 


Qeßner  g  üb^r  Ahlösang  des\geUtlicheß  Zehmteiu 

XJm  das  bestehende  ZchentverKältnifs  gründlicher  heurtheilcn  tvt 
können,  und  zugleich  den  Berechtigten  und  Pflichtigen  einen 
Leitfaden  für  jenes  zu  geben,  hat  er  die,  in  Preusseu,  über 
diesen  Gegenstand  vorhandenen  allgemeinen  gesetzlichen  Be-- 
gtinunungen  in  ein^m  Anhange  mit  abdrucken  lassen, 

/  Obnerachlet  diesem  W«pk«  die  preussischen  Zehcnt^'erfiält- 
nSsse  zum  Grunde  Hegeii';  SO  hat  dieser  Gegenstand  darum  nicht 
jninder  grosses  InfdrMscr  för  jesdea  andern  Staat,  iosoferu  jene 
Verhältnisse  fast  alknthtflb«!!  nahe  zu  dieselben  sind. 

Mtttk  ksmn  d^her  jedem 'sehendpflichtigen  Landv^irth,  und 

jedem  lefaeutberechtigten  Landgeistlichen  dieses  Buch  uubedenk- 
ich  cur  Nachlese  empfeilleii|  und  awar  um  so  unbedenklicher 
als  der  Verfasser  «ich,  in  aeinen  Ablösangs  -  Vorschlägen ,  nur 
v<m  item  Geiate  leiten  ISt&Mf  wekber  RcNcfat  und  Gerechtigkeit 
gebietet,  un4  insofern  er,  in  dem  inSgüchsten  Schutze  des  £in^ 
lelneiiy  dem  Ganj^en  fdrj^erlich  zu  aejn  strebt. 

Er  setet  4ie  Abldsuug  als  wesentlicfa  nothwcndig,  zugleich 
iber  ein  YoUkonmienes  EntscKädigungs  -  Aequivalent  als  obersten 
,  Grnudsatx  Terans,  und  ba«rsAtet  die  Ausgleichung  als  einen 
Gegenstand  der  Ud»ereinknnft  iwiseben  Piaiter  und  Gemeinde, 
wobei  aber  ^  Staat  in  d^  Stellung  des  Vermittlers  auftritt' 
der  sein  Angenmerk  nnveirfickf  .damif  hinnchtet,  dafs  weder 
4er  eine  TheU  etwas  verliert^  noch  der  andere  zum  Nachtheil 
jeuea  gewinnt.   Die  von  ihm  empfohlene  Art  «nd  Weise,  die- 
'  sen  Zwepk  am  besten  cu  erreichen^  sehdnt  Re£,  ganz  da^u  ge« 
eignet^  dem  Zehentpflichtigen  «ind  Z^entberechtigten  volle  Be- 
friedigung zu  gewähren.  jr. 


Glessen  bei  G.  Fr.  Heyer,  Betrachtungen  über  dit  OeffmuU^ 
keit  und  MündUchkeit  der  Gerechtigkeitspflege  ¥tm  A,  Rkter 
fßon  Fmummmacuj,  känigi^  bmrisebm  Stwuraihs^ß^r 


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ten  des  AppeüationsgtHAiS  ßtt  den  RguUkrm  €0€.  4SMi* 

I 

Es  bedarf  keines  weiten  Zuiuckgclicu»  der  Litentpir,  «Bi 
der  Zeit  sich  im  erinnern,  tn  welcher  die  Vertheidiger  5ffen1>* 
licher  Reebtspflegc,  und  einer  auf  die  GnindJagen  englischer 
Justii  gebauten  Rechts  Verfassung  entweder  als  eiceotrische  Köpfe 
höchstens  mitleidig  angesehen  oder  selbst  des  Jacobiiiismus  iind 
gefahrlicher  Neuerungen  Ix  schuldigt  einer  strengen  Aufsicht  uo-. 
terworfen  waren.  Der  Siuii  für  die  höchsten  Interessen  mit 
welchen  die  Forderungen  und  die  Sehnsucht  nach  Verbesserung 
der  Juslii  zusammenhingen,  hatte  sich  verloren,  das  Andenken 
9n  die  ehrwürdigen  Formen  der  (Untschen  Reci.tspflegc  war 
untergegangen,  und  wo  es  sich  erhalten  hatte,  war  der  üeber- 
r^st  zu  einem  erbärmlichen  Gaukelspiele  herabgesunken,  wovon 
ein  merkwürdiges  Beispiel  (nach  dem  Zeugnisse  dts  Freiherrn 
Drais  in  seiner  Geschichte  der  Regierung  und  Rildung  von 
Baden  unter  Carl  Friedlich.  I.  Tlil.  S.  60.;  noch  1756  im  Mal- 
•Vergischen  vorkam,  indem  den  Schuppen,  ehe  sie  xur  Stinimen- 
ablegung  beim  Blutgeiichtc  ausiüekten,  bei  Leib  -  und  Lebens- 
Slrafe  verboten  wurde,  anders  m  votiren  als  das  schon  voihqr 
ausgefertigte  Urtheil  lautete.  In  Zeiten,  in  welchen  noch  die 
Folter,  wenigstens  xur  Ausmittelung  unbekannter  Mitschuldigen 
in  Deutschland  vertheidigt  wurde,  ia  weichen  die  Justiz  so  sehr 
die  Achtung  der  Menschenwürde  verloren  hatte,  dafs  sie  die  bei 


^cnerze.:      iunut/tm  uu«  ^^w^g-w,  — --- 

](ühnen  Verbesserungsvorschlage  Einzelner  auf  uufruchtharcu 
Boden  fallen,  und  nur  für  eine  kommende  Generation  konnte 
die  Saat  reifen.  Nach  harten  Leiden  und  Kämpfen  ist  es  end- 
lich in  Deutschland  dahin  gekommen,  dafs  derjenige,  welcher 
vor  »WÄjizig  Jahren  (Ree.  bedient  sich  des  Bildes  das  der  V  er- 
fasser  in  der  herrlichen  Zucignungsvorredc  der  Schrift  an  den 
Stf«teminister  voa  Grolmann  braucht)  eingeschlafen  wäre  ,  üm 
wie  Epimenides  jetzt  wieder  zu  erwachen,  glauben  müfste,  dals 
cia  Jahrtausend  unterdessen  über  den  Schläfer  hinweggegangen 
^yl  —  was  er  suchte,  würde  er  nicht  wiederfinden,  was  er 
aahe,  nicht  mehr,  wieder  erkennen.  —  Das  ewig  denkwürdige 
Jahr  18 13,  das  Jahr  der  Wiedergeburt  der  Freiheit  Deutsch- 
lands, gab  auch  der  Stimme,  welche  die  bestehende  Rechisver- 
fassun^  bekämpfte  und  Umgestaltung  verlangte,  Kralt  und  Nach- 
druck. Ueberau  fehlte  es  nicht  an  emptänglichen  Gemütbern, 
welche  gerne  die  Stimme  der  Verbesserung  horchten.  Die  Schule 

der  JLeid«Q  hatte  auf  maucheu  gcossen  Ziusanuneubang  auimcrk- 


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Feaerbaehflb.  Oeffeatlk.u.  Mdlk.  d.  Gerecfatigk.Pfl.  i63 

«am  gemacht,  tlas  Schleclite  und  Etbärmliclic  hatte  in  der  letz- 
te» Zeit  oflVn  sich  zur  Schau  getragen,  und  immer  mehr  solche 
Anhänger  verloren,    welche    den    täuschenden    Lockungen  so 
lange  trauten  bis  die  Mas  e  ab:rev?orfen  war;  überall  hatte  der 
rasthjs  vorwärts  schreitende  Geist  eines  neuen  Lebens  an  den 
Instituten  gerüttelt,  manche  grosse  Idee  welche  den  Einrichtun- 
gen des  Staates  zum  Grunde  lag,  mit  welchen  Deutschland  ia 
eine  oft   traurige   Verbindung    gekommen  war,    hatte  schnell 
auch  in  Deutschland  das  Bürgerrecht  sich  erworben,  die  über  all 
in  den  neuen  Gesetzen  wenigstens  ausgesprochene  Achtung  der  * 
bürgerlichen  Freiheit,  die  dem  Volke  zugesicherte  Theilnahme 
an  ölTentlichen  Geschäften,  und  viele  unverkennbare  Vortheile 
ölTentlicher  Rechtspflege  hatten  den  neuen  Instituten  Anhänglich* 
kelt  bei  dem  grossen  Theile  der  Nation  vcrschaffir.    Als  vor- 
züglich durch  die  Abtretung  mehrerer  einst  deutschen  in  den 
letzten  Jahren  mit  Frankreich  vereinigten  Provinzen  an  deutsche 
Staaten  die  Frage  über  Beibehaltung  des  französischen  Verfah- 
rens oder  Einführung  der  im  Mutterstaate  gelt^den  Rechtsver*^ 
fassung  entschieden  werden  mufstc,  wurde  die  ernste  Prüfung 
der  Ausbeute  und  der  Vorzüge  der  neiieD  Institate  in  Verglei* 
chun^  mit  den  deutschen  Foimeit  Uild  Erariebtungeu  ein  unab- 
<w eisliches  Bedärfnifs,  und  da^  grosse  kdaigliche  Wort  in  der 
preussischeii  Rabiaefsordr«  TOiii  20.  Jnnj  t8ft6;  Ich  will,  dafs 
4as  Gute  überall ,  wo  es  «jch  fiodet,  b^nutjit,  und  das  Rechte 
anerkannt  werde   die  Niedersctzuog  einer  e^fenen  sur  Prüfung 
bestimmten  aq»  den  acbtungswürdigsteo  MSnnem*  bestehenden 
Commission  waren  vdllig  geeignet,  jeden  Freund  der  Walir» 
'  beit  SU  berahiien  und  zu  grossen  EiWartungea  berechtigen* 
Noch*  schien  aber  die  Zeit  nicht  gekommen  zu         ^  wdcber 
Tubig  und  leidensckaftlos  der  grosse  Streit  6ber  Ebfübrung 
neuei*  Formen  gefuhrt  werden  •sollte.  Die  im  kurs  voriiergegan« 
gencn  politischen  Kampfe  entfesselten  PartbmQi  waren  noeh 
nicht  beruhigt,  die  Sturme  der  Leideusc^id'ten  hatten-  noch  mohl 
geschwiegen.   Wohl  fohlten  yk^t^  dafs  die  Einführung  der' 
neuen  Ius(iftttc  nicht  ohne  Verietzung  alt  hergebrachter  Recht^ 
nicht  ohne  Yerruc^ung  -des  Sorgenstufils  der  Bequendicfakeit  ge* 
schehen  könnte.   Manche  mistraniscb  gegen  allet  Neue  hidlea 
es  furPflicht|  zu  warnen.  So  hiefii  Einigen,  wekhedieDeutsch- 
bcit  im  Munde  fuhren  ohne  das  Gefühl  derselben  in  ier  Brust 
zu  habeo,  jede  Anpreisung  öffentlich^  Rechtspflege  und  der 
damit  verwandten  Institute.   Franzosenthum  ^ '  Andere  ^  welchen 
die  Worte:  Verfassung,.  OeiTentUchkcit,  VerantwortUchkeit^ 
^  Sehreckeilsworte  sind,  weil  sie  den  Schlciiy  Ton  manchen  Wer* 
ken  der  Fiosternifs  nicht  wegTeissen  lassen  wollien,  suchten  die 
Fifennde  der  Oeffentlichketi  als  gefährliche  Neucter  zu  Yerlium- 

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i64  Feuerbachüb.  OeffeDtlk,u. Mdlk.  d.  Gercchtk.-Pfl, 


^eHy  die  Stimmen  der  Machtbahfr  gegen  sic  in  lenken  und 
zu  beweisen,  dafs  es  nur  ein  kleines  liäuQeia  excentrischer 
Schriftsteller  sey,  eiche  nickt  das  L.eben  in  seinen  grossen  Be- 
wegungen und  in  den  einmal  nothwendigcn  Verhältnissen  auf- 
llifossen'  TeiinSgeu^  ewig  nur  in  einer  selbstgescliaffenen  V\  clt 
lebten,  und  verlangten,  dafs  alles  nach  den  in  der  Studirstube- 
absgebrilteten  Idealen  sich  gestalte.  Andere^  welche  entweder 
in  ihrem  Leben  nie  öffentliches  Verfahren  in  der  Wirklichkeit 
kennen  gelernt,  oder  lidchstens^als  unvorl^ereitete  oder  partheii- 
sche  Zuschauer,  oder  auch  ab  Mitglieder,  aber  mit  scUechtena 
Stfolge,  und  daher  als  erbitterte  Gegner  Theil  genommen  hut- 
tea,  andere,  welche  in  der  Oefflentlichkeit  ein  Gespenst  sich 
dacliten,  und  das  ehrwürdige  Heiligthum'  der  Themif  gefährdet 
glaubten,  andere,  welche  die  Rechtswissenschaft  selbst,  die  rie 
sich  nicht  anders  als  ein  Kastengut  und  mit  geheimnifsvoUen  For- 
mdn  denken  konnten  ]  für  bedroht  hielten ,  suchten  durch  ein 
Aufsuchen  allc»r  möglichen  skandalösen  Anekdoten  aus  der  fran- 
zösischen od^r  englischen  Justiz,  durch  eine  Nach  Weisung,  wie 
wenig  die  OeffenSichkeit  mit  den  bisherigen  iibriaen  lustitutei», 
mit  Vorschriften  der  C «setze,  vereinbar  scj,  und  durch  ein  An- 
häufen von  Gründen  gegen  die  Oeffeutlichkeit,  wie  jeder  sie 
beliebig  sich  construirt  und  so  schwarz  als  möglich  gemalt  hat- 
te, um  sie  dann  desto  besser  bekämpfen  zu  können^  die  dro* 
hentle  Gefahr  abzuwenden,  und  eine  nicht  |;eringe,Zahl  vonG<^  . 
nern  der  Oefifentiichkcit,  die  zu  wohl  filhlten,  welch  erbärmli- 
che Figur  sie  bei  der  öffentlichen  Rechtspflege  spielen  wnrden| 
wäla-cnd  sie  bisher  glücklich  das  Gerichlsgeheimnifs'vor  unberu- 
fenen Zuschauern  und  Zuhörern  schützte,  gesellte  sich  gern* 
zu  dem  Kreuzzuge  ge^cn  die  neue  Rechtsverfassung.  * 

Als  zuerst  mit  L  in^sicht  und  5 achkenntnifs  nach  würdiger 
Berathung  von  den  ehicnvvcrthen  Vertretern  der  Nation  auf  dem 
Lundtagü  in  Baiern,  in  tl  cm  Lande,  das  in  so  vieler  Rücksicht 
seinen  Nachbarn  vorausgeeilt  ist,  und  schon  die  FrucKtc mancher 
lange  vor  Jahren  bereits  gemachten  Experimente  geuiefst,  wälw 
rciul  andere  vStaaten  eist  Lerathm,  ob  sie  denn  den  Versuch 
wagen  sollten,  als  von  den  Vertretern  dieser  Nation  die  Ocf- 
fentlichkeit  iu  Antrag  gebracht  wurde,  als  Mitglieder  «US  allen. 
Standen  den  leblialtcsten  Antlieii  aussprachen,  da  wollte  es  mÄ 
dem  Geschrei  nicht  mehr  gehen,  dals  nur  cm  paar  gedungener 
oder  excentrlscher  >  cliriftsteller  als  Kitter  der  Oeffentlichkeit . 
auftreten.  Man  nuifste  allmälilig  einsehen,  dals  der  Forderung 
der  Oeffcntliclikeit  andere  grosse  Forderungen  zum  Grunde  lägen, 
dals  sie  mit  einer  vertindcrten  Ansiclit  der  politischen  Verhältnisse^ 
mit  dem  Erwachen  eines  ichendigen  Sinnes  des  Volkes,  für  die 
grossen  ^Vngelegeuheiteii  des  Vaterlandes-  xusammciihauge,  und 


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i 

Feuerbach  üb.  Oeffeotlk.  u.  ]\ldlk.  d.  Gcrechtk.-Pfl,  i65 

dafs  der  Kampf  j^egcn  die  Oeffentlichkelt  rin  Kampf  ^egen  die 
ii^IifDacht  der  Idee  scyn  würde,  welche  einmal  erwacht  durch 
keine  Mac  t  der  Erde  zum  Schweigen  gebracht  werden*  kann. 
Wels  der  geistreiche  Berenger  von  der  Ohnmacht  des  Versuchs, 
einen  Schriftsteller,  der  politische  einmal  anerkannte,  Wahrheiten 
predigt,  zu  bestrafen,  sagt:  vous  piuiissez  au  ecrwaiii  pour  aifoir 
proclanie  dßs  verites  qu'il  croit  iitdes :  aussitöt  ifiiigt  ccrwaini 
entrent  dans  la  lice  et  loin  d*etre  effraycs  ds  repetcnt  les  mcmes 
veriles  üs  Les  repetent  sons  vos  jreux.  Qui peut  donc  les  enhardir,  -  • 
d  braver  et  i^os  caeliots  et  vos  arrets?  c*est ,  quds  croient  voir 
la  nation  derriere  eiix ,  c'est  qu'U  lenr  seinble  entendre  la  voix 
de  l^opinion ,  qui  les  am  nie  et  les  soutient  etc.  pafst  auch  auf  je- 
den •Schriftsteller,  der  Oircudiclikeit  vertheidigt.  Nur  selten  melir 
ertönt  did  Stimme  der  Gegner;  mag  auch  z.  B.  Beschorner  (in 
seiner  ^ch^ift  die  Grundziige  eines  Gemeinwesens  I.  Thl.  S.  294)  ^ 
lins  versichern,  dafs  bei  dem  deutschen  Criminalverfahren  alles 
• —  die  Hauptpunkte  wie  die  Nebenpunkte  —  öffentlich  sey, 
wahrend  bei  den  Engländern  und  Franzosen  nur  das  Ausserwe-' 
sentliche.  ölf^ntlich  wiire,  mag  auch  noch  znweüeu,  wie  z.' B.  in 
einer  neuen  Schrift  (über  das  f  orum  der  administrativ -conten- 
tiosen  ^achen.  Ulm  1821  S.  47)  noch  behauptet  werden:  »man 
fraise  doch  die  ruhiijsten  und  besonnensten  Menschen  aus  dem 
Volke,  ob  nicht  die  ÜeÜ'entiichkeit  unserer  Ständeversammlungen 
schon  einen  widrigen  Eindruck  auf  sie  machte,  wozu  soll  die 
Oelfentlichkeit  der  GercchtigkeitspÜege  nützen?«  so  täuschen  doch 
dergleichen  Stimmen  nicht  mehr.  —  Allein  noch  ist  die  wicliti- 
ge  Augelcgenljeit  nicht  entschieden,  mit  einem  Antrage  auf  Ein- 
führung der  Oelfentlichkeit  ist  nichts  gethan,.und  die  Verthei- 
diger  der  Publicitat  haben  selbst  häufig  durch  den  Mangel  einer 
klaren  Vorstellung  der  guten  Sache  mehr  geschadet  ils  genützt, 
vreil  bei  dem  neuen  Thurmbaue  keiner  den  anderen  verstand, 
da  jeder  eine  andere  Art  der  Oeirentbchkeit  im  Sinne  hatte. 
Einige,  die  glaubten,  dafs  sie  wie  der  Theaterdirector  in  Faust 
wohl  wüfsten,  wie  man  den  Geist  des  Volks*  versöhne,  glaub- 
ten, dafs  sie  alle  Forderungen  erfüllt  hätten,  wenn  sie  ein  Ju- 
stizschauspiel aufführten,  in  welchem  Herr  und  Knecht,  das  Weib 
mit  ihrem  Strikslrumpfe,  und  der  Knabe  der  eben  nicht  spielen  ^ 
mag,  in  trauter  Eintracht  wie  auf  den  Bänken  des  Schauspiel-** 
hauses  bunt  durch  einander  sässen  ,  um  nach  geendigtem  Prozes- 
se*zuzuhoren ,  wie  dem  armen  Teufel  von  In<|uisiten  all  seine  in 
den  bisherigen  Aktenbersren  aufgehäuften  Aussagren  noch  einmal 
vorgelesen  und  mit  der  Frage  beschlossen  würde,  ob  er  nichts 
mehr  hinzuzusetzen  wüfste.  Dafs  die  OelTentlichkeit  nicht  we- 
gen des  Publikums  allein  da  sey,  dafs  diese  nur  die  untergeord- 
nete Rücksicht  gewähre,  schien  diesen  Gesetzgebern  gar  nicht 


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i66  Fcuerbachüb.Oeffentlk.u.Mdlk. A Gerechik»-Pfl. 

einzuMen,  dafs  der  Angeklagte  die  Zeugen  zu  sehen  und  xi^ 
hören  ein  Urrecht  habe,  schien  gar.  nicht  der  Bcuclttimg  werdi 
zu  seftt ,  manche  kamen  sogar  dazu,  die  Oeffentlichkcit  nur  auf. 
diese  Vorlesung  der  Aussagen  zu  beschränken,  liessen  d^nn  di6 
Jkkun  xam  Sprache  an  eiil  anderes  .Gericht  irersenden,  das  den 
Allgeklagten  gar  nicht  zu  Gesicht  bekam, ^und  schrieben  für  da* 
Gericht  eine  gesetzliche  lkwetstbeorie  vor.'  Vergessend,  daft 
idie  wahre  Oeffentlichkeit  eben  darin  bestund^,  dafs  das*  erken« 
nende  Gericht  den  Totaleindruck  der  ganzen  VerhandlungAi  er-r 
hielte,  dafs  not  auf  die  vpr  dem ''Gerichte  abgelegten  Aussagen 
Unheil  gebaut  werden  dirfe,  fiberndtelen  sie  sich  der  Nation 
<>effeutlichkeit  gc^jeben  zu  halben,  die  in  ni<^ts  weiter  bestand, 
jils  da&  die  Thüre  der  dümpfen  schmutzigen  Gerichtsstube  ge- 
.Öffiset  werden  durfte,  und  etwa  la^odei*  20  Personen  in  der 
Amtsstube  g^;en wartig  seyn  konnten*  Viele  hatten,  wenn  sie 
^ron  Oeffisntfichkett. machen,  nur  die  des  franzasischen  Prozes^ 
$c$  im  Sitioe^  eie  ediienen  vergessen  zu  haben,  daf«  der  franz. 
Civilprozefs  gerade  in  dem  wichtigsten  Punkte  bei  der  Aufnahme 
JteA  Zeugeobeweisses  ineonseqaent  wurde,  indem  *er  die  Ver- 
»ehmlvig  der  Zeugen  nur  in  Gegenwart  eines  Gerichtsdepntirtea 
«noidnet  und  dem  Tribuntil,  welehes  hur  auf  den  Grund  der 
in  der  5kxtt^  vmidesenden  ZeugenprolokoUe  enfaeheiden  mufs, 
4as  Widhiigste  .Mittel  nmbt,  dmth  eigene  Wahrnehmung,  d^fch 
Gcfgemwan  bei  der  Zeagenvemehonnig  selbst,  «den  zuTerlnssi* 

fm  und'ToIbtan^gen  Eindruck*  von  •  der  Ghidiw^rdigkelt '  dto 
engen  und  ihrer  Aussagen  zu  erhaben diejenigen,  welche  die 
OeffisniUchkeit  des  französischen  Criminalprozesses  anpriesen,  schie* 
jien  nicht  zu  beaciiten,  dafs  sie  nur  Zusdiauer  xxbd  Zuhörer  itaa 
^rtem  wairten,  dafs  aber  zur  gründKdien  Benrtheilung  des 
Yerfiifarens  es  nothwendig  sej,  das  bekanntlich  geheime  Ver&h- 
wtfi  selbst  zu  beobachten,  um  in  der  Nähe  auch  hinter  dem  Vor- 
jbnnge  cfid  den  Cbulissen  die  Scenen  zu  besehen,  wdche^bei 
dem  Glänze  der  Lichter  den  ferne  stehenden  und  mit  der  Thea- 
termalerei nicht  hekanntien  Zuschauer  blenden  und  entzücken 
gönnen.  Becens.,  der  seit  Jalüen  häufig  an  verschiedenen  Orten 
Zeuge  öffentlicher  Criminalverhandluugen  war,  gesteht  aufrichtig, 
dals  er  die  dffentUchcn  Sitzungen  der  Aasisenhöfe  immei^  noch  mit 
hoher  Achtung  verlassen  und  sich  unbedingt  überzeugt  habe^ 
u  k  ^'^^»«^«"gen ,  welche  man  gegen  Oeffentlichkcit  fjc- 
jnacht  hat,  am  besten  durch  eigene  Anschauung  sich  beseitige« 
lassen,  er  gesteht,  dafs. der  Gang  des  französischen  Criminal- 
terlabrens  von  dem  JMbmeiite  an,  ab  der  Angesagte  in  der  öf^ 
feuihciien  Suzung  des  Assisenhofes  erscheint,  bis  auf  wenige 
leicht  zu  ändernde  Punkte,  unfbhlbu^  den  Vorzug  wr  dem  deut- 
schen geheimen  Vcrfaliren,   wie  es  in  *  den  meisten  deut- 
•ühet  älaaten  noch  gilt,  Ree  gesteht  thef  auch  dien  so 


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*  < 

FetterbaiAQb«Oeff€DUk.ii.HiUk«d«^Gei:ecl^^  i67 

aufrrchti'g,  dafs  er  in  Rücksicht  des  Vorverfahrens ,  welclies  er  aus 
einer  grossen  Zahl  französischer  Akten  und  durch  eigene  Ver^ 
fölgung  bis  in  die  kleinsten  Punkte  des  Gerichtsgcbrauchs  ken- 
nen gelernt  hat,  keinen  Vorzug  des  französischen  Verfahrens 
vor  dem  deutschen  gefunden  habe.  Das  französische  Gesetzbuch 
ist  ott'enbar  in  Ansehung  der  Präliminar -Instruction  zu  kurz  und 
lücken^'aft  und  überläfst  zu  viel  der  Willkür  der  darin  handeln- 
den Be  imten,  welche  zu  leicht  in  eine  der  Wahrheit  schädliche 
feii/dliche  Wechselwirkung  kommen.  Wenn  auch  der  Instruk- 
tionsrichter die  natürliche,  ruhige,  leidenschaftslose  Stellung  un- 
verriickt  beibehalt,  so  mafst  sich  dagegen  die  Staatsbehörde  zu 
gerne  zu  viele  I/istruclionsacte  anj  durch  eine  unfehlbar  unrich- 
tige Auslegung  des  clameur  publique  durch  die  gesetzlich  (Art. 
4o  4  t  Code  d'instruction J  gemachte  Ausdehnung  der  Befugnis^ 
se  der  Staatsbehörde  im  P  alTe  des  delit  ßat^rant  übt  die  Staats^ 
behörde  ein  entschieden  ihrer  Stellung  als  öffentlichen  Ankläger 
•widersprechendes  Recht  der  Vernehmung  des  Verdächtigen  aus, 
und  der  Gerichtsgebrauch  findet  kein  Bedenken,  dein  Staatspro* 
kurator  das  Kccht  fortgesetzter  Vernehmungen  zu  geben,  unge- 
achtet Art.  45  (s.  auch  Camot  Instruction  criminelle  Tom.  /. 

(u  435 )  die  schleunige  Abiicltrung  der  Acten  an  den  ün^ 
ersuchuugsrichter  verlangt;  und  .den  verdächtigen  sous  la  mcun 
de  la  Justice  stellt.  Nur  zu  leicht  überläfst  sich  die  Staatsbe- 
hörde deoS  Amtseifer,  sieht  überall  Verbrechen  und.Verbrechcr, 
«od  nimmt  oft  in  der  besten  Absicht  es  mit  den  Mitteln  niclit 
so  genau,  durch  welche  »ie  zum  Ziele  kömmt;  (welche  niclitt 
filmtriebene  Klagen  .die  französischen  Schriftsteller  über  diese 
Ansdfllinuug  d^Mii^^^  4^^^  ^^^^^^örde  äussern,  zeigt  in  neuc^ 
ster  Zeit  nüfjlig  ^acaii#  in  -seinen  legons  prebminaires  mt  U  Co* 
de  pmed  p.  6%%  J.  Die  Staatsbehörde  stellt  sich  zu  leicbt'  in 
Verbindung  mit  der  geheimen  Polizei,  und  läfst  sicli  zu  yer- 
iehiliclien  Mittoln  derselben  herab,  sie  nnterhalt  dul'besol-*' 
deten  Spionen  Einverglindnife»  und  erbmbt  sich  jede  Listy  um 
nur  GtttiDflajsse  in  erhalten;  sie  hllt  sich  föt  belugt,,  wenn 
der  Untersuchungsrichter  auf  ihren  Antt'ag  einen  VcvdÜchti^ea 
nicht  Tcrhaften  lassen  wÜl,  an  das  Tribunal  erster  Listanz  sich 
lu  w«aden,  und  weihi  auch  dies  die  Verha^i^  ab  noch  nicht 
gegründet  erkennt,  verfblgt  sie  die  Klage  weiter  an  den  Appel- 
lationsh«^  lYer  mag  darin  die  ruh^e  würdige  Stellung  dee 
Anklägers  der  im  Namen  des  Geseties  aufbitt,  eikenncn?  Ein 
Tbeil  der  Vertheidig«ar  der  firanxSsischen  OdB^lliehkeit  scheint 
aelbpt  gar  nicht  xu  wissen,  dals  die  franzdsisc|ie  ein  sehr  erapö-' 
foides  nicht ^  selten  ang<;wca^etcs  Mittel  )iennt,  den.  Ver*. 
djichtigen  mt  «sci^f  au-  setaen;  eb  .  Mittel,  das  der  deutschen 
Folter  nicht  sehr  unihnlich  ist.  und^  Yi^  schrecklicher  wird^  dt 


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Jas  G«Sfl»  6mm  fgm  lucltt  Ummert,  and  nur  die  WiR- 
Icär  der  Boaottett  enttobeidet.  Mögen  alle,  die  sich  die  iinbe« 
iUngte  Einfölirung  des  firaozöslschen  Prozesses  .(auch  des  Ver- 
dibrtfil^  ia  der  Voruntersuchung  wünscbeuj  nur  die  Schildcruii- 
^gOL  S$rwgef^S  de  la  justice  criminelle  p.  38y^  und  die  neueste 
Schrift  von  Dupin:  Observations  sur  plusieurs  points  eU,  p.  y6 
lese«!  —  Am  schlimmsten  war  es  noch,  dafs  man  in  Deutsch- 
land, wenn  man  die  Einführung  der  Oeffentlici^keit  verlangte, 
«n  die  Ungeheuern  Erschütterungen  nicht  dachte,  welche  die 
ganze  Gerichtiverfassung  luid  die  Ree:' tspflece  im  Civil-  n'ie 
im  Criminal  -  Verfahren  eben  so  wie  die  Civil-  und  Criniiual- 
Getctzbiicher  selbst  erleiden  mufsten,  wenn  die  neueinzufuhren- 
de  OeHcjitlichkeit  kein  liohk^s  Wort  und  fine  in  sich  selbst  zer- 
fallende Form  werden  soll,   an  welcher  bald  selbst  diejenige 

*  keine  Freude  haben  sollen,  welche  für  ihre  Einführung  stimm*'' 
$cn.  Wahre  Publicität  des  Verfahrens  ist  keine  Pflanze,  die 
überall  auf  jedem  Boden  der  für  sie  gar  nicht  zubereitet  ist, 
^d  unter  jedem  Himmelsstriche  gedeiht,  sie  verlangt  organische 
Umgebungen,  sie  ist  nicht  mit  Einzelnrichtern,  sie  ist  nicht  mit 
.einer  Verfassung  verträglich  in  welcher  die  Justiz  noch  gar  nicht 
von  der  Verwaltung  getrennt  ist;  sicj  eingeführt  bei  unserer 
deutschen ,  in  den  meisten  Staaten  noch  besteheiiden  Verfii&iun^. 
<ler  Aerater  und  Gericlite  auf  dem  Lande,  eingeführt  bei  der, 
jioch  geltenden  Patrimonialgerichtsverfassung,  wäre  'ein  neuer 
Lappen,  der  dem  alten  Kleide  aufgeflickt  würde,  und  das  alte 
Kleid  jetzt  nur  Vioch  lächerlicher  machte.  Die  ürundmaxinieu 
des  Verfahrens  müssen  selbst  durch  Einführung  der  OclTeutlich- ^ 
keit  erschüttert  werden,  z.  B.  im  Civilprozesse  die  Eventualma- 
xime,  die  ganze  Einrichtung  der  Partheienschriften,  z.B.  iu  An- 
ßehung  des  Punktes,  ob  die  Rcchtsaasluhrungen  auch  uolhweu- 
dige  Theile  der  Schriften  se^en ;  die  ganze  bisherige  Art  der 
Be.  cisführung,  z.B.  bei  dem  Zeugenbeweise  wird  durch'Oef- 
fentlichkeit  eben  so  sehr,  als  das  bisherige  System  der  Rechts- 
»Uttel  erschüttert.  Im  Strafprozesse  erhält  die  ganze  Trennung 
der  General-  und  Special- Lnteisuchung,  wenn  wahre  Oeffent- 
lichkeit  eingeführt  wird,  eine  andere,  und  zwar  ihrem  wahren 

•  Wesen  wieder  entsprechende  Bedeutung,  und  es  zeigt  von  dem 
völligen  Verkennen  der  wahren  Ansicht,  wenn  z.  B.  der  Verf. 
emes  neuen  Entwurfs,  der  angeblich  auf  OelTentlichkeit  geJ>aut  ' 
seyq  soll,  behauptet,  dafs  auf  den  Unterschied  der  General- und , 
Special -Uatersuchung  nichts  weiter  ankomme,  oder  wenn  in  ei- 
nem andern  Entwürfe  die  Special -Untersuchung  in  dem  Sinn, 
Wie  sie  z.  ß.  im  Baierischen  Getetzbuche  voi kömmt,  aufgestellt 
Bnd  nur  am  Schlüsse  ein  Acteoau  zug  öffentlich  vprgelesen  wird.  — 
nec.  ßudct  kei«  Bedcwkeo^  »u  gestehen,  d»U  eine  halbe  Oef- 


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* 

fentlicbkeit  schlechter  als  gär  kcuie  ist,  well  sie  eine  Tauschung 
des  Volkes  enthält,  dessen  gerechte  Forderungen  auf  etwas  ganz 
anderes  giengen,  als  man  gab,  weil  der  Gesetzgeber,  der. söge*  " 
nannte  OefFeiitlicbkcit  eingeführt  hat,  sich  einbildet,  dafs  er  den 
Forderungen  der  Zeit  Geniige  geleistet  hab);,   und  dadurch  diCv# 
Einführung  eines  auf  wahre  Oeifentlichkeit  gebauten  Gesetzbuchs  . 
um  Jahrjtehnde  wieder  verzögert  wird,  da >or  der  Hand  we*- 
nigstcus  etwas  geschehen  ist ,  weil  vorzüglich  durch  eine  Pseudo^ 
OeifeDtitchkeit  die  Ansichten   des  Volks   irre  geführt  werden, 
und  das  (3ute,  welches  man  sich  in  gerechter  Erwartung  verr 
sprach  y  eine  solche  firazenhafte  Natur  in  der  neuen  Gestalt  an^ 
ninunty  dafs  allmählig  sdbst  der  Sinn  für  das  Gute  unterdrückt^ 
4m  Interesse  und  die  richtige  Ansicht  des  Volkes  zerstört  M[jrd. 

iJvtcr  dieses  Verhältnissen  bei  diesen  Verschiedenheiteu  der 
Anslolitea  4ber  Oeffentlichkeit,  war  die  Erscheinung  etnesWei^ 
kes  Bcdürfinift,  dessen  Verfasse^  lange  schtm  aU  einer  der  au»* 
gcxetcinielaien  genblen  Reditsgeldurt^tt'alJgeniem  verehrt  war|  ,der 
mH  ieheoer  K^ntnifs  der  Geschiebte  der  Vdlkeer  mit*  geschärft- 
fern  philosophischem  B|icke  die  Qake  xichtiger  und  sic|ierer 
ohachtottg;  mit  einem  Schatte  des  theoretischen  Wissens  nnd 
. einer  FnUe-  von Erfabmpgjm  verbindet,  und  selbst  durch  vielfa? 
elio^Affiiaverhakniisse ,  als  Geehrter ,  als  Mitgli^  eines  in  Deutsch* 
land  hochverehrten  Jostizministeriums  und  seit  etiiigeii  Jahren  alf  . 
'Chef  einet  geachteten  Appeilationshofes  vor  vielen  berufen  var| 
Qbcr  etilen  Gegenstand  m  reden,  w'elcher  im  nahen  Zusammei»-, 
hange  n^  einem  and^  stend,  der  dem  Ver&fiwr  schon  iSiZ 
eine  fdassische  Bearbeitung  verdankt.    In  ^  einem  Werke  iiber 

'  OeffentUchkeit' muiste,  wenb  es  der  grossen  Au%abe  entspre* 
-chen  sollte,  vnrent  db», Wesen  .der  Ocffeiitlicbkeit  morscht  wer*  ^ 
den,*  es  mufste,  weil*  nlir  dadurch  eine  lebendige  Anstauung 
des  Rechts  gewonnen  werden  kann ,  auf  dem  historischen  Weg^ 

*  die  Ansicht  der  Völker  von  Oeffendichkeit  zugleich  mit  den  vei^ 
echiedenen  Formen  verfoIgU  Verden*,  unter  wekhen.bet  Völkern 
von  verschiedener  Kukur  die  Publicitat  erschien,  es  mufjte  der. 
Zusanimendiang  der  Öeffentliehkeit  mit  allen  verwandtion  Institjti* 
teo,  mit  den  Forderungen  die  ds  conse^ente  Folgenihgen  sick  \ 
ans  der -Oeflentliebkeit  ergeben,  mit  allen  Ulngestaltui^fen,  di^ 
lie' v.erhittgt,  nachgewiesen  werden.  £s  kam  iil  einem  solchen 
Werke,  nicht  darauf  an  ^  >  im  Gewände  -  einer  gd^uteu  Deduktion 
oder  in  steifer  Aetensprache  einen  Gegenstand  zu'  behandeln, 
welcher  eSne  grosse  Volksangelegenheit  geworden,  darauf  rech« 
•oen  konnte,  £S&  die  ihm  gewidmete  Schrift  nicht  im  engen  Kre^ 
8«  der  Gelehrten  bleibdr,  soodem  Bisld  ein  Gemeingut  aller  Ge- 
bildeten des  Vdks  ans  «Qen^pandea  werden  wurde.  Ein  Werk 
der  Art  mobte  durch  die  Tide  der  wissenschaftlichen  Forschnn- 

) 

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tyh  Feueitediül^Oeffeiitik.ii.Mdlk«d.Gerei&t^^ 

•  4  * 

t 

l'cn,  durch  das  sorgfältige  Verfolgen  aller  mÖtrUclien  Bejtlchun- 
gen  des  Gegcnstaiules,  den  wissenschaftlich  gcbiitlctcn  StaatsuKiiiii 
uiid  Juristen  befriedigen  und  durch  die  Klarheit  der  BcgrilFe 
durch  die  LebcndigKcit  des  A'^ortrags  jeden  Nichtjuristen  über- 
zeugen.     Es  bedarf  in  diesen  Blattern  nitiit  der  Versicherung 
des  Recens. ,  dafs  <la$  uns  vorliegende  Werk  jede  Forderung 
befriedigt,  und   zu  den  bedeutendsten  Werken  der  deutschen 
Literatur  gezählt  werden  inufs.    Das  Ergebnifs  seiner  Betrach- 
tungen hat  der  Verf.  S.  4oo  selbst  ausgesprochen;   i.  die  Par- 
tbeien  sollen  vor  dem  urtheilenden  Gerichte  mündlich  ihre  Sache 
vortragen,  wobei  die  Prozefs^'^esetzgebung  dafür  zu  sorgen  hat, 
dafs,  xumal  bei  verwickelten  Rechtssachen,    dies  Gericht  eines 
sichern  schriftlichen  Leitfadens  nicht  ermangle.     2.  Den  miindii-' 
eben  Verhandlungen    zum  Erkeiintr»ifs  T welche  die  Stelle  des 
Vortrags  durch  Berichterstatter  viirircten)  geht  in  bürgerlichen 
Rechtssachen   ein  schriftliches  Vorverfahren   durch  eingereichte 
Wechselschriften  voraus,   um   den  Streit  zu  ordnen,  und  den 
Stand  der  Sache  fest  zu  stellen.     3.  Jeder  Parthei  steht  es  frei, 
durch  einen  Fürsprecher  ihre  Sache  zu  verhandeln.    4-  Die  Vei- 
VKaltung  der  Gerechtigkeit  d.  h.  nur  Beurtheilung  und  Entschei- 
dung stmliger  Rechtssachen  soil  nur  kollegicdisch  zusammenge- 
setzten Gerichten  übertragen  sejn.    Man  hat  Tuchl  selten  dies 
•  oben  angegebene  Uesultat  als  das  Ergebnifs  der  ganzen  Schritt 
angesehen,  allein  mit  Unrecht,  es  iiezielit  sich  dies  nur  auf  die 
Handlichkeit  des  Verfahrens,  deren  Wesen  der  Verf.  in  der 
zweiten  Abtheilung  (ans  10  Haupistücken  bestehend)  betrachtet 
hat,  wiihrend  die  erste  Abtheilung  die  Oeß'entHchkeit  der  Ge- 
richte in  9  Hauptstücken  untersucht.     Der  Verf.  trennt  S.  35 
eine  ukmittelbafe  und  m{>/«Mare  Oefientlichkeit,   und  nennt,  die 
erste  jene,  durch  welche  die  gerichtlichen  Uandlimgen  selbst 
ein  Gegenstand  der  eigenen  suinlichen  Wahrnehmung  Anderer 
werden I  während  bei  der  zweiten  Andere  nur  durch  Zeugnis^ 
und  zwar  hei  uns  durch  urkundlicht  gerichtliche  Zeugubtc  von 
dem  Geschehenen  in  Kenntnifs  gesetit  werden;  die  zweite  ist 
(SL  29)  nur  unvollständig,  weil  der  Weg  vom  Wollen  durch 
das  Thun  und  Handeln  bis  zu  dem  bekundenden  Papier  oft  ein 
sehr  langer  ist,  auf  welchem  Manches  geschehen  kann,  welches^ 
'wenn  es  bekannt  wäre,  die  Kraft  des  ganze»  Ergebnisses  zer*- ' 
störte,  nur  unmittelbare  OeiFentlichkeit  ist  wahre,  eine  hjos^rt- 
liche  kann  mit  i^estphälischen  heindichen  Gerichten  und  einer 
Justitz  der  Grönländer  bestehen  (S.  3i)  zur  persönlichen  ^e\toti 
(S.  35 J  dafs  sie  ausser  den  eigendichen  Richtern  hei  Ausübung 
des  richterlichen  Amtes  auch  die  Gegenwart  anderer  Personeii 
fordeit  oder  gestattet;  darnach  ist  sie  i.  Oeffentlichkeit  in  Be- 
zug auf  diePartUelen  seihst       36)  oderi».  erwettert.' auch  auf 


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("euerbach üb.  Oeffendk. u.  Mdik.  d Gerechtk«-Pfl..  iii 

• 

vnbetheili||;te'  Zukdrer  (S.  Sy)«    Nach  der  Verscliieden^  cit  [de» 
Bechtsg^uodes  aus  welchem,  und  des  ZrWeckes  für  welchen  das 
Volk  bei  Ausübung  der  Richtergewalt  zuifegen  ist  (S.  39 — 5o) 
ist  die  Oefieutlichkcit  verschieden,  je  nacbdem  das  Volk  selbst  . 
richtet  oder  das  Kichteramt  durch  Magistrate  ausüben  lafst,  oderJ| 
in  despotischen  leiden  sich  verbält,  oder  in  verfassuiigsmä'ssigeir 
Monarciiieen  seine  gesetxliche  Stellung  bewährt.  •  Nach  Vcrgchic* 
deuheit  des  Urastaiides,  welche '  gerichtiiq|ie  Handlungen  in  deii 
Kreis  der  Oeffeotrichkeit  gezogen,  oder  von  dieser  ausgeschlos- 
seo  sind,  nimmt  der  Verif.  (S.  5i)  absolute  Oeffentlichkcit  nur 
da  ait,  wo  ohne  Ausnahme  alle  Gerichtshandlungcn  in  Gegeilwart 
der  Partheien  und  des  PubliknmSi  und  alle  Handlungen  der 
Pdrtheien  vor  diesem  Öffentlich  versammdlten  Gerichte  geschehen; 
beschränkt  ist  die  Oeffentlichkcit,  je  .nachdem  der  Anfang  des 
Kechtsstreits  oder  das  Ende  desselben  verborgen  ist,  das  erstb 
ist  der  Fall,  wenn  den  Streitsverhandlungen  vor  dem  erkennen^ 
den  öffentlichen  Gerichte  zur  Begründung  und  Befestigung  des 
Streits,  Verhandlungen  unter  den  Parthden  selbst  vorgehen,  dsäi 
zweite,  vienn  die  Richter  die  Abstimmung  und  Urtheilsfindung 
im  Geheimen  verrichten.    Der  Verf.  schaltet  hier  einige  Betrieb« 
langen  (S.  56 — 61)  über  die  Voruntersuchung  im  Crimiualpro* 
sesse  ein,  er  gesteht,  dafs  es  xwar  dem  Begi-iffe  der  Genend- 
Untersuchung  nicht  widerspreche,  wenn  dies  Verfahren  auch 
Öffentlich  gedacht  werde,   allein  es  steht  nach  seiner  Meinung 
die   Oefferitlichkeit  mit  dem  Gedanken   an   Erreichbarkeit  der 
Zwecke   dieses  Verfahrens  selbst  in  einem  auffallenden  Wider- 
spruche, daher  dies  Verfahren ,  nicht  ausgenommen  die  gericht- 
liche Verhandlung  und  Entscheidung  jibei  <\\e  Frage  der  Verse- 
zung  in  den  Anklagestand,  als  nicht  Öffentlich  angenommen  wer- 
den mufs.     Ree.  beklagt  es,  dafs  der  Verf.  nicht  ausführlicher 
seine  Gründe  zu  dieser  Ansicht  angegeben  l>al;  es  ist  wohl  ei- 
ner der    wichtigsten    Punkte,    in  wie  ferne    gerade    in  dem 
Vorverfahren  Publicitat  möglich  ist.     Recenseiit  giebt  zu,  dafs 
durch  die  nachfolgende  öff'entliche  Verhandlung  einige  Zwecke,  wel- 
che die  Oeflentlichkeit  des  Vorverfahrens  fordern,  erreicht  werden 
können,  indem  das  Geheime  in  der  öffentlichen  Sitzung  an  das 
Licht  gezogen  wird,  daher  derjenige,  welcher  im  Geheimen  Bö-  . 
ses  zu  verüben  Lust  hätte,   die  Geisel  der  spätevn  Publicitat 
scheuend  sich  hüten  wird.    Allein  erwägt  man,  dafs  der  Straf- 
prozefs  doch  der  Sache  nach  und  als  ein  Uehel  gedacht,  schon 
in  dem  Momente  beginne,  wo  der  Bürger  als  angeschuldigt  er- 
klärt, summarisch  vernommen,  oderxloch,  wo  er  verJiaftet  v\  ird, 
erwägt  man,    dafs  er  von  diesem  Augenblicke  an,  beraubt  der 
uÖthigen  Kuhc  seines  Geistes,  abgcschnitt«»ü  von  der  burathung 
mit  Kechtsgelehrteu ,  den  Händen  eines  im  Amtsei^er  leicht  ex- 


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172 ;  Fea<Mrbad>Hb.  Oeff<^dk.  u,  Mdlk.  d  Gerechtk.-Pfl, 

cedirnndcii  Beamten  Preis  gegeben  ist,   dali  die  Qualen,  welche 
der  li)'juirent  dem  Angeschuldigten  zufügen  kann,  und  die  Fol- 
gen der  geistige  n  f  olter  nicht  ungeschehen  gemacht  werden  köii- 
wen ,  M'enn  auch  in  der  ülTentUcben  Sitzung  manches  darüber  bc- 
jr  kannt  wird,  erwägt  man  dafs  in  diesem  Vorverfahren,  das  nach 
»Belieben  verlängert  werden  kann,  sclion  die  Aufnahme  von  Be- 
weisen vorkomrqt,  welche  später  benutzt  werden,  auf  welche 
seilest  eine  Verurtheilung  eriolgen  kann,  erwägt  man  das  Ur- 
reclit  jedes  Bürgers  gegen  jeden  Mlfsbrauch  der  Beamteugewalt 
sicher  gestellt  zu  werden,  so  kann  man  nicht  den  Wunsch  un- 
terdrücken,  dafs  Publicitat  schon   im  Vorverfahren  eingeführt 
fvei^de,  oiuie  dafs  es  eben  diejenige  zu  sevu  braucht,  welche 
dem  Huuptverlahren  zum  Grunde  liegt.    £s  verdiente  ein  ern- 
stes Nachdenken ,  ob  nicht  das  französische  Gesetz  vom  9.  Octbr* 
1789  über  Reform  einiger  Punkte  der  Crimtnal- Gesetzgebung 
(iti  AondoMOu  cotlection  generale  Tom,  /.  p.  33)  henviitX  Wer* 
'  dea  kdante.    Darnach   wurden  vom  Anfange  des  Prozesses  an 
«u  aSlen  Verhandlun^ea  gewählte  NotaHes  beigczogen,  welche 
verpflicbteC  waren :  en  Hut'  ame  ei  co/ueience  de-  faire  ätt  jage 
des  obsermtions  ^mt.d  charge  qu'd  decharge^    Vom  Momente 
HU  aSs^etu  Bilrger  verhaftet  wird,  hatte  er  das  Recht,  sicfi  Vei^- 
tbeidtger  zu.  wählen  ^  welche  frei  mit,  ihm  sich  unterhalten  könn- 
ten ;  der  Vertheidiger  konnte  bei  allen  Zeugeuvernehmuugeu  und 
andern  Akten  der .  Untersuclinng  gegenwärtig  se^n,  und  nach 
.  dem  Ende  des  Acts  dem  Richter  die  gec  i^nete  Bemerkungen 
machen.   Sollte  es  nicbt  möglich  sej  n ,  ähnliche  Vorschriften  ein- 
zuführen? Sollte  nicht  eine  Art  von  Foblicitat  durch  Beiziehung 
von  zwei  Rechtlichen  Bürgern  zu  jedem  Akte  der  Voruntersu^- 
chuog  möglich  werden?  Wärden  so  grosse  Bcdenklichkeiten  ge- 
geu  das  Recht  des  Angeschuldigten  sprechen ,  sich  schon  vom 
Moment^  der  Verhafi;ung  an  einen  Detensor  zu  wallten  ?  Recens. 
hört  freilich  schon  !die  Stimmen  derjenigen,  vdche  ohnehinr  in 
ileuerer  Zeit  lieber  alle  Advokaten  verbannen  mochten,  und  die 
es  sich  gar  nicht  als  möglieh  denken,  dafs  der  Advocat  redKch 
ünd  gewissenhaft  seine  Pflicht  thue,  ohne  zu  niederträchtigen 
}fittcln  seine  Zuflucht  zu  nehmen;  er  hört  die  Stimmen  so  vie- 
ler Inquirenlen,  welche  versichern,  dafs  nach  Einführung  spl-  ' 
eher  neuen  Vorschlage  es  nicht  mehr  möglich  sejr,  ein  Gestand- 
nifs  zu  erhalten.   Freilich  wird,  wenn  solche  Publicität  eingc-' 
fuhrt  wiSrde^  die  Sitte  aufhören  müssen,  nach  welcheic  der  In- 

Suirent  einem  Mitgefangenen  den  Auftrag  giebt,  den  Angeschul- 
igten,  der  nicht  gestelien  .will,  auszuhorchen,  nach  welchem 
der  üe&ngenwärtcr  angeblich  vom  ^Kameraden  oder  Mitschuldi- 
gen abgefafste  Bilieb  dem  Angeschuldigten  bringt,  damit  der^  Ar- 
me sich  verrathe.    Allein  schwerlich  ist  dem  Untergänge  dieser 


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I 

I^euerbachüb.0effentlk.a.9ldlk.d.Gerechtk.--P(l.  173 

scliärKllichen  Mittel  naclizuw einen ,  und  dafs  Niemand  das  soueriannte 
nwtt/e  au  teeret  verthcidigen  wird,  glaubt  Ree.  hoffen  l\x  düricii, 

'  Es  ist  liier  niclit  der  Kaum,  die  Einwendungen  zu  beseitigten, 
und  die  Ausfiihil >ai  keit  der  Vorschlüge,  so  wie  die  Besehiän-  • 
kaufen,  unter  denen  sie  empfohlen  werden  können,  nachzunei^ 
seil.  "Was  das  llrkenntuifs  der  Versetzung  in  den  Anklagestand 
betrifft,  so  scheinen  die  Gründe,  welche  schon  öfters  und  vor^ 
/üj;iicli  in  neuerer  Zeit  in  den  Meinoircs  iiber*Einführung  der 
J  ry  im  \^  aatlande,  II.  ThI.  S.  372  für  dieNothwendigkeit  aa- 
geg«-bcii  worden  sind,  dafs  das  Oericlit,  welches  über  Anklage 
trkenut,  den  AngeschuldJ'<^ten  selbst  höre,  überzeugend  zu  seyn. 

 Iti  Ansehung  der  Ocflentlichkeit  der  Hauptuntcrsuchung  spricht 

der  Verf.  S.  59  die  Meinung  aus,  dafs  wenn  rechisgelchrte  Rich- 
ter nach  gesetzlich  bestimmten  Beweisgründen  richten,  eine  schrift- 
lich «>efidiite  Hauptuntersuchuög  uothwendig  sey,*u.  dafs,  wenn 
Oefleutlichkeit  stall  finden  soll,  dies  nur  in  so  fern  möglich  wer- 
de,  dafs  liäch  geschlossenen,  urkuntUich  beglaubigten  Beweis- 
verialireii,  der  An<^esehuldigte  seinen  Richtern  gegenüber  gestellt 
und  hier  auf  den  Grund  der  geführten  Hauptuntersuchung  öf* 
fentllcb  angeklagt  und  vertheidigt  wild^  der  Verf.  bemerkt  (S. 
61)  dajs  zwar  dies  mefir  zur  Förmlichkeit  und  Feierlichkeit 
dlenlicli  seyu  wird,  wenn  man  nicht  uuch  anderes  damit  in  Ver- 
bindung setzt,  was  zur  Bekräftigung  der  G esezlichkeit  der  Un- 
tersuchung und  des  Inhalts  der  UiitersuchungsprotokoUe  und  zur 
Versicherung  der  Vollständigkeit  aller  Schutzmittel  des  Aiige-* 
schiddigten  dienen  kann.  Wir  düricn  hoffen,  dafs  der  Verf. 
diesen  wichtigen,  hier  nur  angedeuteten  Punkt  mit  seincin  ^cunrf- 
snine.und  nach  den  Erfahrungen,,  welche  er  auf  seiner  letzten 

'  ReUe  nach.  Paris  gemacht  hat,*  in  der  nächstfolgenden  Schrift 
erörtern  werde  j  es  ist  dies  um  so  uotbweddiger,  als  manche  Le- 
ser Torliegendeii  Schrift  schon  verleitet  wordön  sind,  zu 
glauben,  dafs  der  Verf.  in  Criminalstichen  die  Oeffenrtlichkeir  gar 
nicht  für  uothwendig  halte,  indem  er  die  Nidhldffentltchi\eit  der  ^ 
YonuitersachuDg  klar  (S.  58)  anerkenne  und  S.  6  c  selbst  ge^te-  ' 
he,  iah  dies  SoUdifsvmör  nur'  «nr  Förmlichkeit  dienlich  seyu 

.  wurde.  Ree.  kaiin  aber  iiacH  sorgfsütigem  Studium  der  Schrift 
diese  Meinung  nicht  thÜlen,  und  d^  Verf.  selbst  hat  über  die 
einzelneu  Momente  der  Oeffentlichkeit  sich  xu  bestimmt  ausge- 
sprochen ,  ab'^dafs  äie  Anwendung  auf  den  Strafprozefii  sthwie« 
rig  seju  sollte.'  Wieun  der  Verf.  ^.98  klar  ausspricht,  dals  ein 
tw  riclmrlichen  Behandlung  ausgestelUts  Recht  bei  seinem  Durch-* 
gange  durch  Verborgene  gerichtliche*  Wege  ^allerdings  wesent« 
fich  gefährdet  sej,  wenn  er  S.  io4  überzeugend  beweiset,  dafs 
alle  Zeugen  in  Gegenwart  des  Betheilij^ten  vermlmmeti  werden 
miittctti  wenn  er  S.  §35  cfai  scbr'niciUifchli^end«  kider  nur 


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A  74  Feaei*ba<ch  üb.  Üefieoük.  u.  Mdlk.  d  Gerechtigk.  P04 

xn  wabres  Bild  von  der  Gestalt  der  KiGhtervemnittliingea  4iiiich^ ' 
inrb  er  S.  f  64  selbst  eben  so  kiäfitig  ab  wahr  sagt  »wo  die  ^r>» 
kennenden  Gerichte  nicht,  auf  'eigene  Yemeliiirat^  des  Aogc* 
schuldigten  y  sondern  blos  auf  dstsjcnigey  was  ihnen  in  den  Ge^ 
richtsprotocoUen  eines  Untiersuchttngsricbters  vorgdegt  wird,  ver» 
dämmen  und  lossprechen,  wo  diese  fibor  Leben  und  Tod^  Frei« 
beit  iipd  Ehre  entscheidenden  Urkunden,  ohne  Beisejn  anderer 
I^ersoneai  bei  goichlossenen  Thuren  Tom  einem  Ricfcter  und  sei* 
nem  Schreiber  aufgenommen  werden,  da  sind  die  härtesten  Na« 
men,  welche  die  Sprache  besitxen  mag,  noch  nicht  stark  g^^nug, 
um  den  heillosen  Zustand  einer  Gerichtsverfassung  zu  beseichneni 
die  genau  so  und  nicht  anders  eingerichtet  sejn  mvifste,  wenn 
«e  dbsichtlich  darauf  berechnet  wäre,  Gewalt  und  Frevel  jeder 
Art  iiater  dem^  Riohtermantel  zu  begänstigcn ;«  wenn  solche 
bestimmte  *  Aensserungen  .  vorliegen  ,    so    kann  kein  Zvveifel 
über  die  Liberalität  der  Ansichten  des  Verfassers  obwaken. 
Um  das  Wesen  .der  OelFendiehkeit  zu  entwickeln,  fand  der 
Verf.  es  nothwendig  den  Geist  der  altdeutschen  Gerichtsdf* 
fcntlichkeit  darzusteuen  (S.  6%.  —  So.)  und  dies  Kapitel  ent- 
halt einen   Schatz  höchst  wichtiger   iuteressautei'  historischer  * 
Forschungen,  da  der  Verf.  vorzüglich  mehrere  von  den  Get* 
manisten  gewöhnlich  nicht  benutzte  Urkundensaminluiigen,  s*  9« 
Lovi  Geschichte  des  Lcchrains,   Krenners  LandtagshandluttgeA 
benutzt  hat.    Der  Verf.  entwickelt  hier  S.  67.  die  alte  Ding- 
pilichtij;keit,   S.  71.  die  zweckmässige  Ausschliessung  aller  ün* 
genossen  som  Gerichtsplatze,  S.  72.  das  VVesen  der  Diiigpflich- 
,  tigKeit,  in  so  ferne  als  die  Pflichtigen  ergänzende  wesentliche 
Bestandtheile  des  Gerichts  selbst  waren,  theils  ak  Urtheilsfiuder, 
theils  als  rechtsgültige  Zeugen,  S,  ^7.  zeigt  der  Verf.  daCi  Bis 
tief  in  das  XV.  Jahriiundert  auch  in  Laierii  alle  BicderleutC  all 
der  Sch ranne  des  Urtheils  gefragt  wurden ,  und  dies  erst  da* 
durch  dafs  die  Menge  auf  ihren  liid  demselben  Folge  gegeben, 
seine  Rechtskraft  erhielt.    (Es  würde  nicht  schwor  halten  die 
Belej^^c  hlezu  auch  von  anderen  Ländern  zu  vermehren,.  Viel 
Unheiiut/,tes  findet  sich  noch  in  Ild.  von  Arx.  Geschichte  ¥0» 
Buchsgau   S.  y6.   in   den    yerhandUingen   vaii  hct  Groninger 
Genootschap  pro  excoUcndo  perl  patrio  IL  vol.  p,  38g*  Eineil 
interessanten    Beweis  der    Lithedsfinduug   durch  den  Umstai^ 
enthäh  eine  Urkunde  v.  12^4  in  Chr.    Böhme  xVbli.  über  die 
Todtheilung  mit  ihren  Folgen,  wo  es  fclar  heifst:  quaesitutti  €St 
pet  senteniiam  et  inventum  per  honestum  {/irum  Gogonem  de 
•  Zärtlingen  Omnibus  qui   tunc  affuere  laudaniibus).     Zur  Ge- 
schichte des  Verhältnisses  der  ölTentlichen  placitn  und  gewisser 

feheimen  Gerichte,  mit  welchen  unfehlbar  die  Westphälische« 
cimlichen  Gerichte  zusaiun^enhaD|^en ,  trü^a  besonders  die  Ver* 


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Fetterbachüb.Oeffenllk.  u*  MdlLd.  Gerecbtigk.P£l.  17$ 

fbl^ng  der  altea  /imeithing'j  hei  ^  yrelche  m  Fnuiand  und 
aaeh  &r»-Zeuginfa  teU»t  in  Schweden  vorkommen«  Ist  viel* 
leidit  dannu  nicht  das  bei  Gaden  cod  dipL  tonu  I.  p,  -853  vor- 
Ikommende  AJtardink  erklärbiv?)  Mit  einer  hinrcisseoden 
siegendcB  Beredsamkeit  entwickelt  der  Verf.  (S.  86  — *  95;) 
die  aUffemeioeii  tot 'dem  Wesen  der  Gerechtigkeit  wXtkit  herror« 
gebenciea  Gründe  der  Oeffentlichkeit];  auch  der  von  der  mifs» 
traoenden  y<dksmeinong  auf  unser  gegenwärtiges  Gerichtswesen 
in' Deutschland'  geworfene  Verdacht  soUte  (S«  93.)  •cbon  ht»* 
reichen  y  um  die  Notbwendigkeit  einer  Aendening  zu  erWeisen« 
Die  .  Oeffentlichkeit  wdäie  auf  die  perfdoliche  Gegenwart  der 
Partheien  oder  ihre  Vertreter  bei  den  Gerichtsliandlungen  bc^ 
rechnet  ist ^  ist  nach  dem  ^erf.  (S.  96.)  der  Mittelpunkt,  in 
welchem  aUe  Strahlen  Temunftiger  Vorstellung,  von  gerictitlicher 
Oeffientlichkeit  sich  vereinigen;  kein  Mittel  z.  B.  das  der  Ta«  ^ 
bellen,  Staatsbehörden  tt«.  A.  surrogirt  ihren  Mangel;  zu  den 
tekenden  Gerichtshandiungen,  bei  welchen  das  Gericht  uieht 
entscheidet  y  sondern  nur  die  Sache  zur  Entscheidung  vorberei'» 
tet  (S..  so3.)y  gehört  keine  Anwesenheit  der  Partheien,  dagege.i 
ist  sie  nothwiendig  su  allen  beurkundenden  Handlungen,  daher*  - 
ZeugeBVernehmungen  untehlbar  dffentlich  von   Jen  Betheiligten 

'  9^tkAm.  ttflsseu  (&  to5  —  109.)«    (Der  Verf.  findet  jedoch  '  * 
aach  no/e  V.  &  109.  die  Vernehmung  des  Zeugen  in  Gegen« 
waH  des  Angeschuldigten  nicht  vereinbarlich  mit  dem  Wesen 
des  Untersuchungiprocessesy  wohl  aber  die  Anwesenheit  eiue^ 

^deu.  Inkui|>aten  vertretenden  Rechts vertheidigen;  der  Verf.  hat 
selbst  zugegeben  S.  97.  dafs  die  Parthei  einen  mibestreitbaren  • 
Aaspi*uch  auf  die  reinste,  klarste  Kenntnifs  alles  desjenigen  ^la- 
be, was  auf  das  Ihrige  so  wesentlich  einwirkt,  dafs  es  über 
Gewinn  oder  Verlust  desselben  entscheidet;  soll  dieser  Anspruch 
durch  Gegenwart  des  hloisen  Vertreters  hinreichend  gesichert 
aejn  ?  Ree.  giebt  dies  lu  in  Ansehung -der  Zeugenvernehmung 
in  der  Voiruntersuchungy  nicht  aber  in  Beiug  auf  die  Haupte 
Untersuchung,  welche  nach  des  Kec.  Ucberzeugung  nicht  auf 
den  reinen  Untersuchungsproceüi  gebaut  sejn  darfj.    Bei  den 

.  entsclieidenden  Gerich tsbandiungen  trennt  der  Verf.  (S.  111«^ 
1.)  die  Datstellung  der  Sache  z.  B.  durch  einen  Referenten, 
welche  immer  öfl'entlich  in  Gegenwart  der  Partheien  geschehen 
soll,  weil  zwischen  den  verschlossenen  Wänden  des  Ger  ich  Issaales  * 
in  Abwesenheit  der  Partheien  sehr  leicht  manches  geschehen  kann, 
wns  Schani  und  Furcht  unfehlbar  verhüten,  da  wo  die  wachende  • 
Aufmerksamkeit  der  gegenwärtigen  Partheien  dem  Richter  in  die 
Augen  sieht.  2.)  Die  Berathungj  bei  welcher  der  Ver£  aus 
der  Geschichte  zeigt  (S.  lao  *  ia3.)  wie  man  iawner*  die 
9eratl^ttng.voA  der  AbsUmmuag  getrennt  hahti  Juan -und  niiii 


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176  Feuei back  üb.  Oefieatlk,  .u*  Mdlk.  cL  Gerechligk»F& 


geheim  sejn,  sclion  aus  Giüodeuy  Iras  welchen  jeder  Eiaselaff 
um  emen  wichtigen  Gegenstaad  xu  überlegen  9  eich  aus  frem« 
der  Umgehung  auf  sich  seihst  zurückzieht;  dtecgitt  3<)  fmiff 
das  Abstimmen^  öffeutlich  seyii,  weil  ehea  darin  £e  Haupthand«* 
lung  ^Cegt,  bei  welcher  die  Partheten  am  allerhdcbsten  hetfaet«* 
Ugt  sittd/  weil  «be  Justiz,  welche  sdMild-  «ie  selbst  httidehi 
soll,  »ch  hitttec  den  Vorhang.  scUeidit,  um 'im  Gdieimen,das 
\lhrigeizu  treiben ,  keine  dffendiche.se^  kann,  weU  /es  denjeni«' 
gen  welcben  ein  Erkenntnifs  gehen  soll|  von  der  Sussersten 
Wichtigkeit  ist,  zu  wissen  dafs  und  wie  dasselbe  aus  den  ein« 
zelnen  Stimmen  hervorgegangen  ist,  weil  wenn  das  Volk  blo» 

Segenwärtig  ist,  wenn  die  Aicbteryersammluug  den  Vortrag  der 
acbe  anhdrt,  es  Kochsloiis  das  siebt,  diils  die.. ffehör igen 
Richter  in  gesetzlicher  Zahl  in  würdiger  tlsiltung  beisammen 
sitzen  i^und  so  aussehen J  als  hörten  sie  recht  entinerksam  zU| 
weil  bei  geNeimer  Ahstiounung.  alle  Leidenschaften  und  Nach-; 
lässigkeitCn  imgehindert  ibr  Spid  treiben  können,  und  der  tot^ 
laute  aufdringHche  Gericbtsvorstaud  oder  der  viel  sprechende 
Kollege  leicht  den  schüchternen ,  weniger  der  Rede  mächtigen. 
Kollegen  übettSuht,  und  die  Stimmenfreihheit  liludert.  WenU' 
Ree.  zu  diesen  gewichtigen  Gründen  noch  erwägt,  wie  schwie-^^ 
rig  gerade  im  Strafprocesse  das  .Stimmensammeln  Ist,  *«rie  'OÜ 
ein  wahrhaft  zusammengebettelter  Beschiufs  zu  Staude  kömitit|r, 
wie  bestritten  die  Grundsätze  des  Stimmenzählehs  sind  (man 
sehe  darüber  die  neuesten  interessanten  Schrifteu  von  M&tatd 
du  principe  conseri^ateur  pag.  laü-  etc.  und  mit  besonderer- An* 
Wendung  auf  das  deutsche  und  baierischc  Verfahren  (.O.deW^endt 
de  sußra^Lomm  calcido  in  seinen  obscrmtionibus  ad  jus  bavari^ 
cum,  Nonmoerg  48fH )  so  stimmt  er  gerne  dem  Vorschlage 
ÖiTeutlicber  Abstimmung  bei;  wogegen  freilich  mancht  Einwen- 
dungen z.  B.  wegen  der  unaugeriehmen  Verlcf^enhcit  des  Stirn*  , 
menden  und  wegen  der  Gclahrdung  der  Paitheilosigkeit  durcb 
Furcht  u.  a.  nicht  zu  übti sehen  sind;  Verf.  widerlegt  dicsC 
Bedenklichkeiten  (S.  i42  —  ^i^)  und  meint  dafs  der  welcher 
zugänglich  der  Furcht  vor  Ungunst  oder  der  iloflnung  auf  Gunst 
ist  durch  das  geheime  Zimmer  gegen  die  Kinflüsterungcu  dieser 
geistigen  Gewalten  nicht  gesichert  wird,  sobald  er  einmal  weifs 
dafs  derjeuige  dem  jene  mächtigen  Geister  dienen,  ihn  als  einen 
seiner  Richter  so  eben  auf  dem  Kichterstuhle  gesehen  habe. 
(Nur  im  Crlminaiprocessc  verdient  nach  des  Ree.  Meinung  die 
Sache  eine  ernste  Erwägung,  weil  vüi\tiiglich  bei  Aburtheilung 
IU>er  BandegUeder  der  Richter  welcher  fürchten  kann,  dafs  an- 
dm  Glieder  dqp,  Bande  etwa  selbst  unter  den  Zuhörern  gegen- 
wärtig sind,  durch  eine  sehr  natürliche  Furcht  leicht  gehindert 
Werden  ^ann|  paj^theilos  der  strengen  Ueberzcugung  zu  folgen.— • 


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12#       He i  d e  1  b  e  r  g  e  r.       ^  1822f 

Jahrbücher  der  Literatur. 

Beuerbach,  über  OeffenilichkeU  und  MündUehkeii  dmr  Ctr^ck. 

■         r  » 

'.     '     4     ■  tigkeitspße^e.  '  '   '    '  • 

»  «  (fi  f  f «  Iri  ü/f.)  ' 

.   Bei  der  Enifung  der  GerichtsöffefitlicU^eit  in  Bezug  auf  das 
Volk,  beriÄlijjt  der  Verf.  (S.  i48)  vortrst  den  SatA,  dafs  das 
Volk  den  Gerichten  beiwohne,  um  die  llicluer  l\x  controliren, 
et  zeigt,  dafs  von  einer  solchen  Conirolc  nur  gesprochen  wer;- 
dien  konnte,  als  in  Deutscfiland  nocli  nach  einfachen  Gewohn- 
heiten gerichtet  wurde,  und  die  UinstoheuJen  ;^licnfalls  von  ih- 
ren Rechten  eben  soviel  wufsten ,  als  die  Schoppen ,  dafs  aber 
dies  jctzl  nicht  mehr  passe,  indem  der  Coutrolirende  dem  gan- 
»eu   Geschäfte   des  Controlirten  au  Kenntnifs  und  Uebung  ge- 
'wachscn  seyn  inüfste;  er  zeigt  (S.  l56)  dafs  die  Vorstellung  der 
Volkscontrole  selbst  gefälirlicfa  durch  ihre  Unbestimmtheit,  undl 
duicij  unpassende  Neben vt)rstellungen  wirke,   Anmafsungen  auf 
der  einen  Seite,  und  auf  der  andern  diesen  Anmafsungen  ent- 
sprechende Ansichten  erzeuge,  und  die  nöthige  Unabhängigkeit 
des  Richters  eben  grfahrde.    Die  OeflTentlichkeit  rücksichtlich 
V  des  Publicums  wird  vielmehr  nur  nothweniiig  weil  und  in  wi« 
ferue  diejenigen  Zwecke,    um  derentwillen  die  Zulassung  der 
Partheien   selbst  rechtlich  und  politisch  nothwendig   ist,  nur 
durch  Ausdehnung  der   OefFentlichkeit  auf  das  Publicum 
ftändtg  erreichbar  sind  (S.  169),  weil  in  Strafsachen  durch  das 
Verbrechen  die  Gesammtheit  verletzt  ist  und  das  Volk  als  mk- 
betheiiigt  bei  dem  Geiichce  erscheint  (S.  168),  und  weil  di«, 
Rechte  der  Verfassung  s«lbst  auf  die  Gegenwart  des  Volkes 
fuhren,  indem  die  Verletzungen  der  Verfassung»    welche  TOit 
den  Gerichten  autgehen,  eben  am  gcfähf liebsten  sind  (S.  tyo)» 
»   —  Noch  betrachtet  der  Verf.  (S.  i'j^  ^  i8a)  die  Oeffent-  ' 
Ucbkeit  in  der  Beschränkung  auf  Personen  und  Sachen,  er  for- 
dert Beschränkung,  so  dafs  das  Erscheinen  bei  Gericht  ein  Staats^ 
bttiKerliches  Geschäft   seyn»    daher  Niemand  zugelassen  wer- 
den soU  der  nicht  die  Eigenschaften  zur  vollen  Ausübung  aller  ^ 
bfirgerlichen  Rechte  besitzt;  (S.  179)  Auch  fragt  der  Verf.  ob 
aichl  etwa  passend  die  alte  Dingpflichtigkcit  herzustellen  wäre« 
TrdBkh  widerleg  (S.  «83—193)  der  Verf.  die  Einweu- 

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i 

iyS  Feuerb.  üb.  QeÜentlk.u.  »Kiflcl^It,.  ^  GeregEtjgl&m 

dnof^en  gegen  Ocffentliclikeit,  zeigt  den  Irrtlnim  der  Meinung 
welche  von  Gcriclitsöffeiulicltlceit  wie  .von  eliior  Eiifvy«ihung 
helfiger  Mysti^ricn  r^el,  und  behaiipteff,  gcwifs  mit  Grund, 
dftfs  CS  nicht  von  AVUlkür  der  EinAclucn  abliaiij^en  könne  ob 
sie  Peffcntlichkeit  für  ihre  Sache  wollen,  weil  die  Ocffentlich- 
keit'aus  Gründen  nothwendig  sey/iibcr  welche  die  Staatsbürger 
Hiebt  vcrfögen  könnten.  Eben  so  herrlich  v>ird  die  Kiiiwen- 
Aing'^Cgcn  Gefährdung  der.  V<dk?$»«U«|3!(i«it  S,  1^9  widcile-U 
Mochten  alle,  welche  in  unserer  frommen'  und  mystischen  Zeit 
SO  gerne  das  Wprt:  Sittlichkeit  im  Munde  fuhren,  die  kräftigen 
Aeusseruiigen  des  Veif.  (S.  190  ^'^^2)  wohl  beherzigen!. 
Wc^:  unterschreibt  nicht  den  Satz:  »Jetzt  glebt  es  viele  u^ 
Icluselie  RechtUtreite  deren  sieh  Niemand -soiianit,  sind  ftber 
Vdrbtfndlongen  öffentlich,  so  v\ erden  ebtfn,  weil  view  J«Hi  *chä- 
n^n  müssen,  solche  Verhaiid(niigen  desfo  seltener  werdeb.«  In 

zweiten  Al»the^iig  aber  Mündlichkeit  de«  Verfahren«  zeigt 
"dä^Verf.  CS«'  i^)*" vorerst  die  Grundvorstellung  det-  scIiriftli- 
ciettUccIiteverWaltuilg,  nättilich  die:  dafs  alle- die  Eiilscheidung 
Äes*'  Reihtsslrtitrf  J>etreffeödeu  Gedankeniiusserungeh  zwischen 
atgm  erlrepnende'i  Gericbl  und  der  Re<jlit  suchenden  Parthei 
vdoi^lk  werfen  ^  dwchf  6cli(irift  »illid  nur  hiedurch  tcchtlieh« 
Wrirang  erlangen;  wahrend  bei  'dw  mfindiichen  der  rechtlich 
^brtnuataie  GedaifAebf erkehr  EWtseUeo  dem  eikennenden  Gericlijt 
AM 'Heii'Parthi4en- durch  gesprochene  und  gehörte  W**'^  vet^ 
m^tleh  ^ird.  As  Pönaen  der  Mfthdltdiketf  kommen  vor  i.) 
teiues  möndliebes  y^aW«ii,  wenn  alle  g«riehUieheü'' Verhäng 
Jungen '  o^Me  '*ATOniihfne  vor  dem  versammeiten  erkemiendai 
ty^idite  üiiiudlfcb:  gesdieheni  "s.) 'geillischtes,  wenn  *  einacine 
Weile  des  Ver^rens  nur  mdndiicb  sindrdae  abreite  kaiin  ]yjKiN> 
UUieden  se)m  tt;>  in '  Ansehung  der  Handknigen  ^  Varlheieif, 
Wifim'  entweder  "«.J  dii  aur  Einleitung  und  Befestigung  ito 
Shms  uothWendigiMi  Handhingen  sehrifUibh  geschehen  odeTp-^ 

jpeweisbaildiungen  «ehriftlich  aufgcffditt  werden  oder  r  )  ^ 
ileh  ^hHfUidien  Verhand/ungen  ifur  mandKchesSchlutisv«  rfiitred 
köniint.  J  th  Aw»ftiig  der  Handliiigen  des  erkennenden  Ge- 
rifebts,  je  i&acbdetti'  Ä.)^ie  Riehter 'ae^riftficb  ihre  Stimmen  gei 
Un  oder  ß.)  diU  Rräbtserketintnifa  «chnflH^^  veriafs»  Wird  13er 
Verf.  yerf(dgt'T6rersr(S.  ati  —  229)  die  von  der  Geschichte 
nachgewiesenen  J^ermen  der  Mündlichkeit,  und  icigt  %vie^ 
Deutschland  neben  dem  mandMcbAi  Vetfahren  früh  sebon  in  den 

Seiitlichen  Gerichten  das  schrtfidiehe  sich  auabiidete  und  zuletzt 
ie  Oberband  gewimn.  (Nach  den  »  w»i  Rec.  -gesanuiielteu  No- 
tizen liegt  noch  ein  Hnuptgrund  der  Verbreitung  des  schnHlj^ 
eben  Verfahrens  in  der  Vermehrung  der  AppeUationen,  in  wir 
eher  auch  der.  Grand  ider  Aosbiklun^'  dc^r  ^iMtscfaeh  itnngg^ 


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Feuerb.  üb.  OeflRpntlk.  u.  Mündlk.  d.  Gerechtiglc. Pfl.  179 

Beglichen  Beweistheorie  li<?gt).  —  Die  Frage  über  den  Vorzug 
des  mündlichen  oder  schriftlichen  Verfalircns  mufs  nach  S.  2  3^ 
so  gestellt  werden :  ob  die  zur  BeurtheiluDg  und  richterlichen 
Entschi'lduiig  dienenden  Gedanken- Mlttheilungen  zwischen  den  i 
Partheien  ui  d  dem  erkennenden  Gerichte,  in  Beziehung  auf  den 
Zweck   der   Rechtspflege,  besser   durch  schriftliche  oder  blo$  i 
-     mündliche  Erklärungen  vermittelt  werden;  und  der  Verf.  fafst 
dabei  den  Gesichtspunkt  der  Gründlichkeit  so  wie  der  Beschleu« 
ipVung  des  Verfahreiisj  er  gesteht       i3y  die  grössere  Schnel- 
ligkeit der  mündlichen  Gedankeumittheilung,  zeigt  S.  2  4o  dafs 
■wo  die  Partheien  nicht  unmittelbar  dem  Gerichte  ?ortragen,  erst 
ein  Berichtserstatter  nothweudig  und  dadurch  leicht  die  absolute 
Gcwifsbieit  welche  das  Gericht  sonst  erhalten  konnte,  gehindert  '  * 
wird,  er  gesteht  die  Getaihrlichkeit  der  Methode  des  Referirens^ 
und  selbst  den  dadurch  entstehenden  Zeitverlust,  und  den  Nach- 
theil für  die  geistige  Ausbildung  der  Richter,  die  zu  sehr  zum 
Schreiben  veiurthedt  sind;  allein  er  zeigt  auch  (S.  349)  % 
diese  Unschicklichkeiten  nicht  sowohl  den  schriftlichen  Verhand- 
lungen als  der  Art  zugerechnet  werden  müssen,  wie  das  Ge- 
richt über  den  Inhalt  der  schriftlichen  Verhandlungen  Kenntnifs 
«rhält.    Unpartheiisch  würdigt  der  Verf.  (S.  a5i  - —  283)  die 
Mängel  der  mündlichen  Verhandlung,  geht  hiezu  von  den  hi- 
storischen Notizen  über  die  im  Alterthum  wie  in  Deutschland 
vorkommenden  wandernden  Richter  aus,  und  zeigt  wie  von  der 
Zeit  an  als  sefshafic  Gerichte  nur  an  bestimmten  Orten  entstan- 
den, auch  die  Verhältnisse  sich  änderten,  und  durch  Entfernung 
der  Part  heien  von  dem  Gcrichtsorte  Ungleicfikeit  in  der  Rechts- 
hülfe entsteht,  welche  durch  schriftliche  Verhandlung  am  leich- 
testen ausgeglichen   würde,    während   die   Mündlichkeit  die 
Parthoieu  nöthigte,  nur  durch  Mittelspersonen,  durch  Anwälde 
pich  zu  heilen,  wodurch  wieder  manche  Nachtheiie  entstunden. 
Als  Gefahren  der  Mündlichkeit  i.)  in  Bezug  auf  die  yerhan^ 
delnden  1^welche  die  Richter  von  ihren  Rechten  überzeugen  wol- 
len, können  angeführt  v\ erden;  die  Schwierigkeiten  ^tv  ft eiert 
Rede,  die  Seltenheit  des  Rednertalents,  und  die  Nachtheile  des 
blossen  freien  Vortrags  (obwohl  der  Verf.  zugesteht  [S,  261] 
dafs  diese  Nachtheile  mehr  in  Mifs Verständnissen  liegen);  2.) 
in  Beziehung  auf  die  Richter  wird  Mündlichkeit  deicht  durch 
den  EinfluCs  der  Rednerkünste,  und  durch  den  Mangel  einer 
sichern  Grundlagt»  gefährlich ,  ohne  welche  die  Richter  zu  sehr 
ihrem  Gedachtnisse  trauen  müssen.    Trefflich  würdigt  der  Verf. 
(S.  262  —  272)  das  was  wirklich  an  diesen  Bedenklichkeitea 
waiu-  ist,    oder  was  nur  auf  Mifsverstand  beruht.    Es  kömmt  ^ 
poch  des  Verf.  Meinung  S.  273  nur  darauf  an:  ob  die  (nünd' 
liehe  Verhandlung  di^  zur  richtigen  Beurtheüung  des*  Sache  ec- 


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i$o  Feuerb.üb.Oeffcutlk.q.Mdlk.d.Gercchtigk.  -Pfl, 

J^rderlichen  Momente  (iil  tfiatsacYiIiclier  und  rechtlicher  Bezie- 
hung) eb^n  so  gut  oder  besser  oder  schlecliler  als  die  schriflli- 
-  cbC)  dem  Geiste  der  Richter  niitzutheilen  und  gegciiwärtio;  m 
erhalten  .fähig  ist;  und  hier  bemerkt  der  Verf.,  dafs  das  schrift» 
liehe  vor  dem  mthidlichen  Verfahren  unbestreitbar  den  Vorzug 
liabe,  dafs  die  Schrift  beharrt,  die  R^de  verp^eht  (S.  273)  dafe 
es  darnach  schwierig  für  den  Ritliter  wird,  leiicht  und  vollstiiiH 
dig  die  Streitpunkte  aufzufassen  (S.  376)  und  dafs  der  ^ach- 
th eil  entsteht,  dafs  die  im  gemeinen  Prozesse  völlig  passende 
liöohsl  zweckmässige « Eveiitnaimaxime  (S.  a8s)  nicht  auf  den 
^Buindlichen  Prozefs  angewendet  werden  kimn.    Trefflich  weiset 
der  Verf.  S.  285  nach,  dafs  bei  der  Würdigung  drr  Gninde 
ßlr  und  (Ml/er  die  Rücksicht  der  »Agehlioben  fVohlfeäheit  det* 
linhadlicheu  ReohtspAiege  eben  sq  wenig,  als  manche  bei  dem 
Streite,  oft  in  die  Waiigschale  gelegte  Nebenriicksichten  entschei- 
den dntfen,  dti&  .«acli  bei  tier  AngebUchen  Schnelligkeit      2  8«)) 
'  alles  dasjenige  wohl  von  iier  «ugesehuldeten  Langsandieit  des 
ebbriiUicfaen  Verfttfarens  abznirechrfen  sei,  was  gar  nicht  i^,  son- 
daeim  ganz  anderen  Ursachen,  z.  B.  felderhafter  Gerichtsverias* 
sung  oder  schlechten  Prozefsgesctzen  zttr  I<ast  .falle.  Dagegen 
«ntsi;beidet  (uaehS.  29G)  der  Satz:  es  darf  «einem  Rechlssuch en- 
den «i(;ht  benommen  sep,  ak  Pfiirthei  vor  dem  Ricfater  sdbst 
huftotrlBteii  und  vc^n  eben  denselben  Richtern,  wdche-  ifiber  Ifaü 
Uriheilen,  unmittelbar  jidbst  gehdrt  zn  werden,  daher  den  Paf* 
ijtsAfgti  erlaubt  se\n  mufs,  mi^ndlich  gegen  einander  vor  GeiHeht 
sn  veihandeln;  nac^  richtiger  Erwägung  der  einzebien  Gericht»«' 
liAndlimgen  kann  nur  (S*  3oo)  durch  gesehickte  GoDsbittalion  da 
^fOndlicben  mit  dem  Schrifdichen,  die  Aufgabe  der  Begründung 
'liAhrer  gerechter  Urtheile  getöfst'werden.  Am  wichtigsten  scheiut 
?demV.erf.  (S.dQ7)  die  Einraefatung  eines  Vorver&hreDSi  durch 
welches  eine  feste  Gnwdbige  der  Yerlian^ungeii  einstehen  söH« 
Dies  Vieirfahren  mafa  »rjer  schriftlich  sejn;  vdör  Verf.  zeigt,  wie 
selbst  nach'der Geadiitthte'iiberaH^e  Vdlker  aufwiese  Vorve»* 
handlung  gefBhrt  wcwden  sind),  auch  die  Aufoahme  derBeweifae 
mufs  schriftlich  (nach  S.  5«  8)  geschehen;  nnt  blosser  mindlicher 
5cA/ii/}'»Handlung  aber  ist  es  allein  nicht  i^ethan ,  die  deutsche 
Prozefsordtnung  bedarf  bei  Einführung  der  Mübdlichkeit  einer 
durchgreilcaden  ^Reform  (S.  325)  und  der  Vei£  \^amt,  die 
Wechselschriften  uait^  den  Partheien  im  deutschen  P^cizesse 
'aislat  mit  den  Uoa  zur  Instruction  und  Vorbereitung  bestimmten 
.  Sdiriften  der  Ymerhandlung  für  gleichbedeutend  zu  bähen  i 
'  hl  Ansehung  der  Einrichtung  des  Vorverfahrens  hält  der  Ver** 
fittser  (S.  346  )  die  des  französischen  Prozesses  mit  Acten  vmi 
Auwald  zu  Anwald  und  durch  den  Huissier  nidit  fär  geuägend, 
das  Vorrerfabren.  aoU  yieimehr  gcrichtücli  unter  vermittdnd^ 


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I 


Feu^rb.  üb.  Oeffentlk.   Mdfki  d.  GerecKtigk. -  Pfl«  1 8 1 

Leitung  einer  Gcriclitsperson  gepflogen  werden,  (S.  33o)  doch 
soJI  jedem  ^streitenden  Theiie  frei  gelassen  werden  durch  ein- 
gereichten Schriftsatz  oder  4urch  mündhche  Erklärung  zum  Ge- 
richtsprotokoll zu  verhandln  .(S.  334),  <ler  Zwang  nur  in  der 
letzten  Form  es  zu  thun,  ist  ungerecht  und  unzweckmässig,  vor- 
züglich,  wenu  die  Geset/.grbung  Anwälde  aus  den  Gerichten  . 
verdrängt,  und  die  arme  Parthei  oft  den  Händen  der  Richr 
lern  übergiebt,  welche  mit  tausendorlci  Gescfiäfteii  überlastet, 
keine  Zeit  haben,  einer  einzelnen  Rechtssaclie  besondere  Auf- 
merksamkeit zuzuwenden  (S.  336).  In  Ansehung  des  Untersu^ 
chungsprincips  zeigt  der  Verf.  (S,  34o),  dafs  dasselb9  für  das 
Vorvcrfaiiren  einer  niiindlichen  Hauptverhandlung  durchaus  nicht 
passe.  Süll  fiir  die  Veredlung  der  l*rozefsform  etwas  geschehei^  . 
so  mufs  vor  allem  Hand  an  die  \%rbesseruug  deu  Gerichtsvcr- >. 

,  fassung  gelebt  werden  (S.  345).  Die  deutsche  bunte  und  lau- 
nenhaft bestehende  Gerichtsorganisation  kann  nicht  befriedigen, 
der  gröfste  Theil  des  bestehenden  Justitz- Labyrijiths  müfs  ab-  ^ 
gebrochen  werden,  wenn  der  Oeflfentlichkeit  und  Mündlichkeit  . 
Gedeihen  versichert  werden  soll  (S.  35 1).  Üeberail  war  nach 
dem  Zcugnifs  der  (jescliiclite  Kollegialität  der  Gerichtsverfassung,  ,  , 
das  alleinige  oder  doch  d;  s  vorherrschende  Princip  unter  freien 
Völkern  (S.  369).  Einzelfuickt€r  vertragen  sich  nicht  mit  Oef- 
fentiicbkeit  und  Mündlichkeit,  und  es  ist  eine  verkehrte  Ansicht, 
wenn  man  in  den  untersten  Instanzen,  die  dem  Volke  am  nach- 
säten stehen,  am  bäuHgsten  angerufen  werden,  nur  Kinzelnrich- 
•ter,  und  nur  iii^  den  höheren  Instanzen  GerichtskoIIegialitüt  an- 
nimmt, (der  Verf.  vergleicht  eine  sblche  Einrichtung  S.  303  mit  • 
den  ,NegerkÖBigeii)  die  ba^fufs  sich  mit  goldbordirten  europäi«* 
sehen  Uniformen  schmücken,  Kpauletteii  auf  den  Schultern  und 
kein  Hemd  auf  dem  Leibe  tragen)«  '  Einzelurichter  entsprechen 
nur  der  Despotie  (S.  364)  >  vertragen  sich  nicht  mit  der  Würde 
'  dtx  Gerechtigkeily  ihr  sogenanntss  Urthed  ist  keines'^  sondern 
Dar  eine  Meinuno.  Mit  Uurechi  hat  die  neuere  Zeit  aus  falschen 
VorsteHungeii  Sachwalter  verbannen .  wollen  $  soll  nicht,  sagt  der 
Verf.      371  die  Macht  Recht  geben,  sondern  das  Hecht  Macht 

'  Ilaben y  so  muhj  wenn  Recht  und  Macht  nicht  in  derselben  Per-', 
«Ott  beisavunen  sind,  die  Krai't  des  Einen  dem  Rechte  des  An- 
.dem /dienen.  Nur  Staaten  mit  despotischer  Einrichtung^  verr 
ibannen  die  Advokaten  (S.  373)9  wo  Freiheit  blühte,  waren 
die  Äecbtsveitheidiger  hoch  geachtet  (S.  377  — 38o J.  Weiy 
•man  in  dem  freien  Bürger  das  Recht  zur  eigentlichen  Rechts- 
4rerlfaeidigaug  anerkenslf  hedarf  man  der  Hechtsfi^rsprecher,  die 
•unentbehrlich  werden,  wo  die  Verdieidi|;ung  durch  Miindliche 
JKede  geführt  Werden  soll  fS.  382 Die  neuere  Zeit  versucfal« 
Vercmigiiuig  der  FAwk^  d«  Fttn|ir«chenuntas  mii.  denen  des 


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ft  82  Feuerb.  üb*0e8(ätitfk.  u^MOndlk«  d.  Gerediitigkpfl. 

RicTiteramtcs;  diese  Form  kann  nur  fiir  di«  beste  Art  dcrReclitspfle^ 
ge  unter  der  cinzio^ea  Voraiissetiung  gelten,  unter  welcher  aiicli  der 
Despotismus  die  beste  Regierungsart  genannt  werden  kann,  uamlicli, 
wenn  gerade  die  Person  des  Gcwaitträgers  an  Einsicht  ^  Geist 
und  Gemiith  so  vollkommen  ist,  wie  der  Mensch  weder  imin^^r 
noch  gewöhnlich,  sondern  nur  in  sehr  seltenen  Ausnahmen  zu 
ersclieinen  pflegt  (S.  383).    Es  erweckt  kein  Vertrauen,  wenn 
Hichter  und  Gewaltige  wider  die  Nut/.losigkelt  und  Verderhiirh- 
keit  des  Advokatenstandes  eifern.    Wenn,  sairt  der  Verf.  S.  386 
ein  Wolf  dem  Hirten  zuspräche:   dieser  möge  den  unböiliclicn, 
"widerlichen  Schäferhund  an  Ketten  legen,  oder  um  nicht  einen 
so  beschwerlichen  Wächter  uunothig  zu  füttern,  die  Schaafo 
li^.'r  sogleich  ihm  selbst  zmn  unmittelbaren  Schutze  vertiuuen^ 
dann  wöfste>  jedermann ,  was  solche  Rede  für  eine  Bedeutung 
habe.  —  Wenn  der  Advokatenstand  herabgesunken  ist,  so  trägt 
die  Gesetzgebung  selbst  die  Schuld  davon  fS.  892 — 99).  B<^- 
gef  'glT  sind  dem  Werke  Beilage  I.  die  amtlichen  Aeusserungen 
des  Verfassers  1841  über  ^Oeffentlichkeit,  II.  alte  Gerichtsbriefe^ 
III.  Auszog  ans'.der  Baierischen  Laiidesordoimg  von  «49*'  — ' 
Ree.  hat  vor  wenig  Wochen  über  einen  grofsen  Theil  der  von  • 
dem  Verf.  behandelten  Gegenstande  sich  in  der  Schrift  über  den 
bürgerlicben  Prdz^s  etc.  erklart,  und  dürfte  hier  nui*  das  Amt 
des  Referenten  übeil|  da  er  mit  inniger  Ueberxeugung  die  An<- 
'sichten  des  Verf.  unterschreibt.    Wohl  wird  es  der  vorliegen- 
den Schrift  nicht  an  Gegnern  fehlen,  welchen  in  dem  Zeitgeiste 
ihre  eigene  Furcht  als- Gespenst  erscheint;  sie  werden,  weil  sie 
sich  schämen  zu  gestehen,  dafs  sie  ihre  Privilegien  für  gefährdet 
lialten  und  nur  das  liebe  Ich  vertheidigen^  tn  Woite  und  einzelne 
Stellen  der  Schrift  sich  halten,  und  den  grossen  lebendigen  Geist 
der  durch  die  Schrift  weht,  verkennend,  1^  «n  Junttiistei'mi- 
gen*  nicht  fehlen  lassen ,  um  eine  Rechtsverfassiuig  XU  retten ,  die 
mit  dem  Schleier  Ihfes  Geheinmisses  so  leicht  Unrecht  deckt, 
mid  fär  taube  und  stumme  Richter  berechnet  ist.    Mit  frohen 
Erwartungen  sind  dagegen  die  Blicke  des  Freundes  der  Wahr- 
heit auf  dal  Land  gerichtet,  in  wekhem  zuerst  die  Vertreter 
'des  Volks  den  Antrag  auf  Einführung  der  Oeffientl  ich  keit  ge- 
'  macht  habeq.    Dort  hat  die  ins  Leben  nberg^;iv>genc  Verfassung, 
gegründet  auf  festes  Vertraue«  eines  kräftigen  und  edlen  Volkes 
%VL  einein  hochherzigen  Herrscher,  dort  hat  die  OefFentJichkeit 
^er  Landtagsverhandlungen  bereits  den  Stachel  des  Mifstrauens 
gegen  Publicität  der  Rechtspflege  gebrochen,  dort  ist  die  Bahn 
y^eebnet,   alle  Elemente  sind  günstige  imr  der  jungen  Pflanze 
m  fruchtbaren  Roden  GedoiheB  *  tu  veraprechen;  dort  wird  keine 
h€ä6e  Maasregd  ergriffen,  und  nur  eine  Scheinöffentlichkeit  ge- 
gründet ▼Orden;  AUes  Migr  dafiSir,  6di  dort  die  geiatreiche 

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Sdkfid^^  Ve^cvmtunden  ^^erAlen  und  i^rom  Eiiiricliliitfgeq  hc)^ 
Yorrufcn  lyiirdv  Ahieir  Aicmilos  io  .Baiein,  sondern  anch  lu  jedem 
^htile  .Deutscljiand»  wii;d  n^du^/oder  weniger  .die  ^Scbriil  em- 
p^fünglicbc  .GefUMther  treflffiii ; .  iijBeraU  is^  die  .t^eber;^eu|:;ung  er- 
wacht^ dafs;  die  in  vielen  S^aten  betiieh<^ide,.G'eiiG6uveifassuii^ 
111^4  dic^  genudnrechtUelie  Ae^jitsj^Üc^e  dirn..g^rechtefi  Fordenun* 
gen  Acv  .Unteitliatten  nicht  entsprecbc,  ubcrjJL  deuten  die  aell>$t 
irot^  oben,  .Wrab  ^In  Anrcgui)^  gebrachten  Gesctzesvei-besserungcn 
911^  die  Einsicht  der  iNothwcudigkeit  einer  IWorm,  obwohl  man 
i^ttr, nicht. uberall  das.Cebcl  an  der  Wurzel  aniaaseo  Vfill.  Man 
fajjit  .nicht  «dtcn  in  öflqn^ichfn  Blattern  behaupten  jrojlcu,  dafi 
in  den  Gegenden ,  velcl^e im  ebemaligjsn  Kdnigrcictie  "VVesL* 
pti^henf  unter  französischen  Qesetzen  lebten,  die  Stimmen  des 
Volks  ,taut  die  peuen  £iDric))tungcn  verwarfen,  und  nach  Wie^ 
dereinführnng  des  deutsche^  Verfahrens  sich  gesehnt  hätten;  die- 
jenigen^ welche  diese  Meinung  verbreiten ,  scheinen  vvohl  zu  »ver^  ' 
gössen,  dafs  iheils  it)  diesen  (liegenden,  das  öffentliche  Yef^ahrci\ , 

kurze  2eit  Ibestaud,  als  dt^fs  es  hätte  V^^urzel. fassen^ und .sjicK  ^ 
n^tionaUsiren  ^unen,  dais,  theils  viele  Beaißte  zu  wpnig  vor*  * 
bereitet  waren,  um  würdig 'den  .Geisl  des  neuen  Verfahrc^ns  z\| 
ergreifen  u.  die  Liebe  des.  Volks  daffirzu  gewinnen,  yu  dafs  theilg 
das. Volk  zu  sehr  die  ijcuen  Justiaeimriebtungeu  als  äufgedrungf^ 
ttn4  als  Anstalten  des  nmn  fiemden  itettsichers  erkannte,  und 
daher  oft  das  Kind  mit  dem  Bade  venichttttend|.  d^e  Institute  hafs'te|^' 
weil  es  den  Gesetigeber  nicht  liebte.  Es  ist  ^abei*  nicht  schwie« 
rig  den  Beweis  zu  führen,  dafs  ungeachtet  dieser Erseheinungea; 
noch  jetzt  in  Gegenden,  die  z.  B.  zum,  Königreiche  Westphalea 
-gAöi:tcn9  die  gebildete  .Klasse  der  Einwohner  gerne  an  die  Oef* 
fentlicbkeit  stdh  erinnerf  und  sie  zurückwnnsci<t,  während  da*. 

fegen  ein  selir  grosser  Tlieil  gegen  das  Geschworucngcricht  seine 
timme  erhebt.    Frage  man  aber  die  Bewohner  der  Rlieingegcn- 
den,^^ welche  an  deutsche  Herrscher  gefallen  sind,  ob  sie  nicht 
in  der  j^^tschiedensteu  Majorität  mit  Begeisterung  fiir  die  Bcibe-^ 
l|altun£^  ihrer  Institute  sicli  erklaren;  soll  dies  Zeichen  «[ering  ge- 
ächtet werden^?  —  Beklagen  njufs  es  nur  der  Freund  der  Wahr«, 
heit,  da&  durch  leidenschaftliclie  Kiustrcuungen ,  und  absichtliches, 
^usjjjimmenwcrren  von  Instituten ^  die  nicht  nothwendig  zusammen, 
gehören,  der  richtige  Staiulpufjia  bei  dem  giosseij  ernsten  Streite 
verruckt,  und  mancher  L nlj<  tan^eiic  irre  gemacht  wird.  Noch 
giebt  es  eine  nicht  geringe  Zahl  von  Juristen,  welche  Üetfent- 
lichkeit  und  (  eschwornengerichte  im  nothvvciidigeu  untrennba*. 
ren  Zusammenhange  sich  denken,  Welche,  wenn  sie  die  Stimme 
für  Publlciiat  auch  gerne  geben  möchten,  soglcicl»  mit  Schrecken  ^ 
an  die  Ciefahren  denken,  welche  als  unvermeidliche  Folgen  des  Gc^  . 
schwoineugerit^hts dargestellt  werdeU|  und  welche  auf  Rcclmung  der 


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I 


ft84  Fea6rbachiUi^0effite^.u.MdU^.d,6e^^ 

✓  I  • 

I  - 

Oeffentlicbkcit  gcsctit  werden,  wSlirmd  dfe  Jury  sie  zn  ver^ 
antworten  liat.  Nicht  weniger  zu  beklagen  ist  es,  dafs  man  so 
gerne  in  neuerer  Ztfit  einige  Sellen  aus  franiosiscfien  Schriften 
xubauiraengerafft ,  und  ohne  daran  zu  denken,  in  welchem  Sinne 
und  in  welchem  Zusanuneiihangc  diese  Stellen  bei  den  Schrift-  ♦ 
stellern  selbst  vorkommen,  sie  ^um  Beweise  gebraucht  hat,  dafs 
die  Franzosen  selbst  mit  ihren  Instituten  unzufrieden  seyen.  £& 
ist  sehr  erbaulich  zu  vernehmen,  (was  man  nicht  selten  in  Schrif- 
ten dreist  versichern  hört  ddh  Bereu  ger ,  Cot  tu  j  Carnot ,  Du- 
pirij  leComte  u.  a.  selbst  den  französischen  Criminalpru/iefs  und 
die  Grundsätze  desselben  verdammten;  wir  bitten  die  Leser,  nur 
die  Sciiriften  dieser  Männer  selbst  nachzulesen ,  um  sich  zu  über- 
xeugen,  dnfs  die  genannten  Schriftsteller  einzelne  Bestimmungen 
des  französischen  Stral Verfahrens  nur  deswegen  tadeln,  weil  sie 
glauben,  dafs  durch  die  bestehende  Einrichtung  und  durch  die 
j4us^iiht  ung  der  an  sich  richtigen  Grundsätze  die  bürgerliche  u.  indi- 
viduelle Freiheit  nicht  hinreichend  gesichert  sej,  weil  sie  eine 
^  grössere  Ausdehnung  der  Oeffentlichkeit,  eine  schärfere  Beschrän- 
ket! ng  der  Gewalt  des  Incjuircnten  und  der  Staatsbehörde,  und 

frösserc  Entfernung  aller  Einflüsse,  die  die  ünabhängig- 
eit  der  BichttTgcwalt  gefährden  könnten,  verlangen.  Wie 
wenig  dirj<pnigen,  welche  die  Oeffentlichkeit  verdammen,  Recht 
tbuu,  auf  ßerenger  n.  a.  sich  zu  berufen,  wird  jeder  zugeben, 
"Welcher  die  Schriften  selbst  kennt.  Es  ist  nichts  für  die 
^^ahrheit  gewonnen,  wemi  man  ein  paar  Anekdoten,  (welche 
liäufig  nicht  einmal  wahr  sind)  den^i  Publikum  zum  besten  giebt, 
wenn  mau  versichert,  (was  jeder  gerne  glaubt,  welcher  wcifs, 
dafs  von  incnschlicfien  Einrichtungen  die  Rede  ist),  dafs  auch  die 
ofientliche  Justizpflege  ihre  Schattenseite  haben,  dafs  nicht  immer« 
würdig  verhandelt  M'ird.  Welche  AnekdutenlieawMitich  wohl  erzäh- 
len, V.  CDU  man  den  Schleier  des  Oelieimniwcs  ron  den  deutschen 
Ricljtercollegien  wegziehen  dürfte!  Mögen  nur  auch  überall^  wodie 
Slirnnw)  der  Verbesserung  laut  wird,  DichtdieSHmnifährer  an  ein  paar 
Stellen  der  vorliegenden  Schrift,  wie  sie  gcradein  den  Plan  taugt, 
kleben,  möge  die  Grundidee  des  Buchs  lebendig  erkaiuiC  wer- 
den, die:  dafs  das  Geschenk  der  Oeffentlichkeit  nur  dann  ein 
wahres  heilbringendes  sey,  wenn  die  Pablicttät  und  die  Münd- 
lichkeit des  Verfahrens,  so  eingeführt  werden,  dais  sie  »«gleich 
mit  einer  Umgesialtnng  atter  übrigeo  Einrichtungen  verbunden 
sind,  ohne  deren  Voraussetzung  und  organische  Umgebung  die 
Oeffentlichkeit  ein  Gaukelspiel  wird,  nndwemi' sie  in  d«m  Verfahren 
in  jenen  Theilen  der  Gerichtshandlungeu  angewendet  werden,  welche 
nach  ihrem  Gruudcharakter  O^entlichkeit  und  Mäudlidlkeit  tslttth 
%tn^  ohne  dafs  die  GrandlKbkeit  letdM.  MitttrmMt^ 


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Bftvigpy  Zaudiriikf.  geseliioIid.'IleebtsWiflaieQS<di«  itö 

S^yfGNY  Zeitschrift  ßir  freschichtL  Rechtswisseusch,,  Brf.  3,  H.3» 
l'fum.  43.    Nachricht  von  einem  ßreyiarium  des  Justinianischen 

Codex;  * 
iVu/71.  4  6*    Notizen   über   Handschriften   in   der  f^cuicanam  — 

Beide  Aulsätze  von  Njmbuhr» 

Mit  dieser  Anzeige  fant^en  wir  an ,  die  Rüekstäode  tot  ilem 
dritten  Binde  der  Zeitschrift  (tiflM  obcn^  JlllIg^HIg  ISSII 
Seite  78oJ  Dicbsnbohlen« 

mir  mit  eigenem  Eifer,  Scharfblick  und  Kenrftoissen,  sonr 
iecn  auch  mit  Savigny's  und  Haubold's  Anfragen  und  Notizen 
ausgerüstet ,  hat  Niebuhr  seine  Forschungen  in  den  Biichersarani* 
luflgen  Italiens  förtgesetzt,  und  aus  denselben  auch  hier  wiedei^ 
wann  gleich  nicht  so  Grofses  und  Unerwartifcs,  als  bei  seinem 
ersten  Eintritte  in  Italien, ,  doch  auf  jeden  Fall  dem  GiyiÜst«^ 
Wichtiges  mitgetheilt. 

Im  Ganzen  sollen  wir  unsrc  Erwartungen  YÖn  Italien  hin** 
abitinunen.  In  den  Samiulungen  derDorostifter,  in  Venedigs  Flo- 
.reox,  seihst  Bologna  stehe  es  über  alle  Erwartung  elend.  Doch 
wei'd^n  uns  beschrieben  folgende  drei,  in  verschiedenen  Peiie» 
hungen  wichtige  Handschriften :        •       *  ' 

t.  Die  8  letaten  Bücher  desTheodbsiscben  GodcfX,  in  de» 
Vaticanischen  Sanuninngy  unter  den  Handschriften  der  Kfipigin 
Christine,  Nnm.  886.  vonnals,  la^t  Inschrift,  dem  P^?iua 
hdrig,  in  Uncialschrift  oder  Majoshdi  also  toii  bedeotendent. 
Altcrthnm*  .         ^  . 

♦ 

So  wissen  wir  endlich  wieder,  wo,  in  Beziehung  auf  solche 
■  Stellen  des  Tiieodosischen  Codex,  welche  nicht  in  der  Westgo- 
thischen  Bearl>eitiing  vorkommen,  irgend  eine  Hälfe  durch  Haad- 
$chi  ifteu  zu  suchen  ist :  denn  wo  die  Handschrift  des  Tilius,  und 
"WO  diejenigen,  welche  Cujacius  gebrauchte,  oder  wo  vielleicht 
gar  andie  des  acljten  Theodosischen  Codex  jetzt  seyen,  das 
wufste,  wenigstens  1809,  Ilaubold  nicht  (ausser,  Jafs  er  auf 
die  ziemlicli  uiiLebtimmte  Nachricht  von  einer  jetzt  Mecrmanni- 
schen  Handschrift  vermuthungsweise  aufmerksam  machte),  und 
so  wusste  es  "Wohl  keiner  unsrer  Civiiistcn.  —  Es  ist  ein  son- 
derbares Zusammentreffen,  dafs  das  erste  bestimmte  Wieder- 
Auffinden  von  Handschriften  gerade  dieselben  Bücher  des  Theo- 
dosischeu  Codex  betrifi't,  welche  auch  ;m  i6^^^^  Jahrhunderte 
zuerst  aulgelunden  wurden;  ja,  daU  wahrscheinlich  die  jetzt 
.  -wicdergefundne  cbeu  die  Handschrift  des  lÜius  ist.  So  vcrmu- 
thet  INiebuhr,  und  dieser  Yermuthung  sieht,  auch  nach  dem, 
was  ich  vergleichen  konnte,  nichts  bestimmt  im  Wege.  Selbst 
was  er  als  Zweifel  angiebtj  und  nur  aus  einem  spatern  Dieb 


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i86  S*vi§[fty  Zreils^iftf.g^sidiicbtLBMksLWisse^^ 

$taMe  glaubt  ^IdSren  la  kennen  ^  dafs  die  VatilSMOilphe  Rand». 
scbrÜlt  in  L  <6  ^  .lo  L  tS'      a  abbricht ^  .entbiBt  mebr  «iof 
Bestati^^ung)  indem,  xizfol|[e  Hugo*s  Heschrelbiing  der  Ausgabe 
.  des  Tiiitis  (Im  ind^ß  edUmnAm  fmtitim  iur*  ^^u^ust^Jj  aucl| 
in  dieser^  dieselbe  1. 12  die  letzte  ist.  Dennoch  mögtc  die  Iden- 
tität nicht  eher  mit  völliger  Zuverlässigkeit  erhellen,  bis  die 
Vaticanische  Handschrift  mit  d^r  Ausgabe  clt»s  Tilius  sdbst;  oder 
doch  mit  allem  Aaflallendcii ,  was  Hugo  davon  bemerkt;  oder 
t\'enigstens  alle  einzelnen  Lesarten  fvon  In  -  und  Ünfcrschriften), 
•welche  iNiehuhr  auszieht,  mit  der  lüiusischiü  Ausgabe  (welche 
weder  in  der  Oothofredisclieri  Ausgabe  des  Codex,  noch  in  der 
neuesten  des  Jus.  cw.  Ante  Just,  mit  Bestimmtheit  lici  vortreten) 
genau   vrr^Iich on  seyii   werden.    Die  manchlachrn  Liicken  der 
Ausgabe  des  Tiliu,  vom  4^*'*"  Titel  des  ifi"'"  Buches  an,  welche 
Hugo  angieljt,   und  wovon   wenig  glaublich  ist,  dafs   der  auf 
alles  Merkwürdige  so  auhuerksame  Nicbuhr  ähnliche  grosse  Aus- 
lassungen in  der  Handschrift  nicht  sollte  bemerkt  haben,  gebcfa 
mir  den  positiven  Zweife^gruud  an  der  Identität.    Möge  Nie- 
buhr  selbst,  oder  ein  Andrer,  dem  die  Idtitana  oder  Tihns 
Ausgabe  zugänglich  ist,  bald  Gewifsheit  hierüber  geben:  und 
da  mufs  es  uns  sogar  angenehmer  seyn ,  weun  sich  findet,  dals 
es  eine  andre  Handschrift  ist,  daMiit  noch  grösserer  Nutzen  für 
Kritik  sich  daraus  versprechen  lasse;  aber  auch  wenn-es  die  des 
Tilius  ist,  läfst  sieh  aus  wiederholter  Vergleicbung  jener  Hand- 
Rchrift  immer  noch  Nutzen  erwarten,  da  besonders  die  Heraus- 
geber der  frühem  Jahrhunderte  i^e  Handschriften  <oie  ausi£.u- 
nutzen  ^Üegteu. 

JBacl  Bre^l»km  des  Jnstinianiscben  Codex  ^  in  der  Bib- 
lietbdc'  de»  J)omcapitels  Von  Perugia,  imm.  j,  Wahrscheinlich  im 
tqten  Jahrlmndert  geschrieben  ^  mtt  der  neuern  Ueberschrift/n*, 
iSiitui&nes  ^  der  aliefn  Incipä  Kapiuda,  libri  priini  Öomni  Justiz 
nuud  Adnotatiamun  Codieum  fäteittr.  Es  CRlbSlt  SummaHen 
des  Codes  mit  gröfstentheils  voUständigea  Inschriften  der  ein* 
iBebieii  Stc^eU)  von  .Anlang  bis  1.  S.  t.  54-  l  S.  Die  Samma- 
rien  sind  amweilen  in  gutem,  bei  weitem  gröfstentheils  in  gaiiz^ 
ungrainmatisishen  von  idlcr  Rücksicht  auf  fgtnerd  und  easas  ciit- 
bü^fst^  Itatem^  doch  ohne  Beimischung  Deutscher  Worte  ge-*  ' 
acjiridi>enf  woraus  Niebobr  vermuthet,  dafs  aus  Sttern  guten 
Suminariea  dieses  Buch  etwa  im.  7  ten,  8 ten  Jahrhunderte  für  dci^ 
praktischen  Oebrauch  jeuer  Zeit  ia  die  damalige  Vulgarsprache 
obci^ragen  «ey* 

Die  ziemlich  reiehlichcn  Proben  des  Werkes,  welch?  uns 
pregrben  werden,  machen  wahrscheinlich,  wohin  aucli  .Jfiplnihrs 
Urtlieil  geht,  dafs  ^in  genaueres,  Studinin  desselben  ^üf  .diß;  Qe7 


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Savfgny  Zeitschr«  f.  gescbichtl.  Rechtswissensch.  187 

f 

* 

schichte  des  Codex  im  Allgemeinen,  für  die  Eintheiluug  dessel- 
ben, und  liir  Kritik  der  Inschriften  einige  nicht  unerliebliche 
Ausbeute  liefern  wird;  für  die  Unterschriften  und  den  Text 
4elbst  wird  schwerlich  etwas  Erhebliches  daraus  sich  rrgel)en. 

In  Beziehung  auf  Geschichte  des  Textes  im  Allgemeinen  ist 
gleich  jetzt  merkwürdig,  dafs  schon  in  der  Urschrift  dieses 
Werks  das  Griechische  gröfstentheils  fehlte,  nur  zuweilen  noch 
gestanden  haben  mufs,  wo  denn  hier  die  Woite  lex  greca  ste- 
hen, auch  wohl  Platz  gelassen  ist.  Ks  shnimt  dieses  mit  dem 
was  Clossius  ( Codd.  digesti  Beierts  desctiplio  «/J  bemerkt 
hat,  und  was  ähnJich  auch  in  der  J*>langcr  und  zwei  Strafsbur- 
ger  Pandekten  -  Handschriften  und  nicht  wenigen  Institutiooen:^ 
Handschriften  vorkommt,  dafs  nämlich  die  einzelnen  in  neuera 
Handschriften  sich  findenden  Spuren  des  Griechischen  aus  der 
nur  den  altern  Zeiten  anpehörigen  Uncialform  abzuleiteu  sind| 
vehl  überein.  Denn  Beides  weist  darauf  hin,  dafs  nur  in  den 
lUeslea  Zeiten  das  Griechische  vollständig  vorgekommen  sejn  , 
nag,  und  sehr  früh  angefangen  hat,  sich  zu  verlieren.  —  HOh. 

.  ch^r,  Titel  und  einzelne  Stellen  sind  mit  Zahlen  versehen:  wojp« 
aus  über  Anordnung  und  Daseyn  ganzer  Stücke  Schlüsse  abge- 

■  leitet  w«rdeu  mögen.  —  Die  Angaben  des  lulialts  sind  so  dürf- 
tig ond  grossen thcils  so  schlecht  geschrieben,  dafs  daraus,  nach 
den  gegebenen-  Proben  zu  urlheilen  ,  kaum  ein  Nutzen  mögto 
geschöpft  werden  können.  Die  Vollständigkeit  der  luschrii'tea  .  « 
Steht  dagegen  in  sonderbarem,  doch  in  jenen  Zeiten  nicht  un« 
gewohnlichem  Contraste.  (Das  Bernische  Bret^iarium  des  West« 
Ifotbischea  Hechtsbuchs  hat  im  Codex  Theodostanus  bei  ahnli- 
cher Mangelhaftigkeit,  nur  nicht  gramnatischen  Schlechtigkeit 
des  Inhalts,  nicht  nur  die  hischriften  sondern  auch  die  *Unter* 
«chriCten  fast  durchaus  vollständig).  Die  Proben  von  Inschrif-* 
ten^  welche  I*{iebuhr  giebt,  (verglichen  mit  dem  Vorrath  der 
Spangenbergischen  Ausgabe,  und  der  Stut^rter  mit  voUstäudi* 
gen  Inschriften  Versehenen  Handschrift )  zeigen  einen  genauen 
Zusammenhang,  in  den  meisten  Füllen  Identität  mit  den  aus  spü^ 
tern  Handschriften  bekannten  Lesarten;  bei  den  Kaiser- NameUi 
wo  Prüfung  leicht  ist,  dafs  die  Schlechtigkeit  von  Verfasser  linid 
Schrjciber  auch  hierauf  stark  eingewirkt  haben;  in  den  Namen 
derer,  an  welclie  die  Stellen  gerichtet  sind,  findet  sich  am  mci« 
sten  Eigcnthümliches  und  was  —  so  weit  ich  mir  hierin  ein 
Urtheil  zutrauen  darf —  oft  die  Sprach -Analogie  mehr  für  sich 
iiat.  So  C  6,  5g  (Commun.  d,  success.)  l.  40  Danato  (etm 
Donata J  für  Deumbio,  Danuloi  C.  3j  44  r^ig*  ^  sumU 
fiaur»)  L  4  Diovysiae  für  Doritae,  Doniae. 

3.)  Ein  EnchirüUon  mii^  in 'der  f^aticanu,  vormals  der 
Kiteigyi'  Ohititüi«  gMtigp  man.  ^ttf^^.  spätestens  im  sSlcniahr» 

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liundcrte  gescliriebcn.    Dieses  Enckiridion  cntbält  a,)  Pctti  eX" 
€eption€S  hgum  Rom,  olingefahr  in  der  Gestalt,  in  Welcher  die 
Tübinger  Handschrift  diese  giebL    (Dieses  vcrmuthet  Nicbuhr 
nur  und  gicbt,  in  Ver^ieichung  mit  der  von  Savipnr  besorgten 
Auso^abe^  an,  was  und  in  Welcher  Ordnung  es  sich  finde.  Dar- 
aus bestätigt  Savigny  jene  Bemerkung,  nur  habe  die  Tiibii)ger 
Handschrift  etwa  4  Capitc[  mehr.    Jcli  hal)e  bt  i  eigner  Ansiebt 
der  Tübinger  Handschrift,  so  weil  ich  verglich,  dasselbe  bestä- 
fi^t  gefunden;  nur,  dafs  die  Tübinger  auch  etwas  weniger  cnt- 
iiält,  nämlich  de«  ganzen  Prologiis ,  welcher  sicu  in  der  Vati- 
kanischen Handschrift  litidct, )    Diese  Sciuift  ist,  nicht,  wie  der 
vollständige  Petrus,   einem  Odilo  Valentmae  civitatis  Magister, 
sojidcri!  rincm   GuiilrlnuLS ,   ohne  den   Keisatz,   dedicirtj  auch 
•   werden    Jj   ig  busnwdi  transmontani  anstsatt  im  Gedruckten'  , 
c<j/#{o///<m<  genannt.    Ni<*buhr  bauet  auf  die  erste  Abweichung 
die  sclKirfsinni^e  Verniuthung,   dafs  etwa  dieser  Ausxng,  und 
lieillüse  Veränderung  der  Anordnung  geniacbt  sey^  um  es  einem 
GuiUdmus  als  ein  eignes  ^Verk  zueignen' xu  köniien;  und  Sa- 
vigDj  fugt  diesem  bei,  <lafs  die  Abämlerung  des  eis-  utid.  trans» 
m&ntani  darauf  hinweise,  dafs,  wenn  das  Hauptwerk  in  Frank- 
reich ^  diese  Umarb'jitung  in  Italien  gemächt  ,sey.    Diese  letzte 
'VermutliaBg  steht  in  Verbindung  damit)  dafs  Niebuhr  wegen 
Verweisung  finer  Randglosse  zu  4«  43  auf  ein  CapUuiarc  Ca' 
roU,  welches  eins  zu  den  Longobardischen  Gesetzen  sejn  kann, 
tiud  der  gcnautsn  Uebcreinsttrnmung  des  Textes  mit  diesem  Ca- 
pilularO^  metnl^  die  Haoptschrift  selbst  müsse  in  Italien  ges<;hrie*  ' 
htm  seytt*    Savi^j  widerspricht  diesem  besonders  deswegen, 
•VrcU  ^s  {inch  ein  ganz  ähnliches  Fränkisches  Capituiare  giebt; 
Wold  mit  i^ruiide:   aber,  es  fragt  sich,  ob  auch  nur  die  Ver- 
niodinng  w<^n  des  V^^eerlaudes  der  Umarbeitung  gegründet  ia^ 
da  die  Tübiuger  Handschrift  gerade  dieser  Umarbeitung  cismoH» 
iam  liest.   (Der  Pndog  febii  hier).   Schon]  ein^  Abschreibjnr 
konnte  dies  indem»  * .  . 

Der  Te\t  enlhidt  bedciitende  Abweichungen  vom  Gedruck- 
ten. So  auch  der  der  Tübinger  Handschrift;  nur,  dafs  zu  die- 
ser das  Ein/<l!ie,  was  Niebuhr  aushebt,  schleclit  jjafst.  Darin 
stimmt  un&cic  Handschrift  mehr  mit  der  von  Savigny  gebrauch- 
ten vierten. 
» 

Eine  gleichzeitige  Glosse  «nthilt  besonders  Citate,  von  de* 
,  neu  Niebuhr  die  aus  den  Pandekten  giebt.  Ganz  ähnUdie  Ci- 
tate  linden  sich  Mich  bei  der  Tübinger  Handschrift,  nnr  au^  dem 
Codex  genauer,  so  dafs  auch  die  einzetoen  Stellen  angefühlt 
sind.  Meckwordig  ist  hierbei  Verschiedeües :  dafs  hier  aus  den 
Pkiiidek^^  iwar  oickt^  wie  Niebnhr  si^  lilof  das  Ikg^  9€tm 


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I 


Saylgüy,  Zeitschr.  f.  geschieht].  Rechtswissensch,  189 

aber  doch,  wie  auch  sonst  in  jener  Zeit,  nirgend  das  Infortia» 
tum,  gebrauclit  ist;  dami  einzelne  starke  Abweichungen  in  den 
Lesiirten,  aus  denen  sich  bestätigt,  was  bei  den  Erörterungen 
über  Rubriken  in  Clossius  Schrilt  oft  gebraucht  ist,  dafs  diö 
entsprechenden  Rubriken  des  Codex  den  Schreibern  besonders 
im  Sinne  Jagen  ,  und  die  im  Einzelnen  für  die  Kritik  offenbaiP 
wichtig  werden  können,  z.  B.  Dtg.  tit.  interdicti  und^  vi, 
was  eben  so  aucli  in  der  Tübinger  Handschrift  vorkummt, 
de  his  ^'  mortis  \^el  metusve  causa  gesta  sunt,  ansUtI 

dcsseu  die  Tübinger  Handschrift  nicht  so  unsinnig,  aber  eb^H  * 
liüU  vom  Gewöhnlichen  höchst  abweichend  liest  de  his  guM 
in  metu  sifie  causa  gesta  sunt  j  Dig.  de  conditione  ob  causat^ 
datcun  causa  HpH  secuta,  wofür  in  der  Tübinger  i^t^t»  de  eotp* 
ditionis  €ausa>  dati  causa  non  secuta.  Diese  Beilpiel»  schoii 
werden  dem  Kritiker  auch  auf  die  übriseu^  Cit^itj^j  j|fU|ie(itlicl| 
die  aus  Code^i  und  Institutionen  aufmerksam  machen,  welcbo 
Niebuhr  in  einem  Nachtrage  xu  diesem  Aufsatze  nachgeben  mÖ-* 
(gjt*  Ohne  Zeichen  von  etwas  Neuem  folgten  auf  den  Petrus 
noch  eine  R«ihc  juristischer  Sätze,  deren  erste  i5  Niebuhr  mit 
den  Anfangs  auch  wohl  End -Worten  bezeichnet;  die  folgen<" 
den  i6  Seyen  Decretalen,  und  darunter  viele  (ulsdiib .  Von  dep 
V  ersten  weist  er  seihst  verschiedene  nach,  als  ans  dem  Justinia«  ' 
ui8<:heD  Codex  genommen.  Ein  pain*  andre  num,  3,  4  scheilie^i 
aus  dem  Cod.  Theodos,  und  dessen  interpretatio  ( C*  7%-  4*  4 
d.  testamentis  /.  |/.  8,  ^9  de  donation.  l.  /  J.  Das  Uebrige 
nach  den  Anfangs'*  und  End -Worten  aufzufinden  ist  mir  nicht 

£iingen;  wie  es  auch  dem  daiu  aufgeforden  Savigny  nicht  ge^- 
igep  /u  seyn  ac)ietnt.  —  In  der  Tübinger  HandschriU  findet 
eich  nichts  diesiem  Anhange  Entsprechendes.  ^ 

Den  Brachjlogus ,  wovon  hier  nur  eine  kür7ere  Nach«» 
noht  gegeben  wird,  weil  —  in  Rom  kein  gedrucktes  Kxemp- * 
lar  zur  Vergleichung  aufzutreiben  war.  Eine  Sachen  und  Worte 
erklärende  gute  Glosse  zeichnet  diese  Handschrift  .ius.  Gar 
nicht  uub  den  Justinianischen  Hcchtsbnchern ,  sondern  nns  Au-» 
gustiiius,  Seueca,  Isidorus  geschöpft,  und,  gleich  dem  ßi  achj  logus 
selbst,  wunderliche  Anspielungen  auf  Salustius  enthaltend,  stimmt 
sie  damit  wohl  überein,  dals  der  Rechts-Unterricht  in  den  gram- 
matischen Schulen  eitlieilt  wurdej  uml  verdient  dieser  Beschaf- 
fenheit "Wegen  wahI^cheinlicll  vorzüglich  von  einem  Kenner  «nd 
Forscher 'der  Gcschieljte  de:»  ilechtsstudiums  im  Mittelalter  einmal 
ganz  duichgegangen  und  benutzt  zu  werden.  Eine  von  Nie-* 
Duhr  ausge/.eichnete  Glosse  gicbt  eine  Stelle  der  Interpretatio 
zu  Paulus  recept,  sentent,  mit  dem  Citate.  Kr  bauet  hierauf  dio 
Veimuthuiigi  daüs  auch  dem  Verf.  des  ßrach/logus,  wie  seinem 


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Glossator  die  Wesr^otlr»!!  nicht  unbekannt  gewesen  »eyn  mo«^* 
ten.  Insofern  beide  als  Sinnverwandt  la  betrachten  sind,  mag 
dnfiir  —  da  man  an  sich  nicht  gerade  vom  Glossatoi*  auf  den 
Schriftslelh  r  wii(l  scl»liessen  können  —  allerdings  einige  Wahr- 
scheinlichkeit seyn.  Eine  sorgfaltige,  auch  die  Quellen  genauer 
erforsch rfule  AusgHbe  des  Brachylogus,  welche  schon  Saviguy 
für  sehr  wtiiischnes>vrr:h  erkiartCy  mag  aacb  diese  Vermuthung 
bestätigeu  oder  widerlegen. 

'  Diese  neuen  Gabl^  unsers  gelehrten  Forschors  kann  Ref. 
nicht  verlassen,  ohne  noch  den  herzllclipu  Wunsch  ausgespro- 
eheo  zxk  haben,  das  weder  überhäufte  Gesehafite  noch  viel  we« 
nigeTi  ifie  leider  die  Sage  ^eht,  geschwächte  Gesundheit,  ihn 
lange  abhaken  mfigen,  4<trch  Vollendang  des  angefangenen  Mei* 
aterwerkes  und  andere  Untersach nngcn  und  Bemerkungen  unsere 
Sladien  fo  ta  ftfdm,  wie  Wenige,  gleich  ihm  remägen* 

*  Schräder* 


h  Diehimgm  vfm  ArtM.  IF^xir.  KaMPrrt.  Banzig,  m  ßW, 
der  JmKereitcien  Bueh^  lu  Ktensthahdlwi^  489fk,  346S.gr.8^ 

jC.  Dämmerung  u.  Morgenrothj  geschildert  and  der  erwachsenen 
V       Jugend  besonders  empfohlen  von       /.  Rjtschl  V»  ÜAHi^tX' 
BAtu.  Erfurt  b,  Müller,  48si4,%3o  St,  kl,  ^, 

W  enn  niiek  kmger  Ruhe  ein  gi^ser  Dichter  neue  Bewegunj^ 
in  das  ^tille  Leben  bringt  Tersamoielii  aich  um  ihn  yUkti  Gleich- 

Sesimite  oder  .Gleichgestimmte  von  untergeordnetem  Range,  wie 
je  Kreise  im  stillen  See,  die  imme^' matter  und  matter  werden 
und  am  Ende  in  nichts  aerfltessen.  '  So  ging  es  Klopstock,  dem 
Lyriker,  und  in  noch  h5herm  Grad  Sd^ilfern,  dessen  leichter 
iiachauahmende  Eigenth&mlichkeit  mik  -der  Kraft  des  Magnetes 
wirkte.  Vor  etwa  zwanaig  Jahren  erstand  ein  nunmehr  verschol- 
lener iKchter^  der  sich  so  gato  iii  Schillers,  philosophische  An- 
sichten, Bildersprache,  Gefühle  und  Formen  eingeübt  hatte,  dafii 
er  nach  seines  Meisters  Ableben  ihn  gewissennassen  forsetaen  au 
können  schien.  Einer  von  sqlchen  lU^isen  um  Schüler  ist  auch 
Herr  Krampita,  awar  schon  von  xiendicV  redscligeov  Umfange, 
aber  immer  noch  kennbar  genug.  Auf  Genfe  wird  er  selbst 
niclit  Apsprucli  machen|  Talent  und  Fleils  mufs  ihm  auch  der 
Befangene  zugestehn  ;  was  ihn  aber  dem  Aec.  besonders  werth 
gemacht  hat,  isi  der  fromme  Sinn,  d^schone  Pattiotismns,  und 
^erhaopt  dl«  Biederherxigkeit,  die  aus  diesen  Dich^m^en  spricht» 


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VirgiFsf  Acneide^  fibers,  v.  Nftirnberger.  igi 

•  Er  rmifs  meh  solcher  Tii^eiid  M-esfcn  seinen  Landsleuten  vor- 
'/Mi^hrli  wertli  spyn:  denn  in  Oan/i"'  allein  hat  er  f^e^eii  200 
Pi^nurneraiiten  gefunden.  —  Oer  ilini  beigesellte  Gefalute  krei- 
set nicht  blofs  um  Schiller,  sondern  um  alle,  möglichen  Lvriker, 
und  fast  überall  ist  er  dem  Zerüies5( u  naJie,  Doch  wa^en  wir 
nicht,  ihm  «llcn  Wenh  und  alles  Verdienst  abzuspreche^i.  Kr 
hat  unter  andern  das  hohe  Verdienst  >  der  Bescheidenheit  und 
das  seltene  der  Selbsterkenntnifs ;  und  dabei  erwiibt  ihm  Ach- 
tung seine  upbestechiichc  Rechtlichkeit,  Drum  \^erden  diese 
Gedichte  als  gedrucklas  Manuscript  für  Freunde  ihren  Werth 
behaupten.  \W/ii<yHch  anziehend  waren  uns  die  Ottaverfintf 
der  htme  Göhel j  oh^leich  der  hartnackige  Kampf  zwischen  bra*» 
ver  Gesinnung  and  Unpoesie  manchmal  ein  Lächeln  crrcigtoa» 
Der  wackere  Kriegsgenosso  reicht  4^m  bedürftige^  Dtciittfr} 
'  ^  Sein 'Img*  Ersg^artes*  9m*g9  Lom 

Prauf  sagt  dieser:  . 

Da  Jilhll*  ich  mich  "von  Ehrfurcht  hingenssemi^  •  , 
Ein  grosser  Mensch  "voHbringt  solch  Opfer  nwf  ' 

\  Jch  wagte  nicht  des  Edeln  Mund  zu  hOsstn^'    ^  '-  ■  ' 

Das  Göttliche  der  menschlicheti  JNdtur   •        '  . 

'  Sah  ich  vor  mir,  und  unter  seinen  FUßs^, 

Fühlt'  ich  beschämt,  verfolgt*  ich  meine  Spwt  • 
'Doch  müfst'  ich  mich  auf  ewi^  w>r  mir  stkämiHs 
Jff^t*  icks  'ttermöcl^'  die  Gabe  amgunehmen/  » 

Beide  Dichter,  besonders  den  letzteren,  müssen  wir  auf 
manp^elhafte  Technik,  auf  falsche  Reime,  auf  die  öf(ej:^,  Wio 
dcfkchj  dcsijtliai^.  u..  dgl.  aufmcikiaia  luachea,    '  \  - 


I      »I  II    I  I     II   ■  I 


F'irgü's  Aemiäe,  In  deutsehen  Jamben  von  Dr,  Joskph  Nükn'* 
BERGEH»  Erstes  Bändchen,  —  3s  Buch,  Zweites  Bänd-^ 
ehen»  —  6s  Buch,  Zwickau,  bei  den  Brüdern  Schu^ 
mann,  49*  •  -  , 

\  orj  (in er  Uebertraguiig  des  Virgil,  die  sich  an  Schillers  be- 
kannte Jugendarbeit  ergänzend  anschlicfst,  kann  weder  geistige. 
Treue,  noch  bucl»stäbliche  erwartet  werden;  man  mufs  zufrie-» 
den  seyn ,  wenn  etwas  lesbares,  und  froh,  wenn  etwas  geist- 
reiches zum  Vorschein  kommt.  JJas  erste  ist  in  vorliegendem 
Werke  fast  immer  der  Fall,  das  zweite  mitunter.  Freilich 
nioimt  M€h  di«  Aeneis  im  Gewaiidis  des  Oi^eiou  etwas  wttadei>» 


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V.  jNürnbeff er. 


lieh  aüf|  sie* hat  $ich  namentlich^  dei;  Sirofe  und  dan#eini^. 
%u  lieb,  oft  müssea  dehnen  und  foltern^  und  dann  irieder  zwi« 
cken  und  verstümmeln  bssen ;  mit  Einem  Worte,  der  hohe  GeisI 
Virgils  ist  in  der  veränderten  Form  verloren  gegangen,  was  auch, 
nur  in  geringerem  Grade ,  von  Schillers  Arbeit  gilt.  Aber  es 
giebt  genug  Leser,  denen  jede  Form  die  rechte  ist,  wenn  sich 
die  Dichtung  in  ihr  nur  :plieLlich  und  geschwind  daiieii«  lijfst;, 
und  so  können  dem  wackeren  Bearbeiter  oder  »Ucbcrdichterc, 
der  kein  Gelehrter,  sondern  Postmeister  in  Soraii  ist,  aller" 
liand  Leser  und  Leserinnen  nicht  enigehn.  Unsern  Schiller, 
.der  sehr  gering  von  seiner  virgilischen  Verdeutscliung  dachte, 
liatte  Hr.  Nürnberger  für  seine  Meinung,  die  gewählte  Form 
sejr  die  rechte,  nicht,  gewonnen;  warum  aber  soll  nicht  auch 
für  anderer  Leute  Geschmack  uesor«;!  weiden?  —  Dafs  Ilr, 
Nürnberger  vom  kunstreichen  Hexameter,  diesem  schwierigsten, 
weil  mannigfaltigsten,  unter  allen  Versen,  gar  nichts  vferstclit, 
ergicbt  sich  aus  einigen  Aeusserungen  in  der  Vorrede;  und 
schon  dies,  da  er  sich  einmal  berufen  füblte,  den  Virgil  zu 
deutschen,  entschuldigt  einigermassen  die  Wahl  der  um  vieles 
leichteren  Strofe.  Auf  den  Bau  derselben  hat  er  sorgsamen 
Fleifs  gewandt,  und  hierin  Schillern  ziemlich  erreicht.  Audi 
die  Sprache  ist,  wenn  schon  oft  sehr  prosaisch,  im  Gaii/.ca 
gut  zu  nennen.  £inz.elue  Fehler,  z.  B.  S.  ii.  Trümmern  für 
Trümmer,  wird  der  Scharfblick  des  bescheidenen  Verfassers 
von  selbst  entdecken,  falls  es  zu  <^ner  zweiten.  Auflage  kom- 
men sollte  j  und  dann  mag  er  auch  versuchen,  wie  viel  er  von 
den  veiraifsten  Eigenthümlichkeiteu  Virgils  in  seine  Form  oder 
Unform  noch  hineinbringen  kann.  — -  Zum  Schlüsse  die  Ver- 
sicherung, dafs  diese  Acneis,  höher  Steht  ^  der  schier  vei^ 
nagiiicktc  JüuuMfiesftersdie  Uoraz.    .  ' 


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13*     „      ,u  1822* 

Heidelberger. 

Jahrbücher  der  Literatur, 

t 

€  * 

fFilhelm  Meisters  fVand  er  jähre.  JiTheäe,  QuedUnburg 
und  Le^»gß  bei  Gottfried  fasse,  48st4.   ä  ' 

Ootbe,  den  gefeiertsten  Dichter  Deutsclilands,  gleiclisam  auf 
seinem  eigenen  Grund  und  Boden  zu  bekri€«;en  uud,  wo  inög-  ' 
licli,  auch  zu  besiegen,  ist  ofVenbar  der  Zweck  dieser  Pseudo* 
wanderjahre.  Zu  dem  Erstem  bedurfte  es  nur  einer  gewöhnli- 
chen Kühnbelt,  da  sich  der  Angreifer  hinter  dem  weiten  Sc  ilde 
der  Anonymität  zu  decken  für  gut  fand;  das  Andere  hinp  na- 
türlich, wie  fast  in  allen  Kriegen,  von  der  Kraft  des  Angritfs 
ab,  von -den  Waffen  u.  deren  geschicktem  Gebrauche,  von  dem 
Ansehn  des  Gcgentheils  und  dessen  fest  oder  schwach  bei^iiiii- 
detem  Reiche.  Lassen  wir  daher  vorläufig .  alle  Rücksicht  au£ 
die  Schrift  an  und  für  sich,  d.  h.  auf  ihren  Werth  oder  Un- 
V Werth  von  Seiten  der  Kunst,  um  zu  sehen,  wie  der  Kampf  selbst  • 
geführt,  und  ob  derVerL  an  Götbe  xum  mterlicheu  David  ge- 
KTorden. 

Zunächst,  scheint  es,  will  der  Verf.  durch  Nachahmung  rfcr 
Dürstellunf^sweise  Göthens  diesem  gleichsam  indirekt  einen  i>treich 
führen.  Daher  die  sorgfältige  Beschreibung  des  Kleinen  und 
Unwichtigen,  daher  die  Genauigkeit  des  Details,  die  Umständ- 
lichkeit und  sich  breitende  Reliaglichkeit,  daher  endlich  selbst 
die  Form  des  Romans j  um  allerlei  Gegenstände,  besonders  aus 
dem  Gebiete  der  Kunst,  hin  und  her  zu  besprechen,  gleich 
hier  möchte  der  Verf.  wold  (  her  für  als  gegen  Göthe  operiren, 
indem  er  durch  das  V v fehlte  in  jener  Manier  darthut,  dafs  nicht 
jeder  Unberufene  sich  derselben  bedienen,  könne,  sondern  nur 
derjenige,  welchem  Genius,  Leben  und  Bildung  dazu  die  nö-. 
thige  Weihe  ertheilt.  Bei  Göthe  ist  sie  wirkliche  Poesie  der 
Form,  bei  jedem  Andern  wird  sie  mehr  oder  miader  unpoeti- 
sche Künstelei  werden.  Daher  kommt  es  denn  auch,  .dafs  wir 
Statt  des  unvermerkten  und  erquicklichen  Mitfortgehens,  wozu 
OOS  die  bequeme  Behaglichkeit  des  genanoteii  Dichters  eioladet 
lind  gleichsam  verführt,  bei  der  Darstellung,  unsers  Anonymus 
vidflieUf  gleich  Anfangs  Langeweile  verspüren,  welche  ^weaig-'  . 
Stims  ifloi  i^'^^Theile)  mit  jedem  Schritte  varwärts  wächst.  Kann 
mn  9«  fi*  auf  eiue  breitere  und  peiplichere  Weise  mit  dem 

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i94         Wilhdm  Meisters  Wanderjahre; 

* 

Werthe  der  Natur  und  dts  Lebens  in  ilir  bekannt  genttdit  wä^ 
den.  als  solches  hier  geschieht  oder  doch  gesclidicii  8oU?  Wenn 
nun  freilich  auch  Güthc  dem  Leser  in  dieser  B^itAimff  oft  et<^ 
ivas  zvL  viel  anmuthet,  wie  z.  B.  naraenthch  in  den  Uhrjährm^ 
Thl  I  gleich  in  den  ersten  Kapiteln ,  oder  auch  nenerdings  WlQ» 
dcr^m  in  den  }Vanderjahren ,  wo  die  langwierige  Reise  durch 
die  rrovinz  nicht  von  allen  belohnend  und  interessant  genug 
gefunden  werden  dürfte;  so  wird  doch  jeder  Unbefangene  ge- 
stehen,  dafs  man  durch  die  angenehme;  zuthiith che  Redseligkeit 
die  Länge  des  Weges  mehr  oder  weniger  vergifst,  und  wohl 
'schwerlich,  im  Ueberhüpfung  bedeutender  Strecken  versucht 
^^ird« 

Doch  wenden  wir  uns  zu  den  eigentlichen,  direkten  An- 
irriffen.  Hier  soll  da»  Resultat  erzielt  werden,  dafs  Göthe  iwf- 
%r  unter  die  grossen  Dichter  überhaupt,  noch  unter  die  ersten 
Wid  vorzüglichsten  unserer  Nation  zu  zählen  sey ,  sondern  sich 
mt  dem  Prädikate  eines  gei  st  trollen  zu  begnügen  habe. 

Drei  Momente  werden  als  beweisend  oder  vielmehr  als  jenes 
Resultat  b^ründend hervorgehoben.  Erstens:  Göthe  ist  weniger 
Diehter  dem  Inhalte  als  der  Form  nach.  Zweitens:  Seuie  Cha- 
raJtteristüt  ist  geuvöhrdich  und  poetisch  mangelhaft.  Drittens:  iir 
htddigt  mehr  dem  Modegesehmaeh^^  fUs  dem  €igentlicheß  Kunst- 

'**^Um^dic  Wahili«it  des  ersten  Punktes  danutbun,  bahnt  sich 
der  Verf.  den  Weg  durch  eine  Foraussetxung ,  indem  er  an- 
»inimt,  dafs  die  Wesenheit  des  Schönen ,  somit  auch  der  Kuns^ 
in  der  Darstellung  der  grossen  Ideen ,  des  Erhabenen  innerhalb 
des  Gdiiets  der  Religion,  der  Tugend,  der  Menschheit  iiber- 
liaupt  bestehe»  daf$  eigenttidics  Princip  der  Kunstprodukuonen 
daher  dxe  IdeaHsirung  sey,  allettt  (wie  sich  aus  dem  Ganzen  cr- 
gicbt)  die  absolute j  wie  sie  besonders  SchiUer  durch  Lehre  und 
eigene  Schöpfungen  toohr&ch  in  die  Dichtkunst  einiuführcn  ver- 
anefate.  Obgleich  nun  der  Verf.  diese  Voraussetzung  mit  v'iclen 
leiucr  Landsleute  gemein  hat;  so  ist  und  bleibt  sie  nichts  desto 
itteniger  eine  blos  beliebige  Annalwie,  und  Wahre  Fetüio  prai" 
cipü.  Eine  genauere  und  philosophisdiere  Betrachtung  des  VVe- 
ms  der  Kunst,  ^estütxt  und  bewährt  durch  die  Geschichte 
derselben,  mufs  jeden  von  ihrer  Einseitigkeit  überzeugen.  Alle 
Kunst  bewarf  nothwendig  des  WirUichen,  des  Gegebenen,  um 
«D  und  in  demselben  da»  ursprünglich  Freie  nachzuweisen  durch 
unmittelbare  schöpferische  iede^urt.  Wohl  soll  daher  aUu 
Kunst,  um  diese«  zu  sevn,  idealisiren  (das  Batteux^B^uii^rteD- 
sehe  Princip  der  Naehahmimg  der  Natur,  oder  •  da*  Bouter« 
wek'scbe  des  IVetieifers  mit  derselben  und  ahnUche  können  o^ 
lenbar  da»  echt«  Kuastitrdben  .iHur  hemmen  -oder  mi£il«it«ii)i  ^ 

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Wilhelm  Meisters  Wander  jähre;  loS 

leb  nidit  aisoUu  ideali'siren,  soll  sie  d.  h,  ohne  Borücksichtio^ng  det 
Realen,  soudcm  rdatw  idcalisiren,  «L  h.  das  Reale,  Gegeben« 
in  der  Bescheinnog  des  Idealou^  des  uc^rungiich  Freien  dar- 
stellen.    Diese  relative  Ideal isitiing  kann  auf  doppelte  Weisö 
statt  haben ,  nach  oben,  nämlich  und  nach  unten  (weiches  leztcre 
man  mit  J.Paul  die  (^cr^eAr/e  Idealisiruug  nennen  mag).    In  die- 
ser freien  Wiedergeburt  des  Wirklichen  besteht  die  eigentliche 
Prodiihtivitüt  des  Künstlers,  nicht  in  dem  nihilistischen  Strebeo 
nach  idealen  Wolkengebilden ,  denen  in  ihrer  Mark-,  Blut-  und 
Fieischlosigkeit  auch  das  Gepi-äge  des  Lebens  fehlt.    Den  Verf. 
liätte  hierüber  schon  die  griechische  Kunst  eines  Andern  beleb* 
yen  müsse«,  iviro  et  nur  mit  deren  eigenl^cher  Bedeutung  ver- 
trauter gewesen.    Ree.  will  ihn  daher  blos  an  ScIjUer^s  in  viel- 
facher Hinsicht  unbilliges  Verfahren  gegen  JfOrger  erinnern,  wo- 
zu densdben  die  Einseitigkeit  jenes  Frincips  offSenbar  verleitete^ 
4d>en  so  an  einige  Charaktere  dieses  sonst  so  eminenten  Dich« 
tcrs,  z.  B.  an  den  des  Don  Carlos,  noch  mehr  des  Marquis  Po^ 
aa^^welcben  J.  Paul  (Vorschule  der  Aesth.  Thl.  II.  S.  458|  a  * 
Ausc;;.)  nennt  »hoch  und  glänzend  und  leer  vvie  ein  Lcucbtthumuc 
*—  Mit  der  Nicbti|^eit  der  Voraussetzung  des  Verf.  iält  daher 
«ucb  (vrenigstens  der  Hauptsache  nach)  der  Vorwurf,  den  er 
Oöthe  macht,  behauptend,  dafs  dessen  Produktionen  danim  un- 
ter der  eigentÜchen'KunsthÖhe  bleiben,  weil  es^  ihnen  aaGrÖsso  , 
iler Ideen,  an  hohem  jeligidsemSinn^  an  stitlichem  Ernste  fehle, 
weit  in  Urnen  Wirklichkeit  und  gewdhnliclies  Leben  zu  sehr 
liervortrete.   Viebnebr  liat  der  Hr.  Anoo^us  auch  in  dieser  1^ 
«elning  dem  Gegenwart  durch  seinen  vermeinten  Tadel  ein  be* 
dentcndflsLob  gmdet,  so  lange  <cr  nifmlicb  denBeweis  s^ukUg 
Ueibl,  dafs  Göthens  Kunst  bhß»  Eepie  nackter  ,  baarer  Wirk* 
Uohkeil  sej.   fttfceas.  will  deshalb  an  ein  bekanntes  faöraiisches 
IVort  erinnern. 

Ms  noto  fietum  etarmen  seauar^  ut  sä>i  guisque  sperefiietnj 
Sttdei  muitum  /rustraque  takmret  ausus  uUm. 

Ars,      V*  %io  seqq. 
Wenn  der  melirbernbrten  Voranssetsung  gcmSfs  nun  S«at9 
Herder  über  Gdtbe  gestellt,  wenn  eben  daselbst  gesagt  wird: 
»Jakobi  und  Schiller  haben  eine  innm  Demutb  vor  dem  GfittH- 
dien,  die  Gdtbe  fremd  ist,«  wenn     ata  ihm  die  Grdfse  dar- 
Ideen  abgesfHrodicn,   dagegen  tecfaniscbe  Kunsl  und  poetische 
'Melodio  Iiigestanden  wird,  oder  vrenne«  S.  ai5  heifst:  ^So  hinge 
rnn  Fenekm  nicM  sagt,  da£i  er  in'  GStben  Andacht,  oder  ein  So- 
Itfiftes,  dals  er  sitdichen  Emst  in  ihm  fifcde,  so  lan|^  ein  Les* 
mng  ihm  nicbl  Wahrheit,  ein  Luther  Kraft  und  Patriotismus  zu« 
ct£ennt;  so  lange  darf  es  Sie  nh^  irren,  wem  hundert  und 
abdr  bündelt  Andre  in  ibm  die  treue  Kopie  von  Origuialea  m 

Igt 

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Wiihei^  Meisters  Wanderjahre. 


inden  behaupten,  die  sie  selber  nie  zu  Gesiebte  bekamen  u.  s. 
if.c  Wenn  also  dieses  und  Aehnliclies  ausgesprochen  wird;  so 
miebt  sich  desfalls  Widerlegung  und  Würdigung  von  selbst. 
Schwerlich  möchten  die  aufgeforderten  Zeugen ,  denen  zum  Glü- 
cke für  unsemVerf,  deiJTod  sammt  und  sonders  langst  dieSpra- 
ebe  genommen,  gegen  Götbe  Zeugnif»  geben.  Beüi<üfig  gesagt, 
giebt  der  Verf.  durch  diese  Induktion  einen  Beleg  seines  gründ- 
lichen Studiums  historischer  Charaktere.  Besonders  möchten  So- 
krates  und  Lessing  «ich  bei  ihm  zu  bedanken  haben.  Wenn  es 
aber  an  einer  andern  SteUe  (Tbl.  I.  S.  i64)  heifst,  Göthe  sey 
ein  poetische  GeifteHeugner  ^  der  nicht  die  uosicbtbare  Oottlieit, 
sondern  nur  ihre  sichtbare  Erscheinung,  nicht  das  ^wesendich 
Schdne,  sondern  nur  s^ine  Offenhamng  anbete;'  so  sieht  man 
leicht,  wessen  Geiste  Kind  diar  Verf.  sdBer  ist;  und  wie  ver- 
lassen von  aller  tiefem  philosophischen  Belrachtnng^eise  der 
Dinge. .  Ist  denn  die  sichtbare  Erscheinung  des  Odtdichen  kraft 
der  Kunst  mSglicb  ohiie  Erfassung  des  Gd^ieben  'iui  sieh?,  ht 
nicht  viehnehr  jede  fid&re  Erscheinung  des  Gdttlichen  dieses  selbst, 
insofern  überhaupt  von  einer  Erscheinung  desselben  die'  Rede 
scyn  kann?  Ist  die  Offenbarung  des  Schonen  zv^  trennen  von  sei- 
ner iniiern  Wesenheit?  Oder  ghnibt  der  Verf,  vielleicbt,  die 
durch  y ersU&desreligion  ia  dem  Kopfe  Vieler  staudig  und,  fest- 
gewordene Bestimmtfieit  solcher  Trennungen  finde  auch  in-  der 
Wirkliclikeit  statt?  —  Ufibrigens  gesteht  Ree.,  dals  er  keines- 
wegs geneigt  sey,  die  Verlheidigung  mancher  Göthe'Khen  Pro- 
di^ktionen  vor  dem  Ricbterstuhle  echter  KuMt Wissenschaft  «u 
übernehihen;  vidmtobr  ist  er  der  Meinung,  dals  unter  denselheo 
nicht  sehen  leichte  Waare  sich  vorfinde,  ja,  dafs  auch  selbst  QXSt 
der  Kunst  heilige  Ernst  für  das  Siitüche,  wie  z,  B.  namenlhch 
in  den  Wahlverwandtschaiten,  hier  und  da  vermifst  werde,  Al- 
kiii  wer  des  Trefflichen  und  Vorzüglichen  so  viel  gelwstet  hat, 
dem  wild  jeder  liilligdenkende  gern  das  Quandoque  honus  dor* 
mUat  Hornel  US  /.u  Gute  kommen  lassen. 

Der  zweite  Haupttadcl  b  et  rißt  die  Charakteristik,  Unser  Ano- 
nymus vernillst  nämlich  in  Göthe's  Chaiakteien  alle  höhere  Po- 
esie und  echte  Idcuhtatj  dagegen  findet  er  in  demselben  Wie- 
tlfihüiung,  Identität,  Mangel  an  Consequenz  undEnergie,  selbst- 
süchtige Schwache  ohne  Gehorsam  gegen  eine  in  sicii  festgesetltO 
Regel,  Gewöhnlichkeit,  —  kurz,  es  soll  jene  Charaktcrwelt 
sejn  eine  Welt  ohne  Heroen,  in  der  nur  untergeordnete  Grösse, 
Lebeusgewandtheit,  Klugheit,  ijinniichkcit,  Aniuaisuiig  und  VOT- 
nehui«  Bildung  Anerkennung  finden.  *        -  j 

"     Je  schwerer  diese  Itesehulaigungen  sind,  um  desto  gründ- 
licher sollten   die  lkweilsc  se>ii,   auf  welehc  sie  sich  «tiitien; 
"  ailüii  auch  hier  muJls  jedti  JbesüMuenc  aijuaiais  uiu'  bfiisbige^  oft 


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•  » 

Wilhelm  Meisters  Wanderjahre.  $97 

wirlülcli.M;A{/«i:^tf«  Versicfieniiigtei  statt  baltbärer  Begrundlumf 
£iideo.  Red  erlatuit  sbh  desfals  nur  einige  Bemerkungen ,  .und 
zwar  znoScbst  in  Besug  auf  den  Vorwurf  ^.Wiederholung  und 
Idenditat  der  Ghaiakiere.  So  maomgfack  und  Tielverspblungep  - 
im  wirkltohen  Leben  die  YerlialtnUse  einerseits  und,  die  subjec* 
ttven  Anlagen  andererseits  auch  sejn  mSgen»:  als  darch  welche 
beiden  Momente  Charaktere  überhaupt  sich  bilden;  so  lassen  sich 
in  denselben  doch  gewisse  Hanptrichtungen  ui|ter$€heiden ,  die 
wiederum  durch  besondere  Qrundeigenthumlichkeiten  ail^eseich- 
net  werden. .  Diesem  gemSfs  glebt  es  nun  auch  nich|  nur  Haup* 
Uassen  Ton  CbardtteneHy  sQndem  auch-  för  jede  derselben  bs^ 
•timmte  Grondahnlichkeiten*  Lebeuser&bmng  uind  Oescbickte 
leisten'  dessen  hiulauglicher  Gewähr.  Es  kommt  bei  poetischer 
Charakteristik y  die,  wie  lill^ Poesie  nach  früheren  BemerkQnge% 
auß  dem  Boden  des  Gegdsenen  ruhen  nrafs,  niir  darauf  an,  etar 
maif  welche  Art  Ton  .jpiarakteren  ein  Dichter,  sich  vorzugsweise 
wahlt^  und  danh,  wif  er|  dem  N'omialtjpus  Iren,  in  mehrShchen 
>  Zeichnungen  ](  desouJ  das  individuelle  Gepräge  der  Ällgeineinheijt 
avifzudrudün  versteht.  Dieses  angenommen,  fragt  es  sich  nun,  . 
obGdthe  in  seinen  Charakteren,  bei  denen  allerdings,  wie  auch 
.  bei  den  Scrii]ler*schen|  ein  Hinneigen  au  ^er  bestimmtmi  Art 
nicht  au  verkennen  ist,  blosse  oberflächliche  Allgemeinheit^  oder 
ivirlüich  individuelle  Verschiedenheit  ansgedrticki  habe.  Hier| 
denkt  Bec,  wird  wAhriich  kein  Unbefangener  anstehen,  sich  für 
das  letalere  zu  .entscheiden,  und  Aber  des  Verls.  Blindheil  sich 
au  wunderni  wenn  er^  liefst  -  wie  dieser  den  Charakter  isines  Tor* 

2uato  Tasso  mit  dem  djes  l^duard  in  den  Wahlverwandtscl^afleo^ 
en  Egmont  mit  dem  Orest,  Hiermann. mit  Faust  und  Gdtz  iden« 
lificirt.  Auch,  hier  beweifst  der  kühne  Kritikus  hdchsieas  nuPy 
dafs  er  weder  das  Leben  und  die  Menschen,  noch  die  G^ther 
sehen  Charaktere  verstanden  und  studiri  habe.  VVeun  er  aber 
den  Verehrern  des  grossen  Dichters  vorwirft,  dafs  sie  am  Aeus^ 
serlichen  hängen  bleiben;  so  möchte  dieser  Vorwurf  vielmeltf 
auf  ihn  selbst  xiuruck&Uen, .  indem  er  sich^  wie'  die  heldsuchü- 
gcn  Weiblein  und  raschen  .Jünglinge  an  dem  prunkhaften  Schei« 
^e  vieler  Schillet*schen  und  vielleicht  auch  Schülersch*  Kdrner» 
sphen  JPcrsonagen  zu  weiden  besondere  Lust  verräth.  Indeb 
aus  GeiaUigkeit  gegen  den  Verf.  augestanden  (w^s  nicht  ;auauge* 
stehen  ist),  dafs  die  grossen,  erhabenen  Chavaklere  der  JMLns^ 
SchiUer's  die  allein  echt  poetischen  sej^n,  wie.  mochte  er  .denn 
die  Aehnlichkeil  derselben  ubersehen ,  die  e*  bei  ,den,.Göthe* 
schen  so  schar6innig  aufgespürt?  Scheinen  nie  ü ^Don  Carlos  und 
Morlimeri  Posä  und  Max  Piocolomini,  Wsd  ^stein  und  vCail 
Moor  viel  eher  Bruder  au  sej^n,  als  Torquato  Tasso  und  Oresl,  ^ 
Egmont  und  HerfDanuy  Ednard  und  Göta?  Aber  so  gchts,  man 


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198         Wilhelm  Meisters  Wanderjahre. 


nthtf  was  maA  sehtn  willy  imi  nSehte  daiiii  Andere  gern  eben  ^ 
eo  blmd  macben,  als  man  selber  ist;  der  FeUer  vieler  Kritiker« ' 

'Die  übrigen  Vorwnrf^»  welcbe'  den  GMc^schen  Cliarakte* 
ren  gemacbt  werden ,  sind  gleieb  grundlos  nnd  unbedacht.  Denn 
^enn  der  Verf.  z,  B.  im  Torquato  Tasso  Scbvüclie  und  Incon— 
sequeiiz  findet,  so  Mitte  er  nicht  übersehen  sollen ,  dafs  es  eben 
des  Dichters  Idee  wAr,  einen  Charakter'  dieser  Art  —  das  arg^ 
lose  Gemüth  des  schwlrmerischen  Dichterjiinglings  im  Gegensa- 
tze mit  dem  abgeschliffenen,  festbestimmten  Wejilebeii  —  künst- 
lerisch darzustellen,  eine  Darstellung,  welche  Göthe's  echtes  Kunst- 
gciiio  f;län7end  offenbart.  Wenn  uns  im  Egmont  Leidenschaft 
und  Leichtsinn  entgegentreten,  so  dürfen  wir  nicht  unbeachtet 
lassen,  wie  bei<le  mit  dem  höchsten  l'rnsL  des  Lebens,  mit  der' 
Entschlossenheit  zu  sterben ,  in  Verbindung  gesetzt  werden  — • 
ein  wahrer  Triumph  der  Göthc'schen  Muse,  wie  sich  hier  Le- 
benslust und  Todesmuth  die  Handc  bi<i'ten!  Wie  mochte  aber 
der  Verf.  jene  gerügte  selbstsüchtige  Schwäche,  jene  Inkonse- 
quenz, jene  blosse  Klugheit  und  vornehme  Gewandtheit  im  Götz 
nachweisen?  Wie  im  Hermann,  wie  im  Orcst?  Die  blosse  Ver- 
sicherung, diese  Flecken  finden  sich  auch  hier,  kann  nicht  statt 
des  Beweises  gelten.  —  Wenn  der  Verf.,  Sbakspear*s  Charak- 
tere mit  denen  Gotbes  vergleichend,  bemerkt,  dafs  er  dort  nui* 
einen  einzigen  treffe,  der  sich  den  Göthc*schen  zugeselle,  näm- 
lich den  des  Hamlet,  als  in  welchem  gleiche  Schwäche  sich  her- 
vorthue,  gleiche  blofs  äusserlichc  Bildung  für  gewisse  Lagen  des 
Lebens,  zur  Gewandtheit  für  gewisse  Kreise,  aber  keine  für 
ai/e  Lagen,  keine  zur  Kraft  und  Resignation;  so  liat  er  die  tiefe 
lind  hohe  Bedeutsamkeit  dieses  Charakters  mit  seinem  leichten 
Senkblei  nicht  ergründet.  Galt  es  denn  hier  eine  gemeine  In- 
triguc ,  eine  blosse  Kabale  des  vornehmen  Lebens?  War  es  blos- 
se (.'onveiiienz,  die  gegen  den  von  Natur  edeln,  aber  allerdings 
mit  seiner  Kraft  und  seinem  Willen  in  Zwiespalt  gesetzten  Jüng- 
ling andrang?  Kann  es  eine  höhere,  poetischere  Charakteristik 
geben,  als  die  ist,  womit  uns  jener  Kampf,  jener  Zwiespalt  in 
seiner  fortschreitenden  Entwickclung  dargestellt  wird?  Unser 
Anonymus  und  Seinesgleichen  Warden  der  Sache  freilich  ein 
srimellercs  Ende  gemacht  haben  —  sie  hätten  den  Jüngling  mit 
polternder  Wuth  den  königlichen  Oheim  durchboren,  oder  aber 
ihm  christlich -fromm  —  Alles  vergeben  und  verzeihen  lassen. 
Ein  bischen  Hin  -  und  Herreden  -  und  Rennen  in  orakelndem 
Pathos  und  auf  klirrendem  Sporeukothum  wurde  die  Steile  der 
Handlung  vertreten  haben. 

Fast  gleiches  Urtheil  wird  über  die  weiblichen  Charaktere 
gefällt.  Anch  hier  findet  der  Verf.  die  an  den  raännliclien  ge- 
rügte Identität.   Lotte  ist  eine  ZwUlingsschwester  der  Ueraogin 


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I 


Wilhelm  Meisters  Waader jähre*  199 

im  Torquato  Tasso;  beidcir  warn  Sprediea.  üii^tcii  sind  Ottilie, 
Klärchcn,  Gretchen.    Ausserdem  tadelt  er  an  dor  CbaraK'teristik 
der  Weiber,  dafs  überall  die  Vorstellung  hervortrete,  als  m«sse 
das  Weib  seine  Güte  und  TrefHichkcit  biofs  der  Gebiixt|  der 
Natudbegunstigiing  nicht  aber  der  Büdung  verdanken«  .  Was 
den  Vorwurf  der  Identität  betrift ;  so  zeigt  sich  dessen  gänzliche 
Nichtigkeit  f.  den  KuttdigeB  ktnsichts  der  meisten  Charaktere  durok 
^e  bk»sse  Zusammenstellung«     Wenn  aber  bei  Klärchen  und 
Gretchen  sich  allerdings  eine  grössere  Aehnlicbkeit  findet;  so 
mrird  der  VeroiSiift^e  dieses  dem  Dichter  eben  so  vVeiiig  zum' 
•  Vorwurfe  machen-'y  als  er  die  Natur  darum  tadelt^  daüs  sie  unter 
Shnlichen  Bedingungen  Aehnliches  schafft;   genug,  dafs  beide 
Mädchen]^  trotz  aller  Aelinlichkeit  dennoch  ihre  .  eigenie  Ichheic 
behaupte  und  nicht  zwei  leere  Abstrakte  sind.  . 

Was  theat  dien  andern  Tadd  angehtt  so  ist  er  theUf  an- 
"wahr,  theUs  aber  auch  wiederum  mehr  Lob  als  TadeL  Demi 
"wer  kann  sagen,  dais  die  Prinzessin  Elenore  ihre  Vortrefilichkdit 
Idos  djer  Gunst  der  "Natur  verdanke?  Kann  es  einen  wdbUcheii 
Charakter  geben,  in  wdqhem  natürlich«  Anläge  uo4  höhere  Bil- 
dung sich  harmoniseher  und  reiner  verbinden,  als  d>en  in  die- 
sem? Kann  das  Gefühl  der  Liebe  und  das  Bewufslsejn  edier 
jSitte- schöner  gepart  erscheinen,  ak  in  diesem  JHusterbUde  v«ib- 
licher  Charakteristik  ?  Ist  Eugenie  in  ihrer  gcsanmiten  Erscheinung 
ein  blosses  Kind  der  Natur?  Ree  wiirde  auch  noch  aof  die  Iphi-. 
genie  hinweisen,  wenn*  der  yer£  nicht,  ihm  gleichsam  zuvor- 
lammend,  bem^t  häffte,  GSthe  sey  in  diesem  Charakter  durch  ^ 
die  Geschichte  eezwungen  worden,  vo»  seiner  gewöhnlichen  ' 
Manier  abzuwcidieii.    Wir  wfinschen  dem  Anonymus  Gluck, 
dafs  ihm  hier  ein  Ihus  ex  maehina  su  Hkflffe  eilte,  um  das  wan- 
kende Treffen  herzust^ear.   Udingens  ist  der  Tadel  zum  Thdl 
auch  wirkliches  Lob*  für  nnsem  angefochtenen  Dichter.  Denn 
nach  dem  Gestahdnisse  aller  Unverbildeten  sind  die  anziehend- 
sten weibUtehen  Charaktere  gerade  diejenigen,  in  welchen  sich 
die  aatfiriiefae  Schönheit  und  Trefflichkeit,  wie  euie  Blume,  . 
gleichsam  sich  selberunbewufst,  entwickelt  darstellt,  wofern  nur 
die  Natur  lücht  als  gismeine  Blödi^eit  erscheint,  was  schweiiich 
jemand  vOn  den  Lotten,  Ottilien,  Clardien  und  Gretchen  behaup-  * 
ten  wird.    *   Dafs  Thekla  und  Johanna  bei  Schiller  ganz  an- 
dere Wesen  sind,  wie  es  weiter* beirsty  weifs  und  sieht  jeder; 
allein  sie  treten  auch  in  ganz  andern.  Yerhaliiiissen  und  unter 
ganz  verschiedenen  Umstanden  auf.   Und  dann,  wie  mag  doch 
der  Verf.  von  GÖthe  ds  Dichter  fordern  wollen,  dafs  er  |(erade  - 
solche  Charaktere  schafib  alsSclullei:?  Eben  dadurch  be  weifst  ^ 
dch  ja  als  vorzüglichen  Dichter,  dafs  er  auf  ei^iier  Bahn  sichern 
Schritts  in  der  Kunst  heiligen  Hallen  wandelt«    Betrachten  wie 


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200        .  Wilbdm  Meisters  Wanderjahre. 


aber  das  Wesen  der  KuDst  überliaupt  etwas  p^enauer  in  B^zic- 
•  bung  auf  die  Charakteristik ;  so  möchte  sich  wolil  das  unwider- 
•tprechliche  Resultat  erp;eben,  dafs  ein  viel  grösseres  Talent  und 
tin  viel  tieferes  Studium  dazu  gehört,  Ch.naktere  Jiach  den  Le- 
henss^erkältnuseu  poetisch  darzustellen,  als  absolut  ideale  zu 
sebaffen.  Daher  mag  es  auch  kommen,  dafs  unsere  Schauspiel- 
kunst mehr  leidhche  Tlieaterheldcn  als  poetische  Lebensdarstel- 
ler zählt ,  dafs  Schiller's  himmlisch  -  ideale  Charaktere  leichter 
SUA  Aushalten  gegeben  werdea^  ak  die  irdisch- idealen  Göthe's. 

Wenn  entUich  der  Verf.  zur  Bestätigung  beider  Momente, 
nämlich  des  Mangels  an  Hoheit  der  lunern  Poesie  und  Charak- 
teristik den  Faust  aoführty  bemerkend,  Göthe  habe  z.  fi.  hier 
in  der  Kompositioii  das  Grösse  und  Erhabene  der  alten  Sage 
keineswe^cjs  erfafst,  sondern  diese  in's  Gemeine  kcrabgezogen, 
d>en  so  in  der  Person  des  Faust  nicht  den  ungchetiren  f  .revler, 
sondern  einen  gewöhnlichen  Schwächliii--  hiu^estellt  u.  s.  f.,  so 
dafs  Alles  den  marklosen  Gang  eines  bürgerlichen  Trauerspiels 
gehe;  so  mufs  Ree.  abermals  den  gänzlichen  Mangel  einer  phi- 
£»ophischen  Durchdringung  des  Lebens,  des  menschlichen  Slroi^ 
bens  und  Denkens,  des  Verhältnisses  des  Bösen  zum  Guten  als 
Grund  dieser  Behauptung  annebmen,  obwohl  er  keinesweges 
geneigt  ist,  in  diesem  Gedichte  mit  maucbeu  Neuern  iestimmU 
phäosopkisthe  S^udsysieme  zu  finden.  Auch  mSchte  es  aber- 
mals einen  Beweis  für  Gdtbe's  Dicbtergeuie  abgd)en|  dais  er 
die  Sage  mit  so  grosser '  poetischer  Freiheit  behandelte, ,  ohne 
jedoch  ihren  Sinn  eigentlicfa  zn  verfehlen«  Hat  doch  auch  Shsr 
kespear,  von  Vdchem  der  Verf.  meint,  dais  er  diese  Sage  nach 
ihrer  ganzen  GrSsse  uad  Erhabenheit  wurde ^aufgefalst  und  darr 
gestellt  haben ,  in  seinem  Hamlet  die  alte  nordische  Sage  gleich* 
falls  nicht  in  ihrer  ganzen  Grdfse  genommen,  sondern  sie  nadb. 
seiner  besondem  Kunstabsicht  verändert  viederg^;ebeu.  Denn 
(wie  ja  auch  der  Verf.  selbst  andeutet)  erscheint  der  Haodet  kei- 
neswegs als  der  gewaltige  daniseh -nordische Achill,  wie  ihn  die 
Sage  hinstellt.  —  Wenn  endlich  darin,  dafs  Gothe  mehr  Em- 
pfaiiglichk^t  finde  bei  gewöhnlichen  Menschen  und  in  den  un- 
tern Ständen  (S.  ai6  fll),  ein  Grund  für  die  geringere  poetische 
Kraft  Gdtfae's  gesucht  wird;  so  wird  jeder  Kundige  merken, 
wie  sehr  sich  hier  der  Verf.  als  %noranten  bewebt,  indem  ge- 
rade das  umgekehrte  VerhaltiiUs  statt  findef.  Weiber,  Jüug- 
ünge,  Leute  aus  den  niedem  Kbssen  finden  im  Allgemeinen 
viel  mehr  Geschmack  an  den  Schiller'schen  und  ähnUcheu  (nach^ i 
geahmten)  Poesien,  als  an  den  Gdthe'scben,  an-  weihen  dage- 
gen das  gesetztere  Alter  und  die  durch  gediegene  Kultur  gereif- 
ten, in  sich  fetter  beschlossenen  Menschen  grösseres  Ge^en  su 
haben  pflegen. 


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Willielm  Meisters  Waiiderjahi  e. .  .  aoi 

Der  dritte  Aukiagepunkt  endlich  bestellt  cUiria^  dafi  Götke 
dem  Modegtsekinacke  zu  sehr  f'röhue.  v 

Uff»  diesen  Tadel  zu  begründen,  macht  «i  der  Verf.  der 
ganzen  schönen  Literatur  Deutschlands  zum  Vorwurfe^  diifs  Sie 
vielfach  jg;€wechselt  und  der  Mode  g(:dicnt  habe.    Kann  Relj»'  ' 
nun  freiHck  nicht  leugneOi  dafs  es  eine  oder  andere  Epoche  ge- 
geben^ in  .ifrckher  eine  solche  uiikuiistlcrischc  (Jnselbstständi^ 
jiEeit  in  unserer  Literatur  statt  fand;  so  .  darf  er  doch  den  Vor- 
wurf für  -die  gesammte  Geschichte  derselben  keines weges  als 
begründet  annehmen.   Yielmekr .  offenbart  sich  in  den.  Haupd>il- 
dungs  -  und  Blüthenepochcn  der  deutschen  Poesie  eine  wahr- 
haft natiopiaie  Selhststandif^eit  und  Freiheit.    So  in  der  Zeit 
des  Minnesangs/  so  seit  Lessing.  Die  Fidsekigkeit  ist  ein  natio« 
naler  Zug  luisf^is  Volks  und  eben  darum  auch  unserer  Kunst 
und  Literatur.    £s  will  und  soll  sich  nicht  absolut  bcschliesscn; 
sein  Streben  ist  auf  Alles  gerichtet^  was  sich  als  hoch,  edel  und 
trefflich  darthut.    Will  der  Verf.  so  wie  manche  Andere,  einen 
w^ewegUchen'Iy^us  in  der  Literatur;  so  findet  er.  ijbn  so  voll- 
kommen als  mögllcli  in  der, französischen ,  wo  das.  unveränder- 
liche Boileau'sehe  Maschinenwerk  trclHich  gedient  hat,  eine  glei- 
che steife  3ewegung  und  Physiognomie  in  dem,  ganzen  Gebiete 
der  Poesie  zu  Ijc wirken.   Der  Deutsche  protestirt  mit  Recht, 
wie  gegen  allen  Papismus,  so  auch  gegen  einen  solchen  in  der 
Kunst.    Ist  CS  also  nothwendig  ^u  einer  natiotf^len  deutschen 
Literatur,  dafs  sie  mit  jener  Vielgestaltigkeit  des  Volks  einer- 
seits und  den  £ntwickelungsfpochen  desselben  andererseits  ^ei* 
chen  Schritt  halte;  so  folgt  daraus,  dafs  Gdthe  alle  jenel^hasen| 
welche  die  deutsche  Poesie  seit  Lessing  dargestellt  hat,  in  seinem 
Kjttnststrd>ep-  ausgeprägt,  keiucffweges,  dsfs  er  in  nnknnstlerischer 
Unselhststandigkeit  der  Mode  gehnJdigty  sondern  Tidmehr,  dafii 
er  ebeii  in  seiner  Vielseitigkeit  sich  als  wahrhaflt  deutschen  Na« 
tUmaldictiter  ohne  Gleichen  bewährt  habe^        Was  der  Yetfl 
,  S.  224  über  die  Wandelharkeit  der  griechischen  Poene- zur  Er^ 
läuterung  beibringt  ^  beweist  wiederum  des  Kritikers  Mangel  an 
scharfer  Verdieichung  und  £i)r|sicht.'  Denn  dai^  dort  in  der' ei- 
nen f^oche  die  4^isch^  Poesie  vorwaltete^  ia  emejr  andern  die 
lyrische^  in  einer  dritten- die  dramatitehe  ff. ,  zeigt  doch  wahr- 
lich keinen  Wechsel  des  Konst^chmacks  an^  wie  der  Verf« 
meint,  sonderii  nur  verschiedene  Richtungcfn  des  nationalen  grie- 
chischen LebenS|  als  womit  die  Kunst  nothwendig  und  innerUcb 
zi|sammenhing« 

Doch  es  li^t  Zeit  unserm.  Gegenreden  em  Ziel  zu  setzen, 
indem  eine  Erschöpfung  dieser  '  Sache  ohnedies  kein  Vorwurf 
einer  Recenston  sejä  mau  — *  Abo  avr  noch  Euiiges  im  All* 
gemeinen. 


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204       Piazzi  Lehrbuch  der  Asironomie« 

So  wenig  auch  der  ungenannte  Verf.  semeB  Zweck,  die 
Niederkimpfang  des  Gdthc^schen  Dichteransehos,  erreiche  luk^ 
«o  viel  anal  seidem  Romame  selbst,  wie  derselbe  samat  im  i** 
Theüe  steh  entwickelt ,  die  eigentliche  Po(»ie  und  Runstvolle»- 
dung  m^ingelt;  SO  kann  »Recens.  doch,  nicht  verhehlen,  dafs  in 
demselben  Manches  gesagt  wird,  was  meht  nur  die  Verscha- 
lenden, blinden  Verehrer  Gdthe^s  zu  vtel&cher  nHtilicher  Ue* 
berlegung  zu  Tetanlassen  Temiag,  sondern  was  fibirhaupt  auch 
Behenigung  verdient   Hierhin  gehört  z.  B.  TU.  II.  $.109  die 
Bemerkung  über  die  Wahl  des  ^:to£fes  för  das  ernste  deutsche 
Drama,  eine  Ansicht,  welche  Ree*  in  diesen  Blittem  bereits 
IrÖher  angedeutet  hat;  feiner  ThL  IL  S.  179  ff.  die  Ergiessung 
€ber  die  wahre  höhere  Kunst  des  Lebeos;  ebenso  S.  177  die 
Ermunterung  zur  Darstellung  des  Schönen  im  Leben  und  deren 
Möglichkeit.    Ueberhaupt  ermangelt  der  ganze  2teThl.  nicht  so 
«ehr  aller  Poesie  als  der  iste,  obwohl  sich  auch  hier  der  Gang 
der  Handlung  noch  immer  zur  Gcniige  langsam  fortbewegt.  Da 
erst  mit  dem  Schlüsse  des  2"  Thclls  die  eiaentliche  Wander- 
Schaft  beginnt;  so  lafst  das  Werk  noch  eine  bedeutende  Fort- 
setzung vermutheu  und,  man  darf  wohl  hinzusetzen^  auch  er- 
warten.   Nur  will  Ree.  dem  Verf.  rathen,   seinen  Helden  nicht 
allzubeqnem   und    gemächlich    reisen    zu   lassen,    damit  dem 
Leser  das  etwaige  Interesse  nicht  durch  überflüssige  Langeweile 
wieder  verküininert  werde«  * 


Lfhrkuh  der  Mtnmemie  von  Joseph  P/ytzzr,  Aus  Am  Itor 
Uenuekek  übersetzt  von  Jon.  Heinh,  IVestthal.  MU  einet 
F'omie  des  Herrn  Hofrath  Ritter  Gaujs,    Berlin  ^82»' 

J.  ThL   ri  «.  itSS  S.  II.  TAI.  IF  II.  356  S.  mä 

4  Kupfert. 

Ohngeachlet  des  beschränkten  Raumes  unserer  Blatter  und  so 
wenig  dicsoll)rii  auch  aus  dem  Gebiete  der  astronomischen  Li- 
teratur aufnehmen  können,  glauben  wir  es  dennoch  unsem  Le- 
sern schuldig  zu  scyn,  sie  auf  dieses  Werk  aufmerksame  ma- 
chen, und  die  Tendenz  desselben  im  Allgemeinen  anzuzeigen. 
Bei  der  ziemlich  allgemeinen  und  grossen  Liebliaberei  für  Astro- 
nomie gie})t  es  der  Lehrbücher  dieser  Wissenschaft  eine  grosse 
Zahl,  worin  die  Resultate  der  Beobachtungen  und  Rechnungen 
hinlänglich  klar  und  richtig  dargelegt  sind.  Merkwürdig  ist 
hierbei,  wie  einfach  und  leicht  zu  fassen  diese  durch  die  tief- 
stea  Kenntnisse  des  Caküls  und  angestreogtesteo,  höchst  ge- 


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Piaizi  Lehrbuch  der  Astronoimet  2o3 

nmeni  Beobtcfatangen  aufgefundenen  ResoHafe  in  der  Astrono- 
mie,  wie  in  der  Naturlebre  tberhaupt  sich  dwlege»  lassen^  ein 
Beweis  y  dafs  jeder  AfenscK  dn  angebornes  Tuent  znm  Auf- 
fassen, geometrischer  Wahrheilen  'bes&e.   Eben  dieser  Leichtig- 
keit wegen  aber  .wollen  die  meisten  Verfasset  astronoalischer 
Lehrb&cher  von  einer  rech|  grossen  ZaU  von  Lesern  verstanden 
werden,  und 'indem  sie  das  Allgemeinbekannte  wiedergdien^ 
vermeiden  sie  sorgfältig  da^nige,  was  nnr  durch  einige  Ein» 
sieht  in  den  Galcfil  verstanden  werden  kann.    Einige  Leser 
werden  indefs  hierdurch,  weniger  befriedigt,  und  wünschen  die 
Methoden  der  Beobachtnng  und  Rechnung  kennen  zu  lernen, 
wodurch  .man  au  den  gegebenen  Resultaten  gelangt  ist.  Diese 
sind  hier  so  voUst&ndig  mUgetheilf,  als  es  in  einem  Compendio 
geschehen  komito,  und  mit  einer  DeHllichkeity  welche  den  Mei^ 
stet  in  dem  bearbeiteten  Gegenstande  beurkunden.   Im  Oan* 
aen  merkt  man.  z war ,  dafs  der^  durch  sdnen  grossen  ^emen- 
Catalog  und  die  Entdeckung  des  ersten  der  zuletzt  aufgefunde- 
nen Planeten  rühmlichst  bekannte  Verf.  durch  LaUmde  gebildet 
ist,  aliein  man  findet  bier  bei  weitem  nicht  die  Weitschweifige 
keit,  welche  in  dem  übrigens  schltsbaren-  grossen  Werke  des 
letzteren  nicht  selten  ermüdend  ist,  und  außerdem  erhält  man' 
gcniigcnde  Kenntnifs  von  demjenigen,  was  seitdem  durch  mehrere 
Astronomen,  namentlich  z.  B.  durch  Laffränffe^  Ddambrej  Burk^ 
hard,  Bur^  j  Olhers,  Biot  und  vor  allen  andern  durch  Gauß 
geschehen  ist.  Den  neueren  hcwcglichen  luid  repetirendön  Mefs- 
Werkzeugen  läfst  der  Verf.  wohl  nicht  genug  Gerechtigkeit  wi- 
derfahren, inzwischen  darf  man  es  nicht  Llofs  einer  vieljährigen 
Uebung  beimessen,  sondern  es  läfst  sich  wohl  absolut  verthei- 
digen,  wenn  er  behauptet,   dafs  die  Zahl  seiner  eigenen  vielen 
Beobachtungen  minder  grofs  seyn  würde,  wenn  er  sich  dep 
rcpetirenden  Werkzeuge  bedient  hätte. 

Das  Original  des  Werks  kennt  Ref.  nicht,  und  kann  daher 
nicht  angeben,  wie  grofs  die  Menge  der  kleineu  Einschaltungen 
ist,  welche  der  Uebersetzcr  nacli  Angabe  der  Vorrede  einge- 
schoben hat.  Indefs  ist  die  Uebersctzung  sehr  iiiessend  und 
korrect,  auch  ist  es  eine  schätzbare  Zugabe,  dafs  am  Ende  die 
Olbersche  Methode,  Cometenbahncn  zu  berechnen,  augehängt 
ist.  Ref.  -wiederholt  daher  mit  voller  üeberzcugung  die  Worte 
am  Schlüsse  der  Vorrede  des  Ritter  Gavfs,  wenn  er  sagtr 
»Möge  diese  Arbeit  dazu  beitragen,  die  mehr  als  oberflächliche 
♦Befreundung  mit  einer  Wissenschaft  zu  befördern ,  die  so 
» viel  fachen  Stoff  zu  einer  edlen  und  luräftigeD  Geislesoaiirung  dar* 
»bietet.« 


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2o4         MulloTi  über  den  Raupen&afs. 


tMer  im  -Kaupenfrafs  in  den*  Fr ünll sehen  Kiefern  •WaLämgen, 
*oom  Jühr  4S4^  his  48%o.  Von  D.  E.  Möller  ,  königL 
Bamfis^hm  Forstamt^gekülfen.  Mit  4  färb,  Kupfer  und  7 
tabdlßH.  jisekeffenburg  (Im  KnodeJ  48$4.  FiJI ^  4 4 st 
S.  in  8.    4  ß.  39  h. 

NocK  besiuen  wir  ober  Waldverbeenmg  dnrcli  Raupen  ober» 
Iiaupt,  und  besonders  über  die  in  nenester  Zeit  yerbeercnd  ge- 
wordene Kienblatiwejpe,  Tenthredo  pini  Stehst'  keine  so 
umfassenden,  grändiichen  Be!obacHtuu<;cn,  als  diese  Scbrift  sie  mil- 
tbeilt,  und  dieselbe  liefert  daher  einen  bdcbst  schatzbaren  Bei- 
trag zur  Kenntnis  und  Behandlung  jenes  WaldfUbfcls«  , 

Ite  äussere  Habitus  der  verheerenden  &ienblattweqi^,r 
die  stets  noch  von-  mebrerei|  ihrer  Gesohlecbtsgeno^sen  in  ge- 
ringer Anzahl  begleitet  zu  werden  pflegt,  stimmt  nach  des  Ver- 
fassers Darstellung  mit  Degeers  und  Beeksiems  Abbildungen  und 
Beschreibungen  vollkommen  dberein.  Ja  Franken  zeigten  sich 
^die  Raupen  zuerst  und  am  zahlreichsten  an  Soinmerseiten,  so 
wie  au  Waldrändern  und  ausgelichteten  Schlägen,  und  gingen 
von  hjcr  aus  erst  in  die  geschlossenen  Bestände  über  (sie  schei- 
nen feuchte,  küble  und  schattige  Stellen  zu  meiden!).  Sie  er- 
schienen in  einem  G cmeindswaldc  dortiger  Gegend  SO  zahlreich^ 
dafs  die  Rinde  der  Bäume  kaum  mehr  zu  erkonn^  war  und 
die  Raupen  in  Klumpen  von  der  Grosse  eines  Menschcnkopfcs 
zusammengehäuft  über  den  Boden  hin  neuer  Nahrung  zuzogeu. 
Sie  folgten  bei  dieser  Wanderung  aus  einem  gewissen  Distrikt© 
durcliaus  der  Richtung  nach  Mittag,  obschon  nördlich  und  west- 
lich uuangegriffene  Kiefernbestände  für  ihre  Ernährung  zu  Gebot 
standen;  und  indem  sie  in  solcher  Richtung  unaulhaltsam  emem 
jenseits  eines  Wassers  etwas  entlernt  gelegenen  Kieferndistrikt 
entgegen  zogen,  fanden  sie  alle  in  jenem  Gewässer  ihren  Tod, 
ghne  dafs  eine  Raupe  umgekehrt  und  nach  einem  andern  Orte 
gekrochen  wäre.  Die  Waldung  jenseits  des  Wassers  blieb  d»". 
her  verschont. 

Sehr  thäiig  und  wirksam  in  der  Zerstörung  der  Raupen 
und  Puppen  fand  der  Hr.  Verf.  die  SpectJte,  Baumläufer  und 
Meisen,  auch  mehrere  kleinere  Vögelarten  und  dazu  noch  den 
Heher,  Kukuk  und  Nachtschalten ;  dagegen  niclit  besonders  oder 
gar  nicht  aufgelegt  dazu  waren  Raben,  Krähen,  Dohlen  etc. 
Höchst  bcachtenswerth  ist  der  bisher  noch  nicht  bemerkte  Fleils 
der  Mause  in  Zerstörung  der  Puppen,  während  auch  der  Verf«. 
beobachtete,  dafs  die  so  oft  gegen  die  Raupen  und  Puppen  em- 
pfohlenen Schweine  nicht  allein  diese  nicht  fressen,  sondern  statt 
dessen  die  sehr  wirksamen  Mäuse  verjagen,  also  das  Uebel  of- 
fenbar vermehren  helfen,   f'eraer  fmid  der  Verf.  dafs  gelinde, 


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Müller,  über  den  Raupenfralfc  aoS 

aber  mcbrere  Tage  und  Wochen  anhaltende,  so  wip  auch  sehr 
heftige  Regen,  auf  welche  kühle  und  trübe  Witterung  folgt j 
endlich  Schlössen,  Honigthau,  Mehlthau  und  im  Herbste  meh- 
rte Tage  kalter  Regen  (wirksamer  noch  als  Reife),  die  Rau- 
pen in  grosser  Menge  todten;  dafs  aber  die  Puppen  jede  Wit- 
terung und  selbst  die  heftigste  Kalte  gewöhnlich  unbeschadet 
ertragen ;  dagegen  durch  schnelle  Temperaturwechsel  zerstört  wer- 
den. Hierin  liegt  denn  wohl  auch  der  Grund,  warum  die  Rau- 
pjen zu  ihrer  Verpuppumj  entweder  das,  die  Wärme  schlecht 
leitende ,  Moos ,  so  wie  die ,  eine  glQchere  Temperatur  behal- 
tenden, Nord-y  Nordwest-  und  Ostseiten  der  untern  Baumtheile 
und  die  Kisse  in  der  Rinde ,  — -  auswühlen. 

Ausserdem^  wendeten  die  dortigen  Forstbeborden  alle  an« 
deren,  bisher  üblichen  oder  in  Vorschlag  gekommenen  künstli-* 
eben  Zerstdruiigsmittel  gegen  dieKaupen  etc.  mit  verschiedenem 
Erfolge  an  y  und  zwar  raffte  man  viele  Aaupen  bei  ihrer  Wande- 
rung auf)  man  las  und  schüttelte  sie  vom  jüngeren  Holze  ab^ 
und  vei brannte  sie  nachher.  Durch  das  Ausrechen  der  Nadeln 
und  des  Mooses  (was  jedoch  Tdn  einer  andern  Seite  dem  Wald- 
bestand auf  mehrere  Jahre  hinaus  so  sehr  nächtheilig  wird)  und 
das  Einlaucbeu  desselben  in  Mistjauche  wurden  viele .  Puppen 
zerstört  und  noch  8oO|000  dabei  verzettelte  Puppen  mittelst 
Schulkindern  einsammelt  —  Wenig  oder  gar  keinen  Erfolg 
'  hatten  die  aur  Flugzeit  des  Insekts  angezündeten  nächtltchen 
Feuer,  wogegen  aber  die  bekannten  Umgebungen  der  angegrif- 
fenen Distrikte  m^t  senkrecht  abgestochenen  Graben  sich  als  sehr 
nützlich  erwiesen. 

Der  Gang  und  die  Verbreitung  des  Uebels,  der  Erfolg 
der  angewendeten  Mittel  und  viele  andere^  keines  Auszugs  fä- 
'  higen^  Beobachtungen  sind  in  tabdlarischer  Form  dargestellt.  Es 
geht  daraus  hervor  (wie  aelbst  der  Hr.  Verf.  zu  gestehea 
scheint),  dafs,  der  sehr  lobenswertlvni  Sorgsamkeit  der  dortigen 
Behörden  ohngeachtet,  die  fVätenmg  zur  Abstdlung  desUebds 
das  Meiste  beitrug;  dafs  ferner:  der  Natur  wohl  Manches  hiev 
hei  überlassen  und  die  übertriebene  Furcht  vor  dem  Uebel  et* 
was  Tcrniindert' werden  könnte,  wenn  man  den  durch  die  Bau-  . 
pen  .  entstehenden  Nachtheil,  und.  den  VertUgnogsaufwand  mit 
dem  Erfolge  ruhiger  vergleichen  wollte.  Denn  so  sind  vpn  i494 
Tagwerken  beschädigten  Kiefernwiddes,  nur  fsa  Tagwerke  (also 
etwa  Ganzen)  wirklich  so  abgestanden,  dals  st«  wieder 

'  kultivirt  werden  müssen ,  wofür  93o.  fl.  berechnet  werden  |  ' 
während  der  Aufwand  zur  Vertilgung  der  Baupen  zu  Sioo  fl«' 
Teranschlagt  ist. 

Uebrigcus  ist  noch  su  bemerken,  dafs  zngleich  mit  den 
Raupen  des  TmtAndo  jpmi  in  »cnliGti  groüer  Aiuahl  der 


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2o6  Die  rationelle  Laadwurthscbiift  v.  J.E.y.Rei4fer.^ 

^ermestes  pu/>iperda  Sechst.  crscKicn ,  aber  nur  aus  Noth  die 
den  Raupen  entuadeltcn  Kielern  auGe),  und  demnach  niclit 
^wie  es  Zeitungsnachri eilten  verbreiteten)  die  Folge  der  Kau- 
pen Vermehrung  War.  Er  nahm  iilierdies  nicht  tehr  iiberliand, 
und  beschränkte  sich  überhaupt  mehr  auf  das  Anbohren  und 
Ausiressen  der  Seitentriebe,  als  dafs  er  die  Hei-ztrie*bc  ange- 
gaogen  hätte.  Dies  würde  ihn  al&o  auch  im  Allgemeiiu  n  wcni*! 
geCaihrlick  machcii« 


JDie  rationelle  Landwirthschaf t  nach  ihrem  ganzen  Um» 
•  Jange  in  der  Uchersicht  der  Grundsätze  dcrsdOen  im  All-' 
'    gemeinen^  dann  der  Viehzucht ,  des  Feld-  und  Gartenbaues, 
der  Holzzucht  etc.  der  landwirthschaf tlichtu  Gewerbe  luid 
Gerechtsame j  'von  und für  Deutschland.  Mit  Zugrundelegung 
der  landwtrthschaftlicken  F^hällnisse  in  Baiern^  in  u  Thln. 
Von  jAKOn  Ernst      Reidkr,  erstem  Assessor  am  königl 
•  Landgerichte  Hersbruck  im  Rezathreise,  ifürzburg  in  der 
Stakdseken  ßuckhandlung  48m4'.  .4J^  . 

■  * 

Derselbe  Hr.  Vf.,  dem  das  dkouomiscbe  Pübtienm  das  so  woU 

gelungene  und  mit  so  grossem  Beifall  aufgenommene  Werk*  fibcT 
Hersbrucks  Hopf  miau  verdankt,  trägt  uns  in  vorliegendem  Werke 
die  Resultate  sämmtliclier  landwirlhscliaftlicher  Zv^reige,  in  einCT 
umfassenden,  aber  doch  gedrängten  Uebeisicht,  nach  den  Grund- 
sätzen der  rationellen  Landwirthschaft  vor. 

Es  ist  kein  fruchtloses,  sondern  vielmehr  ein  dem  allgemei- 
nen Bedürfnifs  entsprechendes  Unternehmen,  auf  die  NuteanWCn- 
dung  jener  Erfahrungs  -  Sätze  hinzuwirken,  die  Hr.  Staatsratb 
Thaer  in  seinem  Meisterwerke:  Grundsülze  der  rationellen  Lond^ 
wirthschaft ,  dem  gebildeten  ökonomischen  Publicum  scho»  i« 
Jahre  1809  mitgetheilt  hat.    Je  mehr  diese  Grundsatie  auf  da« 
fafsliche  und  einleuchtende  Weise  verbreitet  und  zur  praktischen 
Anschaulichkeit  hingegeben  werden  — desto  mehr  Gewhin  für  die 
gesammte     Aional- Oeconomie!  Die  Kenntnifs  dieser  Grundsätze 
ist  jedem  Landwirthe  unentbehrlich,  dem  es  darum  zu  thun  ist, 
zu  einem  recht  lebendigen  Begriff  und  zu  einer  zusammenhan- 
genden Uebersiclit  seines  Gewerbes  zu  gelangen.   Die  Bekann^ 
xnachung  sicherer  Resultate,  wie  sie  hier  aus  dem  landwirthschaft-» 
liehen  Gewerbe,  nach  Grundsätzen  der  lationellen  Laudwurtll- 
schaft,  aufgestellt  sind  —  verdient  daher  von  Seiten  des  ökono- 
mischen Publicums  eine  so  wiliiährige  als  dankbare  Aufnahme. 
Obgleich  diese  RtsuUM  in  «in»  Uchersicht  aufgestellt  sind^^di^ 


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Die  rationelle  Landwirthschaft     J.£.y.Reider.  207 

schoa  einige  Vorkeimtniflte  ymrassetxt,  indem  der  Hr.  Verf.  nur 
ha  tolcbcn  wirtbschafUiclien  VenrichtungeD  in's  nälicre  Ü^ti^ 

.    eingebt,  von  deren  Umscbreibnng  die  Bestimmung  des  Kosteoi- 
VerUltnisses  abhängt,^  und  obgleich  dem  Werke  sdbst,  im  streu** . 
gen  Sinne  genommen ,  noch  Manches  abgeht,  was  der  aufmerk- 
same Leser  in  einer  >aiioneUen  Land^thehaft  jiaek  ihrem  gan^ 
xeh  Vmfange  vemufsti  so  wird  dennodi  das  GaniC  i  iiT  seiner 
ZusammenstdUungi  sowohl  dem  ThtmrttihT      Fratiker  eine  in- 
teressante und  liütiHche  Xecftire^gewihrdn,  Der  Eine  wird 
den  Stand  gesetzt ,  die  Ausübung  leichter  tfx  beurtheOen,  und  ^ 
dem  Andern  veihiHlt  es  zu  einer  gründlicheren  WerfhsdiStKung 
jedes  Winhsehalbsweiiis,  und  erleichtert,  ihm  auch  das  Verstind- 
nifs  der  neueren  Wirthschafts-^teme.  Besonders  ^ird  es  der- 

•  jenigen  Ciasse  der  Leser  eine  genugdiuende  JLec^iiiv  gewSlnren, 
die  einen  allgemeinen,  .noch  SO  ansichtlich  richtigen  Satz,  nicht 
dafür  erkennen,  Trenn  sie  ihn  ui^t  in  Ziffern  ausgedrückt  sehen«  ' 
Und  an  Ziffern  und  Berechnungen  fehlt  es  hier  nicht!  Die  Art 
und  Weise  der  Befolgung  vorgeschriebener  Regeln  dite  oder 
die  andere  Lokalität,  ist  aber  auch  in  der  Oeeononue  immer 
das  schwierigste.  Bei  den  besten  Regeln  wird  nicht  selten  dfer 
Zweck  verfehlt,  wenn  man  deren  Anordnung  nicht  genau  kennen 
gelernt  hat.  Eine  Mittheilung  dessen,  Was  uns  die  Erfohrung  ge- 
lehrt hat,  verbreitet  über  jeden  Gegenstand  das  hellste  Licht. 
Der  Beweis,  in  Ziffern  ausgesprochen,  wie  viel  eine  Sache  ko* 
atet  und  wie  viel  sie  eintragt,  leuchtet  am  DeutlicKs^en  ein. 

Was  ohnlängst,  bei  Beuitheilung  des  Taschenbuchs  für  prßl(r 
tische  Landwirthe,  von  Rudolph  Andrej  zur  Empfehlung  dessel- 
ben gesagt  worden,  läfst  sich  verhotenus  mit  Fug  und  Recht 
auch  von  diesem  Buche  sagen:  »sowohl  dem  Herren,  der  seine 
Beamten  über  die  Zweckmässigkeit  ihrer  Wirthtchaftsführung 
beobachten,  als  dem  Beamten,  der  ausmitteln  will,  auf  welche 
Weise  er  am  sichersten  den  Yortheil  seiner  Herrschaft  befördern 
könne,  leistet  dieses  Buch  die  besten  Dienste.c 

Durch  die  Uebersicht  der  Vergleichung  von  Maas  und  Oe» 
'wicht  mehrerer  Deutschen  Provinzen,  mit  dem  Baierischen  Maas 
und  Gewicht,  welche  dem  zweiten  Thcil  als  Anhang  beigefügt 
ist,  gewinnt  das  Ganze  an  Gemeinnützigkeit;  insofern^lle  Rech- 
nungs- Ansätze,  die  im  Baierischen  Maas  und  GewWit  angege- 
ben sind,  durch  diese  Vergleichung  leicht  auf  das  Maas  und 
Cfc wicht  anderer  Pxovinien  reiu/cirt  werden  können.  ' 


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* 


ao8      Griesel  Mährdiea  und  Sagenbuch. 

Udährchen-  und  Sagenbuch  der  Böhmen  vön  A.  W.  ÖnrMssz. 
Prag  ^Suo  bei  Friedrich  Tempsky ,  n  Theüe,  a  Rtiilf. 

£ine  Sammlung  uinerliahendcr  Er/.äliluiigen ,  gröfstciithells,  der 
Angabe  des  Herausgebers  zufolge,  aus  den  Sagen  Böhmischer  Vor- 
zeit 2tt  Nutz  und  Froramen  der  Gt'fioiiwart  bearbeitet  iumI  liir 
angedgnet.  Wirklicb  zu  Üutz  und  IVommen!  denn  die  Dichtun- 
gen enthalten  nicht  blos^  was  den  grossen  Haufen  au  Sagen,  Fa- 
beln und  Mährcben  fesselt:  nicht  blos  Erscheinungen  aus  einer 
fernen,  fremden,  zauberischen  Welt,  ausgestattet  mit  aller  Faiben- 
pracht,  die  eine  lebhafte,  üppige  Phantasie  darbietet,  um  zu  über- 
raschen und.  lu  blenden;  diese  Erzählungen  Icistou  mt.hr.  Wie 
die  Sagen  aus  der  Nordischen  Vorzeit  häufig  nur  die  Hüllen  sind 
eines  tieferen,  ernsteren  auf  die  Bildung  des  Volkes  zweckenden  . 
Sinnes,  vou  den  Verständigen  der  Vorzeit  aufgefafst  und  der 
Mit-  und  Folgezeit  übergeben,  so  ergreift  auch  das  vorliegende 
Sagenbuch  jene  bSliere,  Geist  und  Gemi}th  ansprechende  Bed(jiir 
tung,  und  die  Erzäblung  ist  meistens  nur  das  anmutli volle  Ge- 
wand, iu  Wdcbes  sich  ein  bdebren4er  Satz  kleidet.—  Verderb- 
lidie  Folgen  der  Eitelkeit  und  Sucbt  nach  höheren,  dem  wahren 
Glucke  fremden,  und  oft  den  Frieden  des  Gemuthes  störenden 
Pingen,  —Lohn  edler  Aufopferung—  wohlthätige Ergebung  in 
'  die  Fügungen  einer  fcöhern  Leitung  —  glöeklich  und  erfolgreich 
angewandte,  jeder  VersucKtung  widerstrdiende  sittliche  Kraftj  — - 
Das  und  ähnUche  Sitze  $ti4U  der  Herausgeber  uns  in  den  Er- 
zählungen dar«  •  1  •  j 
Die  Dichtungen*  gewinncif  dadurch  an  Mannigfaltigkeit  und 
Bedeutung,  dafs  der  Herausgeber  Freunde  von  Yerschiedencm 
Sinn  und  Temperamente  aufstelle  die  zur  Erheiterung  eines  ju-  , 
gendlichen  Kreises,  die  Sagen  der  Vorzeit  gegen  einander  auf 
Bergeshöhen,  im  Anblick  der  grossen  Nätur  des  Böhmischen  La^ 
des,  austauschen,  wo  denn  ein  jeder  nach  sÄner  Art  zu  schil- 
dern und  vorzutragen  Gelegenheit  findet.  r»»'  ' 

Als  besonders  vor/.üglich  sind  Ref.  vorgekommen:  Des  Jung' 
Ungs  Geist  im  i^i'Tl.  8.191.  u.  der  LWc^t^e/rÄ/ier  im'a*-71.S.i«9* 
Dafs  man  bei  der  Düringscde  Thl.  L.S.;»»  hic  und  da  «n 
XJndine  und  beim  Landes^errä  th  er  an 

erinnert  wird,  kann  dem  Verfasser  nicht  zum  Vorwurf  gereichen. 

Einige  Nachlässigkeiten  z.  B.  die  Ausdrücke  »Menschenengcl,  . 
»allermeisten«  cic.  konnten  vermieden  werden;  doch^sind  Sie 
reichlieh  ersetzt  durch  das  Anziehende  der  meisten  ErzahlungCD, 
durch  die  im  Ganzen  leljhafte  blühende  Sprache,  und  durch  die 
häufig  eingewebten  gediegenen  oft  feinen  Bemerkungen;  durch 
welche  letztere  sich  der  Verfasser  als  richtigen  BeOIMicht»  def 
Meusgbea  und  ihrer  Verhältnisse  beuikundet. 


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Intelligenz  "  Blatt  - 

für  die 

•  •  .  ' 

t  . 

l-feklelberger  J^^üctier  der  üt^tur  iS>2% 

■  Nr.  IL 


Chi^onik  der  UmvejräiuU  Heidelbergs 


öe.  K6digl.  Holirlt  (1er  Grofsberzog  h^jcn  all ergha tilgst  gcrn- 
liet,  den  Hofralh  und  Professor  dec  JViliizin  Dr.  T^ägele  wia 
gf^heimeQ  Hofratli-,  desgleichen  don  aasseroidoiuliclien  ProAsssor 
der  Philo$opliiC|  Dr.  Mone  zum  urdeDtficlicn  Pjroienor  cr- 
nenaco« 


Der  Geheime  Hofrath  Zmhariae  ist,  uiif  sein  wiederlioltrs 
Ansuclien,  durch  einen  BeschKifs  dfs  ürofsli.  hohen  Staatsnuni- 
sterii  vom  24^''^^  Jaa.  d.  J.  der  ArLeitea  des  Spruch-Cullc^iums 
enthoben  worden.  ^ 


Am  9**^^  Februar,  als  dem  höchsterfreulichen  Geburtsfeste 
Sr*  Kdnigi.  Hoheit  des  Orofsherzogs  hielt  die  hiesige  Gesellschaft 
für  JNaUiryvisseoscbaft  und  Heilkimde  jüirc  erste  öft'entiiche  Ver- 
sammlung in  der  mla  acmdemktL  Der  «eilige  DirfBClpr,  Geli. 
Hofrath  7 We<7}a/</i 'zeigte  |n  der  nehaiteocn  Acde  zuerst,  dafjs 
gerade  dieser  Tag  am  meisten  !iicr/.u  geeignet  scy,  weil  die  Ge- 
sellschaft au  demseüien  zugleich  ihre  Dankbarkeit  für  die  von 
dem  "erhabenen  Lnndesherrn  allergtiadigst  iibeniomroene  Protec- 
tion dieses  %vis$enschuftlicheu  Vereins  öÜ'eutlich  auszudrücken,  und 
ihre  aufrichtigen  und  frommen  Wünsche  für  die  Erhaltung  Und 
das  Wohl  ihref  aliverelirten  Hegeuteu  mit  denen  der  idirigen 
Unterthanen  za.  irereinigenr  reranlafst  we^e.* 

Um  denmlelisc  da^xntbun,  welche  Grfinde  die  Mitglieder 
de»  Gesdlscliafl  Ifewogen  hütten,  dicten  Verein  zu  bilden ,  mach* 
te  der  Cdi*  Horath  Tkdmnwn  auf        grossea  Nutzen  der 


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Natorwissensfilitften  ta  weifestea  Sinne  des  Worici  und  ilirt» 
Stndinms  anlhiierksam,  zeigte,  daft  dt«  Keniitiiib  derselben  vm* 
vcrkenubar  zu  grosserer  fiewundcrttttg^det  allmSchtigen  Urbe«' 
bcrs  der  Welt  twd  xur  nehügem  W^vdiguug  seiiicl-'  WoMni 

und  seiner  £igensc)iaften  leite*    Vor  allen  Dingen  tbtt^  desdi«  > 
rccten  Einflusses  auf  die  Medicin  nicbl  zu  gedenken,  wirke  die 
Auftindung  der  Gesetzte  und  Kräfte  der  Natur  vorthcilliaft  auf 

die  Beförderung  der  ScliüTahrt,  des  Handels,  des  AckcrlKiues, 
der  KiiusLc  und  Gewerbe,  erhöhe  dadurch  W  ohlstand ,  allgcniet- 
«e  Bildung  und  somit  t^rösscrc  Aiiiiänglichkeit  au  Kegeut  und 
Vaterland,  strebe  der  SkLiverei  ujhI  Unterdrückung  durch  Ein-* 
zelne  entgegen ,  und  sey  daher  vgu  nicht  gerii^geni  Einflüsse  auf 
Staats- Einrichtung,  Gesetzgebung,  militärische  Starke  und  in- 
nere Festigkeit.  Eben  deswegen  blühe  das  Studium  der  Natur- 
wissenschaften aucli  unter  allen  gebildeten  Völkern,  und  habe 
selbst  in  den  neugegr^deteu  INurdatncnkaniscbcn  Staaten  schon  ^ 
bedeutende  Fortschritte  gemacht,  sey  auch  sogar  unter  den  Stür- 
Dien  der  Revolution  und  vei-hcerendeai(.rie|^  unaufhidtbii^  f ort-* 
geruckt. 

Bei  der  grossen  Menge  und  Mannigfaltigkeit  der  in  ifA  iet* 
ten  Zeiten  gemachten  neuen  Entdeckungen^  bei  dem  weiten  Um« 
fimge  4^  Naturwiss^isckaften  an  sich  und  in  Ihr^t  Vetbiiidung 
mit  der  Heilkunde  sey  es  aber  uninSglich'i  dafs  ein  Einzelner^ 
selbst  unter  den  günstigsten*  Umständen  ^  dieses  alles  umfassen 
könne«  und  daher  eine  Vereinigung  au  &uem  gemeinsamen  2wer 
cke  liSchsl  vortheilbaft,  damit  der  Kinzelne  die  Resultate  eigener 
und  frem^üri  in-  sein  individttelies  Facb  einschlagender  For* 
scbnngeb  all^n  Qbrigeu  mittheÜen  könne.  Üm  dieses  naher  dar* 
suthun ,  und  ton  den  *BeseKäftiguDgeri  des'  Vereins  Recbenscbaft  , 
abzulegen»  wuideil  von  den  bisher  gehaltenen ,  tum  Tbtnl  ia 
Zeilscbrifteii  Und  fSt  sieb  ||iedrttdEtai  Vorlesungen  folgende  ge- 
nannt. Der  Hofrath  CheUas  las  über  die  Beban^ung  der  Lympf^ 
Ceschwiiifcte  id  den  loteten  Stadieu;  über  die  Verengerung  deS 
Brucbsacks;  über  £lepbantiosiS|  und  tbeUl(e  dto  Fall  einer  La' 
'  Tjngotomie  mit 

Der,  Geheime  HofnUh  Conradi  lieferte  eine  Kritik  übet 
Brousscu's  neues  System  der  Heilkunde ,  das  besonders  in  Frank- 
reich viel  Aufsehen  erregt  und  zu  mancherlei  Streitigkeilen  Ver- 
anlassung gegeben  liat.  Ferner  las  er  Abhandlungen  über  die 
von  Thyssing  und  Nasse  empfohlene  Mcthade,  die  China  gegen 
A'V'echselhcber  anzuwenden;  über  Milz- Entzündung  nebst  kriti- 
scher Berücksichtigung  der  neuesten  Schriften  über  diesen  Ge- 
gcnstandi  über  Wulb  ehn«  Wahnsinn^  und.  endlich  theiite  tt 


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t 

me  Beobadif«ig  mit  über  jmtiMfMie  llfeiMuaiioii  mit  vic»* 
riircndoo  Blutflusaen  iu  verschiedeoea  AA<cnideniiig»-Oi||»nen. 

l>er  Dr.  Geiger  tnig>  der  GeseUtchaft-.die  Resultate  seiner 
dusmiedioiUiiteiiasdiutigeti  aber  xw<gr  dorch  PeAisfMr  «IsPBaB» 
«CD -Alkalien  erkannte  Stoffe  der  China  vor. 

Die  GeseUschah  vcfdankt  den  ÜoM^Cmelih  dielCtthei« 
lang  seiner  cbendpeben  AnaljMn  fiber  das  Vorkommen  des  Se* 
leii's  im  raucbenden  Vitnolöl  und  über  ein« von  ihm  neueptdek- 
tes  Cjan,  Eisen -Kalium ,  ne^ 'mnet  neuen  Reihe  blausaurer 
£iseii-Salze.        ■  * 

Der  Geheime*  Rath  Ritter  ir,  XeonAor^  las  eine  Abhandr* 
KiDg  über  die  Erdbrinde.  j 
Der  Hofrath  Manche  stellte  in  einer  Sitaiifig  Versnehe  über 
farbigen  Schatten  an,  las  über'lfeteorsteiiie,  und  gab  in*  ei» 
aier  besondern  Abhandlung  eine  grschicbtltche  Üebersichl  des 
Electromagnetismus,  erläuterte  die  Haupt*  Ersriieinuiigeu  durch 
Kxperimeute,  und  zeigte  mehrere  tiidittge  Versuche. 

Der  Geheime  Hofralh  Naegeli  theille  einige  Fälle  von  Hj-' 
pospadiäis  mit,  nnd  zeigte  eine  Reihe  differmer  Becken  \or. 

Der  geheime  Hofrath  Tiedemonn  thellte  die  Resultate  der 
in  Verbindung  mit  dem  Hofrath  Gmelin  angestellten  Versuche 
an  lebenden  Thieren  mit,  über  die  Wege,  auf  welchen  Sub- 
stanzen aus  dem  Magen  und  Darmkanal  ins  Blut  gelangen,  über  '  i 
die  Verrichtungen  der  INIIIä  utid  die  vermeintlichen  geheimen 
Harnwcgc.  Fcnier  seine  anutomischen  Untersuchungeu  ubcr  die 
Nerven  des  Uterus,  über  die  Gefsifse  des  Amuios  und  der  Al- 
lanteis,  über  einen  au f<:^efun denen  Behälter  für  den  Bauchspei-' 
chel  in  der  Phocai  über  die  Hildung  der  Thränendrüse  bei  der 
Schildkröte  y  nnd  endlich  las  derselbe  eine  Abhandlung  über  die 
Zeugung. 

Den  Beschlufs  der  Ptede  machte  die  Bemerkung,  dafs  Ge- 
sellschaften dieser  Art  hauptsächlich  nur  durch  Eintracht  und 
Tcges  wissenschaftlidies  Streben  gedeihen  konnten ,  dafs  die  hie- 
sige di  sen  beiden  Bedingungen ,  ihr  Dasejn  und  ihre  bisheri- 
ge Erhaltung  verdanke,  dafs  aber  auch  manche  ähnliche  Verbin- 
dungen, wie  unter  undcrn  die  Royal  socieij'  in  London,  klein  . 
uud  unbedeutend  in  ihrem  Beginnen  durch  güustigc  äussere  Eiu«» 
flusse  zu.  grossen  Rcsuiuteu  geführt  hätten. 


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SOTHRONIZON 

oder  nnparlheiit^ii  freimuthtge 
Beiträge  zur  neuere  Geschichte ,  Gesetzgebung  und  Statistik  ' 

dler  Staaten  und  Kirchen; 

'  herausgegeben  yom 
Getieimen  Kirchem  atlic  Dr.  H.  £.  G.  Pjolus, 
-  ^  ^^^  4r  Jahrpang  IS  S^öck 

m  «^»Wj  erschienen  jind  versandt,  wnd  somit  die  bestimmtere  Ordnon^ 
t  rStF®^*  ^  KwWnunK  eröfnet.   £s  enthalt: 
'V  "*"»t«      «»'««f  für  fthi.ktth«lt%elie  und  proteitaiifittlif 
Kirchen  und  Staaten  wichtigen  Pr  eisan  Fjjabe«  ^Vami  tie. 
„tert  die  die  Geschichte  kein  Beispiel,  dafs  in  fioem  protestanti- 
„scficn  Staate  eine  Revolution  von  Unten  hcr;uiF  entstfinden  wäre? 

E»"  wilitairischer  Friedensgedanke  für  alli;eineine  Ziifrieden- 
Aeitt  (Die  Mö;;lichkeit  gltichnikssiger  Minderung  des  Kriejisctatfi 

>     dnrob  den  heiligen  finadll,   IIL  Wer  vom  Borgen  lebt,  lebt  ata 
TT-  T?''^''^  vefwwveraelirtii  det  Nachlonmeflsehaft, 

JV.  Die  Freiheit  der  EvangU  Kirche.  Nach  Krummacher.  Be- 
. .    mcrK/in^en  über  Kirchenbann  tmd  Sv  nodal  herrscherei*   V,  Griin- 

V  *  »"[Ablösung  der  Zehenden  und  TheilRebiihren.  Aus  desPrHs- 
yV"*  des  Henn  von  Seemann.  VI.  Zum  Leben  des  Grafen 
n  V  •*  ^  •  V«  M  o  n  t  m  a  r  t  i  n ,  vormal.  herzoul.  w ürtemb, 
Principulministers.  u  Vem  qnf  ve«  0«rklieiai«rMontmarHn ,  den 
Vater.  2.  Vom  Heniuti^eher.  Vif.  Von  dem  unveriiasserlicfaen 
McHÄchcnr^cht  auf  Wahrheit  durch  Wahrhaftigkeit.  Ein  Schrei- 
ben des  Herausi;.  an  den  Hrn.  Grafen  von  D  li  r  k  h  e im  -  M  0 n  t- 
in  artin.  VIII.  Zeit  bemerk  uuL-en  und  Geda  11  kenspie, 
le*  I*  Nudi  einem  Sonett  des  Taschenbuchs  ohne  Titel.  2  Anck» 
delen  mn  kuk.  Prledr«  II.  sebit  SteUen  ans  einem  lied.-  am 
.  TMj;e  der  Prager  Schlacht.  Vem  prenss.  Müjor  S eld  1.  3.  Ste- 
bende  Heere  und  die  Stabilität  der  Staaten«  4.  Eine  erasse  Lüge 

.  gegen  die  badische  Regierung  und  die  Universität  Hefrfelber?,'  in 
der  Berliner  Monatschr.  5.  Der  Vater  des  Vaterlandes,  durch 
Cirdlnul  George  d*Amboif  e.  6,  Die  winisteiielle  Policedejourt 
»aux.   7.  ßotea  vma  Keknr,  und  Rhein.    8.  Testa  rccent, 

' '  neuen  Kirchen.  OignitUten.  9.  Schätzen  1  oder  Beiitaen  ? 

10.  Darf  man  sich  gegen  die  Evangelisch-ProWinntische  Kirchen 
alles  erlaube^.  Oder  Herr  Henry  de  fienald.  Ii.  Waa  IH^Apo- 
ttasie.  ^ 

Mit  den  Bqjten  deg  nächsten  Quartals  wiid  das  2te  Heft  erschci- 
"  u        -^IH"         möglich,  die  Zeitschrift  durch  die  Post 
fu  bc7^ehen.    Liebhaber,  welche  sie  äoF  diesen  Wege  an  erhalten 
21^"K?r.1I!'  rt?^'!"  dnreli-ihr  nUchttgelcgenes  Peaient  bei 

•     »"blichen  Z  e  i  t  u  n  g  8  e  X  p  c  d  i  t  i  o  n  bestellen  zu  lasten, 
!Jk        nur  den  ganzen  Jahrgang  ä  6  fl.  rhein.  oder  3  Thlt* 

^H-ISSi!       7"*^**'  einzelne  Hefte  berechnen  kann, 
ncideibeig,  d.  9a  Janoar  i«2a. 


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Die Pmmaurcm  belncbf^t. m  ibremiiißfl^icticii  und  iiothwendi* 
geß  VerlMlOilM  «i  d«iB  Zdtelter  £if'Gegcnwart  fStlMao^ 
rcr  «id  Nidunawref.*  Voo  Carl  Gh^het^  8«  in  saulMccs 
Utttdilag.  93  s.        ggr.  '  -   .  * 

Des  Herrn  Verf.  früheres  Werkchen,  „Griechenfand  und  dessen 
zeitiger  Kampf ,  in  seinem  Ausgange  u.  seinen Folzen  betrachtet«**  ist 
mit  so  vielem  Beifall  aufgenornme«  ipfiirdeil«  daff  es  irar  «lieser  An* 
seige  Mfirlea  wird,  um  sowohl  Maarer  als  Niebtmaiirer,  daa 
Erscheiocn  der  hier  sngezei^ten  Sclirift  aufmerksam  zu  ftaehea»  Keil( 
Leter  Wirt!  dt^sflbc  unbefriedii^t  aus  den  HandM  J|egei« 

SduBaUuidea  im  Kovember  i8^x* 


Bei  H.  Ph.  Petri  in  Berlin  erschien  und  ist  in  allen  Riiclih and» 
lungen  Dentschbods»  in  Heidelberg  bei. August  Oswald 
'   %  färS  gr*  m  Mcn: 

Hempel j  G.  F.  A. ,  phjslca  et  chemico- technica  dissertatio  de 
Sipboniblti  pro  gradu  Doctoi^ia  phiiosophiae  scripu  ^eroL  4* 

Ferner  sind  daselbit  erschieaen:  '  ^ 

BäUznisloewtn  p  Johanna  von  ,  Ansiditen  und  Metnüngen  tnr  Be* 
förderttog  glfidiliclicr  Ehen.  In  awe&.Abbandlimgea  abge* 
fallt./ 8«  t8ao.  geb^^  ^^'.g'. 

Deren  Briefe,  über  weibliche  Bädimg,  geweclisclt  zwischen  Tante 
und  Nichte.  8,  1819.  Schreibpap.  gehef.  la  gr. 

Hand'  md  Half shuch y  kleines,  für  Buchhündler,  Schriftstdler 
und  Corrcktoren,  oder  Anweisung,  Correkturen  zu  lesea  * 
mit  Vorstellung  einer  Koirektur  und  der  in  <1cm  Buchdru- 
kereien  dabei  üblichen  Zeichen.     Vom  Vnt.  des  prakti- 
schen Uandbncbs  der  Buchdruckerkmist.  8.  1824.  geheft« 

«  gr-  '  .     .  . 

JSfifile,  /.  Fol. 9  Rdnigl  Prcusü.  Lieutenant,  Rebe  dotcb  die  ver- 
einigen  Staaten  ron  Nordamerika  in  den  JaHren  f8i8  un4  ' 
4819«    Nebst  einer  kurzen  Uebersicht  der  neuesten  Ereig« 
/  nisse  anf  dem  Kriegesschauplatzc  in  Süd-Amerika  u«  West« 
Indien  etc.  »  Bde«  gr*  8«  s8an  3  Tkl^*  4 gr* 

* 

'  (In  Commission*) 
Mennif; ,  G,S,,  Reisctaschcnbuch  durch  die  Gegenden  um  Dres- 
•den  und  Meissen,  durch  die  sächsische  Seb^eila  bis  an  dia 


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I 


Böhmische  Gränze.  Fär  Imfnkmi^  ImmmUis  TdfiUmr 
und  Kadibader  Badcgiale^  , 

Auch  unter  dem  TM: 

Oat  MeHmr  HocUand  oder  Siehibelie  EQigdbirfe.  Ein  Land- 
•chaftigeinaldeit  S»  iSuo.  gehef.  gr. 

Pfeiffer,  Johannes,  geo|^aphische  Wandtafel.  Ueberstcbt  des 
Wisieotwärdieiten  aus  der  gesanimten  neuesten  Geogra- 
phie» Zwei  Hälften,  FoL  1820.  Im  Partiepreise  a  9  gr^ 
einirin- 10  gr*  ' 

(NB.  wird  nur  auf  feste  Rechnung  versandt) 
Porterbrauer j  der  deutsche,  oder  Anweisung  ein  dem  engb'sch. 
Porter  gleichkommendes  Bier  zu  brauen^  mit  Beachtung  al- 
ler zur  Fabrication  eines  guten  Lagerbiers  gehörenden  Ge<i» 
genstände,  und  mit  besonderer  Hinsicht  auf  die  Porterbief- 
brauerci  des  Rittergutsbesitzers  Hrn«  Nathiisius  zu  Althalr 
dciisleben  von  einem  ehemaligen  Vgnl^bcr  denelben.  9. 
18a  i.  1  8  gr.  ■   '  » 

S€Uatht€r\  I.,  Rjibgebete,  ^  tAtm  in  Bürgerscholfii. 
S.  1819.  8  gr.  .    <,  . 

Vofs,  /.  V.,  und  Ad.  v,  Schaden,  Lebensgemäl^  üppiger,  ge- 
krönter Frauen  der  alten  und  neuen  Zeit.  Nebst  morali- 
schen Betrachtungen  über  den  RechtshiMiidel  d(ir.  Königin 
von  England«  8.  geheft..   ao  gr. 


literariaehe  Anzeige.  .  ^ 

So  eben  ist  in  dct  L.  Sch el! en her g'schen  Hofbnebhandlimg  in 
Wiesbaden  erschienen  und  iu  allen  BuebhanJlungen  zti  bab^;. 

Napoleons  Leben  und  Ende.  8.  i8aa^    a  fl.  4a  kr. 

«Ijfsem  Bogen  starken  Werkehen  liefert  der  mi^cnannte  Hr# 
Vcrrass.  NapoJeont  Biographie  in  einem  treflich  gelungenen  ümritsc. 
Schöne  Darstellung  und  ein  gedrängter,  die  DeiitUchkfit  nicht  storen- 
£m  ^icicbnen  sich  hierin  sehr  vortheilhaft  ans.  Das  Ganze  zcr- 
»llt  I»  s'wti  Abtheilungcn ,  wovon  die  erttere  Napoleons  teben  un4 
Ende«  10  wie  tfut  Wiehtigste  feiner  ZHl  eMhiUt  Die  andift  Ab- 
theilung  umFaftt  eine  Sammlnag  Intereitanler Züge  ans  Napoleons  La- 
to«, die  sowohl  über  leinen  Charakter,  als  auch  über  die  Motive 
mancher  semer  Handlungen  vieles  Licht  verbreiten.  Unverkennbar 
Bat  4er  Verf  hier  aus  guten  und  zum  Theil  wenig  bekannt  ge- 
wordenen Quellen  geschöpft,  und  dem  Werke  dadurch  einen  schütz, 
fttrcn  Werth  gegeben.  Initrettant  und  befanden  anaiehewl  fiir  den 
rrennd  seiner  Zeitgeschichte  sind  die  in  dieser  Abtheiinng  gell^ftrlM 
Nachrichten  Uber  Napolcont  Gef^ingenschaFfe  auf  Helena.  Seine  Ver. 
i^tcbtttug^  4«»€UKt,.fiiafi  Kcaakbeilt.iain  Tod  nnd  actne  fiaaffdigimg 


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tin^,  4k        Iii  QMlisit»  MI  M  t^mi  4ieN»  iSMen  Mannet 

als  wichtig  crscheiot ,  von  Seite  i38  bis  166  nmstänillieli  gescUldercw 

Am  Schlüsse  befindet  sich  noch  eine  Uebersicht  der  von  den  franzö- 
sischen Armeen,  während  Napoleons  Feldherrn. Amt«  seines  Consit- 
lots  nnd  seiner  K^iserwürde  gewonnenen  Schlachten  und  Gefechte; 
96  wie  eine  Uebersiebt  der  unter  seiner  Regierung  xu  Paris  aoj^cfuhr- 
ten  odtr  begonnenea  Bauwerk«; 

P^dmgkß  C;  tiv»,  Vmueh  miMt-j^iloMphisch-jarktiacitfnD 
steUong  des  ErbreditSy  nach'Anleitiiog  des  likniachen  Rechla: 
3r  Thi.  gr.  8».  *  Tbk.  oder  i  fl»  3o  kr.'  '  ^  . 

Hier  beschliefst  der  Hr»  Vcrf,  lUe  Materie  des  Erbrechts  mit  der 
Lehre  von  den  Familien  -  Fideicommissen ,  einem  ursprünglich  deut- 
schen, vor  der  Einfiibrung  fremder  Rechte,  unsern  Ürvatetu  längst 
lic;,kanliten  Institute»  wiebtig  für  die  iteehtsgetehiehte,  für  das  dentieie 
Privatreeht»  ^ir  die  intetesiirten  Familien  ttod'te  den  Staati  oeuett 
Anfnerksamkeit  ät  verdienen*  '  . 

TV&ttnt^j  C.  ff.  V,  ,  geschichtlich  -  ökonomisch  -  Staats*  «nd  pn* 
^      Tatrechtliches  Handbuch  über  Pachtungs-  und  Verp^cbtnof^ 
veftrage*  ^r.  8»    i  Tldr.  8  gr»  oder  a  fi.  a4  kr* 

Der  Hr.  V#rf«  liat  nik  aHe«  nitfglialm  Flefft  mdi  Geist  die  VieU 
teitigkeit  der^acht-  und  Verpachtungen  naeh  theoretiHhen  uM  hin* 

gen  praktischen  Erfahrungen  sehr  lehrreich  entwickelt,  und  gesetzlick 
erlüutel-t,  wodurch  nun  auch  die  bisherige  Lücke  in  der  deutscheu 
Literatur,  worüber  noch  kein  umfassendes  Werk  vorlie;jt,  ausgefüllt 
erscheint'  Dieses  Werk  wird  gewifs  den  Gelehrten  sowohl,  als apch 
den  Justla-  itndRentümt^  Gntsbesitzem,  OekenoaMmac.  sehr  wilU 
kommen  teyn,  um  jeden  4knen  vorkemmendea  GegeititaDd  anMila» 
IPftn»  und  den  ge^iinaehtea  Balk  fimKut  an  kfinncn«  ^ 

Q^ning ,  J.  J.       die  Lahn  *  und  Maingegenden  von  End»  bi$ 
£raiikfiir|.  84        i  Tbir..8.gr,  oder  a  fi^.adlv. 

.  Wem  sollte  die«es  neue  antiquarisch  und  historische  Werkchen 
flieht  eine  jnltenllfliie  Bheheinong  seyn  f  Der  geniale  Küngier  dee Tint- 
jius  sChildiert  hier  mit  Anmuth  die  Schönheit  der  herrlichen  Main* 
und  Lahngegendett ,  und  entwickelt  dabei  zugleich  seine  grosse  Kennt» 
ttil«  det  bohca  Alterthümt  iewoki.s  alt  atieh  dea  JAitteialteta» 


•  •  • 

Bei  H.  Ph.  PetrI  in  Berilä  find  efaefttenet  nild  Itt«tleiti 
BnelilMndlungcn  Deutschlands,  in  Heidelbetg  bei  Aacuat 

Oswald  ^1  habeat 

Bn^UfhhlungwfoihM  H^täuiachu^  und  Geburlstags  ^  GesshUjih* 
Geutuspide,  heitere,  in  Liedern  und  Gedichtca^  aar. Pcier  tpoa 


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XVI 

gtteüigen  Vcrctoeo,  am  Sj^vcitmbeiid  elc.  8.  i8a«.  ycbaf»« 

l6  gr.  »  \  • 

Pf^nostic^  p  icheixlaftes^.AuF  all«  Monate«   Um  Ges^Mok  tnoi 
G«lMtaMiigi£e$le.tt,  s*      Ivr  lustige  junge.  Ltute.  16.  tSi««. 
.  gelieft.  8.  gr.  (In  Conunisstoii«) 

Thi€me,  Moritz,  dramatische  Spiele  fnr  die  Jugend  Lei  festii- 
clifn  Gclegeuljeitcn,KineWeniiinc!)ts^al)e.  —  Iiili.:  i.Die  lleini^ 
kehr.  Einige  Scrneti  bei  der  Rückkehr  eines  geliebten  Va- 
ters. 2.  I)us  Kalhsci ,  oder  der  kleine  Klavierspieler,  Lust- 
spiel in  eiiiciu  Aulxug.  3.  Die  Scheidestundc;  Üohaaspiel 
in  einem  Auf/.i»g.  4-  Das  Aiigebiude^  oder  Emmns  Geburls* 
tag*  Lustspiel  in  einem  Aufzug.  5.  Das  frohe  Test.  Ei-» 
lii<^'e  Scenen.  6.  (JneisU  riebe.  Lustspiel  in  einem  Aufzug. 
^.  Der  Namenstug.  Lustspiel  in  eiueitt  Aufzug.  8.  Die  Wein- 
lese. Festspiel  iu  einem  Aufzug.  Taschcuiormat  in  Fui* 
teval.    4  Thlr.  '  ' 

D^^en  BUderfibfL  Mk  &4  >UnnuiMrten  Kopleni«  8*  t82i«g<hcftt 
ao  gf« 

yeränderungen  der  Figuren  Neun  tausend  mal.  Ein  Spiel  smtt 
Zeitvertreib.  g2  Theile.  In  Pappkästcbea.    20  gr. 


,  BrlF*.Qt  6utlhauman  in  l^rahkfnrt  a/M.  ht  encbldM«  . 
und  ia  «lleq  BuchhanJInngen  in  hubeii: 

HaushaltuDgswdrterlHiclii  oder  Sommiiittg  von  Yorielinfkeii  «al 
Anwebungeii  für  das  Haaswesen  etc.  iicmliclt: 

ZUt  Brbaltung  der  Früchte,  Getnüse  etc«,  zur  Verfertigunc;  des  EiA' 

genuehten;  itir  Ziilierettitng  des  Kafiees  und  anderer  Getränke}  aar 
(erekiing  rfcs  Weins,  Aepftlweint,  der  Haos^etrainkt  etOM  aurBe- 

sorguns;  des  Kellen,  HühnerhoFcs  etc.,  zar  Vertikting  der  ichädlU 
chcu  Infekten;  zum  AuFf  ewahren  der  Leinwand ,  2c«Re  nnd  aflderet 
Gerüthschaften  etc.    itcr  Theil  gehefu  i  8«  36  kr««  der  M  und  kzt# 

Theil  Wird  in  Knrzcm  erscheinen. 

Rulers ,  M.j  Üiiterriclit  liir  die  zu  KmiÜcuten  bestimmten  Jüng- 
linge, oder  Anieitnt)g  zur  Beiehrung  über  niercanlilische 
Gegensrändc,  z'v%eile,  umgearbeitete  und  verbesserte  A«f» 
läge.    Von  l>r.  Th.  FritiUebcn.  1822.   a  fl. 


» 

» 


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Heidelberger 

JAHRBÜCHER 

der 

L  i  t  e  r  a  t  u  n 


Püufzehnter  Jahrgan 

oder  neue  Folge: 

T^yj  e  i  t  e  r  Jahrgang. 
Drittes  Hefu  März«; 


I  wM^rwxwMvvs  njwrww^fy  m\i\r\f\jv%/K.r  fWVMSßMiK  i 

Heidelberg, 

ia  der  Universitäts    Buchhandlung  Ton>  August  Oswaldl 

s  8  a  %^ 


Die 

Heidelberger 

]  a  h  r  b  11  c  h  e  r  der  Literatur, 

erscheineil  fortdauernd  wöchentlich  zu  anderthalb  Bogen,  oder  in 
zwölf  Heften  zu  6  nnJ  7  Bogen.  Dicjenivjcn  Professoren  aus  den 
verschiedenen  Facultäten  iler  hicsii^ep  üniversitUt,  welche  die  Rc- 
daction  seither  iihernümmen  hatten,  werden  dieselbe  auch  ferner 
besorgen,  und  dadurch  das  dem  Institute  in  seiner  bisherigen  Dauer 
bewiesene  Vertrauen  auch  für  die  Zukunft  sichern.  Ohne  von  dem 
bestandenen  Plane  im  Wesentlichen  abzuweichen,  sind  von  dem 
Jahre  1821  an,  statt  der  früheren  deutschen  -Typen,  lateinische 
gewählt,  um  die  mannigfach  gesuchtt  Lecture  im  Auslande  zu  er- 
leichtern,  Ueberdiefs  ist  seit  1S2*  durcl«  compressereu  Druck  der  In- 
halt vermehrt,  und  es  werden  aufser  den  nusführlichen  Recensionen 
für  jedes  Heft  verhaltiiifsmafsifir  auch  kürzere  Anzeigen  aufgenom- 
men,  um  daxiurch  eine  möglichst  vollständige  Uehcrsicht  der  ge. 
sammten  neuesten  Literatur  zu  •  '    •■  ni 

Da*  Intelligenzblntt  wird  iciii.r  wie  bisher  aufser  der  ChroniK 
der  Universität  i)  literarische  Nachrichten  jeder  Art  ^  2)  Anticritiken , 
3)  Ameisen  des  liuch  -  und  Kunsthamiels y  aufnehmen,  um  auch  von 
dieser  Seite  deu  Ansprüchen  an  ein 

Allgemeines  11t  t  1  a  risch  es  Institut 

möglichst  zu  iicnügen. 

Die  unter  No.  i,  2,  3,  erwähnten  Gegenstände  des  Intelligenz- 
blattes  bezahlen  für  die  mit  kleiner  Schrift  gedruckte  Zeile  1  gr* 
süchs.  oder  !\.if2  Kreuzer  rhein»  ,  1 

Sollten  Schriftsteller  od«f  Verleger  einer  baldigen  beurtheilcndca 
Anzeige  wegen  die  neuerschiencneu  Werke  einsenden  wollen  i 
wird  ^gebeten  ,  dieselben  vermittelst  Buchhäudler-  Gelegenheit  unter 
der  Addres^iC  An  die  Redaction 

der  Jahrbücher  der  Literatur  iu  Heidelberg 
der  unterzeichiieten  V^Tlasshandlung  geRilligst  zugehen  zu  lassen. 

Der  Druck  und  die  Expedition  werden  prompt  und  pünUtlicli 
besorgt,  und  letztere  posttaglicli  durch  die  hiesige  löbliche  Zeitungs- 
expedition an  alle  löhlichen  Postämter  und  monatlich  durch  alle 
Buchhandlungen  statt  finden. 

Ausser  der  gedachten  Erweiterung  ist  nun  auch  durch  neue 
Typen  und  gutes  weisses  Papier  für  ein  gefalliges  Aeiissere  gesorgt 
und  trotz  dieser  vennehrten  Leistungen  der  Preis  für  den  Jahrgang 
von  1822  an  nur  auf 

12  fl.  36  kr.  rhein.  oder  7  Rthlr.  i2  ggr.  sächs. 
Forausbezahliwg  erhöht,  so  dafs  das  Journal  noch  immer  das  wohlfeilste 
bleibt,  wahrend  über  seinen  Geholt  di  Stimmen  täglich  sich  mehren» 
Die  aufmunternde  Theilnahmc  des  Publicums,  und  der  wachsende  Zu- 
flufs  schätzbarer  Beiträge  werden  es  noch  üherdiefs  vielleicht  mftglich 
machen,  seiner  Zeit  Supplemente  zu  liefern ,  welche  die  Vollständig- 
keit« und  den  Werth  noch  erhöhen  müssen. 

Wir  bitten  die  Bestellungen  beim  Beginn  des  Jahrs  möglichst 
zu  beschleunigen,  du  jede»  Heft  immer^  mit  Anfang  des  treffenden 
Monats  versendet  und  die  Fortsetzung  dadurch  in  regelmässigem 
Gang  gehalten  werden  solU 

/Ueidelberg»  den  1.  D^cember  1S21* 

August  Oswaid's 
üiiiversitäts  -  Buchhandlung« 


,        Vcrieqcr  ist  erschienen; 
°  rat  II  j-iacci  opera^  adMSS.coM  rat,',»»^.  f-l' 

5  mir.  4  ggr.  sächs.  8  fl.  rh«in.  I-denpreis 
Prüfe«  der  AlterthHmer  u,.d  Ter  BibH",V.'-  ^ 

der  alten  Kunst.  Unter  ml(.m  ^i„L-^>    •  , "''"Mmmmt  Gesehiehf 

He,«„s,;eber  des  Hora,.,  imd  e^war  h,ci/.   '''>'"^^"''"'>  einem 
gezeichneter  Ä«;./»,/,,^  d^ser  AT./.ah,  ■  ^-  ^^ol-f' 

.  Heft  e,„  fast  allgemein«  \lxutXrZt^^  .'"''^l''- 

,   Wenn  nun  cleich  die  f Y/h/,?!,  entstanden. 
/'  erhalten,  so  hatte  der  deiuLh.  H  "  """"ehst  den  FecCsch,»  Text  hier 
»n.l  et  glaubte  sich  daz"  verBBi,iT'^"'f ^""^  ^eit,  mehr  z„  .eben 

trettMch  im  Ganzen,  doch  im  K";«    , '**^''f"^*r  und   Unniorf^  theil«  A./. 
";n  daher  «iie  Anm^k,  igen  f  „7«!^:"^^^^^^       •"""Selhati  i«  .  E '/^^ 
fWj,-.-  ff,■a^J'VSL  X  fe".?'"/"  Herausgebers  „"d 
f"""""         in  einem  beson Je  ^  ufr^  1  •'"'*"■"'?. '''"^"^  ^«''  /""«r« 
dr//"'/?.       ""«Obigen,  w  r  «„r,SrR«t^l-'''*='"ät,  in  Riicksiuh" 

;lM  ersten  Theils  beziehen  .i^f  .    i  "''£«''"'«^16  ausfübriicbe  Recen.i!^ 

halten.  P-numcra.io„s,.reis  noch  inf  LÜ;:rts«''S  zu 

oft.^L"  yr"*-  "n''Sachrefir^t«Lr  /''"'^  '-. 

«ft  und  ,I,,e„e,„  <;efnhltef  Be^^rh  ifs  .l'«."'''^.?''.'*"*''  "«  ein 

h  t  1'?  ^"f<'*S^'e,.  Händen  geböten  ^,>H"n  ■^'■•f^f'S-ng  ''ier  «ewifs 
de  ,^'*"*''en  um  der  allgemein™  1*  'j'"'*"""  Herr  Virlasser 
der  ^M.Uhnune  be.chrunktrdoeh  w^/r^'",''''"''"'  »"eh  in 

-  ^  und  N  ithii-e  vetmL^„       J'^         ^-eser  des  Viri  jl  das  We. 

'^Ijhferte  allgemeine  Ei„""rr„;  "l"*  ''''  S">"«en  Preis  e?. 

}\>r  ülanhen  d.her  bc^imlerf   i  ?  «""ehiedensten  Nutzen  «eyn. 

u.n  d.e  fc>\h  ""e-  Z..h.,rer„  in  .!,>  Hände  ^-ebtn 

f.»  "eilen.  Bein-f,  n   '•"  7,'      -''■f  und  Materie  zu  erl  Richtern  un<f  sicher 

'^'7  SleJlen,  ,^  Z  än'!™' H"".'""'  '""""  verderbter  und  .trei.     Ixl  Ui. 
bcften.        "°      «"Semcine  AntmeiisamJteit  von  neuem  da^uf  g|  Jj^^, 


Inhalt  des    dritten  Heftes. 

Seite 

1     Grot^fenA,  Fr.  Aug.  AI,  Cmnparatio  E^hiccs  Pbton, 

et  Christianae  von  H.  E.  G.  Punluu  ^   2o9-,iBi:> 

^     Hemimn,  Carl  Fr.,  üb.  Entz.ind?.  u.  Vcnjrasserg. 

,        d.  Milz,  V.  J.,IV.  H.  Conradi.   216^32+ 

3.   Biiaer  a.       Lehen.  Auswahl  d,  neuest,  engl.  Ro- 
mane, ir,  arThU   224-^^27 

Melmotb  der  Wanderer,       d.  EngU  d.  Hrn-  Ma- 

.  •     4  T-Ku   .  ..T   aa7-229 

tunn.  3  Inlc^  -   

<?    Erb    K.  A*    Zur  Mathematik  u.  Lo^it,  iste  Liefe- 

rung.    ^   '   J 

6.    Hespcrus  v.  C  JT-  i5».<r/,  29r,  3or  Bd   232-249 


Napoleons  Leben  nnd  Ende,  Wiesbaden  ib22,  —  239-240 

fi!   Boue  essai  geologique  sür  l'Ecossc  etc»  von  Zw«- 

  24i  — 261t 


(Wird  auch  besonders  ausgegeben.) 
g-    Theodori  Metochitae  misccllan.  philolosica.  et  histo- 

rica  cd.  ^/di/^.  ~  ^^3-'^^ 

10.    JVellentretter,  TreufnuntU  Gesammelte  Blätter.  3rBd. 

von  //.  E.  G.  Fatdus.^  ^  ^ 269 -3o8 

lt.    Rudart,  J  lieber  die  Vei^waltung  der  Justiz  durch 

die  administrativen  Behörden»  ■»*   3o8— 3l3 

12.   Bioty  7.  jB»,  Precis  elementaire  de  physique  cxperi- 

mentale.  2.de  edition.   ^^"""^   3i2  — 319 

•jÖ».  Schmidlin^  Job.  GottU,  Handbuch  der  würtembergi- 

sfihea  Forstgesetzijcbung.   319— 32o 

Intfillijeiiz>  Blatt  Nrch  IIU 


Heidelberg,  gedruckt  bei  J.  M.  Gutmann  Universlläts-Buchdruder. 


Ifö  14     Heidelberger  1822, 

Jahrbücher  der  Literatur. 

I 

I 

Fjt,  Aug»  Lud,  jIdolph  Grotsfsnd,  Claustkalo'Hl^amofferani, 
,  .  Seminarü  reg.  Pküolog,  et  HomileL  nec  non  Soetetatk 
TheoL>  Goettingefis*  antekac  SodaUs,  Commentatio,  in 
qua  Doctrina  Piatonis  ethiea  cum  Ckristiana 
eomparatur,  ita,  ui  utriusauB  tum  consenfus 
tum  discrimen  exponatur,  a,  4-  489o.  'pra»^ 
mio,,  ornata.  (0c/oc  fccv  i  xheimfj  tfoc  ^  y*o  xp^^^O' 
Gdttmg»  h.  Fmdmhdek.  48%o,  4*  76  Sl  4»  ggr. 


ohl  unterscheidet  der  Verf.  dals  Plato  in  manchen  Dialogen 


W 

mehr  die  Dialektik  der  Sophisten  seiner  Zeit  und  Umgebuujjf 
mit    aller  dialektischen   Kuiist  aufzulösen  und  sie  aufs  äusserste 
XU  treiben,  als  seine  eigene  Lehre  rein  mitzutheilen  suche.  Zu 
jenem  Zweck  benutzt  er  oft  auch  Ansichten,  welche  sonst  die 
Seinigen  nicht  sind.    So  im  Eulhydemus,  Leiden  Hippias,  und 
wo   er  Sokrates  mit  einem  Sophisten  kämpfen  läfst,  wie  zum 
Theil  auch  im  Protagoras  und  Gorgias.  Wie  im  Protagoras,  Pia- 
to*s  Sokrates  den  Sophisten  nur  in  INeze  seiner  eigenen  Art  ver- 
strickt, die  Saciie  selbst  aber  nicht  gf^nug  erörtert,  so  behandelt 
er  umgekehrt,  einem  Lehrbegierigen  gegenüber,  die  nämliche 
Materie  nach  ihren  eigenthümlichen  höchsten  Gründen  und  schil- 
dert die  Tugend,  der  Vernunftidee  geniafs,  im  Menon.    Hier  ist 
Piato's  eigenster  Siiui,  wie  er  im  Pliilebus  den  Gang  seines  Phi- 
losophircns,  seine  Metliodus  iiweniendi  verum,  vorzeicbnete,  und 
vornehmlich  das  Wieder  betrachten   empfahl,  um  nicht  gar-  zu 
schlimm   durch  sich  jselbst  getäuscht  zu   werden.  X9^^^^ 
cnt-^xG^xi  Ti       Xeyw.  to  yx^  e^otfrccTccdS'oti  kirro^  l(p  ävTH  iravTbjO 
X^KsTTUTocTOv.  Cratyl.  p.  64-    Wie  Plato  gegen  Sophisten,  so 
hatte    Jesus   in    seinen    Gei-eusatzen   vornehmlich  PharisäiscKo 
Scheintugend  im  Auge,  sellener  Lssäische  Härte  undUebertreibungp 
noch  seltener  das  Sadducäisciie  Läugnen  einer  solchen  Geistesfort- 
dauer, welche  die  Fortdauer  der  wahren  Gottesverehrung  durch 
Golterkennende  Tugend  und  die  Ewigkeit  ihrer  Beseligung  zum 
Zweck  hat.    Job.  17,  2.  wo  der  Sinn  des  Ivx  im  Unterschied 
von  QTi  zu  bemerken  ist.    Jesus  aber  hatte  meist  auf  das  Volk, 
Plato    auf  wissenschaftlicher  Gebildete  oder  nach  Wissenschaft 
Begierige       wirkeui  do(^h  heid«        4aÜ^      n^cbr  ihren  Oer 

■ 

'  ...  14 


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aio  GrotefcndClompar.EthicesPlatoft  et  Christiaaaei. 


dankenzusiinienhang  in  einem  inneren  Ganien  liabcn  u.  voraussetzen^ 
als  irgend  mit  einem  Mal  darstellen.  Selbst  auf  ein  .  Denken  der 
Ideeoy  der  Basis  aller  seiner  Wahrheit,  deutet  Plato's  Pliädrus 
nur  in  Allegorie,    klarer  im  ^\ mpobion  j  doch  werden  sie,  als 
Grundlü«^e  alles  seines  theoreliscben  und  praktischen  Denkens, 
nur  durch  Vcrgleichung  des  Plnlebus,  Pliadon,  Parmenldes  und 
TheätetUS  ^eullicli.    Bei  Plato  ist  ein  Deduciren  aus  ailgemeinca  . 
Grundideen,  wie  er  dieses  im  Pliilebus  als  nötlng  l'iir  das  Wis- 
sen daithut.    Im  Urchrislenthum  des  N.  Ts.  meint  der  Vf.  kein 
Princip  xu  finden,  das  im  Gemütl»  Jesu  ein  System  der  Pflich- 
tenlehre gebildet   halte.    Ein  Kunstgerethtes    allerdings  nicht-  ' 
Auch  ist  jene  dreifache  Liebe  Älalth.  22,  34  —  4o.  mehr  ein 
Wink,  die  PÜichten  gleich  zu  stellen  und  keine  lioljer  als^die 
andere   fixiren   zu   lassen,    als   ein   Aufstellen  Eines  Princips. 
Jkher  in  Jesus  und  den  Aposteln  war  nach  des  Kecens.  Einsicht 
leitender  Gruodgedauke,  noiio  rectnWj  das  Hauptbild  der  Wil- 
lens-Vollkommeiiheit,  wie  sie  in  Gott  als  dem  TeXeiog  Matth. 
6,  4B.  ist.  Das  reclil©  und  ^te,  iinatov  und  aya^ov  war  ihrem 
Geiste  vergegenwärtigt,  wie  es  in  ihrer  Gottheit  ihnen  verwirk- 
licht Tor  dcu  Geist^-saügen  stand,  Matth.  19,  17.   Joh.  47,  2a. 
4'  Job.  4,  9.  ^  Tim.  4  8.    Im  Hinblick  auf  dieses  Musterbild, 
in  dem  sie  nicht  sowohl  die  Idee  allein  dachten,  als  vielmehr 
ani  sie  als  im    Ideal  verwirklicht  emporblickten,  regulirien  sie 
luf  jede  pOicbtbclreffende  Frage  die  Antwort.    Ihre  Entschei- 
dung flofs  aus  der  Betrachtung:  was  wSrc  hier  jenem  Gu- 
te», welcher  haxiog  ganz  -     ist,  wie  mau  seyn  soll,  jenem 
VoUkommenen,  He  Ilgen,  nach  dessen  Willen  auch  wir  willcns- 
/voUkommen  und  hellig  se^^^n  sollen,  geniafs  und  entsprechend? 
Was  ist  Gottes  würdig?   Plato's  Sokrates,  wo  er  Im  Symposion 
das  erhabenste  giebt,  will  aus  dem  Geist  einer  Prophetin  sprechen. 
Jesus  glaubt  die  Praezistenz  der  Geister.  Er  selbst  ist  bei  ott 
gewesen  vor  diesem  Weltanfang.  Joh.  17,  5.    Er  hat  dort 
Gott  ¥on  Gott  WdMt  $S4         Bst»  gehört  und  gesehen.  Joh.  8, 
a6. 38. 4o.  17,  8.  Daran  grenzt  nur,  was  Plato  von  den  Ideen 
dachte,  dafo  sie  als  von  der  Gottheit  gedacht  waiir,  und  in  an- 
dere Geister  aus  der  Gottheit  »ach  eines  jeden  Empfänglichkeit 
übergegangen  seyen.  Doch  ist  auch  bierin  viele  Aehulichkeii  mit 
jenem  »bei  Gott  von  Ijott  hören«  wenn  man  nur  den  Unter- 
schied der  populären  und  der  künstiichereu  Sprache  auflöst. 

Was  den  Fortrag  betrifft,  so  ist  er  uohl  bei  Beiden  un- 
terredend, aber  nach  dem  grossen  Unterschied  von  wissenschaft- 
lichem iweck  und  von  aUgemeinSchaltllcher  üeberzeugung.  Wo 
Plato  äUegorisirt,  dichtet,  wird  er* dunkel.  Jesu  Faiabeln  ver» 
deutlichen.   ,   ^  -  ,  .       ,  . 

•  ctluseh€S  Frine^  -ist  religiös  und  dennoch  wmMi* 


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CijrotefeadCom[^»£thice»PktOft.  e  «tt 

* 

tdu^Bek  JcNieB  lfmcBeogeist  Wit  Er  Tor  (im  TbeStetns 
176  tdk.  Stephan.)^  F'erähdichung  irüf  'Gott  nach  Möglichkeit, 
IjMidlTKTü}  ^e(^  uatfr»  rohfveirov*  Duvclums  aber  wird  Von  Gottxticlit: 
gedacbt  em  willkiibrHcbes  WoUeo,  vvic  wenn  das  Gute  nur  gut 
wäre^  weil  er  es  vorscKrciht  nsd'  lur  gut  erklart.  Yielmelir 
denkt.  G  Ott  die  Ideen ,  weil  sie  walmsiud,  und  so  ist  die  Idee 
Gut,  i6B»  TS  ety»9fHf  das  hdchst  walire,  tou  Gott,  dem  Kdcli- 
•  steil  Denker,  gedacht.  Im  Eutjphron  S.  to.  it.  wird  die 
frage  behandelt ,  welche  von  den  OfFenbarungsgläubigeu  oft  zu 
weit  getrieben  wird:  Ist  das  Heilige,  wov,  geliebt  von  den'* 
Göttern y  weil,  es  heilig  ist,  oder  ist  es  heilig,  weil  es  von  den 
Göttern  geliebt  wird*  Plato,  wacher  die  Ideen  als  Gottes  Of*' 
fenbaruiig  in  deii  Menschengeistern  brachtet ,  also  im  ethiapl.en 
offeobarungsglaubig  ist,  bejaht  das  Erstere,  als  achter  Denker, 
lilän  soll  Gott  ähnlich  werden,  weil  er  das  .wahrhaft  Gute  denkt 
und  will.  Deswegen  kann  nach  Plalo*s  Sinn  Yeräbnliehung  mit 
der  Gottheit  nur  werden  dureh  das  in  Gesinnung  fibergehende 
Denken,  ofMMKFif  tä  (r»  6sw  s^t)  Btnatov  ligiji  hlam  {jistk  ^poiijaeoüQ 
y£vtf^»u  Theätet.  I.  c.  Die  (p^ovrjirig  ist  um  a^es  das  Kostbarste 
einzutauschen,  und,  alles  zusammengefefst,  ist  wahre  ccpenf  nur 
liBTx  (f^ov7iae(üQ  Phädon.  5.69.  Gott  sdkst  ist  v«c  ßccaihivg  d.  fa. 
regiert  ais  Nus  =  als  thatige  l/enkkraft  (denn  yos«  ist  nicht 
Denzen  aUeiH  ohne  Actuosjtät.  Nur  der  nach  dem  Denken  tha* 
tige  Geist  ist  vag^  PlouCcpiets  intdlectus  aetuosissimusj.  Und 

'  so  ist"]»»  Menuhen  der  *Nusj  der  eirizige  Regierer  der'Psyehe, 
tf  yap  oc)^puiTog  Tg  otx>j/^Ti?og  Tig^j  a(pocv7ig  9(ft»  9Tug  hg» 
^uX*l^  ^'ß^pvTjTT^  ptovu,  de»T-g  vm  ^prjTat,  Pbadr.  m.  S.  247* 
Der  Nus  ist  .m  regierende,  ctpxov  als  Koyi^inov^  die  beiden  an? 
^deru' The.ile  des  Menschen^  das  ^vfimov  und  das  eicid'vfiitTtHOV 
sind  die  beiden  R^ierten,  rw  ap^ofisvoo.  welche  nicht  aufriih-* 
risch,  sondern  einstimmig  erden  sollen,  o/MÖo^tvat,  Politic.  IV* 
S.  442*  Dieser  Nus  des  Menschengcistes  wird  sich  der  (Ver- 
nunft-) Ideen  allmählich  wieder  bewu£st,  welche  in  seiner  Ver* 
einigung  init  psychischen  und  materiellen  Kräften  in  ihm  ver- 
dunkelt (unbewufst)  gleichsam  schlafen.  Aber  durch  Phrone- 
sis  =  Nackdeiikcn,  wird  er  ihrer  wieder  mächtig,  und  dann  ist 
er  und  soll  seyn  der  Lenker  der  beiden  Rosse  (Seele  und  Leib) 
denen  er  in  seinem  irdischen  Daseyii  vorgesetzt  ist.  Nach  allem 
diesem  ist  also  Plato's  Veräbnüchung  mit  Gott  nicht  eine  vom  Den- 
ken unabhängige,  mystisciie^  sundern  eine  solche,  welche  durch 
das  Denken  der  Ideen  ,  die  Gott  denkt,  weil  sie  wahr  sind, 
und  dann  durch  das  Beiülü:en  derselben,  durch  das  Werden 
recht,  wie  man  seyn  soll,  uiid  durch  heilig  werden  :izr  cJ/kä/jv  Tigif 
caiov  ytvE(S^xt  ijlbtx  ((^povTjaeugy  verwirklicht  wird.  So  ist  Plato*s  . 

i    Gott  vei'  ähnliüJiung^,  weit  mvbr  als  die  blosse  Gottvcrelu  ung* 

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aia  Gl  Olefend  Compar.  Ethiccs  Platon.  et  Christianae« 

Nicht  (las  Vcrelireii  ist  der  Zweck,  sondern  das  möglichste  Seyn 
lind  Werden,  wie  die  Gottheil,  natürlicli  nicht  in  iMacht  »und 
Kraft,  soiHlern  tni  Denken  luul  Wollen  des  Wahrhaftguten,  des 

iUrov  dies  ist  nach  PoHlicor.  X.  p.  6  43.  O!J.0iHG^cci 

9b»  und  nach  Thäetet.  ist  der  Gottheit  r.lchts  ähniieher,  als 
wer*  von  ims  wieder  wird  der  rcchlscliaaensic  —  am  nicistni 
«o.  wie  man  seyn  soll,  «nc  ^^iv  can^  {rw  ^  of.omf^'.v 
V  OC  CLV  WAtWV  y^y-^rcii  ou  i^miorc^ro^.  Kinc  solehc  Dc.ücation 
Ut  nichts  mystisches.  Sehon  eine  wahre  Ansuht  (  Jg-^j  a/wj-T)?« 
noch  ohne  wisscnscl.al'tlicl.es  NaclukM.ken )  ist  nicht  eui  sciina- 
merer  Führer  zum  Kechihanddu,  al*  die  diueh  DiUKcn  entstt- 
.hende  Gesmnung.  Mi^^K^^^c  xpo^  op^orT/r«  Tpo^^a-^  pt'l>.felis 
um  n^f^'^f  Aber  docli  fuhrt  allem   d.e  Phiones.s 

bleibeftd       *um  Rechthaudeln.    (f^vv,<Ti^  f^ovov  ^i^^roLi 
op^a;  7rp«rT«v  als  Meno«.  S.9;-9Ö.  «iegen  o^o.^^^^ 

—  Verahnlichung  mit  Gott,  hit»tw  W  woy  A^^r«  Crpo.^j.^w. 
Vmit  Nachdenken)  ^^mdm  Tkeaetet.  p.  476.  \%\  das  Ge«  enthe.l 
Menon^S.  87-  Auch  wird  dabei  von  Plato  gar 
^Icht  ein  Zernichten  des  Sterblichen  in  der  Menschennatnr,  i\ 
\v,m  4^^«^  vorausgesetzt,  sondern  das  Regieren,  Untcrorauen, 
tfSrt,' durch  die  Idee.  Gut,  welche  das  gröfste  btudium  .st. 

^      Wie  sehr         GottähnUchwerden  der  reinen  ürchristen- 
thumslehre  damit  zusammenstimkne,  wollen  wir  ^^^^'^'^  '"^ 
führen.   Selbst  das  ^etctg  wtmvoi  (pwsBtcQ  (welcher  thci  cm 
Petnner  als  Petrus  selbst,  so  ausgedrückt  haben  mag,  2  ,1  etr. 
1  A  )  ist  ohne  Zweifel  von-  dem  Theilbaben  an  dem  Pra/ui' 
im  Gotteswesen',  an  dem  Denken  und  Woll-  n  des  ccyfov. 
^redacht.  Der  Vf.  hält  fSr  Mnn  und  Geist  des  U.chnsienthums, 
tas  freüich  so  viele  der  älteren  Theologen  dafür  aus-abe.., 
welche  ?m  absolute  Monarchien  gewohnt,  die  Gottheit  dadurcu 
Tm  höcJen  tu  ehrea  meinten,  Safs  ihre  Wiilkuhr    n.cht  .Ine 
Vernunft  und  Weisheit,  das  Gesetz  mache.  Recht  und  gut  mein- 
ten sie  wäre  das  nicht,  was  es  ist,  wenn  Gott  es  «"^^^''^^f^^^^^ 
hätte,  und  was  noch  sonst  alles  als  Ehrenrettung  ^es  willkuhilichcu 
WoUeus  (voluntas  wbitrana)  der  Gottheit,  aus  bifcr,  sie  rcuu 
hoch  zu  stellen,  nur  aUzulange  vertheldigt  zu  werden  püt-te. 
Plato  war  weiter  und  dachte  Gotteswürdiger  von  der  uoit- 
heit,  K^ch  jenem  schon  am  Eutypbron  angefiihrten;  «p»  ro  ^mv, 
QU  oatoy        (pikmcci  uwo  rm  ^blv}  3}  ou  (piXc/r«/,  onicv 
-worauf  S.  ao.  efuoUyHftBV^  ro  fuv  wov  6t»  t«to  eiAtt<j:Jca  ,  ou 
«CTicy.  a^iv,  «U  »  hon  ^tUirm  wov  Bivcti.   (»»Wir  s.ua  em- 
vc^stauden,  dafs  das  Heilige  geliebt  werde,  weil  es  he.lig  ist 
und  da&  mihi,  weU  es  (von  den  Göttern)  geücbt  wird,  eshcing 


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Grotcfead  Gompar.  Etldces  Platoa.  et  Chvistiaaae.  2i3. 

ist)  Allzu  oft  frei  Hell  meioen  Menschen,  aucli  «um  Mitgesetxge^ 
Ben  gerufene  Voikssielivertrctcr,  sie  konnten  nun  als  solche  zum 
Hecht  macben,  was  an  sich  nicht  recht  ist.  Aber  Plate  würde 
|ltes  nie  auch  nur  unter  die  »wahre  Ansichten,  ahfd^stc 
des  allgemeinen  Menschenverstandes  «gerechnet  haben»  Und  Kec. 
findet  auch  im  (Jrchrisienthuoi,  zu  seiner  dcsio  freudigeren  Theil- 
iiihme  an  demselben,  nicht,  was  dem  Vf.  S.  3i.  so  schien:  dafs 
das  Gute  zwar  an  sich  Wehrt  hübe,  doch  (nur?)  deswegen  zu 
thon  sey,  weil  Oott  es  befahl,  fioniun  quodvie  per  se  pretiunt 
(nur  pretiiim?  nicht  vielmehr  Würde?  Göttlichkeit?)  habere, 
tarnen  äiud  ideo  facicndum  est ,  quia  Dens  jussit.  Gott 
.befiehlt  es  auch  im  N.  T.  nicht  weil  er  nun  eben  so  will  (wie  ' 
wenn  er  es  auch  anders  hätte  wollen  können )  sondern  weil  es 
an  sich  IKK  h  der  vollkommenen  Vernunft  durch  VoUkommenlieit 
auch  des  Willens  zum  Oesetz  Z9  machen  ist.  Des  Christen 
j&echtschafifenheit  ist  Gehorsam  gegei^  Gott,  weil  Gott  ist  der 
wahrhaft  Gute,  o  fiwoQ  »yetJ^ofy  die  ewige  Realisirung  der 
Ideen,  das  Ideal,  in  welchem  dieselbe  (nicht  substantiell,  oder 
subststirend ,  aber)  essentiell,  wesentlich  gedacht  und  gewollt 
cind.  Auch  in  dem  Gott  des  Urchnsteathums  ist  das,  worüber 
als  Recht  und  Unrecht  er  gesetzgeberisch  q>richt,  eine  unver- 
Suderliche  Wahrheit,  idea  immuiahili$\  und  was  nicht  an  sich 
wahr  ist,  ist  nicht  ein  Theil  allgemeiner  gÖtUicher  Gesetzgebungi 
pudern  etwas  was  wohl  für  gewisse  Verhjfltntsse  (wie  das. 
Mosabche  Nationalgeselz)  wohlthatig  seyn  konnte  und  also,  wenn 
es  nur  nicht  an  sich  unrecht  war,  auch  dem  Wohlwollen  Got- 
tes gegen  die.  Meos«hen  (der  (Pihaf^^wcm  r«  9eH  Tit.  3,  4) 
gemafs  und  fSa  etwas«Beziehungsweise-  (relativ)  Gdttlichea  er* 
achtet  werden  durfte. 

Eben  so  merkwürdig  ist,  wie  Plato  und  das  Urchristen- 
tbum  die  Wirkung  des  Rech^enkeus  auf  das  Wollen  als^ntori- 
eei^ysfy  als  das  Rechtscj  n ,  Rechtschaffehsejrn,  wie  .man  sejnn  soll, 
einstimmend  denken.  Wo  Luther  Gereektigkeit ,  ^ie  vor  Ceti 
gätj  übersetzte,  war  das  Wort  im  moralischrdigidsen  (noch  nicht 
im  juridischen)  Sinn,  gedacht,  es  wurde  Rechtwollen  und  Recht-  * 
handeln  darunter  verstanden.  Dieses  ist  in  dem  BsKtuof  auch  de» 
Plato.  Ein  solober  ist,  wer  das,  was  er  thun  soll  und  kann, 
wer  das  Seinige  thut,  nach  dem  Ittnern,  nicht  nach  äusserer 
Yielthuuerei,  roXtnrpA^y/uca/yjf.  Jenes  ist  das  schwerste  j  und  gerade 
desviegen  verwandeln  die  Menschen  so  gerne  auch  die  Inuueoifva^ 
^pog  TOP  J^eov  in  eine  gleichsam  jundisdie,  die  mit  dem  iussefH 
Thun  zufrieden  sejn  mOfste.   S  35.  giebt  Plato's  Stetten:  rv 

aber  r»  owth  nicht  egoistisch,  sondern  ethisch  ( «das^  was  ab 
das  rechte  ihm  obliegt«)  su  verstehen  ist*    Plato'a  Siim  ist: 


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Si4  Grotefend  Compar«  Ethices  Platou.  et  ChristiaDiae^ 

« 

• 

WtüsmosyTte  Recbtthim,  ist  es  m  nennen,  wenn  einer  das 
«wirkt  was  »euie  Sacbe  ist  (was  seine  Pflicht  und  seine  Kraft 
angebt)  nicht  aber  in  Viderld  geschäftig  scyn  will.  Wer  will 
«nd  thut,  was  ihm  zukommly  eatbilt  sich  der  Vielthätigkeit,  auch 
in  das  ^ch  einxumiscbeoy  was  den  Vielen  andern  zukommt.  Be- 
sonders schön  ist  IWjf.  IF*  p.  die  bestimmte  Hinweisang, 
dafs  Reehtschaffcnheit  (dieses  6chaffto  des  Rechten)  Smetmwii 
bestehe  nicht  im  aoesertichen  Wirken,  sondern  im  innerKchen. 

€V70>;  eue  o^dug.*  das  cinlieimischc  im  Gemuth  wohl  zu  ord- 
nen, Tflt  oiKBiu  BvdeimfOVf  und,  sieb  sdbst  rcgtcrendy  das  Drei 
im  Menschen  (wovon  P4>/<>.  1^,  p»436*  Phaedr.  p.  %4^k — ^6) 
iii  gute  Harmonie  zu  bringen,  ^vvx^pMttiur»  rfiob  ovr«  eic.  Da- 
her lost  Piato  alle  Tugenden ,  selbst  die  Heiligung  gegen  Gott^ 
oa/OTjyc  in  die  biKctmvvT]  auf,  in  da*  Innerste  »Seyn ,  wie  mau 
recht  seyii  soll.«  Populärer,*  aber  gleichbe^ulend,  ist  im  ür- 
chrlsieuthum  das  Bezieheu  Ton  aUem  und  diem  auf  das  Pneuma, 
-das  eigentlich  Geistige  dtes  Menschen.  Die  D^kraft  au  sich 
(^kvri\  yiot'^  kvry\v  Pbädou)  kann  nur  für  das  Gute^denfcen.  — 

•  Was  aber  wohl  als  Tadel  zu  bemerken  gewesen  wäre,  ist,  dafs 
Plato  meist  nur  an  das  Xoy/?/JfOv  dcs  Nus,  zu  wenig  an  *das 
^kh]fioLrty.ov ,  an  das  Recht  wollen  nach  dem  Richtigdenken,  er- 
innert,  welches,    in   Einem   Geiste  thätig*  wirkend,  wahre 

,  .  Freiheit  ist.  Benicrkt  ist  S.  39.  dafs  Plato  oegeo  das  Befdgett 
des  Psycliischen ,  des  ^vixOkiheQ,  der  (PikoveiHioc  und  (^t^tfU» 
nachgiebig  sey.  Der  \i.  scheint  es  zu  loben.  National  war  es 
wohl.    Aber  das  Lrchri<itenthum  war  mit  Recht  strenger,  edlcr, 

S.  56.  bemerkt :  man  finde  (im  N.  T.  und;  bei  den  Joden  ' 
nichts  von  der  anima  tripaititd.    Doch    ist  die  Sonderung  in 
TVFVUK*  "^^vx^lf  aaa«  oder  cce^^  analog?    i  Thessal.  5,  a3. 
Hebr.   4,  »12. 

Der  III.  Abschnitt  handelt  von  der  Platonischen  und  ur-' 
christlichen  VerLindn ng  der  Dikaiosyiic  mit  dem  Wohlbefinden, 
mit  Eudaimonie.     Weil  das  Reclilhandcln  ist  or/.fioirpxyioCf  eine 

•  Tliäü^keit  in  uns  selbst,  in  dem  uns  Eigenen,  so  ist  es  dadurch 
evf^ioc,  VV^ohlbefinden,  (nach  alter  Sprache  das  vvyluc;  (rehab 
dich  wohl).  »Nicht  Lohn,  juifS^Jag ,  auch  nicht  die  Meinungen 
TOu  D'kniosyne ,  haben  wir  eingeführt,  sondern  ttjv  StKOcioavVTjU 
€tVT7\v  raii<i(ii  Mir  als  der  Seele  selbst  das  beste,  ctvTi^  '^^pCl 
api<;ovt  selbst  wenn  man  des  Gjgcs  UDsichtbar  machenden  Ring 
besasse.    Politic,         p,  642. 

Schon  ist  Pljto  ganz  entschieden  darüber,  dafs  das  .Rccht- 

.  bandeln  nicht  et  >  a  nur  als  Mittel  zur  Eudaimonie  zu  denkea 
sey,  dafs  es  vitltnrhr  alsdann  nicht  das  Handeln  aus  rechter Gs* 
sinnung  wäre.    Dennoch  folge  die  Gcwifshtit,  dafs  der,  welcher 


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fieusi^ger  üb,  Entzüud.  u.  Vergrossen  d.  AJilz,  .2i5 

iJs  imoM$  (j4Ai  ähnlich  zu  werden  strebe,  ine  von  den  Göt- 
tern, von  dem  Aehulicben  diu*  Aehnlich werdende  |  Tenia^lilässigt 
Verden  kdiiBe.  Ivd  >  rm  ^BMf  «x  »iuikeiTüu  ic  irfo9vfiet3eit 
edek^  bivMQQ  ytyvBiadiU  *  *  ^WQ^tw  ioihtov  hk  a/ufXfjSc^ 
.  inro  ouoIh  Pcditic  X  p*  6^9,  Er  ist  ^6o(pikiic*  Uoabhau- 
gigkeit  des  Wollens  von  allen  Zweigen,  von  allem^  was  cigcnV 
hck  nur  Ursache  ist,  f  Freiheit  sieh,  zn  ent^chllesssen  aus  Gräi^ 
cLefl|  die  man  sich  selbst  zu  Bestimmungsgründen  erhebt)  setU 
PiatO  voraus,  wie  das  N.  T.  Er  liat  auch  noch  keine  Fiage. 
Über  VorherbestimmuDg.  Die  Skepsis  über  VVilleMsrreibeit  be*« 
ginot  bei  Aristoteles*  Vgl*  Morgenstern  Comnu,  de  Rep.  p.  443 
%is  445>  Note  4 06* 

Auch  im  IV.  Punkt,  womit  die  Rechtschaffenheit  anfange, 
ist  Plato  und  das  Urchristeiithuni  harmpuisciiert  als  der  Verf* 
annimmt.    Nicht  blos  die  J^enptuifs^  sondern  die  Anerkennung 
des  Rechten,  )7  110,(7/;      him^T9fn$t       bei  Plato  Weisbeil 
'  und  was  wahrhaft  gefallen  mufs,  (xf^enf  «A9}3^C    Eben  sö  in 
.  ChristeotbttBi  das,  was  man  "pVmdeiikeM,  sollte  neunten  konneni  ^ 
Gesinmmgsättderung ,  fietAVOicts  aliier  versa  mentis  agUatio,  das 
ttUtm  wUe  et  cogitare.    Der  Verf.  denkt  zu  viel  an  ReuCj  Poer- 
niwuieu    Wenn  der  .Wunsch:  hätte  ich  doch  anders  gehan- 
delt, nicht  schon  ausgeht  von  der  Anerkennung  des  RechteOy 
«o  ist  er  unrein«    Also  macht  diese   allen  Anfang  des  GoteQ. 
Watir  aber  ists^  daüs  Plato- selbst  das  Güttin  »ycSov^  wie  au^  ^ 
verkennbar  •  voraiissetzi ,   aber  nie  bis  zum  deutlichen  .Wissen 
auadeutet  und  durch  .  Merkzeichen  bestimmt .  untersebeidbar  > 
macht 

Der  Ver^  hat  fär  das  Geschichtliche  der  Sittenlehre  flci»* 
ßig  gesammelt^  wenn  wir  gleich,,  im  philosophirenden  Theil  sel^  1 
ner  Vergreidiongen  'mit  der  urcfaristlicben  Pflichtenlehre -;ihm 
>reniger  betstimmend ,  den  ächten  alten  Plato  (der  aber  imuer 
Yoi^  den  Platonisten  gar  sehr  au  unterscheiden  ist)  dem  Urchri'*'  ' 
«tenthum  dnrch,  die  altgemeine  Vernunft  viel  verwandter  findeup 
wabreod  freilich  die  Neuplatoaiker  und  manche  noch  spatere 
Ausleger  Piatos  mehr  mit  dem  >  nur  patristisch  -  dogmatische« 
und  damonologischen  .Ghristentbum  überein  kommen.  ' 

IL  E.  G.  Paulus. 


Beobachtungen  und  Erfahrungen  über  die  Entzündung  und  Ver* 
grösserung  der  Milz,  Ein  noso graphisches  Fragment  'von 
C^nL  Fhiedrich  Heusinger.  Eisenach  hei  Jos*  Friedr* 
Märeke.  48no*    XII  wid  n58  S>  8.  4  Rihlr.  ' 

Der  scbon  durch  seinen  Versiush  über  den  Bau  und  die  Ver^ 
Tichtung  der  SIfih  und  andere  .Arbetten  robniUcW  hdnmite  Vfi. 


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$i6  Heusinger  üb«  E&Uünd.  u.  Vergrüisser.  d.  Mtk, 

dieser  Schrift  erklärt  dieselbe  selbst  (Vorrede,  S.  III.)  nicht 
|8r  eine  vollständige  Ablmndlung  über  die  MUzeDtzundung,  son- 
dern nur  fiSr  Betrachtungen  über  eigene  und  fremde  Erfnh- 
fungen  diese  Krunklieit  betreffend*    £r  hat  sie  nosographisck 

Senannl,  weil  sein  Hauptaugenmerk  auf  die  Feststell nng  der 
iese  Krankheit  und  ihre  verschiedenen  Formen  charakterisiren- 
den  Zeichen,  doch  mit  steter  Berücksichtigung  ihrer  Genesis, 
gerichtet  war.  Ein  Fragment  sollen  sie  bilden,  theils  weil  sie 
2er  Natur  der  Sache  ntwh  nur  unvollständig  seyn  könnten,  theils 
weil  die  Mib  selbst  in  einer  so  innigen  Beziehung  zur  Leber, 
«Hm  Bauchfddl  und  zur  GaUabsonderung  stehe,  da&  die  ab'ge* 
«onderte  Betrachtung  derselben  in  physiologischer  wie  in  noso- 
logischer Hinsicht  immer  nur  frag;mcntarisch  sejn  k^nne.  Uebri- 

fens  macht  der  Verf.  anch  in  Ansehung  der  DarsteUung  der 
[einuugen  seiner  Vorgänger  auf  Vollständigkeit  niehl  Anspruch, 
•ondern  gesteht  selbst  (S.  VH.),  dafs  er  bei  der  grossen  Zer- 
Meutbett  der  Materialien,  vorzuglich  grdfstentheib  in  Zeitschrif- 
ten, auch  'bei  den  liberal  geöffneten  Schätzen  der  Georgia  Aur 
gusta  verzweifelt  habe,  etwas  Vollständiges  liefern  zu  kdunen. 
So  sehr  wir  nun«  in  diesen  und  anderen  Aeusserungcn  nicht  nur 
die  lobenswerthc  Bescheidenheit  des  V£  gern  anerkennen,  son- 
dern ihm  überdem  mit  Vergnügen  zugestehen,  dafs  er  auch  bei 
der  Bearbeitung  dieses  Gegenstandes  einen  schönen  Beweis  sei- 
ner gelehrten  TNättgkcit  gegeben  und-  ausser  mehreren  ci^cuea 
Beobachtungen  vid  hiteressantes  über  die  Entzündung  uud  an- 
dere Krankheiten  der  Milz,  das  in  so  vielen  ausländischen  und 
inlandischen  V^erken  über  mancherlei  Gegenstände  y^erstreut  vor- 
kommt, mit  grossem  Fleisse  und  vieler  Beurthetlung  hier  zu- 
sammengestellt habe,  so  müssen  wir  dagegen  eben  so  offen  äus- 
aenj,  dafs  wir  in  manchen  Hauptpunkten  die  von  ihm  angenom- 
menen Meinungen j  vorzüglich  die  EntAÜndang  überhaupt  und 
deren  Einlheilung,  die  Häufigkeit  der  Milzcnt/ündnng,  deren 
Eiatheitung  und  Behandlung  beireHend,  noch  für  hypothetisch 
hakeu  oder  nach  unserer  ücber^cugung  nicht  dauut  überein- 
stimmen können. 

In  der  Einleitung  sagt  der  Verf.,  nachdem  er  Einiges  Über 
die  DarsteUung  dieser  Krankheit  von  den  alteren  Aerzlen  geäus- 
Bert,  dafs  nach  dieser  Sennert  und  lin  iere  sieh  am  weitlauftig- 
sten  ^er  sie,  wie  über  andere  Krankheiten  der  JMilz,  verbrei- 
tet hätten.  Nach  diesen  verschwinde  die  Splettitis  ganz,  .ms  den 
Ii<osologieen  (?',  denn  ^^s  Boerhaave,  van  Swieten,  Saia  ages  clc.j 
ja  selbst  P,  Frank,  ^ogclj,  Pincl  davon  sagten,  scheine  nur 
gesagt,  damitdoch  die  nicht  im  Systeme  fehle.  Marcus, 

dessen  grosser  Geist  immer  nach  der  Eri^nindung  des  Verbor- 
genen und  woniger  Bekannteu  gcslrcbt,  habe  das  Verdienst,  zu- 


« 


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HeusiQger  üb.  Eotzünd  u.  Vergrösser,  d.  Milz.  317 

erst  wieder  die  Animerksamkeit  der  Aerzte  auf  die^e  Krankfaeit 
^elatet  za  Baben;  aber  es  -habe  ihn,  Wie  so  o(^,  audi  hier  seine 
ungezügelte  Phantane  zu  manöheR  Irrthdnieni  verieitet,  die  ibni  * 
daiju  das  imitaiorutn  servum  picus  auch '  schon  fleissig  nachge^ 
achrieben  habe.   Bei  niehrieren  'seiner  Krankheiisgeschiobten  s€y 
es  keincsw^es  erwiesen ,  dafs  es  eine  Mtlzeptzundting  gewesen« 
Wahr  ist  es  iiiin  wohl,  dsTs  viele  ältere  und  neuere  Aerzte 
sehr  fliicbti(jp  8ber  die  Milzentznndang  weggegangen  sind.  Doch 
hat-  Vogel  in  seinem  trefilichen  Handbilche  das,  was  davott  naeh 
den  früh^en  Earfafarungen  gesagt  werden  konnte,  so  umstSnd- 
lichy^i^  es  sich  för  ein  Handbüch  ^hickf|  angegeben*   Desfilet*  * 
eben  niisDit  er  auf  die  chroniscbe  Entzündung,  Stockung,  Ver- 
härtung und  Geschluckte  der  Bfilz  gebdrige  Rücksicht,  unter-  ' 
scheidet  aber  mit' Recht  davon  die  chronischen  Blntanhäufungen 
in  derselben.   Auch  /.      FrmJ^s  bifndige  Darstellung  enthält  ^ 
.  manches  Inter^sante^   Die  Eintheilung  der  Milzentzundung  in 
capilhire,  arterielle  und  ven^  konnten  diese  Männer  freiliek  . 
nicht  angeben,  weil  ilmen  diese  bei  der  Entzuodwig  überhaupt- 
fremd'  war. 

So  wie  übrigc^QS  schon  Mesander  von  Treües  gesagt  hat, 
dafs  die  Milz  sdtener  als  andere  Eingeweide  entzündet  werde, 
so  erklären  auch  die  ebengenannten  grossen  Aerzte  in  Ueberein^ 
Stimmung  mit  Tiden  der  erfahrensten  und  gelehrteste  ihrer  Vor- 
gan <^cr  (einem  FHedtf.  Hojfmann,  van  Swieien,  ßöissitr  de  Sau^ 
va^es  j  it.  A,  Vögel,  Gullen  j  Borden  etc.J,  dafs  die  -Milzcnt« 
Zündung,  wenigstens  ab  ächte  und  idiopathische  Entzfindung, 
eine  seltene  Krankheit  sey.  Gleiche  Aeusserungen  ^findet  man 
bei  mehreren  neueren  Aer/ten.  So  sagt'  einer  der  vorzögliehsten 
Schriftsteller  der  pathologiscben  Anatomie,  JBaillie  (Auat.';d. 
kr.  Baues,  herausgcg.  von  Sdmmerringj  S.  iSa).  »Sehr  sei-! 
»ten  findet  man  die  Milz  im  Staude  der  Entzündung  oder  der 
»Vereiterung.«    Ein  neuerer  englischer . Schriftst^er  über  die 

-  Krankheiten  des  Unterleibes,  Pemierton,  sagt.(S.  78.),  dafa 
die  Milz  einer  Entzündung  des  sie  umgebeadeuTheils  des  Bauch- 
fells, wie  alle  Eingeweide,  die  von  demselben  eingehüllt  wer- 
den ,  ausgesetzt  sey ,  dafs  er  aber  nie  Entzündung  und  V^eitie-«  ■ 

.  rung  der  Milzsubstaiiz  selbst  bemerkt  habe;  El}  habe  oU  be- 
merkt, dafs  die  Substanz  der  Mifz  aufschwoll,  welches  von  ei- 
ner Anhäufung  des  Bluts  in  den  Arterien  derselben  herrührt, 
ohne  dafs  die  Arterien  dabei  in  den  Zustand  von  Thäligkeit 
\cr^et/t  sey«  11,  weicher  das  eigentliche  Wesen  der  Entzündung 
ausiiiaelie.  In  der  Anmerkung  zu  dieser  Stelle  sagt  Atbers  in 
Be/.ug  auf  die  Ikhauptung  yon  Marcus j  dafs  die  Milzentzündung  ♦ 
höchst  wahrscheinlich  eben  so  häufig  als  jede  Uiiterlcibseutzun- 
dung  vorkomrae  und  dafs  dies  die  LclehenöU'nungen  bewiesen. 


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2i8  Heusinger  üb.  EaUund.  u.  Vergrösser»  d.  Mü^» 

^Wenn  dieses  walir  ist,  so  mafs  man  über  die  Blindlicit  so  vie- 
rter grossem  Praktiker -erstaunen,  welche  dieselbe  nie  beobachtet 
»KU  haben  glaubeo*«  EnrlÜcli  hat  neuerlich  Schmidt  man  n  m 
seiner  Summa  ohservat,  nicd,j  die  er  während  einer  dreissigjah- 
rlpen  Praxis  gemac  t  hat,  geäussert  (p.  «aG^Ot  dafs  er  nur  fünf 
Dud  die  hitzige  Milzentziindung  wahrgenommen  habe,  sowie  er 
auch  den  Grnnd  der  Seltenheit  dieser  Kiit^tinduug  io  die  sehr 
geringe  Sensibilität  und  Irritabilität  dieses  Organes  setzt.  Ree« 
ist  ebenfalls  der  Meinung  (wie  er  schon  in  seinem  Handbuche 
der  spcc.  Pathoiog»  u.  Therap.  ß.  i.  ^.  42O.  geäussert  hat^xOlid 
auch  jetst  nach  zwaaiigjähriger  Praxis,  wie  nach  dem,  was  er 
Von  anderen  Aerzten  geliört  hat|  nicht  anders  äussern  kaiin^^ 
dafs  die  Milzentzündiiiigi -als  ächte  und  idiopathische  J^tzündung, .  ' 
-eine  seltene  Krankheit  sej.  Oeifter  aber  kommt  sie  secundar  vor 
und  besonders  in  der  schieichenden,  chronischen  Form,  wiewohi 
auch  oft  eine  chronische  Blutaaliäufung  in  der  Milz  fälschlich, 
dafür  erklärt  wcrden^mag» 

Unser  Verf.  tritt  zwar  (vtus  wir  ganz  billige)  nicht  der 
Meinung  Ton  Marcus  bei,  dafs  die  Milzentzündung  am  liaufig- 
aten  unter  der  Gestalt  des  Blutbrechens  vorkomme  und  so  vei^ 
luinnt  worden  sey»  sondern  behauptet  vielmehr  gegen  diesen  (& 
74  gawils  noch  nicht  die  Hälfte  der  am  Blutbre» 

eben  Leideiiden  an  Entzündung  der  Milz  leiden  und  dafs  eben 
fio  Avenig  das  Blutbrecheo  ein  padiognomonischcs  Zeichen  und 
ein  beständiger  Begleiter  der  Milzcntzundung  sej^  indem  car  ea 
in  8  Fallen  acuter  arterieller  Milzentzündung  nicht  bemerkt 
habe.  Doch  versichert  er  (S.  53.)  selbst-  die.  SpUrUtis  arteriaiis 
maia  ziemlich  hau%  beobachtet  zu  haben,  and  indem  er  zur 
Sohilderung  des  yerlaufes  der  einzelnen  Arten  der  Milzentzün-^ 
•  dung  nach  ^en  einzeineo  Seligen  der  vorhandenen  und  von  ihn 
selbst  gemachten  Beobachtungen  schreitet,  sagt' er  (S.  i34*)y  dais 
diese  Beobaofatungen  so  seifen  nicht  seyen,  wie  manche  Schrift* 
steller  zu  glauben  schienen  1  4ibei'  leider  seyen  sie  sehr  mangel- 
haft und  unvollständig,  und  künftige,  fleissigere  Beobachtung 
werde  daher  an  den  folgenden  Bildern  der  (von  ihm  angenom- 
menen) Arten  der  Mibentzundaag  noch  gar  manches  hinzuzu« 
fugen*  zu  andern  und  zu  bessern  finden.  Ree.  hatte 'nach  alteni 
diesem  gewiinscht^  dafs  uns  der  Verfl  noch  mehr  von  seinen 
Beobachtungen  der  Milzentziindung  in  recht  genauen  Krankheits- 
aeschichten  mitgetheilt  hktte.  Denn  unter  d<Bn  am  Ende  dieser 
Schrat  mttgatheikcn  sind  nur  wenige  eigene,  so  wie  auch  so 
manche  derselben  sich  nicht  eu£  wahre  Entzündung  tler  Mils  - 
beziehet.  ,        *  , 

Der  Verf*  nimmt  (S.  4*)  .das  Wort  Entzündung  mit  meh^ 
reren  Neueren  ia  cinm  so  weiten  Sinne  •  dafs  er  die  erhöhte 


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Bettsioger  fib.  EnuündL  q.  Vergro^ser.  d;  Miiz  219 

•  •  • 

GeS&kMd^eit  fiberbaupi  'damit  bezeicliiiet.  Er  tlicÜt  «ber  die 
Entznodting  id  die  tapälare,  ärierieUe  nnd  yenöse  ein.  Bei  der 
eapälarm  soll  (S.  56.)  die  Thfitigkeit  d(»r  Haargefösse  eines, 
Theiles  mehr  erhöht  seyn,  als  sie  es  der  Fänction  desselben 
nach  scjn  durfte;  dieselben  -sejen  mehr  dotwickelt,  es  schienen 
Mcb  die  vorhandenen  verlängert,  erweitert ,  wohl  gar  neue  er^ 
xeugt  «n  haben;  in  absönderuden  Theilcn  erfolge' eine  stürkerOi 
oft  sogar  qualitativ  etwas  abnorme  Absonderung;  in  gewöhnlich 
nicht  absondtsrnden  Tbeilen  erfolge  eine  Absonderung.  Sie  könn^b 
in*  Gesundheit,  in '  venöse  oder  arterielle  Entzündung  ubergehen» 
Bei  der  4trier£eU€n'  sollen  (S.  6.)  die  HaargefisSe  zum  Theil 
oder  ganz  zu  Arterien  werden,  es  erfolge  sodann  eine  Aus-  • 
•chwihEung  v^  organischer  Substanz,  Erzeugung  nCuer  Ilaarge* 
fasse,  selbst  vollkommen '  neuer  Gebilde  oder  aber  von  Eiter. 
Entscheide  sie  sich  nicht  durch  einen  dieser  Prooesse ,  so  kön- 
ne sie  ai1m?hlig  iii  Gesundheit  oder  in  capillare  öder  venöse 
Entzündung  übergehen.  Bei  der  if4lnffsen  endlich  sollen  (-S.  6 
—  7.)  die  Haargefösse  zum  Tb  eil  oder  ganz  zu  Venen  gewor- 
den seyn.  Die  Entstehung  imd  das  Vorfaaodensejn  dieses  Zu- 
stundüs  scy  nicht  dunkel,  ,und  keinem  Menschen  Werde  es  wohl 
mehr  eiufalleii  sie  als  eine  passive  Cbngcstion  zu  betrachten, 
aber  weniger  klar  seyen  seine  Entscheidungen  und  Ucbergange. 
Allmählich  koune  das  naturgemisse  Verhaltnifs  wieder  hergestellt 
werden,  es  könne'  ein  Uf^ergang  in  capillare  Entzündung  Statt 
finden ;  Eiterbildung  scheine  nicht  ohne  Üebergaiig  in  arterielle 
Entzündung  erfolgen  zu  können,  aber  allerdings  scheiuQ  eine  ei- 
genthüinliche  Umwandelung  des  Blutes  in  eine  sehr  dünne, 
aller  Plasticität  beraubte  Flüssigkeit,  gewissermafsen  in  gradweis 
mehr  venöses  Blut,  erfolgen  zu  können.  Uebrigens  fügt  der 
Verf.  noch  7  —  8.)  unter  andern  die  Bemerkung  bei,  dafs, 
so  wie  im  natürlichen  Zustande  die  drei  Gattungen  von  Gelas- 
sen unmerklich  in  einander  übergingen,  so  auch  im  krank  haften 
Zustande  diese  drei  Modificationen  der  Entzündung  so  in  ein- 
ander verliefen,  dafs  durchaus  keine  genaue  Gränze  zwischeu 
jdeusclben  zu  ziehen  sey.  * 

Ob  es  nun  überhaupt  recht  scy ,  jede  erhöhte  Gefafsthä«* 
tigkeit  ^Entzündnn^  zu  nennen,  möchte  noch  mit  Grund  bezwei- 
felt werden.  !>ciiiii  würde  man  am  Ende  jede  kutikhaft  ver* 
mehrte  Absender ang,  jeden  Durehfall,  Schleimflufs,  selbst  den 
Schweifs  etc.,  der  auf  erhöhter  Gefafsthätigkeit  beruht,  eine" 
Entzündung  nennen  können!  Sodann  hat  jede  achte  Entzündung 
vorzüglich  ihren  Sitz  in  dem  Capiiiargefafssystem.  Was  aber 
insbesondere  die  sogenannte  Venositat  und  venöse  Entzündujig. 
bi  trift't,  so  ßnden  wir  die  von  den  neueren  Aerztcn  angegebe- 
nen Bestimmungen  derselben  sehr  schwankend  und  unbefriedi-- 


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Ä'2o  Heusinger  üb.  Entzünd.  u.  Vergrößscr.  d,  Milz. 

gönd  und  stimoi^y   vie  "wit  schon  anderswo  bemerkt  haben, 
^nnz  (lern  bei,  "was  Kreysig  (Uaadb.  der  pract.  Krankheitslehre 
Thl.  a.  S.  lao  ff.)  darüber  geäussert  hat.    Die  Amuthme,  daf» 
die  Uaargefässe  dabei  zum  Tiieil  oder  ganz  zu  Vcncu  gewor* 
dcHi  ist  fa^othetisch  und  keioesweges  geliurig  begrüadeC  VVeoD 
,  aber  unser  Verf.  weiter  über  venöse  Entzündung  sagt,  dafs  et 
keinea  Menschen  Wohl  mehr  einfallen  werde,  diesen  Zustand 
•Is  eine  passive  Congestion  anzusehen,  so  i^t  zu  bemerken,  dafs 
manche  Neuere  die  von  ihnen  sop;enaunten  venösen  Entziindun- 
gen  allerdings  für  mohr  passiv  halten  und  dabei  reitzende  und 
BtaVkende  Mittel  empfehlen.    Ree.  hat  indessen  schon  tu  seinem 
llandb.  d.  spcc.  Patholog.  u.  Therap.  B.  t«       tji.  geäussert, 
da(s  ein  solcher  Zustand,  wie  er  bei  der  passiven  £nt;&uadung 
aiigenommcn  wird,  der  wirklichen  Entzündung  nur  in  Ansehung  der 
Blutaiihäut'ung  und  einzelner  Symptome  ähnlich  scjr,  den  Namen  der 
Kntzündung  aber  eigentlich  nicht  verdiene,  und  oft  eher  im  spä- 
tercq  Verlaufe  derselben  oder  als  ihre  JPolge  eintrete.  Unser 
Verf.  will  nun  zwar  (wiewohl  er  der  von  ihm  sogenannten  ve« 
nösen  Milzentzunduug  gerade  die  Symptome  der  schwerereu 
Falle  von  chronischer  Milzentzundung  und  deren  Folgen^  als  eine 
feigigt  anznfähleodey  nicht  elastische,  Geschwulst,  oh  sehr  un- 
-  bedeutende  oder  ear  nicht  wahrzunehmende,  seitep  so  wie  bei 
den  capillaren  und  arteriellen  erhebliche  S'chmerzeiiA^einen  wei- 
chen, kleinen,  oflt  kaum  fühlbaren  Puls,,  eine  scHwarzgelbe, 
trockene,  schlaffe,  kalte  Haut,  «rosse  Neigung  zu  >|ilutungeu,  . 
loses  Zahnfleisch,  Geschwüre  an  den  Beineu,  cotliquative  Durch- 
falle xuvi  alle  Zufalle  des  Scorbutes  zuschreibt)  den  Zustand 
nicht  aU  passiv  augesehen  wissen,  sondern  begreift  ihn  unter  .der 
erhöhten  Gcisifsthätigkcit ,  empfiehlt  jedoch  ebenfalls  (ausser  ab- 
fuhrenden Mitteln,  Aioe^  Jalappu  ete*)  vorzuglich  tahlmittel 
und  China,  welche  wir  weder  bei  der  wirklichen  cl^ronischcn 
Milzentzundung  Dur  passond  Kalten,*  noch  einsehen,  wie  sie  der 
Verf.  bei  erhöhter  Gei&ifsthätig^it^föir  inngezeigt  halten  könne. 
Es  möchten  aber^  die  sogcnaaiiten  venösen  Entzündungen  meistens 
zu  den  gewöhnlich  sogenamitcn  dironischen,  schleichenden  ge- 
bogen. Auch  haben  allerdings  die  mit.. einem  Leiden^ der  P£6rt- 
ader  zusammenhängenden  Entzündungen  der  Milz,  Leber  und 
anderer  Eingeweide  des  Unterleibes  oft  einen  schleidienden 
Gang,  CS  ii'cten  die  eulzfindlichen  Symptome  dabei  nicht  so  deut- 
lich und  .Stack  hervor  und  sie  vertragen  aucb  die  antiphlogis ti- 
sche Methode  nicht  so   wie  andere  Entzündungen.   Aber  oft 
wird  auch  (wir  wiederholen  es)  eine  blosse  Blutanhaufung  in 
denaelbea  liaschl'ch  für  Entzuuduiig  erklärt.  Udbrigens  giebt  es 
hitzige  Entzündungen  der  Venen,  und  umgekehrt  sind  langwie- 
Age  Entzündungen  «iclu  bios  den  Venen  «uzuschreibea,  wie. 


» 

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Heusinger/  üb.  Entzflnd.     Vetgrosser.  d.  Milz.  sK^t 

tiuch  uuser  Verf.  durch  seine  Splenitis  aiieritdis  shrojuca  auer- 
keijiil.  ' 

In  den  folgenden  AUcbnitteu  haodeU  der  Verf.  •  erst  sehr 
ausführlich  C&'tj  —  foi)-    die  Ursache  und  S/mplome  der 
llilzenUüodung  im  Allgemeinen  (wobei  indcss'Jn  manches  «üch 
auf  andere  Kran  heiten  der  Müa  zu  beziehen  ist),  so  wie  ihre 
'Aus^'äiige  (S.  ioi  —  122)  uiid  Couplicationen  (S.  422  — 133) 
flb|  und  sucht  diinn  (S.  i34  IF,)  tleii  Verlauf  der  einzelnen  Ar- 
ten darinsteilen.    Was  aber  das  hierüber  die  Uoterscheidungszei^ 
chen  ^et Splenitis  capillarisi  arterialis  und  venosaGesugte  betrifft^ 
so  bemerken  wir  (indem  wir  uns  übrigens  auf  das  über  dieEiu- 
theilung  der  fintzüi  dung  überhaupt^  in  capHlare,  arterielle  und 
yenSpe  Gesagte  beziehen)  nur  folgendes.    Der  Verf#  gesieht  vor- 
eist  (S.  i/W)  selbst,  dafs  es  uuter  den.  vorhandenen  ßeobaclir 
tungen  oft  schwfer  halle,  die  Species,  zu  der  sie  gcliörcu,  ge- 
nau xu  best}minen|  so  wie,  dafs  man  in  der  Kunde  (\vy  Spleni* 
tU  cflpi//«w  noch  besonders  -weit  /urück  sejr  (S.  dafs  er 

'über  die  venöse  Eutziindaug  der  Milz  «ehr  wenig  aus  eigener 
Erfahrung  sprechen  liünnc  etc.  Der  unter  dem  Namen  Splenitts 
capiUaris  (S.  i35  fg.)  beschriebene  Kninkheits7,ustaud  ist  wohl 
wo  er  auf  Entzündung  beruht ,  zu  der  schleichenden  Milzent-« 
stindung  zu  rechnen.  Die^Splenitis  arterialis  acuta  (^S.  iz^o  — 
442)  entspricht  der  bitzigeu  Milzeulzündung.  Die  zwei  von 
dem  Verf.  angenommenen  Formen  der  Splenitis  arteiialis  chro^ 
mca  i42 — «46),  stellen  die  oft  als  Folge  der  Alilzentzun- 
dung  (doch  keinesweges  blos  der  hitzigen,  von  dem  Verf.. so* 
genannten  arteriellen)  aber  zum  Theil  auch  ohne  Entzünduug^ 
entsteheoden  langwierigen  Stockungen,  Geschwülste  und  Ver« 
härtougen  der  Milz  dar.  vDer  Vtrf.  sagt  selbst  S.  i45,  dafa 
*^ch  am  Ende  alle  Symptome,  wie  in  den.  lezten  Stadien  der 
Splenitis  cajn/laris  einfinden.)  Die  Splenitis  venasa  acuta  scheint 
(&  i46)  nicht  häufig-  ohne  Complication  vorzukommen;  com- 
•nlicirt.aber  komme  sie  in  endeniiscbeu  und  epidemischen  Fie->, 
bernvor.  Der  Splenitis  t^enosa  chronica  ^•v  er  dm  (S.  147)  Sjmpio- 
me  zu  «geschrieben,  wodurchschwere  FäUe.der  cl)ronisciieu  Milz-« 
entzänduug  mit  Geschwulst  und  anderer  De^rgauisation,  dia 
aß;«A%/  OTrhjiB^  des  Hippokrates,  sich  auszeichnen.  So  sehr  Wir 
daher  auch  die  Kintheilung  der  Jilntzundung  in  hitzige  und  cIuq^ 
.iische  in  der  Natur  gegi-yndet  finden,  so  können  wir  doch 
diese  Vervielfältigung  der  Arten  nichl  fnr  gehörig  bffgrundei 
ballen. 

In  Bezug  auf  die  Behandlung  der  Milzentzündung  äussert 
der  Verf.  vorerst  (i49):  ?>Wenn  eine  Krankheit  noch  so  vve- 
»nig  bekannt  ist j  als  üi^  Splemiis,  so  kann  man  &icK  icicludcu« 


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r22  Heu&ingcr,  üb.  EntiünJ.  u.  V  ergrö^ser.  d.  Uih. 

»keil    wie  viel  mdtf  man  nocfc  in  'dcr  Behandlunor  derselbea^ 
»Wfick'sern  müsse.«    Sodann  wird  über  die  Splenitis  capilla^ 
fit  /S.  *5V  bemerkt,  dafs  man  in  deren  Kunde  noch  besonders 
weit  zortiok,  und  daher  durch    die  Erfalirung  noch  keine 
Beliandlung  bewahrt  sey,   Der  Verf.  empfiehlt  indessen  Awidc-' 
xung  der  Lebensordnung,  Vermeidiuig  des  Branntweins,  und  an«, 
dcvcr  hitziger  Dinge,  der  Kartoffeln,  Hilisenfrüchte ,  ÄlehUpeiseii 
iÄthdagegenvorzüglichjKohle,-Kräuteisuppenetc.  von  sogenannten 
nrtiscOTbSlischen  und  harntrcSbcnde«  Pflanaco  an,  desgleichen 
wenigstens  in  den  ersten  Sudien  fleissi«  Bewegung  zufufs  und 
zu  Pferd,  (welche  wohl  schwerlich  bei  wahrer  Eirtzuuduug 
passend  sejn  m5cbtc) ,  Molken,  Buttermilcb ,  Biitcrwäfser  doch 
Vermeidung  des  xu  reichlichen  und  anhakenden  G  ebrauches  der 
^eutralsalze  und  würde  endlich  seinHauptaugcnmerk  immer  auf 
ISltrcurial-  und  besonders  Splcsglasmittel  richten,  deren  Wir- 
kung jedoch  durch  fteissiges  Trinken  eines  harntreibenden  Thces 
unterstützen.    *  * 

Bei  der  SplenUts  arterialis  acuta  cmpfichh  er  nach  denÜm-  . 
atapden  eine  Adcrlafs,  besonders  aber  Biutigel,.  Neutralsake  und 
vegetabilische  AbfuhrqngsmitteL 

Bei  dtv  Splenitis  arterialis  ehroniea  isi  (S.  l56)  ein  Haupt- 
erfordemifs  der  s ch.i eilen  HeUung,  dals  der  Kranke  die  G^^en- 
den  üiehe,  wo  diese  Krankheit  endemisch  ist  Man  Soll  0r«h 
aer  wie  es  scheint,  die  Kranklwü't  oft  att  behandcb  gehabt 
hab'e,  aber  doch  nicht  dahin  gelaunt  sey,  SpteniiU  orWrioto. 
und  i'enosa  zu  unterscheiden  (was  wir  schr  natürlich  linder, 
da  von  den  uieisten  anslandlsöhen  wie  inländischen  Aerxten  die- 
se ohnebin  schwankende  Unlerscheidun-  der  Entzündung  gar 
nicht  aiigenoramen  wird),  dk  besten  Beobachtungen  verdanken 
n.ui  seine  Heilvorschläge  sollen  voizü-lich  für  SpUlMs  «r^4»*Wj 
Iis  chronica  passeii.    Lr  enipfeide  besonders  Purgirjwlicl 

und  zwar  keine  Neutralsalze,  weil  sie  Blähungen  verursadiett 
und  z'Ji  sehr  schwächen,  sondern  vorziiglicK  Aloe,  Extr.ß  to* 
lorrntL,  Scanimoneum  ,  Jalappa  in  Verbindung  mit  Cfl/ome«  odCT 
Brechweinstein.    (4llein  auch  nach  Bree  ( on  painjul  affections 
of  the  side  Jroni  Liunide  spletn,  in  med.  chir.    Transact.  LonO' 
4843  f^ol.  II.)  eutbteht  eine  wahre  Entziiudung  der  Mi» 
tcn,  und  meistens  nur,  wenn  ihre  äussere  Bedeckung  ^^^^^ 
wird,  öfter  aber  eine  widernatürliche  AnfüUung  ihrer  Gefttaii 
Oegen  diese  empfiehlt  er,  ausser  möglichster  Iluhe  d« 
besonders  Mittel,  welche  das. Blut  vüa  der  Milz  ableiten,  »u«- 
knde,  abführende J  nnd  solche,  die  die  monatliche  Reinigung  b(?- 
förderu  oder  die  ii.unorrhoiden  in  Flufs  bringen.)  UnSC^  Verf. 
halt  übrigens  das  Eiseu,  vorzügiicU  nutüiliche  und  künstlich« 


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Hcusiijgei  ;  ub»  BDtzCiad.  .0.  VetgrSsser«  d.  Milz.  2'i3 

f'.i  seil  Wasser  (Spa,  Scliwalbach,  Pjnuünt)  für  ati^'^ezeigt,  wobei 
der  Krutike  sich  fleissig  Beu  eoni»n  m;io{ie» ,  taii/eii ,  ifilcii  c  c. 
soll.  Ks  brai'.clit  kaum,  bemerkt  z,u  wtMxb  ii,  dafs  der  Krauk- 
heirszuslttnd ,  dem  eiu  solches  Verfahren  eulsprci  Imu  s  iil,  k(.In<J 
-uahre  Kiitziiiidun^  und  e?)eu  $o  wenig  i^berliaapt  erhöiito  Oe* 
fäisthatigkeit  scjn  kann, 

Naben  slcl»  die  Krankheit  mehr  der  acuten  Spleriitis  arte 
rialisj  so  soll  (S.  i.58)  freilich  der  Gebraucli  des  Eisens  ausgc* 
setzt  werden,  es  sollen  nach  den  L'nistauden  örtliche  Blutaas- 
leeruii^cii,  zuweilen  ein  kühlendes  Abluhrungsmittcl,  massij^crb 
Leibcslic'wrgung,  kein  Tanzen  und  Reiten  statt  finden.  —  Droht 
sie  in  venöse  Eirtziiiidunj!^  überzugeljen,  so  können  ausser  dem 
innerlichen  und  änsserliclien  Gebrauche  eines  Mahl  Wassers,  der 
fleissigcn  Bewegung,  ein  Glas  guter  Wein,  besonders  alter  Hhein- 
wein  sehr  nützlich  seyn.  —  Bei  bereits  eingetretener  Verhär- 
tung der  Drüscheu,  Hepatisation,  Caniilication  sollen  die  nou- 
tralsalzigen  Eisenwasser,  Driburg,  Wiesbaden  (gehört  dies  zu  • 
den  Slalilwassei n? )  und  Eger^  den  Vorzug  ve  dienen,  aber  sel- 
ten hinreichen,  sondern  es  soll  not  ig  sevn  Aloe,  Calomel  ctc, 
damit  zu  verbin  'en  otb'r  ihnen  vorangehen  zu  lassen.  Es  sol- 
len auch  FrictioniM),  Mt?rcurialeinreibungen  angeweinlet  werden» 
Bei  eintretendem  Hliitbreclien ,  blutigem  Stuhlgange,  Nasenbluten 
soll  man  keiner  diesei  Blutungen  entgegen  wirken ,  wenn  sie  nicht 
grosse  Gefahr  diohen,  doch  beim  Blutbrechen  durch  an  den 
After,  die  Schaauuliciie  gesetzte  Biatigci^  Ableitung  zu  bewir* 
kcu  sucbcu. 

Ueber  die  Tendse  Entzüoduiig  der  Milsb  kann  der  Verfa»« 
5er  (S.  160)  sehr  wpem^  aus  eigener  Erfahrung  sagen  und  di« 
Erfahrungen  andrer  lassen  (S.  161)  so  uneudtieli  .viel  m  wän- 
sclien  tibi  ig,  dafs  er  es  voraieht,  gar  nichts  darüber  au  sagen; 
doch  bemerkt  er,  data  abführende  ^AxtvA^  Aloe^  Jalappa  ete» 
durchaus  utoht  *xa  vernachlassigeu  se^en«  Stablbader*  wUrdea 
auch  hier  oben  austeheof  die  China  scheine  hier  ebenfalls  ihr«  * 
Hauptanwenduttg  in  finden^  aber  unter  welchen  Umstanden,  auf 
*  welche  Art,  darüber-  wage  er  nicht  zu  entscheiden«  Uebrigens 
müsse  man  auf  vorhandene  Complicationea  KdcLaichl  uehmett| 
und  besonders  diirfe  man  sich  nicht  etwa  durch  den  (  edanken  \ 
an  Schwäche  voir  sonst  iudicirten  Blutaualeeruugen  abhalten  lasf» 
Icu«  «Endlich  empfiehlt  .er  noch  das  glühende  Eisen  der  Beack* 
tung  der  Aente. 

Auch  hier  möclite  wieder  die  Bemerkung  gelten,  dafs,  wo 
Stahlmittcl  und  China  für  angezeigt  gehalten  werden,  keine  waU- 
4re  Eutaündung  oder  auch  uur  aiAAÖbte  Qeiabitluiü|;keit  ango« 


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4224  Büdisr  aii$  dem  Leben. 

gcnonini<fn  weichen  kann.  Uebcriiaupt  inffchte,  wie  wir  icHoil 
mehrmals  bemerkt  haben,  oft  der  vön  nuuichen  Neuenm  für 
Milzent.  iindung  erklärte  Zustand  nur  eine  BlttCainliaufaiig  in  der 
Milz  seyii  oder  dem,  was  man  Stockung,  Verstopfung  der  Ein- ^ 
geweide  nennt,  entsprechen,  wo  aber  bekanntlich  auch  oft  gaui 
andere  Mittel  als  antiphlogistische  oder  Mahl  und  China,  uem-  - 
lieh  so^^enannte  auflösende,  die  Absonderung  durch  die  Enden 
der  Gctafse  in  dem  JJaimcanal  befördernde  und  oft  mehr  di^ 
sanfteren,  als  die  von  unserem  Verf.  bei  der  Milzentzündung 
meistens  empfohleucu,  hiuigeu  draiitischen  Purgirmittel  angc- 
teigt  sind. 

/.  ff^,  IL  Conradu 


9 

0 


1 


4,  Bilder  aus  dem  Lthen.  EineAuswihl'der  mtestm  Englischen 
Rüincuic  und  Erzählungen,  Erster  und  sweiter  Tkeü:  Mrs. 
Oljie  kleine  Erzählungen,  Dritter  und  vierter  Thßil:  Auswahl 
kleiner  Erzählungen  der  Maria  Edgeworth.  Fünfter  Tkeil:  der 
Schiff  Oriich  j  ein  Roman  von  Mrs.  S.  Ä  Bumejr.  Jena  bei 

Frommann,  48^,4,,  ,  . 

•  »  ' 

Gottlob  1  die  Zeit  der  radcniTschcii  Sckiuerröniane  ist  för  Eng- 
land vorübergestrichen:  die  Lust  an  abwegsaoien 
an  wahnsinnigem  Gekreisch  und  Kettengerassel,  au  unlieimlichen 
Wäldern  und  Einöden,  an  ungeheuren  Burgen  voll  KeHcm  uud 
Verliesseu  und  Hallen  und  versteckten  Zimmern ,  in  defcn  Bet- • 
ten  Kadaver  ruhen,  hat  sanfteren  Gefühlen  Plati  gemacht.  Statt 
auf  der  Balm  der  ehemals  so  gefeierten  Mis  Raddiff  fortMiwaii- 
deln ,  bestreben  sich  j(;lzt   die   «geistreichen  Britlillllim,  un8  DU*' 
einfachen  Charakteruemälden  und  wat;  rhaften  Naturschilderwir 
gen  zu  erfreun,   und  besonders  wird  von  ihnen  das  Fdd  dw 
moralischen  Erzählungen  mit  Eifer  bebaut.     Ausser  der  tte^ 
liehen  Lady  Morgan  haben  sich  als  Schriftstellerinoen  in  tos«*" 
Gattung  Mrs,   Opie  und  Mis.  Edgeworth  bereits  einen  bedett- 
tenden  Namen  erworben.     Beide  sind  sich  an  Talent  und  Ge- 
sinnung so  fj^lcich,  dafs  es  scliwer  wird,  einer  den  Voraug  «a 
geben  \  auch  macht  die  Liebe  beider  lu  einander  beide  gletcb  eiir* 
lYÜrdlg. 

(Der  Bescblufs  folgte) 


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*—  Heidelberger 

Jahrbücher  der  Literatur, 

t 

m 

% 

ßiUet  aus  dtm,  JuUtu 
CBi  ie  b  i  M/s.) 

Failtastisdi«  SpukstÜt&chen,  edle  lUtterzüge^  Urilni^rsanid  F««^ 
reieii  erwiwce  man  liier,  siebt;  wer  aber  die  Tugeodeit  und 
tMct  der  ctosiea  wie  der  Ueioeu  Welt  viU  kmmta  ler*» 
neti|  wer  fcbidlichc  Vonirtlieile  will  aufgedeekt  und  bekümpft 
seben^  i^er  sieh  lebendii;  dberteugea  i^iü|  wie  demfithig  Uulr 
deudes  Verdienst  doch  am  Ende  mit  dem  Schicksal  tera6fint 
wird|  und  dagegen  der*  EhrgeijB  sich  selbst  die  sehimmeti^e 
BilUe  abttrei(k|  oder  wie  unsinnige  Vergnüguugssitclit  in  steh 
selbst  den  Keim  4^  2efst5ruDg  erzeugt  ^  der  versammle  sich 
vor  diesen  Spiegel  der  Wahrheit  und  des.  Lebens.  —  Der  er- 
ste Theil  entli£h:  *  frm  ArtittgtonM  oder:  nicht  alles  QtoU^ 
was  giaoati  Gleifsendes  Elend  j  gle  fsende  Erbärmlichkeit  im 
Gegeiisatse  iroli  beneidenswerthem  Glucke  des* ausreichenden  Mit^ 
telstan^es.  Die  Charaktere  sind,  scharf  geteieiinet^  nur  ist  jdie 
kleine  Marianne  etwas  mit  Rindliclikeit  -fiherfflilt«  .  ük  Heinrich 

eine  Sinaiehende  CrimioalgetChichte»  auf  das  ausser*  . 
ste  spannendi  -am  Schlüsse  befriedigend«  Def  QuSeket  und 
das  Jf^ekkiwi,  ge^en  gewöhnliche  idier  verderbliche  Yomrthei^ 
ie  geric&tet.  Zweiter  TMäk  4i  Bie  MeünMr  oder  der  ßtdl^  ein 
Itdilich^  StlIlld>ejEistack«  Die  beiden  Schwestern  muin  nach 
dem  LAca  gesdiildert,  die  eine  Ungemein  lisbentirnrdig«  Bfan 
glaubt  mit  lonmi  und  dem  General  Monthermei*|  der  MAriannens 
liinifaehu jährige  Liebe  so  edel  belohnt^  persSnücJb  bekannt  zu 
fieynt  $,Getildi  Dui^al,  das  gebtreichM  Stdck  der  Opae^  njdl ' 
mit  bfdien  'aber  nicht  zu  grellen  Farben  das  £n(sesliche  einer 
riefe  Jahi^  hindurch  geheim  brntenden  RachA  Die  wahnsinni-« 
ge  Mutter  gevinlit  unser  genies  Herx»  Einige  Unwahrschein** 
fichkeiten  ßbersiebt  man  gerne  am  vollkommen  versöhnenden  Schlufs« 
J.  iMg»  und  fyahrhutß  beide  schneidend,  neben  einander  ge- 
stellt, bilden  ein  anziehendes  und  warnendes  Oentälde  aus  dem 
Kreise  dea  gewöhnlichen  Lebens.  —  Die  finahluugen  der  Ed« 
geworth'Sind  folgende.  4.  Morgen,  eine  schöne Versinnliehung 
des  hekannten  Sprichwortes |  belehrt  in  zwiefachem  Sinne;  denn 
ausser  4er  motaliscluni  Bdehrung^  die  sich  besonders  am  er^ 

15 


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220  Bilder  aus  dem  Lebeu.  -  / 

scVirittcnulen  Schlussf  tief  einprägt,  gicbt  uns  die  Veit'.  ( inige 
Charaktci^jemäldc  auh  China  uiid  Amerika,  dciK-n  ilcr  Stciiipf'I 
der  AVahrheit  auf«>-rprägt  isf.  ij.  Die  llaniJschuhc  aus  Lünnic 
rik ,  unbedeutend  i'iir  den  Deutschen,  Aveni-^er  für  den  Englau- 
der,  der  mit  nation.den  Voruidiedea  z.u  kiinjplen  hat.  Mw 
rad  der  Vni^liuIJiilu  ,  nicht  ohne  oiientalisehen  Ai..^uicli, 
anziehend  und  betnidi  pliilosophisch  beleln  end.  Im  Vierten  Thell. 
/.  Der  Cvntrast ,  ein  recht  derbes  und  ge^'<inhaUendes  S{iick, 
xei^t  das  Elend  und  die  Freuden,  über  eiche  die  3Iacf/t  der 
Er^ichiuig  gebietet.  Eine  Dissonanz  veraunJeJe  den  Ree.  War- 
um bleibt  die  arme  Hanna  im  Wahne,  sie  habe  durch  Unvoi^ 
sichtigkeit  die  Wohnung  in  Brand  gesteckt?  —  u.  Der  dank- 
bare jScger  ist  beinah  romantisch  durch  treue  Schilderung  fer- 
ner Sitten j  und  im  hÖchsfen  Grade  unterhaltend.  Uebrlgens 
sprechen  die  Neger  so  gebildet,  wie  die  EdgVworth  denkt. 
3.  Die  Fahrikantcn ,  wiederum  ein  leclil  tüchtiges  Stück.  Der 
eine  i  abrikiuit,  W^illiebn,  ist  als  Vüllet.'defer  Mensrli  seines  Stan- 
des, als  Freund,  Gatte,  Vater  und  Heratber  So  ücbiinnriijrcli^, 
dafs  es  einer Kecci  seutm  schwer  fallen  sollte,  sich  mcht  in  ihu 
zu  verliebenj  der  audftre,  sein  Vetler  Karl,  kann  wegen  sciucr 
Anmassung,  wegen  seines  linkischen  Aufstreben»  nach  Schein- 
grösse  und  Scheinwürde  für  einen  Grundtjpus  aller  Philialer 
in  jedem  Stande  gellen.  Auf  eine  sc!i($ne  Weise  bildet  ihn  (he 
Verf.  in  der  harten  Schule  des  Lebens  allmäbJich  x!u  der  iFiik" 
liehen  Höhe  seines  Vetters  etnpor. . 

Auch  der  Schiffbruch  von  Mrs.  Burney  gelioft,  was  de» 
Kern  betrifft j  in  das  gewöhnliche  Lebeu  hiliein.  Ein  irländi- 
scher Jüngling  wird  von  beiden  I'lltern  eines  liebenswürilifjcü 
Mädchens  verkannt  und  geliafst.  Durch  Zufall  mit  diesem  IMad- 
cben  und  ihrer  Mutter  auf  eine  Insel  versclilageu,  reclitlertigt 
er,  als  Beschützer  von  beiden,  seiiie  Unschuld,  empfangt  den 
Segen  der  sterbenden  Mutter  zu  einer  Verbindung  mit  derTocb- 
t<T,  und|  nach  London  zurückgekehrt,  auch  den  des  versöhiiten 
Vatew,  der  sie  schon  einem  andern  zur  Oaitin  bestimmt  hatte. 
Dieser  einfachen  Geschichte  hat  die  kunstreiche  Verfasserin  eine 
romantische  Einfassung  gegeben,  duwh  das  käbjae  und  gut  be«- 
standene  Wagstuck  eiüer  steten  HinWeisung  auf  einige  acht  ro- 
mantische Dichtungen,  so  dafs  alle  Zauberbilder,  die  wir  na- 
mentiich  aus  dem  Kobinson  ,  aus  der  Insel.  Felsenburg,  und 
besonders  aus  zwei  der  schöusren  Dichtungen  Shakspearcs  ^dem 
Sturm,  xitiii  was  i/ir  woüij  gewomieu  habeu,  ihr  xu  gute  kom- 
men Mit  einem  Seesturmc  b'egiuut  der  Roman.  Mutter  und 
lochter  leztere-bedeutungsvoU  Viola  genannt.  Werden  auf  die- 
selbige  Weise,  wie  in  Shakspew^s  frtungm  fi  Aufe.  i  Sc.) 


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Bilder^  aas  dem  Leben« 

w 

\ 

die  beiden  KiiabiMi^  g^etiet^  lincl  ds  Sie  lauden^  scheiat  die  lu- 
scl  mit  lautet'  Stimme  ausiurufcii :    •  •  ^ 

^^  Uikommen  aus  dem  Meerabgriliid  Vibla. 

Dort,   als  Mirauda  lebend j  findet  Viola  iWeu  IVrdinand;  die 
Liebe  scliaft  die  Einöde  zum  Elisiüm,  und  der  äussere  Wt^hl- 
staiid,  in  welchem  die  neuen  Insrdaner^  trotz  den  Worten  //ä7- 
te  j  tiölile,  Schaalthicre,   ^f^aldfrüchle ,  3fuscfteUanipe  u.  s.  w\ 
leben,  scheint  das  Werk  eines  unsichtbaren  Ariel  tu  sevn.  Dafs 
die  Verf.  vollkommene  Befuf^^nifs  halte,  schon  Gedichtetes  zu 
ihrem  Vortheil  zu  brnutzcn,  beweist  die  Art,  wie  sie  benutzt: 
sie  weifs  sich  auf  der  roma?itischen  Höhe  zu  erhalten  und  frei, 
zu  })ev\egen,    Ihr  schönes  Eigenthum  sind  die'  trefflichen  Schil- 
derungen der  Stürme,  der  drückenden  Nebclschwüle,  und  der 
Kämpfe,  die  Tod  und  Loben  kämpfen.     Der  Zufall  spielt  eine 
bedeutende  Rolle ,  und  das  darf  er  im  Roman.    Die  Verf.  führt 
durch  ihn  herilichc  Er«;cheinungcn  herbei ,  erst  die  furchtbar 
Italibanische  det  beiden  Franzosen,  dann  den  ehrlichen  Watson, 
■welcher  das  Werkzeug  ihrer  Beficiung  wird.  Auch  ihm  scliein^ 
Ariel  zu  helfen»  in  der  Ausbesserung  des  Öootes,  in  der  Her- 
beischaffung  des  Proviantes  u.  s.  \v.    Die  Verf.  weifs  schöne 
Gruppen  zu  bilden,  und  weise  aufzusparen,  damit  kein  leerer 
Kaum  entstehe.     Auch  ist  sie  Meisterin  in  der  Darstellung  dcf 
Leidenschaften I  sogar  der  hertigeu,  des  Zorus^  ^  der  WiU|  def 
jElfersucht; 

Die  Ucbersetzung,  stellenweise  verkürzt  und  zusammengebo- 
gen,  ist  leicht  und  gewandt.  Sehr  selten  fanden  wir  eine  nicht 
völlig  ausgebildete  Periode,  z.  B.  im  5^*^*^  Bd.  S,  i38:  y>d[e 
GedankcM  völlig  von  dem  abgezogen  u.  s.  w.«-  = —  Dank  für 
die  Gabe!  sie  ist  wahrer  Balsam  iür  die  Wunden j  welclie  der 
Bremsenstachei  der  Afterroiuautik  uns  uoch  iuuier  lu  Zeilei^ 
beibringt..'  / 

Von  ganz  anderer  Art  und  nicht  minder  an^icbcnd  ist: 

H«  Mdmoih  der  iVandirer,  noi^  dem  EßgUseken  des  Herin 
Maiurih^  frei  Uhßrtragen  van 
hmd.  4S%t.  Drei  Iheäe  in  B^  A  Utltfar« 

Ein  mit  Grauen  und  Greueln^  und  dann  Wieder  mit  Lieb^ 
ticbkeiten  und  Ergötzungen  reichlich  angefüllter  Roman  |  gegi-ud-* 
det  auf  der  Idee,  dafs  den  festen  Sinn  kein  Teufel  erschüttein 
köniie^  uhd  wenn  Satanas  selbst  »mit  seineu  Lockungen  dai  £r^  ^ 
denrund  durchwanderte.«  Diese  in  der  Vorrede  ausgesprochene 
Metafer  ist  im  Romane  buchstäblich  ausgeführt.  Vom  Teufel, 
'  dem  er  seinie  Seele  terschriebiBiii  «rhäU  4er  Irläädcr  MelmoU». 

15« 


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22b  liiidei  aus  dem  Leben. 

das  Geschenk  einer  1 5oJälirigcn ,  mit  TenfeUlcraft  m.d  Teufels- 
kunst  gc^üstclfen  Lebensdauer,  und  den  Auftiag,  ilwu  aus  allen 
Weltgegeadcii  Kunden  für  die  Hölle  zu  vcrscliafTen.  So  wan- 
dert dj5r  gefeite  irläuder,  aU  jyäi'  er  der  TvM  seihst,  durch 
Feuer  tind  Wasser,  besucht  ^^enotlidrängte  rauuiicn ,  dringt  duixli 
versclilossenc  Thiircn  in  die  Gelaugnisse  der*  Jiuiuisiiion  u.  s.  vv* 
Aber  wie  sehr  er  auch  lockt,   und  die  glän/.endsten  Uerrlicli- 


Ben  Manoe  piöti.»«    -         '  .  . 

ten  Legendentod;  uad  alles  Gf aasen  ||cheiui  mit  ihm  aus  du:  y\  eit 

^ewichlm. 


Aobifs 
verkn 

eleichsatm  in 

ChikraktcüffemSidft;  dünn  folgt  ein  majeriätisches  Seestück  voU 
Leben  und  abrbeit  Mit  dcip  Ankunft  des  stunngerjciteten  Sp?- 
ülm  beginnt  "der  eigentliche  Roman.  •  ^ 

Einige  Theüe  desselben  siüd  aus  dem  wirklich eri  Loben  ge* 
Sdißpft,  ander*  auf  Thatsachen  gegründet,  z.  B.  die  lieblich^ 
Oeschicbte  des  John  SaüdaL  16  der  reizenden  IS  ovelb  von  der 
Indierin  verbindet  der  Verf.  eine  ufafasscndö  historisch -g^cognH 
phiscr  e  Kenntnifs  mit  einer  reiche?  Erfindungsgabe;  was  hnriH 
sterFlüg  der  Fantäsiii  scheinen  mSclite,  ist  auf  dem  Boden  der 
Wirkli^kdt  ^rwa^liseii.  ^ 

Der  vorxugnthsic  Tlnäl  des  Romans  isi  die  Kiostcrgesclnclitü 
des  Spaniers*  Mü  Elilsctzen  liest  man,  wAche  Kiinstc  die  spa* 
nische  GeistKcbkett  ehemals  anwandte,  umNovIien  emzufangen, 
ttnd  dami  nür  Ehre  Oottes«,  nlich  dem  teuflischen  Grundsätze^ 
dafs  der  Zweck  die  Mittel  heilige,  zu  peinigen.  Hier  lol^t 
Schhig  aufschlage  Grauen  auf  Grauen,  und  nirgends  UcberireH 
bung.  Wirs^ken  yOruns  das  »wuhdtoanle  Gdjfiüde,  das,  vom 
»Geiste  des  Vatihans  durchdrungen ,  m  dem  Schoose  der  Erde, 
»gegründet  bt,  uÄd  dessen  Spitze  bis  zürn  Himmel  reicht« 
(ater  Th.  S.  73)}  das  G(d>ande,  worin^  »Freundschaft,  Liebe^ 
»Freudo,  selbst  die  Hoffniing  auf  künftige  Freude«  wie  ausge- 
storben ist|  das  Gebäude,  wo  ♦Neid  undScheekucWund  FabcU- 
»hett  wuchert«  (ater  Th*  S,  43) ,  und  »wo  der  grosseste  >  er* 
»brccher  seine  Sunden  abbtissen  kltnn,  wenn  er  die  Feinde  Got- 
»tes  bebuscht,  verfolgt  und  «ui*  Strafe  bringt«  (S,  "80).  Nicht 
minder  vertraut  ist  der  Verf,  mit  den  Inciulsiiionsgreueln  elic- 
maliger  Zeit,  die  «ns  inr  furchtbaien  Spiegd  der  Wahrheit  g«- 
teigt  werden. 


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Bilder  aus  deoi  {^cben*  229 

Der  ücbcTÄeteer'tbal  Redit  S^uvm^  dafs  er'  die  weitlüurt!- 
gen  PersonenatlHldoniolfeiT^  dl«  sicli  Aiehin  aos  den  Handlan- 
gen kundgeben,  mdsFichst  verkürAte,^nd  die  häufig  eingestreu«- 
t«n  Lef^raatsey  die  den  Deutschen  Leier  ermiiden  und  einschlä- 
fern ,  gäualtcli'  tilgte.  Sp  bat  er  «u  vier  s'^ken  Bänden  drei 
massige  oesclttilSen«  6hne  dafa  man 'eineLficfce -beMerict.  Ander 
'  Geliebte  selbst  bat  er  oidii}  geandwt.-  Wir  wunsebten/ 
battf  wenigstens  eine  AttsmAne  sieh  erlaubt,  und  denHuii|rer-' 
lod  iin  lUostergcwIMbe  (ster  Tli.  Ant.)  :au&gelassen;  Denn  ist 
er  gleich  ein  bedentendnr  Zog  «n  der  Schilderung  jener  «Men- 
»schenpeiniger« ,  5Ö  will .  dar  gebildete  Lese»'  d Aoh  nicht  an  ei- 
ne Grenze  gefäbrt  werden,  wo  Gcfübi  und*  Fbatit^sie  xUriick- 
Khaudem.  Hier  ist  mehr  als  Ugbltnoy  bier»  tit'eiue  t»u  den 
radcKffiscben  Greudsceuen,  vot  denen  sieb  doch*- der  Verf.  laut 
dem  Vörbericbte  hat  hüten  weilen  ^  und  auch  wirklich  sonst 
gehütet  bat. 

»Da  die  Hj  dra  der  geistlichen  ITiornK  liicis*.  (sn^^l  dergewijud- 
te  Ucbersetzcr)  ^ihr  Haupt,  selbst  }>cl  uns,  wiodrr  7,11  erheben  • 
:»dToht^  so  glaub'  ich,  dafs  man  Maturins  Schildoiungcn  nicht 
7!>ühne  Interesse  lesen  %vii<l.«  Als  Probe  seiner  kräftigen  und 
dem  Original  höchst  angemessenen  Sprache,  stehe  lolgeudes  fir 
Th.  S.  197):  "Peiniget  man  einen  JMenschen;  $0  betäubt  der 
9>Schmcri  seine  Kräfte.  Vcrurthcilt  man  ihn  zum  Blödsinn  und 
»zur  Dummheit;  so  wird  er  wie,  Thiere,  die  in  Hol/,  und  Stei-' 
»ncn  erngcschlossen  sind,  zwar  erstarrt,  aber  Atifrieden  schlum- 
*mcrn.  Verdammt  man  ibn  aber  zu  gleicher  Zeit  zu  Pein  und 
?>Ünmmheit,  wie  die  Klöster  es  pflegen^  so  vereiniget  man  die 
^^Lcidcn  der  Hölle  mit  den<Mi  der  Vernichtung.  Sechzig  Jahre 
?!>i)indurch  vei'lluchto  ich  mein  Dasejn.  Nie  erwachte  ich  zur 
^^Holfnung;  denn  ich  halte  nichts  zu  erwarten ,  mithin  auch  utchts 
•«^zn  hoffen.  Nie  legte  ich  mich  getröstet  nieder;  denn  am  En- 
"•<Ie  eines  jeden  Tags  hatte  ich  nichts  aufzuzählen,  als  gedaiiken- 
>^h*erc,  geistliche  Uebungen,  die  Gott  mehr  höhnten  als  priesen. 
5>\\ird  dem  Menschen  der  freie  Wille  geraubt,  wird  er  zur 
!^!)losscn  Maschiejie  herabgeuiirdigetj  so  wird  das  Lebe«  ihm 
»zur  unertraglicUcu  Qual.«» 

Auch  diesem,  von  engländischeii  Kritikern  bald  tiberlobtcu 
bald  übei  tadelten  Ronuine  wünschen  ufiri  besoude»  seines  lebrr 
reichen  lubaitcs  wegen ,  eine  Menge  von  .Lesern» 


Zur  iMat  hematik  und  Logih.     Vor  spiele  zu  ihrer  Er- 
iveüerung  und  Begründung.    Vgn  Karl  AüQVixvs  Ehm. 


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a3o  ZuvM4|fbcm?^ükii,LpgikVorspkIe  Y.K.  A.Erb/ 

B^rfiiiS«  dev  WlMeosctiaft  ist  zu  unserer  Zeit  noch  immer, 
dafs  der  Logil^r  seine  forschenden  Arbeiten  vorzüglich  mit  auf 
die  mathematische  Lehre  erstrecke^  dafs  er  einestheils  dcmMa-^ 
tbeiMtike»  in  di^  Hand  arbeite,  wSx  ErSrternng  des  logischen 
Baues,  des  nu^thematischen^Gedatilieilgaages,  vorzüglich  zunifchst 
QOcU  in  der  Elemeptar^  Mathematik,  und  dsfs  er  anderntheiU 
seine  eigene  Theorie  erweitere  und  bereichere  aus  den  logischen 
|i4>rmen,  deren  sich  sumat  die  habere  Mathematik,  uid>eratheii 
bierin  Ypn  den  L«b¥buehem  der  I^ogik,  susübend  schon  bcmach^ 
fig  hat,  ja,  daft  isr  «ich  durch  ungetrübte  Betrachtung  des  lo^ 
g»cben  Wesens  der  Mathematik        die  richtige  Begnindung 
iiberhaupi  der  Logiii  leiten  lasse.   Deshalb  fand,  der  Verfaav 
picht  unersprieslich,  die  EfSrleruog  gewisser  Frage»)  wetche 
unumgängliche  Grundfragen  för  dieBeUndlung  der  PhOesopIiie^ 
Grundfrage^  ffir  alle  wissenschaftliiche  Foiscbung  und  Efk'ennt-; 
nifs.  sind,  au  Mathematik  ausnkniipfen« 

Beispiele,  um  die  Aufmerkss^Mit  und  das  Interesse  auf 
*  dessen  wesentlichere  Untersuchungen«  ZU  lenken«   Wahrend  die 
Brauchbarkeit  der  gangbaren  Definitionen  der  Ebenen,  Flache^ 
und  der  Geraden  Linie  bestritten,  das  modische  Verweben  auf 
die  unmittelbare  Anschauun»;  derselben  aber  Ton  Grnn^  mia  A 
ungültige  Maxime  verworfen  ist,  wird  dagegen  ZahllosigWt  der 
auf  Grössebegriflf  stützbaren  Bestimmungen  dter  Ebenen  Fläche  . 
und  der  Geraden  Linie  behauptet.    Unter  den  namentlich  gege- 
benen Hestiramungen  z,  B, ;  die  Bestimmung  der  Ebenen  Flilche 
nach  zweyen  (ausser  ihr  liegenden)  Punkten,  von  deren  einem 
jeder  Punkt  der  Flache  so  entfernt  ist  wie  vÖm  andern  (wo  al- 
so überall  der  Exponent  der  beiden  Entfernungen  =7  4,^  die 
Pifferenz  derselben  =:  o,  die  Differenz  ihrer  Quadrate,  ihrer 
Quadratwurzel,  u.  s.  w,  gleichfalls  =  o  ist:  wieder  StoflF  stt 
iioch  anderen  Bestimmungen;  so  wie  auch  zu  Verglcichungcn, 
z,  B,  wäre  der  beständige  Exponent  nicht  =  4 ,  sondern  mehr 
oder  weniger  als  1 ,  so  wären  damit  zwei  Kugerflächen  bestimmt; 
wäre  die  Differenz  nicht  z=:p.  o,  so  wäre  —  • —  etc.);  die  Be- 
stimmung der  Geraden  Linie  nach  dreyen  (ausser  ihr  liegenden} 
Punkten,  von  deren  einem  jeder  Punkt  der  Linie  so  fen^ernt 
ist,  wie  von  jedem  der  beyden  übrigen;  dem  gemafs  die  BlJ- 
Stimmung  der  Geraden  Linie  in  vorausgesetzter  Ebenen  Fläche 
nach  zweyen  Punkten  dieser  Fläche;  die  Bestimmung  der  Ebe- 
nen Flache  und  zweyer  Parallel- Ebenen  nach  zweyen  Punkten 
von  bestandig  gleicher  Differenz  der  Quadrate  ihrer  Lf  j  denEnt- 
iernungeu  von  jeglichem  Punkte  der  Fläche  oder  der  paralle- 


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Zur  Mathematik  u.Xogik  Voi  spiele  v.  K.  A  Erb,  26 1  ' 

Jen  FlacJien  (der  einzigen  Ebenen  Fläche  nämlicl) ,  wenn  unter 
bevdcn  PnnktLLj  <l<'rjf»ijqe  Ijestinmife  gegeben  wird,  welcher  die 
grössere  oder  welcher  die  gTrinfrerc  unter  beyden  difterlrenden 
Knllernungen  von  Punkten  der  Fläche  hat,  und,  wenn  die  Dif- 
l'creoz  =  o  gegeben  wild ;  der  Pandlol -Ebenen  hingegen,  wenn 
keines  von  beyden  der  Fall  ist) ;  die  verwandte  Bestimmung  der 
Ceiadcn Linie,  oder  drejen  Parallcl-Liiiien  zugleich,  nach  drejc^ 
Punkten;  die  Bestimmung  der  begränzten  Oeraden  Liuie  nach 
zweyen  (sie  begränzendcn  oder  in.  ihrer  Verlängerung  Hegen- 
den}  Puncten,  deren  Entfernung  von  einander  gleich  ist,  die 
Sui^me  der  beyden  Entfernungen  jeden  Punktes  der  Linie  von 
diesiieD  beyden  Punkten;  die  Bestimmung;  bjaes  odei  zugleich 
ÄWcyer  einerseits  begränzten  Theile*  einer  geraden  Linie  nach 
zNveyen  (sie  bcgrünzenden  oder  in  der  Yerlängcrnng  Hegenden) 
funkten,  deren  Entferming  von  einander  gleich  ist; . > Die  JDifFe« 
renz  der  beiden  Entfernungen  jeden  Punktes  der  Linie  von  die- 
sen beyden  Punkten;  (da  also  dort  die  Summe  ..der  beiden  Eni* 
feriittDgen,  hier  die  Diflereiiz  der  beiden  Entfernungen  bestän«» 
dig  oder  für  alle  beliebige  Piudue  der  Linie  gleich  ist:  sO  ist  .. 
es  fehlerhaft,  ehne  ausscidiessenden  Beisatz  das  Elliptische  nach 
der  bestitndigen  Summe,  das  HjrperboÜsche  nach  der  beständi- 
geu  DÜfereiiz  der  beiden  £ntfcraang0n  xu  defmircn,  wie  doch 
7«u  geschekeu  pflegt).    Sätze  zu  geometrischer  stetiger  Vcrzeich* 
ttung  der  Geraden  Linie  ohne  Lineal  u.  dgL;  zu  Gründe-  le' 
gend  die  Satze  zu  geometrischer  Verzeichnung  der  ganz  in  ei^ 
.    »er  Ebenen  Iläcbe  liegenden,  i^enn  gleich  übrigens  nicht  we»« 
,tec  bestimmten ,  Linie  (hier  Ebene  Linie  benannt),  etwa  der 
ebenen  Durjclischnitts- Linie  jedweden. Kdrpcrs  von  krummer  oder 
gebrochener  Oberfläche«    Sciue  xu  geometrischer  stetiger  Ver»  .  ' 
zeidiuung  der  Kreislinie  von  jeglicher  SteUe  ausserhalb  ilired 
Centrums  oder  selbst  ausserhalb  des  Umkreises  her.    Von  vor-  ' 
Ausgesetzter  Ebenen  Fläche  yinabhängige  Bestimmungen .  der  Kreis- 
linie und  andrer  Curven.    Neue  Grundlagen  z^*  einer  Anzahl 
noch  unversuchter  Parallel -Theorien.    Bestimmungen  der  (senk*  ' 
rechnen) Cylynder-  und  KegclÜäehe  nath  zweien  Pnoclcn.  Be- 
stimmung der  Schenkel  des  (geradlinigen)  Winkels  in  gegebener 
Ebene- nach  zweyen  Punkten.    Gelegejitlich  Bestimmungen  vie- 
ler krummen  {Flächen  und  Linien.    Manche  yindiden  für  den 
jetyt.  häufig  bescfaoiteiien  Euklides,    Vorbereitungen  zur  richti*^  . 
gen  InterpreiktioA  seiner  schwierigen  Definitionen  der  Geraden 
Lmie  «od  der  Ebene.  —    Da  in  den  jüngsten  Decennien  meli- 
'Tere' di^er  An^egenheiten  mit  einiger  Vorliebe  behandelt  wor» 
den ; .  S0{  ist  ja  wohl  die  Hoffnung  nicht  tinzidässig,  dafs  diese 
ünd-sodre  in  dem  Scbriftehen  zur  Spriiche  gcbrachteiar  Einiehi- 
.-,    •     .        .  .      '  •  ■ 


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23a  He^perus  von  C,  Ji  Andre.  • 

heitrn  sclion  für  sicb  «iiier  öffdUUchea  Pi'üfang  werden  gtwür* 
4igi  werden«  - 


Jjjpf/^m*^,  fncyMopadische  Zeitschrift  für  gebildete  Lese/ ,  Heraus* 
gegeben  'von  Curistian  Karl  Anonit.     »Qstcr  Band,  6 
.  ffeft^  Jost^r  Bandß  3  Hefte.    Prag  48^4*  Calt^e  4* 

Obgleich  CS  nickt  in  Plaiie  dieser  Jahrbücher  -Zeitacbrif« 
leo  aiizuielgcn ,  so  bat  mtä-  doch  aus  melirf  ren  UmchcB  dies« 
mal  eine  AvHiahnie  machen  zu  dürfen  geglaubt}  tnersti  weil 
Nachriohtea.  aus  den  Oesterreichisoheu  SUateu  und  aus  Ungarn 
bei  uns  selteil  sind  und  so  sehr  immer  settner  av erden,  dafs  es 
fast  sei)  ei  neu  könnte  j  als  würde  dies  Luid  bald  eine  terra  irt» 
eognita  für  das  westliche  Deutschland  sejn.  £in  zweiter  Grund 
ist  der  Wunsch,  das  Verdienst  des  betriebsamen  Herausgebers 
um  die  deutsch  redenden  Provinzen  des  Ocsterteiehisohen'  Kai* 
serthiuns  dem  übrigen  deutschen  Publicum  bekannter  machen  zu 
bclfenj  ein  dritter  Grund  ist  «idUoh  der,  dals  sich  vtelleicbt 
in  difser  Ze^Kifarift  mehr  Originales  findet , 'als  in  irgend  einer 
:indero  derseU^  Art«  Was  das  Letztere,  betrift,  so  rcfsteht 
Referent  unter,  diesem  Originellen  gerade  nicht  .etwas  Yorsiigo 
liebes  oder  Ansgeateidinetes,  sondern  dafs  hier  tlieils 

Manches  angesprochen  werde^  was  man  im  übrigen  Deutschland 
nicht  sagen  wür^  (wie  z.B.  iib^O'LeibewensehaflundFrohnde) 
oder  dafs  wen%steos  e«  gfhriises  NatovaUsbeik  iii  manchen  hx^, 
|ih«ln  hervQischeittt,  das  viel  unicrhakender  ist,  jene  flache 
und  hcÜe  Glatte  und  GIeiehfönni|^eit  der  mehmlen  deutschen 
filattar  der  Gatkinr,  Wir  er#ili|ien  der  frubern  Helle  nicbt^ 
^eil  sie  schon  au  alt  geworden  sbd,  obgIeij:;h  im  3ten  u*  '5ten 
Heüe  des  a9sten  Ihmdes  die  Nachrichten  über  den  OestcEre^ 
chischen  Natmdichter  urfd.Strnmpfatrickicr  Pasdi  «isiehend  ge«- 

sindf  und  auch  manche  statistische  Nachrichten  der  Ans<^ 
«eichnung  würdig  wären.  . 

Es  finden  sich  dergleicheB  im  6teD  HcA  des  tasten  Bandes 
^«r  die  Deo^hen  m  deir  Ztpsi»'  Gespaonschaft,  über  das  Bad 
Gastmn  und  andere  Berggegeoden  im  Sabburaischen ,  über  die 
berühmte  Gegend  der  Adenbadier  Fdsen  und  ih«e  merkwür- 
digen Gestalten.  In  eben  dem  Hefte  liefert  einer  der  Pjnrfesso^ 
re^  am.Geprgikon  eine  Abhandlung  über  das  mnieraliscfae Cha- 
mäleon ^er  die  Veibindung  des  Kali  mit  dem  Mancanoxjd, 
dem  er  ^e  Reihe  eigner  Versuche«  betgegeben  hat,  die  man 


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Hesperus  von  C.  K.  Aodre«  SLSi 

vieUeioht  liier  ntclit  suelien  würde.    Wir  halten  uns  indefs  mM  ' 
deo  angegebeaen  Gruiidett  llaaptsäclilidi  an  de»  hosten  Bno^^ 
von  dem  3  Hefte  vor  uns  ]iegen.    Gleich  tlas  erste  ileft  diesee 
Bandes  i$t  reich  an  Al&fsätzen  ffir  die  Statistik  und  Topographie^ 
weiche  uns  überhaupt  die  beste  Seite  der  ZeitscbnTt  scheint^ 
weil  wir  xwer  Wits  ikud  Laune,  denen  viel  Raum  in  den  vori* 
gen  Heften  gewidmet  ist,  nicht  tadchi  wollen,  gieichwobl  nber 
manohei  darin  so  Böhmisch  finden,  da&*es  uns  nicht  r^bt  i& 
den  ^inn  will;  freilich  wcifs  der  Herausgeber  besser  als  wITi 
Mrelflben  Witz  seine  Leser  lieben ,  und  es  ist  sciue  Pflicht  sldi . 
darnach  einzurichteir.  Also  zn  den  ernstem  Sachen.  Gleich  vorn ' 
im  ersten  Heft  findet  man  swei  recht  artige  Beitrage  zur  Kennt* 
Ulis  von  UnearUy  den  oinen  unter  der  Aufschrift:  lieber  das 
Spatbiniurer  Comüal,  den  andern  üb^schrieben :  Waademngeu 
durch  Ungarische  Gegenden  im  Sommer  «San.   Das  Inicressair« 
teste  im  ganzen  Heft  indessen  ist  Seite  lo.  desselben  die  Fort* 
Setzung  der  Briefe  eines  reisenden  Polen ,  dessen  fiühere  Briefe 
in  vmrhergehenden  Heften  eingerUckt  waren«   Wir  sagen  inte* 
ressanty  weil  jnan  gege&wirtig  adtei\  noch  auf  Menaehen  trüR^ 
welche  die  Stirn  hiSbeni  Frölude  und  Herrenweseo  auf  Gutem 
wai  dkttf  Wdse  in  verthetdigen,  oder  dureh  solche  Theorien  an> 
untertt^en,  .wie  die  waren ,  di^  Meiners,  Gott  habe  ihn  selig, 
dem  Negerhändel  an  Gunsten  au&tellte.   Um  zu  zeigen^  "wie 
aSthig  die  PnefilreÜMiit  ist,  daoitt  Regenten  und  Regierungeu  die 
Stimoien-  brider  Thdle  h6rea  können ,  und  nicfal  Xente,  die  so 

Ens  gegen  alki  Gelnhl  verhärtet,;  ginz  gegen  allen  Geist  der 
nt-^UUnd,  gaas  ohne  aUen  ' Begriff  von  dem  sind,  was  die  Um* 
stinde^.'lieiite  intheo,  ntotgen  giriH^t^.updubermefrgen  nnlD»ang 
undi'  Noth  evswiogett,  in  den  Gabotcten  durch  eine  falsche  So» 
phistifc  obriq^en  und  una  dta  Menschen  prei^galien,  die  ReKgton 
und  Moral  und  Regierung  in  ihre  C|oake  au  ziehen  suchten ,  so 
wollen  wir  ;  einige  Sitze  dieser  Staatahaoshaltungawcishrit-  hier 
anfuhren,  so  wenig  sonst  das*  uabedeutenAß  Zeug  der  Möhe 
wertii  wirOk  Wir:ihun  dies,  um  so  lieber ,  da  der  Yerf^sdneii 
Namen  verüenkl  hat  und  krin  Pole  ist,-  ia-ScIilerien  aber  noch 
-mehier^  Geistesverwandte  haben  nufc,  weil  nach  dem  schönen 
Spruch  ^  Us  hemtx  esprits  se  rautemimhi  dieser  Staate 
wdAeitslehver  in  dem  Major  von  Sridl  rinen  Historiker  gefunr 
den  hat,  der  eine  Geschichte  lehrt,  die  sich  gm  vmtreAich  zu 
der  Staatsweiahrit  des  yorgridiehen  Polen*  pafst  Dieser  Herr 
von  Seidl,  den  wir  übrigens  als  anen  recht  braven,. biedern 
und  rinfiK^M»  Matm  itennen»  hat  nendich  auf  568,  Seiten  Lösch* 
panier  ^ne  Beleuchtung  jedes  ihm  hekanul  gewordenen  Tadels 
öher«  Friedrich  den  Grossen  drucken  lamen,  in  wdcher  Schrift 
von  JMunj^der  gewi£i  niemals  Dimagog  war,  hart: mitgenomn 


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234  Hcsperu:>  von  (L  K«  Andr^. 

men -^W,  indefs  es  von  Riihfs,   der  wahrlich  zu  den  Monar- 
diiffleii  Biel"  gchoite  und  wie  allen,  die  den  guten  Mann  ge- 
kannt haben,  bekannt  ist,  die  Art  Deutschbeit,  die  dem  Hrn. 
TikO  Seldl  so  whafst  ist,  oft  anf  eine  sehr  komische  Weise  an 
den  Tag  legte,  heifst:  »dieser  Einzige,  der  Lust  und  guten  Wd- 
len  hatte,  seiner  .Stelle  als  preussischer  Histortograph  Ehre  zu 
machen«      h-  nach  von  Skidl  keine  Flecken  an  Regenten  oder 
Reo'ierung  mi  finden;  nii^  auch  nur  gelinde  zu  tadeln,  sondern 
zu  loben,  wo  audi  nichts  zu  loben  ist.    Wir  zweifeln,  dafs  der 
wackere  Rahfs  so  dachte,  ob  er  gleich  in  seiner  Schwedischen 
Geschicfale  mit  Karl  XI.  eii>e  Probe  gemacht  hat,  die  wir  nicht 
nedunadieir  mSchten.  Wilkcn  schreibe  sich  indcfs  das  hinter  die 
(Miren,  damit  Hr.  von  Scidi  nicht  ein  dickes  Buch  gegen  ihn 
drucken  Üfst,  tmd  ihn  s*  liebreich  bcnrtheih,  wie  Dohm  un.4 
so  viele  andern;  denn  anöb  4en  amen  de  Wette,  obgleich,  «r 
schon  hart  genug  geriohtet  ist,  nchtet  der  Major  Seite  24.  noch 
einmal  und  haut  Hin  sartwit  der  ganzen  Berfine^rsk'eologischen  ta- 
cuhät  in  die  Pfanne.   Doch,  wir  hatten  über  den  Major  bald  die 
Hauptperson  den  sogenannten  Polen  aar  den  AugÄi  verioi^n. 
Dieser  sagt  hier  ^das  jetzige  Gesinde  imPrcussisclien  fi^rt  dtn 
Beweis,  dafs  der  Bauer  lei^t  hoohmudiig  und  faul  wird,  dals 
er  nur  arbeitet,  wenn  er  mtofsr  nnA  dait  üdberfto&,  besonders 
unverdienter,  nicht  iiberaU  das  Mitlei  sey,'  TO  grössern  FIcifs  md 
Moralitat  aufzumuntern.  Ich  getrane.mir  aber  aoch' noch  m  be- 
haupten, dafs  ganz  Europa  nicht  das '-^Jeld  besitze,  nur  ffir  em 
Jahr  die  Landwirthschaft  in  der  Preussiachen  Monarchie  dnrcb 
Tac^löhner  zu  betreiben,  weder  an  CapitaKen  ak  Betrif*scapital 
noch  an  Gold  und  Silber  aJs  TauschmitteU  ^Sieht  daa  nielit,«us 
wie  Philosophie?  oder  vielrtiehr  als  wenn  der  Mann  ZWar  halte 
läuten,  aber  nicht  zusammenschlagen  gehört? 

Weiter  S.  i3.  ^)die  Vervlriraltigung  der  kleinen  W**^^ 
ist  eine  Verschwendung  an  Baumaterial  und  an  Handw«rksl«m 
(er  hatte  vorher  vorgeschlagen  seine  Frohnde- Bauern,  die  der 
Verwalter  mit  dem  Hundelocli  bcflrohtc  und  arbeitsam  und  ge- 
schickt machte,  die  aber  nach  Ihm  viel  glücklicher  sind  m  fi^ 
Taglöhner,  auch  um  ihr  Hüttchen  zu  bringen,  und  sie- in  eine 
Art  Casernen  zu  logircn ,  M  aluscheinlich  um  das  Römwehe 
ffOJtidum ,  das    zu   dem  latifundium  gehört  und  die  bek*nnte 
Wirkuno  aut  Italiens  Cultur  gehabt  hat,  zurückzurufen)  SO  iljrie 
die  klcuien  Gründe  eine  Verschwendung  der  menschlichen  -/U»*' 
beitsfähjgkciten.«  Er  fahrt  fort  ^Anstatt  die  kleinen  Besiteung«! 
zu  befördern,  sollte  man  sie  gerade  als  in  jeder  Hinsieht  •C^^ 
lieh  und  verderblich  zu  vermindern  suchen,  damit  sich  MenÄb*" 
mehr  in  die  Städte  zögen  (d.  h.  dort  Pöbel,  Diebsgesindd  nnÄ 
Hungerleider  bürden  un^  die  SittenverdcrbniXs  vermehrten)  lU» 


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Hesperui»  voii.C  K.  Andre.  '  a35 

dieses  iLooiite' um  .daditrcli  ftewivken,'  wenn  man  BeföMe,  -  dsTt 
sobald  jemisiftd  3  Besttxungen  ^werhe,  die  hitkt  jede  vcingslens 
*4(i  Joch  betragen»  er  re  auf  immier  Wemniff'en  mfissc  und  nicht 
treunen  dürfe,*  Ja  er  liat  endlich  den  untibenrcf^ieben  Gedali-- 
lien)  »Um-  aber  kleine  unvoitJheiHiafte  Beaiüiimgen  zu  TerlHndem, 
so  erhölie  man  die,  ii^  dem  Verhäkntfs  als  der  Grand. 

kleiner  wird»  nämlidi  alle  GHinde  von  4o    .  und  darüber  zali^ 
len  ein  gleidie«  Procent  Steuer;  GrSnde-von  «o-  J..  «o  pr.  C 
mdir  u«  ^  'Vf'C   SoHtcT  man  es  wobl  denken,  dafs'  es  auch  vaOEet  ' 
»nsy'inrie  in  England  eine  Glosse  von  Menschiui  gäbe,  quihus 
ifiplex  ^cnm  frtmem'dm  firmm^  die  das' menschKijie  Leben  nur 
in' Ztflem  yriSraigm         keinen  Begriff  davon  haben,  es 
heifst,  einen  Heerd  sein  nennen  und  sich  anzugehören.  Ein  Wort 
darüber -Mräre  unnütz;  wir  3^ollen  nnr -zeigen,         Hm'  von 
Seid!  den  Pepdint  dazu  mallit,  und  die  'weise  Anwendung  der 
Formeln  I  »zählt  dem  Kerl  fünfzig  anf«  »nicht  riionnirtl«  »Bund 
StroK  ber<  als  treffliche  Rechts-  und  Gerkhtsmaxime  historiscb 
rechtfertigt.   Er  ajindel  dnrehans  nicht ,  was  Dohm  will,  wenn 
er  Friedrich '.n.  dnrShor  taddt,  dafs  er  alle  Gewidlen  samt  dem 
Gesetz  und  Ministeriiim  in  seilier  Person  vereiiAigt  Itnbe,  So 
erzahk  er  unter  . andern  von  einem  General,^  der  mit  einem 
Oftzier  criniinaliter  verfahrt,  ohne  gerichtlich  zu  verfaHrien,  was 
wolU  ihr  Leutr  mit  eurem  Tadel?—  hört,  wie  der  König  ver- 
fuhr.    Nun?  er  Kefs  den  General  vor  Gericht  stellen?  Netn» 
Er  oiifsbilligte  es  Öffentlich?    Nicht'  doch!  *Er  war  bei  der 
nächsten  Revue' äusserst' nngnädig  auf  diesen  General,  weil  er 
sich  so  etwas  eigenmäditig  herausgenommen,  liefs  aber  übrigens 
die  Sache,  um  ihn  nicht  zu  compromittiren ^  auf  sich' bervilien. 
Eben  so  gutmüthlg  sa^t  ^•r  S,  118.*^ »Nur  äus^rst  selten  (also 
konnte  es  doch  der  Einrichtung  nach  geschehen  und  davon  ist 
allein  die  Rede)  erlaubte  sich  der  König  Machtsprüche  in  Ju- 
stizfüllen,    Dazu  führt  er  eine  Geschichte  an,  die  ganz  genau 
in   unseres  yorgchlichcn  Polen  Staatswf^sen  pafst-.«    Kin  juiigor 
Edelmann  in  Schlesien,  welcher  nnindig  und  bereits  Gutsbesitzer 
war,  wollte  eine  von  seinen  Dienstmädchen  heirathen — die  Mut- 
ier des  Mannes  erscluickt,  dafs  ihr  Sohn   sich  so  incanailliren 
wiU,  und  bittet  tlcu  König,  i)ni  auf  die  Festung  zu  setzen,  Hr. 
von  Seidl  berichtet  ohne  Arges  zu  ahnden;  iGedachter  Edelmann 
kam  daher  auch  kurze  Znit  in  leidlichen  Festungsanest,  doch 
bald  wieder  los.    Doch  diefs  mag  hinreichen,  die  Existenz  sol- 
cher Grundsätze  unter  Deiitschen  zu  bemerken,  wir  übergehen 
den  Rest,  so  wie  auch  die  Quadratur  des  Cirkels,  die  hier  S. 
25.  Oesterreich  vindicirt  werden  soll,  und  wünschen  dem  Hrn. 
Baron  von  Stebitza,^  aus  dem  uralten  Dalmatischen  Geschlecht, 
dafs  er  nun  auch  noch  das  perpetuum  mobile  finden  mdge  und 


* 


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2iü  Uesperus  van  Ct  K.  Aadre. 

hernacli  Zdt  gewinneii^  sich  damit  bekannt  zu  raactien,  ivie  man 
in  der  kdliern  Geometrie  jetit  eigentlicli  mit  diesem  Punkte 
daran  sev.  Vorenthalten  können  int  aber  den  Freunden  der 
Poesie  und  imbesondere  den  Gegnern  Gothels  nicht ^  dafs  sie 
nach  in  Ungarn  Geistesverwandte  haben,  da  hier  aus  dti  Pan« 
nonia,  einer  Schrift,  die  uns  bis  dahin  ganz  unbekannt  war,  die 
wichtige  Nachricht  ausgehoben  ist,  tH^  in  dieser,  unter  der  Pro* 
tektion  des  Grafen  von  Festentics  ersokeinenden  Monatnehrift  be- 
wiesen worden  ist ,  dafs  man  dort  gewisse  Lieder  von.  Götlie- 
unter  aller  Kritik  glaubt,  dafs  dag^n  dort  ein  Herr  M.  G. 
Saphir  und  seine  scnmtngfujfte  ^öme^  die  wir  so  weniff  als  die 
Patmonia  aü  kennen  das  Vergüten  haben,  ans  ganx  andern  An» 
gen  sdiaut. 

'Niehl  weniger  antidMnd  als  diese  Notia,  die  ohne  den 
Hesperus  nicbc  zu  uns  gelangt  wärt,  ist  $.44"  die  Tabelle  fiber 
die  auf  den  Terschiednen  Wiener  Theatern  im  Jidi  iSai  gespiel*. 
ten  Stucke,  über  welche  su^  freilich  ein  Gonunentar  machen 
liesse,  den  omn  aber  von  uns  als  blossen  Referenten  nicht  Ibr* 
dern  wird.   Ohne  Cbmmentar  ist  «dagegen  niitilidi  der  Au6ata 
des  Hm.  von  *CsaploTtcs  S.  49*  ubenchricben  Yatcriandskunde 
oder  Ueberstcht  der  Gespannsehaften  des  Köntgreichs  Ungarn  in . 
ethnischer  Beuehung,  mit  dem  man  eine  Nachriehl  des-  0r.  Rumy 
S«  48.  des  folgenden  Hefts  verbinden  muls.  Einen  guten  Com- 
mentar  könnten  wir  dagegen  liefern  an  des  Hm»  Witte  Erzäh- 
lung seiner  Enilhungsweise  4der  der  Selbstrescosion  seines 
Bttdis  dariü>er,  die  der  Hr.  I^ianrer  S.  68.  mil  der,  höchst  be* 
^heidenen  Aensserung  bmnnl  »dals  er  allen ,  denen  Enidiuag 
.^m  Herzen  liegt  ^  das  Bodi  aufs  staikste,  nicht  zum'  Lesen,  nein 
zum  Studieren  empfehle      besonders  auch  verstindigen  M 6l* 
tern.€  Er  acbliefs(  mit  einer  Liste  von  Woh|thiiera,  in  welcher 
kein  Heidelberger  aufgenommen  ist,  weil  der  ^gste  woM  als 
Münchner  ntchi  als  Heidelberger  die  menläon  koHorahU  erlangt 
hat;  die  Giefaer  stehn  wenigstens  in  conMre  da  —  die  vorneh- 
men Leute  attcm  aamienlltdh.    Unser  Gommenlar  wäre  wad^ 
fiSr  Hm.  Witte  erbauUch;  noch  fiSr  unsere  Leser  unterhakend, 
wir  behalten  ihn  also  m  petto.  Im  folgenden  Hefte  ist  eine  sehr '  - 
versündig  ausgewäihe '^1  von|  Aub£tsen|(  wie  sie  einem  ge- 
mischten Publicum  nutaUch  seyn  können,  wter  denen  nam  die 
Beisenotaaen  über  HoUand  um  ap  anaiehcnder  finden  wird  ^  je 
anspruchloser  sie  sind.  ^  *     .  I 

Ein  Vorschlag  zu  einer  neuen  An  von  Fenerspritae  aber 
S.  97.  vom  Dechaut  ^isk  in  Biahren  kann  wenigstens  beweisen, 
dais  dort  manche  Geistliche  ihre  Müsse  und  einen  Theil  ihrer 
Einnahme  auf  eine  recht  würdigt  Weise  den  Wissenschaften 
widmen.   Die  Nachrichten  öber  das  Leben  des  bekannten  Hein- 


f 

9 


Hesperus  von  C.  K.  Andre.  237 

ficli  von  Bülow  mit  den  Zusätzen  und  Berichtigungen  von  ei- 
nem ehemaligen  vertrauten  Freunde  Bülows,  die  S.  i25.  folgen, 
sind  lins  doppelt  artziehend  gewesen,  da  die  Quelle  ein  Journal 
ist,  das         unserer  No^iz  nicht  gelangt.     Auch  die  Denksteine  . 
für  Geschichtschrfeiber,  welche  fortgesetzt  werden  sollen,  S.  i2i., 
enthalten  recht  viele  gute  Lehren  und  Grundsätze;  allein  der-  \ 
gleichen  känn  ein  Mann  von  einigem  Geist  gar  leichc  schreiben, 
nur  wird  es  sich  bei  der  Ausführung  überall  zeigen^  dafs  da» 
individuelle  Taletit  und  die  natürliche  Kingebuug  am  Ende  docü 
entscheiden,  und  dafs  das  Einzige,  was  eigentlich  darüber  ge«^ 
lehrt  werden  kann ,   sich  auf  die  Sätze  zurückführt ,  liefs  und  ' 
studiere  fleissig,  scy  Philosoph,  lerne  die  Menschen  kennen,  unt).  ■  . 
horche,  wenn  du  Beifall  willst,  auf  die  Stimmung  und  Stimme' 
der  Zeit  und  lies  die  Urtbeile  über  andere  Geschichischreibcr, 
die  von  der  Welt  gefüllt  sind  —  siehst  «lu  aber  die  Januner- 
iichkeit  der  Art.  etn,  wie  oft  die  Menge  gewonnen  wird  und 
werden  mufs,  nun  —  so  rede^  wie  djr  der  Schnabel  gewachsen 
ist  und  lafs  sie  scbwatzen,  was  sie  wollen  ( discasque  ignavum 
sperner€  vulgiis Anziehend  durch  manche  Nachrichten  von  .wenig 
bckannteti  u.  berctseten  Gegenden  sind  ferner  die  Naturhistorischeck 
;    Wanderungen  in  den  Jägcrndorfer  und  heimathHclien  Gegcndeu 
in  Briefen  von  Kajetan  Koschatzky,  weiche  S.  129.  stehen  und 
Heft  III.  S.  i46.  fortgesetzt  werben.   Sobald  in  solchen  B  er  ich-* 
t<m  nur  recht  viel  Lokalbesclueibungen  und  Bemerkungen  über 
die  Gewächse  und  Insekten,  wie  hier,  vorkonunen,  so  wird  da-; 
durch  Schon  Wissenschaft  und  Leben  wahrhaft  bereichert,  und 
auf  den  Vortrag  oder  die  Einkleidung  kommt  wcfnig  an.    W  ic 
verschieden  ist  nicht  darin  der  Geschmack!  wie  mancher  wird 
nicht  eine  Steile  wie  i'olgcnde  höchst  lühreud  finden?   S.  i3.^:  . 
»Süfs  rdht  es  sich  hier  in  dem  Schatten  einer  flüsternden  Zitier-  \ 
pappcl  auf  weiches  Moos  und  duftendem  Queiidel  hingestreckt) 
besonders,  wenn  im  Frfihiinge  die  Siingcr  des  Thals  ihre  kunst*- 
loseu.-  Lieder  anstimmen^ '  in  welche  aus  dem  nahen  Walde  die  . 
Amsel  in  tieferen  Tönen  und  der  selbstgefällige  Kukuk  mit  sei- 
nem dichotomiscben  Liedc  einfallen  und  das  durch  Wciden-  uud 
Erlenwurzeln  rieselnde  Bächlein  dazwischen  murmelt!«  GleicYi 
-  vom  im  dritten  Heft  sind  wieder  einige  recht  anziehende  Arti-  - 
kei  über.  Un^ro,  die  uns  rech^  bedauern  lasven,   dafs  dieses 
vorher  so  iiuiig  mit  dem  Gange  der  deutsehen  Literatur  und  mit 
vnSem  UiiiversitäLen  verbundene  Land  unsrer  nähern  KcnntniO^ 
weit  'nciir  entrückt  ist,  als  i£ngland  und  Frankreich.    Dafs  in 
dM»  dem  Heite  die  Verhandlungen  über  das  ^Oestcrreichischc 
Bei^werkivresen )  die  im  sösten  Bande  im  isten  und  aten  Heft 
angefangen  viid  hernach  durcii  Eiiuede  und  Widerrede  fortgo*  • 
setzt  waren,  wieder  beginnen,  will  Referent  blos  für  den  Leser, 


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238  He$pei*u3  .vüii  .G»  K.  Aadri^ 

der  darüber  Nacluicht  sucl.t,  erinnern,  er  ■clUrt' lArstelit  dt« 
Sache  gar  nicht.    Es  lol-t  hernach  Jie  Fortset/.uug:  dgH  Brirfe 

i\her  'lie  Hochzeit^chränohe  eirn'oer 

freiliH)  der  artig  sevnsoUcnde  'Ion  und  der  Vortrag  rtfdit  ISstiß 
und  durch  die  Einkleidun-   ennüdeiid,  mau  «rkeuut  ,aber*fiie 
Sitten  der  alten  Zeit,  deren   Spuren   ehemals  überall  adf  d«» 
Lande  Im  protestantischen  DeulsoManii  /,u  finden  waren. 
Gebrauche  sind  jetzt  fast  überall  \  erschwuiulen,  sie  wcfldeil  hier . 
uber  als  bei  den  Zipsern  noch  hestciiend  vor^elührt,  ftoO  nüü. 
ist  überrascht,  sie  in  einer  Ecke  von  hu^nm  Avieder  zu  findün* 
Dafs  das  Melirstc  abi^eschmackt  und  steif  ist,  versteht  sich;  aock 
wäre  der  Verlust  nicht  zu  beklagen,  wenn  nicht  mir  dem  Ah^ 
peschmacktcn  die  Einfalt  zui^leich  verschwände;    es  ist  doch  in 
diesem  Altvaterischen  so  etwas  ungemein  Treuherziges.  - 
Audi  den  Beilagen,  die  dun  Hefte  beiji:eo:eben  sind,  Wird 
man  AbwocIisi  luDiT  und  eine  den  Journiilen  dieser  Art  soJist  niclifc 
eigüC  Haltung  nicht  absprechen  köimen,  da  etwas  ganz  Schlccb* 
tcs  doch  nicht  darin  angetruften  wird,    üie  Beschreibung  Am^ 
gyptischer  Alterthümer  ist  ein  ganz  artiger  Lückcubiiss^er.  Ih» 
ithrpsregister  der  Pestseuchen  in  Böhmen  (S.  i4  — 
an  demselben  Mangel,  den  alle  dergleichen  aus  den  Chronik^ 
obenhin  gemachten  Pestrcgisler  hüben  —  man  kommt  nicht  rjcht 
iniKkrCi  welche  Krankheit  t:efheint  sey  (da  manche  durch  ün- 
rcinlichkcit  uul  Lebensmut  der  Zeit  vertilgend,  oft  auch  aorfer 
ckend  ward,  die  es  sonst  r.iclit  ist).  Die  eigcntiiciiC  Pest  mdcbM 
wohl  selten  von  den  Verlassci  i,  der  Jahrbücher  veislamlcii  wori* 
den  seyn.  Die  Gcsciuchle  der  Kirche  zu  Maria  Stigeii  in  Wi«. 
f»nthält  manche  nicht  zu  verschmähende  Archiv  -  Nachricht  und 
r.hn>nolüoische  jNotiz,  die  mclir  als  eine  Phrase  werth  »st  r  «Jf» 
bemerken  wir  um  so  lieber,  da  der  Dienst,   den  solche  Pcriiy^ 
dische  Schriften  der  Wissenschaft  leisten  können,  hauptsacWl^Jü 
darin  besteh^  dafs  sie  einzelne  Nachrichten  cHialten  und  VÖ^ 
breiten.    Auch  die  Gedichte,  die  unter  der  Aufschrift; 
lers<liuh<k  hier  abgedruckt  sind,  sollen  gut  und  die  Anlage  me* 
scr  Schule  für  Böhmen  nützlich  seyu,  Referent,  als  prüSWSChet. 
Natur,  hat  sie  übersprunnen.  «  f^nti 

Eine  Art  von  Potpourri,  das  hinten  folgt,  empfiehlt  Ilcf<ß^C». 
allen  denen,  die  in  der  Eile  um  einen  Artikel  in  irgend 
Volksblatt  vcrlencn   sind.     Sie  haben  hier  ireilich  die^* 
nicht  aus  der  ersten  Hand,  aber  doch  auch  nicht  aua_Älcni  J"* 
wesdichen  Deutschland j  sehr  bekannten  Blatt,  auch  taoM 
Blatt,  so  weit  des  llefereuten  Bekanntschaft  mit  dieser  SibjUeö 
Literatur   reicht   (weit  reicht  die   fredich  nicht)  seine  ArÖW* 
nicht  aus  den  am  ^Main^  iSeckar  und  Bhciu  Icicbt  «tt  hibcod«» 
QueHeii*  ,      •        .  . 


Napoleons  Leben  uud  Ende.  239 

Uebrigens  ist  der  Preis  der  Monatsschrift  in  Verhältnifs  mit 
andern  nicht  bedeutend.  Es  erscheinen  im  Jahre  la  Hefte,  welche. 
2  l^a'nde  bilden,  wo  jedes  Heft  eine  Kupfertafel  oder  einen 
Rifs  oder  die  Zeichnung  einftr  Maschine  enthalt,  uud  welche 
iiisainniPa  im  Auslände  etwa  vierzehn  Gulden  rheinisch  kosten; 
Dills  mit  der  Veränderung  des  Aufenthalts  Jt  s  Hrn.  Rath  And;re 
die  Monatsschrift  nicht  eingehen  werde,  erklärt  der  Verleger 
ausdrücklich,  und  Referent  freut  ^ich  aufrichtig,  dafs  sich  uutev 
den  Deutschen  in  Böhmen  und  Mahren  uiul  Ungarn  eint  hin- 
reichende Anzahl  von  Al)ne]imern  für  ein  im  Ganien  -so  Boiül 
gehaltenes  Journal  finden  ,  denn  auf  diesen  Aboebitiera .  milül 
doch  jjcsoiidcrs  die  Fortdauer  beruhen,  da  es  bisher  in  andern 
Thcilen  Dcut^chLmds  mcht  SO  bekannt  gewesen  ist,  als  e»  nt 
se^n  verdient  hatte.  •  ^  .  ' . 


ifap  olcons  Lehen  und  Ende,  Mit  einer  Zui^ahe  von  Cha- 
rakterzügcn  (" Motto:  Mala  mixta  honis ).  IVicibfi^en  bei 
6fhel^€Jiber^,  y^Jas.  3g6  6,  ifi  S»  ß  ß^.  4'^^  kf* , , 

A/V^enn  eine  neue  Glanzerrchcinung  am  Himmel  schwebt,  stf 
kann  nicht  sogleich  gesehen  werden,  ob  es  Komet,  Planet,  oder 
ein  Meteor  sey*  Das  Meteor  unserer  Zeit  ist  gefallen.  Aber 
CS  war,  so  weit  die  Geschichte  unserer'scchstausendjährigen  Erdr 
jferiodä  zurück  reicht,  durchaus  ohne  Seinesgleichen.  Jiföchte 
man  die  Kräfte,  durch  welche  es  gehoben,  getrieben,  veirsenkt 
wurdCf  geschichtlich  acht^  und  bis  auf  jeden  kleinen,  aber  charak- 
teristischen Zug  hinaus  gdnau  kennen  lemen.  Indefs  gdien  tuch 
Fragmente  interessante  Rückerinncrungen^  besonders,  wenn  sie  so 
lebhaft  entwerfen  sind,  wie  in  dieser  kurzen  Sammlung.  Die 
Vorrede  auf  XIV  Seiten  und  das  Buch  bis  S.  i60.  enthalt  eine 
Skizze  des  Lebenslaufs  vom  5.  Febr.  1768  bis  zum  ßegriibiiif»-' 
tag*  den  9.  Maj  1821.  Die  Hauptmomente  sollten  melir  heraus«** 
gehoben  sejn ,  wie  nämlich  Napoleon  sich  selbst  ein  schweres 
Regiment  und  innern  Untergang  dadurch  bereitete,  dafs  er  ailea 
Dualismus  (des  Kircheuthimis,  der  Stande,  des  Hofluxus,  des 
Streits  vom  Aberglauben  gcgeh  die 'Ideen)  wieder  hereinzogt 
nachdem  die  Revolution  ^ne  Einheit  gebildet  tind  den  Antago- 
nismus der  Irratioualitäi  ausgestossen  hatte.  Reibungen  cn^Ugen 
Bsitdem  Zerreiben. —>  Schade,  daia  nicht  bei  zweifelhaften  Stellen, 
zum  Beispiel  da,  wo  S.  i47*  If*  von  Napoleons  letzteft  Aeusse* 
rangen  Umständliches  erzählt  wirdi  die  Quelle  kurz  nachgewiesen 
nt*    Sw  i68  —  383.  folgen  kidnere  Anekdpfc)  und  Gedimken, 


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240  Kapoleons  Leben  und  Endet 


aber  auch  ^össci  e  D(?nk\viiriligkeitcn,  Briefe,  ProtLiinaliohön,  Alt 
Geschichte  tlei*  Sclieidui)£;'  von  Joscphiiic,  die  Krmürdiin^  des 
Duc  tjigliien.  Mrfireres  aus  der  Z<,*it  «ach  doui  Ciilmiiiicruugs- 
punkt.    liier  wiiie  (Jit:ilion  der  Quellen  doppelt  iiöllii(<  ijewe- 
seui    Das  rothe  JManideiii  uns  (itr  Pvramide  S.  199.  ist  gegen 
die  Localitüti    Man  konnte  in  keine  der  Pyramiden  so  tu  ebe^ 
ner  Erde  hineingehen.    S.  2o3.  22a.  "werden  Data  angegeben, 
duls        im  Nothfaü  die  Bourbons  zurückzuführen  im  Sinn  ge- 
habt habe  )  noch  dls  ConsuL    (Zu  dem  ßriefe  S.  22$.  ist  niclit 
einm«!  das  Datum  angegeben.    Soll  denn  durchaus  aueli  in  der 
neuesten  Gescliiclite  das  Wort  \valir  bleiben:    Die  G<'scl»iehte 
ist  der  Roman  ^  den  man  glaubt  ? )    S.  384  bis  396.  scblieist 
eine  Lebersicht  der  Schlaclitentage  und  der  öffentlichen  Bauan- 
staken  zwischen  1796  und  dem  46.  July  i8i5.    Aus  den  Flug- 
^cliriffou!    Mantiscrit  venu  de  St.  HeltnCj    Pensces,  ^fa.ri-ncs, 
Scntimcnts,  Memoires  seaets,  Na^oUort  pcuit  par  iut  -  nieme, 
Chagrins  dvincstiques  etc.  hat  der  Sammler  nach  S.  37S.  (mit 
Recht)  nichts  genommen,  da  sie  vom  Grafen  Bertrand  und  Mon- 
tholön  im  Constitutionel  für  tiicht  uuthehtisdi  erklärt  sind, 
38o.  schliefst  eine  Maxime  Napoleons:    Die  Regenten  sind  die 
ersten  Bürger  des  Staats.  Die  S.miv(  rainctät  ist  uur  darum  erb-^ 
lieh,  weU  das  Intert;sse  des  Volks  es  erheischt.    Ausser  diesen 
PrinCipien  krnnfii  ich  keine  LcgitiintltL<s.    Gerade  daiiurch  aber 
ist  eine  mit  dem  Wohlergchn  des  Volks  sich  verbiudende  ^fo-^ 
tlarchie  am  meisten  befestigt,  wenn  sie  nicht  auf  einem  einiclnen 
Gesetz  — ^  denn  alles  Gegeljene  kann  genommen-  werden  — 
sondern  auf  der  bleibenden  Wirklichkeit  des  Bedürfnisses  inlht. 
Es  ist  nölhig,   zu    den  Regentenpflichten   vom  ersten  Moment 
,    an  erzogen  zu  werden,  eben   deswegen  auch,  die  Bestimmung 
dazu  frühzeitig  zu  wissen.    Die  schwerste  Kuust  fordert  auch 
die  beste  Vorbereitun^j;. 

//.  E,  G,  Paulus, 


la       HeidelbeTgcr  .•1822, 

Jahrbücher  der  Literatur. 

»  •     •         •  * 

■  '  ■  ' 

t 

Euai  gcölo^ane  sur  l'Ecossp ,  par  A  Bors ,  JJorteur  en  Me* 
■  {lecuie,  Mcmirt  de  la  Socicie  r orale  de  Medecine  d'Editn^ 
bourg' ,  de  la  Sociitd  i'P'e.rnerittnne  etc.     Avec  deax  cartcs 
et  sept  plnncltes  lithographier.s.     Parüf  ^SMOß  chez 
CourcuTj  X  et  ö4g  jfag,  üi  Sw^ 

WTir  sdii^en  uns  ait,  der  miaeralö^sctieii  Lesewelt  Kecltenscliaft 
abzulegen  voti  ebem  Werke  ^  im  wir^  io  mcltrfaclicnr  BczieliODg 
als  eine  üer  liedetUeDdercn  Erscheinungen  im  (Gebiete  der  gco- 
gnostischcn  Literatur  neuerer  Zeit  hetracliten  dürfen  glauben. 
Dieser  Aussprucli  t«!rd  sich  rechtfertigen,  durch  den  Verfok 
der  Anzeige ;  nur  so  viel  sej  uns  liier  zu  bemerken  vergönnt ,  dafs 
wir  weit  entfernt  sind|  durch  denselben  ein  nachtheilifi^es  Licht 
auf  die  filieren  Werke  werfen  zu- wollen,  die  sich  «abg^^gcBeA 
mit  Beschreibung  des  so  interessanten  Gebirgslandes,  wovou  die 
vorliegende  Schrift,  handelt*  Allein  das  Vorschreiten  bei  jng<^ndf 
liehen  Wissenschaften,  wie  namentlich  dieCeognosie,  ist  sp-  rasch^ 
die  Entdeckungen  folgen  einander  so  schnell,  AsSa  Werken 
die  vor  einer  Reihe  von  Jahren  als  sehr  verdienstvoll  galtei|| 
doch  nicht  selten  mehr  oder  weniger  in  Schatten  gestellt  wer« 
den  durch  neuere  Erscheinungen,  die,  dankbar  erkennend  und 
benutzend  Was  in  der  frühern  Zeit  gosch^en,  uns  die  Beob- 
iichtungen  so  bieten,  wie  ilire  Auffijssung  nach  dem  gegenvf^r» 
tigeii  Standpunkte  des  Wissens  notli wendig,  wo  Wir  an  bekannt 
te  Erfahrungtn  neue  Tlialsachcn  gereiht  ^nden«  Und  dies  ist 
der  Tall  in  der  Schrift  des  Hrn.  ßoue.  Im  Vorworte  nicht 
imy,  auch  im  Verfolg  des « Buches  sind  die  beniizton  Quellen  , 
mit  Treue  angtffulu-t;  aber  das  Werk  liefert  zugleich  eine  Fülle 
t^igenthumlicber  Beobachtungen« 

üer  Verf.,  Welchen  wir  in.  der  Zueignung  als  einen  Schä?  ^ 
ttir  lameso'ns  kennen  lernen,  wurde  dorth  zufällige  Verhält-* 
nisse  nach  Schottland  gefuhrt.  •  Er  benutzte  den  mehrjalirigeo 
Aufenthalt ,  un^  vertrauter  zu  werden  .mit  Sitten  und  Gi^rauphea 
des  Volkes,  er  strebte  nach  Kenntnifs  der  ddrtländischen  Pflan-» 
zea  imd  der  [Erzeugnisse  des  unorgantsdtes  Reiches.  Zu  Pufi| 
das  Kdalgthuü  dtträinajOudernd  ^  erndtete  er  in  reichem  MaaDi^ 

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I 


a4a       Boueciisai  geologique sor  r£cos6ei 

und  die  Fxütlite  dieser  Forschung«!  nnd       4ereii  MitAciliing 
wir  Hrn.  Bouc  rcrrlaiikcu.  .  " 

Für  (licFreunae  des  Matti«ii -  StttdiuiBii  möge  hier  die  Be- 
incrkunq  eine  Stelle  finden,  dafs  te  Verl,  «üclv über  die  bo- 
Innisclie^Geo-rapluc  Schottlands  seine  Erfahrungen  niedergelegt 
'in  einer  Dissertation,  welche  1817  lU  Ediuburgh  unter  dem 
Titel:  Dissertatio  maugiiralis  de  methodo  tti>räm  regjonis 
jusdnm  conduaendi  txem^tis  «  Flora  .Süoiiem  4t€.  dttciü  Himsi^ä^ 

tßj  erschien.  #  W 

/i.cist  ulrft  der  Verf.  ein<iO  allgemeinen  Blick  «ufdiePhy- 
üicalK^che  Geügruj)bi*.  Schüttlands.    Schon  das  EigenAJtoHchc  ei- 
ner aulfMlend  unre^^elmasslocn  Gestalt  zeiehnete  d^e  deökwinlJ- 
Insel  aus.    Von  Ki^tiiinicl  abgeschieden  durch  ge\Vilt%e  Berg- 
ketten und  mächtige  Slränie,  nach  allen  antlern  Seilen  umgWCÜ 
von  iMcereswasserJ  erscheint  Schottland  durch  Buchten  und  R^* 
icn  von  S(?en  -esonderl  in  drei  1  helle.    Dns  Fiild,  wcldies  Iln  • 
Ii.  von  den  Bergketten  und  ihren  ntannl-iachen  Ven,"wergun<^etl 
.gibt,  ist  sehr  sprcehe.id,  auch  findet  man  nbrrall  die  wclitlgstrrt 
llöhcnpiuikte  angemerkt.  .  —  Besonderes  Interesse,  welches  diö 
Betrachtung  der  Britannischen  Insel,  und  namentlich  SchotfUlBlJi 
dem  forschenden  Blicke  des  Gcognosten  biete»,  im  YergleiC^ 
/AI  gar  viden  Gegenden  des  Europäischeo  Fesliaixlcs. 
gcnrhÜinlichcs  der   kleinern,  um  oeholtland  gelegeneu,  luSeW» 
Iki   manchen    ^ehr  sprechende  Beweise  für  einen  ehcm^ig[ett 
/usammiJnhang.    Einige  hiulen  sich  geschieden  durch  michtlg« 
Strömungen.  —    Interessant  ist,  was  der  Veif.  in  Betreff  OCT 
Erzengnisse  Islands  und  der  neuen  AYeit  bemerkt,  welche,  durch 
die  grosse  Stniniung  des  Atlantisehen  OcCans  den  SchoUlSChen 
Küsten  zugeführt  werden.    So  findet  man,  besonders 
lings/.eit  und  na  ch  Heftigen  Stürmen,  am  Gestade  der  Orkaoenj 
der  Ilebriden  und  de*  nördlichen  Llands,  Baum-^Saamen 
den  Antillen  (besonders  jme  von  Stuolohium  nigrctia),  ^*{?**  i 
steine  und  Bruchslücke  blasiger  Laven;   ja  es  strandeten  selbst 
ein  kleines  Fahrzeug  der  Esquimaux  und  Holz  und 
Schiffes,  das  bei  Jamaika  in  Brand  gerallicn  war.  —  f»"^*?*"'^* 
in  den  SchotUand  umgebenden  Marren.    Allgemeiner Umrifsd« 
lusel.    Unterscheidendes  der  ostiiclien  und  westlichen  Meeres- 
küste.   Höhlungen  am  (»est.de.  —    Die  Schottischen  Oeb^gs^ 
•  Jcctten,  wie  so  manche  Höhenzüge  der  alten  und  .neucn.  weiy 
im  Allgemeinen  aus  S.W.  nach  I\.  O.  laufend.  •  '  . 

Schottland  zerfallt,  v\as  si  ine  geognoslischeZu8aninien»^W 
fietrifil,  nach  dc/n  Verf.  in  zehn  Formationen  oder  Gebilde, 
mlche  er  auf  folgende  Weise  bezeiciuiet:  GriTnit^  .^"^l  * 
Glimmerschiefer,  Porphyre  und  diesen  zugehdrigc  r cl»- 
•ii-tcn,  chloritische  und  quarzige  Gesteine  unt  Then 


schiefer,  Grauwacke,  toihtt^oi»  Kohlen-Sanclstcio, 
Kalk  lind  jüngerer  Sandst^jiu,  vulkai^iscli  e  KttetXj^ 
jfiissc,  ScIiuttUnü  fauf^eschweinniM  MasseiiJ. 

G  ran.itisches  Gebilde.     DhIiIq  det  Orum\  mi,  d^r 
Syenit»    Stets  überdeckt  rbn  andet^  Ür-  oder  jüngeru  Felsar- 
ten, bilden  die  aus  Uiaen  bestellenden  Massen  keine  flrosse  7.12* 
sainmenhiingeuJe  Ketten,  wohl  aber  einzelne  Gruppen.  l)er  wich- 
tigste Granit- Bezirk  ist  jener  von  Breuiar.    Ünter  df;n  am  mei- 
sten eiliubcneii  liergspitien  erreichen  der  Beu-na-lMuicli -Duidh 
eine  IIölic  von  4^00  Fufs  über  dem  Meeres -Niveau,  der  liral- 
riach  vuti  ^100  Fufs  fbis  z\x  welcher  Höhe  in  diesem  o^lcr  in 
jenem  (jcbir^e  die  Felsarlen  emporsteigen,  beruhet  nolil  aller-» 
dingb  auf  örtiichen  Verhältnissen  und  Ursachen,  allein  ^(lade  dar- 
um vermisseu  wir  ungcui  dergleichen  Angaben  in  topographi- 
schen Geognosieen,  nur  dürfen  sie  nicht  in  übcrlasligem  Maafse 
und  bei  zu  mniiteressaiaeii  Punkten  geboten   werden J,    In  den 
äilsserüchen   Form  -  Verhaitnissni  viel  Ucbereinstimmendes  mit 
den  granitisehcn  Bergen  anderer  Länder ,  d.h.  auf  iiiren  Rücken, 
auf  ihren  Gipfelti,  Ebenen,  Piattformeii ,  oft  -weit  ausgedehnt; 
die  Abfalle  bald  sanft,  bald  fuichtliai'  steil.    Die  Thiilcr  meist 
eng,  nicht  sclir  erstreckt.    Die  Syenitbcrgi?,  wi'^  n.  a.  im  obrrn 
Thcil  des  Dee- Thaies,  sind  rundrückiir,  die  Geliängc  7.1ciaii( !» 
schroff.    Ihre  Höhe  minder  bedeutend,  als  jene  der  granitiscIuMi 
Spitzen^  obgleich  der  Dearg  355o  F.  mlfstr    Gros*c  Mannigfal- 
ligkeil  und  vielartige  gegenseitige  Uebergänge  des  Granit>  in 
Syenit  durch  Zutritt  der  Hornblende,  denn,  indem  der  Glim- 
tticr  fast  ganz  verdrangt  wird  diirch  tfürnblendc,  in*T)iubase 
('älterer  Grünstein:  eine  Umänderung  des  Namens  für  dieses  Ge- 
stein war  Bedürfnifs,  da  mit  dem  wenig  bezeichnenden  Ausdruck 
Grünstein  in  der  Geognosie,  besonders  in* neuerer  Zeit,  eben 
So    viel  Mifsbrauch  getrieben  wurde,    als  früiicr  in  der  Oryk- 
tognosiä  mit  der  Benennung  Schörl.     Statt  Diabase  gebraucht 
die  Französische  Schule  auch  das  Wort  DioritJ.    Detu  Schot- 
tischen Granite  gesellt  sich  so  u.  a.  um  AberLl|/^ni,  Tilanit  bcn,  aber 
meist  imr  dann,  wenn  jene  Felsart,  durch  Htoi  nblcnde-Krystalle 
die  sie  aufnimmt,  schon  anlangt  '•yenltiscii  zu  werden.    Bei  Pc- 
tcrhead  finden  sich  Molybdänglanz  und  Triphan  im  Granit  und 
bei  Grabh-Coirc  auch  Stilbit  (^Iczteres  Mineral  wolil  auf  Gängen 
oder  Trümmern,  nicht  in  Gemenge?^.    Am  Syenite  zeigen  sich 
äusserst  selten  Spuren  von  Schichtung,  der  Granit  aber  iaist  sol- 
che öfter  wahrnehmen.    Im  südlichen  Schottland  drei  grauiti-scht 
Distrikte,  die,  obwohl  uinlagert  durch  altere  Schiefer-Gesteine 
und  abgeschieden  von  einander  durch  Grauwackea-Gebilde,  den- 
noch nach  der  Allgemeinheit  ihrer  Merkmale  einer  Formalion^- 
/.uit  anzugehören  scbcineu.    Am  Craig  of  Ailsay  einem  Sjcnitr 


;a44      ^^^^  ^^^'^  gcolüüiqiie  siu^  l  Ecosse. 

Felsen  94©  F.  boch,  mUtcn  im  Meere  unfern  des  Eilaudc«- Al- 
ran,  «usgezciclniet  deudiche  Säuleo -Zerspaltiuig. 

I)as  Giieifs-Gcb  ilde  Ist  weniger  verbreitet;  nur  im  nörd- 
licheo  Tlieile  des  Reiche»  »clieiiit  e»  Jjcrrädilliclic  Kdurnu  ciii/.u- 
nehmeii.    Die  G rauil gange,  .welcJic  die  Fcbait  bäufi«?  durchse/.- 
»eit,  bieten  bald  Beweise  euier  gleicl.ieiri-e!i  Blldnu-  mit  clei- 
selben,  l>ald  deuten,  sie  aui  »jiÄiCre  iLüisIchungswcisc.  Eu)(>, 
allerdings  seltene  Abänderung  Ucs  Gneilses  i.st  jene,   wo  der 
QuÜjz  Icbh  nndmit  den  GllmmerLlattcbcu -Lagen  nur  Fcldsputh 
wechselt,  desgleiclicn  da,  \yo  der  Glimmer  vcrscliwindol  und 
seine  Stelle  durch  Hornblende  verireten  Wtfd.    Zu  den  er/inh- 
rendcu  Gängen  gcliörcn  nanientiiclt  jene  nordwärts  von  Stron^ 
tiau;  Barjt-  und  Kulkspalh  führen  Bleigian/. ,  auel»  Eisenkies  und 
auf  eiuzcloeo  Slellen  dieser  Gänge  finden  sich  koldeusaurer  Sir on^ 
tsan  mit  Uannmum,  Slilbit  n.  a.  iuteressanien  Fossilien.  —  I» 
manchen  Gegenden       es  unentschieden,  ob  der  Gneifs  als  seliJ^t- 
!»Uindig,  oder  als  dem  Glimiacrsclilefer  nnteigeordnel  zu  belracii- 
icnsey;  dies  gilt  namentheh  von  jenem,  der.  auf  Quarz- Gi»"J?<'" 
Vpatitc  fiihrt  und  Hessonit         e  rn  c  r's  Kaiulstein  J.  Aul 
das  Acussere  der^'icgendcti  bat  das  A'erscbicdenarligd  der  Sti  uc- 
tur  dieses  Felsge^teii/es  wcscntliclien  V^ildlufs,  der  mehr  ^ramt- 
artigeGneäs  vermag  den  zerslörtiulen  KinwirUngcn  tler  Atmos^ 
pbärilien  länger  2U  widerst  elien,  der  eigentliclie  schiefer  Ige  über- 
deckt sicli  scbneUer  mit  den  Massen  die  lUsuUatc  seiner  AnÜösung 
»ind,u.  &  W.    Ausser  den  bekannten  zufälligen  Finmcnguiigen 
'findet  man   in  einigen.  Gneisscn  Schottlands  auch  Zirkon-Kr}" 
Stalle,  Molybdängbnz  utd  Flulsspatii^  ielitcreii  auf  Meiuen  ber- 
gende n  Stöcken*  . 
Glimmerschiefer   erscheint  als  cigenl^.che  herrschende 

-  Gebirgsart;  durch  aic  erhält  der  ganze,  am  nördlichen  Abhuui,^c 
der  Gi-ampians  pele-ene,  Theil  di(!sen  Charakter  uuflallenden' 
Gleichtermigkeit*  M^xU^i>.  über  das  Phvsiognonnsclu' 

des  Glimmerschiefers  sägt,  über  die  äusseren  Formverhallnisse 
der  von  ihm  gebildeten  Berge,  ist  höchst  interessant ,  eignet  bicu 
jedoch  zu  keiner  Millheilung  im  Auszuge.     Die  Thälcr,  solche 
Gebirge  trennend,  sind  fast  alle  Quer-  nur  -höchst  seilen,  gleich- 
sam ausnahmsweise  Längenthäler,  d.  Ii.  sie  machen  mit  der  liaupt- 
kette  f;.sf  rechte  Winkel,  laufen  nicht  dem  Zuge  derselben  pa- 
ralieh     Beinahe  alU  Seen  Schottlands  und  viele  Kuciiten  licge»i 
in  diesen  Thälem.    Wichtig  ist  die  Bemerkung,  dafs  der  Glun- 
merschiefcr,  in  seiner  ganzen  Verbreilnng,  da,  wo  er  d^"  ^/^^r 
nil'begr<Mr/.t,  mehr  diclil  und  qUarxreicher  ist  und  stets  eine  IN ei- 
^uiig  zeigt  in  Gneifs  über7nj,^«'hen  und  dafs  ihm,  unter  soIcIhji 
Lniständen  die  häufigsten  Granit -Gange   eigen  sind,  wahrend^ 
«r,  mciir  in  der  Nähe  jünger^  Felsj;ebadje,  üebergängc  seines 


/ 


ßoue  essai  gx'ologique  Äur  PEcosse. 

Clnnmer-Andipilfs  fn  Talk  walir nehmen  liffst  und  in  seinen  ScIhoIj- 
tiingcu  Ijauli^rre  Biegun^^en  und  AVuidunq^c.'i  v.cv.rt.    Hr.  B.  tlieilt  • 
ItifTnach  den  Gl,  in  qiiaiv.igen  fodcr  feldsparhigen J,  in  cif^cnt- 
liclien  Güinmerscliif fcr  und  in  talkigen  Gl.     Tn  der  Rciheiiloigc 
der,  bekanntlich  fa$t  iibei^H  in  grosser,  oft  unzälilbar<?r  Menge 
den)  Gl.  untergeordneten,  Lager  hat  der  Verf.  eine  gewisse  Re- 
gel aufgelunden,  sie  ist  nacKstiihnnde :  Gneiis  nnd  Quarz,  Horn- 
Llende- Gestein,  sjenihscher  Dioril ,  Feld-steln,  Kalk,  Talksrhiefer^ 
Clilorilsdiicter,  Trappstein,    Serpentin,  Gabbro.  Ueber  alle  die- 
se iinlergeordneten  Laser  werden  lelirreiche  Bemerkunjren  mit- 
gellieilt.    Audi  in  Absiebt  aiif  die  sogenannten   zufidUgen  Gc- 
men^theile  ist  der  Scbottisclie  GHmtnerschicfer  besonders  iiitrres- 
Rant.    Die  Granaten,  b »er,  wie  fast  aUgemei)! ,  nur  unter  der  Ge- 
stalt des  Rauten-DodekÄders  erscbeinend,  sind  beson(b'rs  bäufig  in 
dem  Glitnincrschiefer,  dessen  Glimmer- Gelialt  schon  mehr  oder 
weniger  übergeht  in  Talk,  seltener  finden  sie  sich  in  jenem ,  der 
mc]>v  gneifsartig  ist.    Hornblende,  zerstreut  in   der  Masse  des 
Gesteins  und  als  untergeordnetes  Lager ,  gehört  zu  dem  im  Glim- 
nicrschieler  -  Gebilde  allorcnocin  verbreiteten  Substa?r/.en.    Von  den 
Gangen  dieser  Formation  dürften  silir   wabrsoheinbcb  viele  als 
kleine  Stocke  zu  betrachten  sejn,  der  sie  un>sch}iesnenden  Fcls- 
»rt  gleichzeitig,  oder  fast  gleichzeitig;    Besonders  oft  trifft  man 
^ie  (^angebiichenj  Gänge  von  Granit,  namentlich  in  dem  mehr 
quarzigen  uud  ia  deitt  f  eldspatbtheilft  fuhreodea  GUiuiuerscliiefer 
(S.  oben > 

Vom  Schottischen  Porphyr  -  G  eb  ilde  sagt  der  Verf., 
dufs,  obgleich  ziemlich  allgemein  der  sogenanntcu  altern  Porphyr* 
Formation  bcigezäldt,  die  Lagerungs  -  Verhältnisse  kein6iWf|^ 
genugsam  aufgeklärt  wären,    Ilr  will  deshalb  die  Bestimmung 
der  relativen  Altersfolge  unentschieden  lassen.  Ueberhaupt  scheint 
uns,  dafs,  was  Hr.  B.  von  den  Porphyren  Schottlands  erwähnt/ 
«  auf  das  Vorkomnien  dieser  ratliselhaften  Gesteine  in  gar  manchen 
andern  Gebirgen  angewendet  werden  könne.     Unsere  Keimt- 
■üa.der&eibea  darf  in  keinem  Falle  als* geschlössen,  nicht  einmal 
ilt  sehr  umfassend  gelten  und  dns  vun  der  Schule  Wcrner's 
darüber  FestgepicUte  findet  #ich  mit  sa  roanehen  BeobachtuDgen' 
und  Erfahrungen  der  neueren^ und  neuesten  Zeit  in  an  geim'«  , 
gem  Einklänge,  als  dafs  es  nodi  21»  emeA  eimgemiarsen  geniig- 
Uchou  Anhalte  zu  dienen  vermag.    Uns  sinil  imnier  die  denk- 
würdigen Worte  des  trefflichen  L.  v.  Buch  gegenwärtig,  al» 
er  die  Scblcsischen  Gdbirgsarten  beschreibt  und,  uaehdem  Gra- 
nit  Gucifs  uud  Glimmerschiefer  dbgefanfidelt  worden,  sagt:  fast 
alle  jene  Gesteine  folgeu  in  allmähligen,  wenig '«taffk  begrcnxten 
Uebergäiigenj  Cvrantt  geht  in  Gneifs  über,  Gneifs  in  Glinuner^  » 
ukißkxi  dieser  achliefs^  sieb  dem  Tiionacliiefor  ati  ii.s.w*  Nur 


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der  Porplijr  stebf  dimr  Reibe  einselfi  md  iioKrt^  wie  sein* 
Kegelbme  iiber  der  Ebene,  «»^  —  Bie  Hauptmasse  der  Por« 
1)1 1  vre  Scbottlands  in  Fddstetn^'tmcliieden  gcfdrbt,  roth,  grau, 
bräun.  Sie  unschliefsl  Fddspalli«»  und  Hornbleode-KiTstaUe 
(Ht*Boui  ist  zugeiiever  Beooecbterj  ab  dab  wir  in  die  lejue 
Angabe  ein  Miistraaeii  setzen  diirfen ,  sonst  hatten  wir  woU  eher: 
Ängste  vemittthet  in  solchen  Porphyren,  als  HomblendcJ,  ans« 
serdcm  schwiraliche  Glimmer«  BUtehen  und  Eiseidües-Theile, 
Sie  zeigen  mannigfi^he  Uebergäoge  in  Diorit  o.  s.  w.^  Die  Poir» 
'phyx^  bilde»,  Jun  nnd  wieder  zcrstrenti  bald  ganze,  meist  tv^ 
genUiüinlicli  gestaltete  Berge ,  bald  setzen  sie  nur  den  Gipfiel  au» 
ajimmeo*  Ihre  Grenzel|Jst  sich  nii^twohlgcnaa  angeben«  Die  Berg« 
höhen  sind  imtuater  beirSchtlich ;  so  nUist  derNevis  438o  Fnu^ 
d|!r  Groachatt339oF«.«»s.w*  Ntdi Maec«llooh's  und  Hack« 
A  ight'slAnnahme  aW  die  grdsserea  PQrphjrrinassen anfGüss« 
mersehiefer  gelagert. 

Chloritiselie  vud  quarzige  Gesteine  und  Thon«' 
schiefer.    Sie  bilden  die  gewdhnliehen  Ueberlagcrungen  des 
talkigcn  Glimmerschiefers  und  stehen  gleichsam  auf  einer  Miticlw 
9ti|fe  zwisefa^  den  Urfelsarten  und  denen  der  Uebergangsseit» 
Die  ehloiitischen  und  quarzigen  Gesteine ,  meist  znsammcn^csoticl 
au$  Chlorit  oder  Talk  und  Quarz,  ist  der  Verf.  weder  geneigt 
als  dem  Thonschiefer-  Gebilde  untergeordiif?t  gelten  zu  lassen, 
noch  als  eigentliche  Glieder  des  Uebergangs  -  Gebirges,  indem 
der  Thonscbiefer  zu  wenig  ausgebreitet  ist  und  die  Gesteine  iFton 
der  andern  Seite  zu  wenig  den  Clmrakter  des  Konglomeratarli« 
gen  tragen.  — '   Das  in  frage  liegende  Gebilde  ist  über  einen 
qieht '  unbeträchtlichen  Raum  verbreitet.     Diu  Berge  sind  theils 
abgerundet,  theiU  haben  sie,  irJ^  Folge  der  verschiedenartigen 
J&erstöruugsweise  ihrer  Sclnchten,  ^veilellfürmige  Umrisse,  oder 
erheben  sich  mit  stufenartigen  Absätzen.  Die  Neigung  ihrer  Schich- 
ten wird  bedingt  durch  jene  der  unterliegenden  altern  Feisar* 
ten.  ~   Am  Schlüsse  dieses  Abschnittes  giebt  der  Verf.,  nach 
Ma  c  c  u  1 1  o  c  h,  eine  allgenjeinc  Uebersicht  der  geoguostischen 
Beschaffenheit  der  Nord  Westküste  Schottlands;   das  herrschende 
Gestein  soll  ein  primitiver  ^älterer? J  xoüxer  Sandstein  (primary 
rtd  Sandstone )  seyn.  ,     '  ^ 

Das  Grauwuckcn-  Gebilde  erscheint  in  zwei  H^njpt« 
AbtheUungen  gesondert.  Die  eine,  eigentliche  Grauw.icke,  ruht, 
in  so  weit  man  darüber  zu  uttheilen  %'crmag,  auf  den  älteste« 
Fekirteik  Die  andere  ist  den  chlorilischen  und  quarzigen  Go*» 
steÄaen  und  den  Thonschiefern  angelagert ;  dahin  die  Konglome»  - 
rate,  sehr  verschiedenartig,  was  ihre  Zusammensetzung  bclriflft, 
mitiinter  blos  als  örthche  Bildungen  gelten  müssend  und  um  sa 
Wwfiger,  je  näher  man  den  Krzengnissen  jüngerer  Fristen  komm!» 


8du^  essai  geologique  sur  r£cQ$scK;  «47 

^«    Die  eigentliche  Grauwacke  unterscheidfil  sich  w^s^tlicK  davo« 
doTcli  das  mehr  Gleichar%e  Hirer  Zmaminensctzung  f  indem  sie 
fast  stets  aus  Bruchstücken  von  Quarz,  Thonscliiei'er  oder  Kie^ 
seischiefer  bestellt,  verbunden  durc^  einen  Tliousdiief er teig,  dem 
einzelne Glimmerblättchen  beigemengt  sin<l,  selten  Fcldspath-  und 
Feldstein- Kömer  und  kleine  Kalkspath-ThcilcJ.    Sie  zeigt  sieh 
sehr  üiisgebreitiec  in  Süd  -  Schottland  feine  nicht  unwichtige  Bc^ 
richtigung  älterer  Angaben ,  welche  das  Vorfaandensejn  dieser 
felsart  auf  wenige  Punkte  beschränkt  m^issen  ^K^iltenJ;  sehr 
viele Bergkamme  werden  durch  Grauwacke  gebildet.  Die  Gran* 
sen* ihrer  Ausdehnung  lassen  sich  nicht  überall  mit  Genauigkeit 
bestimmen.    Das  Piiysiognomische  des  Gesteins,  die  Gestalten 
seiner  Berge,   die  Eigen^iumliclikett  eeinev  Tbäler  hat  Hi.  ß.. 
Bieisterhaft  geschildert;  .ungern  ire|sagen  n\t  uns. eine  Mittbei- 
luDg  des  sprechenden  Bildes,  r— *    Als  nntergeovducte  Lager  der' 
Grauwacke  finden  sich:  Alaunschiefer,  Kieselschieferi  Gemenge, 
^usli^mblende  und  Feldspath  y  Diprit  f  jedoch  nie  so  ausgezcidi* 
'  «et,  ab  der  der  Urzeit  luitehen^e.^!  FelcUpath  i^d  Peldstcia 
^ipit  verschiedenartigen  Eunnengongen,  Granit  (Grawie-Mß^nitique 
nennt  ihn  der  VerCt  ein.Gen|enge  aQi\  Feldqpittl}»  jQuarz«  Glim- 
mer und  Hornblende  J^,  ^erpintui,  u.  !•  ,W*    An  erzführendeu 
Gängen  ist  die  Gebii-giarc  rciehy-  Piaal  in  Afis  Wettliälfte  dei; 
Oegend^  rwekhe  .sie.  etpDinwit;  .  Blei^^  9lupfer-  t  Biscn*^!  Mtl^/ 
«lon-     a.  i£m.  Vechen  ein  mit  Bar^tspa^,  Kalkspatli  «.  s^  vv^r 
und  auf  Lagw^.triffk  man  Mangan*»  iind  Slscnervc,  wiX.(^^u^ 
Eine  grosse  MnnoigfoUiabeit.  von  ErsM  wii  andpni,  liiner^-t 
-$tthstaii%ep  liefere  ImiMideKft  die  Ginge ;  im  Pistrikte  Lea^HilU; 
Qnfcrn  vWaAlodilieadf  Dfds  G  e  d,i  e  g  e  n  *  £.1  s  e  n.  hier  vovkpm* 
me,,  machten,  jgk  ^ehr  .in;  Zw^el  .stieben,  sa  vgle  denn  auck 
tit*  9«  di|M^  AlR^e ,  4«tehaui  ungenrUa.  Melkf...  XfH  d^  Gcaur. 
wackehergtoa  ^^A'JMSfiKralqucllim  aimiili^  Muftg.  —      An  die 
Orauwjpcke  reibt  .dar ,  Verf. «  wie  vriv  .bereiti  «itt^dente^  haben, 
die.  Konglomerate,  andctti  sie,  ohne  gerade  aUe/demselbärf  Nie- 
dersclilage  ^anzujgeliörcn ,  /wie  die  ei|[entlidie  GnuWadiief  den7 
Qooi)  eine  «iemltcl^ .  nahe  SÜdmignttt  mit  dei»elben.  andeoteo« 
Sojrubcn.  sie  mMnentUdi  in  $üd-^idi«tllan4  auf»  der  GranwadL«. 
Da  indessen  diese  gröbern  Sandstein •-G<4»ilde  dem.  rothen  Sand^ 
Ktcin.  innig  verbünde  sind,  und  ein'^  sebprleTr^ung  der  soheb-*  * 
bar  der  Grauwacke  augehöj^den  nililit.'WK|l)l:ipögIicb  wäre,,  an. 
Vcrd^  4ie  Kiinglom.0rM  .zo^^eich  nut  fi^n»  riKlian.  Sandsleptar 
Gebilde ^f)>9Bli9i|dQH.>  »  -  r  t- 

^  «^iMl^T  S  a^n  ds  t  e  i n.  <  Mit  b|ßspndei^|i .  Int^rame  baben 
vrir.  geU^n,  was  Hr.  B^  über  den  rotb/99  -^iimdsttgki  sagt.  >£s 
gilt  ihm  ^|s  eine  der- seltsamsten  Forasalidlieiß  und  .niit  als  eine 
4er  iefarreicl}stej9  f^r  »^eitere  Uiilersuchu/igeiii  .um  aeia^  Beue** 


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a48      Boue  e$äai  gcologiquf  siu*  TEcosse* 


Irang  willen  zwischen  Uebcrgangs-  nnd  Flöz- Gebirgen  und  mit- 
bin auch  zwischen  jenen  und  den  Felstrtei»  der 'Urzeit.  Die  Kr* 
forschung  des  wahrhaften  Ursprungs  jener  Formation  wurde  den* 
geologischen  Theorieen  ein  weites  Feld  öffnen,  eiaen  grossen 
Theil  ihrer  mehr  oder  weniger  gewagten  Schhtfsfolgcn  umwan- 
deln in  Thatsachen,  allein  der  Regellosigkeiten ,  welche  diese  Ge« 
birgsart  l)Ierct|  sind  so  viele,  ihre  einzelnen  Erscheinungen  so' 
sehr  im  Widersprudie  mit  einander,  das  blofs  Zufaliigc  tritt  dem 
Betrachter  so  baufig  entgegen,  dafs  sie  vielleicht  nocli  für  lange 
dem  nicht  geniigUcb  Erforschten  im  Geheimretche  der  Natnr 

imgcbören  wird.  Der  Verf.  nnterscheid et  einen  eigentlichen 

rotben  Sandstein,   der  bin  und  wieder  Kohlen -Sand- 
stein umschliefsti  femer   die  Konglomerate  und  endlich 
die  feldspatbigen   und  Trapp-  Gesteine»  welche  unter 
den  Konglomeraten  bereits  anfangen  aufzutreten  und  deren  Ab- 
satz scheinbar  noch  ziemlich  lange  gedauert  hat»  selbst  während 
der  Bildung  der  feinkörnigsten  Sondsteine.   —  Konglomerate 
und  Sandsteine  füllen  den  Gruml  unermefsUcherThaler,  oder  sio 
finden  sich  üm  Fnfre  Ton  Ur^  und  Uebergangs  -  Gebirgsketten 
und  dienen  diesen  Erceugniss^  ilterer  Fristen  als  schütxendet 
Mittel  gegen  das  Einwirken  äusserer  xenldrender  Kräfte,  wel- 
<ftOy  hier  namendieh ,  der  Gewalt  der  Meereswogen  nicht  hätten 
widerstehen  können.    Aber  solch  sdi wacher  Damm  wird  der  ver-* 
sichtenden  Macht  einst  weichen  roSnen;  schon  tragt  die  Ost- 
küsto«  hieron  das  unverkennbare  Zeugnils,  wo  mir  einadne  Sand* 
steinmaaaen,  kolossalen  Broohsttickto  gleich ,  erschemen,  während 
auf  der  entgegen  liegenden  Küste  unsere  Felsarf  stdi  ausbrei- 
tet über  weit  gede1>Bte  Flächen  de«  NiedcHandes.  —  Diese  un- 
gleichartige Vertbeiliing  der  Sandstein  -  GcbiM^  in  Schottland 
ist  esy  welcfaranm  grossen  Theile  erklärt,  wShalb  die  Men- 
sehen, angezogen  durch  einen  mehr  glnckllc1>en  Himmels8tricfa| 
>dnrch' fruchtbare  Gegenden,  die  «stliche  Hälfte  dtt  Hetches  tot- 
imsweise  bevölkert  und  sie  umgewandelt  haben  tu  einer  der  an- 
gebautesten der  Welt,  während  die  WesAüste  nur  arm$e%« 
Fischer  aufzuweisen  hat  und  ilirc  Berge  von  Völkerschaften  be* 
wohnt  werden*^  deren  Gebräuche .  »i  £o  Zeiten  des  Römer-Staa- 
tes erianenh  —  ]>ie  ;Kongh>merate ,  ans  Bruchstücken  älterer 
Felsmassen  zusammengesetzt  fFragment«  Ton  Granit,  Glimmerschie- 
fer, Quarz,  körnigem  Kalk  u.  s.  w.  gebunden  durcb  graniti- 
schen Teig ,  oder  ea  inden  sieb  in  einemllindemittel  aus  Quarz-' 
körnern  und  Glimmerschuppen  eingeschlossene  Stücke  tbn  Quarz, 
Porphyr ,  Granit,  Gnei£i,  Homblendegesteui,  Feldstein  u.  s.  wj, 
machen  im  Allgemeinen  die  Unterlage  des  rothen  Sandsteins  aus- 
Die  Gesudten  ihrer  Berge,  mehr  bedingt  durch  örtliche  Ver- 
hältnisso^  durch  die  AwMmiUicfae  du  MoMon,  «b«r  welche  sie 


4 

Boue  essai  geologiqa^  sur  i^eosse.  24{> 

niedergelegt^  imedta  tu  s.  iMlben  wciit^  Enttdiiedene^  Im' 
Charakter.  Ihre  Schtebtong inelir  oder  minder  deiitficli,  —  Längs 
des  Fnl^  der  G^irgsk^en  im  sudlichen  Sdiottknd,  anf  GrffcK 
ivacke  gelagert,  erscheint -än  Trflnuner- Gestein  iHgeDthilmiicher 
Art;  ■Aruehstncäce  iron  Grtaimracke  sind  veilmiidett  durch  eine« 
melur  oder  weniger  ebenschussigeR  Thon.  —  Rother  ^nd^teioT 
und  Kohlen  -  Sendstein  «eigen  sich  bedentend  veribrritet.  Ihre 
Berge  'Steigen  nicht  seht  hc«!»  nn,  oft  bilden*  sie  mir  Hügel  tob 
einigen  hundert  Fofs  Höhe.  Die  Gipfd  ddrselbeo  sind  sehr 
gerundet y  die  Abhänge  sanft,-  reichen,  ^it  gedehnten  Thfl« 
lern  znföhrend;  nur 'da,  wo  Wasser '  die  Gesteiltmatfeear  Sifirelif 
brecherij,^  finden  sieb  Engthaler  mit  senkrechten  ifanefu,  stei^ 
le  Ufer  und  Klippen«  Ztf  den '  utote^geordisBteB ,  oder  dodlr 
In  allgememe^  Beiiehung  diesem  GebiMe  angeharigen  Massen, 
rechnet  der  Verf.  einige  Kongloüherete,  thonfgc  Mergel ,  Kalk^ 
atein  n.  s  w.  Als  eingemengte  Substanzen  *  werden  genannt  : 
Eiienoxyd,  Kalkspath,  Eiseii- uiid  Kupferkies -und  etwns-^Kei» 
glänz.  Auf  Truramem  finden  sidk :  Kuk-  4iiifd  Bar)t6patl) ,  F»^ 
e^g^psy  schWefefsWer  Siroatian,  kupferkies  u«s.w.  Dfe'En» 
Ifihmng  ist  uidiedeutettd.  —  Av^  die  Betinehtluig  der  Kongl»» 
■terate  und  ""deritvchen  Sandsteine.  fo]^<snnSehst*die  der  Trapp* 
«ttd  feldqpathigen  Gesteine,  wovon  bereits  die  Rede  ffewesen* 
Schotdand  hat,  was  die  Fdsärten  dieslb' Natur  betrifft^  tcbonr 
seit  langer  Zeit,  als  ein  klassischer  Boden  gegolten.  ]>ie^gelehr« 
ten  Forichcr  des' Eoropiisdien  Fesdimdes  beriden  sich  auf  die. 
Berge  jenes  Reiches,  «üs  auf  StiSfopnnkte  ihrer  theoretischen  Be« 
liauptungeD,  oder  ^e  glaubten  wenigstem  |.  inihaenr  dasBüdmig»* 
Gebeimnift  der  rSthtfwolleii  Massen  bewahrt.  0efs  Verf.  acb« 
tele  sich  darum  verplliehtet,  alle  ThMsaebenr  darauf  Bemg  ha- 
bend, mit  ni^Kchsler  Klarheit  darzulegen  und  sujuleidi  mit  |e» 
ner  wahrheit$liebeiiden  Unbefangen^!  ei t,  weMe  em  Gegenstand 
verlangt,  der  der  Wissenscliaft  wibbtig  ist,  wie  dieser.  Wir 
wissen  ihm  besondem  Daek  daliir  und  werden  um  hier  einige 
ausSSIarlidiere  MitlheSungen  erhoben,  die  Rettütate  b^reffend^ 
«t  weleheii  Br.  B.  demA'  mühevolle  Uetetsoohungeu  geüBbra 
ward.  ^  Eine  mögUchst  genaue  Erkennung -der  wahibdken 
ttur  d»  Eneownisse^'  toii  welchen  die  Redey  eiii'  scharfes  Aufi» 
fessen' ihres' l&bereinsiimmeoden  mit  andetu  Febartee^  endiieb 
die  Lagerungs«  Beziehungen  zwischen  timen  und*  de» 'Simdstaui* 
Gebilden,  diefs  waren  die  verschiedenen  Ausmittlelttngeny 
weiche  der  Yerf  bemdht  gewesen.  Was  nanleotlieh  da»  Icittte 
betrifft,  so  findet  man  die  sogenannten  Trapp  -  und  die  felds|ia« 
thigen  Gesteine  thcils  mitten  zwischen  den  Massen'  des  rowen 
Saudsteines,  ab  Lager  (oder  wenigstens  lagerartig),  tbeils  wSkt» 
men  sie,  grössere  Haufwerke  bildend  und  settist  Bc^^ggruppen, 
ihre  Stelle  über  den  Konglomeraten  ein ,  oder  iibfi^  den  uutern  Bin«» 


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23o       ÄWie  essai  geologicjue  sur^PfieoiM 

ken  des  roihcn  Sandsteins.  Kommen  sie  auf  die  zuerst  crwaHnte 
Weise  vor,  d.  Ii.  aufLagera  im  Sandstein,  so  führt  ihre  leichte 
und  regellose  Zersetzung  rix  Landstrichen  mit  welienförmiger 
Aussenfläche,  in  deren  Mitte  die  mächtigsten,  festesten  Massea 
^  Form  kleiner  gerundeter  Hügel  stehe»  geblieben  (Pcrth,  süd- 
irärls  von  Edinburgh  u.  s.  w.).  Bahnt  sich  ein  Flufi  seiueu 
Weg  durch  solch  eine  Masse,  so  hat  diefs  entweder  eine  gäni- 
ÜbM  Zerstörung  derselben  zur  Folge,  oder  es  werden  tiefe,  ge- 
wundene Schluchten  gebildet.  Die  Massen  selbst  zeigen  keine 
Spar  eigentlicher  Schichtung.  Die  hieher  gehörigen  Felsarten 
sind:  Thonstein  (ArgUoliie,  Claystont  ),  thells  Breccien  bil- 
dend, theüs  popphyrartig,  Dolcrit,  1  i  app-Mandelstei- 
nef  Ififtltnter  poipkyrartig  oder  Mandeistein  mit  Wacke- 
Qruiidmasse.  —  Wir  werden  einige  der  denkwürdigsten 
Ekemhiimlichkeitcn  dieser  Gcbirgs- Gesteine  entwickeln ,  zuvor 
jedoch  die  allgemeinen  Bemcrkuugen  andeuten,  zu  welchen  Hr. 
B.  durdi  üttfinorksames  Studium:  derselben  sich  geführt  sah.  — 
Ke  eilt«  B^n«rk|tllg  betrifl't  den  Umstand,  dafs,  obgleich  die 
Zwiammensetzung  einer  solchen  lageiartigen  Masse  im  AÜgfr- 
Moen  ziemlich  bestäudiiJKsheiut,  dieselbe  dennoch  an  verschie- 
denen Stellen  ein  sehr  mannigfach^  Ansehen  gewinnt,  so,  dafs 
man  leicl.t  verführt  wetdeu  kann,  dem  blos  Zufälligen  einen 
köbem  Werth  beizulegen.  Dolerite  erhalten  nicht  nur  eine  ppr- 
phyrartige  Stmklvr^  sondern  sie  werden  auch  umgebildet  zn 
Ifundelsleiflen,  4|det  es  erscheint  in  demselben  Lager  eincWackc, 
ndir  oder  wewgerverhärtcr,  mehr  oder  minder  häufig  Körner  fremd» 
ästiger  Substanat».  fnbrend.  Aehnliche  Beobachtungen  bieten  ba- 
saltische Stttee.  Die  sweiie  Bemerkung  gilt  den,  jenca 
Felsarten  in  grfiMeier  oder  geringerjsr  Menge  zustehenden  Bla- 
itnräumeny  die,  von  ihrer  BUdiMIfueit  an,  leer,  unausj^efullt 
H^ilieben  .iind«  Sie  finden  «ich  in  allen  Trapp-  oder  feidspa- 
tlii^n  Gesteinen ,  von  der  erdigen  Wacke  an,  bis  zum  Feldstein, 
alber  in  sehr  verschiedener  Häufigkeit  und  nicht  gleich,  was  Grösr- 
40  nad  Gestak  -  Verhältnisse  betrifft.  —  lu  der  dritten  Bemer- 
kung sprLchliHr«tB*  von  den  KryMaUen  ,  eingeschlossen  m  den 
Gebitgindenf  V<Mt*W«icl»en  die  Rede.  Sie  sind  zuweilen  dureh- 
drungen  von  der  fim»  des  Gestmne;  die  Krj  stalle  derselben 
Substanz  zeigen  sich,  was  ihre  Formen  angeht,  auf  eine  klemc 
Zahl  Yarietäteu  betehräiykty  dMeelben  die  auch  in  vulkanischen  Ge^ 
bilden  g«Cfoffeu  werden,  so  wie  in  üebergangs-  und  Urfels- 

artcn.  -In  Absicht  des  Wesentlichen  der  Zusammensetzung, 

hissen  sich  die  Gesteine  auf  drei  Mineralien  zuiücktühren ,  die 
nämlichen,  welche,  wie  C  o  r  d  i  er  s  sinnreiche  Untersuchung 
dargethan,  last  allein  alle  entschiedene  vulkanische  Erzeuginssc 
eiuiii«cken,  näralick  iFekU|>atb|  An^Mtnnd.  titenotjrdhaUigesMa'^ 


* 


Bowe  essai  ^eologic^ue  sur  r£cosse..'      25 1 

guctei'sen,  zu  denen  sich  seiton  Olivin  gesellt,  und  noch  seltener,  mehr 
ousnahm weise,  Hornblende. —  Da  dir,  nllerdings  sehr  wichtige  Ent- 
deckung Cordicrs,  wie  der  Verf.  mit  Wahrheit  bemerkt, 
b^i  vielen  Geognosien  «icht  die  Aufnahme  gefunden,  welche 
il)r  gebührt,  *so  glaiüien  wir  unsern  Lesern  einige  Bemerkungen 
darüber  schul  tilg  zu  seyn.  Es  war  nllerdings  sehr  tadclnswcrth,  ohne 
weitere  Prüfung,  sammtlichc,  iu  gewiss^cn  Trapp-Gcsteinen  so  häu- 
,  .  fig  vorkommenden  iich'war^ichen  und  graulichschvvarzen  Einmen- 
l^ungen   für  Hornblende   anzusprechen.     Cordicrs  schöne 
Arbeit  lieferte  den  Beweis,  rlafs  es  im  Gcgoiitheil  der  Augit  ist, 
weicher  in  jenen  Felsarten  sich  so  bedeutend  macht.    Der  Deut- 
sche Geognost,  sagt  Hr.  B. ,  mehr  gewohnt  die  Natur  im  Gro- 
fscn  zu  befragen,  als  sich  zu  beschrnnken  auf  ScMiisse  im  ßü- 
chersaalc  erfafst,  oder  höchstens  begründet  auf  Uandstücke  iu 
Sammlungen  bewahrt,  stets  strebend  nach  grösscr«r  Voreinfach- 
UQg  der  Mineralien  und  der  Gebirgs- Gesteine,  fühlt  sich  viel- 
leicht «urückgeschreckt ,  durch  das  Verwickeitc  der  Vorrichtung, 
die  Untersuchungen  fordern,  wie  jene,  durch  welche  Cordier 
zn  so  denkwürdigen  Re^idtateo  gelangte.     Allein  das  scheinbar 
Verwickelte  i$t  nur  Täuschung;   es  beschränkt  sich,   boi  »Ucn 
Forschungen,  wo  nicht  die  genaue  Ausmittelang  des  Quantita- 
tiven di;r  Bestandstofic  einer  gcmengteu  Fclsart  beabsichtigt  wird, 
jener  Appiir«t  auf  eiqen  kleinen  Achatmörser,  auf  ein  gutes  Such- 
glas, ein  Magnetstabcliw,  #ip  Fläscbclien  mit  Säure  und  ein 
l«olbfohr.     Und  die  .vou  ,  C  o  r  d  i  er  angewandte  Zerlegungs- 
weise  läfst  sich  .weiter  mit  Vortheil  gebraucheo  bei  allen  altera 
Fcldspath  -  Gesteinen ,  um  über  <Ue  Jfe«cli«ffenheit  der  \crschie- 

'  deuen  diese  färbenden  Substanzen,  ciniga^  Aufschlufs  zu  erhalt 
t(Mi.    Was  nmaitlich  die  Fülle  ibdrifft,  wo  Augit  oder  Hoiti- 
MoQ^o  «ingemeugt  ist,  so  wis^eü  .infk  dureli  Cocdi^i,  dafs  » 
im  erstem,  d.  Ii«  heim  Vorhandenscju  von  Attgit,  ein  Splitter 
des  Gesteines  vor  dem  Lötherohr  %tt  LaehwanMi  gleicbseiarb* 

.  tem  Email  fliefst,  die  Horubleiide  aber,  nC  sie  den  Feklspathe 
lieigemeogt,  mit  diesem  zu  ^weiDdie^eii  Glase  sieb  «ntrendelt,  io 
W^kbem  .die  Hori^dfpdetlieilQliefi  «utiit.  als  bnyne  Kugek  tib« 
gesondert  erschein eV  und  auch  später  Dur  dadurch  färbcMd  ci«F 
wirken  auf  die  Blasse,  dafs  ihre  nächste  Umgebung  grau  wird| 

.         solche  iiiMge  Verbinduog,  ivie         die  FeAdsjpoti»  und  Au« 

.  eingehen,  sobeint  binr  Me  Mt.*ru  finden«  ^  .  Nack  die« 
«nf  Abschwetivi^  wenden  wir  uns  Aufzählung  der  \ersckie» 
de««»  Trupp und  feldspathigen  Gesteine  selbst..  Die  wich« 
ttgsteu,  wid  zugleich  sehr  auffallend  durdi  beepudere  Aehulißfcip 
l^it^  mit  gewisse^  vidkaiiischen  Gebilden  a^sider  Gegend  von 
St.  Hour  im  CiiDiai,  sind  Doicdrirte  {Münose,  W  er  n  er*s 
£l4(B-prÜDStelB)y  Genci^  «i»FeldtpMky  .Aagit «ud  <%wH 


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aäa      Boue  essai  geologique  sur  FEeotoe. 

meist  als  wesentlich  zu  betrnchtcndem)  Manfnctcisen,  deren  zalil* 
mcbe  Moflificationcn  bedingt  werden  durch  das  mehr  oder  we- 
oiger  Vorherrschende ,  so  wie  durch  den  verschiedenartigen  Zu- 
stand der  Frischheit  des  einen  oilf  i  des  andern  der  Gcineng- 
theile,  durch  cinieln   eingewachsene  Krystalle  von  Feldspatli, 
durch  Blasenräumc  n.  s.  w.     Ferner  Wacken,  die,  obwohl 
in  weit  feineren  Theilen,   denselben  Bestand,    rücksichtlich  der 
einzelnen  sie  bildenden  Partikeln  erkennen  lassrn,  wie  die  Do- 
icrtte.     Und   unter  den  fcldspalhi«cn  Gesteinen  zumal  F cid-  ■ 
stein,  porphyrartig  durch  Feldspath  -  Krvstalle,   die  sie  ura- 
schlietten'i  und  l>äufiger  noch  Thonstem,    mit  Feklspath-, 
Gbmmer- und  Augit-KrjsUUcn  (sie  zeij-en  zum  Tlieil  viel  Aehn- 
liches  mit  den  Fclsarien  gewisser  Trach}t-Districkte  Europas), 
,dann  i^honolite  (CUhkstone).  —    An  diese  allgemeinen  Bc- 
slinimiDgen  reiht  der  Verf.  die  mehr  ausführlichem  Angaben 
Uber  •da»  drtlichc  Vorkommen  der  verschiedenen  Fels-Oehildej 
von  welchen  zulfltat  die  Rede  gewesen;  wir  können  ihm  dabei 
«lidit  f0%eB,  denn  wir  fürchten  die  Grenzen  dieser  Xwm^^  zu 
nbersdmitfm.  Der  Kohlen -Sandstein  zeigt  sich  be- 
sonders -ausgebreitet  im  sildlichen  Schottbnd.    Die  aufmerksame 
Betrachtung  der  Lagenings- Verhältnisse  dieses  (,ubiides  ergiebt 
4te,  rÄcksichtlich  seiner  bei  den  angesehensten  Gebirgskundigen 
berrschende  Meinung  als  eine   wohl   begründete;    es   tst  em 
-e^eMbüaiKcher  Absatz  des  rotlien  Sandsteines,  der  wälucjid  der 
Entstehungsfrist  deudben  sUtt  gefunden,  aber  bei  weitem  nicht 
«berall  gleichieilig,  nlobt  in  derselben  Menge,   nicht  auf  die 
nämliche  Weise,   darum  erscheint  der  Kohlen  -  S.  bald  unter, 
bald  über  dem  rolbm  S.,  bald  zwischen  ihm;  die  allgememen 
StrdmiT'-Dedingoisse  beider  Felsartcn  sind  dieselben.    t)»e  ge- 
fme  Ausmitteluog  seiner  Schichtenfolge,         in  Schottland  mit 
-d^M&eU  Schwierigkeiten  zu  kämpfen,   die  gar  häufig  auch  m 
andern  Gegtnden  gefunden  werden.    Der  Verf.  theiit  die  dem 
<7ebiidc  Sugehörigca  Schichten  in  untere  und  obere.    Jene  sind 
bcsSicbuot  d«rch    minder  beträchtliche  Kohlcumengen,  durch 
AnhSufuogen  vpn  Anthrazit  ,  Lager  vou  Trapp  -  und  feldspathigen 
Gesteinen,  endlich  durch  dichten  Kalk,  der  Reste  von  Meeres- 
thieren  enthält  und  zuweilen  durch  rÖthllchcn  Sandstein;  in  die- 
sen, in  den  obern  Schichten,  scheinen  die  Trapp-Gesteine  ganz- 
lieh zu  verschwinden,  hier  findet  man  den  eigentlichen  Kohlen- 
Sandstein  mit  Kalk,  der  fossile  üebcrbleibscl  von  See- Geschö- 
pfen führt,  thcils  auch  uiougelig  ist  und  sodann- Muschelu  um- 
schiicfst  und  PHanzeutheiie. 
*  .       Kalk-  und  Sandstein-Gebilde,  jünger  als  der  rö«ie 
Sandstein  fOryphiten-KalkJ.    In  den  Hcbriden  kannte  man 
jBctt  iaiiger  Zeit  gewisse  Kalk-  upd  Sandstein- Gebilde,  welche 


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I 


iii($bt  der  Formatipa  des;  rothea  Sandstefoes  anzugeKören  scbci- 
neo;  Maccull.och  war  os,  der  zuerst  ihre  wahrhaften  hat* 
geruRgs  >- Verliältnisse  aufklarte.  £r  glaubt  alle  diese  einzelnei^ 
Reste  <i^nes  Gebildes,  das  ia  früherer  Zeit  bei  weitem  mächti- 
ger gewesen  se'yn.  dürfte^  den  Uas  der  Englander  beizählen  zu 
musaeai  weldicr  dem  caicaire  d  grj'phites  Französischer  Gco- 
gnostet),  tiDserem  Jurakalk,  entspricht  Cd.h.  er  macht  ein  Glied 
^  des  Initiieren  Fiözkalkes  ausj.  Nach  den  gcogBQslischen  Eigen- 
thümiicbkeiteh  und  anderen  Beziehungen;  jbe^onders  auch  nac]^ 
den' Vom  Gebilde  umschlossenen  Versteinerungen^  thcilt  er.jer 
doch  das  Ganz4^  in  drei  verschiedene  Massen^  die  unterste  isl 
ein  Kalk)  der,  ausschlieCslich  Graphiten,  aufgenoramen  hat,  .diesen» 
folgt  ein  weisser  kalkiger  Sandstein,  die  oberste  Lage  niaclit  ein  ^ 
Kalkstein  mit  schiferigem  Thone  aus^  abweiclichd  vom  Kalk  tie* 
fierer  Punkte  durch  .üusserliches  Anschn  und  durch  die  Verstei«- 
nemngen  ^  welche  er  führt*  Auf  deq^  Eilande  Sitye  n.  a.  neh- 
men die  Gryphitenkalke  einen  grossen  Theil  des  Distriktes 
Strath  ein;  ])in  und  wieder  findet  sich  ein  sonderbares  Syenit- 
Gestein f  dc!U  Kalk  aufgelagert,  oder  ihn  durchbrechei^. •  Im 
Süd<n  dcr.Inscl  erscheint  der  kalkige  Sandstein,  und  Maccul- 
loch  glaubt,  dafs  beide,  Kalk  i^nd  Sand,  Ausfüllungen  eines 
Beckens  im.fothen  Sandsteine  sind. —  Die  übrigen  Details  die- 
S<S  Abschiiiues  eignen  sich  nicht  Wold  zu  einem  Auszuge. 

Vulkanische  Erzeug n issCt  Scijottland  enthält,  über 
Beträchtliche  Strecken  aui^ebreitt-t,  vulkanische  Gebilde,  oder 
solche,  dir  den  Produkten  unbestrittener  «rloschter  Feuerb^ge 
älinlich  sind.  Man  findet  sie  mei«»t  auf  der  Westlichen  Küs(e,  wo 
sie  einen  bcdeatendea  Theil  der  Uebriden  zusammcnserzen  und 
den  Inseln  des  grossen  Meerbusens  der  Clyde;  sic^  ziehen  fort 
^  auf  dem  Festlande  de^  Keiclies,  um  die  Insel  Mull  her  und  In 
.dem  grossen  Thalc  zwischen  drn  Grampians  und  <den  Gebirgs-- 
ketten  in  Süd -Schottland.  Der  Verf.  scheidet  ^  und  sehr  mit 
.Kedit;  die  Bejtrach^ung.  der  Basj^k^ Gebilde  von  jener  der  Tra^ 
chjt-Massen»  —  Zuerst  wird  von  den  basaltischen  Strömen 
gehandelt  und  genaue  Nachricht  gegeben  von  dem  Oertlichen  ih- 
rer Verbreitung«  Die  beigefugte  Karte  ist.  sehr  geetgpel  ein 
Bild  zu  bieten  von  der  mächtigen  Ausdehnung  .derselben.  Sic 
offenbarensich  als  unzweideutige  Wirkungen  einer  Ursache,  welche 
.an  den  namUdien  Orten  die  nämlichen  Materien  übereinander 
zu  häufen  trachtete;  bald  stellen  sie  sich  dar  unter  der  Gestalt« 
ungeheurer  Haufwerke  (^Eibudc  Canna,  Miüli  Skye  u*  a.J^ 
brid  nehmen  sie,  als  mehr  abgesch>edeoe  Theile  von  dem,  Gaur 
zen,  ihre  SttUe^in  der  Mitte  der  Meereswaaser  «m»  oder  auf 
Bergbdhen  aus  filtern  Felsarten  zusammengesetzt.  Nie  steigen  sie 
indessen  über.  aoiia.F.  empor  ^  häufiger  erseicben  sie  em  nie» 


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254      fioue  tsssüi  geologlque  6ui*  r£cosi»e4 

drigeres  Niveau.  T^r  äusserUclies  Ahsdm  ist  höchst  vrrschi«!5fi| 
Wer  zeigen  sie  sich  von  crmmlentler  Einförmigkeit,  im  Wandcf- 
'  rer  Gefätilc  der  Wehmath  mul  der  Trauer  uoregend;  dort  tuft 
eine  mehr  oder  wemger  reiche  IHhujüendedte,  von  der  sie  stel- 
lenweise bekleidet  drscheiiiei))  AbvrecliselHtt'fi^  tliid  Lebeu  hervor. 
Die  Berg -Gestalten  Wßd  sehr  vielartijj,  massig,  ünregelmässigj 
mit  Ketvprstehcnden  eckigen  ünförmlichen  FeUeo;  häufiger  iiock  . 
s«g«ti  sie  eine  Folge  von  Tcvassenj  diey  höher  tuid  höher,  an- 
einsndet  geireihet  sind;  die  Oberfläche  mit  geringen  Erh:il)^n- 
lieiten  uikI  Vertiefungen,  oder  in  spitzige  od^r  geriittdcie  Gipfel 
ausUnifend  ii.s.W.  Die  von  ihucii  gebildeten  Tbüer,  jene  ahp;c* 
r«$eiltl«t,  Welcbe  zwischen  den  gröfstcn  Massen  hiüzfdhffh  sind 
im  Allgemeinen  «irnbedcntchd.  Die  meiste  ZcrstjSrulig  erfahren 
dfe  Gesteine  an  den  Küsten  ^  wo  die  stürmisch  bewegten  Wel- 
len ohne  Üiiicrliifs  auf  sie  eitiwirken;  daher  die  zaitlloscn  Kiip- 

£en|  »on  welchen  man  midircrc  Inseln  umgeben  hmlel,.  die  jede 
andöiig  ünrtiögllch   machen,   daher  die  Spitzberge  ans  dem 
M^cre  und  nicht  sehen  zu  einer  Höhe  votl  aoo  F.  emporstei*- 
gcnd  n.  s.  w.    Oft  hohit  das  IVIeer  bogenförmige  Weilungcti 
ans,  oder  seine  Waaser  stunön  jiich  mit  grosser  Gcwah  in  «lelit 
dder  weniger  änSg^chntc  €  rotten.  Die  basaltischen  Slnime  nch- 
tßiCüi  'in  fast  wagerechter  Hiclitnng,  üirc  Lage.aaf  rerschiedcncn, 
»eist  etwas  geneigten  FelsgebiKlen;  diefs  sclieiut  anzudeuten^  dafs 
. '  Sie  sich  noch  in  derselben  !^tfl]!ii}^  fitulen,  in  wekhiör  sie  nie* 
dergelegt  wohle%  während  die  Keignng,  das  Gebogene  b<;i  den 
Schichten  der  ür-  und  üd>ergaiigs- Gesteine  schon  seit  langer 
ieit  als  B^'vvtilsc  erlittener  Unmnlzungen  gelten.   Sie  ruhen  auf 
Grjrphitcn-Kalk,  auf  rothefn  Sandstein,  auf  chloritisohen  und  qual- 
ligen G«birgsarteii|  auf  Gneifs,  und  vielleicht  selbst  attf  Giamt* 
Mau  könnte  sich  gezeigt  fühlen  zn   glauben,  dafs  alle  Ströme 
der  Art  sich  in  grossen  Thülem  ausgebreitet  hätten  und  dafs  ste 
Wenigstens  um  Vieles  ttCner  seyn  müTstcn,  als  der  dem  Gr}  j>liit<  ii- 
Kalk  zügchüiige  jüngere  Sandstein;  allein  dem  widerstreitet  die 
Art  *Ön  VcrbiJnd.  welche  zwischen  den  Trapp -Gestein»"  des 
Kohlen  -  Saudsitiucs  im  mittägigen  Schottland  und  den  Basalt- 
Niederlagen  im  Meeresbiisen  der  Clyd«  zu  bestehen  scheint,  nnd 
die  dadttreh  angeregten  Zweifel  lassen  s^ch  nur  heben  durch 
Vme.  Sorgsame  Vergleichung  von  ähnlichen  Massen  tu  Irland  und 
'  •  Enghunl.  In  England  hat  man  Basiiltgiuge  nachgewiesen,  welche 
<  ♦  das   Kohlen  -  Gebilde  durchsetzen ,  so  wie  den  dazu  g  eliöngCn 
Talk-Kalk  (caUa^e  magnisien)  und  den  bunten  Sandstein  und 
folglich  auf  eine  ungefähr  gleiche  Knistchnngszeit  mit  den  Ba- 
salten der   Hybriden   hinweisen  j   in    Irland  erscheint  dagegen 
Kreide  als  Unterlage  ton  Basalt -Strömen,  woraus  siel»  eine  noch 
jüngere  iiiiduugsfrist  ergiebt,  jene  der  Strdme  im  Cantal  näher 


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Boui^  essai  geologlque  ^ur  VEtmsi,  .  a55 

$lthend^  Krclclic  tu  einer  Zeit  ergossen  worden,  vro  die  Kreide 
bereits  grosse  Zerstörungen '  erÜtteti  hatte  —  man  müfstc  denn  ' 
die  Irländischen  Basalt  -  Gebilde  als  neuern  Ursprunges  anselien, 
wie  jene  der  Hebridcn,  was  sehr  unwahrscheinlich  ist).  Der  Vf. 
erklart  sich  dafür ,  dafi  die  Basalt  -  Strome  für  jünger  gellen 
mufsten,  als  der  Gryphitca-Kalk,  dafs  es  weniger  glauhhuft  sry, 
dafs  sie  alle  neuer  scyen,  als 'die  Kreide-Formation,  endlich  dajQi 
sich  noch  weniger  annehmen  lasse,  dafs  sie  Massen  um  sch  Ii  bissen, 
alter  als  Gryphitcn*  Knik ,  oder  mit  diesem  in  Wechsel -La^e- 
Tung  sich  Endend,  wahrend  man  sich  lossigtn  miifste  von  sehr 
Sprechenden  Wahrscheinlichkeiten ,  wollte  man  annehmen ,  dafs 
die  Anhäufung  der  auf  dem  rothen  Sandsteine  rulientlen  Basalte 
In  dieselbe  Entstehungszeit  falle  mit  dem  Trapp-Gestein  des  Köh- 
len-Gebildes; nur  neue  BcobacKtungcu  können  Stüt/,pnnkic  ab- 
geben für  so  bedeutende  Anoiualiecn.  —    Ueber  die  Zahl  der 

^  Basalt -Ströme  p^ebricht  es  noch  an  zui*eichenden  lk?übachfungen. 
Ihre  MSchti^kcit  wechselt  sehr  regellos}  »uweilen  erreicht  sie 
2  3oo  F.  Die  Breite  ist  unbekannt;  ihre  Langen -Erstrc- 
ckung  TOufs  seJir  beträchtlich  gewesen  sevn.    Die  Neigung  wird 

•  bedingt  durch  Jene  der  Unterlage,  worauf  5*16  ruhen.  (Früher 
gidbt  der  Verf.  ihre  Lage  als  mclir  unabliängi|;  an  von  jt  ner 
des  sie  unterleufendcn  Gesteines).  Die  Gebilde^  lÄ'oraus  sie  be- 
stehen, sind:  vulkanische  Erzeugnisse,  SlrÖmc,  ferner  vulkanischt. 
Massen,  durch  Wasser  herbeigeführt  und  abgesetzt,  endlich  Hauf- 
werke vcgetabih'schcr  Reste.  —  Die  Ströme,  welche  die  grüi- 
scrc  Ilalffr  der  basaltischen  Gebilde  zusammensetzen,  haben  eine 
ctti'as  wellenförmige  Aussenfläche;  ihre  Felsen  sind  mehr  odes 
wcnij^er  geneigt  sich  säulcnfülmig  tu  zerspalten.  Alle  umSchlles« 
sen  Blascnräume,  verschieden  in  Gestalt  und  Grosse  und  häufi- 
ger in  den  untern  und  obern  Theilen  der  Ströme,  als  in  den 
mittleren.  Meist  sind  sie  erfüllt  mit  zeolithischeu  Substanzen 
Ui  8.  w*  Die  denkwürdigsten  Eigenthümlichkeiten  hebt  der 
Verfasser  an  den  vulkanischen  Erzeugnissen,  von  welchen 
die  Rede,  besonders  hervor;  ttümlich  ihre  Kraft  die  Pole  der 
magneiisclien  Nadel  umzukehren,  ihre  Neigung  die  Feuchtigkeit 

.  anzuzieiien  und  einzusaugen,  endlich  ihre  leichte  ZerstCrbarkei^. 
— -  Die  ersterc  Eigenschaft,  eine  Thatsacbe,  so  leicht  auszumit- 
teln  und  so  überraschend  in  ihren  Wirkungen,  ziimal^  wenn  mau 
sich  auf  gewaltigen  basaltischen  Massen  befindet,  konnte  einem 
genauen  Beobachter,  wie  Hr.  Macculloch  nicht  entgehen^ 
er  dehnte  seine  Untersuchungen  aus  auf  Granit,  SjeniH  Por- 
phyr, Tra<  fiyt  u.  s.  w.  und  hat  den  Beweis  geführt  ^  dafj»  allen, 
mit  Ausnahme  der  entschiedenen  schieferigen  Felsarten,  der 
pularische  Magnetismus  zusteht.  Durch  die  zweite  Eigcn- 

tbiiailiclikcity  weiche  voriüglicU  Mßxk  «a  deip  tti^nts  zersttaiten 

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a56      EoiK^  essai  geolugique  &ur.  rEcos^e. 

Trapp  '  Gesteine  des  i^Otlien  Sandstemes  wa1irg;eiioiiiipie«  vriti^ 
erklärt  sich  eiae  «lulcre,  niclit  uniiiteresaante  ^nclimaiiiig.  Niliii* 
lieh  dafs  die  Neig^ni»  FeucliUgkeiten  anznzLehcn  und  emzasaap'eii, 
Verbunden  mit  der  Erhabeoiielt  der  basaltischen  Berge  in  deu 
HcbrideUf  diesen  Eilauden  einen  grosses  Theil  der  Dünste  des 
Weltmeeres  zuführt,  welche >  getrieben  von  den^  fast  olwic  ün- 
tcrlafs  herrschenden,  Westwinden,  über  Schotthittd  noch  mehr 
anhahcudc  Regen  heibeiffihrcn  würden.  —  Die  eigentlichcii 
Basalt-Gebilde  zerfallen,  nach  lin  B»y  in  Basalte  U|id  Dolerite^ 
Gesteine,  die^^ich  mehr  oder  weniger  feldspathig,  eisenschüssige 
ghisig,  oder  ^rdig  und  xersett^  Eeigeo.  D(e  Bnidte  gehen  lue 
merklich  iu  Doierite  über wovon  sie^  streng  genonuneni  nur 
eine  kleinkörnige  ^änderang  .ausmachen.  Sie  sind  sehr  geneigt, 
sich  säuleuformig  zu  zerspalten.  Die  Höhe  der  Saiden,  bedingt 
durch,  die  Mächtigkeit  der  StriJme ,  beti-a'gt  oft  2  —  2oo  Fufs* 
fil  ae  ctL  1 1  o  c  h  wijl,  auf  dem  Eilande  Gariveiluoi  Säulen 
Von  1000  F.  Höhe  beobachtet  habe».  —  lieber  die  genauere 
Beschaffenheit  der  Sdiottisdien  Basalte  theüt  Hr.  B.,  recht  wertK- 
Tol)^  Bemerkungen  mit.  Im .  Allgemeinen  belegt  man  nämUch 
dort  (wie  überhaupt)  mit  dem  iVumen  Basalt:  alle  schwarz  ge^ 
färbte  vulkanische  Fclsarten,  dem  freien  Augo  keine 

deutlich  unlerScheidbare  Körner  zeigen;  «Hein  die  raechunisch« 
Zerlegung,  wovon  bereits  die  Rede  gewesen,  läfstj  nach  dem 
.  Relativen  im  Menge«- Verhältnisse  der  drei  Wesentlichen  Bestand- 
Stoffe,  drei  Abänderungen. «Rennen.  Die  erste  (Basalte  propre^ 
ment  däj  mehr  oder  weniger  grofsköinl«:^;,  gicbt  durch  Ücber* 
gSnge  in  DoleriC,  selbst  d^  nicht  bewaffneten  Auge,  ihre 
^  -    wabrbafte  Natur  schon  deu"icber   zü  erkennen.    Seltener  er- 
scheint sie  von  blaulichscli wa^er  Farbe  uud  so  höchst  feinkör- 
nig, wie  man  den  eigentlich^fr  Basalt  zu  charakterisiren  pflegt. 
In  ihf  finden  sich  sparsamer  fremdartige  Einmeogung^« 
zweite  Abänderung  (Basalte  feldspatkique^,  schwärz,  schwäiz- 
licb-,  graulich-  oder  dunkel  bUuiichgrau,  auch  bra^  ^ütert  vor 
^  dem  Ldriirohr  ein  schwarzes  £mail|  deutet  elntn  gr^ero  oder 
geringem  Fcldspadi  -  Gehalt  an,   aber  wediff  Magncteisen  und 
•sehr  wenig  Augit.    Sic  nimmt  dagegen  einzelne  kleine  Krjstallc 
vcm  Feldspath  auf  und  von  Augit.  Auf  dem  fiflande  £gg  «c^«' 
4iese  Basalte  in  Wahren  Pecjbst^ui  übergehen« 


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N=  17.     „      ,u  .1822* 

.—  ■  Heidelberger 

•  .      *   '  '.  ■  ■ 

Jahrbücher  der  Literatur, 

Tj' -         i"!   -■^"^  -  '  -■'nrtri">iT.iirfcnmx<,ui,m 

Boud  €4sai  geologique  sür  l^Ecosse^ 

Am  wenigsten  verbreitet  ist  die  dritte  Abänderung,  welche  ein 
duukelschwar/,es  Email  giebt,  bedeutend  schwer  und  liar|pst,  sehr 
rein  schwarz  von  Farbe,  matt,  nur  Iiin  und  wieder  mit  einzelnen 
glänzenden  Punkten,  und  stellenweise  so  reich  an  Magneteisen,  dafs 
dieses  fast  zum  vorherrschenden  GemeAgtheil  wird.  —  Die  rothen, 
TÖthlichen  oder  braunen  Basalte  (der  Eisenthon  der  Freiberger 
Schule)  betrachtet  der  Vf.,  und  gewifs  mit  Grund,  als  durch  Ei- 
senoxjd  gefärbte  Basalte  von  etwas  mehr  erdi«:er  BeschalFenheit. 
—  Als  Gemengtheil  der  verschiedenen  Basalte  hat  Schottland 
fast  nur  Augit,  Olivin  und  Feldspath  aufzuweisen  (der  Olivia 
erscheint  jedoch  bei  weitem  seltner,  als  in  den  Basalt -Gebilden 
von  Deutschland,  Frankreich,  Italien  u.  s.  w.).  Von  intiltrirtea 
Mineralien,  die  Blasenräume  bekleidend  oder  erfüllend,  hndet 
man  Analzim,  Stilbit,  Mesolyp,  Chabasic,  Kaikspath,  Quarz  und 

Amethyst  u.  s.  w.  am  seltensten  Apophyllit. '   Die  Dolerite 

gcköicii,  In  dtii  k(i9«Jii3L.i)on  Formationen  Sciiuctiands  zu  den 
ziemlich  häufigen  Felsmassen.  SiH  zeigen  oft  viel  Uebercinstim- 
'  inendes  mit  den,  dem  rothen  Sandsteiji  imtergeordneten ,  Dole- 
ritcn.  Ihre  Berge  erreichen  mitunter  eine  Höhe  von  mehr  als 
aooo  F,  Zu  den  eingemengten  Substanzen  gehören  zumal  Ki  v-* 
stalle  von,  zum  Thcil  glasigem,  Feldspath.  Infdtrirt  finden  sich 
Mesotyp,  Stilbit,  Kaikspath  und  Prehnit,  doch  weit  seltner,  als 
im  Basalt.  —  Der  Trapp-  (oder  Basalt-)  TufF,  den  u.  a. 
der  Meifsner  in  Hessen  und  überhaupt  die  Gegend  von  Cassel 
sehr  ausgezeichnet  aufzuweisen  hat,  ist  im  Ganzen  in  Schottland 
nicht  sehr  häufig  verbreitet,  wohl  aber  trifft  man  mehrere  nicht 
uninteressante  Abänderun^y^n ,  zu  deren  Schilderung  jedoch  Iiier  . 

kein  Raum  vergönnt  ist.  Der  Verf.  wendet  sich  ndn  zur  ^ 

Betrachtung  der,  mit  wenigen  Ausnahmen  alle  Formationen  durch- 
setzenden Basaltgänge  Schottlands,  die  namentlich  dadurch  sq 
bekannt  geworden,  dafs  sie  dem  berühmten  H  utton  Anlafs 
boten  zur  Begründung  seiner  scharfsinnigen  IIy])Olhesen.  ücbcr 
X3rsprung,  Vertheilung  und  Kennzeichen  derselben,  so  wie  über 


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^8      Boue  cssai  geologique  sur  VEcossc, 

inU  3i«  BcÄcbtung  verdienen,  besonders  jene,  die  vormals  gros- 
sere HSufigieit  dieser  Gang-Gebüde  und  ibr  scheinbar  scltuere» 
Auftreien  10  älteni  Febatten  betreffend,  sind  interessant,  forner 
da«'«  was  fibetf  Steeichco,  Fallen,  Mächtigkeit,  Xeuf^,  Erstrc- 
Äuigf  Verhallen  gegen  das  Neben  -  Gestein  u.  s.  w.  gesagt 
wird.   Wi*  müssen  uns  begnügen ,  darauf  hingewiesen  zu  ba- 

jjgj,  „         Trftchjt*-Gebildc.   Sic  xerfaücn  in  Phonohte 

und  tradiTtiscbe  Porphyre.  Nachdem  die  Kennzeichen  beider 
ausföhrlich  entwiekelt  und  besonder»  vom  Trachyt  viele  denk- 
würdige  Abinderungen  bescbiid^en  worden,  findet  man  Notizen 
über  ihr  Vorkommen  in  mdir  hgerartJg  verbrdilcten  Massen  und 
als  AnafiiUuoff  von  Gangifiomea  u.  ».  w. 

S^üitf.nd.  Seb?  wahr  sagt  der  Verf,  dafa  die  Erzeug- 
nisse d«  aofgeadiwemmten  Landes  tu  den  interessanteren  Pro- 
duktionen des  Mincralmcbcs  geh^j  ihr  Studium  schwnt  um 
deswiUen  bisher  mehr  verdachlSssigt  worden  zu  s^,  weü  man 
in  der  Kegel  nur  dann  zu  wichtM^en  Endiddüssen  gelangt,  wenn 
die  ÜÄteisuchung  eines  sehr  verbreiteten  Landstriches  vergönnt 
irewesen.   In  Schottland  lassen  sich  ohne  Zweifel  mehrere  /.cit- 
räume  der  Bildmik  des  Schattbmaes  annehmen;  der  gegenwai- 
ti-e  Stand  des  Vfiiaens  gestattet  indessen  blos  die  AbthÄUm^ 
desselben  i?  älteres  iind  neueres.   Jenes  scheint  Ursachen  sein 
Entstehen  zu  verdanken,  die  zum  Theü  niNsb  thatig  sind  (dahin 
die  stets  fortdauernde.  Zersetzung  der  Fdsmassen,  der  AbUuis 
der  Wasser  u.  s.  W.),  tbeiU  dürften  mehr  zufällige  Umstände 
dabei  gewiikt  haben  (eigenthünOiche  Gestalt  der  Thäler,  Abiaul 
iTTOsser  Seen  u.  s.  tv  ),  WUck-k^mMsir  mmrebc  tiöc&  maiWcrc 
IJrskchen  (Ebbe  und  Fiuth,  Meeres-S^ongen  n.  s.  w.)  i»|cht 
ganz  verkannt  werden.   Die  neuem  aufgeschwemmten  Gebilde 
verfallen  in  solche,  welche  durch*  Zersetzung  der  Gebirgs-Uc- 
*«teine  Entstanden  sind,  iu  andere,  zusammengeführt  von  Strömen 
und  Flüssen  u.  s.  w.  das  Vorkommen  simmtlicher,  auf  diese 
•der  jene  Weise  entotandenen  Theüe  des  aufgeschwemmten  Lan- 
des w<rd  nun  durchgegangen;  wir  wollen  nur  bei  euHgen  der 
wichtigero  Angabe«  verweUen«   la  Nord-Schotdand^  lumal  im 
Distrikte  Bremat  sehr  betrftchttiche  Niederlagen  von  Schuttland, 
bestehend  aus  granitischem  Sadde  und  einzeken  RoUstücken,  die, 
wenigsiens  stelleniveise  unmittelbar  aii^Gran  t  ruhend,  als  sehr 
•It  gelten  müssen.  An  den  Avon-*Bergen  und  in  der  Umgegend 
Ton  Inv^^aold  fuhren  sie  ti.  a;  Kristalle  von  Topas  undBcryU. 
Solche  Anschwemmungen,  einen  Wasserstand  zeigend,  bei  wei- 
tem höher,  -als  der  der  gegenwartigen  Ströme,  ßeten  lugleicn 
eine  Lrkkmng  für  manche  Granitblöcke,  die  a:  a.  auf  dem  Ei- 
lande Arran  sehr  weit  von  eranitischen  Bergen  sich  finden.  — 
Bedeatcudcr  Antheü,  dm       ia  vidcn  ThiOem  twwtuför^ 


u  y  i^  .o  Google 


ä 


Boo^  essai  g^ogiqiie  sor  FEcosse. 

• 

wLcr  einander  gelegenen  Seen ,  deren  Zahl  früher  bei  weitem 
grösser  gewesen,  au  Bildung  des  au t geschwemmten  Landes  ge^ 
nommcn.  — *  AnscWemmungeu  in  älterer  Zeit  durcli  Meeres- 
wasser bewirkt.  Sie  überdecken,  zumal  längs  der  Buchten,  nicht 
selten  betrachtliche  Landstriclie  in  weit  gedehnten  Thälern.  Ih- 
nen sind  die  neuen  Anschwemmungen  in  Vielem  ähnlich,  nur 
dafs  sie  nie  die  nämliche  Höhe  erreichen,  nie  so  ausgebreitet 
und  dafs  die  Rollstücke,  welche  sie  führen ,  meist  weit  Jdeioer 
sind.  * 

Die  dritte  Abtheilung  des  Werkes  liefert,  nach  einer  gc« 
drängten  Wiederholung  der  wichtigsten  mitgethcilten  Tliatsachen, 
vergleichende  üebersichten  des  geognoslischen  Bestandes  Schott- 
landes mit  jenem  anderer  Länder  und  daran  reihea  sich  alige<* 
Qieine  theoretische  Betrachtungen. 

England,  verbunden  mit  Schottland,  zerfällt,  in  geogno- 
stlscher  Beziehung,  durch  eine  Linie  von  Sidraouth  nach  Whitfjy 
gedacht,  in  eine  östliche  und  in  eine  westliche  Hälfte.  Jcne^ 
aus  Felsgebilden  zusammengesetzt,  die  Schottland  meist  fremd 
sind,  verdient  hier  keine  weitere  Beachtung,  wohl  aber  ist  die» 
der  Fall  rücksichtlich  der  letztern,  in  welcher  man  die  Gestein- 
roassen  wieder  findet,  die  Schottland  aufzuweisen  hat.  Ihre  Berg- 
ketten, ihre  Vorgebirge  und  Inseln  verrathcn  zum  Theil  schon 
durch  Richtung  und  Gestalt- Verhältnisse,  dafs  sie  nur  eine  Wie- 
derholung sind,  oder  vielmehr  eine  Fortsetzung  der  Schottischen« 
Die  Feisarten,  welche  sie  zusammensetzen,  sind  dieselben,  die 
in  Süd -ScKottluud  gefunden  werden.  Man  trifft  hier  namentlich 
die  quarzigen  und  chloritischen  Gebirgsarten  mit  ihren  Ueber- 
gängen  in  Thonsehiefer.  Die  Thonschiefer,  einen  Thed  der 
Insel  Man  bildend,  und  die  Grauwacke  scheidend  von  ältereu 
Erzeugnissen,  dürften  derselben  Formation  angehören  (wiewohl 
sie,  besonders  in  Cumberland,  Chiastolithe  führen,  nnd  auf  dem 
Eilande  Man  hin  und  wieder  mit  Grauwacke  wechseln).  Die 
grössere  Hälfte  von  Cumberland,  Westmoreland ,  Lancastershire 
und  der  Lisel  Man,  ferner  ganz  Wallis,  im  Westen  einer  von 
Abergeley  nach  Brecon  gezogenen  Linie,  der  untere  Theil  von 
Sommcrsetshire,  Devonshire  und  Cornwall  bestehen  fast  gan» 
aus  Grauwacke,  aus  welcher  hin  und  wieder  granitisclie  Häuf» 
werke»sich  erhebeu,  die  mitunter,  wie  im  mittägigen  Schott- 
land, umlagert  erscheiucFi  von  Schiefer- Gesteinen ,  ähidich  den 
Felsarten  der  Urzeit.  Aber  ihr  Cliarakter  ist  nie  so  ausgezeich*  - 
nct,  wie  der  der  Schottischen  Grauwacke,  der  Uebergang  dep-^ 
lelbea  in  Thonschiefer  nie  so  vollkommen.  Und  was  vorzüglich 
einen  grossen  Unterschied  der  Granwacken*  Gebilde  beider  Aei- 
che  hervorruft,  das  ist  der  Reichthum  von  feldspathigen  und 
brduienartigca  GeHeinen/  welche  die  £nglis)clien  urnKhiiegien»' 

tr 


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nÜß      Boue  essai  geologique  sur  TEcosse. 


Bie  felcbpathigen  Gt^ine  erinnern  sehr  an  die  Vogescp.  Sie  • 
.sind  äie  Ür^ch«  der  Natur  •  Schönheiten ,  des  «ppigen  Pflan- 
'sen  -  Wacbsthumcs,  welcher  fSr  die  Berge  von  Cumb^land, 
Westinoreland  und  Wallis  so  auffallende  Gegensätze  hervor  ruft 
in  Ver^^ich  der  kahlen  fruchtarmen  Schottischen .  Gebirge.  £s 
ist  die  Beschaffenheit  dieser  Kelsärten  und  ihr  Geoienge  mit  den  . 
Grauwacken,  die,  in  Folge  einer  ungleichen  Zersetzung,  alle 
die  iiihnen  sdtsamen  .Berggestalten  bedingt  haben ,  die  -  maleri<- 
seKen  Abhänge,  die  gewundenen  Thalcr  reitxende  Seen  em- 
«chliessend.  . —  Auf  dem  Grauwacken- Gebilde  iuhc;p  in  £ug- 
land,  wie  in  Schottland,  Konglomerate  und  Kalksteine  mit  Ver- 
iteinerungcn!  -r  — -  Der  grossere  Theil  des  übrigen  wesdtcben 
Englands  besteht  aus  d^n  Pelsarten,  welche  man  dort  rothen 
Sandstein  {old  red  Ttandstonejj  £nkriniten -Kalk  C^^^^ 
4^crmol  JUmestone )  nennt  und  aus  Steinkohlen.  Sie  g^ören 
wohl  ohne  Zweifel  derselben  Formation  an^.  wie,  4«r  rotlie 
Sandstein  Schottlands;  darauf  deuten,  ausser  der  Beschaffenheit 
ier  Gesiteine,  die,  Lagerungs- Bedingungen,  die  Versteinertngen 
und  vi^e  andere  .  Verhältnisse.  Auch  die  sogenannten  Trapp- 
jh  eisarten  (Dolerite,  Mandelsteine  u.  s.  w.)  finden  sich  im  En^ 
lischen  Sandstein -Geböde.  ^  Verglcichung  der  Englischen  und 
Schönchen  Steinkohlen  -  Formationen.  —  Auf  dem  rothen 
Sandsteine  ruht  in  England  ein  talkhaltiger  Kalk /der  vielart^ 
Versieinmmgen  fuhrt,  selten  auch  A]bdrocke  yon  lischenf  die« 
sem  folgt  bunter  Sandstein  ü.  s.  w. 

t^och  grosser  ist  die  Ud^ereinstimmiing  swiscben  IrUnd 
und  Schotllande  Der  ndrdHcbe  Theil  jenes  Reiches,  macht  nur 
eine  («ortsetzung  der  Schottischen  Gebirgsketten  und  Pelsgebilde. 

—  Folgt  nun  der.  Bergreihe  nordwärts  der  Grampians,  über 
die  Ins£  Jura  und  Isla  hinaus,  so  trifft  mau  in  den,  nui*  durch 
einen  ao —  33  Toisen  tiefen  Meeresarm  davon  getrenDten, 
Grafschaften  Londonderry  und  Donegal  Glimmerschiefer  in  mächr 
l%er  Verbreitung;  der  Gntnvvackenkette  des  sudlichen  Schott- 
lands steht  ein  ähnliches  Gebir|;e  im  Westen  von  Donaghadee 
negemiben  —  Das  Grauwacken- (Gebilde,  von  dem  so  eben  die 
Rede  gewesen,  dem  Schottischen  durchaus  ähnlich,  nimmt  die 
gt|nze  Grafschaft  Down  ein,  bis  Drogheda  und  Armagh  u.s..w; 

—  in  der  Mitte  diew  Grauwacke  und  der  ihnen  untergeord- 
neten i  clsarten  erhebt  sich  em  Granit-Gebirge,  das  einen  Raum 
von  3a4  Englischen  Quadrat  -  Meilen  zwischen  Dunkald  uud 
Dundrum  eH'uUt.  J£s  tragt  ganz  den  Charakter  der  Scliottlan- 
di&chen  Massen  der  Art.  —  Der  mittlere  und  der  siidliche 
Iheil  Irlands  werden  fast  ausschliefslich  von  den  drei  genann- 
ten Foriuaiionen  gebildet«           Li  den  (^rafschafteu  Wicklow 

imd /yv^ttil'otd  11»  «.  G,  viel  yw^^^  i:  'ITionichicfe/r,  wechselnd 


Boue  essai  geologique  sar  Tficosse«     .  261 

toit  Granwacke  und  darin  die  i)ekannten  feldspathigen  Gesteine, 
Dolerite  u.  s.  w.  lieber  dem  Grauwacken -*Gcbilde,  wie  in 
£nglaiid  und  Schottland,  rother  Sandstein  und  Knciiniteiikdk ; 
die  Kohlen  -  Formation  mroder  beträchtlich  ab  in  England,  mehr 
der  Schottischen  ähnlich.  In  Nord -Irland,  auf  dem  rothen 
Sandstein,  bunter  Sandstein,  über  diesen  hin  und  wieder  etwas 
Gryphitenkalk,  dann  ein  grauer  oder  weisser  dichter  Kalk  ( CrniB 
ehlorkSe;  •  mtdattoe  gretn  sand),  grobkörnig,  gemengt  mit  klei« 
nen  Quarzkdrnera, 'kleinen  RoUstcinen,  und  kleinen  theüs  dem 
•  Chlorit  ähnlichen  K5rnchen  und  durchsetzt  von  Kalkspath-Trum* 
merm  Auf  dieses  G«dnlde  folgt  Kreide,  an  den' tiefem  Punk-' , 
ten, -was  ihre  Dichte^  betrifi^  und  die  in  denselben  .enthaltenen 
Yersteitt^rongen,  sehr  fiberemstimmend  mit  S,ea  untern  Bänken  . 
der  Englischen  und  Französischen  Kreide;  die  obem  zfirtem 
Kreidebänke  fehlen  in  der  Regel,  durch  Zufall,  oder  in  Folge 
von  Zerstörungen^  welche  das  Kreide- Gebirge  auf  seiner  Ans- 
senfläche  erlitten*  zu  haben  scheint.  .Unermefsliche  basaltische 
Ströme  vi^rdei^  über  iUesem  Gebilde  ausjg;ebreitet*  Die  YnK 
kanischen  Felsarten  haben  die  gröfste  Aehnlichkeit  mit  jenen  der 
Hebriden.  Wie  diese  aierfallpn  sie  in  eigentliche  Btöalte ,  in 
Fhonolite'und  Trfichjrte;  auch  die  ä>rigen  Verhältnisse'  be^er 
sind  im  öenzto  so  analog,  da(s  von  den  ge\;ingfügigen  Abwei- 
chungen hier*  nicht  die*  Rede  zu  sejn  braucht.  Nor  der  Um-^ 
stand  verdient  einer  Erwähnung,  dbifs  die  Sogenannten  Basalt- 
Gfinge  in  Irland'  Vorz%lich  häu£^  in  Kreide  und  in  Basailt'  auf«« 
s^en.'  —  Die  aufgeschwemmten  Gebilde  Scjiottlands  finden 
sich  auch  in  Irland  wieder. 

Von  diesen  Ycrglcicliungen  wendef  sich  der  Verf.  zu  dem 
Eiwopäischen  Festlande,  um  den  Beweis  zu  führen,  daCi  auch 
hier  den  von  ihm  beschriebenen  sehr  ihnliehe  Gebipgs-  r'orma- 
tionen  sich  finden,,  mithin  die  Britaniscben  «Inseln  durchaus  nicht 
als  ein  isoUrtes  Gebilde  gelten  dürfen. 

Com  wall .  "und  Devonsliire  gegenüber,,  steigt  die  Bretagne 
weit  verbreitete '  Granitmassen  und  machtige  Ablagerung^  vol| 
Schiefer-  und  Uebergangs- Gesteinen,  so  namentlich  im  Cotentin^ 
lin  Inn(»ii  des  niördiichen  Frankreichs  haben,  wie  in  England, 
die  Sand-  und  Kalksteine*  eine,  grosse  Ai^d^hnung,  darüber  Ab- 
lagerungbn  von  Kreide  u.  .s^  w.  Und  «us  diesen  jiingern  Er- 
zeugnissen treten^  wie  in  Bourgogne,  um  das  Uebereinstimmende 
noch  sprechender  zu  machen,  granitische  Massen,  umlagert  von 
Schiefer  -  Felsarten  hervor.  Auch  die  Vogesen  lassen'  analoge 
Verhältnisse  vahrnefamen.  Die  Rheinufer  bäen  volkaoiicke  Ge- 
bilde aufzuweisen-,  die  zum  Theil  neuer  sind,  als  jene  der  Bri- 
i^ischen  Inseln.  Am -Harz  findet  man  granitische  Ablagcruugen 
Umlidi  üenen  in  West-Enghind  und  in  Süd -Schottland,  iorner 


9 


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26a      Büue  essaj  geologlque  sor  fEcoise^ 


Grauwacken,  Kalksteine  mit  Petrefakteii,  einige  Trapp -Fclsaur* 
ten,  rüthe  Sandsteine  u.  w.  Nur  die,  vielleicht  aus  verschie- 
dener Kntstchungs  -  Zelt  abstammende  Gyps  -  Formation ,  jene 
Berggriippe  zum  Theil  umlagernd,  sieht  man  in  Britanien  nir- 
gends in  so  grosser  Ausbrei tunp;.  Das  mittägige  Skandinavien 
hat  Svenit-Gebildc ,  denen  von  Griffel  sehr  wahrscheinlich  ent- 
sprechend.  Giieifs  und  feldspathiger  Glimmerscliiefcr  treten  hier 
xümal  herrschend  nul ,  der  Granit  ersclicint  mehr  untergeord- 
net. An  der  nördlichsten  Spitz.e  Norwcf^ens  hat  einer  der  gröfs- 
ten  Gebirgsforscher  unserer  Zeit,  L.  v.  Buch,  mächtige  Nie-  . 
derlageo  Tou  Glimmer  -  Gesteinen  nachgewiesen,  die  neuern 
Ursprungs  sind,  von  Gabbro  begleitet  werden  und  dem  geo- 
enostischeo  Bestände  der  nördlichsten  Theile  der  Schottland' 
iDseln  entsprechen«  Bei  Ghristiania  ruhen  Syenite,  Porphyre 
lind  schieferige  Felsarten,  die  früher  als  Glieder  der  Urzeit 
ffalten,  auf  Versteinennigcn  führendem  Uebergang^-Qebilde. — 
Die  FarOer  sind  aus  sehr  altea  vulkanischen.  Erzeugnissen  zu- 
sammengesetzt. Manche  scheinen  den  sogenannten  '^tvpp- Ge- 
steinen des  rothen  Sandsteines  näher  zu  stehen,  andere  dürften 
im  Alter  den  Basalt  -  Strömen  der  Hebrideu  gleich  kommen. 
^  (£ine  höchst  interessante  und  ziemlich  vollständige  Beihcnfolgc 
von  Fclsarten  jener  denkwürdigen  Eilande ,  in  deren  Besitz  sich 
Kec.  befindet)  hat  nichts  aufzuweisen,  was  man  eigentlichen 
Basalt  nennen  konnte}«  —  Auch  die  vulkanischen  Gebilde  Is- 
lands gehören  meist  einer  sehr  alten  Zeit  an,  ohne  darum  bei 
weitem  alle  in  eine  Entstchungsfrist  zit  fallen.  —  WestwärU 
ygn  Island,  in  Grönland,  nur  granltische  und  Urschiefer -Fels- 
arten,  desgleichen  auf  der  Küste  Labrador,  deren  Syenite  mit 
den  Schottländischen  durchaus  einerlei  scheinen»  In  Canada  häu- 
fige Primitiv Oostone  u.  s.  w.  ' 

Der  V£.  beschlie&t  sein  schätzbares  Werk  mit  ailgemeinen 
Betrachtungen  über  die  Umwandelimgen  und  ZerstÖrungeD,  welche 
,  die  Gebir^massen  seit  ihrer  Bildung  erfahren  haben  ^  fiber  die 
Ursachen^  welche  dabei  thätig  gewesen  sen  könnten  wl  knfipft 
daran  theoretisehe  Ansiditen  über  den  Ursprang  der  Felsarten 
Schottlands.  Bier  Ycrmögen  Wir  ihm  nicht  mehr  sa  fol§[«>i 
indem  sdbst  ein  blosser  Auszug  xu  weit  fuhren  würde. 

Leonhard» 


Theodori  Metockitae  Miseellanea  P hilos ophica 
et  Historica.  Graece*  Testum  e  codue  Cizensi  descrip^ 
<sit,  leQtionuque  varUtatem  ig  alifptot  tdus  codkiffus  enQiät^ 


^   .1^  .0  Google 


Tbeodori  Mctochitae  vmc.  phiL  et  hist.  ed.  Müller.  263 

SchoUte  et  MibUothecae  Epise^  Ciz.  praefeetusj  ac  societat, 
'  Xsai.  Jeneiu.  sodaiis  honaw&u.  Editio.mctoris  (?J  morU 
mumi^j  cw  praefatus  est  M.  Theophilus  KtESSli9€. 
L^siae  MDCCCKI.  Sumtihui  F.  C  rog^iu  xn  und 
S3S  Seiim  m  8.   4i  jß- 

W^iedcr  eine  Bereicherung  der  GriecWschcn  Liteiator,  die  wir 

mit  Recht  willkommen  hcissen,  wenn  auch  gleich  der  Schrift^ 
steller,  den  wir  erhalten,  einer  sehr  späten  Zeit  angehört,  und 
von  den  Mängeln  seines  Zeitalters  nicht  unangestcckt  blieb.  Theo- 
dor Metochita.,  gestorben  im  J.  i332,  früher  ein  sehr  bedeu- 
tend rr  Miinn  an  dem  Hofe  zu  Constantinopel  (Logothet),  gegeu 
das  Ende  seines  Lebens  von  der  Höhe  seines  Glückes  hcrabge- 
stiir/t  und  in  Dürftigkeit  lebend,  war  ein  ausgezeichnet  belehr- 
ter und  in  den  alten  Griechen  sehr  belesener  Mann,  so  dafs  ihn 
Nicephorus  Gregoras  in  der  Leichenrede  eine  lebendige  Biblio- 
thek nannte.  Schon  Fabricius  hatte  in  der  BibL  Gr,  ( T.  IX. 
p.  21 8.  1.  Ausg.)  die  Herausgabe  dieses  Werkes*)  gewünscht, 
und,  um  dazu  aufzumuntern,  die  Ueberschriftcti  der  120  Capitel 
Griechisch  und  Lateinisch  abdrucken  lassen.  Allein  ausser  Älu- 
retus,  der  in  den  Varr.  Lectt.  FII,  47.  einen  Tlieil  des  ii6a 
Capltels  schon  früher,  ins  Lateinische  ubersetzt,  mitgetheilt  hatte, 
gab  nur  der  Däne  Bloch  im  J.  1790  einige  Capitel  mit  einer 
Vorrede  luid  Anmerkungen  heraus,  und  im  J.  1 8  n  J.  G.  Orclli 
auch  einige  (ad  caicem  Supplementi  edit.  Ups,  Nicolai  Damas- 
teni).  Da  enlschlofs  sich  der  um  die  alte  Literatur  vielfach 
verdiente  Rcctor  Müller  zu  Zeiz  das  ganze  Werk  herauszugeben; 
▼On  welchem  er  in  der  so  reichhaltigen  Zeizer  Stiftsbibliothek 
eine  gute  Handschrift  fand,  welche  ^r  ganz  abscluieb,  so  daff 
er  in  eiitcm  jProgramm  vom  J.  i8i3  (Notitia  et  recensio  codicuni 
MSS.  qui  m  bibUotheca  Episcop.  Numburgo  —  Cä.  assert^antitr. 
Particida  V,  Lips.  S^J  die  Bearbeitung  schon  als  zum  Theil 
fertig  ankündigte,  auch  in  den  Actis  Semin,  reg.  et  Societ.  phi- 
loL  Ups.  Vol  IL  P.  Ä.  Proben  davon  gab.  MuUer  starb  am 
ftO.  Av^t  4S19,  aU  die  Arbeit  bis  auf  die  Register  und  die 
Vorrede  voUeodet  war.   Der  Fertigung  der  Register  unterzog 


•3  Der  angegebene  Titel  steht  vielleicht  in  kernet  Handschrift. 
Fabricins  gicbt  ihn  blofs  Lateinisch  so  ^  9»? Pn"^.?,»: 
phicR  et  historica  misccUaiifa.  Der  Ärwchwchc  Titol 
kommt  Tielleieht  voa  claa«  Abwhfcifccr  te»  Horlia  hat  in  der 
neuen  Ausgabe  d«t  Fabr.  atit  deii  ond  den  cajp* 

C  hiloas»  ftweierl^i  Werke  ^enuuHita  . 


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s64  Theodori  Metochitae  misc«  phil.  et  bist«  e<L  Müller. 


Acb  Hr.  öorlitz,  Mitglied  des  philologischen  Semmart  tu  Leip- 
sigy  der  sich  in  dem  Index  Graecitatis  mit  Recht  auf  die  bei 
Schneider  fehlenden  oder  als  zweifelhaft  angegebenen,  «nd  die 
-von  Thcod.  neu  gesclmiiedetcn  oder  in  neuer  üeclcuturtg  ge- 
brauchten Wdrter  beschränkte,  da  Müller  das  ohnediefs  volmni- 
ndse  Bach  mit  einem  grossen  Index  aller  beiXh.  vorkommenden- 
Wörter,  auch  der  bekanntesten,  hatte  belasten  wollen.  Die  Vor- 
rede, schrieb  der  Herausgeber  Hr.  K.  £r  theik  einige  Notizen 
^er  den  Verfasser  -und  über  das,  was  schon  von  ihm  gedruckt  ^ 
erschienen  ist,  mit.  Diefs  ist,  ausser  den  angegebenen  Bruch- 
stücken atts  dem  ▼orliegenden  Werke,  nichts,  als  eine  ins  La- 
teinische übersetzte  Paraphrase  einiger  Bücher  des  Aristoteles» 
Zwar  fahrt  Hr^  K.  auch  noch-  eine  Römische  Geschichte  von 
Casar  bis  auf  Constantia  M,  an,  und  wir  haben  das  Büch  sdbst 
yox  uns  liegen  unter  dem  Titel:  Theodori  Metochitae  historias 
RomfvSi^j>.ßi/fäto  Caesure  ad  Constanttnum  M,  Uber  singularU» 
Joannes,  AUursitts  primus  vtdgavit  et  in  Imgttai^  Latinam  trari' 
stulit ,  noiasqu/ß  addidk.  lMgd.  Bat,  ex  off.  JustiCplsteri  4648^ 

4.  Boff%.  Allein  Hr.  K.  konnte  ^ich  schon  aus  dem  alten 
Fabricios  B.  G,  l  e.  p.  4/^.  belehren  1  da£s  der  Name  unscrs 
Metochita  nur  durch  einen,  von  Labbe,  Raynaud  und  Richard 
langst  bemerkten,  Irrthum  vor  jenes  Buch  gekommen  sej  und 
/.  Lami  sagt  in  der  Vorrede  zum  VII.  Theile  seiner  grossen 
Ausgabe  der  Werke  des  Meursius  (XjJLThle.  Horent.  4y4^»/oiO 

5.  IX  ausdrücklich:  ^IfocRomanaeMtOrüwnToaraffimriou.  quod 
sub  Metochitae  nomine  Meursais  odidit,  omnes  norunt  nihil  aliud 
esse  quam  lihri'tertiiAanaUüm  Gljcae  CMiehaäisJ  initmm,  fiodah 
uitegro  operis  corpore  separatum^  atque  diviäsum  in  Meursii  nuf 
nus  suh  tutdo  /also  det^enerat,  Vergl.  Morles  Introd.  in\hist.  L. 
Gr.  p,  583.  Vossias  de  Hisforr.  Grr.  X.  //.  c.  ^g-  pag.3o8  sq. 
theilt  den  Irrthum  des  Meursius. 

Doch  wir  wenden  uns  nun  zum  vorliesenden  Werke^  Wi- 
ehes in  iflo  Capiteln  eine  Menge  Gegenstande  abhandelt,  wovon, 
besonders  diejenigen  wichtig  sind,  welche,  aus  alten  Schuft' 
stellern  |;eschöpft,  iit  Staaten-  und  Völkergeschichte  betreffen, 
ferner  ^die,  vorinnen  Urtheile  über  Griechische  Schciftsteller  x.  R« 
Piato,  Xeuophon,  Aristoteles,  Pltttarch,  Josephus,  Philo,  oder 
Citate  (titer  Schriftsteller  vorkommeii.  Er  citirt  deren  mehr  als 
70.,  die  Hr.  G,  b  einem  sehr  sorgfältig  gearbeiteten  Register 
aufgezählt  hat  [nur  hStteh  wir  dc!n  Kirdienvater  Origenes  aioht^ 
vie  freilic'i  anderswo  schon  o&  geschehen  ist,  in  Origines  ver* 
wandelt  zu  sehen  gewünscht].  Diese-  Citate  weichen  zuweilen 
von  dem  Texte  unserer  Ausgabe  db,  und  haben,  mit  Vorsicht 
geb-cvMicht,  auch  kritischen  Werth.  Auch  drei  Fragmente  des 
Vindarus  fiuden  sich  hier|  die  noch- nicht  in  4en  gesammelten 


TheodoxiMetocbitae  mise-phiLethist.  edL  Müller,  a65 

Fragmenten  desse&><»i  fstebeo«  Eineii  gtossm  Tbeil'des  Werke» 
nelimen  freiUoh  die  moralischen  und  philosophischen  Abband-^ 
lungen  cid/ welche  dnroh  häufige -Wiederhohingen  und  ewiges 
Kla^a  ermöden.   Die  Lecture  der  Alten  sieht  man  ihm  zwa^ 
an,  ab#r  sem  Styl  konnte  sich  doch  seiner  geschmacklosen 'Zeit 
nicht  entwinden.    In  den.  philosopliischen  i^ihandlungeü  findet 
aicb  Weitschweifigkeit y  Wortschwall,  gedrechsellc  Perioden/ ein 
Jagen  nach  *vetbis  emnposkiSß  mfyectivts  'verhtäibusj  nach  Wort- 
spielen ,   Sprichwörtern  ünd  ungewöhnlichen  Worlhedeutungen. 
Merkwiirdig  ist,  dafs  da,  wo  der  Verf.  ▼on  MSnnem  und  Ge- 
scUtchten  aker  Zeit  spricht ,  auch  sein  Styl  gehaltner  und  altei^  . 
thümlicher  cärscheint.   Was  -Hr.  M.  an  seinem  Schriftsteller  that^ 
ist  Folgendes.  •  Er  giebt  den  Teat  der  im  «ölen  JahrhundM* 
sehr  schön  geschriebenen  Zeizer  Händschrift  ohne  Aenderung, 
ausser  dais  er  dnige  ganx'  offenbare  Fehler  durch  Conjeetor 
heilte.   Unter  dem  etwas  weitliuftig  gedrudcten  Grieebischea 
Texte  giebt  er  die  von  dem  seeL  Werfer  und  Hm.  ^Krabinger 
gemachten ,  und  von  .dem  Letztem,  ihm  mitgefheikcn  Lesarten 
zweier  Münchner  Handschr^lten  deren  eine  nus  Augsburg  dahior 
kam,  und  4ie  Lesarten  vieler  SteUc^i  aus  zwei  Pariser  Hand'* 
Schriften,  ihm  von  Hrn.  Boissonade  mitgetheilt.    Bei  den  Capi- 
telüberschriften  hat  er  auch  die  von  Fabricius,  ans  einer  Wie«' 
ner  Handschrift  a.  a.  O;  abgedruckte  Trfvot^  verglichen,  so  wie 
auch  das,  was  von  Bloch  uud  Orel Ii  schon  herausgegeben  ist» 
Den  abweichenden  Lesarten  hat  er  häufig  ein  kurzes  ürtheil, 
zuweilen  eine  Vcrmuthuiig  beigesetzt,  die  citirlen  Stellen  der 
Alten  und  die    Quellen    der   Sprichwörter    nächgewiesen.  Im 
Ganzen  ist  Alles  mit  der  Genauigkeit  gesclrchen,  die  man  bei 
den  Arbeiten   des  Hrn.  M.  gewohnt  ist.    Es  sitid  uns  indessen 
einige  Versehen   auPgestossen ,   die  der  Herausgeber  immerhin 
hatte  bericlitio^en  können ,   auch  einige  Druckfehler.    Nur  einiu^e 
Proben  davon  aus  der  tt/vä^.  Bei  Fabriciiys  finden  wir  i2oCa- 
pitelaufscbriften,  und  das  Proömium  ist  als  erstes  Capitel  gerech- 
net. Hr.  M.  rechnet  das  Proömium  nicht  in  der  Capitelzahl  und 
hat  doch  auch  120.  Diefs  kommt  daher,  weil  aus  Versehen  nach 
Cap.  tS^  gleich  Cap.  xoc  steht,  und  die  Zahl  je'  ausgelassen  ist. 
Bei  Cap.  ß    steht  octjctCptetQ  ^    ohne  dafs  aus  Fabr.  die  bessere 
Schreibung  küotß^eiotQ  bemerkt  ist.  S.  Schäler  Meletemm,  p.  4*  ff* 
Zu  Cap.         hätte  die  nothweiulige  Lesart  rwv  xar'  clv^^tcüQ 
mit  Beifall  erwälmt  werden  sollen.    Bei  \h'  steht  \ihü  für  \ihky* 
Bei       steht  im  Cod.  Vindoh,  toc  tö!v  ^oi'Ocx^^^*        roc  fiovotxtüVf 
das,  als  das  Richtige,  wenigstens  hätte  erwähnt  werden  dürfen; 
Auch  sollte  dieser  Codex  nicht,  wie  zu  ß'  gescheljen  ist,  nebe«. 
Fabric.  so  citirt  werden,  dafs  man  meinen  kann,  es  wären  diefs 
aw«i  verschiedene  Handschriften.  Da  bei  C<^.  v  (5o)  crwäUn|; 

# 

I 

I 

•  t 

Digitized  by 


afi6  Theodori  Metochitae  xnisc  phiL  et  bist  e4*  Müller. 

isl^  dal«  der  Cod,  Aug.  w  wpetyttvf  und  der  CW.  Mon,  fWp«t* 
niv  liabe,  so  hätte  die  letztere  Lesart  auch  aus  dem  Fahr,  an* 
gcfnlirt  werden  sollen y  weifn  sie  |;leich  falsch  ist,  da  dieser 
«tatt  des  Cod,  Find,  dienen  mufs,  von  welchem  Hr.  M.  keine 
Vergleichung  hatte.  Da  Fabr.  das  Wort  sTtTEixt^fLO^  bei  vx 
fdschi  Schneidär  aber  im  Wörterhuehe  nicht  hinlänglich  erklärt^ 
•o  konnte  hier,  was  Schnei4er  ungenau  thut,  auf  Hmsterh,  ad 
Jjidan,  Nigruu  m3.  p*&3>  td.  HmsU  verwiesen  werden. 
E$  ist  keip  jnunimentum  ia>erhaupty  sondern  eine  feindliche 
Umschanzungy  wie  von  Seiten  der  Belagerer,  die  Versdbsnimig 
des  Uokirenden  Feindet:  eireumvallare.  Bei  J^y  steht  zweimal 
falsch  ßim^iXitOBf^v  für  ßao^§X^  Bald  darauf  steht 
fcfprp»r/t<m  ganz  falscbi  ohne  Anmerkuiig-  Bei  Fabr.  schon 
lingst  richtig  6v<nrp»yfi(i»rpi»  Zu  Cap.  ^Ort  ev^fiehiTtov 
lafB^itrttf  wtfl  h^ii^g  Hff  irMnr  «»Ximv»  »gt  Hr.  M.  m 
der  Note:  Fahr,  junetim  vef/sor/«««  prave.  Hier  sollte 
offenbar  hene  stehen.  Denn  sb  gesdkweigen^  dafs  die  Construc- 
tion  von  eri/taX«  mh  dem  blossea  Genitiv  die  bei  weitem  häu- 
jMe  nnd  affgemeinere  ist,  so  pafst  a^  ^t^ittj  Yorrathf  Ue' 
beriufs,  besser  au  täSw.  W«»  Vermögen  überhaupt.  Unter 
ay' fehU  bei  jPo^r.  if  «n^litf.vor  Kc/p^vjj  ohne  dals  es  erwähnt  ist;  • 
oben  ti^  'mhitrtt  /Oym  bei  Fabr.  zu     nicht  an- 

«eföhrt,  Statt  ri  ptiftt»  Oirp.  Freilich  ein  blosser  Schreib- 
fdiler,  viefleicht  gar  ein  Druckfehler.  Falsch  steht  auch  bei 
Mfi  geschrieben  Ifhot^wevfAiwi  für  ^^(frmßm/p^*  Endlich  bei  ^ 
bitte  der  offenbare  Schreihrdder  ai^arif^/MM«  ^  kv^fifli^ 
weht  im  TmEte  geUssAi  werden  soUen.  Wir  haben  auch  mehrere 
game  Oqpitel  durchgegangen  und  uns  Einiges  angcaeichnet;  doch 
woBen  wir  unv  um  ni«ht  zu  weitläufig  »u  werden^  mit  ein  Paar 
Anmerkungen  sum  io3ten  Capttd  begnügen.  Es  beginnt :  Y^v^m 
fuerk  h/ßvTiv  rmk»i»  t$  ^  -rÖUc*  Da  wird  aus  OreU.  Lc. 
die  Lesart  ^othumrkfn  ohne  weitere  Bemerkung  angeführt.  Uafi 
Or.,  wie  wir  nicht  »weüeln,  rffXftier&rir,  «o  war  dicfs  zu  ei». 
pfi^en.  S.  677.  soUten  bei  'Otfey  i(f  iui^i  ye  n»f 
tu  t.  \.  die.  Worte  Wys  iw^Tawischen  zwei  Commata^odcr 
utP»mhed  gesetzt,  und  gleich  darauf  wA»m  u»i  csfivov  ans 
Grell  empfohlen  seyn,  da  Tt^^j  schlechterdings  nicht  fehlen  darfc 
tod  darauf  war  Blochs  Lesart  zu  empfehlen,  der  statt  fOf^ 

acMigt  fierttXaßUav,  Statt  dessen  scheint  Hr.  M.  die  Lesarft 
der  Handschr^en,  die  Wer  gegen  Sprache  und  Sinn  anstofs^ 
Torzuziehen.  Wir  schliesscn  mit  d«r  Angabe  emiger  Capitelüber- 
achrtften  ffir  diejenigen  unserer  Leser,  denen  Fabricius  nicht 
bei  der  liand  ist:  y .  vep}  t^c  »9tt(f>6Ug  rm  'j^i^orihtc  awr«T' 


^   .1^  .0  Google 


Lea  yilles  de  la  Gaule  par  Golb^rf«  .  aOj 


vtä'  (d.  i.  99.)  f 9«  'A^tfiftäw^  «ro^€/«(.  f\  «-fpi  ActxM* 
iMfJuwttev  ToX/re/«c.  Dies  mag  hiarttchen  um  sieb  einigen  fie- 
ipff  von  dem  Inhalte  .des  Buches  eines  Mannes  zu  macbeoi  Wcl» 
«bell  FUUuson  (Lu§ntr.  Anal.  v.  Wolf  /•     4o$^J  plus 


D 


Xei  viZZfi  la  Gaule,  rasdes  par  M.  J,  A,  DvtJünn  et  rebaties 
par  P,  A,  de  Golbjert,  conseiller  d  la  cour  rojraU  de  Col» 
mar,  membre  de  la  socUt^  des  sciences  et  arts  de  Strasbourg 
ou  Refutation  d'une  dissertation  msdree  dans  Us  mämoires  o« 
fla  socidtä  rojrale  des  Antifuoires  de  Franke  sur  ies  Usus 
d'habitatiofiß  cUes  et  fortirisses  des  Gaulois.  Paris  chez  Fm 
G.  Let^reaJl,  ru€  des  Fossü  IL  de  Prmea  Nr.  33*  S^Hi* 

ii.laitre|  der  bduniDte  Verf.  der  Gescbtchte  Pferis  bsile 
jüngst  in  eifler  eigenen,  deta  Mdmaires  de  la  saeütd  roysde  das 
•Anttipinires  de  miMe  etngeruckleit /AbbendfaiDg,  die  dben  so 
wenig  erwitene,  wie  ^erbanpt  erwdsbsre  B^auptung  aufge* 
siellty  dsfs  die  shen  GsUier  weder  ^die  iiodi  INfafer.gebiibl^ 
sondern  emiehr  zentreul  in  WSldm  «nd  Morlsfeiiy  obne  gesdt* 
InftA  Verband  cu#  wildes  Leben  geföbsi.  Di«  Widerlegung  dieser 
Behimptung  ist  der  Gegenstand  irorliegender  Schrift.  Wir  wollen 
bier  nicfat  nnsere  Leser  mit  der  weiteren  AoslSlirung  des  Dulin» 
ire^scben  Satzes,  nocK  mit  den  Proben  der  ausgezeichneten  Ans* 
legungskunst  des  genannten  Hni. />ti^aKreanterlialten~man  wird 
sie  im  Büchlein  selber  nicht  ohne  Interesse  durchlesen  —  wir 
wollen  sie  dagegen  mit  dem  bekannt  nmchen,  was  der  eben  so 
scharfsinnige,  als  gelehrte  »Vf.  in  dieser  in  einem  so  angenehme^ 
Styl  abgefafsten  Schrift  zur  Vernichtung  jener  Behauptung  vor- 
jgcbracht  hat.  Nicht  philosophische  Gründe,  Raisonnements  u.dgl. 
mehr  sind  die  Waffen ,  womit  er  die  Satze  seines  Gegners  be- 
kämpft, sondei  ii  Beweise,  aus  den  Stellen  der  Alten ,  Römischer 
wie  Griechischer  Geschichtschreiber  entlehnt,  untriigliche  und 
Xinumstöfsliche  Beweise,  je  bestimmter  und  klarer  sie  sich  aus- 
sprechen. Aber  eben  diese  gründliche  Art  der  Behandlung,  ver* 
Lundea  mit  einer  so  angenehmen  Darstellung  hi  CS|  was  diese 


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2ß8      Les  vüles  de  la  Gaule  par  Golbery. 

Schrift  empfiehlt   und  sie  eines  grösseren   PuMiciims,  als  das 
Französische  der  Hauptstadt   zunächst  ist,  würdicj  .maclit.  Es 
•ucKt  ziwächst  unser  Verf.  die  Bedeutung  der  Worte  civitas, 
Urbs  und  oppifium  zu  bestimmen,  Worte,  die  von  den  alten 
GalUein  zum  öftem  in  Cäsar  und  andern  Römisclien  Scltrift- 
stell  rn  gebraucht,  vorkommen,  deren  Sinn  aber  Hr.  Dulaurc 
gänzlich  miskannt  und  entstellt  l»at,  da  der  •natürliche  Sinn  der- 
selben seine  Sätze  nicht  gerade  unterstützen  konnte.   Als  Kesul- 
tat  dieser  nach  den  Stellen  der  Aken  geführten  Untersuchung 
etgiebt  sich  dann,  dafs  civUa»  meht  eine  politische  Einthei- 
lung  als  eine  Stadt  bedeute;  welcher  letztere  Sinn  nur  durch 
Ausdehnung  der  ursprünglichen  Bedeutung^ des  Wortes  sich  ge- 
bildet habe«    Dafs  ferner  urhs  ganz*  dem  Griechischen  toX/c 
entspreche,  am  häufigsten  von  «ner  sehr  bedeutenden  Stadt  ge- 
braucht   Dafs  oppidum  zwar  auch  dem  Griechischen  irokiQ 
entspreche,  jedoch  wird  hinzugesetzt  T>qii'  alors  il  y  a  jorti- 
fication,%   ganz  entsprechend   dem  Französischen  ybr^^rcwe; 
dabei  kann  es  soavoM  eine  bedeutendere  Bevölkerung  in  sich 
schlicssen,  als  blofs  militärische  Gebäude;  ifieus  ferner  sey.  ein 
ittcht  von  Mauern  umgebener  bewohnter  Qrt^  otler  ein  Quartier 
einer  Stadt;   endlich  aedificium  oder. aedes  bezeichne  die 
Wohn^  einer,  Familie  (S.  22  ).    Nachdem  so  allen  den  Wor- 
ten, dimier  wn  Wichtigkeit  sind,  ihr  gehöriger  Sinn  und  Gel- 
tung bestiouat,  dadurch  also  der  G^uer  zum  Theü  widerlegt 
Ist,  verfolgt  unser  Verf.  denselben  noch  weiter,  wenn  er  sogar 
behauptet,  dafs  alle  die  Einrichtung^,  die  unsere  Städte  heuti- 
gen Tag»  charakterisiren,  üen  altep  Galliern  gefehlt,  dafs  aller 
Verkehr,  wie  alle  gemeinsamen  Angelegenheiten  blo»^  auf  "J;" 
Granzen  (in  JmämsJ  der  verschiedenen  Stämme  oder  an  hnli- 
gen  Orten  unt^  freiem  lUmmel  abgeschlossim  worden  sf  >cn, 
Behauptungen,  die  hier  eben  so  gründlich  widerlegt  werden, 
wie  d^e  andere  Behanptiimg,  dafs  Druiden  einzig  und  alieui  es 
.  gewesen,  die  über  Alles  en^hieden,  als  die  einzigen  Magistrate 
oder  Vorgesetzte;  da  doch  bestimmte  Stellen  de«  Casar  un«  ganz 
des  Entgegengesetzten  belehren.  Nicht  ohne  Interesse  wird  man 
das  durchlesen ,  waS'  der  Verf.  S.  34      über  das  alt  Gaüische 
Wort  mag  oder  dunum,  das  in  so  vielen  Städtenamen  vor- 
kommt und  sich  in  einigen  selbst  bis  auf  unsere  Zeiten  erhalten 
baH  bemerkt.    Und  so  wiyd  der  Leser  noch  mancbes  Andere 
fmden,  was  wir  hier  nicht  Ailcs  aufzählen  können.    So  viel  in- 
defs  können  wir  versichcr^i.,  dafs  unserer  Aiisicht  nach,  der  vi* 
seinen  Zweck  erreicht,  dafe  tt  die  Behauptung  seines  Gegners 
in  ihrer  ganzen  Nichtigkeit  dargesullt  und  gründlich  wider- 
legt hat. 

Die  Druckfehler,  die  sich  liie  und  da  in  das  Griechische 


Mjsticismusu.phi].  Moral  n.  Tream.  Wellentreuer.  2C9 


jeingescliHchen  beben ,  wird  man  woU  niitht  auf  Aedmmig  det 
in  so  beträchtlich«^  fintferoimg  vom  I^rmskort  lebenden  Yerft» 
setsen  wollen,  omsomelir  als  sonst  das  Bu<;hlein  durch  Correct» 
heil«  wie  durch  tj^pögraphische-  Schdaheit  sich  «usseicluiet. 


Gesammelte  Blätter  von  Treümünd  ff^ELLSNTRETTER,  III, 
Bände.  Prosa  und  Poesie,  Leipzig.  8.  Gleditsch*  48 uo.  Pro^ 
sa  bis  S.  Poetücher  T/reil  bis  348  und  zwar  Religiöse 

Poesie  bis  3^4»  Zweite  Abtheil.  Poetisches  3aus  hmislicheia- 
Kränge^  bis  3n4  aus  geselligem  Kreisen  bfs  tum  Ende* 

t  -  - 

Sehr  erwünscht  yO,  es  dem  denkenden  Freund  der  Reli^on^ 
noch  mehr  dem'  Reltgionslehrery  dafs  immer  mehr  auch  Gd>il- 
dete  aas  allen  Standen  sich  angelegentlich  mit  ReHgionsideen 
beschäftigen«  Doch  hat  selbst  das,  was  man  gegenwärtig  M/^ 
4tik  nennt,  und  vorüber  man,  wenn  es,  über  die  mit  der  Gott- 
andiclitigkeit  (Keligiosität)  wohl  vereinbare  Besonnenheit  .in  die 
urtheilslose  VetstaDdesschcu  hinausschiebend,  oft  in  Eigendun« 
kel  und  verworrene  Phantasiespiele  ausartet,  mit.xGrund  klagt, 
zum  Theil  seine  Entstehung  eben  daher,  dals  viele  nicht  durch 
zusammenhängende  BegriflsEntwickelungin  dem Bienkbar^  v Theo- 
retischen) i*ber  die  Religiosität  und  Religion 'unterrichtete,  den^ 
noch  in  der  Folge  des  Lebens,  entwedn*  durch  Genwithsandacht 
oder  durch  Neigung  zum  übersinnlich  Speculativen  aufgeregt, 
sich  einen  Denkzusammenhang  (eine  Art  von  Sjstem)  über  R^ 
ligionslehre  und  Christusreligion  zu  schaffen  streben.  Immer  ein 
Anfang  zum  BesseVwerdeu.  Schon  das  Bestreben ,  sich  von  den 
unentwickelten  Aellgloiiseinpfiaduugcn Rechenschaft  zu  geben,  ist 
Anfang,  um  ^  ins  Klare  und  dadurch  ins*  Wahre  zu  kommen. 
2war  entart^  die  Mystik,  das  ist,  die  eiqige  K^nwejhung  in 
Religionseinsichteu )  welche  durch  das  anschaulich  und  sinnlich- 
8jm$olische  zur  reinen ,  Lehrwrkenntnifs  fähren  will  und  soll 
Erters  in  dergleicbefa  Gemuthern,  und  neigt  sich  herab  bis  zum 
Mjsticismus,  d.  ti«  sie  fuhrt  in  die  leicHt  mit  Selbstsüchcigkeit 
vermischte  Einbildung,  wie  wenn  solchen  »schönen«  Seelen  als 
besonders  von  Gott  Geweihten  und  Begnadigten,  eiu  besonde- 
rer, über  das  Rechtlertlgeo  durch  Gründe  erhabener  (-rad  von 
Anschauung  des  religiös  wahren,  ein  sie  persönlich  auszeichnen- 
des Altnen  und  Glauben  ohne  Wissep,  gegeben  und  verliehen 
scy.  Cemüthcrn  nämlich,  welche  nicht  von  den  Elementen  au, 
i^  der  A]^t|  wie  meuKblickei  Wci^«  Wahihtit  ci-ia£»t  und  cut- 


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ujo  Mysticismu8a.|dbiLMordiLTreum.WeUeiitreUer^ 


tvickelt  wird  and  werden  nnfsy.totcrficiiteti'  erfahreiiiindienMH 
geübt  nndf  kt  es  gar  leicbt,  dafs  ihnen  ilure  jAnmgm  von  ge- 
•vrissen  'tMltn  des  Wahren  plSblich  vuid|  wievohf  meist  pur 
einseitig,  doch  einleuditend,  gleichsam  ins  Bewadt^yn  herein 
fallen.  Manche  Antworten  auf  Fragen,  die  sie  sich  gemacht  hatten, 
liommen  in  ihnen  yn^  EinfiUIe  zum  Bewulstsejn,  deren  Ursa- 
che sie  selbst  zu  seyn  nicht  Termuthen,  weU  sie  sich  darum  im 
nächsten  Augenblick  keine  Muhe  gegeben  haben.  Daher  fol^t 
Ton  selbst,  dafs  ne  ein  solches  Be wufst Werden ,  .wo  ihnen  mit 
einem  Mal  ein  Licht  in  der  Seele  aufzugehen  scheint,  nicht  von 
sich,  sondern  wie  von  übermenschlicher  Eingebung  mit  Zuver* 
sieht  ableiten;  wobey  dann  gar  zu  leicht  der  geheime  Eigen- 
dünkel, ein  besonder  damit  begünstigter  und  von  oben  unmit* 
telbar  Geweyhter  zu  scyn,  eine  solche  mysticislische  Selbsttailf 
schung  über  den  Ursprung  jener  Empfindungen  für  die  Einbil- 
dungskraft gar  zu  angen^lim  macht.  Eben  derselbe  heilige  Ei- 
gendünkel nimmt  für  sie  unvermerkt  eine  persönliche  Unveiietl- 
lichkeit  in  Anspruch,  welche  nicht  ohne  eine  Art  von  Majestats-Vcr- 
brechen  i^egen  das  unmittelbar  gefühlte  GöttUche  gestört  wer* 
den  dürfe.  '  ' 

Wie  aber  nun?  Wie  befördern  alle  Gutgesinnte  und  Schär- 
ferdenkende, so  viel  an  ihnen  ist,  dafs  die  M}stlk  oder  das 
Vertieftseyn  in  bildliche  symbolische  Andeutungen  mehr  dem  Bei- 
spiel der  nichtchristl.  Mysterien  folge,  -welche  niclit  tia  waren, 
damit  die  Eingeweyhte  bey  den  Sinnbildern  und  Anschauungen 
Stehen  bleiben,  sondern  damit  sie  zu  den  Einsichten  der  Leh- 
ren selbst  fortschreiten  soUten?  Wie  verhindern  die  in  der  That 
Hcllersehenden ,  dafs  die  izige  den  alten  Mysterien  so  unänhli- 
liche  Mj  stik  nicht  gar  zu  leicht  in  Mjsticismus  oder  eigenwillige 
Lehreinbildungen  übergehe? 

Wie  verlündert  man  die  Ausartung,  ohne  zu  hindern,  dafs 
dennoch  immer  mehrere •  empfängliche,  obgleich  nicht  zur  gere» 
gelten  Selbsterkenntnifs  eingeübte  Gemüther  mit  Religionsidectt 
und  den  Wahrheiten  des  Urchristentums  sich  beschäftigen  mögen» 
Wie  fördert  man  den  Zweck  aller  Eiuweyhungen  und  Mysterien, 
welcher  nicht  ist,  immer  tiefer  ins  Unklare,  begrifflose  hinein^ 
sondern  aus  den  Empfindungen  zu  BegrüTeu  und  Ideen  empor 
«u  kommen. 

Ein  möglicher  Uebergang  von  der  Mystik  zu  reinerer 
ininftemsiclvt,  d.  i,  zum  vollständigeren  Bewufst werden  der  Re* 
ligioni&gründe  durch  Einsehen  und  nicht  durch  blosses  Ahne», 
ecbeint  sieh  xn  nihern  durch  erwünschte  Bemühungen  solcher 
Manncr|*wte  der  Verf.,  welche  das,  was  so  viele  andere,  in 
Worte  und  Gedaipkenfolge  aufzufassen  nicht  vermögen  und  6»^ 
teoMär  Ott  ahnen  aU  dcukcn  können,  deswegen  »udb  es  blos  »* 


lifystieteimsihphiLMoral  iLTromu  271 

(ühles  bdiftvpteny  mm  wenigstcnt  k  Worte  m  Uaidleii,  ja  in 
S&fe&eti  und  Beweisen,  in  geordneten  Gedankenfolgen  «^zustel-» 
len  versuchen.  Bemüht  siä  nur  der  gewöhnlich  in  mancherlei 
IJjoncten  einseitig  und  IneLenhaft  bleibende,  aber  desto  gemüth-* 
Hbher  aogeeiguete  Sdbstunterricht  (die  Autodidaile)  sich  erst 
nuck  iiir  Sdbstreditfertigung  beweisfdhrend  «nszosprecKcn ,  so 
ist  Hoffnung  da  lur  Verstindigung;  wenigstens  erhalten  die  Klar- 
sehenden die  Möglichkeit,  genauer  zu  zeigen,  was  noch  bestimm«* 
tercs  hiuzukoniraen  müsse,  damit  der  Autodidaktos  in  seinen  Vor- 
gefühlen und  Ahnungen  über  die  Hauptsache'  recht  habe,  oder 
das  rechte  vollständiger  erreichen  könne.  Denken  nämlich  ist 
ilcin  Ree.  ein  bestimmtes  Erforschen,  Bcwufstwerden,  Einsehen 
der  SachGründe  und  so  der  Grunde  von  den  Gründen  bis  zu 
dem  an  sich  unlaugbaren.  Das  Ahnen  aber  besteht  hauptsäclilich 
darin ,  dafs  man  irgend  eine  Wirklichkeit  so  lebhaft  mutmafst, 
bis  mau  sie  sinnlich  zu  fühlen  oder  geistig  anzuscliauen  meint. 

Ist  es  nun  aber  nicht  jetzt  gerade  ein  wichtiges  Zeitbedürf- 
nifs,  dafs  man  nicht  blos  klagen  sollte  über  Mjsticismus,  niclit 
blos  bedauren  sollte  dais  Stehenbleiben  der  Mystik  bei  dem  Sinn« 
bildlichen,  die  Phantasie  aufregenden,  dafs  man  sich  vielmehr 
alle  Mulie  gebe,  denen  welche  sich  mehr  durch  das  Ahnen  und 
bildliches  Anschauen,  als  durch  Denken  und  Wissen  zum  Glau«* 
ben  hinwenden  können  und  wollen,,  auch  auf  ihrem  Wege  ent- 
gegen zu  kommen  und  zu  dem,  was  sie  haben,  das  noch  feh- 
lende, berichtigende  einzufügen?  Wenigstens  allein  diese  Ansicht 
der  Sache  bewegt  den  Ree.  zu  einem  Beispiel  genauerer  Prüfung 
einiger  llauptparthicen  der  zwischen  Mystik  und  Mysticismus 
sich  in  der  Mitte*  haltenden  Sciml't,  deren  Verf.  er  als  einen 
der  selbstdciik enden  Sprecher  des  Mystischen  hoch  schätzt  und 
die  er  aufmerksam  mid  möglichst  unpartheiisch  blos  in  der  Ab- 
sicht erwog,  um  sich  selbst  deutlich  zu  machen,  wie  weit  die 
Gcmüthlichkeit  eines ,  in  andern  Fächern  zur  Wissenschaftlich- 
keit gebildeten,  und  daher  nach  Beweisführung  auch  bei  seinen 
Ansichten  der  Religion  strebenden  Maimes  sich  ohne  Grundbil- 
dimg  in  diesem  Fache  zu  recht  finde.  Hat  Ree.  gleich  nicht  den 
Vortheil,  auf  dem  Raum  unserer  Blätter  seine  Gedanken  soviel-» 
seitig,  wie  der  Verf.,  entwickeln  zu  können,  so  werden  doch 
schon  Beispiele  den  Sehen  wollenden,  zumal  wenn  sie  das  Buch  ver*- 
gleichen  mögen,  zeigen  können,  dafs  in  allem  diesem  Bildlichen 
viel  richtiges  vorläge  (weswegen  es  auch  denen,  welche  sich 
mit  der  Ansicht  einiger  Seiten  des  Ganzen  befriedigen,  wahr 
erscheint^  wenn  nur  nicht  (was  meist  eine  Folge  ist  der  Beschrän- 
kung auf  Selbstunterricht  in  den  Elementen  eines  Kcnntnifsfaches) 
gewöhnlich   die   Ansiclit  der  übrigen  leiten  der  Sache,  ohne 

weiche  sie  o&vht  ei^  UaiiMs  ist|  mwb  umfgtüiM*   JUahec  ithlt  daoit 

* 

m 

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ÜJ2  Mysticismusu«pIiiLMoralii.Treum..WeUeatretter. 

mck  da»  Dttrcbdringen' Von  nneigentUeheii  AmdrüdLeiiy  PKne- 
•eoloci^n  und  Formebi  tu  solchen  genanen  Beschreibungen^  wel* 
che  das 'WcsentUclie  des  Gegenstandes  jedesmal  genetisch,  wie 
er  im  Gemq^  wird  und  ist,  darstellen  und  nicht  blos  dnnji 
einige  Eigenschaften  oder  Nebenumstande  andeuten  sollten. '  Er- 
fordernisse fnr  klare  uberaBeugende  Wahrhüt ;  welche  Ree  auch 
dem*  Verf.  selbst  gar  wohl  erreichbar  achtet  und  von  ihm  er« 
jrdcht  wünscht,  weil  es  dann  durch  seine  warme,  theilnehmende 
und  nach  ubeneugender  Deudichkeit  strebende  Darsteliuugsart 
dem  Ganzen  der  Sache  sehr  nutzlich  werden  würde. 

Als  Hauptmomente  unter  dem,  -  was  der  Verf.  behandd^ 
pvSssen  sop^ch  aus  der  Inhaksanzeige  auflallen. 

IL  Die  reckte  BidUung,  VI*  Wo  es  derPhüosophudim  Mo' 
rdfehk?  riL  Was  ist  Sünde?  FHL  Aufih  etwas  über  Mrstkk 
und  Mystieitmus,    Zn  allem  diesem  ist  Einleitung,  die  ErkUb»  ,  i 
xuug  des  Verf.  you  dem ,  was  ihm  weltiicA  ist  und  üherweltliek* 

Schon  idim  ifönleftnng  fafst  zucpst  den  Begriff  Welt,  ^hy^  , 
eisch       der  Himmel,  der  sich  über  uns  wölbt,  die  £rde  mit  aU> 
IbrenBestandtheilen ,  die  Menschen  mit  allen  ihren  Einrichtungen  ist 

die  Welt,  S.  12  aber  imd  fast  alles  f  olgende  hangt  an  einer  an- 
'dem,  zuvor  nicht  erklärten  Bedeutung;,  nach  dem  Worte:  Dw 
Wat  fennet  Dich  (Gott,  mein  Vater!)  nicht!  Diese  moraUseh'  • 
'    reUgiöse  Bedeutung,  welche  übrigens  im  Bi hübschen  selbst  bei 
weitem  die  seltenere  ist,  wird  für  den  ^  erf.  die  gewöhnlichste.- 
Und  doch;  gerade  diese  erklärt,  bestimmt  er  nicht.    So  begeg- 
'    net  uns  sogleich  einer  der  Hauptfehler  seiner  ins  dunkle  gehen- 
den, nur  scheinbar  klaren  Methode.    Was  keiner  Erklärung  be- 
dlirfte,  wird  wortreic!»  verdeutlicht,  ungeachttt  es  an  sich  be- 
kannt oder  für  des  Verfs.  Zweck  Nebensache  wäre.  Worte  fSx 
'Hauptbegriffe,  die  er  immer  nöthig  hat,  werden  ohne  erklärte 
Begrinxuiig  unJ  Begründung  gebraucht,  wie  wenn  sie  sich  VOn 
selbst  verstünden.    Deswegen  kann  er  sie  so  vieldeutig  gebrau- 
chen, und  von  dem  Unbestimmten  aussprechen,   was,  wenn  CT 
^    ,  .eine  bestimmte  Erklärung  vor  Augen  iiatte,  ihm  selbst  nicht  an*  ; 
wendbar  hätte  erscheinen  köimen. —  Ein  anderer  Hauptfehler  die-  | 
ser  Lelirart  ist:  Sie  macht  überall  Gegensatze,  Entgegenstellün- 
gen,  wo  vielmefar  Vereinigung  in  der  Sache  selbst  das  Wahl« 
ist.-    Das  ctrste  Beispiel  ist  schon  S.  5  und  möchten  ihm  nur' 
ucht  so  ,vielc  ahnliche  folgen,  die  den  ganzen  Gedankengang 
durchdcinfen.  .  Leben,  Freude,  VVülilse;y  n,  sey  nicht  in  der  Welt; 
denn  di^  (ganze  physische)  Welt  könne  es  niclu  erhallen, 

^  dm  £/npJängächen.  •  \  ! 

I 

i^it  Fortfctzung  folgt,} 


^   .1^  .0  Google 


i 


ITs  18*      Heideilrerger      -  1822» 

Jahrbücher  der  Literatur* 


Mfstidmus  und  Pkäösoph.  Mord  nach  Treumtmd  fyidbntrjgtter» 

Selir  walir.    Aber  was  folgt?  Etwa  daCs  diese  Welt  zurückzu* 
weisen  sey?  Ge]»ört  niclit  ^'iclmell^  jene  äussere  Natur,  und  die 
innere  des  Einzelnen  zusammen ,  wenn  der  Mensch  sich  phj  siscli 
und  psychisch  wohliiefinden  soll.    Das  Empfangbare  wirkt  niclit  - 
ohne  das  Empfän «gliche*    Wahr.    Also  trennen  wir  niclit,  ver- 
einen viclnielgr' B<'ydel  —    Des  Ycifs.  Ziel  ^eht  njit  Jleclit  auf 
das  Moralische,    Hiezu  wäre  denn  das  Beginnen  .vom  Pbyslschea  * 
kaum  uölbig  gewesen.    Es  ist  vorangestellt,^ nur,*ura  negiert  zu  , 
werden..    S.  8.  versetzt  uns  in  die  andere, (geistige,  innere), 
aber  darum  nicht  überweltliche  ff^elt^es  Glissens ^  ip  welcher 
nicht  Glück,  desto  mehr  aber  das  IJVjjChligere,  dauernde,  di^ 
Z>iifriedeiiheit  ,  als  Leben  statt  fin4e./   W.oher  nun  diese  ?  Au9 
dem  Bcwufstseyn  der  Pflichterfüllung,  sagt  S.  9  nimmt  aber  so- 
gleich wieder  weg,  was  gegeben  schien.    »Wer  kann  sagen^ 
»dafs  er  dem  Gesetz  des  Gewissens  Genüge  leiste,  vollständig^ 
»rein,  wie  es  von  diesem  verian<:,t  wird.    Niemand Somit  wä*» 
re  denn  alle  liolfnung  aüf  Zufriedenheit  verschwunden?  W^ar- 
um?  Weil  der  Verf.  abermals  nur  einen  Gegensatz  sucht,  nicht  - 
das  Vereinbare.     Er  unterscheidet  nicht,  dafs  der  Mensch  nuip- 
über  die  seibsteigene  Gesinnung  zur  ausnalunclosen  Pfiicliterfül-« 
lung  Macht  hat,  weil  diese  von  seinem  Lmeren,  vom  WoUeit 
absolut  abhängt,  dafs  aber  die  Ausübungen  der  Pflichten  mit  S4^ 
vielem  Aeus^erlicben  im  Verbältnifs  stehen,  und  so  nur  tkmge$ 
auf  emmal,  nur  aUinäblieh.  geschelien  kann.    Des  Gewissens Zt|f* - 
friedemieit  ist  aber  eine  innere.   .Sic  ist,  wo  das  Bewufstseya 
reinen  WoUens  und  das  Ausüben  nach  Möglichkeit,  im  Gemutb 
lebjt.  ^ur  Zufriedenheit  mit  dem  äussern  enUtj^ht  nicht  vdlL 
So  ist  der  Künstler  mit  dem  Ideal  seines'  liiaera  vrohl  zufrie* 
den,  wenn  gleich  in  der  Darstellung  nur  so  viel  erscheint,  ab 
sein  Jbester  Wille  und  Fleifs  nach  Umständen  über  die  Erschei« 
nung  im  äusseren  vermag.    Warum  aber  nimmt  der  Verf.  dem 
Menschen,  was  an  Zufriedenheit  in  der  übersinnlichen  (nkkt 
fiberweltUphen^  Welt  des  Gewissens  gab?    Abermals  um  eiues 


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\ 


P74  Älj  sticismoj  w.j^hil.M^Md^mTrcap. W 

dafs  tler  ^loiiscli  alles  ollein  aus  Gott,  seliifii  Gott  aber  allein 
aus  dem  Glauben  ;in  das  Kvaiigtlium  littb?«     Warum  dfun  af)(% 
immer  das  Klne  alieift  und  in  dieser  AusstldicssnngSmanler ?  Al* 
les  solclirs  Kxclusive  •>;ränxl  an  störendes  Piu  llievmacliei).  We- 
der für  die  Verrimift,  welche  der  Verl',  ids  das  Göttliche  ernennt, 
rocli  für  die  OfTeiiLarun^  der  ^vIlllren  praktisclien  ^  ernunft  m 
dem  Evangelium  taugt  d;«s  Parthcvmat  hcn ,  das  Allein -Rt^clitlia- 
beu,  etwas«    Wer  Aws  Kvangrlium  j)i'aktiscli  versiebt  und  \\'\.\S\^ 
l>efül£;t,  der  hat  Gott  durch  Glauben  a«  die  Veriiuiiftidce  u^jd 
zugleich  durcli  Glauben    an   eben  diese  Idee,    wie  sie  Jesus 
Christus  in  dem  AVortc  aussprach;  iN jemand  ist  vollkoramcn-gutj 
tvie  GoltI  Wir,  glückliche,  köniiefi  dieses  beides  vereint  haben.  j 
Wozu  aber  das  »allein«.  ?    Der  Verf.  selbst  will  gewifs  nicbr, 
dafs  die  vielen  niehtchrialichen  Millionen  Men^chei)  jene  Ver- 
nunftidee  und  dadurch  den  GlaiibCn  an  die  heilige  Gottheit  j;ar 
nicht  haben  können.    Gnd  denitoeh  folgt  dies  aus  seiner  Ten- 
denz.   Denn  unvermerkt  würde  die  Richtung       nicht  auf  bei- 
des gehen,  wijc  doch  das  Eine  aus  der  in  uns  allen  fortdauern- 
den V^nunftkraft  immer  und  13 befall  da  scjn  kann,  das  Andere 
aus  der  Gottgeheiligten  Vernunft  Jesu  erfahtutigsmässig  erschien^    .  , 
aber  'et7.t  nur    als  Ü^berlieferung    weit   weiu'ger  da  ist.  — - 
Der  Verf.  will  alles  duf  das  Imtcre  allein  hinlenken,  und  so, 
dafs  er  dabei  nur  gaf  zu  oft  seifies  äusserst  richtigen  Ausrufs  . 
S.  179  Tcrgifst:  »Lassen  wir  doch  vor  der  Hand  das  L  iibe^red-, 
Ücbe  auf  sich  bel-uhei»  und  thtin  wir,  was  uns  vorgeschi'iebeii 
ist«.    Trotz  dem  will  er  aus  dem  Etangeliurii  gar  mancheflei 
mctaphj'siscli  theoretisches  haben,  da  dieses  doch  durchaus  prak- 
tisch war,  das  wenige,  wo  die  Präxis  Iii  das  Metaphysische  iiber-^ 
geht,  als  angenommen  Tioiraiissem«,  Jesus  selbst  bei  jedem  An- 
lafs  allen  subtileren  Frstgen  sfUSwicK  und  auf  das  Lebensthätls;* 
einlenkte.    Daher  jeder  von  uns  sichTor  nichts  so  sehr  hüten  sollte, 
als  Vor  der  Selbsttäuschung,  die  ihn  anlächelnde  Jaslcgungen, 
.als  das  alleinwahre  Etangclmm  Selbst  aufzunöthigen  ,  da  sie  doch 
in  diesem  offenbar  nicht  ansgesprochen,"  sohdirn  erst  in  irgend 
einer  aus  dem  Kopfe  otler  Herzen  heraus  Spccülierendc^Dog* 
.menlehre  wie  unentbehrlich  erschienen  sind.  ' 

Darüber,  dafs  die  dem  Menschen  eigene  Kraft,  Vcmunft- 
ideen  der  Vwllkommenheit ,  wahr,  gut,  schön  etc.  zu  denken, 
Nro.  n»  als  einen  nnsrehofirnen  Instinkt  d<?s  Rechten  darstellt 
und  die  freiwollende  Richtung  dahin  allzuviel  mit  der  Grm'ita-^  ■ 
■  tiou  vergleicht,  will  Ree.  nichts  bemerken,  als  dafs  die  Verglci-^ 
chung  mit  dem  Instinkt  das  Idralischc  allzusehr  nicht  nur  welt- 
lich, sondern  sogar  sinnlich  macht,  und  dafs  iu  der  Gravitation  die 
Hauptsache  in  der  äussern,  macliti-eren  ,  anziehenden  Körpef- 
*kr«li  Q>.f)')  liejjt,  die  iNe^gitBg  :zum  Gesetz  aber  hauptsaclilicJi 


^.  .1^  .0  Google 


I 


My sticisolus  u.  phil.  Moral  n.  Treum.  W^Uentretter.  276 

iiii  dem  Irniern  SeUi^ty  ans  dem  Denketi  und  Wollen  der  Ide^ 
.  des  Guten,  kommen  mafs.  yVö  matt  meist  durch  Verglcic|iitn-* 
gen  und  Bilder  Jelireti  will,  ist  grosse  Bclmtsamkeit  in  der  Aus* 
wühl  ndthig)  damit  nicht  gerade  das,  in  dem  vergliebenen  Bilde 
vorherrsche^  was  in  dem^  das  als  Lehre  dadurch  a&schadiicber 
werden  soll«  gar  nicht  mitgedaehf  werden  darf. 

Der  VI.  Aufsatz  reit/t  am  meisten  die  Erwägung  durch 
dte  Aufsclirift:  u  der phäosopkischcn  Martä fehlt?  DerVrf* 
will^  freigebig  genug,  zugeben,  dafs  es  ihr  nicht  an  dem  Prln-» 
cip  fehle)  weil  sich  am  Ende  doch  alle  in  dem  Vernunft ^^ebor 
tfes  »reinen,  absoluten  Handelns«  (Wollens.')  vereinigen  mSsseii 
und  sich  zar4|n:  »Handle  gat ,  heilig,  rein,  unbtistimmt  vo\k 
Süsseren  Moraen.ten ,  Mos  bestimmt  durch  die  Nator  der'Yer« 
liunfty  durch  die  innere  Nothwendigkeit|  dorch.  daa  Oesetz  deä 
ifaodebisi  da$  in  der  Vemunft  liegt  ttc.  ,  . 

.  Reo*  gesteht)  dafs  mit  all  diesem  Wortfibevfltlls  VOn  Nafut  * 
3er  Yermmfty  von  dem,  was  In  der  Verponft  liege,  von  Woit-«  ' 
l«nDiritt|  welche,  wie  jenes  rem  blös  negativ  sind|-od<^  wio 
.  jenes  ffut  doch  nie  sagen,  woran  das  Qutse/ti  zuverlässig  zil 
•rkeilnen  se j ,  ihm  das  eigentliche  Princip  einer  bisanf  die-obeft>«  ~ 
aien  Gründe  dorahg^dachten Moral  (und  nur  eine  aolche  ist  eU 
11«  philosophische  ij  nii^  untdeckt,  sondern  .bloft  at^edenlec^' 
mehr  geahuet  als  gewufst  erscheinen»    Dorch.  solche  ^e  Mö»-» 
lichkeit  und  dds  Werden  der  Sachd  telbst  nicht  beschreibende 
Formeln  kann  för  keinen  das  unentbehriiehe  Merkzeichen  ent-^ 
deckt  sejtti  Woran  erV^eniie  ich  das  eigentlicb  ttitterscheidendo 
der  Idee:  Sittlich  gut?  Welche  Eigensdia^en  muls  Ich  bei  ef» 
mn  möglichen  WoUen  undHalidetu  voraussehe  ^  damit  il^h  mir 
sagen  ktnm:  icb  bestimme  mich  dafilr,  Vr^  ea  gaf  ist»  ^  Was 

Bewufstscgm  Idar  aejrn^  damit,  ic^  tuvterlateig 
ttacbweiseii  kann,  sowohl  die  Art»  wio  kh  will  und  meinen 
Eatschlpis  fassc^  als.  auch  das^  wof^r  ich  mich  enisChliesse ,  ist 
der  ideo  gut  siel^er  gümafs»^   Mit  aU«tt  «olchen  Formeln  (.  oiu 
Gesetz  liege  in  der  Ternunft^  «1  sey  innere  Nothweodigkek  und 
,  Fr«ihei|  zu|^eicb|  wird  keiner,  itai  es  fernst  mit  dch  aelbsl 
ist,  seinem  Gewissen  sagen  kdunenr  woraiajsl  das  siitlith  guto 
*  auf  ai(^  Fülle  erkennbar?  j>«nn  das  Negativ^i  Von  äiissarem  in« 
teressefOin  sejn,  ist  vwar  sehr  richtig  Und  hilft  in  Vtelai  FalleiK; 
sagt  aber,  imm«  wir,  was  nkht  seyn  dürfe^  nicht  vrie?  und 
was?  als  idealisch  gut  zu  wollen  sey«   Es  reimt  sich  Wohl ,  aber 
es  geht  nur  in  sich  selbst  zurück  |>wenu  man  mit  3.  34^  ims^K. 
Das  GöttUthe,  Wenn  es  mit  deAtlidiem  Worti 
«Nur  Immer- «2a#  'ilec^e/- 
»Nur  das  9«hleehtel 

tSonit  alles  und  jedes  an  schicklicb«i  Ort{ 


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976  Mystlclsmus  u.  phil  Moral  n,  Treum,  Wellentreltcti 


Weist  man  bcslimmender  uns  darauf  an,  dafs  man  wollen  solle, 
wie  man  deiikeu  könne,  dals  jede  reine  Vernunft  es  billige,  so 
kommt  immer  wieder  die  Fia^re:  welche  sichere  Kennzeichen 
habe  ich,  dafs  ich  richtig  denke,  jede  Vernunft  für  mich  zu 
haben.  Und  spricht  der  Theolog  volksverständiic])cr :  was  du 
willst,  dafs  es  dir  andere  thun ,  .das  thue  ihnen  aucli,  so  ist  doch 
der  Sinn  uicht :  was  du  irgend  wUlkährlich  willst ,  das  etc.  V  iel- 
mchr  ist  im  Verborgenen  eigentlich  gesagt;  Was  du  wollen  darfst, 
und  sollst ,  das  etCi  Unvermerkt  ist  also  vorausgesetzt,  dafs  die 
leiteode  Grandidee,  wie  und  was  man  wollen  solle  und  dar- 
fe,  schon  zuvor  erkannt  sej,  Und  so  stehen  wir  immer  wie-, 
der  an  ebpn  derselben  Frage  :  Woran  ei'kenn^|pcij  zuverlässig 
und  zwar  bejahend:  auf  diese  Art  und  fiir  diesen  £ffc€t.dar£st 
^d  sollst  Du  wollen?  ^ 

Hätte  uns  der  Verf.  gegen  die  Darstellungen  des  Princips 
^fcr  phÜost  Mural  'Zwcü'ei  dieses  Inhalts  gemacht,  so  würde  lUc. 
lageben  müssen,  dafs  man  nicht  mit  den  Stich  Worten ;  gut,  rem, 
verniinftig,  absolut  etc.  sich  begnügen  könne,  bei  denen  sich  der 
Verf.  selbst  alUu  leicht  befriedigen  läfM.  Vielmefjr  ist  die  Idee: 
sittlicli  gut^  ganz  bestimmt  zu  charakterisiren,  wenn  sie  der  dem 
Denkenden  entscheidende,  deutliche  Maasstab  des  Wolicns  wer- 
den soll.  Jedoch ;  daran  fehlt  nach  |4w  es  der 
phUos.  Moral  nicht« 

Auch  findet  J74  der  wissensclwiftlichen  Ausbildung  der- 
selben, in  det  organischen  Vollendung  der  Lehre  von  den  Pflich- 
ten, den  behler  nicht»  Hr.  W.  hat  nichts  gegen  die  Realität  und  In- 
tegrität der  philos.  Moral  als  Wissenschaft^ 

S,  75  aber  erklärt  das  eigentliche  Deficit:  Sie,  die  phdos. 
Moral,  giobt  nicht  die  Möglichkeit^  sich  im  Leben  zu  realisie- 
ren. Und  doch  iväre  sie  allerdings  nichts,  wenn  sie  nicht 
als  Lebenslehre  würksam  dahin  führte,  dafs  der,  welcher  sie 
denkt,  auch  nach  dem  Vernunftgebot  wolle  und  nicht  nur  wol- 
le, sondern  auch  hattdlci  vollbringe.  Hier  nun  meint  der  Verl, 
entdeckt  zu  haben,  was,  als  das  Unentbehrlichste,  doch  der  Mo- 
ral- Lehre  des  aus  ^Icn  Denkkräften  schöpfenden  Nachdenkens, 
(denn  anders  darf  das  Philosophieren  nicht  gedeutet  werden^ 
abgehe.  Wie?  der  Verf.  melut.also,  der  Fehler  müsse  in  der 
L«hre,  in  dem  Lehrinhalt,  liegen,  wenn  der  Lehrling  die  Lehre 
iwar  sehr  wohl  anerkennt,  aber, doch  "icht  thut.  Wenn  nicht  eine 
wahre  Triebfeder  zum  Thun  in  der  Lehre  hervorgcboben  wäre, 
alsdanu  wäre  die  Lehre  zu  tadebu  Gerade  die  reinste  Trieb»* 
feder  aber,  die  Idee  der  Vernunft  selbst  und  die  VV  icliligkeit, 
auch  als  wollend  vernünftig,  und  mit  sich  selbst  Eines  zu  seyn, 
wird  so  hell  wie  möglich  dargestellt.  Sie  setzt  aber  freilich  solcl»e 
Menschen  voraus ^  weich«  «uinierken.  wUen^  W«*  jede  Lehre 


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lAysticisinus  u.pbiLMoral  n,  Treum.  Wellentretter.  277 

flicht  selbst  machen  kann.  Licq;t  denn  etwa  der  Fehler,  in  dep 
Semiotik,  Patholopie  ,  Tfierapie,  wenn  der  iungc  Arzt  diese  Leli* 
ren  zwar  für  richtig  erkennt,  auch  nach  ihnen  curircn  zu  sol- 
len überzeugt  tvird,  den  Entschlufs  aber  niclit  fafst  oder  nicht 
ausführt.  Auf  jeden  Fall  wird  dieses  Nichtthun  dessen,  was  er 
doch  an  sich  will,  nicht  der  Lehre  selbst,  sondern  andern 
ausserhalb  der  Lehre  bestehenden  Umständen,  etwa  der  Un- 
fähigkeit^ der  Trä^^eit  de^  $obj^t$  der^L  zum'  Vorwurf 
werden. 

Der  Verf.  macht  der  Morallehre  diese  VorwurCe,  während 
er  doch  selbst  behauptet,  das  NicUtVQ{lbri|igeii  der  dem  Den- 
kenden'  offenbaren  Moral  sej  davon  abhäpgig,  dafs  (S.  79)  in 
jedem  Menschen  Vrrsuc|iuiig  tarn  Bösen  sey,  und  diese  Ver- 
fuchuiig  das  Bose  selbst  sey,  welches  in  ihm  liege  (immer:  lie- 
ge ? )  und  dafs  er  das  Gute  nicht  eher  wollen  (S.  77)  nicht  eher 
vollbringen  köoqe,  ^Is  bis  £r  da«B6^  nicht  n^ehr  wolle.  Ware 
dem  dies  def  Lehre  Fehler,  wenn'  aussei?  der  Lehre  das  Böse, 
wie  etwas  schon  (ur  sich  bestehende^  oder  gewordenes  im  Meu- 
ieben  da  v»  are ,  und  dann  die  Lehre  es  aus  dem  Wege  zu  räu- 
iben  nicht  vermöchte y-  da  ,ioch  keiner  Lehre  zuzuäiuthen  ist, 
selbst  fectisch  zh  bewirken,  dafs  sie  vou  denePi  die  es  nöthig 
lütten ,  gedacht,  gewollt  und  befolgt  werde^ 
'*  Man  wiederhole  d£(&  p%lliliche  aii' einem  Beispiel.  Ist  es 
Fehler*  der'  medictnisfiheÄ  Lehrcj  \  wcni^  Krankhcitstoif  im 
Körper  jlii  ist?  Kann  mao  auf  die  Fviiige:  Woran  fehlt  es 
AerMedtcinal-,  Lehre?  antworteo  :  Daran ^  dafs  sie  nicht  als  Leh-  , 
fe,  die  Krankheiten  selbst  wegzuräumen  vermag?  Der  Verf., 
tweifehi  wir  nicht,  wird  nach  dieser  Parallele  zugeben,  daf& 
diese  seine  Vorwürfe  \venigstens  nicht  der  Lehre  als  solcher  gel- 
ten. Wäre  wirklich  das  Böse  ^0  liegend  Menschen  j  wie 
könnte  dies  der  Lehre  fehler  sejn?  Und  wenn  sie  lehrt,  wie  , 
das  Böse  zu  verhüten  scy  nach  den  G runden  dur^  Denken  klarer 
Gründe  und  durch  beharrliches  AYoJlc",  ISt  der  Lehre 
Fehler,  wenn  die  Menschen  das  Nichtden.ken  bequemer  finden  und 
.  dsis so  ob^lliqg^dachte  nicht  mi^  wollender  Theilnahme umfassen? 

Aber  auch  an  siph  enthalten  4ic$e.  .Vorwürfe  desVerfs.  ge- . 
gen  die  philosophische  Mnrallehrc  grosse  Misvcrständiusse.  Das 
'  *  Böse  ist  nicht,  wie  es  der  Yerf.  und  viele,  die  mehr  auf  Kunstworte 
|ib  auf  ^genetische  Begriffe  pde^  Betraghtimgeii  der  Entstehungs« 
M  und  Natur  jeder  Sache  ihr  spe^UElives  Philpsopj^ieren  richien^ 
darzustellen  sich  bemühen ,  etwas  posit\veSt  noeh  weniger  e(was 
ibsohites.  Kein  Mensch  und  selbsl  keiq  dfpfcbareir  Teufel  yfiiSi 
das  Böse  absolut,  das  lieifst|  rein' deswegen,  weil' es  böse  ist, 
mit  man  dtedmgs  das  OutOi  rein  deswegen,  weil  es  gut  i'slh 
woHea^kann  ilnd  soll.  Der  zu  w«it  getriebene  Oegensata,  dafs 


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a;^  Mysiicifiiiiisu<pliä«Morälji»Tv«sto«We 


^ie  Speculatiou  ger«d«sa  wi  itf  BOm;-  aacb  •  eiMm  scbmubmi: 
Paralielisums,  anwende,  was  .  auf  ^  Gut«  im  Denktso  aniii* 
wenden  ist,  dieser  Fefakriff  iiC  liinfig;  aber  nickt  als  FeMer 
des  t'hilosophierens ,  sondern  der  Phiio^pbierooden«  Mficlit« 
man  CS  nur  nie  an  Scliirfe  des  Untcrschcidefw  felilen  ^sseii.  "Wie? 
woUeo  wir  vielmelir  uns  ruhige  fragen ,  wie  wird  das  Aul» 
wart;  Drr  nicht  nur  Denkeode,  sondern  auch,  und  .«war  fo»  . 
erst,  fülileode  McuscU  fiiUt  ein  Bedürfuifs,  hat  das  YorgefiiU 
einer  Lust,   oder  sieht  einen  ihm  bequemen  Effect  al»  mtöf/Uk 
voraus.    Diese  dreierlei  Kicbtungen  reiticn,  treiben  ilNt']iil.ei||e9l 
Begehren,  sich  Btdiirfuils,  Lust  oder  Bequemlichkeit  zu  ?CI* 
wirklichen.    Denkt  er  noch  iilclit  au  die  Idee:  gut  (odCT-  t>tlt 
Vollkoniiu«'uheit  im  WolJoa  haiiüouiscb)  ,   vorgleicht  erdaedüCt^ 
fache  liiü^iiche  Erfüllung  seines  BegeLiciis  iiöch  nicht  mit  |eBeV 
Ijlec,  oder  findet  er  sie  der  Idee  nicht  widersprechend,  so. -isl 
fiir  ihn  in  der  Verwirk  liebung  des  Begehrews  noch  oicbts  bAMt» 
Die  Idee:  Böse,  kann  nur  entstehen,  wenn  wir  uns  der  fMMI^ 
tivea  und  aJusulaten  Idee:  siiiiicli^ut ,  bewufst  werden,^  wewi 
wir  zugleich  darandenken,  dafs  das  (sonst  schuldlose)  Begabrfll 
in  der  bcstimniK^u  Weise  gegen  die  Idee:  gut,  im  Widerspnifib 
stehe,  und  w«Dn  wi^  uns  dann  in  dem  vorküiniuendan Fall  HÄ 
der  Begehrungsursachen  willen  gegen  diis  Befolgen  der  .  Met 
gutj  einzelu  cnttschü essen.     Denn  nur  einxelu  eutschliefirt  fUOk 
sich  für  Ausnahmen  von  dem  g^tcn  Priucip»    Keiner  faAt  dcÄ 
Kntscldufs  ,  immer  dem  guten  entgegen  lu  wollen*    Dpyi>  weaBI  ^ 
wicht  einzebi  das  Bediirfuifs,^  die  Lust  oder  die  Be^Äilichkell 
vorauszusehen  wäre  und  dem  guten  entgegen  stünde,  so  bjM** 
die  Idee  ^o'j«  an  sicli  keiuea  Reitz^  der  gegeu  die  SelbstgiUtig- 
teit  der  Idee,' sittlich  gut,  wirken  könnte^   Das  Böse  ist  «in« 
negative y  erst  aus  Contradiction  gegen  das  sitiHtU  gule  .ent*!** 
hende  Schein- Idee,  welche  uicht  an  sleli  selbst,  sondern  d^rab 
die  Hinsicht  auf  Erfüllung  eines  Bcdiirfnissc&,  einer  Lust, 
"Wunsches  nach  Behaglichkeit,  ^um  Abgehen  von  der  Id«e  gut  he* 
wegen  kann.    Deswegen  ist  auch  das  Böse  nicht  zum.VÄWHS» 
lind  wie  etwas  an  sich   beslehenJes.    Erst  dann,  wenn 
dieser  Opposition  des  Begtluen:!»  gegen  das  Gutwollen  bewofct 
yixi^^  eitsteht  ihm  die  Idee  des  Bösen,   und  nur  so  kaoH- 
WolieD  nach  dieser  Idee,  (nicht  aJs  einer  blossen  Negation  .d^  ' 
Guten,  sondern)  als  gewollte  Abweichung  vom.  anerkaaialeii  Gtt^. 
teny.eiB  BSsewoUcn  werden.    Nicht  das  Böse  ist  also,  wie  der 
Verf  meinti  «it&rderst  wegzuräumen,  damit  man  das  Gute  vol-^ 

banne.  Vidmehr  das  Gute  ist  gründlich  lebhaft  wJL  b«fS»-  y* 
«tert  genujg  m  denben,  damit  man  nach  dieser  Mee  wolhs  und. 
bandle,  nicht  aber  mit  Bcwnfstseyn  der  VernuuftidÄe,  doob  ^ 
das  als  entgegenstehend  anerkannte  Begebren  sieb  cn<#eliJi€»C  «ii 


iso  äas  Böse,  welclies  zuvor  nirgends  in  der  Sct'le  lic^t  oder 
da  ist,  wollend  in  sich  selbst  erst  muclie.    Das  Kind  kann  hcf-* 
bg  begeiiriichy  unartig  sv.yn;  aber  döse  ist  es  niclit,  wenn  Ihr 
ihm  nicht  all^u  frühzeitig  bei  jeder  Unart  vom  Bösen  als  ab- 
aichtlicheiik  Wolldki  wider  das  Gute  vorsprecliet,  und  <lie  schuld- 
lose Ungezogenheit  zur  Süuderiii  machet.    Denn  nur  so  im  Wul- 
len selbst  gemacht,  als  bewuTster Gegensatz  des  Guten,  wird  dn^ 
hose.    Radical  aber  ist  eg  dann,  \v<ni  os  niclit  etwa  auf  Tcin- 
perament,  Verfiiiirung,  satanische  £ingebu(ig<u)  etc.  eiiisclmldi- 
l^ungsweise  weggeschoben  werden  kann,  sondern  nicht  da  ist, 
"Wenn  es  nicht  gewollt  wird,  also,  nach  unlaagbarcm  5clhstbe- 
wufslsejn,  in  der  innersten  Wur^^el  des  Geistos,  nämlich  im 
Wollen,  entsteht  und  selbst  gemacht  wird,  nicht  aber  vou  jeher 
da  gewesen  oder  ohne  dafs  wir  die  Hanptursachc  wären,  olnie 
unser  Wissen  and  vor  unserm  Wollen  so  hinein^ ("schoben  ist 
Es  wird  erst,  aber  es  wiid  im  Wolhm  selbst.    Juulical  ist  es 
also,  aber  nicht  originär,  wenn  hiedurch  etuas  a)it  dem  Mensch- 
fverden  zugleicU  scbou  im  Meuscliea   gewordenes^  VQstdudeu 
werden  soll. 

r  Sobald  nun  der  Verf.  das  Böse  nicht  mehr,  wie  etwas  im 
Menschen  sogleich  vor  dem  Denken  des*Gegen.satz,es  gegen  das 
Xjute  vorhandenes,  ansehen  kann,  wird  er  ohnehin  der  philos. 
Blorallehre  nicht  mehr  z.um  Fehler  anrechnen  können,  dafs  äi;^ 
CS  nicht,  gleichsam  wie  ein  eingcborncs  Oift,  >\vcgrntime<j, 
P(ur  daraus,  dafs  der  h«  Augustinus  jede  Lust,  auch  ohne  dafs  sie  im 
<iegensatz  der  Idee,  gut,  gedacht  ist,  fiir  das  Böse,  fiir  die 
Sünde  gehalten,  und  auf  di^'seu  materiellen,  ungcistigea  Begriff 
des  Sündigens,  welches  als  ein  W^ollen  wider  die  Vernunftidce 
viebnchr  ganz  des  Geistes  That  ist,  sein  ganzes  System  gebaut 
bat,  entstund,  was  so  oft  der  theolog.  Moral  Felder  ist,  dai's  sie  das 
Böse  für  einen  Urscliaden  hielt,  und  zwar  fnr  einen  solcheu, 
den  man  nicht  einmal  durch  das  Wollen  des  Guten,  woran  man 
tausendmal  mehr,  als  an  alle  Theorien  über  das  ISö^e  denken 
U|id  mahnen  sollte,  abhalten  oder  wegräumen  könne. 

Eben  dieses  giebt  denn  auch  der  Verf.  als  grossen  Fehler 
der  Moral  au.  Wenn  sie  auch  das  Wollen  nach  der  Vernunft 
erwirke,  so  bringe  sie  es  doch  nicht  zum  Vollbringen,  weil 
>die  Ansprüche  der  Sclhstheit,  des  eigentlichen  menschlichea 
»Wesens,  der  Vernunft  entgegen  stehen,  und  doclj  Niemand  sich 
»von  seinem  Selbst  zu  scheiden  vermöge.«  Welch  ein  cr- 
liärmlich  einseitiges  Selbst  des  Menschen  wäre  hier  gedichtet, 
XU-  welchem  mcht  eben  die  Vernunft  ganz  vornehmlich  ge- 
iiörte.  Der  Verf.  I^at  Selbstsucht  und  Selbstliebe  nicht  genug 
unterschieden  und  genau  ins  Auge  gefafst.  Zum  Bewufstsejen. 
^en  leb  pder  dem  Selbst  gehört  doch  die  Vernunftkraft  un^ 
ihr  Denken  der.  Ideen  gut,  vrabr,  ftcböa  etc.  eben  so  sehr  un^ 

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s8o  MyaticisnnsiLphiLMoral  su  Treim  WnfUaatretter. 

Doch  viel  bleibender,  fllft       ftittkl»  tmd  VoVMBpfiadiSgMryott 

Bt-diirfiiirs ,  Lust,  Behagbckkünt.   IM  meoscIiUoli^  SettMt  in 
das  nach  tl'^r  Idee:  gut,  wollea  kaan^  und *^iiiieht|  dafe  tß$  lail 
dem  besten,  wa§  es  selbst  ist,  niolit  harmom«re*y  mAA  VaU^ 
kommen  es  seyn  wollte,  wenn  ^«s  nieht  «ach  ^ener  iiwiM^' 
%ii  wollen  sicji  entschlösse.    Es  kann  also  das  woUtMde  SeÖM* 
die  Idee  des  Guten  zur  herrschenden  oder  T^elmelfr  regieren^ 
den  raachen,   ohne  von  dem  eigenen  Selbst  zu  scheiden.  Et 
wird  erst  dadurch  in  sidi  seiner  ganzen  Selbstheit  mächtig,  und 
so  macht  es  wollend  in  sich  selbst  das  an  sich  höhere  und  gül- 
tige, die  Idee,  zum  geltenden  und  regierenden,  ohne  das,  WÄ 
im  Selbst  auch  ist,  die  Lust  oder  das  Begehren  überhaupt  VA 
Verlilgen,  oder  wegräumen  zu  wollen,  weil  dieses  im  Selbsl 
seyn'  und  dennoch  untergeordnet  werden  kann,  ""^ 
'Dieses  von  der  philosophischen  Moral,  wenn  sie  mensche** 
kennerisch  spricht,  immer  beraerklich  gemachte  Unterordnen  dei 
iiinnlichen  unter  das  Vernünftige  durch  verständige  Schätzung 
beider  und  durch  ein  dieser  richtigen  Schätzung  angemcssenit 
"Wollen  hat  der   Verl",  kaum  berührt,    Wohl  möchte  er  etWi 
weiter  auch  dagegen  einwenden:  es  sey  der  ^Morallehre  Fehler, 
dafs  sie  nichts,  was  dieses  Unterordnen  bcKvirke,  enthalte,  Abef 
nein!    Die  Lehre  selbst  kann  freilich  nicht  bewirken,  dafs  voaA 
i^e  denke.    Aber  will  man  nur,  so  wird  das  Gedachte  seiWI 
der  Grund  und  der  reine  Antfieb,   gewollt  zu  werden.  Hi«f 
ist  eine  Arznei,  die,  wenn  man  sie  nur  recht  betrachten  will, 
xum  voraus  zeigt,  dafs  sie  lielfen  müsse.   Dies  Denken  der  Idee 
mufs  nur  vom  Denkenden  ebenso  lebendig  in  ihm  selbst  gemacht 
werden,  als  das  möglic  he  VorgefüWder  Lust.    Darum,  sprach 
Piaton,  ist  die  Idee  der  Tugend  so  herrlich,  dafs,  wenn  mail 
sie  mit  Augen  sehen  könnte,  jeder  in  sie  sich  verlieben  wüid«» 
Warum  aber,  friisrt  man  wohl,'  geschieht  dies  nicht  viel  öfterT 
Antwort:  Nicht  deswegen,  weil  das  Böse  an  sich  zuvor  da  ist; 
wohl  aber  wegen  zwei  allgemeiner  Ursachen.    Fürs  erste,  weil 
das  Denken  nach  Griindeti  zwar  ohne  Wissenschaft  möglich,  aber 
immer  schwerer  ist,  al«  das  Sehnen  und  Begehren ;  und  dann, 
weil  in  jedem  zur  körperlichen  Erhaltung  das  blos  sinnltcbe 
1^ nicht  schon  an  sich  sündliche)  das  Begehren  nach  Reiz,  Trieb, 
Lust,  Unlust,  Voriheil,  Schaden  etc.  zuerst  und  ehe  der  M«H 
Schengeist  bis  zum  IJenk^cn  nach  Gründen  sich  seiner  selbst  WJO" 
der  bcwufst  wiid,  wirksam  und  Gewohnheit  geworden  ist. 
her  ist  die  Idee  Tugend,   Vollkommenheit  des  Willens,  »«* 
eben  so  leicht  wirkend  und  wird  nur,  wenn  sie  erst  ^^^^^ 
eben  so  lebhäft,  wie  das  Sinnliche,  im  Bewufstse>ii  gefafct  «■* 
l>etrachtet  wird,   als  das  Höhere  nicht  nur  anerkannt,  smiid«* 
ÄUch'      gewollt,  dafs  alsdann  dieses  WoUeA  Gesinaungi  Chi« 


Uli 


rakter,  feste  Gemutlisriclitiinfif  wird,  unrl  zum  vofniis  über  das 
Sinnliche,  so  oft  es  In  Collision  käme,  die  Unterordnung^  unter 
das  ^.eisiige  beschliefst  und  auch  wirklich  vollzieht.  Denn  eben 
diese  im  Allgemeinen  ^efafste  Entschlossenheit  bleibt  aucli  nicht 
ohne  das  Vollbringen,  wenn  sie  nur  ernster  Vorsatz  ist,  und  daher 
fiuch  die  Mittel  der  Selbsterziehung  oder  eigenen  Angewöhnung 
Eum  Vervollkonamnungs  -  Entschlufs,  welche  das  Nachdeukcm 
über  uns  selbst  und  die  hieraus  entstehende  philosophische  Lehre 
gut  angiebt ,  als  Mittel  zum  Zweck  gebraucht  werden ;  was  ei- 
nem jeden  möglich  ist,  weil  die  Lehre  es  ihm  zur  Einsicht  vop^ 
hält,  doch  aber,  wie  bei  jeder  andern  Art,  von  Lehre,  nur  dann 
lur  Wirklichkeit  bringt,  wenn  der  Belehrte  das,  was  er,  nicht  die 
Lehre  thun  kaiui|  sein  WoUen  des  «iogescheaea  jCebi^o.  frei 
beigesellt. 

■  Unvermögend  oder  nicht  genug  vermögend  scheint  woW 
das  JN achdenken  und  die  daraus  fliessende  Moral  dem  Verf.  und 
Andern,  insofern  freilich  das  Sinnliche  ohne  das  Bewufstwer« 
t^en ,    Denken   und  Wollen  sich  materiell  aufnÖthigt  und  eine 
überwiegende  Angewöhnung  iür  sich  erwirkt,  ehe  das  Deokdk 
einer  Idee  in  dem  Selbstbewufst werden  des  Menschen  hervor- 
gearbeitet wird.    Aber  wirkt  denn  die  Offcnbahrung,  wenn  sie 
taicht  gedacht,  nicht  mit  tiefer  Andacht  gedacht  wird?  Un^ 
kann  die  Oifenbarungslehre  bewirken,  dafs  sie  gedacht  werden* 
«nufs.    Selbst  die  Oifenb^^hrungsidee;    Niemand  ist  vollkommen 
cut  als  die  Gottheit,  und  die  Vernunftidee,   ohne  welche  das 
Wort  der  Ofl'enbahrungsidee  gar  nicht  verstanden  würde,  die  Idee 
•Vollkommenheit,  achtes  Gutsejn,  ist  sodann  doch  nicht  ein 
gendes.    Alle  Pflichtenlehrc  ist  idealisch  und  geistig  und  wirkt 
als  Einsicht,  als  Grund  des  Entschliessens  für  sie  selbst;   aber  . 
sie  kann  nur  wirken,  wenn  man  sie  denkt,  betraekteti  wenn 
man  sie  als  das  unverkennbare  Höchste  nicht  nur  ancrk^ooen 
•wiU  (was  roan  denkend  nicht  verweigern  kann)  sondern  aticK 
IM»  ihrer  selbst  willen  so  verehrt,  dafs  man  sie  sich  zueignen^ ^ 
-^e  lid>end  zu  umfassen  sucht,  ihr  das  ganze  menscbliclic  Selbu 
•»ick  willig  zu  verähnlichen  trachtet.    Wer  nur  auf  die  sich 
nnfnothigendc  Macht  des  Sinnlichen  hinblickt,  aus  welcher,  durcii 
4Ui8  Wollen  gegen  die  Vornunltidee,  das  Böse  entsteht,  dem  er- 
>$clieint  unvermeidliGh  das  geistige  Wirkenkönnen  dessen ,  wa}i 
l^edackt ,  was  Einsicht  und  Grund  werden  mufs ,  gar  unsehetn- 
«Mr  nnd  gleichsam  allzufein  nnd'  Snhtü.   Aber  dennoch  ist  es 
dieses  Geistige,  welches  immer  nnlangbarer^  nnverkennbarery 
kräftiger  fortwiikt  und  weil  es  immer  und  immer  dem  Menschen 
<als  das,  was  seyn  s(lllte,  vMchwebt,   doch  irgend,  früher 
oder,  später,  der  anerkannnte  letzte  Haltpunkt  seines  Wol- 
fens -mmd^  •  ieder  in  «iok  fdbsl  4tWicli€ad^  mm  «r  tmt  nnr 


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282  UjMdmtiß  u.  jfkü.  Mortl  o/Ciseutn*  WdMc^ibirw 

anfangt  zu  frn^eti,  ob  er  fortwähraBÄ  Alf 'SittülfeKe  dtm  -G«»* 

,ti.ren  niiKToranf^n  odv.v  jenes  diesem  fortirälrtrcad  cnrgege«* 
sollen  ko/uic,  (lei)kt  enuveder  noch  BVchtf  od«r  «T  lieht  de»'» 
k«titi  vorais,  t^nis  nur  Unter  Ordnung  des  Sinnückoii  unter  oa| 
T/cisti^'e  fUs  Fortwährende,  Selbstständi^je  seyB  kduiK,  dsa 'Ä«*» 
jenigc^Geimiths/^iJ&taiid  sey,  in  den  er  sicli,  jctit  oier  ktfaftifc 
wollend  zu  vcrsetz-en  oliiie  Selhbtwiderspruch  nidil  ^^^^9^ 
könne.  Und  sieht  der  Denkende  dies,  ans  dem  Grund,  <l« 
das  Vollkommene,  das  TremJche,  das  Güllige,  doch  gewifil  «wk 
das  GcUcodc,  rretlciidr,  Dauernde  werden  müsse,  VOWUS,  wird 
er  diHiü  nicht  lieber  sogleich  Wollend  mit  seinem  DenkfB' Ein« 
werden  ?  Wer  es  nbcr  noch  nicht  so  wirksam  rontuiahc,  cnt» 
|^,jltt  dcimorh  dem  heilbringenden  Sieg  des  Oeistigcö  fiber  d» 
Sinnliche  niolu,  welcher  (las  wahre  Ileilbringcndc  ist,  WJil  CT 
nicht  das  Sinnliche  211  iSichts  machen  will,  vielmehr  nur  da 
Kntgegenset7.en  desselben  gt^gen  die  so  iimfass<«de  Ww^ 

X  oUkonimeiiheit  oder  Gutsej  n,  cnti<!rnl,  ui  d  also  d«  Siwilicb« 
^cObst  zu  einem  >>aiueii  Etwas,  lu  dem,  was  es  se^n  soll,  lU» 
Mittel  i'iir  das  Geistige  erhebt.  w  jtl 

Nicht  nur  der  Grundsatz  also  der  Pnichtenkhrc  des  I^uOr 
dcnkens,  nlciit  nur  dessen  Auslegung  iiir  dit  Anwendung, 
dem  ;<ueh  ^rr  Kvahre  AutrirM  zum  Wollen  und  VolU;riiig€»'nt 
in  dem  iNach<lenkcn  und  der  dadurch  pri)aucirten  Leb«! -A^eitP 
beit.  JNur  ist  der  Antrieb  ein  geistiger,  weil  er  die  «rfialieii«^ 
Idee  ächter  Wiüeiis-Vollkominenheit  selbst  ist,  welche  d«rM«lW 
iu  reinem  Wollen  verwirklichen  kann.  Der  hohe  Zwctk,  d*8  W«, 
ist  zugleich  der  Antrieb,  dafs  wir  es  aus  allen  Kräfte« .wellen. 
Aber  dieser  Antrieb  kann  niclit  anders  wirken,  ab  W»e  et» 
^jegenstand  des  ISachdenkens  wirkt  j  er  ist  Einsidit,»  U^beneOr 
gung,  Gniud.  Er  nüthigt  nur  wie  eia  Grund,  das -ist,  ^"^^ 
weicher  ihn  recht  denkt  und  denken  Avill.  Er  errcgT d«»  Wor 
len,  aber  so  dal's  dieses  sich  selbst  wollend  zur  UrsacW  mache. 
Denn  kein  Grund  wirkt  so,  wie  eine  Lisache  wirkt.  Der  gül- 
tigste Grund,  wenn  er  eingesehen  ist,  wird  geltend,  M 
weim  das  Wollen  sich  für  ihn  zur  Ursache  maclit.  Eben  djir 
wegen  ist  der  Entschlufs  auch  das  Freie,  da»  Heilige,  d» 
.ohne  Ausnahme  selbst  gewollte.  Er  selbst,  der  Orund_niu^ 
«ber  erst  zum  vollen  Bewufstseyn  kommcnj  was,  weil  derMeOiCh* 
eme  Denkkraft  ist,  nicht  ausbleiben  kann.  .  > 

Er  kann  wohl  alsdiunj,  weil  der  .Mensch  woHcnd  Sich  VO|Ä 
Wirken  der  Denkkraft  oft  /.urüchkalten  kanu,  li^n^ere.  oder-kto* 
zere  Zeit  aus  djim  Sinn  gesch lagen,. im  Gaste;  gk|«bsami 
t^edrückt  werden.  Er  kann  aber-  —  weil  die  .Vernunft  diö 
Vermögen  ist,  die  Ideen  der  VollkoiumenKeit  «1  .denken,,  «nd 
]€de$.  mettSchUcbe  Selbst .  eben  so  gcwüs  ciac  y^rnuafikrw* 


u   .1^  .0  Google 


Jdjstidsnius  u.  pbil«  Moia,l  n.  Treuin.  Wellentrettisr.  2&3 


«ik  eine  Sinnenkraft       nie  ver<]rünp;t,  tr  inafs  vielmelir  immef 
aBÜcktigcr  werden,  weil  der  Mensch,  aucb  wenn  er  wollte, 
melit  auiliören  kann,  ein  Denkvcrm()gcn  zu  seyn,  ja,  je  mekr 
sich  seiner  selbst  bewufst  und  durch  des  Lebens  ^oth  ge* 
lebrig  wird,  immer  mehr  dem  Denken  Gehör  xa  gebe«' vertB» 
iafst  wircK  Es  fcMt  demnach  dem  Menschciiy  so  wie  er  ist^  «od 
auch  seiner  Vernunftmoral  »Lehre,  die  man  nuir  nicht  albm  ein- 
aebig  lusea  mufe',  sog:«r  nicht  vel  einer  sicheren  Führung  mA 
Erziehung  sttm  ächten  Gutseyn  oder  zum  absoluten  Besserwer« 
den,  dafs  man. ^ieinielir  offenbar  sagen  kann:    Da»  Gutwerden' 
ist  durch  «naer  -Seyn,  durch  das  ^wiiae  Selbst  des  Menschen, 
welches  aber  alle  seine  Kräfte  m  sich  schliefst,  so  weit  unwi<» 
deratehlich  vorbereitet,  als  diese  Uuwiderstefalichkeit  mit  der 
Jfreiwilligkeit ,  d.  h.  mit  dem  SclbstwoUen  ans  Gründen^  did 
man  unbestiniflibar  lange  abweiseil  kanSy  vereinbar  ist.  Der 
Ifcnacb  kann  sein  Uebereinstimmenwollcn  ttU  seinem  DcfJten 
««nbei^inttbar         bimnsickieben.   Aber  er  kann  »nd  muia 
immer  voraus  wissen,- dafa  er  nur  dann  in  uehr  Kines  und  der 
mabweislichen  Idee  gemiUs  ist,  wenn'  er  dieses  Uebereinsünr« 
mcnwolleu  sich  wollend  zur  Gesinnung,  zur  Regentiu  seioet 
WoUena  und  Handelns  macfit.  Dieses  also  je  eher  je  besser  zu 
nnrollcn  miii^  ihm  cinleiichten,  dpeb  nur  als  ein  geistiger«  >Qnind 
imi  Denken  einleuchten;  Zu  diesem  seinem  Denkeu  ai|er  gebdrt 
«•cht  das  Denken  der  Vemunftidee  des  Guten  allein,  so  wie 
es  in  dem  Einzelnen  diireh  Uebung  der  Denkkraft  klar  werden 
kann*  £a  gehört  eben  so  sehr  das  Denken  der  nämliehen  Idee  dazu, 
wenn  und  wo  sie  als  Offenbahrungside§  crücheint,  das  ist,  ak  die 
böchste  Ahnung  und  Anschauung  gotthegeiaiemr  Gemither,  ttf 
denen  durch  ihr  Wollen  das  VoUkommengnie  oder  göta* 

Hebe,  bertorgeboben  'worden  i$t^  als  dordi  dn  genauere^  Selbst^ 
^cn^rufetseyn  über  ihre  Deukkraft.  WeiMgen  diele  Vernunft* 
idee  und  die  Offienbahnmgaidne  von  Gott  so  ganz  eines  und  ein« 
ander  nie  entgegen  zu  setzen  sind.  Kiif«;  Sinnlicttkeit  wirkt  ai» 
Ursackej  das  Gedachte  und  Denkbare  und  Geistige  aber,  scj  eS 
aus  Vernunft  oder  0£fonbahrung,  wiiks  eds  Grund.  Jenes 
zwingt  sich  auf,  verzehrt  aber  im  Wideretreit  gegen  das  Gei- 
5t^^  sich  selbst*'  Dieses  sebeint  fein,  daher  i>eebwa€b|  wird 
über  seiner  Natur  uaok  immer  gclli!Ddcr|  l¥^il  es  an  sicb-ftthig 
ist. und  nicht  aufhören  kann»  ,  ;  .  ; 

Wer  dann  das  Gute,  das  Uebereinstinmiett  mit  der  Idee 
VollkooimeAbcily  will  und  es  siek'dnreb  immer,  esaeuertes  Wolkü 
gleidisam  »ir  Aafswöhnung,  also  zur  Gesinnung  und  Gharaklet 
macht,  der  ist  nicht  so  gestellt,  dafr  er  das  Msti  wie  etwasi 
welebes  feindlidi  da  wäre  und  bestünde,  nun  erst  wegzurihimeii 
bitte.   Das  Simili^  ist»  ^imbi»  and  «oU  bleibep.  Aa  si^  i« 


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CS  dem  Geistigen  niclit  entge<ven,  vielmehr  Mittel  zur  ErfiiUung 
des  Zweckes,  Aber  wo  nun  die  Gelegenheit  kommt,  clafs  das 
Siunliche  uiclit  in  LVbcrcinstimnmnjj  mit  der  Geistigen  Idee  aus- 
gcfiilirt  werden  kann,  wo  also  ein  böser  KnUelili.ls  o;f  lafst  wer* 
den  könnte,  da  i'^t  das  fcst^efafste  Wollen,  die  atusiialmdose  vor- 
gefafsle  Entscldossenheit  ftir  dns  Gute,  im  nberlGgcndci'  (, eimith, 
überhaupt  in  jtMlem  AngcuMick  und  auch  im  einzelnen  l  alle 
möglich,  Fafst  man  den  KütschUds,  eine  Ausnainne  von  der 
Idee  des  Guten  zu  niacii<Mi,  so  ist  dieser  seihst  ein  Böser.  Aber 
CS  entsteht  nicht  ein  wie  liir  sicli  bestelien(les  Böse.  Gewohn- 
heit zu  den  bösen  Ausnainnen  enlstebt  und  wird  dem  Entschlufs 
für  die  gut*-  Tdee  lunderlich.  Aber  immer  ist  diese,  als  reiner  Trieb 
oder  vielrneiir  Grund  zum  guten  Enlbchluis  innerlich  fortdauernd. 
Das  Sinnliclie  gewinnt  das  Wollen  nicht  immer  für  sich.  E» 
entsrehi  nie  ein  überhauplhin  gewollter  Gegensatz  des  Siimli- 
ohen  gegen  das  Gute,  oder  gegtn  den  Inhalt  des  Vernunftge- 
fetzes  und  so  mnfs  ma»  sagen:  wo  das  Gate  lebendig  genug 
gedacht  wird,  da  eiUi»teht  das  Wollen  dafür;  das  Böse  aber 
entsteht  alsdann  nicht,  es  bedarf  nicht  erst  des  Wegräumen«. 
(Malus  kmid  arlmUtitur  hospes).  Es  wird  als  das  ohne  "Ver-* 
letziing  der  guten  ■  esinnung  und  d'cs  geistigen  idealischen  Vor** 
ealze^  nicht  ausführbare  nicht  gewollt.  Und  nur  wenn  es  als 
«olches  gewollt  wäre,  würde  es  böse  sejn.  So  lange  das  Sinn- 
liche nur  erst  zur  innern  Berathschlagung  gedacht  und  als  Ge* 
genstand  des  Be;:^ehrens  betrachtet  wird,  ist  e«  uoch  nicht  böse, 
sondern  nur  etwas,  das  böse  werden  könnte,  * 
Nach  all  diesem  wird  klar,  was  für  das  Prattisclie  äusserst 
gichtig  ist;  es  wird  klar:  warum  man  nicht  immer  vom  Bösen 
aofangeu  und  erst  dem  Bösen  das  Gute  entgegen  setzen  sollte. 
Beginnet  doch,  Ilir  Freunde  des  Besserw^eydeus,  von  allen  denk- 
baren Betrachtungen  des  Guten,  viel  lieber,  als  von  dem  ewi- 
gen Tbeorclisiren  über  den  Ursprung  und.  all  den  grauHchcn 
BegrilT  d<;s  Böseseyns.  Beginnet  einmal  gleich  eifrig  vom  Guten, 
>0m  Wollen  des  Guten,  vou  der  unglaublich  grossen  Macht  eines 
ernsten,  wahren  Woliens,  für  das  Höchste,  was  der  Mensch 
denkt  und  tnipfuidet.  Wie  viel  anders  wird  Lehre  und  Erzie- 
hung sieh  gestalte«  !  Unaufliörlich  beschreibt  man  den  soge-^ 
nannten  Feind,  die  Macht  des  Bösen,  welches  doch"  nicht  zu 
machen,  nur  von  dem  Wollenden  abhängt.  Erschöpft  hat  man  sich 
in  chiisllichen  und  nichtchristlichen  Religionstheoricn,  um  Entste- 
kungsarten  des  Sittüchbösen  auszudenken,  die,  wenn  sie  so  wa«» 
i-en,  nur  die  trostlose  Jammerklage,  dafs  wir  an  diesem  Ent- 
Staiideiiseyn  nichts  mehr  ändern  könnten,  hervorbnngen  miifsten; 
ein  Loniento,  das  man  nie  lieben  sollte,  um  der  dadurclr 
wöj^Ujchcn  Enuchukiigung  wilko»  d^s  m«in,  nun  einmal  »bo^tf 


Mysticismus  ii.pbil»  Moral  n.  Treum.  WeUentrett^r.  285 

Nahir« ,  der  Gnade  Go.tt»  sich^  ei^eben*  wolle,  aber  «uek 
l^ese.  nicht  herbeinötigeo  könne^  erwarleOi  an  sich  kommen  las:*. 
ief»|-Qur  nicht  gerade  zuriickstossen  müsse  u.  dgl.  Erschöpft  hii| 
BUm  sich  darin ,  die  Wollenskraft  d^l^Ienschen  wie  einen  nütt 
fiininai  durch  ein  einziges  Sündigen  :^eiödteten  Leichnam ^  we« 
Btgstens  .  wie  tödtitcbkrunk  and  dcsoi'ganisirt  tu '^l^^ern.  '  Sü*^ 
gar  das  'fiöae  sollte >  weil  das  Gute- allerdings  ahsöKjk'ist,  etwas^, 
absolutes  sej%  ungeachtet  das  Böse  um  seiner  Bösäi'figkeif  wiU 
len  tu  wollen  eine  Undenkberkeil^  »t,  ja  sdbsc  vom  Lneifer-nicht  ^ 
gemuthmaist. -Wörde,    dafii  um  bö;^  za  »sjn,  von  Oios^V: 

abgefidleii  &Bjtf  sondern  um  der  Lust  willen,  als  der  Höhef<^^ 
zu  gelten.  Bei  jeder  menschUchbosen  Handlung  ist  ohnehin 
sieht  der  £ntschlttfs:,tch  will  um  des  Bö^n  wUku  böses  thw^ 
sondern  der  Gedanke:  ich  will  von  dem  Guteo^^  weil  es  midi 
in  einem  Bedürfnifs,  Lust  oder  Behaglichkeil  Kindoty  eine  Ait»^ 
sabme  nuiclien)->im  Gemüth  obwaltetnci. 

Hat  mm  doch  alles  jenes  Beschreiben  des  Feindes,  und  än 
Uebtrtrie^^e  ilnd-Verkchrte  darin  am  gewissesten^  indefs^  offenr 
hur  wcnif  gMnig  geholfen,-  wie  vielmehr  sollte  man  iBinm»l  ver**' 
^ucheU)  dben  ab  lang,  eben  so  angelegentlich  das  Gute  und  die 
Kraft  ;ium' Guten. 'durch  Sohte  Beschreibungen  und  Aufforderung 
gen  an  den  Willen  zu  erregetty  wenn  gleich  dadurch  viele  ao 
Jbeltebtey  träge  Entschuldigongen  wegfallen  und  schimpflich  wer- 
den müssen.  Man  wevche  es  liur,  welche  Wunderkrafi  defc 
gute  WoUen  ist^  wenn; man  ihm  viel  Vertrauen  beweist,  üm 
vid  von  ihm  zu  fordern.  Gabe  man  doch  das  des  Christen^ 
goUes  unwürdige  Misverständnifs  endlich  auf,  wie  wenn  er^ 
gleich  den  Heidengöttern  »  an  wekhe  die  ^  so  lehrende  Kiteben-* 
vM^r  noe|i  zu  sehr  gewohnt*  waren,  eilenucfaUg  darfiber  seyn 
kfinatei  sobald  der  Mensch  nicht  alles^jüles  Gute  ulimittelbat 
von  Ihm  erharren  wolle.  Wo  gutes  in  erregen  ist,  zunlelisl 
auch  in  iinscrm  Wollen^  da'  ist  es  gewüs  mit  dem  besten'  WU'^ 
len  des  Vollkommenguten.  Erreget  es  nur«  P«rfeget  es  als  "dsii 
Höchst^  Beste  in  unserm  S^U>st  oder  Ichw^sen»  Und  hfirten 
wir  auch*  gar  keio#  Theorie  diräber,  wie  das  Gute  mittelbär 
von  Qott  sej  und  wie  nur  dort  Böses  ist,  wo'  wir  nicht  dat^ 
Gute  setK^  sondeiai  erst  dem  Guten  mit  fiewufsisejii  Ausnahm 
neb'  eni|;«8«i»t^llen|  was  ut  dann  doch, ohne  Alles  iinsw  TKe» 
orettsires  gewisieri  als  dafs  die  Gottheit  das  Ihrige  unfehlbar 
ihoiey  wenn  nur  wir  das  Unsnge  thun  wollen  und  um  dieses 
Z^vedces  wdlen  nicht  sweifelni  «mehr  als  die-Trigheit  glau» 
ben  mägi  in  «nsem  Sdbst  das  Gute  aufregeii  und  fördern  aih 
dürfen. 

*-  Der  Vf*  seibat  ist  auf  diesem  Wege,  ätden  er  der  Venittnft 
«4>a«** io4*  «MO  icfar  «lergikcht  «disr  Aneätfitam^ 


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280  Mysticisiuus  u.  pbU.  MorflA  o^Tröbm.  WeUenbettcf« 

•yri^iBitk 'Nur  eifert  er  dagcj^en,  wcnrt  man  das  Gesct«  (lerVer* 
nattft  nicht  als  ein  Gesetz  der  Gottheit  sondern  als  ein  ci-ciK 
«fihte  ond  iü  der  Vernunft  nicht  immer  die  Gabe  Gottes  selie 
und  denke,  in  ihrer  Geseti«;ebung  aber  die  Geset^njebung  Gol- 
les  «rkcnnc.    Aber  wie?  Warum  auch  hier  Entgegensetzungen, 
3lf#- viehuehr  alles  ieiclit  vereinbar  ist.    Woher  die  Mcnscben- 
venmnft  sey,  ist  eine  metaphysische  Frage«    Für  das  Praktische 
ist  es  genu'r,  dafs  sie  ist)  und  dafs  ihr  Ausspruch:  Wolle, 
handle  nach  der  Idee  des  Vollkoinraengulen,  auoh  mit  dem,  was  die 
Gottheit)   wenn  wir  sie  unmittelbar  hören  könnten,  uns  sagen 
wurde  ^  unfehlbar  eines  ist.    Wahr  ist  diesf.r  Ausspruch  und. 
mit  4«r  Göttlichkeit  in  Gott  und  allen  guten  Geistern  harmo- 
Disch,  ohne  dafs  wir  über  das,  was  ist  und  und  wird  (über 
die  Piiysik)  hinaus  speculieren  und  alles  schlechterdings  davon 
abMogig  n^cheo^  dafs  Gott  es  so  »gegeben«  habe.    Was  iat^ 
das  wäre  nicht,   wenn   die  hellige  Alimacht  es  nicht  wollte» 
"Wird  denn  aber  das  VcrnunftgesetÄ  ein  anderes,  wenn  wir  es 
aJft  ein- mit  Gott  harmonisches  anerkennen,  die  Frage  aber,  ob 
die  eigentlichen  Geistcskrättc  Denken  und  Wollen,  diese  Sub^ 
mmt  des  Geisieswescn,  etwas  gegebenes,   oder  etwas  geistig 
seiendes  und  sclbstständiges  und  seibstwirkeudei  fi.c/en,  blos 
binaber  in  die  Metaphysik  verweisen. 

Viel  aber  ist  dem  Verf*  doian  gelegen,  weil  er  sonst^cinc 
plulosoplii«che  Moröl  »ohne  Gott«,  ohne  Vertrauen  auf  Golt^sehca 
zu  müssen  befürchtet!    Doch  auch  diese  (gutiueineudc)  Aengst- 
licbkek  .ist  überflüssig,  wie  die  Furcht  vor  einem  schlechter- 
dings in  uns  Menschen  inliegenden«  Bösen.  Am  »Gottcsglauben,« 
SO  furchtet  und  klagt   der  Verf.  fehle  es  der  philosophischen 
MoraL    Schade  nur,  dafs  man  durch  das  Viele,  was  vom  Gol- 
tesglauben  hier  gesagt  ist,  zuerst  nicht  einmal  klar  verstehen  lernen 
kann,  worin  denn  der  Gottesglaube  des  Vcrfs,  bestehen  und 
sich  zeigen  müsse.    Er  sey  nach  S.  t24-  ^>der  Zustimd  der  an- 
Gott-Gebundenheit,  der  uns  durchdringen  müsse.«  Nein  doch. 
Gebunden-^  an  Gott  sind  wir  gewifs,  wir  möuen  wölk"  o^^'' 
nicht.    Auch  die'  Teufel  müsscr.'s  glauben  und  zittern.  Aber 
gerade  darin  bestellt  das  wahre,  das  selbstgcwüllte  Gute,  dafs 
es  willig  und  fpcl,  ans  Achtung  und  Liebe,  der  Grundidee  des 
Guten,   nicht  in  dem    Mufs  des   Gebundenseyns  an   die  All* 
piacht,  sondern  im  Wollen  der  Güttergebcnlicit,  in  der  Gewifs* 
beit  lebt:  Wer  -das  Gute  will,  ist  mit  dem  Wollen  Gottes  und 
aller  Guten  in-  Einirachtj  er  darf  von  ihnen  alles  beste  zum 
iroraus  erwarten  5  er  kann  neben  seiner  inncrn  Zufriedenheit  und 
eigentlichen  Seligkeit  (dem  wahren  Seelenwohlseyn )  auch  ober 
den  Zusammenhang  aller  Kräfte,  Ursachen  und  W  iitüngen,  d.i» 
iikipf        i^i^urUuf  Zfdi-ic^ei^c^  ia.  »ich,  begrü/idcn,  weil  d«i& 


1 


Mysticisaiüs  u.  phil.  Moral   Treum.  WtUentrettcr.  287 

r 

von  Gt>tt  u'ifd  illeoS  ätmvirkciMl^  .^r«ii  G^Isteswcien  nieliC  das 
BÖit^  sondern  alleiii  Gutei,  tfbto.  fpcigfwoUtcs, 'iiiobt'aH%cn<»« 
Ihigtes  oder  eikunsteites  gutes,  gewollt  seyn  kann.  So  ^iistelit 
dem  sieh  sdbst  tersteliendim  veitifiiiftigeii  Selbst  *aach  ;Goi:tf)s- 
'  tcrtratii<ii  oder  Glauben  Hhet  das  gaiuc  WellalL  Gottes».'  Bei' 
dem  Vffrf.  dagegen  fipdrt  Ree-  ms  ffr  bcdavert^  aueli  .den  Be^ 
^iff)  Glaabcn,  nur  halb  ^f^daditi  AUau  loteht  gcvrdlinl  ana» 
$icb^  nur  Worte  Bit .  wiederlioleD.  Wie  aber?  JSftnen -Bognien'^ 
glauben,  kann  doch  der  Vi  unter  dem  der  Mond  nöthij^onGottesr 
glaabeii  titcht  verstehen?'  fm  Glauben  ist  das  Wesendidiste  da« 
YerthiQien.  atif^.  und  die  Treue  für  dasi  .wovon  man ,  als  vtui 
etwas  Wahrem  ^  uberKcaf^t  ist.  Und  nun  ?  Wo  wäre  dann  eine 
Ycrnunftmorftly  weliibe  nicht  das  »iversichtliclisle  Vertrauen  ecr 
weckte,  dafs|  wer  nach  defr'VeiWnftideej  aUes  dem  hdcbstep 
Zwreeky  dem  Vollkommengutcn  antemiordneut  fo)gf^^ dben.da» 
dnfch  utifehlbar  mit  dem,  was,  Got|  und  atte  igu^e  Geister  als 
Willensprincip  Wollen,  äberciostinim^.  Wö.  wäre  eine  Vcrr 
nuiiftinpKdy  welche  nicht  ■  das  voOcste  Gottewertnmeii  crweckent 
miilstc^  diffs  nimlteh^  weil  der  VetofihftigwoUeiide  in.dcr  Idef 
mit  Gott  und  allen  Guten-. i^;  ^intf^^;  ist,  tacb*  . sein  Handel»  • 
in  dieser  Goues^velt  t  seiuei?;.  reqji^^  ..finde  und  von  dem 
höchsten  deV  Geister  und  allen  andern  dbeiiso^  wie  von  ihm». 

Sewolh:  werde»  Und -wo  überhaupt  ist  eittc  ihres,  Namens  wiirr 
ige  Veriiunftlchre,  welche  nicht  gana  cigemUcii  Golt  offen*- 
bahrte?*  t  I>enn  dafs  wir' die  Weit.  4^ollkommengut  denken,  ist 
das  Wesentliche  und  Eigenthumlidie  des  Ichmciiach«B|;uisoferft 
er  Vernunft  isti  U114  %yAs  ^^'8re.  .alles.. Heden  von  Gott,  wa» 
kiinnte  der  Schall  Goti  wirken,  v-^u  nicht  jeder  Mensch  ab 
Vernunft  (ohne ( oder  mit  dem  .Worte),  die  Idee  ^o/K(omme/igi//  z|i 
.denken  fähig  warci  ^iu. heiliges  Wollen > ist  nur  .dbukbar,  wo 
seifte  Idee  gedacht  ist.  Ujid  .wer  nus.  l^Iacht^  und  nicht  bciK^ 
ges  Wollen  fiber  der  5Iac1i(  geflacht,  bitte,  ^cb^  nur  H«denr 
gdtter^  das  is^t^  Phaota&ieunsen  von .  übergrosaen:  Naturkräfteil, 
welche  aber  sehr  weit  von  dem.  VöUkommcngut^  der  Willens^ 
krSfte  .entfernt  schienen..  Der  .Christengott  kann  mi^  durch  Ver^  . 
nimfi,  nur  als  die  ausnahmlos^  WirklicUkelt  des*  Idee:  VoUkoov^ 
mengui,  gedacht  werden«  Er  \\  ird  uur  gedacht,  wenn  man  ihft 
denkt'«  wie  ihn  die  vemtbirtige  Moral  .denken  Idirt,  weil  ihr 
Ideal:  Volikommengutea  Wollen« .eibc|i  dasjuugc  ist,  au  desseu 
Verwirklichung  sie  den^Meiiachea.aiiireirdeft,  wahrend  sie  es  in 
der:  Gotdiett  il^  ewig  YCi*wirkUcbt  anbetet«.  , 
'  Ü^ichts  ist  harter,  af>er  auch  nichts  i^:. unwahrer,  als  weai\ 
von  Philosophierenden  jetzt  unter  der  Menge  der  Nicht  und 
Halbwisser ,  das  ist:  g^geu  die.  Vemuufti^  und  Willens 
kraft  dufch  folgerichtiges  Nacbdeiikeii.  abgeleitete  JVloral  oder  - 


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s88  Mysticiwaus  a.  pbÜ.  Moral  b.  Treum.  W«Jle«r«l«i 

PAl/jtMlelwe.  *e  Meumug  »erbrcltet  wird,  als  ob  sie  ohne 
?^^r  So  «drid«  X  a«  Denkenderen,  ÜC.  und  dos 
tZ  zTsuchen,  wo  jeder  Mensel,  es  ahnet,  '-/l;^^ 
Wtt  .S«  ^  denke"  können.  Sogar  aus  StoU,  soll  d.e  Denk- 
JSÄPhÜMOphie).  obDC  Gott  seyn  woUe«.  Aus  MoU'  0 
aTZriU  Jä*  int  Deomlh  rechnete,  das  n.ch  zu  seyn 
IS  ^  SSich  «eyn-  lu».«  «Ml  «yn  soll.    Man  .oU  v.elm<  ,r 

wUsen,  wa.  der  Mensch  durch  Vernunlt- 
C'WfleSbX  «Jn  «od  We-,  glaube,,  und  w.ssen  kann 
•  J  -.«^li^nMd.  alles  in,  möglichst  bestem  Ü.ade,  d.h. 
dam.»  «»f^*^  3  Vwnunftidee  des  Vollkommengu- 
r^'^-^Ä^  rid.  eU,«  fordete  und  dadurch  des  Gotj 
Z'^^'X^^^-  Weh  wl,,  .Is  Geister,  leben  uud 
tch  ^»'^*^V'^V^^  .  NiedriffdeDken  von  unserm  Geiste,  üni 
""'.ZÄr^  W«  dÄÄ.  seihen  Glauben  an  die 
Ä  rSXJ  ferfecribilitat  verkümmert  dey  Uut 

,T  Rntt  dar  Äewifl  das  Seinige  fhut  »über  alles  Eitlen 
''IXrS^.  TewÄe..  schleclaen  Dienst.  Jenes  xu  allem 
nnd  VersMJien«,  «•T"  "^jj,.  ^      foaernde  Glaubensverlraueu 

rrcrjSJ'-'ÄÄ::.  so  vielen  albugeme  der  ei- 
TtJ^U  r^ÄluiUeb-handeln  leichter  ist,  als  Denkend. 
S  „>S  d£td-ä  «cb  Herr.ch.ft  sUeben^n  A^ct^- 
r  und  InWübiKta  A«d«rer,  die  g-r  ta  g^e  .m  ?<ameB  Oot 
o/U  «Jlrf  e^g'n  di»  Ftmunft  sprechen,  hmgeopfert. 
'       "Sek«  4»"  «rf  *.  bb  ^er  -««^-«X^ie  d.e 
hauptdcMid,  «  bemeAe«,  drf.  .U«  ^-o^«»  H  bwah^e 
HalbdeA«»,  w  wir  der  Bencht.gung  "»''"8  ^e  sen.a 

es  ni*.der  i»wm  gestäwe,  weh  durch  »°j*Xtvr  derglei- 
«achwei«.  «achtel  imMr  '»/»'^„^'^"i*^,^  ^isihen  «nd 
che«  Wichtige  Gegen5«nde  nur  ron  Emer  SeUe  anzusehen 

ihnen  dsdto.  g««l««  die  Sb»««°J*»'«P'r':  A„ch  Ä 

V  behaupte«:  ■  W  ^Uicb  die  Vermudt  hört  ""^^»»^'^.„„en 
'  „unft  phtteiophlert,  sey  ohne  Gott   «d  f '="'^enn 

«  «irf*  die  w«>e«Uche  Wiridichkeit  der  7""""'  f  ^^^e  der 

«he  wir  in  die  Worte  voUkommeo-gut  fassen  ""^  welc' 

W  Bewnneiiteit  kommende  Men«*  m  sich  g««t'g  ""'^^^ 

«och  wenn  er  (>•  mcbt  in  Worte  »u  fasse«  '""f*- 

^enn  «b.  GeMb  «cblb«  «d  offenbar  ^"^^^'/'^Jl  ^ 

vuM  wtode,  wäre,  w»  Oott  wi»  4^»  »«»  bei  w««»». 

S^dedlk 


I  . 


I 


N^"  19»  Heidelberger 

Jahrbücher  der ,  Literatur» 


K 

f  • 

JäjsUcismus  und  Philosoph.  Mord  nach  Treumund  fVellmtretter^ 

.£b«|iso  ist  jfe  unläugbar,  dafs  die  Vernunftmoral,  wie  Philo-* 
^phen  von  sehr  verschiedenen  theoret.  Sjsteme&y  sie  in  Worte' 
fafstcn,  und  richtig  verstanden  auch  Spinoza  sie  dachte,  voi-' 
nehnilich  das  reine  Vertrauen  auf  die  Gottheit  erweckt,  dafs,  wer 
nach  seiner  Idee  von  ihr  wolle  und  handle,  auch  gewifs  das  wirk- 
lichseycnde  Ideal  seiner  Idee  für  sich  habe,  und  dafs  ein  sol- 
^er  in  einer  Weit  Gottes  oder  göttlichen  Wcltordnung  lebe, 
l^nd  za  leben  wisse,  wo  die  heilige  Allmacht  der  höchiste  Freund 
seines  Vernunftwoliens  ist;   ungeachtet  dieiet  Gottglauben  für. 
ihn  nicht  ein  eigennütiiger  Antrieb,  die  YenMinftidee  zu  befol-* 
gen  werden  ,  darf y  weil  vielmdir  nur  das  reibe, ,  uneigennützige 
Wollen  nach  und  um  der  .Idee  der  VoUkomuienheit  selbst  wUr 
len  ein  ächte»,  dem  Allwissenden  gefälliges  Vernunftwollen  ist« 
Wer  diese  in  der  Philosophie  besonders  seit  Kant  so  'genau 
verdentUchte  Ansichten,  in  welchem  Sinn  der  Rechtschaffene  auf 
Gott  Tertfaae,  denkend  und  wollend  festgefafst  hat,  den  wird 
gewifs  nichts  qMhr  betfuben ,  als  da(s  er  bei  all  den  vielerlei 
Umschreibungen,  welche  der  gegen  Yemonftmoral  auch  hieria 
ungerediie  Verf.  von  dem  Gottesvertrauen  und  Glauben  zu  ge- 
))en  versucht,  immer  nur  Einseitigkeilen,  halbe  Gedanken  ge« 
£ifst  findet.  Niemand  wird  nadi  dieser  schwebenden  und  dam-* 
iberiiden  Methode  das  genau'  uöthige  lernen^  wie  iftn4  worauf 
man  denn  glaube  und  vertraue,  wenn  man  nach  jener  immer  wie^  ^ 
^Icckehrcnden  Anforderung,  Glauben  und  Gottesvertrauen  mit  der 
Yerpunft-Moralitat  verbindet.  Und  liefst  man  gar  3.89.  da£i  bei 
dem  denkendsten  der  Apostel  der  Glaube  seyn  Solle  »eine  ge- 
wisse Zuversicht  (aber)  ohne  äussere  Begründung  und  Verbürg 
•  gang,  gleiehnm  ohne  Brief  und  Siegel        ein  Fürwahrhallen 
meines  Andern,  weil  iVi  uns  Wahrheit  ist;«  so  mochte  man  ja 
,  <Wohl  gapz  an  solcher  Art  von  Bibellesern  und-  Denkern  ver» 
«Weifelu.  Die  Pistis,  die  Gruben sgewifsheit,  n^nt  Paulus  viel» 
tneihr  einen  Zustand,  wo  man  sich  das,  was  flM  hoflft,  weseni* 
lieh  äarstdlt  (hypostasiert,  als  wirklich  vergegenwärtigt),,  also 
«echt  mtcr  die  AnglPi  Mcilt^  und  «Wur  dttrchaoi  nichi  ohoi» 

9 

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*jQO  Mysticismus  u.  jjhil,  Mqr^  jx.  Treum.  Wellentretter. 

Grund.  Denn  is(  nicht  Eienehas  (das  Wort,  -«reiches  Paulus 
mit  ferbiodft)  eiue  ftyfthiSihirmkg^*  ^gumentatio.  Das,  was 
wir 'nicht  sehen,' (wie:  Gott, Tlnsterbllchkeit  u.  dgl.^  glaubt  der 
Paulinisch  glaubende  durch  Beweisführung,  so  gowifs  wie  wenn  es 
vor  Htm  suuulc>  ibn  Ijj^ostasicit  wäre.  Und  so  will  und  han- 
delt -er  danach/9H  ist  Menschen-  und  Christenglaube,  dafs  mit 
Aktdacht  erfalste  Gründe  und  Schlüsse  ihm  das  Nichtsichtbare 
ab'WiriiKch  so  gewiis  macbea,  wi^  wenn^  es  gesehen  trerd^ 
könnre;  weswegen  er  dann  darauf  . als  auf  Wirklichkeit  vertraut. 
Und  eben  dahefr  ist  zwischen  Wissen  und  Glauben  der  Unter- 
schied, da^s  wir  wissen  aus  Vertrauen, auf  die  Wahrheit,  diö 
lA  tais  ist,  Glauben  aber  g^aade  nicht  um  der  Wahrhdit  wiDen^ 
die  in  uns  ist,  statt  6ndet,  vielmehr  ein  auf  Elenchos,  auf  Be- 
weisführung von  der  Wahrhaftigkeit  des  Andern  gegründetes 
Vertrauen  sein  muTs  auf  das,  was  in  dem  ändern  ist.  Wir 
wissen,  oh  wir  vernunflgcmäis  denken  und  wollen,  aber  wir 
flaiibcn  oder  vertrauen  auf  den  Ctiarakter  eines  ächten  Gottes, 
d&ls  er  den  vernunltgemäls  ^vollenden  mit  seiner  ganzen  heili- 
gen Allmacht,  doch  unsi  icr  Üiieigennützipfkcit  unbeschadet,  wohl 
will  und  iu  seiner  Gottci»\vcU  sein  \\  uLlwullcu  ewig  für  aus 
das  !Nölhige  jjercit  hat. 

Aus  Veranlassung  der  einen  Anführulig  aus  dem  Hebräer- 
brief muls  Ree /überhaupt  bemerken,  dals  auch  sonst  nicht  sel- 
teu  BiBelworte  vom  Yf.  cingeftochten  sind,  in  ganz  anderra  Sinn,  als 
dem,  welchen  sie  in  dem  biblischen  Gedankenzusammenhang 
haben.  Der  gewohnte  Schall  der  als  heilig  bekannten  Worte 
mit  dem,  was  die  Bibel  durch  sie  nicht  sagt,  verbunden  und 
vermischt,  giebt  nicht  nur  unrichtige  Bcgrifie,  sondern  wirft 
auch  bei  den  Halbkundigen  einen  SclKitie-n  auf  die  Bibel  zu«»- 
rück,  wie  wenn  diese  fitr  das  Unrichtige  Zeuge  oder  Ge-vvähr» 
Schaft  wäre.  Man  sehe  S.  «44-  <^^"c  in  ihrem  Zweck  gute, 
aber  doch  in  der  Bibcistellc  mir  hineingetragene  Deutung.  Auch 
diese  Methode,  durch  Bibelworte  etwas  irriges,  das  die  £ibel 
nicht  sagt,  sich  selbst  und  Andern  glaublicher  zu  macheBi  mn£i 
iinstreitig  gerügt  und  abgehalten  werden. 

Dagegen  giebt  sieh  S.  171  —  y3,  viele  MüIjc,  zu  erkla- 
FOU,  difs  der  Lo<;üs  des  Johanncischea  Evangeliums  liitht  der  • 
Platonische  sej.  Dle^^e  Mühe  hiitte  gespart  werden  können» 
Dd«  Plato  nicht  von  einem  für  siel)  bestellenden  Logos  in  oder 
misser  d'^  Gottheit  rede,  ist  anerkannt  und  nur  die  Phantasie 
4eir  Plaloniuerendcn  Alexandnnn  uclei  der  Pscudoplatonik^ 
Jiat  das  platonische  Wellideal  Gottes  in  einen  besonderen  to* 
gts^-OeiSt  fibergetragen,  s.  Tennemann  über  Plato  vom  göttli- 
chen Verstand,  im  DL  Stück  von  Paulus^Exegetischem  Coiis»- 


I^Iy  süeismus   phil^  Moral  n«  Tr  eum.  Welleatretter«  29 1 

'vatorium  (182;!.)  eine  srhon  seit  <794»  durch  das*L  St.  der 
MemorabUien  bekannte  Abh. 

Aus  andern  Aufsiitzen  des  Verfs.  nur  ehie  Nachlese,  wie 
tiuch  doit  IIa upt begriffe  nur  lialb  gedacht  erscheinen.  VII.  fragte 
Wi^  ist  Sünde?  S.  i32.  »die  Siinde  ist  das  der  fVelt  Ange» 
"hfften  und  das  Ah^ejallensejn  von  Gott.«  Warum  denn  aber 
SO  nnbestimmte  Worte.  Der  Welt,  der  Erscheinungswelt  aller 
Naturkräftey  an  denen  unser  Wollen  zur  Süssem  Ersehet-^ 
Xiun'g  imachcn)  müssen  wir^  wenn  wir  handeln,  angehdren*  JjLommt 

S^eidh. dieser  leicht  misverständliche  Ausdruck  bei  Johannes  und 
^aulus  Yor^  so  ist  er  doch  allzu  unbestimmt  für  unsre  Sprache, 
Man  sollte  ihn  im  alten  pietistischsn  Volksdialekt  veraltet  seyu 
und  blaben  lassen.  «Die  Welt  ist  das  Böse  nicht,  eben  so'we* 
vigj  ^  das-  Sinnliche  sündlich  isL   Nur  /  wenn  wir  im  Wollen 
nicht  dem  Guten  aogehdren,  dann  sind  wir  schuld ,  dafs  auch 
die  Natur  (das  Geschaffene,  die  Welt,  ^  xrifft^)  ist  im  Dienst 
des  Eiteln.  Röm.  8,  20.    Machen  nur  wir,  dafs  wir  angehdreu 
«lem  ernsten  festen  Wollen  des  Guten,  und  machen  wir  akdAm, 
dafs  nicht  so  sehr  wir  der  Welt,  aber  die  Weh  uns,  als  Oul- 
woUenden,  angefahren,  so  ist  alles  gut  und  die  Welt  mit  uns 
6et  Gottheit  angehdrig.  Ahet  '—Abßm  to»  Gott  sej  die  Sunde 
(S*  i35.).  Warum  denn  übertreiben?  Ists  Atcht  schlimm  genug, 
dafs  jedes  Sündigen  .'eiozehi  ist  ein  Ausnahme  «inachen  von  dem 
Oesets  des  Gatten  und  der  Gottheit?   Welcher  Mensch  wäre 
sich  bewufst,  dafs  er  dieses .  Gesetz,  diese  Idee  der  Vernunft 
und  des  Gott^^benis ,  ni  sich  gans  ^md  für  immer  verworfea 
%abe?   Nur  ein  solcher  wfure  Rebell,  Abgefallener,  der  sich 
Hherhai^tkm  zitm  Sündigen  imd  Bösebandeln  entsddossen  hatte, 
*wie'  wir  wohl  überhaüptbiu  und  mit  dem  Vorsats,  keine  Aus- 
iftahme  zu  machen ,  uns  zum  Guten ,  als  itt  idealsten  ReäHtät, 
cntschfiessen  kdnnen.  Wer  gute  Gesetze,  sey  es  eines  Menschen- 
staateaL  oder  eines  Goitesreichs  unter  Menschen,  so  lange  er  bei 
^sunaem  Nachdenkeu  ist,  nicht  anders  als  hochaefaten  kann,  nur 
iaber,  wo  sie  ihm  im  einzelnen  allzu  unbec{uem  sind,  ne  tiuigeht, 
ist  denn  dieser  ein  Rebell?  Ein  Sünder,  ein  Mishandeluder 
ist  er.   Aber  bedScbte  man  doch,  wie  schädlich  dergL  fromm- 
scheinende  Uebertreibuugen  werden  kdunen.   Setzen  wir  so 
%ide,  die  in  dem  laufenden  Quinquetmium  oder  etwa  Decen- 
siium,  der  mystische  Ton,  auch  des  Verfs.  anspricht.  Glauben 
ihm  diese  und  fyagen'  sie'  sich  nun  gewissenhaft:   Sind  wir  uns 
eines  AhftUt  von  Gott  bewufst, 'eines  Entschlusses,  in  der  Rer 
'gel;wider  Gott  wie  Rebellen  zu  handeln?  Sie  kdnnen  sich  gc« 
wifs  sagen :  das  sind,  das  wollen'  wir  nicht. '  ^iod  solche'  daim 
fähig,  consequent  zu  deinen,'  sö  werden  sie* zuversiohllicfa  sa«^ 
gen:    Sünden  «dso  $m4         vis^äu   Dcnit  nicht  d«r  Vorsata, 

19» 


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■ 


292  My  sticisiaiisii.phil.  Mord  o.  Treom.  WeQentretten 

Gottes  Oesetz  nach  Umständen  zu  umgehen,  sondern  nur  r! er  Abfall, 
die  Ahtrünnigkeit  hat  Hrn.  VVeilentretters  Methode  uns  als  Sünde 
<r(  /,oicrt.  Da  s  Ree.  hier  nicht  zu  viel  von  Uebeitreibunc;  rfde, 
zeige  nur  der  Schluls  des  Aufsatzes,  welcher  bestiiiAnt  ist,  was 
Siinde  ser,  für  das  Practische  aufzuhellen.  ^Fragen  wir  nun 
»noch,  was  die  Sunde  sey**  Sic  ist  unser  eigenstes  Lehen,  wie 
»ej  gewujIinUch  ist,  hinjä;ccrebrii  dem  Eiteln,  dem  Thön^teu,  ah- 
'»gefallen  von  Colt  und  selbst  dem  Scheine  nach  Gott  geweiht, 
»doch  nur  das  Eigene,  Selbstische,  be}^ehren(I.<k  Arme  Mensch- 
heit! Ist  es  denn  nicht  schlimm  genug,  das  du  gewöhnlich  in 
det  Gesinnung,  Ausnahmegesetze  vom  anerkannten  Guten  iiir 
deine  Begehrungen  zu  machen,  lebst.  Sollst  du  gar  dir  ein- 
bilden lassen,   du  liebest  das  Tliorigte  um  der  Thorheit,  das 

.  Böse  um  der  Bösartigkeit  willen?    AVer   die  üraukheit  aiidcn 
beschreibt,  als  sie  ist,  hindert  die  Heilung. 

137.  fragt:  »Warum  soll  denn  die  Vernunft  herrschen? 
und  mdlwortet:  Weil  sie  Gottes  Heesen  ut  und  weil  Colt  das 
heilige,  dal  gute,  das  vollkommene  Wesen  ist.«  Abermals  das 
Wahre  nur  von  der  halben  Seite  her  betrachtet.  Die  Vernunft, 
als  Kraft  unsers  Selbst  (eine  andere  erkennen  wir  erst  durch 
diese!)  ist  keineswegs^  Gottes  Wesen,  aber  sie  denkt,  oder 
\ielmehT  "wir,  als  Vernunft,  vermögen  äu  denken  Vollkomn.cu- 
bcit  all^ : Art,  und;  dadurch  denken  wir,  was  die  Gotilicit  a%  e- 
ienllich  seyn  müsse,  indem  Gott  und  gut  uns  Synonyma  sind. 
—  Hieraiü'  i38.  viel  von  Gotteslicbe.  »Dünke  sich  niemand 
»weise  zu  seyn,  der  nicht  Gott  Mt,    Daran  halte  jeder  fest, 

'  »dafs  alle  H^^eisheit,  die  etwas  anderes  thutj  als  nach  Gott  fra" 
^gefts  Siinde  ist.o  Wie  sundig  wäre  da,  wenn  je  öle  Juris- 
prudenz, die  Arzneiwissenschaft  etc.  als  nach  Gott  fragend  ge- 
sell und  gerettet  werden  könnten,  wenigstens  die  edle,  nie 
genug  zu  preisende  Mathematik i  Und  was  ists,  wenn  jetzt  auf 
pathologisclie  und  empfindsame  Weise  von  Gottesliebe  so  viel 
gesprochen  wird.  Man  vermeidet  durch  solche  krankhafte  Sen- 
timentalität die  ernste  Hauptsache.  Gott  ist  ein  v.itrrliches,  aber 
beiliges  Wollen,  Gott  ist  das  Ideal  der  Pflicht.  i\ur  die  \Vd- 
ligkeit  in  dem  Ueberebstimmcn  mit  der  Pflicht,  als  Idee  von 
Vollkommenheit  oder  von  Mittf^lu  zur  Vervollkommnung,  ist  in 
dem  Gemüih,  welches  gerne  weifs,  was  es  seyn  soll  und  Worte 
in  Wirklichkeit  zu  versetzen  trachtet,  die  gegen  Gott  mögliche 
Liebe.  —  Aber  cmphndsames  Hinschmelzcn  in  einer  Zärtlich- 
keit, ftir  die  man  sich  ein  Obiect  einbildet,  ist  freilich  leichter, 
als  die  lliätige  l.ulschlossenheit,  hedig  zu  seyn,  wed  Gott  hei- 
lig ist  und  diesem  Ernst  mit  froher  Willigkeit  sich  immer  aufs 
neue  zu  wedien.  —  S.  i42.  will:  *Gott  fordere  die  Aufr 
Opferung  der  SeU^st^keif,  ia^.det  SdbstUübej  wielern  diese  sich 


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Mysticismusu.phil.  Moral  n.Trcum.  Wellentretter.  293 

I      ^       ^  '  ) 

der  Gotlcslicbe  niclit  unterordnet.«  Solches  nennt  dann  aber 
iLcirie  philosopliisclie  Mondlelire  je  Selbstliebe,  sondern  Selhst- 
sacht.  Die  Selbstliebe  liebt  in  dem  Selbst  auch  die  Vernunft, 
■und  zwar  diese  «nis  das  höchste  und  beste  in  unscrm  Selbst.  Ja ; 
Selbstliebe  als  Pflicht  ist  nur,  wenn  das  Selbst  hauptsächlich  als 
Vernunft  gedacht  ist  und  thätig  selbstdenkt. 

Begierig  sind  wold  noch  unsre  Leser^  was  des  Verfassers 
Hauptgedanken  über  Mystik  und  Mrsticismits  seyn  möchten,  in 
diesem  Aufsatz,  dem  VIII.,  mufs  denn  doch  die  Rechtfertigung 
«einer  Denk-  und  Lehrmethode  sich  auildären.  Dem  Verstand 
tritt  der  Verf.  selbst  S.  i48.  bei, 'wenn  er  ^kranke  Menschen, 
»wahrhaft  kranke,  beurtheilt,  die  sich  durch  falsche  Gefühle  und 
»Phantasien  in  religiöser  Beziehung  nähren  oder  vielmehr  ver* 
»zehren.  Beispiele  dieser  Art  habe  noch  neuerlich  Kanne  in 
»seinem.:  .Leben  nnd  aus^dem  Leben  merkwürdiger^ bekehrter  Chri^ 
9Sten,  wiewohl  in  ganz  anderer  Absicht,  aufgestellt.  Gegen 
»solche  Falle  möge  immer  der  klare,  kalte  Verstand  zu  Felde 
»ziehen.«  Dagegen  —  :*>habe  der  wahre  Geist  der  Christas* 
lehre  ctwcts  Mystisches  oder  (so  steigt  sogleich  des  Vfs»  »rechte 
Richtung!«)  sie  scy  vielmehr  reine  3fystUt<^ 

Wer  kann  hier  Ja,  oder  Nein  sagen,  wenn  er  nicht  zugleich 
hören  kann,  was  denn  dem  Ver£»  Mystik j  was  fedschef  Gefühle 
Mystik  (oder  Mysticismus),  was  reine  Mystik  sey.  Hätte  er  uns 
doch  ^tiweihen  mögen,  wenigstens  in  den  Wortsbn,  welcher 
schon,  ausser  den  Hallen  der  Geheimnisse,  mit  Verstand  gedacht 
seyn  mufs,  damit  man  nicht  als  nichtverständig  eintrete  oder  in 
die  falschen  Gefühle  gerathe,  und  etwa  auch  einen  Beitrag  zum 
Leben  solcher  merkwürdig  bekehrter  Christen  liefere.  .Umsonst* 
Der  Verf.  der  den  Verstand,  falsche  von  reiner  Mystik  zu  w 
tcrscheiden,  auffordert,  giebt  uns  darüber  selbst  gar  nichts,  das 
emem  JVerstandesbegrilF  (ohne  welchen  doch  wanr  und  falsch 
SU  unterscheiden  selbst  den  Geweihtesten  nicht  möglich  ist) 
Shnlich '  wäre.  Denn  sogleich  nach  denf  angegebenen  Worten, 
dals  da*  währe  Geist  der  ChrCstit^ekte  reme  Sfystik  se^,  wird 
fortgefohren:  »er  (dieser  Geist)  ist  etwets  voukommen  dunkles 
9una  vertorgmes  Jv^  die  Riaifaeit  und  Offenheit  der  Ansichten 
stund  Gesinnungen '  der  XPef/  und  ihres  ^uns  und  Treibens» 
»Vater!  die  ff^elt  kennt  dich  incht,  sagt  n|it  höchster  Wahrheit 
9diet  ewige  Sohn  des  ewigen  Vaters.c  Und  diese  Sfysiik  wo(|e 
nun  der  Verf.  vertheidigen« 

Was  könnte  mystischer  seyn  als  die  Beschreibung  des  My 
üischen,  vdches  der  Verf.  verdieidigen  zu  wollen  ausspricht; 
«nd  welch  «line  sonderbare  Stellung  des  Vertheidigers.  Wer 
Ihm  nicht  recht  giebt,  der  gehört  zum  voraus  zu  der  Ff^eitß, 
welche  den  ewigen  Vater  des  ewigen  Sohnes  nicht  kennt,  wd- 


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2g4  liIystidsmusu^pIul]^raIii.Tr^um.WeUen&ette^^ 

clien  also  der  wAre  Geist  der  ChristujircUgion  etwas  voilkoi»: 
men  Dunkles  und  Vcrborgcaes  scjn  mnfs.  Wer  mag  uun  des 
Yerfs.  Veitbcidigung  erst  nocb  prüfen,  auf  die  Gefahr  hin,  da& 
er  dann,  wenn  sie  ihm  »u  dunkel^  oder  vidmehr  iu unbestimmt 
tind  zu  klaren  Begriffen  und  xu  derliieTon  abÜäogi^en  deudichen 
lkschreibung  nicht  erliobeo  ersebeint,  m  der  JVdt  geh5r^ 
ruifste,  welcher  nun  einmal  die  reine  Mjstik  des  Verft-  voU- 
l^ouiaien  dunkel  seyn  musse«  So,  sagte  schon  G6the,  so  schie- 
ben sie  einem  die  Sache  endlich  ( wenn's  mit  d^m  Vcfstande 
jiicht  gehen  wlllj  Gewissen;  und  jeder  soll  Wim  Voraus, 
w  ie  »die  W  elt«  verurtheilt  zu  seyn ,  eine  Scheu  haben.  So  zwingt 
der  »imSchwcissc  seines  Angesichts  betendcc  Wundennann,  dato 
man  wenigstens  um  etwas  besser  zu  hören ,  xu  sehen  glaube.  D«m 
wer  nicht  hörte,  nicht  zu  hören  gestände,  der  mufcte  ja  emütt- 
«laubiger«,  einer  von  der  Welt.seyn.  w  .  •« 

Recens.  der  vor  keinem  Dunkel  um  der  Dunkelheit  wiUcn 
Ehrfurcht  fühlt,  zur  Welt  aber  zu  gehören  nicht  vermeiden 
kann,  wem  er  gleich  /.ur  pharisäischen  oder  «adducaischen,  zur 
berodischen  oder  Pilatus  -  Welt,  von  denen  Jesus  ZU  deuten 
würc,  nicht  zu  gehören  gaiii  gewifs  ist,  hat  es  «uf  eigene  Gcj 
fahr  gewagt,  in  dem  gan/.en  Aufsatz:  Was  dton  Mjstik  scy- 
xu  suchen  und  —  drni  Verstände  sc;-  eS  geklagt  -r  nicJlt 
erfunden.  Und  wie  liättc  <:r  denn  die  Uuterschciduii^eichc» 
^.ahrtr  und  falscher  Mvstik  fnulen  können?  »Das  Gcschjrqr 
iibri  Mjsticismus  ist  wieder  einmid  sehrsUirk.it  So  b^MBt/lcr 
Aufsatz.  Aber  gerade  drswc-cn  mufs  es  ein  Gcschna  Wcibeil, 
wenn  diö,"  welche  darüber  beleb eu  wollen  und  sollen,  nur  nut 
mystischen  Zungen  reden.  »  ' 

Auch  der  Verf.  bei^Wnnt  mit  der  gewöhnlichen- VeiStandet- 
demiithi-nng,  d.'.fs  (S.  M;)  -  ")  <leui  menschlichen  Verstand  Yon 
gar  vielem  die  Ursachen  dei  Ursachen,  liberal  das  An -«ch  der 
Dinge,  auch  am  Ende  «las  Begreifen  des  Begriffes  selbst  thei» 
unbekannt,  theils  unbegreitlich  seyen.  Was  fol^l  hieraus,  ve- 
'Wöhnlich  wird,  weil  so  vieles  olmehin  unbegreifliches  «CJ, 
folgert,  dafs  man  sich  also  von  Weisen  und  Unweisen,  v^nFne^ 
Sl»*i"  uud  gewejhtcn  Luycn,  noch  ein  gut  Theil  mehr  unoe- 
f^rriilidus  ^edulti-  mit  in  die  dujikle  mystische  Kiste  schieben 
ia>^en,  und  sich  der  auf  grrallievvohl  vermehrten Fßlle  TOn.  w^" 
Le^reiÜitw.keiten  daukhar  ti freuen,  ja  sie  recht  klar  uod  rem 
JInnen  solle.  Mufs  man  aber  nicht  das  GegCntbeil  folgern.  Jene 
Aufgaben  sind  durch  das  unlaugbar 

,  wodurch  sie  da  sind,   wird  geforscht,  und  man  kan^  ^^'"^JS 
ieigen,  in  wiefern  dieses  />  Vc  und  fVoditrch  pieht  in  Beg»»« 
von  uns  gefafst  werden  könne.    Aber  sollen  vir  uns 
lassen,  dijs  etwas,  das  nicht  als  wirklich  da  ist, .  od^  d«W» 


Mysdcismus  u .  phiLMoraln.  Ijrcam.  W^llentretter.  295 


Schlüsse  als  solches  erwiesen  wird,  doch  unläugbar  wirklich 
aejy  nur  damit  wir  des  Unbegreiflictien  mehr  haben,  uüd'  weU 
schon  so  vieles  nicht  begriffen  ist?  So  wiirde  freilich  jedes  Dun* 

.kel  für  sich  selbst  ein  Beweis ,  noch  dunkler  zu  '^erdeo  und 
Xttm  noch  dankleren  ^ zu. fuliren. 

Wer  in  dergleichen  rSthsdhafte  Aufijpben,  welche  darch 
die  Erfahrung  und  durch  Sohlufsfolgen  nicht  aufgegeben  sind, 
flicht  so  leicht  hinein  gerathen  will  I  mofssich  allerdings  an  strenges 
Unterscheiden  und  Durchdenken  der  Begriffe  lieber,  als  an  das  , 
Dunkel  der  Unbegriffc,  gewöhnen.  Ree.  begreift  zum  Beispiel 
recht  klar,  dais  «wer  eine  Uzte  höchste  Ursache  angenommen 
hat«,  doch  nicht ,  mit  dem  Yerf«  S«  i^i,  weiter  s^en  kann: 
Wir  sind  doch  genöthigt,  nach  einer  Ursache  dieser  Ursache 
!zu  fragen.  Eine  angenommene  lezie  Ursache^  zu  welcher  man 
döch  |ioch  nach  einer  letzten  Ursache  fragen  mü(Vte|  wäre  ein 
Unbegriff.  Eine  eigentlich  lez(e,  od.  viehnfehr  erste,  aussexste  Ursache 

'ist  nichts  unbegreifliches.  Sie  ist  vielmehr  nur  denkbar,  nur 
ein  Gegenstand  von  Begriffen  und  Schlüssen,  weU  sie  nicht  an- 
schaulidi,  nicht  vorstellbar  zu  miachen*  ist.  Eben  so  begreift, 
wer  genau  denkt,  gewifs  bei  S.  2o5  wie  richtig  Fichte  sagte: 
bei  dem  höchsten  Grunde  darf  (kann  begreiflicher  Weise)  nicht 
wieder  nacb  einem  Grunde  gefragt  werden.  Der  Verf.  zwur 
sagt:  »Wir'fsagen  doch  darnach,  i&e  Frage  liegt  (!)  einmal  in 
110S.C  Wer  dieses  sagen  kann,  der  sagt  selbst,  dafs  er  dem*Be- 
griff  des  letzten,  des  HScVlten  nicht  gedacht  Kabe,  wahrend  er 
ihn  (nur  dem  Wort  nach)  gedacht  zu  haben  meint.  Denn  über  das 
letzte  denkbare,  noch  ein  weiteres  letztes,  über  einen  wahren  Svf 
perlativ  (ein  höchstes)  hinaus,  noch  einen  ^Superlativ  denken  Wf^«  . 
len,  dies  heifst  doch  in  der  Wirklichkeit :  « ich  hatte  noch  nicht 
das  letzte,  das  Allerhöchste  ^cclacljt  und  angenommen.  Das  letz- 
te, das  doch  nicht  das  letzte  wäre,  müfste  ein  blosses  Wort, 
nicht  ein  gedachter  Begriff  sejn. 

Möge  nun  aber  dem  Verf.  das  als  letztes  gedachte  doch  noch  • 
ein  Fragen  nach  einem  Letzten  über  das  Letzte  hinaus  zulassen 
oder  gar  aufnöthigen,  und  mögen  alle  Räthsel  der  Welt  und 
des  Geistes,  immer  Räthsel  und  unbegriffen  seyn  —  darum  sind 
sie  doch  noch  nic]»t,  wie  uns  der  Verf.  S.  i53  und  mehrmals 
glauben  machen  will,  auch  gerade  Mystik  und  nichts  als  My- 
stik. Nicht  das  Unbegriffene  oder  Unbegreifliclie  macht  den 
Cliarakter  der  Mystik,  aus.  Hätte  der  Verf.  docli  sich  und  uns 
das  hier  nöthigste  gesagt:  was  ]\Iystik  sey,  so  hätte  ihm  der 
Versuch,  alles  Dunkel  Mystik  zu  nennen,  um  unter  dem  Na- 
nien  Christusrcligion,  in  eigentlichen  Mysticisnius  fast  ganz  hin- 
cinzuleiten,  selbst  schwerlich  gefallen  können.  Der  Begriff -My- 
stik wenigstens  sollte  nicht  selbst  im  Dunkel  gelassen,  er  solkc| 


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^gO  Mysticimusu.phü,  Moral  o..Tream.WeUentre^^ 


wo  Yertlieidip^ung  der  wahren  gegen  A\€  falsche  Mjsttk  der 
Zwpck  eines  Au&tzes  ist,  wenn  ^etcK  nicht  in  logikalischer 
Form,  doch  logiscli  genau  gedacht  und  dargestdlt  sejn.  Doch, 
'in  jeder  Zeit  wufsten  die  wenigsten  Mystiker,  in  wiefern  sie 
es  im  guten  Sinn  sejrn  könnten  und  im  fibertTicJ>enen  es  xu  sejn 
pflegten. 

Srlicn  wir  auf  die  Mvstik    der   Alten.     Eingewejht  zu 
nverdrn,  war  dabei  der  erste  TheilbegrifF.    Man  wurde  einge-^ 
wcvht,  um  (dies  war  der  zweite  Hauptpunkt)  mancherlei  Be* ' 
deutsames  zu  sehen,  zuhören,  selbst  in  realen  den  Gebrauchen  CS 
mitzumachen.    Aber  —  Ehre  den  alten  Mysterien  • —  sie  behaup- 
teten dann  drittens  nicht,  ihr  Zwek  sey,  dafs  die  EingeweyUen 
im  Dunkel  des  Bedeutsamen  stehen  bleiben  sollten.    Nein!  Dje 
Mysterien  waren  nur  geheim  den  Nichtgeweyhten,   sie  sollten 
unbekannt  bleiben  denen,  welche  man  nicht  durch  das  Vorhai» 
'  ten  des  R^deutSctiiH n  zum  Klarvcrslehen  seiner  Bedeutung,  also, 
xur  einfachen,   hellen  Einsicht,    gereizt   luid  vorbereitet  hatte. 
Aufgereitzt  mufstc  in  roheren  Zeiten,  wo  Erfahrungsgeschichte  ' 
und  I.ebe:jskenntnisse  .noch  mangelten,   der  Verstand  werden, 
damit  er  nicht  nur  lernte,  was  man  in  Worten  halte  gebeo;kon- 
nen,  sondern  selbst  herausfand,   entwickelte,  überdachte.  Alle 
Mystick  aber  sollte,  dies  war  ihr  Ehrenljefj^riff,  durch  das  sym» 
büJisch  bedeutsame  zum  Selbstdenken  reitzen  und'niclit  zu  wört- 
lich gegebenen  und  blos  aufgefafste^i ,  sondern  zu  selbstentwi- 
ck eilen,  desto  klareren  Einsichten  und  Ueberzcuj^ungen  lertcn. 
Diese  sind  der  Zweck  wahrer  rcH<;iös. Mystik  ,  sie  will  P^iinveihung 
Scyn  zum  Denken   mit   Andacht,   und  dadurch  zu  idealischen 
Uebcrzeugungen  (von    Gott,   Unsterblichkeit,  Willcnsrcinheit) 
die  durch  BegrilFe  nud  Schlüsse  desto   über/.en^^ender  gemacht 
wurden.     Andacht  wollte  sie,  damit  Denken  daraus  würde. 

Eben  so  ist  es,  in  der  OlFenbahrungslehre  des  N.Tests.  Nie 
in  keiner  einzigen  Stelle ^  ist  von  einem  Mysterion  die  Rede,  das 
Geheimnifs  bleiben  sollte.  Die  Geheimnisse,  welche  ewig  Ge- 
Keimnisse  bleiben  müfsten,  hat  das  N.  Tei>tainent  nie,  sondern 
erst  das  Prieslertum  und  Bischofftum  so  genannt.  Mysierion 
nennt  die  Bibel  nur  Kenntnisse  (wie  von  Jesus  als  dem  wahren 
Messias  i  Timoth.  3,  iG.)  eiche,  weil  sie  Geschichte  und  Idete 
tni^leich  waren,  bis  daliiii  nicht  bekannt  genug  seyn  konnt«, 
«ben  damals  aber  nun  ün  t  ii])ar  ,  ungeheim  j  allbekannt  werden  soll- 
te. Damals  liefs  die  Mystik  anderer  Volker,  seit  die  Priester 
die  "Weyhnngen  auf  Auserlesene  eingeschränkt  halten,  nicht  mehr 
jeden  zu.  Dagegen  sagte  dasUrchristentum  :  Weihet  alle  zu  Schülern, 
Welche  Vertrauen  haben  und  nberzeugungstreu  seyn  wollen« 
Kein  Geschlecht,  und  bald  auch  kein  Alter ,  schlofs  fOft  der 
-  Wejlie  der  die  Gesiouungwciiiigung  abbildenden  Uütertauchung 


r 

Mysticismus  u. phil  Moraln,  Treum.  Wellentrctter.  297 

auf  jene  3  Benennungen  aus,  welche  das  Be<leutsame  des  Ur^ 
Christentums  waren.'  Von  der  wahren,  alten  Mystik  hatte  also 
das  Urchristentum  nur  dies,  dafs  es  Eingeweihte  durch  andäch* 
tlges  D^ken  über  wenige  symbolische  Worte  und  Handlungen 
zur  Klarheit  bestimmter  Ueberzeugungen  leiten  wollte.  Der 
würdigste  Fortschritt  aber  des  Urchristentums  über  die  Mystik 
binau^war,  dafs  es  alle  weyhte,  welche  mit  Andacht  sich  dem. 
Bekanntwerden  der  für  Heiden-  und  Juden  unbekannteren  Ideen 
lind  Begriffe  nähern  wollten.  Nicht  aber,  damit  sie  im  schau- 
erlichen Dunkel  })licben.    Das  Urchristentum  sollte  und  wollte 

.  das  offenbare  Gelicitnnifs  werden.  Wir  sagen:  die  yolksreli- 
gion,  die  Universal-  die  Weltreligion.  ^ 

Schon  <1 1  e  Mystik  hatte  nicht  das  Dunkel  zumZiel|  onch  weniger 
will  dies  dasUrchristentum ,  der  wahre  Gegensatz  des  Mysticismus. 
In  der  Mystik  solle  das  ^Denken  mit  Andacht«,  zu  welchem  die  Wei- 

.  be  auQbrdcrty  als  Denken  über  vielerley  Symbole  und  Bedeutsain» 
keiten,  Uebung  zum  reinen,  klaren  Denken  über  das  praktisch» 

:  Wichtige  werden.  (Nur  wo  Priester  und  Rabbinen  mjsticier** 
ten,  wurde  im  Dunkel  gehalten,  wer  nicht  dennoch  zum  Ltcli-» 
te  durchzudringen  vermochte»)  'Das  Urchristentum  gieng  über 
die  Mystik  hinaus ,  weil  es  nur  ^eyhe  zum  Denken  mit.  An* 
dacht  (zu  eigentlicher  Keligiosität)  gab  und  geben  d/sollte,  aber 
ohne  vieles  Aufhalten  bei  Symbolen  und  ceremonioser  Zeichen-* 
spräche  zn  dem  an  sich  Wahren,  zu  seiner  für  Wollen  aus  Ue- 
berzeugung  nöthigen  Idee,  als  offene  Belehrung,  noch  mehr  ab^ 
als  Geschichte  der  ersten  Ueberzeugten  direct  hinführte.  Nur 

'  dadurch  ist  die  Cbristüsreligion  voii  dem  Blossen  Denken  der 
Grunde,  dem  von  Gemütsbewegung  sich  frej  erhaltenden  Phf* 
losophtren,  zii unterscheiden,  dafs  sie  ab  Religion  Andacht,  wir 

'  dürfen  sagen:  ein  ahnendes.,  Denken,  verlangt.  Ahnen  ist  ein 
Mutmassen  dessen,  was  dem  Denken  wahr  oder  wahrscheinlich 
werden 'möchte,  ein  Motmassen,  welches  die  Voraussicht  oder 
Adiß  Vorempfinden,  was  man  fiSr  das  Wollen  bedürfe,  was  man 

•  also  richtig  finden  möchte,  zum  Maasstab  hat,  und  diesen  vor 
dem  Denken  der  ^Gründe  fSr  das  Glanbeih  anwendet.  Das  We^ 
sendiche  der  so  selten  redkt  verstandenen  Andichti^eit  (Reli^ 
giositat),  isty  wenn  das  Gemüth  nicht  blot  vomWahrdi,  weil  in 
wahr  ist,  sich  zu  überzeugen  strebt,'  sondern  schon  die  Vor^ 
Empfindung,  wie  hieilsam  ihm  das  Wahre^lär  das  IVoUen  sejn  . 
werde mit  dem  Denken  *  v^bindet,  und  also  bei  diesem  schon 
cum  Voitais  ein  moralisches  Interesse,  ein  Sehnen, -dafs  es  so 
und  nicht  anders  wahr  seyn  möchte,  nnd  eine  erwärmende  Vor- 
liebe d^r  verbindet,  welche  jedoch,  wenn  man  irgend  ein 
denkbares  «llzaschnell  fnr  praktisch -nnenlbehriicb  hSlt,  das  ni«* 

^  higc,  streng  iinbe&ngenc  D^cn  in  etwas  stören  kann« 


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298  Mysti«iimn».n.pl»ü.MoTal  n.  Treum.  Wellentretter. 

D;r  ChrUtusreligion  ist,  W4am  vis  diese  bertiromtere  Be- 

Rriflseikla,  Unsen  statt  des  S.  bSufip».  ««»»f».'r'"^^Lr"!^ 
der  blossen  Worte,  zum  genetischen ünter«l.«dongtt«.chH^^^ 
de,  schon  nicht  einmal  mehr  Mysöck  im  die«  g?««»  ^"»J« 
Wo  ts;  noch  viel  weniger  Denniwler  d.«e«  lex»er^ 

Namen  versteht,  wer  etwas  be,li«t«?deBkenwdl,djS  ^»6«^')^ 
sevn  lur  das  Dunkel  des  Symbolischen,  «m  im  Duokd  w»  ble.- 
bT  m  nie  zu  bestimmtet  Begriffen,  Ideen,  üeber«a.gung« 
^  "ü  wollen,  u.n  sich  des  Helldunkels  der  «eist 

J  :  duen  Unbesreiflichkeiten  .db..riibmend  xu 
d»rin  scne  Glaubensstärke  zu  erkennen,  dsb  ^«T 
ki  Ansiol.ten,  eine  begriffene  und  eme  ^J»«.?^*'  »™" 
„en  sind,  zu'r  vermeintlichen  Ver««ule«lemutluguns 
.rcllllche  für  die  allein  wahre  nehme  und  mrt  i"!'«^!"^ 
alles  Zweifcins  sie  schlechterdings  zu  glauben  Slcb  «mbdde  nnd 
dazu  sich  selbst  nöthige.  .         .  _^ 

So  wenig  nun  der  Verf.  selbst  diese  in  ''•«'•W« 
\van.Ulic„  BeViffc  selbst  zu  bestimmen  für  gut  8^»«^«  J^'; 
so  geben  doch  seine  Abhandlungen  sell«t  dsfur  n«  WJ"* J 
Beispiele.    Alles  wird  gesetzt  auf  Glauben.    Vm.  S.  107  b- 
4.0    Was  aber  ist  .n  der  Wirklichkeit    wenn  «J^J« 
im  Gemiith  ist?  Diese  Nacl.weisnng  ^ucT.t  nuin  nnMOnst  Wo^ 
\vle  heitere  Gotteszuversu  l,t,  Gottesgewifobeit  b«chr«b«. 
Inhalt  des  glaubigen  Gemii.hs^u.landes  nicht.    Der  l'«^«  t^V^i 
den  Glaul.en  nicht,  der  im  Glauben   nur  em  «f^f^fÄ 
.  Fürwahrhalten  sehe.'    Wer  will  denn,   dafs  A«,^»^*'^ 
ein  gleichgültiges  und  nicht  vielmehr  ein  recht  ™* 
thutiges  in" der  Religion  sejn  soll?  Wozu  "»•'.»^^ 
schairene  Gegensatz ,  nur  um  über  andere  «tebnnie  Ua^l«* 
sich  auszusprechen?  Aber  auch  der  soll        GUnben  mchtken 
„en,  der  für  den  Glauben  Oriiude  suche.    Wer  ^J^^, 
filaubt,  wie  entseht  dieser  dem  Aberglauben,  dem MjsttCBmM^ 
Das  Glauben  (-Reiches  denn  ?J  sey  alles  ^^^''^-^IT*,^^ 
kennn.  letzter  tiefster  Grnnd.    Und  doch  g'»"»*»  .P»^"* '^ög' 
1,  ,2.  weil  er  mifsU .  wem.    Auch  fordert  Jesm. 
und  Johannes  selbst  .  Joh.  4,  «6.  das  Erkennen 
ocn  {tyvu*^viu)  vor  dem  glaubigen  CanhängUchen^  verB«««»t 

Schon  vorher,  S.  g^-Q^  l^at  der  Vcr£  ß*^* 
clstiscli  gegen  alles  Zweifeln  erklärt.    »Der  Zweilel 
scr  Leben  eingetreten,  wir  prüfen  nicht  mehr  mit  dem 
sondern  mit  dem  Verstände,  und  der  Verstand,  ff*?*-?^*^^ 
gerissen,  ist  immer  ein  Zwcitlcr.    Aber  das  Zweifeln  JlT^^  '.^ 
der  Wahrheit  nähern  ofc.     Warum  abermals  cineq  y^^^^ 
criwlngen?  Mufs  denn  der  Verstand  vom  Herzen  losgerusettse^fn- 


Mf  stidsmus  u  phiL  Moral  n,  Treom.  WeUentretter.  39$ 

Mit  äcm  Herzfn  allein  prüft  der  Verliebte,  Das  Herz  ( wenn 
je  diese  alkasinnliCTien  VS'orte,  Kopf  undlierz,  imraer  wieder- 
kelaeii  sollen  !J  prüft  niclit  nach  Gründen,  sondern  durch  Ein- 
"\virkun<jen  des  Angenehmen  und  der  Honiöopatliie  bewegt,  nicht 
'  frev,  nicht  ohne  Leidenschaftlichkeit,-  Kommen  Gründe  und  Em- 
pÄndungen  zusauiiiien  ,  alsdann  "wirkt  dias  ganze  menschliche  Selbst;  , 
aber  so  dafs  jKc  Gründe  die  Regierung  behalten  sollen.  Bräch- 
te dann  das  Zweifeln  auch  nur  weg  vom  Irrtum,  vom  After- 
glaid>eß ,  so  brachte  es  doch  gewifs  dem  Walircn  schon  dadurch 
näher.  iVber  es  ist  ja  auch  nie  ein  blosses  Zweifeln  und  Unr 
gewifsseyn.  Immer  werden  zugleich  Denkbarkeiten  und  Mög- 
lichkeiten abgewogen,  um,  nicht  olme  Theihialnne  der  Empfin- 
dung, zu  sehen,  ob  und  wofür  das  ganze  Selbst  unserer  Kräfte 
sich  entscheiden  könne.  Der  Verf.  ruft  sogar  aus :  ^Der  Zweif 
itjel  ist  der  erste  Grad  zur  V erriicktkeit.  Der  Verrücl^te  glaubt 
»nicht  mehr,  was  seinen  Sinnen  als  wirklich,  seinem  Verstand 
»als  richtig,  seiner  Vernunft  als  wahr  vorgehalten  wird  und 
»was  jeder  Gesunde  glaubt,  und  darum  ist  er  verrückt.«  Es 
kann  anmafslich  scheinen,  hierin  dem  Arzte  zu  widersprechen. 

-  Aber  Ree.  hofft  mit  allen  psychologischen  Aerzten  übcrdnzu?- 
stimmen,  wenn  er  sagt:  Der  Verrückte  glaubt  fvertrautj  seinen 
Sinneu,  aber  seine  Organe,  als  krankhaft  verändert,  nuichen  ihn 
fühlen  und  siniilich  empfinden,  was  andere,  gesunden  Sinnen 
glaubend  aber  auch  Gründe  wissend,  warum  sie  dieselbe  für 

'  gesund  halten,  und  in  diesem  Fürwahrhalten  ihrer  Sinnenge- 
sundheit gewifs  nicht  gleichgültig,  —  nicht  als  wirklich  erken- 
nen. Der  Verrückte  glaubt  aber  doch  an  das,  was  Ihm,  aber 
durch  verkehrte  Mittel,  wirklich  ist.  Dabei  sind  seine  Schlüsse 
richtig,  nur  sind  sie  auf  die  ihm  verkehrt  vorgehaltene  Wirk- 
lichkeit gerichtet.  Der  Zweifel  hat  demnach  mit  Verrücktheit 
keinen  Schein  von  Verwandtschaft,  steht  noch  weniger  mit  ihr 

,    auf  gleicher  Stufenfolge.    Denn  selbst  das  Verzweifehi  (nn  Ent-  ■ 
dcckun^  des  Wahren  oäer  sonst  eines  glücklichen  Ausgangs )  ist 
nicht  Verrücktheit.    Seine  erste  Ursache  ist  nicht  in  den  sinnli- 
chen Werkzeugen,  sondern  in  Schwäche  der  Kraft  des  Verstan- 

.  des  und  der  Phantasie,  wodurch  er  sich  mehrere  Möglicbkeitea 
der  Zweifellösung  zeigen  sollte. 

Was  nun  aber  die  Hauptsache,  die  Christusreligion  betrifft, 
^     so  ist  der  Verf.  wenigstens  sehr  nahe  dabei,  sie  nicht  einmal  in 
reine  Mystik,  die  durch  bildliches  zum  bilderlos  bestimmbaren 
und  Klaren  führen  soll  und  will ,  sondern  in  Mysticismus,  in  das  vom 
Dunklen  ins  Dunklere  sich  vertiefende,,  zu  verwandeln.     Was  ^ 

•  Icann  unklarer  seyn,  als  seine  Ilaupterklärung  S.  i64»  er  als 
»klar  *  besonnener«  und  »reiutbätiger«  gesprochen  haben  will. 
Jttj,  dabin  klagt  £r^  ist  e$  in  unsfsrer  selbstgefälligen).  üLeroiiir 


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3oo  MyÄkjismasu.phil.Moraln.Tiwm.WeUentrctt^^^ 

tl.igcn        vielmelir:  scliwacliinÜtliigen?^  gek<yinmen,  idt 

\ielc  (las  reinr  Kvon-el'mm  in  seinem  ganzen  Umfans^e  (?):  die 
Lehre  von  der  Erlösiwg  des  siindiiirii   M*»n9cli«l  durch  GrOttes 
c\vi<'en,  Menscligowüra'encn  Sohn,       Lehre  von  der  Heiligung 
durch  seinen  Geist,  und  die  Lohre  i>oin  Ein-ang  des  SohntS 
und  Faters,  des  Lichts  und  der  Liebe,  durch  dies«i>  Geirt,  ^ 
den  Geist  der  Wahrheit,  ///  das  Herz  der  Ghiubigen  fÖr  Mwti-  t 
cismus  halten.«     Kec.  irä-t  alle  Lehrverständi-c,  ob  das  RcdcB 
YOn  einem  Eingan des  Vaters  und  Sohns  durch  den  Geist  «t 
das  Menschenherz  eine  Erklärung  der  Gesinnuiigsunderung  und  der 
Willensvercinigung  mit  der  Gottheit  sey ,  die  einem  Besonnene* 
Jdarcr  mache,  was  dann  in  ihm,  als  achten  Christen,  vorgcheD 
solle.     "Wer  einen  Eingang  der  3  Personen  ins  Herz  in 
Stelle,  wo  er  nichts  unklares  sa-en  will,  fiir  das  Klare  hälL 
dessen  Klarheit  ist  ein  unbc-reifliclies  Kleben  am  Dunkeln  und 
mW  Sinnlichen,  das  nicht  ilcligion  =  Denken  mit  Andacht^ 
seyn  kann.    Vielleicht  meint  der  Verf.  das  reine  Kvangelium  spre- 
cIm  doch,  bei  Joh.  i4,23.  in  diesem  Sinn.    Und  aus  dem  Han^ 
»wischen  zwei  Worterklärungen  gewöhnlich  die  sonderbarste  nn^ 
nichtbegieifliche  zu  >val,lcn,  ist  allerdings  ein&t  in  einem  Lchr- 
Artlkel  de  Unione  Mystica  auch  das  wesentliche  Emgehen  det 
Sohns  und  Vaters  und  Geistes  in  das  Herz  von  mehr  Ahnenden 
ds  Denkenden,   viel  besprochen  worden.    Jesus  aber  sagt  dort 
nach  Joh.    Mein  Vater,  die  Gottheit,  liebt  jeden,  der  nnch  SO 
liebt,  dafs  er  meine  Lehre  Avillit;  beobachtet,  und  ffir  —  ™ 
nämlich  und  ein  solcher  thatig  liebender  —  werden  zu  i^im, 
nämlich  dem  Vater,  kommen  und  Wohnung  bei  ihm 
I)ie  bleibende  Wohnung,  ^covt^  ,  bei  Gott  ist  der  Zustand^«. 
Seeligkeit  s.        2.  /uovoci  irokXoLi  fv  m  oiyiiot  tu  HflcTpo^.  AJ8 
akbts  vom  persö.dichen  Eingehen  in  clnHenl  Das  heilst,  nicht» 
TOm  Mvsticism ,  im  reinen  Evangelium.  ^ 
Der.  Hauptsatz:  »Die  Lehre  von  der  Erlösung  des  sundi^ 
Ben  Meosdhen  durch  Gottes  ewigen,  menschgewordenen  SohnC 
ist  in  der  angeführten  Hauptstelle  des  Verfs.  so  ausgedmckt, 
dafs  man  aunhchst  nicht  Avissen  kann,  ob  wiiklich 
Temen  Evani^ellnms  -edaeht  sey ,    nach  welchem  ^'"d"*^* 
ab  der  zu  Versöhnende  dargestdlt,  sondern  von  Gott  selbst  dnfch. 
Jesus  die  Welt  mit   Gott  aiugesöhnt  wird  2  Kor.  5,  * ^- 
und  wo  vom  reuigen  Sohn,  der  selbst  entgegen  kommende  Va- 
^  ter  nicht  erst  el}>ene  oder  fremde  Genugthuung  oder  y*"?*^ 
an  einen  Büri-en  und  Genuothuer  fordert,  sondern,  wie  jeder- 
vernünftige  Vater,  durch  die  Gcxvifsheit  der  Sinnesänderung  TO« 
dem  thätig  reumülhigen  ausgesöhnt  oder  begütigt  ist  Luk.  l5,20. 
Aber  schon  S.  i68  zeigt,  leider  I  nicht  nur  das  —  im  gan?6en 
L(iuliui||  des  reinen  Evangeliums  nicht  voikommeude  Wort  Gc- 


Mystidsmus  u.  phil.  Moral  a  Treiiin.  Welleatrettcr.  3oi 

migthutuig  und  \usgleic1iung  dem  Evnngel.  Sinn  iiilttrg«Ie|^,  SOtt  • 
dem  auch  das  nirgends  in  der  Bibel  geklirte  und  an  sich  vxt* 
mögliche  bcliauptet,  wPe  wenn  das  proste  Leiden  eines  Andera 
den  Sütuler  selbst  uichl  blos  von  der  Strafe^. sondern  selbst  tifon  ' 
der  Schuld  ( ealpaj  reatus  J  reinigen,  könnte  und  sollte.  Nodi 
unglaublich  mysticistischer  aber  deutet  sieb  der  VevL  die  Wir* 
kungsart  des.I^eidens  und  Todes  Jesu  gegen  die  gStdiehe,  das 
Böse  allerdings  nicht  duldende  Gerechtigkeit  dnrdi  die  ange* 
bangte  y  ibm  eigene  Auslegung  seines  Dogioai  i&er  welebe  un* 
are  Leser  bald  tataunen  mögen. 

Augebangt  nämlich  ist  eine  kleine  Messiade:  ^Der  NeÜand,  ' 
m  Bädern  nach,  der  heäigen  Schri/t,€    Dem  Ree*  ist  Jesm  am 
meisten  Heiland  in  seinen  Lehren,  in  seiner  Absiclit  and  Be- 
harrlichkeit, nicht  dnrch  Ltst^  Gewalt ,  UebereHang,  nur  durcV 
überzeugtes  Vertrauen  (Pistb)  ein  Gottesreicb,  einen  auch  aus« 
•eillch  dem  Willen  Gottes  entsprechenden  Zustand  gesdlschaf^ 
lich^  Regierung  und  Ordnun^ftervorzubr  Ingen,  imd  in  der  Seelen-» 
atSrke,  eher  dem  Greuzestod  sieb  hingä>en  zu  lassen,  als  von  sei-* 
nem  Ueberzeugungsplan  zu  ureicben.    Der  Verf.  dagegen  hat 
hü  nnroer  nur  Wturaerbares  herausgehoben,  nm  seinen  Heiland 
%x  erheben.  UebematSrlicbe  Macht  ist  aber  doch  immer  nur  Macht«' 
Sie  ist  zum  Erstaunen.  Aber  allein  die  sittliche  Ortoe,  die  re-^ 
llgiöse  Einsicht  und  Wil^,  die  Reinheit  und  Geistigkeit  dei" 
l^erzeugung,  und  die  HenlichkcSt  der  Uebcrseogungstrene  ist^^ 
berzanuehend  und  erhebt  zur  Verehrung.   In  dem  Einen  Wort:.  . 
Gott  ist  'Geist  und  die  ihn  geistig  verehren,  haben  fiberall  die . 
wihre  Anbetung!  ist  mehr  des  Heilands,  ist  von  der  Fülle  den 
Heilbringenden  weit  mehr,  als  wenn  Jesus  Berge  ,in$  Meer  ge« 
stfirzt  hine,  und  darin  liegt  gerade  die  geistliche  Vortr^ichkeit 
der  Ghrisiusreligion ,  dafs,  nachdem  allzulange  überall  sonst  fast 
nlleiu  an  die  laicht  Gottes  oder '  der  GQttw  gedacht  und  dar- 
über gestaqnt,  gezittert,  geopfert,  ((eschmeichelt  und  Begiinsta* 
gung  der  Machtanbetenden  dienstbmren  Menschenseelen  gehoHt 
Morden  war,  nach  Jesu  Geist  undWort  nur  .die  Heiligkeit,  das  voll- 
iLommen  Gnte  der  Gottheit,  das  Geistigwollende  Gottes  nunmehr 
Xenschenvemunft  und  Willen  heilig  zu  werden  auffordert,  so 
wie  unser  Gott  und  Jesus  heilig  sejr.   Sehr  auffallend  und  cha» 
nktcffistisch  för  das  Ud>ergcwiait  zum  wundersamen,  da»  doch 
nicht  sowoU  der  Rdigion  ab  ihrer  Verbreitungsgeschichte  an« 
gehört,  war  e»  dem  Ree.  dafs  der  Verf.  ans  der  herrlichen  Er» 
lihhsng  von  Joh  4*  nur  daa  entere,,  daa  einleitende,  was  die 
Aufmerksamkeit  der  Samaritanerin  reizte  (Iiis  Vs.  kg)  in  sem« 
Yersificatten  S.  a5o  aikfiiahm,  gerade  dort  i^,  wo  das  Religi« 
aserhahene  anfangt,  aufhört.    Da£i  der  Gottverehrer  nicht  ad 
Jcrnsalemi  nicht  an  Gariai«  Uebcn  mUc^  daCs  (nicht  gleichgül-* 


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3oa  Mysäcismusu.phU.Moraln,Treuin.W©n€nlrclt*# 

tig  imdindiffcr«Btbtttcli,  vidmclir)  genau  darauf  i.u  acl»ten?scy,  wo 
W'nd  mehr  iuc|  ireiner  die  Heilskenntnlfs  offenbar  wer  Je,  (h{s 
a)>er  Gott,  der  Geist  der  Geister,  nicht  das  Körperliche,  (cc- 
l<eiiioniöse,  bedeutsame,  sjmboliscbe  etc.)  desto  mehr  die  geisti- 
ge-Kraft  des  Menschen  zu  seiner  Verehrung  auffoidere!  Diese, 
diese  Einsichten  und  EmpBndungen  wurden  den  Samavitanern  der 
Seilte  Grund,  nach  Vs.  4«  auszurufen:  Wir  Iiabep  gehört  und 
angesehen,  dafs  dieser  wahrhaftig  ist  derWcltheiland!  Ab^r  so 
ist  es  mit  der  Vorli^  für  das  SuuneMWiirdige.  Beim  W  un- 
dem bleibt  sie  stehen  und  hört  auf,  wo  gerade  die  Christnsre- 
ligion  sö  recht  anfange.  X>erVerf.  hört  in  diesem  sckt  Bilder 
MLkU.den  Worten:  »Stouncnd  erbebt  das  Weib.  »Ich  sehs, 
Dtt  Ssl  ein  Prophet,  Hew»  Weik!  Der  Weisheit  Wort  kün- 
de dem  sundigen' Volk«.  ■  ^  . 

War  denn  der  Vf.  nichtvonder  Ahnüng  durchdrungen,  dals 
nun  erst  »der  Weisheit  Woiic  das  wahrhaft  Heilbringende  be- 
ginne, wozu  das.Wunderl>are  h#  hinlcitet?  Und  stau.uM.d  am 
Eingang,  gieng  und  filhite. seine  Muse  nicht  in  den  Tempe  der 
Gotteaworte  selbst  hinein.  Ree. bemerkt  dies,  nicht  sowohl  um 
dieses  einsäen  FaUe»  willen,  sondern  weil  eben  dn^es  stau-^ 
uende  Stehenbleiben  in  den  Propjtiien  de*  gewöhnliche  1< all  ist; 
das,  was  aus  der  Vorliebe  «unlWunOern  und  mystischen  Staunen 
tutstelA  und  last  immer  entstehen  mufs.  -  Mag  um  des  VVunder- 
bareu  wiUen  der  Lehre  glauben,  wer  irgend  diesen  Oedanken- 
gang iter  sieb  ab  den  angemessensten  findet.  Nur  dafs  er  dann 
wirUick  zur  Hauptsache,  »ir  Ghfubcnseinsicht  und  Glaubens- 
Aätigkeit,  tur  Lehre  und  tum  Leben  der  Christusrehgion  wirk- 
lich fortschreite  und  wie  die  Samaritaner  dem  Wed)e  (Vs.  4^ 
42)  sage:  mekt  mehr  wegen  deiner  KnÄhhmg  sind  wir  g lau- 
em  wei 
Wdlret 

«ach  üeberxeugung.von  der  geisUgen  Heibgkeit  Gottes,  mcf't 
durch  eine  b«We»e,  locale,  körperliche  Gesohichte;  seeiiß 
Wftiletk.  könnoi,  offettbar^madit.  Wie  bedeutsam  sagt  auch ,  v  s 
4i  Johannes:*  f^egen  semet  Rede  wurden  viel  mehrere  glau- 
bend. Die  Lehre  und  Lehrart  waren  für  diese  üneingenomme- 
nen^  das  lebendÜg  üebcrxcugcndei«^  der  Grund  ihres  Glaubens. 
O !  wann  werden  dUese  Samaritaner  nicht  mehr  die  Chr^uaaer 
•pSter  Jahrhunderte  ^ertreffen?  ^  , 

Dafs  des  Hm.  W.  kleine  Mesaiade  das  Wunderbare,  wei- 
•hes  er  Toraieht,  mit  Umstanden  ausmahlt;  welche  im  lext 
nicht  gegeben  sind,  das  aber,  was  zum  Natürbchen  die  i>ac»ic 
hinneigte,  w^UUst,  ist,  wie  einst  in  Lavate»  Messiade,  dem 
Foncbendcn  nur  «tt  dar  %^^^pL  Vk^9 


« 


SljstidsmiiS  tt.pliiL  Moral luTreanuW^cnti^tt^^  3o3 

•  ■ 

et  fetkdant  des  Yerfs.  Ifa3)eii  loihe,  wie  er  aber  tn  der 
Wirklicbkdl  nicht  ist.  •  Auf  jener  Bergspitze,  erxibk  der  Text, 
jaben  die  scbhftrunkenen  JtingiT,  ab  sie  ftwischendureb  auß»! Ick- 
ten ^  Jesu  Gewand  Wie  glänzend.  Der  Verfe^iser  -vrdcber  sonst^ 
nicht  viel  poetisches  in  diesen  Episcben  f^gmenten  blicken 
hSaltf  setzt  hinzu: 

—  ~  &  baacbt 
Gottes 'allinficbtiger  Geist  Qua  an  nnd  verklärt  die  Gestalt 

■  iboiy   

Wandelt  in  Licht  das  Gewand,  blendend  und  welTs  wie 

der  Schnee. 

So  wircls  freilich  zum  Erstaunen.  Dem  Ree.  aber  ist  Gottes 
Geist  viel  /.u  erhaben  und  zu  geistig,  als  dafs  er  ihn,  wo  es 
der  Text  niclit  tliut,  einmischen  möchte,  um  auf  einem  Gewand 
die  Stralilcn  der  aufgehenden  Soime  wiederstrahlen  zu  machen. 

Jetzt  aber  des  Yerfs.  Auslegung  von  Erlösung.  Sclion  bei 
Jesu  Seelenkampf  im  Garten  Getliseruanc  macht  der  Verf.  einen 
ihm  eigene«  Zu^at/,,  welchen  llcc.  seinem  hohen  Ideal  von  Jesu 
Gesinnung,  wie  er  es  historisch  i|;cfuudcu  hat^  nicht  zusetzen 
möchte.    S.  2  63.  sagt: 

Fürbafs  gi"g  er  ein  wenig  und  kniet*  und  betete  brünstig: 
»Vater,  alles  ist  Dir  möglich.    Erlafs  mir  den  Tod, 
.    '    >  Ach,  zu  scheiden  von  Dir,  zu  verlassen  Dich,  zu  verläiignen, 
das  ist  der  bittere  Kelch!  das  ist  der  bittere  2 od. 
Alles  hier  ausgezeichnete,  wcifs  jeder  Schriftleser,  ist  Zu- 
.  salz.    Und  was  für  einer?    Erhalten  wir  aus  der  ganzen  übri- 
gen Lebensgeschichte  Jesu  das  ßiid  eines  Charakters,  welcher 
fürchten  konnte,   er  selbst  möchte  Gott  verlassen  und  verlaug- 
nen.    Noch  sonderbarer  wäre  es,  Gott  zu  bitten :  Erlasse  Du, 
o  Gott,  mir  den  (geistigen)  Tod,  dich  zu  verlassen  und  zu  ver- 
lätignen.    Wie  wenn  denkbarer  Weise  Gott  erst  gebeten  scjn  «b 
inülste,  solches  Geistestod  einem  nicht  zuzumuthen.    Soll  denn 
um  alles  gebetet  werden,  auch  um  das,  was  zu  beten  oder  zu 
denken,  unheilig  und  imvernünf^ig  wäre?- —  Der  Vf.  legt  sogar 
noch  weiter  Jesu  die  von  ihm  undenkbaren  Worte  in  den  Mund^ 
Schenk,  o  schenke  sie  mir|  die  mUttdiche  Stunde  des  Abfalis! 
Und  noch  einmal : 

.Sterben!  f^on  Dir  abjallen^  von  Dir,  o  unendliche  Liebe  1 
0|  wie  erdrückt  mich  das  Wort,  o  wie  zermtiUnt  mich 

die  That! 

Die  Möglichkeit,  von  Gott  abzufallen,  konnte  denn  der 
Verf.  diese  Jesu  zuschreiben?  Um  sich  mit  dem  Verf.  zurecht- 
znündcn ,  fragte  sich  Ree.  sollen  diese  den  Text  so  unerwartet 
,   umschreibende  Worte  auf  einen  Abfall  der  Jünger  von  Gott 

und  Jesus  max  deutea  fe/n?  Audi  diest  aher,  da  sie  flohen^ 

'  *  '1 

V 

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3o4  Mysticismus a.phiLMoraln.Treum. Wellcntretter; 

ßdm  nkkt  «I.  Mit  Jesus  gefangen  genommen  und  lungeiiclitet, 
•Csttcn  sie  dann  nicht  die  psksut  Sache  mit  in  den  unzeltigen  Tod 
gezogen?   te«  selbst  wollte,  da(s  sie  sich  xcrstreu^ii  soUteiK 

'  Emditfcli  S.a79*  wurde  Ree.  gewifs,  dafs  der  Vf.  sich  wirk- 
lich ywk  demSeclcnzustand  Jesu  in  seinem  Sterben  eme  der  son- 
derbarsten Mrinungcn  gebildet  hat;  wie  freilich  immer  sonderba- 
rere TO^  der.  Bibel  nicht  angegebene  Deutungen  der  Art  und 
Weile  wie  der  Gekreiuigte  alle  den  Sündern  gebührende  See- 
len- und  Körper- Schmerzen  in  den  natücüchijn  Schmerzen  des 
Kreuzestodes  «agleich  aosgdütcii  habca  mögc^  entstehen  müssen. 

Hr   W.  dichtet  sich;  .  j- 

'  Scheidende  StraUen  zxm  Kreuz,  mild  gUmzend«  «cadet  die 

Sonne, 

cleich  als  gab*  sie  so  gern,  was  vn  erhabenen  Zorn  (?) 
streng  der  MnUUht'ge  irersagt  dem  geiidyten,  td^trünntß^n 

Sohne , 

welcher  A  Sünden  der  W^lt,  gleich,  «aem  Scbati,  mh 

erkauft 

durch  das  Köstfichste,  was  da  nür  ist  ini  Himmel  und  Erde, 
durch  das  Leben  in  Gott  (?)  «pf<^"^i^*^»»/"      W ' 

Langsam  stirbtder  den  emgen  Tod,  vom  ^f'^^'^^'I^Xlt 
Uud  «>*  ^meni^ieher  Schmetz  wühlt  in  der  Göttheben 

Nicht  der  .Tod  dt»  gebrecUichen  Blenschea  ists,  wddien  der 
^  Schmerz  Ihm,  • 

Leben  ▼«miehtend,  bringt.  Gott  zu  perLusen^  das  ist 
das  in  d^  Tod,  dm  er  stirbt  mt  nnsSi^che»,  wsgrm 

.  Sdunerze, 

das  isl  der  Kelch,  den  er  trinkt.  Sündern  m  Liehe  .erläjst 
'     Gott  iBr,  Sobn  den  Voten  und  einsam  ohne  den  yater 
.  .       htogi  ir  am  schmahEchen  Kreui.  Engel,  sie  dürfen  nicht 

,    .   .  nah'"  etc.  , 

W«  dodi  «Ue«  wSr,  gebrwfcMdie  M«iscl«i,.  wisse,  »nd 
lur  Offenbwqng  4»       dlerdi»gs.  aur  4«.  so  wuls- 

-ttu,  ir««.  «.  ««  M>  geoffe-bw»  wäre,  i<««t  J«r,  «° 
ttadbw  «o  in  der  Qff«ib«ruiig  nirgends  ^  xTl 

•wäne»  mid  so,  ^iel  meto  wü^nd,  ab  0*«-*»»""??'*,,*' 
«M  wie  QMibeatMtäud  (frdfich  ofcpe.  Gnmd)  ,n»iBmend.chteo. 
Eben  dieses  Diclil«pi  ist  nur.  dw»  gut,  recht  zu  xeigeu,  wm 
«lies  wSrdicli  abd  bestuumt  fiber.  i»  Stoben  tou  in  de»  ur- 
cbritdicbeii  Sclirifi«  m. lesen  seyo  müfee,  v^enn  gerade  so  cn 
eine  Theorie  uud.  '  Auslegiing  über  dss  einfrdi  jeschehew  »»r 
.-,  Uidi  wd  nicht  UAb  ctdidi^t  su  neionen  «^.MUte. 

\tkr  ieM^Mß.)  * 


1^ s  20*      Heidelberger  1822« 

* 

Jahrbüchor  der  Literatur.- 


MyaidMHmi  tmd  PUhsoph.  Moni  nach  nmmand  H^dUrUreUerm 

{Beiebimiu} 

Was  in  Jesus  vorp^ienp^,  können  wir  unstreitig  nicht  wissen,  wenn 
CS  uns  nicht  von  Ihm  oder  aus  seinem  Munde  bestimmt  gcsag^t  ist» 
Wie  bestimmt  es  gesag^t  seyn  müfste,  dies  bemerkte  der  Verf. 
wohl.  Aber  in  der  Wirklichkeit  ist  kein  Wort  von  allem  dem, 
was  er  ausdrückt,  biblisch  gesagt.  Kann  also  etwas  deutlicher 
seyn,  als  dafs,  wer  es  so  sagt  ui)d  behauptet,  blos  auf  st  ine 
eigene  Hand  angiebt,  was  die  Bibel,  wenn  sie  uns  so  gut,  wie 
er  es  jetzt  zu  verstehen  meint,  zu  belehren  im  Sinn  gehabt 
bätte,  offenbar  selbst  ausgesprochen  haben  müfste.  Nimmt  man- 
demnach  nicht  durch  dergleichen  Ausdeutungen  d^  Stellung  an,- 
als  ob  wir  besser  wüisten,  was  die  Bibel  uns  hätte  sa^en  sollea 
und  doch  uicht  sagte,  auch  nicht  einmal  zu  errnthcn  aulgab. 
Und  dieses  unser  dichtendes  Besserwissen -Wollen,  was  und  wie 
Jesus  in  seiner  Seele  gelitten  haben  müsse,  wie  gut  ist  es  überdies, 
dafs  es* die  Bibel  nicht  so  gfsn-^t  hat.  Denn,  genauer  betrachtet, 
ist  es  so  voll  innerer  Widersprüche,  dafs  die  Bibel,  wenn  siQ 
so  die  Sache  gesagt  hatte,  sich  selbst  sehr  unglaublich  gemacht 
baben  würde.  Wäre  denn  der  l^aterj  von  dem  der  Sohn  schei-* 
dend  sich  gefühlt  haben  sollte,  der  Allmächtige,  die  Gottheit? 
Der  Sohn,  wie  der  Verf.  sagt,  ^»selbst  Gott«  wie  hätte  er  sich 
von  Gott  scheiden  können?  Und  weim  er  sich  allein  vom  f^a- 
ter  geschiedeil  hatte  ^  hätte  er  sich  danu  von  Gott  gt&chieden, 
da,  nach  des  Verls.  Theorie,  der  Vater,  als  solcher,  nicht  die 
Gottheit  selbst  wäre.  Oder  ist  denn  der  Vater  als  solcher  der 
Allmächtige?  von  dem  sich  der  Gott  Sohn,  der  docli  auch  dec 
Allmächtige  seyn  müfste,  scheidend  und  verlassen  fühlen  konnte, 
wie  »ein  Abtrünniger?«  Das  einzige,  was  wir  vön  Jesu  bi- 
blisch wissen,  ist,  dafs  er  rief :  Mein  Gott,  mein  Gott,  warum 
hast  Du  mich  verlassen.  War  deuu  iler,  welchen  Jesi^  als  seinen, 
Gott  anrief,  der  Vater  insbesondere?  Und  da  er  gerade  Gottanruft, 
wer  kann  dichten  :  Er  selbst  habe  doch  Gott  verlassen,  sich  von  Gott 
geschieden?  u. s. f.  Wer  in  solche  Dichterei  verliebt  und  einge- 
wöhnt ist,  wird  ohne  Zweifel  dem  Ree.  entgej^cn:    Dies  siüd 

Cekeimiiml  Aü^^k^  nur  seU»stgeiiiii«bi«  Girbeiuk* 


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3o6  MysticUiiitt8u.plul.MoraIn.Tr9iim.We^ 


iilsse,  welche  uns  die  Bibel  nirgends  aufgiebL  Erst  macht 
die  nichtbiblischc  Frage:    was  in  Jesu  Seele  vorgegangen  scyn 
.müsse?   alsdann   diclitct  mUn  die  Antwort,   nicht  ohne  innere 
Widerspriiche,  und  endlich  staunt  man  über  das  selbstj^emachte 
und  fordert,  dafs  es  für  ein  Bibelgeheimnifs  genommen  und  dc]^ 
inncra  Widersprüche  niclit  gedacht  werde.    Nicht  genug,  dafs 
Jesus  um  Abtrünniger  willen  litt.   Er  soll,  selbst  ein  Abtrünniger 
«rewordeii,  sich  als  solcden  gefühlt  liaben.    Nicht  genug,  dafs 
Gott  ilm  wie  einen  Er/.sündcr,  wie  einen  Majcstatsverbrecher  nnd 
GottesUisterer,  Ton  Ilohrnpricstem,  Scliriftgclchrten  und  Römern 
mishandelt  werden  liefs,  Ilm,  den  Ilöclistrechtschaftciien ,  damit 
nach   diesem   seinem   IVliIrtyrertod  und  durch  denselben  desto 
mehrere  zur  gottergebenen    Rechtschaffenheit  geführt  würden. 
Er  selbst  soll  in  seinem  Geiste  sich  wie  einen  Misscthäter,  wie 
einen,  der  die  Gottheit  verlassen,  gefühlt  haben.    Und  wozu? 
Wenn  der  Unschuldige  Gewissensmarter  gefühlt  hat,  dann  soll 
der  Allwissende  gegen  die  Schuldigen  versöhnt  seyn.  Wenn  so 
etwas   nicht  selbsterfundener  Mjsticismus  ist,  so  glaubet  dann 
immerhin  das  Grundloseste  nur  um  so  festeii  da»  Widerspre- 
chendste nur  um  so  gebundener!  ^  . 

Ueber  djj^,  was  die  poetische  Form  hetrifft ,  wollen  wir 
nur  weniges  bemerken.  Das  meiste  ist  gefällig  und  wohlklin- 
gend, doch  nur  versilicierte  Erzählung.  Um  so  gewisser  wären 
unharmonische  Zusätze  nicht  hinzu  zu  dichten  gewesen.  Der  Vf. 
hat  auch  sich  erlaubt,  Reihen  von  Versen  ineinander  fortlaufen  zu 
lassen ,  ungeachtet  die  Verbindung  eines  Hexameters  und  Penta- 
meters vornehmlich  deswegen  gefällig  wird,  weil  mit  ihr  aCT 
Sinn  geschlossen  und  abgerundet  scyu  soll.  Harten  in  der  Scan* 
sion  und  gegen  den  Wohlklang  sollten  in  einer  so  freien  Vers- 
nirt  nicht  vorkommen,  wie  S.  254« 

Gläubig  beugt  sie  sich  Ihm:  Ja,  du  bist  Christ^  GSttes  Soli|i« 
oder  S.  240. 

und  die  Maria  mit  ihm.  Heiliges  dem  Irrd'schen  gemischt.. 
Dagegen  jind  manchmal  sehr  anaieheDde  Reflexionen  dem 
Ree,  aussent  willkommen  gewesen*.  S.  a4o-  »om  Rttf  an  die 
Fischenden,  um  Menschenfischer  zu  wcirden: 

Wie  der  Magnet  das  Eisen  ergreift,  das  ergfiflbie  lßll«< 
Stark  mit  der  eigenen  Kraft;  also  die  Seinen  der  Herr« 
oder  S.  a4a,  bei  der  Weinergänzung  zu  Kana:  , 

Mecke  das  Zeichen,  o  Freund!  Nicht  Trübsinn  heischet  der 

Heiland. 

FrÖUidiett  hilft  er  so  gern,  als  Et  den  Traurigen  hilft. 
f        Bodi  dem  #laidieii  allein  gewährt  Er,  was  er  erbitte. 
Fest iiu  Kanal  Bu  labst  heute  die  Durstigen  noch. 


Ill^sCieisniiis  a.phiL  Moral  q.  Traim.  Wellentretter.  307 

Wir  wollen  noch   die  Erzälilunp^  vom  Thomas  hersetzen, 

•wciclier  uacli  Joh.  20,  a6  29.  selbst  sehen  und  dann  U'eu 

glauj^eu  wollte.    Der  Verf.  denkt  es  sich  dagegen  so: 

Christus,  zu  Thomas  gewondt :  Reiche  die  Finger  und  sieh* 
hier  das  Mahl  in  der  Hand,  und  reiche  die  Hand  mir  und  Ic<r« 
fest  iu  die  Seite  sie  mir.  Glaube  nun.  Zweifle  nicht  mehr, 
ein  Herr  und  mein  Gott!«  spricht  Thomas  freudebegeistert« 
Ihiii  der  Herr  :^  Da  glaubst,  weil  du  micl^  sielisly  doch  es 

sind 

^  sdig  die,  so  da  glauben,  oh  mich  ihr  Auge  nicht  schauet. 
Dieses  gesefarieben  ist  £iicb|  dafii  Ihr  erstainket  and  gkiubt« 

Ree.  findet  im  Text  kein  doch  und  kein  ob  auch,  liber- 
haupt  keiuru  Vorwurf.  Jesus  sagt  nicht:  Du  hättest  nicht  Zweifel tt 
sollen.  Denn :  »Zweifeln  ist  der  erste  Grad  der  Verrücktheit.« 
Dadurch  gerade,  dafs  Thomas  ccvi^og,  nicht  iibcrzeuf^t,  und  ohne 
Leberzeugung  nicht  glaubend  war,  sondern  selbst  sehen  wollte, 
näherte  er  nicht  nur  sich  selbst  der  Wahrheit,  sondern  veran- 
lafste  auch,  dafs  mau  nicht,  als  nicht  mehr  zu  sehen  und  zu  prü- 
len  war,  sagen  konnte:  Ihr  hattet  fühlen f  prüfen  sollen.  Wie 
schlimm  für  uns,  die  wir  nicht  mehr  sehen  können,  dais  wir 
nun  auch  nicht,  auf  euch  vertrauend,  glauben  können,  weil  ihr 
selbst  nicht  genug  prüftet!  Jesus  selbst  will,  da  s  Thomas  nicht 
bios  sehe,  sondern  mit  Hand  und  Fingern  zugleich  seine  v\ahre 
Körperlichkeit  und  /.War  die  Identität  des  verwundeten  Körpers 
prüfe.  Jesus  wulste,  was  Thomas  für  nöthig  hielt,  um  sich  und 
andern  z,usichern  zu  können:  Es  war  wieder  der  fühlbare,  be- 
tastbare, nämliche  Leib  unsers  Herrn  und  Meisters.  Jesus  wuiste  ' 
dies  und  erfüllt  die  vorsichtige  Krforschuu^s  -  Neigung,  so,  wie 
jeder  kluge%Wahrheilfreund  es  loben  und  da/.u  beitragen  ^^  ird, 
dafs  man  eine  wichtige,  folgenreiche  trlalirung  ganz  und  mit 
voHer  sinnlicher  Gewiishcit  mache.  So  gewifs  kein  Naturfor- 
scher bei  einem  ausserordentlichen  Experiment  verlangen  wird: 
Sehet  blüs  und  glaubet,  was  ich  euch  ahnen  lasse;  so  gewifs 
vielmehr  der  gute  Lehrer  näher  zu  treten  und  sich  des  unge- 
vröhniichen  Phänomens  mit  allen  Sinnen  zu  vergc  '  issern  forde  rn 
wird,  eben  so  der  bestgesinnte  Lehrer  seiner  Scndiuigsjünger, 
weiche  andern,  die  nicht  scheu  konnten,  jetzt  und  späterhin 
sollten  zusichern  können,  wie  Er  selbst  sie  nichts,  was  zur  Ue- 
berzeugung  diente,  versäumen  liefs.  üebrigens  hatte  Thomas, 
da  er  Jesus  nicht  nur  sah,  sondern  auch  hörte  und  zur  iieta-  • 
stuug  ihn  selbst  auüordern  hörte,  nach  \  s.  28.  nicht  nöthig, 
virklicli  /.u/.uiuhlen.  Ls  war  genu^,  duls  er  es  hülfe  thuu  kun- 

und  JesuS|  vor  ihm  sttehcnd^  c^  erlaubt  hatte. 

2Q* 


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3ü8  Rudbart  üb.  hisütrYerw.  durch  adm.  Bdiordau 


Jesus  kommt  bei  verscblosseTicn  Tbiircn,  und  stellte  «c  , 
Med  Euchk  —  Dem  Tiioraas  sodann:  »Bringe  d^  Fin- 
ger liiehcr, 

Auch  meine  Hände  sich,  und  halte  die  Hand  an  die  Seite 
Mir.    Nicht  unüberzeugt,  glaul^enstreu  Aerde  ▼ieklelir.C 

Vnd  ant   ortend  sagte  zu  Jesus  der  (glaubende)  Thomas;* 
T>0  Mein  Herr  und  Mein  Gott  I« — -  Jesus  da-e^cn  zu  Ihm: 

Weil  Du  gesehen  mich  hast,  bist  Du  nun  glaubend  geworden. 
Wohl  d^n  nicht  sehenden,  die  glaubende  wurden  zugleich. 

Die,  welche  nicht  selbst  seht-u  konnten,  waren  »iberz«ugt 
und  glaubend  geworden  durch  den  Moment,  wo  ThüiJias  Alles, 
was  xur  Uebcriengung  anderer,  Nich!anv^  csendcn,  uötUi^  seya 
konnte,  veranlafst  und  tn  seiner  glaubensvollcn  Ueberzeugung 
erprobt  hatte.  Es  war  nun  wie  eine  gescheue  Sache,  Aach  bie 
konnten  keinen  Zweifel  übrig  haben,  nachdem  der  xNichtuberzeugte 
durch  die  eigendicben  Mittel  der  Erfahrung  iiberzeugungslreu 
geworden  war.'  —  Den  Ausruf  des  Thomas:  O  mcm  Herr 
und  mein  t^ott!  kennt  der  Hebräer  als  Ausruf  <lrs  ubtr/eugt- 
eewordenen  Erstaunens  auch  aus  dem  Ruch  der  i achter  6,  22. 
»Gideon  sah,  dals  jelier  ein  Engel  Jehovahs  sey,  und  bideon 
sprach:  Ali!  Ah!  O  Mein  Herr  und  Gott,  Denn  sichcilich 
habe  ich  einen  £ngel  Jdio?ahs  gesehen,  Gesicht  gegen  Gesicht 

gekehrt  In  den  Worten  Wh^^  'Ii»  «t^l,  ^ 

AnsspHieliilricheii  Ton  O'Wb»  Adonai  Elobi«  ist  was  Jdanai 
mohai  war/      -  '        '   "  //•  ^^^^ 


Ueher  Ferwdmg  der  Justiz  durch  die  administratwen  Bß^ 
hörden.  Eine  juridisehe  Shizxe,  ab  em  Beitrag  zur  Re^'ision 
der  Ges€tzgAung  in  ßmen^  seinem  Uehen  Fatedande  dar- 
gebracht %n  lOMMZ  RUDMAMT,  der  Rechte  Doctor  md 
ordentlichem  Prrfessor  ün  dn  Universität  zu  PFurzburg. 

•  WOrshurg,  gedruckt  ha  Franz  Ernst  NitriiHU^  Vmersi- 
täts  >^  Buchdrucker,  48 4  . 

Dafs  das  Gesetz  Über  dem  Richter,  nickt  der  Bicbter  iiber  ie« 
Gesetze  stdie,  dals  es  nicht  mit  der  Geteehtigkett  besiehe,  wenn 
Gesetze  för  etnzdiHi  Falle  gemadit  und  nach  solchen  enischiedea 
werde,  dafs  dies  Tiel^lehr^Eur  bdchsten  Wilikfihr  fiibn^  ^ 
sicherste  Kennzeichen  der  Despotie  erscheine;  dies  alles  sina 
Satze  di^  memand,  als  ricbtiic,  und  als  solche  «l^ewiii  «bck* 


Audbarl  Qb.  Jastiz-Vcrw.  durcli  adm.  Behörden.  309 

kannty  in  Abvede  stellco  wird  und  dock  hat  einer  unserer  er- 
stell und  vorziiglichsCen  Rechtslehrer,  Gönner  in  seinem  Entwürfe 
zu  einem  Gesetzbache  über  das  Verfahren  in  bürj^^erlichen  Rechts- 
Streitigkeiten,  die  Justixyerwaltung  durch  adraiiiistrative  Beliör» 
den,  die  am  Ende  deeh  mit  jenen  Grundsätzen  im  geraden  Wi- 
derspruche steht,  für  gewisse  Falle  verthcidigt.  Dies  ihim  war 
die  Veranlassung  zu  der  vorliegenden  Schrift  und  uns  liegt  es 
ob,  zu  zeigen,  wie  der  Verf.  die  Aufgabe  derselbcji  gelöst 
habe/  DFe  Feststellung  des  Rechts,  worauf  es  bei  Erörterung 
des  vorliegenden  Gegenstandes  ja  ganz  eigentlich  junkömmt,  weil 
eben  diefe  gerade  Vorwurf  und  Zweck  jedes  lUclitsverfahiens 
ist,  lafst  den  Verf.  von  den  neuerdings  in  Anrege  gebrachten 
Idccu  und  Plänen  zu  einem  allgemeinen  Geseti^buche  ausgehen, 
'Und  wir  sind  mit  ihm  völlig  einverstanden  darin,  dafs  dieses 
"wenigstens  vorläufig  nicl»t  möglich  sey,  so  wie  darin,  dals  die 
R<"visiou  des  bürgerlichen  Privatrechts,  uiit<'i  ^\vn  bevorstehen- 
•  den  legislativen  Arbeiten,  gerade  die  letzte  se\ij  sollte.  Tüchtig 
V  ili  er  vielmehr  alles  Recht  durch  die  VerlasÄunir&*reset/.e  ])e- 
ffründet  wissen  und  setit  also  darin  unser  erstes  Bedurfnifs. 
Diesem  zunächst  setzt  er  eine  Procefsordnuiig,  und  wir  möch- 
ten hinzusetzen,  eine  allgemeine  Deutsche  Proer  fsordnung,  denn 
ein  gleiches  Verfahren  in  ganz  JJciitschland  durch  die  Möglichr 
Iceil  der  Appellation  an  ein  höchstes  Gericht,  als  die  letzte  In- 
stanz, würde  eine  herrliche  Vereinigung  aller  Deutschen  jx  wir- 
•  •  ken  und  wenn  auch  vielleicht  erst  spat,  ein  allgemeines  Deut- 
sches bürgerliches  Gesetzbuch  möglich  niaclu  ii.  Nur  auf  diese 
Weise  konnte  Savigny's,  gewiis  sehr  richtige,  Forderung,  dafs 
sich  ein  solches  allgemeines  Recht  erst  selber  ausbilden  müsse, 
befriedigt  werden.  Die  Bedingungen  einer  Proceisordnung,  dafs 
dadurch  das  Recht  gegen  eine  jede  Stöhrung,  insbesondere  aber 
gegen  fremdartige  Impulsioneu  geschlitzt  werden  müsse,  führen 
den  Verfasser  ciidluJi  auf"  die  Justizpflege  durch  administrative 
Behörden,  jedoch  erwähnt  er  zuvor  noch  ei^er  andern,  der  Be- 
förderung schneller  Justizpflege.  Da  eine  weitere  Ausführung 
der  hiezu  vorgeschlagenen  Mittel  melit  eigentlich  Vorwurf  der 
vorliegenden  ücKiift  ist,  so  jnag  es  dahin  gestellt  sejn,  ob  diese 
IVlittel  wirklich  als  solche  ausführbar  sind,  z.  B.  die  Feststellung 
blos  peremtorischer  Termine,  welches  uns  nicht  ganz  klar  ein- 
leuchtet, wir  beschränken  uns  vielmehr  darauf  zu  bemerken, 
dafs  die  vorgeschlagenen  Mittel  zu  diesem  Zwecke  doch  nicht 
ausreichend  seyn  möchten.  So  möchten  wir  als  solche  «och 
das  mündliche  Verfahren  in  der  Unterinslanz,  Abkürzung  des 
Verfahrens  über  Dilatorien,  und  sorgfaltige  und  strenge  Auf- 
sicht auf  eine  genaue  Litiscontfstatiou  vorschlagen,  welches 
letztere  insbesoudero  dem  ueucrlidi  in  Dcutscldnnd  liiu  und  WiC- 


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« 

der  aufgekoipme»««  IiMtmtioas-'  «iid  Iilfor»«tioii«v«»fiair«l  irW- 

Iciclit  vor*uziehn  wSre.  .  . 

Doch  wenden  wir  not  mit  dem  Verf.  jetit  ;iu  den  clgent- 
lieben  Gegensrande  «der  SehnSu  In  $phy  5      9^  sucht  te- 
selbe  die  Göonemche  Eintheilaag  der  HechtSMchciif  in  privjy» 
rechtliche  Sachen  m  sensu  strkto  und  folcbe  die  lugladi  die 
jStaatsverwaltimg  berolireii  und  in  Sachen  des  dflenlHchen  Rechts, 
ftls  welche  letztere  beide  der  Entscheidung  uilminisUratirer  Be- 
hörden vor  behalten  werden  sollen,  als  uprichüg  und'  «nlogiMh 
tlarsustellen.    Dies  scheint  uns  idlerdings  genügend  dwgcthan  »tt 
seyn,  jedoch  aber  nur  unter  der  Voraussetzung,  dafsider  Gflop 
iH  rsclie  Entwurf  für  einen  eonstitutionellen.  Stoat  liesiimmt  war. 
Ohne  diese  Bedingung,  und  in  der  Voraittsetsung^  dafe  viel- 
mehr fiir  eine  absolut  despotische  Jijegierungsform  ein  solcher 
Entwurf  aufgestellt  werden  sollte,  wir  diese  Einthciinng  sogar 
höchst  conscejuent.    Die  Verwaltung  der  Jostii  dnrdi  adnnm-» 
strativc  Behörden  hat  nach  der  erwähnten  EintboUung  der  Rechts- 
sachen niöj'l icherweise  keinen  andern  ^weck,  als.  den,  ^  * 
d<  a  :Sachca  des  öffentlichen  Rechts  und  den  jwtTatreAlIicben 
Sachen,  welche  die  Staatsverwaltung  bcrubten,  nicht  das.  Ge- 
setz, sondern  andere  ausser  demselben  liegende  Ent«5beidunj8- 
gründe,  das  Krkenntnifs  motivircn  sollen.   Ein  solches  ¥Ollt Ge- 
setze abweichendes,  demselben  widersprecliendes  ErkenntwIS  M* 
also   ein  neues  Qcscu.    Dieses  aber   darf  JA  conslittttioneUcn 
Staaten ,  wo  gesetzgebende  und  ausübende  Growait ,  streng 
sondert  sind,  nicht  von  dem  Monarchen,  odör -  Naa»««* 
\üu  seinen  Behörden,  ausgehen  und  ist  also  iu  constitulioneuen. 
Staaten   nach    deren    nothweudigem  Begriffe,  ttnmöjjlich»  .  G«» 
anders  verhält  sich  dies  in  einer  absoluten  Monafcb»)  Dcspotte, 
Hier  ist  der  Monareh  nicht  au  irgend  ein  Gosels  viel 
an  sem  eigenes  gebunden.    Er,  und  Namens  seiner  die  Wwr" 
den,  können  also  für  jeden  einzelnen  FaU  ein  neu«  '^fsct» 
feststellen.    Es  ist.  keine  Noth wendigkeil  yorbanden, 
gegebenen  Falle  so  und  nicht  ander»  «u  erkennen.^  Selbst  u»e 
rrivatrechte  sind  hievon  nicht  ausgeschlossen  veäA  .4i«  ^^J*^^'" 
doog  darüber  unterliegt  nur  deshalb  einer  gewissen  «nd'  o«* 
Stimmten  Hegel,  weil  der  Monarch  nicbl  selber  erkennljjondc« 
durch  Beamte  erkennen  läfst  und  diese  an  gewiiae  dttP* 
GeseOe  )»estimmten  Regeln  bindet,  weldies  Äe  unmittelbar  wii 
Monarelieii  ausgehende  Abänderung  des  bestehenden  GesslMS 
aber  ko^peawi^a  ausschliefst.   Im  Daniseken  KÄnigsgeset*,  wel- 
ches ein  in  der  Thal  bacHst  merkwürdiges  Beisoiel  einer 
um  Verthsranrngeset«  sanctiomrten .  unWl«««»«»  M«««*»« 
anfotelU.  ist  dies  Rechtsrerlialtnif»  auch  sehr  eonaeHueni  ut^ 
»war  Miebergestalt  an^eflrtlckti  daüs  dio  IMimnm«  9^  ^ 


Rudhärt  ub.  Jiistiz-*Verir,  dareh  Adm,  Behördeo.  3ii 

■       ■   %  ■ 

UTg»  über  die  Abänderung  eines  Gesetzes,  nach  S^ner  Bestini'«  '  • 
muDg,  sich  sogar  rückwirkend  äussern  könne. 

Wenden  wir  uns  ;iber  jetzt  mit  dem  Verfasser  zur  Wider- 
legung der  politisclien  Gründe  für  die  Justizverwaltung  durch 
administrative  Behörden  in  ^phis  ^o—-  46^  so  finden  wir  gleich 
in  dem  ersten  bestrittenen  Grunde  die  Erklärung,  wie  Herrn 
Gdnners  Ansichten  im  Coiiflict  mit  den  eben  ci^wähnten,  wohl 
kaum  bestrittenen,  Sätzen  nichts  desto  weniger  bestehen  zu  kön- 
nen scheinen  dürltcnj  indem  derselbe  die  administrativen  Behör- 
den für  die  Justizverwallung  mit  einem  richterlichen  Charakter 
bekleidet  wissen  will.  Giebt  nun  derselbe  dadurch  klar  zu  er- 
kennen, dafs  die  Justizvcrwaltenden  administi^ativen  Behörden, 
keineswegs  als  Gesetzgeber  für  einzelne  vorkommende  Fälle  t'cr- 
fdgen,  Gabinetsjustiz  üben,  sondern  nach  bestehenden  «Gesetzen 
entscheiden  sollen  j  so  möchte  man  wohl  gar  geneigt  sevn ,  mit 
den  Verf.  zu  hadern ,  dafs  er  dem  Gönnerschen  Entwurf  jenen 
Zweck  als  leitende  Idee  unterlegte  und  sich  nicht  vielmehr  dar- 
auf beschränkte,  die  politischen  Gründe  für  die  Justizverwaltung 
durch  administrative  Behörden  zu  widerlegen.  Setzen  wir  da- 
her immer  voraus,  dafs  die  Gönucrsche  Eintheilung  nicht  in  ihrer 

logischen  Notliwentlif^keit,  sondern  in  ilirer  Nützlichkeit  begründet 

•     ■•11  I 
werde,  nam  quisquis  pvaesumitur  bonus  donec  probetitr  contrarium.  , 

Unter'dieser  Voraussetzung  nun  müssen  wir,  die  wir  die  Ansichten 
des  Vfs.  über  die  politischen  Gründe  für  die  Justizverwaltung  durch 
administrative  Behörden  theilen,  es  um  so  mehr  bedauern,  dafs  der- 
selbe sich  nicht  auf  deren  Widerlegung  beschränkte,  weil  alsdann 
diese  Widerlegung  wahrscheinlich  noch  durch  grössere  Ausführlich- 
keit an  Interesse  gewonnen  hätte  und  wo  möglich  einleuchtender  ge-^ 
worden  wäre.  Diese  uncigentlich  sogenannte  Widerlegung  be- 
fafst  Jedoch  zugleich ,  ausser  der  eigentlichen  Widerlegung  der 
politischen  Gründe  für,  auch  die  politischen  Gründe  wider  die 
Justizverwaltung  durch  administrative  Behörden,  wie  nachfolgend 
bezeichneter  Inhalt  dieser  7  Gegengtünde  ergiebt.  1)  Mangelhafte  > 
Fähigkeit  der  administrativen  Behörden,  das  Recht  zu  handhaben.  2) 
Störung  und  Abhaltung  dieser  Bchördfrn  von  ihrem  eigentlichen  und 
nächsten  Berufe.  3)  Gefahr  dfs  Einflusses,  dcnCubinets-  undRegic- 
rungsbefehle  auf  die  Entscheidung  dieser  Behörden  haben  dürf- 
ten. 4)  I'artheilichkeit  derselben,  iiidcm  sie  häufig  Parfliei  und 
Richter  zugleich  sind.  5)  Verwirrung  und  Ungewifsheit  liber 
das  Wesen  und  den  Begriff  und  also  auch  die  Gränzen  eigent- 
licher Justiz  -  und  administrativ  -  contentiöser  Sachen,  6)  Un-  •  ^ 
Erheblichkeit  der  genauem  Sachkenntnifs  der  streitigen  Gegen- 
stände, weil  jede  gerichtliche  Behörde,  nach  eingezogenem  Gut- 
achten von  Sachverständigen,  das  dadurch  festgestellte  faettun 
dem  iiecbie  zu  subsumjrcD  wi^spi  werde*  ^)  Die  Gefahr  dsi^ 


V 


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3i9    Bipt  Pf^cis  elemenjtaire  de  Fhysique. 

^        .      ^  '  /■ 

ElnselffeiMS  mä  VwMtMm»  der  ReglierungsbdbdBdeii  mcl  der 
>da«1urcli  drceugtcn  Redittiiiisidierlieit  Wir  iiii$clitea  noch  htu- 
iufögen,  die.  Gefthry  die  eben  dartus  der  gemeinen  Freiheit 
erwaclu^n  durfte,  wenn  andere  als  gesetzliche  Motive  die  rieh« 
terliche  Entscheiduug  in  irgend ,  einem  Falle  besttmoien  därften» 
^enn ,  abgesehen  von  der  Staatsverfossnng  eines  Landes,  würde 
man  dööh  'nimmermehr  bestreiten  Jkdnneni  dals  irgend  ein  söW 
ches  sich  ones  hohen  Grades  bSrgerlicher'  Freiheit  zu  erfreuen 
habe,  wenn  seine  Unterthanen»  sejlMt  gegoi  Regi^ngsbehSrden» 
unbedingt  *nnd  »eher  ihre  Rechte  vor  Gericht  geltend  cu  ma- 
chen vermfichten.  Einen  durchaus  hieher  gehörigen  Gfegen- 
stand  hat  endlich  der  Verf.  ganz  unberührt  gdbissen,  die  häufige 
Verbindung  des  richtertichen  mit  einem  adm^istrativen  Amte^ 
xumal  ]}ei  deir  untern  Behörden. . .  Eine  solche  Verbindung  der 

fedachten  beiden  Aemter  erzeug  fast  unbedb^t,  alle  die  übdn 
olgen,  die  der  Verf«  der  Justitzverwaitung  tlurch  administn*^ 
tive  Behörden  zuscfareä>t,  obgleich  doch/  der  Form' nach,  in 
solchem  Falle,  nicht  sowohl  41*^  administrative,  sonäem  vielmcAir 
die,  zufällig  mit  ihr  verbanden e,  richterliche  Behörde  entscheid 
det.  Dies  vifird  geuugen  .mn  die  vorliegende,  kleine  Schrift  als 
einen  höchst  interessanten  Beitrag  zur  Rechtsphilosophie,  in  Bop 
Ziehung  auf  den  behahdelten  Gegenstand ,  zu  bezeichnen  unA 
wir  wünschen  nichts  mehr,  th  dnits  es  dem  Verf.  gefallen  niö- 
ge ,  sich  über  diesen  iiät  aUgeiiieio  sehr  beherzigungswertheft 
Gegeasund  einüud  noch  aupföhrUche^  amosprechen;  • 


Prids  dimadmte  de  Phpique  expirmentale ,  par  J.  B.  Biot 
eet»  Quvrage  desHne  a  l^enseigntment  public Seconde  edi^ 
,  twn.   Paris  i8M4.  Tom.  /.  xir  und  68ß  S.  mit  y  Kujpju 
Tom.  IL        S.  mit  44  Ki^/t*  S. 

.  • '        •  '  - 

Die  erste,  1817  herausgehommctfe  Ausgabe  des  vorliegenden 
tr emichen  Lehrbuches  ist  in  dieser  Zmtschrift  Jahrgang  1819  S. 
745  beurtheilt,  und  die  vorzügliche  Brauchbarkeit  desselben  wird 
schon  durch  die  so  liald  folgende  neue  Auflage  beurkundet.  Ob 
gleich  nur  vier  Jahre  zwischen  dem  Erschemen  derselben  lief 
gen ,  so  fieweisei  es  doch  auf  der  einen  Seite  eben  so  sehr  re^ 
^en  leifo  des  Verf.,  ab  auf  der  andern  da»  schndle  Fortschrei- 
ten der  Naturwissenschaften,  dais  die  gegenwärtige,  bei  gleichem 
Drucke  und  Formate,  a4o  S.  Text  ui|d  4  Kupfertafdfn  mehr 
erhalten  hat.  Bei  der  Anzeige  dieser  zweiten  Auflage,  kann  da- 
her, wie  ^  Yoii  selbst  vergeht,  zunächst  blos  auf  die  Erwei** 


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Biot  Pr^cis  äementaire  de  Pbysique;  ai3 

tttfingen  und  Abünderungeu  derselben  Rückslclit  genomnen  wer- 
den. So  ansnebmend  wichtig  indefi  die  B«reioberungen  sind, 
welcb«  man  hier  zugesetzt  findet,  so  berechtigea  sie  dennoch 
mch  unserem  Urtbeile  hofTentlich  noch  keineswegs  zu  der  £i^ 
yr^tiaagf  welche  am  Ende  der  Vorrede  ausgesprochen  ist ,  >venA 
CS  beiÜBt:  la  progr€$sian  irapide^  mm  '/oftie/Ze  la-  pkjrsique  u 
cömplete  tqiis  Us  jourSj  peut  faire  regatdtr  l^i^paqtm  de  S0  itahi*. 
iitä  entiere  comme  pm  itoignee  de  nous. 

Ausser  mehreren  Kleinif^eifien  ist  dieseimal  auch  die  Lehre 
Ton  der  Sohwungbewegung  erweitert  dargestellt,  und  durch  die 
Zeichnung  einer  Centralmascbine  erläutert.  Vermissen  wird  man 
dl^gegen^  dafs  S.  393  die  von  Dülong  und  Petit  aufgefundenen 
RcNBikltate  d^  Ausdehnuiig  fester  Körper  blos  im  AUgemeincn 
erwähnt,  aber  uichl  naher  angegeben  sind ;  auch  ist  es  allerdings 
eine  Folge  des  allgemeinen  Mangels  (iranzdsischer  Werke»  daft  * 
sie  ausser  der  ihrigen  höchstens  •  nur  auf  die  ei^üsche  Lite^ 
ratur  Aücksicbt  nehmen,  denn  sonst  hätten  hier  8.  «69,-  wenn 
nucb  nicht  die  gehaltvolle  Prüfung  der  DaIton*schen  Angaben 
Über  die  Ebsticitat  der  kämpfe  von  J.  T  Majer,  doch  auf  ak 
len  Fall  die  neuesten  Vmuche  im  poljtechDisdien  Institute  xa 
Wien  ('S.  Jabrbudier  desselb.  I.  i44J  erwähnt  werden  soUenv 
Eine  nicht  unbedeutende  Erweiterung  dagegen  hat  die  Lehre 
vom  Schdlc  erhalte»,  indem  die  BeoMchtnngen  der  HH.  Blane 

^  und  vorzuglich  Saysard  über  die  Mittheilong  der  Sdiwingungen 
rigider  Körperbau  .andere,  auf  «veldien  sie  befestigt  sind,  biet 

.  deutbcli  angegeben  werden*  Die  Sache  selbst  ist'  höchst  interes» 
sant,  und  zeigt  sic}^  namentlich  dann,  wenn  man  Glasstibe  auf 
dünne  Scheiben  kuttet,  und^leztere  in  tnmtvei^te  Sdiwingungen 
Tersetst,  dadurch,  dafs  man  die  ersteren  mit  einem  nassen  Stucke 

*   Zeug  oder  mit  den  Fingern  reibt.   Ausfährlicheri  als  liier  ge«  * 
nobehen  konnte,  ist  dieser  6c;genstand  übri^ns  in  der  Abliand-' 
lung  dea  H.  Savard  dargestellt,  welche  die  deutschen  Physiker 
bereits  aus  den  Annalen  der  Phjsik  von  H.  Gilbert  kennen, 
wid  ingleich  wissen,  daOi  die  Entdeckung  keineswegs  von  H. 
Blanc,  welchem  sie  hier  zugesohriebcB  wird,  zuerst  gemacht 
wurde,,  sondern  vi^  früher  schon  von  H^^  CMedui,  denn  zum 
.Theil.  beruhet  bierai^  die  Constructibii  seines  Clavicylinders  und 
EuphoW,  welche  er  numneliro  erst  dem  Publicum  Tollstandig 
bekannt  gemacht  bat.   Sehr  nMrkwtifdig  ist  aUerdiugs  auch  die  ' 
Beobachtung  des  H«  Savard,  dafii  bei  schmalen  und  liinlünglich 
diicken,  langen  Glasstreifen, -wenn  sie  in  der  Mitte  gehalten  und 
^nn  einem  Ende  angeschli^i^  weiden  ^  die  auf>  der  eiueup  Seite 
befindlichen  Schwing ungsknoten,  xwiscben  die  auf  der  andern 
Seite  liegenden  fsdlen^  ob  dieses  aber  aus  der  Annehme  einef 
iprossen  Menge  verschiedener,  den  Ohre  unh(^lMirer  Schwiu« 


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3i4    Vkot  Vticis  ^Sl^meiitaire  de  Pbyslquc; 


giin"'CO  «IsliHich  wy»  wie  der  Verf.  mdttt,  dnrfte  sicli  scliwcr 
ait^beiden  lasseö« '  Sdir  erfrealidi  aber  nvar  es  fär  den  Ree  , 
cineD  frfiber  schon  von  ihm  ausgesprochenen  Hauptsatz  der  Akustik| 
dbls  die  individuelle  Verschiedenheit  der  Töne  auf  den  gleich- 
seitigen Schwingungen  der,  irit  dem  eigentlichen  tönenden 
Mr  Verbundenen  SuUtanzen  berulie,  durch  einen  eben  so  sinn- 
reichen als  überzeugenden  Versuch  des  H.  Savard  bestätigt  zu 
•dien.  Wenn  nian  namiich  eine  Saite  übei>  einem  gemeinen  Klo- 
Ue  dttsspannf  y  in  der  Mitte  desselben  eine  Scheibe  von  Blei  auf 
«oe  ünfcrlage  von  »wei  Messingstangen  flach  legt,  den  Steg 
luif  die  Scheibe  stellt,  und  die  Saite  verschieden  stimmt,  so  wird 
|>eim  Anstreichen  der  tezteren  vermittelst  eines  Bogens  jeder  ver* 
schiedeue  Ton  auch  eine,  verschiedene  Figur  des  auf  die  Scheibe 
gestrenten  Sandes  horvörbrugen. 

*  In  dem  Abschnitte  über  die  Electricität  erklärt  der  Verf. 
ainnreicK  die  Erscheinung,  dals  ein  in  der  Luft  freischwebemler 
Draht,  Ö^ei  seinem  aero$tati9ehen  Auffluge  mit  Gay.  I^üssac  be* 
trug  dcMcn  Llnge  5o™J  am  oberen  Ende  —  £.  am  untoren, 
.Müh  Sanssnre  +  £•  baben  mnfs,  unglaehtet  die  el.  Spannung 
»ach  oben  luqimmt,  um  es  kurs  zu  fassen^  daraus,  dafs  der  Draht 
den  Uebersehttfi  der  oberen  Hh  E.  allezeit  der  unteren  minder 
eL  Luftschicht  xuföhit,  mithin  oben  nie  den  Grad  der  +  el. 


octt'Yon  den  verscmeaenen  umeia,      nwvuii.uij.u.^. ... 
werden  suer^t  die  bekannten  Vetsudie  von  Couiomb  ähcr  das 
Slectrischvrerden  der  verschiedenen  K5rper  durch  mechamsche 
ZnsanunendrScIning,  dann  die  Entdeckung  durch  Libes  u.  Hauy, 
dais  dieses  bei  einigen  Mineralien»  vontüglich  dem  Doppelspath 
der  Fall  ist  ^  ferner  die  noch  weitere  Ausdehnung  auf  fast  alle 
Mineralien,  wenn  man  die  Versuche  mit  gcliöriger  Vorsicht  und 
Isoüning  der  Substanzen  anstdk  nudi  Becquerel,  und  endhch 
Äe  Beobachtungen  Von  Dessaignes«  über  Hervorrufung  der  tA. 
dunSb  sdimilles  Eintaoohen  Von  Glas  oder  haixigen  K6rpcrn  m 
Quc<^ilber  kurz  zuaammengestellt   Wenn  dieses  gleich  evident 
beweiset,  dafs  du  el.  Gleichgewicht  der  Körper  duw^  dieser- 
«chicdenateu  Modificat^onen  derselben  aufgehoben  wird,  so  köii- 
neu  wir  doch  darin  nicht  einstimifren,  dafs  das  phosporische  Leuch- 
ten des  geschhigenen  Zuckers  und  schnell  zerrissener  isohrter 
Gliintterblättchen  gleichyis  electmcher  Natur  scjn  soll ,  mdem, 
anderer  Gründe  nicht  zu  gedenken,'  die  .Intensität  der  Kl.  schon 
sehr  bedeutend  sejn  mufs,  und  atirker,  als  sie  hierbei  gefun- 
den wird,  wenn  sie  Lichterscheinungen  zeigen  soll.  Beiläufig 
müssen  wir  uns  wundem,  dafs  man  sich  iu  Frankreich  bei  Sol- 
schen feinen  Versochen  noch  stets  des  Coulomb^achcn  J&Uctro* 


Biol  Pr^ci^  ^timeattfire  Ae  Pkysique;  3i5 

■meters  bedient,   Ja  Joch  Jas  Bohnenbergersclie  zum  minJestca 
ungleich  bequemer  und  siclicr  eben  so  empfindlich  ist.    Ausfuhr-  - 
Jicher  wird  in  dieser  Auflage  ferner  die  Erzeugung  der  Volta- 
Ächen  El.  als  dem  allgemeinen  Gesetze  über  Hervorrufung  der- 
^Iben  durcli  Druk  und  Berührung  (z.  B.  im  Kulkspath)  unter- 
geordnet dargestellt,  zuglelcl»  auch  zu  zeifj;en  vorsucht,  dafs  sich 
die  chemischen  Wirkungen  im  Kreise  der  Volta' sehen  Säule  zwat 
•auf  den  Chemismus  im  Allgemeinen  zurückführen  lassen,  wenn 
•wir  Verwandtschaftsgcsetze  zwischen  den  beiden  El.  und  den 
JBestaiuhheik'n  der  Körper  annehmen ,  dafs  wir  aber  den  eigent- 
lichen Grund  dieser  Verwandtschaft  an  sich  noch  nicht  ergrün- 
det haben.    Die  merkwürdigen  Lichterscheinungen  zwischen  zwei 
ICohlenspitzen  im  Kreise  grosser  Säulen,  selbst  im  Guerikschea 
Vacuo,  dienen  dem  Verf.  als  Gegenbeweis  gegen  die  fiüher  von 
ihm  angenommene  Hypothese,  dafs  das  el.  Leuchten  eine  Folge 
4er  Luftcompression  sry;  (eine  Meinung,  welcher  Ree.  übrigens 
nie  beigepflichtet  hat)  viehnelir  heifst  es  S.  65g:  on  pourrait  tout 
<iu  plus  lai  (der  Compression  der  Luft)  attribuer  la  premiere 
tipparition  de  la  Itirniere  j  mais  mdlement  la  conti/mite  da  sapro- 
'daction,    Serait-cc  donc  que  les  deux  principes  elcctriqueSß  en 
se  combinant  l'an  avec  l'autre ,  produiraient  immedtatement  de 
itsi^  liimiere?  Lezteres  widc^rspricht  keiner  Thatsache,  hat  dagegen 
entscheidende  Gründe  für  sich.    Elidlich  wird  gezeigt,  dafs  »ric 
Strömungen  der  El.  durch  feine  Drähte  in  Apparaten,  wie  der 
von  ^oUaston  angegebene,  und  das  Glühen  derselben  auch  dann 
statt  findet,  wenn   mehrere  derselben  nach  der  verschieden eli 
Starke  der  Erregung  vorhanden  sind,  und  eben  so  hört  die  Wirk- 
samkeit einer  Säule  nicht  ganz  auf,  wenn  man  dieselbein  ("  unvollstän- 
dig) leitendes  Wasser  taucht.  Sehr  interessant  sind  aber  die  vonGay- 
Lössuc  angestellten  Versuche,  dafs  ein  Ring  zur  Hälfte  aus  Silber,  zur 
Hälfte  aus  Zink,  oder  eine  Scheibe  aus  diesen  beiden  Metallen 
'xnsammengelöthet ,  und  in  verdünnte  Säuren  getaucht,  entgegen- 
gesetzte El.  und  Wasserzersetzung  zeigen.     Es  können  somit 
durch  unmittelbare  und  die  vollständigste  leitende  Berührung  die 
verschiedenen  El.  sich  nicht  ausgleichen,  sondern  müssen  in  ei- 
ner fortwährenden  ungleichen  -Spannung  sich  befinden ,  wodurch 
die  \  olta'schc  Theorie  «ugenfäili|; .  ein«   wesentliche  Modtfica* 
tioii  erleidet. 

Die  Lehre  vom  Magnete  ist  in  verschiedenen  Stücken  er- 
weitert, wozu  die  Thatsachen  meistens  aus  dem  grösseren  Wer- 
ke des  Verf.  entnommen  sind.  Vorzüglich  ist  diesesmal  die  La- 
^€  des  magnetischen  Meridians  nach  den  Ansichten  des  H.  Mor- 
iet  auf  einer  eigenen  Tafel  verzeichnet,  wobei  die  aus  Jen  Be- 
obachtm>gen  von  Bayly,  Dalrjmple  und  Cook  gefolgerte  südli- 
4;be  iuubucbt  im.  grossen  OceaUf  auch  dnrqli  Frejeinet  best^-  * 


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5i6  ,.Biot  PrÄsis ^«nentwre  de  Physique.  . 

t;-t,  aufirenommen  ist,  eiaü«Mttlia,  weläw  bckannOicl.  in  Bm-  . 
z,;i.»»g  auf  .Ue  Theorie  de.  H.  WmMMu  »At  w  B«Mchtu«g 
kommt  In  den  Meridaden  dC«»er  Einbiegung  Iwnn  auch  d« 
,om  Verf.  aufgestellte,  vo>  Kwft  in  den  Petmb.  Memoiren  vo. 
4  80.,  bestätigt  sofundeue  G«Mti,  difs  die  Tangente  der  De- 
pveJion  der  I..cUn»tionsDidel  der  doppelten  T^gente  der  mag- 
LtiscUe.  Breite  gleich  1«,  nicht  Man  finden,  3?'*«  ^Jf*«? 
iibrl.ens  S.  87  «"f  die  Am«bn.e  "»?f 
«uukte  in  gerin-em  Abjtwde  vom  Mittelpunkt«  der  Erde  t*- 
Keführtf  und  dabei  xngleieb  die  «idliche  Eidbiegüng  de. 

vv  id    W  den  Grund  die«.  Geisse.  M  abrige^Mor- 

f  die  Rechnungen  gebauet,  wodl««b  "''^.^^^i^JZ 
Inklination  nicht  weit  vom  magnetiwAen  Mendwne  de»  Icuteren 

Ssttdet  Ein  eigenes  -%-'*^«^*iJ''»S^  X 
Anweisung,  die  Inklina.lon ,  vor^ughch  «her  dieDAhnMM»  Mr 

nadel  genau      beobachten,  neUt  einer  Be.ebred«i-g 
W«  erforderbcl.e„  wesentlich  v«-b«.erten  I»«r««l«te.  V 
l^LThiX  vor.üglicl,  auf  de.  Knftnfii  de.  EiMn.  »f  Sch.ffen 
Ssicl .  äenommcn  ist,  im  Uebrigen  d»er.  kiuptachUch  d» 

Feinheit  und  Genauigkeit  der  •  A|.p«.U  «ch  bA,^  : 
fe„  \  orsichtsregeln  in  Betrachtung  «►  Miwe.  wir 

lfe.r  näheren  Anzeige  überheben.  W«  fj'^^^^'ji 
aber  den  Electro.nagnet.smus  hege 
«fahren.  Man  findet  hier  aber  Wo.  d»e 
Then  den  ersten  OerstedscLeo  V«r«jeh,  f^^^.*^  ^ 
Ächtungen  Arago's  u..d  Ampertf.  ••^J'«  W^f'S^  S 
.plV,,t  wodurch  er  das  Verhähotf»  der  dwtOMenden  Kw«  »«• 
SunXhte,  XU  seiner  Entfernuug  von  der  N^dehp«.«  nur 
i^eitun  sar«.     i?«l«»ÄdU!k  wird  auch  der 


n.angeii.aii_/.u  ...........v.. 

Vers 


tuler  Phys.Lr,  namentlich  die  E^^J-lJ^^C^ 
«od  selbst  die  bequeme  Anwendung  von  «me»  Fwre  mec^ 
Toto   n  werden.^.e  dieses  bei  len  F«n.OKB  m  der  Regd 

der  Fall  zu  seyn  pOegt,  nicht  erwihn«.  .^Ü^^'^^^'Z 
Tie  bled.t  der  Verf.  bei  der  ersten  Awdit  Oented»,  ^»  "  , 
Magnetismus  den  Leitungsdraht  mnVirei«  ''Zü^d 
„ehen,  ohne  sich  darüber  zu  erkKron,  ob  «/"„"yP^*"^!! 
des  H.  Ampere  von  der  Identität  "der  EL  «nd  de.  Magneiiwio» 

beipflichte  oder  nicht.  .         ,  ..„u.r 

.       In  dem  weitlauftigea  Abtduduo  Äb«  d«  Licht,  welcher 

last  den  ganxe«  iWMleR  B*nd  tSÜH,  .find« 
Erweiterungen,  welche  theiU  au«  dem  grteoren  Werke  ^ 
•  \als.  entnommen,  bei  «eitern  der  Hanptsache  nach  «»er 


.  Kot  Pr^cis  ^Mmeiitaire  de  Physique.  317 

\  neu  bearbeitet  sind.  Hierher  gehört  eine  aiisfiihrlicliere  Dar-  • 
Stellung  der  Gesetze  der  doppelten  Brechung  des  Licljts  S  2^7 
• — ()6  j  worin  die  Resultate  der  eigenen  Untersuchungen  des  VT., 
welche  sich  in  den  Mein,  de  leinst,  von  1819  befintUn,  sehr 
deutlich  auseinandergesetzt  werden,  mit  Rücksicht  auf  die  Ar- 
beiten des  jung^ern  Herschel's Brewstcr's  und  Sorret^s j  weich« 
shcr  blos  in  ihren  Hauptmomenten,  und  viel  711  kurz  mitgetheilt 
sind,  als  dafs  es  möglich  wäre,  eine  genaue  Kenntnifs  derselben 
hieraus  zu  erlialten.  R^^f.  hat  die  hier  genannten  Abhandlungen 
zwar  schon  friihcr  sorgfältig  verglichen,  ist  aber  mit  sich  selbst 
über  die  Snche  noch  keineswegs  im  Keinen.  Den  Bcstimräungen 
über  die  lichtbrechende  Kraft  der  verschiedenen  Körper  i^t  die 
Methode  lirewster's ,  dieselbe  vermittelst  des  Mikroskopes  zu 
finden,  S.  347«  beigefügt,  und  eine  bequeme  Formel  für  die 
Anwendung  derselben  deswegen  mitgetheilt,  weil  im  grössereji 
Werke  Thl.  III.  S.  295.  blofs  einige  Zweifel  gegen  ihre  Zulas- 
sigkeit  überhaupt  angegeben  waren.  Ein  aufifallender  jMangei 
an  der  Kenntnifs  deutsche?  Literatur  zeigt  sich  aber  in  dem 
gänzlichen  Stillschweigen   über   die   Vorschläge  und  Formeln, 

-    welche  namentlich  Gaus  und  Bohnenher ^er  für  achromatische  Ob-  ' 
jectivgläser  entworfen  haben ,  und  die  höchst  wichtigen  Untei*» 
suchuogen  von  Frauenhofer  in  den  Münchner  Denkschriften  für 
i8i4  ond  i5.  hätten  doch  gleichfalls  billig  vom  Verf.  beachtet, 
Vierden  sollen.    Fast  noch  auffallender  wird  es  scheinen,  auch 

'   das  Spiegelmikroskop  von  Amicij  welches  doch  in  den  Ann.  de  • 
ehim,  XVII,  /l4si»  beschrieben  ist,  so  wie  überhaupt  diese  Gat- 
tung Mikroskope  nicht  erwähnt  zu  finden. 

Sehr*  zusammengezogen  ist  in  dieser  Edition ,  in  Verglei« 
chung  mit  der  älteren,  die  Anw^dung  der  Theorie  von  den  r  * 
'Anwandlungen  ( accis  d^  facüe  transmission  et  de  facile  reßexion J 
auf  die  eigenthümlichcn  Farben  der  Körper,  und  benutzt  der 
Verf.,  um  dieselben  als  Folge  der  Aggregation  der  Elemente  zu  . 
erklären,  blos  die  allerdings  auffallende  Erscheinung  Thenard's, 
dafs  Phosphor,   durch  mehrmalige  Destillation  völlig  geläutert,  ■ 
lüar  und  durchsichtig  bleibt,  wenn  er  in  warmen  Wasser  lang- 
ftBI  erkaltet,  dagegen  schwarz  und  undurchscheinend  wird,  wenn 
er  im  kalten  M^asser  plötzlich  erhärtet,  und  dafs  er  vorzüglich  • 
durdi  die  angegebenen  Beding-ungen  ohne  Weiteres  in  den  ei-  > 
neu  oder  andern  Zustand  übergeht.  Ein  eigenes  Capitel  ist  da*» 
gegen  einer  kurzen  Erläuterung  der  von  Cartesius  und  Euler 

•  fräicr  aufgestellten,  nachher  von  JToung  wieder  hervorgehoben 
Deii|  und  ganz  kürzlich  von  Fresnel  und  Arago  durch  neue  in-  • 
teressante   Thatsachen  unterstützten    und   lebhaft  "vertheidigten 
Theorie  von  den  Undulationen  eines  Lichtäthei-s  als  Ursache  der  : 
Heftammten  optischen  Erscheinungen  und  der  H^'pothesc  der  sage- 

mMm  hUirfarmsm  §fmUmcit^.  J>Mt  SashA  «eUiat  m  aoa  de»  . 

•  * 

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(SÄMDiaire 


M^.  a«s  Institutes,  und  aus  eloxclncn  Aufsattea  m  do  -AW«» 
tk  chim.  bekannt,  kann  aber  in  unseren  Blfitt««  J™* 
ständig  erörtert,  noch  umfassend  beuitheilt  ^«^^^^'Ji; 
Inter^se  dieselbe  an  sich  und  wegen  des  heftigen  Streit«  ta^ 
«üMT.  welcher  darüber  iwiscben  den  Anhängern  der  v«cbi«ie-. 
nen  Systeme  entstanden  ist.    Re<r.  will  indcfs  hierduidi 
Erkiarnn«'  in  einer  so  schwierigen  Sache  keineswegs  aiwweiciieii, 
sondern  vielmelir  bekennen,  dafs  er  sich,  ^''l^/^^^f.^^ 
Newton's  Theorie  nach  der  höchst  conscqnentcu  DarsteUung  dOTCft 
Biot  ungeachtet,  schon  früher  geneigt  g.  fühlt  hat  der  ^^^^ 
Hypothese  beuupflichtcn ,   hält  es  aber  zugleich  ^^^^  "^^^^^ 
lieh,  dafs  auf  die  hier  so  sehr  einschlagenden  VerMMüC-  WO 
Frmt^fer  gar  keine  Rücksicht  genommen  ist     und  k«« 
serdem  den  Wunsch  nicht  unterdrücken,  dafs  die  Mi tgU^^ 
des  Institutes,  denen  .u  solchen  Untersuchungen  so  unglauW^« 

*  i^iele  Hülfsmittel  zu  Gebote  stehen ,  die  Forschungen  y3m  mc. 
■  Khwierigsta  physicalischc  Aufgabe,  bei  welcher  xu 

die  irrige  Meinung  selbst  behnnllch*  zu  vertheid.gen  _toum  . 
Vorwurf  seyn  kann,  ohne  Icide.BchafiHche  Partheilichkeit  Wfl  • 
setzen  mögen.    Mit  diesem  Abschnitte  ist,   dem  1?»«^".^"^ 
»CDliMige  derselben  gemafs,  die  Darstellung  der  £"^^1»^""/^ 
Wddirzur  Diffraction  gehöicn,  verbunden,  und  dasjenige  JW"  . 
angegeben,  was  von  Fremd       Arai^o  hierin  f^^i'^XS^ 
ist?  Diese  Phänomene  passen  sehr  gut  zu  der  ")P«^^<;^J^^^ 
aoUtionen,  wdfthes  der  Verf.  auch  anzuerkennen  sicU  görtfnn- 

D?e\ehre  von  der  Polarisation  des  Lichtes  ist  ^^st  ©««  • 
umgearbeitet,  und  man  ersieht  hieraus  deutlich  die  '«^^■«J^^ 
schrrtle,  welche  in  diesem  eben  so  interessanten  •^'^*'^'"'7^2^  ' 

•  TheÜc  der  physicaUschen  Wissenschatten   seit  ^^"'g««. ^•|*'[^ 
ICemacht  sind.  Einiges,  in  der  ersten  Auflage  Enthalten^  ist 
gelassen,  viel  mehr  Neues  aber  ^'^^'^CJ^ 

kurze  Zusammenstellung  der  Resultate,  welche 
Htrschd  durch  ihre  sinnreichen,   in  den  fhü.  {rans.W^M^ 
beschriebenen  Versuche  über  die  Erzeugung  der 
in  dünnen  Blättern   vollkommen  krystallisirter  ^^frper 
baben.    Leider  werden  hierbei,  wie  in  der  Regel  ven 
scheu  Schriftstellern,   die  Quellen  nicht  anders  angegeben,  wa 
wenn  zufällig  die  Priorität  einer  Entdeckung  strciUg  i3t.  i^» 
Erscheinungen  der  Polarisation  durcli  Rotation,  in  festen,  trop^ 
bar  flüssigen  und  selbst  gasförmigen  Körpern  enteogt,  weicw 
der  Verf.  und  Frtsml  vermittelst  verschiedener  Apparate  «olg«^ 
fundcn  und  ausführlich  in  den  Man.  de  VlntU  voii^^8<7  ^ 
schrieben  haben,  findet  man  hier  kurz  zusammengestellt, 
wir  aber  deswegen  keinen  Auszug  mitthcilcu,  ^weil  die  S* 
ohne  Ausidit  dtor  i^ciUuuu)geu>  \l-\\v^  yetatitadtti^  yy^'  WttW* 


Schmiddia  Handb.  d.  Würt  Forst-f Gesetzgehung.  3 1  <) 

Der  Verf*  TersStunt  nicht,  nelvmals  zu  B«iiieik«ii|.  wie  sehr  die 

Erscheinangen  der  tod  ihm  so  geDannten  polarisation  mob 1 1§ 
mit  seiner  Theorie  vom  Lichte  in  Einklänge  stehen^  und  mww 
kann  eine  genaue  Uebefeiustimatang  zwischen  beiden  keinen  Au^ 
genblick  verkennen.  Inzwischen  unterläfst  er  zur  Erreiolmng,  '  ' 
einer  allgemeinern  Brauchbarkeit  seines  Werites  mebt|  in  einem, 
eigenen  Capitel  anzugeben,  in  fviefern  Young,  Arago.  und  Fr^, 
nel  ihre  Hypothese  der  Jnter/dren  ces  damit  zu  vereinigen  ge«' 
sucht  haben«  Aiieh  in  der  Wärmelehre,  welche  den  Jlimchlurü 
des  Werkes^  macht ,  sind  die  neuesten  fintdeckungeo,  namentlich. 
mm  DiUong  und  Pttit  nachgetragen ,  wobei  nicht  ohne  Grund 
vorzüglich  das  schon  von  DaUon  angegebene,  von  jenen  als  all-' 
gemein  gültig  dargestellte  Gesetz  hervorgehoben  wird,  dafs  die 
^  Atomgewichte  der  Kdrpei^  in  ihre  specifischen  Wärmen  multi«  . 
,  plicirt ,  eine  l^tftndige  Grösse  geben.  Der  V^rf.  nimmt  das  Ge». 
wicht  des  Sauerstoffs  als  Einheit  an,  und  findet  dann  durch  Be- 
rechnung von  zwdlf  Metallen  und  Schwefel  die  beständige  Zahlr 
im  Mittel,  mit  geringen  Dtffiereüzen  der  einzelnen  Grossen,  r=3 
0|375a4>  Hiernach  dsitii  nan  bei  cinfach^i  und  selbst  bei  zu^ 
sammengeaetzten  Körpern  nur  ihr  Atomgewicht  mit  dieser  Zahl 
difidiren,  um  die  spec«  Warme  zu  finden,  oder  diese  letzter«^ 
um  das  erstere  zu  erhalten.  Die  kurzen,  und  duber  unvollstän- 
digen meteorologischmi  Bemerkungen  in  der  ersten  Auflage  hat; 
dei^  Veirf.  in  der  neuen  klüglich -weggelassen,  weil  fie  ihres  ge*- 
jingen  Um£uigs  wegen  im  Ganzen  nicht  viel  nfitzen^  können« 

Eine  Übersicht  der  Verbesserungen ,  welche  diese  neue 
Auflage  vor  der  früheren  auszeichnen,  wird  unser  anfangs  au»*'  • 
gesprochenes  Urtheil  vollkommen  rechtfertigen,   Und 'OS  leidet  . 
wohl  keinen  Zweifel^  dals  dieses  Handbuch  der  Netnrlehre  einen  ' 
vorzüglichen  Rang  unter  allen  übrigen  behauptet^  und  als  euan* 
walurfattft  klassische  Arbeit  angesehen  "werdbn  kann*  • 

Handbuch  ifep  fl^lU^itmbergwAm  Fcrst^GetetzgeBiingj  oderj^ste»- ' 
tmUmks  Zwuunmisiisieäung  plUr  ühw  das  Jagd-,  Wmkit^ 
rsi*  «Alf  iSfe/s-  Heesen ^  jo  wie  äkr  mden  zunäeha  damti  . 

tmnbergischm  Gesetze  und  f^eirördnungm.  MU  kUtonscktn 
JMäuterungen,  Fon  Jom,  GoTTUMS  Scbmidiin*  Erster 
7%eä»  Siuttgari  (Meidersche  ButhhandlungJ  48ü!^*  zxxri 
und  365  Selten  in  gr.  8»  ' 

Dieses  Werk  begreift  eine  mit  unendlicher  Mühe,  Fleifs  und 
Sorgfalt  verfertigte  Sammlung  alles  desjenigen,  was  in  der  Forst-, 
Jagd-  und  Fischerei verfassiuig ,  Gesetzgebung  und  Verwaltunpf 
von  Würtcmberg  seit  irühcstcr  Zeit  bis  auf  uns  bestand  und 
angeordnet  wurde.  Die  Abfassung  des  Ganzen,  wobei  der  Ycrf« 
«Ueia  iuchff  als  iunhundert  gcdruiiue  ,i\ml  namentlich  angeiüllrl(^ 

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.  3iO  SckmidtUa  Handb.  d.  Würt,  Forst-Gesetzgebung. 

Schriftea  beautzte,  empfie!ilt  sich  nicht  blos  durch  eine  gute  $r- 
'  Ji|iiiatische  Anordnung  der  Materialien,  als  besonders  durch  die 
^7  sehr  sweckmaisstge  getrennte  Aufiuhmng  aller  früliern  RechlCi 
.  ObteMnaeiiy  Verwaltungs-Vorschriften  etc.  etc.^  —  velche  ge* 

Senwiirtrg  Dur  noch  Jiistorlschen  Werth  besitzen  |  —  in  beson« 
ern  Noten  von  kleinerm  Drucke;  so  also,  dafs  durch  diesen 
Reichthtim  von  Nachricbten,  BcmeriLOngen  uud  Citaten  die  Haupt- 
dftfsteUuog  des  Wissens werthestcn  aus  deu  forstlichen  Verhält- 
nissen im  geringrten  nicht  unterbrochen  wird.  Der  Vf.  spricht 
sich  hierüber  in  der  Vorrede  selbst  folgender  Gestalt  aus: 
»  ....  da  im  Würtembergischen  Forstreciite  Manches  gar  nicht 
»auf  positiven  Gesetzen  und  Verordnungen y  sondern  lediglich 
»auf  dtm  alten  Herkommen  beruht;  da  auch  veraltete  Gewohn- 
»heiten  und  Verordnungen  ümner  wenigstens  ein  historisches 
»Interesse  behalten;'  da  manche  nach  langem  Schlummer  ott  wie- 
»der  aufleben,  oder  wenigstens  aufzuleben  verdienten;  da  bet 
^  »vielen  schwer  2U  unterscheiden  ist,  oh  sie  noch  freiten  oder  nicht; 
»und  da  viele  au  wissen  nöthig  sind,  um  deu  eigentUohen  Sinn 
»und  Werth  der  neuern  richtig  beurtheilcn  su  können;  so  hat  der 
»Verf.  geglaubt,  neben  den  neuem  nicht  nur  auch  die  ältesten 
»allgemeinen  und  gedruckten  Würtembergischen  Verordnungen  in 
»Forstsachen  in  dieses  Handbuch  aufnehmen,  sondern  auch,  da 
»diese  erst  mit  dem  £nde  des  i5ten  Jahrhunderts  beginnen,  und 
»vorher  höchstens  an  einxduen  Orten  geschriebene  Local  -  Sta- 
»tuten  vorhanden  waren,  auf  diese  und  die  ältere  Würtembcr- 
»gisdie— und  nuvTheil  selbst  Deutsche  Geschichte  zuriickge- 
»faen  zu  müssen,  alles  Veraltete  jedoch  in  der  Aegei  nur  inNo« 
»ten  zum  Texte  gd>en  zu  müssen  etc.  etc.c 

Nach  nabefer  Durchsicht  des  Werkes  findet  man  denn, 
welches  Chaos  von  Bfateralico  der  VerL  zu  durcharbeiten  hatte, 
|im  dem  Würtembergischen  Gescbäftsmanne  das  Wissenswürdigste 
im  geordneten  Zusanuiienhange  darzustellen,  und  wie  sehr  er 
sich  daher  um  diesen  verdient  gemacht  hat,  indem  er  ihn  durch 
dieses  Labyrinth  von  Gesetzen  und  Gewohnheiten  sicher  durcli- 
leitet.  Jedoch  besitzt  das  Buch  auch  vieles  aligemeines  Interesse 
und  zwar  durch  manche  schätzbare  Bemerkung  über  die  Forst- 
und  Jagdrechte  in  frühester  Vorzeit;  ferner  durch  viele  sehr 
gründliche  Ableitungen  und  BegriiTsfeststellungen  von  gebrauch- 
lichcu  forstlichen  Ausdrücken  und  Wortbezeichnungen;  so  wie 
durch  die  mannigfaltigen  statistischen  und  geschichtlichen  Nach- 
richten. Merkwürdig  in  Bezug  auf  manchen  in  Würtemberg' 
früher  bestandenen,  oder  vielleicht  noch  niclit  ^nnz  ausgerotteten 
Miisbrauch  sind  die  bis  vor  knrAeni  gc])i auclilicli  gewesenen 
Reisekosten-'  und  Diäten  -  Beziige gC46Uitc/iCn  Q^ijt€ttknahinettj 

Freüdmtmc,  Jtrmecken  etc.  etc.  -    Ä  . 


Intelligenz  -  Blatt 

für  di« 

Heidelberger  JahtbUdier  der  Literatiff  {822* 

Nr.  IIL  / 


AntihUik  üa  Sehen  wul  AnkUndigung  emer  luucn 

Sehtet  im  Ernst, 


T)er  Unterzeichnete  fand  in  dem  Journale  der  Katholik  (eint 
fcligiös«  aSelUchrift  zur  Bclehmng  luhl  WarnnnK,  hcninst;egeboii 
voi  Dr«  Rilis  nnd  Dr.  Weis  Sitr  fi«iid  ittt  Heft.  p.  116)  eine  An« 
zeige  seiner  kritischen  Untersuchung  über  den  2ten  Brief  PetrI*'— • 
Diese  Anzeii;e  verdient  nicht  Vvegen  ihres  Inhaltes,  sondern  un  des 
Blattes  willen,  worin  sie  sich  befindet,  e>ne  kurze. Erwähnung» 

Der  Verf*  dieser  Zeilen  beginnt  mit  dem  HeXenntnifs  einer,  vieU 
'  lekbt  nnvcrseifelfehctt,  Vorwitscnheit;^  er  i;etteht  oflPenlierzig .  dafs  er  - 
dnroh  diese  Veranlassunic  anerst  mit  der  Existenz. jener  2eitsehrift  be* 
'  kannt  geworifen  ist«  Dai  genannte  Heft  dies  Katholiken  wurde  ihns 
von  dem  Verleger  des  Büchleins  über  den  2tcn  Brief  Petri  zur  Beleh* 
run^  und  Warnung  zugeschickt.  Er  gesteht  aber  zugleich  eben  so  oF- 
feniierzig,  dals  ihm  die  neue  Bekanntschaft  mit  tieui  Katholiken  nicht 
pm.  nnliftb  war,  nnd  dafs  ihm  viellcidit  ein  kleiner  Stolz  angewan- 
Seit  wäre,  von  einem  solchen  Blatte  angegriffen  zu  werden«  wenn 
man  das  in  nnseren  Tagen  nicht  gar  zu  wohlfeil  haben  könnte*  So 
wenig  er  auch  weifs,  wodutch  er  dieser,  zwar  geringen,  aber  immer 
unverdienten  ^lire,  würdig  geworden,  so  nimmt  er  sie  doch  mit  Dank 
nn*  Also,  redlich  gesagt,  unangeneiim  war  e^  dem  Verf.  nicht,  tu 
die  Reibe  derer  gesteUr  m  iverdcn,  über  welehe  toldie  Blatter  *)  zur 


♦)  Ztsr  Cbaractmttik  (kr  Tendenz  dieser  religiösen  Zeihchrifi  nur 
mn  FrShcben  aus  dersclheu.    Der  Katholik  ist  auch  poetisch ;  er  sin^i 
unter  andern  in  langen  Betrucbtuttgeu  uifer  die  ZeägeMebU  lU^ 
foi^enitn  erbaulichen  f^ers:  , 
Zeerissi»  ist  der  Kirch  MH%9t  Btmd 
P$e  Betstr»  der  Gttrpmtcn  ( Protestanten)  Zttgm$ 
Dtnn  dery  dem  Stöiz  und  IVutb  das  Atig  wrbani  ^ 
Der  R  eformator^  bnut  auf  Trug  nnd  S»»d 
Die  Aft  erkirche,  die  in  ttnsern  Tagen 
Ihr  Grab  im  Strom  der  Zeiten  /atsdi  (^biirt!  hhft!  ihr 

Zticbmamt  I ") 

Kur  grtutsfg         Ttütmitr  re^m^ 

fVo  Luthers  Bau  den  Zeiten  trotuHf  stmid^ 

Fe  r  achte  te  Synoden  ja^in 

J^ueb  b0blett  JFfrmen  und  ntsfb  ^^rmenifmd  |i«  «•  «r« 


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3LV111 


Warnung  »"er  Wol.lgcün»t.« Jl»  V«d.«l«^^^  cÄt«"- 
"  Ä  findet  (SO  b..innt  aer  sch.rf. 

sehen  lind  PW'"'"«**''*^^"t  *  mir^.^^^U^  ««rr«» 
«eilMh  oft  anKerochtenc.  B  .des  ™  ».Z'"''"''' "  A"„    werde»  ihm 

„nd  bis  znr  Evident  •'"S'«':'''  ''f eU,  Erasmus  (?)  . 
einige  n...,mhaft  gemaclit,  '  »rori.Malit i™^^^      l>-  M^'^''"- 

Pott  und  der  „F.irst       '^"''^i^»"i?"•""''A^ia       Verf.  b*- 
lis.    Allerdinss  gro«eilth«lb  «chtbare  Namen.    AUew  oei 

dere  Seite    Wohin  w  l  der  Verf.  Wg«»  Wohin  son 
»einem  Glauben  Und  .«•«  Verehning  ^f"/*" 
Aatoritiittii  «b,  denn  andere  Leute  können        J^l''"  ^,od 
^nd  Gewicht  haben  al.  der  Rccensent  '™/'''i|^*^nf  di« 
S  würde  er  immer  von  Ha„s  zu  Kunz  verwiesen,  mii  »^»  « 

SLxe  Weh  durchwandert  V"^."J?„"Ä  l^^*nichU 

Lieber  Freund',  eben  weil  Autontateii     »"  «''•;„"'"„*'„al  einer 
gelten,  darum  twleiMeht  jfiiu  r<m  "«"X.'hA.l  Ito"  ch«  für  sich 
«Ib«  anstellen  mnf..  drucken,  was  .s  dn  Sehl  m>„es  -^^^ 
manche.  Falsche  darin  vorkommen.  '^^ä'.««",  d«r  ein  Fretmd 

Du  noch  einen  '«bt  herzlichen  Dank  vom  Vei^^^ 
der  Walxtheit  ist.  Aber  »p'itb  BHiht  ab,  VM  vrw  "»•«» 

rtren  Reimen  mit  foetiichem  Üiftt  besfrutzt.  ^"^^^^ne* 
■  für  sie  mfitehe»,  so  dürft»  sie  Sieb  '^^J^ir^.i.j^MiS. 
W;/r««».  -  Ein  ..JalUude.  B«>fif[*>'*«^'f«li'^X 
ibrntaUVr.  MilUr  tnau^lg.  JttfomaMottrtitgteii  »u/ am  j 
t»%t  fit.  4» 


XIX 

•   Worten ,  wie  Sophisferci  und  Seichtigkeit  um  Dich  !  Da£  steht  keiocm 
Menschen  uohl  an,  weder  Meistern  nocli  Gesellen»  ^ 

Wie  leiclit  ist  e5^  zu  rcccnsiieii  und  zu  streiten,  wenn  man  Grüo« 
-de,  wie  folgeoden  gebruiicht  p*  ii8«  „Man  tehe  den  ersten  beiteii. 
kitholttohen  Eiref^ten  nach,  und  man  wird  mit  dem  Verf.  nimmer« 
irebr  einverstanden  seyn  j-ionncn"»  Wer  ist  dieser  er^te  beste?  — * 
Darf  der  Verfasser  (  freilicli  nicht  im  Sinne  des  Recensentcn,  unver- 
holhen  seine  Meinung  sagen ,  sn  ist  der  Erste  und  der  Reste  unter 
den  itathol.  Theologen,  die  sich  neucrdin^^  kritisch  über  den  2ten 
lirief  Petrl  geäussert  haben ,  Leonhard  Hag*  ^Ein  vecebrnngswur- 
diger  Kam  u!  von  dii-sem  uchten  Gele'uten  wird  die  Authentie  dei 
.  J^iiefes  vcrtheidigt.  Allein  lUfst  s^inc  B-weisführung  nicht  widerlc- 
trende  Zweifel  zu?  Er  selbst  wird  sieh  eine  kritische  Oictütuc  am  ^ 
wcnig^^ten  anmns>en.  — - 

Nur  noch  ein  ernsthaftes  Wort.    Pac:.  H7  unten  liciTst  es: 

„Es  ift  empörend,  wie  der  Verf.  die  heil.  Väter  behandelt» 
Die  Kirchenväter  Athanasius,  Basilius,^  Gregor  von  Nazianz,  Cyrill  *-  ^ 
von  Jenisalem  ete.  ktfnnen  keine  bedeutenden  Gewährsmänner  seyn^. 
Welch  schändliche,  lügenhafte  Verdrehung!  die  Stelle  selbst»  woruuf 
sich  die  Aeusserun;^  bezieilt,  heifst  wörtlich  so:  „Aliein  so  gewicht- 
voll  alle  diese  Manner  seyn  mö^en ,  hierin  können  sie  uns  keine  • 
bedeutenden  Gewährsmänner  seyn/'  Und  hat  der  Ree.  des  Vf.  gewifs  hil- 
liges ürtheil  über  den  Gebrauch  der  pntrist»  Zeugnisse  in  der  höheren  Kri- 
*  ttk  nicht  gelesen,  oder  nicht  leten  wollen?  So  sehe  er  gleieh 
'▼orne  pag.  i  nach»  —  * 

Der  Verfass,  ehrt  die  gcnnnnten  Kirchenlehrer  von  Herzen,  aber 
nicht  unbedingterweise ,  denn  ferhafst  jede  An  thropolatric» 
Kein  Unbefangener  wird  ihm  verargen,  wenn  er  (nach  Umständen) 
ein  kritisches  ZeuL'uil's  des  verketzeitcn  Oriueoes  höher  schätzt,  aIs 
des  Vaters  der  Orthbdoxie  Athanasius*  ~  Vfeifs  denn  der  Reeensent 
nicht,  dafs  von  der  Mitte  des  4ten  J^ihrh.  an  die  Ansichten  über  den 
neutcst,  Knnon  sich  in  der  griech.  Kirche  bedeutend  geändert  haben? 
Dafs  ausgezeichnete  Leluer,  und  besonders  die  genannten,  mehrere 
bibl.  Bücher  (unter  andern  auch  den  2tcn  Brief  Petri)  die  vorher 
vielfach  bezweifelt  und  widersprochen  waren,  auf  einmal  entschie- 
den alt  kanonisch  behandelten?  Halten  sie  d|iin  historische  Gründe? 
-Wo  finden  sich  diese?  Gehen  ihre  Aussprüche  wehr,  nh  die  Zeof^ 
Hisse  ehrwürdiger  Lehrer,  die  t!cni  apostol.  Zeitalter  um  einen  oder 
zwei  Jahrhunderte  näher  standen?  Weifs  der  Rccens«  nicht,  dafs 
die  Zeit  manchem  bibl.  Buch  kanonische  Autorität  rerschpfifte  ? 
'Wenn  er  es  nicht  weifs,  so  überzeuge  er  sich  davon  uus  dem  heili« 
i;en  Hieronymus  de  viris  lllnstr.  Cap.  II«  wo  es  vom  Brief  Ja» 
cohirfheiistt  Ipta  epistola  abaHo  quodam  snbelvt  nomine 
editaasseritur,  licet  panllatim  temparapro» 
cedenteobtinneritautoritatom. 

Nichts  ist  komischer,  als  die  Frage  des  Recens«,  womit  er  seine 
mannhafte  Vertheidigung  der  Autorität  jener  Väter  beschliefst :  „  W  i  e 
sieht  ea  mit  der  Traditlaa  ans,  die  dach  nach  orthodavea 
.Protestanten  in  jenem  Jahrhundert  noch  unverfälscht  war**?  Wel- 
cher Protestant  ist  so  orthodox  und  traditionell- '«gesinnt,  dafs  er  alle 
Nachrichten,  die  uns  jene  Männer  überliefern,  als  haare  Wahrjieit 
annähme?  Welcher  wäre  unhistorisch  und  unkritisch  ^enug  dazu? 
Nur.  einen  Namen  aus  dsu  Tausenden  1 


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XX 


Sed  obe!  jam  satis  est 

Wir  eilen  zur  Unkundig unc;«  Der  Recens.  Iiat  Aem  Verf. 
nicht  int  Herz  utUen  k<inneii*  Sonst  battc  er  ihn  einer  Geringschä- 
t2i>ofir  der  Kirchenväter  ohne  die  aller^rslste  Ufii;ereehti$keit  uod  Boibelfe 
nicht  bc'choldiqen  k^nne.  Er  hat  &ich  seit  mehreren  Jahren  mit  recliter 
Vorlitbe,  dem  Stndinm  ihrer  Schriften  hin.ieizchen  ;  imd  perade  einem 
der  Manner,  die  er  in  jener  krit.  Untcrsuchim:;  so  emp  .rend  bchun- 
dclt  h  ihen  soll,  h^t  er  manehe  schone  Stunde  geweiht.  Er  (gedenkt 
ein«CharukUristik  desselben  in  einer  eigenen  SchriFt /.u  versuchen.  Dieser 
Menn  Ut  Grefgorittt  von  Ntsianz,  der  wie  wenige  (geeignet 
lu,  um  durc h  i hn ,  als  Repraseatant'eo,  sein  Zeitalter 
7.n  characterisiren.  Kine  <:alche  Scliililerim;*  des  Gregorius  imd  seines 
Zeitalters,  hofft  der  Verf.,  nenn  Gott  (CraPc  j^icbt,  bald  zu  vollen- 
den  {  und  da  er  binnen  Jahresfrist  dns  Ganze  oder  einen  Thcil  des;- 
selben  heraus  zu  geben  (gedenkt,  &o  erbittet  er  sich  Für  diese  Arbelt 
M  dem  gelehrten  PiibMIiiini  cta«tvrcileo  eine  fireiindiiehe  und 
HiAtiich«  Anfnihnc« 

t 


Im  Deeenber  iSfti  wnrdo  an  alle  Bachhandtuiigeo  vcmndt:  • 

Mone,  Dr.  F,  J.,  über  die  Sage  vom  Trislnn,  vorzüglich  ihre 
Bedeutung  in  der  Geheimlehre  der  britiischeu  Druiden.  8* 
geh«  4  g^r.  säoiis.  i5  kr.  rhein« 


Bei  J.      Boteke  In  Berlin  f»t  so  eben  ersehienen  und  bei 
,  Angntt  Oswald  in  Heidelberg  zn  haben: 

Der  deutsche  Rathgeber,  oder  alph  ilx  lisches  Noth-  und  Hülfs- 
Wörlerbuch  zur  grammatischen  Jlcchlscbreibung   u.  Wort- 
.  iugung  in  allen  zweifelhaften  Fallen  etc.  Von  Theodor  Hein- 
Sias.    Vierte  umgearbeitete  und  aebr  vcrraebiie  Ausgabe. 
Preis  i  Tbir« 

Da  dieses  Bneh  elfte  Reibe  von  Jabieii  bindorch  seine  ausgezeich- 
nete Brauchbarkeit  für  Beamte  und  Geichäftsaiänoer  bewahrt  hat,  so 
darf  bei  Erscheinung;  der  vierten  Ausgabe  nur  angedeutet  werde», 
dafü  e&  durch  mannigfaltige  Zusätze  und  Verbesserungen  fast  auf  jeder 
Blattseite,  eine  neue  Gestalt  gewonnen  hat«  Wer  im  geraeinw.te« 
ben  oder  a»  SeHreibllsehL  einen  Zweifel  ober  das  Gesehkebt  ^l^^ 
Abwandelung  eines  Vortea  bat,  oder  un^^ewift  ist  Aber  den  tai), 
den  es  in  einer  bestimmten  Verbindun}:  resiert,  der  wird  hier  deut- 
liche und  beFriedigenae  Auskunft  finden,  und  so  Ftlilcr  vermeiden, 
die»  einmal  becfta^eo,  dem  ^chceibeadeo  selbst  oft  naciuiiciiiiS« 
gm  boHte«» 


I 


XII 

/ 

Literaris c he  r  A  n  z  e  ig  e r  . 

SV  den. 

Oiiiiinalieti 

»It  dem  Oebiete  der  Walirlieit,  Kuust,  Lauue  nnd  Phaiita»ie. 

Heramgegebeo  voa  G  tb  rg  L  o  t  z« 


Der  sich  immer  mehr  um!  mehr  ausdehnemle  WirfcunRskreis  die- 
ser Zeitschrift,  welche  mit  i822  ihren  6ten  Ja!tr6;an^  begiiint,  uuj 
in  Rücksicht  allgemeiner  Theilaahine  des  In  -  und  Auslandes  hinter 
keineitf  ähnlichen  Institote  Oeuhchlinds  surfickitehen  dürf^i  lo  wie 
der  ümttand « '  dafs  die  Reduktion  liUtifit;e  2iim  Abdracfc  be(  Ihr  ein« 
j^epnnsjene  literarische  A  izei^en  zurückzusenden  gen'ithi^t  war,  weil' 
es  in  den  Orr^iniUen  seihst  fiir  solciie  fsfcttiizen  an  den  ^ehörijjen 
Kaum  mans;eUe,  haben  den  Mernusgeber  zudem  tsncscMuis  bewogen, 
dieser  ZeitschriFc  vom  Januar  an  monitlieh,  oder  tuch  nach  Umstüii» 
den  öfterer,  einen  literarischen  Anaelgen  aller  Art  gewidmeten,  lite« 
f arischen  Anzeiger,  versteht  sich  ohne  ertiöHeu*o  PrUnnmera- 
tions- Preis  lieizulei'en ,  und  werden  siimmtliche  respcctive  Buchh  and- 
lungen dazu  etni;eladen,  davon  Gebratich  ^u  machen.    AU  Insertions- 

Sebuhr  wird  nur  t  ggr«  sUchsisch  fitr  die  eng^edruckte  breite  Zeile 
erecbnet,  und  werden  die  Eintendnngen  Porto  frei  «n  iiie  Re« 
daction  der  Origiaalieni  oder  an  die  |IeroU*icho  Bochbandlung  ia 
Hamborg  erbeten« 


In  oder  gleich  nach  der  O&termusse  1822  wird  eia  s  i  c  b  e  n  t  e  Aus- 
gabe von 

J,  A,  Bachii,  Historia  jurisprudcntiae  Roinanio  fjuatuor  lihris 
c(>ni])rchcusa.  liovis  OJj:»ervatiouiLus  au^Lit  Aug.  Coraelius 
ätockmami. 

erscheinen,  deren  Bearbeitung  ich  übernommen  habe.  Wenn  gleich 
die  wesentliche  Gestalt  dieses  schon  we^en  seiner  klassischen  Spra- 
che  noch  jetzt  und  immer  hoch  zu  achtenden  Werks,  auch  in  die« 
icrAtigabe  ao  wenig  geändert  werden  wird,  alt  dteict  eon  melM« 
Vorgänfer  Stockmann  gesebehen  ist,  so  sind  doch  seit  Baoht 
verdienstvollen  ßemähungen,  und  selbst  seit  der  letzten  Stockmann^ 
sehen  Ausgabe  so  bedeutende,  umi  zum  Theil  ganz  unerwartete  Be- 
reicherungen für  die  Geschichte  des  Reim.  Rechts  aus  vother  uobika 
nutzten,  oder. neu  entdeckten  Quellen  gewonnen  worden,  dafs  icht 
bn  Gefühle  der  Kehwierigkeiten  dieaer  neuen  Bearbeitung,  nur  meU 
nen  eifrigsten  V^unsch  verbürgen  kann,  dem  Ganen,  ao  weit  ea 
immer  in  meinen  Kräften  steht,  in  dem  Kreise  von  GecenstUnden, 
die  es  umfafst,  eine  dem  gegenwarti$;en  Zu<;tAnde  der  Wissenschaft 
und  der  Literatur  angemessene  Gestalt  zu  geben*  Wer  mich  recht 
bald  anf  noch  ungenutate  Quellen  aufinerkaam  maoben,  mir  dcri^el» 
eben  noch  ungedruektOi  weoigite^a  im  Auszugs»  nittbellen,  oder 


^   .1^  .0  Google 


XXII 


mich  son«;t  Inrch  Bemcrkunifcii,  die  zur  Vctbcsscrung  des  Werket  beU 
SiJ^^n  kiinnten.  unterstützen  wollte,  wird  ^^ch. ein  VerAewt  lim 
Bnch  und  seine  Freunde  erwerbcil,  und  kann  meiner  attfirwbtigsten 
DailbÄrvenlah^rt  t^ii.  die  ich  «ich  öffentlich  zu  äusmn^ nicht 
vnteihissen  werde» 

Dr*  Carl  Friedrich  Christiofi  frenk, 
K.  S.  OAG.R.  Prof.  des  Natur-  und 
i  *  Völkerrechts. 

Als  Verleger  füge  ich  mir  noch  hinzu,  tlaCs  ich  bis  zu  il<jr  Er« 
scheinuHi'  (dieser  neuen  Bearbeitung;  eines  der  gesnchtwten  Compcndl- 
en  den  Suo^criptionspreis  auf  «/s  den  nachhcngen  LaJenpreisses  b«. 
stimme  und  um  witige  Einsendung  der  Bestellungen  höflichst  ersucb«- 

Lcipjiig,  im  Dcxember  »8fti.  .  ,    n  th 

*^  Johatm  Ambr,  Barth., 


V.on 

Bartels,  Dr.  E.  D,  X.  Anfangsgründe  der  Naturwissenschaft  m 
z.wei  IJäude.  gr.  8.  hat  der  erste  naiul  (a  lUhl.  3  i2  gr.; 
die  Presse  verlassen,  und  ist  au  aUe  liuclihaadlungeu  vor- 
'    sandt  worden« 

'  In  Zuriickfuhruns  der  Kfturwisfenschrf^  auf  «•r.^f 
ihcosonhiTendcmMysUdsmusgereinigtM  Fundament,  und  in  ^^3cn^^el 
iu„rÄeber^^Uu      aus  dem  allgemeinsten  Theorct.schen  zu  d  a 
ISeren  Erqebnfssen  der  Beobachtung,  besteht  der  Hauptzweck 
dieses    sowohl  der  schon  hinlänglich  vorbereiteten  Jugeud,  ijl  den 
e  F  hren  n  Bearbeiter-a   naturwisseu.chaftlichcr  Fächer  gewjJ-et« 
Werkes-  welches  sich  naeh  einer,  die  umfiiüsenderen  Gnuidsutze  en  . 
ÄVn  ^nleltnn«  im  ersten  Bande,  mit  der  sogenannten  anorgani- 
whcn,  und  im  za-eUen  mit  c!cr  v.rzngswe.^e  organischen  und  lebe^^^ 
dken  Natur  heschufhqet;  in  beiden  aber  auf  die  so  wichtige  u.  durc^ 
««ifende  Lehre  von  den  Imponderabilien  unter  beständigem  Zurj- 
tTe  eben  der  Thatsachen  ganz  vörzügliehe  Räckiieht  ^1^*^ 
den  kleineren  Druck  des  in  den  A«merkuiiv;en  enthaltenen  Comnienters 
Wde,  o^ne  zu  giosse  Vertheurun^;,  hinlänglicher  Raum  zu  C.tatcn 
«nd  Eriauterungen  gewonnen.    Möchte  dies,  von  dem  gelehrten  V^^ 
f:^scr  in  t  Rifer  und  Gewissenhaftigkeit  begonnene  und  erst  fl^^^^^ 
ner  Vorh.reltun,'  von  vielen  Jahren  ausgefuhirte  üntcrnehme^^^^^^ 
zur  Ann.heruni;  der  einander  in  diesen  Gebieten  oft  so  feindselig  eni* 
gegeiitreteadea  Facthfyea  Einige»  beitragen  l  ' 

JoL  jimbr.  Barth, 


mtlnimb,  j4.  H,  L.  J>r.,  de  Helminthbas  aioantlwcephalis. 
Commen  ado  kistoricO'-anaiomica  adnexo  recensu  animalutm, 
in  Museo  FiadobonenM  cffca  hdnwuhes  dissectorum, 


XZIU 


mgularum  specierum  harum  in  ÜUs  repertarum.  Cum  trihu 
^uil  Hchvtiig,    n  RllU.  »o  ggr. 

Der  Hr  Verf.  wurde  durch  die  fadmlii»lM>l«.:.>.L     o  ■ 

t7.e  des  Wiener  Museums  io  den  Su.m  ß«?«  T  Ä"£S? 

te:^'„""  Beschreihnngea  'T^Jd  "cÄ^^^Jl»'« 

MncIltiKcn,  mehrere  unbestimmte  Species  zu  he.Hmm.^  .  *■ 
Arten  M-bewhKlben,  ko«,  eine  geSa"e  Definitkin  Xr 
geben,  deren  merkwürdigste  auf  der  «»ten  ir,  .  c  ,  ^" 
sind.  Im  zweiten  rtl.schnit"  isTdwJh  VeSeÄl  '« 
mehrerer ,  mitunter  der  seltensten  Ä«cn :^?„^*te""i^^liS  ".f !? 
Physioloj-ie  dieser  Thierchen  gegeben,  und  .lie  ,1,.,?  ?"•*  ^"i 
der  zweite»  UMl  dritte«  von  der  Meiste  Lnü  Man  „f??."  "''^ 
Wim  gestochenen  Cnpfertafel  deponirt.   1  Is  Änl.ät  i«  u 

jetzt  im  Kaiserl.  Mnseo  <ler  Einuewcidew^^nM,»  •  ""^1 

1*  tngehanbt.    Mit  R«l,  t  d7  f '"diTses  w^l^^^^ 

Htemfcehcn  Erscheiüuosea  fiezUiil»  wejrdMi  '»*«WM»it*rt>«  . 


»ber  die  V..edlang   des  geneinen  Kor.bLn^JST^ 
Weinbranntwem,  Rumm  und  Arrack.  8.  HiuwowTS.  V. 
läge  der  Hclwing'schea  Hof^ßuchWdloJ^TsT  tj^ 

«dw«  dc$ rnichtbraniitwcfM  demPnblilio  vo"  vv'  ^^. -  .  •Y*'' 
um,  Mb  diese  Schrift  dem  KÄo^eiJ  reell»„  k  !'''  ^"V^J" 
Wir3;  kalten  es  daher  bädttt  übSÄ  «  d^^  'r^M 
mebieres  anzutühren.  »««ra«wag,  xa  deteii  Bmpfeblunt  «"»eh 

4 

Wallenstedt,  J  G.  .«.e,  oder  die  jelnV-e  Welt  Ki. 

Gegenstück  zur  Urwelt,  ar  Bd  »  «  H  °  •  ^ 
i«e  der  Heiwb,|..beo  H^/.KX^r-'Xhr.o^^^^ 

Paradieses  und  dw  ürwM*^  ^35'"'  Untergang  des 

«chicchts,  5.  die  Fr^Pe       J.  ^t"  lirsprung  des  Menschenge, 

/''erih  dJr  udLhp/l-  J^'^e  gegeben,  6.  den 

'J^e^.  9-fflbt  1"  ^^Tnr.;!'';  Entdecramg  der  «euen 

»  «crui      «in  a^u^j  j^^^  ^^^^^^  Mcttomda«»  ai.die 


xxir 

Mctcormasscn  ,  Ii.  den  Milch -Blut-  Staub -Salz«  und  SchweFeTrfgen. 

Gcwifs  ist  es,  ilifs  die  durch  dieses  IVerk  verbreiteten  Ideen  zu 
den  würdii:J.ten  Gegenstanden  menschlichen  Nachdenkens  geh  ircn, 
dafs  sie  Kahruoe  gewühM  dem  Verstände  und  Her/en«  und  dais 
s|js  des  KeFüiUvoIlen  Leser  hinreisscn  zur  Bewiulderuug  nnd  zu  ei« 
ser  vernünftigen  Anbetttttg  des  <Scliapfen* 

Dr.  K. 


Das  Pnpjlisclie  BIbcKvcrk.  i  8  Bände  in  gr,  4-  w  gaMcm  Franz* 
band.   Die  Heilige  Schrift  des  Alten  undNcaen  Testametite 

liebst  einer  votUtündigeo  Erklärung  deiseltien  •  welche  aus  den  aus* 
erlesensten  Anmerkungen  verschiedener  eiiKlündischer  Schrifbteller  au* 

sammcngetragen,  und  zuerst  in  der  franzo<;i«!cheii  Sprache  au  da«  Liebt 
gestellt,  ntinmchr  aber  in  dieser  deut«.ciicn  Ucherset/.ung  aiiF  das  neue 
durchi;csehtn  und  mit  vielen  Anmerkungen  und  einer  Vorrede  hciiJei- 
det  Worden  von  D.  Romanus  Teller  —  der  Go^tesgelahrthcit"  öf- 
fentlicher Lehrer  des  Stifts  zu  2ela,  Canontcus,  des  Kon.  u*  churfurstU 
Consistorii  au  Leipzig  A<ise$sor  etc*«  —  Die  lesten  Bunde  faerausseki 
gaben  von  Brucker.    Leipzig  bei  BreitkopF  174^  bis  i77o. 

Es  suid  von  19  Blinden  18  wohlconsetvirt  vorbandeo •  nur  ein 
Band,  der  6te  die  Fsalmcii  fehlt.  —  " 

Vorstehendes  IVerk  ist  in  der  Bucbbandluui;  des  Unterzeichneten 
um  ftS  8.  B'i  haben*  ^ 

Heidelberg,  den  4*  Fabr.  tSas» 

'    .      '  .  .V  KaH  Groos, 


8n  eben  ist  bei  H.  Ph«  Petr!  In  Berlin  erscbienen  nnd  In  allen 
fiaehhandlnng^n  in  Heidelberg  bei  August  Oswald 
geheftet  für  6  gr.  au  haben : 

Von  und  für  ^ 

G  f .  i  e  c  Ii  e  n   1  a  n  d 

Von 

0,  V*  Deppen  und  H*  v.  R. 

HerausgegcLen 
Von 

L*  Vt  Z  •  •  «  •  •  •  ^ 

t  a  h  a  1 1  1 .  Rede  för  das  Wolil  des  Griechischen  Volks»  %•  Vier  Hei-. 
lenisc!.e  Kricgslieder.  3.  Uebcr  einige  den  Grieobcn  gemachteil 
Yorwiirfe.  4*  Nachschrift.  5. Zugabe  an  0.  v.  I)eppa9*sliiedfr| 
aus  .handscbriftUohen  Mittheikingen  eines  üellento* 


uiyiki^L,ü  üy  Google 


Heidelberger 


JAHRBÜCHER 


Literatur« 


FünfÄ^hntcr  Jahrgang. 

oder  neue  Folge: 

Zweiter  Jahrg-ang» 


Viertes  Heft.  April. 


Heidelberg, 

hl  der  Universität   BucKKandlnng  ron  Angnst  Oswald 


1  8  9  2. 


Di* 

Heidelberger 

Jahrbücher  der  Literatur, 

Erscheinen  fortdauernd  wöchentlich  zn  anderthalb  Bogen,  oder  in 
iuvjlf  Heften  zu  6  und  7  Bogen»  D!iicnii;cn  Professoren  aus  den 
verschiedenen  Facultätcn  der  hiesigen  Universität,  welche  die  Kc- 
daction  seither  übernommen  hatten,  werde»  dieselbe  auch  ferner 
besorgen  ,  und  dadurch  das  dem  Institute  in  seiner  bisherigen  Dauer 
bewiesene  Vertrauen  auch  für  die  Zukunft  sichern.  Ohne  von  dem 
bestandenen  Plane  im  Wesentlichen  abzuweichen ,  sind  von  dem 
Jahre  i82i  an,  statt  der  früheren  deutschen  Typen,  lateinische 
gewählt,  um  die  mannigfach  gesuchte  Lecture  im  Ausb^  '  zu  er* 
leichtern.  Ueberdiefs  ist  seit  i82i  durch  compresseren  Druv..  licr  In- 
halt vermehrt,  und  es  werden  aufscr  den  ausführlichen  Recensicncji 
für  jedes  Heft  verhUltnifsmUfsig  auch  kürzere  Anzeigen  aufgenom- 
men, um  dadurch  eine  möglichst  vollstiindige  Ucbersicht  der  ge* 
Rammten  neuesten  - Literatur  zu  geben. 

Diii  Intelligenzblatt  wird  ferner  wie  bisher  aufser  der  Chroniii 
der  ünivcrsitUt  i)  literarische  Nachrichten  jeder  Art^  2)  Aiiticritihr 
3)  Anzeigen  des  Buch-  und  Kunsthauiels ,  aufnehmen,  um  auch  Vv  . 
ilieser  Seite  den  Ansprüchen  an  ein 

Alii^emeincs  litcrarisclies  Institut 
möglichst  zu  genügen» 

Die  unter  No.  i,  2,  3,  erwähnten  Gegenstünde  deü  Infelligenz- 
blattes  bezahlen  für  die  mit  kleiner  Schrift  gedruckte  Zeile  i  gr. 
silchs.  öder  t^iß  Kreuzör  rhcin. 

Sollten  Schriftsteller  oder  Verleger  einer  baldigen  benrtheilcndcn 
Anzeige  wegen  die  /icuerscliiencnen  Werke  einsenden  wollen  i  so 
wird  gebeten,  dieselben  vermitteist  Buchhändler- Gelegenheit  unter 
der  Addresse  An  die  Redaction 

der  Jahrbücher  der  Literatur  In  Heidelberg 
der  unterzeichneten  Verlagshandlung  gefälligst  zr.gehen  zu  lassen. 

Der  Druck  und  die  Expedition  werden  prompt  und  pünUtlich 
besorgt,  und  letztere  posttaglich  durch  die  hiesige  löbliche  Zeitungs- 
expedition an  alle  löblichen  Postämter  und  monatlich  durch  alle 
Buchhandlungen  statt  finden. 

Ausser  der  gedachten  Erweiterung  ist  nun  auch  durch  neue 
Typen  und  gutes  \^eisse8  Papier  für  ein  gefälliges  Aeussere  gesorgt 
und  trotz  dieser  vermehrten  Leistungen  der  Preis  für  den  Jahrgang 
von  1822  an  nur  auf 

i2  fU  36  kr.  rhein»  oder  7  Rthlr.  12  ggr-  sächs. 
Vorausbezahlung  erhöht,  so  dafs  das  Journal  noch  immer  das  wohlfeilste 
bleibt,  während  über  seinen  Gehalt  die  Stimmen  täglich  sich  mehren. 
Die  aufmunternde  Theilnahmc  des  Publicums,  und  der  wachsende  Zu- 
flHfs  schätzbarer  Beiträge  werden  es  noch  überdiefs  vielleicht  möglich 
machen,  seiner  Zeit  Supplemente  zu  liefern ,  welche  die  Vollständig* 
kcit  Jind  den  Werth  noch  erhöhen  müssen. 

Wir  bitten  die  Bestellungen  beim  Beginn  des  Jahrs  möglichst 
zu  beschleunigen,  da  jedes  Heft  immer  mit  Anfang  des  trefrendea 
Monats  versendet  und  die  Fortsetzung  dadurch  in  regelmässigem 
Gang  gehalten  werden  (olK 

Heiderbets«  tiea  i.  Dccember  i82t» 

August  O iw ald' s 

Uaiycrsität«  -  Buchliaudiung. 


''Z^^:JX^^i  'tesori^nos.  rallicella„os 
p^„.is  in  loci.  .mM,  notisque  f^>2Thr7cZ 
.n  iis  ouae.  Rom.  antiquiMtes  .<pectant  Carolas  Fea,  JCtus, 

Dcnuo  recensuit,  adhbitUquc  novissimu  subs.dtis  cura^'C  1. 
UBol.  r)r  Phä.  etc.,  Foluminn  71  Bogen  Ausgabe 
,^ivlh^.  ;afs  Druckpapier.  Mit,  .euer  ScUrilt.  Ladenprm 

Das  Verdien«  f  d^m  l'unkt  seines  »cl.onen  Väter- 

ist ItlUencr,  la  Rom  '  'f'^-"  'r  bekleidet  die  Aemter  eine« 

laiul«  durch  ^i';"^A""''=" '"iJ'^R'^Äi  Ch^^^^  R«""'  «t  Reihts- 
Prufect  der  Alterthumer  ""^  ^"  ^»'^'•'^„r  W  Geschichte 
aelehrtw  und  tachlamdiüer  ""^"^pi"";  7?"  '  u.,  -icnct  er  sich  bey 
§er  alten  Kun.t.  Unter  jedem  -d'«"' ^.^'^^^^^^^^  eine.^ 
seiaem  frey.niith>?e«  und  .m  '/^^JjJ^"," '  f  p.  A.  IVoifs  aus- 

Hetansueber  des  "»7' ;  T  «  Ausgabe  "n  den  nt^^      Analecten  2te. 

Te.t  hier 

trefTüch  im  Cmjen,  doch  .ai  E  ""'«"  '^^^^^  Heruusgehers  uu.l 

de,,  daher  die  An»"!<'"'Se"        By^^'jJ^S^  /,-f,„A'««  pio»s 

pimum  dita  in  e  nem  b"»"^""  in  Nr.  44 

dessen,  so  v.-  ie  ••''«^0'''«'="vX'UTo;bÄckl^^ 

dtf  liciiclhvrm  Jahrb.  vom  Jahr  '  Bf  urtliciluneen 

des  erste.  Thcils  beziehen  m.t  ^'J^tit^  Ju^l  K^^^^^^ 

in  den  Gottv,Rn /l,nc,gcn  'ö^?' ^820  Bd  2.  St!  i.,  und  über  den 

^^^'Bls'lnt  -^'ot^fs 'o  ^^ar're^;'t;:;~:;i;nspreis  für  das  ganze 
Werk  5  H  To  kr  rhein.  oder  3  thir  18  jr  snch..  JD.eser  kann  für  die 
ItteZdt'nu  .och  in  ac.nb^^^^^^^^ 

•  Swnde  scyo.  den  PrUnumerationsi.re.s  noch  im  Laufe  dieses  Jahrs  zu 

r^rg^amu.  sive  Quacstio  de  Virgilü  locis  dubiis  aut 
"  „rruptis"  Accedit  Iudex  i»  quo  pocta.  omms  cum  reru» 
,um  vorborum  antiqi.itas  proprietasque  brev.ter  explicatur. 
Scrips.  l'V.  Ilenr.  Boll.e.  8.  i5  gr.  säe  .s.  oder  56  kr.  rhe.n. 
Fin  \V«rt  i-nd  Saclireei'^ter  über  den  vielgelesenen  rirs<l>us  ist  cm 
oft  „n  ^ n  sefiiiiUes  f^durfnift,  dessen  Bo^'f 'S"»«  ^'"«A^'  J 
ton  den  wiirdi^sten  Händen  geboten  wird        'l'h^rkel    "i^  en  a^  i 
hat  sich  zwar  eben  «n,  der  =''lfr'"*•^^-^  Leser  d    Vi  kU  da"  W  " 

JeidUe.e^ange.ein(Ein,.n«  von  ^^^^^^^^^^^^  iTl"  vt  gU 

in  die  Hände  );ebea 
jrleichtero  und  sicher 
verderbter  und  strei- 


Inhalt  des    vierten  Heftes. 

Seite 


ir  Thl. 


I.  Cock,  ffeurici,  Commentationes  jurid.  IV.  ^   321—333 

a.   Andr^,  C,  K. ,  Abhamilungen  a,  d,  Font-  u>  Jagd- 

3.  Virgilii  opera  c.  Bothe.-  ^ ^-..x.. 

4.  Horatii  opcra.  —  —  Mannh. 

5.  fVuchcrer^  G,  F.,  Elcmeutarlchren  d,  mechan.  Wis- 

senschaften.-^••^—•—♦•^♦••♦♦••-►•-•♦♦♦♦^•♦♦♦•^ 

6.  ßlaiivillcn,  IV.  v.y  militur.  Blatter.  2r  Jg.  ir  Tbl.  337-339 

7.  Fuchs ^  CarU  Annalen  d.  protcst.  Kirclic  in  Baiern. 

I.  Ks  Hctt.  von  H,  E.  G.  Paulus*  ^   339  —  345 

8.  Scbuhcy  H*  L.^  Lehrb.  d.  Astronomie.   5^5  — 3-16 

o.    Kreizndcb,  M*,  Anfangsgrde.  d.  darstellenden  Geo- 
metrie.  .   346-348 

10.    fVellcr^  Dr,  C.  llciitr.,  die  Krankh»  d.  menschlich. 

Auges  i  von  J.  E.  Beck»   348*^^5* 

II.  6eor::et^  -W» ,  üb.  d.  Verrücktheit,  übers,  von  Di*. 

Job.  Christ,  Auk:.  Heinroth.  Von  Fr.  Groos.  •♦♦^  352—377 

12.  HouwaiU  E.       der  Leiichtthurm.  Die  Heimkehr.      377  —  384 

13.  Hcnki',  Ail.^  Handbuch  zur  Erkenntn.  lu  Heilung  d. 

Kinderkrankheiten.  3te  Aufl,  "  984 

14.  Reichetzery  Fr*^  Anltg.  z.  Geognosie.  2te  Aufl.— ^  334 

15.  Bauer y  M*  C.  Z.,  Deutsch- Lateinisches  Wörterbuch. 

2  Bde.  HvMie  Aufl«  *  

16.  Krafly  Fr.  K.,   Deutsch  -  Lateiuisches  l  33- ^393^J^ 


1 


i 

Ii 

\\ 
I« 

iB.   Sallu<:tii  C.  Crispi  Catiltna  et  Jugurtlia  ed.  0.  ßT.  IHd 
Muller.   ■■   393—390^11 

10.   Ausonius  D.  M.  Mosella  vou  Z.  Trofs.   ^.—•^^•^    397  — 4<'l^  \{ 

20.  Euripidis  Phoenissac  c.  C.  G,  Schütz.   4o2  -4i5 

21.  Hayner^  Dr.,  Aufforderung  an  Regicrgn  z.  Behandl;;. 

d.  Irren  etc.   .>.>..  4i5 — 416 

Intelligenz  .  Blatt  Nro.  IV.  ^411^ 

In  der  Inhaltsanzeige  des  liritten  Htfts  wurde  auf- 
zuführen  vergessen  : 
Zh  P^iUes  de  la  Gault  fnr  GoUfh-y.    267  —  ^69 


Fi 


g«oi>a3cidelberg,  gedruckt  bei  J.M.  Gutmann  üniversltäts- Buchdrucker, 


N=  21*    .    Heidelberger  1822* 

1 

Jalirbücher  der  Literatur, 


Anttici  CocK  Transisdani,  üftis  emdidatt  m  aead.  Meno' 

TVtueeiihaß  re^vnsio  ad  quaesttonem  oB  O.     propositam:  | 
^ttiV^  §lea»  quis  «äeaior  ^tl  etc*,  quae  pT€kmiiumrepoHavit. 
$o  S*  S.g  —  m  den  MnM.  acad.  TVaieeiinae*  4847 
his  4848. 

M*  Miusdem  co?nmentatio  de  fine  poents  praeposito,  cum  ex  ^ 
rei  Verität Cj  tum  ex  doctrina  Jctor,  Rom.  4^  S.  —  | 
in  den  jinnal,  acad.  Groning»  4847  —  4848» 

Eins  dem  eomment*  de  iudietts  luratorum,  in  eeriamme  IM" 

terario  ex  scntentia  Ictor,  aeitd*  JLugd»  Bat.  praemio  omtUa  ! 
74      4'>  —  ^r*^  den  Amud.  acad.  Lugd,  Bm*  484 ^'^HQ» 


JtAt  dieser  drei»  Ablmiidlniigeii  iit  tneh  einaela 

ZD  haben. 

d*  Eiusdem  disputatio  inaug.  de  argumentQ  ah  arudogiaß  ems^ 
que  a  legis  intetpretatione  differentia,  Traieii  ad'Bhenw» 
■  die  M8n  Midi  48»4*  drfeiua*  JPtweniriae.  40/S.  4» 

Dte  vereinigten  Staaten  der  Niederlande  waren  über  anderthalb 
Ja^irhundorte  der  Sitit  und  der  Mittelpunkt  des  gelehrten  mit 
der  alten  Literatur  enge  verbundenen  Rechtstudiums.  Sow^old 
die  mehr  praktischen  juristischen  Schriftsteller  dieses  Landes,  als 
die,  w^elche  Römisches  und  Germaalschcs  Rccljt  philolo^^isch  und 
critisch  bearbeiteten,  hüben  in  ganz  Europa  einen  unver^j^ängli- 
chen  Namen.  Durch  die  ehemals  so  zahlreichen  niederläudischea 
Universitäten  wurde  das  Rechtstudium  des  sechzehnten  Jahrhun- 
derts gcwissermassen  bis  in  das  neunzehnte  erhalten.    Um  so 
mehr  mufs  es  daher  auffallend  erscheinen,  dafs  von  diesen  Schu-» 
len  jetzt  so  wenig  bei  uns,  so  wie  in  andern  Ländern  bekannt 
ist}  dafs  ein  literärisches  Schweigen  der  Gelehrten  in  dert  Nie* 
dcrlandcn  diese  so  zu  sagen  ausser  Verbindung  mit  denen  an- 
derer Länder  gebracht  hat.  —  Sollte  jener  alte  Eifer  erloschea 
«eyn?    Nehmen  die  Niederländischen   hohen  Schulen   an  dem 
Fortgange  der  Rechtswissenschaft,    besonders  des  Theiies  der- 
selben, in  welchem  ihre  alten  Lehrer  unsterblich  geworden  sind, 
Hamich  des  Rom«  Rechts,  keinen  Antheil  mehr?    Ist  die  alte 


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3aa    '  Hemici  Cock  Commentationes  IV. 

,  .  9  —  Wir  -wissen,  dafs  wirkllcl.  die  Meinung  besteht, 
der  ^isMSDSchaftUchc  Eile,  auf  den  holli...Jiscl.eD,  obgleich  seit 
4815  nett  Mitwirirlen  Universitäten   se> ,   wo  nicht  erloschen, 

doch  erkaltet.  Dies  veran)-,lst  uns,  auf  einige  wissenschalt- 

Uclie  Arbeit«  dieser  hohe«  Schulen  aufmerksam  zu  machen, 
wdclie  «eigen  möditen,  daf»  diese  Meinung  so  gani  und  gar 
wSndet  nicl,.  sey.  -  E.  i«  «.l.r.  die  holländischen  Rechts- 
«efelirten  schreiben  wenig,  viele  von  ihnen  su.d  deshalb  n.  an- 
äero  Ländem  nicht  viel  bdumnt,  und  manches,  was  .u  den 
neu^  Zeit«  «  Holland  erschienen  ist,  möchte  nicht  ganx 
Se«  jetxt  gehenden  Ansichten  ent.F*chen.  "^^•'^ 

lern  sind  die  HolÜnder  nur  Jiachahmcf  von  uns  und  den  Fran- 
zosen: sie  folgen  oft  spat  dem,  vm  anderswo  geschah,  so  dais 
in  Holland  Insiehten'mit  Feuer  ab  neu  veriochten  werden, 
«eiche  in  andern  Undem  fest  vergessen  sind,  dafs  Auctoritaten 
r  gelten,  iiber  welche  man  in  DeutKhland  und  Frwd^e.c  >  nuu 
p„f  andere  hat.   E.  fSllt  de«,  der  «it  ihren  f  «{-''^'^ 

finiRC  Bekanntschaft  hat,  in  die  Augen,  dais  sehr  oft  fremde 
A:lfch.en  Pich.  Whtig  von  hoUtadi^fcen  Schriftsuaiern  a^%^^s 
«c.di..;  dafs  der  Werth  mancher  SchriftsteUer,  i.  B.  Deut^sch 
„is  o uderbar  verkannt  wird,  «««her  W  «n.  berühmte  Manu 
fei  ihnen  nur  etwa  de«  Na««,  uach  bÄannt  .st,  >vahrcnd  n- 
dere  bei  uns  anbekannte,  dort  sehr  berühmt  swd.    D.e  Grunde 

Eon  sind  leicht  erkürlich    d.  »^^^rLlZS^ 
der  Wissenschaft  eines  fremden  Landes  bekannt,  nach  Li^w'"' 
zeitun^^en  urtheilend,  «an  sich  uothwendig  *»r^Z^\2  Tn 
les  ist  übi  i-cns  von  niederländischen  Junst?«  «  ?*"*"*' 

oU    dischor  Sprache  geschrieben,  die  i«  Aud«de  nur  aussm.- 
dentl.ch  wenig  Verehrer  hat;  so  viele Preisschnften  von  T/*««» 

in  Leiden,  Schriften  von  ^an  E'"''^*  ^^1^ 
Vorzüglich  sind  die  hoUänd.schen  Reditsgdehrten  fcr  d.e 
.ensci^ft  ihätig  durch  die  Anleitung  der  Studterenden  b« 
■  „bcitung  ihrer  Inauguraldissertationen,  wdche  jeder 
hat,  der%romoviren"wm.    Man  bemerkt  i«  aU«.  ««^T^ 
SclViften  der  juristischen  Doctoren,  deren  d««h  Vf^^^^ 
sehen  5u  und  Co  in  den  drei  Universitäten  P~^*J**  ''Jto  - 
eine  gewisse  Vollkommenheit,  sowohl  in  der 
Stjle,  die  ein  tüchtiges  Rechtsstudium  »f«»J*?*"i:  "T  '  doch 
Universitäten   herrschende   WissenscI.afthchkeitj.  *"*  "° 
nicht  überall  in    gleichem  Grade  findet.  —  JMK 
aber  besonders  durch  die  Lösung  der  P'«»*»SP™",^!1^ 
welche  jährhch  für   alle  Studierenden  in  Vor- 
geben werden,  die,  wenn  gleich  hie  und  da  "Ltttfflich 
schein  kömmt,  doch  gröfsteuiheils  gut,  nud  «anctanal  »^^jT" 
&iud.    ISach  der  bestehenden  Uuivei>itatsveifi»«»g  WMWa  ^ 


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Heurici  Cock  :CQmme>itatione^«  IV,  3^3 

«dbcQ  in  den  jedesmaligen  Annales  Inf  Kosten  .der  Regierimg 
fj>gedruckt.  Es  sind  in  den  bis:  jetzt  erschienenen  3o  Ben«* 
den  der  Annalen  der  .mederländisclien  Universitäten ,  manebe 
herrüche  juristisobe  •  und  andere  •  Arbeiten .  entlialten.  So  x,  B.» 
in  den  Leidener  Ann*  Fv.iflkS.-**;  ^$19;  die.vopi.jA  Bmif^ 
■über  die  BebändlAng  der  Fremden  im  Staate  nach  Grandsatsen 
•des  Sfoitiidien  Rechts  und. der  Politik,.,  Auch  die  Inangnral* 
Dissert*.  dieses  VerCttsers  vhts^  die  Yertbetlu^g  der  (crewalten.  im 
Staate,  Grdnmgen  li8aO|  ist •  meisterhaft  gesdprieben.  In  den  Lei^ 
dener  Ataal,  von  t8«^'*^.«8ea  die  Ton  PHilipse  d^ 
jmMui*  Femer  eine  andere  toü  AmU^  nbe«  dte  Unterschied 
^er  Ethik  und  des  Naturrecbts  in  den  Gr9ninger  Jfnfud/ytm 
«8fl8  —  t8t9*(<  wie  auch  die  Abhandlungen  von.  Dm  Tesp^  toii 

.  De  IVaiA  und  andere«      .  Wir  haben  uns  zum  Ziele  geset^tj 
jvaeri  nach  unserm  VriheU-  yorzl^lich  gut.  gerathene  AHandlnn* 
gen  dcssdben  Verfasser»  in  diesen- Blättern  ansuaeigeni  um  auf 
dieselben^  die  vieUeicht  in  Deittschkud  nocb  wenig  oder  gar 
nicht  bwmnt  scjn  mdohlen,  besonders  auftnericwm  machen» 
Diese  ^rier  Abbandlungen  bat  yerfsdst  Herr.CocA  «us  Derenter, 
.welcher  in  Utecht  studiert,  ebendaselbst,  nachdem  er  auf'  den  ^ 
Unimsitateii  der  nördlidien  Niederiande  war  gekröni  wmden, 
im  May  i8a  1  promovirt  hat,  und  jetat  am  Athmanm  seiner  V»* 
terstadt  Broisssor  der  Rechte  ist,  wo  freilich  sein  Wiiknngs» 
lueis,  da  er  nach  der  sonderbaren  Verfassung  dieser  Scbulan* 
stalten  ofliS  FdeAer  der  Jurisprudenx.  zugleich  zu  lehren  hat,  s^ 
beschrankt  seyn-  mag.   Er  hat  sich  vorzu^ck  mit  dem  .Orimi« 
natrechte^  dann  aber  auch  mit  dem  Rto.  Rechte  besdiaftigt;  in 
so  fem  ist  in  den  vier  Abhandlungen  etwas  Gemeinschafdiches/ 
Sonst  aber  ist  eine  sehr  ausgebreitete  KenntniCt  des  germanischen 
.Rechts  und  neuerer  Gesetig^bungen,  wie  auch  eine  vertraute  Be- 
kanntschaft mit  den  höchsten  Grundsatsen  des  Öffentlichen  Rechts, 
darin  auMfezeicbnet;  Dieselben  sind  in  einer  so  herrlichen^  so.anacie» 
benden  Latinität  geschrieben,  dafs  m»  hierin  ab  vollendete  Mit« 
it«r  gdten  können,  und  den  Verf.  als  würdigen  Schuler  von 
n^ak  thusienß  des  Hauptes  der  von  Memsterkuisj  Buhnkmitu 
und  fVyttenbaich  in  Holland  gebildeten  Schule«  beurkunden.  Wir 
"zeigen  daher  diese  Schriften  mit  so  grösserem  Vergnügen  au, 

^  da  uns  deren  Lecture^  ob  uns  gleich  die  Gegenstände  derselben  ni<iht 
ein  nächsten  liegen ,  •  dodi  i^nen  grcissen  Genula  gewahrt  bat* 
Bei  den  erstem  wollen  wir  kurzer,  und  nur  bei  den  letztem  el» 
was  ausluhriicber  sejn.  «?-  Was  uns  älleia  dem  Verf,  zu  wön<- 
'  tcheu'librig  bleibt  ^  ist  eine  gemluere  Befcanntsehaft  mit  den  in 
Deu^Mand  in  den  letzten  zehn  bis  ftinfzcfan  Jahren  erschiene* 
nen  Schriften  über  das  Rom.  Recht  t  so  wie  mit  der  neuem 
iranafaischen  iurisiisdMn  Xateratu^,  namentlich  des  Qrimia«lrechls^ 

34* 


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324      Henrid  Cocfc  Commcntatioties  IV* 

welche  wir  hu  einem  YioQSudlscIicii  Gel«hrt«ii,  dar  in  den  le- 
benden Spraclien  Europa'»  wlBtamm«  bewandert  aebr  nn- 
gern  vermifst  haben.  Die  Ursache  dairon  nag  die  »chrfe  seyn, 
wo  er  crcbildet  worden;  wir  haben  in  aUea  andern  Disserttr 
lionen,  die  wir  kennen,  dasselbe  bcmeltt.  ^      j       .  i" 

rSach  dieser  Einleitung  gelien  wir  zur  AnMtge  der  «Biel* 
nen  Abhandlungen  iiber,  und  beginnen  mit  Nr.  i.  fde  attaj^ 
Die  Frage  war  die:    Was  sind  J^asui dspiele ?   In  mefewsind 
sie,  nicht  von  Betrug  oder  Gewailthätigkeit  begleitet,  als  Ver- 
ff^en  oder  Verbrechen  anzusehn?    W^as  veroiug  die  Gesetige- 
bunff  -e'-cn  dieselben?    Dar^tr Iking  der  Gesetze  der  ahen  uod 
^fzOgUciislen  neuen  Völker  hiertiber.  —    In  vier  Abschnitte« 
erschöprt  <ler  Verf.  die  Er;.-e  und  den  Gegenstand. 
r^otio  et  indoks  aleae  et  aleatoru.  Aus  den  Alten  sind  die 
fiitittouen  beider  geschöpft,  und  genau  bestrrarat.    yl^eae,  heilst 
es.  suM,  in  qüihus  fortana  dommatur  ludi,  swe  m  us  sola  va- 
leat  förtuna,  sü'e  ita  sallem  praecipuas  a-at  partes,  ut ,  licet 
aut  peritiu  ludentium  victoriam  quodammodo  possit  tempe- 
rare,  Semper  famm  fortuna  praeponderet.  Aleator  m  der  ge- 
yröhnlichen  Bedeutung  ist  Spieler  im  bösen  Sinne  des  ^\oite5 
.80  kömmt  es  l.n  Corpus  Juris,  so  in  den  Classikern  vor  an 
iten  Gapitel  wird  üntersucht,  ob  Hasardspiele  an  und  Inr  sicti 
SträBichc  Handlungen  sind,  und  was  die  üesetzgebung  in 
!S\rer  vermag?    Es  wird  gezeigt,   dafs  das  Hasardspiel 
!r^|d  ftir  sich  durchaus  erlaubt  sey;  dafs  aber  aus  pohzedi- 
eben  Mcksichten  der  Stoat  dem  Spielen  vorbeugen  müsse, 
Gefahren  und  furchtbaren  Folgen  desselben  sind  ^-  29  und  ii. 
•weiÄerhaf^  mit  glühenden  Farben  geschildert. 
irexei-t,   dafs  Hasardwiielc  besonders  bei  barbarischen  und  öei 
iberkultivirten  Völkeri  1»  Hause  sind.  Die  bUtorische  Verlier, 
chuhft  der  allen  Germanen,  der  Hunnen,  wdden  Amenkanei, 
"Wesuifrikancr  und  Indier  ist  interessant.    Strafgesetze  vemoge^i 
nichts  cegen  die  Spielsttchtj  nur  durch  Einwirken  aut  d;e  3« 

P^oUzei  d^  Spielhäuser  kam,      -sen  üebdn 

vorgebeugt  werden.--  Im  3ten  CapHel  ^.^^/o'^-g^^^^Xfch  d^ 
-Stellung  des  Röm.  Rechts  enthalte»,  wo  ^»  ^^^ß'^^ 

ZusammensicUung  recht  gut  is^  der  Verf.  doch  nicht  gerade  et- 
^as  neues  sagt.    Justinian  tadelt  er  »ehr,  dafs  er  ans  dem  oe 
stchtspunkle  der  Blasphemie  Gesetze  gegen  das  Spie  f^^  ' 
'  ^  Sär  - ausführlich  und  bcfnedigcnd  ist  das  4le  C^P'^^^^^'^" 
ders  was  die  Gesetzgebung  der  ehemaligen  vereinigten  1  rovin 
und  die  frühere  französische.    Die  drei  neuem  Oe- 


xen betrilEI 


setzgcbungcn  Preuaaens,  Frankreichs  und  .Oesterreichs  wciaen 
scharf  geprüft.  —  Uebrigeos- bemerken  wir  noch,  dais  uDer 
die- «2m  zu  Haidernyk  in?  J.  aS«s  eine  Dissertation  von 


\ 

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f 


Henrici  Co^k  Commentationes  IV.  32ä 


Mewn,  und  eine  andere      Leiden  im  J*  48 i6  von  JUnd  er- 

*  schienen  ist. 

Die  Abhandlung.  Nr«  S«  (de  fine  poenü  praeposiio  welche 
wir  nur  kurz  beriiliren  wollen,  enthalt  eine  kritische  Verglci- 
chung  der  verschiedenen  Theorien  des  Strafrechts,  besonders 
derer,  welche  von  berülimten  deutschen  Criminalisten  in  diesem 
Jahrhundert  aufgestellt  oder  verthcidigt  w  orden  sind^  nebst  einer 
bistorischen  Entwickelung  der  Adsichten  der  Römer  und  der 
Römischen  Juristen  über  das  Wesen  und  den  Zweck  der  Strafe, 
Der  Verf.  hat  die  verschiedenen  Systeme  sehr  richtig  aufgefafst^ 
SO'  wie  er  die  sich  hierauf  beziehende  Literatur  vollkommen 
kennt.  Er  bestimmt  sich  fiir  die  Lehre  von  Feuerhaeh,  näm- 
lich,  dafs  der  Zweck  der  Strafe  Abschreckung  von  Gesetzver- 
lotzungen  durch  psychologischen  Zwang  scy.  —  Cap.  J.  De  no^ 
tiome  poenae»  Der  Begriff  der  Strafe  wird  bestimmt,  falsche  Be» 

frilFe  werden  widerlegt.  Durch  Vergleichuqg  des  gemeinen 
pracfagebrauchs  und  ^des  Begriffes  der  Belohnung  wird  der 
Begriff  der  Strafe  so  angegeben:  Esi  poena  civilis  nuUum,  quod 
ob  actiones  admissas  legi  contrarias  alicui  a  civiiaie  «ffligitur* 
Der  VerU  unterscheidet  daher  Strafe  vonjJlen  Uebelo,  die  we- 
gen künftig  mdglichen  widerrechtlichen  Handlungen  angefugt 
werden  1'  ms  der  S^stvertheidigung,  Züchtigung,  Prävention 
u.  s.  w.  Der  Verf«  ist  jn  - seiner  Darstellung  sehr  klar  und  be- 
stimmt ^  in  der  Dialectik  geübt.  — >-  Qq^^JL  pe  ßne  poenarum 
€onsiituendarum  und  C<^,  ///•  de  ßne  poenmwn  exequendßrunu 
Hier '  unterscheidet  der  Verf.  nach  dem  Muster  unserer  Crimi-» 
nalisten,  den  Zweck  des  Androheos.  und  den  des  Zufagens  der 
Strafe,  Ersterer  ist  Mittel  zur  Verhinderung  widerrechtlicher 
Handlungen  im  gesellschaftUchen  Vereine  des  - Staates,  ^jsm^  da 
er  aur  Sicherung  der  Rechte  geknüpft  ist,  alles  widerrechtliche  ge- 
radezu entgegenlauft,  was  fblglidi  nicht  existiren  solL  Die 
Mittel  es  au  ▼erhindem  sind  versdiiedent  Endehune,  Bildung, 
Befestigung  der  Moral  durch  die  Sitten ,  Religion.  Bei  der  Un- 
Tcdlkonunenheit  der  menschlichen  Natur  und  der  Macht  der  Lei- 
denschaften im  Menschen  sind  aber  diese  Mittel  nicht  ausreichend ; 

•  der  Staat  mufs  oft  nuf  eine  gewissermaalsen  mechanische  Art 
Widerreohdichkeil  zu  yerhindeni  sucheni  diefs  geschieht  durch  die 
Strafe,  und  insbesoiidere  durch  deren  Androhung,  wdche  psy- 
chologisch .den ,  der  ein  'Verbrechen  begehen  will,  davon  ab- 
schreät.  Sehr  interessant  ist  die  hierher  gehörende  Ausfuhrung 
des  Verfi.  S»  ai  ~  aO*  in  rebem  Latein  geschridben.  Die* 
Zofüguag  der  Strafe  ist  nun  die  Wirkung  der  vom  Gesetse  ^Is 
strafbar  erklirten  Handlung,  und  mufs  geschehen  zur  Aufirechl« 
haltung  des  Ges^zes  selbst,  welches  sonst  ein  leerer  Schein  sejm 
wui-de^  S.  27.  —  Die  wirklich  stai^abekide  Strafe  also  beaeht 


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3a6  !    Heorici  Cock.  Commentalion^s  IV. 


sScIi  auf  fit*  ^ßergangenB  HaodliiDg,  obgleidi  die  tngedrohete^ 
also  künftig  mögliche  Strafe  auf  künftige  Handlungen  geht.  So 
zieht  sich  der  Verf.  aus  dem  Vorwurfe  der  Inconsequcnz  gegen 
die  früher  gegebene  Definition,  Avelcher  das  zweite  Capiicl  ent- 
gegen zu  sevn  schf  int.  Mit  wenigen  Worten  giebt  er  S.  3i. 
folg.  seine  Gruiulansicht  an.  W  ir  enthalten  uns  aber  aller  Er- 
örterungen einzelner  Punkte,  so  wie  einer  Kritik  von  des  Verfs, 
Meinungen. —  Das  Cap.ff^.  handelt  de  fine  pocnis  praeposito  ex 
autiquitatibiis j  Romanorum  legibus,  philosophm'um  opinionibus. 
In  den  ältesten  Zeiten  der  Römer  gab  es  keine  eigentliche  Gc- 
actzgebung.  Die  kÖnigliclie  Gewalt  war,  nach  dem  Verf. 
Unbeschränkt,  in  sofern  war  von  einem  System  des  Slrafrechts 
nicht  die  Rede.  Die  in  den  Historikern  enthaltenen  Erzählungen 
von  den  in  jenen  Zeiten  geschdiene/i  l^estrafungen  werden  auf- 
gezählt, und  scheinen  alle  als^  histoi  Ische  Walirheit  geiioinmen 
zu  werden.    Die  Grundidee  des  Tafclgesetzes  bei  straf- 

rechtlichen Bestimmungen  war  ihm  vindicta  privata,  selbst  bei 
poents  puolicis  (?  '.^).  Spaterhin  wurde  die  Criminalgesetzgebung 
aach  Lifius  I,  »g,  3  Nu /Ii  genti  mit  totes  placuisse  poe^ 
nns^  milde,  indem  freiwilliges  Exil  von  aller  Criminalstrafe  be- 
freite.   Die  Ansichten  der  griechischen  Philosophen  werden  ans 
GeiiittS  VL  4*  Puniendis  peccatis  tres  esse  debere  eaussas  exe^ 
StimaUm  est ,  entwickelt^  welche  auf  Rdm.  Schriftsteller  über- 
«  gingen*    Die  S.  87  —  39.  eingestreuten  Bemerkungen  sind  in- 
teressant. Der  Unbefangene  wird  vielleicht  eher  den  Allen  darin 
"beistimmen,  dafs  die  Gründe  von  Strafgesetzen  nach  Verschie- 
denheit der  Falle  verschiedene  seyn  können,  ab  den  Neuern, 
welche,  oft  ohne  Noth,  alles  auf  eioeii  Grundsatz  zurückführen 
wollen.  —   Im  De  fime  poenit  praeposito  ex  doctrina 

Ictorum  Romanorum,  zeigt  er  auch,  dafs  nach  den  Ideen  der 
Böm.  Juristen  der  Grund  und  Zvreck  der  Strafen  verschieden 
sejn  kann,  nimiich  »Abschreckung  anderer  vom  Verbrechen, 
weshalb  jemand  gestraft  vrirdi  so  Trjpboninus  in  L.  3i*  ^ 
yi  D.  depositi^  CalUstratus  m  L  9S*  ^.  penult.  D.  de  poenit  uad 
anderswo ;  Dioeleiian  und  Masünian  in  /•  44*  ^*  poenuA 
deshalb  Capitalstrafen  bei  den  Rdoem;  andere  Strafen  waren 
emendationis  ät  eastigationis  gHttia\  vrie  Ulpian  bemerkt  X.  p* 
§.  4.  D.  de  off^  Proevns  und  Pwdus  in  <o.  D.  de  poenis} 
endlich  Gcnugthuung  des  Beeintrüchtigten.  S.  44»  4^*  7^ 
Der  Verf.  benutzte  in  dem  letzten'  Capitel  die  bekannten  Schrif- 
ten Yon  Ctoppu  nd  fVeUker*  Die  mua/e  Abhandlung  zeugt  w« 
tieiem  philosophischem  Aaflassea  des  OtminalrechU  «nd  v^m 
historischem  Studium  d^  Rdittiscben|  Hueb  in  diesem  etwas  ver- 
»achlassigten  Fache« 

Ai*.     (de  iudieiis  mrafümmj.  —  Einer  der  entco  Akte 


% 


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Henrici  Code  Commeiitationes  IV.  827 


^€T  ktSnu^h  omSscIieii  Regierung  in  den  yereliiigteii  ProvinKen 
der  Niederiaade  war  beluinndicli  die  Außiebuog  der  Jmj,  wel» 
clie  im  Toroialigeii  KSnicreicfae  Holland  während  seiner  Verbin^ 
dung  mit  dem  franxdsbcnen, Kaiserreiche,  irar  eingeführt  wor- 
den^  (Beduit  vom  ti.  Des.  i8i3.).  Das  Decret  wurde  iSi5 
Auch  in  den  südlichen  Provinzen  des  vergrösserten  Rdnigrcichv 
der  Niederlande  in  Vollzag  gesetzt.  Seit  der  Zeit  war  dann  in 
den  yersdiiedenen  Theilen  desselben  beständig  von  der  Sache 
die  Redei  die  Meinungen  über  die  Vortreffiichkeit  der  Juiy 
waren  d>er  getheilt.'  Die  an  so  nelem  Französischen  mit  einer 
oft  blinden  Hamäcki^eit  hangenden  Bdgier  lobten  die  Ge^ 
tchwomeiig erlebte  bei  jeder  Veranlassung,  und  igao  drangen 
in  den  meisten  Provinzen  die  Flrovinzialstaaten  bei  Gelegenheit 

'  der  vor  sich  gehen  sollenden  definitiven  .Organisation  der  Ge^ 
ffthtsverfassung  aof  Wiedereinführung  derselben.  Um  diese  Zeit^ 
wo  überhaupt  in  Europa  so  sehr  viel  über  diejurj  gesprochen 
wurde,  gab  die  juristische  Facultat  der  Universität  Leiden  ihre 
Preisaufgabe  über  diesen  Gegenstand  anf|  und  zwar  verlangte  sie 
nach  geschichtlicher  Darstellung  des  Ursprungs  der  ' Geschwür^ 
nengeiichto  blos  eine  Zusammenstellung  der  Grunde  gegen  und' 
für  dieselben  9  ohne  dafs  der  Vetf.  seine  Honung  darüber  äus- 
sern sollte.  — -**  Herr  Cock  füUte  sich  berufen,  aueh  hier  zu 
concurriren,  obgleich  es  Ihm,  wie  er  in  der  Vorrede  .bemerkt,« 
an  Zeit  maogelte,  und  wurde  mit  dem  glänzendsten  Erfolg  ge« 
krönt  Seine  Dissertation  zerfällt  in  4  Capitel.  i )  Idee  der 
Geschworncngericlite,  2)  Geschichte  dcrseibeu,  3)  Grunde  da- 
gegen, 4)  Vcrtheldigung  derselben.  —  Die  Kntwickdiung  des 
Begriffes  und  Wesens  der  Jnrj  ist  lichtvoll,  der . natürliche  Ur- 
sprung von  Geschwornengerichten  bei  freien  wohl  eingerichteten 
Staaten  so  herrlich  erklärt,  dafs  man  schon  durin  die  schönste 
VertheidigUDg  der  Geschwornengerichte  und  sogar  ihre  Noth- 
wendigkeit  bei  gebildeten  Völkern  findet.  Die  Geschichte 
zeigt,  dafs  bei  deu^ alten  Völkern  die  Gerichtsordnung  ähnlich 
geordnet  war;  die  eigentliche  Jury  der  Neuern  aber  germani- 
schen Ursprungs,  in  £ngland  allein  erhalten,  auf  eine  eigenthüm- 
liche  Weise  ausgebildet,  und  in  Frankreich  nicht  auf  das  glück- 
lichste nachgeahmt  %ey.  Er  begegnet  S.  25.  Meyer,  der  in  dem 
bekannten  Werk:    Esprit,  Online  etc.  des  Institutions  judici-» 

.  iures  V oL  IL,  die  Jury  von  den  Kreuzzügen  herleiten  wollte, 
und  zeigt,  dafs  diese  Gerichtsverfassung  allangelsachsisch  war 
und  sich  selbst  nach  Lrobciung  Englands  durcli  die  Normannen 
daselbst  erhielt.—  Im  dritten  Capitel  gicbt  der  Verf  wieder 
neue  Beweise  seiner  grossen  dialectischen  Gewandheit.  Denn 
er  bekämpft  die  Vertheidiger  der  Gesell woruongcrichte  mit  so 
tüchtigen  Waflen,  dafs  mau  sehr  geneigt  ist,  ilau  daiia  Lcuu« 


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398       Srarici  Goc^  Commentatioae«  IV. 

stimmen;  die  Jury  stelid  rinm  eigentlidi€ti  gutbesetzteft  Ge^ 
richte  in  jedem  Staate  immer  nadi^  und  habe  die  vielen  gerahm- 
ten Vortlieile  nicht,  welche  man  ihr  »uschreibt.  Wir  verweben. 

daher  die  Gelehrten,  welche  dieser  Gegenstand  der  Criminit- 
gcsctLgebung  näher  ai>^e]»t,  ganz  besonders  hierauf.  Von  klein- 
lichen Ansichten  ist  l)ier  durchaus  nichts  zu  fmden,  alles  ist  tief 
«ufgcfafst  und  reif  erwogen.  Ucbrigens  ist  tler  Vcif.  oft  Fcu- 
crbach  gefolgt,  so  wie  Mittermaier,  und  den  Verfassern  der  hol- 
ländischen Briefwechseln ng  über  die  bevorstehende  Gesetzge- 
bung der  Niederlande,  nämlich  Meyer  und  TydemoHn.  Meh- 
rere ganz  neuertlings  in  Frankreich  und  Deutschland  erschienene 
Scliili'tcn  scheint  er  nicht  gekannt  za  haben.  — •  Das  ^\.t  Capitel 
schliefst  sich  wieder  an  das  erste  an,  und  beurkundet  sehr  den 
Geist  der  Uiiparlheilichkeit,  in  dem  er  schrieb,  und  so  die 
richtige  Lösung  der  Frage.  —  So  endigt  der  Verf.  auch  rait 
den  Worten  von  Dionys.  Haiicanu  Tirro  fjLfVTOt  TO  eßoc  iroKkecc 

- —  Die  uns  entfernter  liegende  Erörterung  des  Einzelnen  der 
Abhandlung  überlassen  wir  unsern  criminaiistischen  Schriftsiel- 
Jem,  welchen  sie  in  dieser  Zeit  gewifs  willkommen  sejrn  wird. 

Nr.  /^^  (de  argum.  ah  tuudogia )  ist  die^Inau^aldisserCation 
desVerfii)  welche,  gleich  ausgezeichnet  wie  die  vorhergehenden, 
sidk  mehr  auf  das  Civilrecbt  bezieht.  Der  Gegenstand  ist  wich- 
tig —  vieUeicbt  zum  erstenmal  in  diesem  Umfange  dargestellt; 
obgleich  schon  andere  Rechtsgelehrten  die  auf  dem  Titel  ange- 
gebene Grundansicht  des  Vieris.,  die  er  zuerst  zu  haben  glaubt, 
theilteni  wie  z.  B.  Heise  im  Grundrifs,  B.  I.  C.  i.  §•  8 

i6;  und  Hufeland,  Die  ganze  Dissertation  aerföllt  in  S  Ca- 
pitel. —  L  De  jure  civili  ejusque  inwuHgandi  ratione.  — * 
H^ch  Erläuterung  des  Begriffes  von'Reeht  i|nd  der  Aufstelin^g 
des  Grundsatzes,  daOi  alles  RechC  seinen  Grund  und  Ursprung 
im  Willen  des  Gesetagebers  (des  summus  imperans  im  Staate) 
habe  (?)>  eniwickelt  er,  auf  welche  vevschie^ene  Weise  dieser 
Wille  erforscht,  und  die  Gesetze  ihrem  Wesen  und  Geiste  ge- 
m9&  angewendet  werden  müssen.  Er  unterscheidet :  i)  die  In» 
^ectUk  eUtroiö  iegis;  2)  die  Interpreiatia  iMao  UgiSy  3)  die 
Jrwesiigatia  iuris  principiorum  colkuis  ifUer  st  legibus  $  und  4)  d»« 
4m<Aagicalegisaccommodatia.^  Nach  diesen  Grundideen  entwickelt 
er  die  drei  letzten  Punkte  mit  Rücksicht  auf  das  RSm.  Recht  nad 
die  neuere  franzSsiscke  Gesetzgebung.  — "  Cap. 
pm^uiowt  legis.  Kach  der  Worterklärung  von  intmjprHm  «n« 
it^pres  —  was  er  von  w/er  pslrtes  (nicht  etwa  wie  Mam^ 
tum  von  mentis  tfistaiio?)  herleitet  —  beschrankt  er  den  Be- 
g/itf  auf  die  Ausle-ung  zweideuti«^  Gesetze,  gegen  die  ge- 
wöbnUohe,  uod  wie  man  wohl  «a^jen  kiinu,  richtigere  Anttcbr, 


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•Benrioi  Cock  Commentatioties  IV.  3^»'9 

wckhe  die  Aoslegungf  in  allgcmciiierem  Sione  nimmt.  — '  Intern 
prethiio  est  deeUwatio  set^entiae  l^gü  duhiae.  —  Nach  AufzSh«* 
lun^  der  beluumten  Eiatheilifngeii  der  iaterpreuUiQ  sucht  er  vor- 
züglich zu  zeigen  ^  dafs  die  in  'grtounatische  und  *  logische ,  so 
wie  in  dedarative,  extensi?e  und  restrictive  ganzlich  Terworfen 
-werden  nfiissen«'  Denn  es  sej  einerlei,  auf  welche  Weise  man 
zur  Kenntnifs  des  Inhaltes  eines  "Gesetzes  komme,  alle  Ausle- 
g4ing  sey  dedaraiü'a,  und  die  letztem  seyen  sehr  vag  und  wür- 
den Ton  den  Meisten  mit  der  Beschränkung  der  Gesetze  oder 
Ausdehnung  derselben  auf  nioht  unter  ihnen  enthaltene  Falle 
Terwechselt. -  •  Hierauf  erliutert  und  hdtämpft  er  die  Lehre  von 
der  extensiva  und  restrietwa  mieepretatioj  die  von  dem  Grund- 
satze ausgeht,  dafs  der  Inhalt  mes  Gesetzes  C dispositio  legis  )  . 
lediglich  aus  den  Beweggründen  des  Gesetzgebers  fra/to  legis J 
zu  bestimmen  sey;  demalb  das  Gesetz  für  die  Fälle  nicht  ge- 
höre, auf  welche  jene^Gxunde  nicht  passen,  und  folglich  zu  be- 
schränken sey  —  inierpretatio  legis  restrictiva  —  nach  der  Re- 
gel: cessante  legis  ratione  lex  ipsa  cessat;  während,  wenn  noch 
andere  l^älle  sich  fänden,  die  unter  dem  GcseUc  nicht  begrilTcn 
sind,  allein  nach  den  Beweggründen  des  GescUgebers  darunter 
begriflfen  seyn  können,  —  es  dahin  gehöre:  extensis^a  intciprc- 
tatio.  Zuerst  zeigt  der  Verf.  wie  und  wann  jene  Regel :  ces- 
sante legis  ratione  lex  ipsa  cessat,  nicht  anwendbar  sey  — 
nämlich,  wenn  man  das  Gesetz  auf  Fälle,  für  welche  es  wirk- 
lich und  ausdrücklich  gegeben  ist,  deshalb  nicht  anwenden  wolle, 
weil  die  Beweggründe,  welche  dasselbe  in  seiner  Allgemeinheit 
veranlalst  haben,  im  einzelnen  Falle  nicht  passend  gefunden  wer- 
den möchten.  Dies  ist  sehr  glücklich  mit  liriauterüngen  durch 
Beispiele  des  Rom.  Rechts  durchgeführt  S.  16  —  20;  wo  er 
richtig  sagt:  JS'eque  si  ad  simplicem  rei  naturam  attendas ^  ne- 
que  si  Ictornm  Romanorum  doctrinam  respicias,  in  sola  rati- 
one legis  certam  quandam  et  unii>ersalem  sententiae  seu  volun- 
tatis  notam  esse  repositam  elucet ,  ita  ut  cessante  legis  ratione 
cesset  ejus  dispositio.  Wir  machen  hier  den  Verf.  auf  die  schon 
seit  langen  Jahren  bekannte  classische  Ausführung  Thibaut's  auf- 
merksam: Logisclie  Auslegung;  2te  Ausg.  1806  S.  iii  sqq., 
wenn  er  sie  noch  nicht  kennen  sollte.  —  Auf  gleiche  Weise 
darf  ein  ^li^setz  nicht  in  andern  Fällen  deshalb  statt  finden,  weil 
es  gut  und  nöthig  gewesen  wäre,  dafs  es  der  Gesetzgeber  auf 
diese  ausgedehnt  hätte  S.  20  — •  21.  —  Hingegen  gicbt  es 
Falle,  wo  der  Inhalt  des  Gesetzes  sich  blos  durch  die  Beweg- 
gründe des  Gesetzgebers  bestimmen  läfsl,  wo  gerade  die  dispo- 
sitio legis  so  viel  umfafst,  als  die  ratio)  dann  gilt  der  Grun4- 
saiz :  cessante  ratione  cessat  lex  ipsa^  wie  in  /.  6-  §.  st.  l.  45, 
D*  de  jure  patroncUus;  L4  pr.  1.3,  pr,  D,  de  statu  defunctorum. 


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33o       Henriei  Cock  Commenutiooes  IV« 

S.  19,  20;  so  wie  In  «liieiii  teldieii  F«Ue,  so  weit  die  nOfg 
jreht  das  Gesetz  auszndeliDeB  ist,  wis  Ulpian  leihst  saf^:  m 
l  7!  D.  de  Jurisdictionen  und  L.  4.  l  44.  §.  /.  D.  his,  qm 
notantur  infamia.  —    Im  Grunde  siod,  Wcpn  cio  ao  wsd  f* 

siel,  dunkel  abgefafstes  Gesptx  blos  aus  der  Absiebt  des  Gcscte- 
celjrrs  und  diese  aus  den  Bcweggjriindcn  TO  erklären  ist,  die 
beiden  letzten  Grundsätze  wahr;  nicht  aber,  wenn  ^ 
wendbarkeit  eines  an  und  fiir  sich  deutlichen  Gesetzes  die  Red« 
ist.  S.  23.  Thibaut  a.  a.  O.  S.  68  folg.  Die  Richtigkeit  dies^ 
Theorie  beweist  der  Verf.  durch  Beispiele  S.  2 3  —  36, 
«nebt  zugleich  an  ,  wie  man  die  Beweggründe  und  die  Absicht 
des  Gesetzgebers  erkennen  könne,  sowohl  wenn  von  beschran- 
kender, als  wenn  ^  o^  ausdehnender  Auslegung  die  Rede  ist. — 
Cap.  III'  De  principiis  ex  legum  coUatione  deducendis.  Hier 
der  Verf.  grossen  Scharfsinn  und  eine  sehr  gründliche  An- 
ficht TOm  Rechte  überhaupt.  Noraiich  drt-  Kechtsgelel.rte  mufs 
aus  den  Gesetzen  durch  Vcrglrlchung  leitende  Grundsätze  ab- 
leiten, die  zwar  nicht  ausdräcklich  ausgesprochen  sind,  aber  die 
Grundlage  dersclbcH  bilden.  —  Wie  richtig  dieses  bei  der 
Bdiandlung  des  Rom.  Rechts  ist,  springt  von  selbst  m  die  Au- 
fren,  allein  auch  bei  neueren  Gcsetzgebun-f n ,  ob  sie  gleich  aas 
Skemeinen  Grundsälzen  bestehen,  wie  z.  b.  bei  der  franzosi- 
•eben,  ist  dies  anwendbar.  Der  Verf.  zeigt  S.  38.  .^Jf  /^r* 
aebiedenheit  der  Alten  und  Neueren  nicht  allein  bei  Kel.and- 
W  der  Rechtswissenschaft,  sondern  auch  bei  Abfassung  der 
GeMtie.  Bei  jenen  ist  jedesmal  ein  Auffassen  und  Bestimmen 
des  fiinzflbien  die  Hauptsache;  der  allgemeine  Grundsatz  wird 
stOlscbweigend  vorausgesetzt  und  im  Gesetze  schon  an-ewandt, 
In .  der  Wissenschaft  in  seiner  Anwendung  gezeigt.  Daher  jir 
«IS  den  Pandekten  viele  solcher  aligemeinen  Grundsätze  ablei- 
ten, die  gelegentlich  von  den  Juristen  auch  angegeben  w^^^«"* 
Der  Ver£  weist  mehrere  solche  Gmndsatze  nach,  und  zeigt 
ihre  Anwendung  bei  den  Alten  dnrdi  Jahrhunderte  hindurch. 
Z.  B.  Quod  ah  mitw  väiosum  esi^  nm  potest  temporis  tracta. 
eanvaiescere^  Hertas  ömn£kus  reha  fworabiUor  est  ;  u  s.  w. 
Diese  Meen  sind  nicht  lUem  Entscheidungsgründe  der  Juristen 
und  der  Richter  sondern  auch  leitende  Principien  bei  Abfassung 
von.  Gesüien  gewesen.  Die  AusfÄhrung  verdient  ^Hf^p 
«u  weiden  S.  ^9  —  4*  Ferner  .«igt  er  auch  im  Code  die 
Wahrheil  seiner  Ansicht,  in  dir  Lehre  von  der  Nichti-keit  der 
Ehe^  v^o  er  aosfiahrti.  die  Idee  des  Code*  sej,  wie  m  den  äio- 
tifs  angedeutet  ist;  qu*d  nW  a  dß  mMiii  wdtsohment  irre- 
pqrabU,  hrnTttis  eeOe,  oä  ie  mamgt  dei^ient  un  crime,  corime 
äanslestas  d^mee^e  et  de  Bigamie.  Dadurch  löst  er  sehr  leicht 
dno  Menge  von  Str^agen,  die  «of  d«  unter  einipder  mW 


Gc 


ß 


UeoriciCorckCommentutioaes.lv;      33 1 

htermoiiiem^  scheinenden  Artikeln:  «44  —  i46|  iSi  186 
und  anderen  entopriageii.  Bei  dieser  ganzen  Sntwickclung*  zeigl 
er,  wie  mm  immer  den  Grundsatz  der  L.  /•  D»  de  reg,  ^'utm 
befolgen  milsse,  »iVo»  ut  ex  regula  jus  sumatUTß  sei  ex  jwe» 
quod  esiß  regula  ßat;€  Warnungen  gegen  alles  Hineintragen 
A'  priori  gebildeter  Satze  in  das  positive .  Recht «  um  dadurch 
demselben  höchste  Cirnndsatze  zu  gdben.  —  C.  IV,  De  .aneb^ 
logia,  argumentoque  ex  ea  deducto.  Hier  wird  aiufahrUch  das 
Wesen  ftsscn,  was  man  Analogie  nnd  analogische  Anwendung 
des  Rechts  nennt,  dafgestdlt.  Sehr  wahr  scheint  uns  die  Be-? 
Stimmung,  dafs  analogische  Anwendung  im  Recht  das  sey,  was 
die  Proportiooea  in  der  Madiematik  sind|  wie  sich  zwei  Fälle 
SU  einander  verhalten,  so  werden  auch  die  Orun4satze  sich  zu 
einander  verhalten,  nach  denen  sie  zu  entscheiden  sind.  Ist 
also  nur  über  ^en  ein  Gesetz  da,  der  andere  ihm  ahnlich, 
und  der  Grand  derselbe,  so  wird  das  Gesetz  auf  den  zweiten 
auszudehnen  scyn.  Cicero  (Fragm,  de  universo  eap.  40  sagto 
sett)st,  dais.  man  das  Wort  Kifakoyia  mit  proportio  ubers0zeu 
könne.  Seineu  Begriff  erUhitert  der  VerC»  durch  Beispie]et  des 
JJüm*  und  französischen  Rechts.  S.  $i  —  5&  — -  Ci^.  V,  De, 
usu  anoli>^iae  in  jure  RömatUK-  Aus  der  Geschichte  des  Röm/ 
Rechts  wird  nachgewiesen,  wie  nothwendig  bei  den  Römern« 
wo  wenige  Gesetze  waren,  die  analogische  Anwendung  den  Jn-> 
risten  gewesen  sej.  Die  geschichtliche  Darsiellung  ist  sehr  an-*, 
genehm  ^cschridbOD«  Was  man  aber  hier,  so  wie  in.de^  g^P*. 
zeu  Schrift  vermifiBt,  ist  die.  Bekanntschaft  des  Yerfs. ,  mit  dem 
Gajus  von  .Verona,  welcher  ihm  von  gröster  Wichtigkeit  gcwe-^ 
sen  wäre,  und  manchen  Iirdmm  verhindert  haben  Wörde«  S(v 
z.  6.  die  Sitere  irrige  Ansicht  der  legis  aetiones,  S.  6o.  Ue- 
brigens  wundere  man  nch  hierüber  n^t^  denn  auf  den  hollän- 
discbeu  Universitäten  bat  mmi  wenig  Werth  euf  die  EntdedLung 
des  Gi^us  gelegt;  in  Leiden  liefs  man  ..schon  vor  der  Herausp- 
gäbe  desselben  merken,  da&  die  denuchen  Juristen  zu  yiel.  W^ertl^ 
auf  dmi  neuen  Fund  legten,  und  die  Rechtslehrer  in  Utrecht, 
möchten  woU  eben  dies  p;lauben»  (Nur  Gröningen  macht  ein^ 
Ausnahme;  hier  wurde  em  Theil  des  ersten  Buches  des.  Geaus 
zum  Gegenstand  einer  Preisfrage  gemacht,  welche  sehr  gut  be-. 
antwortet  worden  seyn  soll)«  Femer  scheint  dem  Verf.  die 
neuere  9<^handinngsart  der  römischen  Geschichte  und  Rechtsge- 
schichte,  die  wohl  jeti*  auch  schon  im  Auslände  Beifall  6ndety 
wenig  bekaimt  zu  seyn.  - —  Indessen  hat  er  sehr  richtig  deu 
ganzen  Zusammenhang  der  Veräuderungen  des  Rom.  Staats  und 
Rechts  aufgefafst*  mig  ist  seine  Ableitung  der  sabstitutio  pu~ 
pdhrts  aus  delr  als  falsch  erwiesenen,  von  Zimmern  (neue  reclitl. 
Untc^drangca  S.  46.).  noch  genauer  berichtigten  Kcstitutiou. 


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33a       Hcnrici  Cook  Commentationes  IV. 

der  Xn  Tafcb ;  Paterfamäias  uti  legas$ii  super  peettmae  tut^ 
iaeve  saae  r»,  etc.  weil  die  Kiniier  ;^wie  er  memt)  ak  ein  Bi- 
eentiium  de»  Vaters  unter  der  pecuma  begriffen  gewesen.  — 
Die  drei  folgenden  Capitel  entlialten  nun  die  Ansichten  über 
die  Erlaubtbcit  und  den  Werth  der  analogischen  Anwendang 
des  Rechts  überhaupt-—  Da»  C.  FL  übmchrieben:  deam- 
logica  legum  prodttetione  wm  vi  nmneris  judki  non  pernUaa. 
Des  Verls.  Ansicht  ist,  daf»,  wenn  eine  Gesetsgebung  die  ana- 
log isclie  Anwendung  nicht  gestatte,  der  Richter  »ich  deren  nicM 
bedienen  düitc;  der  Grund  ist,  weü  der  Richter  keinen  An- 
theil  an  der  gesetzgebenden  Gewalt  habe,  diesen  aber  sich  an- 
inasscn  würde,  wenn  tr  das  Gesetz  anf  Fälle  ausdehnen  woUt^ 
für  welche  es  nach  dem  Willen  des  Gesetzgebers  nicht  gege-, 
beu  sej.  Hier  {;eht  er  offenbar  zu  weit;  gerade  dnreh  die 
analogische  Anwendung  der  Gesetze  wird  die  Gesetzgebung  er- 
gänzt und  alles  gewisser;  in  allen  (Gerichtshöfen  findet  sie  täg- 
lich statt,  nach  der  weisen  Anleitung  der  bekannten  Stelle^ 
/.  —  43.  D,  de  legibus,  die  gewifs  nicht  ursprünglich 
durch  ein  Gesetz  proclamlrt  wurden.  Die  Analogie  schliefst 
sich  an  die  Auslegung  der  Gesetze  an;  der  Richter  wenn  er. 
daher  bei  Stillschweigen  derselben  in  ihrem  Geiste  Falle  cnt- 
icheidet,  ist  gewifs  nicht  Gesetzgeber,  da  er  immer  noch  dazu 
Aur  den  emzelnen  Fall  entscheidet,  aber  keinen  GrundsuU  lur 
nUe  Fälle  vorschreibl.  Uebeil.aupt  findet  sich  das  zu  strenge 
Trennen  der  Gewalten  mehr  in  der  Theorie,  als  in  der  yVnk- 
lichkeit;  und  wenn  die  Gewalt  des  Richter»  zu  beschrankt  ls^ 
wie  die  Freunde  der  Gesetzbücher  es  wollen,  so  verliert  sie 
^iel  an  ihrer  Bedeutung  und  Würde  im  Staate,  sie  soll  doch 
nicht  zu  einer  blos  mechanischen  Einrichtung  lurabsiaken.  Mit 
Äechi  ist  die  analogische  Anwendung  bei  Strafgesetzen,  die 
bierin  ab  jus  singulare  gelten,  ausgeschlossen,  üebngens  i.t 
auch  diese  Ausfuhrung  des  Verfassers  sehr  scharfsmnig.  —  i^ie 
Nothwendügkeit  des  jUm  Capitels:  de  juris  dicendi  norma  non 
defkiente,  etsi  ad  orgurMntum  ex  anülogia  ductum  non  recur- 
ritur,  wird  durch  das  C^.  Fl  veranlasset.  Fredich  wird  der 
Verf.  nun  einigernuösen  inconsequcnL  Wahrend  er  das  nccrit 
der  analogisehen  Anwendung  der  Gesetze  dem  Richter  abspricht, 
ISfst  er  S.86.  zu,  dafs  dieser  nach  eignen  Einsichten  bcun  M.ii- 
nehweigen  der  Oesetze  entscheide,  dafs  er  namendich  den  Klä- 
ger abweise,  wenn  er  nicht  auf  Gesetze  oder  Grundsätze,  die 
•US  dem  ganzen  System  der  Geseisg^^nng  sich  ergeben,  prov^ 
deren  könne,  so  wie  der  Strafriehter,  nach  dem,  S.  79  - 
weiter  entwidLcUen  GrundsStaet  NuSum  deUeium  sme  lege  poe- 
naii  lossprechen  müsse.  Am  meUten  baut  er  auf  das  Anwenden 
der  leitende»  Principlen  einer  Gesetzgebung,  Wövon  er  m  ^eu 


AbhandluDgen  aus.cL  Forst-  u,  Jagdwesen»  333 


Cap.  gehandelt  hatte.  —  hk  4iei|Bmi  SO  /Wie  im  letzt««;  Capt- 
tel:  de  incomtnodisp  ^§tatum  a/isqm  praehei  ancdogia  —  geht 
der  Ver£  immer  voo  der  Ausiclit  aus,  dafs  alle  JVechtswahrhei- 
teil  auf  Gesetzen  beruhen  und  beruhen  mtissen,  und  daCi  ei 
«lister  diesen  keine^gebe,  und  in  eipem  wohlgeordneten  Staate 
keine  andere  geben  dürfe;  wenn  mcht  das  Recht  in  die  gröfste 
VeiwaTang  gerathen  aolle.  Da  über  diese  Ansicht  die  gröfetea 
Reeht^ele£a-ten  anch  unserer  Ta^e  so  sehr  getheih  sind^so  ist 
hier  der  Ort  nicht,  über  aie  mit  dem  Vcr£  streiten;  ^ir 
verweisen  auf  die  Ausführungen  von  Hugo  (Mag.  IV.  S.  89. 
und  Saviguy  (Beruf  und  Zeitschrift  Band  I.).  Es  kann  nur 
merkt  werden,  da£i  bei  den  JBLömern,  obgleich  die  Zahl  der 
Gesetze  nicht  sehr  grofs. war,  dennoch  die  Verwirrang  namens 
Mch  sur  Zeit  Ulpians  so  furchtbar  nicht  gewesen  sej»  —  dafs 
eine  tüchtige  Wissenschaft,  wie .  schon  vor  Jahren  gesagt  wor- 
den, isty  wobi  irieles^  aras  der  Gesetzgebung  fehu,  ersetzen. 

m  ,  # 


Mhandlungen  aus  dem  Forste  und  Jagdweseum  Aus 

Christian  Karl  Andres  öc  onomischen  JSeuigkeiten  und 
ytrhandlungen  (Zeitschrift  ßir  etc.  etc)  —  besonders  o^-* 
gedruckt.  Erster  ß find,  enthält  die  in  den  Jahren  484^ 
und  48^0  in  den  Seon.  Neuigk.  abgedr^  Aufsätze  aus  dem 
F.  md  J.  fVesoi.  MU  TaMlen.  Frag  (bei  TempskfJ 
4Su*  mJ»  Seifen  m  4. 

Der  «ngeoKui  bekannte  Hri  Verf.  gfebt  in-  der  Vorrede  an: 
dafs  dieser  besondere  A&drudi  forstwissenschaftl«  Abhandlungen 
dem  forstlichen  Publicum,  den  Ankauf  der  dcon.  Neuigk.  über* 
beben  solle.  Diese  Trennung  des  forstlichen  Inhaltes  dieser  Zeit«* 
sebrift  von  den  landwirthscbafdichen  Gegenständ«»  wSre  nun 
wohl  gleich  beim  Beginnen  dieser  Zeitschrift  sehr  zweckmässig 
gewesen,  weil  es  dem  Land^^he,  för  den  die  Hcon. v Neuigk* 
vorwiegendes  Interesse  hatten^  den  Ankauf  der  IbrstL  Abhand«* 
lungen  erspart  häUe;  ob  aber  jetzt  noch'  Wenigstens  för  den 
Forstmfann  diese  Absicht  erreicht  werde,  bezweifät  Ref.  aus  dem 
Grunde,  als  Bt*  Andti  bbher  ftaf  den  foritlichen  Inhalt  seiner 
Zettsdirift  zu  wenig.  Sorgfalt  verwendete,  um  ihm  ein  besonde* 
^.Publicum  verschaffen  zu  können» 

Wer  namlleh  die  ftconömisdien ^  Neuigkeiten  kennt,  wird 
den  Werth  der  hier  Irisch  aufgetragenen,  angeUkhen  ,äibhand^ 
(mgen  zu  schfitzen  wimn.  Nor  acfar  wenige  Attfi&ue  Yerdienen 


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334   Virgäii  opera.  Horatii  opera*  ed.  Botbe. 


diesen  Namen,  tiiid  Idbst  dicarc  enthalten  G^genstaiide,  die  noch 
nie  den  BeifiiH  von  Sachkennern  erlangt  haben  und  ihrer  Na- 
tur nach  auch  nie  erlangen  tdnnten.  Ref.iählt  hierher  nameul^ 
lieh  die  Abhandinngen  und  Streitigkeiten  «her  Waldabschätzatig 
und  \\  A  w  erthbestiinmung  zwischen  einigen  OteterrcidllschenForsf 
iiianuei  n ,  deren  sonderbare  Ideen  man  bisher  in  dem  gd^ildete« 
reu  Forstpublikum  weder  au  verstehen  witfste.  noch  bfeaditete 
(vcr«l  die  Nuiumern  6  bis  Ii,  17,  24,  26).  Femer  dieAu^ 
lixiTc  über  Waldkultur  i*  Nro.ao  nnd  91;  und  die  gehalt-und 
^ustcrlosen  statistischen  Beiträf^e  OesterroichischerLandeslheile(die 
imllesperus  und  in  den  ök.  Neuigk.  schon  so  oft  den  auswär- 
lirvfMi  L(-ser  ermüdeten!)  in  ISro.  3  und  22.  Alles  Uebrige 
bestellt  in  ^incr  Art  von  beurtheilendcii  Auszügen  ans  andeitt 
gedruckten  Werken  und  besonders  aus  allf^enicin  gelesenen  Zeit- 
schriften, wie  z.  B.  Hartig's  Archiv;  weklic  zudem  mit  solcher 
AusiührlicKkeit  ausgezogen  sind,  dafs  man  Hr.  Andre  olme  Wei- 
teres des  Nachdrucks  belangen  könnte.  So  nehmen  z.  B.  die 
Auszü«^e  aus  Laurop  und  t-Pedekinds  Beiträgen  iSro.  19,  20,  21 
und  25  beinah  allein  ein;  und  der  Lelirplan  der Forstlehranstalt 
ta,  Tharand  XülU  ly^  Bogen  in  Nro.  i3  aus. 

ReJ,  Lc^ixift  mcht)  -wric  der  sonst  so  Terdiente  Hr,  f^trf^ 
der<>^leichen  Waare  Unkundigen  lör  den  hoben  Preis  von  4  ^* 
für  3i  Bogen  anbieten  kann;  zudem  als  ihm  <Kcse  Blatter  bei- 
nahe «ar  nichts  gekostet  haben.  Es  bestehen  dieselben  nemlich 
ganz  aus  demselben  Satze,  der  schon  für  die  Neuigkeiten 
-gedient  hat,  und  dem  man  unmittelbar  nach  Abdrudc  dieser  nur 
andere  üeberschriften  und  Seitenzahlen  beifügte  und  alsdann  för 
die  gegenwärtige  Sammliuig  vou  ilbbaudlungen  nochmals  beson- 
ders abdrucken  lies.  '  & 


P.  Firgilit  Märönis  cpera.  Denuo  curwit  Fmxd.Benr.  Bo- 
THE,  D,  PhÜ.  ete.  Tom:  L  S.  »45.  Tom,  Jl  S.  3^8. 
Manhemü  apud  Tob.  Loefjßerum  MDCCCXX*  8* 

Q.  Borßtii  Flacci  opera  €ura»ii  Fmd.  Bmbb,  Pothej  D. 
Phä.  €tc.  Editio  altera  emendatior.  Tarn.  /.  J.  ^{{^ 'f^ 
444'  Tom.  JL  S.  433  und  »3.  (Indes).  Ibid.  MDCCCAa. 

Die  neue  Gestalt,  in  welcher  die  beiden  gefeierten  alten p»cl^ 
ter  hier  ersebeluen,  —  eine  Fortsetzung  des  mit  Ofid  undiar 
bist  bee:ouueaeii  LuLcrueiimenfi  eiuer  verbesserten  Wicderaun^* 


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Virgilii  Opera.  H^ratii  opera.  ed.  Bothe.  335 


der  vor  4»  Jaliren  durch  die  Mannheimer  gelehrte  Gesellschaft 
•veranstalteten  Ausgabe  der  lat.  Cl«is:>iker  —  kann  um  so  woni* 
ger  (Jegeustaod  einer  ausführlichen  Critik  werden,  da  in  ihr 
eigcnllich  kein  neu  constiluliter  Text,  auch  kein  neuer  Com- 
meiitar  gegeben  wird.  W  ir  erhalteu  in  ihr  nichts,  als  eine  uer-^ 
besserte  und  ifermehrte  Auflage.  Schweigen  indefs  wollen  diese 
Jaiu'b.  von  ihrer  Erscheinung  uiclit,  da  selbst  nur  eine  neue  Auf- 
lage so  gesclialzter  Classiker  für  die  Literatur  schqn  von  Wich- 
tigkeit ist;  und  sie  thun  ihrer  um  so  lieber  Erwähnung,  weil 
Herr  Bothe,  dem  die  Besorgung  übertragen  war,  den  Dichtern 
wirklich  eine  der  Erwähnung  würdige  Mitgäbe  verliehen  hat. 
Eine  Darlegung  des  Verhältnisses  der  neuen  Auflage  zu  def 
*779  erschienenen  ersten,  nebst  einer  kurzen  Angabc  dcs  Neil- 
Liaiugekonunenen  ist  also  der  Zweck  dieser  Zeilen. 

Horazius.    Der  Text  ist,  wie  gesagt,  im  Wesentlichen  der 

'  alte;  nur  in  der  Orthogiaphie  und  Interpunktion  sind  manche 
zweckmässige  Veränderungen  vorgenommen  worden.  Voran- 
gestellt ist  auch  hier  die  angeblich  von  Sueton  verfafste  Lebens- 
beschreibung des  Dichters  mit  wenigen  Anmerkungen  und  Be- 
richtigungen. Die  jedem  der  beiden  Bände  in  der  ersteii  Aufl. 
angehängten  Varianten  vermifst  man  hier  ab  besondern  Anhang. 
Das  Verzeichnifs  der  vorzüglichsten  Ausgaben  ist  wieder  abge- 
druckt, jedoch  verbessert  und  beinahe  um  2  Dutzend  Nummern 
vermehrt.  — •  Als  völlig  neue  Zugabe  haben  wir  Folgendes  an- 
zusehen. Unter  dem  Text  sind  die  wichtigsten  aus  neuem  und 
•  altera  Ausgaben  genommenen  Varianten,  wie  auch  wichtige,  zum 
{)esseren  Verständnisse  schwerer  Stellen   verhelfende  Resultate 

'  der  besten  Interpreten,  abgedruckt.  Nebeii  jeder  Ode  ist  am 
Rande  das  jedesmalige  Metrum  kurz  dDgegebeni  auch  sind  die 
Argumente  der  Gedichte,  wo  es  nÖthig  war,  verbessert  wor* 
den.  Ausser  einem ,  den  Anfang  eines  jeden  Gedichts  angeben* 
den,  alpiiabcllsch  geordneten  Register  ist  eiu  ziemlich  vollständi- 
ger Index  reruni  paulu  memorabUiorum  beigefügt,  der  hauptsäch- 
lich auf  den  Horazischen  Ausdruck  und  auf  Sentenzen  Rücksicht 
nimmt,  welche  man  gerne  bei  ;schicklichen  Gelegeuheiteu  als 
Keinsprüche  des  grossen  Dichters  anzubringen  pflegt.  Dieser 
Index  enthält  auch  s,  v.  Horatius  die  Conjecturen  des  üeraoa- 
gebers,  wovon  manche  sich  durch  Simplicitat  und  Ungezwungen« 
heit  empfehlen  und,  iu  den  Text  aufg«nonunco ,  ihn  geWüs  nicht 
entstellt  haben  würden.  Ihre  Verweisunf  in  den  Index  zur  et- 
waigen Benutzung  späterer  Herausgeber  zeugt  indessen  von  der 
Bescheidenheit  and  ii^wissenhaiugkeit  ihres  Urhebers,  der  nicht 
gerne  ändern  wollte,  wo  .aiclil  iiaiiptsiclJidi  liaadlcfariftiißAiO 
Gründe  dm  bercditigteB* 


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1 


336   Wucherer,  mechanische  Wissenschaften; 

Virgilius.  In  diesem  finden  wir  rbenfalls,  die  Voriede  nnd 
die  besonders  raitgeth eilten  Varianten  ausgenommen ,  alles  Alte 
"Wieder,  was  bei  Horac  beibehalten  ist,  doch  auch  hier  niclit 
dme  Verbesserungen.  Unter  dem  TeU  stehen  hier  mel»r  An- 
merkangen  als  ^ort,  die  theils  nichtige  Lesarten,  thcils  Con- 
jeCturcn  Anderer,  theiJs  Resnlute  eigener  Forschungen,  wie  diese 
aasfuhrlicher  in  des  Herausgebers  FirgUius  Firoitianus  darj^c- 
legt  sind)  enthalten.  Ueber  die  Letztern  braucht  von  uns  hier 
lun  so  weniger  gehandelt  su  werden,  da  wir  unser  Lrthed  dar- 
>tiber  bei  Anzeige  des  eben  erwähnten  W^etkchens  (Jahrb.  «8ai 
Nr.  üo)  schon  «u^esprochen  haben. 

FDMnal  ii«d  Dmck  smd  dem  der  ersten  Auflage  «iemlich 
ihnlichy  so  dafs  auch  der  Verleger  nicht  vetsSiunt  hat,  alles 
was  ihm  ab  sold^m  zukommt,  su  lebten. 


Die  Elementarlehren  der  mechanischen  Wissenschaf Un ,  oittik 
leichtern  Sätze  der  Gleich  fr cwichts-  und  BewegungMirefo^ 
ster,  tropfbarer  und  elastisch  /lässiger  Körper,  zum  Bwufe 
der  F'orlesungen  an  der  polytechidschen  Sehlde  zu  Freiburg 
im  Breisgaii  und  andern  ähnlichen  Lehr ansiuUen.  p^om^Dr» 
G.  F.  fVucHERER,  ord.  off.  Professor  der  Physik  iuIbcI^ 
'  nologie  (jttzt  in  Karlsruhe J.  Mit  43  Kpfcrt.  KäfUruM 
xur  S.  Inhaltsanzeige  u.  Register.  4^SiS,  8\  JßJi5^* 

Ob  gleich  die  Gesetze  iitisers  Instituts  eine  Beurlhcilung  dies« 
inländischen  literärischen Productes  verbieten,  so  wollen  wirdoch 
unsern  Lesern  eine  kuri^e  Anzeige  nicht  vorenthalten,  weil  nian* 
chem  daran  gelegen  sejn  könnte,  mit  dieser  klaren  und 
fafslichen,  durch  saubere  Kupfer  erläuterten  Darstellung  ^^röe-  • 
nientarlehven  der  mechanischen  Wissenschatten  ihrer  vielfacbea 
practischen  Anweruluiip;  wegen  bekannt  Zu  werden.  Eine  aUS* 
führliche  Inhaltsanzeige  würde  indcfs  für  unsern  beschränkten  HaUlO 
2u  weitlauftig  seyn,  und  es  wird  daher  geniigen  zu  bemerken, 
dafs  de  r  Titel  genau  bezeichnet ,  was  in  dem  Werke  enthalten  ist. 
Die  Einleiiunc  oiebt  zuerst  Auskunft  über  die  allgemeinen  slati- 


die  allgemeinen  Gesetze  der  BewegTing  enthalten,  und  in  den  dm 
letzten  vom  fünften  bis  siebenten  die  eigentliche  iVIecIianik,  M 
Hydraulik  und  Pneumatik.  Ein  volbtäiidiges  liegister  erleichtert 
»ehr  dea  Gebrauch  des  Werks. 


uiyui^uü  üy  Google 


Ks  22»       Heidelberger  1822, 

Jahrbücher  der  Literatur. 

■> 

Miiitäinfche  Blätter,     Bine  Zeitschrift  j  heraiisgeget^  i^on  JFf 
IV,  V.  Maufillon,    Zweiter  Jahrgang  yjj?/.  8.  Erstef 
Theä  5o5  S»    Essen  undDuithurg  bei  Baedeher  'ft^äin*  Pr» 
'   (des  gaHsen  Jährganges J  ö  T/är,  Freif/s»  C* 

tiabeo  unser  Ürdieii  fiber  diesii  nStiliclie  mtUtailrisetie  Scbrifi 
bei  der  Anseige  Aes  ersten  Jahrganges  (S.  Jabrb.  iSai  ,HiL  V. 
.$«4d4)  ausgesprochen  y  mid  indem  wir^uns  auf  dassdbe  beiie^ 
ben  I  weil  der  gelegene  Inhalt  und  die  zwedunässtge  Einrieb- 
nmg  aucb  diesem  Jahrgänge  niebi^  abgehen^  jndge  es  genüg« n, 
iiber  einige  Aufsätse  ein  kunes  Urthal  binanzufügen^  mOs  um 
auf  dieselben  aufmerksam  wa  machen^  theils  sur  weiteiA  und 
gründlichen  Be^dMitung  wichtiger  Gegenstände  su  ermuntern* 
iQleicb  Ibcim  mtmi  Aufsätze:  ilber  däs  Steigen  und  die 
Bahn  der  JUk^en)  wotqd  hier  blos  deir  iScblufs  folgt,  erlau- 
ben wir  uns*  einige  Bemerkungen  eu  n^en.  Zuvdrderst 
bat  der  Verf*  vollkommen  Hecbt^  und  kann  darfibelr  kein  Strej't 
sejn,  dafs  das  Steigen  derselben  eine  Folge  der  entwickelten 
elastisckeu  flüssigketten  ist^  "Welche  eben  wie  beim  rncklaüfcnr 
den  GesebfitEe  nur  an  einer  Sehe  keinen  Widerstand  finden; 
Hiefäus  folgt y  wie  gleiebfaUs  ricbtig  angegeben  wird,  dal's  die 
Lage  des  Punktes^  Wo  diese  sidi  in*  der  Rakete  entwickeln^ 
und  des  sieb  stets  findiamden  Scbwetpunktes  «detselbeu  di^  taha 
eigcndieh  Ulein  bestimnie»    Aber  dann  darf  man  aueb  ntcbC 
becwitifdn^.  dab  sie  im  luMeeren  Räume  fadkei?  steigen ,  uud  von 
deJrSdiwerei  wie  jedes  Projeetil  allieiri  .werden  i  viehudir  wfir« 
den  sie  ohne  den  Widerstand  der  Lull  und  £inSttfs  dorSdiWe*^ 
re  in  der  ersten  Richtung  geradlinig  iuft  Unendliche  steigeui 
Dafs*. der. Veriass»  ferner  die  Gahif^eit  des  CalcfiFs  bei  soleliieii 
Aufgaben  der  Bewegungslehre  in  Zweifel  sieht  |  sollte  er  iitb 
billig  nicht  su-Sebulden  kommen  lassen   denn  dieser  giebi  klle-* 
zeit  neblige  Resultate^  wenn  er  nicht  falsch  i&t^        döi^h  toi*» 
ausgeselat  werden  mufs  |  und  die  sämmtlichcn  Bedingungeii  tichf 
tig  gegeben  sind«    So  kann  man  doch  kautn  auch  £ä  Fi^e  alä 
zweifelhaft  anseben,  ob  der  Wind  die  Baku  der  Rnketefl  bt^ 
dinge,   Irielmebr  darf  man^  um  den  leicbtest«}il  I      itt  ^%lfff| 
nur  ^e  Richtung  derscibea  als  lotbieeht  aitii^kttUfli  4ilttl  '4i;tt 


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* 

338      Militairische  Blätter  vou 

KaiHD    welchen  sie  selbst  und  wclclieo  Her  Wind  in  gleiclieii 
Zciun  cliuchlaurcn,  als  rccbtiÄfinkKcbe  Cowdiiittwi  aii£  cinaii- 
deisctyLen,  um  durch  Coostruction  den  Wmkcl  z»  erhalieö . 
chcr  ihre  Bahn  mit  der  lothrecbteD  Linie  bildet.   Ihre  Hdhe 
(wenn  es  anders  nöthif^  ist,  diese  genau  zu  bestimmen)  TCplsDrt 
der  Verf.  aus  drei  Punkten  zu  messeo}  z>rei  geniigen  aber  völ^ 
bV    Die  jrehaUrcichc  ALl.andlung  über  den  Gencralstabsdicnsl 
bei  einer  Armee  in  Kriegs-  und  Friedenszeiten,  WOWn  liier 
S.  12  bis  i42  der  Bcschlufs  folgt,  empfehlen  Wir  aUcn  Mdi- 
tairs  zur  Prüfung   und  Beher zlgung.     Ein  Divi«üiisbefdll  des  / 
Generals  Graf  \Vallmoac  n ,  welcher  sehr  ernstlich  Mie  m  der 
Affairc  bei  Sehcsladt  begangenen  grossen  Fehler  r.igt,  «MClitdeB 
BescWufs  der  Beschreibui,-  des  daselbst  vüigciallencn  Getecht^ 
und  ein  Grundrlfs  in  Sreiudmck,  worauf  die  dortige  üegend 
«ezeicbuet  ist,  erleichtert  die  Uebersicht  dessciben.    Ree  büiigt 
iibri-cns  das  Zerstückeln  der  Aufsätze  nicht,  worüber  sich  m- 
deJs^^dcr  Herausgeber  für  dieses  >Ial  enlschnldigt.  ^^^J^^ 
lichten  über  die  jetzige  Einnchtung  tles  Hannöver  sehen  MiiitaifS  . 
werden  gewifs  mit  Vergnügt n  gelesen  werden,  und  «"^b'f- 
sprochcne  Wunsch,  dafs  bald  eine  treue  Gesclndüe  der  bchiCK- 
8^e  des  unter   dem  INamen:   deutsche  Legion,  bekannten  Han- 
nSver'schen  Armee-Corp's  erscheinen  möge,  findet  sicher  ailge- 
meine Theilnahme.    Ueber  die  Bemerkungen  eines  (sogenannten; 
LayenV  die  KollschÜsse  betreßei.cl ,  im  vorigen  Jahrgange,  l.ai 
Ree,  sich  früher  schon  ein  allgemc.nes  Litl.cil  erlaubt,  liier 
werden  noch  neue  Bemerkungen  hinzugefügt,  und  zugleich  ei- 
nige schätzbare  Versuche  beschrieben,  welche  zur  Berechmug 
sehr  vortheilhaft  benutzt  Vrevilen  könnten ,  wenn  nur  alle  hierzu 
erforderlichen  Grössen    genau  angegeben  waren.     Der  vei  . 
scheint  die  Wichtigkeit  des  CalcuFs  zur  Enthüllung       ^^  'T 
genstandes  zu  geringe  anzuschlagen  „allein  wir  würden  .hm  aa 
das  1 5  effeulheü  beweisen,  wenn  nur  alle  erforderlichen  Uata  vor 
banden  wären.    Damit  künftig  solche  kostspielige  Versuche  dem 
Geometcr  nicht  verloren  gelien,    mufs  die  Llevation  der  L^n 
genaxe  der  Canone,  wo  möglich  die  Zeit  bis  zu  jedem  Au 
Schlage  der  Kugel,  die  Entfernung  jedes  Aufschlagpunktes  >on 
der  &none,  so  wie  von  der  Wand,  welche  die  Kugel  durchbohrt  , 


hat,  und  die  Höhe  der  Durchbohrung  über  der  Horizoutakl>eue 
ip  Rechnung  genommen  werden,  um  aui  diese  \\eise  zu  rici  ^ 
tigcn  Besultatcn  zu  gelangen.  Blosse  Versuche  können  "J^^j' 
se  schwierige  Aufgabe  eben  so  wenig  Licht  verbreiten,  als  necii- 
nungen  ohne  .sichere  Thatsachen.  Mit  Uebergehung  des  mimier 
Vyicbtigen,  machen  wir  vorzüglich  auf  die,  im  vüii^en  Jahr- 
gänge angcfiingenen  hier  S.  und  4ö9  fortgesetzten  bcmei- 
kungeu  über  das  Werk  Unterricht  i^iiederich»  Jül.  für  die  Oenc- 


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Müitairische  v  Blätter  Ton  Mauvillan,  33g 

tiie  semer  Ai'mee  u.  s.  w.  aufmerksam,  welche  mit  gleicheia 
Sckarfsinn  und  l^ruAdHclier  Sachkenutnifs  gesdiricbcii  suuL 

Mit  vorziiglicliem  Interesse  hat  Ree.  aber  die  den  ganzen 
tierten  Heft  füllende  Biographie  des  K.  Dänischen  Generallieu- 
tenants J.  V.  Ewald  gelesen,  welche  aus  dem  handschriftlichen 
Ifachbsse  desselben  geschöpft^  iwd  mit  Benatzung  eini*^er  nicht 
vobedeiitendeiii  Ori^inalactenstücke  von  dem  einzigen  Sohne  des- 
selben in  einem  reinen  und  fliessenden  Stjle  mit  überall  durcii- 
scheinender,  höchst  schätzbarer  kindlicher  Hochachtung  verfaist 
ist.    Als  Kurhesse  von  Geburt  bildete  er  sich  erst  im  sieben* 
jährigen  Kriege,  fA^g  dann  mit  den  Subsidientruppen  nach 
Amerika,  über  wache  unglücklichen  Feldzuge  hier  viele  inte- 
ressante Erzählungen  Torkoinmen,*  mit  einer  sehr  schonen  eriau* 
temden  Charte  des  dortip;cn  Kriegssc^uplatzes ,  vcrliefs  erst  nach 
manchen  unverdienten  Kränkungen  sein  Vaterland,   uad  machte 
ein  besseres  Cflück  in  K.  Dänischen  Diensten,  bis  er  i8i3  an 
der  Brustwassersucht  starb.    Einen  nicht  angendmien  Eindruck 
machte  es  allerdings,   wie  der  Erzähler  auch  selbst  bemerkt^ 
-auf  die  Gemüther  seiner  deutschen  Land^eute^  dafs  dieser  doch 
wohl  wahrhaft  deutsch  gesinnte  Krieger  es  gerade  war,  wel^ 
clicr  durcli  seine  Verbindung  mit  dem  General  Gratien  dem  Le- 
ben des  leiter  zu  früh  begeisterten  Schill  in  Stralsund  ein  Ende 
machte,  allein  einen  Schalten  kann  dieses  anf  seine  militairische 
Lanfbahtt  eben  so  wenig  werfm,  als  da£i  er  sein  Md^cfastes 
that|  die  nach  Freikieit  ringenden  Amerikaner  wieder  unter  nas 
eiserne  Joch  tu  beugen ;  denn  er  war  OfHzier,  hatte  als  solcher 
die  ihm  gewordenen  Befehle  pünktlich,  wenn  gleich  ungern  zu 
YoUsieheni  unbddiramert  um  das  politische  Sjstem,  welches  sein 
Regent  befolgte,  und  solche  Gründe,  welche  in  einem  entfernt 
ähnlichen  Falle  den  General  v.  York  bewogen ,  eine  durch  ge« 
Ineterische  Umstände  unnachlafslich  nothivend%e  Aenderitii4r  der 
politischen  Verhältnisse  des  Staats  schon  vor  erhaltenem  Befehle 
VI  befolgen,  waren  in  dem  gogenwfirtigen  keineswegs  vorhan- 
den»   Sowohl  in  Rücksicht  auf  praktische  Lebensphilosophie,  als 
auch  auf  militairische  Bilduuff  ist  die  Biographin  unterhakend 
«od  belefarend: 


^fiuuiUn  der  ProicstaiaiscJien  Kirche  im  Königreich Baiem.  Fmk 
KdBL  Fvcus,  d,  TL  Dr,,  Cons,R,  und  erstem  Hauptpre* 
diger  an  der  Stiftskirche  zu  Anspach.     Ein  Beitrag  zur 

tmern  iürd^tkgu€hifiht€.  KiimUrff  UiBßcgel  undlf  i^*-^ 


Br.  Karl  Fuchs  Annalen  d«  prot  Kirche  in  Baiero» 

ner.    ^Sig  1.  Heft  /J2  S.  i8^o  IL  Heft  454  S.  in  8>  (J^ 
ret  Majestät  der  Kömgin  von  ßaiern  äedicirt*J 

Nach  dem  neuesten  »Aintsliandbuch  für  die  Protestantische  Geist- 
lichen des  Königreichs  Huveui«  besteht  die  Evaiigeliscli-  Prote- 
stantische Kirche  dieses  Landes  aus  985  Pfurreirn,  hat  überhaupt 
n  49  geistliche  Anitsstellen  und  eine  Mitgliederiahl  von  i  iMil- 
Üoii  und  7269.     Die  GesammtBevölkerung  von  Baiern  wird  auf 
drei  und  eine  halbe  Million  angegeben.    Nach  dtr  Zahl  betrach- 
tet betragt  also  das  Protestantische  Baiern  fast  das  Doppelte  des 
vormabgen  JierzogtumsW  iirtemberg,  .und  niactit  beinahe  ein  Diit- 
thoil  des  Bair.  Königreichs.    So  wird  nicht  nur  naclj  der  veilas- 
sungsmassigen  Rechtsgleit  liiielt ,  sondern  aucli  nach  der  biüs  staats- 
kiinstlerischen  Ikrechiiung  klar,  wie  viele  Rücksicht  dieser,  meist 
erst  hinzugekommene,  Bestandtheil  des  Oanzen  erfordere,  um  zu 
jeder  Zeit  als  integrirend,  und  nie  als  etwas  accessorisches  zu 
erscheinen.    Eben  deswegen  ist'  es  um  so  schätzbarer,  dafs  em 
Mann,  der  als  Prediger,  Gelehrter  und  Geschäftmann  an  der 
Bildung  des  protesCaiit.  Kirchen wesens  im  Königreich  seit  iSoü 
kundigeo,  thätigen  Antheil' nahm,  den  Gang  dieser  Sache  luit  • 
dben  so  viel  Mässigung  als  sachdienlicher  Freimüthigkeil  in  ei- 
nen TJebcrblick  gebracht  hat.    De»  erste  bedeuteiid<e  Schritt  war, 
dafs  durch  Eraennung  eines  General-Consistoriimis  »ziu*  Ausü- 
bung des  obersten  Episkopatsc  sämtliche  Protestant.  Gemeinden 
iSoS  durch  Verordnung  vom  8.  Sept.  als  eine  GesamratGenuin- 
de  oder  NationalKircKc  gesetzlich  anerkannt  und  nachher  durch 
GencOid- und  Spectal Dccanate  in  einen  organisirien  Zusam- 
menhang gebracht  wurde.     Die  Instruction  dd.  4»  Febr.,  1809 
^  Prüfungen  dei  Theologie  Studiereuden  (von  deren -Vorberei- 
tnng  das  Wohl  der  GcsammtkircLe  auf  Generationen  hinaus  ab- 
bäiY'Aj  virar  mustennfiasig*    Eine  besondere  PrfifungseomiDission 
In       Nihe  der  Universität  itrthetke  nach  den  zweckdienlich- 
sten vorscbrifteoi  ob  die^  welche  den  Curs  gemacht  hatten  1 
Candidaten  des  Ministerinms  anerkannt  werdeü  konnten  oder 
Ergänzoiigsstadtoii  machdi  sollten.    Sogleich  wurde  eine  gros- 
sere Studienthätigkek.anf  der  Universität  bemerkbar.  Hatten 
«Isdann  diese  Candidaten  anf  Vicariaten  sich  weiter  geübt  oder 
auch  gegründete  Neigung  zum  Schulw,esen  bewiesen,  so  rief  s«e 
ein  zweites Ezamea  zum Oberconsistorium  selbst I  wo,  was  so  sehr 
zweckmassig  wirkt^  jeder  dem  Vorgesetzten,  «ach  seiner  bidivi- 
dualität,  aber  auch  jedem  das  Personale  der  Obern  und  man* 
ches  Verhältnifs  bekannt  Werden  konütei  das  ihm  für  sein  gan*;^ 
zes  Geschaftleben  Licht  oder  Adressen  zu  weiterer  Sachkenut- 
nifs,  gewähren  konnte.    Der  Verf^  giebt  S.  33  —  35  bedeuten- 
de Gründe  an,  warum  dieWied^ersteUun^  einer  tokhenPru« 


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Dr.  Karl  Fuchs  Annalen  d.  prot,  Kirche  in  Baiern»  34 1 


fung  vor  ^emGentrdemuktatlwat  m  wfiq$clieii  wlrcs»  Von  grosser 
IVirksamkeit  war  ferner,  dafs  der  Generaldecan  unter  Uebereiit» 
stimniiiDg  mit  dem   Generalcoromissär  des  •  Kreises  für  welt- 
liche und  geistliche  Unterstellen  geltend  decretiertf.    Eine  ana- 
loge EiorIcfatUBg  wird  auch  för  die  jetzige  3  Kreiacorisistorien 
mit  Grund  gewünscht.    Nur  die  Sonderung  der  Generalschulen- 
Lispection   von  der  Kirchlichen  war,   wenn  gleich  tabellarisch 
richtig,  doch  für  die  Energie  und  Wirkung  hinderlich.  Ohne 
die  Pfarrer  durch  Hoffnuii'jjcii  antreiben  zu  können,  ists  unmög- 
licli,  dafs  Landschulen  gcdeilien.    Ist  abrt  nicht  der  Kirchen-  und 
Schulvorstch^r  des  Kreises  in  Einer  Person  vereint,  hat  der  Pfarrer 
nicht  von  ihm  Bcgut;iclitun<;  zurlictöidcrung  und  sonstige  Antriebe 
2U  erwarten.  Stellt  Er  vielmehr  und  die.'ichuUehrer  unter  verschie- 
dener Oberaufsicht,    so  geht  bei  weitem  nicht  so  viel  vereinte 
Thali^keit  ins  Leben  liervor,  auch  Streitigkeiten  lassen  sich  nicht 
so  leicht  abhalten  oder  schlichten.    Noch  mehrte  sich  durch  die- 
se I  heilung  der  Lebelstand,  dafs  unter  den  Kreisschulinspecto- 
reu  kaum  3,  bald  nur  2  Protestanten  waren,  ungeachtet  der  gute 
Schul-  und  ( jjmnasiaiunterricht  die  Basis  der Selbstüberzeugung 
ist,  ohne  welche  der  Geist  des  Protestantismus  nicht  zu  denken 
ist.    Nur  ein  zum  Nachdenken  an«:ewöhnender  Schulunterricht 
bereitet  zur  klugen  Selbstthätigkeil  im  bürgerlichen  Leben  vor 
und  macht  zugleich  für  den  Katechisations-  und  Predigtunter- 
richt empfanglich,  welcher  der  fortdauernde  Hauptbeslandtheil 
der  Gottesdicnsdichen  Vereine  bleiben  raufs,  wenn  nicht  statt 
Keligion  blosser  Cultus  eintreten  soll.  Denn  wer  niciit  in  der  Schu- 
le verstehen  lernte,  wird  auch  nicht  den  Canzelvortrag ,  auch  nicht 
die  Landesverfügungen,  auch  nicht  Aufsätze,  die  für  seinen  Er- 
werb nöthig  wären,  verstehen,  und  also  nur  wie  eine  Maschi- 
ne sic'ii  treiben  lassen.    So  sehr  wirkt  Eines  in  das  Andere,  ent- 
weder zur  allgemeinen  Passivität,  oder  zu  einer  für  verständige 
Leitung  empfänglichen  Thätigkeit. 

Zur  Erleichterung  des  BckaQntwerdens  der  oft  entfernten 
prot.  Gemeinden  miteinander  erschien  1813  das  Protestantische 
Kirchenjahrbuch,  dessen  bisherige  Unterbrechung  auch  Ree,  nnt 
S.  55  bedauert.  Von  grosser  Wichtigkeit  ist,  dafs  seit  dem  6, 
März  1817  den  neugebildeten  Magistraten  und  Ortsvorständen 
auch  die  Verwaltung  des  Localstiftungsvermögens  unter  verbes- 
serten Formen  zurückgestellt  wurde.  Doch  wird  niemals  ein 
wahres  Zusammenwirken  zwischen  Mitteln  u.  dem  Zweck  denkbar 
sevn,  wenn  nicht  die,  welche  hauptsächlich  den  Zweck  zu  be* 
treiben  haben ,  auch  eine  officielle  genaue  Kennlnifs  der  dispo-» 
niblen  Mittel  und  ein  Hecht,  ihre  Zweckdienlichkeit  mitxubeur» 
thellen,  haben.    Der  beste  Rath  und  Plan  für  Zwecke^  was  Y^V^ 

L-v  ohne  directen  Mitciuflufs  auf  die  Mittei? 


342  Dr.  Karl  Fuchs  Annalen  d«prot  Kirche  ib  Btiero. 


Grosse  Aufmerksamkeit  in  der  protest.  Landeskirclie  erweck- 
te seit  d8i8  das  mit  der  römisclicn  Curie  wegen  der  kathoL 
Landeskirche  abgesclilosseue  Concordat.  (W;irura?  lafst  sich  zum 
T?»eil  aas  B^erkiinp^en  al^nelimen,  welche  im  4-  Heft  des  drit- 
ten Bandes  des  Sophronizon  I2i — 25  als  Zeith emerkungen  dar- 
gelegt sind.J  Das  Concordat  wurde,  was  m>n  nach  S.  yo  iai»-. 
gc  bezweifelt  Kalte,  »als  Staats*:;esetz  (durch  die  Vcrfassungsur- 
^^^kuIKlc  vom  26.  Mai  iRiS)  bekannt  gemacht,  aber  als  Aih' 
"»hang  eines  kön  Edicts  über  die  kirchlichen  Verhältnisse,  wo- 
^durch  die  Verfassungsr echte  der  protestaot.  Kirche  und  die  Ge^ 
9wissensfreiheit  ihrer  Bekenner  Yolikommene  Bürgschaft  eriiiel« 
»len  und  unter  den  Protestanten  Besorgnifs  erregende  Bestim- 
»mangeti  des  Goacordats  gewisser massf^n  als  entkräftet  erschien 
»ncn.«  Gewissermassen?  Der  Sinn  des  Regenten  und  flie 
stesbHdung  seines  Ministeriums  will  gewifsi  dais  beide  Lmdes- 
kircben,  die  Katholische  und  Protestantische,  Tollstäudig  gleich 
gestellt  und  rechtlich  ungestört  neben  einander  gedeihen  und  gar 
tes  wirken  soBeo.  Aber  d^für  ist  für  die  Protestanten^  welchen 
Selbstübcrzpugong,  d.  i.  ^tiefer,  gründlicher,  also  fcrejer,  selbst- 
StÜiidiger  Unterricht  Hauptsache  ist,  das  noch  nicht  hinreichend, 
was  auch  m  dem  (von  dem  Verf.  nicht  angeföhrti^n)  Kfo.  Edi^t 
d(l.  München  vom  7.  Nov,  1818,  conform  mit  der  anter  den 
Datum  Rom  d.  27«  Sept.  t8t8  durch  den 'beTdlmächtigten  Car- 
dinal HäffeUtt^Sr.  päbsll.  HeiTigkeit  im  Namen  des  Kdoigs  vor- 
gfdejgten  Erklfiraaff ,  ausgedruckt  wurde:  »dafs  die  Geis^ehe  Ge« 
»wait  keiner  in  Baiem  bestehenden  Kirchengesellschaft  in  ihrem' 
»«Hgenilichen  Wirkungskreise  je  gehemmt  werden  und  die  welt- 
^ikhe  Regierung  in  remgeistUckd  Gegenstände  der  ReUgionsIeh- 
»re  und  des  Gewissens  sich  nicht  einmischen  dürfe,  als  in  soweit 
»das  obcrsäioheitliche  Schutz-  und  Aufoichtsrepht  ddbe»  eintratet 
Der  £vdogehsch'^  Protestantischen  Kirche  kann  es  tiicht  blos  um 
Dogmen  und  Kirchengesetze ,  um  daii  Geglaubte  und  Verordnete^ 
zu  thun  sejn,  vielmi^hr  «m  Geistesbildung  und  also  um  Unter- 
richtsiuistalten,  in  denen  die  ganze  Methode  nicbl  meist  auf  £1^ 
lernen  und  Einüben  d«r  üeberiieferungcn ,  sondern  aiif  Eiosicht 
der  Gründe  und  auf  eine  von  den  niedern  Scbulett  bis  in  die 
Blittleren  und  Höheren  Studienanstalten  aufsteigende  Uebonj^ 
da»  Warum  und  Wozu  des  Erlernten  zu  wiesen,  und  dadurch 
sich  weitere  Ven-olikommnung  möglich  zu  machen«  Deswegen, 
■weil  Erlernen  des  Herkömmlichen,  und  Studieren  zwei  ausserrt 
verschiedene  Zwecke  sind,  welche  mu  durch  eine  von  Grund 
au»  verschiede^te  Methode  erreicht  werden  können,  bedürfen 
dieProtestantisohrn  Gcmeimleii  sowohl  Institutionen  ds  Äufeehcr 
wild  Leiter  von  ihrer  Art,  das  lu  fst,  solche,  deren  Richtung 
nicht  durch  Traditionelles  .und  ülnarchisches  zum  voraus  im 
ganzen  Lebens^un^  bcen^^i  ist,  vielmehr  aul  Sclbsieinaicht  und 


i 


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Dr.'Kari  Fachs  Anoaleii  d.prot*  Kirche  in-Baieni.  343 


'   Ucberzeugung  (diese  Grundbedingungen  der  Pcrfectibilität)  bei 
jedem 'Gegenstand  binleitet.    Deswegen  ist  es  ohne  Zweifel  im- 
mer für  gerecht' und  zweckmässig  zu  lialten,  dals  iu  dem,  was 
für  die  beiderlei  Kirclieiigesellschaften  eigentümlich , ist,  die  ka- 
tholische sowohl  als  die  protestantische  KinricluuBgen  und  Vor- 
stände von  ihrer  eigentümlichen  -4rt   über  und  für  sich  haben 
sollte,  unstreitig j  wie  auch  die  V^crwaltung  ihrer  eigentümlichen  ^ 
Mittel  nur  von  solchen,  die  den  Zweck,  wofür  diese  da  sind, 
genauer  kennen  und  lieben,  am  besten  zu  erwarten  ist.  Nir- 
gends sollte  die  eine  Parthie  sich  als  die  herrschende,  und  die^  , 
andere  nur  als  die  unterthänigc  betrachten  dürfen.    Ein  grosser 
Schritt  zur  Rechtsgleichheit  der  Protestantisch-  ßairischen  Ge- 
sammtkirche  geschah   durch  das  der  Verfassuugsurkunde  ange- 
hängte Edict ,  welches  ihr  ein  auch  von  einem  Präsidenten  glei- 
cher Confession  geleitetes  Oi)erconsistorium  gab,  worauf  in  dem 
Staatsrath  Freih.  von  Seckendorf  ein  sehr  geachteter  erster  Vor- 
stand ernannt  wurde.     Auch  ist  es  gewifs  sachgemafs,  dafs  ein 
Oberstudienrath  (der  für  Kirchen  und  Schulen  rastlose  Dr.  Niet- 
hammer) zugleich  unter  den  Oberkirchenräthen   ist.     Es  wird 
«ich  gewifs  immer  mehr  offenbar  machen,  wie  viel  untrennburer 
Schulen  und  Kirchen  bei  den  Protestanten  zusammenhängen,  als 
nach  dem  Kutholischen,  besonders  dem  curialistisch  -  römischea 
Svstem;  vorausgesetzt,  dafs  zu  Kirchcnrälhen  andere  nicht,  als 
wirklich  gelehrte  und  philosophisch  -  protestantische  Männer  ge- 
wählt sind.    Eben  so  merkwürdig  -als  wahr  ist  überhaupt,  was 
Heft  II.  andeutet,   dafs  Protestant.  Stellen  nicht  den  Bischöffli- 
chcn  Vicariaieu  ähnlich  zu  denken  sind.    Diese  stellen  nur  den  Bi- 
schoff vor,   welcher  neben  der  blossen  Genehmigung  (placet) 
der  LandesrjBgierung  eine  fremde  VoUmaclit  und  Anerkennung 
bat,   annimmt  und  fortwährend  berücksichtigt.    Jede  Protestan- 
tische Stelle  aber  nimmt  ihre  Vollmacht  vom  Kegelten,  als  Re- 
genten und  OberbischofiP  zugleich,  und  ist  als Gesetzvollziehungs- 
Behorde  einzig  an  die  Regierung  und  das  Einheimische,  als  Va- 
terland, angeschlossen.    Hier  ist  nie  eine  curialistische  Parthie 
Nie  ist  da  eine  Concordia  zwischen  Imperium    und  Sacerdotium. 
erst  zu  stiften,  sondern  nur  zu  erhalten.    Die  Evangelisch-Pro- 
testantische Kirche  war,  seit  sie  geltend  wurde  und  wo  sie  die- 
ses-^ ist,  die  Retterin  der  Regenten  -  und  Gemeinden  -  Rechte  ge- 
gen die  Uebermacht  der  curialistischen  und  hierarchischen  selbs- 
genommenen  Ansprüche.     Hire  Consistorien ,   Schul  -  und  Stif-, 
tungsbehörden  handelu  aus  vereintem  Auftrag  der  Regierungca 
und  der  Kircheogeseilschaften ,  und  nicht  nach  einem  Obedienz- 
eid  an  eine  nichtvaterländische  Oberaufsicht.    Was  also  durch  ' 
sie  gesetzlich  geschieht,  ist  nur  durch  die  Auctorität  des  Regen- 
ten und  Rischoffs  im  Piamen  der  Kirchengemeiodett  g^tban  Ua* 


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344  Dr>      Vacha  Amuden  d.  prot.  KJrohe  in  Bdeni. 

bedenklich  können  sich  deswegen  in  ihnen  die  jtara  in  sacra 
und  circa  sacra ,  die  Verfiip^ng  nicht  nur  über  den  innern  Zweck, 
sondern  auch  über  die  dazu  gehörigen  ÖMittcI  vereinigen,  weil 
solche  Kirchen  und  Schulen,  welche  ein/,ig  vaterländische,  ein- 
heimische Anstalten  und  von  aller  fremdartigen  Einwirkung  frei 
sind,  nie  ihre  Mittel  dem  Slaatsxweck  eutofesfensetzen  wollen 
qder  können.  Auch  transigiert  diese  Kirchengesellscliait ,  wo  sie 
Landeskirche  ist,  nie  durch  einen  Auswärtigen  mit  der  einhei- 
mischen Staatsmacht,  sondern  so,  wie  ein  Theil  des  Staats  mit 
dem  ganzen  Staatsverein  und  dessen  Oberhaupt  in  Verhandlung 
treten  darf.  Am  allerwenigsten  werden  die  Resultate  einer  sol- 
chen einheimischen  Uebereinkunft  am  Eude  wie  Nachgiebijjkei- 
ten ,  Indulte  und  (jebote  einer  selbstverfügeudeji  auswärtigen 
Macht  au  die  Regierungen  behandelt,  publicirt  und  unter  man- 
cherlei Cüllisionen  ausgeübt,  da  die Jfivangeiiseh- Protestantischeu 
vielmehr  das  Verhältnifs  tmd  den  Ton  iocaler  Einverständnisse 
zwisclien  Obrigkeit^  Untertlianen  und  Mitbürgern  nie  iiberschrei-' 
ten.  Was  dadurch  diese  Kirche  oflfcnbar  an  Eigenmacht  verliert 
oder  vielmehr  aus  Grundsätzen  nicht  anspricht,  das  darf  sie  un- 
streitig vermöge  der  Ajierkcnnung  ihres  engsten  Verbandes  mit 
dem  Staate  durch  vertrauensvolle  ßehxudlung  immer  vergütet  zu 
erhalten  hoflTen ,  ohne  dals  der  Staat,  wenn  er  ihren  bürgerlich«» 
fast  noch  mehr  als  kirchlich-  wichtigen  Bildungsanstalten  aufhilft, 
dadurch  eine  Art  von  Gegenmacht  unterstützt  zu  haben  fürch-« 
ten  darf.  Diese  Betrachtungen  erläutern  auch  die  Bemerkung  S. 
j7  wie  es  Wunsch  war,  dafs  die  wichtigeren-  Beschlüsse  des 
Oberconsistoriums  in  reinkirchlichen  Gegenständen  dem  Regen-» 
ten  von  dem  Präsidenten  dieses  Coüegiums  zur  Sanction  vorge-' 
legt  würden,  brzvvischen  wird  dankbar  anerkannt ,  dais  die  sach-« 
gemasse  Behandlung  der  Protestantischen  Kirchenaiigelegenheiten 
bei  dem  Staatsministerium  mehr  verbürgt  worden  ist,  indem  der  bis-« 
berige  Oberkirchenrath  Dr.  Schmidt,  durcli  mehrjährige  Amts-! 
fühning  mit  den  Angelegenheiten  der  prot.  Kirche  vertraut,  für 
den  Vortrag  derselben  als  Ministerialrath  iu  das  StaatsminLsterium 
eintrat.  Die  evan^.  Kirche  ist  für  Baiern  noch  grosscntheils  neu. 
Bilden  sich  nur  ihre  Kirchen-  und  SchulJehrer  in  protestanti-* 
^clie.m  Geiste  mit  Grütidlichkeit  und  Lebensklugheit  ferner  aus, 
und  drängen  die  Ehern  durch  Aufsicht  in  der  Erziehung  auf 
•  Fruchte  der  Selbstüberzeugung  in  den  höhern  und  höchsten  Un- 
terrichtsanstalten bei  ihren  Kindern,  so  wird  eine  solclie  aus  mehr 
^Is  einer  Million  bestehende  G  eselisch aft ,  Köpfe  genug  hervor- 
]>ringcn,  welche  der  Staat  nicht  entbehren  zu  können,  und  weil 

^K>  iUro  idlciw  hingehören,  um  so  unbedvnlUidia'  bemuaw  Vk 
%lt  Q4m<Uiiv«  «««lieAA^A  wird« 


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I 

J 

Dr.KarlFiiGhs  Aniialead.protrKilidiemBai  34^ 

Ausser  den  allgemeinen  NacLrichten  giebt  schon  d;^s  I.  und 
noch  mehr  schon  das  II.  Heft  auch  specielle  kirchlich -stuiistische 
Notizen  z.B.  über  die  Kirchcnoi^auisatioa  in  den  grosseren  Sladtcn, 
München,  Augsburg,  Nündjeig,  Kegensburg etc.  über  die  von  dem 
würdigen  Consistorialprasiilciiten,  als  ernanntem  Heichsrath  durch 
einen  sehr  anscliaulich  motivirten  Autrag  eingeleitete  Erhöhung  des 
Ptarrwittweulonds  (H.  S.  i(i  —  35,)  über  die  jetzt  bestehende 
3  Consistoricn  und  ihre  Amtskreise,  über  die  Universitäts*  und 
Prnfnngsanstalten  für  die  cv.  Geistliche  (und  Schullehrer?)  über 
die  Feier  beim  Jahresschlufs,  Confirmationen,  Publicationen  von 
der  Canzel  u.  dgl.  Am  Ende  eine  uöthigc  Aufklärung  des  von 
dem  ( nachmaligen  AVundervcrsuchmacher )  Geisü.  Vicariatsrath, 
F.  V.  iloluMilohe  ^u  Bandjerg  an  dem  todtkrankeu  Dr.  Wetzel  gemach- 
ten Coiiveisions-  V^ersuchs.  Mit  Tlicser  Geschichte  war  aucli  die 
Behauptung  verbunden  worden  :  bei  dem  ersten  Gottesdienst  in 
der  Protest.  Kirche  zu  Bamberg  habe  der  Kreiskirchenrath  Euclis 
die  Kirche  mit  Coo  Manu  vom  IX.  Linienregiment  umstellen  las- 
sen. Das  ganze  biedere  Bamberg  weifs,  dais  an  ein  solches 
V  Beschützen  nicht  zu  denken  war,  weil  in  einer  so  wenig  bigot- 
ten oder  ptatiischen  Stadt  keinem  Menschen,  es  bedürfen  zu  kön- 
'  nen,  einfiel.  Auch  Ree.  welcher  selbst  in  der  Kirche  anwesmd 
VTjur^  bezeugt  4<^s  Thöfif^hte  jeuer  imwahren  Behauptung. 

E.  G.  fai^tu^. 

* 

I 

■ 


i.ehrhueh  der  Attronomie  ßir  SekdUn  und  Man  Se^MMfrrUhi 
für  gebildete  Naturfreunde.  JllKt  deuiUeker  Besek>eibung » 
der  vofziiglich$ten  astrononUsehen  Instrumente,  Beohaeh» 
tungsmethoden  und .  yersmntiehungswerkzcuge ,  9on  flf^ 
Schulze  j  Pfarrer  in  PolenM  Und  Aaandshajn  hei  Leipzig. 
.  Zweite  ganzlieh  umgearbeitete  Ausgabe  des  ^SoFtnen^S/stems^ 
wie  es  fetzt  bekannt  ist.€  Mit  4  Apt.  Leipzig,  iSüi.  K/// 
md  344  S.  8. 

k 

Es  ist  eine  zwar  in  ihrer  Art  nicht  einzige,  aber  doch  sekcnc 
Erscheinung,  dafs  der  V'Crf.  dieses  Lehrbuches  der  Astronomie 
zugleich  die  Stelle  eines  Pfarrers  auf  dem  Lande  bekleidet.  Zwar 
liegt  die  Kenntnifs  des  gestirnten  Himmels  den  Theologen  viel 
naher,  als  die  meisten  glauben,  aber  in  der  Hegel  erstreckt 
sich,  alles  Redens  über  die  Grösse  und  Schönheit  des  Weltalls 
ungeachtet,  ihre  Kenntnifs  von  dem  letzteren  blofs  auf  ein  win-^ 
'<^iges  Theilchen  der  Erdoberfläche.    Um  so  rühmlicher  ist  die  ' 

4iiiD^e,  welvUe  der  Yeir£,  de»  vorliegeodeo  Werk«;  (dur<^U 


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346      Schulse  Lehrbuch  d^r  As^onomie 

* 

einige  andere  astronomiscl»e  Aftfsntze  und  namentlich  als  Pliilo- 
logc  dürch  eine  kleine  Sclirift:  Sjstema  Solare,  carmine  latmo^ 
iescriptum,  Ups.  4S4J.  vortheiiliatt  bekannt)  in  dieser  Hinsicht 
macht.  In  eine  ausfülirliclie  Kritik  dieses  Lehrbuches  einzugehen 
wäre  weder  der  Absicht  demselben ,  noch  der  Bestimmung  die- 
ser Blätter  angemessen,  und  wir  begnügen  uns  daher  mit  einer 
kurzen  Anzeige.  Man  findet  in  demsdben,  was  der  Titel  ver- 
tprichty  keine  Belehrung  für  den  Astronomen  von  Protessiou 
gemgnety  wohl  aber  eine  tiefer  eingehende,  als  die  sogenannieii 
popuUiren  Schriften  über  diesen  Gegenstand  meistens  zu  ge- 
ben pflegen.  Eine  hinlänglich  vollständige  Literatur  giebt  aiis- 
lerdem  üSdcitung  mit  dem  weiteren  Umfange  dieser  Wissenschaft 
bekannt  |ix  werden.    Der  Vortrag  ist  klar  und  verständlich, 

'  dabei  das  Werk  frei  vAn  Hypothesen  und  Dichtungen  iiber  den 
Ursprung  und  die  phy^isclie  Beschaffenheit  der  Himmelskörper, 
welche  elgeiidich  dem  Ernste  dieser  Wissenschaft  nicht  ange- 
messen skid.  Ree.  will  »um  Beschlüsse  dieser  Anzeige  nur  noch 
einige  Kleinigkeiten  anfuhren,  um  seine  Anfmerksamkeit  beim 
Lesen  des  Buchet  zu  beweisen.  Die  S.  ia3  angegebene  Ab- 
toiatmng  :=  V384  famö  nach  den  ubereinstimmenden,  dem  Kerl. 
Ticlu  r  bekannten,  ResttlUten  der  neuesten  Untersuchungen  schwer- 
lich noch  angenommen  werden.  Auf  der  folgenden  Seite  wer- 
den von  der  Base  du  Systeme  nUtrique  vier  Bande  angegeben, 
allein  der  vierte  ist  nicht  erschienen ,  und  wird  l«*^*' 
lieh  jemals  ins  Publicum  kommen.  Ob  die  S.  ao4-  geg«»«'* 
Erklärung  des  Zculiaoallichts  aus  dem  Stosse  der  Sonnenatmo- 
Sphäre  gegen  die  Llchtraaterie  im  Wdnraume  zulässig 

.Kec.  bezweifebi,  und  S.  281  hätte  in  der  Anzeige  der 
testen  Kometen  der  merkwürdige  von  1818  und  I9i  .""^^^jj*^ 
das  asTonomische  Jahrbuch  von  182a  S.  180  ff.  handcU,  \m$ 
nicht  vergessen  se^n  sollen. 


A^angsgHSnit  der  darsuUenien  Geometrie  j  oder  Jie  Proj^ 
•tütndehre  för  Sehulen,  von  M.  KRmzwjea.  Srntheuscher 
Theä^  mit  sechs  Siemta/eln.,    Mßüvt  a%4  Bei  FlerM 
Xjfferherg,  40S  S.  mS» 

'Der  Verf.  hat  durch  Bearbeitung  vorliegenden  Werkchcns  eine 
Lücke  in  iinsrer  mathematischen  Literatur  au%cfüllt,  wofür  WiT 
ihm  Dank  schuldig  sind.  '     ,  , 

In  keinem  Theile  der  Mathematik  ist  wohl  die  Praxis  d^ 
Theorie  mehr  vorangeeiit,  als  iu  der  ProjecüoBslchrc,  oder  der 


uiyiiized  by 


Kreimach  Anfangsgr.  d»  datstdl*  Geometrie.  34; 

> 

Lelirc,  auf  einem  Plane  Gegcnsiändc  des  durch  bestimmte  Grän- 
xen  eingeschlossenen  RauriKs  darzustellen.  Schon  Jic  Alten  hat- 
ten sehr  richtige  Ideen  von  einem  Zweige  derselben,  der  Per- 
spi'ktive,  wie  aus  den  zu  uns  gelangten  Malereien  lU  ersehen 
ist,  und  nocli  jetzt  bewnndern  wir  ihre  Präcision  in  den  Thci- 
len  der  Architektur,  welche  die  Kenntnifs  der  Durchsclinilie 
kl  Ummer  Flaclien  voraussetzen,  in  welchen  Theilen  sich  auch 
vorzuglich  die  gothische  Baukunst  auszeichnet.  Der  Zweig  der 
Projcktionslehre,  welcher  am  frühesten  wissenschaftlich  bearbei« 
let  wurde,  ist  ohnstreiti^  die  Lehre  von  der  Perspektive;  ei- 
iii^^p  iuidere  Zweige  dieses  Theils  der  Mathematik  wurden  nur 
gel.'geullich  in  Lehrhüchcrn  der  Bauhaudwerke,  und  zwar  in 
der  Rej^el  ohne  Bewfris,  aufgenommen.  Monge  erwarb  sich 
zuerst  das  Verdienst,  die  Theorie  dieser  Lehre  in  ein  matlie- 
matisches  System  zu  bringen;  von  seinem  Schüler,  Hacket te  er- 
schien späterhin  eine  Fortsetzung  dieser  Arbeit,  enthaltend  die 
Anwendungen  dieser  Lehre  auf  Perspektive,  Schattenlehre,  Stein- 
schnitte u.  s.  \\.  Lacroix  bearbeitete  denselben  Gegenstand  auf 
eine  mehr  elemeutare  Weise  in  seinem  Complement  de  Geo^ 
metrie. 

Abgesehen  von  dem  entschiedenen  praktischen  Nutzen  die- 
ser Lehre,  ist  sie  auch  noch  sehr  geeignet,  in  dem  Vortrage 
der  Mathematik  als  Einleitung  in  das  Studium  der  Anaijsis  zu 
dienen,  und  da  die  Methode,  nach  welcher  ihre  Sätze  erwiesen 
wei(l^;n ,  eine  reni  svTilhetische  ist,  so  trägt  das  Studium  der- 
selben sehr  zur  Schärtung  des  mathematischen  Antheils  bei,  und 
giebt  dem  Lehrer  Gelegenheit,  den  Zuhörer  in  der  mathema- 
tischen Zeichnung  durch  Entwerfong,  der  nötbigen  Figuren  za 
üben.  * 

Recensenten  ist  .es  daher  sehr  erfreulich,  ein  Lehrbuch 
über  diesen  Gegenstand  anzeigen  zn  können,  welches  alle  Em- 
pfehlung verdient.  Der  erste  Abschnitt  enthält  die  Lehre  von 
•  dem  Punkte,  der  geraden  Linie,  und  ihrer  Projektionen  auf 
zwei  senk  reell  le  Pläne.  Der  zw  eite  Abschnitt  handelt  von  den 
krummen  Flächen,  namentlich  den  Walzen-,  Kegel-  und  Um- 
drehungs- Flächen,  hn  dritten  wird  die  Lehre  von  den  Durch- 
schnitten krummer  Flächen  vorgetragen ;  im  vierten  endlich  sind 
noch  einige  Anwendungen  auf  die  Lehre  der  Perspektiven  bei- 
gefii{^t.  Hier  hätten  wir  sehr  gewünscht,  dals  es  dem  Ver^ 
prefailen  liätte,  etwas  mehr  über  das  letztere  jm  tagen  y  SO  wi« 
auch  die  Schattenlehre  nicht  zu  Übergehn. 

Der  Vortrag  ist  klar  und  betlimmC,  und  in  dem  ganzen 
Werkchen  heri^scht  ein  zweckmässiges  Voranschreiten  von  dem 
leichtern  dem  schwereren.  Der  Verf.  verspricht  einen  zwei* 
tcn  Tbeil^.  eniba(tcnd  den  «nalysiscbeo  Tkeil  der  Projekiioo»- 


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l 

348         Wdlcr  Kranfchciteii  des^Aoges. 

♦ 

lelire.  Es  wird  uns  sebr  freuen ,  wenn  er  bald  sein  Verspre- 
chen löset. 

Zu  bedauern  ist,  dafs  In  den  Steinlafeln  #«ich  einige  Fehler 
in  den  Buchstaben  eingeschiicUcu  haben.  P,  P, 


Die  Krankheiten  des  menschlichen  Juges  j   herausgegeben  fWI 
I)r.  C.  Heinrich   H^eller.    Berlin  in  der  Schüppeisehe» 
Buchhandlung  484g,  Vorr.  uiid  Ei/d.  XX  S.  und  356 
in  I 

Der  yi^lföllig  geSusserte  Wunsck  ein  kurzgefafstes  prakrisches 
Handbuch  der  Augenkrankheiten  zu  besitzen,  dem  die  herrlichen 
Lehren  Beu^s  als  Grundlage  dienen,  und  in  welchein  die  wich- 
tigsten  Erfabrui^en  und  Entdeckungen  in*  und  ausländischer 
Aervte  neuerer  Zeit  nicht  vergessen  sind,  bewog  den  VerL  dss 
Torfiegende  Werk  faerausiugeben. 

.  Dafs  ein  Werk  über  die  Rrankheitea  des  Auges,  welches 
die  Leiden  dieses  wichtigen  Orgines  getreu'  beschreibt  und  die 
verschiedene^  Heilungswege  genau  angiebt,  wflnschenswcrth  ist, 
unterliegt  keineiü'  Zweifel.  B$4^s  Werk  (Lehre  von  den  Au- 
genkraiikhelteii  S  Thh  1013.  %  ThL  iSi;.)  eiTlhält  schätzbare 
Bereicherungen  der  Kunst;  allein  dieser  grosse  Mann  achtete 
ficiude  Verdieoile  »u  wenig,  so,  dals  nvinche  wichtige  neue 
Entdeckung  und  Bereicheruuir  d^  Kunst  von  ihm  nicjit  erwähnt 
wurde ,  und  deshalb  seinem  Weike^  der  wönscbenswerthc  Grad 
der  Vollkommenheit  abgeht.  Ein  Werk,  Velches  auf  VoUkom- 
meuhelt  Anspruch  macht,  soll  dem  gegeawtrOgen  Standpunkte 
der  Wissenschaft  vollkommen  entsprechen  |  keine  neue  IS^ 
deckung,  keine  wahre  Bereicherung  der  'Kunst  soll 
gessen  seyu.  Der  Verf.,  welcher  die  vtrichtigsten  Lehren  Bur^ 
auszog,  und  hier  niittheilt,  bemühte  sich  »war  das  tfcne  und 
Wissenswerthe  dieses  Gegenstandes  aufzufuhren;  allein^«  sm<^ 
wie  aus  dem  Folgenden  erhellen  wird,  wichtige  Lucken  und 
Mängel  vorhanden,  selbst  einige  Irrthümer  finden  sich  in  diesC« 
Werke,  welche  umsomehr  hätten  vermieden' werden. sollen,  sIS 
dieses  Buch  für  angehende  Aerzte  bestimmt  ist.  i    •  l* 

Der  Verf.  befolgt  ui  der  Auflführung  der  Gegenstinds  txM 
die  von  Beer  aufgestellte  Anordnung,  sondern  -  «P  w8Wt  dl* 
anatomische  Ordnung.  Diese  Methode,  welche  die  versdiieden- 
artigsten  Gegenstände  zusammenreiht,  und  von  d^  fransöswch«« 
Augenärzten  z.  B.  Demaurs,  Dclarue  etc.  befolgt .  wird,-  findet 

der  Verf,  selbst  lucU  uniÄdeUiiifti  ^tUem       gesteht,  kw« 

* 


Weller  Kraakheitea  des  Augel. 

der  (,eg<...s.äo.le  ge>vii,«ch.  hätte,  ?'='?™!"«"^'l«ng 
ner  solchen  eine  lobenswertbe  Ei«^ J!ft  !•  ^""""Je« 

"  «J"^'  wenrSJ 'Werl  t  .''^ 

Vollkümmei.l,e,t  machen  soll,    fn  di^  R    l  ^"'P^'^he  a„f 

»□sehende  Aer.te  voMßrifch  bertumTiL         t'  fi'> 

Die  Kratikheiten  des  Ahm.  — . 
che,  .elcho  die  den  Au"aXÄe:T'r'V  P  » 
h.er  werden  al3  üntendfdfeOnnl^tr™  und 
der  aussen.  Unigebunge.  des  AtT..  aTC  JirankheJ.en 
gane,  welche  zwischen  d«  Oa!1^„  J  j  l'"*"^"  J«"«'  Or- 
haben,  II.)  Krankhe»«  d«  ^.M,  f?/"'^"*  s4 
Thede,       der  "ndurchs.ch.Äheie'  .1^  .^»«"•^'chtige,, 

ÄuiÄäsd  ^^^^^^^^^ 

.  «üischen  A„ge„..«.d^^^  ^' ^ 

,  dung  obwalten    aufmerbw,  zTiEe^  l^^"/"«'"««««««- 
nacl,  dem  Vf.  eine  solche    fce!  J^k  Entzündun-  »t 

Krankheit  «.  Grunde  äj!,       Ztt  7"lJt/'""= 
Grundform  verläuft,  b«  wefckJ  '         '°  P'''°gos's  in  ihw, 
dungsverhäünlfa  sich  Iec,"fi  ^oÄ 

>veun  eine  specifische  üw^k/l  ^^^"f'^^^  Enteöndung  ist. 

eine  eigeWlMtollcbe  "Surder  r  t  ^T'-  '^«'«*«  «<* 

ö'ese  Definirionen  sind  sete  wJerhaft  bezieht, 

der  reinen-  Phlogosii  inaner  Ii*  V  7  '  <!«& 

"■■d  Form  sieb  bei«,X         Jl  r  T"«"'"  ''^  ^"^«-h"'- 

E...^"ndungc„  folgen?    ^ivLTJ^adl^^i;!'^'''  ^. 

anderungen.    Ree.  glad«  ITr    S^'-l  Ver-  ' 

»■.^bcn  Wörde,  «  d.Äsc£chei%  ^l^"  «««^ 

.  Rundungen  «  mbreitd^*I^Wen  dtrei?";    "T"  " 
Ors»ne    ausein«,der   gesetzt    hätte  1^1°'" 

allgemein  angeoi«Sl^,  TJn  „tl  i.  .' k"'  "«i- 
'•sch  nutzlosen  EUeüwJ  k.eh  Jem  V  f^.T*  ""^  P«-««^ 
g'el>t  es  auch  eine  »eioe  ÄbeSSe  oTK-l^^r*^^ 


i 

Ii 


uiyui^uü  üy  Google 


35o         Weller  Krankheiten  des  Auges; 

A%enieiiien*  .lndeiB  derselbe  Ton  dem  VerWe  der  Enttiiii«Tiipg 
spricht,  ntinait  er  den  Reitzungsmstand  uk  ersten  Zeitraum,  den 
Erscblaffungszustand  als  zuzeiten  Zeitraam  an$  in' dem  letztem, 
erfolgt  entweder  Eiterang  oder  Zertbeilong.  Es  scheint  (S. 
als  glaube  der  Verf^  dafs  das  Eintreten  der  Eiterung  mit  Ab* 
nähme  der  Schmerzen  und  Zufalle  verbanden  ist,  was  die  Er- 
fahrung widcfrlegt,  indem  bei  sich  einstellender  Eiterung  alle 
Zufullc  auf  das  hdchste  sich  steigern.  '  . 

Als  Ursache  der  Blepkaropktkiämiüs  nimmt  Bear  and  mit 
ihm  der  Verf.  (S.  i5.)  heftige  Streifrerletzungen  an.  Hier  hal- 
ten >vohl  wichtigere  ursächliche  Momente  aufgeführt  zu  werden 
▼crdient  z.  B.  das  Steckenbleiben  fremder  in  die  Augeolied^ 
eingedrungener  Körper,  die  sich  oft  erst  nach  gebildeter  Eite- 
rung entdecken  lassen,  indem  sie  sitl»  in  dem  Grunde  des  COt- 
leerten  Eiterherdes  zeigen,  Verbrennungen,  Bi\fOiiac's,  aiich 
atmosphärische  Einflüsse,  indem  diese  Enteiindungen  olt  epide- 
misch auftreten,  und  mit  der  Menge  der  exauUiemati*cheü  Krank- 
heiten im  Verhältnisse  zu  stehen  scheinen.  i 

Bei  der  Angabe  der  Behundliing  der  Blepharophthalmült 
crysipelatosa  findet  sich  ein  arger  Irrthum,  welchen  der  \  erf.  ^ 
mit  Beer  theilt.  Es  ^ird  iiamiith  gciatlien,  das  erste  Stadiui» 
dieser  Entzündung  durch  kalte  L'iusclila^e  /ai  bekämpfen  (S.  iy). 
Bekannt  ist,  dais  crysipelulöse  Entzündungen  durch  kalte  ^ässe 
sich  verschlimmern j  Beer j  welcher  diesen  Kath  ertlirllte,  hütete 
sich  wohl,  ihn  je  zu  vollziehen.  Es  sind  hier  jene  Mittel  zu 
empfehlen,  welche  der  Vcrf,  fiir  das  zweite  Stadimu  diesem  Ent- 
zündung empfiehlt. 

Bei  der  Angabe  der  Ursachen  der.  Ophtalmin  neonatorum 
(S.  28.)  ist  nicht  bemerkt,  dafs  das  lanoe  Steckenbleiben  des 
Kopfes  während  der  Geburt,  dafs  besdnverliche  Kopfgebmtcn, 
bei  welchen  ein  vermehrter  Andrang  gegen  die  Augengrube 
Statt  hat,  dafs  aus  diesem  Grunde  Zangengeburten  vorzügliche 
Ursachen  der  Ophthalmia  nefUUoriim  sind,  welche  in  der  Ae* 
tiologie- dleseT  Entzündung  einen  Platz  verdienen. 

Es  gestattet  mir  der  Kaiim  nicht  dem  Vf.  Schritt  für  Schritt 
zu  folgen  und  hier  eine  tollkommene  Analyse  des  Werkes  zu 
liefern;  es  genüge,  noch  aui  mehrere  andere  nicht  minder  ^ui- 
lallende  Lücken  aufmerksam  zu  machen:  , 

BtA^\Entropium  (S.  61.)  ist  angegeben,  dafs  man  durch 
Abtragung  der  überflüssigen  Hautdecken  und  dann  durch  bc- 
Wirkung  der  schnellen  Vereinigung  dieser  Operations  wunde  die 
Heilung  herbeifuhren  müsse;  allein  wieviel  hier  abzutragen  ist, 
um  die  zw6ckmäsuge  Stellung  der  Cilicn  zu  bewirken,  ist  iiit'»t 
angegeben.  Auch  mangelt  die  Angabe  des  Verfalireiis,  auf  wel- 
ches »war  li^  ^er  BÜfkaroftosi$  hingedeutet  wird,  vcimög« 


Weiler  Kraokheitea  des  Auge^.        35 1 

welchem  durch  Aetzralttel  ein  SubstanzYerlust  gesetzt,  und  Hei- 
.  lung  herbeigeführt  wird.    Der  Vf.  sucht  uns  aber  dafür  schad«. 
los  zu  hulteu  durch  Auffiihrung  des  Demow-'schea  abgeschmack- 
ten Verfahrens,  vermöge  weichen  durch  zwei  bis  drei  eogltsche  • 
PüasCerstroitVIieQ  das^  Entropium  eingerichtety  und  in  wenden 
Tagen  geheilt  werden  soll. 

Auch  die  Angabe  des  Verfahrens  zur  Entfernung  des  Ä»-  • 
it€pmm*s  (S,  ^9«)  ist  nicht  .vollständig.    Es  vrird  zwar  die  An« 
Wendung  der  Arzneimittel  zur  Zerstöhrnng  der  V^ucherunge/l  * 
.  der  Bindehaut y  und  auch  das  Ausschneiden  derselljon  empfoh- 
len.   Allein  gewöhnlich  ist  das  Ausschneiden  für  sich  aliein -wie- 
es  Beer  und  nach  diesem  der  Verf.  angiebt,  nicht  hinreichend; 
sondern  erst  nach  Abtragung  der  wuchernden  Bindehaut  und 
nach  mehrmaligem  Bedupfen  der  zurückgebliebenen  J^ungoiitatea  • 
mit  Höllenstein,  legt  sich  das  Augenlied  an  den  "Augapfel  an^ 
Gräfe's  Verfahren  mit  dem  Glüheisen  verdient  alle  Empfeldan^ 
und  hatte  hier  aufgeführt  werden  sollen. 

Der  Verf.  giebt  (S.  106:)  das  Vei*fahren  an,  welches  bei 
dc|r  Thranensackfiitel  in  Anwendung  zn  bringen  ist^  um  den 
Nasengang  durchgängig  zu  machen.  Hier  ist  viel  zu  wenig  auf 
'  die  verschiedenen  Ursachen  der  Nichtleirung  derThrükieo  j£sck- 
'  'sieht  genommen y  welche  oft  nicht  geleitet  weiden ,  weil  sie 
durch  die  Beimischung  des  im  Thränensacke  abgesonderleu 
Schleimes  ihre  Flfissigkeit  und  Lcitungslahigkeit  verlieren.  lu 
ändern  Fallen  ist  ^inc  Aufv^ulstung'  der  den  I^aseogang  umklei- 
dendci^  Schleimhaut,  oder  es  sind  Striluturcn^  auch  tbeilwelse 
oder  ganzliehe  •Verwachsung  die  Ursachen  der  Nichtldtung.^ 
Aec.  »sieht  nicht  ein,  ^warum  der  Verf.  mit  Beer  bis  zum  Ende 
der  Cur  mit  ausdehnenden  Werkzeugen  den  Nasengang  belästi- 
get. Wenn,  der  Nasengang  die  gehörige' Ausdehnung  durch '£10- 
legen  der  Darmsaiten  erreicht  hat,  so  hat  man  nur'  dieses,  düich 
die  Ausdehohng  bewirkte  Lumen  zu  erhalten,  bis  kein  RiSck* 
fall  mehr  zu  förchten  ist.  Zu  diesem  Zwecke  legt  lÜkcns.  bei 
jungem  reitabarcn  Individuen,  welche  ohnehin  Ikeine  weitere 
Ausfnhmngsgäoge  babeiT,  mehr&ch  zusammengelegte  Seideofödcu, 
bei  robusten  Individuen  Bleisonden  ein*  Der  Verf.  erwähnt  hier* 
des  Verfifthrens,  welches  ,so  tiele  und  wichtige  Vertheidiger 
zahlte  und  nocb  zählt,  .iiSinlich  der  Anbohrung  des  Thrfincn^ 
beins  nur  mit  wenigen  Worten,. um  mit  Beer  das  Urtheil  ganz* 
Beber  Zweckwidrigkeii  darüber  auszuspredien.  Mit  Unrecht 
aber  wird  dieses  Ver&hren  verworfen  |  es  zahlt  viele  Erfahrun- 
gen fnr  sich  und  ist  in  Fallen,  in  weichoi  die  Herstellung  des 
natürlidkeii  Weges  unmöglich  isl^  wie  bei  allgemeiner  Verwach- 
sung des  Nasengangs  oder  bei  g&nzliebem  Verloste  der  dem  Na* 
sengauge  zu  Grande  Uegciiden  &jiociienr(niif€|  eauzuschlagen.  ' 

m 

♦ 


uiyiii^Lü  üy  Google 


35il      '  Weiler  Krankheiten  iles  Augeii 


Den  fMütD  Vorwurf  Terdianl  ätr  Vetf,  y^rtsgea  iet 
rSngen  Rüäsiditiuiliai«  auf  die  Ausfibung  der  Kiratonfxis,  Bter 
und  nach  diesem  der  Yerf«  bestimmen  diese  «Operation  nur  sor 
Zerstücklung  der  Linse.  Beer  verwirft  die  Depression  durch 
den  Hornhautstich  aus  sehr  unhaltbaren  Gründen.  Der  Verf.* 
macht  nicht  einmal  Ervvalmun^  davon,  duis  man  den  Hüiiiliaut- 
sllch,  um  die  Linse  umzulegen,  vornehmen  kann.  Kr  muls  d;i- 
\\v\  bei  alten  Leuten  mit  harten  Staaren  die  Ausübung  dieser 
Operation  misrathcn.  Hätte  der  Verf.  die  Beobachtungen  Lnn- 
genberks  und  H^alther's  ge'kanrtt  und  gehörig  gewürdiget,  so 
"Würde  er  diese  Operation,  eine  wahre  Bereicherung  der  Kunst, 
lüclit  nach  der  fehlerhaften  Beer'schen  Operationsweise,  sonder« 
nach  Langenbeck's  oder  iValtlier*s  Verfahren  beschrieben  hahen^ 
er  würde  die  Ausdehnung,  die  diese  Operation  gewonnen  hatj 
angegeben 9  und  die  Vonüglichkeit  derselben  nicbl  verschwiel 
gen  haben. 

Bei  der  Beschreibung  des  Vor;;anges,  um  eine  künstliche 
Pupille  zu  i^ewinnen  (S.  198.),  ist  Grüje*s  Coreoncion  nicht  an- 
gegeben. Reisinger  hat  zur  leichtern  und  sichern  Voillübrung 
der  Operation  durch  Aufstellung  seiner  Uackenpinzette  verdienst- 
lich beigetragen;  aliein  Gräfe* s  Instrament  hat  doch  den  Vorlag 
vor  diesem.  Wenn  die  vordere  Augenkammer  geöffnet  ist,  so 
Sthliefst  sich  gleich  nach  Ausfluls  der  wa'sscrigten  Feuchii^keit 
die  Iris  fest  in  die  Hornhaut  an.  Die  Bedeckung  der  Hacken 
dient  dann,  um  ohne  Verletzung  de|  Iris  das  Instrument  an  jene 
Stelle  hinzufahren,  an  wdlcher  es  iBmgehackt  werden  soU^  unv 
die  Ablosttng  der  Iris  vom  Ciiiariiganente  xu  bewirken«. 

Dis  Hypopfon  bt  in  diesem  Wirke,  sd  ivie  in  dlini  Bht^ 
•eheti  nieht  besonders  abgehanddt,  vVas  mdther')  an,  dem 
äeer'schto  Werke  mit  Recht  tadelt.  '  Es  Wörde,  iVenn  diesem 
ein  besonderer  Abscknitl  gewidmet  worden  wäre,  .eine  bedea- 
teode  Lü|j^e  weniger  in  diesem,  für  angehende  Aente  bestimm-» 
ten  Buche  entstanden  sejrn» 


Merkwürdige  Heilung  eine«  Eiterauges  Oebst  BemerktoilS^A  üisr 
«lic'Ol^ciitioa  des  Uypopyon^  . 


N!^-  '23»     tt  .  .  1822. 

Jahrbücher  der  Literatur. 


,  iE  t  seh  iuS$,y 

^wunsötieil  ifis^  fgswwxky  ^afs  diö  ArznelfotaKsttt^  JkbitI 
4b«ra1l  emgestreul  zu  ,  seyn,  deijfi  Ende  des  tVerkes  beigefügt. . 
-wprdea  warcn^  v.odiirch  alsdann  die  mrtirnuiligea  W]ederltoIiiii-< 
gen,  dersdben  h&ttcfo  yei'tnieden  werden  könnoi«  Es  seEchotfu 
«cji-  di€M.  nicbt  immer  dui-di  Zweckmassigkeiit  d^r  Zusammen-* 
Mtsiing  AuSy  was  ^  B«  aus  der  Verbindung  des  Zinkvitnals  mit 
)|er  Tutia  erbeilen  wird.   • ,  ' 

.  Abgeseben  Ton  diesen  Irrttiumern  und  Lnd^en,  gehdrt  die^ 
«es  Buch- doch  immer  unter  die  brauchbarsten^  welche  diesen 
Gegenstand  behandeln«  l)er  'Verfasser  hat  das  Verdienst  einen 
manchmal  iiur  su  getreneii  Ausfeug  des  B^er'schen  Werkes  ge- 
liefert VI  habeO|  in  welchem^  keine  der  wichtigsten  Lehren  Beer's 
oangelt*  Auch  ist  das  Werk  dem  gegenwartigen  Standpunkte 
düs'Wissens  siemÜch  entsprechend)  indem.es  emcn  grossen  TheÜ 
4er' wemttichen  Bereicherungen  der  Kunst  der  neufu  Zeit  auff 
fStaU  Es  wärde  jedoch  vergebliche  .  Muhe  sejm^  etwas  eigenes 
Neues  in  diesem  Werke  auffinden  xa  Wollen;  ob^eich  der  Vf: 
eigene ,  Beobachtnnsei)  und  Erfahrun^ea  sowohl  auf  dem  Tifel^ 
Watte,  als  in  der  Vorrede  verspricht*  ^ 

Di«  getroffene  Auswahl  der  beigefügten  Rupfertttelii  isl 
sehr^  passend*  Vier  derselben  sind  ausgemalt  und  eines  isS 
^hwarz.  Sie  drleichtern  den  Selbstunterricht  urid  kommen  denl 
Godächmuse  zu  Hülfe.  l>er  gröfste  Üieii  der  t'igureii  ist  alU| 
M^s  «ud  Dmoun^s  Werken  entnommen« 


GEöncET,  Arzt  2Ü  PaHf  eUi         &  Ferradttkiti  thm 
Sitz;  ihre  Zufälle f  ihre  Uriaekenf  ikheh  Gangj  üiiui  ihrS  Aus^  ^ 
gan^e;  ihte  FefsehkdetMt  f^^iü  Utiigen  PtiUriUmf  ihfi 
ßekandliing ;  nebst  ResuttätÜn  von  Leie/UncjMitngm  Ui^ 
hersetzt  und  mit  ßeilageri  t^^jb/^nföäJüß  iJäpsfUij 


»  ...... 

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üb.  Verrücktheit;  übers«  v«  Ueioroth« 

LemUg  in  der  Ifeidmatmueken  BucUuuuUuRg.  4StU 
Cm.ß.  448  Sft*n,J  ' 

Eine  UcLersetzung  cler  Schrift  eines  psychisclien  Arztes  aal 
der  Kaste  der  cciiUifu^alcn  fr;inzösii»clicn  Philosophen  —  vcraa- 
stahf'f  diuch  einen  gegen  »las  Centralleuer  reiigiosn  Philosophie 
gra\ itircntlcn  teutschen  Forscher,  wie  IJr.  Heinroth ,  muls  ei- 
nerseits ein  glinstiges  Licht  auf  das  ausländische  Original  wer- 
fen j  andern  Seits  aber  auch  aus  einem  ganz  afidern  Beweg- 
grund unternommen  worden  seyn,  als  blos  um  den  .Materialis- 
mus des  Parisers  zur  Koluitipjs  der  Teutsclien  zu  •bringen.  Hr. 
Heinroth  hielt^  wie  er  in  seinem  Vorworte  sagt,  diese  Schritt 
der  Uebersetzung  nicht  fiir  unwerth ,  »weil  sie  uns  den  jetzi- 
gen Standpunkt  der  psychischen  Mcdicin,  so  wie  überhaupt  der 
Physiologie  und  Pathologie  in  Frankreich  zeigt ^  und  sich  durcfi 
Rcichthum  an  kur  z  geschilderten  Krankheitsfällen ,  durch  die 
achai'f  und  scharfsinnig  durchgeführte  Unterscheidung  der  Deli- 
rien von  den  eige'otjiichen  psychischen  Krankheiten,  und  durch 
die  Vorschriften  zur  Behandlung  der  ietotern  rülimlich  auszeich- 
net j  ' —  weil  das  Haiiptverdienst  dieser  Stihrift  das  Praktische 
ist.«  Nach  des  Französischen  Verfs.  eigener  Vorrede  »ist  sein 
Zweck  bei  dieser  neuen  Darstellung  dei)  Verrücktheit  nicht  so- 
wohl eine  treuere  Krankhcitsbeschr^ong,  als  wir  schon  haben, 
sondern  vielmehr  die  JBrstinimilng  ihres  Sitzes  und  Grundes  im 
Orgatie  des  Gehirns;  eine  strenge  Unterordnung  dieser  Krank- 
heit unter  die  allgemeinen  Regeln  der  Pathologie  und  Thcrapie.c 
"Wir  sehen  somit  schon  im  Anfange  den  üeberJetzer  mit  dem 
Autor  im  Widersprüche  hiustchtlith  des  Verdienstes  der  Schrift; 
jenem  liat  ue  praktisches,  diesem  soll  sie  theoretisches  Verdienst 
haben.  Dieser  Geist  des  W^iderspaudis  ^  der  sich  bis  S«  27 ^-^ 
wo  die  üdbersetaLung  aufliörti  ruhig  verhalt,  Bricht  in  den  Bei- 
lagefe  d<^  Untersetzers,  die  von  Seite  973  bis  ans' Ende  des 
Buches  gehen,  in,  off6id>arett  Rrie]g  aüs)  und  nhl  dic^ört  war 
es  dein  im  Selbstbemilstsejm  theorcftischer  Ueberlegenheit  star* 
ken  TeutspK^  m  thun.  Offenbar  wollte  Hr-  Bnnroth  durch 
diese  Uebersetzung  nicht  blds  an  Tag  legen,  wie  wenig  er  die 
mUchtig  scheinenden  GrOitde  des  Materialisten  Georget,  ohne 
ihren  relativen  Werdi  zu  TerkenneDy' förchte,  indem  er  sie,  so- 
gar weiter  bekannt  macht,  sondern^  da  ihm  Ein  Gegner  zu  we- 
nig seheinen  mochte,  zugleich  Gelegenheit  suchen,  die  ga««« 
durch  G€iU  und  Spurzheim  wieder  neu  ermuthSgte  Zunft  der 
Materialisten  nicht  sowohl  zum  Kampf  aufzufordern,  ab  vielmehr  • 
zum  voraus  aufs  Haupt  zu  schlagen,  und  nebenbei  auch  den 
Sj^iritualisten,  an  deren  Spitze  Mr.  JVowe  steht,  «mpfindlichi 


I 

'Georget  üb.  Verrücktheit;  übers,  v,  Ucinroth,  355 


•Streiche  2u  Tersetzcn ,  um  die  Individiialisteii,  deren  Maupt  uod 
Mgleioli  die  Giledt^r  lirn.  Heinroths  Individuum^  bis  jetzt  tlUiii 
ffcpraseniirt,  aÜeia  feststehend  liinzustellet). 

Wir  h^ben  2umt  das  vrahrhaft  Merkwürdigciie'  aus  GeoF» 
get  an2ii|>;obeii. 

Schon  mit  dem  Anfange  der  EinleiUiDg  des  Yerfs.  g^ben 
sioh  neben  den  Vor/. (igen  auch  die  Fehler  tu  erkeittoea  ^  ivelche 
•US  dem  Gange  der  Forschungen  des  französischen  Psjehologcn 
iiothwendig  hervorgehen  müssen.  Er  bedient  sich  der  aualyli*- 
eohen  Methode,  welche  allerdings  in  der  Naturwissenschaft*  j^a 
herrltoBctt  Entdeckungen  gefuhrt  hat;  nur  aber  nie  für  sich  alw 
lein'  zum  Ziel  einer  it^ahreu  Lebenstlieorte»  Denn  die  Anal^is 
tddtet  und  zerlegt  Aas  Lebendige  in  immer  todter  werdende 
Theile,  der  lebendige  Geist  entschlOpft  unter*  ihren  Opetationeai^ 
und  nie  kann  die  wieder  rückwärts  gehende  noch  so  künstKohe 
Synthesia  die  get^%nnteil  Theile  wieder  in  das  philosophisehe 
Skelet  zurückrufen;  so  wenig  ab  der  Chemiker  aus  den  9ot^ 
deckten  Bestandtheilen  des  -Bluts  Wiedel  wahres  Bkt  bereifen 
kann»  Hier  Klion  im  ersten  Ausgang  tum  Philosophiren,.  wenn 
«ich!  der  'Forscher  die  lebendi|;e  £mpllndiing  eines  Hdhm,  ab 
ihm  das  Resultat  seiner  Anal^sis  geben  kann,  heilig  in  sdncr 
Bfttst  verwahrt  I  liegt  der  Keim  eines  noth wendig  sich  ergdben* 
den  coflseouenteil  Materialismits;  hier  schon  wira.  die  erste  lo*> 
gisclie  Sfinae  iH^ngen,  wdche  die  fiasb  eines  daitos  ganz  fidl- 
tig  deduetrten  aber  sdiiefeu  Lehrgebaades'  md. 

Da  der  Gegenstand  der  Forschungen  des  Vefls/  eine  Krat|k» 
heit'des  Gehirns  tst^  die  In  der  Störung  der  Geisteühatigkeit 
besteh^  und  da  das  Gdkim  eSneu  Theil  des  NervensTatems  aus^ 
tiiachf|  so  giebt  er  zbniehst  über  das  letztere  viie  über  das  er^ 
stere^  und  die  von  ihm  sibhangigen  gebtigen  Functionen  im  ge« 
Sunden  Zustande ,  einige  Andeutung* 

»Heutzutag  kann  man  mit  Recht  be^MipteUi  dais  da«  Gekini 
«me  nothwendig«  Bedingung  aür  Brseheinoog  der  InteUigenii 
48ty  obachoa  man  frAherbittf  diese  Erscheinung  filr  tu  edel,  "au 
lioch  angesehen  hat,  ab  dafa  sie  an  die  Organisation  gebunden 
scjn  sollte«  OImcKou  wir  nicht  behaupten,  wollen,  dafa  die 
rateUigeba  das  Produkt  des  Gehirns  sejf  wie  die  Gaile  dse  der 
Leber,  so  ndthigen  uns  doch  unwiderlegbare  Wahrnehmungen 
au  der  Annahme,  dafs,  was  auch  die  mteQudle  der  Gesammt« 
vermdgcn,  welche  die  Intelligenz  ausmachen,  seyu  tnög^»  sie 
dennoch  wesentlich  an  die  Organisation  gebunden  sejen. 
Die  InteUigenz  mufs  als  eme  Function  angesehen  werden,  welche 
*  aus  der  TbStigkoit  von, mehr  oder  weniger  zahlreichen  Vermö- 
gen besteht,  nach,  dem'  Bedurfnisse  der  verschiedenen  Thieiiir- 

~  von»  Poljpen  bb  wa  Mcuwhep*       So  viel  ist  gewüa, 

3»f 


356  Georget  üb.  Verfü^heit}  übers,  v.  Hemrotb; 

dafs  die  Intell^m  ans  der  nodiwendigen  YereiniguDg  derJSiti» 
'WirkuDg  awereTi  durch  die  Sinne  wahrgenommener  Gegen- 
stände, und  da*  ursprünglichen  geistigen  AnUgen  henforgehi, 
welehe  bestimtiit  sind,  die  Gegensiande  abauscbäueii  und  auf 
sie  einzuwirken.  Udierali.  wo  eine  dieser  Bedingungen  ispfiit 
erscheint^  ist  das  Denken  null«€  i  ' 

Ja!  heatzutag  wird  niemand  mehr  bezweifeln,  dafs  die  !a- 
telligenz  au  die*  Organisation  gebunden  sej;  dies  iist  klar  ^aoeh 
ohne  die  vom  Yerf,  angeführten  allerdiii<,^s  gewichtige  Gtunde» 
Aber  dem  Veirf.  ist  also  dennoch  die  Intelligenz  ein  Ft-oduitß 
nicht  mehr  und  niclit  wciiii^er  wie  die  Galle  ein  Produkt  der, 
Leber  ist.  Freilich  setzt  er  zum  Protlukt  lUr  Intelligenz  Ciue 
ursprünglich  geistige  Anlage  voraus.  \\as  kaim  aber  im  Monde 
düs  Materialisten  diese  geistige  Anlage  viel  bedeuten?  »Geistig« 
set/.t  natiirlicli  einen  Geist  voraus.  Aber  ausser  der  IntelJigeuz 
die  ilun  ja  nur  Produkt  ist,  und  davon  selbst  der  Polype  ein 
Partik('lc[ien  besitzt,  weifs  unser  Verf.  nichts  von  einem  Geiste 
des  Menschen  und  will  nichts  Höheres  kenneu  als  das  Produkt 
Intelligenz.  Also  ist  seine  Annahme  geistiger  Anhge  ohne  Geist, 
eilt  BegriiT  0)1  ne  Sinui  ein  Zirkelschbiis  nicht  blos,  sonder^ 
wahrer  Fcldscldufs, 

Der  Verf.  inadit  nun  die  Bemerkung:  Mögen  die  Ab- 
thti]nni;cn  Gail's,  welcher  die  innern  Grundanlagen  sowohl  bei 
dem  rdenscheu  als  bei  den  Thieren,  der  Zahl  und  der  Art  nach, 
zu  bestimmen  gesucht  hat,  richtig  oder  fehlerhaft  scyn,  so  bleibt 
es  doch  gewifs,  gegen  CondUliic,  weicher  annimmt,  dafs  uns 
alles  durch  die  Sinne  zukömmt,  und  gegen  tidvetius,  der  durck 
die  Erziehung  sogar  den  natiirlieheu  Charakter  sich  umändern 
lafst,  — -  dafs  wir  mit  mehr  oder  weniger  hervortrelen<lrn  An- 
lagen geboren  werden ,  um  das  zu.  werden ,  was  wir  sind.« 

»Weil  jede  Lebenserscheinung  von  der  mechanischen  Be- 
wegung |  von  dev  Bildung  des  Chjlns  an  bis  ^ur  Erscheinung 
des  Gedankens^  yon  der  ()rganisatioo  unzertrennlich  ist,  so  mufs 
je^  Veränderung  derselben  oder  jedes  .nene  Phänomen,  von 
einer  Veränderung  im  Organe  abhangen ^  aus  dem  dasselbe  ent- 
springt. Die  organische  Veränderung  bestimmt  also  das  Wesen 
der  Krankheit;  die.  Störung  der  Function  ist  nur  die  Folge,  das 
Sjmtom  der  erstem.  Mau  kann  als  Grundsatz  annehmen:  Dafs 
aÜe  Krankheitserscheinungen  nicht  ohne  bestimmte  Störung  des 
Organs  statt  finden  können,  welches  der  Sitz  derselben  ist,  und 
dafs  blos  dynamische  Störungen  nicht  angenommen  werden  dür^ 
fen«c 

Nun  stellt  der  Verf.  die  Hegehi  fest,  um  unter  mehreren 
Störungen  organischer  Apparate  die  primitiven  von  denen  zu 
tmtersciieiden,  die  Yon  ihnen  abhängeni  um  zq  imifB»%  ^ 


Uli 


I 


Georget  üb.  Verrücktheit;  übers,  v.  Ileiorotb«  SSj 

'  »  ■ » 

Erscheimu^  der  Verrud^tlieit  mpnioglieh  oder 'eine  Folge  der  , 
■Störung  *  anderer  Organe  jst    Hier  liege  der  eigentliche  Frag« 
punkt  und  zugleich  der  Sciilüssel  zur  Bckandfau^  der  JLrank«*  . 
keiten.   Man  nuiTs  ihm,  indem  er  diese  Regeln  auseuunderseizty 
«inen  scharten  praktisclien  ^lick  zugestehen. 

Piiiel  wird  nun  aU  der  Mann  hingestellt,  der  dem  Studinm 
der  Verrücktheit  einen  neuen  Weg  gezeigt  hat.  Aber  bei  Pir» 
i  nel  wie  bei  seinem  ^Nachfolger  Esquirol  sej  allzngrosse  Vorsicht 
an  die  Stelle  der  frühern  gränzetuoaen  Unbehutsamkeit  im  Er* 
klaren  getreten.  £r  habe  sich  begnügt,  die  Erscheinungen  zu 
bcübaciiten,  ohne  sie  auf  ihre  Grundursache  zurückfuhmi  im 
sollen.  »Indem  man  die  Intelligenz  nie  in  die  Reihe  ipnderer 
Functionen  stellte,  so  f'afste  man  auch  die  Wirkungsart  der  so» 
genannten  moralischen  Ursachen  unrecht  'auf,^  indem  .man  sie 
nicht  in  ursprünglicher'  Beziehung  auf  das  Gehirn  betrachtete^ 
9Q  Welchem  sie  sich  doch  verhalten ,  wie  Magenreiz  zum  Ma* 

Sen.    Die  Verrüktheit  ist  ein  Gehipileiden;  sie  ist  idopathisch. 
^as  Wesen  der  hier  obwaltenden  organischen  -Störung  ist  uns 
unbekättnt«c  ^ 

^Dies  ist  das  Resultat  analjtifciier  Forschung.   Da  aber  un-  . 
serem  Philosophen  das  innere  .Wesen  der  Intelligenz  selbst  gac 
nichts  mehr  Unblekanntes  ist;  indem  die  aus  Unphilosophie  zu' 
edel  und  hoeh  geglaubte  Intelligfiiz  (SeDele,  Geist)  mehr  nicht 
ist  als  blosses  organisches  Produkti  im  gleichen  Range  roulirend  • 
aut  dem  Leberprodukt  Galle  und  mit  der  Verdauung  des  Ma:« 
gensj  so»  stellt  irirklioh  des  Verfs.  GestSndnils  der  Unwissenheit 
über  das  Wesen  eines^  blas  uniergeordneten  organischen  Pro« 
cesses,  den  die  Störung  der  Gehirnfnnction  in  der  Verrüktheit 
-  darbietet  y  das  Beispiel  einer  plulosophischeo  Bescheidenheit  attf| 
.    die  als  Tocliter  der  philosophischen  Einsieht  den  hddisteu  und 
letzten  Dinge  zum  unaufld£sUchen  Räthsel  werden,  oder  aber  ge«  . 
gen  die  Aechtheit  d^r  grossen  Mutter  zeugen  mnfs. 

Der  Verf.  läugnet  nicht,  .dafs  auch  das  Gehirn,  gleicÜ  an» 
dern  Organen,  sympathisch  affictrt  werden  könne  |  aber  er  läu^ 
net,  dafs  daraus  Verrüktheit  entstehe,  und  giebt  Uos  das  hitzig« 
Itoereden  als  Folge  solcher  sjmpathiseh  wii^^ider  Äffiectioneo 
zu.  Gefade  dies  s^  ein  charakteristischec  Ujnterschied  dieser 
zwei  Kraukheitszustände,  dafs  der  eine  ein  umnittelbarer  und 
wesentlicher,  der« andere  ein  mittelbarer  und  symptomatischer 
sey. 

In  diesm  Capitel  stöfst  man  auf  eine  Mengo  neuer  und 
wichtiger  Bemakungen,  die  dem  Buehe  au  praktischem  Werth 
wieder  geben,  was  es  in  philosophischer  Hinsicht  vormifst' 

»Die  Verrpcktheit,  wie  jede  andere  Kranlheit,  h^t  eigen«  . 


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358  Georget  üb.  Verrücktheit  j  überSr  v.  Hemrothi 

.  AdmHdic,  feste,  cliarakteristiscLo  ^mploiiie,  weldie  unmittel- 
bar ap  der  iunmkhafteii  Veränderung  der  Functionen  des  Gc- 
Kiras  baften;  sodtinQ  Symptome,  die  andern  kraokHaflen  Zu- 

'  acäades  ^ennKP  sind  lud  die  faal  b«L  jeder  Stönwg  irgend  ei- 
nes wichligen  Organs  eischeincn.  Die  l^titem  sind  nur  eise 
Folge  der  ers^m,  mit  denen  sie  hervortreten  vnd  verwliwindefi. 
Unter  4te  erstem  gehören  t  .  - 

1.  Irresejn«  Die  Erinnefnng  an  Thatsaclien  und  Umstände, 
die  dw  Krankheil  vorausgingen,  Ist  oder  scheint  während  der 
Krankheit  gänzlich  versichwunden  oder  doch  entstellt.  Hinge- 
gen erhät  sich  d}e  Erinnerong  an  alles,  was  während  der  DauÄ 
des . üreseyns  vorgegangen,  ja  an  die  kleinsten  Umstände,  nn- 
Tmchrt  nach  der  Genesaiu;^  —  Die  meisten  Irren  leiden  m 
einem  Ihnen  unbcwulsten  Srresejn  ^d»  glauben,'  dafs  sie  sich 

-  sehr  wohl  befinden,  sehen  jedoch  ein,  dafs  ihre  Gefährten  den 
Wrstnnd  vciloicu  haben.  Die  Anerkennung  n^h  der  Gwesung 
oder  aucli  sclion  wahrend  der  Keconvalescenz,.  dafs  sie  Ycrrfickt 

gc^vescji  sind,  und  Dankbarkeit  für  alles  was  man  för  si«  ^ 
ist  Sü^ar  ein  Zeichen  der  Rückkehr  der  Vernunft,  dafs  man 
gegen  jeden  scheinbar  Genesenen  mistrauisch  scjil'  mnfcj  der 
seinen  frühem  Zustiind  nicht  eingesteht.  — ,   Der  Charakter  der 
Verrücktheit,  die  Eigcnthündichkcit  der  neuen  VorsteUung  kann 
bestellen   i;  In  Beibehaltung  der  dem  bidivkiuum  eigenen  Sl»* 
,  nesweisc:     Der  eh r^('i/.i:>e  Mensch,    der  verrückt  wird,  halt 
s  ch  für  Gott,  König,  Propheten.    3)  In  der  Umkehruug  di<»er 
Sinnesweise:    Gcsiilele  Frauen  werden  schamlos;  der  AndacM* 
1er  wtid  zum  Spütter,  der  Lüstling  mönchisch.    3)  Die  ÜIMCbe 
der   S  enücklheit  bestimmt  auch  ihren  Charakter:    Eine  Frau, 
von  ifirem  Manne,  Liebhaber  verlassen,  erblickt  überall  wort- 
brüchige Männer,  Ungeheuer.    4)  Endlich  kann  die  Verrückt- 
heit f^i  en  sowohl  dem  Naturel  des  Individuums  als  der  bervor- 
bringcndt  n  Ursache  fremd  -ieyn :    Die  ausschweifendsten  Vor- 
Sleilut.gen  entstehen  o\uw  Or.liuuig,  ohne  wahrne!in»baren  Grund, 
Da  die  blosse  Geistesschwache  gar  nicht  unheilbar  ist,  der 
nacheiitstauiicne  Blödsinn  aber  nie  geheilt  wird,  so  schlagt  der 
YvrU  zu  den  von  f^tnel  aufgestellten  4  Gattungen  der  Vcrruckt-, 
hcit  e  ne  neue  Gattung  vor;"  Die  nachentstantiene  Schwäche  oder 
Stumptsinn.     Ihm  ^iebt  es  also  5  Gattungen:    1)  angeborncr 
Biüd  inn.  Die  Blöd-  und  Schwachsinnigen  sind  meist  klein,  le- 
be« nicht  über  3o  bis  4o  Jahie,  sind  oft  rhacliilisch ,  scropbi** 
los,   paralitisch,    2J  Manie,  Die  eigcnthümliche  Manie  hat  WC- 
,  .  der  sich  gleu  hbleibende  Veranlassungen  noch  Gegenstände.  3; 
Monomanie,   Wenige  fixe,  herrschende  Vorstellungen,  um  die 
Sich  das  Irresein  aiisschli»^fslich  bewegt,  über  alle  übrigen  Oe- 

.  geostottde  ciu  uemlkh  gesundes  üitheü.  Diese  Gaauuji  komm 


uiyui^uü  üy  Google 


JÜemgft  üb.  VriTvcktheif; ;  fibers.  v.  Heiorotb. 

Wtt  liaiifigsteo  yor.  Sie  ist  iirsprunglicli  oder  seeundir;  so  en- 
digt sieb  z.  B.  das  alln^emeine  Irreseyn  der  Manie,  entweder 
der  RecoDvalescenz  oder  bei  dem  Uebergang  in  unH^baren  Zu- 

■  t^hdf  tn'  ^ahte  Mtmomanig,.  Etquirol  hat  die  Monümanie  in 
'swei  Arten  getheilt,  wovon  die  eine  den  Qiarakter  der  Aufre- 
goiig,  dse  andere  den  der  Ab^Nmnung,  Traurigkeit  hat.  Letz- 
lerei  die  er  Ljponianie  nennl|  ist  die  Melancholie  der  Schrift- 
itt^er.  Die  erstere  grSniH  an  die  Mmm*  Die  Vorstdlungcn, 
'  wdche  Tom  uberspannten  Hoehmnthe,  von-  der  Macht  und 
Herrschbegierde,  vom  relu[idsen  Fanatismus  entsprungen,  gehö- 
ren der  Monqmanie  mit  Exaltation;  und  die  Vorstellungen  der 
Nostalgie,  Misanthropie,  Panphobie,  des  Spleens  liegen  mehr  ini 
Charakter  der  I.ypomanie.  4)  Stumpfsinn:  Dnrch  Zufalle  her- 
beigeführter »Mun^tl  geistiger  Aeiisseruugeu.  Der  Verf.  fahrt 
ein  merk  würdiges  Beispiel  von  einem  ^6jährigen  Frauen-Limmer 
an,  nach  Verflufs  von  3  Monaten  plötzlich  geheilt  in  Folge  ei- 
nes Speichclflus.scs  und  eines  Koptscliincries,  5)  Nachentstande- 
ncr  Blödsinn  (des  Verfs.  neue  Gaftnng).  Allgemeine  Gesundheit 
oder  Verloschenheit  der  intellectuelien  1  ahigkeiten ,  als  Resultat 
Vom  übermässigen  Gebrauche  des  Organs  derselben,  sowohl  zu  * 
Folge  des  Alters  als  geistiger  oder  antleicr  Krankheiten.  Das 
vegetative  Leben  ist  das  einzige  thätige  bei  ihnen ;  auch  schlafen 
sie  fast  alle  imnierlort,  und  sind  dabei  dick  und  iett,  wciui  mg 
nicht  an  zufälHgcn  Krankheiten  leiden. 

2.  Schlanosigkeit.  Die  Kranken  können  Monate,  Jahre  ztf- 
brin;Tfen,  ohne  ein  Auge  zu  schliessen.  Der  Organismus  gewöhnt 
^ich  an  diese  Störung  und  das  Waclien  selbst  wird  zur  Ge- 
wohnheit.   Die  Rückkelir  des  Schlafes  mit  Verminderung  des 

*  Irresevns  ist  ein  sicheres  Zeichen  der  Wieder  -  Genesung.  Die 
blosse  Wiederkehr  des  Schlafes  verkündigt  meist  den  Ausgang 
der  Krankheit  zum  NachLlödsinn.  Fortdauern  der  SchlaUosig- 
keit  bei  Besserbefinden,  oder  Wiederkehr  derselben  in  der  Rc- 
Oonvalescenz  bifst  einen  Rückfall  der  Verrücktheit  befürchten. 

3)  Kopischincrzen  in  der  Verrücktheit  sind  häufiger  bei 
Frauen  als  M;innern,  wie  dies  auch  in  andern  Lebensverhält- 
nissen statt  finde,  fast  wie  ic  zu  i.  Kopfschmerzen  und  Sclilaf- 
losigkeit  nehmen  in  der  Periode  des  Ausbruchs  der  Verrücktheit 
zu;  in  der  mittlem  Krank iieiisperiode  wird  das  Gehirn  unfähig, 
seine  Leiden  zu  fühlen;  vsobald  aber  das  Hauptorgan  wieder  an- 
längt seine  Functionen  zu  verrichten ,  .  so  lassen  sich  auch  die 

.  Kopfschmerzen  von  neuem  fühlen,  oder  sie  entstehen,  wenn 
vorher  keine  vorhanden  w»iren.  Sie  hören  auf  oder  nehmen  ab 
in  dem  Maafse,  wie  die  Genesung  Fortschritte  macht.  Dauern 
sie  noch  fort,  nachdem  alle  übrigen  Symptomen  schon  verschwun- 
den siud,  so  ist  dies  keiu  Zeichen,  ^cUen  wird  der  Kopf* 

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3Ü0    Georgct  über  Vei  r v^I^^^^^ ( i  übers,  v.  Hf Uurotb, 

scKiaerz  in  der  G^^end  dar  At^ienhdbleQ'gefäUt)  wie  bei  eiiii« 
gen  gastrisckea  Aflacttonen.  Eioseitigcr  Sclunert,  tief,  wie  im 
.Gehtroe  selbst,  emptundeoi  lädst  Lilnnung  furchten»  Die&opf'r 
tfcbmerien  Tersckwioden ,  wie  die  SchlaflosigLeit)  ivit  deipsUe» 
beigsng-  der.  Yerniktheit  in  den  (Nach-)  Blddsinii, 

4.  AbnannitÜteB  der  Gebier SennbtUtaf.  DiePeriede  der 
Aiirrcgiiug  in  der  Manie,  Monoinanie  und  beim  Stumpfiimi^ii 
fast  Immer  dinreh  eine  pliysiache  UnempfiqdlicHkeit  oliaräferlsirt« 
Doch  lieben  sie  Guninfeiter,   kt  tbey  die  Periode  der  Anlre- 

*^iin<5  vorüber,  so  folgt  zuweilen  amf  diesen  2u^»Ua4  Opefli?» 
pümÜichkclt  eine  .'»llgeniciiie  Reizbarkeit.     '  • 

5.  Abijoiiniiateii  in  dev  Muskel  -  Contractilitat,  Znweitel 
ma»  ht  tiie  Vcii  üktlieit  ihren  Anfang  mit  einigen  convulsiTisdien 
Anfallen,  einer  Art  Starrkrampf ,  ott  hlos  u\  den  i^uf hetem  der 
Kinnlade.  Dessen  ungeachtet  sind  Couviilsionen  im  Liirfe  dv 
Krankheit  seltener.  Die  am  häufigsten  vorkoraiiicDde  kraukbpftf 
Beschatlenhcit  der  Alubkel- Contractilitat  ist  die  Atonie.  Lähmung 
'/(■igt  sich  zuw^iiieq  gleich  zu  Anfang  der  Krankheit,  besoudcrf 
Xei  Frauen  :^wischen  4o  und  45  Jahren;  ein  libler  Zufall,  wclv 
eher  Unhci|baikcit  aiidcitet.  Am  gewöhnlichsten  werden  dif 
IVIusl.ela  beim  Nachblüd>MiM  p«g:a^tispti|  yf&S^H  *ich  tUe  Kranli- 
jieit  verschlimmert. 

6.  K^^ankhaft^j  Beschaffenheit  der  äussern  Hirnhüllen,  Ger 
-^vöhiilich  macht  die  Hirnreizung,  welche  die  Periode  dcrAuf-r 
r^  -Mii-  charakterisirt,  den  Kopt  zum  Mittelpunkt  von  sehr  be* 
^eutendc^i  activen  Congestionen ;  der  i^ustand  aller  dieser  Theile 

.  Jtuuü'.-^i  an,  dafs  in  der  Nähe  ein  Hecrd  der  Aufregung  i^t. 

Nun  geht  der  Verf,  zu  den  blos  sympathischen  Symptomen 
•uT»<T,  die  er  nur  als  j^.inz  iinbedeutrnd  schildert.  Bei  der  Ver-? 
riiktheit  niuinjt  das  vc|;etabiiiscl»e  Leben  fast  gar  keinen  Antheil 
«n  den  Störunj>cn  des  hohem.  Der  Darmcanal  steht  ni  z^u  ge- 
nauey  liezieluing  zu  jdlen  übrigen  Organen,  als  dafs  sie  ihn  nicni 
in  der  Ausübung  seiner  Functionen  etwas  stören  sollte.  3Ian 
,     kann  sagen,  dafs  die  Verrückten  im  Anfange  ihrer, Krankheit  die 

.  allgrincinc  Aufregung  haben,  die  man  Fieber  nennt;  n'ir 
Zus!:.r.d  der  Muskcisthvväthc  ist  wicht  vorhanden,  der  die  Fi«-« 
LerkranLeu  gewöhnlich  aufs  Lager  wirft.  Verrückte  kommen 
^chuer  iu  JSchwoiis..  JPie  (iebährmutter  ist  in  ih'ev  Hauptlunc-« 
tion,  der  Knifjf  .ngnifs  r.nd  Ausbildung  der  FVutht,  bei  der  Ver-^ 
rucktheit  uiclit  gestört.    YpCW^«-^^  Weiber  haben  picht  mhr  Fehl^ 

'  gebuvtcu  als  andere  Fraue«  und  g^'bähren  ihre  zeitigen  Früchte 
fUen  SV»  ieicht,  Aber  i(n[\  dpr  Menstruation  ist  es  anders;  ihre 
VtJlevdiiickung  is^        (a^  geständig  pl]|W«ltendes  Sjmptpm  der 


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6eo(ge(  über  Yerr upktlieit }  ühers.  v.  HeUuroth.   36  i 

»Verglmclil  man  »un  die  beiden  Tleihen  der  idiopatliieelieR 
.und  »ympitbisoheii  Symptome  der  Vcrrfickdieit,  so  kami  man 
fiber  ihre  relative  Wichtigkeit  nicht  unentschieden  sejn.  Auf* 
der  einen  Seite  sehen  wir  eiidge  Stdrungeq  im  Blntumlaufe  oder 
der  Verdauung ,  die  nicht  mmal  iinhältend  sind ,  von  denen  die  * 
Knnken  kaum  etwas  dulden  oder  doch  nur  aufkuneZeit  Auf 
der  andern  Seile  bleibende  Störungen ,  die  xugleick  entschieden  . 
in  die  Augen  fallen >  die  Krankheit  selbst  ausmachen,  und  deren 
Abschied  das  £fido  der  Kxankh^t  selbst,  ist.   Man  kann  aber  . 
fragen,  wie  es  konnnt,  dafs  eine  so  wichtige  Afection,  vrie 
die  des  Gehirns,  die  übrigen  Functionen  so  wenig  stdrl?  Die 
Antwort  i^t;  Alle  Krankheiten ,  die  ihren  Sitz  in  dem  Nerved-r 
wesen  haben^  beatsen  diese  Eigenheit.  Die.  Epibptisdien  haben 
ausser  ihren  AnfäHen  wenig  oder  keine  BeiMshwerden«   DieHj^  . 
st^rischen  desgleichen«    Dem  grossem  Thetl  *  der  Paralytischen 
schmeckt  Essen  und  Trinken  bis  an  das  Ende  ihrer  Tage.  Die 
Nevra^ien*  g6hen' nicht  über  den  Nervenstrang  hinaus,  in  wel- 
.  ckem  sie  ihren  Sita'  haben  etc.    Und  so  ist  auch  die  Verrtickt-« 
beif  in  dieser  Hinsicht  von  den  genannten  ^l^ectionen  nicht  verr  * 
"schieden.   Im  Gegenlh^  beweüst  diese  Ac^nlichkei^,  dals  diese 
Krankheit  ebenfalls  ihren  ursprungliclnsn  Siti  im  Nervens^stcnl  . 
hübe,    Sq  mufste  auch  der  Mensch  Ofganisirt  seyn;  wie  könnte 
er  auch  sonst  im  gesunden  Zustande  sein  Gehirn  durch  die  tädu-^   .  . 
nigfal(igstcn  Aufregungen  abmühen?« 

Zweites  Kapitel,    Ursachen  der  Krtuikheiu 
Enthält  ebenfalls  viele  neue  Bemerkungen ,  die  aus  der  Be^' 
obachtuug,  welche  die  Praxis  im  Giussen  darbietet,  abstrahirt 
sind. 

»Die  erbliche  Anlage,  hat  vielleicht  einen  entschiedenem  Ein-» 
flufs  auf  die  Entstehung  der  Verrücktheit,  als  auf  die  jeder  an-r 
dem  Krankheit.  Die  erbliche  Verrücktheit  ist  häufiger  bei  Rei- 
chen und  Grossen  und  bei  Juden,  wegen  der  Gebundenheit  au 
die  elieliche  Vereinigung  mit  ihres  Gleichen.  Sie  kiindit^t  sicU  ' 
oft  frühzeitig  durch  geistige  Querzüge,  Anumalicn  des  Charak- 
ters, ungeregelteNeignung  für  die  blos  unterhaltende  Kün&te, 
Mangel  an  Fähigkeit  für  das  Studium  strenger  Wissenschaften  etc.  an. 

Man  hat  die  Erscheinung  der  Verrücktheit  Lei  Frauen  im 
Wochenl^cite  meist  dem  Einflufs  der  Zeufrungsorgane  auf  das 
Gehirn ,  der  Liiterdrückung  der  Lochiea  oder  der  Milchabson-" 
.  deruni(  zuschreiben  wollen.  Allein  abgesehen  davon,  dals  die 
Kraukhciten  der  Gebährmutter  fast  nie  die  Hirnfunclion  stören, 
und  dals  sich  die  Verrücktheit  sehr  oft  erst  mehrere  Monate  nach 
der  Niederkunft  entwickcltj  so  stellt  sich  in  allen  Fällen  die 
Unterdrückung  der  genannten  Absonderungen,   die  Anschwel-^  - 

|iMUüi44ui)g  und  ^itcjcuüg  dev  l^rüste  ,ciH  na^U  der  gei-« 

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3C&  Georget  über  Verrücktheit;  übers*  v^Hanrotb* 

9tigon  Afreotion  ein,  durch  welche  Äe  Verrücktheit amfichst  vop- 
anlafst,  ja  entschieden,  wird.  Der  Verf.  hat  eiwe  Men^  solcher 
Kranken  gesehen;  bei  kemer  tdgtm  steh  Affectiönen  dw  Ge- 
schlechtstheile,  und  auch  die  Brüste  waren  im  gesundtti'Zii- 
Stande.  Es  scheint  ihm  ausgemacht,  dufs  hier,  wi*  in  Iriel«! 
'  ähnlichen  Fallen,  die  ^Wirkung  für  die  Ursache,  ein  SjmptoA 
.für  die  Krankheit  selbst  gehalten  worden  i^t.  So  kann  aöcli  der 
Verf.  kein  BcisjHel  von  Geisteszerrüttung  aufweisen,  die  ofifen» 
bar  durch  Unterdrückung  der  Regeln  entstanden  wäre. 

Die  Zeit  der  aufhörenden  Menstruation  mufs  ebenfalls  fÜT 
eine,  der  I^ulstehnng  der  Verrücktheit  günstige  Periode  ange- 
sehen werden,  hauptsächlich  zufolge  $choier%li9fter  Erinnerung 
an  die  vergangene  schönere  Zeit, 

Jede  Ursaelie,  die  das  Gehirn  im  Cianzc^n  angreift,  bringt 
fast  niemals  V«Triicktheit  hrrvor.  So  lange  der  Verf.  Verrückte 
beobachtet,  sali  er  weder  Manie ,  noch  Monomanie,  noch  Stumpf- 
sinn weder  durch  Schläge  und  Fälle  auf  den  Kopf,  i>ls  welche 
eine  allgemeine  Erschülternng  zur  Folge  haben,  noch  tlmch  Apo- 
pleiie  entstehen,  MyrBiöd&ian  ist  zuweilen  ewe  Wirkung  der- 
sdben. 

Die  Intellcctnellen  oder  moralischen  Ursachen ,  welclie  ge- 
zeigt sind,  Störungen  in  dem  Gehirn organ  zu  erregen,  sind  die 
fast  einzigen,  wdicbe  im  Stande  sind,  Verrücktheit  m  erzeugen. 
Die  Beobachtungen  haben  den  Verf.  uberaeu^,  dafs  von  loo 
Verrückten  I  wenigstens  g5  auf  Rechnung  von  psychischen  Ai- 
fectionen,  von  moralischen  £rschütteningen  kommen.  Es  ist  fast 
Voiksüberzetogung  geworden',  dafs  man  den  Verstand  nnr  durch 
Angriffe  auf  den  Geist  verliert.  VTenn  die  Schriftsteller  die 
moralischen  Ursachen  nicht  in  dem  Verhältnisse  gelten  lassen, 
wie  der  Verf.,  so.  komme  es  daher,  weil  sie  zu  viel  Gewicht 
cnf  die  physischen  Ursachen  legen,  In  derThat,  fast  stets  kann 
man  auf  Oemüthsbewegungen  zurück  kommen ,  welche  die  wah- 
ren Quellen  aller  bemerkbaren  hierb«  gehörigen  Erscheinungen 
flnnd.  Man  mufs  nur  nicht  vergessen,  dafs  es  nicht  selten  schwer 
ist,  die  geheimen  Scelenleideu^  beiFrapen,  besondere  bei  jun- 
gen M&dchen  zu  erforschen.  In  manchen  Fällen  wird  man  die 
Wirkungen  einer  schon  gegründeten,  aber  noch  ni^ht  offenbar 

E wordenen  Melancholie  fälschlich  für  Ursachen  der  nur  aUma- 
;  zum  Vorschein  kommenden  Krankheit^  ansehen« 

Von  den  Krankheiten,  die  man  zweitens  als  sympathische 
Ursachen  der  Verrücktheit  angesehen  hat,  sind  ^nigc  "^«^^«"T 
plicadonen.  Der  Verf.  sieht  nicht  ein ,  warum  angehcndePhthi- 
liker,  Kranke  mit  Eingeweide*  Würmern,  mit  Gebärmutter- 
Geschwülsten,  Leber -Abscessen  etc.  nicht  zugleich  auch  von 
idiopathischen  Gehirn  *  Aflectimieu  ergriffen  seyn  koanteu>  oko^ 


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Georget  über  Verrücktheit ^  übers,  v.  Helorotb.  363 


dafs  im  geringsten  die  frülicre  Krankliclt  etwas  hierzu  beigetra- 
gen hatte.  Er  macht  seine  Bchiiaptiuig  durch  ein  merkwürdi- 
ge Beispiel  höchst  einleuchtend. 

.  AU  Kesultnt  dieses  Kapitels  geht  hervor:  1.  Dafs  erbliche 
Anlage,  Wochenlx'tt  and  Endigungs-  Periode  der  Menstruation 
das  Gel)irn  nur  i'ür  die  Einwirkung  eingreifender  (moralischer) 
Schädlichkeiten  empfanq^lich  macht.  2.  Dafs  die  wahren  Ürsachen 
der  VerriikUieit  nomittelhar  auf  die  intellectueiien  Functiouea 
des  G'ehinis  wirken,  und  dafs  alles,  wai  Uoa  mittelbar  oder 
ijmpathisch  auf  die  Störung  der  Functionen  dieses  Organs  ein- 
■wirkt,  nicht  die  Verrücktheit  selbst ,  sondern  nur  (acutes)  Irrc- 
^jn  hervorbringt,  wie  es  noerhaupt  bei  schweren  Kriinkljeiten 
statt  findet,  3.  Dafs  die  kraukbafiten  Zustande,  welclie  der£nU 
Wicklung  der  Verrüklheit  vorausgehen  oder  sie  begleiten,  wie 
Untcrdrückunfi;  der  Kegeln,  der  Lochien,  derMUch|'so  wie  auch 
die  Störongen  in  andern  organischen  Apparaten  1  nicht  als  Ur-  - 
Sachen ,  sondern  als  Wirkungto  der  Gehirn-  Affection  ansuse- 
hen  sind.« 

Drittes  Kajniel,    Entwicklung,  ^ang ,  AuigSingt,  TjjntSs 

Prognostik  der  F'errüktheit, 
Auch  dieses  Kapitel  gtebt  eine  Ausbeute  an  feinen  Bamer-i 
kungcn.  »Am  häufigsten  wirken  die  moralischen  Ursachen  der 
Verruktheit  langsam  und  müssen  ihre  Einwirkung  Öfter  wieder- 
holen; das  kres#vn  entsteht  danu  nur  allmählig,  ist  aber  schon 
Torhanden,  noch  ehe  man  es  t>;ewahr  wird.  Es  geht  eine  t^e- 
riode  der  Erzeugung  vorher,  deren  man  bis  jetzt  kaum  mit*  ei- 
nem Worte  gedacht  hat.  Lange  vorher,  ehe  man  ein  Individn« 
um  für  verräckt  anerkennt,  andern  sich  Gewohnheiten,  Geschmack, 
Neigungen.  Der  Eine  ergiebt  sich  cxcentrischen  Spcculationen; 
sie  verunglücken"^,  und  der  übermässige  Kummer  darüber  ist 
nicHt  die  Ursache ,  sondern  schon  die  erste  Wirkung  der  Krank'« 
beit;  Ein  Anderer  wirft  sich  auf  einmal  in  strenge  Andaebts- 
Übungens  jetzt  hört  er  eine  Fredigt,  aus  der  er  ganz  zerknirscht 
lierausgeht;  er  glaubt  sich  verdammt.  Die  Piedigt  hätte  diese 
Wirkung  nicht  hervörgebracht,  wenn  die  Krankheit  nicht  vorher 
bestanden  hättte  etc«  Diese  Periode  der  Krankheitserscheinung, 
welche  Monate,  ja  selbst  über  ein  Jahr  lang  danreu  kann,  faist 
nicht  blos  intellectuelle  Störungen  in  sieh.  Auch  andere  Funoo 
tionen  geraden  in  Unordnung,  der  Schlaf  verliert  sich  endlich 

Snz.  .  Es  stellt  sich  Kopfweh  eb,  der  AjiMpetit  ^liert  sich, 
Hgenübel  entwidieUi  sieb  nicjit  selten  etc«  Die  Regien  werden 
unregclmässig ,  daher  die  Unterdiückung  von  Hautausschlägen, 
das  Verschwinden  rheumatischer,  giditischer  Schmerzen  etc  Hätte 
man  früher  die  vcrschiedeUen  Erschwungen  der  Verrfiktheil 
auf  diese  Art  anal^^sirt,  so  würde  man  auch  nicht  daran  gedacht 


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364    Georget  über  Verrücktheit j  übers,  v.  Heiaroth. 


haben,  die  Unterdrückung  der  Rcolen,  der  Milch  ,  parmschraer- 
die  nur  Wirkungea  i^iadf  iür  Ursachen  der  Gchiraaiiec- 
lion  anzusehen. 

Von  dieser  Periode  der  ersten  Bildang  der  Verrücktheit 

Seht  der  Verf.  zum  Ausbruch,  von  diesem  xur  Erre*^unp:spcrio- ' 
e  und  endlich  zur  Abnahme  der  Krankheit  über.    Der  Zustand 
der  Aufregung  nünmt  bald  einif^e  Tage,  buIJ  mehrere  \VocheO| 
selten  meliere  Monate  ein.    In  der  Abnahme  kommt  das 
productionsgeschaft  wieder  in  Ordnung.    Bei  einigen  Mehincho- 
iisclien  dauert  der  Hang  zur  Verstop&ng  noch  lange  fort.  Alle 
übrigen  sympathischen  Symptouen  ^  (  r5ci^  winden.    Nur  die  Rega- 
len bedürfen  einiger  Monate  zur  Wiederherstellung.  Die'Or- 
gant|  anfangs  durch  die  Gehirnkranfcheit  aufger^,  gewohnen 
lieh  zulttzt  an  diese  neue  Reizung  und  gleichen  sich  bald  mit 
ihr  aus^  ab  ob  sie  nicht  statt  fände«  Diese  Periode  der. Ab- 
nahme, während  w^her  diiQ  intellectneUea  Stdrungen  nur  wc* 
nig  an  Intensität  abnehmen ,  ist  in  Rücksicht  ihrer  Dauer  sehr 
▼erschieden  9  nnd  man  hann  zuweUen  sogar  noch  nach  3  Jabra 
Ginesiing  hoffen. 

Selten  sind  die  Falle  ^  wo  die  Rükkehr  zur  Gesundheit 
plötzlich  durch  die  eigene  organische  Thätigkeii  oder  durch  mo- 
xalische  Einwirkung  eintritt.    Solche  s<ihneU  erfolgende  Gene-» 
anngen  sind  in  der  Regel  weniger  ,  dauerhaft.   Am  hantigsten 
erfolgt  die  Rückkehr  zur  Gesundheit,  indem 'si6h  eine  Periode 
der  Reconvaic^enz  bildet   Nichu  giebt  eine  bessere  Vorbei 
deutui^  als  die  Rückkehr  zu  den  natürlichen  Neigungen,  zur 
Liebe  der  Verwandten,  der  Kinder,  der  Freunde.   Der  Schlaf 
kehrt  zurück,  und  jetzt  erst  fan^fin  die  Kranken  an,  oft  sich  idw 
Kopfweh  zu  bekla^'cn.    Sie  fuhkn  gewuliulieh  eine  allgcmeme 
Mattigkeit,  Schmerzen  in  den  Gliedern  etc.    D^ts  Gesicht,  dieser 
treue  Spiegel   einer  reinen  Seele,   ändert  sich  aulHdlend.  Oft 
bat  der  V  erf.  einige  Zeit  nach  der  Genesung  Kranke,  die  er 
wahrend  ihrer  Verrücktheit  mehrere  Monate  laug  uUe  Tage  safc^ 
nicht  wieder  erkannt.  Fast  alle  Verrenkte,  wenn  sie  der  GcnC^ 
suiid;  entgegen  gcheji,   scheinen  mager  zu  werden,  das  Gesiebt 
"ivird  bleich  und  verlängert  sich.     Aber  es. ist  kein  Abnelunen, 
es  isi  nur  Abspannung  der  Theile,  nachdem  der  Zustand  de»  - 
Erethismus  aufgehört  hat.    Da  wo  diese  Abspannung  in  derVer» 
Tücktheit  nicht  statt  findet,  ist  es  gewöhnlich  auch  nur  Nachlals,. 
der  sich  eij^iellt;  der  Erethismus  hat  noch  nicht  aufgehört,^ 
Ündij^t  sich  die  Verrücktheit  durch  Crisen  ?  Der  Verf.  verneint 
diese  Frage.    Seine  Kritik  der  i,ehre  von  den  Crimen  überhaupt 
ist  aber  nur  sehr  oberflächlich. 

Die  Vcrruckiheit,  welclie  nicht  gehellt  wnrd,  endigt  sich 
at^tz  mit  ßiöd$iuft,   AUc  YwTMGiU(?|  die  »ach  sghcu4^iM:ef  Ge«e- 


Georget  ül^er  V^errücktheitf  über«,  v.  H^inrotb»  .3ü5 

i  ' 

inDg  plöti^icli  m  den  'NacKUödsinii  verfielen ,  tucli  ohne  dafs  ' 
LähmiiBg  hiniKiitrat,  sind  unlieäbar  ffeblieben.   Der  langsam^  ent- 
standene Nadiblödainn  wird  nach  V^rhrnf  von  a  Jahren  «ettea 
mehr,  geh  eiltl  ^ 

/  Bei  der  anhaltenden  Form  der  Vera-ucktheit  stdlt  sichNacfH» 
«mittaga  zwischen  4  vöd  6  Uhr  FieberexacerlMAion  ein ,  wahrend 
welchifr  die  Rraidben  weniger  erregt  sind  and.  lieber  ruhig  hiei- 
lieu  mögen.  Die  intermittirende  Verrücktheit  ist  gewdfanlich  itn-r 
Mlbar;  die  Anfalle  nahem  si^h  mit  der  Zc»t  mithr  und  mehr' 
imd  tr^en  endlich  znsainnieD. 

,  £8\wird  ^ne  grdssere  Anaahl VciTncktery  .die  zwischen  30 
und  3o 'fahren  ijt  «ind,  geheilt  als  in  den  spätem  Lebensaltern. 
Seiten  be^lt  sian  die,  welche  schon  ein  Alter  tob  5o  oder  55 
Jahren  hdien.  Veivucktheit  mit  Lähmung  wird  nie  geheilt  Zu« 
gleich  vorhandene  Epilepsie  ist  ein  siche];es  Zeieheu  der. Unheil- 
barkeit  derVrtrucktheit.  —  Der  Frühling,  iiebst^  ihm  der  Herbst, 
sind  der  Heilung  am  günstigsten ;  der  mnter  ist  ihr  am  ungüa-' 
stigsten»-     ,  /     .  •  - 

^Fiertes  K^Ud*  .  Witziges  hrtseyn  ,  Unt»Sokkd.  desselben 

Pen  der  flerHkithek»  '  ■  ' 
•  Dieses  Kapitel,  auf  welches  der Ud>er8etzer,  in  dessen  Voi^ 
Wort,  einen  besondern  Werth  le^te ,  weil  er  darin  seine  eigene 
Ansicht,  hinsichtlich  der  Unterscheidung  der  Delirien  von  den 
sogenannten  Seelenstörungeu ,  wieder  findet,  erscheint  dem  Ree. 
▼on  einer  weniger  wichtigen  Seite,  als  die  vorangegangenen  Ka- 

Sitel.  Da  nach  dem  Verf.  die  Verrücktheit  eine  idiopathisclie 
ranklicit  des. Gehirns  ist,  ein'^ig  erregt  durch  moralische  Ui^ 
Sachen,  so  mufs  ihm  das  Irrereden  als  Symptom  der  Fieber 
oder  als  sympathischer  Zufall,  z.  B.  von  Würmern,  voa 
chronischer  Affection  des  Unterleibs,  von  Giften  etc.  wesentlich 
von  der  Verrücktheit  verschieden  sevn.  Inzwischen  fiudct  Recens. 
im  ganzen  Kapitel  keinen  wirkLch  eutscheidenden  Grund  für 
des  Verls.  Behauptung.  Und  auch  selbst  die  zwei  als  cliaiak- 
teristisch  angegebenen  Unterschiede  der  Verrücktheit:  Erblich- 
keit und  Geneigtheit  zu  Rückfällen,  welche  Leide  dem  hitzigea 
uud «sympathischen  Delirium  abgehen,  mochten  nicht  beweisen, 
was  sie  sollen  j  da  einerseits  nicht  alle  wahre  Verrücktheit  sich 
ei  biich  und  ü.u  Rückfällen  geneigt  erweist ,  und  andererseits  auch 
bei  andern  Krankheiten,  als  Gehirnleiden,  die  Erblichkeit  und 
Geneigtheit  zuRiickfallen  in  einer  und  der  nämlichen  Krankheits- 
form statt  finden  und  auch  fehlen  kann,  mithin  zum  wcseutlichea 
Unterschied  der  Krankheiten  niclit  iiütiivvendig  ist. 

Fünftes  Kapitel.    Behandhutg  der  Perrcüktheit, 
So  wie  die  Km  der  Verrücktheit  der  wichtigste,  «o  ist  si& 
«mich  derjei^ge  Theil  der  psjchischcu  Medisiui  in  welchem  di« 


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366   Gewget  über  Verrücktheit;  übers« Heinroth« 

» ■ 

giöfstc  Versdtied^nlifit  der  Ajisichten  licmcbt.  Mao  erMaimt,tvtiiii 
niaii  d\e  Heilart  mism  V«rfs.  mit  der  jetzt  in  TeotschUmd  zur 
Mode  gewordenen  vergleicKt}  m^n  erstftiint  noch  mebr, 

Avcnn  man  beidLiseiis  von  so  Kitifigeii  glücklichen  Erfolgen  littl} 
denn  Extreme  siud  es,    welche  drese  ycrschiedciiheit ' dct  Hcil- 
inetliode  be7.eic>inen ,  a]>cr,  wunderbar!  im  uttt^fckehrten  Ver- 
liältnibse  des  Nattonalcharakters.     Der  melancholisch  plilegmatt- ' 
sctie  Tcutsclie  und  Engländer  ist  als  psychischer  Artt-  eio  fast 
wülHendcr  Cholericiis,  einen  furcl<tl>i*ren  mystischen  HeiJapparat* 
bei  sieh  führend),  fähig  den  Daiiion  dei  V  emicktheit,  ja  deil  Teu- 
fel selbst  auszutreiben,  aber  auch  mit  ilun  \ielleicht  den  lettten 
Lebensfunken  vollends  zu  tödten.     Der  sanguinisch -cholerische 
Franzose  wird  als  psychischer  Arzt  ein  gutiniithiger  besonnener 
Phlegmatiker,  geleitet  vom  Gei'ühl  der  Humanität,  von  heUer 
Einsicht  in  die  Wirkungsweis'^  meiner  Mittel  und  vom  bewiifsl- 
Äcyn  des  EintaclKii  ?Natürbc}ien  seiner  Methode.    Der  materiali- 
stische Franzose  baut  auf  eine  s(Mner  Philosophie  unerklärliche 
Heilkraft  der  Natur,  und  schadet  nicht,  ^^o  er  nit.ht  nützen  kann; 
der  spiritualisüsche  Teutsehe,   nicht  weniger  inconse(pient  ^  be- 
handelt den  gemüthskranken  Menschen  in  Hinsicht  ani  Leib  und 
Seele  als  eine  Maschine,  die  wieder  durch  Maschinen  gedreht 
und  in  Gang  gebracht  werden  kann,  und  schadet  oft,  vielleicht 
nuch  dann  und*  wann  durch  seine  gewaltsame  Erschütterungen 
mit  aosserordentlicher  Heilung  belohnt.    Wenn  die  englandisch-  ^ 
teutsehe  Methode  den  Vorzug  der  Energie  und  Kühnheit  ihres 
Charakters  vor  «ch  hat^  io  scheint  dagegen  der  klare  \  erstand, 
nüchternes  Räsonnement  und  acht  medizinische  Theorie  aut  lei- 
ten der  neuftt««6sischen  Metliode  Pincls,  Esquirols  und  Geor- 
gets  tn  scyti.  •  Und  doch  ist  diese  naliOneUe  \  ersclnedcnheit 
.der  p^ehis^shenCurmethoden,  ihrem  Urspnmg  nach,  ^vieder  so 
weniff  Eigenthnm  einer  jeden  Nation,  dafs  von  unserni  Mahl  aus 
der  CTSte"  Llohtftttokeft  über  Heilkraft  der  Natur  in  Frankreicli 
aufgenommen  und  geinihrt  lyurdej  wälirend  die  heroisch- mecha- 
«ische Methode  der  NeutenUehcn  ton  England  herüber  v«pöa''iit 
worden  ist.  —    Hier  Verde  nur  das  Wichtigste  der  Meüiode 
ton  Georget  angedeutet:  i  »n» 

mm  bemerkt,  dafs  im  Ganzen  die  männUchen  Verruckten 
sich  leichter  den  Fraueö  als  Wörtern,  fögen^  mehr  aber  nocft 
die  .weiblichen  Verrukten  den  Männern««  i 

Hinsichdich  der  ärztUehen  Erziehung  der  Verruckten,  una 
«war  in  Beziehung  aui  den  ersten  Grundsatz:  dafs  man  nie  den 
'  Geist  der  VerrOcktanim  Geisteibrer  Verrücktheit  ansprechen  in«s- 
se,  indem  anders  handeln  eine  Schmarouer-Pllanzc  ernähren  lues- 
se,  anstatt  sie  auszureuten,  niaehk  der  Verf.  die  ^»^ff^^/:"' 
.Wendung«  »Man  gUubt  gemeiniglich,  dafis  mm  eine 


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[ 


Georget  über  ycrruckthöttf  .ftbers.  v.  HeinrotLu  SÖj 

aus  Liebe  mit  dem  Gegenstande  ilirer  Wiinsclie  vereinigen  tniU- 
se.  Dies  ist  falsch;  wenn  die  Krankheit  ausgebrochen  ist,  kommt 
dieses  Mittel  zu  spat.  Uebri-jens  ist  es  ja  auch  eine  Vorschrift 
dci  all^-^enicinen  ^Iherapic,  die  sich  gaiii  auf  die  Störungen  der 
ini(H(( tueilen  Vermögen  anwenden  lafst;  eia  krankbaft  jau^^ 
XQ^es  Organ  nicht  noch  mehr  auijiuregen.«  ^ 

Den  Kweiteii'^randntl  der  felUcbea  Erziehung  i  ddQi  maa 
«die  exiitirteii'  Yontettungeuy  Neigon^  und  Triebe  niebuils  «fatf 
geradem' Weg«  angreifcii  inüsse/  erläutert  das  folgende  RSm^ 
veoient:  »Eine  fonciion  inofil.  in  Robe  bleiben  oder  so  Wi»ntg 

'  ds  mSg^Sch  m  Tlifiti|[keil  gonifen  mrden,  so  lange  das  Organ, 
dessen  Wirkning  sie  ist^  steb'in.cineni  Zustande  von  Alfefregung 
befindet  Was  wfirde  aian  .▼•ii*<euicin  Arzte  sagen  ^  der  >eineai 
an  Gicbl  leidenden  Bewe|ping  verordnete;  der  einem  Individu- 
um |  das  von  einer  Mag^nentefinduiig  ergriBTen  istf  teclit.r^cb« 
liehen  Essen  und  ku  Trinken  geb^  .wölke?  Un^  tbun  nicbl 
diejenigen  dasselbe^  die  einen  Vcrrückien  daniit  peinigen,'  da& 
sie  oniunfliArlieb  ieinekrankbafteVorsteUungen  rege  macfaea|  ahm 
nnauBgeselii.'mderroreclien,  indem  sie  ihn  dnrelkGffinde  ühat^ 

■  teug^a  wollen,  dafo  er  im .Iifrtbum,  befangen  ist?  Was  «kid  die 
Folgen  eines  soldien  Verfahrens?  Verdoppelte  kranKbafte.Him^ 
.^ätigkeity  Anstrengungen,  um  aus>sa  peipigender  Lage  heraus- 
sukommen,  Zorn  und  Wuth,'  mU>  aUcta  Beglcitem  aktdn  Zu» 
Standes^  als  Andrang  des  BluU  nscb.  dem  Kopf«  S^tbe  itAA  Hi* 
taia  des  Gesichts  und  des  ganten- Jj^opfs^  häufiges, 'starkes  Scbk«-, 

'  gen  dar  Arterien  ete««      Wie  wnfacl  H\  Aeetas»  'nid^te  die* 

•  fcr  aus  der  Natur  gcschSpfte»  Bcmerlian^  den  Werth  eines  Hauptr 
'criteriums  an  der  psychischen  Xe^alinedi^  beilegen^  um 'die  si^ 
molirte  Verrücktheit  ViOin  der  wahren  an  uhteffschmden. 

■i^Ein  Mittel  von  Wirksamkeit,  um  gleich  beim  ersten  Be- 
suche ein  entscijeidciides  Lebergewicht  über  gewisse  Kranke  zu 
erhalten,  besteht  in  einer  genauen,  ohne  Vorwissen  der  Krau-* 
ken,  erhaltenen  Kenntnifs  von  ihrem  ganzen  bisherigen  Zustande« 
Kachdem  sie  der  Arzt  einige  Zeit  fixirt  hat ,  sngt  er  ihnen :  Ihr 
liebt  euren  Gatten  nicht  mehr;  ihr  habt  eure  Kinder  zurückstos- 
•send  behandelt  etc.  Verwundert  über  solche  Herzenskündiguu^ 
dessen,  der  sie  äussert,  gestehen  si6  gewöhnlich  die  W^ahrhci^ 
und  dies  macht  sie  geneigt |  sich  der  ärztlichen  Behandlung  jjq,^ 
unterwerfen.«  •   *  - 

»Nichts  ist  zur  Beschleunigung  4er  WlederhersteHung  gfiii^ 
stiger,  als  die  Vereinigung  der  Kranken,  weiche  mehr  oder 
liigcr  in  der  Reconvalescenz  begriffen  sind.  —  Esquirol  hat  kei- 
nen Nutzen  von  Schauspielen  und  Coucerten  #ls  Zerstreuungs-*  , 
mitteln  g^eheu«   Sie  ccm(C4(«bcn  qSK       iinangenehmen  Mr 


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368   Georget  über  Verrüditheit;  übefs«  v.  Heixirc^h* 

spidüngen  YanmlasstiDgeil,  tind  bei  d«D  lefattcm  f^^ted  di^ 
Kranken,  dafs^man  ihres  Ünglucis  spohe. 

»Pinely  der  zuerst  In  Ffankteicliy  man  kdimi^  Sägön  in  En^ 
ropa,  den  Grund  zu  einer  wahrhaft  rationell -Srztüchen  Behand"- 
luiig  legte,  huMigte  der  Heilkraflt  der  Natur,  ind^m  er  denQang  - 
dieser  Krankheit  von  jener"  Anzahl  unpassendem  ünd  widerspre^ 
chender  Mittel  befreite,  wckhe  dieselbe  nur  verwickelter  mar 
eben  oder  die  Ordnung  ihres  Verlaufs  stdren  kdunten«  Anfriehf 
tige  Praktiker  Wwrden  eingrst*  hen,  dafs  mit  Ausnahm©  ein»  g«* 
ringen  Zahl  von  Fallen,  die  Arzneien  uns  nur  wenig  BofitW 
leisten;  und  dafs  der  Arzt,  auf  die  Rolle  des  Beobachters  be- 
schränkt, schüii  viel  für  die  Heilung  thut,  indem  er  die  scbadr,  . 
liehen  Einflüsse  entfernt.  Indem  man  der  Lebensöconomie  RuIiO 
gönnt,  keine  Function  aufregt,  welche  mit  dem  kranken  Or* 
^ane  in  naher  VerhindunjOf  stellt,  den  Stuhic^ang,  den  l^ri"  >.  die 
Ausdünstung  un(ei  l>ält,  Ijegünsllgt  man  die  vortheilhaftcstei^Vef** 
änderungen,  welchi^  tiurch  sehr  wirksame  Arzneicfi  nni  geheradlt 
werden  würden.  Dagegen  wenn  zu  viel  oder  zu  weuig  E^'^ 
gung  da  ist,  Wenn  die  Dauer  der  Krankheit  ihre  gevvöhnh'chca 
Grenzen  überschreitet;  dann  würde  Unthatigkeit  des  Ar^tciv^  er* 
brechen  seyn. 

Ueber  die  Behandlung  in  der  Periode  der  Eatstehung  gicLt 
4cr  Verf.  einen  trefflichen  Wink.  —  Die  Behandlunj^  i"  ^er 
Periode,  der  Aufregung  ist  die  kühlende  und  erschlaffende. 
Kräftige,  sehr  erregt^  Kranke  aller  Art,  anManie«  Monomanie, 
an  Stumpfsinn  Leideod«  kann  ■  man  alle  Tage  und  so  lan^  <d<i 
möglich,  ja  bis  zu  2  Stunden  im  lauen  Bade  sitzen  lassen.  Hm- 

fegen  die^  w«khe  reizbar  Bind,  die  eine  enge  Brust. haben,  die 
chwacheii  müssen  seltener  und  kurie  Zeit  gebadet  werden.  — 
Die  Aderläfse  ist  eines  .von  fien  Mitteln,  die  man  am  meisten 
gemifsbraucht  hat.  —  In  d»  Periode  der  Aufregung  müsseu 
alle  narkotischen  Stoffe  wegfapen.  .Eben  so  wenig  störe  mau 
wahrend  derselben  den  Gang^.  der  Natur  durch  Brechmittel  oder 
Purgirmittel^.  Beide  Arten  können  nur  als^  Ableitungsmittel  in 
noch  zu  bestinunendea  Fallen  angewendet  werden.  Die  ausser- 
liehen  Keiznüttd,,  Blasenpflaster,  Möi^a,  Aetzmittel,  Haarsede, 
Sinapismeuetc.  bekommen  den  Kranken  ii^  dieser  Periode  ebeu 
so  wenig;  sp&ter  sind  sie  dagegen  von  grossem  Nutzen»  Die 
kalten  Bäder /kalten  .Umschläge  um  den  Kopf  >  die  Douche  dür- 
fen nie  in  der  Eorregungsperiode  angewendet  werden.  Auch  die 
BrelimaSchine ,  dcten  man  ^ich  in  flerUn  bedient,  gehört  in  ditse 
Klasse.  —  Wer  die  Erregungsperiode  richtig  behandelt,  berei- 
tet der  Krankheit  einen  guten  Abfall  ünd  glncklichen  Ausgang  yon 


.   «    *-s4  • 


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24       Heidelberger  1822. 

•  * 

Jahrbücher  der  Literatur! 

^  .         .  .  .  . 

•  <■  .  ■  *  ' 

.  * 

Geortet  über  yerrüktheit;  uberHtit  von  HuxrotK  - 

]tJiiter  die  Fülle,  die  dem  Verf«  bi$  jetzt  vorgpekoinmen  sind, 
we  die  KirsHikheit  von  ilirem ,  elnfaclieii  imd  regelmässigen  Gang 
abweiciit  und  wo '  em  besoaderes  Verfahren  eintreten  muTs; 
gehören:  '  *    *  , 

-  i.  Allgemeine  Plethora.   Bas  Uebermaala  von  Blut,  ^anstatt 
die  Wath  zu  vermehren  od^r  zu  erzeugen,  schwächt  die  Nei-^ 
ven*Energie;  die. Heftigkeit  der  Krankheit  verliert  sich;  sie  wer« 
den  träge,  suchen  die  Ruhl^i  zuWeilen  erscheiben  Symptome  der 
Lähmung,  schwm  Sprache*  j|.  Schvfche,  Atonici.    3.  Active 
Gchirncougestion.  Dagegen  ^in  sehr  kraltiges,  methodisches  Ueil- 
Terfahren  des  Verfs.   4-  Entzündlicher  Zustand  'des  Gehirns.  5. 
Bctäubthcit  ,*  Unenipfindlichkeit«   6.  Krankhafte  Raitzbarkeit.  Die 
Erfalirung  hat  gelehrt^  dafs  nian  eine  lebhafte  Reitzung  des  Darm-» 
canals  durch  drastische  Mittel ,  zugleidi  aber  auch  die  Anwen-^  ' 
düng  beruhigender  Mittel  zu  Hülfe  ZU  rufen  hat.  .  7.  Hinneigung 
t[xv  Unheilbarkeit.    Hier  ist  der  Otk  zur  Anwendung  aller  der 
heroischen  Mittel,  der  Douche;  kalten  Bäder,  Sturzbäder  etc. 
S,  Hinneigung  zum  Nachblödsinn.    9.  Verrücktheit  \h  Folge  des 
Wochenbettes.    Hier  mufs  schon  während  der  lirregungsptriode 
«äae  eigenthfiodiche  Behandlung  eintretten  Und  täglich  abführende 
und  schweifstreib^e  Mittel  gegeben  werden.    'Späterhin  Bla- 
•senpflast^  an  die  Arme.    10.  Intermittirende  und  remittirende 
Verrücktheit.  Ntir-  in  schaff  bezeichneten  Remissionen ,  die  den 
Anstrich 'von  kurzen  Intermissionen  haben,  hat  der  VerFass.  di.e 
^     China  oder  andere  tonische  und  aromatische  Mittel  mit  Erfolg  ; 
auwenden  geselicn.    1.1.  Bedenkliche  Zufälle. 

Sechstes  Kapitel.   Pathologische  Nachlese  j  nebst  all^ememe/i 
und  besondern  Resultaten  i^on  Leichenöffnungen. 

Mehr  als  die  Hälfte  der  Geisteskranken  in  der  Salpetrierc 
sterben  an  der  Schwindsuclit.  Sie  nimmt  nie  einen  hitzigen  Ver- 
lauf. Zuweilen  ist  sie  so  versteckt,  dafs  man  sie  nur  bei  der 
LcichenölFnung  entdeckt;  der  Kranke  hustet  nicht  mehr,  wirft 
.  nicht  aus,  klagt  nicht;  er  magert Llos  ab,  wird  von  Dure!d'all  oder 
Verstopfung  befallen  und  stUbt.    £ig;en  ist  es ,  dafs  mjai  keiü«/^ 

24 


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i'jo  Georget  üb.  Verrö^jkthatj  übers.  Hdoroth.' 

Ausuml  Iwmerkt,  obf^lcich  nach  dem  Tode  gau^e  Eitersacke 
«bd.  H5Wungcn  entdeckt  werden. 

Der  Verf.  stliUerst  sein  in  praktischer  Hinsicht  wichtiges 
Werk  mit  dem  entscheidenden  Ausspruche:  Alle  krankhaften 
oriranischeix  Veränderungen,  die  >vir  bei  den  Venüektcn  der 
Sjipetricre  bemerkt  haben,  sind  erst  auf  die  Kntw.ckhu.^-  d^r 
Verrücktheit  gefojgtj  die  in  den  Gehirnen  ursprünglich  B M- 
«imigf^  ausgenommen,  als  welche  pvimitiv  uud  mit  dcm^uiteUec- 
luellea  Zustande  verbunden  sind.  ^ 

Indem  man  von  dem  fraiixosi.schcn  Autor  zu  den  beinahe 
«l^h  starken.  Beilstten  des  üebersetzers  üLergcht,  tritt  man  >vi^ 
pKnzlich  in  ein  neues  Reich  ein.  EiA  anderer  Boden,  eme  un- 
dere  Luft,  anaere  Gesetze  sind  hier  »u  Hause.  —  In  ;  1  heilen 
bestehen  diese  Beilagen.  \  , 
/.  Bindwort, 

Hr.  Hemroth  findet  die  üebercinstimmung  von  Ccorßet  .< 
nnÜ  SpwzluUm*s  Ansichten  über  den  Sitz  der  Vemicktlu. t  un 
GeMrÄ  so  ßiofs,  dafs  mvA  des  ersteren  Werk  ,m  Weseutl.cl.ea 
leicht  för  eine  Kopie  des  Spurzheimischen  halten  könnte  ,  gegen 
welchen  Vorwurf  er  zuvatderst.  den  Hrn.  Geor.re,  yertheid.gi.  Mcc, 
meln^  der  rund  oderüngrund  dieser  Beschuldigung  ^^l)yH  U 
50  viel  auf  sich;  denn  er  setzt  den  v^ahren,  grossen  Werth  des 
Georgetsehen  Werks  nicht  sowohl  in  die  Theorie  f  ^^s  V^f^ 
als  in  die  feinen,  der  Natur  abgelauschtcfa,  prakusch-wichtigen 

Beobachtungen  desselben.  ,     ,  .       j^v..  An- 

Sodann  giebt  Hr.iSWi.roM  «w«r  w,  Ms  ke.»e  <^"f^  J^ 
,icl.t  als  dic^von  der  K8n»eHichkeil  der  «ych«;h»  Z^^^^^ 
eine  bessere  oder  auch  •»r  «ine  «d«e  Bd»»dl""« 
bcsründeu  u..d  mit  GlÜdf  betteiben  k«nn«.^  Ab«r,  »  »^IJ^^ 
Ansicht  den  Schein  ho».«  Natorwateh/iU      »ich  ^^J*;"* 
d.nnocl.  nur  für  die  Sinne  eiae  solche,  fSr  «i«  Verstand  abei 
eine  wirkliche  Falschheit  und  VeAehrtbea,  % 
hauptung,  dafs  sich  die  Sonne  .tun  die  »»de  l)Wi«e;  und  cU« 
schc^^abafe  Besmtigu.,8  dieser  Theorie  datd.  ^eme  gUu^^hche 
Praxis  scy  nur  die  Folge  einer  opti^he«  «»«ihm.gi  obog.fate 
wie  eine  Mondsfinsternifs  richtig  feerecbnet  Werden  könne,  .»» 
wenn  man  die  Erde  still  sl'hen  laSS6  •■  • 

JL  Kurzer  Auszug  und  hruiscke  Bemtrhinscn  uier  dp»»" 
heims  Schrift:  Beobachtungen  Bier  Hyuuum  etc. 
Nachdem  lit.  Heinroth  da»  VV  escntiicbe  detSpurxbeimSCh« 
Lehre  dai gestellt,  und  derselben  einen  grossen  ^ 
bisherigen  Ansichten  über  Wahnsinn  und  seine  j 
iifcstanden  hat,  so  bestreitet  er  nun  die  hiiST  xwn  *»fj" 
Theorie.    Aber  er  kämpft  nicht  mehr  «if  Wos  ^^}^^  ' 
jjui willig  räumt  er  dieses  dem  C.«gnep.  w«««»  «w,  «no 


Gcqrgct  üb.  Verrücktheit;  übers,  v.  Heioroth.  Sji 


vetirirt  sich  auf  den  Standpunkt  des  Idealismus,  von  welchem  aus  er 
nicht  mehr  blos  den  iMatei  ial Ismus  im  engcu  Kopfe  des  FreigeisleSp 
tbjlderu  luglcifch  alle  Materialität  in  der  grossen,  weiten  Natur^ 
allen  noch  so  unschuldigen  Stoff  zu  vernichten  und  iu  Vorstel- 
lung des  Ichs  aufzulösen  sucht.    Das  ging  alles  noch  an;  und 
nicht  llieser  Ficlite'sche  idealisnius  noch  die  consequenteste 
aller  Philosophieen  sey,  steht  dem  Rccensenten  zu  entscheiden 
nicht  zu.  Aber  WvP Heinroth  gclit  weiter,  er  verwirft  anch  den 
BegrilT  von  Iinmatcrialilüt  der  Seele,  und  gestattet  blos  den  ei- 
ner bildenden  Kraft,  die  der  ^aw^c  Mensch,  als  geistig  -  icibli- 
chcs  Individuum  darstelle.    Das  wahrhaft  unbegreifliche  hierbei 
ist,  wie  er  diesen  Menschen  auf  der  einen  Seite  mit  souveräner 
Freiheit  begabt,  und  ihn  gleichzeitig  dennoch  als  unschuldigen 
Sclaven  hervorgehen  läfst.  Er  sagt  S.  299.  »Wenn  die  Bildung 
für  ein  höheres  Dascju  nicht  zu  Stande  koq^t,  so  ist  dies  nicht 
die  Schuld  der  überoiächtig  einwirkenden  Natur,  sondern  des 
Menschen,  des  erzeugenden  oder  erzeugten,  der  die  über  di« 
rfatur  ihm  verliehene  Gewalt  raisbrauchte :    Daher  die  Kruppei 
an  Leib  und  Seele,  und  verkrüppelte  Kinder  von  verkrüppelten 
Eltern;  denn  die  Kinder  gehören  den  BUtern,   wie  die  Früchte 
dem  Baum.    Es  ist  die  Folge  ■  von  tausend  selbst  verschuldeten 
Schwächen  und  Thorheiten ,  wenn  der  Mensch  krank  oder  ver- 
rückt wird  f.  und  diese  Folgen  vererben  sich  und  wuchern  fort.c 
* —  Selbstschuld  des  geistig  und  körperlich  krank  Erzeugten'' 
SelLsilschnld  verkrüppelter  Kinder?  Vererbte  schuldvolle  Scbwi- 
etuen  und  Thorheiten'*  Welcher  Logiker  ohne  Selli^tsclitiid  kann 
dies  miteinander  reimen?    Und  ist  es  nicht  schon  genug,  dafs 
sich  die  körperlichen  Krankheitsdispositionen  erblich  fortpfiauzent 
Thun  es  anch  die  vmcliiedetten  guten  und  schlimmen  Seelen- 
Anlagen,  so  kann  Wenigstens  nickt  noch  die  Hede  Ton  Selbst-^ 
schuld  sejn,  und  wir  befinden  uns  dann  wieder  als  ausgesöhnte 
iFrcunde  mit  Call  auf  seinem  Grund  und  Boden.   Auch  GaK 
«teckt  noch  die.  Maske  der  Freiheit  vor  ^ich.  • 
///.  Vtrjaliven  des  Idealismus  gegen  di^  Mwmg^  dsfi 
der  IP^ahnsinn  körperliche  Krankheit  sty, 
Hir.  Heinroth j  der  hier  sehr  ausführlich  wird,  theilt  diese 
46.  Seiten  lange  Untersuchung  in  3  Theile.  nj  Wirkliches  Wis- 
sen und  Schein -Wissen,  b)  Wahres  Denken  und  falsche»  Den- 
ken, -c )  End*Urtheil  über  die  materialistische  Anhiebt  des  söge« 
nannten  Wah|i«inQS»<  In  diesem  Enduirtheil  cidrt  er  den  Geist 
des  Gallianismus  zu  einer  lehrreichen  Citeclusation  In  Frage  und 
Antwort  niit  dem  richtenden  IdealisteUi  HVoraus  sich  denn  aller^ 
dings  ergiebt :  dafs  fiall  die  Functionen  aiuf  dl$  Orgtne,  uo^ 
wieder  die  Organe  auf  die  Functionen  zurückführe;   und  dalis 
er,  irie  die  GnlduMclifri  dU  das  Gold  Vorher  ia  den  Jiggel 


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Sya  Georget  üb.  Verrücktheit ;  übers,  jr.  Heinroth. 

Ic^eii ,  wa»  sie  uadibcp  erzeugen  wollen ,  das  Wesen  df  s  Stoffik 
,  .aitö  den  Elementen,  und  wieder  die  Elemente  durch  iStoffe  er- 
llare.  Schon  und  scharfsinnig;  ist  dieser  erste  Tlieil  df  s  En^ 
Qrtheils.  .Aber  nicht  zufrieden  mit  dem  durch  die  WalTe  des 
Idealismus  errungenen  Sieg  über  GaU  und  die  M.<ierialistcn^ 
wendet  Hr.  Nemrotk  logisch -^frevelnd  die  nämliche  W^iflc  auch 
noch  {^egen  die  sogenannten  Spirltualisten  ^id  namentlich  gegen 
Hrn.  Nassc,^der  den  Menschen-Geist  von  der  Last  des  Wahnsinns 
befreien  und  diese  lieber  dem  Körper  aufbürden  möchte^«  und  sucht, 
durch  zu  grosse,  nicht  roclir  blos  logische ,  Vorliiebe  fur'^  seine 
qlg(  ne  individuelle  Ansicht  verleitet,  durch  ein  spitzfiindiges  Ar* 
gunient ,  dem  alle  Ueberzeugun|5skraft  fehlt,  den  Vorytrurf  eines 
nur  reiner  ausgesonneuen  Materialbmus  auf  die  Nassische  Ansicht 
zu  wiihcn.  —  Doch  besiegen  wofd,  aber  nicht  ganz  vernicji- 
ten,  kann  der  Idealismus  den  Materialismus.  Hr, //<fi>i/'0/Ä  whliefsft 
dennucli  mit  der  Fra  u  :  Wer  nßer  die. Natur  des  sogenannten. 
Wahnsinnes  entücUeideu  ioUe?  Daher  die  jetzt  folgende  Unter- 
suchung. 

'  jy,    fF€r  hat„Rwht?  Fa^such,  eine  neue  Ansicht  über  . 
die  Natur  des^  sogenannten  If'ahnsintts  aufzus teilen^ 
Diese  Untersuchung 'zerfällt  ebenfalls  in  ThcUe. 

a)  Berichtigiinjv  des  Bep  ilVs.  b )  Bestimmtere  Entwicklung 
des  Gegenstandes^  Das  endliche  Resultat  dieser  Enlwicklungist: 
dafs  der  Mensch  nur  moralisch  richti^^  aufgetalst  und  gewürdigt 
>verden  könne.  Unstreitig  liegt  hierin  eine  ticle  Wahrheit  eut- 
halten,  um  deren  Aufhellung  Hr.  Heinroth  wahres  Ycrdicnsl 
'  besitzt,  eine  Wahrheit,  die  dem  Materialismus  den  TodesstrWCb 
verselAt,  und  drre  n  hoher  Sinn  es  eben  ist,  was  eigenUich  den 
Jim.  Hiinroth  beseelt,  halsstarrig  macht  und  zu  seinen  oß.SO 
weitläultigen,  aber  immerliiii  tiefsinnigen  Deductionen  antrCiM. 
Aber  wenn  Hr.  Hewrotk  auf  der  einen  Seile  die  sogenannten 
^clenstörungen  (Wahnsinn)  nur  in  der  Sünde  ihren  lJrspJ""S 
nehmen;  hingegen  das  Fieber  -  Delirium  einen  nicht  mehr  mo- 
ralisch-, sondern  blos  organisch-bedln-i-n  unfreien  Zustand  sern 
lafst,  Verla  st  er  nicht  selbst  seinen  lu^heii  moralischen  ÄtanU- 
punkt?  der  Grund  des  hier  vorliegenden  Fehlers 
der  scyn:  dais  Hr.  Heinroth ,  wie  man  aus  seinem  Lchrbnclie 
der  Seelcnstörungen  vernimmt,  die  prädisponirenden ,  ™f  8^?^ 
gentlichen  und  die  nächste  Ursache  der  Krankheiten  a^»*^™^ 
unter  einander  wirit  und  dafs  ihm  die  nächste  Ursache  cm  »Wf 
ser  Wmdbegriff  ist.  Würde  er  die»  nicht  thun,  so  ^^^J^ 
i^vahrscheinlich.  seine  im  ganzen  unhaltbare  Behauptung  haltbar 
dahin  emschrhnken:  die  entfernten  Ursachen  des  Wahnsinns,  SO 
wie  «benfalls  so  vieler  andeyn  oll^nbai  ioinatischer  Kianklieit« 


V 


Georget      VerrOckthetl;  über9.  r.  Hdnrodi«  373 

\  * 

gehöicri  zu  allerleut  voz  Jat  Fümm  i»t  iiiorali9clieD Kritik;  dit 
iiächüte  Ursache  derselben  aber  iit  und 'bleibt  ocganisck  bedingt, 
beim  Waluision  eben  so  gut  We  beioi  FieberdelinuBi. 

cj  Versuch,  die  Entstehung, ,  die  Ausbildung  und  dieRQck- 
bildung  der  Seelcnstöruogen  zum  Normalzustand  neu  zu  erklär^«. 
•  — —  im  zu  zeigen,  wie  und  unter  welchen  Bedingungen  die 
chiscii '  uiiireieii  Zustünde  aus  den  freien  entspringen ,  stellt  Hr* 
Ueuiroth  eine  Hypothese  auf,  die  scharf  ausgesonnen  ist.  Hier  » 
DUi  etwas  davon,  als  Gegenstand  der  Kritik:  die  Freiheit  im 
IMc'uscIien  kann  auf  doppelte  Weise  aufgehoben  werden,  ent- 
weder ohne  oder  durch  ihre  Schuld.  Im  ersten  Falle  bleibt  ihr 
^Vesen  unverletzt,  sie  ist  nur  iiir  die  Erscheinung  aufgehoben; 
und  dies  in  allen  den  Zustanden,  die  "wir  organisch  -  unfreie  ge- 
nannt haben.  Im  andem  Falle  ist  die  Freiheit  wesentlich  ver- 
let/i  j  die  Seele  ist  krank,  im  Wahnsinn,  in  der  Melancholie  etc. 
Aul  diesen  hier  ;!ng<jkinuli^len  innern  Unterschied  des  Deliriums 
vom  Wahnsinne  fuhrt  ahcr  des  Hru  Manroths  Hypolfiese  nicht. 
Er  saj^l  itu  ersten  1  lif  ;ie  dieser  Hypothese,  die  organisch -uii- 
fieieu  Zusi.uidc  belreffend  ;  >l's  tritt  also  der  Erregungspol,  als 
der  aussei c,  noch  immer  an  die  Steile  des  Bestimmungs- Pols ; 
der  äussere  Pol  wird  also  zum  inoern.  Geseliielit  dies,  und  ist 
nun  der  innere  Pol  Erregungspol,  statt  Bcstiroraungspol,  so  wird 
die  Seele,  die  im  gesundeu  Zustande  den  Organismus  bestimmte, 
jetzt  von  ihm  bestimmt,^  von  ihm  genÖthigt  und  in  Bewegung 
gesetzt;  daher  der  gezwungene  Zu?itand  beim  Deliriren.^t  Allein 
wtnn  es  sich  beim  Deliriren  so  \eihält,  weiui  im  Seelengebietc 
selbst  die  Pole  zu  untersloberst  gekehrt  sind,  so  ist  die  Frei- 
heit iiiciLt  blos  Jiir  die  Erschein  an  g-  aufgehoben,  sie  ist  vielmehr 
eben  so  wie  im  Walnisiim  innerlich  und  wesentlich  aufgchobeu 
und  verlel/t,  und  di(;  Seele  also  m  beiderlei  Zustanden  gleich- 
massig  krank,  sey  iinc  Krankheit  mit  oder  ohne  ihre  Schuld 
entstanden;  so  wie  der  Tod  oder  eine  Verwundung  die  näm- 
liclien  bleiben,  sie  mögen  durcli  eigen -frevelnde  oder  durch 
fremde  frevelnde  Hand  herbeigeführt  worden  seyn. 
f^,  Lcbvr  die  Hedun^  der  psychisch  bedingten  unfreien  Zustände. 

Zuerst  eine  Kritik  des  Begrifls  Heilung  überhanpt. —  Dann 
fol  '-  eine  Würdigung  der  arztlichen  Behandlung  der  psychisch- 
bedingten  unfreien  Zustande,  die,  so  rein  somatisch  sie  auch 
silieinen  möge,  doch  nur  rein  psychisch  sey.  Hier  wird  Hr. 
Hcinrolh  Chikaneur.  —  Weiter  wird  die  Genesung  als  Resultat 
der  bisher  gewöhnlichen  Behandlung  der  Kritik  unterworlen. 
Diese  Kritik  aber  deckt  recht  klar  und  off'enbar  nur  das  Roman-  , 
hafte  der  eigenen  Ansichten  des  Hrn  Heinrotlis  auf.  Er  sagt: 
»M^n  nimmt  in  der  Regel  die  Rückkehr  der  Kranken  zur  Ruhe, 
^enu  sie  erregt,  lur  Thatigkeit,  w<»ia  sie  stumpf  warea»  und. 


374  Geörget  üb«  Verrücktheit;  übers,  v*  Heiarotb. 

in  beiden  Fällen,  zur  Besinnung,  als  die  Zeichen  der  Genesung 
«n.  Man  führt  hier  den  Begriff  der  Genesung- bis  auf  den  Stand- 
punkt zurück,  auf  welchem  die  Individuen  vor  ihrer  Krankheit 
waren.    Waren  sie  denn  aber  vor  ihrer  Krankheit  gesund?  Im 
gewöhnlichen  Sinne  wohl,  aber  nur  nicht  ini  strengen,  wo  zur 
Gesundheit  auch  die  Freiheit  der  Seele,  die  Fähigkeit  über  sich 
selbst  zu  gebieten,  das  sui  compos  in  der  weitesten  Bedeutung 
gehört.4c  —  In  dieser  seiner  Frage:    »Waren  sie  denn  aber  t'or 
ihrer  Krankheit  gesund  ?u  spricht  sich  Ilr.  Hcinrotk  selbst  das 
Urtheil;  dafs  er  das,  was  man  wirkliche  ps\T:hische  Krankheit 
(Wahnsinn,  Melancholie  etc.)  nennt,  nicht  mehr  vem  ganzen  vor- 
hergegangenen Lebenszustande  unterscheide,  und  dafs  er  beide 
unter  einander  vermenge,  sowohl  hinsichtlich  ihrer  innem  Natur 
als  ihrer  Beliandlungsart.    Und  so  ist  es  auch:  es  fehlt  hier  di^ 
gehörige  Unterscheidung  j  und  dieser  Fehler  rührt  abonnak  daher. 
Weil  Hr«  Heinrotk  den  Begriff  einer  nächsten  Ursache  verwi.rli. 
So  wie  die  psychische  Arznei  Wissenschaft  die  Heilung  nur  bis 
fluf  jenen  bezeichneten  Punkt  zurückfuhren  kann  und  nicht  weiter, 
indem  jetzt  die  Sphäre  .des  Keligiooslehrers  und  des  Erziehers 
to  wie  des  eigenen  iiraern  Mahners  und  Richters  beginnt;  so 
kann  auch  der  Wahnsinn,  die  Mdancholie,  als  Gegenstand  der 
psyehischen  Arztociwissenschaft ,  nur  da  anfangen,  wo  nach  der 
obigen  Beziehung  die  Krankheit,  freilich  schon  in  ihren  Vorbo- 
teii,  anfing;  oder  aber  der  Begriff  des  Unterschieds  zwisdien  Ge- 
sundheit und  Krankheit,  so  wie  zwischen  Religion  und  Aruk^L' 
Wissenschaft  ist  ein  Windbegriff. 

£ndlieb  folgt :  »Ein  Wort  vher  Irren-Anstalten.«  Hr.  Hein- 
roth  ynU  «war  die  bisher  als  grosse  Ljndes- An  stallen  besieh  enilen 
Irrenhäuser  beibehalten  wissen,  aber  nur  als  Versorgungs-Anstal- 
,  ten  för  Unheilbare  beslimmt«   Das  Heiigeschäft  für  die  friscUeo, 
heilbare»  Seeleogestfoten  aber  will  er  den  Kreis^Phjsicis  in  klei- 
nem ^  auf  idem  Lande  errichteten  *  Partikur-Anstalten  zugethmlc 
haben.   Man  mufs  die  G^finde  für  diesen  neuen  Vorschlag 
Buche   sdbst  lesen.     Als  eini»  unerürfsliche  Bedingung  d.cr 
.Bildung  der  Aerite  zum  psychischen  Heiigeschäft  sieht  Hr.  Hemr 
roth  die  Errichtung  eines  besondem  Lehrstuhls  auf  Uaiversitäten 
die  psychische  Therapie,  mit  eioem  «u  diesem  Behuf  einge- 
richteten eigenen  Giniewn^  ani  wie  hermts  hierin  die  Sachsische 
B^erung  den  übrigen  mit  einem  ruhmlichen  Beispiel  f oiaager 
gangen  sey. 

.  /V.  Uehfr  He  V^hutung  der  psychisehr^fr^ien  Zustände.  Ein 
vor^effiichiBr  Aufsatz,  worin  Hr.  Heinroth  auf  seine  ge- 
wdhnHehe  An,  d»h.  mit  tiefergreifender  Beredsamkeit  die 
Swjho  der  Ymmth  führt, 
m  Zar  ps/ehmh^gaiehtUdtm  Mtdkin.  Vd^  das  Prmdf 
der  B€urtheäun0  unfreier  Zustände^  in  ßeztig  ai/ 


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Gtiorget  ob.  VeiT^oktheit^  über«,  r«  üeiacodi.  37$ 

^  .     W«;  ewS--  und  poUgßäiek»  Rtehtspßege*   Gegm  Air 
brecht  Mtick^L  '  ,  .  ,  . 

Hr.  Heinroth  selbst  macht  in  sew«r  Vorrde.iniriiierlsam  anf  . 
diese  siebente  Beilage.    Hr.  JMSsttM  itdll  19  «euM  Beiträgen  zur 
gerichtlichen  Psychologie  tfstesHeß»  Hallo*  1820  den  Satz  auf* 
Es  scj  die  Sache  des  gertcbtlicheii  Arztes,  dem  Richter ,  nicht  . 
Ute  Unfreiheit  eines  in  Untersuchung  gekommenen  Individuums, 
sondern  die  Gegenwart  einc$  ungereimten,  krankhaften  Triebes; 
als  Ursache  der  abnormen  Ilandhing  dieses  Individuums,  tlai/Ai- 
thun.     Ilr.  Heinroth  bestreitet  diesen  Salz  und  kommt  darauf 
/.nrück  :  »Dafs  es  allerdings  die  Unfreiheit  des  Individuums  sey, 
woiiiber  der  Richter  cfie  Frage  an  den  Ai7,t  stelle.    Aber  diese 
Unfreiheit  scy  in  einem  besondern  Sinne  zu  nehmen.    Der  Be- 
grilF  der  Freiheit  svy  nämlich  zwiefach:  Der  eitie  sey  ein  ideali-» 
sc])er,  moralischer,  metaphysischer;  er  sey  dtr  BcgrilF  der  höch- 
sten meiiselilicliea  V  ülkiulniig :   Des  durch  Gehorsam  gegen  die 
Vernunlt  eiiun/^,enen  Ireicn  ZustandfS.    Das   Gegcntheil  dieses 
Zustandcs  sey  keine  Aachfrage  für  den  Richter.    Der  andere 
BrgrÜF  der  Freiheit  setze  eine  Fähigkeit  im  Menschen  voraus, 
die  es  ihm  möi^lich  macht  anders  'zu  handeln,  als  er  in  strafba- 
ren Fallen  handelt.  Freiheil  sey  hier  gleichbedeutend  mit  Selbst- 
bestimmiingslahi^^kcit,   diese  Lebensfreiheit  (im  Gegensatze  mit 
der  VerimiiftiVcilieit)  werde  dem  Leidenschaftlichsten  und  La- 
sterhaftesten eben  so  als  wie  «lern  Besonnensten  und  Tugendhaf- 
testen zugeschrieben;  nach  dieser  Frage  der  Richter;  sie  sey  es, 
weiche  er  voraussttzt,  da  wo  er  straft;  sie  sey  die  Basis  des 
ganzen  bürgerlichen  Vereins.    Ilne  Basis  sey  in  dem  Be^vnFst- 
seyn  aller  jMenscIjoai  begründet;  sie  habe  demnach  allgemeine  Erfah- 
rungsgnltigkeit,  möge  ihr  Grund  auch  noch  so  metaphysisch  seyn.« 

Hr.  Hcüu'otk  wird  uud  mag  mit  dieser  medicinisch-gcricht- 
Irchen  Erörterung  dem  Ricliter,.  als  solchem,  geniigen.   Ob  aber 
auch  dem  philosophischen  Gesetzgeber?   Der  Mensch,  der  ge- 
sunde und  bürgerlieh  freie,  thut  was  er  will,  und  will  was  er 
lluit;    seine  Handlungen  sind  seinem  Willen  conform.    Er  er- 
scheint also  als   frei;  und  beireht  er  wissentlich  eine  strafbare 
Handlung,  so  hat  er  sie  auch  begehen  wollen.    Kr  soll  dalier 
auch  bcstialt  werden;  so  will  es  das  Gesetz,  d.is  Wohl  des 
Staats  und  gar  oft  selbst  das*  Wohl  des  strafbaren  Individuums. 
Ob  aber  der  Mensch,  der  eine  strafbare  liaudluno-  willig:  be- 
geht,  in  dem  gegebenen  Falle  auch  anders,  entgegengesetzt,  hätte 
liandelu  können,  ist  eine  Voraussetzung,  die  nicht  mehr  vom  me-. 
dicinisch- gerichtlichen  Standpunkte  aus  beurthcilt  werden  kann, 
sondern  philosophisch  untersucht  werden  mufs;   und  hier  stöfst 
man  auf  das  ewige  Räthsel  der  Freiheit.  Ist  der  Wille  des  Men-  , 
sehen,  der  hinsichtlich  der  Ausübung'  allerdings  ein  freier  heissen 
kann^  auch  frei  binsicbtlich  seiner  Erzeugung  und  Bildung^. 

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376  Oeovget  üb.  VeFräoktheii;  äher^  v,  Hdarotk 

Rann  der  Mensch  als  souveräner  H«rr  selne^  Willens,  di^n 
Willen  gut  oder  bös  schaffen,  wie  er  will,  und  hat  et  aUezeit 
die  grossen  Mittel  da/,u  in  seiner  Gewalt?  Oder  ist  vielmehr 
dieser  Wille  das  Resultat  einer  vorhergegangenen  und  glcichzc^• 
tigen  Reihe  von  Motiven,  die  den  Willen,  dem  Menschen  iiu- 
bewufst  un<J  unbemerkt,  nothwendig  so  und  nicht  anders  detei- 
miniren?  Wer  mag  sich  der  Einsicht  rühmen,  diese  Frage  ent- 
scheidend beantworten  zu   können  ?    Aber  das  Dasein  dieser 
Selbstbestimmungslahigkeit  ist  ja  in  dem  Bewufstseyn  aller  Men- 
sehen gegründet  und  hat  daher  allgemeine  ErfahrungsgüUigkcit! 
Dieser  Beweis  genügt  und  soll  genügen  ^dem  Richter,  dem  Arzt 
und  dem  Bürger  überhaupt;  aber  er  genügt  nicht  mehr  dem 
plillosopliischen  Forscher,    nnd  am  wenigsten   sollte  er  einem 
Fhilüsoplien   aus  der  Schule  des  Idealismus  geniigen,  wie  Herr 
Heinroth.  Beruft  sich  denn  nicht  der  Materialist  nnd  überhaupt 
^er  Realist  auf  seine  lebeniliüe  J^mpfindung  einer  Körperwelt 
•und  schlieist  daraus  auf  ilue  wirkliche  Existenz?   Und  dennoch 
beruft  er  sich  vergeblich  auf  eine  solche  vor  dem  eigensinnigen 
■   Idealiftton,  welcher  dieser  lebeadig«  Empfindung  des  Körperli- 
idien  für  emc  blosse  Nöthigung  unserer  Vorstellungskralt,  unse- 
res Ich's  erklärt.    Und  mit  eben  dem  Rechte  könnte  auch  der 
DctermiBisI  dem  {Ddifferentisten  das  angeborne  Gefühl  der  l'rci- 
hmt  w^^püfionniren  und  dasselbe  als  eine  blosse  {nnere  Nöthigung 
unserer  Vorstellungskraft  gelten  lassen«    Aber  so  wie  der  Maie- 
«vialist  unerschütterlich  sich  an  seine  lebendige  Empfindung  des 
Blaterielleii  hält,  und  so  wie  dagegen  der  Ideulist  alles  dem 
gi'iflP  unterwirft  und  ihm  die  Materie  sdbsl  WBk  blossen  Begriff 
wird  und  ausser  dem  Begriff  .ein  Nichts  ist,  und  so  wie  also 
beide  sich  nie  vereinigen  werden  j  so  sieben  auch  der  Determi- 
Btst  und  der  Indilfercntist  jeder  auf  einein  zu  heterogenen  Stand- 
punkte und  haben,  jeder  von  seinem  Standpunkte,  zu  viel  rela- 
tive Grunde  für  sieh,  als  dafs  sie  sich  beide  in  einer  und  der 
lalmlichen  Aufi^sung  des  Räthsels  der  Freiheit  vereinigen  kon- 
»eil.  Ree;  meuk%  uum  musae  tu  unserer  Wissenschaft  der  hocli- 
isten  Dinge  die  schwache  Seite  offbiherxig  gestehen^  und  sick 
nicht  mit  mner  Gewifsheit  der  Einsicht  brnsten,  die  niff  höhern 
.  Wesen  vorbehalten  ist.    Die  kleine  Demütliiguag,  die  uns  die 
Zweifel  an  der  alles  dwelidriogeoden  Kraft  unseres  Verstandes 
«bnöthigen,  ist  heUsan  jedem  eitlen  Menschen,  noch  mehr  dem 
Gelehrten,  und  an  allermeisiett  ^em  epeeuktiven  Philosophen^ 
Indem  diese  ZweiM  einige  Grane  aus  der  tiberwiegenden  VVag- 
-   «diaaie  des  Küpb  Wej^hmen,  steigt  das  Herz  freier  und  mu- 
Ihtger  ins  natürliciieGlei«^gevHdit  mit  dem&opfe.  Und  so  nur, 
aus  der  geheimen  Harmdme  in  diesem  Gleichgewichte  von  Kopt 
und  Herz  erhebt  «eh  der  VeniiiiilMUattbe,  und  die  moralische 
Freiheit,  die  der  Kopf  nicht  wissenschaftHch  erweisen  «n», 


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Boiivdd  Trauerspiele.  3^7 

wird  dainodi  ferDmiftiBMg  geglanbti  weil  es  sonst  keine  Ti»* 
geod  mehr  wäbe.  Aber  der  Abgang  an  Gewifidieit  der  Eiasiclil 
i    •    wird  den  pmlosophischen  Geseizgdber  zur  grdstmSglichen  Milde 
in  FestsetiäBg  der  Sbafen  bewegen. 

Dr,  FHedriek  Grao4  In  PfonhiMi, 


Der  Leuekahurm,  Du  Meimktkr*  Zvm  TrmwrJpid!0  e^n  Eässt 
9Qn  HovwJLD,  Leipzig  hei  G,  J.  Göseheni  4824. 

4 )  Der  Leuchtthurm.  1  (a  Acte.) 

Graf  /Mn  gewumt,  wabrenil  mes  Besndis  bei  seinem  Freunde, 
dem  in  Zurückge^ogenheit  lebenden  ülrkh  Hort,  die  Liebe  ^«d- 
tMdenSß  der  Gattin  des  Letiteren;  der  Ehemann  begünstigt  selbst, 
nichts  Arges  ahnend,  diese |  von  ihm  als  unschuldig' betrachtete, 
wechselseit%e  Zuneigung;  zu  seinem-  Bruder.  Caspar  Hwt 
fen,  dessen  Frau  gestorben  ist ,  enqpfiehlt' Ulrich^  Gattin ,  Sohn 
und  Eigenthum  dem  Freunde.  Dieser  bemitzt  die  Gelegoniie^ 
Ulrichs  Frau  sur  Flucht  mit  ilim  sA  bereden,  und  sie  ihren  drcar 
j.thrigen  Sohn  W^ttsr  mit  sich  nehmend,  folgt  «dem  Yerföhrer 
übers  Meer.   Um  den  Betrogenen  vOm  Nachsetzen  abzuhalten, 
wirfl  ausg^reitfit:  ^Das  ScliiflF,  worauf  die  Entflohenen'  sich  be> 
.  fanden,  sej  untergegangen;  Ulrich  glaubt  dem  Gerfidite,  er- 
krankt^ und  wird  von  einem  unheilbaren  Wahnsinne  befallen«  \ 
Sein  Bruder  Caspar  ist  indessen  Lcuchtthurms -Wächter  gewoi^ 
.den,  und  hat  jenen,  der  immer  gern  dem  Mee];e  nabe  sejn  WÜl, 
zu  sich  genommen. —  Die  Entflohenen  haben  achtzehn  Jahr  auf  i 
ihren  Plantagen  gelebt,  als  bei  der  Frau  in  einer  Krankheit  der 
Wunsch  entsteht,  den  ersten  Gatten  zu  versöhnen,  womit  auck 
Holm  einverstanden  ist.    IValter ,  der  vom  Pflegevater -wohltos»^ 
*ügene  Sohn,  wird  zu  jenem  Zwecke  nach  Kuropa  gesandt,  wo 
er  auch  ankommt,  aber  als  Schiflbriich»ger,  aus  den  l^ellen  ge» 
reitet  durch  Caspar  Hort  und  seine  liebliche  Toditer  DüroikfiiU 
j Der  Retterin  schenkt  Walter  sRne  Liebe,  mehrere  Monate  ver- 
weilend in  der  Nälic  des  Leuchtthurms,  ohn6  dafs  Dorothoens 
Vater  seine  Nähe  und  seine  Zuneigung  ahnt.  Das  Schauspiel  be» 
ginnt  mit  dem  herannahenden  Sturm,  dem  Caspar  und  Dorothea 
auf  .ihrem  Leuchttliui  m  eniceiien  sehen.  Sie  entdeckt  dem  Vater 


ihre,  Tom  Ictztereh  gemisbillif^ie,  Liehe,  und  die  Nähe  des  Oe-^ 
liebten.  Man  hört  die  rSüihschiissc  <  jncs  mit  dem  fufeblbareu» 
Elemente  kämpfenden  Schiffs.    Die  Rcttungslampeu  werde»'  an* 

fezundet  und  Doroil.eens  Obhui  .mvei  raut.  Auf  die  Zinne  de» 
iCUehtthurms  begiebt  sich  der  gemüthskranke  Ülriehj  nm/  wi« 
^ewdhnlich  im  Unwetter,  beim  Klang  der  Harfe,  seine  Schn- 


I 


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378  Houwald  Traaerspide. 

fluclit  iiacli  der  Entflohenen  dem  Sturm  i^d  den  Wdlen  rorwi- 

singen.  Caspar  ist  nach  dem  Strande  geeilt,  ^  auch  dOF»  »och 
Koihfeuer  au/uzüiidcn. —  Die  einsame  DorolHca  wird  durch  ei* 
nen  Besuch  Walters  erschreckt  und  erfreut  Im  Feuer  der  Üii- 
terredung  bemciken  beide  nicht  diifs  die  KelUuigslanipen  ausge- 
gangen sind:    Der  wahnsinnige  Ulrich  hat  sie  ausgelöscht j  und 
Er  ist  es,  der  mit  dieser  An/xige  die  Liebenden  aus  ihrem  Tau- 
mel aufsclireckt.  *  Dorothea  und  Wulicr  eilen  zum  Vater  an  dtn 
Strand,  da  ihnen  die  xMittel  fclileii,  die  Lampen  wieder  anz«/iin- 
dcn.  —  Der  zweite  Act  versetzt  uns  an  de/i  IMeeresstrand j  es 
ist  Morgen;  man  weifs,  ein  ScliiO'  ist  ivalacnd  der  Naclit  unter- 
gegangen.   Dorothea,  auf  deren  Fahriosigkeit  Caspar  die  g.nuc 
Schuld  wiift,  wird  enfsündif^t  auf  das  Wort  drs  AValinslunigcn . 
Kr  liabe  die  Lampen  gcloscM.    WaUrr  hat  unterdes  dm  Vater 
ftir  sich  gewonnen. —  Auf  einem  1  olsen  im  Meere  weiden  Cas- 
par und  Dorothea  einen  Schiffl)rüciägen  gewahr,  und,  dafsAVij!- 
ter  pit  einem  Kahn  hingeeilt  ist,  um  ihn  vollends  zu  rctien.  Lr 
wird  ans  Land  gebracht:  es  ist  Wall  crslMlegcvater :  Qy'a{  Holm. 
Mathilde  war  mit  Holm  {gleich  nach  direr  (ienesung  dem  Sohne 
nachgeeilt;  ein  Sturm  cH'afst  auch  dieses  NchilV  nahe  der  Knstc; 
alle  haben  durch  das  Verlöschen  der  Lampen  den  Tod  gcf'"i- 
deii;  nur  Uoim  ist  gerettet. —  Holm  sieht  Dorothea,  das  Kheii- 
blld  soiner  yerfomen  '  Geliebten  (diese  waT  die  Schwester  von 
]>or6cheen$  Mutter)  und  den  ungUicklichen  Ulrich,  der,  dni  hal- 
i^er  kennend  geheut  und  meidet.—  Das  Meer  hat  den  Ldcl.nam 
der  ungetreuen  Gattin  Ulrichs  ans  Ufer  gcworfen,^der  arme  t  - 
rieh  findet  ihn,  glaubt  die  Ertrunkene  lebend,  nur  sclilatcnd; 
entschlossen  mit  ihr  in  die  Heimath  zu  aieheu,  und  den  eben 
gesehenen  Holm  furditend,   slürit  er  steh  vom  Felsen  mit  der 
Leiche  ins  Meer.—  IheSchwimitoen den.  werden  entdeckt,  \>  al- . 

wUi  nach,  um  Rettiiu|g[  zu  versuchen,  wird  aber  von  Caspar 
und 'Dorotheen  daran  gehiudert.  feas  Stuck  schliefst  lur  Beru- 
higung Holms  mk  der  von  Caspar,  Namens  der  Jfirirunke^en, 
•aasgespiochenen  Verzeihung.  . 

Zweck  und  Absicht  des  Cidichts  liegen  nicht  gan*  »m  Ma- 
ren. ISoUeo  sie  bezeichnet -«wden,  durch:  Reue  und  fersoU' 
muigi  oder  dureb:  ^er^ehen  und  Strafe?  —  Die  Mrajc  c\<^^ 
,  Verbrechens  erfolgt  nur  halb,  und  wen%er  als  haUj,  denn  jUa- 
thilde  geht  in  den  Finthen  unter,  uud  der  V*;if"hrer  lebt.  - 
Soli  aber  das  Thema  heinen  und  yersö/mung/  Wie  ums- 
sig  war  tm.  dies«,  achtzehnjährige  Heue,  und  was  konnte  vom 
Meidiger  geboten  werden,  uiu  die  Stlhne  zu  bewirken  /  Docn 
nicht,  neben  dem  Sohne',  die  treul«M»,  veraltete  Gattin?  -7 
da  H9  ein  fiimb  dto  Wetten  geworden,  und  ihr  unglücUiclier 


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Houwald  Traaerspiele.  '  379 

Gatte  «Qcli;  so  war  in  ffinticbt  HolnSf  ymShnungi  Ausglei* 
«liimg^  Vereimguog  urnnSglteh. 

Dafs  sich  des  ei«(eoÜi€h  PListischcn  im  LeticLttliurm  wcnip; 
finde^  ergiebt  sich  schon  »us  der  Anzeige  des  Inhalts.  Man  könnte 
den  ersten  Act  eine  treffliche  Idjllc  nennen,  an  welche  der  letzte 
sich  als  nnbefriedigende  Zugabe  i^eihet.  Die  Krzahlungeo  nch- 
nicn  einen  bedeuteudeo  Raum  ein*'  So  ist  die  lange  Sccne  iia 
*ateii  Act  (von  S.  76 — 96.)  fast  mir  eine,  Me  und  da  untep- 
broclienejp  Darstellung  früher  TorgelaUener  Dinge.  Auch  kom- 
men einige  Begiibeuheiten  ^ erzähl ungsweise  zweimal  vor.  Die 
Kt'ttung  Walters  (S.  12  —  16  und  35.  36.)  und  die  Lcbensge- 
schiebte  Uolmsi  Mathilda  und  ihres  Sohus       3f  u.76-^0i))i 

Von  ünwahrseheinUMeäen  tial  sielt  der  Diclitc^  in  der  Er- 
findung und  Behandlung  seines  Stoffs  nicht  ganz,  frei  gehalten, 
auch  hie  und  da  nicht  von  Zufälligkeiten*  Für  Letzteres  gelte 
nur  als  Beispiel^  dafs  zwei  Orkane  zu  verschiedenen  Zeiten  die 
Entfernten  an  einen  und  eben  den  Strand  Werfen,  wo  sich 
radc  finden  mufs,  w<'is  sie  suchen,  und  was  im  Leben  oder  im 
Tode  mit  ihnen  wieder  vereinigt  werden  soll.  —  ünwahrschein- 
iicl)  ist  die  Flucht  der,  sonst  als  edel  und  tugendhaft  geschilder- 
ten Mathilde  mit  einem  fremden  Vcrfiihrer,  noch  dazu  in  dem 
Zeitpunkte,  wo  der  Tod  ihr  die  Schwester  geraubt  hat,  (^.79.);-— 
un\vahrscheinlich  Ulrichs  Begünstigung  dieser  Liebe  (S.  79.^  und 
sein  in  den  verdachtigen  Freund  gesetztes  Vertrauen  (S.  80.); 
unwahrscheinlich  dafs  Walter,  ausgesandt  um  eine  VrrsölHmn«; 
jLii  bewirken,  den  ISainen  des  Alannes  nicht  kennt,  Jcss<'n  Ver- 
gebung er  bewiikeu  soll.  Hätte  er  diesen  rSainca  gcwufst;  — 
nun,  wahrend  der  ^»vielen  Woclien«  (S.  i5.)  die  er  müssig  und 
zwecklos  in  der  Nähe  <U's  Thuinies  lef)t,  hat  er  doch  wohl  den 
Naraen  Hort  als  tlt  ii  des  \^  achfeis  erfahren,  auch  dessen  ge- 
miithskrankcn  Bruder  Ulrich  nennen  gehört,  und  —  Ulrich  Hort 
ist  es  ja  eben  den  er  aufzusuchen  beauftragt  war.  —  Kann  sich 
wohl  der  Sohn  auf  die,  an  den  eben  geretteten  Pflegevater  ge- 
richtete kalte  Frage:  »hast  Du  sie  (die  geliebte  Mutter)  denn 
iwohl  verlassen  ?tt  niit  der  eben  so  kalten  Antwort  begnügen: 
»sie  grüfst  Dich,  ihr  ist  wohl;«  bt;sonders  wenn  er  weil's:  Die 
Mutter  hat  den  Befragten  nach  Europa  begleiten  wollen,  und  er 
nun  das  Sclutf,  das  ilin  brachte,  gescheitert  sieht,  und  sie  nicht 
findet?  —  Nicht  z.u  denken  ist  es,  dafa,  als  Walter  den  Ubitli 
den  Flutlien  entreissen  will,  Caspar  und  Dorothea  ihn  davon  ab-  . 
halten,  sie,  die  zu  jedem  Liebesdienste  der  Art  sonst  so  Bereit-  * 
W'iliigcnj  und  dafs  Er,  dem  schon  die  Rettung  des  Pflegevaters 
gelungen  war,  von  dem  Versuche  den  Vater  wiederzugewinnen 
sich  durch  die  Aeusserung  abhalten  läfst:  es  se^  geiifarlieb|  oh- 


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^9tt  Hoawald  Trauerspiel. 

neliin  za  spät,  und  den  beiden  im  Tnde  Vergdlmteii  sey  wMi 

(S.  IM.)-  .  .  . 

Unter  den  Charakteren  ersclieint  wohl  der  des  Gemiitlis- 
kranken  Ulrich  am  sorgfaltig^cu  gezeichnet;  mir  fehlt  ihm  Ki« 
nes  —  die  nothwendige  CdnsequeuK  und  Methode  <  im  Wahn^ 
sinn.   Nicht  der  Verlust  der  Gattin,  die  fa  Ulrich ,  ifhe  er'  er- 
krankte, dem  Verfuhrer  zu  lassen  entschlossen  wtfr  (S;-9o.  91.) 
sondern  der  Verlust  seines  Sohn$  war  die  Quelle  seiner 'Gemuths- 
krankheit;  und  doch  steht  sein  Hoffen  und  Sehnen'  immer  nur 
nach  der  Gattin  ($•  20 — a3).    Auch  darin  ist  UMck  mit  sich 
im  Widerspruch »  dafs  er  äch  immer  bemuht,  die  Rettungslam- 
peo  auszulöschen,  da  Nacht  und'  Dunkelheit  wohl  andern,  denen 
auch  Treulose  entfliehen  wollen,  (S.  a3.)  nützlich  sejn  mS^en; 
ihm  aber  Licht  und  Helle  nötliig  ist  zur.BcföfcIerun^  der  Rück- 
keh|!  ,d«r  Entfernten.—  Bei  Caspar  steht  sein  aufan;;»  f  ohne  hin» 
reichenden  Grund)  erklärter  Unwille  über  Dorotheens  Liebe  zu 
Walter,  im  Widerstreit  mit  dem  nachhertgen  sdiudlen  Zugebcu 
der  Verbindung  |— seine  grosse  Unznfriedenheit' über  die  Toch- 
ter wegen  Veniachlässiguug  ,der  Rettungslampe,  mit  dem  leichten 
Verzeihen  auf  das  Wort  des  Wahnsinnigen :  er  habe  das  .Licht 
gelöscht;— sciu  gerechter  HaH»  ^ogcn  d^n  Feind  seines  Bruders, 
mit  dem  nachherigen  Trösten  und  BeruJiigen  dc|  verächtlichen 
Holms.—    Auch  Dorothea  uod  /5FWler  *  verzeihen  diesem  doch 
wahrlich  zu  leicht  und  schliessen  sich  zu  nahe  an  ihn.  Zugleich 
vergessen  beiJc  wohl  zw  leichtsinnig  dafs  sie  durch  ihr  Liebes-  • 
ges|>räch  doch  Schuld  waren  am  ErlÖscheu  der  Lampe,  und  so 
den  Lntergang  des  Schiffs  herbeiführen.    Und  dem  Sohne  ist  es  ) 
kaum  zu  Jvcrgeben,  dafs  er  seiner,  im  Meer  umgekommenen  Mut- 
ter, so  wenii;  jodeukl. —  Holm  erscheint  dreifach  verächtlich, 
da  er  nach  vollbiachler  schlechter  That,*  Jahrelang  Reue  darüber 
fiihk;  dabei  aus  sich  selbst  nichts  thut,  um  wieder  gut  /ai  nia~ 
chenj  und  am  Kndr,  da  uilts  veiloren  ist,  und  nur  Erjiüch  miili- 
sam  das  Lobcu  davon  gebracht  hat,  :>lch  trösteu  und  btruliioeu 
las:>en  kann. 

Fragen  wir  noch:  ob  der  poetischen  Gerechtigkeit  ein  Ge- 
nüge geleistet  sey,  so  mufs  *lie  Anfwort  wohl  vereinend  auslal- 
leii.  l)ei  y-f/isti/ter  des  ganzen  Li:liet]s  geht  nicht  unter;  die 
wciiiijci  sciuddige  Mathiltle  wird,  wie  dv.v  ganz  unschuldige  Ul- 
'  rieh,  ein  iuiub  der  Wellen. —  Das  vom  Letzteren  vorgenommene 
Ausl('>schen  der  Lampen  iiihrte  nicht,  was  es  hafte  sollen,  das 
Verder]>en  HoluiS,  nur  den  Tod  der  Galtiii,  »ind  \ieler  andern 
Sthilibrüehigen  herbei. —  Ilolias  Leben  wird  ihm  iiiulit  zur  Qual: 
wie  er  im  Meere  nicht  uiiteri^iii^,  so  wird  er  nicht  verzehrt  von 
den  Flauiiaeii  eines  rdeheiidcn  Gewissens,  indem  ja  alles  sich 
verciuigt  diese  l  Uiunieu  m  löscUco,  und  ihm  ia  Liebe  und  Z'i'euad* 


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Houwald  Trauerspiele.  .  38 1 

idiaft  noch  dn  ertrSglic^es  Leben  zu  bereiten.—  Walter  batle 
sein^  etwaige  »Verbindlichkeit  ge^euHolni,  der  iknerzogcn,  durcli- 
des5eo  Rettung  um  so  yoUkommner  abgetragen ,  da  er  im  Mo« 
mente  des  Rettens  Holms  Schuld  kannte;  Li^Cy  die  er  nicht 
verdiente I  könnte  Holm  von  Walter  nicht  mehr  erwarten,  ebes 
ao  wenig  Trost  und  fieruhigun^  von  DprotKea  und  ihrem  Va* 
ter,  und  am  wenigstens  durfte  Letzterer  den  ehemaligen  Pflege- 
söhn  in  die  Arme  des  Verderbers  fuhren.  —  Mochten  alle  ver- 
zeihen i  abcsr  zugleich  mufsten  sie  den  YtTachtuiigswürdigeu  vei}-  ' 
achten  und  seine  Nahe  fliehe».«^  Wenn  übrigens  gegen  das  Ende 
des  Stutoks  zu  Holms 'Beruhigung  gesagt  wird:  »hat  doch  Oott^ 
weil  ihr  htreut,  heut  vom  Tode  £udi  befreit  (S.  93),  Euch  ist 
veruehn,  Ihr  seyd  entsundigt  (S«  it4«)  und  wemi  Caspar  die 
Schliifsworte  spricht:  Amen,  ich  verzeih  in  ihren  (der  Unterge« 
gaugeiieii)  Namen,«  so  mochte  man  doch  wohl  iVageni  wer  hat 
Caspar  zu  diesem  Aussprach  ermächtigt,  und  woher  wissen  die  . 
Tröstenden  dafs  Holm  entSundig^  dafs  ihm  vergeben  sej?  Ifeifst 
das  nicht  mit  der  Reue  spielen  und  jedes  Verbrechen  in  deR 
Mantel  der  sogenannten  Liebe  fiCillen? 

Der  grössere  Ttieil  d€är  als*  Schattenpartliiecn  angegebenen 
Stellen  des  Gedichts  (sind  sie  anders  richtig  aufgei'al'st)  wird 
den  Meisten  wohl  erst  beim  wiederholten  Lesen  sichtbar  wer* 
den;  da  hingegen  jedem  Gebildeten  gewifs  sogleich ^  und/  wie 
oft  er  sich  auch  mit  dem  angestellten  Kunstwerke  aufs  neu« 
irescliaftigen  mag,  die  lichten  Parthieen  desto  blendender,  hcrr-. 
lichcr  und  anziehender  vor  die  Augen  treten  müssen*  Wo  Hr« 
v/H.  uäs  liebliche  oder  grosise  Naturerscheinungen ,  Scenen  aus 
dem  einlachen,  im  geistigen  Sinne  höheirn  Leben  vorfuhrt;  w6 
er  die  reiftsten  Empfindungen  schildert,  uud  die  edelsten  Ge- 
nüsse^ vvelche  das  Dascvn  gewahrt;  wo  Liebe,  Freundschaft 
Treue  uud  jede  Tugend  siegt;  wo  Ahnungen  nach  einenl  hdhern 
Sejn,  und  Sehnsncht  nach  eincteii  bessern  Heimathslande  in  ihn 
erwachen,  da  stdit  er  als  ausgezeichneter  Dichter,  auf  seinem 
Platze,  da  gewinnt  er  Jedes  edle,  für  Wahrheit,  Sittlichkeit- und 
Schönheit  empfangliche  Gemfithu—  Dic'  Siihilderung  des  Meegen 
am  frühen  Morgen ,  wann  die  erhabene  Natur  das  Gegenstück 
bildet  zum  beengenden  Dome  der  Klosterge wölbe  (S.  1 1).  Der 
Monolog  Dorottiea*s  beim  Erv^achen  des  Sturms  (S.  96.  27). 
Die  von  ihn  so  herrlich' ausgemalte  Verzweigung  dinr  Liebe  zum 
Vater  und  zum  Gatten,  (S.  63.).  Ulrichs  feierliche  Rede  am 
Schlüsse  d^s '  ersten  Acts  (S.4C.),  wo  er  Nacht  haben  will,  ütA 
nur  einige  Wenige  Belege  zu  dem  ausgesprodienen  fjicheil. 
'     '  Dit  Heimkehr.  (1  Act) 

Der  Oeschmiack  unsers  Pubfieums  mufstevsAr  auageatteft 
aejn^  wenn  dies  treffltdie  Schauspiel  |  wekhfi  aiif  den  £edea- 


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p 

3g^>^  Houwald  Trauerspiele. 

tcndsten  Deutschen  Bülinen,  bereits  gc-ebcn  ist»  nicht  auf  lan«re 
Zeit  ein  stehender  Arlikel  auf  der  Lijilc  der  Theaterunternclj- 

ioer  Wibcii  sollte!  '        .  ,     ,  r. 

Die  Fabel  ist  cinfacli  und  höchst  aii/.icheud.  Dorner,  cm 
KrieSSOiann  war  mit  Johannr,  der  Tocl>tcr  eines  Geistlichen  vcr- 
buuden:  TroU  den.  BandcJi  der  Liebe  konnte  der  Maua  den 
-vrUdLcren  Freuden  seines  Standes  nicht  widerstehen,  die  ihn  oft 
Ton  der  trauernden  Gattin  entfernten;  und  zuletzt  in  th«s  Ge- 
tOmmel  der  Schlachten  zog»  —  Es  kam  die  Nachricht  von  sei- 
nem Tode;  und  Jahre  vergingen;  da  fügt  sich  die  Witt we  den 
Zureden  des  Vaters,  und  bietet  dem  achtunjsswürdigen  Wolfr  - 


«Tcblert  dem  weiten  Gallen  einen  Sohn,  Heinrich.-^  Das  Schau- 
spicl  lic-innt-mit  den  Vorbereitungen  lur- Feier  von  Wollranis 
G.burisfestes  es  ist  dies  gerade  der  Tag,  an  welchem  vor  achi- 
jAixx  JahiHsn  Jofumnt  mit  Dorner  verbunden  ward,  Dksc  l^eMjr 
begeht  sie  mU  Thränen  der  Efbnerung,  üm  nach  dem  1  odten- 
opfer    wann  der  im  Forst  weilende  Wolfram  heimgekehrt  ls^ 
sein  Geburtsfesl  freudig  und  licbevoU  mit  den  Kindern  zu  fei- 
pr„.—  Ein  Fremder  «rscheiiit,  sich  nach  den  Verhäkoissen  des 
Hauses  erkundigend,  CS  ist— der  no?h  lebeWe  l>orJier>  als  ar- 
menischer Kaufmanu  vcrUeidet.  nnd  in  dieser  Hölle  iron  Joliaii- 
iicn  nicht  erkiftint.  Er  War  gckonmicn,  sieb  wieder  an  die  vcr- 
lafsne  Gattin  anzuschliesseu,  aber  er  ertahrt;  sie  sey  xum  zwcir 
icnmal  vt^rheiraihet ;  er  sieht  den  Sohn,  der  dieser  Verbrndong 
sein  üaseyn  verdankt.    Die  Vorbereitungen  zum  Freudculeste, 
dci»  herzlichen  Empfang  des  heimkehrenden  Wolfram,  mm  m» 
weklu  i  Innigkeit  Johanne  und  selbst  s^i€  Tochter  sich  an  il« 
schUessin.    Die  in  Dorner  erwachte'  Eifersucht  fährt  lu  dem 
Entschlüsse:  den  verhalsUn  Vebenbidder  aus  difr  Wdt  »n  scha- 
len.   Der  günstige  AugtiiLiick  ci  scheint;  Wolframs  Becher  stew 
da  mit  altem  Weil»  gefüllt,   und  der  allein  gdassene  Horoer 
»iiscl»t  ihn  mit  Gift,  das  er  sich  selbst  zugedacht  hatte,  wcnn  e 
Johannen  nicht  fand.    iNacl.  der  Rückkehr  dcr  .Pamihe,  ergr«"^ 
ihn  die  Milde,  womit  sein  Andenken  von  beiden  Gatten  beba^ 
delt  wird,  und  alle  sonst  vom  Dichter  herrlich  Uttd  kunstvott 
gestellten  Verhälinissc  und  Aeiisserungeu  bis  VU  heftigsten 
schütlerung.    Indem  nun  Johunne  den  Becher  aufbebt,  um 
zu  seiner,  des  Todtgegla übten,  Ehre  ihrem  Galten  »uiÖtriuWi^ 
entreifst  er  ihn  ilir,  leert  ihn  selbst,  und  im  Sterben  Sidi  dc^ 
Anwesenden  entdeckend,  besiegelt  er  duich  TOtt 
zweiten  edlern  Bund. 


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;       B»  «y  daUiigciteUt:  ob  es     diesen  Tagen  des  Scibstn.or 
d«,  wozu,  ™,u  s«  w  .»«,  wofle^  weh  dif  herrscS  ifo 
«1  der  l.eu„g«,  Bflkw  «.d  dk  dort  w.ltende  furcl  b  e 
tninsidee  beigetngen  bM,  nicht  bester  ÄWescn  wäre  d«  s,^" 
«nder,  als  gestehen  tn^Ucsse».  WliSiger,  „nd  ™et"e .! 

bchen  Bes..mmu„g  uftd  Pfficb,  genAser,  ha./dcUe  Dorne,  wetu 
2  de«  G.ftbecher  «mjÄrste,  ««»  ihn  «,  leeren;  weö.T'er^he^ 
edlem  M«th  h«te,  «iU  and  imer)u.»nt  von  den  Glück  chen  ™ 
■M^iFesHage  «.  scheid«^  ««  «i„  Leben  iu  der  Fe  ..e  L  V- 
«chbcssen,  wenn  er  «e^  denen  er  jrf  längst  gestorben  Zlv  It 
dnrch  semem  freiwillige»  Tod  .«^„c„f  kränkte,  unfein  t 
WB  b»  drf.m.  Aeor«  Bild  ,idrt  besuldelte  und  herabwfirdi«tr 
Konnte  er  so  lange  ÄhM  embebten,  wie  hätte  er  \.iu2l  tt 
sohncjKl  opfern  und. . entesge.  kSone«  und  solle/..-  C  s' 

nchtet  worden  a.  ,ej;n,  welche  Dorner  ,o  viele  Jahre    o"  de, 
flT^L  ^^^^**  i*"*        Aufdecknng  Jcrscll,,  ,,  .^uZ 

Anjnfc  neae,  staU  und' unemdeckt  scheiden  m  las.o., 
werfe  ..ttcb  de,  Bhunen  k«Mn  gedacht,  wo...  dr,  Z.eitS 
«eoern  mu.^  (S.  „o,  ,a..)  «.^  ,ie  an  Erueo.  Ta.^e 
Kranke  f„r  Wollrm  Bast«WBca.ubri„gen.  /      «i  einem 

l'ur  den  Chandtter  Johmihens  sev  da^eo-en  dem  V^..f 
b«».der«r  I)«igdw«b,,  «»  wie  für  alle  .:rt"en  lirbTchlrSchi  "- 

".ü  derXrene  Alll' ^Zn'^l 

Pn^u„p  der  Dichter  sie  unterwirft,  «nd,  wL   ie  L™ 

ÄäUl^'fr«  mehr  sin..I,c.:en  Liebe  s.ch  .t^^ 

«Till  Duch  ftur25*to  Besinnen  wieder  die  tivue  G.uiin  die  •.rl.tJ..r« 

^!o^-t  «  dfeT^^i!^,!.*'  ^"'V  Milde, 

SchU.wtLT.^t^b^^li^t"'^'^"'.  '^"/»d-ngen  und 
«"■er  nicl..^-  "T""«™«*«".  bedurfte  es  e...es  Commentars,  der 

äJ,.diih«  ^-S'**"'  ''  T  V.  H.  uns 'bald 

eine  Prob.^J^!iS™"«'."  "Ü"'"'"-  '^'"^  Heimkehr  nur 

büMlich^lÄ  **,«f  *''«=''e  der  Darstellungen  aus  dem 
«iMtehen  und  P«Bibe«ld.en  su  l.i«en  vermaj,  ^9  ^riinsche  die 


uiyui^uü  üy  Google 


384  A.Ueiike^  Haodb«  z.£rkaQQtD.    üeil.  d.  K^rankh« 


»  « 


deutsche  Bühne  sich  Glück  xu  der  netten  Bliune^  die  sich  herr- 
lich ihr  aulschliefst.  Gewifs  wird  der  Gebildete  gerne  eiiiige 
DutÄciul  Schrecken-  und  Schauder -Tragödien  bei  Sehe  legen, 
viel  Kobolde,  Geister  uud  Hexeu  aMcJi  darin  spucken  mo- 
eeu  ee-  en  eine,  der  Heimkehr  ähnliche  Dichtung,  und* es  an- 
erkennen, auch  aus  dem  inncrn  Leben  einfacher  Menschen^  wenn 
dc!^  wahre  Dichter  sie  und  ihr  Daseyn  verhcrrlicbt,  könne  etwa» 
Svbönes  und  Würdige»  iiu  die  Bühne  hervorgehen. 


Sbmdhueh  zur  Erkenntnifs  und  IMung  der  Kuidevhan^heiteti, 
von  Adolph  Heu  kl.  der  Arzneikunde  und  IVundarznei^ 
kunst  Doctor,  ordenlL  Offcnt/.  Lehrer  der  T/icrapic;  Kltnik 
und  Staatsarzneikande  an  der  köni-L  Baicrisclicn  [Jnn'ersitat 
zu  Erlangen  etc.    Dritte  neu  durch  L^rsclvne  und  ^'crbcsserte 
Aus'rabe,    Viankfurt  am  Main,  hei  Fncdr.  IVdmans.  ^SiJ- 
4.  B.  XV in  und        S.  •  u  B.  U  und  u(p  S.  8.  ii^t- 
Bei  der  neuen  Ausgabe  diese»  sdttabaren  Handbuches  (des- 
sen cisie  Ausgabe  in  unseren  Jahrbucheni  i^^^§^S  ?'J^'^ 
S.  18Ü.  IF.,   die  zweite  Jahrgang  i8i8-  H.  3.  S.  285.  ff.  mU 
dem  -ebnhrnulen  Lobe  angezeigt  worden)  bat  der  Veri.,  wie 
er  in  der  Vorrede  bemerkt  und  lUc.  bcsläti-t  ^eftindcn  bai, 
das  Gai./^e  noch  einmal  oeiiatt  durchgesehen  und  die  nöthig  «P- 
achtcten  Zusat/.e,  Verbesserungen  und  genauer  besUnimte  A*- 
gaben  am  «^el.öri^en  Orte  gemacht.  ▼«'^«"^  J?^^  1°^"? 

als  das  beste  unK  r  den  neueren  Hahdbuchem  übet  KinA?*r«ik- 
heiten  empiohleu  zu  werden.  2  lllhlr. 


Anleitung  zur  Geognosic,  insbesondere  zur  Gebirgskunde. 

M^'erner  für  die  k.  k.  Ikrg  -  Acadcniie  bearbeitet  von  rMJW 
Reich  ETZKR,  k,  k.  Bergrath  und  Hof- Secreiär.  ^V**. 
H^ien,  #^«/^  bei  Heubner.  XFIII  u.  »86       8.  « 
Den  Ansprüchen,  XU  welchen  die  jetzige  wissenschaftliche  Geo- 
Unosie  berechtigt,  leistet  dieses  Werk  im  Ganzen  kein  Gcnn£ 
Neues  haben  wir  nichts  darin  bemerkt,  wohl  aber 
atern  Annahmen  gar  manche  mit  aufgeführt  gesehen  ,  die  la«^ 
Ab  unrichtig  bekannt  sind;  so  u.  a.  S.  io8.  >der  Serpentin  «s 
eine  itaineraiogisch  ein&die  Gesteinart,«  S.  iQS.  »der  r 
Griinstein  besteht  aus  Hornblende  und  Feldspath  c  u-  s. 
Charakteristik  des  ao  wichtigen  T»ch>te       a*90  ^^"^ 
oberflächlich. 


1 


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Ue  id.eiber  ger  -.w^^* 

Jahrbücher  der  Literatur, 


 >  ^.^    ^.   ^1        Ii*  ■ 'MIO  L».lW>.m-tftj[L-t, 

#.  M.  C.  L.  BjUMMSß  ehem^Reet,  d,  Gnadcnschule  vor  Hirsch" 
hrg,  km.  gekr.  Dichters  und  der  L  Preuss,  Soc.  d,  Wiss. 
zu  Frankfl  «.  Ä  O.  Mitgl.  Deutsc  h  -  Lateinisches  . 
W örterbuch,  worbmen  fast  alle  bekannte,  gewöhnliche, 
in  Sehr^tm  Ußd  iin  gemeinen  Leben  i^orkommende  Deutsche 
fVörter  und  Ausdrücke ^  nach  Möglichkeit,  in  allen  ihren 
^  Bedeutungens  H^endungen  wid  f^erbuidungen,  mit  taugli^ 
■  cken,  imgczmuigenen ,  angemessenen  Lateinischen  fVörtern 
und  Redensarten  übersetzt  werden  II  Bde.  neue,  verbesserte, 
mit  mehr  als  6000  Redensarten  und  Bedeutimgen  vermehrte 
Auflage,  gr.  8.  ^6iio.  LA  —  L,  ^«o.  //.  M 
6g4  S.    7  /.  .  ^ 

JB.  Deutsch  '  Lateinisches  Lexikon^  aus  den  Rämisckem 

KlcLssikern  zusanunengctrag^  und  nach  den  besten  neuem 
Hütjsniitleln  bearbeitet  von  pRiEDnica  Carl  Kraft,  drit^ 
teni  Lehrer  an  der  Domschule  in  Naumburg  und  der  Grofs^ 
lierzogl.  S.  W sim,  Latein.  Gesfillsch.  in  Jena  Ehrenmitglied. 

.  Erster  Thed.  A  —  Jod.  Leipzig  und  Merseburg  49%o*  «t 
Ernst  Kleinas  litt,  geogr.  Kunst-  und  Comodssicni* Comp" 
toir,  und  in  Wien  bei  Carl  Schaumburg  u.  Comp.  XVUt 

.  und  4o38  S.  gr,  S.  Zweiter  Fränutn»  Freiä/är  das  Gm» 
4  Rthln  tS  gor. 
5.  Deutsch'  Lateinisches  Wörterbuch  nack  den  Idassi" 

«  sehen  Schriftstellern  der  Römer  und  den  besten  neuern  Le^ 
tinisten  kritisch  bearbeitet  von  G.  H.  LönemAHN ,  Doctor  s 
^  der  Philos.  und  Rektor  der  Schule  zu  Göttingen*  Erster 
2'heU  (es  werden  4  Theile).  A — D.  Motto:  Hoc,  quidquid 
est  temporis  futilis  et  caduci,  si  non  datur  factis,  eertB  /. 
stndiis  profrramus:  et  quatenus  nabis  denegalur  diu  vivtrfy 
relinquamus  aliquid,  quo  nos  vixisse  testemur.  Plin.  Epp,~ 

^  Göttingen,  bei  Vandenhoeck  und  Ruprecht  48it4*  X.SeÜm  ' 
und  45s^Q  Columnen  in  4*   3  RthL  46  ggr% 

Ob  wir  gleich  anfangs  blos  eine  Anxelge  des  Lünemannschett 
Werkes  beabsichtigten,  so  bot  sich  uns  doch  eiut  Vergleichung 
mit  den  zwei  oben  genannten  zugleich  erschieiDetien  Wörterbü'^ 
clieni  so  natürlich  dar^  dab  yfh  gUnibteiiy  auch  imim  Leser  wer** 

'  ^  Digitized  by  Google 


386  Wörterbücher  Ton  Bauer,  Kraft,  Lünemaun. 

Aea  dieselben  uicl.t  «n-crn  neben  einander  gestellt  «»d  «wBr. 
Äint  finden.  Wir  wollen  ohne  weitere  betracht.iiigen  über  N»r 
tur  Zweck  und  Wertl.  solcher  Wörterbücher,  über  ihre.,  mehf 
rektiven  und  negativen  (Fehler  verhüte.. Je..)  NufiC.  für  d.e  xum 
llteinisch-scbrerben  aniuleite...le  Jugend,  über  .l.re  W.chtjg- 
W«nd  Notbweudigkeit  für  a..dcr<r  Zwecke  .ar  Sache  sdbst 
nhen  «od  «uvor  jedes  Werk  ci..zelu,  dann  alle  drei  n.  il.icffl 
Verhällnisse  tw  einander  betrachten. 

t    Das  Dauersche  Werk,  seit  44  J^'hren  b^k»""'  r 
bniuehl.      bUUer  den  Sch.-llersche..  I)eulsch-Latc....sche.,  Wor- 
Kcbe«,  «od  unürlicl.  auch  de,.  f...hern,  wen.ger  vo  Istand.- 
STupd  weniger  sorgfältig  gearbeitete.,  vorgevogen  werde«  «..d 
S^t  mU  üorwte.    Aber  eben  so  we.ng  hai:e..  d.ejon.jre..  Un- 
ät  welohTd«  Puch  im  GanMB  doch  nceh  für  s.h.-^  ,.„se..... 
Ä  ÄSn.  weil  es  i)  eioe  grosse  Mens«  Latei..,sc  er  Wor- 
^eST«^  b«  keü.m  «OxV»  Schriltsteller  vorkoma,en, 
a{  tSu«L  Viele  seht  gut  Deutsche,  no.hwend.ge  Wor  er  n,an- 
!el„    3V  weü  die  Lrtwaischea  Wörter  ohne  U..ter?cl..cd  auf 
!:>od«  JLL  A«.oritfte-,  «f  d..  Zeitalter  auf  d.e  Oo^- 
u      des  Styk  «.  ..  w.  »nler  einander  stehen}  4  we.l  n 
,."t  niraeids  weder  im  AUgemeinen  «od»  spec.cll  d.e  Moll  n 
e    4l  "i^Bge(ai«t.i«d,  wo  die  angegebenen  Ausdrucke  und 
Rede..sart.-  Uom-e^    Das  Ales  ist  längst  bekannt,  u.,d  ^ 
daru.n  docl.  nicU  verhindert,  dafs  da.  Buch  nun  schon  n  der 
S .  aX«  ewchei«^  WeU  fs  dennoch  auf  einem  beschra„k. 
u:Xuu.e  4d  bei  grpsser  Wohtfeüh«!  vie  Gutes  ejs^etc  "  j 
enthielt,  und  hei  vOwic|.tige«  GA»t»ehe  v.ele  bd^ge  to  j'-ru' 
«ren  befriediirte.    "Wi*  waiden  iOirigeos  diese  Auflage  ...cht  an 
rhSTwenn  ,richt  i-TiÄt  «n«  «  bedeutende  \  cr- 
r>  d  ,  u     ankü..diglc,  and  nicht  in  der  Vorrede  vers.chcr.  wu  de, 
ier  bedeutende  SctoUnS-ner-sich  erboten  Wtten  ^"  Im- 
W  Vermilste  (soll  Wohl  hei«en  .^«)  ^^„^^ll^ 
heu  die  neue  Aufläse  mit  der  «Werten  (BresUu,  Korn  i,9» 
^5  8  Seit  n  Li  u,.geKhr  gleichen.  Pr««i)  der  die  dntte  ga„ 
gW.ch  is^  verglichen,  «nd  «n«rdi..8S  «ber.ni«r««  «er^treu^^^^^^^ 
mehrungen  gefunden,  besonder».«« Ende  ein  ««^^»«■'»P';''^';" 
me„sve."eichnifs  vo.i'  .a  Seiten  »"d  ^»«J*^'^,'*^'^!" 
a  Se.te.,.    Die  BrauchbarkeU  de»  Buphe»  «t  «"i^''.^."« '«'r: 
und  auch  dieser  Auflage  wird  ein  .«sgeJwwtet«»  Pf»^«""'  **; 
sonders  l.n  südliche..  Ueut.cl.land , -nicht  .fehlen.    ^«       J  * 
wieder  zu  einer  neuen  Auflage  kommen  sollte,  *a  Vntii  «er 
leger  wohl  thun,  ..och.nals  bedeutende  Schnlibwneraafeawrd«». 
besonders  .he  unter  i;  und  3J  angegebenen  »f«=b  ^"»^f  V„ 
bessernden  Ha..d  berührte..  Mangel,         7°  JT*  t  V'  BMh« 
zweiten  noch  mehr  zu  heben,  wenai  a,ueb  Ott  iw««  0»^ 


r  • 


von  Bauer,  Kraft,  Lünenjaim  ^87 

"  SÜTslflZ  %^J%'}r^ie^^S  «1«  vJeHen  De.iderium,  Verl 
weuren  some»,  Dafs  Felder  der  ersten  ^rt  aoch  »Ureicli  vml 
kommen,  hat  Hr.  Lüaemanu  in  der  Vorrede  z„  sebem  m.l!J" 

b»re.  %vc  c  .es  nirgends  s.ol.t:  A-«*»«^/ 9^.*^^ 'ö^^ 
welche  gar  kerne  Autorität  habenVsrweTig  ^sUSiJS^ 
Ar.-  co/«/,o<a/ori  Hohle:  asser  für  «.äj  denn  jenes  hei&t^Zl 
ge.  Imn.er  steh,  „och:  £,rf/,cA  **M«..^,7"*>wfÄ: 
.mmer  noch:  Ä^>^.  Wen;  ,ad<^/p,o  LZTSTa- 
m/«.,  hcfs,  Ä«>^../i«/,  unter  i«//.  rn!det  .ich  S2 

.^„../fom.  das  etwas  ganz,  ander,  heifst,  perspicäium;  ^ 
n.rsends  steht,  ohne  ein  Zeichen ,   dafs      ^0^^»  «eu«« 
Ze.   ,sl  und  das  in  dieser  Bedeutung  gar  Wn"  W 

nua  hat.    L„,e  sehr  bedeutende  ZM  wfchä  Sre,to^L£S 
,  >vafe  anzubringen  und  zu   wünschen,  trfi«clK«w«S«nSd 
Bothwendiger  als  Zusätze.    Will  «an^Ae^^^3^?L^i2* 

grosse,  t  zu  werden  scheinen,  so  streiche  man  JiJfe  mir  AriikaL  ' 
x«;«/c  rff^  ^Ä/r,/<^  u.  dgl.  alle  BarbarisÄ«,  SolSciiilMm  UndlleC 
Auch  ;aÄ„/a  tiidiculana  ffir  fidWrf  kann  »«rfJl-Tw.  t 

aber  Ici.  B       "  r  ^f""-  ieickreibt  «mAVmS 

torUatt  hin?"'"  ""^  «^^^ 

Bauer  chen.    Er  hat  seit  mehreren  Jahr«  »it  SoigSh  n^lZ 
be  Coiiecunee«  zn  diesem  Wörterbuche  gemwAt,  iS^d  U(U 

«2  ?.  ^  a".^'?-  "^"^  Volfständigkei,  war  er  Mi^  b«bcbt  & 
iFeutscben  gebriuchhche  Wörter  aus  frettd«»  Sprache«  anf.  m» 

W  n2  t'f '  Lateinische  Stylnbuogen  ieyn  .oBf  eJuwi  gieng 
Die  Sinnl  •^T'"  f l-teinisch.De«toche«  Scheller  &nl 
liefern  «1«  «weiten  Theile  n 

kes  nTrh  1  ^  m"''  auchHf.MnemmB  «tfSchfaisK  i«be.W«r* 
Jees  nach  dem  MaMrtd.«  «»er  «1«»«.  Ausdehnw»  UiM,  Att 


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■ 


388  Worterbüclier  von  Bnuer.  Kraft.  Lüncmann. 

Reinheit  des  Lateinischen  Ausdruckes  war  Hr.  Kr.  sehr  bedaclit. 
Uocli  hat  er  niclit  ganz  alles  UnkJassische  verbannt,  oder  als  sol-« 
ches  btnu  iktj    wie  wir  denn  auch  bei  ihm  persp  'n  dlum  j  doch 
mit  dem  Beisätze  f^ewOimlick j  gefunden  haben,  wogegen  Hr.  L. . 
jec.  dazu  setzt.    Die  Stellen  der  Klassiker  genau  zu  citiren,  ver- 
wehrte ihm  der  enne  Raumj  oit  ist  es  indessen  doch  gesche- 
ben,  der  Gewalusniann  aber  fast  immer  wenigstens  namentlich 
angegeben.    Freilich  nahm  er  niclit  nur  das  goldene  Zeitalter, 
sondern  auch  Schriftsteller  aus  dem  silbernen   und  spätere  als 
Ge^vithrsniänner ,  besonders  bei  Artikeln  aus  der  Juris])rudenz, 
Medizin,  Piiilusophie,  Theologie,  Mathematik  und  Physik.  Wo 
er  keine  enlsprecheiide  Uebersctzung  eines  Deutschen  Ausdrucks 
fand,  machte  er  selbst  eine,  meist  mit  Gliick.    Dafs  er  des  griind- 
liciieu  Janas  philologisch  -  crifisches  SchuUe\icon  benutzte,  bil- 
lige» wir  schi ;    wir  hatten  gerne  auch  den  jNoltcniiis  ^enaiuit 
gesehen,  den  ancli  Hr. I>.  unter  den  von  ihm  bennt/.lrn  W dkea 
niciit  nannte.    Selioti    Hr.  Krafts  erster  Theil  entlialt  über  200a 
Artikel,  die  bei  SclicUt  1  und  Dauer  fehlen.    Wir  liaben  von  27 
Wörtern  zwischen  Abänderlich  und  Augensprache  in  der  neuca 
Auflage  von  Bauer  nur  fünf  nachgetragen  gefunden.    Das  er'c 
mspricht  seinem  Zwecke  selir,  und  ver|afst  dea  Suclieudea  eben 
p0  selten,  als  es  ihn  irre  fiilirt. 

3.  Das  vollständigste  und  ausführlichste,  aber  natürlich  auch 
jitts  .kostbarste  dieser  Werke  ist  das  LünemariTi'sche,    Hr.  L.  ist 
schon  durch  etliche  Auflagen   des  Scheller*schen  Handlexicons 
a4s  ein   zu  einem  solchen  Geschäfte  vorzüglich  tüchtiger  Manu 
bekannt  und  hat  in  diesem  ersten  Theile  eines  Werkes,  desglei- 
chen wir  in  diesem  Fache  an  Uniluiig  noch  nicht  haben,  alle 
billigen  Wünsche  gröfsteutheils  beiiitdigt.     Er  hat  sich  seine 
Aufgabe  recht  bestimmt  und  klar  gedacht  und  seine  Grundsätze 
ttlld  Ansichten  in  dei  Vorrede  aas^esprochen.    Diesen  nach^mufs 
ein  Wörterbuch,  das  sich  dem  Ideal  eines  guten  Deutschlateini- 
schen  Lexicons  nähern  soll,  kritisch  seyn,  das  ist  1.  den  ganzen  deut- 
schen Sprachschatz  der  gebildeten  Schriltspraclie  umfassen;  2.  jeder 
K«deutung  jedes  Wortes  muis  der  entsprechende  Lateinische  Aus- 
druck beigesetzt  sejn,  und  wo  mehrere  gegeben  werden,  mufs 
ihr  Unterschied  von  einander  angegeben  seynj  3.  es  darf  nicht  blos 
CüivLiv.  PUii.  den  Wörtern  beigesetzt  werden,  sondern  man  mufs 
die  Stelien  angeben  und  mittheilen,  damit  die  Verbindung  sieht- 
J>Br>  Wird,' in  der  ein  Wort  gebraucht  ist;  4- »"a»  mufs  die  cor-  ' 
rectesten  Ausgaben  der  Classiker  dazu  nehmen;   5.  wo  bei  Ge- 
genstande»  der  Künste  und  Wissenschaften  kein  Ausdruck  bei 
dm  klassischen  Schriftstellern  zu  finden  ist,  müssen  die  am  be- 
sten gesehrtdbenen  Lateinischen  Werke  der  neuern  Zeit  benutzt 
tind  daraus  genovunen  werden |  wa»  analo^cU  ^nd  im  Geiste 


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Wörterbücher  von,  Bauer,  Kraft ,  Lünemano.  389 


der  Rtaer.  ausgedruckt  Ut.   Rr.  L.  liat  das  Gampc^scKe  deutsolie 
Wörterbuch  sum  Grunde  gelegt,  das  War  viel  reicher  als  das 
AdeluDg'sche,  aber  attch|  our  auf  eine  andere  Art  ab  dieses,  ein- 
seitig ist.   Dieser  Einsehigkeit  ist  er  |  wie  Hr.  Kr.  dadurch  be- 
gegnet, dafs  er  eine  grosse  Menge  aus  fremden  Sprachen  ein- 
gewanderter Wörter  aufnahm.'  Fast  jeder  Ansdnick  ist  durch 
«inen  Schriftsteller,  wo  möglich  aus  dem  goldenen  Zeitalter,  be- 
legt, bei  jedem  auf  die  Gattung  der  Schreibart  gesehen,  bei  Wör- 
tern, die  unter  Nro.  5.  geliören^  ist  tat  jedesmal  der  neuere 
Gewährsmann  frenannt.    Hr.  L.  wollte  besonders  auch  die  Phra- 
seologie reicher,  ab  die  bisherigen  Wörtcrbiichcr  geben,  und 
that  es  auch,  immer  .wo  möglich ,  aus  den  besten  Aiten.  Und 
ob  Ihm  gleich-  der  Raum  das  genauere  Gitiren'  meistens  verboL 
so  versichert  er  doch  bestimmt^  idle^  einzelnen  Ausdrfibke  und 
aosfährliche  Stellen  bei  jedem  SchrÜbtcUer  selbst  nachges^en 
in  haben ,  welcher  Versicherung  wir  .nach  genauerer  PrSfting 
mehrerer  Artikel  vollen  Glauben  betzumessen  nicht  Anstand  neb« 
men  können.    Der  vierte  Band  soll  ab  Anhang  enthalten:  allge- 
meine Regeln,  die  Uebcrsetzung  der  Deutschen  Substantive  be- 
treffend, besonders,  derer,  ftir  welche  in  der  Lateinischen  Spra- 
che keine  vorhanden  sind ,  darch  Participia  ^  eine  tJebersicht  und 
Zusammenstellung  der  '^4  Römischen' Winde,  in' YergleichuMg 
mit  den  32  Wmden  der  Neuern;  eine  Uebersicht  der  Hafüpt- 
und  JVebcnfarben;  den  Römuchen  Kalender;  das  einmal  Eins; 
^  die  neuem  Titulaturen  nebst  einigen  andern  wissenswfirdigen 
Gegenständen.    Zum  Schlüsse  giebtHr.  L.  noch  die  neuern  La- 
tinisteii  an',  die  er  bei  seiner  Arbeit  gebraucht  und  zu  Ratlie» 
gezogen  hat.    Es  ist  nicht  zu  verkenucn ,  dafs  dieses  Werk ,  wenn 
es  vollendet  sejmwird,  nicht  etwa  fiir  Schüler,  sondern  für  Ge- 
lehrte, welche  in  irgend  einer  Wissenschaft  sich  der  Lateinischen 
Sprache  bedi^en  wollen  oder  müssen,  einem  bisher  piemals  in 
-diesem  Umfange  und  mit  solcher  Gründlichkeit  behandehcn  Be- 
dürfnisse abhelfen  wird,  und  es^  ist  zu  wünschen,  dafs  demVf/ 
die  erbetenen  Beitrige  gelclirter  Schulmänner  zuHiessen  mögen, 
damit  das  Werk  einer  Vollküinmenheit  näher  gebracht  werde, 
die' für  den  Ernzdnen  kaum  zu  erreichen  ist.    Hrn.  Krafts  Wör- 
/terbuch  mit  seinem  etwas  c-ini^eschränkten  Zweck  wird  neben 
diesem  dennoch  mit  Ehre  bestehen  können  und  wegen  des  wohi- 
feilfn  Prebes  ein  ausgebroitclcs  PublicL'm  finden,  tlas  es  so  sehr 
'▼erdient.    Auch  das  Buuer'sche  ist  jetzt  schon  ziemlich  einpfeh- 
lungswerth,  und  kann  (;s  in  ZuktuilL,   w  enn  iiocii  den  gerügten 
Mangeln  abgeholfen  wird,  noch  juchr  weiden. 

Wir  würden  aber  die  Pflicht  einer  vergleichenden  Anzeige 
nteht  hinlänglich  erfüllt  haben,  wenn  wir  uns  nur  aul  diese  all- 
Hemeinea  AngaLeu  bcschiüukten.    Um  unscru  Lesern  es  möglicU 


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Sgo  Wörterbücher  voa  Bauer,  Kraft,  Lüneipano. 

KUmacheD,  selbsl     wtlieilen ,  ilicilen  wir  erstlich  aus  allen  drei 
Werken  eipei^  knrsen  Arlüel  mit,  fügen  diesem  eine  verglei», 
^nde  Beoflbciluttff  eines  andern  Artikels  bei,  geben  eine  lur- 

vcigleiclwnde  |j«bersichl  der  Wörterzahl  zwischen  z%vei 
$tiinmteii  Artikefai  uqd  fügen  zum  Schlüsse  eine  Anzahl  Wörter 
]>ei»  die  wir  bei  Allen  io  einem  gewiisen  «osgehohenen  Rm^ 
Tem^ssen*  '  .  * 

Bauer.  Kraft.  Luntmann, 

Ahdmchtk^       Abdruck,  der,  i.  die        Abdruck,  der  «.die 
nesBuäiftj  i«  Handlung  d.Abdrackens  Handbmg  d.AbdvuckcDi 
Das  Exemplar  und  Abdrückens,  a.  z.B.  u.  AbdriipkensatdesAb- 
eelbst,  «ap^w^  eines  Bucfa^,  descriptio  druckem ,  impressio,  Cic, 
ji/imuesislntit  Ubiipert^^posjperchalca*  derAbdruck  einerSchriff, 
(?)ein  Abdr«  grufkiam,  per  cfficinam  deserwtio  libii  tjpis;  vor 
fmtäum,  est  irpogn^ki^aih»  a.z.A!br  dem  Abdrucke  desBuclis» 
^  älo  Ubro*  Aruckcn  fertig seyn,//oo-  antequan^  Uber  t/pis  ex- 
sJDaft  Buch  ist  graphi  operam,  präum  WAWW^ÄTjibeimAbdruck 
»um  Abdruck  exsputare^  cetnes  Ge«  desBucb^»  in  Ubro  typ^s 
fertig,  prdum  wehres,  miifsio  tdi^  P^iir.  exseriUndp((üscribendo) 
wpectm^et  0adssiotdi,Ci€,ja€Uute^  das  Bach  ist  zum  A.  fertig» 
nü    imptdU Uj,Curt.\mWe^fivgesirfA^  prdum€x^tatUher;in 
quo  minus  ty^  ren^  explosio^  d.e^netTi^  eo€SSutt;^pisexscribi{de* 
puexfcribatur  gur^kiuin  dnrch  ein  cbs^  scrän)possiij^  f  ^^^^r  i 
Abdrnck  des  sischesSubst«  nicht  gcge-  dräckens,xS,«m«s?te»ls, 

Vaters  ist  der  ben  werden,  trop.  Tom  miSsiQtdi,f^ii'^'^'^^^^ 

Sohn,  pa^m  leBtenAthemzuge  (inder  dnrch  dasAbdmck.  her- 

estimagojvul-  gem.  Sprache) ,  extremus  vorgebrachte, /;7>««^>*^*^*- 

tum patris  re-  pitaehaHtus. Cic, ')  «.Das  expressa  eJJigieSfCis**)^ 

/*rl.Abdruck,  Bild,  a.  z.  B,  in  Wachs,  Abdr.  cinesBueKwW- 

6terbcn,morj.  imago  in  cera  expressa,  plar  t/pis  w^f  ipt^^^^ 

imAbdruck(!)  Plaut,  expressi  cera  vul-  nen  neueq  Abdr*Biacb«i, 

in  ipsa  morte,  tus,  PUn.  H,  N.  b.  eines  repeterclätrum^fAnA^^^ 

ynoribunäus.     Mcnsc'.ien  in  G  vpSjÄomi-  von  einer  Pflanze,  ew« 

nis  imago  gypso  e  Jacic  Miinze,  einem  KuplcrÄ*^ 

•  •  ipsa  expressa.  Flui.  tL  N.  che ;  exanphm^ff^l 

c.im  Gold,  Silber,  simula'  Abdrucke  nuM^en, 

crumexauro,argcnto  ex-  pajacere,  Plii^  ^* 

presjum.Curi.d.yonKvL'  ^.  43.  Jbdruekeod.^ 


•)  MUoh  Cic*  -  Aber  Hr.  Kr.  hätte  mit  dlete«  e^«^« 
eke  sieht  den  gemeintii  md  nicdrieen  Ausdruck  übersetzen  su 
icfl,  der  gar  nicht  in  ein  Wörterbuch  dieser  Art  geh  rt,  und  « 
er,  wie  Hr.  L.  that,  dem  Bi«ef*teheil  LexiooA  aU  cuiea  voizus 
bütti  la^n  feönoen« 


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Wörterbücher  yoq  Bauer ,  Kraft,  Lünemaim«  3gi 

pfcr,  önago  ad  exmplar  steäie,  (Jr.pitrns  vnpri^ 
üanincimm  expressa,  0.  m^^XinderOrjctologie, 
Ton  RucKeriiy  Exemplar  typoUthi^  f.  t.  Auch  un- 
typU meriptum^descrip^  r;igentl.  Abdr.  st  Eben- 
/.4rop.  £b«nbiJd|  ' biTd,i>na^o^Citf.erl8tdeff 
efßgies,  imago^  erenv  Abdbr*  «euics  Vaters,  pa» 
fiar}  umalaerum,  Cje*     trem  s,  vtdttim patris  re^ 

fert,  Ovid^  s,  EbenbÜd* 
3.Die  Uciiie  bewegtidi« 
*  Zunge  tn  den  ScMefage^ 

*  wehren,  an  welcher 

abgedruckt  werden 
ia,  rect  q*  /.  Ahzug, 

Ausserdem  woQen  wir  noctl  unsere  Bemerkungen  lÜber  4en 
Artikel  An  miltheilen«  Hr.  IL  sagt,  wenn  an  stehe,  tan  auf  ei- 
ne gewisse  Zdt  hinsuweisen ,  stehe  im  Lateinischen  m  oder  dstr 
blosse  Ablat.  Darauf  fuhrt  er  gleich  an:  ab  inüaio,  wo  weder^ 
noch  der  blosse  Abi.  sieht  Wenn  es  weiter  heifbt :  wie  hoch 
ist  es  der  Zeit?  qiiota  est  kora,  Hcr^i  nads  da  der  fJnku»- 
dige  nach  der  obigen  Bemerkung  nicht  denken',  qnota  hora  sey 
der  AbL?  Aber  der  Vers  heifst  bei  Hör*  Serm*  II,  6*  44» 
gmms ,  kora  qaota  €sf7  Threx  est  GaUina  S/ropar*  Än  eben 
dem  Orte  h«fst  nicht  blot  eadtm  lod^  wie  allerdings  zweimal 
hei  Sugtön*  steht  ( Aug,  und  CaU^.  53*)  ,  sondern  weit  hiu- 
%er  eadem  heoj  in  eodem  laeo,  ibidem  (ibidem  loci  hei  Plaut» 
Citt,  IL  #.  SS>  hatte  eben  so  gut  dasRedit  dazustehen ,  als  00- 
dem  loci)*  Für  die  Redensart:  es  ist  nicht  an  der  Zeit,  nan 
est  lutjus  temporis,  die  bei  Hr.  L.  fehlt,  die  er  aber  noch  unter 
ZtftV  nachtragen  kann,  hatten  wir  ihfn  gerne  die  überflussige  er- 
lassen r  es  ist  niehts  an  der  Zeit  ^  nimium  bre^e  estjen^ms.  Die* 
aar  Artikel  ist  übrigens  besoaders  reich  an  Redensarten. 

Hr.  Kr.  sagt  unter  andern:  ^wenn  an  so  viel  als  st»  oder 
wghin  ist  (soll  beissen  zu  etwas  AwJ  so  wird  zuweilen  die  Prä- 
position im  Lat  weggelassen,  wenn  sie  schon  durch  den  Casus, 
den  das  Verbum  regiert,  ausgedrückt  wird,  oder  im  Verbo  ae&st 
schön  eine  Präposition'  hat«  Daraus  mdchte  aber  der  Lehrling 
schliemen  aecede  mensam  sey  so  gut,  uUaccede  admensam*  Es 
mulste  also  genauer  bestimmt  und  Beispiele  angegeben  werden. 
Am  Ufer  des  Meeres  heilist  bei  ihm:  praeter  oram  marisj,  Cip. 
abfT.  erstlich  heifst  es  am  Ufer  des  Meeres  Jan,  und  zweitens 
•leht  es  nicht  bei  Cicero,  sondern  bei  Unfius.  4^*' 4^-  Unter ^ 
Nr.  6.  heifst  es  etwas  seltsam:  in.  der  Redensart  an  den  FOssan 
krank  sejm  stehe  an  statt  woran.  Auch  Hr.  Kr»  hat  picht:  es  ist 
m  der  Zeit  oder  a$  ist  mekt  an  der  Ztdtj  wohl  aber:  as  iü 


Wörterbücher  von  Bauer,  Krafl,  Lüneinann. 

KftdU/  an  mar  Sache,  lui&^i  «M»>,wornadi  der  Unkundige  die 
d)ige  Redensart  bei  Hrn.  L*  durcli  iempus  nAäi  est  «bersetzen 
könnte.  Weder  Hr.  L.  noch  Hr.  Kr.  haben  die  Redensart:  an 
einen  sehrmben,    Hr.  L.  hat:  an  etwas  sehreiben  inscribere  eli- 

Suiä,  Daraus  kann  der  Schwade  achlieM^ty  die  mangelnde  Re^ 
eusart  helsse  inserihere  tdiquenu 

*  Bei  Baaer  ist  dieser  Artikel  selir  reich;  aber  auch  hier  steht 
blos  bei  ZSit  die  gemeine  Redensart  es  ist  nichts  an  der  Zeit 
und  es  ist  nichts  am  Tage,  anstatt  der  ohvn  \ou  uns  bei  L.  u. 
Kr.  vermifsten.  Bauer  halte  die  seltsame  Gewohnheit,  sehr  oft 
nach  Allgabe  einer  oder  zweier  Bedeutungen  rei.  /ii  setzen;  z. 
B.  an  etwas  anbauen,  contuniare  j  jüngere  aedijicuim  inuro  rcL 
Wenn  nur  die  guten  Leute,  die  das  Wörterbueh  als  ihr  Orakel 
brauchen  müssen,  wissen  könnten,  was  das  geheimnifsvoUe  rel. 
Ter  birgt ! 

Zwischen  diesem  An  und  dem  Worte  Anblinzeln  haben  wir 
gefunden,  dafs  Hr.  Liinemann  folj;endc  Wörter  hat,  die  sich  bei 
Hrn.  Kraft  nicht  finden,  Anaafsfn ,  Anackern ,  Anäsen  j  Anäzen, 
j4nanasj  Ananaswog^l  j  Anankern  ,  Anarchist ,  Anathmen ,  Anr 
4irCenj  Anatomiekammer  j  Anatomiesaal  j  dsiS  Anbacken ,  sichln' 
bäumen,  Anbannen,  Anbaubar ,  Anbaidich ,  AnbehaUen,  Anbei, 
Anbelfern,  Anbequemen,  ytnhererrt ,  Anhrimswsrth ,  Anhetens^ 
würdic^  ,  Anbetungswerth  ,  Anbeterin  ,  Anbt  lervolk j  Anbinder ,  An- 
bifskraul,  Anblatt,  Anblatten  ,  Anblinken,  Anbimzehu  Alle  die- 
se fehlen  auch  bei  Bauer ifausgcnommen  Ananas,  Anbäumen,  y^o 
aber  steh  vergessen  ist,  Anberegt ,  Anbetenswürdig^  Anbijskraut, 
Anblatt ,  Anblintt'ln J  und  ausser  den  genannten  noch  folgende; 
die  also  (las  iuaft'sche  Wörterbuch  vor  dem  Bauer'schen  vor- 
aus liat :  Anabaptist,  Analyse,  Anatomisch,  Anbefehlung,  das 
Anbeisscn ,  Anbetteln,  In  .demselben  Räume  hat  llr.  Kraft  fol- 
gende, die  bei  Hrn.  Lünemann  fehlen,  Anachoret ,  AnachioniS' 
mus,  Anagramm,  Analecten,  Anapäst,  Anathema,  Anatom, 
Anatomiker,  Anatomirung,  Anberaumting",  Anbeugen;  diese  alle 
fehlen  aueh  im  Baaerschen  Werke,  ausgenommen :  Anatomirung 
und  Anbeugen.  Ausserdem  hat  das  Kraft'sche  Werk  vor  dem 
Bauer'schen  mit  demLiinemann'schcn  die  oben  angegebenen  Wör- 
ter voraus.  Bei  Bauer  aber  stehen  foJgende,  die  sich  bei  Um. 
LüTiemann  nicht  finden:  AntUomitung,  Anbahnen  (das  auch  bei 
Hrn  Kraft  fehlt)  Anbeugen. 

Hieraus  sehen  unsere  Leser  SO  ziemlich  das  Verhältnifs  die- 
ser drei  Werke.  Was  indessen  als  fehlend  angegeben  ist,  ist 
nicht  immer  ein  wirklicher  Mangel.  Wenn  B.  bei  Kraft  An- 
hrtenswerth,  Anbetenswürdig  und  Anbetungswerth  fehlt,  so  sieht 
dies  einem  bedculendea  Fehler  gieidi.  Allein  das  Wort  An- 
betungswürdig, weiche!  er  bat^  macht,  dais  Niemand  jene  deir 


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I 


Wörterbücher  von  Bauer,  K«ft,  Ltoemann.  393 

«angelnden  vermissen  wWL    So       ^a.  w 

Denn  jene  beiae..  stellen  «'kj«,  „^TV*!,?"'  ,^""'"»«». 

sten,  welche  von  Ä.*^!         -^^^^        den  J„ri- 

Hinsicht  i«  d,«r  «Ä*Sr„Ä    k''"!'""-  ^««l« 

.  »or       einen  B.«n  <w<r»W«»  KlJhwMnke  „h! 

urbuch  noch  steht:  ^«i^^TtderLt:^*^;? 

so  gene,  als  noch  mknchen  «ndern  cri  .Ip„  a  ''"» 
A«ik«l  i«  die  CrrSn  uÄcifbr««:'"  ^  *^ 
In  dem  grossen  Deutsch  -  Französischen  W&««A™A. 

,  Wa^erbnche       -^L'rÄ  e"lXrc,i^^Ä'r'"'r 
Jbei  Bauer,  uoc/)  Lei  Kraft    nn^K  I  Wörter,  die  weder 

^e^ieUn.  l^^iJI^^  ÄT""  . 

thea  zu  feUcn  iT  /^""*'''  "^"-'^^  ^V«'ke  ein  Ur- 

de  „nd  auch  dibe  AriX.  We'    zur  V    1'  '" 

»verthloser  Bücher  älmlicte  iJTZl  '•';y"f'«''S"»S  anderer 

n«cl«chreibens  be.W*^  2  X  k 

slt^e  auch  des  besten'^i«*    tT-  •   .  ^""^^  i»» 

<lic>  Lecire  ^Ä  Ä""";'"  .^«"  •«  f'-''«  sich 

«eller  .db«.  -nd'XÄ^r  i  t  '^Zt  v'^''''^ 
dariuste  len  ersDaren  za.kSi»mrnj.V"  !       denken  und 

Men  R«iensor^rrftU«^Td  T"!'*^  ""^ 

driicke  auch  JantZlw;         i   f    "  «'»Auswahl  dcrAus- 

'»J'«.,  d«,         Z*itgc»ouea  den  ^Jen  des  naCe„. 


C. 


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39^       Sallustii  Cat.  et  Jug.  ed«  MiiUer« 

III  Vhrwna  tfammarmia.   MDCCCXXL  xrt  und  4o4  S* 

Wir  wollen  Sicht  fragen,  ob  ein  Sdiriftttdler^  toq  dem  mx 
der  Erfiodi^ng  der  fiuclidrackeckuost  sdion  über  900' Aus^iaben 
crschieBeu  sind,  der  auch  in  der  neuesten  Zeit  nichts  weniger 
als  vemacbliissigt  wurde ,  jetzt  schon  wieder  eine  nene  Aosgabe 
bedurfte,  sondern  nur,  00  die  neue  Ausgabe  etwas  Bedeuten- 
des leistet,  oder  wenigstens  einem  Bedürfnisse  abtiilft.    Dafs  et- 
%vas  sehr  bedcuteude«  mit  dieser  Aus<2;abe  für  Kritik  oder  Inter- 
]M(latlon  geleistet  scj,  was  bisher  niclit  geleistet  worden  wäre, 
behauptet  der  Herausgeber  wohl  seihst  »licht.    Dafs  sie  aber  dem 
Bedürfnisse  derjenigen  ablielfc,  die  ohne  in  das  Einzelne  der  Kri- 
tik und  der  grammatischen   und   historischen   Interpretation  lief 
eiugetien  zu  wollen,    den  SchriitsloHcr  fiir  sich  zu  lesen  wiin- 
schen,  ohne  auf  alkuviele  Scliwlerigkriten   l\x  stcf^sen,  die  den 
nicht  sehr  Geübten  oft  zui  iicksehrecken ,  das  gestehen  wir  gerne 
zu.     Wir  landen   im  Allgemeinen  den  Text  sehr  gut,  die  Er- 
klärungen meistens  richtig;  nur  mag  sieh  der  Herausgeber  manch- 
mal sehr  sehvvache  Leser  gedacht  hal>en ,  die  lieber  df?u 
S^ius  gar  niclit  zur  Hand  nehmen  sollten.    Wenn  man  d  la  M- 
neUiiis  virtus  dui  ch  praestantia  j  fiuncrcrc  durch  sibi  ac(jüircre, 
inerlia  durch  i^tuwia  (und  so  könnten  wir  Hunderte  von  liei- 
spielen  aufzahlen)  erklären  niu^^K,  für  den  hat,  glauben  wir,  Sal- 
lustius  nicht  geschrieben.     Halle  der  Herausgeber  dergleichen 
Dinge  weggelassen,  und  der  Verleger  den  Druck  der  ISolen  et- 
was ökononilscljer  eingerichtet,  so  könnte  das  ßuch  um  ein  Dn- 
tel  kleiner  und  etwas  wohlfeiler  sevn.    Dafs  Hr.  M.  sich  schon 
lauge  und  mit  Liebe  mit    sciiK'm  i^chriftsteller  beschäftigt,  sieht 
man  daraus,  da  s  er  sclion  1817  Schrift  unter  dem  Titel; 

C.  SalUistiits  Cnspus,  oder  Uistonscli  Zerit üche  Unlersucliung  der 
Nachriclilen  von  seinem  Leben der  tJrllieiLe  Uber  seine  Sc/iri/len 
und  der  Erklärung  derselben^  9on  O.  M'  Müller,  ZüUichau 
lierausg^eben  hat,  die  audi  in  diesen  Jahrbüchern  (iBi;  INr* 
)  angezeigt  wurde.  Jene  Schrift  hat  eine  GegenschriJt  ver- 
anlafsl  unter  dem  Titel:  Zur  Beiirthcüung  des  C*  SailuJ/nis  Cn- 
sjms  $^on  I.  kV.  LöbelL  Breslau  4848 ,  wo  Aer  von  Hrn.  M. 
gegen  alte  Verunplimpfongen  seines  Charakters  in  Schutz  gcDom- 
uM-f^o  Sallustius  mit  noch  stärkern  Gründen  wiedei-  neu  ange- 
gjilCeo  wird.  Hr.  M.  hat  in  seiner  Vorrede  zu  dieser  Ausgehe 
auch  nicht  ein  AVort  über  diesen  Streit  gesprochen,  entweiler 
weil  ihn  die  Schrift  seines  Gegners  auf  eine  andere  Leberzeu- 
gung brachte,  oder  die  vermittelnde  Anzeige  der  Lübcü'sche» 
Schrift  in  diesen  Jahrbüchern  (idiQ  März;  beruhete. 

Doch  wifichrat  zum  vorliegenden  Boche  soruck  und  thei- 


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Saliustii  CaU  et  Jug.  ed.  MuUer«  .  3g3 


len  Bcmcrkanf^en  iiher  emige  Stellen  mit,  die  uns  bei  der  DiircH* 
sieht  dieser  neuen  Ausgabe  aufgefallen  sind«    Zuvörderst  hatten 
wir  gerne  gesellen,  dafs  Hr.  M.  die  Bemerkungen  Anderer  durcb 
irgend  ein  Zeichen  von  denseinigeo  unterschledeu  halte,  datnii  aian 
^viifste,  welche  kritische  Verbesserungen  ihm,  und  welche  seinen 
Vorgängern  (die  er  S.  VIII  f.  der  Vorrede  nennt,  unter  denen 
«ber  einige  bedeutende,  z.  B.  Wasse,  J.  F*  (ironav,  fehlen) 
geboren,  welches  er  nur  im  Falle  cijier  von  jenen  abweichenden 
Ansicht  that«     In  dem  Leben  des  Sallustius  S.  XII  zu  Not.  5« 
scheinen  uns  die  Gründe  gegen  die  Aecblbeit  der  dem  Sali  zu** 
geschriebenen  Briefe  stärker,  als  die  za  ihrer  Vertbeidigung  vor» 
gebrachten.  —  Cap.  I.  (CatiL)  S*  2.^^^  dktwaviiam  sitentio/te 
iranseant  citirtc  Stelle  des  Sencca  in  B^tiebung  auf  die  Conr 
struction'mcbt«    S«  3  sollte  nach  imperio  ein  Comma  sieben»  G» 
Ii.  Igttur  initio  ngeSm    Nicht  nur  Sallustius  und  Livius  fangen 
Sat<.e  mit  igüur  an,  und  6gt  Zweifei  Quintitians  (Inst*  Gr.  I* 
,5«  490>       diefs  nicht  gar  ein  Soidcismus  sej,  konnte  ja  durch 
unzweifelhafte  Stellen  de^  Ciocro  wideriegl  werden.  .Z.  B.  Gr, 
in  Rull«  II.  37«  7a.  JgUur  petumam  anmem  deccmviri  tene^ 
buni^g  Ojr*  de  pr^v*  cans,  4*  9'  Jgitur  in  Sjrrt'a  —  ruAU  t^ud 
actum  9SU  An  unserer  Steito  wUl  S»  mit  dem  Igiiur  sagen; 
doch-wn  unserm  Zw€ckc  näher  zu  kommen»   Und  mit  einem  sol- 
chen ^iVftr  nehmen  die  besten  Scbrii'tsteller  oft  den  unter1)ro- 
ebenen  Faden  der  Rede  nvieder  auf.   S.  die  Beispiele  bei  Ger-» 
Här  im  T/iesaur^LnL.T.lh^  9d3*    S.  6«  Sl^i  Hr.  M.,  Sallustius 
nenne  den  Cyrus  wohl  deswegei^  weil  er  die  frühem  Erobe-  * 
rer  an  Geist  übertroffen  habe;  sonst  hatte  er  ancb  frühere  nen^ 
nen  können«    Wir  denken,.  Sali,  nannte  keinen  der  frühem^ 
weil  erst  mit  jCjrus  die  zuverlässigere  Gesfchichte  beginnt.  — * 
L.  III»  warum  soll  denn  Juctu  dictis  txatqtiare  blos  heissen :  ita 
narrare  ne  ü»t  mafora  aut  meä'ora  videantur-?  gehört  nicht  \ 
auch  daau  ne  miiiora  videantur?  —  L.  VlI.  Wenn  Salk  Sjigt:  i 
Labaris  Ofi  belli  fotief»  und  VeUejus  Pai.  JL  34*  armornm  Ißr 
borumque  patimtissuni ;  mufs  denn  das  gerade  eine  Nachahmung 
des  SaUustitts  seyn^  nnd  konnte  dieser  so  natürliche  Ausdruck  ' 
^icht  Jedem  einfallen  ?  Wir  wissen  wohl^  dafs  Ruhnken  ad  V^U^m, 
L  c.  diese  Steile  des  Sali,  vergleiclit:  und  vergleichen  mag  man 
beide  immerbio.   Aber  es  ist  eine  Eigenheit  vieler  Erklärer  der 
Alten,  jedem  Spätem^  der  etwas  sagt^  wie  eui  Früherer,  dieCs 
immer  als  Nachahmung*  aufeurecbnen.  -—         VUL  Wenn  Hr»  « 
M.  sagt,  die  aptimi  script^res  bissen  »uweilcn  mngis  vor  qttani. 
weg,  so  hätte  er  noch  hinzu  setzen  sollen,.  da£s  die  alierbcstea 
Schriftsteller  (z.B.  Cicero)  es  doch  nicht  tliun,  und  dafs  es  ein 
Gräcismus  ist.    Ausser  den  von  Corte  citirten  Stellen  ist  beson- 
ders nachzusehen  «/•  Gerh,  Vouiim  dt  Artß  Gramm,  und  zwax 


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396       Sallusdi  Cat,  et  Jug.  ed.  Müller. 

in  dem  Bache      ConstriiCtione  c.      XL      si35.  —  Cap.  XI 
ist  Dicht  ^CQQf  I  anzugeben y  dafs propiut  Pirtutem  rechl  ist,  statt 
propius  virtah\  sondern  es  soUte  auch  der  Grund  angegeben 
•ejn,  der'  in  der  G>nstruction  von  prope  liegt.   Ebd.  S.  35 
citiii  Hr.  M.  das  neunte  Bach  des  Thucjrdides,  wo  er  vermutb- 
lieh  an  etwas  Anderes  dachte,  ^e^n  die  Stelle  steht  J>eim  Ik^ 
rodotus,  —  Cap.  XIII.  mochten  wir  aas  den  von  Corte  ange- 
gebenen Gründen  mana  consfrueia  dem  marüt  eonstrata  vor- 
.  »eben,  besonders  da  auch  unten  Cap«>  XX.  iVi  exstruendo  mm 
^  eteht  — ■  Cap«  i5  citirt  Hi\  M.  eine  Or«  Cic,  contra  ^t,  ht 
Xr.  Catiiinam ,  ohne  Angabe ,  dafs  diefs  aus  einem  Fragment  ser, 
welches  in  einigen  Ausgaben  blos  iibersclirieben  ist:  in  Com-' 
petitores ,  bei  Eniesti :  in  tog^a  Candida  p.  4  4*^6  ed,  min»  In 
dieser  Stelle  sieht,  wahrsclieiulich  durch  einen  Druckfehler,  de- 
ren wir  übrigens  nicht  viele  geriinden   haben:   non  esset  locus 
tarn  sanctus ,  quod  non  advcntiis  tuus  ~  crimen  aßcrrct^  für  qtto» 
Ca{).  XV  f.  i^isi  considatuni  pctundi  magna  spe.s.    Hier  siiqt  Hr. 
M.  Lrsiims  habe  pciimdi  ausstreichen  wollen.    Richtig;.    Ab(M' er 
ivollte  auch  consulatus  schreiben.    Cap.  XX.  su^t  drr  Hciaus- 
geber  zu :   res  pabUca  in  paucorum.  polenliam  jus  aiqite  dilio- 
iiem  concessit ,  l'olgendrs  :  pfurimi  libri  scripti  habent  polcutuun, 
quod  tantjuam  glosseina  delcveriuU  editores.    Dieis  sieht  iius,  aJs 
ob  die  Jlerausgeber  potentiiun  fiir  eiue  (Wossc  von  potentinni 
genommen  hätten.    Sie  iiaben  aber  potrntiuni  für  eine  Glosse  von 
paucorum  und  potentiam  für  eine  Glosse  von  jus  atque  dUioncm 
genommen,  und  /war  mit  Kc^ht.     Auch  Corte  hat  blos  tn  fxm- 
coru/n  JUS  at(pie  diliotiein.    VLv  beweilst  iwar  blos,  ^vie  ulxr- 
Hüssi^^  polentiumj  die  Lesart  last  aller  Handschrilten  sey.  Abrr 
potentiam  ist,  neben  /us  alqu£  ditionem ,    unscrm  Gctniile  nacii, 
iiielit  wenij5ur  <  iiJ bchrlich.  —  Kbd.  lafstHr.  M.  zwischen  Mobiles 

♦  und  igriobdcs  <^^is  at(pic  we^^,  weiches  alle  Handschriften,  bis  auf 
eine  bei  ilavercamp,  haben,  und  sagt:  sensus  est:  tanquain 
nobdis  et  ifulgus  contemti  sunius.    Wir  stimmen  dieser  Aendej  uiii: 
volikummen  bei.  —  Docli  wir  brechen  ab,  und  erklaren,  tb'ist 

•  ob  uns  gleich  Hrn.  Ms.  Ausgabe  des  Cicero  de  Qratore  (^veicher 
nur  ein  Hegisler  mängcii ;  der  Sali.  Iiat  doch  einen  Index,  nomni. 
proprr.)  weit  vor7.ügiicher ,  als  diese  von  Sallustius,  ersclienit, 
wir  doch  ül)er/cugt  sind,  dafs  er  mit  Hecht  die  Vorrede  zu  dieser 
Ausgabe  aul  folpjende  Weise  (welches  zugleich  eine  Probe  seines 
LaieijiischcM  Sijis  seyn  ma^j;)  ^schlössen  habe:  Est  autem,  qtiod 
certissime  spetctn  .  ea,  quae  non  tdiunde  petita ,  $ed  tnea  sunt^  quO' 
rum  non  pauca  iiweniesp  hitjtu  scr^toris  interpretationem  houd 
parum  aäiectiua  eise* 

Mr. 


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Ausonius)  Muistlla  von  Trofs. 


3Ö7 


Des  D.  M.  AcsONiüS  Mosellj,  mit  'verbessertem  Texte,  rne fri- 
scher Ubersetzung,  erklärenden  j4nmcrkün*^en  (Seile  f^()/j(S 
4  g4 )f  und  historisch  -  ^rco^rnjJhisehrn  Jlhhandlunfien  j  i'on 
LuDiß'/G  TrosSj  Conrector  am  (^ymnasio  zu  Hamm  in  der 
Grafschaft  Mark,  und  der  lateinischen  Gesellschaft  zu  Jena 
EhrcntnitgUed.  Hamm,  SehrJtz  uud  If^'unäeraui^i^  4SSi4-  8* 
XXFI  und  H4S  S.    (iÜthl.  Sggr.J 

Die  AiLeit  eines  gelehrten  Mose  IIa  ncrs,  die  sich  durch  Sach- 
unJ  Spracbkunde,  Ltsontlcis  al)CT  durch  gute  Geschichtskeniil- 
nlsse  auszeiclinet ,  und  von  einer  Gesammlausgabe  des  Ausonius, 
deren  Vorlauferln  sie  ist»  keine  geringen  Hoffnungen  erregt.  Ein 
schon  fn'iher  gegebenes  Specimen  des  Verfs.  haben  wir  nicht  ge- 
sehn, und  hcschränkef)  daher  unsere  Anzeige  auf  das  -cnwar- 
ffge  Werk,  das,  im  Allgemeinen  betrachtet,  um  so  schatzbarer 
ist,  je  weniger  diese  Stlniitstcller  des  spätem  Alterthums  berück- 
sichtiget zu  werden  pilegen,  den  Anwohnern  der  Mosel  aber  als 
ein  Deokmai  reiner  Vaterlandsliebe  doppelt  »ilikummen  sejo 
mufs.  < 

Die  geschichtlichen  Abhandlungen,  worin  sich  manches  Neue 
findet,  betreffen  i)  die  im  Anfang  der  ßfosclla  erwährite  Nie- 
derlage der  Gallier,  walirscheiniich  der  Trierer  unter  Tutor  im 
Jahr  Christi  71.,  wovon  Tiicitus  Hist.  4,  Jt*«  spricht;  2)  den 
Ort  Tabeinae  Vers  8.,  den  Hr.  Trofs  iWr  Belginuni  auf  der  Peu- 
tingerischen  Tafel,  i6'/y  Stunden  von  Mainz  über  Bingen  und 
Doussen  C DuninissusJ,  hältj  3)  die  verschiedenen,  zur  Römerzeit 
mulhmafilich  am  Moselstrom  gelegenen  Ortschaften  (Hr.  T.  kennt 
sie  alle  durch  den  Augenschein J;  *)  endlich  4)  die  Allemanncn- 
schlacht,  die  Valentinian  im  J.  368.  nach  vielem  Blutvergiesscn 
gcNvann,  wie  man  aus  der,  von  Hrn.  T.  übersetzten,  Krzählung 
des  gleichzeitigen  Ammianus  Marcellinus,  XXVII,  lo.)  ersteht. 
Diese  Abhandlungen,  sowohl  als  die  dem  Text  und  der  Ueber- 
setzung  untergesetzten  Noten,  sind  in  einem  klaren  Styi  geschri&- 
ben,  der  natürliche  Annuith  hat  ("verba ,  mit  Horaz  zu  reden, 
pr  OVIS  am  rem  non  invita  sequentia),  und  nur  zuweilen  durch 
Weitschweifigkeit,  Vernachlässigung  und  überhaupt  durch  einen 
Mangel  an  Bildung  misfallt,  welchen  der  talentvolle  und,  wie  es 
scheint,  noch  junge  Verf.  durch  fortgesetztes  Feilen  gewlfs  hin- 
wegschaflfen  wird.  Auch  einiges  Flache,  wie  z.  B.  S.  ö4.  diese 
Anmerkung:  y>Decoramen  kommt  nur  bei  spätem  Schriftstellern» 
ttud  zYi'Ai  selten  I  vor.   Auson  tmd  SUius  schemm  es  beide  tutr 


*)  Dafs  die  Zeichen  an  der  Porta  nigra  ganz  bedeiitangslos 
Seyen,  wie  S.  229.  getagt  wird,  möcliteji  vrir  nicht  behaupten«. 


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SgS  Ausoiüus  Mosella  von  Trofs. 

des  Versmaafses  wegen  c^rhraucht  zu  haben  ;^  die  liSuGgslen  Ans- 
Me  auf  die,  .freilich  oft  schwaclun,  Vorgäugci  i  die  unbescl.ei- 
aenc  Acusscruiig  über  Wcrnsiloif  S.  174,  nu*!  a.  ni.,  ;  wun- 
selien  wir  in  einer  etwanigcn  neue»  Authge  getilgt ,  oder  mit 
Gesohmack  geändert;  die  deulsclic  Uebersuizung  aber  ganz  uin- 
Kcarbeilet,  da  sie  »i  wenig  Studium  der  Muster  in  diesem  tachc 
verrat»«,  und  im  Gomsu  auf  ein^r  i.icl.i  viel  liohern  Stu^e  steht, 
als  die  Hexaweler  jenes  Schusters  im  ünÄeriscbcu  Ai  a.  Bei  der 
Gesammtausißibe  möchte  sie  sogar  besser  ganz  wegbleiben,  theils 
aus  dem  Grunde,  weü  sie  aufTteinen  Fall  vollständig  seyn  kannj 
(denn  wer  kann,  wer  will,  die  Sprachspielei cien,  die  Obscom- 
tätet,,  das  Viele  Gehaltlose,  LangweUige,  oder  blos  Persönliche, 
der  ausonischen  Werke  und  Wcrklein  in  Versen  wie  m  Pro« 
til)(i setzen?)  theils  auch  deshalb,  weü  die  Aufgabe  wegen  det 
jMaunigtaltlgkmt  der  hier  gebrauchten  Sylbenmaafse  nidas  w«f 

«rer  als  leleht  ist.  —  «     .  ,  .     1    <  1  * 

'  ^     Was  die  Hillfsmittel  betrifft,  die  .bei  dieser  Arbeit  gebraucht 
wurden,   so  erhielt  Hr.  T.  (freUick  etWflS  tu  spät)  durch  d,e 
tineigenniilzlge  Gelalligkeil  dcr  Herrn  Dömg«  und  Mone,  Pro- 
fessoren zu  Heidelberg,  Variaulea  einer  Handschrift  (Wro.  009.; 
der  St.  G  aller  Bibliothek  aus  dem  xchnten  Jahrhundctt,  midJ>c- 
nutzte  ausserdem  die  besten  Ausgaben,  unter  anderen  die  von 
Ugolctus,  Venedig,  i5o<),  .4.,  von  R.  Crocus,  Lipzk, 
von  Aldus,  i5i7,  von  Vah  nt.  Curio,  Basel,  *^5a3,  .8j  ton  beb. 
Grvphius,  Lion,  454<),  i-'-i  sowie  dem  belesenen  »».'»«j/'^, 
«ichls  entging,  >vas  siel,  in  Cannegieters  ObservotU  ^^^^ 
X.  tonu  II.  p.  ^öu.  seqq.  Jmstcrd.  4y3g,  S.,  J*  f- 
Obscn'ationes,  Kasper  Barths,  von  Tollius  ohne  Grmidtmchnwn- 
ten,  ]Sote,i,  und  andern  Schriften  dieser  Art,  auch  ift  AMSgÄöeji 
(besonders  holländischen)  anderer  Autoren,  '^-weckmMsWg« 
Oeschlchiliche  (Quellen  woren  Brower  uixj  Masenius  f-^Wf»' 
Trevircucs ) ,  Wonihdms  Prodromus  und  Historta  dfUmiati^ 
Wvlienbnchs  Trierische  Geschichte,  ■  Hetzrodts  ^^^^.J^,J^ 
ancicns  Trevirois ,  Trier,  1809,  Quednow  u.     i /^*'*'^f";!! 
bot  ältere  und  neuere  Zelt,  darunter  Blochs  kostbares  W«.  wii 
den  Fischen.  Kurz!  wohl  au5g«rnstet  ging  Hr.  T.  ttl  r" 
beit,  und  der  Erfolg  rnui^e  im  Gaiiien  der  seyn,  den  <» 
bezeichneten.  .  Rfiftlff 

Um  unseren  Lesern  wenigstens  einen  «^W«""*?" 
davon  zu  geben,  d.ircl. mustern  wir  jetzt  das  Buch,  besta  g^^ 
widerlegen,   erklar<:n,  helfen  besonders,  nach  Kräften,  ^ 
dies  dem  Hexausgeber  nicht  geluMgea  zu  sejn  scheinti  WM 

Z.  B.  Abkürzungen  wie  Auson ,  Theodos* 


\ 

^    Ansomim  Mos^  yon  Tro&i  Sgo^^ 

Aera  redlichen  Eifer  in  einem  stellen-weis  schweren  und  vcrdclv» 

beiien  Schriftsteller  iii  keiner  öcliande  gereicht* 

Gleich  im  i.  Verse  hätten  wir  Scaligeis  tumine  nicht  "wie" 
derliolt.  Cclerem  fliimine  für  celeriier  ßuentem  hat  nichts  Anstös- 
■iges;  noch  weni'^er  vehuloso ^  da,  wie  Hr.  T,  jselber  bemerkt| 
Ausonius  im  HeiLst  reiste.  Das  wchmiillilge  nebulosum  lumen 
im  Cupicio  cruci  nffixus  Seite  91.  der  kleinen  Amsterdammer 
Auspfabe  vora  »Uilir  mag  dem  guten  Joseph  vorgeschwebt 

liaben;  allein  es  qeijört  durcliaas  nicht  hierher.  Dagegen  ist 
V.  2.  f^inco  (Bingen,  für  \'ico ),  gut  vcrtheidigt.  Allerdings  deu- 
tet wohl  darauf  aucli  Ugolels  muro  hin.  V.  29.  bedarf  es  der 
Gronovischcn  Vendeiung /^o//.*  niclit,  soviel  Ileiausgcbcr  sie  auch 
annehmen,  llr.  T.  meint,  die  \ üi hergehenden  Worte  iia\'igerj 
.pj'onuSj  unitatc  j  crfojdeni  j>ofis.  Als  ol)  Einförmigkeit  an  sich 
s<;hön  wäre,  und  die  Rede  niclit  ^  ielmelir  besser  an  ein  veibuni 
ßnitum  C potes J  sich  anschlösse,  «las  die  vielen  Adjccliva  und 
Participia  in  Handlung  setzt.  Auch  V.  32.  stuinut  Gronovs  mfl- 
nnmine  nicht  so  gar  treffend,  nocii  muninniiC  so  unverständlich. 
ISii^üo  refliLus  miiwinine  poiitus  ist  das  Meer,  das  au  dem.  doppel- 
wcgigen  (doppelten  )  vV:ille  (den  zwei  KrJi: .ilflen)  auf  -  und 
abilieist.  Von  der  alten  Zvm'thcilung  der  Eide  sehe  man  So^ 
phocL  Tiarh.  -ioof  }  arro  de  JAngii.  tat.  4>^*  Sallust,  Jag.  4Jß 
♦Bredows  Ilaiiilliurh  der  allen  Gesch.  4«  Aull.  S.  8.  —  V.  35. 
ist  Hrn.  T.'s  spir  ajit  e  (für  spertuilc)  nicht  zu  bezwelfclnj 
auch  hat  es  die  St.  Galler  Abschrift.  A!)er  was  heifst  raju'dos 
rcparare  mtatus?  Unmöglich:  einen  rcucltcrii  Lauf  ah  den  ge* 
wöludichr.n  annehmen.  Rcparare  gehört  nicht  hicrlier,  und  die 
Varianten  propcrare  (jener  Handschrift),  remearc  (Ugolets),  deu- 
ten aut  ein  anderes  seltnes  Wort,  repcdarc ,  dessen  Glossem 
reincarc  ist.  Spatere  J^chriitstcUer  schmiickcji  sich  gern  mit  Blüm- 
chen des  Alterthums.  *)  So  hier  Ausonius,  der  durch  die  Worte 
Non  spir  ante  i>ado  rapidos  repedarc  meatus  Cogeris  jene  Hin- 
derung eines  ruhigen  Stiünilaules  bczeicJinct,  die  durch  das  Ein-  • 
fallen  eines  mächtigeren  Wassers,  vornehmlich  des  Meers  zur 
Flut- Zeit,  verursacht  wird.  Mela  sagt  3,  1.,  wo  er  Ebbe  und 
Elut  beschreibt :  tanta  t  z  jsempcr  immi'ssum  (pelagus J ,  ut  \>ast(t 
ttiam  fhunina  rctroagat.  Vgl.  4^3. —  V.  3G.  EoLSiantcs  me^ 
dio  non  acquore  tcrras  Jnterceptiis  habes :  justi  ne  demat  hono- 
rem iXorni/iiSj  cxclusuni  si  dividat  insula  ßunien.  Das  heifst ;  di| 
wirst  nicht  durch  hervorragendes  Land  so  ^äuziich  abgcschnittenf 

So  hat  A]D|soniiis  gtn?e  Verse  aus  Plautiit,  z.B.  im  Cbiloa  t* 

2.,  tjcbrauvi  t  öfters  dessen  und  der  Aeltcrn  Freiheiten  im  Bau 
der  Jamben  und  Xiofibueu,  hat  l^^o  btateo  lan|;  im  TiiaUs 


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t 


Aoo  Ausonius  Mosdb  Ton  Troft. 

dafs  du  den  Namen  Flujs  elubiissesl ,  und  ein  See  wirst«  Wi* 
kann  honorem  justi  nommis  auf  insida  geiien?  und  yi'M  heifst 
Folgendes: 

iVocÄ  hast  mitten  im  Strom  du  je  ^vorragendes  Erdreich, 
DaS"  dich  hemmte;  damit ,  wenn  ivo  eine  Insel,  fiten  Ff ufs  dir 
'    Mngend,  dich  t heilt*,  ihr  doch  des  Namens  Ehre  veihleihe? 

V,  39.  ist  sortite  rechte  und  V.  ^2;,  geliÜrt  .nur  ein  Komma  hin- 
ter nautjBus:  denn  der  Satz  geht  in  Einem  fort  bi^  meatus,  wie 
GauJiegieter  sähe. —  V.  43.  Allerdings  tuo  mit  Christ,  welches 
seinen  Phit%  im  Texte  verdient  hätte. —  V.S«.  ist  dieConstniCr 
tipn  vhi  non  tuxuriatur  cura  nejjotuni  etc,  sehr  hart.  Man  .  setze 
ein  Komma  hinter  n/im,  und  wiederhole  hierbei  mirahorß.  so  ist 
Alles  klar  und  lei|:ht.^  ¥.57.  hat  wiederum  Cannegieter  recht 
gefühlt:  utque  aimus  aperto  Pänditur  intuita  tiquidis  ohtw 
^  tibus  oer  ist  u^ertraglidi»  Wir  lesen  liguidts  obtentibus, 
quef actis  mibibus  obtentis,  Obtentus  ^nubium  sagt  der  aUerc.  PU«<  - 
nii^;  Andere  sagen  Aehhliclies  genug.  ^ —  V.Sg.  kann  tturanie  visu 
nidit  Wissen  visu  continu^  in  unum  eundemque  locum  defiso*, 
Wernsdorf  und  schon  Andere  vor  ihm  erklären'  richtig:  vis» 
pertingente,  seu  penetrante,—  V.  68*  hat  Toia  keinen  Sinn» 
Wahrscheinlich:    et  viridem  destinguit  glarea  musimm  Tort  tu 
Das  herabstürzende  QueHvirasser  beWegt  die  Kiesel,  über  die  es  ^ 
hinströmt.  Ueber.  die  Verwecbseluiig  dieser  Worter  sehe  man 
den  Verf.  selbst  in  der  Note  zii  368.  —  V.95.  ist  das  Asynde- 
ton unwirksam.    Wir  mutbmassen:  Tu  meltor  pejore  aevo,  cui 
C&iT  tibi)  contigit  uni  Spiranttm  ex  numero  non  älaudata  ser 
nectus,  —  Vi  io8.  Richtig  Uuta  MoseÜae  ßuminä  fu^  Iftta  mit  ^ 
Hrn.  T.  Ein  häufiger  Fehler. —  V.iii.  tfuoe  mit  Toflius.  Das 
qua  ^er  alten  Ausgaben,  taugt  nichts. —  V.  139.  fvom  säuruSß 
welchen  der  Herausgeber  für  den  Welz,  sätaiis  glanis  Lmn. 
pVailerfisch : '  m.  's.  Mullers  j^atursjstem  4  Th..  S.  290.],  hält). 
Longi  vis  corporis  agnuAa  soivis,  Aut  brevibui  d^ensa  vadis, 
autßtminis  uhis  Dejensa  kann  nicht  das  Wahre,  sejn.  Yer* 
nittthiich  deßtsscu —  V.  {87*  Besser  tegantür  mit  den  .Aeltern* 
Secreta  et  rivis  sjus  eommissa  rev^entiä  hat  etwas  Einförmiges 
und.  Mattes.—  T«i99*  Cqi^f^J  umbranim  etmfinkL  cmuerU  mnnis 
beifst;  wo  die  Abeudschatten  der  Welleh  und  der  Uferhngd 
sich  im  Flusse  vermischen;  wo  das  hiueiuspicgelnde  Schattenbild 
der  naben  Hügel  mit  dem  Dunkel  des  Stroms  zusammenfliefst. 
Y.aio6..  Das  alte  Dum  spectat  (aliqiäs)  ist  redii. 

IDtfiBttcUidiJelKf,) 


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Heidelberger  1822* 

Jahrbücher  der  Literatur. 

* 

\      Ausonius  Moseila  ¥on  Trofs. 

DaDn  aber  mit  ToUius  inmsfre  (für  transit )  dies.  Das  gewShnliclie 
et  vi»r  sua  ist  ohne  Autorität«-^  V.2  fl5.  jgefallt  Gronovs  M/iaea  besser . 
als  das  unanaloge,  zweideutige  und  wahrsdieiaHch  sogar  vers- 
widrige, Mjrlasena,  —  V* a 3 1 .  SpeeuU  late  eaplorantis?  Viel* 
leicht  exsplcHäeniis,  Ugolet  hat  ej^^eclon^tri  ^gleichsam  des  weit 
umsehmiinden  Spicgds,  Poetisch  geoug,  und  wenigstens  erklar«» 
bar. —  y.  a35.  Aut  fixas  praet&UtU  acus.  Vielleicht  fietas, 
wie  Qscida  Hon  re ferenda,  da  von  dem  Spiegelbdde  die 
Rede  ist—'  V.a84»  tnstanth  imnunenie*  Vergl.'  3a4«—  V.  a85« 
Die  Worte  et  altemas  eomunt  praetoria  mos  stimmen  nicht  «um 
Voibergehenden*  Ugolet  bietet  eomit*  Wahrscheinlich  also:  et 
alternae  eomit  praet.  ripae, — <V.346*  Exunia  (fnresiUaJ  palst 
lücht  znm  *  SylbenmaaTse. —  V.374«  Ambkus,  autpioles,  Ehrgeiz, 
oder  (^wirkliche)  Grösse;  nicht  ^Kraft  und  Masse.« —  V.  378.  fi: 
Man  schreib^  und  inteipuiigire  so:  Pulsa,  ofo,  facessat  Ini^idid 
et  Latiae  Nemesis  non  eognita  linguae:  (nam)  Imperü  sedem 
Jlomae  tenuere  parentes.  Der  Grund ,  warum  Rom  Trier  nicht ' 
beneiden  soll,  ist  der,  weil  die  Väter  ja  doch  in  Rom  f nicht 
in  Trier)  den  Sitzr  des  Reiches  aufrichteten,  oder  vom  Schick- 
sal dort  erlangten.  Romae  tenuere  nach  dem  St.  Gallcr  codes 
.OgoL  Aid.  Das  Asyndeton  liebt' auch  dieser  Schriftsteller. 

Soviel  hiervon.'  Am  Schlubse  Lcmeikcn  wir  noch,  zur  Ehre 
der  Verleger,  den  schönen  grossen  üiuck,  welcher  das  Wt^rk 
auszeichnet.  Möcliten  nur  nicht  so  viele  Druckfehler  es  entstel- 
len, wie  z.  B.  sine  (ur  fine.  V.  270.  u.  S.  g^-  buntbemultc  Dick'- 
ter  statt  Dächer j  was  einer  Schelmerei  des  Setzers  ähnlich  sieht : 
denn  den  Corrector  ziehen  wir  nicht  in  Verdaclit,  weil  dieser 
ohne  Zweifei  Hr.  T.  selber  war.  Wir  warnen  bei  cllcser  Ge- 
legenheit alle  Verleger  vor  den  Selbstcoxrecturea  der  Schxifi- 
^teiier.  F. 

*  ■ 

» 


s 

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4od  Euripidis  tragoed  cd.  Schutz* 


Euripiäis  Tr^tgoedia  Phoenissae  cum  Seholiis  grae^ 
eis.  In  usum  L'eetionum  iterum  edidit,  adhibitis 
V alckenatrii ,  Brunckii  et  Porsoni  recensionibns ,  Hugonis 
Grolii  i'crsioriem  lutinani  inditcniquc  vcrboruni  adjecit  CMni" 
STiAS.  GüDOFR.  Schütz,  llalae,  apud  Hendelium  patrem 
et  JiUunu  iS'AJ.  <y.  Xf^I  und  4i5  S,  (4  lil/ilr,  4^  Gr.) 

Der  erste  Abdruck  dieser  RearbeJtunit  eines  der  herüh.iilestcn 
Ti autrsf>iele ,  die  uns  yiiü  dem  Altertlumi  übrig  sind,  erschiea 
Lckaniitiicli  schon  1772,  und  war  seit  geraumer  Zeit  verkauft. 
Nach  dem  Wunsche  der  VerlagshruidJunf^  besorj;tc  der  wiirdi;;e 
Veteran  diese  neue  Ausgabe,  Avubei  er  das  Hauptsächlichste, 
seit  T^alchenacr  über  Kritik  und  Erklärung  des  Stücks  bekannt 
wurden  war,  benutzte,  das  Wort  reinster  vervoJIständi|';le  und  vei- 
besscrle,  endlich  des  Grotuis  laieinisclic  Üeberselznns^,  nach 
P'alckenacrs  Beispiele,  hiniufügte.  Somit  erhalten  hier  die  Lieb- 
haber wiederum  eine  Handausgabe ,  die  ihnen  manche  andere 
entbehrlich  macht,  und  Jedem,  dei:  grade  weder  Beruf  noch  Zeit 
liat,  in  die  Tiefeu  der  Wissenschaft  hinabAUSteigeii  — demiy  wer 
beides  hat  studiere  VaLckenaer — «für  immer  genügen  kann. 

Da  die  Einrichtung  des  Buchs  im  Ganzen  dieselbe  ist,  die 
man  in  älmiichen  Arbeiten  theils  anderer  Gelehrten,  tfaeiis  des 
Herausgebers  selber  findet,  to.  schweifen  wir  davon,  und  be- 
gangen uns  mit  cler  Bemerkung,  da's  Text,  Kritik  des  Textes, 
äterc  und  neuere  Scholien,  und  auf  beide  sich  beziehende  No-' 
ten,  zweckmässig  gesondert  sind.    In  den  Scholien  Paraphrase 
TOu  Erklärung  durch  Platz  und  Druck,  wie  bei  King  und  V 3/' 
chenaer,  zu  unterscheiden  hinderten,  wie  Herr  Schutz  berichtet, 
typographische  Rücksichten*;  auch  kommt  darauf  wirklich  soviel 
nicht  an.    Eben  so  zweckmassig  ist  die  Kurze,  deren  eich  det 
Herausgeber  in  den  Anmerkungen  befleissigt  bat,  wohl  wissen^, 
diafs  bei  vielen  Studierenden^  besonders  in  unserm  Vaterlande,  ea 
halber  Thaler,  ja  ein  Paar  Groschen,  mehr,  als  man  rechnet^ 
d!en  Ankauf  eines 'Buchs  bindern,  oder  doch  verspitcn  kano. 
Warum  ward  dies  bei  dem  Index  vergessen?  warum  bei  des 
Grotms  Uebersetzung  ?  Beide  füllen  ohngefahr  B  Bogen  von  a6. 
Das  ist  zu  viel  für  den  Indes,  der  so  manches  Ueberflüssigeeni- 
bält,  und  auch  zu  viel  ftir  einen  Anhang,  wie  diese  Dolmetichoi^ 
ist,  die,  gerade  herausgesagt.  Niemand  wßrde  vermifst  hdwi. 
Man  verstehe  uns  recht.    So  lange  die  allgemeinen  Wöi*«*»- 
eher,  besonders  der  alten  SpraclHH  zu  wenig  die  Individualit» 
der  einzefaien  Schrü'tsteller  berücksichtigen,  so  lange  werden auW 
besondere  Inäues  für  jeden  derselben,  der  für  den  Unterricht 
bearbeitet  wird,  ndthig  sevn.  Aber  die  Beschaffenheit  eines  sol- 
chen Index  wird  doch  oü'eubar  du-  Bcichidl'enhcit  des  hwh^ 


uiyiiized  by  Go' 


Euljpidls  tiagocd.  ed  Schütz.  ^oi 


teten  Autors  selber  entspreclicn  müssen ;  man  wird  Anderes  ia 
einem  \Voi  tver/eichnrfs  zu  Aesops  Fabeln,  Anderes  in  einem  zu 
Xenophons  FclU/Ui^e  des  Jüngern  Cjrus,  Anderes  in  der  Bc;ii  l)ei- 
fung"  einer  Rede,  Anderes  im  He^ii.tcr  eines  Tragikers  zu  suchen 
liaben:  denn  alle  solche  Verzeichnisse  zuyarnmengrnomincii  sollen 
ja  eine  Stufenleiter  bilden,  an  welcher  sich  der  Lehrling  allniä- 
lig  höher  und  höher  in  der  Sprachkenntnifs  emporschwingen 
mag;  eines  soll  das  andere  vorbereiten,  fortsetzen,  ergänzen,  bis 
'  luletzt  ein  vollständiger  Üeberblick  über  das  Gebiet  der  Rede 
nach  allen  HÄchtungen  hin  erlangt  ist.  Wird  diese  Rücksicht  ver^ 
nacblässigct ,  so  scheint  uns  die  Sache  ihre  ganze  Bedeutung  zu 
yerlieren.  Und  wirklich  ist  das  hier  nicht  selten  der  Fall.  Oder  .  , 
solkfiu  folgende  Erklärungen^  die  uns  bei  flüchtigem  Darchblät* 
lern  des  Schätzuchen  Index  in  die  Augen  falleo,  dem  Leser, 
nicht  des  Aesop,  sondern  des  Eunpides,  nötliig^  sejn?  'AyyshJetw 
±56 kffytklot^  iitoCf  ruauius,  relatio  'AyyiXXBiVf  nwUMre,  togS, 

*  i356.   "Äff^^*  nuntius,  84»  i355.  age,  agtdum,  Syi, 

"AyptOQj /erusj  rudelisj  i523.  *J^X^  propcj  otyxi  Tenvtßv^  juxta 
filioSß  i6oo«  A^^XS*^  türpisj  ioi5.  17 «av  *AJUat  sed,  loSj,  etc 
"AvrpoVf  (mtiWH,  specus,  240.  'Af^-^A*^»  muneruSj  numeremm  ra- 
tlo,  554«  'AP'W*^»  («^V*  ^P^^^^ö'»  optimi  viri  ( duo  sollt« 

nicht  vergessen  sejn),  1284*    ^cidvQ^  profandiLs,  y^y.  Bx/i/f/j/, 

^    ireß  4743»  ßißvjlC  ijfto  Hfuovi  exiit  domo,  i34i  Biorog  yBtoTOg)^ 
pitUß  taSt.  BoTßucv  ftna  (uvajB  239.  BovhqKoc*  btänUfus,  a5. 
Boukoftcetj  voloj  4/2,  äk.  auieni  iSg.  ^i^iog,  dexter ,  u.  s.  w« 
Mach  unserer  Meinung  hatte  Triviales  dieser  Art  sich  nicht  zu 
.  so  mancher  feinem  Spracbbemcrkung,    so  mancher  gründlicli^ 
und  beredten  Erläuterung  alterthiimlicher  Gegenstände  gesellen 
dürfen,  die  jedem  gebildeteren  Le  er  willkommen  sind,  und  von 
^  Burgejs  in  der  Burtonisehen  Peptalogie  f Oxford,  4779.)  dank- 
bar für  s^pen  Index  benutzt  wurden«   Auch  grössere  Genauig- 
keit hatten  wir  hier  und  da  gevvünscbt|  z.B.  in  Bezeichnung  der 
Dialekte.  So  stehn  die  Wörter  ^ /^ysfiSvetfUcc ,  ^AiXnSy  ^vroHuGf" 
yvtirec  C ^TOTtoKTiyififsr»^  ohne  Bezeichnung  d€r  Stelle,  die  sie  in 
der  Sprache  einnehmen.  Vornehmlich  aber  waten  die  vielen  Druck-  - 
fehler  in  Accenten  und  Spiritiis  (dos  Buch  ist  '4^>^*^* 
ser  Seite  verwahrloset^  gerade  hier  durch  g^uete  Corr<i^ta^ 
auf  das  sorgfältigste  au  vermeiden.   Genug  hiervon,  und  nim 
auch  zwei  Worte  aur  Rechtfertigung  uns4)res  freien  UrtKeib  über 
die  VerlateiniMig  des  Grocius.  Der  Hefai]üigd>er  sagt  davon  nur 
dies  am  Schlnfs  der  Vorrede :  Hug»  Grotü  versionem  eleganiis"^ 
simam  studiosorum   causa  nunc  addendam.  CMumus,  Und 
freilich  wenn  die  Eigensdiaft  d^  EfegBlna  hinreichte,  um 
solchen  *  Hervorbi^ngungen  Aafni^me  mäi  in  die  Lehrbücher 
der   Schulen  und  Universitäten   au  verscha£fen  •    so  -  hatte 


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4o4         Euripidis  tragoed.  ed.  Schätz. 

Niemand  ein  grösseres  Keel.t  da^^u,  als  der  treffliche  Latttndicli- 
ter  Grotius.    Giebt  n.an  aber  zu,  da^s  Alles,  ^vas   weder  te 
Kritik»  noch  der  Erklärung,  sonderlich  frommt,  von  diesem  l^elde 
««sees^hlosseu  seyn  sollte,  so  dürfte  die  Dolmetschung  eines  al- 
leTDichters,  je  poetischer,  und  also  in  ihrer  An  voUkommene^ 
sie  ist,  desto  unzweckmassiger  erscheinen.  \\  irkhch  erbhckt  m» 
io  Versuchen  der  Art,  wenn  sie  anders  so  gut  ausfallen  als  im 
Ganzen  die  des  Grotius,  den  mächtigen  Kampf  zweier  Sprachen, 
dessen  Momente  das  jugcndUche Gemüth  zu  fassen  selten  scho.y  ahig 
ist,  der  es  daher  nur  verwirrt,  und  seinen  Zweck  grundhc.e 
Kenntnüs  'd^r  Grundsprache,  aus  den  Augen  verheren  macht. 
Dazu  kommL  dafs  seit  de^  Zeit,  in  welcher  diese  Uebersctzung 
geschrieben  wurde,  sowohl  Erklärung  der  Alten,  als  besonders 
Kritik  in  aUen  ihren  Theüen,  bedeutende  Fortschritte  gemacht 
haben.  Nur  bei  Einem  Punkte  siehn  zu  bleiben,  der  seit  einem 
Jahrhundeit  die  Aufmerksamkeit  der  Philologen  desto  mehr  au 
sich  gelogen  hat,  je  whr  seine  eigenüiche, Bedeutung  erkannt 
wurde,  hk  der  Metrik.  Wem  wird  es  jetzt  gefaUcn,  dafs  Oro- 
tius,  wie  einst  im  SopboWes  Stollberg,  alles  lyrische  snnes 
Dichters,  wo  es  sich  aus  Horazens,  oder  höchstens  Seoeca  s, 
beeugicreu  Kreisen  aufschwingt  in  Anapasten  zwängt,  die  im 
ffricchischcn  Drama  nur  den  Uebergang  vom 
eigentlichen  Ljrik  zu  büden  pBteen?   In  der  wundeischÖBca 
epischdramatischen  Anfangssceue  des  Stucks,  wo  Anti-one  m 
dem  Pädagogen  auf  den  SöUer  des  PalUwtcs  zu  Theben  steigt, 
um  von  dort  das  unten  im  Bkchfeld  sich  bewegende  Jfcma»- 
beer  zu  überschauen,  heilst  es  so,  bei  Euripides: 

Doehmiäeus. 
AIST.   O^ayi  viv ,  *)  opeyf  yefotuof  vi^ 

Dochpiitis, 

Anapaest.  dim.  hrachjcaioL 

Reiche  iHami^  rei  che  der  Jungfrau  die  ergreisett 
Hand,  Von  dem  Stulciigang 
Aufschwingend  den  strebenden  FuIs! 
Grotius:  Jam  tle  scalis  jiiK'cni ,  duclor 

Care j  senden}  milti  cede  manum, 

Sic  perge  nieos  tollere  gre.^sus.  .    r  |  Rede 

In  gleichciu  ÜylbenmaaAse  giebt  er  auch  die  foJgen« 


*;  So  lesen  für  statt  des  gewöhnlichen  'Öf^ye  vvV-  ^^*^J^ 
cliti  cum,  nicikt  die  ZeitpartiXcl  i^V^-»  cnuBriclit  ^e«  a 


meiihaiii^c 


I 


'^uripidis  tragoed,  ed.  Schütz.  I^o'i 

des  PftdftgpgeD)  der  bei  Euripidcs  durcliaiis  in  jambisclien  Sc-  ' 
sareu  spricht,  das  ruhig  lirtnuhtende  Alter  mit  dem  jugendUr 
dien  Feuerg^eiste  Antigoae's  schon  kontnittirend*  Diese  fahrt  fort: 

DochiniacuSm 

Aspiaartt^»,  eonstom  ex  anapästo  et  doehmio* 
K«m;^«Xxov  aireiy  tteSfov  ottrrpxirTetl  , 
O  wehß  HakaU,  göttliches  Kmd  Lalo's » 
H'^ie  das  eUemt  FM  funkelt ,  so  weit  man  sekaut! 
Grotivs:  O  Latonae  veneranda  mihi 

Prales  Heeate,  totus  ut  anmt 
Campus  ifMtdei! 
Uud  so  geht  es  weiter  durch  das  ganze  Stuck*  Die  mantiigfai- 
tigstcn  Aasbruche  der  Leidenschaften  werden  mit  Anapästen» 
glykonischen,  anakrcontischeii  Versen  (wie  der  äusserst  iieltige 
Chor  1399  ff.  und  alles  Hochlyrische  von  «49^  ^^0  abgefertigt, 
dafs  man  sich  wundern  mufs,  wie  durch  diesen  Hhjtboicnstroni 
ein  so  genial  beweglicher  Geist  nicht  aus  dem  gewohnten  Gleise 
gerissen  wurde.  Da  es  'aber  so  ist,  dürfen  wir  wohl  keinen 
Widerspruch  furchten,  wenn  wir  behaupten,  solche  Zugabe  passe 
«nor  in  den  grdssern  Apparat  Valckeimerischer  Arbeiten,  in  wel- 
chen man  gewoluit  ist,  mehr  vi  linden,  als  man  eben  sucht  und 
bedarf.  — 

Werfen  wir  jetzt  noch  einen  Blick  auf  den  Text  nnsers 
Herausgebers.  Im  Ganzen  folgt  er,  wie  billig,  Valckeoaer,  doch 
ohne  den  Erinnerougen  späterer  Bearbeiter  einen  Pbitz  in  den 
Koten  za  versagen.  <Mten  wagt  der  vorsichtige  Greis  eine  ei-, 
genc  VermutKung,  wie  Vers  ai.,  wo  jedoch  das  vorgeschlagene 
C14;  ßa»x^Uy  jrnaifV'  nnndthig  ist.  Fremde  Bemerkungen  wer- 
den meist  ohne  Urthdl  des  £ditors  hingesetzt,  was  eben  nicht 
XU  tadeln  ist  in  einef  Ausgabe  dieser  Art,  worin  Vieles  dent 
mündlichen  Vortrage  überlassen  bleibt.  Doch  Wünschen  wir 
theils  manches  ganz  Unstatthafte,  wie  z.  B,  Mfutffsv  27,  TkW 
e/ua;v  5o  fbetdes  dem  Sjlbenmaafs  widerstrebend),  mit  Einem, 
Worte  zurückgewiesen,  theils  manches  Wahrscheinliche,  wi^ 
1^  26.  fUawt  durch  irgend  Etwas  vor  dem  Trosse  der  Lesarten 
ausgezeichnet,  da  ohue  Zweifel  Manche  das  Buch  ohne  weitere 
Beihulfe  lesen  werden.  Zuweilen  scheint^^auf  ^berühmte  Namen 
ein  zu  grosses  Gewicht  gelegt,  wie  V.  4^*y  '^wa  Brauck,  der 
(fi^  f  denn  dies  bedeutet  ja  das  entstellte  <ply^  der  Bücher^ 
▼erwirft,  auch  Hesiods  ^r»*  oXojfV  als  bootisch  obelisireii  mufste^- 
,  wogegen  doch  der  Dichter  von  Askra  gewL's  Einspruch  gethan 
hätte.  Zu  scheu  dun!  te  uns  Hr.  S.  im  ti.  Verse,  wo  iMaitliiä 
mit  Recht  J\)rsons  handschriftliche  Lesart  yaarpo^  deren  Erklä- 
'vng  paiT^  ist,  au^euommen  hat.  V.  5i.  meinten  die  Besserer, 


4oG  Euripidis  tragoed.  ed»  Schütz« 

*  die  finsohlich  hpüt^kw  för  ein  bloXi  curipideisches  Wert  Mellfli 
es  müsse  so  heissen: 

K«i  tfK^jrrp«  ««JX«  T^5'fc  KetftßötVBi» 

hc  vor  «.^X«  röhrt  von  einem  Aasleger  her.  V.  4i3  und  ii4. 
sind  in  einen  Dochmiaeus  zu  vereinigen.  V.  laa.  hat  ß^uj(;Jov» 
mich  ein  Wolfenbutder  M^,  das  Än/Äe  vergliclf  S.  dessen  Ver- 
deatschung  des  Euripides,  5.  Bd.  S.  35a  fil  V.  la;.  erkannte 
Mattkiä  den  Dochmiaeus  S>.i»  W  rat'fOC».»«  (^oßepig  Mtaf, 
einen  andern  der  d>engentnnte  Uebersetzer  i54«9  PonoDS 
Hexameter  schwerlich,  au  semer  Stelle  scyn  kann,  6k  ier  Stti 
offenbar  mit  einem  Dochmins  schliefst  ,  'OKiaei  for  ileffstsv  ge- 
schrieben, isi  die  Sache  klar.  Eben  dieac  Gelehrten  »sahen  V, 
«58  bis  iGo,  sowie  i68,  469,  das  Wahre,  Darauf  aber  theilcii 
wir  so  ab  ; 

Asynartet.,  con:posit.  ex,  2  ühypholL 

Cretic.   tiinu  cataL 

Dochmiaeus. 

V.  479.  lesen  wir  wiederum  mit  Matlhiä: 
^  Dochnu 

yffj  nart.j  comp,  ex  ^  antispasto  et  dactjrL  trim* 

Daun  aber  proprio  Marte  so  : 

Dochmiaeus  hypereat. 

Doehmius  kjrpercat, 

V.  igS-  sieht        wie  dft,  ausser  dem  Verse,  und  die  Worte 
Kiftsw  —  ß^ai  bilden  einen  Dochmiaeus.    Der  folgende 
Vers  ist  ein  asynartetlseher :  w  —  w  —  *.  |  «  o  —         •  ^     '  \ 
schreiben  wir  ohn'  aUe  Aenderung  dar  Worte,  ausser  dals  wir 
Mm^0e/(7/v  setzen.  DochmiacuSm 

Dochmms  hjpercat» 
Gl/coju 

Dochmiaeus  hypereat* 
PenthenUm.  imA» 


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£uripicUs  tragoed,  ed«  SchuU.  4^7 

Daehmiaeus. 

Tl99Mike»lm  'AfWßtmioK  fyo  auch  6m  WoUeab.  MS.^ 

Gfyeon.  poljrs^mn. 

Den  Schlafs 'dieser  lyrischen  Stelle  hat  Ponon  richtig  ge- 
lafst.  V*  aiy.  ins  aai   ordnen  wir  so  an:- 

Asynart,  ^onsUms  ex  n  glytimeis, 

^7ip  ccHotpirhTmf  irt^iW  (  glj-con.  poly^ckem,)  X/iceX/a^> 

AsputrLj  gfjrcoru  et  pherecrai» 

und  diesen  gemtfs  die  antistrophischen.^)  Y.234«  stellt -dfie  Les- 
art einiger- neuem' Ausgaben.  Aft/«rotm  den  unverkennbaren 
glycon»  her.  V.  9 $7.  a3S.  sind  in  Eins  zu  schreiben  (ein  asynM, 
wie  und  so  wahrsoheiolich  mehrere  in  diesem  Epodus, 

ja  durch  das  ganae  Drama  hin,  und  Oberhaupt  bei  den  grieohn-p 
sehen  Ljrikem  und  Dramatikern.  So  Terbinoen  wir  gleich  a47 
mit  24s,  349  mit  25o,  u«  a.  w«'  zu  trochätsehen  asfrmateiis,  uti*. 
atSrt  das  unnütze  *  re  vor  wmrtou  den  Vers.  a43*  elKkw» 
xiehlig«  a54 — a56  seheint  Euripides  dies  zu  wollen; 

Dochmüuus  fypereai* 
^ivfcff^  xh^-  ((^^^  w^üfhf  »Tftoc, 

iroeh,  tetram*  iraefyetuöL 
Koivi  —  —  —  *Io5tf» 
y.  3oi  bis  3o8.  sah  JBot^'  aicist  recht,  nur  streichen  wir  we»* 
der  das  eine  ißaCf  noch  r^voc^  sondern  hsiten  V.  3o3.  (ur  ei- 
nen asjrnartj-  —  5|  w-'-**^,— »c)  und  V.  3oS.  die 

Kvet^  för  einen  antispast.  düiL  eatäl* 
V.  309  ff.  lauten  besser  so: 

/oin^*  irüft«  hnaefyetu» 

Jamh»  dm,  hfpereai*  * 

■  Ant^mesi,  tri»,  hrachjreüt*  hgwwL 
Tifp^  Tfofispxu  iht»  irodo^  jix<rtVf 

Jamh,  tetram* 


*)  Wollte  man  diese  glyl^onischea  und  phere^ratlschen  Vcwe  ein- 
zeln abseticn,  wie  bUhcr  geschah,  so  wünlen  Wortbrechiingen 
in  sÄätä  und  ;tft/o'fOTt'TO/^  Sritt  haben,  welches  wenn  nicht 
unzulässig ,  doch   weni|;steas  un^ewöhaUch  ist«  Die*  Zeichen 

/•kann  öfters  leiten. 


L 


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4o8         £uripidis  tragoecL  ed.  SchüU. 

,    JasmJb*  trm,  eatal*  ' 
TJüiftßmv  —  j8wT.  «  fso  MattKlä^ 
Doehmiae.  fypereat* 

Jamh*  dim, 

^pCCV    t/MV.    *lci}f     IW  ^ 

Jamb.  tetram* 
J8.  Anacreont» 


(Rlclitig  hat  Matth iä  Uyoiau        ^iot  koyuu  HSH  «^Y«' 
erklärt  ein  Sclioliast.J  ^ 
V.  33 1.  fr.   deuret  der  unläiigbare  Dochmiacus  auf  die  Foim 
veo^ivoc,  über  die  man  Jakobs  Jntholog.  Falat,  2.  Th.  S.  3l5- 
Vergleiche.    Wir  lesen  also  in  l^^ins: 

V.  334.  ist  vielleicht  roiijßr^  jfo^av,  *das  bis  zu  den  Füssen  hfflP- 
abj^ehende  Haar,«  besser  als  in'j^7jp7U  weiches  nchen  UiipvosdCctV 
massig  steht.  '[\o6r](,7]  stellt  aucli  den  Dochmiacus  iicr.  V.  336. 
ff.  tlieilt  Matthiä  richti-  ab.  IJei  der  ganzen  Stelle  vcigleidli 
moor  dca  deutschen  Uebersctzcr.  V.  348.  ff.  schreiben  wir:. 
j4srnart,j  Janib.  hyp^raat*,  jaaib.  hrp*  catal^ 

2a    iij 

Jamb»  Senat»  ^ 
"    '  oeiovhv 

Jamh,  tetranu 

(   ^X,  '        •    «'«XflMy€V£r,J  — 

y.  357.  C^Lq  Tphrei  ftarpt  fUtitap/^J  «cheint  ein,  nicht  un^f- 
'wöhnliclier,  asynartetischer  zu  scyii,  der  aus  einem  Trochäus  uiia 
einem  Jambus *^bestchl.   V.  ist  a^fC^/rJ/v  anstatt  'A(ffo5. 

lesen,  wie.  überaiJ,  wo  die  Sache,  nicht  die  Person,  gern«  nit  ist 
•  V.  475.  war  GHOTTsTv  fiovou  dem  hergebracliteo  fxov,  cn.  schon 
wegen  der  Gleichendung  des  folgenden  Verses  vorzuziehen.  5b2. 
hat  auch  Herr  S,,  wie  jetet  Jedermann  das  Porsouschc  to  i& 
lle^ißkivea^etf  Hpuev;  angenommen.  »Ist  es  denn  ehrenvoll,  wenn 
man  uns  mit  Bewundenuig  rings  anschaut?«  Das  soll  die  weis. 
Jokasla  fragen.  Wir  sind  dieser  Meinung  nicht.  \  lelmehr  muls 
die  alte  Lesart  rUe  iiergeslellt,  und  nur  stott  des  I  ragzeicliciis 
Linter  diesem  Worte  ein  Komraa  gesetzt  werden,  so  dafs  rade 
sich  auf  das  1  olgende  bezieht,  wie  oft.  T>Was  a#test  Y^j*" 
Schaft,  die  glückliche  UnfrercchtiKkeit,  übermässig  hoch,  und  haltst 

AU»    ffi-    n^r^,>.^^       ..1-    "i„     Wl  °  i  ^..^^«*..»nt     /II  WCrdcU 


Euripidis  tmgoc^«  ^d.  Sdiüta^  4^^ 

was  Wünsdienswerches  liaittti  und  ihr  unaUassii^  nächjageo'  soD. 
In  diesem  Sinoe  iQberseCzt  Grotius:  Ptdehnm  videtur  suqM^ 
In  diesem  Sinne  auch  der  Verdeutscher :  Herrlich  dfinkt  es  Dicb^ 
wenn  rings  Dich  alles  anstaunt?    Wir  mochten  die  Stelle  so 

geben :  »  '  •  . 

Herrschaft^  die  jjflückbegabte  Ungerechtigkeit, 
Ist  dir  das  Höchst',  und  Grosses  cläucht  es  dir,  wenn  rings 
Dich  alles  anstaunt,  den  Geehrten?  Wahn  ist  das. 
V.  582.  ziehen  auch  wir  das  Eusebi;niische  ( Pracparat.  evan^ 
gel,  yi.  p.  s5p-J  irocTfocv  vor,  und  scliteiben  nachher  mit  f^a/- 
ckenaer  ejjcv  iroKiv»  624.  fodert  rias  trochäische  Sylbenmaafs 
des  Grotius  und  Porsons  Lesart  ^tfuQ,  ideairhv  ist  Glossem.  G27. 
'*E^/^y  TtxTt^ct  ht  (.'.OL  boQ  siCtieTv,  u.  s.  w.  Ein  lahmer  Vers. 
Besser  Grot.  und  Valck.:  Ripi  (so  las  der  alte  Scholiastji,  tov  hk 
war,  fJL.  b.  e.  V.  647-  verdient  das  Leidensche  T^c^f  idri^^oticov 
^d'ovoc  seiner  Eleganz  und  seines  Wohlklangs  wegen,  Aufmerk- 
samkeit. V.  60G.  ist  schon  von  Anderen  verbessert.  V.  C61.  ff. 
entsprechen  nicht  den  antistrophischen.  Da  der  Scholiast  des 
Cod.  Barocc.  j4'  ^'"^5  "iiv^x  67]  rtnev  las,   Grotius  aber 

und  King  in  Handschriften  dies  fanden  Ttne  TTod''  «  [xoctt]^^  end- 
lich yccLioiai  sonst  in  den  Ausgaben  stand,  gewifs  nicht  ohne  alte 
Autorität y  deren  es  jedoch  hier  kaum  bedarf,  so  ergiebt  sich 
dieser 

Trochaicns  tetram,  catah  ' 
Bpo«/ov  tv^Oi  6rj  ykuonTi  t4he  -ro.^'  cc  potn/j^ 
Lruncks  Aendcruug  in  der  Anlistrophe  ist  willkührlich,  und  ver- 
dient keine  Rücksicht.    V.  667.  Man  schieibe:         •  ' 
.   *  Iroch.  trim.  btachjcati        '  '  - 

Asynart.,  dochmius  et  iamb.  dim,  brachyoU» 

In  der  Antistrophe  fbslXoitJi  mit  Mus  grai^e  und  Person.  V.  686» 
hat  Porson  Recht:  ie  kann  nicht  vorn  im  Verse  stehen.  V. 690^ 
ff.  theüen  wir  so  ab: 

\         Asynart,,  glycon,  polyschem,  et  phere^rttt*  - 

Troch,  dim.  brcLchycat*. 

Jamb   trim.  hrachycaU 

*Ek.    ^oj. 

V.  700.  bilden  die  Worte  ^^ocjuo^7r,p  3^6x,  ttocvtwv  avecfraec^  Ei- 
nen bekannten  asvnai tetischen  A^ers,  dessen  Bestandtheilc  ein 
Doclrtuius  und  ein  überzähliger  Jambus  sind.  V.  7o3.  misfallt  auch 
uns  *EHTkairo  neben  v.ihctVi  und  wir  nehmen  daher  Porsons 
m^octvTO  aD|  vereinigen  jedoch  diesen  Vers  mit  dem  folgenden  zu 


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£iiripidi$  tragoed.  ed.  Schütz. 


!EiBM  kräftigen  Jamhkus  iMrmneier,  'p^jcnf^^vro  haben  die  Leidoeri 
.die  Wolfenbättlefi  und  andere  Handschriften«  Grotius  übersetzt  es; 

QiMS  duae  qaondäm  'tenuere  din^m.' 
.V.  7i3.  atiefs  F'Mu  wobl  mU  Aecht  bei  tTrjXdtw  an,  vas  avth 
j4hreseh  ' tmwenäE,   Der  alte  Scholiast  mag  anders  in  seinem 
Exemplare  gelesen  haben,  dn  er  das  Testwort  durch  kr^^ctfo» 
erklärt,  f^afckenaers  ifjLQxSiWV  ist  freilich  gewagt.        8oo.  Die 
Antistrofe,  wo,  nach  dieser  Abtheilung,  ireXiA9)f^orftm  in  3  Verse 
zertrennt  werden  mufs,  beweist,  dafs  di^  Worte  'il  irsX.  '^fiJCt 
dann  T/ — xart^f/,  und  wiederum  Bpo/nlou—iopr»  eigene  Verse 
bilden,  wovon  der  erste  eine  sehr  übliche  daktvlischc  Penthc- 
mimeris  ist,  der  2te  ein  aiinpaest.  dim.,  und  der  3te  «0  .ana- 
.  pästischer  parocmiacus,    V.   802.  war  vsccvtöog  ti'pon;  schon  för 
das   Bessere  anerkannt;  wpoiiQ  ist  gar  nicht  zu  verthcidigen.  V. 
807.  wurde  nach  Porsons  Beispiele,  Musgrai'e*s  Oh  iroia 
co/itcxvrj  aus  der  Note  in  den  Text  erhoben,  da  doch,  was  die 
Bucher  anbieten,  uutadeiich  ist,  Ov6'  viro  ^vpGOfiavft  (von  ^vp' 
co/uLocvi^f  TO  ^vpsofictvhf  rj  t«  bvpaov  fj.otvloL)y  veßpl^uy  p.srx  ii' 
ryevfiQ  —  -jraXcy.    »Nicht  in  Thvrsuswuth   mit   der  Hirschhaut 
.(umhüllt)  tummelst  du  das  Rüis^<i    Tto  drückt  häufig  die  Ge- 
meinschaft, das  Zusammenwirken,  die  gegenseitige  In  zieluing,  aus. 
,V.  810  und  811,  verbindet  Mattliiä  »ichtig.  V.  848,  849-  ^'"^^ 
H^ahrscheiolich  in  eiuen  asjrnartetus,  bestehend  aus  aweiAnakre- 
ontikem,  zu  vereinigen: 

.tlohg  «i*  «ir*  ccxpoic  M(StmC  ocpijioi^  frT€(^ctvoi(Tiv. 
Das  von  Andern  gewagte  ^Apeog  irrs<p.>  um  gewöhnliche  anapa- 
stische  Formen  hieauszubringen,  ist  zu  keck.  V*.  863.  'Sl(  ^««^ 
otTrifviff  voIq  TS  wpsfjßvTov  $';>^r  x^^9^  ä^vpcU»^  kvcefiivftv  uv- 
iphncer».  Eine  sprüchwörtliche  Redensart,  die  dei  Scholiast  ge- 
nügend eiUärt,  so  dafs  der  Anstofs  so  vieler  Ehrenmänner  be- 
fremden mufs.    V.  895.  ist  des  Schoiiasten  verschiedene  Lesart 

annehmiich,  V  949.  I^v<j(!:vXetiiT*  eute^  uettut.  Am/?  M't 
^echt  stiettien  hier  Alle  an.    Wir  vermuthen        V.  9^0.  ver- 
dient Fdckenaers  YMpt^  den  Vorsug.  ¥.  «o3S.  steUt  JU^^ 
w6ku(fdiop9t^,^dm  Vers  h^*   Nachher  sehreibe  man  «o: 
AsynatU,  dochndac»  et  anacreont, 

AtpH-  &  Tor*  «f  rhiruv  vmovq  ir$S»ipovc^ 

(in  der  Antistrofe  ir6hv  mit  Atdus.^ 
Asj-nariß  4  eikjfkaü. 

"Ahfpov   —   %f<yv. 

Asj  nart,,  dochmm  €t.  ilhjrpkalL      .  ^  ^ 
^  Jamb»  ietram* 


uiyuized  by  Go< 


Euripidis  tragoed.  ed.  Schöta 


,  ^     •^ö'wA  tetram, 

^iov   ^^Xo«. 

Troc/i.  tetram. 


Dockmiac. 

Ux^  T^      oß-.  '6irors  (nicht  he)  ttoXbo^  ,  ' 

IthyphalL 

V.  nio  war  zu  erinnern,  dafs  man  vorher  A«/|ttJ,^  Im.  V  i  «33 

Sr^xro.,  ist  unverdächtig.     Doch  scheint^auÄ»  lll^ 
steu  x^r^xA^/Kr.K^;,  auf  eine  Dittogr.plne  7u  dSTeJ^V  .^^^ 

alte  Scholiast  unter  Anderten.,  ^"^^^^^^^^^^  '  ' 
.0  aboeschmackt  ist,  als  das  Geschwätz  im^/^X^T 
rathen,  dafs  man  sich  damit  beffliuffe  V 
'  —         .  iijid  'V.nn  V.  i3ao.  Die  Worte  Kl 

lesen  wir  «7.^0^  j    j      AnHcfr  ^/T  ^^^nmtru  *JJaut. 

Dochmiac, 

mische  Form  nicht  in  Zweifd  läfs^  W lUc  doch. 


Dochmiac,  hypercat.  .  ' 

lo,  fXOl   X«i) 

Dochmiac.  -        '  " 

auch  bei  Matthiä,^  ^ 
Jamh.  tetram.  eatoL 

4/  a.  rSXlWK», 

DochmUu» 

V  <        «•       ,  ''""ä"-opl"sche  Vws.) 

werJe.r  w  e  7°  'T^  Leiter«  «.  hAM 

J^Jusgrayc  glauJ»    „  ebenüdJ.  nicht,  hidt  .„  den  fdr 


I 


uiyui^uü  üy  Google 


4ia     .  *  Suripidis  tragoe4«  ecL  Schütz. 

verderbt,  und  schlug  vw  zu  lesen-  ^mif  ivfi«woo  OTf» 
Aber  diese  T/rrnnm  sind  sehr  frostiger  Art.  VieUeicbt  ku- 
tete  es  ehemals  so: 

(^s.  Maiihiä^s  grössere  griech.  Gramm.  §.  64* 
Anm«  2.)  €>Tpeereia  ^  hneUo  9rptern}Jtrth 
»twei  Heere  und  iwei  F«laherrn,€  d.  h.  jeder  von  den  Brüdern 
ein  Heer,  und  jeder  ein  Fddherri  eine  Beschreibung  des  Zwei' 
kampfes,  die  wohl  in  einer  euripideischen  Tragödie  Fiats  6ndeD 
darf.  Der  Stupor  interpoiatorwn  scheint  nur  arpuTef»*  was  er 
nicht  gleich  verstand,  in  das  sehr  verstandliche,  und  jenem  ähn- 
liche, ffTpecTTjycü  verwandelt  zu  haben,  unbekümmert,  wie  hiH^ 
um  die  Taiitolofjic.    V.  iSSf). 

KicßAfv^av  ccX}.)]kci(7i  htocbfiVTfQ  yiopKC. 
Auch  dies  soll  blosse  armseK^^-e  Interpohi/ion  s^yn  ?  Auch  diese 
tadellosen  Verse  sollen  wir,  etwa  um  eines  Schreibfehlers  WÜlen, 
aufopfern,  wed  die  Viermänner,  grausamer  fast  als  alle  Drei- 
männer,  es  so  wollen?  Nicht  doch!  Wir  retten  sie  durch  Ei- 
nen Federstrich,  indem  wir  ccirtcv  mit  Ca/t f er  schreiben.  Die 
Worte  tHjq  rv^V^  o^??  erklart  richtig  ein  Scliolion :  i'-v^r-»  r»fC 
Tvx^Q  TCt'i/  oL^'Kluv  ciösXCf^wVf  ot?/  Tjv  Ticcf  oToix  ^tx  TO  iit-yf^o^ 
avTriQ  ivtTTVX^OLi  V.  1394.  Auch  diesem  gedankenrciclwn  Verse 
hätte  Fcdch.  bei  einer  zweiten  Durchsieht  tiewifs  Gnade  wiüer- 
fahren  lassen,  sowie  nicht  minder  jenem  nach  1447>  -^"^ 
^hia  T€  irpo.'yv/jLloc  irdoQ ,  »mit  Hülfe  der  sie  (die  Greisin) 
führenden  Tochter,  und  des  willig  forteilenden  Fusses.«  V  i4»6- 
ziehen  wir  Porsons  Xoyyy)  vor.  V.  i473.  ist  vFn^ov  wahrer. 
V.  i5oj.  stimmen  -wir  dem  Verdeutscher  bei,  die  Worte 
ifSudiffMt  TT^aimw  für  ein  Glossem  hält,  und  schreiben: 

Dochmitic. 

Oid'  <nr)  rocp^evtac  rhu  bwi  ßk^ct^ 
Dochmius* 

^  Jtne^aest,  dinu  brmchjfeat* 

(^äpouxt  hccnxoc  y&dmy* 
V.  i5i6.  ii:  Man  thcile  so  ab:  '  * 

JambeUgits. 
Tfifa      irptxTtcdov,  ^  r/v«  fiWff&irihuf 
,  Doehmiac» 

Xrw.    & 

Dodhmiui. 

Ao^C,  (nicht  l,  as/io^;  auch iJolÄesiÄie  dies;)  «i/«x«A^<70^i«/. 
V.  i5a3,  4.  sind  Einer,  ein  Hexameter.  Bald  darauf  muls  es 
heifisen  I«  pm  (nicht  jue/  jtwj,  »Ärsf ,  mit  einigen  der  neuestefl 


uiyiiiz 


ed  by  G 


Euripidis  tragoed.  ed.  Schiit^  4i3 

Bearbfifcr.  D.r  Docl.mlas  tönt  ja  deBtKckia.fad«,OI„  Vi?,« 
9.  60  dieselbe  V.  *53..  3,.  i)iS:£:  ;?^- 

Anapaest.  dim.j  .  * 

Choriamb.  trim,  ^ 
.    Asynart,  u  iämb,  hj^percoi, 
(bÖpvfioiQ  vor  ij^oTg  ist  offenbar  rmt  fremder  Hand 

merle  es  ein.) 

Choriamb,  irim,  hjpenoM, 

\  /"^-/'^l'  ^"^^  «»^W^ropo^.  bezogen),  n 
^oxW  (mcJit  w^agiik^.  AiicT Andere  füUtea 

,yo/iw.     mm.  ttvn. 
(so  vnä  Andere)  «Äy«  _ 

'     "^^^  hli^  n (Audi  /«;^i>ffa;  kann  zur  Noth 
i>leil>eii.  Di^h  jenes  ist  kräftiger.) 

I>oekmüu  ei  üunb,  hypercat. 
Ih  eri         tneepvyftOf  (nicht  <nrMccyuor(jiv) 
Dochmms, 

AvofXP^  (So  Stcfib.  Stttdim  Port,) 

M.  (fi/üxc  kJamttiert  Matthiä  richt%  ein)  iy  6i6vfioi0 

^^^^ 

Jämi»  trinu  hrachrcat* 
Il«r.  y ,  S,,  0/W. 

DoehmiacL  •  '  ^ 

— ____  ' 

tA<pMy  0»$n0if  SjE^Mco^  («pTn  ist  Glossem)  ß»}Jiju  ihitt^ 


nicht  Vma^itaA.  —    X  jV 

der  Bc^ 


i^hp  (nicht  r^pai^y  T  $.  tatbuut 

{Bothe's  VermathuDg  *H  y^^W  tU»  VA 
achtuDg  Werth.) 
Doehmius^ 


uiyui^uü  üy  Google 


4i4         Earipidis  Iragoed«  ed*  Sdiäis^ 

JoMk*  a  mafore  Iran. ' 

*   Asynart,,  ianih.  hy^ercat»^  dgckmius, 
Eid    ^«A.  '* 


Dochniiac, 


Dochmtac.  catal*  .      .*  . 

V»  4568.  Dochmiaci, 

^St  firBpy  0.  i  cot  Tinvec  (dies  liier  pjiYhiGhisch  gclc- 
seoi  wie  1591.  und  sonst A.  fkog, 

ObV  —   Tv(pX. 

Dockmiac.  hjrpercai* 

V-  l588.  fodert  fast  der  Dochmiarus  TF-Jet^iva,  das  auch  J/«- 
phanusj  Stiblm  und  Por/ii#  liabeii.  Wenigstens  wäre  uhiv 
nJ^Sftiy^f  wie  es  sonst  lieissen  muiste;^  sehr  ittgefällig.  Y.  1689. 

T4xGr$  *  iitirt0 

Doekmius* 

Wunderlich  schreibi  hier  MattMä,  dessen  hauptsachlicbste  Varie- 
tit  der  Lesart  &  seinem  Äucife  angehängt  hat :  ^ 

^himt  pueanhv  i^e^BV  iXPfpev  in^t^  inirctv  »pofUv». 
Das  soMeir  wdiMdieiaKeW  jan^Mische  Verse  sejn,  der  erste  etwa 
ein  Senar.  So  hat  der  wackere  Mann  die  lyrischen  Formen  die- 
ses Trauerspiels  öfters  yerkanntf  aber  wir  begntin^en  uns,  des 


schert  dieses  affectirt,  und  w4r  fitfdte  wkLcv  aifOfO»»  mcbts 
einzuwenden.   V.  i6oS. 

'S!'  wrep  U  yB  rtth  reXet/rS. 
Freilich  eine  ungewöhnliche  und  nicht  schöne  Fomr  des  anapa- 
stUchen  PnroemaetiT.  Altmu  sdU  denn  Alles  i^wöhnhcb,  soU 
denn  Alles  schön  seyn?  parF  sich  der  Verfwser  eines  längeren 
Werkes^kein  einziges  Mal  vergessen?  *  Meister  How» 
tet  diese  Frage  für  uns,  und  der  Dichter  ron  BtlbtKrrutt  den 
überfreien  Aenderern  zu  (EpigramM,  H>9  4^-)\ 

Omnia  vis 

Et  bcne;  die  neiitrum ;  die  aliquandp  JiwÄP.  , 

V,   1628.—  kllk   bovKEVGCci  T£  JXOl  C^Ot^iß^rV  W»^*! 

^eoTOTT/v.  Musgrave' s  und  Bruncks  hovX.  /U  TO/  ist  Flickwertt 
und  kaum  spraclirichtig,   Aüdeie  üeilver^uehe.  sind  gesvaltsa«.  ' 


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Dr.  Hagner  Auflforderuüg  u.  s.  w.  ÄtS 

■  Wir  setzen  blof,  iXAi  SovXev<,al  rl  1^  i.  Jl  Ä;  <.  äiOlA 
c^'  r.,  «,c  icuvcyJ  r,,  ek  iovMccv  Lk,  denn X  e  «SÄ 
Sklavere.  war  es  nicht;  aber  der  Königssd.»  n««  »  SÄ 

VeÄ"         '^'""'^r-  '>°°  -Wieder  K£i»n^ 

Vermutl.l,ch  wegen  ^ihu  T*rp«x.  Ein  Komm.  Mb  densSl 

de»,  wenn  ™a„  .,  l.,.elbt:  rUs  i',  U  ,&Uy,  Ih^sTri^U- 

kralt-ges  Asj^detou    V.  «733-  ,;35  «nd  ^oU  wZfasea" 

Jrtudaec.  hendeem^Ü* 
Opeys  xsTp^f^  (t/kcsy^  iirkt^  yBptid, 

Tlo,uTrffioev  ^   oclpav. 

V.  t73o,  4o.  Ilaben  schon  Andei%W«ribtttldwii  V.  1747.  TodfeDl^ 
^aMcnaers  tkccvveiv  die  Aufnahrae  attcL  in  ditten  Töfc  Y.in^ 
iL  kuteieo  ohne  Zweifel  eheauiis  tf^t  T.iy^Ji. 

Dochmm^^ 
Ohgkntnß  y  ißav, 

Uap^ipi»  ^vPff^  moOvevou  Amt». 

V.  1760  —  1762.  ordnet  Botke  »o  an,  dafs  sie  nur  a  Terte  bil- 
den wovon  erste,  ein  jaminscller  Senar,  mU  «e^*.  endigt,, 
und  wir  stimmen  ihm  bei.  -       '  *^ 

Dies  wäre  es  denn  öhngefälir;  wi»  w  Ittier.  dtcM  Tb». 
taYs  ZV  bemerken  hätten.     Wir- w«mrcb«i^  dem  BeninsffehnB 
Oh.ck  zu  dem  grünen  Alter,  da»-,  wülirend  Andet«  aicTganz 
der  vielverehrten  Göttin  /'«/•«Ältr^ . Kiogeben ,  s«ine  KüAe  loch 
solchen  Arbeiten  übt.  Verleger  aber  bitten  wiv  künf- 

tig iur  weiasercs  Papier  und  för  tebMfei^  Teuietttni  «a  sor- 
gen, damit  äussere  nnd  innere  Ausstattung  sich  entMirecben. 

1  Ä 


^ffordmmg  an  Regierungen,  Ohrigkeiten  und  f^orsteher  der 
//re/i/im^^er  zur  Abstellwig  eituger  schweren  Gebrechen  in 
^  IfeMmdtung  der  Irren,  Fon  Dr.  Hjyner  ,  Arzt  der 
f^ersorgungs^ Anstedt  zn  Wddheim  in  Sachsen.—  Leipzig 
tm  Georg  Joachan  Gesehen  4^4 j.  gr.  8.  5o  Seiten, 

*xr.  aajrner  tritt  }ner  als  Sachwalter  einer  Classe  von  Leiden- 
?      ,  die,  des  ecielstcn  Guts  der  Menschheit  bcraLibt,  die  oft 
schrecklichen  Gebrechen  der  gegen  sie  angewandten  Behandlung 
lucüt  eimaal  reibst  klage«  können.  Die  ;!>aclic  des  SachwaUer» 


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4i6       Dr.  Hayner  Auilbideruog  u.  s.  w» 


ist  heilig)  und  jein  Fürwort  kräftig.  Heisse  Menschenliebe  und 
Uare  Vernunft  sprechen  sieb  darin  aus.  —   Statt  der  KetteD| 
Zwangslfiblen  und  ^Zwaagri «nen ,  und  statt  der  Scbl%e  und 
einer  roben  empörenden  Behandlung  ^  will  Hr.  Hajmer  hlos  das 
Autbenriertiisdie  Palliaaden -Zimmer ,  ein  sanftes  ndiigeii  Beoeli^ 
nehmen ,  imd  nur  im  höchsten  Nothlalle  das  Zwangs  -  Camisol 
gestattet  wissen.   Wer  kann  diese  Broschüre  gelesen  haben^ 
ohne  nicht,  wenn  er  selbst  naher  oder  entfernter,  machtiger 
oder  schwächer  auf  irgend  £tn6  Lren- Anstalt  einwirken  kann, 
vom  Vorsätze  des  Guten  schnell  tut  That  zu  schroten?  Und 
wer  kann  die  Möglichkeit  der  Ausführung  der  menschenfreund- 
lichen Vorschläge  noch  sich  selbst  verhehlen ,  wenn  der,  von 
dem  sie  herrühren,  sclioii  stit  lo  Jahren  (jetzt  1 5  Jahren)  diest 
Vorschläge  in  einer  so  grossen  Anstalt,  wie  Jie  z.u  Waldhcim 
ist,  realisirt  hat?  —    Und  dennoch  existiren  leider!  Hiiider» 
nisse  gc^^on  die  durchgängige  Ausführung  des  niensckenlreuutlli- 
chen  Plans;  Hindernisse  die  tlicils  in  der  Anlage  und  Aussteuer 
mancher  Irren- Anstah ,  thcils  in  ihrer  Voll))ropfuifg  bei  gar  zu 
kleiner  Zahl  von  angestellten  Wärtern,    tluiJs  in  schrecklichen 
Erfahrungen,  denen,  bei  den  nun  eiuiuai  vorhandenen  Mannffln 
in  der  Einrichtung,  nur  die  Anwendung  der  Kette  hätte  vor- 
beugen können,  gegründet  sind.     Gc-wifs  aber  wird  Hrn.  Hav- 
uers  Kraft- Wort  auch  bei  solchen  Hinclcrnissen  »^'^''^  Wind 
gesprochen  sevn;   es  läfst  oinc  h#'ic«f  llmptindung  zurück;  der 
gntp  Wille  ist  ^ewoniitii,  und  dieser  wirkt  oft  im  Millen  mehr 
zur  Erleichterung  der  Unglücklichen  aJs  Gesel/  und  Aussteuer. 
Möchten  doch  diejenigen  ,   die  zur  Verlebendigtnjf;  ihrfs  i;ulcn 
Willens  zuprleich  die  Macht  von  Gott  verliehen  beküniuun  ha- 
ben,   des    Herrn   llay  ner's  Wort  vcrneiiiucn ,    wie   man  eine 
heilige  üede  veraehmen  soli^-  d.  h.  zu  üerzeo  nehmen  und  aus- 
üben. 

Zu  Diseussionen  über  einzelne  •  Abweichungen  in  der  Met' 
pung  der  Anwendbarkeit  dieses  oder  jenes  indirect-psjchisch 
wirkenden  Zwangsmitteb  ist  kier  der  Ort  nicht*  Es  kann  hier 
Aur  die  Re^e  Yon  des  Ycrfittsm  guten  Sache  überhaupt  seyn. 


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—  27^       Heidelberger  ^-822^ 

% 

Jahrbücher  der  Literatur. 


1   


Praktische  Theologie. 

Ueier  rerhesserimg  und  VerschSnm-uw  Ar  tnJn^.r    i  ^ 

'>-^b^^^ 

Kh,e,  Berg  Assessor.    Hamm.  ieM,  S 

Eiae  Liturgik  wäre  aller.ln.gs  Bedürfmf,  „njer«-  1^  Ti 
Hr.  Verf.  nennt  indessen  sein  Buch  Beilräie  » 
Neuheit  ist  um  so  nielu       loben  weTT.'  "««*^ 
«eli«|he  Liturgik  wohl  .iLe.l.aupt'„ooI.'zr?rü^ 
«  auch  Wala-  ist,  wus  er  ,vcl,er  \nn^m»TJ^L 
Cdh«^uie  er  bis  jeut  ist,  der  Verbesse^L  W  dJW' 
Itcfce  Publicum  wird  also  dusc  Bciträire^«^  ö«»  kircfc- 
Wdieuten  evanReliscben  Gels.licl.en,  XiTsTch  ML"^ 
K.r<:he,  clalslllcbe  ückart,  und  vikseitriebUd^^r  ^' 
sprechen,  mit  Dank  aufnehmen.—  Zuerst  I.M.f  i»*^*' 
«en.  sodann  Versuche  einiger  LituS  Def Äflf***'""- 
-«4  schöner,  wenn  auch  g^le.ch  J^ir^^ ^^^t^^^T 
*«len,  erinnert  übrigens  oCt  daran    dali  « 
e«e«  Priuclp  fehlt.  ^Hat  schon  ieUlSte  »'!  '"i"*.' 
«eben  so  häufig  statt,  wie  viel  mehr,  wo  Al^  Rdii^K^*''.'?" 
«rf  die  Verschiedenheit  des  CescI^a^LI^. 
W  . des  Gefühls  ■mannisf.l.ig  ,„  Streit  koZt,^  ^Tt*";"- 
•«»•oslich  scheuil,  diexUenge  nicht'nup  derKanff  .-T  '^^^ 
■dfr  Herzen  .u  Einen,  uAeile  zuTerSit?   ^^^V^''  ' 
Versuch  hierzu  dankenswerth.  Auch  läfst  l^y,,^J^ 
•»..as  Feststehendes  in  jenem  mehrfach  BeweltrÄf 


27  I 


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Praküscbe  Theologie. 


3]iche  Verehrung  Gottes  und  Jesu  Christi  sej,  wie  wir  sie  in 
»den  Tempeln  der  Andaeht  finden,  in  welchem  sich  evangel.  Ge- 
»meinen  zu  diesem  Zwecke  versammeln.c   Alle  die  dabin  gebik 
rigen  Handlangen  werden  engegdi>cn :   »Das  Bekenotnidi  nnsecs 
Glanbens  an  Gott  und  an  Jetnm  - Christum  |  die  Aensserungen 
unserer  fibrcrLietung  uud  anderer  frommen  Gesinnungen  duick 
Lobgesange  und  Gebete ,  und  die  andächtige  Fcgrer  der  Sacrt- 
mentei  der  heU«  Taufe  und  des'  h.  Abendniahb.€  Dabei  wiid 
aber  der  Cultut  als  die  Hauptsache  der  gottcsdienstlicheD  Haapl- 
Tcrsanunlungen  angesehen,  und  nicht  die  Predigt,  ja  weiter  na- 
ten  S.79  wird  es  ein  Vorurtheil  genannt,  dafs  (He  Predigt  beim 
Cultus  die  Hauptsacke  sey,  der  Cultus  wird  mit  dem  Weisstock 
irerglichcn,  der  sicb  an  den  Stab  des  Untentehts  lehat.  k 
welche  Verwicklungen  dieses  fuhren  mufs,  ist  klar.  Sie  zeigen 
sich  auch  bald,  da  der  Hr.  Verf.  doch  ächtprotestantiseh  wieder 
die  \  erkiindignng  des  göttlichen  V^'ortes  zur  Hauptsache  des 
GottesdieiisUs  maclit,  und  auch  den  liomiletischeu  und  katecheti- 
schen Regeln  eiti  eignes  Capitcl  in  seiner  Theorie  widmet  DaroBi 
will  aber  Ree.  die  vielen  schönen  Bemerkungen  über  die  Zwecke 
des  in  jene  engere  Bedeutung  gezogenen  Cultus  nicht  im  min- 
desten in  Schatten  stellen.    Denn  auch  diese  sollen  in  unscrm 
Gottesdienste  statt  finden;   wir  möchten  nur  jenes  BIM  umkeh- 
ren, denn  die  geistige  Frucht  soll  an  das  fromme  Gehihl  sicli 
hallend  erwachsen.    Es  fragt  sich  eigentlich,  wie  ist  im  Gottes- 
dienst Rührung  und  Belehrung  am  vollkommensten  2U  verbinden. 
Die  Erkenntnifsquelle  der  e\ang.  Liturgik  kann  allerdings  niclit 
das  A.  Test,  seyn,  obgleich  der  Hr.  Verf.  nicht  läugnet,  dal^ 
-vieles  aus  dem  jüdischen  Cultus  in  den  christlichen  übergegan- 
gen 5  auch  ist  sie  nicht  in  der  Weise  der  ersten  Kirche  zu  su- 
chen ^  aus  den  bekannten  Gründen  temporeller  Bestimmungen: 
sie  mnfs  vielmehr  in  der  Idee  der  Sache  selbst  liegen,  oder, 
•wie  der  Hr.  Verf.  mehr  im  populären  Standpuncte  ausführt,  au* 
dem  Zwecke  des  Cultus,  dem  Geiste  des  Christenthums  und  der 
Jlatur  des  Menschen  entwickelt  werden,  üeber  Werth  und  Un- 
ncnh  der  Ceremonien  ist  viel  Gutes  gesagt,   aber  im  Begnfr 
und  ÜLwecke  derselben  vermifst  mau  das  entscheidende  Prmcip- 
Der  Cultus  soll  Wahrheit,  Einheit,  Mannigfaltigkeit,  Kürie, 
Schönheit,  Anmuth.  Popularität,  Würdig  Lebendigkeit  und  Kraft 
iNiben,  welches  Hr.  BL  einzeln  so  entwickelt,  dafs  der  Leser 
sich  von  der  beredten  Wanne  gerne  angesprochen  fühlt.  Mehr 
wissenschalüich  liessen  sidh  die  Eiferdeintsse  des  Cultus  fneben 
der  LchreJ  wolil  auf  die  drei  Punde  inruckführen :  Wahrheit, 
Bedeutsamkeit,'  ErhdMnheit,  ^enn  in  diesem  TcreinteD  Dreifa- 
chen bewegt  sich  die  sinnUcbe,  dem  frmnmen'GetfihI  zugehörige 
DanuUnng  der  Lehre,  und  erzeugt  sich  idas  wahre  Minüxkhvi, 


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Praktische  Theobgiec  ^ 

I 

ScllSllWt  n.  s.  w.  so  weit  als  dieses  alles  dem  evanoM  r 
Ä.««t«  «gn«.    Der  G,»„J,ist  auch  hier  das  Wort^  1^^^ 
,  dfe  Bfcgriircu  a..f.iist,  .Made  dasselbe  4ht  «  hr  IS 

md.t  wemger  ,p„cht  das  Symbol  durch  den  Sinn  L  i.  S 
m  «j.    N.ch.  zwar  nehmen  wir  hiermit  den  Gründl 
»a««k-K«hol.sche„  Kirche  an.  dafs  der  Cultus  da.  Buch  S 
I^ea  sey,  suadorn  wir  lassen  den  Cultus  ebL^WuS 
I«fct  Sj^bol  seyn  da  s  wn  das  Buch  der  Bficfcer  >«>  Gr»2 

^  '  A  t  -l  »'^'^''[""K.  »»^  J^""«lb-n  zur  HaupTachrS! 
A«.  Auch  nicht  m,t  der  Griechisch-Kathol.  Kirche\alt«  ^ 
den  Cultus,  als  hohes  Svmbol.  so  wi«  die  Natur  selbst  ^«  «Jl 

N«*  solchen  A-ns-chten  kommt  allerdings  die  Persoa  dTKl 

r ^"r""'  Verf.  noch  vrÄ: 

den  Wunsch  an,  dafs  der  Geistliche  ein  «:böoer  MLuTf 
Ab«  acht  protestamisch,  und  gewils  aucl.  «  lX/SL  t!'!  • 
der  vor.reffl.chc  Joh.  Gerhard  CLoc.  com^HTj^ ^ 
§.  /^7.J.  dals  s.ch  die  Kirche  lieber  einen  kSntJlirk^i  m 
«.  einem  Manne  gefallen  lassen  solle,  d  ebÄdt«  Ä 
Lehen  weniger  haben.  Der  Geist,  nicht  der  KöJ^"  SÄT 
in  unserer  Kirche.  Nicht  so  leicht  ist  üZrAU^^^iTT^"^ 
Verzierung  des  i'irchlichen  Versammlul^S  ' 

Red\'^"/n-"^''^^  Kü„ste*Td™:eter"lS^'3li 
Redekunst    Dichtkunst,  Tonkunst  bei  dem  Gotte-uLte^sT 
wirken  habe,  zeigt  Hr.  M.  recht  gut,  und  sTi^J^ 
wohnlichen  MIsbrüuche  zunick.    Sd.ön  X  bed^!^«  ^  ^ 
er:  >In  der  Welt  wandeln  sie  rJieVe  3  ^8^^^^.^^ 
»einher  und  fordern  Hddigung  ^u^d  j^^^^i^^'^' 
>meaer  vor  dem  Allerhöchsten^  und  spS^'J^T^^  H^" 
»Deinem  hedigen  Namen  s.;y  Ehre'«  Em  1*«»»-  .    L  L?^ 
von  Malerei  und  Plastik  die  Rede",eyr  ^  StJ^u 
gens  anderswo  berührt  wird.  lierT^t^m^^Sfl  " 
der  schönen  Künste  fehlt  so  lange  d^obprS^^A 
Princ.p  der  Luurg.k  nicht  objectiv  genug  d^stebLAm  mls^ 
erscheint  dieser  Mangel  in  den  üftheilfn  F«m^ 
Der  eine  verlangt  sie  deutlich  (Ür  den  Vu»tm^ ^  IXe  mtl 
st^ch  bedeut«.™  {ür  das  Gefühl,  d«  dritte  »ÄLT^  X 
Pft^chlleben,  der  vierte  will  dienet  mmmmnT^iOh- 

wenig«  beiituaiMBj  aiaJicb  im  dm  Ge&hie. 


2t* 


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^30  Praktische  Theologie. 

nuBCt  betrUfty  denn  mekrcreii  einzelnen  Vorschlägen  kann  vfohl 
kein  Leser  vom  Fache  seine  Beistiinmung  versagen.  Der  Ge- 
nchtsiNUirt  für  ein  Fotmulaibuch  darf  nicht  sowohl  der  sevn, 
dem  uoffeschickteD  Geistlichen  mit  guter  AushüUe  an  die  Ihnl 
Ml  cehen,  denn  das  wäre  eine  Uerabwnrdigung  des  geistlicbea 
Standes  vor  dem  Angesicht  der  ganzen  Gesammtn^emeindej  aad 
warum  iiiclit  dann  auch  eine  Sammlung  von  Predigten  zur  Aas- 
hülfe,  wie  in  der  alten  Postillcnzeit ?  Vielmehr  kommt  es  hier 
darauf  an,  dafs  man  das»  was  Eiidieit  d«r  Kirche  nothwen- 
dig  gehört,  als  nothwendige  Einförmigkeit  ausscheide,  und  für 
das  üebrige  nur  in  Einheit  in  den  Zwecken  dem  Kii-cben» 
khrer  bezeichne.  .  Hr,  M.  wiU  auch  wirklich  nicht  jenes,  sob. 
dern  vielmehr  dieses,  und  widerlegt  ausfuhrlich  Einwendttogcoj. 
nur  ist  der  entscheidende  Gesichtspiiuct  nicht  festgehalten,  und 
so  ei  tnaugelt  x.  B.  der  an  sich  richtige  Satz,  »ein  symbolisches 
Ansehii  kommt  unsern  Formularen  nicht  zu,«  seiner  relativea 
Richti  kt.t.  —  Die  Feste  sind  ebenfalls  nicht  in  den  kirchhchen 
Gcsiilaspunct  gestellt,  weicher  sie  sämtlich  auf  das  Historische 
der  Religion  bcileht,  und  zwar  auf  den  Pund,  ^o  dieses  «i» 
dem  ti-«  iitluimlichen  der  Lehre  zusammeufällt,  und  also  die  A?s- 
zf  Ii  iMH.no  solcher  Zeilen  zu  einem  grofsartigen  Symbol  nttcbeiu 
btlbst  das  Trinitatis- Fest,  als  das  letzte  in  nnserm  Kirchen-Cy- 
klus,  ausser  den  Erinnerungstageh  an  untergeordnete  PewonöJ, 
hat  in  Beziehung  auf  die  vorher-elieudcn  holien  Feste  cinc  sdche 
historische  Bedeutung,  da  nach  der  Mitthciiiino  des  heiligen i^ei- 
sles  die  tiefere  Erkenntnifs  des  göttlichen  Wesens  aulgescWO«seB 
M  urdc.  Aus  fliesen  Gründen  findet  es  Kec.  nicht  im  Wesen 
der  christlichen  Kirche  ein  Schö p fu ngsf est  zu  feiern,  UO* 
mochte  voiaussaoen ,  dafs  der  Vorschlag  des  Hrn.  Verfs. 
fiihrung  dessdbeii  nie  in  der  Kirche  Eingang  huden  >vird.  Denn 
sie  feiert  keine  >iatur feste,  sondern  die  ganze  Festfcier  im 
Christenthume  prcifst  die  Erlösung  als  die  zweite  Scliöpfang 
der  Menschheit  in  der  Zeit,  wodurch  jene  erste,  mit  "^^^^ 
die  Zeit  beginnt,  eist  recht  verstanden  und  in  sämmtlichen  chn»- 
licheu  Festen  gleichsam  zum  höheren  Bewufstseyn  und  zu  hö- 
herer Feier  gebracht  wird.  So  ist  das  Fest  der  Geburt  Christi, 
das  Fest  seiner  Auferstehung,  das  Fest  der  Ausgiessung  des  hei- 
ligen Geistes,  jedes  ein  Schöpfungsfest;  ja  der  Sonntag  ist  so- 
wold  die  Erinnerung  an  den  ersten  Schöpfungstag,  und 
hebt  zugleich  als  Tag  des  Auferstandenen,  unsers  Herrn,  oas 
ganze  Jahr  hindurch  %VL  dem  ewigschaffenden  \ater,  d«»  ^ 
durch  seinen  Sohn  im  Geiste  und  der  Wahrheit  ak  seine  zum 
Lichtreiche  geschaffenen  Kinder  anbeten  j  und  das  müfstc  auch  itt  ' 
der  übrigens  erhebenden  Liturgie^  die  der  Hr.  Verb  zu  ^ 

^chopioDgsieste  abgcMst  hsUt,  ab  eine  ursprüugUd»  chxü^uicbe 


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Praktische  TUeologie.  ■  ^  ■  I^ii 

Idee  ▼otkommen.    Die  untergeordneten  fcstliclien  Tage,  wie' 
Dank-,  Bu(s>,  £riiiiieran|ptage  hahea  obndiin  keine  ;illgemciae 
kirchliche  Bezidiang.    So  mdchte  es  auch  wohl  mit  dem  Feste 
der  Vaterlandsliei»e  ,za  balten  seyn,  das  der  Hr  Vf.  vorschlagt^ 
fo  etwas,  wie  er  es  auch  seibat  mit  richtigem  Gefühle  auf  den 
Cfeburtstag  de^  Kdnigs  legen  will ,  wird  an  historische«  Tageo  • 
am  besten  gefeiert.^—-    Was  über  den  Kirchengesang  erinnert 
wird,  über  Melodie  und  Lied,  «her  Wechseigesange  und  Anti- 
ph\iDeD,  kann  wohl  auf  die  Zustimmung  aUer  derjenigen  rech- 
jaeUi  welche  das  richtigei^e  Gefühl  haben,  wenn  auch  hier  gleich 
das  'Priucip  noch  nicht  entsdiieden  dasteht.   Wir  verweisen  die 
Leser  besonders  auch  auf  den  Anhang,  der  die  treulichen  Be^ 
merl^ugen  ober  den  Kirchenge^ng.  vermdirt.    Soli  das  Liedf 
nach  Klopstock,  i^ehr  Gebet  sejn,   oder  nach  Andern  mehr 
Lehrgedicht,  und  was  ist  hier  heilige  Poesie,  die  erhaben  und 
zugleich  allverstandlich  ist?    Was  auch  die  Theorien  aassageu 
mögen,  so  wird  doch  allgemein  ein  Lied  von  Paul  Gerhard 
wie:. Befiehl  du  deine  Wege,  und  so  manche  von  Geliert,  x*  B« 
Wie  grofs  ist  des  Allmacht  gen  Güte,  ( weniger  seine  dogmlti^ 
sehen  LehrliederJ  besonders  auch  so  manches  alte,  wie  die  m^i* 
stcn  von  Luther  selbst,  aus  dem  Herzen  gesungen,  und  zwar- 
ohne  die  beliebten  Veränderungen '  der  modernen  und  profanen 
Hände.  Unser  Ver£  schlägt  vor,  lieber  der  evangel.  Kirche  vor 
,der  Hand  ein  Interimsgesangbuch  von  .so  wenig  Liedern. 
möglich  zu  geben,  als  ein  mittelmassiges  vieOeicht  für  mel«  ak 
£iu  Jahrhundert.  «Dieses  hat  abet  auch  grosse  Bedenkiichkeit, 
luraptflSchlich  die  Entbehrung  eines  recht  reichhaltigen  Gesang- 
Luchs,  das  der  Verf.  se&st  mit  vollem  Rechte  wünscht.  We- 
nigstens eine  ganze  Geiierotion  wurde  darunter  leiden  mtooi^ 
denn  wäre  es  nur  auf  wenige  Jahre,  so  entstünde  dataus  eine 
verdriefsliche  Besteorung  der  Gelneiode.  Wir  glauben  vielmehr, 
dafs  bei  eipem  so  reiolien  Von^athe  vortrefflicher  Kirchenlieder 
der  Sammler  nicht  in  dieser  Hii^sicbt  in  Verlegenheit  kommen 
kann ,  und  d^fs  es^  fibrigens  recht  gut.  angelte,  bei  ne,uen  Auflar 
gen  Anhänge  lm  geben.   Ueber  die  Choräle  wird  auch  viei  Gu-i 
tes  gesagt ,  und  von  dem  Orgelspieler  religiöse  Einfalt  und  Be- 
geisterung verlangt  in  seiner  Art  mit  eben  dem  -Rechte,  als  von 
dem  Gomponisten.    Auch  in  der  Wahl  der  Choralbücher  sollte 
BSSn  doch  ja  darauf  sehen ;  es  hängt  mehr  davon  ab ,  als  man 
gewöhnlich  denkt.    Was  der  ehrwürdige  Natorp  (über  deu 
Gesang  in  den  Kirchen  der  P  ro  t  e  s  t  an  t  e  n  etc.J  erinnert 
hat^  "Wird  auch  hier  zum  rSaclilcsen  empfohlen. —  Uehcr  Doxo- 
logie  ^feierlichen  Anfaugswinisch )  und  Eulo«;ic  (^Segensformel 
zum  Schlufs  des  GotteidienstesJ,  über  Glaubeusbekeuntnifs  und 
Vorlesen  aus  der  Üibel  hören  wir  den  erfahrnen,  das  Biblische 


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422  Praktische  Theologie, 

and  Kirchliche  liebenden  Geistlich  eil ,  ob  wir  ihm  gleich  auch 
hier  nicht  iu  allem  beistimmen  können.  Denn  z.  B,  Öffentliche 
Panksagungen  für  personliche  Verhältnisse  sind  selten  so  dnwend- 
bjur  als  Fürbitten'  in  der  Kirche;  doch  kommt  es  auf  die  Be' 
ichalFenheif  der^  etwa  kleinen  Gemeinde  an.^ —  Diehonuletis^hcn 
Regeln  fand  Grandsitze,  so  gut  ste  auch  sind ,  gehören'  eigent' 
Kch  nicht  in  dieses  ^uch^  da  der  Hr.  Verf.  ausdrucklick  den 
Coltas  von  der  Predigt  scheidet,  und  in  jeder  Liturgik  mt  in 
sofeme  von  dem  Predigen  die  Rede  sejn  kann,  ab  es  in  der 
Reihe  der  äusseren  gottesdienstHchen  Handlungen  vorkeaml*  Oh* 
nebin  verdient  die  Homiletik  wenigstens  eben  so  gut  fiir  sich 
bebandelt  2a  werden,  ab  die  Liturgik;  eher  konnte  nilito  diese 
jeater  itmerorduen,  oder  als  Zugabe  zu  homiletischen  Anweisuo«' 
gen  lehren«  Die  Predigt  (im  weitem  Sinne^  ist  und  bleibt  die 
Hauptsache  in  unserm  Gottesdienste;  aller  Cultus  mufs  der  Pre- 
digt dienen,  nicht  die  Predigt  dem  Cultus.  Dieselben  BiSWCi^ 
kuiigen  müssen  wir  uns  auch  über  den  Abschnitt  von  den  öf- 
fentlichen Katechisatiouen  erlauben  ,  obgleich  wir  andi  hier  dlc 
Regeln  des  erfahrnen  Mannes  empfehlen  müssen,  z.  1>.  dafs  «Ich 
dA  Katechet  vor  scla^ischer  Nachahmung  hüten  und  diejenige 
Methode  zli  eigen  machen  solle,  die  zu  seiner  Individualität  pafst, 
und  wobei  es  ihm  am  besten  gelinge.  Weniger  können  wir  ihm 
darin  })ei stimmen,  dafs  man  den  Katechismus  nicht  aus  den  Be- 


nntnifsbiichern  beider  Parteien  der  evangel.  Kirche  zusammeu-» 
tragen  solle?  Dies  können  wir  nicht  zugeben.  Wenn  nämlich' 
von  einem  kirchlichen  Kateckismus  zur  Vereinigung  beider 
Parteien  die  Rede  ist,  so  möchten  wir  doch  fragen,  wer  berech- 
tigt sey,  ihre  bisherigen  Lehren  weiter  zu  verändern  oder  auf- 
zuheben, als  was  den  Punct  })etrifit,  in  welchem  sie  ihre  Ver- 
einigung nunmehr  erklären?  Uni%  die  Quelle,  woraus  geschöpft 
wird,  die  Jieii.  Schrift  sejn  und  bleiben  müsse,  damit  sagt  der 
Hr.  Verf.  gar  nichts,  was  zu  etwas  anderem  berechtige,  denn 
die  Bekenntnifs  -  Lehrbücher  der  proiestant.  Parteien  stutzen 
.  sich  eben  darauf,  beweisen  jeden  Satz  aus -Gottes  Wort,  u»^ 
derjenige  Satz,  wo  dieses  nicht  geschähci  müfste  wegfallen,  und 
dürfte  weder  von  dem  Lehrer  noch  von  dem  Zuhörer  ange- 
nommen  werden.  Hr.  M.  ist  für  die  ausgedruckten  Fragen  und 
Antworten  im  Katechismus  mit  untei^legten  Bibelsprüchen,  und 
dafs  ausser  demselben  der  Prediger  nicht  noch  einen  besondern 
Leitfaden  bei  den  Confirmanden  brauchen  soll;  in  allem  diesem 
hat  er  wohl  auf  ziemlich  allgemeitte  Beistimmung  zu  rechnen.— 
Dafs  über  die  Sacramente  vieles  gesagt  wird,  ist  an  seinem  Ort, 
,  denn  hier  ist  ganz  der  Kreis  des  Liturgischen,  Der  Taufritus 
darf  nicht  der  Willkühr  des  Predigers  übetlassen  wer  len;  wie 
überhaupt,  setzt  Ree.  hinzu,  kein  liturgischer  Act;  die  bin^ukoor 


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« 


praktische  Theologie.  42i 

ttende  llede  Mabt  allenlings  als  geistige  Thätigkelt  hm.  Et* 
-Was  in  i»%  apostol.  tylaubeDsbdLamtnifs  etntuschicbeQ,  dazu  ist 
matt  weder  berechtigt,  noch  wire  es  eine  Verbestenuig.  Denn 
2.'  B.  itt  dem  ei^en  Artikel  nach  dem  Worte  Schöpfe r  zu 
aMzeii  »Erhalter,  Regei^  und  Richter,«  wfirde  nur  die  bändige 
Förmel  Terlangeru,  und  nodi  obendrein  unsere  kirchliche  Be* 
debtung  von  Schöpfer  Terkennen*  Die  Taufe  soll  nicht  nur 
in  der  Kirche,  sonddm,  wenigstens  einige  Male  des  Jahrs,  in 


L 

sejn  kaimf  andi  schUigt  der  'Hr.'Yerf,  eiii'T«iffest  vor.  Dieses 
letztere  jedoch  hat  jenen'  Gnind,  den  wir  dben  gegen  solche 
Feste  anfahrten,  noch  starker  £;egcn  stch,''iiidem  ja  jede  Tauf- 
bandloDg  an  sich  die  Stiftungsfeier  ist.  Dkl^  die  Kirche  jedem 
Täuflinge  eine  weisse  Kleidung  anlegen  soll,  ht  unausführbar; 
der  weitere  Vorschlag  des  Vfs.  würde  schon  von  diätetischer  Seite 
nicht  gehen.  Für  den  Abendmahls -Ritus  verlang  Hr.  M.  nach 
einigen  sinnreichen  Worten  für  die  Oblaten,  zwar  das  Brodbre- 
chen, aber  der  Hostien,  die  nur'  etwas  grösser  und  zum  Vcr- 
theilen  in  etwa  4  Stücke  eingerichtet  scyn  mögen.  Uns  dünkt 
dieses  eine  ängstliche  Künstelei.  So  auch,  dafs  man  rothen  Wein 
\ind  wo  möglich  in  einem  glüscrnen  Gefasse  auf  dem  Altar  ge- 
brauchen solle.  Wir  dächten  die  Würde  der  Feier  vermeidet 
auch  allen  Schein  von  kleinlichen  Rücksichten.  So  mag  das 
Abendm.  auch  wohl  wie  in  den  holländischen  Kirchen  sitzend 
empfangen  werden,  oder  wie  auf  ähnliche  Art  in  den  englischen, 
oder  dinrch  Hinzutreten ,  wie  gewöhnlich ,  oder  im  Halbkreise 
stehend  wie  Hr.  M.  vorschlägt,  oder  auch  knieend:  in  jeder 
dieser  Formen  kann  anständig  gefeiert  werden,  und  man 
sollte  hierin  der  Nationalsitte  etwas  nachgeben.  '  Die  Formel  : 
Christus  spricht;  nehmet  hin  etc.  wünscht  Hr.  M.  mit  jener 
vertauscht:  Das  Brod,  das  wir  brechen  etc.  Allein  diese  ist 
eine  Reflexion  des  Apostels,  jene  enthält  aber  das  hellige  Wort 
Christi  selbst  5  auf  welcher  Seite  der  Vorzug  scj,  fällt  also  in 
die  Augen.  Abwechselung  der  Worte  hat  auch  vieles  gegen 
sich.  Wenn  während  der  Austheilung  gesungen  wird,  so  rnüfste* 
nach  seiner  Meinung,  nichts  von  dem  LIturgen  gesprochen  wer- 
den ;  auch  könnte  der  Gesang  zwischen  Chor  und  Gemeinde 
wechseln,  oder  ganz  unterbleiben,  in  welchem  Falle  heilige  Tisch- 
reden gesprochen  würden!  Der  Hr.  Verf.  giebt  selbst  in  dem 
praktischen  Theile  eine  Reihe  derselben ;  sie  bestehen  meist  aus 
Bibelstellen,  und  würden  erbaulich  wirken,  wenn  uns  solclie 
Feier  nicht  fremdartier  wäre.  Die  vorj'esdda'yene  Art  der  Cunsc- 
cration  möchte  sich  eher  aneignen.  Das  Knieen  bei  dem  Gebete 
um  Sündenvergebung,  obwolü  hier  noch  am  ersten  angemessen, 


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424  Praktische  Theologie 

widemreitet  tu  %Af  imsercr  Sitte»  aU  diifs  sich  s(d  ^as  eio^ 
fülirea  Hesse;  und  weder  Beispiele  wie  von  der fingliseheii  Kir- 
che, noch  Privatgewdlmuogen  wuiden  dazu  helfen.  Hr.  M.  irt 
auch  för  die  aUgemdne  Beicht,  die  Yortheilie  der  Privatbeiclit 
glauljt  er  bei  der  Anmeldang  der  CommaDicanten  erreicheD* 
Das  Erscheinen  in  Trauerkleiderh  Bei  dem  heil.  Abend»,  kfionoi 
ys  'iv  Hiel  t  so  anständig  finden;  indessen  ist  die  schwane  Klei- 
dung nicht  ebt  n  Trauer.  —  Die  Confirmation  wird  hier  tob 
aller  Verpflichtung  iiir  die  Kirchenparte^  ^(  trennt.  Dieses  ilt 
oOTenbar  unrichtig,  ob  gleich  sehr  richtig  eine  solclie  Veipflicb* 
tung  verworfen  wird,  womit  man  sich  seine  Glaubensfreiheit iSr 
die  Zukunft  bände,  und  wozu  sich  die  Confirmanden  bei  ihr« 
tiefen  Rührung  leicht  verstehen.  Der  Unterricht  den  Somiiier 
über  hat  auf  dem  Lande  unüberwindliche  Schwierigkeiten;  auch 
ist  die  Zeit  um  Ostern  und  Pfingsten  von  der  alten  Kirche  her 
für  die  Aufnahme  der  jungen  Christen  gleichsam  geweiht. 
Die  feierliche  Einführung  des  Kircheuältcsten  ist  mit  Recht  em- 
pfohlen j  nicht  mit  Recht  der  Eid  bei  der  Ordination;  Warum 
sollte  die  Copulation  nicht  zum  Cultus  gehören?  Geschiel.t  sie 
«uch  gerade  nicht  von  der  versammelten  Gemeinde,  so  ist  das 
lein  i^run^j  nimmt  ja  doch  das  Kirchenrecht  nicht  blos  actus 
liturgicos  public  OS  sondern  auch  privatos  an.  Em  öf- 
feuiiches  Trattungsfest  dagegen  hat  alles  das  wider  siqh,  was 
Trlr  oben  gegen  solche  Feste  erinnert  haben.  ^  . 

Der  praktische  Theil  ist  übcrschriebep ,  Versuch  eini- 
ger Litnrgieen  mit  den  dazu  erforderlichen  Smg- 
lind  Dcclamationstiicken.  Er  .enthält  schöne,  nur  meist  lu 
wortreiche  Formulare  für  einzelne  liturgische  Handlimgen  und 
für  Fe^te.  Sie  scheinen  uns  zur  Auswahl  in  Sammlungen  em- 
pfehluiigswertlK  Wir  können  übrigens  hier  nicht  auf  die  Ver- 
lesserungen eingehen  die  sich  leicht  ergeben.  Der  Ton  ist  er- 
liaben,  doch  meist  zu  wortreich.  Auf  die  W^ecliselchöre  Ist  vie- 
les berechnet  Ree.  kann' zwar  dem  ehrwüfdigen  Verf.  n»cht  m 
«einer  Trennung  d^  Cultus  von  demPrjcdigtamt  und  desLitur- 

Sen  von  dem  Prediger  beistimmen,  jjuph  nicht  in  der  Ansicht, 
^Is  durch  Verschönern  des  Qottesdieustes  viel  für  die  ReligiJJ- 
•ität  zu  hofen  sey ,  und  in  m|inchem  der  Vorschläge  ebenfalls 
nicht:  indessen  findet  er  diese  Beitrage  znr  erangeli$cheo  Li- 
turgik  reich  an  vortrefflichen  Gedanken,  und  glaubt,  dafs  bei 
neuen  kir,chlichen  Einrichtungen .  4ici  BenuUu^g  derselben 
ausser  Acht  zu  la^en  se/. 

i?.  Neue  evangelische  Kirehenagefi^e.  .  Oder  was  m  gründlicher 
ß^erhesegrung  des  protest.  Cultus  in  der,  Kirche  md/ü^ 
,    Kirche  billig      dieser  ZeU  gesch^  soäte.   Ein  mehr- 


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Praktische  Theologie.  4^5 

jihrig»  Erfahrung  hervorgegangener  Ferßueh  vonG,J,C* 
Reuss,  Pfarre  zu  Crofdorf  bei  Q/essen,  Gotha  m  der 
Betkersehlai  Buchhandlung,  48%    (XII  und  ßc6J*  94gr^ 

Der  ▼erdiente  Hr.  Verf.  hegt  wohl  etwas  zn  vid  IIoftiniQ|| 
Yon  dem  Caltas,  wenn  er  gUabt|  da(s  er  'bei  weitem  lüir  die 
»Meisten  in  allen  Ständen  Aas,  einzige  Mittel  in  seiner  An  sejc^ 
»den  hier  und  da  .nur  noch  schwach  gUnunenden  letzten  Funken 
»der  Religiosität  xu  erhalten  und  wieder  anzufachen,  dem  schiei; 
»überall  erstorbenen  religiösen  Sinne  und  Leben  wieder  aufeu« 
»helfen,  und  wieder  einen  neuen  Aufschwung  zu  geben?  »Der 
Hr.  Verf.  kämpfit  auch  selbst  dagegen«,  dafs  unsere  Kirchen  we- 
»der  Schauspiettiäuser  no^h  Götzentempel  werden,«  und  es  ist 
wohl  gctlian  für  die  Kirche,  dafs  solche  Männer  von  Geist  und 
Erfahrung  auch  von'  dieser  Seite  rathen.  Wohl  begprundct  isl[ 
auch  sein  Eifer  gegen  die  elende  Weissagung,  dafs  der  protest» 
Kirdie  der  Uutergaug,  wohl  gar  ein  baldiger  drohe.  Dankens- 
werth sind  seine  Beiträge,  und  erfreulich  seine  Erfahrungen  voa 
glücklicher  Einfuhrung  der  Wechselgesänge,  Responsorien  und 
Intonationen.  Was  die  Vorrede  gegen  vorgeschriebene  Gebets*, 
formein  sagt,  wurden  wir  nur  etwas,,  nach  den  oben  angege- 
benen Grundsätzen,  beschränken. 

Die  von  dem  Hrn.  Verf.  gerühmte  Mdodieen  wie:  Lobet 
den  Herren  etc.  oder  Hast  Du  denn  Jesu  etc.  mochten  wohl 
schon  wegen  des  tanzenden  Tactes  nicht  dem  Kirchenstjle  zusa- 
gen; ganz  anders  die  ebenfalls  von  ihm  gerülimte  »lebendige  Mcl. 
»von  Luther,  vom  Himmel  hoch  ete.c  Schön  ist  immer  eine  Do- 
xoiogie  (wie  in  der  Scijvvcdlschen  und  Englischen  Kirche)  wo 
dem  Prediger  auf  sein:  der  Herr  sey  mit  Euch!  die  Gemeinde 
antwortet;  und  mit  Deiiicm  Geiste!  Hr.  R.  giebt  sie  hier  mit 
Noten.  Doch  würden  wir  immer  rathen ,  dafs  der  Prediger  nie 
allein  singe.  Denn  der  Einielnc  spricht  iii  der  Gemeinde,  weil 
er  Gottes  Wort  verkündet,  und  nicht  sich  hören  läfst:  Die  Ge- 
meinde sin^,  so  oft  sie  ihren  Einklang  der  Andacht  laut  wer- 
den lälst.  Wie  kann  der  (jeiitUche  als  Solosängcr  dastehen ,  ohne 
sich  singend  {sc  solumj  darzustellen!  Des  Vrfs.  musikaiisclic  Bei- . 
trage  sind  schäiibar,  namentlich  die  mehrstimmigen  Festgesänge, 
und  sein  Rath,  dafs  der  Geistliche  Musik  lernen  möge,  wohl 
gut.  Besondere  Verzierungen  an  Festen  werden  wohl  ganz  gut 
eni[»fohlen,  aber  die  Auswald  bleibt  sehr  schwierig.  Auf  jeden 
Fall  ist  uns  der  Lorbeerkranz  auf  dem  Altar  am  Opferfeste  be- 
denklich, denn  obwohl  Svmbol  des  Siesfs,  so  soU  doch  hier 
an  keinen  Komischen  Triuniphator  gedacht  werden,  und  ausser- 
dem wird  es  spielend.  Sollte  dergleichen  christliche  Ideen  sjm- 
bolisirenj  so  müiste  man  biblische  SiuDbilder  wälüen.  aber  wer. 


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4att  Fraktiselie  Theologie. 

wollte  da  woW  die  Kronen  in  4«r  Apokalypse  TOilegcn  n.  dgl. 
sonst?  Noch  weniger  wollen  wit  Traotparente  ^  wie  x.B.  föf 

den  Christmorgen  eine  Soiine  über  den  Erdglobns  mfgdieiidy 
vorgeschlagen  wird ;  weder  das  Theatralische  noch  das  Tänddnd« 

gebeert  in  die  Kirche«  * 

Zweiter  Absehnitt.  Kirchllclic  Feierlichkeiten.  Dri^ 
ter  Abschnitt.  Formulare  für  die  Confiimation,  eine  schöne 
Liturgie  ;  für  das  Abendmahl  ebenfalls.  Hr.  R.  ist  für  das  Brod- 
brechen ,  aber  auch  inr  das  Ausgiessen  des  Weines  in  den  KelA 
während  der  Einsegnung,  sodann  Austheilen  desselben  in  Gla- 
sern, und  nähert  sich  dem  Ritus  der  Brüdergemeinde  in  der 
Vertheilung  von  Brod  und  Wein.  Die  Worte  sollen  niclit  un- 
ablässig wiederholt  werden,  sondern  die  Austheilung  auch  mit- 
unter schweigend  statt  finden.  Auch  die  Empfehlung  des  stil- 
len Betens  verdient  Beherzigung.  Darin  köjmen  wir  aber  durch- 
aus nicht  dem  Hrn.  Verf.  zustimmen ,  dals  bei  dem  Ritus  vieles 
in  die  Wilikühr  des  Predigers  und  der  Gemeinde  zu  stellen  u. 
nach  Stimmenmehrheit  zu  entscheiden ,  oder  gar  '»auf  die  Mehr- 
'^hcit  der  früheren  Confessionsverwandten,  Rücksicht  z«  nehmen 
»scy.c  Wie  kann  in  Gewissenssachett  nach  Stimmen  cntschiedea 
werden?  und  wie  kann  da,  wo  der  Ritus  unmittelbar  mit  dem 
Dogma  zusammenbangti  wie  ira  Sacramept  der  Fall  ist,  und  wo 
das  jus  liturgicum  so  bedeutend  ist ,  anders  als  vön  dem  Gän- 
sen der  Kirche  aus  die  ganze  Liturgie  bestimmt  werden?  vVir 
liaben  nicht  blos  Gemeinden,  als  eine  Art  von  Indcpen- 
denz^  sondern  jede  einzelne  Gtaeinde  ist  Glied  der  Landcs- 
IsSwhe,  und  besteht  durch  die^esammtheit.  .  Dieses  führt  trei- 
lich  aul  Kirchen-Verfiissung  und  Regierung./-  Die  Formen  lur 
andre  Feierlichkeiten ,  z.  Ä  Einweihung  einer  Kirche,  können 
wohl  auf  ziendich  allgemeinen  Beifall  rechnen;  aber,  wie  wir 
oben  bemerkt  haben,  in  Sachen  des  liturgischen  Geschmacks, 
fehlt  es  voch  z\i  sehr  an  einem  Princip. 

Tiiertet  Abschnitt  Rügen  und  Wunsche  den  pro- 
testantischen Cultua  betreffend.  Hr.  R.  eiklirt  es  aus- 
dröcWich  för  ein  Vorurtheil,  dafs  die  Predigt  da*  g»*^^'' 
gemüdie  Wesen  ünsers  Gottesdienstes  sey.  Da  dieses  auch  so 
ziemÜQh  mit  der  Ansicht  der  oben  angezeigten  Litwgik  des  nt 
Sup.  Mohn  zusammenfallt,  so  verweisen  wir  auf  das;  was  wi^ 
oben  dagegen  erinnert  haben,  und  fügen,  nur  wegen  des  mus- 
Terstondes^in  dem  Worte  Predigt,  da  namentlich '  der  o.  *«4 
▼orkommende  engere  Begriff,  Kanzelreden,  Ißlr  den  "^^ilf^; 
Verkfindigung  des  göttlichen  Wortes,  genommen,  und JVilUic 
dieses  Wesen  des  protest.  Gottesdienstes  nicht  genug  erkannf  *« 
seyn  sehehit,  noch  hinzu  die  Erinnerung  anHto*  *ö,  t3'*'*7' 
an  die  wiederholten  kralugeu  Eikiarungen  der  Relbnnatoren, 


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Praktisch*  Theologie, 

«od  an  die  Watur  des  GbnliM*   «-.T/,i..    •    .  . 

unserer  Kirche,  also  ^iS^cl^^tZ  idl't  X?' 

des  Hrn.  Verf.  <i W  Ri«A«,gebäude   auch  0 «"'Wäge 

d«.  hoflfeDtüch  beachtet  w«Ae«^   ^;,ie;  ,l    .  - 

vr,e  sie  gewöhnUd,  «nd,  spricht  Hr  R  l     1^ '■''^  '«Visitation«, 

Jährenden  Rügen  ans.  «nd  auch  ^l^l  """^  S"'  «^i«  ge- 

Ü-det  das  gehLe  i^cte  aber  den  pT  Geistlifke 

m  die  Kircl.enäke«en  4"Th„  befraf. 

nnd  erniedrigend  «r  dta  ""  er  „  '  ^^"1?-^"''"S,  tränfend 
l!cl.  hierin  £d  allen  wShen  n  «d- 

Verbe«.erungerfolge„,^™Tn  d"  R  r  5""™*']"  S«»^chte 

das  Ktrehertb«;  im  Argen  ie«  ^« 
gesürtbeih-^Ianehei  &  in  and«n  r  ''^<=<^ 

Zwing««altc  i«,  und  abr„icht  bli  I  r'^.'  ■ 
wie  i?ir  e,  »och  weL  bL?«    ,        ^^'^on,  sondern  ■ 

CWe«lo„,  g.„.  u^r^r^;  f  sÄÄ**^'«" 
•ber  finden  doch  polizcüicl,«  (icscf/r  f,ir  verfugt  Danun 

len,  nnd  KatecMmusIehren  st  ,tt  i,  J'  r        "1''"'  <l«Sch*. 
Wi  der  Erriibnng  der X.e  d  , 

.(«randen.   MSchte  er  doch  aurh  ;..  /  ■  .  gWen 

über  den  «konomischen  Drtk  to  n  IT  ^t''^ 
wabnlich  kbt,  „nd  so  .anches'C«:  JL^SL^^ 

superint.  u.  Prof.  m^h^I^n'    ,    ^i'  ^"'"^'•«rf-- 
z^ei  Predigitn  aber  TrenmoJ  Z^'       ■  ^"S'hangt 

dienst«  nm  die  K^che  .rw„  l "  T  '  o  °"  '""S'^  »««be  ^er-  " 
Der  Verf.,  ITti^hf  ""f  classischen  Wittenbei».  , 

»     "»  üui  Wtuiscb,  für  «laubt  und  uDMhoUig,  daA 


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4^8 


Praktische  Theologie. 


eine  solche  Einstimmtmg  der  eraagi  lorcUid.«  üm*iW)liei^Bgi- 
lehreot  —  -welche  das  Mh>d«rw«MnÜiche  dem  egwa  »ey« 

Urthoile  und  Gebrauche  jede»  .einsdiiw  Chroten  aberlafst - 
»„ach  und  nach  geltend«  werden  mögen.«  WwMiUich  at  d» 
»,;t  Recht,  was  mit  der  geoffenbarten  Gottoel.gkeitlldtt«,  Wd 
mit  der  Göttlichkeit  der  Offenbarung  und  ihr«»  Vermittle»  u 
^..„.crtrennbarer  Verbindung  slcl.t.  Die  weitere  wohlbewwwie 
und  be-rmulcte  Ausführung  dieser  Gedanken  kte,  nun  i«  de« 
gehaltreichen  Blättern  selbst.  Wir  ziehen  nur  das 
fir  Verf.  das  Heil  der  Kirche  in  den  drei  Punkten,  m der lebre^ 
Liturgie,  Zucht  will  gefördert  >Yissen,  und  eben  ht«M  g»«" 
Rath  ertheilt.  Der  Staat  hilft  der  Kirche  durch  d.e  Ki«*«^ 
poli.ei,  nicht  aber  malst  sich  die  Kirche  etwas  der  Art  an  d«« 
sie  hat  nur  die  ^innere  iwanglose  Kircl,en/.ucl.t..  Uie  collegi^ 
lische  Verfassung  ist  vonuziehen,  nän.hcl,  c..,c  solche  wo  OK 
Kirche  «ich  selbst  regiert,  d.  h.  durch  Ire.  aus  d.rer  Mute  er 
»wählte  geistliche  und  wehliche  Stellve.reter  d.e  .hre„  Z  ecken 
»und  ümsländen  entsprechenden  Gesetze  geben,  dicsc  rcht  t 
»lieh  aiwendeo,  ja  auch  vollziehen  oder  verwalten  lafst;  das 
»Letztere  jedocb  nur,  so  weit  es  ihre Bcdürln.sse  und  .l>re  \  e  - 

»hüliniaae  hw,  Staat,  dessen  Hülfe  sie  '•^''^^'"'^'^rrZZi 
»Sutten.«  Auch  geht  Hr.  N.  von  ^em  Pnnc.p  der  Gk  c 
«rt«  den  GeistUohen  an».    Indessen  giebt  er  m.t  ''^ 
Vorschläge,  wie  aUen&U»  mit  dem  Synodalsjstem  e.ue  Cons..  o 
SwfasSung  rertrSgUch  »ey;  welche,  besonders  l"'";"'^, 
Te  Königl.  Prea...lta«en  Äat,  und  weshalb  auch  <l-"s;  . 
bandlungen  berücksichtigt  werden,  anck  mit  freimuth.ger  Abw 
chong.  'ün»  «!hei»t  es  immer  ,  die  Hauptsache  dais, 
d<  r  Hr.  Verf.  ebenfalU  häh,  die  Kirche  «ch  als  e.ne  f.e.« 
lige  Vertraderung  darsttUen,  doch  in  ihrem  S»"''^'.';"  ,X„ 
„eben  dem  Staate^  und  ho(R.  woran  wir  kernen  ZwetW  Iwboo, 
dafs  dieSvnoden  einen  SchtkirchUchen  Geist  wecken  «»'l  uwe-jj 
halte.,  wrr.len.    Ein  neues  Sjmbol  Tortu»chlageo,  . 
drr  Ansicht  d.o^es  The.dogen,  allerding.  ^''>^^'=\fT'„r 
hält  es  dagegen  lilr  eine  Verbindlichkeit  der  wangl.  ^'['"* 
Jil.rcnrctlung  ihres  Glaubens,  indem  .ie  hiermit  ihre  »"'^  .^^j, 
gfhschc  Freiheit  laut  beurkundet,  nidit  "^VS^  ^'^ZaschYi- 
ihrer  Lehrer  in  der  üchriftauslegnng,  d.  h.  ."'***'.,  .J"„j„,,M 
chcs  Ansehen  hin,  getrennt  zu  bleiben.    So  im  »«"•  |t 
die  Beibehaltung  der  eignen  Worte  des  Hohmd»,  f  '  i- 

Befolgung  seine.  Austl.eilungsweise.  ohne  irgend  «"•*  '""^  •  n,.], 
tige  Deutung  hinzuzusetzen  etc.    »Es  ist  nicht  WW^'**'!*' 
»fährt  Hr.  Dr.  N.  fort .  dafs  unser  Luther  diesen  U'uoosri ^ 
>£iucn  solchen  Aiilafs  am  Ende  selbst  ward«  g«Bebi|iigl  na» 


» 

V 


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Praktische  Theologie, 


4^9 


AnEani]^  tweier  Predigten  über  Trennung  und 
Vereinigung  christlicher  Confessi onesi  am  Pfingst- 
feste  1818  in  zweien  Kirchen  zu  Wittenberg  gebai« 
-  ten«^  In  demselben  Geiste ,  von  demselben  Gcistesmanne;  luid 
so  braucht  Kec.  kein  Wort  weiter  hinzuzusetzen.  Auch  hat  dieser 
ehrwürdige  Greis,  als  Kanzebredner  und  als  Lehrer  der  Theologen 
▼on  bmger  Zeit  her  wirksam,  seine  Reden  bei  der  feierii* 
chen  £inweihttng  von  Luthers  Denkmal  iff'Si  dem 
Publicum  nicht  voren^alten. 

> 

Probestücke  aus  dm  theologisch  -  praktischen  Institute  auf 
der  Ümveisität  GreifswaBi^  nebst  einer  Nachricht  pon  des^ 
sen  Einrichttm^  und  einer  jAhandlung  über  die  Kritik  ho^ 
milatischer  Seminatien  -  Arbeiten  j  herausgegeken  von  M 
J,  ^Ct  F1JIEHUS3  Adjuncten  der  tkeäogischen  Facult. 
mif  der  Köniel,  Üni$*ersit*  zu  Gre^smdd,  und  Diakon,  an 
der  St.  NieoL  Kirche  das*  Greifswald  bei  Ernst  Mauri^ 
tius.  4Snst. 

Der  Geist  öffentlicher  Institute  für  die  Bildung  der  Predi- 

fer  ist  nucb  von  literarischer  Bedeutung;  sej  es  mehr  als  Wir^ 
ung  oder  mehr  als  Ursache.  Wir  glauben  daher  auf  diese  kleine 
Schrift  hier  einige  BlidLe  werfen  zu  müssen*  Die  Grundsätze, 
welclie  der  Hr.  Director  jenes  komilet.  Semin.  au£rtellt,  Terdte* 
nen  im  Publicum'  gekannt  ku  sejn.  Denn  auss^  dem  Gemein- 
samen,  was  .solche  Institute  Gutes  und  Mangelhaftes  haben ,  — 
denn  zum  letzteren  ist  die  Kürze  der  Zeit  und  der  Vortrag  nur 
zur  Uebung  und  Kritik  wie  in  den  alten  Rednerschulen,  zu  rech- 
nen, —  ist  hier  mehrfach  gegen  die  so  gewöhnliche  Einseitigkeit 

fesorgt.  Der  Director  soll  zwar  allerdings  ab  Muster  dieuea 
önnen,  er  soll  aber  nicht  Copien  von  sich  bilden  wollen,  son- 
dern die  Indtvidualitit  der  Lehrlinge  fersteheui  und  jeden  in 
seinem  Talente  zu  erlassen  und  zu  entwickeln  wissen.  Hr.  F. 
tbeilt  sehr  gute  Gedanken  darüber  mit.  Aucb  bemerikt  er  sehr 
wohl|  wie  die  Arbeiten  solcbtr  Homileten  noch  keineswegs  den 
Charakter  der  wirklichen  Amtspredi^ten  an  sich  tragen  \  und 
•  noch  nicht  in  das  Leben  eingehen  können,  wie  es  eine  jede  gute 
Predigt  soll.  Indessen  wird  der  Seminarist  darauf  hingefSfart« 
Ree.  setzt  hinzu ,  dais  die  Uebung  in*  exegetischen  Entwicklun- 
gen, die  zugleich  populär  seyn  müssen,  ganz  besonders  als  Mi^ 
tef  hierzu  dienen.  Ohnehin  besteht  ja  in  Auslegung  der  heiligen 
Schriit  iut  die  kirclilichen  Zuhörer  uud  ihre  Lebensverliälftnisse 
^as  Wesen  der  evangelischen  Predigt.  Das  Misliche  der  Kritik* 
sowohl  der  Arbeiten  als  des  Vortrags  ist  dem  Hrn.  Verf.  niclvt 
entgangen I  Hud  er  giebt  auch  daLiu  gute  iUiitci  an.   Sie  erste 

J  ' 


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43q  Praklisclic  Theologie,  . 

Probepredigt  eines  (ungriianDtenJ  Hrn.  Seminaristen  hat  er  hier 
mit  seinen  strengen  kritischen  Anmerkungen  abdrucken  lassen: 
Ree.  getraut  sich  niclit  zu  entscheiden,  in  ■  wiefemc  eine  solche 
Publicität  zur  Bildung  des  talentvollen  jungen  Mannes  wirken 
mag;  der  freilich  durch  den  strengen  Tadel  selbst  sein  wahres 
Lob  finden  wird,  wenn  er  die  Lessingschc  Regel  bedenkt,'  dafs 
grade  bei  dem  trefflicheren  An iänger  die  strengste  Kritik  ihren  rech- 
ten Ort  hat.  Angehängt  ist  der  Prospectus  des  Lehrcursus,  den  Hr. 
Prof.  F.  über  die  populäre  und  praktische  Theologie  hält;  die 
PredigtobuDgen  finden  in  jedem  Semester  statt,  und  die  Zahl 
4er  Scminaristea  ist  auf  ia  beschrankt  Sein  Hanptzwedi  schliefst 
ia  sich,  dafs  aus  ihnen  geübte  und  Yom<  Geiste  wahrer  Fr6mmi|^ 
keift  dorehdrungen«  Verkfindiger  des  Evangeliums  henrorge» 
lieiLC 

* 

5.  TinioiJicus ,  eine  Zeitschrift  zur  Beförderung  der  Jf  aJirkett 
und  Humanität,  Erster  Batid^  6  HefU-  Strasburg  gedruckt 
bei  J,  H,  HeitZj  4824,  (363  S,J 

Nachdem  wir  bereits  im  vorigen  Jahrgang  unserer  Jahrbi?* 
eher  von  den  ersten  Heften  dieser  gehallreichen  Zeitschrift 
Nachricht  gegeben,  fügen  wir  noch  das  Weitere,  saiinwt  unserer 
Empfehlung  des  Ganzen  für  Theologen  und  andre  gebildt'te  Le- 
ser hinzu,  und  wünschen  eine  Reihenfolge  solcher  Jahrgänge. 
Dieser  enthält  mehrerlei  Aufsätze,  belehrende,  benachrichtigende, 
erbauliche.  Die  ersteren  in  den  verschiedenen  Heften  sind: 
Religion  und  Humanität  von  M.  Ilichard;  über  Wesen 
und  Darstellung  der  Religion  von  A.  Mader;  über  Jie 
Fortbildung  der  Rcligiouserkenntnifs  von  J.  F.  Aul- 
schlager; über  sittlich  -  religiöse  Erziehung,  erste 
oder  vorbereitende  grundlegende  Periode  etc.  von 
G.  H.  Laib;  pr  o  t  es  tan  st  i  s  c  h  oder  evangelisch.'  von 
demselben;  Beleuchtung  einiger  Pr  o  phez  eihungcn  aus 
dem  Brief  des  Hrn.  v.  Haller  etc.  ebenfalls  von  deniselL. 
Entstehung  u.  frühere  Geschichte  der  Waidenser  v. 
A.  Jung;  Wiklef,  Reformator  in  England,  u.  die  Bet- 
telmönche, T.  dems.;  die  griechische  Kirche,  Geschichte 
der  Trennaog  etc,  Verhandlungea  mit  den  protesl. 
etc.  Lehren  u.  relig.  Charakter  der  griech.  Christen, 
von  demselben.  Von  diesen  AbhandluDgen  smd  mehrere  zugleich 
als  erbauliche  Betrachtungen  aDiitsehen,  und  wenn  sie  gleich 
nichts  tiefer  ergrunden,  als  bisher  geschehen* ist,  auch  nicht  im- 
mer alles  dieses  benutzen,  so  j;eben  sie  doch  dsa  Bewährte  auf 
eine  auch  selbst  den  Theologen  belehrende  Weise,  und  holtn» 
tuduck  aii£  dmi  Gesichtspunct  idct  christlichea  Denkens  ui^d  Glau- 


1 

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Praktische  Thcolojjie. 


43i 


.  bens  bin.    Die  pädagog.  Abhandlung  unterliegt  demselben  Ur*  / 
theiL    Die  kirchengescliiclitlicliea  Aufsätze  scheinen  uns  besoii-  i 
den  zweckmässig.   Die  Belehrung  über  die  Waldenser  nebst 
einigen  Auszügen  aus  ihren  Schriften  erwirbt  sich  gewiis  den 
Dank  jedes  Lesers  und  das  um  so  mehr,  da  sie  bei  ihrer  histo- 
rischen Ruhe  zugleich  mit  dem  frommen  Geiste,   der  in  dieser 
Zeitschrift  weht ,  geschrieben  ist.  *)    Gleiches  Verdienst  hat  die 
Geschichte  Wiklefi;  und  derselbe  Verf.  hilft  durch  seine  Nach- 
richten über  die  griechische  Kirche  einem  Bedürfnisse  der  Zeit 
ab,  da  diese  Kirche  noch  %o  wenig  unter  uns  richtig  gekaimfe 
ist,    und  doch  jetzt  wenigstens  keinem  Geistlichen  mehr  unbe- 
kannt bleiben  sollte.    Mit  vieler  historisclien  Kenntniis.  nnd  nu't 
Geist  ist  diese  Geschichte  entwickelt.  Die  Darsiellnng  d^  Leh- 
ren könnte  vollständiger  seyn^  wozu  Piatons  Katechismus  und  ^ 
Alex.  V.  Stourdaa  Consider.  sur  la  doctr,  zu  empfehlen  sind» 
Einen  Misverstand  T^anlafst  der  Aosdruck  •  »den  auch  von  den 
übrigen  Coufessionen  angenommenen  Glaubenasjmboien  desAtha« 
nasiosy  and  derNicaeisch«Kirchenversammhuig,«  da,die  griechische 
Kirche  grade  das  sogenannte  •)J)rm^«  ^^AnmiJwiiiiiit  verwirft.  Aaob 
ist  die  Einstimmung  dieser  Kirche  mit  den  andern  in  an  «Ug«^ 
meinen  Lehrsätzen  angegeben ,  da  sie  noch  viel  weiter^  namentlich 
über  die  Persjoa  und  das  Werk  des  EtlSsers  it.s.w.  statt  findet« 
Die  Nachrichten  9  welche  in  diesen  H^en  mitgetheilt  wes^ 
den^  betreffen  die  Karlsruher  Vereinigungs  -  Synode^ 
die  Heurath  eines  kath*  Geistlichen^  die  Antwort 
des  Hrn.  Ben).  Gonstant  «nf  eine  von  Hrn.  Bo'nald 
gegen  die  protest.  Kirchen  vorgebrachte  Verlaum* 
dung;  eine  Uebersicht  des  gegenwärtigen  statisti- 
schen Zustandes  der  beiden  protest.  kirc.hen ' in 
Frankreich  (von  F.  W.  Edel);  die  Vereinigung  der  . 
beeiden  protest.  Confessionen  im  Sachsen-Coburg. 
Fnrstentkum  Licbtcnberg;  das-  Intei^essei  das  sie  geben, 
li^  vor. 

r 

f.  Jahrhuck  der  häuslichen  Andacht  und  Erhebung  des  Herzens 
von  E,  von  der  Recke,  geb.  Gräfin  von  Medem,  Demme, 
DiiiTEK,GtTTMRM^NH, Hasstein j  Niemmtmr^  Scbüdm^off, 

*)  Ifiteresiante  Kaehrichten  über  dieWallonisehea  Gemeinden  i 
findet  man  in  den  Predigten  Qnd  andern  Vorträgen,  welche  bei 
Gelgenheit  der  Vereinigung  der  Walion  i  seh  -  RefoT- 
mirten  mit  der  Deutsch- Refo  rmirten  Gemeinde 
au  Mannheim,  am  7t.  Oct  ISai.  statt  gefoadcn ,  von  den; 
wfirdigen  Geistlichen  Hra.  6.  H.  Ahies,  u«  C«  KlUa«> 
Ittstcrem  in  einer  Ikain*  flcdigt. 


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43a  Praktische  Theologie^ 

Stolz j  TtED€Sj  F^MILLODTMtl,  fFjGnrTZ,  WlLMSMit,  H^if' 

scHELj  und  dem  Hertutsgther  /.  S.  FdtKK,  fSar  das  Jahr 
^8q2.  friert  er  Jahrgang  mit  3  Kupf.  u.  Muiikbeä,  Gotha 
in  der  Beckerschen  Buchhandlung.  (3sio  S,  hl.      l  Rl  la  ggr. 


Ree.  zeigt  mit  Vergnügen  die  Fo^ettung  diese»  trefflicliea 
Erbauuiigsbuchcs  an.  Die  vorstehenden  'Namen  nberbeben  ilm 
der  -Kritik,  doch  darf  er  sagen,  dafs  ihm  der  Geist  der  Andaclit 
in  diesem  Jalirgauge  etwas  stärker  för  das  Geföhl  zn  weben  . 
scheint  als  in  den  fnihei  en ,  und  dafs  mandie  Aufsätze  etwas 
VoUt^ndctcs  in  ihrer  Art  sind.  Die  Gedichte  sind  grade  niclit 
alle  von  gleichem  Werthe,  aber  alle  lür  die  Andacht.  Der  erste 
Aufsatz:  Tröstungen  und  Hoffnungen  des  GUuheftS 
•an  Gott  und  U  ns  t  erbl  i  ch  keit  von  der  edlen  Frau  VÖD  der 
Recke  steht  gleichsam  als  Wort  der  Weihe  voran,-  wir  erip-' 
Herten  uns  dabei  mit  Wehmuth  an  den  Tod  ihrer  vortrefflichen 
Schwtstei  ,  der  von  so  Vielen,  auch  von  der  proteslantiscbctt 
Kirche  in  Frankreich,  und  sonst  mit  Dankbarkeit  hochgefeieriett 
Herzogin  von  Oirland.  Die  Betrachtungen  über  den  Be- 
sucli  des  Erlösers  im  Hause  der  Martha  und  Maria 
von  Prof.  Alarks  in  Halle,—  der  Name  des  Vfs.  von  ^velclle^l 
auch  der  schöne  Aufsatz  über  da^  Gleichnifs  Jesu  von  der 
für  sich  wachsenden  Saat  ist,  fehlt  auf  dem  Titel— Hat 
uns  besonders  angesprochen. -Dem  frommen  Andenken  des  hoch- 
verdienten sei.  Ha n Steins  ist  eine  einfache  kmve  Schilderung 
Ton  seinem  würdigen  Freunde  Wa-gnitz  gewidmet.  Zwei  andre 
verdiente  Religiooslehrer,  Professoren  und  Superintendenten  zu 
Königsberg  in  F^ensseu,  Gräf  und  Krause,  haben  von  dein 
Hm.  Me^nageber  «ine  ehrenvolle  Nacherinnerung  erhalten. 

/♦    GoitgeweiheU  Morgen «  und  jÜendstünden;  in  ländhcher 
Einsamkeit  gefeiert  '»on-^ttiEDR.  MosEJfGsri,/HMEzoGt.  ^ 
Mehiingschem   ConsistorOdratH.  HOdburghaitsen ,  tn  der 
Kesselrmgjehen  Hojhmkk.  4^4.  (Xiru.3%iS.)  lAt. 

Wenn  der  würdige  Ver£  in  der  Vorr.  gesteht,  dafs  er  die 
Kunst  aus  der  Seele  eines  Andern  zu  beten,  »picht  in  seiner  i^e- 
»wait  habe,  so  mufs  das  schon  zum  voraus  sein^  Andachten  em- 
pfehlen, denn  dieses  Gestandnüs  bezeichnet  einen  evangelischen 
Lehrer,  der  den  Geist  des  Betens  versteht.  Nur  in  einiehicn  f  aiK 
bei  indii^dudler  Bekanntschaft  mit  denen,  mit  wdchen  man  betet, 
kann  man  aus  ihrer  Seele  beten  aber,  auch  in  kleineren  Zirkeln  be- 
freundeter Oemuther  ist  es,  wenigstens  in  gewissen  Graden,  möglich 

(üff  JkvMft  fiSgß.) '  ' 


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Intelligenz  ■  Blatt  ■ 

tat  die 

Heidelboger  Jahrbücher  der  Uterjmir  iä22» 

Nr.  ly,  - 


Ö  e  r  1  c  h  t  i  g  u  n  ^ 
tu  Nro.  i5  diesn  jahrbüclicr  p.  21^  £ 

AbÄntn  a.  a-  0.,  die 

•It  djft  mün  den  Us.rn  znSnT^^^^^ 

ciawlo  ao  ihrem  Orte  cinzutrafren"  Iäf5  v^1I'^^.^^"Seii  iU0 
•ine«  teineji  Abdntek  folgen;  .^«^t  die  Verl^gilmidHiiig 


August  Osw,ald*s 


Erste  Lieferun/ R*S!?f        a  Auguslus  Erb. 

t^maük,  und  ,  afs  er  3eL»Slir:!-.  "'J«'- Elementar  -  Ma- 
,  S«Wlcl..re  aus  Jen  iri'Ien  •»«»•. Tk»6rie  «weitere  n. 

«•tkematiJt,  uiiber«h.„      Formen,  deren  sich  zumal  4fe  fe«h«t« 

trachtung  des  i.  m      "'''.j'""'»  ungetrübte  B«. 

Srundung  »berhanpTd«  i.*!!'  **f «uf  die  richtige bT 

«icht  unerspricfslich   dl  F?^  ^*^'   ß"'"^''  »nd  der  Verf. 

fragen  m  aUc  w  «/„.ch^L  !  ß«f'"i«"W»  der  Philorophie.  Gruiub 

AlathemttiklwSASünfa.    A ^»'«''""S  and  Erkenntoifi'.iadTi 
^hungen  etwa  f^^Ä  Au«nl,ebe„  "«er  diesen 

f«a  dürfe ,  muft  der  vTlfe  Äil*'» «ehalten  w*r- 
■»h  seinem  Befinden.  ^  ««tigttB  »ecenteoteii  überlaMe«,  jeden 

««•ÄeM*  ill,^  J'^f-      W.W  «aneh«  *»  Vt^  alt.  ' 

"•netten  nicht  oliae  den  WuMab  «itnCte  AatJdMvb 


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«c  die  AnfmerlMarokeit  und  .las  rnter««.  auf  dessen  wesenilichne 
Untersuchnngcn  zn  lenken :  so  n  ill  er  .nehme  d.e.er  EiMielnb  iten  bei. 
«."ehweise  auch  hier  auffuhren  u.,vcrhohlen  m  d«r  wrw.lidt«i  M- 
Ifcht,  einem  und  andrem  Leser  d«  Sehriftjh*«  we«t  nur  einmal 
dÄndiu  Sfidta.  Wäliw«4  4ie  Brauchbarkeit  der  gan?haren  Df 
ntioimto  ftSneil  Fläche  und  der  Geraden  L.nie  bestritten  dB 
««ilKche  VefweiM»  Mlf  die  unmittelbare  Anschainins  derselben  utier  v. 
S*Ss  «nSeMaiime  verworfen  ist,  wir.l  'l^pgenZahnosig. 
fcertder auFGrössebegHff  stiitzbaren Bestimmungen  der hhenenFI»«befc 
5!,  ßVradcn  Linie  behauptet.  Unter  den  namentlldi  gesebei«  «»• 
?ti„m»n«n  z  B  :  ^e  Lti-moi«  der  Eheae.  Fläche  nach  zvveie» 
S  ihr  liegenden)  von  dere«  •>"«">.  f^f^" 

vvLtM  M  «atftnit  fct,'  wie  *om  andern  (  wo  also  überall  der  Expo- 

beWeu  Entfe^un^en  =  i ,  die  Differenz  derselben  ==  o,  d 
Kffere?!  ihrer  Onadrate ,  ihrer  Quadrat  wurzeln,  n.  s.  w.  sleichhUs 
2"        Tieder^StofF  zu  n«ch  anderen  Bestimmungen}  so  wie  ao* 
VerkÄenTx.  B.  wäre  der  beständige  Kxpodfrt  nicht  =  , 
Widern  mehr  oder  weniger  «1«  1,  «»wäre«  *u»it  xird  |tus  «  ^ 
Xn  bestimmt,  wire  ileDlfcreilz  nicht  =o,  so  wäre  -  -  ttM, 
die  BwSbS  de76er«len  Linie  nach  dreien  (ausser  i  n  I:«cn,len) 
p  fnJSn   von  deren  einet  joder  Funct  der  Linie  so  entfernt  i^t, 
Ädern  der  beWe«  «brisen,  de«  gemuis  die  Bestlmmnn«  te^ 
Tf?e»  Linie  in  vorausgesetzter  Ebenen  Fläche  nach  zweien  PoncWi 
.  d User  Vrche?  die  Heftimmuns  der  Ebene. 
tallel- Ebenen  nach  BW*  eo  Puneten  von  bettand  «  gleicher 
Ter  oüadre»  Ihm  beiden  Entfernungen  von  ilKli«he.n  Punc  e  d  r  F 
•  ihioSw  Jer  parallelen  Flachen  (der  einägcn  Ebenen  Hache  n..mhct. 
wATOTtir  bilden  Puneten  derjenige  bestimmte  ge?«<«JJ''^.,i7* 
rtSTdU  "iissere  oder  welcher  die  gcri«sere  unter  b''«'«  ^70»- 
den  Entfernunccn  von  Puneten  der  Flüche  hat,  und, 
ferenr=  o  Rcsebcn  wird  i  der  Panllel.  Ebenen  h(n.?egen,  f  ^''^''^ 
von  heilem  flefpril  ttl).»  die  '«««l't* 

iu,  odet  dreyer  Perdkl-LI-ie-  xngte  ch,  »acl.  d«>  ^^^^ 
•Uatfmmnne  der  begräniten  Geraden  Linie  nach  zweien  "/J! 
•SlÄin  ihrerVerlanseruns  '-semien)  Puneten  der«  E^^^ 

voneinander  gleich  ist  die  Summe  der  b'"''.'"  '^"SSg'l"«« 
Punctes  der  Linie  von  diesen  beiden  Puneten »  die  ij. 
oder  zugleich  zweier  eineftelt.  begranrte.  The.le  V""  Äe«.^ 
nach  zweien  ( de^be«il.««ide.  oder  •»J"eTch  st^d™  Diff  e»^ 
den)  Pmeten,  de*ei  Entfernung  von  einander  Rlcich  ist  i  le  u 
SSiStenEnVernungen  jeden  P""ctes  der  ^mie  v.u,  di  eu  te*^^ 
•Staelta  5  (rta        'I»"  ^"  Summe  der  beiden  ^"««^"nRf"  '^"^,i,wge 


»•UMllt  «Mdi  der  b«tS«Hgen  Difterenz  aer  »eiu."  „.„j^ 

MiWreD.  wie  doek  »  8"''''^^''^'^''?»'\„^LYneaT  „  der«!-}  » 
^„  Verzeiehuun,  der  Geraden  Linie  ohne  L«^l  "^  |,„, 


ftedcer  Verzeichnuns;  der  bcraden  Linie  u«..«.  Ji:"_„;  Jer  ««M 
<Snm^t  liegend  die  Satze  zu  Seometrisch.r  yeri.K*«W>g  ^  8  ^.^i 
einer  Ebenin  Flache  liegenden ,  wenn  «»«wk  »'^'  ;  „„„h. 

.  bestimmten ,  Linie  hier  Ubene  UÜ«  bwwwÖ.  «*«•  'X'«,  ob«. 
ecbnitU-Uni«  K««tt  T^Ä^^iÄ  KreisB«* 


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xxvn 

•  « 

von  jeglicher  Stelle  ausserhalb  ihres  Centrumt  oder  selbst  tusierhalb 
des  Umkreises  her*    Von  vorausgesetzter  Ebenen  Fläche  unabhuiigi- 
ge  Bestimmungen  der  Kreislinie  und  anderer  Cnrven,   Neue  GriindU« 
gen  zu  einer  Anzalil  iioeh  onvertoobterFmUel- Theorien.  Betttm. 
nuages  der  (senkrechten)  CylinderflUche  und  Ke^elHäche  nachfzweicn 
Punct  n.    Bestimmung  der  Schenkel  des  (j;t'ratHinißcn )  Winkels  in 
gegebener  Ebene  nnch  zweien  functen.    Gelegentlich  Bestimmungen  ^ 
vieler  krummen  Fluchen  und  Linien.    Die  Frage,  ob  die  gerade  Li- 
nie die  kürzeste  ist,  welche  zwei  Puncte  verbinden  kann ,  ist  zurück« 
getohAben  auf  die  rnge,  Ob  die  ^ome  4er'.bHde«iEMmiungeft  ei» 
»es  Pnnctet  ytm  swden  andern  P.qpeleo  wenifer  betregen  Itann,  Alt 
die  Entfernunjj  dieser  beiden  Puncte  von  einander,  oder  auch  statt 
dessen.  Ob  die  Differenz  der  beiden  Entfernungen  eines  Punctes  von 
zweien  andern  Puncten  mehr  betragen  kann ,  ah  die  Entfernung  dieser 
xu^eien  Puncte  von  einander«   Die  Frage,  Ob  durch  zwei  Pupcte  me^ 
ib  eiue  Gi'nide  Lintei  tieh  entfeckeii  finnn»  iit  «irückgcscholMa  auf 
die  »pccielleren  Fragen,  Oh  in  gegebener  Entteriuiog  von  einem  PuB^t  * 
IS  in  der  hierbei  möglich  kleinsten  Entfernung  von  einem  zweiten 
Puncte  mehr  als  einen  Punct  geben  kann,  oder  statt  dessen.  Ob  in 
gegebener  Entfernung  von  einem  Puncte  es  in  der  möglich  gröfsteo 
Entfernung  von  einem  zweiten  Puncte  mehr  als  einen  Punct  geben 
kaum    Manche  Viodieien '  für  den  jetzt;  häufig  beacboiteiien  En- 
.  HiMcs«     Vorbereitungen  zur  richtigen  Interpretatiofl  aeiuer  schwie*  ' 
rigen  Definitionen  der  Geraden  Linie  und  der  Ebene.  — •   Da  in  den 
jüngsten  Decennien  mehrere  dieser  Angelegenheiten  in  den  Literatur* 
Zeitungen  mit  einiger  Vorliebe  behandelt  woidcn:  so  ist  ja  wohl  die 
Uofiiiung  nicht  unzulUssig,  dafs  diese  und  andere  in  dem  Schriftchen 
m  Spftehe  Igchrachteh  EInxeinheiten  schon  fär  .iieh  eine^.  difentU» 
chen  Prüfung  werden  gewürdigt  werden ,  wenn  denn  auok^aicht  diese 
Nebendinge  dem  wesentlicheiCA  Iniialie  i^cierVeKspiele4ie8iWiu|Mllin' 
TheUaahme  vcnchalfcn* 


In  August  0«weld*s  Bachhandlnng  Sj^yer 
und  Heldelberg  ist  enebienen: 

Die  gottesdienstliche  Feier  des  R  ef  o  r  ra  a  t  io  n  $  fest  cg 
am  28.  October  1821,  in  derDreieiuigkeits-Kirchc  zu  Speyer.  • 
Zwei  Predigten,  nebst  einigen  dazu  gehörigen  Anmerkun- 
gen, von  d<M»  K.  B.  Consistorial- Käthen  und  protest.  evan- 
gelisch -  christlichen  Stadtpfarrern  Dr.  G.  Friedrich  W. 
Schultz  und  Dr.  Phil.  David  Müller,  gr.  8.  io8  S. 
Preis  3o  kr.  rhein.  8  ggr.  sachs;  ^  / 

Um  des  im  jetzigen  Augenblicke,  sich  als  besondere  wichtig  dar. 
stellenden  Inhalts  beider  Reden  sowohl,  als  auch  vorzuglich,  um 
der  ihnen  beigefügten,  auf  die  gegenwärtigen  Verhältnisse  der  pro« 
testantixcheii  Kirche  sich  beziehenden  Bemerkungen  willen,  glauben 
wir  a«^  die  Erscheinung  derselben ,  um  se  mehr  aufaierkiam  ainelieii 


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SU  Diüsten.  ils  4k  Aitfiage  aentlleii»  (ich  ilem  Wünscht  4eH|Ri 


Nachricht  für  die  Fränumerantea: 

Von 

Bailey  Fahrcnkrüger's  Wörterbuch  der  eng llsclicn  Spra- 
che. I»  zwei  Theilcn.  Zwölfte  Außi^e,  gäniiich  uwgear- 
beitcl  voA.AdoU  Wagner 

ht  der  Ettte  Theil:  Snglit«li  Teotscli  im  Seqi  OcMber 
an  all»  Bnchhindlnngen  und  PraniitnerUnten  versandt  worden;  der 
Zweite  Th  eil:  Teiitsch  E  n  g  1  i  s  c  h  ist  unter  der  Presse  und 
<wird  bis  gct;en  Michaelis  dieses  Jahres  im  OrueH  vollendet  mi  frei 
jltchgeliefert  werden»  •twi. 

Wie  viel  der  Herausgeber  in  dieser  neuen  Bearbeitung  wiriiieh 
selcistet.  wie  sehr  ctr  dctt  Nmühet,  jedet'bftlisen  rordereng  zu  k«- 
ntigen,  fchrt  der  erste  Aasenichein ,  und  so  wird  der  fortgesetzte  Ge- 
ferauoh  immer  mehr  bewähren:  dafs  dies  Wörterbuch  in  dieser wahr^ 
haft  erneuerten  Gestalt,  keinem  Andern  nachstehe»  im  Gegentheü  vor 
allen  vorhandenen  bedeutende  Vorzüge  hat. 

,  Druck,  Papier  und  Korrektheit  sind  ausgezeichnet,  uud  bezeusett 
mein  Bemuhen  auch  an  meinem  Theile  allen  gereehten  Wöoselieii  sn- 
•enttprechen  tmd  mein  Versprechen,  aach  der  früheren  mOn^W^ 
iwm  Fehrnar  I82i  redlich  zu  etfiillen*  . 

Da  aber  eine  Unternehmung  dieser  Art  auf  keine  Weise  laiereut 
-werden  darf,  so  mufs  die  völlige  Vollendung  bis  zu  obigem  Tcnnm 
herausgeschoben  werden»    Aus  diesem  Grunde  und  um  wiederholten 
Aufforderungen  möglichst  zu  genügen,  will  ich  den  PrännmeritMli»-. 
Terminnoeh  bi«  BndeMäri  gehen  lissen.  Bis  dahin  also  kostet,  doch 
ainr  hei  wirklicher  Baarz  ahlung,  in  Beiden  '^^^l}^^. 
1  Exempl*  SchreibPpr.  Sachs»  5Thlr.  8gr.  od.  Rhein  9fl«  *ö  '(r. 
1  ^  ^  weifs  DraekPpr»  Säeha»  4  Tlik»  Ä  gt*  oder  Rhew 
7     48  kr/  ^ 
auch  wird  bis  dahin  die^  ausgezeichnete  Papier  ausreichen  j  ainninw 
te  bedentend  höhere  Ladenpreis  und  ein  zwar  gutes,  aber  etwaige 
liflfaraa  SMokparier  aa  dia  Stelle» 

Jeat  im  Januar 

Friedrich  Frommana» 


Folgendes  Werk  ist  so  eben  erschienen  und  für  den  sehr  mUssigea 
Preis  von  i  Xhüc*  ia  aUe|i  BnchhamUuagen  zu  bekommen : 

l-ei^rt&isltche  DmteDmig  der  cbeaeii  ndd  sphSrischen  Trigond-* 
metrie  nach  einer  gaoi  neuen  Methode  lur  Phjsikerf 
chitditea,  Feldineasery  Ingeniears  und  Techudofen,  und 


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>  ■ 

alle  clic  es  noch  werden  wollen,  so  wie  auch  für  die  zwei- 
te matlicmatischc  Klasse  der  Gymnasien,  als  erster  Cursus, 
und  für  Militair-und  Bnugewci jjscliulen,  hearljeitct  von  K. 
S,  T.  H Urteil  Mit  einer formeltafel  und  70  eingedruck- 
ten Holzschnitten.  *  8.  Züllichau  und  Freistadt  iu  der  Dai*« 
msumischen  Buchhandlung; 


Bti  H*  Ph«  Petri  in  Berlin  sind  erschienen        in  alten  Bach« 
handlnngefl  DcutsciiUuidi,  in  Heidelberg  bei  A 11  gast  O.swalil 

zu  haben  I 

Unterhaltungsschriften,  Romane  und  Theaterschriften. 

Fraustadty  H.  v.,  neunzig  KroKodilleiar  und  aidE>en  Neben* 
blauer.  2  Bdcb.  8,    i  Tlilr« 

Dessen  Mühren  und  Träume«  8.    «  Thir.  8  ^r. 

Geistcsapiel e,  heitere,  in  Liedern  n.  Gedichten,  zorFei-^ 
er  von  Geburtstagen,  Polterabenden,  Hechzetico,  Jubel- 
hocbaeiten ,  Amtsjubiläcn,  am  Sjriresterabend  etc.  8«  §6  gr« 

Hermes,  F.,  Epheuranken.         io  gr. 

Ihn,  J.  C,  der  Frohntan%.    Der  Gro£llittiefStuhI.  Hannchen. 

Die  acbw«^  WahK   Vier  Erzähluitj^en.  8,    i  ThIr.  8  §pr.' 
Dessen  und  Fr.  Stahmann,  Don  Ballalsteros.  Gustav 

Mcj,   Die  wandernde  Jungfrau«  Der  Traiun*  Viitr  Erzäb- 

lungca.  8.    t  ThIr. 
Loeusta,  Karl,  die  Doppel  -  Eiche»  Ein  PlrantasiegcmaKlde 

aus  den  Zeiten  des  ßojährigen  Krieges.  2  Bde.  8.  2  Thlr.  8gr.' 
•   Schaden,  A.  v.,  feitidiiche Freunde  und  freundliche  Feinde»  ^ 

Roman.  Mit  «bem  Vorwort  v.  iul.  v.  Vofa.  fi»  «  TJik.  4gr« 

Dessen,  S#nde und  Biifse.   Eine  abentbeuerBclie  Geacbichtf. 

a  Bde.  8.    1  ThIr.  20  gr. 

Dessen  Theodor  Körners  Tod,  oder  das  Gefecht  bei  Oade- 
busch.  Ein  dramat.  Gedieht.  Dem  Vater  des  veiklärtcu 
Sänger -Helden  gemidme^«  ate  verm«  u.  veib.  Aud.  8.  12  gr,. 

Vofs,  Jul.  V.,  Girreau  -  Dame  vnd  der  Gyps- Apoll  oder 
die  fifeiauchtigen  Eheleute.  Posse  in  t  Aufz.  8»   Q  gr« 

Dessen,  dtie  beiden  Gutsherrn*  liuslspiel  ia  5  Auh,  Mit 
dem  Bildnisse  der  Mad.  Unatlmann^  als  Margarethe  voia 
Kohishof.  i9.    sTMr.  8gr. 

Dessen  und  A.     Sefanoes  Th%ateiposseu  nach  dem  Le»--  . 
ben»  sr  Bd»  and  Tcrm»  Anfl*  und  ar  Bd.  8»  aXhlr..  «.dgr. 


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XXX, 

Anseige  von 

Sclittderoffsi  Dr.  Jonatli.,  Jahrbücher  für  Religions-Kii^ 
*chea-  und  Schulwesen,  der  Jahrgang  von  2  Bänden  oder 
6  Heften,  gr.  8.    3  Thir. 

Ohne  in  der  Druckcinrichtung ,  der  Zahl  der  Hefte  und  dem  Prel- 
fse  dieser  schon  seit  20  Jahren  bestehenden,  vielgeletenen«  doroli  ihte 
Fteimüthigkeit  und  Partheilosi^keft  tich  «tett  aumiehnendea  Zeife- 
schriFt  etwas  zu  findem«  beginnt  mit  dem  Jahrgang  %S22  eine  neoe 
Bän^c^^^^t^^«       wird  den  ersten  Band  eine 

gedrängte  Uebersicht  desjenigen,  was  das  protestantische 
Kirchenwesen  in  DculseUand  seit  dem  Anfange  dieses  merk- 
würdigen Jahrhunderts  gewonnen,  welche  Fortschritte  zum 
Besseren       gethan ,  worin  es  sich  dem  Ideal  einer  christ- 
lichen Kirchenverfassiing  geniMiert  hat  und  zu  welchen  Hoflfuun- 
^en  die  protestantische  GesammtgemeiDde  berechtigt  worden; 
von  einem  der  achtbarsten  Herrn  Mitarbeiter  verFafst,  erößricn,  die 
denen  neu  eintretenden  Lesern  das  Wesentlichste  und  Anwebcnoste 
der  bereits  gelicFcrten  4o  Bande  darbietet« 

Dafs  am  Schlüsse  jeifen  Bandes  it 
ein  vollstinidigcs  Verzeicbnifs  flcr  in  dem  verflossenen  HslD* 
jaliie  lierausgckommencn  theologischen  Literatur 
beigeiügc  wird,  dessen  wichtigere  Artiicel  durch  ktxnt AvuigP* 
]!eaeichnet  werden  sollen«,  iic  gewirs  jedem,' der  mit  der  Ii^^^^'Jf 
fortschreitender  Bekanntschaft  sich  xu  erhalten  wunscbtt  sehr  wujp 
kommen. 

Für  die  bisherigen  Abonnenten  giebt  der  zweite  Titel  die  öa»j 
de/aS)!  vom  4isten  an.  Regelmassige  Versendung;  von  iwci  xu  iwei 
Monaten  wird,  wie  bisher  nicht  fehlen  j  so  wie  überhaupt  RedactW 
und  Verleger  niebt  versäumen  werden,  unausgesetzt  Ihr  g««« 
resse  dieser  Zeit<:chriFt  zu  widmen.  Sie  Üitten  darum  jeden,  den  aas 
protestantische  Kirchen  -  und  Schulwesen  interessirt,  um  Correspoii- 
denznachrichten  für  die  zweite  Abtheiluni,'  jedes  Heftes,  und  werden, 
AuFsutze,  die  diese  Tendenz  der  Jahrbücher  zu  fördern  geeignet  siBo» 
wHlkommcn  heissen,  und  augemessen  honoriren.  ... 

Die  Aogclegcnheitcn  der  protestantischen  Kirche  wefded  inj«« 
wichtiger  und  entwickeln  sich  imiher  folgenreicher«  Sollte  daher  diese 
Zcirücbrift  nicht  schon  als  Niederlage  der,  auf  Kirchen  und  Sd^uien 
Bezug  habenden  Vcrftigüngcn,  Anstalten  und  Vorschläge  die  besorg 
dcre  Thcilnahme  der  protestantischen  Geistlichkeit  verdienen,  uM 
wäre  nicht  zu  wünschen,  dafs  sie  von  allen,  nur  einigermafsen 
mögenden,  Kirchen  für  die  Pfarrbibliotheken  angeschafft 

Denen ,  die  diese  ^Itschrif t  ganz  volistündig  an  besitzen  wuHSchen, 
den  Ankauf  mögUchst  au  erleichtern,  bestimme  ich  diePrcifse  .kv  er  ten 
vierzehn  JahrgHMire,  wenn  sie  sich  anheischig  zur  Fortsetzung  maciiefli 
ir    bii,  i4r  Jahrt^ang  i  Rthl.  i    —    Rthl.  l4 

,  i^r  b«  ^or  Jahnrnng  k  Rthl.  1  ISgr.  Kthl.    9-  - 
,  Jedem  Hefte  wird  endlich  « 
etn  literarischer  Aaretger  beigefügt,  die  VerlagsbaodlnnRen 
theologisLiar  Schriften  werden  daher  enucht,  die  Ankän»Jigun?:en  der- 
selben an  ifüßk  cinzttsettifeii.  Für  4ie  mit  Pcutschrift  gedrockteZeiie 


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XXXI 

ist  der  Preis  einen  Groschen«  Die  Artikel,  welche  man  becnn 
d  e  r  s  hemtheKt  wünscht   und  unter  die  bedeieeiide«  BScL?nunge„' 
in  der  1  heologic  rechnen  kann,  wolle  mm  durch  BuSSänd  Srisfl? 

Leipzig,  im  Dezember  iSai» 

Job.  Aiubr.  Barth. 

9o  ete»  hat  MclistehendcsehrwtereMante  Schrift  diel'resse  verlas« 
und  ist  Iii  tUen  Bnehiiaiidlniigeii  för  la  gr-  .zu  habci.7  ' 

Luthers  Schriften  Ayider  die  Türken  und  deren  unauslöschli- 
chen Hals  gcnren  die  Christen.  Mit  Vorwon  uod  Aomeiw 
kungen  von  G.  B.  Eisenscbmid. 

Ferner  ist  erschienen : 

Eisenschmid,  G.  B. ,  treimuthige  Bemerkungen  über  einiffe 
Gebrauche,  :!>ittcu  und  Gewol,nheitea  in  der piotesUBtischen 
j  Kirche.  8.    2 1  gi.  .  . 

—  :  Ucbcr  Kirchenregimeiit  und  Kirchengiwalt.  Für 

Freunde  der  \\  ahrhc.t  aus  allen  Ständen,  I,esondcrs  solche, 
die  Im  kirchliche  AogeJegeiiheileo  Siua  habe«.  8.    i  Kthlr  ' 

15  gr. 

Sörgel    E.  A.,  Gesduchte  und  Geographie  des  .pwischeii 
Amenkas.  iter  Thed.  gr.  8.    i  Rthlr.  18  o-r. 
NB.  der  aie  Thed  erscheint  iu  B  Wochen. 

Froher  ersehien  In  nnserm  Verlage : 

'  Eisenschmid,  G.  B.,  das  rehgiös -sittliche Leben  des  christ- 
hchen  Predigers,  nach  Pauli  Anweisung  und  Johann  Hoorn- 
beeks  Leitung.  Ein  Handbuch  für  Prediger,  und  solch«, 
die  es  werden  wollen.  8.    1  Rthlr.  1 2  «rr. 

*~lT  T  ^^^^ '  ^^^^  "^^^  ^^"^'^  bemerkbar  gemachte 

hohe  Beruf  eines  christlichen  Predigers,  nach  Anleitung  der 
Worte  Jesu  Math.  5,  i3.  ±4.  bei  Gelegenheit  eincrSnio. 
dalversammlung.  8.    9  gr. 

Erinnerungen  aus  einer  Reise  von  Curland  aus,  durch  Däne-  ' 
njark  und  einen  Theil  des  nördlichen  Deutschlands  nach 
Ronntburg  im  Spätsommer  sSiS.    Von  J>r.  W.  <J.  K  8 

16  gr. 

Schuderoff,   L,  Altarreden  bei  Pfarreinföhnil«««.  ndul 
einigen  Kanzelvorträgen.  8.    t  Rthb«.  4  gr. 

"^rr  y»ssenschaftliche  Beurtheilung  der  Bcecosion  eini^ 
ger  Schriften  über  das  VerhäJtnifs  des  Staates  wir  Kircbev 
in  der  Leipzig;»  Litcräturzeitung«  8»   6  gr. 


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xxxu 


Scbuderoff,  hf  Uicber  den  innerlicli  oothwcudigen  Zosa»* 
mcnhang  der  Staats-  und  Kirchienverfassaog.   Nebst  einem 
Sendschreiben  an  den  Herrn  Ober- Präsidenten  des  Hei»  \ 
zogthvms  Sachsen  I  Friecirich  von  Bülow  xufifqgdebiulf  ^ 

9  gl  - 

Seuf,  I.  D.  G.,  Gelcgtoheits  ^  Predigten j  an  Yerachiedcncii 
Orten  gehalten,  gr«  B»    $  gü-^^ 
Ronneburg« 

Literartscliea  CoBitotr« 


Inder  9chifjrtf gfiaaser*scben  Bnchhamllung  in  Basel  ilal 
CfScbieiieB  nnd  sauber  broehltt  a  i  fl*  ^  dorch  aUt 
Bticbhaadlongen  ta  erhalten : 

^  EidgenÖssis^lie  Lieder, 

Ftif      Schweis,  nnd  fa  benrnderer  Beziebnng  anf  dlem  Laad 

üehlte  noch  immer  ein«  Gesängesammlung,  welche  sowohl  fürtchwei<* 
zerische  Jünglinge  und  Manner  auf  teiirschen  Hochschulen  und  im 
Vatcrlande,  beim  frohen  Mahle  und  Verein,  wie  im  Ucbun^sUg«  u« 
in  den  Kreisen  der  Kampfer  fiir  helvetisches  Recht  und  Freiheit)  durch 
erheiternden  und  ftöbUchen,  erbebenden  und  &tarkeadcn  Gesang«  dai 
geistige  Bend  der  Vcrbrdderung  braver  Scbweitter  fes^  katl)»!««  Ut» 
te«  nnd  heralicb  wÜHtommen  wird  gewrifs  dieses  Buchletn  von  jedem 
jSchweitzer  aufgenonmien  werden ,  welcher  ferne  der  fieimath,  hier 
vielfache  Anklänge  an  dieselbe  finden  wird.  Dem  Herausgeber,  Hrn. 
Professor  Ii.  Münch,  mit  Sorgfalt  und  Liebe  aus  vorzüglichen,  theiU 
schon  bekannten ,  grosscfitheils  aber  auch  unbekannten  l'oesien  §e- 
bildett  'w^ii^d  es  seinen  hier  v^enanntcn  ZwccX  volUommcA  entüfSe* 
eben«  ^  v 


Mit  dem  beim  Anfing  dlesea  Monats  erscheinenden  fltn  Heflf  * 

des  4ten  Bandes  von^ 

SOPHR  ONIZON 

oder  unparthciisch  frciniüthigc 
£eürägc  zur  neueren  Geschichte ,  Gesetzgebung  und  S.toiU^ 

der  ätaatea  und  K.ircheii; 

hefrauagegeben  vom 
Geheimen  &ir«benratbn  Dr^  Jg.      ijr.  pAtiVM 

wird  siiarst  «in  literaristher  Anzeiger  in  Vcrbbidwig  gcsetaky  deo  wir 

bei  der  grossen  Verbreitung  der  Zeitschrift  für  etnseiilagende  An« 

kündigungen  aus  allen  Fächern  der  Literatur  gewifs  zum  besten  Er- 
folg empfehlen  könnnen.   Die  Kinriicjkungsgebfihr  für  die  eaggsdruckte 
Zeile  ist  i  ggr.  ««chs.  L^Vi  kr.  rhcin. 
Heidelberg  den  i.  i\^ril  182&» 

August  O sw 0.1^9 
LiiiversitjiUr  ^iucbhandiujig« 


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J  A  H  R  B  U  C  H  E  R 


der 


L  i  t  e  r  n  t  u 


Fünfzehnter  Jahrgang. 

oder  neue  Folge: 

Zweiter  Jahrgan 


Fünftes  Heft.  Maj. 


t 

i 

Heidelberg, 

in  der  Unlvcrsltäts  -  Puclibandlung  von  August  Osiralfll 

1  8  s  2. 


^^'^  Heidelberger 

lahr  blich  er  der  Literatur, 

iLhcihen  fortdauernd  wöchentlich  zu  anderthalb  Bogen,  oder  in 
Twül/  rft  n  zu^     lind  7  Bogen.    Die]enij;cn  Professoren  aus  den 

^rrschS^^  '^acuUäten  der  hiesigen  U"7-%^^^^.,y'^3t\'';,,^  ; 
claction  seither  übernommen  hatten,  werden  dieselbe  auch  ferner 
b™  dadurch  das  dem  Institi-e  in  seiner  b.sbengen  D 

tew  eseVc  Vertrauen  auch  für  die  Zukunft  sichern.  Ohne  von 
Sndenen  Pane  im  Wesentlichen  abzuweichen,  sind  von  .... 
Tahre  1821  an ,  statt  der  früheren  deutschen  Typen,  latun.sche 
iwahl  ,  um  die  mannigfach  gesuchte  Lecture  im  Auslande  zu  er. 
fe'chte  n!  Ueberdiefs  ist  seit  ,82,  durch  ^^^-^1^]^^^^^^ 
halt  vermehrt,  und  es  wenlcn  .nf.er  den  ausfuhrlichen  Recensionen 
f.ir  iedes  Heft  vcrhUltnif.-  'i^^h  kürzere  Anzc 

tn!  «m  dadurch  eine  müglichst  vollstundigc  Uebeisicht  ucr 
sammten  neuesten  Literatur  zu  geben.  Chmnik 

Das  Intellige^izblntt  wird  ferner  wie  bisher  auFser  der 
der  Universität  i)  literarische  Nachrtchten  jeder  2uch  von 

^)  Anzeigen  des  Buch-  und  Ktmthaudels,  aufnehmen,  um  auch 
dieser  Seite  den  Ansprüchen  an  ein 

All'^emeiues  literarisches  Institut 

""'"me'unt"r4o':''.r*,  3,  erwähnten  Gegenstände  d«  Intelllgen.- 
bUttfs  bSn  für' die  mit  kleiner  Schrift  gedruckte  Ze.le  l  gr. 

^^''=Vu:n^V>^ift'^':.ie\"cd'erv;r,e,erdnerba,d^ 

Anzeij'e  we«n  die  neuerschicnenea  Werke  einsenden  «^"^^"^^^ 

wird  «beten?  dieselben  vermittelst  Buchhändler- Gelegenheit  unter 

A^r  A.Ure^e  An  die  Rcdaction 

der  Addres.e^^^  Jahrbücher  der  Literatur  in  Heidelberg 

der  unterzeichneten  Verlaeshandlung  gerull.gst  ^"^'\'"J^ Sich 

Der  Druck  und  die  Expedition  werden  Vjomt  ani  f«^^ ' 
besorgt,  und  letztere  posttUglieh  durch  dic  h.esige  "«^/''"'.^^h  ^11, 
expcaition  an  alle  loblichen  Postämter  und  monatlich  durcn 
Buchhandlungen  statt  finden.  ,  ,      _  „,^h  durch  ntne 

Ausser   der  gedachten  ErweiterunR         "«"/"'^„e  e  g^^^^^ 
Tvpen  und  gutes  weisses  Papier  für  em  sefalhges  Aeny"^  g  „ 
und  trotr.  dieser  vermehrten  Leistungen  der  Preis  für  den  jai  s, 

von  1822  an  nur  auf  „  ,  ,      „     _  ,:;„i,t 

12  ft.       kr.  rhein.  oder  7  Rthlr.  ^^^S'^' / 1^^^^^ 
Förausbczublun^  erh.Jht,  so  dafs  das  Journal  noch  »"Tf-'^'^y^  ,„ehren. 
bleibt,  wahrend  über  seinen  Gehalt  die  Stimmen  täglich  sicn 
Die  aufmunternde  Thcilnahmc  des  Publicums,  u"?  /^^.  '  ch 
flufs  schätzbarer  Beitruge  werden  es  noch  ""eniiets  vicuc  ^ 
machen,  seiner  Zeit  Supplemente  zu  liefern ,  welche  ciie 
keit  und  den  Werths  noch  erhöhen  müssen. 

Wir  bitten  die  Öestellun^en  beim  Beginn  des  J^tnr  ^ 
zu  beschlcuniircn,  da  jedes  Heft  immer  mit  Anfang  ues  _ 
Monats  versendet  und   die   Fortsetzung  dadurch   m    rej^ciu  ^ 
Qani;  gehalten  werden  soll. 

Heidelberg,  den  i.  Deceivber  i82i. 

Antust  Oswald  s 
Uulversitäts-Bucbhundluns« 


— Bey  dem  Verleger  jst  crscbfenen: 

t^.  Horatii  Flacci  opera,  adMSS.codd,Vaticanos,  Chisianos, 
uingehcos,  Barbermos,  Gregorianos ,  ruaicellanos  aliosque 
pLurimis  in  locis  emcmlavit ,  notisque  ülustraiHt ,  praesertün 
in  US  qnac,  Rom,  antiquitat,  rctant  Carolas  Fea,  JCtiis- 
Bihhothecae  Chisianae ,  Rom.  anliquitotum  Pracjectu^. 
Denuo  recensuüj  adfubUi^que  nOi>issimis  subsidiis  cura^'ü  F. 
H  Bot  he,  Dr  Phä.  etc,  z  Volumina  71  Bogen.  Ausoabe' 
auf  schon  weifs  Druckpapier.  Mit  neuer  Sclirih.  Ladenpreis 
5  Rtlilr.  4  cro;r.  sächs.   8  fl,  rhcin. 

•  .  1??'  Fcu'scben  Ausgabe  des  Horaz  ist  anerkannt.  Fea 

ist  Italiener,  in  Rom  erzo^jen,  mit  jedem  Punkt  seines  schönen  Vater, 
landes  durch  eigene  Anschauung  bekannt;  er  bekleidtt  die  Aemtcr  eines 
Prufect  der  Alterthümer  und  der  Bibliothek  Ch.^i  zu  Rom,  ist  Rerbts- 
Selehrter  und  sacl.kundii;er  Herausgeber  von  H^inkehnrnns  Geschieh te 
der  alten  Kunst.  Unter  jedem  diesci  Gesichtspunkte  ei^niet  er  sich  bev 
seinem  freym.ithi^en  und  im  Ganzen  sehr  gesunden  Unheil  zu  einem 
Heransijeber  des  Horaz,  und  es  war  besonders  seit  F.  IVolPi  au^ 
gezeichneter  Eyfthluug  dieser  Ausgabe  in  den  literar.  Anaicctai  2te$ 
Heft  ein  fast  allijemeines  Verlangen  darnach  cnt.stunden. 

Wenn  nun  gleich  die  Liebhuber  ztnachst  den  Z'fa'jc/^f«  Text  hier 
erhalten,  so  hatte  der  deutsche  Herausireber  doch  Zeit,  mehr  zu  eeben! 
und  er  glaubte  sich  dazu  verpflichtet,  da  ilim  theils  neuere Hulfsmitte 
f"a:r  .  -^^  besonders  Fundtrhourg  und    Ilciudorf,  theils  Fea 

trettlicli  ini  Ganzen,  doch  im  Einzclhen  irrt  und  mangelhaft  ist  Es  vrurl 
den  daher  die  Anmerkunsen  und  Berichtigungen  de.  Herausgeber,  und 
Johaimts  Gcorf:n  Graevii  Scholia  in  Hinntii  odarum  Uhros  dm  prior» 
nunc  primum  edita  in  einem  besondern  lianJe  hinzugefügt,  m  Rücksicht 
dessen  so  w,e  alles  Obigen,  wir  uns,  zur  Bestaügung  aiVdie,  in  Nr,  44 
der  Hcidelher^er  Jahrb.  vom  Jahr  1820  ab-^edruckte  ausführliche  Recens/on 
des  ersten  Theils  beziehen,  mit  welcher  man  auch  die  Beurtheilunucn 
m  den  GotUuger /Inzcfßen  i82o,  ,6i  St.  und  im  Leipz.  Mgem,  Rcpertar. 
dn  unmtcn  tn^  und  ausländ.  Litt.  i82o  Bd  2.  St  i.,  und  über  den 

Kepcrt.  VI  d,  /.  4.  Bd.  1.  St.  vergleichen  kann.  ^ 
Werk ff^l'o  w r^'v'r,  ^'^^^"""^^"tionspreis  für  das  ganze 
i-ach.te  Zeit  nur  noch  in  dem  bestimmten  Falle  Statt  finden,  dafs  sechs 

N^Ä''  J"^'"' u  ""^  wirklich  vorausbezahlt  werden. 

^^^^A  Bedingung  Vierden  auch  andere  Buchhandlungen  im 

halten  "  ^^'^""'"^^^^^""spreis  noch  im  Laufe  dieses  Jahrs  zu 

yirgiUus  Virgilianus,  sist  Quaestio  de  Virpilif  |ocis  dubiis  aut 
corruplis.    Accedit  Index  in  quo  poctae  oinnia  com  rerum 
tum  verborum  antiquitas  proprlctastpic  breviter  explicatur. 
Scnps.  Fr.  Henr.  Botbe.  8.  i5  gr.  sächs.  oder  56  kr.  rhein. 
«Ff  »  IT  n  Sachregister  über  den  vielgeicsenen  Vir^rilius  ist  ein 

ortunrt  allgemein  gefühltes  Bedürfnifs,  dessen  Befriedigung  hier  gewifs 
von  den  würdigsten  Händen  geboten  wird.  Der  berühmte  Herr  Verfasser 
a    i^r^''  allgemeinen  Anwendbarkeit  willen  auch  in 

renn*  I  .""^  beschrankt;  doch  wird  kein  Leser  des  Virviil  das  W«. 
leirb^  ?  "n  ^"''^'^'^  vermissen,  und  der  durch  den  geringen  Preis  er- 
^cmerte  allgemcme  Eingang  xon  dem  entschiedensten  Nutzen  seyn. 
wir  gjauberi  daher  besonders,  dafs  Lehrer  an  Anstalten,  wo  der  Virgil 
gelesen  wird,  das  Büchlein  gerne  ihren  Zuhörern  in  die  Hände  geben 
zii  ci-^ n'  Erklärungen  in  Zeit  und  Materie  zu  erleichtern  und  sicher 

tiper         ^'^'^^'"S^  s»"'^  kritische  Untersuchungen  verderbter  und  strei- 
hefte  allgemeine  Aufmerksamkeit  von  neuem  darauf  «w^  . 


Inhalc^des    fünften  Heftes. 


Seite 


1.   MohHf  lieber  Verbesserung  o.  Versch 

neriing  d.  evang#  Gottesverehruiig.  — 

Ä.    Reufs,  G.       C«,  neue  evaiig.  Kirchenagende. 

3.   Nitzscb,  D.  C.  Z.,  Ueber  d.  Heil  d.  Kirche 

u.  dessen  Förderung  etc»   

ft*   Fineliusy  /.  C.  F.,  Probestücke      d.  thcol, 
pract.  Institute  z»  Greifswald.   ^ 

5,  Timothens,  Zeitschr.  z.  Bcf  irder.  d.  Wahrh. 

Humanität,  ir  Bd.  6  Hefte.  

6,  Jnlirbuch  d.  hUusl.  Andacht  u.  Erhebung»  d. 

Herzens  herausgcg.  \ .  /.  S.  Vinter  f.  d.  J. 
1822.  4r  Jahrg.  ^^.^ 

T.    Mosetieeil,  Fr*^  gdttsjeweihte  Morgen-  und 
Abendstunden. 


8«    JVclUba,  IV.  F.,  Trost  u.  Beruhigung  in  Ge 
siingcn.   . ^t^ttl .t» -t«r«i»> 

9.    Diefenbach,  /•  G^.,  das  Crucifix  am  Wcge.»^ 

10.    Strauß,  F.,  über  das  altarliche  Ansehen. 

H,    Edda  Saemmidar  hinns  frdda.  Havniae  181 8. 

12»   Edda  Sacmundar  hinns  fröda  cur.  Arv»^  Jut;^ 
Afzelius*   u  ^^^•^•^ 

13.  Saemund  den  visa  Edda  of  Arv,  Aug.  AfzcUus, 

14.  Snorra  Eddu  af        Kr,  Rask.   

15.  Munter,  Dr.  Fr.,  die  Odinische  Reli-ion. 

16.  WendcYotb^  With^  Franz,  Lehrbuch  d.  Botanik. 


17.   Rcin^anum,  MaximiUan^  Ucbersichfc  d.  pol/t,  Gesch. 
d.  Mittelalters  v.  F.  C.  Schlosser.   >  


4i7 

--424 

424 

—  427 

427 

• 

CS 

429 

—  430 

430 

-431 

Von 

431 

—  432 

—  tjj^ 

434 

-435 

43j 

435  ' 

-437 

• 

437  - 

-486 

486 

und 

5i3- 

-514 

l8.    Breislak  Scipion    /nstitutions   geologiques  par 
jP  y.  L*  Coftipmas, 


19*   ßrmAifc  ^c.  Lehrbuch  d.  Geologie  a.  d.  Franz. 
Ubers.  V.  F.  K.  Strombek.   

20.  Landtags  -  Verhandhingen  im  Furstenth.  Hildburg- 

hausen.    I.   II.   ßd,   f  ,....t,x..>.,,wi......rt 

21.  Elementary  propoiitions  of  currency. 

'         neuesten  d.  teutschkath.  Kirchen- 
verfassung von  H.  E.  0.  Paulus. 

a  F.,  Höhen -Charte. 
Intelligenz  .  Blatt  Nro.  V, 


497 
5i4 


512 
523 


524-52Ä 

527  -528 
52a 


Heidelberg,  gedruckt  bei  J,  M.  Gutmann,  Univcrsiiäts-Buchdrucker. 


N'12a      Heidelberger  18^2. 

Jahrbücher  der  Literatur. 


^^^^  ^ 

Praktische    Theologie.  * 
{Beseb  im/s.) 

Denn  von  dem  Alliremeincii ,  das  in  Gebctsformeln  ausgespro« 
clicn  werden  maj?,   ist  hier  nicht  die  Hede.     »GebeLe  und  An- 
»dachten,  deren  Vei fasser  sicli  mit  Hülfe  der  Phantasie  in  man« 
>cherlei  Lebensverhältnisse  und  Gemüthszustände  künstlich  vcr- 
»setzen ,  um  dann  zu  sprechen  und  zu  beten ,   wie  es  denselben 
»angemessen  scheint,   lassen  Hörer  und  I. einer  gewöhnlich  kalt, 
rnlenn  das  Christlich -Religiöse  verträgt  keine  Jllusion.   Es  muf$        '  . 
»vielmehr  aus  der  unverstelltesten  Persönlichkeit  eines  Jeden  un- 
»mittelbar  hervorgehn.    Dann  ist  es  lebendiges  Feuer,  und  er- 
»vvärmt  nicht  blofs  den  Einen,  der  es  angezündet.«  VoUkornmeu 
wahr  wie  dieses  alles  ist,  liegt  auch  in  dem  Letzteren  der  Be- 
weggrund zur  Mitlheilung.  Denn  steht  der  Mittheilendc  zugleich 
über  seiner  Persönlichkeit  in  dem  Wesen  des  Christentbums,  so 
ruft  seine  Andacht  in  ihren  reingestimmten  Saiten  die  gleichen 
Töne  in  den  Mitfeiernden  hervor,  und  es  werden   die  vorge» 
zeichneten  frommen  Gedanken,  ein  gemeinsames  Lied  der  See- 
leu. Natürlich  wird  das  nur  bei  Lesern  von  gleicher  Denkart 
der  Fall  seyn,  und  so  sind  die  Andachtsbüclicr  nicht  in  gleichem 
Grade  ansprechend,  und  müssen  verschiedenartig  für  die  verschie- 
denartigen Leser  seyn.    Das  vorliegende  ist  es,  wie  schon  sein«  • 
Gedanken  der  Vorr.  errathen  lassen,  in  hohem  Grade,  für  einpu 
grossen  Kreis  gebildeter  Männer  und  Frauen,  auch  für  jedeü 
Alter  der  Reife.    Die  Betrachtungen  werden  indessen  besonders 
diejenigen  ansprechen,  w  eiche  gerne  die  Natur  bewundern,  aber 
dabei  den  lebendigen  Christenglauben  im  Herzen  traj^cD,  also  in 
der  Welt  nicht  hlofs  die  Weisheit  Gottes  schauen,  sondern  ^uch 
den  Frieden  der  Versöhnung  fühlend,  alles  im  Lichte  der  ewi- 
gen Liebe  erblicken.    Das  spricht  sich  nun  in  diesen  Gütige- 
weihten  Morgen-  und  Abendstunden  bald  üiehr  als  Gemüthlich-  ' 
keit  aus,  bald  mehr  als  Reflexion  auf  das  GlOtse  und  iferrliche  { 
der  Natur  (die  Kenntnisse,  die  hierzu  dienen,  z.B.  über  astro-  * 
Domische  Dinge,  sind  als  Beilagen  hinzugefugt),  bald  mehr  als  j 
symbolische  Ansicht,  und  selbst  in  Poesien,  deren  ästhetischer 
Wertb  «ich  wobi  behaupten  wifd.    »Wache  auf,  meine  Khiel 


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434»^  Praküsche  Theologie. 

»Wache  auf  Psalter  und  HaÄe!—  Ja,  es  giebt  ein  doppdtes 
»Erwachen.    Df&  sdigste  und  lebendigste  Ist  das  zum  geistigen 
l  i  ben  in  Golt.«—  Üst  Licht  dein  Kleid,  das  d«  an  hast,  Viter 
»dt  s  Lebens,  o  so  sey  ein  Ab]glanx  deiner  Herrlichkeit  mein  Er- 
vtlcnsclmiuck  und  Fcslgewand!« —  »Ist  Licht  Gottes  Kleid,  so 
»ist  die  Sternennacht  seines  Kleides  Saum;  damit  wir  den  Ta- 
ster nie  aus  den  Augen  verlieren!  Konnte  es  einen  lieblichera 
»Trost  für  den  Verlust  des  Tages  geben,  als  das  milde  Lenchten 
*des  Mondes  und  der  Sterne?  —  Der  Tag  w«st  Uns  an  die 
»Erde  und  bcleuclitet   unsere  Berufswege  —  die  SiCTncooaclit 
»uuiiiiit  uns  an  den  Himmel,  und  deckt  Pfade  auf,  die  über  df«c 
»Erde  liinaiisfidiren,  hinaus  in  die  Mclen  Wohnuiigcu,  auf  welche 
1  Jesus  tötend  hinwies,   als  er  und  die  Seinen  hieuieden  nicht 
5jhalien,  wo  siö  ilir  Haupt  hinlegten?*; — '  ^^Es  ist  einemeiner 
Tlirbsten  Erinnenijigen  ans  dem  Leben  unsers  Herrn  j  fast  mSchtC 
-irli  Saiden  aus  meinem  Leben,  denn  ich  habe  oft  in  ehisamen 
»AbencfsliuHlen  mir  alles  so  lebcndit;  dargestellt,  dafs  es  wir  ist, 
»als  hätt'  ich  es  miterlebt  etc.« —  ^Fragen  wir  nun,  wie  bildete 
"»sich  wohl  das  heilige  Gemüth  unsers  Herrn,  das  uns  in  seinem 
'»Lebeu,  in  seinen  Worten  und  Thaten  überall  anspricht  etc.  SO 
'  »dürfen  wu-  ausser  jenen  Ursachen,  die  für  uns  Schwachsichtige 
'  »unergnindbar  in  der  ewigen  W^eisheit  der  Vorsehun-  lu^^oii, 
'»doch'gcwik  auch"  nennen:  seine  einfache,  ländliche  Ei  Ziehung 

*  »bei  einer  armen,  herabgekomnienen,  aber  redlichen,  thätigen  «nd 
»«oltcsfurchtigen  Famdie;  seine  etc.«—  »Darum  tritt  er  her\Or 

*  (der  Erlöser)  »mit  libermenschlicher,  mit  Wunderkralt  ausgeru- 
'  »stet,  und  diese  Kraft  ist  gleichsam  das  Beglaubigungssiegel  sei- 

»ner  himmlischen  Sendung;  sie  ist  ihm  verliehen,  f 
»irrte  Geschlecht  nur  erst  aus  dem  tiefen  Geistesschlaie  durro 
»machtiL'c  Eindrücke  geweckt,  und  der  Glaube  der  Oruno 
■  »würde  seiner  allmächtigen  sittlichen  Veredlung.«—  Diese  gleicB 
'  sam  berausgcgriftcneci  Stellen  bczeidmen  hinlänglich  den  oeis 

*  dieses  Andachtsbuches.    Wer  es  gebraucht  wird  «  liel>  8 
Winnen.    £s  enthält  in  xweien  Abtheilungen,  die  iste  Jn.h  mg 
und  Sommer,  die  ate  Herbst  und  Winter,  27  Betrachtuugca  uücr 
manmglbltige  Gegenstände  gebildeter  FrönunigkeiU 

S  Trost  umd  Bmhigimg  in  Gesängen^  9on  fV.  F  /T^iy*^- 
Mit  Tiidkupfer.  Prag,  bei  Friedr.  Ten^sfy.  Firma  ^• 
Oflvu  4Sko.  S.) 

•    Heber  den  poetischen  Werth  dieser  frommen  Gesiinge  er- 
laubt sich  Ree  kein  ürtheil,  glaubt  aber,  dafs  «A*^«^  Aesihei.Kcr 
Le»  manchen-Mangcln  nicht  grade  gering  seilen  wird.  ^^^^""^'Z  J 
ist  olt  erhaben,  und  Kiopstocki  Weise  seheiöt  von  dem  «r»-    . ' 


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Praktische  Theologie. 


435 


YmtSgHch  gewälilt  itt  seya.  Der  &hak  wScd  «uliclittge  S«ekf»^ 
und  aidit  blois  der  luitliolkelMB  Kirche,  erbebca.  Yerbcuemii- 
gcQ  sind  hin  npd  wieder  «nzubriu^en,  die  dcar  Diditer  itelleiclit 
icfaon  selbit  bemerkt  bat,  x.*B.  »Neptuns  Flotbenaeer»,  Titäiik 
FsdkeU  u.  dgL  in  einem  Ltede,  worin  es  beifivt:  »Jubel  Ihm, 
der  seine  Moigenröthe  WeHen.  zu  erleocbten  si^e&d  rufi^c  Es 
dürfen  aber  yrM  mancbe  Lieder  auf  allgemeinen  fieiM  aucb 
so  aiemlidi  von  Seilen  des  Geschmacks  rechnen. 

^.  Diis  Cruci/ix  am  IVcf^e  von  J.  G,  Diefenbach  ,  Pfarrer  zu 
Leidkecken  im  Grojsherzogthum  Hessen,  Ein  Geschenk  an 
Protestanten  und  Katholiken  für  das  Jahr,  48HSi*  Giessefi^ 
bei  C.  G,  Määer.  (»li  »>  J 

Der  Hr.  Verf.,  ein  ausgezeichnet  würdiger  GektUcher,  fand 
vor  zwüiaig  Jahren  einelnschrifb  an  einem  Cmcifix,  das  in  der^ 
rsühe  seines  Pfarrdorfes  stand,  und  sie  schien  {hm  geeignet  eine 
,  Predigt  darüber  an  sebe  protest.  Gemslnde  lu  luilten.  Diese 
Predigt,  die  acht  evangelisdi  Ist,  mufste  eibanen.   Sie  verdient 

•  nacii  jetzt  gelesen  zu  werden,  darum  ist  der  Abdruck  derselben 

•  schon  an  sich  zu  billigen.   Aber  noch  mehr  ist  er  es,  wegen 

•  der  evangelischen  Friedensworte,  die  ▼orangeseti^t  sind,  und 
V eiche  die  Christen  in  beiden  Xürchca  auf  dasRechCe  hinweisen. 

•  >  •  '  ■     .         "  ■ 

fo*  lieber  das  edtarliche  Ansehn,  Eine  Predigt  von  FniEDRtCH 
Stu^usSj  ei'angel.  Pfarrer  zu  ElberfeUL  Gedruckt  bei  G* 
Büschler.  ^Smm.  C^h  S.J  ' 

So  soll  man  Gottes  Wort  verkündigen!   Es  ma«^  ^cme  gc- 

•  hört  werden  oder  nicht.  Wie  es  überhaupt  der  Ap.  l^aalus  dem 
Lehrer  des  Evangeliums  zur  Pflicht  macht,  ins  Lebea  soll  die 
Predigt  eindringen,  und  was  jetzt  grade  der  Zeit  und  dem  Ort 
Noth  thut,  das  soll  der  Prediger  mit  Kraft  und  Freimuth  sagen« 

■•  Ein  solches  acht  christliches  Kanzelwort  spricht  hier  der  vor- 
treffliche Mann.  Einige  Predigten ,  die  er  über  Matth.  10,  17. 
(Wer  Vater  und  Mutter  mehr  liebt  denn  mich  etc.  und  wer 

'  oohn  od.  Tochter  etc.  der  ist  mein  nicht  werth),  gehalten,  uad 
welche  von  seiner  ansehnlichen  Gemeinde  mit  bcsojidenn  Bei- 

•  fall  aufgenommen  wurden,  sind  in  Eine  Predigt  zum  Leseji  zu- 

•  sammengexogen.  Der  wahrhaft  theologische  Geist  giebt  dieser 
moralischen  Belehrung  die  christliche  Kraft.  6ü  heilst  es  bei 
dem  Texte,  da  wo  er  zuerst  von  dem  Verhältnisse  der  Kinder 
zu  den  Eltern  redet:  »Der  Herr  beginnt,  wer  Vater  od.  Mutter 

.  »mehr  liebt  dcjin  mich—.  Schon  gleich,  beim  ersten  Blicke  auf 
'  »diese  Woi'te  i&i  es  kl«ur^  dafs  also  uui  cmcr  ^»prccbeu  konnt^ 

28»  • 


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436  Praktische  Thedogie.  ^ 

,2^er  übel  alle  mcDscMichc  VerKIdtnffte  erhaben  ist«  Er  bcaeiclh 
»uet  die  nächsten  und  engsten  ßmde  d«s  irdiKken  Lebeos,  die, 
»zwischen  Elleni  und  Kindern  statt  finden,  und  begehrt,  dafs  sie 
3>der  Verbindung  mit   ilmi  untergeordnet  sejn  soUen.    So  d«f 
.  »krln  Gewaltiger  der  Erde  sprechen,  oder  er  wird  ein  ZWi»g- 
3>herr!    So  darf  kein  Freund  und  Wohllhäler  sprechen, ■  oder  er 
>wird  ein  Frevler  !    So  darf  kein  Bruder  und  keine  Schwcst« 
!^sprechen,  oder  sie  werden  Thoren!    Eine  heilige  Scheu  wird 
»jeden  Menschen  abhalten,  solche  Worte  zu  lakn.    Aber' hier  ' 
»ist  Einer,  der  sprieht  sie  aus.    Wahrlich,  der  inuls  Golt  sevn, 
»oder  er  darf  nicht  so  reden!  Der  Sohn  Gottes  durfte  so  reden, 
»denn  er  ist  Gott.  Ist  er  aber  Gott,  so  wissen  wir,  welchen  Siun 
»seine  Worte  haben. —    Die  Noth  der  Zeit  verlangt  solche 
chrbllichc  Lehre,  denn  dafs  die  beliebte,  solchen  Grund  urage- 
hwd»  Weise  eine  kraftlose  Lehre  sej,  beweist  unter  andern  dus, 
V^OYOn  dieser  Theologe  hier  redet,  der  Zustand  unserer  Jugcntf. 
Sie  iMflere  »Jünglinge  und  Jungfrauen,  unsere  Knahen  und  Mad- 
»di«n  JOÜen  doc4i  die  Träger  jener  glücklichen  Zeit  werdcu, 
»wie  wir  denken,  und  wie  sehen  w  sie  dazu  vürbercitct  nnd 
»befähigt?  Auch  wenn  je,  so  stimmen  jetzt  von  allen  Seilen  die 
»Urtheile  über  die  verkehrte  Richtung  /usammen,       /''^  ,^7 
'    »nommen!    Färsteu  und  Kinderwärter,  Regierungen  und  i>cl.uJ- 
»Wirer,  Eltern  imd  Gettnde,  denkende  Beobachter  der  len,  unji 
»Menschen,  die  nur  sehen,  was  vor  ihren  Füssen  hegt,  vcreini- 
»gen  sieb  i».  der  Kluge  über  den  unbesonnenen  Leichtsinn,  die 
tfreche  Anmassung  und  die  bodenlose  Aufgeblasenheit  unserer 
»Joicend.  Lud  die  soll  Würde  und  Bürde,  Ehre  und  Beschwerde 
9]ener  gehofften  Zeit  tragen?«—  »Da  man  das  Götdiche  in  <i«i 
•fehem  nicht  liebt,  so  inu's  mau  das  Bösi;  in  ihnen  lieben,  öienc 
:»\mm  nicht  oft,  wie  Kinder  ihre  Eltern  in  ihren  Fehlern  be- 
istarken?  etc.«    *Wie  viele  .Hänscr  giebt  es,  in  denen  d.e  mn 
»der  das  Regiment  fuhren!  etc.    Doch  das 
»Knaben  und- Midcben,  und  diese,  fordern 
»kck'^wlc  ein.ihnen  «ukommcndes  Recht.  P^^^J'"^f°^T 
»freuen  steh  wohl  solcher  FrjMshheit  als  eines  Zeichens  des  durc 
lO^iii^d««!  Geistes  etc.«^  Ja  wohl,  hör^jnan  d»<^ 
•  akh  ihr«  «o  kräftigen  oder  so  viel  versprechenden 
'r«iöM«t'iber— härt  unsem  Predigel-  weiter :  -»Kure  »"^^["^ . 
j^S^ine;  W  iröhe  gereiften  Töchter  luhreu  das  ^^^^P^^^'J'.  , . 
ÜMikhlm  oöd  ihr  mäfst  gehorehciil  etc.«-r  »Zwar  von 

»Wird  (tte«g.«utd  im  U^maM  geredej,  abef  etc.  ^ 

»zu  ve^rnttTdern,  dafs,  wenn  die  Kinder  so  der  LUer«  Oot«n 
»sind,  sie  nafi^  ^niger  Zeit  ihre  ei^^enen  Gdtxen  Vierden, 
wüübih  und  «hffig  untergdien  in  der  Anbetung  ibrcr  s^lbs  •  ' 
*t  es  Ii  ver^uSdem,  ärfs  Täter  und  Mutter  an.  ihren  kieiacn 


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« 

V  I 

Ausgaben  der  beiden  Ed/ieh.  4^7 

iCtJtien  kein  Böses  srlicn  können,  ihnen  unoufliorlich  schniei- 
^>clieln,  und  erst  das  Gesinde,  dann  die  Lehrer,  endlich  die 
»f-anze  Weit  lu  den  Füssen  derselben  eq  sehen  begehren''  Ist 
^Ves  2u  verwundern,  Jus  hei  diesfra  OöUendienste  von  dem 
«wahren  Gott  keine  Kode  sejn  kann,  dafs  man  es  für  Weisheit 
;)hult ,  den  Kindern  so  spat  wie  möglich  von  göttlichen  Dingen- 
»/-u  sa^en,  und  dals  das  Gebot  weder  von  Kllern  noch  Kindern 
»gciibt  wird?«  etc  »und  wenn  in  furchtbarer  Verblendung  die 
«Kitern  nur  sich  selbst  und  ihre  Natnr  in  d<m  Rinde  lieben, 
»ist  es  denn  nicht  offenbar,  dafs  sie  das  Kind  weniger  lieben, 
»4»is  sich  selbst?<t  —  »Und  nun  fragen  wir  noch,  stehet  nicht 
»das  jjejjenwärtiffe  (Tcscldecht  wie  mit  rin«enden  Händen  da 
»und  sieht  das  Gericfjt  des  Herrn  einbrechen!  Werdet  vertraute 
»Hausgeuosseu  in  Hütten  und  Pallasleu ,  und  ihr  werdet  AVortc 
»der  Kinder  und  Klagen  der  Kltrru  hören  etc.  dafs  Euch  die 
*>Haut  schaudert!  etc.  —  Welche  Zeiten  ohne  Treu  und  Glau- 
»beu,  und  voller  Selbstsucht  und  Freudcnjägerej,  die  mit  düsterm 
»Morgenrotli  die  Kinder  solcher  Eltern  bescheinen,  und  Tage 
»des  Sturms  und  Ungewitters  weissagen.«  Heil  der  ansehnlichen 
Oemeinde,  die  einen  solchen  Prediger  schätzt,  und  die  wegea 
ihrer  Sorgfalt  für  die  Erziehung  ihrer  Jugend  solche  ernste  Worte 
der  Ermahnung  nicht  blos  vorübergehend  hören,  sondern  auch 
wiederliolt  lesen  wollte!  Und  Heil  dem  Geistesmanne,  der  mit 
solchem  Segen  diese  Gemeinde  verlälst,  und  mit  solche^  i^raft 
iu  einen  böhera  Wirkungskreis  eiatxitt ! 

•  *  Sxkwarz» 


4*'Edda  S aemundar  hinns  frddm,  (Auch  mit  dem  hesoni' 
'    dgrn         )  Edda  rhythmica  seu  antiquxor,  i^ulgo.Saemmk»  • 
dina  dicta,    P  ars  IL  Odas  mjMcO'^ histoncat  toniifmns^  'i 
E  cod,  bibUoth,  reg,  Hwfumtis  ptrgwmo ,  mm  non  dim^'^ 
.    sis  kgtiArna^M'agnaeani  et  äiorwn  membraiuis  char*"  ' 
•    taceisque  meUom  notae  Mit.   Cum.  mteffMUUionß  Imtma, 
.  iectwmbuM  imriits  motiiß  giosteeio  mpcmn  g  mim  nwunum 
.    fn^norum  et  rentm^  coitjpeetu  mrgumenti  carmtRUM  et  Iß''. 

'  ^^tpetuUcibus,  Hai^niae,  sun^tibus  iegati  Arna-  MagnoMod 
.  €t  Ißrariae  G^idendalkmae,  484$.  XX XI und  4o4oS*m 
.  4.  ( Ein  dritter  Titel  giebt  noch  näher  den  Inhalt  dkmt  WHf^ 
>  4eit  Bmndes  4Ui,  bleibt  über  der  iüirte  halbef  äier  mg.) 

.  %  Edda  Sa  emundar  hinns  fr6da.  CoUectio  carminWnve^ 
terum  Sealdorum  Saenuind((ina  dicta.  Quam  ex  codd.  pefg* 
ehartaceisque  cum  notis  i'Oi  iontm  cx  recensione  EnJSMi  CtßKt» 


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4f!ft  Aesgaben  der  beiden  Eddea, 


^..s7T4Nr  RjSK  rurai'tt  Arf.  j4ug.  Afzeuvs.    Hohniae  4848 
.  .  Typis  Eimenianis  ( FlII )  und  mSS  X  gr.     Mit  dem  Bild* 
'  ^  nisse  von  Rask»    4  ß' 
3»  Saemund  den  vises  E  dda^  Seuingcr* )  af  Nordens  aeldsta 
Skalder  j  efter  handskriftet  fraanSkandinaifisha  Fornspraaket 
vfversatte  aj  Arv,  Aug.  Afzeltvs.  (Sumund  des  IVeisen 
Edda,  Gesänge  der  ältesten  nordischen  Skalden j  nach  Hand' 
Schriften  aus  der  skandinavischen  Altsprackc  übersetzt  etc) 
.  ■  Stockholm  i  Deleens  och  Granbergs  iryckmcr*  4848  ( XFIU) 
tmd  stfst  S,  in  gr*  8, 
^  SMorrtt  Edda  dsamt  Skaldu  og  tharmed  fylgjandi  ritgjör^ 
\  .  dum,    Eptir  gömhm  skinnbökum  utgi^n  af  R.  Kr,  Rjsk  , 
'  '  prdfessör   oc  ödrum  Mkavörd  Kaupmannahafnar  kdskola 
(S norri's  Eddü^  Mimt  der  Skalda  und  i den  dam  ge^ 
körigen  Schriften ^  naek  täten  Hdeeh,  herausgegeben  von' 
-         Ckr*  BAsk,  Professor  und  zweitem  Biblioihekw  an  der 
' .  Kopenkagner kekem Schule,)  Stockholmi  48t 8 prentud  i hie^ 
.  m  Elniinsku  prentsmidju,     t6  S,  Vorr^  det  ihrmtsg»,  46 
S,  Fiocr.  der  Edda  jmd  S84  S.  Text  und  Register  ß  » 

ü.  Die  Odinische  Religion  ifon  Dr.  Fridr»  Ml^^tsr,  Sischoff 
*' '  'von  Seeland  und  Königl.  Dänischem   Ordenshischof  Aus 
'      Stäudlins  und  Tzschirners  Archi^^  abgedruckt  48^4,  44$  ^ 

So  viel  für  die  Eröffnung  ^er  Quellen  Jes  nordischen  Heiden-» 
tliums  ist  bisher  in  Einem  Jahre  nicht  gethan  worden,  als  in  dco 
vier  ersten  obij^^er  Schriften.  Nun  liegen  die  Urkunden  voll- 
ständig vor,  wer  Liebe  oder  Haf$  für  die- Sache  hegt,  der  fin* 
det  hier  genug,  woran  er  seirte  Kräfte  versuchen  kann.  Alles 
Gesclirei  gegen  die  Edda  hat,  weil  es  unvernünftig  und  gehalt- 
los war,  nur  dazu  gedient,  die  Liebe  und  Gründlichkeit  des 
«ddiscfirn  Studiums  zu  LefördfTn.  Zwischen  Dänen,  Schweden 
und  Teutsclien  ist  ein  edler  Wetteifer  für  die  Edda  erwacht, 
der  zu  manchen  wichtigen  Ergebnissen  führen  wird,  vreil  er 
gründlich  ist,  und  die  poetische  Oberflächlichkeit,  wonut  man 
früher  die  Eddalieder  ansah  und  in  Uebcrsetzungen  zustutite, 
aufgehört  hat.  Die  Dänen  haben  das  meiste  Verdienst  um  die 
Edda,  überhaupt  um  die  ganze  altnordische  Literatur,  denn 
Tfelches  teutsche  Volk  hat  einen  Arnas  Magnaeus  aufzuweisen, 
Und  wie  lange  lyird  e$  nach  daueroy  bii  «ich  ij^eodwo  in  Xeotsck-' 


♦»  A.is  M.Tntrel  der  Type  htdas  ichvedische  aufgefetzte  ao  durch 


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I 


Ausgaben  der  beiden  fidjlei»  4ß9 

Uad  eine  Commission  ftir  Aufbewaliriiilg«*'iter  awl^lfiildisclieit  AI« 
terditiiner  bildet,  die  der  Däoisclien  an  die. Seite  .geaeUt  wer* 
geti  luiDD?  Die  harieQ  Ereignisse^  die  Dänemark  iii  diesem  J^lir- 
Lundcrt  schon  belroffcn,  Ivonnten  den  Eifcrui^htiniindera,  die 
Alitlei  reicjhten  mcht  hin,  alljährlich  mehr  als.  3$  Seiten  von  der 
l^rosscn  Ausgabe  ilev  Edda  zu  drucken,  da  .pih  edelmilibig  Bü" 
ger  Thorlacius  looo  .Reichsthalcr  aus  eigenoti  Vennogen  hin, 
iiikI  dadurch  wurde  der  zweite  Band  der  gr«iseit  Ausgabe  glücktt 
lieh  vollendet.    £r  wölke  nicht^genamit  scyn,  aber  ich  weifs  es 
eus,  zuverlässiger  Quelle I  dofs  er  der  verschwiegene;  Wohltbäler 
ist,  dem  die  Herausgeber  S.  XXXIV.  gebührend  danken,  und.  ^ 
iialtr  für  Pflicht,  eine  io  diesem  Fdde  der  Wissenschaft  sellene 
Freigebigkeit  öffentlich  su  rShoie^.   Zvvischeu '.der  Erscheinung 
des  erslen  und  zweiten  Bandes  der  grossen  Ausgabe  sind  3a 
Jalire  verflossen,  in  Teutschland  würde  man  an  die  Fortsecanng 
eines  solchen  Werkes  nicht  mehr  denken,  aber  den  festeit  und 
gründlichen  Eifer  der  dänischen  Alterthumsforscher  können  wit  • 
drige  Umslaode  wold  keanaieo,  es  kann  wohl  ein  Menschenalter 
dazwischen  wegsterben ,  ohne  dafs  sie  ihr  Wtrk  att%ebeo«  Sol- 
ckeiji  Fleisse  und  solcher  Ausdauer  haben  wir  nicht  nor  diei 
Fortsetsung  der  Edda,  sondern  auch  der .Heimsknngla  zu  ver- 
danken, und  es  ist  nicht  Lob,  sondern  nur  Gcreclitigkeit,  daia 
man  diese  Bemühungen  und  Verdienste  in.  vollem  Mauifse  «ner^ 
kennt  .     *  ' 

Aber  auch  Raak  und  Afzelius  verdienen  diese  Anerkenuung^ 
jener  giebt  hier  zum  erstenmal  den  ^['ext  beider  Edden  i^oUstän^ 
dig  in  einer  Handausgabe,  dieser  meines  Wissens  die  erste  schwc«  . 
dische  üebersetzung  der.  alten.    Hätte  (lask  nichts  weiter  als 
dieses  gelebtet^  so  wäre  es'  schon,  des  Dankes  der  Nacliwelt 
werth^  aber  auch  sdne  iSbrigen  Verdienste  um  die  altnordische 
Literatur,  erliöhen  den  Werth  und  die  Brauchbaikeit  seiner  Ar- 
beit noch  ^el  mehr.    Dieser  Gelehrte,  ausgestattet  mit  ausser» 
ordeiitlicheu  Anlagen  zur  Sprachforschung,  war  es,  der  noch, 
eb  Schüler  dem  eorwSrdigeu  Nyerup  bei  Uebersetzung  der  jun* 
gern  Edda  durch  sebe  isländische  S[ivachkeontni(s  behülflich  war, 
der  mit  Unterstützung  Island  bttuchte,  in  Schweden  im  Verein  " 
xiiit  den  um  die  altsckwedische  Literatur  so  verdienten  Manipera 
Geijer,  A^zeüus  u.  m*  der  Alterthumsforschung  einen  n^uen  v 
Schwung  gab,  der  sodann  öber  Finnland  und  Petersburg  dae 
europäische  RuCsland  durchreifste,  um  die  Sprachen  der  Völker 
au  lernen  ,  und  sich  jeut  in  Htndustan  befindet  |  um  die  Unfuelle 
der  nordischen  Sachen  aufzusuchen« 

Diese  grofsartigen  Bemuhuigen  giengen  voraus,  als  Münt^ 
mit  seiner  Gclcgeuheitsschrift  noch  euien  Versuch  machte,  die 
Othinische  Keiigion  als  Gewfbc  von  Lug  und  Trug)  ab  Taschen- 


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44«»         Aü^bett  der  büden  Eddeo. 

« 

spiekfel'Üb«»  iMmdisficlitigen  TtemS^üg^  wnndchwhitn.  AI- 
Inn  wie  mm  Auen-so  grotten  Satx  in  eineai  Bfichleiu  von  112 
Okt«vt<(iten  ^^veiiieit  könne ,  das  ist  mir  unbegreiflich ,  und  sieht 
Inan  die  Arbeit  genauer  an,  so  wird  man  nicht  weai«;  beiVem- 
dct,  wie  leicht  sich  Miinter  das  Gesthaft  gemacht  hat.  Ich  werde 
unten  eine  Prol)e  geben,  auf  welche  Art  er  die  Sache  behan- 
delt, hier  will  ich  darüber  weg  gehen,  und  die  eigenen  Worte 
des  Afzeiius  aus  der  Vorrede  seiner  Uebersetzung  zur  Bcherzi- 
^nng  Vieler  anführen.  »Unter  de»  vaterin ndischeö  Bearbeitern 
der  rddisthen  Sagen  kam»  man  den  gelehrten  Rudbek  und  den 
fleissigen  Göransson  nennen.  Diese  haben  durch  ihren  (ibertrie- 
benen  l.ifer  eines  halben  Jahrhunderts  Undank  eingeeindet,  — • 
aber  die  »geringe  Kernt t itfß ,  welche  Europa' s  Gelehrte  damals  i'm 
der  Edda  Italien ^  war  die  Ursache  Uwes  luweijen  und  ungerechten 
Vrtheils  gegen  diese  antiquarischen  Martjrer  *j  und  an  Görans-^ 
sons  Vertherdigung  kann  man  sehen,  dafs  sein  Eifer  und  seine 
Liebe  zur  Sache  gleich  grofs,  ja  grösser  waren  als  sein  ^lifs- 
griff.«  Ohne  mich  auf  die  VertlnNfligung  beider  Manner  einzu* 
lassen,  was  iiier  mein»?  Sache  nlclil  ist,  muis  ich  nur  bemerken, 
4ais  die  Feinde  der  aiteu  Volksiiteratur.  wohl  dea  Xrotz  d«r  Ab-. 


'  •)  Selbst  Schl<)7.er  insscrt  sich  in  seiner  Schrift:  Islänif.  Lit.  und 
Gesclu  „auch  dafs  es  eine  doppelte  Edda  gebe»  dafs  Voluspa  und 
Havamal  Ueberbleibsel  der  alteren  wären  ,  sind  aüet  pure  Ein- 

.  fälle  des  Fischofs  Brynolf."  Anmerk.  v.  AfzeUus.  —  Diese  trd- 
.  tzi^cn  Unwahrheiten  schrieb  Schlüzer  in  die  Welt,  da  ilocli  fW« 
.  ein  Jahrbuniten  vot  Ibm  die  junge  Edda  und  cinaeUie  Tbeile  der 
«Iwn»  namenjileh  die  Vfilutpi  und  das  Havamdl  bereits  in  mch- 
reien  Aiiflat;cn  {gedruckt  waren.  In  der  alle.  NJf'eltiiesch .  XXXI. 
S.  ai6  und  i7  tischt  er  solche  Machtspniche  von  neuem  aur, 
nach  ihm  vcrtlankcn  die  islandischen  Sagen  der  Barbarei,  der 
iNachahoiiuig  und  dem  Muthwiilen  ihr  Dasein»  Dieser  Geichmak 
führt  von  den  Troubadonrs  her  (<lie  müssen  aiieb  überall  aiis- 
!  helfen  , )  die  demab  im.  Flor  geweaeri  und  dnith  reisende  Islun' 
der  inx  Nordland  gebracht  wurden.  IsbHul  wimmelte  ( ? )  von 
Sagemadir  (  das  ist  uar  kein  Wort,  es  mufs  wenigstens  Saga- 

,  meun  heisscn,  ein  augenscheinlicher  Beweis  für  Schlözers  is- 
landische ßiündlichkcitj  welche  aus  dtn  verworfensten  histon* 
«chen  Büciiern  der  Ausländer  den  Stoff  erborgten  und  daray«  «» 
ÄL-vn  rohen  %ltz»  der  allein  einem  noch  ungebildeten  Volke  ge- 
fallen  konnfe,  Saqen  verFertigten die  völlig  im  Gciohmack  dei 
gehörnten  Sie^Frieds  und  der  schonen  Melusina  sind.  —  Mit  die- 
ser Ausweichnn^  gkubte  Sehl  izer  den  Naj;cl  auf  den  Kopt  zu 
treffen,  fia^t  man  nach  Beweisen,  so  heweif»t  er  tiurch  seine 
Unfehlbarkeit,  damit  war  freilich, Uie  Sache  kurz  abgctban,  «I- 
lein  daran  werfen  ancb  seine  Abspreehereleii  über  alteordische 
Lirr  ifnr  einen  Scf.atlett  auf  stinc  Bemühungen  uBd  vening«» 
»eine  V.cidi^nste* 


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Ausgaben  der  beiden  Edden*  ''.  4^1 

sprecberei,  aber  nidit  Schlozen  «iiclerweHe  Keaiittitse  bcsitzep. 
Es  ist  miserabel,  wenn  die  Wortfwiwcr  des  Tages  mit  zeitungs^  . 
mässigcr  überfläcWichkeit  wShnen,  einen  entscheidenden  Schlag 
gethan  zu  haben,  wenn  sie  etwa  auf  die  Nibelungen  (weil  sie  sonst 
nichts  und  auch  diese  nur  dem  Namen  nach  kennten^ ,  einen  schie« 
l^fnden  Seitenblick  werfen,  um  vornehm  zu  bedauern,  mitleidig 

*  XU  lachein  oder  höhnisch  zu  verachten.  Allein  die  Schwächlicln» 
kcit  solcher  politisch -literarischen  Umtriebe  kann  auf  das  ^^lünd- 
liche  Studium  einer  W  issenschafl  weder  hinderlich  noch  förder-' 
licl»  Einflufs  haben,  ist  etwas  an  der  nationeilen  Lltcnatur  der 
europäischen  Völker  im  Mittelalter,  so  wird  ihre  Wissenschaft 
dauern  und  gedeihen^  ist  nichts  daran,  so  geht  sie  von  selbst 
unter.  .  ' 

Beide  Ausgaben  der  alten  Edda  wurdcji  mit  verschiedenen 
Ilülfsmittcln  zu  Stande  gt  Li  acht,  darum  ist  jede  von  der  anderu 

»  utiabhänpif^und  ein  selbständiges  Werk.  Die  merkwürdigen  Schick- 
sale des  zweiten  Bandes  der  grossen  Ausgabe  mufs  man  selbst 
in  der  Vorrede  lesen.  Seit  dem  Jahre  1787  wurde  daran  ge- 
arbeitet und  zwar  von  lauter  gebornen  Isländern,  weil  derea 
Mundart  der  altnordischen  Sprache  noch  am  nächsten  steht.  Gud- 
mund  Magnussen  und  John  Johnsen  fertigten  die  Üeberselzung, 
Vergleichung  und  Anmerkungen ,  John  Olafsen  nahm  diese  ganze 
Arbeit  noch  einmal  in  Durchsicht,  weil  die  Verwalter  der  Mag- . 
näischen  Stiftung  nicht  ganz  damit  zufrieden  waren.  AUe  drei 
starben  weg,  ehe  der  Druck  begann.  Finn  Magnussen  verfafst« 
das  Wörterbuch,  Hallp;rinini  Johnsen  Scheving,  übersetzte  und 
erläuterte  auch  noch  z>vei  Lieder  und  so  wurde  endlich  mit 
unermüdetem  Fleisse  das  Werk  vollendet.  Videbatur  in  fa- 
tis  fuisse,  sagen  die  Herausg.  S.  XXX.,  uf  secundum  Ed- 
dae  Volumen  tamdiudiffcrretur,  douec  expiatum 
esset  crimen  calumnia  contractum,  quam 
viri,  aliis  quidem  nominibus  egrcgie  eruditi,  sed 
liuguac  poeticae  borealium  prorsus  ignari, 
vcnerando  huic  monumento  a dsp erger e  sustinuissent.  . 
Dieser  zweite  Band  hat  vor  dem  ersten  entschiedene  Vorzüge 
durch  bessere  Critik  der  Lesarten  i  durch  Hin  weglassung  dej? 
gelehrten  Umschweife  in  den  Anmerkungen  (indem  bis  jetzt  die 
Vergleichung  der  eddischen  Sagen  mit  den  Stellen  der  klassi^ 
sehen  Dichter  immer  nur  schielend  bleibt,),  durch  weit  vollr  ■ 
stündigeres  Wörterbuch  und  durch  die  Darlegung  des  Zusam- 
menhangs dei*  Hcldeulieder.  In  der  Voraussetzung,  dafs  die 
Sprache  der  Edda  die  älteste  nordeuropäische  sey,  hielt  mau  für 
nothwendig,  das  Glossar  zu  einem  vergleichenden  Wörterbuch, 
tu  erweitern,  was  wirklich  mit  einem  selten ei)  Fleisse  und  rei- 

"    chen  Hülfsmittcln  geschehen-.    So  vortrefflich  aber  der  Gedankr 


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44a.         Aoigiben  dcribüden  Edden« 

itr  Spiiukt&eMuhang  ist,  m  amlfali  aiielb  seine  AütfulilPiiiig 
und  gar  die  WortvergieicfaiiBg;  widl'  lieihwendig  oft  zur  Wort- 
klauberei, so  lenge  nicht  die  Geteftze  der  Wortabstammun^  von 
allen  Sprachen,  die  man  vergleichen  will,  ausgemacht  siud.  Mao 
sclic  z,  B.  die  Vcrgleichungen  beim  Wort  Bi  n^arfull;  —  ich 
will  keine  weiteren  Ikkge  anfuhren,  man  findet  sie  fast  auf  je- 
der Seite.  In  den  teiitsclun  Sprachen  mag  die  Vergleichung 
schon  angehen,  aber  die  Brücke  ist  noch  nicht  gebaut,  auf  der 
wir  mit  Sicherheit  von  den  teüteciica  zu  den  asiatischen  Spra- 
chen übergehen  können. 

Weniger  Hülfsmittel  hatte  Rtiskj  aber  darunter  einige,  welche 
der  gi'osscu  Ausgabe  thoils  unbekannt,  thcils  un^gänglich  wa- 
ren.   Da  er  blos  eine  Handausgabc  liefern  wollte,  so  verglich 
er  nur  seine  Hdss.  und  nahm  selten  auf  die  grosse  Ausgal)e 
Kücksiclit,  weil  er  überdies  von  ihrem  Hauptcodex  eine  Abschrift 
besafs.    Man  darf  also  hier  weder  vollständige  Kritik  der  Les- 
arten, reiddiche  Anmerkungen  u.  s.  w.  erwarten,  sondern  uiir 
einen  richtigen  Text  mit  den  noiliwendigst^n  kritischen  Nach- 
Weisungen versehen.    Weit  mehr   kritische  Sorgfalt  hat  aber 
Rask        die*i«ii|^e  Edda  gewendet,  wo  sie  auch  dringender 
ndthig  war,  iJideM  er  da  sueiit  die  Skalda  vollständig  bekannt 
maclite  undL  ausserdem  so  viele  andre  bisher  HD^fedruckte  Stücke 
liiozekaraen,  dafs  ohne  kritische  Nachhülfe  hier  nicht  auszureichen. 
War.  An  Zweckmässigkeit  übertreffen  aber  die  Anmerkungen  der 
OfimmiscWa  Ausgabe  der  Edda  jene  der  nordischen  Gelehrten 
«od  es  wird  wohl  dieses  Muster  ifls  Nerdee  Nachfolger  finden. 

kioe  Aritisehe  AngAlw  im  vollen  Sinne  des  Wortes  kann 
mau  also  wedet  die  gmse  noch  die  Rassische  nennen.  Dean 
l»ei  Liedern,  die  au»  dens  Ifosde  des  Volkes  aufgesdiriehen  wor- 
desi  ist  dodr  die-.Haii|itf«ige,  6b  die  Uebcrlieferung  vollständig, 
unverdaeben  vod  -anvcrmdirt  sej?  Darnach  habe«:  jene  Heraus- 
gä)cr  den  TeUi  nicht  beurtheik,  sondern  sahen  ihn  mit  selir  we- 
nigen AnsniJiÄcn.  ttnbedenldMcli /fiür  vcllsand4^  und  riohtig  an. 
Soll  also  Ober  ihre  Ai;bek  etn  Uitheil  gelallt  wecdeu,  so  muls 
nsm  soerstdttfGfondMilM  der  eddiscbeo  Kiritik  aus  denLiedein 
sdbsi,  verglidien  mät  der  «brigen  «knordisclilio  und  altteutschen 
Vonoliteraint,  liemaindcn,  dirnicli  jedes  Li«d  priifeu  und  so 
«tt  dem  4oppelM  firgebnäs  gelangen,  in  wie  weit  sich  jene 
Grnndsitier  aMenden  ksscaL  and  vieefclies  die  caverlassigen  Re- 
edtale  dersdbos  sind.  Dies  Geschäft  ist  kmliA  nicbt  leicht  uoa 
errreulic^  idief.  wenn  einmal  die  Sache  gefördert  w  erde«  soll, 
BO.dirf  ach  es  niche  von  det  Hand  weisen.  Die  kritische 
Imndkaff  des  Textet  der  £ddalieder  berukt  meiner  Mcuiung 
MMb  einem  dfetfacben  .Girnnde^  enf  der  Sfuradi«! 
pbenimi  nnd  der  Bedentuo«;  der  Lieder«  In  Hinsielit  der  Sfiracb« 


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Absgaben  der  beiden  Edden.  V  443- 

grmidsätzc  ist  ein  löbliclier  Elfer  und  Fleifs  auf  <3ie  obigen  Aus« 
gaben  der  Edda  verwendet,  dies  war  aucli  den  Herausgebern 
um  so  leicliiei,  da  sie  weit  näbcr  den  Quellen  der  altnordischen 
Sprache  sind,  als  die  südlichen  Tcutschen.  Aber  die  Kritik  aus 
dem  Strophenbau  und  der  Bedeutung  ist  noch  ziemlich  veniach- 
lässisft,  die  metrische  Beurtheilung  ist  zwar  nicht  scliwer,  jedoch 
kommt  so  manches  Befremdende  in  ihren  Ergebnissen  vor,  dnfs« 
Tnun  wohl  versucht  werden  könnte,  sie  für  unzulässig  zu  erklä- 
ren. Die  schwerste  von  allen  ist  aber  die  höhere  oder  Sach- 
kritik.,  sie  setit  schon  jene  beiden  voraus,  und  beherrscht  zum 
Thcil  Sprache  und  Gesatzbau.  Ehe  die  Bedeutung  eines  Liedes 
völlig  im  Reinen  ist,  wäre  es  Anmaafsung,  nach  selbstischen  An«- 
sichteii  und  Vorurtheilen  den  Text  meistern  zu  wollen.  Wir 
sind  noch  nicht  weit  im  VerständnHs  der  Eddalieder,  daher  die 
höhere  Kritik  nur  mit  schonender  Vorsicht  anzuwenden  ist.  Wer 
aber  deswegen  die  Sachbeurtheilung  abweisen  wollte,  mufstc  sich 
iiothwendig  der  Hoflart  der  niederen  Kritik  überlassen,  die  ih- 
rem Wesen  nach  alles  Ungewöhnliche  wegwirft  und  es  über  den 
gemeinen  Leist  der  Regel  zu  schlagen  sucht.  Auf  solche  Weise 
müfste  grade  das  Bedcut^mste  der  Eddalieder  verwischt  werden 
und  die  tiefsten  Gedanken,  wenn  sie  nicht  sogleich  dem  gemei- 
nen Verstand  einleuclitcrcn ,  müfsten  sich  in  seine  Gemeinheit 
herabziehen  und  dadurch  zerstören  lassen.  Ich  mache  also  den 
Versuch  aus  Grundsätzen  des  Strophenbaues,  verbunden  mit  den 
Lehren  der  höheren  Kritik  etwas  zur  Berichtigung  des  Textes 
der  Eddidieder  beizutragen  und  hieran,  weitere  Forschungen  über 
die  Bedeutung  einiger  Lieder  zu  reihen.  Möchte  mein  Beispiel 
W^eiterforschung  und  Berichtigung  hervorbringen. 

In  den  Eddaliedern  kommen  nur  zweierlei  Strophen  vor, 
das  Fornyrthala^  oder  das  alte  Gesatz,  und  das  Gaildralag  oder 
das  Zaubergesätz,  jenes  wird  meist  gebraucht,  wo  der  Inhalt  er- 
zählend, dieses I  wo  er  lehrend  ist«*}-  Im  teütschen  heifsi  der 

*)  leli  mtjfs  biet  von  Ohfsen  und  Mask^  der  jenen  !n  der  Lehre 
Vcm  Strophcnbiu  in  seiner  VeiUining  S.  218  fol^t,  abweichen. 
Bas  GaMralag  ist  nicht  ein  verkrüppeltes  Fornyrdalagt  sondern 
offenbar  ein  cisenes  Maas  und  ich  Jcann  mich  nicht  zu  der  An- 
sicht bekimiieiit  daft  der  3te  und  <te  Vers  im  GäWbral^  durch' 
Zatammenziehung  des  3ten  und  Aten*  des  TteA  und  gtcii  im  Ptr»  ^ 
.nyM«^  entstanden  sey.  Die  Mischung  beider  Stfophenarten  in 
einem  und  demselben  Liede,  Ale  Rask  S«  S2o.  unbedingt  zulafstf 
halte  ich  nur  dann  für  richtig,  wenn  der  Inhalt  von  der  Erzäh- 
lung zur  Lehre  übergeht,  ohne  diesen  inneren  Grund  ist  mir 
diese  Mischnng  immer  ein  späteres  VcrderbnÜs.   Doch  scheint 

'  Mnsk  telfker  gegen  diese  Verwechtliiag  etwas  mistnuiiicli  geweaea» 
iia  er  sagt:  aet  sehslin'iiile  syuet' tutn  vt  hwf  vHMf  ah  aUev» 


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444         Aamigabeii  der  beiden  EddeiL 

Ünlctscbied  Helden-  und  Minnelied.    Das  Fornyrthalag  bestellt 
aus  8  Versen,  oder  wenn  man  je  zwen  zusammen  nimt,  aus  4» 
zwen  Verse  sind  inr»mer  durch  denselben  Stabreim  verbunden, 
der  im  ersten  anch  zweimal  im  zweiten  aber  nur  cuimal  vor- 
Iwomnicn  darf.    INothwendig  ist  es  nicht,  dafs  mau  die  8  Verse 
ia  4  zusammenzieht,    man  kann  freilich  dadurch  die  Gleichheit 
der  eddischen  Strophe  mit  jener  der  Helden-  und  Volkslieder  wie 
•uch  mit  den  Handschriften  des  Otfrids  sichtbar  darateÜen,  was* 
•ich  aber  aus^der  leichtesten  Vergleichuog  ohoehia  etgiebt.  Der 
Namen  des  Fornyrdalags  ist  schon  bedeutend^  die  grosse  katgtäat 
.  der  Edda  Bd.  IL  5. 943.  hat  gezeigt,  dafs  ea  indischen  Unprangt 
und  d^  Ramajan  in  derselben  Strophe  geschrieben  si;jr.  1)« 
dieter  aber  in  Zweizeilen  (Distichen)  besteht,  so  geben  diese 
aufgelöst  in  das  Fornjrrdalag  nur  eine  Halbstrophe ^  allein  das 
Distichon  ist  der  ■ioi|;enIändischea  Diehtung  eigen,  weil  sie  Jeff 
BaraUeKamis  liebt ,  und  die  teütschen  zwetEetti|;en  Volkslieder 
beifeifen^dafii  auch  ^ForfyrnUiUg  mpiunglidi  zweizeilig  ge- 
wesen» Löst  nan  daher  noch  jetzt  die  lialbstrophe  au^  so  eat- 
■tohl  ein  achtseiliges  Gesät»!  zum  dentllcben  9«weisef  dafs  die 
Halbüvophe  das  eigentliche  Fom/räfdag  ist.   Dieses  Maas  ist 
Hiebt  tentsch»  sondem  ßnnigck,  die  ^ten  innischen  Runen  beste- 
llen immer  in  Zweiaeuen  Qiron  Schröter  iinn.  Rnn»  $•  J^IV.)»  die 
•n%eldst  dae  nraprünglicbe  Fon^dtdag  daiete&en.  Ifiernach  wäre 
das  Maae  Ivr  |ed«t  der  %  Zeilen  dieses:  - 
theite  itaa  nnn  }e^         nich  diesen.  4  Fnasen  ab,  so  hat.nan 
das  achtaeilige  Forn/rtkalag.      leb  will  einige  Beisinele  her- 


9.  3»  '  4«  ^ 

Ji0  hamrt  mmi  gaf  GrmdrtM 

fPanka  ^nüihi  Oihi^^  (iU)  ikmgi 

ff^ämä"  hdfiall  6th  gaf  gnyr  iw 

möiMn  ^cartir  Hoenir  C*^0  heyra 

kuhta  vfliött  Id  gaf  enn  thd 

piiat  ofan  Lot  hur  Sigurthr  ^ 

kuhta  iäfs  hnit*'  ( ok)  Uta  sj6ifr  ei" 

^oijax^  .bröthw»  gütha.  gi  kom. 


FotTtyrdalag  heslauf  regelrtt  af  ßre  lange  Stavetser  i  hvtr  rerttM 
(also  wie  dai  ßnniscbe,  ,  men  aUrig  rindere  en  tre  StaveUer,  ^ 
gtiret  aUr^  ßen  thd  seks  i  das  ist  schon  Abw«ielittttg  vom  nwpruns- 
lieben  Maafse ).  Itask  F^ltdui$^  «19.  /  8vi^  f  dH  nuuf' 
.  MeUg!^  4tt  de  laengstc  isUmiske  Ftrs  ikke  hiwe  wer  end  aalte  dtu^ 
Vilser.  J)et  synes  at  Oer  et  slet  ikke  har  kunnet  lide  de  iange.  yerh 
derforäf^äe  Sauur,  og  dci  ved  virkeligi  Gründen  blive  äiUt  i  tvetw^ 
Oattlbst  S.  214.  tler  achtsylüige  Vere  Ist  ei0entlich  dm  W*»J 
FomyrdaLu:^  ¥rfe  Voten  am  altfraniöshcbcM  Eeitpid  »ich 


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Ausgaben  der  beiden  Eddeit 


.445 


erste  Betipiel  ist  aas  SebrÖters  Runen  S.  56.,  das  2te 
der  Mfymisfuida  iSf.  <las  3te  aus  der  f^ölttspd  iS.y  das  letzte  am 
dem  Godrütiarharmr  4-;  diese  beiden  Proben  beweiseO|  wie  schoa 
in  der  Edda  dnreh  Zufögilii^  Ton  Zwlschenwlhncrnf  NaDsen, 
KegUDgen  u.  s.  w.»  das  ursprüngliche  Maas  weiter  ausgedehnt 
woidfNi.  Ich  habe  diese  Wortcheu,  die  nur  in  liezug  auf  das 
Strophenniaaffi  aieht  in  Hiosieht  der  Sprache  zu  viel  sind,  eioge^ 
•chloss^u,  es  wire  jedoch  ein  uoklnges  Unternehmen,  die  £dda^ 
lieder  auf  das  ursprungliche  Maas  zurfick  zu  lühren  und  alle 
Vorbindungswörtlein  u.  dgl.  auszustossen,  welche  den  Strophen* 
bau  stdren,  obschon  sich  durcb  die  Metrik  mancher  zu-  sehr  ent«»' 
Stellte  Vers  ohne  Schaden  des  Sinnes  wiederherstellao  iäiit.  Ha 
die  Eddalieder 'mündlich  überliefert  wurden »  so  war  es  nichl 
änderst  mdgKch,  ab  dals  llnrichtigkeiten  in  das  Vensmaas  kaoie% 
die  auch  durch  dje  State  Veränderung  der  Sprache  nüthwendig 
wnrd«n.  *In  den  Volksliedern  ist  daher  das  Fornjrrdalag  nocE 
weit  mehr  verändert,  ohne  dais  sich  aber  auch  hier  seine  ur«* 
apröngKcbe  Gestalt  verkennen  Ii  esse.  Je  älter  die  Volkslieder, 
desto  getreuer  dem  eigentlichen  Maafse«  Die  Hauptveranderun«- 
geu  aber,  die  statt  gefunden  sind  die  Vorschläge  und  Nachklange 
und  das  Verschwinden  der  zweiten  Sjlbe  des  vierten  Fusses, 
wodurch  die  Verse  des  Volksliedes  gewöhnlich  auf  einen  ^lap* 
keA  oder  männlichen  Reim  ausgehen.  Hiemadi  ist  etwn  das 
Haas  der  skandinavischen  Volksliäef  folgendes ; 

"  -(0 


t.  2. 

(  Tan J  ingra  jag  känner 
kundi  min  Jaders 

(d)  spüma 
liijn 

( tan )  eidra 
kundi 
(d)  vogta 


gaanga  - 
re  graa 
som  inte 
varit  Ute 
paa  Jemton 
aar. 


4. 

and  lightly 
the  Eli>es 
sae  Jeat  and 

free 

og  der  faldt    they  dajic€ 
ud  inine  all  under 

södskende  the  greenwood 
to,  tree. 


3. 

jeg  sörger 
fast  mere 
for  breden 

bro 


Das  erste  Beispiel  ist  aus  einem  fardischen  Volkslicde  in  det 
Swenska  FMumor*  es  giebt  ausser  den  abgeschlossenen 


wird«  Das  der  nordischen  Sprache  iowohnende  Gefühl  der  ur« 
spruaglichcn  Gestalt  des  FornyrdpUf^s  litt  es  i|icht,  dafs  Lin  Vm 
mehr  als  ili»  Hälfte  dcsieUMD  eipnidini  weil  JedeSiM^l  zwei  im 
GosHtz  aBsnicbtcR* 


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44Ö         Ausgaben  der  beiden  £d4etiu 

unii5tliig«iiWdrdm  fä^  Bbmrrdälag^  am  cjeirCuesien.  Das^weTfe 
,  ist  aus  dta  Scbwednchen  Volkalied^rfi  I.  S.  7.   Das  3te  aus 
.  den  Danisdicii  I.  S.  3^7.  Das  4te  ans  ßf^.  C,  Ötimmfs  Schriil: 
drei  altscilottiache  Lieder^  S.  f  4*  Auch  die  aken  Lieder  m  Per- 
cf  s  Sammkuig  bleiben  diesem  Maalse  getrga  z.B.  a  khrtU  \  and 
a  mantle  |  thh  eMd  kad  \  uppon  ||  wUh  brwches  \  andSringes  |  f 
füll  richelj  e  \  hedone  \\ .  '  Pertjr  Tom.  JJL  S.  4^* 
.  In  den  teiitschen  Hddeatiedern  isl  das  Famjrrdalaff  noch 

freier  geworden ,  in  der  einzigen  Hinsieht  stinnnt  CS  mit  dem 
eddischen  überein,  dafs  4  Langzeilen. die  Strophe  bilden.  Allein 
:iu  verkennen  ist  es  so  wenig,  als  in  den  V<4|wlicdern,  in  den 
i  I^ibeiuugeo  erscheint  es  ungeiahv  also: 


'  i-  hdde  I  von  dem  Rine  \  ir  sult  min  \  nmncn  war 
■  ich  dum  mck  I  wol  geleiten  |  in  Lmd»-  \  gers  tchar.  A*-//?^; 
Die  dtoScbMKtie  EvangeUenbamonie  »timmt  mit  diesem  luw.« 
■■  ^KtreiD,  »bre  dr«  Stabreimen  rtehen  aucl.  auf  A«"  3  cM«.  r  j 
•  rtc»i  «Ui  Vewei,  d<y  >iertc  l.at  wie  in  der.  Edda  It«mca.  Jiei 
'  spiel  ans  Doctns  Misccli.  II.  S.  8. 

'        «toA  1°  «ftor  «n2n  |  tkurh  erh  \  haiid  • 
tkwA  numnes  \  giweri  Xmid  megüf  |  «^fl      .  ,. 
Vidleiclit  wird,  also  meiu«  frfihere  Aeusserung  bestätigt,  dJ^s  o  e 
Evangelienhafoiome  in  GesSoen  geschriebeu  sej.  Auch  uiirms 
»wei£rilige  oder  «erxellige  Strophen  «nd  «icl..s  anders  als  e 
freieres  %rnj-rdalag,       .eigen  die  alltu  »«"^''"f'''" 
dendich,  die  in  der  Regel,  in  jedem  kyrien  Verse  .««,  Ac  "  « 
Selsen,  wodnrcli  filr  die  gan«  Strophe  8  Accente,  also  cb  " 
Tiele  UUre  AbsSue  oder.  FOsse.  enWehen.  ft.or  b« 
das  alte  ttocMÜscbe  Haas  noch  Vid  eriuJtener  als  m  ^co jpate 
Liedern,  nnd  «r  ist  in  der  Sylbewahl  der  F|i««e 

fen,  z.  B.  L  c.  iS«  Su  47-    .  .    1      t    •„  miiatcr 

drühtin  ]  ist  er  güaier  \  io%  tUirna  ist  \  ouh  sui  nm 

Wo  er  sich  der  genaueren  SylbenzaÜ  beaisscn^  da  ^^^^-^'l^  ^4 
jfyrdtdag  noch  deutlicher  bervor  z.  B;  L  ^  48.  y.  4*    , , 
NndTötfriden  muTs  auch  das  Vetsmaiis  der  kurzzedigen  n 
lieder  beurtbeUt  werden,  d.b.  a  von  diesen  kurzen  Vorse« 
eben  ein  Fomji'daiaff^  woimuf  auch  die  gleichrcnngcu  ucs  ^ 
im  Tiistan  binzudeiiten  scheinen;  geoanc  SylbewwW 
'  frciKn^  in  diesem  «osgeaneten  Fornj  rdcdag  nicht  snishen. 
Audi  im  Aklkanzllsiscben  Ifi&t  -sich  dies  VersmMs  \''\ 
weisen,  da  ht«r  die  kurzen  Verse  weit  bestandiger  m  m 


.i'ii-  i 


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Ausgaben  der  belJea  Edden,  447 

acbtsjlbigen  Maafse  sinJ,  wie  im  teütschen,  so  bilden  immer  je 
'twea  Verse  das  Forn^rdaiagj  z.  B.  Marie  de  Fratice»  l»  S*  276, 
midäse  I  plaigneit  \  e  su"  |  spireit y  • 
«fc  I  plurant  \  se  44"  \  mtnteit, 
Dincs  Vcrsmiias  Ist  im  Französischen  wie  im  teatsclien  blos  der 
Erzäbluog '  gewidmet.    Selbst  im  äusserstcii  Sieden  iind  Wcsteti, 

*  -WotiiD  tentsches  Blut  gekommefi,  ist  die  Strophe  der  Heldendich» 
•tung  in  ihren  Grundlagen  erbalteii  wiwden,  die  italiänisclien  * 
.VulUlteder  wie  die  i.It spanischen  Romanzen  sind  xuiForityrdala^ 
abgefafst,  dft$  imlicb  in  diesen  gembchtcn  Spraken  seine  Rein~ 
heic  aber  auch  seine  Einförmigkeit  verlieren  mufste.  Beispiele 
a  .ts  Crimm's  sdm  de  roaumcd  i^W.  &  und  seinen  altt» 
Wäld«ru  I.'  S.  1 3o»* 

estwM  I  don  RrrnMos  |  eit  Patis  essa  |  cüidad '  ' 
ffOA  m  prwio  I  Matgesi  |  que  bien  save  \  adevinar» 
C'erano  tre  \  ziteltc  \  t  tutte  tre  \  di  amor 
NiiitUa  I  la  piii  belia  \  49  messe  \  «  nas^igar» 
Es  ist  merk  würdig  y  >in  ganz  Buropa,  wohin  mir  immer  sf 
•  tetitsche  Volker  g^rkommen  und  stcli  mit  den  Laiideseiiiwohneni  , 
•vereinigt  haben,  dieselbe  Ltedweise  für  die  Erzählung  anzutref*« 

•  fcn^  es  stimmt  dadurch  das  aiissere  mit  dem  inneren  äbereiiiy 
denn  auch  der  Inhalt  der  Heldensagen  der  tcntscbverwandtea 

'  Völker  ist  Ein  grosses  Ganzes ,  ein  gei|jeinsames  Stammgutii  von 
'dam  jedes  auswandernde  tciitsche  Volk  seinen  Tkeil  mitgenom- 
men und  in  der  neuen  Heimat  gepflegt  und  weiter  gebildet  ha^ 
•Aber  so  wie  das  Epos  wird  auch  die  Ljrik  der  germanischen 
Europäer  übereinstimmen  und  diese  Uutersttchuiig  w8re  nicht 
weniger  der  Mühe  werth  als  die  vorige.    Sie  ist  aber  viel  za 
schwer  und  tu  weitlauftig,  um  %ier  auch  nur  berührt  ui  werden» 
•Ben  Hauptsatz,  worauf  es  ankomt,  will  ich  hersetzen:  im  For^ 
nyrdalag  liegt  die   Zweiheit,  im  Gfdldralag  die  Dreiheit  zu 
Grunde,  hieraus  erklärt  sich  zugleich  ihr  Untei-schied  im  Hei- 
'denthum  und  der  Grimmische  Grundsatz  ;  dafs  die  Strophe  des 
.'Miunelieds  durchaus  in  der  Dredieit  angelegt  sey,  wird  dorcii 
Veigkichung  aller  tcüt&ch verwandten  GesaiigTi^  dcr  bestättigt  wer*  * 
•den.  Ja  man  wird  noch  weiter  gef(ilirt|  sollte  nämlich  diedrei«» 
-theiligc  Anlage  der  tj;ricchischen  Chöre  gar  keinen  Zusammen» 
bang  damit  habon?    Ich  verlasse  diesen  Gegenstand,  da  grade 
Über  den  Minne-  uud  Mcister^gesang  treffliche  Uotersufiliuo^eii 

vorhanden  sind. 

Ich  habe  mit  Fleifs  bei  dem  Versmaas  micb  etwas  verweilt^ 
sowohl  upi  einen  noch  dunklen  Theil  unserer  alten  Literatur 
mdnestheils  zu  crSrtcrn,  als  auch  dadurch  anzuzeigen,  dafs  eine 
Beurtheilung  der  Eddalieder  nach  des  ^trik  keine  ^j^lbenstc- 
cherei  atjn  darf.   Die  Ergebnisse  meiper  Forscbui^gen  sind  iah 


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448        '  Aufgabe»  der  bciJcu  Edtlca. 

gende:  '  «)  V4111  <Ub  G6tt«rlkdern  der  Edda  gab  es  mehrtte 
ursprüngliche  Sammliing^  wie  von  den  teutscbcn  3flDiieliedeni. 
Ich  sc  Ii  Ii  esse  dieses  daraas:    a)  die  Haupthaadschrifteo  weicliea 
ii|  der  Ordnung  der  Lieder  bcdeüteud  von  einander  ah  (s.  die 
grosse  Ausg.  II.      XVII      XX.);  dabei  ist  bemerkensvreflK . 
dafs  die  Heldenlieder  weit  weni^^er  zerrissen  sind,  sondern,  weil 
die  Aafeipayiderfolge  ihrer  Sagen  die  Ordnung  von  selbst  angieb^ 
•o  ist  ttttCk  dies?  mehr  beobachtet  als  bei  den  Götlerliedera. 
b)  In  der  Vollständigkeit  weichen  die  Handschriften  ebenso  ab, 
die  jüngeren  enthalten  m^r  Lieder  als  die  älteren,  wie  da 
.GroiiOMtungr,  Getjpeki  HMreks  u*  A.  und  das  RigmM  ist  nur 
in  «iner  einzigen  Hds.  augefugt.    Wurde  Eine  ursptangliche 
Samoilang  zü  Grunde  «liegen ,  so  hatte  weder  Ordnuog  ooeb 
Caiwn  der  .^ilda  so  bedeiitcnd  •  verändert  Werden  köaneo.  c) 
Von  einzelnen  ,  fehlenden  Versen  kann  man  nicht  weiter  als  auf 
die  Nachlässigkeit  der  Abschreiber  achliessen,  allein  es  gtebt  viele 
Stellen,  mto  es  ganz  deutlich  ist,  dafs  sie  nianrbes  Wort  in  de« 
Teraiteteu  Texte  nicht  wwihr  verstanden  und  falscfa  abschlicbeD. 
Bei  einer  so  bemerkbaren  Unkenntnis  kann  man  nicht  anncbsieii» 
dafs  die  Abschreiber  bedeiitvoUe  Zudichtuiigen  gemacht  liatte». 
d)  Es  findet  sich,  dafs  jüngere  Handschriften  manche . Strophen 
ergänzt  liefern,  die  in  älteren  mangelhaft  $iud,  und  SO,  dafs  dj^s<5 
Ergänzungen  alle  Merkmale  der  Aechtheit  und  ürSPfUüglicükcit 
haben,  ferner,  dafs  HiilBstrophen,  besonders  im  Gmdrmgf  W 
manchen  Hdss.  ganz  verändert  gegeben  werden,  ohne  dals  WCa 
liier   eine  neuere  Zudichtung  mit  üewilsheit  erkcDobar  wäre. 
Beides  kommt  aber  nur  in  den  Götterliedern  vor,  und  Wie  e^ 
. klart  sich  dieses?    durch  Sammler  verschiedener  Gebenden  uiM 
Zeiten,  jeder  schrieb  auf,  vva*  und  wie  er  es  aus  dem  MomjC 
des  Volkes  hörte.    2)  Man  muls  als  Grundsali  aufstellen,  ^ 
lias  Forny-rda-  und  Gdldfalag  in  den  Eddaliedern  anfiing»  ^ 
verdorben  war,  wo  also  de!-  Strophenbau  jetzt  in  ünordnttö|{ 
ist,   da  raufs  durch  Kritik  Text  von  Zusatz  i^cscliicdctt  werden. 
3;  Diese  Zusätze  sind  die  Abweichungen  und  Verandcruiigci^ 
weiche  die  Ueberlieferun-  in  den  verschiedenen  ^^cgendctt  «n^ 
Landstrichen  erfahren.  Weil  sie  aber  den  Volksglauben  entbaJlcj 
so  sind  sie  eben  so  gut  Quelle^  als  wie  der  übrige  Teit.  ^ 
widersprechen  keineswegs  dem  andern  Texte,  sondern  ilir 
rakter  ist  Wiederholung,  Ausführung,  Beibringung 
Stellen  aus  andern  Liedern ,  i^achhüife  des  Sinnes  upd 
itiaafsesi,  l$eschxeibung  u.  a,  w.  ' 

.  Foftsfizung  fol&t) 


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29.  Heidelberger 


1     •  < 


lahrbücher  der  Literatur.  * 


'  ... 
*.  (FpfMip  )      -  ' 

Adbl^Üctk  ^mlt.  ifA  ll«!t!hta£ftwalM|ie&^    Das  salisclie  Recitt 
ikitte  ^«tdOb^  (h«ui4iage        lAfeA  ^kaliKbeii  ^Franken, 
"weü  /te  ift  Giiiiai.  Uiäa*  VMpi^B^en  exim^  so  hal 

itiuui' iwicii  to  \dl>viriclb|ndb  Ila^^  Dies 
«fi^cll  dcar  Fati  loiit  d      «D^m  Voiksg^^M^    läas  frisisch« 
giebl  ^ci^«K  Itoit  Jlflarto  WiiVm-  ai^  AWeiichungea  des 
Reditci;  iiacli  den  Tfltickifidmö  Gauea  #m  Sökbe  Besoaderhei'^ 
t^li  Yiii'd  Ja  qoc^       dei|  lldit.  oei  tplftetoi  feidfesbcben  und 

id«db>  iH«fcr  irm^  es  WV^sgUabepiiMd  dieM  Ver- 
iiidi^UTigen  und  .2asitix^  kflt.  €^  toäde-%ie  ^s  älteste 

leiltiidit  Gclietiy  dstt  silujchf^  die  nii^fe».  V^Rrsditi^ 
lurK  06ini  das  laQge  Leb«!!  Weher  Üriiuo^eÄ^,  MNki  ihre  Ver««'. 
breHwAg  ^d  diele  jhi«  yfir^iertuif;  noiÜmtodi^.  Das  Fornyr^ 
"iaUtg  Itefii  seia^  frdL^ren  Baues  wisgeu  Ver8bdM#geii*v1cfi  leich« 
Icir  t«y  «ie  düs  ^iM^ag  ,  daro«  «nthft  .dai  Mt^  Lied  die 
t^i^ujfak  i^  ^ieisteft  Je  iliter  )^  Lied^  deeto  eia^ 

IbS^er  iv  Wm  ^d  jph  ^bjtMole  Idei^  die  Worte  der 
^rösseü  Ausgabe  L  $.3J£xyi0l  Vreil  sid  dfoseii  OtäftfUali  sehr 
^plitig  eu^eiafal:  art^iciosäii  äläe  et  amiüiasäe  pätum  tirmidt^ 
duetiip/ieji  irimqroisttwne^f',  remmque  tik  itdikü  ^nrie^&  4itf»i^ 
kaäi  hngeque  saeptus  M  änxie  quaedtw  'mmmoHoHus ,  quett 
'Mviia  Unti  feperunt  paUäk  Nöriftgi  tiiäßjk  hetdo  'Mm6 
inferiöntiig  m  Edd$ä»  liü  ^ear^an^^  ant  tarae  «au  iudkie^  Hic 
jfOJttus  Hri'orulk  simplex  pletumque  €i  naturalis ^'-^  *kk  nön  in, 
iw€wn  jwr«  wt  Jhsura^,  qualb  mud  iBtf^n  pottas-,  st^  Vel  it 

'ükma^äs.  pMh  fiUjifiMliheft  in  eiik  «nvoistaMtdier  jBeweis  für 
ifce  AeditMit  der  Lieder  wie  ^er  Religion.  6^  Die  Abfäi^ 
iüiiig  ^  meUeA  G5tter)ieder  iibdt  die  t^ätscbe  ^  V61keia 
^•iideraiig  surück,  sie  imterselheiden  «eh  dadurdi  von  den  Hdl^ 
ieaUedcrji»  d^ftk  fimstebeii  erst  nach  der  W^dening  faUt«  Aai# 


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,j  ►      Ausgaben  der  beiden  Edden»    *  - 

geiiomrafn  davon  sind  tlif  Gotterlieder,  <lie  unten  als  ispattre 
Umdlchtungen  uacli^ewicseii  werden  Aber  Gesänge,  wie  de 
fVäluspah  und  das  hohe  Lied  sind  ojewifs  weit  über  -^ooo  Jahre 
alt;  in  denen  auch  keine  dciilliche  Spur  ir<5end  einer  heimatii* 
liehen  Beziehung  aui'  das  Nordland  angetroffen  wird  und  die 
ille  übrigen  ^"ritericn  der  Aeclilheit  und  des  Aheithums  audiali^ 
ten.  Es  l'olpt  hieraus,  dafs  die  Beurtheilung  der  eddischeu  Hel- 
denlieder nicht  gani  auf  denselben  Grundsätzen  wie  die  der 
Götterlieder  beruhen  könne.  Ich  will  aber  hier  vorerst  die  Kich- 
tigkeit  obiger  Resultate  durch  eine  kritische  Sichtung  der  Got- 
terlieder beweisen,  welche  besondere  Grundsatze  sich  fiir  eine 
ilmlicke  Beurtheilung  der  Heldenlieder  und  der  jüngeren  Edda 
«Tgebell  werden,  diese  Untersuchung  bleibt  der  Fortsetzung  der 
Keceusion  aufbehalten.  Ich  folge  der  Ordnung  der  Lieder  ift 
der  Radaschtn  Ansg^e,  weil  sie  fÜe  bessere  Ist  und  doch  Je* 
der,  dem  es  Eirntt  um  die  Erforschung  der  teütsclien  und  mt* 
diMheu  BUdungsgescbii^te  ist»  diese  Hsiadansgabe  sich  mxiai* 
feil  mafs. 

4,  ß^äluspL  Si.  V.  7-  8^  sind  Zusatt,  dend  es  isl  iä 
dieser  ,uod  der  vorige»  Strophe.  Mos  der  Gegensatz  zwischen 
5onBe  and  Mond  hervorgehoben^  wie  aacb  diese  Strophe  ia  der 
9ten  Ausg.  Jteien/  riAlig  steht:  die  Sterne  setzte  man,  um 
Stelle  ToUstSndig  zu  machen,  htntu,  daher  sie  auch  die  paemis. 
«.  aufeenomnIeD.  St.  d.         4  ginnheäög  gollt  >  ok  im  ihat 


Heiae  vcrse  sina  mep  eingescmicneni  wen  gcfTuim«w» 
'die  vorhergehende^  i  Thk  geiigengo  elcl  folgen.  Auch  die  Ahj- 
wdchungcn  der  Hdss.  verrat^en  den  Zusatz.  St.  7.  v.  7* 
Fehlen  iff  beiden  Ausgaben  Rmm,  und  sind  ofitfkibar  eine  spä^ 
lere  VenroHstUndigung,  •die  gegeri  den  bedctetsamen  Inhall  der 
fibrigen  Vefse  sehr  onvonhfBilhaA  absticht,  zu  geschwefgen,  ^ 
Tiingir  skdpo  unmittelbar  auf  155^  und  auth  folgen  mufe.  ^ 
schwersten  ja  unmöglich  schdnt  es  mir^  i»  Vcnteidiliifs  drt 
Zwerge  Text  von  Zusatz  zu  unterscheiden,  denn  d^ifiSr^hat  m** 
gar  keine  Kriterien,  da  die  jüngere  Edda  hier  wo  moghch  noch 
Verworrener  als  die  alte  ist.    In  beiden  Ausgaben  ÄfiW^  fehlen 
I4ie  Verse  St.  4  4,  s>,  5.  6.  St.  43.      J.  6.  St*,  46»  Si  4* 
4er  zweiten  Stelle  können  jene  Verse  des  Strophenbalics  ^J^? 
^fallen,  in  den  beiden  andern  nicht.    Hin^egCT- Mst  s5|* 
'St.;fSt.i>,8  —  ^o.  deutlich  i  m  Zusatz  erkennen^  Delr  T^**  J*^*? 

oX-  JSijiMthrj  Regink^  mthsviihr,  hier  fcttte  der  Stabrci* 
t^wcmi  er  nicht  etwa  auf  RAthr  fallt),  man  ha|f  ^'^^^^^^i 
«Chensätze  nadi,  diese  sind:  Jiä  hejik  rckka  rUt  tm^fäda:^^ 
^"HMWicfce  Uebersefzung  zeigt  am  -  besten  dar  Vwd^hniftfJ'  ^»"^ 


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\  Ausgaben  der  bdideo  £ddeiu  4Sl 

ttawli  lautet  (He  Stelle  so:  IfyastÜ  N/rathus  (nunc  haheo  regßß) 
JUgimßS  H  Raiftsvidus  f  recte  eniuneratosj,  £io  solches  Zemi||6cwi 
der  Sätze  ist  gegen  den  ^pitchgeUrauch  der  yöhtspi  u^d  d«r 
üUen  Lieder  übertiaupl,  ^ie  tti^tte .  Umschreibung :  hefik,  t^nlüld^ 
,  «LenFullsy  das  Wort  nü  stellt  tym  auäh.  in  4^  f^^usfik  v,  \du 
'  im  Stabreiiii,,«|>er  iiiiry  yff&m  «in  bedeälsaner  Nschdtiick  ßmam[ 
li^i  ..Mras  in  unserer  Stelle  xilcht  der  Fall  sejii  ^lükiuK <^  Vesr 
dorben  aber  schwer  lietzu^dlen  sind  die.^f.  «y«.  j9t. .  Qie  4 
let«Kea  Yerse  jenes  Gesätitea  .vatea  gant  gnt^  wenn  Wut  4a»  4olr 
gende  dazu,  stunmtei'  so  aber  kommt  auf  den  .V.  «1  /  augp  Uä 
■  «ine  v^jrago  die  nicht  nur  am  .attrechteki  Orte  stellt^  f  ondem  /aikch 
Züi^ti  isty  da  am  der  ganzen  Anlage  des  Liedes  lierroirgeMf  , 
dafs  nur  .die  einiige  Frage  :  ^Uath  «aii  cMa.  Af^of  .mpriaglicii 
tottd.  äi^l        £tie  twen  ersten -.yerse  dar  ^I;  'jM«  mdj^dao  « 
£in<^hiebseiy  allem  darikm  .stim«K|  der  i^Ig.  V.  «iK^  vetV«j(  Ö|:A«fi^ 
doch  nichts  redit  .z^  letzen  V.  der  .ilf.'       Die  a  ietsten  V% 
de»  Si.'2M*  ifcheinen  e|>enlslls  aus.^A  3/.  &ier  wifAärhtdc  m 
%c^.  Ueber  den'iZüsatz  5t..  44«     9-^*a*  habe  ick  ip  neiner  \ 
Geschichte  des  Heideothums  S«  d3a«  das  Ndthige  bemerict.  In 
St.  2^.  V«  6.  ist  der  Stabreipi.  jehterhafti  .tieHeicht  i»t  der  ake 
Vers  vierloren  und^der  jdtzige  etiie^AusfiÜlungt,  St«  a6..v^^«  kit 
wieder-  der  Svü»rei*m  fehlerhaft,  'v^eil  er.nicHt  iiitf  den  Artikel 
faQen  aol^  wei^i  nicht  etwa  der  Nvchdruck,  diir  )Mif  dem  Axtlk^ 
lie<;t,  die  Ausnahme  eotschijdigt  V*  ^-^io.  «ind  Zusatz,  d4f' 
Stabram  ist  Hier  verdocbeii,  wie  .St..  a6.rV4  5.  6;  «und  die  ^ 
letatöi  Verse  iqpf^  dsUidqh,  «l^*  sind  eino  sc^tt.nnudthige  AnsKit* 
long»  .  Ob  die  gleichlautenden  Verse  St.  i6.      i«     St.  .aS. 

S:  an  ihrem  Orte  stehen ,  Wei&  icK^  nicht.  St-  4o.  V«  .1 — 4k 
.sfaid  Zusätze,.  lUe.Hich  durch  mehrere  Utbdstftnde  venätheak 
Zuvörderst.,  ist  deir  Satz  wie  bet  St.  la«  t.  8 io.  senteeni 
liaaididi  ihk  k^k  (K^)  1^§ft  h9n4  stma,  hdir  ium -hatikgüSf 
inffft  C ör  thdrmom),  spdann.sind  die  Hsftbande  und  die  Mrl- 
gemachteih  Muiie  dj^ch  nichts  als  «iue  blosse  Umschreibung  dis 
V«  V,  in  tler  vorigen  Strophe,  endlich  verst^st  derZoawtz  g^gpn 
die  Sage,  .£e  au«  Narjifs  Gedarmep  di.e  Rande. maclM^lalil. 
:Yg^  indefii  meine  Vermuthuns  in  der  .Gesdnchte' des  fttidetfk. 
,8».43S.  Die  Stelle  bleibt  mv  noch  immer  .streitig.   St  4$. 
4*  ^  sind  Zusatz,  $ie,  fehlen,  in  der  Dfi^imsfiga       hei  Amnb 
Wo  dieie9v0.esät^  imgeföhrk  isl,  und  and  wahrscheittlick  aua  dem 
^ifiit/i/afnUtM  Sl.  6.  jiier  .wiederholt. -^.St*       v.      8*  und  na. 
IVid Zusätze^  d^p  jene  beiden  «oUen.  mir  die  ächten  .Veri«: 
.  ymxkMß  pargavld^ete^  ^usm|1en  und  «afhalt^  kfint  AnspieluQig 
'einen  Glaubeassali^  Wie  der  Icfate  Te^tt,  der.  auf  den  Inhalt 
der  StrDjpben  .33»  ja^  54  ^ph  l)fiz«ihi»:  Qeu  Sinn  der  ht\6fia 
letzten  Vene  enthilf  auch  die  Dmmu  34.  S.  7C..bei 


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4Sfii         Aujigabim  der  lüeiddii  Kdd^ttb 

sind  ebenfalls  nur  weUore  Erditenmgen' nnd  ZagäBfo  Abs  Vdlfa^ 
glaubt  I3S,  die  uut  den  ScWufs  des  Gesatzes,  das'  mit  aMr  peHuf/lt 
Steypa  endigt,  hiniendrein  kommen,  obschon  sie  an  und  farsid 
und  in  anderer  Hinsicht  ( z.  B.  Daeniis  54*  Si  73.  Thorr  mk 
ecki  duga  Othui)  beachteuswerth  sind. —  St.  48.  v.  5  —  9* 
müssen  als  Zusätze  angesehen  werden,  denn  der  Inhalt  der  bei-» 
den  ersten  Verse  gt^hört  nur  zu  St.  52.  7.  8.,  wo  er  auch 
sieht,  und  ist  an  obiger  Stelle,  so  wie  iü  St.  56  v.  7.  8.  sinn^ 
störend,  vemirrend  und  aufgedrungen.  Dals  die  Menschen  i« 
Weltbrnnd  sterben,  versteht  sich  von  selbst,  man  braucht  es  niclit 
dreimal  zu  sagen,  ohnehin  ist  «s  Charakter  der  Föluspi  nkiits 
zu  wiederholen*  üeber  v.  7.  3-  der  St.  48.  habe  ich  bereits 
in  der  Gesch.  des  Heidentlnims  S*  44).  g<eredet.  Hier  ist  noch 
SB  bemerken,  da  s  der  faischc  Gttti'tw  Surta  nur  \i\  derZusam?- 
mensetzuug  Surtalogi  (l\ij"ihr.  m.  öo'.  Df,  Vgl.  mit  demG/ossar 
der  Eädal  u.  d.Wi)  vorkommt^  hier  also  wenigstens  Surta  sefi 
stehen  miifsne,  was  aber  das  Versmaas  nicht  duldet,  Weshalb  dife 
ZosmuiiensetzBi^  doixh  das  zwischen  gestellte  thann  zertreliI^t 
wuide.  Uebrigens  iveifs  auch  leine  Edda^  wer  der  Sartasefi 
gewesen»  —  St.  53.  4.  i.  Diele  Fragen  gehören  nicht  zu  dem 
Geiace  des  Liedes,  und  sind  ads  der  llkr^msiquida  7.  hereinge» 
kommen.—  St.  56.  v.  3.  4  ist  ga»»  falsch,  denn  rhor  kämpft 
ia  tiifcht  mit  dem  F^nir;  die  jüngere  Edda  S.  74.  bliese 
'bndeD  Versd  «1  d«n  AnfiMig  der  Str.  55.,  wo  sie  eben  so  we* 
Big  passen  (man  bemerke  nur  den  gleichartigen  Anfang  der  Mn 
S4.  55.  56.\  also  ein  Zusatz  sind.  Weit  richtiger  setzt  die  jün* 
i(ere  Edda  an  die  SteUea  dieser  Husfidlendeu  Verse  die  beiden 
leuitfn  der  Str.  Sj.  tuppr  frk  nathri  nähs  öqmihnom  ---  St 
5K  7.  8.  sind  oben  als  Wiederhohu«  ge*Ogt« —  ^' 
«:  3;  sind  Ausführung  des  Volkadfenbeiis,  £iher  sie  auch  Daenus, 
5/.  «itthlliteü  iiod^— St  60.  T.  5.  6.  fehkii  in  beiden  Ausgaben 


MeteiUß  ich  fiiido  iiitlili  Vilrdichliges  in  der  Stelle.  Dag^en 
JUftn  in  der  Zweiten  Au&gabe  Mch  7*$.  noch  zwen  andere  : 
äi^U  mumdig  mada  tdiir^  die  tdll  dligeschickter  Häud  hm- 
tbge%t  Ad.  —  Sl.  61.  V-  7.  %.  fehlen  iü  beiden  Ausgaben 
jlsMW?^  et  ätnd  ZiisIlBC,  die  «uch  dann»  wi^n  man  den  dan 
Mrreilsrt rdriw*  hMhoy/MvM'  (gotha)  ok  Fjölaishnd, 
leben  ekrägfichen  Sum  gebk—  Si.  65-  fcWt  auch  bei  Ä*/^«^ 
das  Ist  mir  aber  nbcb  nidtl  genüge  wn  fi«  ßr  ein  chnstlici^s 
EinscbiebMl  itt  eriOireii  Id  aetner  iweiien  Amgabe  laiii 
St,  at.  4.  aus,  ebenso  St.  4t.  Hiid  St.  4^«t«bt  er  statt 

y.  4  und  A         «udm  Vebe^  nimKchi  m  i  if^crgfni^'^ 
Abwi  put  iktaji  die  abd^  scbou^it««  ipi  d*r  inoiw  Edda  ^ 
lir  eben  Zusali  eilUit  und  dcai  nro«Mm  Teile  der  £^ 
m&kgegäm."  '  ■      »      .         •  *" 


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te  Mbwer«  üiuwi  unA  BÜßk  weicVeo  •maiiiQr  A^  Aimn 
»!eif|;t.«liN]i  gar  mchft  ao,  ob  difr  iibr^n  Hds«*  nk  dtr  S^plieit^ 
UA^'  4er  königlich. Daiiiidbtti  iBbrninstnnat«;  was.  sthwwiieh 
4!^r  .  FaU  in.  .Pei  Liad6r%  die  dem  Manda  das  Vallui  an<^ 
McihriebeB  .  Verden  y  und  aicHt  ^Enihluaigan'  soadara.  alistiakfa. 
^^^Ufflffi^  ^titailtiinj  >Mt  gar  mfC^i  aodetii  lalSgtt^- al$iila«  di« 
ifal|f^,3troplieiiofdmuig  v^rdiwbfa  wiird*  ^vba  :j|idbt  et  tn  der 
SItarea  t^uilaeliai  Lileratiir  BaUpMa  ^ongt»  'wia  varwiMveh  bt 
üklii  d«F  Wiiitb^rgkriag  Ui  .dcn  Hdsik  nn^  wie  aäir..dic  :&rof 
pbeufolge  ia  4co  Hdtp*.  der  Winndieda«  wdoijbeiib>  iit  ai 
pfliclil  dal  Heffausg^^an^  dif  O^daung  baivaildlau;.da>abardie-' 
9Ct  anl  JvdgKok  .  wi»i,  wem  4»  Pimütung  dar  Liader  imRat-. 
tten  .ist^  lo  li^reift  tkslk»  warapi  dics.GeicSaft  aa  groaae.  Sdiwia*- 
Tigkcilcn  1^.  Bdt  dar  ist  «  .indaiaeo  jmcIi  bklitar,  ala 

^eim  SSüfß^ß.  waQ  jene  tut-  dttK  ErtäkKtagsIdlga  dar  jüngeres- 
fidda^  g95fiileiitkeUs  iji:  dtet  jidiUga  .  Qrdtittii)^  n^iraola /wardaal 
}juio»  das»  iAmt  kaiiia  aSfiera»  Riilaria«  jainer  Stra» 

plMu^olge  kat. pa.  die  jiii9«are  Edda.:wia  die  alle/valler  3^ 
imd  an  ^1rie)iaa^S|eI^%iD  Unordnuiig  iMf  ao  darf  iiiair.a«ol| 
«i^.  «a^enUi^k  W»k  ikrw  Folee  die  der  y^gu^  liartiwaiai^i 
|b  diefiT  HumicH  ist  in  der  O^MiHskla  dea.  iiai^liM^  HaidaiK 
'ibini#  S*.  3»3«  Siuiges  bfrtikrt»  ück  fi|ge  .Um»».  dalÜdicL  Ord« 
ampg  .  d^  Föluspk  lami  JHesfn  tel  ^W^.Vioik  &L  ir^at>.^  4j[ 
«ad  Tii^  $1^  46.  bia  an  Ende  gleich  \^  njä  Amvahm  deti«^ 
«raa  Aim.  ■«aaetot  iind  av«l|Ü8t  ader  .vamiellu  Sa  aieki  nladick 
St  5a  var  5a»  und  >  dcar  .aw^tla»  ÄiMipi^a  St.  56w  v»  4-^4; 
aof  55-  T*.  ^^r^i*  Der.^tTfSg;  gekaa  in^det  coMteu  Aa^ba  dia 
wiadjerkakeii  ^«/r  jf&  ^arair       ,€ryjtfMUi  varaoap 

ia  dar  waitaa,i«agt  dia  Sttapke  an  mnni  ffis$9m  m/uno  Mimi 
J^al^  M»lia>  Jardtw  aeU  ida  gfv^na^  waleke  Abwefekanged 
lauter  Vcvderbniiae  itiid.  In  den,  ]6lijttdi$rci^tHH^  a«.  v.  5?^i. 
bu  .45*  iat  ,nun  die  Apordaqn^  am*  aieMtait.  veatekiadea«  Bia 
jrielitigafe  aakdiat  folgende  zu  sejn.  St.  ai,  5— 8.  lam  Sl  9^ 
alahen  ap  ikrer  Stelle  bei  Jta^,  .darauf  komiBl  Sti»ai^  V,  t  6» 
aadaan  S^  a5^  Hit  SfL  37.  bei  Mofi  geht  nun  die  Ofdanijj 
nchtig.^it  bia  St.  39.  Da  40«  y*  t--'^^  Zmata  iit^W  kommt 
,4o^  W  S-r-a.  und  4t.  I>aiauf  fo)g«a  3t  46^4^*  St  ig.  ist 
Wtefli^kokiag,  fallt  aaa^^uiid  ea  gaha  mit  St  5e  — 58.  richiif 
fisft^  ;iinr  vifd  die  Sir«  57., aufgelöst  nach  dam,  was  eben  dar^ 
!Äer  ges^  ist   Als^fnn  folgen  die  Str.  43^  44f  4^  45«  nacft. 
Anlei^g  iet  Da^mit,  Sß*  bei  Eask.  Dia  Aiiaidtt0ag,  die  Me^'er. 
(mythologische  Dichtungen  der  Skand^Tiar^'.X.eipB.  .«8«8)  ver* 
sucht  bat  und  mit  df rq»  Rjck^f|^aü;  ^  pfabadMawkake  aa^)» 
bastBkt  Um  davi%  dafs  ar  au.  uem  dar  aiaiaB  Ausgabe  des  Üa- 


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4^4         imgaboi  der  beiden  fiddem 


iMC»  Wm  niii  dMv  die  Scr,  35^37.  grnen  aHe  Ausgabe»  Viutt  ' 
H^Mit  >on  eioandev '  retMn  darf,  sehe  ich  nicht  ein.    Die  der 
Doemis,  5U  angehängten  Strophen  unterscheiden  sich  blos  darin 
von  der  ÄojAischen  Ordnung,  dafs  statt  Str.  48".  v.  5  —  8^  uad 
49'  die  Str.  o3  stellt  und  die  Str.  57.  aufgelöst  ist.  *  ' 

"Wie  schwer  es  sej,'  8o  alle  Keligionsurkundeu  bei  allem 
Fleisse  *sinn-  und  wortgetreu  zu  übersetzen,   das  sieht  man  au 
der  üebertragung  des  Äfz^Uiis,    Gleich  in  den  vier  ersten  Ver- 
sen hat  man  last  an  jedem  Wort  auszusetzen.  Die  f^öluspis.  sagt; 
Hljdtlis  b  'ith  ek  allar  hclgar  kindir,  meiri  ok  minni  mai'go  Heim» 
thcdlar ,  d.  h.  am  Aafmerksamli^t  bitte  ich  alle  heilige  (weib- 
liche) Geschlechter,  die  grössere  und  kleinere  Magd //«m^/rtZ/wrÄ 
j4fzelius:  Lyssnen  J  alle  heiige  sfaescn  ,  höi^re  öck  laegre  Hern* 
am  y  d.  Ii.  Lauschet  alle  ilir  heilioe  Wesen,  höhere  und 
niedere  Kinder  Heimdnlliirs,  Der  Unterschied  ist  aulfiillend.  Wjötk 
kommt  von  hiyta,  lauschen ,  also  gleichbedeutend  mit  Aufmerk- 
samkeit; oUar  hei  gar  kindir  \%\  d«r  Accus,  plur,  foemin.,  Ktnd 
beifst  Geschlecht,  Geburt,  Kind,  das  Weibliche  ist  aber  hervor- 
gehoben, was  aücb  der  Nachsatz  beweist,  denn  meiri  ok  mmni 
matfgo  ist  der  Accus,  sing,  foemüu  Mmfg^  keifst  Verwandtin, 
»«weilen  Tochter  und  ist.  dem  Wort  tiaölf  unier  Magd.  An  wen 
geht  also  die  Anrede?   An  die  AseÄ  imd  Asiriiien  gew/fs  nichl, 
ifcerimupt  ai»  Mn»  Wcsen^  die  in  'de»  f^ö'^.yabe^hrieben  wer- 
^  «oodern  a»  Ar  V^crWandtinhen        HeimdaUuf  i  worunter 
ich  seine  Mutier '  yer$tehl^  ^  und  zwar  unter  der  grösseren  tlen 
grd^ten,,  unter  def(  kleineren  den  kleinsten  Weltkreis.  Die  Steile 
4«  Föluspk  XXII»      a.  4.,  wo  Othin:  angeredet  \f ird,  ist  alsa 
▼ardorben;—  Ä'e.T.  6.  7.  4it  mo  withi,  mjatviik  ikitetan,  durch 
nio  himlar,  soa^  griunlämnei  glMra  ^kfeiSM^  9^^^  schon  im 
Druck  als  UMUvorlässig  äusgezekÜiieU   Ahdias  scheint  auf  die 
BrUarung  dieser  SteUen  vou  Gudmünd  Andreae,  die  B^^^f'- 
der  ersten  Auagabe  abdraekeu  Jas'sen»  «ad  auf  Resens  Angabea 
in  der  meiieir  Axttg*.  keiue  -Ril^clit  genofmneu^  die  doch  im 
Ganzen,  das  richtige  getroffeir.   Jmdki»^  sind  SlÖtabäume  odff 
Pfeiler,  mfdtifkhr  belfiti  Zwiscbeabaimi^  «der  Adise^e»  Hiewiel 
und  Grundstoff  iat  also,  nfalit  su' denken»  das  BeivfQit  moerr ^ 
falsch  mit  deiftZeitVNirt^ilfi^a  e^sete^  und  .roa^  steht  gar  nicht; 
mXeite.  Moe^  heil^  beifnhmt»  iagimYolt  m  Altnordischen  wi© 
im  altteütschen  ^  aa  wird  dem  Mdgflti  in»  in  der  Fötuspn  IV, 
4.  und  im  RabenroE  Oäiirik  Xm,  7.  beigelegt,  aucb  W  Bcwc« 
der  YeFwandtscbafrheM,i^-Lieaer,  Iir  der  ^äli^56  hat  auch 
•Thor  diesen  filftnameo.  Dafs  de*  M^^6iifitki>^  dir  Bau»  ist»  ««^ 
»are  aucH  au&  ^  hmÜtf  «T  entzfinde  liteh:  Als 

Aohse  der  £nk  und  der  Pkmetedwelt  beaeie^  ibn  auch  der 


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Ausgaben  der  beiden  Edden*  4^5 

^Nar jfr^  i^aA^  )t«iAim>  iiAt«r  ^«m  .ft«i^e''(der  IKilerie).  Die 
'  äiiietiitUeh«  Wdt     4>*  durch  der'ea 

|;^t'«l80''£e'  Ginoiide.   Man'  bennrke  den ''Anfang  vqH 

TggdNM'  litiA  d«r  ireiigiSsen  Bed^uftn^  ^^^^  Pabreo.-^'  St  31"*^ 
▼^'1*  'Itt  'ir  )«v*/iiA20 /di^^  morgen  paar  (idens  HxüA  ^*'ff<,  ^ppr^  . 

,  Maütt-  mit  hinkn  dem  hSgm  Filsch  tibartom,  et  ist  noeb  yoi  k6i« 
Hiem-  liorgen,  keiner  Ztjit  ittid  Iceuier  Hdbe  3es.  HliQaifielk  dijs 
lU^ft;-'^'  St*  4»     .6  ''*^^'.  man  aitchi  'lehr  i  Satar  sjteina 

I  tlil  Andern  li^  (wiis  aber  offehbär  dn  £»l^i<;jr  jialdliklau^ 
%4rt!^  ;^$M!eir  i»u»^  'Sf  3.  ▼«4»  isQy'iö'  dairf  inaa'  dbcb  itiebt  durc^ 
%iM  $erg^€n  «beviittieiiy' iind  7.  8.  /Ai' Vor  grund  grödi 
ifiiiimtitm  'im^,  d;  h.«  da 'Hnrar  Gnuid  hwkihikii  \iah  '^nem 
fiteehe',  sittd'ui  det  Ife1>er^ziro^  Aiä  g^dJ^  aa  grund  grökk 
'4rUt  'erttättef^  ttiaä^  ^r '  aito'ordisc^  Lotds,  d^  L^ocli  ist  ohne 
^oW^titing;  tmte»  'die  aftdete  Kräfiter  l^eworfeQ.  IcV  bf^clie 
"diet  Küwzes  wegeii  th^  denn '  obcK  'iit  der  TcfT  viel^  lieder  iSbHgy 
dien      tMehirt  belracbteit  miirs.    *  '  \     '  " 

*  i9«  ifiikVdiiii^.  St.  7.  die  3  c^ien  Verse  ^d  Jlo«!  oür  In 
^er'lPapierbdiry;  'alklii'efl        ihm  jeder  |><listiiDmen  ^  dafs '^e 
%itt'  äM»e  ^gek^^  -^  74?  iit^  w6l|l- richtig  in  der  l^iiii^ 
. 'iiAmd^beii'ilda*  viid  AfimiU  bat  mtjt  lRe<At  nacb  jfiescr  "iiber- 
%atit;  gehl  abdr^  xiisi<ML 

.  ^di^  '  In  dMsev  sind  die  Yme  S'r'f^'Verdcaflbeti,  derik 
t^cH^ibSgei^Me  icbt  -seja^  da  JV^ife^iMr  tQ|hin)  ti^d'ffie  Glnn^ 
>e^'M*'der  Aiteenkttre  bedefilend  iasA'ftofhfaß  tk.  'iVftir 
MmI;  ^j^y  aber /die  Vene  dod'niAr  deir  Ordiuiiif .  %  :9|. 
'  -^fi*  V«  3^'6i.^  sind  Ztttee/sie  enibalieii  nidit«'/ abr  eine  ^)Saf- 
-OMting  äbilUöber  'FIHe^  auf  nrÄcbe  *4ie'lelirW  dieser  ^Orob^e 
lliiig^flMi  i^«»de..*-  Bllie  'scAdie  Att^lflKirun^  VenStb  itpn)«nr  eine 

*  «pätiM'e  fiLttdat»  •b0Sk>Dden  w^un'di^Nib<ift^ 'Gedanken* in  ^niexfi 
t^xipbeii^  wieder  ^erteo^  VrijS  gnd^.dleifSlDB  jener  *  4  ^f^^^ 
|iii'3t.'83*  V.  j\  8.  Sit.  '^4.  T*  .««. 9.  ^etcksafm  wiederkehrt^' und 
«idis>'V«riiBaikaa  vMeiSta'^istV  ^ii  imni^  die  Stabräme  In  z\irea 

.  .Tef!Mtt  stdhea  «edi  die  Sti^e^e  '&emA  Wifttfl--  und  S^U^^ßvc^ 
'(Abjge^ng)  bat.  Oft  wurden  diese  Veerse' dadurch  terstört  d:$fi[s 
.«laa  )«deii''iii  sftou  xerthdltey  Wie  si<)' Wenigstens  St.  83.  ^och 
-eiktniwst  tt&ty  'wo.der  4*  binang^st  Wurde,  ureilln  d^ 
•Midmi  ^^ftiffge»  Sirirt>ieu  der  Miftcm^  scboe  in  ^  aiifgelöst 
war y  und  wo  aus ^deiBMibnu  Orund^ .  y.  '7.  87       i^p  i '  Vers 

•  rsäid^  b^  a  getrennt  wurdeiil  Auf  diese  Art  .enlst^t^  freilkK  aus 
':dM"^MMWa^'4^ieA^  dess^  *hiriiteaäes^«ieii 

•-db^' k  -dk»  Aligeft  fIBt»  €b  isl  .St  ^44-  4-r6.  F^Hl^^f 
idbim  d^it'1H^ell  Uilateb'lre^  zusänin^*n  den  Stakreiiiiy 

'  '  tt^dilv'fkMe'M^  Mittelvei^  w)»  bei^s  gegen  die 


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A^aafstJof^  4«r  l>eulm 

|U^jbt>«-i".  St.  86^88.  «nthaUen  n\chu  ak  wt»'  Mmwm^i» 
f  er  partes^,  vca^kTs^  durcb.  .4ie  85.  8^  oiodi  g^  AU«  ^i«sf 
Au£iuiiblungeD  sind  i^niati|i^  uißn  schon  au&  den»  amtorici  ^ 
&iro{di«ii|M|^  ^juffin|t|  die  ab^r  sich  s^hr  beAeiitsiin)  sin4>  iq^ 
4/em  si^  i9prkyru];dige  Zöge  des  Volksglaubens  enthalten^  M^j^ 
luio^  tifffOi  die^  ^4ftMe  ^(«ibl  iop»  J^pzelncn  bewmm*  P^Q* 
$t  87«  T.  .^^  5L.  &  fiil^  iqn  Orunjtf  Wi^derholungeo  von  % 
$2.  t/S,«^^  $t  84  V  8»  4  $^  9«»*  '^«  4  So4m,w|d  dif 
Bepjffe.  K^otgr  IKm;  ua^  i^ne^  87.,  8.  Sft.  88..v*.a<^€^> 
^  ifn^  ^mi^^im.  4«?  «IM^  ^Ut  imMwoI»  .  Ebenso 
JW(p^,  Wo4r^  HcBP  ImpH  iiMl  m  4imi.  «ddischea 

BejbijBiiUj^dera  TOT.-       ivM.-NieqMui^  b.u^  4«;  VMl 

4ec  eddiscl^ep  GönecUisdin}  :«rmib  üUv9r  sey,  aU.  jepcr- 
jÜedei-,  und.  ai|^.  Harvard.  4\%4f»  ^o.  Jack-  ii|idKii.eckff  iMjiW* 

Wied:  >pan  doch  oieW;  tii  dii»  GdttarliadM  hfimiii  ^ 
len so  wenig  al$  aus  ifluMtni.  j^.      4^.  w«^ 
und  ^ewifs  ein  41^er,es.WoiterseUI-  halL.  Weichet  tpM-W^  1W 
dorbene  Zeit  verräth  anch  schon  das  Sprüchwoct,  ^sfr  4M  IM^ 
nigskind^  ein  Ruecbt,  der  §ich  selber  hilft.,  ein^  ItoliÄSdfll  Hw,, 
unzuverlässig,  und  treulos  seyen,  ünd  wie  deüdich  tticllt 
Jfiwam,  J;r.  ^ß.  ab,  wo  statt  kern  das  vvelt  ältere  Aofr  iiH^I^.. 
richtig  steht.    Wenn  ferner  Su  88.  v.  8.  ak  gemeine  Red«Dsai> 
es  hei  st,,  man  soll  a^f  die  Klagen  der  Huren  nicht  acb<pn»>  . 
ist  ja  die  Zuthat  eioer  ausgearteten  Zeit  sichtbar.-^  St.  89»  ^  . 
ächt,   90..  94.  sind  verdorben^    St  90.  v.  4-^6..  sind  Zuiatze^ 
vroyon  auch  ^fidius,  in  der  Ueberset^ung  die  beiden  leUlBlM^ 
Klammern  eingeschlossen,,  weil  sie  nicht  nur  einen  schleppco^i*  ■ 
Sinif  enthalten,  sondern  derselbe  Gedanicen  9i.  v.  3.  wicw 
vorkpmint»    Di^J  Verse  7  und  8.  süid  ein  verdorbener  ScW«» 
der  $li;o|)he.  In  St.  91.  sind  v.  4 — ausmalende  Zusätze,  dar 
xen  Ihhajt  schon  oft  vorgekommen.    Die  viei:  letzten  Vew«  d« 
.Strophe  sind  durch  ihren  doppelten.  Stabreim  verdoiben  und  » 
Erwähnung  des  Rennthiers,  das  sonst  in  der  ganzen  alten  b(M» 
Bicht  vorkommt,  als  neuerer  Zusatz:  verdachtig.  Auch,  zeige»  «ü 
verdorbenen  Lesarten  dei  Stockholmer  Hds.  vx  St.  88.  v.  J'  8«, 
die  selber  verwiaß,  dafs  diese  Stellen  von  neuerer  Hand 

hinzugefügt  worden. —  St,  io6    waren  eigentlich  a  StropkeSf  • 
und  sind  nach  v.  3.  drei  andere  verloren  gegangen.    Den  -^JJ"* 
htJfambi  darf  man  nicht  ausstossen»  denn  er  hängt  mit  de©****" 
kuUki^rj  Fimhul^gtr  und  Fimbtäljoth  zusammen,. 

3.  loth/afnUmkL  St.  i. V  3.  Thular  stdU  aP  ist  Zu- 
satzr.  St  2.  V.  4.  5.  einer  voa»  beiden  hat  den  alten  tusgcfalleneii 
Vers  ersetzt.  St  8.  v.  7  —  9.  k^oen  entweder  den  Aafang  ei- 
ner eigenen  Strophe  bilden^  dw  halb  verloren  gegangen,  od«r 
sindZusät^  indem  ste  .dMiB«w^  ii«  d«6.mbai^hmeLeki^ 


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Sinmndmigca  aiaelitv  ^  «ig«Bilulbe,  laidu  am  keilMHlt 
Vericrbiiit  dieMr  ind  4er  Mm4«ii  StaropKtn  K«gt  darin»  diifii 
4«r  RuaMm  MikoHu  iU^  X^afmr  onmiig  w  Bin» 
gang  ^siddMff  Siropbea  wifldffrh*]l  ift  «m  ÜNi  wef.-f^^ 

,  iriN  Bichl  mir  hieri  Miidm  ««di  St  M  wid  «3«  db^ikar  6id« 
«iHi|^  WH  idbi^  wMtr  «in*      «S»  ivdk  i»  s  a^vdwik  m»» 
dio,  «Q  dab  nit  T.  i.  di#  mi«  icUMil*'-^  IKeSir.fS.  iü  dM 
Suiiie  mIi  yf^SMK^  ab«  «dM  ¥€M«»  kt  >crdoAeB,  tui  In 
itffidldcirt  dadnydi  bmiMiflUep»  daTa  dar- RvndreiRi  Mümk 
vci^ibi  «nd  die  fdlgendea.  4  Varaa  Ui  $  dap  TailMIt  war» 
dan»-  jf.  ihinf  mnhnm  ßmmm      '  laafti fti  Ijlidr  JL  fwrÄ  v^rni 
iä««i;  ^.  opr  jbw  Aal/^  5.  Marf^  itt      ^.  iim  'nrff  Mjfr..«-«* 
Bei  >dcB  Siroj^liieii  17«  so  "wd  »i«  iai  der  Rimdraim  an  ^ak«*^ 
8a.  iÄ«  kl  aoiwadar  gan  ISwata,^  «der  «idaipgbar  Verdorben«  . 
Bau  die  gaaan  teepKe,  de»  ^la»  Yeta  «^geaioflnae»  in  eiae 
Hbaa»  WorüiMcbcrei  md.  'Wiedegholimg  ana  Sl.  «.md.  daa 
VefaeuM  temeUWigt  «-^  Si»  »3«  ada  roaa  6eMi  Veaae  an  In 
getbeOi  irardeife  Bei  St..  »4  gdiiri  der  Readreiai  we|^ 
ei^eoan  die  »  )eiale»  Veise,  di»  ■  duNii  iiir  Anamlee  iiad  ihe 
d«j!ppeUea  el  ^  ala  laehacKlejpp^Mier  ZinMr -taaeadi«».^  Sir« 
^  wieder^  %  »a  ikeilca  ^mi  «Mn.Tene  «n.  - Bfe  Stai, 
Irtr  aaa  fetderiieaatcnj  «ndy' da  aie^ed»  dinkel  ifrt,  aurb  an  , 
-aabuteaaieB  UnmaidlaBiL  -.Bia  an     S«  iaa  eine  Staephe  ttiBalto 
dig  uad  lebi|  weil  Wer  der  Bmidseial  wagen  iaai  ibi£iogsvveg|  r 
de»  diiilen  Tenea  ilimr  nieht  wadblaiben  JcM.  Bin  3  Miieii 
iVene  dar-Siri  ^nd^  eveVW»  dey  diiUiaiy  nnd  nMebendäaSaiidti 
4ar  uweiien  SeMpbei  deren  S  Veaderraiae  tai  den  v.  7«-^*u  . 
4(r  Sil.  aa  .a»' vcr^harben  endiakeu  siad».  dafe  aie  ebne  ander» 
witig»Jttlfanil|el'Bidit  hefanaanMem  - 

4.  Rummmfs  rint#r  .OMmij  «ndar  Jlnueieiy^lle«!«, 
Sl^  «V  die  5  karten  V«M  sind  crnoaender  Znaala  van  gitteäi 
GebalL  Si.4     7.     nanSthlg,  weä  er  odi  ana  r.  S.  Ten  aal-* 
:ber  er^eb^  Indeaa^er  ]>eidkUBeit  .vv^en  binnigefiiet.  Si.  r. 
4—7«  iat  dae  Siropbenaiaat  recdniben  nnd  kam  deaadEbeln« 
•bah  im  Bkmm.  8t.  Terw  IW  iMale  Vem  dar  Sir,     iat  wall 
^Sehl.  I»       Sar;  6.  feMl  der  IMIe  Ter«»  IKe  ^tesSir.  ist  gaur 
2nlala^  .dcr  die  KuesiwAner  der  Reneniaii^ie  in  Fragte  eattik^ 
die  Amwail, aber  Schuldig  bleibt.  0ie  EaMebung  einea  iakben 
.Znaataet  in  dardi  die  TaransgeheiMlfp  Ronan  nnd  daveb  de» 
Jbiball  de»  gaman  Liedes  lekhc  begre^Heb^  .  St.  S.  ▼«  4»  ^  ml 
•Xnaatiy  weklbe     t  und  a.  eotspredien  aeBen,  lo  ist  aueb^l* 
>  binmgefugt  usd  zum  Sinn  des  Ganaen  ^eii  so  unnöthig  wie  St 
•HarigCD;  St.  9.  V.  7.  ist  ebenfalls  von  neuer  Hand  »ogasetzti 
'  Sine  ttod  Yertiaaas  köauen  ifatn  entbel^iea«  In  St.  10,  foUen  die 


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4 


46j|  jhdigabeaidier.beüiea.Eddeik 

3  letzten  Verw,;  Wfapfc  angedeutet.^  &.-4S.  v.  y^ 

Z..sat/,  .ler  ga*  »kAl  W  Aeluüiebai>balli  m.t  diesem 

(,esälzc  ist  Gro«  g<iWr,  St  l».  i*W  kt  «u«  iM«»«  Stelle  der 
V  7.  dort  wiederholt,  wo  M.  nicht  Eiogehört.  E»'«*  M>f  d.'f» 
«io  beweisendes  B<-ispiel,  wie  Zi«M.  dAch        «tofcehen  In- 
Ut  mehrerer  älropheu  entstände»  StrlS.  v.  7.  ^""»'fr* 
.         verändernder  Zusatz;  dcon  TriM»  Um  bat««  dl«« 
deutuufi,  weil  es  sich  aul  /^Ä«  lopti  a  beiiehL  ^W»*«^  »f« 
nicht     Zudem  kommt  dieses  schwerlich,  w<*r;«ber  jene»  Wirt 
in  der  alten  Edda  vor.    (Föluspk.  3i,  7.).         «Q-'»- 7«  * 
widerstreitet  wie  alle  diese  Zusätze  dem  Versmaas  un*  M»  «W» 
KMeppende  Erörterung  des"  6len  Verses.  Aus  densejbe» 
tlen  mufs  St.  ao.  v.  7.  als  AnKängsel.  erklart  werdeh.  DiM 
«eUufcnesätzer  a5— 27.  sind  voll  späterer  EmscbieteeL  to  OU 
.iS".  siijd  die  Verse  7  —  9-  Z-^ät^c,  die  offenbar  a«» 
'  tmwx  :de$.li»tftja/tiism-i/s  herrühren  und  noch  emmal  m  dJtMW" 
«trophe  d«s  Rtmatals  wiederholt  werden.    Der  Sinn  to 
<äl/.es  «fordert  den  Ausschluss  jener  3  Verse,  ^^o  "^«=7** 
X^oode  einer  ro  viel  sagt,  als  der  Audere.    Mit  ^- <>•  ^ 
,6.  schliefst  das.  Ow^id,  Aftelius  schlofc  fiese«  Endvers  ci», 
«eilerdieZMäU^BichtaJutte,  aber  er  ist  äcbt  und  alles  nta^ 
Mwiibätf««  »□d.'KKäDiung.    Denn  die  lüsierncu  und 

7-0.  <!«  Str.  a6.  l«na  ich  nicht  als  acht  »"«^t«""* 
«Sa  JWB»  W  weif,  etwi»  von  einer  Schwester  UtUn.s,  ^ 
UsObR  erscheint  «r  niemils,  wold  aber  mag  die  itelle^  nou 
J^ISsSia*»  oder  Ab«ihiieiber  der  Edda  herrühren,  der  sa«^  . 
arihciwkf'        Geliebten  und  SchwÄSter  vertraute,  und  seio« 
^r^t«ViBm  d«ch»  A«JkU«ifceh  verewigte.   D|^e  bu-  V 

Zusatz,  aber  auch  verdorben ;  will  man  si« 
Stetten,  ST-Wrf.  der  3te,  fünfte  und  letzte  ausf  jlea . 
libtili  WpMi»  dein  Versmaas  Genüg«  geschieht,  ohne  dm 
»  i«.iiÄ5n.-  Der.  3».  V«»  i«  ninOicK  e.ne  mat  e 

.ItaMH  ü»*  d«  letal»  y.  i«  «ÜEDalnr  fui  d«»!»««««  ^ 

?^"^^  Veb^M«.«  *,  Afoeliu»  betreffend  mof.  fch  bemcr- 
■     4«..  Äw»?aw.üS  näx  WliKhcm  Blick  den  ursprunghch« 

«M-  ner«»  Avifar«  hm  lnfrtttjt^  nuunriens  i»nmng.  g»'« 
tlg,  iH»  1»M».Mgk.^  wegbleiben  spUen,  dwn  •«»  » « 
■  ;dte  Wo»te.-A.»ir..*rf>t«f  A«».  w«it  spater  x»r  E^leida^;;  S 

•  >i.«/,7r«.  1^     •n^fiiU.  W«rÜ.ch  getreu 

.IJebcr^etzung  dM  üifeamdl«  aWi^  W  «"^J^.  !  «„«be 


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I 


<ibprträgt,  die  aus  der  aUnordisclien  hervorgegangen,  wie  die 
'Scliwedisclie.    So  ist  gleich  St.  i.  v»  2.  an  die  Stelle  des  drit-' 
teil  gesetzt,  s^angi  mit  traeder  gegeben  und  v.  6.  d  fleti  fyrir 
unbestimmt  mit  för  dig  derinne  ausgedrückt.    St.  2.  1.  gejendr 
hedirj  sejd  heügcb ende,  oder  genauer,  seyd  heile  und  Sfitthei- 
'  «l^FT  der  Heiles,  wird  übersetzt:   helly  den  son  f^if^erf  v.  5.  at 
bravndom  ist  vieldeutig,    Ajzelius  iiber'^etzt  mit  dörrpost ,  und 
T. '6.  lim  freista  rdxt  söka ,  es  heilst  aber  versuchen  öder  auf- 
suchen.   St.  4*  V.  1-3.  ist  der  Sati  wieder  verstellt.    St.  6.  v. 
*5.  heifst:  htnir  hexmis  garda  tü j  Afzelius  h»lst  heiinis  aus, 
obschou  CS  im  Stabreim  stellt  md  gibt  den  Vers  blos  durch  kom^ 
.'mer  iül  garden.    V.  6.  sialthan  vcrthr  vi'ti  tförum  heifst:  selten 
wird  Strai'e  der 'Wahrsamen , .  d.  h.  den  Vorsichtigen,  die  sich 
irer wahren ,  die  Uebcrsetziing :  minst  Jelar  en  var^aw  ist  verfehlt. 
St.  9.  V.  3.  ist  lihistaji  duTiih.  hifall  gegeben,  es  heifst  aber  sonst 
•in  der  Edda  Arzneikujist  oder  Gesundheit.    V.  5.  eiga  scal  ist 
-  freilich  Lmschreibung^  man  sollte  sie  aber  auch  in  der  Uebcr- 
"setzung  ausdrücken.    St.  10.  v.  2.  3.  er  sikffr  itm  ä  /o/*  ok  vit 
'methan  Ujlr ,  Afzeluis:  som  lof  och  klokhet  steif  eger  i  lifvet, 
^&  soll  aber  Iiei5»sen :  Lob  und  Weisheit,  so  lange  er  lebt.  Afm 
'   Äp/mj  verwischte  die  schöne  Hindeutung,  die  in  methan  Ufir  liegt, 
Veiches  sich  auf  die  Retlensart  methan  aM  lijir  bczif'ht,  die 
unten  beim  FjölsOmnsin\il  St.  i3.  v»  6.  erläutert  wird.  Es  wird 
V  wohl  an  diesen  Beispielen,  die,  wie  man  sieht,  ohne  Auswald 
Töu  vorn  herein  aufgegriffen  sind,^  genügen  um  meinen  obigen 
zu   bestättigen.    Die  Föluspk  und  das  ffin'amU  sind  die 
allerwichtigsten  Ücberbleibsel  nord^cher  Religionsurkuuden ,  so- 
Svohl  durch  ihren  Inhalt,  als  ihren  sichtbaren  Einflufs  auf  jdie 
'tikrigen  Lieder  der  Edda.    Ist  die  P^öhispk  der  wissenschaftli- 
che Thcil  der  Religion ,  so  haben  wir  im  Hki'auvkl  die  Sitten- 
lehre.'  Beide  unterscheiden  sich  etwa,  wie  jetzt  im  kleineren 
Vtrhältnifs  unsere  theoretische  und  praktische  Philosophie.  Und 
uiclit  umsonst  führt  das  H!ivam2il  den  Namen  des  hohen  Liedes, 
es  kommen  Lehren  dariir  vor,  die  dem  Christcnlhum  Ehre  ma- 
chen >vürden,  und  die  am  besten  die  gehaltlose  Ansicht  wider- 
legen, als  sey  bei  den  teutschen  Völkern,  vor  Einführung  des 
'Christenthums  alles  wüst  und  leer  gewesen,  tvie  im  mosaischen 
'Chaos.    Solche  Uiirichti^keitcn  kann  man  nur  behaupten,  wenn 
inan  nie  eine  Quelle  der  teutschen  Religionen  gelesen.    Zum  Be- 
"weifse,  dafs  ich  Gründe  Itabe,  warum  ich  das  MkvaniAl  hoch 
lialte,  mögen  hier  einige  Gesätzer  desselben  stehen,  wer  aus  dem 
Kleinen  auf  das  Grosse  schliessen  kann,  der  wird  sie  zu  wür- 
digen wissen.    9.  ^Seelig  ist  der^  so  sith  Lob  und  Gesundheit 
'   erwirbt,  unstät  ist  alles j  was  der  Mensch  besitzen  soll  in  eines 
andern  Brust,    lo.  Se«lig  ist,  der  selber  Lob  und  Weisheit 

« 


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4€»         Aqigsliep  dBKt  beUea  £d4«i^ 

erwirbt,  so  l»»e  er  leU,  Acm-Umk  .IWA  *^     ^ JMi* 

gIu^  den  Zeitcnkiadern,  wie  dfe  l«t.  W».*« 
«l..r  Mann  mnkt,  desto  wenißer  ^««1  « M»0WG«I«.  *7.8- 
turcliuamer  Mann  glaubt  sich  «wig  «  lA«»  WJ»  «  W 
Kampf  be«.ahrt,  und  das  Alter  giebt  Am  i^k  W^'«*J2| 
wohl  abet  l«""«»  'l"'  die  Spiwe  verichaM».  »•.. 
Wi«en,  wann  sie  heim  gehe»  «.Uen         Ö«?^J.  «^•fj* 
«rlser  Mann  Itann  niemals  für  seinen  MaS««'„«»  l«*..^«* 
»X  hin  «flsdiger  Ma.m  und  ein  Bösewicht  l&l,*.»=J«lw 
£a   .r  weifs  nUht,  was  e.  bissen  sollte,  daft  « 
»«rLaslcrn  frei  ist.    24-  Ein  unkluger  Man«  wacht  ga»«Hj*s 
i  uaA  denkt  an  jedwedes,  da  ist  er  müde,  « 
"„n  kommt,  und  die  Sorge  Ut  «och  wtc  sieww.  38.1^ 

b«ss«r  (ak  keine.),  wie  klei«  e.  aiKh  «y,  d^^^J^JjT 
Wert,  blutig  «t  das  Her.  dem  des  jedesmal  se.n  E»«»^ 
«Jl  48.  Jung  war  ich  einst,  da  war  ich  eiosao,  und  fifc  W» 
So'gerwicH "dünkte  ich  mir,  aU  ich  ei^bn  andern  a>d  Ifa» 

des  Manne.  Freude.  Sa.  Heller  als  Feuer  ke.uU  m««^ 
IL,  fd«*«.Fr««Mlea  der  Frieden  fünf  Tage  aber  am  seAg 
Sd.«  sie  es  aus  und  weit  scUechter  gehen  diese  F  l^A 
iL  ^  E-d.  Feinds^hafte«  .  78-  Verm«gen  st,rb^^F^ 
Sterben,  du  stirbst  selber  mv».  4»  *ürW»ww 

SJI-Ji^itt::  Gesehü.hte  des  He^^ 

W  OT«»*«,  wie  sich  gebührte,  d.  ich  dort  nur  4«^ 
^ea  The»  aar  Religion  beriaireBi  koD»te,  so  '^^."^  ^ 

Zd«»t>i>««a,  «Ii«,  ic«-  darüber  g^ebeo,  wU  .ch  »»«  J««;^,^ 
^  M  m^i»  fib«?**Bedeuttwg  dieses  L'^'lf  ^"  J*'"2h« 
j^1?*WHlI«.  m  Mänt^Schrift  ersaht,  zu  welcl^ 

gleiek«*  wid  bettiltigw  «d«  dowb  bewere  Bcweüse  w 
V  k««Mn.    1*.  mein«  E'"«^ .     .^T,  iTvor- 

%t  hiwui  an  dm  B««ne,  »«m  dem  Niemand  we.fs,  au»  w 
Ww«!.. «  «*.praüg>   Weder  Brot  man  nur  g*,  "  J 
•  «ed«&äok»»i*,  leniledte  Runen,  we.^^^^^ 


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lim  B8Mm>  <dM  'Vkltr  4^  ilnt  dbtfli  Tmdk 

.leb  bebuii  toh  ^Inn 'Aeirett Mclby  geaiaoliel  mit  dem Otluver« 
0a  lernte  tdi  Ircbe'  lind  klu«;  -vrefden  und  wachsen  und  gedei- 
beo,  eia  Worl  slvkhte  teir  des  anderfe,  ein  Werte  dn  «ndefe^c 
Das  ht  Othins  Ge1»itrt  und  Votbild^jedisr  senacli*  ^ 
lijpktm  In  der  Edda  isl  das  WeSb  ein  Baum  (a.  die  Bewekis 
in  der  Geielitclite  .d<^  H^todnum  Sl  349),  d«»»  hän^Öthiii 
nngelNkndett  aftit  d^  Nabelsclbnitf'^  SeT  bekMüit  iki  Mutterleib  nidit 
Blrot  nicht  .Bier^  .  nieder  drückt  er  dnrdi  die  Kraft  der  Bfagiin 
«>der  der  BbnMj.  Weintaid  winf  ler'diinn  geboren  ädtt  kMlt  nm 
Bfkume  hefüb.  Die  Nichte  ^d  die  9  Monate  des  IJngeboi^ 
nett,  nüDd  damni 'Niclittfy  Wilil  ca  noteh  tnchl  an- dm  Taf^slichl 
gebi:acht  isl^  dMm  aiiAh  di»  ZÜanff  nach  Ntchteli,  weil  sin 
dem  Tag  v^hdf|dien.  'DinycrWnndnng'nnt  dem  SpieS^  sf^einl 
nichts  ändert  üls  dSel^ebgung  durdi  den  Phdttns  an  bweichnen» 
kif  welcher  Bedentiui|;anchudunsGroftvat^  fichmeri^. 
doTtti  ilbereinstiAmi  Dal  Hangen  Othinf  vcnirsishte  die  Ate* 
aieht,  dafa  dilf  "Geheilten  Opfer  des  Odiba  wä^n,^  cbrom  sagt 
er  MSA  im  iMMtal/  diiii.tr  durch  sane  Magie  d»e  Gehenkten 
iSsen  nud*  «.ffider  Mtebcnr  nnd  alle  Fciselii^  und  Bahde  aerqnw 
gf-n  lühme  XSt  ia  a6)>^  Der  ahcr2ute<i  von  der  unbekaontcn 
Wurtä  diai'Ki<uttea  eiklM  sich  leicht/  dUto  Nicaiana  weila 
wd1(eir'  <Ke  W^flb'l^  Natiir  enlstahden;  £ine  ft«d»utong  der 
Rnnen  tritt  hier  offbl  hervor);  sie  iittd  dt^  im^sdien  JLMit  da^ 
Nktur  ^'  die  dlu^h'den  Sch8pf0rtschen'  Geist  Uthid  iik  Thidgkeil  • 
l^sdb^:  werdem' '  Da  er  Üic  geleml  hat)  soltanaf  imKfeinen  auch 
jeder  MciMi  'äe'lehievi;  daroln  giebt*  ca  -^e  Rnnenldire  und 
die  Rntie-  Ul  nim  sowoM  das  Gfeheiasniia/  dm  ant  der  magiscM» 
Xnfft  rüht^*  ids  mich  di(»'  Magie  sdber  dnd  daa  Lied|  Wdchea 
i^t  Magf^  hiMPvoktuft«'  Der  Trunk  ans  djpm  Odhraer  ist  dio  • 
MiiiStennUöhi  diefa  lufaigt  nlit  dem  Eingang  d«a  nnaamp 
men  mid  ze^  die  innige  Yerbindtmg  dieser  Lidler.  Ifün  ilt 
Othin  ein  Kind,  ^vidiftt  und  gedeiht,  und  totihlldeawegepV  wi# 
«ir  allmäblig  Wort  fBr  Wort  habe  reden  iMen  und  dakm  nr 
'  WtSfken  und  Handlungien  hcraugereift  a«^  Dsr  .l&rige  Inhaft 
des  Liedeft  cnthilt  die  Vorachriften  der  Magie,  üfir  deren.  Er* 
Uirong  hidr  der  Kinm  au  beseÜrankt  ist^  da  ich  ohnelda  andh 
'/m^  die  Bedctttung  des  Gänaen*  aufttelleii  wilL  : 

Daa  kothfafmrtM  sltnuM^  mit  dem  Auumd  Vol&omlni^i 
aattmen.  Ea  beginnt  (St  t<^3.)t  a2eit  ist  an  sagen  hm^n  Ei^ 
'  tihlungen.*  Am  U  rdarbrnnnen  isafa  ich  und  dachte;  mk.  ich 
'wA  lortdlte^  knaditn  de^  Wesen  (Nenien)  Sprache.  Uebär 
Bunen  hflrte  ich  nrtheilen  in  Tagesgesprieheiii  atn  ach^egan 
auch  nicht  beim  IV^nrnnd.  b  d^  hohen  Halle  hdrte  ich  sugini 
ant  Wir  faifaan  dir  Jm^ü^^^i  mMtiai  da  Bndi  annahmiPi 


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£;c.)temil  wirst  da  dess,  MTenn  da  ihn  nimmst.«—  Loth/afnit 
xti  die  Srele  in  Mutterleib  und  das  Lied  enthalt  dteLeV 
ren  der  Nornen  am  Urdarbruimeu  .für  da$  Ungebocne.  Im  I 
Jiunatal  ist  die  Magie  der  Gebuft  besdineben,  hier  das  Gjedei-  1 
l,en  des  Kindes  in  -  Mutterleib,  die  Maipe  der  Sehwangi^rschaft 
Rmicn  sind  dort  wie  hier,  die  Nonwn  waHen  «ber  Tig  jriod 
INcumond,  dessen  ^lofiui«  auf  Zeugung  und  Geburt  im  ,n.?idi»' 
.sehen  Gbiilion  bekannt  ist.  Ddp  Nomen  Haupigeschaftj  dtslJr* 
tbeilsprcchen  (doema )  ist  hervorgehoben,  die  bohfe  Halle  -ist  ill* 
Saal  am  üi  da  rbruuaea,  i^r  RUh,  den  sie  geben,  sind  aliO  die 
im  üngebornen,  mithin  die  schon  in  der  menächlicheil  Nrtlir  g»» 
irrümleten  SluoiiK  lireu.    Die  letzte  Sti-ophe,  Welche,  die  Leb« 
enthalt :  *Wo  du  Bic-r  trinkest,  suclic  dir  Erdenkraft  . 
zfUus:  mache  dich  fufsfestj,  deim  die  Erde  nimmt  dicTiwrf«äP^ 
Leit  auf,<»:  sclicint  mimiitelbar  auf  Othins  Meth  lA  ^^^^^ 
3.  hinzuweisen,  und  anzeigen,  d.\fs  nun  das  Ungebornte  sar^Jch 
.  reif  sej,  daWer  auch  die  Strophe  am  Ende  steM.  Sie 
sich  aber  auch  auf  das  Hiwojnal  Su  i3  — 15.  zurück.       .  . 

Die  Bedeutung  des  Uiukmats  selbst  kann  jetit  nicht  AeW 
•schwer  seyn,  es  ist  das  Lied  von  der  Zeugung^  diese,  (W 
Schwangerschaft  und  die  Geburt  sind  die  drei  Ideen,  deren  s.tt» 
.    4tche  Auffassung  den  Inhalt  des  hohen  Liedes  ausmacht  ^  II« 
m^amki  beginnt  damit,  dafs  die  Seele  sich  von  Gott  geircaiil 
habe  und  nmi  in  das  irdisch*-  Leben  eingehen  soll.  Damm  -matt 
sie  aUe  Wege  und  Winkel  des  Hauses  wohl  durchspaheo^  <W 
i8te  künftig  bewohnen  will,  damit  nicht  ein  Feind  an  ^^^r  *^loiM 
ihren  EiiSaug  verwehrt  (St.  i  J.  Nach  der  Zeugung  fuft  ültaj 
den. Menschen:  zu,  seyd  Geber  des  Heiles  dem  Gaste,  det  l.er(^ 
'Ittkonidien  ist  (in  MmtcrieibJ^  gebet  ihm  einen  guten  Siti,  äcan 
er  wiU  sein  Heil  versudien;  Feuer  braucht  er,  der  von  w^iiw 
Fahnen  erkältet  is^  GeWan4hat  er  nöthig,  "«^  GasilreundscMiij 
■Weisheit  bedarf  er,  der  weit  gebietet,  daheim      a"^^  ifjr^ 
•  (St.  2  — 60*  Diese  Bilder  suid  nicht  schwer  zu  vc^rstehco.  ^eu^ 
.ist  die.Ldienswarmc,'OÄwand  der  Leib,  den  die  Seele  durch 
die  Zeügnng  emnföogli  Weisheit  bekommt  sie  darum,  wus 
durdi  i£e  Trennung'' von  Gott  ein  selbststaudiges 
.Pcvsun  wird,  daheim,  d,  h.  in  ihrer  Veieintheit  '"'^/^^^^ 
iie  nicht  Person,  da  bedurfte  sie  keiner  Weisheit,  J«^"»«  -^^ 
.nUes  Jeichu    Alle  Lehre»  im  Havamal  -f"  '  . 

.      suichst  auf  die  Erhaltung  der  Persönlichkeit,  alle  sind  Waiu 

a%ot  den  Geüihren,  - welche  diese  P":sönhchkeft  vennci« 
en.  Denn  ist  sie  untergraben,  so  hört  die  Freiheit  der  » 
•    auf,  .und  die  Möglichkeit  ihrer  Vervollkommnung  vcrschwui  ^ 
Die  vuittn  Fahrten  des  Gastes  sind  »ach  meiner 

Mf  dift  $Mltevau(l«rung,  ufld  daf»  dieA««««  <^^" 


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Ausgaben  der  hduim  Bddeo»       .  4^3 

ffcnannt  wird,  zeigt  ^enugsatil  an,  dafs  dies  irdische  Leben  ihre 
Wauderscliafl  scy»  Die  Sitteölehren  im  Mkvamid  schciiicn  aui  h 
darum  so  sehr  auf  Vervolllsomranung  zu  dringen,  damit  die 
Seele,  die  durcli  Zeugung  in  den  ^irdischen  Leib  kommt,  iiiclit 
Sünden  un<l  Laster  von  ihrem  Erzeuger  mit  erhalte.  Dor  Mensch 
Kat  liieruacli  eine  PflicUt  für  das  Ungezcugte  wie  für  das  Un- 
geLonie.  Das  Hiiuamiil  setzt  den  Tod  Äi^asirs  vordus,  ohne  ilui 
wären  diese  Lehren  dem  Olhin  gar  nicht  zum  Bcwulbibeyn  ge- 
kommen (Sl»  i/i,  106 — '  ii2,J»  Da  es  sich  offenLar  auf  eü- 
]gun^  bezieht  <St,  98  —  ^02.),  so  stimmt  dieses  recht  wohl  mit 
den  Krkiarungen  übcrein,  die  ich  über  K^'nsirs  Sd^c  in  derGe- 
schiclite  des  nordischen  Heidenthums  ?ij3,  gegeben  und  er- 
läutert eines  das  andere,  weshulb  ich  es  übersehen  kann. 

ISacli  beiden  Liedern,  der  f^i  lusjjii  und  dem  JJd^af/tkl  hW-^ 
den  sich  nun  zwo  Arten  und  Ileilien  der  eddisthen  Gesänge, 
was  mehr  zum  theoretisclicn  Thcile  gehört,  folgt  im  Versmaas 
^nd  in  der  Darstellung  der  fuiluspk.  Die  Lieder  im  Stroph^'n- 
baii  des  Iornjrr//t(ila^s  sind  alle  hierher  zu  zählen,  ihr  Inhalt  ist 
in  den  Heldenliedern  episch  geworden,  sie  sind  also  die  Lieder 
der  Sas2;e*  Daher  sind  bei  weitem  die  meisten  eddischen  Hei- 
deniieder  im  Foriiyi thulag  geschrieben  und  gehen  nur  in  de« 
Theilen  ihirs  Inhalts,  die  der  iMagie  gewidmet  sind^  in  das 
CralUlrala<^  über.  Das  Vorbild  der  Zaubcrliedcr  ist  das»  HÄi^afnkl, 
darum  hat  es  auch  das  Zauber^jesäiz  ( GuUdrcda^) ,  das  seiner 
Anlagte  HiKl)  nur  kurze,  gedrängte  Gedanken  enthalt»  >st  das 
'Forrtyrthalffg  für  die  S?i^e,  so  i:r!uHt  dem  GaJldralag  der  Spruch, 
entspricht  jenem  das  Gcsätz  des  t<  ntschen  Heldcuiiedes,  so  hal 
dieses  in  der  Strophe  der  Minnelieder  sein  Gegenstück«  Unnö- 
ibig  ist  es,  die  beiden  Reihen  der  eddischtn  Lieder  aufzuzah* 
leU|  jeder  hndet  sie  mit  leichter  Mühe  selber»       •    •  • 

Aber  wie  ganz  änderst  urtheilt  Munter  über  das  IIm^Ot* 
-mä/»  Der  scharfe  Vorwurf,  den  Ti'citus  unsern  Voraltern  machte^ 
tontemnimtj  quod  Ignorant^  bewahrt  sich  an  ihren  Nachkommen 
■  jeden  Tag  mehr,  nur  mit  dem  Unterscliied,   dafs  uns re  Altea 
sich  selber  kannten,  wir  aber  uns  selbst  fremd  geworden»  P.er-* 
sonlichkeiten  sollen  auf  mein  Urtheil  keinen  Einflufs  haben,  da* 
für  achte  icli  den  Mann  seiner  andern  \  erdienste  wegen  zu  sehr^ 
dafür  ist  mir  die  Edda  zu  ehrwürdig«    Beides  erfordert,  dafs 
♦jcb  den  Irrthum  zeige,  der  jenen  Gelehrten  befangeni  Igh  wähle 
dazu  den       2»  seiner  Schiiit,  die  Ciiarakteristtk  üthinsv  welchiS 
xneiner  Meinung  nach  die  Hauptsache  des  Biichleins  Tbt»  Da  heifst 
es  denn  gleich  von  vorn  heieijj,  l^etrug  war  die  Grundlage  des 
othinischen  Charakters,  der  Bct^-eis  ist  nicht ' hinzugelugt,  Dafs 
Othin  der  höchste  Tanschuugsgott  (ouiitn^utn j  ist,  was  M»  gar  . 
nicht  anführt,  das  habe  ich  selbst  in,  meiner  Oesctiiclite  ^esa^^t 


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4ti4         Ausgaben  der  beideii  £ddelb 

und  erklärt.  Eineii  et^cniKclieu  iBetrtig  inm  'M«  tiOk  wtdfif^  . 
sea*  Durch  seine  Zauberkünste,  heist  es  ferbar^  *WtlP  OdiflK  id 
gewandt,  dafs  er  die  sichersten  Beweise  seinier  MtmscWieit,  seittl 
im  Norden  gewifs  ganz  uiijjekannten  epileptischem  Zi^^ 
so  wie  der  Prophet  Arabiens,  für  übernatürliche  Vcriucku^jW 
ttfl6<^äb*c  Diese  Fallsucht  ist  mir  ein  gauic  taeuef  Einfall,  denii 
in  Ser  Edda  steht  keiii  Wort  davon,  in  der  Heims  Kringla  tie 
fcE  Slillscliweigen^  da  mufs  denn  Mohammed  aushelfen,  um  die 
Sathc  begreiflich  zu  machen.  Dennoch  glaubt  M,  den  Beweil 
fflliren  zu  können,*  nenn  Nächte,  habe  sich  Othin  gerühmt,  hing 
«f  einst  wie  todt  (wo  steht  das?)*  'Wahrend  derselben  er^^ 
»a«» CO  aber  sein  gottlicher  Geist,  unabhängig  vom  Körper 
(kein  Woit  davon  iu  der  Quelle)  die  Zauberkünste  ( üuuein 
Met  die  Otfclte),  durch  welche  er  das  Erstaunen  der  Meoschen 
mrd<  ««^oa  steht  keine  Sylbe  in  der  Edda).  Der  Leser  s.erit 
wie  terslückeit  uäd  ungetrcii,  wie  misverstanden  und  ver* 
^bt  Wer  die  AnfangSjJttopLe  des  Runattds  angewandt  wt.  üar- 
«tt  WW  also  die  EpÜepsie  gefolgert  u.  $.  W,,  wahriichpveün 
riin  JD  aie  Quelleh  v^ruichten  darf,  dann  läfst  sich  Ire.hch  zu 
WlwdMi«!  Ergebnissen  gelanpni  IHe  ^4^^^"^^  Jf/^.^f  " 
iSm  IL  W&eheÄ  CMkiii  und  Odvsseus  uiid  den  BuMcl^sieü  ^ 
rührt,  Wi»  lang,  *  mä  mekt  weifs,  wer  Oth  n  und  seine  5a- 
teddU  ^jv  DeckmaüteK    Und  dann  . 

OhDe  tllcii  Bcwtei.  Wll£pMig^  dafs  einzelne  gaux  g«^«»»^. 
liehe  SÜleiirtgelii  eiiÄgeooiimleo^  Othins  Weisheilsspruche  a^ 
MilsinUm  «dhsUfitbttger  Ust  bestünden,  od  er  dunkle  Wort-  uöa 
RgltoelH>i^  enthidle«,  «e  vielleicht  auf  die  Mysterien  seiner 
ReK^on  IM^ung  h&flei..  Baft  M.  hier  den 
PeiiiSaliefahei^  4er  h»  Amtf  liegt,  Verkannte,  «st  Uar,  dais  ^ 
aber  MVtoieii  wadmmk.  dai  bitte  ihn  ^^J^^'.r  f'Z 
Befrei  leked  seHe».  Afiehi  «e  Lehn»  M  mvamd  smd  Jm 
nicMe  weüer,  eb  »Vwwshriftili  ^es  uyatÄeti  Wanderei, 
«beraU  part««*^  ^ 

Äucht.c   Idh  brauche  dagegen  keili  Wort  tsk  WillJ•e«^ 
gezeigt,  was  das  WalÄ  i«  A«.Ä  heisse.    Man  soUte 
k  B^eise  erwarN»,  aUeiii  aieie  werden' dadurch  umga"g  ^ 
dals  et  einige  Slwpben  ans  d<im  Uede  herailircilki,  ja  sogar  «n- 
telae  Verse,  »e  a^  TheÜ  liltdi  «berietot,  ihre  Ordnung 
lehrt,  und  diese  Stfiddeserel  aoB.ii«i         «Wg*  BetowP"»«» 
Weisep^  womü  aber  die  WiJM«KWk  iiWl|e  lewm^  ;  ; 

0if  »f$$H%UH  /•k^i 


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^  Heidelberger  f^^* 

Jahrbücher  der  Literatur* 


Ausgaben  dfir  beiden  Edden* 
•  XFerisettuHg,)  — 

Pflichl  war  es,  ^dle  «ufgesteUte  Bedeutoiig  des  Skpamils  durch 
.  genaue  Eirkläruiig  jedec  Strojphe  za  beweisen,  und  getrefi  amu-^ 
gdt^en,  welche  Strophen-  domil  nicht  vbereinstiiniiieo)  diese  dareh 
Prüfung  in  Einklang  zu  bringen; oder  hiernach  die  Erhlihiuig' 
zu  Indern.   Dies  schwere  Geschäft'  wies  M.  Ton-der  Hand,  er 
nahm,  was  ihm  taugte,  aber  ich  frage,  ist  das  gewissenfbafle 
'Tr«a^?  Oebütet;  die  Treae  nur  den  ehrisilicheii*  Retigionsbä- 
chern,  nicht  auch  den  heidnischen?  und  könnlen  durch  eine 
solche  vourtheilsvoUe  Sinckleserei  nicht  auch  aus  dem  Bvapigelium> 
td>sehedliohe  Lehren  gefolgerr  werden?   Was  dann  Bf.  ferner 
aus  dem  Faftki  m.  vernähet,  hatte  er  in  der  Däemis,  5*  of^ 
feinkundig  lidden\kdnnen,  seine  weiteren  Vemuglimpfungen  des 
Rutmiab  mögen  auf  sieh. beruhen,  denn  über  dessen  Bedeutung 
habe,  ioiiw. oben  das. nöthigste  gesagt«.   £r  weift  auch  von  einer* 
Ütesten  £dda,  die  gdehttei  Welt  kennt  bis  jetzt  nbr  Ein«  ake^ 
Sdda,«  Othiil  mSk*  da  den  Priestei;  des  Thors*  geuöscht  haben,  > 
.  die  XotoMH/iA'wird  «in  so  -empörendes  GemÜde  genannt,  dafs 
es.  von  keiner  keöschen  Feder  in  eine.nefiere  Sprache  übertnt- 
.  gen  ^werden,  kann*- Diesem,  Vorwurf  antworte  ich  mit  dea  Brfi- 
'aem  Grimm;  dafs'man  datin  nicht  Lucfiankchen  Witz  sondern 
derben..  Heldenertist  suchen  müsse;   Ick  habe  nicht  Bnum,  die 
Behauptungen  Ill**s  S^te  vor^-Seite  zu.  wiilerlegeu ,  ohnehin  sind 
in  .d«  iiteschiehte  des^  Heidenthums  diese  Lieder  an  ihren  Gfl 
gestelli^und.so  . viel  ich  konnte,  erklart. 

S'.  J^afthrkdnismkL^UAk  habe  mich  lang  bei.  den  Tori- 
gen  Liedern  au%eliaiten,  was  durch  ihre  Wichtij;keit  gerecht* 
fertigt  wird,  bei  den  folgenden , kann  ich  kurzer  sejn*  Das 
Vt^thr*  OL  enthält  nidit  liat  Stellen,  die  man  für  .Znthaten  er- 
kliiren  kftnnte;  Die:  ans  den  Papiwfaandsehfiften  aufgenommenen 
Verse  in  St.a7..3i.  sind  gut  und  ächt,  und  Rask  hätte  sie  nicht 
dittcb  den  Druck  ^interscheiden  sollen.  Hingegen  «St.  38w  sind 
die  V.  6.  7*  ZusStj&e.  und  aus  dem  Griam,  m»  St«  f6.  hereinge- 
koounen.  Den  V.  5. .  hat  Rask  out  Recht  verbessert«  ha.  V.  8. 
mufr  danft  ak  wegfallen«  In  der  te,  4t*  Mgt  die  kdnigL  <dani-; 

30 


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466  Ausgaben  der  beiden  Edden,  ^ 

sehe  Hdj.'  Jbs  Verderbnifs  an,  ^le  hat  aucK  die  letrtc  Hälfte  der 
vorigen  Sl.  ▼crfalscht  aü%enommen.  U  St.  4*.  sind  daher  v. 
7  £  Zusätze ,  denn  v.  7.  ist  nur  eine  weitere  Erörterung  von 
T."  6.  lind  V.  8.  ist  gehaltlos.  St.  42.  v.  7.  ist  offenbar  ein  Zur 
s^tz,  der  des  besseren  Schluss<;is  wegen  angefögt  ist.  St.  43.  v. 
4  und  5/  sind  ebenfidU  «no  beigefugte  Anmerkung,  die  meht 
aus  der  Satxstdlui.g  St,a.V.3.  als  Text  bewiesen  werden  kann, 
und  wie  CS  scheint  au»  der  Angabe  der  Gründe  im  m^^amd 
entstanden  ist.    St..55.  V.  7-9.  sind 

unnölhig,  .vcil  aus      2.  3.  schon  deutlich  isl^  dafs  Fafihrudmr 
den  Othln  kannte,  sodann  weü  St.  49-      4;  ^f* 
den,  dals  der  Kampfpreis  das  Haupt  ^^^^^^^^^^V"!^ 
solle.   Alsö  iht  »  tder  Erklärung  nodi  Wiederholung  acht.  J^ic, 
grosse  Ausgabe  bcmeikt  in  dieser  Hinsicht  gar  nichts  iibcr  diese 

**^^^Ich  will  einige  Proben  aus  Jfzeli'us  geben,  um  auch  JaT* 
sie  lu  beweistii,  wie  genau  ein  Ltbersetzer  yerfchren  soU. 
4.  V.  1.  l.ätte  ^auz  dem  Text  getreii  gegeben  "^^^J^T 
mit  raad  du  mig  nu  Frigg,  aber  Jfz.  hat:   Frigga,  rom 

Im  V.  3,  drückt  raaka  das  alte  ,>üia  nicht  gani  »j^»» 
ist  fors^itni  XU  schwach  mit  laengtan  überscta,  und  die  ^ 
aieUuog  des  Onginals  gänzlich  verwischt  -/jX 
luscheu   Uebersetzung   umschrieben.    3t.  2^  v.  e 
gotha  heifst  nicht  uti  Gada- borgen,   die  3  folgenden  VJ^ 
lind  ebenfaUs  wieder  umschreibend  gegeben ,  denn  die  ttm^ 
nf  iaettar  und  toi  jag  minnas  stehen  nicht  im  A^»^*^»  . 
k  heifst  blos  eii^i  /il/ii«J.  ec  hugtha.  St.  3.  v.  istyor  n^  ^ 
IS.  4.  »''V«  ndt  erfara  ungenau  gegeben.  St.  4.  v.  •jjg 
umschrieben,.  ¥♦  3.  ist  in  der  grossen  und  Raskisch  n 
verdorben,  denn  der  Stabreim  fehl^  daher  die  Lesart  des  i/w«^ 
a  sinman^  die  iZoM  gar  nicht  bemerkt,  die 
5.  der  grossen  Ausgab?  steh^  in  den  Text  geseu  wer^ 
rnttt«,  Mm  sie  am  besten  mit  den  beiden  vorigen  Verse  ^ 
sammcnatimnit  und .  der  Grund ,  den  die  grosse  Aus^^^^^  ^ 
Jisjnjom  vorbringt,  fast  lächerlich  ist.    Die  Verse  ^  * 

nbermaU  umschrieben,  im  ist  or  ein  ^^^^^"^  ^^^'the  tro 
.  diesen,  heifst  das  Oauxe  «tn&ch  so:  der  Geist  dir  hmreicD^^ 
du  Zeiten^  ^Mcheii  wir%t  mit  Worten  du, 
lioi  umschreibt  aber:  Mächtig  scjst  du  im  W.tze, 
unser  und  der  Welt  Vater,  gehst  mit  dem  Riesen  n 
wechsehu  bt.  5  Ut  die  Uebersetzung  wieder.  ^^^^ 
tdtmhr  heifst  nicht  iiMum^M»o^^  AnW/ nicht  ctPht  not 

St.  6.  6*  ist  mit  m€st  biand  Ji^eUar  veta.  es  stei^  ^ 
im  Tcjsto  €thr  tdsviihr  jdtunn*  St.  7..'V»  3.  ifi  v  /  ^  „ 
riÄnfar      sbhwach übemtzt»  es  heifst,  der  »ußh  uut  w 


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1 

« 


Attsgai>c]i .  der  beideo  £ddeja.  467 

«nfiftrU  V«6*  snotrari  ist  nur  der  Comparatw,  Ptsast  Un  taneU 
Su  8.  V«  a«  ist  durch  resa  Jas  Wortspiel  verwischt,  das  doeh 
oflfoi  daliegt:  Gangrath  ich  heisse,  ehen  bin  ich  vom  Gang 
gdkonunen.  Den  V.  5*  schlielst  Afz.  woIjI  nicht  ah  ZiuatZ|  soa"» 
dern  als  Zwischensalz  ein«  Lavth  im  V.  4  h/ei£st  .Eiiüadmig^ 
^udning  drvicki  dies  ans,  gaest/ri  ist  überflässtg.  Andfang  im 
y.  6.  neifst  bloi  Empfang  oder  Aufnabme^  ^^z.  umschreibt; 
,  üit  hos  dig  gaesttu  —  Ich  höre  auf,  man  wirft  mir  vielleieht 
vor,  ich  fordere  pedantisch  bocbstilbliche  Treue,  ich  halte  auch 
nur  dieser  in  einer  kritischen  Uebeisetzung  für  zulässig,  denn 
^e  Worte  der  Edda  dorfen  nicht  veruntreuet  werden,  sie  sol« 
len  weder  durch  VerschSnerung  die  lobpreisenden  Sehwfirmer 
erhitzen,  noch  durch  Verschlechterung  den  Hcfchmutb  der  Feinde 
dieser  Fonwihnngen  bestärken.  ]>^nn  die  Schwärmer  und  Feinde 
der  Edda  sind  beides  ein  uugrnndKcher  Haufen,  dessen  ganze 
Kunst  im  Schreien  besteht,  für  sie'  wollte  Mkdm  nicht  nbei^ 
setzen,  sondern,  vrie  er  selbst  sagt,  mit  den  Worten  des  Origi- 
nals auch  dessen  Geist  wieder  gäen« 

6>  Grimr^ismkl*   Hat  wieder  mehr  Zusitze,  weil  viele 
Namensverseichnisse  vorkommen,  wo  tm  meisten  Ergänzung« 
und  Zulhaten  eingefngt  vmrden«   St      ist  verdorben,  denn  v* 
3—8.  geht  immer  der  ßcabreim  von  einem  Vers  in  den  atfdenii  . 
dazu  l^mmft  der  verd|ichtige  Vers  G6(na  Umdi,  der  sich  nicht 
vertheidig^en  lälst,  weil  er  auf  keine'^Weise  recht  verständlich 
wird,  mau  mag  Ooingr  fUr  Gothen  oder  (wns  Bask  annimmt), 
fBr  Mfinner  eridfiMn«   V*  5  —  $.  'sind  ein  erfifinzender  Zusatz, 
damit  man  vrissei  von'weü  die  Rede  und  wer  der  Jgn^  in 
der  St.  3«  ist«  V«  3.4*^  der  Sc^     wane»  einer,  etwa  :.ma/i^» 
mer  mat  ne  band,  die  3  folgenden  Vense  gingen  terloreu,  ihr  \ 
lohalt  Utfst  sich  Am  aus  St.  3.  v,  4*^6;^  dbnehm^n«   St.  5.  ist 
■  in  der  ila#jHsohen  Auspbe  fehlerhaft  abgelheilt.  Da  die  Himr 
inclsw(ilanuuo;ea  ibUcrhaft  gezShlt  sind,  so  habie  ich  das  bereits  in 
meinem  Bmme  S.  388  verbessert^  ein  Ifitbeweis  ist,  dafs  auf  keinor 
der  Zriilen  der  Stabreim  liegt,  sie  also  leicht  verfehlt  werden  konn- 
ten, weil  auch  die  ersten  3  Himmelshansev  in  halben,  die  fol« 
genden  in  |;anzen  Strophen  erwihnt  werden.   Sodann  ist  von 
St.  9.  an  die  Ordnuno;  der  GesStzer  verdorben,  die  bessere  jsl 
Wähl  ^tilgende:  St.  a4*. gehört  nadi  St.  29^  so  daJs  St.  z5.  £9. 
mf  '  St  a3.  fokt,  wodurch  diu 'Wort  HeHtfwthurs  in  St.  25« 
96.,  das  in  beiden  Ausgaben  die  Strophe  verdiib«,  ausfallt,  in- 
'  'dem  sich  hmmo  k  nun  unmittelbar  auf  das  vorausgehende  /^n/* 
havU  bezieht,  und  den  erläuternden  Zusatz  Arn^fAicr/  niclit 
'diehr  braucht,  den  es  allerdings  ndthig  hatte,  wie  die  Strophe 
aus  dem  Zusammenhang  genssen  vrar.   Das  Gesätz  9  und  so. 
pnA  dann  iwiidiea      und  2^3.  eingerückt  werden.  Die  rieh- 


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468         Jaofftbeu  der  beidea  Edden; 

llge  Aufeinanderfolge  dfr  OesStMr  18— «o.  Weist  Sie 
mi»  3S.  bei  H<uk.  Die  Str.  at.  i«  danka,  ■b«  mcl«  U«cW 
sie  steht  wol.l  uicht  am  unrechten  Orte,  obschon  die  ji«^ 
Edda  über  sie  und  die  folgende  »chweifit.  Die  GesSiMT  »7— 
3o  sind  durch  Zusäüc  sehr  entstelll.  St  27.  ttt  vieltedtf  » 
herzustellen,  dafs  die  3  erste»  Verse  in  xwe»  ved>imdea  werdend 
das  dreifache  ok  wegbleibt,  V.  5  und  9— *1.  wSre»  d»»  Z»- 
5at.e.    Die  Vacnu.  39.  lub«  zwar  J"'*"  ^  "K 

ben  Ordnung  auf,  aber  nicht  die  der  folgenden  Strophe.  Alte« 
mit  V  8  der  Str.  2 7  ist  doch  deutlich  der  Sinn  geschloi«»  ta 
Gesätz  28  sind  die  3  ersten  und  U.  r  letiieVer$  «cht,  nur  mär 
in  tfiesem  statt  en  stehen  thaer,  alle  andern  TOn  4—»* 
verdorben  und  eröfsteniheils  Z.isätze  oder  auch  Brttchstäcke  el- 
Ze,  verlornen  Strophe,  wie  die  Worte  thaer  ßüu  gumnmnm, 
X  mit  den  Göt.irn  und  der  Hd  die  Dreizahl  1?^*". 
then  lassen,  wenn  dieser  Annahme  nicht  widerstreitet  dab  jeo« 
Worten  der  doppelte  Stabreim  fehlt,  und  sie  Joch  der  iö«- 
vers  der  Strophe  gew  esen  sev.i  miifsten.    Läfst  mau  den  leW« 
«f  d«  lünf.";»  folgen,  so  giebt  das  Ganze  ^wo  Strop^ 
wovon  die  letzte  aber  sehr  rerdorbeu  ist.  St.  29.  die  3  «W« 
Vme  sind  «nst.ttb.fter  Zusatz,  der  aber  einen  Volksgh.^ 
J«rtlh.       grosse.  Ausg.  S.  54  Note  ,7)  sie  stehe»  .war 
.  ITd«  S.  V8  Rask,  sind  aber  eine  Bemerkung,  ie 

Z  Zn  prosaischen  Text  der  jüngereren  Edda  au%eno««« 
worden.  St.  3o  sind  die  3  letzten  Verse,  die  bei  Rask  und  « 
rrSUsen  Ausg.  fehlerhaft  abgetheih,  eine  aus  dem  vorigen 
wiederholte  Erläuterung*  St.  33  fehl,  Scld»J  *«; 
Haskh»li^  auf  eine  leichte  und  iehr  wa).rsche.nhthe  Artm 
der  AnmeA«-g  hergestellt.  St.  34^v.  .-4  smd  Z«  »^''^ 
MK  «berdies.y.  3  «nd  4  in  ein«  übermässig  lange  Y'  ^^Z 
il.  Die  unwissend«.  Affen  Im  v.  4  ist  ^-^^ ^'^^'^X:^  Z 
««  den  Edden  nicht  gerechtfertigt  w«d,  J^r^iU), 
H.nd*:hr!ften  d.,  und  di«  vier  Ver«s  s^nd  nur  eine  Naclib« 
ie,  Sinnes,  dirfs  ^ich  »on  Schlangen  die  Rede  sej.  D^  be^ 
unde  An^ung  scheint  d.er  in  eine  Zeit  "'-J^^'^  ^ho. 
Kenntnifs  des  Heidenthiims  schon  djgeoonnnen  hatte  und  «  ^ 

Christen  unter  ded  Norwcgerii  und  Islandern  gab.    =>'•  . 
einige  N.meu  zugesetzt,  nimUeh  tms  de.  S.  2  i  2  zu 

«d  die  Verse  6-8.  Mit  Recht  hat  Rask  aus  St.  40  dergw 
sen  Ausgabe  a  gemacht.    St.  44  sind  die  3  letzten  Vers« 
gäuzend«  Zusrti,  wiewohl  sie  «nch  in  der  Daemu-  4  J 
Sie  Oberxibligen  Wslkyrien  in  der  ßaem^.  36  •"^fj"  Beu- 
den.  Der  ZL.U  yer^th  sich  durch  Verderbung  des  Strop 
»arfses,  indem  in  den  4  leteten  Versen  der  Stabreim 
siiB«dern  geht.  St.  45  ist  der  l«»»«  Ver»  eine  uns«*«»»'. 


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Ausgaben  der  beiden  Edden.  J^Oq 


"EnnncTim^  an  d\c  ^e^isdrec^aj  die  schon  im  vorigen  Verse  ver-. 
staiidcn  ist.  Die  verdorbene  St.  46  'ler  f^rossen  Ausgabe  hat 
Jla.i^  nac)i  seinen  Hdss.  mit  Recht  in  2  aufgelöst.  Hingegen  ist 
St.  49  b<'t  Ilis^  fi'hlerljalt ,  in  der  grossen  Ausg.  richtig  abgc- 
theilf,  Ihis/i  iic.s  den  v.  i  der  St.  48  gross.  Ausg.  weg,  mit 
Unrecht,  denn  er  ist  der  Schlnfsvers  der  ersten  vcrloreiifr»  Halb- 
strophe 48,  vor  diesem  Verse  sind  nämlich  a  aus  der  üeber- 
licferung  verschwimdei).  St.  54  sind  die  3  letzten  Verse  nichts- 
sagender Zusaf/,  ut)d  aus  St.  34  wiederholt.  —  Da  ich  der  Ue- 
Lorsctzung  <Ics  y1fz<'(ius  nicht  Wort  für  Wort  folgen  kann,  weil  " 
es  der  Raum  niclit  erlaubt,  so  will  ich  sie  im  Verfolg  nur  wo 
es  nöthij^  wird,  anfiihreu,  und  lasse  es  bei  obigen  Proben  dor 
]$eurth''i!ung  bewenden. 

7.  Das  Alvisiniil  ist  unter  allen  Götterlieflern  allt.'in  frei 
von  Zusati^eoi  seine  Anlage  machte  Zudiclitungen  auch  beinah 
unmöglich. 

<y.  Die  Hy  mis  quida  hat  aber  Avieder  einige  Zusätze  er- 
faliren,  aber  wenige  im  V'^ergleich  mit  den  alteren  Licilcrn,  wel- 
cher Umstand  dalter  für  das  jüngere  Alter  dieser  Quida  ein 
Mitbeweis  ist.  St.  11  fehlen  die  2  letzten  Verse.  Die  St.  10 
und  1  t  hat  liask  besser  als  die  grosse  Ausj^alic  abgetlieilt.  Es 
kommt  hier  ein  Beispiel  vor,  dafs  die  Gcsätzer  nicla  allemal  den 
'  *  Sinn  schliessen.  Auch  die  folgenden  Gesätzer  sind  in  der  gros- 
sen Ausgabe  felderhaft  id)getlieilt.  In  St.  i\  sind  die  2  letzten 
.  Verse  ein  matter  Zusatz  St.  26  stören  v.  3  und  4  den  Zu- 
sammenhang, auch  ist  die  Benennung  lavf^fäkr  Sccrofs  für 
Schür  gegen  die  l.iafachhcit  der  alteddischen  Lieder.  Die  Verse 
sind  also  eingefügt.  St.  35  v.  7.  8  zeichnet  Rask  durch  den 
Druck  aus,  und  bemerkt,  sie  kämen  nur  in  Papierhandschriften 
vor;  das  beweist  nielits  gegen  ihre  Aechtheit;  von  grösserer  Wich- 
tigkeit wäre  die  Nachricht  in  der  grossen  Ausgabe,  S.  i42Note 
6.  dafs  die  Strophen  35  und  36  in  3  ildss.  fehlen  und  unächt 
scjen,  wenn  nicht  die  Verse  7  und  8  der  St.  35  dort  Strophen 
genannt  würden.  Die  verdächtigen  Verse  2  —  4  der  St  37 
schliessen  die  grosse  Ausgabe,  Rask  und  Afzelias  ein,  ohne  ein 
'  AVort  dabei  zu  bemörken,  sie  hielten  sie  wohl  nur  für  Zwischen- 
satz. Vgl.  meine  Bemerkungen  in  der  Geschichte  des  nordischeu 
Heideuthnms  S   4*^-  Anmerk.  i65. 

g.  Ae  g  isdr  ecka  oder  Loka  senna  oder  Lo  kaglepsa. 
Hat  nicht  viele  Zusätze,  sie  wurden  durch  die  Anlage  des  Lie- 
des erschwert.  St.  i3  v.  7  ist  müssige  Ausmalung  oder  Variante 
des  6ten  Verses,  also  Zusatz.  St.  23  sind  die  2  letzten  Verse 
Zusatz,  von  denen  der  erste  eben  so  uunöthig  in  der  St,  33 
wiederholt  wird,  auch  zeigt  eine  Hds.  die  Unächtheit  an,  vgl. 
I^rosse  Ausg«      160  Note  b.  Uebrigcns  ein  merkwürdi«:cv  Zu- 


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Ausgaben  der  beiden  Edden« 


satz,  da  die  gescWechtswidrige  Zeugung  und  Geburt  dem  Loht 
zum  Vorwurf  geraaclit  wird,  was  ohne  Zweifel  auf  seme  Be- 
deutung Einflufs  hat,  und  in  der  nordischen  Sittenlclire  nianclics 
aul hellen  kann.  St.  54  sind  bei  Rns/i  die  Worte:  oc  i>ar  that 
jä  inn  laei'Lsi  Lohi  unrichti«^  als  Vers  zum  Gosatz  gezählt,  sie 
sind  in  der  grossen  Ausgabe  richtiger  als  prosaische  Bemerkung 
getrennt,  und  dennoch  Einschiebsel,  welches  den  Charakter  Xo- 
ki*s  hervorheben  soll.  St.  62  v.  7  ist  blos  UmschreibuDg  de» 
Verses  6,  entweder  erläuternder  Zusatz  oder  auch  V^iriantc.  St. 
€5  V.  7  ist  aus  denselben  Gründen  unächt. —  Die  Zusätze  in 
der  Hynusquida  und  Lokasenna,  die  den  Thor  betreffen,  sind 
immer  nähere  £rwäbniingen  seiner  Sagen  und  beweisen  nütun- 
ler,,  dafs  seine  Sagen  am  meisten  im  Volke  verbreitet  n^rrn. 

40»  Thrymsquida  oder  H  n  mar  s  keimt,  St.  3  und  4 
sind  nur .  eine  einzige  und  die  Verse  5  und  6  der  St.  4 
Satz,  der  mit  einer  leicliten  Umstellung  St.  io  5  und  6  wie- 
der vorkommt,  und  nichts  als  eine  VervoUstandu^ttng  der  beiden 
Yoransgebenden  Verse  ist«  Der  Str.  6  fehlen  a  Verse,  St  7  imd 
S  sind  wieder  nur  eine,  aber  auch  die  gros«^  An^.  trennt  sie, 
da  sie  doch  4  «ind  5  richtig  vereinigt.  «o  und  11  sind  auch 
nur  eine  Strophe,  wie  die  grosse  Ausg.  bat,  nnr  sind  die  be- 
merkten Verse  Zusfitse.  St*  i5  v*  5,  6  sind  eme  aus  St.  21 
hier  eingefiif^te  Beschreibung ,  und  unacht  Der  Str.  «9  fehlen 
d  Verse.  St.  21  sind  die  4  legten  Verse,,  welche  die  Bescfcr«- 
bung  weiter  ausfuhren,  Zutliat,  denn  was  v.  <>  und  io  aosaagt,- 
ist  schon  im  3  und  4  gegeben,  und  ebenso  liegt  der  bilülft 
der  Verse  «i  und  «3  sclion  in  1  und  9«  Der  Str.  aa  feblen 
aber  a  Verse,  und  in  St.  26  sind  7  utid  8  eine  Ausfuhdtch- 
keit,  die  den  Zusatz  vcrrath,  da  ohnehin  die  St.  37  sich  nnr 
zunächst  auf  die  Verse  5,  6,  9,  10  des  GesStses  a6  besiebt 
St:  3i  sind  die  a  letzten  Verse  unächt  als  oft'eubarc  Wiederkc- 
lung  und  Ausführlichkeit,  die  auch  den  Grundsatz  bcstafkeo,  1» 
Allgemeinen  die  Stellen ,  wo  ein  Vers  niit  denselben  Worte» 
wiederholt  und  durch  einen  ferneren  Stabreim  gebunden  WilUf 
für  verdorl)cn  zu  erkläre/).  St.  34  sind  die  2  letzten  V«I>e 
ebenfalls  njüssigo  und  nichtssagende  Zuthat,  womit  nur  etwa 
den  Namen  des  I>iedes  angespielt  werden  sollte. 

4  4  Harbarzlj  od^  Üeber  die  Aechtheit  und  Bedcfitmil^ 
dieses  Liedes  sind  mir  vier  verschiedene  Meinungen  bduiiatl» 
4)  Die  grosse  Ausgabe  1  S.  XXXIV.  sagt:  ab  historicis  IM 
initiis  haud  duhie  profectinn  ( Carmen),  historicam  notitiam  prol* 
sus  aniisitj  et  nc  cx  Edäicis  quidem  carminibus  mit  fahuUs^ 
quidquam  lucis  mutuatur,  2)  Weiter  hat  diese  Ansicht  J/ziUUS 
ausgedehnt,  in  der  Ausg;«be  sagt  er:  ccterum  monendum  ^9 
earmina  Loka^lepsa  et  ailcgoriaia  iJarbarzlJod  omni  in  rwa* 


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Au^aben  der  beid^  Edden»  47^ 

Aiythologicis  fide  ei  äuetoriiaie  fere  iestUaia^  igmohährtm  medU 
aivt  feiwam  redolere^  In  der  Vorrede  zur  Uebmetsung  behaup- 
fel  er  noch  mehr:  Harhords  saang  synes  para  en  tradäio* 
nema  ¥ansteMd  aÜegori,  och  baerß  lAsom  Lok€s  smmdisaang, 
stempeln  af  m  tids  osmak:  haada  kmna  tuues  saasom  Eddans 
oipogryphiska  saangeTß  oek  de  aerp  i  n^thelogiskt  afwmde 
Ulan  eÜ  axutterUeU  3)  Mnnter  S.  18,  19  glaubt,  es  %ty  darin 
die  KfersncKt  der  OUiiiuscIien  und  Thoriseben  Religion  ansge- 
drflckly  und  eine  Spur  »dafa  Otbin  in  seinem  Herzen  einen  bef* 
tigen  Groll  gegen  den  Priester  Thors  gehegt  habe*  Das  Lied 
scheine  einen  Verfasser  zu  haben,  der  ein  Gegner  der  Verehrer 
Thors  wäre  4)  Sttdir  füber  nord«  Alterth*  S  78,  79)  tritt 
jenen  Ansichten  entgegen,  ihm  ist  das  Lied  »ein  Beispiel  einer 
gVwissen  Gattung  von  Gesängen,  in  welchen  die  Alten  das  We« 
sen  und  die  BegiauiLaDg  der  Macht  eines  jeglichen  ihrer  Gdtter 
besangen  haben  müssen  c  Der  Flafs  is(  ihm  diese  Gränze,  in 
den  Thaten  Harbards  und  Thors  liege  der  Gegensatz  und  darum 
das  Wesen  beider  Gdtter  ' 

Reine  dieser  Meinungen  liefert  eine  Kritik  des  Liedes  und 
doch  liann  man  nur  dadurch  zum  Beweis  und  zur  Gewifsheit 
kommen.  Das  will  ich  versuchen,  Gudmund  Magnaeiu  1  S.  9  t 
in  der  Nöte:  de  metro  verbidum:  id  in  hac  oda  singulare  est 
prorsus,  et  accommodatunt,  ut  videtiir,  ad  rem  ipsam,  orationem 
nempe  personanim  sese  ex  intervaUo  inclamantium.  Allein  ein 
stropbenloses  Lied  ist  niclit  nur  in  der  Edda,  sondern  überhaupt 
in  der  altnordischen  Dichtung  unerhört  Ein  Gesätz  raufs  also 
wohl  im  Harbarzljod  bestehen,  welches  immer  wolle»  Rask 
war  an  der  Herstellung  der  Strophen  verzweifelt-,  und  folgte 
der  Eintheilung  der  grossen  Ausgabe.  Die  Wiederherstellung 
beruht  dem  ersten  Anschein  nach  auf  folgenden  Grundsätzen: 
a)  Die  Verse  des  Fornj-rda-  und  Galldralftgs  sind  «larin  unter 
einander  gemischt  b )  Die  Verse  des  alten  Gesatzes  haben  bald 
ihre  ursprüngliche  Kürze,  bald  sind  sie  zu  acht  Sjlfien  ausge- 
dehnt. In  manchen  solchen  Fallen  müssen  sie  getheilt  werden« 
c )  Nicht  jede  Frage  und  Antwort  bildet  eine  Strophe,  sondern 
das  Gesätzmaas  ist  sehr  oft  unabhängig  vom  Inhalt,  wie  auch  in 
den  besten  der  andern  Lieder  d )  Der  Sinn  läuft  von  einer 
Strophe  in  die  andere.  Diivon  giebt  es  auch  in  den  übrigen 
Liedern,  besonders  des  zweiten  Theilcs  Beispiele  genug.  eJDas 
Gesätz  ist  achtzeilig,  ein  verdorbenes  Fornyrdalag.  Versucht 
man  nun  nach  diesen  Grundsätzen  die  Wiederherstellung,  so 
werden  die  5S  Gesat/,er  des  Liedes  auf  3  )  bis  36  h erabgebracht, 
aber  so,  dafs  kein  Vers  aus^estosscn  wird,  daher  auch  bald  j 
bald  9  Verse  auf  die  Strophe  kommcu.  Das  kann  uninöglich 
richtig  seyn,  der  letale  obi{;<  r  (ivuMdsat/.o,  dafs  die  Strophe  ein 


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47^  Ausgabeu  der  beidea  Edden.. 

verdorbenes  Fornyrdidag  sey,  ist  also  iinzolinig  und  unrkMg; 
Dm  eigeiitliche  Gesätz,  worin  dis  Lied  urtpriinglicli  abgefalit 
war,  ist  mithin  das  Galldralag ,  und  zwar  aus  folgenden. Gran- 
den i)  £&  steht  noch  volisiäudi^  St.  4^-  a)  Es  ist  umt  ImcIi* 
ter,  dies  GesÜlz  als  Gnuidla$re  des  Liedes  nacbznweiseny  ib  das 
Fornjrrdalag 3)  Die  Aehiilichkeit  mit  den  andern  Fragliedepi 
( Skirtu  f.,  lyslsm  m^j  Ah*  m*,  Ft^h.  m.>  Grtmn.  m.,  Lokus,) 
erfordert  das  Gaifidralag;'4)  Es  g^^^bt  mdir  Beispiele,  dafs  diei 
Gesalx  in  das  Fomjrrdala^  aufgelöst  worden  als  umgekehrt  (im 
M^.pam.  et€»J*   5  ^  Die  Einleitungsstrophe,  die  einige  Hdss»  ha- 
ben, und  die  starke  Ver^hiedenheit  derselben  Hdss«  m  St*  4 
sind  im  Galldraiag  abgefa&t«   Die  Ursachen ,  warum  das  Lted 
so  verdorben  auf  uns  gekommen,  mdgen  diese  sevn :      e$  war 
.kein  Hanpdied  der  Edda»  yerlor  daher  in  der  ^Ueberlieferutfg 
früher  seine  Gestalt  als  die  wichtigern  Gesängt  ^       es  wurde 
aufgeschrieben,  als  es  bereits  aus  der  Erinnerung  zu  verschwin- 
den drohte,  also  in  Bruchstücken  und  Verderbnissen*  Mehr  und 
besser,   als  man  noch  von  dem  Lied  wufste,  konnte  man  nicht 
aufschreiben,  daher  sind  aucli  manchmal  die  Stabreime  so  schlecht, 
oder  fehlen  ganz«    Grade  danuii  i:>t  das  Hntbaizljod  ein  guter' 
aiissercr  Beweis  für  die  Acchtlicil  der  Eddalieder,  denn  Nachhülfe, 
Ausfüllung,  Ergänzung  und  Verschönerung   des  Lügners  und 
Verfälschers  hätten  ein  ganz  anderes  Lied  hervorgebraelit» 

St.  1  lautete  wahrscheirjliei»  also:  hi>evr  er  sA  s^'eüin  \  hper^ 
Jörn  si>cüii  iimborüin  1  er  stendr  etc,  VgL  Fafn»  in»  St,  i*  Die 
6t.  2  läfst  sich  auf  äluilichc  We.se  herstellen,  doch  fehR  im 
Schluisvers  der  zweite  Stal>reinj.  Beide  Str.  bildeten  Ein  GqU^ 
drcdag.  Der  doppelte  Stabreim  in  St.  3  v.  3,  4»  ^)  ^  ^^'«^^ 
an,  dafs  Verse  zusammengezogen  worden.  Ebenso  St.  4  v.  4i  5» 
Der  V.  3  ist  dort  Zusatz,  feldt  autli  in  einer  Hds.  Die  St.  5» 
bat  R.  richtiger  al)gelheilt  als  die  t' rosse  Ausg.,  der  Mabreiin  la 
den  2  ersten  Versen  ist  aber  sclileclit.  St.  6  sind  die  3  erst« 
Verse  riehfig,  der  vierte  Zusatz,  der  fünfte  verdorben.  Durck 
die  Lesarten  anderer  ildss.  lafst  sich  das  Gesätz  zur  Noth  her- 
stellen.  St.  8  ist  ein  vollständiges  Galldralag ,  es.  mufs  nur 
5,  6  gelesen  werden:  but/iat  hann  flytja\  hle/iniinenn  oh  hroisa 
thj'öja*  Die  r{di;enden  Verse  siiid  verdorben.  In  der  St.  9  smü 
die  3  ersten  Verse  der  Anfiuig  iimes  Calläralags,  der  4ie  scheint 
Zusatz,  5  und  6  acht,  ooschon  Thors  Bruderschaft  zum 
sonst  nirgends  in  den  Edden  erwähnt  ist.  V.  J,  8  hiesseii  viel- 
leicht: Thrädvaldr  irotfia  Thoir,  V.  9,  lo  hat  liask  hesser  ab 
di'>  grosse  Ausg.  abgelheilt,  sie  sind  ein  au JiiJJender  Rundren» 
mit  schlechtem  Sla})rcinie.  St.  12  v.  3,  3  hat  Rask  wieder 
besser  abgetheilt.  St.  i3  v.  1  hat  keinen  Stabreim,  v.  2  »"^'^ 
«ethedt  werden  i  thvi  m  s^aiha  \  um  vdgiiin  Ui  tlä/i,  walurscbciu- 


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Ausgaben  der  beiden  Edden. 


473 


.liclitt  war  es  ein  alter  Scblafsvtt^  dem  die  Worte  tä  Min  'fehl- 
teo;  V.  4  ^  -wieder  io  2  zu  theilen,  bei  dem  scMecliten  Stab« 
reim  des  Liedes  darf  wohl  sveini  auf  skrkla  folgeft,  känginyrthi 
trennte  Rask  mit  Becht  in  eben  besondern  .Vers.  St«  1 5  y.  i 
bildet  hiM  wieder  einen  schlechten  Stabreim,  den  letzten  V.  der 
Str.  trennt  man  besser  in  3 ,  so  oft  er  Yorkommt.  ■  Vielleicht 
war  er  ein  standiger  Rundreim,  wie  man  in  Vtifthr.  m.  und  ia 
andern  Liedern  findet.  St.  i6  ist  leicht  herzustellen,  i  und  % 
bleiben,  3  und  4  hiessen  g^anz  deutlich  i  «7^  er  Mgroen  h,^,  6 
und  6  bleiben,  und  die  beiden  letzten  sind  nur  i  Vers.  St.  17 
ist  bei  Rask  und  in  der  grossen  Ausg.  unrichtig  abgetheilt,  mufii 
heissen  hi^erso  sniauuho  jrthr  \  kmor  etc.  St«  18  sind  deutlich  ' 
%  Gaüdralagtß  also:  Sparkar  ete*  f  ef  oss  etc  |  thaer  ^  sanäi 
suna  undo  \  horsear  etc,  \  ef  oss  etc.  |  ^Aaer.  ör  doli  grund\ 
umgrofo.  Djüpom  ist  Zusatz.  Iiel  dalf,  weil  ,  es  gewöhnlich  da- 
mit verbunden  wurdo,  «$*•  Helgaq,  Hading.  St.  a8;  Das  zweite 
.Gaüdralttg  beginnt  mit  r.  9  und  ts  wird  nach  dem  Wort 
f;eth  getheilt.  Aus  dem  Rundreim  des  isten  Verses  sieht  man 
nun,  dals  -die  Rundreime  Schlüfsrerse  des  GaUdralags-inmn» 
St.  19  iist  der  3te  V*  verloren,,  mit  dem  5ten  Verse  ist  die  Str. 
«US,,  die  3  folgenden  sind  der  Anfang,  und  de£-4te  derSchlufs^ 
Tcrs  einer  neuen  Strophe.  Str.  26  i,  a  istf  in  der  grossen 
Ausg.  besser  abgetheilt,  mit 'dem  6ten  Verse  s^liefst  die  Str;^ 
der  7te  mufs  in  2  getheilt  werden  und  ist  der  Anfang  eines 
neuen  Gesatzes,  dessen  fernere  Brudistucke  die  Str.  2*4  enthalt^ 
deren  ister  V.  bei  Rask  gar  keinen,  in  der  grossen  Aosg*  einen 
scbiechten  Stabreim  hat.  Zwischen  3  und  4  der  Str.  22^  sind 
2  V.  ausgeiallen.  Die  Str.  23  ist,  den  Schlulsvers  ausgenon^- 
men,  ga^z  in  ein  Farffyrdalag  aufgelöst,  dagegen  in  Str.  24 

6  Zusatz,  der  »ch  aus  v.  2  versteht,  und  die  übrigen  Verso  bil- 
den, ein  GaUdrahg,  Die  folgenden  Gesätzer  sind  sehr  ver* 
dorben,  zu  bemeriLen  ist  Str.  27  und  Lokasenm  Su  5j* 
In  der  Str.  3o  stehen  wieder  ganz  richlig  die  3  ersten  Verse 
als  Halbstrophe  des  GaÜdralags,  die  drei  folgenden,  sind  ver* 
dorben..  Nimmt  man  St. ^37  den' V.  4  als  Zusatz,  so  isjt  das 
Gaüdrclag  vollkommen.  St.  38 ;  di,e  3  ersten  Verse  sind  eine 
richtige  Halbstrophe,  ebenso  Ges.  4o.,  wo  der  ^e  Vers  Zusatz 
ist.  Li  der  Str.  4^  ist  gar  .kein  .Stabreim.  Ges.  Sfi  ist  eine 
richtige  Halbstrophe,  und  bildet  mit  Ges.  5i.,  wo  der  4te  V. 
Zusatz  ist,  ein  richtiges  GaUdralag,  St.  52  hat  zweierlei- Stab- 
reime, ein  Zeichen  des  Verderbnisses. '  Die  3  ersten  Verse  ia 

>  Ges.  54  sind  eine  richtige  Halbstropbe^  der  4<e  V.  Zusatz,  lu'd 
der  5te  und  6te  sind  aus  3  Versen  zusammengezogen.  .Mit  V* 

7  langt  eine  neue  Str.  an,  die  'mit  dem  Vers  der  Sir.  55  schliefst» 
Die  g^osse^  Ausg«  hat  Str.  54  t.  1  bj  i  i  besser  abgetheilt  als 

» 


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.  474         Ausgaben  der  beiden  EddeiL  < 

Rask.  St  3  und  St*  fiS  ht  <Ur  Stabreim  telir  schleck.-' 

Es  läfst  licli  also  wohl  das  ur«prmigHche  GaUdrtdag  dieses  Lie- 
des nachweisen,  alleio  'es  wieder  benosteUen,  wSre  xweck-  and 
fruchtlos,  der  Teil  mafste  willkuhrlich  geändert  werden*  Ei 
ist  mit  Nacbweisuog  des  ursprünglicheD  Yersmaalses  schon  so 
viel  gewonnen,  dafs  dlesd  Lied  nicht  mehr  ab  ein  Sflinderliii| 
und  regellose  Abweicluing  in  der  alten  Edda  erscheint 

4U.   Skirnis  För.    Da  sie  zu  den  ZattherfiÄdern  fCflff" 
drar)  gehört,  die  Magie  aber  sehr  vielseitig  war,  so  sbd  die 
Zusätze,  die  grad  in  den  Stellen,  wo  von  der  Zauberei  besoii^ 
ders  die  Rede  ist,    vorkommen,    leicht  begreiflich,    denn  M 
sind  landschaftliche  Verscliiedenheiten  des  Zaiiberverfahiens.  St; 
4o  V«  3  ist   erläuternder  Zusatz   des  folgenden  Verses.  Djs 
dunkle  Wort  T/iyrja  macht  diesen  Vers  noch  niclit  unächt,  da 
er  doch  genauer  zu  Jotunheirn  Äimmt,  als  V*  3» —  St.  IS  V.  J 
fehlt,  was  Rask  und  die  grosse  Ausgabe  S.  n.\  JVotr  m.  an«^ 
gen.    Gunnarr  Pdlssonr  füllte  die  Lücke  aui  dreiiaclic  Wei« 
auS|  welche  Vermuthungen  sehr  entbehrlich  sind»    Die  grosse 
Ausg.  sagt:    cum  autor  luden f er   varict  in  numero  stropkarumi 
facitfs  carere  poterimus  hic  strophd  tertiä,  wo  stropha  wiedtf 
nichts  anders  als  i>ersus  bedciitet,  wie  ich  bei  der  HymisquiOä 
schon  geteigt*    So  leicht  nehme  ich  die  Sache  nicht.    Für  d» 
lubentet  vmm  ist  der  Beweis  zurückgeblieben,  wäre 
Magnussm  nur  einen  Schritt  weiter  gegangen,  so  hätte  er 
Zusätze  geahnt  und  die  willkührlichen  Gcsätzer  schärfer  beut 
theilt*    St»  d5  fehlen  die  3  letzten  Verse.    St.  27  v.  3  oder  4 
nnd  Zusatz,  ohnehin  hat  nur  Gmnarr  Pdlssonr  die  Lesart  heina 
or,  aUe  Hdss.  ok^  wie  Rask  angiebt»    Glaube  man  nicht,  da>$ 
Bd  auf  Ndgrindr  in  St.  36  v.  3  Bezug  und  darum  an  unserer 
Stelle  Aechthei$  habe,  denn  horfa  heimi  or  ist  hier  weit  bedeut- 
VoUer  ab  snugga  Heljar  tiL    St.  28  v.  4  ist  blos  v? eitere  Aus- 
lubrung  des  V*  3,  ein  unbedeutender  Zusatz.    St.  29  v.  7 
ein  dnnkler  Zusatz,  der  durch  die  Note  3i  S*  82  der  grossen 
Ausgabe  nicht  deutlich  wird.  Dafs  unter  dem-  doppelten  Schnitr^ 
in  der  Magie  der  Liebe  etwas ' verstanden  war,  will  ich  n 
laägnen,  ich  weifs  aber  nicht  was.  St.  3o,  3i  sind  m  der  gr 
«en  Ausg.  fiibiA,  bei  Rask  aber  richtig .  abgeth eilt.    St.  Jo  w 
ut  ZusaTi,  der  fast  diwelben  Wwte  des  Torigen  Verses  wieder- 
bolt,  und  nur  sagen  will,  dafs  man  statt  kostaioM  «'^^J^*"  3, 
dem  Orten  kosiaimm  setale*   Vgl.  Thrj  msq.  3i  ?.  9- 
'    Ibhll  der  ^  Vers,  und  St.  33  ist  der  4te  ein  wiederbo  ender 
Znsatz,  wie  jener  in  St.  3o  t:  7,  dagegen  fehlen  der  i>t. 
die  3  letslen  Verse»   St.  35  bt  verdorben  aber  etwas  schw 
berzustellen«   Da  Skim^s  Fahrt  einen  inncrn  Zusaifamenhan 
dem  Bd9(mäL  St,  io6  flg.  hat,  so  ist  ohne  Zweifel  der  Jtc  y 


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.   Ausgäben  der  beiden  Edden,  473 

Sffilr  Suttanga  für  acht  anzunehmen,  der  4t«  aber  für  i^atz^ 
<la  sonst  Aslithar  als  Götternamen  nicht  vorkommt^  und  olmehin^ 
wenn  er  stehen  bliebe^  im  5ten  Vers  ec  den  Stabreim  haben 
inürste,  was  gegen  die  Regel  und  auch  grade  hier  unstatthaft  ist, 
wo  der  INachdruck  gar«  nicht  auf      liefet.    V»  6  bleibt  also  als 
acht  stehen,  obschon  er  beim  ersten  Anblick  eine  blos  verstärkte 
Wiederholung,  des  5ten  ist.    Gründet  man  darauf  die  Behaup- 
tung, dafs  hiernach  auch  der  8te  Vers  als  verstärkte  Wiederho- 
lung des  jten  als  acht  stehen  bleiben  müsse,  so  bemerke  ich 
dagegen,  dafs,  da  Fre/r  (auf  den  sich  doch  diese  Strophe  zu- 
nächst bczichtj,  die  Sehnsucht  ist,  der  hier  nothvvendige  Gegen- 
satz nur  der  Genuls  (glaumr )  seyn  kann,  niclit  aber  die  Frucht 
(nyt),  also  der  jte  Vers  acht,  der  8te  /.usatz  Ist. —  St*  37 
4  eine  umstellte  Wiederholung  des  Verses  3,  um  wenigstens  eine 
vierzeilige  Strophe  zu  bilden,  da  die  Erinnerung  die  3  letzten 
Verse  des  sechszeiligen  Gesätzes  verloren  hatte.    Derselbe  Fall, 
wie  bei  St»  33.   Ausserdem  ist  auch  der  Vers  :  maer  af  nimom 
munom  nicht  ganz  sprach  richtig,  denn  munr  oder  munir  heifst 
in  der  alten  Edda  die  Freude  und  Lust,  die  der  Mann  vom 
Weibe  empfängt,  Gamnn  ist  hingegen  das  Vergnügen  des  Wei- 
bes vom  Manne«    Beweisstellen  sind  Skirnis  Jör  4*  v.  6,  St» 
42  v.  G,  St.  43  V.6,  St.  4  V.  6,  St.  20  V.  3,  St.  24  V.  4»  St.  26  v.  3, 
St.  33  V.  3.  Die  liauptstelle  ist  JF/o7.r.  m,  St.  44  v«  6,  St.  5i 
V.  2,  3*  Vgl.  Munarlieimr,  Hdgaq,  /.  St.  1  v*  4»  Munarlaus, 
Godrünarq»  /.  St.  4  v.  4»    St.  8  v.  8#    ßrynh,       //.  St.  38 
V.  lo.    Derselbe  Unterschied  ist  in  den  altteiitschen  Wörtern 
Minne  und  Gomman  bemerklich,   jener  Begriff  gehört  dem  *  . 
weiblichen  Geschlechte  an,  dieser  bezeichnet  den  Mann,  ist  noch 
übrig  im  jetzigen  Wort  Braütigam,  und  hat  wohl  Zusammenhang 
mit  dem  griechischen  y9tju.doü.    Vgl.  meine  Geschichte  des  Hei- 
denthums S.  373   Note  428.—^  St.  38  hat  Ras/:  fehlerhaft,  die 
grosse  Ausgabe  (^was  den  V.  7  betrifft)  richtig  «bgetheilt,  näm- 
lich V,  3  und  4  *ind  nur  einer,  das  doppelte  ok  i^t  Zusatz,  oh- 
nehin lassen  andere  üdss^-das  xwdte  ok  aus,  wie  die  grosse 
Ausgabe  bemerkt. 

yj.  Hraf nagaldur  Othins*  Ohne  Zusatz,  wie  das 
Alv'ismdl ,  ohne  dais  aber  auch  hier  die  Anlage  des  Liedes  die  ^ 
Zuthaten  unmöglich  gemacht  hätte.  An  der  eddischen  Aechtheif 
des  Rabenrufes  haben  die  Herausgeber  und  -Erklärer  der  Edda 
gezweifelt  nnd  es  ist  wohl  Pflicht,  das  Meinige  zur  Entscheidung 
der  Streitfrage  beizutragen.  Allein  der  Grund,  den  die  grosse 
Ausgabe  hervorhebt  (Tom.  I.  S.  XLI.  flg.),  dafs  der  Babenruf 
in  manchen  Hdss.  felilt,  ist  lui/.urcichend ,  *  denn  einmal  ist  die 
Einrichtung  und  ßeschalFenheit  der  Ildss.  so,  dafs  daraus  für  die 
Unäcbtheit  der  fehlenden^  Lieder  nicht«  gefolgert  werden  kann. 


1 


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476         Ausgaben  der  beiden  Edden» 

•  ^ 

i]n(l||(weitens  )iaLen  die  Heraiisgcber  nur  hie  und  da  das  Altcf 
einer  Hds»  bemerkt,  im  Gan/,eu  aber  keine  Untersuclmnn^  dar- 
über ario;rstcllt,  aus  der  doch  fast  nllein^ie  relative  VoUstandi^;- 
keit  der  Hdss,  bciirtheilt  werden  miilste.  Durch  HÜssrre  Gründe 
bin  ich   also  nicUt  im  Stande,   etwas  entscheidendes  iiii/.Liriihren, 
sondern  ich  kann  nur  aus  inneren  Gründen  urtli eilen.  Ich  stelle 
meinen  Satz  voraus:    Der  Habenruf  ist  kein  ursprünghch  cddi- 
Sphes  Liedy  sondern  eine  aus  dunklen  U eberlief erungen  verfertigte 
Ausfüllung  und  Einleitung  zur   IVöluspah.    In  meioem  Buche 
S*  44o  Anmerk*  1S6  habe  ioh  bereits  dafür  Gründe  ana^efüiir^. 
hier  fuge  ich  folgende  Beweise  hinzu,   t)  Die  KennzeicheD  der 
spateren  nordischen  Dichtung  die  ich  oben  S  4     aus  gros- 
sen Ausg|J>e  angeführt,  treffen  beim  Rabenruf  ein,  nämlich  a)  Zcr- 
reissung  der  natürlichen  Wortfolge  und  gekuusteke  iuitzsteilttBg« 
St.  7       1 — 4,  St»  6  V*.  5— 8,  die  mit  den»  späteren  Zussts 
yöbufä  St*  4o  V*  1*^4  und  andern  Stellen  überein  kommeii, 
mit  welcher  Verdrehnug  des  Satzes  aber  nicht  die  kunstlosen 
Zwiscbensitxe^  die,  wiewohl  selten ,  in  den  alten  Eddaliedern 
Torkommeo  (s«  B*  HivomU,.^.  t,  Faf^,  m  St  4g)  zusam- 
men in  werfen  sind«  b)  Gesuelite  Redensarten,  gelehrte  Aospi^ 
langen  auf  Sagen^  Dunkelheit  der  Worte  nicht  der  Sage,  so  dals 
man  merkt,  der  Diekter  wolle  ^lit  der  Sprache  nicht  recht  lier- 
«us»    Beweise:  St*  9  v«  3  perpir.  St«  6  v*  a  förvitin.  Su  8  v« 
3,  4,  St.  9  V*  3,  St.  to  V.  4  WÄ  heimis.  St«  la  ?•  4  f^«"«- 
V,  6,  St«  §4     7,  Sl.  47  V«  3,  Sl«  a3  y«  i— 4  n.  f.  w«  — 
a)  Den  Eddaltedern  des  ersten  Theiles  ist  die  Beschreibung* 
fremd,  weil  die  Bedeutsamkeil  ihr  Zweck  ist,  besehreibemle  Ue- 
der  sind  immer  jünger  und  unachter.   Der  Aabenmf  neigt  sich 
offenbar  zn  der  beschreibenden  Art«   Beweise:  ,>U  4     ^ — ^ 
mA  unnjJthige  Ausfuhrung,  und  die  ganze  Str«  5  desgWdien» 
6«  V«  isl  ein  mattes  Geschlechtsregister  und  die  fj^n»^ 

Str.  7  nur  weitere  Ausführung,  ist.  i4  ist  wieder  nur  breitere 
Auseinanderselj^ung  der  St.  i3^    So  auch        24  b&  zu  Ende» 
3)  Im  Rabenruf  ist  ein  änqsliiclics  Streben  sichtbar,  die  duukj«" 
lind  dogmatischen  Worte   der  alleren  Lieder ,  Vorsuglich 
ff^öhtspah  beizubehahcn,  wie  ich  sclioii  anderwärts  gezeigt.  Ich 
fuge  hinzu:  St.  5  v.  2  ra^'ihidlj  v  3  lae,  v  5  i  mo0nm  brfOO^ 
St.  10  V.  j,  2   in  Bezug   auf  Dacnns.  ^t» 
hljrrnir  u.  s.  w. —  4)  Aen^stlichc  Sorge  für  das  Vcrsmas«, 
che  schon  die  Skalcia  und  Kenningar  voraussetzt;  eine  ^erff* 
falt,  die  in   den  alteren  Liedern    nicht   statt   findet,   weil*  «J 
wirklich  im  Slunde  des  Volkes  gelebt,  daher  mit  Zusätsen  »»d 
Auslassungen  verdorbtu  wurden.     Der  Rabenruf  ging  sO  W«" 
»ig  unter  dem  Volke  als  das  Soladjothj  darum  sind  beide  ^ 
frei  You  Zusätzen,  die  in  einer  lebcudigea  Uebcrlieferung 


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Ausgaben  der  beiden  Edden.  477 


vcrmciJIicli  gewesen  wären.  Das  Gesätzmaas  ist  niclit  das  ult" 
e'mhche  Fornyrtlialag,  wie  es  die  Skalda  S.  a68  aulstellt,  und 
worin  die  IVöluspafi  und  andere  Lieder  gedichtet  sind,  sonder« 
das  Stujhent ,  wip  es  daselbst  (S.  261)  angegeben  ist.  Jedoch 
bleibt  auch  diesem  Maafse  das  Lied  nicht  ganz  getreu,  und  wenn 
es  gereimt  wäre,  würde  es  völlig  mit  der  kleineren  Riuihenda 
Skalda  S.  q63)  übereinstimmen,  —  Das  Lied  hat  also  vieles 
gegen  seine  eddische  Aechtlieit,  was  aber  die  llauptsadie  ist,  so 
stimmen  die  Angaben  in  St.  6  —  8,  und,  wenn  man  streng  seyn 
will,  das  ganze  Lied  nicht  mit  den  übrigen  Sagen  der  Edden 
übe^'ein,  und  der  Rabenruf  wird  fast  durch  nichts  zulässig,  als 
durch  den  Inhalt  der  ersten  und  letzten  Strophe  der  Vegtanis^ 
quida.  Dies  war  der  Grund,  warum  ich  jenes  Lied  in  der  Ge- 
schichte des  nordischen  Heidenthums  wie  eine  Quelle  benutzt 
habe.  Rask  mu^ste  zu  dem  Rabenruf  seiner  Dunkelheit  wegen 
manche  Vermuthungen  machen,  die  sich  zum  Theil  als  nothw en- 
dig aufdrängten,  wie  die  Herstellung  des  Textes  >t.  3  v.  4,  2, 
die  ausser  den  angegebenen  Gründen  noch  durch  das  Grimn» 
m.  St,  20  gerechtfertigt  wird,  zum  Theil  aber  auch  unzulässig 
sind,  wie  St.  12  v.  3  der  Vorschlag  twom  statt  giyom  zu  leseoi 
welches  letztere  «ber  die  AnLige  der  Strophe  eriojdert.*)  «  \ 

44*  V e gtams quida.  Dieses  sebdiie  Lied  ist  sehr  un- . 
verdorben  auf  uns  gttoimnen^  nur  in  der  St  16  ist  ein  Zdsatz 
und  eine  verdorbene  Lesart  Y*  s  steht  namlicli  i  vestur^studom, 
darSber  bähen  Gwmarr  Pauk'  f  Paidsen )  and  Guimund  Mag^ 
mmts  mancherlei  gesagt,  Ra^austW'SavUm  Torgesddagen,  weil 
Bmdr  gewifs  ein  Riesenweibi  wie  Gridr,  Gerdt  n*  A*  gewe- 
sen, also  im  Osten  gewohnt*  Das  ist  aber  der  Grund  nichf^ 
sondern  Saxö  grammat,  lA^  tlU  X  6f  ed.  Klotz,  der  die  Rindr 
eine  Rassische  Fur8tentocfatel^  nennt.  Die  einug  richtige  Lesart  ' 
ist  vetw^savlom,  die  sich  Gudmund  Mtignaeus  geaehen  an  haben 
erinnerte«  Der  Zusata  ist  v«  3,  4»  welche  aus  der  Vöfmh, 
3j  wiederholt  sind.  Denn  die  ^chlufsrerse  des  .Gesätzes  dürfen 
nicht  aosfidlen,  aber  t*  3  and  4  verwirren  etwas  den  Sinn,  in- 
dem hier  anter  Oihms  Sohn  Hai^,  St«  i3  and  i4  «ber  BaUi^ 


• 

*)  Den  Namen  Jdnm  (St.  i5  )  scheint  allerdbigs.eioe  Gtittfai  se>. 
führt  zu  haben,  ob  aber  Ithum^  wie  die  grosse  Ausgabe  versi- 
chert,  das  ist  noch  zweifelhaft  In  ilen  Kennin^r  bei  Resen  und 
Rask  kommt  nichts  davon  vor.  Dagegen  wiid  in  der  Haralldt 
S^a  ens  bärfagra  €•  J9»  eine  Dichteria  Jorwt  erwähnt,  deren 
Kamen  eben  so  gut  van  jenef  Göttin  al^cleitet  aeyn  kann,  als 
Thorolf  von  Thorr  u.  s.  w«  Das  Starotnwoit  JiHnm  ist  JVV, 
ich  will  nicht  la(i;;nen,  dafs  es  mit  J^^vttvUr  SBStBUnenbiuig^  ^ 

4cimo6h  ist  dcjt  liimea  imtcUiut» 


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Aufgaben  der  beiden  Edden. 


dwr  dbrnnter  vmtaiideii  ist*   Da  die  game  Stelle  mit  der 
itupi  zusammeiistlmnit,  so  kdnneii  aus  diesem  woU  zwen  Vene 
SU  vid  bieriier  gezogen  sejD.    5^»  «8  und  19  sind  nur 
und  in  ,der  grossen  Ausgabe  riditig  Terbunden. 

43*  Gr&u  galdr*  Rask  setzte  dieses  Lied  in  den  efslot 
ffaeil  der  alten  Edda,  Weil  es  mit  dem  zweiten  keinen  bemerk- 
baren Zusammenhang  hat.  Dersdben  Meinung  ist  die  grom 
Ausgabe  Tom.  IL  S.  968  .die  es  überdies  für  unTollstandig  ver* 
muthet.  Was  daselbst  S.  536,  Anmerk.  1.  iSber  dim  Lied  ge- 
sagt ist,  enthSlt  nicht  etwa  eine  kritische  Erörterung,  sumSem 
gewöhnliche  Dinge  über  die  Todtenweihsage,  die  doch  aus  der 
f^egtannqidda  hätten  vorausgesetzt  werden  und  wegbleiben  kön- 
nen. Die  Stellung  nach  der  f^egtanisquida^  die  /?ajX'.  dem  Liede 
gegeben,  ist  zwar  anscheinlich  die  beste,  klart  aber  doch  den 
Zusammenhang  desselben  mit  den  Götterliedern  nicht  auf.  Der 
HauptiWeifel  gegen  seine  eddische  Aechtheit  aus  St.  i3  v.  6 
ist  durch  das  Glossar  Tom,  IL  u.  d.  W-  KÄstim  gehoben. 
Dennoch  übersetzt  Afzelius  Christen  quinna ,  w  as  scIiou  in  Be- 
lüg auf  Niflvegr  im  v.  3  unrichtig  wird.  Zusätze  finde  ich 
keine,  ausser  einem  St.  10  v.  7,  den  ich  schon  oben  beim  Kii' 
naCal  St.  12  v.  7  als  unnächt  gezeigt  habe.  Die  Verse  der  St. 
lo  theilt  Rask  hesstT  ab  als  die  grosse  Ausgabe. —  "Welche 
Bedeutung  aber  dies  Lied  habe,  darüber  schweigen  die  Heraus- 
geber gröistentheils,  darum  ist  es  wohl  Pflicht,  weiter  zu  for- 
schen. Der  gleiche  Anfang,  den  dieses  Gedicht  mit  dem  Hpid" 
itdjöth  gemein  hat,  ist  nicht  ohne  Sinn,  wie  ich  so{;leich  /ei^^m 
werde,  da  er  nämlieh  nicht  Zufall  oder  Nachahmung,  souileru 
AUcs  im  Grougaldr  acht  eddisch  und  daher  im  Gedankengange 
sehr  ungekünstelt  und  deutlich  ist.  Schon  der  Namen  zeigt  em 
Zauberlied  an,  das  Strophenraaas  ebenfalls,  und  so  gehört  das 
Lied  zu  der  Reihe  des  Hivamils,  in  dessen  Gedanken  wohl 
auch  ciu  Theil  der  Bedeutung  des  Grooliedes  liegen  wird.  Of- 
fenbar wird  dies  durch  St.  7  v.  3,  wo  Urthar-lokiir  vorkommt, 


Mß99  oriwc  MUDenieOy  weicnes  dazu  genori,  ist  uic   

qidda  1.  Su  5  flg.,  aus  dessen  Stellung  unter  den  Heldenliedern 
und  dessen  Bedeutung  viel  für  den  Inhalt  des  GrougM' 
Wonnen  wird.   Im  Rimatal  werden  i8  Ronen,  im  Groalmi  g 
GMrar,  in  dar  BrynhäUatfuida  7  Ronen  und  a  iUüischiag<^ 


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Ausgaben  dar  b^d^n  Bdden,       '  479 

• 

gegeben;  da  diese  Lieder  im  Inhalt  sich  entsprechen,  wird 
dies  auch  mit  deu  Zaiileii  der  Fall  sejn.  Zeü«;uno[  und  Geburt 
ist  der  Inhalt  des  Ukvam^ls ,  wie  oben  nachgewiesen,  damit 
ctinimen  jene  Zahlen  überein,  und  der  Grougaldr  mufs  einen 
ähnlichen  Inhalt  haben.  Diese  Bedeiitung  ist  aber  sehr  schwer 
SU  erforschen,  deim  es  kommt  dabei  auf  drei  Dinge  an,  die 
gleich  dunkel  sind.  Wer  ist  namli^  Qroa ,  ihr  Sohn,  und  ivas 
will  die  Wanderung  desselben  sagen?  Man  hat  auf  die  gleich« 
naraige  Frau  des  j4vrsfaiidill  hingewiesen,  weil  sonst  nirgend» 
dieser  Namen  in  der  Edda  vorkommt,  wornach  .das  Lied  zu  dem 
Sagenkreise  Thors  gehörte.  Ware  dieser  vielleicht  gar  jder  Soha 
der  Gröa,  und  stünde  diese  etwa  für  die  Jörtk ,  Thors  Mut- 
ter? Denn  die  Worte  der  Gt6a  St.  i5  v.  4  a  j artkföstom 
jitemi  siöth  ek  haben  doch  Zusammenhang  mit  der  Lehre  im 
Lothfafn.  m.  St.  26  v.  a,  3  hvars  thä  a^^l  dreckr  ,  kjos  thd  ther 
jar  thar  megin  ,  und  dieses  stimmt  wieder  ganz  mit  der  Hymisq, 
3i  V.  8  iibcreiri,  wo  Hyniir  dem  Thor  seiner  Kraft  wegen  vor- 
wirft: l/m  ert ,  ai'ldrj  of  heilt,  AU  dieses  geht  auf  den  Inhalt 
des  Hi'vamils,  besonders  St.  i3  —  iS,  22,  io6  flg.  und  ebenso 
entspreclien  sich  gegenseitig  Lothfafnism,  St.  3  —  5,  22  und 
Gröug.  St.  i3,  14.  Der  Zusammenhang  dieser  Lieder  is;  also  wohl 
offenbar,  aber  damit  ist  der  Grougaldr  noch  nicht  erklärt;  seine  9 
Vorschriften  bezichen  sich  auf  das  Hintansetzen  des  Bosen,  den 
Schutz  anl  freudelosem  Wege,  hemmtCnde  Wasserströme,  hinter- 
Lstigc  Feinde,  Bande  und  Fesseln,  Meeresgefalir,  Kalte,  Zaulier- 
w  eiLer  i:  f  Todeswegen,  Gespräch  mit  dem  Biesen.  Dem  Gange 
des  Liedc^  nach  müssen  das  die  Uauptereignisse  seyn,  welche 
dem  Sohne  der  Groa  auf  seiner  Waqdrrung  bevorstehen ,  da 
diese  eine  Art  von  Seelen  Wanderung  ist,  so  müssen  jene  Ereig- 
nisse auf  irgend  ein  Leben  Bezug  haben.  Ware  der  wandernde 
Sohn  genannt,  so  würde  aus  obiger  ^Zusammenstellung  das  Ganze 
erklärlich.  Groa  selbst  wäre  nicht  so  schwer  zu  enlriithseln, 
der  gleiche  Anfang  des  Liedes  mit  dem  Hjndluljöth  rechttertigt 
die  Vermuthung,  in  Groa  wie  in  Hyiidla  (welche  die  kleine 
Wole  geouiiit  wini^t  eine  Wok  Qdfv  WiUkjfm  iMui£h|aea  zu 
köiuien. 

46*  RigsmaL  AJzelius  stellt  es  schon  mit  dem  Solarljoth 
«Is  nichteddisch  auf  die  Seite,  wahrscheinlich  durch  die  Aumer- 
kuug  von  Rask  bewogen.  Dieser  sagt  nämlich)  es  käme,  diese» 
Lied  in  keiner  Eddahandschriit  vor  als  in  der>  ^^^omischen,  wo 
es  aber  auf  einem  losen  Blatte  stehe  u^d  zur  jüngeren  Edda, 
der  es  vorangebt  ^  gezahlt  werde.  Es  scheine  durch  Irrt  h  um 
dah  in  gekommen,  oder  durch  Jemand  angelugt,  damit  nichts  ver- 
loren gehe,  denn  der  Inhalt  stimme  weder  zur  »$>iorraedda  noch 

Skdda,  sondero  mtks  stt  dea  Liedcru  d«r  ^omimdant^i^  der 


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I 


48o     ^  Ausgaben  der  beiden  Eddeo. 

f 

es  auch  Rask  deswegen  emTerleibt  habe.  Zu  dieseta  nicht  un- 
bedeutenden. Umstand  kommen  noch  andere ,  die  für  das  Lied 
niclit  günstig  sind  y  nämlich  i)  ein  gänzliches  Verderbnlfs  des 
Gesitunaafscs  und  zwar  dafs  man  m«ht  einmal  sielu,  ob  die 
ursprüngliche  Anlage  auch  achtzeilig  gewesen,  wie  sich  dock  ge* 
h&tt.  Dieses  and  dbs  Harbardsl^icd  sind  die  zwei  einzigen  unter 
den  Gdtterliedeni,  die  keiftu  StrophenLau  beobachten.  Nack 

•  der  bsetten  £rsahlnngsweise  des  HigmUls  darf  man  wiederholte 
Stettoi  (wie  St.  5  v.  3,'4,  7$  6  y.  3,  4-  St.  8  v.  5  u. 

'  A.)  nicht  för  ZusStzc  eridSren,  und  wenn  man  alle  solche  HeU 
lea  beseitigte,  so  wäre  das  rcd^e  Strophenmaas  doch  nickt  ker» 
zustellen.  2)  Wortbildungen,  besonders  im  Rondrefm,  die  sonst 
in  äer  alten  Edda  üirjgends  Vdrk6mmen|  wora|iter  besOiiders  das 
schleppende  nienr  äi  that  gebort,  das  wcriigstenr  iWÖlfiml  anfr 
gefiibrt  wird.  Z)  Das  aus  dem  Latei^iscbeii'  aufgenoniÄienc  Wdrt 
kidkar  St.  29  v.  8.  4)  Öi«  oflenbar  brmle  und  Weitschweifig« 
Erzählung  die  den  alten  Eddaliedern  fremd  ist.  Sie gdit  80 ,iird^ 
dafs  sie  sehr  uugescliickt  "wiederholt,  was  Rask  zu  -^tSipJ'iji 
bemerkte,  welche  störenden  Verse  j4fzeUus  vaii  ftpckt  io  der 
Uebersetzung  ausgelassen.  5)  In  der  5t,  33  sind  zw«niJ 
selben  Verse  wiederholt,  um  noch  einen  Vers,  der  gleichen  StäDj^ 
reim  hatte,  anzubringen.  Bisher  haben  sich  solche  Siellefl  (vgl. 
Skini.  f.  >X,  3o,  33,  35)  als  unäche  und  Zusätze  ^"^o^'JI^ 
sie  kommen  zwar  auch  in  den  Heldenliedern  vor  (f  ^^^tT^ 
hannr,  St.  1,  10),  allein  daraus  folgt  noch  nicht  ihre  Richtig- 
keit in  den  Götterliedern,  vielmehr  dicr  spätere  Abfassung  d« 
'  zweiten  Theiles  der  alten  Edda.  Wie  viel  auch  das  /^'oj?j^ 
gegen  sich  hat,  so  sind  doch  einige  Hauptgründe  fiir  die 
sehe  Aechtheit  seines  Inhalts,  niclit  seiner  Form,  die  durch  obige 
Gründe  wohl  als  luiächt  erwiesen  ist.  ?Sän)lich  a)  .der  Inhal  , 
ist  so  einfach  luid  klar,  wie  bei  den  besten  Göttcrliedern;  WSW 
er  fülscli,  oder  ein  Spiel  müssiger  Dichtung,  so  würde  darm  w 
Streben  unverkennbar  seyn,  gegen  die  licrrschenden  Sagen  ni 
zu  Verstössen,  wodurch  das  Lied  wie  der  Rabenruf  nothwendig 
geziert,  steif  und  unbeholfen  und  dunkel  geworden  wäre,  was 
CS  aber  nicht  ist.  b)  Die  vielen  Namen  welche  darm  (^U  12, 
i3,  21,  2a,  38)  vorkommen,  wird  kein  Kenner  der  Edda  als 
ein  Eizeügnifs  der  dichterischen  Freiheit  anselien,  sondern  si^ 
werden  wohl  wie  die  im  Grinmsmid  auf  einem  festeren  Oruua 
als  der  Willkühr  des  Dichters  beruhen.  Es  haben  diese  NamCß 
eanx  den  Charakter  des  aUeddisChen  Bedeütsamkeit* 

%  r  '  m         ^  .  s  ' 


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=  OU       Heidelberger  1822. 

•  Jahrj3ücher  '  der  Literatur,  ' 


Ausf^äien  der  beiden  Edden^ 

c)Ber  Inhalt  ist  selbstständig,  2«verlls«V  bdJ  u„l..l." 

i.(cl,t  eine  ängstliche  Ausfölluufund  Sl.^.^  T™""''' 
bcnruf,  daher  ergeben  sich  auch  ^t  Be^SinZ 
L.edorn  angesucht  und  ungezwungen    indTfrA»  B  ^  ""r'^''"' 
aui  di^  Föl,ji  belogen  Verden '"„'„.'wi  MeJteT'  ""^ 
St  4o,  42,  44  von  der  Runenlehre  u.^dnvZ.Twt'^'^ 
vorkommt,  wird  durch  das  RwuUal  d3.  ifS 
«od  Fa/,u.nnAl  St.  3.  flg.  vollEefSÄ^iT 
folgen  zvve  Ergebnisse-   «"^  Dac  /?'      ",.    0!'    4"*  dem 

.mes  aJteddisch^en  LT:L/dl?rdtÄi;t^^^^^^ 
der  Sage  nichts  vcränder  ,  aber  docb  viel!  l 

^.öiait  verschuldet  hat,  Weil  sielTki^ÄÄ^- 
unternommen  worden,    .«o  änA  ,   U  Dichter, 
einfachen  Gedanken:   R  gr  wLerte'  äl-'^^^'l^'^''' 
Ai  und  Edda  wohnten,  in  i7  Vene  b^T  ^  ""S  l**^' 

schmückt,  .nd  so  geht  ^  4  „T^rÄrÄV'f 

I    1-  '  L  Inhalt  mch  gehören  das  Ritrsm^l         u  j 

luljoth  zusammen,  jen«  e?iäW.  die  Geb««  iL  £^.1 

dergi:i^i.cÄ^^^^^^^ 

l«og  ist  bei  Rask  und  in  der^ÄrriShtt'"  87 
5o  V.  7  ist  Zusatz  und  aus  St.  46  v,  6 

Ursachen  wie  beim  AI  vis  mdl  mchw^  M~  ^J-  ■l"''''*" 
beide  Lieder,  wie  schon  die  Na^n]^U,^Z^f.'f'""Sr' 

mufs  man  z„X„    H.f!      l    i  "1  ««geschlichen,  so 

So  ist  St.  TÄis'S  w  I'^."'" 

«ogeHossen.     Den  ZusarnSn^  Lfw'^ii' '°  • ' 

Wie  <i;is  undfir^        D    .i«  1     .  »  »«a«r  iiieder,  dteren  eines 


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A$A  Ausgaben  der  beidea  Edden;  /' 

Er  läfst  sicli  tttcli  noA  defitUcW  Mchweisen.   Der  ThorwBt 
Fiülsvithr,  die  Fhmme  vor  der  Burg  ({>t.  a),<l,e  grussend« 
H  .nJe  (St.  43)  enteprechen  doch  als  Oleichstücke  dem  Uirt«, 
d,.r  Fb.nme,  .fc.  Hunden  m  Skimers  F«hrt  J^St.  ...  .7); 
sollest  Ji.  Darstellung  »tmuÄt  überein  (mau  »gl-  Sk'  ^";.  f- «; 
;  -  .3  .ml  I  jüls'  m.  a.  3-5).  V«  de..  H«lde.ü..d«. 
'  l.ört  B  r  y  n  1,  i  1 1  .h,  r  q  tt  i  d  a  L  r«  d«Mr  »«f^j?«« 
Gesü.."cn  vvtrckiM  dem  Fragenden  Geheimnwse  er8«iet,  «Dd  «- 
h,ü  diese  Lieder,  vvo.u  man  auch  den  Gr4ugaldr  »k- 
Zu  mufs,  nicLt  .....sonst  in  de.„selbe.,  V««««,  .«  6."ara- 
1«.  absefa  st,  stehen  also  i..  der  Reihe  d«.  HÄt.maU  Ih» 
kann  n.an  noch  durcl.  Stellen  bosti.umt  nachwewen,  d«m  te 
Kann  ni-  ,  3    ,  ^  -  _q  ist  doch  onlaugbar  ««t 

Zusatz  im  nun.itai         i  v.  7       »  j,.  llrthii 

j  w-i-  .n  <i  V  i — 3  ctsta.iden,  und  da«  uriB" 
dem  r  lols.  m.  3t.  st       »     ■»  >        .1.,  inl«» 

«rth  rSt  48  V.  4^  l-ezicLl  sich  docl>  aul  die  ürthar.lokor 
Orth  CS'-'*»';  '  ,s   vvelcl.es  icl.  sd.on  oben  mt  d«B 

im  Grouealur  (^bl.  7  v.  4;,  wt-.i-iu.^  ^  ;^  JA« 

Lothfaf.  m.  (St.  .  V.  3)  .usammcnoesteilt  Labe  «« 
^oM  merkwürdig,  da.s  alle  diese  L.eder  ^'-^  « 

Wbr  verwandten  Inhalt  zeigen  und  ^i-\8«g«»"'''?;trr  jtel ' 
L  B.  Fjöls.  m.  St.  23  und  K.'.natal  St.  1,  dafs 
VnsMeän  mit  dem  Vafthrüd.  m.  zusammen  hangen,  <W»» 
SÄ'nor  in  dieselbe  Reihe  sondern  vielleicht  auc  . o  d«, 
•selben  Inhdt  gehört,  eudüch    dafs  d.e  ^^-.">  l^/jj^el 
•  FiSla.  m«l  auf  das  Muster  der  die 
nimrar.  diis  Grimnism^l  hinweisen.    Hieraus  folgt,  d  « 
rS.«  d;,  ZanberUeder  sieb  in  drei  Stufen  »btheJt,  .n  Gebur«^ 
lieder.  Fraglieder  «nd  Namenlieder,  also  aus  AevUei^ 
•  die  Zaubefsprfflche,  ans 'der  Rage  d.e  J;»»»«»'''*  f  I  rskald. 
jüngeren  Edda,  ans  den,Namen  die  K.enningar  und  d.«  Skat 
«berhanpt  sich  entwickdt  haben.  '  .  j 

Das  Fjöls.  m.  ist  in  der  g»o«««  A«g/^«  !"fL„er- 
scher  Sorgfalt  behandelt  als  manche  andere  L.eder,  an.      ^ . 
kmigen' von  Raak  stechen  dagegen  sehr  dürft.g  aß-  r 
cbcn'de  Anmerkungen,  wi.  die  Nr.  6  i- '  ,  j.^,.!.' 
woz«  noch  Fjdl».  m.  St.  ((  v.       «1  laWen  f .  '^^'^^^ 
.  g,.uglg  go-nacht  werden -soUen.    Ueber  d.e  Bedeutu..g  dts^ 
des  wofsle  Gudmttnd  Magnaeus  (oder  JHagn  ^^^^ 
der  Einleitung  nickt  die  gehörige  Aoskooft  *a  geben,  se  ^^^^^^ 
wir  ein  geireüer  Teit,'  in  der  Hoffnung,  es  wir 
schon  nber  die  Bedeiitang  de.  Gedichtes  .w";«^^«''^'  ^lei,,;». 
das  bis  jetzt  geschehen,  wciis  ich  nicht,  ««»  "»«>        ;j  seiner 
beL   Srii.Uagi  k-i  iS.Fragen  vor,  ,  '„f  sie 

Braut  Menglavth  beginnt,  und  die  4  M«^';'"  die- 
Be^ug  haben,  so  wohl  anzunehmen,  dals  "''^i^','."  o 'j,ii,uii^ 
ses  LiebesverliidtBi.s  gehen.   Es  kommt  also  aut  Oie  • 


I 


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Ausgaben  der  beiden  Eddien*  483 

*  • 

cler  Menglöd  an,  diese  ist  dem  "Wort  nach  dic'Braut,  die 
sich  des  HuisLandes  freut,  womit  wohl  auf  das  Biisiiiga  meii 
der  Fre;y  ia  an<^espielt  wird,  oIiüc  die  Sache  deutlicher  zu  ma- 
chen.   Svipdagr  helfst    das  Auliitx  und  der  Scluitzgreist  des 
Tages,  sein  Vater  ist  det  Windkalte,  sein  Grofsvater  fiftr  Früh- 
lingskahe,  sein  Urgrofsvater  der  Vielkahe,  er  ist  also  ein  Ab- 
kömmling der  Kälte,  und  seine  Sage  bezieht  sich  auf  Zeitver- 
hältnisse.   Die  Vielkalte  ist  der  Mittewiiiter,  die  Frühlingskalte 
die  Nachlgleicbc,  die  Witidkaile  der  Vorsommer -und  dos  Tages 
Antlitz  der  Sommer.    Diese  BegrilTe  können  auch  bildlich  ver- 
standen seyn,  wom  der  Inhalt  der  Fragen  fast  iiothwcndi«^  führt. 
Denn  diese,  zusammen  gehalten  mit  dem  Ri'inatal,  Lotlifaf- 
nismul,    För'  Skirnis  nnd   B  ry  n  h  i  1  Id  a  r  q  u4da  kciimea 
nichts  anders  als  Gelieiralehren  über    die  Zeü^ung  und  Liebe 
enthalten,  aber  in  anderer  Hinsicht  aufgefalst  als  in  jenen  Lie- 
dern.   Ich  verzweifle  nicht  an  der  Mögliclikeit,  das  Fjöls.  ra. 
zu  enträthseln,   denn  wir  luiben  zu  viele  Sagen  von  der  Esche 
Yggdrasill,  die  als  Baum  der  Zeugung  und  Geburt  (Pliallus) 
doch  anerkannt  werden  mufs,  und  mit  dem  Mimameithr  im 
Fjöls.  m.   und  dem  vindgr  meithr  im  Runatal  eins  und 
dasselbe  ist.    Menglöd  kann,  auch  diejenige  sl^fn,  die  sich  der 
Unschuld  freut,    denn  Ring  und  Kranz  stehen  für  einander  in 
den   Sagen,  und  das  Kränzlein  bedeutet  ja  noch  jetzt  die  jung- 
fräuliche Reinheit.    Die  Erwähnung  des  Loki  und  des  Hae- 
vateinn  briugea  die  Sage  i  ut  Ballders  Tod  und  dem  Mi-» 
sti  Itcinn  zusammen,  da  diesi  i*  auch  in  der  L^Iire  von  drr  Zeü- ' 
gung  bedeütsam  ist,  so  bestättlgt  dies  im  voraus  meine  Vcnnu- 
tliung  über  den  Inhalt  des  Fjöls vinns  mals.    Ich  fuge  daher 
noch  einige  Nachweisungen  bei,  die  für  de^i  Erklärungsversuch 
des  Liedes  brauchbar  sind.     Der  Rundreim  (Re'frain  O  m- 
quaede)  Ist  vorzüglich  den  Zauberliedern  eigen,  im  Fornjr- 
thalag  kommt  er  in  der  Edda  nur  durch  Entlehnung  aus  dem 
Galldralag  vor»    Fjöls.  m.   i3  v.  6  methan  avld  lifir 
ist  wie  St,  i5  v.  6  der  Ausdruck  unz  rjufaz  regln  eine  in 
den  Zauberliedern  ständige  Redensart  für  die  Dauer  der  Welt,  . ' 
und  zwar  ist  jene  Formel  der  Gegensatz  von  dieser»    VergU .  ' 
Vafthr.  m.  St.  i6  v.  5,  St»  a3       6,  St.  39  v.  4  für  die  erste 
Formel,  und  das»  St.  52  ,  v.  4>  St.        w  4»  ^t-  27  v.  6  für  die 
zweite»   Zu  Fjöls.  m.   St»  3i  v.  2  vgl»  ebenfalls  Vafthr.  m. 
St.  35  V»  6»    Beide  Lieder  können  sich  also  gegenseitig  erläu- 
tern»   Eine  Veränderung   der  ersten  Formel  steht  in  Skirn» 
För,  St.  20  V»  5  und  in  der  Wiikina  Saga  c.  iC6,  wo  sie 
lautet;  methan  veravld  stendr.    Die  webende  Lohe  (Va- 
furlogi)   kommt  im  Fjöls.  m.  St.  32  v.  6,  in  Skirn.  För. 
Sl       T.  $  und  in  dtx  Jär/niiilldar^Hida  L  im  Eingang 

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A84  Ausgabeu  der  beiden  iJdden; 

,0f;  helfst  Bicbt  umsonst  die  .^eise  YUmme.  Das  Wort  ■ 
I.kTnni  ist  nur  acn  Zauberliedcrn ,  dem  ^ •  1^^ 
tbr  r  «^d  der  För  S kirn,  eigen.  Aalla  lo„d  .st  ,m  F,«l^ 
St  io74l  die  EnvUlurnng  des  Opfers.  Goltcslm.scr  wcrd« 
woU  '.»A  W«t  i-  d«.  Göttcrliedcr..  aT.,ef.,l.rt  (V  oluspa  S,. 
woni  «IV  ii««Ji„l  aber  n  keinem  eine  Upter- 

doppelte  .n««f  i«..:!:"'''^,Vn,%     oder  elnn  steh., 

Ii,  St.  l5  V.  1   irt  gleichgültig,   ob  ?,      ..„Hen  nur 

jedoch  wSr?  die«,  yomriebea,  wewoU  .n  be.de  b 
ion  zwei  Dingen  die  Rede  ist.   In  der  S  .      .st  sci.o« 
lleZas  n.lb  d«  W«r.ch*n  .ein  auigeMen  und  .ufc 
der  hiozusesetzt  werdw».    Virl.  G r.  m m.  m.  2 »,  ^9«  ^ 

„rspr«Ü,l.che  GesSti'die.e.  Hede,  ist  f -"f;t^':.i""'d:s 

.halag:  aber  vielfacb  Terdorbe«  "»r^  t  .„  rV  rse^vo.. 
ScLlufs-  oder  R..ndrei«ies.  Zur  St,  4  ^«'''5"  ^./^^  fici- 
St.  7-M  ist  Jüe  Ordnung  L  läuft, 

«piel'cn,  dafs  der  Sinn  von  f".*"  .^^^s'^Jpä  u,  '5. 
obschon  dieses  nicht  regelmässig  .st  (vgl.  V°'°»P'''p:  3..  .uch 
«g.Grimn.  m.  46  Hg.  Hjm.  ?.  8  17-  '  "j'^  3800,  S»;'. 
im  teütschen  Fo  r.ny  rthalag,  ^Jl  .üeUL.  n  355^^  •»»    '  j>^„ 

■  6236,  e.:..  u.  s*  !■»  H/ndlnU  7  Vv^e   Die  lol- 

■  zur  folgenden  Strophe  u..d  diese  «shhellt  mit  V«»  ^„ 

genden  4  Verse  gehören  zu  f «^^  Hj»««*»'^  J„tl  die  4  er- 
•    dieser  eine  ganze  Strophe.    I.n  GcsSt»  «4  W»  " 
sten  Verse  eine  Ausfüllung,  wie  «^^^t. 
ist  das  Gcsätz  riehtig.    In  der  Str.  i6  "«J»"  ^„Ustäai'S 
i„  de,.  2  letzte«  Versen  falsch  ^"««"f '.^t».  „  ist  «Ii» 

im  folgende..  Gcsätz  V,  5—8  vor  u..d  in        «»  J.  »»  ,„ 
zweite  Hallte  des  Rundreims  falsch  w-etoboh       «♦  / 
Gesatz  20  fällt  der  Ilundreim  in  den  2  ^^.^fT  in  dies« 
dieses  Gesätz  mufs  unmittelbar  d.e  J^f  j:1  Slroplitn- 

.  bleiben  ;,lsda„n  die  2  eisten  Verse  aus,  d.e,  „ufs- 
orduung  zerr.ss.  n  war,  hier  nüil.wcnd.g  ^a&es^  ^  Jet 
.  te.i.  Darauf  kommen  Str.  25,  26,  27.  ^  -  j  St.  K- 
Rundrcim  der  2  letzten  Verse  weg,  und  ^*^^  jf;  2J, 
die  4  letzten  Ve.  sc  Zusatz.  Nun  folgen  ^^ea  Endver- 
-  23  in  beiden  letzten  ist  jedesmal  der  RuDdran»  ^ 
«en  Zusatz,  da  er  schon  riclilif;  in  St.  2»  ^**^-3-„en  Aisclm'" 
gehl  die  luzahlung  auf  die  Gotlergeschlechter,  "'—^  ,^.si(t 
halte  Rask  in  der  Ausgabe  awuerkon  soUen«  " 


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Ausgaben  der  beiden  Edden.  435 

Thell  des  Liedes  hat  einen  anderen  Rundreim  ».  Str  3o  31 
Es  ist  also  der  Ruiidrcini  des  ersten  Tl.eilcs  hier  fakch 
gleich  m  den  2  letzten  Versen  der  St.  28.  Die  2  letzten  Ve«« 
der  btT.  p  werden  zur  folgenden  Halbstrophe  und  zu  dies^ 
d.e  2  Anfangsverse  des  Gesätzes  3»  gezählt.  Zu  den  4  fibi^ 
Versen  der  Str.  3i  kommen  die  4  ersten  des  Gesätzes  Sa 
desscj,  4  letzte  Verse  bilden  mit   der  Halbslfophe  33  «uJ» 
eine  ganze  Strophe,  wodurch  die  Ordnung  hergesteilt  isw 

^g.  Solarljiuh.    St.  2  v.  6  und  7  sind  Bar  «  Ver«- 
Rask  hat  die  Lesarten  ,,nd  die  Annierkung  der  grossen  Ausgabi  ' 
6.  3üo  >ote  g  nicht  beachtet,  vvornacL  der  Vers  «u»  «4ch 
Wen  mufs:  gestr^af  gavtu  kom.    Die  Verbefserung,  di, 
^"f    I  •  ~  ,  ^rgeschlagen,  hat  viele  Annehmlichkeit, 

dafs  der  Stabreim  und  das  Sylbcnmaas  im  Texte  verdorben  ist. 
leidet  keinen  Z^ve.fel.    Aber  eben  so  verdorben  ist  der  Siab! 
rem.  St.  44  v.  6,  worüber  Rask  hinweggeht  und  die  gross« 
Ausgabe  S.  3;;  jSote  x  den  schlechten  Stabreim  vertheidi»« 
w,l  .  Ausgezeichnet  unter  Andern  ist  dies  Gedicht,  daf,  esM 
i-..de  selbst  seinen  xNamei.  angiebt,  das  kommt  bei  keinem  Lied«  • 
der  tdda  vor,  denn  die  Endslrophe  des  Hävamäl.,  worin 
auch  der  Namen  erwähnt  ist,  habe  ich  als  Zudichtung  ao«*.« 
müssen  und  der  posaische  Schlufs  des  Hamdism.1 1,  beJ^^A 
wie  aus  solchen  Bemerk.uigen  durch  die  Abschreiber  nnd 
genn,äiincr  \crse  gemacht  und  dem  Texte  aogehäd.»  Werden 
konnten   wie  bei  der  1  hrjms.ruida  die  beid«  letzten  lüers« 
.  doch  unlaugbar  mit  Anspielung  auf  den  Namen  Hamarsheimt  zn- 
gesetzt  sind.  Beim  Sölarljölk  wie  bei  den  gleichfalls  uneddische» 
Ounnars-slagr  gehört  aber  der  Namen  des  Liedes. sch«n  «u 
der  msprunglichcn  An  age  des  Gedichtes  (wie  bei  den  tci.schen 
ISibelungen  Und  dem  kleinen  Rosengarten),  es  mufs  also  bedeft- ' 
tend  junger  pn  a  s  die  Eddalieder ,    wie  auch  die  durchw. 
christliche  Richtung  beweifst,  also  etwa  ans  dem  Knde  des  «at. 
odoi  Aniang  des  i3ien  Jahrhunderts.    Dem  Snorri  war  es 
wohl  unbekannt,  und  die  Sage,   die  es  dem  Sa emuud  zu- 
schreibt, ist  ein  Gerücht    das  <lurch  gar  nichts  unterstfitzt  wird. 
Da  die  Unachtheit  des  Liedes  offenbar  ist,  so  brauche  ich  sie 
nicht  zu  bevveisen  und  gehe  darüber  weg,  „ur  über  dietedeO- 
tj«g  einige  Worte     Das  Solarijöth  ist  ein  Gegenstück  z!^ 
Hävamal,  es  sollte  als  chrisdiche  Sittenlehre  dUe  heidnische 
■yen^angen,  und  wird  daher  am  Schlüsse  eben  so  sehr  erhoben 

•        »^"f  .«»«^  iHride  genau  zu  * 

vergleichen,  einiges  fallt  sogleich  in  die  Augen,  z.  B.  diw  nefin- 
Ugige  Suzcn  auf  dem  Norncnstuhl  (St.  5i)  ist  Gegensatz  zum 
ÄOnatal  it.  der  Anfang  des  Soniienliedes  und  des  Hdva- 
«ais,  die  Anführung  der  iWn  (St.  ^9)  und  das  Adnat«! 


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486      Weaderoth  Lehrbuch  der  äotauik» 

stehen  offenbar  einftudcr  entgegen.  Allein  die  'alte  Sage  iiC  im 
Sonncnlifdc  verdorben,  von  9  Tdcbtern  Njördrs  weife  lonst 
keine  eddiscbe  Nuchricht,  von  7  Unterwelten  (St.  52 ),  von  ei- 
ner Qualvirdt  (53)  nnd  von  Seelen  (53)  u.  s.  w.  virisMai  die 
eddischen  Sagen  nicbts.  Der  hSnfig  wiederholte  \ers:  Sol  e c 
sa  (St.  39—45)  nnd  der  andere:  Menn  sä  ek  tha  [bL 
5q  67  6q  —  -  2)  gehen  ohne  Zweifel  anf  die  bekannten  Verse 
der  VöUispd:  sal  hon  standa  (St.  44,  64)  nad  die 
Erwalinung  der  Menschen  in  den  Strophen  45,  33,  48,  5«.  Lnä 
90  erkemic  ich  im  Sonnenlied  ein  geistiges  Strien  de»  Cbri- 
atentliums  gegen  den  Ileidenglauben  und  einen  Ver«wh,  die 
zwei  Haupistiicke  der  liciduisclicn  Glaubenslehre,  die  Völuspa 
und  das  Havamal  durch  eine  christliche,  zweideutige  imd 
dunkle  Eiuscb^värzuDg  verdächtig  zu  machen  nnd  ?u  vcrdian- 
gen.  ,  '  ^' 

(Dir  vmt&  MthHkmg  imtr  Rrnnsio»  filp  in  mm  andamMeftt») 


Lehrbuch  der  Botanik,    Zu  Vorlesungen  und  zum SS^' 
Studium  von  GEonc  fViLHEiM  FnJnz  •^^'^^^^^''^ 

IVtltweisheit  und  Arznei -^chihrtheit  Doctor,  ordentMm 
öjjcn  dickem  Lehrer  der  Mcdicui  und  Botanik,  VorH^ 
des  botanischen  Gartens  an  der  Kurfürstlich  HeSsistAm  Um* 


versität  zu  Marburg  ,   ordcnilichem  Mitgliede  der  Dqfuta* 
tion  des  Ober  -  Sanitäls-Collegiums  der  Gcsellsc/ia/t  zur 
förderung   der  gesummten  Naturwissenschaften ,  wie  HttCß 


zeitiger  Secretär  derselben  ,  daselbst;  der  fVcttcrnuiscm^^ 
sellschajt  für  die  gesa^nmte  Naturkunde  und  der  Senkender* 
gischen  naturforschenden  zu  Frankfurt  am  Main  carrespon* 
direnden,  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Leipzig, 
Königi  Baierischen  botanischen  zu  liegcnsbmg,  der  Kaisen* 
Leopoldinisch- Carolinischen  Academie  der  NaiurforschßT  or* 
denllichemj  u.  derGrofiherz.  IVeimarischcn  Societät  ßr  «• 
gesummte  Mineralogie  zu  Jena  E/trenmitghede.  Marburg^ 
dgr  Kriegerischen  Buchhandlung  i8ü4>  5  fl*  3o  kr. 

— n  Lehrbüchern  der  Botanik  haben  wir  bis  jetzt  keiAen  Mj«^ 
gel  gelitten;  bcso^iders  in  der  neuesten  Zeit  sind  .j^ 
narh  einander  mehrere  erscliienen,  denen  Herr  Prof.  WendWO 


giein  tlrrselbe  in  der  Vorrede  a?i;  er  habe  es  hcreiis  »»'Uv»  \ 
drei  Jaluren  dem  Drücke  übcrgebcj«,.  zu  wekiicr  Zeit  es  kern 


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1 


^         Wenderoth  Lehrbuch  der  liotanik,  4^; 

Ltelirbttch  der  Pflanzenkunde ^  Inm  Behiife  wissenscTiaftlich  *  po* 
pulärer  Vorträge  derselben ,  wie  e»  der  Stand  der  Botanik  stt 
foffdem  aohien,  oder  doch  den  An^rudien  des  Hrn.  Verf.  ge- 
nügte, gegeben  habe.  —  Nach  dea  Reeens«  Dafürhalten  hat  &st 
jeder  Lebres  seine  eigene  Methode,  seinen  eigenen  Gang  bei 
dem  Vortrage  ii^end  einer  Wissensehaft,  und  es  kann  ihm  dar 
ber  niemals  zum  Vorwurfe  gereichen,,  wenn  er  selbt  bei  der.(7e*> 
gen  .vart  anderer  guter  Gompendien  seinen  eigenen  Ldliaden  ent- 
"wirft  und  ihm  zum  Behufe  der  Vorlesungen  tetnen  Zuhörern 
äbetgiebt;  aus  der  nun  folgenden  Anzeige  des  .Inhalts  werden 
^ir  übrigens  die  Meinungen 'und  Ansichton.  des  Hrn.  Vcrf^  über 
^Dcherlei  Gegenstande  iLennen  lernen* 

Die  Einleitung  ist  in  zwei  Kapitiel  eingetheilt,  wow>n  das 
mte  zur  Feststellung  allgemeiner  Bq^ffe  und  zur  Darstdlung 
einer  genetischen  ^twickluiig  des  Objects  der  Wissenschaft 
bestimmt  ist.  —  Die  BegrilTe  von  Naturalien  überhaupt,  dana 
Mineralien,  Pflanzen  und  Thieren  insbesondere  werden  «^ht 
schdn  und  so  gegeben,  dafs  sich  mit  Grund  nur  wenig  dürfte 
dagegen*  einwenden  la^en.  — ^  Möchte  es  übrigens  wahr  sejn, 
was  der  Hr.  Verf.  §.  8*  sagt ,  däfs  sich  die  Naturforscher  mit 
der  Erfahrung  und  man  dürfte  hinzü  setzen  mit  der  Beobacb-  . 
tnng  begnügten!  würde  man  nur  auf  sie  gestützt  sich  Schlüsse 
erlauben,  Theorien  auistellen;  die  Wissenschaft  hätte  wahrlieh 
dabei  nichts  yerloren.  —  — 

Das  zweite  Kapitel  spricht  von  dem  Umfange ,  dem  Gehahe, 
der  Würde  und  dem  Nutzen  des  gesäromten  botanischen  Stu- 
diums, und  ^ebt  eine  brauchbye  encyclupädische  Uebersichl 
der  einzelnen  Doctrincn,  in  weide  die  Botanik  in  ihrem  ganzen  ' 
Umfange  abgesondert  werden  kann.  ^  Das  Buch  zerlaUt  nuä 
ferner  in  einen  allgemeinen  und  einen  besondern  Theil,  deren 
jeder  wiederum  mehrere  Abschnitte  hat.  Das  erste  Kapitel  des 
all^^eaieinen  Theils  is^  überschrieben  Geschichte  der  Bot»^ 
niL  Dafs.  dieser  Zweig  der  Gewachskunde  ein  sehr  wichtiger 
und  interessanter  ist,  ,wird  niemand  läugnen;  ob  er  aber  finr  cLen 
ehesten  Unterricht  sich  eignet  ist  eine  andere  Frage.  Hie  und  da 
bei  dem  Unterrichte,  wo  es  sich  gerade  schickt,  historische  No- 
titzen  zu  geben^  ist  eben  so  zwedunassig  als  unterhaltend^  allein 
die  ganze  Geschichte  der.  Botanik  in  dem  ersten  und  fSr  man- 
chen* Studierenden  ebzigen  Curse,  den  er  dieser  Wissenschaft 
widmet,  Tortragen  zu  woUen,  ist  offenbar  unthunlich.  Niemand 
wird  die  Geschichte  einer  Wissenschaft  mit.  Nutzen  studieren« 
der  sich  nicht  vorher  mh  ihr  vertraut  gemacht  hat;  denn  vra^ 
kann  ihn  sonst  in  den  Stand  setzen ,  über  die  Fortschritte  zu 
tirtfaeilen,  die  die  einzeben  Doctrinen  in  verschiedenen  Zeitrair- 
men  machten,  oder  die  Verdienste  jener  Männer  gehörig,  und 


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V 

48ft      Wenderoth  Lehrbuch  der  Botajiib.  • 

riditSif  in.  würdigen,  die  sich  mil  ihaeo  beschäftigten.  Die  Ge« 
flcfiiehte  der  Botanik  gekSrt  mir  späteren  Jahren  an,  sie  kann 
nur  denen  alle  Yortliäe  gewÜiren,  iljle  sich  aus  ihr  ziehen  las- 
sen, die  bereits  ober  die  ersten  Anfangsgründe  binweggfeschritteit . 
sind.  ^Wollte  man  eineni  Wundärzte  das  Sladinm  d^  Gesdiicbte 
der  Chirurgie  anrathen,  ehe  er  si<^  mit  der  Anatomie  bekannt  ge- 
macht hat?  ?     ^  und  doch  setzt  unser-  Hr.  Verf.  die  Gesdiiehte 
der  Botanik  an  den  Eingang  des  botanischen  Studiums!  BiSi 
was  in  diesem  «Kapitd  gesagt  wird,  darf  man  wohl  (ohne  a 
dem  Hrn.  Verf.  als  Verbrechen  anrechnen  zu  woUen)  ab  cbea 
kurzen  und  fragmentarischen  Auszug  aus  den  Sprengelicbcn  Wer- 
ke .i  ansehen.  —  Auffallend  ist  es,  dals  Hr.  W.  den  Diesco- 
yidcs  nicht  unter  die  Botaniker  rechnen  will,  wenngleich  der- 
selbe viele  Pflaü/cnbeschreibungen  aus  den  Schriften  des  Thw  j 
phrast  und  Crataevas  tutiialim,  so  bleiben  doch  noch  eiae  Meng*  | 
übrig,  die  wir  ihm  /uschreil)t r:  iniisscri,  weil  wirkcinen  andern 
Urs'prung  kennen  ;  und  wollte  tlcr  Hr.  Vf.  alle  jene  keine  BoUmi-* 
ker  nennen,  die  nichts  weiter  als  Pflanzenbnschreibungen  lieterp» 
so  miifstc  er  noch  manclie  Namen  wegstreichen,  die  er  selbst  l* 
seiner  Geschichte  ncinit.    Selbst  dem  Plinius  moolite  Rccensent 
keineswegs  die  Benennung  einns  Botanikers  entziehen.  n?' 
W.  scheint  vergessen  zu  haben ,  dals  man  die  Verdienste  ein« 
Sclu  ilt.stcllers  tuir  dern  Maafse  seines  nicht  unseres  gegenwärtigen 
■    Zeitaltiis  int  hscn  müsse.  —  Das  zweite  Kapitel  begreift  »e  Li?" 
t  e  r  a  t  u  r      c r  Botanik.    Hier  ist  nun ,  wie  der  Hr.  Verf.  m 
der  Vorrede  sagt,   fast  de?r  gesammte  Litcraturaparat 
inen;  er  selbst  bemerkt,  dafs^diefs  ungewölmllch  sei,  und  nwK  ^ 
deswegen  auch  mancherlei  Vortheile  au,  die  die  Kenntnns  Ü  J 
Literatur  gewährt.    Damit  ist  nun  Recens.  vollkommen  em«r- 
slanJen,  indessen  glaubt  er  doch  iiiclit,  dafs  die  Aufnahmevdcr  ^ 
Biichertitel  alier  botanischen  Wcikc  in  ein  CompenJium  o^"*^ 
es  scheint  ihm  vielmehr,  da£s  man  den  Anfanger  vorerst  nur 
solchen  "Werken  bekannt  machen  müsse,  die  Jür  ihn  taugne 
passend  sind,  so  wie  dafs  auf  eine  kluge  Auswahl  derselben  ^ 
vieles  aidcomme.  —    Uebrigens  hat  bereits  Schultes  m  ^^^^^| 
Handbuchc  weiter  vorgeari>eitet;  auch  in  de  ^  *  l .  ^^^.'lo- 

vegetabilis  Systema  naturale  ist  die  botanische 
angegeben,  und  im  zWieiten  Bande  dieses  W<'ikcs  noch  a 
träge,  so  wie  auch  die  aUerueueste Literatur  auigenommeii »  w 
auf  hatte  verwiesen  worden  kdnnen'.     Verdienstlich  ist  es  a  , 
wenn  der  Hr.  Verf.  wie  er  verspricht,  die  Literatur  neu  Dear 
beiten  und  seinen  Catalog  besonders  abgedruckt  herausgeben  W 

Li  dem  dritten  Kapitel  wird  von  den  liiillsniittclu  zur  rua^ 
zenkenntnifs  gesprochen,  wohin  der  Ur.  Vcil.  ncbsi  der  U 
ratur  und  Ai^liüdungea  rechnet:  die  Anlegung  emcf  geuotkne* 


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4 


Weoderoth  Lehsbuch  der  Botanik*  4)^9 

teil  Kräutersannluiigy  die  Benutzung  botanisoh^  Gärten,  häufige 
botanische  Exciirsionen  und  Reisen;  von  allen  diesen  Gegen* 
•  ständen  wird  das  Nothige  bemerkt  und  besonders*  auf  die  toh 
Linne  in  der.  phiiosophia  botanica  geäusserten  Grundsätze 
Kucksicht  genommen. 

Der  besondere  oder  zweite  Theil '  des  Buches  ist  folgen* 
demaCsen  geordnet.    Erste  Abtheilung Phjtonomle.  Erstes  Ka- 
pitel.  Von  der  Pflanze  überhaupt.   Der  Hr.  Verf.  spricht  hier^ 
aussedehttt  von  ded  Unterscheiduhgsmeiltaialeii  der  Pflanzen ,  von 
den  Thicren  und  Mineralien«  Zweites  Kapitd*  Von  den  Grund* 
formen  und  auatomischen  Systemen  der  Fflanze.  Nack  den  bea* 
seren  Schsiften  Gber  Pflanzenanatomie  werden  hier  die  Grund* 
lehren  von  dc^  Baue  der  Gewächse  vorgetragen,  hie  und  da 
mit  Floskeln  nach  der  neuesten  Mode  v^rtrebt,  die  dieserJSchrift 
dben  nicht  zur  Zierde  dienen.—  Drittes  Ktwitd.  Von  dem  so^ 
malischen  VerhältnÜS|  oder  den  Oiganen  der  Pflanze.  Dies^ 
Kapitel  enthalt  die  Beschreibung  der  Epidermis ,  derH«ire  und 
Drfisen,  der  Domen  und  Stachehiy  so  wie  anderer  Gebilde  di^ 
sieh  bbweilen  auf  der  Oberhaut  der  Gewächse  neigen femer 
der  Rinde  des  Bastes »  des  SplinteS|  des  Holzes,  des  Markes. 
Nun  kommt  der  Hr.  Verf.  zur  Wurzel ,  philosophirt  xuerst  et« 
'  was'  von  Licht  und  Finsteroifs  und  geht  dann  zu  den  Kunstans» 
«Irucken  uber^  mit  denei^man  die-^Formen  der  Wurzel  bezeich« 
net,  wobei  inuner  auf  Hayne's  BUderwerk  verwiesen  wird.  Der 
Hr.  Verf.  entschuldigt  sich  in  der  Vorrede  keine  Abbildungen 
£ar  die  Terminologie  gegeben  zu  haben  damil^  dals  deren  schon 
so  viele  bestunden»  Dies  scheint  dem  Recens.  aber  gar  kein  hin- 
.  reichender  Grund  zu  sejn;  es  bestehen  ja  auch  eine  Menge  bo- 
tanischer Lehrbücher  und  d^pnoeh  schridb  aer  Hr.  Verf.  eiii . 
neues.   Hajne'i  Werk  ist  gewifs  sehr  vortrefflich,  dlein  fiir 
Manche  wird  es  zu  theuer  sejn  und  ist  dabei  noch  lange  nicht  - 
vollendet  .  Wenn  man  also  a  oder  mehr  Bücher  noch  nebenbei 
zur  Erlernung  der  Rijuistausdrudce  kaufon  muls,  so  durfte  e& 
immerhin  «weckmassiger  gefunden  werden  ilie  ndtliigen  Tafeln 
dem  Gompendinm  selbst  gleidi  beiznüSgen.—  Man  lese  nur  das 
Handbuch  des  HeMrn  Nees  von  Esenbedt.  Wenn  ein  Anfönger 
sich  mit  demsdben  zu  recht  finden  will,  so  muis  er  eine  bota- 
nische BibUothdL  besitzen.  Wer  kann  oder  darf  dies  bei  jedem 
Studierenden  voraus  seuen?—  Auf  solche  Webe  wird  das  Stu- 
dium erschwert  und  «ladiirch  geschadet.-^  Zu  dem.Wurzelsf 
Stern  rechnet  der  Hr.  Verf.  noch  die  Knollen,  die  Zwiebel  und 
den  AusUuler*-^  Ferner  giebt '  derselbe  die  Terminologie  der 
verschiedenen  Arten  des.  Stieles,  worunter  audi  die  der  crypto-  • 
.gamischen  Gewächs«.  Augenscheinlich  zweckmassiger  ist  es  aber 
von  diesen  letzteren  abgesondert  so»  handeln*—  Dem  Stiele  folgt 


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49^       Weuderoth  Lehrhiich  der  Botanik. 

die  Besclireibung  des  Blüthenst^des  und  derlUnkes;  .m  die* 
sen  getit-xler  Hr.  Verf»  eben  nicht  sehr  coDseqaeot  zur  Knospe 
nbcTy  denen  er  nber  ganz  passend  die  Keimkdrner,  Knotcnknespe 
(%ongyius)  etc.  beigesellTi  sonderbar  ist  es  'dafs  hier  abemali 
Zwiebel'  und  KnoUoi  in  eiseneo  'Paragraphen  abgehandelt  wer- 
den, da  sie  bereits  bei  den  Warsein  aufgeführt  winden.  —  Hier* 
fof  folgen  die  Blätter,  Afterblitter,  Ausschlagsscliuppen,  Neben* 
Matter ,  der  Scblauch ,  ( aseidium )  das  Blatthautchrn ,  die  Tnu^ 
die  Hätten  I  die  Blnmentcheide ,  die  Wulst  nnd  dmr  Riug  de 
Pilzen  Von  diesem  letzteren  geht  der  Hr.  Verf.  eben  anch  Acht 
gar  folgerecht  «nr  Btöthe  über,  deren  einzelne  Theile  näher  be- 
schrieben werden. —  Ueberall  sind  physiologische  Bemerkungen 
beigefügt  und  die  Gc<:enstiinde  auf  sehr  klare  und  fafsliche  Weise 
vor"elraoen. —  llccens.  findet  manche  Stelle  vollkommen  mit  sei* 
neu  Ansichten  übereinstimmend,  Vieles  vortrefllich  und  schon, 
Anderes  einseitig  und  mehr  oder  weniger  unrichtig,  ühcrgcht 
aber  alles  dieses  um  zu  dem  Gegenstande  des  Taj^^es  in  der  bo* 
tanisclieu  Welt    zu   kommen,    zu  der  Sexu;iiltat  der  Pflaazen. 
Der  Hr.  Verf.  hat  bereits  schon  in  der  botanischen  Zcitiiug  scia 
Glaubensbekenntnifs  ab«:ele";t,  doch  darf  sich  Recens.  hier  nur 
an  das  halten,  was  darüber  in  gegenwartigem  Buche  gfsn<;i  wiid. 
§.  2()5  läfst  sich  dej^  Hr.  Verfasser  folgendermasseu  vernehmen: 
»Nicht  alle  Eyercheii  (im  Fruchtknoten^  werden  immer  l\x  voil- 
komnicricn  Saamen.    üie  es   werden,    werden  es  in  folge  des 
gesctzmästig    fortschreitenden    A  egetationsprocesscs;   durch  üie 
Trennung  und  Verbindung  der  Kleincntarstoile^  die  dadurch  her* 
vorgebrachten  cigenthümlichen  Bildungssafte  und  die  dahci  statt 
habende  electrisch -galvanische  Spannung  der  polarisch  geschie- 
denen Theile.  Geschieht  alles  dieses  nicht  aui'  die  notmalej  dem 
Individuum  ent^rechende  Art;  werden  zu  viel  oder  zu  wenig 
Säfte  zu'geführt  u*  ^  w..  so  bleiben  die  Eyerchen  unvollkommen, 
werden  taub  und  schlagen  fehl.  Eine  befruchtemle  äussere  Kralt, 
an  einen  äussern  hinziULOmmenden  ^toff  gebunden,  wie  sie  im 
PoUen  der  Anlhcren  angenommen  wird,  ist  nicht  dazu  nöthig« 
Lese  man  diese  Sentenz  wiederholt  und  mit  der  grösteu  Auf- 
merksamkeit durch,  und  frage  sich  dann  unbefangen,  was  man 

{'etzt  ypn  der  JErzeugung  des  Saamens  wisse;  die  Antwort  kann 
Leine  andre  sejn,  als — man  weifs  nun  genau  so  viel,  als  wenn 
jene  Sentenz  gar  nicht  vorhanden  wäre.  Solche  Satze  worden 
uns  jetzt  alltäglich  aufgetischt,  auch  fehlt  es  an  genügsamen  oder 
solchen  nicht,  die  an  dergleichen  Speise  Geschmack  finden,-^ 
Recens.  kann  unmöglich  Sinn  in  dem  angeführten  Satze  finden 
und  mufs  ihn  in  jedem  Falle  lu  den  leeren  Behauptungen  rech- 
nen, so  lange  der  Hr.  Verf,  nicht  auf  nachstehende  Fragen,  die 
Gedern  sieb  ¥0U  selbst  aafdcj^geui  wird  genoglbuend  geantwortet 


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Weadcrotk  Lelirbuch  der  Botanik. 

hahea.  —  Wddics  sind  die  Geseue,  denen  der  Vegetattonspvo« 
ceTs  bei  der  Saamenbildung  folgt?  Wie  mufs  aus  ibnen  die 
•  HerTodbringuiig  eigcnthumlicher  Bildupgssäfte  erklart  werden? 
und  welches  sind  diese  Bildiniffssafte?  Was  liat  es  mit  der 
dectriscl^-galvfimschen' Spannung  für  eine  Bewandoifs  und  wel^ 
eben  Einflufs  hat  sie  auf  die  Saameid>ildttng?  Wdche  Theile 
werden  polarisch  gesohlten?  Welches  ist  der  normde  Hergang 
der  Saamenerzeugung?— —  Dais  dw  Beantwortung  solcher.  Fra-i 

Sen  nicbt  leicht  isi^  stellt  Ree.  keineswegs  in  Abrede,  besondere 
arum  weil  dazu  langdauerode,  sehr  sorgfältige  und  scharfsbnig 
gedeutete  Beobachtungen  nothwendig  gehören,  wenn  sie  6ber<« 
haupt  auch  nur  für  jetzt  beantwortet  werden  können*  Abev 
gerade  dies  ist  nicht  nach  dem  Geschmacke  unserer  Modeman-* 
nrr ;  os  ist  gar  süfs  und  bequem  «trenn  man  ohne  alle  Mfifae  und 
Anstrengung  blos  dem  Spiele  seiner  Phantasie  folgend,  alles 
durch  sie  »baffepd  berühmt  werden  und  sich  einen  grossen  Na« 
men  erwerben  kann«  .  Nur  in  der  Idee  ist  Wahrheit  sagen  Ei« 
nige,  wozu  also  Beobachtungen?  Unses  Herr  Verf.  fährt  wei- 
ter fort  »der  Pollen  ist  das  begränzte  Wachsthum,  und  daher 
»auch  das  bcgränzendcc  Nur' schade  dals  dieser  Mschtspruch 
nackt  und  blos  dasteht,  mit  nichts,  ja  mit  gar  nichts  erwiesen 
ist.  »Das  Produet  des  galvanisch- chemischen  Processes  in  der 
»Pflanze  und  der  Bluthe,  ist  er  auch  das  Mittel  der  UnUrhdtung 
»desselben;  beides  sowohl  mittdbar,  auföfliger  Weise  zuwei« 
»len  auch  unmittelbar.«  Dies  Terstdie,  wer  da  kann,  welleichl 
ist  Recens.  no^h  zu  sehr  Laie  m  der  Medesfirache  der  Natur« 
Philosophen,  und  dies  die  Hauptachuld|  warum  er  hier  seine  Ün-* 
wissenheit  preis  geben  mufsf '  doch  erinnert  er  sich  irgendwo 
gehört  zu  haben,  wenn  Jemanden  eine  Seche  nicht  recht  kkp 
scy,  so  wurden  die  Erklärungen  dunkel  «und  unverständlich.—^ 
»Auf  die  Narbe  kommt  davon  in  tlusend  Fällen  nichts,  utfd 
^»kann  nichts iLommen^—^  Gut,  wie  geht  nun  aber  die'Begran« 
xung  ror  sich?  »wer  das  Verhaltnifs  und  Yerhaltln  der  Theile 
»zu  dnander  mii!i  Anüncrksamkeit  betrachtet,  besonders  bei  Gc^ 
*  »wacbshauspflanzen,  wo  das  beliebte  Auskunftsmi^el  der  Insek«t 
»ten  fehlt,  wird  sich  leicht  davon  ^bezeugen.«  Recht  gut,  er 
wird  bemerke,  dals  in  Gew8chshfiusern*eine  Menge  Pflanzen 
keinen  Saamcn  bringen,  die  es  an  ihrem  naturlichen  Standorte 

regelmassig  thun.  i^ecens.  förehtet  den  Leser  zu  ermüden, 

wenn  er  dem  Hr«  Verf.  in.  seinen  Behauptungen  auf  diese  Weise 
Schritt  vor  Schritt  fol|[en  wollte,. um  so  m&  da  nichts  leichter 
ist  sIs  die  Unzuläi^bchkeit  solcher  aus  der*  Luft  gegriffenen 
Sfttze  darznthun.  —  Das  was  Herr  W.  bis  jetzt  von  der  pra- 
tendirten  Nichtezistenz  des  Pflauzengeschlechts  sagte  sind  indes-* 
sen  nur  Pralimiaarieu)  die  Hauptsache  ist  im  ^.  299  enthalten, 


* 

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402      Wenderoth  Lehrbuch  dar  Boianik. 

der  um  so  weniger '  «rillMAweigend  fibeffW«««»  werden  kann, 
da  eeeenwärtiges  Lehrbach  Atr  Bot«mk  idt  LmMt  ZeMni» 
erste  ist,  in  welchem  behauptet  wird  d»fs  «Bt  Saamenerieugunj 
die  Gecenwart  de»  PoHen»  »ich»  erfordert  wde.  Hier  keui 
es  fokcnderniassen :  »Nach  unuarer  Ansicht  ist  die  Saanumene«- 
,.unK  nichts  weiter,  als  der  regelmlssi«  forlsdireil««le,  auf  <bs 
»höchste  sesteigerte  und  in  sich  ««ackkehrende  V«;eWtoi«pMr 
»cefs  «    Nach  unserer  Ansicht  aber  ist  damU  —  Wicht»  gesagtj 
was  soll  das  heissen ,  ein  Procefs  ist  aUf  das  hadate  g«t«g«^ 
er  kehrt  in  sich  /.nrück,  und  nun  entstAt  ««  .Sf««- 
solche  Locik  kannte  LInnJ  nicht,  sie  ist  «W»«™«««»  •""^ 
ten  worden,  aber  nur  die  Auserwähltcn  dürfen  TW  diW.  "Li- 
nien.   Der  Hr.  Verf.  commentirt  zwar  seinen  Sats  W^h«^ 
K,..t  aber  oen.dezti  absprechend  gleich  vorne  an  »Alle  Bewe« 
»für  die  An.K.I,me  (des  Pflanzengeschlechts)  ».nd  nn«««*«^ 
»halten  die  Kritik  nicht  aus;  noch  viel  weinger  sind 
»bis  jetzt  vorgebrachten  Einwürfe  die  Gegenbeweise 
Gegen  solche  Argumente  etwas  sage,,  zu  wollen  'Wf^T 
übermülhig  sevn.    Unser  Hr.  Verf.  fährt  fort  »Das  Ud»«^ 
»der  von  der  Betrachtung  der  ihierisel.eu  Jiatur  gewonnen«/» 
«ich»  auf  die  pflanzlicl...^  ist  der  Natur  selbst 
abermals  der  alte  Refra.n,  den  Henschel  zum 
wiederholt  hat.    Wenn  Linne  die  Ausstreuung  '1"/''»^^ 
die  Narbe  mit  dem  Coitus  der  Thiere  verglichen 
damit  behaupten,   dafs  beides  iden.  sch  sey !    ^r  ve'«h* 
die  Blätter  mU  den  Lungen ,    und  ihre  GasaushauU.uD» 
dem  Athmen.  ,  Wenn   es   nun   Jemanden  einfiele  J?^^ 
Buch  von  63o  Seiten  «u  sdhreiben ,  um  zu  beweisen  »» 
itUtler  keine  Lungen  sind,  und  nicht  athmen  wie  die 
wSre  die»  nicht  ein  lächerliches  Beginnen  ?   und  <loch 
es  mit  der  GescUcchuifunction  genau  so  gemacht^  , hcciA 
hievon.-  Die  eigentUchen  Gründe  gegen  d»^P"»f  *"!*!,TLfc 
die  Hen«sbel  'mit  öbergrosser  Redseligkeit  ause.nandergese. 
ialst  Herr  W.  nur  aphoristisch  zusammen  und  '^■t"'«'«  ^  ^ 

senden  Worten  »D«fc"lb  der  Verf.  für  seinen 

ialten  Lehre  ^m  Sßxu*  der  Pflanze,  von  der  Art  der  ücs»  ? 
»und .  Befruchtung  derselben  nach  ihr  kemesweges  n  le  j 
,  »gm  Allgemeinheit  beistimmen  »u  kSnnen ,  wenigstens  s  ^ 
•  wicht  bcnstimmen  zu  können,  als  sie  nicht  auls  iXeue, 
■  »umslSsUcher  begröndet  wird,  wie  bis  j«'' g«,^  j'^''""' jl-jU«!* 
«UHift.«  Reccns.  giebt  zu,  dafs  die  Lehre  vom  ^ 
einiger  Berichtigung  b<!dürfe  und  daw  noch  vieljahnge  u  ^.^ 
seitiie  Beobachtungen  erfordert  werden,  aber  sie  is 
der  Natur  geßrändet,  ihre  Vordcrsätie  sind  so  «'«''If  "l' J  ^ 
«e  besitzet  ^  die  Attiibitte  die  n«t  d«  Wahrheit  e.ßcn 


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Wenderot}!  Lehrbuch  der  Botanik.-  4l)i3 

■ 

dafs  sie  umstossen  zu  Wollen  ein  fruclilloses  Unternelimen  ist; 
und  was  wollte  man  an  ihre  Stelle  setzen?  was  hat  man  an  sie 
pesetil?  Nichts  mehr  und  nichts  weniger  als  ein  Mach>v  erk  dev 
Phantasie  ohne  Consequenz  und  festen  Stützpunkt;  ja  man  sagt 
wahrlich  nicht  zu  viel,  Wenn  man  behauptet,  dafs  die  Henschtal- 
sehe  Beschränkungstheorie  auch  den  leisesten  Forderuugpen  dci: 
Kritik  zu  genügen  nicht  im  Stande  sey. 

Sämmtliche  Früchte  unterscheidet  der  Hr.  Verf.   in  voll- 
kommne  und  unvoilkommne,  und  beide  wieder  in  einfache  und 
zusammengesetzte.  Vollkommen  nennt  er  sie  dann,  wenn  sie  >virk- 
liclieii  Saamenkörnern  *zur  Hülle  dienen,  unvollkommen  hingegen, 
wenn  sie  blos  Keimkörner  enthalten.    Die  sogenannten  nackten 
Früchte  werden  folgend  er  massen  unterschieden,  wobei  auch  die 
Tciniiiiologie  mit  einigen  neuen  Worten  bereichert  wird  i)  die 
Spellen  oder  Kornfrucht  C  cariopsis)  dieser  Name  ist  in  sofern 
unpassend,  als  auch  Cariopsen  genug  vorkommen,  die  nicht  gras- 
artigen Gewächsen  angehören,  denn  davon  ist  offenbar  der  Name 
Spelzen  oder  Kornfrucht  genommen  2)  die  einfache  Kelch-  oder 
Distel- I  i  acht  (achaenium).  Nicht  glücklicher  ist  auch  die  Aus- 
wahl des  Wortes  Distelfrucht,  denn  wenn  man  auch  gleich  die 
Achenien  auf  die  Saamen  der  Syngenesisten  einschränken  wollte, 
so  können  diese  doch  nicht  alle  Disteln  heissen;  wohin  sollen 
null  aber  die  Früchte    der    Fumaria,    Sanguisorba  u.  s.  A 
gciechnct  werden?  3)  die  cloppclteu  Kelch-  oder  Körbelfrucht 
(" polachena ).    Was  gicbt  dem  Körbel  deu  Vorzug,  dafs  nach 
ihm  eine  ^anze  Familie  soll  benannt  werden?   warum  nicht  ge- 
rade/.u   Dolcleuti ucht?    4)   Die  Stempelfruclit  ( gynocarpiam J. 
So   sollen  die  Früchte  der  Aspcritülieii  genannt  werden,  die 
man   bisher  zu  den  Achenien  rechnete,   und    es  ist  duichaus 
kein  gültiger  Grund  vorhanden,  der  diese  Trennung  erheischte. 
5)  Die  Saamenfrucht  ( Spermacarpiui.i )  dahin  sollen  die  Früchte 
der  Lippenblumen  .gezählt  werden,   wovon  übrigens  ganz  das 
gilt,  was  eben  bei  der  Stempelfrucht  erinnert  wurde.  Der  Namen 
Saamenfrucht  ist  dabei  eben  auch  nicht  der  glücklichste,  was  kaum 
einer  weitern  Erörterung  bedarf. —  Die  zweite  Abtheilung  von 
Früchten  wird  als  kapselartige  betrachtet,  die  jedoch  nicht  regel- 
mässig aufspringen  und  nachstehende  dahin  gezählt   1)  die  Flü- 
gelfrucht  ( Samara )   2)  die  Blüthenfrucht  (?)  Scleranthiuin,  3) 
die  Hautfrucht  C  Utricidus )  dahin  rechnet  der  Herr  Verf.  die 
Amaranthen,  was  ganz  falsch  ist,  denn  deren  Früchte  öffnen  sich 
regelmässig  durch  eine  horizontale  Querspalte,  und  doch  ist  als 
.  allgeineiBer  Charakter  angegeben,  dafs  ein  regelmässiges  O^ffoea 
iiiclit  statt  habe.   4)  Die  Eichelfrucht  (glans J.    5)  Die  Ha^ei- 
frttcht  ( ävdUma)  welche  ohne  allen  Nachtheil  mit  der  Yorigen 
hätte  Yerciiiigt  werdtn  köunen.  6)  Die  Beinfrucbt  ( asttadarumj 


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4^      Wenderoth  Lebrbuch  der  Botanik. 

.einige  Boragienea  werden  dal.in  gewählt,  '^«»^ ""^J^'J^ 
Twh  Wincven  Consisteni  der  Hülle  wegen  eben  W  »l»f»"«« 

fleischen  Friicl,te  aus,  von  de..e>.  5  Arteii  angegcb«  W€«l«l 

gLl.ll.  werden  .)  die  ÄpfcHrucl.t  fi^omum)  J^»«^ 
Inalossarium);  man  vormifst  Ucr  a.,e 

rvucl.lart,  der  Hr.  Verf.  begnügt  sich  'l^-^'V^^«»  ^'f^'^'^N  Die 
die  Mispd  zu  nennen.  4)  Die  Pom.ra.ue  C<"'^'^'»'^  ^ 
Beere  fbaccaj.  6)  Die  Kürbisfrucht  r^.po;.  7) 
bücU  Cpcponmmj.    Die  vierte  Abt  .e.lung       \™  ff  X. 
SLg  iuVpringcnin  oder  Kapselfrücl.te  aus: 

Schdto,  Kapsel.    Den  BescUufs  "'"•^»•«^•^'J./'*'Xribuns  d« 
•u.  Ji  die  der  Cyptogamen^  woran  skU  J'«        f  ,u  , 

Swme«  »ddie«.  Wie  der  Hr.  Verf.  d'«  G'"""«  [  ^  "  „V 
einen  Thea  des  Saamens  ansehen  kann,  «»^       "  ^'j^,  J«, 

dige  «ch  in  die^dbe  bei  ^^'''<''J>'P'''f'''^'tlllle^^ 
Sfce«..  t8%  «nbegreiflich  N.chBe.raclUung  des  S  mens  W^. 

die  OrttoseX  Gewächse  bestunmt,  wovu  dem  ««^"^^ 
Stelle  nicht  die  «weckmSswjpte  zu  seyn  scheint.  ^ 
KapUeL  Von  -d^a  Merlu«l«  und  der  tunst- 
AUAxik^  <a  dem  vorigen.  Hier  wttd  erUart  w^s  e^^ 
Ädmck       Wie  er  -gAüdet  werden  ««^e  ...  s^- 
bar  niete  den  Anha.ig,  »«dem  d«»  ^"S»"S  ^"^/E^.^icuSug 

hätte  ausmachen  mfi«en.  fSn/i«  ^'^'^JCse  der  Pfl»"'™--" 

der  Theile  «oeinander,  ote  der  Metamorphose  der  ^ 

Dies  ist  »an  da.  wahre  Feld  der  grossen  ^«'!'."  d.ePh«.- 

Zeit,  auf  dem  sie  sich  T!«*«^«"-^  »^^^'^rflr men.  .r«- 
tasie  freien  Spielno«.,  Wer  Lu»  sie  schaff«,  und  gr 

„en  und  verbinden,  yereinigen  ««l  *^''"d«".  J^^^  die  «an 
hält,  Theorien  aufstellen  «.d  chst  üb« 

.     lautklatschend  empfängt  «id  Are  Urheb«?  ^stmo 

alle  jene  erhebt,  die  nach  suchen.  Kir- 

sondcrn  flcissiger  Beobachtung  dasH«!  .'^iber  Meta- 

gends  hat  .«an  mehr  gefid)elt  ab  «»  ^^""""""^11  ,u  fabeln, 
^orphose,  u.a  wer  heixt  »  ":5.*  ,^**aS  n  Recet.s.  will 

der  darf  auf  strengen  Verweis  Sjch  6f^Vr!*'!_d\ahre  von 

.     «un  keineswegs  laugncn ,  dals  Mmche.  scbdn«  «-J  w  ^.^ 
der  Entwicklung  der  Theile  «usewand«  gesagt  vvnr  , 
schwer  ist  es  nicht  unter  dem  Sckwdl  von  Worten  ^e  ^^__  ^ 
fältiRen  Verdrehungen  und  wunderlichen  Z"«""""'",' ^er  Hr.  Vf. 

.      W  ahre  von  .lern  leeren  Scheine  «  ^]"'''^'!f{„„^„i  Bcle- 
bai  maLicheiUi  ^usammeiigetragen,  nicht  oiine  ^cham        ^.^  .^^^ 

•enheit,  doch  mag  Ree.  mU  ieißnn  nahen»  P)eeooow» 
«icht  verderben.    Scc/MtS  XiwiuL  Von  der  MU««»  "«^  . 


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Wcnderoth  Lehrbuch  der  Botanik.  4g3 

*  •  .  * 

nad  den  Lebensveirlditunp^en  der  Gewächse.  Dieses  Kapitel  ist 
'vonugsweise  der  Pflanienflicmie  gewidmet,  der  Hr.  Verf.  giebt 
die  bekannfesten  Bestandtheile  der  Gewüchse  an,  und  theilt  an- 
dere damit  zusammenhangendeNachrichten  uüt.  —  Schon  Wilidenow 
and  Andere  hatten  die  Pflanzcncbemie  in  ihre  Lehrbücher  auf-* 
genonmen,  doch  Imdchtc  der  Nutzen  den  diese .  Abschnitte  hat- 
ten nur  sehr  geringe  seyn.  Auf  Academien  sind  die  Zuhörer 
in' den  botanischea  CoUegien  grossentlieils  Mediciner,  sie  besu- 
chen dieselben  in  der  Regel  ganz  anfangs  in  ^den  ersten  Cursen 
ehe  sie  die  Anfangsgründe  der  Chemie  begriffen,  geschweige 
diese  ausgedehnte  und  schwere  Wissenschaft  im  ihrem  ganzen 
Umfange,  studiert  haben.  Was  kann  es  nun  helfen,  wenn  der 
Lehrer  der  Botanik  vom  M orphcum ,  Cjanogen  j  Elain  .  und 
Stearin  etc.  spricht,  wovon  ider  Zuhörer  keinen  Begriff  bat? 
Haii  uberlasse  dies  dem  Lehrer  der  Chemie,  der  ohnedem  alle 
diese  Dinge  erörtern  muls*  Siehentes  Kapüä»  Von  d^  Krank- 
heiten der  Pflanzen.  Auch  diese  Lehre  kamt  nicht  umfassend  in 
den  gewöhnlichen  botanischen  Lebreiirsen  Yorgetragen  werden, 
much  ist  das  wal  hier  von  den  Krankheiten  der  Gewächse  {>  t'sa<^t 
wird  kurz  genug.  Der,  Hr.  Verf.  bemerkt  dies  selbst,  ind^ 
er  sagt,  dafs  diese  Doctrin  ein  eigenes  Werk  elfordere.  Solche 
Kapitel  figuriren  in  den  botanischen  Lehrbüchern  gewöhnlich  nur 
darum,  damit  doch  ex  ommhus  äHquid  Torhanden  sey. jich^ 
tesKapüeL  Vob  den  Anomalieen  im  Pflamenreiche«  Das  hierher 

Sehoi  ige  ist  auf  zwei  Seiten  abgethan,  und  kalte  luglicb  mit 
em  vorigen  verbunden  werden  können.  Neunies  Kt^kdm  . 
Von  .dem  yorkommen,  dei^  Veibreilung  und  Verth^ibiiiff  der  Ge- 
wächse. .Die  Pflauzengeugiapliie'wili  Sxt  Hr.  Verf.  limr  Ph^ 
totopologia  oder  Pfytotopographia  genannt  Wissen,  was  man 
könnte  geschehen  lanen,  wenn  dabei  die  Wissenschaft  irgend 
etwss  gewinnen  wurde.  Das  dahin  gehörige  ist  verbäknilsmSssig 
viel  ausgedehnter  als  die  Gegenstande  der  vorigen  Abschnitte 
abgehandelt«  Zehntes  Kapitd,  Geschichte  der  Gewikhse.—  Der 
Hr.  V^f.  sprioht  Vieles  von  den  bewMchsen  der  untergegange- 
nen Schöpfungen  und  bemöht  sich  zu  zeigen,  dafs  die  jetzt  vor- 
handenen Pflimzen  duroh  eine  generaiio  aequivoea  entstanden, 
folglich  das  bekannte  Omne  pwlun  es  oiM>ß  fidsch  se^  ^  der  Ein- 
fluls  der  äussern  Momente  könne  jetzt  nur  noch  Spielarten  und 
Varietäten,  keineswegs  neue  Arten  und  Gattungen  erzeugen, 
bybride  Generationen  sejen  nnvereinbar  mit  dem  Wesen  der 
Tegetabilischen  ']^atur  u.  s.  w.  Receds.  sieht  dergleidieh  alsHjr-^ 
pothesen  an;  die' in  Ermangelung  etwas  Besseren  man  sich  ge- 
fidlen lassen  mufs,  allein  der  Hr.  Yerf.  bah  jene  Annahmen  iSber* 
den  Rang  einer  blossen .  H^-pothese  erhaben,  (p.  38o)  in  dieser 
Hinsicht  wäre  es  wönschenswerth  gewesen,  wenn  es  ihm  gefid- 


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4q6       Wenderoth  Lehrbuch  dtf  Botanik« 

1«.  Uttfl  iwMdien,  ron  •wekliem  Zeitpunkte  an  die  UrihStig- 
/«TaS«  di  Vermögen  verloren  haben  neue  Arten  und 
St  Ädef-  ÄapW-  Von  ^er  Physiologie  der 

>äassenidenaUgeni«n«i  Leben*«  Da  nun.  wie  der  Hr.M. 

i:  v..rstel.e„deAVd  di««  Abtheilung  ausmac  t,  so 

„ach  des  Recen».  D&rUlten  6««»^"''^^.^    ^,,,  könne« 
Xht  viel  mehr  als  «  Sdtett  »Uu-k  ist  «"tbf.rt  werden  ko  eu, 
"  .cU  hatten  sich  aUerdings  «hicUiche  Stellen  für  da.  W  gc 
hier  Gesagte  an  andern  d«.  »ucbe.  finden  la^^^^^^ 

^    ylMeäunp.  Methodologie,  linm  ^^^^ZtZscMenea 
schalt  der  Gewächse  «"d  ^«««f  °^«'»'^^  «^"^^^  A^^^^^ 
Formen  derselben  überhaupt  -  D.e  ^'^^'f^J^:,! 
.    Unterart  n.  s.  w.  werden  nach  dea  ^^V^^J^^'^.,. 
doch  sehr  ausfiihrlich,  deutlich  und  bcldM^  rSbi  icheu 
unter  kommt  aber  der  Hr.  Verf  »«««"^S^ 
.^at.e»,  die  so  ^enig  sie  für  sich  »»»t« ^J^^^mÄ  N«"' 
•      Seite  39i  hellst  es:  Zu  Folge  unserer  ^Vt^^Ad^'^^^''' 
der  Gewächse,  von  Ihrer  Entstehung  und  ««T^'IJ.  ut, 
Sr,  dafs  die  Vesammtc  Vegetation  .^1«  Evol«««  d«  Erd^; 
bUrkt  durch  Wärme  und  L.cht.c  D.es  ^^%"l^^Z 
nebt  tchön  und  gelehrt,  beleuchtet  man  aber  «^TUirt  i* 
rfher,  «  zeigt  sich  gar  bald,  dafs  dama  gar  «d«  ^  ^ 
und  wir  um  kein  Haar  breit  in  der  E^'^™""™' sich 
Gewäcl«e  dadurch  welter  gekommen  sind,  »f"'' j^ie  hodr 
dabei  i».«r  .u  die  Worte  des  um  d.ePüa.«  "pl')^''»^.^« 

T«rd!entea  link.  Wenn  man  ( ^»f .  d*"«'^^!^  I)««*- 
Sätzen  einiget  «euen  Plulosophen  ''S*!' ^'"'^fpa»«  ist, 

laiid  begnügen  will,  so  ist  man  bald  lertig.  m  ^  j^,. 
«gen  sie.^d«.  P«du«  def  Anziehung  de  L.cte««^j^ 
Sde  nüt  einem  eigenen  Ausdehnungsvemogen  .e«el.  ^.^ 
lieh,  mit  weit  mehr  Recbt  könnte  der  Pfl»"«"'"*''J j  g^J  <»• 
Pttire  ist  dM  Prodart  dniger  Fwbea,  Wa«"  od« 

♦ 

•  ,         •     .     •  • 

(  Der  DisMifs  folgt  »» 


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I 


N=  32.       Heidelberger  iS22* 

Jahrbücher  der  Literatur. 

~'~\~r\ 1 " —  —   - '^--rTi iii->->i»  ^ Mifm^T. xn-iim. 

lieber  sieht  der  politischen  Geschichte  des  Mittelalters  seit  dem 
Untergange   des  Römischen  Reichs  bis  Ott  das  Ende  des 
füiiJzehjLten  Jahrhunderts  von  Maximilian  Reiscavvm.  Doc^ 
tor  der  Rechte  und  Adi  ocat  in  Frankfurt  am  ,  Main  4&2Stm 
8.  Farrentre^p*  45  Bogen. 

lAl'^ie-  QDgern  der  uoterzeiclmete  Verf.  dieser  Anieige  das  Ge- 
sdiSh  treibt,  welches  er  dieses  Mal  iiberDimmt,  bat  er  ntdit  blos 
dadurch  bewiesen,  dafs  er  dem  Milarbeiten  an  einem  ^ehr  acht- 
baren Institut  längst  eutsagtc,  sondern  auch  .dadurch,  dafs  er  in 
diesen  Blättern,  wo  es  fast  pflichtmässig  eigentlich  zuweilen  auf- 
treten sollte,  so  viel  er  weifs,  in  zwei  Jahren  nur  zwei  Anzei- 
gen geliefeift  hat,  (von  den  Mäanges litteraires  yoaPiguet,  und 
von  Hesperus  von  Andre)  und  diese  nur  auf  besondere  Verauias- 
^sung.  Freilich  ist  er  noch  halb  entschlossen,*  eine  Zeitlang  ein- 
mal in  einer  .andern  Art  recensiren  zu  helfen,  und  in*  Verbindung 
mit  einem  entfernten  Freunde  den  Menken  de  Charkuanismo 
eriiditorum  zu  ergänzen;  wenn  dieses,  wie  jeiier  Freund  meint, 
in  der  That  an  der  Zeit  seyn  sollte.  Er  meint  aber :  flecter.e  si 
nequeo  superos  Aeheronta  moyebo.    Seine  eigne  Schrii'cen  aiizu- 

'  zeigen  hat  er  sich  nie  entsdbliessen  können,  glaubt  aber  dies  Mal 
um  so  mehr  eine  Ausnahme  machen  und  dem  Publicum  sagen 
zu  müssen,  warum  er,  die  Abfassung  des  obengenannten  Buciis, 
das  sich  in  einem  Zusatz  auf  dem  Titelblatt  schon  als  aus  sei- 
nen Arbeiten  «hei^cnommen  ankündigt,  veranlafst,  und  die  Ma- 
terialien geliefert  hat,  weil  er  bei  dieser  Gelegenheit  am  besten 

"  einige  ihm  sehr  ndthig  scheinende  allgeraeinö  fiemerkungeo  \ox~ 
tragen  kann.  Ref.  glaubt  dies  am  besten  und  kürzesten  thun  zu 
können,  wenn  er  zuerst  anj'icLt,  wie  er  zunächst  auf  dun  Ge- 
danken gekommen  sej,  ein  Büchlein  dieser  Art  für  seine  Vorle- 
sungen zu  wünschen,  alsdann  erklärt,  wie  sich  die  hier  gewühlte 
Behandlung,  seiner  Meinung  nach,  zu  der  wissenschaftlich  be- 
trachteten Geschichte  des  Mittelalters  verhalte,  und  zuletzt  hin- 
zufügt, in  welchem  Verhaltnifs  des  Hr.  Dr,  Reinganum  Buch  zu 
den  bisher  erschienenen  Bänden  und  dem  nächst  erscheinenden 
von  des  Ref.  eigner  Geschichte  der  mittlem  Zelten  stehe. 

©"er  Verl.  dieser  Anzeige  hat  zwar  in  den  Vorreden  unj 
Noten  seiner  Gescliiciitc  aufmerksam  daraui  gemacht^  dais  die 

32 


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49«  Reingaoum  poUu  Geschichte  d.  Mittelaltera, 

Art  Geschichte,  welAe  das  gröfcte  Publicum  in  Anspruch  niim«» 

nie  .licEl-uige  wera«!  dürfe,  wen«  mchfdie  immer  mehr  rer- 
aunnte  Historie  durch  uud  io  Üch  «Jbrt  und  ...  «h.or  e.gneil 
i  e  untergehen  soll ;  er  h«  i«  den  Noten  oft  «rf  .ehr  bere- 
dete  Ml.r  geistvolle,  sehr  gele«a.e  Schriften  gedeutet,  wed  « 
innge  Odehrte  aufmerksam  machen  Wollte,  Wie  sogar  oft  der 
Lör..e  l!au>neisi.  r  von  .seinem  Steinhauer  oder  von  SiA.  «dbrt 
beuo-<  "  "ird,  und  ein  glanxendes  Gebäude  hu..tellt,_  von  dem 

51  ein  ganzer  Flügel  einstürzt,  weÜ  ein  Eckittm  «owch 

52  desse..  Zerk,u.u.neln  dann  die  Vernichtung  anderer  no  h- 
^.Ji»  herbeiführt:  er  >var  aber  weit  entfernt,  der  gemalea 
Lh«idlung  selbst  irgend  ein  Verdiens.  stre.t.g  «»d.ea  «.  W«l- 
Un  Wir  haben  in  neuerer  Zeit  indessen  der  allgemeinen 
Ansichten  und  Betrachtungen,  der 
iV.ndlun.'en,  der  Ideen  über,  u.  s.  w.  so  v.el  erhalte»,  da& 
ie      ied  °,  d  r         Beruf  über  die  Geschichte  «b«iten««fs, 

wohl  erst  mit  sich  zu  Ruthe  gehen  .uU,  ob  er  auch  Alte 
Ä  sev,  um  den  Wel.lcrels  auf  seinen  Schuhern  tra|e,.  « 
fÄ!  ehe  er  aus  seiner  Dcmuth  hervortritt,   d.es -h-elt  M 
S  «Kh  nur  «.  aspiriren.    Er  ist  jetzt  doppelt  «freu  •  «^« 
idern  Weg  gega.ngen  zu  sejn,  da  Hr.  Luden  '«^<^^J^  £ 
Geschieht«       Mittelalters  durch  sein  >'C"sWs^"<^'' ' .  f  ?  3 
1^«    WM  m«  von  einem  als  Lehrer  der  Staats«  e,sh«t  und 
r^ShTWedeten  Mann  berüh.nteu  belehrten  erwarten  k»nj 
.™i^ifi  seine  zahlreichen  Freunde  und  Leser  von  die*» 
läe'h«  ballig  befriedigt  hat.    Auf  diese  Weise  seh. »J« 
Ref.  vorerst  ^r  das  Bedürfnifs  der  grosser..  Zahl  d  r  trwna 
der  Historie  auf  mehrere  Seiten  hinreichend  e^'^^'K^ 
Snbt.  drf»  d"»  »       ««erttfene  b.tercsse  de.  Zct  auch 

Et«  anderes  erfor,l.  rt,  wenn  dieser  Saturnus,  dessen  K.nd« 

.  rSlSirund  B.,chcr'sind,  H-**-<r-f;;;-^, 

mj^  ,  wirUich  Geist  hat.  (was  man  nach  d«™  ^  X"  ) 
Leute  »on  seitocm  Geiste  machen,  fast  f"!!'*"""  ,  jje 
alsdann  Ut  es  ihm  heil&m    da  s  »-''V'l^j'^/j 
.  er  ver«*liogt,  von  M.r,ip«.  «»d,  da  gerade  S  eme  e,  e™ 
chen  Magen  oft  am  besten  zum  Verdauen  helfen    Aus  e 
k«.n  es  aus  tauseml  Gründen  der  andern  Behand  n.,g  n-C  t 
guten  Köpfen  fehlen,  dagegen  die  ""''».mere  und  Ue.nere 
Inde  g«.«  kiWen  Compibtoren  ein  Kaub  wu.de  '.^ 
Selbstx'rläugnung  fode.^  wenn  es  da»  höchste  Z.el  ""^''[^li 
«:he  bleiben"  mufs,  daf.  die  Regenten  derGcmuther  un   h».  «na 
da  würdigen,  der  Schemel  ihrer  'Fasse  xu  sej^n: 
mub  man  sich  trSsten,  hilft  doch  s««ar  zum  fa"'«"' 
Sprilchwortc,  nicht  einmal  immer  gerade  das  P''"'?";"'-'".  ^ 
Uch  ist  mit  der  dürren  und  nackten  Wahrheit,  nicht  eben  „ 


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Reluganum  polit.  Geschiphte  d.  Mittelalters,  499 


"fielen  Leuten,  und  gerade  nicht  denen,  die  anoi  lautesten  8chreieO| 
gedient,  die  Prüfung  und  Sichtung  der  Tliatsachcn  sclicint  aus» 
serdem  läufst  erschöpft,  und»  Neues  auf  dem  Felde  schwer  zu* 
leisteil.    Was  aber  das  Erste  anging,  so  war  Hef.  mit  seinem 
Publicum  zufrieden,  und  in  Rücksicht  des  zweiten,  reichen  jene 
i'rüfungen  nur  von  der  Mitte  des  siebzehnten  bis  in  die  Mitte 
des  acKtzehoten  Jahrhunderts  Wo  man  noch  von  ganz  andern 
Grundsätzen  ausging,  als  jetzt  gescheiten  riarf,  oder  mit  einem 
verrufenen  Ausdruck,  höhere  und  niedere  Kritik  waren  auf  einem 
fsaa  andern  Standpunkte,  als  jetzt,  und  es  kann  nicht  überflüssig 
sejn^  die  früher  schon  beleuchteten  Diuge  mit  dem  Liebte  des 
neunzehnten  Jahrhunderts  noch  einmal  zu  beleuchten«  Diese 
Ueberzeugung  erwuchs  erst  nach  und  nach  in  ^Referent,  darum 
schwankte  anfangs  sein  Schritt  und  ward  erst  in  den  letzten 
Tfaeilen  fester.  Beredsamkeit,  Einsicht  ius  Leben,  in  Staat,  Kriess* 
Wesen,  i|i  die  grossem  socialeif  Verhältnisse,  Hervorheben  des 
Glänzenden,  Unterscheidung  des  allgemein  Belehrenden,  Wirkung 
aufs  Gemuth  «konnte'^dabei  weniger  berücksichtigt  werden,  für 
Vorlesungen  war  aber  dfs  Buch  dörcbaus  nicht  passend,  wenii 
auclt  nicht  seine  AusfiShrlichkeit  schon  den  Gebranch  unmöglich 
gemacht  hatte.    In  Vorlesungen  sind  einzelne  Winke  zu  erthei- 
Ten,  Betrachtungen  anzustellen,  Ueberblicke  zn  geben,  Verhäl^- 
uisse  der  Künsten,  der  Literatur,  der'Bildnng,  der  Gesellschaft, 
der  Kirche  zu  berücksichtigen;  um  diese  mit  Nutzen  anstellen 
zu  k6nuen*mufs  Refcr«,  damit  er  nicht  zum  Lachen  über  sich 
selbst  gereizt  werde,  voraussetzen,  dafs  dem  Zuhörer  die  Mög- 
lichkeit gegeben,  $ey  ( wenn  er  anders  ,Lust  hat)  die  Reihe  der 
Thatsachen  am  Faden  der  Zeit  nach  einer  bestimmten  Auswahl 
gereih^  zu  fibersehen,  ausserdem  glaubt  er  auch,  dafs  für  den, 
welcher  tiefer  dringen  will,  ein  genaueres  Studium  "Iseines  Buchs 
selbst  bei  den  Vorträgen  sehr  nützlich  sejn  werde,  auf  diese 
Weise  entstand  gaiiz  natürlich  der  Wunsch,  ein  .Buch  zu  haben, 
dafs  jene  Uebersicht  gäbe  und  zugleich  Winke  über  die  Art, 
wie  Noten  und  TeU  seines  Buchs  zusammen  za  verbinden)  sej  en, 
doch  aber  kurz  und  wohlfeil  wäre.  'Er  selbst,  mU  der  Samm- 
lung der  Materialien  zum  zweiten  Theil  des  dritten  Bandes  be« 
schmtigt,  oder  mit  Dingen,  die  sicb  blos  auf  seine  Vorlesungen 
bezogen,  fand  ^eine  JZ^eit',  ein  solches  Buch  auszuarbeiten,  der 
Ver&  des  Vorliegenden  war  gefallig  genug,  das  Geschäft  über- 
nehmen au  wollen,  hatte  Ref.  verstanden  und  wuTste,  worauf  es 
es  ankam,  so  übergab  er  ihm  ohne  Bedenken  seine  Bucher  und 
pwpiere.  So  weit  über  die  Entstehung,  jetzt^ein  WSirtchen  von 
Wissenschaft  im  Contrast  mit  Geschwätz.  ^ 

Was  die  Geschichte  als  Wissenschaft  iietriff^,  90  sind  wir 
'  Deutsche  dahin  uQch  i^cht  gekonmie%  dads  wir  z*  B«  Sismondh 

8»* 


bigiiized  by 


5oo  Rdnganam  poUt.  Geschichte  d.  Mittelalters. 

so  treuherzig  vrir  aucli  sonst  gegen  .Fremde -«iod,  glauben  soll- 
ten   er  kdnnc  kur»  hintercüiandcr  secliselin  Bände,  Italiänischer 
Gescluclite,  aus  Quellen,  (wie,  davon  wäre  Wer  der  Ort  nicht, 
Pro  1)011  zu  geben)  und  Archiven,  eine  Geschichte  der  Süd-Eu- 
ropaisclieii  Literatur  (wdcher  herrlichfe  Gegenstand!),  eine  Reihe 
Bande  über  die  französische  Geschichte,  bei  der  er  allein  den 
Greoorlus  von  Tours  will  vier  Mal  gelesen  haben ,  herausgeben, 
zu"leicli  an  einem  juristischen  Journal  HaUptmiteibeitcr  sep,  m 
einer  Zalil  von  Banden  von  Schriften  fibcf  Staatshaushaltung  mit 
Biciaclo  wetK  iiern,  und  im  Romansclireiben  dem  Walter  Scol^ 
^vic  er  limt,  Trumpf  bieten  («lulia  Severa  oa  V an  4g^^  4894). 
Das  credat  Jl/obro-a- GaUus ;  wir  Deutsche  nimmermehr 5  eben 
so  weni'v  werden  t\  \c  wie  der  Scbottistlie  Rccensent  und  aUe, 
die    wie  er,  Gesciuclite  an  die  Meistbietenden  verkaafen,  dem 
Haliam  mehr  ir;;(  ndwo  Wahrhaftigkeit  und  J':rnst  zutrauen  (beson- 
ders da  so  viele  Dinge  abgehantleit  werden,  die  nur  cuie  Ueme 
Zahl  von  Menschen  stiuliei  t,  und  bei  ihm  alles  vorgetragen  Wd, 
als  s«y  er  Ouelle.  wenn  er  uns  t.h,  über  viele  wichtige  PunMC 
die  histoire  de  Languedoc  nach  Theil-,  Seiten-  und  Capiieh  ' 
zahl  citirt,  und  zwar  als  Beleg  citirt,  und  wenn  er  hernach  ÄUt 
den  Waldenser  Krieg  kommt,    der   gerade  die  hegenden  d« 
Langiutdoe  tlitf,  uns  ganz  naiv  gesteht;  wahrsehen.hch  Wurac  . 
darüber  mehr  in  der  /ustoire  de  Langucdoc  zu  tüidcn  se)n, 
•habe  aber  zu  dem  fauche  keinen  direkten  Zugang  {nomme- 
dUUe  acceß)  gehabt.  Ref.  macht  diese  entscheidemlc  Bemerkung, 
vell  auch  Hr*  Raoul  la  Rochette  im  Journal  des  Seamans,  wie 
er  das  Buch  ausposaunt,  bemerkt,  dafs  er  zwar  Hallam  wege 
seiner  Genauigkeit  nicht  eben  vcrtheidigen  wolle,    aber  setzi 
er  voroehm  und  acht  französisch  hinzu:  il  n'a  pas  voula  jain 
des  eompüations,  que  tont  de  gens  peuvent  faire  (^^^'  ""'  f 
'  den  Franzosen,  quaies  nunc  sunt  ?)  si  tcuU  de  gens  en  out  be^oin. 
Nem,  dahin  ist  es  mit  unserer  Leichtfiissigkeit  noch  lucht  gekom- 
men, so  derb  man  uns  auch  oft  gescholten,  dafs  w;^/"^^';,  ' 
nicht  dem  Naturstüdium  und  den  exacl^  Wissmschnften  allem 
huldigten,  oder  dais  wir  so  dickhäutig,  so  püegmatisch  sc) 
keine  politische  Witze  machen  könnten,  und  uns  mcht  um 
einander  zerreisscn  woUte«,  weil  hie  und  da  »»t^^;  X 
Narren  und  Ungerechte  sind;  jeder,  der  einen  Glauben,  i^ie;^  ; 
ein  Deutsches  Herz,  einen  fleerd,  wo  ihm  wohl  wird,  fanj^ 
oder  Freunde  hat,  wo  er  Frieden  findet,  wird  auch  w""*^*^;^ 
daTs  es  nie  dahin  komme   (Di  mchora  nohis ,  erroreni  ho^ti^ 
ülumj).    Ref.  glaubt  daher,  GeiiiW  und  Sinn  des  ächten  uu«  ^ 
scheu,  zu  denen  auch  bei  manchen  Schwächen  der  gute  nu ; 
gehörte,  .Verschmähe  in  den  historischen  Wi  senschaltm,  >v!e  i 
Leben,  das  leere  Geprange  der  Worte,  und  den  ScUun  suicncr 


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I 


Reingauum  poliu  Geschichte  cl.  Mittelalters.  5oi 

Ideen,  die  sich  auf  den  Kreuzstrassen  predigen  und  oft  auch  sam- 
meln lassen,  gerade  so  w^e  auch  der  iu  seinen  alten  Anstaltcu 
gebildete  ächte  Engländer  tbut,  welcher  durch  französischeu  Ton 
und  Schottische  Geistesspeculation  (denn  in  Edinburgh  wie  in 
Genf,  und  an  manchen  andern  Orten  sieht  man  die  Wissenschaft 
als  Mode,  Ton  und  Waare  an)  verbildet  ward.  Fast  scheint 
es  Ref.  sogar  ungerecht,  dies  zu  beschränken,  und  er  n^öchte 
-sagen,  jeder  Manu  (denn  midier  et  elumbus  säeant  in  ecdesia) 
der  selbst  treu,  wahr«  gottesfürchtig,  wohl  unterrichtet  und  be* 
scheiden  sey,  suche  in  eben  dem  Masse,  als  er  es  sey,  auch  gern 
durch  Mühe  und  Fleifs  die  nackte  aber  kräftige  Wahrheit^  und 
fliehe  vom  modisclRn  Geklingel  der  Worte  zu  ihr  allein.  So 
hat  Ref.  viele  SchuUebrer,  Geistliche,  Gutsbesit7.er,  Beamte,  selbst 
sehr  angesehene  Staatsraändr  zu  seiner  Freude  gefunden  |  sie 
suchten  im  Studium  des  Cabinets  Erholung  und  Belehrung,  und 
diesen  wahren  Deutschen,  den  Freunden  ihres  Gottes,  ihres 
Landes  und  seiner  Sitte,  möchte  die  Art  Wissenschaft,  von  der 
er  redet^  dienen;  ferner  denen  unter  den  Jüngern,  die  frei  vori 
Arroganz  nicht  gerade  Schiller,  Gibbon,  Livius  werden  wollen, 
was  die  Natur  nur  selten  vergönnt  (^vap^7}no(^6pot  fih  TokKhf 
'  pKV.xoi  Travpoi),  wohl  aber  in  binem  kleinen  Kreise  nütaen, 
weil  dies  ihnen  bessrer  und  sicherer  scheint,  als  im  Grossen 
zu  glänzen.  Um  eine  Wissenschaft! iclie  Kenntnifs  der  2^^^ 
des  Mittelalters  zu  erleichtern,  glaubt  Ref.,  lasse  sich  der  ganze 
Zeitraum  vom  Fall  des  Weströmischen  Reichs  bis  an  das  Endp 
des  fünfzehnten  Jahrhunderts  in  zwei  grosse  Hälitci]  theilen« 
Die  eine,  wo  jeder  Rest  der  alten  Civiüsation  noch  völlig  weg- 
geräumt wird»  wo  die  verschiedensten  Elemente  der  neuen  Cul- 
tur  von  dm  verschiedensten  Seiten  her  zuströmen,  wo  kein  An« 
sehen  sich  zeigt,  dafs  aus  diesem  Chaos  wieder  ein  Zustand  her- 
vorgehen werde,  der  alle  Vorzüge  und  alle  Mängel  der  Römi-^ 
sehen  Kaiserzeit  in  einer  andern, Form  und  unter  gaoz  andern 
Naturen  in  der  neuern  Geschichte  zuruckiiihrt.  In  jener  wilden. 
Fluth  des  aufgeregten  Nordens,  wo  sich .  kein  sicherer  Gang 
der  Dinge  unterscheiden  lafst,  ist  Anschauung  des  Einzelnsten 
durchaus  unerläisltch,  denn  man  mufs  hier  selbst  sehen,  wie  nach 
eiiiander  Germanische,  Sarraatische,  Scandinav/sche,  Lateinische, 
Griechische,  Christliche,  Arabische  Elemente  durch  den  Siols  der 
Völker  und  den  Gang  der  Begebenheiten  wunderbar  in  einan-  , 
der  j;eschlungen  werden.  In  diesen  Zeiten  darf  man  l>esoi>ders 
den  Orient  nicht  aus  den  Augeil  verlieren,  denn  weit  früher 
als  das  Christenthum  im  Westen  ward  der  Islam  -im  Osten  eiu 
Afittel  dci  (>tviiisatioo.  -  Man  mufs  hier  die  ivilde  Unbändigkeit 
der  nordischen  Krieger  am  Einzelnen  erkennen,  um  zu  begrei- 
fen ^  dafs  die  trefflichen  Einrichtungen,  die  einfachen  Gewohn- 

f 

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5o2  Reinganum  polit  Geschichte  d.  MiUelal^eis« 

licitsrcclite«  die  ihnen  in  ihren  Wäldern  bei  einfachen  Sitten 

r 

kinrcichten ,  nicht  mehr  im  Stande  waren,  den  durch  ihr  Glück 
Terdorbenea  Eroberern  I  rieden  und  Recht  zu  sichern,  dafs  gleich- 
sam im  Scluffbruch  aller  individuellen  Freiheit  durch  Unbändig" 
keit,  das  Römische  Municipalwescn,  wie  es  zum  Tbeil  in  Italieni 
und  Gallien  sich  erhalten  hatte,  als  ein  Anker  von  denen,  welche 
weder  Streiter  noch  Bauern  scyn  wollten ,   ergriffen  werden 
mufste,  weil  dadurch  allein  Massen  freier  Burger  erhalten  wer* 
den  konnten,  als  jeder  nicht  Schlachtgeübtc  und  stets  Gerüstete 
dienstbar  ward.  Aus  dem  Anschauen  der  ewigen  Kriege  der  Fürsten 
mit  ihren  eignen  Grossen,  der  Grossen  mit  den  Fürsten  und 
aller  Herrn  und  Ritter  ^c^en  alle  Herrn  und  Ritter,  nicht  aber 
aus  einer  Malerei  der  Worte  oder  aus  einem  Halbroman  soll 
man  endlich  hier  lernen,  wie  und  warum  Feudalwesen  und  Hie- 
rarchie in  solcher  Zeit  und  bei  solchem  Zustande  der  Dinge  eine 
gdttliche  Wohlthat  waren.  Wer  treu  dem  Faden  dieser  einzel- 
uen  Begebenhelten  folgt,  wird  fenier  durch  sich  selbst  belehr^ 
wie  einfältig  es  ist,  xu  wähnen ,  dafs  man  je  die  Geschichte  ir- 
gend eines  Volks,  wenn  es  nicht  etwa  Chinesen,  Neger,  Ameri- 
kaner sind,  ohne  die  Geschichte  aller  andern  naher  kennen  konnex 
dies  wird  besonders  den  Zustand  des  Griechischen  Reichs  im 
Mittelaltei',  sein  Einflufs  auf  Italien,  so  wie  der  Finflufs  der 
A^bischen  und  Persischen  Djnastien  jener  Zeit  lehren.  Man 
wird  nicht  verkennen  kdnnen,   dafs  der  Osten  damals  für 
Bliropa  in  Verhältnifs  auf  Cultur  und   Einrichtanff  dasselbe 
war,  was  jetzt  Europa  för  die  Gegenden  des  Ostens  ist, 
nur  -  mit  dem  Unterschiede,   dafs  wir   entpfangliche  Euro- 
pSer  viel  von  Asien  annahmen,  dagegen  der  unempfängliche 
Orient  uns  nun  schon  Jahrhunderte  lauDig  stumpfsinnig  zusieht. 
In  der  Mitte  des  dreizehnten  Jahrhunderfis*  beginnt  die  andere 
Hälfte;  denn  gerade  in  dieser  Zeit  lebt  in  Italien  nach  und-nach 
ein  andrer  Geist  auf,  während  im  Orient  die  ^anze  herrliche 
Bluthe,  das  ganze  geordnete  Staatswesen  ron  den  GrSuzen  von 
China  bis  au  das  Aegäische  Meer  mit  allen  Anstalten  für  Lite-  . 
ratur  und-  Kunst,  fär  Leben  und  Gewerbe  und  Handel  unter 
seinen  eignen  Ruinen  so  begraben  liegt ,  dafs  fortan  nur  wilde 
Horden  der  Wüste  in  den  weiten  und  schönen  Gefilden  Asiens 
hausen,  wo  bald  alles  Menschliche,  das  unter  den  Persischen 
Dynasten  dort  hoch  geehrt  worden,  verachtet  und  verges- 
sen wird.   Nothwendig  wäre  hier  freilich  noch  ein  weiteres 
Verfolgen  der  einzekien  Geschießten  des  Ostens,  bis  man  gelernt 
hätte,  wie  in  die  Spuren  der  Mogolen  .und  Tataren  seit  iSschin- 
giskhan  die  Osmanischen  Türken  traten,  und  wie  es  im  Natio- 
nalcharakter dieser  schon  durch  ihren  Namen  dem  Orient  dds 
Barbaren  kenntlichen  Nation  lag,  nicht  blos  die  Reste  der  Bluthe 
des  schönsten  Tbeils  der  Erde  vollends  zu  vernichten';  sondern 


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Reiuganum  polit.  Geschichte  d.  Mittelalters.  5()J 

wi^  sie  auch  das  Wiederblühen  iinniöglicli  machten.  Dabei 
würde  man  aus  der  Privatgeschiclitc  der  Regenten  von  Conr.tan- 
tinopel  ijn  vierzeliiitcn  Jahrhundert  leicht  einsehen,  warum  das 
unter  Miehael  Paläologus  in  Europa  neugeborne  griechische  Keicli 
nie  stark  genug  im  Innern  werden  konnte,  um  dem  Stöfs  von 
Aussen  zu  "widerstehen,  und  gerade  aus  dieser  Einsicht  würde 
dann  beim  Anfange  des  folgenden  Abschnitts  klar  werden,  wie 
^an£  allein  Italien,  vielfach  mit  Griechenland  und  dem  Orient 
verflochten^  die  Reste  der  Griechischen  und  Arabischen  Cultur 
auf  eine  Welse  retten  konnte  und.  sollte,  dafs  aus  ultem  Saa- 
men  eine  neue  Cnltur  sich  nach  und  nach  erhebe  und  verbreite* 
Hier  mufste  mit  dem  Anfange  des  Verschwindens  jenes  chaoti- 
schen Zustandes  der  mittlem  Zeit  und  des  Uebergehens  zur 
neuern  ein  andrer  Abschnitt,  eine  andre  Methode,  eine  verschiednc 
Darstellung  schon  darum  allein  beginnen,  weil  der  Anfang  des 
Uebergangs  in  den  Zustand  und  in  das  Staatswesen  «1er  neuem 
Zeit,  ihrer  Einrichtungen  und  ihi«r  Polizei  in  Italien  nur  da- 
durcii  bezeichnet  wird ,  dafs  ein  enger  innerer  Zusammenhang 
der  Italiänischen  Staaten  unter  sich  und  mit  auswärtigen  jVläch« 
ten  eintritt,  dafs  überall  eine  treulose,  mit  kurzsichtiger,  sich 
weise  düukender  Cabinetsweishcit  berechnete  und  kleinlich  der 
Menschen  Angelegenheiten,  wie  ein  Uhrwerk  behandelnde  Poli- 
tik vorherrscht.  Hiier  ist  ein  Punkt  wo  das  an/.u/.rigende  Buch 
aus  zwei  Ursachen  von  dem  Wege  abweicht  den  lief,  bezeich- 
neü  wollte,  es  beginnt  nämlich  das  Zusammenfassen  in  Massen 
eher  ab  hier  augegeben  wird;  es  hätte  nach  dieser  Aagabe  noch 
in  der  zweiten  Abtheilung  S.  i85  folgeo  müssen,  was  hier  den 
Abrifs  der  dritten  und  zwar  schon  in  der  andern  Manier  ent- 
worfen, beginnt,  nfimlich:  Geschichte  des  Griechischen  Reichs 
bis  auf  die  Einnahme  von  Constantinopel,  Rhodos,  die  Catalo- 
nische  Herrschaft  auf  dem  Griechischen  Festland,  die  Französi- 
sche und  Venetianische  auf. den  Inseln,  die  der  einzelnen  Osma- 
nisch  Türkischen  Dynasten  vor  Bajazeth,  die  von  Uulagtts  Nach- 
kommen im  höhern  Asien — aber  wie  gesagt,  dies  ward  aus  zwei 
Ursachen  unterlassen.  ErslUch  ist  Hef.  mit  seiner  Ausarbeitung 
der  Geschichte  unmittelbar  aus  den  Nachrichten  der  Zeitgenos* 
seil  so  weit  noch  nicht  votgcschritten ,  er  konnte  also  nur  Par 
piere  geben,  in  denea  aus  bekanutereu  Quellen,  die  leicht  zu- 
gänglich sind,  Abrisse  gegeben  waren;  aus  solchen  Abrissen  be-* 
steht  »ber  aus  Gründen ,  auf  die  wir  gleich  kommen  werden 
die  zweite  Halft«  des  vorliegenden  Büchs.  Von  S,  186  an  wo 
alles  leichter  ge&fst  und  Aur  der  allgemeine  Gang  im  Auge 
belialten  ist.  Der  zweite  Grund,  warum  6/br  Theil,  auch  wenn 
die  Materialien  vorhan  en  gewesen,  doch  würde  weggelassen 
sejBy*  ist  der«  dafs  überhaupt  jene  erste  Hälfte  oder  dio  genauere 


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5o4  Reinganüm  poUt.  Geschichte  Mittelalters. 

Inhaltsangabe  von  des  Ref.  bislier  erscl.Iencnen  Büchern 
den  Theil  in-  Geschiclite  liebst  iler  Angabe  ties  in  des  ^int- 
•erKheintiHb  11  Tliolls  crslor  Hallte  zu  bearbeitenden  Stoffe  nur* 
sesebcu  ward,  um  üeiegcubeit  /.u  g^beii.  zu  erläutern,  wie  nad 
•itf  welche  Art  aucli  das  Einielnsle  bedeutend  werde  und  wie 
es  unter  sich  selbst  verbunden  und  versclilungen  sej;  denn  sich 
in  das  unendliche  Labyrinth  der  Tliatsacl.on  selbst  einzulassen, 
•wird  doch  wohl  in  einem  Zeltiauni  von  tüuf  Monaten  zu  uu- 
temchmen  keinem  einfallen';  ja,  wenn  nicht  das  Büchle.n  nocl, 
.inei.  andern  Zweck  gehabt  l.iltc,  JO  würde  sci.o.i  frulier  d.is 
ins  Ein/.  Ine  goliende  habcii  abgebrochen  werden  können.  Ua 
übrlaens  die  Einricl.tung  dieser  ersten  Abthcilung  bis  beite  iüi 
durchaus  auf  das  Buch  de»  lief,  /u  beziehen  ist.  so  wird  er  sie 
erst  weiter  unten  erläutern  können,  er  veispart  daher  das  wei- 
ter« bis  dahin,  wo  er  das  Verhällnifs  des  Biicliiems  zu  seiner 
Gesd.iclae.angebeB  wird,  und  wendet  siel,  erst  zur  l«^"^» 
tbcilung.-.  m«  werden  die.  »orher  in  einander  pesc  ilungeneu 
VeihäUuisse,  gao»  auseinander  gebogen  hingeslelli,  m,d  es  wer- 
den die  Staate»  öder  verebigien  Mass«»  klein,  r  Na.  c„  „  d 
Körperschaften  im  .Staate,  Wie  man  die  eipielnen  I'»'"!^'  '  * 
uut«^  gemeinsamer  Regierung  stehen,  im  »ierrcli">en  und  «ii 
>ehnt(Hi  Jahrhundert  vieUeicbt  besser  nennut,  m  ihrem  1  '"^'n'-'r« 
,a  dem  Zusttnde,  in  dem  wir  siff  am  Anfange  d.^  ^™ 
findeil,  nacU-  ihren  Hauptentwicklungsmomenten  aufgef.ihrl.  uem 
Ref.  gehört  mir  die  Masse  der  MateriaUen,  Auswald  und  Me 
W  ist  ganz  allein  dem  Verf.  eigen;  »war  hat  Ref.  »or  «i^«' 
Druck  auch  hier  von  dem  Buche  Einsicht  genommen,  das  et 
für  seine  Vorlesungen  besrijoMntc,  doch  fand  ec  die  Ansvvnn 
Mine  Absicht  so  passind,  dafs  er  weder  Etwas  zugesetzt  noU. 
auch  hinweggenommen  hat.   Dies  wird  hiorc.cbend  sejn. 
seine  valli«  Zufriedenheit  auswidräckcn,  ein  allgemewes  ur  e 
auszusprechen,  kanii  ihm  natÖrUch  nicht  xukommcn  odo,  k. 
nur  einfallen.    Dal»  es  aber  nicht  so  leicht  ist,  eme  1'»^^'^^" 
Auswahl  zu  treffen,  dais  eine  bestimmte  und  heieichneude  «... 
viel  schwerer  ist,  als  eine  wortreiche  Breite,  dals  es 
ist,  das  Selbstgc4acht?  .vorli..yen,  «ü«  ««fc  '  '  ha- 

danken  versetzen  und  au  reden,  wie  dieser  wochte  gereue 
beu,  will  gleichwohl  Ref.  bemerken,  damit  das  »erüiensi 
Veriassers  nicht  übersehen  werde,  wiU  'in- 
den  Gang  and  den  Inhsdt  sagen,  md»t  aber  die  Abschnitte 
rein  durägehen,  damU  er  auf  die«.  Weise  Baum  g«^*'""''  e- 
fiber  das  Verhältnifc  der' ersten  Hilfle  lu  seinem  aucbe  n 
.  den.    Der  Vert  hat  hier  zuerst  den  Theil,  dessen  specicllc  o 
handlang  im  vorigen  Abschnitt  noch  wäre  erK  i  1.  rhcU  ' 
von  Seite  i86  an,  in  einem  Abrif»  gegeben,  damrt  man  tue 


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Sdiigbiuüii  polit  Gesdiichle  d.  Mitt^lakers.  5o!> 


nun 


irichtung  der  Cultur  im  Osten  zuerst  vollip^  iiberscliaue,  und 
dann  erst  die  in  Europa  sich  neu  erliebeiide  betrachte.  Die 
Stellung  der  Staaten  in  den  folgenden  Bogen  ist  so  ejngericlitet, 
dafs  man  leicht  durch  mündliche  Erläulening  nuschaulicli  machen 
könne,  wie  Italien  der  Punkt  war,  wo  alle  Mächte  Europas  zu- 
sammentrafen, wo  sie  in  unmittelbare  Berührung  gebracht  von 
einander  lernten,  und,  wo  statt  des  grthciltfii  biteressc  ein  Eu- 
ropäisches entstand.  Man  wird  daher  auch  leicht  begreifen,  dafs 
die  Staaten  des  Nordens  und  Ostens  von  Europa  nicht  weiter 
vorkommen,  da  schon  die  Erwähnun«»  der  Händel  von  England 
und  Frankreich,  welche  doch  unerläslich  war,  im  Gruntlc  aus- 
ser dc»n  Gange  liegt,  der  hier  vorgeschrieben  bleil)cn  mufste. 
(Bios  die  Helvetischen  Angelegenheilen  sind  nicht  so  wie  sie 
es  verdienten  behandelt  und  der  Vortrag  muls  das  ersetzen).  Es 
werden  hier  nur  die  Verhältnisse  von  Spanien,  Deutschland, 
Frankreich,  darnm  hintereinander  bezeichnet,  weil  durch  diese 
Veriiältnisse  Carls  V.  Zeit  bestimmt  wurde,  eine  Zeit,  in  wel- 
cher aus  unzähligen  Gründen,  besonders  aber  durcl»  die  von 
Italien  aus  verbreitete  Polihk,  durch  den  eben  dalicr  verbreite- 
ten Eifer  für  eine  ganz  andere  Literatur,  als  die  des  IMittelalters 
gewesen  war ,  durcli  die  Rntdecküng  von  Amerika  und  deren 
Folgen,  durch  die  Verbreitung  der  Drurkerei  und  die  Rcfor- 
mafion ,  die  bisherigen  ^^  rliiiltnisse  gan/ltch  verändert  wurden 
und  alle  Dinge  in  Kuropa  eine  antlerc  Gcblalt  annahmen.  Wenn 
es  des  Vcrfs.  Absicht  gewesen  wäre,  über  den  einen  Zeitraum 
so  ausführlich  zu  sevn,  als  über  den  Andern,  so  würde  dieser 
Icl/.te  Theil  durchaus  kein  Verhältnifs  zum  Ersten  haben,  weil 
er  sich  wie  eins  zu  vier  verhält:  allein  er  richtete  sich  hier 
nach  dem  Bedürfnifs  des  Ref.,  und  nahm  auf  dessen  Bitte  auch 
cir)ipe  liinge\vorlene  Notizen  über  -  andere  Dinge  als  gerade  die 
politische  Geschichte  aus  des  Ref.  Papieren  in  diese  Abtheilung 
auf,  weil  Rrf,  diese  in  den  Vorlesungen  speciell  berühren  wollte. 
In  der  ersten  Hälfte  ist  für  das  Studium  der  Fingerzeig  gegeben, 
Ref.  glaubt  daher  in  den  Vorlesungen  gerade '  diesen  Theil  nur 
cursorisch  und  andeutend,  reüectirend,  und  anweisend,  wie  die 
Folgen  aus  den  Thatsacheu  zu  ziehen  sind,  weidie  Ansichten 
man  von  einzelnen  Männern  und  Zuständen  fassen  kann,  durch- 
gehen m  dürfen,  und  seine  eigentliche  Kraf(  der  zweiten  Ab- 
theilung um  so  mehr  w^idnien  zu  müssen,  da  er  sie  in  Schriften 
noch  nicht  beliandelt  hat,  über  diesen  Abschnitt  kann  also  das  ' 
Buch,  auf  welches  er  hinweiset,  kürzer  SCjn.  bi  dieser  zweiten 
Abtheilung  ist  eigendich  das  Zeitalter  erst  vollendet,  hier  ist 
Alles  VortrelUiche  und  Tadelswördige  des  Mittelalters  völlig  aus« 
gebildet,  hier  sind  bistitute,  Sitten,  Künste,  Gewerbe,  von  denen 
doch  mufs  geredet  werden,  in  derjenigen  Gestalt  entwickelt^  die 


5o6  Reiuganum  polit.  Geschichte  d.  BfitteWters. 

«be  badiiimw  Darstellung  möglich  macht,  nnd  von  d«  »  «6»  . 
SSs^s^nd  feste  Orclnun«  ...  den  au.scn.  D.n.en  «teBn«^ 
!S  WChpUie  W,dPbUosopl.ie  haben  einen  e.gen.l.M,. hchen  Cha- 
i^^C^men,  der  ein  Product  jener  verschiedensten  E|- 
JSÄ«iC.^  der  Nordischen  und  ^^'^^^^^'Lt 

*""^"ÄJrh  hS  viel«  den.  Vortrage  vorbe,K,,.cn 

««wriicn  ThMSMhen,  sonder«  Ansichleii,  es 

bleiben,  a«m  et  «5.^*'  *  ,u,7son  Ideen  über  die  Sache, 
^«  SSh^S:,  W  idulr  welches  die  l)„,e  hc- 
t-^SSTwirTd«  Historiker' aber  nur  selu-  Lcutja.a 
trachtet,  *««•,•*"•»  V,.""  ...  „„itcnd  neben  diese  stellen, 
als  der  «nläugb««.  »'»^•^S«''^''  .^„t  Andeutung  genügen 
Man  siel,t  scho«  d««,  "^"^ ^'"r.^2lin  nicht  zum  dicken 
konnte  und  ««^^^J^  «  "in  Entwurf  nach 

Buch  weiden  sollte.    KWMT  Wliro«  UB     „^.jj-iichc  Weise,  da  s 
des  lief.  Methode  schoo  d«to«4.  .«fp-»  "^,,„ 
Dinge,  die  man  der  cgeBthch«!  besonder,,  Ah- 

,M.en  und  behandeln,  «  t*^  "f^«"„firf  deinem  Plane  .uch 
schnitten  und  Abtheilung«  be.6ieb.  jRrf-  «'  s,^,,,„i„d,„ 

Koten  angedeutet  STv^^aT^'^'b'fc»''*" 
von  den  Begebenheiten  aher  *«»  ^"^"^  ,,ch  sogar 

aUein  es  ist  %uch  noch  ein  ''"'^^^^'^'^J  Ks  las- 
aer  Faden  selbst  hier,  loser  jl^",,  Zeit  berr- 

.en  sich  .,andich  hier,  wo  das  Pr.nc.p  ^^J^^^^^  p„„k,e  he- 
rben anfangt,  leicht  in  der  Masse  ^«  »«^U  ^1- 
«immen,  so  wie  einzelne  Manner  »»d  D^ngc  «M^  ^ 

les  von  der  Seite  fassen    da.s  "«.„f^aiT^ri-i'ücke.t,  und 
 j„~  r::,n7Pn  lAre/i  Geist  und  wiuen  =• 


Männer  dem  Ganzen  i//m<  Oeist  " j;«  Sache  ge- 

dadurch  seinen  Gang  bestimmen  „ggücl.,  d«-» 

fafst  Wird,  desto  eher  .st  es  dann  j,|liitelp»ukt 
r««le»  dgeBÜich  zu  folgen,  b«^s'^"J^'^.  ^^^1!^ ,„rbergedachtca 
immer  die  eigne  ^atio«  "'»1^'«  ^^^-''^^'l-fwe  behalt.  Ehe» 
Zeitumstände  auf  diese  und  ihren  2"^'«"^ ^ntheil  sete 
die  k»«e  erleichtert  es  dann,  einen  »  S*™«'^,^^  Gebeimnifs 
»on  denen  /.u  hoffen,    d,e  noch  in  das  ^  n«"»  ,„lt  ei- 

der  Wissenschaft  nicht  hinreichend  ""i^^^""  u„^Mi  s^''^'' 
»igen  Monat«  mfibsamer  Arbeit  oder  A"  '"^""^  ''"ß^^  erkaufen- 
„e.uler  Dinge  einen  sichern  Gewinn  kunlt,g.  r «  oJer 
Der  Kef.  bricht  ab,  um  nicht  e.n  Buch  Vjoch,  dafs 

«ucb  d  propos  de  nen  zu  schreiben ;  "/'^r'^  ^0«.  Ap- 
die$e  Anzeige  noch  einen  andern  Zweck  hat,  ■»  ^^^^ 
«Weenv  und  darum  schon  etwas  ausführliclier  sej"  ^ 
•        E\.c  Kef.  «ngiebt,  wie  sich  das  Buch  ^^x  "** 


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^   Reioganum  polit.  Ge&clücbte  d.  Mittelalters.  607 

tdiienenen  Büctiern  verhalte^  oder  doicK  ein  vufw  it^inf^  von  '* 
den  ersten  Abschnittep  zuletzt  redet,  nachdem  er  erst  von  den 
lotzten  geredet  Jiaiic,  hcniLTkt  er,  dafs  zur  Angabe  der  Literatur 
nichts  in  seinen  Papieren  sich  fand,  dafs  sie  aber^der  Verf.  auf 
seine  ausdrückJichc  Bitte  hinzngefügt  Vlkf 

Ref.  rieth  dem  Verf.,  nur  die  Notizen  bei  Rehm  und  bei 
Ruhfs  zu  Rath  zu  zielten,  da  er  solche  Angaben  fär  ein  Oemein- 
gut  hait|  wobei  kein  Plagiat  begangen  weiden  kann;  weil  diese 
"Notizen  später  hinzugesetzt  sind,  als  Ref.  die  Handschrift  gese- 
hen hattCi  und  er  mit  dieser  Anzeige  eilte,  so  hat  er  nicht  nn- 
tersuchen  kSnnen»  in  wiefern  der  Verf.  seinem  Rathe  gefolgt' 
ist;  doch  hat  er  zu  seinem  Vergnügen  bei  flüchtiger  Einsicht 
schon  Bfidier  gefunden,  die  nach  der  Erscheinung  der  Arbeit 
von  Ruhfs  erst  herausgegeben  sindi  und  Rehm  reicht  nur  bis 
auf  Carl  den  Grossen» 

Was  den  ersten  TheU  betrifft ,  so  enthalt  S.  s— -108  die 
genaue  Angabe  der  beiden  Theile  des  aten  Bandes  von  des  Ref. 
Weltgeschichte,  denen  bekanntUcK  eine  genafue  Angabe  des  In» 
balts,  welche  bei  einem  solchen  Ruche  au  Wegweiser  durchaus 
ad^ig  ist,  nicht  beigefügt  war,  so  dafs  dies  $üc)dein  also  den* 
Besitzem  eine  Ergänzung  sejn  wird;  von  S.  ti6'»-i33  folgt 
die  Uebersicht  des  Inhalts  voih  letzt  erschienenen  ersten  Theil 
des  ^dritten  Bandes,  welche  der  Verf.  auf  des  Reil  Bitten  in  an- 
drer Art  und  auf  andre  Weise  schon  jenem  Bande  vorgesetzt 
hatto;  endlich  V(m  S«  154--^  i 64  folgt  «fie  genaue  Uebersidit  des 
Stückes  von  dem  in  i  bis  1  Jahren  erscheinenden  zWetten'  Theil 
des  dritten  Bandes,  welches  der  Ref.  dem  VE  des  Blichs  über- 
geben konnte^  da  es  mit  dem  vidlsüildigeu  Bdfiigen  der  Stellen 
(denn  Ref.  mufs  wiederholt  erinnern,  dals  die  Stell6ta  der  Do- 
cumenie  bei  ihm  nicht  Belege,  ulcht  Beweise  des  Ttoies,  son- 
dern blös  dessen  ErgSnzung  sind)  schon  entworfen  war;  doch 
ist  Ref*  noch  nicht  mit  sich  einig,  ob  er  nicht  von  Einigem 
die  Stellung  ändern,  nicht  anderes  weglassen  wird;  das 
zeigt  sich  erst  bei  der  Ausarbeitung.  Hier  wird  derjenige,  wel- 
cher des  Ref.  Buch  studieren  will,  vne  dieser  von  manchem  sei-, 
ner  ' eifrigem  Zuhörer  erwartet,  und- auch  von  maothem  Lehrer, 
der  von  den  Quellen  entfernt  .lebt»  hofft,  das  Verdienst  des 
Verfs.  nicht  verkennen;  Ref.  will  nur  einige  Züge  angeben,  um 
CS  zu  bezeichnen,  und  einige ingerzeige  thun,  wi/e  das  Buch 
in  dieser  Hinsicht  zu  benutzen  bt  Ref.  beg;iilnt  mit  S.  4  S*  ^ 
die  Worte  »Theodorichs  bei  aller  Klugheit  ( edietum  TheadorieiJ 
doch  zweideutiger  Charakter,  sein  Leivhtsmü  im  Regieren  durch 
Gsssioddr«  bezdchnen  d»i  Hauptsinn  von  Wd^esch.  Tb,d  Bd. 
i.  S.  i7  nou  r^i.  und  d!e  daran  geknfipften  Namen  des  Papst 
Johannes,  Boetius  und  Symmachtts  brii^en  die  Note  ü.  a.  a.  O. 


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5o8  Reingaaum  polU.  Geschichte  d  Mittelalters. 

««  Noti«"ae$  Lesers. -Die  Andcutun«,  Amalasuntl.a  hält  il.ren 
IS.»-^«  d«.  Studien  an,  beziehen  siel,  „„.l.wen.l.R  anl  S  ... 
SSd«r^»0  die  Stelle  des  Procopius  und  mch.  der  Text  d,e 
S^eoxmt.  Die  Bemerkung  S.  6.  über  .1  l.emles  V  e - 
le*ur?.cl.b«rlicher  Prr*rechw,«  weiset  aul  d>e  N»  -  ^ 

ifn  hri  der  FortseteuDg  der  gotbischen  Gesclu.M«  §.  5. 

Seite"    iXf  «  k.»".  eine'AndeutW  '"^ 

stiicl.euen  ^orte  angeht,    Dre  ii  b  „„fmerksaiu 

mm  die  Stdlctt  Catsiodor*  Seite  38.  >otc  g  ubu  n 

et    «ml  daf.  durch  die  Worte  des  Ausn-ss  daran  soll 
tTese'n  werden.    I»  d«.  kum»  Worten  ^^^-^^  ^ 

v:„  versiündi-cr  Leser  oder  Lehrer  wird  hier  den  gaiuen  i  _ 
5"  n  C     S  der  Zernichtungen,  rob  der  ««\«>  GoU.»c^en 

fl.U.:  «Ute;  Kaiser  Valeriau  ^t«'  mÄc  ^  ^^^ 

^nd  Küsten  des  A.gä.sehen  Meer,  d„,ch. 
wurden,  bis  auf  die  Zcten        »or.«-^-  «^^™^^^^^  j,„„f 
gehen  können  und  müssen,  i»  *J.  f^??.  ?  Wl.««chn.  Hcore 
Leitet  wird  den  Vandalis.nus  «"•^^•'i"7^^^ 
La  der  Vandalen  in  Afr.ka,  und  d«^««  «f^,:  J  ,,,öcl,s.e 
then  und  Franken  In  Italien  zu  verbinde«.  P«  ^heU  der  Ein- 
Notl.  Italiens«  den  der  Verf.  hernach  l»c.  6«*^^ jj„,e  u 
Schliessung  von  Ravenna  gebraucht,  W'«»  »"/"'*^„f  fci„^eisen. 
Seite  48.' verstanden  werden  können  und  wU  j^»f  ;- 
Der  Ausdruck  »Untergang  der  'r««"''^'''^"/"»?^^^  darauf 
W  hinreichend  den  Grund  der  Note  ^-^^^^i-S-;- 
be»iehenden  Stelle  im  Text  angeben,  so  vv,e  d« 

S.9.  >theologisd.e  ^'''-'igk--"  J-'';'ro3  fbÄ«»! 
den  Sinn  der  Noten  a  und  b  i^-*'^  .*'-^J°'^,2^ 
leicht  de»  Anlafs  geben,  in  eine  nähere  -'^7'»"J£riegea- 

Verhaltnisse  der  gelehrten  'l-l'-'^g'^ I'^^  i«  '1^' 
heiten  der  Griechen  einzugeben.  Beiläufig  ^'^±^^^eii 
Kef.  Weltgesclnch.o,  gerade  we.l  er  ,n  'l«''  »'r^der  the- 
KaUero  seinen  lilick  gan.  daraul  geheltet  gehab  ^MU,^  ^ 
«logische  Punct  zu  wenig  berücks.Ct.gt  worden,  o. 
d^  genauere.  Verständnifs  diese  f  .«^S«««««« 

fen  werden  kann,  als  die  französische  am  Tfcj,e ge- 

«Bd  durch  das  ganze  achtzehnte  J»''^';""'^«''  3?"?^«^ 
aiue  Kennlnifs  der  Jansenlstlschen  und  f'l^^ ^^^ige,, 
gen  Streitigkeiten  verstanden  wird.  o***"^        ,  .  Ver- 

Beispiele hinreichend  um  deutlich  zu  machen,  ilC  ^ 
hältnUft  die  angegebeuen  Absduiiue  bis  i54  anaa^. 


Digiti. 


Reingannm  polit  Geschichte  d»  BGttelalters«  609 

erschienenen  BncTiern  Lei  der  Benutziin*^  zu  setzen  sind,  er  will 
nur  noch  ein  Wöitchcii  über  den  Abschnitt  i54 — 184  saften. 
Hier  miffs  er  freilich  bciiirrken,  dafs  er  ^anz  andern  Quellen 
zum  Theil  gefolgt  ist,  als  den  hier  unter  dem  Text  an^cj^ebe- 
Denj  doch  sind  die  <  enannten  allerdings  mit  Recht  genannt,  es 
sind  zum  Theil  auch  die  llauptquellen.  Diese  Bemerkung  gilt 
nur  eigentlich  dem  gelehrten  Forscher,  welcher  hier  sonst  leicht 
den  eigenen  (!angiiii<l  rirbrigcn  Blick  vermischen  würde;  es  wird 
aber  keiner  dem  ilerrn  Dr.  Keingaum  znmuthen,  dafs  er  dieses 
talte  untfi suchen  sollen,  da  Ref.  nicht  eiimial  im  Vortrage  auf 
diesen  Punct  kommen  wird,  der  nur  den  Historiker  von  Pro- 
fession angeht,  diesem  wollte  er  indessen  sagen,  dafs  er  aus  dem 
Buche  selnst,  ^venn  es  erschienen  ist,  sehen  ird,  wie  und  wo- 
her hier  die  Sache  aufgefalst  wird;  doch  würde  es  Undankbar- 
keit von  seiner  Seite  sevn,  ^vcnii  er  nicht  schon  hier  eingestände, 
dafs  das  Marin  stotia  cwdc  e  politica  äel  commerzio  de  f^ene^ 
ziani.  4800.  Vcnet.  IV.  voll  welches  gerade  S.  i56.  niclit  ge-  .  ' 
nannt  ist,  ihm  über  die  wichtigsten  inneren  und  commerciellea 
Verlialtnisse  der  Zeit  nicht  blos  Winke,  sondern  auch  Acten- 
stücke,  die  sonst  nicht  gedruckt  sind,  oder  auch  Stellen  aus  sol- 
chen schon  gedruckten  Actenstücken  geliefert  hat,  die  ihm  ohne 
dieses  nicht  leicht  wären  zu  Gesicht  gekommen.  So  wie  dieses 
Buch  hätte  angeführt  werden  sollen,  so  könnte  er  noch  eine 
Anzahl  anderer  auflühren.  Der  Verf.  würde  diese  auch  leicht 
ohne  Nachschlagen  aus  den  Noten  der  vor  ihm  liegenden  Pa-. 
piere  angefnhrt  haLen,  weil  sie  dort  citirt  sind;  allein  er  wollte 
bescheiden  keine  Literatur  beifügen,  und  Ref.  hatte  seine  Pa- 
piere schon  zurückgezogen,  als  er  ihn  erst  bewog,  die  Literatur 
hinzuzusetzen ;  so  fallt  diesem  also  allein  und  nicht  dem  Verf* 
ein  Vorwurf  zur  Last.  Dahin  gehört  auch,  dafs  Seite  172.  Deguig" 
Ties  als  Quelle  citirt  ist,  was  der  Ref.  nicht  zugeben  kann,  da  er  ihm 
sogar  unter  die  Hnlfsmittel  imjf  einen  sehr  beschränkten  Platz, 
anweisen  würde,  weil  er  weder  den  A bull eda  gebrauchen  koDDtCy 
noch  auch  klar  genug  in  der  Geographie  sah,  um  den  verwor- 
renen Knäuel  jener  Geschichten  zu  entwickeln  ;  Ref.  mufs  hier 
Price  und  Malcolm  besonders  anführen ,  weil  von  diesen  der 
Eine  die  Persischen  Quellen  wörtlich  übersetzt,  der  andere  die' 
KcnatoiTs  des  Landes,  der  Sitten  und  der  Sprache  als  elncD  Leit- 
faden im  Labyrinth  dieser  wildfremden  AVeit  über  die  weiten 
Gehide  Hochasiens  und  in  den  wichtigen  Theil  der  Geschichte 
jener  bedeutendsten  Nationen  der  Erde  gebracht  hat.  Ref.  hat 
JPrice  und  seine  Perser  für  den  früheren  Theil  der  Mahomeda- 
nUchen  Geschichten  verschmäht,  wir  haben  für  diese  Abulfcda, 
^ir  haben  ändrc  Quellen  als  Persische  und  ludische  IMährcheu^ 

aber  für  den  spätem  Theü|  für  die  Qegenden  von  Qstpmteiiy 


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5to  RangMwm  poUt  Geschichte  d.  Mittelalters. 

a;.  Tartarel  Indien,  Olnesiscbe  Ortioe,  da  ist  »  wdm,  Wt 
tissT.  ScU  die  'anden.  «euUch  bekannt  geworden*«Quellen 
Manches  auch  Abulfada)  «a  CorrcctiT  geben;  dpch  darf 
£d^Ä:Q.a.ba„deaL^^ 

Makomcnsme  nicht  ausser  Acht  la««.  *^*»-.J^!" '.„•  ,,;„. 
Z  des  Büchleins  willen,  das  ^'^»•«tj'^'^  ^ 
gehend  liir  se.nen  Z^v,ck    er  b«n«to  «  »^^,  Sic!.. 
«Whlenenen  Arbeit  ^^S^"'^\S<='^^^^^J^J^T^^iy^ 

Z^,  Prnfunfi,  Auswahl,  f -«'-\^'«;"'«^, SE-^^päi««*« 
Cleichen  mit  den  Ausiiigen  be.  Price  u,.d  ^^Jjf*^^^^^ 
Lük  im  Asiatischen  Wust  nöih.g  ^va^  <^^'^^^ 

„en  Ref.  viel  ver.  ankt,  ^«f  «"^^  ^^ySlt^, 
m,d  sehr  ^•iele  m.dere,  wurden  ebonf.dls 
a,.kleiae  Büchlei»  nicht  gan.  »Ue.n  ["^  «i.^";^  ^/^rd« 
!Z>mt  wSrcs  die  literanschcn  Angaben  lassen  "i 
at^'es  gefedert  werden  sollte,  ^f-^^^^^^l^t, 
fitoß«  reicht    der  Mc mung  des  ^^^^^r^^ 
und  ein  Gelehrter  wird  hier  die  Lueiatur  n  ^ 
W  oder  XU  Hnden  denken.    En.  em^.ges  Buch         *  ^ 
Upd«ih  för  die,  welche  das  Buchle.n  angeh    hatte  1 
anßlöhtt  werden  sollen    man  errath  locht    Ms  m  ^ 

rf    wfrÄwerS  als  be^^^^^^^^ 
seinem  Bucbe,  den  Werth  d«  werKs  »'s  ^  l^eSaae, 

und  «ngenM»»en,  daC.  es  s.ch  m  den  IJ^^^'^^f  ,,,,,,,  »dl 
die  sein  Bach  gebraudben,  allen,  d";»"  ^  V;^"in  w«u»- 
Lel  den  Lernenden  di«  mcht  w.e  be.  ,  .„  ,-3,,  weil 

gesetzt  werden  darf.  DA  «  n>cht  djr»«  S^^g^u  »»1 
Ser  Verf.  die  Winke  Aber  G.bboo»  Tenden. ,  OaJU  ^^^^ 

Ostension,  die  R«  .  Ue  ^J^^^Z^rh^^^^^  ^'^i 
habe,  kann  er  yeisichern,  da  der  Verl.  das  v,„„tnv^ 
tollen  Mannes,  gewifc  Aen  «  .ehr  a  s  f-J^^Xlchr'e  oi^ 
achten  wird,  aocb  WoU  ^X,^,;f^:%n6.  d,e 
auch  Schaler  irg^ ^''^^^/^'l'^l.t.  gescheh» 
erleuchten,  zweierlei  Dinge  and,  "'^!'''f."^keit  geschiel.', 
„.ufs,  u,.d  dafs  das  Letztere^         •* '»^.Pt^  Freilich  ."fi«» 
wie  von  Gibbon,  doppelt  acbtnn«w«th        ^  s,onO 
^ir  eben  daran,  dem  Schiefen  nnf  »f*?     Äe  des  C«- 
nie  und  Talent  eher  widersprechen,  als  ö«»         j^^^  ;„  a» 
bedeutenden.  Anders  ist  es  8ch«Hrimt  Itallam,  Q  ^.^ 
Theile,  den  er  übermässig  »"sSe^*»'."'. ,«ar  hochgc" 
Constitulion)  d<;m  der  die  QueUen  ■fV-L  „elehricn  Ar- 

lehrt,  aber  viel  zu  weitläuftig,  dem  ab«  ^  GescWefc« 

bcitcn  der  Euivländer  Über  ihre  Constiwtion  Scl.rifie» 
kennt,  bei  wnienx  /,u  desultorisch  aU»  ^™  j'jueaciwte  v"- 
cxcerpiieud  wid  uüd  dwch  Kedsusarten  d»  V«»»». 


/ 

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I     '     Reinganum  polit.  Geschichte  d.  JCttelalterJ  5,,^ 

bindend  «r«Aein«  vnti,  üebrigens  ist  Ref  iw  •  ^ 
«  ein  «.D»  „der«.  Di„g  scv,  zu  ZlZern  «J^» 

Imdo,  oder  auch  «d  Rep««orium  anle-^en  „ 
.    W«         wenn        Koti,  und  iLhrär.' ..  .  «»«»«i 
«ne  Materie  bearbeiten  ^U.  „rcSitL     S  "»» 
«nd  wieder  E.w«  g»,  eine  S  ^»'"•J 

fetten  Ansicht  cou^ueut  Zcbfiil.ren 

t«,  die  Geschichte  ?rfr  die  ^^M^^n^t/^.r^'''^  Wo^. 
«es  oder  für  das  Leben  und  TrnI,.  I  f  T  •  j  ,"S  <1«  Gei- 
Anwiffc  nicht  gar  ,n  W  werde  I  i  ^f""^'"'  »«»it  dies, 

.st  ,  noch  .„ch  ge«de  in  die,,e„  l£L  ^o"!»**^«  «-?  j5  • 
gelegt,  so  seia  er  nur  noch  einen  \ViT{ür  ""P"*"';' 
Anzeige  über  die  Art  des  Gebr!"chs    hi  der 
bche  Historiker  „toKch  vYrd  nzen'"?  ''"L^ 

Plans  unte,«,chen  woUen,  wckl     Z   4h"T?'"'^  ^ 
Weltgeschichte  w  fem  sie  nicht  zum  vlh     v  i 

«t,  zun,  Grunde  liegt,  „ur  d"eser  t f'^'^'"'''^''«"»«  ^««i««« 

•chichte  mehr  zuiumnihen  L'etbaber  der  Ge- 

»erkunj  Aber  ATinner,;  '„dt  " 

gebenheiten  ein  Ohr  leihe  !     "  ^"«"«"«»'««g  der  Be- 

einzelne  P^.  he^u^lcL      rLT^  lT^^^^^ 
Tl.e.le  des  Buchs  verlblecn  Um  .Iii  .k         f     '"^  2«**«>  «»l  • 
terdings  «in  We-^weUer    .       i  ^■^•""''>  «cUech- 

schneue  ü*^s.  drL:„zrrT'"''"'^^  2^ 

dasjenige  «u  merken;  was  min  «b,.         '  1"**  """^^  S'«««» 
«id.  «.  verlieren.    Hat  man  1    "  r',"«'"^,^,™»'  wlen*. 
-ufs  man  mit  *«,r MaterTe  .r^r  R  '  »o 
den  Demjchen,  d«.  JNordisZ  tnf  rn"l^r'^'"'^"'  ^ 
"Mchenj  hat  man  sich  dabei  n,  ,  i    Y,»  ^««^''e",  den  Anfim» 

Jörnen  „  kiei  aus-^esöhnt"  1'^"".''^^'  ' 
e»ne  R«ih«  nach  der  Ander.,  V  ^  ^"^  "»n  «"cceMir 

l'aliäniscbe,  A,rf,i,che  Keil,    und"""  *"-"»«»ische! 

ftifcrt  hat,  zeig,  das  klei,.H  K  7  I  ?  e<nander  fortire.  . 

.Zu3amme.'.hansf  au   einen  BJ.l       ,''""  '"r^         «  »««^ 
d.e  Einsicht  der  Abs  elu  des  t' •  "   "  '      dies*  Wei«i 

d«  Büchlein  m^C         i  ■  .  S'^""«^'  ^n  Werks.    En  Bück  auf 

geschiclS^ßr  f  d'e .  ^t^'  1^*^-  ^       Seene  di 
("ie      B.  die  KrüsescfetT  " 

«ni»  der  im««,  Srf  ml  I'     i '"^«'«'"«"de  Erk«m.tnifc 
,  «e  A«.  mcitt  l.cfuek«ctt,g,^  «Wchiert  Waden. 


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5ia  RelDgauuiu  p 


olit.  Geschichte  i  MiUeblters. 


^"araa-dt' verknüpft  ist,  6^^^^^^^^  ^^^eA«.,  m«*». 

Zum  ScMuae -will  Ret.  nur  I  „„AMDgig  voa 

dafs  der  Verf.  d«  vorljegcnden  »"^         S  a^,«  K  . 

t„  Werke  «.d  den  P^P-f^;^^:^^'      z  ü       viel  «üd.«" 
mit  -Aca  W  wenig  ^Y;"::,^  "cheres  Buch  ab  diw.b«- 
acres,  an  Nettem  reicheres  und  B"^'^^';*'"        w.ie  er  Aer 

aem  Wunsch  de.  ,y«6..d.^  ^n^^  f  je,.  EnU«W-6 

abc-  nicht  aus  Voriiebe  für  ^,         ,,i„er  Art,  d.e 

gebilligt  und  ««'^'«"V'"»i^:,'!lld  einos  .„.bekannt«.  D.- 


und 
To 
clien, 


1  Blicke  für  C/rS  auch  bekannter  Th.««- 

,„  und  Ernst  der  Behandlung  einer     J«f "«^^^     p.s  ist  ams«- 
.„en,  ^velche  nur  in  eine  neue  Ordnungg«.eU  su. 
dem  in  der  Historie  me  in  der  P^«!«»«^*!  "„.^e  verstehen  wol- 

Lussen  steh,,  dieM«««  J  ^  mit  N-^^^ 

le„,  wunderlich  vorkommen,  und  jene^^^^^  j„  Ver.t«- 

„,.d  e.nem  vornehmen  UrAeil  S^^«  £  „^dc  nMo"„en,  mt 
di.rere  wird  siel,  am  Ende  doch  mit  d«»»''"^^„     Jen  Ernst  d« 

trt  dem  sammelnden  His^^k^^^l^^Vr''"-^ 

Ausiühl 
Qruud 

rs'M:h;:;r:nkö.;-  ^reiüch  hängt  r..^^^^^  w 

wohl  durchdachten  Plan  wieder  f»«'»"?"  sobahU-ebe'""  ^ 
Tese  von  Her,.  ""«1  Verstand  d»  Au.fiAreBd^  .  ^  ^ 

Sache  sejn  soll;  wenn  dieses  fehlen  J^^^^dU,  besser  aus  der 
lässig  Arbeitende  und  Begeisterung  ,.elchem  em. 

^che!  U^brigens  kann  Ref.  die  Art  v^W«ea,^^.^^^ 

«wisse  Gattung  von  Studien  ^^""S^  aus  dem  sonst  m»- 
&kterisiron  mit  einer  ausser«  ^^^^e  bei  UM^h 
5««  plattdeutschen  Ckromconp^cU^^^^^^^,,,  ,uch  L«- 
iTnSch  der  Schöpfung  v„n  ^ngeld«^  «|  ,ker 
cifer  erschauen  wird,  aber  ''T*  ^  "^f G^t  auf  "■■'1  ^«"f*^^^^ 
rieh  schon  im  Stol/.e  e'l-l^'--r'8jP":?  2 Worten  des  Ver 
in  den  Rücken,  dafs  er  strauchelt,  oder  «mtde^  ,trampMcun>* 

fassers:  Do  quam  Gott  "«  ^'«'«'•'«'^« '^jjf™  Jat  U  <»<^' 
in  de  nffgrund  der  Helte  — wente  '»"^  f*"*  "\     g,eadet  V}' 
dradenwurt,  dat  .orgeyt  dradtn»  « 
tnttjdts  morgtnf  swart  dreelt.  ^  ^  g,klo*"T- 


u ly Iii.:- t^o  L.'y 


Coögfe 


I 


33.     „  ■  ,  ,K  ^^^^ 

H  e  iq^e  1  b.er  g  cr  .  ; 

Jahrbücher  der  Literatur, 


{Bischluß  von  Nro.  3l.)       *  '      '  '  * 

Ott  Aen  Namen  der  Pflan/en  und  der  Synonymie  wird  recht 
^t,  vielleicht  nur  etwas  zu  ausi^cdclint  ^chandojt,  Ziveües  K/^r 
pitel.  Von  den  vcrscluedencii  Pflanzcnsystciijcn  insbesondre,  r- 
D&eses  Kapitel  ist  fast  ganz,  hlstonsci),  indem  die  l>ekaniiteslda 
Systeme  von  Cäsalpin  bis  auf  Linne  ganz  kur^^  erörtert  werben» 
JDiütes  KapiteL    Linne's  Pflun/.ciisystcm.    Der   Erklärung ^  des. 
Sexualsystems  sind  auch  nocli  die  von  Linne  aufgestellten  DHtÜr- 
lichen  Familien  zugegeben;  ferner  ist  einiges  von  den  Sysiemea 
Hallers,  Wachendoris,  Oeders,  Gärtners  und  Anderer  beige-. 
]>radit,  ttud  endlich  iheilt  der  Hr.  Vf.  einen  Theii  eines  neuen, 
ihm  eigenen  Syst^mes  mit;  er  bemerkt,  dafs  er  damit  nocJi  nicht 
"weiter,  als  lum  all-emtitic n  Aufrisse,  und  in  der  Ausführung, 
ZuT^  OYllndiagt  des  Gebäudes,  zimi  Erdgeschosse  desselbea  ge» 
koimtten  sey;  im  zweiten  Theile  dieses  Flandbuches  (der  gegcn- 
■Wärtige  Band  ist  auf  dem  Tkel  niclit  als  erster  juigegeben)  hoffe 
er  das  Gnni;e  geben  zu  können.    Hier  nur  erst  jenen,  und  als 
Probe  des  Speciellen  zur  Versinnlichpng  der  Idee  einen  Tl^d 
'dieses.  —    Nach  der  Meinung  des  Herrn  V^erfassers  besteht 
das   Makro--   wie   das   Mlkrophvton  ,  ^aus  Wurzel  ,•  Stengel , 
Laub   und  Biüthe.    Die  Frucht  ist  nur  ein  Thcil  der  Bliithc, 
.iteia  besonderes  Organ,  oder  ii^t  vielmehr  die  Biüthe  selbst.  Den 
Organen  entsprechen  die  Elemente  Erde,  Wasser,  Luft,  Licht; 
in  der  Wurzel  Waltet  die  Erde,   im  Stengel  das  Wa&ser,  im 
Laube  die.  LoCI^,  in  der  Biüthe  das  Licht  oder  Feuer  vor.  Rein 
Element  kommt  retn  geschieden  vor,  deshaJb  trillll  man  alle  in 
jedem  Organ  von  der  leisesten  Andeutung  bis  zur  vollendetsten 
AiugepnigthetiL    £s  gtcl>t  nicht  mehr  und  nicht  w.eniger  als  4 
PflMmenstufen,  fnt  es  nur  4  Organe  der  Pflance  find  4  £l<r 
mente  giebt, .  Ans  dMien  der  gesamrate  Pllaiizenorganismus  be- 
liebt. AUe  Gewächse  stud  deshalb  (Entweder  Wivrzel  oder  Erde, 
oder  .Sten|;9l  oder  Wisset:-  oder  Laub-  oder  Luft-  oder  Blü- 
«hen-  oder  Lichtpflanzen.    Jede  derselben  bildet  eine  Reihe, 
worin  sioh  in  vierfacher  ProgrcMÜon  dasselbe  wi€derholt, —  £s 
sind  nun  die  blos  Pilze  enthaltenden  .ErdpÜanzen  in  ihre  Unter- 
\m  gebwlit|  welche  alle  Jbier  anznliihrcB  zu^ 


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5i4  •     Breislak  Iiistitutions  gcolqgiques, 

Vdi  wäre.  Dafs  die  Idee  da»u  von  Oleen  entlelmt  ist  sicl.t  man 
sosleicl.,  jedoch  :iärit  si«h  ,as.  einem  klemcn  Br^hstiickc  das 
Ganxe  noch  »icht  beurtheUen.    Fünftes  Kapud.  Oken's  Pfl»..- 
lensystem.—  Nebst  de»  Lobpreisu»g  der  Okenscl.en  A,,s,cbte,. 
wird  in  diesem  Kapitel  auch  noch  Ton  der  an.lvtischen  Methode 
oesprochcn,  so  wie  von  dein  Aufsuchen  der  Pöaoien  «ach  kuMt- 
flehen  Systemen,  vorz-ugllch  des- Linne'schen.—         .,  ,  r-,  ^ 
Dritte  AbtMmi^,  P/.pograj,!wlog,ef  V^tes  Kafüü.  The- 
orie der  l.osclucibeqden  Botanik.-  Ein  vortrefflicher  Abschnj«^ 
dessen  .S..uli«m  für  Anfaiger  besonders  brauchbar  W  W^*" 
lensvverth  :st,    so   wie"  auih  da,  folgende  K.p.tcl.  Von 
Pra-Lis  —  Uebcrjrans  zu  dieser.'—  Was  besonders  u,  di«em 
r;:::rcn  s.el.t  LSa''st  «anz"  au."  der  Spr«.geW.»  ß-JJ^ 
der  Linno'scl.en  Philosoph,  botan.  f  n/'»"*'^ "  ,^  J^dVm 
der  latoinlscl.en  Kuns.uusJrücke  unS  der  Namen       «T»^  . 
Botamker  bescl.licst  .lic  Schrift,  welche  mehrerer  Mfagd.«»«^ 
acii'tel  mit  Nutzen  wird  gebraucht  werden  können.  — 


W  de  36  planches.  Tom.  I.  XXIX  u.  ibS  S  lonu  U^ 
55o  S.  Tom.  III'  Sog  mit  dem  Register  j57  S.H-^'  . 
■de  fimprim.  Intper.  et  Rojr.  4S48.  Fr.  ifß-. 

Seino  JiKKisi.JK's  elc.  Lehrbuch  der  Geologie, 

ten  nrngearbeitelen  franzüsischen  Ausgabe,  mu  s 
'  gleichung  der  ersten  italiiinischen  übersetzt  »»JT. 
Jungen  begleitet  ^on  F.  K.  v.  Sthombeck,  ^^^J^^„ 
schtm  OberapiMons .  Rathe  bei  '/'™.  « 
•  Ober  -  AppelLons  -  Gcriohie  zu  f^'^J^^^f^C^.,^ 
Justiztathe,  corresp.  sMiigliedc       J"'';,^"' ^^IftUl 
.       Güttingen  und  EiL,nü,güc.le  der  Grofsh  %ff''^S. 

■  zu  Je,',   nd.  I.  XXII  u.  b5S  s.  Bd. 

■  ßd.  III.  XU  u.  6q5  mit  d.  Regisler  yb2  i.  B- 
.    eehweig.bei  F.  Fkweg.  48 ii).  »o  u.  »i  tuiar. 

Eine  Anzeige  dieses  ebrn  so  interessanten  als^wjw 
kes  würden  wir  unscrn  Lesern  bis  jetzt  niclit  yt- 
seyn,  wenn  nielit  iinvorlier^esehene  Hindernisse  MC  v«     o  \;x\.\.t\\^ 
ten.   Ti)doia   wir   deswegen   um  geneigte  ma- 
holYen  wir  die  Vorsäumnifs  dadureii  etwas  Wieder  ^i^^ 


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4 


^         Brejslalc  lustitullons  geologiquei  5i:5 

UchersctzuDgi  oder  vielmehr  deutschen  Bearbeitung  Zugleich  hf. 
urlheilfii.        •  '  • 

Der  Vcrf  ^.  .durch  Autopsie  und  umfassende  Belesenheit  in 
den  Werken  in-  und  ausländischer  Gelehrten  gründlich  gebil- 
det, erregte  zuerst  eine  vorzügliche  AuFinerksamkeit  durch  setue 
Vojages  phjrsiques  et  Utkologiques  dans  la  Campanicj  und  cUiu<^' 
nächst  durch  seine  Inttodäzione  all  Geolosia,  welche  iSii  zu 
May laud  in  2wei  Banden  erschien,  und  wovon  im  folgenden  Jahre 
^lae  Ueberseliung  unter  deni  Titel :  Intröducüon  ä  la  Geologie, 
ou  d  Vkistoire  neUureüe  de  la  terre  eta  in  Einern  Bande  in  Parljf 
befauskam^.  Lejtztöre  ist  in  dieser  Zeitschrift  JahrgJi8i4  S.  8^3 
von  einem  andern  .Reciensenten  beurtheih,  und  liegt  im  Wesent- 
lichen dem  gegenwärtig  erschienenen  Werke  zum  Grunde,  wes- 
wegen auch  VLv,.y 'Strombeck  auf  dcni  Titel  seiner  üebersetzun)»^/ 
dasselbe'  eine  zweite  Ausgabe  nennt.  Inzwischen  sind  die  //<« 
stitutions.  gdologiques' YieX  erweitert,  nach  der  Original  -  H.indi. 
Schrift  ins  Französische  übersetzt,  und  in  dieser  neu^n  Gestalt 
von  dem  deutschen  Bearbeiter  in  unsere  Muttersprache  übertra- 
gen, wob«i  es  allerdings  verdienstlich  istj  d4fs  auch  die  frnlier 
^rscliiencne  Introddztonn  liberall  Verglichen  wurde.  Nimmt  man 
hinzu,  dais  die  deutsche« Uebersetzuiig  durchaus  treu  und  flies- 
send  geschrieben  ist,  ausserdem  aber  die  citirten  Stellen  der  verschie- 
denen Autoren  genati  bezeichnet,  viele,  welche  aus  dem  FranzS- 
^Uchen  lind  Deutschen  erst  in  das  Itatliadische ,  und  aus  diesem 
wieder  ins  Französische  übertragen  waren^  borichtigl^  und  noch  ' 
l^endreili  viele  interessante  Anmerkungen  enthält,  so  wird  sie^ 
wenigstens  in  Deutschland,  mit  Recht,  auch  des  geringeren  Prei- 
ses weged  /vveif  mehr  Liebhaber,  finden,  als  das  Original,  wel- 
ches blos  emige  mehr  zum  Luxus  als  zur  eigentlichen  Belehrahg 
gehörige,  übrigens  sehr  schöne  Kupferstiche  Voraus  hat. 

Hiermit  hat  -Ref.  blos  den  äussern  CHarakter  des  Werk« 
angegeben  ^  und  wenii  man  nun  noch  hinzusetzt,  dafs  schon  die 
erste  Arbeit  des  Vcrfs.  wegenf  ihres  reichen  und  wichtigen  In- 
hal!^ viel  Aufsehen  erregte,  und  mit  gi'osscm  Beifalle  als  Anre- 
gung zii  gründlichen  Discussionen  der  wichtigsten  geologischen 
Probleme  selbst  voif  denjenigen  Gelehrten  aufgenommen  wuride, 
welche  keineswegs  in  allen  Stücken  mit  dem  Inhalte  einverstan- 
standen  waren  ^  so  bedarf  es  wohl  keiner  weiteren  Empfehlung,' 
um  das  Publicum  auf  diese  neue  Bearbeitung  aufmerksam  zui 
machen«:  Eine  .vollständige  Inhalts -Anzeige  solcher  ausführlicbeu 
Werke  ist  leicht  für  den  Leser  ermpudend,  eine  kritische  Bcur- 
^tbeilung  jeder  einzelnen  Behaupi^nng  vnd  Schlufsfolge  aber  würde 
weit  über  die  Grenzen  hinäusgekeii,'  welche  der  Raum  in  un- 
Sern  Blättern  gestattet,  und  so  müssen  wii*  tins  daher  mit  ein^r 
kunen  Andeutung  einiger  Hauptsachen  ttnd  unserer  Ansic|i>'«a 

k 

r 

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5i6        Breislak  lasitlutioiis  geologiques. 

dcrscibcii  bconü^cn ,  \v  obei  es  uns  am  zweckmassigsten  scKenit^ 
li'.iupfsäcl»llcli  die  dculsche  BcaibettLin«  zum  Grunde  zu  legen. 

Iiti  Ganzen  Ist  das  Werk  uicht  j^eiade  in  gedrängter  Kurze, 
\  1<  Imcbr  etwas  ^veilläultig  gcscUriebcii,  (i\ec.  steht  an,  den  Aus- 
diuck:  ^veils<;lI^ve^liJJf  zu  gcbraucUcn)  und  erörtert  manche  Ge- 
lijcii-s laude  aiislührlich ,  wciclie,  a»i  sich  bekannt,  keiner  vollst.'u)- 
dii^ea  Austlnnndcrselzung  bedurften;  allein  die  Aufiaerksainkcit 
des  Lesers  %vird  dessenungeachtet  angenehm  beschäftigt,  wovuu 
der  Grund  vorzüglich  in  einer  s»hr  svblcmatischcn  Anordnung 
und  dein  imtigen  Zusammenhango  der  einzebicn  Thede  zu  su- 
fhiii  ist.  Das  geologische  System  des  Vcrfs.,  abweichend  von 
den  meisten  früher  herrschenden;  hatiplsächlieh  dem  durcli  r/^  Liic 
und  IVcnier  aufgestellten,  gründet  die  Eililärung  der  Ausbildnng 
unseres  Planeten  auf  die  Einwirkung  des  Feuers,  und  er  ist  also 
Strenger  Volkanist,  ohne  Zweifel  in  Folge  vielfacher  Bieobach-» 
tungen  der  grossen  und  li^annigfaltigen  Veränderungen,  welche 
sein  \atcriand  durch  die  Wirkungen  des  unterirdischen  Feuere 
erlitten  hat  und  noch  leidet.  Um  dieses  System  zu  beweisen 
lind  consequent  durchzufülirea  nimmt  er  zuerst  mit  allen  Geolo- 
gen an,  dais  der  Erdljall,  ura  seine  runde  Gestalt  zu  erhalten, 
ursprünglich  flüssig  gewesen  sey,  wobei  Ree.  sieh  die  {Bemer- 
kung erlaubt,  dafs  er  zwar  nicht  geneigt  ist,  diesen  5atz  unbe- 
dingt zu  bestreiten,  doch  aber  die  Frage  allerdings  für  beach- 
tenswerth  hält,  ob  es  wohl  durcliaus  nolhwcndig  sey  an/.unelnneuj 
dem  ganzen  Erdballe,  im  strengsten  Sinne,  diesen  Flüssigkeits- 
Ziistand  bcixi tiefen.  D.\s  zur  AuQü<:unü"  der  ireijenwä'rlijr  festen 
Massen  crioi'dprliclr(?  ]\rcnslrauin  nmfste,  nnt  üebergehung. eini- 
ger Llos  willküliilich  aiii;(;nonmic'ncr  hypothetischer  StoftV,  ent- 

•  weder  Wasser  oder  Feuer  sr>n,  lyul  um  die  Annahme  des  letz- 
teren zu  >ertlieid!gen  war  es  «olhwendig,  zuerst  die  Unzuläs* 
sigkeit  des  crstertii  dnrzulliun.  Als  Hauplargument  l)eiintzl  def 
Verf.  dni  so  oft  schon  bcmeikten  schweren  Stein  des  Anslosse* 
dieser  Theorie,  indem  er  die  Unmöglichkeit  der  Annahme  einer 
SO  ungcbcuerFi  Wass^rmenge  nachweiset^  als  zur  Auflösung  öes 
ganzt»n  Erdballs  erforderlich  gewesen  väre*  Die  Beantwortung 
derFrage^  ob  dasselbe  nicht  ^dlmahlig  von  der  Erde  verschwun- 
ilen  se^'n  könnte,  was  an  sich  eigentlich  undenkbar  ist,  führt 
dann  gelcgcntlicli  zur  Untersuchung  der  probiematiscbcn.  alig^ 
meinen  V^erminderung  der  Höhe  des  Meeresspiegels,  woLel  sich 
S«  .1,12  ff  sehr  interessante  J^rörtcrungcn  liiiisiclttlieh  dieses  Ge- 
genstandes in  Beziehung  auf  die  italiänischen  und  .daimati scheu 
Küsten  finden.  Der  Verf.  erklärt  sich  gegen  die  Annahme  eines 

,  Ilcrabsinkcns  des  Meeres  an  den  skandinavischen  Küsten;  alleilt 
Ree.  tritt  vielmehr  der  Meinung  des  UeJ)ers.  Anm.  ;>  i  hei,  dafe 
sich  die  hierüber  bekannten  einfachen  Thatsachen  doch  unnidg* 


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V 


»  4 

I 

Brei^ak  iostitutioiis  geologiques.     ^  547  , 

■ 

üch  wegleugnen  lassen,   so -schwierig  auch  die  Erklärung  der- 
selben seyn  mag.    Die  Uuoiöglichkcit,  das  frühere  Vorhanden- 
st} n  einer  hinlänglichen  Qnantit.it  Wabsers   zur  Auflösung  der 
ganzen  Erde,  iiud  tlco  Ort,   wohin  d;<sselbc   gekonimen  scyii 
xnö^te,  genügend   nach7.un  cisf;n ,  fühit  den  Ynrf.  zu  der  llvpo- 
thesc^  dafs  der  uibpriinglichc  Hlüssigfceltsznstiuid  dnrcli  Wärme 
erzeugt  sey.    Ms  lolgen  dann  zuiiachsl  Untersuch ungc*n  irher  das 
Verhaken  der  W'^ärme,  vorzüglich  über  das  (iebuitdensfvn  der- 
selben, welches  mit  dem  unmerkbaren  Vürlian(lf?fis(^vn  des  Was- 
sers in  so  vielen  Körperu  sinnreich  genug  vergliclien  wird.  Nach 
der  Ansicht  des  Verls,   war  die  zum  Schmol/cn  der  Masse  er-  ' 
fürdeiliclje  AVärmc  ursprünglich  in  den  Elemciitarslüften  euthalr 
ten,  welche  vicllciciit  im  Zustande  komelariscLer  Expansion  oder 
»Is  LicliLüiasscii ,   den  iStbellleckcn  ähnlich,   sich  beiaaden,  eine 
Hypothese,  welche  allerdings  die  Phantasie  angenehm  beschäftigt, 
und  wohl  eben  so  gegiündet  sejn  mag,   als  die  Annahme,  dafs 
alles  aus  einem,  jeder  Individu;^isiFung  und  Verdichtung  sich 
%vilbg  fügenden  Aether  cutstanden  scj.    Der  WärmestolV  mulste 
dann,  nachdem  er  ausgedient  hatte,  gebunden  werden,  welches 
übrigens  hier  nicht  blos  im  Allgemeinen  behauptet,  sondern  aller- 
diugs  durch  bekannte  Thatsachen,  welche  ein  wirkliches  Gebun- 
denwerden  der  Wärme  zeigen,  unterstätzt  wird,  und  um  die 
Hypothese  zu  einem  Ganzen  zu  runden,  sollen  während  dieser 
Bildungsperiode  auch  das  Wasser  aus  seinen  Bestandtheilen  durch 
Verbrennen,  die  verschiedeneu  Gasarten  und  die  Säuern  der 
Fossilien  entstanden,  und  wieder  diejenigen  Verbindungen  ein- 
gegangen seyn,  worin  w\t  sie  jetzt  finden.  Eine  umfassende  Be-  ' 
Icseuiieit  Rietet  dem  Verf.  eine  Menge  Hülfsmtttel  zur  Unter- 
stützung seiner  Behauptungen  dar,  scliwcrlicb  aber  würde  die 
♦  vom  Uebersetzer  S.  181    emplohicne  Schrift  des  H.  j4liix  diese 
auch  nur  um  das  Geringste  zu  vermehren  im  Stande  seyn.  Vor- 
züglich wird  im  iyU  Cap.  angegeben,  dafs  die  Wärme,  welche 
das  gesammtc  Sauerstoflgas  der  Atmosphäre  und  auch  das  Stick* 
gas  im  Zustande  der  Expansion  erhält,  hinreichen  würde,  die 
ganze  Erde  zu  schmelzen,  und  im  folgenden  werden  die  Gn'inde 
widerlegt,  welche  der'Prof.  Pini  hiergegen  in  einer  kleinen  Schrift 
aufgestellt  hat    Dals  der  Verf.  die  Rechnungen  seines  Gegners 
nicht  im  Detail-  mittheilt  und  dircct  widerlegt,   zeigt  ollenbar 
eine  Schwäche  seiner  Behauptung,  und  es  ist  eine  sehr  schätZi^ 
bare  Anmerkung  des  Uebcrsetzcrs,  worin  dieser  Mangel  ergänzt 
wird.    Ree.  tritt  unbedenklich  auf  die  Seite  des  H,  Pi'ni  über, 
und  hält  es  nicht  für  schwer,  auf  dem  von  diesem  betretenen  Wege 
die  Unzulässigkeit  der  aufgestellten  Hypothese  tu  beweisen,  selbst 
wenn  man  zu  ihrem  Vortheil  noch  den  Umstand  benutzen  wollte, 
dafs  die  ^pec,  W.  des  Wassers  grösser  ist^  als  seiuex  Bestand- 


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5i  8        Breblak  I|istitutioii&  j|eülogiqaes. 

ihcilc,  und  somit  durch  die  Balduifg  (Icssclbe»  KSltc  enUteben 
miifstc.    Ucbeihaupt  wird  der  Vulcanisiniis  eben  so,  wfc  der 

Kepmnismus  allezeit  an  der  nämlichen  Klippe  scheitern,  nändlch 
an  licni  Unvermögen  .nachzuweisen,  wo  das  orsprrmglich 
same  Agens  spütcr  geblieben  stj,  so  lange  erslcrer  gelungen' 
ist   sirli  in  die  Grenzen  der  bislier  angenommenen  Tl^eorie  von 
der  specifischen  Wärme  der  verschiedenen  Körper  eiflzwäftgea' 
zu  lassen.  Zur  Unterstülzung  seiner  Hjpoihcse  benutzt  der  Verf. 
frühere  ähnliche  von  Büffofij  Leibnitz ,  La^rari^e,  La-Pk^,, 
Huf  ton  u,  s.  w.,  zeigt  wie  man  sich  das  alhniihligc  Erkalten  der 
JUasse  und  die  hieraus  cntspriiTgendcn  Folgen  vorstellen  körnig 
und  sucht  auf  diese  Weise  das  Gair/.c  zu  einem  cousequcnteu 
*^vstemc  zu  einigen.  Beiläuftg  beuicrkeii  wir,  da  s  die  Aiuiahine, 
Austrocknung  und  Erkaltung  ein/clncr  Körper  beginne  von  lu- 
öen  her,  aller  Theorie  und  Erfahrung  widerspricht,  zugleich  aber 
4S(  5.  269  der  Ausdruck:  peu  comaie,  wie  der  Ucbers,  nicmt, 
Äewifs  kpin  Druckfehler,  und  es  lafst  sich  auch  wirklich  hei  dea 
verhäilnifsmässig  wenigen  Analvsen  der  grossen  Menge  gefallener 
Mjeteomeine  leicht  der         vertheidigen,  dafs  die  Bestand thcnc 
derselben  noch  imm.er  wenig  bekannt  sind.   Die  Entstehung  der 
'Höhlen  ist  zwar  meistens  eine  Folge  -der  Ausspühlung  durch 
Wasser,  aber  ein  Theil  derselben  soll  doch  auch  den  entweih 
«henden  Gasarien,  wie  die  zahlreichen  Blasen  in  Laven,  semen 
Bjsprun-  verdanken.   Auch  die  Nachricht  von  der  Existenz  der 
Insel  Atlantis  wird  nicht  für  eine  Fabel  erklärt,  vielmehr  üold- 
b«r\*s  3Ieinung  vertlieidigt,  dafs  die  Keste  derselben  noch  jcfzc 
in  deli,  früher  mit  Afrika's  Festlande  zusammenhängenden, 
»arisdien  Inseln  vorhanden  sind.  .Eine  Ccutralwärrae  anzuuehinen 
ist  der  Verf.  nlclit  geneigt,  und  somit  auch  der  Huttonsci.en 
Theorie,  als- auf  die  .Hypothese  eines  Centtalfcucrs  gegrundei, 

nicht  zugethan.      .     >  1-1  An- 

Nach  dieser  allgemeinen  Darlegung  seiner  geologischen  a 
flehten  geht  der  Verf.  im  dritten  Bnche,  welches     "^J^^^'  ,  ^ 
der  Mitte  des  enten  Theiis  anßngt,  zu  den  Untersuchungen  u^e 
die  Entstehung  und  Bildung  der  einzelnen  Lagerungen  ubci, 
bei  er  im  Ganzen  sich  bestrebt,  denEinflufs       Feuers  a  s  vor 
zugsweise  hierbei  mitwirkend  darzustellen,  »^cht^etwajiurc^^^^ 
auptungen,  i " 
YÖllig  parth 

 — _  sprechenden  umuuv.  *wv.  »r--— -  -       .  ,  ^j^,. 

Gri!<izen:  weit  öberschreite«  mfissen,  wenn  er  hierbei  ^  . 
*elneu  Erörterungen  folgen  wollte,  «nd  dennoch  den  l.ese 
jur  FäUung  desjenigen  Urlheils  befähigen  können,  woiu  nui 
Studium  des  gekallreicheu  Werkes  selbst  führen  kau".  .^^ 
dahei'  genügen  blos  kurz,  anzugeben,- dafs  der  Verf.  »V^i   »  V 


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.•  *       ....  .  ' 

und  aw«  N^enrCbssen  von  0«birgsart€sn,  also  im  Gai>/.on  vifr 
anDiivimt,  wovon  die  mte  di^  Urgefavgs- Arten,  vs;eldie  beim 
Festwerden  des  Erdballs  sicli  bildeten^  als  Granit  mit  seinen  vei- 
sdiiedencn.Arteni  Gneis,  Lrpüiplijr,  ürirapp,  gläiixe«den  Alaun- 
tcbie^ier  11.  3-.-W,  die  zweite  solche,  weV^bie  im  Scbofse  des  Ui- 
ineers  entstanden,,  die  -so^eqaiM^ten  Uebcigangs  •  und  Fiöizge- 
Jbirge,  die  dritte  die  atifgescbweniQtfen  lind  cÜe' Vierte  endlick 
die  xiücaniscben  begreift«  Man. wird  bier' nicht  leiciit  einen  von  ^ 
äcn  jreiscbicdenen  Gründen. vermissen "welphe  man  gegen  die 
Annahme,  einer  Bildung  dte  Urgeljirge  durch  Feuer  unlängst 
^aiifgestellt  hat,  noch  -^eniger  aber  eine  der  Thatsacbeu,  welche 
für  dieselbe  iKU  zeugen  im  .Stande  smd«.  Selbst  die  früher  ange- 
nimimene  ungleiche  Abplattung' der  beiden  Halbkugelo  soll  S.2  85 
eine  Folge  der. Unregelmässigkeit  bäia  Erkalten  des  Erdballs 
angesehen  werden,*  wobei  jedoch  die  neuerdings  erwiesene  Un- 
richtigkeit in  LanoMc't  M^ungen  als  sehr'  m%licb  zogestandeu 
wird.  •  So  wie  alle  primitivMi  Gebirgsarten  verdankt  auch  der 
Urkalk  seino  Entstehung  einer  (ruberen  Flüssigkeit  mi  trocknem 
'  Wege,  und  auch  hierbtt  werden  die  allerdings  gewichtigeki 
Gründe,  welche  sich  leidit  gegen  diese  Behauptung  beibriiigen 
bissen,  durch  ZasammensteUung  aller,  die  Mögliahkeit  dieser 
potbese  erklärenden  Thatsachen  wid^egt.  .    .  .  - 

Nack  b(eepdi<!ter  Bildung  der  primitiven  Gpbii^e  dosck  l>lo9* 
sen  Eiuflufs  der  liitzej  und  nach  erfolgter  AUkuhlung  des  Erd- 
balls entstand  aus  den  vorhandenen  Gasart<in  .und  E^ropfen  das 
L'i-racer,  welches  sich  durch  hdhere  Temperatur ,  einen  grossen 
Vorr^th  'aufgeloseter  Urraaterie  und  die  heiti^ten.  Bewegungeji 
vom  jetzigen  Occane  bedeutend  untenchied.  Eben  die  grössere 
Abkühlung  erlaubte  dann  das'  Entstehen  organischer  Wesen,  iind 
die  Gebirge  der  spätem  Formation  nahmen  die  Heste  derselben 
auf,  womit  dann  die  sogenannten  Ucbergangsgebirgc  der  Wag- 
nerianer, uls  solche,  vou  selbst  wegfallen;  vielmehr,  sollen  dieje* 
lügen  unter  diese  Klasse  zu  rechnen  sejn ,  welche  aus  den  He- 
steil  der  früheren  Kristallisation  und  die  im  Uriaeere  zuerst 
uiederfallcndeu  Trümif^ern  entstanden.  Auch  hierbei  geht  der 
Vf,  vom  Allgemeinen  rZum  besondeni  über,  indem  er  zuerst  die 
Art"  d«r  Entstellung  dieser  Fclsarten  überhauj>t,  und  dann  tob  ' 
jeder  einzelnen,  namentlich  dem  Uebergungsgrauit  und  Porphjr, 
der  Giauwacke,  dem  Ucbergangskalk ,  und  dem  Jaspis,  dem-* 
nächst  von  den  Flötzgebirgcn  und  ihren  einzelnen  Bestandthei* 
len,  den.  Sandsteinen,  dem  Flötztrapp,  dem  Fldtzkalk^  handelt, 
zuletzt  aber  die  Untersuchungen  über  die  Forn^atioucn  in  süssen 
Gewäs^eirn  folgen  lafst,  Diis  5te  und  6te  Buch  ist  den  versohje« 
denen,  mit  der  Theorie  der  Bildung  unsers  Planeten  innig  rer» 
bdndenf^u  Bctruchtun^cu  ^cwi4uict,  gm  eiche  liier  eingeschaltet 


I 


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520        Dreislak  InstitatfOiis  geologiqaw.  ' 

werden,  ehe  die  letzten  Veränderungen  durcli  vulkainiscJi«  Wir* 
Itwcn  '  zur  näheren  Erörterung  kommen.    Hier  findet  man  die 
schwierigen  Fragen  lieleuchtet,  wi<*  die  Berge  ihre  Form  erluel- 
ten,  nicht  durch  Rotution  der  Erde,  nicht  durch  Umstürzun^en 
BO^  auch  durch  untei  irdisches  Feuer,  vielmehr  wahrschcmhch 
durch  blasenartiges  ]  ..tiporheben  der  noch  flnssigeu  Masse  duicb 
die  Gewall  der  entweichenden  Gasarien ;  wie  die  Thaler  ent- 
standen»  welche  sich  aus  dem  vorigen  von  selbst  beantwotret, 
und  wie  «päier  in .  dem  ruhiger  gewordenen  Meere  die  auf(?e- 
Kbwemmten  Gebirge  ihren  Ur  prung  erhielten.    D.nn  vun  der 
Entstebong  der  Sal^c,  der  Combustibilien ,  der  Gange  und  der 
in  ihnen^nthrflenen  MctaUe  und  der  fossilen  Ueberrcste  fmlie- 
rcr  Bewohner  unscrs  ErdbaUs.    Letztere  Untersuchuiigen  neh- 
men du  «nzc  6tc  Buch  «n,  wie  bei  der  grossen  Mertgc  der 
hleruher  TOihmdenen  Thatsachen,  durch  einige  interessante  15ei- 
.  spiele  TOn  PeCrefacten  aus  Italiens  Ländern  vom  \  erl.  bem- 
khert,  leicht  xn  erwarten  steht.  Eigentliche  Anthropal.thfn  d  r 
Vorwdl:«4kt  es  nicht,  denn  die  metalüsirten  Skelette  der  sibi- 
riwhen,  Mbwediiehen  und  Freibeiifer  Bergwerke 
in  Italien  ausgWrabenen ,  fröhcr  verschütteten  menschlichen  xe- 
^  -Tippe  neueren  Ursprung.,  «nd  über  /"^f  ««f '^r/f^^^^^^ 
diiJ«!  ist  woW  unsireiAar  die  richtige  Ansicht,  dafs  s,e  d  eh 
Kalkbreecie,  wie  solche  so  leicht  bei  Messina,  auf  den  ^lkI.  e- 
i«seb  und  dlcemein  unter  niedemi  nnd  mittleren  Brüten  £ 
bildet  V^fd,  iäfnstirt  sind.  Mit  Rceht  darf  mui  erwarten  dals 
'    diese  Aufxäblung  der  üeb^este  einer  unbekannten  VomelM.  on 
«imgen  Betrachtungen  über  ihre  Menge,  die  Art  ihrer  L.f^ei«ng 
nBd  die  Hdhe,  bis  »u  wekher  sie  reichen,  bepUnt«*  sev,  « 
«wB  findet  auch  wiiWeh  nicht  bks  dieses,  ««w^^ 
Nachweisung,  wie»  midi  de»  aufgehellte*  Systeme  die 
sehen  Körpei  sieh  allaühlig  verandeni  und  dnich  verscbed«^ 
Stufenfolg««  zur  grdsseren.  VoMkonmienheit  fo'Jf^K?^ ^  Her 
'   ten.  Als  Prüfung  früherer  geokcieeher  Systeme  bemuW  sicn 
Verf.  IM  zeigen,  dafs  eine  pldtdiche  ü«iMWhweffl«iwg 
sammten  Erscheinungen  nicht  zu  erklären  -vemogc ,  au 
eine  Veränderung  der  Erdaxc  (ausser  den  «OT?*?"^  f 
täten  voriügUch  auch  von  Mbä  Pbuhe  TCTthetdlgt;  'JT"^^^^^ 
lieh  ein  allmähligcs  Fortschreiten  des  Meeres  Areunieat 
.    indem  gegen  diese  Hypothesen  unter  f»^«  «"^^ j^^fe  ein« 
streitet,  dafs  sich  in  südlichen  Gegenden  keine  UeWrre« 
früheren  kälteren  Klimans  finden;  dagegen  aber  *f^j®*  f ^ietet, 
reichen  Thatsachen,  welche  die  Petrcfacten  -  Kunde  aar 
sehr  einfach  blos  aus  verschiedenen  Veränderung«! 
des  Erdbaüs  erklärt  werden.     Bei  der  J?*' 
von  Combinationen,  wel(|fc  die  Verweaduug  der  gesaflumea 


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Bnasfadc  InstiliitioiiS  g^ologiques.  &2i 

turk'räfte  gestaüot,  ist  rs  unniöc;Iic]i ,  dirsc  Hypothese,  wie  audi 
die  /.unächstfolgendc  von  cintti'  \  crändri  inig  der  phvsiscijoii  Br- 
ichaffeulieit  des  Meeres  j»;cnügeiid  zu  ividnlepfen ,  ahn  eben  su 
unmoglicii  ist  es  aucli,  sie  g^^tin  jeden  Einwurf  m  sichern  urtd 
mehr  als  blos  wahrscheinlich  zu  machen,  ivohin  auch  übrigens 
das  Bestreben  des  Verfs.  aiiein  gerichtet  ist.  Die  oft  und  nnif 
vielen  Gründen  unlerslHlxle  Meinung  übrigens,  dals  der  Älecri'S- 
spiegel  sich  abwechselnd  durch  Zurückziehen  in  untcriuHsrtie 
Höhlen  oder  durch  «blasenartig  vermittelst  vulkanischer  Kr.il'te 
aufgetriebene  Massen  geändert  habe,  möchte  Ree.  ungern  tlicile  n, 
"Wenn  gleich  die  Annalimen  eines  höheren  St^iudes  des  initteliau- 
dischen  Meeres  vor  der  Kröfihuug  der  Meerenge  von  Gibraltar 
allerdings  viel  für  sich  hat.  *  v- 

Bei  weitem  der  umfassendste  und  wichtigste,  mit  zahh«"i- 
reichen  eigenen  Beobachtungen  ausgestattete  Abschnitt  des  gnn- 

r  zen  Werks  ist  derjenige,  "welcher  von  den  Vulkanen  und  vul- 
kanischen Producten  handelnd  fast  den  ganzen  dritten  Band  fnlh. 
Indem  es  unmöglich  ist  bei  der  Anzeige  seines  Inhalts  ins  Ein« 
zeloe  zu  gehen  ^  erlaubt  sich  Refer.  blos  eiiu'gc  Hauptmumcnte 
aus  diesen  auf  so  verschiedene  Weise  behandelten  Untersuchun- 
gen auszuheben.  Als  das  Mittel  zur  Entstehung  und  Unterhal- 
tung der  Vulkane  dient  dem  Verf.  das  flüssige  Bergöl,  welches 
in  überwiegender  Menge  vorhanden  sich  ailmählig  ansammelt, 

V  durcl»  irgend  eine  der  leicht  denkbaren  Ursachen  entzündet  wird, 
und  das  Brennen  der  Vulkane  nach  dem  Verhältnis  seiner  Menge 
und  Reinheit  in  v «'schieden en  Graden  der  Starke  und  Dauer 
unterhalt.  Ree.  weils  wohl,  dafs  sich  diese  Hypothese  allerdings 
durch  eine  Menge  trifftiger  Argumente  unterstützen  läfst,  allein 
anderer  Gründe  nicht  zu  gedenken  ist  das  Brennen  der  soge- 
oannten  Salseu,  welclies  oflenbar  . dem  Bergöle  zugeschrieben  wer* 
den  mufs,  von  den  vulkanischen  Ecuern  sehr  verschieden,  und 
unzählig  viele  Gegenden ,  wo  das  Bergöl  in  Menge  vorhanden 
ist,  namentlich  ßaAu  und  das  todte  Meer  zeigen  überall  keine 
Spuren  noch  jetzt  thätiger  Vulkane  oder  haben  sie  nach  sichern 
historischen  Beweisen  seit  Jahrhunderten,  letzteres  sogar  seit  Jahi*- 
tausenden  nicht  gezeigt,  obgleich  die  Aachbargegenden,  z.  B. 
Syrien,  in  kurzen  Perioden  durch  die  furchtbarsten  Erdbeben 
erschüttert  wurden.  Die  ungleichen  periodisciien  Zwischenräume 
zwischen  den  Eruptionen  und  die  hiermit  nicht  in  nothwendigcm 
Verhältnisse  stehende  Dauer  und  Stärke  derselben  sind  «rlcich- 
falls  der  Annahme  einer  allmähligcn  Ansammlung  dieses  Brenn- 
materials nicht  günstig.  Eine  Verbindung  des  Meeres  mit  den 
vulkanischen  Heerdcn  will  der  Verf.  nicht  annehmen,  weil  es 
zu  seiner  Theorie  von  dem  lEinHusse  des  Bergöls  auf  die  vul- 
kanischexi  Piocesse  nicht  paUt,  und  map  muis  gcstcheni  ddfs  ein  * 


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52a       Brei&lak  Iiislitoti<»8  geologiqocs* 


canz  freier  Zutritt  des  Meerwassew  mit  keiner  Hyp^heM  über 

tÜesea  GeseiiMai.d  tiiglicl.  ver^iob«.  ist,  vielmehr  fin4«..n>W 
die  Meuce  des  anwesenden  Wassers .  an»  »nd«fn  ÜTO**«  jj« 
Jelcht  und  "cn.Vend  erklärt.    Den  ..eitläuftigen  Absclvpi»,  «her 
d'e  verschiede,,..,':  v„lka„>scl,e„  ProduCe  wd 
rtn.S«:l.en.nK.l,r  .V  ..rl,»..tc  nicl.t  ohne  N utzel» -Upd  I.t«^  ie- 
Tn,  und  man  d..f  nucl.  den,  bisher  über  d-^l^«»«'^  ^ 
^^\^tun  des  Verl    "esasrten  nicht  anders  erwarten,  (ds.  lUb  «T  <B« 
::r.Ä  .^-^-ten  Fossiiien,  Basalt,  Trapp.  M^od^ 
Mjaego«  .«ad  Graustein  , .  (  Craunslem,  pierre  gris  «•3«" 
!«30  wovon  das  achte  Bueh  handelt,  nicht  ohne  Grwd^« 
S!n„r;ihct.  wobei  vom  Basal.c  n„.  a.,sl,,hrl,chstea  VO»  S.  «97 
bL  iÄadelt  wird.    Finde,.  s,cl,  d.ese  t>eb.rKsarUng^«J 
ka«fi,a„  Orten    wo  keine  Spur  eines  Cralers  .nehr  vo.fcwW^ 
d  rf  ml^'hJ^-s  keine.';  ge„.i,e,..le..  O.und  gegeojj« 
Älni.ch«,  Ursprung  hernehmen,  >ved  v-.ch.edc»e  ü^d^^ 
li^t  die«»  efcmalig«.  Oeffnunge..  ve.  schütten  und  umg«*U«- 
Vanaen.  wie  hier  «a  vielen  Beispielen  f^e^ei-t  ist.  _  • 

Aisitt  dem  hier  Ange.eiolen  finden  sich  .n  dtesem  B,^e 

«ni«  Ä.are  Anlagen  r^W'«'"'«'-0  b^R-^f-'f,'  T  ^ 
r:S:iÄt.bellarirche  UcbTrsicht  ^er  Bestan 
die%er«*i»4eo.en  Febarten  bestehen   .m  «rtg^  • '    '-^  J  , 
,rib««geb^«g»,  TO«  Ueberset,er  als  «/"^^.  J  -  ^  n  ' 
3^ ein'Verjeiohpifa  der  »och  brennenden  Vulkane,^  o- 
I«  Be^bMibnng  4er  vor»glichstea  unter  .^^e« 
Mchf.absolat,  doch  sehr  yoUstamUg,^  ferner  \,„„ 
Feuern. oder  dinT  brenpenden  trdmebe,  "''«l  J="''''f  V der 
Gasv«lk.n«^  .W«r,«f  da.  Werk  selbst,  m,t  d»  B-J^^;^,,,„g 
KupferUfeto  »nd  einem  «ehr  vollständigen,  in  der  ueo«' 

irleichfaBs  vorhaodenei»  Rqps»«?  M*>li"l««.   '  ,  Ucr 

*  .  üeber  die  «Wreifilw'AnmftkuDgej.,  wdche  .VO..  Uu^^^^ 

gefugt  si'nd,  hat  Refc-.|leUih  im  Anfa.,ge.  se.ne  A -^^^^ 
fheih.    Ausser  diese«  findet         mdef.- »och  ve.sU. 

cursc  von  unale.chem,'  »»M»««*'v>«»*tT  1"  Anze  se  iu  fiele» 
wir  uns  l.ier°,.oeh  eine  kwie  Iw^Tth^dende.  A««'8^ 

erlauben.  Im  ersten  Theü«  findet  «an  '»^''^Lnbaf  üb« 
Beobachtung  des  H.  Bergrevisor. .  Zm*«  »^'f^ivl  Ree 
die  ErxcusunK  von  sahs»ttrem  Krft  »n  enthalicc« 

getraut  s,cl,  .war  nicht  den  U"P^"^j^X»'--' 
Säure  sichev  uaclizuvveisen,  iq4ew  ^  Lampa- 
breitet,  als  man  meistens  annimmt,  Yfkt  jiDtCT  an  t^utste- 
dius  gefunden  luit.    Die  zweite  BeobacUang  ^^^1^^^  j^ei'^euapn 


Schlacken  bei  llo^öfcn ,  >.elche«  ^^^^^^^ 

Beachtung  weill,  i.t.    Die  iibrig<:n  kttWeo  Z.«»««*« 


I 


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«    Bri^slak  {pstitutions  geplogiquei«    «  ßa3 

-     '  \       ■  .  ^ 

deutend,  und  wir  bcmnlvcu  nur^  dafs  es  niclit  so  vieler  Mühe 
bedurft  hätte,  um  die  falschen  Ansichten  des  H.  Breislak  iiiber 
den  Kinflufs 'der  Schwuiigbcwegung  auf  die  schwereren  und 
leichteren  Stoffe  ^.Sjz^u  widerlegen,  als  hier  in  den  verscliiedeueii 
Anmerkun<;en  «>esclic'hen  ist.  Um  abcrdie  Sache  zur  völlig  deut- 
lichen Ansicht  7,u  biirigcii,  miifs  "wohl  berücksichtigt  werden, 
dafs  die  Sc/nvere  aller  pondernbcleii  Materie  bekanntlich  gleich 
ist,  und  dufs  ferner  hier  nicht  von  einem  centrum  virium  j  son- 
dern nur  von  einem  centrum  f^tasntatis  die  Rede  seyn  kann. 
Nach  Anm.  «8.5  sollen  die  Vulkane  die  Endpunkte  grosser  Vol- 
tuVhen  Säulen  sevn,  eine  Ansicht,  welcher  Kec.  nicht  beipllich- 
tct,'  so  wie  es  ilim  überliaupt  scheint,  iJafs  H.  v.  Str.  dem  gal- 
vanisciien  Processe  l\x  viel  zutrant,  iiidcin  er  unter  andern  ThI, 
II.  S.  eine  Umwandlung  der  Metnlie  durch  denselben  anzu- 
nehmen geneigt  ist,  obgleich  Uimvandlung  eines  einfachen  Kör- 
pers, wofiir  wir  bis  jetzt  noch  diese  Substanzen  zu  halten  ha- 
ben, einen  inoern  Widerspruch  einscldielst.  Einen  interessanten 
Zusatz  liefert  die  S.  42  5  mitgetheilte  Beschreibung  der  Petre- 
facten  von  IViicde,  dagegen  aber  dürfte  die,  am  Ende  dieses 
Theils  hinzugefügte  Vertheidigung  der  S.  3i8  aufgestellten  Hy- 
pothese vom  atmosphärischen  Ursprünge  der  Meteorolithen  nur 
zu  leicht  an  dem  schon  180S  in  der  At  L.  Z.  St.  253  aufge- 
stellten Argumente  scheiten^,  dafs  zur  Bildung  eines  einzigen 
Meteorsteins  Billionen  Cubikmeilen  Atmosphäre  jener  GegendeD, 
WO  sie  erweislich  f;esehen  sind,  erforderlich  seyn  würden. 

Am  reichhaltigsten  ist  der  dritte  Theil  mit  Anmerkungen 
und  Zusätzen  ausf^estattet,  woraus  seine  unverbältnismässige  Stärke 
g('<j;cn  die  Urschrift  erklärlich  wird.  Iiier  werden  S.  19  und 
S.  80  noclinials  die  gesammten  vulkanischen  Erscheinungen  auf  die 
Kliectc  Vüita'scher  Säulen  und  die  Wirksamkeit  der  unterirdi- 
schen Elcehicität  zurückgeführt.  Dafs  die  nämliche  zerlegende 
Kraft,  weiche  der  letzteren  allgemein  zukommt,  auch  bei  jenen 
Processen  im  Spiele  sey,  kann  wohl  nicht  geleugnet  werden; 
allein  wenn  man  die  grosse  Leitungsfahigkeit  der  feuchten  Erde^ 
den  IMangel  an  allem  Einflnsse  des  Sonnenlichtes  in  so  tiefen  Re- 
gionen und  die  Schwierigkeit  erwägt ,  Volia*schc  Säuleu  lange  • 
in  Tiäligkeit  zu  erhalten,  verbunden  mit  der  pünktlichen  Ge» 
naui<ikeit,  welche  bei  der  re«:elmässi^en  Anordnunsr  ihrer  Theile  . 
COthwenili"r  erforderlich  ist;  so  kann  man  o!ine  Kühnheit  im  Hv- 
pothesenbilden  diesen  Satz  unmöglich  consecpient  darchluhren. 
Eine  schätzbare  Anmerkung  zu  §.  yy5  giebt  eine  lkschrribung 
und  erläuternde  Zeichnung  der  basaltischen  Lager  des  Fii/  de 
'  Dome  und  seiner  Umgebungen,  und  auch  die  oben  erwähnte 
Beschreibung  der  merkwürdigsten  noch  brennenden  Vulkane  hat 
durcli  beigefügte  Noten  nicht  unbedeutende  Bereicherungen  cr- 


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'  524  «Hildburgb.  I^udta^s»  Verhaadluogeo.  ^ 

lialten*  Wei^ger  scficint  uns  die  aik  fSttfte'  Beilage  angegebene 
HctKodei'  den  Salpeter  zu  raffiniren,  mit  dem  Zwecke  <k$  Bu- 
4dies  im  Einklau f;e  sii>  stehen.  Weit  mehr  werden. dagegen  die 
Leser  dem  II.  9.  Sir*  Dank  wissen,  dafs  er  des  H.  Pini,  eioes 
bekannten  Gegners  von  H.  Srei^ak,  aaaljiiscUe  Betrachtuugcu 
über  die  g^ologisclicn  Svstcme  hier  iu  einer  UebcrseUung  mil- 
gctUcjit  Init.  WtM)i.«;er  beliagen  dem  Ree.  die  iiaiurphilosopfeiscliea 
GrutuliLiigo  der  (^u^jinogf  iiit;  vom  H.  Uebcrsct^er  selijst,  iiulem 
durch  allf,  wenn  man  sie  auch  noch  so  fertig  auswendig  crlwut 
häUe^  noch  nicht  eine  eiii/.i^e  dei  auf  unserm  Planeten  zaliheicli 
sich  darbietenden  Krscheinungcn  gcnü;;cnd  ei  klärt  werden  kano^ 
abceschen  davon,  dals  nach  diesen  Diiinonslriilioneu  die  X.itur 
früher,  als  die  Welt  hüKc  <!a  i,cvii  müssen.  Ilini«e  ituletit  iiocli 
beigefügte  Anmcrkunnfen  siutl  von  dem  Werke  sribst  7U  sdir 
iibgeschniltcn,  in>d  ilbeiluupt  wird  es  dem  H.  ^cf^ersctxcr  bck 
einer  /.wt'iuM)  AjiHa/'r^/w  ciche  wir  einem  so  reichhaltigen  Werke 
crnsfVu  h  wiinsuln  )i ,  cm  Leichtes  scvn ,  die  zcistteuien  ZuwtiC 
swcokaui56igc(  «;elii>ii|;uu  Ürt&  eiiwtuscitaltcn> 


iMTidtagf  -  FcrFHmdfnngen    im    Fnrstenthum  Hildhurghaiuen. 
UädburgL  L  Bd.  (S  Hrfuj  484^  IL  Bd.  4^4^  ^- 

Tjm  Folge  der  neuen  Vcrfassungsnr\nndc  des  Iler/.ogthamsHild- 
burghaiisen  veisamniellen  sich  *-  die  Abgeordnclcu  d^r  Rittewcnalt, 
des  geistlichen  Standes,  der  Städte,  der  Aemter,  — den  9 tea  Fe- 
bruar 5  8i().  zu  dem  ersten  Landlage.  Die  Arbeiten  dieses  durcR 
rino  (mit  IJcberefnstimmuni;  nllcr  Theilo)  geschehene  VeiUj^uüg 
uulcrbrochcucii  Landtages  enthält  das  vorliegende  Wcik. 

Die  in  demselben  abgedruckten  ProtocoUe  enthalten  in 
Begel  nur  eine  idlgemeine  Darstellung  des  Ga4»ges  und  der  hc- 
"  aultate  der  Verhaiidlangen  j  seltner  werden  die  AbgeorUfleteü, 
.welche  gesprochen  haben,  uamentlich^  und  ihre  Vortrage  wort- 
lich angefiiluL    So  eitfbebreq  diese  ProtocoUe  zwar  des— man 
könnte  sagen -^dramatischen  Interesses,  welches  die  Laudtagwc- 
*  ten  anderer  Länder,  z.  B.  die  Baierischen^  die  Würiembergi^heo 
liab^u.  .  Aber  leichter  ist  die  Uebersicht;  auch  die  Druckk^ten 
waren  billig  in  Anschlag  in  bringen*  Die  BeUagca  zu  den  Fro- 
tocoilcn  (Rescriptc^  Bericbtey  Fbta  particviaiia),  sind  voUstaa- 
dig  abgedruckt. 

Mit  Freuden  wird  man  auch  m  diesen  Landtagiactcn  m-»"" 
nigfaltige  Beweise  von  dem  durch  die  neueren  landständisctieu 
Verfassuifeen  besonders  aufgeregten  Streben  ^  uberall  d«s  ^" 
und  das  Bessere  im  Wcäc  der  Gfite  und  des  Rechts  herbcisa- 


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•   •    •      •  .       •  ♦ 

ftlireii,  «ntdedt«!!;  nuiii  wird'  mit  gar  maochen  recht  wacke* 
ren  AlSonm  Bckaonticbaft  machen ;  *  (nicht  die  Gr^ss«  des 
Sdiaojpiatzcs  ist  4«r  Mafsstab  ffir  den  Werth  der  Handtanj^); 
man  wifd'bin  und  >vieder  I.  Bd*  S.  420,  über  Sparsam* 

laeil;  Jäier  Wüdschfideu'^im  igten  Jahrhanden;)' an  die 

r>alfe^eit|  «n  die'treiiheri%e  Sprache  der  getrei&to  Slindh 
V4»ffeity.  «rinnert  urerden*  DU  PubMcati^  hat  auch  hier  ihr^ 
edlen  Früchte  getragen«   Zwar  find  die  Sittniigen  nicht  dffeut* 
.  Üch ;  (vielleicht  gebot  die  Luge  des  Scaatshaashaltes  besondere 
Küclsiclilen) ;  ub^  ein  .Jeder  im  ^Volke  kann  lesfen^  was*  f <»rhatt* 
delt  worden  ist  - 

Besonders  verdient  «hat  ncli  der  Landtag  um  den  Staatshalt 
lialt,  diesen  an  sich  und  beztehuagswetse  so  wichtigen  Gegen<^ 
.  stand,  gemaclit.  Die  jährliche  Aus|^be  betragt  g^geii  ai3,oooiL 
Mit  dieser  ist  die  Einnahme,  (bisher  war  ein  nicht  nnbiedeQtendes 
D^£>  vorhanden,)  olingcfahr  m  Verhaitmfs  ges^  wordwK 
Auch  auf  den  Abtrag  der  Schulden  (die  Kammer-  und  die  Lan- . 
desschol^en  betragen  ansammen  gegen  7  8 0,000 .fl.)  hatmanmog* 
licht»!  Bedacht 

So  grofs  die  Last  ist,  welche  dieses  verhiltoismSssig  kleine 
liand'xa  tragen  liat,t  so.ha|  man  dodi  billig,  wenn  Sparsamkeit 
Verlust  gevTesen  seyn  Wnrdei  Zulagen  und  Beihiitfen  bewilligt^ 
9k  B.  für  die  Verbesserung  dot  LehrergehaUe* 

Nicht  iäie  Verhandlungen  un^l  BcsdilÜsse  der  Landsdiaft 
Indgten  glcicli  uiigtilieiiteu  Beifall  6ndeow  Sc»  ^ind  wohl  die  £Eofi» 
Hungen,  welche  von  dem.  Ertn^e  einer  nttgemcinen  Einkommefp* 
IStcfuer  geliogt  worden,  wach  dem  Zeugnisse  der. tn  anderen  Sta«* 
tcn  gcmadicen  Erliihruugen»  bei  weitem  xii  gewagt.  Ifoch  me^  « 
mög:e  es  befremden,  dals  es  (Bd.  tl.  Sw  177  fK)  fSr  aweckmib^  . 

0sig  brachtet  wurde,  den  Besudi  auswärtiger  Lehranstalten  zu  he» 
schrSnken.   Was  spornt  den  Ldirer  — '  und  einen  jeden  AiW-* 
mehr  zur  Th^igkek,  als  die  Furcht  vOr  Mh Werbern?  Von 

'  welcher  Waare  ist  die  Einfuhi;-  mehr  an  begünstigen,  als  voai 
Kenntnissen  und  Wissensdiaften  ?   Ist  nicht  -die  Wahl  der  Re- 

«ierttQg  desto  freier.  Je  grösser  die  Zahl»  derer  ist>  xUe.  ihr 
Lenste  anbieten}   UnX— giebi  es  lein  heiligeres  Redd,  als. das 
der  £ltem? 

AncW  diese  Lan^kagsacteft  enthalteo»  eben  Schalt  von  Nach*- 
richten  für  die  'Geschichte  und  Statistik  des  Lahdes,  Ytcrhand- 
lungen  und  Ceselz&  welche  auch  auiwücts  befnilat  werden  kSu^ 
nen.  —  ttit  der  Publicilit  der  landstfindisdien  Verhandlungeai 
beginnt  fßr  die  Bearbeitun.i>;  mehrere«*  Wissenschaften  ein  neues 
Zenalten  Aber  wie  manche  Vorarbeiten  müssen  noch  gcsche« 
hen,  damit  diese  Quelle  desto  Iddite^  benutzt  weiden  ,kiinne« 

Wir  äussern  schliefslith  den  Wulisch ,  dafs  es  dem  Her* 


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Sa6     Elementary  propositions  of  currency« 

aii<ig;ebcr  gefallon  mogo,  in  Zukuuft  $ia^j^den  Baocie  xwedi« 
mässijg;«  KegUtcr  l^ekufügcn« 


0  ' 


Slmmtaryr  propQskioms  ühntr&l^  o/  the  prine^Us  ofearmefit 
See^mC  ediu  correcied^  To  u^ich  ate  added  Outlincs  oj 
poUtical  eemomy.   Land  4820.  H2  S.  8* 

Ree.  wurde  auf  diese  Sclii  ift  dnrcli  eine  Anzeige  in  einer  Ens:- 
lischen  Zeitung  aufinoiksani  gemaclit.  Der  Meinung,  dafs  sich 
die  Lehre  von  der  \^  irthschaft  überliaupt  und  die  von  der  öf- 
f^ritliclicn  Wirihscliüft  auf  einige  sehr  einfache  GmuUätie  lur 
irfickfährcn  lasse,  ho fiic  Ree.  in  dieser  Schrift  eineseinen  Wün- 
schen entsprechende  Auilösii^  dieser  Aufgabe  zu  finden.  In 
der  That  enthäU  sie  auch  einen  Versuch  diesier  Art,  und,  so 
■weit  sie  aöch  von  dem  Zitele  entfernt  sejn  mag,  dürfte  sie  doch  ei-' 
jicr  üebersctzung  nicht  unwerth  seju.'  Statt  einer  ausfiihrhchen 
Beurtheilung  der  Schrift  (die  weniger  die  Wahrheit  als  die  sy- 
stematische Form  der  aufgestellten  Sätze  treffen  würde),  stehe 
liier  die  Uebersetzunii^  der  ersteor  sieben  Satze  aus  den  dm&iL 
pNpos.  etc.  •  ' 

i.  Handlung  ist  der  Austausch  einer  Waare  gegen  dwj  an^ 
dere.  a.  Der  innere  Werth  einer  Waare  ist  das  Maas  von  Ge- 
schicUichkeit  und  Arbeit,  welches  xur  Eriengnng  der  Waare 
erforderlich  ist;  (Geschicklichkeit  ist  nur  eine  Eigenschaft  der 
Arbeit);  der'  Taitsehwerth  verhält  sich  wie  das  Angebot  und 
der  Begehr.  3.  Da  der  unmittelbare  Tausch 'anbequem  ist,  $0 
Ifäi  man,  um  den  Handel  zu  erleichtern^,  einen  gemeiusamen  Stell- 
Vertreter  (?)  für  aUc  Waaren  gewählt.  4*  Dieser  gemeinsame 
Stellvertreter  ist  das  edlere  Metall.  5.  Das  edlere  Metall  ist  wc-* 
ikiger  dem  Verderben  ausgesetzt,  als  die  meisten  andern  Waaren; 
)ieitf e'Menge  ist  nicht  leicht  einer  btsdcutenden  Zu-  oder  Abnaboie 
unterworfen;  es  ist  deswegen  der  belite  SicHvcrtreler,  welch« 
zu.  finden  ist.  6.  Da  das  edlere  Metali  der  Stellveirtreter  alhsr 
andern  Waaren  ist,  %o  ist  es  folglich  der^nemeinsamettaasstab  m 
deü  Werth  der  Waaren,  die  es  vertritt;  und«  kdnnte  es  ein 
^en  so  bestimmter  Maasstab  für.  den  Werth  der  Waaren  sevu, 
wie  der  Fufs  ist  för  den  Raum,  so  wfirde  es  desto  vorzüglicher 
aeyn.  Aber  es  ist  nur  der  beste  Maasstab,  welcher  2u  haben 
ist  7.  Münze  ist  di«  Gewährleistulig  des  Staates  für  des  J»e^ 
falles  Rauheit  u.  s.  w.  '  >        •  '  . 


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Die  n.  GrundL  d.  teutsohkath,  Kirchenveriass.  52j 


rüttÜsten  'Grundiaffcn  der  teutschhatholischeh  Ksrchenvtrfiu^ 
sung  in  Acten^täckett  itnd  achUn  Notizen,  von  dem  Enuo*  . 
Congrefs,  dem  Frankfurter  (Protestantischer  Bundes- Slam^ 
ten")  f^efein  und  der  Preussisschen  Uebereinkunftm  Stutgari 
b.  iketxUr*  %o5  S,  in  8*  ( 4  ß*  3o  kr.J 

W  as  Viele  wunsclien,  das  Bckanntwcrdeii  der  Grundsitze,  nach 
Jen '-II  zwischen  den  meisten  tcutsclien  souverainen  Bundesstaaten 
und  der  Oberaufsichtsbehörde  der  BjSintschep  Kirche  über  die 
^\'lc(le^hc^stellung  der  Episkopate  und  Dbmcapitel  in  teutsclicn 
Landen  verhandelt  wird,  sieht  das  recht5be<^iciigc  und  rechts- 
vci ständige  Publicum  liier  grdsteutheils  erfüJIt.    Voran  geht  /. 
die   Emser  Punctation    nebst  den  wichtigsten  Amtsschreiben 
der  damaligen  Erzbischöfe  und  des  Kaisers  Joseph  über  die- 
selbe.     Hierin    liegen ,     von    den    höchsten  Kirchenbehörden 
Teutschlands  aneikannt  und    ausgesprochen,    die  Hauptgrund- 
sälze   des   eigentliclien   Episkopalsjrstems ,   wie    es    den  selbst- 
genommenen Keclitsanspriichen  der  römischen  Curia  gegeniiljer 
steht.    De  jure  di\>ino  (»von  Gottes  Gnaden«)  functionierende, 
"selbstständige  Bischöfe,  aber  mit  DiöcesänsyiJOLkii ,  eben  solche 
Metropolitane  oder  EribLschöic,  aber  mit  Geiicialsynoden  in  je- 
der Metropolitanschaft ,  sollen  nach  demselben  die  Kirche,  nicht 
monarchisch,  sondern  repriiscnlativ   dirigieren.    Ueber  ihnen  hat 
das  Primat .  nicht  nur  des  Ranes  sondern  auch  der  Oberaufsicht 
und  der  Jurisdiction,  aber  nacli  den  scfion  rechtmässif^  bestehen- 
den  Kirchengesetzen,  und  nicht  tlie  Gesetzgcbungsmacht,  der  rö- 
misclie  übci  bischof.  Alles  Wici»ligere  reguliert  Jü-,  aber  nur  in  Ver- 
bindung mit  einem  Universalconcilinm;  welches  oft  gehalten,  un- 
ter piibstl.  Vorsitz  über  entstandene  Unordnungen  zu  urlheilen, 
über  nölhige  Aenderungcn  im  Ganzen  oder  in  den  höheren  Re- 
gionen gesct/.|j;cbcriscbe  Kraft  haben  soll.    Für  die  Zwischenzeit 
hat  der  Oberhisclioi  Oberaulsiclit  und  Sorge  für  Vollziehung  des 
Gesetzliclicii ,   aber  nur  in  der  Verbindung  mit  dem  Cardinals- 
collegium,  welches  ein  fortdauernder  Ijcstandthtil  des  Universal- 
conciliums  ist  und  aus  Kennern  aller  ISationalkirclien  bestehen 
soll.    Dieser  Regel  einer  aristokratisch  -  repräsentativen  Hierar- 
chie, welche  meist  das  höhere  Alterthum  für  sich  anführen  kann, 
steht  gegenüber  die,   nirgends  gesetzlich,   wohl   aber  seit  der 
Mitte  des  neunten  Jahrhunderts  immer  mehr  faktisch  sich  aus- 
sprechende   Behauptung   eines   monarchischen    Imperiums  über 
die  katholische  Kirche,  in  welchem  die  Cardinäle  nur  bcrathend, 
die  Bischöfe  nur  Stellvertreter  der  Pabstmaclit,  in  soweit  der 
allgemeine  Bisciiof  sie  in  einen  Theil  seiner  Fürsorge ,  in  partem 
sülicitudinis  j  aufnehme,  vorstellen  sollen  und  wo  dann  auch  die 
Pabstmacht   über  Rechte   und   Vermögen  der  Kirche  mit  den 
Staaten  contrahicre,  und  concordiere^  ohne  dafs  die  National^ 


&aS  Ute  n.  üruodl.  d.  teuuchkalh.  K.ii;chenTerfuss. 

Xirelictt  und  ÜWC  VoMtämle  4«bei  sich  anaers  als  wie  Unter- 
»«Wi«  dürfte«.  IL  Abriß ^de,  lUclufmUUen  der 
teiilsekm  MatkoL  NatioiHUkiteke ,  nach  Kanomscbcn  Grundsät- 
zen ///.  Dk  Gnuulxäge  der  m  Frankfurt  f;etroffhnen  f'erea^ 
har'unir  »Ott  f  l3.)  proMiUlitiKhcn  teutschcn  Bundesstaütfn  «ber 
ZsseitifieVerhatuisieder  ka.holiscl.cn  lürdyi.vDiM  ist  di«  cigeni- 
liehe  tLptsc/u-ifl  ^et  aie.b's  Kkre  gesetzte  Grundartdtel  emer 

S  cLtLusd/pu  Sanciio  prag.uuica  über  Pflic  te»  RecW 
dt-r  trutschcn  Su«»s-  «od  der  K.r^gesellschafton  j^egeo  n 

ander    IF.  V.  Noten  der  nadi  Kam  zufolge  dieser  Gruiid- 

a      der  Vf.I.;.ndluu6en  nach  der«  Zwückk^ft  betr.  Auch 

5C'^/fX.  ....s  dem,  ^a.  Se.  P«^«^„H«»'i*f  td 
c«e..  und  Kircl.e..ve.  fassutig  «  Pohlen  MgesUndei.  hat  und  ^«s 

S  '  ln:,rJusJ,en  System  gemäßen)  0^^'««?/^-^^ 
in  Be.i.hu„g  auf  3fe  (noch  mck  ged™eK  aber 

J      r  :::c",^.UK,,e  ^^H--ioa  gegebene  1?,^^^^«!^ 

Icommeuc  Ucl.eiemkuntt,  >v<Ii:]ic  aucU  ausdrucUich  to» 
Conoordat  üttieisciuedtü  AVird.  ^  Ji^h/iij. 


mcn- Charte  n.lcr  hWich  ^^^^'^^J^'^^r^'^J'L^X- 

dmtung  der  flohen  yielir  SttOte,  .^%  Vwti' 

den  besten  Baromctermessuiig^  intwWßn  CM  O.  * 

DieM>  Charte,  eJa  citocW»  Blatt  in  g^^-''-'^''^  ^"^T^ 

formt,  ki«et         *m  der  Titel  ;,<=''P«';:''''rtliS«^ 
interessante  «nl  anscfca.iliche  Diirstcllung.  0'=  "»''^'''^fe'jfl  ZJ,! 
so  weit  eine  allgotteine  Prüfung  reicht,  geiiau,  ""*™5fj^^- 
Ul  durch  Raun.e?sp.n,.'s  sehr  grofs.    Ein  »' ""^p. 
ist  «der  Beschreibung  der  einzelnen  Berge 
pepT^sWidmct,  welche,  bei  sehr  Ueiucr  i)6l»rdt,  deuUich, 
^eich  nhd  dadweii  nüulick  ist> 


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N'i:34*      Heidelberger  1822« 

» 

Jahrbücher  der  Literatur. 


Bilder  und  Schriften,  der  f^arzeit,  dargestellt  von  Ui'^ 
jticu  FkibAr,  Kopp  aus  Nes^en^Cassel.  Zweiter  Band.  Mannr 
heim  auf  Kosten  des  F'er/assers,  X^und  4^ft  S,  S» 

X)cr  unveraiideit  tliätige  Verf*  wissenscKaftliclie  und  teclmisclie 
Mittel  dller  Arl  in  iidi  selbst  Tereitiio^eod,  giebt  hier  so  frühe , 
als  man  es  nur  nach  sefneii  rdötien  Vorarbeitetl  eierten  kann, 
eine  neue  Ausbeute  palaographischef  Forschungen.  Der  Haupt- 
gcgenstatid'ist  difesimfl  der  Umfang  selnitischev  Schriftarten,  wo- 
zu im  Brstto  Thcil  schon  durch  die  kennfuifsvoUe  Eütslfferung 
phocnizischer  Inschriften  präludiert  isl#   ZunSchst  aber  sdilielst 
steh  der  Zweite  Theil  aii  den  Eisteii  dadurch,  dafs  I*  zu  den 
di/flomatisehen  BeHeuchtun^^en  des  SachsenrechtSj  welche  in  dem 
L  Theil  S.  43  —  ^64  veranlafst  durch « das  Heidelberger  Ms.  Nro« 
CLXIY*  dak  ffiir  Geschichte  delr  llcchtskuiide  wichtigste  Haupt* 
stück  ausgemacht  haben,  S.  «  —  34  uiientbehrliche  Nachträge 
geliefert  werden,  aus  der  iridefs  aüch  von  seinem  Forscherblick, 
benutzte^  H^olfenh&ttler  Handschrift ,  nadi  Stellen  und  Bilden^ 
welche  gerade  in  dem  Heidelb.  Codex  fehlen.   Die  Rubrät  der 
"W.olf*  *  Hds.  ist :  ^Djrs  tedkt  mezie  der  K^ser  Jtcu  menezfi  mit 
der  vorsttn  wülehfrjL  Eiri  bedeutendds  Zeichen  von  dem  Akei^ 
dieser  Haadscbr.  ist,  dafs  der  Pabst  mit  einer  dreifaehcn  spitzig 
gebildeten  Crone  (S.  «9)  dargestellt  iNrird.  ^nst  erscheint  diese. 
Crone  mehr  nach  Art  einer  in  3  Sireifcin  getheilten  Priester- 
mütze.   Nor  ein  marmornes  Denkmal 'von  f369,  durch  welche» 
. Pabst *Urbai^  y.  der,  zwischen  «363  —  iSyo  zuerst  eine  drei* 
fache  Crone  annahm,  Petrus  ddn  Apostel  darstellen  Hefs,  zeigt 
(bei  Papebr.  in  Actis  Simetor»  Maji,  wo  ein"  Condtus  chron, 
hist,  ad  Catalogum  Pontificum  rem,  *gi  und  68*  nachzuschla- 
gen ist)  92*,  die  eben  so,  wie  hier,  sniizc,  mit  einer  Forsten- 
Ronigs  -  und   Kaiserkrone   eigenthnmlich  verzierte  päbstliche- 
Dreärone»   Selbst  tnnocenz  VI.  ist,  s.  Papebr.  90^  auf  seinem 
Grabmahl  f36a  nur  noch  mit  einer  Doj^dkrone  abgebildet. 

II.  Einer  noch  nicht  erklärten  messingisclien  Taufscixisscl 
sonderbare  Umschrift  (wovon  2  Exemplare  in  Island,  2  in  rsord- 
dcutschland  bekannt  sind)  findet  der  Verf.  eine  Entiillcrung 
durch  ein  Alphabet  der  Chaldaer,  weiches  Ambrosius  Introducuo 


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53o  Kopp's  Bilder  u.  Schriften  d.  Vorzeit.  2  Tbl 

in  chald.  linguam,  Papiä.  4-  ^^Sg  mitthent,  da  dieses  seltene 
Buch  auch  alpkabeta  eirciter  4o  abgebUdet  glebt.  Diiiets  tresor 
•    Mf  •  .-i  I—  l^ä^m   n  Cnlnfrne.  4  6i3  A.  hat  eben  dasselbe 


4e  trhutoire  aes  Umgues,  c*  »»^.^  ^.  

als  eine  Schriftart,  welche  die  Chaldiischeu  Einwohner  um 
Bagdad  bewahrt  hätten  renie  de  leurs  ancetres.  Nach  diesem 
•wäre  die  lierraal  wiederhoUe  Inschrift: 

snpDnay 

Worm  der  Verf.  eine  Anspielun-  findet  auf  die  LodMOg  der 
Schlange  Genes.  3,  5.  DM^y  inpßJI  Hr.  übersetzt:  Sk 
grwiedert  (es  werde)  Mgen  eröffnen  mmhen.  IKH^Q  ^  ^ 

«nitlvus  Pacl  scvn:  facere  apertionem  ocoiarum.  Vcrgl 
P  W  A   T    J  s/  Die  Solange,  welche  auf  3  Eiemplareu 
Ss  Ta  ib   i;ens^Jt  dieser  ümsLift  auf  de.  Baun.e  „ebst 
Adaa  aucl  Eva  und  einer  Christenkirche  aU  dem  Taufor  c  ^ 
ÄeV  ist,  scheint  also"  «»  T«prcchen,  was,  nach  de.  ^^^^^^^ 
•         Kvi  liollcii  gemaclii.  -Ein  yiertes  Exemplar  (xu  vvan 
W.tn'rtl S    l5m.chrif.,  -steUt  di.  Vcrka,ig»g  «  Jfa«. 
an  d  e  S  eile  des  Sü.ulonlalls.    Beide.  fSr'  «i«  TaufLecken 
tende  Fi 'uren.    Aber  wie  Wieb  auf  die««  Exe«pbr  ie  nur 
aZdie  ScUan^c  passende  UmMArift?    Hat  e.  «W.  f " 

dafs  der^erf.  welcl.em  es  so  le.el.t  ^^'^^^''Copt 
geben,  nlcl.t  aucl.  dieses  ^''''''^f'i^*y\:^^lbndia 
ler  3  a,.der.i  stelle«  konnte.  Steht  dort  »'f  «^^«T^So 
£  Salle,  wo  hier  Adam  ist?  >vic . Mam ^  Em  ^ 
iöimtc  die  liebraiiiereude  Deutung  der  In«*«»  •«  ^ 
1^  rieh  hinweade«  latsen.  Dean  n^B>  «Hgö  1«™ 
6..  i.)  aucl.  aperlio  überhaupt  bedeuten..  P"  j^^. 

Zwei  Rosen  deuten,  wo  Anfang  «»f  ^nde  d« 
derhj^len,  sieben  SchrilW.chen  »^S*r 
Ist  »un  v^n  de,  rechten  Hand  .ur  Lmken.  ^ 
Schriften  zu  lesen?   oder  von         Linken  .«R^Sb.»  bi^ 
Vf.  hat  jenes  passender  gefunden  und  darauf  ^«JJP^.  Ret 
bylonischer  Cl.uidaevchristeo,  gew.fs  s.nnre.ch,  ''"Srind  beson- 
Ä  nicht  läugnen,  dafs  ihn.  die  B-'-^^en.«  «c"^ 
ders  nach  ihren  Verzierungen,  eine  Tendenr        »"  ^^i^en 
Rechten  zu  haben  scheinen ;  und  dieses  »»g«»»?"^,  wenn 
rie  ihm  aus  lateinischer  Schrift  »bzustammeo..  1*  j,^^.,,. 
■wir  vorneliinlich  auf  die  Hauptzüge  achten,  «>  ^..i.sie 
Stabe  als  N,  der  dritte  als  U,  dei  «■J^'^'f*  ,1^«««. 
aU  V  und  bewndc«  de»  siebente  al»  k.  schwer  xa  T^t»"  . 


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|Lopp^s  Bilder  u»  Schriften  d«  Vorzeit  a  TU.  53.1 

4 

Ungewisser  icKelnl  äet  Zweite,  6b  I  ojep'  A?*  Der  Vierte 
tchetot  mit  einem  T  Tergltcht^n.  werden  au  dürfen*  So  meint 
Re£  aDttehmea  zu  dürfen 

•  N    A    ü   T    H    V  E 

und  %vagt  H  V  E  als  II  c  V  E  sirli  zu  denken,  wie  man  ntich 
dem  hehr'di sehen  eher  Ifei^a  als  Kv;«  zu  sa^cu  ]iat  und  auch  liäu«* 
ftg  Heva  und  Heve  gescliriehen  ^\  ui  den  ist.  N  A  U  T  ist  die 
im  Isländischen,  auch  bekanntlich  im  Schwäbisclien,  gewöhnliche 
Aussprache  des  Worts:  Noth.  Im  schwäbisclien  Volkston  ge- 
dichtet bcp;nnn  eines  der  Schwaben -Lieder,  womit  uns  meifi 
Freund,  Bälirer ,  in  der  Acadcniischcn  Jugendzeit  belustigte^ 
mit  der  Zeile:  Ischt  dees  net  a  Jammers naut.  In  Hikes  Is- 
ländischem Lexicon  fol.  ist  naiid — malam,  und  vorher  fol.  6. 
cal.amitas  erklärt.  Offenbar  das  teutschc  Noth,  Naut.  So 
meint  Refer.  \^enn  auch  nicht  die  leidige  l.rbsünde,  docli  die 
Noth  Heva's j  calamitas  He^^ae  auf  dem  Becken  linden  zu  kön- 
nen, welches  bei  dem  Taufen  /in  Befreiung  von  jener,  Aotii 
Dienste  leisten  sollte.    Alles  —  saivo  meliori» 

Weil  diese  viermal  wiederholten  sieben  Schriftziige  nicht 
den  ganzen  Kaum  des  Umkreises  ausfüllten,  so  sind  drei  dersel» 
ben  einmal  einzeln,  wie  auch  der  Verf.  wohl  bemerkt  hat,  ein- 
geüickt  und,  wahrsch.  mit  Stampillen,  eingeschlagen.  Weder  des 
Verfs.  Deutung  aber,  noch  die  vom  Ref.  gcwa^tf,  j^cwinnt  da- 
durch etwas.  Denn  nach  jener  wäien  es  die  Buchstaben  pSrt 
nach  der  letztern  TIIV.  Es  wird  also  weder  jener  noch  die- 
ser Deutune:  ein  Ueberirewicht  dadurch  zu  Theil ,  ob  der  dein  ' 
K  oder  der  dem  N  ähnliche  Schriitzug  als  wpfaug  der  ganzen  , 
,  *  Umschrift  zu  nelimen  sey< 

If^.  Schrift  aas  Bäd,  oder:  Der  Verf.  beweist,  dafs  Btlcli' 
ftobenschrift  wirklieh  schon  tttS  Bilderschrift  entstanden  ist,  nnd 
dnroli  die  Wirklichkeit  erweist  er  unstreitig  die  Möglichkeit  ge^ 

.  gen  die|.  Welche  ein  splclies  Entstehen  der  Buchstabenschrift^  ^ 
gleichs«  a  priori,  für  unmöglich  erklären.   Ree.  hat  sich^  aucU 
n  prioriß  d.  i.  aus  Combination  dessen,  was  in  der  Natur  de» 
Gegenstandes  bemerkbar  ist,  folgende  Art  der  Abstammung  ak 
sehr  mduflich  sfedscht.    Unmittelbar  freilich  veranlalst  das  hiero*' 

^  gln^hiache  Bild  einer  ^ache  kein  bleibendes.  Zeichen  eines  cin- 
adnen  LautSj  d.  h.  kein  Ton-  oder  Lautzeichen,  keinen  Buch-« 
itaben^  Aber  wohl  mittelbar.  Vor  allem  Bildmahlen  und  Buch-' 
•tabenschreiben  ist  das  laute  Sprecbcn*  Diese»  besteht  ans  lau-' 
tcr  $jlbe%  wo  Ein  Vocal-Laut  zwei  oder  mehrere  Cansonanten- 
laute  zusammenknüpft  nnd  wie  Einen  tunertrennlicben  Schalt 
ersch^dles  machte  War  man  nun  gewahut^  einsf  ff«w»sse  Sache' 
•ril  mm  anklMI  ^Ibentom  m  be^eiehneB^  ser  war  d«s  m^hs^Hf 

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53a  Kopp's  Bilder  «.  Schriften  d.  Voncit  iThL 

.l.r  Sirl.e  ein  BiW,  ein« Ümril»,  leiclmete 
WcUeste,  dafs  man       "J"  f  "^'j.;'"  "^ohl  .1.  .«  die  SkI.«  selbst 

^  die  I*'«*?^  t"sS  f"  diwel^Ae  ».hlle  man 
bedeuten  ein  »>^fr.      F„.  UcT.  lernte  man  deo  ewten  U«  i« 

.id.  dorch  X  a»  den  ^-  Laat,  allei«  eri««»  S« 

entstehende  W«r  w^l  '»y^'"?'"'/  n-.  l>  ci«  bc^'nflMicheu)  s.eh 
Sinese  durch        Hte^^'y^e  a«.  Uo,  U 

eine  gewisse  Sache,  die  man  im  F  5,1- 
andeutet,  so  koo«e  ja  woh  «^er  J-'P«^7;  bezciclment«* 
ben-Laut  t  überhaupthin  und  »".^ '\;„,,,„i,pl,ische  Bfld 
„der  das  Bedürfnifc  hat,  f""^  Laut Vu  be«dNl«N 

Bälden,  um  nun  i'»»"'2tcl^e  s  Ibst  t,.kt,  welche  der 

1:::  ttzXVi^-p^i\^^^^ 

«„Uche  aber  -«hC  -h  detjet  f.  ^ 

eine  Scl.rift  »"f' '  r,cl.rilt  ableiten,  do* 
„u,sat  aus  der  Siuesischeu  Sachlichen  ^  ';^|,3,,i,e„scl,r»  •>«• 
jener. fii.  SyU^ensebrift  h.ielt,_let«erer  -i^»";,';  ,elnil.  gebili««« 
vsicr't,  « iklich  eine.  '^»^^Z!^^el!  U'  coJequent^ 
UnM  ist.  Ond  nun?  ^*««f«^P«»f '•'^y  ji^.e  Weis. 
S.„.r  der  Sinese  selb«  hilft  s.ch  schrdb* 
^V  o.te«,  die  er  aufnehmen  ^'fü^  Uc  vom  Vocallaut '« 

W„s  7.U  thun?  Er  hat  kdne  .1«''*"=.»  jie  von  den  M'»-  . 

sondoindc  Mitlautcr,  auch  keine  sich  w«"«" 

l;uaei«  abzutrennende  Vocallaute.  *     ,^  ^orte  gemtcM, 

stcns  für  derjsleichen         •»'3:?«|'''f '  Tu  habe-  D« 

ülme ,  *i«  et  scheint,  sdbit  dab«  8««*"* 

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Kopp's  Bilder  u.  Schriftefl     Vorzeit  2  ThL  533 


Missionärf  halfen  veimuthlich  dazu,  weil  sie  den  BcgiifT  von 
Buchstaben,  d.  i.  von  eigenen  Zeichen  jeden  von  eiiuni  yn- 
dci  II  m  trennenden  Laut,  schon  mitbrachten.  Genug;  der  Chi- 
nese läfst  es  sich  gefallen.  Er  nimmt  fünf  seiner  (  214)  Sdihis- 
sel-Hieroglyphen  Chi  Ii  si  toti  sou  und  setit  sie  zusammen,  .lede 
dieser  Hieroglyphen  erinnert  ihn  eigentlich  an  eine  ganze  Sylbe, 
an  einen  Laut,  der  ihm  unmittelbar  ciuc  bestimmte  Suche  [)f:- 
zcichnet.  Aber  um  die  blossen  Laute  des  Worts  Christus  zu 
schreiben,  läfst  er  von  jed^m  jener  Laute,  auf  welchen  seine 
fünf  Hieroglyphen  hinweisen,  nur  den  Ersten,  als  Consona  gelten, 
und  so  hat  er,  unwissend,  Buchstabenschrift,  nämlich  dicLautzcicheu 
ck,  Ij,  (statt  r^'weil  er  r  nicht  aussprechen  kann)  Sj  t,  s,  erfunden 

Christus,  Denn  er  spricht  sie  nicht  etwa  als  Ein  Wort 
Clulisitousou  aus,  auch  nicht  einmal  Chlistusuj  sondern  Chlistus. 

Die  Schwiengkeit  gegen  das  Erfinden  der  Buchstabenschrift  ■ 
scheint  darin  gelegen  %u  haben,  dafs  das  Sprechen  immer  ia 
Sjrlben  bestimd,  wo  ein  Seibstlauter  mit  einem  Mitlauter  oder 
mit  zweien  zusammen  wie  Blut  erschallte,  ab,  baj  abr,  hra,  hw» 
Wer  nun  einst  so  sinnig  war,  zu  bemerken,  dafs  man  den  Mit- 
laut vom  Selbstlaut  trennen  könne  und  dafs  man  alsdann  für  das, 
>vus  wir  jetzt  Mitlaute  nenneo,  wenige  Zeichen  nöthig  hab^  der 
hatte  den  Grundge<lanken  inr  Buchftwenerfindung.  War  er  dann 
schon  gewohnt,  eine  gewisse  Sache  durch  den  Laut  ta  im  Spre- 
clien,  und  durch  eiD  Bildschrübeichen  als  achreiBend  xu  bezeichnen, 
(worauf  man  Torher  schon  viel  leichter  hatte  kommen  können); 
so  konnte  er  wohl  eben  dieses  BildschrifbeicbeD  för  den  vom  a  in 
Gedanken  getrennten  ersten  Laut  t  als  Lautzetchen  sich  gelten 
lassen.  Dazu  mochten  die  sogenannten  litjuiim  den  besten  An*- 
lafs  gegeben  haben«.  Von  den  mutU  nämlich , .  das  ist  von  den 
Lauten,  wo  nur  der  Vocalkut  im  Aussprechen  fontont,  und 
der  eonsonantische  Laut  vorher  schnell  stumm  wird  oder  ver- 
hallt, vne  g,  d,  mag  es  wohl  schwerer  gewesen  seyn,  den 
forttdnenden  Vocaleoder  a  von  dem  schneller  aufhörenden  con^ 
sonantischen  Laut  abzuscheiden.  Weil  hingegen  bei  den  Lauten, 
welche  dl>en  deswegen  fliessende,  liqmAae  genannt  werden,  l, 
m,  n,  r,  s,  der  consotaantische  Laut  der  forttönende  ist,  so 
mochte ,  wenn  wir  uns  den  sinnigen  Alten  zum  Beispiel  116  -el, 
U,  ol»  idg  aussprechend  denken,  er  hier  leichter  den  Schall  / 
als  trennbar  von  den  Vocalen  entdecken  und  ihn  sich  dann  durch 
irgend  ein  Zeichen  Bxireli;  zunächst  etwa  durch' die  Hierogljphe 
eines  Lauts,  in*  welchem  er  ihn  deutlich  als  T.om  Yocal  unter- 
scheidbar''bemerkt  hatte.  War  der  Erfinder  erst  bei  den  flies* 
senden  Lauten  sich  ihrer  TrenubMrkeit  von  den  so  häufig  ertö- 
nenden Vocalen  bcwttfst  geworden,  so  konnte  er  dann  leichter 


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534  Kopp^s  Bildw  u»  Scbriftm  d,  Vorzeit  3 

audi  die  sogen,  stummen  Töne  von  den  ihnen  naclikliogendcn 
Vocalen  zu  scfieitlcn  veranlafst  scvn. 

Ein  bedeutender  Unterschied  in  der  Blldunj^  der  Lautschrift 
durch  Buchstaben  mufste  alsdann  \vol»l  daraus  entstehen,  ob  der 
Kv^nder  zuerst  die  V  ocal-Lautc  von  den  Consonanlischeii ,  oder 
aber  diese  von  jenen  zu  unterscheiden  anfingt  Fing  seine  Auf- 
merksamkeit davon  an,  die  Vocal-Laute  zuerst  als  untersclicidbar 
aufzufassen  und  für  sie  eigene  Zeichen  anzunelunen  (ein  solches 
deutliches  Auffassen  der  Vocallaute  war  aber  nur  bei  Völkern, 
wo  öfl'endiche  Reden  «jewöhnlich  waren  und  also  die  Vocalc 
stark  betont  wurden,  veranlafst),  so  fixirte  er.sicli  natürlich  Zei^  j 
chen,  denen  er  sodann  die  Zeichen  der  coosonantischen  Laute 
gleich  nachte.  £r  stellte  in  diesem  Fall  natürlich  mit  den  zu-  * 
erst  atigenomuieiieii  Vocaibuchstaben  auch  die  consonantische  in 
«inerlei  Keihe  wie  in  den  oeddental.  Schriftarten.  Uoterschied 
seine  Aufmerksamkeit  aber  zuerst  die  consooantiscben  Laute,  wie 
ller  Erfipder  der  semitischen  .Consonautenzeicben  den  Worten 
cfph,  bei,  giml,  doli  eie,  zuerst  die  von  den  Vocaliauteo 

trennbare  Laute  ^>  iy  2y  X>  abgemerkt  zu  haben  scheint, 
und  fixirte  er  sicTi  also  diese  zuvörderst  diirch  ZeicheUi  sokoniH 

tep  ihm  die  Vocallaute  >vie  sein  veränderliche,  blosse  Anhängsel 
der  consonautischen  Laute  ersclieincn.  Er  konnte  also,  seli*int 
es,  alsdann  leicht  die  Vocallaute  ohne  eigene  Zeichen  lassen  mid' 
mit  einer  blossen  Consonantenschrilt  zufrieden  scvn,  da  ip  der 
roheren  Zeit  der  Spiacljen  der  Sinn  weniger  von  den  Vocal- 
Laiiten  abhing.  Ob  her  j  bor ,  oder  hir  erklang,  der  Sion  war 
innner  ein  Born,  Der  lufmder  der  Bczcichnunj»:  für  die'Con» 
soiiantenlaute  war  also  nicht  um  des  Sinnes  willen  gedrungen- för 
o ,  e,  i,  ein  besonderes  Zeichen  anzunehmen,  sondern  schrieb 

h  r  ia*  Fiel  ihm  aber  später  auf,  dafs  der  taut  bar  doch  ei- 
nen andern  Sinn  bringe,  so  konnte  ihm  dann  nöthig  scheinen, 
,  ifir  und  bar^  yrenn  der  Zusammenhangs  picht  den  Sinn  beslimmte, 
doch  auch  nnterscheidbar  zu  schreiben.  Natürlich 'aber,  schcait 
es  mir,  es  sodann,  solche  entbehrlichere  Üntersclicidungs- 

zeiclien  nur  wie  Anhiui(j^  uni^f  die  Conspnantenzeichen,  nicht, 
zwischen  sie,  setzen,  So  scheint  es,  aus  dem  Einen  mögli- 
chen Gang,  den  die  Buthstabenerfindung  nehmen  konnte,  erklär-  j 
bar,  warum  bei  gewissen  Schriftarten  die  Vocalzeichen  wie  Au- 
hängsej  unter  der  Consonantcnschrift,  und  gewöhnlich  gar  nicht 
erschienen.  Zu  dieser  Möglichkeit  an  sich  kommt  dann  das  Hi- 
storische, da£s  die  hebräischen  neueren  Vocalzeichen  selbst  zej-  j 
fien,  wie  sie  aus  zweien  ganz  ciidaehen,  dem  Punct  unter,  zwi- 
schen (lud  Über  der  Linie,  und  dem.. einfachen  Sttichel^en,  Pa- 
ff  upt^f  4^|.  I^i^iip^  Hb^iilHiptW.    Au(?h  r^ducicfOH 


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Kopp's  Büder  u«  Schrift^  dL  Vorzdt  ftTht  535 

> 

die  Vocalzciclicn  der  übrigen  semit.  Schriftarten  auf  dergleiclteu 
3  einfache.  Nicht  so  leicht  kann  deswegen  Ref.  dem  Verf.  hv\~ 
stimmen,  in  sofern  er  in  dem  //^.  /faitptstätk  des  gcgenwärü- 
gcii  Bandes,  in  seiner  Semiiisehen  Paläograpfue  S.  fti4  davon 
ausgellt,  dafs  die  Erfindung  einer  Bnchstabeoschrifty  wlelche  aus 
blossen  Consouanten  bestanden  halle,  etwas  Mhörichtes  oder  un* 
denkbares<4  scheine.  Wenn  eine  Sprache  meist  einsilbige  Worte 
hat,  die  ans  einem  oder  swei  consonan tischen  Lauten  bestehen 
und  alle  (oder  fast  aÜe)  von  einem  Consonantenlaute  anfangen, 
so  konnte,  ja  mufste  des  Erfinders  Aufmerksamkeit  vornehmlicil 
auf  diese  conson.  Lautei  um  sie  durch  Zeichen  sich  zu  fixieren, 
.  hingelenkt  sej  n;  die  schneli  verballende  und  unsttte  Yocalkiita 
mochten  dann  erst  nnbezeichnet  mitklingen*  Wo  aber,  was  das 
seltnere  war,  vom  VocaU«at  einmal  die  BedeoCnng  abbing,  wie 
*  IQ  dem  pft  angeführten  Beispiel  Genes.  iiy3«  wo  Ckemr,  Harzp 
von  Chomr,  Leimen,  unterschieden  werden  mufste,  mochte  ei 

dann  genug  scjn  jenes  dureh  den  Punct  unten      D  H  dieses 

durch  den  Punct  oben  *)D'n  zu  bestimmen.  Die  Vocollaut- 
zelchen  wurden  so  auch  in  der  Schrift  nur  wie  Anhängsel,  weil 
die  Vocallaute  in  der  That  dem,  der  zuvörderst  auf  die  beschrie- 
bene Weise  mit  den  eonsonantischen  Schallen  sicli  beschäftigt  hatte, 
aU  Anhängsel  derselben  erschienen.  Daher  auch  die  Knlstehung 
solclicr  Svlbcnschriften ,  die  nur  den  schon  bestehenden  Conso- 
nantcitzeichea  einige  Vocakeichen  anhängten  ^  wie  im  Zabäi- 
scbeu. 

Dazu  kommt,  dafs,  wenn  je  einmal  in  den  scmitisclien  Alpha- 
beten, VocaUcichen  in  Consonanteugestult  zwischen  den  Buch- 
staben gewöhnlich  gewesen  wären,  der  Ref.  niclit  wiihrsciiein- 
lich  finden  kann,  dais,  sie  auszulassen,  um  der  Abkürzunj^  wil- 
len zur  Gewohnheit  hätte  werden  können.  Man  kann  wohl 
einmal  Hdlbrg  statt  Heidelberg  schreiben.  Aber  wer  j^ewohnl 
gewesen  wäre,  ganze  Zeilen  mit  Vocalbuchstn];rii  schi:ell  gelesen 
und  verstanden  zu  haben ,  der  hätte  unnioglich  den  Vorschlag 
eingehen  können,  das  schon  gewohnte  deutliche  mit  dem  schwer- 
verständlicheren erst  hintennach  fast  durchgängig  /.u  vert;uischen. 
Wenn  der  Phönicier  Mjrrhc  verschickte,   so  konnten  tUe  zwei 

Laute  O  und.  ihm  einmal  in  dem  Sjlbenlaut  Mor  untersclieid-' 
bar  auifallea,  so,  dafs  er  für  sie  zwei  Zeichen  schrieb,  bei  denen 
es  g^^nugte,  ob  sie  3fir,  Mcr ,  Mar,  Mor,  oder  Mür  ausge- 
sprochen werden.  Fand  sich  nachher,  dafs  doch  ein  Misver- 
ständnifs  möglicli  wäre,  Statt  iMor,  Mjrrhe^  an  irgend  etwas, 
anderes  Bitteres,  Mar,  zu  denken,  so  war  eine  gleichsam  ap. 
pcndicierte  Unterscheidung!  «in  Punct  oben,  als  Qj  (noKTicrt 


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ä;k>  Kopp  $  Bilder  u.  Schriften  4  Vorieit  2  TH 

aber  auch  als  etwas  accessorischcs  geiiugeud.    Wäre  aber  ur-: 

sprunglicb  scIiOQ  ^ipmitl  *n  scbreibcfi  a^geiionmien  gewesen,  wer 
wurde  vom  Deuüichercii  gerne  iu  das,  Avas  einem  ÄlisverstanJ- 
iiirs  Aolafs  giebt,  öbergcffangeii  se^n?  Ucbei  Jics  Ist  das  Nichi- 
daseyn  der  Vocalbucbstaiben  in  den  semilisclicn  Denkniaieff  Äe-. 
gel.  Wäre  es  nur  der  Abkunniig  w^gen  bcUebt  worden,  so 
wurde  denn  docb  meist  scriptio  pletäi  gebtieben  scyn, 

*     Und  welche  Zeichen  sollten  (Icnii  die  ursprüngHchctt  Vowlh 
buchstabeu  innerhalb  der  Zeilen  selbst  gewesen  seyn?   Der  VcrL 
spicU  xwar  hie  und  da  auf  die  Möglichkeit  an,  wie  wenn  fll 
n>  JJ;   auch  Vocal-'und  Conspnantenbucbslabcn  «tg/eipÄ  ge-> 
wetep  seyn  möchten,  doch  denkt  er  nauiiüch  meistens  m  »I 
'1,  K5  welche  erst  die  Rabblncn  Lesem&ter  (das  ist  Hülfszcf- 
chen,  die  das  Lesen  gleichs.  pflegen  sollen  oder  «f}^'  »'^^^»^  Jf; 
napnt  h*e»  und  to  auch  der  spite  Hieronymus  luteras  ^ocoUs 
(Buchstaben,  weiche  auf  Vocaüantc  sich  beziehen)  neuat.  Auer 
it  ist  nie  Lestimmt  der  Vocal-taut  a.  Vielmehr  mafs  es  ein  «- 

gpner  Hauchlaut  gewesen  seyn,  mi/i  ^  mit  allen  l^^P^'f '^-^'S^"  ^ 
Vocalen,  a,  e.        i.  ai^  oi       au  etc.  ausgesprochen  wird. 

•  Für  ^  als  ursprüngliches  VocalieicKcn  fÖlirt  der  .V«r£  aa,  dab 
HR  wh,  Bruder,  das  i  zugesel^  erhalte,  wenn  MeinBrudtt^ 
gesagt  werden  soll  Ich  vcrmuthe,  der  för  sich  klhigeade  Laut^ 

ji  bedeutete  meinj  und  nun  schrieb  man  also^H^  !!^n^|f^^ 
'    Acli'ji  Bruder  mem,  woraus  weiterhin 

Ebenso  scheint  die  Sylbe  wo  die  Bedeutung  er,  'Z^""*^  •  u 
zu    haben.     War  also    ^u  schreiben   ^durck  eS€  W  scanc^ 

man      13  uad  sprach  aus  ^«'o.  woraus^« 
sehen  Schrift  erst  aus  w  das  u  wurde ;  Aaa  / ,  "««^^""^ 
und  aus  Mirjam  ßlarui.~-^\'ihn^  gleich  anlangs,  wie     •  ^ 
dieses  bei  jeder  ehrlichen  Buchstabenschrift  als  uncn 
.    voraussetzt,  fiir  die  Vocallautc  eigene  VocalbuchstaDcn, 
^wischen  den  Consonanten  Stehende  Vocalzeichen,  auci^^^ 
«emitischen  Urschrift  angcnonmien  worden,  wie  wiuUe  ' 
inil  dreien  b^ugt  und  nicht  o,  u,  durcn 

dene  Lautsteichen  bezeichnet  haben?  Ja,  wenn  ♦  nnd  1  ^^'PJ""^,^ 
iich  als  Vocaihiulzeichen  angenommen  J^''^^\,^,,\^yxXQ 
wurde  der  Buchstabcn-Eyander  dann 
Wan  u 
Cousoni 
»er  KfUi 


i 


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Kopp-s  Bflder  u.  Sdiv}ften  d.  Forselt  a  TU,  537 

müssen,  so  würde  dap^cf^en  der  Erfinder  die  wahren  Consqnantpnlaute 
w  und  y  ohne  /oiclien  gelassen  haben  und  gegen  sie  so  karg 
gewesen  seyn ,  dafs  erst  die  VocalbucliStaben  i  und  ii  auch  für 
j  und  w  iiatten  geborgt  werden  müssen.  Mit  den  Consonanten- 
zeichen  so  eigentlich  beschäftigt,  sollte  er  <*»  und  j  nicht  eben  so 
wohl  bemerkt  und  wie  andere  Consonantenlaute  mit  eigenen 
Zeichen  ausgestattet  haben  ? 

Was  Plato  im  Philebus  c.  18  den  Sokrates  von  dem  ägyp-' 
tischen  Thaut  und  der  Erfindung  der  Vocalzeichen  für  die  <J)ft;- 
VTjfVTXf  und  der  Buclistabenzeichen  für  die  liquidas j  (p^oyys 
^BTex^VTcc,  und  die  mutas ,  rxwv  otffcev»  Xeyofxevdy  sagen  läfst, 
war  wohl  nieist  Plato's  IMuthmassung.  Doch  beweist  es  aller- 
dings, dafs  Plato  in  ägyptischer  Schrift  seiner  Zeit  Zeichen  für 
die  Vocale,  <lie  (^ocvr\evToi^  kannte  oder  voraussetzte.  Allein  davon,  dafs 
ägyptische  Buclistabensciiritt  nach  ihrer  ganzen  innern  Beschaff 
fenheit  semitischer  Art,  und  Vocalbuchstaben  auslassend  gewesen 
sey,  wissen  wir  alle  nichts,  ausser  dem  Schreibe^  yon  der 
Rechten  Iier.  Ilerodot.  2,  20.  Sie  mochte  ihre  sieben  <^Cicvif\iVTX 
zwischen  den  Consonanton  haben,  aber  sie  hat  dann  schon  cü  darunter, 
also  schon  gräcissierendcs.  INicht  einmal,  an  welche  von  den 
beiden  ägypt. Buchstaben-Schriftarten,  h{>oc?  odec  iyMrrt%»'l  PlatO 
gedacitt  haben  möge,  können  wir  wissen. 

Von  Einflufs  scheint  übrigens  die  Frage:  ob  ursprünglich 

^9  K>  Jisuftg^fy  um  Yocallaute  zu  bezeichnen,  zwischen 
den  Consonanten  gestanden  haben?  nicht  a^U  seju,  weil  aufjedeii 
Fall  sie  nif  ht  nur  in  dem  kebr«  Bibeltext,  sondern  auch  auf  den 
Inschriften  und  Manzen  ^  so  weit  wir  damit  zurückgehen  kön* 
nen,  doch  nun  meist  nicht  mehr,  als  solche,  vorhanden  wären 
und  keine  Zeile  weiter  dnrclr  sie  als  Vocalzeichen  lesbar  wird» 

•  ■  •  <  •  •  • 

Bekannt  ist  auch,  dafs  selbst  die  beiden  1  und  ^  nur  in  den 

spateren  Schriften  sich  häuiiger  finden.    In  den  altern  ist 

oVl^n*  gewöhnlich;  erst  in  den  Chroniken  TU  D^buSm^ 
Wo  viele  scriptum  pUna  vorkommt,  da  ist  spiteres  Bemühen  fiir 
Verdeutlichung y  voroehmlich  in  Eigennamen  ^  und  wo  h'emde 
Namen  zu  einem  Surrogat  jLer  Vocaipunct^  ndthigfe;  natürlich 
also  auch  da,       die  PalroTreiler  Hebräisch  unerhörte  Dtphthonr 

gen,  wie  au  ( yinrelius  D'^^'IlK)  in  ihre  Schriftart  hercin^wiugcn 
mufsten  und  doch  das  us  am  Ende  ^criic  umgingen. 

Immer  nmfs  es,  da  jetzt  ohnehin  in  der  thcolu^isclicn  Plii- 
lologie  an  die  alte  orthodoxistische  Partheilichkcit  für  eine  Ungua 
sancla  und  das  Vorurtheil  unverletzbarer  Biiclistaben  niclit  mehr 
zu  denken  ist,  vielmehr  der  (leidige?)  Philosophismus,  nämlich 
das  Sclbstdonkeu^    uns  auch  von  diesen  Audächtclcicn  der  In- 


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538  ^,offi's  BUdcx  n.  Schriften  d.  Vorzeit  2  Tbl 

fiJISbilitats-Doffinatik  befreit  liat,  den  Forsclieni  erwantcht  sejm^ 
dafs  der  Ye£  ein  neues  Durchdeoken  dieser  alterthumliclieii 
Fragen  mit  so  vielen^  Schar&mn  erregt 

Die  Hauptsache  aber  ist,  dafs  er  für  das  Ganze  der  Mt^ 
sten  Semitischen  Schriftkunde  alle  Data  vou  Inschriften  in  den 
genauesten  Abbildungen  vorlegt,   wie  sie  ohne  die  so  seltene 
Fertigkeit,  dafs  der  Gelehrte  zugleich  selbst  die  Formen  dazu 
hervorbringen  kann,  nie  zu  hoffen  gewesen  wären.  Eben  dieses 
sorgfältigst  Ausgewählte  und  Dargestellte  wird  durch  einen  un- 
ermiideten  Combinationsgcist  von  dem  Verf.  cntzillert,  erläutert  ) 
und  zu  merkvviirdi^cji  Folgerungen  vielseitig  vorbereitet.    So-  ' 
gleich  aus  der  ältesten  bei  \S.  i33  genauer  gegebenen  und  er- 
klärten Palmyr.  Inschrift,  die  gegen  das  Jalir  49  fällt,  zieht  er  . 
ans  zwei  Beispielen  den  Beweis,  dafs  man  cm  Final  Nun  hatte,  ^ 
also  Endbuchstabenzekhenj  als  die  Worte  sonst  noeh  nicht  ^e- 
uaa  abgetheüt  wurden.   Aus  eben  dieser  Insclirift  ersieht  man 

aucK  schon,  dafs  zwei  Buchstaben         3D>  13 

22y  in  Einen  Zw^  zusammengezogen  wurden.  PhöniziscliC  ff^^ 
abtheiUmg  zeigt  (S.  i45)  die  zweite  Cyprischc  Inschrift  (Voa 
welchem  Alter?)  Als  die  älteste  Proben  semitischer  Schriftart^ 
führt  S.  45a  fünf  neben  eiuer  Keilschrift  gefundene,  dem  pb^ 

übischen  ähnliche,  Buchstaben  an,  welche  das  Wort  l^^"^^ 
zu  baden  scheinen.   Auch  giebt  S.  i53  eine  ähnliche,  neben 
einer  Keilschrift  erhaltene,  wovon  «n  Hrn.  Prof.  Grotefend  von 
Hrn.  BeUino  aus  Bagdad  Nachricht  und  Zeichnung  kam^(i>'cht 
die  Zeile,  welche  dem  Vf.  durch  Vermittlung  gelehrter  Freunde 
ffewordeu  ist  und  hier  S.  i54  im  Hohschnitt  mltgethcilt  avuü, 
Aer  von  a  andern  mehr  der  hebräischen  ahnlichen  hat  Hr.  l  l  oi. 
Grotefend  dem  Ree  auf  seine  Bitte  eine  Copic  jintgeihe.lt  i^te 
MorierscheCopie  der  z^ieiligen  Pelwi-Schrift  mit  demjenigen, 
was  de  Siot  «ber  Pehlwi- Inschriften  geschrieben  hat,  xusam- 
menhaltend,  nimmt  Hr.  Grolcfeud  gegenwärtig  diese       '^I T; 
sehen  Schriftzeichea  für  etue  Schriftart,  in  wdcbcr  d«e  peiu 
wische  und  die  hebrinsche  Quadwtschnft  sich 
Stern  vereinigen.   Ohne  Abbildung  sbcr  lafst  sich  dies  al  cs  n 
deutüeh  machen),   Hr,  K.  liest  auf  der  von  ihm  beigebracüioi 
babylonischen  Schriftprobe  73^  l^n  U  Retens.  denkt, 
Worte  könnten  bedeuten  ;  In  Ihm  wiid  eine  Gliickszeit^loif 
Hr.  Grotefend,  hoffe  ich,  Avird  bekannt  zu  machen  die  GulC'  n 
bep,  unter  welclien  Umständen  sich  diese  Schrift^eile 

15;  giebt  Ilr.  K.  seinen  Ueberblick  der  verwandten 
•Scbriftzuge  von  der  iKibvlonischen ,  durch  die  P^'""*"  .  ujj 

hd)räi*9he  uodsnmitwteHijvhe,  alurapwische  und  j)ahnvrcmsciie 


oogle 


Kopp-s  Büder  u.  Schriften  d.  Vondt.  a  TU.  539 

.  zur  neudcbräiscl.en  Quadratschrift.  Ree  »»»J«.,     ,  / 
W.e  Curs..  erscl.ei..e„de  das  urs^riSchT^l  '^»^ 
Nal.me  man  das,  was  der  Vf  als  f«*'«««"  sejn  soJl. 

Tön  Carpcuras  uns  vorlJ/au  L  d^TT^ ^-'^^rift  ' 
-n,  so  wäre       erklärbar^;  wie  ^««Xi  ZÄ'l'''!  "'"^^^^ 
"«.m,  „ud  auf  den  Simeonsmünzen  25^.1  °  ''«"'*«''>den  PhS- 
scl.ärtesel.rift,  i,n  Salomonischen  TaL^mf'  '  ^'^'r»  ^e- 

s.cl,  gebildet  habe.  Diese  durc!,  deuÄ-U«""''?'"' 
tlu.«g,  dafs  das  altaramäiscbe  1  S^^Jf^  ^J-l'^hl.  Vermu- 
m  der  Ml«e  stehe,  w,ir.,e  irÄffV"^^;"  Schriftarte„ 
Kretischen  Sa^en  bei  Biodor  fol    3«  "l"   w  ^^^^  "'■"'^ 

von  Sj-rern  auspegangen  sev  (&  ik«^  i        '  ^"^"^t 

derlichste  ist,  dars^v?r  die  Fi^.^P„  Hin- 

die  näinh-chen  Buchstaben  nick  S  .      f^J^^'^""  ^'"''"■'Tt 
Verf.  hält  sich  an  iiT^^T  ^^'^^^'f''''"''"- 
entgegenstehendes  -««00^^^  J^T^'S^  "^^'f  • 

15.  iiafs  eine  ursprüncrüche  SrhWfr  jLt       i  ^^stonsclie, 
feste,  derbe  Zeahi^  eÜ 

1.1  verkleinerten  schnell  fer^cn^^  *^.  ^'H""'" 
bräer  eine«  gdehr.eren  ScSi^^Äf  '^'^^ 
doel,  damit  i„  V«biad«.«^^"lft.''*'"l^" '  verdient 
«acht  zu  werden,        ^  Vereinbarkeit  ge- 

^^^'^'^'^^^^^^^^^  etc.' 

«ch  die  Mühe^e^o,  ,1  r    Ln"'7''';=.  J^-^»  ^-d" 
«ewpiel  S.         »Sidon.  Mutter  ,Cr       ■  Zum 

roX  lu  vuilot»,er  ZeiJe  da,  im  chalA 


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54o  Kopp's  Bilder  u.  Scliriftea  Ö.  Voi?elt.  aTU. 

^hea  gewabDlicLe  simäiier,  ujn  mbekte  (elim  d- 

Lier  Tyro  *c.  ^>^Uns)  frage  ich  nor,  yt  dm  Wagestück 

ph6niasc1.en  Munien,         '       , .  ■,,iu„..ett.   Die  »erm^intlich 

-"etVc^f.  (S.  -4)  ;.ocH  f^^^^^^^^^^ 

Ä-äiscUe.  SClf.    welche  ^  ^^^^"^^ 
TOtt  2V»'»»  nn  vorkommt.   ^-  »00  / 

|3^X..;er  die  Ablei^g  -  «1«»^^ 
«rPTiüff  »u  haben.    U\e  c^teiie  uiic^  r  *  ^  jB*l//^«  ^^'^ 

^  «ebrwÄea  nd>en  Persische»  S'^'T'f'^'f "  "  ,pig«  ist  a.?»- 
die  Eine        der  Amlen.  1^"™'^«  bei  uns 

tSrÄ^r  die  Rrieclusche  (.^«^'-''^  ,^,,bÄd.«  "^''T 
iSb  tot  bei  jedem  Volk  B-'-  «»f^^  eh«»  ^ 

.Isdaim  Epiphanius  beisetzt  :    f'"^"'J"   .    ftlMirt^'  ''' 
Sn«Dwit  der  Syrer,  und  den  -»"^f^'/f^^iodi  »  i^'  « 

■  Ä      bÄ"-  Äe!C:e„%escWie^  ^ '^'^ 

^^^^^^^ 

l«ldTide.A«erlesene  davon  duixh  «^e  •  ^-         ^     „„,  „, 
sigen  ^d  geschickUP  ' 
andern  Spradikenocrn  vx  Jena  Jjel"»^| 


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Kopp^s  Bilder  u*  Schriften  d*  V^orseit  a  TU«  54i 

Vocale  auf  diesen  Kufischen  Proben  dient  nicht  nur  Ein  Punct 
über  und  unter  den  Buchstaben,  sondern  auch  S.  291  Einer  in 
der  Mitte,  statt  des  Düuima.  S.  298  ein  iifrikanisch- arabisches 
Alphabet  nach  Kircher  ist  das  cursiv - arabiscije ,  nur,  nach  Art 
der  syrischen  Schrift,  etwas  eckiger  und  an  eine  durcliiaufende 
Linie  angehenkt.  S.  3o5  Vcrwandschaften  mit  I^strangeloschrift, 
durchgeführt  bis  S.  32J.    Alsdann  die  Zabäuche  Schrift  (nicht: 

Zabische.    Denn  l^xtt   O^K^V  nach   Kd3C  D^DtC;^^ 

apparaias  eodestis^  sM^Gesta^nm^tetj  D^p^DlC  ßeemvttif 
tmftej  sei  auf  den^-der  da  kommen  soll|  sind  gnostisierendo  Ju"* 
den,  die  dem  Johannes  dem -Täufer  anhangen).  Gans  gewifii 
i$t  ihre  Schriftart  uteht  Sjlbemcbrift.  £s  sind  nur  3  Vocalzei* 
chen  of^  zwischen  die  Bnchsta)>en  gesetzt  und  an  diese  ange» 
fügt,  nicht  aber,  das  Wesentliche  einer  Silbenschrift  wäre 
(S.  369)  mit  jedem  Consonan^  in  Ein  Bild,  in  ein  Z^eichen  ei* 
nes  ganzen  SjrlbenIi|utS|  verschlungen.  Mehreres  Bei  Biittneri 
Norberg  etc.  hat  des  Verls,  genauere  Forschung  auch  nach  ei- 
nem doppelten  Facsimile, «welches  Ree  Ton  Oxford  her  besitzt^ 
berichtigt.  S.34a  Uiguruche,  überhaupt  foromcAe  Schrift,  durch 
Ncstorianer,  .also  aus  Sjrien  hergekommen.  S.  344 — 36 i  wird 
•auch  Aeihiopiseke  Schxih  und  die  Amharische  von  semitischer 
abgeleitet.  Die  Benennungen  S.  349  mehr  dafür,  als  die 
jetzigen  Figuren  der  Buchstaben.  Wer  weifs  aber , .  wie  ältere 
Aethiopische  Buchstaben  ausgesehen  haben  mögen.  Scheint  nicht 
überhaupt  das  Ableiten,  wenn  bald  ein  phdnizischer,  bald  ein 
Estrangeiozu^ ,  bald  ein  samaritanischer,  bald  ein  alt  persischer 
der  äthiopischen  Si^riftart  am  nichsten  kommt,  der  ]^nen  Toch- 
ter fast  allzu  viele  mdgliche  Väter  zu  geben?  Der  Verf.  selbst 
warnt  mehrmals  vor  d«m  allmählichen  ^nvvirkungen  der  Ein-» 
bildungskraft  bei  dem  Beharren  auf  eincpf  Alchen  Yergleichungs- 
geschaft.  Seine  Behutsamkeit  hängt  desWegen  über  Armenische 
Schrift,  über  Indische  Schriftarten  Gedanken  an,  die  er  Phani^ 
tasten  überschreibt.  So  geübte  Augen  aber  suclien,  auch  phan- 
tasierend, nicht  umsonsL  Könnte  man  nur^^  immer  den  Grund- 
zng,  welchen  man- als  das  charakteristische  beibehalten  wollte^ 
von  den  Verzierungen  und  Verzerrungen  so  sichtbar  unterschei- 
den, wie  S.  373  in  d^r  Grantliamschrift,  als  Verwandtin  des 
Persischen.  Ueberhaupt  aber  sind  die  ineisten  morgenländischen 
Schriftarten,  wie  wenn  sie  nteht  gelesen  zu  werden  bestimmt 
gewesen  wären.  Wie  die  undeutlich  schreibenden  Oelehrtea 
das,  was  sie  niederschreiben,  nur  lesen  können,  weil  sie  selbst 
es  noch  denken,  so  scheint  den  Orientdien  ihre  Schrift  oft  nur 
verständlich  gewesen  zu  se^n,  weil  sie,  was  sie  schreiben  woll- 
ien,  ia  Gedanken  verstandeiL  Vergassca  sie  dies^  io  konnteB  si« 


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54a  fl-  M.  van^^e  Poll  de  oeiitnditatie  Armatiu  . 

gcwifs  oft  nur  Erinnerungen  an  die  Hauptpuncte  aus  dem  ge- 
schriebenen noch  herauslesen.  Man  spricht  von  scliwereren  Dingen 
nur  dann  verständlich,  wenn  mau  sich  selbst  darüber  ganz  ver- 
standen hat.  Auch  im  Erfinden  des  Schreibens  kam  die  Zei- 
chensprache niclit  aus  der  Verworrenheit  herai^,  bis  der  Ver- 
stand selbst  sich  mehr  entwirrte  und  bemerkte,  wo  er  mlsver- 
standen  werden  könnte  und  was,  um  die  Misverstäiiduisse  £tt 
verhüten,  nöthlg  sey. 

Das  Hauptverdienst  des  VArfs.  ist,  dafs  er,  das  technische 
in  Ueberliefcrunir  der  Abbildun2:en  mit  so  vielfacher  Sprachkundc  . 
verbindend  die  Data  zu  einer  semitischen  Paläograpliie  so  dar- 
bietet, wie  es  nur  durch  jenen  Verein  von  Kenntnifs  und  Gc-  ' 
schick,  also  nur  äusserst  selten ,» möglich  wird.  Jedem  Sprach- 
forscher sind  diese  Gnindlaj^en  unentbehrlich.  Was  dann  der 
Verf.  selbst  darüber  gedacht  und  combiniert  hat,  ist  so  vorur- 
theilfrei  und  hält  sich  so  getreu  an  die  Data,  dafs  oft  schon  das 
Erforschte  etn  cnischiedener  Gewinn,  immer  aber  diese  Methode 
und  Forschungsweise  ein  Muster  ausbarrenderi  das  gaaze  fach 
lunfaasender  Studien  dieser.  Ar^  bleiben  wird. 

^    '         H.  E.  G.  Paulus. 


D€  prmcmüs  foederis,  quod  dicitur  neutralltas  armata.  Bus» 
inaug.  Scripsit    IfKnn.  Mavr,  van  de  Poll,  Amstdo- 

Die  Inaugural -Dissertationen,  welche  auf  den  Unfversliäten 
der  Niederlande  erscheinen,  haben  eine  gewisse  Vermuthung 
der  GrundUcbkeit  för  sich  und  auch  die  vorliegende  entkraitct 
diese  Vermutlinng  leinesweges,  wenn  sie  schon,  selbst  von  i^ei- 
•^ten  des  lateinischen  Styles,  (was  Ree.  besonders  befremdete,; 
noch  Manches  zu  wünschen  übrig  läfst.  ^.  , 

Nach  euer  kurzen,  allgemeine  Ansichten  enthaltenden,  üin 
Ifitung  geht  der  Verf.  im  ersten  CapM  »ur  Geschichte  des 
stemes  der  bewaffneten  Neutralitat  über.   Er  wendet  sie  .  mer 
sofort  zu  den  Verhandlungen,  welche  der  berühmten  hrkiarun 
der  Kaiserin  von  Rufslaud,  Katharina  U.  vom  ^^'/^'\T' 
▼orausgingcn.  (Die  ErWSrun-  ist  im  Anhange  abgedruckt.;  d 
tritt  anderer  neutralen  Mächte  zu  diesAf  Erklärung. 
der  4abials  mit  einander  in  Krieg  terwiokelten  Mächte.  t|^n 
«ine  (nur  zu  sehr  zusammengezogene)  üebersicht  der  j>  i^'  n 
keiten  fiber  die  Rechte  neutraler  Mächte,  zu  welche«  die  ^ 
krieff«  zwischen  Frankreich  und  Grosbritannienr  nach  dem  a 


iMTudie  der  Revolution  "VeranbttSung  gaben.   (Wenn  auch ^ 

in  diese  üebersidit  gehört,  in  dem  zw«tcn  cap 
»ickgctragen  wiyd,  so  trijit  doch  diesen  Tbeil  der  jescw»*^ 


ches,  was 


4 


Philippine  Eogclbard  neue  Gedichte.  543 


chen  Darstellung  nocfi  immer  der  Vorwurf  einer  mit  der  Be-* 
detttsamkeit  jener  Zeiten  ausser  allem  Verliältnisse  steliendea 
UnvoUsfincligkeit.  Doch  vielleicht  wollte  der  Verf.  mcht  kaum 
.  Ternnrbte  Wunden  wieder  aufreis$eii«)  Endlich  der  Vertrag  zwt» 
sehen  Kufsland  und  Grosbritannien  vom  i/.JunjtSoi,  welchem 
apiterhüi  auch  Dannemark  (den  a3^0ct.  i8oi)  und  Schweden 
(im  Monat  März  1802)  beitraten«  Dieser  Vertrag,  welchen  der 
Vf.  no9um  juris  maritimi  eodicem  nennt,  enthält  folgende  Grund^ 
ntze:  i)  Neutrale  Mächte  sind  berechtiget,  mit  dem  einen  oder  ' 
dem  andern  der  kriegführenden  TheÜe  Seehandlung  zu  tretben; 
ausgenommen  mit  gewissen  Waaren,  namentlich  mit  Kriegsbe* 
dfirfnissen.  (Vgl.  Vertr.  v.  25.  Jul.  i8o3.)"  s)  Freies  Schiff 
macht  nieht  freies  Gnth.  ^  3)  Ein  Hafen  etc.  ist  för  bloquirt  zu 
halten,  wenn  er  so  umstellt  ist,  dafs  ein  Schiff  nicht  ohne  au- 
genscheinliche Gefahr  dnlaufen  kann.  4)  Neutrale  Handels- 
schiffe, die  Ton  einem  Krie^schiffe  begleitet  (escortirt)  wer- 
den, können  nur  ?on  einem  Kriegsschiffe ,  nicht  von  einem  Kjt* 
per,  durchsucht  werden/ 

Im  zweiten  €apitel  erörtert  derVerfp  die  ItoptstrdtfrageDy 
wdche  über  den  Seebandel  der  neutralen  Nationen  aufgeworfelt  * 
werden  können,  sowohl  nach  den  Grundsätzen  des  philosophtl^ 
sehen,  als  nadi  denen,  des  urkundlichen  Völkerrechts;  alsö  die 
.   Fragen:  Madit  freies  Schiff  fireies"  Guth?  welche  VITaaren  sind 
für  contreband  zu  halten?  wann  ist  i»n  Hafen  etc«  ab  bloquirt 
,  zu  betrachten?  was  ist  Rechtens  wegen  der  Handelsschiffe,  die 
unter  dem  Schutze  eines  K];^eg8schiffes  segeln?   Die  Beantwor- 
tung zeichnet  sich  weniger  durch  die  Neuheit  der  philosophi- 
schen Ansichten,  (den  wdiren  Geist  des  heutigen  £ur.  Völker- 
rechts scheint  der  Verf.  nicht  zu  erkennen)  als  durch  den  FleÜs 
aus,  mit  welchen  die  neueren  Völkenrerträge  angeführt  und  be* 
,    nutzt  sind.    .     -  • 

Einen  besondem  Werth  und  Reitz  giebt  dieser  Zeitschrift 
die  'Wärme,  mi^  welcher  der  Verf«  die  Sache  seiner  Nation,  ab 
die  eigene,  fuhrt,     >    ^  » 


Neue  Gedichte  von  Puiupprits  Engeljumd  ,  geh.  GjTTxns», 
mit  dem  Büdnisse  der  Verfasserin  und  einem  Titelkuj^fer» 
Nürnberg  bei  G.  Eichhorn.  48s 4.  3 

Noch  leben  Manche,  welche  die  wiirdiffe  Verfasserin  bei  ihrem 
ersten  Err.clieinen  in  der  Dirliterwclt  freudig,  und  mit  inniger 
Theilnahmc  Legrüfsten ;  —  noch  manche  Gattin,  jetzt  Matrone,  ist 
vorhanden,  die  als  blühende  Jungfrau,  das  von  Philippine,  der 
Jungfrau,  gesungene  herzliche  Lied ;  i>\ver  ist  der  Mann,  dereinst 
»durchs  Leben  mich  leiten  soU«  aus  Yoikr  ^eie  mitsani^  in  den 


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544     PhiUppine  Engelhard  neue  Gedicbte. 

^     -   3!«  "Rniqt  des  MUdcliens  sicli  dem  Seinen 

nadl  i'    ,1s  schon  im  Besitze  des  Ersehnten,  hrt 

auch  Mutter,  eingestimmt  .n  die  WieRca- 

.Is  j"6«°*'^''%^''^  iu  di^  traSlicl,en  Gesänge  zu  Etee 

lieder        ^«^^^„X!  des  Vaters,  Gatten,  Bruders  «.d 
TreuÄerÄrin,  ,edic..tet  Lei  ..eitern  ..l  trüben 
Freundes,  jes  wechselnden  Lebens. 

J^f^r^e«r-'.nd  ihre  Zahl  ist  nicht  geringe- 
Bewnder.         diesen,  Verfassenn,  seit  jener 

die  befreunEet  »«d.mrt  J^J*"^^„s- allen  diesen  «enn  auch 
schönen  Z«t  d«  l|«^  J^«»»^^^^^^^^^^  die' neue  Gabe, 

nicht  ausscUiAlich,  doeh  d»theut,  cluc  recht 

.viiaommene  se^I  ^«K»  S^^^^^^^  „.  der  je- 

des Lebens  der  0**^"^    ^r'^nkhes  sie  freudig  oder  schmerz- 

l.ch  berührte,  « .ieH  überall  die  sorgson.e  llaus- 
dcs  Lesers  gcfobrt  Wird,  flwn  »  .  Ki  nse 

frau  sieh  in  dem  engern,  ihr  vo.  d"  1  ^ 
fröhlich  und  kräftig  bewegen,        ''f '"^1^^^       von  ihm  J.e 
den,  Gatten  i^eirc^^^^^^^^ 
Sorgen  durch  Wort  *".r*^*„    bis         Einlrilt  des 

,„,„  ersten  Erwachen  f « •  geselhse  Lobe", 

mit  immer  gleicher  mutterliClier  ire  verlieren. 

Tch  die  LtLlln,.=  ihres  Hmens  -^l't^^^^^^ 

Gegen  den  Schluls  der  S'm»J""fc«f  ^""^  g^^fs^utter  mit  eben 

tr'Ä.ntd^«.tern  '^-^^'^^I^^^Zr  ,re  Welt  . 

Bei  einer  Schriftstellern,  d.e  W  S»*"=Xs  N^,,,,ki:i„ge  desbc. 
i„ Gesänge  darstellen  will,  deren  f "  fj^?  j  . ,,,,fu„dene„  smd 

Erscheinungen  dieser  Welt  JX^^/.is^em Hellig^^^^ 

«nd  sevn  sollen,  die  den  Stofl  y.u  '•«enGesan  e 

SeUten  was  die  -^v  ^  Tr"^^-  -^'''^"'""i 

^     Thöpfte;  bei  einer  solchen  I>''^^!:'"'"  ^1^^"^.,  Wendu„,.:n  und 

die  ilch  hie  und  da  vorfinden  "»-^{«^U^S^^ehörc,,  schone", 
Bilder,  die  mehr  der  Prose  "'"5^^  J^^*  '  dSr  Verfasser, o  fu^ 
a«r  mit  einem  Worte  zu  mgen.  ^^^^^^  l,„ehT»cU  und  vo« 
^freundliche  Gabe  der  ^''^^'l^^'^t^  ^  »u^S-^^'' 
••  ga„*er  Seele  eingest.mn.t  ,n  den  Wunsch  «» 
I  a5l :       Lais  mich  spat  noch  in  die  a». 

Mischen  den  Naluigcsang; 

Lais  die  Dichtung  mich  begleiCeo 

üis  nun  letilen  Lcbcusgauj;- 


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Intelli-genz  •  Bla,tf 

für,  die  '    .  ,t 

Heidelbetger  Jahrbücher  der  Utemu 

Nr.  y.  ■  '  ■    ■•   .  '• 


SOPHRONI^iON 

'     oder  unpürtheüsch  freimuth^e 
Ädr%.  ,«r  neueren  Geschichte,  Gesetzgebung  und  Staiiitik 

der  gtaatea  und  Kirchen; 
Üeniu^gebcii  vom 
Geheim«n  Kirch enratlic  Dr.  IL  £.  G  Paulus  ' 

ilchkeu.  rsehst  emer  Antwort. von. Fr.'  Carl  Moser,^ 
U.  l-urbilte  für  Studier freihmt  ^t,A  äm^  »  - 

G«SÄ'  st:  8  IT'  "f" p'"'^<*« 

j»wM9  KU  oiungart,  aut  Reisen   m  den  M/.»J       i  t 
Em:  Ifubmfro  Junone.    Au,  I,         I^^^tri  T'*' 
iy*  .«der«  Co„„ais..c.n  n.l,  lH.vol,.«7lr  Ä 


Ka- 
Jo- 


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XZXI? 

a,  Versucli,  iii  den  Kirclienvcrein  Unkraut  zu  säen« 
b»  Reformations  -  und  Ünionsfeier. 

c.  Ahjurata  Lutkeri  s  e  c  t  a  ,  uocli  1821. 

d.  Das  Helioceutiische  Princip  u.  die  St.  Afra -Capelle 
^/       'zu  Speyer. 

e.  Kirche  nur  durch  Religion,  nicht:  selbst  Religiou« 
yin.  Zeitbemerkungen  und  Gedankenspiele« 

1.  Trost  für  Hornvieh, 

a.  Sai  volatile  Ex-Syndici  Aalensis, 

3.  Liebesworte  aus  der  Mastiauxischea  Literat.  Ztg. 

4«  Schmäh un«;en ?  von?  oder  gegen? 

5.  Eine  biblische  Ergänzung  zu  dem  ersten  Hirtenbrief 
'  *         des  neuen  hochw.  Bisclioffs  zu  Speyer. 

6*  Das  Nebeneinanderstellen   des  traditionellen  und  des 
biblisch  wissenschaftlichen  Kircheuwesens  hindert  Gei- 
slesverfolgung.  Vergl.  das  neueste  Beispiel  des  Ultra- 
Teibots  gegen  Dujiuis  l^Origme  des  Cultes.  * 
1X>  Literarische  Anzeigen. 

Heidelberg,  den  12.  April  .1822« 

August  Oswald», 


So  eben  ist  erschienen : 

C  Zdler  (Praeside  F.  C,  Naegde},  de  ccphalaematomate  aea 
snnguineo  Cranii  tomore  recens  natorum  commentatio  inaiig. 
Heidelbergae  1822.  apud.  A.  Oswald.   48  Kr* 

Diese  unter  der  Leitung  des  Herrn  Geheimen  HoFrathes  Naegel^ 
von  einem  talentvollen  jungen  Arzte  verfafste  Abhandlung  ist  die  erste 
Monographie  über  ein  bisher  weni^  gekanntes  Gebrechen,  welches 
aber  die  Aufmerksamkeit  der  Kunstverständigen  in  hohem  Graile  ver- 
dient.  Von  den  4  Abtheilungen  handelt  die  erste  yon  der  Natur  der 
Kopfblntgeschwtillste  Neugeborner  und  ihrer  Behandlung,  die  2te  eat- 
hklt  eine  grosse  Reihe  eigener  und  zum  Theil  von  berühmten  Hell* 
kulmigen  (unter  denen  einen  Klein,  einen  Lob  stein  zu  nennen 
wir  uns  beschranken)  dem  H.  Verfasser  mitgetheilter  Beobachtimcen, 
in  der  3ten  ist  von  den  KopFhlut^cschwülsten  in  med.  gerichtlic  ler 
Beziehung  die  Rede  und  die  letz.e  ist  der  Geschichte  der  Krankheit 
gewidmet«  Die  Wichtigkeit  des  Gejgenstandes  für  den  Arzt»  für  den 
Chinirg  und  Geburtshelfer  wie  für  den  gerichtlichen  Arzt  macht  uns 
zur  PHtcht,  auf  eine  Schrift  aufmerksam  zu  machen,  die  nicht  nur, 
in  wiefern  sie  das  bekannte  ^X'^ssenswerthe  darüber  gedrängt  zn^am- 
mcostellt,  sondern  auch  durch  kritische  ßeleiichtiini;  des  Vorhandenea 
wie  durch  neue  Ansichten  —  das  Ergebnifs  vielfältiger  Erfahrung  — 
als  eine  Berdchernog  der  Wissenschaft  mit  vollem  Rechte  amuse- 
hen  Ist* 


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XXXV 

t 

Noch  fortdauernder  Pränumerations- Preis  für  die  dritte  Auflage 
von  Schneiders  grossem  griechischen  Lexicon  nebst  dem  Sup-, 
plemcnt  -  Baude  j  327  Bogen  iu  gr.  Quarto  zu -8  Rthb 
i2  Ggr. 

Der  tlirke  Abntz  der  neuen  anj^etrbeiteten  Aofljige  dieiet,  mit 
tD  aHgcmeinem  Beifall  auFcenonmenen  Werkes,   setzt  ans  in  den 

Stand,  die  vielen,  dicserhalb  nn  uns  gelangten  Anfragen  mit  der  obi- 
gen Anzeiee  beantworten  zu  können,  da  wir  bei  der  ünentbehrlich- 
keit  und  VoMstandigkeit  dieses  Hiilfsmittels  zum  Studium  der  Grie* 
chiscben  Literatur  und  bei  der  auf  das  Aeussere  verwandten  Sorg« 
falt  neben  dem  billigen  Preise  mit  Recht  die  fenere  allgemeine  Veiw 
biffltoog  dcnelben  dadueh  zn  befördeia  hoffen  dfirff n* 

JSahnsehe  Veriags- Bachhandlung 
in  Iicipzig. 

 ^ 

Nachricht 

für  Lelircr  an  Gymnasien ,  Schulen  und  Schuliehrer-Scminarien. 

Folgende  nützliche  Biicher  sind  so  eben  erschienen,  und  In 
allen  Buchhandlungen  zu  haben : 

Kuhns  theoretisch -piraktisches  Handbuch  der  deutschen  Sprache 
<  für  Schalen,  herausgegeben  von  Dr.  K,  F.     Brohm»  Dritte 
durchaus  verbesserte  Aufl.  8.  ZnllidiaU|  Dammann.  i4  gr. 

Lange,  ,  Ft»,  der  Rechenlehrer,  nach  der  Terbesserten  Lehrart  in 
der  Elementarschule,  gr.  8.  ebendaselbst,    i  Rthlr.  4k'*  ' 

Spieker,  Dr.  C.  IV.,  Gesangbuch  für  Schulen.  Zweite  sehr  ver- 
mehrte AuÜ.  d.  ebendaselbst«    5  gr. 


Im  Verlj^  der  Kesselri ngschen  Hofbuehhandlnng  . 
zo  Hitdburghausea  Ist  erschienen: 

Anastasia  oder  Griechenland  in  der  Knechtschaft  unter  den  Os- 
«lanen  seit  der  Schkicht«bei  Rossowa  1389.  S.  im  Befrei- 
ungskampf seit  i8ai.  Eine  Zeitschrift  in  freien  Heften,  her- 
ausgegeben von  Dr.  F. K.  Xr«  Siefder.  3s  Heft.  8.  4  8a a.  1 6  gr.  • 

Lomler,  F.  W.,  Jesus  Christus,  oder  Predigten  auf  alle  Sonn- 
•  und  Fcstlnge  des  pnzcn  Jahres  über  neugeordnete  evan^r- 
lische  Texte.   Ein  Hadsbuch  zur  Verbreitung  einer  bessern 
Einsicht  in  die  Geschichte  u.  Lehre  unsers  Herrn.  8s  lieft. 
8.  i8a2.    6  gr. 

Mit  diesem  8ten  Heft  dst  dar  Jahrgang  vollendet  der  «uu  im 
Gaozen  a  Rtblr.  kostet. 


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r 


XXXVI 

B(i  K^xl  Cfruncrt  In  Halle  ist  erscbienen  und  in  allen' 

Buchhandlungen  z\\  haben: 

S^hirlitz,  Dr.  Karl  Aug,,  Unterhaltunoen  aus  dem  griechischen 
Alterthume,  zu  lateinischen  i)tjlübungca  für  Qeiibtere  eia- 
^eriphtet.  8.    12  ^r. 

^  ^  JXr.  Sam.  Christoph,  Handbuch  der  alten  Geographi« 
für  Scbulen«  Nebü  vier  Zeittajcla  Kur  Geschichte  der  allen 
Oeographi«  üad  «wei  Kärtchen^  gr«  8«    %  fUhir^^ 


Anzeige  för  Gymnasien  und  Schulen. 

GrMclas  ad  Parnassum,  sive ,  Promptuarium  Prosodicum,  syUa" 
barum  latmarum  quantitatentj  et  sj-iioiümorum ,  epuhetomin 
phrasiurrij  descriptionum  ac  comparationum  poeticarum  co* 
piam  continensj  et  in  usum  jm>entutis  scholasticae  editum 

a  M,  C.  H,  S  inte  Iiis,  aorrecttm  ßt  auctm  -^r* 

3füller,  IL  tom.  ^. 

Die  neue,  vom  Herrn  Pirector  Müller^  Herauf geb«  von  Ckemit 

§ratort  ad  jQuintum  ß-atrem ,  lihri  tres  j  und  von  C*  C*  Sallustn  Ca- 
itlina  et  Jn^nrtha^  verbesserte  Ausgabe  dieses  für  Gymnasien  und 
Schulen  anerkannt  nützlichen  Werkes  erscheint  zur  diesjahrigeii  UVh 
aigcr  Jubiiate-Messe  in  d?r  unterzeichneten  Buchhaiidlon«,  und  wira 
also  bald  nach  Pfingsten  in  allen  Buchhandlungen  des  in  -  und  au^ 
landea  für  den  so  ttntieftt  geringem  Prelt  von  1  fithlr«  u  gr*  wi«- 
liffnM  pH  lialMil  teyn* 

Pammfinnacbe  Bttcbbandlun|f 
in  ZtttlidMH  und  FfeitUdU 


Anzeige  eines  ausgezeichneten  öconomischcnWerkcSi 

MagMurgisches  Kochbuch  föt  angehende  Hausmütter,. 
MmthiAtermnen.  und  Kochiimm* 
oder:  ' 

üaterricht  für  ein  junges  Frauenzimmer,  das  Kü^c  und  Ha^' 
hallung  selbst  besorgen  will;  aus  eigner  Erfthrung  »n  g«^ 
theilt  von  einer  Hausmutter.  JNeue,  durchgesehen^  ^*^^^acr 
und  verbesserte  AuOn-e  in  3  Bänden,  (von  dJBnen  jea 
auch  ein  für  sich  bcsLeheudcs  Ganies^  ajismacht>  IT«» 
3  Rthlr.  6  Gr. 
fciozeln  kostet  der  istc  Band  i  RtlJr.  6  Gr.,  der  ute.und 

3te  Baud  jeder  1  iilidr. 


/ 

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Inhalt.  Ister  Ba^idi  io5  Suptten  und  Kah#<rli!»ii.n  .  i. 

Berichte,  7,  Vorkosten  und  Za^JZe        Pu     nt  '"d  t!^rh 

W  '*«*8^J.'«^  "  35  Sauce,,  und  Blühen  IsS^ 

Trtnl.^  n  'J''  '''.J  Spe.scn.  Anrfchten.  Ano.dnung  d«  Tafelt 
Transchiren.  Brod-,  Kuchen-,  Torten-  und  Zuckerwerk"  fc^lfiS' 
bis.  tiuniachen  des  Obstes  etc.  Aufbewahren  von  l-nichten 

«en  und  Lichtelefcen.  Seife,  imd  Stärkerer, ertieune.  Waschen  Ritf 
eben  ,  Farben ,  Fleckausmscheo.   ADfertisunj  der  Ictten.  Scheuern 
Pn  7c„  efe  Verschiedene  Hau,-  und  WrtllMhaft,r«ge  „r«rt,t  S 

peton».  45  Haschee,  und  gefliflte  E.«n,  aS  Lg^uts  «  Pas  e.en  2*^ 
Z..i;em,.sse,  3i  Fischgerichte.  Von  ßratefc  IT  ^»e^  und  AU^  nJden 
9  Compots  und  Sal.ite  35  Gelees,  Kreem,  nnd  M^raeradeVT«»  P«2: 

tiLT  Mehlspeisen,  .5  Kuche?nml  GeT" 

baiAnes,  10  Totten,  Sa  eiugemachte  Sachen.  Vom  trockenen  Aufbe 

v™"*?.'!,'  ^Vf  '*;«'''«'>*"J»  Getranken.  r2\el,TJtZ 

Vmt  Fleckausmaoheii.  .  VermfMhte  WirthNhtft« .  uud  HausreLinl 
nebst  einem  Anhang  vom  Brodbaekeo.  ""»«bcjn». 

Dritter  Band:  45  Suppen  und  KaJtescIialeD,  lös  PMüchnei. 
8cn  und  «raten,  i5  Vorkosten,  2j  Puddings  und  KloW  tS  P«VetJ2^ 
SO- Miwt«!«.et(;,,  Timbolen  etc.,  lo  fdne  R^iioufs/  jo  Schussel  Es,« 
m.d  F«tenjp.l.en,  k6  Eyet-,  iWilch-  nnd  iWchlspcisen,  4'  Krcmf  ,n" 
Mww,  23  Gelee,,  »5  Cbmpötl  «ad  Anietteo,  4o  Saucl-n!  75  tleisrh. 
speisen,- 4-  Cachen.  und  Bac)twetk%  7o  T^rttB  «nd.  firf«  Cebäcke 
15  eingemachte  Suchen,  20  warme  und  kalte  Getränke.  Von  Aafhl! 
wahren  der  Iriichte  cto.  Waschen,  Farben.  Fleckausmachen,  ffi 
Vertilgung  des  Ungeziefers.    Verschiedene  Haus-  und  Wirthsch  ifi^ 

Z«*»  »"<»  «-«'"«'S  d«  Vcd»vil»^ii^  ■ 

Seit  Erschcimins  dieses  Werks  sind  »ibll«w  Koobbieber  heraus. 

gekommen ,  die  fast  alle  mehr  oder  weniger  aus  der  rdch«n  oielte 

«vn    dfn"Ä*f'  ^k"""'  könnt!  schon  alleÄe.ö 

reyn ,  den  Werth  desselbca  zu  bestimmen.    Wir  sind  auch  weit  cTt- 

verbreite^  dafs  alle,  die  ei  UOtma  bat  gebtanchen,  gewils  mit  un» 

einstimmen  werden,  wenn  wir  es  als  duShiM  pftÄnnd  "e"! 
ner  Art  klassisch  nennen,  da  bei  den  RccepteiH  L  «iif  wirklich  eil 
Xr^^Z  ^'"f^""'n  fifsriindet  sind,*eb« 

1?«hJj!  2?°'''f  ?f'''Ä  f 'L''"^  G«'""l''.''it  der  Speisen  und  auf  mo> 
Ilohste  «rspiirn  fe  Rdckpcht  genommen  ist}  weshalb  sich  dies  Buch 
fc««nde«  rf,  ei«  treuer  Rathgebi  »,  einem  würdigen  Geschenke  Wr 
J<  nge  Hausfrauen  eignet  und  einen  Platz  in  jeder  AuMlittnng  verdienV 
Zu  diesem  Behuf  haben  es  alle  Deutsche  BuchliandltWMn  ertwiZ» 
^ruthig,  oder  können  zu  den  angezeigten  fteitea  imi^  den  neo^ 
*tm  Otiguialdruck  von  uns  beziehen. 

Gteuu'sche  BucUiandiaiig 

i«  M «idcbnif •  * 


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In  4tr*C»ettU'Mk«tt  BucHkandtang  in  Magdeburg  «ind  mtliineR; 

. '    Drei  Ausichten  vom  Dcwä  »u  Bfagdeburg, 

'  alt : 

die  Tirörme  mit  de»  Portal  gegea  Westen, 

die  AusicUt  der  Nord-Seite, 
•  Grundriby 

Verlas  der  Creutz 

■       in  Magdeburg: 

der  lateu,.  f  "^^^^^^'.^/esZs  Wörter  «Ur  k»«n.- Sprache. 
\  7  ür.j  bei  5o  Exem^l.  i  6  Gr. 

CR-ithminn^  dw  AimenwMen  imA  die  imldea  Siif- 
tungen  in  Magdeburg.  ^^J^' ,o»  i795 

Inhal.:.)  N..ti7.en  zur 
bb  .820.  a)  Von        J^«^n  MSTI  durch  besondere  V.Rteber 

aSTMagUtrats  verwalteten  St'P«»^»- ^  ^^«-en  Schrift  könn« 

Bei  Anzeige  dieser  so  '»«''"^•%SS?^«dtt«J«»e.  »» 
wir  nieht  umhin  eine  früh«  to  "Sf^Jet        ^  ' 
»ä.hst.n  Verbindung  mit  «bis«  ü*«-!«'     „^„ai«„ff  der  Ew- 

r«.^.o.,./r.  a       Entwurf  V«n^SÄ'i» 
riclm.»g  des  Armen—  .m  AlkemeiM^^  ^  ^ 
.      derer  Swiehung  auf  Magdeburg.  Pr«  »  ^ 
„  ,S,»l.«en.    Von  bdd«.  «üt  der  A«.pru«h. 
fülut  «  R»uU»U»l  —  Cieote'»!««  ßiwhhwi»'^ 

•        in  Magdeburg« 

In  unserm  VetUge  «wUen  «  u 

J^fc-o«.«.  oder  die  Eroberung  ^^^^^^^^^  ^      Gr.  geb- 
'  Vusr  AulViigen  von  W.U.ol.n  Gc.hardt.  r. 
E,  kam.  a«c  VcrUstUandluns  nicht  lukcmmeft  sa  em» 


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in  wiefern  dies  Stück  anF  RlassIdtUt  Anspruch  mar^*.  - 
MUM  wfr  versichern,  dafs  es  bei  den  mL^^^St'  ""^  '^"«l 
*  Schönheiten  nml  hei  ^ir  AehnUchkeit  der  Z  ?t     d       Po  tischen 
dem  gc^cnvMrtfgen  interetmteli  Kampfe  der  Grie^hei 
voller  Leser  «nbefriedict  au.  der  Hand  legen  wiÄ,m 
^ahUe  der  schon  überhaupt  und  durch  seine  üehim^SiJl^V'' 
kreoos  voriiiglich  bekannte  Verfasser,  die  Stelle  au7TZSJ'''a?"^ 
von  Göthe.       Sopbroniens  Grcfsheit  und  Olfndel'  J.'oJ  '^'^^ 
&  M  nm  Schatten  die  der  Wahn  erzltigiit' 
leb  vfeVs  tr,  sh  und  tmg,  denn  sh  si^d  ^ 
Hinzufügen  dürfen  wir,  dafs  bei  der  typocraDhitehM  a.„c* 
uns  nichts  versäumt  worden  isl»  und  «ibff  dSr  alleSrtM""^ 
d«s  WeriKchen  empfiehl.       ^  '  ««egorlsche  Umschlag 

CreuU'scbe  Bucfabandlang 
iÄ  Magdehnrs» 

Iii       Crcntz^schen  Buchjiandlung  in  Magdeharjr.  in 
Commfssion,  und  durch  ulle  BuchhandlungeH  zu  haben  i 

J^msder  Knahe,  ein  lateinisches  Heldengedicht  des  Paters  Tfu 
Cem,  in  Deutsche  Verse  übersetzt,  von  /.  D.  Müller,  Pre- 
diger zu  Steinmtrn,  i36  Seiten.  8.  Preis  geheftet  ao  Gr. 

V^«.hrJr„^'^"'*'''  w/'i^  hier  vielfältig  dazu  aufgefordert,  de« 
Verehrern  Jesu  ein  Werk,  welches  eigentlich  der  Vorläufer  seinif 
Yeber.etznng  der  Christiade  des  Bischofs  Vi  da  hätte  seyn  sei?!! 

fn  R  V'fl^'I^^'Ä  ^"^^  'P^*"  ^^»n«"  «nd  fand  d  r"n 

in  Betreff  der  Erfindung,  Anordnung  nnd  Bebendlung  de«  Stoffs.  eileS 

noch  grossem  poetischen  Werth  und  eine  JVIenge  von  CheSktireS 
und  Schilderungen  des  häuslichen  Lebens,  die  jeder  Leser  »it  WoM* 

ztt  wiederholter  Lektüre  angezogen  fühlen  Wird. 

Ans  dem  Verlag  der  Eyrand»ichen  »tograph.  Anstalt  In  Neuhal- 
densleben  , st  von  der  Cr  eu  tz'schen'^Bacn^JndJnnff 
Magdeburg  durch  alle  Buchhandlungen  W bekommen :  ^ 

fVandkarte  ,on  Europa,  nach  den  neuesten  E^theSrnffen,  in  6 
Blattern  welche  eine  Tafel  von  34  ZoU  fidhe  und  34ZoII 
Breite  Lüden.  Preis  i  Rtblr.  8  Gr. 

Ansn^oh"  m.?h!f„  ^v^"^  ""f  'l'"  ^•»•^h. einer  Kabinets . Charte 
Anspruch  machen  kann,  was  auch  keineswegei  der  Zwcek  dendbea 

liche'ufhr^'hlr  ''Vi  bestimmten  ümr]^?„,i^T^ 

SnzeÄM^^^^^^^^  Welttheiles,  der  Gebirge,  der  Flusse  und  d^ 
w^rHn.1?  "^"i'^t".  '?  Begrenzungtn  nach  den  ^ege^. 

TcCrnter^lfh??«^^^  Verhültnissen  und  eignet  sich  wesentlich  Lm  . 
ba  keir  ^^«^'•«P^'^  A«  »eisten  spricht  für  ihre  Brauch- 

sevn  dLri  J „':iu\''  p*'"r  t^''  «"gepriesen  Vierden  sn 

l2  LhnS  2""'^^^^^^  Empfehlung  der  Herren  Lehrer  bereits  in  vie- 
iSTe  ÄLj.  5^^^  ^^^^  gcwifs  der  höchst  biU 


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Errauäs,A,  ÜAttftgen -im  LandsdwftMttdmea,  SBlätter  ifiCft 
U^nhireiles  ABC  -  nni  Lesebuch,  voit  a4  AbJ»a4.  «»  db:N»- 
lurtschichte  und  einer  Vorschrift  «mSMUMm,  ge- 
.  ^  bimdeiv  iü«"»»  5  üi .  schwari  3  Gr.  6  PI. 

Vetlag  der  CreBti'fdieii  BnckMiailnng  in  M»g4ebntjt 

Jahr  i8»7  Ton  ^rcÄ,i«W;  mit  8  bteu.abdrucken.  BrUSlWd 
WeUiagtin.,  Shakespeares  und  Ne>v»o„s  Denkmale  »  d« 
•    wSSe^abtei,  die  Westindischen  Docks  be.  London, 
rinrholländisehe  Treckschuyde ,  d :  e  K.rche  Notre  Da^ne 
Pantheou  in  Paris  und  der  Straslmrger  Muaster.  »S» 
Säten  in  8.  Prei»  *  RtUr.  »*  Gr.  , 
Drei  Recensenten  im  litcr.  ?»"'«««i»"*|ff,:,ii?^^^^^  uitm'-  ■■ 

Zeitung.  26 J,  sprechen  gleich  empfehlend  Jt,.  'iOu. 

men  Artin  «beiÄn,  .lafs  wohl  selten  etwas  mit  mehr  Leben  u.m  u 
.  ÄtSTÄ^hrieben  -/^/S  reg«  ^^^K 

Leser  ohne  BcUhrnng  und  Vergnngen  ''f ^^^^  welche« 
Verfasser  hat  „sagen  sie"  d.e  grosse  ^»^»''1,01^^  M««  von 
flie  beschriebenen  Gegenstände  ftemd  5'"^.' J'^S  und  dem.  der 
ihnen,  dem  der  sie  noch  *''^/"^J'^f,„^en"n;i   eue  Ansich- 

dieselben  Reseh««  hat,  ansprechende  E""""""*-^ ''kchefis  sind 

•  ten  X«  gebe«.  *««*  ^T«'       9^""''  '''"!!  Äeu  «ern  »«'' 
S«nein»nber,  und  so  können  wir  es  seinem  Aeu»e«J^  ^ 

Mch,  der  vorgesetJten  poeliscl.en  Zue[snun|^  an  elae  www 

U^be  Seele,  nicht  anders  aU  wurdis  erklären. 

Vwtogttnzeige  der  Cre«tz'«lien  Buchhandlung  w  Magdeburg: 

Der  Rathgeber  beim  Studieren  auf  die  Sem  -  W  Ä»*«^ 
gr,  8.  Preis  i  Rthlr.  i?  Gr. 

Der  Titel  besagt  volfetändig,  wi.  der  7«''''!^,^*;rAmt!bS 
•einen  mit  6e«*äfecn  überhUnFten  ,  i  i  ien.gen  H«Wt 

>nr  ErUichteruns  darbietet.  ^.^'^eu^rS^gten,  w* 

.  »ätze,  welche  er  ans  seinen  se.t  Jo  Jjhrcn  S«^^'**"i''U^i*  und  vo« 
nochmaliger  sorgfältiger  l'ri.lun,  für  dje  ^»JÄ^en  b""chbaren 
denen  er  durch  Erfahrung  iiberzeust  ist,  y,Uiti.  Sei« 

Leitfaden  «nr  weiletn  AnsJahtnng  und  Dms  e  '"S  "^^^.^^j  „„je^ 

•  hBohtte  Freude  wird  seyn,  »t«"  '''"J  '^Ho  zum  Sesea  «»• 
n..mmene-AiMt  btnadliche  Aufcatane  findet  und  so  zum  o  » 


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Heidelberger 


* 


JAHRBÜCHER 


der 


Li  t  e  r  a  t  u 


Fünfzehnter  Jahrgang, 

oder  neue  Folge: 

Zweiter  Jahrgang. 


Sechstes  Heft.  Juai. 


Heidelberg, 
,  in  dcf  Uuiversiläu  -  BuclOiandlung  von  Aug^C  Os^vald 


ft  S  2  a« 


vetschicaeiwn  faculiaten  .^etdci  dieselbe  auch  ferner 

daction  seither  iibernommen  .^^"^"v''"^  , einer  bisherigen  Dwej 
besorgen ,  «nd  -l»'!""''  ^"Lt  L  Äft 

bewiesene  Vertrauen  a,,ch  für  d  e  Z„kum^^^^.^      ^  , 
bestindenen  Plaue  .m  'f  ^entMcn  »  Typen.  1a  etW»*« 

lahre  l82l  an,  statt   Ur  "Vecture  im  Auslan.lc  jAl  er- 

feichtern.  Ueberd.e  s  .st  seu  . 8^  lurch^^e 

hau  vermehrt,  *r  „  .kir  auch  kürzere  Anreisen  r.  m- 

"^a^urch  eine  r.Sl.sr  voUstUndigo  iUehersi.ht  ... 

«mmterne'uesten  Uren.tur  xu  ,fel.e...        ^.^^^^  ^^^ser  der  Chron^X 
Dul  Intellisen^b  ntt  )^ '^^  ' "X'cf.«»  »>.lfr  ^r«,  2  /J»"«'  "'"«: 

jrÄ"i"!  trÄÄ.  »f-h-.  -  ■■■■ 

besorgt,  und  letzter   V^^.^^^^  postUmter  «nd  monaU.cn 

sÄss  t/it;  KS  ars  — 

Gang  gehalten  werden  solU 

Heidelberg,  den  l.  December  ^,.„„//'. 

UnWe«itäts-Bucl.l«nalung. 


Hey  dem  Vcrletjer  ist  erschienen: 
Q,  Horatii  Flacci  ojyura,  ad  MSS,  coM.Vatic^nosj  Chisimos, 
jingdicos,  Barherinos,  Gregorianos j  Vallicellänos  aliosqu€ 
plurimis  in  locis  emeridavit ,  notisqut  ilhistravit ^  piaesertim 
in  iis  quae.  Rom.  antiquitates  spectant  Carelus  Fca,  JCtuSj 
Bibliothecae  Cliisianae ,  et  Rom.  antiquitatum  Praejectus*, 
Denuo  1*ecensuii ,  adhibitisque  notfissimis  subsidiis  curavit  jP.  ! 
H.  Rothe,  Dr.  Phil.  etc.  5  Volumina  yi  Bogen.  Ausgabe 
auf  schön  weffs  Druckpaprer,  Mit  neuer  SclwiTf.  Ladenpreis 
5  Rthlr.  4  ^gr.  sächs.  8  fl.  rliein. 

Das  Verdienst  der  Fea' sehen  Ausgabe  des  Horaz  ht  anerkannt.  Fem 
ht  Italiener,  in  Rom  errojjen,  mit  jedem  Pünkt  seines  sclKinen  Vater- 
landes durch  eigene  Anschaiiunr;  bekannt  j  er  bekleidet  die  Aemter  cinei 
Prafect  der  Altertluimer  und  der  Biblrothek  Ch^t^i  zu  Rom,  ist  Rechts- 
geichrtcr  und  sachkundr^-er  Herausgeber  von  IVinkehmnns  Gesehichte 
der  iflten  Kunst,  ünker  jedem  dieser  Gesichtspunkte  eignet  er  sieh  bcy 
seinem  freymüthigen  und  im  Ganzen  sehr  gesunden  Urlheil  zu  einem 
Herausgeber  des  Horaz,  und  es  war  besonders  seit  F*  A.  fVolfs  aus- 
gexeiclinetcr  Fmpfeblwig  dieser  Ausgabe  in  den  literar*  Analccten  2t« 
Heft  ein  fast  ail);emeines  Verlnngen  darnach  entstanden. 

Wenn  nnn  gleieh  die  Liebhaber  zunächst  den  FeWschen  Text  hier 
erhalten,  so  hatte  der  deutsche  Herausgeber  doch  Zeit,  mehr  zu  geben, 
imd  er  glaubte  sich  dazu  verpfliehtetf  da  ihm  theils  neuere  Hiilfsmittel 
zu  Gebote  standen^  besonder»  Fanderhoar^  und  Heindorf,  theils  Fesi^ 
rrefFlich  im  Gan/,en,  dü«h  im  Einzelnen  irrt  und  mangelhaft  ist.  Es  wur- 
den daher  die  Anmerkungen  und  Berichtigungen  des  Heransgebers  und 
Johannis  Geor^ii  (7raevH  Scholia  in  Iloratii  oduruin  lihros  duo  priores 
nunc  primum  edita  in  einem  besoiidern  Ba^de  hinzugefügt,  in  Rücksicht 
dessen,  so  wie  alles  Obigen,  wir  uns,  zAir  Bestaiigung  auf  die,  in  Nr.  44 
dtr  Heidelberger  Jahrb*  vom  Jahr  1820  abgedruckte  ausführliche  Recension 
^es  «rsten  Theils  beziehen,  mit  welcher  man  auch  die  Beiirtheilungen* 
in  den  Gottinger /hizeigen  182a,  160.  St.  und  Im  leipz*  AUgetn*  jReperfor» 
der  neuesten  in-  und  auslände  Ii«.  i82o  ßd.2»  St.  1.,  und  über  de« 
2ten  Band  Nr,  62.  dtr  Heidellu  Juhrlnichtr  v.  /.  1821,  und  des  Zc;>^.- 
S^eptrt,  V*  dy  J.  4.  Bd.  1.  St.  vergleichen  kann. 

Bis  zum  Nov.  1820  war  d'er  Prünumerationspreii  für  das  ganze 
Werk  5fl.  30  kr,  rhein.  oder  J  rhlr.  18^.  sächs.  Dieser  kann  für  die 
nächste  Zeit  nur  noch  in  dem  bestimmten  Falle  Statt  finden,  dafs  sechr 
Exemplare  zugleich  bestellt  und  wirklich  vorausberahlt  werden» 
Nur  unter  dieser  Bedingung  werden  auch  andere  Buchhandlungen  im 
Stande  seyn,  den  Pranumerationspreis  noch  im  Laufe  dieses  Jahrs  zu" 
halten* 

Firgilius  Virgiliamis ,  sive  Quaestio  de  Virgilii  locis  dubiis  aut 

corruptis.    Accedit  Index  in  quo  poclae*  omnis  cum  rerum  ; 
tum  verborum  antiquitas  proprietasqne  breviter  cxplicatur.-  ' 
Scrips.  Frl  Henr.  Bolhe.  8.  i5  gr.  sächs.  o^r  561er.  rhein. 
Ein  Wort-  und  Sachregister  über  dtn  vielgelesWen  Virgilius/1%1  ein  I 
oft  und  allgemeiji  gefühltes  Bedürfnifs,  dessen  Befriedigung  hier  gewifs- 
von  den  würdigsten  Händen  geboten  wird.  Der  berühmte  Herr  Verfasser 
hat  sich  zwar  eben  um  der  allgemeinen  Anwendbarkeit  willen  auch  in 
der  Ausdehnung  beschränkt;  doch  wird  kein  Leser  des  Virgil  das  We- 
sentliche und  Nöthige  vermissen,  und  der  durch  den  geringen  Preis  er--  | 
leichterte  allgemeine  Eingang  von  dem  entschiedensten  Nutzen  seym 
wir  glauben  daher  besonders,  dafs  Lehrer  an  Anstalten,  wo  der  Virgil'  \ 
gelesen  wird,  das  Büchlein  gerne  ihren  Zuhörern  in  die  Hände  geben 
werden,  um  die  Erklurnngen  in  Zeit  und  Materie  zu  erleichtern  und  sicher 
zu  stellen.  Beigefügt  sind  kritische  Untersuchungen  verderbter  und  strei-  ; 
tiger  Stellen,  um  die  allgemeine  Aufmeiksamkeit  von  neuem  darauf  zu  aUfid 
heften.  ^  1 


Inhalt   des    sechsten  Heftes. 


Seite 

Kopp,  Vir.  /V. ,  Bilder  n.  SchriFten      Vorzeit*  2c 
Bd.  V.  H.  E,  G.  Fauliis*   529—342 

fi.   Poll,  H.  M.  van  de,  de  neiitralitate  armata.   542  —54^ 

3.   Ertgelhard,  Fbiiippwc,  jrcb.  Gattcvery  neue  Gedichte.  543— "44 

Rofshht,  C.  F*^  Leiirl).  d.  Criminalrccht'?.    54 ^ 

5.    Ansidux,  N. ,  cUniiiuc  ch»rur;^icale.  -^♦♦•-««♦♦♦♦^  557  — 304 

6»   Linde f  Guido  ^  Feldblumen,  ir  ßd.    564  — 5<»5 

7.    Chladni^  E»  F.  F.  ^  Beitr.  z,  pract.  Akustik.  566  —  5ü7 

6*    Ilcndcrson  Eheneztr  ^  Island,  a.  d.  Engl.  C.F.Fran- 

zeson,   2r  Thl.   ^*   567  —568 

9.    fVells,  /r.  C,  Versuch  üb.  d.  Thau,  a.  d.  Engl. 

V»  J.  L\  Horner»  ,«..»,,4 5,^,^ 

10.  Zieuiiscn^         CbriU.,   Das   Wailcnstcinsfest.  569  —  57O 

11.  Adrian,  Erzählungen.  -»»-»»^   ^^1 

12.  Stohcr^  Efjrenfr,  Gediclite.  3e  Aufl»  >,  57i  —  572 

13.  Nclksen  ,  Z.  A  Ansicht  d.  cfaritL  Ehevertrags.  572  —574 

14.  fVernit,  Dr»  Job»^  d.  Wesen,  Bedeutunj;  u.  urztl. 

Behandlung  d.  Scharlachs.  ^^•^  ^          574  —52^ 

15.  Ffiufen-,  Christ.,  d.  Scharlach  u.      Behanillg.  *^  580—596 

16.  Rcbm,  Dr.  Fr,^   Handbuch- der  Gesch.  des  | 

Mittelalters,  tr  Bd.   (  a  S  - 

17.  Stemel,  U.  A.  H..  Handbuch  Uer  Anhalt.  '"^^ '"^''^ 

Gesch.       '^^-^►♦^•.^^^^.^♦^•^♦^  j  ^ 

18.  Sturm,  Dr.  K.  G,  G.,  Beitr.  2.  teutsch.  Land- 

wirthschafu  is  Bdshn.   ,   6o7  — [öll 

i9*    Hilkhrwti,  /.  die  Anthropolo^^ie  als  Wissenschaft. 

ir  Theii.    611  —  6l4 

20.  Hinricbs,  Herrn.  Fr.  JVilh.,  die  Religion  im  inneren 

Verhaltnisse  z,  Wissenschaft.   6i4  — 6i5 

21.  Ma(u- System  im  Grorsherzogth.  Hessen.  615— 6l(» 

22.  Aeschylos  Tragödien  verd,  v.  Cibm^  ^raw.  ir  Bd.  616  —620 

a3.   Museum  criticum  Vratislaviensi  op  Franc.  Fassow 

et  Cur.,  Shneiiier.  Pars  1.   620  —622 

24.    ^c(ro/,5«,  z*,  de  Terentio  &  Donato  dissert.  622-624 

23.  Scheibler,  Jf.  Fr.,  üb.  Proselytenmacherey.    62t 

InteUigenz  .  Blatt  Nr^  VL 


Heideiber-  gedruckt  hei  J.M.Guimann,  Umvcrsitals-BucbOrttckei. 


« 


=  35.     „    j  ...  18^ 

Heidelberger  xo^« 

Jahrbücher  der  Literatur. 


C.  F,:RossHinT  Lehrbuch  des  Criminalrechts  nach  den 

Quellen  des  gemeinen  deutschen  Rechts  und  mit  besonderer  " 
Rücksicht  auf  die  Darstellung  des  römiscken  Criminal-  ' 
rechts.   Heidelberg  bei  Mohr  und  fVinter*  '48si4^  XIL 
■     558  S.  und  das  Register, 

Wem»  die  eine  Hälfte  desjeni^.en;  was  {»  »eicbe  de,  rechtli- 
<».en  Wissen,  wissenschaftlicli  ud  gelehrt  genttnt  wird,  seit  3o 
Jahren  im  Cnm.nalrech»  aergM«  bdiandek  wnide,  woher  e, 

•iiV'^u       1     TT  •*«  S«««li«ehden  oft  • 

«awiUkufariich  zu  dwMd.  Zweige  der  IUd«,wi.W«cbaik.  gezogen 
wurden;  so  .st  es  an  der  Zeit,  da£i  äneb  die  andere  Hälfte 
f  Hugo  Geschichte  dea  rOanschen  Rechtt  bia  auf  Justiuian  gte 
Aoagabe  Seite  t.V  sorgsamer  und  reger  behandelt  werde.  Dals 
der  Verfasser  diese  Idee  aufgegriffen  hat,  ist  kein  Verdienst  für 
ibn  in  einer  Periode^  »o  AU«a  zntanmienlrifft,  um  die  ichte  auf 
dem  »Mra  Zusamiperi««ge  der  Quellen  beruhende  Kennt.uf, 
de»  iftuMcfaeH  Rechts  lu  befördern,  and  wo  aueh  die  Behand- 
lung  der  gennanudMa  Rechte  in  dieaem  Geiste  »cht  zurück- 

j'"  Yr'^'  ^""'J?'.  •!'■*. ^elt  «irf  ien  Standponkt 
dOT  Bdwodlung  des  Crunmaberirtr  in  hi«tefi«*e,  Hinsidit  nicht 
aufMoksam  XU  machen;  die  Sache  spricht  hier  an  klar  för  sich- 
vor  «8«  wird  angen^  werden  dürfen,  daiä  für  daa  riJmische 
Cnmindrocht  m  scmeni  vollen  Um&nge  seit  Ifatdiiaa  weui«  ge- 
ackehen  ist,  und  dafs  selbst  die  neueren  DarsteUuneen  d«  r«. 
misclien  Rechtsgescincbte  nicht  dorchaua  jene  'ftO^ite  auf  das" 
r&BMchc  Crirainalrecht  genommen  a«  bdien  scheinen,  welche 
atmZuammenhang  mit  der  politiseben  «nd  Ver&ssnngsgeschicht« 
so  wie  auch  aeme  Verbindung  mit  dem  PUvairechle  durch  die 
dActa  prwM  erfodert.   Damit  «brigens  der  Verf.  aueh  nichts 

H         'Ti  1^',"'''^  ««»keime.,  wa»  et  Bach's,* 

Hugo  a  und  HaiAold's  bekannten  Werken  der  Form  und  Materie 
nach  ge^nt  ha«,  wobei  er  freilicb  sagen  mnfs,  dafc  er  Haubold'a 
letalea  Wedt  (msMutumm^  ^itome  Lipum  48»0*  welches  im 
tmno  posteriort  und  ,n  den  tahulü  xhtOMhnät  demrSmischeu 
Crumn^recbte  aUc  Adwrkaamkrit  gewidM  ba,  noch  nicht 

U 

\ 

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646    ,  lU)fehüCs  Lelirb.  d.  Criinii^ 

wer  -welcliMu  ste  aus  dem  Lebeawmai, 

punli«  aus  «Mtew,  'o»  .  .  j;en;cMuog  zu  veA«»«», 

«         t^'Ä^aÄSr  ctcL^^^^  und 

vrclclie  d«»  »«w^  hiemadi  darauf  hiuarbeitet,  aus  dem  Att» 
gebe»  m»«^.  ^«'v^^^ta  die  Gegenwart  r.cl.ug  .«k«r 

bracht,  und  .n  .^^'^^T^^^nS^J-^tion  l.abe  wirken  wol  en- 
.ieUlich  auch  f^'/ '**";?!r,t^af«.  dafs  er  hier     v.e  fio- 
•  FreiVich  wird  IM«  ü«  J«««^^^ 

^„Ut,  u»d  demnach  ««•T?*'«s.Ä"o  "us  aber  die  neu- 
„.i  gearbeitet,  vom  *t^r7el,öri"  beachtet  Labe; 

SSiVerke  und  Ansichte^l«;««^«^J'Sib  nicht  vor- 
Sei.  der  Ver  asser  mu^s  fc^  j^Bud^ 

.chmähen,  weil  er  doch  6»-J"  *2;*J^  Bd«l«ll««8 
.igrteos  in  der  Form  d.     «  a«x 


■  ^^Ä>i«et  worden  .s.    I^,«^. B^^erkung  f  - 

Äue  Resuitate  geführt  hat.  ^^^^  „„wicht«« 

Auf  die£W«'<«ff^  »''g'*"^''    '    cTT)  über  die  «isser 
<a,er  die  Crolina  und  Bambergens^s  (S).  4;  ^  .„^h  4* 

XftSche  Be,.a„.nuns  des  Cnm.-^rech«  (§.^7) 
^cht  des  Verl.  über  den  Zjveck,  MC        ^^^^  ^^^^^  „ ^ 
STäwA  (SS-  8-  .0)  vorkommt,  hrt«r^  ^  ^      J  « 
«d,  meto  Werth  gelegt,  als  d«_n,>^         ««^"f' iT- 
Ofte,  dem  Oegeostande  »'i^.f '  ^"^4"  Wi«»««*»^ 
geod«  zum  Zwecke  der  Eurfuhrung  m  ^       ,  . 

nigt  zu  haben.  Richtung  f 

^  /m  Theile.  wird  „ E'»*'' 

auf  d«  pStive  »echt  durch  Verw«ritt"6 


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)0 


Roisliirt^s  Lebrbw  d  Criminalrcchts.  54^ 

lungen  (z.  B.  bei  den  Vcrbredien  selbst  f§§.  i3  —  i5  auch 
g.  100  am  Ende]  bei  dem  dolus,  der  culpa  u.  s.  w.);  nicht 
weniger  durch  genaue  Eniwickeluno;  der  einzelnen  Lclircn  aus 
vorliegenden  Gesetzen  leiclit  erkennen.  Der  Verf.  gi^bt  übri- 
gens gerne  xu,  dafs  es  ihm  nicht  an  Vorarbeiten  gefehlt  hat^ 
dabei  aber  wird  ihm  auch  jeder  Dritte  zugehen,  dafs  der  ci«^ene 
Gesichtspunkt,  unter  welchem  er  die  Gegenstände  vorbiin^en 
konnte,  jene  Vorarbeiten  jtu  fruchtbaren  neuen  Resultaten  ver- 
wenden lies.  Die  Lehren  vom  dolus  und  von  der  culpa  liefern 
gleich  wieder  hiezu  den  Beweis.  In  Beziehung  auf  die  letztere 
hat  zwar  Hasse  ihr  Verliäknifs  bei  den  römischen  criminibus  niclit 
übergangen,  aber  doch  einerseits  nur  berührt,  andrei^eits  keinen 
Vergleich  mit  den  aus  der  Girolina  hervorgehenden  Grunds'ilzen 
ansteilen  wollen.  Uebrigens  darf  der  Verfasser  hier  auci)  üuf 
die  Forrf»  aufmerksann  machen ,  in  welcher  er  die  Zustände  der 
Menschen,  unter  denen  die  Zurechnung  nicht  statt  findet,  mit 
dem  Principe  der  Zurechnung  selbst  in  Verbindung  gebracht 
hat  (§.  23^.  Vorzuglich  wichtig  ist  die  Lehre  vom  Beweise  bei 
der  Zurechnung  zum  dolus  (§.  12)  zur  culpa  (Seite  49  Nr.  8) 
in  den  ouenerwaiiuien  singulären  Zuständen  besonders  bei  der 
Nothw  ehr  28^.  hi  der  Lehre  von  den  Urhebern  und  Theil- 
nehmern  (5§.  29 — 35)  ist  die  Ansicht  des  römischen  Rechts 
gegen  jene  des  deutschen  Rechts  scharf  hervorgehoben,  was  selbst 
Bestimmtheit  in  die  Bcgrilfe  bringt;  ob  bei  der  Leine  von  der 
zufälligen  Concurreiiz  nicht  zu  viel  generalisirt  ist  34)  kann 
gefragt  werden.  Auch  in  der  Lehre  vom  Thathestande,  und  bei 
den  damit  zusammenhängenden  Rechtsverhältnissen  von  der  Voh 
lendung  und  vom  trsuche  entgehen  dem  Beurtheilcr  gewiJs 
nicht  einzelne  neue  Darstellungen.  iJer  Verf.  darf  hiebei  wieder 
auf  die  sorgsame  Entwickelnng  des  positiven  Rechts  aufmerksam 
machen,  obgleich  die  Jicdeutendstcn  Conti*oversen  nur  in  com- 
pendiarischer  Kürze  abgethan  werden  konnten  (§§  38,39). 
Darstellung  über  die  Natur  der  einzelnen  Merkmale  des  That- 
bestandes,-— über  ilir  gegenseitiges  Verhältnifs  (essentialia ,  na^ 
turalia )  und  über  den  dabei  vorkommenden  Beweis  ist  mit  den 
Folgen,  welche  auch  in  der  Lehre  von  der  Strafmilderung  sich 
darstellen  (§.  88),  wenn  auch  au  sich  nichts  weni^^er  als  neu, 
doch  in  dem  vom  Verf.  gegebeneu  Zusammeniiange  der  Wi'irdi- 
giuig  Verstandiger  vielleicht  vvcrth.  Beim  Versuche  ist  wieder 
das  Verliaitnifs  des  römischen  und  deutschen  Rechts,  so  genau 
CS  im  aligemeinen  Theile  und  noch  dazu  in  einem  Lehrbuche 
dem  Verf.  möglich  war,  hervorgehoben  (§.  4').  Die  Lehre  von 
den  IVirkun^pti  der  Verbrechen  ist  vorzüglich  vom  Standpunkte 
des  römischen  Rechts  behandelt,  weil  die  Carolina  hierüber 
schweift  I  und  di«  ueuercn  «khrift&kcller  hier  wirklich  dea  F«* 

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S48     B«&birt*8  JUbrb.  <L  Cruikiiialrackta; 

N 

den  des  positiven  Rechts  nicht  selten  verloren  haben.  Der  Verf. 
wird  sich  ührtgens  in  dieser  schwierigen  Materie  gcgrünclete 
Zurechtweisungen  gerne  gefallen  lassen,  scj^riebe  vielleicht  selbst 
auch  jetit  schon  Manches  etwas  anders  (§.  49*)'  I^'C  Lehre 
von  der  AiiHiebung  dieser  Wirkungen  durch  den  Tod  und  durch 
die  Regnadigung  ist  wenigsteris  wciitläufuger  yfie  in  ^dera 
Lehr  -  und  Haudbii(  l»ern  dargestellt. 

In  der  Lehre  Ton  den  Strafen  ist  besonders  der  Satz  her- 
vorgehoben, dafs  in  der  Geschichte  des  Kechts  nichts  variirender 
erscheint  als   die   ^irafübel   ihrer   Qualität  und  Quantität  nach 
.(§,  62).    Es  mufs  daher  die  Lehre  von  den  Strafiibeln  in  ge- 
nauer Rücksicht  auf  bestimmte  Zeitperioden  vorgetragen,  und  in 
der  Anwendung  dem  Richter  ein  grösserer. Spielraum  wie  irgendwo 
anders  eingeräumt  werden.  Im  £i>iaiijrKit.  hat  der  Verf.  ein 
eigenes  Capitcl  seinem  Lehrbscbe  eingeschoben,  nümlicli  die 
Darstellung  des  Systems  der  römischen  Strafübcl  in  einer  der 
besten  Zeiten  des  rdmischen  Rechts  überhaupt.  Aus  guten  Grüu- 
den  siod  die  Aosicbten  eines  practischea  Werks  ( Pauli stnt.rec.) 
wem  aufgestellt,  und  die  des  Ulpiantis  und  Calliftraiiu,  welche 
bei  weitem  mehr  theoretische  Hältung  haben,  darneben  aufgefühit 
worden.  Aus  dieser  dreifachen  Entwickelung  ergeben  sich  nicht 
nur  für.  sich  die  bei  den  {^ern  gebräuchlichen  Eintheilaogea 
der  Strafubel,  soiulern  es  aeigt  sich  vortrefflich,  wie  consequcnt 
das  Äystem  war         61^  6y).   Wi«  der  Verf.  diese  Darstel- 
Imig  in  seinem  Lehrbuche  machte^  wiiiste  er  freilich  noch  mcht, 
warum  in  demselben  Titel  der  Digesten  das  römische  S/s«cm  der 
Straföbd  zweimal  aufgeführt  wey^  er  konnte  auch  auf  keine  Weise 
sich  darüber  au  erklären  yersujchen,  warum  die  £iatheilun^  des 
l^atüus  nicht  ebenfalls  in  djef>igestettau^enoi&men  war.  Nach  den 
£utdeckttngeo  Blnhme's  ist  Alles  Uar  und  genife  bekennt  der  Yert., 
dafs  er  bei  der  Anwendung  der  Bluhme^schen  Idee  auf  diesen  l^al 
eine  Freude  empfunden  hat,  die  i|ur  dieWissensdiaft  geben  kauu  j 
BekannUich  ist  der  Tild  A  poems  so  au%estcU^  da£i  »uerst  U  c 
Sabinianische  MassO|  dann  die  EdicUmaise,  iwd  soktzt  die  ra- 
pinianisclie  Masse  aufgenommen  wurde»  Deshalb  kan  die 


Aber  gewifs  fiihrt  auch  diese  Andeckoi«  xn  ^ractisch-wicbugen 
Resultaten.  Wie  oft  ist  in  den  Gerichtsstuben  und  in  practiscuen 
Büchern  die  comlictto  indebiti  mit  der  cond,  sine  cmm  verweense^ 
und  die  «pcciellere  Richtung  der  erstercn,  die  sich  ^^^^^^^J^ 
fieweisverfaiiren  äussert,  verkannt  worden  weijen  der  letsteolW 
»ente  im  Tit.«.  des  i2t.  Buches*  Die  Aufctcllung  dititr  Fragm«"^ 
aber  und  die  mriüldtt»  Ve|mtttbung  Blufames  (S.  3o4}  bf^^ 
dnfs  uns  dieselbe  in  der  Grundansicht  über  die  cond.  indehttt  um  ^ 
.  über  die  davon  abhängend^  folgen  nicht  irre  nacbta  diii^eu. 


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Rofshirt^s  Lehrb.  d.  Criminalrechts.  549 

Classification  Ulpians  mit  der  die  Darstellung  Ulpians  nnterbre- 
cKenden  diese  aber  wieder  ergänzenden  Stelle  der  zweiten  Masse 
(1.  7);  sofort  wurde  bei  der  zweiten  Masse  die  Classification 
des  CallistratuS  aufgeführt,  was  keine  Wiederholnn^^  ist,  weil 
als  Classification  die  Sache  neu  ist;  dagegen  ist  bei  der  dritten 
Masse  die  Steile  aus  Pauli  S,  B.  wejrgelassen ,  weil  das  Mafe- 
rieile  schon  vorgekommen,  und  das  Formede  der  Classification 
ohne  allen  Weitli  ist. —  Da  der  Voi T.  rein  quellenraässig  arbei- 
tete, so  konnte  ihm  die  verschiedene  Richt\uig  der  drei  Systeme, 
und  d'e  Nothw'endigkell,  diese  nebeneinander  aufzustellen,  nicht 
entgehen;  allein  durch  die  Idee  Bluhme*s  ist  ihm  nicht  nur  erst 
vollkommene  Klarheit  geworden,  sondern  er  glaubt,  dafs  nocli 
mehr  als  eine  nicht  unwichtige  Ansicht  für  unsern  Titel  damit 
eröffnet  werden  könne.  —  In  Hinsicht  des  Inhalts  der  63 
—  67  kann  der  Verf.  nicht  läugnen,  etwas  sehr  gedrängt  ge- 
sprochen zu  haben,  hofft  aber  doch,  nicht  weniger  dem  Crimi- 
nalisten  als  dem  Civilisten,  der  in  den  Compendien  des  Civil- 
rcchts  nichts  über  diesen  so  vielfach  in  das  Privatrecht  eingrdr 
fenden  Gegenstand  findet,  einen  Dienst  geleistet  zu  haben. 

Die  Zusammenstellung  der  Strafeu  der  Carolina  uti^des 
Tieneren  Rechts  ist  so  gemacht,  dafs  man  den  Uebergang  in  den 
letzten  drei  Jahrhunderten  erkennt,  und  deshalb  dieser  Abschnitt  ^ 
Bichl  weniger  historisch  ah  practisch  wichtig  ist.  Besonders  auf  ^\ 
die        7h  .7^  macht  ,  der  Verf.  in  dieser  Besiehuag  «ufmerk- 

'    '  Etit^re^cnd  der  AnsföKmng  der  Lehre  von  diem  Verbre- 
eben  im  allgemeinen  komnit  zuletzt  ein  Capitel  von  den  Wir- 
iiungen  der  Strafen  v^r,  WO  TOitigUch  der  Unterschied  des  deut-^ 
sehen  Rechts  zwischen  Criaimd^  und  PoUaeistrafeB  hervorgeho-*' 
ben  ist  (g.  80).  .  ■ 

Der  dritte  Abschnitt  des  allgemcineu  Theils,  der  von  der 
Bestrafung  handelt,  verbreitet  sich  in  der  Einleitung  über  die  , 
Natur  der  Strafgesetze,  eine  Lehre,  welche  man  auch  an  die 
Spitae  eines  Griminalrecht$--L6brbuehs  stellen  könnte,  und  wo 
besonders  der  §.  83  wichtig  sejn  dürfte;  hierauf  ist  von  dem 
Verhältnisse  des  Richters  und  des  Verbrechers  au  den  Strafge- 
ietaen  die  Rede.  Was  der  Verf.  über  die  schwierige  Lehre 
Ton  der  Strafmildeitmg  ausgeführt  hat,  mufs  der  Prüfung  recht 
isehr  empfahlen  werden;  über  die  Lehre  ron  der  Anwendung 
liikbestvmnter  Strafgeselie  konnte  der  Vor^  die  Ideen  Änderet 
üdr  zu  vervoUkoramneD  andicn.  Die  Lehre  von  der  Anwendung 
der  Striaifgeielae  in  Concurrenzfallen  wollte  der  Verf.  aus  seinem 
Standpunkte  mehr  in  Rücksicht  auf  das  neuere  deutsche  alt  auL 
das  Tdmische  Recht  entwickeln ,  doch  ist  auch  TOn  - diesem  mehr 
ab  in  apdcrn  Lehrbuchevo  gesagt.   Den       97~99  f 

I 

» 

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55q     XaUn^VI^hrK.d.  Crimimlredhli: 

der  Mögliclilipit  der  Anwendung  der  Strafe  auf  die  dclinqui- 
renden  Subjecte  handeln,  wird  ein  compcodiMiischcs  AuHulüen 
aller  hiehcr  gehörenden  positoveB  Norqu»  nicht  abge&procheo 
werden  können.  ' 

Im  besonderen  Theile  kömmt  vieles  Neue  vor,  wovon  der 
Yerf.  m  dieser  Anieigc   nur    das  ILiiie  und  Andere  berühren 
will  und  kann.    Der  Meineid  ist  im  Sinne  Carls  V.  und  der 
älteren  Gunmentatoren  gegen  die  Ansichten  der  Neueren  zu  den 
Verbrechen  gegen  dU  HcUigkeit  Gottes  und  der  Reli-Ioii  ge- 
stellt,  dabei  die  Frage  gelöst,  wie  das  römische  Recht  eine  solche 
Handlang  in  den  früheren  «mi  späteren  Zeiten  angesehen  hat 
(§.  106).  —  In  den' -nettem  Zeilen  ist  auch  die  Ansicht  me- 
nals  Jierrorgehpben  worden,  »acb  weWicr  das  crimen  aäiMcfu 
in  der  augusteisclien  Periode  zwischen  dem  crimen  majestatts 
Wd  de  vi  aufgestellt  leyn.  mochte  (§.  iti);  eben  so  wen.^  bat 
van  im  CriminalrecVte  yon  der  Idee  SaWs  für  Heimlichkeit 
(Taui^wig)  iiiid  Gewalt  (Vergewalti«ung;,  welche  schon  ihrer 
Form  ^ch  ÜBici*dioWieiten  iand,  Gebrauch  gemacht  (i>eite225 
und  bei  der  Lehre  yjii  im  w  und.  dem  fafsum  so  wie  dem 
Ä€Äi«Mifii#),- endlich  bat  .man  sich  lu  wenig  dpim  bekuminCTt, 
welchen  Sund  VeiwAerei,  Brand  »nd  Raub  «ojvie  <l.j  a^ern 
Verbrecken  gegen  dieExirten«,  SjÄA^rWt  -ad  Würde  des  Staa 
»1  Karls  Zeto  Itnnabme»  (S,  3aa-«j3),  ^  ^^l"'  V  I 
nth  imd  das  BlajesläisTerbrodfeii  »^^H»»  gegenwärtigen  >  er 
liältmsse  luone»,  S*t  gezeigt,  ^^ei  aber  auch  durch  den  L^oer 
Srde.  ThlJbelieiäei  W  Wnmiderreifr-.  Weht  wahr.^^^^^^ 

W:  Der  Verfcaser  hat  «bmll  Yrm^^^ 
ersten  Beziehungen  Im  rdmisches  Rfehl»,  .welches  auch  m^  ^. 
winalrechte  den  Griiiid  bildcC,  angezeigt.      Wie  die  öe^vm 
Aufruhr,  Aufstand,  Aufliiif,  ^an^Uatio ,  siduu>,  ^f^y^^tX- 
tüs)  nebeneinander  geslflUt  imd  biemaeh  die  Straflehre  dersei^ 
bell  entwickelt  ist,  wird  Wohl  ttt  dem.bUiigen  Lr^l« V^^^^.^ 
ser  geachtet  werden  (§§.  i*9--«a*>  —  ?!L«Tcrvnreebo- 

*  densbuch  ist  die  ursprüngliche  Bedeirtong  Wig«» 
ben,   der  juristische  Charakter  dieses  Verbredieni  ^^^-^ 
Vergleichung  mit  dem  crimen  de  W  gezelg^  und  ^  «^-^hea 

.  tige  Richtung  desselben  als  Resultat  luugestei».--  V  ^  „Tebr- 
dicsem  Verbrechen  uod  jenem  der  Gewah$hätigkcit  JY  "  yj 
Systeme  des  Verf.  Raub  und  Brand  eingeschob«!  •^^^^ß^^ce 
der  Gewöhnung  an  andre  Systeme  auffallen  }  all««  ^  a«^ 
bedeutende  practische  Folgen^  den  Brand  a»  Sicherheit 
Privatbeschädigung  gehendes,  sondern  ^^^i^^^^^^Salich 
gefährdendes  eine  Reibe  von  andern  VerijiecWft^  ^»^esent^ 
chendes  deUctum  anzusehen,  und  den  Rallb  »  >^"_j^^pi. 


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,$S!Utmmmimam»  (S.269  In  der  Note  i  i  itt  dieJBeteicliiiiuig 
Titeb  and  Bnclics  iiet  angeführten  Pandditenstellell»  i4  >i»  Vers«» 
lien  :iireggeblieben).—  Ihs  eritM  de  /vi  ist  der  bistoriscben  und 
dojpMitiseiken  Ausnilirung  nach  noch  8org8ainer.a]s,i|i  JltoMAuu 
fienaWß  Cremam  wad  andern  behandelt,  nnd  die.  ^Selbsthilfe,  * 
die  als  eiMMi  deUetum  nicht  an&estellt  werden  darf,  in  die 
nöthige  l^^indung  gebracht.—  yVo  das  rdmische  Recht  jPast 

Sar  keine  practische  Richtong  mehr  darbietet ,  da  hat  der  VoHP. 
ieaes  hervörzoheben  nicht  versäumt :  er  ist  hier  sogar  gegen 
aeiiien  Zwed^  auf  dio  neueren  Gesetzbücher,  hingegaogeo,  um 
nur  nicht  einseitig  sn  erscheinen,  und  dje  gans  neue  Richtung 
dea  G^enstandes  kräftig  kervonnih^en.  Hiefurgidlil  dem  Verf* 
den  besten  Beleg  die  Rehandhrng  der  X«ehre  Uber  das  Verbre- 
chen der  geraubten  odex  beschrinkten,  mensdiliclien  Freiheit 
(S§*  >4i"-"i44  mit  den  Noten  dieses  letzten  50-  ^  Aucb  in 
^aer  Lelüre  von  den  Tddtüngen  mag  sich  zeigeu,  dala  der  Verf. 
.seinen  Gegenstand  positiv  zu  begründen  bemfiht  war;  dieses  bf* 
währt  ebenso  die  histoiische  ^deitung,  als  im  Kinytlnen^  die 
/lic^hre  Von  den  cu^poim  TSdtungeD,  (Lindermord,  SdUiirtaM^ 
'vü  s*  ir.  Wenn  eb  l|ptorisch«r  Ui^beiblick,'  .weUen  man  ai|f 
solche  Weise  erlangt,  noch  so  allgemein  is^  so.  erzeugt  er  dodi 
>ine  fteihe  von  Ideen^  dio  einen  danernden  Bindmck  Über  den 
0euit  des  rlWsdhbi  nnd  dentschen  Redkts  aorücl^laisen. 
.  diese  bellaujptung  mag  folgende  Skisie  ^mta,^  w^che  für  die-  , 
j^bigen  b'estunmt  ist,  die  das  Buch,  nicht  haben. 
^      ~  »Bei  den'  Rtoem  kam  in  der  Lehre  von  den  Tddtungen 
.,^Mer  Menscht' ('kondeidiaj  zunächst  All^  auf  den  Unterschied 
nder.Frel^  und  Sklaven  an.   Vern^uthlich  unterschied  m»n  in 
Mlteren  Zeiten  auch*  zwischen  Bürgern  und  peregrini,  und  bezog 
/nden  Begiiff  parricidium  auf  die  Todtung  eines  römischen  Bur^ 
>gers»   Ann  den  uns  übriggebliebenen  römischen  Gesetzen  er- 
.  »kennen  vrir,  dafs  die  Ux  Cornelia  die  gehörige  Bestumntheit  in 
•  »den  Thatbestand  dieses  Verbrechens  gebracht  bat.  Hiemach  ver- 
.  n^ä^t  jeder  in  die  hier  festgesetzte  Strafe,  welcher  jemanden  scy 
.nes  auf  welche  Weise  immer  nach  dem  Leben  strebt.  Der  Un- 
»terschied  zwischen  Römern  und  NichtrÖmern  war  so  wie  im 
.  »Civilrechte  so  auch  im  Crim  in  airechte  allmälilig  verschwunden, 
,  nja  seit  Constantin  kam  €:>  Ii^i  dolosen  Tödtungen,  die  allein  in 
»das  römische  Criminalrecht  gehören^  nicht  einmal  mehr  auf  den 
»Unterschied  zwischen  Freien  und  Skluvcii  eigentlich  mehr  an, 
»Das  Wort  sica  scheint  das  Verbrechen  von  einer  andern  Seite 
»sehr  zu  beengen,  allein  es  ist  die  Bezeichnung  nur  von  der  ge- 
_  »wohnlichen  Art  der  Lcbensnachstellung,  zu  welcher  ja  auch  die 
»heutigen  Römer  noch  die  meiste  Neigung  haben,  hergenommen, 
»und  weuu  CS  wahr  ist.  dab  die  Uxi  corncUa  sich  auch  auf  die 
•       1  •      "  •  •  , 

: 

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55ii      Rofshirt^s  Lehrb«  d.  Criminalrechts« 

»Verwundungen  und  schweren  Realiüjurien  bezog,  so  ist  schon 
»hierin  zu  erkennen,  wie  wenijr  beschränkend  das  Gesetz  aufge- 
»fafst  werden  darf.  Uebrigens  hatte  es  mehrer«  Capitei|  wor- 
»unter  besonders  das  de  vcneßcis  ist.« 

»Die  ältesten  deutschen  Gesetze  unterscheiden  mehr  noch 
»wie  die  römischen  nach  den  Verhaltnissen  des  Getödteten;  so 
»war  das  Wchrgcld  verschieden  nach  dem  Stamme,  zu  welchem 
»der  Gctödtcte  geliöi  tc,  ferner  nach  dem  Verhältnisse  der  Frei- 
»heit;  und  der  Unfreie,  welcher  keinen  Schutzherrn  hatte,  also 
»der  vollkommen  Unfreie  hatte  kein  Wehrgeld.  Als  ^as  Terri- 
'»tonalprincip  im  Strafrechte  aufkam,  blieb  nur  noch  der  Unter- 
»schied  der  Freiheil,  d.  h.  nach  dem  Verhältnisse  des  Volls- 
>stamiiieS|  zu  welchem  der  Getödtete  gelidrte^  wurde  niclit  mehr 
'»gefragt  ^  die  höhere  Stnfbarfceit,  wenn  eine  hohe  Person  ge- 
»tMtet  wurde,  .ist  aber  auch  noch  in  der  Carolina  Art.  124  «" 


»437  zu  erkennen.  Uebrigens  hat  die  Carolina  in  der  Lelire 
»Yon  der  TödtoDg  vid  £igenthümliches,  eimnal  durch  die  Bück- 
»ncht,  welche  sie  'auf  den  'Erfolg  nimmt,  weshalb  hier  viele 


»Satxe  in  Aswendung  gebracht  siodi  die  bei  den  Römern  nur 
»in  Betiehnng  auf  die  lex  aquäia  vorkoeamen  konnten,  das  an- 
»drenuH  dorch  die  Ausdehnung  der  crimineUeo  Strafbarkeit  auf 
»CttiiKMe  TSdtupgen  und  auf  andcäre  HaadlaogeD,  die  hinsichtlich 
»des  Zve^es  mit  der  Tddtung  zusammeohangen,  endhch  durch 
»den  Hauptunterschied  der  dolosen  TMtnngeii  in  Mord  md 

»Todschlag  u.  a.  w.€  *  ^'    j  r  • » 

Der  YaS.  glAt  gerne  «1,  dafs  dieses  jmr  Gnmdrils  ist, 
dem  es  nicht  sehen  sogar  an  OeoaniglceH  Mikf  "^Uein  seit  Je- 
liann  Friedrich  Samuel  von  Bdhmer  hat  ^  solche  Daistd- 
.langen  mcht  gemacht,  und  demjenigen,  der  sie 
Anri^ung  bringt,  ffluf»  etwas  nachgesehen  werden.  Aut  diese 
Rachsicht  Witt  der  Verfasser  überall  in  seinem  Bache  provo- 
ciren^  denn  er  weil«  sehr^  gut,  daß  er  «ch  von  «wicher 
Coniektur  hat  hinreissen  lassen.  •  •  j 

In  der  Lehre  von  den  Diebstählen  war  es  mehr  als  irgend- 
wo  änderst  nölhig,  das  rdnitsche  und  deutsche  Recht  einanaer 
gegenüber  nu  sieUen,  weil  hier  in  dem  Grundbegriffe  sowon 
wie  in  den  Quiilifieationen  und  daraus  entsprin^ien den  Arien  a 
Diebstihle,  nicht  weniger  endfick  in  der  Bestrafung  derseiD^ 
die  Carolhia  ihre  eigene  Richtungen  darbietet»  In  solchoi  f uw 
ten  bitte  dann  der  Verf.  das  altere  deutsche  Recht  besser  Ken 
nen  soUißn,  allein  er  hoflft  mit  der  Zeit  hier  mehr  ^^i^^"  . 
kdnnen.  ludessen  wird  jeder  billige  Beurtheiler  die  Fruchte  mc^^ 
verschmähen,  welche  eine  genauere  Vergleichüng  mit  dem  ro» 
.sehen  Redite,  die  hier,  so  weit  der  Compcndienvortrag  es  w- 
laubte,  versucht  ist,  getragen  hat.    üeVig««»  ^ 


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Rofshirfs  Lehrb*  d.  Crlminah  echts.  553 

,  Iiemuht,  bei  cler  Auffahrung  der  einzelnen  Arten  des  Diebstahls 
dem  Geiste  und  der  Form  d.  i.  sogar  dr-r  äusseren  Ordnung 
nach  sich  möglichst  «n  die  Hauptqueüe  nämlich  an  die;  Carolina 
zu  halten.  — 

Gewifs  entgeht  auch  Niemanden,  dafs  der  Verf.  in  der 
criminaliechtllchen  Aufstellung  der  Körperverlet/iingen  und  der 
Beschädigung  der  Sachen  sowohl  dem  Systeme  als  der  inatert- 
elleii  AusfiÜrrung  nach  einen  neuen  Weg  betreten  hat  in  crstcrcr 
Hinsicht  dadurch,  dafs  er  die  Lehre  unmittelbar  nach  den  Tod- 
tungen  und  Diebstählen  aufgestellt,  in  der  andern  Hinsicfit 
dadurch  ,  dafs  er  sie  dnrcliaus  auf  die  zusamnicnkiiji genden 
Principien  des  römischen  Hechts  gegründet  und  uusljesoudre  tlie 
Richtung  der  Körperverletzung  als  Realinjurie  und  damnum  iri'- 
jutia  datum  gezeigt  hat.  Die  Beschädigung  ist  nach  aller  Aus- 
dehnung insbesondre  mit  Rücksicht  auf  die  P'ällc  der  rn1pn<^rn 
Beschädigung  behandelt,  dabei  wird  man  sowohl  bei  der  Kör- 
perverletzung als  bei  der  Beschädigung  der  Sachen  die  pracii- 
schen  Resultate  sorgsam  hervorgehoben  finden  (§5«  189). 
—  Die  Lf  lire  von  den  Injurien  ist  oft  in  Lehrbüchern  des  Civil- 
rcchtä  ausdrucklich  in  das  Criminalrecht  verwiesen,  und  wird  in 
andern  wenigstens  nicht  umfassend  abgehandelt.  Der  Verfasser 
konnte  hier  zum  Theile  eine  fleissig  gearbeitete  neuere  Schrift 
benutzen  (Walter  über  Inj.  im  Archive  des  Cr.  Ris.  IV.  Band 
II.  Heft  Seite  286  ff.)  hat  sich  aber  nebenbei  vorzüglich  be- 
müht, in  der  Lehre- von  den  Eintheilungen  der  Injurien  und 
von  den  Rechtsmitteln  aus  denselben  den  slrengposiliven  Weg 
einzuhalten,  weshalb  er  aüch  nicht  selten  von  einzelnst  neueren 
Ansichten  abweicht, —  Bei  den  Fleischesvcrbrechen  hat  der  Vf. 
im  Allgemeinen  di^  Darstellung  und  den  Geist  der  Carolina 
ganz  angenommen,  doch  überall  die  Ansichten  des  romischcn| 
canonischen  und  älteren  germanischen  Rechts  in  Berücksichtigung 
•  gezogen;  vielleicht  kann  aber  dem  Verf.  besonders  hier  vorge? 
worfcn  werden,  dafs  er  die  Glosse  nnd  die  spätere  schrifUteUc? 
rische  Verarbeitung  bis  herab  auf  die  Carolina  so  wie  das  ger« 
manische  Recht  nach"  den  Quellen  besser  hätte  studieren,  und 
die  Resultate  davon  in  seinem  Lebrbuche  aufführen  sollen.  — - 
lieber  die  Fälschungen,  welche,  weil  hier  der  menschliche  Geist 
alle  Kräfte  aufbietet,  auf  dem  Wege  zum  Verbrechen  den  Schein 
des  Rechts  zu  erhalten,  die  feinsten  Beziehungen  darbieten,  ist 
in  den  neuereu  Zeiten  Vieles  durch  Sammlung  von  Erfahrungen  und 
philosophische  Verarbeitung  derselben  geleistet  worden  und  die 
Alten  mögen  sich  hier  schwerlich  mit  uns  messen  können ;  allein 
es  ist  oft  die  römische  Idee  und  die  Ansicht  der  Carolina  dar« 
über  so  in  den  Hintergrund  geschoben  worden,  dafs  man  nicht  1 
einmal  die  gehörige  Keife  xum  Verstehen  der  rdratscben  OesetaM 


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5$(     )M*Mrt'9  Lchr^  d.  GnmMrecbls. 

iosbesondre  «.r  Eitisiclit  des  V«A5kni«l«  itt  «ä^/Jd  m 

■  ,tMor,<,n,s  erlauben  konnte.  Wen»  ia  Verf.  «  Bwidmiig  «f 
die  Daistcll.ing  der  lex  Cornelia  als  ttHamOtam  mi mumOM 
in  ILroni  Z..sam.nenhm)gc  einige  Conjekluren.  «ch  erfanbl  K 
so  schadet  diese»  doch  nirgends  dem  Residtate. .  h*« 
sicli  wie  bei  dem  cnmai  de  vi  an  das  jnslmianiscIt^RecM  UM 
dcHen  Auslegung  gehallcn,  und  der  Practikcr  darf  «1»  W« 
^vou  Gebrcuch  machen.  —  Im  Einzelnen  erschein»  hier  «t 
MinzeUtchun«  an  der  Spitif;;  die  Neueren  haben  sie  oR  n  de» 
«Hcenannten  s"aalsverbrecl,e,i  gesleUt;  auch  die  Römer  gewaMP 

Verbrechen  eine  Seite  ab,    vvornach  es  dahin  g«"«"« 
»irde,  aber  die  »um  Grnn,1e  lirgende  Idee  der  Verletzung 
Maie*!«!  kt.doch  verschieden  von  der  Ansicht  der  >  euereu  uher 
Jen  BÄugriff  in  das  Mün?regal.    Daher  kam  es  ...cl.,  daft  jM 
;  S^^^VMMinp  Verbrechen  bei  den  Sta»tsverbredk« 

IXhren  kcnj;  irftrend  die  Römer  es  nur  Anndu« 
iiMt  b«iimmten  ^animu,  4»  Verbrechers  <J"h'" .  . 
K^E«tWHAelung  der  einrelop»  yerbrecherischen  f'^""""8f " 
i  HUblUk  «/die  Carolin.  1»d  die  neuere^  Miliaverhaltnisse 

•  W«^en.    Die  übrigen  Fälschungen  könnte  ina«  •  B<^ 

•  Sr^a»f  die  Carolin.,  wekhe  die  wichtigsten  P  -'^'r^ 

■  CLiS,  «d  «f  das  römisch.  R*cbt,  welclie.  w,e  nberaU  s. 
iSbW«  «««isl«cl}  i«.  «  unbeua..n.e  eintheden 
STvW.  SJWm^  ««le  Eiütheüunge«  begnmden  woj^ 

«ittelba^ea  ApW«»«»"«  »«"'■S  »«^  UK^hten  Uebersich» 

besehen  k«»nte  im  V«rbr«cfce»,  «tor  d«f  ^  „.,tem»- 

So«  if./r,^«  abgeh«HWt  W«rd«,  we  «  auch^»  d  » 
tischen  Werken  tBr  £«  A^wmdug  d.  i.  m       "  t^aiichc» 
»etzbüchern  »elier  g«cWeht  j  dagegen  «  «'»«f  rTf,  s«tcma- 
Werke  über  geiMniM  deolldM»  •  ^eAn- 

iisch«  Gesichtspunkt  d«r  i«is»OMebaftIicfc»  «i"^*"  "j  i  „  diese 
gäbe  der  Gattung  nicht  wiBlIglH«  konnte 
Quelle  die  fragliche  ^e*«*  «-ÄBkrt.  Af  '^"'?*^*"  Joches 
.  der  entgegengesettte  W«P  in  di«Mi*  I*«*"*?*»  ^eidc: 
etwas  auf  die  historiscbe  Manier  W  gut  '"^^^  IT  445)  hier 
jdeiwegeu  ist  sogar  auch  der  MtiMt*  /Sf^'flAr'i,»»  da  d"* 
Srwähnung  geschehen  und  sichtber  die  "«e^i^»"*"'^ 
ju»dniaui$eh-rö<nische  Recht  geltende  Säe/Http^  •»»  . 


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f 

1^ 


demselben  auf  der  Seite  liegen  zu  lassen,  soitdern  vielmclir  über* 
all  anzugeben,  ob  und  in  wieferne  die  römischen  Anstellten  auf 
unsere  Zeit  verändert  gekommen  sind.  —  Die  Verbrechen  der 
Staatsiliener  können  in  Beziehung  auf  das  gemeine  deutsche  Recht 
nur  nach  römischem  Rechte  dargcstcJit  werden;  Particulargesetze 
andern  und  erganzen  hier  vielfach,  es  kann  aber  von  denselben 
im  Geiste  der  ncliti^en  Ansicht  des  deutschen  Kechts  überhaupt 
Nichts  für  das  gtJiüeine  Recht  abstrahirt  werden,  wie  Leyscr 
und  andere  gcthan  haben.  Der  Anhang  über  die  gemeinrechl" 
Lohen  Poliieiübertretungen  ist  auch  etwas  Ncurs  am  Buche,  wor» 
nach  frühere  Ansichten  und  Darstellungen  berichtigt  wei  den  sol- 
len. Das  Bii^ch  schliefst  mit  e'mcm  BlicVc  auf  das  Gaa^e  der 
Quellen.  — 

Der  Leser,  welcher  bis  hielier  gefolgt  ist,  möge  noch  eine 
Ansicht  vernehmen,  lu  deren  Mitlheilung  sich  der  Verf.  dieses 
Buchs  gedrungen  fühlt. —  Um  eine  Gegend  schön  oder  schiecht 
zu  findef),  mufs  man  sie  durcbwandelt  oder  wenigstens  über«* 
blickt  haben ;  um  über  Altes  und  Neues  vergleichend  zu  urthei* 
leUf  mufs  man  beides  gleich  gut  kennen,  um  bessern  lu  wollen, 
mufs  man  Meister  seyn.    Unsere  Zeit  wohlgefällig  nur  sich  im 
Auge  haltend,  nicht  selten  vornehm  über  das  Alte  hinwegsehend, 
»ich  für  practisch  weise,  und  jene,  welche  ausser  ihr  die  Weis- 
heit suchen^  für  Pedanten  aus||;ebendr— ist  sie  die  Meisterin,  und 
kann  sie  sich  also  versprechen,  kommenden  Jahrhunderten  zu 
leuchten?    Unwillkürlich  ist  hier  der  Total  -  Eindruck  w\t^ 
dergegeben  worden,  es  darf  aber  auch  nicht  verschwiegen  wei^ 
den  dafs  unsere  Zeit  mehr  einzelne  kräftige  Männer  unsrer  Wis« 
senschaft  trägt,  als  das  vergangene  Jahrhundert.    Wenn  dahvr 
unsere  Zeit  dem  Bildungstriebe,  der  instinktmässig  sie  bewegt^ 
nicht  widerstehen  kann,  so  zügle  sie  ihn  doch  dahiii,  dafs  sie 
diejenigen  herausfinde,  welche  als  Kenner  der  Vergangenheit  und 
als  gründliche  Erforscher  der  wirklichen  Fortschritte  Nichts  Gu- 
tes verwerfen  Nichts  Schlimmes  behalten.  Schoo  ist  in  den  neur 
eren  GeseUgebungsw%rken  Deutschlands  Manches  Gute  der  alten 
•Welt  verworfen.  Manches  verderbliche  Neue  eingeführt,  und 
lange  noch  nicht  Alles  abgelegt  worden,  was  aus  unserm  Stand* 
punkte  verwerflich  scheinen  mufs.    Die  Hauptursachc  dieses  Un- 
glücks ist  anerkanntermassen ,  dafs  immer  Alles  in  einem  Gusse 
gegeben  werden  soll,  wobei  dann  überall  eine  gute  Zahl  irou 
Unvollkommenheiten  sichtbar  wird.  Würde  man  zu  trennen  ver- 
stehen, wo  man  in  der  Regel  am  Alten  festhalten  soll,  und  wo 
es  wirklich  Noth  thut  zu  bessern,  so  würde  man  doppelt  ge- 
winnen, nämlich  dafs  man  in  den  Rechtsverhältnissen  der  ersten 
Art  nur  da  änderte,  wq  der  Drang  der  Umstände  und  also  reine 
firfabrung  zur  Aeadmoag  bestimiBtey  «nd  andrerseits,  d«b  man 


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.  656      KobbiH'»  Lehrb.  d.  CrmdulMclbft.' 

in  den  Verhältnissen  der  zweiten  Art  ohne  Aengsth'chkcit  radical 
v^fahrci)  durfte.    Alle  diese  Voraussetzungen  sind  deshalb  ge- 
ni»rl»l,  um  ein  Wort  über  das  Werk  der  CrimitialgeselzgebuDg 
s]irecbcn  zu  k(5nncn.    In  Beziehung  auf  diese  ist  zwar  in  den 
liwueren  Zeiten  selbst  von  denjenigen,  welche  neue  Grsetzgebon- 
gen  übeilianpt  nicht  für  rätblich  finden,  zugegeben  worden,  dafs 
man  wohl  hier  leicbter  einen  Schritt  thun  dürfe,  eben  so  wie 
im  Rechtsvertiihrcn ,  weil  hier  die  Rechtsbildung  zufälliger  sey 
und  wecken  dps  unmittelbaren  Zusiimmcnhtinges  mit  der  Staats« 
Verfassung-  mehr  von  oben  ausgehen  könne.    Allein  sowie  man 
überhaupt  ohne  Unterscheidung  selten  zur  Wahrheit  kommt,  $o 
ist  CS  insbesondere  auch  hier.  Eine  genauere  Ansicht  der  Dinge 
im  Criminalrechtc  führt  bald  dahin.  Jene  Gruncls:il/.e,  die  eben 
so  tief  in  der  Ansicht  und  dem  Leben  der  £iu2eln€n  wnrzeln 
müssen,  i^ie  die  Satze  4es  Pri?atrechts  von  den  andern,  die  zu- 
löUig  sind  und  gewissernuiasen' WiilkührHich  seyn  dürfen,  zu  treu* 
treu.    In  die  erste  Oasse  gehöre»  dte  Sätze  über  die  Willens- 
iiesiinHDnng  n»d  Wiiliitsäusiening  des  Verbrechers,  über  die 
dataus  resultirende  Zurechnung  und  MUderang,  feiiier  über  den 
-  verbrccheri^c  Ix'n  l'hatbestarid  im  aUgemeinen  und  die  davon  Jih- 
liinglraden  Begriffe  von  Vollendung  und  Vcranch,  endlich  libcr 
den  Thatb^nd  jedes  einzelnen  VeibreelienSi    Aus  »llrn  diesen 
Beziehungen  mrtS%  ja  dtjr  Einzelne  «messen,  was  Vcrbreclien  ist, 
und  M»  wie/trae  er  Vetbrecker  SC711  wfiyde.'  Dieses  bihTs  dec 
IHmekie,  in  sofetne  es  fö§uw-  ist,  to«  Xogend  erfahre»,  tt\tst- 
«es,  und  dieses^  wefcbes  iso  vBwikftötlick^  zw  Ansic^  und  zun 
Princty  des  Handeli^  im  gaium  Volke  whd,  soU  «d  ktnn  eine 
gesetzgeberische  BfeebtstiiMiie  «cbt  ladif»,  ohne  zu  täuscbcn. 
£s  bt  ein  noeb  grÖs^ever  DmeCisaMS,  iieiie  Verbrechen  oder 
iteue;0)iali6oatioiwa  duvcb  ein  ftidi,  welcbe»  der  geringste  Theil 
des  Volkes  liest  und  lesen  harn,  »'s  Leben  föbren,  odcrOrondr 
sltse,  wie     B.       4sl,  daft  «ir*  den  doku  prasiunirt  werde, 
metidnireo  zu  wollen,  ab  Pitvatrecbte  se  kranken,  denn  hier 
«M^ebf  der  Staat  diüNsb  sane  IfacbfroUtomnieiikeit  dach  oqr ' 
Erworbene  Gäter,  dort  spielt  er  nb  den  tebee  mid  der  Fwt- 
^eit  seiner  UnterthMMfD.  Hiemil  sohebt  mir,  mm  bervorzuge^ 
iieit,  dals  der  bei  webei»  grdbteThca  de»Cnmiuilrechies  cbea 
so  sehr  elfter  wiUkfirMcbe»  Vetfiodeniag  dureb  Ow»^^ 
enteoge»  bt,  wie  das  ganze  Privatreekt;  Aber  so  riel  ist  an  da 
•nitgegcngescttleft  Meindog  wWir,  dafs  die  etozelBfn  Stratubet 
s«%vokl,-  wie  die  angenoamieiie' Stufenfolge  derselben  •^^^"."f* 
Sätzen  der  Zweckmassigkeb  beraken,  auck,  dab  der  Staat  leicht 
«ur  ei»  einlebe»  Vefbrteken  ei»e  andere  Stnfe  «etien  konoe, 
wenn  er  dadurcb  eme^  bcsme  WiAimg  sick  rerspricht.  öicr 
ist,  mn  bei  der  lUiiÄmweiidung  CoMeqaMut  »t  eikakcn, 


.  !€2nk{W  ehinirgicale  par  AiiittHis«  SS; 

allgemeiDgesctzRclies  Nonnadv  sogar  Ucbsl'  Wunschenswertli,  nnd 
von  Zeit  tu  Zeit  uiieotbelikficli)  und  btcr  mag  sich  auch  der  Ge- 
Betzgeber  an  so  grös&ere  Freiliett- lassen ,  als  er  dieselbe  uuf 
des  andern  Seite  m  concrtte  dem.  Richter  gönnen  juuTs.' 

Aus  dieser  Darstellung  erli^ärt  sich  daun  aurh  die  Tdec, 
•welche  der  Ansicht  tvm  Gründe  liegt,  dafs  der  VerLiechei  tli« 
Grösse  der  Strafe  nicht  zu  keancp '  brauche ,  während  die  faclif 
•iche  Univi Steilheit  in  .Hinsicht  auf  den  Begriff  des  Verbrechens 
entschuldip;t ;  mit  andern  Worten:  wer  weifs,  dals  n  ein  Ver- 
brechen begeht,  fallt  in  die  gesetzliche  Strai'e^  aucli  wenn  ei  die 
Grösse  und  Art  derselben  nicht  kennt. 

Wenn  sich  nun  die  neueren  Gesetzgeber  von  der  Richtig- 
keit dieser  Ansicht  überzeugen,  so  haben  sie  sich  ihr  Geschatt 
sehr  erleichtert,  indem  sie  bei  der  criminalrechtJicheu  Säi/e 
Nichts  zu  ändern  haben,  und  ilire  ganze  Thätigkeit  darauf  vow 
centiiit  werden. darf,  ein  zweckmässiges  Pönalsv«>tem  uufzustei- 
len,  und  es  auf  die  einzelnen  Arten  der  Verbrechen  anzuwen- 
den,  nicht  weniger  ein  zweckmässiges  Untersuchuug^s-^  Abiu- 
theilungs-  und  Vollziehungsvcrfahren  anzuordnen. 

Vielleicht  möchte  aber  gerade  durch  diese  Ansiclit  Manchem, 
der  den  Gesetzgebungswagen  fahrt,  die  Arbeit  erschwert  wer- 
den, weil  der  Wagen  nach  unsrer  Ansicht  schon  zu  bcladeu 
ist,  und  er  diese  Last  vor*AUem  kennen  lernen  mufs,  be- 
vor er  wcij's,  was  er*  zuladen  soll;  man  wirft  leichter  den 
gaozen  Wagen  um,  und  ladet  ihn  nach  seiner  Bequemlicli- 
keit,  aber  der  gcscjiiickte  Auflader  mag  zusehen,  ob,  nicht 
nach  kurzer  Zeit  von  *«nem  andern  auch  seine  Wnaren  aus- 
geworfen  werden,  und,  diejenigen,  für  welche  die  Ladung 
gesdiieht)  mögen  zusehen,  ob  2Me  nicht  auf  diese  Art  ihren  Scliar^ 
▼erüeren- und  wabfaMclibares  M«t«riale  cinffibren."  tJebrigens  ist 
es^  sondesbar^  dafs  unaase  Welt, weder  mliVirte  Vorbersagunj^eii 
mehr  hdrt,  noch  die  iklitciide  £<I^Jirtt|ig  eines  einzigen  ue^ 
cenoii«  "••^  •  '  t  •  '  '  t 

•   >       •     ,f  \ 

CUni^üe  chirw'fftcale  ou  ReceuU  de  Memoires  et  Ohserwatiom 
de  Chiriiigie  practique  par  N.  Ansiaoz^  pii^  i-Mgt  chea 
J,  J.  Desott  §846.  XJII  ä.  »i;^  S,  8*         •  * 

Ia  der  Vorrede  Ibeifterkl' der  VI*./ data  dieses  We^  «meli  rein  i 
piiiBtischen  Zweck  habe.   Es  besteht  aus  mehreren  ^handhin* 
gen,  welche  ads  der  ZnsamitteflMcihing  fiiier  gewisacn  Atisahl 
BeplNidMi|i^;eB  etwiMhaeSj  w4  m  euiealiMii  That«* 


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I 


558        Uiüique  cbii  urgicaie  p«r  tmaassau 

wStiWy  an  welche  sich  entsprechende  Folc^crunoffe  knüpfen.  Ei- 
mat  mcdicinisch- gerichtliche  Abhandlungen  sind  beigefügt. 

So  verdicMtlich  es  auch  ist,  durch  richtig  angestellte  Be- 
obachtiifimi  üliscre  Kenntnisse  über  die  Stornngen  des  Lebens 
uod  deren  ver«;hiedcnc  Firmen  zu  erweitern,  elicuso  uacliihti- 
ist  es,  wenn  diese  Beobachtungen  mit  Oberflächhchkeit  und 
in  «a  geringer  Aniabl  gesammelt,  uns  verleiten,  trügliche,  uU 
Mcftdiemge  SeWusse  zu  bilden,  wenn  wir  vergessen ^  dais  jede 
Bed>ael)tttng  nur  tndividneil  ist.  ,         i      i  r 

.  Es  ist  «alliisbnr,  dafs  in  dem  vorliegenden  Werke  v,el  Ou- 
Vt$  enlWten  ist,  allein  der  Vorwurf  der  OberOächlichkcit,  wekl^ 
in  ein-eiii  Weike,  dirs.  fmüglich  för  Schüler  bestuumt  ist  i^. 
lOa.^.  besonicTS  Wlte  vermieden  wefden  sollen  tr.m  nci.i 
selten  den  Vcff.  Ans  der  kuncn  Anzeige  des  bibaltes  dieses 
Werkes  wird  sieii  d*s  Ree.  Angabe  bestätigen. 

Die  erste  Abhidlmlff '  bandeh  W  der  Behamllun,^  des 
Trippers.,  Der  Verf.  stefft  darin  retscbiedene  ßeobacbtuugeü 
auf  raus  welehen  er  das  Resdtet  »eht,  dafs  se^st  .m  enu««  - 
hebe"  Stadium  des  Trippers  die  bdkmischen  Mme  angewen- 
det werde»  dürfen,  drfs'^Ui  Anwe«djJ»g  dies«.  »I^^ 
keit  mexkUch  ünd  dimc  NtchÄetH*  de»  Palittitcn  abgekunt 

""''^Nach  des  Verf.  Ansiebt  Wird  die  gilnstige  Wirkung 
die  vermehrte  Absonderung  D««^«^ 
mehrte  und  veränderte  Absondiaruug  ericn- 
abffcsundcrt  werden  soll,  biwvdllgwacbt.  j "J;^  a„f  . estoll- 

r,cS,  aafs  die  u-seführ.«  ^^'^^'^^^^^^J^tu. 
ten  Rcsultaic  nicht  berechtigen.  Eine  •«i*«**^*™^^  i.eser 
i,.  vielen  FäUen  verderbliÄ  werd«..  W«  ««a«  »  . 
Au.«.ge  noch  bestärkt,  wentf  wir  dteBeol»äi«««gen  ksen  v. 
che,  wegen  Mangel  aller  Tiefe,  nidkt  geeignet  wAy^  6 
einem  Resultate  zu  führen.  .  '  ,  ,  "  v.rf  «iieii  nwli 
In  der  crtte»  Beobachtung  «r^öbali- 
uureinem  Bcischlafe  entstandenen  Tripp«  dM**?^  ^Campfcr. 
chea  Mittel  (Ausdruck  des  Verfs.),  t,  „folrt» 

Opium;  es  war  eine  heftige  EnUÜndung  «J^S^''^  ^,"„"0^^ 
ein'e  Ve'renge-g  der^ Harnröhre.  7^*««^^^  S  '«- 
der  Kerken  wich.    Das  nämliche  I"**?*^-!*™!?*«»  hf 
teumal  in  dieselbe  Krankheit  und  "^rf^nfn, 
handelt;  d^s  Ucbel  wurde  chioiusch  tmd  ^  jj^i- 

brauche  de»  CAa/arf'schco  Tränkchens gehoB»  " 

Bs  besteht:       mwitb.  Spirit.  vin.  BaUam  de  C<>r^  ^f'^ 
diu  D«c  Vsrf*  bedient  sich  immer  dieser  MisciumK* 


«  ■ 


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I 


Clinique  cliirurgicale  par  Ansiaux.  569 

vidanm  beknin  spat«r  i^oeh  tweimai  den  Tripper,  Moh  iW  aber 
iiDmer  mnerlialb  viet  Tage  tmh  aas  C^hopart'scUe  TrSnkchen« 
Hier  isi  das  OberflScbltche  in  der  Beobachtung  ntclit  zu  Terkcn- 
aen«  Das  Indtvidniuki  bekam  im  jcrsten  Anfalle  Strikturoi,  im 
'steu  den  Nacbtripper,  gewifs  nur  deswegen,  weil  die  EatzSn» 
dmig  xa  wenig  bekämpft  und  berflckstchtiget  wurde.   In  dem 

~  idfttten>  und  vierteil  An&Ue  war  der  Tripper  sebr  mHd'i  wie  er 
gewffbnliek  bei  solchen  ist  ^  die  schon  (Hiera  an  diese»  pMIk 
gelitten  habtny  und  es  ist  nicht  «nmal  erhoben ,  -ob  auch  diese 
Tripper,  welche  daa  C4i^40*lVche  TrSnlich«  so  s€hnefl>  entfernte^, 
winüich  durch  Aneteckuno;  erfolgte,  was  Ree.  bexweifeit. 
;  .  Es  stiaunt  die  ErlaMiing  der  bewährtesten  S,chriftit^er, 
bh  nenn«  nur  eiocn  Hnfehmdy  dafür  |  daTs  nujr  durdi  das  kräf«* 
tige  aiitiplilogistiidie  Veriahrtn  Im  entaündlichan  Stsdium  der 
Nachtripper  verhfltet  werde,  da  tJebenreitzung  einen  h^arn  Grad 
der  Schwächung  nach  sich  sieht,  als  Entxiehuiig  der  Reitze  bei 
orhAhter  Lebensthütigkeie.  Es  ist  Bekannt,  dafs  die  ^on  dem 
gemeinen  Volke  nach  eigenem  Gutdünken  gerauchten  balsami* 
sehen  Mittel  Vcrkärtungen,  Vereiterungen  und  conscn^uelle  Vef^ 
breitBQgen  drr  Entzündung  bedingen.  Und  gesetzt  auch ,  es 
fände  dieses  nicht  Statt,  so  würde  doch  durch  die  schnelle  Hem- 
mung des  Ausflusses  des  'l'ripperschleims  gewifs  die  Verbreitung 
des  Gifts  begünstiget.    Denn  wo  Coiitagien  auf  eine  schleimab- 

'  sondernde  Pläche  einwirken,  da  sucht  die  Natur  dein  liefern 
Eindringen  eine  copiöse  Bienorrhöe  enloef^eniUset/,en.  Recens. 
glaubt  daher,  dafs  des  Verfs.  Verfahren,  aJs  weder,  einer  gesun- 
den Theorie,  noch  gereifte^.'  JEafahruui;  entsprccbendj  ver- 
warfen ist.  *  '  "  . 
In  der  zweiten  Abhandlung  über  die  Behandlung  der  Sj- 

'  philis  durch  den  rothen  Präcipitat  führt  der  Verf.  ein  neues 
Verfahren,  dieses  Mittel  anzuwenden,  auf.  Er  lafst  nämlich,  nach- 
dem der  Patient  durch  ein  Abfühnnittcl  und  durch  einii^e  Eäder 

»  vorbt reitet  ist,  lo  bis  3o  Grau  dieses  Mittels,  trocken,  oder  mit 
Speichel  vermischt,  in  die  innere  Flache  der  Unter-  und  Ober- 
.  Schenkel  nllmählig  einreiben.  In  einigen  Fällen  genügten  3o  Ein- 
reibungen,  in  andern  waren  deren  sechzig  vonnöthen,  um  die 
Heilung  herbei  zuführen.  Selten  zeigten  sieh  Spuren  der  Sali- 
irallon ,  sondern  gewöhnlich  verschwanden  allmahlig  die  Zufalle, 
ohne  dafs  örtlich  antisyphililische  Mittel  angewendet  wurden.  In 
allen  Beobachtungen  des  Vfs.  soll  die  Heilung  radikal  gewesen 
$eyn.  In  einigten  hartnäckigen ,  selbst  dem  Sublimat  nicht  »  ei- 
chenden Fällen  war  dieses  Verfahren  hilfreich. 
.•  Es  mochte  dieses  Verfahren  nicht  verwerflich  sevn  wegen 
der  'W  ohifeilheit  und  gelinden  Wirkung,  wenn  wir  von  der 
sichern  Wirkuni; .  durch  mchrfiütigc  Erfahrungen  überzeugt  wä- 


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äÖOi        Clinique  chiruijgicale  par  Ausiaux« 

ren ;  besouders  würde  es  Anndimung  verdienen ,  well  dabei 
das  Beschmutzen  der  Bcttgerathe  und  ivleidunfjsstücke  vermieden 
ivird,  was  bei  dem  andern  Friktionsvcrfaluen  der  l^all  nicht  ist« 
Kec.  hätte  gewünscht,  hier  zu  vernehmen,  in  welcher  Form 
und  bei  weichen  Individuen  dieses  Yeriaiiren  Yonnjctweite  Statt 
fiade.  •  ■  .■  ■■ 

In  der  dritteii  Abliandlung  sucht  der  Verf.  Rickirm^sAafi 
sieht  über  die  organischen  Veränderutigen  der  Leber,  wejcke 
Folgen  der  Kopfverletzungen  sind,  durch  eigene  und  durch  An- 
derer Erfahrungen  zu  widerlegen.  Er  sucht  zu  beweisen,  dab 
ohne  vorausgegaugcfle  Er>clattterung  bei  Kopfverk;z,Lm-ca  auch 
Störungen  in  der  Leber  sich  zeigen,  dafs  die  lieftigstea  ürschüt- 
teruiigeu  des  Körpers  Statt  finden  können,  ohne  dafs  sich  krauL- 
liafte  Verändeniiigeu  der  Leber  darstellen,  dals  in  einigen  Fal- 
len, als  Folge  der  Krankheiten  des  Gehirns,  welche  ohne  äussere 
Gewalt  entstunden,  cousecutives  Leiden  der  Leber  beobachtet 
wurde.  Der  Verf.  glaubt  daher,  dafs  Desaidt*s  Erklärung,  wena 
;juch  gleich  nicht  befriedigend,  doch  noch  die  passendste  ist,  ver- 
möge welcher  das  gleichzeitige  Auftreten  dieser  Störungen  durch 
einen  besondern  Consens  zwischen  Gehirn  und  gastriscbeai  iijf 
•teBi|  in  letztem  voruiglicb  der  Leber,  erklärt  ,  wird* 

Wenn  wir  auciii  ntclit  in  dien  Fälen  Mhertm^s  Ansicht 
htW^tX  fimlen,  io  h%  doch  uidäugban  dafs  diwlbtf  in  den  mei- 
sten fnflen  als  ricbtig.  sieh  darstellt  Kec;  kennte  dtför  aoe  ei- 
gene Beobachtung  Aufführen,  w^he  Hichargni^s  Aosicbr  unm- 
derlcgbar  unterstfitat.   In  andeito  Fullen  mtoen  W&r 
d«s  ffleldixeitige  Auftreten  dieser  Znstfinde  nnerkUrt-hoieii,  iM 
die  Erklärung  Desault's ,  weiche  doch  etwi^  nnerkfiiiMr 
Uart  nans  hierfiber  nicht  anf.  iZnrWuPf  Mebonjif  wird  i^xaA 
nicht  widerlegt,  dafs  bei  Hirnen tzündung  von  umefn  Ü»wb«^ 
auch  Ldbedeiden  erscheint ,  denn  in  dt«»em  Falle]  War  ^e  aii^ 
wirkende  Ursache  vermögend  gleichzeitig  inr  beiden"^  Organen 
Entzündung  zu  setzen,  was  nicht  in  der  Besidkni^  die^^w 
gaue  gegeneinander  gesucht  werden  darf,  indeffl  sonst  bei 
der  Hirnentzündung  Leberleiden  sich,  einstellen  lBfl&ite|  IWJ^ 
gen  die, Erfahrung  spricht,  '  "  i 


* 


3a  .    Heidelberger      '  1822, 

I  Jahrbücher  der  Literatur. 

l     ■  '  ■     •  ■         '  ' 

Ciimiqu9  Chirurg itaie  par  Jbtndvx. 

V  !  .   /        (5  f  i  c  *  /  «/!•)  ^ 

Die  vierte  Abhandlung  handelt  von   dem  Karserschnitte  und 
dem  Schoosknorpelschnitte;  beide  können  nach  tUs  Verls.  An- 
sicht mit  Erfolg  verrichtet  werden.    Allein  in   cin/.eliien  Fallen 
verdient  der  Schoosknoi  pelschnitt,  als  \veiiiger  gefährlicher  Lin- 
griff,  dru  Vorzug,  wo  hingegen  tlor  Kayserschnitt  in  ein^elnrn 
.  Fällen  wieder  das  ein/jge  Heilmittel  bleibt.    Doi  Verf.  verwirft 
'mit  Daudelofjue  die  Zerstücklung  des  Kindes;  scheint  abfr  auf 
jene  Fälle  niclii  gchöiig  Bedacht  zu  nehmen,  in  welchen  es  die. 
Pflicht  des  GeburislK  ilcrs  erheischt  die  Enthirnung  vorzunehmen, 
auch  erwähnt  er  der  kiinsllichen  Frülig»burt  nicht,  welclie  bei 
Zu*:njunenstcllung  einen  Plat*  verdient  hatte. 
Dei  \  elf.  slelh  nicht  iu  Abre.le,  dafs  der  Rayserschnitt 
tmt(  r  die  gefährlichsten  Unternehmungen  der  Wundarzneikunst 
gehöre,  allein  er  zeigt,  dafs  in  vielen  Fallen  der  gute  Krfolg 
das  heroische  Unternehmen  krönte.   -lEr  beliauptet,  dafs  das  zu 
lange  Verschieben  der  Operation  vorziiglicKe  Ürsache  des  hau6g 
^folgenden  ungünstigen  Ausganges  ist,  und  verlan.<t,  dafs,  in  den 
Täieoy  welche  diese  Operation  indiciren,  beim  Eintritt  der  ei« 

f entliehen  GebaVtswehen^  bei  einer  zum  Ausflusse  der  Lochien 
iDlanglichf n  Erweiterung  des  Muttemiindes  zur  Vomalifne  der 
Operation  geschrttien  werde.  Wartet  nuin  liiuger,  so  erschöpft 
steh. die  Thätigkelt  des  üiei'us*,  er  \ilt  .akdanii  stellt  melir  rer» 
mSg^d  sieb  ziisaiDiDenzuzielieu ,  die^lVonde  dcf  (Tierw  bleibt 
klaffend^  et  ^btstehen  Blatiingeo^  Die  Operation  ist  leichter,  wenn  . 
iiie  vor  dem  Ablaufe  der  Wasser  vorgenommen  wird.  Der  VL 
bemfeijkt  (S.  03.),  dafs  .bbWeilen  die  GebäHrmatter  unthätig 
bleibt,  nUd^^siiirli  nieht  zusanimen^ieht.  AHeio  derselbe  beachtet  nicht, 
dafs  oft  dijest»  Unvermögen  des  Uterus j  in  dieBec^eohÖhle  sich 
iiuriicL^uzieh^ii,  dem  üogtinstigeii  Bauft  des  iBeckient  JuaiuMirei**' 
/  ban  ist.  Die  Beschreibüng  d^  Operattonsatelhadea,  von  wel* 
eben  d^- Verf. '{pur  swei  auffuhrt,  entli^t  nichts  Neues.  Einmal 
(ßt,  65)  opcrirte  der  Verf.  naeh  Latweaui  bei  einem  diffocncia 
lodividttamy  dejj^en  gebogene  OberschenU  das  HandwtrkiD  «if 
ätt  Li'ttea  Md  ooasäglich  machten« 


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56a        Cliniqae  cliirurgicale  par  Ansiaux; 

•  DetYtrt.  e.iebt  «»•  korieGcscl.ichte  der  Symph/scolomu, 
.«l,be«l.r«ibt  dfese  Operation  und  die  ZuMe^clohe  L,s«  e,. 
1«,  darnach  fol««>.  Er  rocht  n>  beweisen,  daf.  d.e  leuiem 
"„tr^eÄh  M,  d.  »au  gewöhnlich  glaub,  «nd  dafs 
eine  gros«  Amnhl  gelungoncr  F..Ue  tur  d.e  eer.ngc  Oel^l.r h 
Lit  und  Rir  deo  er»»»«"  dieser  Operauon  spi  ec  e. 

1.  ""edeoen  In  Lekhe»  gemachten  Versuche«  xejgt  J« 
Vcrf    d",  der  gerade  DoKtaw^er  bei  dreizöUiger  tnlfcmung 
der  Schaambeine'^u«  »eh.  Linien  gewinne;  aber  nicht  yo«  da- 
Vergrösserung  allem  bangt        ^frfo  S  .«kr  Opera.ron  a  . 
ondern  der  Vert"  hält  «.  filr  wejenSieh  (S. 
cnvandbclnserhabenheil  de.  Kl»"l»kopfes  m  d.e««  K«»  «  J 
„„.inbegebe,  .vodurch  ^  Lu^n^ff^^^ 

dafs  man  die  VergrSMemng  des  geraden  Dwchmesse^  « 
7  oll  und  %  berechnen  k««.    Ret.  glaub»,  dafs  man  b«  Jtoir 
.leuo"  dieser  Operation  immer. «  wenig  Rücksicht  genom«» 
hlt  aül  den  zwischen  den  Sch<H«b.o«ben  enUlehenden  R.»», 

ind  dafs  man  bei  den  an  Lei*"»«  «"««««»'«i  V  - 

"essen  hat,  dals  man  an  Leiche*  expcnmertlrt ,  dafc  dw>  V 
Clungen 'wahrend  der  Schwa.^erschaft  in  ganz^dcn^^^ 
haUmsscn  sich  befinden ,  als  nicl.  voBbr^  »d«  - 

„,.geschwäni;e.tcn  Znstand  ,^1^^,^^ ^ ;JX>1,  die 
Onrchniesser  im  Eingang  2'/4^oll  hat,  KOnBV  »"  ix.„„c,o„  für 
Operation  mit  Krfolg  machen,  da  «an  ^^J^^yZluAk 
den  geraden  Durchmesser  i%Züll  gewmn«,  T**»/^„  ,„f 
„it  lern  geraden  Durchmesser  des  K'»JJ«P^'j£"f^,,,.  i„ 

KX::diu,.g  Ober  die  Thr.nen^d^^^^^^ 
^äbnt  X«  werde,   so  wenig  ist  das  Ursa^hh^  *««^  ^^.„^ 
angegeben,  obgl.  ich  der  Vc.i.  besser  zu  h»"**"  6[„^i,h,en  über 
Vwgünger ,  solche  seiner.  Meinung  nach  '"'^^^,m- 
das  Wesen  dieses  Uebels  habe.,,  und  deshalb 
tel  «•IsteUen.    Obschon  der  V"f-  bemerkt,  d#  «^^_^  ^„ 
Verengerung  des  Nasenkanab  der  N-chtle.  W.g  d« 
-  Grunde  liegt,  so  ist  demselben  doch  nicht       J^",^  //i„/; 
oben  Fällen  die  Leitung  der  Thränen  z„«ischu.g 

hat  genau  dargethan,  dafs  «b«^*  d",^'^'' ^.'V?3.t^e»  Re"*" 
■  des  Schleims  Statt  findet.    Die  oft 

schreibt  der  Verf.  der  vorausgegangenen  Sr^^»^L  ii 

des  ThiSnensackes  7,u  (S.  94).    Ree.  '^f'r^.^^g  de. 

awat  eine  Atonie  des  Orbicularis  durch  4'?.  ^AnieJs  •« 
•  "thtänensacks  erfolgt,  welche  aber  leicht  reicht,  m»,  ^ 

Recidiven  Anlals  giebt.   Anders  aber  verhalt  « 


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I 


4 


I 

4 

I  • 

Cliolqiie  '(^lirurgicalc  par  Amuiux«  563 

sogenannteD  hemia  "sacei  laerymfdis^  wo  Aafindrtungcn  der  " 
Schleimliaut  zugegeu  sind,  undi  wenn  diese  ptcht  p;ehobeD  wer- 
den, }eiciit  Recidiren  erfolgen/  Von  ^en  fersdiiedenen  Zustin* 
den  des  Thranensacks  und  der  Thr£ttcnwc^  sdieiul  der  Yetf« 
keine  Idtie-zn  liaben. 

Der  Verf.  ^ehi  hei  Aufstellung  der  Behandlung  von  dem 
Gnindsntze  aus,  dafs  jeder  ausführende  Canal,  eiiinul  verengert, 
die  Neigung  zur  Vereinigung  helialte,  dafs  man  demnach  die 
Weite  des  Canals  fortdauernd  erhalten  müsse,  und  dafs  jene, 
■welche  nur  auf  eine  gewisse  Zeit  hin  durch  Bougies,  Saiten  etc. 
die  Erweiterung  bewirken,  nur  eine  momentane  Heilung  erhal- 
ten können.  Ree.  sieht'  sicli  vcranlafst,  auf  die  Unricijtigkeit  die-  • 
ser  Angabe  aufmerksam  ^u  machen;  denn  worin  besteht  die  iS'ei- 
gung  zu  abermaliger  Verengerung,  als  in  der  vorhandenen  krank- 
haften Thätigkeit,  und  in  daher  folgender  organischer  Verände- 
rung der  muquesen  Umkleiduiif^.  AVird  diese  entfernt,  nicht  nur 
durch  mechanische,  sondern  auch  <lurch  dynamische'  Mittt;!,  so 
ist  eine  Recidive  nicht  mehr  zu  fürchten«  • 

Das  Verfahren  de<$  Verls*,  ist  jenes  ion  Watken,  nämlich  . 
die  iLünleguDg  einer  Rohre,  um  den  Nasengang  offen-  zu  crhäl** 
ten.  Ree,  findet  nicht  nöthig  das  Zwecklose  dieses  Verfahrens 
darzulegen.  Nur  mufs  er  bemerken ,  dafs  der  Verf. ,  wenn  er 
der  Angabe  gtMi  äfs,  weiche  die  Nachbehandlung  (S.  07)  hefafst^ 
verfahl t|  der  Xhranensack  nothwendigcrwe:se  vernichtet  werden 
mufs.  i/enn  am  3ten  Tage  nach  der  Operation  soll  schon^'elne 
Salbe  mit  rothein  Präcipitat,  später  soll  tagUch  der  retheFräci^ 
pitat  iu .  Pulvergestalt  in  den  Thra'nensack  eingebracht  vtrerden^ 
später  wird  die  ganze  innere  Fläche  desselben  mit  dem  Höllai* 
Steide  täglich  bedupft.  •  *  ' 

'  Die  verschiedenen  in  diesem  Werke  jmfgeieiemieten  - Be- 
(Achtungen  sämrotlieh  auTjaifufireny  vräre  unpassend,  d»  diesel« 
ben  nichts  enthalten,  was  die'Wissenschaft  wahrhaft  bereichert. 
Ks  ist  nur  kurs  zu  bemerken,  dafs  der  Verf.  beim  Yorfidl  des 
Mastdarms  das  Glüheisen  nach  Stperin's  Voriichlag  mit  gutem 
£rfol|j  angewendet  hat,  dafs  er  «uen  jSehlundpoljjrpen  jdureh  das 
Gluheiseu  heihe,  dafs  er  einen  Polypen  der  Scheide  nach  vor», 
läufiger  Ligatur  exstirpirte,  welchen  ein  Wundarzt  für  einen 
Vornill  des  Fruclithälters  hielt,  d^s  er  nacli  Dupurtren  nn^ 
"Dubois  den  <  Steinschnitt  bei  einem  Frauenzimmer  vollföhrte,  hier 
keinen  Stein  faftd,  obgleich  die  Sonde  den  Stöfs  er|uelt,  dea 
diese  beim  Aufti^efien  auf  eii|.en  Stein  .erhattet,  was  se«n  Orund 
darin  hatte,  dafs  d^B  Membran  aut  vieloi  kleineu  Stdoehea  be- 
legt waK 

Das  Werk  enthalt  viel  Gutes,  es  verdient  gelesen  zä  wer* 


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564         Feldbluuicn  von  Guido  Linde. 

den?  allein  man  erwarte  mclU,  diiriu  etwas  zu  finden,  ms  die 
WiMcnsclMift  föfdcru  *  r  »  ; 


noch 
sich  eni- 
isl  an- 


Fddh/umen  von   Guido  Li^ds,    Ersieh  Banl   AUmhurg  W 

Christian  Hahn,  489^4.    3<)S  d.  in  8, 
Attcli'acr  Titel  ist  etwas' sehr  WeseDtliclies,  ja  %vlr  mocMpn 
caffcn  das  erste  WesentUche  an  lauem  Buche,  gleichsam  die  1  hv- 
«o««o»ie  mit  weldier  der  Utenirische  Frvn^dUn^  m  dem  gros- 
sen^Kreise  dcr.LesCwelt  erscheint,  und  wodurch  er  ehe  er 
sonst  sich  kund  gegebeo  bei  seinem  AufUjeten  «»gleich  sicl 
'  eil»         Vörnrtheile  ffCSeir  sich  erweckt.    Besonders  i- 

VcH^asser  andcA«.  WoUte,  find«»,  oder  an  welche  s.e,  oh  » 

Äcr  x^d  Wie  en  «Den  «.muAJg«  Scbimmer  «rbre..en  «.o- 
Jet .  .Znd  aber  di«dbe«  i-  Kn.eb«  .»er  b.ondo^^^^^^^ 
Lrlsamkeit  zu  würdigen  pflege.  »»" 
dem  Gebiete  der  Dichtung  »or  wwohl  g*^*«^^  «^J^^^ 
,e„  Gärten  befinde.    Docb         WoBen  H*«J«*  \  « 
hier  in  dem  Natürlichen,  AnsDnicblwen ,  in  d««  j^^J  ^" , j,,.. 
deihe»  aucW.  oh..c  künstliche  tflege  a»4«.,  ^^T^^^i^l^ 
ten  wir  diese  EiscnscI.aft.i.  als  d«d  d*r  *«  m 

MB»  Baude  enthaltenen  Dichtnngen  be*eu!hll«0.  ^ 

Die  erste  derselben:  der  f'^''f'^,'^'^^^'J"^aü 
ist  eine  einfache,  leichte,  F""Wo- Er«M«ng,  ge^^  »^^^^^^^ 
.Laune  und  jener  Satire,  die  immer        )«»«',««Ji^„  .re- 
Vedet^e«.  Sceue  ist  an  Scene  gere  h.  und      4«»«»^  ^ 
teo  neue  Personen  oder  d.e  alten  jn  ^^XTb*""»'™ 
dte  Laer  ha»        «rathen,  >velchem  von  .^««^ 
e>  besegnet,  o.ler  >vie  der  neu  erscheinende  Fre»«  »» 
Gang  und  die  Verwickelung  des  Ganzen  «'";^>^5^  jhcM. 
xulem  übt  der  Zufall  eine  allgewaltige,  fast  »»«*»^^^  « 
indem  nicht  aUein  der  Major  durch  die  Nahe  ««"«  *  ^ 
aem  Bekenntnisse  seiner  Schuld  gedrangt  w-fd.  ^ 
die  drei  Verrather:  Guirin,  Guldeufuls  '^"^  ^f^^'Jln  rüi 
kein  Schenke  zusainmomrcticn  und  jetzt  S"'"'*^^,^  werf»} 
den  Schachern  anfahr,,  durch  welche        f'^l'^^  a  dcT 
wodurch  denn  freilich  der  bettogene  i>cebald  emUl» 
EdLemilnils  gelangen  mufs. 


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FeldUiimea  voa  Guido  Linde^  565 


.  Weit  weniger  sind  wir  mit  der  zweiteft  EirwUiluiig <fei* 
mdderne  KobM*  Eine  SchUksalseene  aus  ■  der  Chrpnik  -  ^on 
SeMda-^wifnedeOy  welche  wir  spwohl  in  Hinsicht  der  Mischung 
ihrer  Besiandtheile ,  ab  auch  hier  und  da  in  Haltung  des  Tones 
für  mirsiuw^en  achten  müssen,  0enu  obgleich  es  auch  hier  nicht 
.an  wirklich  komischen  Scenen  und  Vorgängen  (ehlt,  so  gehet 
doch  zu#eUeii  der  Witz  aUiusehr  in  das  Nicktsss^eadj^  aöd  Un»' 
bedeutende  hinab,  und  unsanft  rnhren  einige  ti  ngische  Erognisse, 
wie  die  Erscheinung  der  Wahnsinnig^,  in  dieser  lanneoh^ft 
phaniastischca  Weit  an.  Statt  des  sentimentalen  Schlusses  balte . 
das  Ganze  mk  einem  gesteigerten  komischen  Pathos  endei^  sollen; 
und  wie  -^el  Witziges  und  Launenhaftes  ^tte  sich  nicht  npch 
an  den  verhängoilsvoueB  Theekessel  knüpfen  lasseoi  der  ^en  Un* 
tergang  des  ganzen  bethdrten  Hampelstadt  hStt^  herbeiführen  kOar 
Ben»  Zugleich  ist  ds«  nicht  zu  iu>ersehenV  d^ft  auch  der  Wit« 
sciiie  Schranken  hat,  die  er  in  allzu  regellosen  .Sprängen  steht 
überschreiten  darf,  um  nicht  in  das  Geschmacklose  ?u  gerathen, 
so  wie  es  Dinge  giebt,  die  keine  Satyre  mehr  TeflragtD>;,DyB» 
jtbiBr  djtt  thörigte  «Leben  mögen'  wir  wohl  spotten,  jnicht  aber 
über  daa  ernste  Ende  desselben«  .Von  den  St^en.aber,  welche 
nna  in  diesen  letztem  BeoMrknngen  verauhiCiten,  führen  wir  nur 
die*  beiden  folgenden,  an«  S.  zaa«  »Solche  Fettaugen  waren  den 
nasagem  Gonversations  -  Sfotppen  Hampebtad^s  lunge  nicht  zir 
,  »Tbeile  geworden«  Da'liesse  sich  eineZ^tlang  mii  schmelzen;«— • 
ond  S«  aa6.  »Der  herbei  grimlte  Arzt  sagte  den  vollkommenea 
»Lebens  -  Bankerott  kaum  an,,  als  der  greisse  Spediteur,  Tod, 
zMine  Seele  schon  der  Rubrik  j  »an  Kleinigkeiten«  in  Einiiahme 
»achrieb.« 

Als  das  Voriiiglichstc  von  allen  dreien  betrachten  wir  das 
dritte  Stück:  Lotterie  -  Gluck,  Eine  Burleske»  Dialog isirt.  Dieses 
kleine  metrische  Lustspiel  ist  von  Anfang  bis  zu  Ende  gut  ge- 
kallcn,  reich  .111  Wit/.  uiul  Laune,  und  besonders  der  Schlufs 
Wold  gelungen.  Hier  sind  die  Bestandtheile  gleich  genaischt,  und 
die  einmal  erregte  Stimmung  von  Lust  uud  Heiterkeit  wird  uicht 
mehr  gestört.  • 

Wer,  ohne  tief  angeregt  zu  werden,  mit  leichten,  wenn 
anch  nicht  sehr  originellen  Gebilden  sich  einige  Stunden  unter- 
halten will,  dem  sind  diese  »Feldblumenc  zu  empfehlen;  den- 
noch wäre  dem  Verfasser  im  rathen,  diese  nicht  allzu  wild 
aufschiessen  zu  lassen,  sondern  ihnen  immerhin  einige  Pfiegc  und. 
Waroiiig  wukiK ,  sa  gönnen. 


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560      CUadni  Beitrage  z.  prtcl.  Akustik. 

S.  F.  F.  CHt.Ji>s,'s  Beiträge  zur  P'-'"'j^£''^^Z 
•Lehre  t,om  Instrumentenbau,   enthaltend  A» 
^Lng  zum  Bau  des  Cta.icyUndcrs  u^  ia^ 
I^  Lmmen,..    Leipzig.  4S^4.  iL^f .^d  iSo  S^J.  mU 
5         »  St&ndrueL  . 

D«ai.-.is^w  l.i»kinnte  Verf.  besclienkt  Vier  Ja»  PiMcimi 

iTwX.  ObwoW  vielleicht  1-oviil.m.er  dfrch  .«*;«.  ^ 
f*".  j;.  n«c»ii*hte  der  mettonsclien  Stern  -  011«  Bw»- 

kuog«  .  F„„chun2eu  im  Gebiete  der  AkurtJk 

•^/äAXÄcÄ^^^^^  und  schätzbarer.  B«fc«»* 
S'awlrti  'Äuch.  Res^,U..e  seiner  umfanrnd«i 

-  Jl'!?*.  nMerMchungen  in  der  KL-inglehre  mitgethe.it,  afc« 
grwidll«AAl  S***^  rfrJi-i.ihn  auch  in  practischer  Anwendung 
•"r'fÄtÄtJr«^-  I^^^  geführt  hauen, 

r',''  SLS^Vor/Le  wegen  bereits  ^on  mehrere«  ao- 

seuen,  """»^^ä^jäiAr^  di^er  erfunden  ln«raa.e.t, 

aaviofi-Klcr  genannt,  .  «H^-  ^tÄr "^^^^ 

schieden^  Künstler»  *f*8«r*i*'ntf'  w^^^^^^  sleicl.MU  aus 
i,.„er«n  Mechanismus  geW  bld».  J'*r,^;der  vermit- 

•  eiserne»  KUngs.äben,  ^^tl^^'i^  S^^^^^^  g""*- 
,cUt  eines  angebrachtem  S«»?*»^*^  if^bLhen  als  voUeu 
chen  werde...  und  hierdu«*  J*«,;-,™,^  und  vortüg- 
Ton  geben,  wobei  durch  d«  iM«eril  Med»»nism.i^ 

S:  einen  -eckmfcsig  anptool««  Re^J-^ 
sere  oder  geringere  VoUendung  «!^'*v!?^„„  Bekannt- 
«:hönsle  I„sfnunent  dieser  Art.  "«^-^L^S^  tel,.»  gehört 
.chah  mit  dem  ursprüngUchen  "-^^  a^^rf^rV^r/^o-i«'» 
hat,  ist  das  von  H.  Buschmann  unt«  Erwähnung 
'verfertiirte.  dessen  in 

geschieht. '  Auch  das  Mado.sk/sche  Eupho»,  ^obson^ 
W  nicht  unter  iMesem  Namen,  sondero.blo«  als //y 

m%  aufgeführt.  t^stJ*».  laitruinaite  und 

Ausser  der  Beschreibung  ^»«^^.^^  Einleitung 
.  ihrer  verschiedenen  Abänderungen  giebt  ^^-jL^^f^a  ©usi- 
^  eine  allgemeine  Uebersicht  des  Baues  und  Vergpfip* 

caiischto  Instrument«  überhaupt,  welche  jcuer  ^ 


r 

I 

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.  HeudersoD  Island.  56; 

lesen  wird.  Dann  folgt,  in  des  Verfs.  gewohnten  Manier,  nicht' 
eine  blos  practischc  Anweisung,  wie  die  von  ilrni  erfundenen  In- 
strumente gebauet  werden  kömieu,  sondern  es  werden  die  all«» 
geineioen  Grundsätze  aufgestellt,  worauf  die  Coustruction  der- 
selben beruhet,  und  hieraus  wird  klar  uud  genügend  im  Binzel-»- 
neu  entwickelt,  was  einem  denkenden  und  nicht  blos  empirMchen 
Künstler  zu  wissen  erforderlich  ist,  wenn  er  mit  Hoffnung  einet 
glücklichen  Erfolgs  solclic  Instrumente  in  der  schon  erreiciiteu 
oder  noch  grösserer  Vollkoinnienheil  verfertigen  will.  Vefmisseii 
wird  oian  hier  selbst  in  Kleinigkeiten  nichts,  im  Gegestbcul  er» 
fahrt  man  viel  mehr,  als  eine  blos  empirische  Anweisung  ent- 
halten kann,  und  so  viel  besser,  weil  der  gröfste  Theil  aus  Er-  - 
fahrung  und  inubsamen  Versuchen  des  Verfs.  abstrabirt  ist.  Mebf 
ins  Einzelne  zu  gehen  hält  Ref.  für  überflüssig,  indem  ei^  sicher, 
weder  den  Akustiker  noch  den  practischcn  lastnuMotenmacher 
befriedigen  würde,  wenn  er  einen  Auszug  aus  i^iodtt  Weik« 
ottchfiD  wailftey  welche»  beiden  Qiieiid>ebriiGii  iit*    «  .  - 


JburmJi  &atOMnson  IsLjtmn;  oUr  Tagtiktek  mimt  jk^t" 
hakt  Sasdkst  m  dm  Mren  4844  ^  Engl. 

94s  S.  B.  (F'ergl  Jährg.  4i»4.  pag.  684  ) 

Bei  der  Anzeige  dieses  zweiten  Theils  darf  siph  Ree.  kurz  fas- 
sen, weil  der  allgemeine  Chai acter  der  Reisebesclireibung  bei 
der  Beurtheilung  des  ersten  vollständig  angegeben  ist,  und  hier 
blos  eine  Fortsetzung,  ganz  ähnlich  der  /ruberen  Erzählung,  ge- 
geben wird.  Ausserdem  ging  die&esmal  die  Reise  darcii  deu 
westlichen  Theil  der  Insel,  welcher  hauptsächlich  ausgebrannte 
Vulkane  und  unermefsliche  Lavastrecken  dem  Auge  des  ßeobach^ 
ters  darbietet.  Zuletzt  wagte  der  _Verf.  im  Eiler  für  die  Ver- 
breituni»  der  Bibeln  nochmals  eine  nicht  gefahrlose  Reise  von 
Süden  nach  jVorden  durch  die  Wüste  der  Insel,  fand,  wie  frü- 
her, überall  die  freundlichste  Aufnahme,  und  schiffte  sich  dann 
auf  einem  dänischen  Schiffe  wieder  nach  Kopenhagen  ein,  wo- 
selbst er  ohne  irgend  eia  nerkwiiirdige»  Ab^theuer  giäcklieh 
mrieder  anlangte. 

Vorzüglich  interessant  in  wissenschaftlicher  Hinsicht  war  für 
Ref.  die  Nachricht  von  einem  auf  der  Insel  noch  vorhandenen 
ziemlich  ansehnlichen  Birkengehölze  am  Fussc  des  Hafnarfiall; 
eine  sehr  genaue  Beschreibung  der  verschiedenen  kleineren  und 
grösseren  ausgebrannten  Krater  des  EUdhorg ;  der  Bericht  von 
der  £rsteiguiig.de%^äfell-Yökttb|  obgleich,  dieses  Unteraehmeir 


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568  Henderson  Island. 


hiosichtUcb  cler  dmU  verbundeoeo  Mobe  und  Ge&breii  mit  clfni 
.  schwierigen  Erklimmen  der  Scbweizcr- Alpen  keinen  Vergleiek 
zuiafst;  die  xiemlieb  f^Ufttindigeo  Aogabeo' iäier  die  Beschaffen- 
bett  uod  Lager ung$«rt  des  Surturbrande^,  'Wümißh  an  den  Vr^ 
Sprunge  desselben  aus  überdeckten  Baumstämmen  nicht  zu  zwet- 
iebi  ist,  obgleich  es  UDCnttohied«»  -bleUieu  mufs,  ob  diese  an  deii 
.  Orte  ihrer  jetzigen  Lagerung  gewachsen,  oder  als  IVesbboiz  her* 
beigeführt  sind;  und.  endlieh  die  Beschreibung  der  vielen  und 
boben  basehiscben  Saolen  nnd  Felsen  in  diesem  Theile  de/  Iof- 
sei.  Nicht  ohne  loteresse  begleilei  num  femer  den  «Rasendes 
auf  seiner  Wanderung  durcb  die  grosse  Lavabjpile  SaftMUt, 
(sdiwarze  HSble)  worin  er  noch  eine  der  Ton       toq  TM 
ziUiiokgeiaaieben  Munten  wiedcrttttd,  und  weldbe  anf  gleiche 
Weise  die  nngebenercn  früheren  Verbeerangen  der  aafalmekeii 
yulkaoe  dieser  Insel  bemitfindet,  ids  die  vielen  Fbnfsinen  tos 
siedendem  Wasser  und  Dampf  in  den  /ftwsfwuwßir-Thäleni.die 
fortdauerad<y]  Wirkungen  des  anterirdiseben  Feu^  Inaser  Zwei- 
fel sctAcn.     Vm  auffallendsten  ist  die   vom  Verf.  beobachtete 
ro.:<'lmassi«»  periodische  Wiederkehr  ihrer  Explosionea  in  Zfit^ 
räumen  vuu  etwa  sechs  Minuten,   wobei  jedtsrual  der  Atuchr<H 
Lnn,  oder  brüllende  Berg,  von  d<  iu  furchtbaren  Getöse  so  ge- 
nannt, womit  der  Dampf  aus  ihm  fahrt|  gleichsam  das  Zeichen 

^iebt.  .     .        k  • 

Ausser  diesen  und  andern  Naturmerkwurdigkeitcn  verbreitet 

der  Verf.  sich  vi<;l  über  die  häusliche  Lage,  Lebensart,  SUlJi|- 
Gebräuche,  den  Handel  und  einige  Hauptmomente  der  Geschichte 
dieser  Inselbewohner,  dennn  die  zahllosen  Schwicngk^itcu,  Wo- 
mit sie  vielfach  zu  kämpfen  haben,  und  die  Gefahren,  von  oe* 
nen  sie  stets  umgeben  sind,  eine  unwiderstehliche  Liebe  zu  ui^ 
rem  heimathlichen  Boden  einflösrn.  JNicht  ohne  biteresse  heset 
man  hier  den  wohl  nicht  ohne  den  Wunsch  einer  Nachahmiing 
in  ähnlichen  Fällen  raitgetheilten  Befehl  des  Königs  Georg  des 
dritten  von  England,  vermöge  dessen  i.  J.  i8io  die  Isländer, 
des  Krieges  mit  Dänemark  ungeachtet  als  im  Frieden  ^it  Gros- 
britannien  befindUcb  angesehen  und  auf  keine  Weise  feindlMÄ 
behandelt  werden  sollten.  Man  sagt,  dafs  der  trefllichc  3*r  Jo- 
seph Banks  durcb  die  lebhafte  Darstellung  des  wehrlosen  «na 
bülfsbedürftigen  Zustandes  deij  nnglücMichen  InsuUm«  ihnen 
diese  grosse  WoUthat  von  einem  Regenten  ^««^^^^i,:''^'' 
dessen  Tugenden  Und  Verdienste  ntdii  immer  nach  Wuiaw 
gcscbaui  werden. 


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.  Wells  VersBch  Aber  den.  Thau« 


H^»  C.  Pf^ELts  Versuch  über  den  Thau  und  einige  damit  ver» 
bundene  Ersckeitaingen.  NacJt  der  dritten  englischen  AuS" 
gäbe  iiberseUt /von  /.  C  HoA^iSA*  Zürich  ihsif*  XIL  tf* 

Ohne  Zweifel  wird  es  allgemeine  BilHgung  finden,  dafs  der 
töhmiiclist  bekannte  H.  Horner  die  Muhe  iiberuahm,  dieses  kleine, 
aber  ^ch^<Itreiche  und  in  seiner  Art  klassische  Werkcheo  in  die 
deutsche  Spncbe  zn  übertragen.    Viel  über  den  Inhalt  dessel- 
ben ztt  sagen  wäre  überflüssig,  da  sein  Werth  unlängst  allgemein 
anerkannt  ist;  und  auf  gleiche  W.cise  läfst  sich  schon  nicht  an- 
ders vemmthen,  als  daCs  der  gründlich  literarisch  gebildete  üe» 
berseCfcer  dasselbe  in  einem  feinen  und  guten  Stjle  wiederzn* 
g^en  vermodbte.  Das  Gänze  enthält  drei  Abtheilungen,  wovon  . 
der  erste  eben  so  aallrdiohe  ab  genaue  Versucho  über  die  Er- 
aeheinvngen  desThanens  mit  gewissenhafter  Trmie  erzählt,  welche 
Uhr  die'  yersdiiedcnsten  Theorten  dieses  wichtigen  almdsphSri- 
Khen  Processi  aUeieit  eina  sicbere  pmndlage  abgeben  wer* 
«den*  'Im  «weiten  Abschnitt«  sncbl  dar  Verf.  darzothun,  dafs 
die  gesammten  beobachteten  Erscheinungen  sieb  blos  ans  einer 
Erkaltuflg  der  betbaneien  Kdnperi  als  l^lga  einer  Warme  «Ans* 
itrablung  gegen  den  beitern ' Himmel  erldlftcn  lassen,  v^lcher 
Ansicht  zwar  Ref.  aicU  beistimniett  lum^  uberzeugt,  dafr  die' 
'gesadkmtett  M<{>dification.eo  .do^  WStme,  welche  hierbei  in  Be- 
tracbtaug  kommen,  sich  nicht  aikf'em  so  einfad^esy  übrigens  dnrcK 
keinen  eü^heideifd^  directen  V^ncb  b^WlMienes  Vetbidlen  zii- 
riickfnhr'en  lassen;  allein  es  Ist  bter  nicht  derO^  "ein  so  schwie- 
riges Problem  gründlicb  zu  dlscntiren.   Die  dritte  Abtheilung 
endlidi  erdrtert  einige  mit  d^'-ThaubÜdang  im  Zusammenhange 
SteKende  Ersche|p^gen,  unter*  denen  die'  bdcannte  Eiserzenguug 
in  Bengafen  vermittelst  flachen,  des  Morgens  im  Freien  ausge- 
setzten Gefösse*  nacb  Barker^s  und  '0^Muan*s  Beobachtungen  die 
'  TOfsfif^tcbste  tstf  Ret  war'  sehr  edtenet,  diese  interessanten  Ver- 
sac^  voiä  Vqrf.  mH  Erfolg  wi^erhoU  ni  linden^  ttnd'  BSlt  die- 
ses füf  eTnen  wichtigen  Beitrag  znr  'ViTHrmelehre,'  wi^cher  aller- 
dings sorgfältige  Beachtung  Tefdienty  rom  Terf.  aber,  seiner 
'Theorie  gcmäfs,  gleiclifalls 'auf  die  Wärmestrahlung  gegen  den 
'  (reiea  HumlBel  zurückgeführt  wird. 

I  -  - 

.     -     '  t    '  t  t 

Dti$  f^allensitins^fest  G^le  und  Ptttigtm  w  Fdtr 
des  itJ.'Mits  484 gß  48M0  in  d^  ScU  Markn^Kxrekt  s» 

Stndnmdß  gthdfn  vsw  Jf«  ÜBMSTOra  ZrgMrssEjr,  Pastw 

» 


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Syo  Das  Walteusleinis-Fcrt  W  Strab.  ifv  C  Zicmsscu. 

Marien  und  Assessor  des  ComiHwbmS.  S^dmf^ 
m  ä.  lU^^icnings'ßuc/Jianäl.  ^SßU  5o      m  S. 

SirabunJ  feiert  srine  JUltung  gegen  Aes  furchtbaren 

"««"ff,  wdcl.e..der  bis  an  die  Ostsee  l.m  sicgre.ch 
Sterns  -^'^"Y"  f",  y       6,4.  «foAeben  Renütl.igt  war.  Die 

f:rwit:;  e1it"4^  i-  i^#"£rt;  £: 

tu  an  die  Ostsee  verbreitet  aarcb  Hemchaft_uber  d.ese 
SLui  aucK  gegen  f>^^ä^Ä.r^::'-2; 
•  den.  Mehrere  Wochen  lang  r^J^^  Zp  lLuge  Selb«- 
allein.  So  geübt  und  *SÄSrie 
ständigkeit.  Sie  ^'""■'^7''."^'S!Sr2^U^ 
««vt.  Noch  kiaftlgcr  <^"^'«^.^^T*'if'.5^^^eodie 
Die- Stadt  schüute  B«rgerupterke,t.  «. 
grosse  »elagerungsmach^  wo  f 

|ei>  t^ben  nicht  zu  schonen  drohte^  ''"''•.■^.'^Xit' «I 

kan,  der  Dänische  König  «"^  CronpnM 

H.iife,  durch  welche  der  I^S^'ShE  lÄek 

h,Hle  ri>gesch»it.c«  ...  wcnlen  »»f ^ett^J^to  Hio-I 

idcl«  sa  tebonen.« 

Besonders  erkenntlich  M-d  ^^^Ä 
solche  Thaien  der  \  crgangenbeit  «»  «'7  'S^j,;^^  seiner  Vor- 

so»Ue  auf  solche  Weise  das  ^»^^^'^XlS^S  y^^^'^-'- 
vatcr  crueuern  und  die  f^^'^f^'-^'^Sk*  Hr.  Pfarrer 
Oertlichc  ergreift  die  Gemüther.  bH  »Luther 
Z,V«mc,-,  der  sich  zu  Heselberg  ^dett^«««  Gründung 
OTf  dem  Reichstage  zu  Worms«  die  *^Jlf  ^  feierliche 
„nd  den  Forts^ng  der  R-^fo^atK«.  M  2^?^«*  geknüpft 
Andenken  von  LutU.-rs  glorre.chstem  «^'^f'^en, 
(Worm.  i8...  MO  S  in  8.).  ^-^^^^^J^cine  würdige 
ehemÄ  a«denilschcr  Mitbürger,  «™r«^T„  Jer  jettlg« 
Wei,e  zu  den  . »Tugenden,  f  «^'''l^jJS«»- Aogtiff  r 
Strabunder  bei  dem  ""S"«''''';      v  «5«  47. 

wieM»  b;.bc...»  Hütte  Selbstsucht  J»«f^  'jfaurtn  einer 
gewifs  ^vörd«!  Wallcnsteins  Macht  "  Krieges  un- 

Stadt gebrochen  worden  seyn,  d<»«\  "  „»^-J^  ,»d  «**  ^" 
gewohnt,  durch  Friedenszusagen  ^\<^^^  S^^.  - 

ZM  naek  gegen  die  Fejnde  so  ungleich  wäre«. 


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*  Adriaa  Emblungen*  571 

•  ■ 

Der  Verf.  dieser  Eriählungcn  hat  länf;st  durch  frühere  glückliche 
Versuche  <lcr  Art,  so  wie  durch  eine  Bcarbeltuirg  ausgewählter 
Novellen  des  BandcUo  bewiesen,  dafs  «.'k  ihm  für  dieses  Fach  *  • 
nicht  an  TaU'rU  gebricht.  *)  Obige  Sclirift  enthält  sieben  Erzäh- 
Inngeti,  nämlich  die  drei  Schwestern j  Emrnjr ,  die  schöne  Ptl" 
gerin ,  Azariel  und  Azala ,  Geschichte  der  Prinzessin  Florine  ß  ■ 
Aifouran  und  MoUy.  Obgleich  nun  nicht  alles  hier  D:irgcbotcuc 
eigene  Erfintliuig  ist,  sondern  zum  Tlieil  Ucbcrstlzuni^  oder 
▼ielmchr  Nachbildung  ($o  ist  z.  B.  die  schöne  Pilgerin  Avie  AI- 
fouran  aus  den  Tales  of  the  Genii  genommen,  riorine  aber  ein 
aUiiauÄÖsisches  Märchen);  so  ist  doch  die  Selbstständigkeit  der  • 
B'^liandluiig  darin  unverkennbar.  Uebrigens  dürfte  seliwerlich 
jedes  gleich  sehr  ansprechen.  So  verniiist  Ree.  in  der  ersten  , 
Erzählung  ^dic  drei  Schwestern«,  das  cehtc  roraantisclie  Koloiit, 
oder,  \i«'Ileicht  besser,  den  eigentlichen  Mährchenton;  denn  luitei* 
diese  Kategorien  scheint  sie  gestellt  werden  zu  müssen.  Ausser-' 
dem  wild  darin  etwas  zu  viel  und  oft  zu  gewöhnlich  reflektirt 
und  morulisirt.  Angenehmer  unterhält  die  zweite  Erzählung 
%  Emmjr  j€  welche  als  Probe  früher  schon  im  Morgenblatte  er- 
SchiiMien.  Melir  Handlung  und  echtes  Gefühl,  auch  leichtere  und 
un.'ckiinstekerc  Darstellung  thun  sich  d.nin  hervor.  Der  Verfw 
hSlt  suh  weniger  im  Allgemeinen,  und  das  Ganze  gewinnt  diirch 
örtliche  Beziehung  (die  Geschichte  spielt  auf  deo.Schwcizeralpen) 
grössere  Individualität  und  innigeres  Leben.  —  Üntcr  den  übri- 
gen durften  Alfouran  und  Molly  am  meisten  gefallen.  —  Immer  . 
aber  wird  die  I-ektüre  des  Ganzen  eine  gefällige,  angenehme 
Unterhaltung  gewähren.  Nur  müssen  wir  noch  den  Wunsch  bei- 
fügen, dafs  der  Vf.  sich  hier  und  da  einer  entschiedeneren,  oft 

etwas  kräftigerea  und  ausciiaulichern  Schrcibait  beflcis»igen  möge. 

.  »*   .     •  *  .  * 

SmUilfFKTJtD  SrlfMEUm  Gedichte,  DritU  '9erh€sseri€  und  vermehrte 
Auflage.  Stuiigari,  JMngm^  ai  dir  CatHi'4ckefi  Buehr 
handlang* '  4Säi.' 

den  bjer^dcm  Pabfieam  Jargebotcnai  Oraieliteii  Ist  eis 
Gro&theU  berem  firllbcr^ia  ZtiUchrifteD  und  s^ascheiibfidieni 


)  Auch  hat  der  VerF.  mehrere  Dichtnmren  Byron*s  in'i  Deutsche 
ühersetzt  z.  B«  Zaro,  die  Braut  von  Abyios  imd  Anderes;  desglei« 
ffhen  aus  dem  Spanischen  des  Cervantes  Gtscbkbtt  der  sckhun 
TbceUwdn 


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57a  Ehrfloftied  Stübör  Gediciite. 

erscMcnen.  W«.  die  Lied«  mwg»,  ^es  Lebe»  Lurt  nnd  Leid, 
se^  eh  "'er  Sd.c«,  win  hoW&nst,  d«  klingt  aus^  .hne»  mei- 
sten, ziclicl.  ansprocMo.  »h1.  «nfiich  «.rOdu  Fre.Uch  darf 
c.  s  rensc  Ma.sstab  d«  Wt  mcht  fil,.«aU  »..gelegt  w«de.  i 
Vieles  möchte  da.,n  aUAwdruck  «n«  .u,wl»  b'»^»'**"^";» 

^.Jölu.lu  h  und  unbedeutend  kl««  der  I^r^^^eo  E.ukM-j, 
Uli.  befunden  werden.  Maiiche. .ber  .H»«cht  "^Z^ 
letischem  Wehen  den  Leser       J'»^^  ^  ^  dS." 
im  engern  Sinne,  d.e  Darstellung  ««es  "»g». 
Leben^der  Natur  leicht  t.nd  inn.g  be«^«»  GmJtW^was  d 

Verf.  it^chÄ' 


»»•• 


/ÜÜU,^e  Ansicht  des  chrMichen  Ehei^ngs  «^^^'3^^ 
C^alt  der  Kirche        '''"/t''"'  'T,fptreTzum  h.. 

Nicolas  in  Aachen;  als  ffi ^«cA«. 

Katholiken  und  Protestanten.   Z<m€Ue  AuJLa^e-  , 

/.  A.,mi>yer.  4S%i'  436  S.  8. 
Veranlassung  «i  d«  Kl^cl-nft/e.  Herr»  J^^^  f„^«- 
der  vorliegend«  EiBred««lmft  de»  Herrn  Ne"ej*»      y,^^  - 
des  unter*  de«  >4mb  J«L  «»«8  ^^'^^J'^^  ^'Zncn 

iLäi  d,s,uesp0cUi  uostra  lieentiä  auuMU,  fro 


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by  GöÖ 


•  \  • 

Nellessen  Ansicht  des  christlichen  Eheverlrugs.  Sji 

ysedes  apostoJica  exigitj  ut  pars  catholica  promittat  proles  ufri- 
imsque  scjus  in  reltgione  catfwlica  edactire,  ut  huic  promisso  pars 
^aca/holica  assentiatur,  et  hoc  liberum,  religionis  catholicae  exer» 
'pcitturn  parti  catholicae  appromittnt :  quoJsi  contraitentes  hiscc 
l^assentiri  notint ,  nestnim  erit  scripto  nupturientibus  declararCj 
3quod  nec  proclamationes  J'acere  j  nec  matrimonio  asxisterc^  nee 
ltdimissorinles  dare  possitis  ex  eo ,  qaod  partes  supra  rcccnsitis 
3sedis  apostolicae  praescriptis  parere  recusent :  hac  methodo  quae" 
^eunque  tacdia  euitabitis  j  cum  eadem  stnt  sensu  gubernii.<s.  Ihm 
folgte  iibrigeos,  da  man  die  bcistiiDrnige  ^sensa  gubcruii<k  auf  den 
ganzen  Inhalt  des  Kuudsclireibens  herzogen  liatle,  unter  dem  ist. 
Febr.  «819  ein  zweites,  des  Inhalts:  »A't  idtiniis  vcrbis  mofti" 
:»tio/u's  nostrae  circa  matnnionia  inixta j  quam  ad  dioecesin  de^ 
^dimus  s^ta  Julii  /<Vi(4'  nempe:  cum  enaeni  sint  scfisa  guhcrni:, 
'»nohis  refatum  estj  aliquos  conclusisse,  quasi  gttbernium  assentiret 
:»pf  nescriptü  sedis  apostolicae  de  educandis  omnihus  prolibus  in 
T^Rcli gtone  calholicä j  quod  cum  ita  non  sit ,  neque  dicere  in 
ynnirno  habuerimus,  admonemus  sensa  gubernii  solummodo  referti* 
9ad  methodum  deelarationis  a  vobis  faciendae,  casu,  quo  proptcr 
T^rccusationem  nupturientiurn  apostolicae  ordinatwni  acquiesceiidi^ 
»/eo:  ccclesiastica  assistentiam  'vctat,^ 

Der  Kläger  und  der  Vertheidiger  des  beklagten.  Thciles .  - 
verhandeln  nun  theils  über  die  Rechte  der  Kircheogewalt  in 
Ehesachen  überhaupt,  theils  über  den  Inhalt  des  ersleren  Rund* 
Schreibens  Thier  hauptsächlich  über  die  Erxlel^iing  der  in  gc- 
misclit rn  Ehen  erzeugten  Kinder)  insbesondere.    Beide  streiten* 
auf  dem  Grunde  und  dem  Boden  des  katholischen  Kirchenreclus, 
mit  riilimlicher  Gelehrsamkeit,  wenn  auch  (der  Natur  der  Sache 
nach)  mit  den  schon  sonst  bekannten  Gründen.  U«bcr  das  End- 
urthcil  wird  der  Richter  kaum  7Aveifclh:»ft  sevn  können.  Auf 
dem  eigenen  Boden  ist  die  katholische  Kirch'e  nicht  angreifbar. 
Wie  man  auch  über  die  endliche  Grundlage  des  Gebäudes '(die '■ 
auctoritas  divina  eccJesiae J  denken  mag;  dem  inneren  Zusam- 
menhange des  Gebäudes,  der  Folgerichtigkeit  der  Lehre  Und 
der  Verfassung  gebührt  der  Preis  der  Vollkommenheit. 

Nicht  so  glücklich  scheint  uns  der  Verf.  der  vorliegenden 
Schrift  in  der  ^S.  119  ff.  geführten  Vertheidigung  des  katholi^ 
selten  Pfarrers  zu  Rheinberg  gewesen  zu  se^n,  in  so  fern  man 
(diese  Beschrankung  unseres  Urtheiles  darf  und  wird  nicht  über-^  • 
•sehen  werden),  die  tVahrheit  der  Thatsachen  als  den  Ge^^ea- 
stund  der  Vertheidigung  betrachtet.  Die  Beschuldigung .  War 
die:  Der  katholische  Pfarrer  zu  Rkeitihcrg  hatte  sich  geweigert, 
eine  Katholikin,  die  Tochter  des  Majorr.  von  Nämer  mit  eitiem 
Protestanten,  dem  Hauptmann  von  Niei>enheim,   zvl  trauen;  ila 

die  angebendcfi  £hcleiite  ihia  nidbl  gti»J»eii  woilteD,  ihre  Kinder 


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.Nt:Ues.c"  Ausicbi.  de»  «hmdieheu  Jibevertrag* 

Br.«i,  dem  Ge^ue  .lne|fc  Kucl.e  B'="«*'J"  ^ 

Jeu*.;«  «»d .« --r-X^ 

«O  W«t.  gegwigeD,  um  .lir  sogar  aucu  a  .  ^ 

UüoB  lo«*e  doch  ^vo'-  7„ ,  „^„d  ihre  kärfüge. 

absednickteB  Schreiben  de»  ^»«J^»"  p  ,  ^„«Äöf/.  «d 
dals  Sich  ^if^!/I,td  die  Venveigerung  oder 

„en  wollte  J^^'^D^^f  ä^lTsse  des  BeichtstuUe,! 
ka«n  man  J^V^.  Nur  ist  <las  kerne  Ver- 

-  Dem  ist  so,  ^^^.^LÄ  der  Anklage,  sich  aaf 

*  •  ^  1  ' 

♦  .  •  *  * 

j  ^-^  n^- fliehe  Behandhins 
%he>n  Professor  'fif^/^^^L  Mugl"<l''  ^ 

t:  ;s^r-Ä'wV^».  c««'. 

XX 


ibrer  Fortsäue,  welches       »Jj*«  Tr  Ober».««,  »»^ 
falle  begleitet  Tind  durch  ^^f^'^^j^den  vvira.   Non  »ef 
ebenfalls  cl.aractcristiscben  FolRe,  «^'«J«  Jer  pe>st» 

^irft  der  Hr.  Verf.  «B^'  »^ci^lheit .  so-'i^^ 

Aerrte,  dafs  der  Scl.«rlach  k«««  *»»'!^?  ;,o  VerWe 
eine  blosse  Entiündu,;g  der  »"»J^^f'^^einer  ander«  Ert- 
dicser  Schrift  deutlich  »»'6«fP'«*" -Sh-^fferirc  u.  s.  - 
zf,ndungsfo.m  wenig  oder  .n  S^,.^Suct  für  die  W»; 
Rcconsent  findet  durch  diese  »»«^  »Tichw^bl  Hr.  »^'f" 
senschaf.  gar  keine  Bereicherung  ,  8'^^  Sutü  b.«- 

d^r  enigegcngesetztea  Meinung  ist,  un«  »«»B 


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Wendt  über  Scharlach  Heb  er.  575 

üLcr  Ware  wohl  nichts  ancicrs  als  fin  Krieg  de  *taria  eapnna. 
InJcfs  hat  ilenn  docli  der  Scharlach  als  Eiitziindnnijsroim  im  N'it- 
halluisse  zu  andern  Entziindunj;sfürmen  so  viel  i  if^entliiimlkhes 
und  Characlerislisches,  dafs  ihm  wohl  keine  andre  Enlziindungs-         '  j 
krankhcit  "als  aniflog  öder  identisch  an  die  Seile  gestX/t  werden 
kann.    W;»rum  ist  denn  mit  der  Schavlaclienlziindung  eine  st.-ls 
unzcrlrennllchc  und  mehr  oder  weniger  hefligc  Angina  veihun- 
den?    Warum  eistreckt  sich  denn  der  Scharluch  über  alle  äus- 
seren Theiie  des  Körpers,  wartnn  haltet  er  nicht  örtlich  an  ei- 
ner Stelle,  wie  eine  jede  andre  topisciu-  Knl/.ündung?  Warum 
ist  die  Gefahr  bei  dem  plötzlichen  Erblassen  des  Scharlachs  für 
den  Kranken  so  grofs?  und  wo  ist  eine  ähnliche  örtliche  Ent- 
zündung, die  bei  einem  Metaschema/isnms  so  plöi/.lich  die  höeliste 
Todesgefahr  bedingt,  wie  es  bei  dein  Scharlaclie  der  Fall  ist? 
Warum  hat  die  Scliarlachcntzfindnng  eine  so  überaus  grosse  und 
merkwürdige  Haulabschuppung  zur  Folge?  Warum  folgen  nicht 
auch  bei  übrigen  Entzündunf»sformen  nach  Fehlern  rntksichtlich 
der  Diat  und  des  Regimens  WassergeschwüLste,  tuid  Wassersuch- 
ten   wie  dies  so  ganz  characterislisch  bei  dem  Scharlache  dr-r  ^ 
Fall  ist?    Warum  erfolgen  nach  dem  Scharlache  so  gern?*  Oh-  ,^ 
rcndrüscn-eschwülste?  Warum  bindet  sieh  überhanpl  der  Schar-  7 
lach  au  e'nen  so  regelmässigen  Tvpus,   wie  er  nur  bei  acute« 
Exanlhemen  gesichtet  wird?    Wo  giebt  es  nun  eine  Ent/.nn- 
dunnslorm,  die  rücksichllich  ihr«r  Entstehung,  rniilc  Ist  der  An- 
steciviuis,  ihres  Verlaufs,  ihrer  Ausbreitung,  ihrer  Gefahrbchkeit 
und  ihrer  Folgen  dem  Scharlache  gleich  käme?  — 

Ursprung  der  Benennuni^  dieser  hian^ieit  ( p.  2  J.  Hier 
bemerkt  der  Hr.  Verf.  dafs  die  phle-nionose  Entzündong  dem 
Muskel,  die  rosenarlij;e  Entzündung. der  (.'ellnlos;«,  und  dieSch  tr- 
Inchentzündung  dem  Gefäfsnetze  der  Haut  angelu-re,  woraus  sich  » 
ihre  ausserordentliche  Verbreitung  erkennen  lasse,  und  weil  die 
Haut    als  die  allen  drei  Sphaeren  zugewandte  und  von  iiuien 
abhangi'-e  Hi>lle  zu  betrachten  sey,  so  sey  es  auch  begreiilieh, 
>varum  °ein  in;  tlieses  Gebild  eingegangenes  Leiden  so  scimell 
und  so  hohe  Bedeutung  erhalten  könne.  —  Hec.  stimmt  di«'ser 
Ansicht  bei,  mufs  jedoch  bemerken,  dafs  es  nicht  nur  die  Haut 
scy,  welche  die  Verbreitung  der  Scharlachentzündung  auf  die 
übrigen  Theiie  des  Organismus  bedinge,  sondern  dafs  dieses 
>orzü.'lich  durch  das  in  derselbeu  sich  befindliche  Aervennetz, 
wclcires  mit  allen  Theilen  des  Organismus ,  namendich  aber  mit 
dem  Gehirne  in  der  genauesten  Verbindung  stellt,  ausgemiltclt 
•wird,   woher  sich  dann  die  vielfällig  gel  ahrliche  lliehtung  des 
Scharlachs  erklaren  läfst.    Pßul/er  hat  daher  vorzügliches  Ver- 
dienst auf  dieses  gestörte  Nervenlcben  Im  Scharlache  vorzüglich  • 
.  aufmerksam  gedacht  zu  haben.  Nach  ihm  gehl  die  Scharlachent- 


Googl 


5j6         Weodt  übei*  i»cliairla€lifi^eri 

liludunc  vom  C.pillargcf:ifssTstcm  des  PainUMk»»pen  JeP  &«» 
ans,  v  o.lurcli  dei.n  begieiflidi  der  sensiuve  Cb«r?Ct«  4«  5cli»r- 
lacUeiitiüiiJuiif;  eiliiirtet  wird.  r  ^llJt 

Vtbtr  die  Zeit   des  ersten  Erscheinens  dtesa-  ^rtMMm 
Cp  4i-  Viel  zu  kurz  und  zu  unvollständig  für  ein«  »Ww 
Iwuiefsanten  Gegenstand.  —    Ursprung  des  Scharlachs  (p.  5). 
Hl.  r  äussert  Hr.  tVendt,  dafs  icr  Scharlach   w.e  er  jeW 
früber  nidit  «o  gewesen  scyu  mochte;  .ndem  Viele  Krankbnieii 
verschwÄ,  tu.d  Neue  an  Are  S.eUe  i^^.^^^^ 
di«  sich  Bim  «uf  eine  gani  besondre  Art  ausgebildet  h>it«i. 
Ud>er  diese  Kraokheitsmetamorphose  entv^■lckeU  er  '"■"'^»T 
4m«  GrOnde,  und  glaubt  lulettt,  d.c  vor.iif^l.d.sie  ^  J*^ 
d.er  »eoeB  ir«Ah«ufor«eu  in  der  Consutuuo        '  '-"^^ 
.«:l.cn  .9  ma.«»,  >veil  in  jenem  gehe.mn.  svoile»  ^IflJ^ 
Katar,  wodurch  jene  Veründerungen  der  Luft  und  der  Lrdobe^ 
S^e  «Lagt  Wirde»,  und  iu  deren  eiserne  üe«alt  gcs 
£  Seyen,  äi«  «ntet'  den  begünstigenden*  und  verank  en 
SchJn  ,fiir  «Ue  ««.  treffende  Krankheiten  den  o  -s^; 
eim»hme«  «.  s.  f.  Recens.  findet  diese  Wht  '"'^^^^^ 
und  der  erasten  Be«Atn.pg  würdig.   Dje  Conmuuw  uen>J^ 
urrae  5«  fteiKeh  di«  gr8&te  .«.d  «cbhsWgste  Quelle, ju  »'^ 
eher  d>e  cpidc««.ch«.%nd  endenuschen  Krankhe.tsfo^^^^^^^^^ 
sprüngliches  Dasejn  .ÄcWpfen.  * Wa 

L,  du  sie  zum  ^tiomale  erichie»,  und  «*«°'itf  'dt!e 

steck,u.g  hervors^n-«pht  ^•'^•«.•fy*.'^;"'"^!:!!«^^  nicht 
so  Sosscrst  fruchtbare  Quelle  so  yiekrUiden  bei  we  teinn 

£eho.i-  erkannt  und  gewürdigt,  vielwenwer  "F""'''^ ' ,  4,. 
,*      Natur  und  FcrbreHinnMi  ie*  **«*^J^Ji,„l,a. 
stecknagsstoffe  hält  Hr.  ^^''^'t^ ^^^^J^JL^.  Es  w»l.c 
eigenthümlicher  "  «er  kr.okl«Ren 

,L  ein  speoifisches  Leben  darin,  "^f*« JSI^^  ""d'«» 
Producte  lleirc,  die  übergetragen  ^ 

Individuen  sich  ins  Unendliche  ^'^^'t^'-'^T' ^^n  lr  H,. 
kann.    Zur  gröfsten  Zulriodcnhe  t  des  In 
Verf.  die  alte  und  sinnvolle  E-'>-l-g  ^e» 
.  Miasmen  und  CoHlai;,cn  wieder  zu  Ehre«.  »"«?^,  „^d  nW 
er,  p.8,  sah  man  eb,  ,)f;.lls  =as       ««"'«»f  ^TLktlKkeil, 
,ds  TecJndair  contagiös  an.  dies  ha,  »"«V*'*€JÄ^el'iesen 
und  kann  wie  alles  ärztliche  Wahre  m  der  »^""^^ ^fi,,|„ij;. 
werden.  Einmal  aus  gebildet  hat  der  Scharlach  selbst 
keit  des  Ansteckungsstoflfes.  Unter  yov^ 
unter  allen  fieberhaften  ansteckenden  Krankheiten  tüK"J   .  ■  ^,|stcl 
Scharlache  am  meisten,  und  nicht  mit  Unrecht  *rr*^^^^ 
greift -er  mit  Schnelligkeit  um  sich,  und  pflanzt  ««^ 
ciiiprä&gUchtt  Indifiduen  fort«  '  * 

{Jkr  Bisebbtfifilß*) 


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NS*  37.        Heidelberger  ,1822. 

Jahrbücher  der  Literatur, 

* 

*  « 

'WmKVT  über  S^karlaehfUhgr 
'  \B  t  $  c,h  iu/s.)  . 

Ueher  die  sogenannte  örtliche  Ansteckung  des  Scharlachs  ( 
q).  Mit  ächter  Gelehrsamkeit  bekämpft  hier  Hr.  H^endt  die  ir- 
rige Ansicht,  dafs  es  eine  örtliche  Ansteckung  gäbe,  die  sich 
*blos  auf  die  ortliche  Wirkung  des  AnsteckungsstofTcs  beschranke. 
Was  daher  durch  einie  Ansteckung  in  den  Organismus  gekom- 
meu  sey,  träte  nur  dann  als  neu  erzeugte  Krankheit,  es  sev  auf 
einer  beschränkten  Stelle  oder  an  der  ganzen  Organisation,  her- 
vor, wenn  es  von  dem  reproductiven  Systeme  aufgenommen,  an- 
geeignet und  wieder  erzeugt  ist,  dann  erst  trete  die  Kiankheita* 
form  für  die  Erscheinung  hervor. 

Die  H^ege  der  Scharlachansteckung  ( p.  ).  Hier  be- 
merkt der  Hr.  Verf.,  dafs  das  in  den  fieberliaften  eigentljümli* 
chcii  Ansteckungsstoffen  eigen thiiniliclie  Ansteckungsvermögen  ini 
Scliai  lache  gaii^  voi  zü<j;rich  entfaltet  sey,  weswegen  man  sich  nicht 
mit  Unieclil  vor  dieser  Krankheitsform  und  ihrer  Nähe  fürchte, 
Kec.  hält  dieses  für  ganz  richtig,  und  beweist  eben,  dafs  im 
Scharlache  das  sensitive  System  vorzüglich  ^  ergri (Ten  sey,  durch 
dessen  Mirwirkung  auf  den  Bildungsprocefs  des  Ansteckungs- 
Stoffes  gerade  dieser  feiner,  durchdringender  und  bösartiger  wird, 
-wie  dieses  bei  dem  J^ierveofiebercoutagimn  hinlänglich  ansichl* 
lieh  ist. 

Die  Dauer  der  H^irksamkeit  des  Anstcchingsstoffes  {j^>44)» 
Der  Hr.  Verf.  unterscheidet  hier  sehr  weise  zwei  von  einander 
sehr  verschiedene  Momente  der  Ansteckungsfähigkeit  des  Sehar-r 
lachs,  und  zwar  a)  während  des  Lebens,  und  h)  nach  dem 
Tode  des  Scharlachkranken.  Hr.  Wendt  bekennt,  was  das 
stere  betrifft I  dafs  Ansteckungsstoffe  unter  gewissen  Umständen 
lange  Wirksam  bleiben  und  auf  eine  dafür  empfängliche  Organi- 
sation in  volle  Wirksamkeit  gesetzt  werden  können.  Das  Auf- 
bewahren des  Ansteckungsstoffs  in  wollenen  und  baumwoDenea 
Stoffen,  in  Haaren,  Flachs  und  allen  nicht  Warme  leitenden  Din- 
.   gedy  erhält  am  längsten  die  Wirksamkeit  jedes  Contagiums.  Dä- 

Segen  aber  widerspricht  der  Hr.  Vf.  der  Meinung  jener  Atrzte^ 
ie  audi  noch  die  AnsteckuDgilaliigkeit  der  Leichen  der  an  cin«r 

37 


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57^  Wandt  über  Scharlachfiebcr. 

duciio"  1^.'^"-"'*^"  "  .  .  ''einer  ferneren  Eneugung 
jede  Tl.äl.gke.l  ^f»""^«' Ä_^ff^"i.  Leichnamen  der  ^ 

^«,.  Denn  ist  es  nicht  S«'!^"''^"" '  ^»J^^i^en  Fäul- 

Bilk  noch  imstande  seju  , '  ^«2!  ^0^^  die  w-, 

■  Dffl  Tod  beurkundet  sich  nur  g'"'^  „T!r»i, 
S^JrFSuluifs  des  Körpers,  ^i-u  w.r  de..n        ^  L 

.  fc«e«  Odern  auch  '^^"^"-"f    "J  ^7»^^ 

Leichnam  Y«m  letite»  Herzschlage  an  ^'«J^^'^^^  j,  „„ct5oM«>- 
rendenFfalnifa  d,»rcbaus  aller  ''^''/"XuL  entwiAd« 

raubt  sey,  «wl  dAer  1^«»«.^«=^"' ,?  "e^  Xr  Aerzte  «d 
könne,  nicht  ^d«l«gt,  »»d  fe  ei  er  solche«  A»- 

,u  alkn  Zeiten  Hegt  f  5?^'''^^?!^^  ;  J  beme^k^  «•  « 
„ahme,  wie  denn  Hr.  f  «^^^f  joch  nicht  überseh«, 
ausdrücklich  sugt:  S,  unter  gegebne« 

werden,  dafs  es  detT«»«^»  «K?"'*f^,  Verül-mog  desA»- 
^mstandcn  M  sein«  Hat,«»  J^T«  «»J^^Jt  VVä.e 
steckungstolVes  lieber*  .»«el  durchdrungen  und 

Wer  Hr.  von  ^^'^J^'^emerkuBg,  die  seuie 

Überzeugt  gewesen,  so  wurde  er  d«»e^,._ » 
Z«eifel''b.^>rku..de.,  «^S^ "^.^  rtm  «Af 

U«r  Scharlach  im  ^f*«'"^»  ^«Ä«-'«*^ 
Formen  (p.  i5).  -  Regelmässiger  VoM 
-<Jf )    Kräftig  und  wahr  gezeichnet.  ■    .  Jfacli«« 

i^gLllriger  Ferlalf  des  f  ^,^««^^^2^  AnoOuU« 
Hr.  irf«rfr  viel  XU  obcrflächhch  '^^^Behauptuag 
d«s  Scharlachs  angegebcu  hatte,  «eUt  «^^^f  ^  d,,Seh,r. 
.     ,ul-,  dar*  die  seitherige«  ^'hulgere^''''^" 

Uchs..B.  in  entzündlichen,  "e70se^/""*'f5^£bchs  gao» 
YoUUnimen  xwecklos  und  ,^*'"%,SSJscharlachfieber 
«r  nicht  anzutreffen  wäre.  Nur  das  '"'"^TZ  yotUme, 
'ät  n«ch  ihm  die  einzige  Form,  die  m       J^^"      i^^ia  1»"; 
AUe«  in  dieser  Krankheit  auf  eine  J 

lifp  ein  Zevr^^ 

dcule.—-  Das  /icfToVß  Scharlachfuber  und  1»««^**^'*' 

der  kindisch  aufge»chc€ckuii,  Pi»a»ti»s»«  ' 


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1  .  ,  I 

Wendt  über  Schailachfieber.     .  5-^ 

verwirft  e.  eLenU  als  eine"  Lesondtöl^t^Ät^ 

.    sucht  er  ebe„f.dk  lu  ittfn'^e^rb?;  e?  ^"-''«'-•■fi^ber 
.    for.  „ehr  oder  we„i,.r^4";,scTe''z' f  1  "  L  ^t:«?,»" 
seUe.„u„^e.,  der  Krankheit  vorhanden  seyen.  -  Da  ,  a" 

fnesel  (Scarlatina  miliaris)  hält  er  blos^für  eine  durcf  t  H^r" 
Ugkeu  der  ,>j/Sz^,;,«,o„v,  veränderte  Ges.aL  '-  d 

äusseren  Scharlachform,  und  für  keine  Abart;  sie  ents,ünr°  ' 
berder  Intensität  der  Entzündung  sich  die  6^?.  f  .?^K  "^""^ - 
aadurcl.  kleine  Hirsenartige  Pus.efn  bildet/-  ßt  s  ha  Sfi  k"** 
o/,«c  Ausschlag  sey  streng  genommen  gar  nich  gedttat 
<  eis  gäbe  e,  be.  d.eser  Form  einen  Zustand,  der  i^  ei^eV 
.  ern  Beziehung  nicht  ohne  Bedeütung  wäre.  Wenn  nänX^  T- 
Scharlachep  demien  in  Ind.'viduen,  die  schon  eTne  WaC  th  ' 
lachform  überstanden  hätten,  sich  unter  ''e<rlhlTv  J~  r- 
vor  üg  ich  nach  vorhergegangener  Ansteck"ung  eine  b^dettS: 
Halsentzündung  m.t  Fieber  entwickele,  so  trefe  eine  dem  Schar 
S  «-löge  Form  ein  ohne  dafs  die  Haut  sehr  merkb"  mite  Z 
gnlfen   wurde.    Auch  habe  man  nach  solchen  Krankhe  ten  die  ' 
F  olgekrankhe,te„  des  gewöhnlichen  Scharlachs   zu  beobichten  • 
Gelegenheit  gehabt  u.  s.  w.    Ree.  befürchtet  gewifs  nicht  .|  '° 
.Grund    dals  diese  neue  Ansicht  mehr  schade^ah  Nu"ze  s'fte 
Zugegeben  auch,  daf,  manche  Complicationen  de   Sctr  cl  L" 
secunda,re  Folgen  desselben  auftreten  „nd  daher  „i^ht  als  eine 

üuritn    so  l.agt  es  sich,  ob  jener  Complicationen  unbeachtet 
dennoch  der  Idee  eines  ursprünglich  rein  L,tzündlichen  LeTde„ 

.  Xthot  Ge  ••  "'".""^  "^"^^  -tiphlogistSe 
Methode  Gen, Ige  geleistet  werden  müsse?  —  Dabe-en  sDricht 
fredtch  d.e  Gosel,  ehte  der  Scharlachepidemie  auf^i^fe  kaum  zu 
Widersprechende  Art.    Beurkundet  z.'^B.  nicht  je,  Schäriach 

ier  r„tf&"r  '^r^''''''''-  Vonaufer  Lh 

ün^  X  ''^"'S^*'«"  Convulsionen,  den  gefährlichsten  Kri.mpfea 

'M^lkT  Z"föUen  der  Apoplexie  C." 

Sat  erf  ii'"  "v  """"'"'-'"•«"ng.  »ondern.  daf,  eia  ' 

pnmair  ergriffenes  Nervensystem,,  welches  entweder  von  oder 

fonl"d^  f  ^"^''"'^""ff  Scharlachs  angeregt  st 
creif      W   ,"""'Tr  nervösen.  Scharlachf,  Flau 

Methode  Ii  •  'ü  >*=i-n.iphlosi;.ische 

M  thode,  allein  h,„re.chend  seyn,  dem  wilden  Ausbruche^olcher 

xu  .7^./""/"'  Organisation  zerstörender  Nervenzufälle 

J'u  «cuera?  wud  mcht  in  solchen  Fällen  „ach  der  Anleitung  der 


37« 


GüQgltl 


8^0  Wendt  übtt  Sdiarlachfieber. 

^orzagliclistcn  älteren  und  jieuerwi  Afflfrte  tuf  «an 
>*iclitifies  iind  zerrüttetes  Nervenlehen  «imt  besondre  MdMCtt 
eenomme..  werden  müssen ,  bevor  man  zof  Tdgune  der  Sdto- 
lachentzündung  durch  die  antipl.logistische  Methode  schroW. 
Irt  hier  also  das  Xervenleideu  Folge  des  Scliarlacbs,  W««  « 
„od.  Rar  nicht  zu  Tage  gcbrocheu  ist,  und  .st  die«» 
ScaH.itina  nervosa?—  Das  Nämliche  gilt  auch  von  Je™  ga«^ 
scl,e.,  Scharlachßeber.    Denn  ist  es  de,.»  g.r  n.cl.t  gedeiJctan. 
dafe  bevor  der  Scharlach  in  einem  Ina.v.duo       Tage  hnM, 
tl^  schon  clue  geraume  Zeit  vorher   e.ne  sehr  bedeut  e». 
Med^e  Croditäton  in  primis  -viis  gehabt  haben  mag,  die  nui.  >iu 
normwidrige  Intestinalreitzc  das  Gefäfss.stc.n  ...  e,n« 
Anirenblicke  oder  «n  einer  Zeit  zur  pathologusch  gestcigerta. 

T^i^^Vret^n.  ..o  gerade  d'^/^'-'-^'f-C;:;,;:: 
^tebSl  Individno  PUte  griff.  .  Wufd  nun  "''^'-»•^8«'^''^" 
a*u  derfalrigen  Erftbrungen  vieler  v*rzügUcben  Aer.t  -  m 
solche«  BnSinden  der  Sebwlach  s.ch^  besser  entw.ckeh. 
der  Heilmt  «er«  a«f  eine  wiche  Compl.cat.on  d-J^^'^  * 
mit  einem  gastri«Aen  Fieber  .durch  kraffges  t.nw.rkc..  m 
der  a..tigas.Wschen  MeUiode  die  ifehönge  R"C>s.cl.t  mmmt.  H 

„icht  scCc.  oit  ein  einziges  Vomitiv,  f «  «?J^t"f^,,t  n 

den  zögernde..,  leicht  «bl.«enden,  «nd  TerSndAhe^^^^^^^^^ 

auf  eine  manchesmal  >vnnderbare  Art  M  Tage  gf°^''^«'j^^j, 

desfcn  su.a.ugste  Form  begründ«?  V« 

davon  s''e,-n,  dafs  die  gastrische  Al&et|«a^Fo%e  des 

,ey  >    Giebt  es  al.o  nicht  eine  5c«.r««teia  J  a„eh 

verhält  si.:hs  mit  den  übrigen  Compliwtion«. 

Hr.  fi^endt  trotz  seiner  Annahme  die  ^^^ff^^^^K«- 

nervosa,  putnda  etc.  sehr  richtig  und  nach  »0«««» 

rieht  sehr  umfassend  vorgetragen,       divergirt  » 

theoriam  sed  non  quoad  praxun,  und  dü»  i»  ««» 

•  *'**^«PW/^«ng  der  Erscheinungen  des  -^«^^^^^JÜ 
Sehr  grOndlich  und  lehrreich  vorgetragen.— --  '»'  «rjyto»» 
iei'der  Scharlachform   rorwaltenJen  <^""'''''''.""'.        B«ie- ' 

'fp.  ).  Der  würdige  Ilr.  Verf.  nimmt  .n  at'ol».g'^'. 
hing  drei  Canialverhältnisse  beim  Scharlache  'at 
Causa  praedisponens.  Diese  liegt  nach  senier  »«"'  "  .^^  Ver- 
sieht in  einer  eigenthümlichen  von  verschiedenen  or^  ^ 
hältnissen  abhängigen  Empfänglichkeit  der  I"*'''^"  '^«i»«  f 
Jiei'  allen  gleich  und  nicht  zu  aUer  Zeit  aut  ^J««^"'.  ^  Htätmf 
•«eteert  sey.  Hier  scheint  aber,  auch  der  Hr.  ^f'^.'  ^eou 
yfM  Neunumn,  OdUr,  Elvert,  JSrdens.  «•  «•  ''«'f.""  'ßr  ü« 
er  p.  33  sagt :  »Meine  eigenen  Beobachtungen  s»'«"»?' 
MögKciikeit  der  Wiederkeiir  des  Scbarlaehs».  aussei 


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flen  i^  ans  dem  Commmiams  de  Seariaiina  anfiibrte,  wo  cwi; 
MSdcHeUy  •  wdches  im  Janaar  4807^  am  Schariaohe  litt^  davon  im. 
öctol>er  18t t,  als  zwei  ihrer  Schwestern  daran*  kiank  lagen, 
wieder  befallen  wurde ,  habe  ich  noch  ein  Betspiel  einer  xrweir; 
ten  Scharlachausbildung  eriebt.c  Ree«  fiagt  hier  wie  es  jetii 
mit  der  Kiesa^sehm  und  Pfeuffer^sehm  Behauptung  aiu^he;?. 
Denn  wenu  nach  Kieser  mit  dem  einmal  aberstandenen  Schar- 
lache die  Mögliclikeit  und  Receptivität  für  eine  spatere  Anste- 
ckung vollkommen  getilgt  sey,  und  dadurch  der  Mensch  sich, 
auf  einer  höhern  Stufe  psychischer  und  materieller  Vervollkomm- 
nung eni|)(H  o t'schwiinoeii  hätte,  wie  oft  müsse  dann  der  Mensch 
vom  Schailuclie  belallen  werden  um  den  grostniögliclisten  Grad 
psychischer  und  somatischer  Läuterung  und  Vervollkommnung 
iu  erhalten?  Wie  unglückselig  wäre  dann  das  Menschengeschlecht;  \ 
denn  wie  viele  Menschen  würden  unter  solchen  öfter  wiederkeh- 
'renden  Läuterungsproben  ihren  Geist  aufgeben?! —  T)afs  Herr 
ii^endt  dieser  Ansicht  nicht  ganz  abhold  ist,  toweist  folgende 
Stelle  p.  7,  wo  er  spricht:  »Die  von  Kicscr  aulgestellte  Ansicht 
über  die  innige  Beziehung  der  Exantheme,  wozu  von  ihm  auch 
der  Scharlach  gerechnet  wird,  zu  der  Entwickelung  der  kindli- 
chen Organisation,  giebt  dieser  Lehre  eine  bisher  kaum  geahn- 
dete Bedeutung,  und  läfst  sich  fiir  manche  andre  acute  Kinder- 
krankheit geltend  machen.«—  2)  Die  Causa  occasionalis  ist  nach 
Hrn.  ff^endt  theils  das  aus  einer  eigenthumlichen  Witterungs-  ' 
Constitution  entwicirelte  Miasma  unabhängig  von  jeder  Ansteckung, 
theils  das  von  einem  anderen  Scharlachkranken  entwickelte  und 
auf  ein  andres  dafür  empfangliches  Individuum  übergctrafrcne 
Contagiuni.  Ree.  hält  diese  Ansicht  für  die  allcrscliönstc  und 
interessanteste,  die  uns  Hr.  H^endt  in  seiner  Schrift  niitthciit, 
sie  ist  ganz  aus  der  Erfaluung  und  der  Natur  der  Sache  ge- 
schöpft, und  nur  auf  diesem  gedoppelten  Wege  iäf^t  sich  die 
Entstehung,  Ansteckung  und  Verbreitung  des  Scharlachs  voll- 
kommen erklären! —  3)  Die  Causa  cßiciens  ist  und  bleibt  n^ch 
des  Hrn.  Verfs.  Ansicht  Entzündung,  nämlich  jene  krankhaft  ge- 
steigerte Thätigkeit  in  den  Mündungen  des  arteriellen  Gefaissj*^ 
Sterns,  wodurch  eine  wilde  zügellose  Aufregung  und  eine  mehr  ,  ' 
oder  weniger  auflfallende  Störung  der  Fttoctionen  im  Oesammt* 
piganismus  herbeigeführt  w«rde^ 

yorhersagung  des  Sckartaehs  (p.  36J-  Hier  ^ht  der  Hr; 
Verf.  rocksichtlich  des  Ausgangs  der  Scbsriaehform  die  Natur 
der  Krankheit,  die  Individualität  der  Kranken^und  dieMomente, 
die  in'  einigen  äusseren  Umständen  begründet  sind,  mit  viider 
Kriahrung  und  geprüfter  Wissenschaftlichkeit  durch,  so  dafs  di^ 
Prognose  zu  den  vorzüglichsten  und  gelungensten  Ausarbeitttogeii 


I 


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583         Weadl  über,  Scharlachfieber/ 

des  ganzen  A^i^erkcficns  geliört,  und  der  Hr,  Verf.  sich  als  ein 
trefflicher  Beobachter  der  Natur  aufs  ehrenvollste  beurkundete. 

Die  Behandlung  des  Scharlachs  ( p.  5j ),    Hier  wünscht 
der  Ilr.  Verf.  den  Scharlach  cito,  tuto,  ac  jiicunde  behandelt  7.u 
■w  issen.  Und  weil  diis  Wesen  desselben  auf  Kntziindung  beruhe, 
und  die  Heiianxeigen,  wenn  sie  schnell  und  sicher  zum  Zwecke 
fuhren  sollen,  dem  Wesen  der  Krankhetisform  gxai  entsjft'echen 
inüssren ,  so  sitj  es  als  ganz  unbezweifelt  anzunehmen!  dais  kein 
andrer  als  ein  rein  antiphlogistischer  Apparat  angewendet  werdea . 
dürfe*    Die  Wahl  der  Hier  anzuwendenden  Mittel  aber^hSo^e 
Toh  dem  Grade  und  der  Richtung  der  Form  so  wie  von  den 
individuellen  Verhftltnissen  des  Kranken  ab.  £s  scj  übrigens  aber 
auch  nicht  gleichgültig  ^  welche  entzondongs^idrige  Methode  in 
Gesbraneb  gezc^fen  werde.  Daher  räumt  der  Hr.  Verf.  (p.  ^ 
'  dem  Aderlassen  den  ersten  Platz  ein,  und  nennt  es  die  Mchora 
mera,  ^n^lcher  steh  der  Kranke  und  der  Arzt  mit  Zuversicht 
vertratten  kdune,  da  nämlich,  wo  die  entzfindticKe,  Dnthcns 
hoch  gestiegen  se^,  wo  das  Fieber  heftig j  onM/^^/j.  die  Hals- 
entzündung hedmtendß  der  Kopf  oder  die  Brost  emgeM»' 
inen  seyesi  und  wo  sidi  mMt€nde'sieeAtnd^Sdiimmvi 
irgend  einem  edlen  Theile  binzugesellen.    Die  Indicatioa  Bim 
zu  lassen  werde  um  so  dringender,  wenn  mit  diesen  eben 
firefnhrten  Erschcinunffen  der  Körper  des  Kranken  sehr  hobp 
der  Durst  sehr  «(rofs,  die  Zun^c  trocken  oder  an  den  Äiawia 
.sehr  roth,  der  Hauch  sehr  "Nvurni,  der  Urin  sparsam  lind  lötk' 
sich  darstellen  u.  s.  w.    Seihst  den  kleinsten  Kiudern  lie&«&« 
fVendt  durch  den  Aderlafs  Blut  mit  dem  besten  Erfolge  ab- 
zapfen, und  verwirft  in  solchen  Fällen  die  ßlutigel,  daher  linjl 
der  Hr.  Vf.  sowohl  diese  als  die  blutip^e  und  trockene  Schröpf- 
kdpfe  bei  der  Behandlung  des  Scharlachs  ausgeschlossen  wissen, 
weil  sie  nach  seiner  Meinung  zu  geringe  antiphlogistische  MiWI 
Seyen.  —  Dagegen  empfieldt  der  Hr.  V  erf.  die  Anwendung  dff 
Kälte  als  eines  der  vorzüglichsten  rntziiiidungsvvidrigen  Mittel, 
und   nachdem  er  sich  über  ihre  Bedeutung  in  therapeutischer 
Rücksicht  sehr  wissenschaftlich  ausgelassen  hatte,  setzt  er  «üc 
Momente  fest,  welche  die  Anwendung  derselben  dringend 
fordern,  worunter  hauptsächlich  jener  Moment  ihre  schleunige 
und  segenreicbe  Anwendung  begründet,  wo  krankhaft  mit  ud- 
verkennbarer  Spur  der  Entzündung  die  Thätigkeit  in  der  sen- 
siblen Spbaere  im  Nerven  und  Gebim  gesteigert  scy,  oder 
bei  einer  Torhani^ien  Entzündung  mehr  die  venöse  also  acr 
Sensibüitat  zugewandte  Seite  ergriffen  sty  u.  s.  w.  Vorzügen 
dann,  trete  aber  die  Indieation  und  mit  dieier  die  unerlafslichc 
Nothwendigkeit  ihrer  Anwendung  ein,  wenn  durch  die  Höh« 
und  durch  eine  nngUickUdie  Richtung  der  l^tkwi  die  eat- 


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yfeodt  über  Schai*faicl)ficber,  583 

<fiii4liete  Fotm  auf  die  sensible  Sphaere  llbertr«(^  wordf« 
oder  mit  aiidesD  Worten^  wenn  sich  die  Knokbeil  auf  das  Ge- 
iiirn  eeworfen  babe.  Dieses  sey  jener  Zvstandy^wo  ScUafsuckt, 
Betäubung,  Irrereden  und  Gefahr  des  Schlagflusscs  eintreten,  und 
dieses  sey  der'  Moipent  wo  zu  einer  kräftigen  antiphlogistischen 
Methode  auch  die  Anwendung  der  Kälte  auf  den  geschornen, 
oder  wenigstens  von  Haaren -so  viel  als  möglich  cntblöfslen  Kopf 
hinzutreten  müsse,  weil  nur  davon  die  Mo^Jichkeit  der  Erhaltung 
des  Kranken  einzig  und  allein  abhänge.    Da  mülsten  nun  ent- 
weder Begiessungen,  mit  kaltem  Wasser,  Eiskappen,  oder  we- 
nigstens kalte  Umschläge  angewendet  werden  um  so  schnell  als 
möglich  die  Intensität  der  Entzündung  zu  brechen  und  den  das 
Gehirn  bedrohenden  starken  Säftetrieb  zurückzudrängen. —  Nun 
schreitet  Hr.  H^endt  zur  Würdigung  der  Mittelsalze,  wo  er  dann 
für  Kinder  und  schwächliche  Subjecte   den  Salpeter  ganz  und  ^ 
gar  verwirft  und  dafür  aus  vielfaltiger  Erfahrung  das  Kali  lar- 
taricumj  das  Kali  aceticumj  das  Kali  eUratum  als  vorzüglich 
(fhtzündungswidrig  anpreist.    Als  abführende  Salze  enipfieldl  er 
vor  allen  andern  Salzen  den  Tartarus  natronattn  und  die  Mag- 
ftesia  sidphurica  nach  ff^ichmann  und  Stieglitz, —  Was  das  Ca- 
lomel  betrifft,  so  hält  es  Hr.  H'endt  '^ü^  eines  der  vor/nglich- 
sten  antiphlogistischen  Mittel,  welches  in  \ieleii  Fällen  des  Scliar- 
lachs  uiülüreitig  den  Rang  unmittelbar  nach  dem  Blutlassen  be- 
haupte. —     Hierauf    erklärt   sich    Herr    H^endt    ganz  gegen 
die  Brechmittel ,  welche  man  manchen  Aerzten  als  spccifiscli  ge^ 
halten   und  bei   jeder  Form  als  uncrläfslich  ^  angepriesen  sind, 
Hr.  H^cndt  erkennt  beim  Scharlache  nur  eine  hobc'imd  furcht- 
iuire  Gefahr,  deren  Eintritt  den  tödtlichen  Ausgang  oft  augon-* 
'  blicklieb  ihöglich  mache,  diese  sey  das  Mitergrifftmeyn  des 
himtj  daher  sey  in  dieser  Krankheit  auph  nur  eine  Indication 
zu  erfüllen,  nämlich  dm  *Kvpf  immer  frei  zu  erhaUen*   Da  aber 
det  Gebrauch  der  Brechmittel  dieser  lodicaCioo  geradeau  eilige- 
gen  stehe,  weil  dadurch  die  Congestioneu  der  Säftcmasse  oacb 
dem  Gehirne  bedeutend  gesteigert  würden,  so  folge  hieraus  wie 
sebädlich  diese  namenüich  im  Scharlache  seyen  u.  s.  w.  Ree. 
kann  hier  die  BemeilEiung  nicht  unterdrücken,  dafs  hier  der  Hr. 
Verf.  unstreitig  zu  weit  geht,  wenn  er  so  geradezu  den  Brecli- 
und  abfiib^den  Mitteln  den  Stab  brichL    Aec  ist  wie  gesagt 
ebenftlls  der  Meinung,  dafs  im  Gaoa^o  genommen  äer  Schar- 
lach entzündungswidrig  behandelt  werden  musse^  er  ist  aber  auch 
so  lebendig  überaeugt,  dafs  es  Fälle  giebt  —  wie  er  dies  bei 
einer  sehr  grossen  Scharlacfafieberepidemie  vor  einigen  J^dhren 
sehr  oft  zu  beobachten  Gelegenheit  hatie wo  gelinde  Brecii- 
und  abffikrendeMittd  nicht  nur,  nicht  seht  selten,  sondern  sogar 
dringend  angeaeigt  sind;«  ifüt  dann  weni  oft  eine  ungUrabüdie 


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584         -Wendt  lAm  Schariftchfidber. 


Menge  Galle,  Sdileim,  und  sonstig«  Cfiiilidäten  ausgeleert  \vor- 
den  waren,  erschien  der  Scharlacli  in  seiner  reinsten  und  gut- 
artigsten Form.  Ree.  gab  oft  in  solchen  Fällen  Brechmittel,  und 
erlebte  nicht  einen  einzigen  unglücklichen  Fall,  der  der  Anwen- 
dung der  Brecl) mittel  zugeschrieben  werden  könnte.  Aehnliche 
FrFahrungen  sliul  von  vielen  Aerzten,  namentlich  aber  von  tVich' 
mann  und  Stieglitz  gemacht  word(*n,  ohne  dafs  die  von  Herrn 
ff^endt  so  sehr  gefürchtete  Folgen  eingetreten  sind.  Est  modus 
.  in  rebus j  sunt  certi  denique  füiesj  quod  ultra  citraque  nequtt  con* 
siiUre  rectum  ,  könnte  auch  hier  angepafst  werden. 

Der  Gebrauch  lauwarmer  Bäder  findet  bei  Hrn.  fVendt 
Bttr  unter  gewissen  Umständen  Statt,  weil  sie  seiner  Erfahrung 
'ZU  Folge  oft  mehr  schadeten  als  nützten.  Mit  Reckt  TSrwirft 
er  aber  die  heftig  sehweifstretbende  Methode,  die  er  nur  dann 
allenfalls  uaawendcn  anräth,  wenn  in  den  späteren  Stadien  dcf 
Scharlachs  äie  Heftigk^t  der  entsondlichen  Diathesis  nachgclas- 
«ea  haCi  und  die  anfödgltch  trockene  und  heisse  fiaut  feuc^it 
und  weich  geworden  sej..-^  Jetit  kdul  der  Hr.  Verf.  zar 
Anwendung  der  sthenisirenden.  Methode  beim  Scbftrlacbe,  ite 
welche  er  sich  (p.  84)  s«br  gfins^  «usdriickt^  und  genau  d« 
Zmtranm  ihrer  AnwendAng  festsetat.  '     ^  . 

üAer  dk  hä  BthmnMimg  des  Sthmiaehi  wgezeigte  DtU 
Cp.  87 J.  Sehr  belehrend,  — .  SpeeidU  BehmMmi  des  Seh^- 
lacks  (f.  gl).  Es  wfirde  gnnz  gegen  den  Pl»ii  fi««  JWutm* 
eher  se^rii,  wollte  sich  Ree.  in  eine  umständliche  und  erschöpf 
fende  kritische  Beleuchtung  dieses  §.  einlassen.  Ree.  flWÄ. 
freudig  bekennen,  dafs  diese  von  p.  92  W«  i^*  ""^Jf*"7 

stcrhaftem  Fleisse  und  mit  grosser  Sachkenntnifs  VOm  ^^*^*'r 
bearbeitet  sind.  Vorzüglich  lobenswürdig  ist  es,  dafc  Hr*  i^J»"»* 
die  lleceptformeln  beisetzte,  da  meist  angehende  Aewte  ^^^^ 
solchen  schwierigen  Fällen  oft  kaum  zu  helfen  wissen,  unft 
durch  doch  in  Stand  gesetzt  sind  am  Krankenbette  knnitgeilia» 
''ZU  verordnen.  \  IT 

•        [Jeder  die  Folgekrankheiten  des  Scharlacks  (p.  '»^ 
her  rechnet  Hr.  IVendt  die  acute  und  chronische  WassCTSUCWU 
Erstere  hält  Hr.  Verf.  mit  Recht  für  ftin  fortgesetztes 
liches  Leiden  der  Hautgebilde,   welches  durch  7^*^ 
entzündliche  Natur  des  Scliarlachs  hervorgebracht 
Heilung  eines  solchen  Hydrops  acutus  werde,  insoferne  diese»« 
«och  möglich  sey,  nur  durch  ein  streng  antiphlogistisches  V 
fahren  erreicht,  die  sich  hier  darbietenden  Hcilauzeigen  sejcn, 
die  Intensität  der  krankhaften  'Thätigkeit  im  G  efäfssysteme  wr 
abzuÄinmen,  die  tiefe,  und  daher  oft  verwegene  tückische 
xundun^  der  miiergriflerteii  Onnne  au  heben,  und  <be  «:f*''^ 
Hon  un^  ander  weidge  £mwoii  der  ausgetretenen  riu*MgJ^eaen  a 


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|iewUkaB.f.Bt|ttfiBtleeningen,  Calofiiel  mir  und  olinf:  Dlgltaitfi 
und  die  oh^  aogegcbenea  Nautnlsidze  erfnUeo  TolIkomai«ii  dic^ 
Ihdieilioa«?«-  .Die  eAronüc^  ^V^aiMsiidNl  wird  TonHni,  ff^en4i 
als  dlgemeiaes  Oedein  belracBte^  wosu  nch  in  acUimmeii  Fällen 
AnliSmiuig  des  Wassers  in  Am  Baiicbli6Me  gesdle.  Die  veran- 
lassende Ürsaolie  dieser  NaeUuranklittft  liege  gewöhnlich  in  einer 
Erkältung,  und  die  Causa  praxima  sej  in  den  meisten  Fällen 
eine  Atonio  des  Gesammtorgauismus  und  des  Haqtd'gans  insb4^ 
sondere.  Ueber  die  Heilung  dieses  äusserst  lästigen  UcLels  bat 
sich  Hr.  Jf^endt  sehr  practisch  und  trefflich  ausgesprochen.  — 

Die  Ohrendrüsengeschwülste  als  Folgekratikheit  des  Schar^  > 
lachs  wird  von  Hrn.  H'endt  als  Parotis  metastatica  betrachtet  . 
und  behandelt  (p.  •— 

Ueber  die  Verlmtung  der  Scharlachansteckung  Cp.  4 45 )» 

•  Hier  kritisirt  der  Hr.  Verf.  die  Belladonna  nach  Hahnemann^ 
das  Theewasser  nach  Sulzer,  das  Calomel  nach  Selig j  das  Ein- 
impfen des  Scharlachs  nach  HomCj  und  verwirft  alle  diese  pro- 
phylactische  Mittel,  weil  sie  bis  jetzt  den  Wünschen  nicht  ent- 

■  sprocheu  hätten,  und  stimmt  sodann  dem  Ilathe  von  Matius  bei, 
'  bei  Scharlachepidemicn  -  Räucherungen  von  Salpeter-  und  salz- 
sauren Dämpfen  zu  machen,  weil  diese  jeder  der  umgebenden 
Atmosphäre  beigemischten  Stoff  zu  zerstören  vermögen. —  Ree. 
wiiusclit  recht  sehr,  dafs  es  dem  Hrn.  Verfasser  gefallen  möchte, 
die  Versuche  des  Hrn.  Berndt  (die  Scharlachfieber-Epidcmie  im 

•  Kiistrin'schen  Kreise  in  den  Jahren  1817,  1818  und  1819  in 
Leipz.  und  Berlin  1820,  gr.  8.),  die  so  auffallende  Belege  für 
die  Belladonna  und  im  Grossen  darbieten,  zu  prüfen,  vielleicht 
würde  der  Ilr.  Verf.  nachher  sein  Urtheil  zurücknehmen,  und 
nicht  mehr  so  ganz  an  der  Möglichkeit  für  prophjrlactisQhe  Mit* 
tel  gegen  den  Scharlach  verzweifele.  — 

Ueber  die  vom  Sinntc  zur  Verhü,tung  des  Scharlachs  und 
über  die  Behandlung  der  am  Scharlache  V erstorbenen  gegebene 
[Forschriften  Cp.  4 4^)-  Hier  durch«:!;eht  Hr.  J^Vendt  die  verschie- 
denen preussischen  Medicinal Verordnungen,  welche  die  Verhü- 
tung der  Ausbreitung  des  Scharlachs  erzwecken  sollen.  Diese 
Verordnungen  sind  aber  nach  seiner  sehr  genauen  Deduction  vqii ' 
dreifacher  Art.  Die  erste  betrifft  die  Anstalten,  welche  bdna 
Ausbruche  einer  Scbarlachepidcmie  eingeleitet  werden  müssefi| 
um  die  Verbreitung  des  Scharlachs  bestmöglichst  au  .verhindern. 
Die  zweite  enthält  Hie  Belehrung  für  das  Volk,  um  in  Ermang-  , 
lung  der  Aerzte  oder  bis  zum  Eintritte  der  ärztlichen  Hülfe 
nicht  nur  nichts  zu  verderben |  sondern  auch  mit  Erfolg  der 
Heftigkeit  der  Krankheit  entgegen  zu  wirken.  l)cr  Gegenstand 
der  dritten  Vorschriften  ist^dvs  Ver&hren  -mit  den  Leichen  der 
am  Scharlache  Verstocbeuen  und  der  Entwurf  einer  AnUitwni^ 


1 

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586  FÜMtfor 


wie  e»  mit  dem,  während  ihrer  K««M«eit  ßetwj««»»^"  £; 
brauchten  Besitithume  zu  halten  scy.  IWl  »«*  &.  »^S« 
einmal  gegen  die  Ansteckungsfähigkeit  ier  taAmmt  » 
ansteckenden  UebclseynsformcQ  Verstorben«  «hr  IwKiff  «US«, 
itt  »chon  aus  dem  oben  Gesagte*  ers.chthch.  _ 

■  Ree.  schUest  diese  Kritik  mit  dem  aufr.chfgsttn  WÄh 
itt  Verehrung  f.ir  den  Hrn.  Verf.  und 

|«e  Schri  über  den  Scharlach  be>  we.tem  eme  if^^ 
«.testen  und  gediegensten  ist,  die  wir  besitzen,  ja,  d«&  •^" 
S  £l«  ^«  Icht  wi.s«»cWdich  gebddeteo  Atm 

•       rer  Serüc^ht,gungjesj8^8 

r beherrschten:)  Sehmiaehßeben.  Vo^  ^"jl.  ■'„,!,„  JrzU 

■  7er  Philosophie  und  JOekin  J>««'*r'  «^^Äcr  ^ 
aes  ayJnen  M^Z-Ko- 
specieüen  Therapie  und  Kbnikj  Assessor  i^„^ondiren^ 

'       Lee  ,  und  einiger  Sde^^'^Gl^ße-^»^'^'^^. 

dem  Mitglied«.  Mit  einem  T^uShwfef.  BmOnirt^ 

hwg  iSiS-  gr.  8.  Vorr.  VI.  S.  %to. 
Vergebe».  ««*t        ia  di»«  Sd«ift  «eue  rigem^^^^^^ 
überlas  W««  «mI  die  Bede.i»»g  de.  Scjajchfi Je« 

nicht  hiefär  ein«  •>ih<re  Expo«üon  J^P,tLiloso- 
Kieser's  gewagte  HypotW  §«»»  f'",f"^l^  „/geachtet 
phisches  Gewand  eingeUeide^  rechnen  will.  »«»^  .  ße- 
Li  diese  Schrift  doch  auch,W  nMWnüich,  »PJ^^I^^  „aupt- 
xiehung  ihren  »"SR«"»«»««»  Werth,  w«weg«  » 
Übersicht  derselbe, ,  so  weit  et  der.  Plm  g^^;,  erachiet, 

stattet,  dem  Leser  «n,  so  mehr  «««««Jjf Bemer- 
weü  =:uf  diese  Art  an  de.  ii;^-"^  ^  Schrift 
kungen  eingeflochten  sind.    Der  Hr.  Vert.  gi«» 

li^lgende  Hauptabschnitte:  oWucA^  r/?-^  /> 

^  ^  O  Geschichtlicke  Bedeutung  des  ^^^'^JJ^,  müan 
Hkr  theilt  Hr.  Pfeufer  dasjenige  kurz  mit,  ^  j^^^^^He- 
(die  Hautkrankheiten  und  ihre  ^^"^^^^^"^^Ji^^l  Breslau 
ben,  aas  dem  Englischen  übersetzt  von  '^^^  Exan- 
*8o6.  4.  3.  R.   1.  Abth.  p.  2i9)  und  ^^"^'^^T^  ^jel  au5- 

theme  3.  Theil. 'Nürnberg  *  8 1 8  p.  i  ff- )  ««^J^.^  ^tget^^^^^ 
fuhrlichcr  und  triitioer  dem  «««l^cinischen  ^ruD«v^    „  ^^^^ 

haben.  Nachdem  nun  der  Hr.  Verf.- diesen  ^^*J^^^ 
wchöpft  gektm  hatte,  bekennt  er,  dals  m 


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Pfettfer  über  dm  Scharlach.  587 

nichts  anders   als  eine   Ausbildungsh-ankheit  des  Mensdenge^ 
schlechts  sey,  und  glaubt  mit  Kieser,  dafs  diejenigen  Individueo« 
die  das  Scliiirlachfieber  uberstanden  hätten,  in  psychischer  und 
somatischer  Rücksicht  veredelter  seyen,  als  vor  dieser  merkwür- 
digen Metamorphose.   Ree.  kann  nicht  begreifen,  wie*  die  Natur 
die  Erreichung  des  edelsten  Zw^eckes,  des  menschlichen  Gebil- 
des, den  Exanthemen  mit  ihrer  zerstörenden  Wuth  sollte  unter- 
Ueordnet  haben!    Wie  könne«  wohl  Exantheme  als* Vermittlet 
zum  Leben  und  Gedeihen  auftreten  ?    Vortrefflich  sagt  daher 
ßerndt  (die  Scharlachfieber-Epidemie  im  Custrinschen  Kreise  etc. 
P*  49)«    Wäre  es  Naturgesetz,  dafs  nur  mittelst  der  Exantheiae 
die  organische  Entwicklung  möglich  Mj^  so  würde  sich  dieses 
Gesetz  in  tausend  Wiederholungen  aussprechen  müssen ,  niuf 
demioch  liefert  die  schlichte  Beobfichtung  nichts ,  was  zum  Be- 
weise jener  Behauptung  dienen  kannte.  Die  Erfahrung  lehrt  \xn% 
ein  r^elioses .  GemjBnge  der  exanthematischen  Krankheiten  ken- 
nen I  .ohne  die  geringste  Spur  physischer  Nothwendigkeil.  Wir» 
sehen  nur  zu  oft,  da£s  weder  der  Scharlach  noch  andre  Aus<^ 
schlagskrank  hei  ten  sicli  an  eia  bestimmtes  Lebensalter  binden; 
eben  so  wenig  findet  eine  hestimmte  Reihenfolge  dieser  Krank- 
heit Siatt,  sondern,  wie  Epidemien  es  heischen,  so  folgen  bald 
BhAtem,  Scharlach  u.  s.  w.   Wie  verschieden  erscheinen  nidtC 
diese  Krankheiten  dem  Grade  nach,  und  wie  vide  Menseheni 
bleiben  nicht  ohne  alle  diese  Ausschlagskrankheiten,  nnd  dennoch 
stehen  sie  dem  übrigen  Mensch^geschlechte  wed^  an  gebiiger 
noch  körperlicher  Entwidcelnng  nacKl   Wie  hatte  es  'am  die 
Kntwickelnng  des  früheren  Menschengeschlechts  ausgesehen,  vo 
keine  dieser  Krankheiten  gekannt  ist?  nnd  wie  mdchte.es  wn 
jene  VSlker  anssehcn,  anter  welchen  heute  aodi  keine  Spur  die» 
ter  Uebel  bemerkt  wotd^  ist?  — • 

Si)  Bäd  und  yerUuJ  Scharlachs  ^*  ff-)-  Hielf 
niottnl  der  Hr*  Verf.  drei  Stadien  *  xor  Aasbudiug  des  Schar- 
lachs an,  und  tmx%  a)  dter  erste  Zeitraom  gidbt  nach  ihm  daa 
Bild  des  praedominireuden  Gastricismas'  mit  allen .  tauschenden 
Naan^en  eines  bald  mehr  ^em  Synochus,  bald  mehr  einer 
*Biliosa  gldchenden  Fid>er9,  und  nennt  es  das  vegetatwc  Sta* 
duan,  wo  der  vegetative  Leib  des  Exanthems«  ausgebildet  werde« 
hj  Das  zweite  Stadium  ist  jenes,  wo  durch  das  Verschwinden 
der  gastrischen  Erscheinungen,  namenilich ,  des  Erbrechens,  das 
Bild  einer  ausgebiMeten  Sjnocha  mit  aUniahliger  Yerinderang 
der-  Haut&rbe  sich  schnell  ausprägt.  Diesen  Zeitraum  dA  Hr. 
Verf.  die  efitzündliche,  aninudische  Periode,  wo  der  animalische 
Leib  der  Krankheit  ausgebildet  wird,  c )  Nun  entwickdt  sich 
(p.  i6)  das  dritte  Stadium  des  Scharlachs,  wo  vermöge  der  in- 
mviduellen  Biidun|>;  des  Organs,  von  dem  die  Krankheit  -ausgeht, 


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588  Pfeuf«  Ober  den  Sctarl»«*» 

StSnUHiea  der  Functionen  der  Hau.,  die  sieb  toA  e». 

doch  vrxüglicl.  '^^"^^^^"Xc^ZlrZ^l 
Pfeufer  ntt»  «der  GeWiWW»K«t  „  ^  jes  Rachens  ««4 

'  \)  EntxfittduiiK  der  scnsuiren  Hier  ist 

der  Hr.  Verf.  ^'^J^J^'^'s^Z  des  ScWlachs  isi 
die  Bräune  ein  gw«  TWnigliCW«  .      e„„  « 

Lnd  vollkommen  .tiimi«  Ree.  ^  j^^siu  ii  Papi"»- 
/■„  3,)  behauptet,  dati  der  S<ä«d«ch  ,ici,,ig  be- 

iVerder  Haut  hAe.  4«  d«»,  w»e  ß«*^^^^^^  ^Jj^j 

„crkt,  mit  der  die  M«»*»"« J^l^^i  vS»og  »iel.t, 
,usUe.dc,.den  Nervenhaut  in  '»»«««»«»^.*  Heftigkeit 
.^e-en  auch  die  Beobachtung  «^"*^V,' f !  u.it  des  Scharlachs 
Icr"  Bräune  gleichen  Schritt  i^  d-HeHk^hS  Zufälle, 
l^.    Endlich  beweisen  dafs  sie  woW 

Wie  die  Art  der  Ausgänge  ««f*  "TtTktone.  sondern  in  ge- 
weht eine  ge.vShnliche  f  "^J^ der' Hau.  stehe.  Das 
„««rt«r  Bexiehung  mit  der  jdeUtto  P«me  .^^  , 

^nsensuelle  T-eiden  des  Gel?'"«  ««d  .«M^  ^^^.^^  vve 
Nieder  eineHaupteigenduinihchke^^^  Ge- 
die  Papillarkörper  (nach  ^''^«^  d"  rtd*.  » 

bilden 'des  Rachens   n  genauer  l'^^'^oU  allein  das 
Gehirn  und  namcn.l.cl,  d.e  '"»'j^«  «'"'S  d«  GeW« 
^genannte  Zurücktreten  'l'^^^  Sc}'"'»^^^  ™       ^^en  ist- 
S^ahnlich  schnell  eintretende  Lob^nsgctAvu^^      .^^  ^ 

^  c)  Ein  eigener  durch  gastnsche  ^^^f^^^  y  Hr.  PH" 
di^ender  Fieb?rzustand.    Mit  Recht  l;»!'  CP-  *^  ^  „„.ge-  • 
KTFleber  für  d.e  Volge  der  ScUr  ach.«^*»«^ 
kehrt.    Indefs  könne  dieses  F.cber  -  -^«'^er  senslWe  sey 
««,  je  nachdem  das  Subject  mc l.i  '^^Jlt  nm  ih-»  ' 
ri  w.  Seine  Ba^rdgke^t  l'-SV'fude  b  vTn  welche».  d.e 

,  «he«,  «mdern  vielmehr  von  dem       'l'l^f;^,  ^breUe.  Der 
l^Mt  •«.geh.  und  «oh  über  -dro  ^'n-;  (p.  4  ) 

•  Hr.  Verf.  weht  nun  .uf  e.nc  »«^''^ 'l'J''  ,0«  dem  Pap'Uf 
.«  beweisen,  <Uf.  die  ScharUchentz,.ndung  vo  f 

karper  der  Haut  ausgehe,  aber  als  f'!^^"^^  »D*  ab« 

dto  PapUlarkörper.  der.  Ha«  *f 


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Fteuter  Uber  dea  Schariach.  ggo 

dieser,  sagt^der  Hr.  Verf,  an,  d»  ReiU»  d«  «mcn  W^«. 

Systems  .„der  Hau.  ist,  diese,  aber  aU  hSd^^ 
ga„.scl,en  Bildung  seme  Herrschrfk  fibtt  die  «,d„  GADdfau^ 
«bt  Ihrem  mdi«dueUen  Lebeu  erst  eW  Mkere  oder  eei„r~ 
Bedeutung  giebt,  so  läfst  sich  daraus  die.  rerSi^ir  ^! 
gefährliche  Gewalt  erkläre,,,  die  dieses  FiebeTrÄt  Zi 
dasselbe  zum  Schrecken  der  Menschheit  mdit  So  wie  .„'  ii 
sensidvenEntefiodongen  die  der Enuündn^  «ig««hfimlichen  Er! 
scl.e.p«,g«^  die  Anschwdiung,  di<  plMd«Ae  leKbdreuheit  d« 

'  A-  A  "^IT ."K^  "riebt, bemerkbur,  da«e»e^ 

die  durch  dieSeoMbditat  vermittelteo  Sjrmptome,in  höherem  Grade 
Torhanden  sind;  so  findet  sich  aacb  bei  dem Scharlachfieber  eine 
ibnmgfokige  Verwiddung  der  Symptome,  «i«.  eigene  stechende 
Hitxe,  frequenter,  ge«>Wii.der  PJk,  Neigung  zu  Delirien 
lirampfe«  *ller  Art,  imd  «dfgt  sieb  «ich  .hlu%  wider  Erivai- 
teii,mit  dem  «enntireii  Tode,  nit  LibmoDg.«  «  ""a^- 

,  "J*  «UgemeiBe  oder  partielle  Abschuppune 

(p.  4«).  IW.  Proceft  WäDKibt  der  Hr.  Verf.  von  einem  l.ö! 
heren  und  umrer^eren  ittaodpinkt  aus  betrachtet  zu  wissen 
Er  beu«d.tet  mit  iCfew  ily,.  A  Reflex  einer  inneren  Leb~ 
temoipbote-u.  w.  W0d«cb  m  wi«  der  Geist,  so  auch  der 
K^rper-Mcb  VoHeaduDg  Awelbeii  seine  irdische  Vollkommen- 
heit «TKCidie.  MöMchen,  die  alle  Exantheme  uberstanden  hätten 
S^^^,  m  M  ym  diesen.  Krankheiten  geschützt' 

riM,  noch  euer  blMbesderen,  ungestörteren  Gesundheit  u.  s.  w. 
Refc  machte  diese  A^icht  aus  den  oben  dagegen  angegebeneu 
finden  mdit  ummeicblieD ;  denn  abgesehen  davon ,  dafshder 
ABiohuppungsproeeft  beim  Scharlachfieber  nichts  anders  als  die 
■«arlid»  Lortrennung  des  durch  die  Scharlachentzihidung  ce- 
^dteu»  Oberbanchens  ist,  so  weifs  Ree.  ausserordentlich  viele 
Bwqdd«^  wo  dieSciMrbich-,  Masern-  und  Blatternkranke,  nach 
diesen  t^crstandenen  Krankheiten,  ein  äusserst  sieches  Leben  leb-  * 

tm,  und  mA  KritAlichkeiten  fortwährend  zu  kämpfen  hatten.  

W«ram  erwamt  hier  nicht  der  Herr  Verf.  der  so  häufig  bei 
acharlMh  «sich  einstellenden  Wassercrgiessungen ,  die  nach  dea 
Toniiglichsten  Autoren  als  ein  sicheres  Kriterium  des  Scharlachs 
mttehen  werden,  und  zwar  um  so  mehr,  da  nur  bei  dieser 

Mtcthaften  Efflorescenz  Wassergeschwüllste  gesichtet  werden  ?  

'  "»fr'^würdigen  Zustand,  den  der  Hr.  Verf.  (p.  53)  nur. 

«erBacWieli  berührt,  hätte  er  nicht  so  glc -hgiillig  behandeln 
^en,  da  er  oft- in  seinen  Folgen  verdcrbli<*er  ab  «elbst  der 
acharlach  ist,  von  dem  er  ausging.  — 

Nun  bezeichnet  Hr.  P/eufer  den  Unterschied  des  Schar- 
»Chs  von  den  Miuern  (p.  54),  Röthein,  RotUauf,  db»  friesei- 
•usschlag  und  der  böwvtigea  brandigen  üraiue.    '  ... 


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5oo  Pfeufcr  i&«r  deo  Scharlach. 

Ä)  Silz  und  fTetm  'des  Sckarlaeht  ( p.  60).  NacllJem  der 
Hr.' Vf.  .hierüber  kurx  die  verschiedenen  Amiclilen  von  Kreysig, 
RgieUmij  StiegUtSt  Bäck,  Marcus,  Richter  und  Kieser  mitlheilt, 
atdk  er  des  Gmnautt  «uf,  dafs  der  Site  de$  SAarlachs  im 
PapillnkSrper  der,Banit  ab  «lerjenigeiiHaB^hie  $ej,  die  dem 
sensitiven  System  «tniKedte,  sein  Wesen  sey  Entzündung, 
als  n«*weiidi«»  Foija  der  Knakheiten  det  «imi»dis«*.eD  Syst«» 
vom  KapiUargefäfssystemedeiPi^ilftrp*»  «wg*^  «»*  *«* 
den  individueUea  ChMWSter  «dieier  Bantpatdde  einen  senwiiT» 
Character  bekomme.—  Mit  dieser  Anddit  stiijBtt  Ree. jollkflinr 
men  übereiu,  woJ)ei  man  sogleich  twnerkt,  dafc  d«  Hr.  \  ert. 
Dank  verdiene,  indem  er  vorzügliche  RÖdcsusht  inf  *»  ^*V<^ 
fenseyn  des  sensiblen  Moments  im  SchMlwhe  nAal}  dem  mr 
aus  einem  solchen  Gesichtspunkte  lassen  "«™'lr 
und  plötzlich  tödtlichen  Metamorphosen  diesw  fi^erhißeniaB« 
rescefiz  erklären;  »denn,  sagt  der  Hr.  Verf.  (p.  77),  2* 
mal  der  Krankheitsproccfs,  das  Exanthem,  ach  ««/"^ 
.Vheiie,  dem  PapilUrköfper,  zum  Zentrum    dem  G*«?fJ»a 
leinen' Häuten,  fortgebet-'  tat,  so  ka„„  ^^"«»^8  «  aj«  <» 
edeln  Gebilde  seine  Herrschaft  dicht  lange  ausüben,  «tae  ^ 
die  Function  dieses  Gebildes  gSnzlIch  zerstört  wrd;  d«  •»« 
dieses  Aufhören  der  Lebensfunclio»  im  sensiuven  Syste«  ■« 
«rter  der  Form  der  Lähmung  ankündigt,  so  werden  auch  6« 
2,  der  drohendsten  Periode  des  ergriffenen  Cerebralsysten«  J 
Ersd«eiuuneen  der  Uhmung  eintreten,  «-le  es 

SSächn^esich  cnmickelnde  Com,-'-;./'^''  „"nd  S 
sDiwtion,  die.Lähmung  des  Mastdarms  und  'ler  ffl-se,  una  «»c 
SS  l«Tode  «nverfiltnifemisw  bfdd  eintretende  FauWshu^ 
JSch«.d«nd«nli«gb.r  beweisen^-  ^r/„n«S 
derlcKt  Hr.  iVinf«-  du  Meinungen  ve«<:^•fi'"!^  f "  „  ,e|a 
^d«  Z«Äeo  d«  Schahs  auf  eiUere  M  e  n  ren. 

•  mechmisch - chemisdier  Procefc  w«re  (p. 

ganz  richtig  diesem  Zmucktntt  i»  de-i  «genthöndichen  Cha^^^^^^ 

des  Gebilde»  und  der  dadurch  gesjttten  WTeme.dUchen  v 
'-^"dung  mit  den  Zentrdorg»«  JM«rfindet,  die  »""."»'^.T^g 
te  sjhaere  gezogen,  Träger  derKr^kheit  werden,  wob«  d,e 
ividualität  des  Organismus  leichter  «rCrnnde  gew.  ^ 
5;  FestsenuHg  %r  f^^^^^^TlZT^^^'^- 

Prognose 
artigen  Ai 

entwickelt,  so  uais  sicn  mciui  — — 

obachter  und  guter  Kliniker  ^i^l^ngUch  bwku«^ 

6  )  Heilart  des  Scharlachs  Cp-  ^o6j.  Buat 
Hr..Yerf.^daf*  der  Scharlach,  wie  er  gegenwartig  aaiow, 


bind 
hafte 
ludiv 


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Pfeufer  über  den  Schariach.  5gi 

durch  eine  Methode,  nämlich  durch  die  aötlDWomrf«*»     i  ••: 
lyerden  könne;  und  dafs  aUe  EinwendZr  STdL^"^** 
einzelne  zufällige  Co«plk.üo»en  d<^  SchÄ«AS^^ 
Imdeste  I^orjn  trafen    oder  vorzfiglieh  de«  M-aogel  ihre^U^ 
ze,l.gen  ünd  krafugcn  Anwend™.g  z„ge«J,rid«.  ,^e„  „a«en 
Denn  der  Sctokch  b.ete    m  «««  drohend.^  Gestalt  S* 
ZeitraoB,  d.r,        d.c  Anwendung  d«  «itipblogistischen  C 
Aode  im  ^ireuertenümfiuMje  dleü.  deaKrwk«  «len,  „nd  ihr^ . 
\Jrz3g«m.g^  oder  ün,eÄM«,jr  «ÄOlriich«  SchaderliS 
könne.  Sey  dieser  ZeUlwm  Tmbmt,  so  wSfdm  weder  schwä- 
chende noch  »urkende,  weder  kgUende  aoch  erhitzende  MU^d 
nutzen    d.e  KraiJcheit  enAge  «ch  *l.d««  entweder  mit  dem 

St  n-  ^"^'i:"  r".'^*^"«'       lästige  Nachkrank" 

heit  ia>er.  IXese*  ohniMhe  Raisonaeuent  unterzeichnet  Rccens 
»gerne,  kann  dw^doch  nicirt  bergen,  did*  wie  Heilkanstler  di^ 
seu  Zeitraom  nuülunnen,  tind  d^  es  oft  nichts  Leichtes  sey,  die 
L.d»«dnrii«r«n«  de.  Heüphn,  de«  Sunde  der  Krankheit  geht 
«g  m^^pmmU'-^  N^  gAt  der  Hr.  Verf.  (p.  .08)  dic%e^  • 
Khiedenen^en  des  SdM»  durch,  wo  er  dann  gefien  d« 
Seharlach  wenig  an«uwenden  vorschlägt.   Wenln  thun 

AL^J^  t^*^'^^  die  ganze  GeschickJichkfi,  des 
Am»  mfitM  ma«t  m  Ne,pit.yen,  d.  h.  im  Abhalten  schädlicher 
.    Su&ute,  ds  ,1«  PosmveD,  im  ärztlichen  Kunstverlahren  sich  aus- 
qprecbei^   ladeb  giebt  es  doch  auch  beim  einfachen  und  gut- 
MUgen-  ScbarlMhe  Aüs..ahmen  hievon.    In  FäDeu  aber,  wo  die 
•  »W««»Wändung  und  der  F.ebtrgrad  sehr  heftig  werden,  und 
■       i."^..        ^•"•Pfl»"^"ng  des  Scharlachs  auf  edlere  Gebilde 
«tt  beforchlen-sej,  da  mufs  man  2u  positiven  Mitteln  schreiten. 
JJpnuiter  die  oxygenirte  Salzsäure  den  ersten  Platz  einnähme. 
Vma  «OMe  und  herrliche  M.ttel  hat  dem  Hrn.  Verf.  durch 
«Ue  Zatranme  dieser  Krankheit  die  herrhchsten  Dienste  celeijMt. 
Zm^eicli  hAen  sich  kalte  Waschungen  des  Körpers  mit  Wasser 
«no  KMi^  last  speciüsch  bewährt  erfunden.    Die  gewöhnliche  - 
/Otbe  der  oiygenirten  Salzsäure  war  für  Kinder  von  drei  Im* 
•Mta  J.hren  eine  halbe  bis  ganze  Unze :  in  höherem  Alter  von 
Mdertbalb  bis  zwei  Unzen,  bei  manchem  Erwachsenen  stieg  Hr. 
i7e«/er  bis  auf  drei  Unzen  innerhalb  24  Stunden.    Die  engü- 

u2  T  7'''''*'  Befolgung  der  intipMogistiscKen  • 

Methode  am  kühnsten  sind,  reichen  Erwacloenen  bii  jeler  Gabe 
eme  haU.e  Drachme,  Kindern  aber  zehn  bis  xwSlf  Tapfen,  ne 
finden  diese  Saure  sehr  heilsam.    Bei  ihrer  AnwendiL  mufs 

"f"   R   'rt''\  chemische  Untersuchung  von  ihrer  " 

guten  BeschaiTenheit  überzeugen ;  denn  sie  wird  bekanntlich  dttrck 

«ehmhchkeiieu  erzeugt,  d«t  Hr.  \L  lälst  «e  jedemtl  in  cino«! 


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Soft  Pfeufcr  über  den  Schailach. 

flracui^  SAMm  «.  «Ä-er  Abnahme,  uu  Gao.en 
Ausbrucne  a«  ».  d«fs  er  mit  abnehmendem  Fieber 

r  r2  der^aä  Äa«,  nnd  «e  .«ch  in  gr8«ere„  Zw. 
die  Gabe  der  »ore  piriode  des  AuAracbt;  leBWte  iHm 

"f  ,i  .  m it  E   g  S^«wr  b«rift,  «.  sagt.bieriiber  der 
-i;-.  nöthi'-en  Gränzen  zu  setzen,  imd  die  AmmiauDg  u« 

Gegenanxeige  der  kahctt  Waicbnngen. 

Nun  kömmt  der  Hr.  Verf.  xur  BaWbg«  «j^^^' 

dem  CT 

a««  der  Aderlässe  (p.  J\Z  ^^^^'^'^'^^ 

W«§ber  die  verschiedenen  Ansichten  Jrj«""^  gebe. 
rteUet  anführte,  behauptet,  dafs  ümsläni' 
ktoie.  die  den  Aderlafs  dringend  "f^^^eittd. 
SSn'den  aber  in  der  Möglichkeit  der  Jf^f^ltäen^  ein- 
,  «rf  «Uer«- Gebilde,  und  tonne  ^hcr  «* 

foebeo,  itm  iusteren  Schern  weh,  gw»  6«"P» 
cintreicn. 


(J>»f  Btscbtu/t  /»W'y 


** 


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^ 3S»    '  Heidelberger  1822i 

Jahrbücher  -der  Literatur. 


PwKVfMä,  Ül^tir  den  SdüriaeL 

» 

QB  9  s  c  b  lufs*)  ' 

Daher  liält  Hr.  P/ettfer  die  Blutenttieliung  jedesmal  im  ^in(a!^ 
clien  Scliarlaclifiebcr  lür  nolhwendij;;;,  bei  vorherrsclicnder  intlaia* 
iiiatorischer  AVitterungs-  und  Kraiikhcits-Gonstitulio^i,  also  vor-» 
zii^ltch  im  Winter,  und  bei  herrschenden  Nord-  und  Nordost- 
Svindcn,  bei  volisaltigen ,  robusteu,  iiritabl^n  Indi\iduen,  deren 
Constitution   durch  Kranklieiten  noch  nicht  getrübt  ist,  ferner 
bei  Eiu«(enoininenheit  des   Kopfes^   heftigen  Dehrien^  heiligem 
Krbrechcn  und  starkem  Fieber,  hai  iui  tdaueriKlcr  Tixjckenheit 
der  Haut ,  •  grinilicher  Ünierdrückung   der  Harnsccretion,  und 
beim  poi  lodiscUca  Bla^serwerilen  des  Ausschlags.    Hier  erkennt 
der  Hr.  Vert.  mit  Recht  keinen  Unterschied,  ob  der  Scharlach- 
kiauke  noch  Kind  ^  Jün<(ling  oder  Mann  ist,   ob  er  weiblichen 
oder  männlichen  Geschlechts  sej,   nur  in  der  Menge  des  zu 
lassenden  Blutes  wird  nach  diesen  Verhältnissen  ein  Unterschied 
^rcuiacht.    Ueberhaupt  ist  Hr.  Pftuftr  mehr  fiir  die  Ktimetec 
Hon  als  fiir  Blutegel,  die  er  mit  Unrecht  ganz  verwirft,  deiili 
bei  topischer  entzündlicher  Affection  eines  Theils  sind  diese  dena 
doch  der  allf^eiuetuen  Aderlafs  vorzuziehen,  theils  weil  ihre  An- 
wendung sicljer^i'  ist,  und  dem  leidenden  Thcile  nahe  genug 
«pplicirt  werden  können,  theds,  weil  allgemeine  Aderlässe  bei 
Kindern  nicht  leicht  anwendbar  sind,  und  die  schuellere  Ver* 
niinderuog  der  Blutmasse   fiir  einen  so  zarten  Organismus  voa 
den  nachtheilig^ten  Folgen  sejn  kauu.    Ree.  zieht  daher  imm«!* 
hiu  bei  Kindern  die  Blutegel  dem  Adcrlafs  vor. 

Was  die  Anwendung  der  Brech-  und  Abführungsmittel  im 
Scharlachc  betriift  (p.  i25  ff  ),  so  ist  diesen  der  Hr.  Verf.  nur 
im  Falle  eines  vorhandenen  Gastrictsmus  geneigt,  ausserdem  «ber 
nicht.  Aehulicher  Meinung  ist  Hr.  Pfeufer  wegen  des  Liquor. 
ntnmoH.  acetic.  Das  Mercur.  äulc,  d.ei'  Blasenpflastcr ,  Gurgel-« 
Wasser  u.  s.  w. —  Hierauf  bezeichnet. er  die  gehörige  Disil  ^p, 
«35}  und  das  weitere  Regimen. 

Beim  bösartigen  Schariache,  der  mit  schweren  undV^rd^- 
lien  dwhendeif  Nerveniufälien  verbunden  ist^  hält  Hr.  Pfeufer 
YOA  Curk  eiBpiohleneA  kidtea  Bc^ie^uugsa^  und  h^i  «och 


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gg4  Vfeulet  vbet  das  -Scharlact.  ' 

vollem  harten  Pulse,  Lei  einer  j.igendKclien  vni  t^Mtea  Cm- 
$tituliou.    Aderlässe,  die  nach  Umständen  sog«  lui  im  (ttiii- 
^ht  fortgesetzt  wcrdoii  müssen,  für  die  einzig  sMm  ^ame, 
aus  der  wir  Rettung  und  Erhaltung  unserer  Krank«  adiSpta 
können.  In  solchen  verzweiflungsvoUeu  Lagen  bleibt  I"«"«.«" 
fintichtvort  wahr;  melius  anceps  remedium,  qtaim  mllicm.  Om 
P fairer  hat  2War  bei  Scharlachkranken  noch  keine  Gclegenhe* 
sehabt.  diese  heroische  Methode  in  Anwendung  in  briDgen,  M 
lewätele  sich  ihm  aber  bei  heftigem  Opisthotonus  in  /«-ei  Kl- 
frwlderbar  h.Usam.  -  Ferner  räth  Hr.  P/eufer  (p.  46 
«it  der  r«««id«ü  Methode  doch  sehr  vorsichtig  zu  sev",  und 
S,  >«i».gg5«gene„  -enuilndüchen  Charocter 
woU  m  behewigen.  Diese  tritt  mir  dann  e.n,  wenn  die  JiUlores 
:r^bA      w  ei-e  allgemeine  Schwäche  s.c  a«..ub  » 
anfängt,  dto  einen  «mSaen  Zustand  herbeiführen  k"""'«, 
Sa«  «r^,  In/US.  rad.  Vderian   m    C-'pAor.  We,  , 
CLe  IHSt  II.  «.  W.    VoMÜglich  empfiehlt  er  (p.  «47  ./l™ 

"''"^"X  iM.  V^dArm^«^        Scharlach  (p.  y^P> 

Ge.en  d-elTte  Wa-e.«*»,  dW.  TOBiiglich  das  Ge h.n 
Sc  Brust  befällt,  empfieW.H,.P/i«^  ^"^^^ 
Methode,  und  eifert  »«»•"Jf^S»  ««»IT**«  ^  der 
stein  erhebt  er  über  alle  J&lel,  ««{^.J*»,'^«^^«  ^51  Tage 
chronischen  Brustwassersuchl;  er  ^^^jf^-^t^^  „„J  den 
täglich  X«  einer  Unze  verbrauchen.^  ^"  *^  vi Scn  b"  obach- 
Tartarus  dcpuratus  reihen  sich  «l^'^T^^'f^Ti^  Sp^- 
«.„gen  in  ier  acuten  ^^^^^'^^J^^s^L  Li^- 
mts  domesticits,  nur  solle  man  bcMMle»  DW  ^  ,  cncheD.f 

^on.  die  immer  ^<^^^f^^^-'''^^^^^^^^^ 
.  Gegen  Bauchwassersucht,  sagt  dei-  Hr.  Vert.  gp. 

.die^  Verbindung  des  gereinigten  ^Tll^nJtJ^ 'S^^  ^ 
4m*sticus  und  dem  Roob  bbub  und  Jurupj^  ^  ^.^^ 
5«re  Zeit  eine  Arznei,   die  mich  nur  «»f^f^,  OaUI- 

Lfs.    Ich  habe  Sic  in  der  -^"?««^'^^  ^/'iT^eÄ', 
•nbied  des  Alters  bei  Wasseranhaufüng  Jedesmal  geW^^ 

IZier  das  Re«ütat  «halte«,  dafs  solche  «-'»  '«''S" 
■.^.C  Da.  übrig«  der  Behandlung  enthält  mcht,  »»«*^ 
•aJs,  ausgeno«.5en  dafs  der  Hr.  Verf.  die  ..b ng«» 
Leiten  des  Scharlachs  «el  «*  «berfläcia.ch,  was  d»e  »*»"^ 

betrifft,  berührt  hat.-  c^i^lMheDtdenäe  ^ 

■        8)  EntmcMung  und  Verlauf  der  ^fj^^^Lj  Hi« 
■Bamberg  in  den  letzten  Monaten  des  Jahrs  be- 
beschhiO«  der  Hr,  Verf.  in  ^«"«J^er  ^^jy*^  ||«e- 

«backtaM  SdaariaohemdMi«  VM  wekdier  unfrh»"'  *^ 


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4  ' 

* 

Pfeufer  über  das  Scharlaoli.  '  SgS 

Ifnnrterlnindert  latfiTiSiieii  argHffen  worden  iejn  sollen.  Be- 
mcrlteuswerth  isid,  dafs  vie  sich  Hr.  P/eiifer  hier^he^  (p.  i6a) 
'  «nsdrflckf  I  die  mehr  dem  Pflsnseideben  anj^ehorigen  Jahre  der 
Khidhei^  'SO  wie  die  erateten  Jahre  der  ausgebildeten  Mannbar- 
keit sdten  von  diestite  Maakthem-  beilHirt  wurden,  dagegen  die 
heiteren  Jahre  der  Jugend,  die'Period^  «wischen  zehn  und  fünf- 

«    «ehn  Jahren  die  serstj^etiden  WiliLun|[en  des  Scharlachs' am  mei- 
sten gefählt  h8tten«  —  Uebrigeui  enIhflU  diese  Epidemie  von 
I^nlichen  nichts  weiter  Bemei^enswerthes.    '  • 
*     p)  Ursachliche  Momente  des  Scharlachs  )'  I^er 

Hr.  Verf.  findet  im  Ganzen  genomroeu  auch  in  seiner  Gegend  % 
die  Erfahrung  bestätigt,  dafs  seit  zwölf  Jahren  dieser  Ausschlag 
gfcfahrlicher  und  häufiger  herrschte,  und  glaubt  dafs  die  gegen- 
wärtige Erilchung  eine  frühere  Reife  des  Menschengeschlechts 
bezweckend,  eine  Hauptursache  sey  u.  s.  w.  Vorzüglich*  bemer- 
kenswerth  spricht  aber  der  Hr.  Verf.  (p.  181)  also:  »Mir  ist 
daher  der  Scharlach  ein  Product  eigener  tellurischer  und  kos- 
mischer Verhältnisse,  und  in  der  individuellen  Entwiclcelungsstufe 
des  allgemeinen  Erdenlebens  nothweudig  begründet.  So  wie 
Alles,  was  ist  und  lebt,  nicht  ohne  Beziehung  auf  das  allgemeine 
liefen  seyn  und  leben  kann,  so  ist  auch  die  häufigere  Verbrei- 
tung des  Scharlachs  als  'ein  Reflex  des  allgemeinen  Erdenlcbens 
zu  betrachten,  in  welchem  nach  allen  Erscheinungen  der  irritable 
Moment  mit  dem  sensitiven  im  ununterbrochenen  Kampfe  be- 
griffen zu  seyn"  scheint.  Hinreichend  kündigt  sich  das  momen- 
tane Ueberi^ewicht  des  Einen  oder  Andern  bald  durch  die  höchste 
Entfaltung  des  Geistes  in  klassischen  Producten  der  Kunst  und 
Wissenschaft,  bald  durch  die  ausgebildetste,  blühendste  Energie 
des  Körpers  in  bewunderungswürdigen  Thaten  des  Heroismus, 
der  Ausdauer  und  der  Entbehrung  an.  Dieser  Kampf  drückte 
sich  ferner  laut  genug  im  allgemeinen  Leben  durch  verheerende 

•  Kriege,  durch  die  Greuel  einer  so  folgereichen  Revolution,  durch 
Unterdrückung  des  freien,  volksthümlichen  Sinnes  aus,  während 
dessen  als  der  natürlichste  Gegensatz  sich  auf  der  andern  Seite 
ein  heiterer,  hoch  anstrebender  Geist  zu  immer  schönerer  Blüthe 
entfaltete,  der  in  seinem  höchsten  Culminationspuncte  jene  herr- 
Kche  Katastrophe  der  Befreiung  Deutschlands  vom  fremden  Joche 
herbeiführte  «  Ree.  staunt  öber  dieses  Pseudo-Naturphilosophische 
Geklingel;  und  btegreift  kaum  wie  der  Geist  eines  solchen  tüch- 
tigen Mannes  von  einer  pathologisch  gesteigerten  Phantasie  auf 
eine  solche  grelle  Weise  befangen  sejn  kann!!.  Ist  wohl  nicht 
'aych  der  gegenwärtige  Griechen  -  und  Türkenkrieg  die  Folge 
einer  Scharlach  -  Epidemie,  die  den  einen  oder  den  andern  Theil 
derselben  vor  dem  Ausbruche  des  gros^ea  Kan^fes  befallen  h«- 
b«»  mufsie?!— '1—  •        ^     •  . 

* 


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^  iÖ      i.'Rehm  (iesebiclue  des  ÄlUiebUcrs. 


Fiillc  —  Naa  siiu!  aksVr  Schrift  Anoeiromeln  bdgd^iigt,  rim 
aul  sicli  acr  Hr.  Verf.  in  MÄowa  Maitns^iple  «ftm  bestiek-f 
b  u»n  fol"i  ein  Verzeichnifs  der  <J|i  B«Mb««g.  a»  S^charladie  V«Pi 
cimbeneirvom  it.  Juiy  481S  des  l«l«a  Mtiji  «819;.  M 
TLndr  aiesei  Scbria  ew  Ver£cichjiifii  iler  SAfiWcllv  ab«t 
das  Scl>arlad>lieber  buiget'ugt.  Ree  liaue  diesen  Vollsto-* 
iVißkeil  ftevv  unscUt,  da  bei  einei  salche«  MouQoraphic  cifcft  w«^ 
"ftihvliche  Litrralui  eine  waliie  Zierde  und  i  edurinifs  ist*  VV^ 
aählea  cwuwäiti-  über  hundert  und  vier  i-  SchrdtsteUcr  «b«t 
den  ^cKarlach,  voa  deoea  Hr.  iyei</^r  nur  vier  uüd  iwao^ 

'^'tit^'^^^^^^   I^-ens.  dai^  diese  Jchrift  durcH  A» 


versität  tu  ßie^iau.  Dessau  tSio. 
l>c-,  JW«"  wie  .dic^,  l>eidea  Bücher  iu  eine  A"«;g«  ^""'"^ 

?r  siel,  auf  d«  Wort  Hau4bwU  «tf  dem  T.tcl  be  d^  W  u  ^ 
die  Eigenschaft  .ngehen*«  Pro!««;»  der  Q^f "f^^^,,, 
deu  Verlasse™  Uafe»  M&iote.    Er  fcrtte  nap.hch  ^^^^ 

gclundm,  dafs  er  F«?  «««^  "^Jf, 

•SacUle;  die  Kedac.io«  der  W.r|,üd«r  jJ^^iS""' J«^  ^  ,a 
(»Wie  ist,  ersucht  ihn  um  «nc  Ameige  j,  „j. 

rade  die  iwei  B.ivl.er  in  einer  Ge- 
Bücher  und  jedes  auf  eine  ganz  »«^  ^«e^  Art  » 

schichte  angehören,  welche  von  der  •»  f*  »^Tr  üelefienl'''« 
aeichnclen  durchaus  verschieden  i»t,  er  «Isa.Jm  ae 
aussprechen  kann ,  wie  weit  er  entfernt  se/ ,  "8«""     ^  jjg 
oder  einen  Typus  für  überall  passend  «u  j»'""»  y*., 
vonu-kioiUnen  M;uueren  mit  einem  M»M»t«l»t  •W'P.fl^  "  . 


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^1;  Sieasel  Anüaltisohe  Ce&chicbteii  S^y 


«Inkige  dedtimtorisclie  GatHm^*  weIcTie  etnsi  unter  den  Vet* 
"ihtittn^^ci)  der  alten  Völker  ilire  rortreffiiche  Seite-  hatte,  halt  er 

."i^  dM»  Sitten  und  £iitiriolitiiageii'-der  gcgenwartijg^ii  Zeit 
felir'vi^efiilicby'  mag  sie  nun  lü^en  durch  leeres  Phrasttiwe» 
•en  «tfd  dadurch ,  <lafs  sie  sophistAk^rstutt  zu  beiiolitei^y /ider 
-Mg  sie  'ttil  *fa$eliider  PiMutaue  aut  Nebel? 'Gestalten  sciiafTeiH 
m9jg  eie  sieb  auf  die  Rlietorik  allein  fttiit^en,-  öJer  sich  du  ich 
•rb  r£€e,  oder  naVerstaiHhie,  oder  ookritiselie  Otat«  da»  Aoscba 
Uat  Wahrhaftigkeit  geben.  "  Diese  G<altu«^'  bettrngt  naHiKcli  de« 
Firmen  S  erblichen  um^  daa  einuge  Criit'dieter 'iiterbUolikeii,  um 
4k9  Er£dirttng;  ein  B«tMig  der  um  so  schaifdricW  ist,  ala  di«  . 
Gegenwart  ^rdfstevtbeiis  triibcy  die  Zukunft  m^b  de»  weisen 
ftadi  der  Vorsehung  aber  ewi^  dunkel'  Diese  Art  Geschichte 
.wvrdo  de»  Mensche«  nteht  etwa  blö»4n  ewiger.Kindbeit  halt^if 
•wn  ertragUdi  wäre,  sondern  sie  macht  ihn  den  Verrückte«  ^ 
fteicb,  denen  ihre  Welt  tfUein  wahr,  «nd  die  wirkbelie  eine 
Luge  ist. .  Diese  kse  Lehre  uiiA  ihre,  anmassetide  Hede  macht 
iUe  Wimenscliaft  snr  Dieveriu  der  Eitelkeit^  der  LeldensohaHleii 
tmd  d^x  Meiuttugeoi  und  wdbe  Amt  Geiraratiouy  die  einmal  in 

. -«liier  Gusnbiclite  der  Art  miferiogeii  and  genähtt  oder  »  falsche 

<  Schfinbeit  eines  .wetchlicheu  Romanenstjls  gewdbtit  iM,  dieser 
werden  Moses  und  die  Propheten  vergebHcii  predigein,  sie  wird 
«de  mehr  bekebff  i  jmäl'  kein  Gott  wird  •  den  DftuM  auf  ein 
Wort  obne  Sinai  und  auf  einen  Bmiff  Ton  Nichts  .  ausrotlen.  ^ 
I>och,  aar  Sache;  Nio.  s«  isi<^  Werk  eines  jiingcrii  Geftelir* 
teir  ron  der  Gattuug,  weiche  l^der  tnuner  seltner  witd,  er  Tcr» 
einigt  ein  gnindliches  Studimn  ndt  Beieheideubelty  jegt  aick«iMich 
Heaem  und  adbelt  nicht,  »leht  su  itötaen»  «nicht  »n^  gbiweB^  & 

*  lÜierMaMit  es  in  diesem  Buche  die  Muie  AHes  doman,  war  In« 
nerhalb  der  Zeiten  dea  MitteläHeril  Wissens>rtirdiges  geschehen 
ist  oder  besianden  hat,  sey  es  in  JBexiehutig  auf  den»- Staat  oder 
w4  dtc  A^gion  oder  «uf  den^Henscheef,  In  ein  Work  zu.  ver>^ « 
«niigesy  und,  diea  zwar  auf  dÜw  Weise,  da^t  er  nnr  den  bewüh^ 
f<£iteu  Uüilfsmitteitt  folge  und  wo  er  irgend  xweifck  gaiKie  Peri^ ' 
^en  ^nd  Abschnitte  >aaa  den  Qiieilett  selbst  bearbeite,  Dala  e^, 
-dabet  nicht  diirt,  ntuis  man  ihm  Dank  wissen^'  denn  diese»  wUre  - 
bei  aeinem        eine  l^re  Ostehsiön,  von  der  Wir  bei  djerQe* 
Iwcnfaett  erinnern  woUe%  dafs  junge  Gelehite  siclr  ja  nwht  ein- 
bilden dürfen»  dafs  sie^diidurcb  den  Verstandigen  täusd||^en,  sie 
machen'  sich  ihm  verächtlich,  weH  er  wetql.  was  et  heifsl^ 
'zehn  Böcher  lesen,  geschweige  tiunderte* '  Dnls  der  Verfwot. 
Aiitangs  das  Buch  für  Vorlegungen  bestimmt«  hatte,  soheint  uns 
fast,  doch  hat  er  den  Gedanken  wohl  aufgegeben,  weil  es  ZO 
f  diesem  Zweck  zu  suirk  wäre.  Dafs  et  nicht  blos  adiiinnRBnstop- 
]gdtc  beweisen  nicht  LI0&  die  »tUUiweigend  gegebenen  Beeivur 


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tigiBigen  und  die  bie  und  da  angcbiachtea  ]\i&ck Weisungen,  soif- 
imk  auch  die  Genauigkeit,  mit  der  er  die'  cfironoiQgii|^ke]|>  Aar 
'gaben  durchaus  geprüft  hat|  und  die  genauem,  von  ihm  geg^ 

.  Eenea  fiestimmiuigeD«   Ma«  wird  vielleicht,  ohne  das  Bn^tg^* 
sehen  zu  babea^  vermuthen,  sein  Plan  führe  ihn  zu  nalie  an 
Rulliii  keran ;  da  auch  dieser  nicht  das  Leben  allein  d.  hr  €ha- 
racter  und  Art  der  Völker  und  ihrer  Führer  in  dem  Geünmiel 
ibrer  Kriege,  sondern  d^e  Reuntnifs  Alles  deasen,  ^as  besittd 
oder  hätte  bestehen  sollen  (die  todten  Gesetzei  nnd  da«  nii|gaMli 
wirklich  Ideal|  du^  in  .'den  Verfi^su^gea  allerdings  lag)  mm  Gar 
genitand  nabmt  allein  man  wurde        irren ,  und  dcr  lTnicr» 
icbied  aeigt  sieb  leiebt  Tbeib  batt^  sich  ^ühfs.die  Stehe  sa 
leicht  gemacht;  und  «elbsl  bei  seinem  dsemjen  FIcine  kanala  ii 
m  der  ktiinm  Zeit,  über  eine  solche  Masse  .Ton  Bingeni  nad 
•inen  sö  'laiM[en  Zeitraum  nur  Notizen  ansammeartfien,  wtdsr 
das  Ganse  anrcbdenkeB ,  noch  in.  einem  Zage  diprcbarbeiMiqi^ 
Herr  Rebm  nimmt  sich  Zeit  und  theilt  die  Arbeit;  tbeils  fipd4 
man  zwar  in  dem  Handbuch  von  Rülifs  über  Alles  eine  Nolä^ 
wem  ist  aber  am  Ende  mit  einem  ISamen ,  einem  Orakclspfaob 
über  eine  Begebenheit  oder  einen'  Character,  AngaLcu  und  kab» 
len  Begriffen  von  Gesetzen,   Ordnungen  und  Verfassmigeu  ge- 
dient als  dem,  cui  verba  valent  ut  munmi,  et  numtni  ut  res» 
Hr.  Rehm  gicbt  nicht  blos  Notizen  und  Machtsprüche^  er  aniljr 
sirt  die  Geschichte  genau,  und  giebt  über  kirchliche  und  weit- 
liche Einrichtungen,   Gesetze  und  Verfassung,  Ceremoniel  und 
Hof  zusammenhängende  iNachrichten ;  vielleicht  köont^  es  scbci* 
nen,  als  hätte  hie  und  da  das  Wichtigere  von  dem  weniga* 
Wichtigen  etwas  strenger  gescliieden  ^Verden  könoen.    So  i»  B. 
über  die  Byzantinischen  Ceremonien,  über  die  Titel;  es  scheint 
uns,  man  müsse  auch  wenn  man  noch  so  vollständig  scyn  wolle, 
der  Spccialgeschicbte  doch  mai^ches  allein  überlassen;  die  Sehet* 

,  dun^  ist  aber  Ireil^  ,immer  schwierig  und  zu  viel  hesser  als  zu 
wenige  da  ja  ein  eolcbies  Buch  zum  dgantUcben  Durchlesen  mm 
bestimmt  ist,  sondern  um  beini  Sli|di|im  —  zu  Rath  gezogen  zu 
werden.  Die  Anlage  des  Gänsen  ist,  nach  Ref.  Meiiumg,  sehr 
passend  gemacht^  denn  es  beginnt,  bis  Seite  69  mit  einer  allge- 
meinen Anweisung  über  Quellen,  Hiilfsmittel,  Angaben  der  HüUs- 
wisscnschaften,  Methode  und  Kunst  der  Geschichte,  und  bis  Seite 
111  fc^en  aUgemeinc  Betrachtungen  jibi^r  den  ZusUnd  des  Ko- 
mischen Reichs  zur  Zeit  des  Anströmeus  der  Völker  von  Osten 
und  Norden.  Dann  wird  die  Geschichte  dieses  Anstromens  sdbst 
erzählt,  wo  natürlich  Hnnnen  nnd  Gothen  zuerst  stehen»  und  die- 
ser Abschnitt  endet  «68  mit  der  Yemiehtang  des  in  Itah«^ 
bestehenden  Römischen  Reichs.  Im  sweitea  Abschnitt  behaa4<^^ 
er  eben  so  ansföhrUcb  bis  S.  33a  AUeai  ms  inSniopa  ausd«f 


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2,  Steuzei  Aohaltlsche  GeSchichLe.  t  S99 

Trnmmcrn  des  Römischen  Reichs  neu  gebildet  wird  und  zwar 
zunächst  das  Byzautimsclie  Reich,  dem  er  aus  einem  jj^uteu  Grunde 
das  Ncupersische  gleich  zur  Seite  giebt;  dann  Vandalbn,  Ostgo- 
tlien,  Longobarden,  Spanische  Reiche,  Burgunder  und  Franken, 
Man  -sieht,  dafs  auf  diese  Weise  alle  die  Länder  vorkommen,  (b'e 
für  den  folgenden  Abschnitt  von  Bedeutung  sind ,  und  darum 
werdea  wahrscheinbch  die  Brittischen  Inseln  zuletzt  geordnet, 
denen  wir  sonst  an  der  Spitze  eines  andern  Abschnitts  eher  den 
Platx  gegeben  hätten.  Von  S.  33o  bis  S.  899  folgt  die  Ge- 
schichte des  Morgenlandes,  und  dieser  Abschnitt  ist  besonders 
gut  ausgeführt.  Ks  werden  hier  melirere  Berichtigungen  gege- 
ben, chronologisclie  Fragen  erörtert  und  beantwortet  (z.  B.S.36o,  • 
S.  367,  S.4o5),  welche  die  Genauigkeit  und  Kenntnisse  des  Vfs. 
beurkunden;  über  die  Chalifen  und  Prätendenten  ans  Chalifat, 
deren  Ansprüche,  so  wie  ihr  Hafs  und  ihre  Freundschaft  aufs 
en^l^e  mit  den  genealogischen  Stamm  Verhältnissen  zusapimenhäii-' 
gen,  dndet  man  hier  eine  Tafel  S.  4^9,  wo  man  Alles  mit  einem 
Bück  übersieht;  auch  von  der  Lehre  des  Korans  wirdi  S.  Sya 
bis  388,  eine  sehr  gute  und  ausführliche  Nachricht  gegeben. 
]der  letzte  Abschnitt  von  S.  5i6  beginnt  mit  einer  Geschiclite 
des  kirchlichen  Pcunats  in  Rom,  Wahrscheinlich,  weil  derJBinflufs 
Roms  auf  alle  nachher  folgende  Staaieni  sowohl  .auf  die,  welch« 
itt  der  erwähnten  Periode  mMffngmp  im  B.  Westgothen 
und  Longobardeiii  als  auf  die,  welche  sich»  wie  die  Frauken, 
Rdmiscber  Gr5sse.  erhoben,  in  ihrem  inner n  und  äussern  \er^  ' 
hältnissen  vermöge  des -Ghristenthums  unglaublich  grols  ivar|  und 
grösser  als  jene  Völker  selbst  den  Anschein  haben  wollten,  da 
sie  immer  meinten,  duls  iie  'von  der  Sitte  der  Urältern  nicht 
gewieben  «sejen.  Uebrigens  widmet  der  Verfasser  den  V.erfas-* 
sungen  der  Völker  allerdings  eine  besondere  Aufmerksamkeit,*« 
nur  möchten  wir  nicht  mit  ihm  (in  der  Vorrede)  sagen,'  sie  hätp* 
ten  in  dieser  Zeit  Verfassungen  erhaben,  wir  würden  eher  sagen^ 

'  verloren  und  nach-  nmn  gerungen,-  PaTs  eine  alte  Sprache  dil 
war  scheint  uns  aus  Hem  schönsten  Nationalwerk , .  was  wir  aus 
«nsrer  Zeit  aulsuweiaeQ  haben,  aus  der  Grimmischen  Grammatik, 

'*gani  klar  zu  werden,  dafs  eine  Verfassung :dem  entsprach,  ist 
theils  leicht  durch  sich  selbst  .i,m  erweisen,  theils  auch  im  barbae 

.risirten  Zustande  der  Nation  erkennbar.  So  bleibt  es  also  wun^ 
derbare  Eigenschaft  der  Völker  des  Nordens  lind  der-Germanen, 
dafs  sie  ganze  Zeiträume'  hindurch  Barbaren  sejn  konnten,. ohne 
je  Wilde  au  werden.  Diesen  Umstand  übersah  Robertson»  sonst 
hätte  er  gewifs  in  der  Einleitung  zur  Geschichte  Carls  V.  den 
vielen  Geist  nicht  an  die  unglückliche  Verglcichuug  der  Nord* 
amerikanischen  Wilden«  mit  den  Nationen  der  Völkärwanderueg 
venchwendeti  dies  war  njimlick  dem  Uistpriker  Wjeniger  "Vi 


uiyui^uü  üy  Google 


6oo     1.  Rehm  .Geschichte  des  Ifittclalters. 


iiii 


Teneihen,  als  es  Rousseau  zu  veraeihen  ist,  wenn  er  uns  «in 
Lächeln  dadurch  ablockt,  dafs  er  im  Hottentotten  den  Nalur- 
inenscl.en  sucht— wissen  wir  doch,  dals  er  von  den  Hottentotte« 
u.,d  »eutscbeo  gleichviel  wcifs  d.  h.  was  ihm  der  Zufall  aus 
dem  Bacbe,  aus  ■weklurm  er  die  kahle  holtentottische  Aneodot« 
MtuPU  KPnAi  <b«B  duvth  den  Sinn  fuhrt.    Wir  meinen,  weder 
^ellMt*  i€t  «ken  Vorf«ssu..j!;  noch  der  Sprache  pafslen  für 
am.neiMll  ZustMid.    So  lange  der  Krieg  dauerte,  war  Gewalt 
G«Mti' imÄ-GeDO$sen»ch«ff  «um  Raube  Verfassung;  wie  emige 
fUbe  iiilLllllt.  nihr-*—  aü»  miA  flickte  lusammcn,  mttunlcr  aber 
«ncht       Bwt«  Mversehfen»  awwisehei»,  oder  schofs  zusanjme» 
^ie  eb  CmidJ,  «»d        dauerte  d»  «i«e  Mittelaltei  K,i«lw^^^ 
Urti^Sl^iMk»»^  k»  drf«r        g.n«  u-endhcheMan- 
„islultiAei»  W  VeifclMWgen,  wenn  gleich  e,n  Typus  durch- 
greift. «  bekämpf«  rieh  fe«d.eUg  altes  Recht,  ,«^t  neu 

Ichou  ru  weit  mWMia  Jwisten  gekommen,  er  geh»  »h« 
ge'  r^s  Im  Wege,  wil  «  ^ e^t 

und  Treiben  gettennt,  io  Cpitd«  stehen,  mcMs  ™!*'^«''^ 
•1  eine  ihm  fremde  WUMWdriA  «4  a<»e»  G«^^^^^^ 
Ref.  übrigens  bei  eine«  W«k,  «5  üt»^ 

in,  Einzelnen  folge,  wird  «'^,«!^ '^T^^  A.^ 
Xusführuog  im  Besonder«  urtM»,.  «iw  T«»hg  ,  d»  ~ 

eines  WerU,  dessen  Nutzen  «Cfc  erst  .^.^^^^^e^s^- 
wälucn  mufs,  aufmerksam  z»  machen  ^itlrte  sS- 
ben  einleuduend  ,u  Wifen,  mUfste  "*>«'*«J*i  ^J^J  aoppei» 
.«a  stellen,  wa»  theHs  überhaupt  gehässig  ^JJ*'  ^  VeU 
«„angenehm  für  einen  Freu«d  von  Ruhfs    der  r«^'  /^.^ 
Bedeutung  dieser  auf  sein  Buch  legte.  R«f ■  »>*S°»«' 'S 
■   -krAUgemeinen. tu  erklären,  dafs  seiner  Me.D«ng  «* 
Buch  L  de,  wenigen  Schriften  gehört,  d«*  '» 
«cb»  im  Moment  im  <h>s  Moment,  sondern       E"?' J™*» 
.■ifs  ei*c»tlieh  »ur  Belehrung  geschricbeo  sind,  ^ 
läü^  k&«.e  er  leicht  allerlei  bekritteln,  ^r^^^^'^^ 
A^  M  er  glaubt  aber,  dafs  nicht  zu  l«^."' 
Beriechen  j«de»  Eiaielnen  gehöre,  und  ^«■"«'''        "  te 
dem  VTcrke  eine«  glücklichen  Foitgang.  B"f''V«W.e« 
Titel  HMdback  ni(*t  i»  dem  Sinn  zu  ^,«1«"''?'  Bor 
num  ibn  gewöhnlieh  nimmt,  und  in  welchem  Jj».  • 

Reh«  V«'^  bat,  in  sofern  <^  «»«t  "T^lS  Ä 
&de»f»r  d»..  Studi.«.  bÄ-ctott.         Verf.  bed.«.t«^ 

Wort^  wie  <•  «cheipt,  wr lifum,  dam.t  ""»"/X 
liSDgeiid«.uiid.i.«h  einer  ipnem  Ordnung  ^/''^"rf.  ' j„  V«. 


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Stenzel  Anbaltische  Geschichte!  öoi 

Mde  und  de»  Prümimeraiitervmeiclinifs  annelmeo,  sein  Zweck 
sey  gMvesrn,  den  Anhaltinern  eine  Jdipse,  gedrängte,  lesbare 
Übersicht  ihrer  Geschichte  zu  geben,  die  auf  Forschung^  StUr 
dium  und .  Darstellung  keine  Ansprüche imclie.  Verständig,  ohn» 
Abachweifung  und  Weitläuftiifkeit,  ohne  gesuclite  Tiraden  ist 
dardm  allerdings  die  Ausführung;  ob  aber  der  V.  nicht  durch  Weg« 
lassen  und  durch  Verbinden  für  Herx  und  G,emiiih  etwhs  mehr 

*  hätte  thun  können,  das  ist  eine  Fragey  die  Ref.  hier  glicht  zit 
beantworten  bat.  Dafs  jemals  Kothen,  samm)  J^eroburg^  Dessaii 
Vod  Zerhst  eiuem  Thacydides  oder  Tucitos.  seinen  StolF  gebeu 
werden  I  wagt  er  und  auch  die  Anlialtiner  wohl  nicht  /n  holV 
leO|  *  dies  hindert  indeis  |iicht|  dafs  gleich  vorn  herein  die  Go 
schichte  vom  Emporkommen  des  Hauses  Auhait|  der  lÜMipf  mit 
Heriog  lieinrich  dem  Löwen,  also  etwas  gaius^  andrrns  ;i{s  diu 
Specialgescmchten  der  hohen  Bembur^scben  .und  Jiötdenschen 
Jemilic,  eine  höhere  Farbe  sehr  wohl  hatten  vertragen  Ic^^nneu. 
Der  Verf.  hat  die  ganze  ältere  Periode  bis  auf  das  füni/ehnlo 
Jahrhundert  auf  acht  und  achtsig  nicht  eben  eng  gedra<^o  Sei«« 
ten  in  kl.  8vo  beschrankt ,  was  zu  taileta  wäre,  ' wenn  er  das 
Anhaltintscbe  Volk  im  Auge  gehabt  .hätte;  denn  dem^'olk  rouf^ 
.  man  ans  Gerouth  reden,  bei  ihm  bat  die  Sage  ihr  Kecfat  und 
die  }Lritik  keius.  Ein  Ziel  habeu  alle  Specialgeschichten»  uns 
m  vereinigen  mit  allem,  was  umi  nahe-  umgicbt,  und  nit  dem,^ 
was  VAS  in  der  Vcvgingenhei^  die  m  im  Vaterlande  mehr  tis  an« 
dmwö  angehört,  thener  seyn  miils$  git  «Kam  Ziel  |[elin|(l  der  GoFilI«^ 

.  dete  durch  Einsieht  d^  VjpfMndity  die-je  dvntlicher  desto  reiner, 
das  Volk  durchs  Gefulii  imd  den  Glauben,  der  je  lester  desto  war»  ^ 
mer,  daher  gehört  dem  .Einen,  die  britische  Ifistorte^  den!  Andern 
die  gut  eraiblte  &ige  and  chronilmrtige'.  G  eschichte.  Bef  Vf.  hdt 
eine  Ifittelclasse  im  Auge  und  für  £cse  palst  .gewib  die  von 
ihm  gewählte  Art  sehr  gut,  da  diese  sich  .fiir  manche  Fami- 
lienverhältnisse solcher  kleinen  R^enteniamilieo  nngelneia  inte* 
ressirt,  deuu  Refer,  selbst,  unjter  AnheUini^cher  Regieraug,  ob« 
l^etch.weii  von  Anhalt  geboren,. erinnert  sich,  dafs  ihrnr,  dm 
lehnjäbrigen  Knaben,  seine  Mialter,  von  alleji  den  Prinzen  and 
Prinsessinnhi,  die  Gott  hofeitlich  besser  kennt,  als-  er  jetzt, 
and  von  deren  Hearathen  and  Genealogienr  ohne  alle  andre 
Hul&nittel,  als  ihr  Gedichtniis,  la.'anterhahen  pflegte.  « 

Wo  der  Verl  aas  der  Kurse  etwas  mehr  *  heraustritt  finden* 
wir  ihn  bei  der  iltern  Zei^t^  Xinie/  wo  et:  diese  Gcsdaichta 
von  Albrecht  III.  ohne  Affectation.  einiMi  und.  passend  von  S»  . 
96 — to6  enähk.—  Ref.  hatte  gewünscht»  dafs  er  Iner  diefbU 
geoden  Notisen  ib  die  Noten,  die  er  aber  absichtlich  gans  and  gar' 
vermieden  bat,  geworfen  hStte  and  gleich,  mk  S.  io;  fortge^ 
fthren  wire.  £ine0  Hiitelpunct  der  £rs8hluug  hätte  sich'  öbcr» 


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6oa     1.  Rehm  GesdiicUte  4m  MitM»lta». 

Upt  der  Verfasser  woM  v^SWen  sollen,  als  ^  den  «gff  . 
ZwSdt  ein«  Handbuchs  aufgab.   Dafs  s.cU  Ref.  auf  das  E»- 
äfebCSlte,  -ird  nSm  nicht  erwarten,  er_w,ll  also  m  • 

^  ^ellebtei  Maiu«  die  Vorrede  zu  kr.t.s.ren  uad  da,, 
Ä/S«idmifc  XU  excerpiren,  nur  einzelne  Bemerkungen  m  - 
^Ta^e  inacbt  er  Jehr  ungern  gerade  be.  d.esem  BucI,, 
T  vJfa^  Kl»i»  ins  Blaue  hinein  betrachtet  und  xum 
^r'""  iSrtliSr  er  «l««bt  d)er  um  desto  eher  hier  ohne 
^'^'^'^T  ,™  „  Ce«  von  der. Sache  zeigen  zu  dür-. 

dann  S.  i47  "^'l-  folgenden  Sett  '^J™  des  Cervantes  mA 
^as  durch  die  Inquis.tton  «"-/«.f*^.  y  Splif 
Lopez  de  Vega  l^-^^^'^^^^y^^^yS^^;,^ 
Deutschland  und  die  VVeit  zu  «"""J"  .    »    „irihai  und  des 
SLf.  aUein  Licht  und  Frahett  wah»  LA«  ^^^^  beu- 
Meischen  Würde  ausmachen,  so  werde«  T^^^  Refer. 

der  uns  dieses  ^St^ 
Lubt  XU  bemerken,  w.e  »an  über  den  ,  das 

aed«  »teUea  wdl,   als  hatte  er  etwM  „ 
richf;  er  meinte  aber  diesen  bchlufs  «»J''  •^,^be  Pe- 
irt.  d«über  Auskunft  zu  g*en ,  den^W«  ^.^^^ 

riod»  i.1  ihfa  schon  seihst  ™'fs  ""8  " '  „^"^^^1^«.  Periode 
««n.    Doch  hätte  der  Verf.  ^iJf^oD«,  die  er 

keine  unnSthige  Blosse  in  der  ^'''\^'^^^J^Wxi^ 
Ste  bM«r  welfsTEr  fühlt  wohl  gew.fs  seil«»  *« 

darin  liegt,  dafs  die  Spanier  gesunke  sejn^^^^^ 
SÄft  .doch  Carl  V.  als  König  Spame«  Jt  Sp.  ^_^^^^_^ 
Sdr«.d  Sp«««h«  Troppen  ^  ^ 

.  auch  di«  Wdt  e«*«»-  ..ß^fX  aKle  Feudalregieru». 

Spa«i>ebea  Regierung  mehr  %")l^\Zr 
Ken  hatten,. W«fil;Huch  der  Verfasser    aber  wa  ^ 

i°halLr'  «agen?    Werden  die        '  .-'"'„Jt^'  gar  Lop« 

Philipp  IL  Spmie.  «g^^'l'är'"'.*^  V  ^^ch  der  Art,  d» 
de  Vega  undTcerWUltt?   ^erie»  «e   «ach  f       '  Vcp 

Sache  iiet  Torgewg«.  jl,  l:„t  onspu"kt  «ngegr  • 

und  Cerva«le.W  ab  ^  Sp«üe&e  gutoinat.on|p 

ben  Seyen,  TO«  dem  di«  Spamer ,iu  ^V^;,«,,  ,„1, 

gesunken?   Nuu  aeUage.  «•  ihr  Convemt,oPslex.  o  , 

^ie  freuen  »e  «ck  deu  Prof.  zu  üb  erfuhren!  F.«'  , 

eine»  AnachroniMma  tob  «mem  Jahrhundert  zu  ^ 
Uch  haben  sie  ünrech^..derVe»f.  hat  dm  "f'^l  puU  bok« 
bitte  s9  leidit  d^  Cou»eriali«mile«cott  aus  seine» 


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24  Steiu^l  Apbidt^b^e  G^cbichte^  6o3 


.kdnnen  als  ^e  Aäliakiiitr,- ^er  warum  spricht  er  so?  ^AUm 
Scherz  oqd  Auachrooisoins  und  Periode  Seite;  gesetzt  eiiH 
mal,  Lopez  de  Vega  und  Cervantes  bewiesen  die  Grösse  dir 
Nation,  sie  bezeichneten  den  Culminatioospuact  des  Volks,  was 
würde  daraus  folgen , .  da  diese  Männer  zur  Zeit  der  elendesten 
Rejfiemitt  lebten?  was  anders,  als  dafs  die  Nation  als  sie  klein 
war  grou  wand«  *odef'  dafs  sie  klein  und  grofs  zugleich  war? 
Dies  ist|  SQ  viel  wir  Wissen  die  einzige  Stdie  ider  Art  in  deni 
Buche,  inan  denke  aber  einmal  an  die  Büches,  die  eine  Allge- 
meinheit an  die  andre  "knüpfen ,  wenn  man  diese  einmal  logMch 
prfifte}  Die  Geschichte  der  Rcnfbrniation  in  Zerbst  hat  ein  gauEZ- 
e^es  Interesse  durch  die  Nähe  von  Wittenberg,  nnd  man  hätte 
liier  gern  recht  viel  Specielles  gewünscht.  Wer  kennt  nicht  «len. 
wackeni  Wolfgang?  wer  hätte  nicht  recht  gem  ausführlich  von' 
ihm  gelesen?  aber  der  Verfasser  wdlte  nur  einen  Abrifs  gebeui 
und  in  Bescheidenheit  verschmähte  er  den  Anspruch  nvf  eigent- 
Kehe  Geschichte,  lieber  die.  Ständischen  Verhandlungen  giebt 
er  brauchbare  Notizen»  nur  hätte  Ref.  gewünscht,  dafs  er  lieber^ 
wie  Weisse  in  der  Chursachsiidien  Geschichte»  diese  Nolisen 
an  einem  Ort  zn^  Uebersichl  gegeben  batte»  sie  verlieren  sich 
auf  diese  Weise  eiliger*  Die  erste  Benutzung  der  Stinde^  n» 
mehr  als  gewöhnlich  Tom  Volke  eihdben.  zu  könneui  (im  Siflimal- 
kaldischen  Kriqg^)  bitte  woU  anf  eine  andre  Ar»  angedeutet 
uud  verfolgt  weiden  döriau  'Für  die  C^eschiiihte  de»  Landea 
während  des  dreissigjährigen  Krieges  y  findet  sich  hier  1^ei| 
was.för  deifi  dev  du  Allgemeine  kennt »dttn «Bild  des  %>eipiellen 
mehr  gd»en  -kauii  doch,  wurde  der  Veif.  ans  Spittleia'GeaÄichte 
von  Huinnover  nandhes  in  der  .  Manier ,  noch  einet  Handbuchs, 
haben  lernen  k5nnen7-»aa^Uch  wie^man  dasSpecielle  aUganein 
madke.  Bei  der  jungem  Zeibeter  lanie  mnfa  ihn  Bef.  der  Dnife 
anUageoi  •  hier  waten  einige  Leute^  die  die  allgemeine  Geschieht^ 
also  die  Nachwelt  nicihi  kennt ^  wdche -aber  von  ihr  gekannt.»! 
werden  verdienen»  wer  aoU  aie  .hervorhd»en|  wenn  es  der  Sper 
dalgeschiehtschreiber  nicht  tlmt?*  Wanun  tagt  cc  von|  Johann 
Xdolphy  dem  Helden  mit  dem  S<;hwerdt,  und  dem  frommen 
nut  der  Lejer,  nidita  andersi^  als  —  er  focht»  er  eis»  er 
er  MDg?  Wenn  audi  die  Lieder  im  alten  .  Zerbster  Ge- 
sangbneh  «stellen»  kennt  sie  dämm  schon  die  neue  Generationi 
die  gereimte  Moral  aus  .pmaaiKh  -  poedsciien  Gcaangbfidiem 
singt?  Dann  dber-gar  Funt  Carl  Wilhelm  und  Jolnmn  August! 
Hier  wollte  Bef,  aus  dem,,  was  er  voln  toten  Us  tnten  Jahr 
aus  der  ErsäUua^  seiner  Mutter  sieh  erinnert, . ganze  Seilen  er* 
l^uizen,  ohne  andere  Quelle  ab  die  Tredition  der  Gtoinmitter 
und  Urgrolsmutter.  Freilich  war  seine  Mutter  -kein  ShUweh» . 
doch,  war  in  diesoi  Tradidonen»  i^  den  BescfareilHingen  vonFer 


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6o4      nehm  ü^scbichtd  des  Mitteblter«. 

stw/iihd  Mäbldit,  vSt^idi  «  UfestKeliiir  frtirter '^reindkittck 
und  Ilcr%liclikeit,  ditrckw«bl  «lU  feiefMekeil  Ailf^ügeb,  waM 
«ud'  faittciieo'  A.rtecdoten,  LucaUMsehriftbttng ,  Iebeflidt|{^' Schilde« 
rang  dcir  'luiiidelndett  Personii»/  bls^M  d^  Ai^aiteii*  oocl  Uif« 
dndLeoy  ihirc'  Boirdea«  oud  deren»  Bririte  mcbl  vtttjg^tiaif  der 
CHiaraeur  der  Zeit  aid  mamcber  kriftiger»  MatiW,  beviaäats  dir 
frcuadUeb  »  woihlwoliiendeii.  Ftirsleii  «iet  bi^er  «usgedhickt,  ab 
wenn^  es  «bei  Johann  August  S.  257  eiuo  gan^e  S^t  n  fcf' 
gend^m  lone  forigelil  »Fürst  Johann  August  war  ein  im  stMl^» 
und  biiigerlichen  Keclit,  in  ckr  Matheniulik,  BefestigungskuaJl 
und.  besonders  Musik  unlerricliteter  H«rr,  At*T  wie  ge^vohnliA 
sich  durch  Reisen  in  fremde  Lander,  besonders  Frankreicl),  wei- 
ter aus^<'bildet  h^tte^i,  s.  w.«  Wenn  hier  und  auch  Lei  Clin- 
stidti  August,  wo  er  noch  reicher*:'  Berichte  aus  der  genannten 
Quelle  hat,  Rel*.  die  Ausiührliehkeit  im  Fliie  vermifM,  so  ver- 
Biilst  er  sie*  bei  Friedridi  August  darum,  ireii  Zweck  dei  Gl* 
gchiciile  ist,  die  Lebenden  durch  die  Schande  der  To) f:«  xa 
»chrcckco.  Er  mein*  nichfc  den  bedauernswürdigen  i  riefinch 
August^  soadein  Menschen  die  wigebcn  konnten,  und  eine  V  <  i-  1 
fiiSMing,  die  es  mögbeh  mtehle^  daAs  der  Mann  bis  ;hi  Hnde  f 
seioes  Lebens  giuiz  allein  regierte«  Wie  leicht  wäre  es  «j^-wc- 
sen,  ihn  in  der  Eiubüdung'  *u  halten,  er  regiere,  oliae d^iis  tr 
legiert  hätte;  wie  gut  ward  die  kaiserliche  GenerakVät  ir>  b'^cn- 
burg  mit  ihm  fertig!  Welche  thre  für  die  Treue  des  aeut- 
scheu*  Volks,  d»>e  bei  allen  Narrheiten  des  Rcgenteri,  bei  dcni 
Vrevet  dttr  Leute  «U6  der  HeTe  des  Pöbels,  die  ühi  m^kbrmh^ 
seilt  dMsb  Ptttosscii,  die  Anklagt  e^gen  die  Zerbfiter  ak  1  evolu- 
tionär gesinnt  uttgerocht  fsndi  und  die  verfaBglcu  Trappen  \ucm 
seluckte^  Wi«  wird  es  er^  in  Zerbtt  susgcseheo  hsbcn,  m 
des  fteH  LiuidcMi  durch  Lage  und  VfffaÄSODg  g«cbuW 
war.  der  Narrheileii  sa  ifiel  wsjreu!  Wob^eriiiB«n  et  sich  noc» 
y%m  «i«i3teiiJ»br  beP,  dafs  de«  Wer  S.$tö  «nviiHnte  Friseur, 
dsottls  Liebling  und  PremiermimsiÄi.iiBter  d» 

.  ssviuv  auch  sein  Ländehen  mit  der  bebe»  Gegeuwait  *^*^^.V 
Mnd  alle  zahlreiche  Juristen  und  Kameralistenf  der  ^j* J» 

.  Jener  um  Gelinitserhöhufig  bei  ihm  schwimMdteD^  ^^^'°RedeB 
ter  ilwn  mit  einer  derben  Olfffeigc  seine  W'p^CtWJ^'Äf*' 

•   gegen  die  holie  Person  und  gegen  den  Schulsieisteri  ^ 
Eum  Artiileneobersten  und  den  Schneider,  dtB  *^ 
Frieden  *um  Lieutenant  befördert  hatte,  verwies»  '^^^ 
gen  die  Leute  lui?    Sio  bauten  eme  Festung,  UOd  ^7^^*^ 
halb  eines  Raumes  von  wenigen  Ruthen,  wobci  "Vrcder 
Glacis,  noch  an  irgen<l  ein  Aussenwerk        deakcn  ^^^^ 

.  operiitc  blos   mit   Ungeheuern  Kosten  »"O®'''''*^^ 'ygd 
der  6cho4  iaüge  Zeit  iur  HerdeschiveDiwe  gedient  nWi 


j 

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•  .  -      "'*'«•       •  - 

attdi  ditset.  »teiSBliia  Jlbttamui^  durdi  tlifl'Mmira  uad  Ra- 

iiiclit  enHogM  mr«   Sitr  lwnliBR  Ibf^Koti  Mesien  Kanonea  gies* 
neu  usd  mit.  gMien  ftsste«  Imiidei«  Mttlen  Wegs,  «n  cineli 
Ort  trafnpoitiren ,  wo        ite-  Itbleeltterdings,  lelbst  im  Falle 
des  «BWlibftcbctoltcheii^  Iiwtjniii6igiicke%  Aagnfli  nicht  hatte 
Imnicbett  können)  Imtes  gmie  Cesi^to-»  wo  ktCne  Soldati» 
Waren^  legten  M«gazi«e.  tDf/«m,ihi1l,Festttng|  die  nitn  mit  flu* 
•ere^joliM  idte  AitiUerie  Mitte^euibclineii  I^nneiiy  zu.  rcrpro?*» 
aotircoy  and'bmiteOy  unk  m  UolMnile  nulileii  's«' ktBiincn,  Wind* 
miilileiiry  Thonnübiji^  «iif,  uMd  siwtir  iieicli  <lt»ter  den  flunrietii 
wo  sie  dct  erste  Schafs  gestfihEl  heil«.  Aber  so  ^Ktä  dlirfte  es 
nicht  eimpal  ItommeB , '  sie  köniUca  gar  nicht  m  Gan^  gebracht 
w.erdc^)  dfnu  sie  standen' über  den  äewdlbe  der  Tborci  dis 
)iei  dei'  ersten  Bewe^^uog  schpn  so  beschädigt  wm-d,  das  mim 
die  Hügel  übnahtn,  scitclem  stMld^  sie  als  hodiragende  Deiik^ 
iBJile  da  — >  flcf.  Weifs  nicht  rechte  Von  Hifas.    Zu  derselben  Zeit 
blieben  die  Justisbeamten,  deren  eine  Legion  war  und  Ikiit  cinei^ 
uneodlicheii  ManDigliikigkeit  von  Titeln  versehen,  oft  Moirato 
laiig  uiibe/uhh(  sonst  litte  freilich  diis  Land  dadui-ch  nicht,  der 
f  lirst  erhiell  für  sein  theures  (icld  Zeichnungen,  elende  Men- 
ichen  theilten  das  Ktukommen  des  Staats,  und  alle  bessere  An-* 
stüUcii  Slocivten.    Hier  scheint  es  uns  hatte  drr  V«Tfasser  stets 
achtend  auf  das  infcuidum  reg^na  nvli  reiiOvure  dolorem  lvhm  öe* 
Steu  der  lioheii  Familie  »elbst^  und  zur  Wan;vnp  der  NiedeH 
trächtigen,   die  i>iui>  um  ilirintwillen  Pesftnte  l\x  scvii  glauben^ 
auältihrlicher  sejn  müssen,  weil  die  iichande  der  Enkel  den  Ahn 
still tckeu  Süll,  weil  die  Geschiditc  uncrbittlicli  iljr  Heclit  übea 
miifs,  und  das  küiiitte  er,   ohne  dem  ui-gluckliclieu  Fursl^^n  zu 
nahe  zu  treten,  weil  diwer  itwar  im  Verstände  iire,  sortst  al>er 
im  Grunde  des  Herzeos  fromm  und  <Mitmnthig  w^ar.    Was  er 
S.  263 — /^^i  vorbriu*>t,  wuidc  if)ii^  leicht  jeder  Zerbstcr  aus 
der  Zeit  genauer  und  Lesser  berichtet  haben,  da  es  nur  über*- 
Kita  streift.  Etwas  ausfuhrlicher  ist  der  \  eilu^sei-  freilich  in  den 
neueren  Köthenschen  Geschichten,   wo  leider  August  Christian 
fjiedriclt  nicht  auf  dieselbe  Weise  kann  entschuldigt  werden^ 
als  Friedrich  August  von  Zerbst;  allein  im  Grunde  sollte  doch 
eine  Geschichte  etwas  mehr  und  anders  geben,  als  die  Zeituu- 
gen.    Wer  Dabelow  und  sein  Vethaltnils  ^u  dem.  Tieiben  dw 
Zeit  nicht  vuriier  gekannt  hat,  wird  es  hier  nicht  lejuen-^wais 
soUeu  wir  aber  mit  den  Buchern,  wenn  sie  uns  nur  den  Kohl 
ohne  Saft  und  Kraft  geben?  üafs  der  Vi. die  Verhältnisse  der  Her- 
zogin unberührt  latst,  billigen  wir  sehr,  dasteht  der iNacliwelt  uiciiis 
au— ^  wir  v\urtleu  vieles  der  Art  selbst  im  Tacitusnind  den  scrtpit, 
\r$*  ^(uu^  Bnfgfdt^  Abar  das  Vacis*  upj^igeDi^re  ist 


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606    Sturm  Beiträge  zur  u  Laudwirth&cliafi. 

«.     *  .  ,  • 

ganz  unTermculRcK  •  irant  ^mflft'iiMtte  Cfetciacfed  schreilMn  wiH» 
luid  iU>ch  nidit  lu^cluig«!!  sdirtiben  kami.  .'Wnrma .  hat  der 
Verf.  oichl'  die  weise  RegeV  des  in  dieser  Art  recHt  eiaeichtigen 
Bompsine d^^iter  pfosmM  äei  Umr  befolgt?  Er  liätte 
dann  die  ilteite  und  mitdere  Oeicliioht«  nir  der  AnsfiSbrltcbkeit 
'  der  neusten,  nnd  diese  «lit  der  KfiraV*»^*  ireklier  «p  jetsb  jene 
abgefertigt  hat,  beluoldelt*'  Audi  in  den  Dessaner  X^esckicliten 
»eigt  er  uns  in  Leopold  na»  den  Helden,  nod  wir  cifiüiren  Tom 
rohen  mid  wilden  Barbaren  in'  ilim  nielits^nnd  doch  wiflr  er 
unter  den  Mitgitedem  des  Potsdammer  l\9bac]EsoolIe&ion)Sy  die 
doch  Wahrlich  keine  Koirf^heinleate  waren,  vim  dfeser  Smin 
ber  in  Übdm  finf,  Re&  finde»  Ach  nidit  bemfeif,  auch  hier  die 
üehlenden  Notizen  beiaxibriiigen ,  denn  er  bam  Tersidiem,  -dala 
er  an  der  icandafösen  Chrcoik  kein  f^yhagen  hat.  D^dfii  der  Verf.. 
Ton»  edefn  Leopold  Friedrich  ftaia^  der  das  Selbto'egieren  so 
.  beilsäm  gebrandite^  ausffibrlich  ist,- denkt  man- leMtf  i£cr  solfoe 
Bian  denken,  dafs  er  das  Fhäanthropin,  das'' den  Herzog,  das 
Land,  das  basedowirte  Bniehungswesen  in  Oientstbland,  oder 
die  nnseige  Pädagogik,  u.  s.  w.  so  nahe  angeht,  mit  ein' Paar 
nnbedeoffenden  Zeilen  abfertigt?  Hier  wnrde  der  Character  des 
Kirsten  im  Verhültnifs  zu  den  grofsmauligen  Menschenfreunden 
TOll  Eitelkeit,  dies  Ueberspannte  im  Plan,  das  Kahle  in  der  Aus* 
führung,  der  Zwist  der  Menschenfreunde,  die  das  Institut  und 
sich  ausposaunten,  der  Verfall  u.  s.  w.  sich  ohne  alle  politische 
Besorgnifs  iiLiLen  mit  kurzen  Zügen  angeben  lassen ,  und  wie 
wichtig  wäre  es  für  Deutschland,  dafs  Junge  und  Alte,  die  noch  ' 
nicht  ganz  befangen  sind,  hier  im  Spiegel  der  Geschichte  schau- 
ten, wie  mit  dem  blossen  Wohlmeinen ,  dem  Planmachen,  dem, 
scy  es  nun  empfindsam  oder /reij  Reden,  nicht  allein  nichts  ge- 
than,  Sondern  mehrentheils  viel  verdorben  werde,  und  dafs 
CS  überall  auf  Verstand  und  Einsicht  und  Kraft  ankomme,  dafs 
Festigkeit  des  Willens,  ftube  und  Ausdauer  der  Ausführuug 
Alles  allein  entscheiden. 

Wenn  Ref.  übrigens  in  diese  Anzeige  hie  und  da  Tadel 
zn  mischen  geschienen  hat,  so  ist  dies  blofs  so  zu  verstehen, 
dafs  er  andeuten  wollte,  was  es  mit  Spezialgeschichten  auf  sich 
habe,  sonst  würde  er  Unrecht  haben ,  an  Ton ,  Manier,  Ausfüh- 
rung der  vorliegenden  in  Beziehung  anf  den  im  Anfange  erwähn- 
ten Zweck  etwas  tadeln  zu  wollen }  für  jenen  Zweck  findet  er 
das  Buch  völlig,  passend«  F,  C. -Schlosser. 

'  •  -   -    -  m 

Beiträge  zur  Teutschen  Landm'rthschaf t  und  deren  Hidfsmssen" 
Hhaftün^  mß  Kücknc/u  auf  die  Lmdwirthtchqft  ienach-- 


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I 


Stum  Beitrage  zur.t.  Landwiithsehaft  '607 

harter  Länder  3  und  mAeiffniH  des  Umdvdrthschaftliehen 
Jnstkuis  zu  Bonn.  Herausgegdten  wm  Dr.  JT.  Ca.  G*  Stomm» 
ErHei  Bändehen  mk  3  KupferU  6*  448  Smien^  Bonn  hei 
•      Markus.  48h4.   Pr.  4  ß.  48  br,' 

Nodi  «ine  hadwifthsdiafUidie  Zettsehrifit!  ruft  Maochor  aiu^  . 
dem  dieiei  BiDdcken  za  Gesicht  kooimt/  bik  abjer  das  Uebrige 
suröcki  wenn  er  den  Namen  des  Heransgebers  erblickt,  und 
^odet  wciteriiin  die  Erwartung,  dafs  sie  eine  niittlicbe  Stelle 
unter  ihren  Schwestern  einnehmen  werde,  vollkommen  bestätigt. 
Diese  Zeitschrift  soll  nacli  des  H.  Versicherung  eine  Fortsetzung 
ausmachen  von  seinem  Werke:  »Abbildungen  von  Viebra^enc 
{•wovon  3  Hefte  erschienen),  und  dessen  »Tasdienbnch  für 
Schaa&uchtc  ersetzen.  Sie  soll  sich  übrigens  nicht  allein  auf  die 
Viehzucht  beschränken,  sondern  »die  ganze  Landwirthschaft  nebst  . 
»ihren  Hülfswissenschaften  umfasseiT,  und  aas  deren  Gebieth  Ori- 
»ginalaufsätze  liefern.  Wir  werden  (sagt  d.  H.  weiter)  uns  be- 
»miihAi,  über  die  Landwirthschaft  unserer  Nachbarn,  der  Nie- 
»derlaiider,  Franzosen  und  Engländer,  Nachrichten  zu  crtheilen, 
»indem  wir  uns  in  jedem  dieser  Länder  mit  tüchtigen  Männern 
»in  Verbindung  gesetzt  haben,  und  uns  das  Neueste  und  Wis- 
»senswürdi^ste  von  ihrer  Literatur  immer  sehr  früh  zukömmt.c 

In  diesem  ersten  Hefte  zeichnen  sich  vorzugsweise  der  An- 
fang einer  landwirthschaftlichen  Topographie  von  Bonn  vom  Her- 
'  Ausgeber,  und  mehrere  Aufsätze  über  Vieh  und  Viehzucht  von 
demselben  aus;  so  wie  einige  veterinairische  Aufsätze  von  einem 
Arzte. 

•  /.  Darstellung  der  Landwirthschaft  in  der  Gegend  von 
Sonn  und  dessen  Umgebungen,  nebst  Bemerkungen  üj[)er  einige 
Verbesserungen  derselben,  vom  Herausgeber  (5o  Seiten.  Fortset- 
zung folgt).  Diese  Darstellung  ist  umfassend,  und  man  wundert 
sich,  wie  der  Verf.  in  der  kurzen  Zeit  seines  Aufenthaltes  in 
der  Gegend  bei  seinen  übrigen  Geschäften  so  viele  Data  sam- 
meln konnte.  Er  nimmt  bei  dieser  Beschreibung  besonders  Rück- . 
'  sieht  auf  seinen •  frühern  Aufenthalt.  Es  wird  darin  abgehandelt:  . 
Uebersicht.  Lage  u.  Klima.  Gebirgsbestandtheile.  Forste*.  Brenn- 
material. Baumaterial  und  Gebäude.  Naturproducte  der  Gegend 
(kurz).  Cultnrzustand  und  Cliaracter  der  Bewohner.  Gesinde 
und  Gesindewrsen.  Allgemeine  Beschaffenheit  des  Bodens.  Wie- 
nsen. Weinland.  Weiden.  Preis  des  Ackerlandes.  Grösse  der  Gü- 
ter. Politische  Verhältnisse  dabei.  Pachtungen.  Verkehr  mit  land- 
wirthschaftlichen Producten.  Spanuvieh.  Tagelöhner  und  Arbeiter« 
Ackerinstrumente  und  verschiedene-  Bearbeitung  des  Bodens  •— 
mit  dem  dasigen  Pflug  (wovon  beim  Verf.  Modelle  zu  haben, 

und  Beschreibung. TOB  Bau  ub^  Anwendung  aebit  Abbildung 

» 


uiyiii^uü  Ly  Google 


In  c.nc 


tioi    Stuf  in  Beili'äj^e  iui>t,  LaudwirthsclmtlU 

m  3er  nHcLslcn  Hrftc  gcUtfett  ^srd«  «JU*)— irft 

l£„.o  -  <ic.  Woi/e  -~  dem  Spate».  Friicfcte  itnd  Gctwidear.cn 
u„"d  lia»,  ab:  Ksrtüffel,.»  Kappes,  KiB««.  .  .  .  •  (F.  t). 

poLiscLen  Verl.i.UnlSscn  derselben.    Der- Vttfc  «fe«  »  dj««  • 
Abhaiidluiig  v„r7.ivgUcl.  ge«ou  die,  um  Bono  «  «trieb«« 
«äMrthcUun»,  wobei  ihm  Kec.  nicht  ga.ii  b«*«««  kaw^  Er 

heihS  «I  y*rkenuen,  wie  r,«mentlicl.:  d.e  LomoglH*k«t  der 
S!Klirui>?,  dieSebwicngkeit  für  «i-^  Land^v.rthe  e,n  ge^ 

5rO  «  -.kötfcig  oder  nützllcl.,  aag.nblickliche  Kalam.tatej.  z^Jb^ 
S.e"      a.  Jflöcb  kam.  er  sieh  uicht  überwm.  en  ,l,e  «e^ 
S  äbrig«  gcwöbhlid.  »och  aufgeführten  ^aeht  .e,le  i^^.r  ^ 
WiSlBO  halten,  uuÄ  kann  sfch  nicbt  verhehlen  d.i.  dieie  . 
^^Smg^uch  ih;.Oul«/«r  dasC^rae  hM  was  n.n  r«j  ., 
S^tSX^hlich  kenneu  1««,  wem?  man  fre.  von  Vort.rth,. 
SS^d         diese,  Wörti««ens  ciinge  Ent.d.aCgung  f«r 


.*re  einmal  mög» 


?»äUntls  mit  ttcm  J»au  uca  «.«»Bwi 

Sc/iU  .7  Seiten.  I««*e«s^»  ^  k^S-  •  Kfchen- 

ßaU.n^Walds«cket«««.eil,W.rtb^^^^^^^  „„.l 

.iucih  gc.neinschaflli<il.«n  Pl?ne,  auf  ««  "  '  °]J''"?Xa<;A  sei«  ver- 
".  roiclucn  dadurch  die  MßgUchkeiV  d^  ^^i^  j,. 

l.aUn.fsmässigcs  llol..,uantum-  ^•»«»»ä^^TÄn  jeder  seiu 
VorthcU  besserer  Weide  und  l«idkltteft  ™8*> 

otp  Ferner  nacli 
Waldstuckehen  für  sich  bei0n4«l»-b«»«thsehatteu^ 

icde».  H^ebe  wird  der  Bode«  fcrf  'a^^  Ort  durcli 

'welche  sehr  ergiebig  '^^^^■^^^r, 

Stockausschlag  von  ucucüi  in  ^"''8        '"«C^TW  Nachthclle 
Mau  kennt  iwar  auch  andcrwait|  ^.rf .  „nbedingt 
eiocv  solchen  Hackwaldwirthschaft ,  j^,  yerei«» 

„ütillch.    Aber  was  uns         voriugbch^»  »  ^ 
Wirtbschaften  dieser  kleinen  Waldcig«plbttW*»J^^^^ 
Viele  Vortheile  danken,  und  W«lchcs  geW«  «»  — — 
WMibe»  VwWwea  ist.    .,  (Z)»-  £tsrW' /''f'f 


* 

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,       -       •       Heidelherger  ^^22, 

'/  Jahrbücher  der  Literatur. 


Gegenstand,  obschon  zum  Druck  auseearhaW^^^Lj^T? 

er  in,  Wesentlichen  übereinsSÄSÄ' 
giebt  in  diesem  Bruchstücke  die  Theorie  dl  Us-  ■ 
Mjissenschaftlicher  Form,  und  berücksich^^  Z^f^^lä 
Mastuns,  WechselvethäJtnisse  der  yerschie%^Tm£^^vtl 
imd  Saamen-)  Sekmionen,  d.n  abweichenden  BiS^t^Ä 
dener  Nahrnng^mittel  auf  dieselbe«,  und  die  ISMlS  ^Ä! 
xeln.  vorzugsweise,  zu  begünstigen.  Fenw  da,  .ftSw^CT 
fahren  bei  der  Mästung  selbst,  Füttemne.  Zeit  A»»l7 
schiedene  Mästungsßhijkeit  d«  Ra^  Scl^^"dfÄstT 
bes.  W.r  können  nach  diesem  den  W^mAS^ZST^'^ 
die  gan^e  wissenschaftliche  AbhandluB»^ 
erhalten     welche  sonder  ZweiM  ^^ZJ&T^f 
manche  Erfahrung  bereichern  wühaT^/^^^  ^ 


//^.    Thier  ärztliche  MiieeUtn  «an  'Äk         *■  •  ' 
(-35  SJ  und  zwar    y  )  Ä^meiv^J^lif  'fi ^ 

«ber  die  Mitil  tZ'ZZ  Stilf''*'t"f 
bellen.    Als  Verhütungsmittel  scMi«        vT^'  ^.  i**" 
de,  Sattels  n,it  Korksp^a«,  ern^J^.I^^'^,:»''  "^"'Ü""™ 
gleich  wohlfeiles  Mittel.  ^! Ueher       iatjX)n  \  T\  T 
Schafe.  Der  Verf.  findet  durch  Bt^Jk^^ }  ^ 
-bei  in  Schafen  wie  beim  MeiXf  ' y»«'  '1'^' 

rühr:    I).  .W^ÜÄ.  und  A  m<^W  ^«i^Lt^" on 
letitre,  durch  Getebmack  und  WaMertvaire  7™  H  °>»» 

Verf.  f^^Aaw«d-.»  de.  PeS^^^  £ 
>nederh«lt  erprob»  woduH*  -e»  »Bgü«!.  ;^;d,  o,,„'e  gefäh," 
che  Be.cb.d,gung  des  Gehirn«.,.  weS.  die  H^datide  nkht  a. 
uef  flUt,  Mic^  ohne  w  w,  «vwwim,  berausiunebmen,  wobei 

30 


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fit»   Sturm  Beiträge  zur  t  Landwlrthsdiaft.  . 

'„  aie  MIiere  EAfcroig  bestSt^,  '  if  ohne  Todesgefaht  fBr 
I  TW,  J«  Nothba  selbst  Stücke  da  jrossen  Getiirnes  «ut 
das  Thier  i«J«)tM^  kSnnten  ,    bef  gehöriger  Sorgfalt. 

^mr^m^^'^yTtJ^TLi  mmltung       der  Geburt  eines 
i^ißgJüZen  Kalbes,  mW  ^I^f*^ 
.4i6«r/«/i  überhaupt,    "^j.    V.     GeeautSnde  der  Vithmchl 
V.  Bemerkungen  ^  '^^TL^^  biemittr  Ageh»- 
^om  Uera^ugeber        ^"^^^^iJ^sZTZ^^'b^ige  Zeit 
aelt:   O         Frage  ob  es  '^J^'JZ^^^c  Mut- 

r5-f  r^er  V««f-  «eben  wir  der  warmen,  oder  wlm^ 

.  .inigen  «A^'^'T      j^"^'eTf.  bejaht  die  Frage  ta« 

Inne  eine  tkiaimaag  ,  ,     «——-M-Uaffcn  wird. 

ten!  erossen  Eicb»tidt«  Schafen  «^"'"or^ajA,«  ,„  «Miw 

"V  h.  Ueber  die  ff'^'uuleerung  ^^  ^^f^  g.).  B. 

irer  Beziehung.        .ff^^ä^Ä^chkeit  »anch 
Vcrsnch,  die  Vertraghphkert  oa«ü-v«^„  verschiedene»  ft- 

Oder  nacheinander  ^«'««»■«»ffS^e^  gegen  den  wir  m*. 
tar  der  WurzelausleerongenTO  «Uaren ,^  g ^  WurwUudee- 

«hebliches  einzuwenden  b««J-   "j*?  „  Wir  »W""'" 

Tungen  selbst  noch  so  hypothelttCI»  »»»» 


weiter  darauf  ein.  „  j„  ^  JcÄfl/««  "»"' 

r//.  Beschreibung  nebit  jS*ai»mgd^ ^  , 

fcciU,  «nrf  .cAarf&Ae«  ^'•f^^-^JT^  dieser  Rubrik 
^on  Esenbeck  (.0  Seilen).  Cr»«^"^  T 

beschrieben  und  abgebildet  ^  "T^«/««  J  und 

onobrrchis;  und  s  ''=l'»'"'«''^„.*^,_,chten.  sumpfig'^"' 
Ä«c.«  A,/on.W,  weil  beide  an  ,    X  ^nvarte»  "» 

Äem  Schia.r  nachtheiligen  Stellen  WMj«««:-'»^  die  aB 
NUbucu  Uefte  mck  cke  Itobtik  fär  dicjen.g«.  P*»«' 


J 

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.WUbstsmi  AnAropoIogie  ids  Wiatenldlat.  fin 

* 

* 

Orten  wachsen,  die  dem  Schäfer  vortheilhaft  sind,  und  so  wer- 
den wir  wahrscheinlich  die  ganxe  Deutsche  Hör  vom  Verf.  in 
fliesen«  Blättern  beschrieben  und  abgebildet  bekommen.  Sämmt« 
liehe  Beschreibungen  sind  ausser  Angabe  der  Namen  und  Stand- 
orte mit  vielen  Synonymen,  als  von  Willdenow,  Römer  und 
Schuhes,  Leers,  Schräder  etc.  versehen;  Klasse  und  natürliche 
Familie  finden  sich  dabei  angegeben ;  auch  ist  eine  Anleitung  eta 
Gras  kennen  2u  lernen,  mit  der  ganzen  neuern  botanischen  No^ 
aienclatur  und  Beschreibung  der  Grasblütben  eingeschaltet.  Von 
«1er  Esparcctte,  deren  Beschreibung  jeder,  der  sich  darum  ia^ 
teressirt,  übrigens  in  jedem  landwirthschaftlichen  Compendium 
nachschlagen  konnte,  (denn  wir  zweifein,  dafs  jemand,  dfer  dies^ 
Blätter  benutzt,  nicht  wenigstens  ein  solches  Compendium  be* 
sitz«)  bemerkt  der  Verf.  ^dafs  ein  Antheil  von  Kalk  im  Boden 
>für  ihr  Gedeihen  unerläfslIcLe  Bedingung  seje,  doch  müsse  er 
»gestehen,  dafs  er  sie  hier  nm  Rhein  auch  auf  einem  kiesigen 
»Boden  bei  gehöriger  Beliandlung  recht  gut  fortkommen  gescf 
»hen.c — Was  ist  das  für  Kies?  Quarzkies  oder  Kalkkies?  Sollte 
der  Verf.  wohl  nicht  interessantere  Pflanzen  für  diese  Blatter 
Huszuwählcn  und  nichts  Interessanteres  darüber  zu  sagen  wissen? 

yill.  Kurze  Aufsätze  und  Notizen ;  enthaltend :  Besondere 
Mrseheinung  des  Milzbrandes  bei  dem  Rindifiehj  vom  Hertuisgt^ 
her.  In  einem  Dorfe  schien  der  Milzbrand  eozootisch  zu  seyüf 
Tielleicht  wegen  der  dumpfigen  Ställe.  Auszug  eines  Schreibens 
an  den  Herausgeber ,  von  Becker  j  über  ein  idealisches  Bearbei- 
ten dlct  Järachfeldes,  und  ein  verbessertes  Unterbringen  der  Saal. 

IX.  lieber  das  landwirthschaftUehe  Institut  der  pr,  Rliein" 
wuversität  zu  Bonn,  Seine  Einrichtung  wird  dem  Zweck,  den 
ein  solches  Institut  auf  Universitäten  haJM  fioUy  wo  keiae  ei- 

f entliche  Laudwirthe  gebildet  werden^  «ogeniesieD  sejn.  In 
rnkjahre  1819  wird  et  erölTnet  werden  können.  —  Bestimmung 
•des  auf  dem  zugelidrigen  Gutlie  lo  wähleadeD  Fruchtwecbeclii 
irobet  6  — *  yjäkriger  Tmpiuk  .  Br0nn* 


Die  Antkrepolagie^  als  Wissemchaft.  Von  JosEtfi 
MtLiEBMJtt»^  4er  Pkäoi,  Doctor  und  orHL  ^mtL  Projess^ 
an  der  Universität  zu  Heidelberg,  Erster  Theilj  oder: 
JUlgemeüus  Nauwleh^e  des  Meiueie/^  Mtma,  hi  Ibififtf* 
herg.  e%i%*  4>fL  4^  Ar.  ämk  mütr  im  hnmkm  TM: 

Allgemeine  NatuMre  des  Mensdum  *e.  J,  BittEwmjtMD  «.  j;  ir. 

£^iir  wenige  Worte  über  Plan  lllld  ü^weck  obiger  Schrift,  die 

der  Verf.  selbü  in  di(H«n  fiAütcr»  den  geleiurtfM  PvUim  Mpt 
anieigen  duf  • 


I 

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Wissenschaft* 

A]itlircqpolo{ 


fafsl  hat  und  in  der  Natur  der  Sache  gegriliHl«  glwbl,  bcicUie&t 
Ste  und  neue  Momente.    Er  ist  der  Meinung,  dAA«lh»po.. 
lorie  die   Menschenlehre  darsteilen  müsse  in  d«lll*«oSi«« 
wL  iM  Physik  NalurUhre  ist,  d.  1..  dafr.  sie  oamA  iea^ 
Xchen  .um  Gegenstände  habe  und  d^m  to  lfae 
wie  er  sich  im  Zeitleben  aU  gesetzmtusige  «rt«»«»«»«' 
£*U,rcAr.«/ darbietet.    Hieraus  fSigt  thcUs  Umfang,  d.eü. 
t[J^  der  Anthropologie,  insofern  sie  s  ch  «1»  W.«»»ch^  | 
SJSto  H-rW  und  W   Der  gfsammtc  Mensch  .st  mcht  bk 
SÜr^Iie  aieDioge  wwer-ihm,  d.h.  seine  Natur  .st  ke.n  blos 
!LS.n2!«G^Äi«ey",  welches  in  Irgend  einem  AugeiALcke 
:S^^n?ffi2^  'vUendung  hat'  und  in  solcher  ao  ge- 
^  IJ™^^  Natur  gehört  noch  wesent- 

^  '  Äl^rÄ^T^Ierd«  «nö-  SoU  dAer  eine  AntUropo- 
»nm  entsprechen;  so  mufs  s.e 

l„j.ie  als  fVissenseh^  -^H«  Menschen  vi  üircr 

so"  viel  möglich  dey  »d»,«««.  Men  Je  _ 

Voraussetzung  nehm'eB.  TrefltA  volSig  entwickeln; 

lieh  erst  dorch  die  MtllroVolog,e  '«^ J'°"2te  «ach.  h  dic- 
,llcin  doch  weniger  dem  tfinfalg«  «^./«r  'Serien  Behand- 
5„  Hi..s^cl,t  scheint  dem  Vetf.  »««  i«  »tL^'r^flewederhat 
Kngd.r  Anthropologie  "OchTide,lB.ng^^^^^f 

„,„%ie  zu  sehr  blos  -/  »"g^^*  PV«»^*^^^"^:  „genannte 

oder  vorzugsweise  »"f  r^'^''»'??;'*^!' -^^^S^m^i  ben-I'' 
Verbindung  zwischen  Le.I>  und  Seele.  &i  ^«P**^  „  jeibt 
Iwvesen,  ein  Totalbild  de,  Menschen  «u  ß^j'^'XnS  »»tb- 
lebJ,  wobei  gleichsam  II..ucrgntod  '«^S^^Äw«« 
yreadig  mit  zu  verzeichnen  sind.  Denn  J=6"e»^  i,e«>nd«« 
nJ  durch  die  Allgemeinhe.t  der  Natur  ^  «- 
„lurgemüsse  Umgebung  so  »»rt" der'aU- 
,chei.t.   Daher  mufs^ie  ^atnrlehre  iJ^wA«  Fortr 

-«n.ei»en  Nalurbetracftung  ausgehen,  und  Gf 
faLl>ng  den  Menschen  zunächst  .n  se.nem  ^'^^^  aie . 
^e«»^  auffassen.   Es  ist  nicht      »«"S^'"?.  ^^ST«*» 
-lemehigen  vieler  ausgezeichneter  j'f^fjwto.  I"- 

Lliffcch'^f  Totalitat  des  Mensehen  g  d.  k- 

-  -def.  «m  Mom«-,  d«  ««entlich  '^"'-"f  ."/ÄÄ"  »"^ 

•  die  Lehre  «b«  da,,  W«  der  Mensch   n  de. 
dn»ch  die  Geschichte  au»  steh  gemach  ha^  also 
it»  «.we«a.tlich  natürlich  .st,  w.e  dem  ^^^'f'  inim^ 
diese«  Moment  istbis  daherfastso  gut  w.e  S"«:  "  T  ,-^»,^2»« 

■.  KehinBereiA  der  Anthropologie  wenigstens  "'^."j''^'  ,„„pobgi« 
*«Ve.«fgenomme„  worden.  Was  Kant  p.^g.nat.schc  Anth^ 
«enuni  Ut,  wird  (»  nd  Treffliches  «ueh  die  bekannte  »»» 


•  I 

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Hillebraod  Anihropolggio  ab  Wissenschaft,  6i3 


grossen  Mannet  iOMlillt)  woHl  Nienmid''^  etm  ufUh»  m§mf* . 
lieh  pragnuUüehs  Anthropologifr  halten«    Vid  nlher  hat  Her^ 
der  in  seinen  Ideen  ni  einer  PhüoiopUe         w*  den  Begrijpf 
einer  Anthropologie  in  diesem  Sinne  verwiiUidit, 

Obi<i:e  Schrift  des  Verfs.  hat  zum  Zwecke  ein  solches  To«' 
talbild  des  Menschen  in  wiisenscbaftllclicr  Form'auizustelicn.  Sie 
wird  (laficr  in  drei  Tlieilcn  zuerst  den  aUgerfiemen  Standpunkl 
des  Menschen  in  der  Naturverbindung  zu  entwickeln  suchen^ 
dann  die  tesond^r^  Natur  des  Menschen  in  ihrem  leiblich  ~gei« 
etigen  unmittellutren  £|^ch^tteD|  endlich  ^e  gesduchttiche  Natur 
des  Menschen  oder  das,  was  der  Mensch  aus  sich  raacheu  kann 
und  bis  daher  historisch  gemacht  hat.  Der  erste  Theil  hat  dem 
femäfsy  wie  auch  sein  Titel  besagt ,  die  allgemeine  Naturlehre 
2es  Menschen  zum  Gegenstände.  Der  zweite  wird  die  beson» 
dere  entlialten  nach  den  zwei  Abtheilungen  l^Somatohgie^  nni 
9Ps^choloß  ie;€  der  dritte  endlich  apU  di«  vn^maii^eke  jf^hror* 
ffdogh  nach  dem  angedeuteten  Begriffe  oarstellen. 

Was  tltii  Inhalt  selbst  angeht;  so  würde  es  zu  weit  fiih-^ 
ren,  davon  hier  Anzeige  geben  zu  \vollen.  Nur  dieses  mag  be- 
merkt werden,  dafs  der  Verf.  sich  bemühet  hat,  sowolil  die 
iiaturhlstorischen  Wissenschaften  nacli  ihrem  gegenwärtigen  Sund-*, 
punkte  zu  berücksichtigen,  als  auch  die  mannigfaltigen,  besondeit 
in  der  neuern  Zeit  durch  erweiterten  Volkerverkehr  und  ge- 
nauere Menschenbeobachtung  berichtigten  und  vermehrten  Re- 
sultate hinsichts  des  menschlichen  Geschlechts  und  seines  Ver* 
baltnisses  zur  erdlichen  Natur,  so  weit  es  ihm  möglich  wurde, 
XU  beachten  und  zu  vergleichen.  Zu  dem  Ende  hat  er  auch 
für  rathsam  gehalten,  eine  etwas  umfassende  Uebersicht  der  be- 
treffenden Literatur  beizufügen. 

Ueber  die  befolgte  Methode  hat  dcf  Verf.  nur  dieses  /.t« 
sagen,  dafs  er  sich  sowohl  von  aller  rein  apriorischen  CoasLiruc 
tion,  oder  der  sogenannten  blos  specidatwen  Belfachtun»!fsweisc, 
als  auch  von  der  blos  empirischen  frei  zu  halten  gestrebt  hat. 
Antluopologie  soll  weder  Metaphysik  noch  Naturbeschreibung, 
sondern  ganz  eigentlich  Naturlehre  des  Menschen  seyn.  Sein 
Weg  war  der  empirisch  -  rationale  und  rational- empirische ,  und 
daher  die  Methode  die  analytische  und  synthetische  nach  mög- 
lichst innerer  Beziehung.  Besonders  h;it  er  diese  Methode  in 
der  Psychologie  streng  beobachtet.  Dafs  dabei  die  S])ecuUtiotA 
nicht  ganz  entfernt  bleiben  durfte,  erklärt  sich  von  selbst. 

Kine  angelegentliche  Aufgabe  war  es  ilnn,  in  die  ganze 
Menschenlehre  und  abermals  namentlich  in  die  Psychologie  eiuo 
mehr  wissenschaftliche,  der  Sache  angemessenere  und  den  Uc- 
berblick  üb^  das  gcsi^mmte  Gebiet  ertcichterude  Ordnung  utu- 

>  '  9 

/ 

V 

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6^4  •  Hinrichs  Edügioiislelire^  • 

«uMmi»  Er  darf  gestdien^  dafs  diese  Ordqnn^  eine  FrucKli 
seiner  VorlesoDgcn  über  die  Anthropologie  ist|  inded  er  die 
6^4roliDlxeit  balte^  mit  jedem  neaen  Ours  Art  und  Anordnung 
des  Vortrags  ntcb  den  geinaditen  Beobtchtungen  liinsiclits  seiner« 
Zididrer  tn  modUiciren,  bis  er  endlich  zu  derjenigen  Form  ge» 
langte  ,  welche  er  für  die  xweckmassigste  nach  Iphall  und  Dar-. 
itiiUung  halten  durfte« 

'  Dafs  er  das  Weik  nicht  htof  für  Yorlesangen  eiogericbtet, 
ipndern  darin  des  wissenschaftlichen  Gangies  '.ungeachtet  eine  et« 
was  freiere  Bewegung  genommen,  wird  wohl  schwerlich  iur 
Mangel  anzusehen  seyn.  Nirgends  ist  das  logische  Skelet  we- 
niger an.  seinem  Platze  als  in  der  Naturlehre  überhaupt  und  in 
4er  des  Menschen  im  Besondern. 

Ob  der  Verf  .sieb  j^^usr  Ansichten  befleissiget  habe  in  einer 
Zeit,  wo  die  Wissenschaft  häufig  neu  seyn  müu  wie  die  Mode, 
wenn  sie  IjiebhaBep  finden  will  — daraiu  kann  er  nichts  weiter 
erwiedern,  ab  dafs  ihn  die  Mode  nicht  kümmert,  wo  es  gilt, 
die  Sache  zu  geben,  wie.  sie  sich  ihm  nach  unbefangener 
Betrachtung  darbietet. .  Wer  die  fragliche  Wissenschaft  kennt, 
wird  ohnedies  bald  findeb,  was  Alles  und  Neues  in  dem  Ge-^ 
sagten  ist.  Dafs  der  Verf.  keber  sogenannten  Schule  huldigt, 
selbst  nicht  der,  die  den  absoluten  Yr eltgeist  Legreift,  sondern  - 
sein  Heil  in  der  Selbstständigkeit  seines  Gedankens  wenigstens 
sucht,  bedarf  ffir  diejenigen  keiner  Erinnerung,  die,  mit  sei- 
nen bisherigen  Arbeiten  sich  l>ekannt  zu  machen,  der  Mühe 
Werth  gehalten  hab^n. .  *  * 

J.  Hiüehrand, 

]  I 

•  \ 

Mit  Religion  im  inneren  Verhältnis s e  zur  ^issen^ 
^      Schaft,    Nebst  Darstellung  und  BeurtkeUung   der  von. 
Jacobi /  Kant,  ^Fichte  und  Schelling  gemachten 
V ersuche ß  dieselbe  wissenschaftlich  zu  erfassen  und  nach  lA- 
rem  Hauptinhalte  zu  entwickeln.  Von  Hermas y  Friedrich 
IViuiELM  Nf NR/CHS,  Doctor  der  Philosophie  und  Privat^'' 
docent  an  der  Uruversität  zu  Heidelher^r.    Mit  einem  Vor^ 
*      Worte  von  Georg  PVjlhelm  Friedrich  Hegel  ^  Doctor 
und  Professor  der  Philosophie  an  der  Universität  zu  Ber^ 
lin,    Heideiberg j  4 San.    Neue  academische  Buchhandlung 
«ois  Kßii  Grooi.  Vorr.  XXVJIl^     Sk6S»  gr>S*  stfi.  4iikr. 

iÜiweck  und  Tendenz,  welche  der  Verfasser  in  dieser  seiner 
«wten  Schrift  beabsichtiget,  ist  theils  hinlänglich  aus  dem  Titel 
dsiaelben  zu.  ersehen,  dieilji  hat  sein  geliebter  Lehier  und 


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lÜMSsysteiil  im  .([kolslierzogthum  Hessen.  6i5 

TfCtlnd  in  seinem  dieselbe  begleitenden  Vorworte  näher  dag 
Bedürfnifs  ausg^esproclien,  welches  ihn  jbei  Abfassung  dcmlbei^ 
Uieb  und  leitete. 

Den  der  Natur  der  Sache  gcmäfs  so  reichhaltigen  Inhal« 
dieser  Schrift  näher  anzugeben,  würde  der  ^um  di^et  Blattet 
nicht  verstatten;  nur  an  dieses  möchte  Verfasser  erinnert  haben^ 
dafs  die  in  derselben  enthaltene  wissenschaftliche  Entfaltung  und 
Widerlegung  der  verschiedenen  Sjsteme  der  christlichen  Philo-- 
Sophie  überhaupt  und  der  der  neaern  Zeit  insbesondre  dordi 
das  Ganze  noth wendig  eben  deswegen  als  eine  Rechtfertigung 
derselben  zu  betrachten  sejr.  Die  wissenschaftlich  speculati?6 
Bebau^inng  der  Religion  ndge  aus  der  Stchrift  selber  näbW 
erkannt  werden.  '  > 

Jede  genann,  Prüfung  dieser  seiner  Sdirift  und  deshalb 
waige  Belehrung  wird  der  Verfasser  um  so  melir  mt  Dank  an« 
-suerkennen  bissen,  als  ihr  Inhalt  das  Höchste  und  HeiügSM* 
xum  Gegenstande  ha^  und  die  li(kJi8te  Region  der  'WissenschHI 
«nsmackt. 


ikirSngte  UAerneht  ^  des  fiWigrm  und  jetzigen  Zustunäes  dee 
MaaS'»  und  GemtJUswesens  in  dem  Großherzogthum  Hessen. 
Mt  Mtet,  JBH  offiddlem  Gebrauch  gedruckt*  Datmstadt  am 
4oU  S^t^  48sio.  u4      8.  ' 

Diese  wenigen  Blätter  sind  woU  nic^l  e^entliclh  als  a'ii  wis- 
senschaftliches Product  anzusehen  y  kommen  Tielleicht  gar  niclit 
einmal  in  den  Buchhandel ,  imd  kdilBen  daher  nich|  fugltcli  der 
Kritik  unterliegen.  Allein  sie  betreffen  einen  eben  so  wichtigeii 
ids  allgemeui  interessanten  Gegenstand,  tber  welchen  nocb  oft 
und  an  den  yerschiedensten  Orten  discutirt  werden  wird,  ^mk 
deswegen  erlaubt  sich  Ref.  einte.  Anzeige  derselben,  um  alle  die« 
jeaigcn  darauf  aufmerksam  zu  machen»  in  deren  Gesc^ftskreui 
diese  Angelegenheiten  gebSren.  Von  welchem  grossen  Naehthdle 
die  fast  uneiidliche  Verstshiedeuhmt  der  Maafse  und  Gewichte  loa 
Jiebcn  teulschen  Viiterknde  sey,  und  wie  hierdurdi  der  Begriff 
einer  ganz  eigentlidiea  Zersplitterung  ^nothwendig  ber?oigehe^ 
ist  allgemein  anerkannt,  id>er  dennoch  sind  wir  von  der  ReaU* 
airung  d^  oft  geanss^en  Wunsches  einer  Einigung  in  diesen 
Dingen  noch  sehr  weit  etttfemt.  Dem  Uebel  durch  einen  Än- 
»^en  Gewaltstrach  abzuhelfen  ist  ein  Vorschlag  aus  dem  Ga- 
birne  solcher  Schwindler  entsprungen,  w^clche  ihr«  einseitige» 
Ansichten  fÖr  die  allein  richtigen  halten ,  ticün  eine  pUt^ic)^«. 


r 

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0i6     Ascbyto»  Tragödien  Hb,  von  Knm»  ' 

V 

und  gewaltsame  Verlinderupg  einer  Sache,  wclcTie  in  die  man- 
nigfaltigsten bürgerlichen  Verhältnisse  so  tief  eingreift,  ist  blos 
durch  eine  Revolution  möglich,  und  das  Gute,  was  durch  Re-; 
volutionen  erkauft  wird,  ist  in  der  Regel  immer  zu  theuer  erkauft. 
Pennocb  aber  sind  die,  aus  der  Unbestimmtheit  und  Unbestimm- 
tarkieit         herrschenden  Maafse  liervorgehenden,  Milsbräuche 
viel  zu  grofs,  als  dafs  die  Regierungen  die  Feststellung  einer 
bieib«|iden  Norm,   wenigsten«  innerhalb  der  einzelneu  Staateu 
und  ^ur  ricbtigcrii  Verg^^ichung  mit  den  üblichen  Maafsen  La- 
ssipblMifter  Staaten  ganx  aufgeben  sollten.  Diese»  Letztere  zu  cr^ 
feieben  w»r  die  Absicht  der  Hessischen  Regierung;  die  Grüode, 
^dcbe  dazu  antriebeoj  di^  Mittel  deren  sie  $icb  bediente  vai 
^e  Art  der  Einführung  des  neuen  Maassjstems  sind  in  der  vorr 
liegenden  Sebrift  so  kurz  als  deutlicb  augegeben.  ÄeC.  kann 
'aUem  diesem  seinen  ungetbedten  QetfaU  nicht  versagen,  ei -  findet 
.  jhs  (ranzSsisobe  Normänaas  dem  neu  eingeführten  Hessischen 
so  genau  angepafst,  W  e»  dur^b  mdglicbste  Beibehaltung  de» 
alten  nur  gescbeben. konnte,  und  bäh  fiberbaupt  die  g^nze  Em" 
richtung  für  so  durpbaus  zweckmSssig,  dafs  er  nicht  blos  das 
Scbriftchen  mit  grossem  Interesse  gelesen  bat,  sondein  auch  nach 
seiner  individuellen  Ansicbt  von  aUen  denjenigen  beröcksiclitigt 
wünschen  mufs,  welcben  diese  Gegenstände  .zu  bctrbeif ^ob- 
liegt. Der  consequent  durchgefubrtc  ein^b^  Grqndsa»  namlu«, 
statt  des  im  Rechnen  bequemen,  im  gemeinen  Leben  abw  &St 
unbrauchbaren  Decimals^'steins  die  bisherigen  HalbiruDgen  bmur 
behalten,  dabei  als  Normal-Langenraaas  eine  Elle  von  0,6  Meter 
zum  Grunde  zu  legen,  und  diesem  die  gewöhnten  Maafse  soffolll 
des  Trocknen  als  Flüssigen  anzupassen,  ist  wohl'  ojwe  Streit  W 
beste,  den  man  befolgen  konnte,  um  eine  feste  Basis  mä^mMOg^ 
Abweichung  vom  Alten  zu  vejeinigen.    JNimmt  man  die  DÖC|«t 
zweckmässige   Art  der  Einführung'  dieses  neuen  Maassystcm^ 
binzu,  so  ist  das  anfänglich  ausgcspipchepe  Urtheil  des  l^ef,  ger 
wifs  wr  Genüge  gejrechtlertig^  ' 


Jeschfhs  Tragödien  im  Versmaas  der  Urschrift  verdeutscht  von 
CmsTiM  KkJUS.  Erster  Tkeü.   Leipzig ,  bei  C.  H. 
Hartnwn.  49fi%.  gr.  S.  XII  u.  ^36  S. .  /  BiUr.  ys  gr. 

Wenn  die  Meister  feiern ,  so  {iieht  man  gern  muntere  Geseto 
bandtbieren,  damU  docb  die  Kunst  nicht  gänzlich  r^^«-  ^ 
der  Gedanke,  womit  wir  diese  Verdeutschung  des  AltvatOT 
Aeschylus  in  die  Hand  nahmen,  und  er  begleitete  uus  7' »jj*! 
BücWeiu  bindurob.  Hr,  Kr^  ist  ein  jimgef  Kampfe,  ^ 


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Ae3€bylo^  Tragödien  üb.  vou  Kiaus»  617 


ersten  Waffen  versucht.    Er  gesteht  es  selbst.  »Ich  will  nicht 
mit  Männern y  die  sich  reiferer  Urtheilskraft  rühmen  dürfen,  ia 
die  Schranken  treten.  —  Ich  bin  mir  bewufst ,  redlich  und  un- 
verdrossen mit^  mancher  Schwierigkeit  gerungen  zu  haben.«  Das 
Cborsylbenmaas  behielt  er,  soweit  es  ihm  möglich  war,  bei.  Fuf 
die  prosodischen  Fehler  hofft  er  freundliche  Nächsicht»  Dahin 
rechnet  er  jedoch  nicht,  wie  wohl  Mancher,  die  sogenanntem 
kiatus,  und  beruft  sich,  der  Kürze  halber,  nur  auf  — <^  Nun, 
worauf?  .Auf  die  hiatus  seines  Originals?  oder  des  Sophokles?« 
des  Euripides?  des  Aristophanes?  Nein!  »auf  Homer^txjlyii^TjXf .€ 
Dafs  die  uneinHetzie  (vorletzte)  Sjlbe  des  Jambus  einigemallang 
ift,  will  ich  weniger  in  Schutz  nehmen;   doch  liest  «•  sieh' 
wohl  nicht  härter^  als  ocidotKovoax  ^k^^  im  Prometheus,  um  de» 
Goldflufs  her,  im  Mittagbett  lu  s«  w.  »Welche  Yergleichiiog,^ 
da  die  Kndsylbe  von  m^ocXovaaat  die  an  sich  kurz  ist,  vor  einer 
mufs  cum  liquida  regelrecht  k;urz  bleiben  kann!    Noch  melir 
vergalloppirt  sich  das  Folgende.:  »Auch  findet  sich  im  Anfang  de» 
Sieben  w^bT  am  Ende,  dessen  pemdtima,  soviel  mir  bekannt  lang 
istl?  Ei,  so  skandire  er  doch  nur  die  yati  Schneider  \mieT  %ü^im 
angeführten  Stellen  der  Tragiker.  Noch  Wird  berichtet,  dais.der. 
Sdi&iütche  Test  befo%t ,  und,  die  Bumeniden  und  Sckutzgenoi^ 
siimeri  msgenommtn,  des  Hrn.  Com  Uebcrsetzung  verglichen 
scy.    Fürwahr  des  Gemeinen,  Falschen,  Willkührlichen,  viel  au(. 
Kwei  Seiten!  Besser  ist  die  Einleituug  über  des  A es chylus  Le- 
ben, Chor,  und  Schicksalsidee,  worin  zwar  nur  Bekanntes  wie- 
derholt wird ,  aber  do<;h  ein  achtuilgswerther  Sinn  für  die  Ei- 
genthnmlichkeit  des  riesephaften  Genius  sich  ausspricht.  Auch 
die  kurzen  Zer^üederungen  vor  den  Stöcken  sind  mit  Dank  an- 
zunehmen j  weniger  die  Aumeikungen  am  Sehlnfs  jeder  Tragödie, 
worin  hier  und  da  etwas  erklärt  und  etwas  kritisirt.  wird,  das 
meist  entweder  sich  von  selbst  versteht,  oder  am  Ziel  vorbei- 
fchiefat.   Wenden  wir  uns  jetzt  zu  der  lieber letzuug,  ^  der* 
Hauptsache.  Der  Anfang  des  Pirometheus  lautet  hier  so; 

Kratos.  • 
J}ß  and  wir  in  der  Erde  fenutm  Gegmd^s 
In  sfyt'sches. Bodens  tu^tret*ner  Einsamkeit, 
Hier  milsfSUt  beaondera  das  Emt6nige  der  Worte  Brd^  fi^tm 
Gegendm  (kehr  Vocal  als  £)$  dann  das  Einförmige  der  Gbu«^ 
ren;"  Erde  /  fernsten  /  sfyt^sehes  /  Bodens  /  wnbetw^ner  /n 
Wie  ganz  anders  AeiGhjlus! 

'         Sxi^syv  U  eTfteiff  aßirw  eiV  i^ilfäüty*  •    •  •  ^  •  ' ' 

Wir  rügen  noch  /das  ubeUdingende  sKyi^sehes^  ^pi  gehn  weiter. 
iSofort  geziemet  dir,  H^hästos ,  zu>  vottzi^*n , 
H^ßs  Zßfu  dir  aufgetragw:  dißsen  Bösewicht^ 

■ 

I 


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61»    Attchylos  TragSdkär  i*.  yoa 

^ir  für  TvHXo».^/««.  fT'drZtigkeit  Ts  Rhythmus 
«iad  hier  ew'ge  F««!«,  pann  der  Alexandrmer 

rf,g«eK  noch  daxu  g«^*«*S&2^-S  -i^-^*" '       ,  ! 

5o/ort  eo'""^.*^\^vJ^  tib  «*  elci'^l'  w  scheint, 
Im  Griechischen  ist  ke«  «>W.«  so^e  V.  9.  &r,  a« 

ienu         schliest  sich  "Ärp-ncüon  diese 

ao^v«,  an;  aber  im  »«Jf^^jgg«.    W.rui  im  xweUea 
Zeile  in  xwc.  »l'f?«°"*f  •faPST^ar  «A, 
Vewe  Herr  K.  UM  Z««  für  «»»  «^». 

•       Deinen  GJ«.*  ^ 

Schalk,  den  ich  Di«8  lesen  horte  a        6  »«wie  Vet«, 

Namen     reromca  Linnae,.    ^1*«''"      ^      „«cMO  f*« 
TT.  unverbanaeiien  Particpien  j  J,.  Ebenso 

«„d  die  «»7"?^  erundete  xU^M  ^cc<rev  "  jiStotoA 
gegen  das  n  «^Tnftiker  der  A.«'"«  Wnter 
vrcnig  g«^''"^'"  V.  3.  Sofort.  Des  ^ 

ist  nicht  weniger  j^j  Griechische  kW-  ^ 

Gütern  ist  so  «»i«»«'^»™  J^en  Swpr«".  "^.f*!^ 
£  /„  Ehrfurcht  ^I^'^^^JS^^.  sWsr.«  -  g 
^A„,  (gewöhne)  ^.f^lgeoden  Scnare  bis  J^Ä 

..      Wir  übergehen  ,d.e  •^^T^Z^ „Q^l^  ^fTo^ 


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Aescbjrlos  Tragödien  üb.  von  Kntjiac'  6«9 

dtt  h^tige  Prometheus  eher  ein  Prldical  des  Meer«s  von  die- 

uat  Art  im  Munde  führea  d&l^  Du  Schauspiel  der  im  Son- 
nenscheine spielenden  MeereiBldie  schebt  mir  filp  ihn  weit  we- 
mger  anziehend  sejn  «  »»sseii,  «k.  des  gewaltigen,  unend- 
hcheu  Wogendrangs  imd  der  Br^^  am  Gestade f  auf  das  er 
den  Pwfpda  (J)  habend  gedaAt  werden  mufs.«  Hier  können 
«uerst  die  Worte  nut  StMerg  und  Conz  Milsversiändnifs  erre- 
gen,  aU  rühre  ^esc  Leswt  T4>d  deo  genannten  Männern  her,  da 
l^*.?.*??  »tAt  >  Nachher  sehen  wir  nicht,  was  die 

Kraßighu  dßB  PtomeAeos  zur  Sache  thut,  man  mag  nun  mit 
Wro,  K.  yikttfffM  rom  Schimmer  des  Meeres  verstehen  oder  mit 
And«»^  Ton  s^nem  Bransi»,  das  Acschjlus  mit  dem  Gelächter. 
Tielleidit  des  Hohns  und  der  Schadenfreude,  vergleicht;  wozu 
ovti^i^fLOV  besser  als  zu  jener  Bedeutung  pafst.  In  beiden  Fäl- 
len ist  die  Vermuthung  von  der  Art,  dafs  wenn  sowohl  j^av* 
Am/M  als  yikxcfix  in  Handschriften  stände,  Niemand  sich  be^ 
•r  k  ?  Wörde,  das  letztere  für  ein  Glossem  zu  halten.  Schwer- 
lich hat  Hr.  K.  hierbei  auch  nur  seinen  Schütz  nachgeseheni^ 
Vers  93  bis  100  sind  im  Original  Anapäste,  die  man  so  schra- 
ben  und  abtheileii  mufs.  .     .     ..  ^ 

'Toiivb''  0  P£oc  Totyog  /llxhopwv 

Aif  «7,  TO  Tf^tiv  etc. 
Hr*  K.  dolmetscht : 

/.  Sehtj  lon  welcher  Pein  der  Schmerzen. 

».  Ich  'verzehret  aUhier  die  unendliche  Zeit 

3.  Mich  durchwinden  soll,  da  Sehimpßiehm  Zmäng 

4-  Der  Seligen  neuer  Herr  nut  erdas&i, 
^  5.  Ehrlose  Fesseln. 

6.  ^chj  ach,  was  da  ist,  und  was  kommm  noeA  soS, 

7.  Beweine  ich  nun,    Wann  doch  deheinstem 
ß.  Erscheinet  das  Ende  der  Qualen?" 

Von  diesen  Versen  sind  nur  2,  3  und  6  für  anapasdsche  anzu- 
schn.  Der  erste,  ist  ein  trochäischcr;  4  und  8  sind  amphibri- 
chischc;  5,  wenn  man  die  Mittelsylbe  in  Ehrlose  Terkfirst,  ein 
adonischer;  7  ein  amphibrachischadonischer  Klisddiiigy  derglei- 
chen sich  bei  dea  Tragikern  nirgend  finden.  Audi  amphiW 
chische  Vetse  kommen,  ihrer  KyäOosiglteit  t?egen,  sehr  aeitea 
bei  ihnen  wr,  und  warea  hie»  «S^nbar  nur  NotMiehelf.  Eben  ' 
so  verhih  es  skh  mit  V.  tao  bis  127.  Etwas  genamr  ist  die 
Urschrift  m  den  Ch3ren  von  «a9  an  ausgedrackt;  doch  gtebt  . 
auch  hm  m^t,  ufld  die  nm  Venkunat  des  Hm.  iL 


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6at)  Bloseum  critUauu  opwäFr.  J?assow  et  C.  Sckielder. 


.  .  11  --^M  X»  «^telieh  in  diesem  Fache,  theiU  theo- 
bekundet SS!»  Fortschritte.  So  m  V.  .3. 
raUch,  tUmU  P»«^  «^XLtistroph«  .HA-pf  »f«»«»«- 

Bind  rfoam.«c.-  Äjpm««teflci  «p«t  d« 

Deut&cke  uus  mit  folgenden  Zeilea  9DI 

-  .         Str.    Mu  Mal.  «^.'^^.'T'^^ryfM^Sp»^!) 
Mtistr.    Dem  Felsen,  ein  to  dich  gejotM.  \,vi  '^T^f'.  . 

Str.    Und  ^'erbannt  meine  so  ges»UU  Schmj^' 
jtJ,tr.    Und  mit  jmiem.  Usctt  herrsclu  ungeOhmt 

nioii. 

.Aller  Anfang  ist  schwer«,  wird  vielleidit  Hr.  X  «n»»- 
da^J^en^aucU  wir,  «ud  l.Bcn  erw«t«»pvj  ft^ 
SS.  Leb,  dann  die  hieben        i^]*:  iet  ^Ä 

üebmeteuiw).  , '"M.;,,„'!.ücir-  daher  hofte«  wi»,  « 

iTpÄ  Aber  nein!  Dieselbe  ungewJU^^^^^^ 

die  bdd  HimmeUn  steigt,  "oUenab  ru 

„iemals  Aer  die  ™^'»«»'"'%";' /l^^^^  unser  M«. 
Arbelt  sich  fest  abe«pU  belindeu  S^mma  ^"'"^"^^„^^.h^ng  « 

bedachte  »-\^.,'«  «  tlt'  ^  «^^^^^^^^^^^^  ""u^ 

dem  O^l^"^«'^«,'^*^.  .^-  „  Fiitle  fr^  Stoffs  so  brfd 
..on  ihm,  und  ««hU  «ch  dl««  ^iJ^e"  „„d  Drucken 


Museum  Criticum  ^-f  ~VÄ^ V 
et  Cjn.  ScH.Brj>ER    Pars  1.  ^^^f^*X 

.    ,     .  Schrift  iur..ckble«- 


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Museum  critieum  operd  Fr.PassowetCSduiddier.  621 


bei  Herausgabe  dieses  Museum  critieum  den  p^edoppelten  Zweclr, 
Alles,  was  auf  Alierthuraswissenschaft  sich  bezieht,  als Ueberbleibsel 
des  Alterthiims,  und  noch  nicht  bekannt  gemacht  ist,  in  die- 
sem Museum  vollständig  beltannt  zu  machen ,  danu  aber  auch 
Sammlungen  von  Lesaiien  bisher  unverglichener  Handschriften 
nulzutheilen.    Sie  haben  daht  i  die  Absicht,  Allen  denen,  wclclic 
an  die  Herausgabe  eines  alten  Sc!ii  iftsteüers  Gothen,  die  erwünsch- 
ten Hfiifsmittel,  die  denselben  viellciclit  miridcr  zugänglich  sind, 
an  die  Hand  zu  geben  und  so  ihrerseits  einem  Verfahren  ein 
£nde  zu  machen  |  das  seit  einiger  Zeit  unter  uns  um  sich  ge- 
rissen hat.  Man  sackt  nämlich  nicht  durch  eine  Sammlung  neuer 
Lesarten  n.  dgl.,  der  Ausgabe  irgend  eines  cla^ischen  Antois 
Werth  zu  leiheo,  sondern  lafst  oft,  im  ein  Paar  ConjecCnrea 
«ad  £aiendaCtoQen  wiUeui  .die  man  ans  dem  von  Andern  zusam-. 
nengetragenen  Apparate  aufgerafft ,  oder  um  einiger  Grammati- 
scber  Bemerkungen  willen,  die  man,  wenn  sie  anders  wichtig 
Ming  sind,  docli  auch  auf  andere  Art  unter  die  gelehrte  Welt 
fingen'  könnte y  etnca  ia  nniiUigen  Abdrucken  schon  verbreir 
toten  Autor  von  neuem  abdrucken ,  um  so  mit  etoer  reunsip 
nova,  einer  editio  midto  auetior  et  emendatiar  an  prangen;  was 
freilich  aber  das  philologische  Publicum  theuer  bezahlen  mufs 
(Vergl.  S.  VL  Praefat,),  Solchem  Treiben  abzuhelfen,  so  weit, 
in  ibren  Kräften  stehet,  ist  der  Herausgeber  löbliche  Absicht, 
die  auch  wie  wir  hoffen,  Niemand  verkennen.  Niemand*  mifsbil- 
Kgea  wird.    Im  Gegenthetl  wird  man  den  Herausgebern  Dank 
wissen,  dafs  sie  sich  einem  so  mäbevollen  Unternehmen  zu  un- 
tersieben nicht  gescheuet  haben*  Sic  wollen  alle  noch  nicht  bO- 
nutzten  Handschriften  der  verschiedenen^  Breskuer  Bibliotheken 
vergieicben  >und  die  Varianten  in  diewn  Museum  entiewß  be* 
kannt  maehen«  ohne  darum  jedoch  Beitrage  aus  fremden  Bib- 
liotheken, die  ihnen  mi^etbeiit  werden,  su  verschmähen;  wie 
solches  bereits  in  diesem  iten  Bande  der  Fall  ist»    Daf^  man 
sich  übrigens  auf  Treue  und  Sicherheit  der  gemachten  GoUa- 
tionen  verlassen  kann^  dafiSr  ist  der  Name  der  Herausgeber  bin- 
reicb^de  Bürge. 

Es  enthält  dieser  Band :  /•  i^Artonjrmi  de  Triäpit,  E  eodue 
JUhdigeranM   Obgleich'  es  kein  InedkuM  ist^  *dä  es  eii^ 

fen  Jahren  ia  England  in.  dem  Museum  Critieum  Caniakrigiense 
^oL  /.  43  sq.  abgedruckt  ist^  (früher  wohl  nicht,  obschon 
heoAäeams  seiner  gedenkt) ,  so  haben  doch  die  Herausgeber 
es  fiir  zweckmassig  geacbtet|  hier  aus  einer  Rehdiger'sdien  Hand- 
schrift einen  neuen  ^drack  au  veranstalten  1  tbeils  weil  diese 
Handschrift  weit  vollständiger  ist,  als  d^e,  womach  das  Scbrift- 
«h^hkiiu  Engbnd  abgedriickt  ist«  thells  weil  auch  das  ^Museüm 
Cantubrigienie  natcr  uns  wohl  niobt  sehr  bdumnl  $eju  mdchtr. 


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en  d« 


h  htnm  Noten  um«  dem  Text  »'»^/^^J^  «geführt* 
eLS«.  Abdrucke»  bemerkt  und  d  e  M»^^  \ 
tX«  d«  Alten  genau  c.t.rt.  Den  Res  1 

iis  94-  l'^etmet  m  •  ^    dem  auf  Perga- 

*.  Lidern  Ubrum  «"J?'*;'^*    »«Äft,  ^vorüber  b*«« 
..^cut  geschriebene^  jWAger'«l«u  Han^^^^ 
Heyne*^  arf  Homert  Camm.  Tcm.  JJI.p  ^  ^^^g 
Aen:  vergl.  die  Praefat.  p.  ^"--»V^P^  ^^^i 

Jfo,..  Von  dieseu  H«*?*™*f"£^  eine  pergunentene, 
•  Td^o  Bibliothek  an  (A.  B.  C.).       f"**^,  »ich  verma- 

lten Jahrhundert  in  I«»^  ««Jftder'e  M.rifteu  Cicero'. 
Jen  Mst,  auf  56  Blattera  und  aus  derselben 

^Aaltend.    Von  fast  "^*^°endlich,  ebenfalls  Cice- 

Zeit  ist  die  andere  H''udsch"ft  die  3»  ^         „.  ,45» 

■    5i  L  Schriften  enthaltend,  .«  -^J^^^^^^^^        Die  4.e 
!^rieben,  theils  auf  Pergament,  "^.•"^^Hotl.ek  an, 

^  H«dUhrift  gehört  der  .J-^^^^St^-'-rr- 
\m  wmt^  später,  als  d.e  be.den  «^^Vf^TT^  d« 
iS.^JfriU        eine  Dresdner, 

lUahl  den  Herausgebern  m.^eth«^twu^  _^U^ 
■*^Wir  Wün«hen  den  thal.gen  Magern,  üw  ^.^  y, 

^aI^  unterzogen,  einen  «l^f/^S  ^ 
.JSi,  U«twtÜB«i«g  toa  andan  betten,  w»  ^ 

'.F«ltlCt^g' 

^Montanas,  Mmümii  >*p*  t^«'^\l S.  « 

mi  Off.  Twh  iV.  m  »««»»« ^  ^''"^ 


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De  Teren^  jet  Oomto  dis$ert.  script  L.SchopeD.  623 


Uc  ei  dAi  proiuntur  UhtlU  e  erUico  gentre,  qu^hts  adolur 
€enie$  ,mgeniosi  mpidationßs  ff  c^ftjeetvras  in  Gra^eos  Latinot^ 
quie^seriptores  txppnani*  In  earum  plerisque  enidiiümpHß  ßciunen  H 
4tdfrtitun  admrorjf  sfd  üdeni^poftim^^^mn  j^um,  tarn  iRfumate 
4cr^ü  sunt,  tu  /astüUum  9m§f90  Ugentibfts  oborkthtr  '-^  so 
freoet  «s  uns,  uosm  Loser  vemcheni  zu  .kdnnefty  ^dalSi  Ittslaee 
ÜVorte  auf  TorliegeDde  Sclirlft,  wodnvch  sich,  Hr.  Sqhopeai  eisi 
Zogliog  der  Boniuschen  UiUTmtit  ^soia  mtenm)  stMta$m 
Welt  «mpfi^blti  hpßnt  Anweodaiig,  leiden  mdehtenn  Imtm  dif* 
«elbe  euifcseits  wumen€  undr^Mo^Serf^tme^zeigt,  bewebt  sie  «ncii 
9nd«rqcseit4,  d^s  der  Verf.  des/Lateinischen  Stjte»  kiipdigi  seipe 
Bmerk|uigea  in  einem  «pgenehmen  Slg^e  TOCxutngfA -Tenielit. 
Im  en^en  TJifAlc)  werden  einige. 3ldlen  des./TerenB.«ns|i3Mi<* 
^hefi  ini  in'Ypiteii  Thcile  (p.  3o  flQ  ^onatu«  iMbandeltf  und  wir 
intaen  gestdieii,  A$&  wir  in  4cn  mfisten.  fallen  dem  Vei^Mcr 
unsere  Zustimmung  nicht  Tersagen  konnten.  Audi  hat  steh  dar 
Verfasser^  nicht  sowohl  darauf  eingelassen,  neue  Conjectnren  der 
£mendationcn  zu  schmieden  und  sie  nach  löblicher  Gewohntieit, 
weil  sie  dem  Sinn  besser  sich  anfügen,  oder  durch  das  Metrum 
•—gefordert  werden,  sogleich  in  den  Text  aufzunehmen;  im 
Gegentlieil  wir  finden  weit  öfter,  dafs  der  Verf.  die  Cpnjectu- 
reii  eines  Bentley  und  Anderer  auszumerzen  uud  die  Vulgale 
zurückzuführen  sicli  bemühet  hat,  iheils  durch  richtige  Erklä- 
rung, aus  dem  Zusammenhang  des  Ganzen  oder  aus  dem  Sprach- 
gebrauch und  dgl.  melir  entnommen,  theils  durch  Anwendung 
der  Grundsätze  einer  gesunden  Metrik,  die  bisher,  was  Terenüus 
und  Plautus  betrifft,  von  so  vielen  verkannt  worden  sind.  Die 
Stellen  alter  Lateinischer  Grammatiker  werden  gleichfalls  dabei 
mit  Recht  zuweilen  benutzt.  Die  Bemerkungen  über  Tercnz 
.2>etrefien  zunächst  Stellen  der  Andria,  wie  I,  i,  i5  wo: 

9  et  id  gratum  fuisse  ad^'orsum  te ,  habeo  gratiam^, 
richtig  erklärt  wird :  ^gaudeo,  si  tibi  quid  feci,  aut  facio,  quod 
placeat ,  Simo ,  et  id  gratiam  mini  retulisse  apud  te, 
habeo  gratiam;  was  gewöhnlich,  auch  von  Ruhnkenius,  durch 
gratum  tibi  fuisse  erklärt  wird.  Advorsam  erklärt  Hr.  Schopen 
nach  Stellen  Lateinischer  Grammatiker  für  apud  wie  tvavriov 
rovhs  für  coram  illo.  Auffallend  ist  es,  dafs  Hr.  Schopen  hie- 
bei  nicht  die  schöne  Sprachbemerkung  desselben  Ruhnkenius  be- 
nutzte, noch  ihrer  überhaupt  gedenkt. —  Ebendaselbst  ly  i|  ai» 
wird  die  Vulgata: 

^liberius  fuit  ^vivendi  potestas,  —  —  c 
aucli  aus   metriscUun  Gründen  geschützt  und  die  Benliej*sche 
Emendation:   lihera  'vivendi  fuit  potestas  verworfen.  Aus 
ähnlichen  metrischen  Gründen  wird  ibid.  vs,  33  das  Bentleysche: 
nam  id  ego  arbitror  verworfen«   Weitläuftiger  wird  Ij  35 

*  « 


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624       Sdieibkr  üb.  Prosdjrtenmaclierei. 

auch  gegen  Bcntlej  vertticidigt        W*«  beliuiMeii  Stefldr 

w  I,  2,  17.  n,  1,  ^o.  II,  6,  3*  m,  i,  9.  5,  9.  IV,  2, 

'!l4«    Gelegentlich  werden  auch  andere  Stellen  behittdelt;  sor 
't2.  B.  p.  2  1   behauptet,  man  müsse  ßjrrria  schreiben  lAlli 
der  Byrrhiaj  noch  Pyrrhia  oder  P/rria.    Auf  ähnliclie^ 
Weise  ist  der  2te  Theil  abgefafst:  f^observationes  in  Dif 
nati  quae  Jeruntur  scholia<ü    Vorausgeschickt  ist  eine  le- 
«MWWertbC  Untersuchung,  über  die  alten  Cominefitatoren  des 
•Terentte:   Probus,   Asper,  Aelius  Donatus,  Euan- 
thius,  Arnntius  Celsus,  Helenlus  Acro,  und  einige 
Andere,  ^on  denen  es  jedoch  ungewifs,  ja  unwahrsoheinhch  ist, 
«ie  wirklich  den  Teteni  commentirt  haben.    Freilich  bleibt 
imner  Aelius  Doüafvs  der  wichtigste  Commentar.  Ueber  die 
Hilter  -seinem  Nimcn  cxistircnde  Sammlung  von  Scholien  lum 
'IWentits,  die  Wi*  *n6Ch  besiueii,  werdeo  dann  p?  4> ^ 
mtAnagm  wbgtOitaL 


Etwas  Über  Pros  elxtenmaekerU  m  Wtrt  SyJf- 
Ikher  Ermahnung  und  TVarnung  an Evang^sik»  w**^ 
thoUken.  Als  Nachtrag  '.a  der  Schrift:  fF'*!^'^ 
soll  Jeder  evangel.  Christ  das  Beste  ^"»»^  f'^^^^i^ 
■  dem?  f'on  M^*.  Fn  ScHFrUEK,e,a,^g^J^t'^ 
Montjoie.  (Mit  e.  Dedicalwn  an  Hrn.  Or.  tmmn^j 
Leipttg  b.  Wagner.  iSuit.  /«8  S.  in  S-  f*  P' 

Gut  gemeint ;  aber  nicU  eingrelfcod  ccnug  S^^l^f^^^'^ 
^cisen-l  genug  durchgefül.rt  S  .7  ^«tl^tTÄ  "nmal 
des  Verfassers  Gemeinde  .abgclaUenc  seyeo  «"*_r^«Kto 
von  Einem  gegen  ein  verbreitete.  Neu«  J««^ 

'.wie.  Dergleichen  Particular.tiiten  musSea  ^^^.^^ 
erBsscre  Publicum  nicht  gebracl.t,  oder  so,  dM»  jj^  Ver- 
hteresse  haben  könnten,  deutlich  gemacht  j^,^ 
fimer  bleibt  durchgängig  lu  sehr  be.  »"'•«*'*^i„lneicfc 

-Ben,  Sein  Glefchnifs  von  dem  S'^°*^*V^\e«i  We 
1  51-59  mag  das  treffendste  in  der  6=«''"»  »f^TiA«". 

..und  d»  «g«  zu  hart.    Die  Noten  aber  w«kI«^ 
wenn  sie  mehr  Hinweüungen  auf  Gewhicht-ü««  "» 


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Inte  Iii  genz  ■ 


Blatt 


fiir  die 


Heidelberger  Jahrbücher  der  Literatur.  IQSiä^ 


Batbil»  Frlder.  Henn  Amiotationet  ad  Reratinm  « 
Carolo  Pea  edit.  acced.  Job.  Georg.  O^evu  scholia  in 
Horatii  odamm  übros  duo  priores  nunc  primum  edW 
Uu  A  fatc»  Rthlr.  i.  i6  ggr.  sächs.  Rtbur«  a.  .4»  kf. 
vhalnUch» 

Weno  keio  Liebhaber  det  Uoraz  und  der  lateinischen  Sprache 
«ad  Dlehtknntt  ä^erkaapt  die  voa  Betbe  to  sehr  bercicberte  und 
la  ihrtm  anerkannten  Werthe  gesteigerte  Fea*schc  Ausgabe  dettelbcfl 
gerne  entbehre«  wirri ,  und  leicht  entbehren  kann  so  haben  wir  uns 
doch  ent^chiosten  ,  auch  denjeniuen,  welche  frühere  critischc  Aus- 
gaben bereits  besitzen,  oder,  welche  um  der  Wohlfeilhett  willen  sich 
mit  einem  blofseo  Abdruck  bc^niiiitcn,  und  zur  wohlfeileren  Ak* 
tcbaffbag  det  Uaoptwerket  v»  Fea  n*  Botbe  In  Frttnueierttiontprait 
dnich  den  Zutaauaeatrikt  von  6  Liebhabern  keine  Gelegenheit  findest 
diese  Üercichenini;cn  zu  bietlicn,  indem  wir  eine  kleine  Anzahl  von 
Excuiplartcn  der  Bothcbchen  AnnoUtioAea  befanden  abdfttcktn  Uesseo* 

Heidelberg  im  May  ittza* 


la  August  Oswald's  Buchhandlung  in  Heidelberg  und 

Speyer  ist  so  eben  erschienen : 

Juiii  Phaedri,  Fabulae  nuper  publicatae  inltalia,  quas 
emendatius  edidit  aTlimad^  ersionibusque  instruxit  Fr. 
Henr.  Botbe.  12.  geh,  50  kr.  ilieiD.  9  ggt.  lächs. 

Die  Fabeln  des  Julius  Phaedrus,  die  einst  Donrille  für  Bor« 
mann  etwas  eilfertig  abschrieb ,  und  neulich  Cassito  zu  Neapel  und 
Eichstädt  in  einem  academischen  Programm  einzeln  abdrucken  lies- 
•  sen,  sind  begreiflicher  Weise  auf  keinem  dieser  Wege  so  weit  unter 
uns  verbreitet  worden ,  als  sie  wegen  ihres  im  ganzen  bedeutenden 
Wertiies  verdienea.  Tbefla  desbalo »  tbetit  aber  aaeb«  well  nocb 
ptt  Maoebta  darin  za  betscm  war»  natemabni  der  Hcraa^geber  seine 


Aa  alle  Baakbaadlaaien  ist  besonders  versandt* 


August  Oswald's, 
Univcf  sitüls  •  Buchhandlung* 


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Arbeit«  und  üliergibt  sie  Kenncrji  und  Liebhabern  mit  dem  Hcwufst- 
scyn,  nichts  versäumt  zu  haben,  was  er  für  dienlich  hielt,  diese 
Phadrischen  Fabeln  und  Erzuhlunijen  zu  empFehlen»  Sie  werden 
Liebhabern  Vergnügen,  und  ssur  tetiing  in  LehrÄiwtaUen  einen  neuen 
Rcitz  eewähren.  Dae^enssere  ist  mich  Erfordernifs  des  Gegenstan- 
a^^efäUis»'iiiii  derEicis  iiaäh  dicten  Verhäl^se  ai^hst  billig. 


« 


60  eben     enchieneu  und  in  und  durch  alle  Bncbbandliuigen 

zu  erhalten: 

sehen  nad  nömiithen  Literatur.  Z  w  eite,  durüiaus 
umgeatbttitetd  A  «  f  1  a  g  e.    8*    16  K^. 

Die  flüchtigste  Vergleicbung  mit  der  ersten  Auöage  zeiRt  wll 
v^-abrhaft  der  Hr.  Verfasser  diese  zw  eite,  '"«fehS^ 
t  e  t ,  also  V  e  r  b  e  s  s  e  r  t  und  vermehrt  hat.   Hat  «« J«««  ''^Z^y. 
freundlichste  Anfnahtie  gefunden,  so  verdient  «^J^V^»  ''^""e^^^^^ 
Btt  fiteieW  Oraclt  Wörden  allein  die  Zusätze  das  Ganze  .""1.^^"  S 
auni^ Bogen  erweitert  haben, 

und  cedrüncter,  aber  sehr  rein,  deutlich  und  korrekt,  ^^J^J 
g?t\fndTsi  B'ey  allen  diesen  Vorzügen  "»«^ ' 

bank  für  den  schnellen  Absatz  der  er|ten  Auflage  n«se  tlial^gw 
beweisen,  den  Preis  von  x8  ggr..  auf  lö  «gr<  ei«Ä»i8«^ 
Jena  im  April  ' 

^   Friedrich  FroBBia«» 


D8t«eke,  Dr.  W,  H.,  (Rector  zu  Schleusingen.)  KWne 

zum  Uebewetzen  au«  dem  Hebrauchen  i"' 
•,bd  au.  dem  Deutschen  ins  Hebräische    gr.  8.  »8« 
leipdg,  in  der  Hahntdiea  Veriagshandlung.  «>  ggf- 

.  Wie  es  für  die  griechische .  Itttl-toche  7''  f»"^^',;^^^ 
che  Schulbusbet  giebt,  bei  we  eben  nur  i,'  ««• 

bcäiscbe  Sprache  ein  »tehcs  vorbereitendes  '"«r*«»  H 

liefert.   Nach  einer  genau  bcobaclilciidcn  Stuh-"»^  '„.|,jijht  auf 
Grnndreeeln  des  Hebriiisthen  vorsetraj;en  ,  "I^X^jb  .  üeliiii'?c». 
ihre  Anwendung  zu  Lese  -  und  selbst  »'.^•"v'  rtheil  wid«- 
die  den  Eifer  des  Lernenden  s«hr  beleben  imd      7»""  ibümli- 
legen -weraen,  ab  ob  die  Erlernung  dieser  fP^'-.^f  „/j« 
eben  Sohwierigkeiteo  verbunden  sey.  von 
baues  und  des  Syntaxcs  im  Hebräischen  '^'^ 
schon  mehr  cingeiibtenSiMrMlien  befördert  MW  die  pi»«« 

buluit  diesei  bucht. 


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bchul.Worterbuch;  gearbeitet  von  Dr.F.C.  Rnh- 
k»f  weit  Director  des  Lyceums  in  Hannover,  und 
^  1  T  ^  Klrdher,  Profeisoc  am  Gymnasium  zu 
J^arlsruiie,    Leipzig,  in  'der  Hahn'schen  Verlapshand- 

Bögen  In  grofj  Uxicon  .  Format,  ißa». 
1  Rllilr.  i6  Ggr. 

^  Heben  den  gröfseren  lexiko?raphlschen  Werken  S  c  h  e  1 1  p  r '  < 
wird  vorzijglich  dieses  Wörterbuch  Anfangern  und  Minderbei,n,ter 
ten  willkommen  se^n.    IUI  dem  lateiof«,ph: .  deutschen  ffi 
desselben  ,  , st  der  ganze  Cyclus  der,  Iii  Scbnlen  gelcw^ien,  Kömi- 
sehen  Schriftstc  l^r  ber..cksichti«t  worden,  so  dafs  mmjenc  Ä.' 
rcn  W  urterbuuher  hinter  einzelnen  Handaiisuaben ,  des  Ncpos  Ck- 
«rSL»  ^H««!''^' n  Gründlichlieit  Eintrag  thiu, ,  ^nlbehrt 

Sfp  Mi  deutsch,  lateinischen  Theii  empfängt 

das  Publicum  aus  der  sorgsamen  Heed  des  Herrn  Professors  Kar- 
eher,  den  ebenfalls  mehrjährige  |iractl$cbe  Lehr-Erfabrunff  in  den 
Stand  setzte,  das  Bedürfnifi  des  Anfängers  im  Lateißsohrcibe«  ein- 
sichtsvoll  und  genau  zu  prüfen  und  zu  beurtheilen:  was  geleistet' 
und  vermieden  werden  müsse,  um  die,  bei  solchen  üebungen  hau- 
iigen  Fehlgriite,  z.  B*  bei  Wörtern  vDn  mehrfacher  Bedeutung,  zu 
verhüten,  aod  iiberliaiipt  eine  sichere  Anweisung  zu  acht  classischcr 
Latinitat  zu  gefoeo.  Ref.,  der  dem  Studiem  derselben  fortwährende 
liemuhungen  w^idmet,  i&t  nach  gtfnaoer  Prüfung  des  Works  über, 
zeuqt,  dals  CS  mit  Recht  die  gegründetste  Empfehlung  verdiene,  da 
es  bei  seiuem  strens^ .  j^cordneten  reichhaltigen  Inhctte  und  bei  dem 
liöchst  wohlfeilen  Preise  die  zweck mi^fsigstc  Vorbereitung  zum  Ge- 
Imucb  des  Schellcr'schen  Hand  -  Lexikons  darbietet« 


Eben  hat  folgende  für  diesen  Zeitpunkt  äusserst  interessante  Schrift 

die  Presse  verlassen.  —  - 
Sendschreiben  an  Herrn  Depulirten  W^i^der  2,  Kam« 

mer  der  Landstände  in  Baiern  über  den  Entwurf  des 
Gesetzes  für  landv^irthschaftl,  Kultur.  —  Ein  Beitrag 
zur  Kulturgesetzgehune  im  allgemeinen  vom  Staats«' 
rath  von  Haz«i.  MüncheA  bei  Fleischmann  iSdd. 
geheft  50  kr^ 


Bei  dem  Verleger  ist  ferner  erscbieoen : 
Ansichten  über  die  bildenden  Küiifte  md  DaftteUnog 
des  Ganges  derselben  in  Toscana;  zur  Bestinamung 
des  Gesichtspunktes ,  aus  welchem  die  neudeutscbe  Ma- ^ 
lerschule  zu  betrachten  ist.  Von  einem  deutschen  Kunst, 
lei:  in  Horn«  8.  i  Tiilr.  6  gr.  säobs,  od.  i  fi.  54  kr«  xfaein« 

Die  neudeutsche  ICnnstsd^t  sIs  eine  der  wichtigsten  und  interes- 
santesten £rsclieiuung«n  der  neueren  Zeit»  ist  seit  Kurzem  ein  6e. 


„.n.tjnd  der  AufmctksEDikeit  dpt  deotKliai  MIKMuM  fewwle«. 
t7,TA  Fehlte  bUjetU  eine  tren.  DawteUoilg  itt  Grund.utze  d.e.er 
.„  Sri  ule  niid  eine  üeberskht  des  bisher  schon  durch  su  üelei- 
Än'MilÄ  hilft  nun  die  vorücRcnde  Schrift  ft.  Der 
V^Let  Ä  Älentvoller  Künstler,  hielt  es  tu  .emem  Zwo- 
▼«f4«*t.  »"0"  üenGaiig  der  Kunst  bei  itgeuii  einem  Vollie 

Cke  te  nützlich ,  vorerst  i,en  «    ^        ^  «WkiUllIlg 

^"hM^'^rdal  ircU  das  Leben  de,  K«m.t,.  alt  eh.  in.  iUk  l»4  Ji 

erreichte,  «"«..i";'"'/"  Vo,k«  OT^^^       xusammenhUugendcs  dann- 
dem  ganzen  ^^^^-n  de^  WUMt  W         y.^^^^^  ^^^^  ^,„f, 

»'^"?'u..r         w  necJeUtKhen  Schule  ühcr.    Er  zeigt,  wie  nach 

T  ^^Ä'fi  nie"  vÄ«enran.  das  Entlehen  derselben  mit  dem. 

den  '^"J^ZA  'r.,^Mehtn  des  Volkes  in  Verbindun«  stand.  «hQ- 

allgemein«  .W.^der«nHe.n^  cbaricteritirt  .«eh. 

dett  das  Lehen  '''""'^  j'"  ^^^^^  beschreibt  «we  Werke  niul  stellt 
tere  der  ="^se«ic  nebte  dmelb^^^  Verfasser  Mt  practiscben  An- 
ihre  Grund  .tze  ^^"r  .^!?^b|f' „;,„sucht  den  gejenw^rtisen  Zu- 
v^enduns  Ä>;S?^'«Xi  «  besonders  die  zu  Paris  berücksichtigt 
«and  der  A«»d«»i«",  wo»^'  "  "    ei.uurich'en.   Zuletzt  aber  setzt 

.7Änd«r"vt  "Atutich  r  Kunst  ohne  alle  Akad«*.  i- 
Uben  selbst  sollte  sf -Y^s'urift  kSohit  erwünscht  seyn,  da 
es  die  erste  ist,  «JfC^^IftX  ,  nicht  minder  aber  auch 

„  .     1 .    T„i,  IC  D  P  .  Lyrische  Geilichte  und  Briefe,  a 

oTr  He«  Verfas  er  durch  ^^J^y^^j^^^.  Ä^'e^-? 
mentlich  durch  .ein  ^■«^f8?'''«^V,I,^e  vortheilhaft  bekannt,  von  M|. 
Ausgabe  bj»."«Jt  »^^^^^^  iTmÄSungen  iÄ'«^el.rt.  hat  sicM«* 
SlÄÄi  Äl^"Vfuuden.  die  ßluth«  seine.  Mn«  « 

»ntt-ndliche  und  in  einzelnen  F^j^^b;^^^^^^^ 

.t«,l  sie  in  verschiedenen  Stofl»  der  Jshre  J"»*^  ^  j  ,„  klare 

Äe'n  Gem\the  h.nror«jj|jnse«.  ge^  ,„,p^ 

Kraft.   Sie  »«««%''"/,\'«*X„  f(  r  die  verschiedenen  La<!CB  a-id 

-«*«i«3it  %hrpr  Richtii  iir  nach  dem  Hoacren  ,  uicmwn      p..   .  ..^  se- 
STw^«^^   iÄn^^^       AlltaglichKeit  untcrzug^D  fuK^2^ 
maTie  durch  rciuea  leichten  Scherz  mit  dieser  wtoder  int  toie«»» 


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