Paedagogium
UBRARY OW TBS
GRADUAT£ SCUOOL
OF EDUCATION
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Paedagogiue
Mouatsächrift
Ziehung und Unterric
Ton
I>r. JE«^edrioli IKtteau
r7. Jabrgang, 1893.
L e i p z i j?.
Verlag von Juliu» KlinkkardU
1893.
HARVARD Ur'IVtRSnT
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Mitarbeiter des fbnfBelmtea Jahrgangaa
K. Albert. S. 517, 782.
J. Brung, Lehrer iu Oldenburg. S. 42.
Rudolf Dictricb, LeliRT in Hottmg9ii>Züridi. ikriobte ^us der Fachpreflse'*.
Dr. Fii^ In h nittes. S. 1 ctr.
Itr. A. l<ronke, Dir. lies Rcalgymna.siuui«j in Trier. 8. 757.
Otto Fiedler, Lehrer in Hirschbeig. 8. 693.
f Dr. J. Frohschamrocr, Prof. an der Uni?eiRität ia Mftnohea. 8. 12, 621.
A, Gad, Rector in Cassel. S, ö3, 657.
A. Guerth, Dir. der b'ihereQ MKdchensrhule in Listeri)iiig. 8. 81, 129, 572.
0. Hinte, Rector in Bcrliu. S. llti, 167.
L. Hohmann, Rector in Berlin. S. 701.
Dr. F. Horn in Altuaa. S. ;^<)3, 598.
Johann Kanlich, Seminarlehrer in Brünn. S. 4t30, Ü40.
Richard Knhler, Schnldirector a. D. in Coburg. 8. 277.
i'r. Hans LeclUeitner, Prof. in Linz. S. 254.
L. Mittenzwey. Schuldirector iu Leipzig:. S. 447, 501.
Dr. Heinrich Morf, Seminardirector iu Wiuterthur. S. 181.
C. G. MAlIer, Lehrer in Gersdorf, Sachsen. i>. 462.
A. Neufeld. Leiter der CentralBchule in Chortitza, Südruä&knd. d. 717, 772.
W. Nf iimauij, StrafauÄtaltglehrer in PlOtcensee. 8. 766.
OoJüir Partasch, Lehrer in Dresden. 8. 582.
C. SchOler, Lehrer iu Amstetten. 8. 7U).
Dr. Wilh. 8ehuppe, Prof. un der l'niversität Grei&wald. S. 215.
E^luard .Siegert, Schulinspector iu Wien. S. 485.
Geza äouiogyi, öcnunarduector in ZniöTira^ja, Ungarn. 8. 363.
— IV —
Dr. Adolf Stttterlin. Dircctor der höh. Mädchenschule in Lahr. 8. 349. 421.
Wilhelm Taachek, Oberlehrer in VOalau. 8. 157, oll, 762.
A. Tromnau. Seminariehrer in Brombcrg. 8. 29, 100.
Theodor Vemaleken. Prof. und Seminardirector a. D. in Graz. S. 387. 439.
H. F. Walgemann, Lehrer in Hamburg. 8. 146, 242.
H. Weigand, Lehrer in Northeim. 8. 377.
Th. L. Wolf. Lehrer in Leiprig. 8. 631
Fr. WyB, Schulinapector in Burgdorf, Schweiz. 8. 316, 593.
Hierzu mehrere anonyme Mitarbeiter, feiner die Correspondenten der „Rund'
Bchau'^ und die Fachrecensenten.
Tnlialt,.
». y«ch der Reihenfolge TeraclehHet.
ünngchftB. Dütes . . . . . . . . . . = : = . . . . . . . . 1
t'bfr Glauben und Wissen. FruhrichanmuT 12
Krdkuode and erdkundliche Belehrungen bei den orientnli&chen Vi^lkern de«
Alterthums. Troiiina» 29. 100
Nicht Lcbcn.sgpmcinscbafteu, sondern Lcbenabilder. Brun« 42
Dir HausaufgHhen der Schulkinder, üild 63
Padagotrische Rundschau . 57. 190. 283. 323. 389. 472. 528. fi04. 653. 727. 791
Ao.s der Fachprcgae. Dietrich. . ü9. 12^. 201. 268. 3^j4. 412. 471>. 541. (Wi. m)
748 im
Bet^nsionen . . . . 74. 13fi. 208. 272. 339. 415. 483. 646. 817. fififi. 7fi2. im
Die Erssichung zum Gehorsam. Goerth 81
'Em denkwürdiger Aupsprueh Aber die allgomeine (Volks-) Schule 114
lijKiene und Erziehung. JJire .\nwendung zur wirksamen Bekämpfung des
Idiotismus. Hintz 116. 167
Das Empfinden. Walsemann 145. 242
Wider die Sprachverwilderung. Hin zeitgemitßes Rcferüt. Tascbek . . . 157
Schulgeschichtlichcs aus der Schweiz. Mort' 181
Staat. Schule und Religion. Schuppe 215
Über das Bestimuieu des Stellenwertes bei der Multiplication und Division der
Decimalbrüchü. Lechleitner 254
Ein heikle Capitel aus der deutschen Grammatik. J. N 260
I ber den Einfluss Preußens auf das deutsche Schulwesen. Kuhler .... 277
Mädchencrziehung nnd höhere Töchterschule. Horn 803
Die ethische Bewegung in Amerika und Deutschland. Wyß 315
Locke, Rousseau und die gegenwartige Schulreform. Stttterlin .... 849. 421
Die allgemeine Schulpflicht. Sumogyi 363
Der Zweck des Gcachichtsuntcrricht.i. Weigand 377
Die Lebensgeschichtc des Georg Ebers. Vcnialekcn 387
Wert und Methode der Geschichte. Kaulich , . . , . . . . , . . 43Q
Vater, Sohn und Geist. Yernaleken 41)9
Die Schule als Vermittlerin recht.skundlichcr und wirt-i?( haitliuhcr Lehren.
Mittenzwey . 447. 601.
Stadtschnlcn in den Vereinigten Staaten. Müller 462
Über die Aufmerksamkeit. Siegert 485
Drill oder Erziehung. Tttschek 511
— VI —
Ein paar nothwendige Erinnerungen 514
Der Pcnseiikneoht. Albert 517
Ein deutscher Kirchcnfünit und die Schule. Gild 557
Ein praktischer Vorschlag zur Venueidung von Übclständen bei Revisionen und
Prüfungen. Goerth 572
Das Extemporale in der Volksscbnle. Partzsch 582
Der MoraluDterricht flUr die Schnle. Wyß 593
Der intcressauto Lehrer. Horn . . , . . , . . . . . . . . . . . 538
über das Missverhältnia ZN^ischen deu Rechten (Frciheiteu) und der Bildung
des Volkes. Frohschanimcr 621
Friedrich der Große und seine Stellung zum Kcligtoas- und Moralunterrichte.
Wölf 631
Aufgaben der Geschichte im Leben der Gegenwart. Kaulich 640
Die Stellung der Lehrer zu ihrer Fachwissenschaft. Fiedler 698
Das Rechnen im ersten Schuljahre. Hohmann 701
Da.s Turnen in der ö.sterreichischpn Volksschule. Schüler . . . . ^ . . .. 71Ü
Die pädagogischen Ansichten Dogtojewhiki's. y^ufeid 717. 772
Eigenart oder Einheitlichkeit? Dronke 757
Kampf der Volksschule um die Hausaufgaben. Taschek 762
Die Aufgabe der Strafan-staltsachulc. Neumann 766
Ein Arbeits- nnd Frendentag. K. Albert 782
b. Logiseh geordnet.
I. Zur Grundlegung.
Umschau 1
Über (ilauben und Wissen 12
Das Einptinden . . 145. 242
Staitt, Schule und Religion 215
Über deu Kinfiuss Preußens anf das deutsche Schulwesen 277
Die aUgcmeiuc Schulptlicht 363
Vater, Sohn und Gei.st 439
Über die Aufmerksamkeit 486
Über das Missverhältnis zwischen den Rechten (Freiheiten) und der Bildang
des Volkes 621
Die Stellung der Lehrer zu ihrer Fachwissenschaft 693
Die pädagogischen Ansichten Dostojewski's 717. 772
n. Zur historischen Pädagogik.
Erdkunde und erdkundliche Belehrungen bei den orientalischen Völkern des
AltertJiums 29. 100
Schnlgeschichtliches aus der Schweiz 181
Locke, Rousseau und die gegenwilrtige Schulreform 349. 421
Die Lebensgeschichte von Georg Ebers 387
Ein deutscher KirchenftLrst und die Schnle 557
Friedrich der Grofie und seine Stellung zum Religions- und Uoralunterrichte . 631
" VII —
m über Erzlehong, Unterricht aad ünterricht&aiistalteu.
Sieht Lebensgemeinschaften, sondern Lebensbilder 42
Die Hausaufgaben der Sihulkinder 63
I'ic Erziohunff zum Gehorsam 81
Ein denkwürdiger Ausspruch über die allgemeine (VoIkB-) Schule 114
Hygiene und Erziehung. Ihre Anwendung gur wirksamen Bekämpfung deg
Idiotismus llfi. 167
Wider die S'praebverwilderung. Ein zeitgemäücg Kcfcrat l.')7
I ber die Bestimmung des Stellenwertes bei der Multipliration und l>ivision der
Decimalhrtiche 2.^4
Ein heikles Capitel ans der deotachen Grammatik 260
iladi benerziebung und höhere Töchterschule 3U3
Die allgemeine Schul]iriicht 363
I'er Zweck des Geschichtsunterrit hta * 377
Wert und Methode der Geschichte j'.^
Dir- Schule als Vermittlerin rcchtskundlicher und wirtschaftlicher Lehren. 447. r>(H
f }*er die Aufmerksamkeit 485
I'rill oder Erziehung öll
Ein paar uothwendige Erinnerungen 614
Ein praktischer Vorschlag zur Vermeidung von ÜbeUtänden bei Reyisionen
and Prüfungen 672
Das Extemporale in der Volksschule . ö82
Der Moralunterricht für die Schule . . 593
Ikr interessante Lehrer .
Aülgalicn der Geschichte im Leben der Gegenwart 640
Dis Rechaem im ersten Schuljahr . 701
Das Turnen in der üsterrcichischen Volksschule , . . . . . , Hü
Eigenart od(;r Eigenbcit.lichkcit':' . 7ö7
Kampf der VolksBcbnle um die Hausaufgaben . . . 762
Die Aufgabe der Stratangtaltasehule 766
IV. Zar Charakteristik des gegenwärtigen Schulwesens. Zeitgeschichtliches.
Umschau 1
Ein denkwOrdiger Ausspruch über die allgemeine (Volks-) Schule 114
Wider die Sprachverwilderung. Ein zeitgemäßes Referat . . 157
über den Einfluse PreuBens auf das deutsche Schulwesen 277
Die ethische Bewegung in Amerika und Deutschland 815
Locke, Rousseau und die gegenwärtige Schulreform 349. 421
Die allgcmeiue Schulpflicht 363
Stadtschulen in den Vereinigten Staaten 462
Ein paar nothwendige Erinnerungen ... 514
Der Pensenknecht 517
Über das Missverhältnis zwischen den Rechten (Freiheiten) und der Bildung
des Volkes 621
Die pädagogischen Ansichten Dostojewski'B . . : 717. 772
Eiii Arbeits- und Freudculag 782
Aus der Fachpresse . . 69. 129. 204. 268. 334. 412. 479. 541. 613. 680. 748. 799
— vm —
Pädagogische Rundgchaa nni Mittheilnngen: Sott«
Dffufsfhlunfi ri7. mi 'H^^. 3S0. 408. 472. 678. 727. 733. 791
Preußen 323. 406. 674.
Bayern 266. 330. 473. 534
Sachscp 401. 680. 737
Württemberg 727
Baden .190. 402. 729
Bremen . . 195. 329. 393
Hiunhurt; -^'^7
Elgasfl-Lot bringen 193. 329. 604. 743
W.'stfalftn 670
TTes.s('n . . . . , .. . , , .. = : ■ ■. : • • 792
Östcrrcich-Üügam 61. 267. 330. Bü^. 477. 528. 611. 679. 727. 792
Bosnien und Hcraegowinu 200
lialißJi . . ■ . . . . .-^ . . . .. . . . '. : .. ! = . i 1 ! 536
Schweig 64. 196. 331. 409. 606. 745
Nordamerika 331. 537 •
H.eceii8ii"te Btlclier.
AlphAbotiaehet Vonoiohnia der Autoren (bes. TiteH derjenigen Werke, weleh« Im Torlie^ndeo Jahr-
g^ng recenairt sind. Die beigeaotzto Ziffer beseionnet die Seite, anf der üoh die Bocenuon findet.
Arendt 211. Babo274. Bnchmann und Breslich 211. Baehr 276. Becker 75. Behl
208. Bertram 755. Blanke 84(;. Blume 805. Bftcher 755. Bode 686. Bone 617.
Boerner .'>■')< ). Böttchor 41H. Hraune 2(lt>. Burbach-ThicuemanD 213. " Buscmann 810.
Dittes 803. r)ittmar274. EbelinyGH6. Engelien 272, 273. Evt-re 688. Fickcnwirth 210.
Foclging-Ko<:b ■■UO. Fraius 13tt. Frank 483. Franz 273. Friodländer 80<;. Fritscbe-Haye
687. Fiibror 690. Fuß 346. Gci^tbeck 141. Gentz 753. Gindcly 8(J3 . Glinzer 345.
Gocrib 136. Goetbo-Blume 763. Gräber 212. Griibniann 140. Guglia 139. Güntber 212.
Habncl und Paty.ig 754. Hnminrr 141. Hartmann und Kuhsani 7öfi. Herbcrger-Döring
342. ilcring 141. Herzog 415. Hidesaburo 752. Ilofluiann 810. Hotz 806. Hiizd 617.
Hiibner-.lura:<ebek 68t). Jänicke 274. Jordan 752. Kirchner 391. Kiv 804. KlauschSOU.
Krebs 275. Kriebitscli 7;"). Krüger 139. Krumbacb 754. Kiihl 143. Kübn .">50. Lutz
685. Magnus 690. Marten 807. Matthias 551. Mateat 807. Mcinhold 753. Mey 762.
Meyer 618. Muff 74. Müller und Pilling 619. Nadrow-^ki 617. Xapp 419. Netoliczka
uud Waclibnvski 620. Ncumann 808. Ncuniann-Strela 618. Uhlert 549. Pahner 752.
Patttsdika 691. Peters 549. Pcteraen 139. l'ieper 142. Pilling 212. Polack 689.
Ptttg 806. Bath 211. Rebmann 141. Beum 561. Beyer 483. Bichter 688. Ricken
339. Kotijjmann und Sebmidt .548. Kudio 755. SebiifTer 808. Seheed 803. Scbettler
484. Schiele 691. Seblotke 546. Schmid 272. Sebrgder 136. Schubert 547. Sehnig 754.
Schflrn>unu uud Windiniiller 548. Seele 691. Serrua 546. Simon 752. Soltuumn 551
SpengUr 419. Siiieker 20S. Siiitxner 752. Siirockboff 419, 619. Steiger 687. Stein
804. Steiner 142. Ströae 419, 420, 618. Temming 752. Tromnau 6V>0. Uibricb 550
Ulbricht 804. Ple 685. Voigtländer 804. Volker 752. Wagn. r-Terk^ 212. W alter
547. Wcrra 74. Wernt und Wueker 138. Wessel 418. Wilmanns 7r>4. Wirth
138. Wr.lkerling 275. ^^•a^jsidlo 809. Wretachko 275. Wrol>el 807. Zdarsky 811.
Zeche 137. Ziegler 687. Znrbopson 687.
' I
Paedagogium
MoTiatssphrift.
Erziehung und Unterricht.
Hcraasgegeben
unter Mitwirkung hervorragender Paedagogen
von
Pr. Friedrich Pitte«,
17. WiWL
L Heft, October 1891
Leipzig.
Verlag von JüHps Klinkhardt.
Inhalt des I Heftes.
Seite
UmBchau. Vom Heransgeber 1
llber Glauben und Wiasen. Von Professor J. Frohsrhamm er- München . . 12
Erdkunde und erdkundliche Belehrungen bei den oricptalischen Völkern des
Alterthnina. Von A. Tromnau-Broiuberg 29
Kicht Lebensgemeinschaften. Bondem Lebensbilder. Von J. Bruns- Oldenburg 42
Die Hausaufgaben der Schulkinder. Von Rector A. Gild- Kassel . .... 53
P&dagogische Rundschau. Vom deutschen Ostseeatrande, — Aua Österreich.
— Aus der Schweiz bl
Ans der Fachpresse 69
Recensionen . . . . . . , . . . . . . .. . . . . . . . . . . JA
toonBOTieiitt'Prtl» pro Quartal Ii. 2.25.
Alle Buchhandlungen und Postanstaltcn nehmen BestellunKen an.
■ M < H ■■
I
Umsehan.
Vom Uerauageba:
Die Pädagogik ist ein Werk der Vernuntt, nicht der Gewalt.
Sie arbeitet mit GediiiikeD, oicbt mit Fäusteu, Stimmzetteln, Ordon-
nanzen, Pulizeiorgauen.
Daher kommt es. dass sie in unserem Zeitalter wenij*- dlt und
wenig vermag. Denn das Idol dieses Zeitalters ist die Macht, seine
Seele die Willkür, ^^eine Rechtfertigung der Erfolg.
Die deutlichste tügnalur des Zt itLreisfes ist der Militarisiiius. der
nimmersatte Moloch und die alles Ueheiisciiendc Noiüialiiistitulion der
Geg-enwart. Ihm opfert man die Blüte der Jui^end iiud den Krtrag
dei- Arbfcii, wälirend ein grolier TLeil des Volkes der Mittel entbehrt^
den Nachwuchs vor physischem Vt-rtai! und inoialisehem Verderben
zu Sfchiitzen. Und nicht zulriedtn mit dieser weitreichenden I>Hva-
*.Tation der padaiiogi>chen Pmvinz fireift der Militarismns mit seinem
(7ei>;*' auch in diejenii^en Gebiete hinüber, di«j sein Fußtritt verschont.
Mehr und mehr ver&chwiudet aus dem bürgerliclicn Leben dci- tried-
leiiige Sinn und die sanfte Stimme des sruten T-ines, die mMilvcdle
Wertschätzung der eigenen Person und die bereitwillige Iiiu k^icht
auf das Recht, die Ehre, das WiA und Wehe des Mitmenschen, wo-
gegen es fast sclion zur Kegel geworden ist. dass dei" IStarke mit
herzlosem ( liermuthe Bein selbstherrliches Maciitgetuhl hervoikeliren,
der .Schwache in wiirdel'>ser Unterwiirt'igkeit ersterben müsse, ein
j^eder aber »ich alles gestatten dürle, was er durchzusetzen vermag.
Indem also die sinneuläHit^e Gewalt sich mein- und mehr zum
Re^lator des j^esammten socialen Lebens erhebt, werden jene unsicht-
baren Mä^^hte, aus denen allein alle höhere Cultur sammt der ihr die-
nenden Pädag«/gik liervorgeht, der ihnen gebiirenden Verehrung und
Wiiksamkeit beraubt, weil in dem (jetümmel der Leidenschaften ilir
Tm/HMgof.ivm. \i>. J&luK. Haft I. 1
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leiser Tiitt ungchört verhallt. Wie kaun Kliifurcht vor einer höheren
Weltordnimof, Demnth voi* dorn Heiligten und Göttlichen, Gehoi*sani g-eg^n
das Sitten^cseiz, Yerstüudnis für Menschenwürde und idealer Sinn,
wie kann W ahrheit, Gerechtigkeit und Liebe, Mitleid und Grossmuth,
Gewissenhaftigkeit und Pflichtgefnlil, Überzeugung-streue und Cha-
rakterstärke, Begeisterung für die wahren Ziele aller Selbstvervoll-
kommnubg und aller Jugendbildung bei einem Geschlechte gedeihen,
für das nur die Herrlichkeit dieser Erde einen Wert, nur physische
Machtfactoren ein Gewicht haben? — Ihm ist der Compass verloren
gegangen, welcher in den Wogen des Kampfes ums Dasein zum ret-
tenden Hafen weist, und damit zugleich die Erkenntnis, dass die ein-
zige Bürgschaft einer besseren Zukiuiit in der Erziehung eines besseren
Geschlechtes zu finden ist. Denn aach das ßildungswesen ist zum
Zankapfel des Parteitreibens geworden, nnd nicht das unveräuflerliche
Anrecht dee jungen Menschen auf harmonische Entwickelang nnd
Veredelang der in ihm üegenden Keime des Wahren, Gaten und
Schonen, sondern das eigenmächtige Belieben derer, welche ihren
Anhang mehren, ihre Herrschaft befestigen, ihre Selbstsucht hefinedigen
wollen, BoU zom Canon der Pädagogik «rhoben werden.
Natürlich können snr DarchflUming solcher Gelltete keinerlei
Veraonftgründe in Anwendung kommen — da Ja die ersteren das
Widerapiel der letzteren sind — , sondern nor jene von aller Moral
losgelösten, lediglidi dnrch Furcht yor Schaden nnd Hoffhnng auf
Gewinn bestimmten UmtiiebOi deren Qesammtheit man hentnitage Po-
litik nennt Biese ist deneit das yerhreitetste Geschlft nnd schwang*
hafteste Gewerbe. Politiker ist jedermann, sei er nun Handwerks-
geselle oder Groflindostiidler, Kanransehieber oder Hinister, Kaplan
oder GardinaL Denn Jeder hat Interessen, nnd die Eonst, denselben
die Öffentlichkeit dienstbar m machen, ist eben die Politik. Da in
derselben keinerlei höhere Nonn, weder das öffentliche Wol, noch die
Wahrheit, nocb die Moral, als allgemein yerbindUch gilt, nnd selbst
geschriebene Gesetie nur so weit respectirt werden, als die ihnen nur
VerfDgong stehende physische Gewalt reicht, hingegen persönliche Be-
gierden, Leidenschaften und Bftnke die Haaptrolle spielen, so entwickelt
Sick unter dem Schutse des durch Millionen von Streitern bewachten
ftoßeren Friedens mit Nothwendigkeit ein permanenter innerer Krieg,
der sich durch seinen technischen Apparat und seinen q^rachlichen Jaigon
dem einigermaßen auflnerksamen Beobachter sofort als Imitation und
Zerrbild des Soldatendienstes zu erirannen gibt Denn wer gegen-
wärtig Sitzungen politischer Tereiiie^ WÄhler- und VolksfersamnloBgen,
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— 8 —
Katholikentage und ähnliche Massenanhäufungen besacht, oder Berichte
fiber sie zur Hand nimmt, der kann es allenthalben hören oder leaan,
dnss jede derartige Zusammenrottung den Kampf der Interessen ZU
flehfiren bestimmt ist, dass laut und räckhaltlos die Erlangung der
Gewalt als Ziel beniehnet; und alles, vom Hausirhandel und noth-
leidenden Kleingewerbe an bis zur christUchea Beligion und heiligen
Kirche hinauf lediglich als Machtfrage angesehen wird. Bern ent-
sprechen dean nnch die hierbei ftblichen, vom Militärwesen entlehnten
8(-hlagworte. Man hält Heerschan, ofgaoinrt den Generalstab, mustert
die Truppen, pactirt mit BundeBgenoBBen und signalisirt den Feind,
die Oberbefehlshaber halten Kriegsrath, beschließen den Feldzagsplan,.
«ortsehsiden sich für die Offensive oder die DefensiTe, adoptiren das
lierfllimte Frindp yom getrennten ICarsdüien mid weinigten ScMagsn^
fcrfügen die Mohüismmg eines oder meihrerar Armeeooxps, erentnell
des gesanunten HeeEbannea Hau etnennt die Führer der Terschiedenea
TrappenkUrper md Waffengattnngen, steQt die Armee in Sehlacht-
«rdnung ani^ errichtet ein BanptciQartier nnd Terschiedene Parteolager,
belioBtigt sdne Stellnngen, reeognoscirt die Positionen des Feindes,
greift dessen Verschansnngen mit Stnrm sa, sohllgt ihn in die Flneht,
oder erleidet selbst eine Niederlage, woxinf man einen geordneten.
Bfidcsog antritt, einen Frontwechsel Tomimmt, strenge Mannasaeht
hftlt, die Heatecer nnd Feiglinge über die KUnge springen Itat» und
vas dergleichen Elirasen mehr sind. Man konnte lachen über dieses
kindische Brsmarbasiren anfgeblihter Worthelden, die sich Jederselt
dfltt Bücken sn decken wissen nnd den Bauch daan, wenn es mcht
«in Sjmpton fortgeschrittenen StttenverfhUs nnd ein Anreis zu wei-
teirer Yerwildening wftre* Denn den Anfrnf snr Qewaltthftttgkeit
versteht doch schBeflUch jeder, der anch sonst nidits Tersteht Kommt
«s doch nicht daranf an, wer Recht hat, sondern darauf, wer H«r
wird. Wie gut dieses EraageUnm wirkt, dato geben aahlhise San«
fbreSen in geschlossenen Bflnmen nnd ÜberflÜle anf offenen Straßen ein
beredtes Zeugnis. Und wenn man weiter bedenkt, welche Parteien
in gewissen Pariamenten die Majorität haben, dann sieht man nur
allznklar, welche effective ll^ht noch heute der Uncultm* und den
ßiiekscliritt.sbestrebungeu zur Verfü^^un,^ steht.
Leider hat man den großen Massen Rechte und Freilieiten ge-
geben, bevor man ihnen P'rzieliuiig nnd Bildung gegeben hatte, sie
für politisch mündig erklärt, während sie noch in geistiger Unmün-
digkeit staken, ja systematisch in ihr erlialten wurden; und leider
macht man noch heute nicht Ernst damit, das Versäumte uachzuhuleu.
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So finden denn Jene hinterlistigen Anebenter der fifiientUchen DnnuDheit
immer einen taneendicöpfigen Anhang, wem es ihnen beliebt, das YoUl
dmch wolberechnete Schmeicheleien, trügerieehe Beden, Drohungen
nnd Verheüinngen an bethfiren, seine Bechte zur ünterdittcknng dese
Rechtes, seine Freiheiten aar Yemichtnng der Freiheit an gebranchen.
Und so werden mit dem nmaichgreifenden Ab&ll yon allen idealen
Bichtpnnkten mehr und mehr anch alle sichtbareD Autoritftten erschüt-
tert, aof denen die Ordnung der Gesellschaft mhen sollte. Keine der-
selben st^t mehr auf festem Boden, seitdem sie selbst in den Partei*
kämpf- eingetreten sind, und seitdem augleich das ganze Getriebe dea
Staates Öffentlich sedrt wird, alle FunctionAre desselben nicht bloa
einer berechtigten Kritik, sondern auch der AnschwftrzuDg und-
yenmglimpftmg ausgesetzt sind, seitdem feiner die Terscbiedenen
WtrdentrSger und Tageshdden ebenlUls yor aller Wdt bald ihre
eigenen Bloßen zeigen, bald dch gegenseitig brandmarken, seitdem mit
einem Worte in Parlamenten, Zeitungen, Versammlungen, Standreden
u. 8. w. alles, besonders das Scandalöse coram populo breitgetreten
wird. Vormals gab es in den leitenden Kreisen wol anch des ün-
löblichen genug; aber der großen Masse blieb es verborgen, weil ea
mit dem Decorum der Heimlichkeit und äußeren AmtswQrde bedeckt
war. Und so meinte das Volk, dass im ganzen mit der Macht auch
die Weisheit und Tugend yerbunden sei, und bewahrte mit der Sub-
ordination unter jene auch die Achtung yor diesen* Nun i^>er sindt
infolge der unyermittelten Zulassung der Gesammtheit zur Betheiligung
am politischen Leben und der hiermit yerbundenen Publicit&t, aUe
Bande der Zucht gelockert, alle Schranken zwischen Bildung und
Boheit yerschoben, und ein Jeder sucht ein Stttck Macht an sieh za
reißen, gleichyiel mit welchen Mitteln. Man hoflfte mit Einftbrung
der Autonomie bis zu den kleinsten Gemeinwesen hinab allerlei alte
Missbrftuche abzustellea, ohne zu bedenken, dass die Macht in den
Hfinden der gefedg Armen und moralisch Verlotterten nur zu neuen
und größeren Missbräuchen führen musste. Nachdem dies nun sattsam
zu Tage getreten ist, glaubt ein Jeder, er kOnne so gut regieren wie
alle anderen und möchte am listen nur seinen dgenen Instinctea
gehorchen. Daher der unbotmäßige Geist in allen Ecken nnd Enden,
soweit nicht Klugheit und Fui'cht zur Unterwftrflgkeit rathea Alles
will antOBom sein, in erster Linie der Unverstand, der Egoismus, das rohe
KraftgeÜDhl; nur die Vernunft darf es nicht sein, sondern muss sich jeden
Hohn und Jeden Fußtritt gefallen lassen. Man sieht nur allzn deut-
lich, dass dem Volke die geistige nnd sittliche Beife gefehlt bat und
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— 5 —
noch fehlt, welche \wansgesetzt werden mnss, wenn d'.f^ Verallge-
meinerimg politischer Befugiii*sH \\ni\ die ( )tt'entlichkeit der Staats-
geschäfte nicht schweren Schaden im Gefolf^e haben sollen. Es wäre
gut gewesen, wenn bei Schatfung der modernen Einricktuogea Aack
pftdagogüche GesichtApaakte etwas gegolten Mtten.
Nan könnten wir, wo es sieb nm Eraehang und Unterricht der
Jagend handelt, also auch in diesen Bl&ttern, yor allen Gebrechen der
Zeit die Augen schließen, wenn nur unsere eigenen Kreise von ihnen
•nbertthrt blieben. Dies ist aber leider nicht der Fall. Vielmehr ist die
geSstige Atmosphäre, in welcher hente die Gesellschaft atmet, und die
Jagend anfwiehst, so heftig bewegt und so gründlich yerdorben, dass
in ilir ein pädagogischer Sinn und Zog kaam aufkommen, geschweige
denn maßgebende Bedeutung erlangen kann. Der fortwährende Läim
politischer nnd socialer Kämpfe yerschencht ans den Gemttthern jene
Bobs nnd Unbe&ngeiiheit, ohne welche eine Vertiefung in die Ziele
und Probleme der Erziehung unmöglich ist Die ttberall in den Vor-
dergrund des Denkens und Strebens gestellten materiellen Interessen
Mögen sich auch in das Gebiet der Jngendbildnng ein nnd geben
ihr eine engherzige, egoistische Bichtung auf den Erwerb Jener be*
lodmenden Boutine, welche sich mit den Anforderungen der 8chuie
g^tkeUlch absofinden versteht und fOr das praktische Leben die meisten
Vorthelle verq>richtk wobei die wahren Nonnen menschlicher VerroU-
kommnnng der Geringschfttsung und Vergessenheit anheimfallen, also
4er ideale, oljectiTe Motor aller Bildnngsarbeit erlahmt Das sfigel-
lose Spiel der individneUeiL Begierden und Hachtmittd im Wettbewerb
am ftntere Vortheile, wobei dn jeder rScksichtslos nur sich selbst
empQiznbringen, jeden andern aber zn flberlisten oder niederzutreten
strebt, ertfftel die Gefühle der Gerechtigkeit nnd Liebe, des Mitleides
snd Erbarmens, in denen allein die sabjectiyen Antriebe zn Jeder
aunsehenfreondlichen Mission, insbesondere zur geistigen und sittlichen
Beimog der Gesammtheit gelegen sind. „Mich Jammert des Volkes'*,
sprseh der größte Pädagog der Menschheit Wir brauchen Soldaten,
B&rteigänger, Anhftnger, Werkzeuge u. dgl, mfen die Herren des
^Tsges. Jener erkannte in jedem Menschenkinde ein eigenberechtigtes
Wesen, das von höherer Hand eine unveräußerliche Würde und ein
nnTBrrttckbares Strebzie! erhalten habe; diese selien im Volke und be-
ionders in der Jugend nur rechtloses Material, welches za ihrem
Slltieii und nach ihrem Willeu geuiodeU werdeu mU;»äe. Darum iät
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ihnen auch das Christeniiiuiii sehr \erhasst, dass sie in den heftig-
sten Zorn geratlien, wenn man nicht ihre MenscheusatzuDgen, sondeni
(las Evanc'f'liiim des neuer Testanienles als Kichtechnur an« rk( nnen
will, bie iitnuen das Christenthum Christi Atheismus, ihr eigenes
Machwerk aber wahres Christenthuni.
Der Geist unbändiger, alles Heilige verachtender Selbstsucht ist
eben auch in jene Kreise eingezogen, von denen man die Bewachung
und Pflege der höchsten Güter des Menschengeschlechts erwarten
sollte. Neben und oft mit den Massen der Bedriickten und Unzu-
Iriedenen arbeiten zahlreiche Mitglieder der voniflinien Classcn an
d er Untergrabung der tiefsten Fundamente des ( uiturstaates und an
der Ausbreitung des Pöbelregimentes, das nicht einmal geschriebenes
Recht und Gesetz, geschweige denn ewige Wahrheiten achten will.
Der Anarchisten gibt es heutzutage weit mehr, als die sich so nennen:
es gehören zu ihnen anch alle jene moralischen Nihilisten mit der
Maske der Ehrbarkeit, welche jedes ihnen onbeqiieine Geseta n f«r*
letzen bereit sind, sobald sie flieh für listig gienng halten, es zu um-
gehen oder für stark genug, es offen ssu verhöhnen. Und zweifellos
sind sie unter denen, welche derzeit obenauf schwimmen und das große
Wort fUiren, zahireieh vertreten, während die besseren Elemente im
Aiantliehen Leben mehr nnd mehr verstummen nnd sich ans jenen Ver-
flammlnngen und Köiperschaften zurückziehen, wo die Angelegenheiten
des Gemeinweeens zum äpielball der onlantersten Kampfinittel gemaoht
werden.
Lidern nun all diese Entartung des politischen Lebens mit dar
nackten Gewinnsucht nnd Qewissenloaigkeit in vielen privaten G6-
Bchftftekreisen, mit d^ zerrfttteten YerUatninen, nnmnrallselien Hac
zimen nnd bösen Beispielen in vielen Familien, mit der dnrch schlecht»
Btteher, Zeitungen, Theater n. s. w. verlKraiteten Demoralisation
sanunenwirkt» verbreitet sich in der Tbat über weite QeMete der
Gesellsdialt eine Atmosphftra, welche den Qlanz aller höheren Leit-
sterne verhUlleii, den Glanben an menschliche Tagend nnd GrOfie
enticken mnss. Bedanemswert die Jngend, welche in diesem Dunst-
kreise anfwftGhstl
Die Schnle allein vennag den zaUreiehen anderen Faetoren das
Zeitgeistes nicht das Gegengewicht zn halten nnd ein tagmdhaftea
Gesdileeht heransnziehen, wenn ihre Wirksamkeit von allen Seiten
nntergxaben wird. Gerade diejenigen, welche an ihr am meisten an
tadehi wissen und sie fBi* jeden ungerathenen Menschen, ftr Jede Misse-
that, jede öffentliche Calamitftt verantw<Mrtlieh machen möchten, tragen.
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7 —
bald durch leichilertige Kritik, bald durch wolberechnete Schmähreden,
am meisten dazii bei, den erziehlichen Einfluss der Scliuic zu vereiteln.
Weder der Katechismus, noch die priechischeu und römischen Classiker,
noch Dichter der eigenem Nation, noch die patriotiscli gefärbte
GejschiiliLe des Vaterlaudeü, noch die pädagogisch präparirte Natur-
kunde, mch die auf ethische Ideen destillirten >r?hrlif^ii, Rnbiusonadeu
und Palnarchenge^-rliirhteTi. noch soTist wt-lrln- I li[i[iiti:^>n[il tt^l k< innen eine
durchgreifende und lilt iV)i n l.^ Wii kuiii^ in den Gemüthern dt i hiiiviid
hervorbringen, wenn (iie ausgestreuten Saatkörner auf eiicti beieits
verhärteten nnd verwiklerten Boden fallen oder unter den demorali-
sirenden KinHiissen schle<'hter Vorbilder nnd Zeitsti-ömungen zugi'unde
gehen. Da mnss die ischule sich damit bescheiden, stricte ihre Pflicht
zu thun und wenigstens ans ilnviu eigenen Reviere alle Comiption
zu verweisen, die von außen her in sie eindringen möchte, den P'rfolg
ihi'er Arbeit aber Gott anheimstellen. Niemals wird ein entartetes
Geschlecht durch gute Lehren bekehrt, immer nur durch schwere, weit-
hm reichende Schicksalsschläge, welche ihm fühlbar machen, dass
die Sünde der Leute Verderben ist. Vielleicht gewinnt nach einer
solchen Katastrophe endlich einmal die Überzeugung Raum und Ge-
italt, d«88 als die wichtigste Institiition de» Staates das Erziehongs-
mm. gelten und demgemftft orgaauurt und gepflegt werden muss.
Gegmwfirtig, da daaielbe nur Ton den BroMmen lebt, die Ton den
Timbeo der bevorzugten Ressorts abfallen, und im ganzen weit mehr
Ton HaditJiabem als von Sachyerstindigen abhängig ist, darf man
m ibm eine entocheidende Verbesserung des ööentlichen Geistes nicht
erwarten, darf man aber auch dem Lebretaade die Gebrechen nnserer
sodalen Verbältnisse nicht zur Last legen.
Denn dieser Lehrstand ist ohnmächtig gegenüber den ESlementen,
wetehe das Regiment in der pfidagogieclien Provinz f&hrea nnd nicht
nr die ftoEere Verfiissang derselben bestimmen» sondern siicIl die
Lehmig ibres inneren Lebens nsnrpiren. Von den Dorfinatadoren an
Iiis zn den patlamentarisdieii BsrteibAnpteni und htSier Mnanf gibt
<i TansendOi wekhe sich beftigt glanben, der Sehnle Weisungen zn
erUieilen nnd Aber den Iiehrerstand zn Gericht zn sitzen» wenn sie
rieh aneh niemals mit den Anfsngsgrflnden der PAdsgogik befasst
liaben. WAhr^ allgemein zngestsaden ist, dass es Bend^en gibt,
<Ue eine ivIsseDsehafUiche' Vorbildnng erfordern, dass aneh dar Hand-
werksmann nnd ttberhaapt jeder in seinem Fache eine ordentliche
Lehre dnrehmachen mflsse, nnd niemand in Dinge reden soll, von denen
er k^e Kenntnis hat: gelten Sehnlfragen flkr GemeinplAUe, anf denen
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~ 8 —
auch der Ignorant seinen Unvarstand zu Harkta bringen darf. Ist
doch die gesammte Politik eine ireie Kunst, za deren Betrieb keinerlei
BefiUiigungsnadiiffeiB erforderlich ist. Warum sollte also J^er Theü
derselben, den man Coltarpolitik nennt, denjenigen verschlossen sein,
welche von der Cultur selbst nichts besitzen und nichts wissen wollen?
Und wie sollte man dies unzulässig finden, da es mit unserer Staats-
ordnung vereinbar ist, dass in Sachen der öffentlichen Erziehung die
geschulten und ß:eprüfteu Facliiuäimer ^^chweiizeii niitl trt liorclien müsst-ii,
während Laien und Dilettanten reden und befehlen! Kann mau duch
ganze Unterrichtsgesetze scliatVen, ohne dass dvm Lehrjjtainl ein Gut-
achten zusteht oder auch nur die freie Meiiiungsäußerung jjestattet
wird, während sonst jedermann in Versammlungen. Zeituugeu und
Flugschriften sein Licht leuchten lassen ihn f, sei es auch nui*, um die
urtheilsuntähigen Massen inezuleiteu und zu iauatisireu! Der Volks-
unterriclit wird da nielit als eine liilduugsfragc nach Yernunftgründen
und sach<2:em;ißen G« siclitspunkten, sondern al^i eine Partei-, Interessen-
und ilaclitfrage nach deu Maximen eines unlauteren Handelsgeschältes
btitraelitef. Und thatsächlich Verfällen hierbei in nnsej-en 'I'ageu
gerade jene Gesellschaftseleniente. Aveh.-he theils keine Bildung besitzen,
theils von der Verbreitnno: der Bildiiug ischaden fiir ihre selbstsüchtigen
Bestrebungen beniichten. über die Majorität, so dass man noch froh
sein muss, wenn iibeihaupt nichts zu Stande koninit. Es ist ein selt-
sames Phänomen unserer 7Mt, dass die Culturpulilik nicht nur zur
Förderung, sondern auch und noch mehr zur Unterdrückung der
Cultur betrieben wird. Eine Abnormität, welche zum ernstesten Nach-
denken und enlfcsehiedensten Einschreiten aulfordert! Sollte der Staat
nicht nielir die Kraft besitzen, die otieu iiervortretenden cuilurfeiud-
lichen Elemente im Zaume zu halten, dann wird er den Anspruch auf
die Leitung des Bildungswesens verlieren und dasselbe einer stärkereu
Macht oder der Privatthätigkeit überlassen müssen. Es wäre ein
selbstmörderischer Leichtsinn, wenn er sich durch die Vorspiegelungen
derer bethören ließe, welche ihm ihre Institutionen und Apparate als
eine „Schule der Unterwürfigkeit" anpreisen und — gegen ausreichende
Ooncessionen — zur Verf&gnng stellen wollen. Wiü der Staat sich
selbst erhalten, dann muas er die £rziehnDg seiner Jugend in ver-
trauenswflrdige Hünde legen.
Solange die zur Pflege der Cultur bestimmte Berufsclasse, das
ist der Lehrstand, nicht die ihm gebürende Achtung genießt und ilim
nicht ein gesetzlich geordneter, maßgebender Einfluss auf die Organi-
flation und licitang des Schulwesens zusteht» wird dasselbe ein ßpsk'
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ball leidenschaftliclier Parteikämpfe, unlH rechtigfter Machtansprüche,
fanler CompromisRe und schwankender Experimente bleiben, niemals
;iber niliiire Sicherlieit und feste Ordnung anf erprobten Gruadlay-eu,
frische Kraft und freie Be\vef,diclikeit für zeitiremäße Fortscln-iTt.»
Imdeii. r^f-rzeil sind dem lachuiannisclien Ermessen des Lclirstaiides
nur Nebensachen, Kleinigkeiten, metljodisclie und tecliniselie Bagatellen
überlassen; in allem einij^^ermalkiu Principielleu uud Bedentsamt^n aber
M er an autoritative Satzungen, Schablonen, Vei-füjrungen und bevor- .
mandende Winke gebunden-, selbst seine Brivatlcctinv nnti'rlief.'-t tür-
sorglicher Aufsicht und l^Hrntung:. Er darf n<Mie l^ibein und sonstiges
Handwerkszeugs anfertigen, über unfehlbare Keeepte der Lelirkunst
beliebig viele Biiclu-r und Aufsiitze schreiben, aucli wissenschaftliche
Themata akademisch beleueliten und alleilei Reb>rmprojecte und Lehr-
pläne zu Papier bringen, ist abci- in seinem amtlichen Thun und Lassen
stets an die Genehmigung und das Geheiß seiner Herren gebunden,
in seinen Überzeugungen ihren Maximen unterworfen, der Lehrstand
hat mit einem Worte das Recht, Mücken zu seihen und die Pflicht,
Kameele zu verschlucken. Auch die aus seiner Mitte entnommenen
Organe des Dienstes haben eine sehr beschränkte Selbstständigkeit,
sind politischen Functionären unterstellt und müssen die Gewähr bieten,
dass sie ihre p&dagogifichen und ethischen Grundsätze nicht höher stellen
ab die „Interessen des Dienstes". Und zu schnlmännischeii Enqueten
werden die Theilnehmer nicht durch freie Wahl der £su}hmännischen
Berufsgenossen, sondern durch amtliche Ernennung von Seiten des
nicht facbmännischen, von sehr yerschiedenen Bücksichten geleiteten
He^fsortministers bestimmt, welche von vom herein die Gesichtspmtkte
ixirt und schließlieh darüber entscheidet, welche Vota geringeres
oder grOderet Gewicht haben sollen. Wenn nnn auch auf beiden
Wegen, sowol in dauernde SteUnng als in zeitweiliger Oommission, bis-
weOen wirklicfaeB Taloit and VerdiniBt anr Geltung kommt, so ist dies doch
kememga die Segel, oft nnr ein gl&ckUeber Zn&ll nnd dnrcbana keine
ge&ttgende Btkrgsehaft für den gedeihlichen Gang des Ganzen, zumal der
Schidmann leicht hinter den Beamten zurücktritt, wenn beide in einer
Person Teretnigt sind. Wo aber ist eine Institation, in welcher das
pldagogische Wissen nnd Gewissen ohne jede fremdartige Beeinflnssung
ton mid ganz zum Ansdmck kommen könnte?
Und doch ist eine solche Institation gerade in unserer Zeit hOchst
sothwendig, wenn In Sachen der Erziehung nicht die pftdagogische
lUcht dw Fachmänner dem oberfiftchUehen Gutdtinken politisirender
IHlettanten, diefrischeArbeitsInst dem verdrossenen Werkdienste weichen
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solL Za Zeiten der Melanchthon, Ti'otzendorf, Sturm n. 8. w. galt es als
selbstverständlich, dass die Schulmänner von Beruf in ihrem Wirkungs-
kreise als Antoritftten anzusehen seien, und als solche wurden sie von
bochsinnigeu Ffintcaa und Magistraten geehi-t und unterstützt Auch
in den folgenden Jahrhunderten bis zu den Tagen Pestalozzi's imd darüber
hinaus gingen alle Impulse und Fortschritte im Bildungswes^ aus der
freien Imtiatire bedeutender pädagogischer Denker und Praktiker hervor;
. ansgezdchnete Staatsmänner und Landesherren aber betrachteten es nicht
als ein Zabehör ihrer HachtTollkommenheit, jenen Männern Befehle zu er-
theflen, sondern als eine angenehme Ehrenpflicht, die B^trebungen der-
selben dnreh anfiDDimtenidai Beifkil und opferwillige OOnnerschaft za
ArdciiL Nun ist es andrs gewordsn. Das individuelle Schaien ist groBen-
ÜMito durch daiStattsbetrifib terdrängt, der lebeamUe Anftdnruug doreh
aehablonenbafte Formen nnd polizeUiehe Überwaehnng gelAJimt, der
eraiehilehe Geist durch politfaebe EinilllBBe geieliwftcfat und geOlseht
Wenn sieh heute grofie und kleine HemiL mn die Sehole kOmmern,
so vollen sie derselben in der Regel ihre peraOnliehen Liebhabereien
und die Progrnunmpnnkte ihrer Soeialreformen als Bicfatschnur der
Jugenderzielinng aufdringen. fiBe tbftten aber besser, wenn sie der
Sehole einen freieren Spiehraom nnd günstigere Existenzverhältnisse
bereiteten, dagegen die innere VerftusDSg derselben den berafenen
Fafhmftmuem anheimstellten« AlleBildnagsanstalten— vomEinderguten
bis zur Hoehsehnle — sollten von politischen Aspbrationen jeder Art nn*
berührt bleiben nnd, jeder Fremdhenschaft, jedem Frohndienst Uber-
hohen, lediglich als Coltursültten nach autonomen Normen wlrkeD.
Es muss einmal unumwunden gesagt werden, dass QberaU da, wo es
Mt nicht um Suiteres Thun und Lassen, sondern um Überzeugungen
und Gesinnungen handelt, alle durch Macht&etoren unterstfttate Ein-
grilTe unstatthaft sind, gleichviel, von wem diese -ausgehen mOgen,
dass also weder Volkstribttnen uochMinisterBessel, weder BischoibstUhle
noch Kdnigsthrone als Lebrkanzehi der Pädagogik und Schnlwissen-
schsft angesehen werden kdnnen.
Die Schule bedarf des Friedens. Ihr Werk kann nur gedeihen,
wenn aller Tagesstreit vor ihren Pforten schweigt Sie bedarf abor
auch der Freiheit; ihre Teredehide und erhebende Kraft wurzelt in
der nnbeirrten Geistesklarheit, der zuversiehtlichea Bemftfbendigkeit
nnd dem unbeugsamen Mannesmuthe des Lehrstandes. Diese Eigen-
schaften aber geddhen nicht unter dem beengenden Netae btrean-
kratischer Formen und unter der kalten Gommandosprache schneidiger
Machthaber, sondern nur unter einer gesetzlichen Ordnung, welche
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oben wie unten der persönlichen Willkiu: feste Schranken setzt, jedem
redliehen mui lieüsitmen Streben aber Anfeikeiiiuing und ^pjeirauin
sichert. Duich persönlichen Zwans^ kann man wol dienstliche Correct-
heit, berechnende Khiglieit und clnueüisehe Xiichternlitif erzeugen,
nicht aber jene spontane, selbsiio^t' Begeisterunsr für das Walire,
(riite und Schöne, in weicher alle pädagogisch© iirai't ihren unveiöieg-
baren Urquell ändet.
über Gkaben aud Wifisen«
Von Bnfmor cT. FrohmiJ^amuitimr-Mibtehm.
gehOrt za den Eigenthflnilielikeiteii der menfleUicbeii
Geschjchte, und zwar za doi tragiBcliea, diu» zwei Geistesftmctioiieii,
die im Grande aas derselben Wurzel stammen, dem Intelleete nftm-
lieh, und dasselbe Ziel haben, die Wabrheit in Bezag auf die Welt,
die Menschenseele and das GOttliehe, Glauben und Wissen in he-
stftndigem Zwiespalt sind, in Gegensatz and Streit; so dass der
Glaube — wenigstens im Gebiete der Beligion das Wissen (Forschang
und Wissenschaft) beständig zu hemmen and zu anteijodiea, dienstbar
za machen sacht, das Wissen aber sidi nicht entwickehi nnd fort-
schreiten kann ohne den bestehenden, fiberlieferten Glauben (Glaabeas-
inhalt und Glaubensact) zu geiährden, zu erschttttern oder als an-
haltbar au£niheben. Um' diese Eigenthfimtichkeit zu verstehen, zu
begreifen, warum es so ist nnd so kommen mosste and muss, ist
nothwendig, anf den Ursprung des geistigen Lebens der Menschheit,
insbesondere auf den Ursprung der Eeligion (um welche es sich hier
hanptsäddich handelt), den Blick zu richten. Die Beligion begann in
der Menschheit nicht mit Lehre oder Theorie, sondern mit Caltasacten
und Anraibng geheimnisvoller MSchte, insbesondere mit Opfenmgen.
Dabei spielte die Phantasie, wie bei dem Beginn des geistigen Lebens
der Menschheit ttberhaupl^ die erste, wichtigste BoUe, da Ja ursprfing^
lieh die flbxigen geistigen Erftfte, insbesondere der Intellect, sich nicht
bethätigen konnten, da sie no<^ unentwickelt waren, wie ja auch
jetzt noch die erste geistige Bethtttigung des Kindes eine Plumtasie-
th&tigkeit ist Der Phantasie allein ist es mOglich thAtig zu sein,
ohne erst eine weitere Entwickelang nSthig za haben — wie dies auch
bei der Sinnesthfttigkeit der Fall ist Die ersten Yerehrungswesen
sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Seelen der Verstorbenen ge-
wesen, die man noch als fertexistirend and wirkend dachte (in primitiver
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13 -
Zeit wie noch jetzt selbst bei den A^'ikloiii initl danm man (Taben
darbraclire. vou denen man g:lanlite, di^ss sie ihnen ir^^endwie Geniiss
oder Anneiunlichkeiten bereitt-ten , wie im Leben. I'admch konnte
hauptsächlich das B^wnsstsein geistiger unsichtbarer und doch wir-
kender Wesen t:üL>iehen und dadurch auch der Glaube an o-eistitre
überiiatürliclie Krälte oder Zauberwesen, die man zunächst als gtittlich
verehrte. Der Gedanke des Göttlichen entwickelte sich dann selbst-
stäodig, d. h. abgesehen von den Seelen der Verstorbenen, weiter, und
zwar wiedenim hauptsäclilich durch die äubjective Phantasiethätinfkeit.*!
A\ie die Kinder allenthalben die Gegenstände personiticiren und sie
wie Personen reden und liandeln lassen. Da man die Natur in ihren
(natürlichen Kräften, Ursachen und Wirkungen und den Gesetzen noch
nicht kannte, noch alles in ihr unbegriffen, geheimnisvoll war, so
hätte bei Mangel an wirklicher natürlicher Erkenntnis durch den In-
tfiUect (Verstand) die Phanta»« ein großes Gebiet für ihre Thätigkeit.
Ih'e Naturgegenstftnde im kleinen und großen wurden personiticirt
und ihre Wirkungen und Eigenschaften wurden nach BUd und Gleichnis
der menschlichen Natur und Thätigkeit, also aathropomorphisch auf-
gefasst und insbesondere das Bedürfuis der causalen EIrklärang da-
durch zu befi'iedigen gesucht. Geistige Kräfte, von denen man durck
flit^ Auffassung des Todes als Frei- und Unsichtbar werden des Geistes
sich ein Bewusstsein gebildet — imrden als übernatürliche oder Zauber-
kräfte und bei höherer Geisteeentwickelung als göttliche Krätte oder
Persönlichkeiten in diese Naturgegenstände hineingedacht oder imaginirt
nnd daran der reJigiöse Oultus o:eknüpft. So wurde die Beligion von
Beginn an naturgemäß naturaiistisch und anthropomorphisch ausgebildet.
Die Natur mit ihren Kräften und Wirkungen ward alienthalben ver-
gfittüeht — wenigstens in ihren auffallenden, geheimnisvollen, heil-
auBQu oder scbftdliclien Erflften, Wirkungen und Erscheinungen. Da-
dsreh mnsste es gesebehen, dass gerade die wichtigeren und dunkleren
Kstoigegettstftnde, Erilfte und Wirkungen der natOrUchen Auffassung
ODd Forschung als geheiligt entzogen und eine natflrlidie Erklärung
dsrdi mmsckliclie Yerstandesthfttigkeit verpOnt als nnreUgiOs betracktet
md bestraft wurde» wo die UmstSnde es erianbten. Die natOrlieiie
ESttoekung und I^kUrung des dureh die Phantasie Fersoniflcirteu
nd Vergottlichten galt als Angriff auf das OOttliche selbst» sls Gottes-
leagnung oder wenigstens als Fkoiknirnng desselben; daker allent*
*) Das Nähere hierüber in meinen Werken: „Genesis der Menschheit n. i. w.*
^ »ttlw das MjBteriua Magimin des Daseb»".
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14 —
halben die BeMhnldigmig der FriroUtAt, 6k>ttlo8ig1raLt o. & w. von
An&og der wiBsenaehaftlicbeQ Fonchnng an bu zum heatigen Tag.
Bb lag diaa In der Natur der Sadie, naebdem die Natur irenlgstens
iE ihren irichtigsten Eneheimmgen und Wirinmgea yergöttlieht war
und dies za emer religiösen, geheiligten Tradition, nun religUtoen
Glanben nnd Cnltns geworden war. AndererseitB kennte die nenach-
liehe Forachnng nnd Wisaenaehaft (PhiloBopbie) gar nicht anders be-
ginnen als dadurch, daaa zmächat die Süssere Nator nun Gegenstand
der Untersacihnng gemacht nnd als natflrKch, nicht als ftbematfirUch
betrachtet und erfcUbrt ward — also in die natOrliche Sphäre des
menscUiehen Geistes herabgesetzt wurde; des Menaehengeistes, den
man bei aller sonstigen YergOtterung des Natürlichen nicht TcrgOtt«
Ucht hat, obwd er das Wunderbarste ist, das die Natur Uetet Nur
fttr einzelne besonders auffoUeade ungewöhnliche BethMigungen nahm
man auch ObematOrliches in ihm an, aber als nidit aus ihm selbst
stammend, sondern als zu ihm Hinzukommendes — wie bei TriUunen,
hohem Enthuaiasmns, iii^cfaischen Krankheiten u. s. w.
Dies aUes zeigte sich schon z. B. in der geistigen Eatwiekelnng
des alten HeUenenthuma, Die Dichter schlössen sich im allgemeinen
dem religiösen Glanben, der Mythologie, an, wenn sie aneh manches
weiter ans- oder geradezu umbildeten; sie kamen daher mit dem reli*
giOsen Glauben und Oultus kaum je in ernsten Oonffiet Anders güig'
es mit der Philosophie (Wissenschaft) resp. den Philosophen. Da diese
Ton der religiösen resp. mythologischen WeltaufEusung von Änlhng
an Umgang nahmen, d. h. die Dinge und Yerhiilinisse der Natur oder
des Kosmos nicht ans ttbematOrllchen Krftften, ZanbermSchtea oder
Thfttigkeit der (naturalistischen, anthropomorphisch gedachten) GOtter
ableiteten, sondern natflittch, rationell ans stofflichen oder geistigen
Urprindpien erkllren wollten — so galten sie als Gegner, als Feinde
der bestehenden Beligion und erlitten tfaedlweise auch Veriblgung. So
& B. schon Xenophanes, der Gründer der Eleatiachen Philosophie, der
den Polytheismus und Anthropomorphlsmus der Volksreligion bekSmpfte
und Einheit und fibermenscblichkeit der Gottheit andi in geistiger
Beziehung lehrte. Er nrasste darum schon frOh sefaie Vaterstadt Oo-
lophon in Kleinaaien yerlassen und wanderte sein ganzes sehr langes
M>en Undnreh in Griechenland umher, bis er zuletzt in Elea In
Unteritalien die Mg. EMdsche Schule der Philosophie gründete. Aneh
Ansxagoras, der doch zuerst entschieden ein geistiges Urprinclp für
den Eoemos annahm (Nas, InteUeet, Vernunft), ward wiegen 1x-
reUgiosität angeklagt und musste ans Athen fliehen, weil er behauptet
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I
— 16 —
hatte, die 8one aä. tme glüb^de Masse (Stein), nk^t etwa ApoUon,
der ui den HimBdsbogen fiUirt Protagons, der Sophkt, musste
Athen redumm, ml er bebaaptete, da» ee nickt nOflieh sei, »i er>
keuieB, ob 0$tt» seien amral wegfm ds Schwierigkeit der Siehe
•k auch der Klne dee MneUidiM LebeM. Yen Sohmes
ist es aUbekaimt, daas er nn Tode TerortheOl wurde ans leligitaen
GrftndeB, da er ton der SeHgien and tos den G<(ttem Abstand oabm
bei seineai VemdiB, dnreh philonophisehe FoBKhnng eine selbst*
stindige Mond n. gr&nden. Endlidi selbst Aristoteles entwich gegen
Ends seines Lebeas ans Athen, weil aach flun eine Anklage ans
reUgiOsen oder Olsnbenspinden, wegen breligioBitit in Anssichit
stand. — So sehen bei den alten Hellenen, obwol kein etfontliehes
geschlossenes ReHgionssystesi nnd keine strenge DogmaUk bestand,
aadi keina Hienidiie In Sachen der Religion durch eine kurchUche
Oiganisation regierte.
Mit der Gestsltnng des Christenthnns mr Kirehe nnd nnt aD-
iBühl^H^ Entwickehing des dognatisefaen nnd kirchenreginenfüchen
^stei» h5ite innerhalb der Eirohe hn Gninde alle philosophische
(wissensdulUicbe, sslbststttidige) Forschmig auf Gnmd natarlieher
Eikeantnisprinc^iien f&r lange Zeit aal Das Olanbensprincip, d. h.
der Olanbe als Frindp der geistigein Bethätigung, aneh der intellee-
tndlen, wurde alleinherrsehend und maflgebend anch Ar theoretische
Thiti^ceiL Philosophische Gedanken worden allerdings noch geltend
geouieht, grOfttenteOs entnommen aas der griechischen PbilosopMei
aber sie wurden nnr im Dienste des Glaobens verwendet, soerst nm
Ihn xn begrOnden nnd an vertheidigen den Nicfatglaabenden gegen-
fiber, dann nur Entwickefamg nnd Feetstellnng der Dogmen, lllr die
Olinhigen nnd gegoi die sog. Kotier. Der Glaube aUehi war Prindp
alles geistigen Lebens, InÄesondere anch der theoretischen Welt>
AaMkaamg Dto festgwtellten Dogmen waren der Maftstab Ar intel*
leetofllle Benrtheilnng, Ar Anerirannnng oder Yerwerfiing aller theore-
tisehoi (^nlosophischen) Lehren. Eine besonders Fhiloeophie neben
der Theologie gab es nicht mehr nnd Yeraoche dann konnten nicht
anfkommen. Yen der griechischen Philosophie ward alles irgend
Bianehbare, mehr oder weniger modilkirt, In das christliche Lehr>
Bisten awllgenowmen, Tom Glanbensprindp ^chsam in Fragmenten
teraehti, nm selbst zn wachsen — wie Jnnge Pilanaen die Überreste
der alten gieiehssm Tsraehren nnd sich selbst damit nnr EntwiAelnng
bringen. Dies Yeriiiltnis dauerte Jahrhunderte bis tief in das Mittel-
alter hinein; selbststindige philosophische Systeme entstanden nicht
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— 16 —
neben der Theologie, alles Forschen fand nur statt auf Grund des
Glaubens und im Dienste des Glaubens. Kirchlicher Glaube mit seiner
Auctorität und Glaubenssätze waren von vornherein iiber alle Philo-
sophie, alle wissenschaftliche Forschunj? erhaben, durften niclit in
Frage gestellt, sondern niussten als l'riucipien, Quellen und Kriterien
alles Wissens anerkannt und geltend gemacht werden. Das Wissen
war nur wie ein znläliig hinzukommendes, gleichsam ^Yie ein Schmuck
betrachtet. Ein Beispiel hiefür liefert einer dei- grüßten Theologen
des früheren Mittelalters, der zugleich philosophirte: Anj>ehu von
lanterbiuy (1033—1109). Ihm ist das Wissen, die wissenschaftliche
Erkenntnis nur eine angenehme Zutliat zum Ulaubeu, wodurdi der
Geist erfreut, ei'götzt werde (delectanientum I Eine principielle Be-
deutung bat iinn alsu die ^\"issel)sclla^t niclit. sie erklärt und begründet
nur rationell, was olinehin schon durch den Glauben gewiss ist. In
die^<•lll >^\]\i\r h;\t or also auch in seineui I*rosli)giuni seiiieu berühmten
foutoi(»gischeu; Beweis für das Dasein (Jütles aiü'gestelU, der aus deui
l^t'critie Gottes in dialectischer Weise das Dasein Gottes als noth-
weudige Wahrheit darthun will; und ebenso in seiner bchrifi „Cur
] )eus homo" den Versuch gemacht, den Beweis zu führen, dass die Mensch-
heit nur dadurch erlöst werden konnte, dass Gott selbst Mensch wurde und
litt. — Krst im dreizehnten Jahrhundert, d. h. durch das Bekanntwerden
der gesammten Aristotelischen Schriften und den Betrieb des Studiums
derselben, be^^onders durch Albertus Magnus und dessen Schüler Thomas
von Aquino trat zur Theologie wieder Philosophie. Diese Anstotelisehe
Philosophie ließ man neben der Theologie bestehen, obwol man noch immer,
wie früher, alles Brauchbare aus der alten Philosophie, aus der Plato-
nischen, Stoischen, Neuplatonischen, insbesondere aber der Aristotelischen
in das dogmatische Lehrsystem verflocht und damit verband, wie die
große Smnma theologica de- 'f'linm;*« von Aquino in hervorragender
Weise zeigt Damit aber diese Philosophie — man verstand darunter
die Aristotelische, die ja überhaupt als Inbegriff dessen galt, was die
menschliche Vernunft leisten könne, daher Aristoteles nicht als ein
Philosoph, sondern geradezu als der Philosoph augeführt wird (philo-
soplius didt) — damit also diese Philosophie neben der Theologie
nicht etwa sieh selbstständig bethätige^ ward von Albertus die Lehre
aufgestellt und von Thomas weiter ausgebildet, dass die Philosophie
der Theologie untergeordnet, die Magd (ancilla) der Theologie sei,
demnach von dieser Befehle zu empfangen habe und nur das be-
haupten dürfe als wahr, was die Theologie ihr erlaube oder gebiete*
— Trotz dieser Lehre, welche von der Idrehlichen Glanbensaactoritit
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— 17
gelbstverständlich aufs höchste gut^eheidao. und stets und noch jetzt
als kirchlicher Grundsats geltend gemacht wurde und wird — ^ gelang es
doch nicht anf die Dauer, die Philosophie in Unterwerfung sa halton
und selhstst&ndige philosophische Forschung- und Systembüdung za
lusdern zu Gunsten der scholastifichen Theologie mit ihrer dienenden
philosophischen Magd. Der immer mehr um sieh greifende Skeptidsmns
und der sich wieder erhebende Nominalismiis wrstörten die scho-
ItttiMshe Philosophie und trieben dadurch zu einer anderen als der
AristoteUfichen; der Skepticianns inebeeondere ftthrte dahin, nicht
Mos, nie Albertus und Thomas, die sog. abernatürUehen Wahrhfliteii
ak nimkeiinhar Ar die neostdiliQhe (8cholia8ti8ehe)yenuuift m erkU^
nn, flondem SMcihdle sog^nstilrliehen, welche diese biederen Scholasdkor
alB(llraien8diMdkeyernimft«rkmiiharhe]iaaptet»--wodii^
Traunmg tob Philosophie und Theologie eingeleitet ward. Der Nonl-
itUsiiiis aber trug zur Ersehfttterang der scholastischen (kirchlich ge-
mdcnen) Philosophie bei dadnrdi, dass er das Wesen und die Wahr-
kflit nicht in den allgemeinen Begriffen, londem in den Einzeidingen
aonshm und dadurch anr indnctiven Forschnng anregte im Gegensata
ZI dem dednctiven Verfiihren der Sdiolastik. Ans dem Skeptidsmns
ging hai^tsSchlich durch Oartesiiis spiter die ideaUstische Bichtong
der neneran Phüoeophie herfor, ans dem Nominalismns, der sich sdion
frth hanptsfiehlich in England geltend machte, entwickelte sich hanpt»
ilelilich durch Baeon von Verolam die reaMstisdie, die sich beiden un-
sM&ngig von der Glaubensanctorit&t» geltend maditeiL und weiter ent- .
irickelten. — Unterdes aber hatte* die Naturwissenschaft ihre selbst-
ttladige, von der Eirofae und ihren Glanbenssatzungen unabhSiigige
Foiscbung begonnen und kam bald mit der Kirchenauctorltftt und
dem Maditwerkzeugen resp. der Inquisition üi schweran Oonllict;
nid zwar geschah dies zneiat beiüglich der Astronomie. Im Jahre 1643
wardesCopernüniB Werk (Beorbinm coeketiom reYolutionibQ8)erschieneDt
▼dehes das neue System gegenüber dem Ptolemäischen (und Aristo-
teUechen) lehrte, dass nämlich nicht die Erde stillstehender Mittel«
punkt des Weltalls sei, um den sich alle übrigen Himmelskörper
drehten, und dass nicht die Sonne sidi um die Erde, sondern diese
ttm jene als Mittelpunkt des Planetensystems sich dreliend bewege
An&ugä wolltci man die Sache kaum reclit ernst nehmen, da aber die
neue Lehre immer melir Auiiang, Begründung? und Vertheidirrnni,'- t iiid,
glaubte mau mit Strenge dagegen vorf^elien zu müssen, mn tf.N zu
unterdrücken, da das Ptolemäische System aufs engste mit der kirch-
lichen Glaubenslehre verbunden war, gleichsam eiueu Theü oder sogar
Ped^^am. 15. Jah.rg. U<ft I. 2
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— 18 -
das natüriicbe FuutiameiU dtr>^elli' ii l iliU tf- mi\ anrh von der Bibel
vorausgesetzt zn sein pchieu, bovvoI im ersten Bii Ii M osis als aiirh im
Buch Jomvd. Selb<t sonst znr Milde ^eneij^te Midanchthon wollte
strenjLTe Maiiiegelu dagcgeu, vollends in Rom trat die Inquisition wie
die ludex-Congregation dagegen in Wirksamkeit. Schon KiOU wurde der
eathnsiastische Verküuder und Yeriheidiger des neuen Weltsystems.
Giordauo Bruno, der auch noch andere uudog-matische tlit ..]ui;]-i lie
Cousequenzen daraus gezogen, öflentlich als Ketzer in Korn verbrannt,
und 1616 ward 1, - Werk des Oop ^inikus nebst allen Werken gleicher
Richtung als ketzerisch, der heiligen »Schrift gänzlich widersi)rechend
und verderblich auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt, endlich
mehr als 30 Jahre nach Giordanu iiruno's Verbrennung wurde der
Hauptvertheidiger und Begründer dieses Systems, Galileo Galilei, ge-
zwungen, nm aus tlem luquisitionskerker befreit zu werden, als siebzig-
jähriger iMann im Aimensünderhemd in der Kirche SantA Maria sopra
Minerva auf den Knien dasselbe als falscli und ketzerisch abzu-
schwören.*) Trotz all dem kuuiite indes das t opernikanische System
nicht mehr unterdrückt werden, da die weltlichen Regierungen sich
nicht mehr wie früher den Geboten der püpstlicheu Hierarchie zu
Diensten stellten, wenigstens die protestantischen nicht mehr, so dass
die wissenst haftliche Forsclmng allmählich fast ganz auf den Pro-
testautismus überging und katholische Forscher ihre Aufgabe meisteii-
theils nur erfüllen kunnten, wenn sie sich nicht scheuten vor der
Opposition gegen die kirchlichen Forderungen. So nahm die moderne
Naturwissenschaft durch die Astronomie zuerst einen siegreichen An-
fang und entwickelte sich selbstständig in der gruüartigen Weise,
wie es in der neuesten Zeit in allen Gebieten der Natur geschehen
ist. — Aber auch die selbstständige Philosopliie lieü sich nicht mehr
unterdrücken. Zwar wurden die Werke des Cartesius ebenfalls als
glaubenswidrig auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt und be-
sonders von den .lesuiteu in aller Weise bekämpft, aber der Gang der
selbstständj- t ii i 'hilosophie konnte doch nicht mt hr aufgehalten werden,
da nichlkatholische Forscher eben au die päpstliche Forderung der
*) In mciDem Werke: Pas Christeutbum und die moderne ^'aturwiäeeasehaft
(1868) «iad die ActowtOttke^ alnlidi die Yemrtlieilinqraseiiteas anl die AbeohwOreag*«
fbmtf im Üb«Ei^iiiig nitgetiieilt. Ll dev Indes-AiiBgabe 1886 sind die Werlte
des Copernikus und seiner Anhinger endiieh gestrichen , nachdem sie mehr als zwei
Jahrhumlerte darauf gestanden. Was alw früher unter Bestätigung dc.s iu cloi^-
inatisebc'u, also auch ketzerischen Dingen unfehlbaren Papstes fflr Ketzerei erklärt
WMd, ist es jetzt nicht mehi :
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— 19 —
rnterwerfunir unter Kirclienaucioritat und Do^rma sicli nicht gebiindeii
fÖhltea. Kaiholi.sche PliilosupLen konnton zwar ^niri dem Druck, der
anf ihnen hir, weni^^ selbstständig {'Inlosophisch leisten, aber vielfach
beeinfinsst wurden sie docli von der freien Philosopliie. die sich in
Biannigfacher Form entwickelte in realistis. ben und idealistischen
Systemen. So ging es, bis gegen die Milte dieses Jahrhunderts sich
alhnählicb znnächst in der papstlichen Kirche durch den wieder her«
gestelltes Jesuitenorden, dann auch im prote>tantischen Gebiete sich
€ine BeactioD verbreitete, welche auf Wiederherstellung des ahiU
Dienstverhältnisses der PhilosopLi' gegenüber der Theologie und
Kirchenanetorität hinarbeitete. Die Jesuiten gründeten besonders zu
Lesern Zwecke zu Anfang der fünfziger Jahre ihre Zeitschrift l ivilta
«attolica, in welcher als Programm aufgestellt ward, die moderne
WlfeeDsdiafl, insbesondere die moderne PhiJüiophie seit ( 'artesius scho-
ksttsch versteht man unt«r Philosophie alle Wissenschalten im Unier-
aehied nnd Gegensatz zur Theologie), also um diese ganze moderne
IK^senschaft wieder zu vernichten und die alte Scholastik als 3ki^i
Theologie wieder herzustellen; die Philosophie des Thomas von
Aquino wurde zu diesem Zwecke vom Papste in einer besonderen
fincyclica (1879) speciell empfohlen resp. vorgeschrieben. Aut katht>-
Kichem Gebiete ist damit die freie, selbstständige Philosophie un>
■ifiglich und abgethan und im Grunde genommen alle selbstständige
WiBsenschaft, insofern sie nur einigermaßen mit Bibel nnd Kirchen*
lebre in Beziehung steht oder in Berührung kommt. Aber auch pro-
testantischerseits fordert man. immer dringender, dass die Philosophie
„gläubig'* sei, d. h. vom Glauben ausgehe, auf ihn sich als Grund-
TOimossetzung stdt^ und die festgestellten (positiven) Glaubenssätze
am Kriterium der Beurtheilnng der philosophisdien Besultate uud
m Zid der {Moaophiseben Forachnng madie. Zu bemerken ist noch, -
&am der Glaube (Anctorität und Theologie) stets gerne «ich mit der
physischen Gewalt Terbindet, um sich geltend sa naebsn nod die
G^pier (WIsaeaMiiaft) niedenohalten; da denelbe (Glanbe) rationale
Gfflttde gegen sich nicht gdten Usst, ja nicht einmal principidl Ar aich,
ao ist difliaa Yeildttnis sor physischen Gewalt hegreiflieh, aber anch
<Be Inkninanität, welche d&reh die Glaabenssysteme Tsranlaset wird.
ünter diesen Umstlnden dürfte es aettgemilS sein, Weeen, Be>
deatang md Bereehtigung dieser beiden psychischen Fnnctionen, des
Glanbeos nnd des Wissens, Forschens nnd Erkeonens, in nlhere Untere
avchmig n "üflifDi nm dainHrftw» das VwrWittnlt von Iwiden mit mdg*
üdMter ISeheriieit und Klarheit bestSnunen sn kftmien.
2»
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-r 20 —
n.
1. Unter Glauben versteht man im allgemeineii ein Annehmen
und Fürwahr- und Gewisshalten einer Ansicht oder Behau]>tiiiJir über
irgend einen Gegenstand der Natur oder Geschichte oder auch dos
tlbernalaj lidien, Unsichtbaren, uhae dass man sich durcli eigene Siniies-
wahrnehmuni>" oler durch eine unmittelbare gcisti^^^e Evidenz *a]so ohne
sinnlic)ie Intuition oder gcistice Kvidnir/ » selbst die.-(^ W'^Ih Ik it und
Ge\vi>>h<'it sichert und zur Ül>frztiiL'uni; macht. Als Gewähr dieser
Wahrheit und Gewi«««]!eit der Annnhiue und des Fiirwahrhaltens inid
als Quelle des inhaltt s davon pilt liu' Aurtoiität dessen, der die be-
treffende Aussage niaclit oder die Behauiiiuug aufstellt, dein man eben
Kenntnis und Wahrhaftigkeit zutraut, so dass man ihm glauben darf.
Dies ist der Auctoritätsglaube, der im geistigen Leben der Mensch-
heit eigentlich die größte Rolle spielt, denn weitaus die meisten Kennt-
nisse, die wir besitzen, haben wir uns aus der Tradition und Untei>
Weisung durch diese psychische Function angeeignet. So die historischen
Kenntnisse, die wir ja nur durch Benchterstatter erhalten, denen wir
Glauben schenken, so den gi-ößten Theü der naturwissenschaftlichen
Kenntnisse, schon in Bezug aof das Material und die Bescbreibimg'
der Naturdinge, die wir ja nor zum geringsten Theil selbst mit maerai
sinnlichen Erkenntnisorganen wahrnehmen, ebenso die n&beren 'wiseeB-
Behaftlichen Kenntnisse, die nur durch genaue Erfoi-schung, dnrcli Beob-
achtung und Experiment gewonnen werden können in den Terschie-
denen Gebieten der Natur durch Forsclier, deren Auctoritftt für Wahrheit
nnd Gewissheit httrgt. Seihet sehr Wichtiges, uns unmittelbar An-
gehendes erfahi-en und kennen wir nur auf Aactorität hin durch die
peyehische Fonction dee Glaubens: wer unsere Eltern sind, wann wir
geboren worden u. s. w. Man kann sagen, dass durch die TraditioiL
mittelst der geistigen Function des Glanhens der Inhalt des geistigen
Lebens von GeneraÜoii m Generation in der Diensohlicheu Gesdiichte
gleichsam fortflntet, dorch fi>rtw&hrende Erfahrong und Forschnng*
Termehrt, verbessert, oder aach dorch hemmende Mftchte anr 9ta^
nation, Yersompfhiig, Degenerimng gebracht
Dies gilt non aneh vom religiösen Glanben. Aach diesei' ist im
Laufe der Geschichte in den Terschiedenen Religionen zonflchst Ancto-
litätsglanbe, d. h. die Lehren Aber die Gottheit oder die G9tter und
deren YerhUtnls snr Natur nnd sa den Menschen, sowie der besondere
Cnltns nnd die Beligionsgehrftnche werden von Geschlecht an Ge>
schlecht ttberliefart, nidit uunittelbar selbst erkannt (an erkennen ge-
glaobt) durch die unmittelbar thfttigen Eikenntniaorgane, Sinne und
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31 —
Erkenntniskraft. Und zwar wird lijerhei stjvugti an der Uberlieferung',
an dem Herköinnilicheii in Theorie und Praxis fetotgelialten, weil der
religiöse Glauben sin Ii alt und Cultus auf die Götter oder die Gottlieit
selbst, auf g-öttliche Kundgebung und Anordnmi^^ zurtickg'efribrt zu
werden pflegt, daher als unbedingt wahr und giltij? betrachtet und
festgehalten wird. Ursprüng^lich war allerdings der religiöse Glaube
nicht Auctoritätsglaube, sondern von den Menschen selbst allmählich
für das geistige Leben errungen und festgestellt in allmählicher Er-
weiterung und Vergeistigung — wie dies anderwärts näher erörtert
wnrde.*) Bei den wilden Völkern ist diese originelle Art der Religion
mehr oder weniger noch üblich, dagegen bei Culturvölkern haben
sich strenge Traditionen gebildet und ist der Aoctorit&tsglaabe mög-
lich und gefordert.
Bei dem religiösen Glauben ist aber außer der Annahme und dem
Fflrwahrbalten auf Auctorität hin noch ein anderes Moment zu be-
achten, das 'wir neben dem historischen als mystisches Moment be-
zeichnen können. Das in der Tradition durch Anctorität Gegebene
"Wird nämlich nicht blos als historische Kunde hingenommen wie iiigend
alte Geschichte, sondern findet in der Menschenseele sozusagen
einen Anknftpfhngspunkt, ein Verständnis und eine Anerkennnsg anch
dnrch das Gef&hl; durch daa OefiUil der eigenen RelaÜvität nnd Ab-
hängigkeit Ton der dnnklen, geheimdaTOIlen, ftbenuAQrHcbeii Maebt
und Übermacht, die in der Welt waltet, weteher gegenüber die posi*
tiven BeBtimmmigea der ReUgionen in dier Tbat nur Deutongarennche
•aiad. Eine Macht, mit der man nidit Uoa dnrch den geflchiehtlich«ii
ZisMnmenhang in der Menschheit nnd dnrch die Anctozit&t in Be-
aiehiaig steht, sondern ^ndi nnmittelbar dnrch das eigene Wesen nnd
Genttth, so dass das GOttUehe nicht bk» gewnsst resp. geglaubt, son*
den noch geOhlt wird in einein onmittelbaEen Gottesgef&hl, daa mehr
oder mmder nnTollkommen, Ja sogar entstellt sem kann, dem aber doch
kein Mensch gans an entfliehen Termag.**) Es gibt nm allenthalba
Menschen» bei welchen dieses Geffthl eines unmittelbaren YerhUtnisses
aar Gottheit besonders lebhalt ist nnd deshalb der historisch ver^
adttelfie oder Anetoritätsglanbe mehr aorttcktritt oder sehwindet Solche
Nstmmi machen sich Im reUgiOsen Gebiete mehr oder minder seihst»
*) „Über die Genesis der lleaaddieit «.a. w." (8.67ff.) und „Ober das Kjtteiliim
Klgaum des Daseins" uS. 8 fF.).
**) Bei Schiller ist dies so ausgedrückt: Allen gehört, was da denkst, dein
eigen ist nur, was du fdblst. Soll ei dem £igentbam sein^ lulile den (iott, dca
dt toter.
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— 22 —
ständig, driugcn auf Verinnerlichnnfr, Vergeistig-uiifr der Ktligion und
kämpfen gegen Veräußerlichung und Medianisirung des Glaubens nnd
("ultus. Fs sind die^i die pro{)lietischen Naturen, die als religiöse Re-
lormer auftreten und von den \'ertretern des Traditionellen und der
Auctorität in der Regel angefeindet und verfolgt Averden. Bei beson-
derer religiöser Gotiinnigkeit und tliatkräftiger Energie wei*den sie
geradezu Stifter neuer Religionen, mit denen eine neue religiöse Tra-
dition beginnt, aber auch eine neue religiöse Auctorität und ein nea^
Aactoritäts-Glaube in die Geschichte eingeführt wird.
Der Begriff das Glaubens wird von Manchen noch weiter aus-
gedehnt und unter denselben auch die Sinneswahrnehmung und die
YerstandeserkenntDis gestellt, denn sie meinen, die Annahme, dass die •
Sinneswahrnehmung zuverlässig ael und Wahrheit und Gewissheit ge*
währe, beruhe nur auf dem Vertrauen auf die Wahrhaftigkeit unserer
Natur, also auf einer Art Glauben, da man keinen eigentlichen Beweis-
dafür fuhren könne. Ebenso verhalte es sich mit dem Verstände und
seiner Thfttigkeit. Es kOnnOi meint man, nur geglaubt, nicht bewieseik
werdeiii dass durch Verstandesthätigkeit Wahrheit gewonnen werdie
und derselben Gewissheit zukomme. Diese Erweiterung des Begriffen
„Glauben** ist aber unberechtigt, denn die Sinneswahmehmnng (simir
'liehe Intuition) und die Verstandeeerkenntnis (geistige Evidenz)
wftbrt eine unmittelbare Gewissheit und Wahrtieit der Erkenntnis, dJe
Ton der aus Glanben stammenden verschieden ist. Wire diese mn-
mittelbaie Gewisalieit des durch die Sinne Wahrgenommenen oder im
Terstande unmittelbar als evident und notbwendig Erkannten aaeb
ein Glauben, dann gftbe es llberhaupt gar kein Wissen und man rnttssfe
diesen Begriff überhaupt ans der Sprache entfbrnen, denn auch da»
aus der SinneswahmehmuDg oder dem unmittelbar dem Verstände £2m-
leachtenden durch logische oder Verstandesoperation Abgeleitete wftre
dann kein Wissen mehr zu nennen, sondern eben auch Glauben, da es
nur ans dem Glauben als seiner Wuizel stammen wflrde.
2. Unter Wissen versteht man sulgectiv eine Function des Geistes
Tesp. IntellectB, objeetiv den Inhalt, der durch diese Function fttr das
Bewusstsein gewonnen wird. Beid« ist vereinigt und wird gewonnen
ans der unmittelbaren Sinneswahrnehmung oder aus der unmittelbaren
Verstandeseinsicht oder durch strenge logische Operation in ürthetten
und SchlüsBen aus dem so unmittelbar Gewissen. Auch die körperlichen
Empfindungen, wie Lust und Schmerz, und die seelischen GefÜde, wie
Freude, Trauer, Liebe, Hass n. 8. w., kann man als unmittelbares Wissen
bezeichnen, da sie dem Bewusstsein einen Inhalt geben, der unmittel*
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— 23 -
bir gewiss ist^ emes Beweises nidit fiUiig ist, aber auch emes selehen
rar Gewissheit nicht bedarf. Aber sie sind nnr ein onmittelbar und
sDbjectiiv Gewissesi das daher nicht objeetiT und begrifflich dargestellt
und mitgetheilt werden kann, sondern selbst erihhren Verden mnss,
ohne diese eigene Er&hnuig aber y<ftlb'g unbekannt and nnverstfindlich
hidbt —
Die nnmittelbare Gewiasheit der sinnlichen Wahmehmnng nnd
der geistigen oder Teratandes-Einsicht bilden die Qmndlage alles
weiteren Wissens oderErkennens durch forschende Veratandesth&tigkeit,
aas velcher die Wissenschaft herroigeht Natur und Geschichte bieten
der Forschnug und Wissenschaft daa Material, das dann doreh Ver-
staodeethAtfgkeit nAher erkannt wird. Diese ftber die bloe nnmittel-
bare empirisd» Kenntnisnahme hinausgehende Erforschung nnd Er-
kenntnia geschieht unter Ffthrung durch die logischen Gfundgesetze
des Denkens nach den sogenannten Kategorien, das beißt nach den
Gesichtspunkten, unter welchen die Dinge und Ereignisse betrachtet
werden, um sie zu prüfen und Aussagen von ihnen zu machen in Ur-
theilen und Schlüssen. Die Erkennt ni.s selbst oder das Wissen kann
ein exactes oder rationales oder teletdogisclies oder ideales Wissen
oder Erkennen sein. Exact ist die Erkenntnis oder das Wissen, wenn
Gesetze, Geschehensweisen oder Verhältnisse in Folge von genaner
Beobachtung oder gLiadezii dnrch Experimente durch bestimmte
Zahlenformeln lixirt werden können, wie dies in manchen Zweigen der
Naturwissenschaft, z. B. Astronomie, Physik u. s. w., der Fall ist.
Rational ist die Erkenntnis, wenn aus Ursachen oder Gi luiden erklärt
wird, wenn also nicht blos das Dass und Wie erkaniii wird, sondern
ancli das Woher und Warum der Dinge oder des natürlichen oder
geistigen Geschehens und >Virkeiis. Diese Anwendung der Kategorie
der Causalität ist es hauptsächlich, wodurch die Wissenschaft fort-
s'-lireitet. Teleologisch ist jene Erkeiiuiüi;s, welche die Zwecke oder
Zulr r{(^< Sf'ins und Wirkens erforscht und daraus Sinn und Be-
scliallenheit erklärt. Endlich die iile.ile Erkenntnis winl i!> wi>nneTi
durch Betrachtung der DinLiP n iri Geschehnisse unter dem Ge&icht*;-
liunkt der Ideen, der Vollkommenheit oder des Seinsollens, der Wahr-
heit, Güte und Schönheit. — Man kann auch noch von absoluter Er-
kenntnis sprechen, aber diese bezieht sich nicht auf Sachliches (Reales
TOd Ideales), da davon stets nur » iTie relative aber Ibrschreitende
Erkenntnis möglich ist, sondern nur auf Eormales, d.h. auf das un-
mittelbar und iiot!iwendig zu Denkende, und so nnd nicht anders zu
D^akande, waa also nicht nkht£eln und nicht anders sein kann. Daa
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— 24 -
sind nur die VDmitteibftr sieh dm BetwiNstaeni «afdringoiidett Dcak-
geeetie und Amdaineiitale Axiome des Denkens, welche die Yonoe-
eetsoBg aller Weliilieit ond Erkeimtiiie Uldeii, aelbst ewige, noth- I
wendige Wabrhdten sind.
3. Wir können nun den Yeresek nedien, aaek dieeen Dentin-
mnngen toh Glauben und Wissen das Verhältnis von Beiden n
einander und die Art der Bereohtiguug jedes der Beiden nelM n
bestimmen. — Was den Urspnmg oder Tiehnehr die primitive Veran-
laseong «i beiden psychiachoi Fmetionea hetrifty so kaiui derselbe als
«fn gleicher oder gleichartiger beseichnet werden. Beide werden
nämlich veranlasst durch Terwunderong. Diese entstdit duin, wenn
l^heinangen oder Wirkungen wahrgencmimen werd^, ohne dass da-
bei zugleich Wesen und Ursache davon wahrgenommen oder erkannt
weiden. Dadurch wird der Erklärungs- und Forschungstrieb angeregt
und in Folge davon wird eben das Wesen und insbesondere die noch
verborgene Ursache zu bestimmen gestrebt. Dies gesciiah uiiii aui
zweierlei Weise, entweder durch die (suhjective, freie, bildendet Phan-
tasie oder durch den Verstand. Durch jene wurden menschenähuüclie,
d. h. nach i^ild luid Gleichnis des Menschen vorgestellte , wenn auch
an sich unsichtbare geistige Ursachen für die auffallenden, Verwun-
derung erregenden Erscheinungen oder Wirkungen angenommen und
es bildete sich laraiis eine Tradition, die geglaubt und gläubig fef?t-
gehalten wurde, wenn auch bei verschiedenen Menschen und V Ikt i ii
niiMiiricirt, worauf schon oben hingewiesen wurde. Die Verstandes-
thatii^^kcit ward zwar ebenfalls durch W ahrnehmung des Auffallenden,
Unbekannten angeregt, abei Verstandes Streben ging dahin , du sc Er-
scheinuncren uTiil \\ irkun'^eii ii utiirlich. aus natürlichen Ursarlittn zu er-
klären, um so anstatt des (Tiaiibcn.s ein Wissen zu gewinnen. 80 ent-
stand zuerst Philosopliie als Wissenschaft, und Piaton und Aristoteles
fuhren übereinstimmend den Ursprung der philosupldschen Forschung
auf „Verwunderung" zurück Daraus lässt sich schon ohne iScinvierig-
keit erkenTien, in welchem \ t i lialtnis beide, Glauben und Wissen, zu
eiiiaiider kamen und kommen mussten. Die Phantasie-Erklärung war
die frühere, der primitiven Menschheit allein mögliche und setzte sich
einigermaßen fest im Glauben der Völker, wurde ehrwürdig als Über-
lieferung und allmählich auch immer mehr vergeistigt, zum religiösen
Glauben erhöht und dadurch immer mehr als unantastbares Heilig-
thum, als absolut gültig ang^ehen, da diese Erkennungsweise
etwas Auctoritatives , Positives und sogar auch Mystisches an sich
hatte and die Göttlichkeit des Inhalts mit ihrer Anctoiitftt und Gel-
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tung auf die Kirche und Feststellung dui'ch Phantasiethätigkeit selbst
ubertragen wurde, d. h. als Offenbarung des Göttlichen selbst angesehen
und geltend gemacht wurde. Die wissenschaftliche (philosophische)
B'orscliung, nur aus natürlichen Ursachen erklärend, konnte nicht ohne
wefters diese Pliantasie-Erklärungen und Phantasiegebilde, wenn sie
auch vergöttlicht waren, gelten lassen und mnsste allmählich die Natur
nnd Geschiclitti entt;i tteni, \vel lie die Phantasie personificirt und ver-
göttert und zum Gegen^t;nid n liiririsen C'iiltus irrmarlit hatte. So kam
Eelidon uud Glauben mit seinen Auctoritäten einerseits und Philo-
sophie und ^\ issenschaft in Gegensatz und Zwiespalt, der durch die
ganze Geschichte des geistigen TiCbens der Menschheit geht. Der
Glaube will die altüberlieterten Glaubens-Aufstellungen und Cultus-
Arten festhalten und die Wissenschaft hindern, natürlich zu erklären,
daher er stet?? nach Herrschaft strebt und die Wisppnsnh.ift in Dienst
und Unterordiiiuii^ halten oder geradezu verpönen und gegen Natur
und geschichtliclies Entwirkelungs- Gesetz und Bedürfnis in alter Un-
wissenheit, in Aberglauben und Wahngebilden erhalten will.
Dieser Widerstreit dauert noch fort und tritt von Zeit zu Zeit
mit erneuter Heftigkeit auf, wie dies gerade in der Gegenwart in be-
sonderem Grade der Fall ist. Man will von Seite der Vertreter des
Glaubens oder der religiösen (kirchlichen) Auctorität, dass die Philo-
sophie nnd die Wissenschaft überhaupt wieder wie im Mittelalter die
Magd der Theologie und Kirchen-Auctorität werde, sich dieser nnter-
<nrdne und die Dogmen als Ziele, ja als Normen oder Prmdpien dee
wissenschaftlichen Forschens annehme nnd geltend mache, oder man
fordert wenigstena, dass insbesondere die Philosophie „gläubig" sei.
Dies aOes ist nun vollständig unzulässig nnd von der Wissenschaft
almweisen. Die wissenscbaftliehe Forschung, die Philosophie wie die
WiBMnschaft ftberhaapt mnss frei, selbstständig sein, darf nur ihren
eigenen Gesetzen folgen nnd hat einzig die Wahrheit, nieht irgend
eine DieasUeistung als Ziel ihrer Tbätigkeit wirken zu lasseji'*^;
lOBSt -wird sie bloße Hofsophistin und Yertretevin des geistigen StiU-
staadflB nnd Eriiahmn aller Yorortb^, anstatt, wie Bedurfiiis and
€toieta der geBdiichtUehen Entwickelai^ es finrdein, FMeim geistifen
Fortoehrittoa an sein, weranf doch die Gesehidite der Menschheit an-
gdegt ist Waa die „glftnbige Philosophie** betrifft, die man fotdert,
as ist sie ein Ding der ünmögliebkeit. Es kann die Phfloso^iie als
Wiasenachaft so wenig i,glanhig* sein, als die Matheasatik oder ttber-
^ 8. m. Belttift: „tW di« TieOnftt der Witflanaetelt" H«ttdmi 1861.
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haupt die Natorwissensehaft gläubig sein kann, wenn sie wirklich
Wissenschaft sein und als Forschung nach Wahrheit Fortschritte
machen soll. ^Gläubige Philosophie" enthält unmittelbar einen Wider-
spruch in sich, wie „liülzernes Eif^on", denn soweit die Gläubig:keit
reicht, ist siu nicht WiFsenschait, nicht Pliilosophie und soweit sie
Wissenschaft, Wissen ist, kann sie nicht mehr Glauben oder gläubig
sein. Auf den (Thiuben als solchen lässt sich nie wirkliche Wissen-
schaft gründen, denn wa.>> aus der Wurzel des Glaubens liervorwächst»
ist wieder Glaube, nicht Wissen im eigentlichen Sinne ans unmittelbar
Gewissem abgeleitet, sundeni allenfalls nur durch logische Operation aus
Glaubens-Voraussetzungen gewonnen, die für alle Religionen gleicli ist,
trot« so verschiedener Glaubens -Voraussetzungen. Wird der Inhalt
des Glaubens ( Auctoritätu-G];iuiHiis) in die Wissenschaft (Philosophie)
aufgenommen, so kann er zunach^^t luir Object, nicht leiieudes Princip
der Forschung und Erkenntnis sein und die Auctorität selbst unm
erst um ihre Glaulnvnrdi^^keiL wissenschaftlich geprüft und nn^Mkanut
sein, ehe man ihr m der Wib&euächatt Bedeutung und Geltung zu-
gestehen kann.
Man hatj um die Forderung der Unterwerfung der Wissensdiaft
unter den Glauben im Gebiete der Rel!Ln<»n als möglich und d&i^ Sacri-
iicium intellectus als Pflicht zu begründen, den Glanben mehr n]<
Sache des sittlichen Willens denn als solchen des Tntellects bezeichnet
und gefordert, dass der Intellect sich der Glaubeusptiicht füge und
unterordne, das heißt die Vernunft dem blinden Willen zum Opfer
bringen wollen. Dem intellect gebührt naturgemäJi die Führung, nicht
dem Willen, nicht der subjectiven Willkür oder dem so verschiedenen,
dem Menschen zutallig beigebrachten Glauben! Übrigens ist es gar
nicht richtig, dass der Glaube Sache des Willens sei; denn nur die
praktische Gesinnung und Bethätigung dem Glauben gemäß iat Sache
des Willens, nicht der Glaube selbat. Welchem Glaube ein Mensch
knldigt, liängt größtentheils gamicht von ihm ab, sondern von vielerlei
üduständen nnd Ursachen: Ton der Beligion, in welcher er von Jugend
an erzogen ward, oder Ton besonderen Lebensschicksalen und äußeren
wie inneren Erfahrungen, oder von eing^enden Stadien. Hinge der
(positive, bestimmte) Glaube des Menschen von seinem Willen ab, so
müsste es demselben möglich sein, nach Belieben den Glauben zu
wechseln, jetzt christlich zu glauben, katholisch oder ^testantiscb,
jetzt wieder den mnhamedanischen Glauben anzunehmen, d. h. fUr
wahr zu halten, dann wieder den buddhistischen n. s. w^ was alles be-
kanntlich nicht milglich Ist. Aber diese theologische Erfindung (^o
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— 27 —
übrigens im Keime schon in der stoischen Philosophie, also lange vor-
der christlichen Theologie vorhanden ist) hatte in der Geschichte der
christlichen Relifjion furchtbare Folgen; war nämlich Vuranlassuucr und
Ursache von all dem Religonshass. dt^n »•ransamen Verfolgungen und
Kriegen um des verschiedenen <^Tl;iiil)Hii.s willen, der über Volker und
Menscheil soviel Klend und Li nli ii gebracht hat. Denn wird der
eigenthümliche «il.iui H für ein Weik, i iiu^ Tliat des Willens erklärt,
■»0 liegt es nalu', ja i-t fn^t selb^tv^^T-tMudlii-li . dass die Verschieden-
heit des Ulaubens von den verscliiedeueü ßekennern gegenseitig dem
sthlechten Willen, der Bosheit, dem hartnäckigen Widerstand gegen die
Wahrheit zngesehrieben wiid, THe Bekenn^i- (ler verschiedenen Reli-
gionen betra(dit('n und beiiandelu sich daher gegenseitig nicht blos als
Irrende oder Tlnjren, sondern als Verbreclier, und zwar als Verbrecher
gegen Gott selber mit dem si(; ja ihren eigenen Glauben und in-
sofern aucli gewissermaßen ihre eigene egoistisch werte Person identi-
ficiren. Zu dem Gedanken, dass man auch in der Religion dem Neben-
menschen dasselbe Recht auf eigne Überzeugung zugestehen müsse,
das man selbst in Anspruch nahm^ konnte man sich nicht erheben.
Wüide dieser Wahn, dass der religiöse Gkube (in theoretischer Be-
ziehung) vom Willen des Menschfin abhänge, aufgegeben, und würde
im Gefühl der Schwäche des eigenen Willens und Intellects mehr
meDschlidie Bescheidenheit im Gebiete der Beligion gottbt, dann k((iiiitd
dieser gegenseitige Haas, diMe lieblose Verortheilnng und Verdammung
nnd diese Verfolgung, wo sie nur immer mOgUch ist, muiiOglich forfe-
danem, wie wir sie namentlich bei den sog. Orthodoxen der ver-
scbiedenen Religionen wahrnehmen.
Glauben und Wissen sind in Ursprung, Wesen nnd pqrchischer
Function verschieden, aber sie haben beide ihxe Berechtigung und
sollen sich aach nicht von einander ganz trennen und brauchen sieh
auch nieht anzufeinden. Der Glaube ist berechtigt and nothwendig
für das geistige Leben der Menschheit, da ohne ihn die geistige
BÜdnsg nnd Erziehung nicht möglich vlre, nidit beginnen und sich
fortsetzen könnte von Geschlecht zu Geschlecht, denn im allgemdnen
bmmt den Völkern und Menschen ihr Glaube eben ans dem geistigen
Stamm der Geschichte zu, setzt sich fort und modüiclrt sich mannig<*
fiuih; und selbst auch dem wissenschaftlichen Forscher ist in dieser
nach Baom und Zeit unendlichen Welt stets noch Anläse zum Glauben
gegeben, sobald er an die Grenze seines Wissens kommt und sich
<loch eine bestimmte Weltanschauung Uber Wertv Bedeutung und Ziel
des Dsseins bflden will. Die Wissenschalt hat daher keineswegs auf
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Z$iMnmg des religiögea Olanbens flberbanpt uwn^sbm, weiui sie
«och die einseliien pontiveii Formen mit ihren dogmatiflcheQ Feet-
BteUimgeii und Satzungen vielfiMh belOlmpfen mnae. Sie kaim aneh
den Glauben nieht «"setzen, schon deswegen nicht, weil die wenigsten
Menschen des eigentlichen Wissens, der Wissenschaft fiUiig- sind oder
sich derselben im Drange der Lebensnoth widmen können, abgesehen
von dem oben erwähnten mystischen Moment des Glaubens, das als un-
mittelbare subje("tive Betliätig'uno: der menschlichen Natur die Wissen-
schaft nicht geben kann. Aber de soll sich au( h nicht ganz von der
Religion trennen uiul dieselbe sozusagen ihrem Schicksal überlassen,
sondern wie der Gärtner das, was die Natnr durch ihre Generations-
macht hervorbringt, zwar nicht selber bilden, sondern vom der Natur
emplangen muss, dann aber diese Gebilde pflegen, erhöhen, veredeln
kann, so empfängt die Wissenschaft den religiösen Glauben zwar aus
der geistigen Strömung der Geschichte oder Tradiüuu, aber sie muss
bestrebt sein, beständig reinio^end, bildend, veredelnd darauf einzuwirken,
dem Fortschritte von Cultur und Wi>seuschatt gemäß. Wie im geistigen
.Leben der Mensclilieit überhaupt die "N\'issensc]iaft die Aufgabe Imt,
die gangbaren AnsiilitRn und ÜherlieferunjrfM beslandiir neu zu prüfen,
zu verbessern und die richtigen Xenutnissi zu vermeliren, wodurch
auch das praktische Leben gefördert und die gesanimte rnltur erliöht
wird, so auch hat sie dieselbe Aufgabe im Gebiete dei* Keiigion. Dies
uiuss um so mehr zugegeben werden, je höher man die Religion schätzt
und je mehr man sie für heilsam und nothwendig, ja für das Wichtigste
hält im menschlichen Dasein. Die Geschiclite zeigt ja, dass immerhin
auch hierin ein Fortschritt stattgefunden hat, dem Gesetze der all-
mfthlichen Entwicklung gemäß, denn auch in diesem Gebiete sind die
späteren <^^f'nerationen die älteren, die früheren aber die jiingeren ; jene
haben daher mehr Erfahrung und Kenntnisse und können sich nicht
durch iröhere, noch unreifeFe Geachleohter geistig binden laaeen.
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Erdkunde nnd erdkundliche Beleliruno;en
lei den orientaliäclien Völkern deij Alterthang.
Von A, IVwMfiatf-Aiombflr;^.
X^ie Gebiete des Morgenlandes, die wir gewohnt sind als Wiege
des Menschengeschlechts anzusehen, die bereits im grauesten Alterthnm
ein hochentwickeltes Ciütiirleben aufzuweisen hatten, als Europ« erst
in schattenhatlea UmriBBeii mit seinen südlichen Halbinsdn mib ddu
DoDkel der Sage emportanchte: diese Lftnder sind für die Ber&Ikeniiig
des Abendlandee stets Geg:enstand des regsten Interesses gewesen, sei
es in Bezog auf kriegerische Erobernngssflge, oder friedliche Handels-
QQtemehiDimgen, oder als Länder religiöser St^hnsticht, oder endlich,
^ie in neuester Zeit, hh Geidete wissenschaftlicher Forschung. Den
eifrigen nnd unennftdlichen Forschem unserer Zeit ist es gehingen,
unter dem Jahrtansende aHen Schutt, den kriegerische Yerheenmgeii,
Barbarismiis nnd Misswirtschaft auf jenen alt^ Cnltui'stätten anf-
fSAua, Bewedbse ftr die Wahrheit mancher sagenhaften Überliefening
ZQ erbringen nnd Licht Uber die Formen und die EntwickehmgshOhe
jeser alten Oaltnnrelt zn Terbi<«ftten.
Wie die Anttnge mancher anderen Wisswehaftj so haben irir
nch diejenige der Erdkunde bei Jenen alten Yfllkeni des Morgen*
laides zu suchen. Himmel und Erde beschftftigten beveits im grauesten
AHerthum den denkenden Ifenschengeist. IMe Frtge nach dem „Woher**
nid »Wohin** slles irdischen Seins, nach Gestalt und Ausddmung der
mitterlichen Erde und nach der Natur der einielnen Erdräume mt
lüekt minder Gegenstand eifrigen Foieehens und Nachdenkens, als die
YmM des gestirnten HimmelB und der wunderbare Lauf des leben^
«nreekenden Tagesgestims. Die gegenseitigen Beziehungen benach»
Wter Volker trugen daxn bei, die Kenntnis von der Erdoberilftehe an
erweitem und zu TeraUgemeinem. Beiigionsstifter, Dichter und Ge-
lelnte Heften es sich angelegen sein, die breiten Schlichten des Volks
wi kosmologisehen Lehren zu begucken, und die Völk^ glaubten
gen ud willig, was die Besten und Edelsten Ihrer Nation sie gelehrt
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Wo mm M jenen VQDcem tine aliekshtliehe nnd geregelte Jugend«
bildung vorhanden var, momten derartige ErkenntnisBe nnd AnBicliten
ancli bei der Ensiehnng des berenwaeheeiiden GeedUecbte mit snr Gel-
tung kommen. Von einom BdbststSndigen erdkundlichen Untezrieht
war freflidi bei jenen alten Cnltonrölkem (wie fiberhanpt im Alter-
tum) keine Bede. Hat doch erst In der nenesten Zeit sieh die Erd-
kunde eine eelbBtetftndige Stellung im Lehrplan der Tenchjedenea
UntenichteanBtalten errungen! Wol aber finden w bereite bei den
alten morgenlAndiechen CulturvQlkern Spuren geographiacher Untei^
Weisungen.
Merkwilrdigerwelse &nd von den Zweigen des geographischen
Lehi&ches deijenige die meiste Beachtung, der bei der modernen
Jugendbildung bis in die neueste Zeit am meisten TeniaebUssigt
wurde. £b ist dies die Himmelskunde. IXes darf indes nicht unser
Befremden erregen. Bei den alten Indem, Ägyptern und Chaldiern
finden wir beretts im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung
herrorragende astronomische Kenntnisse, w&brend das ihnen bekannte
Gebiet der Erdoberfi&cbe eng begrenxt war. ,,In jenen liSndem« wo
die Sterne bei der Kh^heit der Atmosphäre in TorsOglicher Fracht er-
glänzen, muss der Blick der Menschen unwillkOrlich tou ihnen ge-
fesselt worden sein, und das Schauspiel des grofiartigen Sternenhimmels
mag an und IBr sich den menschlichen Geist anr Betrachtung gereizt
haben. Daan kam das natttrliehe Bedfirftais, Ordnung und Begel in
die Oeschfifte des Lebens zu bringen; auch mag die Erkenntnis^ dass
der Himmel regelmifiig wiederkehrende Erscheinungen darbietet, zur
sorgCÜtigeren Beobachtung derselben anijgelordert haben."
Sonstige erdkundliche Belehrungen treffen wir nur gelegentlich
an. Die religiösen Unterweisung^ boten genttgend Gelegenheit» ja
swangea geradezu den Belehrenden, auf fVagen koemogonischer Natur
einsugeben. Vorstellungen ttber Entstehung und Wesen von Himmel
und Erde treffiBU wir daher in allen Beligionslehren der alten Horgen-
lAnder an. Ferner trag die nationale Geschichte nnd Sage dazu
bei, den Gedankenkreia der hersAwachsenden Jngoid zugleich auch
mit einer Menge geogn^ihisehen Wissens zu bere&diem. Im Geist be-
gleiteten die Knaben die großen Htiden ihres Yolkes auf ihren Heer-
fiüurten lu fremden VOIkem, an fiame Kttsten und in fremde Meere.
Sie erfiihren dabei in engster Terbindung mit den Nachrichten ftber
die Schicksale und Abenteuer der Helden, dass die Natur jener fremden
Länder und Meere Ton derjenigen ihrer Heimat mehr oder weniger
Yerschieden war. Und wenn die dunkle Sage und geschäftige Pban-
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taaie auch viele dieser Kenutnisse fabelhaft und in nebelliatren l iii-
rissen erscheineu ließen: die N'tbel lichteten sich, uaJ. die Fabeliiaiiir
wich allmählich der \\ »i kiiciikeit, jemekr jene fremdtu Lander iüs
Liebt der Geschichte tr^iten.
Auch die Unterweisungen in den Schätzen der Literatur mit ihren
Heldenliedern und Heldeneptiii trugen dazn bei, geographische Kennt-
uiäde zu fordern. Endlich sreschah dies auch dorch gelegentliche Be-
lehmngen Äber natüi liehe Dinge und Producte des Handels und Ge-
werbedeißes fremder Länder. Gewiss lauschte jung und alt gerne
den Erzählungen der Handelsleute und Seefahrer, welche jene fernen
Länder mit eigenen Augen gesehen kitten und flber Lage und Kui-
IcTüiißg dersdbea sowie über ihre Xatur und ihie Bewohner berichten
konnten. Der Umstand, dass jene Beschreibungen von Erdräumen auf
eigener Anschauung beruhten, verleiht denselben, soweit sie bis heute
in Werken alter Schriftsteller enthalten sind, auch für den Leser der
Jetztzeit einen ganz bciioudereu l\eiz.
Die Menge dieser gelegentlichen geographischen Unterweisungen
richtete sich nach dem Umfang der erdkundlichen Vorstellungen eines
A'olkes. Zunächst treten naturgemäß die Länder Vorderasiens, dann
da> ferne Indien und die Gebiete des Mittelmeeres ins Licht der geo-
graphischen P^rkenntnis. narliber hinaus reichte die Kenntnis der
Erdoberfläche nur bei den Phöniziern und iu mancher Hinsicht auch
bei den Persern. Die "Rieht iirkeit der geographischen Erkenntnis
hintr von dem Bildunirsstandpunkt eines Volkes im allgemeinen, sowi»»
von der Anzahl. Schärfe und rit'htigcn W'iedeii^abe der Keisebeobach-
tung-eu ab. r)ie Quelle derselben war wol in allerletzter Linie wissen-
schaftlicher Eorschersinn; — abgesehen von den astronomischeu Beob-
achtungen — sondern sie waren ganz und gar von dem Interesse der
Völker und — vom Zufall abhängig.
Das Interesse der Völker wandte sich naturgemäß zunächst
ihrem eigenen Lande zu, namentlich bei denjenigen Kulturvölkern, die
ein abgeschlossenes Leben für sich fdhrten. Sie widmeten der Kenntnis
ihres Landes die lebhafteste Sorgfalt, nahmen Vermessungen desselben
vor, um Größe und Eintheilung zu bestimmen, sammelten Aufzeich-
nungen über die Natur der einzelnen Bodengebiete ihres Vaterlandes
und brachten es nicht selten bis zu einer abgeschlossenen Choro-
graphie desselben. Die Hauptträger geographischer Foi'schung waren
aber diejenige Coltunrölker, welche über die engen Gi-enzen ihree
Yaterlante Idiuuwtrebtea und mit beaaehbarten Völkern friedliche
oder ftindlidid Beziehungen anknüpften. Durch Handels unterneb*
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iriuugeii zu Wasser und zu Laude und durch Kriegsziigp
die Kenntnis der Erdoberfläche immer mehr erweitert und VLnutdut,
und je mehr die entferntesten Völker miti iiiaiuki in üeruln ung kanieo,
je mehr sie zur Befriedigung vou allerei Bedürfnissen aufeinantler an-
e:ewiesen uaren, desto gr/tßer wuidr auch das ^faß allerlei Erkennt-
iji>>r von der Natur der Erdrkunie, welche in dem Interesseukreise
dieser Volker lagen. Ja man brachte es auch zu graphischen Dar-
stellungen der einzelnen Länder, zu "Wejre- und Laiuikarten.
Dennfu li war naturgemäß die Keniituis der Erde in jenen Zeiten
sehr lücktMliaff und unsicher. Um uns nun im oin/» Im n pin Hild von
dem Staudi)unkt erdkundlicher Frkenntui- und l nierweisuu*: jener
Völker machen zu kimnen, müssen wir jenen Fäden nachgehen, die
das Coltarleben derselben nach dieser Kichtung dorcbzog««.
1. Die Inder.
Die geographischen Ansichten der Inder waren aufs engste mit
ihren Mythologieen und Religiuiissystemeu verknupit. Des Schöpfers
„Indra" erste Schöpfung war das Wasser. Dann formte er die Erde,
,,die mau alles Saiiitiis Uniueü nennt, ^ und die „Luft, durch welche
alles L*'! M ilde erst lel't " Er „goss dabin die Wasser und tluüte auf
den Bergen all die Flüsse''. Er zt ii^ic „Hiiimit ], Sonne, Morgenröthe",
„Mond und Sonne, welche zwei die Zeit besüuunen", «Äther, der den
Schall tr%t und die Welt durchdringt".
...Tn. Indra der beherrscht was fließt und stiikt€ht,
Der Dounerei, den, was Hörner trägt, gebändigt.
Der igt fflnraln der Kensohen recbter KOnig,
Der, wie «hi Kzeii die StraUen, «Hos ftuMt.*^
Der Erhalter dieser Schöpfung ist Wisduiii, und unter Stw&t dem
Zerstfirer, yerehrte man das in steter YerSnderang sich immer neu-
gestaltende Xjeben. Diese Dreieinigkeit entströmte Brim, dem ewigen
Urgeiste. Zaiüxeiehe niedere Gottheiten, gnte nnd bOse, wurden anBear-
dem verehrt oder gefOrchtet.
Die Brahminen, jene slte gelehrte Priesto^uste, die noch hen^
ssntage im Besitze aller Gelehrsamkeit unter den Hindus ist, waren
auch in Bezng auf das Wissen von der Erde die berufenen Lehrer
des Volks nnd der Jugend. Die Erdkunde wurde geradezu auf gött-
liche Autorisation zurückgeführt Im 6. Buche der indischen üias,
dem Epos Mahabharata, üudet sich eine geographische Episode von
*) Aug den nBifred»", fibenetü im. Hocte, die vmkeigeliflBdeii Gltata «Iwili
ebenda^ tbeils «u Sekintela, «beiBetrt tob E. Meier.
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900 Versen. Brahma selbst beauftragt seinen Diener, den weisen
Sudsdiyas, den Menschen die Kenntnis der Erde zu verkttnden:
ih'r Flüsse und dnr RtTgi; Namon, o Sandsehyn?,
So audi der Dörftt, und wa^ üoust aui Erden wobut,
Die Male iacb, o lUilmidiger, iiitiflnumnit.
Alles benähte du, und «aeh die Wfilder, o Sandeehjes!
Und nun beginnt die Aulzahhmg der beiden Ozeane, der sechs
Hauptget>iige und alles Übrigen."*) Das Epos Ramayana enthält
im 4. Bache eine Beschreibung der ganzen Erde. Auch in den
Vedas, den heiligen Büchern der Hindus, kommen wichtige geogr»-
phisclie Angaben vor.
Der Welt ansieht der Inder lag die Idee eines organischen
Ganzen zugrunde. Ihnen war die Erde eine gioiie, auf dem Wasser
schwimmende Lotosblume.**) Die W uizel der>;elben ruht im uuei-
forschlichen Ozean; ihiv Hlilte entfaltet Ii ^rbii Himmel im Glänze
der lebenspendenden Smiu Die entfallet t i^liitn ist die gewox^dene
Welt; die Knu^peü sind werdende Weltschoptungen.
Hochindien mit Meru (Himalaja), dessen glänzende Schneegipfel
ihnen Kailasa war, der Versammlungsort der Götter, fei-ner Tibet
und die hohe Tatarei machten zusammen die Mitte der Lotosblume
»«8. ihren Fruchtboden mit dem Pistill. Aus den Staubfäden, welche
das Pistill umstehen, fließen die befruchtenden iStröme der Erde nach
den vier verschied ptioti Weltgegenden. Auf dem Wasser des Ozeans
breiten sich nach den vier Weltgegenden auch die vier Hauptblätter
der Lotosblume aus: nach Süden das Hauptblatt Dwipa (= das Meer-
nmflossene, oder Dekan = das Südliche), das eine köstliche Frucht
trägt, welche die Götterspeise Jambu abgiebt, nach Osten Sin oder
Cliin f= China), nach Norden Kuru (Sibirien) und nach Westen das
Land Javan, d. i. Iran und das Abendland. Den vier Himmelsgegen-
den folgen auch die bedeutendsten Flüsse in diesen Ländern zwei
indische nach Süden (Ganges und Indus), zwei chinesische nach Osten
(Hoang-ho und Jang-tse-Kiang) , mehrere nordische nach Norden (in
Sibirien) und zwei nach Westen (Sir und Gihon). Zwischen den groften
Hanptblättem befinden sich kleinere Blätter, wie Hinterindien, und
zahlreiche kleinere Blättchen liegen nm die gftnxe Blüte zerstreut;
du sind die zahlreichen Inseln.
Eioe andere, nicht minder phantastisehe Weltanaicht trifft man
*) Ritter, Geschichte der Erdkunde und der EntdeckuigOiL
**) Di» Lotoabliime ist «m heilige Binme in Hiadtts.
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ün bereits genannton Epos Bamayana an.**) Darnach sind vier Kokes-
Elephanten als der „ Weltregiouen OnmdpfBüer'* die Trfiger der „welieii*
umkritnatem** Erde. Sie befinden sidi ja in einer der Hanpthinunels-
gegenden tief in den Abgründen der Unterwelt Auf ihren Hftnpteni
mbt die „bebirgte, beetrOmte and bewaldete" Erde, „mit Bilandeo
besftet," ^voll mancherlei Lande, mit mancherlei Stftdten geaieret*'.
„Wenn der Kolosö-Elcpliam zur i-ricicbUrung, müde der Last, nun
Sehttttett du Haupt, dann wird SrdbebeB gespurt tob den HenKheii.* —
Abweichend von der Lehre der Brahminen fassteu die Buddhi-
sten das Erdganze auf. Ihr l^estrelien, alle Begriffe auf mathema-
tische Formeln zuriickzuiüliren, erklärt ihre Ansicht, dass die Erde
als ein großes gleichseitiges Dreieck aufzufaissen sei, von welchem ihr
Indien die südlichste Dreiecksspitze in vullendet^ster Form bilde. Der
Triangel ^alt ihnen übrigens als die voUkoniineuste, sinnreidiste aller
Formen. Ihuid nm dieses große Erddreieck sollten wie im Kieise alle
übrigen Inseln und Länder Heften. Die Zahl solcher Insehi wird
späterhin von Ptolemäus auf 1378 angeii:i ben.
Vom Abendlande und namentlich vom europäischen Westen hatten
die alten Inder trotz gegentlieiliger Versi< hei ungen und Fabeleien der
Priester gar keine Kenntnis. Wol aber waren die Priester im Besitz
von Special karten über die indischen Landschatten und hatten sich
auch eine Art Erdkarten construirt.
Eiiikiiihle and erdkundliche Belelu iiiigi u -rundeten sich nach vor-
stehonden Ausführuu^cii bei den alten Indern also vorzLi^>\veise auf
Phuiita>ie. Mythos und Glaube. Genauere Kenntnis besaßen sie nur
von ihrem eigenen Lande.
2. Die Ägypter.
Die alten Ägypter verdankten die Art und Weise und die 131 nie
ihrer Cultnr fast ausschließlich der Natur ihres Landes und dem
segenspendenden Nil. So machte sie ihre Landesnatur auch zu Er-
findern der preometrischen Laudveruiessung. Alljährlich nach
der Überschwei !i Iii ung des Nils musste die Ackervertheilung aufs neue
vurgeuüinnieu oder doch berichtigt werden. Der hohe Culturwert der
Nilthalstrecken ließ außerdem bei der dichten Bevölkerung eine genaue
Eintheilung des Landes noth wendig erscheinen. Sie hatten tlas Land
in 44 Nomen, diese wiederum in Tempelbeziike getheüt, verstanden
*} YemL «BMm^uift*', DI« HanUtiuift der Guga (05ttiii da OaBgeistniitas)"
L (Iwüng. Übenetnmg von A. W.'floUegol.
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— S6 —
das Nivelliren und die Canalisation. Die Fracht dieber Ciilturarhi ii in
war eine L'Piiano k%'nTiTTiis ihres ]^aiides. Auf Grund (l»'?'^ell)eii bil lt i''
ach. bei liineu zuerst di* r'lioro- und 'l'opof^raphic iu\<, hier also
eine Länder- and Ortebeächieibuag dtä iSüthaleä uach iSomeD uud
•Tempelbezirken.
Aber auch auf die llinimelskuüde wurden tiio alten Ä5rypter
durcli die Natui' ihres Landes h in pre wiesen. Das Wiederersclieinen
des Sirius in der Morgendäumieruug- zei^rte ihnen den Anfang der
Nilübei'sc.hwemmunf^en an. Sie nannten diesen Stern daher Sothis,
d. h. NilsteiTi. Die g-enaue Beobachtung der regelinälii^en Wiederkehr
der befruchtenden Überschwemmunf^en entwickelte hei iimen frühzeitig
die Kenntnis des Jahres, das zuerst von ihnen zu ÖOöV* Tagen
bestimmt sein soll. Freilich mischte sich den astronomischen Kennt-
nissen auch bereits früh der Glaube an einen Einfluss der Gestirne
aof die Fruchtbarkeit des Jahies und die Schicksale der Menschen
bei. Was in ersti ler Hinsicht bei der Sonne unzweiCelhaft und beim
Sothis angenBcheinlich war, wurde bald, genährt von religiösen Vor-
stellungen, nach beiden Richtungen hin allgemein auf alle Gtestime
tbertragen. Dadurch erschienen diese aber ebenfalls fQr eine genaue
Beobachtung von großer Bedeutung. Die Beobachtung des Stern-
himmels entwickelte sich zur Sternkunde, in welcher dies alte Volk
bereitB Hervorragendes leistete.
Der enge Zusammenhang religiöser Anschauungen mit der Natur
des Ffaaraonenlandea bradite es mit Biob, dass die Ägyptischen Priester
itnig vetpffichtet varen, die Chorographie Ägyptens nnd des Nü-
stromes zu stndiren. „Unter den 42 hermetischen wissenschaftlichen
Abtbeilangen, in deren Kenntnis ihre drei yerschiedenen Priester*
kastfflk eingeweiht sein mnssten, werden aach Astrologie, Eosmographie
ind Geographie, Erd- nnd Weltknnde genannt Dieses Stadium
mv bei jedem Tempelhezirke Aufgabe des HierogrammatiknB (Scriba
sacromm), eines gelehrten Priesters, der zugleich Schreiber der Hiero-
glyphen war.^*)
Der Umfang geographischer Kenntnisse bei den Altftgypteru
wilde besondera erweitert dnrch die zahhreiehen KiiegssQge« der Seso-
Btriden. Wenn Herodot erzfthlt, dass Barns es der Grofie, der
Sesostris der Griechen, auf seinen großen HeereszQgen südwürts in
du heutige Abessinien, das Land, Kes, nordwärts bis zu dcai Wohn-
tttsen der Kolehier am Tanais (Don), ostwirts nach Arabien nnd mit
Bittar, Oesdiiciite der üidknnde md der Entdeck nngcn.
8*
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— 8«
einer großen Flotte durch das ervtliräisciie iMeer (den arabischen Meer-
busen) bis nach Indien vorgedrungen und Städte am Gangesstiuiii er-
obert haben soll: so mag- ja von den heutigen Gelehrten eine derartige
Ausdehnung der Eruberungszüge des Ramses angezweifelt wej den. Ob
mit Recht, bleibt zudem noch fraglich. Thatsache ist, dass dieser
groiite lüiogsheld unter deu Pharaonen die Äthiopen zinspflichtig
machte, mit seinen Heeren und Streitwagen nach Syrien, Kieniasien
und Mesoi>otamien vordrang und diese Länder der ägyptischen Herr-
schall unterwarf.*)
Zur Fiago d«r Amdeluiiiiig ägyptuMh«r Sroberanguflge Kiii«rt aich Bitter
inf Gnuid ?on FonolniBgen durch WiUdiisoii, BotelUni, Normand, Boger, PMkeed^
Ftftliey, Lepsius u. a. m. folgendermaßen: „Die Regentschaft der Sesoetriden ist
unzweifelhaft in den Denkmaien dargethan. Der Sesostris der Griechen ist Ramses
oder Kbamesses der Ägypter. Seine Greazsäalen mit nur zum Theil erhaltenen
Hieroglyphen und Keilschrift bedeckt, die er als Eroberer mit seinem Namoi
„Bhemees* bemidiiiete, diul Beint in fl^iiei, in den FMaeknlptann PMnkieBt
am Nähr el Kelb wieder as^seflinden. Denksäulen bei Smjma und Sarde^. . . Unfter
den Denkmälern, welche die Sesostridenzoit aus der Fabel in die Wirkli(hk»;it ^p-
rettet habeu «ind die Wand.'skulptiiren and Wandmalewten tiir die ( icsthichtc der
Erdkunde bei weitem di« wivbtigüten Kunstvolle Eelie&kuipturen in Luxor
stellen au£er religiösen Feiern und Opferfeetoi som Dank fttx ihie GDtter Midi
FeitgepittBge, Triumphe, Pompanftttge, aber aneh Bieber ungasttge eellMit,'mit
ihren Schlachten, Erstürmungen von Festen oder Städten xu Lande und zu Wasser
mit Flotteu, dar. Sic ^eben g'coprraphi - ho Daten Ton fi^rfißter Wichtigkeit über
einen großen 'I'lieil iler subtropischeu Erdrinde. Denn die Froducte der tribnt-
bnngenden Völkerschaften in Naturalis und die Terschiedenartigsten Völker selbst,
aiad in ifann efaduiniieheaTiMliten rai OebiliHliett udt abgebildet, und Miiewien
geben ihnen ihre eigwtthtlniHehMi Farben. Die Bawenwwehiedenheiten «ind rnu Üuen
Formen und Phjsiognomieen, in weiß, roth, braun, schwarz, genau zu unterscheiden.
Die Bilder enthalten l't^Rn/.en, Thiere, wie Menschengestalten in ihren eharakteri-
stischeu Furmeu. Ellenbciu in Klpphantenzähuen, indische Uolzarteu in schwarzem
Ebenholz, fremde Früchte uud iiiiere, wie iiirajfen und andere; Festungen uud
Srhilfo TetiQhiedener BMUutt rind In nhlieeew BSldem dargestellt Unn «ntandfeädet
die Meemwogen, wel^ die Flott«i der Seendiiffe dudMdineiden, denllieh Ton
den FlaHwdlen der süßen LandstrOme nnd den FIussscbiiTen. In Igypten wann
die Krief'er nur Fußvolk; ihre Führer. \\'ic in dem trojani.^ehen Kn>^r<-, imr W!i!?< n-
lenkiT. Reiterei kannten die .Vfrypter damals nicht. Reiter k^unea lialicr uur nei
deu Heeieu twialiitcber Völker erscheinen, in deren Läudern die Kroberungeu der
deioatriden üwttahritteo. Die TMehtan der Fände am gioSen Stiein zeigen in fknn
Fadencfanmcfc nnd den btintM Kattunen, daei die Ägypter bis m den tadiiehen
Völkern am Indus und Oanges vordrangen, nnd Diodor bestätigt das. In der Grab-
katakomhe eines Kfhiigs Totmes Tl. ist ein frany.cr Zug' a.«;iatiseher Völker mit Pferden
und zwei Eiepbauteu abgebildet, die damals weder in Agypttii noch in ganz Vorder-
asien gezähmt wurden, also Verkehr mit Indien jenseits des Ganges beweisen . . . .
Alle dieie AbUldnngen eetaen eolion eine genane Kenntnia von den Zeallnden nnd
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— 87 —
Dnrch diese Eroberungen der s< -Dstriden erhielten die Arrvptt^r
bereits früh Kunde von dem Vorhandensein und der Natin tiviinler
Länder nnd Völker Aue!) kam unstreitic: aut diese \Vei^L' die älteste
geographische KeiiDtnj> \oni nrum. ilt in Nfltlial und den fithiopischen
Landschaften nach dem AluiKihiiidr. l>i(' p]ntziherung dei- Hinro-
glyphen hat ii a. anch den groben Keichihuni an erdkundliflion Kennt-
nissen dargethan, welche sich die alten Ägypter uuaühangi^2: von
andern Cnlturvölkern bereits im ^anen Alterthnm erworben hatten.
WahrBcheinlich hst an^h die biblische Völkertal'el ((ienesis 10) &uf
igyptische Quellen zurückzuführen.
Im Gegensatz zu den Indei-n gründete sich die geographische
Kenntnis der Altägypter auf Autopsie und Erfahrung. Die geogra-
phischen Belehrungen hatten bei diesem realen Hintergrunde auch
mehr praktischen Wert, während die phantastisch philosophische Erd-
kunde der alt€n Inder dazu beitrug, ihi' Traumleben mit neaen Traom-
goet<en zu bevölkern.
In spfttem Zeiten der ägyptischen Geschichte wurden die directen
Verbindungen mit der Fremde sehr eingeschränkt, so dass die Ait^
Ägypter mehr denn bisher auf ihr heimisches Grebiet angewiesen waren.
Zwar wurden die Eroberungszüge nach Palflgtina und nach den Euphrat-
liBdem v<m Zeit zu Zeit wieder emenert» — zuletzt unter Necho —
aber schließlich wurde das reiche Pharaonenland selbst eine Beate der
Eophratreiche. Seitdem konnte Ägypten nichts mehr zum Fortschritt
der Erdkonde beitragen. Erst dem Emfluss griechiBcher Wissenschaft
Productionen sehr weit aoii einander ubetohendez Läoder uiul Völkeittinuae der
lätUicben Breiten der Erde voraus."
Demgegenüber behauptet Max Dunker in seiner „Geschichte des Alter-
thsm»", daas die Zflge der Segoatriden nidit Ober Beirut und Heiopotamieii hinaiui-
gvnidit bitten. 8e sei dM FebeobiM bei fieides s. B. entaehiedeii nnAgyptiflch.
Auch habe Igjpten nur niit Mühe und auf knrze Zeiten die Obergewalt über die
nächsten der umlief^endfii Lünder behiuipteu können. Dafür spreche z. B. ein Ver-
trag Ramses II. mit d(ui syrischen Fürsten der Cheta, in welchem diese b<!idcu
fierzschex ein gegenseitiges Schutz- und Trutzbündnis, eine Art DcfcnaiTaUianz, eiu-
gdieiL Die epftteren grieehiedieii Sdnifteteller seien Aber die Tragweite der Seeo-
itriflewllge Mg getittidit worden. nDie OroAepreeherei ilurer IgyptiecheB GewShiB«
männer, fie Adiüatioiiy die typische Übertreibung der Inschriften, die die Pharaonen
beständig zu Herren der beiden Welten machen, die sie die .neun Völker.' die
JjiSndcT des Xnrdcns nnd des Südens' unermüdliVh unterwerfen lassen, hatien die
Gneehea au j<-ntju Irrthtiinom verfi\hrt." Oloiclier Ansicht ist auch Hauke. Da-
gegen muss zugegeben wcrüeu, du^^ die Ägypter von der Existenz femer Länder
led Oner Natar durch Himdelilente und KmiraBenflttiier lienlioh genen nnter»
lUHet gevewn lind.
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— 38 —
zur Zeit der Ptolemiier und der römischen Herrschaft sind weitere
Erruugeii8chatteii auf dieäem Gebiete zu danken.
3. Die Hebrfter.
Die Hebräer erregen znnftcfast unser iBteresee durch die imleogbare
Thataacfae, da» sie von aUen Vdlkeni dea AltertimniB die yollkoinmeiuite
Koemogonie an&aweiseii haben. Während in den OberUefoungeii
der Inder, l^jjpter und Cbaldäer, sowie auch 8|»äter dar Griechen und
Börner die Mächte der Natur im Chaos quellen und kämpfen, die
ersten Qdtter mehr oder weniger als Ungeheoer oder wenigstens mit
abfa&ngig von der Natur erscheinen, tritt nns in den Ansehannngen
der Hebräer das aUmächtage Walten einer sopranatoralen göttlichen
Macht in hoher Beinheit, emster Tiefe und erhabener Einihddkeit
entgegen. Qott als der Eine, nicht der Vater yon Oettern, sondern
der Einzige^ der Ehrige, der ünTeränderliehe, der allmächtige Sch<^fer
Himmels und der Erde: welche erhabene Yorstellinig vom Wesen dea
allwaltenden Gottes! „So er spricht, so geschiehts.^ Ihm verdsakt
die ganze Welt, „Himmel and Srde" ihr Dasein. Er trägt alle Dinge
mit seinem mächtigen Wort; er lenket die Geschicke der Menschen;
er ordnet den Lauf der Sterne. Und wenn auch nach der Anschan-
nngsweise damaliger Zeiten Sonne, Mond nnd Sterne im Schdpftmga*
bericht (Gen. 1. 2.) nur daaa da sind, den Bewohnern der Erde Licht
nnd Wärme za spenden, ihnen „Zeichen zn sein fär Zeiten, Tage nnd
Jahre", so hat sich trotz dieser nnd anderer Menschlichkeiten, nnd
trotzdem die biblische Lehre yon der SchOpfimg der Welt dem Yer-
Btsnde groBe Bäthsel darbietet, der biblische SchOpArngsbericht doch
als älteste Drknnde göttlicher Qifenbarang erhalten bis auf unsere
Tage. Wenn also das A nnd das 0 der prophetischen Volksbelebnnig
bei den Hebräern in dem Satze gipfelte: „HOre Israel, der Herr nnser
Gott ist ein einiger GottP — wenn die Jugend von diesem Stand-
punkt reiner Gottäerkenntnis ans über Entstehung der Welt, das
Walten Gottes in der Nator, Entwickelnng der Welt zur messiaaischen
Hohe aUgemeiner Glflcksdigkeit n. s. w. unterrichtet wurde, so stan-
den dergleichen kosmogonische Belehrungen weit ftber demjenigen der
anderen orientalischen Volker des Alterthums, und in sittlicher Hin-
sicht auch Aber do^enigen der Griechen und BOmer.
Die Hebräer haben zwar weder in der Sternkunde etwas geleistet,
noch zur Fortentwickelang der allgemeinen Erdkunde irgend etwas
beigetragen: aber ihre Iiehre von der Entstehung der Welt, die er^
hobene Vorstellung, dass alles irdische Sein nicht nur, sondern alle
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Hiiiiüiel, die ganze Welt, das jrauze All aaf einen peminlichen , all-
mächtigen Urheber zurückzutiiliren 8ei, diese Lehre iai bis iu die neueste
Zät f&r den entsprechenden Zweig der Wissenschaft grundlegend ge-
wesen, zälilt \mi\e noch unter den größten Gelehrten zahheiche An-
hauger imd ist in allen Le Ii ranstalten fÖr die Jugend hinsichtlich
kosmogenischer Üeiehrungen hcriM heiid und inaßgebend.
TM«- Nator ihres Landes inaclite cjs den Hebräern schwer, für die
all!:< iiH itip Erdkiiude etwas zu leisten. Durch Meer, Gebirge und
Wüsten von den umlieprenden Ländern ab^resclilossen, waren me in
ikreiu Laude darauf auü* w i*m n . in d»*r Cultiuvn^l iltuiic' ihr^'s Volkö-
thnms innerhalb der von der Natur gesetzten ürenzea Bdi ledigung zu
fanden, r'nigeben von uiäclitigen Culturreichen, nuissten ^ip auf eine
geschickte Defensivstellung bedacht sein, durch innere Mattliteutfaltimg,
noch mehr aber durch angemessene Politik den natürlichen Schntz
ihrer Landesgrenzen zu verstärken sucIj^'ti um ihre Selbstständigkeit
den großen Reichen iro^-piiübei- zu behaupten. Nur znr Zfir !rrr»liier
Machtentfaltnng unter I)avid und Salome reichten iiiugei'e Zeit die
Frenzen des Eeicbs über das luUürlich abgeschlossene Bodeogebiet
Juoaus.
Ton großen selbststilndigen Handelsunternehmungen, ausgedehnten
Handeis- und Karawanenzügen konnte unter solchen Umständen auch
nicht die Rede sein. Der Verkehr mit der Fremde beschränkte sich viel-
mebr vorzugsweise auf einen ausgedehnten, vielverzweigten Zwischen-
handel, welclier sehr lohnenden Gewinn «bwarl Namentlich spielte
Palistina als Bindeglied zwischen den as^isch-babylonischen Ländern
und Ägypten in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle. Afan fand hier
Gcwerbtreibende und Handelsleute aus allen damaligen Culturländern.
Der Chronist gibt die Anzahl der Fremden in Israel auf 153600 an.*)
Daher war der Um&ng geographischer Kenntnisse bei den
Hebräern trotz der Abgeschlossenheit des Landes dank der mancherlei
fierüJurongen des Volkes mit jenen Culturländern ein immerhin nennens-
werter. Dafür spricht in erster Linie der weite Umfang der so-
genannten Völkertafel, Genesis 10, in welcher die Ausbreitung der
Geschlechter der Menscln n nach den Söhnen Noahs, Sem, Ham und
Japhet, dargelegt isu Diese mericwürdige althebrSische Urkunde^
die entweder aof Ägyptischen ürsprong nrftckziiflUuren ist oder einer
apiteren Zeit zogeschrieben werden mnss, setast fttr Jene Zeiten bereits
«nfimgreiche geographische Kenntnisse voraus, da bei den einzelnen
*) n. GhiDii. 8, 17.
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Geschlechtern und Stammvätern Länder, Städte und Inseln g^enannt
werden, welche jene in Besitz nahmen. Sie verbreitet sich über We55t-
asien, den Nordosten Afrikas und das östliche Südeurupa, also über
die wesentlichsten Länder des Centrunis der alten Welt.
„Sie reicht im Norden von Thiras i Thracien) zu den (Tuuier
und Tliotrarmn i Armeniern ), zu den (Quellen des Ku])hrat und
Tigri;? über As.sui- und Ninive, bis zu den Madai Mederu), Flam
(Susianerni und Paras (Persenn Südwärts jr< ht ^-io bis zu den
Joktan am Sftdende von Arabia telix, dessen Bewohuei' sich auch
heute noch Joktaniden nennen. Dann blickt die Tafel über das
erythräische Mt * i /.n den Kuschiten (Afrikanern , die sie Mizraira
(Ägypter"», Sabtha oder Sabota (Sabäer), II evila oder Chevila
(ob Aila?) und Nub nennt, d. i. die hentiL'-en Nnbier und Äthiopen.
Gegen West reicht sie bis Elisclia, Klis dei- Griechen im Peloponues,
nai'li Kaphtor (Kreta), nach Chittim (Cypern'» mit Sidoniern, Phö-
niziern. Die Raenia und Dedan sind arabische Stämme am äußer-
sten Ozean und am pei-sisch- ei yt hräischeu Meere, gegen den InduB
hin, also die östlichsten Völkerstämme der Tafel."*)
Dass den alten Hebräern die Kunst des Landvermessens und
der Landbeschreibung von Ägypten her bekannt gewmn sein
mass, geht aus den Aufzeichnungen in den Büchern Mose und im
Bache Josoa herror. 4. Mose 34, 7—12 helftt es 2. B.: „Dir soUt
messen von dem großen Heer an den Berg Hör, und von dem Berge
Hör messen, bis man kommt gen Hamatli, dass sein Ausgang sei die
Grenze Zedada; und derselben Grenze Ende gen Siphron, und ilir
Ende sei am Borf Ehian; das sei eure Grenze gegen Mttemnclit. Und
sollt auch messen die Grenze gegen Morgen, vom Dorf Eoan gen
Sepham. Und die Grenze gehe herab von Sepfaam gen Bibla zn Ain
von morgen wftrts; darnach gehe sie herab nnd lenke sich auf die
Seiten des Meeres Cinereth gegen Morgen, und komme herab an
den Jordan, dass ihr Ende sei das Salzmeer. Das sei ener Land
mit seiner Grenze unher.'' In Josna 1^ 4 heiftt es: „Scfaaifot ans
Jeglichem Stamme drei Mflnner, dass ich sie sende, nnd sie sich auf*
machen und durch das Land gehen nnd beschreiben es, nach ihrem
Erhtheile, nnd kommen zn mir.* Und im 9. Terse: „ünd also gingen
die Mftnner hin nnd durchzogeai das Land und beschriebene auf
einem Brief nach den Städten in sieben Thailen nnd kamen ins Lager
zn Josna.'*
*) BitteTt Gelduchte der EnUntnde imd der Entdeekungeii.
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— 41 —
Tn späteren Zeiten musste mit 'h'v F'orteutwickeluTiö' <I<^r all-
gemeiueu Weltcultnr auch der Umfang geographisdif^r Kriiutiiisse zu-
nehmen. Audi trugen die exilisdien WanderungHti It r Lsraeliten dazu
bei, die erdkundlichen Anschau un^j:en des Volks zu bereichern. Im
exiüächen Jesaias*) ist anscheinend die Ostgrenze erdkundlicher Kr-
kenntnis bereits bis Thina vorgerückt. (Jap. 49. 11 — 12 heißt es:
^Tfli will alle meine Berge zum Wege machen, und meine Plade sollen
gebahnet sein. Siehe, diese werden von ferne kommen, und siehe,
jene von Mitternacht, und diese vom Meer, und jene vom Lande
Sinim." Der Name dieses fernen Volkes, welches zu fürchten ist,
wird von Geseiutts und anderen Orientalisten auf China gedeutet.
Em aicbere Kunde von der Existenz dieses großen Oulturreichee
scheinen die Hebräer aueh späterhin ebensowenig geliabt et haben,
als dies bei den andern alten Ooltorvölkern der Jb all war. Wenig-
stens reicht die Aa£zählung der Völker Ap. Gesch. 2 östlich nicht
üher die Grenasen von Iran hinaus. Nach Westen dagegen lag bei
den Juden bereits zur Zeit der Makkabfter Born iDnerbalb der Greozen
gMgrapblselier Erkenntnis.
*) Bietiem Proithcten wird Jesaias 40 — ti6 zugeschrieben.
(Schluss folgt.)
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Nielit Leben^gemeinsebafleii, WHdeni LebensInMer.
Ein Beitrag sur Methüdik des nata^esdiiciitlichea Unterrichtes.
(Aiunng aug einem auf der Laiidet>Lelirerkoiifinreiui in OUenburg geltalteneBYortrag.)
Von «T« ßun^'OldBaburg.
Hochverehrte Versammliifigr! Wenn man übei den Wert eiiie^
Unterrichtsfaches entscheiden wollte nach der Zaiil der Vorträge, die
über dasselbe fr^^ halii u worden sind und gehalten werden, oder nach
der Zalil der Handbücher und Leitfäden, die erschienen sind und nocli
stets ersclieinen, so müsste die Natui^eschiclite einen außen i (1 entlieh
hohen Wert für unsere Volksschulen besitzen und an er><ter t>telle
stehen. Diesen Platz wird i)ir nun zwar niemand einräumen: aber
so viel ist durch die vitdseitin^e Bchandlunjr doch erreicht worden, dass
die Natur<i:eschichte wenigstens als bereclitigt anerkannt wird, m den
Lelirplan aller Schulen, von der höchsten bis zur medrigstea, auf-
genommen zu werden.
Die große Zahl der neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der
aatwgeschichtlichen Literatur, wie auch die vielfachen Debatten über
dieses Thema erklären sich leicht aus dem Umstände, dass die Natur-
geschichte eines der neueren T^nterrichtsföcher ist, und es noch nicht
zu einer von allen Seiten als richtig anerkannten Methode gebracht
hat. Andere Unterrichtsfächer, wie z. B. Geographie und Geschichte^
haben seiner Zeit ebeofaUs heftige Meinungsrerschiedenheiten hervor-
gemfen. Gegenwärtig spricht fast keiner von diesen Fächern, weil
ihre Methode einen vorl&ofig befriedigenden Abschluss gefunden hat.
Ganz anders steht es mit der Naturgeschichte; da will noch kein
Stillstand eintreten. Es gleicht die Bewegung dem wogenden Meere:
eine W(lle kommt heran, Torftbeigehend scheint sie alles zu beherr*
sehen, doch bald wird sie von einer andern abgelöst, die eiiie Zeit-
lang dasselbe Spiel treibt Wann die Wogen sich glfttten irerdeii,
yermag jetzt noch keiner zu sagen.
Man irird nicht umhin kOnnen» auf die wechselnden Andchten
einzogehen, wenn man SteUang dam nehmen will.
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- 43 —
Es kann das an diesem Orte übergangen werden. Hier auf Lü-
bens Aleihude einzugehen, hielt der Referent fiu' uonötliig, vielmehr
suchte er in gedrängter Kürze ein möglichst anschanliches hi\d der
neueren Methode der sog. Lebensgemeinscliaften zu geben, die ver-
treten wird voii Junge, Kießling und Pfalz, Vögler, Twiehausen n. a.
Meine Herren! Wollen wir hier einni.il Halt niaelien und ein
Urtheil zu e^ewinnen suchen. Fragen wir uns zunä''li<t, ob man sich
mit dem aufjit -teilten Ziel pinvfTstaiiden erklären kann.
Junge ff 1 den „ein klares, gemutUvoUes Vei'stäDduis des einheit-
lichen Lebt US iu der Natur".
Kieüling und Pfalz fordern „ein klares Verständnis der 2^atur
uui eine auf solchem beruhende Liebe zu derselben".
Diese Ziele, die si<di im wesentlichen decken, wird jeder gern
unterschreiben und als richtig aneikennen.
Unsere zweite Frage wird lauten: Ist die Methode, resp. sind
die Methoden derartig, dass obiges Ziel erreicht werden kann? —
Wiederum muss unsere Antwort lauten: Ja. Also wären wir fertig
nnd könnten die Methode nur empfehlen. Aber leider können wir das
letzte Ja nicht so unlx^dingt aussprechen, müssen vielmehr die Be-
dingung anhängen: Wenn sie durchführbar ist
Und das ist es gerade, was ich bezweifle, so sehr ich aach dank-
bar anerkennen nrass, durch die betreffenden Schriften manche An-
TQgmig empfangen zu haben.
Hinsichtlich der Anordnungsweise Junge's sagt. Grunzow im „Pae-
dagogiam"*): „Durch die Behandlung mehrerer Lebensgemeinschaften
aebeneinander dringen zu viel Eindrücke auf den Schüler ein, so daas
« achwierig wird, ihm klare Anschauungen nnd Voratellnngen zu
geben. Der Gedanke der Einheit, welcher sich dem SchtUer realisirt
darstellen soll, wird dadurch verwischt."
Dies Urtheil halte ich für zntretfend.
Kiftaiing und Pfalz sagen *^): „Wir halten die Junge'ache An-
ordnanggweiae ttherhanpt fttr alle Stufen des Unterrichts sn schwierig.
Sie ist aber anch in hohem Orade unpraktisch, weil man ..."
Auch dieses Urtheil halte ich tOx zntr^end nnd möchte jetst
■ain eigenes folgen lassen, und zwar nkht blos Aber die Jnnge^ei
aondem ftber alle nach dem Princip der Lebeamgemesinschalten ent-
wDilbnen Helhoden.
*) pMdagogiiim n, S. 798.
*^ X. 0. PI: Wie mm der Natug^MhichtfiiiiteRioiit a. «. w. S. 46.
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— 44 —
Wol Ute ich die Methode der Lebeiuigeiiiehuflhiftan, wie ieh sie
kurz nennen möchte, Ar eine ideal angelegte, mittels welcher ein
klares Verotftndnis der Natnr, wie auch liebe za derselbeii enoelt
werden kann, jedoch halte ich ne auch für schwer darchfllhrbar,
nm niclit xa sagen undarchfilhrhar, nnd swar ans folgenden GrOnden.
£rstens gehört ein Lehrer dazu, der ein ganz anagedfllintes
Wissen besitzt und alle Gebiete der Natnr ToUsttndig behsiTScht, wie
es nicht viele gibt Wie viele mögen denn unter uns sein, die daa
Bekenntnis ablegen kl^nnen: Ich beherrsche alle Gebiete der Natnr
soweit, das8 ich mir getrane, mit Erfolg nach dieser Metbode zn
nnterrichten? Zwar werden Anhänger der Methode mir erwidem, ,
dass das nicht so schwierig sei. Man brauche nur fleißig hinaus-
zugehen und die Natur zu beobachten, sowie die einschlägigen Schriften
zn Studiren. Leicht ^psa^t, aber schwer gethan*
Wol sage auch ich, dass das Studium der Natur, wenn man sich
nur darin vertieft, äußerst interessant ist; aber hat auch jeder Lehrer
Zeit dazu? £r hat doch auch anderes zn thon nnd sich auf die
übrigen Fächer vorzubereiten. Und kann man femer von jedem ein j
solches außerordentliclies Interesse verlangen? Der eine hat Neigung '
f!ir dieses, der andere für jenes Fach, und die Herren, die sieh geirade
föi' dieses Fach interessiren, dürfen doch nicht verlangen, dass alle
andern ihre Vorliebe theilen, ebensowenig wie ein Musikliebbaber von
allen andern verlangen darf, daas sie seine Kunst treiben nnd ttben
sollen. Man kann doch auch, ohne gerade ein Naturforscher zu sein, ;
einen befriedigenden Unterricht ertheilen, wenn man sich auf leichter |
gangbHren Straßen hält. |
Und wie sieht es mit den Hülfshüchern dieser neuen Methode I
aus? Junge selbst sagt*): „£& ist unmöglich, füi* alle deutsch redenden
Schüler eine nach Lebensgemeinschaften geordnete Naturgeschichte za
schreiben.'' Und in Bezug auf sein Buch sagt er**): „Es ist keines-
wegs meine Ansicht, dass das^selbe ganz oder das Einzelne in dieser j
Torliegenden AusfÜhmng durchgeai'beitet werden soll Es muss |
fÖi* jede Heimat eine specielle Auswahl getroffen werden." Wie man j
daraus ersieht, bietet dies Buch, bezw. alle deraitigen Bücher, nur i
Andeutungen und Anregungen, die Hauptarbeit aber verbleibt dem
Lehrer. Wei' kann das? I
Mein zweiter Grund betrifft die Zeit. Um nach dieser Älethode !
etwas Befriedigendes, d. h. in Hmsicht auf das gesteckte Ziel Be-
_ t
*) Junge: Natwrgeichiolite IL Torwort S. IX. j
**) Junge a. 0. 8. VII. j
I
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friedigendes, zu erreiclien, ist nach meiner Ausicht mehr Zeit erforderlich,
als der Naturgeschichte in unsern Volksschulen eingeräumt werden
kann, namentlich in den einfacheren. Wir verkennen durchaus nicht
die Wichtigkeit dieses Faches; aber es ist doch nicht das allein wich-
tig«, sondern nnr eines von etwa einem halben oder ganzen Datsend,
di« dieselbe Wichtigkeit beanspruchen.
Drittens gehört zur Durchfabrang dieser Metbode seitens der
Kmder eine Fülle von Beobachtungen und Erfahrungen, die sie weder
haben noch haben können. Und gerade in den städtischen Schulen,
iro die Zeit sich noch am ehesten erühri^en ließe, fehlt es daran**}
Abb diesen drei Gründen halte ich die Methode der Lebens-
gemeinscbaften für zu weltgehend und förchte, daee der Unterricht
danach, so planvoll auch die Methode angelegt sein nag» sehr leicht
eine planlose Unterbaltong wird, die keine nennenswerten Besnltate
ergibt. Damm ist diese Hethode ftr den NatnrgescfakhisanteiTieht in
im VolkssdudeD, von besonderen FSUen abgesehen, nicht sn em-
püBUen.
Was sollen wir nmi an ihre Stelle setsen?
StatI der Lebensgemeinschailen möchte ich LebenshUder toh
Sinielweaen in den Yordergnmd steUen. Ich wShle diesen Ansdmek
raftdist nnr, im dem eben Schlagwort ein anderes entgegenzostellen.
Stitt aUgemeiner Sduldanmgen and Betrachtangen Aber eine Bdhe
mn Lebewesen fordere ich allseitige Betrachtangen Uber Einzel-
wesen, also Monographien. Ähnlidi wie im Geschichtsonteorricht
die biographische Methode schlieftUch den Vorrang behanptet hat,
gfanbe ich anch in der Natorgeschichte in den Lebensbildern Ton
SiDxelweaen die richtigste Methode zn orbU^en. Denn an diese Iftsst
ach m ongesnehter Weise alles anscUiefien, was za behandeln nOthig
ist; der Baa, die zweckmlfiige Einrichtang, die Lebenswelse and Ent-
irieketnng, die Stellang zum Menschen und zn andern Wesen n. s. w.
Wenn ich ein fremdes Urtheil flkr mefaie Ansicht aaftthren dari;
m mochte ich es ans dem Vorwort za Backhaas' Ldt&den entnehmen,
wo es heifit: „Ihre (der Schale) Aafgabe aaf dem Gebiete des Beelen
ist, ansehanliehe, lebendige Einzelbilder zu geben and diese darch
nsammenfassende Obosichten zn yerknüpfen. Eine geringere Zahl
lebeasfoUer Bilder ist besser als eine grOfiere Zahl matter, sich im
»Allgemeinen" haltender Zeichnungen.**
*) Vergleiche beispielsweise die Einleitung zur Lebensgemeinschaft ^Feld".
K. 11. Pf.: Natnrgescbirhto fiir die einfftche YoUuBohale, S. 106, oder Twiehausen:
Naturgeschichte IL Die Heide, ä. 131.
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— 46 —
Ähnlich sagt Baade*): »Iis ist nifsht die Avflfabe, dm dia E3iid€r
der Volksschale ein Yentiadiiis des Lebeiui im allgemeiiiea gerwinnan,
sondern dass sie elnieliie» dem Kinde»- und VdkBintoeiBe nahelie^^eudft
Pflanzen und Thieie keimen, ihren EOrp^ban nnd ihre LebensweiBe
und ihre Beziehnngen zum Natorhatuhalte n&d zum Moisehenleben
verstehen leinien. ünser Volk braneht richtige Andebteii und rer-
atfindige Kineiditen; aUgemeioe Übenichten begehrt und bnncht es
nicht, mOgen diese Ubersichten die Systeme der drei Natnrreiclie sein
oder die allgemeinen Organisationsgesetase* (oder die Lebensgemein-
schaften im Sinne Junge's u. a., setzt der Beferent hinzu).
Man wird bei dem Eiiizeluhjec t natürlich auch von seinem Vor-
kommen nnd seinen Bezieliiingen zu andern Lebewesen sprechen und
so gewisse rniat5en ;iuch zu Lebensgemeinschatteu kommen, doch ohne
sie in den Vordeif^rund zu stellen.
Scheinbar mit Rec-hi wird uiaii IjU'i- einwenden, dass die neueieu
Methodiker auch Einzelwesen behandeln, und dass somit kein wesent-
licher Uuterscliied zwischen meiner Fordeniug und deu Forderungen
jener bestehe. iJennocli würde dieser Scbluss trügen.
Nach meiner i^'orderung kommt man nämlich nur dann auf die
Lebensgemeinschaft, wenn diese auf der Hand liegt, ohne die Aus-
wahl des Stoffes danach zu treffen, während bei jenen die
Lebensgemeinschaft Ausgangs- und Zielpunkt ist und die
Auswahl der Objecte bedingt. Das ist doch ein wesentlicher
Unterschied.
Nachdem ich das Grundprincip; „Nicht Lebensgemeinschaften,
sondern Lebensbilder" festgelegt habe, möchte ich die nach diesem
Princip anfgdiMitite Methode des weitosen darlegen, nnd zwar in fbl-
■gender Beihenfolge: 1. Ziel, 2. Auswahl, S. Anordnung, 4. Lehr-
verihbren.
L Ziel. Als Ziel des Unterrichte ist zu bezeichnen:
a) Die Kinder sollen beobachten, denken und die Natur versteheu
lernen.
b) Ihr Herz und Gemüth soll dadurcii veredelt werden.
c) Sie sollen durch deu L'uterricht üus Leben nützliche Kenut-
üiäbo erwerben.
Während ich bezüglich der beiden ersten Punkte wol auf all-
seitige Zu^linlmuug rechneu darf, möchte der drille auliklleu, weuu
*) Baftde: Zur Befoim des NatoigsMlüditsuiiteKichto ia dci YoUbb/Mb*
Spaadaa 1887, OiteiwitK.
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«Kk Tielkieht aar deswegen, vefl er biBber bei aDes Mefhodikeni
etwas B den HiBtetunnid trat War das recht? Oewiss nieht; den
diBMr ÜBtoiMI iil meM aUdB dam da, Sims «ad YentaBd si
ttwn od SB schtofea and istiietisch mid etklsdi die Kinder sn heben»
sondern er soll ihnen aaeh etwas wiridicb inrahtiBch Biuefabaies ftis
fitere Leben nitceben. Und wenn wir bei jedem anderen Fache
ngen: Nicht fllr die Schale, sendera IBis lieben wird gelent, so
ttlsnB wir solches in dSr Natorgaehiehte mit grOfttem Naehdnek
MsRL Wenn aneh manches, was nach Lftbens Xethode wiehtiif waiv
ohne 9dmden Mden dtrt, so nmas anderseits im üntenicfat doch yot»
kommen, welche Pflanaen ms nahrhafte Speisen Uefem and welche
weniger nahrhaft sind, yon welchen Speisen man sieh bei besdainkten
IGttefai Ycvsngsweise sn nihren hat, damit der KSrper sn ssinsm
Baeht kommt wie die Hsnt]rflege sn betreiben ist, damit diese ihren
Zweck eiftUe, wie die Wiese sn irflegen ist n. a w. Idt helfo, dass
€Ib mir xostbunsn werden, dass ich diese Fordemnir in dem Ziel
besondcfs sim Asadmck gebracht haha
Übrigens schenit man nenerdinga aneh Ton anderer Seite das 6e-
fthl sn haben, dass man diese Fordenmg wol etwas mehr als bisher
in den Vordergnmd stellen mnss. In einem ilnlbslE in der sDg. d.
Lehnmitn^ rvm 9S. Min d. J. hei£t es: »Die Nataigeschichte hat
es nicht mit gelehrten Dednctionen oder wissenschaftlichen Clasoen
nsmen, sondern mit der Vorffihmng detjenigoi Katorkftrper nnd Er-
SBHgnisse an thm, mit wdehen das Kind tiglich m BeriUmmg kommt
nad die mit dem menschlidien Haashslt in mnihisBreielier Bemehong
steilen. Eine bevonngte Stellang nimmt die Pflanzenwelt in der Yolks-
sehnle ein; insbesondere sind es die nfttslichen Oewichse, welche
das Kind kennen lernen soll. ... Bei da* Behandlnng des Thier- nnd
Minesntreiehs tritt der Natsen oder Sehaden in den Yordergrand;
doch darf der üntemcht nicht aasschKetlich nach diesem Gedehls-
fnakt ertheih weiden. Bei dem naturgescbichtlichen Unterricht find^
der Lehrer Gelegenheit, manchen Iirthnm nnd Aberglauben im Volke
n aerstflren, dsrUnvorsichtigfceit entgegensntreten (z. B. Giftpflanzen),
fmfcaante Thiere in Sdrata sa nehmen (Manlvnirf, Fledermaos, Blind-
sddeiehe), Ar den Thierschatz zu wirken, die Qoacksalberei und an-
dere betrugerisehe Kflnste in Misseredit zu bringen and einen wot
thitigen Sinfluss auf das Yolksleben auszuüben. '
n. Aaswahl. Hauptgesichtsponkt für die Ans wähl des Stoffes
der Mensch und alles das aus der Nator, was an ihm in naher
Bwriehnag steht Bdmndelt werden:
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— —
a) Der Mensch. Bau, Leben und Pflege des mraschlichen Körpers ;
b) Wichtige, zum Mensehen in naber Beziehung stehende Natur-
körper der Umgebung, und zwar aus allen drei Reichen;
c) AuslÄndische Pflanzen und Thiere, insofern sie für einen großen
Thtiil der Mensclilieit von besonderer Wichtigkeit sind;
d) Xaturkürper, die interessante Vorgäntce in der Natui- veran-
sclianlichen, ohne dass sie zum Menschen iii naher Beziehung stehen.
Zur Kl luutenin<,^ hiczii wird nicht vi- l y.w sagen nöthig sein. Wenn
ick den Menschen obenanstelle, so soll (iaiiiii nicht gesagt sein, dass
dies Capitel zuei*st behandelt werden soll, sondern nur, dass es mehr,
als bisher im allgemeinen üblich, berücksichtigt werde.
Über die Auswahl nach dem Funkle h) und d) lässt sich streiten;
denn der eine wird diese Pflanze und dieses Thier für wichtig: halten,
der andere jene. .\ber das sind nutzlose Streitereien. Denn ob man
z. B. die Wichtigkeit der Hülsenfrüchte an der Erbse (ler an der
Bohne üacliweist. wird ziemlich gleich bleiben. Nach einPTii l * stimmteii
System wird nicht ausgewälilt und nichts demSysteui ziilit lir Ix lianilt^lt^
was sich aus anderen Gründen nicht rechtf^TticHn läb.st (z.B. /.alniHrme
Thiere, lieuteltlii< r*- Wo sich beides wr^im^en lääst, da sehe ich
allerdings auch keinen Grund ein, warum man nicht auf das System
hinweisen sollte. Wenn man Rind, Schaf und Reh behandelt hat, oder
Hase, Maus und Eu iiiiörnchen, warum soll man da nicht die natürliciie
Verwandtschaft hervorheben?
Auch nicht nach Lebensgemeinschaften ist ausznwälilen. Denn ist
das etwas anderes, als au die «Stelle des einen iSystems ein anderes gut
setzen?
Die Behandlung ausländischer Culturwesen glaube icli fordern zu
müssen; Junge hat .sie, Kießling und Pfalz verwerfen sie. Zwischen
beiden suche ich zu vermitteln, indem ich nur die Behandlung der-
jenigen fordere, die för einen großen Theil der Menschheit von be-
sonderer Wichtigkeit sind. Ich würde es nämlich für einen großen
Mangel in der Bildung halten, wenn der Schüler nichts vom Kam^
und Bennthier, vom Kaffee und Thee u. s. w. erführe*, denn wir wolkn
doch naeb Möglichkeit den geistigen GMchtskreis der Schüler
mitern. Vielfach werden sich diese Caltarwesen durch heimathliche
veranschaulichen lassen, wenn auch nicht immer. So lässt sich z. &
der Mais, diese wichtige Cnlturpflanze, auch bei uns hn Gerten ziehea
und kann dann gleichzeitig auch das Zuckerrohr mit veranschaBÜchen.
Der vierte Punkt wird hofifenthch auch keinen Anstofi erregoi.
Man kmn nftmlich im Untonieht das Bedfträiis fohlen, eine Pflnue
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I — 49 —
I oder ein Tliier zu besprechen, auch ohm i\hsh sie zum M- iix heu in
I inniger Beziehung stehen, z. B. das Tieinkiaui oder eleu Bienensang,
i um das Verhältnis zwischen Blnmeu uud Insekten zu erläutern, oder
' ^ i'ro^eli, UT11 dessen Verwandlung voi-zufnhren u. s. w.
III. Auorduuug;. Der gerammte Lehrstoff lässt sich zweckmäi^ig
in zwei Curse gliedern. Der ei*ste Cursns, fllr das 5. und 6. Schul-
jahr bestimmt, nmfasst heimatliche Lebensbilder aus allen di*ei Natur-
I reichen. Der zweite Cursus, für das 7. und 8. Schuljahr bestimmt,
behandelt den Menschen, einige schwierige Objeete derHehnat, fremde
CaHurobjecte und teclmologische Stofi^.
Die Objeete werden dann behandelt, wenn de sieh am besten in ihren
Labensäfifiemngen beobachten lassen, alfo Fflansen und niedere Thiere
TOizug^weise im Sommer, höhere Thiere und Mineralien im Winter.
Ich komme hiemit zu einem Punkte, der wahrscheiiilich Anlasa
giibOL "wird za lebhaftem Meinungsaustausch, und zwar namentlich Uber
die Frage, wie sich diese beiden Onrse in den Torschiedenen Schnl-
gattongen zur Ausführung bringen lassen.
I Auf der Hand liegt es, dass für die v i e r classige 8chnle der Plan
ohne Modification passt In der 2. Classe (von oben gezählt) einer
sokheo, die das 5. und 6. Schuljahr nmfasst, kommt der I. Cursus, in der
1. Gbwe mit dem 7. nad 8. SebnQalir der IL Omm zur Behandtong.
Etwas modiflcirt werden mflsste der Plan für die dreielasatge
Schule. Die Uittekdasse einer solchen mit Kindern Ton 8— II Jahren
Imm ftr Natargesefaiehte vielleieht nnr eine Stande wOehentlich an-
Mtsoi. Hier worden nnr die einfacheren Oljecto des I Oorsos zn
j bduodflln sein, wfthrend die schwierigeren Objeete des L Cnrsas^nnd
I der ganse IL Korans der ObereUsse mit ihren 12 — 14jihrlgen SchlÜem
! Toihehalten blieben.
In der zwei* nnd eindassigeD Scfanle wird bekaantlieh die
gerne Oberolasse gemeinsam luiterriditet. Hier wflrde man Jftbrlich
Bit den Stoffen des L nnd IL Corsas wechsehi.
Aach die mehrclassigen, speciell die achtclaesigen SdraleUf
k0anen sehr wol mit diesen zwei Ooreen anskommen. Der I. Carsos
würde das Pensnm der 4. nnd d. Classe nnd der IL Carsns das Pen*
nm der 2. nnd 1. Classe sein.
WahrscheinUdi wird man mir hier einwenden, dass dann die
Kinder der d. nnd 8. Classe zwei Jahre nacheinander denseLben Stoff
I divehzoarbeiten haben. Scheinbar ist dieser Einwand berechtigt, in-
ioftni nimlich, als es sich beide Jahre nm die Behandlung helmat-
üdier Natnrkörper handeln wfirde. . Aber brauchen es denn gerade
PM4a«*8lni. 15. Jitug. Hafk I. 4
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50
dieselben Stefie za Bein? Kann man z. B. von nnfleni heimatlieiien
Getreidegrfisem nicht sehr wol In dem ein^ Jahr Boggen und Oetste
nnd im folgenden Weinn nnd Hafer behandeln? Und selbet gesetzt,
man wählte dasselbe Object, so ist man doch nicht gezwungeu, es in
derselben Weise zu behandeln. Kann man, wenn man S.B. vom Pferd
spricht, nicht recht gut in einem Jahre Körperbau und DiensÜeistnngen
in den Vorderßrnnd stellen und im folgenden Jahr die Lebensweise,
Pflege und Charaktei-eigenthüinliclikeiten? Es braucht nicht noth-
wendig dasselbe zu sein, wird es auch nie werden. Denn behandelt
ein anderer Lehrer dasselbe l litiiia, so wird es schon von selbst andei's
werden; ist es derselbe Lehrer, so wird er aus pädagogischen Gründen
mit den Kindern, die doch auch unterdes geistig ein Jahr fortge-
schritten sind, eine etwas andere Behaudlung^sweise walten lassen.
Den gegnerischen Stimmen gegenüber möchte ich gerade einen
hohen Wert auf diese Wiederholung legen. Mau wurde dann beson-
dere Wieder holungsstuudeu um so leichter entbehren können und trotz-
dem sichere Resultate erzielen.
Überdies könnte man das zweite Jahr zweckmäßig zu Verglei-
chungen nnd zusammentaj^sendeu Aufstellungen benutzen.
Ahnlich ist es mit dem II. Onrsus.
IV. Lelirveriahrcn. In Bezug auf das Lchrverfahreu iöi zu
fordern:
a) Der TTnterriclit hat von Beohachtnn^reu aii'^zui^rlieu.
b) Deswegeu biud Beschreibungen der Objecte uölhig, damit die
Kinder zunächst beobachten lernen.
c) Mechanische Beschreibungen erfüllen aber nicht »len Zweck des
Unterrichts; darum ist stets durch entsprechende Jb'ragen die Denk-
thätig:keit anzure<r*»n.
dj Die Kes(direibung erfolge nnch feststehendem Plan.
f'^ Sie darf nicht den Hanpttlieil der Behandlung Idlden; deswp£r<^n
le^e man auch keinen besonderen Wei*t auf die wissenschafüichan
Kunstausdrücke.
f ) Das Hauj^tge wicht lege man auf die Entwickelung der Objecto
und ihre Beziehungen zum Ganzen, speciell zum Menschen.
g) Man s^ielie, soviel als möglich, die Poesie in die Behandlong hinein.
h) Das Ergebnis jeder Leeden bilde ein abgenindetea Ganzes.
Viele ErlAntemngen brancht man dieeea einzelnen Pnnkten
kaam hinznzafQgen.
Punkte b) nnd d), die vom BeichrcibeA handeln, mOehtoi einer
Erliatenmg am ehesten bedürfen. Wenn wir ak Ziel hinzteUea: die
— 51 —
Kiinlt-r M [It !! bef'liachtoii lernen, so folgt daraus seibstverständlich,
dass es gt le-lirt werden inass; denn von selbst lernen die ]\iii lpr es
nicht E> ist nicht damit e-ethan, dass der Lehrer den Kindern aut-
gibt, die> Oller jenes zu beoba< li(en, oder dass er tVnirt. was sie 1)e-
reits beoljachipt haben, sondern er muss Schritt liii" ^Sciiritt die An-
leitiinc: zum irJeobachten geben. Bald heißt es: fasst die Blüte unten
au und stecht mit der Nadel dort hinein; bald: beißt den Sporn des
Stiefmütterchens al) und schmeckt den Saft u. s. w. Dadurch lernen
die Kinder erst sehen. Daraus erg'ibt sich von selbst die Nothwendig-
keit der Beschreibung, die in der neueren Methode sehr in den Hinter-
grand gedrängt ist. Auch dass die Beschreibung nach einem fest-
stehenden Plan erfolgen soll, kann auf keinen ernstliclien Widerspruch
eUAaUf weil dadurch viel Zeit gewonnen wird. Es soll damit ja nicht
fHigt sein, dass nun jedes Organ beschrieben werden soll, ist z. B.
TOD den Flügeln und dem Schwanz eines Vogels nichts Besonderes und
Anfibllendes zu berichten, so schweige man einfach darüber und ver-
schwende nicht die Zeit mit nichtsnntsigen und gleichgültigen Sachen.
Wollte man ftherhaupt jedes Object ganz bis ins einzelne beschreiben,
80 würde kaom Zeit für die anderen Zwecke bleiben. Nein, bei einem
Otifject tritt dieser, bei einem andern jener Tiieil in den Vordergrond
snd wird genau l>eschrieben.
Sodann ist es sehr wichtig, hei der Beschreibong stets auf d^
Grond za gehen, warum ein Organ so und nicht anders gebildet ist,
welchen Zweck jedes hat o. s. w. Die Kinder werden bei zweckmäßiger
Leitiing leicht einsehen, wamm das Stiefintttterchen einen ndt Honig-
«aft geflUlten Sporn hat» warum einige Blattläuse geflügelt sind, warum
der HOhrenaamen Borsten hat, wamm die Blfttter den Boggenhahn
gcheidig umgeben u.8.w. u.s.w. Sie werden die Zweckmäßigkeit in
der Natur erkennen und werden dadurch angeregt» auch selbstständig
a beobachten und zwar denkend: Wozu ist das? Was soll jenes?
Und dann werden sie schlieBlidi auch fUUen und verstehen, wie im
tHanshalt* der Natur eines ins andere greift odcör jedes nur ein Glied
einer großen Kette oder Gemeinschaft ist.
Haben aber die Kinder die zweckmaiiigt Einrichtung der Natui-
bJrper und den gesetzmäßigen Gang in der Natur eingesehen, sollten
sie dann nicht dem Dichter nachfühlen:
„Sonn' und Mond gcha auf und unter
In deinem Uuadeureicii,
Und all« deine Wuukit
Sind Bieh «n Oi*06e glekb!«
4*
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— 62 —
Oder sollten sie, wenn sie z. B. den großen Nutzen des Kegenwurms
erkannt haben, nach wol je wieder einen \\ urm mulwillig zertreten?
Das sind Erfolge, die wir in dem Ziel als zweiten Punkt hin-
gestellt liabeii und die sich ohne besonderen Aul'wand erreichen lassen.
Viellach findet man gerade diese r4efiihle treffend in einem Gedicht
sum Ausdruck gebracht, das mau dann passend anschließen kann.
M. H.! Was ich Ihnen hier vorgetragen habe, darf in seinen
einzelnen Theilen nimmer den Ansprach auf Neuheit machen; ich habe
viehnelir bald hier mich angelehnt, bald dort mich gestützt, g^reife
bald zurück auf Lüben, bald auf Rossniäßler, bald auf Junge, bald auf
Kießling und l'ial/: ii. a. Aber das Ganze, das vorzutragen sie mir
gestattet haben, ilurfte immerhin Anspruch daiaui machen können,
etwas Neues zu sein. Ob es etwas Brauchbares und Besseres ist, als
was da war, das unterbreite ich hiermit Ihrem UrLheil.
Wenn ich die Methode der Lebensgemeinschaften und die von
mir empfohlene Methode der Lebensbilder von Einzelwesen einander
gegenüber stelle, so daif ich beide wol einen Weg nach demselben
Ziele nennen.
Der erste Weg ist kunstvoll angelegt, zeigt herrliche Fernblicke, fiihrt
aber an AbgHinden vorbei, über Seliluchten und Klüfte, und nur wenige
Auserwäliite dürfen ihn sicher geheu und auf ihm zum Zitle gelangen.
Der andere Weg ist nicht so kunstvoll antrelefrt. bietet weniger
großartige 8i-liuiiiieiten, al»er auch keine neuiuiiiHwerten Gefahren and
wird alle, die ihm folgen, sicher zum Ziele führen.
Ich habe mich für den letzteren entschieden, eingedenk des Wortes
des großen Cumenius: „Der Untenicht soll nicht mühevoll, sondern
möglichst leicht sein."
In Bezug auf die vorstehenden Aosfuhrangeii, verweise ich auf
folgenden Leit^iatz:
Zweckmäßiger ist es, Lel)ensl>ildor von i^inzelwosen in den
Vordergrund zu stellen; denn eine nach diesem Princip aufgebaute
Methode ist in allen Art^ der Volksschule leicht durchführbar und
führt sicher zum Ziel.
Wol bin ich mir bewusst, dass meine Ansichten Widerspruch finden
werden, hofi'entlich aber auch Zustimmung. Rede und Gegenrede
werden zur Klärung der Sache beitragen und schließlich der Schule
zum Segen gereichen. Mag man mir nun zustimmen oder meine Vor-
schläge verwerfen, eines habe ich mir doch erworben, das frohe Be-
inisstsein lUUnlich, mitgewirkt sa haben zur £iitdeekang der Wabilieit^
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Die Maiuiiiifga^A 4er ^ttlkuder,
r« Beehr jL Qifig Jfawrf.
„'Wenn mein illerer Jange aas der Schule kommt, legt er
seinen Schulranzen ab and madit ^ine Schalaa^abeu; er gönnt sich
kaam die Zeit, seinen za toink^a, auf die Straße vräre er nicht
10 bringen, ehe er seine Angaben fertig hat Der brave Junge, er
erfüllt seine Pflicht, wem mek seia kSrperliches Wolbefinden darunter
Mdet Seine Wang^ sisd bleich, die Moskeln schlaff, alle Beweg^ungen
■eigen an, dais er seboa ein KerreBcaiididat ist, aber er macht mir
Hoihnng, dass er dnmal — ein ProfeaBttr wird."
„lieia Zweiter ist gani anders, er iHingt iwar ganz leidliche
Zeugnisse mit an» der Sehlde, aber aa die An^ben kann ich ihn
lickt bringen; kam hat ir mbm BanMB hingelegt, so fordert et- skh
ein SMfik Brot, and im Handmdiehen hat er sieh amdchtbar gemacht
wd Itaat äA flieht eher irMer sehefl» bis es Nadit ist nd sich
leaer Hoger eingestellt hat Der Boraehe wendet aOea an den
Körper, seine Badcen mnd roih md weHea bald plntea, aber kk
ftrdtie, er wirTs einmal nicht writ hriasen.«* —
Sa vtteii der fintr Papa jeirt Uber aeine Jnngen, q¥ ihn fia
Zaknft nickt einea andern bdehien wird? Man kann ea wol ato
akhar nnnHhmen. Der ehM Sohn ist kOrperileh and geistig matt,
wenn er einmal an aanen Ziele ankommt Wae wird er dann
flonderiidiBi leiHttii ktaaen? Der andere koaunt» wenn ^rioDBieiit anoh
hagwamfr, aber doeh laeh am Ziel and ist dan in der Lage, noA
Kraft Ihr die nenen Aallgaben dee Berafts anfwenden ra
Daa Beispiel Linnfi^, Aleiander Ten Hambeldta a. die in ihier
Jagend ven ihren Lehren gar nieht geloht wardea, lehrt ans, daas
Aan leineB Kinde niditt die BrhelnDg and Fieade la laaben nd es
ftthMitif mit Wiseenastolf xa tberiaaten braadit» am einen tftehtigea
Mensehm ans ihm an machen. Tüchtig lernen moss ein Jange in der
heatigen Zeit, wenn er im Leben verwlrta kommen will; dafftr be-
sneht er je nach die Behtde viele Standen dee Tagee. Wenn aneere
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— 54 —
Schulen nur erst einmal diu uüiiuUtii Kram, den sie noch vielfach
einpauken, wegwerfen wollten, könnten sie in weniger Zeit noch mehr
leisten, vor allem auch dem Schüler Zeit lassen zur Erholunf^; von
Körper und Geist, zum Genuss der reinen Naturfreuden, ^ ozu lällt
denn der Schnee? Doch nicht darum allein, dass die Pflaiiztükeime
damit zugedeckt werden, sondern auch dazu, dass die Jugend Schlitten
fahren kann. Wozu frieren die Teiche zn? Nicht nur deshalb, damit
die Bierhrauer und Conditoren Eis beivoiiniicn, sondern auch zu dem
Zwecke, damit die kleinen Leute Schlittschuh lauten kimnen. Sie müssen
tagsnher lange gennsr in verdorbener Lnft athmen, danim gebe man
ihnen auch Gelegenlieit, ihre Lungen wieder mit Tjelnii-lult zu füllen,
j^ie wti di Ji dann in der Schule um so irischer sein, der Unteniclit
wird um 6u bo^er von .siHllen gehen.
„Die Kinder haben ja Mittwoch und Sonnabend nachmittag, auch
Sonntags frei, da können sie sich genug erholen", so wendet man ein.
Haben sie denn auch immer fr*'i, verlegt mau nicht gerade anf du-se
Nachmittage Musik- und andtn n Privatunterricht, gibt imm Ii a
Schülern nicht gerade fiir diese J^reizeiten besonders vif*]* ll.iusaiif-
gahen, kann nicht ungünstiges Wetter eintreten, das ihnen die Jjjt-
holung im Freien unmöglich macht?
Aber nicht nur die Kinder leiden unter diesen Hausaufgaben,
sondeni auch die Familien. Den ganzen Tag über sind die einzeluen
Familienglieder von einander getrennt gewesen. Der Abend soll sie
am Familientische vereinigen, man will gemeinsam ein hübsches Buch
lesen, über die Erlebnisse des Tages plaudern, da kommen die kleinen
Leute und wollen ihre Hausaufgaben machen. Mit dem Lesen und
der Unterhaltung ist es nun nichts, die Kleinen dürfen nicht g<>stört
werden, sie verschreiben oder verrechnen skk sonst und — dann Bteht
die Erde still. Ihnen ein besonderes Zimmer anweisen, wo sie unge-
stört arbeiten können, das kann nicht jedermann; Heizung und Licht
darum verscbweiideD, damit so ein Knkps eine Seite abschreibt, Ad*
verbial- n. a. Sitze bildet, m paar Exempel von der Sorte rechnet,
die er schon zun Überfluss gerechnet hat, das Terlohnt sich nicht
Etwas anders verhält es sich mit den Aufgaben zum AuswendigkiML
Doch mflssen dieselben sehr eingeschrftnkt und die Kinder angdeitei
-werden, in vernünftiger Weise zn lernen. Wenn ein Kind so meano-
rirt: „Zor Arbeit, nicht zum Müssiggang — sor Arbeit, nicht snim
Müssiggang — Sind wir, o Hen-, auf £rden — shid wir, o Herr, auf
Erden ^ u. s. w. mit Grame in inflnitnm, oder auch ab nnd sn: „Znr
Arbeit nichts zum Httssiggang" a. s. w., so steckt darin nicht yisü Die
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— 55 —
ScUe mmm Mch im B«^ «if da» Awradigienwi so ddwr Toriie-
ifim. tee nr Mck em aoifftltig«» tberleMn, cn iPMeitelcm
■80% MD dnl Die Hiiafcahei TenudasM aber Mck aock
aafcni BeanUgogCft dea IlaiBea. Da and jiagera Geadwiatcr, dia
dCB aActodM Sehikr atitra, «a koamt Beaach. die Eltn kabeii
Wega si beaoifieD, oder ea kaant eia Jaage waA Haan arit aa elm
paar biipperigcft li^abeB aaa der HBfffcaigweAaapg; « kat in der
Schale neht reckt aafeepaaat, er kat nckt allea Tenmdea, die Aaf*
gakea maä wol aack gar aickt em beaptockea verden. Xai
8Kkt M aick kl der Weise an kdte wie anaou Hoekaeiiciatt,
ako- MB koHBt daut kd Pape md Muaa acUeekt aa. AI» «ie
WMk m die Sekaie giagen, kat mtm aekkea Zeag aiekt gmckaet,
daa kberiiei «an da Weiakiadieni, Bietknoen, KaaUealeiL e.
Eki kMag kewgegtofcaee; «Laaa mek im JUhtV wackeaekt den
kieiaen Tenacker, oder Fip» and Mmm Uaanna akk anck mk» mSL
iiaea 61aek leitea
Daa kldne TQcktercka kriagt ob paar Aa^akea aaa der Zeit-
lackwuig Witt ea kat aaterwaga gani fefgeaaen, wie neu die laiAade
Zeil !■ die Tuloaaiae aMrecknet «ad OMgckekrt» oder ea kal ea gar
aldt TefataadeBt waa viel grtlerca Leatea aadi adMia yotgtfca— ea
iat; aaa aoH Haan kelfea. Die aagt: ,Da liekst da eialkick ak oder
dklat zu, aadera kabea wit% nicht gemadit** Daa arme Kind iat ao
klag wie Turker, Oder aber, ea aoll an der Hand des Gedichtes »Das
Grab im Baaento' die denlacke *Vnm, oder nach d» Gedichte «Der
Skagcr' daa Ldien der WStt im Ißttdalter aeküdera, aad wie die
Tkeaea aBe kettea; ea vermag damit aber aickt aaaiaade an koai>
ML Seme geistige Kapaaitit rackt anch aickt so weit, da aokkea
Thema, aaek nach eingehender Besprechung in der Schale, aa bear-
beilett. Da »naa Yater, Matter, Bruder, Sekwoater, Hanahanch,
KficUn aad Staboimidchai kdfen, and wessen Arbeit aiekt der Lehrer
dann dank?
Kack aolchen Beanmhignngen kann man ea dem Hanse nicht
nraigea, «ena ca oft nicht gut aof die Schale an apreehen ist Und
am weklien Pras macht eich die Schale das Hans onfrenadUdi ge-
rinnt, weldiea Kotzen hat aie van den Hansanfisaben?
Daa Bespiel, wie ein nkanse angefertigter AnAata eitsteht;
zeigt ZOT Oenige, daas die Schnliwecke nicht gefördert werden durch
häoäliche AalQi;aben. Aber weiter: Wer kann deim die vielen Seiten
Abschrift genau nachaehen, wer die vielen Adverbialsil» aaf ihre
Bicfctigteit prtfen? —
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I
— 56 —
Pa hat emmal ein altor Börner gesagt: „NaUa dies rine Unea,^
d. h. anf simplefl Deutsch: Jeden Tag soll eine Beihe geschrieben
werdail Ifan hat diese Fordenmg mit Ünieefat auf die Hausaiif-
gahen bezogen; den alten BQmer ist mit der AjMt in der Schule
Genfige geschehen; wenn er sihe, dass man nnserer Jngend keine Zeit
an kiOrperücher und geistiger Erholung gOnnt, so wMe er nns sehi
Veto aom&n nnd sag^: „Mens sana in corpore sano^^ d. h. nor im
geennden Körper wohnt ein gesunder Geist —
Anch die F6rienan%aben sind yom Übel. Wie steht es denn
mit der Erholung des Lehrers, wenn er in d«i Ferien aar Eiginsang
seines Einkommens »Stunden schinden* oder andere Arbeiten machen
muss? Er tritt, anstatt eiAischtt matt seinen neuen Aufgaben gegen-
ftbcr. Wie ganz anders würde er zugreifian, wenn er in den Ferien
eine Bdse gemacht, Bat dem Lande seine misshandelten Nerven ge-
stärkt hattet Ist es mit den Kindern anden? Wie riele hshen Ver-
wandte drauBen, wo sie einmal hingehen und dem Gewfihl der Stadt
entrinnen könnten; das Gespenst der Ferienan^iaben verfolgt sie^
wenn sie nidit anders die Aufgaben alsbald am ersten Ferientage
machen und also einen Tag Unger Schule haben, oder sie am letzten
Fetientage anHertigen und daher die Schule um einen Tag früher
beginnen.
Es liegt klar am Tage, dass dem Sehnlkinde die sehulfreie Zeit
nicht durch Hausau^aben verkfimmert werden dai( dass das Familien-
leben durch dieselben gestört und beeintrichtigt wird und dass die
Sehule nichts Nennensweitss damit gewinnt Darum gebet der Schule,
was der Schule ist — den Sehfller, dem Hause, was des Hanses ist —
das Kind, dem Kinde aber, was des Kindes ist — seine ungetrübte
frohe Jngendlust
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P&dagogische itundscbau.
B. Vom deatsefaen Ostseestrande. Wenn je eine pädagogische
Forderung zeitGrf>m?lß berechtigt anftrat, so ist es ohne ZweifV'I die, welche
der Artikel: i)ie Waffen nieder" im Pj^dap-n^ium vom August d, J. aus-
geiprocbea bat. Es ist in der erwälmten Abiiaudiung ül»erhaapt das endlich
ü^dtthnt wovdtt, wai muftUige Lehrar bekkomwiMii Honetii iSngst fiUtaa.
katlea mir nicht die Galegiiiheit odor aiMh lidht den Mnftb, ihm Ga-
f&Iüen freien Laif sa lassen. Dem „Psedagogiam" gebtlit das Veidisiiit a)Uh
Ja dieser Beziehnng' die Initiative ergriffen zu haben.
Der Geschichtsunterricht und mit ihm die Geschiclit sl f^lirhücher
„mässen'^ eine Reform erfaliren. Wie der Theolof^e seine ganze iiibel mit
alkn canonischen und apokry^hiscben Büoheru behalten mag, so wird tüi* den
VsUhnn, lar dm Hlatoitter and Statistiker die allgenslne Weltseaohiehte
Uve fro6e Bedeotonir aiaht Yeriienii. Tor die SehnljQgeDd gehllrt jedeeh
weder die Bibel in ihrer heutigen Ausdehnung, noch die Weltifeaehfchte mit
allen Gräuelu der Jahrhunderte. Die Geschichte selbst möchte gerne manche
SciiauerscPHp ungeschehen machen, aber als unbeugsame Richterin mnss sie
jeden Tbaioestaud gewissenhatt registrirea. Aber — der gestrenge Kichter
iwhiaielft vietea, was aicht jm die ÖffBBtUehkeit, geschweige demi yt» die
iMiaamMhaeade Sehnijagead gehOrt. Verlaagt naa tod eiaer Geriohtireiiiaiid-
lang mehr pädagogische Rücksichtnahme, als von eiaer Gesehichtsstnnde? Doch
^ol nicht. Unsere Hundstagsfreude ist hier am Ostscestrande schon vorläufig
dadurch wesentlich erliöht worden, da.ss in dieser Angelegenheit der .Stein ins
Rollen gebracht w i l n ist. Weitere Maßnahmen werden nicht ausbleiben
Qod wenn Gott Guad und Segen gibt, erleben wir es vielleicht noch, dass die
aUnlohen Heiser affairea** ia gewissen Volksschiehtea ahDehmea» fvaa
MIsefaledsa nar daaii etatnffsn wird, wenn maa sieht Iber ^Blat and Keale*
W zehnjfthriseQ Kindern wie über ^Kloßl^rühe" spricht.
Auf nnsem Artikel im Juniheft des P.edag'ogtnms'', welcher anch in d^^r
Beilage Nr. 176 des „Memeler Dampf boots" abgedruckt war, hat ferner '
Dr. Benno Gehrmauu in der Beilage zu Nr. 180 der erwähnten Zeitung
«ise Emideraag als IfitgUed des „Aligemeiaea, deataehea SpraohTorelBi'* e^
IvMa, aaf weiche wir ans aüt der gütigen Erlaahaie des Bethstlfta anaerea
Himi Redacteurs einige kurze Bemerhnagen nicht versagen können.
Der Herr Gegner begräbt am Schlüsse seiner ., Ei u iMi^ning" mit be-
Äeiden>,vt rtem Siegesbevvusstsein seine vermeintliche ^Streitaxt**. Wollte er
gefälligst nur noch einmal nachsehen, er selbst würde tlnden, dass er in Wirk-
lUlkeit einen „hölzernen Si^bel'' verscharrt bat.
Bsr Bvr Oegnsr gehört lüeht aa Jeaea nationalen Helfisporoeni deren
Vbnipnddiides SeMhewaaUaeln solbrt anf eia NomalBai sinkt, aehald es
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— 58 —
ihnen gelungen ist, als EreiaacitiiiliiiBpeetor oder alt Batb 4. Glane ein üuter-
kommen sa finden, aber mtadlch ist seine Gegnendiaft dadnrdi, date er ntcbl
welter sehen MwilP, als ein armes Menschenleben reicht.
Wenn der Herr Geg^ncr wörtlich schreibt:
„Wie Fremdwörter, d. h. Wörter, die dem gesuudeii Spracli-
bewasstseiu als fremd erscheinen" u. s. w. so haben wir aas dieser Er-
klftmng nicht hing werden kOnnen. Sie soll doch nicht etwa helfien:
»Wie FremdwSrter, d. h. WOrter, die dem .nnffeannden Spraehbewvaat-
tein als einheimisch erscheinen" a. s. w. Der alte Feter Hebel würde sagon:
,»Nnn steh doch, wie man sich irren liaim".
Wir aber wollen hiermit nur den gi'^neriscben Artik^ lUr nnsom groüen
nationalen Leserkreis niedrigrcr gehilngt haben.
Sdioii recht lange hat sieh ein überwiegender Brachtheil anserer Strand-
lehrer Ar die „Organisation der Volkssehnle als dentsche National*
aehvle* begeisCertw (Sehweiaer System.) Es sohlen aber znweüen, ab kOnne
sieb die Idee in Bürgerkreisen keine rechte Sympathie erwerbe. Wenn nicht
alle Zeichen trügen , ist die Imchwichtige Angelegeuheit in ein günstigeres
Stadinra gekommen. Sogar politische Zeitungen haben Leitartikel über diesien
pädagogischen Gegenstand, seitdem in der letzten Session des Preni^ischen Ab-
geofdttetenhansesftberdeoBdbenansfflhiUdiaI)eh«tteD gepflogen wiixdin,gaVrBidit.
Der Cnltasminiiter Dr. Bosse Ist der Nation alschnle freondlieiier ge>
soonen, ab viele seiner Vorgänger. Er erklärte anf Befragen im Ahgeordneten-
hanse, dass der Besuch der Volksschule sich vor dem der höheren Schnle gnt
bewährt habr v/äre zu wünschen, dass tii > h mehr Zöglinge der höheren
Scholen die Volkssrlmle beisnehen möchten, alt, es bis jetzt geschehen ißt. Am
st&rkbteu recrutiitii sich heute im Verhältnis die Berliner höheren Schulen
aas der Yolksseboto, webhe letstere selbst von den SOhnen aktiver OMeiero
recht lebhaft beancht wird. Bewiesen wird dadnreh abo» dass der Benioh der
allfMUdnen Volksschule auch dnrdi Kinder hOher stehender gesellschaftlicher
Clausen nichts bedenkli l ^^ hat, wenn nur dem Lehrer ein yoUes Recht ftber
seine Zöglinge zngestandeniät.
Im Wesen der allgemeinen deutschen Nationalschule liegt es aber,
dass sie Ton allea Kindern ohne Ansnahme besacht nnd anf sb erst dto hOhare
Schab anf|{esetit wird. Für die aabeflUüften Kinder soll db Nattonabokiib
den Schulnnterricht abschließen, gleicdiviel, ans webhem Stande ihre Eltern
sind. Es liegt durchaus niclit in unserer Abficht, nach Giünden für oder
gegen eine solche Schule zu suchen. Wir !tn1ton sie für nicht ein-
fübrbar, ohne uns mit einem Gegner unserer Ansicht BchielJen zu wollen.
Wir halten es eher fdr möglich, dass sich durch ein Gesetz eine gleiche
Kbidang Ar alb Stiade ▼orsdureiben llsst^ ab dass sieh ein darartiger Sebvl-
awang praktisch dnrchftthren ließe.
Wer will einen Vater, eine Mutter überzeugen, datti der höhere Schul-
unterricht fdr ihre Kinder nicht möglich sei. Wer will es einem Vater übel-
nehmen, wenn er reichlich „Moses und die Propheten"' hat, und für jede Vo-
cabei, die seinem Sohne oder seiner Tochter angeklebt wird, einen Dollar
besablt? Db Macht des Geldes Übst sich nicht dareh Oeaetaa in ao enge
Fessehi schniedeD. Nar etwas ist geeignet db Macht des UitMaden Metalb
an besohrftaken, and dieses ist — die Macht der Arbeit
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— Ö9 —
Mit jeder Iriifcew. CImm Im der Sctale «M Z5fliBg« aiM Ukev»
frwiliiifcilUfflir Stella^ Im epitonü Leben in Au^sieM gestellt Diejenigen
also, welche der Zuknnft^-Nationaischu le v(-rb]eiben müsst-n. s-ollfu die-
jesig-on sein, die ohne ihre Schuld und ebne einen \'ersach ihrer KIt<rn ztt
Paritt« der Gt^elkdiaft gestenipdi werdeu. Augeuouiiueo diese Idee liei>e sicti
gmaM duKhlikreB, io Wirde« die ü&aiiigea, geistig aad kOiperUdi FeUer*
ktltaa, 4an beUoi olt titiwmoti. die mgBmmtim Mm AiMten n
Terriditai iMben. Das wäre aber für fi» AlMtten selbst ein unberechenbarer
Nachtheil. Es ist nicht wahr, dass znr Verrichtung der meisten
kör {'trliciien Arbeit eu jeder Stumpfsinn genüirt. Kür die g:ute Aus-
miirang der meisteu niederen Dienste ist ein gewisses Maü von Aufklänmg
od bitelligenz Uctel wtMtiMMwigt Bin Pi«ff tai «in leiir ebiftMhM Li>
■hMMit. Bi kflut atar mkae dwMf aift iralte UaHidit «r fiAInC
vird. Fnge Ma nr «Ims UMlditifeK Landwirt, ob er nicht beim ther-
«chreiten ^ines Sturzackers ^nz ^nan weift, irrlfthw Beei der Fninrhkn ud
welches Beet der Geschkf gepflüsrt hat
Wir haben es duuendfach beobachtet| dass schwache Kinder durch an-
«dlicte warn Md Xoateii Ja dn hSten^ Sdndea dodi mo6k BrtifgliahM
kniea, die in der Yettn-NatiMahehnle ektattoh wf gaas niedriger Stnfe ge-
Weben sein würden. Der Herr Minister Dr. Boeee ^teHt die heutige Volks-
fehnle in ein*^*} Vergleich mit den Vor8chn!<»n an den höheren Lehranstalten
und findet, dass die Zöglinge von den Volksschulen später bessere Fortschritte
beuü üoiieren Unterricht macheu, als die Zöglinge von den Vurechuleu. Diese
TWrtieAB ist richtig, aber wie Üaet rie tkk eridlran? — Die Voreokidea
Warden nnr von den Kinden liiHierar Stande basndit nnd dnrdi die bessern
Lehrkräfte bedient und doch bleiben ihre Leistungen hinter denen der Volks-
ecbale zurück? Die Ursachen liegen klar zu Ta^q. Ifan sollte nur einmal
eine Gegenprobe machen und alle Kinder der \ uiksschule dem höheren Unter-
richte zufuhren, wie es ja mit den Kindern der Vorschule geschieht, und
am Wirde n ganx andern BeanHaten kennen. Nar die ftUgalen md
Schüler der VolkaMhnlen gehen nach den hahcaen Sehnlen iber.
Ferner ist nicht zn unterschätzen. dx<;s die Schüler ans den Volksschiiloa
fast durchweg in reiferem Aller in der höheren .Schule Aufnahme tmden. wir
meinem in einem Aller vou 10 bis 12 Jahren. Die Knaben aus den Vor-
tehalen werden ven 8 bis 10 Jahren hinübergeschoben. Noch weit »ehr je-
deeh fiOt iaa Gewicht, da« in den VolkMehnkn dar ünteiridit in nllen
Disciplmen der geringeren Gewecktheit der Kinder wcfoi Tie! langwna' fiift*
sdir'itet und der verarbeitete Stoti' immer wieder und wieder repetirt wird.
Hierin liegt das ganze Geiieimnis. Der Namen der Schule kann doch
nichts zu ihrer Leistung beitragen. Laase man doch die Vollisschuie, richte
MM nar die Yoraehilen lir die ciaten SchnUahre naeh den Lefarplincn der
YelkaMhnle ein, md Itmmn ihrm Canae nicht anf 2 Ua 3 Jahre, aondem
aaf 4 bis 5 Jahre. Den Kindern unserer höheren Schulen vttrdm die htn liehen
Jngendspiele nicht so gekürzt werden, und mit größerer Leichtigkeit
würden si»- die ihnen zugemutheten Pensen bewältigen. „Immer langsam
njid deutlich," heißt es in der Volkb&ciiule, „Vogel friss oder i»tirb" in den
hihtfm Schnlm aehon vm dm Vorachalelaiim m.
Die Freande der allgemeinen Xatimakchale tagen iwar: „Der Beaaeh
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— 6U —
der VollEMohvle dueh alle Kinder ist ▼on der TorthaUlitfteiteii Wlrkniig ia
toeialer Beilaliuif. Manche Ülierliebnng, manelier nngebSilge Stcili, naocl»
tüchtige Portion Uebermnth, die In ipittrai Lebensjahren sich breit machen,
werden durch den anfönglichen gremeinsamen Unterricht überwunden. Kinrler
beobachten sehr ^enan. und ans dem getneinsamen Verkehr mit sorgsam lili- r-
^^'uchten Altersgtiuoäseu aller Stände und Bernfskreiso können sie sich maaclie
wichtige Erinnerong ftr das Leben bewahren. Das Leben Ahft die Tansende
von Knabsn nnd JQngUngen weit» weit auseinander; hoeh hinanf kommt der
eine, tief nnten bleibt der andere. Aber aus dem gemeinsamen Anfangs-
unterricht bleibt die Erkenntnis: „Du bist nicht besser, als alle anderen. Dn
bist mehr nur dann wert, als andere, wenn du mehr weißt, als andere."
Ei, eü! — Grau, tlieurer Freund, ist alle Theorie, sa^t l'apa Uoiije.
Den Hochmuthstenfel des Jllaiuiuous wollt ihr zum Lande hiuaustreiben, um
den Dflnkel des Vielwissens groit sn aiehen? Hat nieht der Stifter nnserer
Beligien Ober alles Wissen in dem bdcannten Sprache den Stab gebrochen?
Kann nicht der weniger Kln^e ein Hen „voll liieb und Treu** für seine MJ^
menschen, ein e<bf deutsches Herz und Gemüth haben und jener ge-
lehrt«, hochgestiefjeue Schulkamerad ein erbärmliches Schurkenherz im Boeen
tragen? — Das ist es ebeOi was allen Schulen der Gegenwart mangelt, die
Gemfithsbildnng, für den Ke^ alles^ für das Hen niehts.
Die höhe Kluft nwisehen Patriciern nnd Plebejern wird dnreh die
Nationalschule nicht ausgeglichen werden, wol aber kann dneb diese Schule
Hass und Neid, Genußsucht und Diebstalil bedenklicli ang"eregt werden. Wer
die Kinder der verschiedenen Stände nebeneinander setzen will, muss auch
dafür sorgen, daits sie in jeder Beziehung- möglichst gleich ausgerüstet sind und
zwar würden wir wünschen, dass er sie alle nach dem Muster des reichsten
nnd iblnsten Kindes ausstattet. Wir mOohten gerne einen Schwimer ftlr die
Natioaatoehnle einige Wochen nnr beobachten , was er Ar ein Gesteht
machen w&rde, wenn er bei strenger Kälte in geflickter Leineqjacke neben
einem täglich laufen muss, der von Kopf bis zn Fnß in kostbares Pelzwerk
gehüllt ist. Welche Gefühle würden in iiini autstei^^en, wenn er zum Groß-
friihstiick nicht ein Stüdichen Schwarzbrot hat und die Nachbarn zur Linken
und rar Rechten Ihr GebSek mit Batter» Honig nnd abgekochtem SeUnken
gldchneitig belegt verspeisen. Es gibt fbr ein armes Kind slcheiüdi Ibsiiie
größere Qnal, als wenn ihm seine ganze Schulzeit hindnrdi seine traurige
Dürftigkeit in so bestialischer Weise tiiglich und stündlich zu Gemöth geführt
wird. Doch — hier gibt es einen Ausweg. Statte mau doch die reichen
Schüler so wie die armen aus, danu ist allem Neid, aller Bitterkeit und Scheel-
sucht Yorgebeugt. Diese Beform zu übernehmen, müssen wir dankend ablehnen.
Wenn der Herr Cnltosminiiter nnd die Verehrer der Nattenalsehnle nns
einige Beispiele aus dem Spreebabel anftthien, so ist damit wenig bewiesen.
Gerade der Herr Minister wird die socialen yerhtttalsse ia Beriin nicht für
paradiesische halten. Wir auch nicht! —
(Wir haben dem Herrn Correspondenten auch besflglich des letzten Punktes
volle Redefreiheit gelassen, nicht weil wir seinen Anschauungen sustimmten, Boudem
weU wir eine wichtige Fiiaoipflage allseitig beleuchtet sehen mßohtea. D. B.)
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— 61 —
Ans Österreich. Der vierten Volkbversammlnni^ des deutÄi h-t<ister-
reicbischeu Lelirerbundes, welche am 18. und 19. Juli iu Linz tagte (äiehe deu
bezügiichoi Bericht im SaptentoAefle), folgte Taseb der dritte allgemeine
literreichitelie EathelikeBtag, der am 8. ind 9. Aagint in der vam*
lidMn Stadt seine Tribüne anfschlng. Und so gelangten auf gleichem Bodttl
kurz hintereinander die schärfsten Gegensätze im Knmpfe nni die Scluile znm
Aosdrack. Die erste dieser Vereinigangeii scharte si* h um das Bauner der
liberalen Staat^esetze aus den Jahren 1868 and 18ti9, die andere erhob
unter dem boebMfSseriohtetaii ZeiidMn die KfeiM die Ferderangen der Kirche
•dar riditiger dee ültnmoeteiiiMftfle rar Bfolitaelioer ilurar BertiebnigeD.
„Lasset beide mit einander wachsen", das ist, wie wir beieiti in
letzten Berichte liervorlioben, derzeit die Signatur im Rsterreichischcn Schnl-
]eben. Ihr pnt'^prach denn auch volbtiindig' die gastfreundliche Haltung des
tJberhanptes lier Stadt JAnz. Eürg-ermeister Winihölzel bej^riiütf beide Vei'-
säiuinluDgeu mit gleich warmen Sympathien, selbstverständlich mit der den
TvktilalMfla eoUpccehendeB Qndetion der HoeiiMbtiBg. Dem Lehrertege
mgte er: «Wir erkeuea et ak beeondereo Verrag, daee der dealMli4Mer-
reicbische Lebrerbnnd zu seiner diesjährigen Vollversammlnng unsere Stadt
wählte. Die Kunde hiervon hat in dem Gemeinderath von Linz lebhaften
"Wiederhali gefunden. Icli bin daher nur der Dolmetsch der Gesinnungen des«
selben, wenn ich iSie hiermit auf das hocbacbtongSTollste begrüße und Ihnen
m Namen der aetalftewidUdMii Laadeahaaptetidt OberlMerreteha die wlnt*
ilaa ßyaipathieii entgegenhiiage. . . . Wir woUea aber aaeh. treu in Iham
batteo. Die deatech-fortiebiitüieh geatantea Ifftoner Oberöaterreiclui werden
nicht ermüden und ausharren, bis wieder ein ncner Tag- kommen wird, der
neues Liclit und neue Wärme awh uns bringen soll. Durch 215 Jalire habeu
wir oiLäer Ideal, die freie Volksschule, zu erhalten gesuchti wir wollen auch
hiuCort für dasselbe kämpfen. . . . Wie auch die Verhältnisse sich gestalten,
flu ilt gewiae: Die Sohale gehSrt der Fomhaag nad dem Ferteehritte, dem
Fortiehritie aber gehSrt die ZohanftP (Leider nieht die Gegenwart!) Sefaie
gleicbfrenndliche Begrüßung des Katholikentages schloes Herr Wimbölsel mit
den Worten: „Ich sehe es als besondere Auszeiehnnnp: an, dass die Versamm-
iBDg mir Gelegenheit geboten hat, ihr im Namen der Stadtj^eiiieinde den WiU-
kuaimengruß zu entbieten, was ich auch hiermit in aller Ehrfurcht thue."
Ihtftriicb, da ja eine grote AniaU Teil OardinUen, BlaehAte, Äbteo, Fiiatea,
Qiaiim and eoaitigea hohen Herran an der Veraannnlang tfaeHaalun, dieaelbe
4th aaeh noth einer besonderen Gaset erfreute. „Zum Schlüsse der Versamm-
Inng-, sagt der Bericht, spendete der päpstliche Nuntius, Erzbischof Galimberti,
öfn aus Ixom eingelangten päpstlichen Segen." — Bemerkenswert ist auch der
li&£tand, dass dem auf dem Boden der Staatsgesetze stehenden Lehrertag
litin Begieruugsorgan beiwohnte, der Katholikentag aber durch die Anwesen-
aee Statthalteia Ten OberMerreiek aoegeaeiehnet wnrde.
SelbstTerstfiadliah forderte der Katholikentag auch diesmal mit groeeem
^'achdruck die confessionelle Schule. Der spedell für diesen Zweck
wirkende Verein ist in stetigem Wachsthum begriffen nnd zählt bereits
''•HCO Mitglieder. Der Vorsitzende desselben sagt, derzeit sei die Kirche die
^^avin des confessionslosen Staates, der sie nur gebunden in die Schule hiueiu-
ka^ Amt geaettUcbtm Wege eine LOeuig der Sekalfrage im katholiaehea
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Siaue zu erwarten, sei eiostweilen ansgescblossen^ daiiei uiüsäteu die Katho-
Uken sieh sa einem mfiGbtigen Bande vereinigen, nm den CMoei des oob*
fiBBsionsloBen SchnlBTstems stfldkwelie alttatrageo. Dne ente Ziel sei, ili te
einzelnen Kronländern kathoH li^ Lehnr-Seminnre zn enidhten (was thell-
weise bereits gesclielien ist). Von einem anderen Kedner wnrde darüber ^
klagt, dass man (li..> glilubigen Katholiken als Feiude der Wissenschaft hin-
stelle, während doch zwischen Glauben und „wahrem*^ Wii»äen kein Wider-
spruch bestehe. „Wir haben ein Anrecht anf die oonfeaeiondle S^nle mBä
veriangen, dan mao dieeee Becbt nepeellre.** Die Solrale ed eine Pflftiiae,
die nicht im Qlashanse des omnipotenten Staates, sondern „nnr" nnter dmm
blaoea Himmel zwischen der Familie und Kirche gedeihe. Biese Pflanze
werde fortwacliscn und eher als man glaube das gläserne Staat^^fbäude be-
drohen! — Auch fftr die Katholisinmg der üniversitüten btiöleht innerhalb
des Gesammtbundes eiu Special verein, und eine eigene katholische UulveraiLai
wird Ton demedlten anoli dann nodi fttr nSthlg erUlrt, wemi alle Iterelli 1^
stehenden TJnlvenitftten gans katholiMli gewordea wiren, da ja dodi die
staatlichen Universitäten nnter der Aufsicht der Kegierung stehen. Ein
Bedner bemerkte hiergreg-en: „Wir brauchen eine Tnlversität, die von Jeder
staatlichen Aufsicht frei ist und blos der Kirchs untersteht . . . Jede Wissen-
schaft muss yon (iott ausgehen, und da3 Gebiet der Lehrautorität der Kirche
entreekt sioli anf atte Gebiete des menschlichen Wissens." Die mtehnt ge-
plante katholieelie Üniyenitftt in Salsbnig werde nielit ohne EinfloM UelbeB
anf die Geisteeriobtnng der anderen Universlt&ten.
Doch genug mit diesen Proben; die schul- und staatsfrenndlichen Inten-
tionen des Katholikentagen ^mA ja läng-st a1]jr*>mein bekannt. Zur Erheiterung
sei nur noch ani^efiihrt, wie ein hervorragender Redner dieses Bundes die
Weltgeschichte interpretirt. Indem er nämlich den Katholiken die Aufgabe
BteUte nder Kirche jene Stellang anrüderoeralMin, die sie etnit hatte and die
ihr gAttrC*, metiYirte er dien mit der Behaiptong, der Josephiniemu habe
die Kirche nnterdrttekt nnd dadurch die Revolution von 1848 herbeigeflUirt
und die Niederhig-e von 1800 ^ cT^chuldet , wilhrend doch allgemein bekannt
ist, dass gerade bis 1848 und dann wieder bis 18G6 das clericale System anf
dem Höhepunkt der Macht stand. Wer hat also die besagte Revolution und
die besagte Niederlage verschuldet? — Man sieht da, wie heUsam es sein
wMe, alle Wiisensdhaft, benoaden aaeh die Weltgeschiehte, der „Kirehe*
annaliefern.
Wie stehen nun gegenwärtig in Österreich die Aussichten der durch den
„Katholik PTitnf^" reprSsentirten ttltramontanen Pavter'' Wir können mir f=agen:
Höchst günstig. Die Ursache liegt darin, dass die Gegenpartei, niiinlieh die
liberale, oieist „deutfich-liberale^ Partei genannt, vollkommen darniederliegt.
Typiseh in dieser Himiebt hü Bürgermeister Wlinhillael in Lins, auf den wir
nnr ans diesem Oronde neehmals snrBekkonunen. Er hat mit seinen Be-
grlflnngen ganz im Sinne seiner (der liberalen) Partei gehandelt, und der
ganze (liberale) Gemeinderath von Linz hat s< in Verhalten fivT=drückHch und
einstimmig gutgeheißen und belobt. Darum treffen auch nicht ihn allein und
persönlich die Vorwurfe, welche ihm aus Anlass seiner BegriLBungsthätigkeit
gemacht worden sind. „Herr W. hat gewiss aueh seine lobeoswwleii Blgen-
sohaften'*, sagt ein Idnzer Correspondent, „allein er liebSngelt mehr, als es
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sich mit s^ner Stellnug veririigt, mit jenen B«völkeruug^liiclit«ra, weiche
ntar itm BfataM dir datfcili FttteiWUn^ stehoif nt ton «Mai
vir kOTriM^ SelMMpid, cb« umt Stedtoberhaiipi belM dntK^ gl^M"
Vnndesfeste sein deutsches Herz entdedii, beim Lelirerta^ sich als flort-
fesclirittenster Sehnlfreond anssprioht nni endlich anch dem Katholikentage
einige angeneiiiBe Wort za sagen weiß." Düs ist richtig', al^r es ist nicht
tifie htm iodindaelle Ciiai-ukteristik, sondern eben eiü ivpischa» ßil«i, welches
M iB jeto 8tait nd jedem Dorf» «ieioliolt, wo et «iiieo ^liberalcB Qe-
Mlidval^* gÜit. Di» gtamb FlMtei ist tob Stufe zn Stufe niedergegangea
ind eineni grandsatzlosen Opportanismns anheimgefollen. _ Unsere Lamltags-
ffii!i'~>ritüt-. bemerkt der erwähnte Correspondent, »ist zaiun geworden bis mr
b^ibstverläuguaag aod veruieidet einea Zasammenstofl mit den dericalea
Gegnero , wo es nur immer geht, obschon die letzteren, seit sie zur ID^orität
gelangt«, im Laute liemtfceB, alt ob sie p» äDebi d« wlrn. BfA te
Wahlen in den Landgemein<3^n haben die Liberalen mhm iSng^st die Segel
gestrichen, unl selbst in den Sf;l<iten und Tndastrieöi'ten jrinar ein Mandat nach
dem andereo Vf-rloren. Die Hauptstadt aber, statt dem Lande eia leachteudes
Vorbüd politischer Thatkraft aa seia, ist anf dem besten W^e, den übrigen
Bezirken in politiadior Yersompfong yorauzugeliea.''
AUlieh Mm BiM» Mch aailerwiflCs, aedm Mllwfe die WIoMr
rHescFniePlresse''. das Haupt organ der .dentsch-liberalBB Partei'^, ärgerlich
Tnrd tind h^i Gelegenheit des Katholikcntaires ihren Zorn ansschüttet. Nach-
d-m >ie denselben antreffend charakteri^iit hat, äußert sie u. a.: -Uro so ?"^lt-
iR&mermnss es anmathen, dass diese Yersammlang, welche eine Partei rersamm-
}aag im TenvegönstMi SfauM det Worlei M, bei ihver EriMbang siebt blas den
flfallkhn SegeB, aoBdeni aaeh die freBBiiüehfle Begrtianf leiteBa dea
Bt&I^erme^^ters von Lina eaipfing. Die TbeHaebMer an d^ Katholikentafe
selbst dürften nicht wenig erstaunt rewesen sein, diesen liberalen Bürg-er-
meister in iiirer Mitte zti erbliekeü Uüd n «mittel bar nach e\nf">- Rede, welche
alle Übel der Welt dem liberalen Zeitgeiste ao^diricb, von lum zu höreo, dass
Sndi den EadMUkeDtag auf das fireBodUcbate begrüBe. Vfi» ist ea la
die peÜtiadia IMbeflaflUglnil dieaer Liberalen bestellt, welche den Todfe nden
des Liberalismus Ovationen bereitMi? Niemals würde eine clericale Gemöinde-
vertretungr sieh dazn herbeilassen, eine liberale politische Versammlnng^ zn be-
grd^kü. Dass im \"erlaufe der letzten Jahre die cleriealc I'artei in Ober-
österrelch so reil^ende Fortaciiritte gemacht liat, wai mau bisher geneigt, der
Uagaiat einer fjeiadUeheB Begiennv aaaaadneibeB. Wcbb bwb aber in der
l4Uide^ifl«ptatadt wiedeiliolt aoleben Bewoaes tob Inditfierenz, von Wfiido*
und Gedankenlos! ?:keit begegnet, so wird man allgreraach zugeben mil5?ien. dass
di*» meiste Sehuld an ihrem Niederg'ange die Liberalen in OherHsteneich selbst
trag^en. Denn jede ehrlich yerfochteue Überzeugung übt auf das Volk größere
Anziehung&kraft ans, als die überzengungslosigkeit, der zn jedm Compromi«
bereHe polltiNhe NflilUanraa. Ea giibt lieinen gelUurlieberai Feind der dentaeb'
liberaleB FnrCei, als diesen abstoßenden Indifferenttsnms, der bereits in daa
Gebiet der morali.»>chen Krankheiten trehl'.rt — ein krankhafter Znstand, dessen
Symptome bekanntlich anch in Niederüsterreich sich schon mehrfach gezeigt
haben. Keine feindiiciie Kegierong, keine noch so geschickt und eifrig be-
triebene Ag^itation ist im Stande, der groaten dentaeh-liberalen Partei aaleh»
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SGbftd«i BoMgeB, alfl üeie SfiMhe im Inn«».'' — Sehr wahr, mw mm,
beigefügt werdcBf dtm „diese Sendie tan Imieni^, dicte ÜbenwwgimgBlMlgiMtt
dieser Vemtb an der eigenen !^ache solum Unger all «in Jahnehnt daaerl^
uid nidit in Lini| aondetn in Wien begonnen liat IL
Ans der Schweis. Die Lehrerbildnngsfrage gebSrt immer noch
— wenigstens in Dentschland, Östeimch, der Schweiz — zu den „Zeitp nnd
Streitfragen". In nnserm Lande ist sie sowol von Behörden, als in pädagogi>
sehen und politischen Blättern lebhaft erfirtert worden, nnd das im Frühjahr
1802 erschienene „Jahrbnch ilcs Unterricht w. seus in der Schweiz" (für 1890)
bringt aus der Feder seines sachlcundigen Herausgebers {C, Grob) einen gränd*
liehen, kritischen, hoffentlich anch aaehlieh wiiksanen Beridit Iber „die Lehre^
bUdnngianatalten in der Sehweln*. Ans der FüUe des hier Gebotenen wSUea
wir ans, was weiteren Kreisen na wissen Ton Wert ist, nnd lOgeD einiges er-
gftnsend lanzTi.
Zunächst die iiußeren VorhÜltnisse. — T)ie von den Lelirerbildungs-
anstalten benutzten Eäuuilichkeileu b^tiudeu sich iu eheuialigen Klüsteru, oder
in noch bestehenden Klöstein (3), oder in alten Herrensitzen, oder in Schal-
h&nsem, welche gewöhnlich noch anderen Unteniehtsiwecken dienen. Das
Geb&ade des PriTatseminars zu UnterstraB bei Zflrioh war frttlier ein Gast-
haus. Drei Seminare des Cantons Bern, sowie diejenigen der Cantone
Schwyz, FreiVnrg^, f^t. Gallen, Aargau, Thurgran besitzen größere Ulndereien
zur Betreibune^ einer Uutswirtschaft, bezw. einen umfangreichen Garten fiu-
Gemüsebau uud für freie Bewegung. Im ganzen bestehen gegenwärtig in
der Schweis 87 Lehrerbildongsstätten*), von denen 22 der dentaehen, 13
der franmWschen, 2 der italienlsdmi Sehweis angehSren. 28 dienen dem
männlichen, 13 dem weiblichen**) Geschlechte, 1 beiden schon seit 1873,
nämlich das Stiiutsseniinar des Cantons Zürich in Küsnaeli. Von jenen 26 Bil-
dungsanstalten für Lelirer sind R — Neuenbürg, (ienf, Chur, '^rhins iGraab.X
Zug, Solülhuru — uusclbststäudig, derart, da&s die künftigen \ ulks^btiiiullehrer
ihre „wissenschaftliche*' Ausbildung gemeinsam mit den jungen Leuten er*
halten, welche sich ffir den Slntritt in eine Hochschnle oder eine höhere tedh-
nische Schale vorbereiten oder eine IQttelschnlbildung fürs praktische Leben
suchen. Dazu kommt einr n nc, eigenartige Einrichtung in Basel, aacU den
Grundsatze: Trennung- der „allirf^nipin- wissenschaftlichen" von der „speciell-
beruflichen" Bildung, und zwar sollen die Lehrer der allgemeinen Volksschule
„eine den übrigen höheren Berufsai'ten ebenbürtige wissenschaftliche Vor-
bildnng haben^. „Wir Tcrlangen fOr den Frimarlehrer — sagt der Com-
misslonsbericht — so gnt wie tür die Lehrer an höheren Schnlen die Absolvi*
mng der oberen ^littelschule (der Beaisdinle oder des Gymnasiums) und die
Erlang-nng- eines Keifezeug-nisses von einer dieser Aiist;ilten." Die berufliche
(pädagogische^ Ausbildung wii*d einem Seminare zugewiesen, dns n-ben der
Universität hergeht und drei Semester oml'asst. (Um der praküsuheu Übm^
*) Keine in den ranton* n T'ri, Obwalden, Kidwslden, Glan», Baadknd, Schaff-
hausen, Appeusell-A Eh. und l.Eh.
**) Dsmnter das Sendnar Mr Eindeigftrtnerinnen (.teole n«rmale AreebeUsaae'?
in Neeenbnig.
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JriSÜM tuA mm m villimdkh, die eigenttMie LebraWUiug gans 4er Hodh
idiHle m iberwaieeii.) Unterm 5. Xid 189S Jik der Begtoiuigugelii „nr Bis*
ricbtang von 1^/, bis 2Jähiigen FachcnrBen zur Ausbildong von Primarlehrern
ennäclitigrt" worden — man wird die Folgen abzuwarten hab<'n. Wir sintl
hier nur noch die Gruppiiuii^^ ii ) :>7 (38) Anstalten nach den itiujiiieui oder
Ei^^eüthäineru BcLuldig: es euLlaiien ao/ den Staat 2b (2ö), die Gemeindeu 4,
Piifate (Vereine) 8.
Die Sehüler/ahl belief sich 1890 enf 200d (1294 m., 706 w.), mtev^
richtet von 288 Lehrern, 70 Lehrerinnen, deren Besoldung im ganzen noch
ziemlich niedrig steht (z. B. in Zürich und St. Gallen *iO(K U-n()«M> Fr. Wnadt
3000—4000 Fr., Thnrgaa 2401)— 3800 Fr. nebst Alters- und l'ersonaizuJagen,
Bern 2000 — 3000 Fr.). Der Gesammtaufwaud für die LehrerbUdong betrug
1800 Tand 1119000 Fr.*), eodaae avf den SehUer dunMuiittlieh 660 F^.
Mitfielen. Grrobrechnet nnsbeispielsweise auch vor, wievfti elnilrfetl&ischerLehr-
amtscandidat während seiner vierjlllirig'en Seininarzeit anszng^eben habe: «Da
das in den Privathausern von Kösnach zu entrichtend»- Kostgeld 12 — lö Fr.
per Woche (40 Öchulwochen) beträgt, verursacht der tägliche Unterhalt eines
Zöglings eine Jahresansgsbe von 500 — 600 Fr. Hierzu kommt für Kleider,
Bleh« tnd ünterridrtnBiiterial noeii eis Betng ra jihilidi ea. 200—300 Fr.**)^
Mdass die AnsbÜdiUf einM zürcberitclien Volksschnlleiiiett auf 800 Fr.***) per
Tahr. d. h. im zrxny.fn nnf mindestens 30<H> Pr.***) zu stehen kommt, woran
der Staat für <Uv Duritigsten im Maximum 1800 ( 2 X 400 -f 2 X öOOj Fr.
^ipendienf) gewährt. — Die ökonomisoben Vortbeüe eines ^Onvicts" ge-
■isden snr ZeK die Seiilller in 17 Lehrer- and 7 l«elirerinnenBeiBinaiien.tt)
,Ib «iBBebMn OoitfieleB — beriditet nnser OewifaiHaan — werden die Ag'
linge auch n genefnaanien Beinigviigeerfaeiten CKehren der Zünnier, Treppen
and Gäng^ n. f>. w Decken nnd Abtragen des Ti? !ji s, I^esorgTing der Lampen.
Heizen) herbeigezogen oder beina Zurüsten der Maiilxeiten, beim H'dzspalten
aud ähnlich verwendet (^z. B. im bemischen Hutwüj. Hier liegt also ein Thcil der
MeaalteteBgeadilfte den Zöglingen ob, am die JahreMiogabon aa ermldigeB."
Bat OegensMok sa der bekaantemaden all „UMarlieli'' Taredittaien «Zaelit
und Abschließung" der Internate bilden die frden Vereine d«r Lehramte-
Z'^glinge: -.Wo d^n Seniinnnsrpti etv/ns- freiere Bewegnnp erstattet ist. tTihVn
sie. wie andere junge Lf uri das iiedurlias (!). sich zu e-Pi^euseitiger Förderung
ZQ Vereinen zuöammenzuüiun. Grob notirt 0 Turn-, 7 bteuograpben-, 4 Ge-
iMif', 3 Vereine «Ar aUgmnelne Zwecke* — and bemerkt dann Im all-
geaiefaiea: «Ee ist auch gut, wenn ate in dieaen Dingen schon etwelche Er-
fahrung machen. Den Vereinen kOnnen sie sich als Volksschullehrer ohnehin
nicht Tollig entziehen. Die jnngen Lehrer, welche von allen Seiten in An-
spruch genommen werden, um dem Gesang, dem Turnen, gemeinnützigen Be-
strebungen, welche in der Gemeinde brach liegen, aufzuhelfen, laufen oft Ge-
*) Davon etw:i die Üiilfte fOr LebrcrbeBOldungeo.'
♦♦) Ist offenbar viel zu hodi gegriffen.
*••) Ein Hcscheidtin r ilm.^ch reicht sicher inil BöO Fr., nho in vier ,l;ihreu uiit
MüO Fr.
■f) Zürich und W.i;u!T zahlen die höchsten StipendieBj die Beitiiige aller Saik
U>fie tuaehleo l8iK> rund iäOOUl Fr. üub.
tt) üatar dieeea 84 find aUe 8 Privatnrtdlegi.
fta^goflni. 1». Jukiv. Hfft I. ^
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^ m -
fiiln . d»?s Gilten zu viel zn than und sich selber iniiiMii od loleren Sciutdaa
7nznffig<Mi Wenn sie aber schon die ersten Frenden nni Leiden eines Vereins-
mit^liedes oder gar eines Vereinsvorstandeniitt^Iiedes gekostet haben, nelimea
sie sich etwas mehr vor den Auswüchsen des geseLLschatdichen Lebens in Acht"
HKgUeii (diMt udetit ToclwUeDe gunstige Wlrknug), aber belaochM. Audi
die glliiniidglaBeelitfertiKimv derSaehe wfll fta vmmWäSL mnlf bedMitMu
Hier spricht das entscheidende Urtheil einfach nnd nächtem die Tliatttelie:
der Seniinarist hat keine Zeit für „Vereinsthätigkeit" .'^)
Mit unserer letzten Bemerkung haben wir schon die inuern Anjerelegett-
heiten der Lehramtaschuien berührt, auf die wir nun tiefer eingehen wuUea. —
launer mAt wird Jetit vwtengt — «mit dnrt, wo das Q«teta ea nieht vor-
iehreibt daaa der AntanaluMade elaa SecandaTsohiile besacht habe. Sr
hat dann gewöhnlich ein Alter von 15 Jahren erreiditi ind fär die 11 An-
stalten**! mit viprjithri^em Unterricht dürfte das zur Noth ^enüg-en, besonders
wenn man au tler alten Hegel iesthalten will, nach \M'!cliec der jimge Mann
mit 20 Jahren zu amteu beginnen soll. Nun zählen aber die meisten Semina*
tkm weniger als vier JalufMBiw: 3V«, 3, sogar hioe 2 (haupteieiilieh in den
Cantonen Tessin nnd WaUii), und nur etiiehe nehmen ihre Schuler erst mit
16 Jahren auf! So mnss man dem Verfasser des Jahrbaches nachdrucklich
beipflicliten, wenn er sagt: „Der Maßstab, den man an die Bildung eines
Voikfischullehrers legt, scheint nicht minder verschieden zu sein, als die
Wertang der Kenntnisse und Fertigkeiten, welche die allgemeine Volksschule
den in das praktlaohe Leben eintnlendtn Kindern mitgibt, oder ab die Weit»
aeUttning des Volksschullehrers überhaupt." — An obUpitortschen ünterrichta-
stunden zählt die Woche durclischnittlich 38. „Nehmen wir aber hinzu, dass
an 19 Seminarien auch facultativer Unterricht besteht, und dass au sümmt-
lichea dieser Schulen der Unterricht von einer größeren Anzahl vua ach-
khiem erteilt wird, welche die Privatarbeiten der Schfiler nicht immer aif
ein weieea Haft IwMlinnlnn, ao weiden wir geatehen mSaaen, dnM die ZaU
der den künftigen Mitgliedern dee Volksschnllehrerstandes zugemutheten
wöchentlichen Arbeitsstunden eine ungewöhnlich große, ja im allgemeinen Hw
überniäQig-e ist, und dass bei Keviaion der Lehrplftne auch hier auf Abrüstung
gedrungen werden muss.'^
Nm dar Untenkht aelhat; lanSchit die aof . Flcliir der allgemeinea Bü-
dang. J)er fi^noluntsnkht ateht mit 5 — 10 wSchentUohcn Standen an almmt-
liehen Seminarien im Vordergrund. Die Muttersprache wird in der welschen
Schweiz besser gepflegt als in der deutschen, wo die naturwissenschaftlichen
und nuithematisclien Fächer ihr gleichgehalten, ja theilweise vorgezogen wer-
den Dagegen betreibt man an den deutbch-schweizerischen Seminarien
ikemde Sprachen im allgemeinen eifriger ala an den Irancfliiaohen. AUe mit
AuniiUime dee Lehrerseaünars in Hauterive (Freibarg) und der Lehrerinnen*
seminarien in Lausanne, Sitten und Brieg (Wallis) lehren (obligatorisch) eine
aweite Sprache, nnd awar die deotachen nnd itnlienlBchen die toiniiflaiache,
*) Daai daa. »Bedftrhia" danach ein natttdldua sei, wird man wbwailuli be>
weisen können.
**) Jvüsnach, üntcrsLraß (Zürich), Pruntrut (Bern), Hitzkirch (Luzeru), ßicken-
bach (Schwyz), Solothurn, Chur, Wettingen (Aargau), Lausanne, Qeaf — ■»«"»W**'
flli das mtoniifth^ Qesohledit; flbetdie»: Leluerinaeaseminar Zftridw
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— 67 —
die französischen die deutsche Sprache.*) Dem so wichtigen erdkandiicUeu
Dntemcht sind — wie leider anderwftrte audi — nur 2 Stunden gewidmet,
flifer mehtota iit dM MUmaMt wMm imt MMmnlOt »a der Hator
Wissenschaft sagctiMÜt wird; in Kttsnach (Zttrich) ist 6i Mw (hHMu gnB\
in den Lehrerinnenaemin&rien des Cantons Wallis scheint man natorwisaen-
schaftlichen Unterricht ftberbaiipt nicht 7,n treiben. Bw^hnunei»- nnd Baeli-
ffjhmng- eilt an 9 Anstalten uls sflbstständiges Lehrfacli, (Icst^lfirlien ITy^ieine
an 4, üurgeruntemuht ^V erlasäuiigs, Gesetzes*, VolkawirtsdiattjsiLuiide^ au dun
8«lMn(iHiteW«lichw«lB. Mtt LMdwirtaehaAMr« wia nOtlandwiiMMift'
Mn AiiMitflB Tinflnann «kh 11 Snalnntai. HaadartMÜnatofiiobt
ÜB Sehaler Ton HolMl| PrantrH, Minlitalden (Canton B«n)y LoakTwt
nnne, Neuenbürg, Genf, nnd swmt OMllt U te obmi GbMMI HllttMi
2 — 4 Stunden der Woche.**)
„Die bemfliche Ausrüstong der küuttigen Volksschullebrer • — artheilt
QtA — lumunt ans verachiedeom Grttndan ui «Un meosten Lettrarsminarien
üeKMdflr wflanlibtraiOaltOBr. BianftL if( die BUd««iMii flberiiMpi n
tarn, um den Schülern neben einer gewissen Sicherheit in der B(>herr8chang
des allgemeinen Unterrichtsstoffes auch noch einlAssliche Einftthmng in die
Praxis bieten r.n können. Im weitern stehon ä'ip Schnlranflitaten wHlirend der
Seminarzfit iidcIi in riiif iu üu jüg-pndlicheu Alter, diwb sie die gebuieiie Psycho-
logie und MethodiiL uicht gehörig zu erfassen and zu verarbeiten vermögen,
tat «Kk dfo MirifKit ift mk flr tMk lelbit m i<imto»tg, da» dt aneh
leii LakMMdMi ffHf* tnur dto gvcIgMten Vcvtratir ted«l; Bndlldi
dad dfe vorhandenen BfanMitanigVD sor praktischen Anleitnng noch vielerorts
lehr mangelhaft und können schon ans diesem Grunde nicht den gehofften Er-
folg haben." Gewöhnlich werden „Pädagogik*^ nnd „Methodik'* von ver*
idiiedenen Ijehrem yertreten. Eine Ansnahme macht das Küricherisclm Staats«
miMT m Kftsiiacbi wo vtr kmMoi inf die Dnrtefatiiiflr mrttckgegangen
mdi, wdalie nnprtliiglieli, d. Ii. v<nr 00 Jahren***) beataiid: j«m heidea Lelir-
gtbiete wurden in cJse Hand gelegt, in die Hand dm frflham «Lehrers der
Methodik", der zuvor einfacher Yolkssclmllehrer gewesen. Da diesem auch die
Leitang der Übungsschnlr obliegt, ist ihm ein tüchtis'^'i' jnnfrrr T oht pr ah Go-
lifilfe beigegeben. Bei der EinfHhrnng der Seniitiariäiea in die pi aktisrlie
Sdiularbeit folgt man hierzulande im ailgeanciueu denselben bekauuLcu üruud-
wie aaderwirti.
•) „Eine an^nrxhmswoifc Stellung in Beziehung auf den Premdsprachenunter-
tuiht nimmt die pädagogische Abtheilung fär Lehrer am Collie zu Genf ein. Im
Ukltei dieser Anstut eiadieint du Deutsche durch die vier Jahraeenne hindurch
«lit mehr wöchentlichen Unterrichtsstunden (5) als das Französische (4). Dies hat
*^ adae Ursache nicht blos darin, dasa durch das neue Unternohtsgesetc diesea
HitiM (tob tflB6) der deutidwn Sprache auch in der "MnumM» ose Stellung
ttwwiesen wurde, sondern man will ohnr Zw -itVl r mifijylichen , dasH die jungen
lasier im NothÜidl außerhalb der engen Grenzen des Heimateantons, in anderen
Cantonee md im Anaiaade, geeignete Verwei^i^ im (StatUidmi oder iiriyaten
«knWienöt finden könr.rn "
**) Solche Cuise ezhait» merkwürdigerweise einen Kottenbeitrag vom Sohweo^
Wtement tb Indvitrie i»d Leadwiitadnft, wekte lie in der Xjiite der ven
i^anterstHtateaniederviOeweTbe- (,gewerbLralMldnngf-*')«id Handwerker*
Mblea fühlt
Dm SeniiMr Kttneeh wvrde 1888 eiCibet.
6*
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— 68 —
B«slKlitli AftgBBgi Ton der Benfttchilft ^adheiBt mIm aUgeniciB
die Ansicht /.u herrschen, daM die kflnftigen VolkaMhvU^rer nicht in den
praktischtMi Schuldienst eintrf*ten sollten, ehe sie das zwanzigste*") Alterajahr
zurückgelegt haben. Die Fähigkeitsprütuug zeigt sich in sehr verschiedenen
Gestalten. In fi.ücksicht aaf die große Zahl und den üuifaag der Fächer
habva mehrere Oa&toiie die Frftftmg getäeilt: entwedw so, dass schon nach
AUKttt dm TOfletiCen UsteniolimelifM mm einer Annhl Fieher die Bifiri)-
ttisse feetgestelU werden (Zfirich, Bern) — oder so, dass im beim Aastritt
ans dem Seminar die theoretische Prüfunj^ abnimmt, die praktische aber auf
♦•in»'!! späten) Zeitpunkt verlefjt (Luzern, St. Gallenj — oder endlich so, dass
zwar der gesummte BUdungsausweiä auf einmal zu liefern ist, das „Lehrer-
patont^ dagegen eot aach Bestätigung im BtifeatUchen Schnldieost ansgoBtelli
wird (Frcibnrsr, Geaf)**).
Herr Grob schließt seinen stofflich äußerst wertvollen Bericht***) mit fol-
genden Worten: „Pas Studium der VerhUltfn'<?f> au den Lelirerbildungsanstalten
in der Scliweiz bietet irnTseits die Beruhigung, dass überall mit Fleiß und
£jD8t an der UeranbUduug der kÜDfU|^n Volkssckuliehrer gearbeitet wird,
mid dsia ma& aUerwirti bt«Mt iat, die LduaatMaadldateA in einer w>
bUltniftmftRig teien üntenichlneit mit einem ihrem ^ftteran Bendb ent>
^rechenden (?) Maß allgemeiner Bildung und bemflidieB Witaens and KBnnena
aoszuriisten. Aber ein ZasammenhanK, wi> er bei einem nach außen als ge*
schloasenes Gau^e dastehenden Volke vorausgesetzt wird, ist nicht nachzuweisen.
Es iiit keine aosgleacheode Uand, keine Fürderuog dei- ScUwaciien und Zurück-
Ucibanden durch die Starken und VenuneUeaden, niefat einmal ein MwflUgea
gerndnaamea Berathen dieser Anstalten nntereinniider vorhanden. Dfe Lelurer
an den scliweizerischen Gymnasien kommen wenipi^tens jährlich einmal zn-
sammen, um ihre Schulstufe bescklageude Fragon zu besprechen; die scliweize-
risclien Itehrerseminarien dagegen stehen nicht nur in üirem eigenen Gantou
•) Thiitsächli< h aber kumaieu sehr viele, wol die meisten mit 19 Jahren
iiu Amt.
*♦) In diesen beiden Tantonen werden die jungen l'uuditaten tüchti/^eu Lehrern
übiirgebrn, unter deren Aufsicht und Leitung sie sich, im Unterricht üben. Für
den FrcÜMirirrr dauert das ein Jahr, für den Genfer unbestimmte Zeit. Letstem
erhält als „stagiairc" keine Besoldung, oder in gewissen Fällen nnr eine crerincre
Entschädigung. — Aus dem Cantou Wjillis wird berichtet: „Wird über den an-
gestellten Candidaten nach Ablauf seines fUr ein Jahr gältigen Patentes (d. h. zu-
gleich nach Ablauf eines in praktischer Übung verbrachten Jahres) von Seiten des
Schulinspectors der betreffenden Gemeinde ein zufricdcustellendiT iierieht an Aan
Departement des Unterrichts abgegeben, so wird er auf weitere vier Jahre ermä( b-
tigt, Schule zu halten. Nach dieser Frist ist er verpflichtet, nochmals an der
Lehrerbildungsanstalt in Sitten eine Prüfung behufs definitiver Anstellung abzulegen.
Dieser Autfonlerung kommen die meisten dadurch nach, dass sie im fünften Jahre
uaich dem Austritt aus der Anstalt wieder auf die Dauer von zwei Monaten dahin
zurückkehren und einen Wiederholungscurs durchmachen, um die vorwiegend prak-
tische Prüfung bestehen /u können.^
♦**) Die Gesichtspunkte desselben thoilcn wir hier in seiner Reihenfolge mit, um
zu zeigen, inwieweit unsere Bearbeitung eine ^e ist: Einleitung (Geschichtliches)
- Organisation (Allgemeines; Eintrittsalter; Vorbildung; Zahl, Beginn und Dauer
der CurM| Unterricht) — Convict — XjehierpoDsooal — Schüler — Fähigkeitsprü-
* fangen " Finanzielle Verhiltnisse (GebAnlbdmeiten und GmndbesitBi Einnahmeai
Ausgaben) — SeUussweit — 7 TabeDan ^ Yenetahaiai der indi^aelien Lehnuttel.
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I
69 —
soztieagen olmr Zusammenhang mit den übrigen höberi^ Bildmifrsanst.iiten,
sDndern es^ nimmt auch jedes Seminar g^egenuber den andern Seminarien eine
Miii» Stellung ein. — £b wire unpraktisch, im gegenwartigen Augenblicke
m NstüMraBilgkelt «Imt Bbiniiwdmng im Bnddf in dte Hcnnbadiiir
teVoIkaadnUBlirer zu rtkn, 4hml IMaraig dar Mtlonaka Einheit auf
diesem Wege am wirksamsten geschehen liönnte; aber es erscheint als Pflicht,
wenigstens auf di*» Wnn«chbarkeit eines ilußeren nnd inneren Verkehrs der
schweizertFclien Lt hivi hiidnngsanstalten hiiizuwaisen und die Hoffnung aus-
zo&preclien, dass diejeuigen Voi-stände, welche von Seminarien im Osten nach
SeniBnieB im Wiarten wmideni «der au d«iii Westen in den Oeten kommeii
tad irieder doithtn smilckkelireii, ftleb immer auch ab Mger eines nationalen
Gedankens f&hlen nnd keine Gelegenheit vers&Dmen, nm alte Berührungeh zu
erhalten nnd neue Fäden gemeinsamen Fiililens und Schaffens zu knüpfen "
Soweit der Secretär der zörcherisf^lien Erzieh ungsdirer.tjn!i . i^rr künftige
Leiter des stadtisclien Schulwesens in Nea- Zürich. Eine wülkomraene' Er-
gfUunmg seiner Darstellung; welche sich ja feiet «usschUeMch die thatsädi-
Uchen VeffhKltniwe nun Oegemrtand genommen, kSnnte man'Von dei^ im An-
gast d. J. erschienenen Arbeit ^InesBenierSeenndarlehret^*) entarten. AUetti
es i?t keine bedeutende, kaum eine lesenswerte Schrift. Dass sie der Haupt-
sache nach aus Citaten zusamraen^rp^' t/t ist, wollen wir ihr nicht zUm Vor-
wurfe machen. Aber dass lliillener. der aasdrücklich aucli „eine instructive
Ori^tirung der Schul fieunde in der pädagogischen Fachliteratur, soweit sie
■Bf dia Lelinriiildung Bezug hat"^, benrackt» die neneafeen VerMfentUebnngen
?on Gantiier, Beets, nameotUdi Ton SaUwflrk, aacii RIesoiann'e thmnriciit (in
der P)ld. Zeitung von 1891) nicht kennt, ist ein schwerer iCangel. Selbst nicht
alle einheimi^rhon BeitrSge zur Losung der Lehrnrlühlungsfrage ? lirint er
beachtet zu ii al * ti ['ii I mit den Leistungen der Fachpresse sicli vertraut zu
»aehen — was doch von jedem Schriftsteller unbedingt zu fordern ist — hat
er ebenfalls unterlassen. So zieht deijenige, welcher immer aufmerksam vei^
Miri lttt> «was in Saehtn gega^n" (wie »an Uersdande sagt), aas KtOleners
Boehlein — das ftfarigens elgane-Oedank^i eefaes Yerftassin nicht oAmlMfft —
keinen Gewinn, trots der ▼oUtünenden Ankflndignng.
Ans der Faclipresse.
Wir'lwginian nnsem Ptnsslierielite 1» nenen Jaiugang mit einer Zn-
MMMosteHnng deijenigen Ovgnns, weldie nns nr YerfBgnng sfeeiien.**) Diese
Übersicht hat zugleich den Zweck, die betreifenden F«dib1&tter mit etlkdien
Strichen zu charakterisiren. derart, dass wir sie in nUher umschriebene Gruppen
Wingen Wir müsseu aber ausdrücklich betonen, dass wir bei der Wahl der
Oruppenbezeichnung jeweilen 1. nur die selbstständigen Aufsätze, 2. nur die
*i Ch. Htillener^ BcÜllge nnd Vorschläge zur Reorganisation der Lebrerbildnag
«•£ gdMMgischer Grundlage. Bern, Scbmid, Fi ancke & Co. 1892. Fr. ] .20.
Um einige andere ZcitHcbriften haben wir uns bisher veigebiich bemüht.
Wir wfi^en uns gelo^ontlirh weiter umtbun, behlltett uns deshsU» ElglnsaBgen
^ heute hier verr)ffeutli( htea Übersicht vor. ki5nnen uns überhaupt nicht auf be-
ctimAte Bllltter beechr&nken. Wiz ootiren das (inte, wo wir et — gesucht oder
niftndit — finden. ...
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70 —
Twhamokflntai BeitnlNne«» oAbt latwa— i im Aifo tetrin. • 1km voll»
•Utakügen Titel folgen die iiothigeo AngakM über Redaction (R), Verlagr (V),
Jahrnpreis (JP) und Preis der ein;:elnen Hefte oder Nummern (EP)*), Er-
soheinungsweise (M = monatüch: W = wßehentlich). Die fettgedruckten
Buchstaben endlich bedeuten die itir den Namen gewählte Abkänaag, deren
wir uns kunftiglun bedienen werden.
L Fttr elagttlMiide Blrilrtmuig •Ugemdn-pädagogiMh«
vmä IlMhwIsBeiiseliiStllfilier Fragen.
1. Bhebdsebe BUtter fBr Bniehong and Üntankht Ofgaa für die Oetant-
Interessen des Erziehungsweseos. 1827 TOB A.]}iMterwfig cagriliidcl —
B: Fr. Bartels, Gera, V: Morita Diesterweg, Frankflart tu IL — JP:
8.~, EP: 1.50 Mark ~ JahrL 6 Hefte. — RhBl.
2. Neue Bahnen. Monatsschrift für zeitgem&fie Gestaltung der Jugend-
bildong. — B: Joh. Heyer, Osnabrück-Eversburg. V: E. Behrend, Gotha.
— JP: 6.—, BP: —.75 Hark. — M. — OT.
3. Schweiz, päd. Zeitschrift — R: Fr. Fritschi, Zürich. V: Art Ltttitat
Orell Füssli, Zürich (Beilage: Pestalozziblätter. — B: Otto Hmudkir), —
JP: 6,— ♦♦), EP: 1.50 Fr. — JÄhrL 4 Hefte. — SekwP.
II. Im Dienste der Volksschule.
(„Eigentliche Schul- u. Lchrerzeitungen".}
A. Fttr die Theorie der Erziehnnpr^kunst, für Scbalpolit/k,
-Verwaltung:, -Organisation.
1. Allgemeine deutsclip LflnerzeiUmg. Züg^Ieieh Organ der Allgemeinen
deutschen Ltihrerver&ammlungen. — B: M. Kleinert, Dresden. V: J. Klink-
. hardt, Leipzig. — JP: 8.—, EP: —.25 Mark. — W. — ADL.
2. PidasagiaciM Zeitug. Haspfeafgaa dit dwttehta LelMmnin«. ^ B:
0. BBU, V: A. Buchwiu, Bcrik (Tmiaavtriaf). — JP: 7.—, VPt
- .20 Mark. — W. — PZ.
Ö. Deutsche Schulzeitung. Centr&lorgan für ganz Deutschland. R: L, Krä-
mer, V: L. Öhmigke, Berlin. — JP: 8.—, EP: —.20 Mark. — W. —
DSch.
4. Dantodi« BUtler für «niehandai Umerrklit — Bt fr« Xuoi, V:
Beyea* dt SNuie, UHWiaalaa, — JP: 6.dO, SP: —JiO ICark ^ W. —
DBl.
5. Schweiz. Lehrerzeitnng. Organ des Schweiz. Lelirervereins und dt» Festa-
lozzianums in Z&rich. — K: Fr. l<Yitachi, V: Art. iusiitut Grell Füssli,
Zmidi. — JP: 6.— i BP: —.15 Fr. — W. — Sckw.
6. BeperURrium der Pftdagogik. — B: J. B. Schubs AogaborK. V: J.BIiiicr,
Ulm. — JP: 5.40, EP: —.45 Mark. — M. — B«p.
7. Pädag. Reform. R K. Bast, V: K Kloas, Hamburg. — JP: 6.—,
KP; —.20 Mark. — W. — Ret
♦) Der BtMdpnii ist aieht ibmil maa, da huhIw Blltar ihn akhl mmwm.
**) Fttr AbooBMitw der „Sehweis. £eliiennitMag* t.— Fr. ■
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— 71 -
& Schlesische Schnizeitnncr — B: H. Topler, V: PrIebAtMh, Bnäm, —
TP: 7.—, 2 P: -^-.20 Mark — W, ~ ScllIPS.
9. Bäir. Lehrerzeituug-. Eigeutiium dm baür, VoliLUciiailehrervereiiiA. — E:
€k baft, Nfirnberg. TcnlntmUg QSIhhhwgl — JP: 1.— (?), BP:
—.10 muk. — w. — Biir.
10, Btd. MnU it ing. ^ B: X QtllwtaBlflt, Eaiteoki. V: Kuttkwita, BflU.
JP; 4—, £F; --.16 JML ~ W. _
11. Lehreraeitnn^ für Ost- a. Westpreoflea. — E; Weske, V: Ltupdd, Kttnigt-
kergr, — JP: 6.—, EP: —.20 Mark. — W. — OH pr.
18. PftnB. Sdnüttatt — B: P. OpiH Fr. Alt» DMuif. — JP: 4.—, SP:
—.16 Mark. — W. — PrSeh.
13. Pommerscbe Bl&tter fttr die Scbide und ihre Freunde. — K: W. Back-
tanB. V: J. BnmeiMw, Stetdn. — JP: 6.—, EP: -~.lö Hart. — W.
— POTTllU.
14. Hannoversche Scliolzeituiig. — B: H. Waaner, V: Helwing, Hannover
— JP: , BP: —.20 Mark. _ W. Wm»
15. Uhrmiimg flfar Wcvtfüen umI die BbdDpfOTiiii. — B: H. Antoi, V:
A. Helmicb, BleleftiM. — JP: 4.—, EP: —.10 Malt. — MonatL ardmaL
" WRh.
16. LfehrerzeitTing^ für Thüringen und Mitteldeutschland. — H: A. Schenk,
V: Fr. Mauke, Jena. — JP: 8.— , EP: —.20 Mark. — W. — Thttr,
17. HeniMbe Scbnkettung. — K: A. Baier, Y: A. Baier & Co., Cassel. —
JP: 8.—, EP: —.10 Malt. — W. — HeM.
18. frailkftarter Rchiilzeitang. — "R: E. "Ries, V: A. Neumann, FrankflUta. X.
— JP: 5.—, EP: —.15 Mark. — Monatl. zweimal. — Frankt
15. Pf&lziBcbf^ T ebrerT^pitung. — K: D. Börtzler, V: H. Kaiaar, Kaiaendanteni,
— (Preis nicht angeg:el)en.) - — W. — Pfälz.
20. Das Lehrei heim- Ii u. V: K. Lutz, Stuttgart. — JP: 4.40, EP: —.15 Mark.
— W. — WL.
21. Pnie SeindMttnng. Orian lea dantaeban Laadariabrnnraiiia in BQIqmd.
— B: FT. Legier, Reichenbetg; Yardnsverlag: (J. ölkng, Balebcnbarf).
— TP 5 EP: —.15 (THid. — w. — Böhm.
22. Berner Schulblatt. Organ der freisinnigen Berner Lehrerschaft. — R:
J. Griini?, V: Michel & Bttchler, Bern. — JP: 5.20, EP: —.20 Fr. —
W. — Bern.
88. AarKavar Scfaiilblatt OngUL ftr die Leltranehafk dar Xantana Aargaa,
Baselland, Solothuru. — R . R. Hunziker, V: Ö. Edter, Aarao. — JP:
iJoO, EP: —,20 Fr. — MoeatL sweimal. — AlUrg*
B. Ffir die Selml^raxla.
I. Deutsche Schulpraxis. — R: K. Seyfert, Marienthal (Zwickau). V: B.
Wnidaiüfifa, Leipzig. — JP: 0.40, EP: —30 Itok. — W. Mlf r«
1 Ötterr. Schvlbote. Zaitaebifft für die Pruda der Ufterr. YeOu- md.
Btrgerschnle. — R : Fr. Frisdi , Mailniry a. Dr. V : A. Piehlera Wwe. A Sobn,
— JP: aeO, BP: —.40 ChUd. — M. — OSehb.
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— 72 —
IIL Fttr eiMielne VnkmUMih wii Eni«liwigsgeM«to
1. Zeiticlirlft ftr dsn dtsttdüii XhAunkkL — R: 0. hjmk, DvMdaa. Y:
B.G. Tenbner, Leipzig. — JP: 12.—, EP: 1,20 Mark. — M. — Beutsck
2. Zeitschrift fttr Schul^cographle. — R: A. E. Seibert» Bm«il V: A. Höld«r,
Wirn. — JP: V, EP: V. — M. — Geo.
3. Die FortbilduDgKJcUule. — ^ E: 0. l'aclie, Lindenau-Leipzig. V: Ed. Peter»,
Leipzig. — JP: 2.80, EP: —.30 Mark. — M. — F.
4. Zeltwhfift flir dm gewerbl. Unterridit. Otgin 4m VeriMades daatsdier
Ctow<rt>McliitittliiiMr. — B: C. Laebner, HaonoTer. V: S. A. Bca^mn,
Leipdg. JP: 4.—, EP: ^,60 Msrk. — M . — «ew.
IT. Der hinsllehen Eroieliiing gewidmet.
1. ConMUtk DeQtMbB Elternfeltmig. — R: C Pils» V: R, Biehter, Lefpsig.
— Halb). 2.25, EP: —.60 Mark. - Halbj. 5 Hefte. — C.
2. Schule und Hans. — B nnd V: Ed. Jordan, Wi«ii L — JP: 2. — , Et:
—.30 Gold. — M. — SchH.
1. Die Nervosität d«r Kinder (Fürst, C. 1892, IV). Nervoaitit =
Jede psyehlMhe und physiiche Veiindeiiing des OeUmt and der Nemn «H-
wedtr nadi der Seite der erlililiteii Reisberkeit hin, oder nach der der tw-
stärkten Schwäche and Abspannung, oder nach beiden Seiten in oft unberechen-
barem Wechsel schwankend." ,,Tn manchen Fällen wird die N. ein trHnnerp«'
Erbtheil sein; aber in sicher viel mehr Fällen ist es die unrichtige Mrziehuug
durch Eltern mit abuonuem Nervensystem, das geradezu schädiiciie Vorbild,
du die Kinder im eigenen Familienkreise haben, was den Onud sa ihrer N,
legt* Eine andere HanptmiMlie: Überarbeitung. Kittel nur «fVerhiltnag und
Bebandlong der N. direct auf psychiieiiein, indireet auf physischem Wege."
(Medfcamente : Bromsake, Eisen, Eisenmang"an ; ..die g:iüßten Vorthdle gewfthrt
in der Begel die geschickte Verbindung- des Broms und Eisens.")
2. Über die Beseitigung laulsprachiichcr Fehler in der Volks-
schule (Fr. Kau, ABL. 1892, 22. 23). „Der Sprachverbessernng ist keine
Stnfb gfinstiger als das ento SehnUahr, ans awel OrOndsn: 1) weil auf dies«
Altersstofe das Übel noch nicht so tief eingewnneli und danun lei^ter ans-
znrotten ist, 2) weil in dieser Zeit sämmtliche Laute der Sprache zum Zweck
des T,eKen- niul Scbrei1>enleniens einzeln behandelt werden. Nur darf hier
nicht das l'riiici]i i?- lu ii. die Kinder in niög'lichst kurzer Zeit zum Lesen und
Schreiben zu bringen. Ausgedehntere Übungen der Sprachwerkzeoge sind auch
denjenigen Abo-SehUtnen noth, deren LantUldung niekts ausgespredtoa FeUer^
haftee aelgt.' UnregelmSfilgkelten (Fehler) in der Lantfiffbe, Lantstirke, Ton-
höhe, im Rhythmn.s — Ursachen, Eigenthümlichkeiten} Behandlung, Heünag.
(Besonders einlässliche Erörterung des Stuttern.s.)
3. über (i eschlechtertrennuug in der \'nlks6chnlc fAarg, 1892,
15). Verf. nennt sie einen Zopf, der seine Existenz u. a. pädagogischem Miss-
Terstande verdanke. Die Stimmung sei aber auch in der Schweiz vielAdi
noeh gegen die Vereinigung, obwol bereits drei Oantone, deren Sehnlwesen
mit am weitesten voigeschritten ist (Glarus, Appenzell-A jUi., Thnigau), ffll
keine nach QeseUeelitem getrennte Schulen haben. Der kllrsUch Tentorbeoe
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— 73 —
Sninaidinctor Dfl]% «In In der Soliwds hoc2i aagesehwer PSdagog, nrtheUte:
Waiar inteUeetoelto wich littiid» NadiflMile lind am der Vereinifoiig der
Gescblediter zu befürchten. Die grroße Aafgabe der Volksschule kt die Reiche
für alle Menschen. Sie besteht dariu, die Jugend auf dem Wege natnrg-emflßer
Entwickelang zum echten Meüschenthuin, für die sittliche Freiheit zu ensieien.
In der Schule, auf dem Felde des gemeinschaftlichen Jugendlebeni, sollen
beide Geschlediter schon das thun, was ihnen im Leben ebenso nntBriieh alt
bflilna iat: lie aoUeii rieb ergänzen, TerbeaMn, ifch weehselwltir tngw ud
vleniftlinn.
Ein Bl-^tt für alle Handwerker-, Gewerbe-, Bildungs- und
Bürgerveitiue ist „Der BlldWüSTs- Verein", das Uif^an der „Gesell-
icliaft für Verbreitung von Volksbildung , die seil 21 Jakreu iui
gaascn Bddie ndt wottreteheadMom Brfolg« ?olkfÜiAmlldie Vorträge vtnn-
ildlety YollttUbUotfaekfln begrUndec und nnterstlltsc, Bfldnng»- md 8eiiqUk«fen
aaf ihren Haupt- und Verbandsversammlnngen bespricht, Fortbüdongs-, Hand-
arbeits- und Haushaltuugsschuleu fürdert n. s. w. Die QBl TOrikigeilde Nr. 8
des „Bildungs- Verein hat folgenden Inhalt:
Das Skioptikon in unsereu Vereinen. — Arme Verfolgte. Von Dr. R. Heer^
Buum-CasseL — UrtheUe deutscher Handwerksmeister über den Handfertigkeit»-
iBteniekt, Von F. O. ^ LebeoMregsIn. — Die BeriJner Velksbibliotheken. —
Der Verein ftr KaseenTerbreitnngr gnter Sditiften. — Verbandstage der Ge-
aeUschaft für Verbreltosg von V« 1k Vildnng. — Berichte über Bildungs- nnd
Bnterrichtsbestrebnngen. — Büeherschaii. — Geschäftliches. — Anzeig'cn.
Die (ieselhwihaft verfolgt ihi'e Ziele uhne iiolitische und relig-iöse Ten- *
de&zttu. Meldungen sind zu richten an die Cauzlei der Gesellschaft für Ver-
todtang yon Yolkibildnng, Berlin W., lUafleastr. 20.
Persönliches. Auf Anläse meine« Gebartstages sind mir Jfingsfc so zahl-
reiche Glückwünsche zng:e|^angen . dass es mir unmöglich ist, dieselben einzeln
zu beantworten. Ich ersuche daher alle die geehrten Herren, welche meiner
i& Liebe gedacht und mich dadurch hocherfreut haben, au dieser Stelle meinen
bndidien Dank frenndlieh entgegennehmen zu wollen. Möge ihnen selbst m-
4bU werden, was sie mir Gates wfinsdMn!
Bestlglich der mir g]eIob<eltIff sOMangenen Anregung zu weiteren
literarischen Unternehmungen kommen neben meiner geschwächten Gesundheit
aucli Umstände in Betracht, die nicht in meiner Macht gelegen sind. z. ]i, die
trage, ob eine annilhernde .Deekung der Ivusten zu erwarten sei. Jedenfalls
Verde ich auch bei sinkenden Kräften thuu, was ich vermag, um deu aua-
(«piodieoen WItaiMdien n entsprechen, anter nUen Umstanden aber meinen
^Miolcea Bestrdmngen niTeibrllehUeh trnn an Uetben. Den staenden Fein-
den gegenüber wollen wir nns mit dem Worte tristen: «Sie wissen nifibli
^ sie timn,'^ Dittes.
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Reeeasionen.
Fnl Br. Chr. Hoff, IdetUiMDi. Zwilto, freMBtlMi ttitBeliite Aiia«^
Hatte a. S. 1892, Mühlmaons Verla«:. 230 S. 4 IC.
Bereits vor drei Jahren, als dieses Buch in erster Auflage erschien, haben
wir demtelbeii ein eingehendes Beferat gewidmet, welches neben einigem
Widcrapniche vielseitig« ZwÜiUBimg bekundete. In seiner neuen, bedeotend
er\vcitcrten Anflafrr hat es an innerem Werte nnd fesselnder Kraft norh wesent-
lich gewonnen, indem es beeunders der in den letzten Jahren yielseitig und
ttvk hormgetretenoi amti-idealirtiMhen Biobtnag «ae ansftlhrliche Dar-
Btellung' und Beleuchtung gewidmet hat. Die Anlage und Gliederung des
Buches selbst ist beibehalten worden, indem zunächst der Begriff d^ Idealismus
entwicAt^t, dmui die Bethitigvng Meedbeii in der BeUgion, ia der Wisen-
sphftft, im T.rkin und in der Kunst nachgewiesen wird. Überall ist dir hier
vertretene Geisteshchtuiu; mit der ihr ent^^ogengeaetaten, der naturalistischea
b«. mUetisohea in Vei^Mieh gestellt In o«r erwlhnten BegriffiwnkwiekeluBg
kommt Ycrfa^^-ser zu folgeudem Resultate; ..Per Idealismu.s ist diejenige Geistes-
xldrta^ oder WeLtuuohauung, welche der frohen Gewisaheit lebt, daas es
VIrar dem IrdbAea and Vergänglichen, dem QemeiMft wtA BBmm tnAmdk
reine, göttliche Ideen und Mächte gibt, die des Lebens Ursprung und letztes
Ziel siad und dasselbe tlberhaupt erst labenswerfc madmi, und die darum mit
aUer Kiaft der Sede dtliia strebt, da« dfew idealen mdite das dicwdtige
Leben veredeln, die Vergänglichkeit mit I^v i<^! < if-gehalt erfüllen, die freie
Persönlichkeit herausbilden und die Humanität in Dirinität, das Menschliche
in das Göttliche verklären.'^ Ein reicher SclMta von Werken der Literatar
und Kunst i^t vcr\N ertet zur Veranschaulichung und Belebung sowol des theo-
retischen als des praktischen Theiles der Abhandlung. Bei der großen Be-
lesenheit des Verfassers föUt es auf, dass er unter den Philosophen gerade den-
{'eni|^en nicht erwähnt, areicher beztlglich des hier behandelten Themas in erster
jinic mit in Betracht gezogen werden sollte, nilmlich Jakob Frohscharnmcr
(vgl. insbesondere defiöeu ikluill; „Die l'hilosüphie als Idealwisseuschaft und
System"). Doch — nehmen wir Muffs schönee Baeh fh^undlich auf, wie es
ist; denn auch wenn wir in demselben dn«; eine gern noch finden, das andere
gern iiüs«en möchten, bietet es doch im ganzen vermöge seines reichen und
edlen Gehaltaa and eelaer aohOoea F<«m eiaa bOdtada aad heiaegfteaaade
Leotttie.
Yergils Äneis. Für den Schulgebranch in verkürzter Form heraasgegeben
von Dr. Jos. Werra, Münster l W. 1892, AMhendort XVI iL 192 ä.
Preia geb. 95 l^f.
Über Zweck and Anlage dieses Buches spricht t»ich der Herausgeber selb^ '
dentlich in folgender Weise aas: „Die aeaea pwnBischen Ldirpliae vetlaagea,
dass Vergil nach einen» Canon gelesen werde, der in sich abgeschiedene
Bilder gewährt uad einen Durchblick auf das Ganze ermöglicht. In der vor-
]iegeadeii Augabe iit der Venneh gemedit, daea Mkliai Camm aafiswUllea.
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— 75 —
JOie Verse der ganzen Äueis sind aut 5457 beÄchraukt, aui einen Umfang,
div sich bei dnrdisdtnittlieh.swvi wOcbentUcben StundM In den beiden Jalown
der Secunda im allgemeinen wol wird br-w^lltigea lassen. Bri der Auswahl
wurde vor aUem darauf Bedacht genuniiiien, dass trots der Iksduänkang im
Umfang« ioeh eia möglichst klarer Überblick Uber 4m g»mm Qtmg der
Handlung gewonnen werde: an einzelnen, iU>er verhril+nisuiJlßig nnr wrni^'pn
Stellen nuiasten allerdings die Lücken duiok einen kurzen veriiiBdeäden Text
«nagirfldlt irardctt."
T>ir=nii klaren Plan hat Herr T)r. Wcrra, wie wir Tins bei genauer Prüfung
seiaer Ausgabe Überzeugt haben, in sehr belriedigeuder Weise durdigefiüurt.
lä der TonnagetdtiekfcMi Bfaileitimff eatwifft er ein «BsdiftnlielMi Bfld tob dem
Leben und dichterischen Schaffen Vergils, das mit einer priicisen r''iaTi!;tf ri-tik
snd ABaljse der Änete abschließt. Anhangsweise gibt er eine lurklärung der
widitigefen Eigennamen, die fn der IMehtung ronxmmeB. Beide Bd^hea
sind ebenso l«jbeij8wert, wie dir> ccr-hingene Auswahl des Textes »elbst. Der
Druck ist schftn und eosrecti der i^is außerozdentlidi billig, und aus aUen
4iMM Ortttden kOnaiB wii nur hoäm nd wttuBhn, da« mm aeM Sehal-
1»«eb beiftUige Anfludim und weite Yeibieitiuig ündea nSg«. X. H.
KiittUtiek, Zun Letebvcli. IL Helt Zweite varii. Avfl. henMumiib«
▼oa Ih*. Paul Kriebitech. Gotha 1801, ThieneraanB.
Die zweite Auflage unterscheidet sich von der ersten zunächst dadurch,
dass die Aufsätze ttber „Hermann nnd Dorothea", „Die Jungfirau von Orleans",
,,Minna von Bamhelm" nnd «Teil", sowie die £ri&uterungen zu ein paar Lese-
stflcken, die in den neuen Auflagen des Kriehitsch-Kehr'Bchcn Lesebuches nicht
mehr auigeuummen wurden, fortgefallen siud. Vielleicht hätte der Heraus-
geber gut gethan, noch ane Arnual Erläuterungen zm itnielien. Wir meinen
die, welche nicht wirklich mustergiltigc Gedichte ocb^r sonst leicht ver?«tänd-
liehe Stücke conunentirui, z. B. einige von Hagedoru, Fröhlich, Bube, Krum-
macher, Weisflog, Flönnies u. s. w. Sei lolchen Hingen soll sich ja der Unter-
richt nicht lange aufhalten und dann — wir haben im Lesebuch noch so viel
Proea, die einer Erläuterung bedan, da&ä der gewonnene Raum in der denkbar
bellen Weise ausgenutzt werden konnte. — Die Art der Behandlung ist in der
ncnon Auflage die alte geblieben: sprachliche, sachliche, ästhetische Erläu-
terungen ohne die bekannte Schablone: „Darbietung, Vertiefung, Yerwer-
trag" u. 8. w. Die Notizen sind kurz gefasst, guten aber in die Tiefe.
Parallelstelleu, die Angabe von Behandlung desprUrn Stoffes durch andere
Dichter verrathen ein reiches literaturhistorisches Wiii^n des Verfasseis nnd
«faid eine wüllwinBeBe Bei^be. Der jfingeie Lehrer wird ndt Niilaen Mcä
die Art fltadifeB, nie KxieInMi dea LeseemT Ihr dea devtMkea Aufs^ntz ver^
wertet. — r.
Becker, Weltgeschichte T. nnd II. Band. 3. AoiL Stottgart, Uotoa der
. ^deatgohen Verlagsgesellschalt.
Wir babea im ▼origea Jahrgang dci FsBldagog^m das 1. Heft der oben ge-
nannten Wf Ufri S( hichte angezeigt, und was wir dort Uber das Werk auf Grund
der 1. Lieferung sagten, finden wir nach der Lectttre des L u. U. Bandes bestätigt:
Bi tel «h Bttci ftr die benuneifeiide Jugend, flr dea Stvdfrei^ea darum be-
Sfmders zu empfehlen, weil es zahlreiche Illustrationeu bringt und so ausführ-
Hch erzählt, dass es eine Erweiterung des im Unterxicbt behandelten Stoffes
bietet nnd doch wieder nirht so ins Detail geht, dam ein Maddeeen des in
der Schule besprochenen rensums etwa /u viel Zeit erforderte und dämm bald
nicht mehr möglich wäre. Nur in einem Punkte rattssen wir unsere Charak-
teristik des Werkes berichtigen. Während nämlich die erste Lieferung blos
Abbildungen von Denkmälern gab, enthalten die Fortsetzungen auch Phantasie-
Wider. 8ie sind zum (Slück a'jcr nur in der Minderzahl (z. B. Knm unter den
Königen Camillus und Brcnnuö, ein bpartauiscbes Msihl, die lüntEphoren u.s. w.)
and wären zum Vortheil des BwdMS besser nicht au^enommen, ein Wink fOz
die nächsten Bände! Die Stilisining liest sich leicht und haftet im (ledachtnis.
Sätze wie 1. b. 2^'6: „Ägypten, dessen Könige viel Veikekr mit (iriecheu m
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— 76 —
, habM tadkogm'*, o4Mr L 9. SM.- „Iiä PytIumoiM idMiat liBk di« Uie gvliildet
■'11 li;i':rn von i i'uem Puüde vou Männern Der Einfliiss, den die ^KTP-
tificbtiu Prit!fit«u: aut iim ^^abt hatten" «ind seltfin. I. S. iehlt swisdieii
dem entM ttnd swtittt AMuntt (»Diew OokmiM o. 0. w.) ' jfldtr ZoMBmeB-
\ bang und Übergang- — Znm Schlüsse deuten yrir noch an, wie weit die Er-
zählung der gächichtlichea Exeigaisiie in den beides Bänden reioht. Der
aväte Band fUurt die grieduMbe veMliiohte «1 Bnto md diA iftnlwlift.liii m
Lieinini Stelo. — -r.
Nea ersehieneiie BMeher.
P. yojl Lind, »KauU myBtijBchü Weltanficbaaung'', eiu Wahn der modernen
- IfTatilu Eine WUerlegimg der Dr. C. du TraFieboii Bbdflltaiig za Kaiiti
-•Psychologie. XSaehen, Handdtdnökerei und yerttgsaiiitalt It Poonü.
144 8. 4M.
Monatshefte der ComeofiiB-Oest llschaft. Erster Jahtg. Zweites Heft. Lelpsfir,
R. Voigtländer. 2\/., M. Preis des Jahrganges 10 M,
Mittheil nng-fu lier ( »r?? llschaft für deutsche Erziehung^- imd Schulpeschichte.
Im Autirage der Geseilschiift herausgegeben von Karl Keiu bach. Jahrg. II,
Heft 1. Ikrlin, Crfbellbchaft für deutsche etc. 64 u. XXIV S.
J. Bäliiu, Leitfadeu der Geschichte dei- i^ädagogik mit besonderer Berück-
riehtigaog der VoUDnehole in Denttehland, ÖBtemicli ond der Schweis. Znm
CMbranche in Lehrer- und LdirerinnenbildiingHuiBtalten. 2. Anfl. Nflmbeig',
Kom. 106 S. 1 M. 60 Pf.
Pas nngarische Untemchtswesen in den Stadienjahren 1889 — 1891. Anszag
aus dem XX. Jahresbericht des könisr!. nng. Ministers für Coltiui und Unter-
richt. Budapest, rniversitäts-Buclidj uckerei. 285 S.
M. Scherer, Schulinspector in Worms, Wegweiser zur Fortbildung denisclier
Lehrer in der wisseaschaftliehen und praktiachm Yolksschulpädagogik und
; xnm Anebkn derselben. Anf geschichfUcher Gmndlage nnd mit Angabe der
Literatur und Lehrmittel. II. Die praktische Ydhaschnlplldagogik. Laiinigy
Brand.stetter. 535 S. 8 M.
Knr! A. Krüger, ßector in Königsberg i. Pr., Biblische Geschichten fSr
bcüulen. Nach dem Text der „d!irr!iir*»ppliPiien*' Lutherbibel erzählt. 2. Aufl.
Ausgabe A. Mit zwei Karten uud einem Auiiang: Bilder aus der Kirchen-
geschiehte. Daudg, Theoder Bertling. 132 S. 65 Pt
Gesehiofate der chtistUehen Kirche für eTaageüsche Sehnleii. 5. Avil.
Ebenda. 48 a 90 Ff.
Friti JwM, Sehüleis Briefe. Eritisehe Ocsammtansgabe mit Anmerkungen.
Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien. Dettsohe Vcrlagsanitalt Tiiefemwg 2| 3,
4 u. 5 ä 3 Bogen, je 25 Pf.
flans HSrtnagl, Prof. in Wr.-Neustadt, Versuch einer wissenscliaftlichea Dar-
stellung der Gesetze des deutschen StiUs und Verwertung derselben zu
eiaer rationellen Con-ectur der deutschen Aufs&tze. Wr.- Neustadt, Anton
Fdlk. 55 8. SO Kieiuer.
Dr. K* Dailel, Lehrer am Bealprogymaasinm in Schffningen, Systematisches
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— 77 ~
Lehrbach der deutschen Recbtschreibuog für höhere Lehraii^talteu und sam
SelbttDiiteRifilit, auf Gnmd des amtlichen Begelbaebes fdi- prent. Schalen
mn—w^MiHlll. Jkwmkmig, Otto 8dh> 82 a 1 IL
Bofiebel-Iibidaa't Bechenhefte. Nach neueren methodiichai Ornndiiteen voll-
ständig omgearbcitet von F. Lindau, M. Berbig and E. Schmidt. 9. Aufl.
Ausgabe A : für Stadtschulen in sieben Feften h 20—40 Pf. Ausgabe B:
für Landschalen in vier Heften dk 25 — 35 Pf. Gotha, Emil Behrend.
A. Sattler, SchuHnspector, Leitfaden der l'liysik und Chemi*^ mit Bfriirk-
sicbtignng der Mineralogie. Für die oberen Cla&sen von Burg^Thc holen etc.
10. Ä^üü, Mit 236 Holzstichen. Brumschweig, Fr. Vieweg & Sohu. 144 S.
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KasMl nnd Berlin. Preis 80 Pt Mb 1 IL pro TM.
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0. Catterfeld, Seminarkluer in Gotha, L<>itfaden für den Betrieb des Tum-
Unterrichts in Volksscliubn. Gotha. Bohrend. 73 S. IM. 20 Pf.
Dr. tiostav Hersel, gepr. Tumlehrei-, Die Jagendspiele. Prag, H. Dominicas
(Ch. OmB). 57 S.
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— , 2dä Monogramm -Vorlagen zur Feinitickerel Daselbst. 3 Ii.
▼Mntnwt]. BtdMton Dr. PHtdrieli Dittes. Bacbdndt««! Jiilio» Xlf »khardt, Mfrif.
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Zeitung vom 12. 6. 1892. Nr. 135.
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Naturgeschichte
für
Uto littlerc Mclienscliiüeii
von
Dr. Frledr. Firber,
in uüuia.
■KvIsImi hl tfonTsxl fsdruektsn AMIIdenfon.
I. Teil fUntewt.) geb. M. 1.—.
iL Teil lüberst.i ureb. M. l.öO.
Die Uberauf! g^üntitipe Kritik sagt:
yfBesehrttukung auf das in der Schule
wfrklleh s« BehMielaAe, nicht Menire»
Boodorn iredlog-ene Auswahl des Stoffes
mit bc!sou(i.Uiicli.sieht auf das dem weibl.
OeseUeeht Naheliegende; YeriM^
dnnir aller nubtileu Untersuch an gea
und trockenen, das Interesse tStendea
AvIklhlmngeB gaaier Seihen von Merk*
malen - das sind die VorzUgre der
^»Flliberst'hen XatunBresehlchte** vor
anderen derartigen Erscheinungen und
die Grundsatze, die dem vortremieheB
Buche hchnell den We^ in viele
Schulen gebahnt haben und dteaend
Vffnen werden/
Probe -Exemplare sind durch jede
Buchhandlung, anoh diiekt vcn Vemger
)Bexlag Don ^Hllud ftlinflarbt in e i p ,^ i «].
fbmAt, Ii(dl»9<fdlt4l( fftt eoangdiid^f
«olliHNm.* Sic Mc «oA fecc€d^
mm
[• Qröpslts Lager ^
^ Louis Oert^<;j^
.HANNOVER «4^
Jß9fnm»att.S»il9if0tc,ty Engrts Piwitt»*
Den Herren Seminaristen und Lehrern durfte bei der Vorbereitung zu ihren
AmtsprUfungen tob Nntnen sein:
Übungen im Kartenlesen.
Eine Aui'gabeiisammliing für höhere Schulen
von
Bmil Hözel,
ObsdiiMr SB Sgl. 8«mLa«r n
1. Heft:
Die Erdteile ausser Europa.
Preis ßO P* *
Durch jede Buchhandlung su beneben.
Leipslg, September 188S.
VerlagebveUMadhuiiff,
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In meinem Verlage erschienen folgende" " ' ' '
Werke von Otto Ernst:
Aus verborgenen Tiefea
Korellen nnd Skizzen.
244 S. BroBch. Mk. 2.25; eleg. geb. Mk, 3.—.
„Der Verfasser, offenbar mit ganzer Seele Pädagoge in des Wortes hüchBter Bedeutung,
1DUB8 auch dem, welcher seine Anwihauungen nicht teilt, zweifelloB durch seine tiefe Seelen«
und Menschenkenntnis, durch seinen voll und frisch quellenden Humor, durch die Kraft seiner
Saüre und endlich durch die fireie Sicherheit imponieren, mit welcher er die Sprache bo<
WnBck(E.* (MMItf IIp Nlltfii liebe UntaHMritanQ«)
^Otto Emst nimmt unter den Vertretern des Jttngstcn littenukdMB DeatHUttid fliM
UkMM \berromgende ätelluug ein." (Berliner Neueste NacbricliteiiO
.OttoBnrt Iwwtlirt ridi als Kflnstler Mf Miete, dM er pflegt* (!mmahMn§)
Bäa d«f Dsotelbng und nnbento Au-
.Alle diese ErzftUnngen dnd durch
IM er (OttoSrosI) tnu tnenthalbeB mr lebendigsteii TeHmhioe n bewegen Tetstoht
und mit dem scharfen Blicke des Menschenkenners die "Wärme des fühlenden Herzens zu
vereinen weiss, das ist sein Verdienst, die Frucht seines tiefen und reichen Gemtttes, dargelegt
in musceisiitiger, oft schneidiger, aber stets dem Gedanken adäquater Sprache." (Pidagoeium.)
„Hier tritt uns eine Tiefe der Empfindung, eine Hoheit der (lesinnung, ein Reichtum
an 9cb5nen Gedanken, feinen Beobachtungen, ein Zauber der Stimmung entgegen, die uns
liVrcrraschen, entsUcken nnd bis za Thränen rühren. Otto Emst ist ein Denker und ein
I>ichtcr,^ der. des DiebteB ,gefl1lgelt Wedaeog, das Wort«, iMistviidi haadhtbt*' (Neri
Offenes Visierl
>lte Bssays tmn Ltttentiury FMa^oglk und WenfUeheiii Leliea.
280 S. Preis broscb, Mk. 2.50.
^Da ist wohl ein lebensfrischer Denker willkommen, der nicht nur den Leasing, sondern
anfik den David Friedrich Strauss zu erneuern versteht. Er (Otto Emst) streitet gegen die
Dag^etik mit ,offßnem Visier*, mit kHireiideD WaÜn der Dialektik nnd heOen Schlaoht'
tonen der Rhetorik, wie sie in unsem Tagen schon lange nicht mehr gehört worden sind,
mit einer mutigen Konsequens, die unserer charakterschwachen Zeit fast abgestorben ist....
Da Mg naa den Bitter mit -dem jOffeaen Visiei' wflUcommeii betssen, sowoU wegen des
neu Visiers', als auch weil er ein Ritter ist." (Die Gegenwart."!
,Wir gestehen gern ein, dass wir selten in einem Werke dieses Umfang eine solche
geSatiaDer Gedanken und Ibftiken, eine so TidMitige Bildong, eine so melsteibafte
_ie gefunden haben." (Deutsche Revue.)
^SeinBnck gehört dar^ auch zu den beetgeschriebenen und anregendsten Schriften der
Gegenwart* (Ha «eeelleehaft)
„Für beschränkte und ängstliche S'chabloucnmenschen . . . passt das Buch allerdintrs
ucht; für solche ist es zu aufregend, zu kühn, zu gedankenschwer, zu revolutionär. Für
FBte Köpfe aber nnd frde Charaktere ist es eine Quelle wahren Gennsses nnd eine
ondstätte der fruchtbarsten Gedanken. Dem Gehalte entspricht in würdigster
Weise die Form: der Stil des Buches ist ebenso frisdi nnd treffend, wie Iconekt nnd fein-
iMig, geradezu musterhaff (Pädagogium.)
von danüeOien VcrtUs-iT:
Neue Gedichte.
168 S. Eleg. geb. Mk. 3.—.
Gedichte.
iweite durchgesehene Auflage. Mit dem Bilde des Dichtem. Eleg. geb. Mk. 4.
i»iefcisrger IdilWerpretos gelEHhii«
Verlag von Conrad Kloss in HaoAiirg.
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^rrloQ oan f. Si^maim, DüHrlborf.
Soeben ift erfrfiiencn:
für Schufen.
Critfattn ffir itn Kntrrrldil übrr ßan, Crbcn
nnt At|nnbl)tit intnfd|lid)rn fiörptrs.
92ebft einem ^nt)ang
nbtv »ie erftr pilft bei Itiatjlidjrn
UngltttföfaUfii.
Son ^faufic, Seminarle^cer.
aRU 44 «bbilbungen.
^« l^reid 9K. 1,80.
35er 3Jerfoficr l)at quI ben (Gebieten
bec 9(natomie, ^^t)ftologie unb (iieiunb'
^ett^le^re beS ^^enfc^en bog au^geroäbtt,
roo* et in feinet metjriäbrigen Ihdtigleit
aii 1urnlel)tct unb Sekret bcr (5Jc)unb«
^eitdpflege old bcfonberd für bie (&(t)u(e
fleetqiict erfonnt t)at. ®in befonbercr 3Sor»
^ug bee ^üdjleins liegt barin, baß ei nic^t
in ben t^etjler &^nlic^er fieitfäben oerfäUt,
bie Anatomie auf Äcftcn bcr ungleid) wirf)'
tigeren (^ef unbbeit^le^rc f^u audfü^rlid)
(u be^onbeln. '^ludf in ieber anberen ©c-
.^iebung roirb baS ^üd)Iein Dor allem bnt
43fburfnif)en ber llnterridjt^prafi^ gerecht,
meS^alb fit^ befonberd an 6eminarien
unb anbertn höheren fic^ranftalten, forote
oll? £eitfaben in ber :panb be^ ^oifdfc^ul«
Ic^reriä rafc^ einbilrgern mirb.
3u bestellen 5ur4 oOr ^iidiNnll'
lunorn, foivic au4 ^on Oer i^erlag0=
lianUtutig
3n meinem SJerlage ifi erft^icncn:
Uder ilic ptt(ti|e Mtit
mit lirron6em6rrti(krt(t)tignn(;i brr3i)ßemr
von dpino^a, £cibnt^, &ünl
92ebft einer
^bfjanMung äber ben ßubämonidmud.
Jßon Dr. ^tiebri* S^ittc«.
Stveite, neu burc^gefetjene nuf(age.
Sorfteb«nbe Sdjrift toax feit 13 3«^«» wr«
griffen unb e* fonnte fic^ ber tJcrfoffer bi^ljer
jur i)erauögab« einer neuen Kufloae nit^t ent»
fc^lieften. "ütadibcm aber in le^ter ^(^t bie Än«
frogen unb ^eftellungen auf baS ©erf [idf be*
ftänbig mehrten, lag teine 3}eran(affung mtt)x
Dor, mit einer neuen 91uflage jurüdiutjalten.
Xiefelbe ift grünblid) butd)gefe^en unb, foipett
nötig, enveitert roorben.
Pianinos von S50 bis 1500 Mk.
Uarmnniiime deutsche und amerik. Cottmge-
narmoniums. p^^,.,^ ^^^^^ ^ „
Xrlaael. Alte Fabrikat«. Höchster Baarrabatt.
Alle Vortheilf. lUostr. Katalope gnüu.
Wilh. Rudolph in Gie>M**?n,
f^riVsatea Piano^Versandt-UeachiLft Dentachlands.
Musik
Clai». 1. iBodn. 2- n. 4hd;:. Ooirrtorta,
lifder. Irkq ti<. W«i Ira.
alische Universal-Bibliothek.
1 Jede Kr. «O Ff. leo rtvidtrta
loOa«rrn. Vonrt.fUlfh ■. »rack, tUrkr»rapirr. — Bltfaataa»>
pstalUU AlbunsN a L&O. rtvldlrt loa Ueaaaa. Mm-
Mbn«tc. — WrkBatifBf Hn>jk iilirr F.ditlonri — laBsristka.
Vwm«lcbiu ST. tufr. Ton Fsltx Sieget, te<p»ifl, IWliriwtr. 1.
Soelt^en ersolielzit:
19000
1 16 B&nde geb. & 10 BL
oder 356 Hefte ä 50 Pf.
160001
1 Abbildungen.
Brockhaus^
rsations-Le.
/4. Auflage.
SeitenTextJ
Konve
xikon.
eoOTafeln.
SOOKartenl
1 120 Chromotafeln imA 480 Tafeln 1h ScbwarxdniclL |
Hierzu drei Beilagen: 1. von Fr. Brandstetter in Leipzig. 2. von W. Rudolph in Glessen.
3. von Dr. Pitschke in Bonn.
Bnolidraekerei Jaliu EUnkhardt, Leiptip
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Paedagogium.
Mouatsschriit
f(lr
Erziehung und Unterricht.
Jlmusgegeben
unUr Mitwirkung hervorragender Paedagogen
I?. Mmi
1 Heft, November 1891
Verlag von Julius Kliukhardt
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IshAlt dM 2. Heftes.
Die Snlehiaig mm G«hoiMiii. Yoii Dizeefeor A, 6o«rtli-]bit«ilniiy ... 81
Hkunde und eidkimdliche Belehrungen bei den orient&linhAil TOlkeni des
A!t(Tthumfl. Von A. Troüinnu- BroTn borg fSchlnsa) 100
Ein d- ukiiviirdiger Aus^pnu^h iibtr il.e iiiig-euieiue (Voik8-jS<'hule 114
Hjgieiie und Erziekuog. ihre Auweaduug zur wirksamen üekämpfuug dea
- IdiotUDuu. ym Bttotor 0. Hintz-BerBn 116
AvitelMfaptiaM IM
BeMutoDM .136
jUlft BurtihOTdhifigwn und Postaxuttalten n^hmea Bectellung«a ma»
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Die firiiehug um CfehmuL
Ton iNraeftr A» Gtnrth ImimUuif,
CxdunrMin ist die Qnnidbfldingnng ftr das Gdiogen größerer
oder kkiner gemeiiisduiftiidier UntemehiBimgeB, flr das Gedeiheii imd
ta Fortodiritt Uetnerer sowie größerer GeiBefniwdiaften, der Familieiif
der TerseiiiedeiMn Verefne, der KMmb, dar StaataiL Alle GenuBii-
sohaAen bedirfim TetaeMedener GeeeUe, durch die der Eigenwille der
MwehieB tliefls in Sefaranken gebalten, theüa in die Biditimg gelenkt
wird, weldie dem Gänsen Nnlnn bringen kann. Dasselbe gilt fttr
gwinfinnfbaflllrhe Untemebmnngen. Der Segen, den diese Gesefaie
bringen kAnnen, bingt von dem Gebofsam ab, der ihnen geaoUt wird.
Selbst bei denVerbindangen von YerbreciMni wird von den tfügiiedeni
der Bande GMiorsam gegen die Anftbrer, gegen die bei ihnen gütigen
Yctscivillai wbngL In riefatiger Bikamtnis der Wfchtigkeit, die
im Qefatimm liegt, bedrohen eie bei getthtUdien Verbindungen md
Untmehmnngen die Ungehorsamen sogar mit dem Tode.
Wer in einer Oemonschaft als Hao^ an der Spitse steht, wer
eine gemebisame üntemehmang m leiten hat, weiß sehr wol, dass
es einen erswnngenen nnd einen willigen oder freudigen Gehor^
aam gibt und wird stets von Henen wttnschen, sowel in der Ge-
sinnnag wie in den Theten seiner üntetgebenen nnd Hitsibeiter nnr
der lelstem Art so begegnen. Ein freudiger Gehorsam schafft stets
TMEÜebes, oft das AnßerordenHiehe; wenn grßßere Keiscbenmmigen
dm begefstflort sind, kann Unglanbliches geletetet, künnen Theten yoU-
bcneht werden, die ans Wnnderbsre grenaen. Herrorragende Führer
knben ihre GenialitSt stets darin geeeigt, dnreh king gewihlte Mittel
oder begeisternde Beden große Manen za sokhem Gehorsam m er-
regen; die größten nnd weisesten Ftaten nnd StaatsnUbmer haben es
ntits ventanden, an ihrem Begierongswertce die richtigen Mitarbeiter
m ßndoi od diese Kßnnar selbst sehr schweren Pfliehten gegenüber
aü i^eadigem Gehorsam so erflUlea.
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— 82 —
Bei dem bisher erwilmtai Oefaonui handelt es adi vm die er-
zwaDgene oder villige, ja Ireadige ünterordnnng des EigenirilleDS
unter das ^Jesets. Denn adbsl in dem Falle, daw groBe Mensehen-
massen sich ImitwOlig dem Willen des Einseinen f&gen, liegt dieser
Fü^MimMt doch der Qedanke m Grunde, dass diese Forderung ver-
n&iiiüg, dass sie recht nnd gut sei und der Befehl nichts Ungesetx-
liito enthalte. Wenn YtsSksmanea sich durch schlaue Demagogen
oder wüde Verbrecher zu ünrecht und Oewaltthätigkeiten, zu Mord
und Brand hInreiBen lassen, so darf man nkht yön Gehorsam, von
-wahrer findiger Begeisterung sprechen, sondern nur von Frevelsinn,
Leichtsinn, Fanatismus^ Wahnsinn, im günstigsten Falle von ungesunder
und widerlicher SdiwftrmereL
Wer freudigen Gehorsam lästet, aeigt hohe Achtung vor dem
Gesetz. Er ist nicht nur flberMUgt, dass Gesetse nothwendig ^d,
sondern erkount zugleich an, dass sie zu Recht bestehen, und dass
Jeder die Pflicht habe, sich ihren Forderungen zu fftgen. Da er um
dieser Gesetze willoi in vielen Stücken seinen Eigenwillen untardrttcfcsn
mnss, so zeigt er bei freudigem Gehorsam zugleich echte Selbat-
beherrschuug und in seiner Gesinnung den Willen zum Guten.
Solch ein Mensch handelt sittlich gut. Wenn er dabei das Gute
lediglich um des Guten willen thut und weder an Belohnung, noch
an etwa drohende Strafen denkt, so darf er ftberaU, wo gesetzliche
Zustände herrsehen, zu den besten Menschen gezählt werden.
Auch der erzwungene Gehorsam kann gut sebi und Gutes
wirken. Es gibt genug schwache Menschen, die ihr Lebdang un-
mündigen Kindern gleichen und eines festen Führers bedürfen. Sie
sind nicht scUecfat^ verabscheuen auch das Düse, smd nur leichtsinnig,
wankelmüthig, beschränkt, unbesonnen, willensschwach oder willenlos,
d. h. nicht imstande, um eines besseren von ihnen selbst als gut er-
kannten Zweckes willen ihre widerstrebenden Triebe und Neigungen
zu beherrschen. Wenn dieser mangelhafte Wille dureh den festen
Willen eines gesetaSich berechtigten Herrschers ersetzt; wenn die
Begfilirlichkeit der Neigungen durch eiserne Zucht in Banden gehalten
wird, und die Gewohnheit als mächtig wirkendes Moment zur Er-
ziehung hinzutritt: so können sokhe Menschen trotz ihres nur er-
zwungenen Gehorsams mit der Zeit doch zu Leistungen gebracht werden,
denen man hohe Achtung zoUen muss. Man vergesse nicht, dass der
Mensch hüher begabt ist als das Thier, dass bei ihm keine btoäe Ab-
richtung stattfinden kann. Sobald die Gewohnheit so erstarkt ist,
dass die widerstrebenden Neigungen sich mit Leichtigkeit fügen, wird
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I
— 83 —
die Seele sich des so erlangten IJbergewichtes filtei- das Thieiisclie in
iins gewiss freuen und offen oder wenigstens im lieimen den Zwang
seinen, der solch einen "Willen zum Outen geschahen liat. Das gr(ȧ-
artigste Beispiel dafür liefert die Wirkung der strengen Kriegszucht
bei den Römern and in unseren Zeiten die der Zoeht in unseren
praiftiflcheii imd deatschen Kriegsheeren.
Der eizwnngfine Gehorsam ist (in attUiclier Hinsiclit) nur dann
irirknngslos, wenn er gegen die bessere Übenseogiing die Befalle
einer iTranniflcben, ungesetzlichen Gewalt erfüllt, wenn der edle Mensch
in fltiUer Verzweiflaiig oder mit Zähneknirechen gehorcht £r veiß
4amk sehr ml, dasB er seiiier MeDflcheawttrde Tergibl, dass er iich
damit snm etonden, iHCenloaeiiSdareii, ja nun Thier eniedrigt Uügfgt
die üoatSiide ihn entechaldigen; mag er imaerhin sagen dflrfen, du»
er dnrch üngebonam sich nnd die .Seinigen Temiehten und dem
Chuuen damit keinen Dienst erweisen wtrde: irenn in seiner Brost
Mmnheit nnd £hrgefBhl wohnen» so mnss er in tiefem Knnuner sn-
auuBenhreGben, mnss jeden Lebenshalt yeriieaen. Edle Mftoner sind
infolge der Unteijoehung ihres Vaterlandes durch einen tyrannischen
Sroberer in Wahnsinn Terfalien, oder haben sich an Theten der Ver*
sweifhmg hinreiBen lassen, die einem Selbstmorde fast gleichkamen.
In solchen Zeiten wuchern zwei Arten von Gehorsam, die aus
der sittlichen Welt ganz verbannt sein sollten. Der leidende Ge-
und die eigennützige efiigigkeit gegenüber Befelilen,
die als ungerecht, ungesetzlich und unsittlich wul erkauut werden.
Die erste Art wird dnrch das strenge Wort gekennzeichnet:
Geht'8 woi o(l< r iidel, gut oder tiuil,
Friss deinen l'iulding, Sciav, und luilt lim Maul!
Sie ist fciü Zeich* ri von ji uer Feigheit und Unterwürfigkeit, die von
allen tyrannischen (.Tewalthabei-n und herrschaiichtigen Regierern, welcher
Art «qe sPin mr^iroii, znoleicli mit der „Ruhe der ersten Bürgcrptlicht'^,
bei den Untergebenen aU Tugend gepriesen und gefordert wird. Die
zweite Art, die eigennützige Gefügigkeit gegenüber den Plänen und
Forderangen von Gewalthabern, die zum Dank für solche Unter-
stützung Belohnungen spenden oder auswirken können, stammt aus
«iner gemeinen, schlechten Gesinnung und ist als unsittlich, nichts«
wordig und verwerflich zu bezeichnen. Während der echte freu-
dige Gehorsam snm Guten sowie der durch die gesetzlich berechtigte
Macht erzwungene, den Ban der sittHehen Welt snsammenhalten, wird
durch den leidenden Gehorsam nnd die elende eigennützige Gefügigkeit
^ feilen Streberseelen alles Gate untergraben nnd die Menschheit
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— 84 —
mJddflir Winwrfii. Mhcailllt. d6lll ZüStindiO OdcilBter MiMMMhllftliliAtt. Atm
idealen Ziele religiÄwr und sittlicher YolIkoiainBDheit nAhar za konuneiL
Es kann nach diesen Betrachtangen jucht nnkUur sein, tu welcher
Art Ton Gehonam Einder «raogen werden sollen. Der rechte £r-
rieher irill in ihnen den freudigen Gehorsam endehan, der auf
tieto Acfatnng vor Gesetx nnd Becht hemht, den Zwang der Sdhat-
bebem^nng als nothwendlg nnd g«t anetkennt nnd ans einem Wilkn
(Charakter) hamigeht» der stets gesonnen ist» das Gute nm des Guten
willen an thnn.
Da solch ein Gehorsam einen wackeren, sittlich guten Charakter
finderti so kflimte jemand sagen: ESnieht im Kinde soleh einen Charakter,
so wird sieh eine besondere Endehnng an solchem Gehorsam als on-
Böthig erweisen; denn derselbe wird von dem gntmi sittiieheii Gbarskter
anch ohne besondere Anteitnng nnd Anregung geteistet werden. Ge-
horsam ist glfiidi des Baumes Kftte nnd Fmckt; ein guter Banm
kann nnr gnte FMi(dite bringen.
Dieser Einwurf berfkckalchtigt aber nicht den Umstand, dass
Kinder in den emten Lebensjahren Jeder Einsicht in die Befehle
entbehren» die ihnen ron den Eltern oder Lehrern als Ge-
setxe gegeben werden, nnd dass man in diesen Jahren mindestens
des eravnngenen Gehoraama bedarf, nm rie an nOthigen, ihre
widerstrebenden Triebe an onterdrfioken nnd in sich die aar Sittlich-
keit dnrchans nofhwendige Kraft der Selbstbeherrschnng, der mn^igiFnff
des Eigenwillens, groE sn ziehen. Jemehr das Kind heranwächst,
wird des Endeben Anljsabe sefai, diesen erawnngenen Gehersam
in den rechten freudigen innerlich als heilsam gef fthlten zu
verwandeln.
Diese Antgabe soll hier nAber erörtert werden.
Man kann den EUuan^. und namentiieh den Muttern nicht ernst
genug einscharfan, dass die frflhe Gev5hnung des Kindes an
unbedingten Gehorsam die erste «ad nnerUUaiehe Bedingung
ftr das GellBgen des Bralehnngswerkes ist» Diese Gewöhnung
soll schon mit dem zweiten Lebemdshre beginnen und darf unter
UmstSnden schon im ersten nicht ftbenmhen oder TenmchUasigt werden.
Das Kind ist in diesem Lebensalter sum Geborgen nicht sn kWn
nnd an Jung, und jedenfalls groß genug, um dnreh EtgensimL und Un-
gehorsam sich bedenklioh au sehaden. Auf wekhe Weiae ist bei dem
Wftrmchen aber Gehorsam zu erzwingen?
Hier ist eine leichte körperliche ZAehtignng als Strafe
fttr Eigensinn und Ungehorsam von der wolth&tigsten Wir-
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!
— 85 —
kuug. Da diese Strafe in den ersten Lebensjahren des Kindes fas^t
die einzig:? ist, die man anwenden kann: soll man ^ie ohne Be-
denken irebrauchen und sich weder durch die Einwürfe' t luer schwäch-
lichen, übergroßen Zärtlichkeit noch durch unvernniutige MonscheJi
davon abhalten oder zurückschrefken lassen. Die altr Forderung, dass
bei der Erziehung der kleinen Kinder >die Ruthe hinter dem
8i»ies:el stecken soll** hat ihre volle Rprechtigung und sollte für
alle Zeiten und alle Oeschlechter und iStände als anumstdßlicli,
aan darf wol sagen als heilig gelten.
Es ist jedoch wol zu beachten, dass man diese körperliche Züchti-
gung nur bei der Erziehung des Kindes in den ersten vier
Lebensjahrpn anzuwenden braucht, dass der Zeitraum InM listens
am ein Jahr od* r bis zum schnli^rlh htii^eu Alter, bis 7A\m vollon lHTt n
sechsten Lebensjahre ausgedehnt werden darf. Wenn dieRiiilie ( die kur[>er-
Uche Züchtigung) noch nach dieser Z^if angewendet wird, so bringt
sie mehr Schaden als Nutzen, und wenn ein \ ater oder Erzieher
meinen, dass sio nach dem sechsten Lebensjahr* «liiu» solch ein Zncht-
mittel das Kind nicht przi^^hpn können, so sidlou sie sich t^iii r len
bei der fr>«teu Ei-zielumi^ beilieiligten Hauptperson» ii da^ Zt uiriiis aus,
nicht auimerksani. nicht sorgsam genug gewesen zu sein oder aus
ülkenntnis gesündigt zu haben.
\H odur«d! wird (^ie Anwendung der Küthe in diesem eisten KindCA<
alter zur Noiliwendigkeit?
Mail darf in diesem Alter zur Ki zn um die Macht der Ge-
wohnheit*) benutzen und soll deiiiiiaih t int rst^its vom Kinde alles
tei halten, was zur schlechten Uewohnheit luhren könnte und
^ Die Gewohnheit — die iwette Natu — iit der tfwreh GewShsang
erworheae anbewiisste Willem
Ihm zur Soitc steht der sogenannte freie Will»", d. h. die Kntst^hlossenheit
der Seele, bestinuiite Handlungeu . die wir gut oder bö.*"^ ni nnen. auszutuhrea oder
n Tenneiden. Beide Arten yon Willen werden aiimaiilick durch Ge>
vSlianng im um nvagehildet; der freie WIDe dinh die OewISIttimg, gefaxte
lemMlMa iriiUidi aunflOirai. ^ Weg rar BUle iai mit gtttea VeiaitBaa
f^flastert." Nur die stete GewShaang, gute Eatschlasse, deren Ansffihrung grote
Ļhwierigkeit macht, starke Scdh.stbeherrsohung erfordert, wirklich nnsztiffihren,
kann diesen „freieo Willrn" allmäblieh 80 stark mif^hen, dass das Sittcnifesetz
iD uns zum Natnzg^tz wird, duss der Hensch nicht, anders lUti lutüich und gut
ImmMb kasa. Wllnciid wir nw bat te A»JWdiiiit diaM »Ma WIkmif
{WiOeM an Qntsi» Chanktar) oaoh ttfcawtiii der Gebete edar Veibote aun
Handeln mit Bewaaataeia biatinBien, eilaagea wir Gewohnheiten meiaten-
tbeib ohne unser Wfspen iinbewusst, oft fwgar gegen unseren Willen, gegen
aaaere bewere Überseugong bei maagelhafler Aufinerkaamkeit und Seibaterkenataia.
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— 86 —
andererseits ülle.s wa^ ihm in seiner kMri»cilichen und setliöchen Eut-
wiokelimg lieilsam und ersprießlich werden kann, beharrlich wieder-
liolen, sodass durch Gewöhnung in ihm gute Gewohnheiten ent-
stehen. Das Kind ist schon im ersten Lebensjahre sehr leicht zu
verwöhnen, d. h. es kann sehr rasdi Gewohuheit- n annehmen, die ihm
nicht zuträglich sind und den Erziehern sowie anderen Personen in
seiner Umgebung überläj^tig werden können. Bei i^ehr geringer thörichter
Nachgiebigkeit von Seiten der Mutter oder der Amme gewöhnt sich
der kleine Mann oder das kleine Fräulein in wenigen Tagen daran^
vor dem Einscldafeu eingeschaukelt, umhergetragen, eingesungen zu
werden oder nur mit dem Saugfläschchen im Munde zur Buhe m
l^ommen. Eine Kleine aus unsei-er Bekanntschaft hatte sich daian
gewöhnt, der Mutter oder der Wärterin Ixiui llerumtiagen das kleine
Fäustchen auf das eine Auge zu drücken und erhob ein mörderisches
Geschrei, sobald sie dieser Gewohnheit nicht fröhnen konnte. Eine
andere, sehr weit verbreitete ubie Angewohnheit ist das bekannte
Dauuieiilutschen.
Wie entstehen solche üble Gewohnheiten?
Schon in diesem frühen Alter zeigt sich im Kinde die gewal-
lige Macht der Lustreize und mit ihnen verbunden die der Un-
lust- oder Schmerzreize. Die Vollreize,*) welche die Seele in
einlacher Weise befriedigen, können ihre gute und wahrhaft
segensreiche Wirkung und Herrschaft nicht dauernd behaupten: wie
bei den Erwachsenen verlangt die Seele des kleinen Kindes nach
aufregender Abwechselung, nach den Lustreizen, die es ein-
mal gekostet hat, und müsste es dieselben erst durch Schmerzreize
erkaufen.
Der erste Antrieb zur Bildung einer Gewclmhiit ist solch ein
Lustreiz, kann nur ein Lustreiz sein; deiiti i^is Wesen desselben
besteht darin, die Seele mit dem Bestrebeii zu talüllni. sich den dabei
empfundenen Genuss noch einmal und woiuüglich in erhöhtem Maße
zu verschaffen. Dies gilt auch für die sogenannten ,.iibelu Gewohn-
heiten" und die vielen Wunderlichkeiten, denen mau bei Menschen so
*)Wer diese Bei^^riffc nicht klar versteht, studire die Psychologie Ton Fr. Kd.
Beockc. Wer ciu echter LehnT und Kr/.ithfr werden will, mmn Mch mit «Icu
Forschungen dieses MaDneü gauis vertruui luacheu. Ohne dit^e Studieo kaxm
mm dw Bemna Fonwbvngtii, s. B. die «bei Wilh. Wiindt (PhyiioIiigiMhe Fkisf-
«hcdogie) nicht klar ventehen. Die von Beulce auf Onoid eeioer Ffejdiologle vev-
fasstc „Erziehungs- und ünterrichtslehre" ist in vieler Hinsicht noch jeUct
von großem Wert, cnthült, wie man sagea deif, ewige WahilieiteD, und wUte
keinem Lehrer unbekannt sein.
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— 87 —
oft begegnet. Es ist nicht nöthisr. dass der bei dem ersten Lustreiz
einpfnndene (m.iuis^ die Sinne besouders befnedig:t und (^rre^^t habe;
ej- kaiiu auch .seeiiacher Art gewesen sein. Der erste Impuls zu
dar I li^eln) Gewohulieit zu rauchen oder Tabak zu kaueu, ist nicht im
Gteßcliujackj^ofenuss zu ^uriit n; er beruht auf der seelischen Lust am
verböte iit'ii Thun, am Nachäffen der Manieren von Erwachsenen, oder
auf der Lust am Prahlen gegenüber den Kameraden. Wer sich ang^e-
wöhnt hat, beim Denken oder Sprechen mit den Daumen zu spielen
oder an dnem Rockknopfe zu ängenit den Kopf zu ki atzen, mit den
Aogea la blinzeln, das Gesicht zu verzerren, die NSg«l zvl kanen, die
Zunge Tonnstrecken, hat in aUlen diesen Handlnngen bei der aller^
ersten Ausföhrnng eine wolthiiende Erleichterung, bei Verlegen-
heit eine gewisse fiefreinng Tom Zwnog, eine wolthoende Hilfe, in
jadieiB Falle eine Art toh Iinst empfunden. Pia Seele lutt diese
Lost treu Im Gedächtnis bewahrt ond dämm bei ähnlichen nnange-
ndunen Lagen oder Verlegenheiten die wolthnende nnd hefreiende
Bandlniig in derselben Weise iriederholt, bis sie zor Gewohnheit er-
flttrkte and erstarrte.
Man wird einsehen, dass sich solche Gewohnheiten bei dem kleinen
nach I^utreiseB sehr begierigen Kinde sehr leicht bilden kennen. Wenn
msB erwägt, dass seihst Singlinge im mten Lebensjahre dafür sehr
empftnglich sind, so wird es klar, dass diese Empfänglichkeit mit
viel regeren und höheren seelischen Leben des Eiodes im zweiten,
dritten und vierten Jahre ganz bedeutend zunehmen muss. Da in
dieseu Jahren von dem bewussteu „freien" Willen, von der Wahl
zwischen guten i luid bösem, gesetzlichem odei* verbotenem Thun kaum
die Rede sein kann; da es aber, wie man sieht, dringend noth wendig
ist, die Lustreize des Kindes und den damit verbundenen Willen in
6ciii;uikrii YAi \ui]\m und das Kind trotz seines Widerstrebens an be-
stimmte gute KiL'i Ti^fbaften zu gewöhnen: so hat jeder Erzieher die
heiliore Pflicht, jene Verhütung schlechter Angewöhnungen und diese
Ausbildung guter Gewohnheiten nach festen und klaren Grund-
sätzen zn leiten und dabei das Kind an unbedingten Gehorsam
gewöhnen. Da diese Erziehung nur gelingen kann, wenn das
lünd unbedingt nnd ohne zu prüfen der Autorität, dem Willen
des Erziehers gehorcht; da dieser Gehorsam in vielen Fällen nur
mit Gewalt» durch Erregung der gefurchteten Schmerzreize, oder durch
iiedrohung mit diesem Übel erzielt werden kann: so soll man sich da,
^0 die Pflicht es erfordert, durcbans nicht abhalten lassen, die Küthe
^xÜÜg zur Anwendung zu bringen.
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— 88 —
Man erwäge noch Fulgeodes:
Sobftld das Kind später angehalten wird, seine Pflichten zu durch-
denken, am za begreifen, nach welchen Gesetzen es hand^ soll,
wird es nach Ideen erzogen, welche in Bezng anf Religion, Sittlich-
keit and Schönheit sagen, was jeder Meosdi thnii soU, mid "wM an-
geleitet» seine wid^trebeaden Triebe und Neigangea im FfahMdr anf
diese höheren Pflichten se lange und so kftftig n uteiilrtlekHi, bis
diese Selbsfbeherrschang seiner Seele eine höhere Lust gewihit, als
die Hingabe am den dnrch jene sinnUelifla Begangen besämmtoi Bifen-
willen. Nor bei solch dner GewOhnang kOnnen FleiB, OrdnangiUebe,
FUnktlielikeit» Wa]iilAftiglDeit, BadliddErit, Xraui Aebtong des Heiligen
and andere Eigenschaften» die wir als Tagenden beaefehnen, an guten
and ibaten GewoUuiten irarden nnd dem bewnasten, dem „Mm"
WOlen die Bicbtnng anm Guten geben. Wenn man ndt diesar Er*
ziehnng warten wollte, bis das Kind imstande ist» diese hMieren Ideen
zn begreifen, so würde man anf eine Menge bereits bedenklich
erstarkter ttbler Neigungen nnd Gewohnheiten stoßen, and
schliefilich ehiaehen mflssea, dass der Eami^ dagegen fhichtloa ist nnd
damit zugleich die Angewöhnung Ton jenen Tugenden aum
Theil, ja oft ToUstAndig vereitelt wird. Ein gewecktes Kind
wird die nenen schOnen Lehren zwar sehr gut begreifen und sieh
Teratfiadig, ja oft hOehst gewandt und geistreieh darAber ansspreehen
können; aber Begriffe enthalten nicht Antriebe anm Handehi und ee
kann dahin kommen, dass seine Thaten den schonen Worten gaas
widerspredien, dass es zuletzt alsErwaduener im Sinneagenuss schwelgt
und jene edeln Lehren fredi venpottei Es ist daher durchaus noth-
wenÄg, schon die erste Bildung der rersehiedenen Triebe an
überwachen nnd dieselben schon im aarteateu Alter nach
jenen höheren Ideen au lenken, nach denen das Kind später
als erwachsener Mensch handeln soll*) „Daa wirkliche ElesMnt
aller geistigen Functionen**, sagt Wilhelm Wandt (Physiologische
Pegrchologle), „ist die Thätigkeit, bei der Empflndung und ^nOe in
uzaprttnglicher Yerinndung wirksam smd. Dies ist der Trieb. Die
Triebe bflden daram die gemeinsamen Ausgangspunkte Air dfe seeUache
Entwiokelung.'' Will man diese widitigen Triebe so IHUi schon ftber-
wachen und leiten, so ist mit Worten allein nicht ansaokonmien; ama
♦) Daraus crgi}»f sich y.nr Govixscc, dass für die f^rziehunj? die cr^fcn
üechs Lobensjabrc des Kiniie.s die wichtigsten sind; denn in ihnen wird
der unvertilgbare Grund 211 alleu guten uud zu alleo schlechten Eigenschaften ge»
, Iflgt Wenn doch Jede Mntter diese Wefailieit eiaaehen nad behemigen mBchte!
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— 89 —
WKB den widerstrebende]! Willen des kleineo Kindes oft bän-
digen, mm» ee swingen, seinett Wlllett naeli den aelnei Br-
liehen am rlekten und dabei ist die Erregung von kdchten Schmemen
mt ffiUb einer Biitiie xwar niebt das einzige, aber ein darohans
gntes und nnentbehrliches Hilfsmittel.
Wir geben an, daas diee HUftndttel an die lekbtere Dressar von
Tbkren erinnert; aber durch dergleichen Bedenken sdl ein yerstin-
diger Endeber sieb nidit abeebiecken basen. Diese kleinen Kinder
and In den Ang» der EKtem „Meblidie Engel**; aber der Fi^ebologe
iraiBt nach, dass sie sammt nnd sonders lieblose, gefühllose,
schamlose und selbstsüchtige kleine Geschöpfe sind, dass sie
zu edeln Menschen erst erzogen werden müssen. Die Liebe zu den
Eltern und anderen Menschen, sowie die ideale Liebe lür alles Große,
Gute imd Schöne sind im Keim, in der Disposition in ihnen vorhandeni
aber diese Keime sind sehr zart und bedürfen der sorglaltigsten Er-
ziehoni^, damit sie nicht durch die viel kraftigeren Keime der aus
der Selbstliebe staiiiiiienden Triebe im Wachsthum gelieinnit oder
ganz unterdrückt werden. Darum srill man sich vor weichlichem,
falschem Mitleid hüten; soll die Kiiider lieben, als ob sie wirklich
liebliche Kngel wären; dabei aber beobachten und behandeln, als
ob sie kleine Teufel wären. Ohne strenge Gewöhnung an unbe-
dingten Gehorsam kann aus dem lieblichsten, reizendsten Piauder-
latolcben nnd zärtlichen, schmeichelnden Koeemännchen gar bald ein
kteiner boshafter Teufel werden; können sieb in diesen Seden Triebe
entwickeln, die apiter Mann wie Weib auf die entsetzlichsten Bahnen
lenken. Wenn man biDrt, dass eine Mutter aus Gram über die liieb-
losigkeit, den Eigennutx nnd die Freyeithaten ihrer Kinder an ge-
iHmtaem Henau gestorben ist, so kann man sieber sein, dass die
Anne ihr trannges Los selbst Tcrscbnldet bat Sie bat die Kinder
hl dm ersten Lebeoif abren nie anm Gdiorsam erzogen, bat ihnen ans
admfdilidier Liebe jeden Ungehofsam nnd Jede Bosheit nachgeaehen,
tat sie gegen die Strafe des harten Vateis gescfalltst, vieUeieht sieb
MUit, ihnen die eihaltene Zaehügung dnreh Liebkosttngttft nnd
KfeMbtteien an versttfien. Wir kennen mefarare Ufitter, welche solch
fm Sdinld auf dch geladen haben nnd nnn die entsetsliehen Folgen
Bdfflerzlich beklagen müssen. Zn spät! —
Da diese körperliche Züchtigung nur von der Mutter oder vom
V;iter ausgeübt wird, so kann dabei im Herzen des kleinen
Kindes nie Hass gegen den Urheber der erlittenen Schmerzen
entstehen. £s lernt im Gegeutheü gar bald, Hiosa Strafe als gut
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— 90 —
und iiotl;w( n lifr auffassen. Wenn der „Bock ausj^ct rieben", der
Eigensinn durch ein i)aar Kuthenstreiche gebroclien ist, werden die
vorhin so widerlich kreisclienden , ungebärdigen Kinder sranz freund-
lich, hei-zlich, fröhlich, fangen an zu plaudern und zu singen und
zeigen sich ganz f^lficklich. Der Zustand während der eigeusiunigen
Erregung war für sie — wie bei Krwaclisenen — ein qualvoller; aber
ihr Wille war zu schwach, die schlecliten Triebe zu unterdrücken:
darum fühlen sie gegen den, der ihnen zu Hilfe gekommen ist und
dem Guten den Sieg verschafft hat, durchaus nur Zuneigung und be-
trachten die Strafe als etwas Nothwendiges und Gutes. Man kann
nach solch einem Act die benihigten, wieder fröhlich spielenden im n
philosophiren iiuren: „Wiliy, Hete unaitigi Mama pits pits; au. an' siehst
du!" und beobachten, wie sie diese Strafe ihren „unartigen" i'uppen
austbeilen. Solch Reili n und Tliun zeugt bereits von der Erkenntnis,
dass St llisTltrln ) iM-liuiii; iinHi wendig und eine in)ertretung der Gesetze
— hier der mutteiüchen oder väterlichen Befehle — mit Recht m
bestrafen sei.
Tu den <?|Ki(rit n LhIk nsiahrcn wird man solche; gute Wirkung
der kurpei liehen Züchliiiiiiii; vergebens suciien. Diese Strafe wird
dann nur als ein unvermeidliches iniel. oder als die Foltre der
Thdi Ueit enipfuiiden. sich nicht genügend gcsiclin t , nicht genügend
gegen Entdeckung geschützt zu haben, und übi unter diesen Uni-
stänflpn auch nicht den geringsten erzielilichen Kinfluss aus.
Sie Wirkt im Kinde nur ärgerliche Autir^ung, kann dem Vater
gegenülier dns ihm schuldige und veredelnde Gefühl der Ehrfurcht
bedenklich achw.ichen und da- teinere Ehi*getiilil allmählich ganz er-
sticken. Da diese Strafe su unheilvoll wirkt, selbst wenn sie vom
Vater verhängt und vollzogen wird, liissi sich leicht ermessen, welche
Gefahren entstehen , wenn das Kind sie von Fremden erdulden muss.
Als Fremde gelten deiii Knaben auch seine Lehrer, mag ei*
immerhin wisst^n und anerkennen, dass sie zu solcher Züchtigung be-
rechtigt sind. Sein Gemüth wird durch die Schläge mit Ha.sj>
und Äachegedanken erfüllt, und eine wiederholte Züchtigung wii-d
stets die Ausbildung von Schlauheit, Hinterlist, Feigheit und frecher
Bosheit befördern.'^)
*) Wenn eme Sfenilb, wekhar Axt sie Mi» du 0«gggatlL aitdiehei maelMii aoU,
to mu8B ai6 dtt Kind nr Eijineht bringen, dnidi Min Tbnn eine Sehidd wt eidi
geladen z\i haben, die zu sühnen gerade diese Bestrafung nothwendig und heOwm
Bci, Das beding:! eine Einkehr in sich selbst, eine heilsame ReeUst hc Erscbfltteninsr
und eine solche kann durch körperliche Züchtigung nie hcryorgcruten
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' Wenn man doch alle Eltern, namentlicb aUe Hfttter za solcher
Uenntms ftlirea kfinnte! Dnrcli recht frühen Oebranch der Bnthe
vird der „Bock** ohne besondere Hfihe ao^getrieben nnd gar bald
Mbedingter, freodiger Gehorsam eraengt Wenn die Matter dies Er«
flidniogsgeschsft tOjermnunt nnd si^ dabei mit Anfopfening ihrer
Vergnügen tagtäglich mit ihren Eindem beschSftigt, so kann sie schon
sehr bald erkennen, wie ans dem so erzielten Gehorsam aad der da-
lit cneagteo Acittung vor dem Geseti die Kraft der Selbstbeherrschnng
nmimmt nnd damit sieh andere gute Eigenschaften bilden. So er-
zogene Kinder werden so lieblich, so zutraulich, so reizend, i>u gut-
herzif?, su anschmiegend und vertraglich, dass jeder einsehen muss,
düt diesem wolbestellten und gut gejäteten Gemüthsacker ist eine
krilftige, herrliche, frühlich gedeihende Pflanzung entstanden. Solche
Gemfither belohnen der Erzieher Fleiß und redliche Mühen; solche
Kinder können bei einem günstigen Geschick zu wahren Zierden des
Menschengeschlechtes heranwachsen Freili*-!» rnlit das S?r-|)irks;il unserer
Lieblinge in keines Menschen Hand; al)er luniierhui litgl es in unserer
Macht, sie so zu erziehen, dass sie den „Riesenkampt der Ptiicht**
würdig bestehen und sich in vieler Hinsicht ihr eigenes Los bereiten.
>^fH wachsen auf zu Menschen, die im Glück Mäßigung und Würde,
im Unglück tapferes Aasharreo, Heldenmuth and Seelengröfie za zeigen
vermögen.
Da es bisher klar geworden ist, dass alle Erzieher die Pflicht
haben, die verschiedenen Triebe der kleinen Kinder sorgfältig za Uber-
wachen und sie mit Hilfe der Gewölinang an mibedingten Gehorsam
in die richtigen Bahnen zn lenken; da es feststeht, dass aas dieser
Endehang für die Zakanft des Kindes Wol oder Wehe erwachsen
kann: so «igfbt sich darans ftr alle EiTzieher ~ Vater nnd Mfttter
— die nnabwefsbare, selir ernste nnd sehr scbwerwieigende Fflieht,
sich in sittlicher and religiöser Hinsicht die Ziele, nach
denen diese Erziehnng geleitet werden soll, ganz klar za
Hachen and nicht nach aagenblicklichen Eingebangen, nach
Gatdftnken oder gar nach Lanne zn Terfahren and in dem
Kinde die eigenen Fehler groftznziehen. Wir haben dabei ge-
bildete, denkende ICenschen im Ange. FQr die USnner nnd Franen
ms dem Volke, ans den Kreisen der Arbeiter, der kleinen Handwerker,
werden. In Schulen sollt« diese Strafe dahor niur angewendet werdea, um dea
bösen Eigenwillen Einzolnor zu biinJi^rc^n, oder die Krerihheit einer zu
bösem Thun erregten Classe rasch und wirksam zu untf^'rd rücken. Daott
in sie nicht Erziehungsmittel« sondern dient zur Notkwciir.
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der Krämer und der niedeten Beamten ist diese Forderung^ n hoch.
Dort werden die Kinder nach Ansichten enogon, die rieh dnrch
Tradition von Geschlecht za Geschlecht fortpflamen. DmanB bildet
ridi die volksthtlmliehe Ersiehimg mit ihren Vontsen md mit
allen ihren Fehlem. Der Gebildete» welcher die Vorthefle dieser Er-
riehnngf seinen Kindern nicht geben kann, hat die Pflicht, selbet-
atftndig zu denken und mit Bewnsstaein nach festen Grud-
. Sätzen zn handeln. Man erwftge, welch Unheil daraus cntstehea
mofls, wenn die Gewöhnung an unbedingten Gehorsam benotet wird,
nm in der Seele des Kindes Stuideevomrtheile, Hochmnth, Hess gngen
AttderagUnbige nnd den von den Eltern gewünschten eteden 8treta>
sinn zn erziehen! Das lässt sieh mit Hilfe der GewOhmmg an unbe-
dingten Gehorsam leichter als Edles und Gates erreichen.
Man beachte, was die tätliche Beobachtuni? und Erfahrung lehren.
Vater und Mutter ergehen sich ta^äglich in Schimpfwörtern über
das „ordinäre ßurgerpack", die „iniaiiuu Juden", die „ubpi müthigea
Subalternbeamten"', die es wagen, sich in ihre Kreise z\i (hangen.
Sie verbieten den begierig autliorchenden Kindern, mit den „lUngen**
dieser Leute umxugehrii, vorlangen von ihnen zu diesem Zwecke un-
bedingten Gehorsam, seUea hier, sowie in ähnlichen i'iilien, die von
Vorurtheiien oder von bloßen Tifinnen beherrscht werden, den Hebel
ihrer Auctorität ein, um von den Kindern ein den Eltern wolgefölliges
' Benehmen zu erzwingen. Von der anderen .Seile verlangen sie viel-
leicht, dass dieselben Kinder sich (gegen die greulich verzogenen^
widerlich frechen Rangen eines sehr reichen oder sehr vornehmen
GOnnera artig, verbindlich, dem&thig zeigen sollen, weil dies Entgegen-
kommen »sich zieme'', well es „großen Vortheil bringe" und so vor-
nehme nnd reiehe Leute solche Unterwürfigkeit „fordern dürfen.''
lat's zu verwundem, dass bei diesen Kindern später Eigennutz, Standes-
vomrtheile, Hochmnth, Launen nnd flbennftthige Frechheit eine grOtee
Bolle spielen als Aehtong vor dem Gesefse nnd tot den Beehten ihrer
Mitmenschen?
Wir sehen» dass die Forderang, die kleinen Kinder an unbedingten
Gehorsam in gewOhnen iwar nothirendig ist, aber nnr bei der
rechten sittlichen, religi((sen nnd Tornrthellsfreien Gesin-
nung der Brzieher fftr die Kinder heilsam werden kann.
Nehmen wur an, eine edle, verstfindige nnd gebildete tf ntter frage
ans nm Bath, woranf sie zn achten habe, nm in ihren Emdem den
nnbedingten Gehorsam zugleich in einen llrendigen, ümerlich als hall«
sam gefühlten zu verwandeln.
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— 9a —
Die Sache isi m den Vorschriften ^rhr einfach; aber desto jjfrrtßere
Schwierigkeiten bietet die praktische Durchführung. Man soll im Ivinde
da-s Gefühl erresren, dass jeder (Tehnrsam um eines Gesetzes wiileu
noiuweudig uüd gut ist, und dais e-. als grüßte sittliclie Fordeimg
gilt, sich selbst beherrschen zu lernen. Demgemäß gilt's, je^deii Fall
zu (hirchdenken*) und nach £rwägiuig der obigen J^'orderungen
n ban ieln.
Man wird dabei gar bald zu der Einsicht kommen, dass es thöncht
ist^ viel zu verbieu n (xler zu iordeni; dass man gut thut, bei gering-
fügigen VeranlassuD gen sich jedes Tadeis zu entlialten und sich nament-
hell vor jeder klciiiliehen Hofmeisterei zn hüten, die stets im Tone
ärgerlicher Emptindiiclikeit vorgebracht wird. In dem Bewnsstsein»
in der Gewöhnung an unbedingten Gehorsam nur ein Mittel zu sehen,
den höheren Zweck, Achtung Yor dem Gesetz und die Kraft
der Selbstbeherrschung, den Willen snim Gnten zu fördern,
wird man nnr da einschreiten, vo es sieh dämm handelt, den Kleinen
äi Gebot oder Verbot klar m maeben, das bei allen gnten Menschen
als G^tz, als ein anerkannt widitiges nnd sothwendiges aittUehes
oder religiöses oder Mhetiacbes Gebot gilt, und wird nnr in solch
einan Falle mit ganzer Strenge anf Selbstbehemehnng, anf Unter-
drtkkang der widerstrebenden Ncignng hatten. Im ftbrigen wird
iian nach dem Cbnuidsalie handeln: LaisMi aller, lalssea Ihirel Nauent^
fich wM man atdi hfiten, die Kkloen dnreh alle mOgliehen Gebote
oder Verbote yor Schaden oder m umfttaem Thun bewahren zn
wota, weil sie dnndi firfthmng ml besser belehrt werden können^
Q&d solch ein ühnn mit den höheren Geboten der Sittlich-
keit nichts in schaffen hat Man sorge nnr daftr, dass den
ffindm kein Unfldl widetihhre, nicht geOhilich scharfe oder spitse
Gegenstände zogänglieh gemacht, nieht giftige Farben zom AUecken
gegeben werden ; dass sie zum Spielen nicht leicht zerbrechliche Sachen,
nicht Stühle odei- rulte eilialteii. die leicht umschlagen; dass sie nicht
in eine lang hci unter liängende Tischdecke greifen und mit derselben
Lampen, Gläser und die Wasserkaraffe über sich reißen können. Dar-
nach mag man sich auf ein bloüe.s Beoli ichten beschränken und die
Kleinen thnn und spielen lassen, \^ies ihnen behagt. Wenn sie sich
stoßen, sich beschädig-en , so selie man nur nach, ob Anlass zur Be-
sorgnis vorliegt. Kanu man beruhigt sein, so soll man sich um das
*) Bfli d«r TolkithttmlUlieii BBtckuog weiden die Elten duzoli das Oeffllil
pWiflS, du M ikM dnnh H«Amuicb vbA flitt« gdriHet ist; der QebiUtte
Mm difli GefUd dank walliiftigoi Dflnkni enetiOB.
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Heulen nnd Welikl;i(?eii iiit-ht kümmern*), und das Schreien, das für
die kör]>prlif]u' Eutwickelung so gesund ist. ja nicht durch einen
argerliclien iielebl oder gar durch die Küthe zu unterdrücken suchen.
Wenn die Kinder „Schabernak" machen, vielleiclif wertvolle Srn In n
zerbrechen oder ar? ^»cschädij^en; wenn sie ssicii die neum KK ider
beschmutzen oder zerrciüen oder ganz verderben, so wird em ver-
ständiger Erzieher sich selbst oder das Kindermädchen der Unauf-
merksamkeit oder des Mangels an Überlegung zeihen, aber dem
Kinde nicht den kleinsten Vorwurf maeheiL Wer ein Kind im
solch einem Falle schelten oder schlagen kann, yerdient die Schläge
verzehnfacht selbst za erhalten, sei es Mann oder Weil».
Das ist wahrhaft empdrend!
Auch soll man nie zur Ruthe greifen, irenn es gilt» eine schlechte
Angewohnheit ahaogewöhnen; denn der BflckfiUi in dieselbe ist kern
Zeiehen Ton Ungehorsam. Das Kind kann sieh selbst beim bestoi
Willen nicht hflteni weil der nnbewnsste Wille die Seele wie eine
9 aweite Nator^ heherrscht Prikgel wfirden in diesem Eslle zwar
Fnrdit vor der Wiederkehr der Schmeraen, aber nicht Achtung
vor dem Gesetz erz engen. Auf solche Welse können zwar Himde
abgerichtet, aber nicht Kinder zu Keuschen erzogen werden.
Anders liegt die Sache, wenn der bewusste Wille des Eindee
energisch herrortifitt und sich eigensinnig einer vernünftigen ab Ge-
setz gegebenen Forderung widersetzt. Wenn die Kleinen am Morgen
beim Waschen und Kämmen sicli ungebärdig zeigen, widerlich kreiselien,
wegzulaufen suchen, nach dem Dienstmädchen schlagen, sich aut die
Erde werfen und mit den Füßen strampeln; wenn sie mittags die
gute aber einlache Suppe nicht essen wollen, weil sie nach Leckereien
verlangen: so soll die „gut und fromm machende Ruthe'' recht tüchtig
gebraucht, soll so lange angewandt werden, als ihm'Ii pine Spur von
Eigensinn sicli zeigt; denn hier handelt ficliV (laintii, (iem sittlich
Guten gegenüber den bchkuthten Trieben zum Siege zu verlielfen und
Achtung vor dem Gesetz, vor dem heiligen „Uu sollst I" der Pflicht
einzuschärfen.
Mau wird jeduch sorgfältig prüfen, ob der energisch auftretende
Wille des Kindes berechtigt ist und in diesem Falle sein vernünf«
tiges Verlimgen bertttwiUig onterstatzen. Wenn das Kind verlaiigt,
*) Bei Bedauern wird das Geschrei immer ärger; wenn luau bieli gar mcbt
dantm m bddbnmcni schetnt, li0it*f ImU auf. Ein Uainer •Tiuige aus unserer Be-
kaoBtooliaft pflegte in solohen FSUm pUftilidi »tili sn weita und ganz vergnügt
taxt Belbet simnuflBa: nAttsgeflchreitl"
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sich selbstständig anziudelifiii, beim Mittagessen den Löffel selbst
zum Mnnde za fuhren, so "wird man ihm mit Qeduld und freundlicher
Belelirun^ zu Hilfe kommen. Wenn der Wille des Kindes uns ent-
gegenkommt, so können "wir P^rzieher oft iii kurzer Zeit Erstaun-
liches leisten. Der Iliiiiiüel gebe uns die Macht, bei unseren Zög-
iingeu guten Willen, Lust uud Liebe zur Sache zu erzeugen: wir
könnten mit Leichtigkeit sogar des berühmten „Nürnberger Trichters^
entbeiireii!
Es ist liier nicht unsei-e Auff^abe, zu zeigen, wie niau überall zu
handeln habe, um den unbedingten Oeliorsam gegen unsere, der Er-
zieher, Willen in einen freudigen, als nothwendig und gut empfun-
(leiieD Geliorsam gegen das Gesetz zu verwandeln. Die wenigen Fälle,
welche wir erörtert haben, werden genügen, um den rechten Weg zu
xeigen. Um alle oder auch nur die wichtigsten za besprechen, müssten
wir die ganze sittliche und religiöse Jb^ehung der Kinder bis zum
sechsten Lebensjahre belfiuchteii. Aber anch das Gesagte wird be-
weisen, dasB die Krzieiiung zu unbedingtem Gehontam die miaDtbehr-
lidie Grundlage und Bedingung fttr das Gelingefi dee ganzen £r-
Behmigswerfces ist Es vird aber auch klar geworden sein, daas die
Unwandlnng dieses unbedingten Gehomma in den hOheren> itodigen
Oehonam gegen das Gesetz die schwerste aller Aufgaben ist,
welche durch die Pflicht der Erziehung uns gestellt werden.
Man machte daitlr gar zu gerne die Schule Terantwortlich machen.
»Wflim der Bange**» heiftt es, ^dodi erst zur Schule ginge, um Ge-
honsrn zu lernen, um Yemunft anzunehmen!" Leider veriangt man
d&bd TOtt der Schule TTnmOgllches. Wir Lehrer kOnnen Ter-
sogene, innerlich nie an Zucht gewdhnte Schiller oder Schll-
leriunen nicht mehr hessern; wir kOnnoi nur einen ftnBerlichen,
«rf Pnrcht vor Strafe beruhenden Gehorsam erzwingen, aber nie
Achtung vor dem Gesetz erziehen. Eine heilsame strenge Schul-
zacht macht solche Kinder — Knaben wie Mädchen — zwar klüger,
aber uiciit bei>ser. Der reclite freudige Gehorsam gegen das Gesetz
kann nur durch die Erziehung bis zum schulpflichtigen Alter eraielt
Verden. Lehrer und Erzieher, welclie durch hervorragende Kluglieit,
durch klares uud reiches Wissen und durch gesicherte Erfahrungen
vor Selbsttänscliungen uud eitler Pralilerei bewahrt sind, werden über-
einstimmend erklären, daäü die iiesultate, welche sie durch die l>esten
eindringlichsten Lehren und Wamuugeu, durch Aufbietung liirer
ganzen Kunst, durch ihr musterhaftes Beispiel und durch den Hin-
weis aal' fremde Bei8];aele, aut' Ideale erreicht haben, gegenüber den
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vielen FehlsebUgea imd tisurigen IMdinuigcfi als »kanm nenneiu»-
werf* bezeiehnrt werden mfinen. Uta beachte dat Leben imd Treibeii
in den Gymneafon and Realadtriea. Man ü&dat nnr aebr ircBSg
Schüler, die an ein beaeheideneai j^etfttfolka Betragen mtd an freu-
digen G^Offlam gewtHmft diid. Die metoten ateben wibteid der gaioen
Sdraladt mit äm Lefarern bia hinanf nun Direetor anf dem Eriegs-
fofie, betraebten ihre Enddier ala ihre alchatan Feinde md natftr-
litiien Peiniger and bengen aieb nur ana Furcht dem eiaenieii Zwange.
Qleldi «itlbnelten Sclttrai verladien and Teriii^Bea aie offen jeden
Sebwlchliog, der aie nicht an bKndigen Tenrteht and aiad bei jeder
QelegeDhclt gwigt, aicb frech« roh, aamaftend, beranafiirdenid, j&
faiater]iatig,fhieri8di and ficivelhaft zu gebaren. Man kennt aar Qoiüge
die hiateiliBtigen, nicfatawflrdigen Streidie, die miaaüebigen Lehiam
geapielt werden, den oft BcbeotUchen Vaadaliamaa, den aölcbe Babea
im Donlnl der Nacht aoattben. Nar Anfönger oder Stftmper lüSanan
bei dieaen Verbiltmaaen von „EniehangsraBidtata* qireehen and be-
haaptflD, Jangen, die aidi ao betragen, jemala sa aittlicfaen nad fromama
Jüngliagea ersogea aa haben. Der rechte Endeher maas mit Trauer
im Herzen erklirea, daaa da aar die iatellectaelle Aaabildang,
die Srnehang zum scharfen and gewandten Denken and die Beceudie-
nmg mit Uarea Begriffim aad mit aoüdea Kenntaiaaflii ia Frage
koBunea aad BelHedlgung gewähren kOanen. Die leehte Eratehang
za SittUcUrait, FvQmmigkdt and Bdelaüin wird daroh die hSasüche
Endehang, die ia den Jnngen Uagehoraam, Le&chiainn, Selbataaeht»
Eigenainn and Frechheit aoagebildet hat, ToUatftndig unmöglich
gemacht Daa ist „Terloreae LiebcemUh*.
In den höheren Hldchenachalen kana man Abaliche BrfSidimngen
maeiiea. Schledit erzogene liftdchan, die nie an Geboraam gewiShat
Warden» aeigea aich ia Bezog anf ffittfiehkeit aad wahrea frommea
Sinn viel entarteter ab die yenEogensten Knaben. Sie wagen es nicbt,
wie die «Taagea ia offioner BVechheit herroiaatretea and wiaBea bei
strenger aad ibater Leitoag der Anstalt sich gar ibia za mateilea;
aber aiaa darf ibaen .aicfat Uber dea W^g traaen'' and aie hote,
ihr Gemflth aach nur im geringsten Terfeinem and veredebi za kflanea.
In diesen Schalen anterliegen die Lehrer aas Gründen, die hier iddA
erörtert werden sollen, der Hehrzahl nach einer aigmi SdbattiaaehaBg
aad zeigen ein ftat aabegreaztea Verttaaen za dar ZarÜheit, Weieh-
hdt, Bfldsamkeit, Willigkeit aad SdiOnheit dea weiUiehen GemlliheB.*)
*) Mau sehe tiich die Frauen aus den Kreisen an, die ihre Mädoheu in höhere
mddWMdmilw, fcfliien Pitfiüiiititate und Pnatowte avidtti, dud« dort ftr
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Wir können dioocB Irrthnm nar aebteD; demi wir sind in nueren j
jüi]_r»^ren Jahren selbst darin befangen gewesen. Aber leider spricht
die Wii k]i< likett anders als die liebevoll and milde ausmalende Phantasie! !
Wirklich herzerfrischende, kdstliche Resultate kann der Lehrer :
und finieher in dieser Hinsclit nur an den Volksschulen er*
fielen, weil die Knaben nnd Mädchen in diesen Anstalten yon
Jngend auf sehr streng, ja hart behandelt und an Gehorsam
gewöhnt Verden. Wer vor diese nicht verwöhnten Kinder mit
eineoi Uenen voll Liebe tritt, mit ihnen während der Schulzeit wie
ein rechter Lehrer nnd Hjenens&eund lebt md sie mit dem ans
wärmster Übenengtmg stammenden Wort verbunden ndt seinem ehren-
haften Beispiel znm Rechten und Guten leitet, kann nnd nird Besnl»
täte aofweisen, die ihn noch in seiner letzten Stunde zn erheben
vermögen. Kr kann ihnen nicht vie der Gymnasialdirector eine hoch
gepriflMe Bildung verieihen, kann lie nnr schlicht mit gutem Elementar-
yrmtai aoastatten; abear er kann und irird ihnen den rechten Weg
weisen, ehrenhafte Menschen nnd fleißige, trene, tUchtige Arbeiter tn
werden.
Wir sind am Schluss. Mögen unsere Worte dazu beitragen, die
Erkenntnis zu verbreiten, dass das Wol und Wehe eines Men>
sehen znm wesentlichen Theile von der Erziehung abhängt,
die man ihm bis zum schulpflichtigen Alter im Elternhaase
ertheilt, und dass dabei zunächst die Gewöhnung an nvl *-
ding^ten Gehorsam als nothwendige Forderung nie auUer
Acht gelassen werden darf. In der damit verbundenen Gewöh-
nung an den rechten freudigen, innerlich als nothwendig und gut ge-
f&hlten Gehorsam ruht das Geheimnis der ganzen Erziehung.
Wer diese schwere Aufgabe in der rechten Weise löst, wird der
Menschheit Männer geben, die stets wissen, was sie thnn nnd sich
das Leben den nutiiig<eu „SriilitV ' » rhalten. hei ulx r%v ips-pudt ii Meiimiiit nach sind
dieie Weiber leicbtsiagig, vcrgnügun^üchtig, trüge, übermäliig puUsik^tig und
alle Tage anf der Jagd aaeh immer neuen and recht aafregeades Ge-
ntfflen. Ihr Obqinttnran mit den Xtnnein, ihr Hodimuth, ihre Verlegenheit nnd
ftr launenhaftes We«en werden selbst Nahestehenden unerträglich. Ist es denkbar»
dn^s dtti-o Weilior ii;Te T'»chter gut crziohcn können? Im boMtcu F.ilk bekiVmmrrn
(Sie meii um die Er/ii tnuiiä^ gar nicht und überltt»RCii (iiesLll»e Diiii'ithöiüU, um
bis 10 oder 11 Uhr im Bette hegen zu können. Wird mim m eiiiogcue Mädchen
dnch die Sohnk heaeern kitanen? Man biaadit nioht hodk in eteigen, am dieee ao
leifbflehenen mttev mi Inden* Wir begegnen ihnen ttbenll in den Kreii«i der
besser gestellten Kenfflente, Banquiots der hOheren Beamten, der FavfenllB, der
Kilitärg, bei denen Frauenarbeit ai« ficbande gilt, und bei den Adligen.
I*iBia{{0(litB. 16, Jakv. Heft IL 7
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weder zum leidpuden Gehorsam noch zur cif^eunützigen Gefügigkeit
gegenüber oogesetzlicher GtowAlt je erniedrigen werden.
Die liolu' Wichtigkeit des liier behandelten (Jegenstandes möge un«« zur
Entsciiuidiguug dienen, wenn wir dem Vorstehenden noch einiges heiiugen.
Znent ein Wort yon John Locke, der aidi Aber du in Bede ilelieBde Thenn
in fblgender Weiie aoMprklit: „T)m Prindp nnd die Grnndlage aller Tngttid
und aUes Verdienstes besteht in deni Vennn^eii, sich selbst s^ine W&nadie sn
versagen, seinpn Neis'nnEroti entsreirenzrihanflrln und blos dem zn folgen, was die
Venionft für diis Beste erkennt, wenn auch die Begierde sioh anderswohin nei^.
Der Hauptfehki', den icli an der Kinderzucht vieler Leute bemerkt habe,
iat der, daaa man nicht za rechter Zeit dafür aorgte, die Seele nur Fdgaankelt
gegen die Znelit und som Gehorsam gegen die Vemiinft wa gewOhnen, nindich
solange sie noch zart and biegsam war. Eltern, die sehr weislich von der
Natnr ang^ewiesen sind, ihre Kinder zn lieben, verfallen ^ar leiclit dahin, wo-
fern die Vernunft nicht selir Bor^fSltig über diesen NaturLrieb wacht, ihn in
blinde Afienliebe ausarteu zu lassen. Sie lieben ihre Kleiuen, und darin thun
Bte ihre Pflicht; aber oft liehen aie anch ngleieh ihre Fehler. Sie meinen,
man müsse den Kindern gar nicht zuwider aein; diese müssten in allen Stfloken
ihren Willen haben. Aber dergleichen unverständigen Eltern, welche ihrem
Kinde einen Schelmenstreich nicht verwiesen wissen wollen, sondern ihn mit
der Aasrede entÄchnldigeu: es sei eine Sache von keiner Bedeutung, antwor-
tete einst Selon sehr gut: Das mag sein, aber die Gewohnheit ist eine
Snche von grofter Bedentnng.
Daa liehe Kind mnss angefdhrt werden zu schlagen nnd Schimpfiiamen
BQ geben, es mass alles haben, woiiacli es sclireit. und thun was ihm einfUIlt.
Anf diese Weise verderben die Eltern üire Kinder, klänge sie klein •^'inr^ und
nachher wuudem sie sich, das Weisser bitter zu finden, welches sie selbst in
der Qaelle vergiftet haben. Denn wenn nun die Kinder herangewachsen sind
nnd die tthlen Gewohnheiten mit ihnen, dann beklagen de steh Uber daa widei^
apenatige, angeschlachte GezAcht nnd sind sehr angehalten, daaa die Kinder
so eigensinnig sind und ilinen nun durcli ihre üblen Launen iSstig werden,
welche sie selbst ihnen eingepfropft nnd sorgfältig geptiegt liaben. Das Kind
durfte seinen Eltern gebieten, sobald es anfing zu plaudern; und nun, da es
herangewachsen, attrker and Idüger geworden iat, nnn aoU es sich mit einem-
male krftmmen and biegen laasen? Warmn aoU der ICeneeh im Alter yon
sieben, vierzehn oder zwanzig Jahren das Vorrecht verlieren, welches die Schwftdie
der Eltern ihm bis dahin so reidilich verstattete? — Versucht es doch an
einem Hunde, oder einem Pferde, oder jedem anderen Thiere, ob ihr ihnen dio
bösen Launen, welche sie angenommen haben, da sie jung waren, so leicht ab-
gewöhnen kOnnt, wenn aie Siter gewordmi alnd. Und doch iat von allen Thieren
keinea nur halb so eigenwillig and atoli, oder so begierig, Herr seiner aelbet
nnd anderer m aaln, als der Mensch." —
Wenn d^Mn nun so ist. dann darf man nicht wähnen, Schnlt» und Unter-
richt könnten für die sittliciie Erziehung der Jugend gutstehen und die
VerantwortuAg äbemehmen. Die so oft mit erstaanlicber Dreistigkeit vorge-
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— 99 —
brachten Hyperbeln vom ,,erziehendeii Unterrichte" erweisen sich dem wahren
Sachverhalte gegenüber als naive Einbiltiung oder bewusste Marktsrhreierei.
Kit Lekren als fiolcheo, wären sie auch aufs feinste raMniit und nach der
rnfthUmintwi Metliode aMgekillgelt, kann man allenlUlft pliarialiidie Tilgend*
iehwileer, aber keine reehtldinifaien Menschen bilden : nicht darauf kommt es
an, dass der Zögling eine gewisse Anzahl von ^Geboten" <jder „Ideen'* an den
Fingern herzählen and ihnen gemäß raisonniren lerne, sondern dnranf. dass er
sittlich fühlen und handeln lerne. Der Unterricht kann liierbei nur
in secundärer Weise mitwirken; die entscheidenden Factoren sind
aadmr Alt md oben UMUwdM ToigefUurt. Wlriraa dlcMlben dsr Sdnifo
entgegen, wie leider besonders da blnflggetohieht, wo die sogenannten beimroa
Stftnde und einflußreiche Leute sich über die Auctorität der Schule hinweg-
setzen und ihre Söhne und Töchter in moralischer "^Vrlotterung unterstützen,
dann ist auch der beste Sittennnterricht machtlos und die Schule darauf be-
schränkt, in ihrem eigenen Bereich durch strenge Zucht und redliche
FffiefatorfUlang «in Belapiel sittlicher Lebeosordnung an&ostelleii. D.
7*
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Erdkude ud erdkmdlielie BelekrnngeB
M den orientalischen VSIkern des Alterthnms.
Von A, Trmnnau-Bromberg.
(Schlusß.)
4, Die Ohaldfter.
ie Clialdäer, unter weli In ui Nauieu bal<l di»- altHii Bewohner
^leso{)otarniei)s, (iio alten Babylouier, bald nui' deren Pru-sier veretan-
den werden, \\.i]t-i) dnn Hebräern stammverwandt. Es kann daher
nicht überraschen, wenn in der Kosmoguuie bidder V.dker große
Ähnlichkeiten vorkommen. Nach dem Geschichts werke des iierosos,
eines Priesters am Temj)el d»'s Bei zu Babylon*), ließen die Ohaldäer
die Welt aus dem dunkeln ( iiaos liurch eine That des höchsten Gottes
Bei entstehe», nach welchem auch später die Hauptstadt des L-ui
y,Babylon'*, d. i. Pforte dt*.> i^el, genannt wurde. Xa«'l)(l<^'!ri l>ei die
Finsternis getheilt, Himmel und Erde gestdiit^den und SuiiUe, M«>!i.il
und Sterne auff^estLdlt hatte, starben die gieulirlien thieris(dien Mi---
geütalten des Chaos, die das Licht nicht mehr ertragen konnten. Aiü
nun Bei die Wasser abgeleitet und vertheilt, die Erde geordnet,
Thiere und Wild gebildet hatte, erfolgte die Erschattung der Mens(dieu
aus EMe, welciie mit gfittlichem Bluti* gemischt ward. Fisehmensidien,
weh'lH* aus der 'i'iefe erscheinen, lehren sie die Sprache, den Ackvi .'.lU
und alle Künste und Wissenschaft. In der weiteren Geschichte des
Menschengeschlechts fehlt auch die Flutsage nicht.
Wie bereits ei-wähnt, hat diese Weltentstehungslehre mit dem
biblischen Schöpfungsberichte auffallende Ähnlichkeit, und man hat
versucht, beide auf eine älteste gemeinsame Urlehre zurückzuführen.**)
Thatsache ist indes, dass die chaldäische Kosmogonie ^icht die er-
habene Auffassung eines göttlichen Wesens zeigt, auch sonst in mancher
Hinsicht recht roh-heidnisch erscheint
*) ItttilieiltuigMi daraus in Dnncker, Ocflchichte des Alterthoius, I. Baud.
**) Für eine ältere Überlieferung spricht auch die zwiefache Form des bibliadwa
Soböpfungsbeiicbtes, der sogenaaute £iobun)»ericbt und der Jehovabencht.
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— 101 —
Die dkaldüschen Priester am Tempel des HimmelsgotteB Bei iraiea
eifrige Beobachter des Stemenhimmels und haben in der Stern-
knude von den alten Völkern des Morgenlandes die meisten
Errungenschaften aufzuweisen. Der Horizont der babylonisclien
Ebene, namentlich vom erhabenen Standpunkt des 625 Fuß hohen
ßelusthurmes aus gesehen, reichte sehr weit, und die klare, durch-
sichtige Atmosphäre gestattete eine genaue Beobachtung der Sterne.
TäLrlich konnte man hier den Lauf der Wandelsterne be i achten, in
der Morgendänimerunff neue St^ndsterne erscheiaeu und andere in der
Abenddämmerung verschwnulcn >clieu.
Die Sternkunde der Cliahiaer war vollständig unabhängig von den
HiDamelsbcobachtungen der Äfjypter. Sie waren auch zu einer ganz
anderen Eintheihmg des .Talires, der ^lonate und der Stunden gelangt.
Aach kamen die Cbaldäer in der Astronomie zu weit reineren und
schärferen Resultaten. Zwar rechneten sie nach Mondjahren, brachten
dieselben aber durch SchaltnMMiate und gi'ößere Cyklen von 60, 600
ud 3600 Jahren (SoasSD, Neren and Saren) mit dem Sonn^üanfe
Wieda* in Übereinstimmnng. Sie unterschieden 7 Wandelsterne oder
Planeten (Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter and Satam)^
beobachteten den Laaf derselben and schrieben ihnen gute oder aUe
Simri^nDgen anf das Natnrleben and die Schicksale der Uensehen
a. Dem liOclisteii Gott Bei war der fernste nnd hOehste Wandelstern,
der Sstorttf gewdbt. Hier thronte Bei im siebenten Himmel and be-
iMiadite die Bahnen aller ftbrigen Steme, indem er sie nmkreiste.
Doch worde das Wesen des Bei auch in der ndhshtig wirkenden Sonne
crkaont. Aach die ttbrigen Waadelsteme waren GH^ttem geweiht
Die Bahn der Sonne warde nach den Sternbüdon, durch welche
üir Liof ging, in 12 Stationen, awölf Hänser, getheilt, die größten-
tbob den Namen nach Thieren f&hrten, weldie in der betreffenden
2eit des Jahres irgendwie bedentnngsroll waren. So entstand der
Zodiacus oder Thierkreis, der noch heute bei himmelskundlichen
Belehrungen in der Scluile von Bedeutung ist. Als das eigentliche
Haus der Sonne galt ihr höchster Stcuidpunkt im Sternbilde des Löwen,
^ie die 12 Monate des Jahres den 12 Zeichen des Tlüerkreises zu-
geschrieben wurden, so gehurt* n die 7 Tage der Woche den 7 Planeten.
iHiT erste Tag derselben, unser Sonnabend. Gehörte dem Bei (Saturn).
Für die Genaui:-'ki i' der IIinimelsbe»>l*achiungen bei den Chal-
fcii tührt Ideler *j u. a. folgende Thatsachen an: Sie bestimmten den
*) Id«ler, Sternkonde dei GhaldSor.
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— 102 —
nitfleren syiiodlMlieii Monat
nur am 6me Seconde sv groß. Unter den Berechnungen tob 10 Mond-
finsternissen nnd 3 Zusammenkünften von Planeten und Fixsternen,
die uns Ptolemäus von den Chaldäeiii aiifbewaLii hat, ist die Mond-
finsternis des Jahres 721 v. Chr. so genau bestimmt, dusü die Rech-
nung der i iialdäer den Anfang derselben nnr 1 Minute zu spät und
die Mitte derselben nur um 6 Minuten zu Mh ansetzt.
Zu ganz besonderer Ansbilrlung gelaugte aber boi den ciiRMarrn
die Astrologie und damit eiu cujui Hcirtes S^^stem des St ei jid i ^^Ii;^u».
Nach den Lehren der Priester änderten der Sduiieulaut und die BaliBea
der Planeten, sowie der höhere oder nicflt ir Stand gewisser St^^nd-
steni*' J ahi'eszeiten , machten die Erde Iruchtbar oder diirr und
verkündeten die Überschwemmung der Flüsse. Und wie die Verände-
rungen der Natur, so hing auch das Leben des Menschen von dem
Stand der Sonne, von den Mondwechseln, von dem Kommen und G^ea
der Sterne ah Wegen ihres Einflusses anf das Schicksal der Menschen
Würden die 7 Planeten „ Geburtsgötter •* genannt. Jupiter und Venus
waren gl tickbringende St^e, Mars dagegen das kkine, Satan da»
grofie Unheil. Die andern Planeten waren von geringerer oder in-
entscMedener Bedeutung. So verstanden es die Priester, in den God-
Bteilationen des Himmels den Willen der Gatter zu erkennoi, ans der
Stande der Gebort das Schicksal des Lebens vorhenasagesi nnd aas
der fortdanernd wechselnden Stellnng der Sternbilder die {lassende
Zeit mm Beginn jedes Geschäfts, Jedes UntemelunenB m bestimmen.
Wie die Sterne dorch die Hohe des Himmels sogen, wie sie einandir
BiOier kamen und wieder «oselnander gingen, wm de sich ihre Krifte
mittiieDten nnd entzogen, wie sie sich das Oleichgewicht hielten oder
im Gegensatz standen, — das alles bestimmte GlQck oder Dngiflck
des Beidies, des Königs, des Jahres, des Tages nnd der Stande.
Außerdem kam es darauf an, zu welcher Tageszeit nnd in welcher
Himmelsgegend die Sterne aufgingen, wo sie verschwanden, welche
Farbe sie hatten u. s. w. Dlui Osten gehörte die ausdorrende Hitze,
dem Süden die Wärme, dem Westen die befruchtende Nässe^ dem
Norden die Kälte, und die Planeten übten größere oder geringere
Kraft, je nachdem sie hoher oder niedriger standen.*)
Griechische Schriftsteller ! erii hten, dass die chaldäischen Priester
infolge langer Beobachtung der (ie^tiine und der genauen Keuntois
4) IhuLdkor a. ft. 0. nacli Diodor 8, 81 und Sbaht, Die BdigiooM^iteBd 4«r
yUker des Orienti.
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— 103 —
dar BewQgmigai und Wirkmgw dmaibai 66 mnochteiit den Staaten
imd EQnlgeB, den YOlkeni und dem Einidnen die Znkonft vorliena-
sagen, znwellan anf eine so zutreffende Weise, dass dies mensdiliche
Xraft zu übersteigen scheine. Der Einfluss der cbaldäischen
Systeme beherrschte größteuteilä noch die Astrologie des
Mittelalters.
Die KiHifle von fremden Ländern und Völkern wurde in Baby-
lonieü durcli Iviiegszüge und aasgedehnte Handelsuntta-nehmungen ge-
fordert. Die Ansflelinung und da« Alter des babyl nuschen Handels
beweist am besten die Thatsache, dass nicht nur «lit Ass>Ter, sondern
auch die Phönizier, die Hebräer, die Sabäer in Su liii abien, die Syrer
und die Lydier in Kleinasien Gewicht und Mali der Babylonier an-
g:enommen hatten. Uber Kleinasien und durch phönizische Handels-
leute kam das babylonische System auch bereits 800 v. Chr. zu den
Griechen. Nack Osten erstreckte sieb Babyloniraa Handel über Iran
bis Dscii Indien.
5. Die P h ö n i z i e r.
Die alten Phönizier oder Sidonier waren das wichtigste Handels-
volk und die kühnsten Seefalurer der alten Welt. Ihre Greschichte
lässt sich bis etwa 1300 v. Chr. verfolgen. Zu dieser Zeit wurde die
liaeht der Chetiter und Cheviter in Syrien durch die Amoriter ge-
brochen und die besiegte Bevölkerung gegen die Küste gedrängt»*)
Bie Unwirtlichkeit des Kttstenstrichs nöthigte die dichte Bevölkerung,
auf dem Meere neue Erwerbsquellen und an Qberseeischen Gestaden
neue Wolmsitie an suchen. So vnrden die Sidonier frttha^tig mit
den Heere Tertnnt, nnd dieses war selbst bald fttr sie eine uner-
tchfipfliebe Qoelle des Erwerbes nnd BeichtkniDs.
Die See&hrten der Phdnizier richteten sich hanptsftcblich nach
den Qestaden des Ostens nnd Westens» weniger nach Norden nnd Sftden.
Zq den Zeiten Davids nnd Salomo's schifften sie bereits dnrch
das ErythrSische nnd das Arabische Meer nach Osten zum Lande
Ophir, tun von dort Gold, IfPIf^mM^ nnd kostbare Gewfirze an holen.
Über die Lage von Ophir ist man verschiedener Ansicht Man hat
tt «H der Ostküste von Afrika, im goldreichen Sofala, in Südarabien,
Anbia felix, wo es in Yemen heute noch einen Ophirber"; (j;iht, endlich
bn "Westgestade der ostindischen Halbinsel, sogai in Ceylon wieder-
finden wollen. Humboldt versteht aligemein unter dem Namen ein
productenreicbes Küstenland des Südens.**) C. Bitter kommt zu dem
*) Vogt DsBekur, GasoliMfate dw AlteitlniiM. 1. Band.
**)KMmM U.
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Erg^idfl, da» die WoetkttBte Toidfiiiadiais mit demUehdr Stefaerheit
als das Ziel der Ophiiftlirtea aoMeheii ist*) tf ax Duneker
tritt in sdner GeBeUcfate des AlterthmnB doisetbeii Standpunkt Dia
ProdactOr welidie die phSniziBdien Sehifb aaB Opfedr brachten, weisen
nun grolen Thefl — watet QM — anf Indien lun. Gs werden ge-
nannt Alfen» Pfiuien, Sandelkolz, Elfenbein. Keines dieser Frodncte
fOlirt in der Bibel einen bebrtiselien Namen; sie waren also nodi nicht
bekannt Zndem ist die Etymologie aller dieser Benennnngen als nr-
sprflnglicä nlhdisch" nachgewiesen. Der Name Opbir seibat wird von
dem Volk der Abhira in der Gegend der Ihdasmttndnng abgeleitet
So waren die pbOnizischen Seelente äof den Schiffen der Sidonier nnd
des Salome wol die ältesten Ostindienfiahrer.
Noch mehr als jene 0stUchen Heere sog das mildere, weniger
Btflnmsche und fttr die Schiffahrt sagttngliehere Mittelmeer die
Phönizier an. Nur 20 Meüen Ton ihrer Ellste lag die Insel pypem.
Hier nnd aof den benachbarten Inseln, auf Greta nnd den Inseln des
igftischen Meeres, gründeten die Phönizier Nlederlassnngen. Dann
schifften sie weitet nach Westen, kamen nach Malta, SizlUen nnd Sar-
dinien, dessen Berge Silber, Eisen nnd Blei bargen. Hier legten sie
anf der Nordk&ste den Ort Karalis (das hentige Gagliari) an. Zn
gleicher Zeit :vrarde die Nordkfiste Ton AiHka besiedelt Hier sollen
die Phönizier bereits im 12. Jahrhundert y. Chr. Hippo, Ostlich
dam Utika nnd zwischen den beiden Syrten Groftleptis erbant
haben. Dann gelangten sie zn den Bergen Kalpe nnd Abylyz (Stolen
des Herknles), segelten durch die Meerenge nnd gründeten ilven ersten
oceaniscfaen Hafen Gades, das hentige Cadix, wol die Slteste Stadt
Europas, deren Name sieh bis auf unsere Tage erhalten hat Hier
Oilbete sich ihnen, etwa 1100 Chr., der weite Ocean«
Die Seefahrt der Phönizier mnss damals, um solche weite nnd
gefiüirTolle Entdeckungsreisen zn ermöglichen, bereits viele Übung
und eine Geschichte von Jahrhunderten hinter sich gehabt haben.
Schon Tor den Zeiten Homers Terstanden sie die Anwendung der Stern*
künde fBr die Nautik und die NachtschiHahrt durch die offi»ne See,
wahrend Griechen und BOmer noch lange KtsteDschifl^ bliebmu Noch
im 9. Jahrhundert endete der Horizont griechischer Schilfor in den
Gewässern Siziliens.
Von Gades aus richteten die PhOnizier ihre Fahrten nOrdlich
an der iberischen Eflste entlang nach Jeme (Mand) nnd Britannien*
*) Bitter« QaacUchte der Erdkande und Entdeckniigaii.
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— lOö —
Vou (lieser Insel holten sie das Ziuu luui trieben auch an den <VAm-
scheii, vielleirhT selbst an den pifnüischeii KiisTen. von wo sie Elekuun
holten, loluieiiden Handel. Auch iii aiigeu sie bereits iiu iioheu Alter-
thum durch den Hellespout iiiul lieii Bosporus ins Schwarze Meer vor
und kamen bis zur Krim und zur Mündung' des Don, um Tausch-
hnndel zu treiben oder auf Kaub auszufischen. Später mussten sie
Yor den kiiegerischeu Milesiern und Griechen aus diesen Gewässern
weichen. Auch auf dem Kaspischen Meere, zu dessen Ufern ihre
Ejfltwaaenzüge u. a. sie gefühlt, soUan ihre Schitte gekreuzt haben.
Etwa in die Zeit um 850 v. Chr. fallt die Gründung Karthagos.
Diese Pflanzstätte phönizischer Colonisation erblühte seh] fi üh zu seltwt-
ständiger Macht Die Karthager Beizten im Westen Afrikas und Europas
die EntdeckmigBfalirteii ihrer phönizischen Vor&hreii in großartigem Stile
finrt Leider sind gpiter durch die R5mer dk pmiischen Schriften Aber
diese Fahrten ftat durchweg veniiditet werden, so daea, abgesehen
Ton «wmiJbaii Fragmenten, keine derselben in der einbeimlsohen
%nche flberliefert ist, wol aber sind einzehie griechische and latei-
oisehe Übenetzongen erhalten.*) Nach denselben sollen panische See>
fiArer unter Ffthrong des kOhnen Hannon bis in den Meerbusen Yon
Guinea TOigedningen sein, eine großartige See-Expedition an gftnalich
nbekaiinten, von Barbaren bevölkerten Ellsten enthing, 300—400 geo-
graphische Meilen weit An diesen Kttsten „Libyens*' wurden audi
Colonien angelegt» nach denen die Römer später nach Karthagos Zer-
störung noch Nachforschungen anstellten, in der Absicht, sie ebenfalls
zu zerstören. Strato weiß späterhin zu erzählen (wahrscheinlich aus
kai'thagischen, später verlureu gegangenen Berichten i, dass die 3(X> kar-
thagischen Ansiedelungen an der Küste Westaiiikas vou Pharusiern
und Ni^iten, also gewiss negerartigen StärnnuMi, zersört worden seien.
Zu gleicher Zeit mit Jfaiihun machte ein anderer karthagischer See-
fahrer. Hamilko, eine Knfd^fkuutrsreise nach den K ii-i > iiländem
Nordwesteui'üpas. Uber die (Treu/eü der pauiM-ln n ["jitdi rkiiiiL;rn sind
auch die Hfuner späterliiu nicht wesentlich hinausgekommen, wenig-
stens nicht in Westafrika.
Aus der späteren Zeit der phönizischen .Seei eisen stanmit der sagen-
hafte Bericht von der Umschiffung Afrikas. Darnach soll der ägyp-
tische König Necho (um 600 v. Chr.) phönizischen Seefahrern, die in
leiiMn Diensten standen, angegeben haben, durch daa Erythräische
Heer nadi Sflden zu fahren, Libyen m umschüFen und durch die
*) 8. Bitter» Attg«aieiae Brdktnde.
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Sftnton des HeiMea nach den NUmttndnngen snrltekiiikeliraL Naeh
Herodot bnuiditai de dasn drei Jahre. ÜDirotadbendfcta Uest
gar nieht in der Enifthlnig. Em sehr irichtiges AigamaA muSbeiai
in Herodets eigenem ZweiHd an dem Berichte. Desn die Sehüv
hatten ansgesagt, bei der Umsohitag Afrikns hüten sie die Sonne
aar rechten Hand bekommen. Ihre Fahrt ging aber nach Westen.
Da» scheint Herodot nnglanUieh. Im Mitteimeer hatte man sie, von
Ägypten nach den SHnlen des Heriralee» oder Ton Tjrm nach Gadeira
scUfiend, allerdings anr linken Hand, d. 1 gegen Süden. Anf der
SQdhalbkagel ist dies aber umgekehrt Da steht die Sonne in der Mit^
tagsstonde dem SchüBer gegen Norden. «Ich kann das nicht glauben'*,
sagt Herodot oÜBDhersig; i,TieUeicht gibt es andere, die dies gUnben
können.'* Sebi Unglanbe ist ndt efai entscheidender Beweis fllr die
Fahrt Leute die keine astronomisch-geographisdie Theorie besäten
(ana der allein sich ergibt, dass dies nur in der südlichen Halhkogel
stattfinden kann) konnten dies nicht ersShlen, ohne ea inrhUch ge^
sehen sn haben.*) Anch A. Humboldt u. a. bedeutende Foradfaer
und Gelehrte halten die erwihnte Umaegelung AIHkaa, die ttbrigeaa
ftr Jene Zeit au grofiartig ^war, nm erihsst und verwertet au werden,
für wahrscheinlich.
Ziehen wir ans allen diesen angellihrten Thalaaehen und Berichten
das Ergebnis, so kommen wir au der Erkenntnis, daaa die PhOni-
sier unter den orientalischen Völkern des Alterthnms die
nmfaasendste Kenntnis von der Erdoberfläche gehabt haben*
Ihr Beitrag sn der Verbreitnng des Witnena von der Erde war
demnach IQr Jene und vieUkch auch ittr apfttere Zeiten von grOAter
Bedentang und hat in mancher Hmeicht auch die apfttere Wissen*
Schaft beeinihuBt Von ihnen stammt die Dreitheilnng der
alten Weit in Asien, Europa und Libyen (Afrika). Denn
da von ihrem Ktlstenlande ans die bekannte Erde sieh nach drei
HanpMchtungen, nach Osten, Westen und Sttden, ausdehnte, theil^
ten sie daa Erdganze anch in drei HauptabtheOungen: Asien (von
asn s= Aufgang), Europa (von ereib ^ Untergang) und Libyen. Dieae
Etaitheflnng wurde anch von den Griechen fibemommen, und wir
haben sie und die Namen (bla anf Libyen, woftr anr Bömeiteit
die Benemraner Afrika Land der AM\ anfkam) bis heute bei-
behalten. Auch der Name (Okeanoa (von Ogon = der AJlnmÜMser)
«) Bittnr, GcMliidita d«r Efäkude.
**) Yerglckbtt aaiah Max l>aiMik«r, Gttehiehle dM Atothuw. 1. Bd.
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sianiüit von den Phöniziern, wie lieuE auch viele ürlsiiamen, als Gadi >
(Cadix), Massilia fMareeillek Karales (Cagliari), Malaka (Malaga),
Sepheia (Sevilla) ii. a., phönizischen Ursprungs »iüd. So weist uns der
geographische I'ntejricht noch heute bei der Gliederung der großen
Ostfeste und bei der Betrachtung der Mitteimeerländer zurück auf
jenes alte Seehandeisvolk, dessen Verdienste auf dem Gebiete der Ent-
deckungen sich dea bedeuteiMUtaa B'orscliaiigw nenarer Zeit an die
Seite Btdlea köBnen.
6. Die Perser.
Die Perser wai-en bereits im Alterthnm das bedeutendste der
iranischea Völker. In dem Weltreich, wdekee Cyrm erriditeU^ wurde
das groBe asqvisehe Beich durch die medopersisohe Kraft ideder
Teijttngt Die Erobenrngsstge der peraiichen Könige braiditen das
Maqgenlaiid auf «ine geraume Zeit iii.ei^se BeriUmmg mit dem Altend-
lande, imd die jimge enropätsche Onltnr der HeUeDen hatte gegen die
andringende Macht der Perser einen grimmen Kampf m bestehen.
Bereits der Erobenmgslnst des Qyros Ikelen die griechischen Golonieen
in Kleinaaien znm Opfer, so dass sich sein Beich Tom Indns bis xnm
Mittelmeer und Agflischea Meer, im Süden bis zum Persischen Meer
md der araMschen Wllste, im Norden Us Kom Sehwnrsen Meer nnd
SB den toranischen Steppengebieten ausdehnte. Sein Sohn Kambyses
unterwarf Ägypten und Äthiopien. Der bedeutendste in der Beihe
der pei*sischcn Eroberer war indes König Dar ins. Er verfügte über
eine bedeutende Landmacht und über eine große Seemacht, zu dei-
auch die phönizische und die ägyptische Flutte gehört4»n. Er über-
schritt den Bosporus, sandte eine Expedition auf das Schwarze Meer
aus, mn die Nurdkuste desselben untersuchen zu lassen, und drang
selbst tief in die Länder der t^kyihen vor. Wenn HenHli»! t i /ithlt,
er sei bis zur Wol^a ^ekoninit n inid habe dort feste Platze angelegt»
die er aber dauei-nd mcht zu liaiien vermochte, so wird eine derartige
Ausdehnung des Kioberuugszuges in den Ebenen Sarmatiens von Max
Duncker und anderen Historikern angezweifelt, von anderen indes,
wie z. B. von Leopold v. Ranke, durchaus nicht in Abrede gestellt.
Als sich nun Darius flberzengt hatte, dass er eine Ausdehnung
der persischen Herrschaft weniger nordwärts als vielmehr westwärts
m Sachen iiabe, war nadi der Unterwerfung Thrakiens und Make*
iawm die griechische Halbinsel sem Ziel. Er sandte deslialb von
^don drei Schiffe ans, nm die Küsten 7on Hellas und Sizilien mn-
Mhiffen und «oi^ehmen zn lassen. Eine andere Flotte fuhr an der
Hoidkasto AIHkas nach Westen, unterwarf Kyrene, die Oase Siwah
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— lüö —
und das Land Barki und drang bis aar griecbischen Pflanirtfttte
Hesperidea ?or. Srsehreckt sandten anch die Kartiiafer an-Darins
als Zeichen der ünterwerfiing Erde nnd Wasser nnd haUim den Per-
sern später bei dem Zuge gegen Sizilien. So erstreckte aich daa
große Perseneicli Ton den Landein des Indos bis an den Syrten.
Doch den Griechen gelang es, ihr Land vor dem Joche der Perser m
bewahren nnd anch nach langen Kriegen gegen die Nachfolger des
Darios ihre Unabhängigkeit zn behaupten.
Infolge dieser andanemden und nachhaltigen Beaiehnngen zwischen
dem Iflorgen- und Abendlande wurde das Wissen von der jßrde in-
sofern bereichert, ala nunmehr die geographischen Kenntnisse
der CnltnrTOlker zusammenflössen nnd auf eine Universal-
geographie hindrftngten. Die Chorographie der einzelnoi Ooltor-
YOlker entwickelte sich immer mehr zu einer allgemeinen Länder-
kunde.
Die Yerwaltnngseintheiittng des großen Perserreichs durch Darins
in 20 Satn^ien oder Pyovinzen setzt bereits einen bedeutenden Um-
lang von asiatischer Länderkunde voraus, da manche Satrapien die
OrOfie bedeutender Efinigreiche hatten. Da der Tribut nicht in Geld»
sondern in Landesproducten geleistet wurde, so ergibt die Au&ählung
derselben die erste Prodnctenkunde von Asien. Es werden Pferde,
Eameele^ Ele&nten, Sdiafe, femer Obst nnd allerlei andere Früchte, Ge-
treide, Gewttrze, Wehstoffe, Holzarten und — Sdaven genannt Herodot
beschreibt nach guten alten Begistem (pendschen Annalen) ansfOhrlich
die Traditen, Waffen und körperlichen Merkmale von 29 verschiedenen
Völkerschaften, aus denen das Heer des Xerxes zusammengesetzt war.
Die EntzüEamng von alten Keilinschiiften an den Marmorwftnden der
Paläste zu Persepolis, sowie auf den Bninenfeldem von HÜleh nnd
Mosul seit dem 4. Jahrzehnt nnseres Jahrhunderts hat die Wahr-
heit der Mittheilungen des Herodot bestätigt. Wir haben hier also
die erste Völkerkunde Torderasiens.
Großes leisteten die Perser vor allen alten Völkern des Orients
auf dem Gebiete der Verkehrsgeographie. Das ganze weite Perser-
reich war von einem rielversweigten Netz kttnstlicher Straßen durch-
zogen. Bereits Cyrus und Kambyses nahmen den Bau solcher Straften
in Angriff. Darins aber war es, der jenes große Straßensystem
begründete, welches Persian nach allen Sichtungen durchzog und in
Snsa seinen Mittelpunkt hatte. Ktesias gab am Schlüsse seiner per-
sischen Geschichte eine Obersieht aUer Straßen von Ephesns bis nach
Indien mit Angabe der Stationen, Tagereisen und Parasangen (Strecken
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— 109 —
TOn Meilen). Diese Übersicht ist indes verloren gegangen. Durch
Herodot kenoai int nur ein Glied dieses Straßensystems; das ist die
Sti-aße, welche ym fiphesus tber Sardes naeh Sosa Ahrte. Er be-
schreibt sie felgendmata: „Tom QiierJiischim Meer bis saeh Snsa
sfaid 14000 Stadien (360 Meüflo); von Epbesos nach Saides Bind 640 Sta-
dien (18Vt Meflen), die in 3 Tagen mirftckgelegt werden können.
Von hier sind ftberall kftnlgüehe Stationen und die schönsten Einkehr-
hioser; der ganse Weg fthrt durch bewohntes Laad und ist sicher.
Er geht snerst durch das Gebiet der Ljdier, welehe frachtbares Land
bewohnen und reich an Sflber sind, daon durch das (stebiet der Phry*
gier, die reichsten an Vieh und Feldfrflchten: dies sind 20 Stationen»
94V« Parasangen. Danach nross der Halys fiberschrltten werden; hier
Bhid Thore, durch welche man gehen muss, um über den Fluss zu
kommen, und eine starke Wache. Jenseits des Flusses ist mati in
Kappadokien und hat \m zur Grenze Kilikiem? 28 Stationen und
K)4 Parai>a.ugeü zuriickzulef^en. An den Grenzen Kappadukieus und
Kilikiens befinden sich zwei Thoie imd zwei Wachen; dann hat man
durcli Kilikien Ii Stationen und 15 Parasangen bis zur Grenze Ar-
meniens, die der Euphmt bihleT, zuriiekzuh'S'en. T)pr Enplirat wird
mi der Fälue uberschiti't. Dann j^ind iu Annenien, weicüeij viel Vieh
hat, 15 mit Wachen besetzte Stationen und b^^ . Parasangen. Da-
nach sind der Tig:i*is und zwei andere FlUfjüe gleichen Namens (der
kleine und der grolie Zab), endlich der Gyndes, den Cyrus ableitete,
auf Booten zu überschreiten. Von den Armeniern kommt man zu den
Matinern, den Nachbarn der Armenier; hier sind 34 Stationen und
137 Parasangen zurttckssolegen. Von der Grenze der Matiner und
Kisner bis zum Choaspes, da, wo Snsa an demselben gebaut ist (auch
dieser Floss wird auf der FAhre übei*schritten), sind 11 Stationen und
42 Vi Parasangen; im ganzen sind es III Stationen und 450 Parar
Bangen oder 13500 Stadien (337 Meilen). Wenn demnach die kömg-
liehe Straffe richtig vermessen ist, so kommt man, wenn man t&glich
160 Stadien (5 Parasangen» 3*/« Meilen) nrfteklogt» in 90 Tagen von
Ssrdss nach Snsa, nnd wenn man den Weg von Ephesns nach Sardea
Uotnrechnet, in 93 Tagen.
Von dieser groffen Straffe naeh dem Westen zweigten sich n. a.
Straffen nach Babylon nnd Egbatana ah. Die Terschiedenen Befesti>
tragen, welche an wichtigen Punkten der Straffen regelmäßig an*
gelegt waren, tmgen anch wesentlich dazu bei, die Slchening des
Bfliehs zn f5rdem.' Durch diese Oastelle konnten die Straffen leicht
gesperrt und vertheidigt werden. Eritob sich in einer Provinz ein
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— 110 —
Aufstand, so konnte diese Provinz ieiciit abgesperrt werden Der
Feind fand zu Kriegszeiten in diesen Straßenbefestigungen wesentliclie
Hindemisse zu überwinden, wie m anderarseits dem Perserfaem »■
liebliche Stützpunkte waren.
Mit diesem System kttiurtliclier Straßen war eine weltfofzwoigte
königliche Post einrieb tung eng verknüpft. Den Stationen la^ zu-
gleich die Beförderung der königlichen DienstsachflQ ob. Auf den
Statioiieii aller Hauptstraßen des Beiehs in der Entfenumg yon 4 Panip
Bingen waren Pferde nnd fieiter atationirt (Aataaden, Agaren), deren
efniigeB OeecbSA die Befördenug der königlichen Briefe und Bot-
sdiaften war. Einer dieser Poetreiter mnsste stets in Beieitacbaft
sein, nm nach Eingang eines königliehen Schreibens dasselbe in der
schnellsten Gangart des Pferdes, bei Tage oder bei Nacht, in der
gröilten Hitae des Sommers oder im Schnee des Winters znr niehBtea
Station an befördern. AnBerdem war hei jeder Station ein AflÜMher,
bestellt, dessen Aufgabe es war, die Briefe in Ehnpfang an nehmen,
wieder an fibergeben, die ermfideten Pferde nnd lOnner an behe^
bergen und frische Heiter abzusenden. Bei den Griechen sagte man
die persischen Postreiter flögen schneller als Kraniche, und Herodot
versichert, dass nichts in dieser Welt geschwinder mü, als diese Reiter.
Auf der grolien Strecke von Sardes nach Susa konnten düich dieselben
die Briefe in 5 bis 7 'J'aj^en befordert werden, während ein Fuß-
gänger mindestens 9() Tage brauchte, um diese Strecke zuiückzu-
le^n. Der Chef des ganzen Postwesens war ein hoher, dem könig-
liehen Hause naiiosteliender Beamter. Persieiis h izter Konier. Dai'ius
Kodomannus, bekleidete vor seiner Thronbesiejguiig dieses holic Amt.
Die Posteinrichtung trug rein staat1i<'])pn Charakter; nur der König
bediente sich ihrer zu seinen Regiei ungszwecken. Das Volk war von
der Benutzung der Posten ausgeschlossen.*)
Endlich ist sicher anzunehmen, dass die Perser bereits Land-
karten hatten. So ertheilte Darius der Expedition, irelche die
griechischen Küsten zu erforschen hatte, den Aaftrag, diese Kdsten
anch anfainehmen, und die Küsten wurden von der Expedition, die
sich steta nnweit des Landes hielt, auch wirklich aufgezeichnet
Dies setzt aber bereits eine bedeutende Fertigkeit in der
kartographischen Aufnahme yon L&nderstreoken yoraas.
Nun kannten zwar anch bereits die Griechen snr Zeit des Darios dsn
Gebianch Ton Landlnrten; aber veder ihnen noch den Penem kann
*) Veigliiehe Otirtbedk, I)erW«ltv«ik«br, nadDiiaekcr, GetoUehtadca Altertkom.
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— III —
die erste Erfindung derselben zugeschrieben werden. Nach Ritter
liaben sich die Landkarten aus einfachen Wegekarten entwickelt,
and aach die ersten Karten der Pener m6gen Wegekarten geweiien
aeiii. Nim ist es wol eine etwas weitgehende Behaaptang, wenn
Ritter den Hebtftem die erste Wegekarte mchreibt und als soklie
die Marschroute der Israeliten yon Ägypten nach Kanaan bezeichnet
Wir haben es hier wol nnr mit einem VeneidndB der LagerplfttM
in dran. Mahr Beachtung verdient wol der ans alten Sehriftstellem
gC8cfa0pfte Nacfaweia des grofloi Geographen, dam die alten Kolehier
Tim ihrem Vorrfttem es gelernt hatten, anf Tafeln die Wege za Lande
and zu Wasser ftr ihre Waademngen sn yerzeichnen. AnfSugs ge-
schah dieses anf Stefaien, später auf Hokta£Bin. Die Eolduer er-
seheinen in filtester Zeit als ein wichtiges VSlkerg^ied rar Yeikettang
des fbmsten Morgenlandes mit dem Westen. Säe waren ein altes
Onltnrvolk von unbekannter Herininft, dass seine Wohnsitae Ostlieh
vom Schwarzen Meer hatte, das westlichste Glied einer Rdbe von
alten Kolonieen, welche von Hochindien und dem alten Baktrien sich
nach Westen Linzog. Sie holten aus den indischen und mittelasia-
tischen Fundorten Gold, Edelsteine, Perlen, Seide und Gewürze und
kamen auf ihren weiten Handelsreisen im Westen bis zu dem Don,
wo sie mit den Skythen Tauschhandel trieben. Es ist sein- wahr-
scheinlich, dass nicht nur die Perser, sondern auch die Griechen KJein-
asiens von di fasern alten Üulturvoik den Grebrauch von Wegekarten
kennen gelernt haben.
Aus der Art und Weise der Jugenderziehung im alten Perser-
reiche kann mit ziemiiclier Sicherheit auch auf s^eographische
Pnterweisungen geschlossen werden. Die Erziehung war bei den
Perseni durchaus Nationalerziehung.*) Das Kind wurde für den
Staat geboren und erzogen. Diese Nationalerziehung umfasste die
ersten 24 Lebensjahre, und vom 7. Lebensjahre ab begann die öffent-
liche Erziehimg. In allen größeren Orten bestanden öffentliche Xiohr-
anstalten, nnd außerdem gab es noch besondere Anstalten zur
firsiehnng der Söhne aus den vornehmsten Familien. In diesen
instalten wurden die Knaben zur Wahrhaftigkeit, Gerech tigkeit»
Selbstbehenschong, ferner im Gebrsneh der Waffen, in allerlei Leibes-
Ihangn, insenderhelt aber such war Ehifhieht gegen Etaig nnd
OWIgksit mid jn der Liebe anm Vatorlsnde enogen. Die Schnle
«ittte in jeder Hlnäeht anf das Leben veibereitea. Die Erziehnng
*) Yeigl Dr. OidSoliiiiidt^ Cteaehidite dior Ptaagogik in d«r vonlidvIillGiiMiZtit.
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— 112 —
hatte eine durchaus praktische Richtung und zielte hin auf
rimg der Verhältnisse des Lebens und auf Sichenmg und Maditp
Entfaltung des Reichs. Es ist undenkbar, dass bei einer dar-
artigen Erziehung der Jugend geographische Unterwei-
sungen gefehlt haben sollten! In welcher Foim nnd in wdcbem
Gfewande sie immerhin aufgetreten sdn mögen: ale mfiisen bei dieeem
Volke mit einen wesentlichen Bestandtheü des JngendiinlenlditeB ge-
bildet haben. Die weite Ansdehnnng des BieBenrelchs, die mannig-
fkche Nator seiner Linder, die Sprache, die Sitten, Traebken nnd
Eigenschaften der Volker, die yerschiedenartifen Landeeprodncte,
welche die dnulnen Satrapien ah Tribat lieferten, eiidli«di das viel-
yeraweigte Straßennetz ndt den Posteinilehtnngen, werden in den
Lehranstalten ebenso Gegenstand der fielehmng gewesen sefai, wie
die mhmreichen Eriegssttge der Perserkönige nach den Lindem am
Jaxaites, femer m den Skythen, Griechen nnd Libyern. Leralen die
jungen Perser im ersten Falle die Nator, den Wert nnd die Vorzüge
üuree Vaterlandes kennen, so wurde bei der Betrachtung der Srobe*
ningszüge ihr Blick anf die Nachbarlinder des Beiehes giwichtet, wo
ihrem Vaterlande neoer Rohm erblfihen sollte.
Ein kürzer Rückblick auf den Stand der Erdkunde und der
erdkuudlic-heii Belehrungen bei den orientali?:rhen Völkern des Aiter-
thums fühi't zu folgenden charakteristischen Ergebnissen:
Bei den Indern erscheint die Erdkunde größtentheils in mytho-
logisch-philosophischem Gewände und hat für das praktische Leben
geringe Bedeutung. Wir haben hier gleichsam eine Vorstufe geogra-
phischer Erkenntnis.
In Ägypten bleibt die Erdkunde, abgesehen Ton den Erfolgen
der Sesostxidenaöt, bis cor Erobening des Landes durch die Perser
im wesentlichen Ghorographie nnd findet nor innerhalb der Priester-
kaste eifrige Förderer. Die Hhnmelsknnde kmunt hier (wie aneh
bei den Indem) nicht viel Aber den Bahmen einer Vorstufe astrono-
mischer Kenntnisse hinaos.
Bei den Hebräern war die Erkenntnis von der Erde dnrehMis
beherrscht Ton der theokratischen Volkserziehnng. Ihre Kosmogonie
bildet heute noch die Grandlage monotheistiBcher Weltanschanong.
Die Kenntnis von der Natur der nmliegenden Linder nnd ihrer Völker-
verdankten sie weniger eigenen Untemehmnngen, als vidmehr der
liSge ihres Landes im Centram der damaligen Cnltorwelt, „inmitten
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— 118 —
der Heiden*", die sie in juaimigfache BeriUuwigea mit den damaligea
ColtorTölkern brachte.
Die Chaldäer erscheinen als HaaptbegfrQnder astronomischer
Wissenschaft im Altertbnm. Ihr Hesugonalsystem in Bezng aiif die
Zeiteintheilnng hat sich bis auf imsere Zeit erhalten. Noch heute
thdiea wir das Jahr in 12 Monate (2x6), denk Tag in 24 Standen
(4x8)i die Stande in 60 Minuten (10x6), nad die llinnte in 60 Se-
CQDden (10x6). Doch liefen die Emmgiangchafleai anf dem Gebiet
dar Himmelskiuide (3Mbit, Yon astrologigchen Beetrebongen ttber-
iniehflrt nnd in der Fertentwiekehing gehemmt m werden.
Die Phönisier beBafioi von «Uen YOlkem des Onente die nm-
iiMMbte Cenntnis yon der Erdoberflfidie, sncliten die Wege nnd
Sole flmr Fahrten aber vor anderen VOlkem möglichst n veriieim-
Udien imd steUten die Erdkunde lediglich in den Dienst ihrer prak-
Handelsmitemehmungen. Trotzdem ist ihr Einfloß anf die
INvtentwickelung des Wissens von der Erde namentlich bei den abend-
ländischen Völkern sehr hoch anzuschlagen.
Den Persern endlich fällt das Verdienst zvi. /lu Vereinigung der
aielir oder weniger abgesondert dasteheiuieii keiiiiLiiisi^e von der Erde
beigetragen und dadui'ch den Blick der Völker auf eine Universal-
geographie gerichtet zu haben. Außerdem erscheinen sie als eifrigste
Förderer der Verkehrsgeographie unter der Gruppe altorienta-
lischer Völker. Endlich waren sie nicht allein von der Bedeutung
eeos-ivijibix'lit-r Kenntnisse lürs praktisclie Leben überzeugt, sonilern
erkaiiiiteu auch bereits den Wert erdkundlicher Unterweisungen fui'
eine Mtionale Jugenderziehung.
>i*mltt. 16. JdOK. HaftIL ^
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Ein denkwürdiger Anssprnch iber die illgcmfaie
(Vuikü-j Schale.
langMiD die MeBsehheit vorwflrts kmuot, dies ettent
man deatKch daraus» dass gar mandie gnte Idee, wbMw IftDpi klar
erkamt und ansgesproehan, ja auch j^faktiaoh bvwSliit wu, beota aock
den heftigstfla AnüMlituDgeD anageietat iat Hiena gabOrt a«eh die
Idee der allffemeinen Volksaehnle, ivelehe geiada Im ä&BojmAfg&a
Staate» wo sie ttereitB ?or 100 Jahren feate Fnfi geflurt hrtte, jetat
uoch weit Yon ihrer Verwirkliclnnif entfernt ist Daaa hier ^
wenigstens in den oberen Schichten der G^eUschaft — ein Rück-
schritt der praktischen Vernunft vorliegt, erpfibt sich aus einem
Vergleiche des iiaclifnlgenden Ansspniche^ mit den gegeuwäitig
herrschenden Meinungen und EiiuichMuigen von selbst
Das denkwilrdige \\ Ort. welches wir hier in Erinnerung bringen
wollen, rtthrt her von Friedrich (-Jedike, geboren 1755 zu Boberow
in der Piiegnitz, 177(5 Lehrer nm Kiiedrichswerderschen Gymnasium
in Üerlin. 1779 Director dei'selben An^italt, 1784 Olu ivi>uäi^ujri;ilr;irh,
1787 Mitglied des Uberschulcollegiums, 179U Mitglieii der kumgl
Akademie der Wissen schjiften, 1791 Director des Köllnischen Gym-
nasiums, gestorben IHUH in Berlin. Die großen Verdienste, welche er
i^ich in diesen Stellungen und besonders im Gymnasialwesen erwarb,
kdnnen hier nicht dargelegt werden. Wir erinnern nur daran, das«
Gedike aadi eine hervorragende SteUung unter den Philantkro-
pinisten Ainnühm und sich insbesondere als Mitarbeiter an der von
Gampe heranagegehenen „Allgemeinen BeTision des gesammten Schul-
nild Ersiehnngswesens" auszeichnete. Im neunten Bande dieses WerkM
(derselbe erschien 1787 in Wien nnd Wolfenbftttel) findet sich nim anf
S. 179 t foigender Anaapnich yon GMike:
„Gende die iiiart*mig tmi Kindern ans den verschiedengten
StiDdeii gibt den gewOhnficfaen Schalen, ceteris paribaa, den B^
siehttngBanatalten, wo die KJnder ohngefthr von gleichem Stande nnd
Vermögen ahid, einen grofien Yoizog. Die letateren geben der Eitel*
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— llö —
keit zu viel Nahrung uud verleiten zugleich zur Verachtung der
niedrigeren Stände. Auf den ersteren iiingegen lenit der junge Mensch
Mher und richtiger das Verdienst ohne Rücksicht auf Stand und
Vermögen schätzen, und einst als Mann, wo er mit Tjeuten aus allen
Ständen za thnn haben soll, wird er die yortheilhaften Folgen davon
mstadMf dass er früh und praktiech gewöhnt ward, mit Menschen
ans den vendiiedensten Ständen nmzngebeo. Bitkerakademien, wo
alle Zöglinge Ton Adel sind, können eben danim eine zu einseitige
BUdung geben, und der Zögling derselben verfällt leicht anf den Wahn,
Bidi nnd seine Hitsehfller fttr eine höhere Menschenraee an halten,
loh weiß nicht» ob es mehr den Berlinischen Ofuitliehea Schalen oder
dv Denknagsart innrer Stadt nr Ehre gereicht» da» seit ihehreren
Jsliren anch die erstoa Staatsbeamten sich nicht schämen, ihre Söhne
hl die öffentlichen Sehnten an schldcen, ohne m fürchten, dass ^
Uma schfidlich sein dürfte, nnter und neben Kindern yon den
lifldtigenk StSnd«i an sitaen. Es ist in die Angea lalleBd, irelehe
grole Yortfaeile diese Gemeinschaftlichkeit der Untoireisinig beideiiel
StiBden, Bowd den höheren als den niedrigeren, gewShrt Die letzteren
▼erden dadurch veredelt nnd yeifeinert, die ersteren hingegen früh
ittm richtigen GefUhl des wahren Menschenwertes gewöhnt Ich kenne
freUich sehr viele angesehene Städte, wo nicht nur der Bürgermeister,
sondern auch der Kaufmann sich schämen würde, seinen 8ohn zur
öffentlichen Schule zu schicken, und das ist freilieh der gerade Weg,
nicht nur die Schulen und die Lehrer verächtlich zu machen, sontlern
auch Roheit und l 'nsfezogenheit auf immer in den Schulen zu erhalten.
In Berhn hinsrec:* u ist es nichts Uno^ewöhnliches, den Soim < inpR Staats-
mimsterä und den Sohn eines armen Handwerkers in einei' ttchulstabe
beisaiDTneTi m soIhmi."
Man beacht'' ip lten den schraien Ansfiili rangen Gedike's auch seine
Angaben über das Berliner Schulwesen seiner Zeit, und dann frage
man sich, ob wir in dem bezeichneten Punkte heute einen Fortschritt
oder einen Bftcksävitt za verzeichnen haben 1 D.
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Ihre Attwendnng snr wirkiamen Bek&tnpfmi^ des Idiotismne.*)
Von SeOor O. Wtni^'Berim*
JLAxn- Beki\nii>fiinp: des Idiotismus kann auch die Erzielinii;^ greistes-
schwaclier Kinder wesentlich beitrag-en. In »rster Reihe hat f1 \5 elterliche
Haus die Pflicht, für diese Erziehung zu sorgen. I'ni aber dust-r Verpflich-
tung uaclizukummeu, miisäen die Eltern recht iVühzciug auf den anurmiden
GeisteMrosUuid Ums Kindes anAnerksain werden. In der Begel söhenkeo sie
deusslbea wShiend der ersten Leben^fshre keine besondere Beeektnng'. Be-
merken sie endlieh dioeh, dass ihr Kind in geistiger Beziehung hinter anderen
Kindern gleichen Alters zurücksteht, so trösten sie sich wol mit der Hoff*
nune^, dass dieser Unterschied mit der Zeit verschwinden, dass sich ihr Kind
später um so sclineller entwickeln werde; doch sie tUun häutig: nichts dafür,
sondern überladen alles der Zeit, und es vergehen oft viele Jahre, ohne dass
den Eltern die Binde Ten den Augen genonunen wird, nnd sie mr Erkenntnis
gelangen, dses sie ein idietisehes Kind yor sieh haben. Htomaoh ivird die
Erdehnng des gelstessehwachen Kindes in den meisten Fällen gerade in den
eisten Jahren vernachlässigt, statt mit um so größeii r Sorgfalt geleitet sn
werden. Gehören die Eltern schwachsinniger Kinder der armen Bevölkemng
an, so tritt diese Vernachlässigung' erst recht zutage. Die ungiückliehen kleinen
Geschöpfe lernen daher häufig sehr spät oder auch gar nicht gehen, liefen in
unreinlichen Wiegen, die in nngelüfteten Wohnstuben stehen. Sind sie geistig
doeh so weit entwickelt, dass sie bis nm Beginn des sohnlpflidhtigen Alten
das ^reehen erlernt haben, so sehlekt man sie bisweilen sor Schale. Hier
dienen sie ihren Mitschülern als Zielscheibe für allerhand Neckereien lad
Spöttereien und müssen h!lnfig selir bald als uiitrrrichtsunfiihig entlassen
werden. W<Uirend man die geistig etwas (Teförderten zu gröberen Arbeiten
iiü Hause verwendet, bleiben die Arbeitsunfähigen oft ganz sicli selbst über-
lassen, wei\len nicht selten verhöhnt und iui&&haudelt und versmkeu infolge
dieser Temaoblftssigung und Verwahriosnng Immer mehr in Stumpfsinn. So
werden sie snr Plage für die mensehliehe Gesellsehaft
Selbst reiehe Eltern, die für ihre geistig normal gebildeten Kinder kein
Opfer scheuen, um sie zu tüchtigen Menschen heranzubilden, überlassen cias
geistesschwache Kind oft jahrelang- sich selbst und glanben genug gethan zu
haben, wenn sie es im 9. oder lü. Lebensjahre einer Idiotenanstalt überweisen.
Bisweüen werden auch Versuche gemacht, dasselbe durcii \\ üner oder auch
*} Siehe
Uber dsB gleiehe Thema Jahrgang ZIV. 8. 778ff.
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— 117 —
Hauslehrer zn erziehen. Die Cnj^ediiM vieler Elrera. welche in ihrem Vhf^r-
eit'er das schwacliBinnige Kind so schnell wie möglich auf die geistige iStufe
fciaes vollsinnigen bringen möchten, die große Ziirtlichkeit anderer, welche ihm
jede geistige Aoätreuguüg erspaien wolleu und die Auäbilduug von Jahr zu
Jalir MuHnMAfobiQ, lanwn et leider oft zu keinen erkennbaven Beraltoten
lammBf snletat emttdet ml Mch der Eifer. Das Kind wird etngeseUoiaeny
TOQ jeder Oesellschaft, Jedem Umgang mit anderen Menschen Ibmgehalten.
•Biswdlen wird es auch gegen eine Entschädig^g einer ärmeren Familie znv
Pflege übergehen. Damit hat die Ansbildung und Erziehung ihren Abscbluss
«rtuilten, oft auch bei denen, die noch bildangsfähig waren.
Schwach beanlagte Kinder, die nicht direct zu den Idioten gezählt wei-dea
können« bereiten der Familie oft grOflere Sorgen als eigentliehe BlOdiinnige.
Bd den letnteren halten die Eltern eine Enlehnnir und iLnabildwig ▼ielleieht
flr lerahatloe; die ersteren erwecken in ihnen jedoch noch Hoffnungen, und
derinlb schlagen sie oft die verschiedensten Wege ein, die geistige Entwicke«
hing solcher Kinder zu tordern. So wolgemeint aber ihre Bemfthnngen sind,
80 verkehrt, ist oft die Art der Behandlnng. Theils vnrd mit groBer Strenge,
theils mit zu großer Milde und Nachsicht verfahren. Welches sind aber die
Ergebnisse solcher Erziehungsmethoden? Das übermäßig streng behandelte
Kind wird kiekt nntUoe. Seine Willenskraft eracUafft*, es wird niisstnMiiBGh
uid Ueblee, well es die redite Elternliebe nicht YenfiBatt, nicht die Einsicht
gewinnen kann, dass man es gnt mit ihm meine, sondern zu dem Olanben Ter-
anlasst wird, dass man es nnr tyrannisiren "vvollo, Das zn nachsichtig
kbandelte Kind err;Uirt nicht die genügende Anji sruiitif. .seine schlummernden
geistigen Kräfte zur Entwickelung zu bringen. Nocli schlimmer ist das schon
geschilderte Verfahren des Oeheula^eus, das zu vollständiger geistiger Ver»
Uhnuemng f&kren mnss. „0 wie viele dieser Blödsinnigen dnd es erst ge-
wsrden'', behnnivtet M. Jaeger^) sehr richtig, «durch VemaohUssignng in der
Jngend, durch Verkennong nnd Ünkenntaii ihres geistigen Znstandes und durch
röcksicbtslose Unbarmherzigkeit! Wie oft wnrde der letzte Geistesfunke des
Verstanile? nnd Gedächtnisses, dor bei liebevoller, vernünftiger Beliandlung
und Erzieh iing hätte geweckt und ausgebildet werden können, tlr immer aus-
gelöscht !**
Ffir die Erziehnng eines geistesschwachen oder schwachhefiüügten Kindes
kam meiner Übenengung nach am zweekmSfligsten eine gut organisirte An-
stalt S<»rge tragen; aber anoh dem elterlichen Hanse bleibt, falls das Kind
akht frühzeitig einem geeigneten Kinder- Asyl übergebei wird, viel zu thun
fi^rlr, es tnr die Erziehung in der Anstalt sorgßltig vorzubereiten. Das ge-
»chieht zunächst dadurch, dass man. noch mehr als bei einem geistig Tiormn1»^u
Kmde, auf eine kräftige Entwickelung des Körpers durch gute Pflege uud an-
gemessene Bewegung m gesunder Luft bedacht ist. Um das schlommemde
Mtesleben sa wecken, socfae man frfUmeitig die Sdbstthfttigkeit des Kindes
ttasngen. ÜMi bemfihe sich, es dnreh nnansgesetste Übmigen daran sn ge-
*) Ufotismns und Schwaehflinn. Bin Wort an OeisOiehe, Lehrer und Eltern
^on M. Taec-! r, I'farrer und K<rl. DistrictsschuHn^^pector in Kirchmohr fRhdnpfalz^;
«■ Zeitschrift für die Behandlung Schwachsinniger uud Epüeptisdier, Yll (XL) Jahr-
Kttg, Nr. l und 2, ä 13 und IB.
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^ 118 —
-wülmeo, sich &«Ibststäudig hu- und au^zukieideu, üich zu waächeii, seine u&tür-
Uoboi BedlUitÜHa n befriedigen; man \Mn m frfib, vrto «t fieh beim Bteea
m Teiiialten Julie, a. 4gL n. JBIn BOnMles Elai lernt j* dJeie Dinge »pieleiul,
oft ohne ünterweisang, inadi Beobachtong; leim geistesschwachen ist jedoch
eine fortdauenulo riung- nothwendig, die oft erst nacli Jahren zn «^ineni wahr-
nehmbaren JResuitato fülirt. Dazu fehlt es jedoch den Eltern in der Regel an
der uöthigen Geduld und Autidauei*, oder aie halteu liir Kind noch nicht tiir
Belefarongen zugänglich und lauen daiftber ein Jahr der Kindbett naeh 4ep
anteen nnbenntat Tenianen. Beia|ile]aw^ wnrde lair vor fBnf Jahren ein
im 9. Lebensjahre stehender Knabe zngeHOirt, den man bis zn jener Zeit mit
der größten Nachsicht behandelt hatte. Er konnte sich weder s*»!)»«!«;! findig an-
noch auskleiden, verBtand sich nicht zn waschen, schliei' uiemais in einem
dunklen Zimmer and turciitete sich vor dem Ideimiteu üunde, der ihm auf der
StnJe begegnete. Auf melBflii Bat wuie üb Naeliilaaiiie aiuigelMit, mi
der Knabe gawOlmte aieb in kiraer Zeit, im Dankein zu Bette zu gehen.
Beim Waschen rtdlte er sich anfangs sehr nngeschickt an; doch da ihm das-
selbe Vere'Tiü^n machte, konnte er daran, wenn auch lansr^am, ohne große
Hübe gewühnt werden. Auch beim An- und Auisklciden mii88te er hilfreiche
Hand leisten, wenngleich es anfänglich nicht selten vorkam, dass er a. a. die
BeinkleiAv a»f die Arme m iftnÜBa ymcfate. Naeh eiw« «faMOi J^ahn ha-
4nifte er keiner HiUb mehr; aaeh die Farcht ist ihm dnreh aUmKLliche Ge*
wöhnnng genommen worden. Er hat nicht unbedeutende geistige Fortschritte
gemacht; diese würden noch größer sein, wenn ^t? f''»hgAit.ijiy £är
seine Erziehung Sorge getragen liätten.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Oewöhnung an Peinlichkeit und.
SaaMceit. Je mehr die Matter daranf liMlt, data daa Ehud ateta aanbaae
H&^e nnd ein reines Gesicht hat; je häufiger es angewiesen wird, das Taschen-
tuch zu gebrauchen und auf die regelmäßige Befriedigung seiner Bedürfnisse
zu achten; je mehr Sorgfalt auf dir- K'fMtinnr des Kindes verwandt wird: desto
mehr wird es daran gewühnt werden, selbst auf sich achlen, desto ieichteir
wird es anch für andere Beldimngen zugiLoglich spemacht werden. Gleich-'
gfltigkeit ge^u die ümgehimgr mi BtnmpfUu mUaieB dch MgeMiÜg mehr
and mehr Torlieren, nnd demgemäß wird daa Bewaaetsein von Menschenwürde
immer mehr hcrrortTeten. Wenn die Matter stets mit ]>iebe und Sorgfalt
auf ihr Kind achtet, wird es auch vor so manchen üblen Augewohnhelten be-
wahrt bleibeu, zu denen z. B. das Bekauen der Fingernägel und unruhige Be-
wegungen d^ Körpers gehören, deren spätere Beseitignng oft asäur gro^e MUne
maoht Aneh aam Spiel nnd an rfafaehan htnalfahm VeiriditMiige» wem das KinA
recht fleißig ^i^fc^i*«« nnd angeleitet werden. Nicht immer werden solche Ver-
snrhe leicht gelingen ; aber auch der kleinste Erfolg ist schon für seine Zukunft von
hohem Wert. Man br-nnf^e ym diesem Zwecke Bauklötze, Bälle, farbig»^ TiüV»!-
chen nnd Steine, also Gegenstände, die durch ihre Form und Farbe äuücilicii
kidit in die Augen fallen nnd nntersdiieden werden können. ICaa gebe dem
Kinde etwaa an tragen,, laaae einen Ball holen, laaae einen Kerb mit KlQtamk
füllen, diesen auf oder unter <len Tji^ch oder in den Schrank stellen. Sdebe
und ähnliche Beschäftigungen regen die Willenskraft des schwachb^abten
Kindes an und ei-hcben es allmiUilich auf eine höhere Geistesstufe, namentlid»
wenn dieselben mit Sprechübungen verbanden werden. £s handelt sich iäex'
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i
— llö —
bei gar nicht üiii dio Eitlieiiung eiues systeinatisfhet^ Siiiachunterriclitsi,
ftouderu uui' cUriua, dm Kind zu veinuliiaieu , die ihm gezeigten und von ihm
feMUtitei IltaKO fllt floMi Nmmb n ImMUMBf ttMr 4nM VfliraiBiniis m
apnehea, wipfo iIpmIm lügMwhiftwi dmttSbvn wät Worten auagdkea. AmIi
•ehte nuB gewissenhaft darauf, dam es stets seine WtaMiMi ao weit es dma,
imstande ist, nicht in G^ebSUNUn wid Zeichen, ssudern anMchlieBIich In Worten
sn erkennen gibt und diese lant und deutlich ansspricht: «lünloseB Schwatzen
Sache man aber moglichBt zn niiterdni' koii. Der Umgang mit cei-^tig normal
febUdeten Altersgenoisen niuBs von Erwachsenen streng coiitruiirt werden,
4nüt «0 ym imgebürlicfaen Znrttcksetzongen und Neckereien bewahrt bleibai
* *
W«iiB «Mk die AwMläMmg dun fBfotMMhwMhan KlndM im Sltom-
hanse so soigMMg wie möglich überwacht und gefördert wird, so muss doch,
wietchon hcTTore'ehobpn ^vnrde, der Schwerpunkt auf die Kr^ciehnng; in einer fiir
diesen Zweck » i^'^neten hildnngsnnsralt gelcjirt werden. Mit der (^nin-
iüug solcher Jn^ritntti hat man in Deutschland erst vor unf^etahr 50 Jahren
begonnen. Dr. C. F. Kern errichtete 1839 za Eiseuach die ert>t« deutgehe,
tlßtat WMb VMun. yerlegte mi mcIi besteheiide IdtotoiaBitaitw Die eiale
yvnttNhe wutt am 30. SaptaailMr 1846 aa 8elii«iMHUi fai BlaaeoiaUrg«
eritffhet*). Ffntar Bftür in NenmünKter behanptete auf der SchweiaaiMMl
Cuiiferenz fSr das Idiotenwesen zn Zttrich im Jnni 1889**), dass in Dentsch-
land etwa 'M) Anstalten vorhanden würen. in denen sich nngeftlhr r><MM) Idio-
ten in 1 ile^e befänden. Diese Aii^M^H fi sind jedoch nit ht zutretteud; denn
die Statistik „über dauä gesammte \'üiksschulwe«en im preußischen Staate im
Jabe 1886*'*^) (ihn aUain (8r Prenlea 31 Anstalfeea (Or Idioten «ad EpUep-
tüm Sil 1521 ZS^ngen in aebitpffididgai AHer «nf. Di gant DeotedUaDi
biataadan natii den imtkaUaagan dea Pflnrrers Dr. Sengelmann anf d< r VI.
Cooferenz für das Idioten weaea zn Brannschweig im September 1889t) 41
Anstalten mit ÖCKH) Zöglingen; außerdem sind in den letzten zwei Jahrzehnten
noch viele Anstalten gegründet worden, die nf-h auBsdiiießlich der Behandlung
EpäleptisclK-r widmen. Von den 6000 Zöglingen werden 24Ü0 nnterrichtet,
1850 nur beschäftigt, and 1700 sind nur Gegenstand der Pflege. In Nr. 1
te VL Jahrgänge der Setticlurift IBr die Behandlimg SetrwadHtaniger aad
lldiptfaeher hal Dr. SoigetananB eine atalfatiaehe Übeialeht «bar dieae 14
tartMiien Idiot^ianscalten gegeben ff). Stamtliehe prenBiaehaa Institute
lind — die Idiotenanstalt zn Dalldorf ansgenommen, welche von der Stadt
Berlin nnterhalten wird — Privatrtnstnlten, znni Theil Unternehmungen einzel-
ser Personen, zum Theil von Vereinen und Oorporatioaen gegründet, nnd tragen
«) Stalntik des piealiadieB Teikanlmlweaeiis vam Jahre 1886, henoMgegebea
1889 von Dr. R. Schneider, Geh. Ober-RcgierungSTath und voTtrapender:! H;it im
C^^niimsterium und Dr. PeteisiUe, Professor und Mitglied des Königl. statistiädien
Zeitschrift flr die Sebaadlnag Sehwachsinniger ete. V. (DL) Jalng^
lir. 2, 8. 20.
***) pag. 621, Tabelle 46.
t) Z^tsduift Ittr die Bshaadlaiy SskwaeliBiBaigar ete. T. Jahig., Nr. 8
lad 4, S. 37.
tt)I>ie Idiotenaastaltw Deutsehlanü« im Jahre von Pastor Dr. Sengcl-
■SM, Diieetar der Alaterdoito Anstalten.
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— 120 —
eineii ÜntSk priTaten, thdls StotUdMn Chankter. SIb ibid ü», vi» mnA
die mcisteii anderan deatsohsa Iiutitiite Uudkher Art, Wolthltigkeltiwntf Iffü,
die meistens von betondersii Caratori«! Y«rwaltet werden nnd anter der Aaf*
sieht des Staates Btehcn, auch häufig' ans Staiitsmitteln unterstützt werden.
Eigentliche iStaatsanstalten sind meines Wissens nur die Institute zn Hubertus-
burg-, Darmstadt und Schwerin. Zur g:enaueren Inforuiatio!) verweise ich noch
aut die Schrill: „Das BUudeu-, Idioten- uud iauuätuuiuieii-liüduugswesen'* von
Keile, Sengelmann und SOder, NradBii 1887. ElonlBA Aaitiltai mthui nur
ÜBteniditefUitge auf, andere feUieBen E|rfleptiker am, andere eathalteii >«•
l^eb Aqrle ftr Altere Idiotea; viele BiUniigsanföhi^ werden auch ia Laaip
armenhänsem nntergebracht. Mit Bezug auf die verschiedeoiteii Kateg-orien
der Zögllng^e berichtet Dr. Sengelmann, dass sich in 27 deatschen Anstalten
anter ÖÜOO Insassen 1171 Epileptiker befinden ; in 23 Austalten waren sie
weder beim Wohneu, uoch htsiui t'uterricht von den anderen Zögliugeu ge-
trennt. Die Idiotenanstalt zu Dalldorf enthielt nach dem Berichte vom Jahre
1887/88*) anter 203 Zöglingen, weUdie einioUIefilieh der EntlMieaea maä
Geetorbenen bis alt Hin 1888 Aafluhme gaAmden hatten, 40 Epileiitikary
von denen 26 mit apathischer, 14 mit exaltirter Idiotie hehallet waren, also
Uber 20 Procent. Die Erziehungs- und Pflegcanstalt zu Langenlincen bei H:^n-
n<»ver, am 2. Januar 1862 eröfFnot, hatte nach ihrem Bericht vom Jahre 1889
438 Kianke, darunter 74 Ej/ileptische, also 17 i'rocent**). Unter den 239
Zöglingen, welche die Idioleuaustalt ^u Kiel bis mm Schlüsse des Jahies 1888
anfgenoamen hatte, hehnden ileh 16 EpileptUcer and 40, die aaeh Aiasag«
der Elteni in frHheran Jahrai an Erflmi^fte gellttaa hatten*^). Arn dem 40.
Jahresbericht der Heil-, I^ege- and Beschäftigangs- Anstalt Mariaba^ er^
sehen wii*, dass sich anter den bis zam 30. Jani 1887 aufgenommenen 466
Z5g"lingen im glänzen 49 Epileptiker, also ffeg-en 11 Procent befunden haben.
In dem 42. Jahresbericht der Stettener Anstalt vom Jahre IBWj) lesen
wir, dass sich anter 342 Krauken 160 Epileptiker befanden haben, also inAt
50 Procent Im loteten Bericbt^ahr waren 48 EpileptUcer nnd 36 Idioten
hlnsogekommen. Zorn Glück sind dem Berichte snfolge die Sehwadwinnigao
von den Epileptikern getrennt nnd beiderseits sogar die Knaben tob dan
Mädchen, die Jüngeren von ^n Ält»^, die Schüler von den Arbeitern. So
f^etreiüit, lässt sich nichts dagegen einwenden, dass die Anstalt Schwachsinni£re
und l^jüejjtiker mit einander beherbergt. Ob dies aber gerade „ualurLitni.iij -
ist, wie Director Schall, Leiter der Anstalt zn Stetten, behauptet ff), uiuciite
idi bezweifeln. Er ist der Ansicht, dass dab Zusauimeusein beidei Ai teo von
Kranken in einer Anstalt keine sehidlichen Folgen habe. Nan aber wM»
wie Director Schall selbst anfKhrt, mancher Schwachsinnige mit der Zeit toa
apfleptisohen Er&mpliBn belUlen, nnd maaehar E|flefCiseba wird sehwadufnnlg-.
*) Zeitiebrift fttr die Behsadloag SehwaohsUtniger etc. V. Jehig. Ni: S «ad
4, 8, 59.
**) Zeitschrift für die Behandlung Schwachsinniger etc. V. Jahrg., Nr, S
and 4, S. 58 und 59.
Zeit.sc]irift für die Behandl cte. IV. (VIII. Jahjg,, Nr. 1, a 12«.
t) Ebendaselbst. Vi. (X) JaUrg., Nr. 5, S. 78fL
tt) Zeitschrift itlr die Bebaadlvag SehwaohsiBnigsr ele. lY. (VIEL) Jahigr^
Nr. 6 aad 6, a 82E
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Die luxiere EncheiaB^ ist ja psycböiugiiäch ieicbt £u «erklären. Sollt« aber
4» wtta^ MgeflhrtB tbiK— i akkt Unraiem dieM« Zwumeakben
wiriAM «wis m9mm^ PMor Dr. <lt>l«m s^t imrig^li tf» U«^
üeiikeJt zu.*) Er rerscliweigt akfct, iMi man friher tMümIi Meinnos^
b^^e^ete. die Ejü- jiTikt-r k<>nnteTi einen nachtheili^n Einflnss anf die Idioten
aasöben, iheils dadoreli. dass auch bf'i diesen luinri? epilei-tische Rraiupie her-
TO^gemien werden , theils m der Weise, dmss üir Nackalmi angstrieb Sima-
MsM flmvgt AaA UMM m nkht» du tkfc tokte tbtMaJe, wmm
müA nr nttai, hatamgBrtJh M«b kOuea; iiotk i^b»bt iam ife M
▼iei&ch darcli iiMhlrtiir Leitung nnd Überwachung verhüten lassen. Dmi
dies aber nicht immer rni^elicli ist — das Zii^estnudnis muss Dr. Seng-elmann
doch machen — und das genügt, wenigstens der vollständigen räamlichen
Treniuing das Wort zn reden. £ia Gewinn erwächst durch ein solches Za«
■■MPalwliM mim im Utabam, matk vkl weniger dm EptfeptilnffB, moA ta
ftriahiia aa MiolMwrtilte«; « M alm aidit gtwiiw Xachthcta gtwiM
Vortheüe gegenfiberznstellen. Wir sehen nur unangenehme Polgen nsd Ge>
fahren für alle Betheiligteo : bisher hat man abt^r leichten Herzens über diese
tlNiistände hinweggesehen, und j^elbst r»r. Seng'chnauu tindet die Frage, ob
Idioten nud Epileptiker gemeinsam erzogen werden dorfea, durch die einge-
Zv beMera BelMKhtaag diesor VmrUOtatee dirfta wir aar einaMd «in«
Bück ia aaaere Volka- aad MiMra Sdiaka wtttUL Wfo wuMgmAm kt «t
da aAon für Lehrer nnd Mller, wenn sich in einer Classe ein einziges "KSmi
vorfindet, das bisweilen von epileptischen Kr:impten btfallen wird' Und nnn
vernetze raan sich tit^lich vom ifur^en bis zum Abend in i ine l'mi^ebung von
20 oder 40 und noch mehr Epileptischen! Hinterläßt schon der zeitweilige
AaUldc eiaei «a KilaiffiBn leidoidea Kiad« ciaea kdaeswegs erfrenlidiea
Bataek bei aimaakn AltengaiMi, m irt Uar, dan «ia bcMafigar Um-
gang mit solchen Epileptikern anf Geist nad G«nuth körperlich gesnnder Idkh
ten nnr höchst nachtheili»' wirken kann: znm mindesten wird bei ihnen eine
immer gröliere Stumpfsinnigkeit und Gleidig-iltigkeit pegm alle das Mite'eiühl
erregenden ZobQudc im meuäclilicheu Leben zutage tieteu. Haben aber die
Uiotaa data geringenn Aaipracli danaf, das maa Ihia GeAble sebmit, ab
körpolicb and geistig aoraal gebiUeto Kiadar? Maa wird doch kätniUSI»
behanpten wollen, dass das Mitgefahl nnd der ästhetische Sinn in einem armen
Sihwa^hsinnieen nicht geweckt zn werden braucht. Miig«fte man ihn, den an
sich schon i»o Unglückliehen, nieht nmsomehr vor allen schädlichen Einflflfj«en
zn bewahren suchen, wenn seine Erziehung überhaupt eiueu Zweck haben
■ofl? — Wib Mt lidi aber Diieetor Scball la dieier IVag«? Br ngt eia-
fach: „Abgesehen davon, dass sehr schwere Epileptiker so viel als möglich
(also auch nicht immer! — Der Verf.) von anderen femgehalten werden, ist
es Erfahrung8that»a*^h", dass die Schwachsinni^ren sich bald an die AnfSIle ere-
wöhnea and dorcii dieselben nicht alterirt werden, was theiiweise mit der
gröSeren oder geringeren GetübLsabätumpfuug, welche bei manchen statt&idet,
' ZeitMhxift ittr die Behsadiang äehwaeMaaiger etc. V. Jtbfg., Nr. 8
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iaiaamw>|i|i*ngt.*) Dai liabe kk laUw «ii«h eriUuwi, ind idi warnitair idir
VnadHadMPydaiilolifliiBh dlost r ^Qefdbl&akstumpfang*' gef enöber für machtlo»
bekennen mosstc, weil es nicht in meinen Betug^nisben lag-, ein Radiculiuittol
anzuwenden, uijuiich die güuzlich« Tienuuni^ dieser in vieler liinsicht so
wesentlich verschiedeneu Isauoken. i>irector Schall wuudert üch lüclit ti&iüber,
dass solche Anhalten, in d«ien eine Trenniuig nicht vorgesehen ist, gewiMea>
HiB0eii tMfaMitiBdi 4to ftiTfftfaliiVTiirwihiiflWf oder »G^eflUiilNrtMMteBff"
Atardem hi^lteiL £r erkennt darin fir keinen traurigen ÜMitaBd und scheint
es f&r selbstverständlich zu h<*^Iten, dass das Gefiiblsleben der Idioten keiucn
Ansprach auf Berttcksichti^nj? seitens i]m Erziehers machen darf. Daher ist
es auch erki^iich, wanuu ihiu diu von deu Kreisarmen- Verbunden gupUuttitt
Ereisanatalten in Württemberg, die als VefMcgnngastftttea der mit d«n yer-
fi^hliwiffiwtifn iibyiiiMlMii myhhtiiihiii Mtag^lw wd GtlmdMA BolnftuliCTi
dienen soUen, so sympatUich sind.**) Die Bek&mpikiiig elMi Ml<te pidago-
gischen vSt^udpanktes will ifh hior nicht versuchen. Bemerken will ich nnr
noch, dass auch auf gewisse Epiieplikei* der Uuigaug mit Idioten Ui^hUit^iiig
wirken muss. »Wie aber, wenn bei d«r Unterbringung der Patienten djcr
Sehwafibainn nooh weolf IwrrortKitt» oder wenn der geisüge Zwtead mah ein
wmtltr zQ Min Bchaiiit? Dann wafidan im Interaaae daa PntkBten die Uktea
geWitihtet."***) So Pastor Dr. Sengelmaun. Er fährt fort: „Wir wider-
qxrechen allerdings dem Znge nicht, der fdr solche Fälle anf diejenige An-
stalten g^erichtet ist, die nur nm der Epilepsie willen atifnehmen". In seinen
Worten U»gt also 4^ Kingeständnis, dass selbst solche Kpile|itiker, bei denen
nnch Hiebt eiiiin«! Sporen Ton Sebwadufnn erkennbar sind, in Idteteaaiiatalteii
uitergeibndit werden. Uan kiBonte Amt mit demaeiben Bedit jedflß Nerven*
leidenden einer Xrrennnstalt übergeben, weil Neorasthenie häufig Irratnn bot
Folge hat. W^enn in den Anstalten für Epileptische die geistig Intakten auch
mit Blöden zusammenleben oder mit solchen, die infolge häufiger Krampf-
aul^ile aiiuiuixiich erbliödeo, vfi» X>r. Sengelm auu behiuiptet, und wie auch der
Dlreotor dar Sdiwalnariediep A»rt»it <Br EpUeptlaohe In Ztokfa, F. XSUe, zuge-
Bleht,t) ao lat durah dieae BrklAning nnr ein nener Dbelalattd noCisedeekt»
aber kein Beweis ffir die Unschädlichkeit des ZnaanunenlebeDs von Idioten und
Fpileptikern erbracht worden. Es ist ü''rij^ens gar nicht nothwendig, daM
die Aiibt-alten für Epileptische ilire Zöglinge entlassen, sobald sich die Kifolg--
losigkeit der Heüvmuche keraaisfitellt, weuu in den Xustituttin nur iui deren
rinwlWie Trennong, benr. D^iterbringuug in eine Zwetganatalt Sorge getragen
wird. 2n dieaar Analeht bekennt akh auch Direetor KfiUe In aeinem AuMx:
„Einiges über Unterricht und Erziehung epileptischer Kinder." ft) Director
Schall liing^egen aobeint «neb die für Epileptiker benrortretendea Nachtheüe
♦) Zeltadnlft fftr die Behandlung l^chwachäinniger etc. IV. Jahrgr-, Nr. 5
und 6, S. 82.
**) Siehe dea i2. Jabresbexicht der Heil- und Fliege -Anstalt für äuhwach-
ainnise nnd Epileptiaolie zu Stetten und Kr. 6 des VI. (X.) Jahrganges der Zeit-
aolirift für die BeliuiHlIung Schwui hsinniger etc. 90fr.
^ ^*^Zeitschrilt für die Beliandiung Schwachsinniger etc. V. Jahrg., Nr. 3 und
* +)*Ebrt] 1 1 in. Jahrg.. Nr. ' SV 'Off und No. 6, S. 97ff.
fr) Zdischrift für di« Behandlung Sehwaobiinniger etc. UI. Jahrg., Nr. 6,
8. 99ff nnd Nr. d, 8. 97fl.
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J
- 128 —
des Zusammenlebens nicht za kennen oder wen ie-etfns nicht zu beaditrn- lenner
erwähnt nm-, dass manche von ilmen auf die g-eistige Ent\vickelunj< einzelner
Idioten einen günstigen Einllass auszuüben vermogeu. Er sagt nämlich:
,yHün?ledenim Bind die in dei* Begel besser begabten Efitiflptikflr ein gotei
Fenneat ffir die Sehwadudmdgai» betonden in der SehiiiB.^'^) Ob aleli dae
10 YerhBlt, ist aweifeihaft, dooh die Sichligfcelt der UMteadie aneli nge^eben,
läge darin noch lange kein Orond, das Zusammenleben zu befürworten. Ihm
scheint nnr r ine Lichtseite von zweifelhaftem Werte beiutiuit an «ein, wUuMd
er an den Schattenseiten achtlos vorübergeht
Für die Nothwendigkeit der Trennung sitricht auch der Cmstand, dass
nele Idioteuaustalten von Pädagogen oder Geistlichen geleitet werden, in
denen der Ant der Begel nach nur bei KraokheitaflUlen zu BaUie gezogen
wild. Epileptiker bedBifen aber einer beetiadlgen Mflflhen Itehmilnnfe
besw. Beaoftiditigang; daher empfiehlt es sich, dnai eine Epileptikeranstatt
von einem Arzte geleitet werde. Wenn das nicht überall der Fall ist, kann
man das nur bpdriner?i, nnd v,pnn sogar der Vorsteher der Kolonie für Epilep-
tische „Betii' l- bei iiitlffeld, i itstur von Bodelschwin^;, in einer Schrift **) be-
hauptet, doss der Besuch des Arztes aufregend wirke, ao ist es des Medicinera
Seche, dieser AaäxHtt gegeniber entioiiieden SteUnn^ za neluBen.
Die Idiotenanetalteo ndunen in der Begel aneb tanbstinnM^ eehwerliMge
ind Wnde Schwachsinnige auf. So hatte beispieteweiee die Idlotenanstalt in
Balldorf nach dem Jahresbericht von 1889/90 einen taabstnmmen und einen
blinden Zögb'np', Tn der Anstalt zu Langenhagen befanden sich unter den im
Jahre 1888 aufgenommenen 70 ZR^lingen 8 Schwerhöriitrc, 3 Taubstumme und
eine Blinde. In Mariaberg waren dem 40. Jahresbericht gemäß während der
Zeit des Bestehens der Anstalt 13 Taubstumme, also 2,79 ^/o, und 6 Blinde,
etwa 1,29 7o Zöglinge, aufgenemmen worden. Die Zahl der Tanb-
stummen in lientseUand iit nidit gering, nnd idelie, weielie infolge ilim Tanb-
heit idiottodi werden, falls sie ohne Aosbildnng anf^adiaen, dürften gar vMA
80 selten anzutreffen sein. Die Bildung schwachsinniger Tanbatummer er-
fordert oft ganz besondeie Energie, und die Kenntnis des Taubstummenunter-
richts ist dazu nnprlässlich. T)r. B. Knapp g:ibt an,***) dass bei den von ihm
Vurgeuommeneu tutersuchungeu sich uuter 159 Kretiueu und Idioten 34 als
TeDkommen lanbBtomm, 97 aber ab mit eeUeciitein oder Mlir «sUedhtein Ge-
bor begalkt erwieien bitten. Man iet in üMihnil&nieefaen Kveiaen bla hente
noch sehr xweifelhaft, in welchen Ins^ten ndt solchen Complicationen be-
saitete Schwachsinnige am vortheilhaflesten unterzubringen sind: daher ist
diese Sache sch^n mehrmals auf den Conferenzpn för das Idiotenwesen erörtert
worden. Dr. Kind, der ehemalige Director der Idiotenanstalt zu Laugen-
den, warf beispielsweise in der Conferenz für Idioten -Heilpflege zu Stult-
Cttt (1880) die Frage auf: „Ist ee wünschenswert, dass in grQfieren Tanb-
ttttUBttuuntalten eigene Claesen Ar sehwaehbelKliigte TanMunme enrfehtet
*) Ebenda. IV. Jahrg., Nr. ö o. 6, S. 82.
**) OhifatÜflhgr Ralfageber fttr l^ilfl^tieehe tob Pastor TOD Bodelsebwing.
«defeld, Druck von R. Mninz Nachfolger, 1889.
*^Dr. B. Knapp, Beobachtuagea tber Idioten- und Jüretinen -Anstalten und
wea Bcivltate. Cme 1879. Veileg von Lensehnar Lnbeufty.
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— 124 —
weitet odAT liid letitire den IdkvtMMkittlialteD numwfiiMD?"*} Es wurdea
für beide Arlea dee UnteniehtB Ortnde Aogeftthrt. Aneh in Bemg auf adiwadi-
sinnige Blinke wurde diese Frage eingehend besprochen. Zuletzt g^elangte der
Antrag zar Annahme: „Es ist wünschenswert, da»s «sehwacbsinnige tnubstnmme
Kinder in besonderen Anstalten womög'lich von Taubstninnienlelirern unter-
richtet werden/ Solche Anstalten b^teheu schon in Sachsen und Württem-
berg« »neb in Kopenhagen. In Saebeen ist leit 1888 auch eine Snidiiings-
nnetalt für tcbwaobsinnige Blinde in Kdnigswartba bei BaatMn ertübet worden.
Saebien iit meines Wiseeai bis jetzt anch der efaudge deottebe Staat, der für
fiehwachsinnige Schubswang' eingefährt hat.
Auf der Schweizerischen Oonferenz für das Idiotenwesen, die im Jahre
1889 in Zürich tagt<i, idelt Erbart, Director der Taabstummen-Anstalt za
St QaUeo, ein Bdarat ttber eebwecbarige SahwadieiDnige and knUpfte bleran
anob te Wunsch, ee mOohten fftr dieselben besondere Anatelten gegründet
werden, die als Filialen der Tanbstnmmen-Anstalten gelten Ubmtm. Wo be-
sondere Institnte nicht bestehen, haben sich die Taubstummen- und Idiotenan-
stalten bishtT in soldie Zöglinge tlieilen niiis.sen. Dr. med. "Wilderuinth, der
frühere ärztliche Voi*8taud der Heil-Fflege-AuijUiit zu Stetten, zur Zeit Leiter
einer „Klinik für Nerrenkranlie kindliehen und jogendlicben Alten'' sn
Stattgart» wiU jedoch niebt nur die lebwerbSrigen, iondeni auch die taab-
atommen Schwachsinnigen den Idiotenanstalten übergeben wissen.**)
'^''^^en die Aufnahme taubstniinn - r ^vie blinder Schwachsinniger in einer
Idioien.instalt hat anch Pastor Seiigciuiaiin nichts einzuwenden, wenn nur in
dei' Anstalt Lehrkräfte vorhanden sind, die den Tauhbtunimeu-, bezw. Blinden-
Unterricbt venteheo.***) Das ist nun nieht immer, vielleicht sogar b9ebst
selten der Fall. Wie soUten die Idiotenanstalten aueb ttber solche Lebrkrifte
verffigen können, namentlich wenn es sich nur um eine geringe Zahl von
Blinden oder Taubstummen bandelt? Der Idioten lelirer ist kein üniversal-
genie; man kann ihm nicht zunuiihen, dass er jederzeit außer seinem Amte
zugleich das eines Taubstuuiiueu- oder Blindenlehrers verwaltet. ist weit
eher mOc^ioh, einen Idiotenlehrer durch einen Tanbstommen- oder Blinden-
* Lehrer zu ersetzen, als dies nmgdLchrt der Fall ist Alle diese Bedenken
sind mit einem Schlage gelöst, wenn taubstumme, schwerhörige und blinde
Schwachsinnige besonderen AbtheiInngen oder Zweigan5?talten von Tanbstnmmen-
oder Blinden-Instituten überwiesen werden, l^ei der großen \'ielgestaltigkeit,
den unzähligen Graden des Idiotismus werden die Idioteuanstalteu trotzdem
noch iamw eine gio6e Zahl heterogener Formen anfcnweisen haben.
Leider hat sich die Praads beraasgebildet, in eine Idiotenansult der Regel
nach alles aufzunehmen, was anderweitig nicht unterzubringen ist; sie enthält
häufig ein Conglonierat von Missgestalten nrifl «Tebreclilichen der verschieden-
sten Art. Dann ist sie ein trauriger Saniuielort unsagbaren menschlichen
Mends. Die Gesellschaft glaubt ihre Pflicht erfüllt zu haben, wenn sie diesen
Unglfieldieben ein gemeinsames A^yl gewtthrt. Dass solche Wesen aicb An-
sprach haben, ihrer Ihdiiridnslitit gemftß behandelt sa werdeUt nnd dass dies
•1 I)r. Knapp, Besuch vou Idioteaansialtcn und der Üoüfercuz für Idiotcn-
Heilj rl - in Stuttgart 1880. Graz 188L Verlag von Leuschner & Lubensky, S. -16.
♦*) ;'^ ir schritt tür die Behandluns: Sehwachsinnlgor etc. V. Jshjy., Nr. 8, S. 8S.
♦**) Ebenda. V. Jahrg., Nr. 6 uod k, 6. 44.
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— 125 -
in Centralstationen nur dann mi)glieli ist. wenn sie so groß sind, dass g^lrich-
art!§rP oder ilhnlichp Abnormitäten vereinijg-t und die heterogento Elemente
voD einander getrennt werden können, wird heutzutage noch viel zn weni^
berocksichtigt. AI. Jaeger' j behauptet ganz richtig, dass viele Eltern ein
Sckaader beftllt, wadb aie niir an eine Anstalt dfloken. Er nennt tia Mialb
thQrieht; doeh kb kaiin ilin darin Dicht onbedingt befpfliditfln, aondon flnda
es auB Ir n soeben angeführten Gründen sebr begreiflich , dass manche Eltera
ihr 8ch\vachsinni|E:es Kind lieber privatim fini?zTil)ilden suchen, elie sie es einem
Institute anvertrauen. Vur mehreren Jahren traf ici» * inmal mit einer ilrm-
lich gekleideten Frau zusammen, die von einem idi«itibclR'ii Mitdcheu begleitet
worde. Sie erzählte mir, dass sie ihre Tochter soeben aus einer Idioten-
MMfialt abgaholt) In dar rieh dieselbe ungeflbr 14 Tsfe aafgdialtsB batta. Bor
Anbliek der Epileptiker, der Tenebledensten Missgestaltea ete. hatte anf sie,
die Fran, einen so schrecklichen Eindruck gemacht, dass sie es fUr gerathen
erachtete, ihre Tocliter schleunigst wieder ans der Anstalt, in der dieselbe
Bogar eine Freistelle erhalten hatte, herauszunehmen. Die Mutter wollte trotz
ihrer Armnfh die Tochter lieber in ihrem Hanse erziehen, als sie Jahre hin-
durch iu solcher Umgebung belassen. Ihre Tochter hfttte dort ihrer Meinung
Bach nur geistig verkümmern müssen. Zwar glaube ich trotzdem, dass das
Kind in der Anstalt besser aid^oben gewesen wire als im Ettemhanse;
aber verargen kann man es dem Hatterhenen nicht, wenn es das Uteperiieh
ganz wol gebildete Kind nicht einem Institute anvertrauen will, das alle Ab-
normitäten des Korpers und Geistes aufweist, ohne dieselben rJtnmlich zu
treuueu. Wie in iVdem größeren Krankenhans?e besondrre Abtlieihuigen für
bestimmte Kranke bestellen, die von einander riluuilich geschiedeü sind, m und
noch weit mehr müssteu m einer Idiotenanstalt die verschiedenen Kategorien
TOB Zöglingen — Uinde, tanbstnmme, epUeptisdhe Idioten etc. — wenn sie
efamd in einer Anstalt yereinigt sind, in besonderen, getrennten AbtheUnngen
ontergebracht werdi n: «llerding:» durften auch die geeigneten Lehrkrlfte vnd
ein ständiger är/tH l.er Eathgeber nicht fehlen. Mit RUcksiclit anf die Com-
pUcirtheit dieses Abteilun^syatems dürfte jedoeh die Einriebtang getrennter
Anstalten vorzuziehen sein.
Die Vereinigung so vieler heteiogener Formen des geistigen Zustandes
war Uaber ein Übelttand, den man lieh sebon gefallen lassen nnisste, weil man
vnlgBtens das Gnte in Ennangelang des Besseren schaAlm wollte^ well man
oft den localen Verhältnissen Rechnung tragen mnstte, weil die meisten An-
•taltOL ihr Dasein nnd Bestehen humanitären Bestrebungen 7a\ denken
haben, und endlich die Zeit für die Entwickelnng' und den weiteren Ausbau
dieser Wolthätigkeitslnstitnte noch zn kurz ist, ahs daas man schon etwas
VoUiiömmenes hätte schaffen können.
Man darf auch nicht glauben, dass eine Anstalt, wie sie mir als Ideal
wndhwebt» ihre SSögUnge geistig viel weiter entwickeln werde als ein Institn^
iwea Efairiehtnng primitiTerar Nator ist Das ist einftudi unmöglich, well
die Erziehung mit bestimmten geistigen AbnormitSten zn thun hat, die der
Aasbildsng gann bestimmte Grenaen setien. So gering* ich aber ancb die
*) M. Jaeger, Idiotiauus und Schwachsino« & Zeitschrift flir die Behand-
li^g fldnrachaiimiger eto. YU, (XL) Jahrg., Ni. 1 «nd 8, & 1&
L
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— 126 —
Differenz der (.leistesentwiekelung der Zöglinge beider Ao&ulteu veraaäcUlagt,
ma 10 bShflr stoU» Idi im üitocMUed tar BMtiCate. die in nMmitadHr xaü
ItMisaher IkMnng g«wwMn mtdin. Kanimi wir, die wir aif ait
■MiMiBlNa gsistesgresnnder Kinder so großen W<rt l^^en and Sagstlich betoift
dnd, das« Ang^c und Ui'rz des Kindes sich nnr am Sclißnen und Goten er-
fr»*!ipn. wf>l gl('ichti"iltig zusehen, das^^ das <T*'Tnfitli8leben eines armen splMvadi«
sinnigen K'indes durch den beständigen Verkebr mit nock onglUckiicliereB
Wesen guuziich verkUiutuert?
KieUioni hat reebt, wem er der Andolit iit, daie 'geiiyf mrlldigeUkibeM
mier leme! beioIagCeD Kindem ia nurem Qeflttdslebeii faeehldlgt wndn.
Mn macht thatiiehlieh die Erfahrung, den aie iiil<ilge der steten Zarikk-
setzong seitens ihrer gesunden Mitschüler und der geringeren Berücksichtignag,
die sie seitens der Lelirer erfahren können, „vollständig mathlos, verstinünt
and verbissen, tüctcisch und boshaft werden.^*) Es wird dadurch nicht geit^,
wie er meint, der Grand einer späteren Verbrecherlanfbahn gelegt. Hau
schneidet aber nicht ein krankes Keis von einem gesnnden Bamu, am es nf
eineD nodli krtnkereii Stamm n pfropfea. Das feeehielit jedodii weoi
Sehwaiähbeftlilgte einer AnMalt Übergebeii werden, in der rieh geis% tiefi^
Stehende aller Kategorien vereinigt vorfinden. Was Kielhorn über das Ziel
das sich die ,.llilfsschulen" zu stecken haben, anführt,**) kann aach anf
alle Idiotenanstaltcn bessogen werden E.s kommt wirklich nicht auf die Än-
eig-nun^ einer ^^roßen Snmme von Kenntnissen und Fertigkeiten an, i^ondem
auf die Belebung und Lüuteruug des Gemüthä, die Kräftigung und Leitung
dea Willena. Dieee «nIeiilieiMa Aufgaben traten leider an wenig fa dm
Vcfdeiyand, and rfe ktanen ea anch nieht In einem IhittCate, deven gßm
Einrichtung nnr anf Verstandes- und manneUe Thätigkeit Gewicht legt. Ge-
mttthsbilduDg lässt sich am allerwenigsten bei Idioten durch den TJnte^
rieht erzielen, und «5<^ine et\v;^i<r*^n TJesultate werden vollständig: paralyairt
durch den nachtheiligen Eintius» i m- r unpassenden ümgebnng des Kindes.
Wenn Kielhom ferner die Enahrung gemacht hat, das» der Verkehr vaü-
iiaaiger Kinder mit geietig aarttokgebliebenen während der Soholzeit dm
enteren anm Naobthell gereicht, da „das KiOeldgelUil, welches nie genag ge>
lAegt and gdintert werden kaan**,***) bei ihnen altgaetampft werden maa^ so
wird er consequenter Welse auch meiner Behaq^tang anstimmen, dass dis
Geflihlsleben schwaehsinnig'er Kinder, die nicht nnr während der Sehulstnuden.
sondern während deg j^anzen Tagen das £r?'?>ßte menschliche Elend jahreiaog
vor sich sehen, furchtbar geschädigt wirii, wie ich das beti etis dea Umgangs
zwischen Idioten und Epileptikern schon früher angedeutet habe. Bass sie,
theflnahaMdea gegen jedes Leid, naeh ihrer finüassang aas dar Anstalt Yiel^
leicht ebeaihlli die Yerteeeherlaafbahn einschlagen, wie viele vcn denen, die
mit nonaal beanlsgten Elndem evnogen werden, ist anm mindesten nicht saa-
geeehlossen.
Das Amt eines Erziehers erinnert an die Thätigkeit eines Öttrtneia. Wie
*) H. Sletbon. Über Sehukn für schwachbeffthigte Kinder. Siehe Pädagogiais.
8. .Tahr^ning, 6. Heft, B, 88S.
*♦) Ebenda.
H. KieUioru. Über Schulen tur ächwaehbefähigte Kinder. S. Pädagogiom,
8. Jahig., e. Heft, 8. 868.
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- 127 —
behandelt dieser ein krankes junges B5timchcn. das der schlecliten Bodenbe-
sdi&ffenheit weg^en nicht c^dpilien will? Er '/erpflanzt efl in ein besseres Krd-
reich, damit es gesunde und sich ki llftige. So musa auch der Elrzieher handeln.
Wie der Frühlingsfrost das Leben einer jungen Pflanze vernichten kann , m
nM auch das Gefdblslebeii dnee g«iitMie]iWBcheii EindM in einer solchen,
aDft heterogenen Btaente entinltenden Aaelalft ncbr wd mehr entoffim,
friUiraid ei doeh gende aofgfUfelir 8*1^^ luid gepflegt werden sollte. Mit
Uareofat sehreibt man dss geringe Interesse, dass viele solcher Kinder bei aller
Frenp»ll?cblk'eit in ihrem Wp^^en nnd flößen Enipfllng-lichkeit für liebevolle Be-
handlung den Leiden nii i I reuden ihrer Kameraden eutgegeübriugeu, aus-
schließlich ihrem raangethaii» u geistigen YeniiUjfe^en zn. Die Psrchologie lehrt
OBB, dass die Gemüthsbildaug in keinem unmittelbaren Zusammenhange mit
dv GeMeMdong steht, und dir RertMtrMtt Stnndpiinlct, da« der Ond
der GenAChilllMhuig ^ den Ond der BMwIeMnii^ dei VanrttUimfever-
■igoie mlMiiglg sei,*) Ilnt langst seine wiCMneohnftUdhe Widtrlegimg ge-
funden. Nach Lotze*^ z. B. sind die Vorstellungen und deren gegrenseitige
Bf^zielmtigren nicht als die znreichende Ursache der Geftihle an7:Ti'5pheTi. «ondem
nttr als die veranlai^enden Heize, auf welche reaf^irend die Seele t^ellist erst
die Geffible erzeugt, darin ihrer eigenen Qualität einen wesentlich neuen
Audrack gebend. Aich die BifUmmg im täglidi^ Leben beetdtigt dieie
psyebolbglBche Theerle. Oetennnnn***) behauptet meiner Mefamg nach
wUt Betfat; „Die eigeotllebe THebkraft allee Strebene und WoUene liegt nieht
im Qebiete des Intellectuellen, sondern allein im GemUth, dnher, wenn dieses
Dicht fnr die Ideale des Lebens erwärmt und g-ewonnen f'sf, -illf^ rfi'ieentratlon
4er (iedankenmassen, alle Festigkeit, Klarheit und Einheitlichkeit des Wissens
fSr den Charakter gänzlich bedeutungslos bleibt. Lehrt doch auch die Er-
fahrung laut genug in Tansenden von Exempeln, dass die bestgeschnlten
flfiimialiseheD Köpfe, dl» direbgtMldetsliBnHifleeophen, Btiilk«r,Theol<)ieii eta
«ft die efMarttUehsiMi GhimUcre eind, wahrend nmg^kehrt das simpelste
Knemweib mit einem ärmlichen und unsystematinehen Gedankenkreise oft
^fc edelsteTi Blüten ecliter Frömmif^keit nnd Tns-end entfaltet." Einen ähn-
liclien Gedanken spricht l\anl SffäPlIlinl^t^ aus. wenn er u. a. anführt, ^.dass
iß den unteren , ungebildeten \ oikscia.ssen, bei denen nicht eine einseitig-e
Verstaudescuitiu' abstumpfend gewirkt hat, eine gemüthvoUe Freude au der
Altar BBd am MMeb-Bteftwben viel hMger tat, ala utar den gebüdeten
flWadm, o%gUiGlf doeb gerade die onterea VolMaaaen den Baihalten dea
Lebens viel mehr anageaetzt sind als jene." Hefa» eigene Erfkhnrag hat mir
»gar die Überzeugung aufgedrängt, dass, wenn auch nicht der ästhetische
Sinn. 80 doch di«^ rem ^^rmpathisehen Opfühle bei Idioterf. die sich erst kurze
Zeit m der Anstalt aufhalten, oft lebendiger berrortreten als bei geistig nor>
HeibMts immmlliBhe Wocke. Baad V, & S»ff, S. 70if) Bsnd Yl» & eStt,
o, 106lF.
Lotze, Mikxokonoe, L, S. mß.
•*•) Dr. W. Oßtermnnn. Die hauptsächlichsten Trrthflmer der Herbartschon
^aA^o^ng^S. ^£ päds^gischen Oonse^iuenzen. Oldenburg, Schulsesche Hof-
- t) Schorers Fnirjiliml '.a'r 1S">m Xr 2. Per hctreffcnde Anftate trägt die
^bendizift: „OemttUisl>ilduiig. Kine Forderung an die Schule."
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— 128
roalen Kiiuiorn. Dass aber ihre weitere Gemüthsbildiine" nicht j^leichen Sdiritt
hält mit der Eutwiekeluug ihres \'or8telIuugt>vuriuugeiiä, ja dem sie 8(^ar
Bflcfcartirttte maeht, sollte um eigentlich sieht befronta, mam. wir um wa
JauDer veigegeiiwlrtigeiip wddi» weUscbea EÜBdrfldra «ia idiotiMhai Kiad
dnreh den tSgÜcheu Umgancr niit ^rissgettalteD der mannigfachsten Art ao^
nehmen mass. Wer diese traarige Thatsache nicht den ftnfieren Umst&nd^
nicht der Organisation der Erziehnng^anstalr. nicht der Schuld der Erzii^her
zuschreibt, sondern der geistigen Natur des iviudes, vermag die in vieler Hin-
sicht zwischen Greist und Gemüth bestehenden Grenzen nicht zu nnterscheiden.
Zwar weiß ich sehr wol, daM die Natnr des Idioten nicht nur nach der Seite
des VorstellBngsTermOgens Defeete uigtf touiflni oft «noh in Beeng aof Mb
Gemüth, und das« dieser Mangel mit dem Wesen der aafeborenmi oder dnreä
Eraakhdten in der ersten Kindheit entstandenen Schwli 1« zusammenhängt,
also znm Wesen der Idioten gehört. Snllff» Director Schall vielleicht 'lirana
die Folgerung ziehen, dass die sich oft einstellende „Gcfühlsabstuiniiliuig''
bei Idioten nicht zu berücksichtigen und durch erzit-hliche Mittel zu biDt*^
treiben sei, dann könnte mau aus denselben Griiudeu auch aul' die Ausbüüang
des Geistes veniehten; denn ebenso wenig ivie der gemttUklie iM
geistige Defeet TSUlg beseitigt werden ktanen. Bs mtete hleniaeh aihe
liegen, die Erziehungs- und Untenlehtsanitalten ganz aufzuheben und nvr die
Asyle für Ididten bestehen zu lassen oder neue zu begründen. Das wird Jedoch
billiger Weise niemand erstreben wollen. Daher dürfte es unbeilingl iiotli-
wendig sein, um jede Einseitigkeit in der Erziehung zu vermeiden uihI die ge-
wonnenen Keöultate nicht zu ge/ührden, auch auf die üemüthsbildung der Idio-
ten mit giOiter Sorgiblt Bedaeht an nehmen, um das zu erreichen, wa»
sehleehferdings erreieht werden kann. Hier wftre ein laisaer fidre geraden
eine FflSohtrerletanngt eine Versündigung an dieeen ungiaokliohen GeeohUpfta.
Bs Ist Ja sehr zu beklagen, dass Dr. Wildermuth mit seinem Ausspruch Recht
hat:*) „Das sittHfli»' (rPtV-hl, das Gewissen, i-^t fin sehr coniplicirtes Prodiirt.
die höchste 1 j mihi;' iiait der uns vorhergegangenen Culturepocheu, dös»eu
nur der ganz normal angelegte Mensch in vollem Maße theilliaftig wird. Das
Gefühl der sozialen Yenuitwortung, das Gefühl des sittlichen: ,Da sollst', ist
bei ebiem defeelen YonteUangaleben nicht denkbar." Dieae BrkenntDis fllM^
hebt ana aber nicht der PÜicht, anf das moralisohe GefUhl des Uiotea »-
aieherisch einzuwirken, muss uns vielmehr dringende Veranlassung aelD, den
moralischen Defect so weit als möglich zu mildern und zu heilen, und die
Hoffnung auf einen, wenn auch sehr verschiedenartigen Erfolg scheint mir um
so gerechtfertigter, da ja nach Dr. Wildermntlis eigenem Zugeständnis „auch
hiei' wie beim iulellectuellen Defect Abstuiungen vum völligen Fehlen bis A
einem an die Norm herantretenden Verhalten"**) vorhanden sind.
*} It. Wildermuth. über die Complicationen der Idiotie. Siehe Zmtsohrift
für die Behandlung SohwachsinDiger eto. III. (Vn. Jafaig.) Nr. 6, S. 86.
*•) Ebenda.
(SchlnsB folgt.)
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Aus der Fachpresse.
4. Zur Lofik <les Sprarhgeiiites'*) (R. Hildebrand, Dentsch. V).
eWie verschiedeu ist z. B- das Verhältnis, das durch ,mein' als ein Besitzen
oder Angehören bezeichnet wird, in: meine Hand, mein Geldbeutel, meine
BldMr, iii6iin Kvttor, OMiiie Yatonttidt, metA ValirliiDd, wosSb. LtoblliigidiQliterr
■ein Gott — wie yeradde)»! lieh der Begriff , greift vom nlehiteB im wet-
tere, weiteste nnd steigt Tom äußersten stufenweise immer mtiar ins Innere
Tiefe, Hohe, sodass ein g:enfinp8 \'erfolgen des Gedanken?? ^erade?:n ein ^utes,
ein rechtes Stücli, Philosophie im einfach besten, nicht im Faclisinne orp^lH**.
einen lieferen EinVlirk in das We^en der Verhältnisse, in denen der Scliülei,
tier Mellich luitteu lune steht und dariu wirken soll, au der Hand der Sprache
«eboteo. Wee kSnnte die Schale TlefBrea, H5berei, Wiehtigeree leisten? So
iltibt immer die Spreehe dae nnenehOpfliehe Sehntehane der edelstem Bllditiig.
Der Lehrer mflaete den SehUlem davon w^ilgaCens einen Vonehmadi geben,
unter ffinfzig wären wenigetene sehn, bei denen et sündete m weiterer blei*
kender Wirkung. "
5. 7jt\t Umgestaltnng^ des sprachlichen Unterrichts in der
Volkbschttle (F. W. D. Kraase, PZ. 1892, 20. 21). Wert des Unterrichts
Ii der Sprachiebre: a) die grammatiechen Bezeichniuigen aind ein pralrtleebea
Abkimmga- und VerttiidigQngBmlttel für den «hrigen Sfiraohnnterricht;
b) durch die ZBeamtnenetelhmgen , Zneammenfhsinngen, Segeln wird der im
ibrig:en Sprachunterricht erarbeitete Stoff geordnet und zn Jederzeitiger Ter*
fipm^ bereitgestellt. Also nur B^ dentiiug als Stiitze. — Kurze DispositicHi
[üh^r nicht „unverbrüchliche Nornr ) der Behandlung einer sprachlichen Elr-
sclieinuQg: 1. Einführung des neu zu Behandelnden (Vorführung der sprach-
üeb^ Erscheinung in etlichen Beispielen — Benennung des neu Gewonnenen
ZuaaunenefeeUnng deeielben mit bereits Vorimiidenem — Ableitnng der
Spraebregel nnd Einprffgnng des Neuen). 2. Binllbiuig des nen EingelBhrten
(übang an Beispielen aus dem Sprachvorrath der Kinder und ans diN* im Be-
sitze* der Kinder befindlichen Literatur). 3. Anwendung: des neu Gefibten
(V^'nvf'nfinns' in besonderen schnftUchen Arbeiten und beim ferneren Gebrauche
^spfachf überhaupt).
6. Wie gewöhnt mau die Schüler au selbstständiges Deukeu
■sdSpreehen? (Schpr. 1892, 27.) Dargestellt an der BSrdkmide von Dentseh-
M Ente Hanplanfli^: Ühong im Vorstellen. «Eine der wiehtigsten Anf*
?8ben der Heimatkunde: das Vorstellen geographischer Ol^eete 'tidhtig an
tben, soweit, dass die HaUd, wenigstens in Umrissen, das darstellen kann, was
der Geist sehaat." ,ȣhe der Qeographiennterricht beginnt, moae erreicht
*) Ein zweiter Beitrag, vgl. Deutsch 1882, IV.
^^«osiam, Ii. Jshq^ Bift TL ^
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— 130
sein, dass die Schüler die heimatliche Gegend im gatizea ebeu^wol als in
einzelnen Theilen aich genau vorstellen können and im Kartenbilde nicht eiu
bloMM BUd, londeni etWM Wirkliche! «shaiieii.' ^Bdm Kinde so errelcheii,
dass die Phant^e sich ein Bild erbaut, das der Wirklichkeit soweit nar
irgend möglich eiitspriclit, darin bestellt die frst»' Aufgabe der piidagog-isfhen
Kunst im Geographieimteri^chte. Die Schwierigkeitea sind ausserordeiitlich
groß und örtlich ganz verschieden."
7. Die Stellung der Topographie im erdkundlichea Unterricht
(S. Oorge, Geo. 1891/92, IX). Im allgemeinen: Bxtetenzhereehtlgonsr der „po-
Utlsdien Geographie " neben der „physischen" durch Humboldt und Ritter.
Die ..Geofrraphie" ist durcli ./ropographic" zn beleben (Goethe), doch sind von
dieser „zunächst nur die allgemeinsten Umrisse zu geben, innerhalb dtrer im
Laufe der Zeit gelegenUich und allmählich die Maschen des Netzes enger ge-
knüpft werden sollen»*^ Im beioadeni: »EiM der wirkHUBaten Mittel iat de»
Anlehnen an phytiach*geogiaphieeh herrenprlngende Pnnkte der Karte.'*
„Namentlich der erste topographische Unterricht Milte nur solche Orte be-
rücksichtigen, die auf der Karte dnrch ilire Lage auffallen, überliaupt di.-
Topographie mit der Oro- und Hydioß-riiphie soweit thunlich verweben" ( Vei-
kehrswege und -Mittel!). Verkuüpluug mit historischen and uatariiimdlichen
Betraehtangen nnr doart, wo aolehe nnwiUkttrlieh aofiribigen*'. Ana-
gieUge Vorwertnog der Sage und Diebtang.
8. Für und wider das Kartenzeichen in der Schule (St, Schw.
, 1892, 19. 20\ Die Meinungen beider Parteien sorgfältig zusammengestellt.
Schluss: „Das Kartenzeichnen des Lehrer;? an der Wandtafel erleichtert dem
Schüler die Auflassung des Neuen, indem ihm dasselbe nur alimählidi und in
dem Hafte gebotok wird, wie er mit seiner Anfharanff folgen kann. Daa
Kartenaeichnen dea SehÜlerB iit unter ZiihlllliHiahme geeigneter Hiilfsmittel
der sicherste Weg zur Einpiü^ung der topographischen ILauptsachcn. Da aber
djp KenntniB der Topographie nur das Gerüste für die geographischen Kennt-
nisse bildet, so ist davor zu warnen, dass man durch zu große Betuuuug de»
K2u*tenzeidinen8 diejenigen Momente, denen es nur indirect dienen kann, die
SehÜdemng and die Anftteoknng der Oanaalbealehangen, vemachlKtriga. Man
beschränke sich in seinen AaHorderongen auf die Wiedergabe des Hauptsäch-
lichsten und CharakteristiBGhen und verlange keine eingehend detaiUirten
Kartencopien.'"
9. Ein neuer Lehrpiau für den Zeichenunterricht in der Volks-
achale (P. Stade, NB. 1892, VH. VIII). Hauptgnmds&tse: Xlcht» nach
WandtaMn (Vorlagen) allea „mit Furhen anlegen* („in gaoa blaseen
Tönen Vierten SehniUalir. Ziel: Verständnis einfacher, gerad- and kromm-
liniger Gebildt-, Fähigkeit, dieselben aus fireier Hand in richtigen VerhiUtnis.>3en
nachzuzeichnen. Lehrstoff: Oegenstände des Gebrauchs, dem täglichen Lebfu
und dem Beschätiigungitfelde der Kinder entnommen (^Körper, „welche sich
mdgliehit wenig von der Flache nntersohelden; ein dgentUchee Kffrpenoeichncn
M aelfafltTentandlieh nicht heabsichti«t''). — FitnftM nad sechatai Sohn^ahr.
Ziel: Verständiüss fiir schwierigere Formen, deren Dmrisslinien in maoBigflush»
ster Weise bewegt sind; Fertigkeit, dieselben ohne namhafte VerstPsse aus
freier H;inil wiedcrzngehen. Lehrstoff: Natürliche Uliitter und Blüten; von
geometrischen Formen der Kreis, die i^iiipse und Spirale. Gelegentliche Ver-
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wcrrurig' der Blätter und Blüten 7A\ OrnameütüO. — Siebentr^s nnd acliies
Sebuljäbr. Ziel: Verständuia für die peiäpectivischen Ersciieinungeu und für
deren Licht- und Schatten Wirkungen ; Fähigkeit, nicht za schwierige, geo-
mtMaAm WiangtgmtadA maUtmittunt GegeiutUde In ihnr Braehafaumg
wIflAemigebeD. Lehntoff : Binlhalie geoMtfiieli» KVrpo: «id Gelmuiebifigwi-
MLnde. („Dai Aogenroaß, dai VemSgaii dl» VeililltnisBe and Formen rasrli
nub» i !.licken nnd sicher absnschätzen, mnss nunmehr soweit ausgebildet sein",
dass der Sahüier irgend wt^lohor HnifKinittel zum „ Ahmf^^cf.^« — eivt^ Vi-
sireii, (.rder Messen mit vorf^^estreckt^iu Aiuie - nidit nwUi bedarf.) „Ibi diu
UuirL»&£eiolmiuig einer Aufgabe beendet; dann erfolgt eine eingehende Be-
ainchng der BetondiUiBgienehiluiif , an waksb« rieh eine gmane Unter-
inbamti IUmt die Art und Weiae der NachbUdnnflr wuriiKetoii milMte; denn
kein Körper soll ^( /.( ichnet werden, ohne dnreh Angabe der Schatten eine ge-
wiese K^irperlichkeit zu erhalten.''
10, Die bedeut.^amen pJldag:ogi sehen Tyfistnnf^en nnd Bestre-
bungen der (tegt-nwart („Zur l'reisbewerbuüg'*, ADL. 1S92, ."32. H.li.
yDie Lichtbilder iiu pädagogischen Leben der Gegenwart übemchtlich /u-
anuneugestellt.'' Als solche ^»LiohtbUder*^ werden beseichnei nnd mit etlichen
Sbiehen genetehDet: die „Novelle nun badiachen VolkaachnlgeBetn TOm April
1892-" — Beschäftigung mit der LehrerbOdnngsirage — die bedentenden
Facbblätter md die ßeferate über dieselben — die Fortbildungsbestrebangen
4er Lehrerschaft (pädag. Centralbibliothekcn. ^^chulmuseen) — Erziehnngs- nnd
^chuli^sellschaften (wissenschaftlichen iiiiil niUionnh'n Charakters' Vrr-
be&sening der Lehrmittel — Streben nach Samiuluug und Vertiefung, bcHoudersi
bi deutschen, erdkondlichen, Geschichts- und Rechenunterricht — VeraUge-
neinenuig der SInaicht in den emlehlichen Wert des HandarbeitaanteiTidite
tb Knaben — FlMerong dee Fortbildungs- und Qeweibeoehalweaene An-
Mnogimgen tsot Verwirklichung der allgemeinen Volksschule BUdong Ton
-Special dasspn fiir Scliwaclibegabte — Versuche, einen innigeren Znsammen-
harjE- zwischen Schule und Hans herzustellen — lebhatte Sorge für 8chul-
ges»uiidheitspflege — Fntwickehin^ der Ferieneolonien und Ferfenmilchcnren;
Anstellung von Schulärzten; Einrichtung von Öchulkuchea uud Schulbädern —
Tennehmng und Ansban der Kinderhorte. — In seinem ScUnseworte bemerkt
Vert zn der ÄnAerang dee Seminardirectors Andren (Kaieenlaateni), „nnaerem
fanposanten Bildungskörper fehle die pädagogische Peeh — : „Das ist ein
'strpTig-cp. nnd im Grunde wahres — dennoch aber nicht ein trostloses "Wort.
Man blicke auf unsere Cultur- und "Sittengeschichte. Was lehrt diese? P iss
Entwickelung überall nnd immer den alten, uns Pädagogen w«dbekaunteii
gewandelt ist: vom Aulieren zum Inneren — vom Leichteren zum Schwere-
Und ao dirfen idr niTeraiditlidi hdlen, daaa nnaer ,impoeanter Bil«
duQgskSrper' in BUde aneh seine ,pftdagogi8che Seele' empCangen werde:
^ Hanch, der Ihr Nahen verkUndet, spQren wir."
11. Die f^ehule im Kampfe um ihre Ideale 'E. v. Sallwürk, DBl.
1^5^*2, r,i)\. (Jeiren die Übertreibungen nnd Verkelirtlieiten der Hygieiniker
ttad Physiolüjfc^en , der Spielschwflrmer und „Sljüdmeister." („Der Weg des
Menschen zur Gesittung und Bildung führt über die Natur und ihren Egois-
■UÄ weg in Gebiete, wo die Physiologie keine B&thsel mehr löst.* — „Gebt
un and unserer Jngend Banm ond Geld nnd Zeit nnd laait nns allein aaohen,
9*
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— 132 —
80 soll e8 auch uui da« Spiel oidil schlecht bestellt seio."' — „Während wii- die
Sfnne 4« Kinder aaftcUMtaiit Uuren Blick erweiteni, tie !■ die aittlicilie^
Welt «iBlIOmn, flir-Hen ao bedeutenden Thalra und Scliirksaleo der ICenidieit *
erwärmen, wird auch für die Ausbildung ihrer Hände in £earbeitiuif ver^
sebiedener Werkstoffe nebenbei gesorgt werden können.")
12. Überbürdnnp (B. Ofenlorh, "Rep. 1891 '^^'i, XI). Die „ÜberMir-
dirngsfrag-e" ist hente weder in Lehrer- noch in Elternkreisen abgethan. O-
bekennt: „Meine leateste Überzeugung ist: wenn der Lehrer niunentlich das
MaB mid die Scbwierigkett der hüulielieB Atfgthm umglütig ud gewiaten-
liaft alrwl^; wenn die Schüler nur einmal wissen, wie man lernt; v«nii die
Eltern auf Vertheilung iler Arbeit und Einhalten der Arbeitszeit streng^e achten:
wenn sie ihre Kinder mehr nn l melir von ihnen noch nicht zukommen sollenden
(detitseh !) Vergnügungen zurückziehen ; wenn absolut faule und mangelhaft be-
gabte Schüler vom Studium fem bleiben: daan wird mao nidit mehr 80 oft
dae Wort «Überbürdiiiiir'' in ICmde AlireD.**
13. Gemath und Stimmnnr (Schpr. 1892, 33). Der AvAats beginnt:
^Unter dem Worte Gemüth, soweit wir dieses auf die Verhältnisse des geselligen
Verkehrs anwenden, verstehen wir bekanntlich (?) ein mehr näor weniger ent^-
wickeites Bewtisstsein des Rechten und Gnten, in Verbindimg mit starker Er-
regbarkeit des Willens und Gefühls, also so ziemlich dasselbe (!), was man,
und zwar im guten Sinne, einen Gbarakter nennt Ein Hnster von BegriiBi-
▼«rwirmsgr, in welche Verf. Kelrter ist, was er weiterhin des Mieren nodL
beweist Darum hat er ganz recht gethan, an die Spitze zu schreiben: ,.Nacb-
dmck*) vom Ver£ussr nntenagt" Hatte er sich nor selbst den Dmok
untersagt!
14. Gesundheitslehre in der Fortbildunt(8hc Ii nie (F. 1892. IX)
„U1US8 sich in Rücksicht auf die kuapp bemessene Zeit und auf den Umstand,
dass doi betreifendeii SchtUem fiut alle anatomischen nnd phy.siologisehen
Kenntnisse abgehen, vor allem an die Besprechung deijenigen Organe anlehnen,
die bei dem Arbeiter in erster Linie einer Erkrankung ausgesetzt sind. Darum
bar der Unterricht iiehen einer kurzen anatomischen Besprechung' des niensch-
lieheu Körpers einzugehen auf die Ernährung, die Blutbereitang, die Atmung,
die Ausscheidung und den Stoffwechsel, und zwar möglichst ausführlich; denn
es ist besser, den SefatUem wird in dieser kurz bemessenen Zeit ein genauer
EinblidL in nnr einzelne für sie besonders wichtige Tliätigkeitendes menschlichen
Kfirpers gestattet, als dass man ihnen eine überg-roßc Fülle von Stofl' bietet,
der «cbließlich als Gesundheitslehre auf weiter nichts als ein mechanisches
Aut>wendiglemen von Oesondbeitsregeln hinausläuft.
15. Logisch- rhetoriseke Üknngen (B. Fritcsche, Deutsch 1892, IX).
Logisdhrhetorisohe Dbnngen siikd logisdke (oder dialeetlaelie} fibnngen, weUdie
der stilistiachen und rhetorischen Ausbildung dienen sollen, also Berichtigungi
'Clärungr, Bereicbernnp: des deutschen AusdruckeB be^^wecken und zur Anlage
ganzer Gedankenreihen Anleitung geben sollen — und rhretoriscb - stilistische
Übungen, bei denen als Gmnderfordemis logische Klarheit des Inhaltes und
*) Per*:el1>e Aufnatz. nur im Aufuiifr vcründcrt und gekürzt, steht auch im Rep.
1891 92. xn. Hier hat der Vert sich geaanat (er heiüt Fid. Sch&ffei) und den
„Nachdruck" nicht veiboten.
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133 —
Aasdrucks verlangt und herbeigeführt wird." ,.Es handelt sich bei logischen
Übungen in der Schule nicht um Vnrfiiliruuf^ und Einfibnn^- der vielfach im-
natörlichen und unbrauchbaren aribtotelisch-scholastischen T.ogik, sunderu um
«achkondige, omskhtige Leitung und £ntwickelnug des uaiurlicben gesunden
DuknrmlSgm 4er SoUller.«' (Dafür biiiigt Vect »In Fem nruirkMer
Iliutorai* BetepMi) »AlMingfl wird aber nr »chtaiBligwi, vmäOätU^
I^itug gehören, daÄs der Lehrer mit dem einfachen, wahren Ertrage der
aristotelischen Lojsrik bekannt ist." ^Rhetf)ri8che Übnn^n: Einkleidungen
desselben Gedankens in die verschiedensten Formen. EntfaltM?!L'- des gesamnttf^n
Inhalts eines Sprichwortes in einer abg^eruüdeten Periad. il «r Zusammeii-
ziehuug eines riietori^ch ausgeführten (redankens zu einer knappen Sentenz,
Ülnngai imd Vorwaadilii des eigentlichen in den bildlichen Audmok and am*
gekehrt mOflsen yorgenommen werden, aber nur eo, da« die Sohftler Bich der
Ifittel die ihnen ihre hochentwiekelte, reiche Sinraidia bietet, bewant mtden
and mit einiger Freiheit darüber verfügen lernen."
16. Quellen im Geschichtsunterricht (A. Rüde, NB. 1892. VI. VIO.
^Das Lesen von Quellen seitens der Schüler schließt mehr alf? jedes ander»;
Verfahren den Vorzug epischer Breite und Ansciiaulichkeit der Daistellung iu
lidi, nimmt die Selbstthätigkeit des Schülers in hervorragendem Maße in An-
sprach, gewohnt ihn daran, eeUMtatilodig m lesen und die Belebmnff an .den
Quellen zu Sachen.'* „Der Vortrag aeitena des Lehren tritt der Erarbeltang
Stoffes durch Quellen ergänzend zur Seite." — Beeooden von Wert dl«
Besprechung: der „Quellenbuch "-Literatur.
17. Bemerkunjaren über den ge^enwiirtig'eu aslronomisch-g^eo-
graphischeu Unterricht (H. Zwick, PZ. 181)2, 31. 82). Der ^et^^euwiirtig
meist übliche Unterricht besteht in Mittheiluug und Aneignung feitiger An-
albhton und Thataaohen, welche der Sefafller anf Tren nnd Glaobcn ala wahr
hlBBiamt nnd einptigf* („So aaehgemU die Daratallaat dea Telluiania iat^
so gut sich die Birklämng an ihm geben iSsst — es bleibt TeQurinm-Sache und
-Darstellung-, Tellnrium- Erklärung'*.) „Diese Methode hält von der Orien-
tirau«' am wirklichen Himmel ab und fuhrt eine Entfretiidun^;: von dem heimatli-
liehen H^'r\7.'>nt herbei." „Sie fiingt dort an. wo sie aui hören sollte. nUmlich
luii Koperuikuä. Sie ist nicht Xuduetiun, sondern Deductiou, und zwar mit au
npenaador Stelle banntsten LehrmittehL'' „WteeneehaMldie, didaktieohe
nd pnküaeiie Grttnde apreelieB dafttr, ionB4diBt nach der Sonnanbahnmathode
^tr Wirklichkeit (der einafgen Indoetir-logischen Methode) die GnmdUnien der
heutigen Weltanschanung zu entwickeln. Der Elementarunterricht braucht
weder Voraussetzungen noch Ann^hMipn Pie tägliche und jährliche Sonnen-
bahn liefert alle Tliatsachen.** „Anschauung der j?cheinbareu Bewegungen,
&ber die gan^e Dauer des Unterrichts und der Schulzeit vertheilt, und den
Kiftften d^ Schüler angepasste Beobachtung und Beschreibung moss das
Mete Zka dea aatmnomlaoh-geogra^iiachen Untezriehta büden, aoUen qAter
^dgttmate antreffende VorateUangen and Begrlfb and selbetgeaogene, Aber-
snigeode Schlüsse aaf die wirUiehan Bewegungen möglich werden.'' Am
StUiai Skiaae dea.StQOa» „welcher etwa in awei Jahren aar brache konuaen
kSute.«*
18. Die Bildung des ästhetischen Interesses durch den natur-
geschichtlicheu Unterricht (VV. A. Lay, Rh. Iii 1892, IV), „Die Ketorm-
L
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— 134
literatur des Daturg«t»chicbtlichen UntenichU» uusorer Tage uiuiiut uicht ent-
iohiedttn genug den peycLologisch- ethischen Standpunkt ein; von diesem an»
mnn aber der vob der heutigen Wtoentobaft dtugeboCene Lehratoff ungewShlt
und dargeboten werden." ..Die AnÜDMrkiamkeit der Sebfller mnss — nur mit
einMn kurzen Sar^"> f iler einer Finge — auf die ästlietisoheii Wirkungen der
Ansf hauuugen liinK^e\Mesen werden, damit diesellten zur m tiven Apperception
gelangen/ ^Die ä^thet. Wirkungen eine» Naturobjectes konimcu im Bi^wuäst-
•ein des'SciilUti« ent daan cur vollen Geltung, wena die DurebbUdung der
Anachaamigen und TonteUniigaTerkiittpAiiifeB den BatheUeehea Wirkungen
nicht bloa die Vorm, aoadam auch den Inhalt zur Verfügung gestellt hat —
im anderen Falle befirnrf?''n ^irh Lehrer und Schüler mit l^liraseii," -Der
Schüler muss unter dem Kindiucke der Natui-. niclit unter dem der Worte
stehen.^ „Das Bein-Sohöue wird namentlich dadurch gefördert, dast» mwn im
natmig. Unt ao weit nnd ao tief aia möglich aaf die aniddiete Vei^tniaae
eingeht. V<m grofier Bedentmur Ar die iathettaabe Anfftaanng der Katar
iat der Umstand, dass Lebewesen oft als bässlich oder komisch erscheinen,
■wenn wir den Zweck <.der rlir ['rfiache einzelner ihrer Eigrenschaften nicht
kennen: je mehr also der Njimler die ursHchliehen Beziehungen in der Natur
kennen lernt, umsomehr wird »ie ästhetisch aut ihn einwirken." (Die seibst-
atändigen Mriften IiaTB über dan lUttQrinmdlkliCB Ttaterriolit aind von an-
geaehenen Sehulmlnnem nnd F^Mdigelebrten gnt empAriüen worden.)
19. Den Eltern zur Lehre (E. v. Breidenbach, C. 1892, 58. Bd. III*).
„Der Jugend Sinn für die Natnrschönheiten nnd für die Leliren der Natur zu
emecken, ist ebenso Pflicht, als i1ir das leiV^liehe Wol unserei- Kinder zu
sorgen. * Treä lich wird ausgemalt, wie von dei' Natur im \ ort'rüliling das
fttr daa Leben ao nothwcndige „Warten* n eriemen aeL
80. Naturkunde nnd Zeichnen (C. Walther, IHe Kreide**) 1892, IX).
Gesammelte Vergleiche, von denen wir zwei herausgreifen: „Das Zeichne
führt wie die Naturkniid.- zw einem schfSrferen Sehen, einem feinei-en Beob-
achten der Dinge und somit zum scharfen Denken." (Steuer.) — „Beim
Unterricht in der Naturkunde ist nicht der einzelne Natnrgegenstand Haupte
aadiA. Ana der Beaeliralbnnir deaadben md «na dem Vergleiche tti% Ter*
wandten Arten ergeben sich die beztigliehen Gattangs- und Ordnnngamarkmale.
So miiRsen aneh bei der Bespre<hung eines zum Nachzeielinen greg'ebenen Oe-
bildes &oJc}ii Vövnien zum \ ergleiche heraugezugeu werden, welche hinsichtlich
ihrer Entwickeiuug mit dem zum Nachzeichnen gestellten innig verwandt sind
und sich ungezwungen nüt diesem zu einer besonderen Qruppe varainigeA
laaaen.« (Wnnderlioh.)
-,Das Zeitalter des Dampfes" ist die ti-efiendste Bezeichnung flir
un^ierf Zeit. Das zeirt aucli der soeben mit g"CWohnter PiinktHchkeit er-
schienene vierte Band von Brockhaus' Conversations-Lexikon, 14.
Auflage. Kiaht weniger ala 75 Spalten mit 18 Tafeln, 84 TeitaWrfWingan
nnd einer Karte aind dem ^Dam^ nnd den damit gntammanhlliymdwB Be^
grUren gefwldmet. Dabei aind die Aiükei, wie ateta, mOgUehat gediftact nnd
*) Das Heft wird durch ein anmutiiiges Gedieht voiii „Stock** trOffuet.
**j Boikge zur DSch.
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doch lesbar. Aaf allen denkbaren Gebieten sehen wir den Dampf beniitat;
da fioto wir die Artikel Dampfbad, Dampfbodeaeiiltiir, Dampfllolwii, Dampf«
OTgiUy Datiipfgcschütze, Dampfkes.selgeset/, ntLen den Hanptartikeln Dampf-
ke;:»« !, Dami^fmascLinen nnd ' DHiiiiirsoliit! ; se!b?^i die Dampfntidel hat ein
Plätzcheu gefunden. Eine wertvolle N« ueruiij? ist die Tabelle der Damptschift'-
verbindangen , ans welcher Abgangszeiten and Fahrtdaaer für alle größeren
Seepl&toe sofort zu entnehmen sind* Aber neben diesen Artikabi «ntliBlt der
mit 2 1»sateclMiiden diromotafeln, einen mdbteiliaften Knpferstidi, 11 anf dem
neuesten Material bemhenden Karten ond Plänen, 32 schwarzen Tafeln und
205 Textabliildung-en ansg^f stattete vierte Band unter .'«einen nahezu 8()<>0
Stichwörtern noch eine grotie Menge von den ersten Autoritäten abgefaä«ter
ArtikeL Wir verweisen z. B. auf den leider besond^ zeitgemäßen Artikel
^iCaMkra" ud dsa wUk danm annfliHnihiiiiwi |,0eBfnfbetioft*<; es findflt.sieb
darin andi adMn der Hliweii anf das lieaMobtIgte Beiite49eiielMngMetf . Die
Weltausstellnng^tadt Chicago ist mit der k&nftigen WeltanssteQinif eingeliend
und. wie nicht anders zu erwarten, zuverlässig: behandelt; ein großer Plan und
eine Gesammtansicht der Weltaasstellang ans der Vogelperspective sind beige-
geben. Von weiteren Städten seien erwähnt Ühemnitz, Cherbourg, Colombo
(Ceylon), Chnr, Czefnowtt^ Defarecslny Danzig (die meisten mü Flftneo)» von
grOftven geogn^thischen Artikeln besonders Centraiamerika, Ghflet Golomlda»
Dänemark und namentlich China mit den anschließenden Artikeln Chinesen-
frage, Chinesische Literatur und Chinefsische Kunst. Let?:terpr Artikel ist aus-
gestattet mit 2 charakteristischen sciiwarzen Tafeln und l iner atißerordent-
Uch schönen Chromotafel. Im ernsten Gegcusau zu der buuteu grutegken
Feraenweit der ehineaischen Knst steht die goldprangeade DanteUang dea
berlUuntflB Wedmelbager OmciUxes mit seüier e^t deutschen beriwii QMit^
beit. Ein ilh ersichtlicher, von 8 Tafeln begleiteter Artikel über „Dentsche
Kunst be.schließt den Band. Die mit dem int»'vt>^';Mtitcn Artikel „Deutsch'^
Wgiuneude lange Heihe von Stichwrirtern über T)eutürhlaud und Deutschthum,
deren Fortführung einen Hauptschjnuck des nächsten Bandes bilden wird, ent«
bUt tt. a. den yon wertvollen Tsliellen begleiteten Artikel „Dentscbe Eisen*
bahnen*" und die Badi dem aßetnensstan Stande geaiMtete Uate der dent-
sdica Consuln.
Diese Beispiele, denen eine Menge eben.<;<> trefflicher au.s andern Gebieten
angereiht werden kouneu, mögen genügen für den Nachweis, dass Bruckhaus'
CoDversations-Lexikon, 14. Auflage, das beste derartige Kach*
seblngewerk und aneb das nweckmältigste Weihnaehtgesehenl[ fQr
das davtselie Hans ist.
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I
Recenaioneii.
Dinotor A. Ooertii, Die Lehrknnit -h^m Fulirer fiii- Semiuaiiäten, juuge
Lekrer and LehnrioiMB. ZwoHe '▼«nMhrte «ad TflriMMrte Auflag«.
LeipKig und Berlin, Uilins Klinkhardt. 402 S. gr. 8. 5 M.
Diese?» bedeutende Werk ist bereit« in seiner ersten Auflage in diesen
Blättern gekennzeichnet und zu ernstem Studium empfohlen worden. Seither
hat ei BCih in weiten Kreisen lebhaften Beifall erworben, besonders von Seiten
hervorra^ondi T Schulmänner, welche eine jfründliche DurchbUdunir in der Lehr-
kuut zu würdigen und von einer blos schablonenhaften Abrichtuug zu unter-
tfliwidwi wissen. Die infoIgedeiMn nöthig geworden» nene Auflage iBt nun
einer genauen Revision unterzogen und durch mehrere wertvolle Zugaben ver-
mehrt worden, von denen wir besonders die Lehrprobeu über den „Taucher"
und das „Lied von der Glocke ' und die gehaltvolle Abhandlung ..über Ideen"
erw&hnen. Wer die in diesem Werke nifdrrcrf'l('<rt»in mefliodoloi.rir<f lien Kath-
schiäge und praktischen Lehrproben gründiiiii siudirt und selbststandig ver-
arbeitet, wird, wenn er auch dem Verfasser nicht durchaus zustimmen kann,
zweifellos an Siehcrheit nnd Gewandtheit in der Unterrichtskunst gewinnen.
Leider konnte der Preis für das umfängliche Werk nicht tief genug gestellt
werden, nm den Ankauf desselb« aUen denen m cnnOglidien, für welche ee
geschrieben ist. Ihn so mehr sei «■ den n gWMinMnMr Beantzung be*
stimmten Bibliutheken empfohlen. E.
Hermaim Sclu^aderi Der Bildersokmack der dentschen Sprache.
Naae Aoigabe. Beilia, LftMeoSder. 6 M.
Ähnlich wie da-^ Werk Tiorohardfs „Die sprichwiirtHchen Redensarten
im deutschen Yolksmund * «^Leipzig, Brockhaus), stellt Schräder in dem ,^Bilder-
. edunnck* eine gcole Aasahl „deutscher Bedeaiarten* snsammen, erlftutert ihre
Bedeutung und sucht ihren Ursprung darzulegen. Oft gelingt es ihm, den
geschichtlichen Hintergrund aufzudecken^ oft freilich muss auch er sich be-
gütigen mit dem bloMn Binweki auf die zu Gmide Hegende Beobaolitang;
nicht immer kann er den auji:eben, der die Phrase zuerst gebraucht oder wo
und wann sie entstanden ist. Nicht immer endlich kann ei das Gebiet der
Termnthnng ttbenchreiten. Daher denn anch vielfaeh aadin Dentongen bei
Borchardt und bei Schräder. All das liegt, wie der Kenner ohnedies weiß, in
der Natur des behandelten Gegenstandes. Sieht man davon ab, dass jedes
dieien Stoff belenditenda Bach an den genannten Unvollkommenheiten leiden
m»i««. so bleibt noch genug des Wertvollen , insbesondere ftlr den deutschen
Unterricht Wertvollen, auf das unsere Anzeige hinweisen möchte. Schräder
hat eein Material in Ginppen nach der Sinnren\-andtachaft der Bedensartea
odi^r na'h dem Gegenstande, der zu der Phrase Veranlassung gegeben hat,
zusammengestellt (also nicht wie Borchardt alphabetisch). 100 Seiten be-
epne^en i. B. alle Redensarten und AnadrUcke, zu denen die Thierc An-
lass gegeben, z. B. das Pferd (S. 23—45^, der Esel fS. 45—55), das Rind
(S. 55—71) u. s. w. In diesem Theile berührt sich da« Buch Schräders viellach
mit einem anderen ähnlichen Werke: „Das Thierreich im VeHksmunde" von
Dr. Mediens Leipzig, Thiel 1880). — Ist es schon interessant, all die volks-
thttmlichen Phrasen nach ihrer Sinnverwandtschaft geordnet kennen zu lernen,
10 aoeh nelir, OmaZnaamaMaliaBg mit der gaaaealmk- nad Aaeduwaagaireiie
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— 137 —
iBMiMi Yellcei sn erfidmn. Alte, längst eatsdiwaniieiie vdlgUtae Gebiiache,
Rrcht^firriindsiitzc, Gewohnheiten leben in diesen beute noch Üblichen Wendungreu
fort. In Kedeweisen, wie aus dem Sattel heben, der Kaufmann fflhrt diese
Ware, Stein und Bein schwören u. a. tukrt unsere Spruche viel altes Lei»uu
mit »eh, leider zumeist ohne dass wir es achten oder uns dessen bewusst
werden. Freilich nicht gar leicht ist nns oft der Blick in die eisrcntlirhe
Bedeutung gemacht. Viel&ch steckt in diesen Wundun^en alte üprach-
fimBf ucH-h häutiger Kntstelhmg ToHoetymologiMto Umdcutung, und das trübt
unseren Blick. Mau denke nur an Tiedensarten, wie: Einem den Hang ab-
lauten, l'isematenten machen, su Paaren treiben, dag iSchäfdbea ins Tic^eue
hriagen «. e^ — Sollte die ÄrUlnuiir bMiu Awok rm «Beeren SefaUon ift-
brauchter Phraüeu diesen nicht willkommen sein, den Unterricht hclehen. die
Beobaohtuagsgabe wecken und schilrt'en? Uad eolite nicht die Auffindung der
PhiaecM, die aaf ein beettmmtes Iie1>eii<gcbiet oder vat die Beeoh&ftigung eines
bestimmten Standes Bezug nehmen, nicht auch ihren Wortschatz mehren, lose
Vcrbuudeueä zusammenhalten und innige Frendc tibcr den Reichthum unserer
Sprache erregen? Gewiss. Der Lehrer wird natürlich uit'ht sjitematiic h, etwa
mit Schräders Buch in der Hand, vorgehen dürtcn; aber hie und da, weun
eine derartige Redensart in einer recht aiitfalligen Stelle eines Lesestüekes
Tür die Seele tritt, auf ihren Sinn, die isu (iruude liegende Beobachtung, d&&
fersteckte Bild, auf verwandte Wendungen hinweisen, das wird keiner eidi eat*
gehen lassen dürfen. Sehiaders Bnch i^t da ein kundiger Führer. W.
Zeehe, Lehrbuch der Geschichte des AlterthumS. Iiaiba«li .1891,
Ktoinmaver <K- B-unbere- O'reis geb. 1 Ii. 50 kr.)
Auf dem üebiete der LehrbuohUtemtur maeht iioh seit ungefähr aehn
Jahren fmotm ein WirtBebrltt bemerkbar, ab die geBdiiebtiiehen Lebibtloher
für die Oberdassen höherer S<hiilen mehr als früher auf das Skelet der Er-
zählung, aut die Disposition Wert legen und sie auch äußerlich durch «die
Hilfsmittel des Druckes viel schärfer hervorheben, als einst Wadter und Piltz
gethan. Herbst oder Jänicke, noch mehr Ulbrieh-Kiimmd, am atixksten wol
Dahn ftder für die prenßisch-deutdcbe (Teschichte Stutzer betonen dieses Prineip,
Letztere zwei verzichten um dessentwillen sogar uut einen lesbaren Text. In
den Oetendcfaiaehen LehiMdieni blieb man biaher bei der alten Richtung und
gab nur ab und zu der neuen Strömung Raum. Zechen Lehrbuch, das im
vorigen Jahre ala er^r Theü einer dreibändigen Geschichte für österreichische
Ojiuaaten eradden, stdit dagegen gana anf &sm Boden der nenen Aimchauung.
Der pragmati.^che Ziisammeiiliang tritt hei dieser Behandlung viel deutlicher
henror als z. B. in dem in Österreich viel gehrauchieu Gindelj^'a^en Werk;
ancb das ▼erstaodeemftßige Lernen wird wwentUoh erlefebtert. Dabei geht
ab< r Ze« he nicht ^^o weit wie etwa Dahn oih'r Stutzer, in der richtigen Er-
kenntnis, dass eine vollständige Formengebung vou ::^ite eines Schülers (hei
der eigenartigen sprachlichen Vorbildung der Studenten in den sprachlich ge-
mischten Gegenden Österreichs) nicht verlangt werden kann. Würde Zeehe's
Lehrbuch nichts anderes als das Gesagte an sich tmgen, so bezeichnete es
immerhin einen Fortschritt gegenüber den bisher in ()sterreich gebrauchten
Lehrbüchern ; e^ hat aber noch ein paar andere Züge, die es in mancher Hin-
sicht, seihst den in Deutschland eingeführten überlegen erscheinen lassen.
Dahin gehört zum Beispiel, dass es bei einzelnen Erscheinungen auf das Ty-
piaefce anftnaikBam' maeht, das lie an sieb tragen, anf das Qesetamißige,
das sich in der gesch-'^bMichen Entwickeliing heobaehten lässt. Es geschieht
dies nicht mit aufdringlicher Breite, sondern in Form einer karsea Einschaltung,
flfaies Sdihigwwtes oder ab AbseUnse der Gesehidite ein«i Volkes, und so be-
hutsam, dass man ihm nicht den Vorwurf maehi n k:mn, es habe T'nL"'Iii)i ige-
in die Thatsachen bineingeheimnis.'^t. Zu einer denkenden Betrachtung der
Geschichte die Schüler anzuregen, ist kein geringes Verdienst des vorliegenden
LebrbaehM. Es zeigt sich auch in der Behandlung der römischen KaiBer^eit,
wo von der früher flhlichrn abgegangen nnd diese folgen««chwcrc Zeit nach
cul^irgeschichtUchen Gesichtspunkten behaudelt ist. Erst su gewiuut sie au
Ibtcnae «nt wird ihre Bedentnag für die Bntwiekelang der Kensehkeit im
IL
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— 138 —
Mittelalter dem Sohfller Uar. — Dass natürlich auch diesem Boche noch
Mänfjel anhalten, sobald man den Blick auf Einzelheiten richtet, bedarf
wol keiner Erwähnung. Ist es ja doch eine erste Auflage, in der Schule noch
nicht erprobt. Manches würde sich weniger zerstückelt besser einprägen, zum
Heispiel die Darstellung der Zeit des Perikl» -. :uul« res wird einer Feile be-
dürfen, so z. B. Sätze, wie (S. 161): Mehreren Jahrhunderten prägte Alexander
deft Stempel seiner Geistesart ML Voll idaatott Sehwugefl nad Begciste-
ring für die griechische Geistesgröße, ist er aasgezcicbnet . . . oder uS. 128):
Nach Phidias ist der grüßte Plast iker Polyklet. Aus seiner Schule gingen
viele Statuen von Stegem bei tlt n Nationalspielen hervor . . . oder (S. IW):
Im l'iriius herrschte ein sehr lebhalten Treiben, das der Staat durch strenge
Handhabung der Polizei beförderte, oder ^8. 12ö): Er (Äschylusi stellte
nach Sophokles' Ausdruck die Menschen dar, wie sie nnd, wtthrend er (ge-
meint ist hier Sophokb^) selbst sie darstellte, wie sie sein sollten. Auch
einige Druckichler in den Zahlen sind im Druckfehlerverzeichniä noch nicht
vearbMMrt. W.
Wem und Wacker, Ans allen Jahrbmiderteii. T. Tlieil Afterthim.
7 Lief. & 45 Pf. Münster, Schöningh.
Ein SeitenstUck zu den im gleichen Verlag ensduenenen geographlMheii
Charakterbildern „aus allen Weltt heilen" sind die vorliegenden geschicht-
lichen Bilder, deren erster Band ..Das Alterthum", 219 Seiten fgr. 8) stark,
31 Themen politiflcheu oder culturbistoriscben Inhalts aus der orientaiischen.
gTieehisdien nnd iQmischen Geschichte bespricht, unterstetzt Ameh 8 VoR-
l»ilder und 35 Illu-tnitioii» n im l'ext. Die reifere Jiitrend wird darin mit den
besten Schilderungen uiisi rtr neueren GescluchtsBchreiberf eines Duucker, Cnr-
tias, KomiDsen, Schwegler, Ihne, Peter, Friedländer, Falke, deren Werke un-
seren Gymnasiasten oder Seuiinaristen in den meisten Fallen schwer zuiräug-
lieb sind, bekannt geuiaohk i>ie Herausgebez bekunden duxcb die Wahl der
Themeft wie dnreh die Attwnlil nnter den sie b^tadelnden Sohriftstelleni eine
l^flokliche Hand, lienn as sind nicht \iV» die Marksteine der politischen Gc-
cehifihte, die beivorragendaten (gestalten, die das meiste Interesse erregenden
evltuTgeiebiditUAai Zuetiade rof^Mai^ aondera ftveh beinahe jedemnl in
der Darstellung eines Mei>ters der Historiographie. Nur die Literatur scheint
uns nicht genügend vertreten. Sophokles und das griechische Theater, die
Sophisten vnd ftlkntes, das sind i. B. TheiMii, ob» denn DanteUnag die
Geschichte des Altcrthums eine wawatUdie "LMob awfmift. Attck ne habflB
ja Iiereits ihre Mei>ler gefunden. * W.
Wirth, üliungstrageu zum Gescbicbtsanterricht. 1. HeiU Bayreuth,
Ueusclmiaau (1892).
Das Toruegeade Heft^hea (80 S.) serlegt dea Lanfltoff der Gesehiehte des
Altt rthnnis von Pütz (Oberstufe) in Fragen und iwar in 70 Grtipiien. deren
jede den Inhalt einer Lection bilden solL Die Qnqpma 67 — 70 tünd Wieder-
MloBgnfragen ans dem GeaaBnatgelnet der altaa OescUdite. Die Axt der
Fngen dri\n<rt weniger auf eine Behcrrschnnij des StojTr-, denn sie setzen
aiekt eine neue Gruppixung des LemstoflcA nach anderen als in „Putz" ge-
gebean fliiiiinhfuaiBilffin voiaas, aeadera mehr aaf ein leiehceree Einprägea
des Stoffes. Manche Capitel, die dem .Schüler recht schwer fallen, z. 1'. der
peloponnesiüche Krieg, sind in zu wenig Fragen zerlegt. — Was die Gruppen
anlangt, so verstolen sie maaohmal gegen daa Geaata der Einheitliohktit oea
Unterrichtes. So z. B. wenn an die Rcffiernns: der Pisistratiden ganz mecha-
nisch und äußerlich die Colonisation der Griechen angereiht wird \^Gruppe 23)
«dar aa die ■Meaeaischen Kri^ die olympisehea Spide (Graape 81). 8a wii^
tiga Thatsaehen und Kinric!itnne:<'n sollen außerdem nicht als Anhängsel, als
FflUsel einer Stuude behandelt werden. Manche Gruppe enthält femer xu
viel Lehrstoff. Das gilt a. B. voa Leotioa 29: kaaa dflaa wirklich eia Ga-
schichtslelin r den ß:anzen pelojionnesischen Krieg in einer einzigen .Stunde
vortragsweiüc erläutern? Ist dieses schwere Cajütel nickt als eine Lection an
laiiii^wiieh für daa SektOer? Oflt diaa aiekt taak voa Gni|i# 22: „Qaaahiflhla
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den KunigthuniSj der Aristokratie m Athen, der Tyraimib des Kylon und der
YerfaawiiigMcifoim Sskas?^ W.
Petzen, Dr. Julius,' Prof. der I7niT«rtitftt in KopeolMg«!, Lehrtach der
elementaren Planimetrie. Deutsche Ausg. von Dr. Fischer-Benson»
Prot: in Kiel. Ii. Aufl. 106 a Fig. im Text Eopeobagen, Hitet, 1891.
1 Jd. 60 Pf.
Dm Ziel des Uutenichtes in der Ueometrie, gagt der Verfasaer, ist nicht
bloB, die Sehttler ein 8fvUm der Oeometrie m lehre«, eottdem lie nr Lösung
von Coti-striTctionBaufgabrn !2:C8chickt zu machen. Diesen Weg hat ja T>r. Pe-
tersoi schon im seiner bahnbrechenden AulgabaMainmlmg mit groftem Ver-
etftndnlflie und Oesehielr eingeschlagen, «ad der deeladie Bearboter ist ihm
mit Einlullt und Sachkenntnis gefolgt. — Der Inhalt des Buches verbreitet
sich über die Lage der geraden Linien, dann über Congruenz nnd Symmetrie,
• ferner über Ähnlichkeit, welchem Capitel auch die Anwendung der Algebra
aaf die Geometrie eingereiht iet and etulli« h über Flächenberechnung; jedem
ehundnen Abschnitte sind sehr zahlreiche Übun8:6anfgab6n t)ei£rt'fii£:^t.
..Der Abweichungen vom Hergebrachten findet man ni<kt ucnige, aber
gerade darin liegen die Vofsflge des Buches." Dieser Äußerung des Verfassers
-riT7i:ii Ti wir volL-täiMlig zu, indem wir beifögen, das? da« Buch einen durch-
aus modernen Standpunkt einninunt, und einen großen fortfichritt der Me-
thodik ÜBBtetdlt. Es fdilt in denwelbea allerdings, was man aoait aas der
neueren Geometrie nhev harmonische Theilung, Polare u. s. w, in die Lehr-
bücher dieser Stufe autzunehnran pflegt: aber das Gebotene scheint uns hin-
rrichead fttr alle höheren Schalen, weil ea, was an Dmfsng fefah, reichlich
durch Vertiefung ersetzt. Es mö|^e daher dieses Bndk der Beachtung aller
Fa<'hi^enos''Tn hest^^ns empfohlen «ein. H. E.
Geologie in kurzein Auszug tiir Seliuleii uud 2ur Selbstbrli-ltrung zusammen-
gestellt von Dr. Eberhard Fraas. Mit 16 AbbiLluiigen. Stuttgart^
G. J, Gßschen'sche Verlagshandlung. VI u. 104 Seiten. Preis 80 Fl.
In einem auch schon dnrch seine äußere nette Ausstattung besteehendea
kleinen Bändchen bietet uns der Veifasy^er die rioalogif in ihr» n TTanptpartien.
Die Capitcl: Das Materiale der £rdkiu8te, die Entstehung dieses Matenaies,
Terwendung desselben oder die Bildung der MebeilSohe, metorisohe Geologie
'^der FoTmationslehre zeiq:en einf^n reichen Inhalt, der in iredTflnirter Ft-mr und
populärer, Jedoch nicht flacher Darstellnnir alh' Krtahrungon dieser Wissenschaft
darlegt, m das Werkchen «ach kein eigentlicher Lemliehelf, se dock ein
gutes Repetitionsbttchlein, dsa insbesondere in Sdnden nnd Bibliotheken
Nntznn stiften winl. C. R. R.
Naturl« hl e für Volks- und Bürgerschulen. Mit Rücksicht auf Chemie
nnd Mineralogie bearbeitet von Carl A. Krüger, Rector iu ivuuigsberg
l Pr. — Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 84 Abbildungen.
Dauig, Emst Ghniihna Verlag. 60 Sefteii. 35 Pf.
Ein kl« iu*-.s, aber reichhaltiges Büchlein, welches das wichtigste der Physik
in mcthodiiich richtiger Weise behandelt. Da.ss bei der Knappheit der Behand-
lung so viele praktische Winke für das Haus und das Leben geboten werden,
ist anerkenneas^ert. Die beigegebenen Abbildungen sind recht gut. Wich-
tigcr<*«s und minder Bedeutsames, oder auf einer höheren Stufe zu Bespict hendes
ist durch Verschiedenheit des Druckes charakterisirt. Stets wird voui Experi-
mente oder der Erklärung der ^«^™^f^»"«g ausgegangen uud da» Gesetz ab-
c:cleitet.. Das Bflchlein liann bestens emj^Uen weiden nnd ist auch sehr
niederSsterreichischen Volksbildungsvereins -Zweig „Wien und Umgebung*'
VsrfMst). mt 83 Abbfldnngen, Wien, Prag, Leipzig, Tempaky-Freytag,
1892 (Fiwis geb. 1 fl. 25 kr.).
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De? TerfttMer stellt sich in der vorliegrenden Qeschichte die «eUiie Auf*
gäbe, einem weitepu Kreis(\ der Bürge rsr hu tt und deu Arbeitern Wien:», ein
Buch zu bieten, du sie an langen Winterabenden oder dos Sonatay Nach-
mittags gern zur Hand nehmen, In das iie meh Tersenken vnA eitt den efo
verständuisvoUc Liebe zur Heiniatsstadt , rrcscliiclite lernen. Darum war sein
Augenmerk von vornherein nicht auf da« Herbeischaften neuen Actenmaterials
gerichtet, send«» auf die geftUife Fotm, die populäre üanftellung, die aa-
zichende Schreibart. Und weil in den Kreisen, für die dait Bueh behtimint ist,
nicht archioliwiBche Dinge in eister Beihe intereesircn, sondern mehr die
Ereigniase mia Zusttade der letften hundert StUm, so bat raeh GngUa den
Haupttheil seines Buches di -f ii Abschnitten e:ewidin( t und jene Zeiten, deren
Naehwiikuigen aieht mehr liiMbar, kttner hekaadelu Überall, wie das ja
aeBbrtreniMlndlicb ist^ aber aueh dn nieht TenAunit, efnen noeh bente erbal-
tenen Namen oder ein erhaltenes Denkmal alx Anknüpfungspunkt zu benutzen, um
daa alte längst Verkian|mie wieder aufleben zu laven. Der Bestimmung des
Bnebee ent.«pricht m enmiob foUkenomn, dan ea alte Zoitlnde und Biwieh«
tungen Tolks\virt.s< baftli'cher oder rechtlicher Art des breitereu iiuacinandersetzt.
Wenn wir so dem Buche das ihm gebfirendc Lob gespendet, so erfordert
doeb der Zweck dea Badies, daas wir ancb nvf dasjenige anünierkiam nnehen,
was es un l - !'!rr' i seines Zieles hindern wird uutl eine zweite Auflag^c
leicht beseiiigeu kann. 60 fehlt dem Wedie die rechte Übersichtlichkeit. Die
OapHel nnfiMen zuia Theil m vielerlei, mm Tbefl sind die Titel der 14 Oapitel
nicht zweekniilßi» ffowäblt (z. B. Burq;enban und Klostergrilndung, Allerlei
Kämpfe, Ueidenkämui'e, gibt nur a Kaieeratadt u. äA Man sieht, die nah«- .
Seiegenen Titd sind abriebttiek gemieden. Ein groBer Übebtead ist fener
er Manfffl eines Sadüegisters. Die Folqfc ht. dass selbst der in der Ge-
achichte Bewanderte gar nicht so leicht oder mindesteuji nicht rasch, ge>
wisse Personen oder Ereigniase in dem Buebe flndet. In formeller Hinsiebt
schadet der leichten Leäbarktit nnch die Vorliebe des Verfasser« für das
Komma, das er gegen alles Heikonunen statt des i^emikolons, ja statt des
Punktes gebraucht, und besoadcn In den eBsten Oapitebi daa Sbeben nach
einer gewis.sen al'- iTlulmliehen Schreibart, da.« - man mtiss e« sajrcn — nicht
naturgemäß kiingi und die c>ache nicht fördert. Vielleicht enütchlietit sich die
VeHagsbandlung, fllr die ilt^re Zeit eine griUere Anzahl Bilder schneiden za
iMscn. Dann wfire es mdglich, die Bilder an die Stellen des Buches einzn-
fügen, wohin sie kraft des Textes gehören. Jeut niad z. B. Bilder, die das
16. Jahrhundert ▼eranschaulichen, dert, wo der Text die BnbenbetgeiMit be-
handelt. Das 8t»rt. Nicht mir ! r nm das auch im Interesse einer zweiten
Auflage zu erwähnen — die dewoliutieit des Verfassers ^ Jahreszahlen mit
Buchstaben /.u .schreiben statt mit Ziffern. All das liest Sidl ebne Schwierig-
keit bei einer Neuauflaj^^e ändern, ün.sere Anzeige wäre aber nnvollständifj.
wenn wir nicht auch des (ieistw» gedachtea, ia dem das» Buch abgefasst ist.
Der Verfasser siebt die TOrmärzliche Zeit nicht in den Farben, in denen sie
die meisten der Zeit!reno«9en oder z. B. daa Jahr 1S4B anb, und die Bewegting
des Jahres ist ihm sehier eine ToUe. W.
Crrohmaiin , Das Obererzgebirge und seine Hauptstadt Anuabeig iu
Sage und Oeeclilehte. Annnberg, H. Graeer, IS^.
Eine erfreuliche Erscheinung des dt ut.schen Büchermarktes, narbabmens-
wert in jeder Hinsicht! In populärer l'assung worden alte tragen, die aich
an das Obercrzgebirge, insbesondere an AnnaMrg kntipfen, vnd voUtsUeder
aus dem Obercrzgebirge im Dialeet mitgetheilt, in abgerundeten Bildern die
wichtigsten BaadenkmiJe der Stadt bis ins Einzelne geechiidert und frühere
CiiltnnnstSnde sowie alle BreigniMe geecbiebtli^er Art quellenmäßig vorge*
führt. i. auf Annaiierger Boden abgespielt. So ist ein Buch gesohatl'en,
daä aus Liebe zur Hmmat erwachsen, Anh&ncliohkeit an die Ueimat in die '
jugendUeben Heuen sien wird. Wie wenig deatsche SIfdte, Tollaeiober nad
auch ge.schichtli( b bcdeiit.samer als Annaberg, können ihrer Jugend ein solch
lehrreiches, historisches Buch in die Band geben! Wie wenige Schulen in der
hier geleistetea Art WeltgescUebte mit StadtgeKohicbte* Terknttpfen und eo
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— 141 —
jene dnich diese der Jugend nahe bringen! Dies Bach wird sehr bald kein
Scbttlor Aanaberffs bloe als jjScfavlbvoh" betraohten; es wird iJun, berangewacluien,
em «BiNih ftn Leben" aeuif em FanuUeiip mid HaiulNUh. W.
W. Heing, Obrittoph KoUmbis und die EstdeekiiBr Anerik»«.
Humorei^Lliideii, Utaaz ind Lauf, 1898 (1 IL),
Pas kleine fächriftcben iT4 Seltt-n'; cr/flhlt der T ir.rixi die ^chicksalo und
Entdeckun^reisen des Kolumbus in schlichte Form und, da es sich dabei an
bewährte FachschriftsteUer, bmnders Sophns Roge anlehnt, frei von den
vielen entstellenden Fabeln, die sich nrn das Leben des Entdeckers gerankt
haben. Etnerehend wird inshesonderc all das g'pschüdtrt, was Koluntbus m
der Lborzeugung brachte, der Seeweg naeli Indien müsse sicli auch durch
eine Fahrt nach Westen erschließen lassen, «md er sei von der Voisehungr be-
stimmt, diesen Weg aufeufinden. Stellen ans den Propheten b<^os: in
diesem Olaabcn auf sich and sein Werk. Auch das ist recht hübsch dargethan,
wie Kolumbus durch verscbiedeiiartige. bei Qmi feststehende, unrichtige Meinnngen
doch in seinen Unternehmungen geuJrdert wurde. Lehrreich sind endlich die
mitgetheiltcn Notizen Uber die entdeckten Länder und die Fahrt aus dee
Kolnrabiie Tagebncsh. W.
(kistbeck, Geographie fttr Volksscbnlen. 3 Theile (^35 Pt). Aufl.
Xtncbeii, Oldenbourg.
hl drei Theilen, ausgehend von dem enserea Vaterlande (Bajem), fort-
schreitend zu Deutschland, abschließend mit qen anßerdcntccbcn Landschaften
und den Welttheiicu, tllhrt (ieistbeck den f&r die Volksschule geeigneten
Lehntoff tot, indem er ibn dnreh Ueine 9daa«i ireimnaehaidiclit. BaTem nnd
da,s Pent^-che Txcich /erlebt er in gcographiFehe Individualitäten und verbindet
in der lebneicbsten Weise die pbysig^e mit der politischen GeogiapJiie, über*
an auf den OawwihniMtimffenhaDg beider binweieend. Sein DiepoiinoiiaBdiena
entspricht der wissenschaftlichen Behandlung^ der Ländcrrftume. Was dem
.Buche, wie allen Schriften Geistbecks zur Zierde gereicht, ist die Klarheit der
Darstellunf^ und die Rücksichtnahme auf die Forderungen des praktischem
Lebens. IlnvoUkompaienheiten bemerkt man nur wenige« ao i. B. einige in
der Darstellung der politischen Geographie Österreichs. — r.
Antbropologie. Der mem^iche Körper, sein Ban nnd seine Thätigkeiten.
«largreetellt von E. Kebmann, Professor am Oyninasitim in Karlsruhe. Mit
30 Abbildungen und 1 Tafel Stuttgarti G« J. Göscheosche Verlagsbaodlon^.
100 Seiten. Preis 8Ü Pf. '
Ein kurzgefasstes Lehrbuch, das auch für dea Selbstunterricht geeignet
ist, ^ es das Wichtigste über den menschlichen KSiper und sejne Functionen
in klarer und bttndiger Weise enthalt. Die Abbildungen sind recht gnt nnd
zur Edäuterung voUkommen ausreichend. I>ie beigefügte Tabelle über die
Nahnragamittd ist ledit instnietiT. C. B. B.
DeuUehlands Tbierwelt in Bildern. Fttr di« felfera Jugend sntaiuBeii-
CWtettt T«i Ad. Hammer. Utt 168 Abbfldmigeii, Leipdflr, Beriin, Wien.
Verlag toh JaBuB KUnUmrit XTI imd 464 Selten. Preis 5 M.
Aua den besten Werken thcils wortlich entnumuieu, theils gekürzt oder
umgearbeitet, bringt der Yertasser eine große Zahl von Thieren aller Gruppen
in sehr interessanter und lehrreicher Weise zur Anschauung; sehr g^te Uln-
strationen unterstützen in vortrefflicher Weise den Text. Die am Beginne
des Werkes befindlichen Aufsätze allgemeiner Natur sind höchst bcachtcnsr
wert, wie das Wanderleben, die Starke , die Sprache der Thiere u. s. w. Dasa
iler bühcrcn Thienrelt, isabesondere den Säugcthieren und Vi*<^eln der gi66te
Theil des Buches znprcivies<?n ist (faat zwei Drittheile) wird jedermann ?ut-
h^n, doch sind auch Bilder aus der Insectenwelt recht zahlreich vorhanden.
Die Awakattang des Werkea iet bSobat aoigfSltiir, der Pieia rdativ, bei
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— 142 —
schönem Einbände, billig zn oenuen. Schiller und Lehrer u erden an dtiu
Werke gleich gro6e Freode kabea, «id dnawlbe wirt M in vcrdiomter
Weise viele Frcwndr» erwerbfn. ('. K. ){.
Die Thierwelt iiatii ihrer Stellung: in Mytholog^ie und Volksglauben, in Sitte
und äagc, in (iescliickte und Lltteratar, in Spridiwort und Volksfest. — Bei*
trige nr BMmg im ifttiuitiuidUcheii TJatertiehtos and nr Pflege einer
sinoigeii Natorbetnditoiif IKr SdiBto ittd Hans; genmiiMlt and hfirftaf>
gpgeLen von Carl J. Steiner. Gotha, Verlag von C. F. Thienemanns
Hoibuchhandlnng:. XII und '^2A Seiten. Prei? 4 M, 20 Pf.
Der VerliiÄScr wollte kein Lehrbuch der Tluerwelt 8chreil)cn, sondern
uunndte nnr mit Eifer, wo» im Tolke der Q<^nwart und Vergangenheit an
AnsHprflrhin über einzelne Thiere vorhanden war. yr^iou es Sprif Hwörtcr oder
(U'dirht^ uiler Erzählungen oder Sagen. Es ist aloo das Buch eine Art Lese-
))U( h über das Thierreicn. dos aber mitunter in recht aniieheuder Form Wahr-
bciton iilxr das Leben ȟiJ den Charakter d*'r Thiere vorhrinpt, welche wir
in t'iui^r gystemaiisehen Züulugic oder iu Si liildcrungen ilbcr d.u» Thierlebeu
Tergebens suchen würden; das Volk ist • ' i in tauscni^äliriger Beobaditer
und fördert dalxi main-lK'S KichtiL^o, freilirli lun li iimnchr.s Falsche ziit:i2:(\ wn«
sich recht gut beim iiatnrhi^toniH^heu Wiiterricht^; ciii»ireuen läset, ohne das
Wesen desselben in ntor. n. Das Werk soll nicht bloü ein UnteriialtttngsbiieiL
sein (obgleich nn vii len Stellen einen solchen Charakter Hnnimnit), «ondern
auch in angenehmer W^eise belehren. Wir glauben daher, da&s iiir-hr bius der
Naturhistonker dartn Stoff findet, sondern auch der Sprachunterricht dvnli
dasselbe in anjfenohmor Weise gefördert werden kann. Vor allem aber aner-
kennen wir das Bestreben des Verfassers, die Liebe tar (<i>tt«s schöne Natur
SV erwecken. Wir empfeUtti Lehrern Jeder Kategorie da.^ Werk zur Be-
nutzung, jeder wird etwaig, mancher Vieles darin fflr aidi su benutzen findoi.
Die Ausstattung ist sehr schön. C. K. K.
Leitfaden fllr den Ansehanangeanterricht in der Physilc. Von
Dr. Max Pieper, Oberlehrer am beraofliclien FriedildiB>Gyouia8iQ)n zu
Dr^s^an. Dnselbst, Veriagebaohbandlong Ton Fa«i Qauaanii. YIU n. öö S.
Preis 60 Vi.
No*li ein lihysikaiisches Lehrbuch! So sagt der \'erta.'s;scr selbst üui Be-
ginne seines Buches, und wir uiöckten den Ausruf wiederholen. Kleiner Leit-
fäden für diesen Zweck gibt es so viele, dass kaum mehr etwas Neues ge-
boten werden kann. Doch so denkt der Verfasser nicht. Er nimmt einen
neuen Standpunkt ein. Für ihn ist das Experiment nicht die Grundlage des
physikalischen Unterrichtes, er perhorrescirt dasselbe, weil — die Apparate
gebrochen sein können, oder der Lehrer nicht die nöthige Zeit hat, sich für
das Experiment eiuxuüben. Wir halten diesen Standpunkt für verfehlt. Aller-
dings kann man sich auf manche Erscheinungen des Lebens berufen und sie
gleichsam wie Experimente besprechen, aber wie vielen Schülern wird da die
Anscliaiituii? mangeln! Bei vielen Partien des Unterrichtes werden die Experi-
mente oder doch das Vorzeigen der betreffenden Apparate zum mindesten in
gitten Abbildungen sich nicht umgehen lassen. Man sehe nur das Capitel
• von der Verwendung des elektristiirn ."^troiuos an, wie niag-er sieht das im
vorliegenden Bache an«; wie soll der Schüler ein Telepbon, einen Telegraphen
verateiieB , wem er niehts Derartiges (tcschen hat? "Wie sieht es mit deir
Ojitik aus, wenn die .^tliiiler g^r nichf.< dav.Mi a'esehen haben. I>ass man mit
dem Experiment Maü halten soll, geben wir zu, dacs schlechte Experimente
stt Teirrerfen sind, ist gewiss wahr, aber darum mll man das Kind nielit mit
dem Bade v» rH' hütten. Der vollsten diare M.uitrel an TIlustrati<>nen erklärt si< h
ans der Ansicht des Verfassers. Dei bcigegebcne Anhang: Beobarhtoagen am
Himmehselte ist tedit gut, doeh Ar die Stnft, Ar wddie das Bach ga>
silirirlien ist, etwas weitgehend, wenn mnn i leh erklären will, und paMt
eher in eine phjBikaliscbe Geographie oder allgemeine Nataiioiade.
0. B. B,
i
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— US —
Kfih], J. H., Lehrer äer Gewerbeeclmle zn Hamburg;: Grundrißs der Geo-
metrie. I. Planimetrie, 94 Seiten, 12.^ Fifriireu im Text, 1 M. 40 Pf.
II. Sterpometrie. 1H5 119 Fisr.. 1 M. 80 Pf. IIL Trigonometrie, U9S.,
62 Fig., 2 M. iJresdüU, Kühtmuuu.
Ks ist schon früher ein ähnliches Lehrbuch desselben Verfassers bei einem
anderen Verleger erschienen, und wir wnren schon dauab im. der iMgt, die
Arbeit tbs Yerfiissers mit Aiicrkennune und Zustimmung; zu besprechen; e-i
waren nur ciuigi) geringe MiiugLl, welche wir anmerkten, und auch diese
finden \s ir im Vorliegenden grüßtcuthcils behoben. Der luBeren Furm lueb
ist der Verfasser dem hergrebrachtm Halnürn von Vorans^sotrnno;, Bebaiiptuuir.
Beweis treu geblieben, hat aber dabei doch verstanden, die geometrische
Zeiehenepraehe in elfte leleht venrtftndllcbe Wortsprache lifsSbenulefteo. Die
.allgemeine Gewerhcschule und die Schale ftbr Bauhandwerker** in iramlMHir.
deren JLiehfer der Vcrfafisei ist, scheint einen hervorrefenden Platz unter den
tedmiseheii Lehranstalten einrandimen; denn dieses Lehrbeeh der Plarfbnetrie,
welches der Verfasser zunSchst wol für i^vlm- Anstalt ''tstimmt haben mochte,
ist in Bezug auf ümtang und Stoffvertietuug hinreichcud weitgehend, um den
Anforderungen aller höheren Schulen zu gouügcn. Es ist anch aus der neueren
Geometrie Sber luuanoiusche Theilniig nid Giiofdflle a. e. w. die Ar die Schute
5dthigc herangezogen.
Der sweite Theü, die Stereometrie, ist womöglich noch griindiicher und
ansftllniieher bebud^ de der erste Theü» Damanfudi vemlieBt bervorgehc^en
zu werden die sorgfältige Darlegung über die Bestimmung der Entfernung
und des Winkels von windschiefen Geraden, sodann der Formel von Simpson
und dbieu mannigfacher Anwendung. Ganz besonders wertvoll ist gerade für
diesen Theil die sorgfältige Entwertung and Ausführung der Figuren, welche
völlig als eine musterhafte zu bezeichnen i^t; die Darstelluni; dps Kloster-
und Kreuzgewölbes, dann der Schnitte des ivegela durch verschiedene. Ebenen
smd wmaa^kh entworfsn wd nusgelllbrU
Der dritte Theil liegt uns zum erstenmale vor, er enthält die Trigono-
metrie, bei welcher der Verfasser den praktischen Weg einschlägt, nachden*
die \\ inlieil'uuctiuutiu als Strecken verbältnirae der S«iten eines reehtwinkeligeu
Dreieckes erldftrt worden, sofurt /or Auflösung rechtwinkeliger Dreiecke und
derrn .\nwendung nnf (rleichschenkclige Dreierkc wnd regelmäßige Polygone
tiber/sugebcn. Erst nachdem sich der Schüler aut diese Art mit den Wmkel-
fttnetionen des ersten Quadranten vertraut gemacht, kommen dieselben auch
als Strcfken zrir Darstellnnir und wird auf die Functionen der Winkd in -
liebigen (Radianten übergegangen. Es lolgt die Goniometrie und die Aui-
ISsung scfaiefirhikeliirer Direiedte. In ehiem Anbiiige werden die wiehtigsteh
Lchreti der splulri'-clien TriiTonometri«- , unknüiifend an die Figen.cehaften der
körperlichen Ecke, mitgetheilt, wobei sich der Vertass^ allerdings auf das
Nächstliegende besehrftnkt. — man findet ia aUen drei Tlieüett des Werkes ein
B^r reiches Übungsmaterial, gut gewählt und zweckmäßig eingeordnet. Be-
sonders in der 'IVignnometric wurde mit der Lösung von Aufgaben so weit
gegangen, al^ cb bei dieser Stufe Überhaupt möglich ist, wir fanden da manches
dsBiyeinsBer Eigen thtafiobe oder auch seltener Vorkommendes wie s. B. die
Berechnung der Halbmesser der Ankreise, die Berechnung einer uuztigfiog^
liehen Höhe aus Visnrcn in verschiedenen Ebenen. - Wir m&chtcn dieses Lehr-
ndttel recht sehr der Beachtung d< r l'achcoUegen empfSehlen, nicht Mos, weil
leirht fa.sslieh und mit cfToB'-r Klarln'it aLm'fasst ist. i^OTidfrn hanptsaclilich,
weil ans der Vertasser besonders glücklich das Maä dessen zu treten scheint,
was den Sebfilem bOherer Scbvlen Ten diesem Gegesstibide anflnrnehmai su-
gemuthet werden kaim. E* «'heint nn> die- ( in TUich zu sein, an welchem
der Lehrer A erbessernngen zu machen nicht nüthig hat, so daae an dioseru
Bvriie LeJuer vaA SchtUer ibre Freude baben kitanen. H. E.
TttntwwtL Bsiaoliar Dr. Frledriok Dltt*t. Bmliimk««! Jallas Kliakkardt, Leiprii;.
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= Soeben beginnt au erscheinen =
in zweiter, gränzlich nenbearbeiteter Anflag'e;
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l^'luuel. Alle Fabrikate. Höchater Baarrabatt.
Alle Vortheile. Illustr. Katalojre ^tia.
VVllh. Rudolph in Olt?«»en.
KrösAtes Piano'Venandt^Geaohüft Deutuchlanda.
Musik
Clai». n. iMoiln.i- D. 4lidir. UutiTlarrn,
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^ Jede Xr. «OPf. Icn pMidirU
Aodaprn. Voncl.Stifb n Dmrk. itarkr« l'apifr. — FJfirant aas
fntaiiar A IbuniH a l.äQ. rrtiilirt t«n Rirnann. Jadai-
labnrU. — brliBndcBr Hn^ik «lirr F.ilitionrn. — Humorittica.
V«f»>ichn. irr. n.(r. rva Fe<iX Si^Bl. LelpilQ. l>arri«o«r. U
Soebexi ersclielrLt
19000
16 Bände ereb. & 10 SL
oder 256 Hefte ä 50 Pf.
jieoool
1 Abbildungen,
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rsationS'Le.
/4. Auflage,
Seite nText.
Konve
xikon.
leoOTafeln.
SOOKartenl
1 120 CbroiDotafelii ood 480 Tafeln In ScbwarzilrDcL |
Bucbdruckerci Julius Kllukhardt, Leipzig
Hierzu 3 Beilagen: 1. von Bleyl & Kaemmerer in Dresden. 2. von E. Morgenstern in Breslau.
3. von C. F. Peters in Leipzig. ^^^^1^
V
Monatäschi'üt
für
Erziehung und Unterricht.
»
BemiflgiQg«beii
unter Mitwirkung hervorragender Paedagogen
TOD
17. Jalirpi
3. Heft, Secember 1891
Inliftlt des 3. Heftes.
Seite
Dm Empfinden. Von H. F. Walsemann-HMnlmig t4b
Wider die SprachverwUdenuig. Bm ««ItgemiBee Befent. Yen Wilhelm
Tasclick-Vnslaii 167
Hygiene und Emebung. Ihre Anwendung zur wirk^^ainen Bekämpfang dM
Idiotismus. Von Bector 0. Hincz-Berlin (Sciiiussj 107
Schttlgcächichtliches aus dei Scliweiz. Von Dr. Morf-Winterthur 181
PUagogiBche BnndflehaiL Aus dem OraSfieziogtbam Baden. — Ans ElsaeB-
Lotblingcn. — Breinea. — Aus der Schweiz. — Bosnien und HenogO-
wiua. ~ Otto Tiench f. — Dr. Hennann Preii f. — Unvergemen . . 190
Aus der Fachpxeflfid 204
Kecensionen 208
Momiem«tt*Ml pro Quartal 2.28.
AUe Buchhandlungen und Postanstalten nehmen Bestellungen an.
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D er Zweck alter Bildnag ist die Scliöpfimg und Ausgestaltaiig
der Innenwelt d«i Menschen. Ti*äg«r der letzteren ist die Seele. Die
lil»giifih^<ik| im meDBehlicben Seetoweeen eine Welt innertr Lebens-
tnmen «t flKuagen, Hegt begrQndrt in dem infieron San und GeBohehen'
«inereeitB, in der S^taoeitftt dee Seeleoveeens aaderawitA. Die
Antenwelt Tsprtmntiit eine nnendliehe MaanigfUtlgkeit von Sab-
iIiaMB. Jede derselben enseogt getriaae EiregnngBSDBtande, dm^
irdehe ato die Eigenart ihres Weaena der ümgebnng gegenüber rar
Mtong bringt So tfbt die ponderable Materie liberbaapt Asaehnngs-
kiaft aas» wekfae in Terachiedenein Formen sich iMaam erweist Die
ttaendaii Substanzen 'vemrsachen Lnftschwingungen. Die Temperatur
der Stoffe yeraetet dem alles durchdringenden Äther in oseiUirende
Bewegnng. Dasselbe imponderable IBttel wird in erhöhtem Maße
erregt durch leuchtende und farbige Substanzen. Das Tropfbai'flüssige
bietet Aiilass zum Gescliniack. Das Gasförmige verbreitet Geruch.
Außerdem wolmt den Stoffen das Bestreben inne, unter günstigen
VerhältnisiieM chemische Veriindemnn^eii einzugehen.
In Rttcksicht darauf, dass die änßer*»n KrregungszustÄnde ein*
Anderes zu erre<^en, es ihrer Natur g'einäß zu bestimmen streben,
werden sie als Heize oder als wirkende Kräfte an<resf^ben.
Der Mensch, ein Glied der Außenwelt, ist den äußeren Reizen
besiändiof Hu>gesetzt. Zunächst wirken dieselben vielfach auf den
mat er 1 eilen Körper ein. Dieser wird in mehrfacher Beziehnn^
bestimmt durch meclianische Kräfte; ebenso ist er magnetischen und
elektrischen Einwirkungen zugänglich; auch kann er von außen er-
wärmt werden; zudem wird er beleuchtet nnd zeigt Gestalt und Farbe;
^dlich ist seine Existenz bedingt durch mancherlei chemische Processen
welche ohne die chemischen Neignilgen der ihm nigel&hrten Stoffe
aifibt vor sich gehen könnten.
Aber auch die immaterielle Seele wird von den äoßeren Beizen
attcirt Freilieh kann dieses nicht nuvennittelt gesdkehen; denn die
VMiffOffhM. U.J^. B«ftm. 10
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— 146 —
Seele und die äußeren Substanzen sind verschiedenartij^e Wo^^en, so-
dass die ErregungszustÄiide, welche in diesen ihren Ursprung haben
und deDselben dalier angemessen sind, nicht zugleich auch dem Seelen-
iresen an^mesaeo sein kdanen. £i bedarf also einer Vernüttelung,
einer Umsetzung der äofierea Err^ganganistande in Reizformen, welche
geeignet und, das Seelenwesen zu erregen. Die dem Seelen wesen
angemessene Beizform ist der elektrische Erregnngssaetand.
ElektriMbe StrOme dorehfliefien beetftadig die Nerven. Letztere, 8e>
weit sie bei derlSmiigiing einer Innenwelt dorcb Aiiftere Einwirkungen
in Betradit kominen, verbinden die geeammte Peripberie des K0rpers
mit dem Sila der Seelen Dort findet die Umsetinng der SnlteraD
EmgugaBiutitaide atatt; hier gelangen die Torinderten Beiifonnca
mm wirksamen Angriff auf das Seelenwesen. Jene ümsetnong aber
besteht darin, dass die yerscbiedenen äußeren Sebse in besonders em«
gerichteten Organen (den Sinneeorganen) aar Einwirktmg anf die
Nervenenden gelangen nnd non ihrer Natnr gemlB die elektrüBehea
Strome erregen. Die äußeren Beissnstände gehen mithin ii
elektrische Erregungszustände über. Diese erreichen in vnd
mit den Nervenströmen die Seele. Letztere empfindet; sie wird in
elementare Zustände versetzt, welche als unmittelbare Wirkungen der
elektrischen Erregungszustände, als mittelbare Wirkungen der äußeren
Reize anzusehen sind. Als seelische, einem immatei iellen Wesen an-
haftende Zustände sind die Empfindungen den äußeren Erregungs-
zustände unvergleichbar. Der Zusammenhang zwischen beiden
ist eben em iirsÄchlicher, kein inhaltlicher.
Di© mögliche Manniß:f'altigkeit der Empfindungen ist eine
unendliche. Nicht allein, dass in jedem Augen)>1i!'ke viele Nerv>^n-
stränge arbeiten, um die große Zahl verschiedenartiger Reize zu über-
mitteln, sondern auch der einzelne Empfindungsnerv bringt gleich-
zeitig ein Vieles, ein Gleiches und auch ein Entgegengesetztes zum
Angriff auf das Seelenwesen. Hierzu kommt die mannigfaltige Ver^
ändenmg der Außendinge, wie sich dieselbe in der Zeit Tollzieht und
der reiche Wechsel der Umgebung. Jene wie dieser erhöhen die
Hannigfiütigkeit der Einwirkung auf das Seelenwesen; sie bewirken,
dass dieses aaeh zu verschiedenen Zeiten den verschiedfiDSten Ein*
Wirkungen an^gesetzt ist
In Anbetracht sowol der großen Zahl, als auch der Yerschieden-
artigkeit nnd Qegensätslichkeit der Sinnesreiae kann nicht erwartet
werden, dass der einselne Beia im Beginn sehier Einwirkung sogleich
eben klaren inneren Zostand herromtfe. Dieses kann uDsowsvigflr
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- 147 —
der F9ä sein, als diejenigeii Beize, 'welche von entfernten Objecten
ausgehen, zu einer Tollkommenen Einwirkung auf die NemnatrOme
erst dann gelangen können, nachdem die betreffenden Sinneaoi^Eane auf
die leiaenettgenden Objeete eingestellt und eine der jedesmaligen Ent-
femnng angepasste Fenn angenommen haben. Die sinnliche Ein*
wiitmig inrd sJso sonAcfast noch keine Uaren Einzelznstlnde, sondern
nur erst dnnkle Oesammtmstinde enseogen kOnnoi; nidit eine Ifannig-
iUtigkeit ohjeetivirter Empfindongeni sondern eine Gesammtheit blos
istenalTer Sinneseindracke wird nrsprünglieh die Wirknag der je-
weiligen BeizstrOme sein.
Der Erwachsene froQich, besonders wenn er sieh in det gewohnten
Umgebung befindet, merkt nichts Ton oomplicirten verwirrenden Qe-
aanunteindrtteken, wie das Kind znnftchst solche empfängt. Für ihn
liegt dfo Anftenwelt von Yomherein klar nnd gegenstftodlich vor seinen
Sinnen ausgebreitet, und ohne besondere Mühe ist er imstande, in
rascher Aufeinanderfolge das Einzelne darin an seinem Orte zu be-
trachten nnd sich der Ersclieiuung desseUxm bewnsst zu werden. Eine
ge^v^sse Schwierigkeit in der Auffassung macht sich aber selbst dem
Erwachsenen bemerkJich, wenn er in eine ihm bis dahin noch un-
bekannte Umgebung versetzt wird. Nehmen wir diesen Fall so an,
dass die fremde TTmgebnn*^ eine pri'oße MannigfaUigkeit von (xestalten
ttiid eine reiclie Jj'arbenpracht widersi)ieo'elt, und dass vielleicht dazu
noch Schälle von nngpwr>lmlicher BeschaÜeuheit sein Ohr tn il - so
wird auch der Erwar]i>eiip Mühe haben, sieh im ersten Augenblicke
all dieser fremdartigen Emdriicke zu bemächtiirf'n. Sie werden, wie
man sich auszudrücken pflegt, „auf ihn einstürmen , ^seine Sinne
gefangen nehmen'', „ihn in sprachloses Erstaunen versetzen". In einer
ähnlichen Situation tiibrt z. B. r^oethe seinen „Sänger" vor und legt
üua dabei die Worte in den Mond;
»Welch zeidur HinmeU Sten hei Stemf
Wer kennet ihre Namen? —
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
schließt Augen euch; hier ist niohi Zeit
sich staanesd su ergötzen."
Non besitzt Jeder Erwachsene bereits eine hedentende psychologische
BÜdiuig. Sie ist es» welche ihm bekannten Dingen und Vorgängen
gegoittber ttber Jede Schwierigkeit der Anfihssnng hinweghilft; sie
lerieiht ihm mdem ehie nicht geringe Geschicklichkeit, anch das
mplidrte Nene sogleich an bestininiten ftnßeren Orten wahrznnehmen
mil in seinen Einzelheiten klar zn erkennen.
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W«it sehwieiiger ist dagegen die Aaffassmig fBr ein
Sedenweften, auf welches die AuBeiivelt mit der Fülle ihrer Erregung»-
mstlade noch nicht eingewirkt hat Innere Hilfen Ar die P^rcsption
der Eindrucke stehen dann nicht sn Gebote. Wie wird es da. getingen,
dudde chaotische Gesammteindr&cke in aDoi Einzelheiten an klixea
nnd reich gegliederte, vidseitige Stücke der AnJtenwelt darin zn eiv
hUcken?
Die KUruDg eines complicirten Gesammteindrackes und
die Ohjectivirnng desselben wird in jedem Falle mit der KUrung
nnd ObjecÜTirong der einzelnen BestandtheOe desselben beginnen mOawn.
Der thatsftchliche Eintritt und der natorgem&Be Yerlanf diesor sneeea-
ayen ffimpflndnngsprecesse liegt objectiv begründet in gewissen Ver-
schiedenheiten der EmpAndnngsreize. Diese Yerschiedenheitea sind:
L intensive,
2. qoalitatiTe,
3. extennve.
DieEmpfindni^gsreize besitzen «mächst einen ganz verschiedenen
Stftrkegrad. Iiichtstrahlen z. B., welche von licht^neUen direct ao»-
gehen, wirken mit grOfierv Stirke, als die von nicht leuchtenden Sub-
stanzen rellectirten. Auch ist die Lenchtimdt verschiedener licht-
qoellen sehr versdiieden, und ^ Lichtstfirke nimmt überdies ab mit
der annehmenden Entfernung. Ahnliches gilt von der Wärmestrahlung.
Nicht minder sind Schälle, Gerüche, Geschmäcke, Härten und Gewichte
vieler gntdaeller AbstoAmgen iähig. Dem Stärkegrsde der Ursache
entspricht aber stets die Intensität der Wirkung. Hithin müssen auch
nnter den Theileindrflcken eines Gesammteindmokes ebensoviele und
ebendieselben gradnellen Abstufhngen statthaben. Dadurch wird das
ursprüngliche Dunkel des Jeweiligen Empfinduigscomplexes insdBiii
geMchtet, als die stärkeren Empihidnngamomente sich lebhaft hervor^
drängen, wohingegen die schwächeren vorerst zurücktreten müssen.
Hieraus erklärt es sich z. B., dass das kkine Kmd ein in seiner Um-
gebung befindliches Licht vor allen Dingen beachtet» dass ein Beisender
das GroAartige einer Landschaft zuerst bemerkt, dass bei der Be-
tracfatong eines Gemäldes „etwas in die Augen fUlt**, dass die Helodie
eines Tonwerkes, wenn sie markirt wird, in jeder Stimmlage hervor-
tritt, dass an einer versalzenen Speise stets das Salz geschmeckt
wird etc. —
Auäer durch graduelle Abstuftingen wird die sinnliche Auffassung
wesentlich gefördert durch qualitative Verschiedenheiten der
Sinnesreize. In Bezug hierauf shid folgende Fälle zu unterschdden:
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1. die wkenden fielze sind verschiedenartig;'
8. die wirkenden Beize dnd {gleichartig;
a) die wirkenden Beize sind einander entgegengesetzt;
b) die wirkenden Beize sind einander gleieL
Die Verschiedenartigkeit (Disparität) der Sinnesreize er-
möglicht die Unterscheidung bestimmter Reizclassen. Licht- nnd Parben-
reize bilden eine solche Keizclüsse; die Schallreizu bilden eine andere,
die GerQche eine dritte, die Geschmäcke eine vierte, Druck und Hurten
eine fünite. Jede Reizclasse ist der Art nach von jeder anderen ver-
schieden. Die Verschiedenartigkeit der Sinnesreize bedingt einen ver-
schiedenen Ran der Sinnesorgane. Thatsäclilich sind die letzteren den
verschiedenen Reizclassen an<repasst: sie sind so eingerichtet, dass
jedes von ihnen im Dienste einer bestimmten Keizclasse steht. Infolge-
dessen werden die verschiedenartigen Reize auch als verscinedenartig
empfuiulcii. Was dnrch Vermittelnng des Auges das Seelenwesen an-
g:i'eift, wij-d gesehen, was das Ohr en-egt, wird gehört; Reize anderer
Art werden bezw. gerochen, bezw. geschmeckt, bezw. „gefühlt". So
zahlreich also anch die Reize sein mögen, welche in einem Augenblicke
anf das Seelenwesen einwirken, so ist eine den verschiedenen Hciz-
daasen entsprechende Gruppirung der Empflndangen Ton vomln rein
gegeben, nnd da eine Verschmelzung der Gruppen ihrer Dispantät
halb^ ausgeschloss^ ist, so erfährt der complicirte Gesammteindrack
attf diese Weise eine dauernde Gliedemng. Das erleichtert nnd tMeri
die Anflhssang desselben nmsomebr, als wir nicht nor ohne weiteres
jene disparaten Qmppen darin nnterscheiden, sondern aach anf Grund
dieeer ünterscheidang imstande smd, hehnft KUbmng des Einzelnen
(nne emente mid vollkommenere Th&tigkeit d«ijenigen Sinnesorganes
n veranlassen« welches bei der Erzeugung einer bestimmten Empfin-
dimgsgruppe spedeE hethefligt ist. So schauen wir nach dem Gesehenen,
iMmhen anf das Gehdrte, betasten das »GefAhlte**, praflen das Gerochene
oder Geschmeckte.
Gleichartigkeit der Sinnesreize besteht innerhalb jeder be-
Bonderen Reizclasse. Beispielsweise sind alle Schallreize gleichai'tig,
vie denn das nämliche Sinnesorgan ihi e Empfindung vermittelt. Jedoch
ffiwben sich unter den vielen Scliiilhvizen mehr oder weniger bedeu-
tende inhaltliche Verschiedenheiien geltend. Theils sind es Ge-
räusche, tbeils Klänge nnd Töne, welche anf das Ohr einwirken. Die
Töne wiederum besitzen di»' verschiedenste Höhe nnd Klang-farbe. Audi
Ättf andi ! i-n Sinnesgebieten zeigt sich eine oft jr^^rin<^e. oft irroße und
«ehr große Verschiedenheit der Reize. Auf das Auge wirken die ver-
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— 160 —
Bcbiedensten Licht^nalitäten, auf den Tastsiuii die verschiedensten
Härten, auf den (Teschmackssinn Süßes, Saures, Bitteres etc. Die
qnalüative Bestiunntiipit der Reizznstände kommt in entsprechenden
Müdilicationen der eltiktrischen Ei ieg:un^zustände zur Geltung. Da-
durch wird die Manni2;t;üiigkeit qualitativer Unterschiede auch auf
die Empfindungen ubertragen. Diese bleiben infolge und nach Maß-
■ gäbe ihrer inhaltlichen Verschiedenheit außer einander und treten über-
dies in Gegensatz zu einander.
Die Gegensätzlichkeit der Empfindungen ist ein anderes
wichtiges Hilfsmittel für die sinnliche Auffassung; denn sie bewirkt,
dass Theilzustände desselben Siunesgebietes, auch wenn sie gleiche
Intensität besitzen, sich mehr oder weniger deutlich voneinander ab-
heben und. indem sie die entgegengesetzten TheflznstSade herabdrücken,
die eigene Klarheit zu erhöhen streben. Ohne die Gegensätzlichkeit
der Empfindungen würde es z. B. nicht möglich sein, in einem ßegen-
bogen mehrere Farben zn bemerken, auf einer Schriffcseite viele ver-
schiedene Formen zn erkennen und zn unterscheiden, bd der Avf-
führung eines Tonwerkes die verscbiedeosteii TOne und Aeotffda zu
vemehmen etc. — Der Gegensati iwiiclieii deai Stenifinlielit imd dem
Tagesliclit, oder swiKshen dem Tone c und dem gleidueeitig erklingen-
doL f yernnadit In ^em Falle eine Gimeoirenz um die Innere Kbuv
heit Der Bchwlchero Tbeil nntorliegt in diesem Kampfe md der
stärkere steigt nm so hOher: am Tage bemerken wir auch an dem
klarsten Himmel keinen Stern; mit abnehmendem Tageelidit bricht
das Stemenlicbt Iterror, nnd in der dunkelsten Nacht erstiaUen die
Himmelskörper am hellsten. Bei annflliemd glmcher Stärke bleibt der
Kampf nm die innere Klarheit Torerst nnentaehleden. Die g^ekhseitig
und mit gleicher Stärke angestrichenen TOne c nnd f werden beide
gehört, jedoch mit yeningerter Dentlichkeit Lässt man hierauf die
Stärke des c abnehmen, so tritt das f hervor, ohne daaa man die Stärke
desselben YorgrOBerL Die fortgesetste Abnahme des c Teridlft dem f
SU immer gr^Berer Dentlichkeit» bis es, das e ftbertOnend, aar ToUen
Klarheit gelangt
Die Oegensätalichkeit der Empfindungen eines Sinneegebietee Ist
indes hänflg eine geringe; ja bisweilen hat eine völlige G-leichheit
derselben statt Dieses ist a. B. der Fall, wenn mehrere Lampen einen
Saal erhellen, oder wenn viele Sänger dieselbe Melodie zu GAQr
Mngen. Die annähernde oder völlige Gleiehbeit dort der Llchtschebie^
hier der Töne, hat zur Folge, dass die hesägUGhen Beiawlricnng«a
nicht unterschieden werden können; denn sie bleiben weder gans
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— 161 —
(wie bei verschiedenartigen), noch theilweise (wie bei gegensätzlichen
jSmpfindQngan) außer einander, sondern fließen ineinander. Sie ver-
schmelzen zn einer einsigeii Emplindang, deren Intensität der Summe
der Intensitäten der vendunolzenen gleiehen Empfindungen ^I^Jch ist,
Se verbreitet sich in einem von vielen Lampen erieachteton Saale eine
imgBtheiUe bedeatrade Lichtfülle, sowie die von einem Siagerehor
feraDgene Melodie In starken OesanunttAnen erklingt —
Doch bleiben in gewissen Fällen auch qoalitativ gleiche Empindnngen
anler einander nnd kfinnen mit aller Bestimmtheit voneinander nnteN
sehieden werden. Beupielswefse bemerken wir an mehreren Thaler-
stleken mehrere nmde Formen, nicht eine einzige, eine mehrfache
SObeiftrbe, nicht eine einiSMhe verstArlrte. Ebenso wird die Einheit
des Gesammttimes nurklieh beeinträchtigt, wenn der HOrer sich mitten
im 8(bigerdM»r befindet oder wenn die Singer Tonelnander entfernt
stehen. Taucht man einen Finger der rechten nnd den entspreehenden
Finger der linken Hand in eine Flüssigkeit, so hat man eine zwei-
fache Empfindun«; dis Nassen. Die gleichen Emphndungen müssten
aucli lü diesen Fällen zu einer einzigen verstärkten Eniptindiinf,^ ver-
schmelzen, wenn nicht gewisse unterscheidende Momente solches ver-
hinderten. Da das Trennende weder in der Intensität, noch in der
Qualität der Kinpfiiidiiiiiren ji^efunden werden kann, so muss es in einem
dritten Empliu(iiiii^Mu«>mentP sfpsucht weidun. Dieses dritte, jeder
Km| tili i hing anliatu^iulH Moment ist die Extensität derseiben. Was
ist darunter zu verstehen?
Zunächst erinnern ^v^^ unHf dass e6 viele, Nerveustiänge sind
welche dein Seelenwesen die Anöriffe der äußeren Kt^ize ttbeimitteln,
weshalb die veränderten Rciztorinen auf den verschiedensten Bahnen
das sensorium commune erreichen und afficireu. Das Seelenwesen
estpfiadet nnn in jedem einzelnen Falle nicht blos den elektrischen
finegnngsnistand, soweit dieser durch Einwirkung von anfien erzeng:t
JA, sondern anch das Erregtsein des betreffenden Nerven. Letzteres
verursacht eine der eigentlichen Empfindung sich zugesellende ^flt-
empfindung) welche das Wissen um den inneren Ort bes betreffenden
Eopflndnngareiies in sich schlieft Nennen wir diese Mitempfindnng
das innere Loealseichen der Empfindnng. £s lencfatet mnlcfast
«in, dsss dasselbe eine sichere Handhahe bieten mnssi die Bmpfindnngen,
anch wenn sie gleidie Qualität nnd Intensität besitsen, auseinander
a halten. Demnach beroht die Leiditagkei^ mit der wir die Empfiv-
disgm verschiedener Sbmesgebiete voneinander onterscheiden, nicht
der Dlsparitftt der Empflndnngsinhalte allein, sondern auch mit
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auf der Verschiedenheit der inneren Localzeiclien. Diese Verschieden-
heit ist auch der Grund, weshalb man z. B. einen Nadelstich in die
Hand von dem gleichen Schmerz an irgend einer anderen Körperstelle
.leicht imtencfaeidet, oder beim Eintauchen zweier Finger in eine
Fiflssigkeit eine zweifache Empfindung des Nassen hat. Weiter
erhellt hieraus, dass die Empfindungen auf Grund der ihnen associtrtem
inneren Localzeichen stets als an der Peripherie der Empfindungs-
nerroii iMdijiiUioh erscheinen müss^. Man hat die letztere Thütsache
Projeetion der Empflndangen genannt Man kann diese Beseicluinng
ftimflhmftn; indes darf sie uns nicht verMten, in dem Beseiidmeleii
efaie iMBondere^ dem Empfinden naelifolgende Fnaetlon der Seete^ niitt-
Ucli ein Hinaunrenetaeii der Empflndangen m dem Bensorinm com-
mme m obUdcen. Ite ist niehta aadaraB unter dieaen Ansdntcfce a
Tentehen, als die im raaoriom commune atatthaliende and ndt dam
Empfinden zuglei<di erfolgende Einformnag dea Empfandenen in
seine ortabezeichnanden Mitempf indangen« So weit diese Ein-
fbrnung auf Orond der inneren Localaeichen gesehelten kann, Ter-
sehafll sie den Empfindungen eine bis smr Peripherie dar Empflndangs-
nenran reichende Extensit&t Alien Empfindung^ des Tastsinnes, dea
Geniclis- and Geschmackssinnes ist eine sdeke eigen. Die Bedeatnng
derselben ftr die sinnliche Anffossung fällt mit der soeben erörterten
diediezflgliehen Bedeutung der inneren Loealaeicben zasanmien.
Di^enigen Empfindungsraae, weiche auf das Aoga oder Ohr
wirken, nehmen nun von äufieren Orten ihren Aasgang. Wir werden
also Jetzt sn zeigen haben, dass and wie auch der äußere Ort der
Empflndnngsraize zor Kenntnis der Seele gelangt. Es handelt sieb
dabei am die Lage dieses Ortes and um die Entfernung desselben.
Jene bestimmt die Bicbtong des Beines zu der Peripherie des sensiblan
Nerven. Ob die letztere senkrecht oder unter sohielbn Winkebi getroAbn
wird, ist f&r die Wirkung des Angrifies nicht gleiehgiltig. Stellen
wir nna diese Wirkung vor als eine Irradiation der Beisfliche. Die-
selbe wird nur dann eine glsiclimftfiiga sein kennen, wenn die Beize
senkredit zur BeizflAohe einfallen. In jedem anderen Falle muss dne
nngkichmSfilge Irradiation der BeizflAche statthaben, und zwar eine
umso ungleichmftfiigere, Je mehr die Winkd, unter denen die Beiz*
flAehe getroflbn wüfd, von rechten Winkeln abweichen. Die Oleich-
m&fiigkeit oder UngleichmAfiigkelt der Inradiation der BeizflAche wiriLt
modifldrend auf die Erregung des Nervenstromes and kommt dadurch
zur Kenntnis der Seele. Letztere kann nun den elektrischen Erregunga*
zustand nicht empfinden, ohone die Modification desselben "mit zu em*
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— 153 —
pfodoL Soaaeh wird die eigentliche Empfiadang um ein weitei^es
Monent beieiciMrtt das auch Uber die Peripherie der betrefflsndeA
Shmeenerren hiiuuis den Ort des Brnpflndangsreizes anzeigt NenoeD
irir ee das ftnBere Localzeiehen der Empfindung.
Die Mitempfindnng des ftnBeren Ortes ist fflr das Zu-
standekommen einer klaren Anfienempfindung durchaus noth-
wendig. Der Reiz an sich erzeugt einen bloßen Eindnick, der erst
in eine klare Empfindung übergeht, indem er projicirt wird. AVie jeder-
n aMii weiü, sieht man einen Gegenstand nur dann, wenn man ihn an
einer bestimmten Stelle im Kaume erblickt, d. L wenn man die Örtlich-
keit seint 1 Kmp;iiidün{rsreize klar mitempfindet. Von einem Schall, der
ans einer uns unbekainiten Richtung nnser Ohr trifft, erhalten wir
einen vielleicht starken, aber zunächst unklaren Schallt iiidruck. Erst
indem wir uns über das W(dier orieniiren und dm 8chal!eindmck
demgemäß projiciren, vermögen wir diese?! iinch Qualität und Intensität
m erfassen. Ein Scbuss z. B. verursacht in jedem Falle einen starken
Gehörseindruck, eine klare Empfindung aber nur dann, wenn uns so-
gleich, oder doch unmittelbar nach dem stattg^ehabten Eindrucke der
Ort, wo der Schnss gefalieu ist, bekannt wird. Die ferne Musik oder
4ss Taten eines Dampfers vermögen wir nicht anders deutlich zu ver-
nehmen als mit Bezug auf den betreffenden Ort. Ebenso wd ein
körperlicher Schmerz stets an der schmerzenden Körperstelle und nicht
eber klar empfunden, als bis die Pn^tion auf dieselbe vollzogen ist
Da es hierzu einer merkliehen Zeit bedarf, so kann der Fall eintreten,
te der schmerzende Angriff zu wirken au^efaOrt hat, bevor noch
üe Mmeraempftndung ToUkommoi projicirt worden ist Man fBUt
abdaan einen minder heftigen Schmerz, wie wenn z. B. der geschickte
Ant einen Schnitt ansfthrt oder einen Zahn zieht —Wer, wie weiland
Aidihnedes, ganz in Gedanken Tertieft ist, merkt tou aDedem, was
SA ihn her yoigebt, nichts oder doch nur sehr wenig. Freilich sind
ttine Sfame den äußeren EmwiikuDgen nicht mschloesen; aber die
eiBdnDgendenB^ze YermOgen höchstens dunkle Eindrücke zu erzeugen,
ftm klaren Empfinden kommt es ebensowenig, wie zum Mitempfinden
ier Localzeichen. Solanf};e aber die letzteren nicht zur Klarheit ge-
langen, ist eben keine klare Empfindung möglich. Lässt dae:egen der
Betreffende von der Arbeit ab und wendet sich der AuOeuwelt zu,
i h. empfindet er die äußeren Localzeichen der Reize mit und pro-
Jcirt das Empfundene demgemäß, so vernimmt er alles deutlich und
kat dabei ein klares Wissen um äußere Dinge und Toi-gän^e.
Da die Substanzen, in denen die Bmpfindangsreize ihren Urspimg
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— 164 —
haben, im Räume zerstreot sind, so erhalten die Empfindungoa ver-
Bcbiedene äußere Localzeichen. Dieselben üben infolge ihrer
VerBchiedeiiheit eine trennende Wirkung mu. Sie aaä. €•» wdcke
Bowol die theüweiae Veraehmelzimg entgegeogweMr» als auch das
v«Mlig6 iDenianderiliMaeii gldcher Brnpflndimgeii whintan. HieniGh
beruht z. B. die Möglichkeit, in einem Begenbogen mehrefe FMoi
WBL nnteracheiden, nicht anaidüieBalidi anf der G^geoBfttslidikwt dietor
Farben; sonst mflsste eine ebenso klare ÜntefMlmdnng denelbeii aoA
dann möglich sein, wenn sie (ideU^t gettitte Glftaer) flbereinttd»-
gelegt würden, was indes keineswegs der FUI ist Vielmehr tticl
das rftnmliche Nebeneinander der Kegenbogenfhrben, wekhea in fov
schiedenen Localaeidien innerlich svr Geltung kommt» weaentUch nak
zur Unterscheidung derselben bei Ffir gleiche Empdndmigeii» vis
solche z. B. durch den Anblick mehrerer Thalerstficke Yenunsadift
werden» bilden die verschiedenen Localzeichen sogar das einzige I
trennende, Moment. Wären sie niclii vorhanden, so würden die gleichen i
Empfindungen in jedem Falle ineinander tliessen, und es wäre für uns ,
eine Unningliclikeit, eine Mehrheit von gleichen Gegenstiindeii waLr-
zunehmen. 'Phat sächlich erscheint ja die von vielen Lampen her- '
rührende hicliUiiile als eine ungetheilte, und die von vielen Stimmen
gesunt^ene oder von vielen Geiofen gespielte Mf io lir < rklinet in srurkeü
Ges.nnmttönen. Auch das folgende, von Schopeniiauer (I bei die vi^^r- .
{i\r]w Wnrzel des Satzes vom znreicln iidt n Gnmde p. 63) entleluite '
Experiment erhärtet obige Behauptung auf das beste. „Man l'^ssft
zwei pappene Röhren, von etwa 8 Zoll Länge und V/^ Zoll Durch-
messer, vollkommen parallel, nach Art des Binoculartelescops, zo-
gammenfügen. und befestige vor der Öffnung einer jeden derselben ein
AchtgroschenstUck. Wenn man jetzt, das andere End^^ an die Augen
legend, durchschaut^ wird man nur ein Ae]itgroschensta,ek, von einer
Aöhre umschlossen, wahmehmen. Denn, durch die Böliren, zur gänzlich
parallelen Lage gendthigt, werden beide Angen TOn beiden Mänses
gerade im Gentro der Setina und den dieses umgebenden, eiaander
folglich symmetrisch entsprechenden Stellen ganx g^eichmilig ge-
troffen** • (also die iufieren Localieichen beider] Empfindungen ä»i
ehiander vollkommen glddi); „daher der Verstand (?) ein eimdg«
Objeet als Ursache des anrttckgeetrahlten Lichtes annimmt** (dfe
auch in den ftuBeren Localzeichen gleichen Empfindungen ftiefiA
ineinander).
Die Wirkung der iufieren Localseichen mOge des irelteren la
einigen interessanten Erscheinungen auf dem Gebiete der Geaiiobts-
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4
— 165 —
enipilndangen gezeigt werden. Wir mäaen das Einfacbsehen, das
Doppeltselbeft imd das Anfreehtseheii.
Ein siehtbarer Oegenstand inxkt Bat. jedes der beide» Augen,
sodass wir eine aweifoche Empflndnng des Gegeastaades erbalteii imd
daher denseUben eigentlieh doppelt sehen mflssten. In WirUiehkeit
sehen wir jeden Gegenstand aber nnr ein&eh. Zweifellos findet dieses
I Ein&ebsehen bereits im iNkhesteii Klndeealter statt und kann also
nicht etwa eine durch Obung gewonnene Fertigkeit sein. Vielmehr
ihidet es sehM ein&che ErUftmng in der Hitempfindniig des Ortes,
ra deai ans die Uchtreize das Auge erregen. "Wie oben gezeigt
worde^ wissen wir um den äußeren Ort eines fimpfindungsreizes auf
6nmd einer Modification des elektrischen Erregungszustandes, deren
Ursache in der Richtung des ersteren zur Peripherie des Kiuplmduags-
nerven gefunden werden muss. Nun stellen wir, um einen Gegenstand
deutlich zu sehen, beide Augen stets so ein, dass die? Reizfläche eines
jeden rechtwinklig getroflen wii'd. Folglich muss das äußere Local-
zeichen, welches der rechtsseitigen Empfindung associirt ist, dem der
linksseitigen Empfindung anhaftenden gleich sein. Die Emptiuduugen
>clbi>t sind zwar einander sehr ähnlich, doch nicht völlig gleich. Sie
decken sich also nicht ohne weiteres; abei- sie vereinigen sich in der
Projection. Indem für beide der nämliche äußere Oi t mitempfunden
wird, fallen sie gleichsam in diesen Mitemplindangen aufeinander: Mau
iieht vor sich einen Körper.
Die beim EinfEUÜisehen statthabende Vereinigung der beidei-seitigeu
inrjicirten Empfindungen kann leicht dadurch verhindert werden, dass
man, indem man z. B. sein rechtes Auge mit einem Finger ein wenig
seitwärts oder nach oben oder unten drückt, die Reizflftche desselben
in eine andere Lage bringt Diese HeisfiAche wird nun nicht mehr,
wie die des linken Auges, unter rechten, sondern unter sehiefen
Wiakefai getroffen. Die rechtsaeitige Empfindung erhSlt mithin ein
tsdares iafieres Localzeichen wie die linksseitige. Bifolge dieser Ter-
■driedenheit kann die Projection der Empfindungen nicht zu ihrer
Vcrahiigung führen; vielmehr wird die rechtsseitige ihrem ftufieren
Locatamcfaea gemlfi auf eine andere Baumstelle projidrt: Usn sieht
tei Gegenstand doppelt
BSne ähnliche Erscheinung macht sich bsmerklich, wenn man xwei
Uster einander befindliche Gegenstände betrachtet Stellt man die
Asgen auf den yorderen Gegenstand ein, so erschehit der hintere
iloppelt, umgekehrt der vordere. Beide Erscheinungen erklären sich
^iraos, dass die Lage der lieizHächeo zu dem einen Körper eine
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— 156 —
ander» wird, sobald man die Augen auf den anderen einstellt. Sieht
man auf den ferneren Gegenstand, so erregt der nähere die Reizfläche
des rechten Auges weiter nach rechts, die des linken weiter nach
links. Man projicirt demgemäß (infolge der im Aug^e stattfindenden
^eozang der Lichtstrahlen) die rechtsseitige Empfindung auf eine
Eaumstelle, welche links, die linksseitige auf eine solche, welche rechts
von dem fraglichen Gegenstände liegt: Man sieht den vorderen Gegen-
stand doppelt und zwar zu beiden Seiten seines virklichen Ortes.
Das Doppeltsehen des hinteren Gegenstandes erklärt sich ebenso.
Auch das Aufrechtsehen der Gegenstände beruht auf der Mit-
empfindung der Richtung, in der die Reizfläche des Auges getroflfen
wird. Nach bekannten optischen Gesetzen gelangen die von einem
Gegen st^nide ausgehenden Lichtstrahlen, bevor sie die Reizfläche des
Auges (die Netzhaut) treffen, im Auge zur Kreuzung. Infolgedessen
entsteht auf der Netzhaut ein umgekehrtes Bild des Gegenstandes.
Dass wir trotzdem jeden Gegenstand aufrecht sehen und zwar ohne
jegliche Schwierigkeit und von frühester Kindheit an, ist eine fest-
stehende Thatsache. Sie lehrt uns, dass die Gesichtsempfindung: nicht
gleichsam ein innerer Abdruck des Lichtbildes auf der Netzhaut ist
und erklärt sich leicht, wenn man erwägt, dass infolge der stalt-
gehabten Kreuzung diejenigen Lichtreize, welche den unteren Theil
des Lichtbildes erzeugt hal)en, von oben her und diejenigen, welche
den oberen Theil desselben erzeugt haben, von unt^n her eingefallen
sind. Die Richtung, in der die Lichtstrahlen einfallen, gelangt aber
zur Mitempfliului^n' Indem sich nun die einzelnen Enipfindungsmomente
ihren Mitempfnn!ui)-en einformen, muss unter ihnen nothwendig die-
selbe Anordnung phitzfjreifen, welche den Lichtreizen außerhall) des
Auges eigen war: Mau sield den Gegenstand in seiner wirklichen Lage.
(ächluss folgt)
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*
Wider die Sprachverwilderung.
Ein zeitgemäßes Keterat.
Vm WOhdm JkuMt-V^Am,
X
fis ist eine betrübende Erscheiiiiiii;, daaa sich die naturgemAAe
Vorftodenrng, der unsere Mutterspnche — wie «ndi jede andere —
imterworfra ist, nieht im Sinne der YerbeBienmg niid Yerodebuigy
undem im Sinne der Verechlecliterang vollzieht Die Zeit dei
cleBidsdien Deatach liegt hinter ans. Wir sehen unsere Spraehe in den
ktsten Jahrzehnten nicht anf wfirts, Yielmehr ahwftrts gefikbrt) gesmihfia
iof der Leiter der Venrellkommnnng. Das herrlichste Ont der deni>
«Glien Nation, ihr Stobs nnd Böhm sogleich, ist in Gefahr, Ton der
oDgerissenen Verderbnis einen nnheilbarai Schaden sa erkiden, nm-
ao gewisser, da das Obel ebenso hartnackig als schwer aasrottb» ist
Es glucht einem schleichenden Gift, das nnvermerkt aber desto Ter«
deiliüeher den Spraehorganismns durchdringt, sein edles Geftige Uteend,
«eine Lebensfthigkeit untergrabend.
Dieser Gefalir entgegenzuwirken, das Übel aufzuhalten, ist eine
heilige Pfliclit aller gebildeten 8tammesgeiiossen. Tn irgend einer
Weise wird es jedem — sofern er nui den guten Willen dazu liat —
möglich sein, ein Scherflein einerseits zur Fernhaltung, andererseits
zur Ausmerzung alles dassen beizutragen, was sich als Sprachfehler
an Stelle des Richtigen festzusetzen drolit oder sich l>ereits festgesetzt
iiat. Es gilt, einer unverzeihlichen, in falschen Won- und Satzformen
sich IdeitmacheMilcii, mit unglaublicher Dreistigkeit auftretenden Will-
kür die Autorität des Spracligesetzes und Ii»; Empfindsamkeit des
i>praciigelühls entgegenzustellen; es gilt, die Sprachverdeibnis — wie
ond wo sie sich auch zeigen mag — als thatsächiich vorbanden nach-
zaweisen; es gilt endlich, professionellen Sprachverderbern schonungs-
los und nachdrücklichst aui' die Finger zu sehen, sie in jene Schranken
zurückzuweisen, die ihnen ihre geistige Impotenz zieht.
Doch ist Ge&hr im Verzage und Eile thnt noth! Gleichgiltigkeit
und Lilssigkeit von Seite der durch Bildung nnd Stellung berufenen
^hützer und Pdeger der Muttersprache müssten sich unfehlbar in
sidt aUsnfemai Zeitl&nfen als Tdliiger Ktckgang der natflrüehen
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— 168 —
Sprachent Wickelung außeru, und eine schwere Verantwortunia: würde
sie treö'en. Sie verdienten nicht mehr, Söhne ihres Volksstümmts ge-
nannt zu werden, ueiiu t>if. unempfindliclien GremUthes und unthätig mit
anzusehen im Stande sein sollten, wie der Lebensnerv der nationalen
Cnltnr unterbanden, da^ stärkste Bindemittel der Zusammengehörigkeit
gelockert, die Frucht eines hoclientwickelten Geisteslebens dem Ver-
derben preisgegeben wird! Denn schon hat das Übel der Sprach-
verschlecliterung einen bedenklich hohen Grad erreicht; nicht mehr
vereinzelt und Schamröthe ins Gesicht treibend treten Sprachfehlei
m — für die Öffentlit likcit bestimmten Schriften auf: nein — es gibt
eine Sippe, die mit empörender Frechheit ein r)fut:>cli sclireibl, für
das jede Bezeichnung iehlt. Es wimmelt darin von i ehlern der ärgsten
Art, wie sie ein besserer Scliiih r der 5. Volksschulclasse nicht mehr
schreibt; von Sprachgeiuiil und einer nur halbwegs guten Kenntnis
der Sprachrc^eln keine Spur! Das elende Zeug ist ein purer Kehricht,
der es wahrlich nicht wert wäre, dass man ihn mit dem Fuße beiseite
Bchiebt, wenn sein massenhaftes Vorkommen und die aufdringliche
Weise, mit der er die Reinheit der Sprache beschmutzt, nicht befürchten
Hesse, dass er endlich das Gefühl für das Richtige völlig abstompfea
und das Falsche zur Regel erheben werde.
Das aber ist bereits geschehen! Eine Unzahl von Sprachfehlem,
vor deren auch nur irrigem Gebrauche man Mher znrfickgeschreckt
wäre; Fehler, die man vormato für ganz unmöglich gehalten hätte, und
die den Schreiber derselben vor der Öffentlichkeit an den Pranger ge-
stellt hatten: sind heutzutage dnreh deren beharrliche Anwendung in
weitall Kreiflen gäng und gftbe, sie haben geradezu das Bfirgerrecht
ertialteii und behaupten sich neben dem BIchtigeu sdioii dsnaaleiL mit
nnansrottbarer Zähigkeit! Schnitzer gegen das Sprachgoseti hat es
wol stets gegeben, selbst nur Blflteieit unserer Llterator; denn muk
die Geistesheroen der deutschen Natinn haben manches geschrieben,
vosu die Gfammatik nicht Ja nnd Amen sagen kann; imd Sprach*
schnitser wird es immer geben, weil menscUiches Wissen nnd Können
nie zur fehlerlosen VoUlcommenheit gelangen können. Allein diese
Thafsachen dflrfen nicht als Deckmantel eines regellosen, willkOrüchen
Gebrauches der Sprache dienen; sie können nnmöglicih die Erschehnnig
einer offenbaren Verschlechtemng der Sprache entschuldigen, umso-
weniger als sich gegenwArtig Lente an die SchriftsteUerei heranwagen,
denen Stil nnd Grammatik zwei TGllig f^de Gebiete sind. Schade
nur, dass das nrtheüsfthige Publicum noch kein probates Mittel ge-
funden hat, solchen Sciiblem dsa Handwerk in legenl Denn ein Hand*
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— 169 —
werk — aber ein schlechtes — ist ihre sogenannte schriftstellerische
Thfttigkeit. Sie Schmiden mit beneidenswerter Selbstzufriedenheit
(ciiie EigiBiischaft, die eoneiD guten Schriftsteller fremd ist, weil dieser
■It seinen Leistungen nie gaas zufrieden ist) imd hohem Selbst-
bewnsstsein ihr Pensum nieder und betrachte sodann schmunzelnd,
whd sich das PnbUcum daran delectirt. Die sehleehte Sprache ent-
qrieht dem niederen Inhalt mid umgekehrt — aber vas ecliadet daa?
ÜB wurde einmal in einer GeeeUaehaft eine neaersefaienene Zeitung
beriuiigerei<dit Ich machte mir den Spaft, die FeUer darin roth an»
mMdien md brachte deren nicht weniger als 96 der gr0bsten »su-
staBde"! So wertoi hentzatage gewiBie Zeitvngen geBchrieben!
n.
Ab Söllliften wider die eingeriaaene bprachwderbnia fehlt es
lidit Sie liaben mehr oder minder daa Verdienst, daas sie daa Yor-
tondensein einer Zdtkrankheit nachweisen und sich dem Weitergreifen
dfä^Iben in den Weg stellen.
Zu den verdienstlichsten und interessantesten S( ln üten dieser Art
gehört unstreitig das Buch: ^ Allerhand Sprachdummheiten" von
Dr. G. VVustmann. Die Gründlichkeit und die lobenswerte Rück-
sichtslosigkeit, mit der Wustmann der Sache zulcibe gelit, machen das
Buch zu eiuei" wertvollen literarischen Erscheinung. Kein Wunder
daher, dass es in verh<uii>iuiißig kurzer Zeit eine so weite Verbrei-
ton?' {TPfunden hat.
IviDiii H wir nlso auch voraussetzen, dass es vielen bekannt ist, so
iüoge uns (lennucii gestattet sein, Wustmanns Ansichten über die Sprach-
verscblcchterung hier in möglicbstpf Kürze wiederzugeben, wobei wir
dam Ideengange der Einleitung zu »einem Buche folgen.
Alle Urtheilsfahigen, sagt Wustmann, sind darüber einig, „dass
sich jetzt die Umbildung unserer Sprache nicht nur mit einer Schnellig-
keit vollzieht, die in aller Sprachgeschichte nicht ihresgleichen hat,
sondern sie haben auch dabei in viel höherem Grade den Eindruck des
Verfalles als den der £ntwickelung. Richtiges wird durch Falsches,
Schönes duieh HAAüches verdrängt; fast jeder Tag gebiert Neues, was
4eii Freund der Sprache mit Traner, ja mit Zorn erfüllt
Noch in den dreifiiger Jahren scluieb man geradezu classisch.
Die Sprache irar gianunatiacb rein, der Stil leicht nnd flüssig, der Sata-
Ina eniihch, klar, ftbersiehtUdi. „Unsere heutige Spradie ersdieint
dagegen nidit nnr dnrch and dnteh anders, sie erscheint geradesa wie
Tsrkommen nnd Terrottet**
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- 100 —
Ober die Umdjen, „duas äck in wenigen Jahrmhnten solche
MigBrtände in nitoerer S^acbe bäte bilden kitauieD", sagt Wnetnimi:
„Alle SprachentwickeluDg ist ein Kampf — swiscl^eo wmi IfIcbteB:
swiflchen dem acbOiiferiMshea Naturtrieb der Spradie eelbit und — dam
Untenichte. In dem Kinde» das erst reden leint, ist der Naturtrieb
ungezügelt th&tig. Das einzige Gesetz, das nnbewnsst dabei wirksam
ist» ist das der Analogie." Mdet das Kind Cüsehe Analogien, ao greift
die Hntter, besw. die Schale beasenid ein. „Wenn, wie wir annehmen,
unsere Geistesbildung fortscbritte, so mflsste doch die Kaobt des
Mensebengeiates ftber den rohen Naturtrieb der Sprache immer
großer werden* — »die ümbIMnng der Sprache siitlsBte sieh ver-
langsamen; zugleich mflsste die Sprache immermehr verfeinert und
veredelt werden." Nun ist aber das Gegentheil eingetreten. Bas
konnte nur geschehen, weil die rohe Naturkraft mftobtiger geworden
ist als der bildende Menschengeistl „Seit Unger als einem Ifonschmi«
alter ist in noserer Sprache mne Macht am Werke, die schon uasfig-
Richen Schaden angerichtet hat, — die Tagespvesee. Sie ist die Hanpt-
ursache der Verwildermig unserer Sprache; der eigentliche Herd und
die Brutstätte dieser Verwilderung sind die Zeitungen
Früher — vor ftnfirig Jahren — waren die Zeitungen weniger
zahlreich, von geringerem Um&nge und wurden von Leuten geschrieben,
die mit der Feder umzugehen wussten. Hentsntage hat sich dieses
Verhältnis ins gerade GegentheU verkehrt Ks sind Ttaseude von .neuen
Zeitungen entstanden, ihr Inhalt hat sich verhandert&eht Biesen In-
halt schaffen nicht lauter gebildete, sondern nur zu oft halbgebildete
oder wol ungebildete Personen zur Stelle in einer nothdflrftlgeiL and
vielfach fehlerhaften Form. „Die Herstellung einer Zeitung, die früher
eine literarische Leistung war, ist zu einem Gewerbe herabgesunken,
und in keinem Gewerbe der Weit gibt es so viele Pftascher, wie im
Zeitungsgewerbe." — j,So fehlerhaft, wie unsere Zeitungen
Jetzt schreiben, ist noch nie und nirgends in Beutschland
geschrieben worden, wird auch nirgends im Auslände geschrieben,
auch von den auslindisidien Zeitungen nicht"
»NachlihMigkeiten, Willkflrlicfakeiten und Gesebmacktosigkeiten
sitzen, kaum ani^setancht, sdum fest, verbreiten sich rasch und gelten
für Verschönerungen und Bereicherungen der S^iiracbel"
»Bie Politik, und was damit zusammenhängt — , alles das konnte
seinen Niederschlag in den Zeitungen nur in jenem Fufler- und Acten-
deutsch finden, das von jeher die Leibspracbe derer gewesen ist, die
bei allen dieeen Dingen die Hauptrolle spielen: der Joristen. Bas
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— 161 —
hat sich dann verbreiteti bat üch der Zeituugea überhaupt be-
nichtigt
.Und noch etwas kommt hinzu. Ein großer Theil unserer Zei-
tungen — wird von Leuten geschrieben, die einem fremden Volke an-
gehören, deren Großeltern, ja deren Väter und Mütter vielleicbt das
Deutsche noch nicht als ihre MuttenpFache gesprochen haben! So
fHak ^ich auch der Jude, wie in alles, was mit dem bloßen Verstände
zu eneicben ist, in die Elemente der deutschen Grammatik findet, so
flink er mh iflinen Gescbreibsel den Scbeia einer leidlich richtigen
P^ptenpmdia m geben weil: wo es anfo Sf^raehgefttlil «akomat»
bleibt er doch ewtg der Fremde. Wo iwei BedeaBarten miteinaader
vwnwngt Verden kOonen, da ymmgt er sie, er ist Ja der geboina
Wippeken; aber anoh, wo swei Cdnstamctionen verwirrt» Ja awei ein-
ftdie Wörter wweebielt werden kennen, verwirrt and verwechselt
«r äe. Ist er doeb viel sn eitel, als dsss er nlobt mit Vorliebe
g«ade an solehan Bfldem, Weadnilgen und Wörtern griffe, mit denen
er am w^iigsten nnungehen weil. Er eraUdt nicht blos kalt-
ttdielnd, dass irgend einem das Landetr^ehen aer aweiten Gewohn-
keit geworden aei, er sehreibt anch: die Frage wirft sieh (!) auf
oder: damit ( I) wollen wir kein Aufsehens machen, spricht von einem
Dichter, der nach (!) dem Lorbeer des Tragikers heischt, braucht
vor an schreiten, wo er fortschreiten meint ii. s. w. Zwischen Wörtern
wie sichtlich und sichtbar lernt er nie unterscheiden (er schreibt:
mit sichtbare I' [!| Freude), noch weniger lernt er jemals nachfühlen, was
heimlich und was heiiuisck bedeutet (er fühlte sich in seiner Um-
?ebang nicht heimlich ; — schreibt er); füi* silberne Hochzeit zu
Silberhochzeit — daiauf kann zum »^^rstenmal nur ein Jude
veriaäeu sein. Aber auch gegen die • IrnM-n^;! i^ien Kegeln der Gram-
matik verstößt er'; er schreibt: warnen gegen statt vor) etwas, er-
klären als (statt für; etwas, und er vor allem ist es, der, wo er als
Fr^-mder den reichen Wortschatz unserer Sprache nicht behei ischt, so-
im mit überütissigen, falschen und häsalichen Neubildungen bei der
Hand ist, die ibm der Deutsche dann gedankenlos nacbbraucht Ein
großer Theil nnseres heutigen Sprachonraths geht ansschlieftlich auf
das Judendeutsch der Berliner nnd der Wiener Tagespresse zurüdu'*
Dieses Urtheil Wustmanns über das schlechte Deutsch vieler von
Jadanh^ausgegebenen Zeitungen ist leider nicht ungerecht. Uns ist unter
uientk aahlreichen FftUen insbesondere der eine erinnerlich, dass ein
wat lehr geistreicber israelitischer Schriftsteller in einem von ihm
hnaisgebeaen Fabelbnche eonseqnent ,fdes Faehsen'' schreibt Die
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— 162 —
energische Bekämpfung eines solchen 1/eutsch, das zufällig von Juden
stammt, ist nicht Antisemitismus; denn Antisemitismus ist ein ziem-
lieh weites politisches Programm, oder besser gesagt: ein Topf, in
den verechiedene aus unedlen umi unmoralischen Trieben ableit-
bare Ziele kunterbunt durcheinander geworfen werden. Die^ zui
Klai-Htplhin;^ uusereb Standpunktes und zur Vermeidung eines Miss-
verstäuduLsseü.
Aber das Übel bleibt nicht bei der Zeitungssprache stehen; es
steckt die Schriftsprache an. „Die Zeitungssprache hat es allen an-
getlian** — dem Komanschreiber, dem Poeten, dem Doctorand. „Ein
spnu'hkundiger im l sprachliil» lender Mann kann heute getrost eine
Wette eingehen: üiau nehme aus dem Schau er einer Buchhandlung
blindlings ein neu erschienenes, in deutscher 1 rusa geschriebenes Buch,
gleichviel welches Inhalii, gleichviel von wem verfasst, von einem
Universitätslehrer, einem Sclinliuann, einem Beamten, einem Baumeister,
einem Musiker — einem uii.serer »führenden' Scliriftsteller, einem Blau-
strumpf, man schlage es auf, wo mau will, und setze den Finger
hinein: in einem Umkieise von fünf Centimeter Durchmesser um die
Fingerspitze, soll ein grober grammatischer Fehler zu finden sein, die
Geschmacklosigkeiten ganz ungerechnet — so weit sind wir jetzt!"
Ist dem thatsächlich so? Wir glauben, dass die Wette doch ver-
loren wftre; denn es scheint uns in dieser ansnahmslosen Verur-
theUling doch viel Übertreibung zu liegen. Verhielte sich die Sache
wirklich so, dass gar niemand ohne grobe grammatische Fehler
achrefben konnte, nicht einmal ein Universitätslehrer, ein führ^der
Schriftsteller, so wirea wir mit unserer Sprache übethaupt schon fertig
und könnten nicht mehr von Spraehdnmmheiten spreetei sondeni
nur von einer in den letzten ZAgen liegenden Spncbe. In diesem
Zustande befindet sieh unser Deutsch denn doch noch nicht — Trotz der
eingsrisseaen Sprachschlamperei gibt es immer noch eine natioiiala
LItaratnr, Ar die sich Dentachhuid nicht n sdiftmen hnmeht! —
Wustnuuui bedauert weiter, dass die Zeitungssprache auch bereits
gesprochen wirl „Der Padamentaiier, der Stadtrerordnete, der
VerelnsTOTBitsende, sogar der Pfomr {— auf der Iiandeassynode), wie
reden sie denn? soll das Deutsch sem?" — Sie sprechen das „un*
natürliche Papierdeutsch** und haben keine Ahnung davon.
Vor fünfzig Jahren war mit jeder Buchbesprechung eine Beur-
theilung des Stils yerbunden. Es wurde streng Uber den Zustand
der Sprache gewacht Heute wird Mos noch der Inhalt eines Buebee
beurtheilt; die Darstellung ist Nebensache geworden. »Manche
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J
— 163 —
unserer g^efeiei-tsten Ifodwdiriftsteller der letzten dreißig Jahre hätten
sehon mn der fSortgeBetztea MisahAiidiimg der Spraehe willen, die sie.
sieh haben za schnlden kommen lassen, nicht zn der Stelinng gelangen
dOrfea, die sie eine Zeitlang eingenommen haben. Aber die meisten
B^censentea von hente sind Ja y611ig nnffthig, den StU eines Buches
n benrtheilen.^
Spradüiche Sehniteer werden ftr „stilistische Eigenheiten*
ausgegeben, ja, es gehOrt sogar zum guten Ton, „die Sprachfbnn als
etwas TOlUg Nebensftchlidies zn betrachten**. „Wie es im Leben so oft
geschieht, dass man den hasst oder yeraehtet, den man Meidigt hat,
80 hassen md verachten aneh gewisse Leute die Spradie, weil ihnen
ihr scfaleehtes Gewissen sagt» dass sie sie tSglkh verletzen and be-
leidigen."
Das Ausland fängt bereits an, unsere Spracliverderbnia zu be-
merken und zu bekritteln.
Nun wendet sich Wustmann gegen die Schule. ..Wo stammen sie
denn her, die Spracliverderber der letzten vierzig Jahre, wenn nicht
aus der deutschen Scliule? Wir haben ja e^ar keinen deutschen Unter-
richtl Wir treiben Latein und Griechis Ii, i< laiizösisch, Englisch und
Hebräisch, aber wann und wo in allei" \V elt lernt der deutsche Knabe
seine eigene Sprache?" —
Wiistniann verlangt einen planiMaßisren Unterricht in der deut-
sclien (jramniatik an der Hand der S|»iachgeschichte (!) und weist
hin auf die Lückenhaftigkeit und Unzulänglichkeit der Sprachunter-
weisung in den heutigen Gymnasien. Er bedauert die naturwissen-
schaftliche Richtung der Sprachwissenschaft^ ^die jeden Versuch, in die
natürliche Entwickelung der Sprache einzugreifen, fßr unberechtigt,
hälf^ und sagt: „Hoffentlich sind solche iWissenschaftliche* Anschauungen
noch nicht in die Schule' gedrungen. Bei dem knnen Gedfirm, das
manche Schnlmeister haben, ist alles nllg^ch.'' —
Der deutsche ünterriebt sollte som Mittelinuikte des g^&mmten
höheren Unterrichtes gemadit werden, „so wftre etwa in einem Menchen*
alter wieder anf eine Bessemng miserer S^rachsnstlnde sa hoffen,
froher nicht* — »dass blos der Unterricht, Uos die Schale belfea
bnn, — ist aweifellos. Wer soll denn helfen, wenn die Schule
nicht hilft? Dass nodi emmal grolle Schriftsteller durch ihre Werke
tildand auf die Sprache des gaiuen Volkes einwirkten, wie zur Zeit
QBMrer Classiker, ist vOIÜg ausgeschlossen. Und wenn ein Engel Tom
Bhonel kftme nii^ schriebe das best^ Bundi für das deutsche Volk in
der besten Sprache, — der erdrückenden Obermacht der Tagespresse
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gegeiiubei wurdi' beiiie Macht vprsdiwindt u wie eiE Tropfea im Meere;
die Tagejjpi f sse macht alle liudier todt '*
Zum Rrhlu>st' seiner in manrljem l'iiiikt* stark pcssmiisUsch ge-
läibien 1 >ar«telluugeii von <li ni kiaiikhaJtfcu Zuf^lande der S|>ra«*lie letrt
Wiistinaim die Grnndsätze dar. die ihm beim AblasÄen ^»eiues Buches,
das er t ine Nramiiiaiik des Zweifelhafteu, de8 Falschen, des UÄsaUehea
iieiint, rnaiigebciul ij i wesen sind.
In rein grammatischen Fragen, sajrt er sei der einzig richtige
Standpunkt der conservative, d. h. man müsse das nichtige zu Ter-
theidigen und zu retten suchen; anch in anscheinend verzweifelten.
Fällen dürfe man die Ifdlinung niolil anfj^ebeD, dui'ch Klärung des ge-
trübten Spraclibewüsstseins oder durch Auistachelung des trägen Sprack-
gi Wissens das Richtige noch zu erhalten. Nur in ganz aussichtslosen
allen sei der Kampf aufzugeben und dem Neuen, auch wenn es
falsch ist, das Feld zu räumen f!?). Wo ursprünglich Einheit
waltet, da .sei sie streng zu wahren; wo Mannigfaltigkeit herrscht,
sei sie zu schonen und jeder öden (Gleichmacherei vorzubeugen. Dabtsi
sei überall der Volksmund zu berticksichtigen. Wo feine logische
Unterichiede verwischt zu werden drohen, da sei entschieden entgegen-
zutreten, wie auch da, wo man sich plötzlich als Durninkupi behandeln
und sich ohne alles Bedürfnis Unterscheidungen autDuthigen lassen
soll. Die Ästhetik muge stets vor der Logik das entscheidende Wort
sprechen. Die vSprache mftsse erhalten werden bei der Schlichtheit
und Einfachheit, in der allein alle wahre Schönheit beruht Vor
allem aber sei überall der lebendigen Sprache zu ihrem Rechte zu
vei'helfen gegenüber der Schreibsprache, die unser Schriftdeutsch so
vielfach entstelle. „Eine gute deutsche Grammatik der lebendigen
Sprache — das ist das nftchste und wichtigste Schulbuch, da*
in Deutschland geschrieben werden muss."
m.
Das sind die möglichst treu wiedergegebenen Anschauungeu
Dr. G. Wustmanns über die Ursachen und das Maß der Sprachver-
wilderung, ^lag auili manche seiner Äußerungen weit über das Ziel
schießen, ja manche sogar, weil sie zu allgemein gehaittu ist, nach
vielen Seiten hin als ungerecht und verletzend empfunden werden: im
ganzen muss ihm doch recht gegeben werden. Ein autiiiLiksiimes
Studium seines Buches bestätigt dies leider vollauf; denn wenn man
das riesige Material überblickt^ das er da mit Ameisenfleiß als Form-,
Wortbildungs- und Satzfehler zusammengetragen hat, so erschiickt
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— 166 —
man vor der Unmasse von Unkraut, das sich in unserem Deutsch be-
z«itB eingenistet hat, und kann sich des Gefühls von Unbehagen nicht
«rwehren bei dem Gedanken, selbst lange Zeit vieles von diefle&i Un-
lONuit nicht bemerkt zu haben. Andererseits empfindet man wieder
eine gewiss begründete Kilpichtenng in dm Bewasstseinf ein ^Hand*
Imßk des Fehlerbftften, Falschen und Hässlieben^ gefunden zu habM,
das mit diirctiBCbUigtiMtoa Sotwrftmn imd grofter SachkmtaiB die
Mftden muwrer Spraehe wfdMki wd ui iwnlUhaftaii F&Ue& siehereii
Bttb vOeUi
Unter jum aber, die aidi la den JeveOlgeD ZiBtend dar Spraelie
aageiegaitlichat bekftniiiiern aoOen, stehen die Lalmr aller Selml-
I kategorieB im Yordergnuide. Dvnlildle Schule wird der Jogettd das
I Yeisübidnis der hoehdentschea Spraohe Terodtlelt, dmh die Schule
das QcBBtimäßige des Sprachbaues gelehrt and eingeprägt. Za dieser
pesitiren Thätigkeit der Schale nross eich aaeh eine legatiye ge-
eeflen, die — vornehmlich anf der höheren Stufe des Unterrichtes —
darin besteht, dass auf die gegenwärtig: stark hervortretende Neigung
der Sprache, Felüerhaftes aufzunehmen und Arh zu assimilir«'ii, als sei
€s ein natürliches Prodnct ilirer Kntwickelung, luiiner und irumer liin-
gewiesen und die Kenntnis des schon eingewurzelten Falschen
ebenso gut veimittelt werden muss, wie die Kenntnis des
Richtigen! Um aber dies zu krmnen, mnss der LeliitMule in der Sache
selbst 2-ut unterrii litet sein. Vahw selit n wii' als eine Pdicht der
Lehrerschaft an. dein ieidij^en (ie<:f nstaiiile der Sprach vergchJechterung
mehr denn je ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, einschlägige Sclirift^n
zu lesen und beim Unterrichte zu verwerten. Eine solche Schrift ist
Dr. G. Wuätmanns „Sprachdommheiten''. Sie sollte in keines Lehrers
BiUiothek fehlen!
Es sei uns schließlich erlaubt, die Frage zu beantworten, ob es
nicht Mittel und Wege giht^ dem Sprachverderbnis direet und indireet
mit größerem Nachdruck an den Leib sa gehen. Um aber den Umfitfig
dieser Arbeit nicht noeh sa TergrOHeni, stellen wir die fieantwortnng^
<ter FngQ in einigen Ponkten kan zasammen, a. z.:
1. Der bessere Theil der Presse mass aas seiner der Angelten-
M gegenftber bisher beobachteten Passmtit henastreten. Er mnss
m Wahrnng sefaier Ehre ond aas Liebe som YoUcsthaai enie strenge
Controle in Besag aaf die Hoehhaltang der Spraehreinheit üben nnd
M nicht scheoen, Uber dem Hanpte der aehleehtschreibenden Zei*
hmgen die GeiM einer scharfen Kritik zn schwingen, ihre ünfiUiig*
keit rftcksichtslos aalhadecken and dahm sa arbeitenf dass anbero^Bne
fleribler die Feder aas der Hand legen.
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— 166 —
2. Scbulzeitschrift^n emptelikii wir, eine eigene Rubrik zu er-
i>fl"non. in wplrlier die Sprachreinigung' einen stellenden QegensUad
bildet. AululiruDg drasti^rln i Roispiele!
3. Die Journalistoin k l bände müssen sich dahin e^iiiii^ t ii, von j^^nen
Kritikern, die als iieiin ntt'n über literarische Erscheinungen lungn-en,
mit Nachdnick zu verlangen, dass der sprachlichen Darstellung
eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.
4. Die höchste Unterrichtsstelle verordne, dass an Mittelschulen,
Akademien und Universitäten, vornehmlich aber an Lehrersemi-
aarien die Stndirenden mit der GiOBe des Übels möglichst ein-
gellend bekannt gemacht werden, wobei ein etwa von der Akademie
der Wissenscbaften vertasetes Werk, das den «^[nrachnnrath'' fiber-
fliehtlich zusammenstellte, znr Grundlage genommen werden könnte.
6. Alle fär höhere nnd niedere Schulen bestimmten Lehrtexte sind
einer Eevision zn nnteniehen in der Ridktnng, oh sich nicht sicii
da schon das Sptadiverderimis regt, resp, ob nicht etwa sngnnsten
der Sprachreinheit manches sn Terhessem nothwendig wirel Wir
g^nhrä Ja, denn es wttrde nns nicht schwer fltllen, Beweise dallir in
erhringenl
: Damit sind die Hittel wider die SprachTerwilderaag nii^t er*
schöpft; es wird deren gewiss noch bessere geben als die hier aa-
geführten. Aber wir leben der Überzeugung, dass schon viel gewons»
w8re, wollte man dem Sprachyerderbnis anf die von nns angegebese
m Leibe rOdken. Es gehört dasn nur ein reges Interesse
für die Sache nnd ein guter Wille gepaart mit Beharrlichkeit
und Thatkraft
Nftohwort TO« Seite der Bedtetion. Wte b»hm dieMi bqgfSad«*«*
Xlagea und wolgemefnten Yoischllgen Baiun gegebcm, obwol wir nioht ghmbeat ^
die letzteren zur HeUnng de« tJbels gentigpu. Die Cur mSsste tiefer gTeifen, weil
die Krankheit tiefer lieg-t. Tic nrundursailie der gprftchlichen Verlott cnicp'
und VerrriMi ning i»t die nioral ischt- ^'erlot^«'ruI)K und Vcrwililortnirr, " und der
ersteren kiimi nur Kinliiilt ^retlmn werden, wmii der letzteren Einliali getliaa wird.
Allerdings kuuimt biei auch daü iuiellectuelle Moueut mit iuü 6piei: wer sciurift-
•teUem will, lollte ent etwas (hdentUebei leraeit (narh Oebilt und Form)*
dasn gehört Beadieideiilieit) Seapeet vor HwUm, FleiB, Aaidaaer, Geduld ii.a.Wn Vkfi^
afhsften, die seltener sind als Eitelkeit, ZflgcUosigkeit, Gewinn- und Ehrsucht a. ^■
Dem moralischen Verfall folgt nothwendig der intellectaellc und sprachliche. wi>
der politische, sociale, ffe.sehäftlicbc , ktlnstlerifsehe und jeder andere. Wenn dea^
Eicht ahzubelfen ist, so wird die deutüciie Sprache und Literatur d>eiiso ent«rtc*
uud verkommen, wie einst die griechische uqd rümischc. !)•
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Hygiene und Ernelmtt^.
Ihre Anweuduug zur wirksamen Bekämpfung des Idiutitimus.
Von Bector O. Hintx^Beriin,
^^^it diesen Ausföhnnijjen soll nun keines wegB der Se^^eu, der von den
zur Zeit befiteheudeu IdioUsoautitaiteu troUdeiu aojgebt, in Frage gestellt
«odaii; doreh fte kt nur YWtaeht wordeD» dtn Baweii Ar die Behauptung
n erViingeD, iium 4enelbe in keinem Verfaftitais m dem Segen eteht» weleben
ile Khelfen kSnnteo, wenn ihre Organisation in der von mir ausgeföhrtea
Weise geregelt würde. Wol werden die Erfolge gewissenhaft verzeiclinet
und sind in den Jahresberichten aller Anstalten angegeben : doch die hervor-
gerufenen Schäden h:\t man in der Regel uichl zifferniiiüig festzustellen ver-
sucht, weil man siiii nicht die Mülie nimmt, sie zu erkeuueu uuU aufzudecken.
DfliiBodi lieto sich solche Ermittelnngen ousehwer anstellen. Man mttBSte
lidi nur dann gewöhnen, in den Peieonalaeten der SS9glinge niekt nnr die
Erfolge, aondem Wik dJeVersdilimmerangen im Znttnnde derselben gewiaeen-
haft aufzuzeichnen . Wenn dann das Material ans etwa fttnf Jalirgftogen von
«illen Anstalten Dent^chlands eingefordert und statistisch verarbeitet würde,
dürfte sich mindestens herausstellen, wie viele Idioten infolge des Umgangs
mit Epileptikern zeitweise von Krämpfen befallen, wie viele üble Gewuhuheiteu
bei einzeUien Idioten hervorgerufen werden, und bei wie vielen das GemUths-
loboi in der Verbildnng liegriffen, Stempfkinn nnd Qleiehgiltigkeit gegen
Illere Bindracke, gegen die Interenen ikxer Knmeraden etc. gewacksen sind.
^^okhe Beobaektnngen mftwten den Blick des Idiotenlehrers Ar diese aud
iilinliciie Dinge immer mehr sc härfen ; sein psychologisches Interesse dürfte
mehr mv\ mehr wachsen, und )t;i!d würde sich die Zahl derjenigen) die eine
ÜeorgaiiisHLiun der Anstalten anstreben, merklich vergi üüerii.
Fern sei es von mir, anzunehmen , dass dat» liesireUeu vorgelegen habe,
& uugedenteten Obelstände absiehtlieh venebleiem ni wellen; aber ieh darf
ml behaupten, dass sie bisher keiner genauen und grttndlichenPrfiftiag nnter^
ngen worden seien. Das ist eine Unterlassongasflnde, die anfisndecken za'den
HiDptanfgaben dieser Arbeit gehöit hat.
Um das Ergebnis der letzten Ki-iii-t^rnn^'-en samm;irisch zusaniiiienznfass^^n
and die Organisation der Anstalten selbsi kurz zu heli'Uchten, sei iüm Ii t inmal
erwähnt, dass es sich eiapfehleu dürfte, die Geistesschwachen mit Rücksicht
Mtf ihre geistige Veranlagang and ihre kOrperlleben Gebreeben entweder be-
MBünen Anttfltm^ Ar Cretinen, SpÜeptiker nnd Id^iperlicb gesunde Scfawaeh-
iisnige oder besonderen Abtheilnngen einer grSfieren Central- Anstalt xn Uber*
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168 —
weisen. Selbstredend bezi' ht gidi diesi» Trenünn- nur auf die JiilUuiiL -t:Uiigeu.
Je nach der BefäliigiU)^ lur du^ in udar andere UnterridiUiiacli, liu* die eise
oder andere manuelle Beechlfügiiug könnte die Abtlidlangen wMu Ja w>
acUedeDeünteniUheiliuigeD getieiintweidei^ und et dOrfte mudi« Kind beld
der ^en, bald der anderen AbtbeUmif sngewieien werden, je Dadi dem Gude
seiner Leistnngsfiibigkeit
Für tanbstTiinfne und schwerhörige Schwachsinnig^e einerseits nnd blinde
aiidt rerseits milssten überall, wn es noth tlnit. Hilfsdassen oder Uiltiäcbulen
eiügericiitet werden, doch so, dass sie in organischem ZusammenbaDge mit
einer Taabstommen-, bezw. BUndenanstalt ständen.
Den Anedmek „Idiotenanstalt* mMte ieh vemiieden wiMOB, weQ er bd
manchen Eltern Anstofi erregen konnte, nnd dafür die Bezeiebnnii^ Blldnnflri'
anstalt für Schwachsinnige oder Schwachbefähigte setzen.*) Wie
Behon der Name andeutet. ?5ollon in einem solchen Institut aucli die Schwach-
befähigten Anfnahme linden, die man g'ewfilinlich nicht zu den Tfiioten rechnet,
die aber anch nicht zn den NornialberiUiifrten gezShlt werden könneu. Genide
dämm lege ich aber auch Gewiclit darauf, dass alle uicht higher geMtWÜtti
Kategorien Ten GdeteMdiwadien Ten diesen feUreBnt und nncii au« Badinga>
nnfthigen itreacr ansgesafakiSMn werdta Die BcMiehnnnf „Ulatmiistall*
Wttrde nnr auf die Asyle anzuwenden sein.
Jedes Bildnn^sin.stitut Hir S(;h\vachiinnige nsp. Schwachbefihigle, Ott-
tinen oder Epileptiker niüsste ^ ■>«rehen :
1. aus einer Erzicliung-s- und üuterrichtsauütalt und
d. in der Kegel auch aus einem Asyl, der eigentlichen Idioten-, Cretines*
etc. Anstalt
Naeh F. Krats, Diieetor der Taabstnunen-Anstalt m LlegBits^X
die üntetriehtsaastalt vier Stufen umfassen :
a^ die Gängelstafe,
b) dit^ Spielstufe,
c) die Auschauungsstuie,
d) die eigentliche Uuterrichtsstufe.
Anf der höchsten Stnib soll der LehrstolF anf yierClassen rertheill Verden.
Es ist ans dem yon ihm anijiesteaten Flaa nicht recht erslehtUch, ob sieh dime
Eintheilnng nur auf den Unterrichtsstoff beziehen, oder ob die Seh&ler alt
Kücksicht auf ihre gesammte Durchschnittsbildnnfr vior verschiedenen Claseen
angehören sollen. In der Erziehung^sanstalt zu Daldorf wie in \ i*^lej> anderen
Anstalten besteht dieses Ciassensystem, wenn auch mit einigen Ab^veichttBgeD.
Die Zöglinge iu Daldorf beispielsweise gehörten mit Rücksicht auf ihre Ge-
sammfleistnngen nach einem in Nr. 5 des VL Jahrgangs der Zeitschrift IBr die
*) X>ie8e Arbeit war schon vor zwei Jahren großentheils diudifertig. ii°
vorigen Jahre fand idi in der Zeitschrift lllr die Bebandlunff Schwadniunigcr 0t&»
Yll. .Tahrgang, Nr. 1 u. 2, S. 18 in dem hier nachträglich mehrfach erwähnten
Anisatz von M. Jaeger: „Idiotismii-: und Srlnviu Iisinn" eine rollst.lndiqr clcirhe M*
ßiclit ausgesprochen, ein Beweis dafür, da^is die Übcr^uguug von der L'nzwe«*'
mäBigkeit der Anstaitsbezeichnong allgemeiner zu weiden verspricht.
0*\ Y Kratz, Plan zn einer einzurichtenden Anstalt zur Erziehung und Pflög*
bchwachsiunigcr ^Idioten) nach Säger tacben Grundü&tzeo. Siebe Zeitschrift für die
Maadlong Schwaehsimuger etc., uL (VH) Jahif., Nr. 6, 8.88 If.
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I
— 109 —
B€handlaDg Schwachsinniger etc. enthaltenen Bericht im März 1890 sechs
anfstcifTpnden Classen an, von denen die letztere drei, die vorletzte zwei und
die erste zwei Parallelclasseii hatte. Sie werden auch f^enaa so wie die
Kinder einer Volks- oder höheren Schule von einer Classe in die andere, nächst
Mitn Tonetst. Für die BUdongsanstalten der Schwachtinni^n wie ftlr die
tofenaimteii HflftBchiileii llnt tkh melBer ErfUinuiir n^h solch dn Claaseii-
fystem nicht mit Erfolg aufrecht haiton, ruft ee doch sehen fSr tiel« mniiale
Kinder mancherlei Nachtheile hervor ; es empfiehlt sich vielmehr, wie das schon
vorhin ang"edentet \\'urde, die Z5^1inge je nach dem Grad i^^t- I.pi-itangen in
den eiuzelnpn Leliifjepenyitänden in verschiedene anfsteigenUe Fachciassen zu
setzen und deuigemäii auch bei zunehmenden Fortschritten zu versetzen.
Je nach dem Alter, der Befähigung und den Leistungen der aufzu-
nehmeiideii ZOgllDge werden sie der einen oder anderen SM sofewieeen
weiden mteen, nm Ttn dort ans den Entwtekelnamangr m begtaBen.
Das Asyl ninss mindestens ans einer BesehlfUgnngsabtheflong hestehen,
kann aber auch eine Pfleg-fanstalt enthalten. Oh die letztere in org^anischem
Züsammenhang'e mit einer Bü'lnnc-snnstalt für Idioten, ( ivtinen oder Epilep-
tiker oder außer aller Verbindung steht, ist }?leichf,nlti^. da sie nur als Heim
für die ünglttckUchen bestimmt ist, die für keine Beschäftigung brauchbar
geniadtt werden kOnnen, also sans bfldmgsnnfähig sind. ]>ass hier aUe
Xategeilen fon Bllldsfauiigea Tertraten setn weiden, Ist setbstTerstlndllofa and
verursacht keine Bedenken, weil leider nichts geliessert, aber auch nichts ge-
schädigt werden kann, nnd nur die leibliche, mensehenwUrdige Pflege die
Hauptaufgabe bilden niuss.
In die Beschilft ignnpsapptaU können einerseits diej<»nig"en Schwachsinnigen
aa%eoommeu werden, die mau iu der Uuterrichtsanstalt nicht soweit fördern
ksan, dass sie sich Im biugerlidien Lehen selhststladlgflQfftsnhelfenTerni^^
sadererseits dlcifealgen, welche hei ihrer Anthahme sehon das hUdnngsfthlge
Atter überschritten hahen, sich aher trotadem zu leichteren Aiheiten ver-
enden lassen. Es ist nicht unbedingt nothwendig, jede Erzielmng:sanstalt mit
einem A^yl zu verbinden; selbst die Besch ■{ fr i^ngsabtheilnng kann fortfallen.
Wenn Pa8t<»r Sengelmann die Zög:linge, welche sich mit Erfolg am
Arbeitfiunterricht betheiligen, auch bildungsfähig neuut und die Bildnngsfuhig-
iMit nicbt allein von der üntenlehtsfiihigkeit ahhängig machen lassen wiU, so
llmt fleh dagegen niehts elnwendeo} doch das Beispiel, das er zor BesUltignng
»einer Ansicht heranzieht, ist wenig ntieffend. Er fhkgt*): „Oder wttrden
wir emen Tischler, einen Schuhmacher, der sein Handwerk versteht, weil er
nicht lesen und schreiben kann, zu den Bildnng^unflihigen zählen?" Das frei-
lich nicht, aber nicht nur aus dem Grunde, weil er sein Handwerk versteht,
Kadern weil es gew(}lmlicli nicht ansgescbiossen ist, dann er auch iui Maunes-
ater noch lesen and eohreiben lernen kSnnte. Die Büdoagafhhigkeit wird also
tiAt alleitt nach der LelBtnngaitthigkelt, sondern auch nach der geistigen Be-
SsboBg bestimmt werden mOssen.
Die Wichtigkeit der Erziehnng cur Arbeit ist schon lange erkannt worden.
Auf der Conferenz fttr Idioten-EeUpflege za Berlin 1874 gelangte seitens der
*) Zeitschrift fiir die Behandlung Schwachsinniger etc., V. Jahrgang, ^'r. 3
8L 41«
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— 170 —
Versammlang die Resolution zur Annahme: „Die OrgiBiMÜoii der Arbeit ist
flir Idioten -Erdehnngnintaltea ebenso wiehtigr» wie die Organisntla& des
Unterrichts, und die EfTichtiuigr eines landwirtschaftlichen Betriebes und yw-
pchiedener ArbeitsstÄtten nnerllissliches Bedürfnis."^ *) Schon Griesinger schlä^-t
in seineui Archiv für Psychiatrie 1868 die Einrichtung ländlicher Asyle für
solche geistesschwache Erwachsene vor, denen noch nicht ganss die menschen-
wllrdige Beetlmmimg abgebt.
Man wird eonneh ontersefaeiden kflnnen:
a) Eniehnngs- und Unterrichtsanstalten (Internate) für Schwaciisinnige resp.
Schwachbel^higtp, für Cretinen oder Epileptiker, verbunden mit einer
eigentlichen Idioten-, Crerint ii- etc. Aiurtalt, d. b. einem aus zwei Ab-
tbeilongen bestehenden Asyl;
b) EriielMiiign- und UnteitifiliCsaiislalten, mur Terbuden mit eiiur Peochif-
tignngsabtiielfanig ;
c) Erdehnngs- und Unterrichtsanstalten ohne Asyle
d) Idioten- bezw. Cretinen- etc. Anstalten, bestehend aas einer Beschäf-
tigungp- nrd einer rtlegeabtheiloDg;
e) rtlegeanstaiten für Blöde.
Die Stadt Berlin beeitit seit Ende des Jabret 1681 eine Idietonanstalt
in Dalldorf, auf die sehen hiogewieeea wurde, welche na^ einem in Nr. 6 des
VII. (XI.) Jahrganges der Zeitschrift ftir die Behandlung Schwachsinniger etc.
enthaltenen Bericht vom Januar <1 Ts. 230 ZSglinge enthielt. Es wird dem-
nächst auch eine Anstalt für Ejuleplische ins Leben gerufen werden. Dann
aber dürfte inäbesoudere noch für die Erziehung solcher schwach begabten
Kinder» die niebt direet ra den Idioten, deeb anefa nicht an den Nonnal*
belftMgten gezählt werden können, und die ein nicht in uitersdiiteendes Oon»
tingent der Berliner Geneindesehalen bildeni Sorfl;e in tragen sein.
Mit der Frage der Erziehung schwachbe fähig! er Kinder hat man
sich in Deutschland erst seit ungefähr zwölf Jahren besetiuftigt, namentlich
aber, seitdem durch einen Erlass Sr. Excellenz des fräh^en Coltusministtfs
▼on Geesler- die Binriofatang Yen sog. ^HilftrlBBSwi* Ar SehwaehbefKUgt» in
allen Städten von 20000 Einwohnern und darftber empfbblen wwde. An-
fänglieh stand man dieser Frns:^ ziemlich kühl jrf^gentiber. Im Jahre 1880
erklärte die Coaterenz zu Stuttgart es zwai tür wünschenswert, dass in
größeren Städten besondere Classen errichtet würden, betonte aber gleich-
seitig ansdrHeklieh, „dass diese nie die Anstalten enetien kOnnen, daas sie
eine halbe Maftregel seien.'**) Anf diesem Standpunkt, den ieh voll ond
gaan tlieile, schien auch die vierte Conferenz zu Hamburg 1883 zu stehen;
denn sie brachte anch damals den Hilfsclafisen trotz des eifrigen Eintfpfens
fUr dieselben seitr-i)«' dos Lehrers Kielhorn-Brannschweig wenig Sympathien
entg^en. AUmuiüicii scheint aber ein Umschwung zu (iunaten derselben
in der Qesinnnng der Fftdagogen you Fach eingietveten m seÜL Anf der
fttnfken Gonibreoa an Frankflirt «. K. 1886 begegnen wir in Dr. Bartels,
*) Zur Idiotcnpficge, von Schwandaer. Stuttgart 1875, 8. 11.
**) Dr. Knapp, Besuch von Idlotenaostalten. Gru 1881. Verlag von Leuschner
A Lubensky, S. 45.
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— 171 —
Director des Rfire^eisehnlwesens in (iera, einem eifrigren Kämpen für dio-
Sache der Schwachb«iUhiglen. Es wird hier u. a. hervorgehoben, das»
die Hllftclawen Inbi« GonmuniiBlBstltate IQr die Idlotenaiietalten weite
teOeii, eendeni eine MitteUteUnng iwiieheD diesen mid ta Nemuüedielai ein-
nehmen mOMtD. FMUeh wird aach hier wie in Stuttgart constatirt, den auf
diesem Weg-e kein g:enerellej5. einheitliches Verfahren durchführbar sei. nament-
lich dureh rlif Anfwertong der Frage: „Wer sorgt für die Schwachen auf
dem Lauilt •■ Aiu h anf der Braunschweiger C'ontVrenz im Jalire 18<S'J wunl«
diese Augeie^eiüieit zur Debatte gestellt ; zu einer Klärung derselben haben
die VeilHuidhBigai jedecb aneb nidifc geflUirt Zwar wer die ZeU Uirer
Freude gewtdiBen; deeto nebr trat aber eaek die üneicberbeit ihrer Ver-
teeter hervor in dem, was sie eigentlich wollten. Bei einzelnen schien sich
schnn die Erkenntnis Bahn zu brechen, dass mit dem Wachsthum der HüfS'
sclulen dip Existenz der Tdiotenanstalten in ihrer jetzigen Einrichtnng' in
Frage gesteilt werde. Darum 1p£rte nuui von gewisser Seite Wert daranf, zui
toaautireu, dass die letzteren kuptiig ihren Zuwachs nur vuu der ländlichen
BertBkeniBg ra erwarten battaa, sunal Ja ineincebMiiStldtMi, wie in Leipzig,
sogar kOrperlicb Defeote in die HiHtolaassn aaCgenemmen werden.
B^tinimter in ihrem Auftreten und in ihren Forderungen zeigte sich die
Schweizerische Conferenz zu Zürich vom Jahre 1889. Dort gelangte die vom
Schnlinspector Largiadt'r gestellte Tliese fast einstimmig zur Annahmt^: .
ist Pfllclit des Staates. Veranstaltungen zu treffen, dass Schwachbegabte Kinder
deai zur Erziehung ei forderlichen Untemcht in einer den individuellen An-
lagen nnd Bedttrftiissen entsprechenden Welse empfangen können."*) Ist da-
Bit aoeh die LOeonir der Kenfrage noeh keineewege entschieden, so sind doeh
darin zwei bestimmte Fordernngen enthalten, nämlich die» dass 1. dasBildungs-
bedärfnis Schwachbeffthigter nicht durch Wohlthätigkeitseinrichtungen, sondern
durch die Initiative des Staates, bezw. der Gemeinde zu befriedigen sei; 2. für
die zu treffenden Veranstaltungen nicht lokale Verhältnisse — wie z. B. be-
sondere Berücksichtigung von Stadt- und Landbevölkerung — , i^ondern nur
pädagogische und volkswirtsohaftliche Gesichtspunkte maßgebend sein sollen.
Sobald in dieser Frage die ünterscbeldvng von Stadt nnd Land ani)se>
g^Mn und eine prindpielle LSsnng erstrebt wird, kann die Bntsebeidnng nicht
schwer fallen. Je nach ihrem Ausfall ^in l entw^er überall, in Stadt und
Land, olligatOTische Hilfsschulen, bezw. llilfsdassen für Schwachbegabte ina
Leben zu rufen, oder die ?chon vorhandenen sind tlinnlichst zu beseitigen,
bezw. nur in dringenden Fällen provisorisch zu erhalten oder einzurichten.
Im letzteren Falle müssen die Erziebungs- und Unterrichtsanstalten für Geistes-
Nfawaebe (Sebwaebsianige, Gretinen, Epileptiker) das Gontlngent der Scbwacb-
Mbigtan ftbemebmen ; im ersteren sind die Intemate für nnterriebtsflUiig»
Schwachsinnige nacli und nach abrascbaflion und nur das Bestehen Ton Asylen
wiit oder ohne Beschäftigungsabthcilnngcn. also von reinen Idioten- rc5»p. Gre-
tinen- etc. Ansf alten zu fördern. Zv^eitellos wird man sich für den Wegfall
der Hilfsschulen entscheiden müssen, wenn mau iu Erwilg"ung- zieht, dass man
sich der Schwachen am allermeisten annehmen mnss, und dass selbst die
Sehwaebbeibbigten leiebteren Grades iniblge ihres Aufenthaltea in einer An-
*) Zeitscluilt für die Behandluiff SobwedisiaBigerete., V. Jahrg., Nr. 9, 8.88*
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stall mit ilireu besoudereu erziehlichen Mitteln eiueu größeren Gewinn ins
MmtUebe Leben mitnefamen dbften. „Die enlshlidMii und imterrlehtliebeii
Mittel und Methoden, die ganne, Bpeciell berechnete Hanaordnimgr einer An-
stalt nnd nicht zom mindesten die diätetisch - hygieinischen (medicinischen)
Einrichtang'pn und Kaßnahmrn, die Übcrwaclmng bei Tag und Nacht sind
immer noch geeignet, Erfulge auch in der geistigen Eitt Wickelung zu eniielen,
vio die Hilfsciassen, welche der Nator der Sache nach ihre Schüler während
46r Naeht nnd einee Thellee des Tages den ungünstigen, vnoontrolirt»u«a,
«ftproletariBchen Verhältnissen des Hauses zorfldkgeben müssen, nichts Nennens-
wertes erreichen."*) Dem Übelstande, den Oberlehrer Keichelt auf der Brann-
«chweiger Conforcnz liervorhob, dass geistig nnr leicht geschwächte Individuen
durch Einlieferung in eine Idiotenanstalt zu Idioten gestempelt werden, be-
gegnet man wirksam damit, dass man in der schon früher ausgeführten Wdse
alle Untenlelitsffthigen von ihnen furnhait, und infierlich beseitigt man Um
dadurch, dass man den ominösen Namen ,.Tdiot", falls man nicht direct efmi
BIMsinnigen damit bezeichnen will, ans der Welt schafft.
Während ich sonacli die Hilfsschulen nnr als einen Xothbehelf ansehe,
ab Institute, zu deren Einrichtung nnd Unterhaltung uns nur bisweilen eine
gewiase Zwangslage treiben sollte , wird ym anderer Seite mit größter Be-
stimmtheit ihre Noth wendigkeit betont. Eielhoni-Braansehwelg schreibt*):
^Ich nehme keinen Anstand, zu erklären, dass besondere Schnlen der ednsig
richtige Ausweg sind, wenigstens in Städten von 200(K) Kinwohnem nnd
darüber." Er sieht in der Einrichtung von Hilfsschulen einen N'orzug, den
die Städte vor der Landbevölkerung haben. Seiner Ansicht nach müssen
Sehnlen für Sehwaehbefihlgte nnbedtngt bestehen. Sie siad fllr ihn wol etaio
nothwendlge Institute, wie etwa die Volkesohnlen oder höheren Bflduigi-
anstalten. Ganz anderer Ansicht Ist Director Barthold- Gladbach. **) Er Yer-
wirft die Hilfsschulen nicht ganz, gibt aber den Idiotenanstalten — meiner
Jleinnng nach mit Recht — den Vorzug, weil f^ie durch ihre gesamuiten Er-
asiehungheinrichtungen viel mehr zur Vorbereitung für einen Beruf wirken
kflnnen als HÜfMchnlen, in denen der ble6e Unterriefat Hauptsache ist Er
behauptet, dass das, was die Braunschweiger Hilfeelassen leisten***), von guten
Idiotenanstalten auch erreicht, ja dass für die Berufsbildung in den letzteren
noch mehr geleistet werde. Dieser Ansicht pflichte ich ohne VnrbHi;ilt >>f»i :
es ist mir auch keinen Augenblick zweitelhatY, dass nicht die Kilisciassen,
sondern die geschlossenen Büdungsanstalten füi- Geiüteäschwache eine Zukunft
haben, dass jene nnr ein mangelhafter Ereats für diese bleiben werden. Kiel'
horn hingegen stellt sie nicht nnr mit Bezug auf das Untenfehtsmaterinl —
die Kinder sondern nach betreilli der Letetnngen Über die Anstalten, nnd
*) Ecichelt, Welche Kinder gehören in die Uü&olassen und wek^ ia die
Idiotenanstalten ? 8. Zeitsckrift fttr die Behaadlnag Sohwsdwfnaiger ete., Y. Jiiif>
gang, Nt. 5, .S. 72.
*) U. Kif lhoru, Über Schulen lür schwachbefüliigte Kinder. S. Pttedagogimn,
Monatsschrift für Erziehung und Unterricht von Dr. f9iedx. Dittea, TBL JMfgaag,
«, Heft, P. 3«)2. Leipzig. Verla«: von .Tul. Klinkbardl.
**) Zeitschrift, für die BehaiidJuug Siliwachsimiiaer etc., V. Jahrgang, Nr. h,
ß. 73 u. 74. *
*♦*) H. Kielhom, Über Schulen fllr .-chwachbefälii^te Kinder. S. PsBdsgOgiam
von Dr. Friedr. Dittea, YHL Jahrgang, ti. Heft, S. aöl ff.
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— 178 —
das ist ein Irrthuin , in dem noch viele befangen sind , der es bisher zu keiner
Klarheit über die Frage hat kommen lassen, welche Kinder in die Anstalten
ttud welche iit die Hüftjbchulen gehören. Director Barliioid-Glabach t'urchtet,^
6m, Mb die Hilftachalan «Im mitten AuMning arfUiren aoUtia, die
IdhtteoaMtalten aidit lebenafiUiig bleiben werden, nad i^bC» daat sie die
Aditnag des PiiUkmnis verlieren mflsaten, wenn sie, was selbstverständlich
eintreten würde, nur die Bedentang von Pflegeanstalten behielten. So sehr
ich souBt seiner Mcinnng- bin, kann i< h in dieser Beziehnnisr nicht seinen vStand-
pnnkt theilen. Für die Entscheidung der Frage dürfte dieser Umstand nicht
aosschluggdbend sein; icli wiiide mich aus dieiieiu (iriuide gar nicht bedenken,
dei HflfewdralBP den Verzag zu geben, wenn kk sIa sonst Ar nstkwendig, ja
für besser als mistsrbsft siogerichtfito ABStalteii Uelte, Es Ist flr midi
zweifellos, wie ich das auch sohon oben angedeutet babe» dass jedeneit rein»
Pflegeanstalten bestehen können, ohne dass ein organischer Zusanuaenbang
mit einer üntem'chtpnnstalt vorhanden ist: dof1i Hegt kein Grund vor, anf
diese, welche die Elendesten unter den K! fanden beherbergen müssen, mit Miss-
achtoug zu biickeo. Wer ein waimeti Herz für nnsere UQglücklicheo Mit-
measQhen sidilagea fdlilt, kann nur die Opferwilligkeit und Liebe derer be-
mmdsni, die ibie Eiftfte solebflEBi IMebuigswerk wiSbnen.
Ans dem Pndagegiom von Dr. Friedr. Dütes — YII. Jabigang, 5. Heft
— lernte ich noch einen anderen Gegner der Hilfsschulen kannea in dem
Berichterj-tatter „Vom dentsdien Ostseestrande". Einen Gesinnungsg-enossen
habe ich jedoch auch in iiim niclit gefunden ; denn wenn ich auch nicht ilir&
Berechtigung alb bleibende Iiiätitnte anerkenne, so bin icli doch mit Rücksicht
auf die unzoreichende Zahl der Idiot^nanstalten nnd deren tlieilweise noch
tsfar mangelhaiten Einrichtaugen von ibrer angenbtteklicben Kotbwendigkeit
Bbttirngt, weil sie nnsere VolkssdinleB vca einem groften, nlcbt in ibien
WirknngskrelB gehörenden Schülercontlngent befreien and durch diese bodea*
tende Entlastnng der Normalschulen nnberecheubaren Segen stiften können.
Die Ansichten j^^nps Referenten, dass diese Schulen ,.ein socialer MissgrifT
seien". da«s ^wuliiabende Eltern sich eine derartige AbsDuderuntr und Herab-
würdi^uii^ ihier Kindel' nie gefaJdeu lai>t»eu werden kauu ich nicht theilen j
ich dstf sie aber bier gaaa flbergehen, da sie dnreb Eieliioim-Brannscliweig
m Padagogiam Ten Dr. IHttea — s. YIIL Jabigaag, 6. Heft — eine ge*
bfireode Znräckwelsung erfUiren baben. Aach die Lebrersebaft wird die
Entlastung der VolksFrl.nl nnr mit Freuden begrüßen können. Das hat sie
auf der . MI i^^em einen deatsdieii L^erveraammliing'' im Jahre 1887 aoA-
dräcklich kiiiiilgethan.
In den letzten Jahren hat mau die Eiurichtung sokliar Hilföächuleu recht
lebhaft betrieben. Bs bestellen adebe n. a. in Bramsebweig, Leipzig, Dresden,
Chn^ Halbentadt, Elberlbid, COln, Haanorer/Hambnrg n. s. w. In fiiann-
schweig waren im Jalire 1889 drei Hilsclassen mit je zwt i AT)theilungen vor-
ii&nden, die znsammen 73 Schüler enthielten. In Dresden bestehen die ^og.
«Abtheilnngen für Schwachsinnige" seit Ostern 1888 aus drei anfsteigendeu
Classen mit je zwei Hauptabtheilungen, also in ähnlicher Weise wie in Brann-
icliweig, so dast» bei normalem Gange jedes Kind ein Jahr in einer Abtheilung
ToUsibt Am fleUasse des Scbn^^A^ 1888/89 zftblten 4ie Abtheilangen
«ttsunen 78 SehUer nnd SebUerinnen. Im Scbnljahre 1889/90 erbebte sleii
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— 174 —
nach dem Bericht in Nr. 4 des VI. (X.) Jahi^an^es <! 'r Zeitschrift für die
BehandlojDg Schwacbsinniger etc. der Schülerbestand aul H'd. Der Unterricht
wwei» mmekof in, Ti«r (Hauen ertfaeüt Seit Oiteni 1889 itt tn ihnen d<r
Handftrtlgkfiitinntenrkiht obligalorlMh dngeflUirt wotäm md bat sieh als dn
ansgezeichoetes Bildnngsmittel erwiesen. Zwei MitlJiellitii^en ans jenem Be-
richt sind ganz besonders freudig zu begrHlßen. Die erste bezielit sich darauf,
das» während der \\ intermonate Iii der ärmsten Kinder au fünf Tagen der
Wodie eine wuime, kräftige Mittagskost erhielten. Möchte dieses Beispiel
flberall, wo es notb tli«^ neht bald Naebabmang ibdeD! Bs ist dmtiuHis
BOtbmiidig, dass auch in den Hilfeaehiileii fQr die Pflege des XSrpoa In an-
nähernd ähnlicher Weise wie in den Anstalten Sorge getragen wird. Die
zweite Mittheilnng bezieht sich auf eine Verfügrimg der säclisischen Staats-
regieruiiir, woiiaeli jedem }Iandwerksmei.><ler, dem es gelinget . einen schwaeh-
siuuigeu Kuabeu in seiaem Handwerk auszubilden, eine IVäniie in Höhe von
160 H. bewiUlgt wirl
In Glera*) war um dieselbe Zeit ein Sdhtterbestaad Ton 82 ZQgUngen —
10 Knaben und 22 Mädchen — vorhanden, wornnter sich 5 bildangsnnfahige
befanden. Die seit dem 20. September IHIU bestehende Schule Tür schwach-
begabte Kinder in Elberfeld**) hatte bis zum Mai 1888 im ganzen 148 Kinder
(88 Knaben und 60 Mädchen) aufgenommen. Davon wurden aus den drei
Olassen 60 Kinder entlassen, so dass ein Bestand von 79 Sdifllem ▼erblieb.
In Bremen warde eine Hilfsschnle 1889 eröffnet nnd hatte nach dem
Bericht in Nr. 5 des VI. Jalirganges der Zeitsflnift tlir die Behandinng
Schwachsinniger etc. 20 Schüler, 12 Knaben und 8 Mädchen. Zorn 1. April
1891 sollte eine zweite Classe eröifnet werden.
einem Jahre sind aocb in Hamborg doreh den Sebnlrath Mabraoa
nnd den Ant der stidtiseben Obenobnlbebdrde Dr. Lendersdorf Prilftingen
und üntersacbongeB Ton Schttlern angestellt worden, die als Ganz- oder Halb-
idioten bezeichnet waren. Dieselben haben za dem Resultat geführt, dass in
den meisten Fallen die schwache geistig-e Entwickelung eine Folge körper-
licher Gebrechen oder ungenügender leiblicher Fliege war. £s soll nunmehr
TeRsaefaawaise in der Sdiale 8t. Paall ebie Classe lllr SO Sehwaobsinnige ein-
gtfiebtet werden.***)
In der Zeitschrift für Gesundheitspflege wird erwähnt, dass neuerdings
auch die Schulbehörde zu London den Beschliiss gcfasst habe, weniger begabte
Kinder besonders nnterriehten zn lassen. Es sollen drei Si)ecialsc]mlen ftir
dieselben eingerichtet werden. Die Auswahl der Kinder wird durch die Haupt-
Ubier eifbigen; docb dHrfian sie erst dann den 8|iecialsebnlen ftberwieseii
werden» wean ein besondens Gomitö und der Ant der SeholbebOrde Ibrs Zn-
stlaunung hierzu ertheilt haben.
Dass iü Norwegen seh"?! huiä'e. in der Schweiz seit knrzem, z. B. in
St. Gallen uud Basel, ähnliche Hiitsschuien bestehen, soll hier nur nebensäcli-
Uch erwähnt werden.
Ober die anf der seobsfeen Gonibrens ffir das Idiolenwesen m Brannsebwaig
*) Zeitschrift für die Behandlung Schwaebsiniiiger etc., T. Jabig., Nr. i, fi. 28.
**i Ebenda, IV. Jahr^ng, Nr. 4, S. 61.
Deutsche Schulzeitung tod Kiämer vom 12. Mai d. Js.
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— 175 —
vom Oberlelirer Reichelt aus Nossen in J^aHispn aufgeworfene Fraore : ^Welche
Kinder gehören iu die Uilfsclasseu und welche in die idiotea«
angtaltea?" war man selbstverständlich verschiedener Meinung.
BdehAlt will mir Sdumehfiinnige leichterer Art is die HUftaeholen auf-
paimum wtaeen. Director Siebter, LeipEisr» hilt m für aOSmigj aaek minder
BeflUdyte^ aelbst kOiperiieh Defeete anfsonehmeii, da man auch den Bltem
entg^nkommen müsse, die ihre Kinder absolut nicht ans dem Hause geben
wollen. Director Barthold-r^ladbach ist d er .Ansicht, dass namentlich die Kinder,
bei denf'ti der Schwachsinn auf psychischen Krankheiten basirt, in die An-
stalten und nicht in die Uill'ä&chuien gehören. Nacli längerer Debatte, die zn
kainer EUureteUnng ffUirte, gelangte mit geringer Migorit&t Bdchelts Leitsatz
SIT Annahme; „hk die HilMaeaeai gehfinn nur die Fltte leiehtefer geistiger
Sdiwidimig; geistig tief stehende, kOrperlldi eehwer crioaolrte IndMAnen
geMren in die Anstalten.''**) Mit Annahme dieser.ltee iet eigcntUoii 4ä8
Ge^ntbeil von dem. was ich vertrete, als erstrebenswert hin^^estellt worden,
Dimlich dass die Idiotenanstalteu in Zukunft nicht als Ui!t( i : k lit:'inRtitiite,
sondern nur als Asyle bestehen sollen. Man hat trotz der m dieseni i^iuikie
bestehenden Unklarheit eine principielle Entscheidung getroffen, die, faUs die-
Mibe prektiidie Anwendung finden eoUte, «Ine tief einiokneidende Bedentuig
haboi dürfte. Es itt meikwfirdigerwelM etwas zum Beschlnts erhoben
mrloi, was den meisten llieOnehmem der Conftfenz, namentlich den Päda-
gogen von Fach, sicher nicht angrenehm sein kann. Der Trat^weite jenes Be-
schlusses sind sich viele Conferenzmitg-lieder damals \\<A nicht recht bewusst
gewesen. Darauf deutet wenigstens die Bemerkung- des Redacteui'S der ..Zeit-
schrift für die Behandlung Schwachsinniger und Epileptischer'' hin, die ah»
flinete dem Beriobt Uber die Conftra» angehängt ist Sie lautet : „Die An-
uline erfolgte mit geringer Mehrlieitr die sieli walunolieittlioli in die Minder'
heit verwandelt littte, wenn der Leitsatz in seinem Wortlante den Mitgliedera
der O.mferenz vorher bekannt gewesen wiire."***)
Übrigens hat sicVi dpr Antragsteller durch seine Ausfiihrun?<'n mit seiner
These selbst in Wideröpiuch gesetzt; denn wenn princij)iell entticliieden wird,
dass nur „gei^itig lief stehende etc. Individuen'' iu die Anstalten gehören, so
M man nieht erwarten, wie er ee thnt, dam «die geistig geeeliwftcliten
Klider aller Orade den platten Landes* f) •■udi in Znknnft dmi Anstalten
ngeführt werden. Ist das, was für Kinder aus größere Stttdtaa nachtheiligr
ja ßcliüdlich ist, für Kinder vom Lande vielleicht noch gut genug ? Wird
man es verantworten können, dass unter den geistig tief stehenden, körperlich
schwer erkrankten Individuen einzelne Iciclit geschwächte verkümmern V Wie
darf man diese in einen Umgangskreis bringen, der ihre geistige Entwickelang
■idit iOfdem, sondern nur hemmen könnte ? Es wül mir lelieinsiif als ob dalisi
weniger das Wol der Kinder als dss der Anstalten in Betraoht gesogen wird.
Damit diese nicht beim Poblicmn an Ansehen vwlieren, dürfen unter den
BiOden einselne geistig geweelctere Kinder des platten Landes ilure Jagend"
*) Zeitschrift t^ die Behandlung ächwachsinuiger etc., V. Jahrg., Nr. 5, ä. 71ff.
^ **) ZeÜflcivift fttr die Behandlung Sohwaehsimilger eto., V. Jahrgang, Nr. 5,
4 72 u. 73.
***) Zeitschrift für die Behandlung Schwachsinniger etc., V. Jahrg., Nr. 5, S. 7ö.
t) BbsndsflellMt, S. 71.
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— 176 —
jähre verbrinetti n&d geittlg und aitClioh verkcnuneDi vthraml fir ihn f Mdi*
1iQga.bteE Alteisg^enossen in den Städten besondere Sohnleii errlohtet werden,
lim diese für die monscliliche Gesellscliaft zn erhalten. Solclie ungleklie Be-
haudluiig iät nicht nur vom püdagogisclien Standpunkt aXa ungerecht zu be-
zeichnen, sondern auch vom allgemein meoschlicUen zu verwerfen. Da die
Eiader nicht der Anatatten wegen, soadem die letsterea der Kinder baUrar
eiiftiren, ao let Uar, daae mea nnter eokhen Umitänden auf eine Aufiiabme
von Unterrichtsftlhigcn wird ganz verzichten m&es^. Wo sollen dann aber
die sehwachLetahig^ten Kinder der Landbevölkerung untergebracht werden, da
man ja doch nicht in jedem Dorfe eine Hilfsclasse errichten kann ? Mau er-
sieht hierau« allein scbuu, von allen »ouätigeu lieweiägrüudeu abgesehen, diiss
UM mil der Annahwe jenee Leitaatxes anf nnaidierein Wege wandelt, der
oidit nun leohtea Ziele fOIut ; dämm moss ich noch einma]l wiederholen, dav
£toehnng8-und Unterrichtsanstalten für Schwachsinnige oder Schwachbefähigte
den einzigen Ausweg aus diesem Dilemma bieten. Wir können sonach nicht
den Hilfssdiulen. souilern nur den Anstalten eine Zukunft prophezeien, und
wenn auch in den nächsten Jahren sich behufs Entlastung der Normakchuien
in cnttr Reihe jene sehr erheUieh vermebren werden, ao Vfmt aich erwarten,
data eie apäter desto aohneller an Zahl abnehmen, mn den Anstalten die ihnen
zakommenden Rechte nach und nach einzuräumen.
Der Inspeetor der Idiotenanstalt zn Dalldorf, Piper, vertritt einen &Un-
lidien Standpunkt in seinem Aufsatz : „Ein Wort, die ,Uilfsclassen' oder ,Hilf8-
fichubn' betreffend^', in Nr. 2 des VI. (X.) Jahrganges der Zeitschrift fiir die
Behaadliing Sehwaehainniter and EpUeptiecber ete. enthalten. Er aagt darin
n. a. (S. 28): „Ich bann nicht umhin, im Intereaae der Schwachen zu be-
haiipten, dass da. ■wo gut organisirte Idiotenanstalten existlren, Hilfsschulen
nicht nothwendig sind; ferner schließe ich mich dem Urtheil Kinds an, dass
iiilfsclassen resp. Schulen eiu nur unvollkommener Ersatz der Anstalten sind,
und dass sie nie das leisten können, wae man Ton einer guten Anstalt erwarten
darf.'* An einer aadeien Stelle behaaytet er wie leb, daaa die Hilteehale
nichts ist als eine Schule, welche «helfen'' soll, und zwar aus der Noth helfen
soll, falls Besseres noch nicht vorhanden ist. Er schließt seinen Aufsatz mit
den zutreffenden Worten (S. 29): „Wo gut organisirte Idiotenanstalten ^Er-
ziehungsanstalten) sind, sind HilfiBScbalen nicht nothwendig, und wo Xdioten-
anatalten lUileB, da aiai HflÜMMsbnkn NothbeiMlIift.''
Je grOBer ein Oeaieinweaen iat^ deato langaamer wird der Aneban der
Anstalten vor sich gehen können. Diesen Weg einer langsamen, aber ateten
Eutwickeinng wird auch die Residenzstadt Berlin einschlagen müssen, wenn
einf^stheils die Gemeindesohnlen das erreichen sollen, was sie erstreben und
von ihnen erwartet wird, anderntheils auch der minder begabten Jugend unserer
Bürgerschaft die beatoUlgliGhe Aiabüduig latbeil werden aoll, daoiit die
letitere nicht dafeinat eine achwere Gemeindelaat werde, ddlekräder als die
Senge Ar ihre Erziehung. Ffir denjenigen, der dleaen Standpunkt einnimmt,
bat die Beantwortung der vom Oberlehrer Reicbelt gestellten Frage keinen
praktischen Wert, da sie in diesem Falle vollständig' hinfiillig ist. Dagegen
muss eine andere aufgeworfen werden, nämlich die: „Wer gehört in die
Normalachnlen and wer in die Bildnngaanatalten fftr Scbwaeh-
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- 177 —
heffihigte, lir-zw. in die Hilfsf^cbuleu*?** Diese Frage lumn aber nur
ans der Praxis heraus boantwoitet werden.
Auf der Schweizeiischeu Coriferenz sprach A. Fisler, Lehrer iit Zürich,
in seinem Vortrage über das Tliema „HilfiBclaBseii ftlr Sohwaobbeßihigte" *)
Anafdit ans, dass alle Schiller, deren Begabung so gering ist, da« nie In
Ihrer geistigen Entwickelnng mit ihren Altersgenossen nicht gldehen Sehritt
halten, hinderen Hilfsclassen zu IlberweiaeB seien. Solch ein radicales Ver-
fahren einznschlagen , ist jedoch vom päda?og:ischeii Gesichtspunkte ans nicht
zu rechtfertigen ; denn die Volksschnle hat die Pflichf, alle Kinder ohne Rtick-
sicht auf Stand und Confession und olme Räckäicht auf iadividuetle Begabung
aofzunehmen, falls nicht eine große, deutlich wahrnehmbare Abnormität des
Qeistee Toriumden ist, nnd dieser Pflieht wird ond darf sie steh nicht ent-
aehen, wenn sie der sehen dnndi ihren Namen gekeauelehBeten Beetiaunnng
g'erecht werden will. Fisler beklagt es als einen t^belstand, dass alle in einem
mA (leinBolben Jahre geborenen Kinder olme Berückfifhtigriin^ ihrer g'eistfgen
und küi'perlichen Entwickf*1nnir in eine und dieselbe Ch»««»» ;intbenoniinen werden.
Wie soll denn seiner Ansicht nach die Einschulung vor sicli ^elien ? Ist cn
pädagogisch gerechtfertigt, die armen Iiüeinen gleich am ersten Sclmliage, da
Sie zum Theil noeh ftugetUeh, schQefatemy hefhngen sind, naeh ihrer kViper-
liehen nnd geistigen Individualität sa prttfen nnd damadk yersohiedenea
Classen ssa tberweisen ? Wekher Lehrer, undwAre er ein noch so bedeutender
Psyeholog-p nnd Menschenkenner, würde nlierhaiipt diese Aufgabe gewissenhaft
tind correct lösen kr>nne?> "r' Die r.rtlicbe Umgebung: des jugendlichen Hchüh^rs,
die ibni in der Ke^el frt-uni»- J erson des Lehrers rufen auf einmal so viele
nene Eindi ücke im Gemüth de» Kindes hervor, dass es sich währeud der ersten
Tage, ja Wochen in d^r Sefanle oft gaan enden neigt als im mtenhanse.
Wenn ahear — den tut nndenkharen Fall einmal Toraasgeeetat — der Lehrer
virlich instinetiv in riditiger Weise die Kinder ihren Fthlgkeiten ganftB in
besondere Abtheilun{ren g-etn-nnt hlitte, und sie nun eine verschiedene nnter-
ricijtli'hf' IJebaudlung erfahren würden, so könnte diese d(K'b auch nur für
eine gewisse Dnrchsehnittsbildnnf? derCIasse bereclniet werden, und es dürften
iß den einzelnen Abtheilungeu bald wieder große Untersdüede in der Ent-
i4skehrag herroitreten. Wie oft kSnnte man da die Erfthrung madien, dise
der iHr minder befUiigt gehaltene aUmlhlieh dtotllehtIgereSehliler wird! Soll
gleich wieder eine Musternog nnd Trennung der Schüler vorgenommen
weriJen? Und wie oft mnsste sich dieses unverantwortliche Spiel wiederholen?
J»'der unbefangen denkende Pädagoge weiß, dass er mit «♦■inen Sclnib-rn Tiieh^
ein Si«iuimetz verfahren kann, der vielbicUt Hunderte von Trottoirplatten
III gaiiz gleicher Weise zu behauen und zu poliren hat, und er wird sich dieser
prolen Vendiledenheit fkwnen, weil sie ihm die so hodi intereasante «ad so
M Areode gewShrende Artieit anfsrlegt, jedes Kind indiYidnell an behandeJn
Vli an erziehen. Wer verlangt denn, wie jeuer Referent behauptet, Tom
T-^brer, dass alle Kinder einer Classe, deren Befähigung doch so versdiieden
i»t, gleichmäßig vorwärts schreiten? Wer darnach strebt, kann nur eine
schablonenhafte Abrichtung nnd Dressur anwendcri, ist aber meiner Über-
teognng nach kein gewisseniiafter £rzieher und pflichttreuer Lehrer. Der
*) ZeÜKfarift ftr die Behaadlong SohwaehsiBnlger ete., V. Jahrg., Nr. 8, S. 96 IT.
ri4(i«gittB. ».Jitar. Heft m. IS
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— 178 —
Vortragende erwtthnte iu jeuer Conferens a. ^, ätm amh «iaat jm ihm tüt-
genommeneii statiitiselien Eriiebimg (in einem Mittel von adm Jahren) von
600 fildilUem der BtädtUchm Elementar^oluile ^.ii Zürich 10 ^r nioht und
16 nnr vorsnchsweige aus der nntersfcii in die nächstfolgende Classe beordert
werden konnten. 1888/89 wurden von ()00 Mädchen der EleinentÄi-ßchule
21 nicht in die nächste Clsmo versetzt; in einer anderen Gemeinde betragen
die ZnitckgebUebenen 6 — 6Ve ^ geiaiDmtaii SohllkmhL Ans dJeaen und
andeieii Bereehmiiigeii ichUeftt er, d$m migefiüir 3—4% der Sebttler einer
separaten Erziehnng bedttrlien. Solche Besnltate erreichen also die Lelirer in
der Schweiz. Um dieselben richtig zu bt-urtlu ilen. müsste man allerdings die
Ziele des Unterrichts genau kennen. Aus dtin Ufiicht tou E. Ewald*) ist
eraichtlich, dass der Unterriclttsstoä iu den 1 riuiai schulen beitchräukter uud
hloflf Mf ebie längere Unterrichteeit verthcilt bt» als in den aelstea «UNi«r
gehehenen mehwilissigen VolkssehnleB ; daher sind sokhe Leistuigen erkllr-
lich. Die an den Berliner Gemeindescholen arbeitenden Lehrer können der-
artige Ergebnisse in der Eeg-el nicht aufweisen, nnd es wäre mit Rücksicht
darauf, dass sie in den einzelnen Cla.ssen veiMItiüijmaüig ein t>ehr urafang-
reiclies UutenichUipeuüUui zu erledigeu haben, auch unbillig, solche von ihueu
in erwarten. Der Prooentsats der am Scfalmse eines Schn^afarea in die nlehst
höhere dasse versetzten Schüler ist hier sehr verschieden. Er rii htet sich
theüs nach der örtlichen Lage der Schule und dem beireffenden Schüler-
contingent, theils nach den verschiedenen Unterrichtsstafen, theils nacli der
individuellen Beföhiguug des Lehrers. Will man ein Dnrchschnittsmali ant-
stellen, so kann man behaupten, dasa in den unteren Classen nach Ablauf eines
Schnliahres eirea 10--16%, in den mittleren 16 — 20 V«» ^ dan eberen
25 — 30 '^/o bei der Versetamiff nrttttkbleiben; doch will ich für die unbedingte
Richtigkeit dieser Annahme nicht einstehen. Damit soll nun aber nicht pfwn
gesagt st'in. (Uus.s circa Jö - 20*",, der Scliüler den Anstalten oder Hilfs-
schulen für Schwachbef üliigte zugewiesen werden müssteu ; selbst 2 — 3 %
wftre für unsere Verhältnisse schon za hoch gegriffen.
Anoh Director Biehter**), Leipaig, hält es für unstatthaft^ dass alle Kinder,
die im ersten Schuljahre niclit fortkommcB, sofint den Hilftdassen ftberwieaen
werden, wie Fisler aus Zürich wünscht
Es erscheint mir von Widitigkeit, hervorzuheben, dass die Ausschließung
eines Kindes aas der Schule tür normal Begabte nur dann stattfinden sollte,
wem die unbedingte Nethwendigkeit dan Torlisgt» Darüber mftmte jedeeb
oiebt der Bnleher aUsin entscheiden dürlbn; anoh der Arst soUte — wie das
in Brannschweig der Fall ist — sein Votum darOber abgeben, und nur dann,
wenn beide, Arzt und Erzieher, die Ausscheidung empfehlen, müsste dieselbe
vorff^noinmen werden können. Das bloße Zurückbleiben eiues Schülers himer
seiucu Altersgenossen, seine Nichtverscuung iu die nächst höhere Classe am
Sehhiase des ersten Sehn^ahres kann noeb keineswegs als Gmnd angesehen
werden, denselben aas der Sohnle Ar normale Kinder sa entfernen; denn die
•) Schweizerisch »• VolL>-< holen nnd Kindergärten. Bericht über eine Stndifln-
Tciso nach den Städten ßem, Zttiich und Basel von Bnsi £wald. Ais MaaasBi^
gedruckt, Berlin
**) Zdtsotailft Ittr die Behandiang flehwanhshiBiger et«., V, Jal^gauf, Nr. 6w
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— 170 —
Verschio^lenlieit der körperlichen und geistigen Entwickehing der Kirs !»^r, Ah^.
Kisler in seinem Vortrage hervorhebt, ist ja doch selbstredend voiiiandeii, nnd
%& mü&& auch zugegeben werden, dass die Schüler, abgehen von ihrer nn-
gleicheu Begabung, mit sehr ungleichen Vorkenntnissen, mit einem Vorstellongs-
MtwM TOB sehr venehiedenem Umfimge in die Sehnle «tatreten. Tbatiftoh-
Ml mita ab» in ftu&m gewisNn Qmde ngfaidhe Aafbrdenmgea an dia
LdrtmgsvennSgen dor Schfiler gealellt; doch im Laufe der Schnlzeit ISsst sieh
ein g-evrifisor Ans^leicli di* ser Differ^nren crzieh'n, nnd es ist g-ar kpine seltene
Erscheinnnp:, dass die Zuriicko'eblieVienpn nach Ahlauf des zweiten Schuljahres
versetzt werden, und sogar zu den tüchtig-sten unter den Versetzten geh?)ren.
Dabei mvm jedoch iiuaier wieder betont werden, dass eine Verschiedenlieit der
geiBügea BntwfokehiDf natugemlft immerliin bestehen hleiben wiid und nnam
lodaten Leben andh TolUtftndig entspricht
Mit Rücksicht auf die Oigrini ifion des Berllii6T Gemeindeschiii»
wesfns dürfte es sich fnipfehleu , in der Regel ntir Rolche Schüler fnr eine
etwaige Unterbringung in »'ino Kr/.iehungsanstalt. resp. Hilfsschule in \'or-
»chlag zu bringen, di«- zwei bezw. drei Jahre ohne ode?- mit geringem Erfolge
die sechste ülasfie einer Gemeindeschule besucht haben. In einzelnen, wenn
•Mb adtoieii NIen Mtato «s jedocih mUealfl: sein, eelbflt Sndor der fVnftenf
Ja legar der ▼ierten CSIiaiey deren geirtlgee YeraiSgen so hesohrBnlct toi, dass
sie trete aller Mthe nieht weiter gefordert ^ erden kSnnen, für solche Separat-
CTziehTiTig vorzuschlagen. Die betreflFenden Vorschläge mfissten dem Rector
der Anstalt seitens der Cla'^s^'fil^'hrer am l^cWusse jedes Semesters zur Zeit,
da die Versetzungsprüfung^cn stattüuden, unterbreitet werden, der hiemach
eine Vorschlagsliste aufzustellen und dem Stadt-hichulinspectot* einzureichen
bitte. Da die GemeindeeefaiilenBediiis acht, demnftcfast ashn SchnI-In8pections>
bnicfceii angehören, so enehelnt es mir für die Pnzto an ehifuhsten, wenn
jelem 8tadt>Schulinspeetor ein Besirinarzt znr Seite gestellt wdrde, der die
geistig zurückgebliebenen Kinder des Schnlbezirks ärztlich zu untersuchen
hStte und außerdem auch alle anderen hyL'i*^inischen Interessen desselben
fördern könnte. Können die schwachbetahigien Kinder nicht >ofort in beson-
deren BUdungsanstalten anfgenommen werden, so dürfte es rathsam sein, pru-
Tisorische Classen fdi* dieselben in einzelnen Oemeind^cholen einzurichten.
Vor allem aber mllsste snyOrderst für die Untcrbringnng sammtUcher BUdnngs*
snflUgeB in Asylen Sorge getragen werden.
Endlich sei noch bemerkt, dass der Ausdruck „Hilfsscbnlen* oder ^Hilfs-
ckssen" AVf^niir zntrt^fTpn'l ist und datür lieber die Bezeichnnng „Schulen oder
Classen für J^cli wachbefähigte*' f> ! r „Schwachbeanlagte" treten könnte.
Bezüglich des Unterrichts veriahrens in den „Classen" für Schwachbeftlhigte
ist hervorzuheben, dass für sie im allgemeinen dieselben heilpädagogischen
Qxvndsltee naßgebend sein mttsseu wie Ar die „Anstalten". Das Haupt*
Sswieht wird weniger avf den Unteirieht als auf die Ersiehimg an
l^?cn sein. Der Unteiriditsstoff mnss auf ein geringes Maß beschränkt werden.
Man stelle jedoch nicht allgemeine Chissenziele fest — wie das zur Zeit leider
^ol überall der Fall ist — , sondern I.ehrziele für die tiiizelneu ünterrichts-
gegeustSnde. Um die Sache verstandlieher zu machen, will ich beispielsweise
aar anführen, dass ein und derselbe Schüler der ersten ReUgions*, der zweiten
Un> und der dritten Beehendaaae angehören Mnnte, je naeh dem Grade
19*
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— 180
Miner Leistiingeii in dem IwMM« Fache. Ntolk Jeder ehieiaeB Fedi-
stunde, die 20, besw. 40 MUmten nidit flbenolueilMi dtrfte, mftaste eine
iSngere Pwue lblg:en, die für die Regelung des Classenwechsels der Schüler,
sowie für prymnastische Übungen benutzt worden könnte. Auf die l'llege des
K(irp<'i's wird ein «:anz besonderer Wen zu le^jfen sein, eiug:edenk des bekannten
Sutzeä: „Meub saua iu corpore »ano''. Daher miüsete das Turnen und das
Jugendspiel täglich geiiflegt werden; dooh dttrfte m niemals gettettot eeia, n
lang« dabei m verweilea, nm Jede kArperUehe ÜbeFanftrangnBir m vermeiduL
Ver allem kOnute auch der Handfertigkeitsnnterridit in den Lehrplan anf-
genommpn werden, aowol fOr Knaben wie für MiuM^'n. Sicherlich wird dieser
nicht nur die Willensbildung, sondern die g-anze geistige Kntwickelnug scliwach-
begabter Kinder lürdem helfen. Mit det Anfertigung vou Gegenständen dürfte
eine concrete, sachlidie Bespreohmig dereelbeB aagenMSMi m TerUndaa Mfn,
damit auch dnnh die maauDe BeaehllUgimg ein adiililMrsr BfnfliiM auf die
Verstandesbildung ausgefibt wfirde. Der Unterricht ist nicht allein so an-
schaulich als möglich, sondern auch so individnell als möglich zn gestalten.
Pie ganze Ansbildnn? rau.ss eine quantitative Besehrflnknng , aber qualitative
Vertiefung hei' vortreten laüseu, um, wenn. auch nur mit geriugeu Keuutuisäen
«lUferflfltete, ao dedi ftva pfaktiaclie Leben braacliban UoMlMiB st enlehsB.
Diese Ftirsoife fBr die geiatiir Sdiwadieii und Ennken inrd schließlich
auch dahin führen — was namentlich in jüngster Zeit sehr angestrebt ^\ ird —
die Gesunden zn entlasten und ihren kindlichen Geist während sein er Ent-
wickeiung vor Überbüiduug zu bewahren, um mehr Zeit für die Gemuths»-
büdnng zn gewinnen und der Entfaltung der Willenskräfte mehr Banm zn
gewabren.
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Se]ittlgeschichtliche8 ans der Schweiz.
Von Dr. Marf-WitUerthw,
13is zum .lalirc 1798 war das Volk in Schweiz so viel als recht-
los. Überall hatten sicli unter dem Familienregiak;iil der Patricier, den Vor-
recliteu der Städte oligarclikclie B,egieruugeu fe&tgesctzt, die augstlkk über
ihn Gewalt waditoB aad jede freihaitUolie Bewegnog mit Graiaamkeit yer-
Uslfln und oiedenoUngw. Im Laolb des 18. Jahrimndttrti wurde der lierr-
flehende Kreis immer enger. In einzelnen Orten concentrirte sicli das Faailien-
re^^iment dei^estalt, dass die Regierangsstellen beinahe als erblick augesehen
und iiacli dem Tode des Vaters dem kanm erwachsenen Sahne übertreten
wurden. Das \'olk hatte zu schweiften, zu gehorchen und zu dulden. "Der
Yülkäuiiterricht wurde mit Absicht und Bewubstaeiu veroachlässi^t. Mau
irtOiite, «in anwJMendde Volk sei leichter In ITnterwflrfigkeit sn erfaeUen als
«In gesdnltes.
Und dieses I^and trug den stolzen Namen Repuhlik
Das Fegjahr 1798 wischte alle diese Herrlickkeiten weg. Die Schweis
wurde in einen Einheitsstaat umgewandelt mit t iner Centralrefrierung. Alle
Vorrechte der I'crsoueu und des Ortes wurden abji^eschafft, alle Bürger in
Beehtea uadPliichten einander gleich gestellt; das Volk war uuu der Souverän.
Die GsBtralreg^ierun« sah die Sorire für den YoUsnnterrieht als eine ihrer
HMiiitM%aben an. Einem ^Minister der Ellnste nni WieseDsebaflen* wurde
die Organisation dfls Sehnlwesens fibertrigen, in Jedem Verwaltan|rBherii1ce ein
Erziehungsrath als awffthrendes Organ eingesetzt. Mit Begeisterung ging dw
Minister — Stapfer — an seine AnfjTal)e. Ein ansfilhrlich« s Schalgesetz.
im Wesen, ünifüns', Aufgabe^ innere Einrichtung- <ler verschiedenen Unter-
hdiUiauätalteu \o\\ der ElementarscUulc au bis zui- obersteu Ceutralaustait fest,
bmcimmt and klar umschrieb, konnte bald der Ceutralregierong zorBerathung
vvfdsgt werden. Aber weiter gedieh die Sache leider nicht Dee bisher so
nisdcfgehaltaM Volk war In der Übang- der Freiheit noch gar nnbehdfen
tmd ungeschickt. Das gab viel und betrübende StOtnnsren. Die alten Vor-
rechtkr, die sich nach den Fleischti>]>fen Ajj^yptens zarücksehnten . schürten
dies^jlben mit I"]ifer. Dann kamen die Ivrief^swirren. Fremde Heere übei-
schwemmten und verheerten die .Schweiz. Für deu inneren geistigen Ausbau
der g einen und untheil baren helvetiscliea Eepablik" fand bich keine geeignete
Zcitnshr. Die hUMren Wlnen daoerten, hie Napoleon der Schweiz 1803
noe Qtie VevCusoag gab. Vom Off entliehen Unterricht sagt dieselbe
Mti, Sr war wieder, wie vor 1798, den Oaatonen anheimgegeben.
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— 182 —
Mit dem Stonw Napateona flog aiieh In d«r Sdiwdis der Wetaeii der
Heaction aufs neue an zu Miilien. Es war erst 17 Jahre seit dem üllteqrailf
der alten ITenliclikeiten und Vorrechte. Die im Genuss derselben g:ewe8en
%varen, glaubten nun den Zeitpunkt gekommen, das Rad der Zeit wieder rück-
wärts drehen zu können. Es wäre ihnen wol fast ganz gelungen, wenn nicht
selbst auswärtige Mächte ifur Mäßigung gemahnt hAtteiL Doch wurde gar
manchee Verlorengegaiigeiie wieder gerettet Die Verfluraiig rm 1816 was»
delte die Schweis wieder in einen Staatenbund um. Die 22 Cantone ver-
banden sich nur '/um Zv cfke. sich gegenseitig ilire Macht und ihr Gebiet zn
garantireu innere L nruhen und freilieitliche Regungen niederzuhalten. Sie
waren völlig souverän. Jeder Canton konnte CapitolaÜonen und .Verträge mit
fremden Staaten atecUleBen. Im Zoll-, M1fau>, Gewicht»-, MaA- nnd Vev]nlire>
weien war jeder seHietstindig. BSb bemdite danun anoh In dienen Dingen
eine den Veikehr mftehtig heouiende Verwirrung. Die Cantone schlössen sich
geg:eneinandcr mögliehst ab. Es war fllr einpn Schweizer leichter, sich im
Auslande niederzulassen und anzusiedeln, denn in einem anderen als seinem
Heimatscanton. Die Macht lag wieder so ziemlich in den Händen der alten
OeeehMiler nnd Kreiw. Besttnunnngen nnd Vondirifteii Wier 4m Offent-
liehen Unterricht enthielt diese BnndeeverlluMing anöh nieht Jeder Onton
konnte darin thun and laaeen, was ihm beliebte. So blleh es tnvti yenoUedener
Anläufe zur Verbesserun?, die Ton poUtiieh fortgeediiitteneil CantODsn uul
Personen ausp:ing:en. bis 1848.
Jedes Übel Uägt ein Correctiv in sich. Die last unbeachräukie Selbst-*
stBndigkelt der Cantone machte einige derselben ttbermtthlg. Bs kam an
GoUisiooen nnd führte im Noyember 1847 zum sogenannten Sonderhondshtfeg.
Die Überm tithigren unterlag:en. Im Jahre 1848 ging die Schweiz daran, sich
zeire-emäß lilluslicli einzurichten. Von answJtrtig-en Einmischune'fn blieb sie
vt'i schont. Die Staaten ring'sum hatten in diesem .Talire tlir sich selber ^enu^
zu thun. Die neue Buudesveri'a«6uug wurde im Heibät des genannten Jahres
vom Voike mit tbenrtQtigender Mehrheit nnd mit Jnbelnder Begeistemng an-
genommen. So kam nnser Vaterland nnbeschrien mit seiner wohnlichen Eln-
riehtung rechtzeitig unter Dach.
Diese VdrfoMang scbof die Schweis in eisen einhelligen Banden-
Staat um.
Zwei gesetzgebende Behörden — Kationalrath und St&iderath, die sich
ordentlieherwelse JUirlioh swelmsl In der Bandesstadt Bern Tcrsammeln, ha-*
sorgen naf Oxnndlage der Bundesverfhssnng den inneren Aushan der BepnUlk.
Die Nationalrflthe werden in bestimmten Kreisen ynm Volk gewählt, auf je
20000 Einwohner einer. Die Ständeräthe vertreten die Cantone; jeder der-
selben ordnet deren zwei ab. Diesen ^wei Kammern steht die Wahl des
Bnndesrathes, der sieben Mitglieder zählt, zu. Die Amtsdaner aller dieser
Behörden betrigt drei Jahre. Der Bnndeeiath em«nnt ans seiner Mitte den
BnndespiSsidMiten mit eii|)Hhfiger Amtsdaner. Die Verkahnsdinokeii im
Innern zwischen den Cantonen, wie Zölle, Weg--. Hrückengrelder et/*, wurden
keseitigt, freier Verkehi- und freie Niederlassung sichergestellt. Wie die
frühere helvetische Vertassung schafft auch diese alle persönlichen und ört-
Hchen Voitnehte ab, stellt aUe.Btrger In Beehten und Pflichten einander gleich,
nnd damit ist aneh das aUgemdne fMe Stinimreoht, nnabhingtg vom Besttn,
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— 183 —
featg^etst. Das ALiiiiar-, Muuz- und TüstweseD, Maß, (iewlcht etc. werdea
dnhoitlkli gwtaltafe. So IIUI ildi Jedsr Bligw nkht blot all OBatoneM,
•oiid«ni »Ib Sehmiaer*
Aler am den Volksnniftrricht Ummtrt ikh aoch diese VeiiSumg
nicht. Er bleibt den Cantonen überlassen. Dagegen ränmt sie dem Bande
die Befugnis ein, elnn polytechnische Schule nnd eine Landesanivprsitftf auf
Staatskosten 7M en-icliten. Die polytechnische Scliule besteht schon lange
Jahre: die UniversitlU aber lässt immer noch auf sieh warten.
Im Laute der nächsten Jahre wurde aber die fundamentale Bedeutung
einer durchgreifenden Volksbildung für das Gedeihen einer Bepublik, in
4ar Jeder Bttigor atfaimbereohtigt ist und tbar Wol und Wehe dflt Laadsf
■itMitMiMidet, Immer mehr und immer iHfemeiner erk«nnt, mmenfllcli Im
Mittdelandn Die in den 50er Jahren einfefllbi^n Recrutenprüfungen legten
aber Jahr tTirJahr dar. driRs in vielen Gebenden (hr Schweiz um die Volks -
schale klili^lich stnn i Die Nothwendigkeit, der Vernachlässi^nn?' dieser ersten
and wichtlfi^sten liilduugsstStte der Bürger zu steiieru, diiingte sich immer
mehr auf. Den Einsichtigen war et» längbt klar, da^B nur der Ii und da helfen
kBmke» da» es aber raeh seine Pfllolit sei, das gesasunte Volksselinlwesen
ier Seh weis in die Hand m ndunen nnd xntienell an orgaaisiniL Qelegen-
keiv einen Schritt nach dieser Biehtong sn thnn, gab dieBevislon der Bandes-
TerfuHuag im Jahre 1872.
Eifrige Schul- und Volksfreunde einigten sich dahin, den prc^jctzgebendea
Bäthen die Anftiahme eines Prim u schulartikels iu das Grund^e^ft:' des
Staates vorzuschlagen. Um zunächsi He Stimmnn? zu sondireu. verlaiij^teii
hlo6| dass dasselbe das Obligatorium und die Unentgeltlichkeit des l'rimar-
vlsitleiites TOfMhrsIbe nnd den BnndesbehSrden die VeUmaeiit «rtiieile» BCiniiial-
Menng«n an die leistmigen der VollmscIiBle festsnsetnsn.
Die dnnb diesen Antrag iiervergernfenen Yeriiandlnngen in der Bnndes-
Tersamnlnng zeigten in betrftbender Weise, wie wenig Gunst und YerstRndnis
in dstt eboren Kreisen dieses idchtigste Sebnlinstitut findet
Dass die ültramontaneai mit Madit gegen solche Vorschriften sich wehrten,
lag in der natürlichen Conseqnenz ihre«? Standpunktes. Sie wurden aber mit
einem Eifer, der einer besseren 8ache wert ^ifewesen wäre, unterstützt von
den eintlnssreichsten (fliedern der Käthe, so von Laudammann Heer v<"n Glarus, .
ÄlA^d Eücher von Zürich, Teyer-Imhof von Schaffhausen a. v. a. m. Alle
Indien mit nnverbehlter GeringsehStsnng Ten der Yolksscbnle nnd der
toeb sie Tenaittelten Yolinbüdnng.
Heer meint^ der Zustand derYolkssebnle sei kein MaAstab für den Intel-
jsetneUen Zustand des Landes. Das Niveau des Bildongsgrades Isme man
nnr kennen, wenn mnn die höheren Schulen ins Ange fasse, wenn man wisse,
'lie viele Procente unserer Jng-cnd die höheren Schnlen besuchen. Es sei gewiss,
dass von den Hoehsdinlen auM ah ..elektrischen Sonneu"' wulthueudes TJrht
üch verbreite in alle Schichten der Gesellschaft, iu alle Jhäler nnd bi& in die
Usfante Hotte binab,*) Die gescblebtUebeBewelsfllbzing nnterlieB er jedoch,
*} „Über die Wichtigkeit dar Yolkmobnle nnd des Volknebnllobieis m sprecheo,
^ ich IBr flbeiitlSNg. Da die Hasse des Yelites ihre Büdang avSKbUsUicb
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{
- 184 —
and cLooh sollte man meinen, da ea so viele Hoohsehalen gibt, die jabrhnnderte-
langr als „elektrisrho Sonnen" Licht zu vorbreiten G'']»'s:enlieit gehabt haben,
iiiiisste aus der Cultnrg^eschichte unseres Volke» für einen solchen Nachweis
reichliches Material beifügen werden künneiL Was man von dem rüden
Leben, der Ihtolanuia nnd VerlntaMrangiiudit, die auf den «altelirwüidlgen
eldLtfiidien Sonnen*^ hemciite (leh erinnere aar an Kepler und Tliomasins),
weifl nnd das mit Heers Behauptung aidit stinunt, Uastin derXbatbedueni,
den der Nachweis nicht geführt warde.
Alfred Esch er ist gleichfalls der Ansicht, den Band gehe die Volks-
schule niclits anj die Obligatorifsich-Erkläning des Unterrichtes wäre schädlich.
Von Bundes wegen sei das Pulytechnicum gründet worden, and der Unter-
licht, der an danedben erthcAt werde^ befhudite das ganze Volk.*)
Andere ivaren der Helniing» eine Btldiing, ide sie dem Velke zagedadbt
werden wolle, wire denuelben nur naebtheOig.
Unter viel MUhe und Bedeoe fluid ein Schnlartikel eine schwache Hehr-
heit. — Das Volk verwarf — jedoch um anderer Griinde willen — die revi-
dirtp Bnndesvprfasisung' und damit auch den mülipum erkämpften Schulartikel.
Die KevisiüUöarbeit wurde 1873 anf 1874 wieder anfgenommeu. Wieder
war der Schulartikel Gegenstand lebhafter Verhandlungen; aber kein Hitglied
der Bftthe wagte mehr, gegen Anfliahnie elnee eoldhen anltotreten. Das Streben
der Gegner war nun darauf gerichtet, für eine solche Bedactton deeselben m
wirken, dass damit sn wenij; als möglich anzTtfanfron sei. Der Bundenrath
schlng dazu den Tnn an und beantragftf. sich auf die ünentg:eltliphkeit nnd
das Obligaturium des Primarunterrichts zu beschi'änken. Alle ultramoutanen
Bedner dankten ihm für diese weise Mäßigung. Doch wollten viele National-
rftthe nieht mit diesem lOnlmam rieh begnOgen» Sie Terlangten folgende Er-
gänzung: „Der Bnnd ist befngt, über die Anforderungen an die
Piiniarschulf , sowie über die Reding-nng^en. unter welchen jemand
in dieser letzteren Unterricht ertheilen kann. Vorschritten zu
erlassen/' In der ersten Berathung wurde dieser Passus anf^enomwen.
Damit war dem Bunde eine klare, bestimmte Stellung angewiesen, der
dnroh die VoUtSKhnle empdängt, m b&ogt nicht tob Wi^enschaft nnd liteiatnr,
sondern von der Yolkeschule aliein dn^^ Niveau der Volk^bilduDg ab."
L. v. Sacher-Mu80ch: „Der Lehrer Leunmnd", S. 155.
„Über die hochehrenwerte Stellung des Volksschullehrers sind wol alle ver-
ständigen Menschen einig, sowie auch dttrflber, dass die Volksschule mehr
bedeutet als die Horhsrhulr. " P. K. Rosecger, a. a. 0. S. 165.
*) Wie gan^ audeib rt^det UUer 4U Jahre iriibcr der weise und edle Meoächen-
lud VoUufreund Melchior Hirzcl, ein AmtsTorgftnger Alfred fischers, in seiner
Sclirift vom Jahre 1B2P: ..Wttnschc zur Vf rhf s^frini!:,' der Landschulen", 12:
„Soll der Baum der Bildunj?, der Erkenolois und des Lebens uns trc-
deihen, so mUSBen wir zuerst gein<'ii Wurzeln (iutes tbun; dann -werden umsoolur
in den Ästen uml Krom ii frische Zweige hervorsprießen und unser Land mit edlen,
reiüben Früehteu urquiekeu. Die erste Sor^e sei jenen Anstalten, jenen Land-
schulen gewidmet, ih denen die große Mehrzahl der Landescinwohner ihre
Bildung ausschließlich zu -ik h* ii hat; dann folge die Vorsorge für die Amtsscliult a
und die den einzelnen Geworben uud Künsten dienenden Anstalten, und zum Schluss
werde das Werk der SchulTerbesserung durch die Vorsorge gdtrftnt, die dar Stsat
den Pflegern der Wissenschaft erweiset"
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— 185 —
Keim gelegt zu einer ratiouellen Entwicklung de« schweizeriaclien Voikb-
achalwesens, insbesondere auch die Aussicht gegeben für eine tüchtige Lelirer-
Uläimg. Die Tma^e der Sehnlfreonde war groll.
Sie floUte aber nidit lange wfthrea. Boudeerath Weltl bewirkte in der
zweiten Berathung Streichung dieeee Ameademeati und Aufnahme folgender
Bestiramnns:: ..Die Cantone sorgen für "-♦»nfig-piideii Pi imarnnterricht.
Gegen Ciiii tone, die ihren Verpflichtungen nicht uachkommeiLi wird
der Bund die uüthigen Vei t ii^^ungen treffen."
Damit war das beste Kleinod aus der Verfa^äung auägebroclieu. Waä
«an uter „geofigendeni Prtmanmteixiobt'' an yentehen habe, wnide akht
weiter eiQrtert. Jedermann konnte sieh danmter denken, wu er wollte. Der
Bttndesrath aber teilte und lebt des Glaubens, es geschdie in allen fuiitonoi
dieser Forderunsr, ti^pr die keine Vorschriften bestellen, volles Genüge; denn
in den 18 .Tahreu, da sie zu Kraft besteht, liat mau noch nichts von Vei-
fügungen des Bundes gegen irgend einen Danton wegen ungenügenden Primar-
anterrichts gehört.
Wie viel anch der Schalartikel Ton Jahre 1874 zu wünschen tbrfg Iftaat,
ei war doch eine große Errnngenaehaft, daee ea gelungen war, denselben der
BaadflaTerfhMiiag einzuverleiben. Die Volks schale tntt damit m den Kähmen
des eidgenSssischen Staatswesens. „Wer den schweizerischen Staats-
gedankm". so bozHdmet Nafionalrath VÖ^rlin so s^rliön wie wahr dif^ Bo-
deututig deö Schulartikels, „über das Leben tliT Cantone stellt, der ninss dl»;
Volksschule in unseren Bundesstaat einscliließen, muss diesen Artikel als
Faadament dieses Baues respeetireoi ninss mithelfen» denselben lebensfthig
'tnd gesetzgeberisch ansangestalten."
Es kam bald die Zeit, im Sinne von VOgelins Mahnung ans AVerk an
gehen. Das Resultat der Recrutenprüfungen war stetsfort der Art, dass das-
Belbe bei den einsichtigen Vaterlandsfrennden onr^tp T?« fsr-rgTiisse erwecken
Tnnffst*». Efä war daher keine Überstürzung, dass die l'"örtscliritfs})artei im
Jabre 1882 angesichts dieser Nothlage sich einigte, Mittel und Wege zu
nehen, wl« die allgemeine Bildung, das köstlichste Gnt Mnes Volkes, za
beben und an sichern seL Sie entschloes sich daher, eine Ansgestaltnng des
Primarsclinlartikels in der Bondesverfassnog in dem Sinne anznstreben,
das» derselbe dem Bunde nicht nur die BefDgnis einräume, sondern ihm auch
4it Pflicht auferlege, in den Ausbau der Volksschule fr.idernd rinrncrrpifen.
Äußere Veranlasfäinng gab die Lehr.sciiwcsterntia^»^e (il. h. die Frage, ob
rein staatliche und confetimuuslose Volksscliuh^ mit Auüäciiluä» von Mitgliedein
nÜgiOeer Orden vom Uuterricht oder Zulassung solclier), die in der Januar-
dtnmg 1882 snr Sjiraehe kam, aber nicht entschieden, sondern auf später
zarückgelegt Wirde in der Kelnoag, daas sie dann in Verbindung mit dem
Sdudartikel weiter erOrtert werden solle.
Im April versammelten sieh die eidg-eniissischen Ruthe wiedfi in Rem.
Die zur Vorberat Im nir der Schuifragen niedergesetzte Commis.sion des .Vational-
nuhes tbeilte sich in eine Mehrheit und eine Minderheit. Jene stellte den
Altng:
1. Der Bvodesrath wird beauftragt, durch das Departement des Innern die mir
VolLdehang des Schulartikcls in der Bunda^verfas^ung vom Jahre 1874 und zum
^l^igen ErlasB eines bczügliclicu Gesetsea nöthigeu Erhebungen Uber das Schul-
«miB der Qutone m madien.
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2. Zur Ihrflllliuig dieser Aufj^abe wiid im Departement ein eigowr Seeretirr
Kr if hiin;r- rretiir, mit ftiner Besoldung bis auf Fns. 5000.— beii^egeben, dessen
Übiie£<;ttlieiteu üuxcli ein besonderes fi^g^^^ ^ Bundcsrathcs geordnet werden.
8. Das in Ansridit genoniniene thiteniehtnmets soll nodi im Urnfb dkMi
.Ta!rr>'.- vor<rolGg't werden und be^^chläg:t die Conmriontloa^lHdt der Sellllle, wmie
die auä£cliliel]li(i) stiuiüiche Leitung derselben.
Die CommissioQsminderheit beantrag, auf diese Vorlage grundsätslicli
nieht einmtzeten.
Ans der lebliaft sefilhrteii IHMsanimi, ta il«r «Mi die beeteo Bedner
beider Parteien betheili^ten, ging der Antrag' in folgender definitiver Ihmmg
hervor:
Die Bnndesvemiunilung besclüicüt:
1. Der Bnndesrath wird beauftiagt, nnfrerzttglieh durch das DejMirtement des
Innern (Buudesrath Sc1j< nk dir nir vollstrmdif^on Vollziehung; des Schulartikcls
in der Bundesverfaseung Tom Jahre 1874 und zum Eriass bezüglicher Gesetzesvorlagen
nOtbigen Bthebnagen (dnroh Kcpertoi) «ber das Sdinlweaen der Ceatone nn
macbmi.
2. Znr Erfüllung dieser Autgabe wird dem Departement ein eigener äecretar^
ein BnaehnngsgecTctär, mit einer Besoldung bis auf Frcs. 6000.— beigegeben« desseiL
ObUegenhetton durch ein besonderes Regulativ des Bundesratbcs geoninet werden.
3. Der Bundesrath ist beauftragt, auf (Trundlage der Bestimmungen des Bundes»
gesetzes betreffend die VoUaMt»tinimnng iibt;r Bandeegeiefiie und Bnnd^beschlttase
die Bekanntmachung des gegenwärtigen BescblaeMi m veiaiwtalten nnd den Beginn
der Wirksamkeit denselben festzusetzen.
Am 28. April wurde dieser Antrag in definitiver Abstimmung bei Namens-
anfriif -mit 86 Ja gegen 30 Nein vm BeaeUoea erbeben. Sedaan tnt der
StSnderatli am 14. Juni dieeem BescUosa mit 21 gegen 19 Stimmen beL
Groß war die Freude über solclien Ausgang, groß die Hoffnungen, die
man ans der Dnrchftthmnff dieses Bcschlns.ses für das Gedeihen der Selnile zu
lassen sich berechtigt glauben durfte. Aber man muss den Tag nicht vor dem.
Abend loben.
Die yolkaabetimnrang wurde auf den 26. November Itetgeeetat
Die Z\vi8chenzeit nutzten die G-eirner einer besseren Volk.sbUdllDg fOr
ihre Zwecke mit glühendem Eifer ans. Vu\ ein verwerfende^: Volksvotnm 7.u
erzielen, setzten sie alle Hebel in Beweti:niig, Kanzel (nicht blcs die katholische),
Beichtstuhl, offen tliclie Ansprachen, Hausbesuchungen , die Presse etc., alles
mosste mithelfen. Die Beligion wurde in Gefahr erldärt. Noeii am Vorabend
vor der Abetlmmvng rief das Lnsemer Vaterland^ seinen Fartelge&oaaen au;
^Betet, freie Schweizer, betet!"
Die „Ost.scliweiz" lässt sich also vernehmen:
nChristen, wo wird der Badicalismus halten? Wenn Eure Tempel gestürzt,.
Eure HeiligthUmer gesdi9ndet, Eure Priester Lügner, Eure 85bne Thoren, Eure
Tnehter vertiihrt, Eure Kinder Gotteslästerer, Rncr Eigenthum geraupt, Euer Vater-
land geknechtet, Gott und Himmel weggeleugnet uml auf der Erde die üöUe offen
dann ist der EadieaUaniu am Zid and da irird der Badicalinwa lialten.*'
Eine eolohe Eraftepraehe konnte ihre Einwirkong aif SngetlioheGeMtttfaer
nieht verfehlen. Die Voriag« ichien sonst dem einfaeben Maane m uiver-
fänglich; aber ein solcher Commentar rüttelte ihn auf und zeigte Ibm, was aa
tbon sei. nm das Vaterland vor dem Untergang' zu bewahren.
Den Bauern, die zuvördeist um ihr Nächstes besorgt sind, machte der
„Sargamerlloder'* dmreli einen Artilcet: «Wdlit Dur den Spion, den 8dMltai?"
also Idar:
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.Wenn Du, mein lieber Lieser, ein Bauer bist und hast eiu ordentliches Tachüppli
Vieh Mi «humdw «od es komimt Dir so em Kerl heifeUnfni, der will Dir Dane
H8ttc und Deinen Vichstajid untersuchen, gelt, da merkst Du plcirh, -was er will?
Kr will nntersaehen, wie er vp&ter am b^ten einschleichen und Dir das schönste
^Haapl" ms dem Gaden rnffiSktm. kOiDM. bist Da doch ken lololier Narr,
das8 Du den SchnUffeler untersuohCK ItfMvt, ««d«ra Du jiget iln liflulieb wukbA
Uai, und Du bast nur recht.*'
„Der Schulsecretär, von dem so viel geredet und geschrieben wird und der
vas am 26. November soll aufhalst werden, soll wn aber auaforscben, wie man
am besten in die SchnlverhtiltniPSP mndriüfrfii nnd unsere Freiheit und SflhststüTidip-
keit in der Verwaltung der Scliuleu uud i:.rziehung unserer Kinder rauben könne.
kommt der Secretär, das ist der Sfnoii, dann kommt das eidgenOssisohe Sd^-
{Tpsctz, (las igt der Schelm und stiehlt unscrcui rantnn dif rompctcn?:, eine für unsere
cantonalen Verhältnisse passende ächnlorganieation einzutübren: stiehlt den Gemeinden
du Beoht, in den von ihnen hesaUtea Sehvlen ein entaetaiedeBeB Wert mliniredeii;
stiehlt den Kinderr i ti Glauben unserer Vfiter. Ein eidgenö^isches Schulgesetz
limmt endlich Ton den üemcinden das Geld sow Bau koetanieligerSohalhäuaef, amr
ioeehaiAiiifr ▼ou Soliidtiaoihen nadi nenestem System vnd Ton Sehnlmaterialien,
nimmt vr n nn- endlich das Heid zur Bo.solduntr dor ziihlrciclicu Scliulinnpcctorcn
nnd einer Beauiteuächar — kurz, wie jedes neue Gesetz, nimmt auch ein eid-
genSesisches Schulgesetz nns eis SMek FMiMit und ?iel Geld weg. Und wenn Ihr
nun solche BeranbnBg aieht wollt» ao ddxft Ihr ««eh die üatannohiUK dei Spions
wkt wollen."
Aoch aus Kreisen, denen man eine bessere AnfiaMung hätte zutrauen
dürfen, ließ sich dieselbe Sprache im nämlichen Tenor hören. „Eine Gesell-
•ekaft freier 8 eh weis er In Zfirieb" erlSBBt zur Yerwerfuig des Bande«-
Mhluaes einen Aufruf ^an alle ebxlicben Sebweiser, die noeh nleiit
{gewohnt sind, vor Gesslers Hut sich zu beugen.^' Es heißt a. a. darin:
„Es handelt sirh nm 26. November um ein eidgenössisches Schulgesetz, um
Verletzung der Bundesvcrtassunc:, um Knebelung der Cantone, um »Schwächung der
dterlichen Rechte auf Kr/iehung der Kinder, um schwere finanzielle Lasten, um
ewige Regiercrci \tm ohan herab, um EutehristlichUAg der Sohnle nnd damit
um freche Terlrtzuuü der Gewissensfreiheit" n. s. f.
Selbstverständiich tratanch der „eidgenöseische Verein** uiiLeiuem Moiufe^t
anf des Flau, in den er v. a. folgende htiatvng verttble:
Was gesdiieht, wenn wir am 26. November Ja sagen oder zu Hauee bleH^f
D'^r Seercfar wird srewiihlt uach dem Vorschlag und im f^inne »ie« | gg__,j Schenk
bas Gesetz wird verfertigt von und nach den Wäuschen des l rm^„t^^
Der Bundesnuh sehweigt «« den Mafliegehi des | ^ iSTe/n^
Die Mehrheit der Bundesversammlung stimmt zum Gesetz des J
In nnserm Canton (Zürich) wurden znhroiche Versammlnngtin veranstaltet,
l'ie besten Männer des Volkes, darunter auch G-eistliche. tiaton für die Vor-
lage ein und erläuterten deren Hinn und 'Jfagweite; widersprochen wurde ilinen
IV wenig, meist von Pfarrern. Dagegen verwendeten manche Volksvertrateri
die in Bern beim Namemaofrof ja gesagt hatten, weil iie etneeNeine yw ihren
CoUegen deh geecbiiiit bitten, in ibren hdiaatli<dien Krisen ihren ganzen
£inflQs8 für Verwerfhng des BandeflbeeebhuM«. Inmerbia laiblte man Ufr «neen
ÜUtou auf einen gänstig'en Ansprang.
Und welches Resnltat brachte nun die Voikaabstimmunp am 26. November
1882? — Den 171959 Ja standen 315929 Nein {roirenüber. Die
Niederlage der Fortedirittspartei war eine unzweideutige und bcUwere. Nur
Tiar Otttene: BaeeMadt, BMlam, Neaflnbmjir imd Thnrgaa hatten, freiUeh
■ft Mbwadmn Mahr, angenoniMn. Anch In den wnat foftsebrtttfrenndliehsten
OMtaea flherwegien die Nein, fl^eddl im Canton Zflrieh verwarfen alle Be-
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— 188 —
Birke, selbst der sonst so cinuiuiliig für Fortsdbritt und Democratie einstehende
Besirk Winterthor wies eia Teradnendes Vehr Ton ttber 000 Stimmen auf.
In Winterthor Belber worden Jedoch 1150 Ja gegen 614 Ndn in die Um«
gelegt. Der Karnj^ f&r die idealen OQter dee Volkes anf eid^nössischem
Boden hatte einen schlimmrn Aiisg^ang genommen. Die verblttfFend große Zahl
der Ni'in Ülsst vermutheii, tlass wol anch von Frenmieii (lr»s Vorschlai,»-« s Fehler
begaugeu worden seien. Ein äolcliei' war oiiue Zweilei die Eruenuiuig cau-
tonaler Ej^erten dnreh du DepartomMt des Lmeni mr üntannduuiff der
. SdralsuslSnde lange vor der Volksabstimmnog. Dieae Mafiregel, die dOMsh
den ÄQsdruck „nnverzüglicli" im Beschlags vom 14. Jnni veranlasst worden
sf^in map. t'rzt'n{rte Mi^svfiständnisse und Misstran*^?i und machte selbst ün-
benuigeue tvopi'äclieu. Item, die Schlacht war verloren und die IVaaer bei den
Unterlegenen groß«
Noch großer aber war die Freude bei den Siegern. An vielen Orten
wurden festliche Umzüge unter Glockengeläute und Geschfltieidonner ver-
anstaltet. Von offi'iitlirlifii IJcrichten über solcbe Fei>tivitrit<^n mas: »liner aos
dem „Vaterland" lii<r stehen. l)i*'.sem wurde aus <iem 'lYssin freschrieben:
„Die meisten Ueschaftc blieben am Muutag den 27. Novi'inljfr, Tage nach
der Abstimmung, geschlossen. In allen Dörfern verkündeten GloekenKcIänte und
Gt'srhiUzes Umner die frohe Botschaft. Vom rastel Sun Miftiole Vioi Belinzona
drubuten KaQüüouüalvcu, die von Locarno uud deu uuiliegeudeu Düiicrn -.xut^ mit
gleicher Kraft erwidert wurden. .Namentlich glänzend fiel die Jubelfeier in Locarno
aus. Hier bewegte sich am Moutaii: Abend ein imposanter Festzug mit Musik und
Bannern durch die Stadt vor das Haus des Herrn Regierungspräsidenten Pcdraz-
«ini, wo dieser mit zündenden Worten ein Hoch auf das gläubii^c jirotcstanti^be
und katliolisehf Schwcizervnlk ansbrachte. Vom Balcon des Hötcl« Suissc aus
doaucrtu jjlauderath iiespini auf den Sieg des Föderalismus Uber die ausschrei-
tende Centralisation."
Es ließen sich selbst Stinimen h?iren. die ein kirchliches Dankfest ver-
langten. So lesen wir in der itVoiutneii j „Allgenieinen SdiweizerzeitODg" von
Basel folgenden Her/.enserguss eines Glänbigen:
^Nadidem die drohende Gefahr von nnserem Volke genonmen worden,
bewecl den Schreib« t dieser Zeilen eine Frage: Wäre es nicht angemessen, durch
einen besonderen Dankgottesdienst dem Gefühle vieler Tausende unseres Volkes
einen iMrechtigtea Ausdruck zu verleihen? Die gewöhnliche Art, derMÜge Siege m
firiem, entspricht rntschieden der BedeTitttnc;' des 2R. NoTemher nicht."
Wenn man t s nicht schwarz auf weiß hätte, würde man es nie glauben,
dass ein Bürger eines democratisdien Staates die Verbesserung und Hebung
dea YollmmteRiehtee all ein grotartigee Laadeenaglflek Mevtlidi erkUrea
dOrfte, deeeen Abwendung dnreh ein Tedenm an feiern wftre. Einen Bolchen
Missbiunch des Namens Gottes als eines Parteiffottes nnd Parteihanptee
Itann nur ein „Frommer** sidi leisten.
Die Sieger b'bten de.s (rlaubens, es falle nunmelir dift Führung" des eid-
geuössisdien Staatt^schiÖes ihi*eu Händen auheini. Aber sie hatten die Ideell*
nnng ohne den Wirt, d. h. ohne du Volk gemadit Anf das memeiitMie
Fieber folgte die Emflehterang und anf diese die Einsieht, dass man irregeldtet
worden sei. Das Staatsschiff behielt seinen alten Goars unter den bislierigen
Führern bei. Immerhin felilte die Lnst m einem neuen Anlauf in der Schul-
frage. Aber der Gedanke, der im BundesbeschluHs vom 14. Juni 1882 liegt,
ist nicht todt und ab. Er glimmt als Funke unter der Asche, ist ein Wurm
der aioht stirbt^ nnd ein Feier, das nleht erUtacht Eh« Jetct, naeh leha*
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— 189 —
jJthricTPr Znrnr-khaltung, beginnt er neu anfzuleben. Die erste ATircg^nng, den
Fadoii wieder da anzuknüpfen, wo er gebrochen, ging" vom Redacteur des
„Berner Sclmiblatt'', Herrn (iruiiig, aaa. Dieselbe fand in weiten Kreisen
iMÜUUge Anitaalifflö. In ti*i>iw*iiffwinii^fc««#fcm>, in Qtfltli- und Arbeiter-
▼«rciiieD, in der PNMe wurde die Saehe dnrehweff snitlmmend begrUBt. Der
Vorstand dee idiweizeriscben Lehrervereins gelangt mit einer gorgfältig redi«
girten Eingabe an die Bandesbehörden. Zu den friilieren Postalaten kommt
non ein nen»^p li.'inilioh das, das» der Bund sich auch t inans^iell und in wirk-
samer Weist" betheiligen und so dem weiteren Außbiiu der Volksschule eine
feste Grundlage geben soll. Selbstverständlich wird der Bund nicht
bloe Okonomieohe Pfliehten äbernehmen, sondern auch snr Ans-
geitalinng dei Sebnlwesent ein Wert mitreden wollen. Und da
beginnt nra wieder die Sdiwierigkeit. Wette Kreiae: die UUMentenen, die
„Evangeliieilin''» Oonservative, Cantonese erklären heute Mb«, dass sie nicht
gewillt seien, zn dnlden, dass der Bnnd sicii in das Schulwesen mische. Die
ökonomische Uaudreichiing von Seite des Bnndes ist ihnen schon recht nnd
wiUkoiumen, aber befehlen und vurüchmbcn, wie sie ihre Schulen zu orgaui-
stfen hätten, därfe derselbe nicht. Das sei ihre Sache. So beginnt wieder
«in Spiel, wie dat nm Jabre 1882. Ob man diesmal .n einem beiMven Ziele
«elangt? Sie niehete Zeit wird ea zeigen. Eine alMOg befriedigende Ltang
ist nicht leicht. Die Weisheit unserer Gesetzgeber wird anf Mbwere Probe
gestellt werden; denn die Kunst iftnoohniobt gefiudeo» den Pein 8« wnaebeni
ohne ihn nass zu machen.
(Vgl hiermit unten S. 185 ff. D. B.)
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Pidagogiselie BundsehAa.
Aus dem Großherzogthura Badeo. In dem „liberalen MuBtcrstaat«'",
wie der verflossene preußische Minister von Zedliu so geaclimackvoii Baden zn
nennen beliebte, wird aeiteas aar Sehalngiarang (des ObenebolnlliM) fttitig
anf den VeroRhiiingtwege an der praktischen Ans» «nd Binlllhnii; dei neMO
Sebnlgeaelzes — in seinen Einzelbeziehungen — gearbeitet. Es ist bekannti
dass von allen badischen Behörden ]m <ler Obei-schulbehörde , wie in den be-
kannten „(jottesmtthlen'*, langsam aber am ^genauesten" gearbeitet wird. Die
rasche Erledigung einer Riesenarbeit, die Festsetzung und Ausaahlui^ der
Lelirergehdte nftmliGh, wurde dilier im gameii IdUide der LehrerKtell
bewundert und s&gleich dukbar empftandeD. Da im groien und ganan das
nene Geseta bereita zur Eintühmng gelangt ist, so steht zu erwarten, dass bb
zum Schluise dieses Jahres auch die Einzelbestimmungen desselben durch Ver-
ordnungen etc. ihre ErJedigung: tiuden. Mit den landlÄnfiof bekannten, „ge-
mischten Oetublen'* wurde vou den Lehrern die Installation der „ersten Lehrer''
aailifeiiottmcii, — wir meinen, mit großem üniedit» antar VerkemiQiig der Staodea-
intereaaen. Biaher konnte man landauf landab die permanente und wolberechtigte
Klage in Volksschullehrerkreisen darüber hören, dass die Schnlaufsichtsstellen
in Baden gnlßtontheils mit Theologen nnd Philologen besetzt wurden, während
tüchtige Glieder des zur Mündigkeit heran gereiften Lelirerstande» am Wege
stehen und zut»eheu küuuleu, wie sich diese Schnlbeamten zum Theil in der
VolkaBchnlpnuda bloaatellten, Ihr Hanco aber im pädagogiaehen KOnnen nnd
Kennen dorch ein rticksichtslbflea, bnreanloatisches Weün zu verdecken suchten.
In den letzten Jahren hat man nun diesen Klagen von Seiten der Regiernng
dadnrch zn begegnen gesucht, dfi^s man die yi\<-:\v.t gewordenen Schnlaufsichts-
stellen durch Fach-, sog. Reallehrer, welche der Voikäsciiulpraxis ziemlich (remä
geworden, besetzte. Mit vollem ßecht fand dieses Vorgehen der Behörde, ob-
gleich man den guten Willen erkannte, adtena der Lebrsr ebenIMla keine frva*
dige Znatinunnng, wenn auch eine an Genugthuung streUlonde Stimmung platz-
griff. Das nene Oesetz hat nun ilurch die Creirnng der „ersten Lehrerstellen "
(Oberlehrer) unverkennbar die Absicht der Regierung festgelegt, aus den Reihen
dieser „ersten Lehrer*^ in Zukunft die Schulauisichtsbeamten (Ivreisschnlräte etc.)
xa erwählen. Dieeea Vorgeben der Begierong verdleiit nauomelir rttefchaltloaa
Anerkeannsg, ala aie die Anwartaehaft m dieaen Stellen nieht von einem be>
acmderen (Hittdacliul- und Rectoratsexamen in Preußen) abhängig
machte, sondern von der praktischen Tüchtigkeit und pädagogischen Er-
fahrung, Forderungen, die entschieden schwerwiegender und für die gedeihliche
Entwickelung der Schule förderlicher sind, als ein Examen, das doch mehr oder
weniger OlttekaBaehe iat Allerdings liegt anderadta die Gefahr nahe^ daa» ein
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— X91 —
l^ewisses Streberthum, unterstützt durch das im letasteu Deceauium iij pig im
Kraut geschaasene „ Vetterleawesen zu Deutsch „Nepotismus'', groü werden
dürfte; allein „der Missbrancb'^, sagt schon ein Sprichwort, „hebt den rechten
Mnieh nidit snf " und ^ lu^ not leaii — vatk die B^Kfenmg, wdidie in
ktsMr Zeit aa tkkn gvten Willn ffeniffti irird doih Ton feilen Stawbem nieht
dsiHren lasMil. VOehte der badische Letarorttiad, in richtiger Würdigrung der
Standesinteressen, nicht uuüberlegtcrweisp, anch wenn einzelne „erste Lehrer"
in ilirer neuen Würde g^rößenwahmviLzige Lächerlichkeiten begeben sollten,
„das Kind mit dem Bade aubäcliuiteu" und voreilig über eine au äich zum
Segen des Lekierätaudeä getroffene Eiurichtuug wegwerfend urtheilen!
Eine wdter» Nmtmf im badiaehen Selmlweaea ist mir That geworden:
die Blsrioiitnng der Koeheelivlen Ter er et in den Stftdten. In Gurlt-
Tvh»t Ifannheim nnd Pforzheim wurden die Kochschalen bereits eing«fBhrt, die
anderen Städte werden bald nachfolgen. Die Einiichtnng kostet die Städte
große Summen; an dem Kochunterricht nehmen die Schülerinnen der olter-sten
Schulclassen theil. Den Unterricht ertheilen Lehreriuneii, die zu diesem Zwecke
einen Kochcuis in Kailsruhe absolviren muästen. Mit der i^^intiilirung dieser
KmMinleiL ivird ein Ueblingswnnaeh Ihrer KOnlgl. Hoheit der Fnn GreS-
heiiagiE «rflUlt; die hohe Fmn hnidigt nSmlieh der Ansiaht, dus dndvdi ein
grodee StOoik eodalen Übele beaeltigt weiden dirfte. Wir dagegen Uhmen uns
rom pädagogischen Standpunkte ans — im wol verstandenen Interesse der
Schule — nicht für die EinfülnnDg der Koph- nii<l IlanHhaltnngsschulen als
Appendix der \'t>lksschule begeistern. Ergäuzead «ei emgetügt, dass in Baden
bereits „Huuäbailuugbächuien" bestehen; unserer Ansicht nach hätte man diese
MS Staatsmitteln besser sabventfeniren und als Staats- oder Krefsanstalten
Tfrtraiten seilen. Auch ersehehit ans der Zeitabatand swischen dem Er^
leinen der Koch- und Haushaltungskunde im schnlpflioht%en Alter und der
Anwendung derselben im piaktisehen Leben ein m grofter sn sein; doch:
vi'vra Vena."
Mehrere städtische Gemeinden iiaben von der ErlaulMu*;, die das neuo
bdiulgeäet^ ertheilt, Gebrauch gemacht uud das Schulgeld tur die Vulks-
sehole abgeschafft. Die Stadt Mannheim, welche seit 1872 eine allgemeine
«rweiterte VoUtsaehnle hatte und damit dem angestrebten Ideale einer „All-
gnneinen Volkssehole" in besehrSnktem Sinne nahe kanit hat aefiirt das Schul-
^Id für diese Schule abgeschafft, daffir aber eine sog. ..B ürg ersehnle für
Knaben und Mädchen", welcher ein erweiterter Lehrplan der „erweiterten
Scimie*' zu Grunde gelegt wird, eingeführt. Das Schulgeld für diese Schnle
•oU 28 Mark p. a. betragen. Solange neben dieser Schule die „ei wetterte
Vefknariinle" ohne irgendwelche Einschränkung fortbesteht, ist gegen diese
l^enenmg, als eine Finanaoperatien» niohta einanwenden; wir fttithten jedoeb,
dam die Mtataug dar in Bede stehenden „Bttrgerschide*^ eine Bresche zur
Erlangung einer einfachen und erweiterten, kurz gesagt, zur Staudes-
8f;hnle, deren Besuch bekanntiicli von dem gut oder minder gut geliillten Oeld-
b«Qtel der Eltern bedingt wird, in der Jb olge dei* Zeit werden könnte. Möchten
wir uns täuschen!
Aus dem internen Luterrichtäle triebe äui erwähnt, dass fernerhin in den
iMdlsdMB Sehnlea ans hygieiniaehen nnd nnterrichtUohen Grttnden eine Steil -
•ehrilt von 75^ snr EinfBhning kommt.
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— 192 —
In Bezutr das Verei ns wesen der badischon Volksschiillelirer
haben wir nur Erfreuliches zu berichten. Dasselbe steht unter der zur Thai
gewordenen Devise: „Eiuigkeit macht stark,** Am 9. October d, J. lüeit die
„Concordia", „Acticngeadbeliaft für Dmek vnd Verlag", is BBU Um dft»
Hanptvenamiiiliiiiir AetfonlM ktan mir Lehrer ftin; efai ekeaialigtfMnr
stellt als Direetor an der Spitze. Vor elf Jahren wurde sie gegründet; diadi
wetterte man von stMt»'ii fl<'r damaligen Leitung- des Lehrervereins und sehe«
Orirans. der „Bad. St hul/tg", i*(Avie von selten der Landstünde dage^rii mid dl?
Ke^ierung- gab mehrl'acU zu erkeuueii, daß& nie dem Unternehmern, *!. n Hciji-
gewiuu uur den Lehrei'wulthätigsvereinen und Notliieidenden im Leiaei stände,
üuonderheit den anoen LehrerreUcten ngrate kmunen eottte, nieht miimSM
gogvnttbenrtand. Die LebreroonfereBs Bttld, von weleker der GrlfaidwigvKeiaik»
«eegiog, wurde durch die „Neue Bad. SdaÜMltg* — uiter Dr. ^Teu^ers Leitng
— kräftig unterstützt. Die (Jriiirlt^r wurden verh^ihtit, besehinij)ft, sogar als
Rpgiernngsfeinde verdflohtii^t, Dr. Meuser wurde in 1er Folge g-emaßrefelt,
Trotzdem gedieh das (nllegijile Unternehmen so, d;u»h heute als Lebrer-Wni-
thätigkeitsanstait ersten iiuuges dasteht. Seit ihrem Bestehen hat die „Cm-
GordiA* Ar üatertttHxaiifai wd Zawiienngen ea die Lelirer'Woltlifttigkdt»'
anetalteii 42000 Hark venisgalut. Der BeingewiBB im leteten Bedmeig»
jabr belief Bich auf 15079 Hark, 1461 Mark mehr als im Vorjahre; nach
Abzug der Unkosten etc. werden 4514 Mark je hälftig dem „Pestalozzi-
verein" mvl .Uoln-f-rwirwcn- und Waifienstift" und 3415 Mai"k dpm „Unter-
stützuDgEtonds" zugewiesen. — Heute erkennt man, daw die (iründer und
Dr. Menser weiter sahen als ihre Widersacher.
Am 10. Ootober tagte alieaiblla bi BlU die Genttfalvemawwliing d«
ifAllgr. Bad. Peataleszi vereine**. Aneh dleeer Verein, ein WabraelobeB
treuer CoUefialltM, ist sehr gut fnndirt. Seit 1840 hat er aohon maMbs
Tbräne der Noth getrocknet; er besitzt heute eiu Rein vermögen von nahen
559000 Mark; eine bezutrsl« rechtigte Wittwc erhalt gegenwärtig eine eil»
maiige Zuweisung von lOiA) Mark, that!?nchlieh aber llo4 Mark. — AuffiUlig
erschien; dass der Versammlung kein Mitglied der Oberschulbebürde, wie dies
seit Jahren der Fall war, anwohnte. Jedenfldls bat, so sobloss man, die WaU
des Orts, am Sitae der „Ooneordia*, m dem Peimbleiben der gen. fiebflrde
den Gmnd abgegeben. Angenebm ist ee Ja ancb nicht» etwas LebenslKbigeB,
Gro^ wordenes ansehen zn mftMeii; wenn auch nur en passant, das man bei
seinem Entstehen ungern gesehen ond mite einem Todteoscheine im TorMES W
sehen zu sollen meinte.
Endlich bei noch die „Confraternitas, Verein badiseher Lelirer zu
gegenseitiger Unterstützung bei Feuerschaden", erwähnt Die Gründung dieses
Vereins ging auch Toa der rObrigen ConibreoB BOU (1879) aus; sn den Widfl^
saehetn gehörten der ehem. Lehrerrereins vontand , das LebrerrerdnsorgaB
(„Bad. Sobnlztg.") und im stillen die BegiflKimg; mit knapper Nolh entging
die Cnnfercnz Bühl dem Ausschlüsse — wegen dieser Gründung - aus dem
Lehrerverein. Zu den Förderern des Vereins, der im weitesten Sinne ein Öpar-
verein ist, gehörten die Lehrer der ConferenzBühl und die „Neue Bad. Schulztg.**;
auch ihnen blieb die gehässigste Anfeindung nicht erspart. Die „ Confrateruitas"
hielt am 3. October a^o. ihre OeneralTersammlnng in IMbnrg ab; hsoia ilUt
rie ^3 Hitglieder — % ^ ^ Ldumtaades — nnd weist eineMnia*
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— 193 —
wertverf-iditininp von naltpzn 1 1 Millionen Mark auf. An BianJljf'gcliädigt*»
zahlte sie bb £ude 1891 die Summe von 1 1 IIÜ Mark aiui. Der Verein beruht
auf Bieberer Crmndlage and erfreut sich des allgemeinen Vertranens.
Aat ^eien Vereinsberiebteii enielit nuui, wia die Einigkeit im Lelireiv
Stande ▼ermag. Geeinigt Bind heute Badens VolkMdiallehrer im „Allg. bad.
Ldireryerein", den ein thatkräftiger Vorstand fahrt; nar der Einigkeit haben
Ue badiisfhfn Lphrer ihre Erfolg^e im Vi-reinsleben nnd in Bezog- anf ihre staatlich
erworbenen Keclite zu danken. W ir tirlaubeu in Hinsicht auf die in anderen
.Staaten besteiieudcu ZerwüriiiiiRhe iui Lehrerstande, welche aaf eonfeBsionelle
Bleksidrten nvfickgefiihrt werden, — «efür man in Baden fUteUielienreiBe
kein Versttadnis mehr hat, — den Lehrern jRirafen na aoOen: |,6eli0fe hin nnd
dmet deagleiehen**, wie der badiache Lehrentand!
Aus Elsass-Luthringen. Den Übergang vom niederen zum hüiiereu
ünterrichtfewe^n bilden in unserem Lande gleichsam die hMieren Kidchen-
■dnka, die, wie die Leihieneminare nun niederen ünteniditaweaen fereeluwt»
dem Oberschalrat he, nicht den Bezirkspräsidien unterstehen. Dieser Zweig dea
Unterrichts ist jt-docli noch in emLi voliaftem Zustande. Die meisten liSheren
5IUdcJiens* iniI» n des Landes siml I'rivatnnterneiiniungen, die vom Staate und
einzelnen Städten antersttttzt werden, und an deren Spitze gewoiiniich eine
Vorsteherin steht, oder deren Leitung von einem Lelner der am Ort befind«'
lidiea hSkeren Knabensdiale im Nelwnaat Terwnltet wird. Hnr MUlianaen
und Straßbarg haben je eine sdmelaaBige höhere Mädchenschule mit einem
akademisch geLilJeten Director an der Spitze. Wiihrend nun aber die Mttl-
haoser Scimle lilüht und jrt'fieiht, 16 Classen und drei Seminarclassen hat. in
denen die Mädchen sich aut das an der Schule selbst als Abgangsprüfung statt-
fittdende Lebrerfunenexamen Torheretten, nnd mehr als 5€0 Sehtlerionen sUdt»
■dieiBt die Strafbnrger nicht recht snm GedeÜwn gelangen an ktanen. Mieht
nur beträgt die Zahl der Schülerinnen nur etwa die Hälfte der Mtlhauser An-
ftaJt. die Sehiil«' 'aViorirt auch f-lets an der Errichtung der Seni!narcla»^sf' n nn-?
hat es bis jetzt hierin nicht m einer Hinrichtung bringen küimen wie ^iuitiaubeü,
während sogar eine Stralibiuger PrivatmädcheDschule die Berechtigung besitzt,
ünen Zöglingen anf Orand einer bestandenen Abgangspräfang die Zengniaee
ab Lehrerin für bdhere Hldchenschalen anisnatellen. Nun ist die Stadt Strafi-
burg mehr als doppelt so groB als Mülhausen, die Zahl der ansässigen Alt-
deutschen nnd dfr Beamten ist vielmal grSßer als in der Handelsstadt des
Oberelsai^ses. Aber sonderbar! eiue ganze Keihe altdeutscher Beamten nnd
Ofßciere vertrauen ihre Töchter nicht der städtischen öffentlichen, sondern den
privaten kfiberen Hldehentcbnlett an, die nun Thett einen eigenartlfr dalniaeben
(nm nicht za sagen ftansOsiaehen) Charakter tragen; ja, es ist vor ehtigen
Jahren mit besonderer Unterstützung von Professoren der Univ^'rsität und
anderen h'">heren Peamten noch eine b^j^ondere höhere Mädehensdiule in Straß-
borg im Leben geruteu vsordeu. Betrachtet und überlegt man dies alles, so
wird man sich des Gedankens nicht erwehien können, dass an der städtischen
hfikeren Midehenadinle, die doch nnter ungleich gllnBtfgeren Veiiilltniaeen
arbeitet, .irgend etwas nicht in Ordnung'' sein rafieae. Woran das UegSr <l^B>%*
licherweise an der Leitnn^ seD sr, das kann hier nicht nntersucht werden. —
Da es sich in Preuüeu neuerdings £a regen scheint w^g^ einer Reform der
r»iH[nii»w 16. Jaluf . li«ft Ul. 1^
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- 194 —
haharen MBdchenidmleD, so iMkommen ivlr davon vidleielii etwas ab, waa aodi
im IntefMM dai Denttehtbasu an ^rttnaohea wBro.
An höheren KnabenscbnleA besitzt das Land 15 staatliche Gymnasien;
das im Jahre 1538 gfegrüudete protestantische Gymnasium dos Thomasstiftp^s.
dessen erster Director Johannes Sturm wai-; das uutei- der Regierung v. Man-
teuffels ins Leben gelieleue bischülliche (iymuasiuiu zu Si. Stephan; 7 Pro*
gymnasien, 7 B«altcliii2en, 1 OewerbeBchvle. Die Bealgymnaalen alnd nater
Manteuffel im Jahre 1883 abgeschafft werden, eine Ifaftregel, die viel Verur-
theilung erfahren hat, namentlich von Seiten der ans Ältdeutschland ins Land
veiTsetzten ( »fticierc und Beamten, deren Söhne früher diese Anstalten besachten.
£s war dies vereinzelic Voi^hen eulschiedeu auch nicht zu rechtfertigen in
einem Lande wie Elsass-Lothringeu und zu einer Zeit, da noch übeiall in
DeatseUaad Realgymnasien beatanden. (Herr v. Mantenifel soll dabei g«sagt
baben: Was wollen Sie? Ick bitte gerade so gut die Gymnasien abschaifen
kfinnen!) Als eine Art Krsatz werden jetzt in Metz und Btraßburg überreal-
sehulen errichtet. — Hie meisten hüheren Schulen des Landes besitzen Vorsckuiea
(Nana — Septima), was sich vielleicht durch die nngünstigeit Verhältnisse dei* Volk»*
sobdencrldirennndTechtliBrtigen lllsst. Allein dies Verhlttnla ist .relatiF. Dean
wenn die Einder der besser gestellten Eltern die Volkscbiile besaiten mfissten,
so würde sicher darauf gedrungen werden, dass auch fSr diese mehr anfgewend^
würde, und sie sich beispielsweise nieht in so unangemessenen (iebäuden und
Bäumen befänden, nnd die Schülerzahl eiu^luer Cla&>eu iticbt so groß wäre,
wie es vieliauh noch der Fall ist. — In einer anderen Angelegenheit ist man
hieranlaade nichts wie bei der Anfbebnng der Realgymnasien attein Tergegangen,
eübgleieh das wirklich sehr verdienstlich gewesen nnd dankbar anerkannt worden
wSre: in der T!eg-ulirunif der Gehaltsverliiiltnisge der Lehrer an den höheren
Lehianstaiteu. Ti h sa»e absichtlieli nicht: in der Aufbesserung; denn es ist
entsdueden schuu eine Besserstellung, wenn der Lehrer nur weiß, welche Zu*
lagin er in bestimmten Zeiten xn erhalten hat. Bis jetat ist die Sache so^ dass
Jfdsr auf das AaMcken oder den Abgang sdnes Vordermannes warten muss.
Da hat denn auch der Verein akademisch gebildeter Lehrer, der seit eHlohen
Jnbren besteht und jälirlich eine allgemeine Vei-sammlung: nl liiilt, ein<re<«etzt, um
die Bezahlung- nach Dienstjahren zu erhalten un<1 di ii i;i - cii\uuUgen, anch
moralisch vei werfUclien Ziislaud zu beseitigen, iu neueätei- Zeit hat ein, aller*
diogs zn sdiarfer nnd über das Süd hinaossdiieliender Artikel der Frankflutw
Zeitung die Zustände grell bclenchtet nnd unter anderem beeonders die schlimme
Lage der jüngeren Lehrer dargethan , Parallelen gezogen mit anderen Bernfs-
arten (Assessoren, Forstbeamten i und die angebliclie Willkür in der Zuertbi ilnny:
von Zulagen au Überlehrer verurtheilt. Nun ist luzwiäclien die Regnlirung lu
Fteoilen erfolgt, and in dem AugenUick, da ich dies schreibe, beschäftigt sich
die reiehsltodisdie Verwaltnag mit einer Vorlage aa den Landeaaosschnss,
wel( he die Gehälter der Lehrer an höheren Knabenschulen in ähnlicher Weise
wie in X'reußen regeln soll. Es soll dabei, wie die Südwestdeutschen Schul-
blätter, das Oi-pan der Vereine der akademisch gebildeten Lehrer iti Baden,
Hessen und Elsas-s-Luthringeu schon vor einiger Zeit ausgeführt hal)eu, ein Mehr*
aufwand von 146000 Karfc n5thig sein, eine Snmme, die jedoch an hoch gn-
grüfen sein dürfte. Ob der Landesanssehnssi der im allgoneinen anf die Lehrer
nicht sehr rosig an sprechen ist nnd beiipielsweise den an höheren Mädchen«
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— 195 —
«ekiileii iiig«flfeeUtoii behurlich das GnadenqnarUA yerwdsert» diek Vorfi^ kxh
mümmen wird, bleibt abzuwarten. Wir ^ollen's hoflbB. Ylelldclit habe ich diui
iildisto Mal recht viel firfk^oliches za berichten. B. W.
BreiiH ii. Zam Scliulrath der Fitieii und Hansestadt Bremeu wurde
Herr Prof. Dr. Bulle, Director des (jyuinaöiuras daselbst, erwählt. Der Er-
«rtUte Jat alt tiohtlger Sehulmann und Geschichtsforscher bestens, bekannt;
^fanBdbeix wird das gesammte Schulwesen des Staates nnterstellt; flfar das- staat-
ndie VoDuschnlwesen wird ein „Schnllnspeetor'' angestellt, der dem Schnlra^e
antenteht Die Wahl des Schnlinspectoi^ fand noch nicht statt; wie kait hOrt,
solleo ca. 90 Bewerber ans allen dentschcn Staaten nni diese Stelle ein^pg'f^ben
haben, darunter Herren, dereu Namen im Volks- und Mitteischulwesen einen
4ebr guten Klang haben. Möchte der richtige Mann (aus 4er Schnlprax^^ aus
4» Wahl hervorgehen!
Ans der Schweif. Durch die eldgenüssiselien Lande klingt jetat
laat der Bnf nach Unter sttttaung der VoIlcBSchnle' dnrch den i^Bnnd*.
Der Bund, d. i. genau genommen die geiammte Eidgenossenschaft, unter verant>
Tvortlicher Leitung der Bundesversammlung als ,. Legislative'' und des Bundes-
raihes als „EJxecutive" — der Bund soll vor allen Dingen (Jeld sppiidfn Er
unterhält eine aufs reichste ansg» stattete technisclie Hoclischule; er uiilersi ützt
die gewerblickeu Fortbilduiigs-, die Handwerker-, uiederen und höheren Ge-
weri»e-, gewefUiehen and Benift*, die Franenarbeits-y die laadwfrt-
sdiafaiclieiit knixem anch die Haadelsseholen — aber fttr die Yolksscbnle
(wie für die Lehrerseminarien und die wissenschaftlichen Mittel- und Hoch-
^schalen) hat er „noch keinen Rappen geopfert^. Nun ist der Centralausschuss
de? Schweiz. Lehrervereins schon 1 R90 v*>n zwei Hezirkslehivreonferenzen (der
l'autonc Bern nnd (TraubUndeti) erhuielit worden, die Frage zu prüfen, ob nicht
der Band am iigeud eiue Weise zu Leistungen an die Volksschule bewogen
Warden kSimtA. Im lanftndea Jabve aber ist naa »i einem ffirmlicbea Stmm*
aagiif geschritten. Da rückten cnnttchst mehrere demokratische Volksvertreter
mit einem Antrag an die Bundesveigammlnng vor (der gegenwirtig noch der
Erledigung harrt). Dann folgten je zwei intercantonale Berathungen zu Olten
niil zu Zürich (an denen Schulmänner dei- verschiedensten Gattungen nnd
Irrade, auch „Schulfreunde ' tiieilnalimen) und die Hauptversammlungen der zu
■einer Körperschaft vereinigten Lelirer in den romanischen (westschweizeribchen)
Cautonen, ferner der Lehreryereine in den Cantonen Aargau, Bern, Zürich,
dtdaduini, welche sImmtUch — wenn anch nicht in gleichem ümfuige oder bi
gieidier Form — vom Bnnde namhafte Leistongen za Oonsten der Volksschule
forderten. Es ist nicht nötlng, alle die verschiedenen Beschlüsse hier mit-
^atheilen. Die einen verlangten wenig^ (Mithilfe des Bundes bei unentgeUli' lu^v
Ah^be sämmtlicher Lehrmittel, bei Bekleidnns- und Ernährung- armer ^^ciiul-
kinder), die anderen viel (zeitgemäiie Umsehreibung de» Begritie« „genügender
IMnanmtenricht" *), und als deren noth wendige Folge für verschiedene Cantoae
Vermehrong der Üntenicfatsielt; Er1i9bnng, bezw.Gletchsetaang des Bespldnngs*
*) Bestimmung im „Schul« rtOnl'* der BeadssveifassiiBK: M^ie Cautoiie wnin
^ geftOgenden PrimanuBtentoht.''
18*
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— 196 —
minüuums für die Lehrer}, die diitieu &ehi- viel (eidgeuüfiäiäciie Lelirerbilduuga-
anstalten oder „Lebrpatente", Scholinspectoren; ein gemein-schweizerisches
SAnIgwete), Aargaaer «m melitett. Li der Bweitan der Toridn erwiluiten
Cimftrenzen za Zürieh (15. October 1892) wurde efne Denkschrm berathen,
welche der Centralaasschoss des Schweiz. Lehrerverein? nn f^ie Bundpsvprsaram-
lung richteil soll. Das Scliriftstiick befindet sich noch in Arbeit (ich schreibe
Ende October), wird gedrucikl und jedeutalls ziemlich umfänglich werden, da
n» d« üntentttningsgesicb dnrdi «fae ^■*i»««m*i»^, mit itetbttaebeBi Uatetiel
venelMM DMetellmigr der gegenwirttgen VerUQtnitee (LetotmigeB der ver-
schiedenen Cantone, Überfüllnng der Schulen in einzelnen Cantonen, Zahl der
VersänmnisB«, Dane! 'h'v Schuheit, Beachafienlidlt dar ^nlloceie, Lehrer*
besoldungen u, a. ni.j begründen will."*)
Die tbatsächlichen Zuütäikde, die Ursaciieu und Beweggiiiude, aus denen
Jene Wfloeolie und Fordermgeii mtainiiiigen, ktanea vir hier nicht erOrtem: es
wiren ee viele EigenthUmlichkeit^ sa lm*fick8ichtigen, wenn wir allen Oantcmen
gerecht werden wollten, das8 der unseren Berichten g-ewJlhrte Ranm bei weitem
nicht ausreichen würde. Auf eine tiefergehende Würdigung der Forderungen
gelbst dagegeu dürfen wir nicht verzichten. — Da muss deuu zunächst leuibrkt
werden, dass man eicfa in der Schweiz je mehr daran gewöhnt hat, bei Unter-
soehnngen der ▼enehiedentten Art naeh Bnndeahilfe so mfen (wag frülieh
elier auf patriarchalische, als auf republikanische Zustände schließen iSsst). So
hat sich z. B. dir ..rnnnnission der Schweiz. Gemeinnützipren Gesell.'-clnilt für
Pflege des nationalei: Sintiefi" soweit verstiegen, den Buodesratli zu ersuchen:
er mSchte die Heransgabe eines Bilderwerks an die Hand nehmen, welches „iu
kiliiadeiiMber Avlttning and in groBem Hatetabe" enthllt: ,die Haupt-
mom«Dte der vaterUndiBcliea Oeediichte, Bflder ana dem Onltnrlehen der
Heimat in verschiedenen Zeitaltem, die Bildnisse der verdientesten Männer, An-
sichten von vaterländischen GfdenVj^tätten. von Monumentalbauten, der Hatij t-
orte, der ihrer Naturschöuheittu wegen besonders geprieseneu Laiidscliaften,
Sceneu aus dem heimischen Naturlebea etc." (und dieses Bilderwerk soU
„■owol in Form von OenüUden ond WaadtabeUen» ala andi von lieeebnchliiidem
allen Schnlen der Schweiz leicht zugingUcJi gemaeht werdoi'') — er m5chte
femer erwägen: ^ob nicht an >( hulgenojtsenschaften, die ihi'e Sclmlrliunie dureli
Fresken, ftcmälde oder Stuckaturarbeiten , deren Motive der schweizerischen
Landeskunde entnommen sind, in besonderer Weise ausschmücken, aus dem
Credite Ar FArdemng der vaterlSndisehen Kanst «ktapreehende BdtiSge nnd
Pitoien veralneielit werden IcSnnten." Ber Bondeerath liat dieses etwas naive
Ansinnen vernünftigerweise abgewiesen.**)
Doch zurück zur Hauptsache. Wie kommt pp. dass der Yolks?cliiilf^ rtns
der großen Buudescasse bis jetat noch nichts zugeflossen istV Wir geben die
•) Der „Verband Sdiweix. Zeichen- nnd Gewerbeschullehrer" will jetzt auch
die Lf*hrerbi!f1iin!rsaTistaltcn „beztlglich (Irr Lehrmittel für dpn Zeiehenunterricht"
vtiiu Bunde uater»t(ltzt sehen, nnd zwar deshalb, weil dezZtichciiuntcf rieht im Seminar
„mit ffTundl^end für den gewerblichen Uuterricht" sei. Das Seminar wtide somit
einfach iu die vom Bunde bci-eits seit 1884 mit Beiträgen bedachten gewerbliehen
Bildungsaastalten eingereiht werden.
**) Dagegen flMert der Bundearath z.Z. - sehr erfrealitdierweige — die Aus-
fnhmng einer „neuen, croßcn ^^chiilwandkarte der Rrhwrisr. welche nach allen Rich-
tungen den erhöhten Aui'urderuugeu kartographischer Darstellung euttiprech«}n üoU'~.
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— 197 —
Antwort im Anschlass an drei merkwürdige Äußernngen. — Die „Scliweiz,
Lehrerzt^." B> am ScUnne eines Anftatses Uber die Be^oldongs Verhältnisse
4Bt Ltthrar in den Cantonen (1892, Nr. 18), dsn die Eidgenoaeneohaft „für
das Vitttlrweeen ^Uch Uber 31 Unionen Franken atugflit, Ar die Volks-
•dude aber nnr einen Yerfassungsparagraphen hat, der seiner praktischen Inter-
pretation bald 20 Jahre h\n^ ♦>nty*^iri'nsielit.*' Dif^ Krziehungsdirection des
€antOQ8 Bera schreibt in ihrem Berichte über daß Schuljahr 1891/92: „Hoffen
wir, dass anch die Schweiz. Eidgenossenschaft, die soviel far das h5here (?)
^alwesen leistet nnd so große Summen dafür ansgibt, bis jetzt aber der
'«iniige europäische Cnltnr Staat ist» der noeh keinen Rappen für
•die eigentliche Volksachnle geopfert hat, endlich doch anch steh für sie
•emiriDe nnd von ihren g-Iänzenden Zoll- nnd Honupoleinnahmen etwas fSr die-
■gelbe abfallen lasse." Das Berner Sclmlblatt theilt in Nr. 41 1. ,T. mit, wieviel
Prenßen, Sachsen, Württemberg, Baden, England. Fraiiki- ifh für die Vollcs-
-schule leisten, femer. dass „viele Staaten Nordamerika» von der Central-
regiei'uug geäpieseue d. E.) Schulfuudü besitzen, welche in die Millionen sich
'^QlMiltML*' — und BcUielt daran die Bemerkung: „Das Scbwelserrolk ist das
<«iMige GnltnrTolk der Erde, flr dessen Bildung die oberste BehSrdo
kehisn Genttme glanbt ausgeben zn soUeD." — Dagegen ist mehreres einzu-
wenden. Erstens: Die drei Änßemngen sind mindestens in der gewählten
Form unzulikisifr F^iV erwecken firn Argwohn jedenfalls bei FremdeTri* ' , sIs
'Ob der ^Bnnd'* ein ilim Übertrag t^nes Amt vernachlässigt, sich einer groben
Pflichtverletzung schuldig gemacht habe. Das aber ittt uiclit der Fall. Der
«Bund'', d.h. die Eldgenossensehafl, die Goeamaatheit der stimmfihigen Bürger
iä «Uen 25 Gantonen, hat sich cur Sorge fBr die aUgemeine Volkssehule nicht
YcrpAiehtet Die Mehrheit des Schweizervolka war — als es sich um die Ab-
stimmung über die Bundesverfassung handelte — und ist heute noch gegen ein
gemcin.'^aTn'^'s- Volksscliulg'e^etz, gegen eine von der gesammten Eidcen^ssenschaft
bestellten obersten Schulbeliörde, gegen Einmischung derselben namentlich in
die inneren Angelegenheiten der allgemeinen Volksschule**), und verzichtete
'dsram aicib auf Unterstftteaog ans der eidgenSasischen Staatscasse. Jeder
(koton iraUte und will als selbststtndiger Staat» nicht ab Hitglied der Gesammt-
hslt für den Primamnterricht sorgen. Zweitens: Vergleieh, welcher in den
Worten „die Eidgenossenschaft ist der einzige europäische Mtorstaat etc.",
Schweizervolk ist das ein/i^e Cnltnrvolk der Erde *^te." ansgedrückt ist,
zeugt von strilflicher Obei-fliichlichkeit. Mit welchen Staaten darf man die
^hweiz vergleichen? Frankreich ist ein Einheitsstaat, hat keine selbsthen*-
liehen Cantone (und „Cantonesen"). Ähnlich steht es in Italien, Belgien, den
Ulsderianden, ChroBbritannien. Die einsigen Staaten, welche aum Vergleiche
tomigesogen werden kSnuten, wftran die Vereinigten Staaten von Nordamerika
mi das Deutsche Reich. BezS^Idl der großen Union im Westen bemerkt nun ^
■wie erwähnt — das Bernor Schulblatt: Viele Staaten Nordamerikas besitzen
von der Centralregienmg gespieeene SchulfondB, welche in die Millionen sich
*) Jener Anftat« der Schweis. Lehrergeitnng ist ie derAUgr. deutsehen tiehier»
SlHaog ToUs! findig abgedruckt wordeu.
**) Was au& deutlichste daraus erhellt, dass Umfang und Inhalt des „genflgen-
dea Pximaninterrichts nicht festgestellt worden sind. Das Wort „genttgeiui^ wäre
^WidietweiBe sn sfenudien gewesea»
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I
— 198
'belaufen." Das kliugt freilich etwa» alii^cmein und nub^timmti weuu mau
daraaf eingeheo wollte, mäsate man erst Näheres Uöreiu Bliebe noeh Deatach*
land. Diaaea ist wie die Schweis ein Bnndaaataat mit «sonTertnen" Gliedern.*^
Von «Beichs wegen'' Aet fließt in Dc^ iitschlaad der Volksschnle kein Pfennig
zn. Das VolkRscliuhvpspn gt^hRrt eben nicht zu den ,,Kpichsang^ele^enhoiten",.
wie es in der Schweiz nicht Sache des Bundes ist. Also: die Schweiz ist
nicht „der einzige europäische Culturataat etc.'*) E« gibt in Dentschlaud
eelir Tfeäa achleeht, nngentigend beaahlte Lehrer; aber Boch keiner hat naek
BelchdiUfe verlangt: man weifi. das wäre ein an die felacbe Adresse gerichtetes-
Begehren. Die Sache liegt also sehr einfach, und wir brauchen kein Wort
darüber zu verlieren. Immerhin m^^chtcn wir betonen, dass? Jone Rt lianptungeti.
vuu dem „einzigen Culturistaat'' (die genau genuujmeu zweimal talsch sind)
zeigen, wie leichtfertig selbst solche Leute urtheilen und schi-eiben, von dene»
man ea doch wahrlieh nicht an gewIMigen hrancht Damit hahen wir scboik
den dritten wunden Pnnkt berühit. Wir sind nUnilich — wenn wir Äußemngeik
wie die citirten und iilinliclit* liört-n (was ja zienilioli oft voikommt) — ver-
sneht zu fragen: wa.s denkt man sich denn eigentlich unter dem ,. I>und"'? Nu»
wollen wii- zwar gern glauben, dass die Urheber jener drei Äußerungen sick
daa Sichtige denktti imd mit aicheran Fingef hfaiceigen anf jeden atimmfiOige»
Schweizerhfirger, nnd mit dem Propheten mahnend oder atrsflsnd aagen: ,Dit
bist der Mann!" Allein -~wie viele werden an die Brust schlagen und in aich.
peilen V Tausende werden es eher dem Könige Ahab gleichthun — nicht ans
Bosheit, sondern nnr ans Mangel an Einsicht. Das ist's! Es fehlt allent-
halben au politischer Reife. Die einfachste, nächätliegeude Furdeiungr
Jeder Sdiweiaerhflrger, der vom „Bunde** apricht, soll aich hewniat aein, dan-
der „Bund" nhdits ist als eine Gesaninitheit von Bürgern, der er adhit an-
gehört; dass er ein Glied dieses Bundes, ein Theil dieses Ganzen ist — wir
linden sie hei der Melirh«^it des \'olke8 nicht erfüllt. Man muss nur hören und
lesen, wie die Mehrheit denkt, wie über den „Bund" und den „Staat" ge-
sprochen und geschrieben wird! (Geradeso, wie in einem weltv^orenen Ki'äU'
Winkel dea heOigen Hfmiachen Beicha — wo ea doch nnr „Untertbanen", nicht
^freie Ifbmer" gab!) Nach Erwägung der Thatsache, dass die nach Tan«
eenden zflWenden T^tr^Mfen fjleicliwol dag Recht haben, über die wichtigsten
cantonalen oder ei ib, n ^^fiseltrn Anfrele^enheiten abzustimmen, al^^o auch über
ein schweizerisches »SeiiulgtAetz oder über eine Änderung des „ScbulaitikeLs'*
in der Bundearerfaesung, gelangt man gans von adhat so dem SeUiuae: Hier
tiint ffilfe am allenneiaten noth, nnd hier wflre anch der Bnndfiahebel xnent
anzusetzen. Es gilt Einrichtungen zu schaffen, welche den jungen Bärgern die-
Einsicht vermitteln**), deren sie y.w vfrufinftlger Ausin iinjr ihrer Rechte bedürfen.
Dass diese Aufgabe der X'olkßfichule (die doch Kindersohule ist) zufalle, wird
ein ernsthafter Manu uiciit behaupten.
"Wir hehren xn den anf Hehnqg dar Tolkaachnle gerichtateii Baakrahnngifk
mitllck. Werden aie ihre Ziele erreichen?***) Die hUchaten, di^enigen, wel^
*) Nicht mit diesen, welche ja den Schweiz. C an tonen entsprecheiL nidit mit
Prentoi, Saduen etc., aoadera nur mit dem „Reiobe" darf man den Jland" vei^
gldcben!
^**) Wie? dies gründlich zu erörtern wäre verdienstlich.
Bs irttt nneetea Lesern gewias wUUMmuaen, etliche Meiaangen der poli-^
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— 109 -
ibnen als die höchsten ^Iten, wol nieht Die EriisUirensteii and KnadigBleii
nnter der Lehrerschaft sind überzeuget, dass das Volk eine Verfaseangesänderung:,
ein eidgenössisches Schnlgcsetz, dif Errif hiuno- » Klßrenfissisclipr Lehrerseminarien
verwerfen würde. Wai dann weiter die LnieratüUuug armer Kinder (oder
Eltern) nnd die „ökonomische Besserstellang" der Lehrer betrifft, so stehe ich
nidit ftB ni MMpten: dm bedarf es der Bondcsbilll» nicht. Haben die Ge-
meinden und Gaatone wirklich nicht das ndthfge Geld, so — ich scheue mich
niclit. t'inp t.sxcA lilirlnindertc alte Forderune" fdes fliiwürtlitrtii freilisrers
J. B. Sdiuppj aiK h für unsere Zeit als g-ültig- zu erklären — so haben unsere
halben nod ganzen und mehrfachen Millionäre die ganz natürliche Pflicht, in
die Lttflke tu springen, und daa ohne Urm. — Endlieli aoll mit ffiUb des
Biradn^Mes eine «beaMre* Sdinlnng der Staatsbfirger ernrit^llcht weiden.
Was versteht man unter „besserer" Rchnlnng? Eine addie, welche die Kinder
in vieltrl« ! Wisson.« haften sattelfest niadit. ihnen eine raMg^Hr^h eruiV Zahl
praktiHcher Fei tijjkeiten übermittelt, sie luni • s Vwtf. nnd bequem zu sagen ) mit
deijeoigen Ausrüstang versieht, deren sie nothweudig bedürfen, um im Kampfe
nna »ateridle Daaela in at^gen. Dae ist daa Hanpiriel der modernen Sebole-,
das win die weit überwiegende Melirlieit des Volks. Die Stimmen derjenifen«
welche die Gesetze der reinen Pädagogik wissen oder fühlen oder auch nur
ahnen: die f'ttTnmen der frisehen, freien, st-lbststündi^en Geister, die allezeit- die
Wahrheit zu vemetimen und zu sagen geneigt sind — werden nicht gehört.
Das tfaid ungesunde Zustande, nnd fttr nnaer Land sind sie uniiat&*lieh, doppelt
nnutfrllefa. Denn einmal stehen in einem freien Volksataate der KlnfUhrang
einer Eraiebnngskunst von grOBtmöglicher Vollkommenheit keinerlei Hinder-
nisse entSTf'fren - — iiiui /.nm anderen ist die Schweiz das glückliche Heimat-
land derjeniiceii beiden Pädagogen, die ebenso groü sind ihrer Eigenarten, wie
ihrer Zusammengehörigkeit wegen; sie ergänzen sich in einer Weise, wie wir
de Tortrefllieber nidit wllnaeta kOuien: Beweean hat mia aowel die melrten
HuptgrmdaStn*) einer Im besten Sfame natnrsemiBen Eraiehnng, als aaeh
eine FIHe besonderer Weisungen und Winke gegeben — und in Pestalozzi'»
Person finden wir das Vorbild eitn^s Kr/iehers. Was brauchen wir mehr? Und
was habeu wir? Ohne Zweifel v\\\r gioCe Zahl berufsfreudiger Lehrer. Nicht
aber besitzen wir das bei uns, zumindest in den „ vorgeschrittenen Cantonen^,
mit fntem Willen enreiehbare Ideal der Volkssehnle. Werden wir ea liaben.
I T! man der LSnge der Volksschulzeit ein oder zwei Talire zusetzt? Nein.
>fan denkt niclit daran! Als es sich vor Hinf Jahren im Caiiton Zürich um die
Kintührunsf eines neuen Schulgesetzes handelte, da retrte es sich alleutiialbeu,
da wurden tausend längere und kürzere Äußerungen gethan: aber keine
wwrfgHf^s keine Ton Binünsa, keine deijenigen, wetdie am aaHnerkaametett
beaeMei wurden (und werden) — gin^ ins Innere» in die Tiefe; keine beadilft^te
»>ich mit der stillen Größe r^er Mensnhlichkdt, ZU welcher die Volksschule
den Grnnd leg:en hat. nnd forderte mit unnaehsiehtlicher Entschiedenheit,
dass der Schale endlich einmal die Uhiung dieser Aufgabe vorgesduieben und
tiBchen Presse zu vcroehnu n. Allein da das Pnadagogtuui nicht in jedem Hefte
einen Beriebt an» der Schweiz bringen kann, dörfcn wir niiht so aiHfhhrlich sein
aU wir gern möchten — wir kämen sonst aicht Torwän», blieben all(-/( it hinter deu
^itläuften" zurück.
*) Des Fdilendea sind wir uns wol bem'usst — kUnnea es ahto hinznillgea.
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— 200 —
eniiög licht werde — fa^t ausnalimslos jralten dio 'ift mit vv^] Aufwand er-
'/.mgU'.n Tifden und Aufs^ätze nur dem „imposanten FUl luugskorper", nicht anch
der „pädagogischen Seele*' — aus aUeo, so g^t wie uuä allen sprach der moderne,
nodemokratiflclie Oetot, der nach waten t in die Weite md in die Breite (aafib
iu die Höhe, aber nor bis zu einer „gewiseen**) sti-ebt und di-ängt, nicht ,Bin-
kehr im eignen Innern" halten ma«;, dagegen im Groß- und Weltstadtleben un-
ert'bunden nnihersch weift, nur das augenfällig Große. UfflclitiErf^ und Piachtisre
achtet, Wisseiibchaft und Gelehrsamkeit über Bildung und W urde eiupurhebu
Und beute herrscht kein anderer Geist. Eben darum muss um so lanter, scharfer
ond strenger gefordert «erden: die biliare Umwandeln ng der Yolks-
scbvle thnt noth! — Es wäre doch lierrlioh, wenn unsere BondesbehSrden
ihre milde Hand nur dcnjetiigen Offnen wollten, welobe jene erste nator- nnd
ssei^penittfie Forderuug zu erfiUleu versitrecheoi
Bosnien and Herzegowinai Die Organisation der Vdkssdinle dieser
Lftnder hat einen nenen nnd gntfen Fortschritt gemaehtw Kit dem 1. Sep-
tember dieses Jahres ist nämlich eine gesetzliche Regelung der Bezüge des
Lehrpersonales ins Leben getreten und ghäf^hzeitig ein Rfgulativ nhf^r ^i*^
Pensionirung eben dieses Personals, sowie der Witwen und Waisen desselben
erlassen worden. Die wichtigsten Bestimmungen dieser beiden legislatoriscUeu
Acte m8geii hier voigefllbrt werden.
Dm Ldirpeisonal an den allgemeinen Elementaracbulen (Voücsschulen) in
Bosnien nnd der Herzegowina besteht aus folgenden Kategorien: a) Schulleiter
(SchuUeiterinnea), b) Lehi'er (Lehrerinnen), c) Aushilf sichrer (Aushilfslchrt'-
nunen). Die dem Lehrpersonale gebürenden Bezüge bestehen in: a) Jahres-
gnbaUwii b) Decennalsulageu, c) Ortmlagen, d) NsAamlfmhnamen oder
Qpiaitiergeldem. Der Jahresgehalt betrftgt für Sehalleiter 600 iL« für Lehrer
500 fU für Anshilfslehrer 360 iL Die Decennalzulagen betragen für SchnL
leiter und Lehrer (vSchnll eiterinnen und Lehrerinnen) nach 10, 20 im l HO
Dienstjahren je 100 fl.. welclie HetrSge anch bei der eventnellen PensiouirQnjr
in Anrechnung gebracht werden. — Hinsichtlich der Localzulagen sind die
Sehalorte in drei Kategorien eingetbeilt: a) mit 150 iL für SebnUeiter and
Lehrer und 80 II. für Anshilfslehrer, b) mit 100 iL IQr Schulleiter und Lehrer
und 60 fl. fiir Anshilfslehrer, t) mit 50 fl. für Lehrer und 40 fl. für Aushilfs-
lelirer. ( Die Orte der einzelnen Kategorien f?ind in der Verordnung namentlich
verzeichnet, die der ersten Kategorie mögen hier angeführt werden, es sind:
Sarajevo, Foda, Uostar, Bilek, Nevesii\je, Trebiige, Gacko, Bai\jaluka, Bihaiß,
TtmSkt D.-Tnsla, Brfika, EUelina.) — Das'Qaartlergeld, welches dl^fenigan
Lehrkräfte erhalten, denen keine Naturalwohnung angewiesen ist, wird eben-
falls nach Ortslvatpgorieii festgesetzt und beträgt in der ersten Kategorie
180 fl. für Hchulleitei- und Lehrer, 80 fl. für Ansliilfslelirer; in der zweiten
Kat^orie 120 fl. für Öchalieiter and Lehrer, 60 fl. für Aushilf siehrer; in der
dfitten Kategorie 60 fl, llr Sdmlkfter nnd Lehrer, 40 I. Illr AidiiUMnr.
Fifar dieVenetEung von Lehrpersonen in den Rahestand gelten in Bos-
nien nnd der Herzegowina von nun an im allgemeinen die nämlichen Grand-
sfttze, welche in mitteleuropäischen Staaten schon längere Zeit üblich sind: wir
heben daher nur den einen Pnnkt hervoi-, dass die Lehrkräfte der Volksschulen
in Bosnien und der Herzegowina ihre Pensionirung mit voller Besoldung nach
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— 201 —
einer vierzigjährigen Dienstzeit zu vejrlangen berechtigt sind. Die Dieost-
zdtwird von dem Tage datirt^ von welchem an 4«rl«ehrer nach bestandener
Beffthigangsprttfnng an einer VolkMeliila ««wirkt hat, gleiehvlel ob in
pmimMier oder definitiver AnsCeUnng. Zur Bemessang des Rahegehaltee
koamMl In Anrechnung 1. der letzte definitive Jahresgehalt, 2. die normal-
mäBi^en Decennalznlag'en; nicht ansrerechnet werden Qnartier^elder, Orts-
und Fersonalznlagen. Die Pensionsfähigkeit tritt in der Kegel erst nach einer
zehnjährigen Dienstzeit ein. Die ßahegebür beträgt nach Vollendung einer
zehnjährigen Dienstzeit ein Drittel, nach einer fönfzehiyilhrigen Dienstzeit drei
Achtel des lekiten normahnaiMgen EinkomoMat; mit jedem wetteren Dknut-
Jaiffe «leigt die Babegebllr nm 2VtVo letzten anrecbenbarai AottvltSta*
beznges, bis sie mit dem vdlMreckten vierzigsten Dienstjalire diesem Bezüge
gleidikonimt, worüber hinaus eine weitere Steigerung nicht stattfindet. „Bei
Bei- r-hnung der im bosuisch-herzegowinischen Landesdienstf^ zurttckgelegrteü
Dicuäueit, falls dieselbe schon mehr als zehn Jahre erreicht li:it, ^ilt dh^ Br'-
güoüiiguug, das» dieselbe zur Bemessung der Ruhegebür jedesmal um ein
Aohlel hüher, als eie eibcUv bettSgi» InAuMbnaag gebraoht wlid.* — „Den-
jenigen LohilDAften, wekbe eine nnreehinngslUilge eSsetive Dienetneit von
mha Jahren nocli nicht vollstreckt haben, ist eine Abfertigung ein- für alleauil
TXL prfolg^en, welche für eiue Dienstzeit bis znm zurückgelegten fünften Jahre
mit dem einjilhrigeu Betrage, für eine Dienstzeit von melir als fünf und weniger
als zehn Jalireii nh^r mit dem ein und einhalbjährigen Betrage ihres letzten
anrechenbaren Activitätsbezageä zu beme&sen ist. Wenn eine Lehrkraft wegen
Wßatang, OeisteMtflnuig, langwieriger nnd nnheUbarer JEntokhett oder eonet
iildge einen ÜBgldcka&lles ohne ihr Versehnlden zur ftoneren DleostleiBtnng
md m jedem anderen Erwerbe onfKUg wird, so ist dieselbe auch vor Voll-
Streckung des zehnten Dienstjahi-es so zu behandeln, als ob sie effectiv bereits
zehn Jahre anrechenbar gedient lilltte. ht j»'doc,h erwiesen, dass ihr dieses
Unglück im Dienste und wegen des Dien-ies zu^estossen ist, so ist sie so zu
behandeln, als ob sie bereits volle zwanzig Jalue eüectiv gedient hätte. Tritt
die Diemteeonfähigkeit durah einen im IMennto vnd wefen den lüemtee in*
geitMMnea üngllekefall erst nach mrfiekgelegter nbqjlhriger Dienetaseil ein,
so sind dem Angwtellten zu seiner effeetiven DIenetieit behufs der Bemessung
der Bahegebür noch zehn Jahre hinzuzurechnen, wobei jedoch dieeelbe den
leWen anrechenbaren Actlvitatsbezug nicht übersteigen darf."
Über die Versorgnng der Witwen und Waisen von Lehrern lauten die
wichtigsten Be&timuiuugeu wie folgt: „Witwen von Schulleitern und Lehrern,
deren Gatten auf einem mit der AnwarUohaft eines Btthebezugea verbundenen
DiemtpoBten aafestellt wann nnd weder inftIge'fteiwilUger Dleneteereelgnition,
noch iaColge itrafiveiier Dieneteeentlaaenng ihres Aneprnebes anf eine Boke-
geb&r verlustig geworden sind, das Ableben des Oatten mag in der Activittit
oder im Ruhestande erfolgt sein, haben in der Hegel Anspnuh anf » itM' fort-
laufende Jahrespension mit dem dritten Theile des von dem verstorbenen üatteii
zoletzt bezogenen oder ihm bereits giltig verliehenen anrechenbaren Activitätst
bezages, wenn der verstorbene Gatte effectiv eine mehr als zehigälirige au-
ntebnre Dieutceit nrllekgelegt nnd die VerebcUcbnng wählend der actilTen
BiMsMtmg des QeMen oder vor dem Eintritte oder Wiedereintritte des-
«Iben in die netive DieniUeietnog atattgeltanden hat^ Sind naeh einem Schnl-
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— 202 —
leiter oder Lehrer mobiuiiedaiikcher Re%i<m mehrere Fraaen, die mit ihn !■
reehtinilUger Kie Terhwiden waren, als Wltwea soiilclifeblielwii, to kommt
ihnen sttammen nur die fiir eine Witwe festgr^setzte WitwenpemkNi m. THß&t
Pension wird unter dieselben /.u ^^leiclifMi Tlieilen vertheilt und iV'1»^r Witwe
•iar BOiiach bemessene Antheil als die ihr selbstständig' g"ebtti*eii(i(> i^eiision 7n-
s^ewiesen. Witwen, deren üatten mehrere Dienste zugleicli bekleidet haben,
und dooon am jedem dieier Dienste der Anepmeh auf eine naeh dem AettTttlto*
benige dee Terstorbenett Gatten zn bemesMnde Pension erwachsen tsty kSnneii
mehi-ere Pensionen nur insofern gleichzeitig- beziehen, als damit im ganzen
nicht drr hf^chste Betrag der naHi dem Gehalte zu brmpssenden Witwonpeiision
jährlicher 300 fl. tiberschritten wird. Witwen, denen etwa eine i'ension aus
ihrer eigenen Staats- oder öffentlichen Dienstleistung zukommt, kennen neb^bei
aneh die ans der Diensllelstnng Ihres Gatten gdbirende Pensioa bedehen.
Die ^nr Eflaogong einer Jahrespension b<»^tie;ten lIHtwen v^n Selonelteni
und Lehrern an nlltremeiiien Klementarschnlrn. wplrho znr Zeit des Ablebens
ihres Gatten wenigstens drei von diesem ihreni vei storbcnen (tatten her-
stammende eheliche oder durch die nachgefolgte Ehe legitimirte Kinder in ihrer
Versorgung, oder st swel nnversoigten Kändem nedi eineii Poitliitmqs tsu ge-
wirtigen haben, kUnnen ftr Jedes der noeh xatftnargt nnter dem Nermalalter
stehenden Kinder einen fortlaufenden Endehnngsheitrag bis -/mt Erreichung de«
Xormalalters oder früheren \'ersorgung ansprechen. Das Normalalter wird
bei Söhnen auf das zurncl<f?eleg^te zwanzigste, bei TRehteru anf da«? zurück-
gelegte achtzehnte Lebensjahr festgesetzt. Der Erziehnngsbeitrag ist in der
Bogel fir Jedes Elnd mit dem fünften Thelle der nadi dieser Vonohriffc* ge-
bttrenden Witwenpension in der Art in bemessen, dass die Summe der Bbr-
ziehniipsbeitrrig'e für alle Kinder JOTBamraengenoromen den Belauf der Witwoi-
pension nicht übersclireiten darf, wonach, falls die Witwe mehr als fünf \>e-
theilnngsfähige Kinder in ihrer Versorgung hat, der Elndehnn^beitrag für
jedes Ktod nur in jenem Betrage sn hemessen ist, weleher sieh bei TheUnng
des BelanÜ» der Witwenpension durch die Zahl der Kinder ergibt Von beiden
Elteni ▼erwaiste, niivt rsar^^rf nnter dem Nomialalter stehende Kinder eines zum
Bezngre einer fortlaufenden BiiliegebTir Len "'i^iirtf^ii ^fhnlleiters oä'^T T pltn-v-^
liaben auf den llir jedef Kind zu bemessenden Erziehungsbeitra^'' nebst einem
Zuschüsse von fünfzig Pereeut des letzteren Anspruch." — Hiermit ist das
WesentUehe erschöpft.
Wenn nnn die bosniseh>henegüwinisehe Ldnerscibalt vielleicht mit ein*
zelnen Punkten ihrer neuen Besoldungs- und PensionsregoIatiTe noch nicht
ganz zufnVdt-n ist. po mOsBen die letzteren doch zweifellos zu den rühmlicli^ten
Leistungen auf dem Gebiete der Schul Verwaltung gerechnet werden; selbst in
maochen alten Cultnrstaaten ist die materielle Stellung der Volkssehnllehrer
and ihrer AngehSrigen bei weitem noeh nidit so gflnstig, wie nunmehr in den
ei-st seit einem kurzen Zeitraum nach europäischen Grundsfttnen r^erten
TJiudern. Von der Schulfreundllchkeif dem Wohvollen und Immanen finne.
welche unverkennbar in den n>tigfn Verfügungen zum Ausdruck f^elangen. lässt
sich zaverrachüich auch in Zukunft eine weitere treue Fürsorge für die h^^e-
gowlnisch-boanische Sefanle nnd Lehrerschaft erwarten, und letetere wird dalier
dankbar nnd mit Fkenden aUe Xraft aofUeten, nm die Bcgiening ihres Vater-
landes In dem hoduimigen Bestreben znr geistigen, sittliehen nnd materfeUen
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Hebuui^ desselben zu antei'8tfitz«u. Möge nur diaae Kegieiuug auf dem be-
trataneB Wege mit Fettigkalt behairen «nd liabcnndcM noch luge niolit
d«nyideiik«i,ibraiEliifl«H diirdiSehafltaag astonomerCMiorgaM so tehwOdieii
und zu untergraben. Eni Volkserziehung, dannVelkareclite! Die umgekeluie
OrdnuDg fuhrt nur zu einer lackirten Barbarei unter der Herrs( hntt selbst»
göelitie-er TV!n;»«''»?e!) nnd «liV- (Ipscltirliro des Volksschnhveseiis leint, oft
die bt'Sten Intentionen erieuchleter iiegeutcn durch den Uiiveistand und bösen
WlUen localer Machthaber vereitelt worden sind. Möge dies bei Begründung
leaer Oiütorgebiete snr Warnung dienen!
Otto Tiersch f* Am 1. November starb in Beiün nadi langen ind
schweren Leiden 53 Jahre alt Otto Tiersch, in den weitesten Kreisen besonders
als einstigei' Vorsitzender des Deutschen Lehrervereins ehrenvoll bekannt, micI»
als g^ediegener Musiker sehr geschützt. Von der großen Liebe und Arhnitiij.
welche sich der mit reichen Gaben des Geistes und Herzens geschmückte Manu
crwoiben hatte, zeugte auch sein feierliche Begräbnis auf dem Matthäikirch-
Iwfey wo eich aach Dieaterweg» BnheeWtte befindet Unter den Tlelaettigen Ver-
Üeneten des so Mb Vereebiodenett wird naaumtiieh labie tme Piege und
geschickte Leitung des Deutschen Lehrerverefatt etets in ehrender Erinnerung
bleiben. Während der 14 Tnlne, die Tiersch an der Spit^i- desselben stand
(1876—1890). stieg die Mitfiriiederzahl v<>ii r)(H>f> anf liHUOJ, und der noch
immei' im Wachüeu begritieue Bund wii'd gewif^s den \Vortcu seines nunniehrigea
Vorsitzenden L. Clausuitzer beistimmen: „Fest und unwandelbar iu üeiuea
GniaMien, milde und versöhnend In der IVmn ist der Entaoblafene nne allen
ein leaefatendee Vorbüd gewesen; der alelbewneaten Leitmig deeeelben verdankt
der Verein zum grofien Theile seine erfrealiche Entwicklang. S» lange ein
dentscher LehiTrverein bestehen wird, wird aacb Tiemb als i^er der edelsten
Voi-kttiapler uuveigessen seinl"
Dr. Uermauu i'reiß f. Am 4. November verschied uach laugen Leiden
biliilge der Inftvenza In Alter von 44*/, Jabren Dr. Bmmm Fnlli Ober*
khrer am Friedrieba-Werdenoben Gymnaeimn n Berlin. Bebele und Wtoen«
Schaft haben hieidurch einen schweren Veriust erlitten, indem das berver«
ra^nde Talent und die ansolinlichen T-eistunpen des tVüli Verstorbenen noch
zu großen Hoffnungen bt-rt t-litigten. Auf seine literarischen Werke ipt i?i diesen
Blättern iifters aufmerksam gemacht worden, und mehrere Jahrj^äiiKf «1er letz-
teren haben ausgezeichnete Abhandlungen vou ihm verotl'eutlicht, so „Nieman
kanbebarlenklndeBrabl Mit gelten«* (IV. S. 385 it), „DieWarael derldeallttl»
(V. 8. 395 H), »Die Bewelee fttr daa Daeein Gottea'< (VL & IdS ff. nad 2&9 A),
Das Wesen der Bciligfen«.(m & 169 ft), «»Sebale ondLeben" ([X.aiOff.
lad 81 ff.) 0. m. a.
Unvergessen. Am 11. und 12. November wui'de in Bautzen (Sachsen)
^ 75jährige Bestehen des dortigen Lehrerseminars festlich begangen. Dab&i
Wie inabeiondere anob dea ehemaligen Seminardireetora J. G. Dreasler,
1 1867» der in weiteren EreiMn ala bervoiragender lUtarbelter Beneke*a nnd
niegtervega bekannt ist, mit Liebe itnd Verehrung gedacbtw Seine noch lebenden
^tmttf anter ihnen Geb. Sebnlratb Kookel aae Dreeden nnd SemiaardireeCor
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1
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loMl Mt ZwhopM, hatttn ileh nUreleh nun JataUlam ilmr BiMimgauBtalt
eingefluidea und ttbemidiiHi denelben das BQdali ilirei gefeierten Lehrers,
wobei einer der ältesten von ihnoi, Oberiehnr 6B«r. 0. A« Knrtwihmar io
Baatzen, folgende Worte sprach:
Liebe, Dankbarkeit and Vereiiruiig ge^en anseren theureu, unvergess'
lieben Director Dressler haben ans, seine noch lebeodoi Sehftler, getrieben, Ihm
zun ehrenden Andeokea an dem heutigen Jabelfsate der Anstalt, an welcher
auch er elnat gewirkt hat, dieses Bild zn stiften.
Ja, Liebe ge«:en den thenren Lt^hrer hat niis allezeit beseelt und wird
uns beseelen, solange wir leben. — Und wie könnte dies anders sein? Ist er
uns doch stets mit reineui WolwoUen, mit ungekünstelter Aufrichtigkeit and
inniger TbeUnabme nahß geMn uid liat bMondoa ancli dadireh, daM er
OBi wNiiger ab Sdifiler, ala ridaehr alt sdne Freunde betrachtete aad be-
handelte, ein Baad der gegeaaeiticeii Zmwigoiflr tngeknUpft, das Uber daaChcab
binansreicht.
Aber auch aufrichtige L'aukbarkeit gegen den tbeoreu Todten wird uns
beseelen unser Leben lang. Denn am unter den vielen Wolthaten, die ans
durch ihn an theil geworden aind, nur eine beeenders herromihebea, ao tat ea
die, dass er es verstanden hat, uns dnrch seine wunderbar einfiMdie, fHsehe uad
anschauliche Lehiweise so in die pJldag^ot^isclie Wissenscliaft und Praxis, bp-
sondei's durch Zuhilfenahme der p8ycholo2:ie. einzuführen, dass wii* dadurch in
den Stand gesetzt wurden, unser Amt mit Verständnis und Befolg, und was für
den Lebrer eia eo großes Glttok ist, mit LieH, Lint lad neada vmMm.
Bbeaae ein&eh aind die Grflade dalllr, da» naaere Vereluinff gegen ilm
nie erlOeehen kann. Denn ein Mann, wie unser Drenler, dessen OliaralEter-
Signatur pdle >fenschlichkeit, Biederkeit und herzliches WolwoUen war; ein
Mauu, dessen Denken und Handeln so den Stemp •! der Aufrichtigkeit, Ehrlicli-
lieit and Rechtschaffenheit au sich trug, da^a mau dag Wort der Schi-ift mit
Beeilt aaf ihn aawendealnuai; a8ielie,ein rechter InraeUt) in welchem keinFalidi
ist!" — ; ein llaaa, deecen faaaea Seia aad Wesen ao der Wahrheit nad der
Wissenschaft zugewandt war, dass er nie müde wurde, für Erforschung- und
Vertheidt^rung derselben alle seine Krf^ft und Zeit aufzuopfnru, und der aus
Liebe zur Wahrheit und auf Grund seiner Überzeugangst reue sein ihm so
tbrarea Amt daliiagab: ein solcher Hann masste wie ein geistiger lüagnet alle
Weldeskendea aiSebtig aasieliea. — üad wenn aeiliat seine Gegner ihm ihre
iMthe Achtung nie zn versagen vermocht haben, wie llMten wir, seine Schüler,
die von dem Zauber sf^inr^r lim Persönlidikeit isranz unmittelbar btM'ührf
wurden, andere als mit Hociiachtung, herzli^r Zuneigang und Verelirang zu
ihm emporblicken köuuenV
ünd aa ist ea denn wd erUlrlich, da» wir alle ea nach heate aooh llr
ein groflea Olftek anaeres Leheaa haltcoi iha^ anseren thearea Dresder, aam
Lehrer gehabt an haben.
Aas der Fachpresae.
21. G-esehmaek in Anweadaag «af das Schdae (R. HUdebtaadf
Deutsch. 1892, X.). EntwieUaafSgeaehidita desBegiiiliGesehroack; in dieser
eine Fülle seltener Anregaagea aar LOsnag eiaer weamtUehea Braiehaags-
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angäbe; dämm die grcie Zahl d«r Anssfige gerechtfertigt — EntoteiiQBg and
crake Entwiekliiiig dca Wortes und Begriff im nwumischen Auslände, scheint
von Sp-inipn aoagepanf^en sr-in (',.;uii wUmstrn und \veit>^'^T( ti r rsrheint der
neue Begrift' schon gefaast bei dem Spanier Oracian, gest. Ibö8, in s( iner
Sduift oraculo maunal", über die Thomacivs 1687 Vorlesungen gebalusaj.
«Sein Avftnfeeo im Dentnheit am 1700 benklmet eine Stell« von lienrer*
ngenier Wichtigkeit in laeecer BatwieUaag, g«f»de da, wo dieae aoa echlinmeo
Irrwegea licmw den Ailanf aalun» der zn der Höbe im 1800 fUiita.'* „Dan
Aafkommpn b&ngt eng zasammen mit dem ümschwnn^ d<^r Stimmnne- dem
rhetorisclu'ii Schwnlst gegcniilier. in den die Dicht kiinst, eiKentiicii ail».- Kunst,
liineingeraüieu war"; es bedeutet „eine Beiuiuti^ auf die angeborene Natur
ak Bettaag ?er den AaaaeliMitangai memebUelier Wlilitllr nad Veiaftndignng
g«gen die Natur." („Die BernAmg auf den Geaduaaidc EanitBaehea gegeofliier
ist eine Berufung auf eine Art Ur^efülil, das einer weiteren BegrQndung oder
Ableitung: nicht hediirfti«^ und nicht fähig ist; dass es da ist, das ist sf^m e-anzer
ümnd und Beiii ganzes Recht.") „Ver Glaube au den Wert des gesunden Cre-
idiaiaekB iet eine Änfterang doi großen und anbedingten Vertrauens aof die
Natar in ana* („and dieeea YertraacD Jat ein «iditiger, weaentUeii neaer Zag
der Entwicklung im 18. Jalirlt.*). — t^Der Geaebmaek (Gesundheit vorana-
gesetzt) ist — nach seinem tiefsten Gmnde — eine unmittelbare OtFenbamng
der Natur ( Kant s „Gemeinsinn", sensus communis, nur in subjectiver Fassung),
die in uns waltet in reiner Tiefe, zugleich in unmittelbarem Verkehr mit dem
HMMen, denCHWUdMB.« («Nnr ao wird ee ja nBglicb, daaa eHraa SrttjeetlTea
in den Wert elnea MoUiweadigen, AUgenelnaa, d^deetiven treten kann.") Im
(jeschmack erscheint „das Schöne und Gute wie in der Wurzel zusammen-
j^elegt, diese aber in die ei?pn*.re freie Tiefe desGemfiths verlegt". („In meiner
Jugeudfrische war der Be^i iit drauf und dran, sich alle Gebiete des Heubcheu-
lebens zn erobern und die verschüttete Innerlichkeit aofzoschlieflen, dem Geiste
aelaa cigenete LAeaaqaaUe frei an nmchen; das allea — wie geeagt — ao
raeht ali Mflknug der oenen Zeit.**) — »Wie dandi dea Cartesins cogito,
ergo snm der verwirrenden Skepsis der Theorien erfjßr^'ntiber ein kecker Kiick-
schwuiifr anf das eigene Ich als festen Punkt, der dort verloren ging: so durch
Berufung auf den Geschmack im Gebiet de« Sdiönen and der Kunst der Aus-
artung gegenüber, die aUea In Venrimng waifi ein kecfcea Stellen auf aieh
ieifeaty dn Bftekaehwnng vom gelelirten WiMen« l^aaten nad Irren aaf die na*
Bdtteflmrc Empfindung, die sich sieber im dgaaeten Innern regt Der Geschmack
nalim nun dieMbc Stelle im Gebiet des Sch^^nen ein, wie das Gewissen im Ge-
biet des Guten." („Man mnss sich aber eriiniern. dass in der neuereu Ent-
wicklang dem Schönen und der Kun^t die FührerruUe zugewiesen war, um die
ganae Bedeatnag dea Torgangs mt ermeMen«**) — „Oemdunacd^ zeigt jetxt aodi
die swal Pole seinei Begriffs: einmal als dem einzelnen eigen, unter Umständen
jedem anders; das spricht sieh z.B. aus in der Redensart „das ist Gesclimacks-
Sache", %v<»init miui einen Streit über eine Geschmacksfrasre absclineiden kann
— andererseits gilt er als ein Gemeingnt, dessen Erwerb wesentlich zur Bil-
daag geJidrt and der ali einer fSr aUe Wbandelt wird, wenn man anek sn>
ttvüBode Grttnde nieht anzugeben welB oder kraacht* — (Bemerimog an
^geschmackvoll": von ähnlichem Unwert wie „stilvoll". „Geschmack und Stil
lind wie ein zarter Haadi, der ein Ganzes dareh- oder laiwekt; Mer aber aind
uiyui^L-ü Ly Google
— 206 —
de wie auf elneB Gegeatfcemd diek aiiliB;eatriohea; das Wort ist geedmaeks-
wldrig.")
22. Vom Wesen der Volkeschiile (Rep. 1892/8, I). „Was ist die
Volksschule? Ein Theil des Ganzen. Es wird hentigestag^s keinem ernst-
haften Mauue eiui'allen, Schule und Leben treiiueu zu wollen. Die natnr- und
wahrheitsgemäße Ei-saehung (denn die Volksschale ist wesentlich Erziehungs-
fll&tle) hat ihre Wnneln — aidit In eiaem wlasenaekafUlchen Syatem, seadeHi
— im Volke, im Leben,- iat in dleaea fest eingewachsen, mäsrte in andenm
Boden elendigh'di zn ftmndo j^ehen. Jeder einsichtige Biirgpr wird es steh
demnach ungelegen sein lassen, für der Volksschnle Gedeihen zu sorgen — ■
und der JDaft ihrer Blüten und die Nährkraft ihrer Früchte sind der Lohn
ihrer Bedtner, Hilter ahd Pflefar: dea aeiner Angabe aidi bewnaaten und aie
in hidUebem Benilhen Ulaendeii Volk«. AlMInga ist das BOd, das wir hier
mit wenigen Strkhen geaeichnaty einstweilen noch Ideal, aber ein im democrati-
sehen Staatswesen vollkommen! pvreichbarefj Ideal, und ein echt pestalozzisches
Ideal.'' (In einer d« r pädap^otri sehen CentralsteUe in Zfirioh — dem „Peeta-
ioz^iauum'^ — gewidmteu Skizze.)
88. ObH^atorlBoher oder faenltativer Besieh der Fortbildungs-
schule? (0. Paehe^ F. 1802, I). P., eine Autorität im Gebiete des Fort-
bildung-ssehul Wesens, ist ans ^praktischen, historischen, organisatorischen unl
moralischen Gesichtspunkten" für die allfifemeine Fortbildungsschult» „mit obli-
gatorischem Besuche'*. Die Schule „mit freiwilligem Besuche*' habe ^ftir die
Allgemeinheit einen nur bedingten Werf, während die „allgemeine Verpflleih-
tanff einen hoehbedentaamea nationalen Oiiltarftortsehritt" bedeate. „Im KOni^
reicli Sachsen ist man im allgemeinen mit der obligatorischen Fortbildnngs>
schule recht zuftieden: die jungen Twente, welche das Ziel der Volksschule er-
i*eicht haben, \prmehren ihr Wissen um ein für ihren Bernf hochbedeutsaraes
Stück; die minder begabten Sebüler erlangen einen gewissen Absühluss ilirer
Bildung, und deii trtgsten Bmeben wird ein MtndeatmaE geistiger Gftter als
Besita geetehert" Bralehlldier Erfolg, Binflnaa auf die GhanüclaMdwig gttnstif .
(Der Stadtschnlrath von Beiün, Dr. Bertram, ist dem Obilgatorinm abganeigft*
waa P. befremdlich findet.)
24. Heimatkunde (Schpr. 1892, 37—39). Nachdem Muster fiir die
sorgfältigste Sammlung und Sichtung des Stoffes und den ausbentereichen Be*
trieb der Waademngen gegeben worden, Üolgen B«g»ln und Beispiele fir die
„nntarriehtliehe Behandlnng* dea gfiafiinnim Ani^^ l auten. Diese Arbeit im
Schul Zimmer ist eine /Zweifache: I. Feststellung des Tliat-'it'^'iüchpn : a'i _in der
\'orstellung' = stille Geistesübuog" (r^^*" T-fbrer g:ibt besonders an den
markanten Ponkten genug Zeit) dass die Vorstellungen sich ausgestalten können
b) im Wort (BesoMbop des Aiugaag" AuMh die Kinder; „FadiMMdrIcka
sind vom Ldirer einanflaehtea**); c) im Zeiehaen (als Belief, Tom Lehrer im
Sandhaufen des Schulgartens hergestellt; als „Faus^iutenzeichnung", die schon
im Anschannngsunterricht vorbereite t worden; als „eorrpete Karte" = Heimat-
karre U. Yertipfnng in dm Getiiudene: Feststellung des Charakteristischen
au der Einzelerscheinung, ihrer Ursachen und Folgen — Bilden von Gruppen
verwandter oder Minlieber firaebeinangen — Wiedervereinignng der Eünsel-
halten imn QesanmtbUde, daa nun «an Klaihelt and Festigkeit gaaa bedsvtend
angwommen haben wird**.
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25. Lehrplan liir den Unterricht in der (Te«g:rai»hie (Wohirabe
DBi. I692f 42}. Auä dm Gruudäätzeu: „Daä UuiseUea und Erheben des geo-
graphiioheii Wteou in «ia aidien» KSimea lit nieht Uos dnndi Zelebnen
(Skine odmr Sehfima dMwn» in dfirJEurtaiilMtnre g^wonneii) sn emicheii,
soudem auch durch Nachweise gefandenflr physikalitdier Walii li« iten (z. 6.
Grunde fiir das Klima, für das Vorkommen mn Pflanzen- and Thiertypen) -
fingirte Reisen vom Heimatsorf^^ nn'^ zu Fit!), zu Schiff, mit fler Ki.s»*nbahn '
— fiugirte Aussichton von BerKsi'ii''-^^'ii • Kuxlithürmen — Verwertung von
GedichteUi Sprichwöi'teru und „prosaischen" LonestUckeu geographischen In-
balti. — Z«tt Zeidiiieii: ,|Dle Sdilller idehnea die WandtaUdtti^ung (di«*
ato Skisse so elnftoh aber auch M dtankteristladi als mOgUeh n balteii ift)
Mitk and erarbeiten sich auf diese Weise einen Atlas einfrehster Art» der Ins*
besondere der Repetition gute Dienste leisten wird.*^
26. Der Ge^^rhichtsunterricht auf der Oberstufe der Volks-
schule (U. Emst, x hwpZ. 1892. IV). Kin»* auffallend schwache Leistung.
Verf. ist V^treter und Anwalt des Mittel- und UnterroittelmäBigen. Beides
aber ist — wenigst«!» in der Tbeoiie — lingst ftberwnnden worden durch
4ie Arbeiten tidhtifer ScholndbiBer. ü. K weift davon nlelite (er kennt eben
die pldagogieehe Literator, namentlich die Faebpreese niebt — und deshalb
in Htm das Recht, pädagogisch zu Schriftstellern, abzuerkennen). So verlangt
er z. B. noch. <1^^;'^ im Lt-liibncli des ^^cliülers ..am Schluss jedes Abschnitte;«
Fragen und AutKüi^t^n** «tehen. Diebe „Frühen unrl Aufgaben" >?ind beleidi-
gend für den Lehrer, weil sie ihn bevormunden. Doch eben das will ja
Eerr Ernst (der „Professor" der Geschichte an der Cantonsschule in Züiich
ist): seine .Fragen und Anfgaben" sollen «Lehrer und Schüler xam Nach-
denken and zu Vergleichungen anregen"; deshalb werden sie „ihm (dem
Lehm) ehne Zweifel höchst willkommen sein". Und weiter befiehlt der Herr
Professor und l>i»ctor: „In l<einem (!) Falle unterlasse es d< i- Lehrer, in jeder
i^tunde einzelne dieser Aufg^aben schriftlich losen zu lassen.'* Nun —
solch uuveruünftige Forderung habe ich selbst im geringsten Aufsatze des
kleinsten Fachblättchens nicht gefunden.
27. Kniistlehre nnd Zeichnen (M. Ludwig, NB, 1892i X.). DreÜbehe
Aafgabe des Zdchnens an derlfittelschnle: 1. Erwecknng nnd Ansbildnng des
SiEses für das Schöne auf dem Gebiete der Kunst nnd des Kunstgewerbes
idaher auch: Kun.stformenl»'lirf\ Srt! lehre, Kunstgeschichte, Technologie); 2. Aus-
biiduD'j' fb's räumlichen Anschauuiii!- und \'nr«fellnngfevernii)gens: 3. Erwerbung
der zu einer einlachen zeiclüitriselicu Darstelluug nöthigeu Fälligkeit. „Li
diesem Siune genommen ist der Zeichenunterricht berechtigt, an Schulen all-
gMuin bildenden Charakters als obligater nnd den anderen Fttebern fi^eich-
mtger, sowie In jedem Pnnkte gldeh bereditigter Gegenstand gelehrt au
werden. Zeichnen darum nicht Selbstzweck, sondern „Mittel zum Zwecke der
Enveckung- des Kunstverständnisses". Besonder, wenigstens mehr als bisher
fet ZI' pflcL^en: das Skizzirt-n — das GedHehtniszeichnen — ..jene selbstthlUig-f
^erarbeit uiiL: . vs - ldic sirii innerhalb der für jede Stufe voi-ffezelclineten Grenzen
bilt und im wc^eutlichea auf Cuuibiuatiou nur dei' bisher kennen guleinten
P«nMn hefvht, da sie es ermöglicht, die einfhehsten Bedingungen formaler
^ilÄBbeit auch an den eigenen Eneognissen der Schfller m erOrtem.*
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*
ReeeasieEeii.
•;>])iekei'. Dr., Prot, iu FotsUaui: Lehrbacli der ebenen Geometrie mit
übuugsaafgaben für höhere Lehranstalten. 19. Aofl. 275 Seiten.
Fig. im Text. 2 H. 60 Pf. B-Ansfikbe Ar mitUere Gbrnea. 2. Auflage.
180 Seiten. Fig. im Text 1 M. 00 Pf.
Desselben Leiirbaoh der ebenen nndiphäri sehen Trigonometrie. 2.AniL
140 Seiten. Fig. im Text Potsdam, Stein. 1.40 M.
Es ist uns kein Lehrbuch bekannt , welches in Bezug auf Reicbthum des
Inhaltes das vorliegende übertreffen würde. Neben diesem einen Vorzuge steht
als eweifer das fortgesetzte Bemühen des VerfiMKers, sein Werk zu Terbessem
and die in dtr Geonittrie neu auftrctendi n Sätze .•iystemutisch einzuordnen.
Trotz der Fülle des Stoffes entbehrt das Bnch nicht einer übexüchtlichen An-
ordnung, dnrch «tsprsdieBde Übendniften und mebrlhehe OrQle der Typen
wird CS leicht, in ihm nacbzuschlai^cn und Nachlese zu halten. Jedem Ab-
schnitte ist eine ansehnliche Eeihe von Übungsan^aben beigegeben, so dass
man vater diesem oder jeaem Titel den gesamrotea Stoff der Tlanimetrie in
diesem Lchrbuche aufVn Reichert findet ja es ist für vollständige Completirun^
desselben auch dadurch gesoi^ das« bei widHigerea Lehrsätzen zwei bis drei
Beweise aogeftthrt werden. ZarSrktchteraag desGebravebes ist dieser asaea
Auflage auch ein Sacbrceistor beißrefroben.
IH» B- Ausgabe enthält nur die Lehre von der Oougruenz, Ähnlichkeit
and Aasmessnag geradliniger Figarea und dm Kreist; es eatfUlea soosdi
in dieser die AI s 'hnittc vun der harmonischen Tbeilung den Ghordslea und
Polaren und diu Anweuduug der Algebra auf die Geometrie.
Yoa doa Leiirbucbe der Trigonometrie waren wir schon zu sagen in
der Lage, das? es trleicht'all.s j^elir reichhaltig sei, die zweite Auflage hat
einißre wünschenswerte, jedocii uiiudcr wichtige Ycrbcsäeruiigcn erfahren. Im
allgemeinea kana aian aur sagen, dass sowol in der Planimetrie, als auch in
(i r Trigonometrie ein «jo reichliches Material geboten wird, dai«s der Lehrer
kaum iu der vertügbareu Ztiit wird aufarbeiten können, und da« die Übungen
hinreichenden Stoff für zwei Kurse bieten, während ohnehin die minder wich-
tig» n r.elirRätze für etwaiges ÜberscLlagen durch ein Sternchen kenntlich ge-
macht äind. Für alle Schulen, welclic den Uatcrricht in der Geometrie ernst
nehmen wollen, ist das vorliegende eia dorobaus empfehlenswertes Lehimittd;
für den Lehrer aber erscheint es wegen BSiaar B^ichhaltig^eit als ein kaum
zu entbehTcndes Handbuch. H. E.
B^illf Ferdiuaud, Seminarlehrer in Schlüchtern: Methodik des Kechen-
anterrichtes in der Volksscbale. 3. Aofl. 196 Seiten. Langensalza,
Bejer & S9hne. 1 11 50 Pf .
Der Vezftasser sagt vorwortlich, er sei dnrdi die Bitte ssiner SdiMer snr
Veröffentlichung de^ r.'brbuchcs bestimmt worden, um mit demselben dem
Lehrer als Wegweiber zu dienen. £r ist dabei ü^x-r den Rahmen der Volks-
sobale liinaBsgegaagea, besaadeis in Bezug auf die bürgerlichen Recbnaag»'
STtea, Toa deaea audi das XHnawssea, Wechsel, Creditpapiere aad Coatocnneat
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— 200 —
zm Enirterung gelangen. Wir mübsea leider sagen, da^s ilie.ses Budi mit
«Iktt InidillnflgBii Mängeln behaftet iit, miid auch keiaai ein^ti^en deiMlbem
Z'i vf-rhcRSPTn sacht. Der Verfasser wei6 nj -ht dam im Zahlenrauni bis
zwaaziff die Grabesche Methode mit dem gröliiea Vortheil anzuwenden ist:
er wm niehta dcv herromifi:eiid«i Wiclitiglnit 4er iweiten Deeade, und
auch nicht, da.s8 dfi Zahlenrautn bi» hundert mit großem \'orth<il»' iiuh
Deoadea abxastafeu ist. £r unteroebeidet nur swei Zahleurüume von loha
«od fcvodert, mtd gebt in jedem denellieii naiA Redaimi^iteii TOf. Diu
P?<teiTei(hi8('be Divisiou.svcrfahrcn. welches auf der Suhtnictioii durch Ergfftnzung
beruht, kennt er nicht, daher sich das Ausziehen von t^uadrat- und Kubik-
wurzeln von ganz weiug Ziffern zu einer bandwunnartigen Länge ausdehnt.
— Die Lösungen von Aufgaben der Regeldetri wM auf remMedem AH, ab
SchlussbfitT: , Fkuchsatz und iiiitteKst Proinn fionen, aber in allen diesen Fällen
mit enmicieuder Weitläufigkeit uud Schvvüilälligkeit gezeigt. ~ Endlich liuden
wir als geschichtliche Mittheilung die Um wandclungsstufcu, welche die Ziffern
im Laufe der Zeit dtirch£]:ent<ii'ht haben 8oDeii| in einer DanteUoiig, welche
geschichtlich vollkommen unrichtig fat.
Wenn es dieeee Bach demieiä bis sur dritten Auflage gebracht bat, so
kömi' n wir nur bedauern, da.^s e? PehnlbortTke im Deutschen rteiche i^Ihf,
welche lür die Fortschritte der Methodik in umtercw Unterrichtagegenstande
mizngänglicli leheinen. H. E.
Knume, A., SeminarleUi-er iu Eisleben: Der Rechenanterricht in der
VoIkMeliile, ttetMiidM« BmäbaA für Senl&aristeii niid Lelm. 185
211.60 Pf.
Desselbeo Rechenbach fixr die OberstiUe von Mädchenscholeu. (>-! Selten.
Hatte a. d. S., Sehioedel, 1892. 50 Pf.
Dmt Verfasser tot ein reeht ieiligedr Sehriftetellir. macht aber leider in
feiner Tliiitigkeit keine Fortschritte, -- Er hat iri'h imnier nicht wahr-
gcnomuien, wie sianetfirend es ist, wenn man Dividend und Divisor iu ihrer
Anftlniuideilblfie wUlMiiidi ▼ertaneeht, etwa vm dnieh diene Stdlang das
Enthaltonsein „in" von der Theiluug „durch" zu unterscheiden eine Unter-
scheidung, weiche thatsüchüch ganz gegenstandslos ist.*) — J^r kennt noch
immer nicht die Vorzttge der Snbtraction mittelst Ergänzung, durch welche
man in den Btiuid gesetzt ist, eine beliebige Anzahl von Posten auf einmal
zu subtrahiren, und eine Division durchTinfübrcn ohne die Theilprodnctc nuf-
schreiben zn m&ssen. — £r hat auch noch nicht ertuhreu, diiaa die Verbindung
des Kopfrechnens mit dem eeludftUehen Bechncn einem sehr anregenden Thätig-
keitswechsel gleichkommt; sonst würde er nicht auf Seite 125 bei einer Iiivi-
sion mit eiaem eiaaiffenff&B Divisor, bei welcher im «Quotienten IQnt Zilicrn
bestiaunt wetden, eteea wndwinn von dvtimal so viel gaas «Mlttarigen
Ziffern hinn hreibcn; derr» 11 1 Bandwurm kehrt natlirlich beim .Vusziehen der
zweiten und dritten Wurzel m vergrft&erter Form wieder. 6o haben wir bei
einer dxeiBlIiBrigen Oobikwnnei eeehsnial so viele ffifitim gezählt , als mraere
Sdlfller anfzuschreihen nöthi^ haben.
Recht sonderbar hat es uns angemuthet, aut öeite 112 eine Tafel der vor-
pchudischen Ziifem gemischtpehodischer Dedmalbrüchc zu finden. Wir haboi
zwar schon in verschiedenen Rechenbüchern derlei T9&^ Aber die Am»hl der
Ziffern der Periode gefunden, nnd dies auch immer fiir eine dem Lehrer dien-
liche We^rweisung gehalten; die Frage aber nach deu vorperiodischen Ziffern
iat uns nie anders denn als eine gaac leichte Sehttleraufgabe vorgekommen.
^^ehr l)'"t(Mi* wird vmn ^'erl;isger auch die Vereinfachung des Rechcn-
antcrrichtes: died geht so weit, dass bei der znaammengeaetoten Beg^detri
dar eine Ful ans lavter Biahetten gnkUdet ist. wednrdi die LSaunf der Anf-
gabe zum eist iu t im einfache Multiplication oder Division ttbergeht Wenn
man aas dem Rechenunterxiohte alles verbannen will, was im praktischen
*) Dan meinen wir nicht. D. K.
Mgoilam. l».Jiliiv. HsftXIL 14
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— 210 —
Lcbcu nirlit voiliouiiiit . «liimi darf mau außer mit gau/cn Z^vhlen nur mit
Hundertel, Halben und Viertel re<^en (? 1). &.): wo bleibt »bei dAnn dci
fonncUe Bildingmreft dai BedMitiiitORjehteB, und wo radi nur die Mlglich-
kcit iler EinflbuDg, ohne in das ermüdendste Einerlei zu verfallen? offcnhar
nimmt der VecüAwor weuigsteiia die besKeichnete Art der Vereinfachung selbst
nicht gam enwt, d«ttK in don mn ▼orliegeiidenBeeheiiheA« ÜndeB ivir neben
vor^chicdfmartigeii Brüchen als Siobontcl, N« imtel, Elftel, Sechszchntol u. s. w.
eine Mamiigfaltiffkeit von Aufgaben der bürgerlichen BecbnonnarteD, welche
mä dnrahmui niät wt die einftdurten flUe InMlniakai nni inuneiliin ge-
dgant rind, «iner VoUnHehnto mit einflwliei VcrhilinlHen n dienen.
Fickenwirth, Otto, Semlnarlehiw in Hemberg: Methodilc des einheit-
liehen Reebennnterricbtee für SemiDarlaten nnd Volkseebnl-
lehrer. 228 Seiten. Breslau, Hirt, 1892. 2 M.
In den einleitenden Erörterungen hebt der Verfasser mit Ilccbt hervor,
dass dem Schiller in der späteren Schulzeit der Reebenunterricht zur Pein
werden miisse, wenn nicht in den ersten Schuljahren die Elemente de^ K( ( Imens
zur mechanischen Fertigkeit geworden sind; wobei allerdings auch die Pflege
der Verstandestbätigkeit nicht außeracht zu lassen sei. — Als Lehrmittd
wird der Tillichsihe Recheukasten empfohlen, in Bezug auf welrhen wir
achon wiededu>it bemerl^t haben, d«aa denen Brauchbarkeit gegen die der
ramisehen Redmunmeliine wdt ntrOdcstdit. — Bei der nun folgenden Be*
LaudlunK der Zahlräuiiie srlioiiit uns der Veifa^iser die Wichtigkeit des Zabl-
raumes zehn bis zwanzig nicht ganz erfa^st zu haben; Iiandelt aioh dabei
lim dieOnu^Rage des übergangeK von einer Decade mr folf^fonden; bei dieeem
Übergange zn den b«jhereu Decadcn niiiss iniinerforf auf den Übergang zur
zweiten Decade zurQckgegrifren werden: für diesen aber dienen dä Finger
fl]s BweekmftSige Beehenmnsehine; das Kfnd behilt Htm einen Addenden Im
(?( däcbfnisse und markirt den zweiten AM ulen mit den Fiiii^ern ^udann
werden nach und nach die dureh die i'iugcr featgeeteUten Einheiten dem
ernten Addenden «igeeKblt, bis dieeer Vorgang tich dem Gediehfenime TiriU-
kmnmen eingeprägt hat: es ist niobt zu ^ l wenn die zweite Hllfle des
ersten Schu^jahxes ganz der zweiten Decade zugewendet wird.
Bei der Diviflon beiBt es: „Der Lehrer bat Entikaltensein und Tlieilett
streng auseinniKlrr zu halten!" — Wir fr ii:i n: Warum? — Besteht überhaupt
jnrifloben beiden ein wesentlicher Unterschied?*) — Wenn man auf der
Tosrinchen Reehenmesohine enf in» Stiboi Je vier En^rdii ahsondert, so wird
jeder J^i'bnier gegen Ende des ersten Schuljabres leirbt imstai-il' ' in zu sagen,
wie oft drei oder vier in zwölf enthalten ist, ohne daas juuiaud anzugeben
TermOebte, ob er dabei ein Xflssen oder Theilen gedadit bat, oder ob dies
oder jenes gedacht werden mnssto. — Bei einem einzifferit-rn T>?r= or erstbi int
das Aufschreiben der Theilproducte und Reste ziemlioh uunötbig, die •SchQlcr
sind Mbr leicht dahin' sn bringen, selbst wenn der Dividend sehr -rMe SRlfem
hat, nur den Quotienten anfznsebreihen und aUe*; tlbrige im Koiif" 7.u voll-
ziehen. — Recht ungeschickt erscheint ans eine Tabelle tlber mehrsurtigc
Zahlen auf Seite 65, weil die Einbelten gsni innQUittrlidi vwwoifen werden,
Kilometer kommen als Hunderter vor, Liter als Tausender ii. h. w.
Dem ersten Theilc des Buches, der Methodik des Rechenunterrichtes,
folgt als zweiter Tlieil eine Sammlung von Lehrproben ans dem gcsammten
Bechengebiete der Volksschule, welche in ihrem weiteren Verlaufe nin btlrger-
liehen Rechnungsarten ausführlich behandelt, bis zur WeohseUehre, Zinsessins-
leebnim^ «nd EisenbabnMnphn fiwtsebieitet und mit den Afbeiterrmslcbe'
rongstwesen gchlieBt.
Wir haben in diesem Buche einen nennenswerten Fortsehritt nicht ge-
funden und glauben daher auch nicht, dam es ttbflr don Wiikungskreis les
Verfassen biams Leser finden wird. U. £.
*} Logisch gewiss, wenn m>A die erithmetitehe Opentien nur eine Ist.
H. £.
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r "
— 211 —
üatli. F., Das UecUuen auf der Oberttafe. 28 Seiten. Bielefeld, Helmich.
6ü Pf
Siimminnt? pädagogiscbor Vorträgü, li^rauagfc^bcu von Meyer-
Mark an, hrinift die vorliegenden Erörterangen , welche mit besonderer Be-
riii ksiohtigung der Bedürfnisse einclagsiger Schule u ;iligefii,Sf!t sind, zum Abdrur k.
Wir tiuden zwar gegen diese ziemlich allgemein gehaltenen Auseinander-
setzungen nichts einzuwenden, meinen jedoeh, daei sie tou y, en\g prektischem
Werto sind: tin Lehrer, uelcher unter eigenartigen Verhältnissen nnterrichtet.
uiuas seinen Lehrror^ang den Umstiliiden annassen, welche zumeist von Au^n-
Btehenden ni^ völlig genav benrtheilt weiden kDonen. H. K.
Grands ttge der Cbemie. Itotfaodfach bearbeltetTon Prot Dr. Badolf Arendt*
iCit 182 inden T«zt eingeeehaltateiiHolaNlinitton. Dritte Mi«ftltiv dnieh-
gMehene und vermehrte Auflage. Hambmg und Leipdg, Yerlng von
Leopold Voss. Xir und 289 Seiten. 2 M.
Wir iiabeu an dieser Stelle die vorzüglichen Werke dietieti Autors bereit»
gewihfdigt ond kSnnen mirwiederiioleo, dam diese nene Auflage m deni Tielen
(ruten und Schönen der früheren Ausspähen neues vorzügliches Matcrinl in
iniiste^iUtiger methodischer Weise hinzugetUgt enthält. Arendt s chemisclie
Lehrbücher werden stets zu den ersten in diesem Fache gezählt werden. Die
Ansstattimg ist in jeder Hinsielity besonden in den aasgezeicnneten Hoks« inut ten,
kaum 7:11 Hhrrtreffpn. C. K. K.
Leitfaden für <\i n U 11t erriebt in der Clieniie. Methodisch bearbeitet
von Prof. Dr. i^udolf Aieudt. Dritte verbesserte nnd vernielute Auflage.
Mit 86 in den Text eingoBchalteten HolzHchnitteu. üamburg und Leipzig,
Yerlng von Leopold Y<m. — VI ond 89 Seiten. 80 PC
Wir haben diesen Leitfaden infirflheien Auflagen, wie eres rollauf verdiente
empfohlen und können dies bei dieser neuen Aitflaj^e wiederholen. In priiarnanter
KQiie enthält der Leitfaden in gediegener methodischer Anordnung; die wich*
tifl^tan Sitze der Cbemie in einer au^eseichneten Weiie davgeetellt. Die Ane«
Btattnng ist höchst ünerkrnnenswert. C. R. R.
A norg-anische Chemie in (.irnndzügen. Metliodiscli beiubeitet vnn Prof.
Dr. Rudolf Ar*^ndt. Mit IÖ2 Fis:nren im Text. Soni^ r;iii>i:;ibe aus des
Verfassers bi üudziigen der Chemie. Dritte Auflage. Hamburg und Leipzig,
Verlag von Leopold \'üds>. XI n. 174 Seiten. 1 Mk. 2U Pf.
THeees Werk ist ein Teil des ebenllüla in TerbeBserter und vermehrter
dritter Auflng:e ers< hieueneu Werkes ..rJrundzng'O der Chemie^' und verdient u:leich
diesem die vollste Anerkennung und weiteste Verbreitung. Die Ausstattung,
inrteuondoro aneli in den Hekediaitleo, fit mnetm^tig an nmnon.
Lehrbuch der Physik und Chemie, für höhere Mitdclienschulen. Lehrerinnen,
Seminarien and Fortbildungsanstalten beaH rfrrt von Prof. Dr. F. Bachmann,
Oberlehrer an der k. Elisa'bcthschule yn Berlin, imd Dr. W. Br esiich , ord. Lehrer
am Louisenstüdt. Realgymnasium zu Berlin. Zweite umgearbeitete Auflage.
Mit 17B Abbildougeu im Texte. Berlin, Ernst Siegfried Mittler u. Sohiu
166 Seiten.
Eiue vielnmfasäende gute Arbeit liegt uns in diesem Buche vor, welche
auch höheren Anforderungen (abgesehen von nmtheniatisrher Bcgrrflndnng)
nfigen wird. Kurz und prttcise ist di(; liictiou des Bucheü, klar und deuthrh
sind die Erklärungen. Auf alle neueren Erscheinungen iet Rücksicht genommen.
Die praktischen l^ i^j i« ! - sind überall reichlieh eingestreut. Die biographischen
Notizen sind eine aaukeu;:i werte Beigabe. Indem wir noch hinzufügen, dass die
Awrtattnng eine sehr soxgfiütige und insbesondere die Holnehnitto sehr ge-
langen lind, fupfeblen wir liiiHnnit dae Bneb auf das berta.
C, K. II.
14*
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— 212 —
In di« Natur t Biographien «w dem Natnrlebe« lUr die Jiigcud &nd iliic
Freande von Hermann Wagner. 7. Auflage, bearbeitet von F. Terks.
Mit Holadinitfeen nach Originakeichnungren von Onst Süss. Bielefeld^
Verlag von Ang. Helmiefa « Bachhaiidlaag (Hugo Anden). VUI n. 120 S.
Geb. l Mk. 20 Pf.
Wir befi;rüBcn jeden Werk mit Beifall, welches es sidi cor Aufgabe madtt,
die Freude an dn Natur zu vcrffrüßcrn , /imi.il wcun es in solch anziehender
Form geschieht, wie iu diesem Büehlciu vuu H- Wagutjjr, denen Wert woi acboa
die notwendig; gewordene 7. Auflage zeif^^t. Tier-, PflaDien> und Hinendreieh
bieten dem Verf. <lri: StotT zu seinen zwanzig Naturbüd<Tn, wcldii ilurcli eiuo
lebendige Dantellung und pädagogierbes GeMbiok die Jugend bcgeiatern, zum
^hachteii der Natur und einagnillea äanundn Ton Katorobjeeten aaetfern
werden. Das Wcrki lu n ist eine Jugendschrift im cdelsteu Sinne des Wortes,
zugleich unteibaiteud und belehrend wirkend und daher ebenso lUr Scbüler-
bibnotbekea wie fOr den Fhmttieakrdi beatene ni empfohkiL C. B. B.
Lehrgang des botanischen Unterrichtes aaf der nntenten Stnlb. Unter
methodifldlier Verwendung der 48 Pflanzenbilder ilt-s I. Teiles der deutschen
Schulflora" bearbeitet von Dr. F <). Pilling . i'fotessor am Friedrichsgjrm-
nasinm in Altpnburg. Mit 71 iu den Text etdrnckteii Abbildungen. —
Gera, Verlag vun Theodor Hofmann. \ ill und i'62 Seiten. 1 Mk. 25 Pf.
In einer cigenthttmUebeii, aber gaassweckenteprechenden Weise wird den
Lehri v in «lii/sem Werki' riii TfilMmr-h uehntm. mit welchem er dnn ?intn-
ni^cn Unterricht zu einem recht lebendigen und nutzbringenden gesiniteu
kann. Allgemeine Betiaehtiiagen leiten die ii^rcGhung ein, an wddie rieh
Bemerkiiiiq:i n iuisclilicfi' n, und sodann folgt eine Beantwörtiiiif:if von 18 Schema-
tischen Tragen, womit die Beschreibung der Ptlauze und ilircr Lebensweise
ToUendet erecheint. Fragen zur Gestaltlehre, Systemkundc und Uber biologische
♦ Leben^nr-rlii-inunq-f II crn i it* rn du- Pflaiizrnlvild. l)i<'s«Mi Fragen :iind hSiifig
auch die Antworten beigetugi. Hie und da siutl uucli V'tigleichc, wieüwisehen
Sttß- und Sauerkirsche, Apfel- und Birnbaum durchgeführt, welche das Verst&ndnis
sehr erlcichtf rii. In rinnn Anhiinefo ■^vf rdf n dii moqiliDlotjischen Ausdrilcke
geordnet nebciu-iuauder gen(<^llt, erläutert und durch HukiH'hnitte illustrirt. —
Das Buch ist an und für sieb, um so mehr aber als Beifügung zur „deutschen
S'^lnilrtora'' ein wert^"^^>« Ililf-wcrk fiir dir iriitid d» -^ Lehrers: ti\r die SchQler
veiietprieht der Verf. ein kürzeres tJümyeudiuui « rM lieiacu zu liisscu. Wir freuen
uns darauf, die Fortietsunffea desselben «seinerzeit ebenso wdrdigen zu ki^naea.
Die AiT'^vtattung ist eine senr .sorgfältige, der Preis billig. C. R. R.
Physikalische Geographie von Dr. Siegui. Günther, Prof. an der kgl.
1'echnischen Hochschule in München. Mit 29 AbbUduogen. Stottgart,
G. J. Gftschen'sche Verlagshandlnng. 128 S. 80 Pf.
In gedrängter Kflrze behandelt der Verf. fast alle Partien der physikalischen
(ieographie in populärer ud ! leicht verständlicher Weise, ohne dabei zu verab-
sRumen, dort, wo es der ^toi\ und die Deutlichkeit verlangt, solhBl mathe-
matische Inductionen einzuHechten oder aaf physikalische Gesetze sich zu
berufen. Die ErklSrtin2:en beruhen auf den neuesten KrfabniDgen tmd Theorien,
und so ist da» Buchkiu liir den Selbgtunteriidit sehr gut geeignet. Da dieses
Bfichleln sowie die anderen der Göschen'schcn Sammlung trotz des bilügen I'reises
iu einoii) dauerhaften T/cinwandbande encheint, SO «»«wpSfMt ee sieb beiiondefs
auch für 6chUlerbibliutLukeu. C. Ii. Ii.
Über den noologischen Unterriolit au den Meireichischeu MittelseliiUen.
Vün Dr. Veit 0rnher, k. k. o. 8. Profbsoor an d«r UnirenititGfleniowitic.
Wie«, Teinpsky. 1889. 34 S.
Ein erfahrener Sehulinann legt in diesem Büchlein »icino Erf.ilirung^en dar.
wie er den Unterricht in dcrZoolorae im Ober- und UntefgyiJiuuaiuuigefuudeu,
und wie er ihn finden möchte, viele behendgsnswerte wOnsdie sind hwr
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— 213 —
aufigem^rocliGJi, die gewiss uicUt aut »terilcn Üodeu lalicn werden. (Übt der
TenlMier 4oeh NelbKt in amneiii „Loitfaden der ZooIoiHo'* das beste Htiflter und
die beute Anleitung: «1 /u. Wüns»'he, welche er in Bezug auf Cr tp irin ii und
Antegoii vou äunnüuugen kuodgibt, wird jederiuatin realkirbar ünden, wenn
nur der gafte Wille daiu obea ind unten TOihuuleii ist. C. K H,
Phjfikalisehe Aufgaben aar elwnentarmathemfttisehwi Behapding, Für den
SehiiIg«teMoh bearbeltei Ton Prof. 0. Burbach, 8eBi]iaH>berlc)irer m
Gotha. Ffinfte Auflage von Dr. W. Tblenemanii, Oberlehri i am Gyrnntp
siom zn Essen. Gotha . \ erla^ von E. F. ThietMtDBmi's Hofbnchhandlaiig.
Vm u. 134 Seiten. 1 Mk. L>(J Pf.
Obgleich jedes gute physikalisclie Lehrbuch zur Einübung und ziunbesäereu
Verständnigse Aufgaben eatiiSlt, so niiiss doch dieäe reichhaltige Sarnnüiiiiiirron
phy?ikaliscln.ii iiad chtiiiischen Aufgaben mit vielem Danke aufgenommna wenlrn.
Die Eeicüliaitigkeit ergibt mh aus der Zitter 1443, welche die Zahl der Aut-
gaben beseiobnet Sie unfsssen alle Gebiete der Physik, die Melmahl gehdrt
naturgemäß der Mci-lumik an, währrnd Elt-kfricität und l^Tafftietisuiua sparatm
bedacht sind. Die Auflösungen sind in einem eigenen Hefte enthalten.
C. K. R.
Neu erschienene Bücher.
J. Frohschammer, S3'8tem der Philosophie im Umriss. (PhilosopUe al0 Ideal-
wissenschaft und Svsteiii.) I. AbtheiluDg. Mttnclien, A. Ackenuaniia Nach-
folger. XXXÜ niid 234 S. .*; Mk.
Br. K. A, Sfliniid, Geschichte dw Kizirliiiug- vom Auluiig au bis uui unst»re
ZelL Bearbeitet in Gemeinschaft inii einer Auisaiil von Gelehrten und Schul-
maaenL Zweiter Bind. LAbCh«ilnng. Stuttgart, Ootta'BoheBoQhhaadliiiig
Nachfolger. 611 S.
M. Zens und Ferd. Frank, Pädagogische» JabrbQCh 1891. (Der Pädagogischen
Jahrbücher vierzehnter Band.) Heransgegebea von der Wiener Fädagogi-
schen Gesellschaft. Wien, Manz. 212 S.
Hr. Kritz Sehultze, Deutsche Erziphnns. Leipzig, Emst Günther. 332 S.
Kduai d Manier, Die Inquisition iu dei Leipiüger Katlistieii^hule. Ein Bei-
trag ziu' deutschen Schnlgeschichte. Mit den Bildnissen der Directoren Plato
nd JMi. Leipzig, JiO. EUnkhsrdt. 281 S. 3 Uk.
flösse, Bilder ana der braadenbiirg*preii8iichen und denteehen Geaehiclite. FOr
den Gebrauch im ersten Geschichtsunteniohtw Hannover. Karl Meyer. 50 Pf.
Krüger. Geschichte Pivußeus in Einzelbilderp. Tuntel Hervorhebung der landes-
väterlicheu \V oifahrtsbestrebttQgen derHobieuzolleiu. Mit vielen AbbüdangeiL
Dauzia. Gniihn. 80 Pf.
Schttlie, üiidcr aus der deutsch-preubischen Geschiclite. h üi ein- bi* diei-
dasB^ VolknGhalai. Mit Berlekeichtigung der kaiBerlichen und mini-
MeQeii Erlaaae. Oitartmrg, Danehl
^bnmann nnd Heinze, Lehrbuch der brandenboi^-preußischen Geschichte.
Ifit Abbildungen. 2. Aufl. Hannover, Karl Meyer. 1 Mk. 80 Pf.
Slttteei»^ Übersichten der preußiseli-deutschen Geschichte. Für die oberste
Stofe des Geschicht.siinterric^htes. Hannover. Hahn.
Ebeliiig, Einführung in das Karten Verständnis. Eine methodische Anleitung
den geogiuphibcheii Aiilaiigäiuiieiiiciit; au dent Beispiel einer Berlin«*
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^1 Ii nie durch Lehrproben dargerteUt Mit Ib Abbildttogeii. Beilin, Weid-
inaiiii.
C^ardeti-Kock, Kleines LeUrbudi der Landkartenprojectioo. 2. vermelirte
Anll. Mit 70 Hoindudtten. Kanal, Kaatiar.
FMmf, Laaiinga Fabalthaaria. Kritiaoha Darataliu«. Berlla, Itetrattv.
Molurv Uaaara Methode der < Iitsclireibung:. Kritik derselbaa und VaneUlia
7.n ihrer T^m^pstaltuii'i. Flensburg:. Westphaleii. 2 Mk.
Siehlichf l>ie Sprache iu ilirfin Vprhältnisznr Geschichte. L«'iiizig-. Kenger. 1 Mk.
Prof. Dr. Karl Stfijskal, IhCtirbuch filr den rntt-nidit in der deutschen
Keelitbcbtvibuug^. Aul (Truudia||;e der vom höh. k. k. Minist, für C. n. U.
IQr die Osteir. Scholen Mgestelltea Rechtadiraitiinff. 5. vcrboawrte All
Wien, Maos. 214 8. geb. 80 kr.
Hans Somert, Ortndzüge der dentscheii Poetik. Für dfln Sdhulgebrauch und
Selbf^tnnterrif^lit. 4. Aofl» Wien, Bannaiin & AltnaoB. 100 & 90 kr.
= 1 Mk. W Pf.
Otto TImst, Nen»' < i-dirlur. Hamburg. K"ni-ad KkS. 158 S.
C. Faikeuhorst, Am \ icturia Njaiiba. Eine ostafrikanische Colonialge^hichte.
Der reiferen Jagend ersäblt. Mit 41 Abbildungen. Leipzig, F. A. Brock-
hana. 174 8. el«f . geb. 2 Mk. 50 PI
Lvdwig Baier, Dieses Bach geb5rt der Jugend! Erdichtetea nnd Erlablet.
Augsburg, Verlag der Schwab, paim. fifthnlaosatoHnng, Ssinid'adM Bacb*
handlang. 1H4 S. ^eb. 1 Mk.
Mnsterkata 1 og' für Haus-. Vereins-. Volks« und Sehnlbililiotheken. \ebsf einer
Anleitnng- zur Errichtung und Verwaltung von Bibliotheken. Mit Foioui-
laren. Herausgegeben von der Gesellschaft, für \ erbreituug von Volksbii'
doBir Ib Berlin. 6. Aufl. HamioTep>Ljndan, Mau & Lange. 128 & 1 Mk.
Otto Biysek, Der «Bote Wandar.« Bin LebanabUd K. F. Wände». Mh
Beontsang seines handschriftlichen Nnchla.sgeB. seiner Schiiften* FiiMWiai Ua
md anderer Quellen, Hamburg:. K. ^V. XOelkner. 213 S., 2 M.
C. Schettler* .sTurnsc)!!!]. für Mädchen. Zweiter Th-i1 ^tufe TV u. V: Pas
Turnen der Mildchen vom 12.— 14. 15.) Leb^iisialire. Mit TS in den
T«xt eing^gten Holzschnitten. 7. verin. AuA., besorgt von M. Zettier in
Chenmita. Planen, Nenpert 202 S.
V«riintwortl. UeUauttiiu lir. FrisUrivb iiiue». ltB«itinMki»fu Julina Klinkiiardt, L(it|ici|r.
iE
in meinem Verlage erschienen toIi;' irle
Werke von Otto Emst:
Aus verborgenen Tiefen,
Novellen und SktaizeiL
244 S'. Brosch. Mk. 2.25; eleg. geb. Mk. 3.—.
„Der Verfasser, oftenbar mit franzer Sfolo P;iflarroirn in des Wortes höchster Bedeutung,
mnss auch dem, welcher seine Anschaumigcii nicht teilt, zweifellos durch seine tiefe Seelen-
und Menschenkenntnis, durch seinen voll uud frisch quelimudw Humor, durch die Kraft seiner
>%tire und endlich dnrch die freie Sicherheit impoBiereii, mit welcher et die Sprache bo-
benschu" (BtiUter fDr litterarische Unterheitung.j
rOtte Emet nimmt unter den VertTetera des jflogfeten litterariacfaen Deutsehlend eine
gm berrorrairfnde Sunmii!: ein (Berliner Neueste Nachrichten.^
^OttofinisC bewahrt sich als KUustler auf dem Gebiete, das er pflegt." '^Nationalzeitung.)
^Atte diese EbsftUiiiigen rind durch groesen Bdss der DaretelluDir und sauberBte Ana-
fikrong aBS2:fv.(^irhnot." (Berner „Bund".)
al>ue er (Otto Ernst) uns alicuthalbcn zui Icbendigsteu Teilnahme zu bewegen venteht
QBd nit dem scharfen Blieke des Kenscfaeiikeiuiers die Wirme des fllhlendett Hersens su
vt^bfn wfiss, das ist sein Verdienst, die Frucht seines tiefen und reichen (iemUtes, dara:elet?r
iD mBßtergiJtiger, oft schneidiger, aber stets dem Gedanken adäquater Sprache." 'Pädagogium.)
,Hier tritt uns eine Tiefe der Empfindung, eine Jicheit der Gesinnuag, ein Reichtum
an ^önen Ocdanken, 'fdiUtti Beobachtungen, ein Zauber der siiniinung entgegen, die uns
überrMchen, entzücken und bis r.n Thränen röhren. Otto Ernst ist ein Denker imrl riii
Wtfiiter, der dos Dichters .gefliigeit Werkzeug, das Wort' meisterlich bandhal»t." iNord
■IIN.)
Offenes Visier!
^e^Afiimeite Essays aus Litteratur, i'Udago^ik uud üttcutlicheui Leben.
280 S. Preis brosch. Mk. 2.50.
«Da ist wobl efn leboisfHseher Denker willkommen, der nicht nvr den I.C8<;ing, sosdcm
auch den David Friedrich Strauss zu erneuern versteht. Er (Otto Ern-t r-treitet i:» :reu dii-
^'Olgiiatik mit jOffencm Visier', mit klirrenden Waffen der Dialektik und hellen «( hhieht-
tüwB der Rhetorik, wie sie in unscrn Tagen schon lange nicht mehr gehört worden sind,
uit einer mutigen Konsequenz. <iie unserer charakterschwachen Zeit fast abg i i'<en ist....
Ifia mag man den Rittor mit dem ,oiTcncn Visier' willkon ui. n hcissen, Sowohl wegen des
Meneo Visiers', als auch weil er ein Kitter ist." (Die Gegenwart.)
n^if gest^^hen gern ein, ciHs.s wir selten in einem AVerke dieses llmfuigs eittO solche
Villle geistvoller f^edanken und Kritiken, eine 80 Tielseitige Btldung, eine so meisterhafte
^pcbe gefunden haben.-* (Deutsche Revue.)
»Sehl Buch gehün darum auch an den bestgesehriebenen und anregendsten Schriften der
^^wart" (Die Geseilschaf t.^
bFCx beschrluikte und ängstliche Schabloncumenschen . . . pu6s>t das Buch allerdtogä
für floldie ist es m aufregend, zu ktUm, zu gedankenschwer, zu reTolnttonür. Für
T'tü KCipfo aLer und freie Charaktere ist es eine Quelle wahren Gcuus.ses und eine
fandstiitte der fruchtbar.stcn Gedanken. Dem Gehalte entspricht in wurdiijst^r
^ö»? die Form: der Stil des Ruches ist ebeuso frisch und tretlcnd, wie korrekt und fein-
1»% geradem masterhaft** (Pidagsgiun.)
Demnächst encheinen von demselben Verfasser:
Neue Gedichte.
158 S. Eleg. ffeb. Mk. 3.—.
Gedichte.
Zweite durchgesehene Auflage. Hit dem Bilde des Dichters. Kl g. ^< ti. Mk. 4.
«11 4mm Awi^iirBM> Sefelltorpr^ia« ««fcHtait.
TwlAg Ton Oomrail Ktoss in BMlmrg.
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(*»rrnnn*vrttibifn
|«drt«tntü«ickiff l MliH
Clavierschul
A.Gei'sIcnborgcr
Pianinos tor sao bis t5oo Mk.
Harmoniums,
All.
ilontsflbo nnd unerik. CotU^e-
(Jii:- hl (Eutej) von Mk. »0 an.
Aiio F;ibrikat«. H&chster B«Arrmb«tt.
V<.rtli. il,;. llln«tr. Katalog gnüs.
E^udoli>h in OieM**en,
•Venandt'Ueacliilft Dt'UUchJand«.
idjrcrlülbunflöttitftaftcn
:Öcrnbarb 9lct(6arb.
„Xai tfJ eine rooljJflclunflcue ?lrbeit
tüitigcn ^roftÜcrl, bic.rcir für ben 2
unteirtdjt au« Dotier 1!' 'a rm;;i.uu
tönncn. Cine öeroiiicnli. runfl btd
©ejanßflübungcn wirb fincm jdjönen, biei
jorncnlon, pünftlidjcr ^Beroiflunfl, fidiercm irrf
feil, beutlirfjer ?lu5iprad)c unb gejdimflcfDoIlf
Vortrag fübren." ipau« unb adjufe.
Ta-S löud) jci oflen Srmiuorüov)Jiinben jur
«Inidiaffung bcfteu^ euipfot)lcn.
i'riltliri. ^^odiaditnug^uoll
3uliud Älittf^atbt
i
Ünftv lUnnbd iß im gimmd!
Jrnaöljf für iiiiirtliimr mu^ ?miijfrünni aBtrÄonfeinonrn.
Blit tiitM titribillr ii ItriirBlnA
S3ierle, öcrmctjrtc uub Dcrbcnertc Vluflaqc,
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' «Intboloflie. 55a« Serf cmpfie^U r.u, ... .utt
pradjtuoUcn Äusiftattung tjaupifüc^lid) jutn Ok*
I i'c^enr für Ibnfirmanben, foroie j^u ©eburtötagui
I unb ai« t^^ßgabe.
Soeben, ersctielnt :
9000
Abbildungen.
16 Bände geh. & 10 SL
oder 266 Hefte ä 60 Pf.
160001
SeitenText.
Brockhaus'
Konversations ■ Lexikon.
eOOTafeln.
/4. Auflage.
SOOKarten.
1 120 Chrofflfltafebi und 480 Tafeln Ii SciiwarzilrncL |
Hierzu 1 Beilage von Bleyl & Kaemmerer in Dresden.
Bucbdniokerci Jnliiu Klfwkhardt, Lvipu^
Paedagogium
Monatsschrift
At
Erziehung und Unterricht.
■
Henrosgegebea
unter Mitwirkung hervorragender Paeüagogen
von
5. Heft. Februar 189a
Lei|»sig.
Verlag yon Julius Klinkhardl
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I
iBhalt dM 5. Heftes.
Ml*
Ober den Einfluss Pnnteni aAf Am dentHhe Sohnlwesm. Von Bt«IiArd
Ki^hlcr <Vhurf? 277
Mädchenerziehung und höhere J'ikhterhchiilo. Von Dr. F. Horn« Altona . . 303
Die ethische Bowcguag ia Aiutrika uod DtuUchiaud. Von Schul iuspeotor
WysB-Burgdorf, Schweis 816
Pldflgogiadie BondeehM. Aua PieuleiL — B. Vom deatsdieii OstMeatrande.
— Aus Hamborg. — Aus Bremen. — Aus StraBburg i. E. — Die
Bay(^ri« li(> T,<4irerzeitung. - Ernste Zeit. — Aus Östeixeich. — MaieB-
holüc-Bülow. — Auä Amerika. — Aus der Schwoisü 323
Aas der Fachpresse ä34
AlMMMKlt-Pnte pf« «wrW V. tM>
AUe Bnobtendluiifen und Piftfefiftal^w netuneo BesteUungon wib
mn9ttm\
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y ^<f^^
Ober den Einflass Preußens auf das deatscbe Schulwesen.*)
Von Sichard K^yhler -Coburg.
ie die i^i M hii litr (Irr verschiedensten Völker zeigt, stellt
das Erziel»uiig8WL<rii dci-^tlbeu mit ihrer irr-ainiuMi übrigen Cultur
in der innigsten Veibiadiinj^ uikI We^hselw iikiiHL ; ^> liebt sich mit
ihr, es sinkt mit ihr. Stylit das Geistesleben ein' i Nation in reicher
und vielseitiger Blüte, si» sjdegelt sich dies lui Ii m ihrer Pädagogik
wieder. Schlagen dagegen die Bestrebuiigeii eines Volkes eine ein-
seitige Richtung ein, so pflegt ihr auch da^ Erziehungwesen zn folgen.
Unverkennbar hängt auch die classische Periode unserer Literatur
mit der classischen Peiiode unserer Pädagogik aufs engste zusammen.
Allerdings begann die Blüte der deutschen Literatur bereits vor der
des deutlichen Krzielmngswesens, wie andererseits diese die erstere
ftberdauerte. Aber auch in den classischen Werken unserer National-
liit^iatiir liegt ein köstliches Stück deutscher PÄdaguj^äk, ganz abge-
sehen diivon, da.-^b kaum liiiLi unserer hervorragendsten Dichter und
Schriftsteller zn nennen wäre, der sich nicht auch speciell mit päda-
gogischen Fragen bescliäftigt hätte, wie hinwiederum der Geist der
Koryphäen unserer schönen Literatur auch in unseren großen Päda-
gogen lebendig war. Viele und wesentliche Ideale, denen die einen
mstrehten, waren auch die Ziele der anderen. Der Geist der Frei-
^ Im BegieHMMiMn beneikt der Bat 'Vtthmer. JBiB weidm g«wu« «w
der Arbeit erkennen, dm midi ein innige« iBteresse für du» Gedeihen unseres vatal^
UfndiiHrben Erzich un^wcsens geleitet hat. — Pa irh der Volksschule mein beson-
deres Incer«6sc /u gewandt habe, in die ich mir nicht etwa augüchlieällch als irii-
heier Schulinspector in Preußen einen Einblick verschafft iube, und zogleicb das
gSnlr da sioiilidi wahmeUm BOd vmtm gtmn Sdbmtmm» nMk dem Leb«»
sa ifBrlwi Bi ist meine enste vnd feste Oboceug^ng, dass unser gaiuti dMtMhM
Scbtilwescn durch kritiklose Na« h:ihnHin(? preußischer ^chnleinrichtangen schwer
geschädifjt worden ist, und d««;« weit« re (iefuhr in dieser liiosicht besteht. Daher
glaube ich mit meiuer Arbeit dem aUgemtiuen Interesse einen I'ieu&t geleistet tu
l».J«kif. BdIV. 19
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— 278 —
heit, der jene erfüllte, lebte auch in diesen, und wie Kant nicht
danach fragte, ob die Kosultate seiner Forschungen auch der herr-
schenden Kii-che genehm seien, so zeigten ihr gegenüber auch die
Keformatoren der Pädagogik den gleichen edlen Mannesmuth.
So war es einst. Wer sich aber gegenwärtig noch bemüht zu
beweisen, wie wir es in dem von Pestalozzi begonnenen Werke ^so
herrlich weit gebracht" hätten, leistet der vaterländischen Sache einen
schlecliten Dienst damit. Wer behauptet, Diesteiweg: würde sich
freuen, wenn er hente noch lebte und die mächtigen Fortschritte der
dmitscheu rädagogik verfolgen könne, kennt entweder Diesterweg
nicht oder verschließt die Augen geflissentlich. Gewiss wüi-de Diester-
weg freudig anerkennen, dass die gesellschaftliche Stellung der Lehrer
eine bessere geworden ist, und dass der Volksschule mehr materielle
Mittel als frühei' zu Gebote stehen, wenn auch in beiderlei Hinsicht
noch viel za wlknidien tlbrjg \MJbt Aber er wttrde ebeosowenigr
keimen } datt te EinfliiM der llAehte, welche der iiatiurgemftßeii EeI-
widcelvag der Sekole von alten her entgegensteben und diese fftr
ihre Sonderswecke anmwitzen sacbea, dorehsiis nicht geringer ge-
worden ist, sondern sidi in 'weeeiiüichen Bemelumgen veratftrkt bat
Mit tiefem Bedaam aber wttrde es ihn erflUlen, dass sieb viele
deiteebe Pädagogen, die sieb mit Worten za Pestaiozzi nnd za ibm
selbst bekennen« in der That — zom grollen TbeQ wol, ohne es selbst
recht zu merken, denn der Hensch pflegt die feinste Sopbistik da an-
zuwenden, wo es gilt sich selbst zn tftoschen — in den Dienst jener
Mächte gestellt haben; Zwar ^ehlt es auch hentzutage nidit an MAn-
nem nnter nnseren Pädagoge, die dies ebensowol erkennen, wie es
Diesterweg erkannt hätte, und die es ancb nngeschent aussprechen;
aber ihre Zahl ist eme geringe, und ihre Stimme pflegt denen gegen-
ttbor, die sich den Opportnnitätsriicksiebten fügen, zu Vorhallen, wie
die des Predigers in der WOste.
Wenn ee wahr wäre, dass sich, wie behauptet worden ist, unser
jetziges Yolksschnlwesen durchaus auf die Lehre Pestalosszi*8 stützte
und sich demgemäfl weiter entwickelt hätte, und dass auch unser
höheres Schulwesen, wie f^eichfiedls behauptet wird, einen eneigiscben
An&chwnng genommen hätte, so mflsste wol unser ganzes Cultuiv
leben Zeugnis dafür aMegen. Es vertrüge sich schlecht damit, wenn
sich von vielen Seiten aas laute Klagen darOber erhöben, dass über
der Sorge für das rein Materielle und Äußerliche der Shin für die
höheren Interessen bei der deutschen Nation bedenklich geschwunden
sei und demgemäS von einem blühenden und vielseitigen Geistesleben
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— 279 —
unseres Volkes nicht melir die Hede aeia kOnne. Solelie Klagen aber
fiegen tbatsächlich in Menge vor.
Ze den bekanntesten Schriften, welche diesen Klagen Ausdrucjk
geben, gehört das seit ein paar Jahren vielgenannte Buch Uber Bern-
brandt als Erzieher, das, obgleich es verschiedene Fragen von grofier
(Idagogischer Bedentnng berülirt, in weiteren Ereiseik noch ungleich
regeres Interesse gefunden hat als bd der Lehrerwelt Was diesem
Werke sdne ungemein rasche Verbreitung verschafft hat, beruht Jeden*
6Ub nicht zum geringsten Theüe darauf, dass es vide nnlengbare
Sebiden unseres heutigen Gulturlebens aufdeckt' Freilich enibält es
neben vielen entschieden treflfenden und beherzigenswerten ürtheOen
auch eine ganze Reihe von ebenso verfehlten.
Mit welcher Yorsicht das Buch zu benutzen ist, zeigt schon das
einseitige nnd unbillige Urtheil des Verfassers fiber Da Bois-Reymond.
Wer die Kritik Du Bois-Rej^monds ülx r Goethes Faust kennt, mit
welcher sich der verdieute Physiologe uiif ein Feld begibt, für das er
keine Berufung zeigt, dürfte allerdings L.*> uiclit unrecht geben, wenn
er sie einen Vortrag des Famulus Wagner über Dr. Faust und ein
Urtheil Nicolais über Goethe nennt. Allein L. selbst ist kaum weniger
subjektiv in der Beurtheüinie d^^v nnf:'thc.^chen Dichtuuf?. Wenn er
nämlich sag-t: ,.Schwernuiih ist edler als (ienusssucht und darum Hamlet
edler abs Flaust'-, so zeig^t diess. dass er die Grundidee von Goethes
F&ust yoUständig verkennt. Denn die Worte:
Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich gethan! *
£Aiuiit du mieh ««^cichelad je belüget,
Dai6 idk mii Mlbtt gefidtoA mtig^
Xoiinst du nieli mit Oenuas b^ilg«ii:
Das sei ftti micli der letzte Tag!
Q&d:
Werd ich zum Äugenblicke sagein:
Verweile doch! d« \mt m schrm! —
Dauii magbt du uüch in Feääeiu »chlageu,
DaBB wül ick gem an QntodA geHm l
Dana mag die Todtengloeke schallen,
Bann bist da deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei flie Zeit für midi voiln'ü
enthalten genau das Gegentheii von dem, was L. in der Tragödie
findet, und stflben vielmehr im Tollsten Einklang mit der Aufiorderoog
im Prolog:
*) Yerfaüüer des Buches über Kembrandt ah Erzieher.
19*
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— 280 —
Zieb' diesen Geist tou seiBciD Ur^vtll ab,
Und §tA* beMlilmt, «am d« bekennen mu««t: etc.
Wer Übrigens die Hauptperson der großartigsten Schöpfung eines
ersten Dichter der Weltliteratur zu Gunsten oder Ungunsten der Haupt-
person des erhabensten Meisterwerkes eines eben solchen Dichters
kritisirt, kritisirt damit zugleich die Dichter, zumal wenn es sicii um
dramatische Personen handelt, in denen sich das innerste Wesen der
Dichter selbst am meisten offenbart *K und unternimmt somit den be-
denklichen Versuch, zwei incommensurabie Gri^ßen aneinander ab-
zumessen.
Ganz unberechtigt aber ist es, ilass L. die Fanstkritik Du Bois-
Keyraonds dazu zu benutzen sucht, um diesen zum Tyi)us des einsei-
tigen Beriinerthums zu stemi)eln. Gerade Du Bois-Keymond gehört
unter diejenigen, die am deutlichsten erkannt baben, woran es dem
jetzigen Deatschland am meisten fiehlt, und er spricht dies ia viel
einfafiharcr osd süinigerer Weise aus als L. „Wer m&kelte gern an
solchen Erningeischafteu?" sagt er, nachdem er vorher der mili-
tärischen und poUtisdieii Erfolge Deutschlaiids gedacht hat, und ftkrt
fort: „Versetieii irir tuit aber in Oedapkeii xorlick in das lernsscM»
olumiiditige, aime, kleinbfitigerUche DentseUand unserer Jugend —
gleichsam ans der kalten Pracht der Kaiserstadt zwischen die ge-
drückten, tranliehen GieM eines wein- und epbeannraakten mittel-
dentseben Städtebens — üsblt nns da nicbt etwas in der nns glimend
nnd betiubend rnnranscbenden Gegenwart? Iflkssen wir niebt, wie hs
ScbwalbenUed, aenften: ,0 wie liegt so weit, was mein einst war?^
Ward nicbt vielleicbt bei DentseUands Umgeetaltmig das Kind mit
dem Bade yerseblittet? Ging mit der mibeetifflmten Sehnsucht, den
unbefriedigten Streben, dem nagenden Zweifel am eigenen Können
dem deutschen Volke nicht auch xitl verloren von seiner Begeisterung
für Id^e, seinem uneigeniiuUigen Streben nach Wahrheit, seinem
stillen und tiefen Gemüthsleben? Traumähnlich entschwunden ist die
kurze Bhite unserer Literatur." Und weiteriiiii klagt Du i>ois-Reymonii
über die stets wachsende Gleichgültigkeit unserer Jugend gegen alles,
*) Wer wi% Qerviam vai. BSnM der iüuiofat iit, diu dica wenigitcM te*
SttgU^ def Hunlet doidiaiis nidtt der FtO lei, mOge snr die Stmetta Shakei^eani
lait dem Lubalte des Hamlet . nnd besonders das 66. mit dem beHttunten flamlet-
monolocre Tergleicheo, uii«! or dürfte finden, das« die ^geistvollstte und geasitiTSte"
Persönlichkeit in fsäninitliclieu ähakeipearescheu Dramen eUen diejenige ist, vrclebe
der britit>( lie IMchter, wie ja die Romantiker scbon länget Tor Rümeiin bebaupteteo,
jjiuit bt'intui eigenen Heizblnte ausgestattet bat".
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— 281. —
nichts ein- und nicht vorwärts hrfn^", und bemerkt daivoi: „Bei
aäom Glanz, in welchem zur Stuii'lc liie deutsi he Wi&^eusl luitr noch
strahlt, vermissen wir an dem aui wachsenden (ieschlechte >ciimerzlich
4lie edle Leidensehaft, welche allein f&r fortgeaetzte geistige Groß-
thaten bürgt."
Ebenso unbegründet ist es, wenn L. in seiner Polemik gegen den
Haterialisinus der Naturforscher gerade Du Bois-Beymond zu einem
Materialisten machen will, dar doch in seinem Vortrage über die
Cranell des Naturerkennens dem MateriaUanros mit schärferen Waffen
entgegengetreten ist, als sie dem Verfasser TOE Bembrandt als Er-
xieher überhaupt wo, Gebote stehen. Auch das von Du Boia*Beymond
MIglich dfisaen, was Jenseits der Grenze des Naturerkww Uegt>
augeeprodifiiie IgnonMmna, dem L. kOhner Weise ein myinm ent-
gegenaetan wül, ist dnrehaiu üielit, wie dieaer meint, im Geiste des
Materiiiismns geflptecheiii^- dann der HateriaUsmus pflegt sidi viel
podtiver nnd weniger beechdden anssaditteken. Vielmehr richtet L.
\m seinen AngxüF nieht an die unmittelbare Adrease: naeh Berlin
itatt nadi SKnigsberg. Deon Dn Bois-Be^ond befindet sidi hier
itantdiaiis in Einklang mit der Kantiadien FhikMopkie, indem das,
wonuf flieh Jenes ignoreliimni hauptsIdiHeli enrtreekt, unter die An-
tiMdeD der reinen Vernunft föllt.
Dagegen kann man dem Verfasser des erwähnten Buches darin
nur vollständig beistimmen, wenn er mit Nachdruck hervorhebt, dass
die deutsche Wissenschaft oticubar (iunntitativ zu-, aber qualitativ ab-
genommen habe, dass sie nur zu häufig Begeisterung und selbst-
i^täudiges De nken vermissen lasse, dass in der Erziehunsr der einsei-
ti|?en Ausbildüiig- des Verstandes energisch ent^esrenzuwii kpii .>ei, das^
nian sich sueug an die Natur lialtt ii und allein die Natur reden lassen
lüüsüe, da, wer und was je groü geworden, es durch dieses Mittel ge-
worden sei, und dass demgemäß der Individualismus auf das soi*g-
^tigst<^ zu pflegen sei. Hiermit berührt er das, was unser heutiges
£niehungswesen am schmerzlichsten vermissen lässt.
Es fragt sich jedoch, ob diejenigen, welche von dem lebhaften
Wnnsche nach einer Verbesserung unseres Erziehnngswesens in diesem
Sinne erflUlt sind, ihre Blicke, wie es viele thnn, erwartungsvoll auf
<ien fahrenden Staat im 'deutschen Reiche richten dürfen. Es läsat
«^li ja mit Becht anführen, dass die rastlose JQnergie Prentes, seine
^i^t und Pllnktiielikeit, dnrdi die es sieh troti hddist vngflnstiger
^atnneriilltnisse m einem mielitigett Staatswesen entwickelt ufed steh
die adlitarigdia nnd poUtisehe FUhrong in Dentsdiland errungen hkt^
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^ 282 —
aiLöh fttr die Pftdajogik hitdut Mbfttaeoswttte i!jsei)8<äiall«ii aäm.
Aber damit iat dnrohanB aidil gongt, dais der Voiguig Pnnleiift
auch a«f dem Gebtote der Pädagogik mr Naefaftlge fftr dae übrige
BeatBcblaad sa oniMleii aeL Dens lo aegeosreidi Jone Sigenaohaften
an aich aneb für die Pftdagogik aa TOken vermOgeii, so TttbAogoia-
Teil k^boieii aie für daa Sebalweaea -werden, sobald aie sieh anf yer-
föhUe pidagogische Prindpien stftlMn.
Nnn nntflriiegt es aber bdnem Zweifel, dasa in «ineiB Staate, in
den entweder der MiUtarisaraa oder die Bareaukratie oder die Hierar-
chie, welche sammtlich auf anderer Grundlage anlbenen als die Ent-
wiokelnngspftdagogik, einen mächtigen Einfluss aasäben, die Prindplat
dieser Pidagogik mindestens stark gefährdet smd, nnd ebenso nnkng-
bar ist es, dass in Preufien nicht etwa einer der genannten Faeteren,
sondern alle drei stark wrtreten sind. Diese drei aber laaaoD
ganz voilrefflich vereinigen.
Als jener Soldat gefragt wurde: „Welche Gesinnung muss der
Soldat liabcn?" gab er eine Antwort, wie sie ihm kein Phikeoph der
Welt treffender (für einen Militärstaat) li&tte vorschlagen kdnneOf
nimiich: „Eine Torschriftsmäfijge." Diese vorschriftamäfiige Gesinnung^
aber wird in Militärstaatea auch mehr oder minder vom C ivilbeamten
yerlangt, nnd ebenso reglementm&fiig ist die Beligkm, die dort bean*
sipmcht wird.
Der Einfluss der erwähnten Trias auf das Schulwesen in ganz
Deutschland ist ohnehin schon unverkennbar, und er dürfte wol noch
weit starker hervortreten, wenn es zu einer Reform des gesammten
Schulwesens der einzelnen deutschen Staaten nach preußischem Vor-
gange mvl Vorbilde kommen sollte. Schon seit geraumei* Zeit wird
auch in Süddeutschland über den schneidigen Luftzug von Nordosten
her überhaupt und speciell über das KiTiflringen des Militarismus in
di<> Schulen lebhaft geklagt. Da verlangt wird, dass die hölieren
Schulen in ihi'er Organisation die Einrichtungen de« df^utschen Heer-
wesens berücksicht]2-0Tu licet es mhp, dass der Militarismus gerade
auf die^e Schulen einen bedeutenden Kinflnss ausübt, indem sif si-h
diesem E!nfln«se leicht auch über die unmittt llnui u J'orderungeu dos
Staates hiiiiins hiiiü»^) * n. Wenn jedoch von einer Kelbrm des höheren
Schulwesens die R-de^ ist, so ptiegt man dabei hauptsüchlich nnr « hk
Beschränkung de» Stidtcs in manchen Unterrichtsgeiieustaiiden sowie
eine Erweiterung de.sselben in andt-ren ins An^e zu frissen. Mit
einer ^n] lun Reform aber kann uns svenig gedit-ui seiü, da, wie
Diester weg hervorhebt, unser höheres Schulwesen gerade in seinem
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— 383 —
Frincip yeifeblt ist. Beaeuslmend tlir dieses Princip und die Bemän«
telmig desselben ist es, wenn ein Verfasser vielveibreiteter Lehrbücher
f&r das Griechische*) bemerkt, dass in den Scbiügnuiiiiiatiken von
Bsltmaim der Tam breiter Entwickelnng vor der dogmatischen
Kfirze, die man von einer modernen Schnigrammatik fordern mfiase,
vorherrschend sei. Das klingt nicht gerade so bedenklich, wenn man
den Nachdinick aof den Gegensatz der Kürze zur Breite legt. Man
fibersehe jedoch ja nicht, dass ebenso der Entwickelnng das Dogma
entgegengestellt, dass, um es in unverbliimtem Deutsch auszudrücken,
dem Einpauken das W ort geredet wird. Wenn also aucli durcli eine
sogenannte Schulreform ein Theil des bisherigen Untern f^htsstottes be-
seitigt wird, so liegt die C^efahr nahe genug, dass das Einprägen von
dem, was davon noch übrig bleibt, mit um so größerer, der militri-
lischeu entsprechenden Schn^^idi^rkeit betrieben wird, und das biekerige
Princip bleibt dabei unei-s^chüttcrt.
Wie es aber mit der Zuverlässigkeit der Regeln bestellt ist, die
Angpru<"h auf dogmatische Gültigkeit erheben, zeigt ein Einblick in
die II* iie>tHn Grammatik f^n der alten Sprachen tiir den Schulg^VTauch.
Da 1' h rLi -hli<'li (4elt l'i iiUeit hatte, mich mit den verbreitet.vteü der
neuesten HilL-.jnittei inr Itti irrammatischen T^nteiTiclit in deii alten
Spiuchen für die verse)iiedeii--it u Gymnasialclcts,st;u zu — betreunden
kann ich nicht sagen, aber wenigstens genauer bekannt zu machen,
könnte icli auf Gi und von Bplpirstt'llen aus den mustergültigsten Schrift-
stellern des Alterthuiiis nacliweij^en, wie viele von den grammatischen
Regeln, die der Jugend als Dogmen eiugepräs-t werden, entweder ent-
schieden unrichtig odei' doch zu einseitig in der vorliegenden Fassung
sind, wenn hier der Ort daftti* wäi-e.
Übrigens wäre es onrichtig, wollte man den Grundfehler unserer
höheren Schulen ausschli' Llli h dem Einflüsse des Militär wesens zu-
schreiben; er ist älter ai^ das starke Hervortreten des Militarisii;u>,
wenn er auch durch dieses erheblich verschlimmert worden ist. Dafür
spricht außer dem Urtheile Diest^-rwegs auch das eines anderen be-
deutenden Mannes, der zwar nicht pädagogischer Fachmann war, dessen
Ausführungen aber zeigen, dass er auch hier deu Nagel auf den Kopf
zu treffen wusste:
„Sehr richtig ist, was ich einmal irgendwo gelesen habe, dftss
meere jetzige Schulbildung dem ProkusteBbette gleiche. Was zn
lang ist, wird abgeeduaitten, und das zu kurz Scheinende ao lang
«) Kail Fnak«.
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— 284 —
ausgedehnt, bis die jetzt beliebte Mittelmäßigkeit erreicht ist. Die
alte Scholmetliode hat auch ihre Fehler gehabt; aber de war natOr-
üclier, sie machte selbstständige Entwkkelang nieht tmmöglich. Ich
war achtzehn Jahre alt und konnte so gai vie gar nichts. Meine
Lehrer glanbtea auch nicht, dass viel aus mir werden würde; aber
es hat ja noch gut gethan. Wäre ich aber dar jetsigen Schulbildung
in die Uände gefallen, so wslre ich leiblich oad geistig an Grunde
gegangen. Man könnte diese Art der BiMong, wenn ein unedles Bild
erhiubt iet, mit dem Nndetai der Gänse vergleichen. Es setzt blos
Fett an, aber kein gesondee Fleisch. Eine mit sich abgeschlossene
Selbstzufriedoihett, ein naeeweiaee Aburtheilen ftber alles, das sind die
Hauptzüge unserer Jugend* Alle geiatage Frische, die zu einem eif olg-
reichen UnlTersitätsstudinm durchaus erforderlich ist, geht verloren;
die jugendlichen Geister sind jetzt wie Knospen, die man mit heifiem
Wasser abgebrüht hat; es fehlt ihnen alle Keim- und Triebkraft, in
dem brodelnden Hexenkessel modemer Erziehung ist sie verloren ge-
gangen. Viele von meinen Freunden unter den akademischen Lehrern
haben bei mir schon bittere Klagen erhoben. Ich habe infolge davon
mehrfach Gelegenheit genommen, mit hochgestellten Männern zu spre-
chen. Alle waren mit mir einverstanden, aber zur Abhilfe ist nichts
geschehen. In Deutschland gehören netto zwei Jahrhunderte dazu,
eine Dummheit abzuscha&n, eines, um sie einzusehen, das zweite, um
sie zu beseitigen."
So lautete das Urtheil, das Alexander von Humboldt bereits im
Jahre 1855 über unsere höheren Schulen gefällt hat, und es lässt sich
gewiss nicht behaupten, dass dieselben gegenwärtig ein eräreulichei'es
Angesicht zeif^en
Mit dem erwähnten „doH-matf scheu- (iange des grammatischen
Unterrichtes stimmt mirh di*' Mehauptung der Vertheidiger der mo-
dernen G5*mnasipn iitiereiu, dass der Gymnasialuntemcht im Ge^cTi-
satze zu dei- elementaren Methode der Volksscbnle voti vornherein
„wissenschaftlich" verfahren, und dass der S h ilLr im glichst früh
lernen müsse, was ein System In iiie. Allem das ist der Gang der
Wissenschaft durchaus nii lit. Keine Wissenschaft beginnt, wenn sie
den Namon Wissenscliati \\ irklich verdienen will, wenn sie auf selbst-
stäudiger i^orschung iiml nicht auf blindem Nachbeten beruht, mit
Systematik, sondern schließt damit ab. sie registrirt blos zuletzt die
Resultate ihrer Forschungen in ein System. Es wird also mit obiger
Behauptung ein Gegensatz zwischen Pädagogik und sonstiger Wissen-
schaft aulgesteUt, der gai* nicht besteht. Dei* Weg, den wir in der
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— 285 —
Pidagogik als den elemeoitAreti bezeichnen, ist gerade zugleicli der
triasenschaMiche. Wie sich eine naturgemäße Pädagogik bestrebt,
dem Schüler einen klaren Einblick in das Wesen der Gegenstände zu
verschaffen und ihn zu selbstständigem Urtheilcii zu tLiliicii, so ist
auch jede einzelne Wissenschaft auf freie und selbstständige Forschung
gerichtet. Wenn also der Verfasser des Buches über Rembrandt be-
hauptet: „Alle Wissenschaft, oh dentsrh oder nicht, ist ihrem 8:an7en
Wesen nach un?omehm", so liat ei dabei ein Zerrbild der Wissen-
schaft im Auge, nicht die Wissenschaft an sich. Denn die wahre
Wissenschaft ist nicht blos empfangend, sondern auch schöpferisch.
Bemühen wir uns ;iber vorwiegend, dem Schüler die fertigen Systeme
der Wissenschaft in „dogmatischer Kürze*" fest einzuprägen, statt ihn
zum selbstständigen Grebrauche seiner Greisteakrifte zu ifthrea, so ar-
wir dadurch der Wissenschaft geradezu entgegen und dür&n
uns nicht wiind«ni| wenn darüber geklagt wird, dass es nnseron
KrziehBngBwesen an aller Keim- nnd Triebkraft, den dentscheii
fielehrten an aelbststindigiem Denken nnd nnaerer WJflsenachaft an
IMoethrittt fbhlt
Übrigtns ist der Ifilitarianns noeh nicht gleidimiftig an onseren
Maehen Gymnasial dorchgedrangoL Einerseits gibt ee eine Anzahl
TW Mnsteranstalten» die den Tagen, von denen man, wie es im Re-
quiem heißt, sagen könnte:
Judex ergo cum sedebic,
Quidquid hriiat adptMUt,
Nil inQltttm leiMiieMt
Kit großer Seelenruhe entgegensehen können. Hier ist alles genau
Bach militärischem Zuschnitt eingerichtet, auch die Haltung der Schüler
zeugt von militärischer Exactiieit. Die Pensa für die einzelnen Jahres-
abschüitte sind den Schülern in für jeden Tag genau al)gemesseneu
Ijosen dargereicht und in dogmatischer Küi'ze einverleibt worden,
i'ürmeü und Reirt lii sind ihnen in streng systematischer Ordnung vor-
gefuhi't; aber ist auch dafür gesorgt, dass alles nicht blos in, run-
dem auch außer der Reihe gehörig iejsLsirzt. Auch ist der Eintritt
luitischer Tage darcli rechtzeitig vorherfrelieii le Jiepetitionen genügend
vorgesehen. l>emgeniäß ptlegen auch außerordentliche Prüfungen an
s<)lchen Anstalten einen befriedigenden, ja parademäßigen Verlaut zu
nehmen. Es bedarf blos des Druckes auf eine Feder, um den Apparat
spielen zu lassen, nnd der Mechanismus wird, wenn nicht ein ganz
verwartetes Hindernis eintritt, auch einer fremden Hand gegenüber
Mine IHeoste nicht Tersagen. Alle Extemporalien- und Exercitien-'
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— 286 —
hefle, die wälirentl d« r lus^pection in sorgfältiger Symmetrie aufgebaut
auf den Tischen ließ:en, zeigen genau dieselbe Fai-be und Größe, und
ilire Umschläge tragen sämmtlieh die vorschriftmftßigen Etiketten.
Obenauf auf den in strenger Reihenfolge nach der Fehlei-zahl geord-
neten Heften, liegen die großen theils fehlerfreien der Mnsterschfller;
aber auch die Arbelten der schwärzesten BOeke unter den Schülern,
die sich unter denen der Elite und des Mittdschlages verbergen, dtifa
sieh noch sehen lassen. Die Kritik Uber das Anbringen des Dttoms
der Abgabe und Btickgabe jeder Arbeit, dfo bestimmte Breite des
Bandes der Seiten etc. llssi sich in das Wort vorsdiriftniftftig su*
sammeofuseii. Was sidi sonst noek in äm Scbnlsimmm dem Aage
daibietet, ist genau geordnet aadi MaB md Zahl md macbt den Ein-
dniek darselbeD Symmetrie wie eine modenie StraBenreike in Beriin.
Wir lassen die Blicke in die Hobe sekveifen: aber kein Spinngewebe'
an der erhabenen EnppeL stfet den Eindruck der Wurde des Tempels
der Wissenschaft; daftr bat der Pedell, ein frttberer ünterolldier,
weislieh gesoigt Derartigen Besnltaten gegenftber mnss gerade dem
eingefleischtesten Bareankraten das Hera im Leibe lachen.
Daneben gibt es aber no«b eine Ansahl dentscher, wenn anch
nicht sowol prenEiscber Gymnasieii, die MiUtfarwesen UiUtarweseii nnd
Bnreankratle Bnreankratie sein lassen, soweit ihnen mcht gesetdiebe
Bestimmungen die Bertteksichtigung beider onmitteLbar aur Pflicht
machoi, nnd möglichst anberilhrt von ihnen ihren Zielen mstreben.
Solche Anstalten werden sowol den meisten Laien als den borean-
knrtisdien Sdrabnännem nngleicfa weniger imponiren. Forscht man
bei den Schlllem derselben nach, ob sie die lateinische nnd griechische
Grammatik ebenso glatt abkngeln können als die der vererwUiBten
Hnsteranstalten, so dürfte man sich leicht enttOnscht fthlen. Lernt
man diese SchQler aber genaner kennen, so wird einem besonders anf*
ihUen, dass sie ein entschieden wirmeres Interesse ftr die ünterriehts-
gegotttlnde nnd ein ungleich leibhafteres eigenes Streben besitsan als
jene, eh Streben, von dem sich annehmen Usst, dass es anch Uber
die Zäi des Schnlbesnchee hinaus nachhalten wird. Vergleldit man
sie femer in moralischer Hinsicht mit den Sehttlem der Bliteanstalten,
so ftUt dieser Vergleich ebensowenig xu ihren Ungunsten ans. Vor
allem kann man die Wahrnehmung machen, dass sie das grOflem Ver-
trauen, das ihnen entgegengebmcht, und die giOflere Selbststlndigkeit,
die ihnen eingeriumt wird, anch an verdienen trachten, und daes es '
besonders im Punkte der Auflrtehtigkeit weit besser mit ihnen bertellt
ist, und Jeder Erzieher weiß ans Erikhrung, wie viel andere wert?dlle
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Tugenden sich gerade hii diese eine kimpfeu. Zu sehr ins einzehio
gebende Vorscbritten dagegen und das Misstrauen, das in einer zu '
peinlichen Controle der Schiller liegt, üben eine ungiliisdge Wirkimg
«■f die Lauterkeit des Charakters derselben ans.
L. behauptet allei'dings: „Sicherlioh ist der moralische Gcwimi,
ipelehor dnroh die Militarisimng der heutigen gebildeten JugoEd oit-
stAt, ireit grOtor als der YerloBt, welcher dabei durch «ine thdl«
ii«iae BichtiiDg wh Äntoliehie und £itie sush «gibt'*; ÜBnier: »Das
preoiUiclie EmnsizraglaiiMBt liat din Denlidieii kfliperUch wie ntUieh
geldirt» irieder «nfreehft si gehcD.* Aber er ibenieht dabei, daas
diese BeiumptmigeiL in grellem Widenpmcfa m eeiaen Fordenmgen
stehen, daee akk die Endehuig gani an die Natnr la halten habe,
nd dass der LidividaallBmas der sergfältigsten Pflege bedttrfe. Er
bedeiM ebeaeowenig» daas das Selbatbewasslaefai der Deatacheii bereita
ervacbt war, ebß sich die aUgeindne Ififitarisimng volliogai hatte;
dass das von diesem Selbetgefühle e:etra^ene Streben nach nationaler
Einheit längst tief in unserem Volke lap: und niclii auf Commando
entstaiiileii ist, dass es sich vielmehr tr(»tz lancen imd M'hweren Gef^en-
druckes lebendig erhalten hat. Wirkliche ]kl(>ral lässt sich nicht durch
den Drill erzeugen; die entßfegeugesetzte Moral aber lässt im stii h.
sobald der Corpo raistock aufhört, ihr Nachdruck zu verleili^n. Als
dieser Corporalstock löüü seine Zauberkraft eimrebüßt hatte, apiiel-
lirten hochherzig« Patrioten, wie Steiu und Scharniiorst. zur Rettung
des Vaterlandes an den Volksgeist und wnssten ihn durcii freisinnige
Institutionen wieder zu beleben, und ihr Vertrauen auf den Volks-
geist, das ihrem Kopf wie ihrem Herzen gleich viel Ehre macht, sollte
sich bald glänzend bewähren. L. verkennt selbst die „theüweise
Kichtung aof das Äußerliche und £itle'* aickt; aber er scheint die
nahe liegende Gefahr nicht za ahnen, das diese Bichtnng aus einer
thttüweisen Oberans leicht zur vorhemNilieDden werden kann. Sachen
M aber andere deitsche Anstalten die preußischen zum Muster zu
Mlimen, so ist es gerade das JLotoUohe, worauf sie dabei am lelch-
testen TerfUIen. PreaUsehe Beetimmiingen dagegen, die wiiklich ernste
Meniging wdienen, finden weniger BerQcksiclitignng. Bamntei*
g«to & B. die, nach weicher die alten Ctaaaiker, anek die Prosaiker
sstir ihnen, dudiaaa nicht daaa benotst werden sollen, nm den 8ehflp
latebisohe nnd griechische Orammatik beizubringen. Wie viele
i tasehe GynuiaaieD mOgen es wol sehi, die sich gerade diese Be»
*>teQng, die tthrigens wol anch fttr die meisten Phüokgen in Prenfien
W aaf dem Papier besteht, ernstlich aar Bichtschnnr nehmen? Ver-
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g^eieht man aber die GjriBiutaleB, wo die Eniehimg noeh niaht ganz
als NebeoMdie gilt, Anstalten, die Mlioh der eckte Bnreankrat nur
als solehe aweiter GHlte betraebtet, nicht biet im InMUehen und Vi^
wesentUcben, sondem besonders in den, wotanf wirUiebe Büdnngr
beroht, mit jenen, die dem ndUtAriscb-bnreaakratiBcbea Ideal mebr
entsprechen, so wird dieser Vergleich die obigen Bebaoptungen L/s
keineswegs bestätigen.
Gia^Udierweise bat das Militftrwesen noch nicht den g^dchen
Einflnss auf die Volkssohnlen wie anf das höhere Schulwesen geübt;
aber anbertthrt sind aneh sie nicht davon j^ebUeben, nnd weitere Ge-
ibhr ist im Versnge.
Wie vOlUgr nnfrnchtbar aber im besten Falle der Versaeh ist, die
Volksschnle mit den Anforderongen des Heerwesens in Einklang ni
setzen, das haben die von der Allgemeinen dentschen Lebreryersamm-
long in UftunhAim im Jahre 1891 Uber diesen Gegenstand angenom-
menen Thesen genugsam gezeigt. Sie mögen aar bequemeren Ter*
gegenwirtigung hier folgen:
1. Wenn auch die Sehnte nicht Torzogsweise den Zweck hat, ftr
den MÜitirdienst vorzubereiten, so mnss sie doch dnieh Untenidit
und Ersiehnng die mtonlidie Jagend befthigen, dass sie kOrperlidi
und geistig den Anforderungen entsprechen kann, welche der Heeres-
dienst an sie stellen moss:
2) die Sdnde kann in diesem Sinne nur dann thfttig sein, wenn
a) ein befiüiigter, pfllchtgetrener Ldirerstand in derselben
wirkt;
b) durch eine grOndtidie kftrperüche Ausbildung dem Vater-
land eine gesunde, thatIcrSftige, mann- und wehrhafte
Jagend hersngebildet wird;
c) der Unteiricht nach Methode und UmlSuig aUea Anfor-
derungen der aielbewussten Pidagogik der Neuzeit ent-
«pnßki, Begeisterung für das Yateriand und opferwilligen
Sinn Ar dessen Interessen eneogt;
d) sie zettgemftft aosgeetattet und geleitet wird.
IHe Antwort, die auf die Frage, wie sieh die YoUmscfanle zu den
Forderungen des Heeresdienstss zu stellen habe, yQilig genUgt hitte^
wäre gewesen: Das Ifilitirwesen geht uns gar nichts an, — was aber
nur schtlditeni und in zu bescbrtiikter Weise im Vordetsaiae von
These I aosgedrHelrt ist^ Denn Jede Volksschnle, die kefai anderes
Säel als das reiu pftdagogisehe kennt, aber ihre Aulisabe gehilrig er-
ftllt, wird damit auch das leisten, was das Militftrwesen MUigerweise
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beaDsprachen kann. Alles aber, was an den oMg«ii Thesen wirklich
unbestreitbar ist, stnd so selbstFerständliche Vm^p, dsss es gewiss
nicht nOthig gewesen wäre, sie erst in besond iv i'hesen zu fassen,
und enthält durchweg Fordenrngen, die ftr jede Volksadinle geltest
einerlei, ob sie einem Uilittotaate angehOrt oder nicht
WIbischt aber eine Schule dem Heere gegenftber ein Übriges sa
tiinn, so mnss sie sich ernstlich fragen, ob sich das anch mit ihrer
Angabe Tertrflgt; von Seite des IfiHtirs aber darf sie Yon yom-
henln schwerlich auf Dank rechnen. Von mtseren Offideren kann man
nlodicli hAren, dass sie alle Becmten erst »endehen" mItaBten; Uber
die Volkssdiale aber pflegen sie sehr geringschätzig m artheilen.
Dieses ürtheü wäre gewiss sehr beschämend Ar den Lehrer, wenn
daranf irgend weiches Gewicht an legen wäre. Wenn Pestalozzi nor
die Menschlichkeit selber als Zid der Erziehung bezeichnet, so wäre
es mehr als kühn, beim ünterofficier das gleiche Erziehungsideal vor-
auszusetzen. Wollte eine Schule gerade das besonders berücksichtigen,
worauf ea beim Milil^di hauptsäcliUch ankommt, so kunnie das nur
anter Preisgebung der wertvollsten Gnmdsätze Pestalozzi's geschehen;
andererseits aber dürfte sie im günstigen Falle nur die Anerkennung
ernten, dass die Schule die Keci'uten gar nicht so fibol vorgebildet
half, lass aber selbstverständlich der Bildung derselben erst durch
deu i? eJdwebel not Ii (Wp höhere Weihe verliehen werden müsse.
Ganz ähnlich wie mit dem Hereinziehen des Militarismus in die
Schulen verhält es sich mit den Ansprüchen derjenigen, welche die
Schule in I^arteiinteressen zum Tummelplatze für politische Theorien
gemacht sehen möchten. Freilich ist auch dies im Geiste unserer
Zeit Qerade daran, dass neben dem militärischen das politische
Interesse alle anderen Interessen ihst ganz Terschlingt, krankt unsere
jetzige deutsche Bildung besonders. L., der dem Deutschen wieder-
holt empfiehlt, wieder etwas von dem fehoien nnd tiefen Oeista Ham-
Iflte in sidL anfanehmeii, scheint es im TgtuViimg damit an ifaideDy
wenn er ihm noch die folgende Beüehmng ertheflt:
«Wie der Itaech in erster Linie ein »politüBcbes Thier' ist, so
vt er m aweiter Linie ein Knnstthimr, nnd es ist der Fortsehiitt des
lik. gsgoi daa 18. Jahihnndert, dass man nicht mehr das Umgekehrte
ABunamt; danach güt es nnnmehr an nrtheilen, an haadefai nnd an
leben.«
Das heißt entschieden Öl ins Feoer giefien. Der jetaige Dentsdie
steh ohnehin in einem Grade als politisches Wesen, dass es wahr-
1^*% nicht nöthig ist, ihm die Verpflichtung hierzu noch besonders
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eiiiEuschärfen. Ungleich näher hätte es gelegen, unseren lieben Lwdi*
leuten die Worte zur Beherzigung zn empfahlen:
„£in Nationalleben ist nur dann wahrhaft im Gedeihett, 'wenn
flebie Bicbtnngen mannigfiiltig verzweigt dnd; wenn der Lebenssaft
niefat all nach einem Zi<t^ geht, wann iMt hier die Fflanae sdMt,
während sie dort TSitinunert^
AUerdiigB Terdimen diese Worte, die noeh an das Volk der
Dichter nnd I>enker von ehemsls gerichtet wann, nnsere Beachtung
nicht mehr nach der Seite hin, die Gervfnns dabei im Ange hatte,
nmsomehr aber nach der ganz entgegengesetiten. Der Dentscbe ist
nnn einmal ein fiberaas grUndUeher Mensch: seit er an der Ansieht
gelangt ist, man dfirfe sieh daroh rein geistige Interessen nicht an
sehr Ton den praktischen abdehen lassen, hat er mit dem Anftftuaen
anf dem Gebiete seiner fHlheren Ideale schon bedenkUch reine Arbeit
gemacht L. behauptet aOeRÜngs: „Das Volk der Dichter nnd Denker
hat sidi in ein Volk der Erieger nnd EtDStler ▼erwandelt* Wenn
er aber demnach aonnuit, dass das kfinstierisohe Interesse bei nns
wirfclioh in weitere &eise gedrangen oder gar TidksthiDdicli geworden
set, so scheint er Jenseits der Alpen fut alle Ftthlnng mit dem hei-
matlichen Leben verknen an haben; denn in seinem Yateriaade hätte
er diese Entdeckung aehwerlich gemaeht FOr Tiele Deutsohe konunt
die Kunst oder auch die Wissenschaft kaum in dritter oder rieiier
lanie, ja Ittr Tiele eodstiren sie äberiianpt nicht, während fttr eine
grolle Ansah! das Interesse Ahr die Tersehiedenen Arten des Sportee,
tßat das Skatspiel und dergleichen anmittelbar nach oder aach wd vor
dem flir die Politik kommt VieliSush ist das Interesse ihr die Ennst
aoeh ein Uos seheinbares, indem es entweder als aom guten Ton ge-
kärig gOt, Sinn für känsflerieehe Bestrebungen zur Schaa zn tragen,
oder aidi die Vorliebe des Pablicnms gerade dem anwendet, was Uos
Tendens nnd Hodesache in der Kunst ist Auch hier weift L. wieder
Öl ins Feuer an gieften, indem er uns emsdhäxft: ^Man soll aneh
etwaigen, bei ihrem ersten AulMen abnorm erseheinenden kfinst-
lerisdien Perstaliehkeiten verständigerweise Bechnung trugen.** Ge-
rade der ihm so unqrmpathische „heUängige" Berliner kommt dieser
Forderung aelbet bis asm Übermafte entgegen, indem er soldien Pera&n-
Uchkeitea, die auf den Turschiedensten Gebieten dar Kunst auftaudma,
sogar in unverständiger Weise »Bedmung trägt*'. Denn die Kunst,
die von der Ansieht anageht, dass Kehriehthau&n die geeignetsten
Orte seien, um Stoff ÜBr die Poesie zu sammeln, dass sieh das BÜd
der Welt am vollkommensten und trenesten in ChMken spiegele, und
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dass demgemäß auch der Künstler zu veriährea habe, hat gerade in
Berlm ihr dankbai*stes Pablicum gefandeD, während man ihr in klei-
neren Städten, wo man noch nicht einsehe gelernt hat, dass Goethe
„ein altmodischer Heir^ und Schiller „nur noch eine historiflehe Größe"
istf weit kritischer gegenüber stobt. Es fragt sich nur, ob entweder
der biedere Frovimiale noch so weit in der Oultur hinter dem er-
kttehtetflü Bewolmer der BeiebBhaiiptatodt snrOck ist, dass er die Lei-
itiuigen modenistor Kunst nidit in ibror gsiuen Hohe und Tiefe «i
eriessen Termag, oder ob er Tielmehr noch gesunden Sinn genug be-
atrt, im MhistteriseTie Verfarrnngen vnd Aisswllchse aJs sokfae zn er-
kennen md naeh Gebttr znrllokniweisen. Vorttnlig scheint das dentsehe
Volk noch keine genügende Yeranlaaswng sn finden» um sdnen. Ge-
schmack dnrsh die Mosen und Gramen in der Marie bilden sm lassen.
W&hrend der Sänflnss des Militärweeeos anf die Yolkssebnlen
weniger stark als bei den höheren Sehnlen h^ortritt, ist es unver-
kennbar, dass sieh der der Hierarchie um so starker bei ihnen geltend
macht. Überhaupt sind sich Kriege- und Piiestergewalt viel näher
verwandt, als ei> aul den ersten Blick erscheint, und wie vortretriich sich
beide zu vertragen verstehen, lehren zahlreiche Blätter der Geschichte.
Jii besonders drastischer Weise haben es bekanntlich einst die gesporn-
ten Bekelirer in den Sevennen bewiesen, "wo freilich die blanken Degen-
spitzen de!- Drag'oner eine TK)ch viel eindnnyürliere Beredsamkeit enl-
wick\dteii als die feurigsten Worte der von ihii> :i uut^^rstützteü .]ebiät4ön.
Inu'ch welche von beiden Mächten aber die deutsche Pädagogik,
die sich einst im Auslande eines hohen Ansehens erfrt'uto. dort am
meisten in Misscredit gebracht worden ist, durfte nicht allzuleicht zu
entscheiden sein. Bezeichnend filr die Stimmong des Ausländers aber
ist es jeden&Us, dass dieser, sobald er in einei' deutschen pädagogischen
-Abhandlung der „Stärkung des religiösen Elementes" gedacht findet,
sofort von Misstraoen gegen den Autor erfasst wird. Und doch bietet
jeoer Aosdrock an und für sich dorchans keinen Anlass zu Bedenk«
hehkeiten. Denn darftber, dass die religiöse Bildung des ZOglings anf
da« soigfUtigste zu pflegen sei, sind ja alle hervorragenden Pädagogen
«iilg, und aneh dm Ansttnder, der sich an die erwähnten Worte m
^tßkm pflegt, steht dämm dnrchans nicht im Widerspruch mit der
«luiiMhen Pädagogik. £2r rermathet aber mit gutem Grunde, dass
lieh hinter jenei* „Stärkung des religiösen Elementes" in der Begel
<he Propaganda nir das wbirgt, was w unter dem Namen «preu-
ftlaehes Ohristenthnm'' zur Genüge kennen. Dieses Ohristenthum, das
l^eswegs ansBchUefilich auf preußischen Boden gedeiht und gepflegt
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wird, ist nicht zum weuigsten die Ursache für die sehr geringe Ver-
trantheit der meisten deutsclien Lelirer mit Pestalozzi. Wer bezweifelt,
dass diese Vertrautheit wirklich eine so ^rering'e sei, mag mir etwas
genauer nachforschen, und er wird anf ganz iiberraschende Resultate
stüßeu; ja, er kann sogar von deutschen Seminarlehrem hören, dass
der Standpunkt Pe8taloz2sis gegenwärtig längst überwunden sei. Diese
Erscheinung ist entschieden großentheils auf den Einfliiss der lierrschen-
den Kirche anf die Seminare zuiückmifilhren. Allerdings beruht der
Umstand, dius^ das von Pestalozzi begonnene und von Diesterwej^
getorderte Werk in seiner freien Entwickelung durch, die Arbeit der-
jenigen, welche die Sprache der Pädagogik mit einem barbarischen philo-
sophischen Rothwelsch durchsetzt liabtii, stark gehemmt worden ist,
zvan Theil auf der oben erwähnten weit verbreiteten Verwechselung
von Systematik und Wissenschaft, obwol es ja unbestreitbai' ist, dass
ein System auch in hohem Grade unwissenschaftlich sein kann, und
dass die Wissenschaft nicht selten gerade da ihre wichtigsten Ent-
deckungen zu verzeichnen hat, wo sie mit der hergebrachten Systema-
tik vollständig gebrochen hat Wem freilich Pestalozzi nicht einfach
genug erscheint, um dem Pädagogen als Leitstern fUr seine Wissen-
schaft gelten za dttafoi, dem ist nicht m helfen. Denn das Genie
ist seiner Natur nach ein&ch, und seine Änfiemngen sind demgenAft
„Göttersprftche ans dem Mond eines Kindes".*) Andrerseits aber er-
TSi^toi jene Heira ihre Erfolge auch dadurch, dass sie ihre Päda«
gogik der enrfthnten Specialitli Ton (Sirfstenthma anzupassen wnssten,
wihrmd Fettakmi sstn efhabenes 2M rein von Sonderinieressea Ter-
folgte und sieh demgemäß nur an das reine Cfaristenthmn hiett, das
mit seiner Lehre im innigsten Einklang sieht
Allerdings kann sieh die herrschende Kirche der ESngidit iiicfat
▼ersehUefteo, dass die Lehre einer Persönlichkeit wie Pestaloul den
Seminaristen vmnöglich ganz Torenthalten ^werden kann. ABein ein
im Sinne des reglementmäßigen Christenthums ertfaeilter Seminaronter*
rieht iraiB genügend Sorge dalllr in tragen, dass ihnen diese Lehre
nicht onwwissert dai^boten irird; am wenigsten eher wird er den
kflnfdgeai Lehrern einschärfen, dasa man den gro6en Mann vor allem
ans seinen Werken seihst kennen lernen mflsse. Dagegen wird der
musterhafte Seminarlchrer nicht wÜBhlen, Peetaloid iwar eineraeitB
als VoihOd inr Nachahmung, aber andrerseits sogleich als warnendes
Eiempel hinanstelleni da es ihm an dem geMilt habe^ was voniehmlieh
•) Sdiiller.
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den Christea auMiiachr. ubwul iler Stifter unserer Religiuii in dcut-
licheu und nachdrücididien Warten auisgeäpiückeu Lat, dass das Wesen
seiner Lehre in etwas ganz anderem Uegt, als in dem, worin es viele
Vertreter der Kirche suclien, die seinen Narnen trägt, und ubwol
gerade Pestalozzi iu hoh/m Grade das hmJi, woi^a der Meietor seuje
Jtager erkennt.
„Wie Ficketu oimI Fenenreric w der fiooBe blase und unediein-
\n werden, so wM Oeist, Ja Genid und ebanlrils die SebOnheU tbeat»
stniih nnd Terdmikielt von d«r GtUe de» Hmeaa, Wo dieee in hokttn
Gmde lierrertriU» kann sie den Meafel jener Ifiigeoechafkea so aehr
eneteen, da« man aoklie TOniait an habea sieh adiiait Sogir
der beeolirinkteete Verstand wie «aoh die groteske HiasUchkait
wwden, aolMld die ungemeine Qlite den Haneoa aieh in ihrer Baglai-
tang kndgethaD, gleiehaan wkilrtt lunatialill jm einer SdtOnfaeit
Uherer Art, indem jetzt aus ihnen eine Weishat sprüht, vor der jede
andere verstummen muss. Denn die Güte des Herzens ist eine trans-
scendeale Kigensclialt, gehurt einer über dit^ses Leben hiiiauöreichen-
den Ordnung der Dinge au und ist nut jeder anderen Yollkomnienheit
mcommensurabel. Wo sie in hohem Grade vorhanden ist, macht
sie das Herz so groll, dass es die Welt nmfasst, so dass jetzt
alles in ihm, nichts luühr außerhalb liegt, da ^^le ja alie Wesen
mit dem eigenen ideutificirt . . » Was ist dagegen Wits and
Genie? Was Baco von Verulam?'**)
Diese Worte Schopenhaners weisen lag^eich daraaf hin, woraaf
luuiptsächlich das innerste Wesen und die welterobemde Macht dea
ObiistenthnmB aowie aneh die Größe Peetaiosais berafat Wir können
fetrost ym dem antegewOhnKelwn Genie Pestnleaais TifUig abseiheB»
vad er wird aQein dnrdi seine moraUsdieB Eigensohaften, dareh die
TDOjge Hingabe der eigenen PerstaUellkeit im Dienste der Henseih
Iwit noch eine der aafierordentUelisten Ersdteinangen in der Gesddchte
Mtiben. Wer aber das Chiistentiinm eines Mannes, der den betden
Sölten Gebeten Christi in dem Maie nadbgelebt hat wie Pestaloaai,
n bemängeln sodtt» stellt damit nur sein eigenes Cbristentknm in ein
iMSeaUiches Lieht
Darauf aber, dass die Lehre Pestalozzi» duich Opportunitätsröck-
«äit üku tiuf Dinge, die dieser Lehre geradezu widerstreben, so sehr in
<leii Hintergrund gediäugl iöt| und dass dadurch die Begeisterung tUr
*) Axilnir SABpateer, Ste WtU als WiUa vA Ywitoilng. IL 8. SSI. .
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'IHe PÜagogik 9ib sebr erlOMboi tet, benilit sidil mm geringsten
'Thefle der Mechaafsmos an iBMraii SomliianD, ibar den gegenvirtig
'Bt>^ geklagt wird, sovift «ndh das Mechaataehe, was nnnran
Tolkasdralnntarrichte thailwaiaa iioeli anhaftet* and TiaUieh nooli in
'^mtSrkteui Matte luBnrortrftt
Wer flieh ernstlich za Peataioaii bekennen will, daif aoeh Tor
^en vnabweisbarai Oonaeqaenaaa aeiiar Lehre nieht «iHMnicheiien.
-Er lEann dfiainaah mcht annehmen» daas der üntenieht in dar Religion
nA andarea G^rnndaitaen vwfrhrgn ntaBe ab der in aliaiL Skidgea
'^GegenetiadDD) md darf sieh dar Erkeuntaia nicht vienebliefien, daas
'ohne eine Bsform dea BaligionsanteRififatea eine Geaaainrtrefbna des
Soholweaens blos Stfickirerk Ueibea wird» Der BeUgtonaantenicht
jedoch, den die HienrchiB heanspracht« mm seiner gaaaen Natar
oder vielmehr Unufttor naek «in jaechaaiaehas Oepriga tiagen. Wiid
aber dam meehaniachen Tefihhven im Baligionanntanlohte «ine Stfttte
«ingectmnt» so ist ea ÜMt nnanableihliidiv dasa «a siah nieht Uoa anf
-diesen bcBohrflakt, sondern «ach in aadene Xjkteixiflhtages^nstftnde
Ubeigiwft. Dass dem so ist, bestttigt die Eifiihrong.' Gans . nnbe-
«grMat aber ist die Befttrefatangt daas der BeUg;ionsantemcht, wenn
er den ganzen Measehen za berttcfcaiahtigen aaoht, wann er demnach
iaodi'die Beebte «der Yeminft gewahrt wiaaen wül, dadoreh an Inaig-
vlceit cinbttflan misse. Eine p^ycholagisahe Erihhrvng lehrt vielmehr,
dass die Yemimft, wenn eie sich in ihren natOrlichen Bechten heeia-
^trAchtigt «iehti nicht etwa blas ^ergisch flr diese Bechte eintritt,
soodesn aaoh leioht Uber die Oreozen ihrer Erkenntnis hinaosstrebt
and dann jenseits ihres Bereiehes sehr positiv, i|nd zwar dnrehaas
nioht in religionBfteDndlicheio Smne artheilL Das bestfttigt der
Katerialismas ältester nnd allemeaester Zeit Dasa aber die Beligio-
.aitat tni JIftnnero, in deren religiöser Anschaanng aich Hera nnd £opf
in sehOner Armonie befinden, dadurch nicht -an W&me nnd Tiefe
«mb&ßt, hat sich gerade an Pestalozzi sowie nach an Piesterweg ge-
.neigt .War doch das ganze Wesen deraelbea, das mit ihrem pfida*
gogischea Streben und Wirken im vollsten BSnklaag stand, von einer
so tiefinnerlichen BeUgiosltät beseelt und durchwfinnt, dass ea auch
anf andere lebenspendend wirken nrnsste. Warum sollte also ein im
Qeiste solcher ICftnner ertheflter Beligionsnntenricht die Innigkeit der
. BeUgiositftt der heranwachsenden Generation beeinträchtigen?
'Vollzieht sich im preofilschen Staate irgend eine Yertodemng
auf dem Gebiete des Schulwesens, so pflegt man diesem Vorgänge
im ganaen dentschen Beiche mit lebhaftem Intsrasse an üolgan und
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"betrachtet es vielfach fast als patriotische Ptlicht, sich auch auf diesem
Gebiete dem Beispiele Preußens äuzuscbließeQ. Dass man sich im
übrigen Deutachland dem preuAiichen Schulwesen g^eaUber jueht ge-
flissentlich abschließt, sondern seiner Entwickelung ernste and sorg-
<ige Beachtung widmet^ ist nicbt mehr aia bflUg. Verdienen doch
Auch die SchvlfliiiriQbtwigeii imserer kleineren und Iflninrtffli Staaten
dieae Beaehtnag; mipm aolltaiiL wir sie deafin das grOSten verspgap?
Dam kommt» daas in Fraolaa ein Lefaierstad wkt, dar m regem
Pflifiht^^etnUU, tranr Hingabe an soinen Berat; raafloaer Eaeigie, FIM
nad Pünktliclikait ganrias pucht lunter, dam andarer Staaten varflok-
atabt» Sa «ire aonderliarv ireDD daa Untemcbtawaasii in JFjfßv6ieia
difsen ISjgenaehaften der dortigaa SehnlnUbiner nicht manehas Gate,
BMadia pxaktlsdie JBiarlehtang Yardaakla, wd ea fAm Be&ngen^eit,
iraUta man die Vorzüge des preußae^ Sdralweaeiw nioli temdt-
vilUg aaerlceDnen and zn Ta*werten soeben. Aber andererseits dürfen
wir ebensowenig verkennen, dass der preußische Lehrerstand unter
dem Drucke einer Bureaukratie und der Einflüsse stellt, denen diese
Bureaukratie selbst beständig ausgesetzt ist, der ihn verhindert,
seine höchst schätzenswerten Eigenschaften in der rechten Weise
zn entfalten, vielmehr diese Eijjenschaften leicht nach einer Richtung
hinlenkt, wodurch sie ihre ^egeii&ieiche Wirkung verlieren JDüaseu« ja
*cgar entschieden nachtheilig wirken können.
Sehr viele deutsche Schulmänner aber lassen sich einfach dadurch
blenden, dass Preußen der groiite deutsche Staat ist,- und neigen des-
halb zu der Annahme, dass der Staat, in welchem die stärkste Kopf-
zahl an der Arbeit fSät die Schule betheiligt iati fuicb die muster-
luiftestai SabnietaridttangBn besitzen müsse, die man am imbedenk-
Üflhsten aaiiehman dürfe, and es li^ ihnen ferne, an die Möglichkeit
2u denken^ dass vielleicht gerade der größte j^aat das meiste Qeviebt
in SeboWraaen aaf daa KiainUffbe and üawaaemülaba legen könne.
WcBji gieh im AHiJawifi 'waniende Stimmen aaaaa die Nacbabmansr
dBs prealischen «ad auch das daatacben. Sabalwesens tUwriiaapt er^
bsben, aa Uegt > der Gedanke niebt Um, dass dabei Neid und l^sa-
«Uttt in S|iaL sein dixftai. Aber es fehlt ajioh in nnserem Vater^
liade nieht an eobt patnotiischen nnd dabei aste ekfjiBCtaiy arthaUendsa
^Agogeo, die d^s gleidie fiedsqken began, dia ai^ der Obei^ugung
iBBbt vanwUiefieD kfinneftf dass daa prandlaefae Sdralwesen gerade in
^'Qner Qnmdlage verfehlt sei, and die darom in der Einwirkmig
^Wftßäns auf die deutsche Pädagogik eine schwere nnd ernste Gefahr
^•Wicken. Einen so jjchwerwiegenden Vorwuii werden ernste und
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l>esonnene Männer gewiss Dicht leichthin und ohne zwiugende Gründe^
sondern nur aus innigster ÜberzengiiTig aussprechen.
Entspricht aber die Grundlage des preußischen Schulwesens einer
natnrgemftßen, von Sonderintereasen unberührten Pädagogik nicht, so
ist auch den Einzelheiten desselben gegenüW eine vorsichtige l'iu-
fung dringend geboten. Eine streng objective Beurtheilung w ird aller-
dings mancherlei Beherzigenswertes in den preußischen Schuk iiirich-
tungen finden; aber sie wird zugleich nicht verkennen, dass dies haupt-
sächlich auf Einzelheiten beruht, die mit den leitenden Principien in
keinem Zusammenhange stehen, ja mm Theil sogar von diesen Prin-
cipien wesentlich verschieden sind. Ungleich mehr andere Einzel-
heiten Mngegeu müssen von voniliHicin da^ ernsteste Bedenken er-
wecken, weil sie eben auf jenen l-rincipien beruhen. Bei Verwertung
preußischer Schuleinrichtungen für andere deutsche Staaten pflegt aber
die erforderliche sorgfältige Kritik sehr zu fehlen. Findet man eine
dieser Einrichtungen wirklicli z^\(ckmaßig, so ist mau nui- allzu
geneigt, nicht allein ihre Einfulaung „mit Freuden zu begrüßen",
sondern, dui'ch die Zweckmäßigkeit der einen bestochen, mit ihr auch
andere kritiklos in den Kauf zu nehmen, die. man bald nachher gern
■wieder los sein möchte. Wie weil die^^e Kritiklosigkeit gehen kann^
beweist der l^iiistand, dass selbst die Einlegung eines besonderen gram-
niatischen Examens für die Gymnasiasten vor der Versetzung nach
Prima, eine Einrichtung, gegen welche sich allerdings die Lehrer an den
höheren Schulen in Sachsen sofort als eine nicht nur unnütze, sondern
sogar entschieden nachtheilige energii^ch vei*wahrten, dennoch ander-
wärts BeifaU gefunden hat, obgleich es keinem Einsichtigen entgehen
konnte, dass eben dieses Examen eines der unfehlbarsten Mitted sei,
um die Krankheit, an dei* besonders die unteren und mittleren Gym-
nasialclassen leiden, noch zu versdüinimem.
Übcorhaapt liegt in der Thatsache, dass man in Preufien mit de&
Reformbestrebungen auf dm Schnlgebiete zunächst bei den hOhfirai
Schulen begonnen hat, die dringende Gefahr, dass sich der didaktische
Materialismus, an dem nnser modernes Seihiihresen ohnehin stark leidet,
noch veiter verbrdte. Wo das hOliere Sdiolwesen b»«lt6 vor jenen
Beftnrmbestrebang^ in das ^Temün der Velkssdinle übergegriffen hatte,
öder wo sieh die Yolksschnle dem Vorgange der hOher^ Schalen an-
geschlossen hatte, ist beides nfe^t aOein nun Ntebtheüe ftr die Volks-
sdiole, sondern flr die allgemeine Bildnng llberiiaupt geschehen. Das
erstere zeigt delt dft, wo ebk AnAam der dymnaaleii naeh unten dnrdi
GjmnasialToneliiilflgi edhlgt ist und acnnit das wissensehaltiiche Prin-
i
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— 207 —
dp schon rechtzeitig gepflegt, d. b. der gedächtnismäüige Drill schon
irüh geübt werden JumsL Auf dem zähen Festhalten an diesem Prin-
zip beruht die enevgisdie Verwahrung, die viele Gymnasialdirectoren
ge^en die Anthebung der Vorschulen einlegen. Der letztere Fall
lie^t da vor, wo sich in Volksschulen jene brannten Oompendien de»
flmpfjichHcitwteB Ar den Unteiridit in den Bealien beindien. and so*
ait der Lehrar in der «nrcvendon Wirknnflr, diB er dnrdi dns jDrein
Mendig« Wort «ortben kann, nrindoetcgto bedenkMcft Iteeiniaricbtigfc ist
Es hat viele belrenidet» daaa M der ZnsamnwBsetmg der Com-
aWon ftr eine Befonn des hfllieren Sdudwesens in Frenfien die
TiftikapiAiiiii imii die Lebrer sn deraelben so aar nicht berDiiksiditisrt
votden sind. An md ftr sieb ist ja dieses Befiraaiden voOstindisr
begrOndet Betnebten vir aber die YerbAltalwe, wie sie in Wirklieb-
Jkeit liegen, so müssten wir ans Tidmehr wundem, wenn das Gegen-
theil geschehen wäre. Hätte man wirklich die höhereu Schulen iu
oi^anische Vei bmdung mit der Volksschule bringen wollen imd des-
halb einsichtsvolle Volk>scliuimäuiier mit zur BeraLliuug gezogen, so
würden sich dabei sehr greifbare unabweisbare Consequenzen für diese
Verbindung ei^^iben haben. Zunächst hätte man sich der Krkfimtnis
woi kaum vt rschlielit ii koiiiuin. dass die höheren Scliulen. Im sonders
die Gymnasien, nach einem ganz anderen Princip arln it* n als die
Volksschule, soweit wenigstens, als diese den Forderungen der Ent-
wickelungspädagogik enti^p rieht. Dass die Principien, nach denen die
höheren Schulen einerseits und die Volksschule andrerseits verfahren,
wirklich veiachieden sind» I&sst sich auch dadurch nicht verkennen,
dass dieselben weder hier noch dort — bei der Volksschule leider
iwh^ bei den büberen Schulen glücklicherweise nicht — völlig rein
ausgeprägt hervortreten. Liegt aber eine veseotlkhe Versebiedenbfiit
der Piind|lea vor, so Wim die Frsge nicbt an .ningnben gewesen, ob
es sieb denn wirkUob yonpidagogisebemSKandpankte ans reebtfertigen
Jaeee, dass sieb die biberen Sebnlen auf ein anderes Frineip stfltaen
eis die Volbsscbnl» Bittte die Antwort yemeinend gelautet, so wäre
^ Frage unabweisbar gewesen, Ukr wdobes von beiden Frinoipien
«in sieb an entscheiden habe, und bei einer ol^ectim Benrtbeilung
bitte die Sntsebeidnng dardians niebt swetÜBlbaft sein bOnnen. Damit
4d)6r wtre man unmittelbar bei der Erkenntnis angebmgt gewesen,
dsas von einer gesunden, naturgemäßen und echt nationalen €k>8taltmig
üseres ganzen Schulwesens nur dann die Hede sein kann , wenn
elffimtliche Schulen durchaus aul gemeinsamer üruudiage auiTjaueu.
-Aber 80 weit sind wir leider noch lange nicht.
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— M8 —
^'ielmehr bejj^ünstipt dei- KTitwickelungsi»iocess, der sicli gegen-
wärtig in Preußen vollzielit, wo man nach einer Umgestaltung der
höheren Schnlen /u einer entsprechenden der Mittelschulen zu schreiten
gedenkt, statt einer Reform des {Schulwesens von unten nach oben,
von innen hmuis narh außen, eine solche von oben nach unten, von
außen nach innen und sichert rbulurch dem Prindp der geleluten
Sclinlen weiteren Bestand und weitere Verbreit un^^
Mit der Ht-Lainstijrnnc!' des Princifts der iTyiiiiiamen und all der
Einflnsse. v.eli he ilieses Pi incij) unterstützen, hangt auch die bekannte
Theorie zusaiiiiin ii . da-s man das hr»hen Schulwesen sich historisch
entwickeln lassen müsse, tmd dass dt - halb jede Schulreform der reif-
lichsten Erwägun? bedürfe. Dass Schulreformen der sorgfältigsten
und reiflichsten Erwägung bedürten, wissen wir so gut wie die weisen
Herren, die un^ diese Belehrung ertheilcn. Auch wir hHl»en L-^ei^'eu
eine historische Entwickehmg des Schnlwesens nicht das iniiideste ein»
zuwenden, insofern dieselbe auch eine organische, eine naturgemäße ist,
nicht aber der Natur sreradezu zuwiderläuft. Aber es gehört diircliaus
kein besonders eingehendes Studium der Geschirbte der PRdai:ni:ik dazu,
um zu erkennen, dass historisrhe und iiaturgemäJie Ent^ickelung des
Schulwesens keineswegs immer Hand m Hand {?e1ien, und es gehört ein
äußerst harmloses Gemüth dazu, um zu verkennen, was sich alles
hinter dem zwar nicht gerade alten, aber bereits ziemlich verbrauchten
Ausdnick „historisi hi Entwick* hing der höheren Schule" versteckt.
Wie weit man aber von tlrni eigentlichen Ziele des Unterrichts
vielfach abgekommen ist, zeigen nicht blos die Reformen des höheren
Schulwesens in Preußen, sondern unsere jetzigen deiit sehen Schul*
Reformen überhaupt. Man ptlegt. wenig danach zu fragen, ob das. was
taau bei diesen Ve7'ändernnL'"en beibehalten oder auch neu hinzufügen
will, den An>pi ik iien der reinen, von Sonderinteressen freien Päda-
gogik vollkMiiiitii II entspricht, und noch weniger denkt man daran, die
Grnndforderuugen Pestalozzis von vornherein zum Substrat für jede
S « iiuli pform zu machen. Genug, man verfährt der Hauptsache nach
genau so. als sei es die wichtigste Aufgabe der Schule, dem Schüler
ein grtHh ] e^ oder jL^eriiir^eres (^diantum von Wissensstoff einzuprägen,
und als kenne diese kern höheres niid wiirdigeres Ziel. Man könnte
nni eutiiernien, d.ass eine verzweileli geringe pädagogische Einsicht
da/a gebort, die-i' Kntdeckung zu mai hiMi, dass sich das tausend
andere auch sagen. Gewiss; aber scldinnn «::e!nig, dass t'.s bh)s
Tansende sind, dass es sich nicht vielmehr ein jeder sagt und nicht
ailgeuiew danach verfahi-en wii-d.
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I
Weirn aber die .Sclmle ihre eigentliclie Aufgabe ao leicht vergisst,
(i&rf Ii) ein sich nicht wundem, dass sie der materiellen Stn^mung unserer
Zeit, iiber die ireirt-ii^'-'Hrtio: in iiiisereni Vaterlande so sehr ^^f kbigt
wird, keiübii wirktaineu Daiiuii ( uigegeuzu^etzen und ihren Zöglingen
nicht in genügendem MaÜe i:eraile das zu bieten vermag, was ihnen
später iu den Anfechtungen des Lebens einen festen inneien Halt ver-
leihen könnte, womit ihnen unendlich mehr gedient wäre, als mit all
dem Wissensstofif, auf dessen Einprägnng man so ängstlich bedacht ist.
Dass die iikht allein durch die herrschende Zeitströmung über-,
tauq^ sondern auch durch die moderne Erzietumg begünstigte Rieh«
Img auf das Äußerliche und Eiüe bereits TurklagmsvoUe FrUohta^
getragen hat, kann keinem tiefer btickepdeB Auge entgehe». UoBere
YvMam MÜttia velt ein^Mhere und beadieideDere Anspmcbe an
dae Daeeiii als das jetzige Ghiscbledit und wwton eben dadurch ihr
Lbben znfrisdeiier ond glftddiclier sa gestelteii. Nur inaeÜBrn kOiate
BU eie aiMpmbffirolkr iMonen» als sie nater die reeOea BedftrfinsBa
4m Lebens aooli die hiAerea Litemsen reebneten, Heatnttage da^
geiben Tide der BOokslebt auf die Beiffieentatieii, auf den
aMn, auf ein leeres Nidits wiiUidie Lebsnsbedfiritaisse preis, and
ist daan Jener Schein Terloren gegangen, der ihnen aUes war, ee hat
für ^e das Dasein jeden Beiz verloren, weil es ihnen vollständig an
altem gebricht, wajs dem Leben seiueü tieferen (iehalt und eigentlichen
Wert verleiht. Unsere politischen Zeitungen freilich, zum Theil eben
dieselben, welche sich bemühen, der großen Menge des Volkes, die
nicht zu erkennen vermag, dass die neuern Philosophie in allen Haupt-
sachen nicht über Kant hinausg* k nmiu ii ist . die soprenannte moderne
reli^riöse Weltnnschauiiuu^ zu preiligen, und ihr, indem sie diese für
wis^^üschaltlich bcL^rinKkr ausgeben, noch allen inneren Halt rauben,
wli^^en oft nicht iu:enug yu i iihmen, wie viel angenehmer und s^lück-
lit±er das Leben gegen irüher sei. Einen fast drolligen Eindi'uck
aber macht es, wenn man verfolgt, wie sie die modernen Lebensver-
hältoisse im einzebien Joitiairen und fast kein gutes Haar daran finden
können, so dass man sich unwillkürlich fragt: Wo steckt denn eigentr
lieh vielgerühmte Fortschritt in der filflidaeligkeit der Menschen,
wenn es doch mit fast allen Einzelheiten so gar erbftinüich bestellt ist?
Tief izmn% dagegen ist der Eindraek, den wir empfiuigffi, wenn
^ir gegenfther der Uwten Beredsamkeit naserer Tags^presse die stonune,
«a wabriMft etsehitternde fi^raebe an Wort kommen lassen,
^ikbe die Zahlen redsn, die ans eine gewissenhafte Statistik über
^ Selbstmorde sowie ftber dm Besieh der Irrenanstalten in nnserem
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— 300 —
Vaterlande überliefert. Ani^dchts der Thatsache. dass sich nu ht nur
die absolute, sondern auch die verhältnismäfiige Anzalil der Selbst-
morde fortwährend in frei-dde/M erschreckender Weise steigert, und
dass viele dieser Selbstmorde dem Leben mitten in der Fülle seiner
Kraft ein Ziel setzen, nicht wenige Auch in noch ganz zartem Lebens-
alter begangen werden, drängt sich uns die Frage förmlich auf: Ist
das Dasein gegenwärtig wirklicli so reizvoll, ist es so \iel begehrens-
werter als früher, wenn so viele danach trachten, ihm so bald wieder
zu entfliehen? Ganz ähnlich wie mit den Selbstmorden verhält es sich
mit der Frequenz unserer Irrenanstalten, und beides tritt besonders
stark in den Culturmittelpunkten unseres Vaterlandes hervor, denen
das moderne Leben am meisten zudrängt.
Will die Schule solchen und ähnlichen Erscheinungen gegenüber
ihrer Pfllcbt ernstlich gerecht werden, so muss sie mit der weitver-
breiteten einseitigen VentMidsbilduug, über die zur Stunde so sehr
geklagt wird, die aber an den Anstalten, wo die erziehende Aufgabe
der Schule in den Hintergrund tritt, nur im günstigeren Falle vor>
liegt, — denn im wdüinmereD handelt es äch um vorwiegende Oe-
dlehtnlBcaltiir — entedMen brecte. Biii gani anderes Gewicht
als Uflher wird a«f sorgftltjge BQiliinf das Henens zu legen «ehi.
Denn oiaa die gehOiiga BffldaBf das Hersaas kann aaeh die intdiee-
toelle Bfldmig des Manschen nieht nur nomalaa md Tollen Ent&ttnng
koBHM. Wir ktanaii an aUen MlanerD, mMa dia OaUarforMnitte
der Mensddieit, sei as auf dJesam oder Jenam Gebiete, mächtig g&>
ftrdert Man, die WahniaiaMng nuehra, dass skli ilira'Oaiats»-
tiiätigkeit anf ein starkes and tialba ^n^Mm atitete. Daa gilt
jiieht Uos TOD denen, bei irelelian aa 9q$oiA iahi Ange springt, aondam
aneh von solclien, an denen ans aimftdiat die aa6ergew(Hni]leba 8Mtf^
dea Veratandee avflUli HIanran lifldefc znm BeispM Kant keinas"
Wega eine Ansnahaie. Dann war in dissaa bloa den troekanan Ver-
standesmenseliaQ siebt, kenn bei nftharsr BdEsantsehaft mit Onn klebt
Undan, dass die gewaltige GMaakeaaiMt des Uannea von «biar Man
Begeistening getragen worda, die obna Eiganaehaftoi das Heneaa
gar nicht denkbar ist. Noch miglaich wiebtlgar als Ar die narmala
Entwiekahing des Tarstsadea ist die Herzenabildong selbatvenittodlieh
IBf die Bildung deaWillins, das Gbarakters, and gerade anf Oharaktar-
bildong soDte nnaera Zeit daa aUarstlikate Gewiaht legen.
In dem nnerachfltteiüeben Festhalten an den höchsten Zielen der
Pädagogik darf naa aneh die adhmenlifihe Bikenntnis nicht beirren,
dasa TOrlftnfig niemand nächtig and einflnssreich genug ist, na das
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— 301 —
dMische EraiäiiiBgsweaeii tob den Einflflawn za Iwfreiai, die seiiier
gvdeiUioben Entwiflkdltmg eBlgogcnstolieii, und dus hentortage Ar
ieB einsetnea Lebrer im deutschen BcUe eine beeoadere CSiankter*
Mk% erforderlieh JM, wenn er sich m der aHgemehnii Ge&hr frei
lata iriU, »ehr oder minder dem
n hiddigen. Sollen wir darum die Hände muüüoe in den &tko&
UigfA nnd mhig «bvnrten, Ue vieUeicht die Qeeetse ^e Freiatfttte
ftr die deutsche Fftdagogik . aehaJÜni, damit ae aidi nngeetfirt von
aaehtheOigcn Binwirkumen entwickebi kann? Bann wird die Sache
ädier gnte Weile haben. Denn welche» Heil dflrfen wir Ten einer
Boreankratie erwarten, die nelbst so sehr onter den EinÜttaeen steht,
welche unser Enoehnngaweaen in seiner nntnrgemttßen Kntfaltnng
icrflckhalten? Viebnehr tritt, je michtiger Jene Einflüsse find, dia
JnUcht an die Pfidagogik mn so ernster nnd gel^teiisdiMr heran,
ihre Grondsfttse rein nnd treu zu bewahren nnd kein gesetzUdies
Kittel nnbenutzt zu lassen, um ihnen zur Geltung zu verhelfen. Auch
darf uns die Eikeimmiss des Ernstes unserer Lage nicht zu dem
Glauben verleiten, dass diese darum wirklich hoflöiungslos sei. Denn
es sind heilige, es sind natürliche Hechte, füi* welche die Entwicke-
lungspädagiitcik (einzustehen hat, und ihr endlicher Sieg kanu darum
trotz aller llimlüiiiisse nicht zweifelhaft sein. Wer aber dennoch
diese Hindernisse für unubei-windlich halt, möge sich die proldenen
Worte zu GemUthe führen, in denen der ^ridche und freie Ueist des
Reformators weht:
„Was aus Kraft der Nator geschieht, das geht frisch hindurch,
sneb ohne alles Gesetz, reißt anch wol durch alle Gesetze; aber
wo die Nator nicht da ist nnd soU'a mit Geaetaen heranahringen, daa
ist citd Bettelei nnd Flickwerk.«
Latber war gewisB nicht der Mann, der mit diesen Werten Anf*
Isb&mig gegen Geaeta md Obrigkeit predigm wollte; aber sie nelgtti
lidit blos seinen freudigen und muthigen Glauben an den fi£eg
jeder guten Sache, sondern enthalten auch die eniste Mahnung an
Jeden Deutschen, seine feste Überzeugung frei und ungescheut zu be-
kennen und zu vertheidigen, um einer solchen Sache zum Siege zu
Terhelten.
Wie wahr die angeführten Wolle Luthers sind, hat das Schick-
sal der letzten preu irischen Vorlage für ein Volksschulgesetz gezeigt.
Standen doch hinter jener Vorlage Hierarchie, Buieauki'atie und Mili-
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tariisimis in festgesciüossener Verbindung, kein Glied fehlt«, und dea-
noeh vermochten alle diese Gewalten dem Volks^eiste gegenüber, der
in den verschiedensten Kreisen nicht blus in l'ienßen, sondern in
iiiiserem ganzen Vaterlande lebendigen und energischen Ausdi uck fand,
nicht durclizudringen. Ist auch noch nichts Positivem damit geöchafl'eü,
SU ist doch dadurch weni^tens die sclilimmüte Gefahr beseitigt, die nicht
etwa darin, dass das beabsichtigte Gesetz mit allen Härten und Kantoi
durchgegangen wäre, — denn das hätte wenigstens die noch schlnin-
mernden Geister kräftig aufrütteln mtlssen — sondern in einem
schwächlichen Comprül]u^,s bestanden hätte, und der eine Erfolg muss
uuh als Biii-gschaft für künftige andere Erfolge gelten. Wir dürfen
uns nicht durch den Gedanken entmuthigen lassen, dass bei den
jetzigen Schuleinrichtungen ja doch von einem ge^^uuden Gedeihen
unseres Erziehniigswesens nicht die Rede sein könne. Ancli iuiicihalb
der Schranken, welche uns durch diese Einrichtungen gezogen sind,
könnte ungleich mehr geschehen, wenn niclit viele Lelirer allzu blind
gegen die drohende Gefahr wären und Principieu, au denen wir unbe-
dingt festhalten müssen, gedankenlos preisgäben.
Die nächstli^ende Bedingung füi* eine kräftige Förderung unseies
Schulwesens aber ist, dass wir uns entschließen, eine Menge von
Wissenskram beim Unterrichte über Bord zu wei'feu. Der mindestens
zweifelhafte Verlust hierbei würde durch einen überreichen Gewinn
ausgeglichen werden, nicht am- für die Chm akii i bildimg, auf die es
uns am meisten ankommt, sondern für die BiUiuiig überhuiipi . auch
für die Wissenschaft. Waraiii scheuen also die meisten Schiilnianner
so ängstlich vor diesem Opfer zurück, tk wir doch offenbar an mehr
als bedenklicher Uberfracht leiden, \s^ährend sie doch schweren Ver-
stößen, die täglich und stündlich gegen den Grundsatz Pestalozzis
begangen werden, dass nichts als Erziehung das Ziel der Schule sei,
mit so leichtem Herzen iiüberstehen? Und doch hängt von der
emstlichen Berücksichtigung oder der Vernachlässigung dieses so
überaus einfachen, aber ebenso inhaltschNM len Satzes das gaii^e Wol
oder Wehe nnserer künftigen deutscheu i'udagogik ab. - 1
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i
I
Mädehenerziehmig nnd Mliere TMitcmhile.
Von Dr. F, Marn-AItona.
Jt^^rauenfra^e, Fiiuitnwürde, Frauenemancipation! Das ist dio
Trias, die in den letzten Jahrzehnten den Vordergrund der socialen
Frage mit dem \V ol des Arbeiters und der Armenpflege theilt. Aus den
Spalten der Zeitungen, aus zalüreichen Blättern der Zeitschriften
:ji)rmgt diese Frage in den Gesichtskreis des Lesers; ganze Küinane
habfn ihr Thema auf diesen Punkt tendenziös zugespitzt; sobald die
tilgliche ünterhaltting die Kxistenz des andern, schonen Geschldehts b©*
röhrt, ist eine Erörterung des beregten Themas unabweislich.
Die drei am Kopfe genannten Punkte verschärten sich vom All«
gemdnen zum Besonderen, vom skizsdrenden Entwurf zum aas-
gqirägten Detail, vom abstracten Umriss zur eoncreten Forderung.
Die Frage, welche Stellimg die Frau den Manne gegenüber ein-
nmehmen habe, hat man aufgeworfen nnd erOrtert in dem BewuMt»
sefai, dasB ihre jetadge I^ge ihrer Bestimmniig niolil eatipredie. Sie
fthH eich in mancher Besiehnng zmrflekgesefeEt Wenn sie aneh dar
Ml Im hflOBiicliaiL Eegiment das Sceptsr ohne erhcMlolie filn-
tdninkimg sehwingt, so steigt doeh hie nnd da in ihr das nnabwekk
XdieOelttlil auf, datt ste dlefenige Stellang« dl» ilir nach ihrer Meinmit
SsMrt, sieht einnehme. Sie fragt sidi, ob das sogiBnannte sttrkere
OesflhMit diesem Namen im Walubeit verdiene, and man kann es ihr
niäit terdenken, -wenn snweQen ZweiM in ihr auliteigen, znmal da
die vis major im Hause nnstreitig in der Regel anf ihrer SoMe ist^
Diese Frage zieht die Herrin der Schöpfung mit unwidmtehlli&sr
Gewalt zu dem J'unkt hin, der meistens und vielerorts das Centrum
und den Brennpunkt ihrer Beflexion bildet. Nimmt sie eine Stellung
ein, die ihrer Würde entspricht? Weist nicht der Gang der Cultiir-
geschichte mit beredten Zügen auf die allmähliche Entwickelung des
Weibeß zu größerer Freiheit nnd unbeschränkterer Selbstständigkeit
bhi? bo gelangt sie denn allmählich anf immer abschüssigeren Wegen
2u der Mtechiedenen Forderung, sich in Keih' und Glied zu stellen
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mit dem Vertreter des Geschlechts, das bis dahin den Namen des
Bt&rkei'ea, .aber mit Unrecht", geführt hat, zur Frauenemancipation.
Ob es Zufall ist, oder ob ein innerer Zusammenhang waltet m
der eigenthumlichen Erscheinung, daas dia drei Begiüfo: Nationalität^-
princip, Socialdemokratie und FnHi6ii«nancipation unge&hr gleick-
iMg die BlUme d«e WelttbeaterB betreten haben, dies kdnnte Qegea-
stand einer mteresflanten üntnandmng aein, würde aber hier tob
Tbem» abfUiim
Wflhxend sonst die meisten Zflge der Bntwickelmig «nd des Fwt-
scbritts von Osten nach Westen sieh bewegen, strOmt die BMidng
auch bftnflg zurftek yon den WogenUbnmen der OberstArxosg. —
Wie frei man in Amerika über die Tbeilnahme der Fmaen an dv
^SiSuitliehen Thfttigkeit denkt, gebt snr Genüge dsrsns hervor, da»
sie nicht nur in Kichtercollegien sitzen und als Stadtverordnete an dts
Beratbnngen über das öffentliche Wol theilnehmen, sondern sogar m
der Lage gewesen sind, für die Wahl eines Gouveriiuiirs auf dör
Candidatenliste zu steheu. lu dem schwerfalligeren Europa i»t man
noch nicht so weit ßfediehen (wenn nicht etwa die Forderungen der
Socialdeiihik raten auji i ikauibclie Zusutiide nuch überflügeln), sondern
man hat sich damit bt'umii.'-t, den Frauen den Zutritt zum Studiuni
der Medicin zu ?f stritten, das Post- und Telegraphenwi^t-ii iluieu
Ii Lr< iiilich einzuräumen und privatim die Buchführung und il«'n Ver-
kaut in entsprechenden Geschälten zu überuehmeu. Auch damit ist
man schon über die in früheren Zeiten gezogene Sphäre der Frauen-
thätigkeit hinausgegangen. Besonders das Lehrfach wird jetzt io
Deutschland von ihnen in wachsendem Grade coitivirt Denn weiui
«usb früher schon Kiuderschulen von Lehrerinnen gebalten wurden,
so waren es doch mehr Warte- als Lernschulen und beschäftigt«
sieb mehr mit der BeaoMebtigang nnd Ecsiebnng als mit dem Uatei^
rieht*) Jetit dagegen bat man eigene Institote sn dem Zweck »
liebtet; denn die sogenannten JFnuiensemlnsre beben kein sadm
Ziel, als die UMMtm anf wissenscbaflüebem Wece m LehrsfimMa
beransnbüdea GewObnlieh stdien sie in Verbindung mit höherem
TOcbterscbolen. So beißen sie nAmlieb Jetst, wfibrand sie Mut
liüdcbensdialen gmannt wurden nnd avob in den Volkssduden nock
diesen Namen tragen. Warum bat man niebt den alten Namea bat
behalten? Daes aUe Mädchen Töchter sind, ist selbstversüadliflb
Dass sie aber zu Töchtern herangebildet werden sollen, ist ebfllM^*
*) Auch eigenthehe ^chaUeUreriiuieu gab es schou vot Jabihiuiderteiu P. &
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~ 306 —
wenig anzunehmen, als dass die Anstalten cUlzu bestimmt sind, die
M&dchen zu unteiweisen, wie sie später ibre oder andere Töchter za
cnleheii liaben. Warum hat jiuin sich denn nicht begnügt, den alten
Namen zum Unterschiede von der Yolksschnle mit dem Prädicat
»lUrtim^ m versehen? Dass die Wortbildung, die gerade Ar seofible
FniamatiiTaii toq so schwerwiegender Bedentimg Ist, mam feineren
nd eleganteren Klang haben sollte, ist aaeh nicht absosehen. Man
sagt doch nie statt Knabensehnle „8(tiineflehnle''l Oder wollte man
lielleieht dadurch andenten, dass anch solche Mfldehen, die beieits
confindrt sind, die Ansialt besoohen kilnnea nnd so di^ Ansdrfieke
«IttdehsB«^ und »Jnngftanen*' in dem Qesammtbegriff „Tödtia^ m-
aammenaielien? Also anoh sdion dadurch nntenebeidet sieh die
Uddien- von der TMtsrsdinle, dass jene den ünterricht mit der
OosArmalioa absdiüeSt, diese es den Eltern ftberlässt, ob sie die Er-
weibong der Kenntnisse, die sie mit dem Confirmationsalter noch
nicht eireicht haben, einem weiteren Unterrichte überlassen wollen.
In den früheren Zeiten (oder dürlen wii i?a,gen: in der guten alt«n
Zeit?) waren die Unterrichtsgegenstände eines Mädchens, das den so-
genannten jrebildeten Ständen angehörte, derart, dass die weiblichen
HandaibeiteTi eine Hauptrolle s'pielten. tla. es kam vor, dass in den
Klemkinderschulen, m dentin Knaben und Mädchen im lüulteii und
sechsten Jahre gemeinschaftlich von älteren Damen untenichtet
wiinitn. auch der Knabe außer dem Buchstabiren imd Kopfrechneu
mit Strickübungen beschältigt wurde. AoBerdem waien die so-
genannten wissenschaftlichen Kenntnisse auf Rechnen, Englisch, Fran-
zösisch, deutsche StUübnngen nnd dabei gelegentliebe Kenntnis der
toschen Literatur beeebiflnkt Im Bechnen begnügte man sich nEdt
vier Species in ganaen nnd gebrochenen Zahlen und den Haupt-
nchen der Zinsrechnong, iviluettd Algebra, ebmiso wie Geometrie Ittr
tttbehilidi galt Im IVanaOsiseben nnd Bngliscbsn trieb man nar
» rial Grammatik, als das Tersftindnis der Leetllre erforderte. Man
Iis snr leichtere Sachen, weder Oiahespeare noch Bacine, übte sich
is der Abfusanff leichter schriftlicher Arbeiten nnd ^egte besonders
& Oonfenatlon, soweit die Lehrer nnd Lehrerinnen selbst dasn im
8*«ade waren. Im Dentschen wurden die dassiker gelesen nnd leichte
AnÜrtttae geschrieben, bei deren Auswahl besonders auf den weibUehen
BQdangsgang Bflcksicht genommen wurden Andli wurde die l^racfae
^iKh DecUmiren, Wiedererzählen, kleine Vorträge leichteren Inhalt»
pWrt und gebüdet. In der Regel war der Vorsteher eines solchen
^^chaunstitntes ein Theologe, der bei der damaligen Überfuilung
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— 806 —
des geistlichen Berufs auf diese Weise sein Leben fristete, und für
den Unteni( lit in den nenen Sprachen nnd Handarbeiten sich mit
einer dazu geeigneten Dame vereinigte. Nach der Caiiiirniation ver-
ließ das Mädclien die Schnle nnd unterstützte die Mutter in der häus-
lichen Tliätigkeit, uiii dabei ancli selbst die llau.^haltung nnd was
dazu geliört zu lernen. Natürlich wurde dabei vorausgesetzt, dass die
Hausfrau sich für ihr Hauswesen interessirte, sich z. B. freute, wenn
ihrem Mann tlas Essen, das sie selbei' zubereitet hatte, schmeckt« und
er erklärte, dass er nie größeren Appetit verspiü-e, als wenn seine
Frau gekocht habe. Denn wenn die Hausfrau selbst kein Interesse
zeigt, woher soll es die Tochter nehmen? Wenn die Hausdame den
lanpren lieben Tag damit hinbringt, auf der Chaiselongue zu liegen
und üomane zu lesen oder feine Handarbeiten anzufertigen, Visiten zu
machen oder Einkäufe zu besorgen, oder etwa sich Gesellschaften zu
wolihaiigen /wecken anzuschließen, die Küche aber eine fertige
Köchin besorgt, dann wird die Tochter schwerlich Gelegenheit haben,
den Haushalt führen zu lernen. Im besten i alle wird sie in einem
Hotel die feine Küche lernen. Dann kann es vorkummen, dass zu-
weilen in Ballgesprächeu oder beim Diner Missverständnisse laut
werden, wie sie in den „Fliegenden Blättern" nicht iselten den G^en-
stand des Humors bilden.
Ob die englische und französische Aussprache nun inmer so
correci und fein war, wie sie jetzt verlangt wird, mag dahingestellt
bleiben, ist aber auch von keinem Belang. Denn wie viele der jungen
Mädchen erhalten später Gelegenheit, sich mit Franzosen oder Eng-
ländern zu unterhalten? Wie viele Engländer und Franzosen sprechen
so correct, dass sie nicht einmal einen Verstoß gegen die Grammatüv
machen? Man lese einmal einen Brief einer englischen oder fran-
zösischen Dame gebildeten Standes, nnd man wird da häufig Ungläul>-
liches finden. Oder glaubt man, dass der bestgeschulte Unterricht es
dahin bringen kann, in fremdem Lande sofort die fertige Ck>nver8ation
mit einem Eingebornm vom Stapel zu lassen? — Auch die Leibes^
fibungen wui'doL nicht vernachlässigt, sondern das Turnen wurde ge-
pflegt, soweit es rar Anslifldnng des weiblichen Körpers ntttzlich und
ftrderlioh ist Antedem gab es weder Fach- noch Chissenlehrer,
mdern der Verstdier des Insütutea nnd seine G^ehüfin waren beides
in einer Person. Er unterrichtete in allen Fidum mit Ausnahme
der neuen Sprachen nnd Handarbeiten. Da nun ein Theologe oder
edaseltiger Phflologe nicht imaiar ftberall so an &it war, um, wie es
'Jetet verlangt wird, ein esataen rigorosnm bestehen za können» be«
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— iH>7 —
I
sonrlers in divergiieiuieii Faciiem, wie Natnrwissenschalteii ii. ä.. so
musste er häufig docendo discere. Das sind aber nicht die schlechteste«
Lehrer. Wissen wir doch ans der Selbstbiographie (h-s l^kannten
Schulrathes Kohlrausch, dass er gerade dieser Methode besondere Vor-
züge saischrieb: „Weil man selber noch Umt, wfiift man, was Qad wie-
viel niAD andern bieten kann und darf."
Vergleichen wir damit den üntemebt der hOherai Töchtarochole,
via er je^it getrieben -wird.
Zunächst ist hier zum Zweck der Orioitimiig die £*r&ge flher
das Wenn und die Vonflge der Fach- und X^laaeenlehrer m er-
QrUtiL Denn der Hasptmtterscfaied nicht bv nriachen den höheren
TOchtersoholsD nnd firftheren mdeheMdniten, sondern gans allgemein
nnsclieii «odeniea md früheren Selraleniriafatiiiigei ist dir, da« jetst
.dar Faehlehnr aa der Tageeordmmg ist . nnd der Claaaenlehfer aioh
nur noch in der Person des Ordinute erhalten hat, der noeh dazu
hAnflg eine ewtradioiio in a^Jecto hfldet, wenn er in seiner Olaase
weniger Standen ertheüt als mancher der. andern Lehrer. Die Frage,
ob Classen- oder Fachlehrer, ist schon häufig erörtert und bildet einen
•Cardinal punkt <ler Meinungsverschiedenheiten hervorragen Ur l'ada-
"gogen; hier kann >'u- mir so weit in Betracht gezogen werden, als sie
•unser Thema berührt. Die Vorzüge des Fachlehrerthums liegen oöeu-
bar darin, dass der ein?:eliie sich eine gründlichere und tiefere Durch-
bildung in seinem Fache aneip^nrn kann und so mit reicherem Material
und bessei' gewafl'net in ilen Kauipt zieiit, woIm i jt ^ Kii zn bpsohten
^ißt, dass er sich durch die aus den reiferen ivtniitiiis-f]i ciitspiiiiLii nde
Vorliebe nicht Tcrleiten iHsse, sein Fach tUr das HaupUadb zu iialteii
imd in ihm den Hanptbildungsfactor seiner Schüler zu sehen. Daiiu
liegt eben der pädagogische Fehler, und dieser Umstand besondei*» .
-ist die Ursache der so viel besproebencn und mit Becht beklagten
•ud wworfenen Überbürdung. Denn in den Fehler verfällt der Fach-
Wttor nur zu ieiobt^ dass er, selbst in die Tieie des Heiligthums ein-
gednmgen, diesen Gennas aneh andern, und zwar in der besti>ii A1>-
«ioht, sa TersohafliBn sacht und so der Überhftidnnc Thür «nd Thor
<Aiet Dazn kommt fftr die TdchkrschBlein noch ein besonderer
Umstand Es Jiegt nftmUch aMgenwin in der Natur des menschlichen
'^liistes and hesonders in der ESIgeathllmUdikMt des Franensinnes nnd
Midfthenanschawmg hegrtndet, dass.ftir ihra.Torwaitende Gefthl»-
liehtang der ernte Eindmck einer ItaOnlicliksit mnfigehend ist Je
.Mkr Standen nnn ein Lelmr in einer dasse denselben ScblUerinnen
gsbea bat T^.and .darin besfeaht Ja .gerade das. Wesen des Classen-
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— 308 —
lehren — , teto «ng«r worden die Beiifilnmg«i von lieiden Seite«
mit der waehBendeii gegeiieeiAigea Beknaticheft steigert lioli de«
Veitniieii. Die Sdiflleriimw gew^öbnen aidi «ii eine beetimmte Me-
thode, iremi de andi, wie Jede» ihre Fehler hal; eo dase seihet UeiM
Answftehee, die anftcnge einen Stein des Anstoles bilden, ihre gemfitie
liehe Anztehnngskraft aossafiben wieeen, ünd wie m*li#f*glV* lit
nicht des lOdefaenherz, wie treu Ist die Verebinng des beVebten
Lehreisl Die Teratandesmftltlge Bichtnng des Knaben hat bei ihrer
▼orwiegenden Nelgong m Spott und Kritik ftr solche Ertamtliehkeit
weder Baom noch Sinn. Diese GewQhnnng an die PersBalichkeit»
dieses ethische Fletttsrnhlltnis tritt bei dem FacbkhrttthiM fn
wachsendem Orade lorfick nnd nacht der maschinanmAfligen Ab-
richtnng und dem schaWonenhaften Drill notiigednmgen Plate. Der
Fachlehrer hat weder Zelt» die einaalnen Indiridnen kennen an lenen»
da er an aeltein ndt ihnen verkehrt, noch fiberhaiq;»t regeres Ihtereve
ftr die Persttnlichkeiten, ala ftr den ünteirichtegegenstand. Ihm
achwebt ak emiiges ^el m Angen, sein ▼orgesehriebcnes Pensam
abzuwickeln ind die Kdpfe der Ihm anTertranten Jagend rasch nnd
grilndlieh mit dem Wissen, daa ihm das höchste scheint, anaaftUen.
Dem dassenlebrer ist die Persihdichkeit die Hanptsadie, dem Fach*
lehrer der Lehntoi. Dam kommt mit dem Wechsel der FeiaQaüdi-
keit der Wechsel der lüBfefaode. Haben sich die liädchen an einen
gewohnt, so tritt ihnen schon wieder ein anderer entgegen. Eben
dieser Wechsel tat den Mädchen bei ihrer vorwi^fenden Gefthls-
richtong fthlbarer als dra Knaben, da äe infolgedessen den Heb*
gewonnenen Halt Teriioren, den sie leichter linden, wenn der Unter-
richt in einer oder in wenigen Händen liegt, und der ihnen bei Huer
geistigen Constitation stärker Bedürfnis ist als den Knaben.
Aber nicht allein in dieser Beaiehnng haben sich die TOchter-
schttlen in ihrer Gestsltong von dem Muster anderer Lehranstalt^
zu sehr hinreißen lassen, sondern auch in der Wahl und Behandlang
des Lehrstoffes ist manches faerromheben, was mit dem echten
Mädchen- und Frauensinn in einem gewlasen Widerspruch steht
Diesen Bestrebungen mag eine Anschauung zu Grande liegen, die
eben ein Grundzug des deutschen nMichd** ist, der, wenn er auch
national und poUtiseh flkberwanden ist, doch in socialer nnd cnltureller
Beziehung immer wieder hervorbricht, nämlich die Eigenschaften
fremder Nationen hoher zu achitaen als die eigenen. Su ist man
daaa gekommen, die Bildung und Erziehung der dentschen Frau,
denn Qemfttha- und Gefthlstiefe bei allen Nationen« seihst bei den
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— 309 —
verstandesmäfligen Körnern (Tacitos^ Gennania) anerk&imt ist, auf
das Prokmtesbett fremder, fraoadsischer, «Bgüscher, aaerikAiiisetaer
Anschauungen und Anfordenmgeii wa strecken.
Um mit der Matterspraclie und zwar der formalen Seite zo
beginnen*), so ktoneii "wir dazu auch die Schreitetonden z&hien,
die fiwOieh nv in te unteren CSiaseeii ertMlt verdeiL Da miue
alwr doch irol das Streben besondere dsnuif gerichtet sein, oioitt
seUSne Bnehstabefi n malM, sondern SehnelligiLelt ndt Deutlich*
keit ZB yeremigen» eine Ferti^eit, die besonders dnreh das Takt-
Mhiefbeii anQgebildet wird. Dass es anfierdem sehr sweckmiSjg^
wire^ statt der doppelten Schrift nnr eine, mid zwar die iateinisehen
Lettern einznlBbren, ist eine sdton'mehrfiM^ angeregte Idee.
Dentsehe GnuDmatik in der Mnttersprache za treiben, verdirtyt
dto Schülerinnen die Freude an der Thätigkeit. Der richtige Ge-
brauch der Casus, gegen den am häufigsten gefelilt wird, erlernt sich
am sichersten durch Übung im L< seii, Schreiben und Gespräche.
Hier kann die Schule auch nur da im ein befriedigendes Resultat er-
zielen, wenn das elterliche Haus seine Unterstützung gewährt, sonst
ist die Sprachlehre eine Sisyphusarbeit. Grammatik ist im iraiizö-
sif5chen Unterricht zu treiben, und zwar mit der in allen Sprachen
gebräuchlichen Nomenclaiur. Statt de^ss» ii L^ braucht man die un-
glücklichen (Irutschen Bezeichnungen, die nuni sich gern g( talh ii IiVLh %
wenn sie dazu beitrügen, die Begriffe klarzumachen. Da sie aber
ebensowenig das Verständnis fordern wie die lateinischen, verwirren
sie die kleinen Köpfe nur noch mehr. Besonders zeichnet sich in dieser
Beziehung die in vielen TöchterscholeD eingeftthrte Gramaiatik von
Eo^elien aus, ein Buch, das sehr gesucht sein muss, wenn man nach
der Zahl seiner Auflagen urtheflen darf. Sie begnügt sich nicht
dusit, die latdnisohe Bezeichnung za geben, sondein Agt ihr die
dentsehe hinzn, z. B. »Tocal, Selbstlanter, Consonant» lOtlanter*' etc.
Wumm ist nicht aa6er nDeeUnation'* nnd .Gei^tagation'* die Über-
Htsimg „Kdgnng'' nnd „Bindnag** oder „Biegung** gegeben? Sehen
wir ans die guten Stilisten nnter den SchriftsteUem mid Sehrift-
slelleriiinea an nnd fragen irir, ob sie anch Onunmatlk an der
Muttersprache gelernt haben, so erihhren irir, dass sie dnreh Lectfire,
<Üfi IDbmer Hut alle, die IVanen häufig, dnreh die Logik der classischen
Spncben ihre Gfammatik eilenit nnd dvrdi das Stodinm guter
*) Wir können den folgenden An^ftihrnngea nicht durchaus zustimmen, woUea
*ber dem ürtheile der Leser uuTerkürzt unterbreiten. D. E.
fedagogiiiai. jß. Jährt', i*^^^ ^-
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Schriftfcu ihren Stil gebildet haben. Also zur Erlernung der Mutter-
sprache keine Grammatik, sondern Leetüre, schriftliche und mttmi-
liche Übunjj^en, stete Controle de:3 Ausdrucks, auch wo die Sprache
nur als Mittel ziuii Meinungsaustausch gebraucht wirdl Wenig
empfehlenswert erscheinen die häufig eingetührten Lesebücher, die
meistens doch nur voneinander abschreiben und, aus allen möglichen
Schriftstellern zusammengestellt, den K')i»l der Kinder mit vielen und
manchen andern Dingen anfüllen. Außerdem gewöhnen sie daran,
von allem zu nippen und zu naschen, und erzeugen den Glauben,
alles zu kennen, auf Kosten der Gründlichkeit. Ks gibt ja so viele
Bücher, die füi' die Jugend gesckrieben sind. Man lese sie aber
ganz, nicht bruchstückweise, um die der Jugend eigenthümliche Zer-
fahrenheit nicht noch mehr zu nähren. Angemessen für die oberen
Olassen sind Schiller außer „Cabale nnd Liebe seine prosaisch-
historischen Schriften mehr, als man gewöhnlich zu glauben scheint,
Goethe mit Ausnahme des „Faust" und „Tasso", Lessing außer
„Elmilia Oalotta** und »Laokoon". Den letzteren zu verstehen haben
oft Primaner ihre lid» Noth. Was die Übungen im scliiütUdi^
Ausdruck angeht, so wird hei der Wahl des Themas der weibliche
Charakter oft zu wenig beachtet Man stellt zuweilen Angaben, die
für einen Gymnasiasten vielleiGht passend sind, den Horizont der
weiblichen Ansishaonng aber überschreiten. Mau betone aneh- hier
mehr die Saite, die der Frau eigenthümlich ist, die praktische, and
behalte doch immar im Auge, dass die Gymnasien eine Torschale ftr
die ünirerflitit und ihre Faeolt&ten sind, die Töchtersduden melaiens
aber nnr in das bürgerUdie Leben der Hausfrau hinfiberleiten sollen.
Anders ateUt Mi allerdings die Frafo in den Seodiiaren, in taen^
die Mftdehen m Lehierinnen «nagehlUet werden. Ob aber nicht
anch da hi«ag zn hock gegnte wird? Flkhlt dch doch die Eitel-
keit manoher Hntter durch nichts mehr gesohmekhelt, als wenn sie
beim Ealfee erslhlen kann, daas ihre Tochter aJnen Asftats Uber die
Tendenz der Iiaokoonsgruppe schreibt Es ist allerdings wol ein
richtiger Gfesichtspnnkt, dass der Lehrer nnd die Lehrerin in ihrem
fVush mehr wissen missen, als sie unmittelbar zum Ünteiiichte
braochen, wenn auch die Foiderang sich weniger auf das Eiuel-
wisaen als anf den allgemeine» Überbüek erstreckt
Der nensprachliche Unterricht ist schon oben in seiner Mheren
Eänrichtnng beriihrt worden. Dass der Yorzag der französischen
Sprache, die Orthographie, Aussprache^ Grammstifc dnrch die Acadtanle
ftan^^aise von oben hei* genau geregelt und dadurch die Übereinstim-
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— 311 —
maug der Schreibweise in BuciiBm und Zeitungen herbeigetiüu t /u
hal)en, aneikeanenswert ist und von den Deutschen in mancher
Beziehung nachgeahmt werden konnte, ist vielfach erörtert. Anderer-
seits lässt sich aber auch nicht verkennen, dass die schabloneuliaften,
j oft rein äußerliclien Regeln nichts weniger sind, als ein logisches
I Büdniigsmittei, und dass diejenigen Geistesgaben, die bei der Frau
! heryorragend und charakteristisch sind, Urlheil, Geschinaek, schnelle
Aaf&issang, durch das Eintrichtern der französischen Qrammatik nicht
M9gebildet, sondern durok die Überiastmiff des Gedächtnisses, das in
der Regel bei den Frauen von geringerer SIttrke ist als bei dm
Männern, ia ihrer Entwickelung gelAluit werta.* Also vieles LeMOH
Moflg» Übmg in Scbraiben and GonTiMtioD; dagegm ChnMiinstik.
Wttf soweit es aOihig ist» ud mflkr durah Obvng eis dueh
«endiglenien «ud Einpaakeii der Bcgelnt
Aaeh der n»tarwl8ienflchftftHehe ünteniehl, «ie er in des TMit«>
schalen getrieben wird, Ist von .den Ensbensdnikn m nmmütelt
ttemoDUBeo, su wenig fir den weibttoben Ohsrafcter sngeiehidttenj
Wenn such die Fordenvig, dsss die mdefasn mnr die Pftun» hmum
Ittsen soll^, die ae spS;ter im HamAaU fefaraneheo, nm so Schier-»
fing von Petersilie unterscheiden zu können, oder nur die Thiere, dio
sp&ter ihrer Zubereitung für den häuslichen Tisch harren, zu einseitig
wäre, so ist es dock aucli wieder zu rigoros, das ganze System der
Naturgeschichte mit den lateinischen Namen, obgleich die Mädchen
kein Latein verstehen, ihnen als Leitfaden in die zu geben
und, wenn auch nicht ganz, doch theihvei.se duiclizuiiH Innen, Und nun
gar Antlirnpdlogie! Schuu hvi Kimlioi^ hat die Turstelliiug, dass sie die»
Theile det hü h schlichen Körpei*s, die sie sonst mit einer angeborenen
Scheu verbergen, unverhiillt anzuschauen und zu analysiren haben,,
etwas Anstößiges. Nun gar bei Mädchen! Wo bleibt da die Fabel
von dem Storch? Warum nicht lieber gleich am Piumtom Studien»
treiben lassen, wie in der anatomischen Klinik!
Der Zsiktainnterricht ist anf den hoberen Töchterschulen für
&Ue Glassen, auf den Gymnasien nur für die unteren obligiteriselu
Soweit das Zeichnen als Hilftwissenschaft der Mathematik md zn
tMhniscben Zmcken dient, ist es ohne ZweiM fSat jeden ntttnlieh
und Ton jedem za erlenien. Wo es sber hi den Bereich dar Ennst
UnÜNtigzeift, ist ob, wie jede sadere Konst, Mslerei, Mnsik, Oesrngr
«ke^ mir der Neigung und dem Tslent dienstibar za msehen. Denn-
tesi»wenig, wie msn ohne Stimme singen, ohne GeliSr mnsioinn
ktts, ivird die kttostlerische Anlege som ZeKdhnen snerlernt^
81*
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— 319 —
wenn das Talent vkät aageboraa ist und mit üun sicli die Keigimg'
entwickelt
Ziehen wir ftiao das Facit dnrch den Vergleich, der im Anfange
dieses Anfsatzee genannten Mädchenschule mit der jetzigen köberai
Töchterschule, so werden wir auch hier wieder einen Vorgaai^ be-
stfttigt finden, der sich auf aUen Gelten dflr MMchUcben Thftti^»
keit iriedBriiolt Wie das mgMtota« Pttdd iia^ beMn Soltw
aohwingt ud erat mudi Uaifarer Bewegnng ach beruhigt, aa schia&ea
aach alle Yeraache m veiteaseni und an retormfren nmiobat über
das Ziel Uumi, «n erst nach liagaran Sehwankea and Schwäigea
die ilehtige Mitte aa ftita. Wea in den Anstalten .der galen alten
Zeit« MUe, »um ecgiml^ iraa Jetet überquillt, auf daa richtige lU
mrftdcgafKhrt werden. Das FaeUehrerthnn ist einsuflchiiaken und
daa daeeenlehrarthnm aiaa ebenangeftdurten Orftnden nehr au püegen,
als es jetzt geschieht Die Grammatik ist nieht an der Muttersprache,
sondern an den fremden Sprachen zu üben unter einziger Beibehaltung
der in allen Sprachen gebräuchlichen Nomenclatur. Der Unteiricht
der fremden Sprache hat das Hauptgewicht auf Ticctüre und Con-
versation zu legen mit möglichster Be^ichränkung alles gramniatischei»
Drills. Die Aufsätze haben praktische Aufgaben zu beliandt^ln *Ml<r
sich an die eben eniptohleiie Leclüre anzuschließen. Der mundliche
AusdiTick ist durch Derlrtniiren und freie Vorträge zu bilden. Der
naturwissenschaftliche Unterricht ist auf das Nächstliegende zu be-
schränken, die Anthropologie auszuscheiden. Gesang und Zeichnen
sind ficultativ, wo Talent und Neigfung sich vereinigen. Dass die
körperliche Aasbildung mehr auf Anmuth und Anstand als auf Übuug
der Kraft und Qemidthelt n aehen hat, Hegt in der welbliehen
l^atnr begrändet.
Man hat mit den Tßchterscliulen stellenweiee Sendnare Terbonden
nm auf ihnen Mädchen tta den Lebroberof tombflden. Man mag
nnn aonat ttber die Wirkeamkeit aolite Anstalten denken, irie maa
irill, 80 eebeint ihre VerUndang mit der T^efatereehnle ebensowenig
angemooeon> irie die eoMr Akademie mit dem Gymnaeinm, eine ESn-
idcfatnng, deren Veraneh in der Forteetntnff dea Gj^mnaainnB dudi
sogenannte Seleeten die Probe nicht bestanden bsL Man kann niae
lieh die drei SeminarGlaaaen nicht mit einer Prima nnd Oberseeonda
Tergleichen, ireil jene die Yorbildong sa einem bestlimnten Bandh
geben, diese aber nnr eine Fortsetzung der allgemein wissenschaft-
lichen, f&r das Studium erforderlichen Ausbildung bieten. Zunächst
also wird der Diiector einer solchen Doppelauätall deu von zw^
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— di3 —
Seiten, so wo! von der Schule als von dem SemioAr, gosteUten Ad-
fbi-deruDgen in den seltensten Fällen entsprechen. Femer wird, da
«ft sieh nicht umgehen lüsst, dass dieieUMn Lehrer an beicien Anstalten
nntenichten, in vielen Fällen eine gewisse Ungleichmäßigkeit der
I Methode sich bemerkbar machen; denn nnr selten wird ein Lehrer
die Doppelnatir besitBen, mit i^eidiem SdUge zweifln Hmn sa
dienen. Daher entspricht es der Zwectmftfijgkeit, das Seminar m
•dnem selbststindigm Institut su machen; Diese Rhuichtwig wftre
«vh gewiss dnrefagifllhrt, wmm nicht tm^ hier wieder der nervös
iwnm gerendaram dife Klippe wftre, an der so tieie PUae geseheitert
änd. Aber gehen wir einen SdiritI weitarl Ist das Lehrerinnen-
Seminar ftberhanpt ein sweekentq^treefaeBdes IMtat? Signet sieh die
weibUdie Natur für Am Berof, an dem es yorberdtet? Von d^
Lehrerstand wissen ¥dr, dass er unter den Beamten die kürzeste
Lebensdauer aufweist, und nicht minder hat bicii heniusgestellt, dass
neben dem Officier der Lehrer am frühesten in den Ruhestand tritt.
Nun ist doch w »! durcliweg die Annahme gerechtfertig-t, dass die
l^eißtige und kiirperliche Constitution des iMannes, oder, wenn wir
einen müdernpn Ausdruck g'ebraiiclie]] wnllen, seine Neimen Tester, ge-
•stahiter, gegen äiiliei e Kioliüsse geleit-er sind als ^die des Weibes.
Eine hysterisclie Krau nnd ein hypochondi'ischer Mann sind zwar
teide AuswÜL-hse nervenkranker Erscheinungen, unterschpiden sich
aber doch noch immer in der Weise, dass dieser eine Eigenschaft be-
^^ahrt hat, die joier abgeht, die Ruhe und Selbstbeherrschung, Eigen-
schaften, die für eine gedeihliche £ntwiekelang der lichrth&tigkeit nn*
sriftsßUche Bediogong sind.
Zu den obengenannten Fächern tritt in dem Seminar ein ünt«r-
I richtsgegenstand, der besonders anf den zukünftigen Beruf lunweist,
die P&dagogik. Die theoretische Pftdagogik lehrt die Ansichten
giofter PSdagogen kennen nnd und entwickelt darans die Knts*
«Kwendnng für die praktische Thfttigkeit des üntenichts. Sollte
^mküdi die erziehliche Fähigkeit nnd Fertigkeit dnrch diese Kenntnis
gswumen? Ist es nicht vielmehr wahrscheinlich» dass infolge der
Emprägung der verschiedenen, yoneinander abweichenden Methoden
<nie UnUarhdt nnd ITnrieherheit sieh bildet^ die im gegebenen Augen-
blick den richtigen Weg verfehlen Ifisst und dem Eingreifen der
^SWstesgegenwart , der so häufig die letzte Entscheidung anheimfiHlt,
' im Wege steht? Die Mutter der Gracchen hat keinen Cursus der
I*iWagogik durchgemacht Die meisten, fast alle Mütter erziehen ihre
^der, ohne von der theoretischen Pädagogik eine Ahnung zu haben.
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— 314 —
•«QDderP theils; leitet sie der von der Voi>e]Hing ihnen eiiii:H£rt^^( ne
Takt, um nicht zu sag-en Tnstiünt, theils folgen sie der Anwf isimg
ihrer Mütter. i>ie meisten grotieu Männer hab^n die erste Aiirco-un^r
zur Entwickeiiuig ihrer Talente durch die Aiüeitimg ihrer Müttei'
erhalten.
Wa.s Schüler in seiner (ilocke von der Thatigkeit der Frau ge-
SHS't liat. srilt noch heute. Die Frau ist ihrer ganzen Natur mrh
daiÄUl angewiesen — Ausnahnirii bestätigen auch hier wiederum die
R^el — , die nach auUfii L'^e-i lii«te Thätigkeit des Mannes nach innen
211 unterstützeii, zur i? oi rp^^l'^Ji'^init^ de« rTefJchlefhts. zur Erhaltung des
^^taatets und zum Schutz des Var» rlando gesunde Kimkr zu gebären,
und dem Mann ip der Krziehnn«,'^ <lei >t Iben zui' Seite zu stehen. Jede
and* le Thätii/keit der i*iau i^i eine minatürliche und zerstört den
Nimlnis dt r Weiblichkeit der ihren eigenthümiichen Reiz bildet. Wenn
e- leidt-r soweit gekommen i«t, dass die Frau durch die Vxi-
riaiiii der Verhältnisse oft gezwini-eii wird, einen Beruf zu erL^eiten,
der mit ihrer g-eistigen und gemiithlichen VeranlaLMtni: in Widerspruch
git^liT. so fidirt dai'äus nicht, dass man auf kün^tliehem \\'e,i:e diirch
■Treihhausi-ultur dieseTi Auswiedis der menschlichen KritwiekeluTig
iuidern. sondern dass man seiner Ausbreitung mit allen veriügbaren
Mitteln entgegentreten soll
Man yerg^leiche d&rübei' E. von Hartmanns Aufsätze in der
„(jr egenwart".
Bezeichnend, wenn auch etwas derb humoristisch gehalten, sind
die Verse Schartenmayers, die in vieler Beziehung den Nagel auf den
Kopf treffen:
Wm n viel ist, iit zo tH Dm ift lang no«h luim fcMoatar
tAB Katar steckt ]la6 und 2S«L WeilwiMBd, der mtfdnd denkts
Tau^ das Weib wol zu den Fikaen, Höchstens nnr sehr eingeschribgikt.
Znm Drugoner, zura Ülaseaf Kann das Weib wol Pfarrer weidc^
0»r wol zur Artillerie? Auch wohl Special auf Erdeii|
Darauf läast sich sagea: aiei Oder etwa gar Prälat?
2b fiMlkavih ud auch HH» Ncia, dam ist «e nt spat.
Hift rie ml m der JnetiM; Iit nim diei^ zugegeben.
Auch zur strengen Polizei Soll daruiu das Frauenleben
Langt es nicht ich sag* es fieeL Dennoch nicht dem Haus allein,
raugt aie, zu urganisiren Nein, der Welt auch ntttdicb nein.
Schur und Kirche und regiereo, Hat doch maacber plumpe Stoffel
ZosL OoUaüaieteilwnf Scboa firUIMfffy dssch Featoffdi
Adame Bippe l*fc ao krumm. Due die Weib bat mebr Veistaady
Und nun dgienilidien Doetev? Ab ihm Toilier war bekannt»
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Die etiiisebe Bewe^ang in Amerika und Deitoelilaud.*)
3JJb ist ein recht tribtsBfid, welches im 1. Heft des XV. Jahrgraogt
des d fi 2'oginms" von nnserer Zeit t ritwurfen wird. Der g^eelirtf^ Vpr-
t'aiser klagr dort über «ien periuaneBten inneren Krie^, der ein Am t iz zu
weiterer Verwilderung sei. über den um sirh »reit'eüden Abfall von alku idealen
Richtpuukteu, über deu fortwäiireudeu Laim politifldier und socialer KämpfCi
der w Aea OmütiMm Jene Bäk« wwlwiBht, «tee wtldift eise Vortiefimg
Ii die Zkle vnd IMiliBe d«r Enielmnr n/nigtUk kt. Er Uagt darHier,
dass der Qelit viibMIgW, aUct HelUge verachtender Selbstsacht andi in jcM
Kreise eingezo^n sei, TW deaen mm die Bewadrang nnd Pflege der höchsten
Oftter des Menschens'eschlcohtes erwarten sollte, nnd dass ancli zahlreiche
Mitglieder der vornehmen Classen an der UntergraboQg der tie&ten Funda-
mente des Caltui'staateB aibeiten.
Offenbar hat der Ver&sser ganz recht, wenn er daiiiui verlangt, dass die
Sebtle TOD potttftciMttAiqpMloiien befreit werde, imddMidMiLefarentalidefai
giMenr Bliiiltti aif die Oigaaiwttai ma die häUmg dee BMtwmm n*
kinnne.
Indessen zeigen sich in Amerika Bestrebongen, die znrHeilnng der Krank-
heiten un''"r<^e '"•ffentlifhen Lehens nor!i weitergehen, indem sie eine Veredlung
nnd Verjüngung des geistigen nnd sittlichen Strebens durch Grün-
dung von „ethischen Gesellschaften'^ bezwecken. Vl^er hierüber geaanen
AaftcUBn wtaMbt, findet Ihn in Mge^dea zwei Schriften:
1. ,»Die Beligion d«r Moral ^ Toa Balter. Berlia, W. Friedikii.
% «Die ethische Bewegang*, von. Ooit Leipalg, 0. B. Beidaad.
Gewiis keaunt es besonders der Eirdie zu, an der sittlichen Veredlang
des Volkes zn firhrjtpn. den Geist der Selhstsncht zu beklimpfen aad den der
SeUMtverlengnnng nnd Menschenliebe m pflegen und zu pflanzen.
Allein die Kirche basirt. ihre sittlichen Gebote und Lehren auf duguiu-
tische Grundlagen, aut Sätze dee Glaubens, die heute von vielen nicht mehr
swunnea weriai, €hv vMa Ummikm hAtit wUtvead threeBaiwiekhiiiga-
««BgM dJMi IdadUdi bei^llokeiideD OlaalMn efageMBt. Viele stehen saBerhalb
dir Efarahe aad ealbehran einer gsmehisahalükhen «ad regelniftSigen Pflege
*) Wir veröffentliclien diesen Bericht, um zunächst uueierer Pflicht nachxu-
V""™^! die Leser Uber piidagogisck l)elangrei( ho Zeiterscheinangen sachlich zü
informiren; ein ürtheil über das Voigten, die Leittangen und Frilchtc der
etbuchen GeeeUschaften behalten wir uns vor, jetzt wire es noch verfrüht. D.
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ihr« inneren Lebens. Ihnen illen erwlchst die An^lEftH ^ Teftone Pente
auf eine andere Weiie sn enohen, die moneh gewordenen SUttoen doe Ideelen
Lebens durch haltbarere m «MSf^t^en
Der Ersatz ist nicht eine Sache der Unmöglichkeit. Er liegt im ethischen
Cultas. Diesen wollen die „ethischen Gesellschaften^ venuitteiu.
Voteral ist n benecken, dwN dleie ethleeheo Oeeelliclieften nicht eis Gegner
nnd F^de der Kirche «nftreUn. Diese Gesellschelten Inlftensieh ttüc berufen,
die sittliche Veredlnnf des Volkes nnd der Menschheit flberhanpt elnfkoh mit
andern Mitteln anzustreben, als es ȟp Kirclie thnt.
Die bedeutendsten MHnner , welche iu Amerika an der Spitzt: di&*e.i ethischen
Bewegung stehen und alt» Führer und Redner ihrer ethischen GefieUschafteu oder
Gemeinden dienen, sind Dr* Adler, William Salter und Stauten Oelt
Diese Drei lasse ich in den fblgenden Worten ipreeben. —
• ifVor allem müssen wir uns fragen, auf wdcker Basis wir hauen. Wir
haben bei 'ler Bildvmgr nn8er»»r Gesellschaft ein edleres private? und g-erechteres
sociales Leb« a im Sinne. Die Basis unserer Bewe{^uüg liegt nicht iu den alten
Beligioueu, uoch iu irgend einer der mtionalisiiten Formen derselben. Wir
haben keine Verftalassnnirf ^ JndenUmm odsrdaeCliilitentiinminTeifaBhBeB;
nie sind nicht Fremde, sonder mser aller Mntter; sie dnd nicht fertig Toa
Himmel gefallen, sondern der ürspmng alles religiösen Glanbens ist die Menschheit
seihst 5r»»\«,pspn Jedoch stind wir der ej^rr^lichen Unzuläneliehkeit des alten
Olanbens im uusere ffe!?enwärtig:e KrkeuuLnis niclit weniger g:ewakr. Die Men-
schen haben sich voriuai» die uuhekaunte Weltmacht als eine Person vorgestellt
nnd sie heben einen so -geringen Begriff Tcn der NaInnivdnnnK nnd der ünvca^
ftaderlichkeit der Naturgesetze gehabt, dass sie gegkliht'hihen»zn jener Macht
beten nnd dieselbe bitten ym dürfen, filr sie zn thnn, was sie selbst nicht tliun
konnten. Wir dagegen werden, tbeils dnrrh den Kinfln^s phi!o««nyihiseher Kritik.
theils durch den positiver Wisaeiisciialten dazu gezwungen, die rersöniichkeit
der Gottheit als eine offene Frage zn besuchten nnd das Gebet, so viel wir
erimnenit all etnfc nnnlttM.Yenohwmidui^ mmiiohUrhnr BtaergleL*'
.Ein Gel»el nn dem nnbeknateD Gott", sagt Salter, „schUefltcine deppelte
Sünde ein: erstens Misstrauen geg:en die Wolthätigkeit der Natnrordnung,
durch welche er Bchon offenbart ist. nnd welche besteht, wir mögen beten oder
nicht; und zweitens ein Verzweifeln an unserer Fähigkeit, als nilchste Uissche
xtt liandeln und das GewüjuMüite selbst herbeiznf&hren."
«Für nne ist aneh die Wissenschaft kein Letikes; sie aa|^ ans nVi was
-ist, sie sagt waä nlehte>daTon, ms sein mdltn. Wns sein sollte» sagt «u nnr
das Gewissen.
„Also nicht die alten Beligionen, nicht die Religion 8el^st. im gewöhnlichen
Sinn des Wortes, uicht der Agnoeticismus , uicht die Wi&seu&chaft, obgleich
wir jede üurer Thatsaeken anerkennen, ist oiisere Basis. Anf etwas Tieferem,
anf dem Fels 4ee G-ewissene weUso wir bMsn, auf dnn «wign Osastisn,
welche in -der moralischen Natnr des Menschen sich kundgeben. Das
Gewissen führt um in ein ideales Eeich. Es sagt zu jedermann: Du sollst erf-
recht sein! Es !sagt zu Jedem Gemeinwesen: Es gibt kein uideres Gesetz für
ench, als das absolater Gerechtigkeit!
«Die HciBl ist so nmlkssend^ wie das VcosBhUciie; sie hat Bedenftnngfllr
das ganne Leben der Menschheit» VaterieHe Interessen hahen «ine HeOigkeit,
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— 817 —
weuQ sie meDScbliche lateitiSä^u bind. Die Lohütmge iiat eine moralische
Bedeatong} Erziehung hat eine moraliBche Bedentimg; Politik hat eine mora-
liidia BedMtnig; Owaehtigkelt lad 0«iMlaw€l« die Aiili|ftb«a dct Staates,
tbd, eise Foiteuiy der Mond.
^Die Moralist ein Soii verain; sie schreibt dMCfeMtannd das Ideal fdr das
Ganze vor. Sie liat Bedeutung: für den Intellect, denn sie vemrtheilt das g'eschickte
Spielen mit Worten; sie hat Ikdeutunj,'- für unser hliusliches Lieben, indem sie
verhiPt^t. da.^s darin irgendwer Sclave sei; sie hat liedenttingf für unser Geschäft
Wää lur die Leitaug det» Staaten» j sie ibt ein Zeichen, dat» wii- alle Theil und
flttäk elMT andenB 'Wetedimiw lind, ab der, weklw wir eehen, «ad deee
wir In fliwei Feetarem wnnela, ak dfo Srie iai. Bine aeie EmpfiftdaaiT
diesei inneren Mahners zi gewinnen und zq fahlen» dMe teile
Forderungen auf alles Gute gerichtet sind, und so zu gewahren,
dass eine Bahn nnanfbörlichen Fortschrittes vor uns liep-tt das
istZieInnd Bedeutung der efchiaoheu Bewegung/ äiehe äalter, Eeligion
der Moral, S. 314.
^Die Kirchen haben viel zu re^n von ,bloßer Moral'. Ich kann daraaf
andporten» da» die ,Uo0e Xenl'i welobe lie kennen nnd (Um, eUerdings dee
M— dum Hdl nicht doliert, Wir bedfirfen einer voUkeniuiaeren Itad, einer
Xand, die das Ganze des Lebens deckt und keinen Winkel desselben außerhalb
der geheiligten Herrschaft des Guten liegen lässt. Ein höherer MaßsUib der
Rechtwliaffefilieir i«t es, deren die Welt bedarf, ein Hnlrhrr. r di.^ schlummernden
Gewissen der Meusdieu wachmft und eine Wiedergeburt des Lebens, des
privaten und des socialen, wirkt,"
,Wir behaupten die Unabbftngigkeit der Moral; wir •t&taen'une nicht
iif dae Dognn, weil etwa» im Heoeehen iet» dae ihm nSJier nnd weeentlieher
iKi ala dae Boput; wir etfttien uns nicht anf die Oeechichte^ weil die Qnellen
dv Geschichte in uns sind. Wir glanben an einen moralischen Fortschritt: —
dass die Begriffe des Rechten einer nnendlichen Entwickelung fähig sind nnd
den Menschen künftig Gtowiseenebedeuken kofluoea mdgen, an die sie jetzt gar
sieht denken.'*
„Die Basiü unserer Bewegung ist nicht eine Theorie der Moral, sondern
tte Xornl aelbnt. Iph etehe hier, um die Idea 4ee 0Bten eelbat empor sa
Ulan, enoh eelne Sehilnhete in «u«m Handeln nnd Im Segen enrei Lebens
bekennen zu In wen. Die Meinung, dass der Mensch nicht ausikbielhillMBM»
^ten kdnne, dass er nicht einen andern gleich sich selbst lieben kdnne, dass
^ leines Daseins Zweck nicht in seiner Familie, im Oemeinweseti. im Staate
finden könne, dass er tlir alle diese nicht leben könne: das nenne ich den
WälxrbQ Ingiaubeu. Moral ist das Heraustreten aus sich selbst und da««
Inbm llr etwas Gröderes."
Jb iit etwa» weit län&ohene« all FhOoiophie, was nneere unmittelfenre
Swge sein mam. Dies ist es: nP^aktiseli der Welt «i neigen, dnmdielfoml
eine hmreichende Grundlage unseres Lebens ist» dam Selbstlosigkeit sein kann,
dadorch darzuthun, dass wir sie an den Tag legen, eine höhere MoralitUt zu
bcweiaen durch die stren^rTe T^rinlieit unseres Privatlebens, durch höhere
-^^^^rifie von Ehre in unseren Bciufbangelegenheiten, durch stärkeres Mft^^uhi
ftr die Armen und Verlassenen." —
Anf Seite 345 der Sclurift: »Die Eeligion der Moral'' bagt Salter: «Es
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— 818
MWt eiae Relic:ioa kpumflü, frelohe «Oa ttmmkn Omam wmitAM im
liiBiMrigM BdigioM IbcnaMtot DeoB 4to WahilMlt Ding« tat vUkt
ebrfftlich, oder jüdisch, oder indisift, foodmi Eine. Die BedHrfhisse der
>fenschheit sind die ß^lfichpn in dt^r ranzen WeH; dv Beruf imd die «Bitte
Be8tiBimun§^ aller Natiouen sind die gleichen.*'
Entoprecbend dem biBiier Geeagteu haben sich in Amerika einzelne Geeell-
Mhiften geUMet. Die ^aeiellicbaft fir noralliehe CvlUr" 1» ChioagD
iMt folgende Sats«&f ea anf^jetlent:
1. Wir anerkennen die Wahrheit, dass das Wol-Sein des Staates in dem
Wol-Handeln «»ein»^r einzelnen Glieder hr^stf-hf^n muss. Daher halten wir es
tür unsere liöcht^to l 'rtichf, s<i nnsere Fü iiiL':k( iteu auszubilden und unser I. eben
i^a ordnen, da£fi wu- andere uui alle gute Weise, durch Beispiel wie durch
Bei^n, betolmii Maea.
2. Wir glAQbeo, äam riditige und TeraOBflgicnille Ansichten ttber unser
Verhältnis znm Universum von offenbarer Wichtigkeit sind fdr die rechte
ErfasKuni? unserer Pflicht. Wo da« £rpisti?e Gesichtsfeld durch einen Nebel
des Aberglaubens verdttstert ihi, sind keine klaren Begriffe der Pflicht erreichbar.
Speciüative Philosophie und dogmatische Theologie sollen dnrch die Lehren
der WliMttMduiftt der Teniuift md des Gewistenf feprdft werd« «ad Am
g«mAß stehen oder fallen.
H. Die gewöhnlichen dogmatischen Glaubenslehren befriedig'en nicht mehr
unsere moralischen Bedftrftiisge. Eine walire i'hilosophie des Lebens und
ein höheres Ideal der Pflicht zu haden, ist eine der Aufgaben , die wir ans
gestellt haben.
4. "Wir ludten « flbr tUm helligpe Piidit, wRIirMid iitt imeer eigeiiet
I>eben in allem, was diMB «imdit Min mBg, Btt refonnina trtefatett, la/dk
Kriiften alles zu thun, UTn nnsere Mitmeudieo §m der IfMrlgea LSfe» 1«
welche sie {gesunken sind, emporzuheben.
5. Zu unseren Veraustaitungeu gehören Vorllige Und Discnasionen für
SrwBioliteM md Sehnlea ffir Kinder.
6. Die ethtseke SehBle besteht ms Olaeaen für Kinder und etaMi
Seminar. Die IQEder werden in den Pflichten de» Lebens unterwiesen.
7. Die Armenpflege ist soorganisirt, fln«s nu li Iii ji T!ifr«'Ti nti dm Werken
der Mengciilichkeit mitwirken kdonen, die in Fragen der fieiigion nieht mit
uns ubereinstjmm^.
8. Der DameBvereiA sorgt für geprUle Pflegeriaaea fttr die Snahei.
Diese hSchst beaieilLenswerten Vorgflnge in Amerika haben nnn ihre Nach-
wirkungen bereits in Dentschland tretunden,*^ TTior hat sich bereit«? ein
Görnitz organisirt, in dem Berlin, München, Prag, ijtiaUburg, Magdeburg und
andere Städte durch hochgestellte, gelehrte Männer und Frauen vertreten sind,
üater ihaeii fUure kh aar wenige Mvnite KaaMo aa: Qeii. Heg. Rath IM
Dr. FBkaler, fte£ von GiajTkl, Prof. JodI, Prot Dr. Th. Ziegler, Bitter voa
Gammri, Frau Baronin Bertha von Sattner.
. Im Frfilüiag 1892 erlueit naa Dr. Felix Adler in New Yorii eine £la-
*) Wer sich hierttber belehren will, lese: Vorbereitende Mittheiloagen über
die etidiebe Bewegung ia Deuticklaad. Seiiia. Fr. DfliUBlIer. Pkeb €b Pf.
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ladiiD^. nach Beriio zu kommen und lii* r iloi ipht zu crf»! ' ii ul er die „ethische
Beweg^uug^' in Amerika. Dieser Mauu hielt uuii am 3. Juii 1892 in Berlin
Bede, wm der wir MgfMid« Mflnken Mer mltMUes:
„Die Gründer der ,etlüsckea Vereine' sind der Mefaning, dass man nicht
anf dem Wege natonfineiisciiafflleher Fonciiiing, da dieie so einer mecba-
Büdlen Wehaitffiusuig flünrt» sn einem nenen WeUiifld gelangen kflnne, sondern
dass man die.<;eu Erfolg mir anf dem Wege einer yertieAumiidTerinnerlichten
sittlichen Erfahrung erzielen könne. Wir sind also von rornherein nielit
antireligi ÖS: wir achten niebt allein jede reli^öse Überzeugung, sondern wir
heeren die feste Hotlnung, dass es auf dem Weg-e ethischer Cultur zu einer
ueaeu Weltanschaanng, zn einer nenen religiösen Überzeugung kommen wird.
Wir iMMlirBiiiken uns einfuih danmf, die IMennig alttlieiifir Bfidmig !0b
itoOeft als die wfehtlgite mid ertiabentte Feidenmg. Wir dnd der Helming»
daas liettte vor aflem nicht ivineoadiaftilche Bflduig, londeni alttiiclie VertfeAmg
* betont werden nmss.
Die Wolhabenden baben sich in großer Anzahl einem crassen Katerlalis»
Djns ergreben. Andere, die von edlerer Art sind, suchen in der Wissenschaft,
im Forschen nnrh Waluheit den Wert des Lebens. Ahn- uns ist e.s wie ein
Stern in dunkler Nacht anfgeg'angeu, dass in dem n»oiali sehen Streben
der Wert des Lebens zu suchen sei. I>ie i'iiiclit itit das Rettungsboot,
dal heanSt ateht, nna hei dam Schiffbnich der atten GlanhenaTenteUungcn anf-
mnebmen. Der enfce Grandgedanke nnierer Bewegung belBt nicht: ,Thne,
was deine Pflicht nnd Schuldigkeit ist,' sondern: ,Suche zu ergrttnden, waa
deine höchste Pflicht und Schuldigkeit ist! Strebe danach, die alten bestehenden
Vorschriften mit nenem Geist zn erfüllen nnd zu nenen sittlichen Forderungen
heranzureifen, die den neuen Verhältnissen und Bedürfnissen unserer Zeit
entsprechen.'
„Der zweite Grundgedanke unserer Vereine ist der von der Unabliilngig-
keit der Alorai. Wir leugnen den Einfluss dei* religiösen und philosophischen
Anwibaunngen alcbti wir abid aber der Keimmg, daia erst ans dam Handeln,
leibst die rechte EinaiclLt in die Frindpien des Handelna erwicbat, daaa man
auf dea Vftg der Erfahrung, der Induction, in die Tiefen der Sittlichkeit
eiudringen mnss. DemgemttB aind wir auch der Ansicht, dass man an jeden
Menschen. p-If^iehviel was seine religiösen Ansichten sein mögen. dieFordemng
stellen darl und soll: T»u sollst gut sein! Du kannst, weil du sollst!' Die
Kirciie verlangt, dasi lijun auf dem Umweg des Glaubens zum rechten Handeln
Zuname. Wir aber kehreu die Xlitibe gerade um ; w ir sagen : ,Krätguthaudelu!
die rechte Sinaieht in die Principien des Handeina wird achon an»
icA Handeln aelbat erwachsen.' —
»Dir dritte Grandgedanke der etUacbcnVerebie Ist: Die rechte Lebens-
ftbring iat eine schwere Knnst nnd mnss dnrch Übnng erlernt
^^rden. Vor allem ist zu berücksichtigen, dass der Kreis der Pflichten je
n if h <\pvi verschiedenen Lebensaltern und Berufsarten wecdttclk Die Mitglieder
Wüä« ethischen Vereins theilen sich daher in Grupjien.
Drr untersten Gruppe werdrti die jungen Söhne und Töchter der
Weinginitgiieder zugetheili. Die moralische Heiehrung der Jugend
bildet das Fundament des Vereins. Auch im moralischen Unterricht
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— 820 —
te Jagend tii«t eine große Reformbewegangr noth. Man soll im LehifM|r
<Vv vf'rhte psTcholo^nsche Folge walten lassen, soll einen sittlichen A n >c Ii aunngs-
unterricht geben, ehe man zur Entwickelung sittlicher Begriffe über-
l^ht, man soll zom Zweck der Schärfuug dm sittlichen AusciiauangSTermögens
das reiche Material der Fabeln, der Mythologie, der biblischen und indiBcfaen
Enihlangeii lichten und ordnen, man soll nicht den kindlichm Geist mitLehr-
Sätzen belasten, für die das Kind noch kein Tenttndnis hat, sondern mit den-
jenig-en sittlichen Vorstellungen den Anfang- machen, die innerhalb des kindlichen
Erfahrangskreises liegen, man Boll bei der Entwickelang der sittlicliea
Begriffe nicht anf den Abweg geratben, eine aietapbysiscbe Begrfindnng za
Yttiodifin, BODdem seil «n der Band eoncreter FAlle nneh sokratlseher
"Weise allgemeine Begeln entwiekeln. Ferner halte ich ee Ar rathsam,
4as8 man die Spruchweisheit in Hilfe uehey vm gewisse Cardinal punlEte
der Moral dem Gedäclitnis einzuprägen, und dass man eine Anzahl von Bio-
graphien edler Männer und Frauen der Jugend vortrage, um ihr sittliches
Urtheil zu schärfen, und um sie durch leuchtende Beispiele zur Nach-
ahmung ansoftnem, endlieh, dass man geviMe moralische Beden, wie die Beda
des Sokrates ¥or seben Bichtezn,ansgeir8blte . Stilehe ans der Bergpredigt,
ans den Beden des Jesaias, die letzten Worte des Thomas Morus, die
npftysbnr^cr Rede des Abraham Lincoln auswendig lernen lasse, damit
durch das gesprochene Wort der Geist jener vortrefflichen Reden in das
jugendliche Genmth einziehe. — Ich kann nur versichern, auf Gruud vieijaiiriger
Erfthnmg, dass ein derartiger Unterricht, weit entfernt, den Vor*
warf des trockenen Moralisirens m Terdienen nnd abstoAend na
wirken, das regste Interesse der jungen Menschen erregt nnd sie
an einem wahren Enthusiasnins zu entflaranipn vermag.
,,b) Die zweite Grupiu sht/j sich zusammen aus den heranwachsenden
Jüngliugeu und Juugtraueu. in dieser Gruppe ist namentlich die Vorbereitung
Ar das spätere Bernfslehen an pflegen. Aneh ist in dieser Gruppe das
ethische Verhältnis der Freundschaft besonders zn berühren. Femer gehört
die Vorbereitung für den Stand der Ehe hierher. Man klagt allgemein über die
Zunahme der Ehescheidungen in allen Culturlündern. Nun kann diesem Übel
auf keinen Fall dadurch abgeholfen werden, dass mau den Austritt ans einer
nnglttcklichen Ehe erschwert. Vielmehr kann ihm nur dadurch abgeholfen
werden, dass man den Eintritt In die Bhe sn efnem Aete edlerer Wahl
umgestaltet, der von vollem Bewosstsein aller damit verbundenen P fliehten
und Verantwortlichkeiten begleitet ist. Mit nnerh?5rter Feigheit hält slch Vnsere
im Innersten angefressene Gesellschaft von diesem Problem fem.
c) Der dritten ümppe gehören Männer und Frauen an, die in das gereiftere
Alter eingetreten sind. Die Pfliditen, die hier Gegenstand der Erörterung
werden, sfaid die Pflichten der Eltern gegenihre Kinder, also die ganne grole
Erziehmigalhnsge, die Pflioiiitan des BOrgen gtgm den Staat nnd eidlich die
Pflichten der verschiedenen socialen Classen ^r^^gfn einander. Hier sind die
verschiedenen socinl-rpformatorischeü Bestrebungen zu prüfen. Ein ethischer
Verein mnss alle socialen Classen umspannen, damit das tiefere Bewusstsein dei-
gegenw&nigen Pflichten erweckt wird. Denn es handelt si^ bei der
•ooialen Frage nicht hlea nm die Bettang der Annm, aondeni aneh «a die
geistige Battang der Beloben. Die geistige Befreinag nad VersOhnang der
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— 321 —
Besitzenden sowol wie der Besitzlosen ist dM Ziel der socialeo hewegwag,
mfge(&mt vom ethischen Standpunkte aus.
„d) Die vierte Grupi^ ist die Ornppe der Alten, die ihr Tagewerk vollendet
hak« nd am Abaad ftna Mna ataftaa. Dia PAldrtan danelbaa Maben
Banaallkii Mb, taiah miaaii B*lli, dardi gtaammalta Miknageii Amen
zu dienen, die noch mitten teXanpfe stehen, dorchdiaWtMa ihres Benehmeaa
die Ehrfarcht der Jüng-eren zn erweekan «ad dvrQh aagaBaaiaaaa BetnohtaafT
Ml ftttf ihr Ende vorznbpreitpn.
„Aber anch g-CTneinsam solleii aiie »Truppen r;i<ren. Es Rollen namentlich
ta Sonntagen die Pflichten zur Sprache kommen, die aiieu Menscben gemein-
sam sind."
♦
JBä aiad noch drei Einwände zn besprechen.
«T>er erste geht dahin, dass der ethische Idealffmns der Neuzeit sich in
den social -reformatoriachen Bestrebungen verkörpert hat, und da^^ rrinn also
seine p-anze Kraft fBr die L^ng der Arbeiterfrage einsetzen mu^»e. Wir
wolleu aber den Charakter des Menschen in meiner Totalität erfassen und
batat. Dmh AUanknng der Aaltearkaaiakalt anfdleünganaltnng dar taten
TartlltaiaBa wM dar VarlSAailieiiang lalahi Abbrach gafbaa. Dia Beaaennr
des inBMiL MaaadiaB wM amh aof talereB Iirtenabadfagaagaii aarOek-
..Der zweite Einwand ist der, dass die Kirche ja schon das Werk der
siulii lu 11 Erziehung iibernehme, und dass deshalb die Gründung besonderer
ethischer \ ereine nicht ndthig sei. Vor wenig Wochen erklärte nun aber in
London eine Yersammliing von Geistlichen der engUdien Staatskirche: «Wir
ifiacbai all m laeran VKaktiä odar,'waa noch addlanaar iat, la taabaii
Ohren. Ylala, dia der Eirebia angahSran, atnd aar Sahalndnlrtaa, ibid Kladar dar
Watt and streben ganz aadem Dingeo aach, als ihrem Seelenheil. Und aoBar-
dem gibt es eine unzählbare Menge, die ancli äußerlich mit der Religion
gebrochen hat, und anf die wir allen Einfluss verloren haben. Es muss also
etwas geschehen, um die große Masse derer, welche die Kirche nicht erreicht,
vor sittlicher Versumpfung zu bewahren.^ — Was nützt es also, wenn man
Manftat: Itat niaMn die Kanaebaii i^ben, aba aia gvt aela kdaaan. Vlala
MoiMbeB, and die beatan darantar, glaaben nan einmal nloht Aber gal aeln
wollen die meisten, das kSnnen sie auch, vorlänfig ohne den Gianbea. Diea an
biaweifeln hieße an der menschlichen Natur selbst irre werden.
„Und der dritte Einwand heißt: Es kann jeder fiir sich an der eigenen
VenoHkommnnng arbeiten, sich selbst erziehen. Wozn fin \'erein? Darauf ist
sagen, dass es ja der Zweck der Moral ist, aus sein» r Vereinzelung iieraus-
«itreten und den Gemeiugeist zu pflegen. Was uns allen noth thnt, ist das
aHtaaia, alMr Oaneluehalt Olaiehgarianter anzugehören. ICftrademOleloih*
fMbnlan naeh fiBham and Edleai aa üreben, wirkt erhebend anf daa Gemfttb,
MUt, stützt und trOetet.
nDer innerste Kern unserer Sache liegt darin: Das Heilig- Menschliche
fi(\\]p'f) wir hüten und pflegen. Wir haben in nn« nrd indem die Üh*^r/eugnng
•umzubauen, dass wir in dem schöpferisch-sittliciien Streben einen c^ueli be&itzen,
tts dem uns ewig Kraft und Trost fließt, dass, wenn auch alle Orakel ver-
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ttammen, die OottbeU^, die in unserer eigenen Brost wohnt, ihre äUuuue aus
nie verngm ydtdj*
* ^ *
Die ethischen Gesellschaften Amerikas betrachten die Umgestaltung' der
ethisch f*n Erziehung als eine Uaaptaufg-abe. Gegen die hi&h@rige theologische
Begründung der sittlichen Wahrheiten arhebea sie Einsprach. Das, wat> die
yflUMhen iteUniei» wvllei tiis nkht auf Vorstelliugen gründen, weiche die
ICensehentnnneD. Sie befolgen daher den Gmndsate, die afttUolMBiliQng giuUeii
4isfthiiiBilB von allen theologischen Begriffen allein ans den tidtoen EtitteBB-
l)edingiingen nnd Grundgesetzen der menschlichenXatur und ihrer untrennbaren
Wechselwirkung mit der Gemeinschaft zu entwickeln. Sie stellen die Beziehung
des Sittlichen zu jedem tiefereu (iedeiheu des Ganzen und des Einzelnen hell
no dtt Ueht md bagiMfln die Übcneugung, dasi Adel nnd Bedentang dee
Lebens nnabhingig Ton den leUgiBaM VewMIhinfen seien.
Der Ethik-Unterricht der Schale tiMiit sich in drei Cnrse.
Der I. Ours nirifris^r die Schüler vom 10 bis Alrrrpinhr. Hier wird
der ethische Anscliauungsunterricht an der Hand von ülrziUüiiAgeA ans dem
Alten Te^«ment gegeben.
Dar n. Cnn iMCfsit die SehdUer vem 12. Us X& Alte^jehi. Er giM
eine ^yslematbehe BusUIfang der ivlditfgsl« Pttshien des Letasi neee
Pflichten werden aber in sokratischer Weise aus Beispielen und ans der Er-
fahrung entwickelt. Dabei werden banptaftchlieh klare Begriffs angmtwjfci
and wird das Gewissen erleuchiot.
Die rilichten werden eiugetheilt in Pflichtan gegen das iidgenlebeo und.
Fflieiiten gegen das GeseUsdliaftdeben. Die eislam irartai vrtanNUete im
soidie» die Mk beiielieB aaf ta KOiper, den InteUeot nnd dnn GeftU.
Die zweite Grnppe theilt sich in solche gegen alle Menschen, fSgen
FRfnilienglieder nnd in patriotiaehe Püehten* Donli WstnlnitHmi Belm md
Poesien werden alle illustrirt.
Der III. Ours ist fiii' die Schüler vom 10. Jahr an, und euihait Biograf^hieu
MUimtcr Ittnner und Vmaen. Unter ihnen flgnrinab«rlUinite Denker, FUka-
thzopen, BeforoMr etc, Zierden des KenedleDgeaQhledrtee. Die anserwäUte,
die beste Gesellschaft, die der Unsterblichen, wird hier er&ffhet. Die Mensdi-
heit in ihrer hliehsten Vollendung wird hier TosgeAhrt» und das Ideal wird
vorgestellt
Am 19. Oetober 1892 fttnd in Berlin im grsden Sunl der .»Berliner.
Beneurce" eine eonstitnirende Versammlung von Frenndsn der »ethischen
Onltar" statt. Dieser Tag war zur Berathung der Satzungen bestimmt
Das Wesentliche dieser .SatTiangen der Deutschen Geeellsehnft
für ethisch»' C'ultur" ist folgeudes:
1. Zweck: Es ist der Zweck der Gesellschaft, im Kreise ihrer Mitglieder
und anieriudb deaselben sie des Oesninsaae und YerUndender unabhiagigTsn
allen Verschiedenheiten der Lehens Verhältnisse, sowie der religiOsen und pell*
tischen Anschannngen, die Entwickelung ethischer Ciiltur zn pflegen.
2. Mittel: Zur Erreichnng des Zweckes der Gesellschaft sollen auotehst
folgende Bethätigungen dien^:
a) Veranstaltungen zur Hebung der ethiseiien Jugenderziehung in
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— a83 —
allen iln en Stufen und. zm- I'iläge des Wahrbaft-Menscliliclieu uud -Gemein-
saiQüu iiu ethischen Unterricht, unabhängig von den trenn^den Lehreu der
lyUgjgiea Confaniftaftn und dar Ptetefan.
b) Yemnataitaigen ¥oa VortrllgMi and Bmfnämgfi» ftbar efliiiclieFor^
demngen und Probleme im Kreise der Mitglieder and Pflege der weihevolleii
Suwirkung' von WisBenschaft und Kunst auf die weitesten Kreise des Volkes,
c) Verbreitung von etlii.«f h f^h-fierliclien JSriktonuigeni dacehBoAber, Zait-
sctaiften, Flugblätter. Zeituugs.u ülvt l rtr .
: jd) Beteiligung au der Hebung der i^benslage der ärmeren Volksschichten,
wvne M den S^ntae lud dar Hilfe iflv aU» Leidendea und Bedrftngten gegen
jfda Art Ton Uai^ok «ad Uaiaobt.
S. Jeda Perton, die daa 18. Labwiyahr ftbanelnltteii hal, tot mt
gU^chaft berechtigt.
4. IMr Höhe des Beitrages betrögt mindestens ^'y Pfennige monatlich.
Diß 7 — 28 sprechen sich über die Organisation der GcseUflohaft aus,'*')
Dtese Gesellschaft sticht sich in ganz Deutschland auszubreiten.
Das i&t einmal wieder eine klüftige Eeguug des deutschen Idealismus,
llüöge er yoa gn$m Ejrfolg beglaitat aeiat
Pädagogische liuiidscliaiL
Aas PrevBen. Der Hetr Unterrichtsminlster 0r. Bona machte 'binsiclit-
llch der Stellnag der Volkaschiinelirer dem liaadtage. fldgeiide etattottoche
IBttheilnngen:
Binschließlirb Wohnung und Feuerung hatten anno 1891
3üt>2 Lelirer zwischen BOO und 750 M. fiinkommea
26117 „ , aOO „ 1200 „ „
23491 „ , 1200 „ 1800 „ ^
and 18505 „ » 1800 , darftber.
Yen 9814 Lebieni bto zn 26 Jahren aind 591 yerheiratet
„ 14038 , zw. 25 n. MO „ „ 7132 „
uud von silmmtllchen 62272 sind 2(M )77 unverheiratet. Der Herr Minister
tritt dabei der weitverbreiteten Meinung, dass die Lehrer leichtsinnig zu früh
in ^e Ehe einträten, nicht nur entgegen, soudern hält die Verh»'iratTin<r einer
größeren Zahl von Lehrern fÄr wünschenswert. — Aber nicht emmai die Hälfte
LebrerateUen tot Ar einen Fanüleidiaudialt genügend dotirt, und die Zahl
TeibdraCeten I/ehrer wttrde noeh geringer sein, ab ale tluitsIdiUeh tot,
wenn nicht mancher junge Lehrer anf einem wdtyerlaawnen Dorfe aeiner
Fbyaiidiett Exiatena halber zum Heiraten geswnngen wflre.
B. Vom deutschen Ostscestrande. In den .letzten Jahren isr in der
Presse und in den preußischen T\aiiauieDten vielfach die Rede von der uber-
Ittdaehmenden Sachsen gängerei gewesen. Darunter versteht man die
nUnidien Anawanderungeu der Ailidter und Arbeiterinnen ana.den dentecben
*) Wer die Satzungen beziehen wQl, mag wk wenden an: Prof. Dr. 0. von
(%!ki, Beriia W., Nettelbeckstr. 24.
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Ortntrimi «nd gam tmondOM «ndi m ooMn teandg^geiiAeii
•isolieB Iii diiBtrlettftd teil. In WhlcUdikait itt ieit Jahren dl« Strtanmf*
luuih sndifii Gegenden, wie z. 6. WcfMUen, viel bedeutender geweint
Ganz znletst wurde nacli der ('liolera von 1 892 die Stadt Hamburg als neues
Eldorado erkoren, und es dürfte dort die Lücke von ca. 1(XMX) Arbeitern
längst wieder aasgefüllt aelo. Aach Chicago hat mit seiner Weltaurateiliuig
und dar Hoflhnng aof große Vadtante «elae- Opfer gtMmt
Man hat der jogmannton „Sadumflogwel* aogar tob SeMw der
Regierung viel Anftnerkgamkelt zugewendet und die Ursache diraer Völker-
wanderung- im kleinen zu erforschen gesacht. Da ist man denn auf
allerlei Gründe gekommen, welche jedoch meisten» den wahren Grund nicht
treffen. So lautete kürzlidi ein niedicinisches Gutachten, welches von autorita-
tiver Seite abgegeben winde, dahin, daaa die Hanptunaehe der „Saeheen
gftncerei* in der Wehnnnf eflraife m suchen eeL Die Atbeiterwohniingen
wären in den Sstlichen Provinzen Deutsdüands so menschenunwürdig, daaa ee
kein "Wunder ppi, wenn dip Menschen solchen Asylen den "Rfirken kehrten
Was nun die Arbeiitii wohnnngen anbetriftt. so sind dieee in den Ost-
marken um nicht« schlechter, als bie in vielen andern I)i.stncteu sind, und wo
noeh in tanitSnr Bedehon^r viel bb wüniehen ftbrig bleibt, da tragen die
Ariieiterfrauen oft recht gniAe Sehold davon. Auch Ist die Unzufriedenheit
über mangelhafte Wohnungen in grOBerem Mafistabe aus Arbeiterkreisen
niemals laut geworrlrn. Ja, der Volkswirt hat schon lange grrißf'^ Rndf^nkerj
gegen das Wohnen der Arbeitei' gehabt, weil Kinder und Erwachsene hautig
nicht nur in einem Zimmer, sondern auch in einem Bette schlafen! Hierin liegt
allerdiBgs ein greller Übetoikand, deeeen Tragweite die meisten Arbeiter aioht
übeneheB. Wie hier aber der moralischen Verpestong weiter Volksschichten
vorgebengt werden soll, wird noch lange ein nngelilstes Eäthsel bleiben. Will
man dem Arbeiter zwei Zimmfr schaffen, so nniss er auch für zwei Zimmer
Heizung haben. Hat er diese, so benutzt sie der eine, der andere verkauft
dae Brennmaterial, und mit den gelieferten Betten und ' Bettetellen geht ea
genan ebeneo^ Aof dieaem Wege würde auui mehr Schaden ale Natsea an>
riehten. Das Bedürfnis, ein reines Zimmer nnd ein sauberes Bett und ein
Blumentöpfchen auf dem Fcnstpr zu haben, mnss n\w der Arbeiterfamilie selbst
kommen. Solnns-p flif>«es Bedürfnis nicht vorhanden ist. hat sich die Schule
nnd auch die Volkswirtschaft beständig die Frage vorzulegen: „y^i9
erweckt man immer mehr den Sinn fttr Reinlichkeit?*
Bin greller Übeletand in der WohnBngafrace der ttUtiaefaen Arbeiter
ist der verhältnismäßig hohe Preis, den diese Staatsbürger ßtt ein Unter-
kommen bezahlen müssen, ^fan rechnet bei Beamten 10 FVocent vom Gehalte
als Wohnungsgeld, der Arbeiter muss aber nicht selten 20 bis 30 Pro»
Cent seines Verdienstes dafür anheben. Natürlich leiden daronter alle andetu
wirtwihaftliohen BedlzfiiiBM nnd beaonden in bedaieilieher Welae die Kiader-
ern&hrnng nnd somit die Kinder ersiehnnir* Anf dem platten Lande
fällt dieser Übelstand wenigstens weg, denn hier habcB die Arbeiterftunfliea
fast ohne Ausnahme eine freie Wohnung.
Zur Gründerzeit, nnd in großen Städten auch gegenwärtig noch, suchten,
einzelne Unternelimer förmliche Casemen zu errichten und posaunten ihr phi-
lanthropisobM Üntemehmen in alle Welt, In Wirklichkeit handelte ea M
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dabei nur um Oapit;ilvf^rw pming- von 7 Proccnt. Der Arbeiter wohnte dort
moderner, jedoch meistens aueii noch theurer. Andere bauten kleine Arbelter-
häuser. Sie sollten durch einen „etwas höheren" Mietzins gleich Eigeuthum
Ics Arbeiters werden. Das loekte! — Hierbei haben dcb viele Arbeiter-
finriHen gmdesa tvlnirt, weil de alles apfsm nrasstoo, vm ihren Verbindlich^
keiten nadikomm^ zu kOnnen, denn die LofanverhiltnfMe verscbleelitem tleh
nweilen, Krankheit nnd Kindersegen sind anch nicht vorher in Anschlag
gebracht worden. Durch diese kleineu Häuschen nnd durch die Ausgabe von
sogenannten Uentengiitern sollen die Arbeiter an die Scholle gefesselt werdeQi
doch diejenigen, welche die Fußangeln merken, gehen nicht hinein.
Seit November 1891 ist für Preußen eine Centraistelle für Arbeiterwol-
ftMebridttangen gesdiaffen, deren '^miina in gewiaaen SreiaaD mit aefar
saagviniaehett Hoffiaongen entgegen geaehen wird. IHeee Gentralatdle hat
rieh denn auch aofort anf ihrer ersten GoDferenz mit der ArbeitemrobnmigS-
frage beschäftigt, nnd die Resultate dieser Beschäftignng in Bnchfbrm der
ÖflFentliolikeit ftbero:eben.*) Alle Tlieilnehmer der Conferenz sind der Über-
zeagnng gewesen, dass die meist» n «b-r dm Arbeitern zur VerftigTtng stpfienden
Wohnungen entweder für ihre Veriiaitnisse entschieden zu theuersind oder, was
Qoch schlimmer ist, qualitativ auch be^heideueu Ansprüchen nicht genügen.
Man nimmt an, dass in. nicht sn langer Frist in Bentachland Ar 10 lOlHonen
AiWter gee^ete Wohmmgen geschaffen werden mflssen. Nach einem Keferat
des Oberbergraths TKglichsbeck sind bei den fiscalischen Werken in ganz
Preußen für Arbeiteransiedelangen von 1865 bis 1891 für Bauprämien
S471815 Mark, als nnvrrzinslicht^ T?andarlehen 6050545 Mark verwendet
worden. Alle diese Sunmicn fallen ahei- immer dem indnRtnereichen Westen
m Hier im Osten herrscht keine Wohnungsnoth. Im Gegentheil! — Der
Bandichaaer aah nicht selten Insthftnser leer stehen nnd die Besitz«' mnssten
rieh nach aBdani AitieitaMften nmaeben. Wie gesagt, die Wohnongsflrage
ipleh hd d«r S^MhaengSngavi keine Hanptrolle.
Welches sind denn aber die wahren GrVnde der anflUIenden Vttlker-
bewegtmg? —
Zunächst ist es der den deutschen Stämmen seit der Hunnenzeif inne-
w^jhuende Wandertiieb. welcher seit Jalirhunderten die Völker nicht nach
Korden, Süden, Osten, sondern fort gen Westen treibt. Genährt wird dieser
IMib direh die soridAldhsnden Aiheiter. Diene speeolireii gans richtig»
iadem sie aagen, jenehr sich das Land Ten Arbeiten ent?01kert» nmaomehr
Druck können wir Znrflckbkibenden in Bezog nnf LohnerhShnngen anf die
Iwritaenden Classen ausüben.
Ein zweiter Gnind ist der, dass die Arbeiterkreise ebenso von dem rea-
listischen Zeitgi'iste belierrscht werden, wie die höhereu Gestllpfhaften. Jeder
will wenig thnn und viel Geld ei werben. nnd Geld ist ja Gluck nach der Auf-
i^Mimg der Zeit, Wie der Reiche an der Börse, der Börger nnd Bauer in
Lettarien naeh Mannnen haacht, so trdbt'a den Arbeiter, der hier nicht
*) ächrifteu der Centralstelle für Arbcitcrwolfahrtseiniichtungen. Nr. 1.
Bie Tetbessenrng der Wobnongen. Yorberichte und Verhaadlinigen &t CMsiens
▼om 25. und 26. April 1892, iu:h<\ Berieht über die mit tb rj-clbeu verbaadoie AlUh
Stellung. Mit 208 Abbildungen. Berlin« Karl Hermanns Yerhig. 1892.
Padagogian. 15. Jaiug. Oeft V. 22
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Diit üiiin kann, ans der Heimat m die weite Welt. Dort hoftt er zu fiuden.
was seiue Lage verbesseru kaun. Der geringe Grad von Bildung lümt ilio
eine FaU morgana sehen, die den Augenbliel» eelnria^fll, mim er alt Jm.
.md Kind dae letite StSek seiner Hebe verrdst und verashrt hat Wer er
kUrt diesen Zwies|ialt der Natur im deatschen Menschenherzen: hier der an-
wldentehliche Wandertrieb, dort ein peinigendes Heimweh, dem dee Osaltli.
kellies Sterblichen so leicht zum Fan>«p HiDt. als das des Deutechen.
Und fraierpii wir: Wie kommt die l'ädagogik bei der ^Sachsengängerei"
fort? so muss mau sagen, herzlich schlecht. Die Kinder werden ihres ersten
Gutes eines civilisii'teu Menschen, ihre» lleimatrechtes, beraubt, k
frttbester Jugend Teriaisen sie die tränte St&tte, wo Ihre Wiege stand, wo
ihnen, um mit B. M. Arndt m spteehen, Gottee Sonne miecBt soUen, am mii
ihren onznfHedenen Eltern tmi Ort zn Ort zu wandern. Was diese ana«i
Kinder in den Eisenbabnwaggons 4. Classe und in den Zwischendecks der
Auswandererschiffe sehen und lir>reTi. ist sicherlich nicht hinter den Spiegel sn
stecken. Von Ihiterricht der Kinder ist in Jaiireu natürlich k> ine Kede. Wo
suü hier uuu eine Geiüt- und Gemäthsbildnng herkommen .' Aach der letzte
Best jener altgermanischen Tagenden wird in betrübender Weise mit Stampf
und Stiel aasgerottet, ond als total verwilderte Caricatnren trete ale nacfc
Jfonden In Lampen in dar Heimat ein. Das maeht die SaehsengtagereL
Dnrch das Gesetz über die Dotimng der Dirigenten and Lehnr sa
höheren UnterrichtBunstalten sind die an höheren Töchterschalen an-
gestellten, akademisch und seminarisch gebildeten Lehrer in eine ri-eht fatale
Lage genithen. In erster Linie stellen sich zwischen den ütiiüU^ni der aka-
demisch gebildeten Lehrer beider Kategorien von Anstalten au einem Orte m
grotfe Differenzen heraos, dass sohlannige Abhült dringend nothweBdig M,
Ja dar Übelstand ist noeh gritfiar. In einer Stadt eilialten die akadesM
geprüften Lehrer an dar hSheren TSehtenohale nvr 2970 Mark Qelmlt inoL
Wohnungsgeld , während ein seminarisch gebildeter Lehrer am ' Gymnasin®
5960 Mark erhält. Dass diese Zustände nicht haltbar sind, liegt auf dtr
Hand. In l^egierungskrfifeTt hat man denn auch bereits Abhilfe znirt^sagt.
nur über das „Wann" schvNeigtii alle Nachrichten. Natürlich wJlre es gewesen,
nach der Begelang der Gehälter an den höheren Austalleu nun die Kegeloag
derselben an den Kittel* und UUuren TBebtenobvIen Holgen sa lassen ml
dann erst an die Velksschwla sa treten. Ifan hat im pienlUsdMi lOnistefiBB
die Volksschole yergeiogen, weil sie dem Fiscus mehr am Henen liegt, dana
die Töchterschalen sind meistens städtischen Patronats.
Zwar ist eine Gehaltsregulirang an höheren Töcliterschalen besonders
schwierig, weil an ihr Lehrkräfte mit ganz verechiedeneu Qualificationen wirk«i,
weil Herreu und Damen angestellt, wissenschaftliche und technische Lehr-
kräfte zu berücksichtigen sind« Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass die
Zahl der dessen and somit aneh die Lehndele bei diesen Anstalten sehr ver-
schieden shid. Einige Schalen haben philffil«^;isch> andere theologisch geUUeto
DIreeteren, einige haben seminarisch gebildete Baetoren oder Schnlvontebe-
rinnen an ihrer Spitze. Die Regierung weiß nun immer nicht recht, wo m
die Grenze zwischen höheren Töchterschulen und Elementarschiil*^n ziehen soll.
Unterdessen haben einige Communen die Entschlüsse dei Regierung nicht aX>-
gewartet; sondern iiabeu die Gegeusätjse zwischen den Gehältern der Lehrer
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IS daii TOMlifodciiMi Sehvieii ant ^getnut Initiative MBgegäxibm, 8»
gmkAm unter nntoen in GMtB nnd BrealML
Ans Hamburg. [Nenfs G^haltPsresetz.] Am l-^ehlusse des alten
Jahres, den HO. December 1892, ist endlich das so lange ersehnte, schon seit
Joii 1892 im Entwurf fertige, am 28. November von der Bürgerschaft an
genommene „Gesetz, betreffend die Gehaltsverh<niase der an den VoU&sschuien
k der Sladt» der Ventadt und den Veierten, eowie an den Vonolmlen der
Uheren Staatnehnton angeeteUten Lelirer nnd Ldirerinnen* Tom Senate
VBserer Stadt angenommen nnd verkündigt worden. Vor einigen Jalven eahea
Tielp T.olirer diesem Gesetze mit großen Erwartungen entgegen; seit langem
aber v, ar hrroits rinc In rirntende Herabstimmiing der Hoffmine-f^n eingetrefeeo*
Das ueue beaftz \v. ist denn auch cesrenüber dem bisher gültigen i^^vom 17. Juni
1878) keine neminisu erten Erh'">liung-8ziffern auf, wie folgende ttbersicht zeigt;
Gesetz vom 17. Juni 1878. Gesetz vom 30, December 18d2.
A. T,phrer:
a) nicht fest auges teilte, jetzt nUilfsiehrer";
M. 1200—1800 M. 1400
lach je 2 Jalirwi 160 H. steigend; ohne Steigerung;
b) ftet aageetellte Lehrer n. Oehaltedaaee:
H. 1750—2500 H, 1800—2800
naeh je 3 Jahren 250 M. steigend; ebenso steigend;
e) fest angestellte Lehrer X. Ctehaltselaiso;
M. 2250 3500 II m wiiX)
nach je 3 Jahren 250 M. steigt ad, rl rii>u steigend; .
d) erste Lehrer (d. h. Leiter) der beiden Semiuaiächuleu:
IL 8000-4400 M. 3500—4700
aeeh je 3 Jahren 360 U. steigend; naeh je 3 Jahren 300 M. stei^fwid;
e) Hauptlehrer:
M. 3000—4400 M. 4000—5200
Mbat Dienstwohnnn? oder 760 Mk. wird Dienstwohnung gewährt,
Wohnun/irsgeld, 750 3^ weniger;
oach je 3 Jahren 350 M. steigend; nach je 3 Jahren 300 M. steigend.
B. Lehrerinnen-
a) nicht fest auK-^sieilte, jetzt ,|Hil£Blehrerinnen'':
M. 800—1200 M. 1000
nach je 2 Jahren 100 M. steigend; ohne Steigerung;
h) fast angestellte Lehrerinnea:
K 1200-2000 IL 1200—2000
Äach je 3 Jahren 200 M. steigend; ebenso steigend.
Während also das Gehalt der fest angrestellten Lehrerinnen gamlcht
whBht ist, ist dem Höchstgehalt d*»r T.ebrer KM) ^[.. dem d«^r Hauptlehrer
50 K. (fünfzig M angefügt! — Die Autlje.M.st'nmg, die das iituc irelialtsgesetz
^unoch mit sich bringt, liegt in den wesentlich günstigeren Anäteilungsvor-
«inUken. Wlbrand nftmlidi bisher die feste Anstellnog erst naeh seefas (bei
^ aaswirts gekonunenen Lehrern oft ent naeh 7 — 8) Diensljaliren erfblgte,
^^itfanat §. 4 des neuen Geseteee, daas die Hilftlehrer nnd HilMehrerlnnea
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t>^T angestellt werden, bald sie vier Jahre im Sclmldieusie, darauter niin-
dcsieuä ein Jahr an öffeutUdieii Schulen im hambai-gischen Staate üi^üg
gewesen sind mid die «weite FrttAiDg beetaoden haben, anf den nSduten
h Aprü oder 1. October, aofen die BehSrde nicht im einseliieii F«U wegen
besonderer Bedankeii ebie. weitere HinMiiiflhiehnng der feeten Anetellwng
besohließt.''
l)i<d Beitiiumaug dagegen, dass von der Geaammtheit der fest angestellten
Ijebier die Hälfte der ersten, die üüitle der zweiten Gehaltsclasse angehCrea
aoUi beimd «neli eduMi hlsker«
^IHe neuen Gehahe kunaien vm 1. Jenaer 1892 ab in Anwendung"
(§. 9) nnd erhalten insofern rückwirkende Kraft, als den Lehrern der zweiten
Gehalteclasse und den Lehrerinnen, welche vor dem Inkrafttreten dieses
Gesetzes fest angestellt sind oder innerhalb 6 Monaten nach dem Inkmftireteu
desselben fest augestellt werden, »die in diesem Gesetze bestimmten Alters-
nüagen so beredmet werden, als ob ilire feete Anstellnng anf den nSchsteo
1. April oder 1. Oetobtf erfolgt wftre, lobeld dte Lebrtr nnd Ldirerlonen vier
Jahre im Schuldienste, darunter mindestens ein Jahr an öffentlichen Schulen
im hamburgisch^ ri *^trt;\t' th'Ufgf gewesen sind, die zweite Prnftmsr bestanden
und das 25. Lebeii^jaiu voiltudet haben." Diese Bestimmung gilt ebenfalls
für die Berechnung der Peusionsberechtigoug 9).
Die Anfbesierong im Gdialte, wekbe das nene Oeeetn flbr die liam-
bnrgiadien Lelirer bedeutet, hftlt leider bei weitem nidit Sdiritt mit der Ver*
ändernng der wirtschaftlichen Verhältnisse während der letzten vier Jahre.
Seit dem Zollanschluss Hamburgs (1888) ist. eine bedeutende Vertbeuernng' zu-
nächst der Colonialwaren. dann aber auch fast aller Lebensbedürfnisse ein-
getreten. Die^e \ ertheueiung — die Uii^achen sind wol nicht aubüchliefiUch
Folgen dea ZoQansciifauMS — tat eo bedeutend, daM man nieht folilgeht in
der Annahme, daa der Lebensnnteriialt rieh nm ein Drittel hoher stellt ala
vor 1888.*) Von diesem Gesichtspunkte ans kann man nicht von einer Anf-
bessemng: der Gehälter reden, sondern nnr von einer Uerabmindemag, wie die
oben aui'gefiilüteu Zahlen darthun.
Aofiallend war schon bei dem bisher geltenden Gehaltegesetz, dass das
Gehalt der Hanptl^rer daajenige der Lehrer ao nnverhMtnlwnäBfg hoch Uber»
ragte. Bas neue Gesetz hat dieses Missverhältnis nicht gemildert. Das
Höchstgehalt der Lehrer, H6(M) M.. bleibt noch um 400 M. hinter dem Anfangs-
gehalt der Hauptlehrer zurück. Nun bekommen die Hanptlehrer eher zu
wenig als zu viel. Herr Überlehrer Jobs. Halben, Mitglied der Rürgerschalt,
wies bei der Berathung des £lntwm*fs des nunmehrigen Gesetzes darauf hin,
da» daa Gehalt der Hanptlehrer dem der BnreanTonteher gleichgeeetst ad;
dies sei aber eine üngereclitigkeit gegen die Hauptlehrer, da letattt« ndirere
Prnfnnprn zn bestehen haben, ihnen eine un^^leich größere Verantwortlichkeit
oblilge als den Bureauvorsteliern und von ihnen sicherlich größere Leistungen
, erwartet würden als von jenen (man denke uui- an die großen löclassigen
Schulen, die großen Lehrkörper derselben etc.). Demnach wird gewiss kein
Lehm, der die hiedgen Verhiltnine kernt, das Gehalt der Hanptlehier Ar
*) Schreiber urtheilt außer nach dem Preisaufschlag vieler Yerbrauchsgegen*
etiade aameatlich nach der Höbe des aBaowtaadagehlee'' venchiedenec Famiueit.
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— S29 —
tu 'hödi beausaen halten. Um so eher aber wird er ia Versaoliaüg kommen^
nd gewfw niebt oluM GtOKl, dai sobiige flir m iperlog aasMdwii. flo
auUwr iHr saeb shid, dMt MÜkk eine Nenregelm; der Gebataitee iMvetk-
stdügt ist, 80 bedanein wir doeli, dass Senat imd BQlgenchaft den berech-
tisrten Wütisrlien der r.ehrrrschaft, denen in verschiedenen l'etitioncn Aus-
dmck geg-eben wnrde. so wenig; entsprochen haben. — Die Lelirer Haniburgrs
Verden aber, nnbt-irrt dnrch die (runst oder Ungunst Uußertr Verhältnisse,
nach wie vor, getreu ila-en Idealen, au dem groflen Werke der Jugend- und
TdlnMNIiiiig mit «Uer Kraft md Etogfitmg uMtea. ,,Der MeaMli lebt
BMbl Tom Brot «Dein.*
In Bremen wurde Seminnrlehrer KOppe a« Ertet zam BobaUnepeetor
sewfthlt.
Ans Straßburg' i. E. eiluiltea wir folgendes Schreiben:
Im Decemberhefi Ihier gesdiätzten Zeitschrifi lindet sich eine Zuschrift
au ElB.-Lotlir., die dcb mit den hSheren Hftdeheasofanlea dee Beichalandee W
Bdiiftigt and dabei einen Ven^eb swiMbea denen yoo KtUuunea and Sliaft*
bnig alebt, in welchem die letztere ziemlich nngunstig beurtheflt und die Lei-
tan^ selbst als mSi^liche Ursache des Nichtgedeihens hingestellt wird. Als
(rriinJer und <eit 17 Jahren Leiter der Schule tröste ich mich mit dem Spruch,
dim es unniuji^'^iich ist, allen zu gelaUeo. Ich beschränke mich demnach darauf, .
einige IrrihUroer zu berichtigen.
Data die HfllhaaBer Schale eine neanclassige, nicht eine zelinclassige ist,
adl aar nebenbei bemerkt werden. Daae aber die Straftbarger Scbale „nicbt recbt
zum Gedeiban konmien kOnne", ateUe lob in Abrede. Wir habea gegeawttrtig
über 300 Schülerinnen, wodnreb nnsere Bäame ann&hemd gefüllt sind. Mehr
als 30- 40 Mädchen könnten wir nicht unterbringen und diese Zahl wird bei
dem stprisren Steigen der letzten drei Jahre wol bald ei-reicht sein. Wir
haben bii jt T/t nur /wej ., Seminarciasseu", werden aber nach einer Verfugang
4m Oberscliuii aüis m Zukunft deren drei haben. In den beiden Frülungeu, in
die wir leit WiederbeasteUang uaaerar Lebrarianenadhiiie 09eminar) aneeie Zög*
ttBga feeebickt babeut bat, bei sweijftbrigrer Vorbereltang, von 18
SdiQlerianen nnr eine eimdffe daa Ziel nicht erreicht. Wenn nnserer Sohnle
die Berechtigung aar Abhaltung eigner Prüfungen noch vorenthalten iat, so
scbeint Ihr Correspondent nicht zn wissen, dass hierfür erst eine Reihe von
Jaiiren nöthig ist, um die BetUhiguug zu derselben nachsaweieea. Unsere
Schale besteht aber erst seit Michaelis 18R9.
In Bezug aof die Schiüeriuueuzahl Ubersieht Herr „R. W.", dass Mülhansen
^ gar keine Mitbewerber bat. Die reidma Fabrikanten baben aUerdings
^ eigne Sobale» aber eonat gibt es keine Anstalten von nennenswerter Bedea-
^^Q^. Also müssen die Kindor der EinwohnerBchaft, woaa natürlich die ver-
häitaisinäßio; wenigen Officiere und Beamten auch gehören, in die städtische
höhere MädchenselmU» gehen. Djigeg-en hat die Schule in Straßburg in den Pensio-
laten, der sehr bedeutenden Schule des Bon Pasteur, sowie iu einer Reihe xm
■Ar lider weniger besnchten Privatschulen, die meistens ein geringerem iSciiui-
Odilen, eine Nebenbuhlerschaft, die schwer ins Gewicht fäUt. Alle
diese Sebalen aber bestanden aebon ror Grttndnng der stAdtiseben
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— 33a —
8«1inle, Bind also nicht ins Leben getreten, weil diese nicht« tangte. Wenn
dageg>en die Liirinersclie Schule erst später errichtet worden ist (ehen«io wie
die kleine Köbig'ßche), so li<^gt der Grund dazu nicht in speciell Straßburger
YerhlUtnissen^Bondem wir ünden dei^lelcben wol so wiemlich flberall, wo städtische
Sflhvlen lind. Ktomaad vriM iMgneni dav die Berliner h. K. B. Tmrzttglich«
Amtf#tf* iind. Und dodi, tri» wenif TOditar der «veviieiiiBeA* Sttnde mum
dort ein! Die letzteren wollen ^l>en stets etwas Besonderes haben. Ich kenne
eine Keihe anderer Stfldte, wo neben der vortreflfli* lim (iffentlidu u Schule eine
Privatsdiule von weit geringerem Werte sich aufthut, weü die vornehmen
Mütter ihre Kinder nicht mit „Eisenbahusecretärskindem*' zusammeubriu^en
wollten. Soleiw VeiUatnlne wird «ndi Herr «B. Vf* nieht indem Unnen,
wenn er vieDeidit dmnnl an die Stelle getreten iat
Ihres ergebensten Dr. Fischer,
Director der st&dtischea hölioren Madchenachnle.
Die «Ba^eiMie l^ebreneitang" hat Ihren neuen (27.) Jahrgang mit
einem „RäckbUck" begonnen, in welchem ele n. a. anf die Energielosigkeit der
liberalen Partf^i e-psr^nüber der hJSehst regsamen 11 sieghaften 'Rcactinn hin-
weist und die Ansicht ausspricht: Wenn sich die liberale Partei nicht endlich
aulraüi, „dann wird es bald zu spät sein". Haben auch die vereinigten
Elemente dee Bttekechiittea hiahcr noch nicht allee erreicht, was ele hegehreut
10 weirden ele doch tSglkh kühner nnd „ihre Reihen stehen voUanf gerüstet
da, nnr des Angenblickes gewärtig, der sie wieder auf den Damm ruft. Sind
sie ja äoch der Zahl mich riie meisten nnd heutzutage die Einflnssreichsten ;
und dass sie nicht blMe bind, ihren Einflnss geltend zu machen und damit zu
wuchern, das lässt sich iu jedem Pailamente beobachten."
Ana ehMm dentechen Staate, der zu den fortgeMhrittenen geiShIt za
werden pflegt, schreibt man uns: „Wir leben in einer sehr ernsten Zeit.
Ich sehe das hier jeden Tag mehr an den bekannten schwarzen Schlangen, die
gar behende ringeln und kriechen und den Tag des Gerichtes für den „Atheis-
mus", wie sie die vernünftige Pädagogik nennen, gekommen glauben. Wir
jetct Lebenden stehen In einem bedeutungsToHen Kampfe — leider um den
Preis eigenen Glückes, ohne FMeden, ohne rechte HoAinng auf den Sieg der
Wahrlieit; denn in den maßgebenden Kreisen weicht man fort und fort mehr
vor den Finsterlingen zurück, bewilligt ihnen selbst die Mittel zum' Kampfe
gegen den Staat und lässt sich von Loyolas allergetreuesteu ächttlem zum
Danke verlachen. "
Gan« so edilecht steht ea in Österreich noch nicht; doch wirkt auch
hier der allgemeine Zeitgeist nnd la^ Tleispiel des verbündeten Nachbarreiches
je länger je stärker. Nur die ungarische Hälfte des Donanreiches scheint
noch die Kraft zu besitzen, die Geistesfreiheit siegreich zu vertheidigen,
hoffentlich fSr das Ganse.
Ana Gras vM gemeldet: Der hekannte Schulmann Theodor Ver-
na! eken, pensionirter Director der Lehrarbfldongsanstalt in Wien, hat bei
dem hiesigen Magistrat seinen Austritt ans der kktholi^-rhon Kirche
angemeldet — Wir künutu lünzufügen, dass Yeroaleken der evangelischen
Kirche A. C. beigetreten ist.
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— 381 —
Tn Drthdeii starb am 9. Januar, fast 82 Jahre alt, Bertha if'reifraii
von Marenholtz-Bülow, hochverdient um die Fopalarisirang: der Lehre
PrQbelt md die Verbreitimir Kindergartens.
An« Amerika. Dm Direetoiiam te Ooliiaibiii*Welt-AiiaBtelln]iiBr btt
die Veranstaltang einer Reilie Yon inr> niationileii CongreMen beschlossen, die
in Chicago wfthr^^nd des Sommers tag-en sollen. Darunter wird «ich
aoch ein ^Woi i rs I'dncational ConiE^rf'««'* befinden. Letzterer soll das Rrhul-
wesen aller Kategorien zum Gegenstaiidti seiner Berathuugen mucheu, die fttr
die Zeit vom 25. bis inclusive 28. Juli angesetzt sind. Die vorbereitenden
Arbeiten (mit AnmahiM des «rAnMSdMn loaJeii Amngements» das dem
Committee of fbe Woild'e Gengrees Anzflluy softUt) leitet die National
Edncationat Aaiodatlon of the ünited States, vnd bat dieae berefts die Ofgaai-
sation des Congresses in 15 Sectionen Torgcaommen nnd ete Programm ttbsr
die fBr die Üiscnssion in Aussicht ^nommenen Themata zusammengestellt
Thesen (Abhandlangen) im Umfange von höchstens 2500 Worten sind bis
10. April an Mr. W. T. Harris, Commissioner of Kdueation of the Tniied
States einzusenden. Die Sectionsutznngen werden an den Vor- uud }isLß,h-
■Ittafeii dea 28., 27. and 28. JaU, die bdden HaaptTersaaualuugen Dienstag
isa 25. and Fieltag den 28. Jali abends stattfladen.
Aus der Schweiz. Der geneigte Leser findet in meinem letzten Bericht
'D'^<*emberheft S. 195 — 20Ö) u. a. (\\p Rng-e pfwisser Wikf^hrtheiten, welche
jiiügst im Streite nm die „UnterBiuiiiung der Volkssciiaie durch den Bund"
begangen worden (deren eine dem „BernerScbnlblatt'' zur Last f<Ult), nnd
elae kiitieehe Beleuchtung des sebweizerischen Volksendebongswesens vom
bBdislea Staadpankte aaa. Darfiber — über die BfigeyennatbUch aametst —
ist ein Getreaer dsa gnaantea Blattes ergrimmt, nnd er bat alebt gecOgert^
•uf zwei Selten der Nnmmer 53 seinen Groll der Wdt kQndznthan. Ein
elementarer Zornesansbruch ist menschlich nnd tlamm verzeihlich, insonderheit
wenn er von einem kommt, der noch seine Sturm- und Dran^rperiode zu über-
winden hat. und wenn mau seinen Zorn nicht dmcken lässt. Der Mann im
Bemer Schulblatt jedoch hat beides hinter sich (auch das erste: er nennt sicii
niniicil einen «alten Sehalnelster*) — nnd so kann ieb nieht an ibm nnd
»einer Letatnng Torftbergeben; icb mnss ihn nnd sie naeh Geblr wflrdigen.
bimtt geschieht
Der ,,alte Schnlmeister" behandelt meinen Bericht nach dem bekannten
Kecepte d^s .literari^dirn Klopffcchterthums" : man liest oberffilr-hli' h — >
bebatiptet. ohne zu It v eis n - reißt einzolne Stücke aus dem Zusammenhange
Waas und setzt sie düiiii in die „Kritik ' wirksam ein — nimmt hier „eine
Kleinigkeit" weg, fügt dort eine andere hinzu — legt tapfer aus uud noch
tapfarer intar — and wenn man dem Augefoditeaen sachlich nichts anbabea
sacht man ihn penOnUch berabmaetceo. — Soviel, nm die kritische
Kuut des „alten SehnlmelstflKa^ im aUgemclaen an kennaelebnen. Zar Sache
,be»erke ich kurz:
1. Deijenige Hanptthcil meines Berichts, welcher von den wirklichen
oder scheinbareu Entstellungen der staatsrechtlichen \'erhältui88e und von der
^^AQgelnden politischen Reife handelt (S. 197/8;, wai- in seiner ursprünglichen
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— 332 —
Faammg (er Wirde im Sommer 1892 geacbrieben, konnte aber damals die auf
eine Herbstnummer des Bemer SchalbL bezüglichen Zeilt'ii »och nicht ent-
halten) für eine ang-f'sehene inländigcbe Tageszeitong bestimmt. Da ick auf
Ablehnnnp iTcUnete*!, hielt ich den Aufsatz zurück. Umgearbeitet und ergänzt
uaiiiu ich ihn da^ui in den Ende October geschriebenen Psedagogiam-Beiiclit auf.
Oleldueitig a«adte feb ihn, geringfügig ▼«ftadflrt^ nm Mi nMh «a die tl|r*
lidi xweimal erscheinende ^Nene Züricher Zeitung^ (webhe ein Otgm der
„großen freisinnii^en Partei" sein will) — um einen Versnch. zu dem ich
mich aus BilliffkeitÄrttcksichtfn verpflichtet hielt, gewagt zu haben. Wider
Erwarten kam schon am zweiten Tag^ die Erklknmg der Anns^une: schriftr
lieh und mündlich wurde meinen Ausführungen voller Beifail ffWiSlt — in
Nr. 317 yon 13. Not. 1892 aind sie (unter der yon nrir gewlkten über-
aehrilY ^Eidgenoswwnehnft nnd Volksschale TerOifeiitUcht**)
2. Au<h das andere Hauptstück. welches der bernische „Kritiker" nicht
gelten lassen will — es bildet den let/.t«n Absciinitt des December-Berichteii
(S. 199/200) — hat der Redactiun der „N. Z. Z. vorgelegen, freilich nw im
bescheidenen Umiang eines „Schlosses". — Ich wurde enneht» dSeeen Sehliaa
dnxoh Aaregnngen nnderer Art m ersetsen. Wnnun? Et seien da, meinte
der zuständige Redaetor, lein „pädagogische" Tone angeschlagen, die eignen
sich nicht tlir ein politisches Blatt.***) Hatte der Mann recht? Nein. Die
Selmle ist ein Politicuni, auch der Erziehuugszwpck ist es - wenn nirg-ends
aon&i, so sicher im Volksslaate. Damit aber, dass die N. Z. Z. die ixagliciieu
Gedanken in ihrenSpaiten nicht an Wortekomsmi laMen mllte, hat nie aiehto
anderes als eloM Beweüi geliefert f8r die Biehtigkeit meiner Behanp|i|ng, der
Behauptung: man will nicht wissen nnd einsehen and leisten, was auf
politischem, socialem, moralisohem Gebiete das Nttchate ist nnd in erster Linie
noth thut.
3. Den gleichen Beweis erbringt in jugendlicher Unbesonnenheit der
„alte Schalmdster» adibet; was ich (vgl. S. 199/200) anf dem sicheren Staad-
ponkte gasander Staats-, Volks- nnd adinlwirtschaft verweilt nnd fordere^
gilt ihm als eine Summe von ^Phrasen". — So das freiwillige (mit dn wenig
Qjmismus vorgetragene) Bekenntnis eines „alten Schulmeisters" !
4. Sprüche dieser im Namen vieler, tkinu liätte ich ja fast recht. ..die pilda-
gügische Bildung und Einsicht der Lehrer" (_wie , unsere geaaiuiute \ oikbächuie-;
„gar gering zn taxlzan". Aber wirklieh ntailre'* ieh flberhanpt nicht;, Ton der
nPftdagogischen Büdun^r nnd Einsicht der Lehrer*' spreche ich nicht einmal,
and die Schule zeichne ich (soweit ich sie zeichne) einfach nach der Natur:
so wie sie is^t, wie die Mehilieit sie wilL Weiterhin habe ich — um es noch
enunal zu sagen — den Weist veranschaulicht, der das Volk, die öffentliche
Meinung beherrscht und der Schule und Erziehung die Ziele und Wege vor*
*) JBin ihnlielier «Artikel" ist vor seofas Jshien thataiehlich aurttckgewieflea
worden.
^ IKe Nunraer icheiitt der R«dacHoit der AOg. deotiehai Ldnremltmig
aageschiokt worden zn sein fvcrl. ADL. 1R02. S. 491/2).
***) Wenn der Herr ganz ehrlich hatte sein aoUen, hätte er etwa sagea
mUBsen: 1^ haben ja wol recht; aber sehan Sie, so was dfliran wir deigenigen, die
iinsore Zeitung hultm und • rhiiltcn — <h r Arlj^tokrntie des Geldes und des Geirrtes
und dem behäbigen Mittelstände — nicht sagen; das mögen unsere Leute nicht
hflaea.
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- 333 —
sclireibt. — T)er Ton üei Darstellung mag hart und sciiiuli ktingren — er ist
zeitgemäß. Die Dinge &ind bei üiiem rechten Namen geuauut — dm Uiut
jfldtt «Ivliehe Mun. (»GctMaMf fladBfe dw d«r bttnMe »Kittlkar*'.)
6. an SflUnscf ■ Waa dar ^alta BtMmtkkr'^ im IMaminm rar*
I nonunean, aiad meder Anabrüche eines „verkannten pädagogrischen Genies
I (wie er zn hSren geg^lanbt), noch Khigemfe einer einsamen Seele. Es sind
Äußerungen eines selbstständigen Mannes, der mit andere n am gleichen Werke
I nach gleicheti (frimdsätzen arbeitet. Letzteres habe ich angedentet, indem ich
i mich des Bildes vom imposanten Bilduugskürper ", dem die ,,pädagagischü
I Seele felile, bediente. Das sind entlehnte Worte, entlehnt dem Aufsätze des
nwiiaaifiiijww>»fii Aadneft is EalaerlaafcBfB über f,Cnamiim nid aaiiie pftd»-
«agiaidia Badaatnuf ittr imere ZaiL«*) A. hat dia gfimtift Mcgoohait
ixt OoBMBins - Feier beontst, nm ^ansere pttdagogische Lage kfltiaeh m
belenchten**, die zeitgenössische Gesellsc-haft, ihre Lebensauffassung', ihre
ächiüen zu kennzeichnen. Seine Kritik erstreckt sich im wosentlichen auf
deutsche, meine im weaeuliicheu auf Rchweizerischü Zuhlände. Er hat mit
der Monarchie, ich habe mit der Republik gerechtet und abgerechnet. Das
Ergebnis ist hl«r irla dort daa gkiaha: ein grofles Defidt. Auoh die Ursachen
dN BeAeita aiad hier nad dort dieaaBMB, weil dIa hemehiBda and tnflMode
Knft die i^elahe M. Es aollba al)er aioht ao seia: maa darf tob Volkaitaat«
mlai^n, daaB er den Kastenstaat in Sachen dar sittlichen Erziehnng über'
treffe. — Das habe ich mit Nachdruck betont — nnd da „ist von hührif'rc
i>taDdptmkte keine Hede*", meint der „alte Sekahaeiater", den ioh hiemüt liir
imner vei nKischiede.
Zusatz von Seiten der Kedaclion. Da der Beiuei' Kritiker unseres
hMok Bariahtes „Ana der Sehnvis^ o. K haaieri^t: dieser Befiehlt Mm dem
Magofl^ ^«bel aa-Geaieht", wd foaer: au» SMehe sieh hai dam Paeda-
m'inm aoaat „auf Beaaerea gefiMat", so sieht stdi «ach die Kedaction zu eiiwr
Aaßerong an^e&fdert. — Die zarte Sorge unseres unbekannten Freundes fttr
' die T>pntation unserer Zeitschrift m&ssen wir für überflüssig erklfirrn, da wir
oimehin stets darauf bedacht sind, den literarischen Anstand zu waliren und
dikbei den Lesern möglichst zutreffende Inturmationen zu bieten. Dans wir auch
in Twliegenden Falle imsere Pflicht ernst genommen haben, wSrde dem Ki itikei'
■Uli aiibatterfct geblieben saiD, weoA er nneer Deeemberiielt mit ol^jeetlw
Bshe, Umsieht and UnparteiUehlttJt getwOrdigK bitte, st^
f^mente einer gehisaifeft Bemängelung zu unterwerfen. Diesem Verfahren
gegenüber sei vor allem constatirt. dass das erwähnte Heft SRWei Artikel über
4eii gegenwärtigen Stand des schweizn iRrhen Srlml Wasens entliiUt : einen längeren
TOB Dr. Morf (S. 181—189) nud emen kürzeren aus anderer Feder fS. 195
^ 200). Diese beiden Artikel sollten sich gegenseitig ergänzen, wab durch
aatv dem ersten angebrachte Bemeiknng: „Vgl hiermit unten S. 195 ffL**
«•Ueküeh aa«edentet wMde. Die Bedaallen I6]«ta bei dieaem Veigehen
emfach der Maxime: Andiator et altera pars, nnd der aaflaarinama Leear wird
&Qeh gefanden haben, dass dies der aUaeitigen Beleuchtung der Verhiltnisse
liSchst dienlich gewesen i-^t, indem von verschiedenen Stnn lpnnkten aus sich
Tetiohiedene Ansichten ergeben. Man kann die gegenwärtige ^ituatioa aas
*) Vgl Pädagogium m^, 8. dld, und ^'eue Bahnen 1892, III.
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— 334 —
to VergangMikdt (hittarinh) eridiren, de aller aii«ii ia' ilnrai tfllidkB Eiv
MiMimagw wddldin md parMn; ibab kaan aa lie den entnUitiMbMr thtst
anch den fgderaHitiachep (antonomistischeii) Mafittab anlegen; man kann nach-
wa? dnrrli nPTif l^ir!««!«! ivp Aotp unznstreben, aber mrh. was nach den
besteliemieü itesetzen ange/j i^i und inuj^licb sei; man kimn die Auööichttn anf
das Gelingen eines groBen ßefoimver&acbes für überwiegend günstig, aber
aieh für tbarwiaftiMl nnglnatif Italtan ito. BIm allaeitige MrtMVf tob
•0 wmäiMtmm Oedektipuikua aaa trilft fowlaa rar Klinng der Sachlage
■lA mat BUdsBg eines besonnenen ürtheila mehr bei, ala efa rtineittges
BalaOQMatient naoh ()^rr) Parteiprogramm.
Was uns selbst betrifft, 80 stebeu wir bezii|?lich der sciiweizerischeu
Schoireform mil unserem alten ifreonde Morf principiell aof gleicliem Boden,
indeai wir «Iii BtaadbreiteB dea Budea ala ataa Uare OonaeqiUBa berciti
bestehender staatarecfatUdiw Institutionen nnd ala eine an sich sehr heilsame
Maßregel betrachten würden. Es fragt sich nnr, mit welcher Aussicht auf
Erfolg: derzeit ein nener Anlauf in diesem Sinn« unternommen werden könnte;
nnd man daif sich nicht verhehlen, dass eine neue Niederlage ein gröfieres
Unglttck sein würde, als dne Yertagong auf gelegenere Zeit
PSr jeden iWl aber glaabten wir imeeraB Leaem tot aUeni eise mög-
lichst genaue Darstellung der jetzigen Sachlage in einem so interessanten
nnd wichtigen Schulgebiete, wie es die Schweiz ist, schuldig zn sein: auch
sind wir der Ansicht, dass wir dieser Pflicht durch VeröffentHchnng der Ans-
ffihmngen unseres ausgezeichneten Mitarbeiters Morf und der Correspondenz
eines andei'en wolnnterrichteten, bedachtsamen nnd ehrenhaften Mannn bestens
BaehgeitonmeB aiad, and kOaBcn aiebt Men, waa dabei daai „Ftodagogliim*
ibttl aa Geaiebl ilBhe, oder Beaaeres von ihm zu erwarten gewesen wlüra.
Wir können nur vermuthen. dags unser Berner Kritiker einfach von der Maxime
ausgebt: Wer nicht denkt, wie ich denke, und nicht will, was ich will, dei*
ist ein verächtlicher Kerl und hat nicht da« Recht m reden. Wir wüssten
aonat aicht, warum der Kritiker den einen (größeren) der Ten mia gebraehten
Artikel glulkai fgnorirt nd am den anderen aar elaige Scdlen wiUUMieb
heran rissen hatte, «ad wai Um venudanea konnte, gleich in der Über*
Fcln iti s- iner AnslaHPnne' unseren Berichterstatter als p'wpu Jlnerulanten" zn
stigmatisiren, um ihn dann mit einer Ladung grundloser Invectiven zo über-
schatten, ja überdies noch auf eine Person, die an der Sache gar nicht
belJieiligt fat, bicbat beleidigende AoaflUle aa oMchen. Wenn ontor aolekea
Avapiden eine «Mrceebrittliehe Aetlon ia Sachen dea eobweiaerliebeB Sehnl-
weaeiii vataneBBen werden sollte, dann kannte man flir nicht viel Olfick ver-
heißpTi. Wir niicprseits halten eine hiiprischaftslose, sachgemäße und in dm
Formen guter 8itte gefühi-te Discassion tur ein besseres Mittel, der Aufklftmng
und dem Fortschritt zu dienen nnd können uns die Methode des Beraer
Kritflnra in kein« Weiaa mm Knaler ncbnen, weil wir aSa wate* flr s«ra^
woA fbt amtlndic halten. Dittea.
Ave der Fachpresse.
35. Über Frauen nnd Mütter (A. Öönh, C. 58, V). Am Schlass
dnea «Briefta an eine junge Matter^ — ein Wart ina Gfewimn vnaner Zeit:
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— 33Ö —
«VaTi macht soviel Aufhebens \ on irommeü Fran^'n. verehrt manche als Heilige,
preist ihre Aafopteruug tur den Glaaben; man bewundert so hoch edle Fraaen,
kibt ihr» Fdnluit» ibre mte SlcfcitAt uiA nackt de tu Vorbüdem imd za
BifibfeeriBM fOrnr ^aUes, wai aleb stal*: auui vMfMBc doeb ja oioht, da»
«Mb die höchste ITritanüglDeit nd der feinste SdAibeiti- and Edeljrina aar
daan Wert haben, wenn sie sich aaf sittliche Kraft and Liebesfälle grfinden.
P<^i jSToßer Frömmis^keit ist man nif* siclier. ob nicht dnbei SchwMrfiiorf^i orler
Sinnlichkeit im Spiel sind; bei feineu, aumuths vollen >iauen können in Bezug-
aaf Liebe zu schönen, genialen, bestechend liebenswiiKüt^f n Männern bedenk-
liche Schw&chen za tinden sein. Gegenüber einer AIulLer, die sich mit so
maer Hta^abe and Avtagtmm der Pflege and JBrdelntav Ibnr Sinder
gafridmet bat, ntimD aOe Mdebe Bedenken TovaliuBBieB, dMan trir aae dem
Hochgefühl echter Hocbieblsng, Bewonderang und dankbarer Verehrong
biogebcn. Solchen Mattem gebärt im Leben der Preis; sie stehen hoch
Über allen Heiligen. Märtyrern, über allen Schönheitsmnstem des weiblichen
Ge^hlechts. In diesen echten treuen Müttern ruht das Heil der Welt, ruht
onsere üoiSaang auf die Erhaltung des sittlich Goten, auf den wahren sitt-
Heben Fortaebtitt dee Menschengeschlechts.'*
38. Über das Verhftltnie dea ladiTidaaliattia xam Soeialitmaa
in der Pidagogik (ADL. 1892, 48—50). Verll inBert aiabeebUeffiick «bar
Wesen and Ziel der Erziehung folgendcnaalaa: „Die Braiehang mass den
werdenden Menschen dahin bringen, dass er aus eigener Kraft und eigener
Vemtntt unter strenirer Beobnrhriing der nationalen Sitfeii nnd Gf^sptze und
de« sonstigen anerkannten Ethos die Fürsorge für sein Leben, beziehentlich
lur das seiner Familie vollkommen selbstständig za übernehmen vermag. Xu
diaaer Femel alni die Dtoaaaamwn iwiaeben Indtvidaal- and Sodalaaffbssong
ia ebMB banneeiaeban Aeoord aaijselilal, Jat der medaa vivendi gaftmdcn and
das statische Moment zwiscben beiden Princii^en gegeben werden. Die
Psdagogik bildet keinen Kreis, sondern eine ElUpae mit awel Brann|ninkten^
den Individaal- nrifl So(-iRlprn>ripe."
^^7. Lehrerbiidner über Lehrerbiidnng (PZ. 1892, 49). Antworten
auf ein Rnndschreiben des Deutschen Lehrervereins. — 13 (rutRclit^n
wünschen , dass das Volksschuilehrerseminar „im wesentlichen der pada»
saglaeben Facbbildang" diene beaQg^di dar „Yorteaitnngaaaetalt'* aind
b fttr eine beaandere nin erganiaeber Verbindang adt der F^Mbeehale**, 6 Ar
die lateinloee Bealachole (höhere Bürgeraehale, „als die zor Zeit geeigaetate
Anstalt" I — die Melirzahl (10) hält „paritätische" Seminare (im Gegensatz
ZQ den ,, rmi ff Fsion fallen**) für die besten — 7 erklären sich „gegen das Internat
als Zwanp ( } iisoviplp aber „mit mehr Entschiedenheit**) f&r das Extemat —
lU zidien als beminarorie größere Städte vor — „die zur Zeit darch den Seminar-
Daterieht vermittelte FacbbildnBg" haben alle, „die Anforderungen, welche
jttak bn allgenulnen an die Verbildnng der Sendaarieiirer gestellt ar«rden",
12 ab nnaarelebenil beaeiehaet — „der Erweia der i^Fi^i*a<*«tiaift mn golial-
anfidchtsbeamten" durch die Absolvimag eines bsonderen Examens wird Inden
ineisten ditspr Zuschriften für nothwendig gehalten, damit, wie in der einen
bemerkt wird, aller Willkür und Streberwirtschaft der I? u|rrj nntzr er- ri werde."
i^ie Reihenfolge unserer Angaben ist di^enige der Fragen in dem erwähnten
Ibttdschrciben-)
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— 336 —
S8. Zur Logik d«t SprachgeisteB (R. HUdsiifMid, DmtNh 1802,
XTL), 7.-10. Stilflk. Weiterer kottterer StoffimnüiriialUBDenkäbangeii*)
Kern^danke: ^wie die Denkformen, welche die Spracüe auf das Ich im Ver*
hältniä znr Welt, zn seiner Welt verwendet, von der g-ewShnlichfn Tjogik völlig
abweichen, ja damit iu geradem Widerspräche stehen.- Beispieie: „sich eiii
Hauä bauen" (der Knabe, ans dem JBankasten - — der Maun, als wirklicher Banheir,
oder ate BMn«ister) ^ dar Fddbair alt Havpk dei Tmppenkörpers („Hanpt-
mann"), früher der Anführer und Vorkämpfer im eigentlichen Sinne, jetzt nie
beim Hausbau der Baumeister gestellt : die Sprache schreibt „nach ihrer höheren
Logik'- alles, was ein Hefr als '^nnzf s tlmt, dem Feldherra zn • teraer. bei
gemeiu8auien Untei-nehmuuge», iii iiememsc hatten aller Art: einer ist „die Seele
des Ganzen^ („die von der Logik des Sprachgeistes gebotene VorsteUong: daa
Gaaia wie ein KOrper, der m eaiiieB Leben nd Oedaiken eine Seele Imndit^
die ihn eben erst n einem lebendigien Gauen maebt; und ganz dentlich wirkt
dieselUe Vorstellung weiter, wenn der trene nächste Helfer des geistigen Führers
seine rechte Hand heißt-' i — „Erw^iterunpr des Ichbej^rifts: indem der Spi-ach-
geist das Ich und seinen äaäei eu besitz, namentlich den Grundbesitz mit seinem
Bedtaer vOUig als eins behandelt", z. B. einer ist verhagelt, abgebrannt; (aoch
wFnnkieißh* Or «KOnlff von Frankreidi« — so aedi In der Selbetbiegtapliie
des Hemofs von Coburg) — umgekehrt; das Bigentham erscheint als das
Höhere nnd ordnet sich die wechselnden Eigner nnter (so im kleinen wie im
großen: der Krug geht zu Wasser, die Siehfd zu Felde: bp^nndf rp Form die
GescbAftstiiuia: „große Finnen sind im grollen Geschäftslebea wirkiich fast wie
Weeoi mit eigenen nnd eigenartigem Leben, in dem die «lofaMlBdenBeBitner
anilsehea.«)
39. Ein Wort für den Uniarrieht in Wortbil dungs- and Wort-
bedentungslehre, und «-in Wort gegen die Sprachschnleu (Schpr. 1892,
50. 51) — und gegen die L esebuo hraengen. „Innerhalb größerer Schal-
körper ist es last zu einer längst verkiungeaen Sage geworden, dass es einmal
Zeiten gegeben hat, in denen ein Scbttter sein iM^bwk mit in e&ia andflM
Claas« nehmen daifte. Jetct wird alljfthiüali ein anderer Baad eines seehs-
nnd mekrtlieiligen Leseba^sdemSchfilerzagemuthet; dieser lenit denselben nie
recht kennen, fühlt darum auch nicht, dass sein Sinnen nnd Sag^ ans dems^elben
entsj)rosste. ist in seinen Schulbiicliern ein heimatloser und flüchtiger \'agant.-
gesellt sich zu der LesebucUmenge noch eine vielgliedrige Sprachschale.
Li deiselben liegen lein artig die büdUohen AasdrHekie and Bedensarten, die
Übertreibiingen und PersonifleatloiMn» die Wort- nnd Beimpaare a. d^ in
gesonderten Fächern bei einander. Der Schüler hat es gar nicht nOthig, A
beobachten nnd zu bedenken; er fühlt g?ir iifrbt, dis^ nlles, was ihn schwan?
auf weiü kalt anstarrt, lebt, nnd zwar in Ko}.i und Mund seines Volke" nnd
seinei* Umgebung; er hält es für ein Stück papierener Weisheit mehr, ihm zum
Einprägen nd Henagen an^odrangen.* — Im ttbtigen bietet der Anftats fir
den Beirieb der Worttafldanga- und Bedeatongslehre eine FttUe von Beispielen
nnd Ausgängen.
*) „Denkflbangen vom hBehsten Werte, von der Art, die teoht etgeotlieb in die
Schule gehört: denn der Mann hat d;izu nicht iiuhr Züit : dt'ui -^oll das Grundlegende
abgettaan oder als sicherer £rwerb in ihm ai<^rgelegt sein, damit er am einzelnen
mfUMsm aibeits.*
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8S7 —
40. Dir Unmethode fl*^« t'bersetzons in zxv^i sprachigr*» n Schulen
(Odelga, Schles. 1892, 44). Die polnischen Kiuder (beispielsweise j sollen das
Deutsche nicht uiii Hilfe ihrer Uattersprache erlernen, sondern unmittelbar: im
iülgemeinen überschätze die ^Übersetzun^methode'* die geistige Leistungsfähig*
kelt dir Kinder; im iMaomtarai, itnMä» äi« nehtoefcte Aassprache, &lMhe
Bttanngf Ülertawtimir dir Geietw Ar 4fo W«rtfoi«e (te Üb Kinder wMlab
IberMtnn); namentlich verhindere sie dift.AJieigimflr 4er dentBchea ÜniSMgi-
Mft&the nnd eines reichen Sprachschatzes.
41. P*Mntheiluu^ der neuesten K e f ormbestrebungen auf dem
(iebiete des üeschichtsiinterrichts (Fr. Viergutz, Ponun. 1892, 46).
Eine gute Zusammeulab^un^ und Würdigong, die sich uameutüch auch auf die
flMersauMi Beiträge der IMpreaw grflndet imd die nuJtloee Fabrication gleich-
eeUeefatar UtOdui gelittrend TeramMOk „Sehen wir ms die BQolMr nn,
welche die neaen Refbrmvonehlige nach der stofflieben Seite Ar die Volks-
schule pmktieeli n gestalten snchen. 5;o finden wir, dass wol die mtuisterialen
BestinimnTis*en bf^achtet f^ind. nicht aber die praktischen Vorschläs^e der pädago-
gischen Fresse.'' ,.ln keinem der Bücher ist der Antheil des \'olkes^ an der
Geschichte in j^enüpender Weise {^-ev aijrt. gescliweige denn der V ersnch gemacht^
die Geschichte zu einer Voikage&chichte umzugestalten.*'
42. Worin sind die nngenttgenden Erfolge im Eecbennnterrieht
tn snehenf (Iftttenewegri Ith. BL 1892, V. VI.), a) „Beehenliefte fttr VoUds-
•dndea gehen qmUlntly nnd quantitativ zn weif* („beecheldeD« Pensa, aber
sicherste Aneignung bis zur Schlagfertigkeit"!) — „sind zu systematiseh an-
geleg:t" die Aufprahensammlungen nehmen zn wenig Rücksicht anf die öbrig^en
rnterriohtstacher und den kindlichen Gedankenkreis — die „positiven Auf-
gaben" in den Aufgaben eusprechen viell'ach nicht der W irklichkeit — dat>
Bechenheft spielt überhanpt eine zn große Bolle. — b) Es wird „ein zu
augqnAgter Begelenltos getrieben,'* — e) Man nfll den Kinde das Eeebnen
so Ideht als mS^cfa maehen ; daber : „übergroßes Strebennaeh Veransebanliebnng"
(dies gih aber nnr Ar die Unterstufe; auf der Mittd- nnd Oberstufe dagegen
v.ird zu wenig veranschaulicht). — d) Besonders zn wünschen, dass _nn-
gezwnn^en si'^h ertrebende volkswirtschaftliche Gninrlsiit'/p nehrnViri mir r nt-
v»ickelt und ausgesprochen" werden — dms mau „diu sittlich bildenden Momente'*
nicht vernachlässige (so lehrt z. B. die „Mischnngsrechnung*' unterscheiden
mMhen erlaubten und oaerlaabten [betrügerischen, gesandheitaschttdlichen]
»WawanBwignwgen'*).
43. Katnrformen und Kunstformen im Zeiehennnterrioht (EV.
Brdmannt Kreide 1892, XI). Wir entnehmen dem Aufsatze, der im ein-
zelnen vom „Scheniatisiren. Stilisiren. Idealisiren Natviralisiren" handelt,
zwti allc-emeine Kegeln: ,.Es ist unbedingt Tiötliiir lür den kindlichen V^erstand,
Tür das noch ungeübte Auge und die noch auaichere Hand, die so unnennbar
irielgestaltigen Naturt'ormeu zu vereiufacheu, aller Nebeiibaciilichkeiteu und Zu-
ftOigfcriten n entbMMen nnd ans dm Katnrfimnea Knnstftmnen nn gestalten,
wdche niebt aUefai kflnstHeb an sieh sind, in der Knnse Verwendnng linden,
n>iidsn welche geeignet sind, vom kindlichen Können erfasst. verstanden nnd
geübt zu werden. „Der Volksschullehrer hat sich (beim Zeichnen von Eunat-
fonuen'^ einzig und allein zn fragen: hat die zu verwendende Form alle Eigen-
ichaften des künstlensch Scheinen an sich, ist es möglich, an derselben dem
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— 338 —
bchiUer Gesetze dea Schäuen klar zu macbeo, diircU die VorfiiUraog derselben
«fB« WertMhItnBf der Nitor- und Knuttan beiinbfüigen, and gan beMüdan:
iit M m9gUob, Ton den SdEUtim dB» Tmttbidilg?oQe und tMgBnuäm an*
BfllimlMure Wiederg:abe durch ZdchnnDg zn verlang?*'
44. Die FortbildungsschTilt» in K:^rlsrTilie rSchmi^t F. 1892, II).
Die etwa 9(X) Schüler der Karlsruher i urLbilduiigböchule »iml in 27 Classeu
eingetheilt und drei Lebrero auvertmut, van welchen einer in 9 Clasaeo blos
Enalbai, d«r aoden in 10 GUmmb nur IflMan, der dritte tn 8 Olniwilüttbin
nttd Mädchen (getrennt) nnterrichtet. Unterrichtszeit: 8 — 11 Uhr Vonn. nnd
1 — 4 ühr Nachm. (für jede Classe 3 Std. wöchentlich). „Gleichartige Ele-
mente" ehemaliefe Sehtiler gleicher Anstalten kommen in die gleichen ("llanRen:
„neuerdings ist auch die Gleichartigkeit dei- Gewerbe (Berufe) fBr die Gruppi-
roug maßgebend geworden". — StnüdenzaUl des Fortbildangschallehrers kleiner
alt dii^fenige d«t ElnneBtarlelnrerB, „mit Sllokilefat anf den ÜMflmf der hlna-
li^en Arbeit: «anßer den vielen Oorrectoren nnd der hänslichen Vorbereitung
hat der Lehrer ^anz besonders sein Augenmerk darauf zu richten, dass er mit
den Gewerben, deren Vertreter ihm ihre Lehrlinge schicken, in Berttiining
bleibt (Bücher allein nutzen ihm dazu wenig; der unmittelbare Verkehr mit
den verschiedenen Handwerkern and Geschäftsbetrieben fördert weit mehr; diese
Art der Vorbereitang Btasait de« Lehrer sot»r; mm ^eil Beine Ferien)."
Damm: wr>chentliche Stundenzahl (nach dem SfliinlgeBetB) ftr den Eknuntar*
lehrer 32, für den Fortbildnugsschullehrer nnr 24; dan empfHngt iHowr TOB
der OrtSBcbolbehörde eine Gehaltszulage (400 Mark).
VoB der volksüiämlichen Monatsschrift „Freie Büdongsblättttr", henMis*
fegebeB tob Frans VBd Stefioi GrnmbBch In Dnhowltt-Kariabad, Freii
1 fl. 50 kr. pro Jabigaag, liegt BaBmabr der ▼olMladfga ente Jahrgang
BBd daa ente Heft dea iweiten Jahxganffea vw»
Von einer neuen iUustrirten, wöchentlich einmal erscheinenden Zeitschrift
für die Jagend tob 10 — 16 Jahren nnter deai Titel „Jageadfrannd, herana-
gegehen von Max Htlnier, Verlag tob Fnnn Qoerildi In BreaUw, iainna daa
ente KenntahAft (Pnda 30 Ff«) SBgegnngen.
i'ie „Blätter zur Fördening dt r IviialMMiljrinlu In n m Österreich", heraus-
gegeben von dem Verein zur Errichtuug und ii^i liaitung unentgeltlicher Knaben*
heaehllligangs-Aaatalteai In Wies, BedaelWMf Bid. Petiel In Wien, V/2EiB-
atodkigaase 26, Freie ftr Mitglieder 80» Ar Nlehtmitglieder 60 kr., hAm
ihren 4. Jahrgang h^goonen, jlhriieh mindeaten» 4 Hefte,
Herr Kud. Dietrich, ArcMv-Recretär des Pestalozzianums in Zürich, hat
eine Broschüre (Ö8 Seiten) unter folgendem Titel veröffentlicht: Die schweize-
riaeheB Scholen und Com Ar aBgemeine, hangwirtathaftHche und benifiiche
Fort- oder AnAildnng dea weihlieiieB OeadUeehta Baieh Sriiebangen In den
Jahren 1891 und 1892. Mit Anhang: Gesetzliche BeattWBBBgen ttber die
ataatUohea Arbettasohotoi der Cantone. Zfirieh, Ed. Tieeaiann.
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Recensioaeii.
Neue« Eleweutarbuck der französischen Sprache für Gymnasien und
BMlgymiiMiMi von Dr. Wilbelni Bldun. BaUii, Wilhelm Gtoiumi 1893.
VI n. 14S Saiten. firoaeUkt 1 Hk. 80 Pt, c«b. 2 Uk.
Vorliegendes, durchaas nach der analytuMsh-inductiven Methode bearlii itettti
Lehrbuch für den ersten Unterricht im Fransösischen ist die Fracht jahrelanger
ernster und vcnitäudnisvoller Arbeit, und wir sind überzeugt, dass es in der
Hand «Ines tüchtigen Lehrers die schönsten £rfolge weiUg&i worde. Dm
neuen preußischen Lehrpl3nen in vollem MaKe Rechnungf tragend, stellt es in
die Mitte des Unterrichts 38 durch inhaltliche und formelle Einfachheit, An-
«■KMMJihgit an das kindliche Denken und Empflsdea, SekknklMit nnd F^riache
des Ausdrucks auagezeicbncte Iranzr jiHrhe Mustorstückc, aus welchen das in
der „Grammatik" (pag. 26 — 6S) kuns und logisch zusammeugesteilte und in
den „Übungen in nomittelbarem Ansrhlniw an die französischen Sprachstoife*'
(pag. 69—88) in mannigfachster Weise yerarbeitete sprachliche Material ^
schöpft wird. Die die Seiten 89—106 ausfallende „Schule des Übersetjsens ins
Französische" besteht durch wt^H au^ ^usammenhängendou, mit grüßtcxdo]^;£alt
auagearbeitetett nnd lediglich dem Schiller bereits vertraute Wendungen ud
Ausdrücke TOTHiis«et7f'n(Vn Htrif^kcn , die sich natürlich aiifh inhaltlich eng an
die trau2üi>iscbeu äpraciiälollu anschließen. Es folgt dann pag. 107 — 121 ein
„ubetrbliek Aber die gesammte Oonjugatioa", wnavl dia sa den MwleiBttlGkeB
gehnrigen VocabelTerzeichnissc und ein deotHii<'flraaallaaelua alphal»atiachfle
WOrteiyeneioluu« den Schluss bilden.
▼ob der plu»etiM3ien Tnumeriptioa ist in dem Bacbe kein Oehianch ge-
macht, wol mit Rücksicht auf den Wortlaut der „Lehrpläne und Lehrauf-
gaben". Desgleichen hat der Herr Verfasser unter Hinweis auf seine f!lr sich
crschieaeueu „Untcrhaltungsfrageu im Aaschluas an die Iranzüsischcu Sprach-
stoffe doa ersten Theils des Elementarbuches, Berlin, Gronau 1890'* von der
Beigabc von Questionnaires ahf^csehen und sich hesinilgt, pag. II und TTT des
Vorworts seine Ansichten in Betreff der Sprechtlbungen damdegen. im gram-
nado^en Theil wurde, da das Buoh fUr die Quarta wid Tertia der Gymmuden
nnd RcnlLTyninasien he.stimmt ist, das fitr letisterc besonders Geforderte Ton
dem beiden Anstalten gemeinsamen Lehrnensum durch kleineren Druck ge-
MtlnedeB. Fttr die Tertm ateUt Ben Dr. Hieken nodi «ia bawmdem Leiebaeh
in Aussicht, welches er neben deoi M^ienieiitarlmdk'' and ein Eqjiiiinng dea-
selben verwendet sehen möchte.
Im Einzelnen hätten wir etwa Folgendes zu bemerken: pag. 22, 23 u. 133
ilt „Peppin'* in P6pin zu verbef^m. — pag. 61 wäre die Aussprache der
GrunH/ihlen 5-10 genauer, bezw. correcter zu beschreiben; nach der gegebenen
Begol würde der Scbüler in Verbindungen wie le cinq mai, ie üix juiu u.s. w.
forade das Falsche treffen. — pag. 6ö wäre die Begti Aber die PersonalptO'
nomina beim positiven Imperativ präciser zu fassen. — Unbegreiflich ist uns,
wie der Herr Verfasser aof eine Ausdrucksweise wie die folgende verfallen
koaate: .Die NanlDoaeonanten n vad m haben den voiliaiigehendea mit ibaen
in derselben Silbe stehenden reinen Vocallaut verdorben und sind dann ge-
storbwi'* (1) (pag. öd). Ebenso pag. 70.; „Warum hat das n in poossin, jar^n.
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HB dea TorfaerfifebeBden Vorallftiit <renlorben? fit tes « gettwthmy^ IkB-
gleichen pa^?. 51 f., Fußnote : <la lilM.rall, wo die Eiulung mit einem Cod-
Bonanteii b^^ijuit, das a des Stammes. b€vcir es gestoxben ist, dra Toran-
gehendei leiaen Voadbnit Terdorbeii, n&Iidi nasalirt, hal" Wir
hoffen, das8 diese Geschmacklosigkeiten in der nächsten Auflage- v< rnchwundoi],
basw. die Worte „Tenknrben" und „gestorbeB" dorch ,imalirt" und ^Ter-
•tinaiBt* enetBfc wen wevieH nnd iddialeM, iadem wir nodi hemifcelwii, dm
Amrtattniig «ul Dnick d« Buehee gemlen maftetgUtig sImL D. B.
Elenentarbneh der englitchen Sprache von Dr. J. Foeleing, weOaad
Professor am französischeu Gymnasium zu Berlin. 25., verbesserte und
theihveisf? v^rlinckrte Auflage, bearbeitet von Dr. John Koch, ordentl.
Lehrer aiii Dorotheeutetädtischeu Keiilgyniiiu.sium zu Heriin. BerÜA 1893,
Kiiiil Gultläcliutidt. X u. 216 Seiten. Preis 2 Uk. 10 Pt
Bei der grofen AuaU der vevaagegangeneii Avflagea diesee, im Oaaum.
trffriirben L- hrl > Ijclfs können wir den allLrenR-iueü Plan desselben als bekannt
Toraussetsen. Dia /taderungen in der voiUegenden Aallage, durch wekbe das
«BementMrbTCh*' den Vtaderaagm der eeeca ^Lelnrpllae «ad Lebnwf^mbeB''
gerc' ht wird, eind durchaus mI< Verbesserungen zu bezeichnen und machen
üich uameatliek bemerkbar in 1. der VenrendaBg der ipboBetieobeB Transscrip-
tioB, die weeaB^tdi Burüdc^t, und in grammatiwmeB TtieQ mit geringea,
berechficrteu AusnaLnien nur in Form von Fußnoten erscheint, 2. der f.aut-
lebre, 3. der Beigabe von Beheliien zu iJpieehäbnBgeo aad 4. der ftaüeren Au£-
Btattung des Budbee. NatfhrUeh wurden avob sottet stellen webe kleiM Besse-
rungen vorgenommen, doch hat saVh der Herr Bearheit« r möglichste Beeecre
aofulegt. um die Verwendung älterer Aoigaben aeben der jetiigen beim ÜBter-
neht Bieht «ttatScUdi tu naehen. Das Msberige 8eidiiMtliek „The awereigBs
nf England" wurde ausgeschieden nnd der Mittelstufe zugewiesen, dorh ist die
VcrlagahaBdlung bereit, dasselbe nebst Vocabelveizeichnis deg^enigen ächulea,
dte ee beibehaHot weBea, auf WisMk wtelnaUeftni.
Pass die Laut- hrfft nicht völlig beseitijrt wurde, wird frewiss Zustim-
mung finden; denn weuu dieselbe auch in der Schule selbst entbehrt werdea
kttamte, to ist eie doch die txMige BathgeberiB desSebiliets bei der hMielMn
Arheit, und besonders dem — etwa infolge? von Krankheit - zurfirktreMicbcnen
und auf selbstständiges Nachholen grünerer Partien Angewiesenen geradezu
BBentbeiiiüch. Zudem ist die TnuseriptiOB fbst d«v&nu wel gelungeB.
Im Finzelnen ist uns einicres aufgefallen, wh uu 1 .v in- Fmlatit sind einander
gleichgesetzt (wbat wöt, where wae', why wü« wkiätlt- wisi etc. wie was wöz,
will wll tt.t.w.). Nbb nadit Je alMings der Tvlftre LoimIob« Dialeet
z. B. zwischen witoh 'Hexe' und which (Rclativxir.l keinen üntergehied. Die
gute äprache aber hält die beiden Laute noch heute entschieden auseinander,
und wäre delier «ucli ie der LatttBoluift wb =: hw oder etwa *w vob w g«
scheiden. \i:\q:.7 ist " xerri^e fai?( hlieh mit stininihaftem x angegehrn fe' £rzj''8Jii2).
pag.20 wäre bei been die Aussprache bin als ungewöhnlich entweder ganz zu
stnichen oder in Klammen ra setven, und dagegen bin voranzisteDeBu pag. 64
vermiFBen wir heim Präteritum hmk die in der (.'mgang?;sprache fast allein
übliche Aussprache bäd; die angegebene, beid, ^ehOrt der Poesie nnd der
Bmphase an. pag. 184 (Ift. ff) igt ^gäBlbeffs" tn güsfbdi^ an »ertniBeiB,
pag. 142 (XrV, A, \9) lei hra'' in lei'h.tro'' 'dreisilhi.": t'nrichtig ist atich das
protofiisohe o in Wbrtem wie obliged, ^oveml>er, proj>oi>tid, piotect, obey, obe-
diaat IL a. dureb 6u (stau; durch 9) becelduiet („5sbllidM|, BdaTem|bo', prOn-
pdUBd', pröiitökt', <"iiht"i'. «"ahldjant"}.
Ir'ür die Lautlehre setzt Verfasser voraus, „dass der Lehrer den ck^filer
genauer aaftnerksam madit, wie die Lage der ipradiwerkzeuge sieh bei der
Bildung der einzelnen Laute ändert, was jetzt im Lehrbuche nur kut^ ann;e-
deutet ist. Bei der Darstellung der Vocaie ist mit dem vordersten, i, zu be-
ginnen und dann zu leigrsB, wie bei dem weiteren ZurilcladebeB der Znage
nach dem Schlünde tind der entsprechenden Stellung der T^ippen die anderen
Vocaie (e, a, o, u) entstehen u. s. f.* (Vorwort pag. Vli.j Wir unsersmts
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ßflanbcn, dfiss derartige phy8ioloe;i3chc Erf5rteninq:<»n fkm kindlichen Verstände
wexii^ ongmessea sei^ uad veiBfürechen uns nur vom wiederholten zichtigen
Vor- und nMhspfeehen Bifolg«. Hst «at diM« Weite der SeUler mit je^m
phonetischen Zeichen die ricTitii^r! A i ri-ulation — wenn iiuch luibcwiisst —
verbunden, so wird ihm die Lauttchhlt die oonecte Ausspracho neuer Wörter
unschwer vermitteln.
Im riamiuatiächen Thcil könnte pag. 37 die Exklftmnfr der cora-
plexiven Natur des RelativuiiiK what logischer f^efasst, pac:. 41, 3 nach den
Worten: n^i'd jedoch die Präposition betout/' etwa: „\v;u» dauu ^Schicht,
wenn eine räumliche Beziehung zum Aiudruck kommt," ciugeaehaltet mideB.
Absolut iinzul^issig i.H die pag. 88 angegebene Zuainmeiudelioag rtm doee not
in don't. Sie ist in doeea't au oorhgiren.
WlbMohemwert wlie ee, dne in der nieheten Anfinge ftt du Über-
set zen ins Enjflischr; die eiuzelnen deutschen ühiintrssiltze durch leichte
zusammenhängende 8ttlcke ersetzt würden, und in denselben die Andeutung
der englischen Ansdrucksweise durch in runde Klammem eingeschlossaie Zn-
ifLtze [z. B. pag. 19: „Würdest du keinen (nicht einen) Zweifel haben?" p. 28:
.,Der Kranke (kranke Mann)", pat;:. 40: ..beute cdiesen) Morpren", pac;. ävh „ieh
befinde mich schlechter ak gestern Abend (letzte Nacht)" u. s. w.J wegfiele, da
mnii durch derartige Hilfen den Schiller eher zu geistlosem wörtlichen Bv*
setzen der deut.schen Ausdrücke durch die zunächst stehenden englisehen
als SU sinngemäßer Wiedergabe d&s Textinhaits in dem fremden Idiom anleitet.
Une onnkennwert« Bereieherang bnt dne „Blenentubnoh* dueh die Bei-
gabe von Behelfen ffir 8p rechflbungen erfahren. Zunächst sind unter
jedes Capitel „Questions" tlber den Inhalt der in demselben verarbeiteten Lese-
etttcke eingefügt, und dum sind pag. 172—184 zusammenhängeude „Materitls
l^r Conven-ation" hinzugekommen. Besouders letztere werden gewiss allge-
meine Anerkennung finden, da sie in der That vortrefflich gecicrnet sind, eine
einfache Conversation über die dem Schüler zunächst liegenden Thcuiatu (Eiu-
richtung deeScAnlzimnien^, Schulrequisiten, Schulleben, Sprachunterricht, Rechnen,
neofrraphie u. s. v. "^'l ii i '\lahlzeiten. Wohnunjr, Garten, Weltü^eijeDden, Jahres-
zeiten, Hinunekköruer u. s. w., ftbr Madchen auch weibliche Haudarbeiteu u. a.j
^ronnbereitMi Si^iellieh Teraient die Entere Aneetafetang der neuen Auflage
alles I-oh und ist namentlich fiVr die Übersichtlichkeit des Inhalts durch An-
wendung verschiedener Schriftsätze u. s.w. nUee mödüiche gethan. Auch der
Druck sdohnet sieli dnrob gvo6e Oorreethefe «n. von Drnekfelileni wtren
allmfalli zu nennen: pag. 10, Z. 22 von oben „im Plural auf 's", die Trans-
scription Ton uTicle« auf derselben Seite, dann pag. 48, Z. 1 von oben „set n
Uberty", und p.ur. 182, Z. 2 von oticn ..Whc". D. R.
Englische (Tedichte, stnfenmäßig geordnet, mit erlftutemden Anmerkungen
Oüd biographischen Notizen vergehen von Lic. Dr. Friedrich Kirchner,
Oberlehrer aui Kgl.Keaigyiiuia^ium iu Berlm. Leipzig 1892, B. G.Teubner.
Vm und 97 Sdteii. F^is geb. 1 Ifk. 30 Pt
Diese in erster Linie für die Tier ObereluMn des Benlgymnteinnis be-
stimmte Sammlung enthält in stufenmäßiger Anordnung (50 Stücke von Th. H.
Baylv fl). Bums (1), Byron (7), Campbpll (2\ Hartlev Coleridge (Ij, Barry
•Comwall (2), W. Cowper (1), J. Gay (1), üoldsmith Bret Harte (1),
Feücia Hemans(3), ThemMHood (2i, LongfeUow (5), Ch. Mackay (3), MUton(3),
D. "Sl. Moir (1). Mont^mcry f3\ Tb. Moi.re (3), Pope rii, Scott '1), Shake-
gware (4), W. Smyth (1), Soiithey (Ij, Uh.Swain (2), TeQuyöon (2), Thomson (2),
JBeöj ^ike White (1), J. G. Wbitti«r (1), Ch. Wolfe (1), Wordsworth (8)
und einem Anonymus (1. „Pfod save the king"). Sie sollen „sowol den Schüler
Bkit den besten englischen Dichtern bekannt machen, als auch Stoft' zum Aus-
wendiglernen darmeten. Bs nad daher nnr solche Oediolite ani^«noinnieD
forden, die poetischen und pädagogischen Wert und dabei solchen Utufang
^AWn. dass nie ohne gioie SeJiwieric^eit gelernt werden können." (Vorwort
I>ag. UI.j
Die Awwnhl tat mit GeeoUok nnd Geeehmnok getroffNi, die £itenteningen
'^Hui. ».Jak«. BAY. 38
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— 3^ —
(psg. (>8— 85), die dem Sehttler bei der l'raparaiiua dienen sollen, vortrcfilich,
wm auch 8tellenwri.se etwas karg bemessen, die biographischen Notizen
fpag. 86 — 97) für Sehulswcckc völlia: ansreichend. Das Buch kann daher
beoteob emplolüeu werden, docb wdrt'u in einer neuen Autlagc ctliciie (Druck-)
V<mfcMi sa corrigiren, deren wir einige beispielsweise namhaft machen wollen,
pag. 3H, V. ;V1 ^thrcat" f-tatt thread), pag. 43. Z. 4 von oben „those" (statt
w^we), pag. ü3, Z. 7 von oben „Mfe" (statt live;, pag. 54 in dem aus Hamlet
MtBommenen StQck v. 2 „Nor many unproportioned thougliA** (statt Nor
any etc.) und v. 11 Jiut bewarc thy jud^mcnf (statt but reservc tby j.i.
pag. 56. Z. 1 von üben fehlt zwiw'hcn ^t'roni" und „bosom" daä Wort tby,
wTtBO desselben Stück« ill „Thy waters wasted tbem' statt „Thy w»ten
washed them" zu lesen, patr. Bö ist in „Solitiirtf^" v 7 ^stop-'" stceps n
verbeflsem. Auf pag. 78 kt die Erläuterung zu v. 24 de« „Viliagc Hlacksmith*
unrichtig tm trashing floor" liegt gar nicht vor und edltirt Oberhaupt
nicht: der Text hat richtiff .,thra.^hin(; fl."l. (IcKsrleicben pag. 81 die Be-
nierkuuK £U v. 45 ~ä2 von Cliilde Hurold s Aüschicd&lied, da der .,yeoraau"'
uud der „little pa^e" durchaus nicht eine und dieselbe PoMB lind. Auch in
den Biographien sind ein/eine Druckfehler stehen f^fiebn, wu ttbrigens in
«tiner ersten Aut lagc uicht«« Au^'allendes ii$t. D. R.
UerWrger a. DSring, Theorie and Praxis der Aafeatnfibungen. Nach
Angaben des EgL sicfas. BeEirkasehnlinipeeten Sehnlrath WaBgemnnn.
1. Theil: Theorie u. Praxis der ersten Au&ala^angea. 76 Seiten. Preis
1 Mk. 60 Pf. Dazu : 240 irausaufgaben. 29 Seiten. PreU 60 Pf. 2. Theil :
5 und B. Schnljuhr. \'26 Seiten. Pi-eis 2 Mk. 3. Theil: OberclasBe der
Vnlksschule uud Unterciassen höherer Lehranstalten. 197 Seiten. Preis
2 ILk. 50 Pf.
Dom vorliegenden Werke gebUrt unter der Aufsatzliteratar
ein I'laf z in erster Reihe. Wie der Titel bcsaift. gründet es sich auf An-
gabvQ Waugeiiiiiuns, der als treflüchür Schulmann in weiten pädagogischen
Kieieen Ruf be.-itzt. Dies inuKste dem Bnche nattrii« h zum Vortheile gereichen.
Per enge .Ai)schlus.>- an den Wan^mannschen und den Kockelschcn Lehrplan
füi ^iaehieu, noch nicht aber der an WangcmannB Lcüebuch vermag der Ver-
breitung des Werkes an anderen als liehsischen Schulen allerdings Schwierig-
keiten zu bereiten. AI« Grun^llasfe zu den Auftätzen des 4. SchiiljahrM sind
IG Erzählungen aus Waagcnianns 2. Lesebucbe gewählt, von denen einige
nicht zum eisernen Deetande der guten deutschen Lesebttcher gdaten. Immer-
hin wird der Lehrer nach grtlndlicbcm Studium der Ausführungen dar Vä^
fasser auch leicht audere Lesestäcke in ihrem Sime behandeln künncn.
Als einen giolen Vorxitg des Werkes betrachten wir es, dass dasselbe
keine Sammlung von „MnsteraufeätMn" darstellt , Bondem in Theorie nnd
Praxis eine .Vnh itung /u einem ersprießlichen Aul'saLzunterriehtc bietet.
In dem allmählichen Bneheinen des Werkes in seinen dreiTheilen ist der
Umstand begründet , dii.-*s f9 in seiner jetzigen Gestalt der festgetägten Ein-
heitlichkeit entbehrt, iuine neue Bearbeitung wird hier leicht Abhilfe schaffen
können. Die allgemeinen theoietiaAfln KrOrterungen dürften dann am zweck-
mäßigsten ihren Platz am Anfange des ersten Bande« erhalten. Die anderen
Theile müasten, wie- auch der erste, eine besondere theoretische und eine prak-
tische Behandlung der AaAttMlbiagen der bemAnden flnbn^fnbm bieten, ^e
sie s^'bön jetzt vorliejrcn.
Her theoretische Theil de^ 3. Bandes bringt zunächst das Piuuiümm der
Verfasser. Dieses markirt kurz das Wesen der Au&atzübungen aut den ein-
zelnen ünterrichtsstufen und stellt dabei die ünterechiedc sowie die ^va^^h
senden Schwierigkeiten vergleichend gegenüber. Die AufsaLzübungen
werden, was schon die äoBere (iliedernng des Werkes bezeichnet, nach diet
Stufen presehicdcn. Die rntcrstute fällt mit dem 4., die Hittelfitnfo mit dem
6. uud 6., die Oberstufe mit dem 7. und 8. .Schuljahre zusammen. Nach der
Art des Aufbauens der Aufsätze uird die Unterstufe als die Stufe des Naeb-
«OMadec, die Mittelstufe als die des NebMeiaaate, die Obiiifcn& als die des
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AuMinander betwhtrt. Dein entsprirlif für dio TJntei^lufe die ErT-'tl litnr-, fttr
die Mittelstufe die Beschreib uug, für die Überj»tui'e die Darleguug (Aohanciiuag).
Wir stimmen den Verfassern der Hauptsache nach zu. Doch können ms
die Benn rI:i:r.L' rti !if iDit. i dnu k- r;. diu«*« die Art der Bei?rüadunjf dieser St ufen-
lolge der äoofiügen (irüadlichkeit des Werkes nicht entspricht. Das Büd tob
4et AatKkm^ Ton BaateB Ttrdewilielit ja AvIfiMsung dar TcrAuBw
immerhiu zur (u'niis:e. Doch schadet die Beschräukuui? auf eiu liild allein bei
einer Angelegenheit von lo gruadiegeiidaT Wichtigkeit dar wiaeemchaftUohea
Bedeutung des Werkes.
Unser Standpunkt iat folgender: Der AuÜsatsiiBterioldi muas wie in dem
Stoffe 80 in der Form in cl^rakteri.sti.scher Weise ron der jodesniaIiß:ün Ent-
wickelungsstufe der Schttlor bestimmt weideu. Nun laüseu die Verlasser dio^eu
Gesichtspunkt iBNneswega voMSilart. Im 2. Theile S. 12 werdM vielmehr
recht dankenswerte Erörterunircn anijcstellt; Auf allen Stufen sollen nur solche
StoSü behandelt weiden, die im Enahrungskreise des Kindes Uegen. in
Ugiseliey Hinriekt im Ton Sehdlear d«r Üntamtoft geMert, dMt tr auf
Grund des MttsterstQckes wenige Siitze auf bestimmte, unter Mithilfe de>
LefazexB von ihm selbst gefundene Fragen als Antwort gebe. Der iSchtÜer der
lOttelBtvfe 9oU Tor allem nach MafigaSe seiner Kraft disponiren, und zwar in
allen Untenrichts^beru, wo sich Gelegenheit da«i bi^t. Vom SchUler der
Oberstufe wird gefordert, dass der Ausdruck edler werde, dass die Disposition
mehr aui den inneren Zusammeuhaug gehe uud da^s^i der 6toä mehr durch
Nachdenken herbeigeschiüfft, die Arbeit also eine freiere werde. In syntak-
tischer Hinsicht soll auf der ünteri^tufe der einfache Satz vorherrschen; auf
der Mittelstule stehen der ansa mmengeaogene Sata. ^ Satzgettigc aad die
ftitiirefbiiidaBg im VoadeffraiiAe. Aa? der Obentnw leHe« keiae besMidlefeB
flataartCQ berUcksichti<>:t werden.
Doch ist damit das eigentüche pejrchologiscbe Elemeat in der Entwickelung
dar Kindesnatur nur gestreift Soliea wir, entspneheod den drei Uatendchte-
stufen der Schule, drei psychische Entwickelungsstufen des Schülers festsetzen,
so werden wir sie als die Stufe der voTherrsehend phantasieniäßigcn Anffas^uncr
der realen W^elt, die Stufe der vorherrseheud den Tbatsat ben eutsprecheudeu
Auffanan^ uid die StufSe der Beftectiou bezeichnen, lusolern d^ Anfeatz-
forincn anf den drei üntcrrichtsstnfcn diesen rivi-tigen Entwickeluotr^^^tadien
entsniechen, beruhen sie auf unumstöüiicber Uruudiage. Vi^eicht betrachten
•a m» TflsAtfMr als ikm Aafgabe, n oatenneken, inwieflna ikve dtmtu: Bi^
Zählung, Beschreibung:, Darleirun^ i'Abhanrlluni^) damit zu vereinbaren sind.
Wir beabsichtigea, ein andermal eine Theorie dea Autsataee anf psychologischer
Gniadkge su g«b«L
Das Programm der Verfasser spricht sich femer auK über den Inhalt des
Aufeatzes und die Anfordcningren. die in grammatischer, orthojrraphischer und
ägtheiischer lliuhicht an dcnaelbeu stellen biud. Weua auch erklärt wird,
daas die Verfasser denen nicht beistinamn, 4ie aiok ninit allzu grofier Ängi^
lichkeit" an das Lesebuch ani^« blicQen . m gehen sie uns doch auf der Ober-
stufe in der Anlehnung an daä jjesebuch zu weit Einer ausgiebigen Ver-
wutng der beetea Schätro niuerer NationaUiterainr, toweit lie metrarSehnle
zugänglich sind, auch im Aufsatze ist von vornherein zuzustimmen. Indes
nieieii dabei die Sachgebiete des Uoteiriohtes (GescbichtC) Geograyllie, Natur-
wimuduftea ete.) zu Qam Beobte kommen. Bs ist aidit aaauaweiftln, daas
der Sachunterricht gerade ;iuf der Oberstufe dem Aufsätze wertvolle StulTe dar-
zubieten vermag. Zudem sind aul der Oberstufe neue Unterriehtstächer auf-
getreten, die auch im Aufsatze zu berttcksiehtigen nind. Die Verfasser be-
iMrkn, dasB man beim Ani^chlusse der Aufsatzttlwagea an ein gutes Lesebuch
der Gefnhr entgeli'v s+offe zur RearVieitmur heranzuziciien, die über dem Ge-
daaken- uud Ertüuruugäkreise der öciiuler liegen. Cianz recht — wenn die
ItMertfieke dam GedaahM- aad Srfahrungskreisc der eigenen Schüler ent-
!*prcchen. Aber ein verständiger Lehrer wählt als I nt» riichtsstoffe in den
anderen Lehrföoheni anoh nur solche aus, die mit dem Auperceptieaaetaad-
pnakta iei Schulet llkereiiiitiaiiieii. Soiüiett lidi der Auftau an die Snch-
giibiete an, daon exiatirt die QefUii, ai» dem ErlUinmgbkreise der Sekfller
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heKausüuUetcn, ebenfalls nicht. HetoMgeue Stoffe khacn wir gleichfalls eut-
aehiedMl ab. Wir wünschen also ancli auf der Oberstufe eine ausgiebige
Verwertiing eler Schätzt' des S;ichiiulerrichts. Nnmentlii-h dein GesL-hichtsptoffe
ist ja uach diis Jüterciiisc d«jr iicliüici in hohem Miiße zugewandt. Bezüglich
ihres ethisch bildenden Gehaltes stellen wir die Geschichte noch Uber die
Nationalliteratur. Im Olingen gestehen wir für die- Oherstufc den Schätzen
des Lesebuches vor den Stullen aus Ucotrrajthie. den Naturwi->sen>ehafteu u.8.w.
• in ihrer Bedeutung fdr den Aofsatzunterrieht gern den \ errang zu.
Ferner spricht der theoretische Theil des 3. Bandes über die Aws\valü,
Anürduung und Behandlung der der Oberstufe zugcwieücucu Mustenttücke.
Unter den berücksichtigten Gattungen derPoeiiie möchten wir dasWnMtliMl
(a. B. Schillers „Von Perlen baut .«^irh . . ."'i noch vertreten sehen.
Der jinikiiäche Theil bietet Aufsütis« über i'ahcln, Parabeln und Allegorien,
poeliwiw Erzählungen, Balladen und BoBMzen, Sagen und Legenden, das
Drama ^Wilhelm Teil"; bietet weiter gw>graphisrhe Charakterbilder, Charak-
teristiken von Tbieren und riiaüzeu. I<io>;raphieii und Charakterzeichauugcn,
Sehilderungen, ferner AuMtze Uber Spri« invürter und 8prichwi)rtli(hä Redensarten.
Ji der in u iiuftrt'tendeu riatfung der l'oesie sind einige Bemerkungen über
das Weien und die Bedeutung derselben vurauagestellt. Die Verfasse r horten,
4iM6 Andentungen wflrden „besonders dem Lehrer willkommen sein, welchem
es an Zeit gebricht, seine 5?ehriler durch besonderen Unterricht in der Literatur-
geschichte zu erfreuen". Trotzdem xuüs«;u wir diese Bemerkungt n als nicdit
hierher g^tOrig btteicbueu. Der Auftttemtuiicht kann nur dann Balladen,
Allegorien. Dramen etc. btrüeksiehtigcn, wenn sie in der Lectflre li''hanf!f»1t
worden sind. Belehrungen über die poetischen Gattungen sind dort uinl'laue.
Fehlt bei der Loetllie die Zeit, dann fehlt sie erst recht beim Auftatzunteiv
riehte, der zudem ganz andere Sorgen hat. Mit ungefShr demselben Rechte
würden hier autdi Biugraphieu der Dichter gegeben werden für den i<aU, dass
' bei der Lectflre keiae Salt dam vorhanden wäre. WolT«iiteadeii: et kum
keineswegs sehadcu, wenn hie und da einmal im Anschlüsse an den Anfsatz
etwas über die Gattungen der Puesie gesagt wird; aber es darf nicht syste-
matisch geschehen.
Von den Grundsätzen für eine gedeihliche Führung de«: A insitzuuterrieht^'!
wollen wir nameiitlioh den folgenden herausstelle u : Die Aui-satze mUsäun
wiederholt werden: Dieser Forderung wild gerade im Au^tzunterrichte
wenig nachgekommen. Mit Kinsehränkung muss der nachstehende Grundsatz
uufgetasst werden. Die Autsatzübuugen mflssen von den Leseübungen,
wie TOB den oTthogTftphifehen und grammatischen Arbeiten ge>
trennt werden. Diese Forderung scheint dem Coactutrationsgedanken zu
widuriiprechen. Indes ist ue nicht so schroff au£euiasäeu, wie sie hier aus-
gedrückt ist. Sie Möll Bvr iMiagen, dass die f&x den Aufsatz angeselste Zeit
nicht durch anderweitige sprachliche Übungen verkfirzt werden soll.
Die praktische Ausführung der Aufsätze bezw. die Anleitungen und Auf-
gaben imd fan allgemeima ganz vorzU^ch. Wegen Baummangels mflssea
wir uns di^mal versagen, näher darauf einzugehen. Auch die Verwendung
der logischen Frage auf der Unterstufe hat unseren besonderen Beifall. Die
Verfasser wenden sich gegen die Stichwortmaaier. Sie verlangen, dass der
Schttler durch selbstgefundene und dann 4rh selbst gestellte Fragen den Plan
zum Aufsatze entwerfe und diesem genial} arbeite. Die Gründe sind loigcnde:
1. Die Frage weint aut die Form lun, in welche der Schüler seine Gedanken
einzuklfidcii iiat. und erleichtert somit die Construction des Satzes; 2) sie
ikhüui vor i^cdaukenlo^era 'Arbeiten, regt zur Selbstthätigkeit an uvA ver-
spricht souiit ( inen praktisolMD Gewiaa; 8. durch die Frage lernt der Schtin
das We-,t ni liehe vom Unwesentlichen unterscheiden; infoli: it^sen gewöhnt
sie au uiu logisches Arbeiten; 4. nie. i^t das Mittel, den i u ] l^n logisch zu
erweitern; 5. sie bietet den Anhalt zu jeder Art von stilot iM iien Übungen;
T). sir ist fflr den Lehrer d< r Prüfstein, der ihm sagt, ob sich der ScbQler
Klarheit über den Zusammenhang der einzelnen Theik verschafft hat, weil sie
ja den Gang der SnUünng n. f. w. sUmrfrt md dtnit die Diefmitioa dee
Stflekfli gibt
846 —
Aach das besondere Heft iilnr ii HallaaufJ2'a^ n i-f recht wertvoll,
F&r eine neue Auüaffe des Walkes empfeäleu wir die Beseitigung tolgender
BraekfiUer ete.: 8.Bd^ &18, Z.6 'voa oben iet im syntliaktieelier das „h"
zu streichen. 18, Z. 5 von unten fehlt in Zeitverhilltni.sses das „f",
2u 1 TOn unten in Disponieren das ^i". Im H. Thcile 8. 1^, Z. 6 von oben
IL f. lud di» einseinen Glieder der Satsverbindung durch ein Semikolon statt
' «iaes Kommas zu trennen. Z. 14 von oben und an uudürcti Stellen: Goethe
(nicht Göthc). Z. 5 von nuten: Matthisson (nickt M&tthison). & 27, Z. 18
j Ton nnten: Oberstufe (nicht Oberstube).
Unsere AnateUnngcn an dem Wake möchten wir niclit ^1^ Tadel, ■ondem
als Vor8ch!:t!?<' -mr Vi 1 \ iillkfumnunj^ aufgefasst Wäre es wenicrer
weartYoil, dauu hatten w;r uns nicht so eingehend mit ihm beschäftigt. Indem
wir nof wunr m Anfutg ausgespfocbenee UiOmü Tecweleen, eni|»nlilan wir
; Ecrbergera nad DOdage Theorie md Fnzli in gfeidher Wein dem Stadium
j SehvliU (Posen). Adolf findet
! QfiiMr, Dr. E., LeMieh dw Slementar-Oeometrle. I. Theü: Plaiti-
I . metrie mit 207 Figuren im Text and 300 Aui^Erftlien. 4. Terbeaaerte and
ymeüirte Aaflaga. 122 Seiten. Ih«idea, KtUitamaii. Praii 1 Itk. 80 Pf.
Wir hatten schon Gelegenheit, die 2. Auflage dieses Werkes mit vollster
Anerkennunj? seiner Yorzt}«?o %u besprechen. In den beiden seither erfoI{xten
Auflagen wurden mehrfache Verbesserangen und V^ernichruugbu aogebracht,
gaaa aesondcr» in Beeng auf das Aaljgaben-Matcrial und im Gebiete der har-
monischen Theilunc:. — Die Verhei?sening des Lehrganges liegt ganz befjouders
darin, dass die Unbeholicuheiten der euklidischen Axiome vermieden werden;
der Veffeaaer definirt die Gerade als jene Linie, welche In sich eeltot gedi^t
Nv.-rdrn kann, Winkel int Versrhiedt-nheit der 'Richtunir naeh Maßgabe der
Drehung, die Gleichheit der Winkel an rarallcien ergibt sich vermbge cen-
trisclieT Symmetrie. Wenn auf diese Art die einleitenden Schwierigkeiten
flflcklich tiberwunden sind, so wird im weiteren Verlaufe sinvol durch die
larheit einer soi^ßltigen Tcxtirune:. nl? durch lehrreiche Anordnung schön
ansgefükrter Figuren, als auch durch den Gebrauch von nach der Größe mehr-
fach abgestuften Typen, um das mehr oder weniger Wiehtige hervorzuheben,
dem Schüler die Aneignung des schwierigen Lehrstoffes wesentlich erleichtert.
Der Verfasser ist Lehrer an der allgemeinen Gewerbeschule in Hamburg , und
sein Buch, lierrorgegangen ans dem TOn ihm sdt vielen Jahren befolgten Lehr-
^Uige, war zunächst nir die Schfller dieser Schule bestimmt. Der Inhalt des
Buches ist jedoch nach Umtaug und Vertiefung hinreichend weit geführt, und
hat dvfdi den ersten Anhang über harmonische TheUnng und dnreh den
xweiten Anhang von Constructions- und Berech im nfjsaufj^aheu eine derartige
VervolIständig:un{ü: erhalten , dass dessen Verwendung auch an höheren I^hr-
anstalten bestens empfohlen werden kann.
— Lehrbuch der Trigonometrie für Baugewerkschulett. 72 S, 46 Fig.
im Text Dresden, KBIitmaan. Preis 1 Hk.
Das Lchrhnch der Trigonometrie fUr Baugewerkschulcn ist ein Auszug
aus dein III. Theilc von des Verfasser«! lichrbuch der Elementar-Geometrie.
Dasselbe i.=t uns <c\iO\\ vor drei lahnju durch eine Verlagshundluuj,Mu Hamburg
sogcgangen. wührend nunmehr das Bfichlein, anscheinend unverändert, von
ob%er Dresdner Firma in Vertrieb gesetzt wird. Der Inhalt entspricht vfillig
dem Titel; nach einer bündigen Gut Wickelung der vriasenschaft liehen Grund-
lehren wird alsbald au ^aer mannigfaltigen AnwNidung derselben auf prak-
tischem Geb; tr ii^rrrrro-anj^en. D;ibei wurde nicht üherseln^n, d;H^ dem Prak-
: tiker das Bechneu suwol mit den Functionen, als auch mit deren Logarithmen
fleleh geläufig sein muss. Aneh dieses Büchlein verdient für seine Stafe beste
KntpfthlaBC. H. B.
FU8, Kraradf Lehrbach der Duehstabenrechnnng und Algebra. Dritte
Terbess. i. Teno. Anflafe. L TheU. 216 Seiten. Nürnberg, Korn. 3 Kk.
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— 846 —
Der Torliegende erste Theü enthält die sechs ersten Bechnuagsarten« dam
die Gldchungren ersten und zweiten Ondas adt €!■ «od nalswen Unbekanat«.
Wir hatten schon Gelei^cnheit , die früheren AnflaMI dieses Buches mit an-
erkennender Zustimmung zu besprechen und müsMAMrTOrbeben, dass der Ver-
fuscr benikt war, in Zeitschriften und Lehrbfickfln «rthalfae AnsfOhrungea
zur Verbesserung seines Werkes sich zu Nutze zu machen. Ganz besonders
tritt dies hervor bei den ersten Kechnunfisarten, deren Behandlung eine buchst
wolth&tige Vereinfachung erflltet Du OoHnntiliouigawti der Multiplicatioa
wird durch eine Einser-Tabelle begründet, welche flWgens noch vort heilhafter
bezüglich der nefi;ativen Einheit zar BegrüAdnnii^ dar Voneichenregel der Mul-
tipUcation n gebranchen wSre.
Nur weniges ist stehen ijeblieben, das noch zu beheben wiire: namentlich
die Stellung des Divisors beim Wuizeiausziehen ist ein sehr stüreuder Übel-
stand; auch bat bei der Zioaiaeluinig die Zeit stets die Benennung Jahre und
ist daher durch J nicht durch T abzukürzen. Per Verfasser nimmt in seinem
Buche gleich sehr auf Theorie, wie auf Praxis Bedacht, wodurch sich dasselbe
aaeh yollstäadiir >1> Lehnidttel aam Seibitunterrichte eignet. Jedem wich-
tigeren Lehrsätze wird eine entsprechende Anzahl von Beispielen beierefflgt,
deren Lteung h&uüg auf mehrfache Art angegeben wird. Ka ist dies also ein
Bloh, üdflhei beata fjwyfcfc'wg wdieat. H. &
IHaike, W., Beeheallbel. 48 Seitan. 40 Pt — DmObm Baekan-
iehule in 5 Heften je f)4— 104 S. zn 65 Pf. bis 1 Mk. Bremen, Kaiser.
Die Kechenfibel umfasst den Zahlenraum bis 100. Es wird die Anordnung
nach Bechnungsartcn befolgt, welche wir auf dieser Stufe für verfehlt lialtea
Allerdings zeigt der Verfasser, dass er die Wichtigkeit des Überganges von
der ersten zur zweiten Dekade richtig erkannt hat, indem er wenigstens die
Addition und Subtraction bei 20 abstuft.
Das erste Heft der Rechenscbule führt schon die Cbcrschrift : „Die vier
Speeles im unbegrenzten Zahlenraum e." Allerdings gelangt man zum unbe-
grenzten Zahlenraume erst am Schluss des Heftes und zwar mittelst einer
recht ungeschickt angeordneten Übersichtstabelle. Das zweite Heft behandelt
das Beebnen mit mehmamigen Zahlen; ganz richtig findet der Yecfiuaer, dass
das Rechnen mit dekadisch gctbeilteu Sorten einen zweckmgfiigen Übergang
zur Dccimalrechnung bildet. Das dritte Heft enthält die Bnu brci bming.
welche au getheilten Strecken eingeleitet wird. Femer finden wir noch unter
den Vorbereitungen Theilbarkeit, grOBtes IbJ und kleinstes ^elfacbes. Dae
vierte und fünfte Heft enthalten bürgerliche Bechnnngsarten in zwei Stufen:
die erste Stufe natürlich EinfachOTCS, die zweite im Bereich des Schwieiu^erea
gelangt bis zur Betrachtung des Curszettels, der Zinsessinstabellen uafl der
sogenannten algebraischen .\ufgaben nebst Flächen- und Tnhaltsberecbnungen.
Einzelne Hefte des Vorliegenden haben es schon bis zur dritten Auflage
gebracht, und es muss unbedingt zugegeben werden, dass diese Rechensokiue
ein filr Volks- und Bürgers<;buleu recht brauchbares Lehrmittel ist. Wir finden
den vom Verfasser wiederholt betonten Grundsatz des lückenlosen Fortschreitens
vom Leichteren zum Schwereren in der Weise festgehalten, dass dvrdi die
große Menge der Beispiele Sprünge sorgfältig vermieden und ein sanftes Fort-
gleiten dem Schüler gewahrt bleibt. Nur im Gebiete der Geometrie sind wir
gewöhnt, dem Schüler mehr geboten zu sehen als die allereinfochsten FlÄchen-
und Banmberecbnungen. Wenn aber die Verlag.shandlung bemerkt, das Vor-
liegende werde auch an höheren Schulen verwendet, so müssen wir doch bei-
fügen, dass diese sogenannten höheron Scbvlea einen sehr niedrigen Standpunkt
einnehmen, welcher sich durchaus nicht mit dem Standpunkte eines Rcalgym-
^pmym« yergleichcn lässt.*) Das Beiwort „höhere" bei Schule kann doch wol
nur auf die Stufe des Unterrichtes, nicht aber auf die Lebensstellung der
Rltem bezogen werden. Es freut uns aber, mit gntaai GawiMB dieses Rechen-
budi der Bflxgenchole empfehlen zu lütanea. H. £.
*) Es dOiftaii rnt dk uataieii Ctoaseu genaht lain. D. R.
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— 347 —
Neu erscbieneAe Bücher.
Friekey Wltteikiiid, isu Saduenlitmflr» flin« goehlditllishe EnUilimg. BUIh'
ftU, A. Helmich. 59 S.
Ffirsorgfe der HohenzoUera far ihr Land und Volk. 2. Anfl. DÜMeldorf,
Sehwaun. ^^ S.
Jlniekf , Die Geschichte der Griechen and liömer für die Quarta höherer
Lehranstalten. 2. Aufl. Berlin, Heidmann. 97 S. 1 Mk. 20 Pf.
Jmige, Der Qeeehichtsnnterricht tMt den höheren Schulen nach den Lehrplänen
TOB 6. Ja&iar 1892. Berlin, VahleB. 28 8. 50 F£
— GwQhiditeepedtloiMii. 2. v«b. Auflag». Berlin, Vahlen. 128 8. 1 Mk.
20 Pf.
?.n<lp, QtirHen im Geschichtsunterricht. Gotha, Emil Behren! 24 S. 60 Pf.
Seliillmann, Die Entdeckung Amerikaa. Eine JabelaohrifL Berlin, lÜcolai
(btntker). 87 S. 2 Mk.
Stendini;, Griechiache und römische Mythologie (^bammlun^ (iöschen). 144 S.
geb. 80 PI
Alb. Bieliter, Gaaehiditaliilder. HUAibadi Ar den enten üntenridift in der
dentaehen Geecliielite. 2. AvA. Ldioig, Bkli. Biehter. 116 8. 80 Fl
Cfldier, Schilderungon znr Heimatkunde Bayerns. Im Anschlnss an die geo-
errtpbischen Anschatinng^bilder v. Engleder. München, Oldenbonro;. 80 S.
Jarz, Karteuzeichnen und Kartenskizzen im ersten geographiachenUiiterrichi.
Znaim, Fournier ^ Haberier. 16 S. 40 Pf.
Krebs, Landeskunde der Provinz Sachsen. Halle, SchroedeL 39 S. 36 Ff.
Adl«r, Orthographie und Grammatik in ihrer methodiaohen BAiwidlnng nadi
den Gmndaitien Herbart-Zfflera. Bietefi»ld, Hehnieh. 30 S. 75 VI
Frisch, Der Antutz in der Volka- und BttrgeraciiQle. I. TheÜ: Beiträge zur
Methodik des Aufsatzunterrichte«. Wien, Pichler. 40 S. 30 kr. IL Thett:
Das dritt«, vierte und fünfte Schuljahr. 89 S. 60 kr.
ThoBas, Das Lesebuch in der Bürgei'schule. Ein Commentar /.u dem Lese-
buch von UUrich, Emst und Branky. II. TheiL Wien, Piehier. 228 S.
1 fl. 60 kr.
flteeckebier, Akriaa der dentaohen Vendelire nnd der Leine ven den Dieh-
tangnorten. 8. Ani. Berlin, Weidmann. 82 & 40 Fl
Miadie-Handfke, Dietfieloff nach den Begehi der neuen RechlnchrelbBng.
3. Aufl. Breslau, Kern (Müller). 88 S. 90 Pf
Tsehacke. Drischel und Handtke, Stoff zu deutschen Auftatzübung-en für
Volks- und Mittelscholeo. 3. AoiL Breslau, Kern (Ii. Müller}. 240 S.
3 Kk.
Wei^nfels, Cicero als Schulschrütstelier. Leipzig, Teubuer. 319 Seiten.
SXk. 60 Fl
GeKUebte der dentaehen Literator ftr UOdchenachnleo und die wefl>-
Jngeod. 2. AniL Le^MCf Tealmer. 146 8.
^«mmd. Biisitwi Dr. rfl«4tUk Bittot. BMMiMdBiNi J«li«a Kltiitekstdt, Uipiig.
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Landeshuter Leinen- und Gebildweberei.
LandMhnt Berlin W«
in Sf-hle^ren, Kgl. u. GpossherzogL Ldp^entnsse 26,
fiir brietlichc Aulftrage. Hoflieferant tttr penönliche EiaMafe.
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Länge 20 Motfr mtot M* 0»*JU
1 Stück bestes GrünfiliU RubIurm, I^STioo!^' 07*!;
Länge B3V'„ Meter nur M. •
I ralnlBinenes Tbeegedsclc, nSnJ^JSSSÄ^ tITI
tuch 130 Cm., Mundtücher 28 ( ui. nur M.
1 üiilz. Hausniaclier Jacquard-Haadtither, ■^Ä.^rrn
Marko L.I. Grosse \hX.\tb Cm. Alir JH. • •^^'^
IQlHpIr l/arrirf RaHho7iin Httka ^ enthaltend 8 Meter, aiineieliend (Hr
OIUCK KdllHl DCllUBZUy, 2 Oberbetten und 4 Kopfkissen: 7 9A
biauweiss, rothwerss, rothblauweiss etc. Br. 83Cm., d.Stflck nurll. •
ßc' grösserem Bedarf dürfte eine Reise nacli Landeshut bezw. Berlin
in meine Maarenhäuser lehnend sein. PreiülibU; auf Wunsch kostenfrei.
<y> V <W jfly
Xtiifabctt für Bnfanift unb 500100«
in 4 i^iirfeii uon
Ofrtrleftrcr an bcr höheren Schute ftit ilÄäÄ(^eu IVip^iq.
1. Äuriu», 6. oerb. äufloge forton- 60 %\. 2. «urfui, 6. Oec6. '^ujlage tünon. 80 ^f.
S> Xucfiiif 0. tinft' Siifl(i0c lattei* 1 SR. 4, ftncfii^ 4. Mift. Vnfli^ Sutan. 1 0t.
fettfi»» fir »Ol Nitterridit ither unti 'Jctm ic# «aH#m<« ticfCfi.
3)iete ;^eit|abeii finb {pcAielt ben Se^rAtneden bex Sfttgeci^tilen, ber I^d^eccn
ftnebcn« mb Rab^enf^ttlf n vab bct 9aa<f4tt{fit n. Ofbiuiig angepolt*
%vA bec Tycbcr eiiied erprobten @4ttlniaitacl ^rrboiget^angen, ftnb bie ^eftt
rbenfo empfefilcnerocrt c\i Scitraben für ben Sehrr r mit oI« Setanid)aulid)una§mtttel für
bie ^anb bcr 3d)üUi. Xa 2Scifa{fa- gc^t iwc^ :cm betannten ^JJeftalPjii'fi^en ®runb-
lo^ bei lädenlofen «^ortfc^reitend Dotn idefannten ^um äRmbcrbelanntm aud. ^ iviS
im Sinn ^^töbelS ei(inf>3 9ehfn, cißneg 25a!}rnt'^tncn, eigtteö ielbftt^ätiacS Denfen be-
»weden uub tritt ttücatljalbcu beut natuiiüiiienidjajtUdjcu Slbcrgiaubeii unb bcii unroiffen»
fll^ftlidKn Hnfä^auungen entget^cn.
Slnf bie Sudftattung bee SBecfeiS ift aQe nur crbcnfltrf^f ^nrgfalt bertvenbet irwbw.
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pj j von 440 Mk., Harmoniuma
naninOS ^on W Mt an, und Flügel,
lOjäbr. (iarantic. Abzahlung geauttei.
Bei Barzahl un ET Rabatt und Freisendung.
WILH.EMMER, Berlin ( Seydel-
8trasüe2ü. Allerhöchste Auszeichnungen:
Orden, Staats-Mcdaillen etc.
Pianinos von 350 ys i^oo hic.
Uarmnniiime »l^-utiicbp und amerik. Uottage-
narmoniums. ^^^^^^^ (E»uy , von Mk. m an.
innJstTAUr^b'abrikate. Hörkwler Burrabatt.
Alle Vttrtbiile. lUtutr Kataloge ßrati«,
VVilh. Rudolph in Gie«Ht»n,
f^ös.it K l'iiino VcrBJiii<lt-<rescbiift L)eatschl:ind*.
MM-
«er
Art
[m, Gröpstes La^cr !"
Louis Ocrtcl^j
.HANNOVER 'i'^
ff!ifti'sf' '» litt *t»*n»m)
Jitstrumtatt, S§iten afc. ly £ngros Preisen.
üeber den gcit Jahren bei den p. t.
Herren Pädagogen etc. etc.
wohlbekannten
Holländischen Tabak
von B. Becker in Seesen a. Harz hat
der Fabrikant tausendfaches Lob erhalten
und sich den Besitz der Zuschritten schon
1885 und dann 1H92 notariell bestätigen
lassen. Das not. Dokument hat die Expo*
ditlon eingesehen. (10 ptd. Ueä Tabaks
lose in einem Beutel frco. 8 Mark.)
Soeben erschienen in neuer Ausgabe:
Beel hoven. ff^. v.. Studien im (wene-
ralbass.i ontrapunkt u.in derCompo-
sltlon,herausg.r. L.KShIer. Pr. M.2. — .
i^rtiubertli, J., Muslkfllisclier Kate-
chismus fUr Siiuirer. Zum (iehrauch
für J>chulen u. Gesangvereine, herau.sg.
von Dr. F. Stade. I'r. M. — ..öO.
Edition-Ver/elchnis<s irrutls u. franko.
Verlag v. J. Schuberth «St Co. in Leipzig.
„Hiob-Fibel
X). Brafilir Ofrftfffrir UormoiBÖtltrmttboif.
3n meinem fiommijfion5DcrlQi]e ift er»
fd)iencn unt> ^urd) jebr $u(bt)anMung
bcjietjeu :
fcljrtjttitg
bet
Pfutfilifii ^urifilinft.
L Icif.
H. ti^n iluitotoMi,
Dr. med. piafl. Slril
Don
9. non ftunottdfi,
Scr.-Sttuf. i. 4.i!6ürbe«
«cg. j.
%xt\i 80 $fg.
5Jaö Stiftern, Qufwilfcnidjof flicken Oirunb-
jä^ifu bcruljenb, ift oon erftounlidier JHegel-
nmjiiiifcit unb ücrmöflc feiner ßinfodibcit ju-
glctd)' ein rootjrboft oolfdtünili(^eö. nee«
einiflt lcirt)teftc (Srlernbarfeit, flröftte $»anb-
lic^fcit unb uncrreid)te .Uür.^e. Äein ©cbüdjt«
niöfrani! feine 5djriflpeinlirt)feiffn! tein
Tnirf! feine Heile!
Hrgrii l^tnfrtidiitH De« iB(lraf|C0
rrfolflt ^ronro:3nfrtiIitinn.
t'eipjig.
Julius Rlinfbarbt.
IVür "äbitarientPii, 3tfiulamt#',^nnb baten
unb ^(iptrantcn ber SNittrlfc^iillctivcr:
unb *Nef torat^prnfunii (mpfel)lc bie burd)
bic pQbartogifdjc ^j^reffe tieljcitig bfftcn^
empfohlenen:
taeit^äateiiiainen.
für
3ü|tiigr liöt üntrrriiiiteanltaltes
IIb Afpirantrn itx iliittrUdiudrlirrr''
beiio. iirbtiratsprnfnng.
non
Dr. Äcrmann Äoffmeiltcr.
^eft 1: I'oä'poiiriocaöilieni.b. Sieligion.
2. Dcrb. inuilage . . liüi.2.40
„ 2; 5)euti(tje3prad3eu.£ittcrotur « 3.öO
„ 3: 'ilJäbagogif. 2. »erb. x'ditlnfle
„ 4: ^lügenieine 4i*fltncj(tiid)t^ .
„ 5: Xeüljrf;c Jii'ulturgefdiidite .
„ 6: Söranbiub.'prcuf]. (ye{ditct;le
„ 7: Geographie
^Ilfli ergiin^ung^beft .t>eft '^:
(er ^olfofdiiilc. :iiM){enjd)aftlid) bat'
gefteUt 2». l.öü.
tetttfdilatidd «iiUurncfdiidite „ 3.—
bejic^en biirdi aQe "öndilianblungcn,
bod) ift bie unterjeicbnete i^crlag^L-udibanb-
lung gern bereit, bei oorlKrigcr (^iHVitjünig
ober ©injenbung Don iPriefmarfen laud)
rin,;dlie $anbd)en!,i bireft unb franfo
überienben.
üeipjig unb Serlin W. 35.
2. —
3. "
3.—
2.25
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Dov'matik. Kibrlknodr. W Pf.
». „ KiiTliein;<'<*rlii«'htf. «0 Pf.
a. „ (irM-liirlit«* drrdruUrhen.^pnichP.Noti-
trn u. Vriiket zur l.ittrrttor-, Kaltnr-
■.I niversHlcrfxrliifble.flroRraphir. I M.
4. , (iesthirhlrdrrPhiloiispbie. I.Abt. 1 M.
6. , , . , 2. ^ IM.
0. , Gpsrhii-litpn.ThPvrled.Piidafiojrik. 1 M.
7. H L«f(ik nnd iNyrhulo^if. 1 Mark.
Jedes auch einxeln su beuehen. ^Bi
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%ll(f(*ni* '^^<^<^^1^^"^ taufen unfere (grauen
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3n meinem !Cerloge tft crfc^ienen:
pat^rmatifdif ^urinril.
300 5fufivUnMi, iV'i.llaiirfi]cnl)i' Spiffe,
ütuii|l|lüdif, ?(lHTriifc()uiiiifii, Ufr Inn gliche
SdiliiHf, SifjiT^c u. öfrgl.
aiiö der johlen* iittD ^oriiteiUe^re.
~$ür jung unb alt ,Mir Unterbaltung
unb Scle^rnng
Don ^ouis SlitienjtDey, 3d)ulbireftor.
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Die allgemeine Schulpflicht. Von Seminatdinetor Oöza Soiuogyi-Zol6?&nQa 363
Der Zweck d"« «Tt-schichtsimterrichts. Von H. Weigand-Northeiin .... 377
Die Leben8gef>c);ucbte von Georg Ebers. Von Theodor Veriiulekeu-üraz . 387
Pädagogische RandBchaa. Österreich. — Die ethische Bewegung in Mi^de-
Imig, -~ BraneB. — Ana Saeluwii. — Am dem QxoBhennglium Baden.
— Ans Fiett£eit. ~ Tldenut conenlei! — Ans der Schweis .... 389
AoB der Fachpime 412
lUftAnaiftiian 415
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Locke, Roiissean und die gegenwärtige Schulreform.
Mne jpädaffo^nn:h< Studie von Dr. Ad, Sütterlin-titnipüurt/ i. E.
Es dürfte scliwer sein zu sagen, wann die SchulrefonnbeAvegung
begonnen; denn seit den Tagen des Humanismus hat jedes Jahr-
hundert seine Bestrebungen gegen die bestehende Ei/iehungs- und
TJnterrichisfonn. Im siebzehnten Jahrhundert war es neben dem
großen, in vielen Dingen noch heute unerreichten Comenius vornehm-
Ii<-' Locke, im achtzehnten Kt'U>seau, die mit der Bildung und Kr-
zieliung dcü Geschlechtes ihrer /» ir wenig einverstanden waren; unser
Jahrhundert, das die Bildung der weiten Schichten des Volkes, die
Aoi^gestaltnng der Volksschule geregelt hat, kennzeichnet sich ander-
seits durch den Anlauf gegen die höheren Bildungsanstalten, der im
letzten Jahrzehnt besonders stllrmisch geworden ist und alle Gebil-
deten der Nation mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen hat.
Eine gewisse Bedeutung hat schon im Jahre 1835 der Arzt
Lorinaer gewonnea mit seiner Schrift: „Zum Schutze der Gesundheit
in den Scholen'', einem Bnf, der seitdem immer nnd immer wieder,
so namentlich in den letzten Jahrzehnten erhoben wurde. Damals hat
er die Elnfthnmg des nach den Befrenmgskriegen anrttcbig gewor-
denen Tonens in die Schulen, zum Theil wenigstensr zur Folge gehabt.
Üm das «tolle Jahr 1848* sodann ertönten wol zuerst die Bufe nach
einer einheitliehen Schule fBr die höhere Büdung in Deutschland, imd
diese Bestrebungen sind namentlich seit der Einigung des deutschen
Volkes nadt den Kriegen der Jahre 1890 nnd 1871 mit TerBtib>kter
Kraft hervorgetreten. Es kann daher in der That scheinen, als ob
diese Reformgedanken mit den ]iaiionalen Einheitsgedanken verbunden
seien.
Etwas später stellte sich ein besonderes Gebrechen unserer höheren
>i huleu heraus: die Überbürdung, und es ist der Überbürdungsschrei,
wenn ich mich recht eriniure, in ausgesprocliener Deutlichkeit zuerst
iiD Jahre 1872 vom Rlieine her erhoben worden in einer Schrill:
Padi^piipva. 15. Jahrg. Utft VI. 24 .
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„Wohin treiben wir?" von dem inzwischen ver:*torbeiien Amtarichter
Hartwich in Düsseldorf, der 8pät«r durcli seine zweite Schrift: „Woran
wir leiden'^ zur grcißeren Pflej^e dei" körperlichen Sjjiele in der Schnle
Anstoß gegeben und mittelbar die Spielvertüguiig des Ministers
V. Gossler vom 27. Üctober 1882 heiTorgenifen hat. Diese Spiel-
bewegung hat inzwischen giuüe Wellen geschlagen und ist an einigen
Orten gelegentlich so überschätzt worden, als ob nun alle Gebrechen
der Welt auf einmal mit dem Spiel in den Schulen könnten geheilt
werden.*}
Die verschiedenartigen Bestrebungen, Bescli werden, , Auklagen
haben sich mm allmählich verdichtet zu einem Ruf nach Reform des
höheren Schulwesens und finden ihren Ausdruck in Vereinigungen zum
Zweck der Herbeiführung einer Verbesserung oder Umgestaltung
unseres Schulwesens, wie dem Realschulmännerverein, dem Einheits-
schulverein, dem Schulreformverein „Neue deutsche Schule" (H. Goriug),
deni liberaitu 8clml verein Rheinlands und Westfalens, dem Neuphilo-
logenvereiu und manch anderem, und so stehen wir denn gegenwärtig
mitteu m der Schulrelurmbewegung. Nicht weniger als 844 Ver-
besserungsvorschläge sollen schon 1889 dem preußischen Cultusminister
vorgelegeu haben, und was an Schriften und Aufsätzen ähnlichen In-
haltes selbstständig und in pädagogischen und anderen Zeitschriften
und in Tagesblättem seitdem erscliienen ist, ist unübersehbar. Eine
gewisse Zusammenfassung haben die Bestrebungen gefunden in der
Berliner Schulconferenz, deren V^erhandlungeu in einem dicken Bande
vorli^en.**)
Vielem in diesen vielen Bestrebungen ist ja sicher gut; manches
ist — nicht neu. Denn geht man in der Geschichte der Pädagogik
etwas rückwärts, so findet man, wie gleich zu Anfang erwähnt, außer
bei dem größten pädagogischen Reformator, dessen 300. Geburtstag
die pädagogische Welt eben gefeiert hat, schon bei Locke und Rousseau
manches, was nur eben wieder ausgegraben erscheint j manches freüick
auch, das leider vergraben geblieben.
Allerdings, über Einrichtung von Scholen und über das „Berech-
tigungswesen" wird man da nichts finden; Locke und Rousseau eiv
ziehen einzelBe Kinder, schreiben daher über Einzel-, aber Hofineister-
*) „Ich wllide inidb gar sieht WIl]ldem^ Im iek vor einigw Zeit Ja eiaor
ractuMÜurift, „wenn demnädist dner auf den Oedaakio lOaie, andi die SodaldMae*
kntie mit dem Turnspiel austreiben zu wollen."
**) Verhandliingen fiberFzageo des Mlieroii UnteniiAts (fiexliiierSohnleoBta««!)«
BexUn 1881.
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enielHiDg. Weudet man aber seinen Blick von der Organisation oder
Beorganifliiktion der Scholen einen Augenblick auf das, was im ein«elneii
hentzatage mlangt and bestritten wird, etwa anf das, was am Lehrer
m refonuiren sei, anf den Sturm gegen die dasafsehen Sprachen, die
Methode des neiuprachUeheii ünteirichta, den üntefrichl; in der Mntter-
«iraefae, die ganz nenerdings angetretene ITordmng naidi anderer
üestattnng des Geschichtaonteniehts, dem Jetxt noch besondets did
Bektmpftmg der Söcialdemokratie zufallen soll, die körperliche Er-
sdrang: so findet män bei diesen beiden Pädagogen und Philosophen
anndifia ausgesprochen, was zur Lehre dienen Icaut Bonsseen stellt
auf Locke's Sehnltem; er hat die Locke^schen G^edanken mit dem
Feuer seines Temperamentes durcliglübt und sie so zum Gemeingut
der Mejüsckheit gemacht. ' '
Einer der wichtigsten Punkte, dei* in der Reformbewegung fi*eilich
erst spät besonders betont worden, ist die Bildung des Lehrers
selber. Es ist hier nicht der Ort, über die methodische Ausbildung
der Lehrer zu lian leln die hier etwa einschlägigen Bemerkungen
Locke s Ull i Ivousseau'.s {iudeii sich nur vereinzelt; auch sind verschie-
dene mef linilisclie Winke, die sie geben, der ein^ z. B. übers Lesen-
lernen, der andere für Naturlehre, beim geg^enwärtigen Stand der
Methodik unbrauchbar. Aber es ist meine innerste, dui'ch Erfahrung
gewonnene Überzeugung, dass der bei weitem größte Theü der Über-
bördnngaklage an den höheren Schulen dem Umstände zur Last fäUt,
dass gar viele Lehrer, deren wissenschaftliche Bildung nichts zu
wOnschen übrig Iftsst, in Beziehung auf die Behandlung des Stoffes
Schule sehr vngewandt sind, und die Kinder deehalb das Straf-
geld fftr dieee methodischen SOnden bezahlen mftssen. Die methodische
Behandlung einzehier Untenichtsfilcher wird, so weit wie auf Lodte
oder Boossean Bezug hat» am entsprechenden Orte bdenchtet werden*
Aber einen Punkt» der si«^ anf den Lehrer bezieht» haben schon
Locke nnd Bonssean besprochen. In der Bede bei der Eröibnng der
Boilhmr Oonfetens wies Seine M^jwtftt der Kaiser anf die Bildung
des Lehrenttaiidfls hin und sagte u, a.: „Wer erziehen will,' mnss selbst
mögen seint* Das ist natürlich selbstyerständlich; der Satz findet
sieh aber thatsächlich so bei Locke (§ 93*): „Um einen Knaben zu
*) loh cttiie Locke*« ttbawichtiiche» inPwnkgi»ph«nemgethQÜteSoliiift: „Eioige
Gedanken über Eiziehoag" nur nach den ParH<!:raplien; bei Rousseau^s Emil, dem
inabenichtlichen Buche, zuerst uach der Reimer .scheu deutschen ül^erset/ung (Rich-
tett päd. fiiUiothek) mit dex Seitenzahl, dann sugleich nach der tranzüs. Ausgabe
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biideü, wie es der Fall sein sollte, ziemt es sich, dass sein Erzieher
selbst wolerzogen sei: it is fitliib goveraor should himself be well-bred*',
und bei Rousseau CS. 29; I. 425): „comment se peut-ü qu'uii enfant
seit bien elev« pai qai ii'a pas ete bien eleve lui-meme." Locke denkt
dabei allerdings zunächst au das Äußere, den feinen Anstand, an feines,
elegantes Benehmen, wie es seine Stellung als Erzieher eines eng-
lischen Lords mit sich bringt; jedoch führt er im Folgenden aus, was
alles er vom Erzieher verlangt, und wie er erzogen sein soll (§ 94).
Diese Locke'sche Forderung hinsichtlich des Benehmens des jungen
Lehrers ist neuerdings besonders hervorgehoben worden, so von
Ziegler*) (8. 25); nachdem von den Pflichten des Lehrers im all-
gemeinen gesprochen worden, heißt es: „er muss selbst auch höflich
sein — ja wol", und bei Oskar Jäger heißt es, wo von der Schul-
ordnung für die Lehrer die Eede ist, am Schluss: „Bescheidenheit
verlangt ihr vom Schüler! — Kraft welches Rechtes denn? Ihr dürft
sie vei'langen, wenn ihr gegen ihn höflich seid, diejenige Höflichkeit
übt, auf die der Schüler ein Becht hat'' (Aus der Praxis, S. 82
Nr. 135, 137.)
Derartige Gedanken sind ja schon immer unter der Überschrift:
„Das Beispiel des Lehrers" zu finden gewesen; aber es ist jedenfalls
bezeichnend, dass sie jetzt gerade aufs neue betont werden. So aaoh
von Dr. Schiller im Handbuch der praktischen Pädagogik S. 64. Und
das fuhrt m einem anderen. Man empjßlngt gegenwärtig öfters den
Eindruck, als ob die Lehrer der höheren Schulen die Schüler als ihre
geborenen Feinde betrachteten, die sie mit Feuer und Schwert bekämpfen
müssten; ein yertrantes Verbältnis ist sehr selten; der Lehrer irt
fiust nor jutdk der GMrchtete oder, was schlimmer ist, der Gehaastet
Woher das kommt? Es gebricht dem Lehrerstand unserer Zeit in
seinem berechtigten Eampt im seine Stellung häufig an dem Wich-
tigsten für den Lehrerbeni( der Liebe zn den Kindern. .Liebe
die Jugend, die dn «ntohsa sollst; auch den ^dderbaarigen, nnsn*
genehmen Jnngen dort» der dir das Leben so saner macht*' (O. JAger«
A. d. Pr. S. U Nr. 60.) Das ist das yomebniste: m die EJnder
nicht lieb haben kann, der lasse die Hand vom Pflng der Pädagogik!
— Dies ist Ton Locke und Bonssean nvar in dieser We^ nicht ans*
gesprochen worden; aber das Verhältnis des Erziehers zum ZOgUng
in (Ion Oeuvres fomplötes, tonie ler et 11' " , Edition Lahure, Puia 1SÖ6^ Httchetle.
mit Baud und „pagina", z. B. 8. 34, I. pag. 429.
*) Ziegler, Dr. TL, Professor der Philu&uphie und Pädagogik au der UaiTeibitäi
StnAbnig, 0ie Fitgen der Scbuliefarm. Stattgart 1891.
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ffit bei beiden väterlich, und Locke schreibt: „Wenn nun Familiarität
im Gespräch einem Vater seinem Sohne gegenftber wol ansteht, so
■ mag sich ein Erzieher seinem Zögling- gegenüber noch vieiroehi' dazn
verstehen.^ Locke führt den Gedanken der Erziehung zum Vertraaen
I in § 99 noch näher ans, indem er die Ifischnng des Ernstes nnd der
I Starenge mit vernttnftiger Liebe als die Gnindlage der Efarfnrcht nnd
I Zmieignng Ton Seiten des Sdifllers gegen' den Lehrer erklärt» —
I Ropssean, deesen ZOgHng nnr den Erzieher, nicht die Eitern kennt —
irBDigstens ist Ton ihnen nicht die Bede; der Hofineister begleitet
Mfaien Zögling yon der Geburt an — , verlangt zunächst, dass man
die beiden ohne ihre Znstimmnng flberhanpt nicht trenne, *weQ schon
bei der Anssicht anf eine Trauinng jeder seme eigenen Pläne machen
werde; im andern Falle aber „ist Jedem daran gelegen, sich die Liebe
des andern zu erwerben, und schon dadurch werden sie einander wert.
Der Zögling lässt sich in der Kindheit ohne Widerstreben von dem
Freunde leiten, den er zum Freund behalten soll, wenn er erwachsen
ist; der Erzieher widmet sich mit Tbeilnahuie den Sorgen, deren
Früchte er ptiueken soll; alle die Verdienste, die er sich um seinen
Zögling erwirbt, bilden ja ein Capital, das er f\\r s» iji Alter zurück-
legt."' iS ?A. 1. pag. 429.1 Di^^se Ansichten sind ebt ii><> liflitig für
da«? Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer überhaupt, und wenn
auch andere dahin gehörende Gedanken für unsere Verhältnisse mit
öffentlichem Unterricht und ötlentlicher Erziehung nur mutatis mutandis
Oiltigkeit haben können, so jßnden sich eben die Grundgedanken schon
bei diesen beiden P&dagogen des 17. nnd dea 18. Jahrhunderts. Darauf
kam 68 hier an.
Wenn nun die Stimmung der liChrer den Schülern gegenüber
neaerdings beeonders betont werden mnss, so darf doch auch nicht
fibersehen werden» dass anderseits die gesammte Lehrerschaft in einem
Kunpfe stellt nm ihre eigene Stellnng, namentlich auch in Beziehung
«nf die Oeeellscfaaft. Dass es vielik«^ den Eltern an der Achtung
gebreche dem Hanne gegenüber, dem sie ihr Liebstes anvertrauen,
ist namentlieh in letzter Zeit immer und immer betont worden« und
die Bestrehnngen des Lehrerstandes nm eine Besserstellnng
nicht nur in pecuniftrer, sondern auch in gesellschaftlicher Be-
siehung sind daher nidit verwunderlicb. Lockens Ansichten fiber die
Stdhmg des Erziehers den Eltern gegenüber kommen diesen Bestre-
I bimgen entgegen: „Um das Ansehen des Erziehers dem Zr»gling gegen-
über aufrecht zu erhalten, muss man unbedingt selbst ihn mit großer
Achtung behandeln und alle Familienmitglieder anhalten dasselbe zu
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tIliBL Denn vir ktoMQ nicht enrartm, äem anaerSohn jenutad boefa*
adite» den «r m der Matter oder tob eaderai Potioima geriog^
Mliittig behandelt aieht Eilt man den Eraieher ftr yenohtnngewertv
dann hat man llbel geiwihlt; und legt man die Yeraohtiing an den
Tag, dann wird er derMlben ancfa eehwerlieh von Seiten den Sohaea
entfehen; irenn aber ja aieh dieaee ereignet, dann ist aein ganier
Werti den er in lieh tragen mag, und alle aeme FlUgketoi aar Aai-
lUlung seiner SteUnng ftr das Kind Terloren and kfinnen demeelbea
in der Folge ainnarmehr nnlsbar gemacht werden.** (§ 8&) Bei
Bouaean frellieh iat von einam Yerhiltnia der Eltern nm Bnieher
nicht die Bede; die Eatem treten gar niehi in die Eneheiming; der
HolMater txitt vollstBndig an ihre Stella ind beg^tet seinen Zllg>
fing Us aar Belfe. Doeh hOA Boaaaean S. 28« 39 (L pag. 424) die
hohe Bedentnng des Eniehen beBondera henror.
An die Bemflhangen nm peamüre BeaeerateOnng dea Lehrer-
Standes klingt es an, wenn Locke meint, man aoUe keine Kosten
schonen, um einen guten Erzieher zu bekommen. .In Besag auf die
Kosten, meine ich, daaa diea Geld von allem, was auf die Kinder yer-
wendat werden kann, am beaten angeJegt eel; daher kann die Befrie-
dignng dieser Fordemng, obgleich sie anfiergewOhnlich kostspielig
aein mag, deanoch nicht thener genannt werden* Wer seinem Kinde
nm irgend einen Preis zn einem edeln Gemlltho yerhfilly za einem von
guten Gmadsätam erflUUen, zn Tagend and allem NtttaUchen geW-
deten and mit Höflichkeit and feinem Anstände gesohmltelcten Geiste,
der bringt ftr dasselbe einen besseren Kauf za Stande, ala wenn er
das Geld hingäbe, nm seinen Landbesitz zu vermehren. Man mOge
ea sparen an Spielea and Spielaeng nnd anderen nntzhisen Aosgahen,
soviel man will; aber man sei nicht sparsam in einer ao wich-
tigen Sache wie die vorliegende. Ea ist keine gnte Haashaltong»
wenn man seinen BeichÜram vermehrt nnd seinen Geist verannen Iftsst
Ich habe oA mit großer y^rwanderang gesehen, wie Leote ihr Geld
reichlich damit veraehwendeten, dass sie ihre Kioder mit Ihinan Klei-
dem heranspatztea and Ar ihre Wohnnng and Nahrang mit groftem
Aufwände sorgten, wehrend Herz und Geist verkamen. Was
immer wir aaf die Bildang des Geistes onseres Sohnes verwenden»
wird nnsere wahre läebe seilten, obgleich es zor Yermindenmg semes
Vermögens beitrigt Ich kann nor ratbea, weder Hfthe noch
Kosten za scheaen, einen solchen Enieher, wie ich ihn wftnaebe, zu
erlangen, nnd ich kannvendchem, dass, wenn man einen gaten erlangt,
man die Ausgaben niemals bereuen, aonden die Befriedigung haben
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wird, dass das dafüi* ausgegebene Geld vor allem andern am besten
verwendet wurde." (§ 92.) — Da nun gegen wältig für das öffentliche
ÜDterricht^wesen die Regierung an Stelle der Eltern die Auswahl
unii Ausielluüg der Lehrer besorgt, so kommen diese Fordt i uiigen
Locke's, die ja jedenfalls als richtig anerkannt werden, für sie in An-
wendung, und der Lehrerstand fordert somit nichts Nones.
Housseau geht noch weiter: nach seiner Ansicht ist, was ja auch
sonst schon, nur in anderer Bedeutung dem Löhrerstand vorgehalten
worden, das Amt des Lehrers überhaupt nicki mit Geld zu bezahlen.
„Es gibt Berufsarten, die so edü sind, dass man sie nicht für Geld
übernehmen kann, ohne sieh ihrer unwttrdig zu zeigen; ein solcher
ist der Berof des Kriegers und ebenso dw des Lehren.** (8*
I ]Nig. 4S5). Ifon hat die Bichtigkeit dieses Saties oft genng hefcont»
ud der dentsebe Lehrerstand — dies Zeugnis darf man ihm nicht 'Vor-
enthalten — hat trots seiner kfimmerliehen Lage, in der er sich
beftmden, sieh stets an seinem idealen Bemf erfreut und, abgesehen
Ton den Beetrebnngen sein hOrgerUehes Aodtommea' zn erhatten, sich
die SVeudigkelt im Bemf dadurch nicht nehmen lassen. Und die es
thun, die aufgehen im materieUen fittreben, die etwa nur Lehrw wflren,
weil das Amt seinen Mann reichlich ernährte, die, denen der Dank
aus zwei treuen Kinderau^en nicht das meiste wert ist, die taugen
nicht zum Lehrerberuf. So etwa verstelle ich das Loblied Rousseau 's
aui den Beruf des Erziehers.
Hier sei auch die Bemerkung angefügt, dass es des Feldgesclireis
dei' Herbart-Zillerschen Schule nicht bedurft hätte, nm klar zu macheTi,
dass (lei- L*'lirer zugleich Erzit lier >i'U\ solle. Das wusste mau
hIioii lange, lange vorher; zum Übeiriiiss steht es auch noch deutlich
bei Küussean: „Ihr macht einen Liuterschied /.wi*;rhen Lehrer und
Erzieher! Welche Thorheit! Unterscheidet ihr auch zwischen ÖchUler
and ZögUng?" (S. 32, L pag. 427 ai. 4.)
Diese, bisher behandelten Punkte spielen nun in der Reform-
bewegung im eigentlichen Sinne eine nntergeordnete Bolle. Jedoch
ist einleuchtend, dass mit einer sicheren, geachteten, den anderen
Ständen mit ähnlieher Bildung gleichen Stellung Tiides Ton selbst
wegfiele^ was man am Lehrerstand oder an einzetaien eehier Glieder
«Mwetom hat; man hranehte dann eben nnr die besten ihrer Art
sosniwahtoD. Wenden wir nns nnii aher m anderen Pmikten, welche
^ Sehnla seihst betreffen.
Da ist mmfichst der Baf» der schon vor dem neuesten Austum
gegen des humanistisehe Gymnasium erhoben worden, der Bof nach
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einer Um^taltang, einer Verbessemng des neitsprachlichen Unter-
richtes. Ich kann es mir wol ersparen Aber die Zustände und die
Methode im fremdsprachllohen, etwa im französischen Unterricht Tor
und bis zu Ploetz mich zu verbreiten. Es ist jedenfalls nicht zu leug-
nen, daw diese „Ploetzsche Ifathorle ' viel Gutes brachte, und es hieße
völlig ungerecht sein, wollte man die Verdienate Ploetzens und seiner
Nachfolger in Abrede stellen; viele unserer deutschen Kenner des
Französischen sind nach dieser Methode gebildet worden. Aber ea
wird doch damit nicht aUgemelii eireicht, was Tom Unterricht in einer
lebenden Sprache erwartet werden darf: eine gewisse Sicherheit im
Gebrauche der Sprache selber. Darum erhob sich im letzten Jahr^
zehnt die Forderung nach einer naturgemäßen Methode tlir den fremd-
sprachlichen Unterricht; es sollte die Sprache ans dar Sprache selber
erlernt werden, das Übersetzen, namentlich der manclnnal höchst
wunderbaren Übungssätze (.Papa hat eine Seele; der Gärtner hat das
Geheimnis entdeckf^), die Ploetz allerdings „nach Möglichkdt** ver-
meidet, aufs aUernöthigste beechrftakt werden. Die^«^ Ppweg-tinp: ist
ja bekannt genug imd hat ganz besonders auch auf dem Gebiet des
höheren Mädchenschulwesens seine Wellen geschlagen, so noch jüngst
in Heidelberg. Es hat sich gegen das Neue und für die Ploetz^sche
Methode, wie der gegenwärtige Betrieb zusammenfassend genannt
wird, viel Sturm und Streit erhoben, zum großen Theil, glaube ich,
weil die neue Ai-t an den Lehrer viel bedeutendere Anforderung^
stellt, und die Lehrer in vielen Fällen ihrer Sache sdber nicht sicher
sind. Hat doch ein junger Neuphilologe mir gegenüber ausgesprochen,
er halte es auch in Secuuda nicht für möglich, die Schüler dahin zu
bringen, dass sie den Inhalt eines durchgenommenen sechs- bis zehn-
zeiligen französischen Lesestückes in französischer Sprache wieder»
erzählten! Es ist freilich leichter und bequemer für den Lehrer, auf
dem Katheder sitzend die Regeln aus Lection so und soviel zu über-
hören, dann die Übungssätze tibersetzen zu lassen, ab und zu auf einen
Fehler aufmerksam zu machen und dann die Sätze zur schriftlichen
IHjei'setzung aufzugehen, als in der fremden Sprache einige Fiacen
zu stellen, um das Verständnis eines licsestückcs herbeizufiiluen, kurz:
sich selber tüchtig vorzubereiten und mit einem fremdsprachlichen
Lesestück ungefähr ebenso zu verfaliren wie mit einem deutschen.
Neu ist diese Forderung der „naturgemäßen Methode" doch wieder
nicht, die Forderung, anffinglich möL^li list wenig Grammatik, sondern
zunächst die Sprache an der Sprache zu treiben und grammatische Ver-
tiefung erst ^äter eintreten an lassen. Bei Locke hei^t es üim das
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Erlerneu des Französischen: „Beim Lehren der fremden Sprache sind
die Menschen gewohnt, die rechte Methode zu verfolgen, nämUch durch
Sprechen zu den Kindern in beständiger Unterhaltung mit ihnen and
nicht durch gTMnnifttisclie Begeln; da das Französische aber eine
iebende Spiaebe ist und mehr gesprochen wird (als das Lateinische
meint er, wovon 8||lter m handeln ist), so sollte sie zuerst gelernt
▼eiden*), damit die noch schmiegsamen Sprechorgane zn einer rieh*
tigen Eneflgnng jener Lante gewohnt weiden nnd der Knahe die
nhii^eit erlange, das FransOsisehe schOn auszusprechen, was um so
sdiwieriger ist» Je wdter es hinausgeschoben wird. Wenn wir oft
gesehen haben, wie eine FransOsitt ein engUsches Mftdchen in ein oder
zwei Jahren ToUkommen französisch sprechen lehrt» ohde figend eine
BegcA der Chrammatik m Hüfe zn nehmen, so mnss ich mich wundern,
i wie gebildete Mftnner sich haben kOnnen tftnsclien lassen in Bflcksicht
ihrer SOhne, und wie sie diese für schwächer und nntaliiger gehalten
haben als ihre Töchter. Denn da Sprachen durch Übung, GewöhnuD^
uad Gedächtnis gelernt werden müssen, so werden sie erst dann mit
der größten Vollkommenheit gesprochen, wenn alle Regeln der Gram-
matik gänzlicli vergessen sind. Ich gehe zu, dass die Grammatik einer
Spraclie zuweilen sehr studirt werden iiiu-^, aber sie ist nur von einem
Erwachtjenen zu studiren, wenn er sicli dem kritischen Verständnis
einer Sprache widmet. Ich möchte wol wissen, welcTics die Sprach«
wäre, die irgend jemand durch die Regeln der Grammatik, so wie
es sich gehörte, lernen oder sprechen könnte. Es wird hierbei gefragt
werden, ob denn die Grammatik von keinem Nutzen sei, und ob die,
welche sich soviel Mühe geben, verschiedene Sprachen auf ihre Regeln
«nd Gebräuche (observations) zurttckzofähreo, die soviel Aber Decli-
aatioD, über Conjugation, über Construction und Syntsx geschrieben,
vergebliche Arbeit geliefert und nutzlose Studien getrieben haben.
Dies sage ich nicht; aach die Grammatik hat ihren Platz; aber das
glaube ich sagen in kdnnen: es wird mit ihr in einem solchen Grade
mehr Lftrm gemacht, als nOthig ist, nnd es werden mit ihr die gequ<,
ftr die sie gans nnd gar nicht ist« ich meine die Kinder yon dem
AHer, in welchem sie gewöhnlich in den Gelehrtenschnlen Torwirrt
gemseht werden. Soll Grammatik gelehrt werden, so mnss es dnem
eokhen gegenüber geschehen, der die Sprache bereits (sprechen) kann.**
*) Anch das ist in der Schulreformbeweirun?? verlangt wordoii. \\\v;\. Vulcker,
Dr. G.. Die Beform dei höheren Schulwesena auf Qnmd der Ustendorfaclien Tliese.
Berlin 1807.
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(§§ 167, 168.) Die hentige Fordenmg geht ja iltordiDgi nidit ao
miti dM Mpttrluren** in dar firaiDdcii Sprache ids einziges «id MitM
l^el lunnisfedkiL Iii der Tkal moSi der frendepnclnge Unterrieht
«nf eneerai hoheroii UmuislalteD in das Ventfladiile der Sprache
und der Literatur einfthreiL DaM aber eoUte deeh piafctiecb eneh
so viel heianelLommen^ daas die Sdhfller tehtteUiefa Gedaaken des
gewöhnUchen Lebens sohnMch md rnftndüch in der fremden Spnehe
ansdrftcken können (wgL Beschlais der Berliner Sehnleanfeieni
Nr. XI, 6), nnd das ist eben nnr darch Obong und ivieder t)boBgr
dureh Granuaatik aUein nie an erreiehen. Wem Locke's AnakbtBB
in dieeeai Sinne Terstaaden werden, so haben wir gerade das, was
hente wieder gefordert wird.
fiOQssean ist etwas radioaler in seäien Ansichten Iber dieaen
Punkt. Er behanpteti dass das Spraeheneilenen ftr Kinder tberfaanpt
▼erwerflich, weil mmAgUdL sei, wenn es nicht em biete Würterknun
sein seile. (8. 23, 1 pag. 485); hingegen erkennt er flr einen reiftrai
Verstand den Wert des Sprachstadlnau flr die formale Bildnng voU-
konunen an; ich komme daranf bei den dassischen Sprachen larilefc.
Da die Ansichten RonaBean's beiilglich der nenerai Sptaehen Ar die
Beformbewegong keinen Wert haben, Terweile ich nicht welter dabei
DerHanptangriApnnkt nnn der ganaen Bewegnng shid die alten
Sprachen, Lateinisch nnd Griechisch. Die Ansichten gelien hier
weit auseinander, nnd es wttre unmöglich, aach nnr annähernd dfe
Stfaamen anfoazlhlen, die sich flr und gegen die Besehriiikung des
Unterrichts der dassischen Sprachen .erhoben haben. Die einen
erachten das Bealgymnasinm ohne Griechisch flr die normale Anstalt,
die andent wollen die Stnndenaahl und die Grammatik beschrinfct
haben und dann eine Einheitsschule bilden; wieder andere Teriaagen
einen gemeinsamen Unterbau ohne classisehe Sprachen flr die sieh
etwa bei Tertia trennenden Terschledmien Schulen; noch andere wollen
mehr lateinlose Scholen fiberhanp^ nnd was derartige Andenmgsm^
schlige mehr sind. Gemeinsam aber ist den BefonuTorschlAgen das
Verlangen nach Beschrftnknng des clasdschen Unteirichts. Es Ist hier
nidit der Ort an untersuchen, wer redit hat' Der Streit bfter&ber,
in welchem auch das Bestehende hervorragende Vertreter bat, der
BteUenweise redit heltig geworden, und in dem die Ansdmckswelse
gelegentlidi an Deutlichkdt nichts su wünschen flbrig ließ, ist hier
Yon keiner Bedeutung. Das Biehtige Hegt ridleidit auch hier in der
Mitte; mOglidierweise könnte durch eine verbesserte Methode des dt-
sprachlichen Unterrichts das Zidmit geringerer MfUieund Anstrenguag
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erreicht werden. Denn wenn es wahr ist, dass die meisten Abiturienten
(las Gymnasium verlassen, ohne an der Lecttire eines lateinischen
Ckijsikers » ine Frc iidt^ mit hiiiwegzimehmen und auch später noch
(klassische Schriltsteüer mit demselben Interesse zu lesen, wie man
etwa einen französischen liest*), so scheint mir auch der Ansspnich
eiiMS bekajonten, tüchtigen Arztes einige Beachtung zu verdienen, der
da meinte, es mOsse entweder das Latein so schwer sein, dass m«a
es in dea Sehideii lieber nicht khren aoUte, oder die Methode mfiflae
luehts taagen.
FreiUcfaf das Lateinisdie in der Weise eriemen m lassen, vie
Loekie es durch Sjpreelien nnd OonTenatioii (§ 103), nad so wie
oben beim nensprachlichen Untailcht aagefUhrt (die dort anilpefUirten
Stallen Ober Grammatik beiielien sich aaefei auf das Lateiaisdie), wAre
in miseren Zeiten ein Unding, da wir lateinisch nicht mehr lernen,
im 68 wie eine lebende Sprache so ^redien**), md anch die Wissen-
sehaft sich ja nur noch in vereinzelten Fällen des Lateinischen bedient^
was sie bis auf Thomasius, der 1687 die erste deutsche Vorlesung
gtli alten, ausschließlich gethan hatte. So wird wo! anch Perthes***)
mit süLuer Reform des lateinischen Unterrichte kaum viel Glück
iiaben. t)
Gegen ein Zuviel des Lateinischen aber und dai^t rrpD. dass Leute
lateinisch lernen, die es ihr Leben lanqr niemals hrau* hen, eitert schon
Locke f§§ 164, 195), und man meint, iStreitschntten aus unserer Zeit
vur Augen zu haben, wenn man bei dem englischen Philosophen, der
das Ijatein für einen Gebildeten &üc unbedingt n0tbig hälttt)« liest:
«Man suche mit allen Mitteln das zu erlasgeo, dass der Knabe nicht
hUeinische Auäfttae nnd Beden, nnd am atterwenigsten irgend welche
Art Ton Velsen an machen aufbekomme. Ibn stutse sich hierbei
dsmiif, dass man nicht beshsichtige, seinen Sohn an einem lateinischen
Bedner oder Diditer zn madien, sondern lediglich wünsche^ dass er
aneQ lateinischen Schriftsteller Tollkommen verstehen kOnne. (§ 170.)
Die Sprache^ in «welcher die AnMtae an schreibeii sind (§ 172), ist
«me ÜD Lande der SehtUer fremde nnd seit langer Zeit Oherall todte
*) Veml Paulscn, Das Eealg:yninaäium und die Jliiauuiistiachie Blldmiig. & 64.
— Preyer, Biologische Zeittragen, 8. 23 ff.
*♦) Vergl. Zieglex, Dr. Th., Die Fragea der SchulrefMfm; Stuttgart 1891.
& 83, 34. — Beschlags der Berliner Confeiens Nr. III. ~ Oikar JIger, Dm
fcWMBiitMche GTAMnoB, WieilMdea 1S89. 8. 88.
***) PertftM, EenB^ Zar BflAmn dflt latleiiiiMhai üateniehts. Bediii 1885.
t) Ziefl^er a. a. 0. a 81.
ti) JMm I bok «poa as absoltttely neoeamy to » gentleiMii.'' (§ 164.)
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— aöü —
Sprache, eine Sprache, in welcher unser Sohn, tausend gegen eins,
niemals so lange er lebt, eine Rede zu halten haben wird, nachdem
er Mann geworden ist; eine Sprache, deren Ausdi-ncksweise von der
nnsrigen so weit yerschieden ist, dass eine YoUkommeiiheit in ihr die
fi«iiili0H nnd Leiehtigkeit des Stiles in der Mutt^^rache sehr wenig
fttrdern wird.** Dkm Gedanken werden dann im § 173 noch weiter
aoflgefthil Locke's Eifer gegen die Anfertigung toteluiflelier Tene
und gegen du Avsweiidiglenieii größerer Stallen ans htelnittliea
ScbriftstAUieni (§ 175, 176), das sdion erwftlmt ist» sind für niMre
Zeit Ton geringer Bedeutung (oder nieht?), weshalb ich du nur e^
wfthne, ohne weiter daM sn verweilen. Wnt er tlher den Betrieb
der Grammatik sagt, ist schon beim nen^pracUidien ünteiricht an*
geführt worden; das gilt andi für daa Latdnisdie.
Hinsichtlieh der Leetllre im Lateinischen aber erscheint Locke
sosQsagen als Kampfgenosse der BeHtrwwter der classisehen Spradie.
Denn er will sie nicht nur fOr den GeschichtsanteRicht dienstbar
machen nnd dem 8chfiler eine lateinische Geschichte in die Hand
geben, „bei deren Wahl die Lmchtigkeit des Stils leiten soll, so dass
er, wihrend ihn das Unterhaltende des Gegenstandes zum Lesen t&a-
Ifldt» sich unvermerict dieSprache aneignet (vergl. Perthes a. a. 0.) ohne Jene
schrecklichen Quälereiennndfieschwerden, unter denen dieSindcrdaleident
wo sie, lediglich um die lateinische Sprache sn lernen, mit Bachem sn
thun haben, die fiber ihre Fassungskraft hinausgehen" (J 184); nach
. Justin, Eutropios, A. Gnrtius wird der Schüler auch schwierigere
Schriftsteller bemeistem und die erhabensten lesen können, wie Cicero^
Virgil und Horaz, — sondern Locke will auch juristische SchriflstsUer
spiterer Zeiti wie Pufmidorf und Giotius, lesen lassen.
Was das Griechische anlangt, so stdit Locke auf dem Standpunkt,
den heutzutage eine grolle Anzahl Gebildeter theilt Er sagt § 195:
„Vielleicht erregt es Verwunderung, dass ich das Griechtoche Uber-
gangen habe, wfthrend doch bei den Griechen der Anfing nnd gleich-
sam die Qudle all des Wissens zu finden ist, das wir in diesem Erd-
thefl besitzen (vergl. Ziegler 8. 84 u. 35; 0. Jlger, hum. Gymn. S.
Ich rftume dies ehi und will hinzufügen, dass niemand fhr einen Ge»
lehrten gelten kann, welcher der griechisehen Sprache unkundig ist**)
*) Dazu auch au?; § ir>8. „Ich möchte nicht so verstanden werden, als unter
schätzte ich Gricchläc-b uud Latein; ich ^be zu, das.s Sprachen sind von grotem
Nutzen und von großer Vollkommenheit, und es kann du Mann, der in ihnen fremd
ist, uater Qelehrten in diesem Erdthdie keinen Platz einnehmen. Pie Kennt-
niffe abtt, die da gebildeter Mann der Wdt flr miimb Gebraeeh ane dem
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— 361 —
Aber ich habe hier lucht die Erziehung eines Gelehrten von Profession
sa betraclitcn, sondern die eines Mannes des Lebens und der Welt,
fttr wetehea LstoiiL mid FFanzdsisch beim jetzigea Laufe der Zeit Ton
jedarmaiiii fti nothwendig gehalten wd. Beift er snm Kaniie benm
and hat er Lnsl, eelne Studien weiter sn treiben, .dann wird er leiebt
diese Sprache sieh salbet aneigAen; und hat er diese Neigung nicht»
80 wird sein Qxiechisehleinen nnter Leitung eines Lehrers yerlorene
Arbeit sein. Hat er anch nodi so viel Zeit und Mühe anf diese
Sprache Terwendet» so wird sie doch Temachlftssigt and betedte ge-
WMfen werden, sobald er seine Freiheit erlangt. Denn wie viele von
Hundert, sogar unter den Gelehrten selbst, gibt es, die ilir Griechiscli,
das sie von der Schule mitbringen, behalten oder je so weit vervoU-
küiiiiniit-n, dass sie die griechischen Schriftsteller geläuHg lesen und
voiikoinnit n m isuhen hönnen?" — Genau dieses wird gegenwärtig
Wiedel behauptet und ist unter andeien von Preyei* and Paolsen aas-
gesprochen worden.
Von der in unserer Zeit vorgeschlagenen Art, die griechische,
unter Umständen auch die römische Welt durch Übersetzungen kennen
zu lernen, wofür gelegentlich Schiller, der das Griechenthum ohne
Griechisch verstanden habe wie niemand sonst, als Beispiel angeführt
wird, spricht Locke nicht; vielmehr steht er hier, bezüglich des Ge-
lehrten alierding% wie er vorsichtig beiftkgt» aof dem Standpunkt
LabrayMs, ans dessen moeors de ce sitele er die Stelle wOrtUidi an-
Ahr(| wo dieser sagt: «Daa Studium des Urtextes kann nicht genng
enpfbhlen werden. Schöpfe ans der Haiqilqnelle nnd nimm nichts
ans zweiter Hand; mache dick vollkommen bekannt mit den Gedanken
der Origmalschrift; begnüge dich nicht mit erborgten Lichtem nnd
hw dich nicht dnrck ihren Schein leiten ander da, wo das eigene
du* fehlt und dich im Dunkeln lässt." — Man sieht es finden Freund
und Feind bei Locke ihre Rechnung. Auch in Beziehung auf den
Amaog des Krlerneus der Sprachen spricht Locke, im Gegensatz zu
Rousseau, wie wir gesehen liaben, mit Lala uvere dal'iu-, dass man das
Sprachst utliuiji mit den Kindern früh beginnen solle. Es sind bei die-
sem „ermüdeuden biudiuux" eine Menge Dinge auswendig zu lernen
und zu treiben, für die ein vorgcnickteres Alter nicht m^lir so leicht
zu gewinnen ist. — Ans diesem Grunde haaptsächlieh wird auch die
Lateinischeu uod Griechischea gewöhnhcU zu ziehen pütsgt, in<ag er, dunke ich, er-
liogen, oluw die Qnunmtik joier Spnushen so studiren, indem er dvich Uoflee
l4Nft dahhi znbmunen Temag, deftr alle «eine Zwecke Umaeliend tnTeiiteheD.''
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Fordemog der BeibnBer, da« Lfttem enfc spAter, etwa mil Tertia
begfamen zu Iwmn, von der anderen Seite abgewiesen.
Boneseaii naii iil» wie Bchon hervergehobeii, gegen das Erienm
der SinadieiL im Klndeflalter. Dagegen konmt er in Emil'SB spifeem
Jehren (4. Baeb: Emil vom 15. Jabre bis snr Yerbeiratimg) auf dse
Sprachstadium sorück, and da deckt sieb denn manches mit dem
gegenwärtigen Für und Wider des Studiums der classischen Sprachen.
Dies ist die Zeit, in welcher die Leetüre am Platze ist (S. 497, II.
pag. 135, 136), wo der Zögling eine Rede analysiren und beialiigt
werden muss, alle S( hoiiliPitH) der Beredsamkeit zu ffiblen. „Die
Sprachen um liu'er >v\]m<i wiUen iemen, liat wenig zu bedeuten; ihr
Nutzen ist nicht so bid flutend als man glaubt; aber das Studium der
Sprachen fiUirt zum Studium der allgemeinen Gesetze dei* Sprache.
Man mnss das Latein lernen, am das Franzdsiscb richtig zn verstehen (? !V,
man muss beide Sprachen studiren und miteinaader TOfgleiciiett, an
sich die Regeln der Redekunst anzueignen. Es gibt eine gewine
Einfalt des Geacbmackea, die zum Herzen spricht nnd die sich nur
in den Schriften der Alten fbidet Emü wird mdir Gesefameok finden
an den Schriften der Alten als an denen unserer Zeit» einzig deshsBi,
weil Jene^ als die ersten, der Natur am nftchsten steben nnd ibr Genie
mebr ihnen selbst angebOrt' — FQr Bonssean ist das Stndinm der
alten Sprachen wesentlich llittel, Begeisternng Ar Edles nnd BcbOnes
m wecken, wie aneb bei den bedeutenden Vertretern der bnaiap
nistischen Richtung unserer Zeit (Ziegler 8. 30). „Hingeriss«!^, sagt
Rousseau, „von der männliclien Beredsamkeit des Demosthenes, wird
Emü sagen: das ist ein Kedner! wenn er aber den Cicero liest, wiid
er sagen: das ist ein Advocat! Hat er nur einen Funken Geschmack
für die Poesie, mit welchem Verpmftoren wird er dann die Sprachen
der Dichter, giiechi^h, latt misrh. italienisch lernen. Diese Studien
werden ihm in dem Alter inul untpr üniständeii, wo das Herz sifh
mit gi'oßer Wärme jeder Art von f>chönheit hingibt, die nur das Herz
zu rühren vermag, die köstlichsten Genüsse bereiten." (S. 499, H.
pag. 1S7. 4. Buch.) Nur von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet
Rousseau die Kenntnis der alten Sprachen; denn er fügt im selben
Atbemsttge hinzu: „Ob Emil übrigens in den alten Sprachen weit
kommt oder niebt, daraaf kommt wenig an; sein Wert wird kein
geringerer sein, wenn er von aUedem nichts weiß; um all diesen Tasd
bandelt es sich bei seiner EnJebung niebt.^ (SeUoM Mgt)
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f
Die «llgmeiM Sckalpfliclit
Ich habe dieses Thema bereits in einer ungarischen Schulzeitnn?
belenchtet. Da es sich al»t-r um eine höchst wichtige Sache, um ein
ProbUMn handelt, von dessen glücklicher Lösung nach meiner Ansicht
die Zukunft des ganzen Volksschulwesens, ja auch die gesunde Ver-
fasstmg der höheren Bildungsanstalten abhängt: so ist mir viel daran
gelegen, meine Gedanken auch in einem solchen Organ der Pädagogik
Tocitttragen, welches ftber die Landesgrenzen hinweg internationalen
Ideen und Bestrebungen Ausdrnek verleiht. Wol werde ich den
VeMltnissen meines Vaterlandes ausgehen, allein es wird xngegeben
wirieii mtflsen, da» dieselben mit denen anderer Ctdtorstaaten dem-
liA ftbereinstiiiuBen*
Bei nag, wie wol aneh in manchen anderen Lftndeni, erwartet
hmu die Ltang der großen Cnltnrprobleme ftst anwehliellieh Ten
äer Begienuig vnd der Legislative. Diese Faetoren a])er vermögen
nur dann Greftes an sehaffen, wenn ihnen die (UfentUehe If^ung, der
Mit der Gesellschaft,, die BereitwiUigkeit der kriUtigsten VoIkselasM»
Ä Hilfe kommt. Wenn nicht, so können Gesetzgebung und Ver-
^Itung ihre Ideale nur kümmerlich realisiren: uUn Kifer und selbst
künstliche Mittel werden eü nicht verhindern, dass die in bester Ab-
sicht getrofifenen Veranstaltungen wie exotische Pflanzen daliinsiechen,
wenn sie nicht im Herzen der Nation einen gedeihlichen Boden und
in der wirtschaftlichen Kraft des Volkes hinreichende Nahning
finden. Zu diesen Institutionen gehört die allgemeine Schulpflicht.
Es wäre von mir eine große Selbst iilterhebung zu glauben,
^ass meine schwache Stimme die öffentliche Meinung unseres Vater-
landes f&r das Volkss(hulwesen zu begeistern vermöchte: die Gleich-
?ihigkeit ist an groß. Vergebens sagt man mir: „Unterstützt denn
nicht das gmiae Parlament die Begierong mir Genüge, überbietet
laicht sogar die Opposition den liberaUsmos der Begiernngspartei,
es sieh am eine Frtge der Volksbildung handelt?'' — Ich
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— 364 —
bedaaere, nmd heraoB erklären zn m&sseD, dass die bezüglichen Yer-
handlangen im BeichBrathe auf mich den Eindruck gemacht haben,
als wenn dabd die geehrten Landesväter wie mit einem unliebsamen
Gaste verfahren, den man aus gewissen Rücksichten willkommen
heißen muss. Die Familienglieder überbieten sich in ZnyorkonimeBheit
und Betheuernngen der Frsimdschaft; wenn eich aber der Gast Te^
abechiedet hat, athmen alle erieichtert anf und Btinunen in dem Ge-
danken überein: „G^ott wi Dank, dass er fort istt^
Wäre bei ans das Intereiee ftr die Volksbildong allgemein und
wahrhaft innerlich, so liltte ein Georg SsaUimiry nicht sagen kGnnen:
„Es geschieht . . . was ich mit der größten Bestimmtheit fUr eis
nationales üngÜdk halte, dass es Tdksthflmliche stalle SMmangen
gibt, welehe die VoftsMMung fumigiren, sie gering sehttaen, ak toi
nntergeordneter Bedeutung erachten; aber es gibt keine, oder doch
keine genügend starke Gegenströmung, welche jener mit Erfolg tvita^
stehen ktonteL** — Ab ich aelbat w etwa iwii Jahren in der
*
Oeneralrersammlung des Obernngarischen Caltormias den Antrag
stellte, man möge den Vbikseniehem den Emtritt in den Verein
möglichst erleichtem — denn wenn diese beseheldeBeii VelkMdner
mit dem Bewnsstsein wirken können, dass hinter ihnen ein mftcbtiger
Verein steht, werden sie mit mehr Mnth nnd Erfolg arbeiten, als wenn
sie anf sich allein angewiesen den feindlichen Strömungen Widerstand
leisten müssen — ■. da hat man zwar meinen Antrag angehört, aber
es war leicht von den Gesichtszügen abznlesen, dass ich Saiten be-
rührte, welche Ar die sehr geehrten Hitgkieder keinen angenehmen
Klang hatten. Der Aiitrag wurde zwar nicht abgelehnt, aber dem
Anaschnss überwiesen, nnd dieser hielt es nicht einmal der Mühe
wert, ihn in seinen Bericht anftonehmen. Solohe und zahlreiche
ähnliche Erscheinungen rechtfertigen die fiehaiqitung, dass in üngan
die öffentliche Meinung für die Volksbildung nicht besonders begeistert
ist Letitere ist weit davon entfernt, als eine gemeinsame Angelegen-
heit der ganzen Nation, der Reichen und Armen, der IntelJigeni und
des Banemstandes, der Mächtigen und Hilflosen betrachtet m werden.
Wenn ich unter diesen Umständen das Wort ergreife, so thne
ich es nicht deshalb, weil ich mir die Kraft antrane, fhistige Oläcb-
giltigkeit in glühende Begeisterung zu verwanden, sondern weil eine
heilige Sache gerade dann am meisten der Vertheidigung bedarf vemi
sie am wenigsten Aussicht anf nnmittelbaren Erfolg hat Und wemi
sich zn meiner schwachen Stimme die starke Stimme anderer gesellt,
bridit doch vieDeicht endlidi der Tag an, wo die Idee der allgemein»
Volksschnlpflicht zur Wirklichkeit wird.
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— ae5 —
Die In>uiution, welche heule Volksschule freimnTiT wird, ist keine
Viilk-<('lmle Meiner Ansicht na(;h soilie dies^e ^iiie Anstalt sein, in
welcher alle Kinder der Nation, ob arm oder reich, vornehm oder
sfering, gemeinschaftlich ilire GrunderziehUDg erhalten. Die heutige
Volksschule ist überwiegend eine Armenscliule. Sie wird nur dann
werden, was sie sein soll, wenn das Frinelp der allgemeinen
Volkssch ulpflicht gesetzlich aasgesprochen und thats&clilicJi
verwirkliclit wird. Das will sagen: es daif kein nodnal veran-
Uigtes Kind, t<»i welchen Eltern es aoeh stammen nrilge» in irgend
äner andierea Lehranstalt anilgenommea werden, bevor es. die seehs
dassen der Volksschale mit £cf<^ absolvirt hat
Bier sei bemerkt, dass die nngarische YolkBsebale lant Gcseta
seehs Jahrgänge mit sechs Glassen hat. Deraeit werden nan von
dieser Yolkssehnle Kinder ans der vierten (ahsolvirten) Classe in die
Ifittelsdinle (Gymnasimn und Realschule), femer in die „Bürgerschule"
und in die höhere Mädclienschule (eine Art Alittelschule lüi- das weib-
liche Geschlecht) aiiigt iioaimen; nach Abschluss der sechsten Classe
aber können sie in die höhere Volksschule, welche für Knaben drei,
ftr Mädchen zwei Classen hat, übergrehen.
Ich will nun erstens die Mögli( likeii , zweitens die Noth-
wendigkeit der Verwirklichung der oben dehuiiteu Schulpflicht
Q&ch weisen.
L
Die ungarische Gesetagebung spricht die Sehnlpflicht nicht für
die Volksschule, sondern nur im allgemeinen aus, was praktisch daliin
gedeutet wird, dass ein Vater, welcher sein Kind auch über das Ziel
der Volksschnle hinaus unterrichten lassen will, dasselbe schon im
Aher von 9 Jahren, also drei Jshre vor dem Termin der Schvlpilicht»
Ton der Volksschnle wegnehmen kann. Hietaos folgern dann solche
touindBnf in denen höhere Lehranstalten bestehen, dass die
Qdituig der oberen Volksschnlclassen, also der voUstfiadige Ans-
W dar secfasclaasigen Volksschnle, gar nicht nothwendig sei. Wer
seia Kind, mehmi äe, Ober die Elementarclassen hinaas unterrichten
IWBen will — nnd hierzu ist jedermann verpflichtet — , der möge
die TJnterclassen der Mittelschule oder Bürgerschule benutzen. Dass
•Jwr die Unterclassen der Mittelschulen nicht als Ersatz der Ober-
dtesen der Volksschule gelten können, bedarf für den Pädagogen
keines Beweises: und doch muss sicli die Volksschule gewöhnlich eine
äolclie Beschränkung ihres Au<bau(^^ ß-cfjillcn lassen, weil di*^j*^nigen,
welche das Schicksal der Gemeindeu lenken, näuiüch die emflnss-
'•'■•«SiiM. ».Jahif, B«ftVI. 2ö
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1
jnUkm, ■■■ehilifimi Berber, oMiur lataneM llr die lillierftii Sckiht
hthmt in die rie ftre KMr adiklni. Wohin mOm 9bBt die EMer
imeittr Leste giehai« inen He Ihrai BedirMwm flrtqmtedfi
VoUDHchilB die Ahiirhliwwi «BtMri?
Nim wild Hl abor fragen, ob die oberen Cliooen der Voö»-
adnde ein Enatz ftr die anteren CbsMi der IGttelechale eon
kAutten. lek b^fehe dlaee Frage nit BeetimBtlieit
Idi käme mIut wol die Ei|MHHiong-Neigaiigen der Hittebelnte,
weldie eidi bald in der Ferdenmg einer YottodUuigaeiaaie, bald ia j
dem Verlangen einer nennten Claaee knndgnben. Se iat noeii
lange her, daas die EnqnMe ftr die ilnliaiflidm IfittdicinlB die Be-
aekwerde Torbraclite, daia mandie Zöglinge, die ana der T^kaMholB
Iromaen, ftnl im Denken seien. leli aber tage, daae nnter den ZQg-
üngan im Alter nm nenn bis »du Jahren sieh Iberkanpt nur weeige
mit rascher Anffusong nnd lebhafter Übsrlegvog inden. Im AK«
von sechs bis awOlf Jahren sind Gedächtnis nnd Phantasie iw-
herrschend, nfebt aber die Denidanft. Hienma gegen dk TdOssdiile ■
ein Sehwert an achnileden, ist ungerecht Der Eatwickdnngsgaag
dee Kindes mnss sich nldit naeh der Bchnhart richten, senden der
Sehnle liegt ea ob, sieh naeh dem Enfewickelnngsgang des Kindes sn
richten. Sonst ersrielt die Sehnie hUehstoia Scheinerfbige md atreat I
Eibeen an die Wand. Vergleichen wir doch die hier in Betrsebt
kommenden Lehrstolfe miteinander. (Als Bej^rSsentantin der hSherrn
Schalen mOge hier torEngsweiae diB BeaMmle dienen, weil die
ttbrigen in ihren ünterdassen im allgmneinen denselben L^hrpisa
haben.) '
1. Religion. In allsn MmImi awsh inm LefarpÜain der fWfüifliifiir
2. Uagariscbe (Ifntter-) Sprache, a) Id der Realschule (nnd ähnlich in
den übrigen höheren Schulen). Erstf •) Olassß: Der einfache Satz, die ganze Formen-
lehre, Lesestückc, schriltlicbe Aufgaben. Zweite Claiäöe: Ki-Mk eiterte Sätxe. Wort-
hildung u. B. w., Les^ttlcke, schriftliche Arbeiten (Volk&crzählungen, Sagen), b) In i
der Vellnflehnle. Diftte nad vivte GbMe: Der 8ete« Ürwettemng dei Setne» fletS' !
Teihe, Wortbildang. Fflnfte und Bechste dasBe: SünObung im ermriieeea BgnAr \
kenntniase, Lesest&cke (naturgeschichtlichen und gewerblichen Inhalte), femer Tolks-
thUmlichc Erzählungen, äagen n. 8. w.; »chriftüche Ari>eiteD: Beachreihnngen, Bi^
bürgei'liclie Urkunden.
Hieraus ist ersichtlich, dass die LelirstolFe der unteren Mittelschul«
classen und der oberen Volksschulclasseu sich nicht wesentlich unte^
scheiden. Betrachtet man abei das nietliodische Verfahren, so gebürt
der Instruciiüu fiu* die Vuikääschule der Vorzug. Zwar betont auch die
'*) Die GLaflien weiden hi«r, wie Im gnunn AnfMls, yen imten aadi oboi geritttt.
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— 367 —
filr clie Jfitteiednüe das indnctive Verfahren, gestattet aber, dass der
Professor ^^nach eemer wissensehafOichea Übenengng^ vmk einen
anderen Wegr eineelilageii kOnne. Nach meiner Ansidit aber gibt es
hier nur eine riehtige Üethode, und dies ist die indactiye. Weil aber
die dednctire ftr den Firofnesor leichter ist, so kann man bei der
peniiaBiYeal Fasming der Instniction annehmen, dass wenigstens in .
der Hftlfte der FiUe das dedncti?e YeriUiren gewBUl wird. Die
Instmetimi ftr die Volksselrale schreibt ndt Beeht ansdrUddidi das
indnctive Verfahren vor; anch hat sie noch den Voi'zug, dass sie in
der fünften und sechsten ('hisse das Hauptgewicht auf die fCmabuiig
legt. Denn die graramatiische Regel ohne gehörige Übung ist eine
Zither olme SchaU. Zwar wird auch tür die Realschule die TTbnng
betont, aher was nützt dies, wenn es an der nöthigeu Zeit leldt.
Der Unti ri i ht in der Mattersprache erfordert also durchaus nicht,
dass die Zöglinge schon aus der vierte Volkssehnlolasse in die
Mittelaehole aufgenommen werden.
8. Geographie, a) In der Beriiehile il i. w. Sntt dMie: Bekannt-
machung mit der Erdkugel, die geographischen Gnindhegriffe, die Staaten Europas,
"von Ungarn anstehend. Zweite Hasse: Die iihriiEjen Wclttheilc. h) Tu der Volks-
schule. I'ritte rias.se: Der Wrifmort und die Heimat ^'fprte ('lasse: Der uufra-
riBche Staat, Europa. GrundzUgc der physikalischen (aeot^iaphie der übrigeu Wek-
tlieile. if'uiute Liatii>e: Wiederholung uud Ergiüiza&g du« Lekrätufies der Tieirteu
Cbfle nelMt der politiBeh^ Geographie. Sechate dease: Das Winenawerteete der
natttemstiedien Qeographie.
Man sieht, dass ^wrh hier in den zwei Lehrplänen im ganzen
kein wpst iitlicher üniersciiicd besteht, nur dass der Realschniplau am
AiUaiiLTt hictet, was die Volksschule am Schlüsse bietet: abermals ein
Vorzug der letzteren, wozu noch kommt, dass sich ihi* Flau als eiu
abgerundetes Ganzes zeigt.
4. Hntkemntik* ») Li der Beelnhttle n. e. w. Ente daeie: Die vier
tSvendoperationea mit ganzen und gebrochenen Zahlen, die Zeitrechnung. Zweit«:;
Classe: Die (geometrischen Verhältnisse und Proportionen, deren Anwendiiug. 1») In
4er Yolk^sclnile. Fttnfte Classe: Das DecimnlsTstem , die Operationen Jiiit o:«-
l>rochenen Zahlen. Sechste Classe: Die Beprel de tri, Lösung von Aut'gaben durch
Folgtruügeu (Zweisatz), Zinses rechniing, Gei^ellschaftsrechnung u. s. w.
In der Volksschule fehlen also die geometrischen Verhältnisse
und Proportionen, in der Bealschule die Zinsrechnung, die AUigations-
und Gesell Schaftsrechnung, wo diese erst in der dritten Classe vor-
bjmmen. £s fragt och ann, iiBlches Yer&hren richtiger sei Zweifel-
los das der Volkssehnle, weil es sieh der Fassungskraft der SchfUer
^^mt snschliett. Em vemttnftiger Gnmd, die Kinder schon im
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Alter Ton iwim Jabiea ans der VolkBadiide in die Mittduliiile m
vcTMtMik, l0(; aieh liier nieU cricemibMr.
6. üatnrgefchiehte. %) Im Am BwJiolMÜg. ISnle Gbaie: In den VIHh-
iKNiftten Bekanntmachung mit einzelnen Thieren, in den FriUijahTs- und HeriMtp
monaten mit oinzeluen Pflanzen. Zweite naö>t; Fortöotzung der Betprechon^
einzelner Tliiere, daon Behandlun;^ der l'hiere und Päan/oii nac h den Ordnungen,
b) In der Yolksschule. Fünfte (.lasse: In den Wintermonateu Mineralien nnd
itartttve, wekte flr dm VoUc praktMdi «iahlig tHad, Ib dm FM^jdnnMMte
«ü^onolslw Fflanm. Se«iita Gbae: Li äm WtetomMHUrtM Thien, ii dn Fitt'
jahimoiuiteii FartMteag d« BaiiRchung von PfluHon, dam ^itenatiMbe Zt-
•AlBIDen^'tel^nn«r de« ganzen natur^eschlcbtlichen Stoffes.
Beide LehrplÄne stimmeu also wesentlich iibereiu, nur kommt in
den Unterclassen der Mittelschule die Mineralogie noch gar nicht vor.
6. G eorae irisch es Zeichnen, a) lu der Realschule. Erate Ciasse: IMani-
metrische ForinenlehTC , geometrische 1 'ecorationen, Tongfruenz u. s. w. Zweite
(lasse: Stereometrische Formenlehre, geometrische Körper und deren Darstellung,
b) In dar VoHmbTmU. FOnfte GImm: Dm Hhmk, XMmm dar fmdUnig«
Yigmm und BtiMimuf dtndlMn. ^ffcMfa^ CSmm: Awfbthwift imd ^!f^^ß''ntn giBOtwt
Fttohen, stereometrische Berechnungen, einfache Pläne von Gcbiiudeu.
Der Hanptimterschied ist hier, dass die Mittelscliule das perspeCr
tivische Zeichnen schon füür die erste Olasse, also fär die Kinder von
nenn bis jEehn Jahren vorschreibt und vielleicht die theoretische
Richtung zn stark liarvorkehrt, wfthrend die praktische Richtung im
VolksBchiillehrplan augensdieinlidi ist Das sicherste Mittel, in den
Z^lingen Widerwillen gegen ein Unternchtsfadi sa erregen, ist»
dassdbe Toneitlg anzufangen.
7. Schönschreiben. Hier be-tcht nur der Untcnoliied, dsM IB der VoUo-
BChole die deutsche Schrift fclilt. was natürlich ist.
8. Das Turnen, a) In der fiealschule. Erste und zweite Classe: OrUnuags-
übun^, FreUUmiigen, GerttheOlmBgeü, Spiele, b) In der Volksschule. Vierte,
fttfllte luid aedulft CImw: (hdnii]igi&1niig«ii, Fidttbnnges, Sjaingen, Xlettea,
SdiwiBgai, Spiele.
In der Volksschule fehlen also die Gerätheühongen, worflber man
verschiedene!* Meinung seiii kann; jedenfalls Ifisst sich kein päda-
gogischer Grund anfUhi en, warum die Leibesühongen in beiden Schul*
kategorien versehiedea sein solltea, da es sich dock nm Kinder gleichen
Alters handelt
Betnckten inr nnn noch diejenigen Unterrichtsfächer, wekhs
entweder nur in der ersten und zw eiten MittcilflchnlrlaBno oder nur ia
der fünften und sechsten Volksschuldaase vorkommen. Zur ersten
Gn^pe gehören: eine fremde moderne, nindicb die deutsche Sprache,
in gewisser HinsiGht auch das geometrische Zeichnen, femer im
Gymnasinm die lateinische Sprache; snr zweiten Gruppe: die Ge-
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gehichte des Vaterlandes, die Lehre von den bürgerlichen Hechten
mid Pflichten, die Gmndzüge der Physik, der Gesaiig. Es iit ein
«nvianeililklifir Fehler im Lehrpkn der Bealichnle, dMS m den
ünterelassen aowol die Gesehiehte des Taterlandes als der Gesang
gänslich ftUen. Denn die Endebang zum Patriot»miis masB frflh-
sei1% heg^nen, «nd ohne Gesang kian das GetthMebea ddit gehörig
«atwiekeli werden, mius also die BOdug einseitig bleiben.
Es fragt sieh nnn, ob nicht der Lehrplan der llittebehnle derart
fOBgestaltet werden konnte, dass er dem der Volksschale entspräche
imd zugleich der weiteren Bildung der Mittelschüler zweckmäßig
vorarbeitete. Ich beliaupte, dass dies nicht nur uiuglicli, sondern auch
sehr heilsam sein wüide. Wenn nämlich in der Mittelschnle die
moderne Frem (1^1 1 räche , die lateinische Spraclie und das perspec-
' tivische Zeic lnu ii \s'P2:fielen und durch die vaterländische Geschichte,
die bürgerlichen fieciite und Ptiiciiteü, die Gmndzüge der Pliysik und
I den Gesang ersetzt würden, so kämen beiderlei Lehrpiäne in völlig:«
I Ubereinstimmang, was zugleich den Yortheil hätte, dass die Untei-
classen der Mittelschulen eine gewisse Abnmdnng erhielten. Der
emstweilige Wegfall der fremden Sprachen wftre durchaus kein Nach-
theil; denn Comenins hat ganz Becht, wenn er behauptet: ^Fremde
Sprachen an lehren und na lernen in einer Zeitr wo die Matterspradie
noch nicht gehfiilg befestigt ist, heiftt so -vid, als reiten wollen, ehe
nian gehen kann." Und wer kann behaiqpten, dass ein Eind mit nenn
bis lehn Jahren in der Hnttersprache gehOtig üBSt sei? Wenn nnn
aber ans pidagogischen nnd methodischen Gründen sn wünschen ist»
der Lehrplan ftr die erste und swelte dasse der Mfttelsohvle
nach dem Lehrplane ftr die ftnfte mid sechste Classe der Volksschnle
ungestaltet werde, so ist der erstere überhaupt nicht gerechtfertigt.
Sachliche Schwierigkeiten stehen einer solchen Umgestaltung nicht
entge^n.
Abt^r vielleicht prN^ .u hsen solche Schwierij^keiten aus dem ireeren-
^ärtigeu Zustande unserer Volksschulen? Und in der That miiw \iier
in Betracht gezogen werden, dass 78 7o unserer Vctlkssrlmlen uu-
?etheilt sind, dass aber der in der ungeth eilten Volksschule wirkende
l'ehrer die Arbeit von sechs Lehrkräften in der sechsclassigen Schule
Qiebt vollständig zu leisten vermag. Doch verlange ich zunächst auch
dass die vollkommen gegliederte Volksschnle Grundlage der
Hittelschule sei, obwol ich es keines&lls ftr ausgeschlossen halte,
^ aneh ein&ehere Volksschnlett nnter günstigen Verhältnissen eine
«mkdieBde Vorbereitong ftr die Mittelaohnle gewihrai kOnnea
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— 370 —
Einer Regelung des Verhältnisses der angeheilten Volkssehulen zu
den mehr oder weniger getheflten bedaif es allerdings, wmcfüm ich
mich bereits Mh&r in diesen BUtttm ansgesprodien halM. (YergL
Jahrgang XIV, Seite 523 ff.)
Es fragt sich noch, ob die VolkaschnUehreor beflhigt sein, in
ihrer fünften nnd sechsten Classe dasselbe zu leisten, was die eiste
ttnd zweite Mittelscholdaflse l«steii sollea, wobei wir, wie gesagt,
von fremden Sprachen abMben. Nin w«tfi ieh rseht wol, daas gegen-
wärtig noch nkkt alle Vottaachnllehrer ihrer Atdipibe gaan gtnntimt
sind; aber es wir» doch sehr traarig und fttr unseren Staat nicht
ehrenvoll, wenn dies von dem Qroa nnaerer Lehrer gesagt weiden
konnte. In die Lehrerbildungaanataiten weiden ja die Zdglinge ans
der vierten Claaoo der lüttelsehnle imiiitttonanen: de mftssen also
docb wenigstena den Iiduntoff der awei ersten Claion voUkommen
inne baben, vnd in der Lehrerbüdungsanstait knwn sie denn doch
auch noeh etwas binzo. In methodischer Hinrieht aber erhalten sie
ohne Zwdfel dne bessere Yoibfldung als die llitteliehulpro&aaoM.
Es liegt mir fem, meine CoUegen von der Mittetochnle beteidigen n
wollen; aber die Thatoandie steht fest, dass im. ihrem Stndiengange
die Metbode des Etementanmteniehts keine RoUe spielt, und dock ist
der Untenieht in den Unftecdaisen der MitMsehnle nur Eleinentar-
Unterricht, wie dies auch die offidellen Verordnungen ^Sfiters betonen.
Während nmx die Froihasom der JCttdschuIe bei ihrem über-
wiegenden Intereese fttr die Wissenschaft sich nat«rg«ni&B nichts
gern lange in den ünterdaasen aufhalten, sondern möglichst bald in
die Obercilassen an kommen soeben — ein Umstand, dem icb es
hanptsäcblich anschreibe, wanim so viele Schiller in den Ünterdaasen
sehlechte Eilblge erdiden nnd dnrchfirilen, und der auch entschieden
gegen eine wdtere Ausdehnung der Mittdachnten nach unten spiicht
— würden die Volksscknilehrer die Krone ihrer Bero^^bdt in der
fttnfken und sechsten CSasse ertdidran, daher mit eriiOhter Freudigkeit
wiriLen und Ar ihre stete Fortbildung besorgt sdn. Hiemadi steht
fttr midi Hast, dsas die Volksschule völlig geeignet ist, als Grundlage
der Mittelschule zu dienen, dass ferner diesem Plane unbesiegbare
B^emlsse^ sd es djeetiver oder sdbfectiver Natur, nicht entgegen-
stehen, dass also die Verwirklichung der allgemeinen Sdmlpllidit
mQglieb ist
JL
' Fttr die Nothwendigkeit der Einilihmng der dlgendnen
VolkssohulpAidit sprechen in erster Linie die atalistisdien Daten der
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— 371 —
Mktetechul- Zöglinge. Im SchnUahre 1890/91 betrag die Zahl der-
860^ 42116. Hiervon bab«ii ims der erstMi dane 10118 (wieviel
eingetreten sind, ist nidit angegeben), aus der aeblea Classe 2466
Prifimg abgelagt. Etf entstellt nnn die Frage, was ana denen vird,
dfe Im aar acbten CSaaie eesbleiben, alao in dem gegenwfiitigen
¥Ule ane 7663 {a, d. Bericht dea kdn. nng. Münatarinnie wm Sdnil«
jafafe 1890/91 IL Bd.). Antwort: Itte meiaten veiiottem. Diaae Zahl
veigrGflert aicli noch, wenn man die ZaM dojenlgen vergieieht, die
die Halmitftte-Mfiing abgelegt haben ond doch aUein ala wiridieh
AbaoMrte der Ifitteteehide betraditet werden kennen. Im Jahre
1890/91 waren es 1885. Man erwidert mir umsonst, dass diejenigen,
die bis zur acliten Classe allmählich ausbleiben, noch immer nützliche
Mitglieder der menschlichen Gesellsciiatt. werden können: in den
Äugen der reell Denkenden gelten für verlottert alle diejenicren. die
eine T.autKtalm betreten, ohne dieselbe zu vollenden r, dieiriiiLMMi aber,
die Hl eme Mittelschule emueLeu, haben die Absicht, mm mteilec-
tueile Laufbahn zu wählen. Wenn jene Ausgebliebenen selbst keinen
anderen Schaden erleiden sollten, als den, dass in ihnen höhere An-
sprüche wachgerufen werden, infolge der^ sie mit der Lage^ in
die sie durch das ^Schickaal versetzt werden, nie zufrieden sein werd^:
adum diee allein ist in socialer Hinacht ein onbereehenbaier Sehaden.
I>och wir weUen nicht ao streng sein, sondern annehmen, das» die-
jenigen, welche die zwei eisten Claasen beendet haben, nooh inuner
cnsn Betnf wflUen können, bei wekhem der Umstand, dass sie in
I dar Mittelsehnto insm, ohne Naditfaeil ist, — die Zahl der Ver-
Istterten bleiht immer neeh beMditliciL im citirten Jahre legten
7601 ZCgUnge m der sweiten daaee FiHfung ab; sieht man Ton
teer Zahl die der Matnrirtm ab (1385), so stellt lieh die Zahl dmr
Zsrtekgebliebenen noch immer auf 6716, also auf das Dreifache der-
jenigen, die ihr Ziel erreicht haben. Gehen wir sop^ar noch weiter:
Debmen wir an, dass diejenigen, die die vierte Classe der Mittelschule
beendet haben, noch immer einen intellectuellen Beruf wählen können
— als Lehrer, Eisenbalin-, Postbeamte u. s. w. (Es sei nebenbei
?«sagt, dass ich persönlich zw diesen sogenannten nieiirigereu intel-
lectuellen Berufsarten die Zr»glinge der höheren Volksschule fftr
bedeutend geeigneter finden würde, weil in dieser Schule nichts
g^hrt wird, was im Leben nicht verwertet werden kann. Jedoch
^te vir jetzt davon ab.) In dem genannten Jahre legten ans der
Dm dftifte etwas t« mkut gonrtJwat Bein. D, B.
I
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1
— 372 —
fünften Mittelsdnikltne 8866 Zöglinge Pi-üfnng ab; bis sar achten
ClMse können also 3856—1886 = 1971 als yerlottert beCncktot !
werden. Was wird ans dtesen? Sie werden IndiTidnen, die weder
zur gelehrten noch nur imgeldirtra Classe gezSblt werden, mit deaen
weder die mensehlidie GeeeUacbaft noch de aettiet zofriedea sein
können, die Uthere Ansprllehe machen, aber snr Befriedigung der-
selben weder die Fflbigkeit nodi den WiOen baiben: kurz gesagt
intelligente Proletarier. Diese Praletarieidttse wird noch dorch
die BttrgenelnUea — in ihrer gegenwArtigin Qestelt — erMUdi
Termehrt; denn onnere Biiferschnlen eniehen nieht flkr den mitlkreD
Bttrgaretand. Idi vent^ ninliGli wb^ «»aittlerani B&rgerstaDd" !
Kanflente, QemrlieMbeiide und Landwirte. Aber die BQfgersdnden
orneben nnr »an knoflniaBiielien Beruf, natürlich in VerUnding ndt
der kanflnSonischen üfttelechBle; die geweiWehen und Undwirt-
sntoftWrJten Beniftarten haben kaam eiidge SdnleD. Ünd hier 'moM
ich nebenbei einen Vorwnrf zorfiekweisent ond zwar den, aJe wiie
die Spitne dieser ZeQen gegen diejenigen meiner Genessen gvriehtet,
die in BOrgerBchnlen wirken. Idi beuge mich mit der grOften
Achtung ebenso Tor ihrer IViehkenntnis» wie Tor ihrer methodisdiea
Gewandtheit; ieli wtrde sie gern in 4er bOberen Ytikssebnle, sogar
ancb in Gymnasien seben, in der Zuversieht, dass sie in dienselbeD
der dort meist fthlenden Methodik Eingang verscbaffsn worden. Aber
eben deswegen bedanere icb, dass diese Eiifte im IMenste eines
InstitBtB, welches meiner Üben^gmig nacb — den Handelscows
amgenommen gar keinen Zweck bat, veigeadet werden.
Betracbten wir die statistiscben Daten der Barger8cbii]& Im
SchnVabre 1890/91 sind in den 79 Bürgersdinten flr Knaben ns
ganzen 10576 Zöglinge gewesen, yoa weksfaen in der ersten ChMse
4032, in der ftnften nor 226, in der seefasten sogar nvr 162 waren.
Was wird ans denen, die Ton Classe sn dasBO ansgebüeben sind?
Ein Thett ron ihnen tritt in die Mittelsehnle Aber nnd waeiilimmert
ihr den VerhiltnisezponeDt; ein andeteor TbeQ tritt in sokbe Gouse
ein, welche kflizere Vorbenitang beansptneben. Aber Oewet^
treibende, Landwirte werden gewiss sehr wenige. Die hinsjchiiidi
der in den Mittel- nnd BOrgerschnlen Ansgebliebeoon oftmals ange-
wandte Ausrede: „Dies ikAegt ancb in anderen Lindeni so an sem*,
gibt einen sehr sdiwacben Trost; denn was nützt es mir, wenn bei
dem Brande meines Hanses zngkicb ancb das meinea Naebbsn brennt? i
Ebensowenig kann sie als moralisdies FHndp gelten. Sl omnes |
Iieccant» nemo peceat? Oder ist es so gnt? Ent«rbied«n nicht !
I
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i
I
I
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— 37a- —
Denn soldie Zustilnde ei-zeugen, oder reifeu wenigstens den SodaUsnitis.
Noch ¥or komm rfihmten wir ims, dM8 im Blute Ungfuns kein
Bote für imwSlMiide Tendenzen T<niianden sei. Jet^t kennen wir
indi dies nieht mehr 8egai; denn es ist nicht lange her, seitdem nm
dieser Saehe wflien BOrgeEblnt llieSen miuste (Bök^e-OBaba). Wäre
kein anderer Grund vofliaaden, als der sociale, se würde dieser allein
genügen, die allgemeine Yolkasehnlpflfa^ an fordern.
Bs gibt aber ancih andere Grftnde. Unter diesen ist nieht der
leiste der, dass es sehr schwierig ist, f^r einen 9— lOJfthrigen Knaben
einen Beraf m wählen; es ist noch nicht mOglich zn entscheiden, ob
er körpei lich und geistig- für einen gewissen Lebenslauf geeignet sei.
Ganz anders verhält sich die Sache mit einem 12 — 13 jährigen Zög-
Unge. Mehr als 2() jährige Praxis hat mir bewiesen, dass, wie sich
der 12jälirige Knabe zei^rte. sich der 20 jährige liinfrling entwickelte.
Ich i&üd nur selten Ausnahmen. Den Grund, da^s^ diesen Thatbestand
die statistischen Daten nicht zu bestätigen scheinen, finde ich in dem
rmstande. dass die Professoren der Mittelschule in sehr vielen Fällen
Dicht zugleich Erzieher sind. Sie sehen nur, dass ihre Zöglinge
etwas wissen oder nicht wissen, aber meistens forschen sie nicht
lieh, ob dip I i-sarlie von Fehlern in der mangelhaften Begabung
oder im kindlichen Mutltwillen liegt. In anderen Fällen sehen sie
sehr gut, dass dieser eder jener Zdgling nm Stndiren nieht geeignet
iit, lassen ihn aber mitlanfen; Tielleieht dbnken sie dabei nichts, oder
te derselbe sich später bessern werde.
Fener kann ich einen anderen wiehtigen Umstand nicht an-
«rwihnt lassen. Die Gegensätae «wischen Nationen, Conftesionen
nd gesellschaftlichen dessen verschUmmeni sich in dem Maße, in
welchem man ihnen die Gelegenheit entdeht, einander gegenseitig
kennen zu lernen. Ich will hier nur von den letzteren sprechen-
Wenn wir schon das Kind von V) - 10 Jahren wissen lassen, daiis wir
die Absicht haben, aus ihm einen H(?rrn zu bilden, so werden in ihm
iie Gefühle der Verachtung und des Hoclmiuths gegen andere Kinder
frühzeitig entwickelt werden, hinsre^en in den ainien Kindern gegen-
über den reichen die des Neides, später des Hasses. Mau k()nnte
erwidern: das ist ja dasselbe, als wenn man unbemittelte Kinder in
die Mittelschule schickt. Keinesfalls; denn in der Mittelschule sind
(h(' wolhabenderen Kinder in der Meiirheit, und wenn es auch ärmere
darunter gibt, so sind diese nach meinem Plane nur hervorragend
heßlhigte, und das Talent imponirt jedem. Hingegen sind in der
Volksflehale die inneren oder wenig Bemittelten in der Mehrheit»
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— 374 —
Hier inuss sk\i der Keidie dem Armen aucomodiren, nnd nicht um-
gekehrt. Außerdem fühlt der aus der Mittelscliule Ausgeschlossene,
wenn er noch dazu arm ist, sein Missgescliick doppelt, während der
aus der VoIkssL-hule zu einem j)raktiiicheü Beruf Übei^ehende keine
Ursache zur Unzufriedenheit hat.
Nach alle dem könnte mii' jemand sagen: ..Das alles ist schön,
alter wie soll der Jüngling in sechs Jahren (vom 12. — 18. t sich liu
die Hochüchulc vorbereiten?"* Ich würde ihm cinlacli erwidern: In-
folge der hier vertretenen Organisationen wird die Zeit der Vor-
bereitung nicht abgekürzt, sondern nur theilweise auf ein anderes
Terrain verlegt; sollte jedoch die Mittelschule einer Grenzregulirung
bedürfen, so geschehe dieselbe nicht nach abwärts, sondern nach auf-
wäits. Übrigens ist meiner Meinung nach eine solche Ändei ung gar nicht
noth wendig. Ich will mich nicht auf Comenius stützen, der sich für
die Hochschule in vier Jahren vorbereitet hat; ich selbst habe einen
Mitschüler gehabt — es ist wahr, er war 16 Jahre alt — -, der in
(oner Ferie die erste Olasse des Gymnasiums absolvirt hat, mit mü*
dann die zweite Classe, in der darauffolgenden Ferie die dritte Classe;
und nach vier Jahren im ganzen hat er die Maturitäts-Prüfnng „cum
lande** abgelegt Es muss noch bemerkt werden, dass derselbe nicht
einmal eine große Capacität war. Jedenfalls genügen für einen gut
begabten und vorberdteten Knaben sechs Jahre zur Absolvinmg der
Mittelschule voUkommen.
Betrachten wir auch noch die materielle Seite der Sache. Da
eine Mittelsehale wenigstens zwW Lehrhrifte bedarf, entfallen anf die
swei ersten dessen drei Die Be9%e dieear drei Lehrkrftfte mit je
zwei Qnbiqneiinal- Zulagen (denn eben hier braucht man erfahrene
Erflfte) betragen & 1600 fl. ^ 4800 fl. Wenn man hingegen Ar
die Elementarlehrer das gröfite Gehalt» welehea sie mir in grOÜeren
Stftdtan beziehen, prSlimmirti so benehea die zwei Lehrer der fünften
und sechiten Caasae & 600 iL = 1900 H; dMhe Uateng wird
also im ersten Falle om 3600 fl. höher henhlt MuMplieirt man
dissen Betrag mt der respectaUen Zahl der Mittdadralen, 188 — ,
80 erhAlt man die bedentende Summe von 668800 fl. Wo sind
dann noch die tUvigen Auslagen? Wo die Erhaltongakoetw der
BUrgerNhulen? Kann unser Untemchta^Budget diese InzBriOsoi Au^
lagen ertrag«!? Kann man dieselbea reohtlSnrtigen, wo man die
Bezüge der Ta^^hner der Nation, die der Volfcssehultohrer, niefat
so weit erhohen kann, daaa sie den Bezügen der Binnlsten gleich-
kommen?
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— 376 —
Die Vollstreckung der VolkssolHilikflidit nach unten ist in enter
Reihe eine volkswirtscliaftliche Frage. Denn vergebens einrichtet man
Sehnlent yeigebene ordnet man an, dass die Kinder in die fielmle
gehen mfiam, irann ein amer Mann keinen Biaaen Brot liat, wenn
er nidtt ao viel Iwntst, dasa er aeinem Kinde Kleider Tmdiaffen
kaan» irenn er niemand liat, dem er tm fimd auf der Weide an-
Terizinen Icfinnte. In solcher Lage hdrt alle Begeisterung ftr die
Schale auf» der anne Manach mnas eist leben. Die ürsache dea Ana-
Ueibena von der Schnle ist heutsntage in den vranigsten Fftllen die,
: diiB die Ettm die Nothwendigkeit der Büdnng niefai empfänden,
I Madem ihre materielle Nothlage. —
' Die Vollstreckung der Volksschnlpflicht nach obeu ist eiue
culturelle, politische, gesellbchai'üiche und zugleich ökonomische Noth-
' wendigkeit. Wenn in der Armee der Arme und der Reiche, der
Herr und der Bauer genieiM-aiii m Reihe und Glied stehtn. (lLii:>elben
Dienst venirliun: so liinle icli durchaus keinen einzi^^en «Trund,
warum sie in der 8cluüe nicht aul' derselben Bank nebeneinander
sitzen könnten. Yiehnehr sollte die Schule auch in dieser Beziehung
f&rs Leben erziehen, diejenigen, welehe im Militärdienste znsammen-
i treffen, achon als Kinder aneinander gewöhnen.
Znr Rechtfertigimg meines Standpunktes darf ich noch ein letztes
Moment^ vieUeieht daa irichtigstei anfuhren, nftmlich das erziehliche.
£nieht die UittelBchnle? Ist sie ftheriianpt in der Lage, erziehen
m kQnnen? Nnr in geringem Grade. Ich veiß, dass in jeder Mittel*
Khide sogenannte dassenvorstftnde sind, welche sich aber mit Huer
daese wlkdientlidi höchstens 5-— 6 Stunden beschäftigen. Dieee Zelt
geallgt vielleicht, dass der ClassaivoiBtand sich in einem halben
Jihie die Namen der Zöglinge seiner Classe merkt, aber nicht dam,
ikren Seelenzustand zu erforschen, ohne welche Voraussetzung keine
Erziehung denkbar ist. Sollte auch der Classenvorstand ein noch so
tüchtiger Pädagoge sein, Avas nicht immer der Fall ist, — auch dann
kommt er noch zu spät; denu ehe er den Zögline: nur halbwegs
kennen lenit, kann schon viel verdorben sein. Wie \\i( htit^ dieses
Moment ebeu im WendeaiLei de» Kmdes mit 9 — 12 Jaiu'cn — ist,
^^rauche ich vor Pädagogen nicht weiter zu erörtern. Wenn die un-
getheilte Volksschule einen Vorzug gegenüber der getheüten hat, so
^^ebt dieser Vorzug dann, dass der Lelurer die Kinder sechs volle
^ahre leitet. Eben deswegen halte ich anch in der getheüten Volks-
^ole das stricte Classensystem für verwerflich.
üad nnn noch ein Wort an meine Erzieher« Genossen. Solange
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— 376 —
die j^'tzig'e Volkssrhule nicht wirkliche Volksschule, nicht allofemeine
(inindlage des {ganzen Unterrichtswesens wird, so lange mögen unsere
Volkserzieher auf nichts Besseres, als auf die Abfälle vom Tische des
Schulbudgets rechnen. Die Großen, Mächtigen und Reichen bilden
zwar nur einen kleinen Bruchtheil des Volkskörpers; aber trotzdem
sind sie es, die nicht nur bei uns, sondern auch anderswo das Schick-
sal der Nation lenken. Ich will nicht bestreiten (es wäre «ich sehr
traurig, wenn man dies könnte), dass es unter ihnen eine Anzahl
uneigennütziger Männer gibt; aber der größte Theil von ihnen unter-
Bttttzt nur solche Institotionen, welche ihren Interessen dienen, und
za diesen Institutionen gehören die höheren Schulen. Wir müssen
also mit Ldb und Seele dahin wirken, dass die Volks schale in den
Dienst der gaasen Nation trete.
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Der Zweck des Geschiehtsanterricbte.
Von H, Weigand-'Northdm.
kein Untenichtefach ist in Deutschland in den letzten
Jahrzehnten aal Lehi-erconfereiizeu, in Broscliüren und Büchern iiitihi
behandelt worden als der GescbichtsunUäiiicht, und trotzdem sind in
keinem Fache weniger merkliche Fortschritte gemacht wordtii aJs
?pr8de in diesem. Eine eigenthimiliche Erscheinnnir! — Worin Imt sie
liireii üruüd? — \>\ (ItTOesrhiflitsimterricht nicht niehi* verbesserimgs-
ßlii?, er, der eines der jiingsieu ächer auf dem Lehrplane der Volks-
ächuie iBt? Dann müssten die Pädagogen unserer Tage sehr im Dnn-
keb tappen und es ÜMt wunderlich erscheinen, dasi sie gerade dieses
Thema immer und immer wieder auf die Tagesordnung ihrer Verhand-
langen setzen. Wir meinen, gerade die Thatsache, dass dem Gegen-
stände soviel Anfinerksamkfiit gewidmet wird, ist der sicherste Beweis
diflr, dass die Ertcentnis PJats gegxfta liat: Ss fehlt an etwas; wir
and aaf Teikebrtem Wege md harren nnr des rediten Momentes, der
ms die Avaaielit anf Itessere Wege erOftiet
Und wir sind wahrUdi auf yerkehrtem Wege, auf einem Wege,
der nns niemate zmn Ziele ffthren ^vird. — SoU ein Unterriehtsgegen»
staiid wirktteh fraehtbiingend Ar die Enislimig wirken, se ist vor
iflflB not big, dass man sich über den Zweck dieses Gegenstandes für
die Erziehung vollkommeu klar ist und ihn dann dementsprechend im
Unterrichte behandelt. Und das ist bisher beim Geschichtsunterrichte
im allgemeinen nicht geschehen; wol sind diesem Gegenstände die
inannigfacksien Zwecke untergcsrlKttien worden, aber nur selten hat
man erfahren, dass er um seiner selbst willen L' lirtach sei Und das
Ut vom Übel gewesen. Zweck, StoÖauswahl. Stottanordnung, Behand-
lung sind die vier Stücke, um die es si<-h im Unterrichte immer und
imnifcr wieder drehen muss, und zwar dergestalt, dass der Zweck als
das oberste erscheint, aus dem die anderen Stücke hergeleitet sind. —
Wenn inan bedenkt, wie mancherlei Zwecke mit einem und demselben
Üntarnehtsfache verbanden werden können, wie z. K durch den BeU*
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— 878 —
giüiiöunterriclit sanfte, friedterlige, opferiieudige, aber auch fanatische.
imduldBamo. hartlierzi<rp Mf^nschen, dnrrh flm C^eschiVlitMuitemchi
miithige, tr^ut', h'iirst uini \';iterland lirliciuie liürger, al>* r aurh en^-
herzi^e. feige. .-flli^isiK hl i;jt^ PnrtirnlanHteii \m<\ durcli den Unterricht
überhaupt liescheidt iK . hltrcue, gewissenhatte, aber auch anmaßende,
^leicligültiofe, gewi^stTiN s* Menschnn orzoo'en werden können, so ist
es wol ( lue angemessene Jb orderuug, da^^s man sich bei jedem einzehien
Unterrichislache über Wesen, Zweck und Bedeutung desselben für die
Erziehung im ganzen und besonderen vollstÄndig klar sei, damit man
dementsprechend handeln könne und nicht nutzlos oder unbewiisst im
Dienste eines anderen Avirke. Dass zielbewusste Parteileiter still-
schweigend annehmen, die Schule handele nicht immer zielbewnsst,
können wir s{:hon daraus ersehen, dass jede kirchliche und politische
Partei — und das mit Recht — glaubt durch die Schule am ehesteu
ihren Int^^ressen Vorschub leisten zu können. Gerade dies sollte uns
aber am meisten veranlassen, auf unserer Hut zu sein, dass wir nicht
Parteidiener, sondei-n Menschenbfldner sind und Menschen erziehen,
4ie möglichst vollkommen und zu allem guten Werke geschickt sind.
Dieses hohe Ziel zu erreichen, muss die gesammte Th&tigkeit der
Schule harmoaifloh in dnander greifen und ein Fach dem andern
dienen, doch so. dass jedee seine SdbstBtiadigkeit bebäH Kern F%ßh
darf in den Lehrbereich der Schule aufgenommen werden, das nicbt
bemmgende Elemente zur Erreichung dieses Zieles bietet, und fBr
kein gewähltes f aoh darf ein Zweck -wiUkfirUcJi conatiniit werdeo,
aondern derselbe muss sich natürlich ans demselben ergeben und sich
m dem allgemeinen Erziehungszwecke wie der Theil zum Gkotzen, die
Art zur Qatinng verhalten. — Das Ziel der EMebnng li^ in der
Bestimmnug des Menschen. Gans ail^^emein ausgedrückt hat der
Meaaoh eine zweifache Beetinunnng: eine irdische und eine Ununlischer
eine zeitlidie ond eine ewige. In lebendiger DnrehdrjBgnng fMav
sie sich gegenseitig zum Heil des Menschen. Jede gesonde Msmiämr
erziehmig wird daher giekhzettig ftr die Erde mid den Mmmel e^
ziehen und bilden; ein Eniehnngeqrgtem, das dieeee GrondTeriilltois
verkehrt, ist BdhsX verk^rt Danach kenn die Enielmng amgeectai
•werden als eine plaamättige Sinwirkong des Bndclteis auf den Z5g-
ling ZOT Bntwiokehing seiner Anlagen und Erifke, damit denelbe
seine irdische nnd himmÜBChe Beetneiiang erftUe md erretehei Jedes
einneble Fach des Wissens nnd Könnens hat dabei seine besondere
Avi^be, nnd in lebendiger Dnrehdringong aller fordern sie eidh gegen*
seitig. — Wie nnn der BeHgiensontenieht in erster Linie dam enge-
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— 379 —
thm ist, dem Schäler zu zeigen, wie er seine himmlische Bestimmüng
erreiche, so ums es eine wesentUobe Aufgabe des GescUdttsunter-
ricfato sein, ikn zu belehren, -wie er seine irdische Bestünmong erfülle
imd erreiche.
Zfl%t also der ReUgionsimtenneht den Kensohen yometamlieh in
MiBein YertiKMB ni Qoü, wo der Geschichtmntcnldit ilm Im Ver-
bihiiis m 8cnB«n MitmaMdifin, der MMMddMit — Die HcoMUieit
gliedert nch aber behnfe eines glftekliohen Zonnimenlebens in nstHr-
IKehe Gruppen: Staaten, Oemmden, Familien, die sieh gegenseitig
niobt aiMMlilMen, sondetn bedingen. Jede engere Gmppe Ist die
Voraossetzung und nattoi^e Grundlage der Aber ihr stehenden wei-
teren, ebenso wie sich das Leben der weiteren Gruppe als Miniatur-
büd in der engeren darstellt. Keine Gruppe kann demnach, ohne sich
selbst zn schÄdij^n. anf die Dauer die andere iiuüer acht lassen oder
ilir s:ar Abbrucli rliuu. Dies ist ein YingeryMrr für die Schule, dass
sf( ila.s Nächste auch zunächst beachte; denn sie gerätli auf Tn-weire.
wenn sie das wirldiche Leben außer acht Itot and ihre eigenen
Wege geht.
Der Geschichtsunterricht ist, wie gesagt, eins der jüngsten Fächer
ant dem Lehrplane der VoUtssehale, yon den Beallen ist er sogar das
j&ngste. Dies sollte zu der Keinung Anlass geben, ihm wären mailolie
Verirmngen, die die älteren Fächer haben dorcfamachen müssen, er-
spart geblieben. Doch dem ist nidit so; er mnss auch erst alle Wandel-
^oge, die ans der Weite in die Nilie führen, dniebmadien. Die
CMhielitsbllelker von Bredow nnd Kobbanseh» die in DentscUand sn
den ilteaten Ihrer Art gehören, neigen, -wie man Ton Weltgesehiehte
ismi^liiiiNl elhnAhlleh anf yaterUndlscbe GksschlGhta zuecidnuD; andere
VttsQche Jener Zeit aeigen, trie man neben der politisefaen nnd Eriegs-
giBcfalehte aneh die sogenannte Galtargesehiohte seihon frtth als be-
tatsames endehUohee Moment erkannte, wie man also vom Allgemeinen
nad unpädagogischen zum besonderen und mehr pädai?ogischen kam.
Die nähere Begründung dieses Umschwungs ist wol in dem napo-
leonischen Zeitalter zu buclien, wo man erkannt«, dass ein Kosmo-
politismus, der den Patriotismus zerstört, ebenso vomfn>ei ist, wie ein
Sta tt eine (Gemeinde, in denen das Familienleben gelockert oder zer-
t>tori \<t
h\ ili^ser Zeit, dei- (Tcburtszeit des Oonstitntinualismus, gedachte
man jtiihtischer Seits wol zum ersten Male ernstlich der Volksschule;
^euu der Constitntionalismus bedai-f der Volksbildung, und diese hat
^ (^ntadlage in der VoUttsohuie, Mit der Volksschule steigt und
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giokt dis VolkriWMinig. Zn der Zeit der Lehenshemchaft luid des
AbeoliatiBiims war solche, war besonders historische Bildung ni^t so nöthig.
Klöster, Ritter nnd Fürsten, die Herren, sorgten wol dafür, dass ihre
Angehörigen genügend über die Bedeutung ilirer Macht, ihrer wirk-
lichen nnd vermeintlichen Rechte unterwiesen wurden, und der Leib-
eigene, der Hörige hatte ja nur ein Recht: zu gehorchen, und dazu
bedurfte es keiner (iesjchiclitskeuntius, ja sie konnte sogar geföhrlioh
werden; denn sie konnte ihn veranlassen, auch einmal über seiue
Menschenrechte und die Ursache der \ ui zugs^rechte seiner Herren
nachzudenken. Mit dem Auftreten des ( onstitutionalismus musste dies
aber anders wei*den; da musste die Volksbildung in jeder Beziehung
einen breiteren Raum gewmiii u. Wie sollte sie aber beschaffen sein?
Da» iüt eine Frage, auf die man heute noch die rechte Antwort sucht
Es ist lange ein verderblichei \\ alui gewesen, und die Volks-
schule hat in getreuer Nachahmung der Gelehrtenschulen von jeher
ganz besonders darunter zu leiden grehabt: Bildung und Wiü&eu sei
gleich. „Da aber ein geringes Mali von Iveuiitiussen sich auf ver-
schiedene Art geistig combiniren lässt, so kann man es mit wenigen
Kenntnissen zu großer Bildung bringen, und das ist die Haux)taufgabe
de,s Unterrichts." „Den Menschen recht fest zu machen in der Hei-
mat, nicht blos sie ihn kennen zu lehren, sondern sein Gemuiii für
sie, ihre Wesenheit und Ei<renthiimlichkeit beleben, heißt ilit Wurzeln
seiner Kraft begießen und starken", heißt den Mann d* s \'oikes recht
bilden. — Die Vaterlandsliebe rauss aus der TJebe zui- Heimat hervor-
wachsen, anders ist sie eine Treibhauspflanze, die <iei i'i>ic r;uilie
Wind des l^ebens knickt. Has frkannte man ;hic!i zur Zeil dti Aus-
bildung der nationalen Idee bald. Sollte dei- (iedanke einer W i. 1 i -
vereinigung aller deutsehen StÄmme, wie er von großen Geistern und
warmen Vaterlandsfreunden kühn und gewaltig- erfnsst, in Lied und
Hailade, Kornau und Drama verherrlicht wurde, auch im Volke i*eclit
zünden, so musste demselben seine engste Heimat erst wieder recht
lieb und t heuer werden. Die Leheusherrschaft und Beamten willkür des
Absolutismus hatten nach Kräften das Ihrige gethan, dem Volke die-
selbe recht gleichgültig zu machen und seine Blicke in begehrens-
wertere Fernen zu lenkeu. Wer nie mit rathen soll, mag auch nicht
mit thaten, und wer immer nur gehorchen soll, dem ist's schließlich
aui-h einerlei, wem er gehorcht. Dies zu ändern, führten Dichter,
wie Berthold Auerbach, Karl Stöber, Otto Glaubrecht, Jeremias Gott-
helf u. a. m. die Dorfgeschichte in die Literatur ein und machten
darin das Yolkald^en der engsten Heimat zum Gegeastaade ihrer
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Dichtung. Wie Ludwig Uhland, Willibald Alexis, Gustav Scheffel,
GnstAv Freytag- n. a. m. durch ilire hi&t i-ischen HoiDane und Dramen
I den vaterländischen Sinn zn wecken sucUteii, woilteii j^ iie mit
' ihren Werken der Heimatsliebe rechte Anregung gewähren. Das
hätte der Schule ein Wink werden müssen, dass sie nicht Kosmopoli-
I ÜEmm und l'atriotismus püegen wolle ohne Kenntnisnahme des Lebens
der dDgsten Heimat „Wer die Heimat nicht versteht, die er sieht,
wie will der die Fremde verstohen, die er nicht sieht?'' Auch die
schichte kann der Anschauung nicht entbehren. Pestalüzii'a Wart:
»Die AnsohMuig ist die Gfundibge ftUer Erkfuinteifl'*, avss aidi auf
to Qetcfaiehtgniiterrielit tibertxagaii Verden, imd Itöeaterwega Wert:
«Jeder Leihrer sei ein Natoxlbndier* auch von der Oeedufilite gelten.
Aller realirtaiche üntemdity der äeh nicht anf Anaebanang grOndet^
ist in die Loft gebant and geht Uber die Köpfe der Kinder hinweg.
Die Heimatflgesebiehte und die heimatlichen YwhAltnijSBe der Gegeup
mrt nftBeen die Avsgangspinkte m FeFneriiegendeni bilden, und anf
de muss ziu* Erläuterung und Belebung des Femerliegenden immer
wieder zurUckgegritien werden, wenn der Geschichtsunterricht wahr-
haft bildenden Wert eiiungeii 6o\\. — Diese Wüite mögen nicht miss-
verstanden werden. Die Heimatspfeschichte soll keine besondere Dis-
cipliu werden, sondern, dem Princip der An-rhainn)? dienend, sich
durch den g^anzen (Te>cliichtsuntm*iclit ziehen. „Die \\ i -litiL^keit der
heimischen Stufte soll nicht zur Ptlege patriotisclier Kn;xherziL''keit,
zum Particulansmus und zu spießbürgerlicher Gesinnung ttibren; nicht
die zusammenhängende Geschichte einer Stadt ^ eines Dorfes, einer
Burg liegt uns für die Schule als Selbstzweck am Herzen, sondern nur
die methodische Verwendung heimatlicher Farben bei der DareteUnng
fremder Qeeehichtsbilder.*'
Haben eonach die Fandlie nnd Qemebde aoa pidagegiechen nnd
nelhodieehen Gründen auf alle FSUe die Anagangspnnkte fttr die ge>
KUehtUoheUntenrefleong am bilden, ee bleiben Ton den oben gedachten
Hat Kieiaen nnr noch die beiden weitesten, Staat nnd Menechheit^
äor weiteren Beaefatnng Torbehalten. Da der moderne Staat in alle
YtAaltitine des Familien- nnd Gemeindelebens ordnend nnd lenkend
ongrdft, so sind wir förmlich gezwungen, uns in allen Lebenslagen,
■elbst in den enp:sten Verhältnissen, als Staatjjbtirger zu fühlen.
Staatsbürger nnd Weltbürger, Patriot und Kosmopolit sind deshalb
die beiden Beziehnnsren, um die es sich bei Beurtheiluni^ öftent lieber
Angelegenheiten imtutr handelt. Für die Schule heiüt dies; Volks-
geöcUichte oder \\ eltgeschichte Da wir hier keine besondere Schulart,
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MBdern die Schule im allgemeiiieii im Sinne beben, so segen irfr: Ob
d«e eine oder des endere gegeben idrd, nnd wie weit ee eoegedetot
wird, hingt nieht Ton der WiUkOr des Lebren, aendem ledig^ von
der Schnleinrichtung ab; je unyoUkommener dieselbe ist, desto enger
wird der Kreis gezogen, nnd nmgekehrt «Bi ftnie Weitsn welkt
die irrende Menschheit^ Die • extensive Ansdehnung dee Stofies
allein weitet den Blick noch nicht, erhebt den Staatsbürger noch nidkt
zum Weltbürger, das thut erst die intensivere Behandlung nnd das
gereiftere Verständnis. Im allgemeinen darf wol als Regel gelten,
dass in allen Volks-, Bürger- und deutschen Mittelschulen, wo die
Schüler liiit dem 14. bis 15. Lebensjahre entlassen werden, die vater-
ländische Geschichte den 8toft" für den eigentlichen Geschichtsunter-
richt bietet, l'ur die ausgebildetsten dieser Schulsysteme wird das
Bemerkenswerteste aus der Geschichte der älteren und anderen Cul-
turvftlker am besten an die biblische Geschichte, die Geographie und
den Sprachunterricht angeschlossen, wahrend in den einfachsten Schul-
verhältnissen selbst die Meitcre vatiirländische Geschichte nur den
Hintergrund zui JleiiiiaLsgeschichte V)ietet. Erst in Schulen, die mit
ihrer Schulzeit über die gedaciiie iiiuausgehen, können auch die Ziele
weiter gesteckt und mit Erfolg Weltgeschichtei GeschicJite der Mensch-
heit, gegeben werden.
Damit sind wir der Beantwortung der Frage: Welches ist der
Zweck des Geschichtsunterrichts? um ein bedeutendes näher gerückt.
Volk und Menschheit sind die zwei Beziehungen, um die es sicli im
öffentlichen Leben handelt. Es gibt darum ftir die Schule nur \'(ilk--
geschichte und Weltgeschichte. Bisher liaben wir nur KritL^s- und
Fürstenirescliichte yeliabt, wenn's gut ein? al- Anhangsei etwas C^ul-
turgeschn lite. Eiuzi liiP P«M'soiien, selbst 1^ iirsten, auch ei?17f1r^^^ Stände
und Kre^lrlll^^e macheu al>' r w^der ein Volk noch die Mt iiM hheit ans,
nocii ihre ( i^^schichte, Fürsten und Kriege sind nur einzelne Factoren
des V'dkerlclM'iih und verdienen nur dann historische Re^ohTung, wenn
sie in bedeutsamer Weise fördernd oder hemmend in die Kntwickelun?
f^iiu s Volkes oder der Menschlu it eiijgegrifteu haben; dt tiii oben darm
besteht das Wesen der Geschichte, dass sie solche Frsflieiimngen zum
Gregenstande ihrer Betrachtung macht. — Wir gehen dabei nicht so
weit, dass wii- den Ivi it'^ ganz ans der Geschichtsbetrachtung ver-
weisen wollen, so sehr wir auch gegen die bisher geübte Weise sind;
denn er ist und wird auch nocIi lange ein Factor des Menschenlebens
bleiben. — Nicht Einzelersclieinungen, sondern die Gesammtheit aller
Eracheinungen, weiche das Leben einer Zeitepoche ausmache nnd
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dazu beitraurn. uns ein Bild jener Zeit zu lietern, nach dem Grade
ihrer Wiriiugkeit geordnet, müssen den Stoff zu den Geschichts-
betrachturigen in der Schnle liefern; denn nur so gewinnt der Schüler
Verständnis einer Zeit und lernt dieselbe iu ihi'dm eigeathiimUcbea
Lkäte betrachten und verstehen.
Die Zeiten sind aber verschieden auf der Welt, sagt schon der
YoDcsBnmd, mid jede Zeit hat ihr eigenthOmlichee Geprftge, ihre beaen-
dare Idee, von der sie beherreeht wird. Am natnrfemitoiiieii gdit
darum der Üaterrieht yor, der dieeeii Wechsel beachtend die jedes-
mal^e Idee som Mitkelpiiiifcte sdiier Bantettoiig macht, etwa so wie
es Gustav IVeiytag i& seinem Beman^Uns «I^e Ahnen* gethan hat,
lud so eine Beihe Zeitbflder gibt Bisher richteten sich dfe einsebien
Abschnitte der Qeschichte nach den Regierungsjahren der I>yna8tett
«nd D3rna8tien. Wie groft die Zahl der Bilder ist, nnd wie genau
sie ausgeführt sind, hängt lediglich von der Reife der Kinder und der
Vollkommenheit der Schuleinrichtnng ab; absolute Vollkommenheit und
Genaniprkeit erstrebt die Schule, vor allen die Vi)lksschule, überhaupt
nie; denn nicht die Sache an und itir sich, sondern der Bildnns:swert
derselben h\ ihr die Hauptsache. Jedenfalls muss dber die Ausiulüiing
^0 voUsUiiidig sein, da^s es dem Schüler nach Maßgabe seiner Kräfte
uiiiglich wii'd, sich ein einigermaßen richtiges Bild der betreffenden
Zeit zu entwerfen. Das erste Bild stellt den Urzustand des Volkes
oder der Menschheit, soweit er sich historisch zurückvert'olgen lässt,
dar, und die folgenden zdgen, wie man sich von da aus, bald mehr,
bald weniger schnell, zu der gegenwärtigen Culturhöhe erhoben hat
Das letzte als das wichtigste Bild von allen zeigt, wie der gegenwär-
tige Zustand beschaffen, wie er das Prodnct aller yor ihm geweeenen
iitk md wie ans ihm sidi ein anderer entwickeln wird nnd mnss. Und
das ist der Hauptzweck des Geechichtsnntenidits. Bisher haben wir
diesen Hanpftzweck anter acht gelassen, haben, wenn's gnt ging,
Alterthnrnskonde getrieben , nnd sind Tor der Gegenwart stehen ge-
Uieben, nnd so ist ee gekommen, dass selbst tftchtige nnd andi histo>
liKh gebildete Lente Ihre eigene Zeit weder kennen noch teantehen.
Die heute so vielfach erhobene Forderung nach Volkswirtschaftslehre
ond Gesetzeskunde würde bei richtiger Handhabung des Geschichts-
ünterrichts ganz von selbst und aul die natürlichste Wmse ihre Er-
ledignng finden
Soll der kuiittiire Staats- uii i Weltbürß-er das Erbe seiner Väter
rwht achten und lieben und in organischer Weise weiter entwickeln,
m ist nöthig, dass er es kennt and wdß, wie es geworden ist, und das
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kaoik.Biir d«r E^ndzweek des GeacUehtMiiiteniditeB sein, Am aur so
wird der Geschichte das Becht» was jedem anderaa ünteiriehtsbdie
froher oder spftter auch geworden Ist: dass sie Selbsteweek ist Die
Geographie hat lange dasselbe Schicksal gehabt, allen mOglicheii sup
deren, ihr selbst fremden Zwecken dienen n mflasen, bis sie endlich
an Karl Bitter ihren Interpreten frod, der ihr auf die redtte Bahn
halfl tfOge der Geschichte anch bald solch ein Better erscheinen.
Nur wenn Jedem Fach das Seine wird, leistet es auch das Seine; nur
wenn die Geschichte in ihrem yoUen ümüuige Selbstsweck wird, wer-
den alle die seh^teen Worte, die Ton Plate, Cicero etc. bis anf Berbsit
nnd Beneke über ihren Wert nnd ihre Wirkung gesagt sind, Wahr»
heit werden, anders nimmermehr. Begeisterung, Math, Aufopferung
kommen, wenn es nOtiilg ist, gaas von selbst, wenn nor Liebe da ist
Man kann aber nnr lieben, was man kennt, was einem ans Herz g^
legt ist, dass man'S schAtsen gelernt hat Der Gedanke: was wir be-
sitzen, haben unsere Tftlar erworben, unsere Angabe ist es, diesee
Erbe den Enkeln besser und ToUkommener zu ttberlielQ^ — bat mehr
treibende Kraft als alle weit hergeholten Ideale.
Mjui hat den Unterricht in der Weltgeschichte oft mit dem Untei^
richte in der biblischen Geschichte verglichen und >agt, diese Fächer
seien am nächsten verwandt. Diese Ansiclit entspriclit der Wirklich-
keit nur tbeüweise. Was den Zweck anbetritit, so stehen sich beide
Filcher geradezu diametial gegenüber. Der oberste Zweck des welt-
geschichtlichen Unterrichts ist und muss KenninLs der Geschidite sein;
der oberste Zweck des biblischen Geschichtsnnterrichtis dagegen ist
Kenntnis der in den Geschichten enthaltenen (ilaubens- und Sitten-
lehren, Die ^^'eltgeschichte ist also überall Selbstzweck, die biblische
Gcscliiclite nur Mittel zum Zweck. Sobald die in den biblischen Ge-
schichten enthaltenen Glaubens- und Sittenlehren abstrahirt und von
den Kindeni erfasst worden sind, haben die Geschichten selbst niu'
noch uuterp:eordnete Bedeutun^r: denn es gilt uns ja nicht um eine
Geschichte des judisclitn Volkes, sondei'n um concrete lieisjaele tür
die Glaubens- nnd Sittenlehren, nnd es bleiben deshalb bei zielbewußter
Auswalil auch alle Geschichten, die ^ul( hf Lehren nicht enfliHlfen, un-
berückMchtigt. wenn sie auch für eine Volkstj-esrliii Iii-- nuthwendig
wären. Ganz anders i-t dies beim Studium der W eil^je- -Itirlit«'. da
Wüllen wir gerade in erster Linie Kenntnis des Völkeriebens. des
Wachsthums und der Wachsthumsbedingungeu dieses Lebens erlangen;
alles andere folgt erst in zweiter Linie.
K& ist ferner ein Yerkeimea der ThaUsadieUi wenn man glaubt
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und geglaubt bat, der Haaptzweck deB OescbiehtsiinteiTiekts Iftge in
4er DarMetimg der in der Gesehichte entiialteiMii GSiarakterbllder, und
der Zveek sei erreielit, frenn der Schiller die dargeboteneB Bilder
sich so zu eigen gemacht habe, dass er gegebenen Falls sein Thun
imd Lassen darnach richte. In der Heroenzeit des Alterthums, in der
Kitterzeit des Mittelalters und zur Zeit der Cliristenverfolguugeu hätte
solches Streben, wenn es überhaupt Erfolg hat, wol Sinn gehabt; in
den constitutionellen Staaten der Gegtnwart ist es, g-anz abiif ^i tien
davon, dass das Thun und Lassen der meisten dieser Helden uuserm
modernen Denken und Handeln und der Masse des Volkes vollständig
fremd ist, durchaus nicht angebracht. Von der großen Masse, und
darum bandelt es sich hier immer, wird in der Gegenwart nie weder
«ia außerordentliches Maß you Handeln, noch von Dulden verlangtf
sondern nnr, dass jeder an seinem Theüe und in seinem Kreise seine
Pflicht nnd Schuldigkeit thne, vdl es nnr so in der engen Heimat»
im weiteren Vaterland nnd in der weiten Welt gnt gehen kann. Der
Cteflchichtennterricht der Gfegenwart soll dämm zeigen, wie der heu-
tige Coltoigrad dnrch das fortwährende Bingen und Yorwfirtsstreben
«Des ganzen Volkes, der ganzen Hensdiheit erreicht worden ist,
imd wie große Heldenthaten einzelner gar oft znm Schaden eines
ganzen Volkes, ja wol der ganzen Menschheit geschehen sind, nnd
endlieh wie bei Feigheit und falscher Duldsamkeit schließlich die
Bosheit und rohe Gewalt die Oberhand auf Erden gewinne u imd einen
Zustand herbeiführen, der weder Gott noch den Menschen gefallL.
Dies schließt nicht ans, sondern im Gegentheil ein, dass, soweit
Verständnis und Fähigktii dazu vorhanden sind, mit der Kenntnis der
äußeren CTescliidite auch die tiefei-en und tiefsten Bewecgründe zu
derselben, die sittlichen und religiösen Ideen von den Kindern er-
kannt und in veiedelnder Weise aufgenommen werden. „Viele histo-
rische Specialitäten mögen vergessen werden, die Ideen, richtig ein-
gepüanzt, sind unverlierbar." „Je mehr es dem Geschichtsunterricht
gelingt, aherall den ideellen Kern, an welchen Thatsachen sich wie
Krystalle ansetze, erkennen zu lassen, desto weniger wird die Zeit
dem Schüler Ton seinem geistigen Besitzthnm rauben; je mehr dagegen
der Geschichtsunterricht steh in unbedeutende Einzelheiten zersplittert
und auf dflrre Ohersichten beschrftnkt, desto sicherer wird das Ge-
lo&te trotz aller Wiederholung verloren gehen.** Aber dies ist auch
diB Höchste, was der Oeschichtsuntenicht leisten kann, und damit darf
flua Dieht anfangen. „Unmöglich kann man beim Zöglinge, der in
Weltverlomer Gegend, abseits vom Verkehre im einsamen Dorft auf-
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wächst, dem öffentliche Einrichtungen und Behörden kirchlicher nnd
staatlicher Art nnhekannte Dinge sind, erwarten, er werde es vei-
niöi^en, sich hineinzuversetzen in die politischen Verhaltnisse der alten
Vfilker (Trieebenlands und Italiens, er werde verstäudnisvo)! (\cn Be-
richten über Lykurgs und Solons Gesetzgebung lolgen können. E*
lässt den Knaben kalt, wenn ihm von olympischen Spielen oder mittel-
alterlichen Turnieren eraählt wird, sofern nicht ans seiner Anschauung
von Volksfesten der Heimat ihm Apperceptionshilfen entgegenkommen.
Auch die Verhältnisse des mittelalterlichen Städtewesens, das Ver-
ständnis für das einstige Bürgerthnm bedarf geschichtlicher Vorkennt-
nisse in Form heimatlicher, anschaulicher Gedankenmassen. Die höchste
Schilderungskunst würde zu tauben Ohren reden, wenn der Schüler
nicht die Lebensvei'hältnisse seiner Heimat ans eigener Anschauimg
kennen leinte.'* Und der gewiegteste Katechet wird nicht zur Er-
kenntnis der abstracten Ideen hinleiten, wenn er sie nicht aus sinn-
lichen Eindrücken ableiten kann. Deshalb gehe es auch hier nach dea
bewährten p&dagogischen Ginindsätxen: Vom Nahen zum Femen; Tom
Concreten zum Abstracten, d. h. von der Heunat nun Vaterland und
zur weiten Welt, von den äußeren Erscheiniiagen zu den treibendeB
Ideen, you den Thataachen za den Uiaachen.
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I
Die Lebeusgeschiehte von Georg Ebers*
mit Bücksieht auf die Fröbei'scbe Anstalt in £eilhaiL
Foii Ifteotf^ r#rtMiielMai»6rar.
iese Selbstbiographie (Deutsche VerlagMBlUkU la Stuttgart oto. 1898.
512 S ^ hat auch fiw den Scliiiliiianii ein hervorragendes Interesse. Der
Dichtt^T-tielehrte ist geboren 1SH7 7a\ Rerlin und stammt aus vornehmer
Familie. Diuxih die Erzählungen aus heiiier Kiuderzeit luit sich der Verlasstir
zwar selbst ein Genüge gethau, alleiu die Zustände nnd ürtlichkeiten werden
sieht fOr alle Leser ein Interesse haben. £twas anderes ist es, wenn BImh
ia sefnar Biographie tob HUmem berichtet: wie Heitel, Cornelios, Hamholdt
ved Friedrieh Wilheliii IV. Vem Hefj^rediger Steaaft eralhlt er, daas er dem
KSnige sehr nahe gestanden nnd Einfluss anf eeiae pdlttichen Ehitscheidungea
gehabt habe. „Dennoch konnte sich der seltsam geartete Fürst nicht enthalten,
andi ihm gegenüber der Neigung zu billigen Witzen nachzugeben. Als er ihn
zum Dompredisrer ernannt hatte, rief er Alexander v. Huu;bnldt zu: „Ein
naiurhistonsciies KunstütUok, das du mir doch »ieht nachuiachen kannst! Ich
habe einen Strauß zum Dompfaffen gemacht.'' Mit großer Verehrung spricht
Eben yon dea Brfidem GrimuL ^Uoter den GOttlnger Sieben, flohieibt er,
»waren ale als Opfer der WflIklirdeeESnJgi E. Aagast Tcn Hannover von ihren
Lehrstllhlefi verdiiingt worden. Bure würdigen Gestalt«! gehören für mich zu
den edelsten Eriunerungsbildem. Sie wdmten mit uns (d. h, meiner Mutter
tind mir) im nämlichen Hause. Beide waren gleichsam Eins, und man sah ub
selten allein; dennocii hatte jeder die ihm eigrne Individualität völlig bewahrt.
Ob sie Gelehrte seien «der L'ichter. hütte auch der g-eübte 1« obachter schwer
zu eutächeideu vermocht. Wüiiehu s mildere Züge waicü die eines Poeten,
Jaeeb's alrengae and der dnrcbdringende Blieh eeiner Augen liaHen lelefater
den großen ForMfaer In Ihm erkennen. Welche bennbemde, kindliehe Uebena-
Würdigkeit paarte aich mit der Hannhalt In dIeMn beiden."
Sehr ansprechend sind die CharakteraehUdeningen Ton Personen, die auf
Ebers' Leben und Streben bestimmend einprewirkt haben, nnd dabei steht seine
Motter. deren Bild von Sflmf^iw das Buch /.iert, in erster Reihe. Eingehend
sind die Berliner Revolutiunstage beliandelt, dann t'o\gt eine lebendia-e Dar-
stellung vom Leben und Treiben iu der I rübel'scheu Erziehungsanstalt Keilhau
bd Bodolstadt, in die Ebers nach den MiUrztagen 1848 aafgenommu wnrde.
Der Stifter der Anstalt, Friedrich FrObd, hatte den Grandaata: „Unsere Br>
dehug knflpft den ünterrieht an die den ZQgUng nmgebende Anflenwelt'^
ÜDsem Lehrern wäre dieser Abschnitt besonders an empfehlen. Eben dUilt
die Jahre, die er in dieser Anstalt verlebte, zu den eiuflnpfsrcichsten nnd
schönsten seines Lebens. Die granze Einrichtung war noch nicht der Natur
abj^kehrt; das Vielerlei, die überfüllten Classen und das Schablonenhaft e bestand
nicht. Selbst unsere Privatanstalten werden genöthigt, den ängstlich vorge-
Kdiriebenen Schreibereien und der Uniformirung zu dienen. Die begabte Indi>
vüiiilitit geht dabei an Grande.
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Der Abschnitt von Fr. Fröbel's Erziehuntrsidealon '9. 193 ff.) kann unsern
Lesern uicht gcuu^ em(ifuhleu werden. £r ist eine hei vurrageade Leiätung-
dflsYeiftnen, der hier zeigt, dass er, abgesehen von aelnen Bomandlehtiingen,
mehr Ist als ein AgypMsgt. Als Mitklmpftar Patakai's stellte sich Fi«bel
noch um eine Stufe höher (S. 200 ff.). Seine Gehilfen Langrethal und Mldta-
dorf übten auf Eber.«; ciin-n trroßfn Kinflnss. Ihre Theiliuiiime an den Be-
freiungskrieppn wird hervorgehoben, und so wird diese Hiog^raphie zn einem
Stttck ZeitgeschichUi, die damals so reich w ar an deutscheu Charalcteren.
Dann folgen Berichte fiber das Jugeudkben in der Anstalt, über seinea
Besnch der Oymiuuien m Cottfaos und Qnedlinbnfg^, um das Beiftmngnis fltar
die Hochschnle sn eilaiigen. Diese Berichte sind zn breit aasgdhUeni so dass
das Bnch ebenso angeschwollen ist, wie einzelne seiner Romane. Über stoli
selbst vere^-ww^^i, manche Schriftsteller die Mehrzahl der Leser.
Uhue bej^undero Neiscium wollte Eber.s Jurist werden, ohne diese Lelieus-
bahnzu kennen. Er ^»eibstsclireibt: „In der obersten Ulasse sollte den Schiilern
in ktucerZiisaamenfiMsaDg das votgvflibtt vvarden, was jeder derHanptbemfb
bietet nnd .tob denen ferder^ die steh ihm hinsngeben wflnsehen. Audi m&sste
der Leiter der Anstalt Je iiaoh den Gaben der JüogUnge ihnen mit Rath
bebitehen."
Ebers ^ing Tiach Göttiügeu, wo er in frohem Übermnthe sich den Stiidonten
anschloBS. lu Vorlesangeu Uber Kunstgeschichte gewann er die eräieu An-
r^^ungen 1^ die Kunst der Ägypter, ohne dem tollen Jngendleben zu entsagen.
Dies aber mnsste er sehwer bflfleo, indem er als Kranker schon nach dem
l. Semester nach Berlin sich rettete. Dies alles enAhlt der YerAwser eMails
offenherzig und widmet das Buch seinen 3 Söhnen, um sie vor Irrwegen zu
bewahren. Während seiner Krankheit w ar die Mutter sein Trcet. nnd in tV' ien
Stunden beschäftigte er sich mit Hg^yptulogen Werken. ..Tch tuhlte — .srlireibt
er — da«8 diese Studien das lihoduB seien, auf dem ich zu tanzen habe, dass
sie meiner Begabung entsprachen nnd mich befriedigen wfiiden.* Die Beehts-
wissenschaft gab er anf. Durch YennittelQng der Gattin Wilhelm Grimm's
erschien eines Tages Jacob Grimm and sagte zu ihm: „Du hast das Pferd beim
Schwänze aufgezäumt; die speeiellp Diseiplin wird erst etwas wert durch den
Zusammenhang" mit dem verwandten Gebiete, darum nin.'^.st du erst <lie spraeli-
licbe Grundlage legen." Mit Beiliilfe des Altmeisters Lepsius lernte Ebers
dann eine semitische Sprache and betrieb aeben den antiken Sprachen anch
Eagliseh nnd Italienlsdi, Alterthamsicnnde nnd Geschichte. Das war am Ende
der öOer Jahre. Zum Glück war w von Hans ans wolhabend, und in Berlin
standen ihm viele Sammlungen ägyptischer Alterthfimer offen, bei denen ihm
auch Briigsch zur Seite stand. Berlin war eben eine geistige Hanptstadt,
bevor es die i>olitiische de.s Dentschen Heiehes wurde. Seine Pietflt für Lepsiiis
hat den Schüler Ebers auch veraulastit, ihm ein biographisches Denkuiai setzen.
Im Bade Wlldbad im Sehwabealaiide begann Eben 1861 seinen enteil
fiemaa: „Eine Igjrptisehe Kflnigstoehter.''
Damit schließt der DichttT-Gdehrte seine aar etwas zu umfangreich ans-
ccfallene Jugendert'schielite. Der 2. Theil wird die Zeit seiner weiten "Wan-
derungen enthalten, und dabei möge der Verfasser bedenken, dass wir aaok
nocii anderes zu lesen haben.
Digilized by Goog'
Padago^^isehe liundschau.
Österreich. Wie in diesen Blättern bereite vor längerer Zeit conatatirt
wurde, zeigen sich in Österreich die heilsamen Wirkungen der seit 1869 in
Krdft stehenden Nenschnle u. a. auch in der Abnahme strafbarer Hand-
I Ungen, besonders von Seiten jüns'erer Personen. Diese Tliatsache kam
; neulich auch im österreichischen Keichsrathe zur Sprache, iudeiu gelegentlich
' d«r Budgetdebatte liel den CapttelA SdudTerwaltiuig und Beditsptiege statistisch
' ftftiseeteUt wurde, data seit 1882, In wetehem Jahre die Zahl der gerichtlich
, yenirthellteniioeh82098 betmg, bis zom Jahre 1891, aas welchem die letaten
Erhebungen Torliegen, ein stetiges Sinken dieser Zahl bis auf 28435 statt-
gefunden hat. ob^Ieicli in diesem Zeitranme die Gesammtbevölkerung um 1*8
Millionen zugenommen iiat. Da nun im letzten Jahrzehnt die Antriebe y.n
übftlthaten im all{j:emeinen sich eher gesteigert als vermindert haben — man
denke z. B. an den immer weiter um sich greifenden Pauperismus — so darf
der erwähnte gflnitlge Brfidg nitBeeht der sitUgenden Kraft der Volksschule
mgesohrieben werden. Allen Feinden derselben, besonders der clericalen
Partei, hat aber jenes zUEsmilBige Beenltat grofie Verlegenheit bereitet» da es
mit ibren tftgUchen Lästerungen gegen die „g^ottlose" Xeusebole nicht stimmen
will; und nun mf^chten sie *ern „andere" Ursachen desselben entdecken. Bis
jetzt hat ihnen dies nicht ^j:liioken wollen; mit ihrer notorischen Virtuositflt in
der Coiififructiou von Ausreden und Geschichts. orrecturfn werden sie jedoch
— wenn auch unter saurem Schweiü — hoffentlich schließlich noch reussiien,
um die Welt mit neuen Proben ihres Scharfsinnes zu bereichern. Jedenfalls
slier iribre ihnen eine Zunahme der Verbrechen gelegener gekommen.
Die ethische Bewegung in Magdeburg.*) Nachdem im Torigen Jahre
•^ie ethische Bewegung in Berlin festen Fuß gefasst hatte, fand sie gegen Ende
desselben Jahres auch in der Provinzialstadt Magdeburg Eingang. Um diese
Zeit traten hier die Männer, die an den l^erliner Yerhandlnn^en lebendigen
Äntheil genommen hatten, zur Gründung einer üesellschalL zusaiumen und
beraumten zum Zwecke der Verbreitung ihrer Grundsätze auf den 29. Januar d. J.
ehieSflbntUcheVersammlnngan. Herr Oeheimrath Professor Dr. FOrster,
der in Berlin diese Bewegung hanptsftohiich Ins Leben gemfen hat, zeigte In
einem Vortrage „Über die Nothwendigkeit freier Vereinigungen znr
j tänterung der Erziehung und des Lebens", inwiefern sich im Laufe
der Cultnrf'ntwickluiic: Missstflnde auf dem Gebiete der Erzielinn? und des
■ Löbens c;ebildet haben, und in wiefern das Zusammenwirken freier Vereinigungen
j mt Beseitigung derselben nothwendig seL
I
: •) V^ das Tscige Heft dieser BiAtter a 816 ft D. B.
I
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Der Vorsitzende Herr Dr. Winter betonte in seiner B.^fn Ußnngsrede,
das» ein Zag tiefer Verstimmung durch unsere Zeit gehe. Die zaiilreidie Za-
bOrerBchafi liefere den Beweis, dan jedear den Diuek der Zeifcverhiltoine
empfinde nndAnfUSmsg IHier die Uttel snr AbbiliiB melie. Behnlli Darlegung
den Programms ertheilte er dem Festredner Herrn Geheimratb ProC Dr. VMUst .
das Wort, w«»l(her im wesentlichen folgende Gedanken angftihrte.
Noch zu Anfaiifr iinsors Jahrhunderts lagen VerkeJirsmittel und Wissen-
scliai'ten in iliren Kinderächuhen. Die nächsten Jalirzehnte brachten einen
schnellen und gewaltigen Aufechwung auf allen GeUeten des Wissens and
KSnnena. So eeitigten s. B. dieNatorwisseoseliaften In den lotsten dnüiandert
Jahren «mte Besnltate» nachdem das Knechtsverliiltnis zwischen ihr und der
Theologie gelSst war, und ihr durch die Forschungen selbstständiger Männer
eigene Bahnen gewiesen wnrd»M! Kin Anfsfbwntis- besonders auf techno-
logischrni Gebiete nalmi zu ilerMeibj-n Zeit seinen Lauf von England üher
Frankreich nach Nordamerika; die von dort aus auf Deutschland übertragene
Eftckwirknng fand Uer einen yttnstigeD Boden «nr Fortentwicklung. Günstige
ZeltverhMtnisae im verjflngtenDenteelilnnd beachlennlgten dienen Lelienspiooesi,
der eine Urogestaltnng des wirtschaftlichen Lebens zur Folge hatte. Durch
eine intensive Steigerung- des Handels und Verkehrs nalinien diese das Gepräge
einer Weltwirtschaft an. Werner von Siemens nennt das ganze Zeitalter, in-
dem er es ursächlich be/eiclmet, das uaturwisseuschaflliche. Die Mehrung
der Güter und die Erfolge anf den Gebieten der Wissenschaft nnd Tedudk
liftben jedoch der MenscUieit nloht das gesnebte Glück gebradit; sie wurden
vielmehr die Motive eines sittlichen Niederganges. Namentlich bei den Gebil-
deten, den Denkenden im Volke, ist der alte Bibelglaube immer mehr abge-
blasst. Di'' in England von Thomas Carlyle angeregte Bestrebung sittlicher
Besserung, die auch bei uns Naciuihmong fand, ging leider gleichzeitig mit den
letzten großen Kiiegen verloren.
Zwar schien eine Vetbrüdening der Ifenachhelt durch die Entwicklung
der Eisenbahn, Tdegraphle und anderer grofien Erfiitdungen der Gegenwart
gesichert, weil die dadurch geschaffene räumliche Verbindung der Völker auch
auf eine sittliclu^ Besserung schließen ließ. Allein der Welthandel brachte
Übelstände mit sich, welche die Solidarität der Menschheit zum Stehen und
die sittliche Basis der Völker ins Schwanken brachte. Der Welthandel, wie
er durdi Fortentwicklung der Schiffahrt and des Maschinenbaaes die VSlkar
nfther aneinander rückte, brachte diesen mehr als je ihre nnüoonle Zugehörig*
keit znm Bewnsstsein und fährte auf wirtschaftlichem Gebiete za einer starren
Form eines ökonomischen Nationalismus, wodurch sich der Blick für das Ganze
verschleierte. Die Verfolgung von Sonderinteressen steigt^rte sich bis sunt
Egoismus, welcher das chaiakteristieche Merkmal der Zeit wurde.
Uuäer Zeitalter gleicht einer Tragödie. Wie dort kleine Ursachen darch
die Wucht der Yerbültnlsse gewaltige nnd nnheilYolle Wirkungen snr Folge
haben, so sind die bestehenden ÜbdstSnde anf den Gebieten der Erziehnng
und des Lebens weniger darch die Schuld der Menschen, als durch die treibende
Kraft der großen Forschnngen nnd Erfindungen der letzten Zeit herbeigetubi t.
Darum kann der gewaltige Cuiturkampf keineswegs gegen Personen, moss
vielmehr gegen die Ursachen der socialen Übel gerichtet werden.
Nordamerika wurde seiner günstigen Lage nnd reichen Bodeneraengnlsss
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wegen der Herd des rittiicben Niederganges. Da doi-t das Eisenbahnwesen in
den Händen weniger Krösnsise rulit, ^vnr(le dort eine Preisbewepmng geschaffen,
(Y\e Willkur, Wncher und Betrug^ im Cielbl^e hatte. Pnrch den Welthandel
lüusste uiiBer Vaterland in Mitleidenschaft ^ezof^en werden.
I Ans dieser Schilderung der s(»eialeu Übelätände kianite mau den Sclilui»ä
liehen, da« die gaaee Mamchheii in irfttlieher Beiiahung rückwSrts gegangen
Mi Die M^pilUgen SanmliiDgak Iftr Vcnnglttekte and NefeUeideode der
I IfliEten Zeit aber bewflieen im Gegentheü, daai die Mensehen im allgemeinen
j bereitwilliger in der Erstattung von Liebesgaben geworden sind. Gleichwol
j lässt sich dennoch ein Znrückhleiben des sittlichen Aufschwang»
I im Volke hinter seiner socialen Fortentwicklung fon statiren.
j In früheren patriarchaliselien Znst-Ünden . wo die AI tauschen auf einer
lieferen cuitorstafe standen, fehUeu die Bediugtaigen, welche die bestehenden
tW Im ge§eBachaftHcton Leben In dam ünfiange der Jetataelt eraolielnen
lassen konnten. In dieeenZnstinden war eine gegenaeHigeHarmoniairang der
lenachen leiobter mSgUdi ala jetet. lalblge dea penBnlieli niederen Biltoga*
grades blieben außerdem die meisten Fehler der ^Menschen unbemerkt. Das
AhhXn^^igkeitsverhältnis der Menschen voneinander aber, wie es in der Jetzt-
zeit ansgreprä^t ist, lässt die persönli* hrn Sünden sch-lrfer liervortreten and
Uüteizieht sie einer bitt^rn Kritik. Das gesciiielit besonders durch die Presse.
Manche Thorheit der Mensche, in crasser Form dargestellt, liudet durch die
fegen wftrtige Fteaae eine admelle Verbreitung, überreiat dadurch den gerade
lir daa AnllUIende empflagUeken Oiganiamna dea Menaeben nnd erweekt m>
h Uun dieNeigongi aneh die Brietniine deaTftgea in verSnderterFona weiter*
ZDverbreiten. Dodk in der Menschen Brust lebt das Mitleid. Wie die Kirchen
durch Anknüpfung an diese edelste Regung der Seele ihre Siege feierten, so
erkennt auch die ethigche Gesellschaft in ihm ein Hanptmittel, das zur Ver-
wirklichung ihrer Ideen liihren soll. In gewissen Kjeisen hat sich eine ganz
lal&che Meinung über den Zweck der Vereinigung gebildet. Wenn
man sie z. B. als „Ang8t|>roduct'' bezeichnet hat, so ist das nor auf eine Ver-
kaananiT dar beben Ideale, die de verfolgt, aurlleksaffUiraa. Damm aetit aie
lieber die Inaebrift »Bond der Helfenden** anf ihre Fabne, «m damit ibre
ergänzende Wirteakeity die aie neben andern EniebnngaftMstoren anaftben
will, zu bezeichnen.
Für die sittliche Besserung des mnteB Volkes nimmt die ^ethische Ge-
sellschaft" die Hauptaufgabe für sich in Anspruch, wiihrend sie dabei auf » ine
kräftige ünterstütznns^ seitens der Begierung, der Kirrlip und Schule hofft.
Za die»«iu Zwecke will sie alle Altersclasseu der Bevölkerung in den Bereich
ftier WtxkmaMIk lieheo. Die motnUiehe Beeeemng der Jugend bildet daa
^nAmmt derVereinignng. Letatere lat beatrebt, dieGmndaltM der neneren
P&dagogik, die anf allen Gebieten bereite aeblagende Erfolge erzielt haben,
auch auf diesen Unterrichtszweig anzuwenden. Eine rechte pflyebologische
! Folge im Lehrj^ang soll in der Weise beobachtet werden , dasts man zunächst
sinen sittlichen Anschauunt^sunterricht ertheilt, ehe man viir Kntwi^klung: sitt-
licher Begiiffe überf'eht. dass man behufs der sittliclie« Ajischauun^' i ns reiche
Haterial der Fabeln, der Mythologie, der biblischen, dei' indischen Lrza.iiluugeu
Mei liebte nnd ordne, daea man niebt den kindlieben Gelat ndt Lebrefttaen
Warte, fttr die daa Kind neeb keta Yeratlndnia bat, aoodem mit deqjeaigen
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sittlich PTi Vorstellungen den Anfang; mache, die innerhalb des kindlichen Er-
fahrnngBkreises liegten; ditös man bei der Entwicklung^ der sittlichen Begrififo
nicht auf den Abweg gerathe, eine metl^lll7■f•6he Begründong zu Tmuta,
foodeni an der HaaA «mereter Fülle nadi aokntlnlier Weise gewIisB all-
gemeine Kegeln entwickele, Ja dmen die mennliliolM BrUihrmg hinsichtlich
sittlicher Dinge sich soznsagen verdichtet hat. Ferner hJllt es die Gesell«
schaff für rathsam. 'la«« nmTi di^ '~^i>r(Khwe(chpit zn ITilfe nehme, um
gewisse Cardinalpuiikie der Mural dem üedächtnifisf em/.upnlgen, dass raau
eine Auswahl von Bi(^rapbien edler Männer and Frauen der Jugeud vorti-age,
am ihr littliclies Urthell so tdilifinif nn ite ducdi leodttoide Beiqifele snr
Naehahmniiir MEOftveni, endUdi den man gewtae menliiehe Beden« wie dl«
Bede dea Sokniaa vor aelnen Richtern, aaagewählte Stücke ans der Berg-
predigt, aus den Reden des Tesaias n. :l. answendi^f lernen lasse , damit dnreh
das ausgesprorhene Wort der (ieist jener vortrell liehen Reden in die Jugend-
lieben Gemüther einziehe. So soll durch diesen Unterricht neben der Pflege
der TaterlandsHebe Einticht in die Pflichten verschaflt werden, die dna Kind
gegen elnaelneMenaehen vnd die geaammteMenacbheit m Uta hat Tu Beriin
soll dies^ Winter nech eine Sehlde ina lieben gerufen werden, die nach dleaen
ethischen Fordernngren einen Jugendunterricht praktisch durchznfülirpn ver-
sucht. Da ein Veretllndnis ethischer Wahrheiten nn die Form der Mutter-
sprache gebunden ist, so hat sich die Gesellschaft ferner die AiifK'abe gestellt,
ethische Schriften fremder Völker in die deutsche Muttersprache zu äbertrageu
nnd » eine ethiache Onltnrapraebe m, aehaifen. Ala Hanptmittel aoUea
Vortrag nnd Diaenaaton unmittelbar anf die Glieder der GeseUsehaft ein*
wirken, während ethische Schriften neues Leben in ganze Volksschichten tragen
sollen. Als neues Lehrfach soll an h?5heren Schulen neben Philosophie nnd
Logik die Ethik betrieben werden. Ferner sncht die Gesellschaft Schule
und Haus näher aneinander zu rücken, um dadui-ch ein haimonisches Znsammes-
wirken dieser Endehnngaanatalten sn ermSgUcheiL Dnroh Befitnflnwwiwg aettsna
der eüiiacben Vereinignmr soll Mck die Preaae an ibrem Theile nir Vep>
• dt liing der .Alenschheit beitragen, indem ale Ihre LeserkreiM mit den Zielen,
Mitteln nnd Erfolg'en derselben bekannt macht nnd sich selbst der ffr5ßten
Wahrheitstreue betleißio^t. Auf 'ltf>«f»m f;:ekennzeichneten Wege hofft die Gte-
sellschaft auch au der Lösung der socialen Fragte mitzuwirken.
Die Ansfühmngen des Redners wurden mit großem Beifalle aufgenommen,
woranf der VoraHoende dk Debatte einleitete. In dondben -wnrde naebebi-
ander die Stellung der ethischen Gesellscbaft gegenüber den aoelali-
stischenBestrebnngen der Neuzeit nnd den bestehenden Erziehungs-
anstalten der Menschheit als Kirche und Schule des näheren belenchtet.
Keinesweg-s wolle die Gesellschaft ethischer Cultur sich derl.ösunjc der socialen
Frage verschließen: sie sei bem&ht, nach dieser Seite hin sowol eiue ergäuzende
ala berichtigende .Thätigkeit ananttben. Dnreh ebe gidchmftfiige eUUache
Bildnng der gannen HeoaeUielt hofft ale die einaktigen Beatrebongen der nie*
deren Volkadaaaen sn beseitigen und durch eine sittliche Erneuerung aller
MenRchen auch einen friedlichen Ausgleich der T'arteicn herbeizuführen. HeiT
Dr. Habrowsky, der Hauptvertreter des Muttervereines zu l^erlin. prab darauf
praktische Gesichtspunkte für die Einrichtung ethischer Vereini-
gungen, indem er die Institution der Berliner AbtheUnng darlegte. Dieselbe
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zählt bereits eiue Mitgliederschaft vou über 8(X) Personell, die zweckmäßig in
vier Gruppen gebracht sind: 1. für Jugenderziehung, 2. für sittliche
BiiUuug, o. die literarisch^, 4. die sociale Gruppe. Die Abtheilung für
littliebe BOdang hat fOrVerlir^taBg litllioli büdander Sehiifken zu sorgen, in-
dem aie ileli bemftbt, die etbieohfiii Werke aller VSIker n aanineliL, zu llbca^
Mtaen und nü erkUniidenSrliiitariingen jsn vereelieii. Die Uterailecbe Gruppe
irird sich am die Sch&lEe ftr Kunst und Wisseiiaehaft m kUmaierE bata, nn
diese dnrch Beschreibung und geeignete Apparate den ärmeren Volksclassen zu-
gänglich zu machen. Die sociale Gruppe wird sich eines Rechtsuiitenichtes
der Laieu und der Aufstellung von statistischem Material annehmen. Daraul*
kenuzeichuele Uerr Dr. Felsch den Ötaudpunkt dci» Vereins zurRchnle.
Zwar sei eine im Sinne der Gesellscbaft sich vollziehende Umgestaltung der
Schale ein Waik der Zukniift. Gleiehwol hUt er in jetaigcn VerhUtniasen
daa atirkare BeCenang atbiaehar H eaieDta in den bestterUehen Fftehem daa
Schulunterrichts für i^Miuo nothwendig als mOglich. Der Verein ethischer
Cnltur stehe ir.it der neueren Psychologie darin auf gleichem Fuße, das^ beide
den Gipfelpunkt aller Erziehung in der Erzeugung sittlicher Charakterstärke
erkennen. Der Religionsunterricht, der in erster Linie zur Erreichung dieses
Zieles beitrilgt, kauue sich darum keineswegs mit der Erfassung des AV«rt-
lautes von Sprüchen, Liedern, biblischen Geschichten und Dogmen zufrieden
^ben, niaee vlebaahr aain Abaehan dan«f ziehten, reUgiöee Stalb svr Elar-
ttailnnir attfeUchar Verhältnlnaa za benatzen« So kfianen die Ideen dar inneren
Freiheit, der Vollkommenheiti dea Hechtes, des WolwoUens und der Billigkeit
den Maßstab zur Gewinnung sittlieher Werturtheile abgeben. Derselbe Redner
«entwickelte darauf in wissenschaftlicher Weise das Verhnltnis des Vereins
y.irv Kirche. Die Welttendenz suche in der Jetztzeit die Grundfesten des
^jiaubens zu erselüittem. Einem Menschen, dem der Glaube v*^rloren gegangen,
drohe die Geiahr, iu Gottlosigkeit zu geraUieu. Wenn mau uun fortfahre, in
gewähnter Weiae die aittlieban Hameate an den Olaaban aniaknfipfeii, wenn
dieser Terlarai gegangen iat, ao mHasen aneh die dttUehea Komeate verloren
leben, nadsreh eine sittUch-religiöee CharakterbildoDg in Frage geatellt werde.
Vielmehr hoffe die ethiaebe Gesellschaft durch eine edle Sittlichkeit einen edlen
Glauben zu erzeugen. Auch philosophische Etliiker lassen den Glauben an
Gott keineswegs außer aclit: so Ivant: Die Vernunft tülirt zu Gott, und Her-
Wt; Alle Moraliehre weist auf einen festen Punkt hin, auf den wir unsere
Aufmerksamkeit lenken müssen. Je reiner die Ideen gelehrt werden, je reli-
giOeer werde dämm das Volk sein.
Von Hain Br. Bahmer werden die anwesenden Viter and Hlltter anf-
gdudart, dam Vereine belsaintent nm die Lehren der Ethik in sieh aaikn>
uehmen und die Sehne derselben in die Helsen Üirer Kinder an yezpflanaen»
Mit dem Wunsche des Vorsitzenden, dass es dem neogegrfindeten Vereine ge-
liutren möge, die EiziehungsanstaUen , Familie. »Schule, Staat und Kirche in
sciüeii Bund zu ziehen, um in dejen Vereine das große Werk der sittlichen
Meuschenbiidnng zu vollenden^ nahmen die Verhandlungen ihren Abschluss.
Bre man. Der Breoiiaehe Freistaat wird in nftdiater Zeit eine Aosnahme*
stsUaag einblliteB, die fteilleh wd nicht an den vielgerfthmten „berechtigten
BgenÜiilBiliBhkeltan'* etnialner dentseher Lande gealhlt werden darfte. Unsere
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gMltfCM LcMT mögen abor im HlaUSek anf Ham pditiache Schlagwort mir
nicht furchten, da« wir aa diaser fitalle Ton wol- od« WuShtnUnm polS-
tiieheD Zaständon reden wollen; ea ist vlelni^ eine rein pldagogische An-
geleg-enheit, die unsere Berichterstattniiff veranlasst;. Was Bremen mit dem
1. April d. J. aufgibt, ist die Sonderbarkeit. Inss »eine Kegierung bislaug das
gesanimte ScLulweseii, sowol der Freien und Hausestadt Bremen als der übrigen
Hafenstädte nnd des Landgebiets, ohne die Unterstützung einer facbmäunisciien
BefaSrda Tarwaltete: sa Begian dei nenen Schuljahres irerdan ainSehalrath
und ein Volkaeehttlinspector in Thftttfkilt tntaa. Daa öffentliche Ana-
schreiben dieser neugeschaffenen Stellen hat es zuwege gebracht, „dranikn im
Petehe" die Aufmerk?iamkeit auf unsere gute Stadt zu lenken und für ihre
.Scliulverhältnisse zu iuteressiren, indem nicht weniger als hundert mehr oder
minder hervorragende Schulmanner aus allen Theilen des lieben V^erlandes
als Bewerber anftrateo. Bei dieaerGelasenlieit iat ana ia ]iii?ataa Zaaolirif^
and Fachbitttein eine Bebr 'vanehiedeae and vielfiwli aaf Ualcemtaia oder
iUscher Anschauung beruhende Beurtheüanff dea biabevigen Schulregiments
und des hiesigen Schnhvesens überhaupt entge gengetreten, wie denn auch früher
vom hiesigen Lehrerverein als Eedner berufene auswärtige Collegen manchmal
bedenklich den Kupf geschättelt habeu, wenn sie hier von dem Mangel einer
technischen Oberleitung hörten. Dass ohne eine fachmännieehe Spitze in unseren
Schulen das Höchste nnd Beste geleistet worden and die Lehrerschaft in jeder
BesiehnDf aa Uireni voHen Bechte gelaiigt sei, kmnte man freiliah nicht
gut glauben maciien, aber es wäre anderseits ebenso verfehlt, wollte man auf
Omnd der bestehenden Einrichtungen auf t müh Misere in der hicBi/pn Schul-
und Lehrerwelt schließen. Der zu Guiisiea des Neuen entschi» Kampf
iiat iiier am ürt^ lange Zeit die Gemüther erregt. Die Anhänger de& Altea
■laditMi fsitand, dass nnr ia der ^Fkeiheit' daa ScbAne gadeüte, nnd wann
geneigt, den alten ScbUüDrspmch: «Nord, Sttd, Ost^ West — Bremen aOeibeat*
auch auf das Schulwesen anzuwenden, während im gegnerischen Lager Stimmen
laut wurden, w'elche die vermeintliche Freiheit in manchen Fällen als Willk'ir
der maßgebenden Kreise erfahren habt n wollten. Eine persönliche Stellung-
nahme in dem Streite der Meinungen hier zum Austrag zu bringen, liegt uns
fbm. Wir folgen vidmehr der Aufforderung des geschfttisten Herausgebers
dieser Zeitscbfift, dea Lesern an der Hand einer darebaas objeetiTea Dar^
steUang einen nSheran Einblick in die Geschichte der Entwicklung oaserea
Schulwesens zu gewähren, der ohne weiteres zur Erkenntnis seiner Licht- und
Schattenseiten fnliren wird. Geschieht dies in der erwllhnten besonderen Ver-
anlassung, so koiijiiit noch hinzu, dasB Bremen, abseits von der gi-oiU-n Heer-
strai^ au der Nordwebtecke des Vaterlandes gelegen, auüer in kauimunnischeu
Kreisen recht wenig belrannt ist. Das gilt iasbesoadare aacfa von aeiaea
SdialTeriiiltaissen; gar selten gelangt dayon etwas andieöifaatlicfalceit Wenn
deshalb eine ausführlichere Darlegung am Platze sein dürfte, so mag dieselbe
zugleich eine Grundlage bieten, anf weh}be wir ans bei weiterer Beiicfal*
Erstattung beziehen kennen.
Die bedeuteudäte bremische Scliulanstalt führt den eigensu-tigen Namen
Hanptschnle nnd besteht z. Z. ans einem Gymnasiam nnd einer Handels-
aohale, d. b. einem BealgjrnisaaiaDi. Bis in ibier gegeowSitigan Gealaltnag
bat sie viele Wandinngen erftbreii, deren histarisabe EntwicUaag ans aa den
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AnsgaoG^imnkt der bremischen (Teschidite zuriickflilirt. Es uiiterlif^ keinem
Zweifel, dattö mit der Gründung des Biethuuiä lirenieu darcli Karl deu Großeu
die Entchtinf der Bnaer DoniicilHilo tmümmenhangt, welche ikh denk dem
BUer Uirer Leiter ball m einer Cnltustttt» enlen Banfe« eatwlekelte md
I aorfiiebe FlbretenaUuie, aowle ^fttin BMOfe als SehUer «ni Lehnr iMrbei-
aog; Vf« weltgeschiekliielien Namen, die mit dem Böhme der Domschnle
j enge verknüpft sind, nennen wir Willeliadiis, den ersten bremischen Bisschof,
' Ansgurius. defi Apostel drs XortlniH, AdaMaL", den g^eistreichen Berather Ottos
j deä Großen, Adam vnm Tii rm. n, dm bertiiimten nordiischen Gescliichtsclireiber.
I Unter der späteren Leitung duri ii die Domherren beguin ein Niedergang der
! Sehnle, der eich fortietate, als vom 13. Jahrhundert an Bettelmönche, Dominl-
mmtf dert Ihren dflmn SehelaeÜdimiB tmetirteD, eo da« sor Zelt derBelbr-
! rnatinn die Sehale gaam varihUan war. Oonfterienelle Streitigkeiten traten
jetat in den Vordergrund deelniflreMcs. Neben dar Inthcrischen Lehre gewann
in Bremen, das mit Holland rege commercielle nnd wissenschaftlirlie Beziehungen
nnterhielt, der Cah'inismus inmier mehr Boden. Die Rcformirten gründeten
im Jahre 1528 eine öffeutliche ! uti inische Schule, die 1584 in ein (rvranasinm
1 illustre verwandelt und mit einem Tiedagogrium verbünden wnrde. Das Gym-
nasium eifreute sich eiuM weiten Eufes und wurde ein ZuÜuchtsort für ver-
tMene mftwirta SAdnren aoa den Bheiugegenden, den Nledeilanden und
der SehwaiK. Ton Seiton deaDooMa aber, der anter der beeonderan ProteotieD
der schwedischen nnd qpitar der hannoverschen Herrschaft stand, wurde Im
Jahre 1681 das Athenäum errichtet, nachdem schon seit Wiederbeginn des
Intherischen Gottesdienstes im Dom (1088) eine neue Domschule bestanden
hatfp. die auch fernerhin als deutscht' Domschule neben dem At1ieti;nnn tort-
btstitüd. Nachdem en<llifli zu Anfang' des 19. Jahrhanderts der ])oiii und die
Douischttle au den Siaai db^rgegaugeo wiyen, >vurdeu im Jahie 1817 daä
Qjranaalnm illustre und daa Athenftnm mit ihren Nebenachiüea en einer ein-
rigen «roten Sdralaaatalt, der Haapteehnle^ Terelnigt. Dieaelbe gliederte «ich
in eme Gelehrtemchnle (lelt 1857 Gymnasium genannt), eine Handelsschule
(seit 1B78 naok dem Muster der preußischen Realgymnasien eingerichtet) und
eine gemeinsame Vorschule, dir erst vor einigen Jahren aufgehoben wurde.
Aus iliT »^r Entstflinn? erklärt sich, dass die Haujitschult- ein bedeutendes eigrenes
Vermögen an liegenden (xründen und Gefällen licsitzt. Aus dem ofticiellen
Berichte über das Schuljahr 1891/Ü2 erfahieu wir übei' den gegenwärtigen
Vermögensbestand, daas derselbe an belegten Capitalien, Kenten etc. fiber
IVs XfiliMMB Maik, uk famerom Blgenthnm (Sehvlgebftadei, Mobiliar, Biblio-
thek etc.] ea. 1^/« Iffllionan lEark, ansammen ca. 3 Millionen Mark aufweist
Der StaatSEUsehuBs betrug im letzten Bedbnungsjaliio fiir das Oymnasiim mit
()98 Schülern und die Handelsschule mit 829 Scbülem, also zusammen ftr
reichlieh UKK) Schüler ca. 2:')5 0(K) Mark.
Die älteste Volksschule ]'>remens war ein Anhäug^sel der vorgenannten
BoQischale, also gewissermaüeu auch eine Schöpfung des Carolas magnns. Da-
hel ist aber zu bemerken, dass sie wol kaum den Namen einer eigentlichen
Tolkmbnle, deren Begriff Ja dem gannen Mittelalter fremd war, rerdiente nnd
von der Doiaacbn]« dermafien in den Sebatten gestellt wnrde, dass Jede weitere
i^otiz von ihr fehlt. Wie fibcnll, so warm aucli hier alle vorreformatorischen
Sdialan geistUebeStiftangen, entweder dnrch Klöster und bei einzelnen Kirchen
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erriditet und in beideo FäUen vom Qeriu T^waltet Erat die Bekmaiim-
Mlt sebvf Wndel; «i Stelle der CapÜeliclivUD entetante Kirehipieli«
schulen» Aber 'velobe (rieb der Staat awar die Otoanftidit TOfbehiilti Im
übrigen aber das AniUehtsrecht dea einzelnen Eiiclien, am dena Fiadi ndi
die meisten SchnlkoBten beetritten wurden^ filtei ti u?, ßo dass von einer ein-
heitlichen Organisation keine Rede war. Gogenüber den Kirchspiplfjschtileii
wurde einer Menge Privat- nnd Nebeuschiilen 'Kliyip-, Heckschulen freier
Spielraum gewfihrt, bis die Klagen der Gemeindete hu üehrer, besonders iiba
die „Frauenfidmlen", eine Beschränkung der Unterricbtsfreiheit h^beiföhrten.
In AnAuige des IS. Jabrlnnderteeeliritt maii mrOrOodungvoiiFreiaeliaUtt,
d. h. iuientseltlielM& YelkaMholeii (AnDeoacliiilai) vad gegen Ende du 1&
und im Anlage dee 19. JaloliBBderte trat eadUeb auf Omd geietzll< hei
Bestimmungen eine allgemeine Hebung der sogenannten niederen Schulen
nachdem eine Def^titation die Revision der damals bestehenden 75 Schulen mit
41<X) Kindern untt^r 24 Lehrern und 51 Lehrerinnen vorgenommen hatk,
Benierkeob wert ist, d:iss der Schnlzwan^. in Treulien schon 1741 eingeföhri,
liier erst seit 1844 belluug erhielt, weil man bis dahin einen unleidlidus
EingiüT in die DisposltioBsreehte der Eltern datin criiUekte. Eine •treageDuck-
llllurang dettelbea aeitene der „SchnlpAeger" lieft aber ancli Jetat neeh, da ciM
einheitliche Leitung fehlte, auf sich warten. Ber P^talozzianer Ewald klagt
im Jahre 1800: „Die meieteB Schulen stehen unter keiner Aufsieht, oder es
ist so gut wie keine Aufsicht; ja d*»r Manp-el einer fr(.')wr\v orjranisirten and
autorisirten Schnlinspection imd Selm] Visitation ist ein einer gründlichen Schul-
reform eiitireg-eFist<')K Muiei» iluidtriiis." Die niederen Schulen wurden dami
dreierlei Behörden uiaa-btelli: dem Scliolarchat, der Gemeinde und deu geist-
Uehea laepeetoieD. Zn einer Einheit aber waren ale nielit veitanden, weAelb
gemelnwaney daa geeainvte Sebalweeen betieAande Qeaetae eder AnerdnaBgai
fiuit gar nidit Toriianden waren and seilet die gleidiaitigen Sefanlen keiaerki
ConformitUt aufwiesen. Das Scholarchat beatand ana neon Senatoren: aiebai
Juristen und zwei Kauflenten; ein Pöd;»2:o2:e war nicht unter ihnen. Pif
Revolutionsstürme des Jalires 1848/49 tiihn^n zu weiteren Reorganisationt-
plllnen, die einen merklichen Anfsrhwunp des Volksschuhvesens. n. a. auch 1853
die obligatorische Einführung von Lcbrei pi ütungeu, zur Folge hatten. Vom
Jahre 1848 datirt anch die Gründung der „Cooferenz Bremischer VoUoMhe^
lehrer". Nachden aehon 1846 die Fordentng aailiieatellt worden war, im
die SeholbehOrde zum Theil am pidagogiach gehUdeten MlBneni beitekea
mOne, wurde 184S 40 die Sehnlyerwaltung einer Deputation überwiesen, ik
einem ständi^M ii Ausschusse aus Senat und Bürgerschaft (d. h. den aus Classen-
wahlen hervorg-eganfsfenen Vertretern des Stadt- und Landpebicts) - - eiiu Eiü-
richtung, welche bi.s heute /.u ]<vv\it be«t<.'ht und auch tür die Zukuuli bei-
behalten werden soll. Nacli dcu jetzigen Bestimiauiigeu setzt sich üit
Schuldepntation zusammen aus 4 Senatoren (Juristen), welche die «Cooh
minien fir das TJnterrichtsweien'* bilden, fener aoa 10 BurgeraehaflNiil^
gliedern nnd 4 von der Unterriehtaooainiiflaiim gewIUtea Lehrern (danultf
der Seminardireetor) als berathende, nidit stimmbereditigte. :Mitglieder. Im
Deputationsgesetz heiBt es: „Der Schnldeputation liegt im allgemeinen di'
Sorge für das Sclmlwepen dahin ob. dnfjs sie auf alle«, was demselben tV-ider-
lieh sein kann, ihre Aufmerksamkeit zu richten, darüber zu berathen, aowie äit
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jlir zur Förderung des Schal wesens oder zur Beseitigung^ etwaiger Mängel
aogemesaen erscheinenden Maßregeln zu beantragen haf
BIb Seniaar war 1810, a. Z. der franzMicfaeu Hemehaft (wfthraid
iraldier dar Minister Cavier hier aiuih die Eirdispielisohaleii iospidrte) ans
FliTatmitteln errichtet worden. Die Schüler mnssten zugleich als Hil&lehrer
an städtischen Schulen thätig sein. Obwol im Jahre 1819 der Staat dieses
Privatunternehmen übernommen hatte, instc es sich 1846 we^en Manj^^els an
Zöglingen auf. Zur Nengrnndiii'ir eines .^ominars kaih es. nach erfolglosen
Bemühungen, gemcin-sain mit Hamburg- und J.iibeck ein Seminar zu errichten,
iiu Jahre 1858, und mit der iJeruiuug Lübens als Directur desselbeu begann
dae iwae Ära in BremeDS Sdralgeeoliiehte.
Zur Hebons VoltaneitBle, imabeeondere im Laadgebiet, hat nnbeBtrittea
A^gnit Lüben am meisten beigetragen, wiefBrds^ Eealschnlweflen, überweldieB
vir weiterhin mehr hören werden, Professor Dr. Gräfe.
Das Landschulwesen war bis daliin recht stiefmütterlich behandelt
worden und liatte sich deshalb nur langsam und schwer entwickeln können.
Noch bis IH-il bestand liier, in der Nähe der Groüsiadt, der „lieihetisch".
Die Inspection übten zwei Senatoren im Auftrage dei- Commission für kirch-
liche and Scholangeiegenheiten aus; die Prediger aber waren als „geborene
Locatechtolinspeetoren*' die efgeatUcben Sehnboioiiardien. Lüben wurde mit
einer BeTifllon des LaadschnlweseDs beaaftragt, and eine grllndUebe Anfbessenuiff
desselben ist sein Verdienst. Sein Bestreben aber, in die AufsichtFbehörde
einen Fachmann einzufuhrpn, scheiterte an dem Widerspruche der pHiir^j:er-
schaft", doch erfolj^e schon im Anfange der 60er Jahre ein^ IRrböhun^ der
Lfclirer§^eh?llt€r und die Einsetzung einer Deputation für die Landschulun. Aus
deoLehiercunterenzeu, die Lüben berief, um an dem Entwürfe eines Lehrplanes
mltzaarbeiten, ist 1866 die noch jetzt bestehende „Conferenz Bremischer Land-
nhoUehrer'* benrergegangen.
Lüben regte ein nenes, frisdiei Leben in der bremisehen Lehrenehaft
an. Er yerschaffte unserem Schulwesen Ruf, so dass selbst FidagOgen aus
fernen LBndem, Bossland nnd Schweden, liierher .haoien, am es kennen au
lernen.
Von den weiteren Fortschritten im Vulks««luilwesen bis zu den 70er
Jahren heben wir noch Folgendes hervor: 1)S()4 wurde behnfs Anstellung als
ordentlicher Lehier eine zweite Prüfung verlangt, die sich derzeit durch hohe
Aafiiidemngen besonders in Literatur und Natoigeschiehto ausieichnete. Hit
Gehaltsaufbesserung ging das Bestreben Hand in Hand, das Ayanoement
der Lehrer zu beschleunigen. Nachdem in den 60«r Jahren bestimmt worden
war, dass möglichst die Hftlfte der Lehrer fest anzustellen sei, wurde 1871
die Anstellang als ordentUefaer Lehrer 6 Jahre nach dem Abgange vom Seminar
angeordnet.
Lüben starb 1873. Al^ seinen Nachfolger wählte Bremen den Snper-
intendenten und Uberpfaiier in Eisfeld Dr. Credner, früher Lchrei* uud Con-
reetor sn der Stoy'schen Erziehungsanstalt bk Jena. Wfthrend Mher das
SsBiinar mit seinen 3 Classen den Bedarf an Lebrkriften für Bremen eft nur
nr HSlfte deckte^ sind jetzt, nachdem es 1877 um swei Pr¶adendassen
erweitert ist, Zöglinge im ÜbeHtusse da, und es ist die Aufnahme auf ntag<'n
baren Bremer'* beschrttnltt worden. Bine Fremdsprache wird im Bremer Seminar
PM^soslaB. lS.J«Iws. B»H7l, S7
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nicht gelehrt, wiewoi schon vor vielen Jaliren auf Bremer Lehrertagen die
Einftbrung einer loleheD beantragt wurde.
Die Mheren Kirchepidnohnlen. «Ind in den letzten Jahrzehnten üut
sämmtlich in die Hände des Staates übergegangen, and es besteht neben den
^Froisohnlf n'' jf tzt eiiio Beibe entgeitlicher staatUeher VolkBeehnleD» lo-
genannter pGeldschulen".
Die Staat.sausgabeu füi' das ütädtischc \'ulksscLulweseu (ind. Volksschiü-
lehrerbibliotliek, Hilfsschule fär schwachsinnige Kinder, Franenerwerbsschale,
eeneeasionirte MKdeiieiiacliiile, WaiieiiiiSQeer) betrogen 1891/92 reicUiek
758 700 Mark(l 7— 18.000 Schfiler), für das Seminar (67 Schüler) ca. 36 000 Ul,
für gewerbliche Schulen reichlich 20500 Mk., tiii das Landschulwesen
ca. 232500 Mk., fttr die Schalen in Bremerh«Ten 20000 Mk^ fttr VegeMMk
24000 Mk.
Der Begründer des Bremer Realschul weseue ist, wie wir bereits er-
sühnten, der gleieb LBbeo als pHdagogiaeber SofariftefeeUerirolbekaiiBte Br. Grillt
Wol war hier scboii sn Anfang des Jahriinnderts eine Privat-Bttrgerschole
vorhanden, aber sie hatte nur wenige Jahre Bestand. Or<'lf(' setzte 1855 die
(tründung- der altstädtischen RealBchnlp ins Werk, IHiiM. V;t!d nach dem
Tode Gräte's, einer preußischen Kealscliule 2. Ordnung gleich organisirt wuide.
Dieselbe Einrichtung bei»itzt eine 1876 gegründete zw eite städtische Kealschole
beim Doventhor, sowie die von Resrn C. W. Debbe, einem Schwiegenohne
Lftbens, nett 1864 geleitete FriTnt-BealMshnle.
Die Kosten der Staatscasse für die beiden erstgenannten Realschulen nnt
786 Schülern beliefen sich 1891/92 auf 108 275 Mark. Die Gesammt-
gtnjitsnus^aben fnr Schulen erreichten somit, die Hf^he von fast V'„ Millionen
Mark, eine Summe, für welche der Leiter einen iMaßstab gewinnt, wenn wir
bemerken, dass sich die Einkommensteuer iu Bremeu auf pl. m. 4 MiUioDen
tiellt.
Die bSheren H&debenecbmlen koflu&eii nidit In Eedmug, wdl de
sich sftmmtlich in Händen von Privaten befinden. Zwei derselben, die von
Janson nnd Tvij^penherg, sind mit Tichrerinnensemlnaren verbunden. Auch
die Vorbereitungsschttlen für die höheren Knabenschalen eind Privat-
austalten.
Vor kniun 4 Jahren trat ein neues Gesetz fürdas Landaehulweaen In Kraft,
daa beaondera insofiBni eine Verbeeaemng bedeutet, all es anf d«r BOdug
gittSerer Oemeindeverbände bernlit. Im ersten Gesetsentwnrfe batte der Senat
beantragt, dass, wie bisher, ein Prediger der gegebene Vorsitzer des Sclinl-
vorstandes und nls solcher anch Tjonalschnlinspectnr sein solle. Thatsilcliiicli
hatten aber die GeistliLlien im letüteu Jalirzehnt die ihnen überwiesene Schnl-
aufsicht nur noch iu »elu- mäßigem Umfange ausgeübt und bei der geplanten
Nenordnnng auch wenig Gelflxte gezeigt, yersehSrfte Pflichten dieser Art n
üb^ebmen. Senat und BQigenehaft einigten sieh endlich dabin» daas der
Schulvorstand seineu Vorsitzer zu Vehlen liabe. — Bei der im vorigen Jahre
erfolgten Neuregulirnng der BeamtengehMter sind die LandscbnUehrer ihren
stödtisehen Collegen tast gleich gestellt worden.
Iu der Stadt beträgt jetzt das Maximum der ordentlichen Lehrer au
Volkssofaiilen 8000 Mark, das Gehalt der Yorsteher 3500~- 4500 Mark. WA
1874 hatten die Bremer Lebrer keine Anfbessenuig eiMireii. Wenn die
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nunmehr erfolge Erliöhung- der Geli-üter nicht alle En^'artTing"en orfnllt hat,
insofern gie thatsäcklicii hinter derjenigen der übrigen ntudtischen Beamten-
kateg^orien zurückj^.blieben ist, so mag das seinen Grund, Vk enigstens zum Theil,
dazin gehabt haben, dattö den Lehrern eine ihre Rechte verti etende fachmäuüiäche
OlMrimteiu fehlte» die ■tellagMttmuUgemelaettlatereeee toSdiqle wOaeeUeiL
Im Obrigea Ist «unwikeiiiMii, dai» in den letetea Jabnehntai bedenteEde
Opfer ftr die Hebang des Scholwes^My nldit «m wenigsten des Volksachnl»
Wesens, gebracht worden sind. Viele neue stattliche Schalgebäude sind er-
standen tin l duTPhweg mustergültig eingerichtet. Der Neubau eines Seminars
und die Griiudimg einer Gfnvprbeschole "wird geplant. — • Erv.'ii.hnen wollen wir
aach, dass steis-erte Aiiloiderunjren an die T,eiRtniii^>t;i'nmkeit der Lelirer
in einem neuen i'ruiungsgetietz zum Auädruciii. kamen. steht jetzt eine
In mi Seettonen (für habere Sohnlen nnd f3r Volk»- nnd Kieüientarschulen)
getheilte Prftfaageeommlsston, in welohor ein Mitglied der Senatscommisiion
flr dne Ui&teniebteweeen den Vonite HOirt; die eriterdsilidiA AnEahl von
Sualnatorea ernennt der Senat auf gutachtlichen Bericht der Schuldepatation
vorzugsweise ans Vorstehern und ordentlichen Lehrern der bremischen ünter-
rifht<5anstalten auf sechs Jahre. W-ihrcnrl früher ein zum Vorsteher ernaniitrr
\ yiküschnllehrer nur ein sogeuamites Cuüoquium zu bestehen hatte, gelten
Jetzt weitgehende Vorschriften für die Vorsteherprüfung. Das ordentliche
Lehnrexamen kann zwei Jahre und muss fünf Jahrenach der Entlassung aus
im Sevinnr abgelegt werden.
Bndlieh mSehteo wir noeh nef eine Seite nneerer UnteE^iebtSTerfiMning
hinweisen, die uns der besonderen Beachtung wert erscheint. Sie betriflib die
Aaseinandersetzung von Kirche und Schule in Sachen des Religionsunterrichts.
VoraT» sei FolgpTid*^« bemerkt: Die evangelischen stadtbremischen Kirchen-
geuieinden besitzen Prcsbytenal Verfassungen; adle wichtigeren üerueinde-
beschlüsse abei" unterliegen der Bestätigung des Senats. Nach einer Ver-
cidnong von 1860 steht es jeder städtischen Ffarrgemeiude frei, auch Bewohner
«inet anderen EircbqilelB ab lütflieder anihinehBen, weshalb sieh die Bürger
in grolen and gansen an der Gemeinde, besw. dem Geistlichen halten, dessen
Richtung der ihrigen entspricht. Hervorzuheben ist nun, dass der breniiaclie
Rttiat in den von ihm abhängigen Lehranstalten keinen Religionsunter-
richt verlangt. Der Katechismusunterricht. die Erklärung und Unterweisung
in allgemeinen oder die Confessionen scheidenden Glaubenslehren, mithin aller
iiogmatische UnteiriLht bleibt den Predigern überlassen, denen die Eltern ihre
Kkder zwei Jahre vor der Coudnoatiun nach treier Wahl zufuhren. \'uu
dtr Schale lordert dar Staat nnr Untenieht in der bihUiehen Geaehichto nnd
Kiidwngeeehiehtai
Die mitgetheilten Ai^rismen ans der GFescUohte des bremischen Schul-
wesens, für welche uns das betreffende Werk von Dr. Bits .?ieUach Anhalts-
punkte bot, mögen ihrem eingangs erwähnten Zwecke genügen. Allerdings
lÄt der EntwicklnngsgaTiü f^in lan^r^'nmrr [rrwe.sen. auch b.nt c^i ;\n l'^rifMl^n des
Stillstandes nicht gefehlt; luiiaerlim im»l »icli nicht verkenut-n, diinti der Wert
^^tter tüelitigen Schulbildung hier ächou frühzeitig gewürdigt worden iät. Wie
^^■Bls es andi anders sein in einem republikanisdien Staatswesen, das seinen
Blifem anagedehntere Freiheiten nnd wiohtigere politische Beohte gewahrte
^ Manhiadie Staaten, wie ktante eine grolle Handehwtadt ea anfieraeht
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_ 400 —
lassen, dass die Pflege der geistigen luteieftbeu mit derj^gen der materieUea
Haad in Hand g«lieii mnnl
Ab heDfladrteiide NaBm in anaanr flclra]g«fdiidite ImImii nir Lta
und Gräfe herTOTgeliobe&. Die Gerechtigkeit gebklet, nachträglich auch nod
»1er Betty Gleim gedenken, hier seß:ensTeich für Fiauenhildtinp
und Mädchenerziehung gewirkt hat. Ferner wJire zu erwähueu, dass llerliart
während seines hiesigen Aufenthalten bei dem Bärgermeister Smidt doich Vor-
lesungen in gebildeten Kreisen das pädagogische Interesse anregte, sowie dass
in neuerer Zeit die verstorbenen brandachen Sehnlaritaner Fkotaor Dr. H«ta-
beug, Professor Schäfer, Direolor Kippenberg n. a. älch weiteren finf enmben.
Zum Schlüsse erübrigt uns, ausführlicher auf die Schulinspectionsfrage
zurückzukommen, ^^'ir wiederholen, dass die Verwaltung der öffentlichen
Schulen von den bt ii t-lfenden conimnnalen Behörden (in der Stadt vorzugs-
weise von der Schuldeputatiun) gt-iuiirt wird, wälirend die Leitung des Schnl-
wesens nnd die BeasMditignng der venebiedenen Sehilanttalten einer «u
Tier jariatiecli gebildeten Senaftoren beiteiMBden Goniniinion obliat;t Die B^
nennang der Lehrer g-eschieht vom Senate, von der ünterricbtaeomnuseion odff
▼on den betreftenden Genieindebfirden unter Bestäti^nng jener Oommission.
Als 1873 der Erste Bremische Lehrertag stattfaiid. war der erste Gegen-
stand, welcher zur Verhandlung kam: „Die Beaufsichtigung der bremischen
Volkaschule^'. Die aus ca. 200 Lehrern bestehende Versammlung erhob fast
einvtinimlg dleFordemng, daee das geeanunte breuiBelie Volknduüweflen eineai
fachmänniaehen Inspecter zu unterstellen sei. Die Angelefedieit wurde andi
in der Bürgerschaft verhandelt; i. J. 1876 ersuchte diese den Senat, eine Prü-
fung der Frage hinsichtlieh df»r Anstellung eines Inspectors für das gesammte
Schulwesen m veranlassen. Die Schuldeputation aber heantragrte in ihreio
Berichte, bis auf weiteres von der Anstellung eines solchen Beamten abzusehen,
da aidi udeidHclie IfiUigel nnavea Sehniweeena nidit heranngeiteUt hStti^
nnd wiea darauf bin, dass in onBem kleinen Gemeinwesen nnd engen Zoaaaunea-
lebm die Inapeetoren entweder nachsichtige Collegen oder rücksichtslose Ver*
folper kleinlichf^r Missstände werden könnten. 1884 wtirde auf dem 10. Nord-
westdeutschen Lelirertage von den ca. HtK) anwesenden bremischen Lehieru
aufs neue die Einsetzung einer fachmännischen Behörde befürwortei. Trotzdem
blieb es beim alten. Ende 1890 aber überraschte der Senat die Bürgerschaft
dnrch die lOttlieilnng, die Senateeommislon für daa Unteniditnreaen bäte
erkUrt, das bremische Schulw^en aei so nnrfluigreldi geworden, daea die Lei-
tung von den dieser Commission angdiörigen Senatoren ohne die Hilfe eines
ständi^pn fachmännischen Beiraths nicht mehr wahrgenommen werden könne.
An höheren Lehranstalten waren am 1. April vorlianden 2i) mit 24ti
Classen, 6302 Schülern und 811 ordentlich angestellten, sowie 51 im Nebeu-
amt nnd an PrlTatsdialen th&tigm Lehrern, wUmad die Zahl darVolkmetalen
im bramiachen Staate damals 61 betrag mit 511 Classen, 26740 Sehilmi
nnd 581 Lehrern. Die Bürgerschaft lehnte den betreffenden Senatsantrag
ab, auch als derselbe sich zuuiichst anf einen Beamten tiir die Volksschulen
beschränkte; als der. Antrag aber im voiipcn Jahre erneuert wurde, bewilligte
sie die Anstellaug zweier Beamten: eines Schulraths mit einem Gelialte von
7000 Mark, steigend in drei Alterszulagen von fünf zu fünf Jahren um je
1000 Hark bis zu 10000 Hark, nnd einet Seholinspeetecv mit einem Gehalte
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ron 5500 Mark, steinend in drei Alterssulagen von je 500 Mark in denselben
ZeitabBchnitten bis zu 7000 ^laik, nebst ßuhegehaltsberechtig^nnff für beide.
Der Hanptwortfuhrer für die Bewillifriing war Kealschnldirector C. W. Dehbe.
Eine Mißdeiheit glaübte die Frage nach der Noth wendigkeit der Anstelluog
fon Sckalaafiucbtsbeainten vemeinea zu müssen, da keinerlei weneutiiclie
Mängel der bisherigen Einricbtoog h«nr<»getretes leien, und dft dte Q«fiAr
Yttriiege, dass die amerem ganzen Sdmlwesea TOtmaetemdea Beamten nach
«BMftigen Onudilteatt atfirond in die Sohnlen elngr^en, ihre seUwtitlJidige
BnUricklnD^ beaimen and die Vorstebsr (welche sich mit einer eimdgen Aae>
nähme als Gegner der Neueinrit^litung erwiesen) hindern rauchten, mit dem
bi«heri£^en Erfol2fe ihres Amtes äu warten. Xa<^h der W'rfassung können
übrigens dietie Aufsichtsbeamten nicht Vori^esetzte der Vorsleher sein: f^ie sind
eine Zwi^cheninstaiiz ohne obrigkeitliche Autorität. Gewählt sind: als Schul-
rath der hiesige Gymaaöialdirector Professor Dr. Balle, als Schalinspector
SMnarldirar EOppe ans Erftot. Fftr den letstareii Poeten hatten lieli
W Bewerber — daranter vier hiesige Voreteher — geftinden. Der k&nftige
Schalinspector ist in hiesigen Lehrerkreisrn unbekannt, die Wahl dea Sebnl-
raths aber bietet die Gewähr, dass dem freiheitlichen Geiste, der im gniea
und g^anzen unser Schulwesen beherrscht, kein Abbruch g^eschehen wird. Was
die Vulksschallehrer besonders erhoffen, hat jüngst der IJrcnnsche Lehren^erein
augznsprechen Gelegenheit genommen; vor allem erwarten sie, da£S in deu
wenigen Füllen, wo den breiui^hen Lehrern ein Avaucemeut geboten werden
kann, er seinen ganien EintDaadahin geltend machen wird, daaadannin enter
Linie die pSdagtjgiaehe Oapadtü anaachlagyebend iat Ob alle Wilnaehe ond
Hofihangen, welche die atrebaame bremische Lehrerschaft an die Smeimang
der beiden Anfsichtsbeamten knflpft, In ErfOUnng gehen werden, ob die Neu-
«inrichtang dem bremisiAen Sehalweaen nur wahren Fttrdening gereichen wird?
Thaten m%en reden!
Aos Sachsen. Bertha von Mahrenholtz-Bülow f. Am ^. Januar
diaaea Jahree starb in Dreaden im Alter Yon 81 Jahren 10 Monaten Frau
Baronin verw. Ten Hahrenholtz, geb. toa BQloWi die bekannte eUHge Förderin
Pädagogik Friedrich FrSbela. Sie war ^ Shnlich wie Bertha von
Sattner and Bertha v. d. Lage es sind — eine Aristokratin, die aber ihr Leben
nicht in der „üblichen*' Weise verbrachte, sondern in den Dienst einer großen
Idee, einer Sache des Volkes gestellt hatte; ohne "Rertha von Mahrenholtz-
Biüow wäre das Werk Fixibel» in Deutschland und anderen J^taatcn heute
gewiss noch nicht so weit gediehen, aU dies erfrealicherweise der Fall ist. .
Birdi Wort and Schrift, darch Bath und That hat sie die von ihr als heilsam
*>kanate Sache gefSrdert; von ihren Sehiiften aeleii nar genannt die „Biinne-
^a?en an Friedr. FrSbel" (Gaaael 1876), „Die Arbeit nnd die nene Eniehnng'
(ebd. 1806 u. sp.), es sind ihrer aber eine stattliche Reihe. Speciell in Dresden
h^Ii lie Baronin zu Anfang der 70 er Jahre den „Allgemelnui Erziehungs-
"«^rfin- un'l ='>dann die „Frübelstiftung^ befunden, von welchen ein viel-
W&ucbtes Kiüderj^iirtnerinnen-Seniinar unleriiiilteii wird, das durch die
Heranbildung geeigneter Lelirk rillte vi< I dazu beigelraj^en hat, dass Kinder-
(flrten, Kleinkinder-ßewahraustalten (Kinderhorte oder -Heime etc.) in
giete Anabreitnng geflinden nnd ganz nennaaBwerla Fortsehrltte
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gemaclit liaben. Mit }iertha von Malirenlioliz wirkte ani fleichen Orte im
gleicbeu Siuue der durch die ^Aii^emeine DeuUclie Lelirerzeitung** rühmlidk
Inkaimte Dir. Bnmo Maiqnart*^) (t 10. April 1891); Anregang di«Mr
Mdöi iit «B KU dankoi, da» v. a. Widuid Lan^e iittd Pftoiw B. Baak'
ring aus Minfeld L d. PiUs, ebenfalls noch ein unmittelbarer Schüler FfMa^
in "nn Prien über Und ftir die Gedanken des thüringischen Psdagfogren ge-
sprochen haben. Der Th iri-k -it der Baronin von Mahrenholtz-Bülow. dieser
begeisterten Auhängerin und i- örderin der pädagogischen Ideen Frübels, ist in
d. Bl von dem hochgeehrten Heranigeber bereits vor 11 Jabren (IV. Jabig.
I)ee.-Heft 1881, 8. 196) ehrend Erwihnuif getiuui Kvorden. Der Naoie di«ter
wahrhaft „edlen Fran wird von allen Verehrern FrObels allezeit in hohen
Ehren gehalten werden und kttnfUg in keinem Ledken der Pftdagogik fehlen
dMenl F. A. St
Aus dem Großherzogthum Bjaden. [Knde Jannar.) Da» neue Schul-
gesetz fibt nach allen Seiten lüu seinen s^ensreichen Einfluss aus. Et» ver-
geht flMt kiise Woche, ohne daae nieht Sehol* and polideche Zeitongen die
Naehileht bringen, dieee oder jene Gemeinde habe in WOrdigang dea Satm,
wonach der Schnizwang die Unentgeltlichkeit des ünterrichta bedinge, das
Schulgeld aufgehoben. Eine weitere, sehr erfrr nlif'lie Folge des neuen Gesetzes
ist das Entsrepenkomraen vieler ländlichen und stüdtischen Gemeinden bezüglich
der AufbeshLiung der Einkommensbezttg« der Lehrer; unter den Städten,
weldie in letzter Zeit die Begelnng der Lehrergehalte in anarkennenswerter
Weiie TemahmeD, ist tot allen die Ouetadt Baden m nennen. Der Anlhnge^
gehalt definitiver („etatmäßiger") Lehrer betrtigt — bis zum 12. Dienstjahre
einschließlich — 2000 Mark, steigend von Jahr zu Jalii- um 100 Mark, so das«
mit dem 35 TMenstjahre der Höchstgehalt ron 32(X) Mark erreicht ■wird.*')
Der Gehalt detinitiver Lelirerinnen beginnt (bis einschließlich des 12. Dienst-
jakres) mit 1500 Mark und steigt bis zum 19. uud den folgenden Dienst-
jahxen aom HScMgehaLt yon 1800 Hark. Dngllnatiger geatalten aieh die
EinkonunenaTerhlltniaae der proviaoriscbea Jjehrer und Letateilnnen; das Min-
deatelnlnaunen derselben beträgt 1060 Mark. FUr ^/^ der dem Dienstalter
nach ältesten „'^ehiilgehilfen" wurde das Einkommen auf 12(X) und für ' .j
der näehstältesten auf 1150 erhöht. Merkwürdigerweise Avurde als miaugenehnie
Zugabe deu curstädtischen Lehrern bei der Gehaltsregiilirung eröffnet, dass sie
die ^gesetzliche Wochenstundenzahl" von 32 Lebrstnndcn — exeL der Gorreo*
tnren — an ertheilen hätten. Dleae BrlMbvng let mn deawülen aitflkUwid,
weil selbst die meisten lindlichen Gemeinden ▼an dieaer „geantfUiphen*' Be-
stimmung im Interesse ihrer Schulen absehen.
Das Gesetz hat die Pflichtstondf'n/ahl als Maxiitnim angesetzt; es stellt
jedoch den einsichtigen Schulbehörden anheim, je naciidein ein Lehrplan för
einlache oder erweiterte Schulen ihrem Schulwesen zu Grunde liegt, bezv^.
anderweitige Örtliche Verhiltniaae maßgebend aind, Modiflcationen eintreten an
laann. Ein Deputat yon S2 Lehratondeni exd. Correctoren, reibt bd den
eminenten Anaprlldien, die der „Normallehiplaa^ fBr die badiadien VolkaachnleB
^ a „Paedagogiam" IV. Jahig. & 684 (Jaliheft ISSS^
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stellt, vor der Zeit die Kraft der g-ewissenliafton Lehrer auf und beeinträchtigt
die Geenndlieit der Schüler; eia LebrermietÜDg dagegen hält, wie uiau sagt,
„die Stnndeaa ib*' wid idAdigt dadurch die moiallidie BOdtmir der JwgtuL
Dte ist unsere Anrieht. — Bei dieser Oeltguiheit lei noch eine wunde Stelle im
bftdiidien Sclialwesen erwähnt. £ki ist anf&Uend, dass in einem Staate, den nun
mit allem Recht „Schalstaat" nennen kann, in welchem Volk und Regiernngr so
^üßes Verständnis für die Fordernng:en der modernen Pädag-ogik zeigt, noch so
mancher Zopf abgelebter Zeiten zu tiuden ist. Einer der schlimiusten ist die
ftberuiäßige Verwendung der „Schulgehilfen" im 5ffent!irhen Schnldieuite. In
kmeui deutschen Staate ündet luau tk^lch eine grolle Zahl von „nichtetat-
mlügen Lehrern** wie in Baden. Wir hranchen den NaehtheU dleeer nn*
erfrraliehen Eneheininig, die kd^irllch auf übel angehraehAer Spenankeit
bemht, In einer pädageglsdieB Zeltsehiift nieht niher nadbsaweiien wd
wollen hloB die Hoffinong aassprechen, dass diesei* Übelstand, za dessen Be-
»eitignng die Gesetzgebnng der lefesten Jahre eebon einiget Wenige gethan
hat, gründlich behoben wpHe.
Das neue Schulgebelz überiaüSL den g:ruiieren Städten die Kegelung der
Lehrergehalte; der Staat hat nur darübu* zu wachen, dass die staatlich
gewährleisteten Bezüge den betr. Lehrern der Städte bezahlt werden. £8 ist
daher lehr anerkenneniwert» dan die SlAdte die Lehreigebtiter nltgemii er*
hSlen. Bei Peneteoirmigen eiiialten jedoch die Stadtlebrer nnr die Penden
von dem ihrem Alter zukommenden staatliehen Gehalt (Maximalgebalt
2200 Mark), während die übrigen Staatsbeamten die Pension nach dem
znletztbezogenen Einkommen berechnet erhalten. Dieses Missverhältnis brachte
der wackere Obmann des Lehrervereins, der über die Schul- und Lehrerinter-
essen treue Wacht hält, bei einer Audienz, die der Lehrervereinsvorstand bei
8. K. H. dem Groflherzoge hatte, zur Sprache. Der lehrerfi-enndliche Monarch
Tosprach, auch ditie Hiaeathmnung unter etaeai TheUe der tttdlaeheD Iiebrer-
«haft beeelligen m heUen. Wir awelfela nieht, daee der edle Sinn der
ttidtiaehen Bürgerschaften auch in der gedachten Hlaiicht m Onnstan der
Ldirer Wandel schaffen wird.
Um nach dieser Abschweifnng wieder zn den erfreulichen Erecheinnngen
im badischen Schulleben zurückzukehren, sei noch erwähnt, dass — außer
Baden — auch andere Städte, wie beispielsweise Offenburg, infolge des neuen
Schulgesetzes die Gehaltsreguiii ung ilirer Lelirer vorgenommen haben.
Bai Interesse an der Schnle ist dnrch dae nene Schnlgeaeta nDSweifIdhaft
fm Volke anfii nene belebt worden. Hiervon lengt rot allem die politiache
^^e, welche — namentlich die freisinnige — mit erfrenlicfaer Entschieden-
heit gegen alles auftritt, was mit der modernen Pädagogik und deren Forde-
nttipn im Widerspmch steht. In nenester Zeit bot zn einem energischen
Proteste die Besetzung einer varant gewordenen Krei^s'hulrathsßtelle durch
*iDen Theolügeu ungesuchten und wnll t t;ründeten Anla^is. Dass der neu-
Wttsumte Kreisschulrath, ehe er die betredende Stelle erhielt, Lehrer (Professor)
fäma Gymnasium war, ändert nichts ao der Sache nnd nichts an seiner
ItsolageBeigenachaft» somal duaelbe ander dem theologiscboi kein weiteres
^ttften sligelegt hat; ebenso ist nicht bekannt, dass er llterariioh oder auf
eme andere Weise sich die Forderung der Pädagogik, spedell der Volksschul-
^*^^dagogik h&tte angelegeii sein iassen. Ein Blatt behauptet ^ und bis jetat
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ist dieser Behaaptang noch kein oCficielles Dementi gefolgt — , dass die Ober*
MbdbeliQfde mit batr. KrelncboInthBitene haoiiren gegangen ml An flsm
tftdttigvn nnd flrü&hrenen Lehrer habe die ObertehnlbehOrde, wie dies in
Bayern, Sachsen nnd anderen Staaten seit Jahren geschehe, nicht gedacht. —
Durch die Besetzuner der in Rede stehenden Stelle durch einen Thcolonrcn ist die
badisch^' Volksf?fhiiIl»>lirer8chaft sehr enttäuscht worden. Man hatte, ^'(stützt
auf ein Miuisit<:i wuri, gehofft, daa neue Schulgesetz werde auch in gedachter
Bedebung erlösen, nlleln „ee hnt nicht aoUen Mtn". Ob mit Becht oder üi-
recht — wollen wir nieht nntemiehen nnd die Benrtheilnng den geehrloi
Leoem überlasten — wurde in politischen Zeitungen beli uj tet, dass dierOber*
schnlrath in betr. Sache noch d'-n iil>*Tl»4)ton Staiulpimkt ciiiniUimp, wonach
die Tlieologie zu all* ii Dinc-en ,.die \ erheil]nng" habe iiiul die Snpciiorität eo
ipso über die Schule, d. h. die Lehrer, besitze. Aiiffalleud ist es, dass za
gleicher Zeit, als der Oberschulratli mit beti*. Krelsschulrathsstelle „hausiren"
gingr, von eineni hoehattsebnUefaen mtgliede dea Oberaehnlmthea, dem allgemebi
boobfeaehftüBten Obenchnlrath Dr. yon SallwQrk, eine den Nagel auf des
Kopf treffende, ausgezeichnete Abhandlung erschien, in welcher n. a. der Fach-
anfsicht das Wort in überzeugendster und nnwidorlofrbarster Weise prerctlet
wird. Am Srhlusse derselben sagt er: . . . „Es ist jetzt eine weitere Au-
strengung erforderlich (seitens des Lehrers — D. E,), welche eine Vertiefung
und Brwelteninf seiner (des Lehren — D. £.) püdagogischen Einsicht sn-
streben mnss. Ist diese erreicht nnd bis n einem gewissen Grade whrksan
geworden, dann wird der Staat nicht mehr im Zweifel sein, wem er die Scbnl-
aufsiilit in die Hflnde legen soll, und auf diesem Weg-e wird man endlirh zn
dem geiaiigeu, was die Nation spl>)St mit allen Mitteln eistieben nuis.':: dass
die Erziehung des künftigen Geschlechts im ganzen Umfange von den bemfenen
Erziehern geleitet wird."
Nach diesen Worten nnd in Hinsicht anf die Beaetsnng der betr Kreil*
schnlrathsetelle durch einen Theologen scheint der circa 3500 Lehrer sfthlende
badische Volksschullehrerstand noch nicht die „Vertiefung und Erweiterung"
seiner jiäday:og^is( lien Einsicht" 7.n Im sitzen, nicht ein Einziger unter 3500;
dies ist kein hdu ndes Zeugnis für di ii badischen Lehrer«ftand, vielmehr ein
Armutszeugnis sondergleichen, das allerdings diametral den Lobeserhebungen
des üntenichtamlnlsters Aber denselben in den jüngsten EaaunerTerhaxidlnngen
gegenfiberstebt. Woher aber ein Theologe die „Vertiefhng nnd Eiweltenuff
seiner pädagogischen Einsicht" gewonnen hat» etwa aus d^ Apokalypse,
den 5 Büeliern Mösls, dem hohen Lied Salomonis n. a., das ist ein Geheim-
nis des badischen überschulrathes, in dem, nach Vorstehendem zu urtlieilen,
die bekannte zwei Seelentheorie in Beznj^ auf „Fachauf sieht" zu herrschen
scheint. Wir lesen hie und da in nichtbadischen Blättern, dass in Baden die
Faehanftncht bestehe. Dies Isl^ mit Yerlanb zn sagen, nicht wahr; kein ein-
ziges Volhsschnl-Anftlclrtsamt in Baden ist mit einem Volksschonehrer, direct
der Volksschnlpraxis entnöinmeii, besetzt; der Oberschulrath besteht aus Phile-
logen, Theologen und Juristen, die Kreisschulvisitaturstellen fnnd mit Thenlosrn.
Plnlolopren nnd Reallehrern besetzt; die Volksschnllehrer und mit ihnen die
wahrhalt liberalen Vertreter des Volkes verlangen aber namentlich für die
Besetanng der Kretsschnlrathsstellen tOditige nnd erffthrene Tolkascbnl-
lehrer. Wie whr h9ren, wird die erwftbnte Beeetaeonr der Sieissohahiths-
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— 406 —
gfelle (lun;h tineu Theologen zn riner Intpriiollation in d»r Knuirin i fiüirtnT,
da, wie in der Tagespreese ausf^t-UUirt wurde, es den A'olksvertreteru nicht
einerlei sein könne, in welchen Händen die Volkabildung ruhe. —
9dt 1. Januar hat lieh den swei bisher in Baden bestandenen „Schnl-
laitngeii'* (der „Badisdien SehnlseitaDg'* [VereinwrgFan] mid der ,,Nenen
BidieolieB Sclinlzeftnng:'*) noch ein «Badiaoher Sebolbote** gesellt» redigirt von
dem seitberig^en Kedacteur der ,,Neuen Badisehen Sohnlseitung**, Herrn Haupt-
lehrcr Erhardt in Handschulislu iiu-Hoidelberfr. während die „Neue Badieche
Schttizeituii^;" H rr Haiiptlehrer Hödel in Mannheim leitet. Da difse drei
i Scholzeituugen im treisle der modernen «Schuhe redij^iit werden . so zweifeln
I wir nicht, dass sie ein gutes Theil dazu beitragen werden, den badiBchen
Ldirem „eine Vertiefung and Erweiterung in der pädagogischen Kinsichf^
befambringen. ^
Wie im „Psddagegiam" wiedertielt enfShnt wurde, «taid die badisehen
Volkasdinllehrer in ihrer Oesaaimtheit im ,»AI]gemeineii badischen Volkaeehnl-
! lebrerverein" fest geeint, zum Ärger der ültramontanen und Conservativen.
Frstere versuchten mit „groß' Macht und viel List" diese Kinij?:kcit, durch
weiche die badisclu^ Lehrerschaft hauptsächlich ihre Erfolge erzielte, durch
Empfehlnng der Grundimg „katholischer T/ehrer vereine" zu st5ren, wobei sie
in taktbser Weise den thatkräftigeu , allgemein hochverehrten Obmann de«
„ÄUgemsinsii badisehen Volkasefanlldirerveveins'' wanglimpften. Es Ist eine
erhebende Ertehefakimg, wie die badlsehe Lehntschaft treu nnd unentwegt
diewn Unkenrufen widersteht und fest zusammeniillt
Schließlich wollen wir noch berichten, dass am 21. Januar der Verein
unständig-cr Lehrer zn g-ey^tMiseitiger Unterstützung in KrankheitsfilHen" in
Mannheim seine neunte Jahresversammlung" abhielt. Nach den Berichten über
dieselbe erlangte im Jahre 1888 genannter ^'erein von 8. K. H. dem Groß-
herzoge die „Körperschaf tsrechte" nnd besteht aus 740 oi*dentlichen Mitgliedern.
In Tergangenen Vereiniuahre sahlte der Verein an erkrankte Mitglieder die
Banhafte 'OnterstOteniigssaBaM m 1927 Mark — damnter einieltte ünter^
stttzongen von 280 md 400 Mark — die gittMe bis date geleistete BeihUfe.
Der Monatsnnterstützungsbetrao- belief sich seither auf 40 Mark, der pro 1893
auf 50 ifark erhöht wurde. Das reine Vermögen des Vereins helilnft sich auf
ark, inclusive eines Reservefonds von l^^on ^tark. Der Jahresbeitrag
beträgt pro 1898 drei Mai'k. Seit dem Bestehen (ies Vereins hat er au er-
lu^kte Mitglieder 9^8 Mark ansbezalilt und daduich manche Nothjgelindert.
i Rsflh den bisherigen gesetzUdien Bestimmnngen wurde ein „unständiger
Lehwff* außer Gehalt gesetst, wenn er Iftoger als sechs (dann acht und zuletzt
wieder sechs) Wochen krank war. Das neue Oesets enthalt auch in dieser
Bedekung ebie humanere Bestimmung, indem es die betreffende Frist auf 13
^Aiihen festsetzt, die aber unter „besonderen Billigkeitsgrfinden" auf sechs
Monate verlänc^ert werden kann. Durch die?'"' Bestimmun? ist dem in Rede
blühenden Verein eine außerordentliche Erleichterung und Unteistütisung ge-
worden; die Hilfe desselben tritt nämlich nur dann ein. wenn die g-eaetzlich
^•rthsmte Frist verstrichen ist. Der Verein wurde 1883 auf Anregung und
^^Mmng von Dr: Meoser in Mannheim nnd des ehemaligen Lehrats Malsch
^<Atwlbst g^grtndet; infolge seines humanen und segensreichen Wirkens bedtst
« & ToUe Sympathie des ganzen Lehrerstandea nnd sdner Freunde. Mi^a
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— 4U6 —
er ÜeniefUB MientroU w«lterwirk«D, wto IiUmt» alt Waiinwieh«n llr dci
SpEMichs «Elitl(k«it madit itark."
Ans Preußen. Seit dorn G. December vor. Jahres beschäftigt die poli-
tischen Kreiae und die Volkäschullehrei-sthaft nnseres Landes ein „Gesetzen^
warf, betr. die Verbesserung der Yolksschuien and des Dieasteiukommens der
TolkMehnUehrer". Hit dteMr Vorlage beahdehtigt der lOiiiiler Boete, wie
die «Fsdag. Zeitung* aleli anedrSekt, „die prenßiaehe Volkaaelmle am
den Bahnen einer lekal- und bildungsfeindlielienPelitlk keranasa«
sieben.'' Damit hat es folgende Bewandtnis.
Am 2fi, Mai 1887 trat ein Gesetz in Kratl, dtsseu Hauptgedanke darin
bestand, dats« nicht mehr — wie bis dahin — die Schulaut'sichtsbehördeu,
sondern füi* Laudscholen die nuter dem Einflnss des Großgrandbesitzes
Btehenden Erelsaaaaekllaae besw. Previiisialr&the, Ar SCadteehnkn lie
Betirkaanaaekfiaae m entscheideB kakea, ob die ven den Scholaafsichte*
behörden geforderten Leistungen f8r Volksschulen za gew&hren sind oder nicht
fvt^vst^'br H\rh- nur in Ermangelung des EinverstllndniBses der in Ansprach ge-
u »mmeuen Gemeinden i. Jenes Gesetz, gewöhnlich in abgekürzter Form da»
„Scholleistangsgesetz*', von bösen Zungen aber das .^GeAets gegen die gemeiu-
gefftkrliefaeii BeetnbuDgeii der SchnlrftUie** genamity kalte aar Folge, daaa ia
den mdeten deijenigea Fllle, in denen die Gemeinden aleb für onfUiig oder
abgeneigt erklärtea, deo anf Befürwortaiig der Departemente -Scknlräthe
▼on den Regieruni^en gestellten Anforderungen zu ent5>prechen , eben eijifach
— nichts geleistet wurde, wofür es nianclimal auch das Schul -N ich t-
leistungsgesetz genannt wurde. DerMinii>ter Buüse folgt nicht den Sparen
seines Vorgängers von Gossler, in dessen Amtszeit der Erlass jenes Gesetiei
fillt und der nachher, ab er die traurigen Wiriamgen deeeelben erkannte, den
Yeirgebliehen Yersnch nntemahm, den Oeselnden .daa Gewissen an aoiilrfen*;
er denkt deshalb an die Beseitigung des fomosen Nichtleistungsgesetzes.
Natürlich wollen die Mehrheiteparteien davon nichts wissen; der vorgelegte
Entwurf dürfte also kaum als Oesetir das T.icht der Welt erblicken. "Welche
Folgen daä aber haben müsste, kann uian ungefähr daiaus entnehmen, dass die
Begierung in den Motiven der Vorlage sieb an dem AiMpnieh.eciifflihigt ge*
aeben hat, aie aei niebt Im Stande, «in den armen, einer Hebung dea Sebnl*
weaena am meiaten bedürft » n Gegenden ueueSchnlen oder Lehrersteilea
gegen de;i Widerspmch der Gemeinden zu gründen, selbst wo sie mit ihren
Zuschüssen die Kosten decken will". Unter solchen Umstünden glaubt
die königliche Staatsregiernng sich zu der Erklärung verpüichtet, dass es ihr
bei der Fortdauer derartiger Verhältnisse unmöglich sei, „den jetzigen
Bildung aatand dea Yolkea an erkalten". Ba mua weit gekommen sein,
wenn tob ao koher amtlieher Stelle aelcke BekenntniMe fOr nnrnngUnglicU
gehalten werden. Welch düstere Anschauungen müssen in jenen Kreisen
herrsch»^!!, von den^'n die llotiv»^ des Gesetzentwurfes beliaupt*^n, dass sie „viel-
fach bestrebt belli würden, ,,jede andere communale Autgabe eher zu er-
füllen, als irgend etwas für die Schule zu thuu.'^ Weiche wuchtige An*
klage liegt in der anf Grund biaberiger Erf abrangen aaBgesproobenen
Befttrohtong, daes die Sreiaaaaacbllaae und Provlnaialrfttbe die Oe-
meittden in aolcbem Beatreben aebtttzen würden!
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— 407 —
Etwas <TTitPs ma? ja ntiür!! auch haben, wenn die bildiiugsteiüdliciieu
Elemente in Geintiiiden, Ki tihausbchkussen und Provinzialrätlien der Begrftndang
neuer Clausen und Lebrerstelleu widerstreben — der Lehrermaugel wird
taut Biflht aOm fBUbarl Sohoii iat er ila, and er oimit aieher Ton Jalur m
Jdur aa ümfangr zu. Min hat liereebnet, daas, veAn jade zat Zeit eriadigte
Lchnntelle in Preiita b^etzt mid alle Sdnüdasaeii mit sor Zeit melir ala
70 beaw. 80 Schalem auf eine normale BcBacliszifer harabgeaelst werden
loUten, über 20000 Lehrer mehr vorliandeu sein müssten.
Diesem achwprrn Übelstau'Ir «^fcrfnü^ier fehlt es freilich keineswegs an
Vorschlagen znr Abiiiife. Die Lehrer meinen, man solle das Lehramt bcgehrens-
v^ert macheu, iudem ihre amtliche, finanzielle und gesellsdiaftliche Stellang
verbessert werde. Aber diejenigen« welche das Geld für eine aoldia Radlealcttr
hngeben aoUeii, laehea dariber und drOeken die Hand anf den BenteL Die
Beglenng tiint daa KenaehenniSfiielie diurah Qewtthnng tob UntentStaugen
beiw. Prämien an Präparanden und Präparandenbüdner; allein es nützt wenig.
Das „Militär-Wochenblatt" — kindlich-unbefangen, wie in solchni Dingen
immer — wärmt den schon i. J vom Prinzen Hoheril ih«'.Tri«!;c ltiimi ii und
eiü Jahr später von dem beriihmten „Historiker" von Treitschke gemacliten
Vorschlag, die T^hreistellen mit anf?gedienten Unterofficieren zn besetzen,
wieder anf ; doch das ist so dumm, dasti es niemand ernst nimmt. Und so bleibt
es dmn «Inatweilen beim Lelmmangell
I>amn werden aneb die fronmen Bemilninceii de» Blattea ndt den
falschen Kamen ans der Schönhauser Allee in Beriin*) niebts ändern. Dieses
Pastorenblättlein will bekanntlich die Lehrer zn seinem „Christenthnm" be-
kehren, wird zn diesem Zweck Ton den Fr^^unden der .iuiiPi-Pii Misfiion" nntor-
«ätützt, hat üich neuerdings auch einen tüchtigen Helfersh* lt. r in dem i anior
vüü BodelbcLvviijgli verschrieben. Unter des letzteren Mitw irkung veranstaltete
&ein Hei'ausgeher kluziicix wieder t^nit- der bekannten GoUecten, um dieKleinig-
kiit Ten 24000 Mark niMvingen, damit das Blatt adn elendea Leben weiter
Mrtea md die beidniMhen Lelirer an dem peUtiselhreaetionMnn „Gbrlrten*
^nm" bekehren mOeltte, dessen Hanptkennzeichtn in phariaMMher Selbat-
gerechtigkeit nnd fanatischer Verketzerong anderer beatdit.
Inzwischen schickt sich die freisinnige Lehrerschaft an, einen engeren
Zafiammensc!iln?p der innerlich vrnvan<Ucn iiußerlich aber noch in zwei Heer-
baafeu getrenuLeu Elemente heibeizuiuiirtJii. Der Leipziger Lchrerverein hat
den Vorschlag gemacht — unter Zugrundelegung bestimmter Bedingungen —
dam die allgemeine dentsche Lebrerversammlang und der dentaehe
Lebrertag aieii yereinigen mSeiiten. Sehen haben die belderaettigen
Amiehllsie den Vonehlag geprfift md ileh entachlosBen, an Oatern eine Zn-
sunmenknnft einzelner Beauftragter zur Vorbesprechung zu veranstalten.
Hoffentlich ist auf beiden Seiten soviel Weitblick und liocliherzige Gesinnung
vorhanden, dass eine Einigung erzielt wird. Die Lehrerschaft l*reuüeus würde
es sicherlich mit Freuden begrüßen; denn sie bat liln^^st erkannt, dass das
^Nebeneinanderbestehen der genannten Vereinigungen nicht mehr zu recht-
'Bi^en ist. Den Verhandlungen über diese Angelegenheit wird anaehefnrad
*} Der Veifasser meint die sogenannte „Deutsche LehienBeitang" des firObeiea
Psston, jetaigen GeschiflBmannes zulessen.
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in den Lehrerkreisen dei'gaoflen Deotaehen Beickee mit groBem Intereeie
«ntgregensTM^h^n. Und dM mit Bedrtl Es wftrde eine tiefe Verstim-
mung erzeugen, wenn diesmal der Einignngs- Versuch wieder
scheiterte, wie es in den siebiiger Jahren selion einmal der Fall
gewesen ist. — 9 —
Viiieaut cou^ulesl Es ist ein erfreuliches Zeidien, dass endlich die
ÜberfBUnog der Univenittten abnimmt. Eine veiig^eheDde Meile der Mden
leteten SeoMSter — Sommer und Winter 1692 — eiftbt fblgeades Resultat:
DieGesanniitzahl aller Studirenden in Deutschland betrng im Sommer 27565,
im ^^'iTlt r 41)2 weniger, nämlidi 27 107. Die kath.-theologische Facnltät ging von
1U8U auf 1(120 hernnter. diö evang,-theolo<?ische von 3840 auf 3601; jene
hatte also öü, diese 2'M} woniger. Auch die medidttische Facultät hatte 318
weniger, nimlioh 7988 gegen 8306 im Sommer. Nnr die jatisfeische mid die
philooophisdhe FaeuitSt hatten Zuwachs, diese 80| nImUdi 7525 gefl:en 7455 im
Sommer, jene 74, nnmlich 6969 gegen 6895. Diese ZUtem reden eine hoffent-
lich reclit weithin g-cliörte Sjirachö: Sat. satis, snpprqnp noch immer!
Und betrachten wir die einzelnen Universitäten, so linden wir. dass Frei-
bnrg im Sommer viel mehr als im Winter besucht wurde: 13ür> zu 998,
dass dagegen Berlin (nher 500), Halle, Leipzig und Wurzburg im Winter
meiir Zospmch hatten. Anch HOnchen mid Kiel worden im Sommer etwts
mehr aufgesucht. Wenn man non gleichzeitig durch den prenfiischen
Justiz-Kalender erfahrt, dass am 1. October 1891 im ganzen prenfiischen
Staate vorhanden waren; 3702 Land- und Amtsrichter nnd Staat.san\v;5U*^, 183'i
Assessoren und 2960 Referendare — und am 1. October 18*.<2: 37a^' Lands-
nnd Amtsrichter and Staatsanwälte, 1827 Assessoren und 2949 Beferendare, so
ergibt sich, dase nach abgelegter Stnata-PMIfluig der Jniist noch ea. 10 Jahie
bis aar Anstellnng warten mvai.*) Schon Jetzt kommen von den genanntea
1827 Assessoren zwei ans dem Jahre 1883!, adit aus 84, 23 ans 85, 87
ans SR, 237 ans 87, 2H2 ans 88, 2^9 aus 89, 310 aus 90 und 343 aus 91.
Da nun im ganzen nur H527 etatmilßige Land- und Amtsrichferstellcn vor-
haudeu sind, so kann man sich kein erfreulicheä Bild von der Zukunft dieser
Herren machen. Thatsächlich sind anch aus dem Jahre 88 nur 19, aus 89
nnr 1, aas 90 nnr 3 ans 91 noch gar keiner mm Bichter beftrdot. Und
wenn man die Zahl der Ärzte in Beriin llbenisfa^ welche na(ih dem Medidftal*
Kalender 1615 Ärzte und 1.32 Zahnärzte beträgt, von denen 855 noch nicht
ein Einkommen von 30(K) Mark liaben — bei genauer Betrachtnng- der Ver-
hältnisse sind es noch ca. 150 mehr — so kann man nnr dringend wünschen,
dass von Semester zu Semester die Abnahme der Studlrendeu sich vergrOBera
mOge. Hans nnd Sehnte haben dafür an sorgen, dass alle Elemente, die nioht
hinaiohtlioh ihres geistigen nnd materiellen Vermögens Ar eine lange Beihe
von .T.ihren sicher gestellt sind, Ton dieser Laufbahn abgehalten wvden. Denn
das eilbrdert das Interesse des Staates nnd der Geselischalt.
C. Venediger.
Vergleiche Xonstasehnft für dentiohe Beamte. Mcaatasehiift 8. 99. It*
2. S. 3S.
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— 409 —
Aus der Schweiz. Heute ein weiterer — und vorlautij? abschließender
— IMtmg zur Gescliidite (ier iJeniühun^^en um „Bnnclesunter.stiitzunjf " für
diti \ ulksbchaie. In Sachen derselben äind nicht \\eiuger als drei ausführliche
Eingaben an Bofttorath wid Bimdesveraamnilang gelangt — die ente voa
SflitttB der aarganisoheB j^OantonalleJirerooiifereiia*^ bereitB im Sep*
tember vor. J. Oieee yerlaagt gwaderai »Erlaas eines eidgenüniselien Sdial«
gtsefeMB" und bekennt sich auch zu den unvermeidlichen Folgen eines solchen,
Indem sie sagt: „Als lof,n'sehe Xothwendig^keit ergibt sicli ans der Bundesunter-
gtützuiig- der Volksscluile auch die Bundesaufsielit über sie. Und da die Com-
petenzen des Bundes, in das Volksfchnlwesen iiineinzuregieren, oline klare ge-
setzliche Bestimmungen, die eine irgendwie geartete Inspection nähur präcisireu,
bestritten werden dürften, so liegt die Nothwendigkeit legislatoriBchen Xot-
gabens klar antage. Wir Utonen nos nicbt denken, dass eine bloBe jUirliebe
Beriebtemattmig derCaatoasregivfUigen darüber, wie sie die Bnndessabsidien
an ihre V<:llxs> hule verwendet iiaboi, den Bondesbeb^rdeii genügen könnte.**
Das dürfte den Bundesbehörden nldbt genügen — erlaube ich mir dazu zu
bemerken*) — , und sie haben es bereits bewiesen, dass es ihnen nicht g^enügt:
IS gibt hente schon eine Art eidgenössischer Schulinspectoren , nämiieh die
aEiperteü"* für die gewerblichen Bildungsstätten, die (nach einem Bundes-
bflschluss V. J. 1884) mit Beitiägen aus der eidgenössischen Staatscasse untei-
itfitot werden. Man wird ytelMebt «ateitnoken, ob «ad wie Siek diese Ein-
liehtinig anf dasVoIkssdralwesen übertragen liefie. — Die Aai^^er wfiuecken
Aber iiiclit blos ein Gesetz für die Yolkeschiile im engeren Sinne, n^odi das
Oblij^atorium der bürgerlichen Fortbildungsschule" — sagen sie — „drängt
sich deid SVliulmann, dem Patrioten, dem T'olitiker als fast unabweisbare For-
derung der nächsten Zukunft auf. In einem eidgenössischen iScluilgesetz wäre
die Mög-lichkeit gelioteu, auch dieser Seite einer vernünftif^en, zeitgemäßen
Forderung unseres Volksschulwesens gerecht zu werden, und eine finanzielle
HstsEBtütaung der OiTÜsehiile**}, die den sohweiserieehea Beferendnmsbfogw vn*
mittelbar fBr die Anfgabsn, die seiner karren, Torbereitet, znregallren.'****) loh
>Mte nsn aber statt des ^anok'* (mit don diese HeimogsHderong beginnt)
ein „znnnehst'' setzen. Bs ist Ja so: die Kinderschule bietet die regebeekte
•^inmdlage tür alle Eildung, und für die Grandlage sollte man immer zuerst
üwgen. Allein eben diese Sorge, die Entsr liei'lung über das, was gethan oder
gelassen werden soll, steht dem stimmtalugen Bürger zu; wenn dieser nicht
^ gehörige iiinsicht besitzt, so kann die beste, die gerechteste Sache ver-
yN**fco werden (nnd ist schon — wie oft! — verworfen worden). Also wünsche
(wss ich ebeniblls in der IHUier erwfthnten sohweiseriseben Zeitung ge-
stiert) eine B&ryersebnle, die — wenn*s nnn ebuaal Gesieinden und Can*
tone nicht kSnnen — der ^Bond** nuteikalten solL Diese Hür^^erschnle müsste
ihrem Charakter nach freilich etwas anderes sein als eine „Fortbildungsschule"
ioi gewöhnlichen Sinne, oder als der you 13 Ckatonea betriebene, in mehr-
*) In der Neuen Zttricher Zeitung v. 12. Nov. 1893.
. **) Der Nsme ist dem fnuuQsisehMi „isstmotion dTique" entlehnt; man meint
Bürgerschule im eigentlichen Sinne.
*) Die Fn!»«?nn£!: dieses Satzes lägst es äußerst drinixlieh erscheinen, dass nicht
WOi ia dea gewtinschten Bürgerschulen, sondern gauz beboudtrti aueu m den Lchr-
*»MvIea waoker Peatsck gelemt weide.
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£aeher Beziehung unwürdige Di'bfifiircuib*) für die Eecratenprüfuug. Uad die
Hanplflditt der FortliiMiuifHeliiito — VateilMids-, Vaiteungs-, Getetn»-,
Volktwirtsohaftakimde — «dltOL uoh an den fctwerblleliea (berainidieB)Bfl-
dnngsanstalten jeder Art felelirt werden, sowie an allen hOhern Mittelschnlen
nnd Lehrerseminarien. Mr>?)r r<i<>o]\: an den liocbscholen sind besondere Staats-
wissen gchaftlich-volkswirtschaftliche „SeminanVn" einzurichten und von den
Landesbüi'^ern sämmtlicber Facaltäten pflichtgemäß zu besachen. Denn —
^e man genugsam weiß — die wmfaaMiiidlte QelehrBamkeft btrgt nicht Ar
poUttiehe Belfe, und der DoeloiliQt hat Im Weaen aiofali gemein mit der
Bfirgerkrone.
Die zweite der erwähnten Eing-abcn ist eine im November bekannt ge^
wordene „Denkscbrift" des ^Schwf i zi rischen Lebrervereins" , der
y,Boci»''t •'• jit'dagro^iqne de la Sui.ssie lomande'* und der ^(>onferen/5
bch weizeristiher Sehulmäuner in Zürich^. In dieser umfangreichen
Sohrifb werden ab die Ziele, welche man mitBiuideahilfe tn enefadMn gedenkt,
bezeiohnet: genigende Aniahl von Schulen in allen Cantonen — allenthalbeit
gesund genährte nnd gekleidete Kind^ — Vermeidung überfüllter Classen —
die besten r.rhrriMttel nnd Werkzeuge auch für *las ilrni«tp Kind — Aus-
stattung aller ^ehulon mit den nöthig^n (wirklich nnv itiit den nöthigen?) Lehr-
und VeranBchauüchuugsmitteln — J;^ürsorge für sciiwachsiunige und verwabr-
loate Kinder — wolaingerichtete Fortbildnngssohalea (welche die Bfnelehft In
die socialen nnd bttigerüeheo Rechte and Pflichten vennitteln edlen) — beeeere
berufliche AaahUdnng der lUdeben — AnaUldnng der Lehrer richtiger
Weise" — „ökonomische Besserstellung" dpr Lehrer ("der Lehrer soll in eine
Lage kommen, die ihn „von drückenden Sorgen befreit** und es ihm gut mög-
lich macht, „seinem Amte ganz zu leben"*, „für seine Fortbildung zu sorgen",
„mit Lust und Liebe zu arbeiten''). Man sieht: das sind weitgeliende und
venchiedtnartige Ziele — wie man aie mit Bondediillb n errelfilien gedaikt,
davon spricfat die Ml>en1anhrift'' nicht Anf «BnndeBiohnUDfpeetoren'* jeder
Art yeniehten die Absender derselben. Sie wünschen — erklären sie am
Schlnsse — ..die Hilfe des Bundes in Anspruch zu nehmen ohne die Znthat
lästiger (!), die Eraptindlichkeit (!) und das Misstraueu weckender Bedingungen.
Wir möchten darum nicht vorschreiben, für welche einzelne Zwecke dieBundee-
nntenttttzung za dfenen liat; wir wollen uns «frieden gehen, wenn lie aar
Behang der etaatttehen Volkwchule verwendet, wenn den BnndeebdiOrden
iiierüber der Ausweis geleistet wird", (ünd wie denkt man etoh diesen „Aus-
weis"?) — Die dritte, ,,kurz motivirte Eingabe'"* der Berner Lehrerschaft
erklärt. ..fhis Gesuch des schweizer. Lebrervereins untei-stiitzen" zu wollen.
DemenLsprei in jid arbeitet sie denn auch mit ähnlichen Mitteln wie die „Denk-
schrift^ ; neue Gründe oder Anträge entwickelt sie nicht — außer dass sie im
einaelaea heetimmt veiiangt, der Band lolle dort, wo ea Gemeinden nnd Gen-
toae nieht kUnnea, a. a. aaeh lllr „Einderldippen, KleinkindereehaleD, Jngead-
harte, Schulgärten, Feriencolonien" sorgen, ünd charakteristisch sind ohne
Zweifel die beiden Sätze: «Das auf seine Freiheit und seine Institutionen so
stolxe Schweüservolk besoldet seine Volksschollelirer, wie es seiner unwürdig
*) Dauer in den 13 Cantouen venohieden: 30 bis 76 Standen: in 7: 40 bis
48 Stunden.
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ißt." Die „Vermittiung der allgemeinen Volksbildung" hat bisiier „einzig den
vielfach unvermögenden üemeiuden und Can tonen obgelegeu, und der Band
bat dabei den reichen*) und theilnahmslosen Zoschaner gespielt". —
Wie es mit den Auslichten der ledUfihea Btnger nmlTiitentiltBnBir ^
Tfllkssehiile dsreh die EidgenoMenseliaft als soldie steht, habe ich bereits im
December-Heft theihveisfi angedeutet. Heute seiner noch auf zwei argeFdnde
der Sache hingewiesen; eigentlich zwar ist es nur einer: der Ultramontanismns
in V). i L n Kirclien. Hören wir zuerst Rom. — Ein Mann nicht ohne wissen-
»chatilkhe Bildung, Redacteur Winigcr vom „Vaterland", hat vor etlichen
Monaten im „Pins- Verein" des Cautüus Lnzern über die ..Sclnilfrae'e" referirt
und sich der Hauptsache nach folgendenuaiieu ausgelassen: Div. irrage stellt
sieb so — eonüMsieftsUe oder confeMtonslOBe Sebnle? Für uns ist der Stsad-
puakt ein gegebener; wir wollen die eonlMonelle^ die cbristUche Schule. Das
8ebalwesea ist allerdings Sache derCantoue; aber dtoBundesrerfusung fordert,
daes der Unterricht genügend, obligatorisch und unentgeltlich sei, sowie das
er unter ausschließlich staatliclior Leitnng stehe und die religiöse Freiheit nicht
verletzt werde. Mit ^bo weif herzigen Bestimmungen" ist man neuerlich nicht
mehr zufrieden in gewissen Kreisen. Der ^heutige Zug der Zeit" geht auf
die voliäUtndig contessiou&loäe Schule. „Neuesteus" haben eine Anzahl „Lehrer
uid FSdagogen** die Frage bezüglich BmidesunterstlltKung an Primarechuien
«ad „Centralisatioa*' des Schulwesens erOrtert Wir aber mtfeMn entschieden
fline Einmischung des Bundes in unser Schulwesen ablehnen, .als4nhttnger der
eantonalen Selbstbestimmung (als ,.raiitonesen" und Bundesfeinde, meint der
Herr) und als Gegner der Entchristlichung der Volksschule (als IJünilinge,
meint der Mann «les „Vaterlands'' ), die mit den Bnndesschulmeistern einziehen
würde." Hundesgeschenke und -Unterstützungen sind zu fürchten. Mögen
wir auf der Hut sein hei einer allfäliigen Gesetzesvorlage." — So der Antrag
der päpstlichen Schweizergarde. Und — „unterstutzt!" rufen die „Evan-
geUscben''. Mit himiseher Schadenfreude meldete das christlich Zitter'sche
»Bvang. Schalbl.«**) (in No. 44 d.y. J.), dass dieBttigerediaft derStadt Bern
üe Einsetzung eines städtischen Schuldirectors yerw<nfen, ihn (den Direetor)
„mit dem stattlichen Mehr von 1283 Stimmen erschlagen" habe. „M5ge —
heißt es dann weiter — der eidgenössische SchnlTOgt eine kräftige Lehre
daraus eutuehmen!"
Aber — er wird dereinst da sein, der „eidgenössische Schnlvogt", und
dann dreinfahren wie Christas bei der Tempelreiuigung, und „Römische" wie
»ByangeUsehe'' fleichenna0en hinausfegen. — Heute allerdings irt seine Stunde
Boeh nidkt gehcmmen. Harren wir seiner, aber nicht unthfttig — bereiten
vir ihm den Weg!
*) Wie wenig reich der ^Bimd i^^t, konnte man aus den jüngsten Yerhand-
langen in der Bundesversammlung ersehen.
**) Die „Schweiz. Blätter für erziehenden Unterricht", die mit den „Blättern
f&r die christliche Schule" (jetzt „Evnnfr. Schulbl/'l in ^^Icichcin Srhritt marschirten,
b^(5B sich seit 1892 merkwürdigere eise mit der „Schweiz. Lehrerzeitung" verbunden.
Ob das „Eraag. Sch." hingehen und d^gleitdien thnn wird? (B.) Das wird von der
l^altiiTifr der ^Schweiz. Lehrerz." abhängen, nämlich davon, uh diese es mit den
UltramoQtanen und „E?angeliächen" hiüt| wie s. B. die deutsche Lehre|jzeitung von
oillesflcn, dem alten Fimnde und Ooflinaangagenoeaen ZSSkit's. (R.)
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— 412 —
Aitt der F«ehpret89.
45. Pädagogik und Politik (ADL. 1892, 41). Etliche beMshtem-
werte KernsStze: Die beiden WisseDscbaften finden -in der Ethik eines, Yer*
einlgungspunkt. — Die Olindcr der Gesellschafl sind den Vorstellungen des
Einzelnen vergleiühbar. — riulividualp^yfhologfif nnd Socialpsycholo^io greifen
ineinander, undi aus dem Studium beuler erwaclisen dem l'iidagogeii und
Politiker die Hegeln fUr eine naturgemäße Förderung individueller uud gesell-
sohAftUeher Entwickeliiag. — Sehlde und Staat, EnrichugskiiDSt und Staate*
kirnst können nicht betiehig Eitfte eehafllen; es ist deshalb in beidea Fillen
falsch, Kräfte niederzabalten, die man besser untereinander, oder mit denen
man sich verbinden sollte. — PÄdagoer nnd Politiker müssen wissen, dass die
Empfänglichkeit der Menschen sich abbtumpft, dass man d -«lirtlb von öfteis
augewaudten Formen und Mitteln nicht dauernd dieselben W ukuugen ei'wartea
darf. — Li einem entviekelten Qeseüadiafta» und StaaMeben ivird eich der
Einfliua der Gesanuntheit, der EfaifloBs der Bcatrebnogen der hohen Politik
anf die gesammte Pädagogik immer geltend machen.
4f). Die iiatnrgemäße Lebensweise und die heutige Erziehung
(R. Frank, Kef. 1892, 49). Die Überscliritt .stinmit nicht ganz zu dem, was
folgt. Das soll uns jedoch nicht hindern, die guleu Gedanken des \'erfasst is
anzuerkennen, so z. B. wenn er die als herrschende Kaste sich geberdeiidc»a
WiBienMhafter (TOinchmlieh die „dßmStiäm.* Philologen) „Geiateabnreaii-
luateii" nennt — oder als einzig sicheren Orand der elniiff mSgUohen »Welt-
verbesserung" die „Selbstreform" bezeichnet
47. Scheie und Pädagogik im Jahre 1892 (E. v. Saihviirk, ADL.
189B, 1). Von der Moral des Jahres 1892. Dieses hat das „unglaubliche
Gesetz** des Grafen von Zedlitz gebracht nnd d^uuit einerseits gelehrt, was
„man*^ mit derSehnle ^rUl (sie soll „einNutzgaiien aeln, in dem die eonftnio*
nelle Elrohe sich behaglich ansiedelt") — andererMits gemahnt snr Besinnang
auf das, was noththnt: Wir müssen ..eine pädagogjseha Instanz schaffen".
Diese wird geVdldct von ..den 'J'riigern der pädag'ogischen Wissenschaft, und
solche müssen alle diejenigen sein, welche mit der üffentliclien Ei Ziehung üu
thnn haben. Sie müssen einen lückenloä gegliederten Stand büdeu, den der
Staat für diese Zwecke erziehen muss, wie er sein Heer heranzieht, das seine
änßeren Gilt» schützt Vor diese Instanz mnss jede Frage der Sibntliefaen
Ersiehnng gebracht w^den.* Diese Instanz aber Usst sieh nicht schaffen
„ohne die kräftigste Regung von Seiten der Lehrer selbst.'* Und »dieae
Kegnng darf nicht in Thesen oder Besolntionen bestehen, sondern in eifriger
Arbeit an uns selbst" ( \'eniel'uug und Erweiterung der päda^rogischen Ein-
sicht). „Die Pädagogik soll uns nicht blos eine Anweisung dazu sein, wie
man die Jugend ohne an grollen Dmck zum Lernen bringen kann; sie soll
uns auch lehren, was von menadiliohem Wissen Ar die Bndehnng der Nation
wertToU Ist, wie es im Geiste der Jugend an einer geschlossenen Anarfiy^^y
zusammengearbeitet werden muss, nnd wie ans der Lehre Überzeugung, KOS
der Gewöhnung Charakter, ans der Einsicht Entschließung erwächst,"
48. Zum Jahreswechsel (W. Weidemaun. IFauu. 1893, 1). Verf.
„will die HOhenponkte in den Erlebnissen des vergangenen Jahres in drei
BOdem andeuten, die sieh als Schlachtfeld, als Friedhof vnd als Aekerftld
beaeichnen lieBen*. Er meint die .Zedlitziade'*, die Gomenins-Fder nnd den
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— 413 -
Ldmrtaflr n Halle, und wdB dkm »drei BfUtar« att «raigm Warton ttefitod
n kennzeichnen.
49. Streifzüge (F. Sciiäflfer, Rep. 1892/3, IV). Unter den „Beut*-
Stöcken" sind etliche anflTeb»Mi«w^rt»^ T>}ii!:r<v .Wer ist im Grunde der wahre
Bnrsrer der idj'lliBclien Welt? Ein cdlta* und liildotf^r ^k-ist, welcher, mit
reiner Kuii>läugiiciikeiL begabt, die Reize der Nutui hui hoin Gemfifli \Mrken
iässf — „Jeder Zwiespalt zwischen Veruimtt und Uerz ist oliue weitere«
virwflrflieh.' — ^Die anfkUrenden BeobaohlaiigMi vad Wakrtnilai, wakka
die eindringeade Natarforaohang und Vemnnft aataga fordert, vanaOgan es
am wenijgpBten, den denkendea Maaaehen nnglöcklich zn machen. Der Natur
Ist ilurch die Natarkaade von ihrer IwaaUgaDdaa SahBabait aiciita gaiaatit
werden.'*
50. Über Aulgabe und Umgestaltung der Fortbildnügsgchule
(KüekljH, F. 1892. Fa). „Der Fortbildangsuiitünicbt wird wol die in der
VullLSächule erworbenen Keuntuitutie und Fertigkeiten zur Yoraussctzuug iiaben*^;
aber Quelle aelaea Stoü»: berafllcliaa Labaa, ataatliebe and geseUMhaftüeiia
VartUtniaaa, ia die der ScbUer lieh aialehen aoli. „ÄifMitnalt and üater-
riditaseit werden von einer höheren sachkundigeD Antotiiät zwischen OeachSft
Qod Schule billig zn vertheilen sein.'^ Der Unterrichtsplan hat „Eicht Idee die
technische LeistnngstähigkeJt des künftigen Arbeiters, sondern die q-esammte
Welt- und LebrnBanscliauung des kiinfti^'^'n .^tiuitsbürfrcrs ins Ange zu tassi n"
«Zu diesem Zwecke wird der Fortbilduü^>mirt nicht zu einrni eieeneu (tt biet
der ünterrichtswissenschaft erhoben und als solches erl'oi-huhl und au.sgä8tHltet
werden müssen.** Das erfordert »Ldirer, welche dea Uotenicht der Fort-
lildnngschlUer ala eiaa Baiqteiifjsahe ihrea berafliehen Leheaa betrachtea. Nar
vea aalahaiB kaaa aina ToUaadata Neagaelaltaag aaaarea FortbiJdaagaNfaal-
naNBS verwirkli<dit werden'^.
51. Einige ketzerisfhe Gedanken über den geographischen
Unterricht (Ä. Biumentritt , Goo. 1892/3, III. IV.j. Die „Ketzereien'
Bind nicht schlimm, denn slv betrefien zum grölUen Theüe nur nebensächliche
Dinge, meistens sogar nur \V orte — nnd sie 8ind sehlimiu, denn sie verlangen
dtt Eiiiprägung bedenklich vieler Nsonen — und sie sind sehr schlimm, denn
ria Man (flr dia Kartea) hftnilga Varwaadnng der „Haanahtifl** aad „punk-
tirten Haaraebrift** an der auui flieh Uind gackt — Sa atehaa aber asok
ctildie „rechtgläubige" Satze da: 1. Alle geogr. Namen, die in der Sohala
genannt werden, sollen sich nicht nur auf den Schulkarten vorfinden, sondern
anrh auf allen eine gleichwertige Bedcntinsg besitzen. (Herstellrmg der Ein-
heitlichkeit wäi*e S-Avhv I ines geographischen ('riiigresses oder einer Znsammen-
kuQrt von Mittelschuiicbieru; Geograidien und Natmhifit^rikem. „Da müssten
Nornuükarten approbirt werden, deren Nomendatur dann den Verfassern voq
LduUdiem and Atianten als Bichtsehnvr gelten sollte.'* Beaondars dringlich
n wiiwhua NomalkarteB vm das Alpan, von Aalen, Afrika, Aaierika,
dastnUsa). — 3. „Der Kailogiaph varllgt iia Saharagebiete über genügenden
^um, um die vorzüglichsten Karawanenstraßen, welche das Mittelmeergebiet
»nit dem Sudan verbinden, anzudeuten." — H. Die „^'^»lkerkn^de" soll fleißiger
S«tri^ben w»>r(1f n. in höheren iSchulen mittels eines „geograpiiisch-etlinogra-
pluKhen Lesebuches'', welches, von einem Kundigen vei'£mt| Länder und
lieote „aller Zonen" in ihrer Eigenait vorführt.
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— 4U —
Herr Dr. Felix Stoerk. ordeiitl. Professor der Rechto an An' rniv«^rsitäl
Greifswald, hat K«in«' am 27. Januar in der Aula der geaaunlen Ii(»ch8diule
gehaltene Festrede zum (jebuitetag de« deuibcUei) Kaisers im Druck erscheinen
\mm, DiaMlbe fUrt InibeMndere 4ie Nothw«ndl|^rail eiMr polititehei «nd
«Uaiibftrf erliohei SriiehnBg dentoehen N*tloii tm. Es frevt ma,
dan diese widitigt ud dringliche Angelegenheit, die wir bereits vor vielen
Jahren in diesen BlHttern na<1u!rür kUcb betont liaibeiif eodUdi in den htHierai
ftfinftllitffhftftikrftii^n Anklang üüdet.
Die „MonnmentA GernanlM Pnodagogica'', heraasgegcta van
Karl KehilMob, Verlag tob A* Hoteaan & Comp. In BerUBi hata ihm
XIV. Band vollendet. Dei-selbe entbilt die nOeeciiiclite dar £rsieliang der
Bajwiadifla WittelMtacher«'.
Die ,. Mittbeiluugeu der Gebellschaft für deutsche Erziehungs-
nud Schulgeschichte, " herausgegeben von Kail Kehrbach, Verlag von A.
Heteann A Cmjf. in BerUn, sind svm Abioiiliai des H. Jahrganges gelangt.
Die „Monatshefte der Comenins-Gesellschaft haben mit ihrem
4. Hefte den L Band voUendet. In Oninwissimi bei B. Voigtltader in Le^^.
Als nener Bciuag ^lu- Coitieuius- Literatur ist kürzlich in A. Uelnüch's
Bndihaadlang (BleleliBid) ein Heft ven 4A Seitu (Prela 76 Pteiige) ernUeneB,
welches eine Featnds Ulier das VerhUtnis des gnflen Ftdagegen an dsB
wichtigsten Sohnl- und BnlehimgBfragen der Gegenwart von Dr. Wilhela
Rohmeder in München Tind eine Abhandlung über das pildagog-ische System
des Comenius von dem Berliner Kedor \\. Rlssmann eath<. Die Nanea
beider Verfasser bürgen für gediegene Arbeit.
Unser au^eselduieter lUtarbeiter Dr. H. Horf bat im XXXL Keiyahn*
blatt der HilfsgeseUsehaft von Wintertfear eine grSßere Abfaaadiang nnler dem
Titel ,. Volksbildung nnd Volksschule in geschichtlicher Bdenchtung" (87 Seitea,
Winterthur bei Ziegler) verOfEentUeht» welche jedem Bildongsfireiuide ruchsa
Oeooss bieten wird,
■
Bie »Bilder aas der Oesehlehte fir Kaabenbftrgersohalea* tob
Tn^ (Verlag tob F. Tenpsky in Wien and Vng) haben die Anuralwtiea
dsa k. k. österr. Unteniebts-ldnisteriums wlaagt. und die VeriiagriiaaiflQng
erklärt 8ich bereit , den Herren FaeUehiem aof VefisageB Probeexeaiplan
gratis und fraoGc su übersenden.
Die Jngendzeitung: „Für die Jagend des Volkes'', monatlich ein
Hefl^ Preis jIhrUeh 80 kr^ Hennugeber aad Bedactenre Fnoa Xariaar aad
Adalbert Martin in Mödlieg bei Wiea, bat Ihren II. Jahtgaag begeaaMi. Laat
den höchst beifälligen Beurtheilungen der österr.. Sdiulbl&tter hat sich das
Blatt bereits \iele Freunde erwnrTien. imd der »ehr billige Preis deßselben
wird hoffentlich seiner weiteren \ rbreituu^ Vorschnb leisteUf amsomehTf als
die Herausgeber mit jeder Nummer Beaseres Meten.
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— 415 —
Seit Neujahr ersclipiiif itiitr-r ilem Titel „ Sf cnog^rapliische Corre-
spondenz*' eine ^lonatssclirirt zur Frirdening- der Gabel.sberg'er'sühen Steno-
graphie iu der gesühäftliclieu Praxis, iusbesondere iin Handel und Verkehr;
verantwortlicher Bedactenr Josef Jahne iu Wien, VI. Miiierga^äe 3, Ver-
mülaag ud Biyedltli» Vino. Zwiensina in Wien, I. Nibelnngengasse 13.
Mbt jährileh It. 1.50.
Receii8ioiieu.
Joh. Adolf Herzo":, Die Schule und ihr neuer Aufbau auf natürlicher
enmdlage. Zürich 1892, Caesar Schmidt. 153 Seiten. Preis 1 Mk. 60Pf.
Neben yieleu unbedeutenden und wertlosen Erzeug^nissen der pädagogischen
Presse unserer Zeit kann diei>e ScUrift als eine beachtenswerte Erscheinung
beieictuiet werdcu, da in ilur ein vielseitig gebildeter nnd selbutatftndig denken-
der Schulmann das g-csammte riffeutliche Uiiterrit'htsTi^'cseü i'iru r Lrründlichen
iCritik unterzieht uui eingehende Vorschläge zu einer durcbgreilenden Ver*
bewenmg dewdben entwittdt. Riemiit ist sagleich gesagt, das» du Tor>
liegende Buch zur Gattnu«; der Reformschriftcn ufehort, für welche zwar
durch ihre große Menge das Interesse bedeutend abgestampit ist. immerhin
aber noch Empfäuglicb^eit erwartet werden darf, solange von einem „neuen
Üan" im Sehnlwesen tiots vielen Bedens noeh wenig EitanHelMs sn be-
merken ist.
Was will nun Herr Herzog ? Ais Postulat stellt er zunächst iolgenden
Satz auf: „Wir branelLea wieder fOr die gesammte Jugend efaie gemeinsone
Schule von deren Anfang an bis zum Ab.sehluss der ob- r-tni Stufe, mit ein-
heitlichem L^ustoff nnd mit Auaschiuss aller Bifuicatioaen und Üeru^Bachulen."
Diese gemeinsave Sdknle soH in üuem unteren Theile, der die Primär* oder
allgemeine Volksschule ausmacht, die einzige Öffentliche Bildungsanstalt fUr
die sresammte Jugend einer Nation sein. Dann aber in den mittl'^r»'n
und oberen Abtbeiiungen soll sie nur einen Tbeil der weitereu Bihiuug,
nämlich die der gesammten Jagend auch noch ÜDmer nöthige allgemein
gleiche Erziehung zum Menschen und Bütf^er besorgen, während der andere
Theil, die Fachbildung, von den daneben herlaufenden Berufsschulen ge-
pflegt werden soO. „Solange jemand eine FediBehnle besnoht, ist für ihn
auch die gemeinsame obligatorisch." Dies gilt ^flr die gesammte Studienzeit
v(mi 12. oder 14. Lebenuahre an bis zur Absolvirung der Mittel-, Hoch- und
Feehsehulen aller Art Auf der Mittelstufe werde etwa der Studienarbdt
fUr bisherige Lehrgegenstände, hinzukommende, bisher nicht ge-
^ bürend beachtete Fächer von allgemeinem Wo-tp und - fiir das Fach-
studium in dci Berulsschule zu verwenden sein; aai der obersten Stute würde
etwa noeh ^4 oder der Zvix der graneinsamen Schule, dagegen »/4 oder %
der Berufsschule gehören. „Das Gesammtmaß der Studienarheit darf auf keinen
Fall grö^ werden^ als es bis jetzt war, und es dürfen auch die Berutsstudien
keine Yeikttanmerang erieiden.'^
Die Motive zu diesen Vorschlägen ergeben sich aus den Missständen der
g^enwärtigen Schuleinrichtnng und den iiieraus entstehenden Conflicten. An
nie Primarschule stellt man nicht selten die Anforderung, dass sie auf
eine Fach- oder Mittelschule vorbenite; die erweiterte Volkisehnle oder auch
die Unterabtheilnng der Mittelschule »oll dem Harn! vf rKr . der Landwirtschaft,
der EiBcubahu, der Post, dem Handel u. s. w. bruucubare Leute liefern; das
Gymnasium soll allen FaenltAten der UniTeraität nadi Wunsch vorarbeiten,
wobei die alIer^'er- hi^^Ir rufen Anfordemngen erhoben werden. Und die Uni-
versitäten selbst verniOgeu kaum noch die fortwährend steigenden Anforde-
nagen an die Fachstndiea mit den Anijtaben der rein wiiwiMhsftlidien Arbeit
and faien Qeiatesentwiftkelnng in Einklang an bringen. Dan Biotstadinm gewinnt
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- 416 —
immer mehr die AUemherreciialt uud iülirt docli uiciit zu einer guuügcuden
BeraMfldniig. „Das bestehende EsAmenwesen bewirkt, dass sich die Grofi*
zajil der TluHiIo^t'u, .Tinistcii, Lehrer uiclit ti'uniiil auf ihrru Beruf, sondern
aul das £xamen vorbereiten. Nachher arbeiten sie mit dem Wenigen, was
tuudi dm Hinkomufiii flbr Aulbang ihni Deinftfl difbuiliuliek itb nnd wm
sie oft erst in der Praxis selbst lernt n/' Im ganzen geht Vcrfa«-« r u tf eine
vereinfachte, aber gründlichere (icistesbUdung und eine tiel'eie tieiuüüit»- und
GuKnkterbfldung, zugleich aber auch anf eine pfaktischare and aweckmiBigeTe
Berufsbildunp: ;iu8, ein Ziel, das ohne gründliche Reform nicht erreichbar ?;f>i
„Anders geht es nicht, als dass ein Xheil des Unterrichtsstoffes ganz aus-
gMtiidien oder in die Beroftschulen hintUierrerlegt wird.* Oleidiwol wül
Verfasser nicht i»l"ttzlich das Bestehende umhtiirzeii. sondern es nur allmlihlich
umgestalten und TeijUngen. Zuerst soll die Lehrerhildttsg und die Volk^«-
Bdhule dea Fotdeningen der Pidagogik gerall feCotniirt w«ii«B: iat dies g*>
ächehen, dann ..ist die Zeit gekommen zur Umgestaltung: der Mittel- und
Hochschulen. l>ann soll es für die künftigen Lehrer wie für die Theoloffea,
Kedloinar, Juristen, Techniker und Künstler nur eine einzige gemefatame
Bildungsstätte geben, neben welcher die besonderen Berufiaschnleu Ix rluufeii."
Man wird nicht in Abrede stellen können, dass hier ein echt pädagogischer
Oeist das Wort führt. Die entschiedene Betonung der eigentlich erziehlichen
Elemente im Bildungswesen gegenüber der bloßen Abrichtnng ad hoc, dus uu-
bedinirfc Eintreten für die allj^empine VolksselmJe. die weise Beachtung der
Oreuzeu der Leistungsfähigkeit de* werdenden Meuschcn, die Fortführung der
allgemeinen Bildung bis zur hOahaten Stnfe des gerammten Studium», die
Vorsicht in der DurchfQlirnnir des entworfenen Planes, der stets festgehaltene
Bück auf das Ii »uze der BildungHarbeit und der bürgerlichen G^Uschaft,
das alles sind deutliche Anzeigen, datiis wir es hier nicht mit einem unreifen,
einseitigen und voreiligen Proiectmacher zu thiin haben, wie e«! deren in
unseren Tagen recht viele eribt. Besonderen Wert legt Referent auf die
vom Verfasser vertretene Idee der ununterbrochen bis zur hflduten Stufe fett-
laufenden Allere in eiubildung nel)« n Ir r Fladtbildung, während man fson<»t nur
albi5uott die oberHachiiche Phra.se vernimmt, jene müsse abgeschlosson sein,
wenn diest beginne, und insbesondere müsse das Lehrerseminar sich nur der
Faelibilihinp: widmen. Als ob nicht er^rnde die Blüte der Allgemeinbildung:
das tiefere Eindringen in die claäüiäcbeu Werke der Nationalliteratur (der poe-
tiiohmi wia prosaischen) und in die bed« utendsten Systeme der Philosophie,
femer die pragmatische Erfassung der Weltgeschichte und des socialen Lebens,
ein verständnisvolleT Kunstgennss, selbst eine rationelle Ojninastik und so
nmnches andere eine irT5l er« Bieife dm Indlviduiiins votaMaetate, all die
Fachbildung!
Was freilich die äußere Durchführung des hier entworfenen Planes be-
trifft, naeh wddmi jeder, der (Iber die TfimaiMlrale binaua nach weither
Bildnnp: strebt, ununterbrochen zum Abschluss seiner Studien gleichzeitig
an zwei von einander vOlUg getrennte Schulen gewiesen wird, so dflrtten sid
oirilberwiAdlidie Schwleriglidten geltend nadieii. Wol Hast afeh denken, daai
die beiden einander gegenüber selbstständigen Bildungsaiistiilten durch eine
hühen Instana reranlasst werden kannten, i^ Arbeitszeit derart testsusteUen
da« den Schüleni dw Beeuch beider ermöglicht irod Vbmrlunrpt ein fliedlielieB
Xebeneinaiiiler ge.sicii rt '.vüre. .\lltMn offenbar würde diese«! Nebeneinander
ttb^haupt nur in einigen UroSst&dten sto^tfiaden können, in solchen n&mlich,
tvo Sehwen jeder Art, alao allgemeine Mittel- und HocSüdnden, polytedniadie
Institute, Ackerbau-, Fon^t-, Berc:-, Seeniannsscbulen, Lehrerseiniuare. Gi'werbe-
»chulen u. s. w. factisch vorhanden sind oder doch errichtet werden kOnnen.
Sa'fnUflite mit einem Worte das gcsammte Bildungswesen, von der ünterstnfe
al)t»:e8ebeu, an wenigen funkten centralisirt werden, so dass außer einigen
Sohulstftdten das ganze Land von mittleren und höheren Bildungsanstalten
entblSfit wttrde. WIre eine miobe Binrlefatung au(;h möglich, wünschenswert
wäre sie schwerlieh, da sie einer allseitigen Circulation des Bildungsstromes
hinderlich werden mttsste. Es wird also doch inimerhin die Verbindung der
allgemeinen mit der beruflichen Bildung festzuhalten, beziehentlich anzustreben
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— 417 —
«ein, wobei »lie im vorliegenden Buche enthaltenen Ideen und Rathschläge
keineswegs ihren inneren Wert verlieren, wenn ihnen auch nicht der äußere
Avtdruck gegeben werden kann« den der Verfasser befürwortet.
Jedenfalls wird os kt in ilcnkender Schulmann oder Schulbeaniter unnütz
finden, diesem Buche ein ernstes Studium zu widmen. Es enthält im Kahmeu
einer lunfSuaenden Schoheme ngleieh eine Reihe sehr seh&lseiswerter
specieller Ausführungen über besonders wichtige Punkte, z. B. über Lehrer-
bildung, Uber Schulbücher, über das staatliche Schulregiment u. s. w. (Wenn
miiglich, werden wir an einer anderen Stelle dieser Blätter ein paar Frohen
solcher Ausführungen bringen, weil sie Missstände beleuchten, die wir zwar
schon längst und wiederholt charukterisirt und bekämpft haben, die a>>er nodi
immer fortbestehen und daher nach wie vor zum Widerspru<.h reizt- u.)
' Dass das B«eh im Einzelnen auch sdiwaehe Stellen enthält, möge eben-
falls durch ein paar Beispiele daiir<'les^t werden. „Die Kelii^ion ist Kdiglich
ein Prodact des (iemUtbes. und weder der Verstand noch die Phantasie habeu
eineii Theil sn {hr" 66). Diese Ansieht ist hei einer grtndlichefen Analyse
des Woens der Religion unhaltbar. „Also theileu wir der Volksschule lieu
Gesang, der Mittel- und Hochschule den musikalischen (Instrumental-) Unterricht
zu" (S. 119). Soll in der ](ittel- und Hochschule der üesang nicht gepHegt
werden? — Dass ferner auf der ÜBtentnüB der Veftssrlmle, d. i. volle zwei
•Fahre lan^, nicht geschrieben, sondern nur gesprochen werden soll, und zwar
ausschließlieh im heiuiatlichen l^ialekt, auch nicht mit Ziffern gerechnet
weiden soll (S. 121 V. 123), ist eiae Übertreibung u stdi liehtiger Forderungen.
Dorh nun nur noch ein paar allgemeine Bemerk untren. Was ist der
eigentliche Urund der immerwährenden Keform versuche aut dem Gebiete der
Sebnle? Wir iBtirarte&x dU Xitiaohtung der Pidagogik, welehe Iüib-
achtung thflflt dtt maeiiii TedUIy tbo die Reformbedürftigkeit der Schulen
verschuldet hat, theils einer wildlfll und wüsten Projectmacherei freie Hand
gibt. Weil die Ideen uml i'läne der Meititer des Schulwesens noch immer
akdit dudigediiuigen und verwirklicht, ja, wo sie schon Boden gefasst hatten,
wieder verdrängt worden sind, und weil das heuti»;e Geschlecht , ein großer
Theil der jüngeren Lehiei^eueration eingeschlossen, so gut wie nichts weiß
Ton den bahnnfedieBdeB Lotungen der YergangMiheit: so meiit man, es
inüsste ein neuer Ours gesucht und eiui^eschlagen werden, und Hunderte von
Schal- und anderen Männern treten mit unreifen Keformprojecten hervor,
wiluMBd sie bester thftten, erst ein Jahnsehnt lang su den yfttem der Päda-
goi^k in die Lehre zu gehen. Diese Väter sind noch lange nicht veraltet,
sondern nur zurilcktredräni^t von ideeulo-eu Strebern und oberflächlichen Prak-
tikauten, Wir würden sicherlich viel weniger Itel'ormgeschrei hören, wenn
si^ niebft ein großer Abfall von den Altmeistern der Pidagogik vollzogen
hätte, wenn nicht die rnwissenheit zur Gewohnheit geworden wftn\ und sich
nicht die Bünden als Wegweiser aufspielen dürften, sobald es ihnen gelingt, '
mf SoUefflkwegen eta Stttätehen Vaekt- vad Biitfass la eilaagen. Dm eigent-
liche Facbelement spielt ja in unserem Schniwesen die allerbescheidenste Rolle.
Es gibt keine Corporation, in der dasselbe frei discutireu und maßgebende
Beschlüsse fassen könnte; und dass die Stimme einzelner hervorragender Päda-
gogen noch etwa.H vermochte, wie es vordem der Fall war. ist bei der nase-
weisen Oberflächlichkeit der heutigen Kraftgenies und der .Alleinherrschaft der
patentirten Schulherren ausgeschlossen. Da ist es freilich kein Wunder dass
das Bidtrfliis einer Reform immer grOBer, die Moglickkeit deweihea immer
geringer wird. Nur soll man nicht raeinen, dass etwas atiszurichten sri, so-
lange der ünveratand in der Macht sitzt und die Einiücht ohnmächtig ist^
nwii floll aber aaek iiiekt melBent dtsi die Befeimea aaf ein iMvesLi«dit warten
müssteiK alte Weisheit aber entbehrt worden könne. W^enn man den Comenius,
Locke, Rousseau, Pestalozzi, Diesferweg nnd ähnlichen bahnbrechenden (teistem
folgen wollte, dann hätte mau aut lange Zeit Retünnideeu genug und man
kiMekta niekt aaf nene Propheten z\i warten und den superklugen Einfällen
•naseliger Epigonen zu lauschen. Während wir als*» von allem Reform geschrei,
das die Namen der Heroen übertönt, eher Schaden als Nutzen erwarten, gebrä
Vir g«n n» da« Sekriftea wie dio mUegende tritgaim da» OMa iMbai
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kflBBen, snr WiedtriMlebaag 9ttm «natMi Stndiami der PUagogik l)ei<
iiitNgaiL D.
WmmI, Lehilnich der Geschichte für die Prima höherer Lehr-
anstalten, i Th. il: Mittelalter. IL TheU: Nenseit^ G<»thAl892, Pertbaa.
Preis 4 Mk. «0 Vf.
Wessels Lehibuch enthält oijie Neuerujig, die Nachahmung Tordientc, £s
enihlt im Anhange unter dem Titel ^Zeittwel'* das in aller Kltree, im Anan^,
was das Werk ausführHch hicttt. TAno Wio<h'rholuii^ j^rößerer Partien ist
dem Schüler so in höchst bequemer AVeise ermöglicht. Auch sonst sorgt der
Yerfasaer, dass die Geschichte festhafte. Er gliedert den Stoff naeh inneren
Beziehungen, die Überschriften der ciiizplnen Theile sind w ie Thrinata ^tilisirt,
inhaltreich, z. B. ist die Regierung Lothar» von Sachsen und Koniads III.
zusammengefasst unter dem Titel: ^Die Cbermacht der kirchlichen Ideen rar
Zeit Bernhards von Clairvaux", die Regierung Jakobs I. und Karls 1. unter
dem Titel: .,Der politisch-kirchliche Absolutismus der ersten Stuarts" und ge-
gliedert in die drei AbBohnitte: 1. Die erstarkende Macht des englischen Par-
laments. 2. Die Erhebui^ der schottischen Presbjterianer. 3. Die Niederlage
des ahsoliiten Kihügfthnmcf!. Solehp lehrrpii'hf Winke ffir dif Erfassung' des
iuücreu Zusaimneuhauges enthulteu auch die „Überblicke" uud ^ Ii ück blicke '.
Hervorgebobeu imiss endlich werden, dass dtt Bnch Wessels kleine Kärtchen
enthält, z. B. Oheritaliens zur Zeit Barbarossas, so gezeichnet, diiss sie der
Schtller leieht au die Tafel entwerfen kann. Sie sind also kein Ersatz eiue»
historischen Schulatlasses, sondern verfolgen andere Zwecke. Ma da.s Buch f&r
die Prima eines Gymnasiums ^)tstimI^lt ist, so sind Sa^en, Anekdoten etc.
ausgeschlossen; auch die forut der Darstellung entspricht dem ^ereifteren
Alter der SdiOkr. Manchem freilich wird sie doch große Schwiengkeit be-
reiten, denn {»■ar leicht wird sich der Satzhan nicht einprS^en, umsomehr als
auch die Zeilen ziemlich eng gedruckt sind, der Druck also das Lernen kaum
nntenttttsen vizd. W.
Böttcher, Geschichtlich-geographischer Wegweiser iür das Mittel-
alter and die nettere Zeit Leipzig, Tealmer. Preis geb. 4 Hk.
Dw voriiegeiide Nnduehhugebncli orientirt über die Lage von ca. 4000
geschichtlich merkwürdigen Orten in eigenarti^rfr Weise. Ein Beispiel wird
sie veranschauUohen. „Alten bürg shdlich von Leipzig, fast westlidi von
Dieeden, welebee an der Elbe, oetelldQs£lieh ron Lefpng liefirt. Müoli von
Weimar, welches an der Tim, we?ts(ldwcstlich von f.ri|izii;^ lii-^t. l'''r 1" ."Ufe
des geeachten Ortes wird also durch drei Funkte bezeichnet, deren Lage wieder
mit Bflekeleht anf «nen Ausgangspunkt bestimmt wird. Der VerfluKT nennt
diese Methode die „beschreibende". Für im ullir meineu schwer (wegen nicht
chaiakterietiacher Lage an einem flossknie oder an derMflndung eines Stromes etc.)
beirtimmbaTe Orte bat diese Methode dw OrtibeBtlnuttnng ila Gutes; f&r viete
Orte kaum . für alle im Buche trenannten gewiss nicht. Wozu einen Schüler
in Böttchers Art Uber die Lage so bekannter Orte wie z. B. Wien ao auf-
klären: „Wien an der Donau ob^halb der Mündung der March, nnd fbet
westlich von derselben, nicht weit vom 48" n. Br. und nordlich von dem-
selben; südöstlich von Prag; östlich von Linz, welches an der Donau, südlich
von Prag liegt; südwestlich von Krakau, welches an der Weichsel, Östlich toq
Prag liegt; westnordwestlich von Budapest, welches an der Donau, südsüd-
wesüieb von Krakau liegt; sUdsUdöstlich von Dresden und von Berlin, östlich
von Müachen, welches südKÜdwesflich von Dresden und von Berlin liegt.
Dresden liegt sfldsüdOetlioh , fast südlich von Berlin" (S. 359). Der Leser
merkt aus diesem Beispiele zugleich, dass der Verfasser manchmal auch mehr
als zwei oder drei Orieutirungsimnktc au ililfe nimmt; freilich warum so viele,
warum nicht noch mehr, warum gerade diesem ist dem Referenten nicht klar
geworden. Ebensogut könnte ja die Lage Wiens mit BUcksicht auf südlich
von Wien gelesene Orte bestimmt werden (z. B. ^raz, Triest, die dem Schüler
kann weniger bekamit eeia wvden als a. B. liu ed«r Kzakan). W,
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— 419
Kapp, Über Ziel, Methode «ad HUftmittel des geographiichen Un-
terrichts an Gymnasien nnd Bealschalen. 2. Anflage. Brealaa,
mn. XXIV Q. 144 Betten. Freie 1 Mk. 50 Pf.
^?p5?nnde Ansichten ilbor flif Ziole tnid ilie ^fcthoden des cjcographischcn
Unterhcbtes an Gymnasien und BeaLscbuien, wenn aucli nichts bleues. So UeJBe
«ich des den Anfänger nsob erientnende Bttddem ohandcterisiTeD. Et will
selbst iii«bt mehr sein. Die behandelten Themen sind: Die Geographie als
Wissenschaft und in der Schule, die Auswahl tmd Ycrtheilung des Lehrstoffes
auf die einzelnen Uulcrrahtsstuten, dif Mt thodcu, insbesondere die dea Karten-
leichneos, endlich die Hilfsmittel di(s*^s I nterrichtazweigea. Bei der EMtvte-
Tong des letzteren filllt auf, dass der Verfasser, der doch die Literatur -r-
scäöpfend anftthrt, über ganz bekannte I^ehrbil«^, s.B. Uber Voigt, Jaemckc,
Buge lUoht ans Autopsie orUieüt, flondeni gestellt, sie usht iv kamen. W.
Spengler, Der deutsche Aufsatz. Wien, K«megen. 48 Seiten. i'reislMk.
Die BfOsflUre, gcsohtieben ron einem jüngeren österreichischen Gynmasiel-
U'hrer. der sich durch eine literargeschichtlicfae Mtmographie bereits « inen ge-
achteten Namen rrworb» n hat und dem es mit seinem Berufe ernst ist, ent-
wirft al8 Einleitung ein }->il(l der Schüleraufsätzc. l)m Bild ist grau m grau
gemalt und nichts weniger nl;^ erfreulich. Die Ursachen, warum der Lenrer
trotz besten Wissens und Wollens keine irfinstigeren Kesultate erziele, lindet
der Vertasser zuerst in den sogenannten Instructionen, die ein Soheinunter-
lieirten bedingen. MathematiBch wefet Spengler nach, dus der Lectttie, dem
Hauptfactor bei der Stilbilduucr. eine geradezu lächeriich kleine Anzahl Stunden
nur Verftigung stehe; darum sein Kuf nach Sirhttinpr und Heschr&nkung des
Lehrstoffes. Die zweite Ursache findet er in iler Art linderer LesebQcher, die,
auf der Unterstufe encyklopädisch, auf der Oberstufe reiu literarisch, auf keiner
aber Stilmuster fOr SdiUeiarbeiten bieten, äneogler betont bier einen wunden
Punkt. W.
Sprocklioll, Eiuzelbilder aus der f'hysik. Die wichtigsten physi-
kaiisclien Erscheinungen des tilgliclieu Lebens und die gewöhnlichRten
Gegenstände des täglichen Gebrauches in Wurt und Bild. 2. vollstäudig
umgearbeitete Auflage. Hit Uber 100 AbbOdungcu. Uannover, Verlag
von Carl Meyer (Ghutav Frier). 96 Seiten. Pteia 70 PI
In kursen Absebnitlen bespricht der Verfbner die in der Natur und im
Hause vorkommenden wichtif?stcn Erschein unsren physikalischer Art und ei^
kl&rfc di^elben in der bei ihm bekannten und pr&cisen und klaren Weise.
IN» BfiahMn wird ttbenll dort, wo ein eingehenoer pb^sikalisolier Ünteriiebt
nicht möglich i t. L^nte Dienste lei.'«fen. Die zahlreichen guten Abbildungen
helfen dem Verstäudniüse in ausreichender Weise nadu Bftchlein ist in
jeder Hinsiflbt empfehlenswert, der Preis billig. C. R. R.
Carl StrSse, Oberlehrer am herzogl. Friedriehs-Kcalgymnasium iu Dessau,
Leitfaden für den Unterricht iu der Zoologie in höheren Lehr-
aoataltea. ünterstnfe. lüt 20 in deo Text eingedmekten HelMdmitten.
Beaan, Yarlagabaddiaadliiiig von Faul Baumaun. IV u, 49 Seiteo. FrelB
60 Pt
In einer vom gewöhnlichen Gange abweichenden Weise ist dieser Leit-
faden geschrieben; im cranzen macht er den Eindruck, als ob der Verfasser
ein Repetirbuch anlegen wollte, «»ehematisch sind manche Parti* n abgcftisst,
und insbesondere fiUlt der Mangel eigentlicher Beschreibungen auf. Hie und
da ist der Ven^uch gemacht, durch die Schiller die Merkmal 1 r objecte
herausfinden zu lassen. Nur einaelne typisobe Formen sind etwa<> genauer be-
qnochen. Dem Lelnrer, der mit diesem Lsitfiülett arbeiten soll, flOn Menlblls
ein großes Feld der Selbstthittigkcit zu, was nur ancrkennen.swert genannt werden
kann, und ebenso kann er ohne gute Olyecte nichts ausrichten, weil er die
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^ 420 —
Schüler Ronst auf dag im Leitfaden nur Angedeutete nicht aufuicrksam machen
kann. Eigcnthüiulicbcrweise sind bei einigen Vogelgruppcn Bei«timmuug.stabeUen
eingefügt. Warum nur bei diesen? Recht zu loben ist der Vorgang, die Bc-
Hprechung der einzelnen Thierabthpilunq'en mit dem den Schttlern bekanntesten
Thiere einzuleiten. Die niederen Tbierkrei.se sind auch für die Unterstufe gar
zu kurz abgethaii; so ist der Maikäfer der einzige Repräsentant der die Jugend
so sehr intcrewircnden Tnsecteu, von einer Spinne, einem Krebse ist keine Spur
zu finden, und diese wären wichtiger als die Seestcrnc und die Seeanemone.
Recht gut ist der Überblick nnd die Zusammenfassung. . Die Ausstattung ist
gut und 80 auch die Abbildungen. Doch welchen Zweck erfüllen manche
Bilder von Thieron, die mit Zahlen oder Buchstaben an den einzelnen Körper-
theilen bezeichnet sind, wenn im Texte keine Erklärung für die Schüler vor-
handen ist? C. R R.
Derselbe, Leitfaden für den Unterricht in der Zoologie an höheren
Lehranstalten. Oberstufe. Mit 128 in den Text eingednickten Hole-
schnitten. Dessau, Verlagsbuchhandlung von Paul Bauniann. IV. und 180
Seiten. Preis 1 Mk. 80 Pf.
Sowie desselben Verf. Unterstufe weicht auch diese« Buch von der land-
läufigen Behandlung ab. Eine Fülle von Material ist in demselben aufge-
speichert, indem eine Menge von Arten bei den einzelnen Tili» rahtheilungen
aufgezählt .sind; aber nur sehr sparsam sind dabei Notizen, welche auf die
Gestalt oder die Lebensweise u. dgl. Bezug nehmen. Soll der Lehrer all
dieses Material auch nur annähernd bewältigen, so reicht er mit Zeit und
Kraft in einem Jahre nicht aus, und die Schüler können nicht all das auf-
nehmen. In den Vergleichungen und Zusammenfassungen ist eine Fülle von
beachtenswerten Thatsachen zusammengetragen, und sind diese Partien der
(ilanzpunkt des Werkes. Überall ist auf die neuesten Forschungen und Ent-
deckungen gebürende Rücksicht genommen. In einem Anhange wird die
Verbreitung der Thiere und eine vergleichende Übersicht der wichtigsten Kiir-
perwerkzeuge durchgenommen. Den Schluss bildet eine in anatomischer und
physiologischer Hinsicht sehr gründlich ausgearbeitete Somatolugie des Menschen,
in welcher auch hygienische W^inke hei den einzelnen Organen beigefügt er-
scheinen. Die Ausstattung des Werkes ist sehr anerkennenswert, der Druck
Venntwortl. Redactuur Dr. Friedrich Dittoa. Bnchdmckeri'i Jnlins Klinkhardt, Loipcig.
und die Holzschnitte rein.
C. R, R.
fv
w
liM^nidistkin.kinRlab«
tcLhtytntiMBchMltMten
€Uncffscliale
•kill r»
A.Ger8feiiberaer
i^iH. rNisZitsiff.
yhiiindHM*, nfwdrtlMKk Wiei
luaii läickjtlt MuiiktliiR Ulli l«cli>
Pianinos '
voii44üMk., Harmoniums
,()n ;»0 Mk. au. und Flügelf
lOjähr. Garautie. Abzahlung gestatte«.
Bei Barzahlung BftVott «nd Freiteadimg.
WILH. EMMLER, B«rliB C,Se7d«d-
ibaaseSOi. AUeihttcSiBte AuszeichnimgeB:
Ofden, StutB-MedaUlen etc.
Pianinos toh sm irf> uoo xk.
mmm ilrätiofai- tind Aini^rik. Cottnge-
——^—Jl!l^ Orpeln (K»t« y, von Mk. «0 an.
I?'nis*^l^A7fcF;tbri kille. HrtVh«ter Baarrabatt.
Alle VortbeUo. lUuatr. Katalok'e Kiatis.
vViUk. XEndolph in Oie»*Hcn,
Her
Art
\m Gröfsles Lager • T
Louis Ocrtclc*>
HANNOVER .
lieber den seit Jahren bei den p. t.
Herren Pädagogen eti . etc.
woblbekannten
Holländischen Tabak
Ton B. Becker in Seesen a. Harz hat
der Fabrikant t.uiseudfachos Lob erbalten
mdeich den Besitz (l. r Zuscliiiften srhon
1885 und dann IH92 notariell bestätigen
lassen. Das not. Dokument bat die Expe-
dition eingesehen. (10 Pfd. (b^s Tabaks
lose in einem Beutel frco. ti Mark.)
3
..Hiob-Fibel"
k ttimfikr ötrbefltrl^lBtmalBörtfrmfiiJOOe.
«MI 50 ff., «»nt 63. «««n(*, VsMtM.
■elmlch'0 Bnchh. in BleleMA
liefert Ar 65 Pt firanoo
•T7s7"id.ex die
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Ton H. B«ck«r.
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ralbass,C'ontrapunkt n.in derCompo-
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unD Ji^oac. Sßuftec itmfonfl.
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©erlaß von JluliuÄ IRlitiri^ardt in Ceipiifl lln^ ^Berlin W. 35.
(Ein J'üFjm* füc ^eminarißen, junge Hefjrcr unb llEfjrErinnEn.
^on 'H. (»octtfi,
Sirrftor b« fiöhrren unb mtltlcrtu iKä:(t)fn(tf)uIe in ^iifltrburfl.
2., otriiif^rte «lufiane. fretö 5 'Silüxt, den. geb. 6 ÜKarf 35 fif.
„Xitefer rrueutc 'Jlbbrucf cnt{)ält neben roefcntlidjen ißcrbcfferunqcn aud) eine erfren«
lic^c 33creid)orunfl be^ 3"')«lt5>- Unter bon neuen fate(t)etiid)ni ^Ibjdinitlen ^eben roic
als befonberS geiftDoO unb lebenbig bie !6e^anb(ung Don 8d)iIIer«$ „^aud)eT'' unb
„®focfe" t)erüor. 5)a# finb 3JZfi|terQrbciten, bie nid)t bloft bem 2e^rcr fßrbernbe 'üKuftfr
bieten, fonbern aud) ben ^oeiiejreunb in bie Sd)önl)eiten bicfer '4^erleu ber 3itiIIi'r{d)cn
3Ru|e in böd)ft bilbeuber ^Jä^eife einfüt)rcn. Siefe* p^ilofopl)iid}c^ Stubium bcfunbet ber
größere ^luffa^ «Über Jbeen". $!te}e gebonfenreidje 9lbl)anblunii ücrbreitft über ba§
ganje SSerf unb feine ^ilnlage, ^oioic über bie übrigen Sdjriften Wüertt)^ »^Sinfüt^rung
in bie Xic^tfunfi unb üeitfaben ber fiitteraturgejdjidite) er^ tai richtige 2id)t. 2?ie
®(^u(' unb Unterriditsjfroge tönt immer Doller unb breiter burd) aDe 3d)iditen hei
^ublifutng. ^^itcr tjat jebfr ö)elegenl)cit, fid) von ben 2d)roicriiifcitcn bei» UnterridjtcnS
unb ben monnigfadjen (frforbcmiiien ber lio^rfunft ju übcrjeugen unb einen flarcn Sin»
blicf in bie 3d)ule unb iljrc '^lufgaben ju gett)inuen. J^ür bie entjd)icbencn i^or^üge be?
SSerfei^ fprid)t aud) ber Umftaiib, baß boeielbc von ben l'et)rern Cfterrcic^d unb Sieben«
bürgen«! mit «^reuben bcgrnfU, ja fogar Don Dr. ^ul. J^^aoa^, einem t)erDorragenben
üßöbogogen Ungarn^, iniS 9Ragt)arijd)e überfe^t »urbe." ^iedarjeitung.
2Jom öcutf'c^ett S^jrac^ttttterrit^t in 5cr Schüfe
unb Don bcutfdirr iVilbung unb (fr;irl)uuci überhaupt,
mit rtntm ^n^ang filier tiir £rf niDiuörtf r und rinr m nmtn ^ntiang üüer i)aä^ltDfut|'d]e in Iirr ^diiilf
Dicrte uüc^gebciierte, tueniii Dcrmebrte "Jluflage
Don Pv0f, Dr. ^. 0ilb«liran>.
8". broi'd). 3 SK., clcg. geb. «i. 3.60.
„Gin langer Xitel furniat)r, ober einer, hinter bem aud) mai 2üd)tige5 ftedt! 3)a^
Sßuä) in interefi'ant, reo man auf)d)lägt; auf jeber Seite lieft man eine (^Qe brr
toiditigften unb onregenbften ÖJebnnFcn. Selbft iDcnn mon in biefem ober jenem ^ißunfte
mit bem ^Bcrfaffer nidit eiiiDerftanben roärc — unb aufbrongen roiU berfelbc feine ?tn*
fidjten feinem — fo müßte man feinen onjic^enben ^Darlegungen unb flaren 3iiegrün-
bnngen bod) mit DoIIcr 'Jlufinerfiamfcit folgen. 3)aäi t^nö) fonn allen, njcld)c fid) für bie
im iitel angegebcuen ^4>unlte iutercjiieren, nur auf^ loärmfte cmpfol)lcn werben. "
_ Üitteraturblatt für fotl)olifche®rjic^er.
2)tefe ^^üd)er finb burd) jebe 9ud)t)anbliing j^u bejie^cn.
Soeben ersclieliit:
19000
1 16 Bände greb. <k 10 BL 1
oder 256 Hefte ä 50 Pf.
160001
1 Abbildungen.
Brock haus'
rsationS'Le.
/4-. Auflage.
SeitenTextJ
Konve
xikon.
reoOTafeln.
SOOKarten]
1 120 CbroiDOtafelD DDd 480 TaTelo iB ScbwmiiniclL |
Hierzu 4Beilagen: 1. von Julius Klinkhardt, Leipzig. 2. von Grübel& Sommerlatte. Leipzig.
3. von Rosenbaum & Hart in Berlin. 4. betr. Unterrichtskurse für Lehrer zur
Ausbildung im Handfertigkeitsunterrichte.
BucbilruckcTGi Jalioa Klinkhardt, Leipti^
Paedagogium.
Monatä8chi'ift
Erziehung und Unterricht.
üerauBgegeben
inner Mitwirkimg luervomigwuler Paedagog«!!
Ton
I>r. JE«Viedrioh I>itte«.
IT. Mmi
7. Heft, April 1893.
Verlag you Julius Kliukbardt
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Inluat dM 1. Hsfteei
Seite
IiOflke» BovneMi ud die gegenwärtige Sdiiilraform. Eine pädagogiMhe Stodn
▼OA Dr. Ad. 8fttteTli]i*atnStaig i. £. ißiMam) 4SI
Wvt und Metliode dar Getchiehte. Von Johann Knnlicli-lllhr.>SiiliOnib«ii[r ^
Vater, Sohn und Geiat. Von Theodor Vernalekeu-Graz 489
Die Schul Yermittlerin rochtakuadliehw und wirtBchaftliehor JLebnm.
Von L. Mittenzwey 447
Stadtschulen in den Vereiiiiß-ten Statiteu. Von C. (i. Mtlller-ciersdort'. Sactu^en 462
FfUiagogische Rundschau. Einladung. — Aut» Bauern. — Aus Ungarn . . . 472
Aus d«r fnohpraM 479
AfeMUMMMitt-Pralt pro Quirlal tt. tJS.
Alle BiiohherMlUingen und Postanstaiten aelimeo BeeteUuogen an.
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Loeke, Btiismm db^-iffif ^^kBj^rtlg« SeMrefdniu
Eine pädaffOffiscXe iSNiJje ton Dr. Ad. SiUterlin^Straßburff i. K.
CxogeBttber der ablehofliidesi Haltimg gegea die alton Spracbea
tritt in der Beformbevegnng das Veriansen naeb einer eingehenderen
Behandlung der ICntteri^p räche, des Denteehen, au£ Dies kann
«nf&llend erscheinen, aber es mtlssen doch irgendwo dch bedeutende
llingel gezeigt haben beim Unterricht im Dentscbea, sonst hAtte man
gar nicht darauf kommen kdnnen, mehr Ünterricbtsstunden für die
eigene Sprache <n va'langen. Der Zweck des ünterrichts ist überaÜ
klar, mag er nnn so oder so ansgedrft«^ werden*): Beherrschnng d^r
Sprache in Wort and Schrift, Kenntnis unserer Literatur. Die Mittel
daza sind des öfteren, u. a. von 0. Jäger (hum. Gymn. S, 47) genauer
aufgeführt vom Lesenlenien bis zur Leetüre der Iphigenie. In dieser
Beziehung fordert die Reformbewegung nichts Neues. Woran liegt es
denn, dass der l'iiterriclit in der Muttersprache neuerdings so stark
betont wird iin l dies selbst in einem Beschluss der Berliner Conferenz
zum Aiisdrui.k gelangt? „Auf den Unterriclit im Deutsdien ist unter
allen Umstfinden der größte Nachdruck zu legen, die Stundenzahl, so-
weit tliunlicli, zu vermehren, vor allem aber die Vervollkommnung des
deutscheu Ausdrucks in allen Lehrstunden und insbesondere bei den
Übersetznnr^en aus den fremden Sprachen zu ersti-eben." Wenn man
das alles schon längst getrieben und gehabt hat, so kann e.s nur an
den AuÄfuhrunuren der auf dem Papier stehenden Aufgaben gefehlt
haben. '^'^) An sich ist es ja gewiss ein erfreulich Zeichen, dass dem
*) YosL dm: flthiUv, Hminwirii & 266 IT., wo mAa «1» «ia« gtoMt
Cedruckte Seite Literatur über den Unterricht im D. aagcAUiit wird.
„Das Ziel ist überall erreicht worden, wo der Unterricht ein ^tcr war", heißt es
hei Zietrler, undO. .Tätrer 46: „wenn jf*der Lehrer nachKräiteu ein rLiiie> Deutsch
^ricbt" ; iemer 6chiiler a.. a. 0. S, 2ö<: „wenn jeder Lehrer jede Stunde mittelbar
wk «iMT AMtHben Kicfat, and wenn er aelbst vcv allem flbendl ein gntet Beispiel
gll»t wdA Mti dnee dimlitas muteilinfken S^nedienB befleiiigt" >- Aller aa wie
Vifliett Orten ist das alles wirklich der Fall? Wie fiel gute Lehrer des Deut>r]ien
gibt CS? So darf iiinn 'y.\ wol fragen, wenn mnn'? selbst erlebt h:it, daf*« ein Lc-hrir
sich beklaert»;, er wisise nicht, was <!r mit den dcut-rh^n Stnnd» n in (,»uiata anlang^tii
solle, uud dann gelegentlich noch eine für lateinische Grammatik verwendete. Wie
Tiele Iielirer femer befleißigen doh, fan Üntenidit ein mnsteiltailee Dentadi nt
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— 422 -
Unterricht in der Muttersprache mehr Gewicht beigelegt wird, und
der Wert dieses Unterrichtes wird auch nirgends unterschätzt. „Die
deutsche Stunde muss die schönste sein", so klingt es gleichmäßig
aus beiden Ladern. Und so hat auch scbon Locke gemeinl, der
§ 167 sagt: „Das, denke ich, wird mir zugestanden werden, dass,
wenn ein Qebildeter irgend eine Sprache studiren soll, es die seines
eigenen Landes sein sollte, damit er die Sprache mit äußerster Ge-
nauigkeit yerstebe, die er beständig gebraucht (g 168:) £s erweckt
VerwunderuDg, dass die jungen Menschen gezwungen werden, die
Grammatik fremder und todter Sprachen zu lernen und niemals aus
der Grammatik ihrer eigenen etwas hören-, sie wissen nicht einmal,
dass etwas dergleichen vorhanden ist^ geschweige denn dass sie darin
wirklich Unteiricht empfingen. Ebensowenig wird ihnen ihre Mutter-
sprache jemals als eine Sache hingestellt, die ihrer Sorgfalt und
Pflege würdig wäre, obwol sie dieselbe tätlich gebrauchen, and
obwol sie in ihrem kfinftigeiL Leben nicht selten nach der ge-
fiUUgen oder nngeschickten Weise (by their bandsome or auk-
ward way) benrtheilt werden, in welcher sie sich in derselben ans-
drucken. Dagegen sind die Sprachen, ndt deren Grammatiken de so-
TicA besdiSftigt werden, solche, die sie kaom Jemals sprechen oder
sdireiben werden. (Locke spricht Yon den alten.) Wfirde ein Chinese,
der diese Weise unserer Erziehung beobachtete, nicht geneigt sein an
meinen, dass alle unsere Knaben aus den besseren Ständen bestimmt
seien, Lehrer und Professoren der todten Sprachen fremder Länder zu
werden und nicht Qeschfiftsleute in ihrem eigenen?" — Der Öber-
setier der Locke'schen ^Oedanken', Dr. Schuster, macht hier folgende
Anmerkung: „Der hier von Locke erhobenen Forderung ehiea tAdb-
tigen Studiums der Muttorsprache als nothwendigen BestandtheÜs wahr-
hafte: Bildung wird bei uns leider noch heutigentags nidit hin-
reichend entsprochen. Noch heute gibt es bei uns Philologen, die
einen Verstoß gegen die Muttersprache geringer achten als einen
sprechen? Wie viele deokea beispteläweiäc daran — um nur eine ^'^cuiigkeit'^
herTOBabribeB — , da» « bMier iit, luek «sem Oompantiv „als" nt ngen staftt
„wie*', und nadi „wenn" den Coi^iinetiy nicht mit „wflide'* ni mmchz^bea; dav
du Untersohied ist, ob ich sage: „der Apfel ist gelb'' oder: ,Avt ApM ist elm
gelber?" Ja, es macht öfter den Eindruck, als ob manche Lebrcr die Ansicht hlittcn.
atif so etwas wie Schönheit und Oorrt cthcit des Ausdrucks 713 tcUten, sei eitel über-
flüssige Mühe; es genüge, wenn mau nur eben nach vcrö landen werde. Schreibt
doch seUttt 0. Jäger: „Wir sind nicht gemeint, die Bedeutung dieser Petition zu
natMBohatMii*', wo er sagen «iU: „irir haben nicht die AMefat".
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— 42$ —
gegen die latemische. Und Hunderttansende von ^^ichtplulologeii
wSrden ihre Muttersprache besser kennen nnd handhaben, wenn, äe
auf das Stadinm derselben und ihre Literatur die vielen kostbara
Standen liftttea Terwoiden können, die sie in dem mühseligen Ringen
BMb einer mitzloeen und oberflachMehen Kenntnis der lateiniaehen
fi^indiB Torgendem Hnnten.^
Locke gibt ancb über die Methode des MntteErapndimitenichtes
elBfge Boefa heute yerwendbaie Regeln» wenn er § 189 nnafthrt, daas
man die Kinder erst Gesehiehten, die sie kennen, ersSblen, dann
idfidersdireiben lassen, dann gute Beispiele ans den alten dassikem
ftlmsetKen lassen solle. „Wenn sie so im Zusammenhang mit An-
gemessenheit nnd Ordnnngr die Muttersprache schreiben, so sind sie
Meister eines leidlichen ei zaiileiiden Stiles ; dann mögen sie zur Abfassung
von Briefen fortschreiten." Ferner heißt es: „Richtiges Schreiben
und Sprechen ffibt Anmnth nnd q:e\»r i!mt dem, Avas man zu sagen hat,
eine sreneigie ÄuiiM^rksainki it; luui da es das Englische ist, was ein
gebildeter Engländer st( ts im Gebrauch haben wird, so ist es die
Sprache, die er hauptsächlich püegen iin<i in der er seinen Stil mit
fW5ßter Sorgfalt glätten und vervollkommnen sollte.** — Der ganze
Abfichnitt bis zum Schluss des Paragraphen mit einer begeisterten
Betonung des StodiamSy des Erwerbs, des „Ganz-zu-eigen-Seins" der
Knttersprache gegentlber der alten, nnd dem acfaließlichen Hinweis
anf das Nadibairolk, welches^ die Yerfeinemng nnd Bereichemng
vom S^raebe der OffentUehen 'Fttrsorge nicht nnwert erachte, Iftast
M leeht Uar werden, dass man nnr hei Locke nachndesen hraocht
— BoQssean kommt in diesem Pnnkt weniger in Betracht nm
das n linden, was man heatantage, zam Theil als neo, wieder h<toen
nnd lesen kann.
Wir kommen zum Unterricht in der Geschichte. „Im allge-
Jii(iDen% sagt 0. Jäger*), „gibt der Betrieb des Geschiehtsunterrichts
<l«n Radicalismus nicht so viel Stoff zu Klagen, als man denken
sollte: höchstens dass man auch hier über die Bevorzugung des Alter-
thuiDs klagt/ Dies ist ja u. a. aucli von 8. M. dem Kaiser selbst
geschehen, der namentlich mehr deutsche Geschieht« wünschte. Den
Forderuu^^eTi . dir neuere (ieschichte mehr zu pflegen, hat denn auch
^lie Berliner Konferenz Rechnung geti-agen mit ihrem ßeschluss: ..Eine
eingehendere Behandlung der neueren vatei'ländischen Geschichte ist
bei richtiger Begrenzung des sonstigen Geschicbtsstofes ohne Yer«
*) Das huDMi. Gymnaflian S. ö8.
29*
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— 424 —
mehiTing der bisher dem Gescbichtsimterriclit zugewiesenen Stiinden-
zahl zn eiTeichen." Diese Forderung ist nun besonders, wi« auch ans
den in der Berliner Conferenz «gehaltenen Reden hervur;^elit, aus dem
Grunde naclidiucklich betont worden, um vermittelst dieser neuen
vaterländischen Geschichte die Vaterlandsliebe besser zu pflegen und ^die
Vorziig-e der uionarcliisclieu StaAUsfonn klar zu machen". (Frey er S. 56.)
über (Hf ( i ( schichte als Erzirlunius- und Bildungsmittel haben
Locke und Kuu^»eau goldene Wui ie gespros licti . m> der Englinder,
wenn er C§ sagt: ,.Alle Unteriialtung der Geschichte dreht sich
fortwährend um nichts anderes als um Fechten und TfVfUen, und die
Ehre und der Rulmi, womit biroberer tiberschüttet werden, verfuhren
die Ii t'j anwachsende Jugend zu meinen. Niedermetzeln sei das Ißblichste
Geschäft der Menschen und die heldeiiiiMl.ugste der TuL^ondon-. und
der Fi-anzose (S. :^38, II. pag. 28) mit seiner Ausführung: „Da die
Gevschichte nui- durcli Revolutionen und Katastrophen interessant wird,
so berichtet sie nichts, solange ein Volk unter einer friedlichen Re-
gierung in Ruhe wächst und glücklich lebt; sie beginnt erst von ihm
zu erzählen, wenn es nicht mehr im Stande ist, sich selbst zu genügeu,
sich an den Angelegenheiten seiner Nachbarn betheiligt oder letztere
Antheil an den seinen nehmen lässt Wir besitzen sehr genaue Dar-
stellungen deijenigen Völker, die sich aufreiben; dagegen fehlt es uns
in Beziehung auf diejenigen, die sich friedlich entwickeln; diese sind
00 glttcklich, dass die G^chichte nichts von ihnen zu berichten hat."
Dieser Punkt, man solle weniger Königs- und Kriegsgeschichte
treiben als Oulturgeschichte ist in der Reformbewegung ebenfalls, viel-
Idekt nicht stark genug, hervorgetreten, und dies hat zur Ablaaiiing
vmi O«B0bkhtsbucbem nach dieser Bkhtang geführt (Löhlein und
HoldermaiuLi Ohristensen); doch ist in allernenester Zeit wek das
Qegentbeü vorgekommen.
BoDiseaus Ansicht in Beziehung auf die neue Geschichte ist jedoch
dem gegenwärtigen Standpunkte entgegengesetzt; er sagt: „Die neuere
Geschichte lasse ich ganz beiseite, nicht allein deshalb, weil sie
keine FhjaiognoiDie mehr hat mi gegenwärtig die Menschen sich alle
gleichen, sondern auch, veil muere Schriftsteller einzig und alleiD
bestrebt sind zu glänzen.'' — Abgesehen davon, dass Bousaean hier,
wie es ja gelegentüch seine Art ist, übertreibt, werden wir auch sonst
seine Begründung nicht anerkennen. — Wanim die Behwidliing der
Geschichte nicht weiter a]s bis zu den Jahren 1870 und 71 Tordringeii
darf^ hat Ziegler (S. 89) sehr schOn dargelegt. Das ist eben noch kerne
Qesehichte, nnd der Kampf der Psrteien gehört nicht in die Sehnla
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Die üntenveisuDg- in den Gesetzen 4ps IjjmdeB, wenigj^tens den
wichtigsteu, die ebenfalls von der neuen bchulbewe^in^ verlangt wird,
ist yon Locke ganz besonders betont worden. 0. Jäger will den
Geographieimterricht namentlich dem politischen Bedüi*fiais dienstbar
mdifiD; der Übersetzer nnd Herausgeber Locke's, ein Vertreter der
aeaea Biditiuig, verlangt: „Sollen die deatschen Knaben zu Männern
bonumeliwiii» die üire Beobte und Pftiehim «]s 8ta«tBbftrg«r lebendig
flldeii, daim ist es imbedingt nOthig, dass (de schon ftlUi (I) mit des
aflgsrnsiiiflii Gesetaeii des Landes bekannt gemaelit irerdeo. Der Oe-
' addelitsniiterriebt missto geraden in die QeselM* md Veribssnags-
knnde der Gegenwart des Vaterlandes aaelaiifea nnd dadireii vollendet
worden.** Locket Yerlangem Ist anch f&r jene Zeit ganx begreUUeb
ia einem Lande, wo sebon sehr viel frOber als bei nns sieb ein poli-
tisches Verfassungsleben entwickelt hat; er sagt (§ 187): „Es wäre
unerhört anzunehmen, dass ein gebildeter Engländer der (jesetzc seines
Landes unkundig sei. Diese Ji.enutiiis ist ihm, welche Stellung er
aach einnf^hme, so uothwendig, dass ich, vom Friedensrichter an bis
znm öt-aausnunister hinauf keinen Platz kenne, den er ohne dieselbe
gehörig ansznfiillen vermöchte." Locke meint dabei aber allerdings
auch ni'iit den spitzfin lig^cii , strittigen Tlieil der Gesetze, sondern es
scheint ilim nöthig, dass ein junger Maan sißk einen ijünbiick in die
Vertassung und Verwaltnng verschatfe.
Bonsseaa, der der Gesellschaft den Krieg erklärt, will seinen
I Zfli^ing znm Il^DDgang und Verkehr mit ihr ausrüsten; seine Aus-
i fühmngen darüber dnd> obwol wie bftufig theilweise übertrieben,
I Ml vielar Beaebtnag wert (Veri^ aneb Qebrig, J. X Bonsseans
Leben nnd i^ldag. Bedentnng. Neuwied 1879, a 138 n. 148.)
Die aittUdi wirkende Kraft des Beligionsnnterricbts ist wd
kann von ennem FHdagogen verkannt worden. Ob nua die Art des
beotigen BeÜgionsantcviifiktea, dem sa viel Dogmatismus und zn wenig
Anregung fOr das Gemttth vorgeworfen wird, daran die Sebald trägt,
«b wirfclieh ein Zag der Irrelig^osit&t doreb die Zeit geht, oder woran
6B ifliner liegen mag: es wird gerade in unseren Tagen die Bedeutung
des Religionsunterrichtes ganz besonders betont. Die Berliner Con-
fwenz sagt in einem ihrer Beschlüsse: „Die höheren Lehranstalteu
vtirmögen auf die sittliclu^ Bildung ihrer Zöglinge einzuwu-ken durch
Pflege Ull i i^ötürderung der religiösen »Tesinnung, sowol mittels des
Rehgioüsunterrichts als auch mitteis angemessener Schulandachten!"
— Aich Locke hat dem Religionsunterricht seine Aufmerksamkeit
2Ugew«adt, ibm mehrere Paragraphen seiner »GedsAkea'' gewidmet
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— 426 —
(j§ 134^189), und trifft im wesentlichen mit dem zusammen, was
immer Ar giltig erachtet worden. Boufiseaus ablehnende Haltnng
gegen Btiigionsantemclit im Kindesalter nnd das Verlangen der
natOriichen Beligion ist bekannt genug. — Ich gehe auf diesen Funkt
nicht niher ein.
Es ist dann auch der Wert des Zeichenunterrichts in der
neuesten Zeit besonders betont worden, und auch die Berliner Con-
terenz liat diesem Zug nachgegeben, indem sie beschlossen hat: „Es
empfiehlt sich, das Zeichnen in den Gymnasien über (^uai Ut hinaus, bis
Uutersecunda einsrhlicLilich obligatorisch zu machen." . — Auch Locke
und Rousseau liabeii das Zeichnen ui( ht vergessen. Der letztere, der
überhaupt großes Gewicht auf die St härfung der Sinne und da*
Beobachtung legt, ein Zug, der üi der neuen Bewegung besonders voo
hervorragenden Vertretern der Medicin und der Naturwissenschaft
vertrct«Mi ist, sagt u. a. (S. 180, T. pag. 522): „Die Kinder, tlie große
Nachahuter sind, vei-suchen alles zu zeichnen; ich wünsche, dass mein
7A)srVn\{r diese Kunst fleißig übe, aiciit crerade um der K\m>i selbst
willeo, sondern um sich einen sicheren Blick und eine gewandte Hand
anzueignen. ^Vergl. dazu Pieyer, S. 57, wo nTisret^hr dasselbe steht
wie bei RMUssf ;iu.) Tiherhaiii r kdiniiii es sehr wenig dai'auf an, ob
er dipse oder i^iu^ l Ihiiiü: m lfi iit haljc, wenn er nur die Schärfe seiner
Sinne und dit icnlge körperliche i^ertigkeit erlangt, die man dm-ch
Übung gewinnt.'" Freilich können wir dem Apostel dei* naturgeniaiien
ErzieliuTi2' ni«^hf weiter folgen, wenn er nun £ranz ohne Lebrer den
Zögling gleicii nach der Natur ilair^i r, Bäume, Menschen will zeichnen
lassen, und es ihm dabei eineiiei ist, ob der Zögling erst lange
schmieren Averde, ohne etwas Erkennb?u*es zu wege zu bringen, und
was derartiges melir ist. Locke hatte gesagt (t; 161): „Wenn da<
Kind gut sclireiben kann, dann mag es passend sein, die Übung seiner
Hand duicli Zeichnen fortzusetzen, eine Sache, die einem Manne bei
verschiedenen Gelegenheiten sehr nützlich sein kann als ein Mittel,
welches oft durch ein paar geschickte Linien ausdiücken hilft, was
ein ganzer Bogen G-escbriebenes nicht würde darzustellen und deutlich
zu machen vermögen. Ich meine nicht, dass unser Sohn ein
vollkommener Maler werden soll; um dies in ein^ leidlichen Grade
zu werden, wäre mehr Zeit erforderlich, als ein junger Mann den
anderen wichtigeren Theilen seiner Ansbildnng abbrechen kann. So
viel fiinaclit in die Perspective aber und so viel Geschiick als nöthig
ist, Ilm ZB befthigen, irgend einen Gegenstand, den er sieht, Ge-
aiditer aiugmMKmmen, ertriglieh auf dem Paioere danRUteUen, mag,
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— 427 —
denke ich, in kurzer Zait erlangt werden, besonders wenn er Anlage
dazu hat. Wo diese freilich fehlt, da ist es, von unbedingt nothwen-
digen Dingen abj^seheü, besser, den Knaben in Euhe zu lassen, als
ihn nutzlos abzu(inälen; es ^^ilt daher ftir das Zeichnen, wie für alle
nicht unbedingt nothwendigen Gegenstände die Regel: „Nihil invita
Minerva." — Also, auf unsere Verhältnisse übertragen, auch die
nöthigen Dispensationen von einzelnen Unterrichtsgegeiiständen sind
hier schon vorgesehen. Im übrigen, diese Bemerkung sei mir hier
gestattet, wie viel wolthnender berührt doch X^oeke's ruhige, gemBSsene
Aft M der Behandlung einzelner Fragen, ak die fltttrmiscfae, ewig
drSagende» m oft ttbertreibendfi Bonaaeans*
An das Zeiefanen seUiefit am natllriichstett eine andere For-
darang der beiden FSdagogen. Beide lassen ihren Zögling ein Hand-
werk eriernen (Loeke §§ 201, dOS. Boosseaa 8L 864, I pag. 57ö).
Da beide einen einaalnen jungen Muin eniehen, so ist dies ohne
Sehwierigkeit dnrcUlIhrbar, mid es ist Ja in der Folgezeit nidit
sehen gewesen, dass sich Minister und Fftrsten mit Handwerks-
»rbeit abgaben. Für die Schulerziehung ist das in dem Maße
liielii durchfühi'bari ^och ist eine Bewegimg entstaniicii m
Gunsten der Pflege der Geschicklichkeit in Handarbeiten, und so
ist schon vielfach der Versuch gemacht \v<ii*len, den Handfertig-
AeiiMiuter rieht, wenn nirht gerade in die höheren Schulen, so doch
in die Volksschulen einzuführen. Ja, der Verein für Schulreform
-Neue deutsche Schule*' liat in seinen Schulplänen lür die Unterstufe,
die etwa der Volksschule entspricht, in den Lehrplan aufgenommen:
r Besonders Beschäftigung im Garten und in der Schul werkstätte."
Die Frage der Binffthning des Handarbeitsunterrichts ist gegenwärtig
noch umstritten und es mnss sich im Laufe der Zeit erst noch heraas*
Stellen, ob die Schale davon VortheOe oder Nachtheiie erlebt. Sollten
I aber nieht die Anflöge an diesen Bestrebongen schon anf Locke nnd
I Boanean zaraekzofUhien sein?
Zorn Sehfans: die körperliche üreiehnng. Wie bereits in der
ttleitong erwihnt, bat die Anaieht, daas neben der inteUectaellen
fiÜdnBg die des Körpers nicht Temachlfissigt werden dttife, schon
I liflnfioh lange auch bei uns Geitang gehabt^ nnd die Bemfthnngen,
Tonen nnd Spiel in die Schulen einzuführen ^ sind seit den Tagen
Ö'te Muths' und Jahns verschiedentlicli wiederholt und an den ver-
Khiedenen Orten von mehi* oder weniger Erfolg gewesen. Weniger
äIs bei anderen Bestrebungfen auf dem Gebiete der Erziehung hat
n^äu bei diesen die Ansichten Locke s vergessen, und es ist immer von
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Zeit zu Zeit in Turofleluifkai mid Bolchen ähnlicher Tendenz auf den
BkiglAnder hingewiesen worden, der seine Schrift über Erziehung mit
dem nun allgemeinai Schlagwort iMginnt: Ein gesunder Geist in einem
gesonden £(trper. In der neneeten Zeit nun ist die Nothwendi|^eit
der KdEpeiiiflege, der k^rpcriidien SMehong durch Tumfibungen imd
Spiel ganz besonden Moat worden, nnd die Beriiaer Conftmi hat
dieaer Farderuig Anadrack Terliehen, indam de ab nOÜiig baaaieliBetet
«BegQnatigang der Pflege dea KOipeis; die- Pflege der Stiele und
lUtiperüehen Übungen, welche letztere ala tägliche Anilsahe m be-
aeiebnen aind; jnabeaondere alao Ventfikiuig and Hebong dea Tun-
nnterridita.''
Lodtt apriofat dazQlter mehr ala Arat und verbreitet nioh dedudb
banptafteUicb Uber die Eilialtiuig der Geanndheit, wibrend jetet die
Pflege dar Leibaaflbangen ala Gegengewicht gegen die geialige Adp
atrengnng nnd «daa viele Sitien anf der Scbnlbaak''» vieUeieht aaoh
wegen der Weiirbaftmaebmig dea Yolkes betont wird; aber die That-
Sache» daaa er seine Ekadebnngaacbrift mit der Pflege dea Leibes
beginnt (§§ 3—30), ist wol za beaehten. Schwimmen, Bewegung und
Spielen m ftiaeher Loft (g 10), neben dem Spiel der Kinder ttberhaopt»
ndaa in keinem pädagogischen SehriftateUer einen winaeren Vertreter
findet ab in Locke, der immor mit grofler Sympathie nnd Liebe von
dem kindliciheB Lebensalfeer nnd der ihm eigenen Qlftckseligkeit spricht''*),
aowie die Abhfirtnng dea EQrpers nadi versebiedenen Seiten bin, hat
er sdion, ^nnd wol anerat mit dieser Eindringlichkeit empfohlen, oad
ab weitere körperliche Übung, die in einer Sdinle wol niebt gaas
darcbfthrbar ist, Beiten und Tanaen aaiiseflihrt
Wae den Prediger dea Natnrevaagettama der Erziehnng anlangt»
so setat aicb Boasseaa nut einigen, ancb bente ab nniiditig geltenden
Analebten Locke's aasdnaader (S. 150, L pag. 503), iadem er aagt»
ea sei die Terailnftjgste Torsdiiift, die versddedene, aonat voneiaaader
abweicbende Sdiriftsteller gegeben hatten, dass die Kinder -neUhetaea
Leibes&bungen unterworfen werden mussten, „die yemünftigste, aber
auch diejenige, die man am meisten veimchlässigt und stets yenuushr
lässigen wird. Da man keine besseren Gründe über die Wichdj^ceit
und keine besseren Regeln darüber Treben kann, als die in Locket
Bncli enthalten sind, so begnüge ich mich auf dieses zu Terwefaen
imd nehme mir uui- noch die Freilieit, dessen Beobachtungen noch
*) Gavancf^rui, Vei^ucli oiuer zusanune&lasseiiden Daiatellong der pädag. Aa*
sichten Locke s. Beriiii 1887. S. 67.
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einige hinziizuftigen.* (S. 151, I. j ag. 503.) Dann verbreitet er sich
in beredter Weise über das, was zur Pilege und Kräftij^Ti!? des
Kurpers nötJüg, des näheren ^■;ellri^r ''a. a. O. S. 122) fasst dies
ftwa so zusanimeii: T^t bestäiidij,^ den Körper, macht ihn kräftig und
gesund, damit ihr ihn weise und vernünftig machen könnt; der Zo^liug
arbeite, laufe, schreie, sei inuner in ßewct^ng; er sei der Kraft nach
ein Mann, bald wird er es anck der Vernunft nach sein. Lasst den
Zögling frei sich entfalten, bevonnimdet ihn nicht auf Schritt und
Tritt, so wird er Leib und Seele zugleich ausbilden und auf diese
Weise die Vennmft eines Wdaaii und die Starke eines Athleten ge-
mnen. Damm tot allon gymnastisobe Übnugoi; indem sie denK9iper
sttaken nad die Stame üben, vermitteln sie die Bfldnng des Geistes
nd leilir«n uns den Oebnuteh imsenr KrSfta Um die Eimst des
Dankom erlernen an k5nnen, mflssen nir nnsero Glieder, nnsm Stame,
die Werkzeage nnseree Geistes üben. Dasn ist aber nOthig, das
unser Körper, der sie ims darbietet, kräftig und gesund sd. Alle
diejenigen, -welche über die Lebensweise der Alten nachgedacht haben, *
schreiben jene Kiaitigkeit des Kürijers und jene Eneririe des Geistes,
wodurch sicli dieselben vor den Menschen der Gregenw i t anszeichnen,
den gyninastischcn t Übungen zu: indem man das Kind ;tii tue Arbeit
gewöhnt, gewohnt man es an den S. Iimerz; man muss es die Be-
schwerden der Leibesübungen scliraecken lassen. Die köi'perlichen
und geistigen Gebrechen der Kinder entspringen beinahe sämmtlich
aas der gleichen Quelle: man will sie vor der Zeit zu Erwachsenen
machen!" — Ein Vorwurf^ der gerade jetzt wieder »ehr lant erhoben
wird — nicht mit Unrecht — and der nicht smn venigsten die Spiel-
bevQgnng hat veranlassen helfen. „Nor nicht sn große Sorge um die
toimdbeit«', heiftt es sehlieftlieb, ^lieber anraten krank sein, als sich
fiurtwUireiid Sorge machen, keine Krankheit an bekommen. — * Scbvimmen
ist nMUger als Balten; der ZOgling mnss im Wasser ebenso gewandt
ttd aieher asm wie anf den Lande."
So lehrt denn anoh dieser Blick in die G^esohichte der PAdagogik
Aohtmg vor dmn bewihrten Alten vnd mahnt, wie Sefanmaan sagt,
dnvBh BinwMS anf den nie rastenden Fortschritt des geistigen Lebens
9ä die stets neuen Wandlungen, welchen das äußere Leben unter-
den Sinn offen zu halten lüi dib iti-uen Aufgaben, welche durch
veränderte Verhältnisse der Erziehung gestellt werden, und warnt
vor dem blinden Vertrauen aul neue oder überhaupt bestimmte päda*
gogische Theorien, welche sich als allein seligmachend anpreisen.
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Von tfohann Kaulich-Mähr.-SchittUMirg.
D ie praktische Lebenskunst veraclitct die Methode der Ge??chicbt^.
Ihr eigeütlirlist»\s Gebiet ist das \ orhaiidtJie, dessen klug'e lit niiuung
sie uns leim, wie IiImm iiiiupt geschicktes AuiKis^en an ein (Tr^flf^Ties
ihr Erangelium ausniarht. Damit geräth sie notiiwcndig iueiue leind-
selio-p Stelhmg zu dem Entschwundeuen, das den Blick für die Re-
gung* ii ies Gegenwärtigeil trübt und dem Lebenskünstler unter
Umstan irii (üp ^'ahierkeit nehmen kann, jenes Gef^enwärtige, recht in
vollen Zügrii miiiieüend, auszunutzen, l^as gelaurigste Recept dei'
Lebenskunst schrieb uns jüngst ein Weiser der Gegenwart ins Stamm-
buch: „Willst Du nir ein hübscli Leben zimmern, musst Dich ums
Vergangne nicht bekümmern!" iSo wij"d die Lebenskunst nicht selten
zu einer besonderen i^'urm menachlicher Öeihstsuditi ia gewisBem ^aa»
zum historischen Egoismus.
Auf diesem Punkte ist sie einer großen Ausbildung tähig.
Denn der Staatsmann, der mitten in der Gegenwart steht, gehl
einen Schritt weiter; weil er selbst Geschichte macht, leugnet er gern,
dass die Geschichte ihn gemacht hat Und wie die Anhänger prak-
tischer Lebenskunst der Geschichte gar keui Gewicht beilegen, wird
sie fitr ihn zur gefälligen Dienstmagd, die bahi im Sonntagsstaate an
der Treppe steht, bald in die Kfkche yerwiesen wird, je nach dem
Augenblicksbedürfnis, das in dem vornehmen Hanse des Staates herrscht.
Dean den Staatsmftnnem Jedar Art and Größe ist die Nothwendigkeit
der Enreekiing eines Vergangenan bedingt von dem sofiUligen Stande
der Dinge, die sie in der Gegenwart wahnanebiiiea neiiiML Der
Parlamentsredner sagt in seiner Wähleryersammlung, wenn es flick
om Gesehtditeimterrioht im Gymnasialstreite liandelt: „Wir braachen
die Erümenmg an Jene glorreichen Tage ntr Befrachtuig und Er-
wedmng unseres eigenen Geistest** Aber am nAcbsten Abend, in
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nächst-en Städtchen warnt er vor „unfruchtbarem Gräber-Culto»" und
lordert Männer der That, die sich an das Geg^ebeue halten.
Der Ideale Gleh< der Geschichte droht dem GnmdBatze g^meiiier
Mtatüchkeit — der Zweckmäßigkeit schlechthin — zn erliegen.
Eine Gruppe nenerer, politischer Geschichtschreiber hat üin be-
reits getötet Durch den Subjectivismua historiaeher Aaüumaag ist
die kflaatkriMke DazstoUimg der Gesctaiciite zu einer TöUig hend-
wefkaiiftßJgeii Geeobiebts-Klittemiig herabgeniiikeiL Nicht der Mftftmalick
mws, nichi ^YttM^^MMomlmhsa
Ikres idealen lalialteBlMnuilit; — eher mtate man sagen, sie hfttten eine
Bsae Seite jeam Inhattee nacbgewiesen — ea Jat nur eme kleine Zahl
politiacher ond ofBdeller Hiatoriographen, weldie die Wdt dnftr ver-
aatiroiilieh zu machen hat. Unsere großen elassischen Geachieht-
ichreiber salien das Gebiet, das sie ihrer Darstellung wert hielten,
gleichsam aus der Vogelperspective an die politische und offtcielle
Historiographie zeichnet dagegen ;ius der Froschperspective. Da ist
es denn kein Wunder, wenn der nächste MaulwuHshiis^el der Gegen-
wart sich in die Wolken zu thürmen scheint, und die üleseu dei-
ferneren Vergangenheit zwergenhaft einschrumpfen.
Klio flüchtet immer mehr in die Sc-hulstuben; und endlich wird
<js sich ein Vertreter jener aus der Froschperspective zeichnenden
ofticiellen Historiographie gefallen lassen müssen, dass der von ihm
aus dei-selben Perspective misshandelte dentaehe Sehnlmeister die anne
Verbannte wieder zu Ehren bringt.
Und dieae Verhannte hedarf noch einer andenm Bettnng.
Wenn man der claaBiaehen GeaädehtaehreÜmng den Vorwurf
«cht gaas enpaiem kann, daas sie — nnch antikem YerhQde — in
^hnn Danrtellnngen die Lebenaäafieningen der Hidit allaadur in den
Voideignmd atoUt, ohne dea Umatandea gah^Srig m erwähnen, daaa
jwe llaeht aDein denkbar ist anf der Grundlage Okonomiaeher Beg- '
MnMt und Tllditigkeit der Nation, ja allein ans dieser Grundlage
wdit verstanden werden kann; .... so muss man über die politische
Wd offlcielle Historiographie unserer Tage, die dem Schranzenthume
^Od den politischen Eintagsfliegen eine weltgeschichtliche Bedeutung
^egt und jene ok komischen Grundlagen als eine gut decorirte Bühne
**i8ieht, auf der sich die Marionetten des Augenblickes bewegen, —
gänzlich den Stab brechen. Die Darstellung einer Epoche branden-
^ürgiiicher (beschichte aus der i?'eder Leopolds von Kanke ist noch
iiDiÄerhin eine wissenschaftliche Leistung, die des großen Hintergrundes
nicht entbehrt; — ein CSapitel historiaeh-politiachen Gegenwartakrames
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aus den Büchern des Herrn von Treitschke bietet wenig mehr als
subjective Kauuegit^ßerei mit eioem Übemaiie von Selbstächätzimg im
Vortrage.
Man schreibt noch nicht die Geschichte der Gegenwart, wenn
man ttber die Gegenwart schreibt, unii die vomehme Zurückhaltung
gi-oßer Historiker in Fragen des Augenblickes ist eine Besclieidenheit,
die nicht hoch genug angeschlagen werden kann; denn sie allein be-
seitigt die Gefahr, dass der Geschichtschreiber unter dem Einflüsse
des Augenblickes urtheilt. I^eicht wird der Selbstzweck der Geschichte
zur Parteisache, und es hat w(!nig zu bedeuten, ob die Darsteliiuig
erhaltenden oder zerstörenden Interessen dient: sie hat keinerlei
Interessen zu dienen. iSo verstanden die großen Kenner der Geschichte,
die Boliugbruke, Buckle, Herder, die Aufgabe des Geschieht*. In* ilu is.
Weit mehr als d* r Geschieht Schreiber hat der Geschichts-
ieh rcr den idealen Gehalt der (Jesciiichte zu beachten, wie er ja
ülierhaupt — entgegen dem Historikei- — ttt 0 werivulien Eechtes
genießt, den geschichtlichen Stntt" im steten Hinblick auf den Zweck,
der Erziehung frei darzustellen. Da ihm zu forschen verwehrt ist^
wird i)im freieste Auswahl zugestanden. In dieser besondereu Stei-
iüug des Geschichtslehreis liegt zugleich di<" Nnthignng, die Ver-
gangenheit vor die Gegenwart zu stellen. Denn die Sclnile bedarf
der iTP'^f'liichtlichen Vorbilder in klarer, plastischer Erscheinung, sie
bedai:! eines abgeschlossenen, leicht zu Überschauenden Zeitraumes.
Motive, die im MarktgewIUüe der Gegenwart auißerordaiitUdi
selten anzutreffen sind.
Darnach sind Auswahl und Darstellung die zwei Künste des
Geschichtslehrers. Die letzte, durchaus subjectiv und durch den
tausendfachen Eintiuss stets wechselnder Verhältnisse noch besonders
bedingt, ist, sofern es sich nicht um eine schablonenhafte Dressar
handelt, der Discussion schwer zugänglich. Die erste nmfasst ein
weites Gebiet bestimmter Vorschläge vei-schiedfiiister Qualität, die sich
neuestens zu einem Kampfe iwischen Gegeowait und YergnngeBhwt
ftborhaapt entwickeln.
Aber die Geschichte hat auf jede Frage eine Antwort, und s»
liegen alle Grundsätze ihrer Methode in ihr selbst md in dem Werten
der ihrem Einflüsse jeweilig beigaucieii wird.
Das Bedürfnis der Darstellmig eines Vergangenen ist sota
bei den ilteeten Völkern TOrhanden. Je reisroUer jenes Vergangene
gewwen oder Je mehr Anregung aioiidie Gegenwart yon seiner Wieder-
erwecknng Tsraprieht» deeto mehr vird die Sehnsneht nach einer
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— 4Ö8 —
solchen Dtntellimg erwachen. Denn diese Daritellaog hftBckt dem
Todten mm» Leben ein «iid Metat den Lebenden aiideraieita die
Gewfthr, dasB anch ihre Thatei nieht vOUigr der Yei^gmeidiat aakefan-
USm werden. Diee hingt eher wwentBch Ton der QoaKttl jener
Thalen ab, nnd whon in dieeen enrtan AmBtageoi einer g:eeehiclitiMlien
Bantdlflaiig «igt die riditende Xlio ihr etrengee Anttits.
Indem die Gegenwart das Vergangene an seinen noch
walirnehmbaren Folgen miest, erfftllt eich der Sprneh: »Die
Zeit ist die gerechte Richterin aller Verdienste.''
Der Anfanof aller Geschichte liegt in den Stamm- und Familien-
traditionen jener uralten Heldeng-esänge, welche dem ältesten Zustande
dei' Gesittung bei aileu Völkern eigenthümlicli sind. ,,Tn sehr frühen
Cnitnrperioden"' — sacrt Buckle in seiner Geschichte dpi- Zivilisation
(Uber den Ursprung der Geschichte und den Znstand der hi^lorischen
Literatur im Mittelalter) — ^und ehtj ein Volk mit dem Gebrauche
der Buchstaben bekannt ist, fühlt es das Bedürfnis nach etwas, wo-
luit es im Frieden seine MaÜe erheitern nnd im Kriege seinen Math
anspornen könne. Dies Bedürfnis wird durch die Erfindung von
Balladen befriedigt. Sie bilden die Grundlage aller historischen Kennt-
nis, nnd in einer oder der anderen Form finden aie aioh selbst bei
manchem d^ rohesten VolkBStäBmi&*'
Hier erfUlt die Geaoliicbte ihren Zweck, indem sie die Tradition
IberhüBpt aofrecht erhAU nnd das Vorhandene dnreh die Kraft
«ad den Inhalt eines Entscbwnndenen befenert
Oesebichtliehe DaitteOnngen dieser Ali «igen beroits den pidar
gogisdMB Gnadton, dar aneh den Gesehiebtsehrdbexn desAlterthnms
eigenthinlidi ist In Fintarcb nnd Tadtns entsteht ans diesem Gnmd-
tone eme besondere Form der Darstellung; die Absicht überlegter
fiaflussnahme kann deutlich wahrgenoiunicii werden; das Zusamüieii-
stellen historischer individualitaten zu Analogien bei Plutarch vcrräth
den auüken Schulmeister, den Vertreter einer öffentLicheii Eizibhun<!:.
Wie er zu Menschen spricht, spricht er Ii* l er von den Menschefi n!s
von den Thaten. „In den gl;mzfr*ndsrt n Thaten", — heißt es im
Alexander Uap. 1. — „liegt niclit aiiemai eine Anzeige von Tugend
ttnd Laster; im Gegen theil verräth ott eine unbedeutende Handlung,
6ine Rede oder ein Scherz den Charakter des Menschen \iel deutlicher
^ die blutigsten Gefechte, als die größten Schlachten und Belage-
rangen.« Hier tritt lehrhaftes Streben, die Gruppirung und Behand-
lung geschichUkbcr Ereignisse anm Zwecke beabsichtigter Wir-
kang dentlkh herfor.
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— 4S4 —
«So wird die Geschiclitf nach dem Ausspruche eines ihrer größten
Kt'iiiif r zu einer ^ßroßcn I u ispielschiile" der Menschheit. (Boliugfafok^
Brieie uln;r das StUilimii der CTesdiichte.)
In dem Augeubiicke, da f^roße Cultiirbewegungeu auftreten, istellt
sich bei Völkern und Individuen ein Streben ein, das sich nicht mehr
abweisen lässt, das Streben nach dem Besitze einer Weltanschauung,
an der sich die Qualität jener Bewe^ungfen messen lässt. Diese Welt-
anschaaung vermag nur die Geschichte zu gewähren. Allerdings mehr
noch die Philosophie: aber die (iescliichte ist in gewissem Sinne die
Mutter der Philosophie. Denn nach Hegels berüliratei* Definition ist
„Philosophie nichts anderes, als ihre Zeit in (^danken erfasst". Die
Zeit jedoch setzt sich nach ihrem Inhalte aus den geschictatüdMU
Ereign^issen zasammen. Auch die Naturwissenschaften können zu einer
Weltanschauung fUhren; dennoch steht eine aus dem Studium der
Geschichte hemigehende WeLtanschaoung höher. Die Naturwissen-
schaften stehen sur Zeit in einer Phase, die dnrch eine blofie An-
häufung des Wissens gekouueichnet ist, und die grofiartigen Ansätze
der Entwickelungstheorie ermangetai eines volksthümUoben ZngeSr ^
für eine allgemeine Weltanschauung unerlässlich ist
„Nur langsam bricht sich wieder die bessere Einsicht Hahn* —
sagt B\ Jodl in seiner „Qesebichte der Ethik*" (Cotta 1889) — „da»
eine Fülle von aufeinander geschichtetem Wissen noch nicht Bildung
ist, und dass weder die Wunderthnten der Elektricität noch die Qe>
heimnisse der chemischen ^yntheee mis vor der kliglichrten Befangen-
heit nnd dem kindieeheBten ObeenraatiarnnB n BchfttM im Stand»
sind, wenn es an dner geemiden nnd Im gewteen Sinne iranigst«»
Tolksthltanfichen Phttomphle gebricH welche die moderne WlMeneehaft
znr Totalität einer Weltnneehannng erweitert
Die Geeehiehte zeigt, daas die einneble Wlasenachaft, wie da«
einneble Volk, nmr als em TheÜ emes sieh stets wvoOkomnmenden
Gaoien Bedeutung bat; dämm lehrt sie VOUrani md Lidividnen Ter
allem — Bescheidenheit
Eme Wdtansebannng ist flr den £fainehieiL nieht gegeben: sie
mnss in mühsamem Streben errungen werden, und sie kann nnr an
der Hand der Gesehiebte enrungen weiden. Das Stnben nndi ihr
ist den edelsten Geistern eigen; doch gelangt nur ein sehr reiite
Geist auf eigenem Wege ans Ziel: dem Durchschnlttsmenaeben hiäbt
nur die Anlehnung an das Lehrreiche der Vergangeobelt »MÜlimMi
von Gemftthem'*, — sagt 0. t. Leisner (Unser Jahihundert) — »nn
Innern viel xn schwach, um klare Überaeagungen fltar ihr aitllidies
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Dttaein aich sdhrt m erobern, flachten aus dem Gewim driogendfir
Meen in dm aieheren Hata geschichtlicher Überiiefianrng.'*
Ans diesem QesichtqNUikte betrachtet» eneheint die Gesehiclite
ndii eigeniUdi ale die Ftthittin imd Tritaterin der Kensebheit, und
ihre Bieiher können — nach Feneibachi Wert — efaunine d^Mllen
werden, die der Menschengeist gern ainteobt» am Bich m sammebi.
In all' dieien Fällen ist es ein Gegenwartsbedflrfnis,
I dem die G^esehfehte an entspreehen hat la dem Maße, als dieses
Gegenwartabedärfhis nicht erkannt wird, nicht beachtet wird, in dem
Maße, als geschichtliche Darstellung an diesem Bedurinisse vorbeigeht
oder über dieses Bedüi'fuis hluausstrebt, — siniten Geschichtsunterricht
und Gescbichtschreibong auf das Niveau eines blos akademischen
Wertes.
In der Fülle der Ju loi mvorsclilfjfrt'. welche dem Schöße der
Gegenwart entspringeTi, scheint ein lli v.cis dafür zu lieg-en, dass der
moderne öeschichtsuuterricht sich diesem Niveau genähert hat.
Neben jenem Gegenwartsbedürt'nisse hat g^chiGhtlicbe Darstellung
einem allgemeinen Bedürfnisse za entsprechen, das ans den Gnmd*
sitzen einer rationellen Erziehmig entspringt und von der Gegenwatt
DBT theUwedae abhängig ist
Indem die Qesddehte den Umgang mit historischen Personen
vmitteltt enaOgUcht sie in der Schale den eigentlicfaen Qesiwamg»
Unterricht Ob ihr eigentlicher Blldtmgswert ansschUeßlich auf ihrer
cnlturiiiBtoriBchen Sdte liegt» oder ob das VorbildUohe der historischen
BofifinHchkeit mehr Beaebtong verdient, kann sehverüeb absolnt enir
schieden werden und hAngt jedenfeUs von dem Gedankenkreise der
Altersstufe ab, för welche der Unterricht berechnet ist. Eines aber
wird geschichtlicher Unterricht vor allem betonen müssen: dass der
Mensch selbst etwas bedeute. Auf den Flui'cn der Geschichte weiden
anch Menschbiilierden, eine gr ille, nrtbeilslose, von einem einzigen
Willen bewegte 31a— e. Aber dir ;tut -iCli r^elbst ruhende PerMinlich-
keit ist das Erstrebenswerte. Aus dem Hegi'iife der Persönlichkeit
erw&cbst allein diis ..Recht des Daseins", das die ..Pflicliten des Da-
seins* erzeugt: es entsteht die historische Form der Selbstverleuprnuug,
das entsagungsvolle Aufgehen in einer Gesammtheit. Aus dei* Be-
trachtung der Geschichte quillt für den Einzelnen die rechte Lehre:
sich zu bescheiden mit dem Antheile, den die Einzelleistang an der
Sntwickdniig des Ganzen nimmt, diese Leistung hingegen in ihrs
innen Motfawendigkeit nnd Wichtigkeit verstindig zn erfusen. „Dem
Hidden gehOrt die Welt, doch mit den DarchschnittsmensGhmi bebaut
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— 486 —
man sie." In dieser Aul'fassuiig der Geschieht« scblummern die Keime
echter Freiheit und echtei" IVfeiischfM) winde; aus ihr f^ntspransr das
Stoügt^btt i[i s englischen DiclHeis ürownin^: „Mach' keine Kiesen
fürder. (Tii rl Doeh mach' recht bald uns alle groß!" Aber die Ge-
schichte zeigt nicht nur, wie der Einzelne die Pflicht des Daseins zu
erfüllen hat, sie lehrt nnrh, dass der Wert der Einzelleistung nicht
an dem Krfo1o:e aüpiii messen werden darf. „Jch gl h übe" — sagt
ivaii Turgenjeii — „dass die Aumchtigkeit intd Kraft im^t rer Uber-
zeiiLMüigen die Hauptsache ist; das Resultat liegt in der Hand des
Schicksales. D&a Schicksal cntsclif iflet, wie wii* gekämpft haben und
mit welchen Waffen wir unser Haupt geschützt: wir haben zu den
Waffen zn greifen und zu kämpfen!" (Hainiet und Don Qoixote.)
In diesem Sinne ist die Geschichte die beste Pfiichtenlehre,
Hierbei verfährt sie nach bewährter Methode: sie hütet sich, die
Pflicht zu predigen, und findet darum gespannt lauschende Hörer. Ihr
Wesen ist das Wesen der Fabel im großen. Nach Lessing besteht
dies Wesen darin, dass der Dichter einen allgemeinen Satz auf einen
speciellen Fall anwendet und dadurch anschaulich macht. Darin liegt
zngleiofa, der Wert der Fabel; denn sie führt Handinngen zur Beur-
theilung vor und lehrt so „Moral auf inductivem Wege". In weit
lifiheraB Gtrade befolgt die Geschichte diese Methode. In den Hand-
lii]|g<eil der großen Personen aller Zeiten liegt eine Fülle von Motiven,
\relche der Jugend zur Betrachtung Torgestellt wwdmL Darma ist
die Tendenz der Geschichte echt pädagogisch.
^fis ist viel darüber gestrüfcen worden" — sagt £d. v. Hait-
maoii — „ob die Tugend lehrbar sei, und theoretisch i&BSl sieh heute
noch so darüber streiten, wie zu Piatos Zeiten. Aber der praktiacfae
P^chologe ist zu keiner Zeit darüber im Zweifel gewesen, dass —
abgeBflheiL von der Glewohnheit, welche eine Dressur im eigeatlidiBD
Qktm ist, "wml nur dorch Furcht Gewöhnung bewirkt werden ksnn
— dass also außer der Gewohnheit keine Lehre im Stande sei,
HoraUtät zu erzeugen, sondern nor die vothandene Monilitit zu er-
wecken durch Vorhalten der geeigneten Hotl? e, wehdie sonst vielleicht
nicht in dieser Art und StArke so den ZfigUng herangetreten wImd."
Li dieser Rjchtnng smd die EumrfcnBgen der Geschichte natfiiv
Ikh sehr manniggMh, FBr den Enieher gilt jedoeh als Ornndsati^
dass er die moderne Persthiliehkeit an bilden hat, die Pegsönliehkeaf,
die aus dem idealen» geseUsdutltUohen und dkonoaisehen Inhalte
der Gegenwart hemrarwiehst Da aber gersicle in diesem Inhalte nidit
ndnder wert?olle und nicht minder kriftige BüdangaslemeBte endutltoi
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— 487 —
sind, so wird es veiiitinftisrpi wciö« tiai aut aukümiTifn, inwieweit
liistoriäcliH Motive ztir Belebung, Stäi'kimg und Veredlung dieses In-
haltes tau^^^un oder inwieweit sie ein Verständnis desselbea erschließen.
iJie orderung nach diesem Verständnisse wird ohnehin immer drin-
gender, und ein Theil derselben ist in Schillers berühmter Antritts-
rede bereits formulirt Aber seit des Dictaten Wirksamkeit als Lehrer
der Geschichte hat die Welt einen weiten iScliritt nach yorwftrts
gettum, und die Gegenwert piegt sieh um ein abevkommeDei Bü-
daagBYerfafaren wenig zu kflmmem.
Für die Entwickehing und Festigung einer WeUaiucheiimg bietet
die Gesebielito noch «ine andere Seite. Naeh Hegel lat Forteehiitt
aad Gang der Weltgesehiolite in der Begd an ein herracbendeB Volk
gebanden, das Trftger des Weltgeistes in seiner gegenwärtigen ISatr
Tiekdnngsstofe ist Das Ktepfen, Siegen ind Unterliegen dieser
Völker und Volksgeister macht den Inhalt der Weltgeschichte ai^
(Schwegler, Gesch. d- Philosophie). Nun äuüert sich aber der Unter-
gang eines Volkes als geschichtliche Erscheinung in der Zertrümmerung
s^t^iner staatlichen Foriii und in dem Aufgehen im staatlichen Verbände
dtjö Siegers. Der Bestand des geistigen Inhaltes einer Epoche ist von
; dieser Wandlung bis zu einem gt. wiesen (Trad*- unabhängig. Darum
I i^^t so häutig die Ei"scheinung wahr/unt^hijiei], dass der Sieger die
(lütur des Besiegten aufiiinjint, die den neuen Staat bis in seine Tiefen
durchdringt, Gewohnheit imd Sitte desselben modiücirt und so in
Wahrheit an einer Herrschaft äber die Macht gelangt, von der jene
Zenitöning der staatlichen Form ausging. Auf diese Weise kann sich
der geistige Inhalt verschiedener Epochen an einem Bleibenden ge-
staitai, das aieh atetig fortentwickelt n^as, waa wir sind", — be-
merkt ein ftiner Keaner Jenes sidi stets emenemden Weltgeistes —
»und wir nicht dnrch uns selbst^ sondern dnrch die, die tot uns
. kttaen, and der geistige Untergnmd, anf dem wir stehen, besteht aoa
GerOtt von Gedanken, welche nicht in Enropa, sondern an den
^üttn des Qzas, des NO nnd des Enphnt gedacht wurden.** (Max
^«r, «Über indiTidneOe iVeiheit'*.) Darans hitte der Enddlier noch
, ilKlit SQ schließen, dass der Unterricht jenem GeröUe nachgehen mfisse,
' Md dass abgestorbene Cultuiformcn des laugen und breiten zu einem
Wob in der Vorsteliung bestehenden Leben zu ei wecken seien.
Das Büdungselement liegt in der einfachen Erkenntnis, dass die
Kraft des Geistes und die Macht der Arbeit stets größer ist als die
pliysisclie Gewalt; dass der Gedanke unsterblich wird, indem er die
^liluiiige Form der Macht dberdauert and den Öiegei^ selbst wiedei*
t^adigojioÄ. l&.J«blK. ÄeftVUL 80
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— 438 —
ZU einem Übemmdenea macht naeb dem achOnen Worte von B^ied-
rich Heblwl: »Die Wolken wollen den Hond yerdnnkeln; er riebt
gich, indem er lie vei'ailberi''
Der Anhänger der praktischen Lebenaknnet mag sidi also an die
Gegenwart halten, die er ananntity ohne sie n Tenitehen. Ihn kann
das Vergangene wenig kflmmern» wie ihm ja tiberfaanpt nur elneB am
Herrn Hegt: das rationelle Verwerten dee Augenbliekea.
Der ISrzieber kann der Vergangenheit nicht entbehren; das Wort
des rt^mischen Weisen: ,,In der Vergangenheit sind alle Erdendinge
am siebersten verwahrt", hat fikr ihn noch eine tielere Bedenttmg;
seine Sch&tse liegen in der Vergangenheit Er selbst steht
in dem blflhenden, grünenden Leben der Qegenwart, das zn seiner
Entwickelang eines TheOes jener Schitie bedarl
Da mnss er m graben Terstdienl
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Tatar, 8#kB u4 Ctoist.
ancbesim ktrchUchen Cnltas nnd im Religionsunterrichte wird
gedankenlos nachgesprochen von einer Generation zur anderen, obgleich
schon vor Imndert Jahren Goethe gesagt hat: „Es ist nichtä schreck-
licher als ein Lehrer, der nicht mehr weiß, als die Schüler alientalls
wissen sollen. Wer andere lehren will, kann \vi>\ oft das Beste ver-
schweigen, was er weili, aber er darf nicht hiUbwissend bein." (Wan-
derjahre. Cap. 4.)
Die theologische Seite der obigen I^reiheit kann hier um so
weniger in Betracht kommen, als ich schon im Psedagogiuni fl880, 12
md 18^2, 6) darüber einiges gesprochen habe. Folgende Stelle sei
hier iio-h erwähnt:
A. Bei Matthäns 28, 19 heifit es: „Lehret alle Völker nnd tanfet
m im (auf den) Nanen des Vaters nnd des Sobnes nnd des baiUgen
Oosles.** Als Tatttfonsel irarden diese Worts erat in spftteren Jabr«
hinderten angewendet Meine Anffusnng, ohne Bidosiebt anf die
sMastlsobfin Dentnigen des Mittelalters, ist folgoide:
Der Name der böehsten Gottheit der Inder (Dyaus), der Griechen
(ZsBs) nnd der BOmer (Jupiter, d. L Zeu-pater, Vater des Liehts)
bedeutet Himmelvater, nnd das klingt noch Avt im „Vater nnser,
dar dn bist in den Himmeln" *) Der Vatername, welcher dem Ver-
hältnis zwischen Gott nnd den Menschen am besten entspricht nnd
in Alten Testament nur ausnalimsweise voj kommt, ist bei Jebus die
das Wesen Gattes am vollkoinnit n>ten aussprechende Bezeichnung
irewf.rfien. Das allen deutsclieii Ziiw^m gemeinsame Wort „Golf* ist
mmtv Bedeutung nach achwei' zn erkiaren.**;
*) Kicbti&:ei- iu der >leiii~i:tihl, dcuD tin Urtexte heißt tu bei MatLbäuü 6, 9:
] ^ J<"V ovQ(a'ofy\ Auch in der Vulfjiita: in ooeli«.
**) Übeieiabtimittend mit dea obigeu iot uur der Name des altdeatBchen Gottes
^ ten 1!^ noch Ib 8flhwa^ vod der Sollweis der Zlotag ut, d. der
I ^^bMif. Oeundei bei Gtbnm, MythoL Cap. 9.
I ao»
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— 440 —
Über den Wohnort der Gottheit geben die Sprachen dei- Volker
am besten Auskunft.
Die Griechen ii;ninten das hohe Gewölbe Über der Erde Uranos
und gkiubien, dui t st i d^-.i Wuhusitz der Götter, die aber auch auf
hohen Bergen wohnen, besonders auf dem Olymp. Als Person war
Uranos dei* Gatte der Erde und durch ihn wurden die .Niliojtferischen
Kräfte der Erde erre^; als Cultusgott alles ^Segens und aller hiiom-
lischen Herrschaft ward i r Zeus (im Altdeutschen Zio) benannt Im
Römischen hieß das G» \vuibe und der Sitz der Götter Coelum, ver-
wandt mit dem ?rie< lusi hen Eoilos, d. h. ht»ld.
Unser (IpiiLsches Wort Himmel bedeutet Decke über der Erde.
In NiederdeuisehlaiKl - AltsHchspn) und in En^'^kiini hört njan aber auch
das Wort Heven «enirlih.ch heaven d, b. UmschlioLn r, llalior der Erde.
Die jüdische Vorstellung von mekrereu lümmeln 1* I tn U M h im deut-
schen Mittelalter fort; man sprach von 10 übereinander liegeudeu
Himmeln, von denen der oberste (äer Feuerhimmel) die eigentliche
Wolinuiiir t^ittes st'i Das Volk denkt sich den Iliiiiinel als einen
Autenihalt der 8tdiü:e]i, als Wohnung ih:i Heiligen und 1^ romiiK ii narli
dem Tode, im Gegensatze zur Hölle als den Ort der Verdanuiiteii.
Der Himmel \^ird auch als Reich gedacht» tda Himmelreidi (nur bei
.Matthäus) und als Keich Gottes.
Über die Gottesidee überhaupt halben die Naturforschei* und
Ethiker*) ein Wort mitzusprechen. In neuerer Zeit wird das Wort
Atheismus oft gebraucht, man nennt Menschen Atheisten, d. h. gott-
los, ohne Gott, wenn sie sich diesen nicht als Person denken oder
wenn sie nicht gewisse Glaubenssätze der herrschenden Kirche an-
erkennen. Man hat noch kein Volk gehinden, auch wenn man es zu
den Wilden zählen könnte, das nicht eine Ahnung oder Vorstellung
von einem höheren Wesen gehabt hätte; nur hat es ein Volk so, das
andere anders benannt. Unterrichtete nennen es anch Weltseele oder
anders. Der Name thut nichts zur Sache, der Glaube aber ist vor-
handen, auch wenn er nicht als eine Person gedacht wird, wie dies
bei Kindern und einem kindlichen Volke der Fall ist Diese haben
kerne andere Vorstellung von Himmelvater oder Herrgott Ein gi-ofter
Mann wie Goethe war weit entfernt in glauben, dass er das höchste
We06ik erkenne^ wie ee ist-, alle aeine Äaßemiigen gehen darauf hin,
*) Vergleiche die Werke von Carueri, aauieutlich die neueste iiclihft; „Der
rnodsne Keueli'^ (Bomi 1881). Vmst die wugmManA» Sdiiift tob flmg»:
BeUgion im liokte da Damiaiirk«! artwiVlwJmigiiiihrfr** ^>eipdg IM
0. WIgsadX
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— 441 —
^asB es ein UnaribischlicJiis wi, voTon der Mensch mir asnllienide
Spuren und Ahnungen habe.
Wir ivenden nns nnn zn der Beoeidmong «Sohn'*, nm vom
niehttheoiogisehen Staadpindcte ans durch anßerbibÜBcihe Yergletchnngen
einige Kiarnng za hringen in das TeihAltnis eines Sohnes mm Tater.
Dabei ist "wol sn heaehten, dasB die Sprachen der Ydlker yoU jm
Personificationen sind.
B. Das indische (vedische) Byaus ist gleich Himmel, Beleuchter.
Die arischen Völker blickten im großen Tempel der Natiu- zum Hirn-
j mel, mIs ub sie dort das finden mttssten, was sie sachten: einen Vater
j nnd einen Gott.
Eine llauj unlh' in den Religionen der Völker spielt der Sonnen-
cultns. Die KSünu^^. m ilen meisten Sprachen männliciien Gescblt i lit.s
ist gleichsam der Vermittler zwischen einem Uimmelvater und einem
Sohne.*) Die Bezeichnung Sohn kann nnr verstanden werden, wenn
I vir die religiösen Anschannngen verschiedener V^Hker vergleichen.
Es gab Sounenyerehrer und andere, denen ein Himmelvater noch
höher stand. Sparen von hdher stehenden Gottheiten finden wii*in antiken
Mythen (Zens, Jupiter), sogar bei den wilden YOlkem im alten Fem.
ffier richtete einst hei dnem Feste Ghtayna Gapac an den Oberpriester
eine mericwttrdige Frage. Dieser hatte lange die Sonne beobachtet
mid sprach dann: »Ich wiU dich swtt Dinge fragen. Ich bin euer
Kenig nnd Heir; -wttrde einer ym ench sich evfcOhnen ndr sn gebieten,
dass ich Ton meinem Sita mich erhebe nnd einen weiten Weg mache?
Und würde der reichste nnd mächtigste meiner Tasallen mir den Ge-
horsam zu weigern wagen, wenn ich ihm befehle, sogleich nach Chile
zu laufen? Nein. Ich sage dii ; Es muss über diesem unsern Vater,
<ier Sonne, einen größeren und mächtigeren Herren geben als sie,
' der ihr gebietet, diesen Weg zu maclien, den sie taglich beschreibt
ohne Aufenthalt; denn wäre sie selb.st der huchste Herr, so würde
' sie nicht ewig denselben Weg darchiaufen, sondern nach Gefallen
ausmhen.'*
Im Lande des Sonnencaitos muss dieser Zweifler gewiss als
Ketzer gegolten haben.
Die Idee von einem „mächtigeren Herrn" geht (nach Paul Schell-
faas**) in Amerika sogar in einen Meeaasglauben über, namentlich hei
d«n Indianern, welche glanhen, es werde ein Messias kommen, der
^ Dm nnAzititehe iflniis bedeatat usprüng^oh: Qeboiener.
**) TogifliolM Tiglidie BviulsdUHi, BeiL Nr. 6 vom Jalne 1601.
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~ 442 —
sie von <lein Joche der WdBea befreien könnte, und dieser ersehnte
Messias würde sich dann an die Spitze der eiügeborenen vStämine
steUen, um sie zum siegreichen Kample gegen die weiiien Eindring-
linge zu föhren. Der Kern fast aller dieser messianischen Zukuofts-
hoflhungen beruht auf dem Glauben au die VViederkehi' alter Cultur-
heroeu. Zu diesen gehört auch einer Namens Quet^alcoatl, der von
einer Jungfrau geboren als ein Gottmensch erscheint und zw:ir
als Vermitler zwischen Mens«*hheit und Gottheit.*) An dies»?
s>on knüpft sich die Idee eines allgemeinen Friedens, eines g-<Htlifhfu
Reiches auf Erden. Die auffallende Ähnlichkeit mit den me.>isia:iiM lu o
Vorstellungen der Völker der alten Welt, uamenüich dei' Hebräer,
liegt liahe.
Die Sonne bietet iiuuiche Beziehungen zu dem Worte Sohn, iudtm
sie den i ix i Lang bildet von natürlichen zu ubernaturlicheu und
schließlich güttiichen (4 egenständen des religiösen Bewusstseins. In
den Veden der indei- nennt man die Sonne den Sohn des Himmels
(des Dyaus); sie heißt auch Mitra, d. i. Mittler. In ähnlichem Sinne
spricht Piaton (Gastmahl 5) von Eros als einem Vermittler zwischen
Gott und den Menschen. Kud. Seydel sagt: „Vornehmlich zwei
Elemente der alr-arischen Religion mussten als Ausflüsse einer Mittler-
Vorstellung zu Keimen einer Ausprägung menschlicher Gottsotmscliaften
werden: die Sonnenverehrung und der Feuercuitus. Die Sonne war
für die ilichterische Phantasie des Ariers der beliebteste Anknüpfungs-
punkt für personißciiende Vermannigfaltigung nnd für Hineindichtung
menschenartiger Verhältnisse. Schon für sich selbst ist die Sonne aU
Licht- und Lebenspenderin das himmlische Mittlerwesen, das die EIrde
durchdringt, Menschencultur vennittelt und zu Klarheit und Schönheit
vollendet. " Der indische Beiname der Somie, Mitra, d. i Mittler,
bezeichnet eine mit dem Himmelsgotte Vanma in Eins yerschmotait
Gottheit, die jedoch auch selbständig war. Endlich im Eömerreiche
und in Ägypten wurde der Mitrasdienst durch Mysterien mit Brot
und Wein und durch die Gteburtsfeier am 25. Deoember zun Ab*
knttplbngBpunkte der Chiistianisining.^
Diese religiösen Vor.stellnngen der morgenlftndisdien Völker konnten
nicht ohne £infliiss bleiben auf die Meinungen über den Stifter des
ChristentluuDs, den Paulus als das yolleodete Menschenebenbüd Gott»
bezeichnete (2. Kor. 4^ 4). Diese Benennung sUwv^ d. ta. Biidmi»
*) AutfBhrlidies ttber Oottmensohheit Hnd Verwandtes siehe Sejdei, Svtt-
gdiuB lud Bnddhalebie. (Läffng 1888, Bzwtkopl a 190 ft).
**) Man TergL auch L, Baoke, WeltgMoh. 4. Bd. 81.
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— 443 —
(hnago) Gottes hat man dann spftter geBteigert» imd dies hat n vieleii
«miMaEen SMtiglultai Yeraiüiiasaxig g^gebeiL*) Christus selbst
sprieiit immer yon Gott als dem Täter» der ihn gesandt habe (Joh. 12,49),
und der grttfter sei (JdL 14, 28). Wenn Christus Sohn Gottes genannt
wird, 80 kann das doch nur bildlich aolisefiust werden. So sagt
man a. B. anch: Der Wonach ist manduaal der Tater des Gedankens;
die Wahrheit ist die Tochter Gottes n. a.
Der Tom Geiste Gottes beseelte HeiUmd hat allerdings auch eiir
Mittleramt ausgeübt, und dies bestand darin, dass er die bisherige
Religion seines Volkes erneuerte und eine Religion der Liebe für
alle Volker ot'tenbaiie. iJadurch ward er der Heilbringer
und Erlöser, und durch sein Leben und sein Leiden hat er
ütoineTi Lehren die höchste Weibe göttlichen Ursprungs
gegeben.
Die bildeii'eiche Sprachweise des Morgenlandes und das nach dem
Tode Christi verfasste Neue Testament will richtig veretanden sein.
Aach hier isf s der Geist, der lebendig macht. Das bloBe Wort bat
▼iele irre geftkhrt, und selbst bei der deatschen Beformation konnte
man sich nicht ganz frei machen Tom Buchstaben. Das beweist die^
»Angabnrgische Confeasion*. Luthers klefaier Kateehismns dtirt blos^
die Stellen Bflm. 9, 6 and Joh. 4, 9 ohne ISrUhiterang. Der neue
„Grandiisa der chrÜBrtJiehen Lehre^ yon K. Schwarz fügt die messia^
idsehen Stellen des Alten Testamentes wenigstens hinza: „Gottes-
sohn h«i0t hier so viel als der yon Gott besonders Begnadigte nnd
GeUebte.* Er nennt sieh so, weil er ans dem Geiste Gottes geboren
und dnreh Gesinnung und Liebe mit ihm eins ist, wie der Sohn mit
dem Vater. Zwischen dem Sohne Gottes und den Kindern Gottes
ist kein Unterschied, nur gilt Jesus als der ein- oder erstgeborene.
In der Pei-sönlichkeit (^risti hat sicli die höchste geschiditlichc Uften-
barung der Gottheit vollzogen.
Übrigens naunie >w]\ Jesus voi-zugs weist ii - „.\ienscln ii >ijlnr'.
Rr stellt sich somit selbst meinen Brftdem in all« m -leich, ausgenommen
Sünde. Kr dachte bei der Wahl dieses Ausdruckes an Dan. 7, IH.
Der Mensch war nach seiner Anpassung göttlichen Gesciüechts; da-
gegen war ,,Sohn Gottes** der eigenthümliche Majestätstitel des Messias,
den die Jnden erwarteten als weltlichen Fürsten mit sinnlichem Glänze.
Bei Jesos leachtet gerade in der Unscheinbarkeit des flatteren Aut-
*) Über dio KiietoiMm, dm Jmm aacb eis Oott lei, Im man die Ideiiie
von Bgidy JbMbb Getfinken**. (Leipiig, Otto Wigeadt 60 PTenaige:)
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tieteiib um m> heiler die geistige Hoheit mif Snlches Vorbild gab
t^r aucli s^äinen Aposteln Wor von ihnen dien» , der solle der größte
sein. Wer denkt hierbei nicht au die Yerweitlichmig und HerrscJi-
sucht der späteren „Kii'che"?
Die Bezeichnung ^Sohn Gottas" geht auf Tfsns als den von Gott
erwählten Boten, den Gottgesandten. Für die judische Gemeinde der
apostolischen Zeit ist er der Sohn des Josef und durch denf?elben der
Nachkomme Davids. Über die Stelle bei Matth. 1, 18 rt. ist zu be-
merken, dass bei diesem Berichte die wuuderb&re Geburt Taa^if<f^ Sim«
80ns und Daniels als Vorbild diente.
Das Leben und die Lehre des menschlichen Sohnes ist zurftck-
zulübren auf den Geist Gottes, der in ihm lebte. Und dies geleitet
uns zum belebenden Pzindp der ?on ihm gertifteten reÜgidM
Gemeinde.
C. Die kirchliche Lehre yon diesem heiligen Geist, dei- do;r-
matisch sogar als Person aufgestellt wurde, köimen wir hier nicht
Teifolgen. Nur als christlicher Gemeingeist ist er unserem Zeitalter
verständlich. Was bedeotet da^ deateche Wort Geist? Es entspriidit
dem lateinischen Spiritus, genius, anima; dem griechischen paema
(d. h. Hauch, Athem, belebende Kraft). Geist wird auch als ein Wesen
gedacht und als Gottes Geist (Joh. 4, 24), als göttlicher, und Christa
Geist, daher die dogmatische Personification des „hflitigen Geistes**.
Biblisch wird der Geist der Weisheit als Gabe des heiligen Geistes
gedacht, und somit tritt dsDu der göttiiehe Geist in den Menseiieiigeist
selbst ftber (bei Piropheten n. a.). Ansurtong nnd Missbranch, besoD^
ders im Mittelalter, konnte dabei niclit aasbleiben (bd H^rattkem n. a.).
Auier dem viet&chen Gebraacfae des Wortes Geist spricht man anch
von emem allgemeinen Geist» Yom Geiste eines Zettsltersi nnd dieser
Geist ist in jedem Jaiurlimidert einanderer; so andi bei dar Anfihssng
der kirehliehen Dreiheit: Vater, Sohn nnd heiliger Geist XMeaer
Wechsel liegt im Eniehmigsplane des Gotteegeisftes. Eiiien iümlifiien
Plan erkennen wir in dem Stnfengange vom Alten snm Neuen Tester
ment. Und als Gfafistns Ton seinen Jfingem seUed, Terspradi er ihnen
die Enffc des heiligen Geistes (Apostelgesch. 1, 8), und er wolle bei
ihnen bleiben Ins an der Weit Sode (Matttu SS, 20).
Im keiligen Geiste also ist der Heiland gleiehsam wieder
auferstanden, und lebt nun geistig Ihrt und wüdrt anf Erden and
erh< die Ton ihm gestiftete christliche Kirche, deren Stiftungsfest
das Ffingstfest ist, die AusgieSung des helligen Geistes über «He
Volker.
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— 446 —
Weder das Jadentbum mit seinem Gesetz, noch das Heidenthun)
mit seiner Plulofiophie md Kunst «ad samer StaatsK)rdniing haben der
MflDSchheit neaes Leben geg^eben, sondern d^ Q«i8t einer nen^ Gfe-
sinunng, wie er dnrch Jesns in die Welt gekommen ist. Dieser GMst
hat sieh unter Brausen and Stftrmen seine Balm gebtedhen, wie es
rinnvell in der heiligen Schrift heiAt» nnd bnnssDd nnd stQnnend
wirkt er aneh heute noch foort nnd Ändert nnhaltbare Znstlnde. Solche
treten da ein, wo man ahweicht vom Geiste dee Stiften.
Und das geschah schon in den ersten Jahrhnnderten des Christen-
thiBs, Tor nüem in Born, wo eine weltiiehe Hemchall üitstand» die
dneh die demtsehe Beforroation nnr zum Theil gebrochen wurde.
Ckristus versprach denen, die in seinem Namen sich versammeln,
gegenwärtig zu sein als heiliger Geist. Die Versamniiung brauchte
aber nicht ausschließlich von Kuia auszugeben, desseu Kii'che ja noch
nichT bestand. Nun wurdt n aber auch Kirchens^emeinden in Jerusalem,
Auiiochia und anderwärt.^ <:i iimlet. L. v. iuiiike sagt rw^eligesch.
V. 295): „Dass das Fapstthuui eine göttliche Institution sei, ist eine
lüerarchische Ansicht, zu der sich der Historiker niclit bekennen kann.**
Auch andere Gescbichtskundige wissen, auf welche Weise die Bischöfe
?0Q Eom das Ansehen erlangt haben. Im Lanfe der Zeit erhielten
ae ihre Macht durch zwei Mittel: durch strengen Glaubeuszwang und
die hierarchische Ver&ssong. Dazu kam in neuester Zeit die Erklfi-
ning, das8 der Papst ein nnfefalbaxer Mann seL Die Bechte der
christlichen Qememde sind allmählich anf die Versteher (die Geist-
Mea) flbergegangtti, so dass sie allein die Kirche (eocMa) sbd.
IMe MÜ^Ueder der Gfemelnden haben in allem an gehorchen and das
SB glaoben, was diese „Kirche'' Torschreiht Die evangelische (pro*
testsntische) Kirche dagegen hat keine einheitliche Verihssmig ange-
Bonmen, sie wäre sonst anf hierarchische Wege gerathen. Der Idee
des Christenthums entsi)richt am meisten die presbyterianische oder
die Synodalverfassimg, wie sie lu der reformirten und schottischen
Kirche besteht. Diese Kirclien gewähren mit Recht die Glaubens-
freiheit und die Selbständigkeit der Gemeinden. Es gibt innerhalb
der evangelischen Kirchen eine Meinnnofsv» i scliiodenheit. und das ist
?^t, denn wir können uns kein T^p^ rn denken ohne eine Möglichkiüt
der Kntwickelung, und zu dieser geiiürt eine freie Forschung. Da-
'Uiich wird der hohe Inhalt des Christenthums imi^wv tiefer und reiner
^it'asst Die nöthige Einheit wird hergestellt durch die religiöse
<^ sinnnng und die thätige Nächstenliebe» wie der Stifter im £vang.
Lukas 10, 25 ff. es gefordert hat
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— 446 —
Das Walten imd die Einwirkung des göttlichen Geistes im Men-
schen ist nicht abgeschlossen, sondern er erzieht die Menschheit alle
Stadien der Cnltur hindorcb, wie dies schon Lessing in seiner „Ei*-
Ziehung des Menschengeschlechts" dargelegt hat*) Von Zeit zu Zeit
geschehfln Anrogongen zur religiösen Eneaeniiig und Klärung. Icli
erinnere z. B. an die Ergebnisse der Denam Katarforschung (die
Entwickelungslehre)) an die ^scliichtlichen ÜBtanmcbungen der bib-
lischen Urkunden, an die dUuschen Bestrebungen verschiedener V^eine^
die eine Wiederherstellung des reineai Ghriftenthums bezwecken ohne
die trennenden Glaubensmeinungen. Eine bedeutende Erscheinung
sind M. V. Egidj's: „Ernste Gedanken" (Leipzig, Wigand); „Ernstes
„Wollen (Beri bibliographisches Bnreon); nEiiiiges Ctaristenliiani** Ton
Lehmann (Kiel, Falckstr. 9).
Dies Alles sind Zeichen der ZeÜ, die aber in den Hintergiund
gedrängt irarden durch die politisclieii, nationaJen nnd wirtsdiafUidieD
Bichtnngen der Gegenwart
*) Vergl. M. M.iiller, Geschichte der Menöchheit mit BesiehuBg aut Lcaäing
(Leipzig bei Köseling). Albert Wittstock hat Lessings Schrift als pädagog. System
bdüBd^t (Leipzig bei Namnaiu.)
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Die Sebide als VeniUlerim reelitslauidlieker und wirtoeliAft-
lieber Lehm.
I
I3ie ^?Lhule ist eine Einrichtung, eine Anstalt, d. h. etwas von
Menschen zu einem bestimmten Zweck Gemachtes. Wollen wir nun
wissen, was der Zweck einer Ani^ialr ist, so haben wir den, der sie
ge^^niinlet hat^ oddT — insofern alle menschlichen Dinge im Laute der
Zeil sich ändern — den, der sie zur Zeit erhält, zur Zeit in ihrem
Besitze ist, zu iragen, was seine Absicht bei der Grröndttng oder der
Erhaltnng der Anstalt ist.
Den Zweck deijeoigen Schulen also, die vom Staate oder der
bürgerlichen Gemeinde gegründet oder erhalten werden, bestimmt die
Absiebt, die der Staat oder die bürgerliche Gemeinde bei ihrer Grün-
dmg oder Erhaltung hat £in SiuBelner kann bei Gründung einer
AaatalA Absichten haben, die Ihn, seuie Person nicht heirilhraD, mit
aeinfln eigenen Interessen niohtB m tlran haben, der Staat aber kann
Staatemittel nnr an Staatszwecken verwenden, kann bei seinen Ein-
riehtmigen nnr Staatsinteressen verfolgen; zur Verfolgung anderer
Zwecke fehlt ihm jede Veranlaasung, wie jede Berechtigung. Die
StaatsBcholen sollen also dem Staate dienen, ihr Zweek kann nur der
sein, dass sie dem Staate helfen, seinen Zweck zu erreichen. Die
Aufgabe der Staatsschule ist, die Bürger des Staates zui' Leistung
ihrer staatsbürgerlichen Ptlichten tahig und willig zu machen.
Zum Bestehen und Gedeihen des St^iates ist es theils wünscheus-
wert, theils nothwendiL'*. dass die Bürger mi Besitze gewisser Kennt-
nisse und FertigkeiLeii sind. Der Staat nuiss zu seiner Erhaltung"
von seinen Bürgern Geld odor Geldeswert fordern; es liegt daher dem
Staate daran, dass seine Bürger möglichst erwerbsfähig seien (Wol-
standspflege). Der Staat bedarf zu seiner Verwirklichung eine An-
zahl von Personen, die befähigt sind, die staatlichen Zwecke zu ver-
trto und die Staatsgeeetze in Ausläiimng zn bringen, d. h. er bedarf
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feiner Anzahl von Beamten; es liegt daher dem Süiat« daran, dass
liiiiner eine genugeml'^ Anzahl von Bürgern vorhanden sri, die zur
Führung: seiner Ämter befähigt sind. Der Staat niiiss it iiur von
seinen lUuirern Vertheidigimg gegm seine Feinde fordern, es iie^t
daher dem Staate daran, dass seine Bürger iiniglirhst wehrfähig
seien (Sicherheitspflege). Aber dem Staate liegt nichT blos daran»
dasü tieine Bürger zur Leistung ilirer staatlichen Ptiichten fähig, son-
dern auch daran, dass sie dazu willig sind. Denn wenn auch der
Staat die Macht hat, Vereinzelte, die sich widersetzen, zur Leistung
ihrer Biirgerptiiehten zu zwingen, so ist doch seine Macht eine be-
schränkte und nünmt in dem Maße ab, als die Zahl der sirh Wi/ler-
setzenden zunimmt. Eine gewisse Anzahl Bürger, die wülig ihre
Staatsi»fli<'hten erfiillen, ist also zum Bestehen des Staates unbedingt
nothwendig; zum Gedeihen des Staates ist es aber wünschenswert,
dass alle oder möglichst viele Bürger zur Leistung ihrer Staatspflicht eu
willig sind. Der 8r lat sa?t daher: Es ist mir gleichgültig, ob meine
Unterthanen Christen oder Juden, Katholiken oder Protestant^ sind,
aber ich bedarf zu meiner Erhaltung, zur Aufi-echterhaltung meiner
Einrichtungen sittlicher UnterthamBn, ich bedarf solcher üntertbaaen,
die das eigene Ich der Allgemeinheit onterordnen; ich muss daher
darauf sehen und dafür sorgen, dass meine Unterthanen im Besiti
gewisser sittlicher Eigenschaften sind (Culturpflege). Der Staatszweck
ist ein sittlicher, ond schon Herbart sagt: Der Staat kann nicht blind-
lings zns^en, dass ein Kind wie ein wildes Thier heramrachae mid
sich später wie ein wildes Thier geberde. Die Staatsschule hat
endlich somit auch die Anfj^pabe» auf den Sehfller ao einzuwirken, das»
er Hei'schaft fiher seine Neigiuigen erlange, nnd dass er seine Begierden
der religiös ausgebildeten Yenmnft unterordne. Als Ziel dieaer Er-
ziehung gilt ein freiee ErwiUen des Guten, ^ Verabseheaen des
BOaen; die Schule muss dies einlehren, einleben, bis es endlich aar
Gewohnheit, zum Niehtandensklhinai, bis es in Fteiseh und Blut ttber-
gegangen ist.
Die Staaten sind aber yersdueden; die Geschichte Idirt eine
Staatsentwickelung; sie lehrt, dass die Staatsverflnderungen, wie
alle geaellsehaftlichen Einrichtungen in einer bestimmten ZeitTorwirts»
schreitai« nach einem bestimmten Ziele hin streben. Diese Staats-
entwickdung vollzieht sich in dem Obergehen aus dem Gewaltataate
zum Bechtsstaate, aus dem FOrstenstaate zum VoDcsstaate, aus dem
Beamtenstaate zum Bürgerstaate und wahrscheinUch auch Tom kirch-
Höh -politischen zu dem religiös-sodalen und vom nationalen zum
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^ 449 —
humanen Staate. Es ist, um nur ein Beispiel anzuti ihren, ein unend-
licher UnteiM'hiod zwischen dem Staate der NibeiunLen-Zeit, wo
KüdlyeT- Mujsruit; Müiiiientreue vor Freuudebüeue, und dem Staate dei*
Gegenwart, wo jeder fühlt, dass Freundestroue vor Mannentreue geht.
Aus der Verschiedenheit der Staaten und des Staats-
zweckes folgt aber auch nothwendig eine Yerscliiedenheit jener
Anstalten, die dem Staate zur Erreichung seines Zweckes dienen
sollen. Wie der Staat, so seine Schule; ein anderer Staat, eine andere
Schale. Fasst man %, B. die Oeechichte dea fraiuOeischen üntcniehtB-
wMeos ins Ange, so erkennt man sofort, daas hei jeder staatUehen
Vertndfinmg ancb der Sehnte eise Umgestaltung sntheü worde; die
Ref^nblik snehtB B^nhlikaner, die Monardiie Monarehisten m er*
zishen; die Monarchie vieder gab je nach ihrer eigenen Färinii^ der
Sehnte einen reaetiooftren oder liberalen, eben dericalen oder welt-
Uehen Charakter. Und was wir hier am franzDsisohen Unterrichts*
wesen sehen, ist diesem keineswegs eigenthümlich, sondern in jedem
Lande wiederzufinden. Da ist keine herrschende Regierungsform,
ktiine die Zeit bewegende religiöse t'berzeugung, keine die gesell-
schaftlichen Kreise berührende Umgestaltung, kein Fortschritt in
Wissenschaft und Kiiiisi, wodurch nicht die Schule in Mitlpidon^chaft
gezogen würde. Jede Zeit liat ein bestimmtes, ihrem üesammtlort-
schritte entsprechendes Culturideal, das sie in den verschiedenen
Lebenskreisen zu verwirklichen strebt und aus dem sich auch die
Äuforderungen an den jungen Nachwuchs ableiten, der das bisher
Erreichte fortsetzen und welterbUden soll Jede Änderung des Cnltor-
ileals stellt daher auch andere Ansprache an die Jugendemehnng
und hat eine Änderung des Erziehnngsideals im Gefolge. Am
Mttehsten tritt das in der Verfindemng der Lehraeie, in der Auf«
»ahme neuer als weeentliehe BÜdnngsetemente geltender Lehigegen*
rtMe, in der Ungestaltiing der Lehti^e dnich Anzahl, Art nnd
Anoidnnag der UnterriehtastoffiB, in der Beseitigung der bia dahin
WiOnit gewesenen Lehibflefaer und EinfBhrung neuer, in der Ver-
b«aNrung nnd Ausgestaltang der tfethoden m BewSltignng nnd
Echteren Aneignung des vermehrten Unterrichtsstoflfes etc.
Wir sind nun nicht der Meinung, dass die Sclmle sofort allen
sie herantretenden Forderungen genügen und mit jedem W inde
^ Tagtsin einungen segeln müsse; sie hat sich vielmehr gegen vieles,
was von ihr \orlangt wird. lehnend zu verhalten, unberechtigte und
nur vorübergehende Ansprüche, die wol gar nur von einzelnen aus-
geheui and düe noch lange nicht den Zeitgeist ausmachen, zurUckzu-
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weisen, ri un* ntiu li in dpin Falle, wo man die Schule zu einer lieim-
lichen Münze umgestalten möchte, in welcher die Pfennige fiir das
tügliche Brot geprägt werden. Darauf aber laufen nur zu oft die
von der Schule gestellten Ansprliche hinaus, „und die öffentUcbe
Meinung lässt sich durch sie um so eher gefangen nehmen, je markt-
schreierischer sie als unfehlbai^e Heilmittel für gesellschaftliche Schäden
aagepriesen werden. Hier bleibt nichts übrig) als auf das Zeitbewnsst-
sein durch Belehrung und Aufklärung unverdrossra und wiederholt
einzuwirken, die Überschätzung der Schule, von der man nicht weniger
als alles erwartet^ zu mäßigen und daran festzuhalten, dass auch dem
Niedrigsten und Ärmsten im Volke diejenigen idealen Güter eriialten
bleiben, die ihm seine Menschenwürde TerieflMA und bewahren, die
ihn später im Berufsleben geistig emporheben und aufrecht erhalten,
damit er nicht ein Sclave der irdischen Welt, ihres Druckes und
Dranges, nicht eine lebendige Arbeitsmaschine werde. £s wird eiolier*
lieh ftlr die physische Welt schlecht gesorgt, wenn die sittlielien
<^ellen dee Glückes verschüttet werden".*)
Aber in gleicher Weise verkehrt würde es Min, wenn man sich
in selbetgeikUiger Consequenz aUen Bewegongeii verschließen, allen
fVrdeningen gegenüber ablehnend verhalten wollte. In der lütte des
vorigen Jalirliiuiderts bildeten Katechismus, Lesen und etwas Rechnen
die dmdgen ünterrichtegegenstftnde in der YoUanchnle. Und als die
Fordemng aoftanehte, auch den Sohreibanterricht als obUgatonselies
ünteniditflfiMsh einsoreflien, so erftdir selbige vietoiiliigeii Widenfpnidi,
selbst der grölte Philosoph von Sanasond, Friedzidi d. Gr., meiiEte^ ftr
die Knabenscbnlen wolle er sicli den Scfarelbmitsnldil aodi ge&IIeD
lassen, doch ftr die Madchen sei derselbe vODig ttbsrflllsrig, aeUdge
würden ihre Kunst doch nnr bnmehen, um Lielwsliriflfe m sehieiben.
Die Vertreter des SehrefimnteRichtB siegten; splter traten die ,ge-
meinnlttadgen EenntdaBe*^ hinso, die heute, als „Bealtoi* in ilire ein-
zelnen Zweige gespalten, einen breiten Banm In der Schale elmeluMB.
Und wer machte wol heute den ünterrieht in den Realien oder gar
den Sehreibmiterrieht missen!
n.
Non, mandie Fotdening ist Ja bereltB lorflekgewfeBea worden,
es sei nur an die Sehnlapareaswa erinnert, and so manche wird
voranssiditlieh miHckgewiesen werden, so die Eiwftbning des Hand-
*) Vcrgl. K. Kichter: t^r die Verbindung der K.och- und Haushaltung»"
schulen mit der M&dcbenToIkfischule. Preisschrift. 1892.
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— 451 —
fertigkeitsimtenidite, äm Kodi-, Wasdi- vnd F]ittiuit«Ridits, der
litu htüliruDj? imd des kaufmännischen Rechnens, der Stenographie, die
Einöbung in die Kiaiikenpflege und Samariterthätigkeit. Des Näheren
darauf einzugehen, kann jedoch hier nicht unsere AiügaV)t? sein.
Wie steht es nun mit der Gesetzeskunde und Volkswirt-
schaftslehre oder wie man neuerdings kürzer sagt: Verfaäsnus:s-
11 nd Wirtschaftslehre?*) Verdient sie von leiten der Schule Be-
rücksichtigung oder Zurückweisung?
Unstreitig hat unser gesaramtcs öffentliches L*eben sowol im Staate
als m der GeseUsohaf't in den letzten drei bis vier Jahi'zehnten eine
tiefe Umgestaltung erfahren. Schon dnrch die Emführung des all-
gemeinen Stimmreclits ist die ansacblaggebende Entscheidung über
die Bagnngen des nsHomtea Lebens auf dem Gebiete der Geeets-
gebiDg fttr vaum staatlichen und wirtschafüichen Znstftnde bis zu
einem gewissen Grade in die Hftnde der groBen Ifasse gelegt Viele
Hsaderttassende von Ifiümeni, die Tag flkr Tag ehriich und «ren ihrer
Albeft warten, niemals aber Qelegeaheit gehabt» sudi ttber das Wesen
mid die Qrganiaation das Staates oder ttber die Vorbedingungen eines
gesonden wirtsehafUieben Lebens efaigehend sn nnterriditen, sind jetzt
verpflichtet, die Vertreter der Nation zu wählen und damit gleich-
seitig über die schwierigsten Fragen unserer politischen und wirt-
schaftlichen Gesetzgebung zu entscheiden. Es leuchtet eio, dass dieses
Hecht um <lHiin in der gebürenden Art und Weise zu einer glück-
lichen \\eiterent Wickelung unseres Volkes führen kann, unsere
^timniberech^gten Mitbüi'ger aiier Classeii den aöihigen Einblick in
dnü Leben des Staates und einen gi'tindliclit ii t Überblick über das
G'^bier der wirtscliattliciien Gesellschaft gewonnen haben. Die Regie-
rung des Kaiserthunis Österreichs hat dies bereits anerkannt, indem
m dem Entwürfe der GnmdzSge des öffantlichen Unterrichts sagte:
^Wo das Volk zur Theilnahme an der G^eeetagebong berechtigt ist,
^ darf keine Anstr«igung und kein Opfer gescheut werdeoi nm allen
den Untenieht au geben» ohne welche dieses Becht ein Wider-
HieEzn kommt ein Zweites: In der ganz richtigen Voranasetsnng,
d«s man ein Volk nicht besser znr Gesetdichkelt nnd zu einem ge-
wirtschaftUehen Leben heranziehen kann, als wenn man das-
«Ibe bei dar Yerwattong seuMr Gemehide-, Schal-, Kirehen-, Kreis-
Staatsangelegenheiten sich aetiv betbeUigen lässt, hat man you
*) DSipi;^ nennt beides vereinigt nOeselischaftskunde".
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— 452 —
Jahr zu Jahr mehr und iDfihr dem Gnmdaatie der Selbstverwaltung
Bechnung getragen. Der Laie sieht sich daher trotz des Widersprucit:$
so mancher Berufsjoristen in stets ausgedehnterem Maiit xu dtu Ge-
schäften des öffentlichen Lebens herangezogen; und an dtu 8cliütFen-
und Sehwui'gerichten, den Handels- und Schiedsgerichten ist die Thätig-
keit des Laien sogar ein I liüilnehmen an der eigentlichen richterlichen
Thätigkeit. Da mithin die Gesetzgebung unserer Zeit die Mitwirkung
des StütiL^burgers in der Rechtispflege, in der Landesvertretnng nnd
G-emeindeverwaltung \ ( raussetzt^ um so di'ingender tritt an jedeiiimuii
die Alaiinung heran, sich mit der Getetzgebung vertraut zu machen,
denn wo immer die große Masse zur MitMitkun^ am Regiraente
berufen ist, kann dies nur zu einem guten Knde tuhien, wenn sich
die betheiligten Kreise auch yoU und ganz der Verantwortlichkeit
bewusst sind, welche sie mit AosUbong der ihnen geword^en Rechte
übernehmen.
Hierzu koaunt ein Drittes: Ein aH^viueiner Recht**gruiid lautet:
..Niemand kann sich mit Unkenntnis der Gesetze entschuidic:' u." T'nd
hieraus ergibt sich die Noth wendigkeit, sich mit den Pfli Ilten , lie
ihm al« Staatsbürirer, als Glied eim r iiif ii>i h[i( 1)( ii Getieüschatt gegeu-
iiber obliegen, bekannt zu in;icljeii. Fls suchen zwar viele ihr Ver-
halten so einzurichten, dass sie den Staatsanwalt nui* vom Höreu.sagen
kennen lei-ncn, sie sind sich in ihrem „dunklen Drange" des recliteu
Weges a Heu falls bewusst, aber man merke andererseits nur mit
beobachtendem Blick auf die so mancherlei Verstöße gegen die Gesetze,
besonders bei demjenigen Theile der Bevölkerung, weicher nicht ge-
wöhnt worden ist, jedes Wort abzuwägen; man verfolge die Berichte
über die Thätigkeit der Stratkammern und Schöffengerichte, und man
wird finden, dass in außerordentlich viel Fällen nnr Gesetzesunkenntuis
den Verstoß gegen die Strafgesetze hervorgerufen. Wie viele Vei-
drießlichkeiten, wie viele unsinnige Processe und Kosten, wie viele
Zeitverschwendung würden vermieden werden, wenn eo viele nicht
aller Rechtskenntnis bar wären!
Und hierzu kommt ein Viertes: Für viele ist allerdings das
Strafgesetz unnöthig, sie halten sich von Ausschreitungen, die das
Gesetz bestraft, möglichst fem, doch die Gleichgültigkeit, die sie
dem Staatsleben — bewusst oder imbewusst — gegenfiber «a den Tag
legen, ist demselben nicht nur nicht ft^rderlieh, sondern geraden nacli-
theilig. Tausende genießen die Segnnngeii dar staatlichen Bechts-
ordnung, ohne sich derselben hewusst zu werden oder ohne dieselbe
zu Bchätsen. Taneende glMben, weil sie ihren Wirt» ihre« Scfaneider
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— 468 —
redlich tasaUen, mai sde iii€iiuuideiD etwas admldjg. Sie mstehan
mid wtMig^ ivediir Staat noch Oesetse; jede neue Yerordiiiiiiir ^
tradrteu sie nur mit If iBstranea, und das richterUclie BeamteBthmn
efMihelDt Ibneii als OeiM» welches ammfeindeii bu folgerichtig seiii
kann. Hferans erUirai sieh naturgenifllA ameh die vielen nnieiftii vnd
seMelhii Urlhelle Iber die Begienwg, tther die Art nnd Wdse der
Vertretung von Volksinteressen und über die gesetzgebenden Körper-
schaften. Nur durch die politische Unmündigkeit dtii Massen ist es
auch so manchem Freibeuter aul' social-politischem Gebiete mßgUch,
^anze \'it]ksschichten in ^eine Netze zu locken und durch leere Ver-
<T»recbuiigeii zu gewinnen. Die Unkenntnis ist es. welche die Hdken
liefert, an welche die demagogischen Aj^itatoreu ihre falschen Lehren
hangen; beseitigen wir dieselben durch irülizeitige und streng sachliche
Anfkläning, so schaffen wir nach und nach ein Geschlecht, welches
wai Grund eigener Überzeugong und selbststandigen Nachdenkens
hmdelt und nicht mehr blindlinp demjenigen fo^^t. loi am meisten
verspricht, sondern welches sich seine eigenen Wege bahnen wird.
Niemals aber werden diese dahin fahren, wo der Kampf aller gegen
alle geiiredift wird, wol aber an die Stätten, wo man weifl, dass
das GMeihen des Qanien das Wolbeflnden des ESnaelnen voraussetzt,
WD maa an der Erkenntnis gekommen, dass nicht Hass nnd Neid,
sondern yiefanehr opfiaihereiter Gemehisinn mm Ziele ftthren kann.
Mius es daher nicht helligste Pflicht des Staates sein, seinen
Unterthanen Aber die Bechtsordnung, Aber das Gtef&ge eines geord-
neten Staatslebens etc. Aufkl&rung zu verschaffen? — Sie müssen
verstehen lernen, welche Wolthateu das Tjeben in einem t'ulturstaate
iiu Gefolo^e hat, es mnss in ihnt^u liie Überzeuj^un^ geweckt werden,
; öass die Betheiligun^ an den öffentlichen Angelegenheiten keineswegs
' ein anregender Sport, sondern eine ( i iiste, bedeutungsscliwere Arbeit
My dass die erlangten Rechte ihre innere Begründung und dauernde
Erhaltung nur durch f^ernahme von einer Reihe von Pttichten er-
langen. Sie müssen eingehen lernen, dass der Laie durchaus nicht
mehr der Wilikikr der 'Beamten überlassen ist, wie im Polizeistaate,
dass vielmehr das Bestreben der gesetzgebenden Factoren dahin geht
I — vnd das neue GerichtsyerihssnngBgesetz ist der qiirechendste Beweis
^ ~ diese Willkttr Tdllig ansnschlieBen.
Und was hinsichtlieh des staatlichen Lebens gilt, das gilt in
gieicker Weise anch in Hinsicht auf das wirtschaftliche Leben.
leben entschieden in einer nenen Zeit verglichen mit der Zeit
VMerer V&ter nnd GroBTater. Die Entwickelnng der whrtechaftlichen
'•^cglw. lS.J»htg, HflftVIL 31
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— 4Ö4 —
Zustände unserer Zelt mit Hilfe der Dampfkraft, mit Hilfe der Ver-
kehrseimichtunfiren des 19. Jahrhunderts, wie namentlich mit Hilfe
der strenjr^n I hn chiührunfj^ des Gnnulsatzes der Arbeit«theilung ist
eine so vielgestaltige geworden, i[a>s es dem Einzelnen nicht mehr
möfi-lii h ist, die gesammte Prodm iion in allen ihren Gliedern ul r-
blicken zu können. Durch dw Wrwendung des Dampfes und der
Elektricitüt sind ganz neue Bedingungen für die i'roduci i ii. den Ans-
tauhck und den Verbrau(;h der Ü-üter geschaffen worden, und mit dem
patriarchalischen Wirt^icliaftsbetriebe, wie ihn unsere Eltern und Groß-
eltern iKirli ;.'^rkaiint linben, ist e.s ein füu' alle Mal vorbei. So haben
z. B. dii lM>t3nbahneu in entlegene Gegenden eine gesteigerte Industrie
getragen, und politische nnd Fachzeitschriften haben industrielle Ge-
danken selbst in solchen Kreisen erweckt, die sich in ihren Ein- und
Verkäufen früher auf die einfachen Verhaltnisse des primitivsten
Markt verkelirs beschränkten. Der Landmann, der kleine Kaufmann
und der einigermaßen gutsituirte Handwerker werden heutzutage von
Geschäftsreisenden besucht. Man kauft nicht mehr wie „in den guten,
alten Zeiten" „des Naclibars Eind**, sondern sucht seinen Vortheil bei
auswärts gemachten Einkäufen, man kauft und verkauft, man zahlt
und lässt sich zahlen nach kaufmännischer Manier und ist genöthigt,
nach kaufmännischer Manier zu rechnen. So manche mit den besten
Hol&iiuigeii begründete Existenz leidet in dem harten Kampfe trotz
eifrigen Strebens Schifthrucb, oft nur, weil der Inhaber keine Kenntnis
Yon dem Fortschritte in den Gesetaen der Production beeaü und ii
idthergebrachter Weise sich weder um Arbeitstheilung, noeh um rweck*
mäßigeren f^inkauf dee Rohmaterials, noch um Spesenvermindenm;
kümmerte. Und was von der Produetioo gilt, daa gilt in mindestaBS
löchern Maße von der Consumtion.
Wir beobachten ferner nicht selten StOitingen in dem Verhältnil
SwisGhen Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch Masse&arbeitsein-
Stellungen und AnaetAndei weil der Arbeiter nicht eelten räcksiehtak»
nach Vermehrung seiner Einnahmen ohne £rli<Uiiuig seiner Leistu^jeB
trachtet, nicht selten am falschen Platte und. zu einem nngeagneldl
Zeit^pnnkte, lediglich deshalb, weil er sich nie um die Gesetee gekflmmerti
denen mit der Production je aneh die Arbeit immer noter werfm
ist etc* So wird beispielswmse tber keinen Gegmtand wol km
mehr gesprochen als Uber die Preise. Der Landwirt klagt ibar
niedrige Preise des Getreidee, der BScker Aber bebe Preise desaelbo.
Der HandwerksmeiBter Uagt Uber hoben Arbeitslobn, nnd der Oeselle
Aber niedrigen. Die Hansbesitxer wOnacheo ein Steigen der Hsa»-
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— 465 —
mkte, und die Abmieter wünschen ein Fallen etc. In diesen Beden,
Klagen und Wünschen dieser Art herrscht oft große Verwirrung der
B^griiii; die WirtBehaftslehiie hat nm die Ansähe, lAckt in dieses
Dunkel za bringen und Ordnung in solcher Yerwimmg ansnstreben
und mehr und mehr sa Teihreiten.
Doch noch eine höhere» eine ideelle Aidjsabe hst* die WlrtsefasIliB-
klie, denn sie xeigt, daas daa grofle Ganse nnr gedeihen kann, venn
an jeder Stelle tren und zielbewnsst gearMtet wird; sie saigt ftrmrt
! dssB es in dem ganzen großen Arbeitsgebiete keine Leistung gibt, die
! uberflüssig ist oder entbehrt werden kann; sie zeigt weiter, dass selbst
1 derjenige Mann iiu wiitschaftlichen Leihen, der den höchsten Posten
j innehat, nicht berechtigt ist, von sich zu sa^en, dass er unabhängig
i <la.stelie. und diese wii iscliaftliche Abhänfj'ie'kpit mahnt dringend zur
Bes( lu Kifniieit, deun keiner kann den anderen LiiTl i liren und wäre er
reicli wie Crösus. Andererseits hat sie etwas Eriiebendes, indem sie
! endlich zeigt, das«? eine jede Arbeit ehrt und <2:eschätzt zu werden
verdient. Durch eine solche Überzeugung gewinnt naturgemäß auch
die ein£schs(e Arbeit einen tiefen sittlichen Wert. Und wie viel wäre
erreicht, wenn wir in der Brust des Mannes „mit der schwieligen
Hand'^ wieder die Lust und Freude an der Arbeit wecken könnten,
die so vielen leider abhanden gekommen ist, wenn wir die Über-
sengong heibeisoffthren vermochten, daas die Arbeit nicht als eine
Lest, als Mittel zun Unterhatte and zum Genosse, sondern als Beruf
sdt Sehlem vdlen sittttchen Inhalte anta&ssen ist
Es ist also besonders auch die wirtschaftliche Seite unserer Staat*
hehen Yeihalteisse zn betonen oder mit anderen Worten: Oesetaes-
kinde nnd Volkswirtschaftslehre haben in Yerbindnng auf-
zutreten. Es lässt sich behaupten, dass ein Unterricht in der Ge-
setzeskundc ohne Kiicksicht zugleich aui die riulachsten Gesetze der
. Volkswirtschaft und des Verkehrs das* btaatfeburgerliche Denkfii nur
einseitig erfasst In den modernen Staaten ist die politische ( »kuiioniie
mit der wirtschaftlichen Hufs innijrste verflochten, die eine ist Träfrerin
fler autieren. Mau denke beiiipielbweise uur an TTandel und Verkehr,
an Gewerbefreiheit, FreizttjT:igkeit und ünterstützungswohnsitz; isst die
<ieijetzgebung über diese Angelegenheiten politischer oder wii*tschatt-
licher Natur? Sicher ist sie beides. Deshalb ist auch gleichzeitig
ueben der Fordeiung nach vermetirter Kenntnis der staatsbftrger-
Uehen Pflichten nnd Rechte die Fordernng nach vermehrter
Kernt tnis das wirtschaftlichen Lebens unseres Volkes mit voll-
•tem Bechte aosgesprochoi worden.
31*
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— 406 —
m.
In welclier Weise soU nuu dem Volk& Uie&e Iveuuiuis übenuittelt
weiden?
Gegenwärtig gesclmht dies, wtiiigstens in Hinsiclit aui (re-
setzeskenntni^ daihirrh, tlass der Staat (oder »Ih.s Keich jedes neue
Ö^etz in sniniii amüiclun (hirama pnblicirt. Dass aber liii-rfhirfh
niemand ^^^o^'tzcskimdi«^ w'wd, liegt auf <lor Hand; denn t^liieibri^^
miiss bei der meist kuaji[M U Forni ditscr Publicationen. woniöffli'^li
mit Hinweis anf 'I'hoüp andt k i , triitier erlassener, und oft in sch\sei-
tailliges iJeutscli gekleidet t r Gesetze znm Verständnis schon Rechts-
kenntniä vorausgesetzt werden, nnd anderentheils felilt, namentlich deo
unteren Volksscliichten, nebAi dem Verständnis aiudi die Zeit zttr
EinsichiiKiliine. Ist es dorh schon für den Fachmann äußerst schwierig,
die ut'saiiiuite Rechtsmaterie zu bewältigen; d<^r Laie vollends steht
derselben vollständig hiltlos gegenüber. Dazu kommt, (^;iss unser
liecbt äußerst unpopulär ist. Es ist ein harter Vorwind und dafi-
iiaib nüthig, diese Behauptung etwas eingehender zu beweisen.
Das Keclit ist ein Product der culturellen Entwickelung eines
Volkes, es ruht mit tausend Wurzeln im Leben der Nation; es i-<t
selbst ein Stück nationales „Leben und Werden", es sollte es wenig-
stens sein; und wenn dies der Fall ist, wenn das Recht in der That
dem Erfordernis entspricht, ein lebendiger Ausdruck des .Volksbewusst-
seins zu sein, so muss sich dies darin äußern, dass es populär ist
Die Popularität des Rechts ist der MaßsUt) dafür, inwieweit seine
geltenden und üxirteu Grundsätze und Formen im Kechtsbewusstsein
der Nation wui-zeln und inwieweit jene fruchtbare Wechselwirkung
swischen Rechtsschafiiing und Bechtspfiege auf der einen Seite und
den sittlichen Anadunuiigeii und den cultnrgeschichtlichen Fert>
acbritten des Volkes auf der anderen Seite stattfindet, ohne welcbe
ein ^'-esiiTider Keobtszustand nicht bestehen kann.
Bei Völkern, die sich noch in jenen Anfängen der Entwickelung
befinden, oder bei denen das Recht auch später noch nicht aufgehört
liat, eine unmittelbare Schöpfting des Volki^ieiBtee zu sein, ist es denn
anch in Wahrheit nnd im besten Sinne popolftr. Man brancht nur aa
das cLassische nnd gans besonders das rOmisohe Alterthnm zu denken,
man brancht nur irgend «inen der römischen SchiUtsteller in die
Hand zu nehmen, nm sieb an flbeneogen, welche Volksthflmlichkeit
das Becht unter sokhen gfknstigen Veihältnissen geoieikt Übenfi
finden wir in den Eraeognissen der römischen literatur, ob sie nss
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Mrtoriftcher, phüosophiBcher oder salbst poetischer Art sind, reditliehe
Smriclitangen and Förmlichkeiten erwähnt, als Dinge, die jedenrann
kennt nnd die jedem g^nflg sind. Juristische termini tedudd verden
80 häufig und ohne jeden Anschein des Gesnehten oder Fremdartigen
gebrancbt, dass man an ihrer allgemeinen Verständlichkeit nicht im
irerinj^ten zweifeln kann. Ja selbst das wählerische Sprachgefühl und
tler feiuere Schönheitssinn der Dichtkunst widerstrebte bei den
RömeiTi, wie auch bei den Griechen dem Gel)iauche solcher jnristisch-
lechnischer Ausdrücke und der Erwähnung rechtlicher Institute nicht:
es waren das eben Dinp^e. die dem Volk»' in K Irisch nnd Blut über-
gegangen, oder noch richtiger, die ans seinem 1^ leische und Blute iier-
vorgegangen waren. Dass auch bei unseren Voreltern vor Reception
der fremden Jurisprudenz sieh das Becht allgemeiner Bekanntschaft
nad Popularität erfreute, zeigen uns, um nur das eine anzufahren,
niisere deutschen Fechtssprichwörter, in denen sich in prächtiger Weise
jene erfreulidie Wechselwirkang von Beoht nnd Sitte, Volksansohan-
«Dg nnd Bechtererwirklichnng äoltort.
Hentzntage ist es ganz anders; nnser Becht ist dem Yolkshewnsst-
''■ sein ftnfierst fremd, es ist bei weitem nodi nidit hinreichend ins
lieben eingednmgen, nnd die groAe Masse — nicht nnr der Ungehil-
deten — steht ihm gegenfiher wie einem «nrerstibidlk^en, schwierigen
System einer Bertlifewissenschaft, die dem Laien so fem liegt wie z. B.
die Sprachforschung dem Niclitphilologen. Ja, selbst die Äußerlich-
' keiten unserer liechtspüege sind in weiteren Kreisen des Volkes
mangelhaft bekannt. Um sich tlavon zu iiberzeufren, <>-enügt ein Blick
in diejenige Tiiteratur, deren Leserkreis das große i'iil licum ist, iH jiu-
iare Bücher, Zeitschrüten, Journale u. dgl. Da üuden sicl» nicht seilen
die merkwürdigsten Trrthüraer sowol in Bezug auf die illustrative
Darstellung von gerichtlichen Acten, Processhandiungen , als auch in
der textlichen Beschreibung solcher Vorgftnga Dass endlich auch be»
sonders diejenigen, die das meiste Interesse am Becht haben, die
Hechtsuchenden, dem gelehrten Recht TöUig fremd gegenüber stehen,
ist kein Wunder. Die Sprache des gemeinen Mannes hat Ar diesen
Zustand heaseiehnende Ansdrdcke. Fragt man einen Bauer, wie es
mit seinem FhKsesse stehe» so ist die Antwort: «er schwebt noch% ein
vwMliches Wort Ar den sehldchenden Fortgang der Sache, die
^'^e ünTmtftndlicfakeit desselben ftr die Partei Hat der Baner
des Ftocess yerlor^, so sagt er nicht« ich liabe Unrecht gehabt« son-
^ ich habe „verspielt". Gewiss sehr bezeichnend. Es ist und
dem gemeinen Manne unverständlich sein, dass der Sachse ein
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anderes Recht hat als der Preuße, und dass dasjenige, was in der
Mai'k Brandenbiirer „Recht" ist, in flnr ltheini»roviiiz „Unreclit" sein
kann. Die zahlreichen Gesetzgebuiigsfactoren in Deutschland, die
vielen Particularrechte, zu denen schließlich nocli ein besonderes
Reichsrecht gekommen ist, alle diese Dinge sind nicht geeignet, dem
Volke die Verstflndliclikeit des Eechts zu erleichtern. Hierzu kommt
das Bestreben seitens mancher Vertretei* des Juristenstandes, das Recht
hinter dem mystischen Schleier einer exclusiven Beni£swissenschaft zu
verstecken, von der das „profanum vulgus'' der Laien möglichst fern-
zuhalten ist. So viele der Berufsjuristen blicken mit wenig Wol-
wollen herab auf den Laien, der ihm als Schöffe oder Handelsrichter
beigesellt ist. und er mag wol geneigt sein, bei jenem das durchbohrende
Gefähl der ..ignora&tia juris" voraussetzend, ihn als eine recht über-
flllange Kinrichtung zu betrachten. Schon manche Universitätsprofei-
soren erwecken bd dem angehenden Jnristen dergleiehen GkNUmken,
wie wir ans eigener Erfahi-ung wissen.
Kurzum: unser Recht ist änderst onpepiüAr, und es besteht keine
Einrichtung, dasselbe volksthUmlich zn machen, die Pnblication neuer
Gesetze in den amtlichen Organen ist, wie bereits oben bonerkt, on-
inÜDgUch, Belehrungen dnrdi die Tagespresse, m den Berichten der
Beichstaga^ and Landtagsrerhandlnngen u, 8. w. ist ebeoMls nnzn-
reichend, weÜ die Zeitungen in dem Dienste der Parteien stehen und
das gegebene Bild infolge dessen ein geftrbtee ist, anch etnschligige
literarische Darstellnngen selten yolksthfimlich sind.
Der berfthmte Bechtslehrer Prefessor Ihering spridit sich in
seinem Bnche: „Der Zweck im Becht** hierttber folgendermaBen aas:
^Alles wird in unserer heutigen Zeit dem Terstftndnisse dea Tolkee
nahe gebracht: die Natnr, die Geschichte, die Kunst, die Technik, es
gibt kaum einen Gegenstand, ftber den der Laie sich nicht ans einer
allgemein fesslichen Darstellung belehren konnte. Nnr der Staat und
das^Beclit, die ihn so nahe berühren» machen davon eme Ausunhmer
•und doch sollte billigerweise nicht blos der Gebfldete, sondern aoeh
der Mann des Volkes die Gelegenheit haben, sich darüber an belehren^
was sie ftr Ihn thnn und warum sie nicht ande» besdiaifim sein
können als sie es sind. Ich habe frOher daran gedacht, diesem Maogd
durch einen auf den Blirger und Baner barecfaneten Bechtskate-
ehismns für das Volk abzuhelfen. Das Ziel, das mir vorschwebte,
wir eine Vers^Mung d^ unbefangnen Urtheils mit den Einrichtungen^
an denen es vielfach Anstoß nimmt, eine Apologetik des Rechts und
des Staates vor dem Forum des einfachen gesunden Menschenvei'stan«
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des; Ich habe mich tiberzeugt, dass die Aufgabe meine Kräfte über-
steigt;; möge ein anderer sie auluehmen! Wer sie richtig ausführt,
kann sich ein großes Verdienst erwerben, aber er mnss denken als
Philosoph und sprechen als Bauer. Fls wäre ein widitiffes 1 hema
zur Stellung einer PreisaiUgabe — iUOUOü Mark wäien kein zu hoher
Preis flnfür.''
Auf welche Weise soll nun die Übermittlung der Staat-
lieheB und wirtschaftlichen Lehren erfolgen?
Wir denken hierbei an ein Dreifaches. Sie hat zn <}:f^schelien
l. durch öffentliche Vorträge in allgemein yentändlicher Dar-
legung tbesr diB VerfasBong, Verwaltmig und QesetsgelNiiig und des
wirteebaftlieheii Lebens, 2. diircli popalftr gesehriebene Btleher
und Zeitschriften, in denen diese Frsgen behandelt werden, and
du dureh die Schnle^ Hier kann ans nnr der letzte Punkt besehSftigen.
Ohne bestimmte Kenntnisse geht es non einmal in nnseren Tiel-
seitigen YerliftltniBsen nicht mehr, anch nach dieser Biefatang nicht»
und wenn anch diese selbst zum Thell nach und nach beiläufig so
durch vereinzelte Vorträge und durch das gelegentliche Studium ein-
schlägiger Schriften gewonnen werden, so ist doch dieser Weg ein
sehr langsamer und selbst unzuverlässiger, denn unser Geist behält in
den Mannesinlii pn nicht so leicht als in der Jugend. Alle gießen
Männer, di»' »hk! Verbes.>erung der gesellschaftlichen Zustände ihrer
Zeit anstrebten, wie z. B. Moses, Lykurg, Selon, Luther u. a. setzten
wolweislich den Hebel bei der Jugend ein, und wir meinen auch, dass
der Unterricht in Verfassungs- und Wirtschaltskunde als ttnerläss-
lieber Bestandtheil neozeitücher Schalbildung nicht länger zu ent-
behren sei, anmud anch die allgemeinen Gesetse der Pädagogik dem
nicht widenpreeben.
Der Staat fordert im Interesse der Kirche, dass der Katechismus
bis auf das Komma in den Scholen gelenit werde. Wo ist aber der
Xateddsmns, der im Interesse des Staates die Hechte nnd Pflich-
ten des Staatsbfligers lehrt nnd Uber die BelbgniBse des Staates unter-
fiehtet? Die Kirche nimmt keinen als sdbststttndiges Glied anf, der
hs Conflrmandenunterricht nicht zu beweisen yerrooebt hat, dass er die
wichtigsten Lehren und Vorschriften der Kirche kennt. Die Kirche
bandelt hierin offenbar klug und weise. Was thut aber der Staat im
Interesse seiner eigenen Erhaltung, seiner eigenen OKhiung? Sehr
Wenig und das Wenige nur mittelbar. Da die Schuir las Ii eranwach-
sende Geschlecht auch zu guten Staatsbürgern zu erziehen hat, und
^ Staat Ton den Staatsangehörigen Gehorsam gegen die Gesetze
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verlangt, so folgt daiau» die \>rpt1ichtuug, dafür -Sorge zu tme^en,
dass dio in die große L(^ben.sgeiii<'in>( haft des Staates Eintretend -n aucii
die Veiiassung, die Einrichtungeu und Gesetz*^ dieses Geuiuinwtöenh
kennen lernen. W » r (n Uorsam gegen die Gesetze fordert, muss auch
fär Kenntnis derselben sorgen. Ein Staat, der Bauern und Hand-
werker als Vollbürger auerkennt; ein Staat, der den Schutz darsulli
für unser ganzes Cultnr- und Gesailscliattsiebeii, ler für Millionen, die
durch Abkunft, Stand, gesellschaftliche Stellung, religiöse Anschau-
ungen voneinander getrennt sind, gleichmäßige Ordnung schaÖ'ti ein
Staat, der die Selbstverwaltung alte politisches Stii bwort «nsgibt; der
die Henstellung das activen Verhältnisses seiner hturger zu der Regie-
rung sanctionirt und damit auch den Geringsten im Volke für politisch
reit erklärt, ein solcher Staat gehorcht nur einer i)olitischen Nothwendig-
keit. wenn er die PopolArisinuig des Beobts sum j^ädugogisobea Dogma
erhebt.
Von 80 vielem hört die deutsche Jugend in den Schulen, aber
nie hört sie etwas vom Rechte und der einfachsten Benutzung da-
Rechtsordnung. Ja die Gesetzgebung der Athener und Spartaner, die
Staatfientwickelung bei den Römern, die Handelsbeziehungen der Phöni-
zier u. s. w., die kennt sie genau, aber von den Omndsätaen unseres
Staats- und Verwaltnngsrechts, von dem Behördenwesen unseres Vater-
landes geht ihr alles Verständnis ab. In Sachen der Rechtskennt-
nis ist unser Volk ein Kaspar Häuser. Es l)leibt lediglich den
Zufeille überlassen, ob die große Masse des Volkes mit den be-
stehenden Gesetzen, deren Verletzung der Staat so unnachsichtig be-
straft, yertraut werde oder nicht Soll daher namentlich nach unten
eine culturelle Maßnahme getnAlNi weHeilf die einem politisch-wiit-
sc haftlichen Nothstande steuert^ so müssen ohne Zweifel die Schulen die
Einführung der Jngend in die gnmdlegende Kenntnis des gtaatliehen
und wirtschaftliehen Lebens nieh einem pMegffgiftfth^ Plane als
nationale Pflicht llbemefamen. Torbüd nnd Muster konnten Iteln die
alten BSmer sein; diese wann ein Rechtsvolk, wie je die Welt eiis
gesehen. Auf dem Forum sprach der Frfttor Otatlich Reekt, und
die Knaben schon mnasten das ZwOlftafelgeseti auswendig lernen.
Die Rechts- und Staatsbildung ist die ganse weltliistorische Au4^
dieses Volkes gewesen. Das war audi der Gedanke, aus dem seine
großartige Leistung henrorging, die nicht nur den BAmerataat
selbst tkberlebte, sondern noch bente fortwirkt, nachdem aDe gewalt^
samen Eroberungen des alten Roma längst wAbetgegangen und ler-
fdlen sind. Es gilt keutmtage als unbestritten, dass auch der soge-
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nannte ^gemeine Mann- neben dem Lesen, Schreiben aud Keclinen
noch so manches anden' lei'nen müsse, keineswegs darf ihm aber die
Kenntnis der Hechtsordnung:, da letztere sein ganzes wirkliches Leben
beheri'scht, vorenthalten bleiben. Kurz, es muss dieser Unterridit ein
iiitegrirender Bestandüieil unseres Schulunterriclits werden.
Die Forderung, Gesetzeskunde und Volköwirtschaftslehre in den
^cliuien zu treiben ist nicht neu, vornebmlich gilt dies in Hinsicht auf
die letztere; sie ist besonders seit den EnttÄnschungen, welche auf
das .lahr 1H48 lolgten, aul die Tagesordnung getreten. So inauche
iiieraui bezügliche literarische Erschemungen sind ziiiHge gefördert
worden, so z. B. Schober, KatH-liismus der \ olkawirtschaftslehre
(1859) und KtMje^ncli, Die Volk&wii isciiaft in Lehn' und Leben, ein
Leitfaden im d( ii Unterricht (1807), und aucli du' Allgemeine deutsche
LehrerversaiiiuiluBfir hat sich mit dieser Frage beschäftigt, indem sie
n868 in r'assel) di*- lu iden Tlienien auf die Tagesordniuii; setzte:
.Die pädagogische Bedeutung der Volks wirtsjchaitslelire'' und „Die
Leljiv \ (Hl Arbeit und ('apital". Weiter ist hinzuweisen auf die Be-
strebungen aus dem ei'sten Drittel dieses Jahrhunderts, die sich krystal-
lisurten in den Lesebüchern, welche um diese Zeit ihren Weg dmch
die Welt genommen haben, wie die von Henipel, Wilmsen, Otto u. a.
So enthält der sächsische Kinderfreund von Otto einen 40 Seiten lantren
Abschnitt, der lediglich Belehrungen über staatliche und wirtschaft-
liche Verhältnisse darbietet; diese 26 Paragraphen sprechen eingehend
von Sachsens Verfassung, von der Constitution, vom Könige, von den
Rechten und Pflichten der Unterthaueu, von den Ständen, vom Eigen-
thum, von der Feuerordnung, von der Ehe u, s, w. Ja, schon im
Torigen Jahrhundert begegnen wir derartigen Anschauungen. Zu er-
wähnen sind hier die Bestrebungen des geistvollen Königs Friedrichs
Großen, die darauf gerichtet waren, spedell das Leben in der
staatlichen Qm/anaehntt den Scbnlkinde nahezubringen und ihm die
Ansrüstong zu geben für ein gedeihliches Wirken innerhalb der
■Moaehliclien GeaeUachaft. Und der preußische Minister von Ladenberg
hat erklärt, dass unter Volksschule diejenige Schule zu verstehen sei,
wetobe dem StMtebtirger denjenigen Grad politischer Keife gewähre^
der ihn fähig mache, in poUtjsehen Dingen seine Stimme abzugeben
imd seine fiechte wahrzanehmen. Uns scheint dies Ar die Volks-
aeiuile etwas zu viel verhmgt, doch dies Iningt uns überhaupt auf
«ine neue Frage, n&mlich auf die Frage: In welchen Schulen die
in Bede stehenden Dieciplinen gelehrt werden sollen.
OSeUut folgt.)
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ätadtschuien in den Vereinigten äUtttea.
Von C. G. Mmimr-Qtndorf, Sackten,
liervorrageüder Gelelirtei' niid Pädagog Frankreichs, Michel
Br^al, tin<iet den Grund für die bedeutenden Leistungen Dentschlands
aul' dem Gebiete der Erziehung- und des T^nterrichts in der Zersplit-
terung der dentschen Nation in so viele unabhängige Staaten. Auf
diese AV^i'^H ward eine Art Wetteifer auf dem Grebiete d* r J^rziehung
zwischen ihnen geschatfen, und die Verbesserungen, die gefunden, und
die Fortscliritte, die gemacht worden waren, wurden nach und nach
von der geaammten Nation angenommen. In gleicher A\'eise ist der
Wetteifer unter den Städten Nordamerikas den Schulen des ganzen
Landes zugute gekommen. Eüi Blick auf das aufblühende Schulleben
Nordamerikas kann unter Umständen auch auf unsere Schulverhält-
nisse nicht gau ohne £infla88 bleiben. Wer dagegen sagen wollte,
6as8 Erfahrungen und Meinnngen auf diesem Gebiete, soweit sie in
fremden Ländern ihren Ursprung haben, für uns wertlos seien, da der
Unterschied zwischen jener und m><t-ret OinlisatiOD zn groß sei, der
verräth seine Unkenntnis und otfeubart seine Incompetenz in Hinsicht
auf T'iidagogik. Die moderne Civilisation strebt fiberbanpt rascb nach
Einiieit und Gleichheit.
Die folgenden Angaben über die Stadtschulen der Vereinigten
Staaten entnehmen yrir einem „Gircalar <rf Infbrmation of tbe Bnreaa
<tf Edncation", das nns von genanntem Boreen mit großer Bereitwilllgw
keit ZOT Terftgnng gestellt woite ist (Ober die TUltigkeit des
Barean vergl. meinen Artikel: Ftedagogiom XHI. S. 601 f.)
Zn wekber Bedentang im Gegensats gegen Mber die Bewohner
dar Stftdte im Verhflltnisse mr ganaen BevOtkerong der Vereinigtai
Staaten gekommen sind, erhellt aas dem Umstände^ dass Im Jahre 1790
die Bewohner der Städte nnr 3,8% GesaomitbevSlkemng Mts-
machten» während bis zum Jahre 1880 der Ptocenfsats anf 113,5 ge-
stieigen war, so dass bis mr Jetstaeit das Verhältnis siisher wie 4:1
geworden ist
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GmBz badeatend sind nim auch die SmnmeD, volche die Stidte
ftr das Schnlwesoi «dkiebradit habeo. In 250 Ton den 810 SUdten,
die eine fiiiiwolmerzahl toh 7600 md daiHiter liatten, wurde im
Mm 1882 ftr Scbulzwecke die Summe Ton 278M427 Denan aoa-
gegeben. Dabei betrag in 239 Städten die eehalpfliebtige Jagend
2859287, wfibrend der Gnmdbesits ftr Scbnlzwe^ In 240 StldtMi
einen reellen Wert von 94294153 Dollars hatte.
Die Schulen der Städte stehen unter der Leitunp^ und Obei'auf-
sicht von örtlichen Schulbehurden, unsern Schuh oi-ständen bez. Schal-
ausschüssen entsprechend, die in den verschiedenen Städten verschie-
dene Namen fuhTen. Ih'e größte Mannig^taltiiiki ir luriscli!. daiik ilt-r
vollkuiimieiuMi Autonomie der Städte, 4Ut diesem bebieie, auüeidem
noch in Bezug auf Zahl, Wahlmodns, Amtsdanrr. Pflichten und Rechte
der Mitglieder. JJaher ist auch der Erfolg der Schulen in den Städten
der Vereinigten Staaten meist von dem Scliulausschnss abhän^^. Sagt
man bei tma: Wie der Lehrer, so die Schale, und in Holland: Wie
die Schalinspection, so die Schale, so könnte man hier sagen: Wie
der Sehidanaacbnsa, bo die Schale. — Die Sehnlaassehfltte sind in den
Tersehiedenen Stftdten der Zabi nach sebr yerscbied^, ebne dasa aber
diese Zahl in ein entsprechendes VerbÜtaia aar £inwobnerzabl trftte.
So bat a. B. der Scbnlansschiiss von Denyer nur 6 Mitglieder, der
TOQ Fittabarg (160000 Einirobner) 33, von Cincinnati 60, Ton Chicago
15 and ?on New York 21. Meist gliedeni sich die SobnlaaBSChfisse
wieder in verschiedene Commissionen, denen die einzeinen Zweige der
Schulverwaltuuf^ zug:etheilt sind. Im Schulausschuss zu Cincinnati
betrug die Zahl dieser verschiedenen ('onimissioüeü gar 25, während
sie jetzt auf 18 herabgemindert worden ist. — Die Amtsdaaer der
ScliulHnsschussmitL'-lieder ist ebenfalls verschieden. Sie beträgt min-
dt btv-ns ein, höchsieus drei Jalire. - Bei der Walü <ter Schulaus-
schussmitglinder macht sich oft derselbe (Jbelstand geltend, der sich
auch auf anderem Gebiete als auf dem der Schule in den Städten der
Vereinig^ten Staaten zeigt: es drängen sich oft Personen in den Schul-
ao&schasB aas andern Gründen, als um der Schule zu dienen* Gar oft
sodit eine politische Partei die l\Iajorität im Schalauaschosae an erlangen,
um die Schale den Zwecken ihrei* Partei dienstbar an machen. Obwol
(üeser Umstand, der dem Aufblähen der Schule am hinderlichsten ist,
bisveOen eintritt, mnsa man doch sagen, dasa im großen und ganaen
^ Zasammensetanng der Schnknaschfisse eine zweckentaprechende ist,
aber doch dem beregten Obelstande möglichst entgegenantreten,
Ittt num in einigen Staaten die Wahl des Schulansschusses nicht den
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Bürgern, sondern wir in New Y n k dt in >favor. in Pittsluii ltIi den
Scbuldirecturen ubn-tratri'n während m wenigcii aiidi l^'rauMii d.i^
Wahlrecht zugeötauden worcien i-t. bisher freilich ohne nenneus werten
Erl'olg. — Was nun die Prtichtea und T?echte der Schnlaussehüsse
anlanj^, so vn walten alle mit Ausnahme des Stadtschnlinspectoi-s
(siiiterintf n(]ent 1, der diircli den Schulausschiiss beruten \mh1, ihr Amt
unentgeltlich. Der Schulausschuss leitet in den meisten FüUeii alles,
was sich sowol auf äußere, als anch innere Angelegenheiten des Schul-
wesens bezieht. Die SchulausscbUsse haben das Recht, Lehrer anzu-
stellen und zu entlassen, sowie ihren Gehalt zu bestimmen. Sie ent-
werfen die Lehrpläne, schreiben die Ziele der Schulen vor und be-
stimmen die zu gebrauchenden Lehrbttcher. Sie treffen Bestimmungen
über die Aufnahme der Schfiler in die verschiedenen Arten der Schulen,
fiber das Aufrücken aus einer CSlasse in die andere, haben aber vid-
fach nicht das Becht, Schulen zu errichten oder neue Lehrfächer ein-
anf&lireii, soweit sie nicht durch das Gesetz des betreffenden Staates
Torgesehen sind; auch steht ihnen häufig weder die Verwaltung des
Sebulvermögens, noch die freie Verf&gong über dasselbe zu.
JÜit verschwindend wenig Ausnahmen werden die Schulausschusse
von einem Stadtschulinspector (Superintendent) bei Ausübung der Schul-
asfisicbt unterstütEt, bez. vertreten. Die Stadt Providence war die
erste, die im Jabre 1840 einen Superintendenten an die Spitze ihres
Schulwesens stellte. Nadi nng^ähr zehn Jahren folgte Boston diesem
Beispiele. Trots der gaten Brfoige» die diese Einrichtiuig xeitigter
mnsste in vielen StSdten der Stadtschnlinspector sein Angenmerk oft
mehr anf die Yertiieidiginig seiner Stellnng liehten als auf die ihm
anTertranten Schulen; dies warmnsomehrnothwendig, als noch heutigen-
tags die Stadtsdinlinspeetoren wie ja andi die Lehrer vom Schnl*
anseehnsse nnr auf ein, höchstens anf xwei Jahre gewfihlt werden, so
dass sich nach Abhmf dieser Zeit stets wieder eine Neuwahl durch
den SchulausschuflB nOthig macht In den Stidten, die noch keinen
Stadtschnlinspector haben — dazu gehfiren auch drei grOfieire Siidte
in Sssnx Counly, Kaasachusetts, mit 13—27000 Sfaiwohnem — wird
die Schulaufricht und Leitung von den liitgliedem des Scbulans-
Schusses selbst auageftbt In den ttberaiis meisten Städten ist nnr ein
Stadtschnlinspector angestellt, wfthrend alle Stidte ersten Ranges
demselben einen oder mehrere Aasistenten anr Seite geben. In New
York a. B. ist die Zahl dieeer Assistenten auf sieben ethOht worden. —
Der Stadtschnlinspector ist in der Begel ein Pädagog nrft hOtoer
Bildung, der bereits mit Erfolg an Schulen gewnkt und die verschie-
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denen Methoden der Erziehung und des Unterrichts, sowie die 8chiil-
iikonomie zu seinem besonderen Stadium gemacht bat Er steht unter
dem Schulausschusse und folgt den Anordnongai desselben. Naich
dem Umfange des ihnen anvertrauten Schnlweflens ist der Umfluig
ihrer Pflichten anch ein TencMedener; dodi inrd in allen Städten
persönliche BeaidUehtigiing dee Unteniehts nnd der DiadpUn in den
Scholen aowie der inneren VerteBong and Leitnng denelben von
ihnen gefordert In den klaiiMten St&dten bat er sein Augenmerk
auch auf viele, dem eigenHiehen Sohniweeen ihm liegende Dinge m
richten; hier bat er an^ die materiellen Bedllrflii«e der Sdrale, z. B.
die Beschaffung des Feuerungsmaterials u. ä. in den Bereich seiner
Thätigkeit zu zielien. In größeren Städten beschränkt sich dieselbe
auf die eigentliche vSchiikufsicht und Leitung, ja, wo ihm Assistenten
zur Seit« stehen, wird die Arbeit insofern noch getheilt, als jeder be-
^ |^^if-re Fächer zur luispectiuii ilu i wiesiM liekommt. Da man von
einem btadischulinspector erwartet, dass er fortgesetzt Erzieliuno- und
Unterricht zu seinem Studium macht inul besonders den Fortschritten
auf diesem Gebiete sein Augenmerk zuwendet, uin die zweckent-
sprechendsten Mittel zur Hebung der ihm anvertrauten Schulen an-
wenden zu können, so erhellt daraus zum Theii die Wahrheit des
obenangeffthrten Satzes: Wie der Schulinspeetor, bo die Schule. Um
nun geeigneten PeraftitlicJikeiten die für einen wichen Beruf n6thige
Bildung zn geben, ist man darangegangen, an der John Hopkins und
Michigan-üniTeisität sowie an anderen Instituten Lehrstühle ftr Päda-
fSio&k ta erriehteu.
Die Stadtsdinlen nun, die der Leitung der Sehnlansstdillase nnd
Stadtachnlinspectoren unterstehen, gliedern sich in primaiy-schools
(unsttn Elementarschulen entsprechend), grammar-schools (etwa geho-
bene Bürgerschule) und high-schools 'Hochschulen). Während die
primary- und grammar-schools f^ewisseriiiaiicu zuteaiiiiiiengehören und
die jedem Staatsbürger nöthige Bildung jre währen, erschlielien die
hifjh-schools schon die höhere Bi!dun<,^ i- u. , lio Elementarl^ihlung,
mit dem 14. Lebensjahre abgeschlossen sein, wahrend der Abschiuss
üta- BiidüDg, die die high-schools gewähren, nicht überall so gleich-
mäßig festgesetzt ist. Ebenso schwankt das Alter, das den Beginn
^l^T Schulpflicht normirt; in einer großen Anaahl von Städten werden
^e Kinder mit sechs Jahren schulpflichtig, in nahezu ebensoviel
Städten aber bereits mit fünf Jahren. In vielen Städten wird der
ganze Cursus von der Elementar- bis zur Hochschule in 12 Jahrai
^cblanlen, sodass also auf jede Schule 4 Jahre kommen. In einigen
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StäUteii ist, wie in Oincinnati, der Kiemen tan ursus auf 5 Jahre erhöht,
dagegen der Cursus der gramniar-scliool um eiu Jalir abgekürzt In
den StÄdten Neu-Englands finden wir gerade die entgegengesetzte
l^raxiä geübt, da hiei* der Elementarcursus nur drei Jahre uniia^st,
vom 5. bis 8. Lebensjaln*©, der Cursus der gi'ammar-schooi aV>er hk
auf 6 Jahre erhölit worden ist. Docli ist hiermit die Verschiedenheit
in der Eintheilung der Ourse bei weiiem noch nicht erschöpft.
Während fast allenthalben für die high-sc.h'Hi]s bei«ondere Gehnude
enichtet sind, findet man häufig die primarv- uii'l grainmar-8ch('"N in
einem G-ebäude vereint, so dass t it am Ii die gleichen Lehrer an beideu
wirken. In New \ork sind die primary-schools ganz bedeutende
Etablissements, da manche bis zu 15(X) Schülern umfassen. In Boston
da^(2>'n enthalten die Schulhäuser nur acht Schulzimmer. In dpn
meisttii St ullen rinden wir eine Theilnnq; in Bezirke durchgeführt;
jeder Schule oder jeder Gruppe von Sdnilni, die unter einem gemein-
samen Leiter stehen, ist ein bestimmtei* Stadttheü zugewiesen, so daisS
den Schülern die Wahl einer besondem Schule gleichen Grades nicht
zusteht Dieses System macht natürlich eine strenge Gleichheit der
eingeführten Lehr- und Lembücher nöthig.
Was nun die Organisation der bigh-schools anlangt, deren Grün-
dung Infi in die Zeit der ersten Ansiedelung Amerikas zurückreicht»
so ist zu sagen, dass sie je nach den Zielen, die ihnen gesteckt sind,
bald mehr nnacorn fiealscbulen — soweit sie bauptsftohiioh Air da»
prakÜsehe Leben vorbereiten wollen — bald mehr unsem Gymnasien
ähneln — soweit sie den Schülern die zum Besuche einer Universität
nöthigen Kenntnisse yeimitteln wollen. Häuäg finden wii , besonders
in grOfieren Städten, nicht nnr diese beiden Curse wie Zweige eines
Baumes nebeneinander, sondern die higb-school trägt, wie z. B. die in
Pittsburgh, auch noch den Charakter einer HandeliaBchale sowie einer
Normalschnle (Seminar). Solche high-schools gibt es nicht aUein flr
Knaben, sondern anch Ar Ifilddiea; oft sind auch bdde Qeeehleciiter
in dner Schale vereinigt, besonders in kleineren Stftdien.
Wo die getroitoien Sehnklnrichtangen nicht hinreichen, um allen
Scbnliriliehtigen die nOthige Büdang m Termitleln, da Uetmi an Tielet
Orten den Tageaschnlen die Abendschnien ergänzend nr Seite. Die
Ahendelementarschnlen wollen denen, die hi ilirer Jagend keine Ge>
legenhelt gehabt haben, Schalen sa bomdhen, oder denen, die tags»
Uber dnrch ihre Beeehiftigong whindert shid, sieh die Btaentar-
kenntniaee ansaeignen, die Erlenmng des Lesens, Sclireibens and
Bechnens ermöglichen, freilich Usst ans naheliegenden Grflndea die
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— 467 —
fiegeluiäßigkeit des Schulbesuches an solchen Anstalteft viel zu wfln-
scheii ftbrig. Die liifehiiiaBe sind fibiigeDs besser geworden, aett maii
ra der frflher geftbten Flwds thffog imd mir die beeten Lehrer Uer
anrtellte. Viele Perraen in herroiiegBiideii SteUnngen yerdentei
ihre BUdang einzig und allein den Abendeelinlen. Ei erftbrigt noeh
1dBMii0|gen, deee der üntenicbt wahrend etwa 20 Wochen, yom
Novenibar bis Mitz, an wdGlienflieh drei oder yktt Abenden meiat von
7 bis 9 Uhr ertheüt wird.
In einer größeren Anzalil der bedeutenderen Städte der Republik
sind auch Abendhochschulen eine Einrichtung von nicht geringer Be-
deutung geworden. Ja, es ist sogar zu erwarten, dass ihnen in Zu-
kunft eine ganz bedeutende Entwickelunc: Ijevorsteht, da sie eben
nicht, wie die Abendeiementarschulen nur eiu Notlibehelf, s nidem ein
lit (liirfnis sind. — Einem ebenfalls lebhaft gefühlten Bedürtnisse wollen
die Abendzeiciienschulen ablielfen, die in den verschiedensten Städten
des Landes mit großem Segen wirken. — In gleicher Weiae hat sich die
Errichtung von technischen Abendschulen nothwendig gemacht Die
technische Abendschule zu Philadelphia ward z. B. im Jahre 1882
von 228 Schfliem besooht Davon standen 220 im Alter Ton 18 bis
40 Jahren, wihrend 8 sogar noch älter waren. — Endlich tat noch
n erw&hnen, daaa Kindergärten in allen Stftdten in größerer oder
geringerer Ansahl anaatrete aindt idie thefla ans atadtiacfaen Mitteln
ottterfaalteii werden, theüa aber anch ihren Unterhalt der Fimtwol-
thätigkeit Terdanken.
FQr diese mannigfiMdien Arten von Sehulen werden aber s^r
iriel Lehrkräfte gebraucht, so dass der Bedarf oft nicht gedeckt werden
kann. Die nordanierikauischen Städte sind auch hierin selbstständig
vorgegangen, indem sie Lehrerbildungsanstalten (normal -schools) in?*
Leben riefen; und zwar ward die erste städtische Normalschule etwa
2M;inzi^ Jahre früher geo-iiindet , als die ei>le .siaailiclie. Freilich
^iri i (üeäe stMtischen LeiueibikLungsanstalten durchaus nicht gleich-
wenig.
Der Lehrplan der Elementaischulen, der sich an£eu[igs nur auf
Lesen, Schreiben und Rechnen erstreckte, ward später am Grammatik,
Geographie und Geschichte der Vereinigten Staaten erweitert. Seit
|uigefähr einem halben Jahrhnndert sind nun bedeutend mehr Fftcher
in den Lehrplan ao^gfenommen worden, als Anschaanngaonterricht,
^«sang, Zeichnen, Tnmen, Englische Üteiator, Natorgeechiebte, Phy-
8ik, Gesehichte von England, Algebra, Geometrie, phyeiaefae Geographie,
Anatomie nnd Hygiene, Astronomie, Bnchhaltang, Deutsche l^iraehe,
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— 468 —
Coiihliiutiun der Vereinigit^u Staaten, weibliche Handarbeiten u. a. m.
Selbstverstciiitllich sind nicht alle diese Fächer in die Lehrpläne aller
Rlementai-schulen au%euommen worden, sondern sie findtn sich nur
überhaui)t. Es lie^t auf der Hand, dasä diese neuen Lehi gegenstände
nicht ohne Schwierigkeiten dem Lehrplane habeii einnretiigt werden
können; mm mnsste entweder die frir den Klementarunterricht be-
.stimmte Schulzeit verlängern oder musste sich bei diesen Fächern auf
das Gerste Minimum beschränken. Trotz alledem hat diese Über-
häulung mit Stott' zu schweren Übelständen geführt, entweder zu
Obertlächlichkeit oder Überbttrdtmg der Schüler. — Der Lehipbui der
high-schools deckt sich im großen und ganzen mit dem unserer Keal«
schalen oder OyrnoMtkaa, je nach dem Zwecke, daa dia Sehnte im
Ange haben. —
Der Handfertigkeitsonterricht, der sich auch bei nns Bahn za
brechen beginnt, ist in den Städten Noi-damerikas schon zu bedeutendor
Ansbrettong gelangt und wird nicht allein f&i Elementarschfiler, Mft-
' dem auch filr die Schüler der high-schools facoltatiy ertheilt
Eine hervorstechende EigenlhttmUehkeit der städtischen Schulen
in den Vereinigten Staaten ist^ dasB der gesammte Unterricht, gleich-
viel welcher Art von Schule, unentgeltlich ist Öffanlliche Schulen
sind freie Sehnten. Mit Becht hebt der Berichterstatter hiarvor, da»
die Ammkaner alten Gmad haben, btenof gtols ni Min. Dodi
dtes Princip keuuewegs yon AnfSug an aUgemeiii. Es hatte bedei-
tande Wlderatinde za überwinden. Doch sein Bilblg ist eine hin-
reidiende Beehtfertigong de» GmndsatMB geworden. All die faden-
aoheinigen Gründe sind hinÜOÜg geworden, dte dte Oppoaltion anillhrte:
daes die elterliche Verantwortliebkeit geschwtefat, das elterücheSelbBlr
gefllhl herabgesetat werde, dass der frete ünterrleht in den Augen
der filtern an Wert yerliere, dass die Stenerzahler ftberlastet würden,
nnd wte dte Griknde alle heifien, die noch bei nns ins Trelfen gMtsii
werden. Die natnriiche nnd nnvenneidlidie Folge des freien Unter-
richts ist die freie Lieferung der Schnlbftcher nnd sonstigen SehnK
bedflzfliisse, Aach diese ist in New York, Philadelphia^ den StSdten Toa
Massachnsetts nnd einer ganaen Beihe anderer dnrohgeflOirt, nnd
nirgends denkt man daran, diese Mafiregel wieder anfiraheben. Denn
nicht nnr dieselben Gründe, die gegen den nnentgeltliehen Unterriefat
ao^eftthrt worden, sind hinfällig geworden, sondern aneh alle aaden.
Die Schalen Dentschtends mögen den Sdinlen Amerikas in yieten
StQeken Yoranstehen, doch in diesem Pnnkte stehen sie ihnen unbe-
dingt nach.
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— 46» —
Was nun die Ko^trii anlangt, die auf die Weise verursacht wer-
den, so sind sie natürlich in den verschiedenen StÄdten verschieden.
In Xew York verursacliten die Schüler der grammar-schools im Jahre 1 882
eine Aasgabe von 32 Doli, auf den Kopf. Der Gehalt dar Lehrer
betrog im Darolisehmtte 1000 Doli., während die Lehrer an den
ptimarj-schools mr 660 Doli. dnreluttbiiitUich heeogen. Die Scbttler"
nbl in einer daaee der grammu^aehoolB soll nieht mebr als 60 l>e-
trig«, m fifner Gheee der primaiyHMihNMilB nicht mehr als 75.
Über die Stelbmg der Lehrer theitt ins der Bericht aH, dass sie
danhana kehe aidbere ist Sie werden nidit allein nm* fOr efai Jahr
aagaatallt, ao daas aioh aQjähriidi eine Wiederwalü nothwendig macht,
saadem aie kennen jedendt doroh den Schnlanndnua entlaflaen werden
oime vorherige BenachrichtiganiB:, ohne dass sie ein Recht haben^ f^ich
I za rechtfertigen und ohne das Bei iiiungsrecht an eine höliere Instanz;
und eine solche Entlassung ist endgültig und unbedingt Die Zahl der
Städte, die von dieser Reg^el eine Ausnahme machen, ist yersch win-
dend klein. Der BerichtBi'statter verschweigt niclit, dass dieser Motius
höchst unplncklich gewählt ist und keineswegs dazu dient, die Schulen
zn heben. Er sagt, dass der I'nterricht nur dann die besten Ergeb-
nisse liefern kann, wenn der Lehrer das Lehrfach als alleiniges Ziel
i^nes Stadiums wählt, und dass er das nur thun wird, wenn ihm das
Lehrfach eine sichere Lebensstelluig Terheifit £iue Reform in dieser
Hinsicht ist dringend nötfaigv ond es ist aneh zu hoffen, dass &i nicht
za iiffner Zeit dieaes System eine Ändenmg erftihren wird.
£lne weitere EigenthtbDÜoihkeit besftgÜeh der Lehrer an nord-
ameiikaniachen Scholen ist der Umstand, dass die eif<dgreiche Abaol-
Titang einer NermalBohnlfi noch aieht genügt, nm dem Lehrer eine
AnateHmig an irgend einer Schnle za sichent Er moss an diesem
Zwecke erst ein Zengma von einer dazu eingesetzten Prttftmgseam-
viiBoa erwerben. Diese ist sehr verschiedenartig znsammengesetEt.
In Caliiurnien besteht z. B. in jeder Stadt eine solche Prüfungscom-
raission, die aus dem Suulusclmliuspector, dem Vorsitzenden des Schul-
ausschosses, dem Connt\ -Sduiliuspector und drei Lehrern an öffent-
lichen Scjinlen zusainiiiengesetzt ist Diesb letzteren werden vom
^cliiiliüi^schusse auf ein .Talir gewühlt. Diese Prnfungscoromissionen
I KunEen vier verschiedene Zeugnisse ausstellen; 1. Unterrichtsdiplomc,
eilti? fiir 6 Jahre, 2. Zeugnisse ersten Grades, giltig fUi- 4 Jahre,
Zeugnisse zweiten Grades, giltig für 2 Jahre, und 4. Zeugnisse
• <iritten Grades, giltig für ein Jahr. Diese Zeugnisse haben aber mir
^ die Stftdte GeLtong, in den^ sie erworben wurden. Nicht alle
VMd^ail«». l^Jatef. BallVU. 32
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— 470 —
Pruiungbcommiasionen >u\d so $runsti^ zusamuiengesetzt wie die ange-
führteTi Oft wird nicht ein einziger Lelu-er zugezop:eii. In Ohio hat \
jeder StHi^tbezirk spine Prüfiinerscommissioii, die Zeugnisse für ein,
zwei, drei, tiinf und zehn Jaiire ausstellen k^nn, die für den betn ftVn-
deu Bezirk ^^iltig sind. Den Prütungscommissionen steht das Ii echt
zu, die Zeugnisse für fünf oder zehn Jalire ohne wiederholte Priilimg
zu erneuern. Nach der Prüfungsordnung filr Ciuciimati sind die iregen-
stände, in denen geprüft wird, folgende: 1. Pädagogik und Lehrpraxis,
2. Orthographie und Worterklärungen, S.Lesen, 4. Grammatik, ö.Schön-
admibeDD, 6. Kopfrechnen, 7. Tafelrechnen, 8. Geographie, 9. G^chichta
Amerikas, 10. Alte und Neuere Geschichte, 11. Naturlehre, 12. Elemente
der Anatomie und Physiologie, 13. EngÜache oder Deutsche Literatoi^ -
geschichte, 14. Musik oder Zeichnen, 15. Chemie, 16. Algebra, 17. Geo-
metrie, 18. Astronomie, 19. Constitution der Vereinigten Staaten,
20. Vergleichende Anatomie. — Candidaten für das I^ehramt an higb*
schools worden in den ersten 19 Fächern geprüft, Schulleiter an^in
dem letotoi. Lehrer für Spedalftcher müssen sich wenigstens in nenn j
Fädiern einer Prüfung imtflrweEte. Die Zeugnisse werden nach dem
Procentsatz der beantworteten Fragen ausgestellt: 70 ^/o richtige Ant-
wortea gebea Anwartschaft anf ein Be&higungsaeQgniB fikr 2 Jahre,
B0% Ür 5 Jahre, 907,» ftr 10 Jahre. Der Beriehteratatter sagt
am SdUnsse seiner Erw&gnngeii über die Prflfting der Lehrer: Wir
haben in dieser Hinsicht Ton jenen Ländern noch yUü m lernen, wo
die Prflfbngea für den Staatsdienst und Schuldienst weit wiasenscfasflr
licher behandelt werden als bei uns. LehnrprOtogen sollten in der |
Hand des Staates liegen.
Bei einer Betrachtung der Stadtsehnlen Nordamerikas fUlt oas
das Überwiegen, der Lehrerinnen ganz besonders auC Dies ist so be^
deatend, dass num nicht tm yon der Wahrheit ist, wenn man sagt,
dass in den SUementaiseholen XiShrer, wenn nicht als Schulleiter oder
Fachlehrer, nnr ausnahmsweise Anstellnng finden. Man kann sagen,
dass die Lehrer zn den Lehrerinnen in emean Verhältnis wie 1 : 10
stehen. Dies eigenthtbnliche Verhältnis hat seinen Qnmd einmal ia
der grOfleren Billigkeit der Lehrerinnen Yor den Lehrern, das anden
Hai in dem Glaaben an die besondere Befthfgong des weihliehen Otr j
seUeehts fltar den Unterricht Dies Oberwiegen der Lehrerimien ist 1
aber keineswegs von Vortheil für die Schale, da die meisten wa so
huige ihre Krftfte dem Untenichte widmen, als sie sidit anteweit^
versorgt werden. Das Anwachsen der wablichen Lehrkrilfte scheiit
aber seinen Ht^ponkt emidit an habeo. Man geht wieder daran,
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— 471 —
mehr lieiuer anzuätellen, die sich deo Unterricht 'zur Lebensaufgabe
geauMät haben und demgemäß ganz anders ihre Kiftfte ihrem Fache
iridmen und weit höhere Ziele erreichen können.
Etwas ganz Eigenartiges in den städtischen Schulen sind die
^SdnüptHfimgen, soweit sie sieh nicht« wie Ja anch bei uns» anf Prilfimg
der ediizelnen Glassen beziehen, am ihre Fortschritte festzustellen, oder
anf einsobie SchtQer nun Zwecke besonderer Ansaeeiehnnng, sondern
auf ganze Schulen und dassen, um die Leistungen und YerdiBDste der
Lehrar .ÜBstsustsUeit In diesem Falle treten die Schulprflfungen der
Inapection d«r Sdinle ergänzend zur SeÜe. Der Zweck derselben ist
nicht etwa blos die nöthigen Informationen über den Stand der
Sckiileu und Classen eines Systems zu erlangen, sondern auch die
Lehrer zur Anspannung ihrer Kräfte anzuregen und ihre Leistungs-
fähigkeit zo erhöhen; man will sehen, ob die einzelnen Lehrgegen-
stände des huliiplitns im richtigen Verbältnisse zu einander stehen.
In die rechte Hand gelegt, werden diese Schuij^riUungen gewiss von
hohem Werte lür Schule und Lehrer sein.
Der Bericht verbreitet sich des weitem noch über die Freistunden
während der Schulzeit; es werden gewöhnlich nach je zwei Stunden
den Schülern fünfzehn Minuten zur Erholung gewährt. — Die schätz-
bsnii Auslassungen des Berichtes über die Schnlgebäode auch nur
«UBttienid hier zn berflhren, wftrde zn weit fttkran.
Den einselnen Schulen sind Schnhoonseen beigegeben, die im ganzen
das «Afhalten, was wir in nnsem LehrmitteMmmeni flnd^ Freilich
sind besondere Mittel tOct die Einrichtung 'derselben wie bei uns m
dw Begel noch nicht ansgewohGsn. Die Ausstattung derselben ist
lieeonders in den Elementarschulen dem Sammeleifer der Lehrer und ihrer
Skihfller ftberiaseen. Eng verioiftpft mit der Idee eines Schuhnnseums ist
die Ausstattung der Schulräume mit Pflanzen und Bildern, mit Büsten
snd Ornamenten, die, soweit möglich, \uiziiglicli an der AuÜenseite
der SchuUiäuser zu bewirken iüt. Hierfür ist freilich bis jetzt noch
wenig gethan. Ebensowenig hat man au vielen Orten bisher Mittel
gefamlea, eine' pädafrosrische Bibliothek tur dt n «^Librauch der Lehier
nnd des Schulau&schusses zu gründen. Auf diesen Gebieten bleibt
*lso auch in Amerika wie bei uns noch viel zu thuu.
Ein letzter Bück auf das ausfühi'liche Werk des Dr. Philbrick
zeigt uns den Bienentleili des Mannes, der nuf h langjährigem Wirken
lör das Schulwesen des Landes trotz drohender Blindheit ün Auftrage
^ Bureau of Educatipn diese schätzenswerte Arbeit geliefert hat
88*
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Einladang. Die 30. Allgemeiiir D ;n he Lehrerversammlungf soll in
der Pfingstwoche dieses Jalires, in der Zeit vom 22. bis 25. Mai, in
Leipzipr abgehalten werden. Wir laden zn dieser Versammlung alle deutschen
Lehrer und Lehrerinnen des In- and Aualaudes luui aUel*'rea&de and Förderer
des ScUulwesens ergebeust ein.
Wichtige and neltibewegende Fragen*) stehen znr Berathnng;
Der nnteneidinele A^mäam hnt die weiten und edUinen Blnme dek
Krystallpalastes für die Versanunlnng gewonnen und wird bemüht sein, der« .
selben ein festliches Geprllge zu geben. Anfler anderen Veranstaltungen haben
wir einen Bep-rüHnngs- und einen .Abpchiedscommei's geplant, werden unseren
Güsten ein toncert des Gewandhausorchesters im neuen Concerihaii^, ein
solches des Leipziger Lehrergesangyereins in der AlberUialle des Erjstall-
pelastesy eowie eine Fest¥oriteUan|r im «ItenTlieaAa* Ueten und batailir eine
soldie im neaen Theater eimldigte IMie erwirkt
Die Anmeldnng znr Versammliuig wolle man möglichst fräh, spätestens
aber bis zum 1. Mai durch Postanw»'isnnjr nnter Beifügung des ii>>lichen Fest-
beitrags von H M. und mit deutlicher Angabe v< n Vor- und Zunamen, Stand,
Woliuort (PosttiteUe) bei Herrn Lehrer Dr. Hummel, Leipzig, Sebastiau*
BadutraBe Nr. 19, bewirken.
Diejenigen Thdlnehmer, wdehe eieh am FeetmaUe betheüigeii well«n,
werderi gebeten, ihrer Anmeldung den Betrag von 3 M. für die Tafelkarte
beizufügen. Nur bei rechtzeitiger Anmeldung können Wünsche in Bezu^ auf
Art der Wuhuung (Preis 1,50 M. bis '6 Mark inel. I'i'ülistück) erfTüIt werden.
An diejenigen Besucher, welche bestimmt bei beiVeundeten oder verwandten
Personen Wohnung nehmen wollen, richten wir die Bitte, dies in der Anmel-
dung anter Angabe der Adreese derselben zn bemerken. Bei Verhindernng
am Besuche ist der AnmeldongBausschass rechtzeitig in'Eenntato m setML
Die Lelurerrefeine werden ersacht, die Anmeldung ihrer Mitglieder, die sich
an der V»^rsaninilnng betheiliir^^Ti wollen, gemeinsam auf einer Li^c zu bewirken.
Die Zusendunir der 1 heilnehmerkarte und eines Führers von Leipzig und
Umgegend erfolgt durch die Post
*) 1. Staat und Schule in Deutschland am Attifange dM XIX. Jahriiiuidesrt&
(Dr. Paul SchratniD-Mitiuhen.) 2. Die Ausfüllung der großen Lftcke zwischen
Jiihulentlasäung und Militär- F. instelluug mit besonderer Berflcksicbfieimi: der Fort-
bildon^BBehnls in ihrer Stellung ^ur Schnlo und zum späteren Leben. Dir. Pache
in Leipzicr-Lindcnaii.) 3. Die Frage der Fachaufsii bt. (Dir. Dr. Bartels-Gera.)
4. Die Siuxult4iü6cliule — warum muss tüe die Schule der Zukunft sein? (Schulinsp.
Solieier-Wotmi.} 6. Die Bedeutnng der Volkaschttle. (Dir. Dr. SaoltBe-Ii^^pmg;)
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— 473
Der unterzeichnete Ansschnss ist überzeugt, dass die Stadt Leipzig den
Theilnplmioru an der 30. Allgemeinen Deutsrlipn Lplirerversamralung eine
gagtirenndiiche Aufiuülime bereiten wird, und ruft ümensdioa jetzt ein herzUckei
Willkommen! zu.
Die pädagogische und Tagespresse wird um Verbreitiuig dieser Eiuladuug
fnunUkibst gebet«».
MpsigTr den 6. Febraar 1608*
^Der OrtmiBsehiiis zur Vorbenttoair
der 30. Allgemeinoii Detrtacben Lehrermnmiiiliiiig.
Obcrbfir?rpnneister Dr. Georgi, Elirenvorsitattidar,
iStadtrath Walter, 1. Vorsitzender.
Aus Bayeru. Messglocke und Ti*ommelfeU! wie sie doch so hanitunisch
zonaunenküngen im deutschen Lande, „dem Lande der Denker und Dichter'' (!),
nie ile dodi lokr&ftig die Tonart der „auf einai gionrdelMBBcitthBMedtti'* (!)
bereduietoA BegieiniBgapolitIk beetlaaenl üngefUir 20 Jahre tfaid ins Laad
gegangen, seit unser Volk in den Wettkampf um die Güter des Friedens ein*
trat, und heute liegt es, wie in Fesseln geschlagen, fast hilflos vor den (rötzen
des Militru-ismns und ripriralismws. Wie es ^-ekommen ist, dass ein unter d>^r
Führung einer protestantischen (Großmacht stehendes, politisch kräftiges Reich
der 'rnmmelplatz kirclilichei- Parteien und insbesondere eine«? übemillehtiir
gewordenen katholischen Clerus wurde, wer kann 6ä kuiz erzähieul £iu immer
wflder mtdcnder InteresMnkampf» den oiaer an aeinen Ideaton iire imtdoidea
Volk in ni^MckUcW UUitSr-» Siielien> Agrar- md SodalpoUtik fUut, hat
das kräftig pnMrande Bnipfinden für die politische wie intePectneUe und aftt-
lidie Größe unserer Nation erstickt, und im Kampfe mit der um die Herrschaft
rineenflen Kirche und den nach Antheil an den Gütern der Vermöf^enden .stre-
benden besitzlosen Classen lilsst der Liberalismus g-leich einem zu 'J'ode gehetzten
Kriejsrer die AVaffeu sinken. . Wol reg^t er noch hie und da die ehedem g-efürcli-
tete Hand, aber nur nm den Todeüstreich von sich abzuwehren. Der Gleriealis-
VIS aber, den eine einst als reichsfeindlieh uid TateriandsTenlU^riBch
«MdwUene Partei hegt and nibrt, ist die Stttn nnaena Belebee geworden,
beginnt efaidentaehee Helok rMaeher Heiligkeit ni werden. Nim ernehtet
aach das Ceotram die Zeil fiir gekommen, den auf Katholikenvenanunlongea
proclamirten Kampf wider die moderne Schule als einer häretisch gewordenen
Tochter der Kirclie m beginnen. Die Pelmle zurückzng-ewinnen, um sie als
Kampfniiti^l für die absolute Göttlichkeit eines kirchlicdien Bekenntnisses und
<iie Obergewalt des Papstes grpg-enüber der Freiheit der eigenen Überzeugung
lad der Souveränität des Staates gebrauchen zu. können: das ist das Ziel des
<i>tlu3iten Schidkampfes, der ein wichtiges, wenn nicht daa wkfatigate Stfiek
dem GeaaBuntkampf zwiwdMtt ndttelaltarlieher Finsterais ind Ctowalthenv
*M Vit moderner Bildung und Staataordnung ist
In unserem lieben Bajemland, für das als Laadesfiirbe „a guats Stückla
[ ^b^rz und a kloans Fleckla Blan*^ weit pa.^sendcr würe. hat der Schulkaini*f
I '^t einem wolorganisirten Ani'-rifi' der gesaminten l"entr'iTusi)resÄe gegen den
i ß&yrischen Lehrerverein bri^unnen. Nach dem so iil l ui^ maßrollen. bis an
I Gi'eüae des Zulässigen gehenden Verhalten des aLchi i abgeordneten" und
^1*^ VereittSTorstandes Schubert gelegentlieb der Torjährigen Bemthug dea
i «
I
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Caltnaeuis^ nach der so überaus «^limpflidiea and zarten Beliandlaug der ultra-
montan«! „Bnfbr im Streit" Mitans der Uber&len, nach der oflbn wa Tagb
getretenen ChanktenoIiwtoiM naiifflhcrlUli^Uedflrf die aieh mYmAA tot den
gewaltig: zamenden Cnltusreferenten gegen Vereiniileitaag und Verftineprindpiwi
wandten, hatte man sich in iiltramontanen Kreisen äe.r Hoffnnng: hinppg-ebpn,
der Lelirervprpin werde die ihm durch seine Geschichtef wie durch seine ehe-
maligen, nua verstorbenen Führer Urand, Stranß ond Pfeiffer vorgezeichnete
Bahn verlassen and sich als Uuterstützungs- und Geselligkeitsverein etabliren.
So boeh aber auch die bijiiaalien Iiehrer in iWem geeonden, woirirtbitlgea
Chrietendunn die Scvge flr Witwen nnd Waiaen ateflen, blHier stellen sie
doeit die Aufgabe: durch ErwHgung großer allgemein pädagogischer Fragen»
insbesondere Zeitfragen, dnirli Abwelir liehlospr Ang:riffe und Richtigstellung
falscbpr .AnRchuldiguugen, liurcii Einwirkung auf Behörden und Gemeinden als
Corporation Zeugnis davon abzulegen, was der Verein zur Hebung und Förderung
des Taterlladiscben Volksschnlweeeiig aoatrebt. Das beweiat denn wmk der
in der Fdiniannnimer dea „PBedagogiama*' angenogene NeqJaiirBartifcel dea
Kedact^urs der Bajiiachen Lehrerzdtoag, in welchem derselbe seinen nnd des
Vereins Gegnern offen und freimüthig gegenübertritt; das beweist ein Anschreibt n
des wackeren 1. Vereinsvorstandep Schnbert, der <!nrnn erinnert, dass der
Lehrervercin im Dienste eines zeii^emaßen Schulweseim Htehe und Principien
verfechte, die sich vom beengenden Confessiunalismus befreit haben, dagegen
anf der Gnmdlage wabrer Hmaaaitil, eebterToierana nnd inniger Beligioaittt
aalisebant lind. Darum die ainnleae Wntb, dan« die Verieomdingai i&d
Beeohimpfungen, mit denen Verem und Vereinsleitnng seitens der Centnuns-
presse überhJluft werden, darum die Denunciation, der Lehrerverein sei ein
„liberaler", staatsgel^hrlicher und atheistischer Verein. Mit pfäfäsclier Lügen-
haftigkeit und jesuitischer Eetzerrichterei beschimpft man die Besten nnseres
Standes als rohe, pietätlose Menschen, deren Ideen wie Würmer an Herz nnd
Blnt der Jngend ind des Volkes aebren, als MImter, welehe die Fldagogik te
den Strom der niediigiten LeidenaeiiaA gezent und trots aller Mabnung auf
der Continuität ihres cynischen Geschmacks beharrt haben. Man stellt die
unwahre und von einem mafilosen Hass gegen den Protestantismus zeTiJr'"n<le
Behauptung auf, dass im bayrischen Lehrerverein die katholiselien Mitgiitder
ins Schlepptau des ungläubigen protestantischen Kationaiismus genommen
wfirden, und behauptet weiter, dass für kfttbeüaehe Lebrer, welcbe anf dan
Wert ibrer Oberbirten noeb iigend etwas gtben, dea Bleibens im Verein niciig
mehr sein fcSnne.
Der Bayrische Lehrerverein befasst sich aber nach seiner vorhin gekenn-
zeichneten Aufgabe weder mit politischeii noch mit theologjschea Streitsachen
und Zänkereien!
Freilich kann und soll nicht geleugnet werden, dass viele principieUe, der
modernen Fldagogik entsprecbende Fordenmgen dea Vereine mit den aebvl>
politischen Zielen des Liberalismas ttberelnatinimen* Wie das koguit? Dan
Wesen der modernen Pädagogik kennzeichnen am präcisesten die zwei Dieser-
weichen Sätze: Freie, naturgemäße Entwickelung der menschlichen An-
higen, suwül der allg:emein-menschlichen, als der individuellen^, dann: ,,Erst
der Mensch, dann der Bürger, dann der Berufsmensch!*' Demnach: Entwicke*
lung von innen berans darcbSelbattbfttigkeit, nicht Aneignung eines fon aitai
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— 47Ö
hfrantretenden autoritativ Gegebenen; Activität, nicht Passivität: Erziehung,
mciii Dressur; Selbstbcstimintmg, nicht willenlose Hingabe; Erzieliung zur
Lebensgemeinschaft aller, nicht Eecmtirung für Stände und kirchliche Gemeiu-
jehaften! Wohbbiui das Wesen desLibenttniiii, ao Tidgeetaltlgimdieblllenid
denelbe aneh eteeheinen mag, in der Entrebimg geenndm FortMiurUti imd
Entwickelnng aller Institutionen und Formen der Caltnr durch Oew^imBg
mOgUohiter wirtschaftlicher und geistiger freüieit jeglichen IndividTWUiis besteht,
so mnss anch der Liberalismus die alltremf^ine Volksbildung nicht vom Stand-
punkt der Dressur, sondern von dem der nature-emäßen Erzielmne- und diese
wieder vom Standpunkt der Culturaufgaben der Menschheit un l ni tit von dem
ein^ theologischen Systems erfassen. Darum ist denn aucli nicht aus der
b<wi^rftnkt4ffl(»nfe8si<mellenLeb«mnschairapg|8<»dflrnaM
die iB kfibnemGeisteikanipfe des 18. Jabrlnniderts gegen mittelalteilifllie Staat-
Hebe ipfyBMMm Sneeblsdhaft ■wtgfcMi^ij der Gedanks einer allgenuteen
weltlichen Volksbildung geboren worden. Der „lilienile Staat" hat deshalb
weiterhin die Dotation für die Schulen geschaffen, vornehmlich die Gemeinden
gezwungen, Beiträge zum Bau der Schulen und zur Besoldung der Lehrer zu
schaffen; er hat die Pers5nüchkeiteu herangebildet, welche den Namen „Lehrer
verdienen, er und nicht die Kirche hat die intellectuelle und sittliche Bildung
des Volkes in die Hände genommen. Andererseits abei haben die Hüter der
tndittoMllen Pädagogik nad insbesonden die etodtealsa Pirtelen an aUen
Zeiten Aber YolksMIditag Andclitett geihabtr die ihnen mit Becfat den Vcnrarf
der IMIdnngsfeindlidikeit eingetragen haben. St^ war der Staate selbst bei
den besten Absichten betrogen, wenn er in Schulfi-agen Rath und Segen der
Knrche erholte: nie hat Orthodoxie und Clericalismns etwas für die geistige
Hebnne: df'^ Volkes, für Befreiung von Wahn- und Aberglauben gethan. Der
^iitnialige iurchenstaaty Belgioi, Irland und Spanien sind traurige Belege für
diese Behauptung.
Da es nun oioht im Interesse des Staates liegt, „durch fortdanemde Anf*
redrterhahang eenftssIoneUer GegeniAtae oder gar dnieh BeirQnstigttng der
BtkMuig derselben nnd ihre« Hadeis die Sinheit, Hannonie im Staate n
sehwichen", so dttrfen die Scholen des Staates auch keinen eonteionellea
Ohan^ter tragen. Ans diesem Grunde, dann aber auch ans pädagogischen
Erwilgungen sympathisirt der Lehrerverein trotz aller Verlcuradungen der
gegnerischen Presse mit simultanen Unterrieh ts- und Erziehungsanstalten
Im „Predagogium" die Gründe für die Simultanschnle erörtern zn v^olkn,
hieße Eulen nach Athen tragen. Vielleicht schadet es aber nichts, wenn wir
an dieser Stelle dar weitverbreiteten Iteürang, dieSisinltansehnle sei die Schale
der Zikanft» kon entgegentreten. - So sehr ^ es au würdigen wissen, was
die Sünultansdudsn aar Befördemng reUgiOser Tolerans nnd zur BeMnng
des Lehrerstandes von der Geistlichkrft gethan haben; wir vermögen in ihnen
dwh nur eine rlrr vielen Halbheiten rn erblicken, mit denen sich die Gegen-
wart behilft, um einer principiellen Entscheidung am dem Wei^e zu gehen,
; Sollen Schulen wirklich zur religiösen Toleranz erziehen, dann niuss vor allem
' Sa eine durchgreifende Reform des Religionsmitenichts gedacht werden. Der
^tUgioiiBunterricht der Simnltanschulen unterscheidet sich aber nicht im min-
i ^'■^ Ton dem der CkmfessionsaehnleQ, ja er hat den Naehtbeil, doss er nicht
TCBi Lehrer, sondern ausnahmslos von «dem Geistlichen ertheilt und damit
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|j€khmn Mf im MlmAimtl gestellt wird. Im ICfttelpunkt dei gege»>
wirtigmBeUgtotuitaificlit^ ieriMeb uMUirtTOodMiGfiiftocIiMsObiiMniw
and Peatalozzi ist, stsbi der Katechismus, tind nlbit jw F&dagtog^ik, die mit
viel Lilrni unrl Gof^rhrei ihre ..wissenscliaftlicheii" Waffen gegen den didaktischen
Materialismus wrudi sieht in der Herausarbeitunj? des Katechismus das 7Af\
dei" religiösen Unterweisnnfr.* ) Unserer Meinung- nach sollte aber der Kelierions-
unterriclit das Herz des Kiudes mit lebendigem, zu Tkateu treibendem Gottes-
•giAU tdnin «Dd n mf die aittUohe LebentflUmng dnwiriMii. Wirftita
wm hlwlNt in völliger ÜbaraiMtlBiaiimg mit dem OhrirtwthiBM aalbtl, dMM
aittUd» Tendenz alläberall in die Angen springt; wir sind nns hierbei einer
rr..trenfn Nachfolge desgöttliclifn Mpi«tri s l,i v> nsst, der nicht wie die Pharisäer
uud »Scliriti jjrl'hrten mit dog-matisciieu Eri»rteritng-en, sondern dorch Geschi'-'htfu.
Gieiclmiäse und edle TUateu lehrte. So tinden wir denn auch den hauptsäcii-
Üdwtea ^ff des Beligioosimterriolito in der Geschichte des einen Hensobea,
die niedergelegt iet in dem Bnehe, „das alles in Oott soluuit, alles VergingUdie
Bir als Gleidmis des Ewigen betnieiitet und dem BudlfaliiBi seinen Wert nur
nach der Beziehung desselben zum Unendlichen ausspricht". Auf Grundlage
der Bibel i'^t denn auch ein alleenieiner, simultaner Eeli^'onsiniterricht möo^liVh
Nur Nver vergisst. dass fj:egenuber den in der Bibel aiedergr le^'n ii reliKiKsen
Wahrheiteu die ganze Weisheit der symbolischmi Bücher nur uutorgeordnete
Bedeatnng hat, nur ner Yergisst, dasi der Heister dM Mewlsche Ctoiete som
ewigw Geeete ftr die ganae MeuseliMt erhetwn halb, indea er dai Snlevi
Thun auf die innere Gesinnung nrfickführte , kann die Möglichkeit eiaei
allgemein christlichen ReligionsTintcrrichtB bestreiten. Dass wir an einem
Religionsunterricht auf christlicher Grundlage festlialten, hat darin seinen (rrund,
dass wii- die höchste sittliche Vollkommenheit, das reinste Menscheutiiom in
^r Lehre Christi finden. So sagt auch Dksterweg: ^^as Christenthnm, diese
Bellgion der Uebe^ der aUgemelnen MenacheBUebe^ stellt nna daa VeHaadetete
und Eriiabenate an Weisheit aaf, was erdaeht nad anfjBertallt werden kann.
Die Christen verehre in dem Stifter ihres Oluibens das erhabenste Muster
aUer Vollendung, von welcher die Geschichte spricht; die christliche Religion
trägt den Keim in sich, allgemeine Menscheiii - liirifm zu werden." Wir wissen
recht wol, das» diese Ansicht, wie auch die Sympaüue für die schon bestehenden
fiteroHanadfaitaT«! dem flaariiillilrrfiiiikiamaa derOgptmmpPOBao, der Kete«-
xiehterel katiMUadier HetacapUae oadortliedoiiarEiliner ateAHieiiBnabeBaidi-
Bei wird. Das fleht naa wenig an; wir wiaaea ana der fleaehiefate und selbst
ans unseren Tagen nur zu gut, welch ungeheuere Frevel die stolze kirchliche
Rechtglilubigkeit zu verantworten hat; wir wissen nnrh writpr, dass die Kirche
der Simultanisirung der Schule nur deshalb wider. strebt, weil sie mit Grund
befürchtet, der der Schale noch heute auklebeude Charakter einer Weibeanstalt
Ar UnUlehe fl opoiMiiB'"**fl!fff werde deneHm genommen vad die Tramung
der Sdinle ven der Xireka etaa endgültige Thateadie werden.
Der bayrische Lehrerverein hat stets in matveller, denFrlBfliidflnBtodemer
PUdagogik entsprechender WeiSe seine Forderungen erhoben: er wird sich darin
nicht beirren lassen, anoh wenn das Centram mit dem JiUnschreiten eins»
*) Natürlich, weil ja orthodoxer (jonfessiunaiismus ein FuadamentalstUck der
aogenanntvi wisMaaehaftliclien FIdaMik ist (D. B.)
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IjischSflieiieü Ordinariats drolit. So weit sind wir doch noch nicht ^^ekonimen,
-diäkSA man einem Stande die auch ilmi gai'autirte Gewisseustreilieit verküiuiuei'U
künte. ¥Mg raek te CMttäSmm ftstfcslttn an jener iMViektigteB Bncy*
«iiitt, «dehe Mb QtmimtauiMtäk ftr Wafanwlte erklarte, vag er aveh am
den neserdings hervorgeholten Heinongen und Sätzen eines Tkomie von Aqidno
Waffen ftir den Kampf gegen die moderne Schnle und AMsHenschaft sdiaieAan;
die bayrische Lehrerschaft wird sich keines ihrer Rechte rauben b'-s^n Ttnd,
getragen von der I berzeug^ung:. dass die Zeit trotz allei- Reaction aut eine freie,
lue nschbeitfiwürdige Volksbildung hinarbeitet, iiir die Ideale humaner Pädagogik
jederzeit eintreten.
A«i ü agara. Umer Sckobraeen tot noek lange nUkt feUkonuinn» befolgt
aber im gtaam eine forteehiittUcke Btoktangt und der Venrettnig deaeelben
unter unserem aust^ezeichneten ünteniebtnaintottr Grafon AlUn Osaky kann
kfin Unparteiischer die Anerkennung versagen, dass sie mit Verständnis und
KitV-r auf stot*» \'erbes;sernnfi'f n in ihrem Ressort bedacht ist, ^?obei die ver-
schiedenen bluicu und Kategorien Gfieaüieker BüdongsaDstalteu mögliehst
gleichmäßig gefbrdeii; werden.
Für das Klein kinder-Bewahrwesen war besonders wichtig und er-
-fkealieh dae Znftandekonukoi einee daaneEben eigene geirldnietea Oeeetiee,
wkhee naek laagwierigen Verkandiongen im Kai 1892 pronralgirt wnde.
Saaelbe ist bereits im 13» Jakrgange 8. 713 £ des „Pesdagogiami'' ausfBkriiek
! dargestellt und beleuchtet worden. Seither eind demselben die erfSnrderlidben
Dnp'hfülirnug's-Verordnnng'en gefolg-t. nnd die peplante Institution ist in der
Yer-'. u klichung begriti'en. Zwar hat man hie und da bcliau}it'»T. das Unter-
nehiikit sei verfrüht, solange die Volksschule noch nicht geniigend entwickelt
und dorchgeiuiirt uti -, mau wird aber nicht in Abrede stellen können, dass hier
gerade der Volkaeckak ein guter Unterteil geboten werden aoll and wird.
Am dem mit greier TTmaiekt bearbeiteten Statut für die Einderbewnhi^Sami*
narien beben wir ndt beeenderer Anerkennnag berror, daae das AftMgeMIde
I eurs uns Laien bestehenden Directionsratha» denen driickende Lait in
I <1eQ L e h r e r semmarien schwer gefühlt wird, ¥on den nenen Annfjfctten gftnnli cb
' ausgesclil Mssen ist.
I Wie Liust die Regierung ihre Aufgabe erfasst hat, ergibt sich auch dar-
I ans, datö sie bereits zwei Seminare zur Heranbildung von Kindergärtnerinnen
i ttuL Wärterinnen errichtet und außerdem ein bereits bestehendes Lehrerinnen-
talnar, daa n Preesbaig, derart ei'weitart bat, daae ee anglekh Elndeigtrt-
aocianen kevansaatekea im Stande nnd berafm iat. Daa «rate eigens der
\ Kkiakindemrziehnng gewidmete Seminar wurde am 5. Decemb : isnj 2U
H6dme2ö-yäs4rhely mit 80 Zöglingen, 5 Lehrern und 1 Wärterin im Beisein
des Min.-Rathef» (Tforg SzathniAry. der de?i ^fini.ster vertrat, eröffnet. Die
Stadt hat zur Krrichtung des Institutes 70 (HA) (uilden beigesteuert, und in
"Weiten Kreisen liat die Inauguration dieser neuen Kategorie von Bildungs-
^B^teu große Begeisterung hervorgerufen.
Die Volksschullehrer kielten ihre letste HaaptvenammliagamST.nnd
28. Angnt In Szegedin ab. Ana den Verbaadlmigen sei kerrorgekoben, daea
die tJbenMngoBff mm Anadmek kam, andi dia beate Begienng Teralige ebne
die DntmtOtnng dnrek die (MBntUcke Hefaraag keinen darekadhlagenden Er-
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ll% zu erzideo, Wflilialb den allgemeinen Cultarvereiiiea eine wiehtige Aifipibe
miSdle «Bd der Lehrer aMUt «nf die BBdUff der BrwaeheaieiiEiiiilniBeluMa
mflese. BezfigUcli dee Schnlnnterrichts wurde insbesondere v&t Überhänfting
mit Lehrstoff g^ewamt und die Pflege der Selbetth&ti^keit betont. — Bezüglich
der materiellen Stellung bleibt auch hpi flen nngarischen Volksschullehrern noch
viel zu wünschen iibriff; bis jctirt komiitu sie nur das erreichen, dass die Ke-
gieruug dei^jenigen, weiche von den Gemeinden nicht einmal das Minimum von
300 1. erlntteii, die entepreebeBde B^ginmif Icirtet
Auf der Veweinnilmg der Hltteleobnl^ProliHHorai Ea Preeebnig im
Juli 1892 kamen u. a. die Ju^endspiele und Scliülerausflüge, die Leitfi^dea fir
den TJnterriclit sowie die Bücher für Ju^endbibliotlieken zur S'prnche. In dem
Verein der Mitteischulprofessoren ist femer für Frage der Einheitaschnle eifrig
behandelt worden. Im allg-enieinen st^Wte man sich dabei auf denselben Stand-
punkt, der in der £n<^uete, über welche wir im vorigen Jahrgang dieser BlMter
8. 618 fllberielitel haben, am meisten Fremde halte, nirdaae eineErweiteniiiff
der Mitteliehvle^ sei ee naeh unten oder oaeh oben» abo entweder durch eine
Yorbereitungs- oder eine Ergänzungsdasse, nur noch nachdrücklicher gefordert
wurde. Mit Befriedigung haben wir dem gegenüber eine Fliig;schrift von
Franz Xaver Kem^ny gelesen, das eiste objective "Würt. welches seit Jahren
ein Mittelsclml-College in dieser Streitsache gesprochen hat. Kemeny würde
eine eeehadaaiige Hifttelecfanto anf der Qmndlage einer aeehadassigen Vdk»
aefanle Ar die beate Sefaolorganieation hatten, da der Untenicbt in den awai
elften (nnteren) Glaasen der ^littelschule ohnehin nur propideutischer Natur
sei. Doch stünden, meint K., dieser Einrichtung derzeit zwei ümstrinde im
Wegre: Erstens sei unsere Volksschule noch nicht hinlilnglich entwirkelt, und
zweitens wiire es nicht lalhsain, die künftige Intellig^enz der Nation einem
Eiuüusse auszusetzen, welcher die Ausbildung des staatlichen Gemeingerühls
aeli&digen kSunte. ffiergegen ist m hemerkeo: wenn die Yoihaechnle nnvoO»
kommen iat, mnas man sie yerbemeni, nnd wenn in derYelkMeiuiltt eiehadkld-
liehe Kinfltleee geltend machen, eo ist dies ffir die Erstehnng des Volkes nUdit
minder nachtheilig, und ninss daher nnrh hh-r Abhilfe geschafft werden.
In Sachen der Lehrerbildung, nämlich der Bildung der Volksschnl-
lehrer, stehen derzeit zwei Fragen im Vordergründe. i>ie erste betrifft den
Lehrplan der Seminare. Im Jahre 1868 erhielten dieee Anstalten einen
Bildnngiennas ra 3 Jahrgiagen, im Jahre 1880 worde biem noch ein
4, Jabigaag geffigt. Der Lehrplan mit 3 Jahrgängen war einmal Terbessert
worden, und auch der mit 4 Jalirgängen hat bereits eine Änderung erlebt.
Daf:s di»^Kelbo nielit befriedigt, geht daraus bervnr, dass d^r Seminarlebrer-Vfr-
fciu eine aberui:üiL> Revision des Lehrplanes berath^n nnd einen hieraul bezüg-
lichen Vorschlag dem Landeaschnlrath übei-eicht hat. Wie die Entscheidiing
ansMen wird, steht dabin; sollte sie aber den Pian des Sendnarlehrer-Yereina
nnT«rändert gntiieüSen, so würden die Seminaiisten noch mehr &berbttrdet
werden als Usbcr. & sind in diesem Plane den Fofderongen der einneineB
Faclil'^'ltrf^rgruppen zu große Zugestiindnisse gemacht worden. Zwar kann man
es nur rühmen, wenn jeder Fachlehrer für seinen (iegenst^d bee-f^^i^tert ist und
daher mehr Zeit beansprucht Allein es mussauch mit gegebenen \ erhältni&seiL
gerechnet werden, und demgemäß muss die Oberleitung den Eifer der verschie-
denen Fachmtoaer ins Oleicbgewieht na hrfaigen soehen. ^ Dia swcifalTrag^
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tctilHl die Mdnog der Seminarlehrer. Hier stehen sich zwei Mrinniifeii
schroff gegenüber. Die einen wollen das Bodapester Pädagoginm, die anderen
die Universitnt Bildungrsanstalt der künftigen Seminarlehrer anerkannt
wissen. Jeiit inr iuen, diegesammte Senimai i'iliIiiniT miipse aus der Volksbildung
heranswachfien und legen das Hauptg^e wicht aut «lie praktische TftcbtigkeiL
Diese betonen hauptsächlich die wissenschaftliche Durchbildung and meinen^
dMi» mam die SenfauurkliTOr den Mittelidiiil'Pniftitoreii gkidigoslellt sein
woUen« sie aodi ^e dfate du TJalTenititefeiidiviii tSbmÜitkm m%mtL Biiw
vermittebide Andelit geht dahin, die Candidatea dm SemlaarleiHreramteB sollen
d«r Hauptsache nach im Budapester Pädagogium amgebildet weidai, daneben
aber aoch etlicbe GoUegiea an der UniYenitiU bfiren.
Ans der Fachpresse.
65« Morlts Heger (M. Ekinert» A. D. L. 1898» 7). Oedftehtalsnde
aaf den bekaimten Dresdner Sehnldireetor (f 1892), der die Eotwickelnng
des stchsischen Lehrerstandes wesentlich gef5rdert. EL nennt ihn „den Hann
zugleich der Initiative und Executive" und schildert hau])tsilchlich sein ungre-
wöhnliches ^Organisationstalent-* und seine Tb-ifiirkpit für den siSchpischen
Pestalozzi- Verein. Er war „der Thätigptt n tmei . einf t 1 1er Führer und Küfer
im Streit", ein Mann, „welcher in Hede und Schrift, diu cii Sorgen und Schaffen
fttr die Hebosg des Lehrerstandes und für die Förderung seiner Literessea
xsiOot seine eigene Kraft einsetate".
66. Nenjahrsbetrachtnng (Sehpr. 1893, 1). Von HeravsgstMr der
Schpr. (fi. Sejftit). n^elt langem beschäftigt mich der Gedanke, dass der
Lehrerstand, wenn er nur wollte, sich vieles leichter machen könnte. Die
erste Bedingung wäre die, dass alle olfenbar unnütze Arbeit überhaupt weg-
fiele — <itf» '/Ayf^lte und wichtigste, dass das Princip der A rbeitstheilnng mehr
Macht gewönne — die dritte, dass die Erziehnngs- und besonders die Unttjr-
riditaarbeit psychologisch richtig urganisirt würde — und die vierte, dass
jeder jede Axtieifc so yeirlehte, dass eine Wiederbolong derselben Arbeit mit
donseUieii Eraftanfvand» nnnOthig wJIre.'' IMe „Dentnng dieser dnnUen Worte*
toD „demnädist zum best^ gegeben werden ~.
57. Über die sittliche Freiheit (H. Schwarz, N. B. 1893, L H).
Ein Besprechung der 1892 in zweiter Auflage erschienenen Schrift von Dittes.
Hecensent tindet, dass „D. einem System Ausdruck e\hf. d;i-: den unbedingten
Charakter des Sittlichen ohne Voraussetzung der \S illensü'eilieit festhält: es
ist der Plan und die Absicht Gottes zu einer sittlichen Weltordnuug, die Bich
in jener Stimme unbedingter Giltigkeit dem znm Guten oder Bösen bereits
prtdetennlnirten menschlichen fiewossMn ankfl&digt^ „Die siltUehe Frei-
^leit, weldie D« sehUdert» nnd sn der er In fdgetlcfatlger Oonseqnens seiner
I^f&missen gelangt, ist nichts anderes als sittUche Gebnndenheit/' ^Sofern
aber solche sittliche Gebundenheit als ein Freihleiben von verwerflicher Leiden-
scliaft sicli 'Inßerlich manife^tirt. kniin sie mit einer relativen Ausdmcksweise
als «itiliche i'reiJieit bpzpi^linet werden." — Schließlich verweist Schw, dar-
wie vortheilhait dti von D. entwickelte Begriff der „sittlidien Freibeif*
^agogißch zu verwerten bei.
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58. I>iti K iiHitii beobachtllüg iu Haus und Scliule fK. Tenpser.
C UX [1893J, 1. 2). „ich wUnschte, das^ m zur Fanuüeubitte würde,
für JeiM Kind da. Lebeuilbni «t ftthm, tat ta Täter nd Hvttar Um
Beobadktmigai rinwridaf . Ich Utanrte tnit kaiM sehSnan Ifitg»!» ilr ta
iinIwilMll Jfin^ilir» feein wertvolleres Brautgeschenk für die dA8 Eltern-
hans verlassende Jnnfffran denken, als eine solche Darstellung^ ihrer eij^enen
Entwickelung. recht geeigrnet, manches Kiiths«'! ilirr?? eigenen Ichs ihnen zu
lösen." — Auch der ^Emeitemng der CeJDSttrtJubucher za Indivi^iaUtäteB-
büchem" redet T. das Wort.
69. Bin ABC der BritehiiBflrifeiiBst (f. BaniU, Sek H. 1809,
DaM dlsMt einihehe ABC ntnobci «iviiMiMliallUdin** Baoept an Wdshait
übertrifft, indgen folgende Sritze bezeugen: „Unterscheide genau! Die Lieb-
losigkeit, die Bosheit, ist unbe<iinprt verdammenswerter als die Ungeschicklichkeit,
die Unvorsichtigkeit. Jliito dich zu Iciireu: Dass es gefährlicher sei. ein^
Dummheit zu begehen, ak eine Sclilechtigkeif »Sage nicht ohne Überlegung
■ja oder naiat" |,Oali« nicht fiber die aiatan Anatdian TOn UhgabDuam liiii-
weg\ OdrarMon iat die Onndtigand efnaa adlan Ohainktara.* «Dnldanialit^
dass sidh das Kind über die widitigsten Formen des Umgangs Unwagaat»!**
„Achte auf die körperliche Schönheit des Kindes I""
60. Allen 55olI alles e-elehrt werden (K. Weiß, Ref 1893, 2—7).
Die Idee der allgemeinen Volksbildung in ihrer gt\scliichtlichen Knt\nckelnng
seit Comenius. Die Stellung unserer Zeit zu der Forderung: Gleiches Bü-
dnngsredlit Ar aUa. Dia Gagnar dar „allgemaiaan Volkawliiile*; dann
„grOfttar": Dia GonfifiaBionnelinla. (Der Äritik das ^ rtinfwlniialtamii" and
der Rechtfertigung des „confessionslosen" [doek „etariaÜklian'] „Baiiglon§>
Unterrichts" ist das Haüpt.«:tilek des Aufsatzes gewidmet.) Die Padagt>gik
wll ,.sich bewußt werden, das sie es beim Jugendunterripht nur mit dem All-
gemein-Menschlichen und dem Allgemein- Jieligiösen zu thuu hat". (W. theilt
«na einer Urkunde, die 1784 dem Turmknopf einer Öotbaer Kirche eiugeiugt
irordan, folgende Sfttae mit: ,,U»nre Tage fOllen den gMeUiahatoi Zeitraam
des 18. Jahrhunderts. Kai^, Ktalge, Fttrsten steigen von fhnrgefttrchtetci
Höhe menschenfreundlich herab, verachten Pracht und Schimmer, werden Vftter,
Freunde und Vertraute ihres Volkes. Die Religion zerreißt das Pfaffen ge wand
und tritt in ihrer Göttlichkeit hervor. Aufklärung geht mit Eieseuschritteu
•vorwärts. Glaubeusha^s, üewissenszwiuig sinken dahin, MenschenUebe und
Freihalt im Danken gewinaan diaObatlMiid; Kanata nad WlawnaohafteB feaUmn»
nnd tief dringon unsere BUeke In die Waifcstett dar Matar. HmduoriBar
TKihem sich gleich den Künallani ihm YellkoniHianheit; nitdiaha ^*mityiifTf
ItetBien in allen Ständen.")
Hl. Erzieht zur Arbeit (Hess. 1893, 1). Ein trefflich geschriebener
kleiner Aufsatz: Verf. entwickelt seine Gedanken streng folgerichtig und
kleidet sie in erfreulich knajipe Form. Seine Kems&tze: Als Stätte der £r-
dehmg earAiMt masa die VoUnaohola daaVoUkonuaenste anlelatea haatniit
aein, falls sie den Namen einer Sageosanrtalt fSr die M^Mdüielt baaaspnnkt.
— Die Schularbeit liegt im Unterricht. In demselben Maße, wie dessen Oränd-
lichkcit zunimmt, wächst die Arbeit nnd damit -^elne Redeutung fBr die Er-
ziehung zur Arbeit. — Der Gründlichkeit des Schulunterrichts aber .ntehen in
der Unterrichisjiraxis der Gegenwart mehr oder minder hinderlich im
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eine unzwecknülßi^e Lehn^^eise und ebensolche Lelirpläne. \ erui tin ihmg
der ^KatechesirkunBl*^ : Allein in der Vertiefung uud iü der fortwährenden
NMugong BV ammmcBhäugeudm DanteUmiT der twdite Ansporn zur
AML Verwarfeng dir l«aidavllg«ii «WleMiolnsen": IQiQhl in einer
Aflttdadnui^ luJib vwrgMMMMir TfHftmufipwi, iwnflfin i& dar Boftiftigiiiiflf mdl
VerioMriiehiing eines rechten Wissens liegt der Zweck der Wiederholmif, —
Zu fordern ist durchweg- eine, bedeutende Verminderung des Stoffes. Biete
ledeutet keineswegs ein HerimtordrädLeii der VoUulNUdBiig, aondom ein Streben
nach gesimder Volksbildung:.
62. Anfsatznoth und A nfsatzfrende (C. Knimba<^h, "Dontsrh I\
Verf. will zeigen, „wie man olm* die bis ins einzelnste geli* ti 1< methodische
Zarichtnng Atifkat^Tiotli bannt niid Aufeatzfrende schafft." Kiiiik und gutes
Beispiel; doch nichts, was nicht schon von andern gedacht, gesagt, geübt
woideft irtn. Immcriiiii Bdifttasenawert, da mit dem Anlbats noch viel ünfeg
getrieben wird. viele ftUen <• B. noch gegen das Gmndgeeets: ,yWie
der Bede, so gebftrt auch dem Anibats die freies te Bewegung."
68. Die 0eograpbie in der modernen Sehnle (R Zollinger, Sdiw.P.
1893, I). i^Geographie" sollte man (sacbgenAfl) nicht mit „Erdknnde'S'
rnndenimit „Erdoberflächenknnde" verdentschen. Angemessene „Betraehtongi*
weise unseres Faches": die naturwissenschaftliche. Der Geograph mnss Geo-
logie, BoUinik, Znoloerie m\<\ Antbrupologie studirt haben. Daher: „kann die
Geographie nicht einein behondtien Verti'eter übertragen werden, su ist ihr
einzig gedient, wenn sie mit den Natui-wissenschaften in eine Haud gelegt
vird.'* „Eine solche Combination hebt das Fach nicht nur materiell, sondern
aodi fomell" (entwiGkelnde und Teransdianlichende Lelirweise der indneti?en
WisBeaschaftent). — „Wenn ein Gebiet des GeograpliieanterriQlits dnrch die
Mtarwissenschaftllche BehandlnogBWeise gewinnt, so ist es das Karten zeichnen.**
Man beschreibt ein Land wie einen Natorkdrper, nnd zeichnet jenes wie diesen:
1 h. „man entwirft blos diejenigen Theile, welche dem Geist des »Schülers
l^iesonders nahezufnhren sind, weil sie vom bloßen Auge nicht gesehen werden
können, oder weil sie besonders inter«;sante Beziehungen darstellen." , .Nament-
lich soll durch besondere Ökiiizeu auch die dritte Dimension zur Eatvvickelnng
kommen.'* Gnte (mit Anwendnng TerscUedener Farben geaeiehnete) Skizzen
Lehrers n^erdienen es, von den Schttlem abgezeidmet za werden".
64. Das Zeichneu im geographischen Unterrichte (Bad. 5).
iM sebe das Zeichnea nicht alr die Hanptsaelie aa nnd mOdite es nleht an
4ie Stelle der Ansehammg anf dsr Karte geeetit wissen; sondern ieh benfttse
^8 nur, um die rSnmlldien Merkmale besser herronoheben, aaf wekfae sidi die
Aufmerksamkeit der Schlllsr an richten hat, oder um Eigenschaften zur An-
sciiauanof zu briniren, die man anf d^r Kart*- nicht unniittolbar walirnFhmcn
kann; kurz, icli benutzt^ es, um d^n Unterricht anschaulicher und intensiver
zu gestalten. Ich greife zu diesem Hilfsmittel, je nachdem ieh es für noth*
*ö^g halte nnd je nachdem die Verhältnisse es erlauben. Ich habe dabei
^ Beobachtung gemacht, dass darch das Zeichnen das Interesse geweckt und
gehslten wird, ein Umstand, der sehr in die Wagschale AUt Da die
Aafmerkaamkeit der Schwer immer nor avf das gelenkt wird, was sie in der
^■^Mimden Stunde lernen sollen, so wird die Ansehanong krSftiger, die Anf-
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lussnns^ schärfer; die Begriäe werden deutlicher, und der Uoterrieht wird
lebendiger miA naehheiltiger.''
66. Die CorreetnreB beln Zeichnen (Die Kreide 1892, XU). Die
beiden Hanptnrsachen der gewöhnlichen Zeichenfehler: mangelhafte Anfifassonif
önd handliche üngeschicklichkeit der Darstellung. Die entsprechenden
n Heilmittel^' : beiersterem das erklärende Wort, bei letzterem die verbessernde
Yorzeichnnng. In beiden Fällen Massen- oder Einzelcorrector möglich. —
In seiner eigenen Zeichnong mache der SditUer die Carrectnr selbst, „und Mit
de launer wieder ungenügend au, hat der SchUer niebfe Venafigen, den
Fehler m beieltigen, m bleibt dieier einfach in der Zeichnongefttta.'* JBmI
der Lehrer einmal anfdem Blatte des Schülers (am Rande) etwas vorgezeichne^
80 bleibe auch dies stehen, wie es ist. Man sehe dui« va nicht als eine Yer-
schimpflrang des Blattes an.** Freilich gilt die Forderung; Jegliche Vor*
Zeichnung des Lehrers sei eine mdglichst peinliche, zugleich schöne.
Seit etUehen IConaten eiaeheint in Kiel, FalchatnUe 9: ^libii««« Chrieten-
thnm. Volksschrift zur Förderung der Bestrebungen M. von Egidy's, unter
dessen Mitwirkung vierteljährlich herausgegeben von Lehmann-Hohenberg,
Professor an der Universität Kiel." Preis des Einzelheftes 50 Pfennigre, des
Jahrj^anges 2 Mark. Diese Volksüchnft ist bestimmt, alle zu einer wahihaft
christlichen üemeiu&amkeit zu sammeln und dem deutschen Volke zum Bewusst-
aein sn bringen, dees ee in seiner Hncht liegt» in Bilde sn Zustanden n ge-
langen, welche einer höheren Culturstnfe in der Sntwlckelung der Menidiheit
entsprechen. In dieser werden keine Kriege zwischen den großen Cnlturstaaten,
keine Revolution und keine geistige Knechtung mehr möglich sein; yielmehr
werden die Meuischen in Erkennung ihrer wahren sittlichen Pllichten durch
opferfreudige Hingabe au die Gemeinimmkeit zu eiuem glücklicheren und für
die Znkonfl hoflkinngsfreadigeren Dasein auf Srden gelangen,'* — DieseB
Unternehmen gehSrt ohne Zweifial an den erfreulichen Zeichen der Zett» da
es bezeugt, dass die cnltnrellen Bestrebongen wieder mehr Boden gewinnen,
nnd die löbliche Tendenz verfolg"t, den Dosrmenzwang und die Priestt-rheiTschaft
ZU beseitigen und an ihre Stelle eine vernünftige Selbstbestimmung zu setzen.
Von den „Mittheiluugeu des Vereins zur Pflege des Jugendspiels", nd.
Yen Dr. Leo Bnrgersteln in Wien, ist das zweite Heft eFBcfaienen. Vergl.
hienn nnser Jsnnar-Heft S. 268. .
Herr Johann Weixl, Oberlehrei- in Ganis bei Marburg in Steiermark,
hat eine neue Schulbank ronsti-uirt, der viele Vorzüge in untern<^htUclier
Uiusicht uachgertthmt und auch vou ärztlicher Seite alle hygienischen \ oriiieile
zuerkannt werden. Es dürfte sich empfehlen, im BedarftfUle dieser neuen
Schulbank Beaehtnng angedeihen sn lassen.
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KecensioueD.
Pftdagosisebes Jahrbiieli 1892. (Der pidagrogiachen JahAfidiar flbif*
zehnter Band.) Heraasgegeben von der Wiener Pädagogischen Gesellschaft.
Redi^t von Ferdinand f'rank. Wien 1893, Ma&z. X und 228 S.
X fl. 50 kr.
Die Wiener Pädagogische Gesellschaft, zu den angesehensten Vereinen
ihrer Art gehörend, vridmet sich voizugsweise, ja fast ausschließlich der Pflege
der pädagogischen Wissenschaft und Kunst, was um so mehr AnerkennuDf
■verdient, als derzeit die äußeren Angelegenheiten der Schule und desLehrer-
standes da« Interesse und den gegenseitigen Oedankenaustausch der Standes-
genoaien flbenn&8tg bMinftttSMO. Da ist ^ in der That ein Verdienst, den
(•12-'" ntlicben Lcliensnorr und Ehrenpiinkt des pädagot?ischen Berufy, die fach-
männische Tüchtigkeit, hochzuhalten, weil sonst der Lehrezataud die
Fihigkeit und mit iSr das Anreoht TCilieren ^vttrde, in der Anflstoht und
Leitung des Schulwesens die Stellung einzunehmen, welche er verlaugt.
DaB neue .TfthT^n^h der Wiener Pädrifrocfischcn Gesellschaft gibt abermals
2f6a^i8 von dem regen und fnuhtl^aren Strebeu, da» seit ihrem Bestehen
ununterbrochen in ihr gehemcht hat. I>ie im letzten Jahre in ihrer Mitte
gehaltenen drei Festreden von ]\I.Zen- V. Haunak und Ed. Sicc^ert, welche
an der Spitze dieses Bandes stehen, bind der K^e nach der Jilrinnerung
an den tot 86 Jaltren abgehaltenen ersten Qsteneidiiflohen Lehrertag^ der
Feier des 300. Geburtstages Cunienius' ur. l d r im Vereine alljilhrlir.h wieder-
kehrenden Peatalozziteier gewidmet. 1 »araui tolgen fünf fachmännische Vor-
trSg-e: 1) über experimentelle Psychologie von Dr. Hannak, 2) über Geist und
%arache in ihrer Wechselwirkung von Ferd. Frank, 3) Über Charakterbildung
von V. Zwilling, 4) Ober die Pflege des Rechtsgefühls von J. Dichler, ö) über
das Freihandzeichnen au Lehrerseminaren von F. Steigl. Von den lebhaften
Debatten, welche sich an diese Vortrtge anseUoesen, nnd Skizzai beigeftlgt.
Hieran reihen sicli drei eingthendc Referate von F. Frank, E. Eybiczka und
F. Buchn^er über beachtenswerte schuimännische ^Jchhltwerke der Gegenwart.
Ben SehhiBB bilden 1) eine Schnldunmik von 1891—1899 (nieht anf österreieh
besehränkt), 2) eine Sammlung pädagogischer Themata und Thesen, 3) eine
Darstellung dps pftdaj'nfri'^ehen Vcreinsweeens in <*>«!terreich ^ alle drei Artikel
vcrfasst von Ferd. iiauk. — Wir halten es für übcrtlilssig, dieser Inhalts-
angabe ein Lob der einzelnen Arbeiten beizufügen, da es in der Schulwelt
längst bekannt ist, dass die Jahrbücher der Wi( ner Pädagogischen Gesellschaft
nur Gates bringen. Hervorheben müssen wir jedoch, dais der nunmehrige
fiedactenr des Weites, Herr Ferd. Frank, seinem Terdienstvollen Yorgäuger
und Vorsitzenden des Vrreins, Herrn M. Zens, würdig zur Seite steht. IT irr
Frank hat einerseits, wie aus obigen Anführungen ersichtlich ist, eine ganze
Reihe wertvoller und umfangreicher Beiträge für den vorliegenden Band ge-
liefert, anderseits die Siebtang nnd Dineklegung des Gauen in nrasteiliafter
Weise besoigt.
Ii lUyer, Prof. Dr.» Entwicklung und OrganiBation der Volkshiblio*
theken. 116 S. Leipzig 1893, Wüh. Engelmaiin.
Eine vorzügliche Arbeit, die unbedingt zu den besten ihrer Art trerechnet
werden muss. Besser al3 hier kann die culturelle Bedeutung der Vuiksbiblio-
theken nicht dargelegt werden, und da diese Anstalten zweif^los zu den besten
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Stfitsen der Volksschule gehören, so sollte besonders der Lehrerstand die
schöne Schrift von Prof. Reyer verbreiten helfen, damit immer mehr Gemeinde-
verwaltungen und bildungsfreundliehc Vereine zur Errichtung vrtlkHfbflinlifhpr
Büchereien angeregt werden und zugleich ijraktiscbe Anleitung hier/u erhalten.
Denn gerade dies vermittelt die Schrift, welche die bezüglichen Loistun^ea aller
Culturländer darstellt und alle erwünschten Rüthsohläge über Grüniiunsr nod
Organisation von \'oIki>bibliothekcn erthciltj in der befriedigendsten Weise.
Gegenüber den vielfachen sch&dlichen Einwukungcu auf Geist und Sitte dar
mittleren und niederen Volksschichten sollte dem hier empfohlenen Hegen-
mittel eine ganz besondere Beachtung gcmdmet werden, und daher kommt
Beyen Schrift in der Hut einem wiebtigen Bedflifine entgegen.
0. SehetÜers T umschule für iklädehen. Zweiter Tbeil, Stafe IV u. V:
Das Tonen der Midelmi vmd 12.'»14. (13.— 15.) Lebefi^jalflra. (im 7S
in den Text eingiefligtoa HohKbnitte&.) Siebente, Tennelit» Anfli«»» be^
sorgt von M. Zottler in Chemnite. FlMen i. V. 1888» F. E. "S&ipalL
202 S. 2 M. 80 Pf.
Dieses vorztlgHche Buch hat zu Lebseiten seines Verfassers, des Se'ninsr-
(»berlehrers 0. Scheitkx, in 6 Auflagen weite Verbreitung gefunden uua ist
nun nach dessen Hinsdieiden von seinem Freunde nad FeehgeBOMMB, den
Obertumlehrer M. Zottler in Chemnitz, in 7. Auflage neu herausgesehen wor-
den. Dabei i^t einerseits die Pietät vor der verdienstlichen Arbeit dcä Xai-
Btorbenen, andrerseita die Soice fti die Erhaltung des Ansehens dieser Turn-
schule maiii:« fi Tirl gewesen, und so ist dieselbe zwar der Hauptsache dikIi in
ihrer bisherigen Gestalt erhalten, aber auch mit etlichen schätzenswerten Zu-
s&txen verschen worden. £s Bind entens Erläuterungen eimelaer Übungen,
ZA" f it' IIS 24 in das Buch eingeschaltete Lehrbeispiele, drittens grundlegende
Bemcikungen unter dem Titel „Methodisehes", dem eigeatUcheu Texte voraus-
geeddokt. Dieser eialeiteade AnÜHtts iifc Kw«r, damit wr olindiin am 3 Bogen
erweitert» rrnfang des Buches nicht übermäßig anwachse, auf 8 Seiten rii-
sammencedräugt worden, bietet aber auch in dieser knai^pen l'assung eine
TCcht sel^wiMe Orientirang, die m dem lärgebaia ftlbxt, dan dM Tnmantef»
rieht ohne eine rationelle, fachmiuiiii.sehe Gestaltunir und Dtirrh-
ftthrnng deseelben nicht recht gedeihen und keine erzieherische Wizkung
anHÖra kum. Zettler erklSrfc ,,jeden TennntanielEt, bei welebem dieeei
Vri-f;ihren nicht zur Ausübung gelangt, bei wi'lcheiu vielmehr die verscbiedec-
aitigsten Übungen in bunter Weise einander folgen, als einen faltck«,
aanweekmftfiigen, unwissenschaftlichen". Diese Auffassung dee Tvittweaeee ivt
S^'ar hrTfit.s vor eiuem halben Jahrhundert von Adolf Spif ß aosführlicb dar-
gelegt und begründet worden; da es aber seit ein paar Jahrzehnten Mode §^
worden ist, die Wcgwoiäung der Altmeister wie in der allgemeinen so auch iii
der speciellen Pädagogik liochmtithig zu verschmähen und ohne genttgende
Sachkenntnis dirlftlctisehe Reformplünc zu schmieden: so thnt es noth, wieder
einmal die Klcuientc der Methodik nttchdrücklich zu betonen, damit die vom
Bimoiel gefallenen Kraftgenies uicbt allJEu keck werden. So wenig wie andere
sogenannte Fertigkeiten: der Gesang, das Zeichnen, die Kalligraphie, Ortho-
graphie u. s. w., darl da<^ Turnen aJbi Nebensache uliuc aystematiiiche Urdnong
und gründliche Fachkenntnie betrieben werden. Wahrhaft bildender Unte^
rieht kann ebensowenig von einem selbstJierrlichcn Dilettantismus, als von
einem einseitigen Facbjneisterthum erwartet werden. Die richtige Methode
liegt zwischen naturaliatiecfaer Plnnloeigkeit and peinlicher Pedanterie in der
Mitte. Fnd weil die hier angesreigte TnxBBChale dieae Methode an £hiM
bringt, sei das Buch bestens emptbhlen.
Vctsntwartl, Bwtoe(m Dr. Frie4fieh Dittet. BsfilidnwlKrei Jnli«i Kliakkard^
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Pianinnc von 440 Mk., Harmoniums
iraillllUd von 90 Mk. au, und FIQgel,
10 jähr. Garantie. Abzahlung gestattet.
Bei Barzahlung Rabatt und Freisendung.
WILH. EMMER. Berlin C^Seydel-
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FMu^el. Alle Fabrikate. Höchster Baarrabatt.
Alle Vorth« ili'. lllustr Kataloge K^atia.
"Willi. I^iidolph in Oiei*xt>n,
EiSutc« Pi;vno-Voraaii(it-Ciesch;ift l)eiit.sc!i l;ind.s
immEHn 's^
- GrSCstes Laßcr ^- ^^^
Louis OcrtcK«
HANNOVER '4'^
Jnth'um§»te. Stifen efc. tu Engtos Preisen.
üeber den seit Jahren bei den p. t.
Henen Pädagogen etc. etc.
wohlbekannten
Holländischen Tabak
von B. Becker in Seesen a. Harz hat
<ler Fabrikant tausendfaches Lob erhalten
und sich den Besitz der Zuschriften schon
lB8ö und dann 1892 notariell bestätigen
lassen. Das not. Dokument hat die Expe*
dltlon eingesehen. (10 Pfd. des Tabaks
lose in einem Beutel frco. 8 Mark.)
"orjügl. Stridgame a. SauntrooUe, S^igogne
unl>SBone. SWufter umfonft. "#6
Verlag von Friedrieh VIeweg Ä: 8ohn
in Braunse]i\Tei?.
(Zu beziehen durch jede Buchhandlung.)
Soeben erschien:
Leitfaden der Physik und Cliemie
mit Beröckslclilisüiig der Mineralogie.
Für die oberen Klassen von Bürgerschulen,
höheren Tüchterschulou u. anderen höheren
Lehranstiüten in zwei Kursen bearbeitet
von A. Sattler.
Schu1in»|itiktor.
11. verbesserte Auflage. Mit i'Hö Hol/.sticben.
gr. 8. kttrt. Preis 80 P£
Soeben erschienen in neoer Ausgabe:
Beethoven, Tj. v., Studien im (lene-
rulbasSfContrapankt u.in derCoinpo-
sition, herausg. v. L. Köhler. Pr. M. 2. — .
Sehuberth, J., Musikallselier Kate-
i'h Ismus fUr blinger. Zum (tebrauch
für Schulen u. Gesangvereine, herausg.
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£ditlon-yerzeiehniss gratis u. franko.
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Fried. Aug. Meisel, Instrumenten-
machcr in Klingeuthal i;8.* Dühlerwald
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3« meinem i^ertage tft erjdiirnfn:
für I
3n meinem ftommiifion«öctlofle ift er»
Tt^ieiten iinb burd) jebe $u(^t)anblung
herausgegeben bon
ed)ulrat f^rnft (»dütht,
kfil. 6cMcI«f(t)ultnfixtiot.
8\', «ogen. 8. ^reid «i. 1,H0.
Xiefe Sammlung Don Sieben nnb ?(n'
f^rad^en einei^ tüdjtigen, altbrmätjrten 3(l)u('
mannet werben man&t jüngerem i'ebrer ali
."Oilfiiniittel oortrefflidie Xienfte leiften.
Xad ^ud) enthält :
I. Sieben jur Sdjulentlaffung. (12.)
Ii. Sieben bei Gl)riftbej(fy'rungeti. (2.)
^ßatriotifd)c ^Heben.
SRcben beim '^mWmed)fel. (4.)
Ü^eihcreben bei bcr ßrridjtung neuer
Sc^ulflcbäube. (H.)
ftonferen.^reben. (2.)
®egen (Jinfenbung be»? ©ctroi^c* erfolgt
5ranco«3uKnbung.
inlitt« ^ItttklyarM.
Verlag Don ^uliuö Rlinfliardtin VeMiütg.
ber
III.
rv.
V.
VI.
irntfdirn ^nrjfilittf!.
I. ■geir.
it^t'- Ii) $(rfc^r9)i|rift
Don
fi. Ii0n HutiitPöti, 9. tfün Slun«t»6ri,
Dr. ineil. ptatt Vxit. Sd.'Sirut. t. 4. 9aTt>r •
MrB. » S-
X^xtii 80 ^fg.
Ia# Si)ftem, auf n)iffcnid)aftlidicn®ninb-
jä^ien beru^eub, ift oon erftaunltct)cr Siegel«
mägigteit unb bermöge fetner Sinfac^^eit
jugletd) ein iDa^r()aft Dotft^tfimlic^e^. (^i
Dereinigt leidjtefte (frlenibarfeit, grööte
•tKinbli^feit unb nnerreid)te kürje. ftein
®cbä(^tni^fram ! feine Sdjriftpeinlic^feiten!
fein Trud! feine ^^clle!
Htgtn ^^tdicn&uitR Dre t^r(rafle#
tT^ol§t (^anco:3ufeitdung.
XJeipjig.
Pft |liitfrri(öt im ^rntfilirti^ i s^rfag oon ^unudSHinf^ittr« in Mtmn.
mb bcn ^c^rfiüfffi'Uiilt'rrit^t umfalTenb
Don Dr. ^üfHtiA.
(Hr. H. ^tciü' gelu-jtct SJi. 3,G().
2)iefe '^rkit be^s bcfannteu ^^äbagogcn
ift bie reife f^rndit jabrclanger ßrfabrung
unb cingctjenber ätubicn. ^immt fic aud)
Dielfat^ ^e^ug auf be«i Serfafferd ^tlid
unb weiter auf bie '^^■'^'^'"1'^?"
üficbud}or, io roirb boi» Serf bocb jebeni
Se^rer, gleidiDiel nac^ roeldjcn üelirbüt^ern
er unterriditi't, ein U'iUfommenesJ .'öonb»
unb 9ia(^id)lagebu(4 fein.
ober
unb b\e ^aiioimrrilteralnr.
^ugleid) ein Siatgebec ,^ur (^rtbilbunjgburd)
ficftüre. t^ür ^öbere 39ürgerfd)ulcn, Wittel-
fd^ulen, 3;öditerfd)ulcn unb Dcrroanbte Än«
ftaltiMi IC. herausgegeben unb mit ^e^^ie^ung
auf bie 3"ttinfl''^53c&f''f'^i«n 2fbrb"d)<r bar-
geftcQt Don Oito« Sfbev.
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Monatsschrift
tat
Erziehung und Unterricht.
Hsnuug'egdicii
unter Mitwirkung hervorragender Paedagogen
]>x*. Jb^riedrich. J>ittes.
IT. JdDIttl.
8. Heft, m 189a
Leipitig.
Verlag von Julius Klinkhardt
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Inhalt des 8. Heftoa
Übet dfo AiifiiiOTlriwmlwtt. Vom SdudlBipeetor Sdnard Siegrert-Wkii . . 486
Dit Sdrale all VenutÜ^ zeolitakiiiidlidlNr und wirteohaftlicher Lelnon.
Von Schaldirector L. Hittenzwey-Lelpzig--LindeiiM (SekliUB) . . . 601
Drill oder Emehung. Von Wilhelm Xaaeliek-Vfifll&ii 611
Ein paar nothwendijfe Erinueruugeu 514
Der PenBonknecht. Von K. Albert 517
Magogiselie Bnndiriian. Oitemieli. — Yom dmtioiMii OsCMMlnade. —
XXX. AU^nMiM DentMbe Lelmmnanmliaf in Leipiif . — Aus
Bayern. — Am Italltt. — Au Ameiika 618
Aug der FachpiaHe 641
BecieiM»»en Ö46
AbftimMiMU-Prtit pr« Quartal M. 2^5.
AU« BnoliliaiMltuiigan nnd PortanaUlfn naihinm BaMlungm «n.
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Ober die Aafmerksamkeit.
Von ßdmUMpeetor JBdmard SUgert-Wim.
Wm6ii der Aufiaifliksaiiikeit festnisteUeii, ist einM der
sdiwierigsten psychologischen Probleme. Schon die Definition dee
Begiiffes ^Anfioierkflanikeit'' fällt schwer, da «ich dieses psychische
Phänomen in der verschiedensten Weise offenbart. Bald ist es eiii
eng begrenzter Kreis von Vorstellungeu, der das Bewusstsein in Actidu
setzt, wie wenn das kleine Mädchen sich stundenlang mit seiner i'uppe
unterhält, bald ist es eine rasch wechselnde Reihe ^ i u Vorstellungen,
wie wenn das i\iiid (lern langen Verlaule eiuer Erzählung folgt.
Aber jedenfalls luihtu alle die verschiedenen Bewnsstseins- Erschei-
nungen, die wir unter dem Worte „Aufmerksamkeit'' verstehen, das
miteinander gemein, dass die Seele dabei einen höheren Grad von
Activit&t» eine Art von Spannung annimmt, die auch in dem Äußeren
des Menschen dnreh geviaee Moskelerscheiuungen im Antlitz, durch
die Körperhaltung n, s. w. hervortritt. Auf die physiologischen Vor*
gftngB^ die der AnfimerlcsaiDkfiit zngnmde liegen, -will ich hier nicht
niüier eingehen; treffliehe Hinweise finden aich bei Wnndt» ICflnster-
becg mid vor ^em in dem Werke dee Fraiuosen Bibot: Psychobgie
de Tattention, in dem die Forschungen nnd Anwehten ilhcv diesen
Gegeofltaiid in ebenso gi midlieher als vegrstftndUcber Weise dargelegt
sind. Hier handelt ee sich vor allem nm die Erforsehnng des Wesens
der Aufinerksamkeit von der rein psychologischen Seite und am die
pädagogische Verweriuug der gewonnenen Resultate.
T.
Es kann keinem Zweifel unteiiiegen, dass ein fiir die geistige
Entwickelung des Menschen so wichtiges Phänomen, wie die Aufmerk-
samkeit eß ist, mit dem affectiven Leben, mit gewissen angeborenen
Trieben in Zosammenhang steht, durch deren elementare Macht es zur
Erregong und Ausbildung gebracht wird. In der That UbMt ein ein-
gehendes Stttdiom der Tersohiedenen. AuMerksamkeitserscheinnngen
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— 486 —
zwei Triebe als die eigentlichen Quellen der Aufmerksamkeit erkennen,
näuilith. den Selbsterhaltungstrieb mit seinen Unterarten: dem
Nitliiiingstriebe, Gattungstriebe u, s. w., und den Selbstvervoll-
kommauugstrieb.
Der Selbsterhaltungstrieb, der impulsivste unseres ganzen Lebens,
bringt schon frnhzeiti*^ im Kinde jene Bew usütseinsspannnng hervor,
die wii- Aulmerksaiukeit nennen. Die leckere 8i)eise und der fJüße
Trank, dem Nahnmgstriehe schineiclielnd. fesselu das Kind bald und
'/iVhf>n spi'jie Sinne an. Knrclit mv\ Sc1ii>-cken, die m;i< htigen Aflfecte
dt> L-^r.-i m l , Ii s. lli>it t li;iliuiigsiriebet>, vermügeu d^^ noch im ei-sten
Lebensjahre stellende Kind bereits zu Aufnierksamkeitsbethätigungen
zu reizen, nicht minder zieht das die belbsterhaltuug so Fordernde
Walten der Mutter schon auf dieser Altersstufe die Aufmerksamkeit
des Kindes an sich. Kaum ist das geistige Leben des ]\ indes etwas
fester und selbststündiger geworden, so regt sich sein Interesse für
alles sein Leben wirklich oder vermeintlich Bedrohende oder fördernde.
Wilde reißende Thiere, Riesen, Gespenster und andere Unliolde spannen
seine Aufmerksamkeit, und es wird nicht müde, Geschicliten und Er-
zählungen, Märchen und Sagen seine Theilnahme zu schenken. Wie
sehr dann im Pubertätsalter der Geschlechtstrieb den Intellect ge-
fangen nimmt und in den Dienst der Aufmerksamkeit zwingt, ist
ja zur Genüge schon bekannt. „Da fasst ein namenloses Sehnen des
Junglings Herz, er irrt allein." Welch große psychische Umwälzongen
ia dem Menschen vorgehen, der im Banne der Liebe ist, wie der
Gefifenstand seiner Neigung seine Aufmerksamkeit fast ausschließlich
in Anspruch nimmt und ilm blind macht gegen vieles andere, ist Ja
ebenfalls eine bekannte Erscheinung. Kui*z, es gibt in keinem Lebens-
alter einen Heiz, der unsere Aufmerksamkeit sicherer und nachhaltiger
zu eiTegen im Stande wäre als eine unser Wol und Wehe, unsere
Selbsterhaltnng in hohem Grade fördernde nnd gefiUirdende Einwiiv
knng. In einem solchen Falle yennag kein anderer Beia danerad
unsere Sinne nnd unser Denken anamaehen; stets wird der SeUwter-
haltongstrieb den Intellect för sich in Ansprach nehmen, ihn in Fesseln
zn schlagen wissen. Daher ist nichts ehi grOBerer Feind der Anf-
meiksamkeit ÜBr ebien bestimmten Beiz als gleidiseitige Beise, die
den Selbsterhaltungstrieb intensiver treffen. Der Gelehrte, der in
seiner Wissenschaft aofgeht, whrd gewiss anBer Stande sein, seine
Stndien mit Anfinerksaakeit zn verfolgen, wenn KaaiOiienkageln des
die Stadt belagernden Feindes in seiner Nilhe ehisehlagen, oder wenn
sein Kind anf dem Sterbebette liegt^ oder auch« wenn er soeben den
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— 487 —
Hau 1 1 1 T 1 f'ftVr gemacht hat. Anderseits wkd die begründete Ilottnuug,
ein wisseiischaftliclies Problem zu lösen, ein üm.stand. ib i mit seiner
f.üre, also mit dem pei-äOnluljen Wolr dt's Gelehrten zusammenhangt,
einen fördernden und anspornenden KinünifR aul' sdiae Attünorksamkeit
and seine Forschbegierde ausüben.
Die Thatsache nun, dass die £rregnng der Aufmerksamkeit mit
unserem Selbsterhaltungstriebe zusammenhängt» daw akso die Quelle
der AnMerksamkeit affectiTer Natur istt gibt uiui einen sehr wichtigen
Fingerzeig. Sie zeigt nns nSnlich den Urapning nnd das Weeen der
willkürlichen Avfmerksamkeit Wfthrend bei der onwillk&rlidiQn
Anfinerksamkeit des Okgect deieetben ngleieh als QaeUe der Aof-
merkaankeU erkannt wird, liege non der SeltsterhaltnngB* oder der
SclbatyervDlIkonnHttnDgstrieb zngronde, ist bei der willkttrlichen Auf-*
nerinamkeit ein solcher Zusammenhang nicht zu erkennen. Und da
vir überall dort, wo uns für irgend eine angespanntere Bethätigung
unserer Seele kein veranlasst, ndes Motiv vorliegt, zu der mehr ver-
liiUl^nden als erklärenden Aushilfe des Willensinijtulses greifen, so
Nvird auch diese Art Autiiin k^amkcitsbethätigun? hIs vom Willen ab-
liängig, ah eine wilikiu'iiclir ix zeichnet. In Wii'kiichkeit liudet aber
jede Bethätigung der sogenannten willkürlichen Aufmerksamkeit in
dem Selbsterhaltungstriebe ebenso ihre QueUe wie die unwillkürliche.
Wenn der Schüler sich zur Aufmerksamkeit zwingt aus Furcht vor
der Strafe, oder wenn der Student wenige Wochen vor der Prüfung
mit Inbrunst an den Brüsten der Wiaaenschaft hängt, die vorher und
vielldeht auch nachher der Qegenatand seiner lebhaftesten Abneigung
ist^ 80 liegt die ürsache dieser nachhaltigen Aafmerksamkeitabetii&ti*
gong 'anaachlieflüch im Selbsterhaltongstrlebe; man denke denselben
Unweg, nnd die Anfinerksamkeit bleibt nngeweckt Em, es Usst
sieh bei reillieher nnd tieQs^ender Erwägung kein Fall wUlkttrlicher
Asflnerksamkeit denken, der nicht einem mit der physisehen, geistigen
oder moraüschen Selbsterfaaltong snaammenhängenden Impulse seine
IiDtstehung verdankte. Man bedenke nur, welch riesige Aufmerksam-
keitsanspannungen, die nicht in dem Objecte der Autmerksamkeit
wurzeln, die Nüth, die Sorge, der Hunger, die Furcht einerseits, die
Oenusssncht, die Eitelkeit, der Ehrgeiz, die Ehrsucht anderseits her-,
vorbringen.
Al^ die zweite Quelle der Aulinerksamkeit habe ich den Selbst-
vervollkommnungstrieb bezeichnet. Er ottenbart sich zunächst in dem
^^t^eben, die Sinne zu bethätigen. Während die niederen Sinne vor-
henschend für den Selbsterhaltungstrieb thätig änd, sind die höheren
83*
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— 488 —
Sänne, das Gesicht and das Gehör, vorwiegend Organe des Selbstver-
voUkoinnimingstriebes. Frühzeitig beginnt das Kind diese Sinne zu
regen. Zahllose Gesiclits- und Gehörseindrücke trelfen seine Seele,
anfangs in ilnd IveizlUlle das Bewusstsein erdrückend, bis die Seele
kraft des in ihr liegenden Triebes einerseits und lulblge der diucii
wiederholt« Thätigkeit gesteigerten Fähigkeit anderseits eine Auswahl
ans den auf sie einwirkenden Reizen trifft, indem sie gewissen Beizen
besonders sich hingibt und anderen ausweicht. Dies ist die erste
Offenbarung der kindlichen Aufmerksamkeit: nämlich die Hingabe der
Seele an eine specifische Reizqnalität und Verschließ uug vor anderen
gleichzeitig die Sinne treffenden Erregungen. Erst mit Hilfe dieser
Concentratiun entwickelt sich im Kinde ein BewubStsein, anfangs noch
vei'schAViiiiiiiien und v^rwoi-j » n, aber in dem Maße an Klarheit und
Deutliclik^nf ^--('winneTKl, als du- AiitimM'ks;iiiikeit des Kindes qnalit;aiv
und (iuariiit;iti\- zunimmt. TMe lliiiLrabt^ dt/s Kindes an gewisse Krize
hat zumichsi iu der Stärke derselbe]) ihi^n Ursprung. Je kralliger
eine Sinneseinwirkunjr von den simultanen Heizen sich abhebt, desto
sicherer erlangt sie iiintiitt in das Bewusstsein, erregt sie die Er-
scheinung der Aufmerksamkeit. So sind es anfangs nur grelle Licht-
effecte, glänzende Dinge, die den kindlichen! Sinn frefanf^en nehmen,
und auch bei den Gehörreizen vermögen nur starke Kim [rücke auf
das kindliche Bewusstsein zu wirken. Auf dem Wege starker Reiz-
effecte gewinnt das Kind infolge Bethätigung der Aufmerksamkeit
die ersten psychisch brauchbaren Wahrnehmungen. Damit ist aber
eine wichtige Phase seelischer Entwickelung erreicht Das dem ge-
sammten Seelenleben des Menschen zugrunde liegende Gesetz, wonack
jede psychische Function durch wiederholte Bethätigung an Sicherheit
und LeistongsüLhigkeit zunimmt, äußert auch hier seiiie Wirkn]^.
IHe aafiuigs nur durch grelle Reizeffecte m Bewegung zu setzende
SpannungsfunctiiMi, die wir Aufmerkaamkeit nennen, stellt sich infolge
der durch Übung erkmgten Kraft nun auch minder kräftigen Reizen
zur Yerfhgung und vermehrt so den geutagen Besitz. Damit gewinnt
die Seele Krdi\ und Inhalt genug, um nunmehr die Aufmeriasamkeit
auch in den Dieost des Selbsterhaltungstriebes und seiner weitver-
zweigten Interanen n stellen nnd von dieser Seite ans ihre weitere
Entwickelnng zn suchen. Nun wirken Selbsterhaltongs- und Selkst-
TeryoUkommnongstrieb nnanflifirlioli xosanimen, Anflnerimamkeitabetliäp
tigungen Ins Leben zn mfen. Während ersterer durch grOtee und
gewaltigere Antriebe sich mlditig erweist, wirkt lelaterer dnrck die
Permanenz und Fftlle seiner Erregungen. Wenn das Biteresse der
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Seltetarbaltoag nur bei gewiiaen Anltaen Armee der Auflnerk-
«mkelt bedarf, aetsen die umaterbrocbea "idederkehrendeii Reiie des
OehönsimieB dieealbe IMig in Aetion« wobei die mit Hiebt identiedie
Neuheit der ßnidrlleke eine nicbt geringe Bolle spielt Aber der
SelbetFerroUkemmnnngstrieb bringt das PbAaomeii der Anfinerksamkeit
Hiebt blos durch die Erai%, die Mftehtigkeit, die Neuheit des Ein-
dmckes zur Erscheinung, sondern es wohnt ihm noch eine andere
Triebkraft inne, die sich nicht auf die i'orin, die Kräftigkeit^ sondern
üuf den Inhalt des Eindruckes bezieht In den Ausdrücken Neugierde
und Wissbes'ierde sind diese beiden Hichtnnsfcn des Selbstvervoll-
kommnuiigsLriebes ti'efilich chai ;ikt( risirt. Wiihi'end die eine iiichtuüg
4e«! Triebes auf die Anhäufung und Samniluna" von Sitineseindriicken
gerichtet ist und, wie schon erwähnt, in der Stärke des Reizes den
Tomehmüchsten Auspom findet, zielt die aadare Kichtong dahin, das
aufgespeicherte Anschauungsmaterial durch angemessene Assimilirnngen»
dnrch Bei-, Uater- und Neboiordnungen in ein übersichtliches geord-
netes System m bringen. Diese logische BethAtigong des Selbstver-
ToUkommnnDgstriebes findet ihre kriftigste FOrdemng dnrch die Sprache.
Im Wernntliehen vollzieht sich der erwftlmte logische Prooess» das
Denken, anf zweifiiohem Wege: anf dem der Indnction nnd der De-
dnctiott. Der menschliche Gkist hat den Drang, aas der Vielheit von
Torstellnngen eine Einheit sn machen, indem er ein gemeinsames
Merional heranshebt nnd es dnrch einen Namen, dnreh die Sprache
txirt und so wenn auch zu keiner realen, so doch zu einer psycholo-
gischen, gedanklichen Existenz erhebt. Auf diese Weise entstehen
die CoUectivvorste Hungen, die Begriti'e, denen s|)rachlicli die Begi'ifts-
wörtcr mit Aussc hluss der KigenuRmen HTU-]ti'f'rhcn. Wie sehr der
Neel' • iii^MvHits das J-Jestreben, ainleiseits die i^'ähigkeit innewohnt,
das tliaos tl* r erworbenen Vorstelhingen dnrc]) Collectivirung, durch
Verschmelzung uud Vereinigung zu klären und zu vereinfachen, lehrt
die Beobachtung am Kinde. Es genügt beispielsweise die durch das
Wort „Hund" fixirte Assimilirung ganz weniger Hnndevorstellungen,
nm das Kind in den Stand zu setzen, jede neue HundeYorsteUnng mit
^smseiben Namen zn bezdcbnen. Und wie mächtig die Tendenz nach
nächst großen B^grüBrnmAngen ist, ' geht darans hervor, dass das
auf dieser Stufe gewiss anch den Wolf, den Fachs, vielleicht
^nuh andere Thiere mit demselben Namen belegen würde, wie es Ja
^UMianpt Thntsache ist, dass der nnentwickelte, nneilSUirene Mensch
^ mehr mit großen, weitnmlhssendea BegrüEiBn arbeitet, als der ge-
Wste nnd er£ahrene Mensch. Welch eine Bidle spielt in der Sprache
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des ei"st ereil das Wort „Din^r'^ das an Allgemeinheit wol nichts ztt
wünschen übrig- iässt; und wie selten verwendet es der letztere, der
auf dem Wege der vielföltif^ston Induction sich einen wol abgestuften
Begriffsvorrath erworben liat, dem ein umfangreicher Wortvorrath znr
Seite steht. Besteht demnach die eine Bedingung des Denkens in
der Induction, so besteht die andere in der Deduction, in der Unter-
ordnung des logisch weniger Umfassenden unter das Umfassendere.
Jedes ürtheil, jeder syllogistische S<?hlu8s ist ein Unterordnen und zwar
hei jenem ein Unterordnen des Subjectes unter das Prädicat, bei diesem
ein Unterordnen des Hchlnnsatzes unter eine der beiden Prämissen.
Wenn ich sage: der Schnee ist weiß, so bedeutet das ürtheil nichts
aadeMBi als dass ich den Begriffsumfang d^s Schnees dem des Weißen
unterordne. Alles Denken besteht demnacii in einem steten Indocuen
und Deduciren, in Erhebung des Besonderen, des Sinnenfölligen nun
Allgemeinen, Logischen und in steter Vergleichung dieser Allgeraein-
hetten, dieser logischen Gebihle zum Zwecke ihrer Bei- oder l'nter-
ordnmg. In diesem Triebe der Seele, von der sinnlieben Einzelwahr-
nehnumiT ^sam logisch Allgemeinen sich m erheben nnd jede nene
Wahtnefamnng einer Torhandenen Allgemeinvorstellnng nnterznordaeo,
besteht der großartige Fortschritt, den das Seelenleben in der Function
den Denkens erflthrt, besteht aber auch die Qualle der zshUosen Irr*
thflmer, in die der menschlidie Geist verftUt Der Trieb nach Yer-
allgemeinerung flhrt an oberflächlichen, ungründliehen Inductionen. Zu-
lUlige gemeinsame Herionale werden zu wesentlichen erhoben, und
80 entstehen iklsdie Begrilfe; ein post hoc wird nur su leicht som
propter hoc gemacht, und so bildeipsich falsche Lehr- und Erihhmngs»
sfttae. Die Qeschiehte des menschlichen Fortschrittes wie die sdner
' unzihligen Irrtiiflnier beruhen auf dem VeraPgemeinernngstrieb und dem
dandt Terbnndenen Tergleichungstrieb. Bs wire nun auifollend, wenn
die eben dargelegte Seite des menschlichen Yervollkommnnngatriebes:
die in der Lidnction und Deduction bestehende, nicht mit dem Phi>
nomen d» Aufinerksamkeit in inniger Verbindung stünde. In der
That ist diese Verbindung vorhanden, nnd in manchen Leliib&chem
wird die ans dieser Quelle stammende Aufinerksamkeit mit dem Kamen
der apperceptiven Aufinerksamkeit beseichnet Wir wollen diesen
Ausdruck auch hier beibehalten, weil das, was gemehiigllch unter
Apperoeption und Appercipiren verstanden wird, darauf hinauslinftt *
dass eine neue Vorstellung und Associatktn auf CoDectlTvorstelliiiigeii
in der Seele triflt, denen sich die ersteren bei- oder unterordnen laasen.
Ohne Bei- oder üntKOrdnung gibt es keine Apperceptioo. Die p^r-
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chologische Beobachtung lehrt uns nun, dass die apperceptive Auf-
merksamkeit uiiiso lebhafter und erfol^eicher sich bethätigt, je rascher
und UM behinderter die Bei- oder Unterordnung: der Vorstelhinpron sich
vollzieht und je neuer und origineller die auf dem Wege dieser Ein-
ordnung erlangten Associationen sind. Während also für die Percep-
tion der Vorstellungen Lebhaftigkeit, Kraft und Starke der Eindrücke
die Bedingnngea der Aufmerksamkeit sind, sind es bei der Appercep-
tion die Energie, die Leichtigk^t der 9kä bildenden As80ciatioiL
Wenn die Auftnerksamkeit einem Vortrage» einer Rede u. s. w. ge-
aidiert seia soll, müasen VorsteUnBgen in der Seele Torbai^eii sein,
denen ach die neuen «1b identiseh beiordnen, oder rasch und aieher
nnterordnen, oder die Bich omgekdirt ebenBo rasch nnd aicher den neu
hinzatretenden VorsteUmigen bei- oder nnterordnen, kurz, es mnaB die .
Urtheilaibildnng eine leichte und Biehere sein. Ist dies nicht der Pall,
«0 erlahmt die Anfinerksamkeit ebeoBosehr, irie wenn lauter bekannte
und schon wiederholt gebildete Associatumen die Seele in nahezu
latentem Zustande belassen.
Fassen wir das Entwickelte znsamnibii, so ergibt sich, dass die
Aufmerksamkeit zwei Hauptquellen hat: den Selbst^rhaltungi«- und
den Selbstvervollkuinmnnngstrieb. Erstercr errecrt din AntniHT-k^anikcit,
entweder direct für das fb> Selbsterhaltunu' i oeiuthi^x inji- übject oder
dient als Mittel, die Autmerksanikeit eiium mit der iSelbsterhaltung
nicht in Verbindung stehenden Objecte zuzuwenden, in welchem Falle
wir es mit der sogenannten wiilküi'lichen Aufmerksamkeit zu thun
haben. Die aus dem Selbstvervollkommnungstriebe entstehende Auf-
merksamkeit wird einerseits bedingt durch die Kraft und Mächtigkeit
der Beiae^ wodurch sie der Seele zu zahllosen Perceptionen verhilfir,
die ihrmeits wiedw die Tendenz haben, zu logischen Collectilygebilden
au&nsteigen; anderaeitB hftngt sie ab von der Sicherheit und Prompt-
höh der in der Qedanken- und ürtheilsibildnng sich manifestirenden
ünterordnnng der nenen Vorstellungen unter die alten und umgekehrt
und von dem Grade der Neuheit der dadurch entstandenen Asso-
ciationen.
Es entsteht nun die wichtige Frage: Wie hat sich die Pädagogik
dieser psycholugischen Thatsachen zu beiuächtif^eii, uui daraus für die
intellectuelle Bildung der Zöglinge den grcißtmügliihen Nutzen zu
ziehen oder mit anderen Worten: dm i li \\ eh-he Mittel kaun die Auf-
merksamkeit des Zollings am siciiersieii gt^wecki und eriialten werden?
Bevor wir jedoch diese Frage beantw(jrten, wollen wir noch eine tVir
<üe Aufmerksamkeit sehr wichtige Thatsache in Betracht ziehen, üit
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betrifft die angeborenen • individnellen Aafmerkflamkeitsdispositioim
Wenn der jnnge Mozart durch nichts in so hohem Grade gefesselt
wurde als durch musikalische Klänge und alles, was sich auf Musik
bezog, während don jung-en l^inne vor allem Pflanzeng-ebilde aLzogeii.
so beruht dies auf psychologisclien Dispositionen, deieu Xalur uns
unerklärlich ist, und die hei jedem Menschen cuuiers sind. In
dieser Thatsache findet die F'.i zitilmng', der Unterrioiit eine gewisse
nicht überwindbare Schranke, uud es muss constatii-t werden, dass
kein Untenichtsmittel existirt, welches geeignet wäre, alle Schüler
einer Olasse zu gleichem Grade und zu gleicher Dauer der Aufinerk-
.samkcit zu betalügen. Wenn die Zerstreutheit vielfach ein Er-
zielmno^fehler ist, so erscheint sie iJiiderseits doch auch häufig als
Produti natürlichci- Angelegthoit und .oportet bis zu einem gewissen
Grade aller erzieliliclien Eiiiwii kmig'. i'bri<rens sind Beisi iele nicht
selten, dass aus zerüticuteu Kni'b'm vn'c>\\t'. b^dentende MHiiiiri wurden.
Hinterher Ifisst sich ihre Zeisü-euUieii deuten. Si»^ l enilifp in der
übermächtigen Aufuierksamkeitödisposition für eine LM stiinintr Iteizart,
welche sie gegen andere Reizarten ebenso unemplängiich machte,
als sie die Ursache ihrer späteren hervon'ageuden GeistesleistoDgea
ward.
II.
G^ben wir nun zu, dass in der indivifluelien Anlage der Schüler
eine Bedingung gegeben ist, die der auf Weekung der Aufmerksam-
keit gerichteten Tliätigkeit des Lehrers ein Ziel zu setzen vermag,
so muss es nach den obigen Auseinandersetzungen über die Quellen
der Aufmerksamkeit doch Unterrichtselemente und Unterrichtsmittel
geben, die wol geeignet sind, die Aufmerksamkeit ^mmtlicher Schüler,
mögen sie nach ihren Anlagen noch so diflferiren, wachznmfen und
rege zu erhalten. Wenn der Lehrer eine Geschichte erzählt» eum
neuen Naturgegenstand vorzeigt und bespricht, wird er über mangelnde
Aufmerksamkeit nicht zn klagen haben. Worin liegt die anziehende
Macht dieser Einwirkungen? Offenbar darin, dass sie den Gesetzen,
den Bedingungen entsprechen, die wir als Aufmerksamkeitsquellen be-
sprochen haben. Der Unterricht wird deshalb bestxebt sein mfisseii,
diese Aufmerksamkeitsquellen sorgsam in seine Dienste zn nehmen.
Als die erste Quelle der Aufmerksamkeit haben wir den Selbst-
erhaltungstrieb kennen gelernt Dieeer Trieb ist demnach beim Unte^
richte fleißig zn rerwerten. Dies geschieht innächst dadorch, dass
man den Unterrichtsstoff wo es nnr immer angeht, in Beslehmig sms
Erfahmngslehen des ZOgUngs bringt Alles, was sieb auf das eigsne
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körperliche oder geistige Leben bezieht, findet lateoressef fesselt die
Anfmerksarnkttt Hierin liegt auch die Berechtigung des Unterrichts-
grundsatzes: „Vom Nahen zum Entfernten^. Das Nahe verschmilzt
mit dem individuellen Leben, regt dnrch seine sinntiche Macht Ge-
ftbie und 8tlniiiingen an, hat einen wifküdien oder idealen Einfloes
auf unser Wol nnd Wehe. Jeder gute üntenieht irird deshalb ein
hciauilkniidlieher eein. Gleiehieitlg werden vsob ans den früheren
Darlegungen aber anch die Grenzen des genannten Unterrichtsgmnd-
sataes Idar. Sobald dnreh ein taierliegendes der Selbeterhaltongsfarieb
stftrker getreffwt vM als dudi ein naheliegendes, wendet sich die
Aufmerksamkeit dem ersteren zu. So nahe und an sich interessevoll
dem Kinde lAmm auf der Weide ist, so wendet es sein Bewiisst-
seiu doch lieber dem Löwen zu, der das kindliche \\ ol und Wehe,
wenn auch nur in der Eiubüduugskrafti viel heftiger trifft als das
Lamm.
Die Wirkung der Kiiiliililmi|j> kraft ist überhaupt von jrroßem Ein-
flnsfse auf die Entwickelun*? der Aufmerksamkeit. Die Einbildungs-
kraft identilicirt das fremde Wol und Wehe mit dem eigenen und
begrOndet das Interesse für fremdes G^eecheben. So erklärt sich der
Zauber der bekannten Worte: „Es war einmal." Je reicher und
mannigfaltiger eine Begebenheit, je stiUrker das Wol nnd Webe der
: B^gebenheitstrSger in Frage kommt» desto gespannter Ist die Anfinerk*
Bsakeit des die Begebenheit anf sieh inr^idieiidett Kindes. Dass diese
psyehologiadie Tfaatwehe aneh bei Erwachsenen antrifft» beweisen die
gmta Erfolge nnserer Schnndliterator mit ihren Mord- und Sdianer-
seKhichten. Ja, so weit geht der anziehende Beiz der Darstellung
von gemfttherregenden Begebenheiten, dass die bloSe Form der E«r*
zttlung, die Darstellung in der Form des Nacheinander statt in der
Gestalt des Nebeneinander einen g-rößeren Anreizungseft'ect ausübt
oliue Rücksicht auf den Inhalt des Dargestellten. Wenn Homer den
Schild des Achilleii dem Interesse der Hörer und Tjeser dadurch zu-
gängliclier macht, 'b^s< er, der Beschreibnnjr ausweichend, die allihäli-
licbe Herstellung Iben durch He])hastus erzälüt uud ^«<< aus dem
^in ein Geschelien macht, und wenn Lessinj?, dies verall^^emeinenul
^ie Autgabe der Poesie in der Darstellung des Nacheiuander sucht,
im Gegensatze zur Malerei, welche die Darstellung des Nebeneinander
zum Zwecke hat, so geben diese pi^chologisch-ästhetischeu Thatsachen
»ocli der Pädagogik emen wichtigen Fingerzeig. Er beruht in der
Aoffofderang, das Interesse der Schaler dadoreh zu steigern, dass der
tinterridrtsstoff statt in der besehreibenden, möglichst in der enfih-
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lenden Form dargeboten verde. Es Jet da grofier üntendiied, ob
der Lehrer den naturgesdiichtliehea Untenridit also beginnt: „Hier
ist ein VeDchen. Das ist eine httbsche Blnme. Es bat blaoe Blumea*
blfttter" Q. 8. w., oder ob er anhebt: „Als ich heute in der Richtog
nach N. spazieren ging, fiel mir ein kleines, bescheidenes Blümchen
auf. Ich bückte mich, um es zu pflücken, und wurde durch den köst-
lichen Duft übeii'iusclit, den es verbreitete. Ich sali es nälier an und
gewalirte, da^s es blaue iiiiiujciiLil.itu r hat" ii. s. w. Es ist ein Er-
ik hrungssatz, dasö (las ei-zälilende Moment beim I'üterrichte unisomehr
vorherrschen muss, je niediigtr die Altersstule der Schüler ist. Des-
lialb wii'd sicii uameutlich der Anscliauungsunterricht in der Elementai-
classe vorwiegend in erzählendei' Form bewegen und au Erzählstofie
sich anschließen inii>?sen.
Der Selbstorbaltinitrstrieb kann und mnss als wiohtisre Anfmeik-
samkeitsqnelle ab*ji iiuoh zur Weckung der sogenannten „vv illkurliclien
AiUmerksamkeit" lierangezogpn werden. Es gibt Lelirstorte und Lthr-
liaiiien, die weder durch unuiiLtelbare Berührnno: des Sell'sterhaltuns's-
triebes norli durch die Kraft und Mfichtigkeit ihres Üeizes die Kr-
mnin*^ und Erhaltung' dor Aiitnu i ksamkeit zu sichern im Staiitic
sind, die aber, wie beispielsweise die mechanisclip Si ite des Rechen-
und des LesennteiTichtes, von großer praktiscliHi Ht deutiing sind. In
solchen Fallen muss die anfmerksamkeiterregeucie Kraft des Selbster-
haltungstriebes durch andere Mittel in da^ Interesse des üuteniclilti
gezoir^^n wpr<V]i lüerlifr gehören: Aufmunterung, Lob, Mahnnn?,
Warnung, kSlratandruhung u. s. w. Wenn die Wirkung solcher Sti-
mulantien auch nicht von langer Dauer ist, so lassen sich doch kleine
Autmerksamkeitserfolge damit erreichen, die für gewisse minderwertige
Unterrichtszwecke schätzenswerte Dienste leisten. Sehr wiehlig i^^
hierbei, dass der Selbsterhaltungstrieb in der Fom des Ehrtnebes znr
Ausgestaltung gelange. Kinder, die für Elire nnd was damit zusammen-
hängt, Sinn und Empfänglichkeit haben, irerden in ihren Aufmerk-
Biudkeitaleistongen den Kindern weit überlegen sein, denen der Ebr-
trieb mangelt. Welch bewundernswerte Aafinerk8ankeitelei8tnog«a
der Motor der Ebie bei Erwachsenen hervorznbnngen vermag, ^
bekannt; und wenn dieser Siofor auch bei Kindern, insbesondo«
kleinen Kindern, nicht so krMtig wirkt, so kann er filr den üntW'
rieht doch sehr wertvoll werden. \\ ir ersehen daraus, dass sogar
die sittliche Erziehung des Kindes auf die Entwickelnng der Aufmerk-
samkeit und indirect auf den Untenichtslbrtscliritt Ton Elnflüss ist,
nnd der Gedanke klingt keineswegs paradox, dass die Intetteetaslfo
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P>ziehung durch die sittliche in liülierem Grade gefordert wird als
umgekehrt.*) Doch bleiben wir bei der Sache. Wir haben eben ent-
wickelt, dass auch die willkürliche Aafinerksamkeit in der Schule
ihre Berechtigimg hat, allerdings eine nm so geringere, je jüngere
Zöglinge dabei in Betmht kommen. Doch ist die Bedentong dieser
Anfinerkaamkeitsart nkht za ttberBehätaen; der tlkcbtige Lelirer irird
Ten ihr 80 spanam als mdgtidi Gelvancii naehen, veil sie an Kraft
und NachkaUagkeit weit unter der nnwillkflrlichen Anfknerksamkeit
steht Wer znr Erhaltung der Anflnerksamkeit beetftndig auf Auf
mantemngca, Drohungen, Strafte angewieaen ist, wird im Unteniehte
nie etwas leisten, er ist eben kein Lehrer. Ans dem Dargd^en
ergeben sich für die Wockung der Aufmerksamkeit, soweit sie dem
Selbsterhaltungstriebe entsj/iingt, folgende Forderungen:
1. Der Unterricht knüpfe wo immer möglich an du- luimittel-
bare Lebenserlahnmc^ des Zöf^ling-s an und trachte, dem Unter-
ricbtsstütf einf» auf das Wul und Wehe des Zöglings sich be-
ziehende Deutung zu geben.
2. Der Unterricht mache von der erzählenden Darstellung
ai]fögiebigen Gebrauch und gebe derselben namentlich auf den
anteren Stufen den Vonrag vor der beschreibenden.
3. Der Lehrer trachte bei Unterrichtspartien, denen der
Eea m nnwillkfirlieher Anfinerkaamkeit nicht an verleihen ist«
dntdi anspornende Mittel die wiUkttrliche Anflnerksamkeit za
erregen nnd dehe ganz besonders den Eärtrieb in dieses In*
teresse.
Wir wenden ans nnn der pidagogischen Verwertung der zweiten
Anfineitonikeitsqnelle zn, die in dem SelbstvenroDkonunnongstziebe
beraht Wir haben gehört, dass die Wurzel der Anfmerksamkeit zu-
nächst in der Kraft und Mächtigkeit des lieizes gelegen ist. Diese
Mächtigkeit ist indessen ein sehr rehitiver Factor; denn die psy-
cholojnsche Erfahrung lehrt, dass ein an sie Ii starker Reiz durch die
ilautigkeit seiner Einwirkung seine Kraft einl iUSt und dt^shulb unter
Umstanden der Concujxen/. an sich schwächerer, aber noch nicht ab-
genützter Heize unterliegen muss. Hiernach wird der Lehrer zuvör-
derst bedacht sein müssen, den durch den Unterricht aut die lündes-
Seele wirkenden Reizen die größtmögliche Kräftigkeit zu verleihen.
Hierauf beruht alles das, was mit dem UnteiTichtsgrundsatze der An-
schaulichkeit znsammenhftngt Je mehr die Sinne durch den Unter-
*i Sehr riobtig! Sia hSdiit wichtiger Sats] D.
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rieht znr Thäti^keit lieran^ezopren werden, desto machti^r ist der
psychische Eindruck, desto intensiver ist die Aufmerksamkeit. Wo der
Gehörreiz allein nnvennögend ist» das Interesse zu fessehi, wird der
Hilmtritt des Gesichtsreizes die gewünscht« Wirkung habeoi UbI
unter den Gesiehtfirasen md das wirkliche Object eine gtepmkxt
AnfinerksMDkeit enielen als das Bild, das indrridiMU«, concrele
Beispiel ein grOAeres Interesae ivadunfiMi ate die abrtraete Lefcre.
Dea weiteren wird der Lehrer trachten müssen, unter der PBBe
der gleiehasitig auf den Schfllar einwiitoden Beize dem ym Ms»
riebte aiugehenden die gröftte Hatteaait&t m Terkiben. Hnber gthflni
die sogenaanten ftnfieren Bedingongen der AvfiBMrkaanikeit: Stffle.
Abwesenlieift jedes lerstrenenden ioBeran Anlasses. Nor wem luk
anderer Gehörreiz das Kinderohr trifft, sichert sich das Lehrerwwt
den Kiüiiiii in die kiinlliche Psyche; daher die große Wichtigkeit i
einer guten Schuldisciplin für den Aufmerksamkeitserfolg. Neben dü ,
Hintanhaltnnp: störender CTehrtLseiiiili licke inüssen auch störende Ge-
sichtsreize ferngelialteii werden. Ein neues Einrichtungsstück oder
Lelinnittel im Zimmer, eine VerMndenmg in der äußeren Pers'^nlich-
keit des Lehrers, eine nngewöliniiche Erscheinung in der Natur ije
witter, erster Schneefall) können bewirken, dass diesen Bcaaen die
Anfoierksamkeit williger folgt als den Worten des Lehrers.
Weiter sei der Lehrer bestrebt, einem schon gewohnten tmd
seiner Wirkong yerlustig gegangenen Beize den Eindmek möglichster
Neuheit zv verleiben. Manches dem Schiklar schon Bekannte leaaeit
seine Aofinerksamkeit, wenn es in neuer Gestalt, in verMerUr Fbm
Tor die Seele tritt Die Bicfatigkeit dieser Thatsadie sieUt insboos- !
dere an den Elementarlebror hohe FordemngeiL Welche nene ffitt*
mittels mnss er oft heranziehen, nm der Eintttning der BeebeoreiheB,
der Vorfllbning von Lanten und Bnchstaben die nOthige Anfineik*
samkeit zu sichera. Wechsel in der Lehrform, im Lehrton, im Lefcr
Teifahren, reiche Abwechshing in den VnaiiM:lmulichungsmitteln, fa
den Beispielen, alles dns wiid zusammenwirken müssen, um abge-
srhwärliten üntenich*sreizen neue Kraft und Wirk^anikeit m ver-
leilien. um für (hl?- Alte und Bekannte ein neues (iewand, einen neuea ;
Begleiter, eine neue Situation zu finden.
80 hätten wir (Inin hinsichtlich der in der Mächtigkeit und Leb-
haftigkeit der Beize beruhenden Aoänerksamkeitseffecte folgende Sit»
aofzostellen:
4. Der Lehrer trachte den durch den Unterriebt einwirkeDdea |
Beizen die gr06tm6glicbe Krftftigkeit zn geben.
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5. Er l)emtihe sieb, andere neben dem Unterrichte hergehende
Beize hintanznhaltea oder so ykü als möglich abzaschwächen.
6, Er suche einem schon abgenützten Reize durch Veriii-
dormig dar Be9ioitoneh6inmige& den £indnick der NeoMt m
.Tttieilien«
Nim bandelt es skh noch darmn, die Bedingungen kennen zn
lernen, nnter denen die sweite Seite dee YeiTollkainnuningatriebee:
der VeraDgemeinflnmge- und Contdnationetrieb, die Anflnerioamkeit
m ihren Dienet n eteUen Tenneg. Die gewtdmiiche S^üttomg lehrt
m» dass nichta der Anflnerioamkeit angflnstiger ist, als wem ent-
weder schon oft dnreh unser Bewnsstsein gelaufene Vorstellungsreihen
längere Zeit hintereinander auf uns einwirken, oder wenn wir Vor-
stellungsreihen vor uns haben, die uns ganz fremd sind, d. h. mit den
schon in unserer Seele vorhandenen Vorstelluns'en keinen Vergleich
zulassen, so dass keinerlei BezifOien, kein Bei- und Unterordnen mög-
lieh ist. Im erbten Falle entsteht Unaiituit-rksamkeit, weil die Vor-
stellungen, die in uns erregt werden, zu gewöhnlich sind und die
Seele in zu geringe Activität versetzen; im zweiten Jj'alle, weil sie
2a firemdartig, weil keine Apperceptionshilfen in der Seele vorhanden
sind. Soll demnach eine Voratellungsreihe längere Zeit unsere Auf-
merksamkeit feeseln, so müssen ihre Glieder mit VoratellmigeD, die
wir nns bereits erworben haben» eine iogisehe Veri>indnng eingdien,
Bksh vergleichen, sich ihnan bei-, über- oder unterordnen lassen. Jede
\ laue YorstalliiDg nrass so beschaffen sein, dass sieh ans der Beihe
j der schon erworbenen VetsteUnngak efaae als Sstjeet oder Pr&dfieat
mit ersterer verbinden und so eine Ober- oder ünterordnnng der
' Mtan Vorstellungen herstellen lisst Bbi Beispiel mag das Gesagte
maMchanHdwD. Ersfthle ich den Kindern die Geschichte von Hm*
tius Codes, so wird ihre Aufmerksamkeit keinen Augenblick schwin-
den; denn abgesehen von dem Selbsterhaltungstrieb, der liier fordernd
mitwirkt, kommen in dieser Erzählung nur Vorstellungen vor, die
sich leicht mit st hon rr^^ bildeten Vorstellnngen der Kinder zu ür-
theilen verschiiif'l/.i n lassen; das Kitid l lcibt in bestÄnili<-'>^i , regei"
Th&tigkeit, die neuen Vorstellungen mit den alten zu vergleichen, sie
entsprechend einzureihen, ihnen den gehörigen Platz in der Eeihe der
verwandten Vorstellungen zu geben. Spreche ich aber mit den Kin-
dern längere Zeit von der römischen Verfassung, von den Ourial-,
Oeotuhal- und Tributcomitien, so wird bald die allgemeine Aufmerk-
Mkeit dahin sein, weil den Kindern die VorsteUung^ fehlen, die
es odt den neuen sn vargleiehen nnd zn logischen Qehüdea an fnmien
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— 4d8 —
im Stande wäre. Je unerlalirener, geistig uuentwickeiter der üensck
ist, desto weniger ist er der atü' der Verschmelzung und Vergleichung
von Vorstellungen beriilienden Aufmerksamkeit, der sogenannten apper-
ceptiven Aufinerksainkeit laUig. Sie wird in der Schule selten iu den
unteren (lassen, dagei^en mehr in den oberen Classen sich äußern,
und sie ist um so inten^sivf^r. je sicherer und rascher der Verscluuel-
znngs- und Vergleieiiiuigspiui . ss >i''h vollzieht Dio aj^perceptive Auf-
merksamkeit liat zur Voraussetzung, dass die amieieii Autnu rk-am-
keitsquellen fleißii^ Ij^mitzt worden sind, dass auf diesem Wege der
Seele ein reirlies Vürsteilunjarsmaterial zug-eführt worden ist, welches
durch deu Inductionstrieb der Seele zu wolgefrlit *1< rten Begriffen
sich gestaltet hat Der Umstand, dass die appf r rrj^tive AutnicrksHui-
keit err>ßtpntheils durch das Medium des Wortes, durch spia* Ii liehe
Keproductionen in Beweg-un;^ geräth, und dass die Sprache zumeist
in Begriffsbezeichnuuf^en besteht, lässt erkennen, dass die Kraft der
apperceptiven Aufmerksamkeit von der Klarheit der Begrifte und der
Festigkeit der zwischen dem Worte und der Vorstelhmg gebildeten
Association abhängt. Apperceptive Aufmerksamkeit wird demnaeh
beim Unterrichte dann hervortreten, wenn der Lehrer auf inductivem
Wege fiir Bildung klarer und deutlicher Begriffe sorgt und mit den
gebildeten Begriffen die zugehörigen Wortzeichen innig verknüpft.
Gründlicher Sach- in Verbindung mit einem gründlichen Sprachunter-
richte auf aUea UnterriclitSBtufen sind daher die sichersten Mittel fUr
di6 Wecknng apperceptiver Aufmerksamkeit Gründlicher, auf An*
aduunmg und fleifiiger Wiederholung beruhender Sachunterricht er-
zengt deutliche^ aasodationsföhige Begriffe; ein gediegener Sprach-
unterricht sorgt fttr parompte Beproduction der durch das gehörte
Wort bezeichneten Vorstellungen, ohne welche die das Veratäiidnis
nnd die Anfinerksamkeitabethfttigang bedingende Aaaodationsiihitigksit
der Seele nicht ni nnbehinderter Wirksamkeit kommt Beim Unter-
richte vird es demnach sehr viel von der Wahl der Worte abhängen,
ob er den Kindern Interesse obdKMIt oder nicht; arbeitet er mit
Worten, die in der Seele des Kindes keine sogehörige VcttsteUimg
oder nicht die richtige aoslOeen, so wird die Seele vnfthig sehi, ent-
sprediend zn aasocüren, nnd die Anfinerksamkeit wird schwinden.
Nnr warn das nnterrichtende Wort stets die beabsichtigte VorsteUnng
im kindlichen Bewnsstsein herroiMigt, wird sich Anfoerksamkeit
erzielen lassen. Dabei ist aneh das Tempo im Sprechen beim Unter-
richte Ton Einflnss, denn wfthrend das noch langsam nnd schweiflllig
reprodndrende kleine Kind eines langsam dahinschieiteBden Unter-
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richtstempos bedaii, mnss dieses beim reifereE Knaben oder Mädchen
beschleunigt werden, soll nicht das unangenehme Gefühl der Ent-
täaschung, das in der . nicht rasch genug befriedigten Erwartong be-
steht» HQssbehagen und Unanfmerksunkeift hervonmftn. Danach ist
aseh klar, dass der üntenieht an Bindiinglichkeit in dem Mafie ge-
winnt, als das Wort durch begleitende und nnterstOtaende lüenen,
Oeberden, Bewegungen an Deutlichkeit und BeiproduetionBlIhigkeit
gewinnt Anschauliches und der Zeit nach wolabgemeesenes Sprechen
sind also vichtige Eifordemisse zur Enielung der Anflnerksamkeit
Danach leuchtet auch ein, dass für die Weckung der Aafinerksamkelt
eine gewisse Einleitung, die Stufe der Vorbereitung bei den Herbart-
ianem, unter gewissen Umständen sehr am Platze ist, uud zwar
immer da, wo sich der Unterricht auf Vorstellungsgruppen bezieht,
zu deren Auffassung »Vn ixindern entweder die nnthisren Wortbezeich-
nnn^en oder die emspreclieuden verwandten i^appercipii'endeü) Vor-
stellungeu fehlen. Die Architektonik des Unterriclites verbietet es,
durch breite Erläuterungen uud Erklärun<^en das schöne Gebäude
einer leichten, übersichtlichen Disposition zu stören, und es erscheint
deshalb gerathener, durch das soUde Fundament einer Einleitung die
Auffassung des Neuen zu sichern und zu festigen. Ob die fragende
oder die akroamaUsche Lehrform der Sache dei* Aufmerksamkeit
günstiger sei, Iflsst sich nicht unbedingt beantworten. Im allgemeinen
kann man sagen» dass der Fragennterricht dort den Vorzug hat» wo
den Kindern Angaben gesteilt w^en, die mit dem Beize des Selbst-
ibdens die Wahrscheinlichkeit der L(isttng bieten, so dass der Schfller
für sein Denken belohnt erscheint Wegen Sdbstyerstftndlichkeiten
mid Bagatellen zu fingen, stOftt die Kinder auf die Dauer ebenso ab,
ab die Znmnthung zur Beantwortung zu schwieriger Fragen sie er-
müdet und gk;i(/liL:^i!tig luacht.
In Consequeuz lies Daigelegteu ergeben sich vom Standpunkte
dei* appereeptiven Aufmerksamkeit folgende Forderungen:
7. Der Unterricht vermittle dem Kinde nur solche Vor-
sielluii-i II, die eine nicht zu üchwerläüige Association mit schon
erworbeneu \'orstelIuni^cn gestatten.
8. Zu diesem Zwecke sei jeder Unterricht ein ebenso gründ-
heher Sach- als Sprachunterricht.
9. Der Unterricht berücksichtige in der Auswahl und im
Tempo des unten-ichtenden Wortes dessen reproductive Kraft
10. Er währe die Architektonik des Unterrichtes durch ent-
sprechende Einleitungen und Vorbereitungen.
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— 600 —
Nach dam nuunehr Entwiekelleii kami m lidit mahr im Zweifel
sein, dM dis AnfliMrkstiiikfllt aioh am siefaentai and naddutlUgsten
dann einstelle wird, wenn aUe AnfinerksamkeitBqaeD^ geöffnet
werden, wenn der Selbsterhaltungätxieb direct oder indirect ins Spiel
kommt, und wenn der Selbstvervollkommnnngstrieb sowol durch die
Macht und Kräftigkeit des Reizes wie durch apperceptive Thatigkeit
in Kiuic-tion tritt. Reiche und wolgeleitete Sinnesentwicklung der
Kinder im Verein mit einer gehörigen sprachlichen l^iUwickluüg und
ein gut gepflegtes Geraiithsleben, das gegen i>nle Buriiiirung des Ich
kräftig reagiii, werden aui ^>eite des Schülers günstige Aufmerksam-
keitsdispositionen schaffen. Strenge Erhaltung seiner AutoiiUii, au-
schaulicber, das Leben und die GuiuUili&bediiiiüisse der Kinder be-
rücksichtigende!*, des stets treffend gewählten Wortes nicht ermangelnder
Unterricht werden die \'oraas8etzungen sein, unter denen der Lehiör
die Aufmerksamkeitsdispofiitionen der Kinder gehung anszonützen and
za verwerten vermag.
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i^ie iScliiile als VerjuiUlerin reclitäkuadliclier uud wüt^liaft-
üeker LelmiL
Von AlMitrM^ X» JfiilfeflMtii^-X««fii^£iMdeNaif.
(SeUui.)
IV.
Für die Yolkssehule mOditen inr von dnem selbstliidigai
^ygtanatiMlifiiL Untemcbt in der Gesetiefllniiide und Wirtsebaftdfllire
abgeselien haben, denn der GedaakoikreiB dee Kinte Ist mbattni»-
nüig noch in klein, die Erfahrung noeh zu gering, der ganze Lebens-
kreis, der das Kind umgibt, noch zu eng, als dass hier das nütbige
Verständnis vorausgesetzt werden könnte. Doch wenn auch von
einer lehrplanmaüigen Einfuiaung dieser DiscipUnen in der Volks-
ik^^buh' Abstand genommen werden mnss, so sind docli gleichwol
<iie naturgemäßen Anknii |it ungspuniite auszunützen, um Ein-
zelnes aus diesen (-rtlti^ti ii an passender Stelle und in ge-
»^i^neter Form nutzbar vürzuluhren. Die Unterrichtsgegenstände,
mit welchen derartige Belehrungen unter Hinweis auf die Vorkomm-
uisse und Erfahrungen des praktischen Lebens und der Geschichte
verknüpft werden können, sind hauptsächlich Religion (4., 7. u. 8 Ge*
bot, 4. Bitte n. a»), Gesebiehte, Ge<^^hie» Beehnen, andi Natozw
kimde nnd deotscke Spvaehe (Leeebnehi Anfiatz). Manckss kann in
diflBtt Beaiehnng goaekehen, al)er es kommt ganz anf die Art nnd
Weüe an; es rnnss elien in der ikktigen Weite geaekeben, nnd dann
Teifttgt der Lehrer aber eine Fülle yon SM, der ganz nnachftlzbar
ist für die geistige nnd atttliebe Entwidcelnng des Kindes. Ick bin
ftvA flberzeagt, dass von vieloi Lebreni bente schon dieser Stoff mehr
oder weniger eine Ausnutzung ei-fährt wenn auch unsere Lesebücher
un großeu und gaiizen uul' die in Kede stehenden Gegenstände zu
^venig Rücksicht nehmen. Des öfteren sind liier die Belehrungen an
Beispielen aus dem Leben, au Lebensbeschreibungen von
Mgosiiuiu 1&. Jthrg. Heft YUI. 34
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— 502 —
wirtschaftlieb Itfirvomgendoi lOimeni anzuknttpfen, es seien hier ge-
nannt: Krupp, Harkort, Biehard Hartmann, Benjamin Franldiii, der
alte und der jnngfe Borsig, Stephenson, anch bedeutende einheimische,
nocli lebende Männer dürfen nicht unerwähnt bleiben. Femer ist auf
einen geeigneten Lesestoff Bedacht zu nehmen. Ein Buch von
wirtschaftlicher Weisheit (lurrJidrunfj^en ist unser alter Freund "Robinson
Crusoe, eins der trettUcksteu liiiclier, die überhaupt für die Kinder
geschrieben worden sind. Das Kntzücken der Kinder aller ( ultur-
Y(Uker äeit anderthalb hundert Jahren, und ein Werk, welches nach
allen Seiten hin dem Lehrer den reichsten Stoff darbietet zu Beleh-
rungen wirtschaftlicher Natur, ein Stoff, v^n dem gewL^s nieniand
sagen wird, dass er über das Anschauuntrsverniögen der Kinder hinaus-
gehe. Es kann manches auch in der \ ulksschule für unserii Zweck
geschehen, und jedenfalls muss man zustimmen, dass wir in der Schule
80 manchen Gegeustaud behandeln müssen, der viel siuoder ist in der
Behandlun<r als manche Frage der Gesetzeskuude und Volkswirt-
schaftslehre.
In den hunlani^ll^clleü uud Keal -Gymnasien, in Keaischulen, in
kaufmännischen und gewerblichen F<utbildungsschulen und nicht zum
mindrsti-n in Seminar»^, überhaupt in allen Anstalten, die all-
gemeine l^ildung übermitteln, ist dieser üntorricht in die Lec-
tionspläne aufzunehmen, so dass einst keiner in die Keiiien der Staats-
bürger tritt, ohne mit den Grundzügen der hauptsächhVh'^ten wirt-
schaftlichen Lehren, sowie mit den Grundzüf^en der Verfassung:, Gesetz-
rrebunc^ und Vcrwaltun"^ sowol des Beiches als seines engeren Yatei^
landes vertraut zu sein.
Tn den höheren Schulen, in welchen die Richter, Ärzte, Geist-
lichen, Lehrer, Kaut ieute vorbereitet werden, die später vor allem mit
berufen sind, eine tüchtige Grundlage für gesunde staatliche und wirt-
schaftliche Grundsätze zu erhalten, ist diese Rücksichtnahme gani
besonders geboten. Man wird vielleicht einwenden, dass die Schüler
der Gymnasien später auf der Universität, auf polytechnischen Schulen,
auf Berg- und Forstakademien hinlänglich mit dieser Materie bekannt
würden. Dem ist entges'enzuhalten, dass Gymnasien und Bealschulen
für gar viele die höchste Büdimgsan^talt sind. Dazu kommt» dass die
Universit&tslehw zu rasch an den Blementen Yorttbeigehen und m
viel vorauflsetKn, daher kommt es, dass nur dar Jurist oder Oamera-
list nach dieser Richtung hin arbeitet, während die Stadirenden anderer
FacoHAten sich fem halten. Wire aber yorher anf den Gjmnasifla
etwas geschrien, so würden anch Theologm, Hedicbrar n. s. iSasm
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Thdle der Philosophie mehr Interesse abg^ewinnen nnd zam Zwecke
der Vervollkoiniiinunof ihrer allgemein meiiseliUchen Bildung sich da-
mit belassen. Eduard Eysen, ein Gyiiiua^iallelirer, schreibt: „Es darf
nicht die Aufgabe unserer höheren Schuleu sein, dass ein Abiturient
nur einen mügliclhst conecten lateiuis* hen oder p^riechi-^litn Stil oder
eiue erträgliche hiteinische iSchhissactsreile zu Stande bringt. Eben-
sowenig darf eine polizeiuiäßij^e Öchuldi*essur herrsche, wo nur ge-
ieiTit werden soll um m lernen und zu wissen . . . Sittlich fi*eie
Charaktere sollen sich herausbilden, die auch im späteren Leben dea
Muth haben» mit ihrem Wissen für das Walurerkannte einzutreten.
Daliin wurde nicht gewirkt, sonst w&ren gewiss nicht so yiele nach
dea üniyersitätsfireudsn nnd der Staatsezamennoth reüie Schemen ge*
worden, eO£fisante Bnreankratea, gmsgrftmige Aetenlante, denen aller
fiisdie Sinn entschwunden ist ... . Es ist nndenkbar, dass die Ih-
stitnte, die der alte Staat gesehaffien, nnd die sieb ihm als Beamten-
Eraieher bewährt haben, geeignet «den, die Iftr den nenen Staat ge-
eigneten Beamten za büden. Soll die neuere Oeeetzgebung wirklich
froehtbar werden, so ist es hohe Zeit, auf eine gründliche Umbildung
der Beamtenscliulen, d. i. der Gymnasien, bedacht zu sein/'
Insbesondere ist auch in den L ehr erbildunofsan stalten (Semi-
naren) ein systematischer Unterricht in Gesetzeskunde nnd W irtschafts-
iehre zu erthcilen. damit der spätere Lehrer den Aufbau des Staates,
dessen dienendevS Glied er ist, versteht und den weltbewegenden
Fraj^en fj^e^enüber, welche g:ebieterisch das Urtheil herausfordern,
uicht völlig Laie ist. Anderntheils soll der Lehrer im Stande sein»
die Grnndsätze dieser Wissenschaft im Verlaufe des ganzen Unter-
richts auf die ihm anvertraate Jugend mit Auswahl übertragen zu
kutmen. Der Lehrer muss ans dem Tollen schöpfen könneni um das
Wenige, was den Sehflilem ^mmt, geben zu können.
Nicht Tergeawn sei die Fortbildnngaachnle, die bereits In den
Tersduedensten Staaten obligatorisch eingeltthrt.ist Die jnngen.Lente
der Forlbildungaschule steh^ schon im praktischen Leben, sie haben
schon ihren Beruf gewählt; wie sollten aie nicht das Bedfirbi» haben,
sich in den nenen Verhältnissen, in die sie eingetreten, znrecht zu
Ündenl Was könnte sie mehr interessiren als Aufklärung zu erhalten
fllier die scheinbar willkürlich waltenden Kräfte im wii-tschaft-
hchen Leben? Oder soll der Ltialing, der ^U'ljeitsbnrsche, der be-
reits seinen Monatsbeitra^ an die Krankencasse abzufühieu hat, für
den jiein Meister oder ArbMitoreber die Untal]\ersichernn£r bestreitet,
soll der jagendliche Aibeitei*, welcher Mitglied dei- Altersversorgung
84*
— 504 —
lind IiiT&lideiieBBw »i werden hat, in der FortbiMnngaeehnk nidits
tilwr die Sodalgesetzgebung «riSdireii» eoU er mit dem aUen ent in
Arbeitenrereinen n. s. wo eine reeht einieitige Anffiusoig bmeht»
bekannt werden? Geeehiefat. das aber nidit, dann ftbemelinMoi eben
andere diese Unterweisong, nnd «war in der Hegel die Unriditigen,
die sehr wenig dam beftigt sind, nnd die belen dann in fidaeblBr oto
verderblicher Welse 'nach, was die Schale veraftunt hat Und neck
eins. Der Forfbildungssohftler steht in dem Alter, in weldiem ethbehe
EiniMsBe nodi sehr sn winsehen irtm. Für den eigentlichen Rdi-
gionsnntenricht hat die Fortbfldongsschule frdlich keinen Ranm; aber
in dem Unterrichte für Qesetzeskunde nnd Yolkswirtschaftslehre liegen
so viele sittliche Momente, dass er eigentlich anch als eine Art Moral-
unterricht gelten könnte, er ist eine Sittenlehre ohne Dogmatik.
V.
Es sei nicht unerwähnt, dass diese beiden Disciplinen auch ihre
Gegner haben, und wir düilen deren Einwände hier nicht ignoriren.
Es sind deren fünf. 1. Die P opularisii uiig dieser .Materie ist
eine Herabwürdigung derselben; besonders ist diese Ansicht in
gelehrten Kreisen zu finden. Hieraus spricht ind^ nur der Hoch-
muth des Olassenurtheils. Bei der Popularisirung eines wissenschaft-
lichen Gegenstandes bandelt es sich niemals nm ein Herabziehen der
Wissenschaft auf das Niveau der Alltäglichkeit, sondern im Gegen-
theil um ein Einporiühren des gemeinen Verständnisses zur M -he der
AvissHii> hattlichen Einsicht. Verwickelte Dinge mit einfacht ii. klaren
Worten ächüdem, könnte das eine Herabwürdigung der Wissenschaft
sein?
2. Viele 1 rafrrii sind nicht abgeschhtssrn. l's wird aller-
dings immer Fragen jjeben, die von verschielcnen ^standen und Par-
teien verschieden aui:2:rfasst werden, wie z. Ii. Goldwälumg oder
Doppelwätirung, i?Yeihandel oder Schutzzoll etc. Der Prodneent wird
immer füi- Schutzzoll, der Kaulmann und der Consument iiniicr für
Freihandf^l sein. Der Volkswirtschafti«lehre geht es freili Ii dabei wie
allen aiKlrrcii Wissenschaften, von denen sich keine rühmen kann,
dass sie bereits am Ziele angelangt sei; sie alle sind in fortwährender
Aus- und Fortbildung begriffen. Doch an P'eststehendeni und Abge-
schlossenem ist wahrhaftig kein Mangel; und Systemmacherei und
Vortrag streitiger Parteidoctrinen ist nicht für die Schule, ebenso
hat ein Bekanntmachen mit den Systemen anderer Parteien (Katheder-
socialisten) oder berfthmter Theoretiker (Adam Smith) entschieden u
nnterbleiben*
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— 606 —
3. Die Materie ist zu hoch. Manche Partien mögen allerdings
sn hoch sein; doch kommt 68 hierbei wich auf die Schfllergattim^
an. Der Oherprimaner eines hunanistlBchen oder eines Bealgymnanums,
der Abiturient einer Handelriehrsastalt ist recht wol im Stande^ anch
diaeer Materie das nOthige VerstSndnis entgegenanbruigen. Nor immer
ncht ein&eh, Uar, Toiksthttmlich, immer» vo es geht, an Beispielen
eritatert nnd an Yothandenes angeknttpft nnd Bekanntes beigezogen,
dami kann es niemals Mlen. Die Hauptsache ist, dass man den
Unterrichtsstoff allgemein fasslich zn machen versteht. Viele Lehrer
haben sicher nui' deshalb eine Abueiguüg, weil liiUtü die gaiize Sache
zu Ireind ist
4. Die Schule hat keinen Raum lür anderweite Unter-
richtsgegenstände. Wir wollen es der Schule durchaus nicht übel-
nrliiiu'ii. wenn sie zögert in der Aufnahme neuen Unterrichtsstoffe«,
(las Material ist zu kostbar, mit dem die Schule experimentii't; wir
wollen um auch nicht verhehlen, dass in mancher Beziehnng in den
beiden letzten Jahrsehnten die Lehrpläne eine Erweitemng und Be-
relehemng er&hren haben, die zu denken geben. Der Fünfmilliarden-
segnen veranlasste in Dentschland einen fieberhaften Pnlsschlag im
wirtschaftiiehea Leben; der »Fortechritt^ bewegte sich in einem
Tempo, welcher einer Übersttaimg gleich kam. Die Schule — ist
aie doch noch eb Kind ihrer Zeit — blieb nicht onberilhrt, snd
w«m auch der Efaiflnss anf sie lange nidit so mächtig war, als anf
die Geschäftswelt, geltend machte er sich doch. Man hat dies anch
ImitB eingesehen, nnd das neueste pädagogische Stichwort heiftt
„Vereinfachnng". Die Stoffanhäufung liegt nun in einer zu ausge-
dehnten Svstematisirung des UnterrichtsstoÖes; durch eine umfassen-
dere Bethätigung des Loiicentrationsgedankeus wimie aber entschieden
viel genützt werden. Wenn überdies die Wichtigkeit eines Gebietes
vor anderen nachgewiesen wür<le, dann wäre es auch l'flicht, iiaum
Mscliaitvii. T)r. Jannasch seil i t ibt in vorliegender Angelt i^vnln it: „Wenn
lüau einwendet, dass alle iSchuianstalten schon jetzt an einer l^ber-
füllung mit Stunden leiden, so ist zu entgegnen, dass es sich hit^r um
einen nothw^digen Bestandtheil der allgemeinen Bildung handelt, und
dass ein etwa vorhandenes ÜbmnaB von Stunden keine Abweisung
der gegenwärtigen Forderung rechtfertigt." Und wir meinen, wo
laaa etwas will, da flndet sich auch der Weg sur Anafährang (Wbere
18 a will, there is a way); der nOthige Baum wäre auch zn schalfen.
Kaa renchone nur die Schäler mit allem Ballast, der nur su oft im
^ttae veralteter Gewohnheiten mitgefthrt wird; noch mehr, man
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— Ö06 —
bringe nicht schon Dinge in höhere Schulen, die den Universitäten
oder tiberliaui>t dem Fachstudium zu überlassen sind. Der Oberter-
tianer des iryiimiisiiinis mms die leg-t^s Liciuiae \ nm Jahre H7ü v. Chr.
im Geschichtsiiiiterriclitc auswendig lernen, aber von den heimischen
Rechten, von den Griindz1ij>:en nnseres Staats- und Verwaltini<r«t-
rechts, von dem Behördenwesen unseres N'aterlandes ertährt er vor-
sorglich nichts. Deslialb klagt auch der große StaatJsrechtslehrer
Bluntschli, er habe, wie auch andere Universitätslehrer, immer
wieder die Erfahrung gemacht^ dass Studirende aus anderen Nationen
gewöhnlich besser vorbereitet seien, um den modernen Staat zu 1^-
greifen, und meist ein lebhafteres Interesse an Staats wissenachafUicheii
Stadien hätten, als die Mehrzahl der deutschen Studenten.
Endlich wendet man 5. ein: Die wirtschaftlichen Lehren
sind zu materialistisch. Ein schwerer Vorwurf. Wir geben zu,- :
dasS es sich bei Betracht img des national-praktischen Lebens in erster
Linie nm die Güter dieser Welt handelt , aber solange wir der Erde •
angehdren, haben wir anch mit irdischen YerhftltiysBen zu rechnen,
und es Iftsst sich sdileeht filr die Seele sorgen, wenn der Leih
hnngert, und unser Heiland lehrt uns ja selbst nm das tägliche Bret-
bitten. Noth lehrt beten, aber Noth khrt auch stehlen. Nichta ist
verderblicher, als wenn die Schale Begrifie Tennittelt, die sicli iin
praktischen Leben nicht als zutreffend erweisen; man albidigt ent*
schieden, wenn man z, B. Terachtnng des irdischen Gutes Idirt und
das wahre Glttck nur im Bettlergewande findet und einen Oultoa der
Armut anlbaut, der wunderschön klingt, im wnUicben Leben sieh
aber als eine liwrhelt erweist
Überhaupt Obt auf das sittUche und auf das geistige Leben des
Einzdnen und sebier Familie die -materielle Lage und die Erwerbs--
fUiigkeit, das YennOgen, das er sich erwirbt, den tiefeten Kfailfaiss |
ans; und was yan den Einaelnai gilt, das gilt auch fttr die Gesell- |
«dmft und fttr den Staat Erst wenn ein Tolk wolhaboid wird, warn
es sich wirtschaftlieh emporgearbeitet hat, erst dann kommt die
Neigung und Möglichkeit, auch sitttich und geistig weiter zu streben.*
Zu Jeder Zelt waren in Jedem Staate gute Finanzrerhftltnisse die
Hauptmacht, und die Politik war ein von ihr abhängiger Factor. Dem
finaazieUen TerfaU nach dem peloponnesisdien Erlege fc^gte unmittel-
bar der politische^ und es war eine materiell sehr kräftige Zeit, welche
die Bildsäulen des Phidias, das Theater des Sophokles und die Demo-
kratie des Perikles schuf» Audi der -schsrfdenkende Cicero stellt die
Erwerbang des Betehthums, welchen er „belDl sibeidiA ^ pncifi ona-
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j
— 507 —
menta" ueiini, aiü eine Furcleruug der .sa])ienüa bin. Also wol Grund
trtiiuf^, um (las rechte Mali des Wolstaudes als Ziel des wirtschaft-
iictien Lebens, und die Uesetze, auf denen er ruljt, ernster Würdigung
w«rt erscheinen zu lassen. Überdies beschränkt sich die Angabe des
neneii Staates nicht mehr allein darauf, seine Bürger p^egen Angritie
von außen zn wahren und Ordnung nnd Frieden im Innern oder ndt
anderen Worten NachtwAchterdienste zu, verrichten. Unser 8taat hat
neh sn einem eittlieliaL OrgamsmiiB entwickelt, der den ideateten-
Aoijgiaben der Henflchlieit gerecht xa werdan henttht ist (? D. B.)
Zur Sieherfaeätspfl^ mnss die Cnltiir- md Wolstaadspikge kommen.
Eins teäioh voUen wir uns nidtt Tefliefalen: es will uns n&SK
lieh scheinen» als ob man in der V^ükswirtsehaftslefare das Git sn
sehr in den Mittelpnnkt stellte. Die Werke fiber Yolkswirtsohafts-
lehre zerfallen gewöhnlich in vier TheUe: Der erste handelt von der
l'roductiuu der Güter, der zweite von der Verbreitiuif,^ ( Umlauf; der
Güter, der dritte von dem Einkommen und der vierte endlich von
dem Verbrauch der (lüter, und so gleichen sich die meisten dieser
Schritten, man müclite sag-en, wie ein Ei deuj anderen. Wir meinen
vielmehr, dass nicht der Begrift' Gut, sondern der Begrift' Mensch,
inshesondere der g^eistige Mensch als Mittilpunkt und Subject anzu-
sehen ist und zum Ausgangspunkte der ganzen Wissenschaft genom-
men werden muss. Wenn aber Geist nnd Seele als die treibenden
Kräfte im Wirtschaftsleben angesehen werden, dann bekommt daa
Ganze eine ethische Unterlage, nnd das ist nöthig« sobald wir diese
Bisdplinen den UnteniebtsstoffiBn einmleibea wollen.
Wir betrachten den Menschen snafidist als Sinaelwesen, dann
als FsnuliengUed, als Glied dtf Gemeinde, als BQrgiar des Staates
als Unterthan des Beidiee. Wir sehen ihn in seiner Thitigkeit im
Nilir-, Lidu> nnd Wehntande. Wir sehen ihn in seinem Benife aJs
Qttwerbtreibender, IndnstrieUer, Arbeiter, ganflnaim, femor im Oifent-
üchen Leben als Kirchen- und Schulvorstandsmitglied, als Vertreter in
^ Gemeinde, im Bezirk, im Kreise, im Stallt nnd Keich, als Richter
(Schiedsrichter, Friedensrichter, Schöffe, Gesell worener), als Beweis-
lielfer in Streitierkeiten (Zeuge, Sachverständiger'! etc.)
Doch dauiit sind wir bereits eingetreten in die wichtige Fiage
ftber Auswahl, Anordnung und Behandlung des Unterrichts-
stoffes.
VI.
Die Frage über das Was? und Wie? ist sehr wichtig, denn
w&reii hierftber die Ansichten geklärt, so wttrde man entschieden
• i
!
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weiter sein. Verfasser erlaubt sich nun, in dieser Angelegenheit auf j
sein Buch*) hinzuweisen, in welchem diese Fragen eingehend erörtert
werdeu. Der Lelirgang ist folgender: Der Mensch in der Einzel-
stellung — Vom Zusammenleben der Menschen; die i^amilie — Ge-
meinde — Staat, Verfassung und Verwaltung — Kechte und Pflich-
ten der Unterthanen — SicherheitspÜege — Culturpflege — Wol-
i^tandspflege.
Die deutsche Reichsveifasäung. Die Arbeit — Schutz der Arbeit
und des Arbeiters — Versicherungswesen — Gewerbe — Industrie — ,
Cai)ital — Wirtschaftliche Gesellschalten — Handel — Verkelir —
Geld — Credit — Finanzen — MilitÄr- nnd Manuewesen — Das
Recht und seiue EiilwiokelnnG:. Gerichtsveifassung — < it i ii^ htvs-
beamte — Der Laie im (3rericlits\ t rialiien — Grerichtsyeriahreu im i
Ci?ilproceäs — Verfuhren im Straiprocess.**) !
Zum Schlüsse noch eiiiigre M'orte über die Methode, Im weiteren
Sinne des Wortes ist als Methode häufig die historische < rnptbhlen ;
worden und damit die Aufnahme des gesetzesknndlirlKm und volks- !
wirtschaftlichen Lplustotts in flen Geschichtsuntemcht. Nun, es ist
ja richtig, dass die Geschichte ungemein viel Anknüpfiinffspunkte
bietet; so sind beispielsweise der Unabliiiu^nfrkeitskrieg der VereinifTten i
Staaten, die Continentalsperre, Gründung des deutschen Zollvereins,
die Ausbildung des gewerblichen Lebens der Völker, die Erfindung
der Dampfmaschinen, der Eisenbahn, die damit zusammenhängende
Entwickeiung der Eisen- und Baumwollenindustrie, deren Krisen und
Folgen etc. Vorgänge von weittragendster culturpolitischer Bedeutung,
die zum Theil ebenso tief als selbst die EreignisBe der Jahre 1517,
1789, 1813 in die EntwickeluDg der Völker wie der gesammten
Meoschliait eingegriffen haben und mit der gleichen Berechtigung als
AofligaiigBipiuikte neuer lüstorischer Epochen zu betrachten sind. Trotz- i
dem kOimeD wir uns nicht für die historische Methode entscheidea» '
schon weil der QesdiiGhtsunterricht für die geforderte Ausdehnung j
kfiuieii Raum hat, und weil dem Schüler damit trotzdem keine Volks- i
wtediaftelfthre oder Geeetzeskoiide gebeten wird, sowie es beispiels-
weiM aneh keine Geographie jet» wenn dei^ SehlUer ia der Qeachkkte-
*) Viersig LeetiQn«ii Uber die yereinlgte Gesetzeskunde und Volkswirt-
srhaftslchre. Zum Gebrauche in FortbildiuigMchulen nnd höheren I/ehranstalten.
Bearbeitet von L. Mittenzwey 178 u. XX S. Preis l.bÜMk. Gotha, E. Bohrend.
**) Über die gelegentliche Behandlung in der Yolkssschule und läudücheji
FortliUdiiiigasGlnilA siehe dee VerftMieit Atboit: Geaetiedcinide ia TeiUadu« ml
YolknrlftM3ialMlebm ela üatanidiAsdiMipliiL 9« 8. 1 Ift. 0«th», S. Balmii.
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— 609 —
^tuüde jeden bchauplatz wichtiger Begebenheiten mit Hilfe der Karte
sich einprägt Wir werden beispielsweise im historischen Unterrichte
einer höheren Schale gern Perikleischeii , Aagusteischen , Medi-
eeischen Zeiteiter verweilen; wir werden yon Phidias and Sophokles,
?on Horas and dem Pantheon, von Sinhard and Ekkehard, von
Watter toh der Vogelweide uid Dante, von der Alhambfa und der
Felerakirdie, toh der IfarienlNiig und dem Heidelberger SchlMBe^ tob
Shakeepeare und iroUtee^ yqb dem deotaehen Kmistgewertie yor dem
drelMglihrigett Kriege, Ton Babena und Bemfanuidt, laus yon Dichr
toDgen, Bauten nnd Büdeni an reden ans veranlaast aehen, yermeinen
wir aber damit den Sebfllem eine OeaeUidite der Ennat sn geben
oder ihnen die Idtermtorgescblfllite an eraeteen? filcberUch nicht Und
liier gilt ein Gleiches.
Die deductive Methode bietet mancherlei Schwieriffkeiten. Be-
sonders bind die wirtschaftlichen Gesetze nicht so bündig und klar,
dass man sie „scliwarz aul ^vt iß getrost nach Hanse tragen kann".
Auch Ingramm meint in seinem Werke ».Nothwendirre l'eiform der
Volkswirtschaftslphre'* : ..Die fälschliche Zuröckliiiu-ung der Mannig-
faltigkeiten des wirtschal tlichen Lebens anf angeblieh einfache Ge-
setze muBs beseitigt werden"*, und Scheel, der Übersetzer der obigen
Schrift, bemerkt einleitend in scharfen Werten: ȣa ist ein falscher
Ansehein, den man der jugen Disciplin gegeben hat, als ob sie wiik-
lidi schon dne Wissenschaft sei, and noch dazn eine, die aaf so klaren
ud einfiuhen Groadafttoen benihn, dasa jeder in der Apatheketprftfimg
darehgelUlene Pharmaeeat binnen visrandz wanzig Stunden ein per-
fteter Vdlkawirt werden kdonte.** Ein Jeder mnaa angeatdiai, daas
fißk die YerbfiltniaBe dea affentliehen Lebena in nnaerer Zeit nicht
gerade im Sinne der YereinHuliang entwu^t liabea. Dia SdndB
Tersehone ihre Schftler mit nnfrachtharen Dednotkoen nnd Theorien
nd führe statt dess^ sofort in die giofie weite Wdt der Erschei-
BBngen ein.
Mit der descriptiven Methode könnten wir uns am ehesten
befreunden, dabei kann mehrfach vergleiclii:iid vorgegangen weiden,
z- B. Bimdesrath, Erste i^auiuier, Magisti'at — Reichstag. Zweite
Kaiiimer, Stadtverordnete — Rpifb^;steuem, Staatssteuern, Oememde-
steuern — die verschiedenen Arten der Arbeiten et<v Wo Historisches
in Frage kommt, wie z. B. beim Gewerbe, beim Militär wesen, bei der
(Gerichtsbarkeit u. s. w. lässt sich auch manches voraussetzen. „In
der Zukunft wird flir die Nationalökonomie eine neue Epoche kommen,
aber nur dnrcb Verwertung dea ganasen historisch-deseriptiyen und
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— ölO —
isUilistischen Materials, das jetzt "^eschafteu wird, nicht durch weitere
Destillatiuueü der hundertmal Uestillirteu abstracten Sätze des alten
Dogmatismus/ *)
Unsere Ansicht geht überhaupt dahin, dass bei einer BelunHllnng
in der Srlmle das Ganze auf eine ethische Grundlage gestellt werden
nius8 und niclit der BegriÜ Gut, :iondem der Be^ff Mensch als Ans-
gangö- und Krvstalli^iationspuiikt zu dienen hat. Wir möchten diese
Methode die ethisch- an thropologi^iche uenneu. —
Es bedarf wul kaum noch der Krwähnuni?, dass eine jede Schule
die Gesetzeskunde und Aulk^wn t>clialfslehre praktisch dadurch zu
unterstützen hat, dass si** dcii Schiller zur Aufnierkisauikeit, zum aus-
dauernden Flfciße und zur zieioewubsleu Thätigkeit. zur Pünktlichkeit,
Ordnung und Sauberkeit, zur Wahrheitsliebe. Ehrlichkeit und Pflicht-
treue, zur Genügsamkeit, Mäßigkeit und Spürsauikeit, mwio. zum Ge-
meinsinn, zur Ehrerbietnntr gegen den Landesherrn, zum Gehorsam
gegen die Obriprkeit und zui- Achtung? gegen die Gesetze, zur Vater-
landsliebe und Frömmigkeit erzieht. Es -ist auch die deutsche Schule
sich dieser Aufgabe immer bewusst gewesen . sie hat zu allen Zeiten
daftir Sorge getragen, dass durcli die sittliche Erziehung in unserer
Jugend der Sinn für das Kecht entwickelt wurde, dass im Menschen
die sogenannten bürgerlichen Tugenden großgezogen wurden, welche
ihn womöglich in den Stand setzen helfen, seine Hechte zu ergreifen
und seine Pflichten zu erfüllen und ein guter, brauchbarer Bürger des
Staates zu sein. Aber wenn sicli das auch im Laufe der Zeiten wol
bewährt hat, so hat doch die fintwiekdimgsgeschichte unseres Volkes
einen derartig großen Fortgang genommen, dass es nicht mehr möglich
ist, mit jenen einfachen, in ihrem Inhalte zwar bedeutenden, aber doch
zu allgemeinen Sätzen die Sache, um die es sich wirklich dreht, voll-
ständig zu behandeln, so da» es nothwendig geworden ist, dem alten
Grundsatze, den wir alle in noserem Emok nnd in der Praxis befolgt
haben, einen weiteren Ausbau zu geben.
So mOge dCEon im Hinblick anf die nationalen und wirtschaft-
lichen Gesammtzwecke des deutschen Volkes recht bald Bechtslnft in
nnseren Schnkn wehen und Gesetseskiuide mit entspreciieiidier Berück-
sicfatignng der whrtschafUichen Ldven nicht ferner Tom Ünteniefat
ansgeschieden bleiben.
**) Jdiib. t G«eetsgebiiag,Verwaltiiiig «adVoUoiwirlMhaftimDmtMdiMBtlck
N. F. Vn. 8. fleft
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«
Drill oder Erdekiiiig«
Xu der ungarischen Delegation ist die Idee ausgeheckt worden,
die Jagend schon in der VoIkBschale für den Militärdienst am
emehml'^} Die arme Volkssdrale! Selbstverständlich rnftsste auch
die Lehreorschaft in dieser Bichtnng Torgebildet^ und in den Lebrplan
der Lehrerhüdnngsanatalten ein ganx nenes FcMsh aofgenoiunen werden;
denn wer andere in efaier Sache ndt Erfolg unterweisen wiU, mnss
dodbi erst selbst darin Mittelfest sein. Die GKMiter mögen uns davor be-
Vahren, dass auch Cisleithanien von dieser schönen Idee Infldrt wirdt
Ist sie ungarischem Boden entsprossen, so nuige sie (hüben wachsen
und gedeihen — zum Wole des Vaterlandes uiui zum Gaudium der
Jugend. Wenn aber einer wäre, der den Unsinn anch bei uns zu
culüviren voi-schlüge. so müsste man ihm folgende Fragen vorlegeu:
l. Haben die Lehrpiaue der Vcdksjickule noch Kaum für neue Dis-
ciplinen? 2. Wie soll der Uuterricht für den Milit;lrdienst beschaffen
sein? Soll er theoretisch oder praktisch oder beides zugleich
sein? 3. Wer soll diesen Unterricht ertheilen? 4. Wer soU den sich
als nnaosweichUch ergebenden Aufwand bestreiten?
Die erste Frage muss mit einem entschiedenen Nein beantwortet
Denn die Sache steht bo, dass bei dem ansgedehnten Material,
das die Volksschule zu, bewUtigen hat, alle verfttgbaren Standen der-
art besetzt sind, dias selbst dem ans Lehrerkreisen herroigehenden
Wnnsche, hie und da einer El anptdisdidk noch eine Stande zaaiweisen,
nicht wül&hrt werden kann, ohne die Jagend an ftberlasten — , was
sie jetzt schon fhatsficUkh ist, wofttr die Erlasse der obersten Unter-
nchtsverwaltong beafiglich der Herstellung von Einderspielplätzen,
der Einschränkung der Hausaufgaben u. s. w. den besten Beweis
liefern. Es ist dalier gänzlich ausgeschlossen, der Volksschule die
Auiiiahme eines neuen Lehrgegenstandes zuzuumthen.
Bei Beantwortung der zweiten Fraere tritt die Unausftihrbarkeit
üer Von uns bekämptten Idee noch deutlicher zutage. Ueim i^t der
*) £iu gru^cr Veräucli lu dit^er iiichtjmg ist zwar bereits klägUch gescheitert
^ Fnoknich — , da aber ia muerer Zeit eine Eneueiaiig desselben immerhin
'■'Vicfc irire, dttifle dieser kleine AnÜMta niebt IlbefflMg sein. D. E.
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militärische Unterriclii nur i heoieti:ieh oder nur praktis^cli, so ist
er einseitig und demgemäß ungenügend; wird er aber so eingerichtet,
dass er beiden Momenten, dem theoretischen und dem praktischen, gerecht
wii'd, so bea IIS} 1 nicht er nicht nur mehr Zeit, sondern auch gruiiere
Kosten. Ein aktischer Unterricht ohne Wafifen, ohne Eeitübungen
ist ein Schemen. Aber zugegeben, dass alle durch Herbeischaflfung
von Waffen, Munition und Pferden verursachte Kosten \ r n einer Seite
bestritten werden, die wir vorläufig mit X bezeichnen \v(illf»n, weil
wir sie nicht kennen: so bleibt trotzdem der ganze linterricht ein
Drill, eine mechanische Abrichtimg, weil die Volk-.« hule außer Stande
ist, anf dasjenisre e!iTs( liiedenen Einflnss zu nelmu n, was den mili-
tärischen Unterricht erst zu einem wahrhaft erziehenden zu ge-
st.ilh ii vermag u. z. auf den widerspruchslosen Gehorsam auch außer-
lialb der Sdnile, auf die Pönktlichkeit in der Lebensordnniig, speciell
auf die 8;iubt rkeit in der äußeren Ersrlieinung, und endlich auf die
hervorragi nd^te Tnpind dw Siddatcn: den Math, die Tajirerkeit. All
doni steht der Einiiuss des Elternhauses, die socialen Verhältnisse der
J'amilien, das Elend, die Noth des Lebens, das schlechte Beispiel u. a.
im Wege, und leider sind diese Umstände von so zäher Natur, dass
sie sich auf Commando nicht abändern lassen! Sie würden sich den
besten Maßnahmen des militärischen Unterrichtes wie Bleigewicht aa
die Fersen hängen und seine erziehlichen Absichten vereiteln.
Wer aber soll den Unterricht ertheilen? „Die Lehrer!" höre ich
antworten. Das ist freilich leichter gesagt, als anagefiUurt. Der mili-
t&rische Unterricht müsste doch ein allgemeiner sein, und er w&ie
gerade in den abgelegensten, kleinsten Ortoi eigentlich am nothwen-
digsten, weil von dort das minder intelligente „Menschenmaterial" (!)
dem Heere zugeführt wird. Wo nun größere Schulen bestehen, dftifte
sich unter den Lehrpersonen in der Kegel eine oder auch mehrere
finden, die aus „Selbsterfahmng" den militärischen Dienst kennen ge-
gellt haben, und die Unterweianng der Jugend flkr den Militärstand
übernehmen konnten, wobei immer noch die Frage offen bleibt, ob sie
ihn aodi flbemehmen mflssten. Wie stände es aber an eindaasigen
Sehnlan, wo nur ein Lebrer wirkt, dem vielleieht daa nMiUtSiladie* so
fremd ist wie ein spanisches Dorf? Da dürfte doch wol ein ausgedienter
Soldat an finden sein, der die Sache Ubemebmen konnte? M<tglieh —
aber dann Adien Braiehnng! der eehOnate »Drill* stinde in BUNe!
Der vierten Frage bexQgüch deijenigen moralÜMshen Feiaon, dsr
die Bestreitung der Kosten des müitfii^chen TTnterriditea anflde^ haben
wir oben schon mit der Bemerkiing etwas yorgegriifen, dass wir sie
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nicht kennen. Aber eigentlich kennen wir sie doch; sie führt l. »
holden Namen: „Steuerschraube'* — und ist eine Inichst populäre
Stantsdame. Wenn die Sache einmal im Gang wäre; wenn die 8rhnl-
jungen mit den Säbeln rasseln und die Schulreitpferde wiehern würden:
dann fände sich schon die Quelle, aus der der nervus rerum, wenn auch
murmelnd** und in gewohnter Weise etwas spärlich, hervorflösse.
Besehen wir aber die Angelegenheit vom Standpunkte der Men-
schenerziehung, so ergeben sich gewichtige Bedenken dagegen. Bas
Bedfirfiiis einer aUgemeinen Volksbildung hat die Volksschale goschaffen.
Das Ziel ihrer Thfttigkeit ist die Vermittliuig von Bfldnngselementen
des Verstandes nnd B^grOndang einer sttOiehen Wdtaoachanmig» also
Heransentwiekloag des rein Menschlichen im Kinde ohne BAeksieht
auf seinen kflnftigen Stand. Das kann selhstverstindlicfa bd dem
allgemeinen Charakter der (HfentUdien Scihnle mit Schnlswang aneh
niclit anders sein, und jedermann wfirde es sonderbar und geradezu
anmaßend linden, wenn irgend ein Stand verlangte, es möge die
Volksschule so eingerichtet werden, dass dii; ivinder gerade für ihn
vorgebildet würden. Es \viirde jedermann sofort herauslinden, dass
darin ein oroßes Siin k ljngerechtiL':kf^it . einn Reeinträrhti£rnne: der
ideakn Wirksamkeit d« r Schule liegt, die uline kScliadea tur die Ge-
sammibildung nicht L^d »iiiigt werden könnte. Die Ansicht der auf-
geklärten Partei, die unter Kämpfen die Volksschule ins Leben rief,
geht doch dahin: je reiner der Charakter der öffentlichen Schule als
solcher erhalten wird, desto besser nnd leichter kann sie das Ziel
der Menschenbildung erreichenl —
Aof eines erlauben wir uns hier noch hinzaweiseo. Es ist nftm-
lieh eine höchst anffilHge £racheiniing, dass in senester Zeit swei
Gegenefttase so sehroif nebeneinaader herscfareiteii wie nie snTor.
Auf der einen Seite erschallt der Baf : «Die Walfon mederf* imd edle ,
Mmeebenfrennde yereinigen sich zn IViedeosoongressen nnd sind
thitig in Schrift md Wort fOr die Idee des allgemehien WeHiriedens,
vditbem, wie jeder Sehende merken mnss, der ganae Zag der Zeit
entgegenstrebt; auf der andern Seite wird die Ausbildung der Jugend
ftr den Krieg, als im allgemtineu Wol gelegen, gefordert! Auf
"Welche Seite sich der Menschenfreund stellen soll, ist unschwer zu
entscheiden! - Man bilde die Jugend weniger darin aus, wie sich
Mensch und .Mansch bekämpft, sondern vielmehr darin, wie sich
Mensch und Meurich liebt! Das scheint uns das richtige Eyangelium,
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Elin paar iiotliwendige ErmueriiiigeiL
Stellungr des Staates zur Schale. Der Staat steOt die Lefar-
pläoe auf; er beseicbnet die za lehrenden F&cher, die auf den Schal-
besach fiberhanpt nnd jede« Fach im besonderen an verwendende Zeit;
er bestimmt das sogeuannte Lehraiel, welehes erreicht werden mnss;
w sdirdbt Tor, welche Lshrbficher nnd Lehxmittei an gdttaadien
sind; er Teranstaltet die SchnlprOfimgen nnd gibt damit der Arbeit
jedes Jahr^ eine Richtung, von der nicht abgewichen werden kann. In
den Lehrerbildongsanstalten erhält der >verdende Jngenderzieher An-
weisungen über die von ihm innezuhaltende ünterrichtsmethoch».
So ist der Lehrer selbst wie die Schule von allen Seiten an gegebene
Bestimm ungeii p^ebundeu.
Die strallc Gebundenheit der Schule und der Lehrer bringt
schweren Nachtheil. Die Staatsbeliürden treften ilire Bestimmungen
nicht selten ohne hiiireicliende Sachkenutuis. Aus dem Wunsch, eine
leichte Controle zu haben, entspringt eine starke Neigung zur Gleich-
macherei.
Der Lehrer müsste eigentlich in der Schule viel selbständiger sein.
Er sieht allezeit und bei jedem einzelnen Kinde, was noth thut und
wie jeder Schüler nach seinen Anlag:en nnd seinen» g:anzen Naturell
zu behandeln ist Da hilft nicht der Paragraph, sondeni das Gefühl
des Lelirers. Er weüj, wo etwas zu holen ist und wo die Schüler
einen Gewinn machen können. Aber die geltende Schablone gestattet
derlei treiheilen nicht.
Wie in allen Gebiet ni, hat sich die Controle auch in der Schule
auf das Hii Berste ausgebildet, und das ist eine weni^ erfreuliche Er-
scheiüuug. Man s^laiibt nicht an den Pflichteifer der Menschen, und
dieser kann nllHKimgs dabei nur veiiiereu, er wird sich in demselben
Grade verringern, als die Controle sich entfaltet, denn er l»at jrar
keinen Spielraum mehi*, um sich frei zu bethätigen. Mit grölierer
Freiheit würde der Lehrer auch größere Freude an der eigenen
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Arbeit und eia Gefühl größerer Yüraiitwuitliclikeit haben. Dem Eitri-
gen bh^ibt lieute nichts auderes iibrip;, als in der officiell öanctiuüirten
Kichtung noch weiter vorwärts und damit seine Schule noch weitei*
ÄUf den Abweg zu treiben.
Lehrbüclier und Unterriclilsuietliode. iJie i^ rl w ihreude
Production von Lehrbüclierii legt Zeugnis ab für einen uugewoimlichen
Fleiß dei' Lebrerschait. Denn wer ein Lehrbuch schreibt, denkt damit
etwas zur VeiTollkommnjmg des Unterrichts beizutragen. Aber diese
Broduction hat auch einen eminenten Nachtheil für die Schule. Ein-
mal ist mm die Annahme siemlich allgemein, ein Läkrbndi mftsse die
Grundlage jedes Untecriciits bilden. Dem SdiOler, aagt nuui« mOwe
etwas Festes nnd YerUlSBlidtes in die Hand gegeben werden. 80 bewegt
sieh dann alles Lebren nnd Lernen in dem Gfeleise des gesduiebenen
Wortes, nnd an die Stelle der lebendigen Wir^lidikeit tritt für den
Scbmer eine gescbriebene Welt Jedes Lehrbuch, ancb das beste,
sieht den l^na des Kindes vom Lebendigen ab. Jm Bnehe ^nbt der
Schüler alles schwarz auf weiß beisammen zu haben, was in einem
Gebiete wissenswert ist; was nicht im Buche steht, existirt nicht.
Das Lehrbuch gefährdet ferner in hohem Grade das lebendige
Verständnis. Schon über den Weg, welcher durch eine Wissenschaft
einzuschlafe n ist, brauclit der Schüler nicht nachzudenken, sicli nicht im
voraus selbst zu fragen, welche Kintheilung vorzunehmen sei. wozu
man logischerweise von irgend einem Punkte ans überzugelien liabe.
J^odann läuft gar manches als verstanden mit, was durchaus nicht be-
griäen wurde. Das eigene Aufsuchen der Wahrheit, das heißt die
Übung der geistigen Kräfte wird überflüssig, da ja die Resultate
schon vorliegen. Und in gar vielen Fällen beschränkt tkk alles
Lernen darauf, den Inhalt des Bnches (wir denken nicht etwa an die
knediträehe Beibehaltong der AosdmckiBform) ins Gedfiditnis hinttber-
zstragen. Der Schiller wagt es vielleicht nidit, nach einor ErklSrong
sn fragen, weQ er ja die Sache selbst in der Hand hai, oder weil
überhaupt eine gegenseitig Terhandelnde Lehrweise nicht Hblich ist,
oder weil man keine Zeit nimmt, sich bei einzelnem an&nhalten. Er
begnügt sich mit dem Wort, und bedient sich wieder des Wortes, wo
*r bei der Kepetition über einen Gegenstand zu reden hat. Endlich
erzeugt der Lehi-buchfanatismus den Wahn, als ob es nur eine (in der
Regel die eigene!) richtige Lehrmethode gebe. Und durch abschätziges
Urtheilen thnt gar manchmal ein Lehrer dem andern unj*echt. Die
Absurdität, d tss man etwa einem Lehrer zumuthet, er müsse, um sieh
<ds guten Facbniann auszuweisen, die ganze Lehrbnchliterator kennen,
^ nur beiläoiig erwähnt sein.
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Dar beste ünterridit bnwdit kein LehrNieiL Ymi eiB« Lehnr
dajff Terlaagt werden, dass er seinen ünterrichtestoff beherrsche; der
Schüler selbst mag, wenn er Lust hat fund an dieser wird es nn-
bedingt bei so freier anregender Lehr weise uitht iehlenl) nebenbei
noch Bücher nach Belieben zn Rathe ziehen. Nur wo er ?anz selbst-
ständis^ sL'iii kann, verniag ein Lelirer seiTic ganze Persönüclikeit au.s-
zugebi ii. Und dann wird auch, ^vah er lehrt, lebendi^r sein, und er
kann die Schüler lindend mitarbeiten lassen. Ks kann so allerdings
nicht dieselbe Masse des Lehrstoffes bewältigt werden, aber was man
erarbeitet, ist auch errangen und bildet einen Gewinn. Die Mait«ir
braucht kein Buch, indem »e ihr Kind ovrAeht der VatCT keins, der
den Jungen mil den fiSnelieimuigeii in Feld und Wald bekannt macht
AJm fiehten wir aacb in der Schale wieder den Blick des Kmdes
auf die Sachen mßmt Die Yortheüe, ivddie eine solehe Ijelrato
hat, sind nickt gering m ackten. Ging und Stoff des ÜBtemta
passen siefa der Faseungskraft des Sckttlen an, es werden Mm,
positive Besnltate erreicht, eine bedentende Enüsstong indet ftitt
nnd spedell eine solche des Gedftditalnes, dieses wird das Yerslaata
besser hehalten, und so mnss auch das Gesammtnafl des Wisseno das
bisherigen mindestens gleich sein; für das Leben wird eine soMe
Methode des Arbeitens gewonnen. Dazu kommt noch, dass der Unter-
richt für die Schüler viel mehr Reiz und luteresse hat. (Herzog, l>i<j
Schule und ihr neuer Aulüau.j*)
*) Wir haben uhb hmits liogst vnd wiederholt ia gldchem Sinne aufeipiiiMlMi;
da aber der Unrentand immer hsrtnliddger wiid, mnm er audi immer wA aew
bektmpit weiden.
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Der Pensenknecht,
Von K. Albert,
war Sonnabend Mittag; die Räume der Schnle hatten sich entleert,
ich schritt meineni tränten Heim zn. Ein wunderbares Gefühl erfüllte mein
H*-rz. halb Freude über die g-lficklich Toll^nflete saure Wochenarbeit, halb
Hoüüuiig auf das iilüt;k der eniuickenden iiulapanse, die vor mir lasr und die
auch über die Gesichter der Amtsgenuäbeu eiueu vt^rkläi-eudeu V'oiäcixiiuiüt-r
tiriiiiiioQ hatte.
me Luft w<hte so klltüldi rein von d«n Beigen hernieder, dnnten ftber
4en Feidenk idnrebten zahllose £i«rchen tiütenid nnd jauchzend in der LnAf
m den Bäumen und Sträuchem der Gärten antworteten Fink und Ifeise, Stiege
litz und Rothschwänzehen in heller Frühlingslust, D'ay.u «chien die liebe Sonne
so liell, als wollte sie den ietisten Eest ¥on Soige and Miuunoth aus den
Herzen der Menschen wegzaubern.
Mir klangen die Worte des innig empfimdeueu Höltyscheii Liedes, das
ieh am Morgen in der Schule bebandelt hatte, wonnig im Herzen nneh:
-0 wunderschön ist Gottes Erde
Und wert, darauf vergnfigt zu sein;
Drum will ich, l)is ii b Asche werde,
Mich dieser schuQtia Erde Ireun!"
Ja, die Freude ist der große, treibenil«' Pnls alles Lebens, auch des
Lehrerda sein a. Wo sie lehlt, da erlahmt die Ki ift. da sinkt der Mntta, da
sieht das Aug-e des Geiites zuletzt nur noch alles (fütii in Grau.
„Saure Wochen, tVohe Feste" preist Altmeister Goethe als des Erden-
Mdtrare h5cliste Weliheit An den enteren ftUi ee den Lehrer mdahaftig
>ie^; aber aneh die letnteren lind üm nicht Temgt, er nrais döh sokfaee
Crllick nur selber zu bereitet verstehen. Ein Spaziergang mit lieben Freunden,
mit Weib and Kind in Gottes Wunder weit ist zuverlässig ein nicht geringeres
und zudem unschuldigeres Verg^iügen als die Schwelg-ereien der Nabobs und
Gniöinogule bei Austern und Champa^^ner ini irMld^^esclunückten Festsaale.
),i>a liegt die schöne Welt, eine Fiiile der \\ ouuen bietend — genießt sie
mir!' — so ruft der Herrgott seinen Menschenkindern ireuudiich mahnend zu.
Von solehen Gedanhen erflllt ind In aoJeher frob«i SÜBinrang aelizitt
ieh weiter.
Vor mir gins langeam» eetdeppend ein Kann, den ich sofort erlcannte;
?s war mein guter College Sorge, der niit mir In einer StraCe der Vorstadt
^olinte. Hätte er eine Briefträgemniform aageliabty eo wftrde ich ihn aicber,
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— 618 —
von hinten gesehen, ftr den alt«n Laadbriefträger Tappert gehalten habflB.
Der ^in^ nun viele Jahre mit seinen gichtbrttchigen ünterthanen durch ansere
StraOo auf die Nachbardörfer, meist schwer bepackt mit Schiffchen" für Sol-
i it>'!i. iSchüler mid df're:leichen Leutchen. Das hatte den biederen Alten nach
uud uacli ganz ki unini gezogen, just so krumm wie unser guter Sorge da von
a&doren Ltiten gebeugt war.
Der «me College eehien gar ketaen kUrperUcben Hall mbr in iMi n
haben; er ging schwankend, nach vorn geneigt, in tiefe Gedanken verlorai,
den Blick fest auf den Boden geheftet, statt ihn in die schrmp Welt zn er-
liphen Sein „Pedal'* war nnverkennbar nicht mehr in Or lintiij, so knifike-
bemig, so watschelnd und unsicher bewegte er sich daiaut vorwärts.
Ich mow ehrlieh gestehen, dass ich eben, in meiner sonnigen Stimmaog,
am liebsten sieht mit ihm snsammeB getrata wSre; aeine eigene m/Aen,
henhafle Fraft hatte ihn einst in meiner Gegenwart erregt etne nTrauerunke'-
genannt nnd damit das Wesen des Mannes scharf gekennzeichnet Ein Blick
in sein ewig ernstes, fast 8chwermiUhig:es Gesicht, in seine müden Angen. ein
kurzes GesprUcli mit ihm fiel auf die heitei'ste Laune wie ein Keif in der
1; ruliiingsnacht auf die ebeu erbt ei'schlossenen Blüten.
Aber der Arme war nun etanal so, anm Thell wol durah eine elgentiii»
Hohe Anlage nnd dnreh eigene Soimld, nun Thell aiete nber aneh dveh diB
Verhalten anderer, die Einflnss anf sein bescheidenes Dasein gehabt hattea.
Vnd da er überdies zu den gutherzigsten Menschen gehörte, die ich jf'Hials ge-
kannt habe, so konnte ich's nicht über mich gewinnen, mich xdgerad zarfiek-
xohalten, um das Zusammeutreffeu mit ihm zu vermeiden.
„Nehmen Sie mich mit, Herr College 1"* rief ich.
Er wandte sieh langaam, wie antonuttisdi naeh mir nm, md iMfar deaa
jemala befremdete mioh% wie aohweffiUlig er dabei die FttBe regte.
Als ich bei ihm angdangt war nnd ihm die Hand znm Gruße reicbte,
sciiäute ich ia ein aorgendflaterea AntUta» in Angm, ana denen eine atamiae
Klage sprach.
„Wie geht's, lieber College r frug ich, indem wir ans die Hftnde
kehnttelten.
„Wie^a geht? aehleebt, wie*a eineoi armen Sehnlraelater ianner geht!*
antwortete er gedrückt.
Ich schüttelte unnmthig den Kopf und sagte nicht ohne Schärfe: ^.Aber
Mann, um des Himmels winen. geberdeu Sie sich doch nicht so kläglich!
Schauen Sie sich um. betradutu Sie die Gottespracbt rings umher und freuen
Sie sich, dass Gott Ihnen uud den Ilirigeu Gesundheit gegeben hat, solchl
Herrliehkeit zn genieBenl Wer adehte nicht an^nehien in all d« FitUligi'
giaek? Weifhn fiHe ah, was Ihr Gcnttth bedrilektl SVeoen Sie aleh weair
steus einmal so recht van Henen. Vrenda ist die heita Aisnel lir die Oa-
breaten des Lebens!''
„Ich weiß wol, da«? Sie recht haben", entgegnete er imide. ^.Schon gar
lange wünsche ich mir, noch einmal so fröhlich sein zu kuuneu, wie ich's iu
meiner Jagend war. Damals war ich auch ein lästiges Blat; wo ein« Hellt
klangt konnten Sie mich itaiden. Aber man wird alt nnd stuqif; €a will nrit
dem Prohwerden gar nicht mehr gehen.''
„0nd wamm nicht?«* frag ich eindringüch. „Oewlis acUagnn £He M
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- 519
wieder einmal mit Uirem alten Herzeleid Lerum: Sie haben Uir Woclieüpensum
aielit liflniiitergearbeitet, wie dar PUa yonchraibt!"
^Sie hata'B emthw^y antwortete Sorge mit daen tiefea Seata*, der
tcrM, wie sehr Qtn die eateetdiobe Thatiaelie drftekte. „0 dieaer Stoffveiw
theilangsplaii!'' fahr er mit klägliober Stimme fbrt. „Er bringt mich noch
üm, ich weiß esl Niemand wird lengrnen, dass ich mir alle Mühe gebe, und
doch itann ich seinen Fordt-ningi n nicht gerecht werden!" Er «töJinte tief.
«Sie geben sich all rüti^s Mühe, fast mehr, als Ihre Kiirperlirät'te er-
laaben*', sagte ich mit Nachdruck. „Das ganze Lehrercollegium weili das und
«riwant es tmamwanden an — aac^ dem sehr gestrengen Herrn Stadtschnl-
iospeetor gegeaftber.^
Sarg« UM Bteben and nli ailoh fragend an, ailn Geaiöhi lali nicht mehr
w gar dHafeer ans wie vorher.
„Ist das wirklich wahr?"
»Gewi», werter College. Erat geetern haben wir*« ihm ganz enteehieden
gesagt*/
pWarum gesagt? Weil er unzufrieden mit mir war?" Das klane so
bang, m besorgt, dass ich fast bereute, ein Wort davon gesagt zu habeu, was
ckh gestern xwlidian naa and d«n anmngfiidflBi harten, patzigen Vorgeaeirten
«bgeqielt hatte.
»la der That» well er AatsteUnagcn an Ihrer Thitigkelt a« maehen
hatte**, antwortete ich zögernd. „Aber wir haben mit nnierer entgegengeaetstai
MeiDang nicht hinter dem Berge gehalten."
..Sehen Sie, was für ein beklag^ens werter ^fnnn irli bin?" rirf rr, vieder
ftehenbleibeud. „Ich kann mich zu Tode rackern — wenn dieser iSchrecUiche
kouiint, hat er doch nur zu tadeln!"
«Sie sind selber daran schnld!" entgegnete ich. „Warum lassen Sie sich
allei geAOlen! Wehren Sie aieh doch einmal herahaftl So wie Sie*a traiben,
«ind Sie doeh thataiehlidi der relnate Penaenkneeht — ein Selave der
Stoffmasse, die in die Kinder hineingeaibcitet werden aoU, kein Lehrer, der
ftete geistige Thätigkeit übt."
„Pensenknecht!" wiederholte Sorge naohdrttcklioh, „Penaenkneeht —
haben Sie das Wart erfunden?"
„Nein, ein wackerer College!"
»Ee passt ausgezeiclinet, es ti-iÜ't den Nagel auf den Kopf!" rief er.
«Peaieakneebte — ja, daa aind wir alle, w» iat'a Jetat Mode gawordeni and
wer etwa« in der Welt gaiten, wer aieh die Qnnat der Vorgeaetaten erwerben
^ der mnaa aieh aolcher Kneehteehaft mit Bäfer antcrwerfen, maaa allea
bUad aasrichten, waa aie fordert."
„Sie irren !^ unterbrach ich den Collegen. ^Wir sollen Pensenknechte
«ein, ah^r wii sind's nicht alle! Ein Thor, ein Feigling ist, wer sich solchem
Sclaveuj M he olme Widerstand beugt, (iott sei Dank! noch sind die Ober-
Widrdeü vernünftiger als diese — Fabrikdirectoren, die sich als Schulmänner
CViren and aller gesunden Pädagogik ins Gesicht schlagen! Ein fester Lehr'
aiit Peasenverthailang mnss ja vorhanden aein, aonat würde niahti fertig
werden, keine Ordanng, kein Ineinandergreifen der KrUte herraehen* Ünd
^ iit letBterea ae nothwendlg. Mit yollem Beohte mit der Dichter:
36«
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— 620 —
.Nor wf 4«r Siifto mHb rwmUm 8tnbea
mMbt rieh wirkend exi( 4«t mhie Lebml*
„Sehen Sie,** rief jetzt fitft trinmplüreBd, «Sie ftanen mit dfem
Wwlen doch selber als richtig: ein, was mich bisher zum unbedingten gedul-
digen Stillhalten brachte! Es nniss alles bis ins kleiner*» hinefn durchdacht,
vertheilt und vorgeschriebeii sein, wenn eins rif hti;^ iiih andere greifen, eine
Classe der anderen zweckmäßig und grundiicii vurarbeiten soll! Alle Willkür
dei «imebieii Uran murilgilldi edn, tremi nui den Fordflnuigeii te Fldagogik
sereebt werden iriU. Geetehen l^e äu nt?**
»Nein, ich verstehe anter „der Kräfte schön vereintem Streben" etwas
ganz anderes!" erklärte ich sehr entschieden. ..Sie werden doch nnscren
höchstpn Behörden so viel Einsicht zutrauen, dass sie ein deraitiges Pensen-
kneehtäthuni, wies uu&er gestrenger Tnspector liebt, selbst eingeführt hätten,
falls die pädagogische Wissenächaii dies unbedingt erheischte. Oder wollen
Sie etwa belianpten, Inspeeter Frey sei klfiger, etehe geistig hSher als dl»
Herren im Minieterinm?''
Freund Hasenherz ei-schrak tödlich bei dem bloßen Gedanken danui, man
kiSnne ihm solche hochverrätherische (bedanken im Ernst zutrauen.
„Bewahre, Herr College!'' rief er t if?-ig. „Noch niemals habe ich so eine
Termessene Annahme in den Sinn bekommen, ich denke in dieser Beziehung
immer, wie die Schrift sagt: ,Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott ge-
erdnet* Dnna hat's nach meiner Heinnng der Hetr da droben aneh so ein-
gerichtet, daSB in die Mlieien Stellen aneh immer die Leute mit der höheren
Einsicht kommen. Wäre er denn sonst der Allgerechte und Allweise? Eben
weil ich so denke, füge icli mich auch dem Herrn SrlmHnspector in allen
Dingen ohne Widerrede. Unser Herrgott wird schon wissen, warum er mir
gerade einen so strengen Vorgesetzten gegeben liat.''
Wir waren an dem Eingang n dem Garten gekommeiii wo das Toa
meinem CJoUesen bewoiinte, freundliche Hinselien lag. Ein tranliehea Heim,
ym' ^ man sIch'B trots seiner Besdieldenlieit nicht anmnthender hfttte denken
können.
Ich sah in Sorge's Gesicht, ee war ebenso rliistpr innl tiabselig wie vor-
her. Statt mit dem Gefühle herzlichen Frohseins an die Heimkehr zu Frau
nnd Kindern zu denken, quälte sich der Bedauernswerte augenscheinlich ünmer
noch mit dem Gedanken an das nicfaterledigte Wochenpensmn — ein echter,
armseUger Penaenkneeht.
„Guten Appetit zu Mittag wünschte er, indem er mir fluchtig die Hand
reichte, und L'-i'ns' niir j'iVtiiIiVIi anffallender Hast in sein V"rr-irt<'bf»i. Es
wollte mir fast vorkommen, als sei er froh, mich loszuwerden, so ungewöhnlich
eitrig rührte er das sonst so schwerfällige „l'edal".
Mit einem Geflihle klsen Zotnes im Heuen ging ich wetter, daheim jbÜ
hellen, frendigen Gedchtem empfangen, vor deren sonnigem Schein die Ver-
stimmung so schnell verschwand wie die Horgennebel vor dem BUck der deg^
reich durchdringenden Tageskönigin.
Das Mittagessen war unter frfUiliclieni (ieplan Irr vorübergegangen; meine
Frau halte ihre Ops-chüfte in der Küche erledigt, mein frischer Knabe war
mit Kameraden zu einem lustigeu SUeiizug in den Wald ausgerückt. Ich
hatte mich in die dichte Lanhe hinter dem Hanse gesetzt, nnd bald geseUte
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Bieh die treue Lebensgefährtin zu mir. Aach jetjst giJnnte sie den fleißigen
Händen keine Ruhe; emsig luussten sie die Nadeln des Strickstnimpfes riihren,
isa ein Spottvogel nidü; ganz mit Unreciit „die Fraaencigarre" genannt imt.
D« Uanii;«!! Tritte auf d«n Kiw te FiiSwegeg; dnxdi die Blfttter adurn*
Oll, aalMii wir die €tottiii des Ooüegeii Sorge nalieD. Idi erhob mieh eilig
lad bat sie, in unsere lanscbige Hütte su komnieii.
Sie folgte meiner Aafforderuig und begrüßte nns herzlich, denn wir
hielten gute Nr^ftibarschaft. Doch auf den ersten Blick g-ewahrte ich, dass ein
schwerer Schatun auf dem offenen, einst gewiss selir schönen Gesichte der
charaktervollen Frau lag.
„Kommen äie doch ein wenig zu uuä liinüber in den Garten!'' bat sie.
,Sie Btoea danal ernstlich mit meinem amen, elnfftltigen Uaime reden, Herr
AlbertI Ich weill^ er hSlt gxoAe Stilche auf Sie» mid danun hoffe ich, CMe
«erden Ihm den Sopf snreohtietM IcBmieiL''
^Was ist denn los?*^ fing idi, ahnend, was koaunen werde.
..Er hat kaum ein paar Bissen zu Mittag gegessen, seine Pfeife, die er
sonst immer nach Tisch hervorholt, nicht angesehen^, erzählte die Frau mit
düsterer Stirn und in ihren Angen quollen Thränen. ,,Wie gebrochen hockt
er im Lehnstuhl, starrt unbeweglich vorsieh hin, todt für mich und die Kinder.
Auf alle Fragen, alle Bitten, alles Zureden immer wieder dieselbe klilgliche
Litanai: er habe tnli allen Fleidei sein Woehenpensom nicht bewältigen
kffinaetty nnd der Sehnlinspector habe aieh sehr nnnfHeden über ihn und seine
Leiatiuigen ge&ußert. Ganz besonders wnimt es ihn, dass der ittcksiehtslofle
Mann ihn dnrch solche AusstelloBgen den anderen Ck>llegen gegenflber so
herontergesetzt hat. Darüber kann er nicht hinwegkommen."
„Es war nicht so schlimm, wie mein j^iifer College die Sache aufgefasst
liÄi!-' entgegnete ich beruhigend. „Der kluge Herr Inspector meinte nur,
Freund Sorge könne nie ein Pensum bewältigen und sei nicht fähig, eine Classe
völlig doichniarbeiten. Das sind so Bedensarten — ^
«Unter vier Avgen, ins Gedeht kann er meinem Hanne 9S\m sagen,"
^ die gnte Fran erregt, „hinter seinem Bücken soll er ihn nidit hemnter-
'^^tzen. wie er's auch mit anderen üntetgebenen schon an seinem Stammtische
e:^thau hat. Ich finde es geradezu roh. wenn ein Vorgesetzter solche Amts-
e'^b^^imnisse im Wirtshanse auspackt, bios um zu zeigen, wie hoch er über den
armseligen Creaturen steht, die ihm gehorchen müssen! — Ist das ein Elend,
<eit dieser ueumodische Windmacher da iat und diese aUerneueste unfehlbare
l*dagogi8che Weisheit die Herrschaft errungen hat! Wie lebten wir früher
^ cMtoklichl Hein goter Aller war heiter nnd anfrieden in seinem Bemfe
ond leistete Qenfigendes. Seit diese miserable Treiberei hi die Welt gekonunen
Ht, die den Menschen TaCT Air Tag mit der Peitsche in der Hand zwingen
«lachte, sein Arbeitsquantum wie der arme Gaul in der Kalkmühle herunter-
zahaspeln — seitdem ist aoch ans nnserem Hanse Frieden nnd Glttck ge-
schwunden!"
Mich dauerte die Arme. ,. Kommen Sie", sagte ich ablenkend. „Wir
tAtti mit Ihnen ! Meine Frau mag sii Ii mit Ihneu aus irgend einem Grunde
beiseite halten, damit hdi dem Collegen hi aUer Bnhe zusprechen kann. So
iUetdiags nieht fortgehenP
«Aber unser Jnnge?** frag meine Fran.
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^Wcoii «r die Thüle geidiloiMii ludet, «eli er eolKni, wo er u» a
aeelien hat."
"Wir ^ing'en, und bald paß ich mit dem diisterschatienden, Bchweigsamen
Collegeu aileifl. Vorsicltii: hvirr-nd kam ich, nachdem sich die Frauen ent-
fernt hatten — angeblich, um eine Eiurichtang im Keller anzusehen — am'
den Gegenstand zu sprechen, dtf meinea Amtsgenossen lo viel Sorge madite.
ÜBd }etEt kan'e wie eise Axt Vuiajmm ttber Um, due iehtet endindc.
Die Werte strSmten nnr so Über die Lippen des fardkttar aiiigenifteD Mannes,
dessen l^nilte Seele eich jetit avf eimMl eil' Ihne engeeennelten ZflndaiaAe
entlad.
„Teil iiHits liiich einmal aii^sjin < Ii -n, ^^nnf^f ersticke ich noch an diesem
Elend, das ich uuii schon jahrelang trage, und das andere mit mir schleppen,
diBB ee aber te tief m fthieii wie idi!'' rief er. ^Idi wdA, ieii Un eil tlwr-
trieben lagelliclier Meneeh, ein HaeoiAiß, ein Wehmekr, der ttber jede Ung»-
rechtigkeit, die ihm widerAhrt» ntir Jaonmem kann. Wenn mich College Grell
einmal deswegen vor den anderen Collegen hart angelassen hat, war er nicht
im Unrechte. Aber ich bin nun einmn! fo Jleine Jneend war hait rrnfl völlitr
freudlos; die Semiiiarzeit hat auch nur wenig freundliche Erinnerungta in mir
hinterlassen, und im Bernfsleben hat's nicht an einer Menge großen und kleinen
VerdroMee gelUilt Tielbr ab viele andere habe ieh'e empflnnden, daae der
VolkMchidldiier oft kein Becht finden kann, wo sein Bedht doeh aonaenfcler
am l^tge Hegt Aber trotzdem war ich zufrieden, ja glttefcUeh in mdaem
<f lioTif^n Berufe, und mein alter Snperinrendont hat mich oft wegen der errielten
Krrolge gelobt. Da kamen neue Ueaetze, neue Lebensordnnniren für die Schule;
au die Spitze unseres städtischen Schulwesens ward der iduge Mann g^^tellt,
der uns allen mit seiner ewigen BesserwliMrei, Nörgelei and HenmterreiSerei
das Leben vetgttDt, die Frende am Berof vergiftet IK denn der Lelnrer jetzt
wirklich nur noch ein Fabrikarbeiter, der an seine Maschme gestellt wird und
Stückchen für Stückchen seines Tagewerks zugetheilt bekommt? Fast will's
80 gcheinen! Ich möchte über mich selber laplo-n, wenn ich daran denke, was
für ein iramigcr Automat, was für ein Han ] rlmann ich geworden bin! Der
Herr luBpeclor geruhen allergnädlget am t ädchen zu zucken — und sotori
hebe ich den Ann, renke leb daa Bein, neige ich den Sumpf, beuge ich daa
Hanpt geaan naeh Vonehrift. Ja, wenn er'a Teriaagt» drehe ieh den Sepf
nAehetens wahrhaftig auf den Httcken! Wir haben das Schuljahr kaum be-
iTf^nnen, da denke ich Tag und Nacht bereits nur an die Schhisprevision. das
.^ciireckgegpenst derselben verfolgt midi noch in meine Träume, in denen :fb
den luspector sciion oft, genau wie in der Wirklichkeit, mit harter, veracht-
lidier Stimme sagen hörte: ,Wieder einmal nirgends das Pensum bew<igtl*
Beim Begtam dea efaiselnen Tagee, der eteaelnen Stande denke ieh iiuner icboft
mit eehwerer Sorge daran, ob ich am Schluaee denelben aneh eo weit seta
werde, wie ich sein soll. Ich zapple mich ab, ich haste, ich jage, ich werde
ungeduldig, Rcliimpfe und strafe die Kindpr. und mwhte dann wieder mich
selber an den obren ziehen. Aber immer wieder sehe ich die kah^n cranen
Augen unseres Quälgeistes vor mir, und dann geht dieser alte Lusmn von
neiem loa. Da Utaigeii dieie grraliflhen Stoijpline in im Lehnlameni, die
er mit 10 viel Mühe and Spitäfindigkeit cttBamvengeatofpelt hat Sttr jede
einadne Stande iit bia aniii TttpiUeben ttber dem 1 vorgeaehriebea, waa mam
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darchzuha^l'i Iii IkU, und damit nicht genug — auch wie mfm's durchnehmen
toll, iüt ganz genau vorgeechriebeD, das VoibereitangBniaterial ibt bis im eiii-
Mtaw festgesetzt, wni ndw dtn, te etwM 9aikn an machen wagt! Wo
iidet lieh nooli ein Gebiet geistifer Thitigkeit, Mf 4cb. Mleiie «nweUg» Pe-
daitcrie wiobiert? JJwA mm kam aiohfti^ gtr niidite digegoi thim, ifcoli hSdi»
stens durch Widerstreben große UnannehmlichkcitaB zuziehen. Dem IMi*
gchulinspector hat seine Weisheit mit den klug ansgedüftelten Plänen unge-
heuer impfinirt, wie ihm ja überhaupt alle äußerlichen Neaernngen imponiren.
Der Regierungs-Schulrath ist nicht weniger von dem Wnndermanne entzückt,
der alles auf dem l'räseatii-brett üx und fertig bringt wie der Conditor seine
Schanmware. Amtsrichter Wahl, mit dem der Sehnlrath ueulich iu der Eiseii-
bibft Mar, enaUte mir gwfesra ent, wie adir der Linpector in 4eii nujgeben-
dee KreiieD tkä — mgeielieii xa nwcliea gewont habe. laiiier veiet mkh
der Gestrenge, w eim ieh behaopte, die Maeie dfle Toegeaefariebenen Stoffes lasse
sich nicht bewältigen, auf diesen Speichellecker, den .... hin. Ja, der wird
fertig damit: aber fragt mich nur nicht, wie? Eingepankte Wort« ohne In-
halt, aber allezeit zum Paradiren fertie- — daw ist seine Kunst. Ich halte
mich immer wieder auf. räume Missverstandnisse weg, »uche zü verdeuLlichen,
zu vertiefeai darüber vergt^lii die Stunde, Wenn der Gestrenge dann kommt
«ad tadelt ud Seh wiiie aiaf dk NetfawewUgkeit der Bareharbeitaog hin, dann
keiftk'e: ,Mivindelaiii)rer — woUto eagan fWadeimeyar — bilagt die Daroh-
arbaitaag fbrtig, der hat eaiae Caaaae im Blei!* Uad der Blick daan — es
friert mioh in der Erianemng daran noch! Ja, ja, Schwindelmeyer's Lob wird
überall gesungen und er, der hohle, eitle Tropf, bringts gewiss noch zu etwas.
Ünserpinpr, der Ptill nnd rhrh'rh arbeitet und d» n Forderuagen der }uTidpr<n;ünr
and einer gesunden Pädagogik gerecht zu werden sucht, wird verkleinert und
hämisch behandelt. Das ist nun einmal so in der Welt, in der wir leben.
Aber lange ertrage ich's nicht mehr so ! Ewig diese Sorge, diese Unruhe, diese
Hast — es biiafft mieh aml Waren aieiae Kinder versorgt, llefie leb nUk
Uebar heaie als mengen in den Bobestaad ▼eraetaan.*
lob hatte den fbrcbtbar erregten Mann aooradan laaaen» ohne dan ni»-
daaten Yersnch zur üntarbreohnng seines Bedestroms zn machen.
Recht " dachte ich, „Heraus mit den Explosivstoffen, da*;« T>ir diV
^eele einmal trei* i wird* Biut Du zu Ende and hASt Dich rahiger geredet,
so kommen wir woi auch tinmal zum Reden."
Als er jetzt wirklich ruhiger geworden, schwieg und mich irageud ansah,
spfach Jah: «Sie dnd eine ängstliebe Natar^ and daa werden Sie nan kaam
aaab andern kOanent Aber bleiben Sie ebi Hannl Jeder ?an ans Lehrern
weiß, daas Sie Ih» SehaMigifcelt than aad daas Sie tichtise, bleibende Srfolge
erzielen. Aber selbst wenn dem nicht so wäre — schon Ihr eigenes Bewn»t»
sein, das Ihnen doch gewiss sagt: du thust deine Pflicht nach bestem Wissen
und Gewi«spn nnd mit Einsetzung der ganzen Kraft — schon dieses Bewusst-
sein mÜHsie iiiuen voiir llnh^^ sfehen. F.twa« mehr Mannesstolz, Freund! Nicht
immer gu gai- demüthig und bescUeidt-n! Nicht dm L'rthüü der Vorgesetzten
gibt dem Manne den wahren Wert — er selber gibt ihn sich ! Und Sie aind
cia Haan tcu eehtem Wert, aaeh wenn Sie Dum War anapnuhaloi
geben. Was ans an Ihnen mlsalUlt, ist eban» daaa Sie sich über da% waa Sie
ilad» oifeahar aelbat noeh keine Klarheit lanöbaHt haben
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Seivo bUokte «Mmieht auf; Min CMIil wud heiler, ia eafaMn Aagw
wdiiinmerte es feucht.
„Gelte ich wirklich etwas bei den GoUegen?^ fng er mit einem ÜMt
komiBcb erwartungsvollen Antlitz.
„Gewiss, auf Ehrenwort!" versicherte ich. „bie gelten sogar aehi- viel,
weil Sie ein guter Kamerad sind. Wenn Sie wollen, bringe ich's Ihnen morgen
Mbriftiieh! Iba Mgt iMh unter Mtanem etwae Derartiges ge^rUhalloli vMit
watAMäkk — man liest et mehr dareb lein gaasee Beoebneii Bieikeo. Und
das spricht doch wol dealiUeh genug. Oder haben Sie wirklich nodi nicht
f^mpfniiden, daee wir Ihnen bis aaf wenige, wie s. B. Sehtaidebnegrer, heixUeh
gut sind?"^
^Doch, doch, und ich bin den liehen CoUegen ja so herzlich dankbar
dafür!** rief er heiterer. „Und wirklich, ich will auch versuchen, fester, härter,
kttUer an werden! Wenn doeh sar diese grenlicfae DavehheHerel aUaagroter
Pensen nicht wäre!"
„Finden Sie sich damit ab, wie wir andern unter den nun einmal von
unserer Seite aus nicht zu ämlern'icn Verhältni^en anchl" mnhnte jf^li. „Das
unbedingt Nothwendige fest gepaukt, in Gegenwart des Inspectors auch so ge-
arbeitet, wie er's verlangt, sonst aber verhalten, wie es Pflicht und Gewissen
gebieten, und nicht wie ea ein wahnwitziger SteiArertbeÜBngaplan bdaeht
Wissen Sie, was CoUege Grell hente wa anssnn Hemi und Hanpte aagtSi als
er wegen nicht erreichten WooheoaielB geladelt ward?*
^Nein. Was sagte er?"
„Ich kann'« inVht anders und nifht besser, als ich's treibe. Wenn ich
Ihnen so nicht leeiii bin, so tras-en Sie auf meine Versetzung oderPcnsionimng
an. Ich werde die Zustande au unseren Schulen dauu lu der Öffentlichkeit zu
belencbten genöthigt sein.'*
„Das hat Greil gewagt? Es aieht ihm Ihnlieb. ünd was erhielt er aar
Antwort?''
„Oar nichts. Der Inspector warf ihm nur cinon wüthenden Blick zu
und ging, l ns lOn r machte er hinterdrein heftige Vorwürfe, dass wir ihm
nicht ,gegen den anmaßenden, unbotmftBigen Menschen" beigestanden hätten.''
„Herrgott, ich verginge vor Angst, wenn ich in OreUs Haut steckte!"
rief Sorge. „Das kiim an einer Disoiplfearantersaehnngi aa ZalagaeBtalehnng,
Strafrersetzung, ja, Dienstentlasaang führen, Je naehdem die BehMs aein Be-
nehmen auffasst!""
Jetzt musste ich laut anflaclien. „0 8ie Taj^ferster aller Tapfern'- rief
ich. „Was malt Ihnen Thie schreckhafte Phantasie da sclion wieder vor!
Dem Grell wird gar nichts geschehen! Dei' Inspector knurrt ein paai* Wochen
mit Ihm, dann ISsst er ihn für immer In Rahe. Sr weift reeht wel, daas die
öffentlidbheit manehea in seiner AmtsflUmug anders benrthdlen wQrde, als es
von Seiten der Behörde gesehieht^
Sorg© schien sich etwas zn schllmen. er lenkte ab.
„Ich V.^vn mir gar niciit denken, dass die Behörden S'i]rhr cfisttirp Be-
vormundung, wie wir sie uns hier gefallen lassen müssen, wii klichgui lieiben/
meinte er. „Die Geschichte ist doch zu unsinnig. Ich habe z. B. gegenwärtig
einen Jahrgang, der sich dnreb nngewQhnlieb aehwaohe Veranlagung aasaeiehnet;
mit soldien Kindern bringe ieh deeh nieht ferttg» was ieh mit gat begabte»
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leisten kann; fnin-liVh kitm icü- aueh mit ih&ui iu gkicber Zeit aicht das
gleiche J^ensum durcharbeiten,"
„Und auch die Lehrer sind ja verschieden/ bemerkte ich. „Der eiae
arbeitet rasch, der andere luigsam; einer hat eine starke Brost and kann
vieL ndeii, ohne m «nnlldMi, dem aadwn dagegen ist das «mOglidi.
UBgewShBliidie Hemudisei wodardi die gaue Sobnlaritelt geitOrt wird, bleiben
in keinem Jialre Mi — daan kann eben der berUiinte Pensenplan doch atebt
eingehalten werden, Enmal wenn der Lehrstoff so nmftmgreich ist, wie man ihn
jetzt fast allg-enif^in zuschneidet."
Mein College nickte. Ja ja. damit die Speisekarte recht reich besetzt
an.<sielit. betrügt man bicii iselbtr. Alle Welt ist nberzenj;:t, dass die Bunt-
bcUeckigkeit deä Lehiplans vom Übel ist^ aber niemaud bat deu Muth, eine
daMrtqnraofaeDda Bedodtton TonaaebsieB, weO aiaa flbahtet, fBr einea Beao*
tioDftr, Pbr eiaea Fsted des FoiMirittes sa geltea.**
Ich freute mieh, Um Mann so TerstSndig tedea la bSrea. „Za Ibrem
Tröste will ich Sie daran Erinnern, dass Herr von Gossler kurz vor seinem
Rficktritte noch den Schnlbehörden eindring-lich anempfohlen hat, die Lehrer
nicht in spanische Scbniirstiefel zu stecken. Hauptsache bleibe die froi^
Entwicklung der Individualität im Lehrer, sonst kttnne er nie etwas Uuteü
wirken."
„Sie haben recht!" rief Sorge mit glänzenden Augen. „Aber man ver^
giart das, weaa man vaaera UnlUdbarai reden bftrt Er bat eine wabrbaft
ftrebfbare Bedegabe, der Herr Inapedorl Wenn die Spraebe niebt will, fbat
ler Ibr Gewalt an, wenn die Gedanken aosUeiben, zerrt er sie an den Haaren
herbei ; stecken bleiben will er unter keinen Umständen. So beweist er einem,
dass der «^?>6te ünsinn Sinn sei, z. B. Schiadelmeyen Spiegeifecbterdui, mit
denen man keinen Hund vom of^n lockt."
„Kümmern Sie sich dodi uichi nm diesen Patron !" sagte ich. ^Wir aii lern
thun's ja auch iiicht. Lassen Sie ihn Üuukern — die wirklich eiusichtsvolicu
Lette wlnea doeb, da« aMiti biater ibm ateckt.'*
vSto beben reebt!" riefSocge freadig. »Weg mit den Gedanken an dieae
feile Seele! — Fraa, eine Flaiehe Weint" Die Angeredete kam mit meiner
eigenen Eheliebsten heran und atannte nicht wenig über die vollständige
Wandlung- im Wesen ilires Griesejams; doch sie sagte kein Wort and beeilte
sich nur, di ni Wunscii*^ ilires Mannes rasch zu willfahren.
Später kamen die Kinder; auch unser Knabe fand sicli riditig ein, und
wir alle mussten zum Nachtessen bei den Freunden bleiben. So schloB« der Tag
angenehmer, als man hätte erwarten können.
Am folgenden Tage tibeilte ich den xaTerttaalgen GHiedem dea Lebrer^
tolleglama mit, was Torgegangen war. ^e aelgten aieb von da ab gana be-
Miders entgegenkommend gegen Sorge, was diesen angenscheinllch bob. Grell,
der Muthige, ermahnte Um einmal ganz offen, ja kein ,weichlicher Jammer-
lappen* mehr zu sein, sondern mhip:. aber fe^t seinen Weg zu gehen, ohne
Bich beirren zu lassen Er versprach's mit ei^enrliiimlichem (resichtsansdrucke.
Bald sollte ich Ursache liaben, um ihn zu sorgen. Kr änderte sich dem
^pector gegenüber völlig, war kuiz angebunden gegen ihn und zeigte iu
isiaaB gaacenVeriialten, data ea mit ibm ging, wie mit den meiaten lebwaebea
^ äogatiicbeB Leotea: wenn äi» ebuaal Mntb CMssn, eebnappt ihre Stbamang
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leicht TitlUg vm. Song« fdileB Mk Jetat flr «ine Art H«mm wbl htkbm,
atimiDt» die Oewatthemdwft anseres Tyrannen zu brechen.
So kam ^eriTi rasch, was ich gefürchtet hatte, ohwol der eigenthiimlicbe,
sonst so gatmuthige nnd j^ap-liaftr ^fa^^ virlraa! von nur vor jeder Uerwu*
fordeniug, jeder Unbesonneüheit gewarnt worden war.
Oer Inspector hatte ihn eioes Tages wieder wegen nicht erreichten
WtdmaM» war Bede geHeUt Gereist bette Sorge entgegnet: „Uk kann'«
nicht bewÜtigeD! VerUAgm Sie mieh, ween Sie darUMr vamttMm ehidl''
„Das kano geschehen**, wer die eiskidte Entgegnwf geweeen.' ,Ieli liebe
Mittel, Sie zur Ki frillnng Ihrer Pflicht zn zwingen."
Das letzte Wort war dem treuen Lehrer wie ein Faustschla«- ins Gesicht
vorgekonuBen, hiitte ihn nnaagbar gereizt. Als der Vorgebetzie am uädistea
Tag in lelBe Chüe kan waä fiirtwilurend in eeinen Uaterrioht bMuedete,
hatte Soige tnitilg gefragt: „Wer hiH Jetit Schale Uer — ich eder Sie?
Wean Sie oiir noch einmal ins Wort fallen, am aicii tot den Kindern blosaii-
etellen, lasse ich den Kairen stehen und Sie können ihn weiterschieben !"
Offenbar hatte Snrg-e den festen, mnthigen Hrell nachahmen wollen, aber
es war ihm völlig: m issluiigcri. I>er Inspector kiiiuite seine Leote; vor diesem
weichen, ängstlichen ALaauc fürchtete er hich nicht, nahm ihn vielmehr sofort
ftst am Kragen.
«An dieae Stnde eellni Sie denkeaP eegte er alt Elakttte.
«Sie aach, Verehrtester !" schrie Sorge aoßer sieh. ^lofa wiirs der Welt
erzählen, wer nnd wa^i SiV «sind! ^'erklagen Sie mich nnr — ich fürchtt^ mich
nicht mehr! Die Beiiorde soll dann anch einmal erfahren, dass Sie die Classe
Ihrer Creatnr, dieses Kriechers Schwindelmeyer, in den zehn Jahren Ihr^
Hiertdnt nodi nidit ein einzigesmal gründlich inspidrt habeoi wie Sie's dock
alle Jahre thu mMeii. Sie Uleken «iamal hiaelDy laeeea rieh etwae Ter-
innkern nnd geboi dann befriedigt int*
Ohne weiter ein Wort zn sagen, war der Inspector gegmgeD. loh erftliur
▼on dem unliebsamen Vorerang^*' ersr, hIp es m h^M war.
Und nnn kam Sorge's \\ aln c Natur wieder zum Vorsclinn : rr kannte sich
vor Angst nicht mehr. Wu' konnten uns sein verstörtes, unruhiges, scheues
WeMa gar nicht etUaren; er wieh nae ans, ja, er zeigte «aa ein IhMtem
Geeicht, wie wem er nna llr adne ünbeaeanenhelt TerantwertUeh maAtn.
woBte.
Ünd nun kam, was der gntc College hätte voraussehen können: er war
verklagt worden und erhielt vor dem Schulvorslande einen ganz ungeheuren
Wischer mit der erusteu Andi*ohung, mau werde noch schärfer gegen ihn vor-
gehe wenn er sich wieder die leiseste Insubordination zn Sebalden kommen
laaae. Ale er eich Tertheldigen wollte^ ward ihm daa Wert hin abgeaehaitlen;
er habe nichts zu sagen, hSchatena eich an entechaldigen and am Veneihaag
zu bitten, fuhr ihn der Vorsitzende an. Damit ward er eotlaiMO und eoUiA
wie ein dem Schaffot entwischter Verbrecher heim.
Seitdem war er ein gebrochener, willenloser Mann, ünsern Umgang mied
er, um ja nicht wieder zur „Empörung" gegen seinen Qu&lgeist aufgereizt zn
werden, der aeit eelnem „gloneiehen*' Siege ISmlleh aaf Soige heromiitt «nd
ihn mit anverkennbarer Vetachtni« behandelte. Wer den aimcn CoHaKen,
aein ftberane weldiea QemMh, teine ijigidiclieit in aHem nickt banale^ der
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musste ihn fast verarhtpn. ro nrtrTnvnrtig und sehen benahm er sicli gieren den
Inspector, nur noch bemüht, sich dessen Zufriedenheit zn erwerben. Er ward
ein noch viel LlriBrerer PenBenknecht . als er'a je vorher gewesen war, ewig
sorgend, ob er das Ziel auch erreichen werde, ängstUcb, anstftt, verdrossen,
MgeiiieflbT fbr Freonde wid Familie. So Tid Mfihe ldk mir aodi gab, ioli
▼ennociite iha nidit au seinem Wahn, aeinem elenden Datein herananireita.
Er knickte körpetttck nnd geistig t&glich mehr zusammen, der Gang ward
immer unbeholfener nnd sdüepp^der, und ein^ dnnkle Ai^gst, die ich noch
niclit fin?«7nsprechpn wagte, ward in mir wach. Die wackere Frau verging
fast vor Kummer, denn drei der Kinder waren noch unversorgt; sie l>ot alles
auf, ihren beklagenswerten Gatten aufzuheitern, seinen düsteren Oemöths-
znstand zu vertreiben-, mit einer Art schmerzlicher Wollust vergrub er sich
immer tiefer ük eeiae knmkkaften Ideen, aich namentlich immer wieder ver*
gegeawlr(ifi;end, wie aelir er darok den erballeaes atreni^ Verweil vcr de»
Aagen der Welt bkisgeäteilt aet
Und das Ende? Es spielte sich an einem kalten, regnerischen Spätherbst*
nachmittage auf dem Friedhofe ab. Dort haben wir den armen Mann zwischen
rauschenden Cvpressen eingesenkt, dort hat er endlich gefunden, ^v;^8 ihn sein
Schreckgespenst, der Fensenplan, jahrelang nicht mehr hatte hnden lassen:
Ruhe, tiefe, ewige Ruhe. Er war zuletzt in vullstÄndige Nervenzerrüttung
verfallen, die beständige Unruhe und Angst hatte ihn gelälimt, und in diesem
janaMTYdlai Zaatanda hatte er ftat noeh ein Jahr gelekt. 0a war denn der
Tod ala fHandUdier ErlüMr gekommen.
Daa ist die aehlicbte Oesoiilekte von dem armen Pensenknechte. Seine
Gemfithsanlage, sein ganzes Wesen war nieht g^emacht, sich ioldies geistigen
Druckes zn erwehren; deswegen erlag er nach efn.m T.'-lif^n vnll ewige r T"'^n rast
und Sorge. Andere nehmen solche Sclaverei leichter, si' rimlcn sich mit ihrem
Lose ab, so gut es trehen will; aber gar manchem charaktervollen Lehrer wird
die Freude am lierole durch die üerabwürdiguug zum geistigen Fabniiarbeiter
dodi völlig vergftUti nnd manchen drftckt solches Joch innerUdi wtnd, ebne
data es die Welt merkt» gewias aber nlebt nam Hell der Sehlde.
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Pädagogische Rundschau.
Österreich. \n Wien liat sich ein nener Wolthätig^keitsverein unter
dem Namen „Samariterbund" gebildet. An der Spitze stehen der berühmte
Chirurg Prof. Dr. Billroth, Bürgermeister Dr. Prix und Dr. Anton Loew.
In den Tagen vom 8. — 10. September d. J. soll in Wien der L laternationale
SamaTiter-CoBgress itattflnden, woni d«r genaonte Veieia alle Verblade
und Freude der guten Sache einladet. Neben ernsten Vewawinlttngen wird
der Congress auch eine Reihe von Festlichkeiten, Ausflfigen u. s. w. bieten.
Auf Wnnsch des Prlsidiaias dea „Saoiariterbiuidea** geben wir folgendem Aaf'
nutze Raum.
Der Samariter buud und die Lehrer. Au alle Menschenüeunde, an
alle hmnaidtlrea Yenlne iat ein Aufruf ergaugeu, sieh an einer mlditigen Oe-
sammtorganisattoiL anaanunenmiehlletoi. Der Srete internationale Sava-
riter-Congress, der am 8., 9. und 10. September in Wien nsammentritt, be-
reitet die Entstehung dieses Vereines vor. welcher den Namen ., mariter-
bund" führen will. Wekhes weite Feld der Thäti^keit sich der Samariterbund
gesteckt hat, durch welche Mittel er seiue Ziele zu erreichen gedenkt, das hat
in großen Zügen jener Aufruf ausgef&hrt, welcher durch die Veröffentlichung
in den Tageeblftttem des In- nnd Anslandes» doreh die Yefsendnng an einielne
Personen und Vereine die weitere Verbreitung gefiuiden hat. Ein stets bereiter
Helfer wird der Samariterbund sein, dessen Kräfte nie hinter dem Wfllen
zurfickbleibf n . der nie auf sich warten l^sst. wo die von o'mf^m Unj^luck, von
Feuer, Wasser oder Krankheit, von dem Zürn der Elemente Heimgesuchten nur
auf seinen Trost und Beistand rechnen können; ein Verein, der jeder Samariter-
thfttigkeit, die von einer bereits bestehenden CorpefiHon in seinem Kamen ge-
flbt wird, jedwede Untentfttsnng angedeihen iSsst nnd sieh nnr das Bedit ver-
behUlt. die Bicbtong anzugeben, nach welcher sich die Bemähnngtti derBetter
nnd Helfer zn poneentriren haben, damit nicht durch die ZersplittemngderKrifte
das wolthätige Werk beeintrtchtig-t oder ^anz verfehlt werde.
Der Samariterb und proclamirt das Prineip der Coalition anf dem Oe-
biete humanitären Wirkens in jeuer geordneten Durchführung, welche bisher
lebhaft entbebrti von Tansenden oft schmeislMist ▼smisst wnde. Aüe, wilehe
dem Samariterbnnd angehSren, einielne Personen nnd Vereine, wetdeii stets
im Sinne der Coalition der VerwirkUehnng des großen Bandeszweckes nach-
streben. Es kann aber nicht die Absicht des Samariterbundes sein, Mascbin^^n
der Wolthätijirkeit zu erziehen, die alle auf einen Wink der Centralleitung
dasselbe thnn, gleich Marionetten, die au demselben Drahte hängen.
Dieser Weg wftre der einzige, welchor die vom Samariter band vor-
folgten Ziele eompromittiren konnte. Dem modernen wirtsehaftUehtn Ldien
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529 —
ist das Princii) der Vereinigusf entlehnt, aber das Erwerbsleben uüherer Zeit
verkändet noch eine andere Lehre, die Lehre von der Arbeitstlieilaug.
In dem großon Kafle ymi SeltntetlndSgkeit, wMm der SamftriterlritBd
dflii VwäsMy dl« dem Bunde beitreten, tnf dem Felde Uirer etatatMetoelMii
Wiikeankeit gewihrieiitetf ^sgt die Anerkennung der ArbeftetheUimg al»
eines Grandsatzes, der anch anf dem Gebiete des hnmairitiIrBn Wirkens der
Gesell^^liift einen Erfolg verbürgt, der sich aus einer ganzen Reihe von ein-
zelnen Erfolirrn zusammensetzt, welche dann die Gesammtheit mir T?eeht als
ihr Verdienst in Ansprach nehmen kann. Der Samariterbund wild seine
Mitglieder nicht uniformireu, andern individualisiren, und wie kein Verein, der
lieh dem Bosde amehlieit, ans sdner biaberigcu Thfttigkeit heraosgeriaßen
irarden ^vird, io werden aneii Mvatperaonen ala Mitglieder dee Samariter-
bandea atota jene BerHekalcbtignng ihrer Ftthigkeitwn und Krftlle dnden,
welchn ihrer individuellen Leistungsfähigkeit entspricht. Eine freiwillige Fenef^
wehr oder ein Turnverein konnte nicht ohne Schaden far die Zwecke des
Samariterbundes zu Diensten herangezop-en w^rdon. wie sie naturgemäß
nur ein KraukenpÜegerverein oder »'in sr hiihrs I ilts^epersonul zu leisten
vermag, und der Arzt wird im Samariter band einen anderen Kaum für sein
Wirken linden als ein Lehrer.
Die Lehrer aind die Vorposten der GiviHntlen. Sie ilnd ea in den Grol-
tttdten, noeh mehr aber anf dem üaehen Lande, nnd weil aie dieee Slellnng
einnehmen, mussder Samariterbund hoffen nndwünsehmi, daas Cr die Lehrer
in gH}Bter Vollzähligkeit in den Reihen seiner Mitglieder vereint
Die Gesellschaft erweist sich leider auch heute noch den Erziehern nnd
Bildnern der .h^5^end in mancher Hinsicht nicht so erkenntlich, als sie es nach
dei Ik'dtutsamiieit ihrer Lehensarbeit verdienten; doch es ist eine nicht zu bestrei-
tende Errungenschaft der neueren Zeil, dass die Lehrer wenigstens jene Höhe
der mnralieehen Stellung einnehmen, die ihnen gd>1M. Von dieaer SfeeUnng
ana hOnnan aie dem Samariter bund dtreh daa Beispiel ihrer Mitgliedsebaft
BieaaCe «rweiaea, aaf welche ein Verein nicht Teraiehtea darf, welcher die
weiteten Schichten der Bevölkerung fdr aeine Anilpaben gewinnen will. In
den Städten mit ihrem regen Vereinsleben, an welchem die Lehrer hervor-
ragenden Antheil nehmen, würde die Propaganda d< f i m ■,\ r ? t f r b ii n d p s durch
die Mitwirkung der Lehrerschaft die kräftigste und \\irkungsvoiläte Stütze
finden. Die Schule ist berufen, die leitenden Gedanken höherer Gesittung zu
verbreiten, und das Woii des Lehrers nimmt aus der Schule seinen Weg in die
Hefanatttten Tauender von Familien. Man hat nna aehen hi der Litenrtar
Zenbilder nnaerer Zeit geneigt, in welcher die SOhne ihre Viter „eraiehen'^t
indem sie ihnen die Ideale lunben, die sie aus den Jngejidjahren ina Alter liinttber-
gerettet; doch Kinder, zur Barmherzigkeit und Nächstenliebe eraogen, werden
auch auf eine ältere Generation znriuk wirken, wenn sie die unter des Lebens
Schlacken !nn«r5am verglimmenden iMink^n wieder anfachen. Zu weh-^u v Tiefe
der Venvurieuheit miisste ein Mensch gesunken seiü. der sein Kind wifebciitlich
abhalten wüi'de, die Wege des Guten zu wandeln.-' in welcher Elternbrust ist
eicht der Wonedi rege, dem Kinde die eigenen Enttiaaehungen an yeibeigen
— vielleicht mitsammt den schwer empAmdenen Sdiftden der Qesinnang —
Ihm für dea Lebena eigenattaigen Kampf jenen Schatz von Staadhaltigkelty
Von büigerUehem Hnth mitaageben, der eich nnr ans demBom nnversiegbaren
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I
— Ö30 —
madto» vwig emcntr Pas Bdipkl, du tat Aangat§ Am Lehmn 41*
Elten iltren Kindern gp^wo, virl eine hohe moralische Eräftig^ong flir ta
Samariterbnnd bedt^uten. Gransam ist im Grunde ihres Wesens die mcnsch-
licbo Natnr, di^ Lehrer haben aber die Aufgabe, sie auf den wahrhaft nif^nf^^^'h-
lidjtii SLaudpuiikt zu erheben. Der Samariterband mosa auf die iütwirliuug
der Jugeadbildnar rechueu, denn er sieht iu ihnen die Erzieher eines neuen
G«wU6G]itM TOB Staaritwn.
Noch in einer swdton Hinsicht ist flir dm Samariterband die Thefl-
nahme dar Iiilumehaft von hOebst^ Bedeutung. Neben dem Arst grehört der
Lehrer zu jenen wenig-en Personen, welche den Bezirk ihrer Thätigkelt auf das
genaueste kenueo. Der Lehrer, welcher dem Samariterbunde anj^ehört,
kaun demselben durch seine \ ertruutheit mit den Verhältnissen, durcii seine
nMhe Bekanntschaft mit aUen wichtigen GMiduüiMB dar Uag^buf «aeliite-
bara Dlentta erweiaan. 0ar Ldurer wird fawttnlkh aMiat in der Lag« aato,
den Samariterbund von einem VorAJla n verständigen, der dessen luter»
vention erheischt, er ist am ehesten in der Lag^e, die Ti agweite eines Ungltickea
zu erme^P'^n, die nrifhig-cn Fingerzeige für den Umfang der einzuleitenden Hilfe-
action zu geben, genau uiiizutheüeu, aufweiche UnterstüUuug der Samariter-
bund von Seite localer Vereine und einzeluei* Personen zu rechueu hat Beim
Aialmahe alner B|^denifi^ beaondara afaur aoldMiii, wekbe daa Laben der aeiner
Leltong aniwtmnien Kinder Mroht, iat der Lehrer jetai adu» benifen, die
Weiterverbreitnng der Seuobe durch entsprechende Mafiregeln zu liindem.
Er wird, wo seine eigene MaHitfiille nicht ausreicht, die Hilfe des Samariter-
bundes anrufen können zur Isolirong und zur Pflege des von der Krankheit
ergriflfenen Kindes.
Erfüllt ein Lehrer solche Erwartungen, dann kann er l>emhigt aage«,
data er aeiaer Saaarlterpiioht reiebUeb gereebt gawordan Iat; er bat lülehaleor
Uebe geübt, wenn er die Hand des Samariters dorthin gelenkt, wo Wunden in
verbinden sind. Dies hauptsächlich fordert der Samariterbnnd von den
Lehrern, weil er sich zum Grundsätze g'emacht hat, dass jeder helfen soll, nach
seinen KrHfren und nach seinei' Üetahigung. Bei wem aber der Wille, die
Kiaft und die i^äiu^keit vorbanden sind, über das jilaß dieser Forderungen
binanangebeB, den wird dar Samariterbimd nit i'readan begrüBen. In den
Oeeammtofganfama des Sasiariterbnndea «oUen die Lebrer eines dar edtiaten
Organe sein. Die Art und Weise, in welcher die gesammte Lehrerschaft iliren
hohen Beruf auffasst und bethHtigt. berechtigt zu der Erwartung, d^^s sv-h die
Lehrer an dem Ersten internationalen Samariter-Congresse und an
dem Samariterbuude voll betheiligen werden. Dr. Anton Loew.
Beitrittsanmeldungen sind zu richten an das Bureau des Ersten inter-
nationalen Samariter-Congreaa, 1 Klmtbnenring 1, Wien.
Vom deutschen Ostseeptr^rtde. Vor 80 Jahren, nämlich am 3. Fe-
bruar lölhi. war es. als der König iriedrich Wilhelm IIL von Preußen den
Aufruf: „Au mein Volk erließ. Die gewaltige Wirkung dieses Aufrufes
mf die Jugend der damaligen Zeit a^ldttt der Gymnarial-Slraefeor BeUenaann
yfim greien Kloater in Berlin dorcb folgende atatiatiicbe Angaben in bcaedler
Weiaa: «An den Uorgan, an welehaai der Anfrnf in den Zeitongan eneUoiatt
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— 6S1 —
KK, wurde ich vöü deu ScUtilern der 1 xiiua teierlicher denn je empfangen.
D«r Prinnw oimim^ MmÜbs, Baku das Wort und erUirto» da» lie doh iiu>
gMMimt yefpfliGlitfll hMten» d«B Aifriili» Folg« n letoton. 134 SdiUer der
Anstalt tnrtw Ar^wUUg in das Heer ein; 39 PrimaiMr, 38 Seeimdaaer,
18 Obertertianer, 13 Untertertianer und 11 Sdlfiler ans den nnteM CImmb.
Noch andere fülg:ten später, sobald sie das vorgrescliriebene Alter erreichten.
Neun von den ins Feld Gezogenen tielen: Ideler bei Großtifnrsrhen, v. Arnim
bei üroßbeeren, Hnmbert an der Katzbach, Zeukttr bei derGoiirde, v. Kalte
bei Enlin, Fuchs bei Leipzig, Beese vor Banzig, Fröhlich bei Frankfurt
nd V. Caprivi auf dem Montmartre. Sieben erhielten das eiserne Krenz,
3 dea St. eeorgsorden «ad 88 das OMmpaleut, ITkebrten nach dea Kriege
aal die SehnllMak larlek. Im Frttjalae 1816 eUieii daaa aaeb 64 debiler
dieses Gymnasiums zu den Fabom, VOB deoea 84 naeli geaehlfliaeBam Friedea
ia die Anstalt zarflcktednteo.''
Bravp .Tnngren das! -— Ehre ihrem Angedenken. Doch hatten sie weder
eine einjährige, noch zweijährisre. noch drcyährige Dienstzeit im stehenden
Heere hinter sich, als sie mit luiti. naler Begeisterung ihre Kraft dem Vater-
Iftude weihten. Dies iäl bekaiuiLiiuii in i:reuüeu geit Schai'uiiorst^k Zeiten ein
MKitiger Paakft» aladich, iria viele Jatare aar AaeUUanf eiaeapttchtigea Bot
dakea gtbOvee. Der Qegeaetaod beeelAftigt anaatgeaetst die Begianniff aad
die BevQlkeniBg, er greift tief ia dia Otgaalaaitiini der ÜpterrlchteaattalteB
aad Ia daa SQhaUaben der Gegenwart ein.
Unsere Leser dürfte die Entwicklung des Sclmlwesens wilhrend der
If'tzten 50 Tnlire in einer Mittelstadt, wi«^ z H, Elbing in Westpreußen, intf r-
essiren, denn sie zeigt nicht nur eine rapide Steig;ung in der Zahl der ( lassen
und der angestellten Lehrer, sondern sie liefert ein Ciilturbild über die
Biehtong, nach welober eieh die Unterrichtsanstalten ausbildeten, resp. neu ge-
Maltetea. £fai aabeaMtbaree Yardieiiat, daa üatenicbt der ia dlenr Sudt
aad üaigeeead aafaraebaeadea Jagend aaf der HQbe der Zeit atialtea aa babea,
gebart den Ia Halle a. S. verstorbenen Gymnasial -Direetor Dr. Beaeeke aad
dem in vStettin Yentorbenen Oberbürgermeister Burscher.
Die Stadt Elbing hatte 1843 21000 Einwohner Sie besaß von höheren
Schalen ein humanistisches Gymnasium. Von Volksschulen bestanden damals
für Knaben 4 mit 5 ('lassen, für Madchen 2 mit 3 Classen. für Knaben
and Mädchen 10 mit I-l tiaübeu, iu 6uuima 16 Schulen und 20 Classen mit
SOLebMta.
Jetit, in Jabre 1893, bat die Stadt 48000 Eiawobaer aad beeitat tqd
bnherea Scbalea 1 humanistiidkee Oyamadam, 1 Beal-Oyamasium, 1 höhere
Töchterschule mit 9 aufsteigenden Classen; femer 1 Mittelschule fllr Knaben
ttud 1 fllr Mädchen mit je 8 aufsteigenden Clasf^en. Von Volksschulen bestehen
gegenwärtig 5 für Knaben mit je 7 CUi^isen und o für ]\I{ldclien mit je 7 Classen.
ferner 1 Taubsiummeuschule, 4 Kl» mkifidersclittieu, 1 Gewerbeschule für Mad-
ien und 1 Fortbildungsschule t ia dm männliche Jugend mit 30 Gla^sen. Alle
dieee Aaetalteii liad in schönen, Inftigea aad lichtea Bttomea, aiit WaaMrleitang
Md GhMHobt» letetere aefar adt etokdMieia liebta Teraebea, aatergabraobt
Nicht nur, daaa die ZaU der Ijebrer ^aibMtalMaifllg geetiegen iat, eeadeni
^ sind auch 36 Lehrerinnen im Schuldienst beschäftigt. Alle Classen und alle
Untenkbteade werden jftbrlicb einmal dnrch ein technisches Mitglied der
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liMtiMheA Sebildepataüan revMirt Die Revisionsprotocolle werden der Re-
l^emng: eingesandt. Die hölieren nnd die Fortbildnngs-Schulen stehen unmittel-
bar unter dor Reg-ierting: und werdeu dnrrli deren Conimis^arins hranfsichtigt.
Allen Lebrendeji an den Volksschulen isL im Jahre einmal GeUgeaheit ge-
boten, ihre CoUegen im Unterrichte kenneu zü lernen. Die öffentlichen Oster-
prfifVDgea liad doi Mcm Awitelteii abgoidnfl, an te ttttBl- mA
VolkMchBiai iMtMbcn de in raetngMdirlnktar Wdie wdlir. ZmkM
Kwht?! —
Mit dem 1. Apri! ist im Lande der Schalen und Casemen eine neue
Schule in Berechtigung getreten. Es i'-t die lateinlose Oberreal i«eh n 1 1»,
Liese Anstalten bind die Errungenst liattea der gewaltigen Mromung, weiciie
sich vor etwas mehr als 3 Jahren gegen die „todten'' Sprachen geltend machteu
Letifeere bdumpten naeh wie vor ihnn Plnti aif dMi Stnadenplane 4«
hnnuuiirtisclien Gymnasien, dagig^» tagte man, woDen wir sie im Bedftribi^
falle von dem Stundenpläne der Realgymnasien in gewissen Städten verschwin»
den lassen. Das ist tr^'schehen, nnd die TKuh diesen Gf^^iichtspunkten neuor^ani-
sirten An8talt<»n ftthren nun auch den m» uen Namen im j i » ußischen rnterrichts-
wesen. Eine suiche bedeutungsvolle Kel'urui lässl sich iu grö^cu Am>talteu
leiten mit tbißm Schlage dnreblUiren, ohne nach der einen oder andern Seite
erheblkfae Naehtheile an enEengen. Man hat daher snnichet daa Latein anf
der Sexta fortfallen lassen, reüormirt im n&chsten Jahre die Quinta und s( r > .
bis im Jahre l<SiH) der glänze Unterbau der Oberre^lschule fertig gestellt sein
wird. Das Schulgeld ist tranz dasselbe geblieben, und hierin dürfte h;m| r.-ächlicli
die Ursache liegen, wenn die Frequenz dieser Schulen bedeutend heruutergeben
sollte. Es liisst sich kaum auuehuieu, dafis die Eltern nicht erst versuchen
werden, Ar daaielbe CMd mehr Ware etnankanfm, ond ent, wenn lie eehen,
dass ihre S9hne mit den alten B|«*dien nicht gnt fintkommea, werden aie mit
denselben die Oberrealadinle anfirochen; diese wird sich zweifellos ans weniger
begabten Schülern recrntiren. Weniger begabt werden »'v' in den meisten
Fällen wenigstens ffir das Erlemen von Sprachen sein. I>ie Berechtigungen,
welche die Oberrealschule nach Ujähiigem Corsas durch die Keifepriifang
erlheHt^ aiad folgende:
1. FBr dae Stndlnm der Ifathematik und Natarwineneohaften anf der
Universität und Zulaanag zur Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen.
2. Für die Zulassung zu den Staatsprüfungen im Hochbau-, Bau- Ingenieur-,
llaschineubuufach, zum SchiflT- und Maschinenbanthrh der Kaiflerlichoa Marin^i
3. Für den h?^heren INist- und Teleirnipli' ii üenat,
4. Für dait Studium auf den Forütakidemieu.
5. FSr daa Stndlnm dee BergfMhea.
Eb erhalten wnaeh die Oherrealaehnlen im gannen dieeelhenfiereditigangen
wie die Bealgjmnaaien. Es fehlt ihnen nur die Berechtignng mm Stodinm der
neueren Sprachen und tur den Augenblick noch die zum Militärdienst; doch
sind die Verhandlungen über die letistere dem Abschluss nahe, und es ist
erwarten, dass in kürzestei- Zeit das Abiturienten -Examen der Oberreal&cUuien
beim Eintritt in die militärische Laufbahn vom Fähnrichexamen befreien wird,
wie ea hei den Bealgymsaeiea der Fall ist.
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^ 633
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Zu diesen Stiiiiden treten ferner als allgemein verbindlich hinsn je
3 Standen Tameii von VI bis la and je 2 Stunden SUngen in VI und V.
In der diesjährigen Versammlimg der Delegirten des „Allgemeinen
Deutschen Realschulmännervereiiif;" sind folgende Thesen des BetUner
; üniveisitilt»i>rafessürs Dr. Paiitiieu einstimmig augeuoiumen woi'den.
1. Die neuen LelirplLlue*) sind in ihrer allg^emeinen Tendenz, da^ liuliere
Sehnlweseu den Bedürfnissen dei- Gegeuwaii auzuj>aäi»eu, aiü erli-euUcher Fort-
lehritt Munwhen.
2. Im beeonderen liegt die FMamag der lateinlom BeelüdiiileB im
Interesse sowol der BeTölkernng, ab anch der beiden Formen des Gynuiasfiiiiu.
Doch ist die iriBkürlielie Umwandtamg lateintreibender Anstalten in lateinlose
oicbt zu billigen.
H Dns Kealgymnasium. d. h »^itie Schule, die Latein, aber niclit Griechiseh
üfibu sürideru dafiir den modernen .^pracheu und den Wissenschaften f^rößeren
Haum gewährt, bleibt ein uueuthehrliches Mittelglied zwi^ciieu dem cia^äischeu
Oyanasium und der lateinlosen Oberrealsehole.
4. NoOnvendig bleibt eine Neuregelung des BereehtigangswesenSr
^votoeh 4ie gvaodsMalidie QkfehsteUmig der nenncIasBigeA Anstaltsn, be-
andi für die weltenn wiwenschaMehea Stndien an aUen Heehselnkii
*"SK«sproefaeB wird.
*) Vom 1. Ayrii 1893.
PttdAgoeinm. 15. Jiüirg. Heft VIIl. 86
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5. Die rechtliche (Tleicbsf^'llnnEr df^r realktißchen Anstalten ist dieVoraoa-
8ft/un^, unter der allein die claäsischen GymiiMieii for ihre Eigenart ßanu
nud Freiheit wieder gewiunea künnea,
6. Wie Inder SobnkxigttiiinlioB nidit Einfteinigkeit, madtta Kaiuilgftitie-
keit wflinelMiiiwert M, m M bmoarluilb d« BahmeM der Lebroidninf lUn
Sdivlen isSgUohst Frelbeit der Bewegnog ni gcnvilim.
XXX. Allgemeine Deiif^die Lehrerversaminlung: in Leipjsir
vom 22.-25. Mai 1893. Programm: 1. Tag, Montag, 22- Mai: Aukuiifi
and Empfang der Festgftsto. Abends 8 Ubr VonrerHuaunlung im XrystaU*
palait Im AoaeUiiB Üeraa BeKrilfiimgwlMiid Ja der aeiiea Hafle denelbn.
— Concert.
2. Tag, Dienstag, 23. Mai: 1. Hauptversamralang in der Alberthalle des
Xrystallpalastes von 9 Uhr raorgr^n*; bis etwa 2 Uhr nachmittags, ^'ß Uhr
Festmahl im Krystallpalast. Abeuds 7 Uhr Gewandhausconcert im Saale de*
„Neuen Gexsaiidliauses*', Grassistraße 9 (Büntritt frei) uud Festvoitttelluiig
(Sdiaiiipiel) im „Alten Theater'*, Tlieaterplali 8 (Eiatritt M). Hieraif ge-
eeOige SSoaammeolnnift der SemlnaireraiiiJgiiBgea.
3. Tag. ^fittwoch, 24. Hai: Von 7 — 9 ühr Nebenversammlnngen. Von
\ ülir ab 2. Hauptversammlung bis etwa ^j^2 Chr. Nachmittags Bem^h
der Lebrniittehui^stt'llung-, 7. Bürgerschule, Täubchenwep^ 2 und Besichtiguiig
der Seheüüwiiräigkeiten der Stadt. Abends 7 Uhr Concert des Leipziger
Lehrergesangvereins in dei* Alberthalle d^ Krystallpalastes (Eintritt frei) und
Feet?ontellang (Oper) im „Neneii Theater** (iüntritt an emafilgteii Fretaa).
Gesellige Zueiyaimeiikniift der Seminarvereinignngen.
4. Tag, Donnerstag, 25. Mai: Von 7 — Uhr Nebenversaimnlungen.
7 Uhr Schantnmen ftir Knaben und Mädchen in der „St&dtischen Tamballe^,
Tnrnerstraße 2. Von 10—1 Uhr 3. Hanptversammlang:. Nachmittags 3 Uhr
Besueh des Schulgartens, des Eosenthals und des Zoologischen Gartens, Aus-
flug naeh dem Sohlaefatftlde Ton 1813, Bedehtignng henrerragender g&tuA-
lieber Anitalten. Abends 8 Uhr Absohiedseemmers im Krystallpalast.
Der Empfiuig der FeetgUäte findet statt im Parfsnenal des Kryatill«
palastes, Wintergarteastraie 17 nad 19» nahe dem Dresdner und Jlagdebaiga
Bahnhof.
Leipzig, den 28. März 1893.
Der Ortsausschttss.
Stadtrath Walter, L YotiitMder.
Aus Bayern. Die Lehrerbildungsfragre, dasdi NormntiT festgelegt,
hat in den letzten Jahrzehnten fast alle Lehrei-versammlnngen beschäftigt:
die Fachpresse griff energisch in die Käder. aber der Wagen stand und war
mehi* als 25 Jahre nicht einen Schritt vorwärts m bringen. Ais nun iu dei
letalen Laadtagtsesrion Galtasmhiister Dr.T. HUkr «lidirte, die beabelehtigte
Beferm werde aaf weitere 25 Jahre aUa bereehtiKten WIInMhe beflrieilgM,
da beseelte wieder die Hoffnun^r Lehrer und Lehresbttdner snfli fk«ndigrte.
Die Commiesion trat unter dem \'orsit/e des ColtluministerS nsauUMBI und dnr
kreisende Berg gebar — ein Maus] i in.
Der Haaptansachoss des bayrischen Lehrervereins hatte iu eineir Denli-
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— 535 '
sehrif» die altai, ewig mmeti twianuiftm der Lahrendiaft erlu>bflii; der
L Vontaiid d« Ywwob, LaadtagiabgMidDetar Oberlekrer Schubert, wmr m
Commission einbenfeii worden and vertrat dort die ForderaDg:en der Denk-
schrift mit aller Wärme. Aber schon die Grundfürderunor. Vürbereitung: anf
allgemeinen Bildan^sanstalten , konnte er nicht durchdrücken, nnd aueh er
mnsste sich beschränken, für den Auisbau der rräparandenschnlen als
Vorbereit II n^Ban stalten für das Seminar einzutreten. Aach biei* war wenig zu
erreiclieu. Die „Lernzeit'' — „Studienzeit*' kennen nur die Latein- und Beal»
t^Uerl — worde ven 5 enf 6 Jahre In der Art erweitert, daiw der Fyi>
penHideiieobale ein 4. Com «ngehUft wird. Man hltte aieh mit dieeer Ab-
eeUagezahhuif znfrieden fliehen können, wenn nur eine Fremdsprache
als obligater Lehrg:e^enstand Aufnahme gefunden hätte. Zwar hatte die
Commission einstimmig die P'iuffthrung des Lateinnnterrichts als UaterrichtS'
fach der T.fhrerbildung-sanBiaiten beschlossen, aber der Herr Minister ver-
wandelte sofort den AVein der Freude ftber dif st ii Erfolg in scliales Wasser.
„Uaübersteigbaro Uiuderuisse" machen die £iuiuhruug z. Z. unmöglich^
«ad nnr an jenen PHiparandenaehilen, die in Orten mit Gymnasien sind,
wird der üntenieht facnltativ eingelUirt, der aber dam Ar die Sobfller
oblignt let. So bitten wir in Bayern denn gltteUieh Mparandenadnden
I. nnd n. Classe^ and ea gehlirt ein schönes Stück bureankratischer Weisheit
dazu, die Lehrordnung so zn gestalten, dass sie für Prftparanden höherer und
nieder^^r Ordnung anwendbar ist. Allgemein und zwar nicht blos in Lehrer-
kreiseu i&t man dei' Anschauung, dass die ganze Haltung des Cultusministei s
in dieser Angelegenheit beeiullu&st i&t von einer ängstlichen Rücksichtnahme
auf die künftige, im Juni 1893 neuzuwählende Abgeordnetenkammer. Wenn
ee gelingt, die Kaeht der DaUer nnd Orterer, die deb berdta als Mitregenten
Bayerns AldeB, sn tareeben, dann wird der Uinister aieberlieb etwaigen ans der
Ifftwitia^ heraus an das Ministerium erfolgenden Anregungen gegenüber die
nUnUbertteigbnren Hindernisse'* leiebt beseitigen nnd tbnn, was aieb sehen
jetzt liflttp geschehen können.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft — daclite der Herr Minister,
nachdem die Fremdsprache in den \\ inkel gestellt war, und erklärte sich ein-
verstanden, da&b Luudwirtscuaii, ivircheudieuät und Schönschreiben
als besondere IJnterfiflbtsgegeastknde Ten dem Lshrplane der Seminare g&-
strieben werden. Ktntge endete kleinere iLndeningen etngereebnet, wnr die
Ari>eit beendet nnd die Lebrerbildnogsfrage im Sinae des bayiiseben Gnltns-
uißisteis auf 2') Jahre hinaus anft beste geregelt!
Das J'rüfungswesen dagegen wurde ganz nach den Forderungen der
Denkschrift des Lelirerv- rs ins umgeJlndert. Die Themen für den Sfuiinar-
aostritt und die Anßleliuugjiprüfuug, die Jetzt :{ - seitlier 4 — Jahre nach
Senunaranstritt abzulegen ist, werden vom Cultusuiinisterium fürü ganze Land
einheitlich gegeben, nnd auch das Fortbildungsprogramm wird Hir alle
baytiieben Ezspectanten kfinftig ein gleiehes sein, Kopfrechnen, SebOn-
sebreiben, Beebtschreiben, Landwirteebaft, Kirobendienst und
Cr e m e i n deseb r e i b e r e i , seitherPrUbngsgegenstände für das A nstellingsex amen,
fallen hinweg; das Turnen, dem man bis jetzt gleichen Wert wie der Er-
ziehungslehre elngernnmt hatte, wird seinem Werte entspreebend taiirt nnd so
^ alter Wonscli bayrischer Lehrer erfiUlU
36»
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Eine besondere T.t^hramtBprOfnng fQr das Lehrpersonftl an den
Lehrertiildnnpsanstalton wtirdo abp-elehnt. nn<1 so werden auch kttnftjg an
der Real- ut»d Lateinschule den 9- und lOjähiigea Knaben nnr Lehrer für im
höhere Schnltach Unt^richt ertbeileu k(iniien, während als Lehrer fOr 19 und
20jährige Samiaiiliteii «b punnd gilt, wer dbm ikfc lai liMle Lielit m «MDmi
wef6. Bb ni 4«! ]>ki«rtiOdii«ni Uomlt kete Vorwwf gMMdrt. Wir berfteon
ganz Yorzflgliche Lehrer an den LehrerbildnngBantlalten, aber wir kennen aMh
solche, die iincli ?H<"ht einmal an »«inp liolioro Biirpfersrhnle, grscliwei^ro an ihren
jetzfj2ren l'latz jrt^hf>r*'ri. ^VJlre eine I'rüfnnfr ein^etlilirt. so könnte aueli nicht
der Vordaclit aui kommen, dass maDClunal nnr aosgibige Protection zu einem
ei-vs üubchteu Posten verhilft.
Bi« Xn. HanptTertsnmlvng dos bayrisehm Lebrerveni» flndetTW»
8— 10. Angoit IJ. In dar «nterfrlokiMlieB Main* und W«tiiitodl Wlrsburg
statt. Ansschnsse, ans ullea Schichten der Bev^komag g«MId0t, rind dort in
lebhaftester Thätigkeit, nm den hayrisehen Lehrern einen angenehmen Auf-
enthalt zubereiten. „Überraschnng-enganz eigener Art" sollen den Festtheilnehraertt
geboten werden. 3 — 4U00 bayrische Lehrer werden in "Würzburg zu ernster
Arbeit und i« fMmr CteieUigkeit xBaMnoeakonuneB. In bayrisohen Lehrei^
TarsumlQiigMi amhlaneii Imnier mudi vu anderB dettMben StaatMi Goltogeo»
welche als Gäste stets ftmudlicliste Auftialime fandeOi und so werden wol die
Badenser, Wfirttemberger nnd Hessen, die Thfiringer nnd Südpreußen einen
AbstPfber m den Bayern nach Wiirj^birrg- macli^'n- sie sollen nns Bayern dort
willkommen sein. 8 Tage nach der bayrisclieii i^ehrerverssammlnng" finilel in
Würzburg die deutsche EathoUkenversamnilaug statt, so dass die Specialisteo
ftrliefaranmiAltag, die Herran Sehidler, Lieber and Comp., die aehOnsla
Gelefeabeit haben, ihr edlea Hetler annatbc«. Aaf ein MMheit frohea Jagen
darf man umsomehr gefasst sein, ala dieser Tage die bösen Unterfranken dureb
eine öffentliche ErklSrnn^ den innren Znrn rter ultramontanen StiUDlB-
föbrer sich zutrezogren haben. Die Erklärung hat folgenden Woi-tlaut:
„Erklärung. Veranlasst durch die Angriffe verschiedener BlHtter auf
die Leiter des bayrischen VolkaaekiiUekrer-Vereins, insbesondere auf dessen
I. Vontand Herrn Schibert» crUlrea die niileraelehneleB BeifrkaiAbrerveietaer
da« aia alch voll md gaai n den von dem deraeitifen Yorrtande Ter^etenea
Grundsätzen bekennen; Grnndsätze, die der bayrische Lehrerverefai seit seiner
Gründnng, also seit '^1 Jrihren verfolgte, nnd welche ihn groß nnd stark
macliten. Die nntenci u^t» ii Hezirkslehrei vereine würden die P'.xist»'iiz eine»
Lehrervereins für zwecklos halten, wenn die bewährten Grandsätze veriassea
nnd dalir dcnra den Gegnern deaVtreiaa geaMlten, nnf Spalfang and Latan-
legODg der LehraachAft hinaielenden Fardeningna BMhnvng fetragen wMe.*
Dieaermbinlich entschiedenen Erklärung wollen sich nnnmehr die anderen
Krei<;vereine nnscliließen. damit endlicli den paar Hetsem im Vereine gegeoftber
klare Tahrt gemacht werde. Glück auf!
Aus Italien. In Brescia wollten die Jesuiten ein Gymuasinm errich-
ten, als dassm Sita sie das ehemalige Ftiaii Hartteeogo beaciaimt hattoL
Der Gemeinderatli Ifgla aber hiergegen mit greier KehaMt nnd unter dem
lebhaftesten Beif»ll des Pnblicums ^e sehr entschiedene Verwahmag ein. Kr
berief Bieh darauf, daas die Jesaiten, obwol ofßdell angewiesen, steti anter
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— 587 —
MMiGoiteltcn Kampf gegen das bestehende Staatsrecht nod die politische
£iolMtt HaliflM tetBetse», .und tie nch das projectirte Qjrmaatlnin be«
BalM worden, die QaeUoi das aationalMi Lebens in der JnceoderzItlHair m
verg^iften, was alles in offenem Widerqiraobe zu den patriotischen Gefühlen
nnd Traditionen der Bärgerschaft von Bresda stehe. Daher fordete der
Oemeinderath der ^^taät. die politischen Behörden auf, energisch dahin zn
wirken, dass die iiiröttaung des g-eplanton Jesniten-GjranasininB veriiiudert werde.
Der italienische Unterrichtsminister hat denn aucli dies^T Eiuspraclie
Folge gegt^hca und daü Uuteruehiueu der fioiumeu Väter verboten, eine Aia^-
regeU weklM In Bretflia nnd in fass ItaUon mit groAen BdlUl begriUt wor-
den ift
Vielleicht nehmen sich diaiaa BxMipal inaachaOavctadaferMiQgen nnd
Miairtar in andaian Ltedam wm Koslar.
Ans Amerika.*) rbi^ayo, den \). M;irz 180.'3. Der nene l'räsidfiit An-
Union hm seinen Inauguraüuudta^ hinter sich. Was da« heißt, ^veili iirover
Ckvelaud am bebten sageu. An beiueiu erBten htnpiaugslage uiusBte er
afewa 8000 Penonea die Hand rekhen; es kamen ungefähr 40 auf die Minute.
Dia nana iba kaa dnndi daa Gewicht dea DeotwlitknmB anr Qeltniig, daa
Imanden in der WeltaaetteUangaetadt nelur «ad mehr an Elninaa gairinnk
Chicago zählt 400000 Deutsche und verausgabt für sein Sohidweean jSlirlieh
<)000000|. Davon entfallen 150000 1 auf den deutschen Unterricht, und
diese im A erlnUtnis geringfügige Summe bildet den Xas'el . an welchen die
nativißtischi M Mitglieder des Schnlratbes ihre deutsch fciudlicheu Schmerzen
biugeu. \oi allem soll die deutsche Sprache aus den öffentlichen Schulen
verbannt werden j dann das Turnen, der (iesaug und der Handfertigkeit.Kunter.
rieht. Warum 9olX gavade „deatsch*' gelehrt werden? ivanim nioht „iriaeh^?
üngan 4ia IiUadar, daren oa. 220000 Iiier wohnen. Ala ob dleee Lenta nieht
an fltaif Sadistaln enfUeeh aobrieben und sprächen und ihre Muttersprache
ganz vergeeeen hfttten. Carl Blind, der die Findigkeit der Iren im Erraffen
von Amt nnd Stellnng- auf eng:liscliem Boden sicher kennt und weiß, dass selbst
idealere Iriänder auf jede Fra^^e in ihrer Muttersprache verständnisinnig ant-
worten: ,.1 dun't understaud yuu" (Ich verstehe Sie nicht i sa^t. daüs selbst
unter den wenigen, welche Keltisch uck^Ii als ihre Stamm&pracbe gebrauchen,
die »eisten englisdi reden oder vielmehr radebrechen. Bald wird die letote
Spar dea Eeltentirama anf dam iztseben EOande getilgt sehi, wenn die Mehr-
■ald der Iven dam Blota naoh ll)erlian]it dieaem fttamma saaareehnen Ist Auf
*) Wir glauben den Wünschen unserer Lcsci ent^cgeogekommen zu sein, indem
wir um red^tse^g eines ttlehtlgen Berichterstatters Ar diepftdagogisohe Abtheiliug
der Weltausstellung in Chicago versichert haben. Indem wn hier d* n ( rsieu, ( in-
leitenden Brief desselben veröffentlichen, ffl^enwir aus dem Jieylf'if schreiben toJijeiulc
-Stelle bei; „Es ist den Lcseru dta ruMlagogiuiiii! jcdent'alb ein (i* fallen, wenn sie
vernehmen, dass deutsche Besucher der Weltausstellung in deuts« hon Familien preis-
werte und gute Unterkunft finden durdi das .,Pei]t>f'he Wohnungsbure au
'^16 Oät-North-Ave. Fiat 2. DasLcben iu den amenk. Hotels ist bei den grollen
latfamungen aidKm dnfdi setaeB Koetswang sehr mbeqnem und Wohning in einer
gntcn deutscheu Faniilie dag bet^tf Cegen Einsenduug von 50 cts. weist obige
luma eine solche nach. Meine Eifabrungcn als Wolmungsuchender lassen mich
^nniten, dass Bcflectirende mir und Ihnen für diese Mittheüuog herzlich dankher
mia weiden.**
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— 638 —
■IHMllUcliMi Gebiete ist das Irenvolk vom englischen Geiste so dnrchsetEt»
diss nicht einmal die Fenier- nnd Parnellitenblätter in irischer Sprache er^-
Schrieben sind, weil schon die Schriftzeichen <\fn T pFern so fipmd vorkommen
Wörden wie Sanskrit und die Laute so lu k iunt wie etwa ciiim ^i^ch. Was
iiUD der IrishjDaa daheim in seinem Laude zu pflegen nicht für iiotkig h<,
irefl die Pfleg» dar haHwrenyMMim M vttanptwha ihni kdaen NntM Migfc
vBd MliiFoitkiMttea «ter hiBMa, ab flkdenirlida^ daftTtrlaBg* «r diuiaa
in der Welt g«|ifleg:t. Im Ernste Ewar nicht; dflBB «igeiitlich handelt es sich
doch nnr d;inim. anch das Dentsche nicht pflegen tn lassen, obwol mit Absehaf-
fnng des dentsclien Unterrichtg, de» Tnrn»>ns. (Vsangrs, Zeichnens und der
Handarbeitea die Schuie zur DortVclmle herabsinken wilide und nur noch eine
Generation von besohriakten und gemüthsarmen Schablonenm^isebeii henunbtt-
den konnte. Die Deataeken protaitinii geg«» die ■üib SdnkwAagit gen
eneigiiek und Terweisen daranf, daaa die HochschnleB ebenftüls von den Stener-
zahlern, anter denen die Deatschen niciit die letzten sind, nnterhalten würd«?ii.
Pnivh die Verbannung der denfprlipn Sprache rSnmt der Schulrath aipo deo
Kei 1)1 ti ('in Vorrecht gegen dii* Annen ein; denn die Reichen biauchea ihre
Kinder, wenn dieselben die niederen Schulgrade hinter sich haben, nicht in die
AiMt m ichieken, aondera kOnnen ihntii den Btniek der Htdwshvle nnd
damit des Stndiun der detteeken Spiule «tanen, dcrai Kenntaii ftr Handel
und Verkehr in Amerika Ton großem Vortheil ist. Der vidgepriesene Onnd«
satz der Gleichheit zwischen Arm und Reich wäre damit, wenn auch nicht Tor
dem Gesetze überhaupt, so dor!i v^r dem Schulgesetze ans der Welt geschafir.
Angresichts dieser Bedrohung kehren die Deutsch-Amerikaner erfreolicher*
weise nicht das hervor, was sie trennt, sondern sie betonen das, was sie emt^
und getan kierla ihren Mdem jenaetta dea Oeeana ein ebcoao behetaigen»»
ala naebakmenawertes BetapleL JEs herrscht hier zwisehen Katheliken and
Protestanten keinerlei Streit, sondern jed^ dieser Bevölkeran^theile ^Llt
den überlieferten Schatz christlicher Glaubenswahrheit hoch, ohr*^ den des
anderen verkleinem zu wollen, und dieses fiiedJiciie Einvernelimen bei geiren-
seitiger Acbtnng gegentheiliger Überzeugung wird den Deutschen zum S^f»
and Siege gereidhaii. „Vfit ~~ sagt der Henwegeber eiaea kaÜioiiMiMai
Blatlea — widleu ab TBmAnfkige Minner, ala fiShne der aladiQheii Kntter
Gormania nnd ala Bttrger des nämlichen Landes Amerika hiidaliflk mitein-
ander leben, nnd wenn die Wölfe wieder zu heulen beg-innen, auch zu gremein-
sampr Abwehr periistet sein."* Das ist ein kprnhaft W^orf: mns ) kernhat'ter,
als lit Karlii'liken in Amerika nicht nur «egen das amfrikauiscbe Know-
notliiiigthum zu kämpfen haben, wie die Protestanten auch, sondern muerhalb
ihrer eigenen Kirche grimmige Deotaekfeinde bergen; denn ein Tbeil dea eng-
liaeh- and irisch- amerikaniadien Clerna ist gegen dentaehe Katheliken hier
ebflnae geklssig, wie der magyarische es in üi^iani ist Die deutschen Eatba>
liken der Ver. Staaten werden den Kampf um ihre Muttersprache und um ihr
gutes Recht brüderlich mit den Protestanten auskämpfen und die Machtstellurg'
des Deutschthnms in Amerika wird von ihrer Eintracht abhUngen. Wie m
der alten, so wendet ridi aach in der nenen Welt die Uncoltar zn allererst
fegen die Sehal^ im dieZaknnft etwaa za verdnnkelii; ea lat Okeraill deiaelte
Krieg, ttbenül die gleiche Kampitewelae, wenn die Fahaenforben anch ver-
schieden aind. Sehen im yerigen Semmcr werde die Anzahl der Antragatelier»
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— 539 —
wekhe nUthig iit, d» deataehen Untenieht in duir «tatiichaii SduilB ftbeiv
haapt zur Einführimg zu bringen, von fünfzig: auf fUnfondsiebsIg erhöht, und
doch lernten 51 "/q aller Schüler, denen die M5gli«iikeit gegeben war, deutsch»
nhwol die englischen Oberlehrer nicht jrerade dazu ermuntern. Dieselben sind
vielmehr dem Deutst hthinn ziijrethaii wie etwa eine Berliner Schildwacbe
einem Civilisten aas dem Katzei jammertiial dieser Welt, uud das Deutsch thuin
ist vor ihnen ebensowenig hüitaliig, als es bis iu die letzte Zeit irgend eine
Mhlitz&agige Dame ans dem Seich der Kitte yor der Königin Vletoria war.
Für die Chfafrinien Uegt der Gmid Iderflr in der Kleinheit der Terkr&ppellen
Fllfie^ diB das langB Stehen nnmOgUeh maohen; IBr die Deatschen eentra Ober-
lehrer kann dies nidit gelten; man mfleete ihnen' hSchileoi naebsagen» daea sie
es nicht verständen, auf groSem Fuße zu leben.
Ihre Stellnnw-nahiiip ereffen th-n versuchten Ansturm ist eine sehr ent»
Bchiedene uod Jf >U'; sie beratlien nicht so langre, wie die Katsiierren von W.,
die über die Zweckmäßigkeit geheizter Pferdelaliuwageu erst dann ächlüssig
worden, als die ersten ädireckeusnachrichteu von erfrorenen Nasen und Froet-
beolen tranwayliite Heihnnft einUafen. Nein, hier werden die Dinge von
kimer Hand erledigt and dabei in e(gemtft|ger Weite. In der betr. Sitgnns
des Schulrathes theilte Fräulein Bnrt den Versammelten mit^ daea ein CemitA
dea Oewerksehaftarathes im Saale anwesend sei und zu der vorliegenden Frage
ejn*^ Krinnernng zu machen beabsichtigte. Der Führer dieser Depntnrion wurde
daiaiti vom Voi'sitzeoden eingeladen, seine Wünsche vurj^ubrinireii. und führte
liavaüttiiü aus, dass die arl»eitenden Classen an dem Votkssciiuluüierricht das
griiiite Interesse nähmen und gerade deshalb eine Delegation entsandt hatten,
um den Schulrath za bitten» die Beschlnss&ssung zn vertagen. Die Yortieter
der Arbeiter wflrden iniwiMben die Enge ÜeiBig atadiren nnd der Venanun-
Inng dann Tonehllge nnterbreiten. Dieeea Geanch wnrde bewilligt, obwol
Fnüi Flower gegen die Vertagung tprach und Schulrath Beaenthal die Würfel
m Ungunsten der deutschen Sache am liebsten gleich geworfen hiltte. Nun
rührt und regt es sich allerorten im deutschen Lager, und die Frauenvereine
erinnern durch ihr Auftreten an die Kämpfe der Alten, Ihäi denen die Za^;;-
haften durch Frauen in den Streit getrieben wurden. Hunderttausende von
Unterschriften verlangen die Beibehaltung des deutscheu Unterrichts; ein
Agitattonaoomiti lendet an alle EBipenehafteni Verebiey Logen und Gesell*
•chaften, Ton denen Untentfilsanir xn erwarten ist» einen AxtSnt, um demZer-
störangswerk am Ban der fcrtacbrittlichen Erziehung gleich von vornherein
Einhalt zu gebieten und denjenigen Mitgliedern des Schulratlies, welche das
1 Putsche nicht verkümmern helfen wollen, Gewähr dafür zu geben, dass eine
starke Macht hinter ihnen steht. Ks ist nicht übertriebene Besorgnis, sondern
ein Act ti^uer Wacht, der alle zur Fahuo ruft; denn der Kampf ist auf der
ganzen Linie entbrannt. Es ist kein Parteikampf im gewöhnlichen, poiitibcheu
Sinae Am Woites, sondern ein Kampf zwischen zwei Welten. Der Kiiow*
aothhig (amerifc. Koeename Ar DickacbAdel) behauptet, «eine dBrftigen Volka»
^( hiüen aeien genigend, well aoa ihnen Tmchiedine bedenlende HKaner der
WisBCDschaft und Teehnik hervorgegangen seien, nnd der Amerikaner es trotz
seiner bescheidenen Kenntnisse im Leben doch zu etwas gebracht habe. Dabei
'^'ird nur verpessen, dass unter Blinden der Einitugige König" ist, und dass dem
Affieiikaner trotz seiner geringen iiemi Luisse angetichta der reichen Uilfsqaellen
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540 —
der Kampf ums Dasein leicbt wurde, weil er am v Iii r Mildttopf saß und Dir
den Rahm al»S( hnpfen durfte. Jetzt wird auch hier der Frwer1> immer
Sf'lnvierifrer und »^ino frnto Volksbildung: deshalb ininier nolhwendiirer. Piosp
Anscliauunp: wird vuni Dputschthnm vertreten, und deshalb ist ihre BekJinipfnng
zugleich eiu ^turmlaul gegen dieses t»elb8t. Mit äbel verhaltener Wuth führt
die eBgüMhe jPiease, ob demekntiidi oder tepiibUlcaiiltdi, Sinich mii Streich
nnd «idit den netMstiseheD Kampf wog» tnf das Lo^weMO «nendelmeii,
du8 in Amerika im vollsten Flore blQht. So soll beispielsweise künftighin In
keiner Pytliiaslopc der Vereiiiifrten Staaten die deutsche Sprache mehr geduldet
werden. Bestellt eine Loge doch darnnf. das deutsche Ritual beizubehalten,
80 wird sie duich die hetreffende Staatsgroßloge gezwungen werden, ihren
Cliarter (Freibrief) au£äugeben. Der Kampf der beiden NationaUtftten ist von
coltareller Bedentong nnd dies «momebrf elf der derat ileh eUHgr liemüht,
die Inteveiseii Roms dabei vor eUem zn wahren. Die Kirche wurde mit An-
erkennung verschiedener NationalltlUen in ein nnd demselben Lande einer Zer-
splitterunjT Raum creben , we lche die Solidarität der Katholiken empfindlich
beeinträchtigen müssle. Die Berücksichtisrunp dentacher und irischer Ansprüclie
bei Ernennung eines Bischofs würde bald auch die polnischen, italienischen,
bOhmiaehen, franaMsdieii nad anderen NatioDalitltMi ansprDdulttBteni naoben
nnd einen onlOeUehen Wirrwarr berverrnfho. Diese vom kirehllehen Stand-
punkte zutreffende Annahme veranlasst den EntscUosSf das Aufstreben jeder
Nationalität, i^^.^" nudi des DeutsdithuniR zn nnterdrfieken. Ob es irelin^r^n
wird, deutsclieii mihi niid deutschen Geist so 7.u verwischen, dass in derKIrehe
nichts mehr duvun zu spüren ist, niuss dahin gestellt bleiben; vorderhand ist
das iiische Element das maßgebende nnter den Katholiken der Vereinigten
Staateoi nnd dieses Element kühlt sein H flthehea an der dentseben Sdinle mit
dem Bafe: ^Rfickwarts, Don Bedrlgo!*' — Der Schnbvfh wird sidi kdner
Insubordination schuldig maeheDi sondern hier wie anderwärts nach Krämer-
manier ^iiit Sil 'i redfTi lap«en. Einigen seiner Mitjrlieder ist es ja ehrlicli
darum zu thun, die Schulen der Weltstadt Chicago zeitp^emilß an<5?:ug:p?ftalten:
viele aber lassen sich daran genügen, einen hübschen und einträglichen Titel
in beritM nnd Utten sie s«ibst efaimal die Anwandlong, tbatkttftig in
Bad der pidagogisoben Bewegong einaagreiftn, so mttnte ja jeder vor allem
etwas vom Erziehung» wesen verstehen, und das kann man doch billigerweise
nirht von jedem Schulrath verlangen. Wer da glaubt, dass der Schulrath ans
lauter iSacliverstHndi^en g-ebildf-r ist. der tflnseht Pich: auch in der neuen Welt
gilt die alte Annahme, dass dl» .llU i^terei die Krone alles AN'issens sei, und dass
die Welt mit »ehr wenig \ eratoud zu regieren ist. Man glaubte »einerzeit^
dass der Scbnlratb nnr ans SacfavetstKndigen besteben würde, wm seine Zn-
sammensetasnng den Parteien entzogen nnd dafür dem Bürgermeister übertragen
w äre; anf Grund gcfentbefUger Erfahmngen ist der Legislatur nnnmehr eine
Vorlajre unterbreitet, wonach die Ernennunp nicht mehr vom Biirp'ermeister
auseelit ii, sondern von der Wahl des \ olkes abhänjren soll. Der tapfere Vor-
kämpfer für das Deutsche in den öfientlichen A olksi^chulen, Herr Halle, hat in
s^er Eigenschaft als Vorsitzender des Schulraths-Ausschusses tür den deutschen
Untenriebty In Gemeinsehaft mit Herrn Dr.Zimmennann, dem Leiter des deoC«
sehen Unterrichts, einen Bericht ausgearbeitet, der die knieschwachen Mit-
glieder des Schnlrathes in Ihrem Eintreten (Ür die dentsohe Baehe hetatlieb
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— 641
betttokoD wird. — Ans (!eni Bericht des Unterrichtamliditen Baab geht her-
vor, dass von den 1 1 ÖO^ Schulbezirken des Staates nnrlOlR mit Bibliotheken
verseilen sind und in sehr vif'Vn Ulndlichen Schnlpit die notliiiT' ti Ij^^hrmittel
fehlen, weshalb die Schnlvorstände angewiesen werden. h«i der b e»lselznng' der
jährliclieu SclmlBteaer am ersten Dienstag des Augast jeden Jahres eine ge-
Bfigende Summe fBr di^ Zwecke aaszosetzen. Als onumgäDglich nothwendiiT
Ar jede Sdiiile beieldiiiet der üittoiTieliimiBitter ein großes WttrterbQch für
dm Lefarer, mebrere Uelae Ar die SdbQler, ein geoffspliiseliM Lexikon md
\^enn mOgUoli ein OoBTersationslaxUn»; dann anLefannitteln eineLeeoiaaeditBe,
einen Abacns, geon^toische Figuren, einen Olobns und verschiedene Karten. Die
(mten Worte werden wol theils nnf Felsen, theil« nnter die Domen fallen;
d^tiii wenn sich um die Schule dreht, so ist es im Laude dee Dollars wie
überall, sie kommt za allererst, wenn man hinten antäugt.
Ans der Faebpresse.
52.*) Die Behandlung der Kealien in der Fortbildungsschule
(Arnold» F. 189S» IV.), wie ale das Königreich Sadiseii bat: dnyftbrig;
wSdientlieb mindeBtens zwei Standen (fOr Dentseb md Beobnen). Davon will
Arnold eine halbe Stunde den „Realien'' zuwenden, so dass bei rand 40 Wochen
des Schuljahres im g-anzen 60 Stunden gewonnen würden und nun 20 der
„Naturkunde", 20 der „Technik" und ..Volkswirtschaftslehre", je 10 der
.Geschichte" und der „Erdbeschreibung*^ irewidmet werden könnten. Be-
zös-lich der letzteren bcantrdsrt Arnold: keine physikalische und astronomische,
soiiile] n nur politische und Haudelsgeographie mit besonderer Berücksichtigung
der Yertrebrs- resp. Einzelstoflb: Belsen (vom Wohnorte ans) nach Berlin —
theils znr Bahn, tiiells so FnS in die Alpen — naeh Paris — von Hamborg
Uber Helgoland und London naeh NewYork — durch Rnssland nach China
nnd Japan - dni clt Italien nnd die Sahara nach Kamerun — Schiffahrt auf
der Elbe von Tetschen bis Hamburg — Kheinfahrt von Basel bis Amsterdam
— die hauptsächlichsten Bahnen Deutschlands f alles unterstützt durch SjtÜcke
des Lesebuchs — aber in den angesetzten zehn Stunden lÄsst sich der Stoff
bei weitem nicht bewältigen!) — Vorzüglich Reisen nach euifemteren Gegenden,
„weil das der eigentliche praktische Zweck der Erdkunde ist"('?). Und „wenn
man bedenkt, dass im inraktlsefaen Verkehndeben der Gegenwart die Elsen-
bshnen als Verkehrswege die grSBte Bolle spielen, so weist nns dies sehon
^^if den rechten Weg zur ErtheUung des geographischen Unterrichts'^. (»^^
Eisenbahnen gehören eher auf die Karte als die unbedentenden Nebenflflsse.*)
Form: Erzählen — „kleine Erlebnisse in die Sehilderungen einstreuen" —
.durch interej?sante Streiflichter den erdkundlichen Unterricht beleben". (Der
Vtrgach. Inhalt und ümfauf^ des so ungemein wichtiiren erdkundlichen Unter-
richts für die Fortbildungsschule im allgemeinen und einzelnen scharf zu be-
tttnunen, ist sehr dankenswert)
63. Nenernngen in der methodischen Behandlung der Natnr-
lehre (Heid, FZ 1892, 46). a) Der Veisnch, alle physikalischen VorgSnge,
»weit sie in die Vdkaachnle gehltren, dem natvrgescSiichtlichen Unterricht ein-
*) Die Nummern 52—54 waren aus Verschen IrUhcr weggeblieben. D.
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— 542 —
znreihen, sei nicht gelungen, darum vorianfig noch an emer Trennung beider
UnterricbtsgegeuiitäQde fe£tzuhalten; doch fiioUeo, soweit dies zom Verständnis
des behanddten Gegenständes erforderlich Stoffe ans dem einen Gebiete ins
andere berilboisaMNUMB irerden. Avdi Mle es nkdit tehwer, den Lebrplan
für Physik so zo gestalten, dass in der Naturgeschichte sieh darbietende
physikalische Fragen schon vorher in der Naturlehre ihre Erledigung gefunden
haben. So mfisKen jedenfalls die eliPmiRf hen Hrundbegriffe der B^^fpr^rhung
über die Emahnitit: I r Organismen voruiii-' );< n, — h) Statt vom Vei-such,
von Beobachtungen auszugehen, die der Schüler „aiigehiich" gemacht hat, und
da» ExfoImM ent da dniikwi m Umm, wo die angebUehe ftHkere Be>
obaditDDiP sieht tsmMAf eei Teriblilt. Diee Vtrtakna aetae eine FdiiglRit
n beobtcbten iwm, die bei den meist» SdiSleni nidit vorbandoi Ist» aonden
erst entwickelt werden soll; anch haben nicht Kinder gegeben, wajs vorauB-
gesetzt wird. Seien aber die Kind»T eine Z«'il]ang in der Weise Crüfrrr? nutt-r-
richtet worden, dann lernen sie alJmäblich beubachteu; die Bifobachtung^ könne
dann in den Vordergnind treten, und dem Cnrsns nach der Crügersdien
Methode kBue ein aweiter Conna nach den neneren VoitcUlgen ftilgaL
54. Zum Kopfrechnen (Bad. 1893, 1. 2). Die Schule soll — naeh
dem Vorbild der Gescbftftslente — auch das mündlich-schriftliche Rechne
pflegen, auf der Mittel-, namentlich aber auf der Oberstufe: bei Aufgaben, die
wesentlich ,,Ko|)frechniingen** sind und sein sollen, durch kurze, schriftliche
Festhaltung solcher Kinzelresultate, welche bei der Ausdehnung der Aufgabe
den GediehtniSBo leidit entgehen kttnnten — bei größeren und sasainmeii-
geaetzten schriftlicheo Bereebnnngen doreh AnsfOhrong der Nebenopwatione&
fiana dem Ki)jife".
66. DasZeichnen im Unterricht (Schw. L. 1893, 1). „Der 55eichen-
unterricht hat auf allen Schnlstufen in den letzten Jahrzehnten Inden ten l^'
Fortschritte gemacht; an den Seminarien aber wird auch heute iiuth tm
wichtiger Zweig desselben zu stiefmütterlich behandelt: es ist dies das Skizziren,
daa den Lehrer beOhigen soll, einfbehe Gegenatlnde und Vorgänge w den
Sehfilem raaeh hÜdUch darEoateUen. Baram wire ea eine ▼erdienstUche
Anfga*be für bernftne Männer — seien es nun Zeichenlehrer» Künstler od^r
andere Leute — , specielle Skizzlrcurse für Lehrer einzurichten: dadurch würde
woi mancher College ermuntert, sich auf diesem ungewohnten Gebiete zu ver-
suchen, und er brächte es schließlich dahin, ein Tannenbäumcheu oder ein
HMein tu zeichnen, ohne dabei sich selbst und den Schülern läcberlidi za
eneheinen." (Den meisten Lebreni fohlt die nlfthiga GeacUeUidikeit^ obwnl
«ie „ausgerllatet nit einer mächtigen, schweren Mappe voll Freihand-, linear-,
technischen und perspektivischen Zeichnungen, Projectionen und Scbattencoo:-
structionen da« Seminar verlassen haben." Sogar solelip. die einen „besonderen
Curs für Zeiciieiiitkrer ' durchgemacht und den Rut tiues fleißigen nnd tüch-
tigen Zeichners gemeinen, müssen gestehen — wie der ungenaimte Verl dea
▼orliegeaden Anftataea aneehaolich aiberiehlen weiB — ^ daae ein deaeinibcben
freien Skiaairena nieht mSehtig abid.)
67. Die BedeutattflT der Philosophie der Gegenwart für die
PHgagogik (K. Hocliegper, XB. 1893, T III). Verfasser behandelt „als Ver-
treter der historisch-idealistischen Hichtung Jacob Frohscbammer und Ednani
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von Hartniann; als Vertreter Afv naturalistisch-positiven Riclituit^ Herbert
Spencer} als Vertreter der veruiitielnden iiichtung Friedrich Paulsen, Willu Im
Wandt und Willi. Dilthey". „Für die Wahl obiger (!) Pliilosopheu war luii'
die BedentBOg ihrer phiioaopliiMheii Anscbatmofen ffir die Theorie der Pida-
gogik and gerad« hiorbd die bei ibnen beMntden hervortwteade dwrak*
terietiMhie AwprilgiiBir ilfw Lehren naltgebeiid.'' Die Lebien der vier EnU
geUHOntea liegen nunnebr auszugsweise vor, w<naiif wir Ucr eiolkch aufmerk-
sam machen woUen. (Die mähevolle Arbeit soll erst nach Verlauf meh-
rerer Monate fortgeietst und mit »Bückhlidi and ErgehniMen" ehgeeohloMen
werden.)
68. Das FundamentalstUck der Schul Verfassung (E. v. .Sallwürk,
NB. 1893 III). Gegen das im wesentlichen kirdiliche „Schulgemeindesysteni*'
dee iMkannten Beeten F, W. DHrpftia.'^) »Wir Heden aeittea (dea Sjnrteme)
Grand nicht tragAhlg: er nmes vcn der Kircfae sieh ethlaehen Inhalt geben
laeseni von der Oenaiade den materieUen ünterbalt, Tom Staate die barean-
kiatische Leitung orwarten. Wir halten ferner die ganze Organisation für zu
eng: sie trennt sog-ar die Kinder der nämlichen Gemeinde nach einem die ein-
heitliclie Bütlunp: der Nation geföhrdenden Grundsatz (Confessionalität). Wir
glanhen endlich nicht einmal, dass diese Sehn) Verfassung geeignet wäi-e, die
WirruisHe unserer derzeitigen Verhäituisse zu glätten, wie sie es verspricht.
Wer mfieBte sie sehUeinieli durchfuhren? der Staat? die VoUuvertretnng?
Aber diese bddMi haben ja bet Dürpleld keinen Bemf, anf die Endeliuig dea
Volkea im gansen Umfang an wirken. So bleibt nna mir eine Avl|;abe: dem
Staate die dttUche Wftrde anriekzogeben, welche üin an dleior Einwirkani^
berechtigt und befähigt.'^
69. Was sollen und was können die Schulärzte? (0. Janke, PZ.
189B, 1). Die Untersuchung dieser Frage führt den Verfasser zu dem Er-
gebnis: ^Die Aufgaben, welche den Schulärzten gestellt werden, sind theil-
weise zu weilgebend (genaue ärztliche Untersuchung der Schüler), weil die
Sdnde kein Intareme (7) an deren ErfUlai^ hat, tbeilweise aber nnbenehtigt
(BinmiBchnng in den Unterricht), weil die Ante biesn niekt die aoareickenden
KenntDisse haben. Ein weiterer Theil jener Anl^ben (Begntachtnng der
BauplBne» Überwachung der Neubauten) wird zur Zeit schon von anderen In-
stitutionen erfüllt; ein anderer Theil (Beleuchtung, Liiftnng-, Temperatur, Ar-
beitsraatcn'nl! kann in besserer \Vei«<' von den Lehrern oder von Central-
fcieUen ^SuIjsi llien, Bücher! ausgeführt wtiden. Somit bleiben nur ganz ver-
einzelte und unwesentliciie Forderungen als specielie Aufgaben der Schularzie
mg«
70. Über die FSrdernng des gegenständlichen Denkens darch
den Spracknnter riebt (ADL. 1893» 9). Ansdhrnngen der bekannten, aber
durchaus noch nicht genügend geachteten HUdebrand*schen Gesetze. Über
das Wesen der Sprache und die Aufgabe des mnttersprachlichen Unterrichtes
bemerkt Verfasser tretend: „Die Sprache ist etwas Thtranivcbes, sie ist f.eben
und Entwickelung, also etwas, mit dem schonend umgegangen werden mus»,
wenn es nicht verletzt werden 8oü. Diese Anschauung muss im Unterrichte
*) Vgl. Dörpfcld, Das FundamentalstQck einer fferechtea, gesnsdea, iceieB and
fiisdliebea SebnlTerfSaMviig. Hilgenbacfa, Wiegend 1883.
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dnrchdriiigeu. Der in seiner und durcli beine Mutterspracbe Gebildete mus^s
bei jedem iniitliwilligeii Verstoße gegen sie etwas von dem empfinden lernen,
was Um dnroliMM) wenn «r qih sich her in der Natur etwM Mswillisr verwtst
aieht. Daram sprachlicher Antehamuigsiiiiterrielit: Anflchaamig des fHichen,
flilinliclien Inhalts der Sprache, prüfendes Anschauen der Formen der Umgangs-
spv;!' lie, besonders des Zweifelhaften und Halbrichtigen, und noch festere, an-
Jialttiidere schriftliche und mündliche Übnng im richtiiren Gebrauche. Die
Schule steht aber audi im Dienste der Wahrheit und Kuiuriicbkeit, wmn sie
ihre Zöglinge immer wieder Ten der Ferm auf den Inhalt» vom 8|iradi]ichea
AnednNk anf die Sache hinweist**
71. Ein Seitenblick auf das Englische beim dentochen Unter-
richt i'E. Eeg-*'l, Deiitsoli. Tl. \'erfnssr'j' wüiisrht. da?s man (zum Zwecke
der Erläuteriiiig und f«^ster*'n Kiiiprliffunp-| ..beim denf.schcn Untei-riclit auf das
Eniflis« lie mehr achte, alt; bislier ß:escUehen ist'* i^VerwaDdlschafiliches, deutsche
Entlehnungen ans dem Englischen nachweise). Wie sich das ausfuhren l&sst
(mid snglekh: wo eich hioflgr Gelegenheit dam bietet, zeigt er ans einer Reibe
von Citaten ans dem Nibelungenlied, ans Goethe und Schiller.
72. Die Lateinfrage (A. Socin, Schw. P 1893, I). Etliche von den
Gründen Socins (der ein getreuer I?r)mer ist) für die ..Beibehaltung" des La-
teinischen: a) „Unser deutscher Stil ist durchspickt mit lateinischen Wörtern
und Redensarten wie privatim, eo ipso, a priori, noli me taugere etc." (Also
der Halbbildung nnd Chnntkterioelglreit sn (HiUlenl) b) Sie rtmisebeLitemfinr
ist „ein gesfinderee Ersiehnngsmlttel" nie die frniutOsische oder dentsebe
(»denn der Charakter der französischen Lit«ratar ist zn rhetorisch, der der
deutschen zn sentimental"!!, c) Weil die vonRömem und Rf?merinnen ge-
meldeten „großarti{:;eii Beispiele von Hingabe an Ideen und \An Todesver-
achtung" (die einzig dastehen, denen ln'iclistens ,,£rtnvis3e l'aitien ans der
Schweizergeschichte an die Seite atu stellen** wILrenl) auf die „Nichtlateinw
nicht in gleichem Xafie wirken wie anf die Hnmanisten" (Jene „haben eine
instinctmftAige Abneigung gegen alles, was mit der Aman vorenthaltenen
Sprache zusammenhSngt" — oh Hr. S. diese Behanptnng wiiUich mit Hut*
saehen belegen kann?).
73. Die Darfteilung der Heimat (U. Heuipel, Schpr. 1893, 4 — 0).
Verfasser unterscheidet im heimatkundlichen Unterricht die drei Stufen : I. Be-
trachtung and Besprechung der Qnmdformen von Thälem nnd Bergen der
Heimat von versehiedenen Anhöhen aus (Stufe der Anfllbssnng; Anscliannng:
Natur). II. Vei^b icltung der angeschaiiten Natnr und ihrer plastischen Nach-
bildung (Stufe der Vergleichung; Anschauungsmittel: Relief). ITT. Symboli-
flirung der gewonnenen Hf^hen- und TipfenvDrstellTiniß: (Stufe drr Anwendunir:
Anfehnnnngrsmittel: RehVf. bildliche Darstellun^r. Karte). Er bebandelt im eiti-
zeiuen „Relief und riunKurte" — „die bildliche Diustellung (Landscbafts-
bild), — »was der Vollasefaalnnteirieht von der reliefartigen Darstellnng
ibrdert" In allem neigt sich der gründlich gebildete» mK der Litaratar ver-
traute Fadnuann.
74. Was fehlt unserm Geo^raphieunterricht? (M. Tschamler,
Böhm. 1892/3. 20}. ..E.s fehlt ihm der Anschauungsunterricht in Bezn^ auf
die Entstehung der Karten." Der Lehrer „muss die Kartenwerke vor den
Augen der Schüler möglichst anschaulich entstehen lassen". — ^.Beleachten
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v ir die Gebirge der zu zeichnenden Karte einseitig und luiueu wir die i^^cliiaf-
iiruug aul der Lichtseite gelbgrün, aal' den Scbatt^iaeiteji in Grau durch, so
enmiguk wir eine Karte, wekhe «lAerBetta der BeUeflcarte luigemeiii fihnllch
tan iMf andeneitB tlber in Besag auf die SefaralfeB mit der Flaokarte iden-
tiieh sein muss. Durch die Zeichnung der Karte In dieser Wei|p erreichen
wir nun nicht nur das Hauptmittel des Interesses, den statiui nascendi, sondern
wir schaffen zugleich eine Karte, die in Wechselbeziehnng- znr Natnr. <ler Re-
liefkarte und der l'lankarte steht." „Um dieses Ziel zu erreiciien, müssten
uus Karten zur Verfii^un»^ stehen, welche für das Auge des Schülers weiß
(leer) erscheinen, l'iii' den Lehrer aber die ganze Kai te lioch geprä^^t enthalten.
Die Pift^ung wird mit den entapreohenden trockenen (etaalrfOrmigen) Farben
mittelst Tampons ans Banmwollenzeog elngeiiebeD, die Flnsalftnfe mit Blaustift,
die Schrift mit Sehwarzstift fiberfahren. Dieses Verfahren liefert bei einiger
Übiog ein sauberhaft rasches und selir schönes EIrgebais. Bei der Hervor-
nifnng: dieses KartenbiUies ist der Lehrer in der Lae-e, sowol die einzelnen
Terraiufunnen, wie Hang, Rücken, Kuppe, Mulde u. s. \v. in vollendeter Weise
tiüzeln zur Anschauung zu bringen, als auch die Karte i^anz nach Belieben zu
generalisiieu, indem er nur die Hauptthäler, oder die Haupt- und Nebenthäler
auf diese Weise entwickelt^. (Verfasser hofft, das „mil.-geogr. Institut in
Wien werde aicli bewegen lassen, solche „Blankettkarten'' hersasteUen.)
75. Unsere begabten [Zeichen-]SehÜler (H. Gran, Zeitschrift für
Zeichen- und Ennstnnterricht*) 1893, H). „Zn unseren begabten Schülern
zShle ich diejenigen, welche geistig normal ausgestattet sind und dabei Sinn
für das Praktisdie haben. Jung-en, die sich selbst Flöten schneiden, Spazier-
slöcke schnitzen und in ihrer tVeise verzieren, die das Innere ihres Spielzeugs
untersuchen und es dann wieder zusammensetzen: das sind in der Rege! ^meine
Leute" gewesen. Ausnaiimen gab es ja da auch.'' — (n^it' g^hiUg einseitig
begabten Sehfilem war meittens im Zeidmen nichts ansaftmgen. Am aller«
wenigsten leisteten die fGr alte Sprachen einseitfff aosgestatteten Knaben, wie
sie es anch im Dentschen, In Geographie nnd Natnrkande nnr an geiiiigen
I i Ot lingen brachten. Dagegen waren jene geistig normal aosgestatteten
Knaben mit ])raktischeni Sinne stets auch in der Mathematik hervorragend.")
— „In ^ünsti^en Jahren — berichtet Orau weiter — zählte ich nacli meiner
Schätzune- uol ein Drittel aller Schüler einer Classe zu diesen Befähigten;
liielüL \sur aut-r nur em knappes Viertel vurlianden. Wahrscheinlich wird die
Zahl dieser zdehaerisch beanlagten Schüler im Süden bedeutend größer sein;
wir im Norden**) mllssen beseheidenere Ansprüche madiea.* — Wie sind nnn
die „Begahten*^ zn beschftftfgen? KeineslUla durch Einaebmterricht. Ein
fOr Äemal gilt als erster Grundsatz: „Qemelnsamer Unterricht in der einen
Classe wie in der andern, im freien Zeichnen wie im geometrischen — gemein-
samer rnterricht mit verschiedener, den Knlften der Schüler entspr^ '-lit rider
Ausführung der Arbeit (nur in Contur — mit dem Wischer — iiiii zwei
Kreiden — in schwarzer Tusche — in FurbenY" „So erziehen wir uns nicht
blos in uusern begabten Schülern iei tige Zeieiiuer, sondern It^en auch iu den
««üger belUiigten den Grand so kanstverstSndigen Meoseheo« Belm Einsei-
Unterricht kann das nicht geschehen.*
*i TTerausgegebcn vom Verein österreichii^chor Zcichenlehierf Wien. — Einxel-
uummcr iU ki. — ürau wirkt in Stade (Hannover).
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Recensionen.
Servus, Dr. H., Lehrer und Pnvaidocent zu Berlin: Ausführliches Lehr-
1>«eli der Stereometrie und sphftriBchen Trigonometrie, fBr bVliere
LebrtnstalteD und mm Selbstetodiiim. In zwei TlieUeD. Zus. 193 S., fk*
im Text. Leipzig, Teubner. 2 M. 80 Pf.
Der Verfasser nennt seine Arbeit ein nnsfflhrlichcs Lehrbuch und hebt
auch iü der V orrede diese Eigenachaft «eiueä liuehes bervor. Im ersten Ab-
Hchnittc, welcher von der Lage dar I/iniea vad Ebenen im Buune himdclt,
tritt diese Eigenschaft des Buches nur in geringerem Grade hervor: es werden
die emschlÄcriiSfen Lehrsätze in dem Umfange wiedergegeben, iu welchem man
sie auch in vielen anderen lAbrttiicbern findet; ja. wir haben sogar die sehr
wichtige Feststellung über den Winkel windschiefer (Jerader vcrniisät. Da-
gegen werden im zweiten Abschnitte allerdingg die Eigenächaftca der körpcr^
Echen Ecke mit Ausftlhrlichkeit erOrtert. Der Verfasser unterscheidet w»
Bowol beziltrlich der Congrueuzfälle, als auch bezüglich der Größe von pregen-
überlicgcoden Stücken die Möglichkeit, dass an einer körperlicbea K^ke wol
drei spitze, aber auch ein drei rechte oder stumpfe Kanten- und anck
Fläehenwinkcl vorkommen kfinnen. Diese ünteTseheidung- wurde allerdings in
Zeitschriften schon mehriach erörtert, hat nber bisher in den Lehrbücltcro
noch lüdit Anftiehme geAraden.
Der zweite Theil des Buches behandelt die EIlttis haf'eu und die Tnhalts-
berechnung der Kürper nebst der sphärischen Trigouometrie, und in diesesi
Thdle tritt Allerdings die Eigenti^ft der AurfUiriiclÜDBit oitMiiiedeii hervor:
wir finden die Lehrsätze von Ciiviiliere, Simpson und Guldin in ausfäbr-
Bestimmiiog det Kauminbaites von Pyramide und PyramidalftotB, und et wird
bei deren A])leitunp die Sumination von Keiheu ijebraucht, was allerdings ftti
die Stute des ersten Unterrichtes in der Stereometrie zu schwierig erscheint,
da sich doch die iM^Üglichen Formeln riet etnfocher gewinnen laraen. — A
folfrt die Berechnung der Oberflächen und Volumina der regelmäßigen Kürptr
aus den Halbmessern der ein- und uniKesebriebenen Kuppeln gleichfalls unter
Voransschickung einer allgemeineu uubtührlichen Ableitung. Weiter fiedet
wir dia Elemente der TbMfie filier Maxime und M*"^"»*^ noter Hemutlbiig
üer Taylor 'sehen Reihe.
Der letzte Abscbuilt des Büchels catkillt die siihürisebe Trigonometrie.
Wir tiadcn hier wieder eine sehr ausführliche Behandlung der Sinusformel und
der drei TTauptfornieln zwischen je vier Stücken, ferner der fiauU'.-ehen und
iNapier ächen Fonnelu, endlich diu Berechnuog des Flächeniulialteä aus dea
drei Seiten. — Zu luben ist anch die schöne Ausstattung, sowol was Papier
und Druck betrifft, als auch die Anschaulichkeit und Correctheit der Fig-uren.
Wir glauben das Buch der Beachtung der Fachgenosäcu bcsteud empfahlen 2u
sollen: wenn auch eieeelne Partien für einen ersten Unterricht etwas za aus*
fübrlich eweheiien, w wiid ee doah eis Haadbvdi gewim eekr gute Dienste
leisten. H. £.
ScldotkOf J., Lehrer der allgeni. Gewerbesehale in Hamburg^, Analytische
Geometrie der Ebene. 217 S. 97 Fig. im Text. Dreeden, Kühtmn».
7 Mark.
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547
Der VofuMr beseioiiBet mIb Bmk tSa eine Stiiimlv]i|' tob Lebnfttsen
und Aufgaben nebst Erläutenin^n und Resultaten ; das heict, man findet im
Buche wol auch die nothwendig'cn LelirsRtze Rhr-r d»is meiste wird in der
Form von Aufgaben geboten, xu deren Lösung luau durch cutsprechende An-
weisung gebracht wird. Der StaUBdMoritt dee LOsers der Aufgaben muss schon
ein ziei ilif'h vorgeschrittener sein. Es werden r:: Anfang alJerdings die £igeD-
thttmüchJ^eiten Ton Pimklooordinaten und Lüueucoordinaten erläutert, alsbald
aber wird von dem weoMwdier Anwendong assgiebig Gebnaoh jeinafliit,
nicht minder von der Verwendung der Determinanden. Der |frö6te Theil de3
Buches ist der eingehenden Betrachtung der Kegelschnittshnien gewidmet;
das letzte Viertel desselben jedoch befasst sich mit den CuxTen höherer Ord-
nung. Gleich zu Beginn dieses Abschnittes wird von dct geometrischen Be-
deutung des ersten und zweiten DifFerentialquotientcn geredet, wobei die
atuUytitiche Kntstehung dessdben als belumnt vorauBgCaetzt wird. Den ächluss
des Bncheo bilden Afaeehnitte Uber reoipioke Bedien, wel^ ra Polaifigoren,
Cyklidf^n n. s. w., führen und endlich über Dreicrlc«; ''oordinaten. Da, wir ge-
segt, die Beeohäftagong mit dem Buche schon eine hühere Stuie des Studiums
TomuMtet, so dflBfee dnieelb« «onoiit fitr Hbobochdler ni empftUes sein.
Ganz besonders dienlieh dtürfte es sich erweisen auf dem Gebiete der höheren
Curven, für welche uns wenigstens eingehendere nnd ausffthrlichcre Bearbei-
tungen nicliL hckannt hiod. Wir können nicht umhin zü bemerken, dasü wir
das Buch mit groSem Vergsflgcn über die didaktischen Fortschritte, wdoiie
es bekundet, gclct^en haben, wir Inlren es für eine meisterhafte Zusammen-
fMeeng der Ergebnisse der Thätigkeit vieler Forscher zu einem Gesammtbaue,
deooen BanneiBter in seiner Leiitnng beg^ckwtiieiit n wcfdni veidieBt,
H. E.
Walter, Dr. Theodor, Director der Eealschule zu Bingen, Algebraische
AufgaLoa, IL Baad. 27B S. Leipzig, Union Dentfiche Verlagsgeaellschaft.
2 Hark.
Der erste Band kam schon zur Besprechung, nnd wir haben nit^ht er-
mangelt den Fortschritt der Didaktik, welchen dieses Werk beknndet, gehfirig
hervorzuheben. Der nun TOfUegende Band enthält quadratische Bewegung»-
aufgaben, Bewegungfaufirahen mit mehrnren Unbekannten, Kreisbewegung,
Aufgaben über speeihäc-be« Gewicht, Ausduss und Arbeitdeistung. Die Au-
oidnung finden wir so wie im asten Bande, ee weiden die adiwierigsten
An^gaben der ver>*chiedencn Sanmihingcn gruppenweise :':ii=;nm mengestellt.
Von jeder einzelnen Gruppe wird ein Muster auf manaiglaiüge Axt gelltot,
todaoB ee bei maneben Mvstein bis sehn, ja bei einem sogar m an 16 Arten
von Losungen kommt, je nach der verschiedenen Wahl der Unbekannten und
der Weise, vda «ie mit den gestellten TVdingungcn in Znsammenhang gel>racht
wird. Im ersten Bande naunle der \ erlasser sein Verfahren ein tabelluriischos,
(las heißt es soll eine Tabelle angelegt werden, in weiche in Bezng auf jedes
Bewegte Gesoliwindigkeif , Zeit und Weg einzutragen sind; aueh in diesem
Bande wird wiederholt auf das tabellarische Verfahren Bezug genommen,
anBefdem bedient rieb der VerAMser aneh noch der grafblsdien Darstellnng,
um die Aufgabt-n dem Verständni.'rHe vollkommen zugänglich zu machen. Wenn
man auch bisher die vorgeführten Aufgaben zu lösen vermochte, so worde
doch nirgend ein gleich übersichtliches, klares nnd einheitliches Verfahren fttr
deren Lösung veröffentlicht. Wir betonen daher nochmals, dass dies Werk
einen didaktischen Fortschritt enthält nnd wert ist^ von den Faohgenosscn zur
Kenntnis genommen zu werden. H. E.
8ehuh;iri, Dr. Hcmauii, Prof. in Hamburg: Sammlung Ton arithme-
tischen nnd algcbraisclien Fragen und Aufgaben verbunden mit
einem systematischcu Autl)au der Arithmetik für höhere Schulen. 3. Aufl.
t Heft flr wMSkn Gbynen. 224 S. Potsdan, Stein« 1 IL 80 Fl
Wir kalten sohon iMher Qelegenhdt die «nta nnd aweite Anfli^ dieses
Bncfaos an bsspieeben; nnd da der Ysribwer im Yorwotte eildiit^ aafer der
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Verdt'utfiohunß' rinitjer Kunstaiisdrückc keine Veränderung: ;itu Buche vor-
geDumjDcn zu haben, so dürfen auch wir uns wol auf das frtther Ausgespio-
chetie beziehen. Wir luibea da hervorgehoben, das« en wesentlich didaktii»che
Kttcksichtcn wan n von welchen der Verfasser sich bei Abfassung seines Wer-
kes leiten ließ. Und diese Vorsorgre ft\r die Fi irtsfli ritte der Methodik hat
nun in den wiederholten Auflageu ihren ver<li< nt« n Lohn gefunden. Allerdings
ist einiges stehen geblieben, das als veraltet und unbrauchbar beseiduuft
werden muffs. Da die Null din V.rrifinunff der Ztilil, also keiiif /ihl ist. no
führt das Kecluuu mit der Null m aiischcincuden Widerspualica, Uetea
Lrt)6ung die Kr&fte des Anfängers mitunter Ubersteigt; am allerwenigsten aber
kiiiiu dem Reehnen mit der Xuil irtread eine Beweiskraft zukommen. Da;rp£rpu
wäre von gruütim prakti&cLcu Nutütju gewesen, wenn der Verfasser Weiauug
gegdbMl hUt», wie unniltxc ZifTeruverschwendung zu ve rmeiden sei, n&mlieh
vor MU' m, indem man liei iler Division die abzuziehenden Theilprodiieto .iuf-
zuüchreibea uuit^rlaü^i, dauu aber auch durch Vermeidung güuz ubeidüi>eig6r
WMdwfaolungen, wie man solche auf Seite 144 findet. Im Übrigen haben wir
schon wiederholt anerkannt, da>8 das Vorliii," r 'i fUjin Bedarf der Gymnat^ien
vollkommen genügt, welchen Anstalten der Veilabbu* auch durch die 12 Glei-
chungen «08 4«r gmohiaelien Anthologie Mine bfleoadcm Zoweadang ge-
aaigt hat. H. E,
Sehttnuyui, und F. Win dm 51 1er, Lehrer za Essen: Rechenbuch f&r
FortbildungsschTilen. I. Theil. lOH S. Essen, Rldeker. 1 M.
Der Inlialt des Buches verbreitet üdk üim die vier GrundredumugaartaB
in gwuMB 2tthlen, geneisM md DedmiillirfifllMMi, miMm mt giOBter Auftthr*
lichkeit über die bürgerlichen Hechnungsarten. Wir sind vullliommea einver-
standen mit dea Oximdafttaen der Vexfasser, welche sie im Vorworte darlegen,
ebenso mit der Welse, wie sie dieselben snr proktisdien Dnrebfllbraii^ biuigei.
Es wird namentlich betont, daä< diu Decimalbrüehe ein Hilf^^mittel bilden, das
Kechnen mit gemeinen Brüchen zu erleichtern, wenn nicht völlig zu ersetzen.
Bbenao richtig ist es, dass die Einkleidung aer bürgerlichen Bichnnngsarten
den verschiedeBeii Gewerben entnommen sein muss, theils um das Interesse
der Schüler anznrepfn, theils auch um üiren ("?e.si('lit!<kreis zu erweitern. Wir
begrüßen die vorliegend« Arbeit nicht nur al.s einen vorziiglicheu Lehrbehelf
für die Fortbildungs^cliiileii, sondern können nicht umbiu, die Darätelluugsweise
der Ycrfii5ser. besonders im ^lobiete der £rttoiirecliiiiiiig, ais muktcriiaft avob
iui die VulkÄaciiule hiuzusLulien. ii. E.
Dr. RMauan, Fh. , ordeiitUdier Lebrtr an der BMlMhnle sa WiedwdeB.
und Dr. F. Schmidt, Direetor der Beatoohale za Haoan, Lehrbuch der
französischen Sprache anf Grundlage der Anschanong. VII u. 2G2 8.
Bieleield n. Leipzig, 1S\^2, Velhagen & Klasing. I'rcis brosch. 2 Mk.
Die in dem vorliegenden Buche beiolgte Methode schließt sich eng au die
natürliche Spracheriemong an «ad geht deshalb voa dem Quell und Ursprung
idler Erkenntnis, der Anschauung, aus. Als Anschauungsmittel nu!1< u dir be-
kannten Hölzelsohea Bilder für den AnselmuuJii^ und Spxacbuntczricht dienen.
Um den Sohfiler bei selaea hladiehen Arbeiten die groim, im Unterrichte
angeschauten l^iM« r ersetzen, bringt das Lehrbuch verkleinerte, nicht la-Icv-
zirte Maobbildungeu dtsiaeiben; Überdies noch eine Anzahl kleiner Bildchen, oie
aar fieMmng des ünterriohtB dieaea soüea.
Entsprechend di r eingeschlagenen Uuforrichtsweiso fiilirt der L«hrtext /u-
näolist nur einfache tarnen der dem i>chüier uatieliegettden Dinge vor, an dje
sidi Fragea Aber die manBigAushea Begehungen denelbea sn eiumder aasdilieieB.
Anfangs sind alle rbuntren nur 8prechübuns:en. Lesen und »ehrifiliche übnupeu
treten erst dann auf, wenn der Schüler einige Vertrautheit mit der fremden
Sprache erworben hat. Da die Verfasser der mehr und mehr Boden gewimMatdea
Ansicht biud, dass das Übersetzen aus der Muttersprache in die fremde die
ras he Aneignung der letzteren hemmt, so haben sie von dieser Übung Uui-
gaug genommen. Aufier dem Übungsbuche enthält das Werk lü Lieder, kleine,
a«m Thea weaig bekaaata PioMsttehe, Oediohte ia Laatsohiillk äae sieh
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m —
aal dHti ASotkvveudigist«) büsdturäjikende Grammuiik, cudlich ein Wurtttibucb mit
TtanaenptiOB. Die Anntattung ist dM geradezu splendid«. Vergleicht
man diesen Lehrgang^ mit den anderen auf l-^r Anschauung bnsirenden
(I^hmaBn^ Alge Duootteid, Berlite), dann erst trettiu die vielen Voisttge dem-
selben ins rechte Lieht Daa Buch kat fibrigeos ao vielieiiigeu , wnioiten
BeifHil gefunden, dass unsere etwas TanfifttdtO AOMig« ttad Rii^ifehlung vidm
Lesern nur R' kjnmtes sag:en winl. E. R,
Ohlert, Arnold, olit^rleluer, 1. Lese- und T.elirbiich dei- fiiui?.. Sprache fiir
die Unterstufe. 78 S. Hannover, 16^2, Oail Meyer ^(iustav Prior).
Preis 60 Pt — 2. Fnuis. Loseboeh fir die Mittel- tud Obentift bSherer
LehraoBtalten. VI n. 215 S. Ebend. Pr«li 1 Mk. 60Pf.— 3. Seh^lgmn-
matik der franz. Sprache. Vn o. 16S S. Ebend. Prefs 1 Hk. 20 Pf. ~
4. Der Unterricht im Franzöalaebail. Biiie PaiSteUniiir des I«hiiMifei.
22 S. Ebend. l'n is 40 Pf.
Herr übezleiim Uhlert stellt sich auf S. 47 seiner au^geseiehueten und
im sysMkHctaBiiDniikaiapfehiaflgdtiiteiiiSe^ „Die fremdipraehHche
Beformbcwegung" die Frage: „Wie ist die Grammatik an der Hand der
Lectflie zn behandeln?" und antwortet nnf dieselbe pranz treffend: „Soll
die gewUn^ichte Methode^ urumiuatik iiu Uec Ii and der Lectürc zu treiben,
durehzuführen sein, so mas ein Lenbiieh gesehnft'en werden, welches der metho-
dischen Behandlnn'j ^rrammatischen Stoffes als Cnterlat^e dienen kann." —
Zu unserem nidit genügen Krstaun^ ünden wir aber in dem unter 1. bezeich-
neten Bflehlebi nieht die leiMBte Spiir der vom Verfuaer Mlbat an^eatellten
conditio sine qua non. Wenn der Verfasser meint: „Schon zwei oder drei
Formen, zu einem Tempus gehörig, genügen, nm die zu fester Aneignung er-
forderliche AüSüciatiou der Vonstcilungcü herzustellen, die fehlenden Formen
mOge der Lehrer an der Tafel hinzufügen" so ist das, nach nuKrcm Er-
messen, keiuf Grundliigt' fiir die Behandlung der Grammatik, ebensowenig keine
mcthodiadie , da ja die einzelnen Leseatttcke in keinem Zusammenhange mit
der angehängten Gnuninatik ■tehen. Man wird doeh oieht bebanplMi woUeo,
dass ein solcher Vorgang, der dem Scbülcr die Aneignung und dem Lehrer die
Beibringung des grammatisc hen Wissens ungeheuer erschwert, vor demjenigen
den Vorzug verdient, den bereite» viele und treffliche Unterrichtsbttcher ein-
nblafi^n, indem sie einfl möglichat reichliche Anschauung des zu lernenden
prammatischen Elementes vorftlhrcn. Der Lesestoff ist für deutsche Schulen
woi grotftentheiUi neu, worauf der Verlasser besonderes Gewicht zu legen ^heint.
Nen, angegeben; aber deihalb doeii nieht den Ferdenngea dm Elementnr-
Unterrichts entsprechender als derjenige so vieler anderer Lehrtexte, die mehr
das Interesse der lernenden Jugend als Neuheit im Auge haben. Bei der
verhftltnismäßigen Armut der französischen Literatur an kuUlUehen Stoffen,
die unserem Gcsehmaeke entsprechen, bleibt ee immer gewagt, den alten lieben
Bdcannten aus dem Wege zn gehen.
Ganz anders lautet unser Urtheil Uber das Lesebuch Nr. 2. Da sind wir
dem VerfiMeer fttr lein Beetreben, Neues zu bieten, dankbar. So besonders Ar
die .\bschnittc Tontes. Ht-ographie, nistx)ire und 3I(i'nrs. -- Die ^Schulgram-
nutik** zeichnet sich durch eine klare, systematitsche Anordnung aus. Die
Regeln rind möglichst kv» nnd elementar gefasst, obzwar eie die ErgebniMe
der wissenschafllir II 11 Forschung berücksichtigen. — Die unter 4, im: ^1 ündigtc.
bereits in 2. Auflage erschienene Begleiteohrift gibt eine Daisteliong deä Lehr-
ganges, namentlich auf der Unterstufe. ^' ^
Min, J, B., Elementarbaoli der ftwusMidieii Spraehe. Tin u. 197 S.
Leipadg, 1893^ Nenmanii. Fteie 2 Mk.
In der V« rr< rln Agt der Verfasser, dass an der Oberrcalschule, an der er
\%irkt, seit der i:^iutülirung seiner fxanaöaiachea Grammatik in den mittleren
und oberen Classen der f ranzödeohe Unteirioht nach der neuen HelMe ertheilt
wird, dass in den unteren hingegen bislang die Elementargrammatik von PIcKtz
in Verwendung steht, und dass ein solches Verhältnis auch noch an anderen An-
stalten obwalten dürfte, Deu Wunsch nun, die nuthwendige Einheitlichkeit
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— 550 ~
zu cnnügliclieo , liezoichnet der Autor als die veranlassende rr>a(.-hc der H' '^
ausgäbe de« in Kcde stehenden MementarbucheR. Bescheiden wie ihr £nt-
BtebungsgTund ist auch die Arbeit — eigentlich ein gewOlmIfdMS LeKlwHi
mit einer praniuiati-scheu Beitrsibo. Goi^chirkt pomacht siiul die deutj«fhcn
Übungen, die gleich dem französischen Leaettoffe, an den sie sich anlehnen,
WMumnenhttngende Ganze bilden. E. B.
KttBf Kttri, FranzasiselieB Leteboeh Ar AnCtager. (EV a. 70 S.). Biekftld
Vid Leipzig, 1892, Yelhagen & Elasing.
Das ftußcrst geschmackvoll ausgestattete Büchlein kann z^ ar für sich allein
als Lesebuch dem ersten Unterrichte im Französischen zu Grunde gelegt werden,
Mdl aber hauptsächlich, nach des Verfassers Wunsch, als Einleitung und Er-
gänzung zu dessen französischem Lesebuche für die Unterstufe — d^^s geradezu
bahobreeheud geworden ist — dienen. Der Verfasser will besonders an den
Schulen, wo das Französische als erste fremde Sprache ohne planmäßige gram-
niiitibchc Bcltlirunc: gelehrt wird, dem Schüler in mHplieh.st einfacher franz6-
sibchei Form geiue UiuKebuug uud die Vorkommnisse des titglicheu Lebens
•ovie einig« Qegoistinde des Sdivlnnterrichts (Rechnen und Geographie) vor-
führen. — Kfthn yerstcht es, wie wenige, dem Kinde das Lernen zu dnem
angeuuhmea ücacliäfte zu machen. Der hier gebotene Stoff bietet die niög-
lie&ts Mnuiigfaltigkeit und ist durchweg dem Ge^ii lit^kreise jener Attenstofe
entnomro>^n, tar <\v- er bestimmt ist. Das mit der dem Verfasser eigenen
Vorsicht uud jeüt-ia Ernste bearbeitete Werkchen, die seine übrigen Publiea-
tionon kennzeichnen, rciltt sich wtidlg Minia Toigiageai fttt. Der Name des
Verfassers ist die beste Empfehlnng. E. 1^
Boerner, Otto, Oberlehrer am G>niDasmm zum heiligen Kretiü ünDrt&dcD,
Lehrbach der französischen Sprache. Uit besouderei- Berücksichtigung dar
Übungen im mttndliehen and eehriftliciien IMen Gebranch der Spraebe.
VIU ». 332 S. Leipzig, 1893, Teubner. Preis 2 Mk. 50 Pf.
Der Verfasser findet, dass die alten Lehrbücher zu wenig Gelegenheit zur
Erlangung einer geaUgenden Sprachfertigkeit bieten, die meisten der in der
neven Methode fnßenden hinwieder die Grammatik za wenig lietonen. Dies
Teranlaspte ihn zur Ausarbeitung des vorliegenden Lehrganges, dessen beträcht-
liche Corpulenz alle modernen sciimächtigereu CoUegan gewissermaBen ii
Schatten stellen will. Dass die zweite der angeführten Behauptungen des
Verfassers der Thats;iohtichl;< [f nicht entqnielit) bnMcbea wit weder ihm, noeh
dem kundigen Leser zu beweu>en. £. B.
Dr. IJlbricli, O.y FroftMor der Friedrieh-Werdeneliea Ober-Bentoolinle 1b
BecUn» Elementartneii der ihmzSsischen Sprache für bOhere Lehnnetalto.
8. Anfl. V 11. 209 S. Berlin, 1892, Gärtner.
Ulbrichs Elementarbuch ist bei seinem ersten Erscheinen (1886) von der
fachwissenschaftlichen, die maßvolle Reform vertretenden Presse als ein iirai»
diges Ereignis begrüßt worden.
Jede der ersten 50 Lectionen beginnt mit einem fran/ 1 i eben zusammea*
hängenden Texte, der die zu erlernenden grammatischen Formt u und (Jtaetze —
freilich in einer nicht genügenden Anzahl — zur Anschauung bringt. Hierauf
folgen — nnd das ist der Kernpunkt des Lehrbuchs — deutsche Übung«Bätie,
die den fra.nzöi>ijjchcn Text möglichst vielseitig vcrarbeitea, die aber nicht et«*
von dem Schüler der Reihe nach ins Französische übersetzt werden sollen, sonders
dem T-ehrer nnr das Material bieten wollen für die verschiedenen Ubungeo.
durch welche er die llegeln der Grammatik und das au» dem Lesestück ge-
wonnene Sprachmaterial seinen Schülern einzuprägen wünsdit. ' Zu diesem
Zwecke empfiehlt der Verfasser, da in einer lebenden Sprache zuerst das Ver-
ständnis der gesprochenen fremden Laute anzustreben ist, den Inhalt der
dentedien Sätze den Schlllwn in französischer Sprache vorzusagen, ihn wieder-
holen und übersetzen %n lassen. Die Fortsetzung bilden 50 Wiederholungen,
deutsche Umwandlungen der correspondirenden französischen Nummern.
Anhang bringt einige Stoffe, entnommen dem jugendlichen Anschauungskreise,
urlhrend der Inhalt der TOiigen Leetionen nneiefc dem hietoxiaeben Geliirte
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— 651
aufhört. T>as Nothwcmligstc ans der Grammatik uud ein Wörterverzeichnis
bilden den 8diluss. Das Ganase. ist eine treuliche Arbeit. Hc.Hunders die
ÜbuDgssätze und die Wiederholungen zcug^ von einem nicht gewöhnlichea
pädagogiMkn Geaohiek vad joMr G«d«M, die oir die Liehe rar Sache vei*
leiht. E. K.
Dr. SoltDiann. Hermaim Das propädeatiscbe Halbjahr des frunzü^^ichen
Unterrichts iu der höheren Mädchenschale. 92 S. Bremen, 1893, Kuhinianu
(G. Winter). Preis 1 Mk. 50 Pf.
Genannte Schrift, die den AnfangemteKricht im Französischen «a der
höheren >Iädt hcns! hnlr> ^i? ins Einz' lue ^n.io darstellt — freilich nnr n i ' h
der Methode des Verlabbem — will eine Lücke in der pädagogischen Literatur
ansfttUen, die naneBfJidi die Lebrezfauiai dieeei Faches empfind mfissen. Die
Forderungen des vom Verfasser eingeschlagenen und den Fachcolleginnen em-
pfohlenen Untcrrichtsp;anj^es sind: ,,Es goU vom Laute ausgegangen, das.ortho-
graiihifiche Wortbild nicht gleich mit eingeprägt, das phonetische aber auch
aieht benutzt werden. Somit ist den SchülerioDea ftr den Anfangsunterricht
gar kein Buch in die Hand zu geben.'' Wie sich nun ein diesen Principien
entsprechender Unterricht zu sestalten hat, das zu zeigen, ist dw Hauptzweck
▼erliegeader Sduift, die aas Hemi Doetor Soltmaaa eb eiaea ttcbtigea oad
filr sein Fach hegei^terteu Lehrer kennen lehrte. Referent wünscht vom
Her/.eti, dass alle Lehrerinnen und Lehrer! des Französischen al! den
Bedingungen entsprechen, von denen der Verfa.>5ser bei Befolgung seiner Methode
den Unterrichtserfolg abhängig macht, und die da sind: vid pädagogische!
Geschick, Freundlichkeit verbunden mit strammer Zucht, sichere Behenachaag
des Unterrichtsstoffes, tadellose Aussprache, häusliche Vorbereitung.
Aas dfeeem Bdclileia kaaa aaeh der ia Saeliaa der Xethodea bewaaderta
Lehrtr vir]es lernen. Dies hat der Referent an sich selbst erfahren. E. B.
Dr. Rettin, Albreclit , Lehrer der fraiiznsischen Sprache und Literatur am
Vitztlmmschen Gymnasiam m Dyp^dm. Französisches Übuoi^baeli fllr die
Unterstufe. VIII u. 155 S. Bamberg, 1892, Büchner.
Beum*B Übnngabadi macht sioii lar Aufgabe, voa aOon, wie die Terscide*
denen Bichtungen auf dem Gebiete des methodischen Unterrichts im Franzö-
sischen während der letzten Jahre Neues und TrefFliches hervorgebracht, da«
zu verarbeiten, was mit Aussicht auf £rfolg angewendet werden kann. Jedes
der 26 C^pitel zerfällt in folgende 6 Haa^tiielle: 1. Dictee, welche glttcklieh
gewählte, nnf inglich naheliegende und concreto, später ferncrliegcnde undabs-
tiacte ätoil'e vorführt und stets eine grammatische Thatsache in vlUüg .hin-
r^eheadem Male ülastriiea. S. die lüaangehOieade PreparatioB. 8. Biereiee,
bestimmt vor allem, dem Schüler die Zunge zu lösen. 4. Questionnaire. 5. Theme,
deiitsrhe Übungssätze zum Uberectzen ins Französische, don Inhalt der letzteren
variirend. Hierauf folgen 2ü Morceaux choisis, dann b irunzüsisrhe Lieder,
schließlich ein WörtttTeneMhait. Eia Anliang stellt die im Buche vorkom-
menden Gallicismen zusammen. Die in den Dict6es veranschaulichten gram-
matischen Erscheinungen erklärt der erste Tl^ der französischen Grammatik
▼m Br. Qtorg Stern^ cnehieaea ia demseibeB Vellage. Selbe heSeiligt sieh
der möglichsten Kür/e uud Klarheit, scheidet die Ilauittregel von deu Einzcl-
flÜlea und Ausnahmen uud vereinigt unter dem Strich alleti das, was einer
Wiederholung de» gramuiatischen Pensums vorhehalten bleiben kann. E. R.
latfUtt, Sprachleb en and Sprachsch&den. Leipzig 1B9S| BIcfater,
466 S. 5 M, 50 Pf.
Ähnlich wie Wuätmanns „Sprachdummheitcn" oder Kpüer? ..Antfhar-
barus" oder Andresons «Spraohgebrauch und äprachrichtigkeit" ist das vor-
liegende Werk ein FBhier darob die Sdiwaakuafea nad SdiwierigiMitea des
deutschen Sprachgebrauches. Es ordnet das gesammelte Material nach Art
der deutschen Schulgrammatik, indem es zuerst das Wort als vereinzelten
Satztheil (Wortbildung, Wortarten) uud dann als im Gefiige des Satzes stehend,
also als Snti^^et, Prädicat, Object, .\dverbiale und Attribut betrachtet, ferner
die Satiartea, ihre Yeriuittpftugi Modnafoim aad WortsteUaag auf die YerstOla
»7*
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~ 65Ä —
gegen die Spiftciirichtigkeit untenudit, die dem Zeitungs- und Kuulei-Deutioh
flaf dM KoUioIb n w!linibcn nad. . Neben Vdüora, die nur ▼erefaBirft f«r>
kommen und sich widor allos Si»ra( he:cfilhl versündigen, stehen andere , die
lelbst aoi den Werken unserer betten ächziflnteUer geholt dnd, and die wir
IpKfidelit mdir ah Fleeken nm Gewtade innerer Sprache gewakr werden. Wemi
Matthiits iin.s aiioh mir »ün wonig aus iiii«-t rt r S^hreibsorglosigkeit aufrfltteUie^
er hätte genug erreicht^ denn die Erkenutnia der Fehler ist ja die erste SMfe
zur Besseranf?. TrdBdi ntanelunal ist Matthias, der Führer, selbst ni<^t ftei
von Fehlern. Seine eigenen Sätze sind nicht immer mustcrgQltig gebaut.
Man hOre z. B. folgende ^S. 118K „Es ist die Aufgabe des transitiven Verbs,
sn bezeichnen, dass durch die Thätigkcit des Subjeets ein Object durch die
von ji iicin ausgeübte Handlung in den durch diese bezweckten Zustand ver-
setzt wird, d. h. das object, mit dem neben der activen Form: .ich habe ihn
erkamit', ursprünglich das Particip wirklich in voUstindigc Formeugleichheit
gebracht worden ist (,habem inan irchantan ), befindet sich in einem solchen
Verhältnis stets in leidendem Zustande, und ein solcher Satz .Der Vater liebt
sein Kind* (— Snbj. -f- trans. Verb 4- Obü lost sich auf in Subj. -j- 1. Par-
ticip: Der liebende Vater und Obj. 4- S. Particip: das geliebte Kind. Oder
S. 141: „Zuletzt, ehe wir die Rection der Verhältniswörter gerecht ge-
worden zu sein glauben dürfen, thut noch ein warnender Hinweis auf
die gänzliche Rectionslosigkelt noth, in der sie selbst ScbriftsteUer, und zwar
berufene wie unberufene, in Zeitungen zumal, auch Gelehrte, dazu Buch-
händler und ihre Pactotcn, wie schon einmal bemerkt, erscheinen lassen, niiui-
lich mit undeclinirten Formen daneben, in der Mehrzahl zumal, die eben-
sogut Nominative als Accusativc sein können, aber schließlich nicht* sind, als,
schwarz auf weiß bcstÄtigt, die Folge davon, dass das Ciclühl lür den Wert
und die Schönheit unserer dxswi mmihn kommt.'' Oder S. 355: »ABier
der durch die beiden HHuptvcrha ancegebencn Zeitstufe werden nicht weniger
als acht andere in l'articipicn angedeutet, die zu sieben jener voraugehoi
und eine ihr nachfblgeB.'' Doch geaag dftTOttt Wir wollen es den Verfasser
deutschen am Zeuge Ilickt und ihnen einmal sogar eine Form auimutzt, die
sie wol nicht gebrauchen. Wir wenigstena luwen eine Form „imrwbtig*
statt „vordem" noch nie in «'»stcrreich gelesen, geschweige gehört.
Trotz alledem bleibt das Buch ein gutes, ja ein wertvollem Buih. Ist
seine Leetllie auch nicht ao leiobt» ao bequem , so unterhaltend wie die
Wustmanns , so ist «• nmso nidier an Beii^pielen and auch wiastfuduftüch
beääer tuudirt.
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554
Karl Haehnel, Übersicht der deatachen Literaturgesclucbte. Wien, ilauü'selie
k. v. iL Hof-Veriags- und 17iii¥enittl»<6aeli]uuid]iii« (Joliai KUnUnrdt Ck».).
Zweite iiin^carbeitele Anflige. 90 S.
Martin Schödel, Lateinische Elementargnunmatik fUr die drei unteren Gymna-
sialdassen und die entsprechenden Clanen anderer höherer Lehnnstattm.
Leipzij?, B. G. Tenbner. 170 S.
Dr. MuriU S^i«£ uud Professor Beriet, Weltgeschichte m biugraphien.
Bnfeor Kazm. Tianaluite Terbeiaerte AnflagQ. 344 8, 3 Karten. 3 Hk.
Zweiter Knmia. Kennte verbeaserte Anflage. 356 S. 3 Hk. htiptSg nnd
Frankfort a. M., Kesselring'sche Hofbnchhandlnng (E. v. Mayer).
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Wien. F. 1 enipsky. Leipzig, G. Freyta»-. Preis 1 fl. 20 kr. — 2 Uk.
Albert Hg, KunMtgeachichtliche Charakterbilder aut» (>8terreich-üngam. L Lie-
ferung. 32 S. Verlag von F. Tempskj In Wien nnd Prag. VoUallndig in
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Dr. F. Imhoof-Blamer, Porträtköpfe auf i9nilMhen Münzen der Repablik nnd
der Kaiserzeit. Zweite verbesserte Ausgabe. Leipzig, B. Q. Tenlmer. Wt
122 Bildnissen in Lichtdruck. 16 S. Text und 4 Tafeln.
Pr. J. EngelDiauD, Leitfaden bei dem Unterricht in der Handelsgeschiehte
ffir Handelslehranstalten and kaufmännische FortbUdnagBichalen. Erlangen,
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Dr. Th. Cicalek, J. 6. Bttkaig nnd Dr. Karl Zekl«, Atlas fOr commer-
deUe Lebranstaitnn gezelelinAt von Dr. Karl Pencker. Wien, Artaria dbCo.
12 Karten. 1 fl, 20 kr.
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l. Teil: Die Lehre vom Staate. 3. vermehrte und umgearbeitete Auflage.
Leipzig, Feodor Belnboth. 170 S.
A. Sattler, Leit&den der Qeometrie für Volke-, Borger- nnd Fotbfldnngn-
schalen in drei Stufen. Erste Stufe: Geometrischer Anschaunngsnnterricht
3. Anfl. Hit 65 Figaien. Brannioliweig, ApiieUiaiui & Ffenningetocil 56 a
40 Pf.
Franz Schindler, Physik und Chemie für Büi-gerschulen. Dritte Stufe. 6. Auf-
lage. Prag und Wien, F. Tempel^. Leipzig, G. Frey tag. 120 8. 72 Ab-
bildungen. Geh. 45 kr.p geb. 60 kr.
A. Sattler, Kleine Naturlebre und Chemie mit Berücksichtigung der Hlnef»-
logie und der Lehre vom Menschen. Braonsoliweig, Fiiedtick ViewogT iui4
Sohn. 72 S. 127 Holzschnitte. 50 Pf.
Josef Babenicek, Lehrbacb der Pflauzenkunde für Lehrer- und Lelirerinnen-
bi]dnngsaaatalte& Prag nnd Wien, F.Tempskyi Leipzig, G.Frey tag. 195 S.
195 Abbildungen. GeK 1 fl., geb. 1 iL 26 kr.
Jm. Nieten, Naturgescbichtliche Lebens- und Charakterbilder für die Volks-
acbnle. !>n m Idorf, L. Schwann. L Theü: 50 a 60 Pf. II, Theü: 91 a
1 M. 4Ü Pf. UI. Theü: 184 S. 2 Mk, 50 Pf.
U. Niepel, Wandbilder des niederen Thierreiches. Breslan, £. Morgenstern.
14 Blätter. 14 Mk.
Dr. Frtm Ki«flliug und Egmoit Pfiüs, Hetbodiachea Handbneh lir den
geaammten naturwissenschaftlichen Unterricht in Volks- nnd bSbemMllddMi^
acbnlen in aedta Gnraen. CorBna VL Der Henacb in Beaielrang nur oiga-
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n igelten nnd nnorgaiikchen Natur. 586 ä. ö. u. 6. Corsas zus. 7 Hk,
BrauiiBchweig, AppelhaoB & PfenningstorfT.
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E«L FMer^ Vflriagr. 32 a 18 AbbUdnngea. 20 Pf.
IHto Janke, Die Literatur der Sohidhjgiciiie. KiitUcher Bericht Gotha,
Fniil f^iirend. 54 S. 60 Pf.
Dr. Carl Eulor. KTiryklopädischcs Hanrlbnch des pesanrmten Tumwesens nnd
der verwauditsü irebiete. J. und IL Heft ä 60 Pf. Wien und Leipzig,
A. Piciilers Witwe & Sohn.
Or. wuA, Iteorg MttUcr, Die Wid«ntaaM3jiiiiiaitIk fBr Schule und Haut.
Leipzig, a L. HlnehflBld. 6B S. 60 AbbildimgeD. 1 Utk. 60 Pf.
Profi U. Schoop, DerZeicli imitenielit 'u Knde des neunzehnten Jahriiiuiderts.
Zürich, Alb rt Müller. 143 S TU Figuren. 4 Mk.
Paol Stade^ Ein neuer Lehrplau für den Zeicbenonterricht in der Volksechale.
Gotha, Emil Behrend. 23 S. 60 Pf
£nül Franke ; Das neue Universal-Monogramm. Zürich, Orell FfiBli. Heft L
4]fk.
Jtsef Hiebseli, Methodik des Gesan^terfichts. Wien, A. Pichlers Witwe
& Sohn. Zweite umgearbeitete Auflage. 143 S. 80 kr.
A. Oräßner und R. Kropf, Sammlung geistlicher und weltlicher Gcsängre fiir
Mäimerchor. Halle a. S., Hermann Schroedel. 1 Mk. 80 Pf, geb. 2 Mk.
Friedrich Hesse und Adalbert SchSolein, Sclmlliederbuch. Heft II förMittel-
daflMn, Heft ni fSr Oberclasaen. Dessau, Paul Banmann.
Man Hein, die FormoD der mnsikaliBcheii Oomposltion. Erlangen nnd
Leipzig, Andr. Deichert (G. Böhme). 3. Aufl. 128 S. 1 Mk. 80 Pf.
L. A. Zellner, Vorträge über Orgelbau. Wien, Pest, Leipzig, Hai tlebens Ver-
lag. 148 S 65 Abbild. 3 Beilagen. Geh. 2 fl. 20 kr., geb. 3 11.
Joseph Claybauj;h Gordon. W.A.. Ph. D., Notes and Observations upon the
educatiou of tlie deaf, witli a revised indeiL to educatiun of deaf children.
Volta bwean, Washington, D. C. CX and 88 pg.
▼eimlWMtt. UMtiu Dr. Pti«dri«li Dlt(«i. Bi«hira^«i«f Jallmi Kll«kk«fdt, Leipzig.
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I« II l( 1 1 1 1 ) ■ 1 1 1 1 i < •
ANZEIQBM.
«erlag oon ^uUu» SMiwfHUftt fa fleipjifl uib tBeiti« W.86.
ItUtliMfil irorUnett Jliflilri
Mufoiäiuiifilien pdiM
mit aufgeführten lBei{)nc(dt
Surgerfc^ulcn Oon
ObcrIfJ)rer an bcr 8ieolf(^uIc in ficipjiß.
I. 9. «ufi. n. teil, 7.«ufl. fle^. i 80^f.
m. Xett, 6. «ufl. 8. fle^. ^rei« 1 9R.
«tfiiltettattinl, H lMoil. H. sich. ^Brciel
M L »finbcben Dc^ Vdtvef^cti MtAtu-
lM|e# fciumft Vie^nfü^rung in We 9of
tcttl tinb abfüräungiMi bci^ faufmönnifc^en
Stec^neni; an bkfcn einUUcnben Xeti ret^n
ftd) bie gemö^nlic^« BÄrgfrlie^en Äec^-
niing^nrten, njabrenbbü^ TT. unb III. "i^iinb=
äien liauptjäc^Iid^ bad U)ebiet t>t^ fauf«
mfinnifd)cu 9*c(^nfn3 bc^onbeln, nämlic^
im II. bie ^rojent», 3'"=*'» ?i-^tont», Xer*
ntin< unb Sffehenrcc^nung unb im III. bie
SEBfC^fel" unb ffiorenret^nung. 9ai Äuf«
flobenmoteriül tft fo 5ali(reidi, boß jebcr
fBt
i^etaiiiBCflC^n Don
|tt« ^mt unb f. ifttger.
.<Scft A.: für Si'jrta. 4. 9IufI. 2)ie 4 Spejic«
mit Bonien 3a^lcB- f"'^ Cuinta.
4. IlHfl. 9)it 4 6)Ksie« mit Srä^n.
8. ge^. $rrtS ä ^eft 60 tßf.
«rfnltütf ^teriu 60 «ßf.
«otftc^eiibe« Söerf tft (Srgönjung
»U „Sd»e^ WufflOben für ba8 foufmQnr.iid)c
^f(!)nen", troldic^ nur ©toff für bie ÜHittcl«
unb Dfacrllajien bietet, bearbeitet worben.
be^anbelt ben an 9lealfd>ulen für ^c^ta
unb Ouinta gcfc^Iidi tiorflfiÄricticnen 8toff
unb jwot in ber ticiii, baß ouc^ bie fiit
^öf)ere ^ulen unerläßlich Xi|eorie br«
»et^ncn« genügenbc 'öeriicffic^tigung finbet.
83flbe 9led)cnu>crfc )inb bereite in jalj!«
trieben höt)«en 8t^ulen 6a(t)fen8 unb
^reufeonö int («cbroud)c unb [teilt bie 5Ser«
lag^ljanblung bei beabfic^tigtet äinfü^rung
getn ein l(nfiri(tfcKenq»1ar »nt eecffigmg.
fit MIN ml 9tittiDn|ifi|tl(i nl
iilmllIifeBMIem&|ffi|Mlci
in 8 fi^ etiDeiUttbcB tvtfea.
gearbeitet tmt
g, Plttrnimrii,
S(^ulbircllor.
fln^üht A, OonDliu«^ für li^n Vcbrci.
Hiidgafie B, für die Oan» bed ZdtiM
in S heften ^ SK. -,$0.
1. ^t 8. «nf(. 2. ^eft 6. «ufL
3. ^ft 4. «uft. .
Die Sdjfllerbeftc finb bereit« on wer»
jrbicbfnen Spulen 3ad)ien^ unb ^reufeen*
jur (ftnfü^ning gelongt unb ^at fidj auc^
ein Teil ber pSboiioiiifctii'n "i^rrm- in bcr
anecfenneubflen SSeije über t>ai ^ud) au^
gefpiwlcn. ®o ft^mbt n. a. We Xt)u«
riugijcf)e Sdiul^eitung: „5)et «erfoffer
ftet)t auf eigenem ^oben, ganA »ie @rubc
bie 3aMenWlbet, f» («Imibett ec^ierer bic
iieonii'trti'cficn Jtörttcr. ?(nfdioucn, Äon»
ftiuiercn unb löece^inen, t>a§ ftub bic
^rnnbfä^e, na4 bcnftt jelcr tfcpn
I anbclt ift unb bnbur(^ gerolnnt ba« ®anje
bebeutenb an äKanmgfaltigtrit unb Sniec»
effe, UM» bei bem nurtlemotlffte« 1nta>
richte um fo roicfttigcr ift. ^^ic flanke tÄn»
läge nnb 2)urdnüt)rung oerrät ein fo
einge^enbe« pöbaflogift^ nnb befonbccA
niiithrniatihlici-' 'iHTÜiiubtu^ , fliegt bc
berjigen^roerte bibafttl'dje SBitute, ba| »ic
ba« betreffcnbe fkd gn ben toorjüglii^lle«
üä^Ien müffen, welche biefc^ ?^ad) betjan«
beln, unb bemfelben bie rDeitefte anb
oQjeitigfte S^rbreitung unb tfiWMIlbiB|
nrfbifi^ett.''
fSr cittfadje «^»«fdlitlci*
^tn Icitfabcn für £ei|rfr
«Iii tHntfihn^ für !Mfikf,
8. SnRagc. 52 Seiten mit bieten
gel). i^nMoi ^,40.
9irfultate bictju 3». -,20.
Ifatfic^t^'t^emptare fmb bun^ icbf lta#»
^mbtong gn begieß.
Oigitized by GaL)gIe
UM priktisdiin, kuruft dtWi
liidrtWTtüa^liilitrt V kitliun
Clavierschu
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•Gerstenbei
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tf.m. rnis2Mk.S0Ff
)il(»IW, M«M* I* nitnir miMr
IlMMWjälbäikM
Mtl.
M-Bmer
Piaitinnc von 440 Mk., Harmoniums
riOJimUO von iK) Mk. an. und FlOgel,
lOjäbr. Garantie. Abzahlung geatattet.
Bei Barzahlung Rabatt und Frcisondung.
W 1 LH. EM MER. Berlin 0., Seydel-
8t fasse 20. Allerlukhste Auszeichnungen:
Orden, Staats-Medaillen etc.
Pianinos Ton 350 bis 1500 Mk.
Hartnnnium« dpot^che und amerik. Cottape-
namioniumg, ^-^^^^j^^ ^
FTutteTTAlTe Fabrikate. Hbchiitor B«*rrabatt.
Alle Vorthfilp. Illuatr. Katalope grstis.
VVilh. Rudolph in Oie»*>*«»n,
prSaate» Piano- VerKaiid • Geftchüft DfaUoblanda.
• QröfstQs Lager
Louis Ocrtcl(t>
HANNOVER
jMSfrumeth, 5§ittn e/c.iu Engns Traisen.
Über den seit Jahren bei den p. t.
Herren Pädagogen eto, etc.
wohlbekannten
Holländischen Tabak
von B. Becker in Seesen a. Harz hat
der Fabrikant tausendfache« Lob erhalten
und sieb den Besitz der Zuschriften schon
1885 und dann 1892 notariell bestätigen
langen. Das not. Dokument hat die Expe-
dition eingesehen. (10 Pfd. des Tabaks
loKe in einem Bentel frco. 8 Mark.)
öorjiiQl. Sttndflarne a. SaumwoQe, il^l(}ügnc
nnd äBoIIr mfter umfonft.
«erloQ Don ^uliuö 9\\nX%ax^t in 6f iHgig.
für
^KMrrfniit in)) SminarifH
öon Dr. (iJeorg C^reJmcr.
8. '^itxi brofc^. 3 3)iar!, clffl. fleb. in
©anj^Ieincn 3,60 S^arf.
3n bem ©crfe finb bic Grgcbniffe bcr
SBill'cnfdjaft überall bfrüdfidjtiqt unb in
furjcr prämiier Jonu jur Xarfiellunn gc»
hxa&it. %'\t einjelncn biblifc^en ^^üc^r
werben nat^ allen löej^tebitnflpn befproc^cn,
unb ift bie Sdjrtft baburc^ ebenfoiuo^l
für gebilbete Säten ein bequeme« 9?ot^'
fc^taciebud), aU auc^ für Stubierenbr unb
Scmiiiariften ein ^nbltct)c5 SÄittel für
^epetition unb (5fament)orbereitu«g. ©enn
Scrfaffer aut^ bcr liberalen ?lnf(bauun9
^ulbtgt unb Don brr gemöbnlic^eu Xrabi*
tion (uroeilen abroeic^enbe Urteile auSfpric^t,
fo gcfdjtcbt bieäi_ bod), obne »erleben
ober bie eigene Überzeugung anbeten auj<
brängen noOen.
für
IrlirrrMliinngaanllaltrn
öcrfafet öon !6crtit)av2) ^cid^arH.
„Tai3 ift eine wo^lgelungene Arbeit
eine« tüdjtigen 'iJraftiferd, bie wir für ben
Scminaruntcrric^t au« ooQcr flbcrjougiing
empfehlen fi^nnen. ßiite qewiffen^afte lUuö»
fübrung biefer @efang«übungen wirb ju
einem fdiönen, biogiamcn Ion, pünftlidicr
©ewegung, fidjereni ircffen, beutlid)cr Äu^«
fprad^e unb geidjmadooQem Vortrag füf^reu."
^au« unb €d)ule.
Ta^ Su(^ fei aüen Scntinaroorftanbeu
jur "Jlnfäiaffung beften« empfohlen.
Serlag Don ^uliud ftlinf^ardt in lVi|igtg unb 9frlin W. 35.
Sofbfn crfd)icn:
für
BöangBliftfjE BoIhsfcfiulEn.
Scrcinfaditc fludnabcfB) ftr^^erd^mti
9lrli0i0nöbu4rd für mittlere Spulen
Don förtttt^ig,
Äfftor ber TOiltfl' u. bcr i. vin'trflct 'i'^a^d)fn|d)uIe ic.
in (Arfurt.
(tftnfül)n>ng gcntbtntgt bnrd) prrug. ^iniß.-
tttfkr. Htm S4. VII. 84 Itr. Illa 16897).
$rci3 unflebunbfn Bö ^f., gcbiinben HO ^f.
5)ic bfifdlliqe ^'lufiiabnic, bic bc^ iBcr«
faffer^ «trd^crei» einlieitltf^cö ^eiU
gt#ndtll4l (Kfunbcn, legte ben (^cbanren
na^e, ein nnd) bcnielben (yrunbiu^rn bc
arbeitetet i'ebrbuc^ für etnfa^nre S<4iil=
tttxUäUni^t tirraiii5,vigeben. Ta^fclbe liegt
nun Oür unb «mar einem |o überaus
niebrigen $reifc, ta% oud) Schulen in
ärmeren ÖJegenbcn bic öinfübrung er-
müglid)t ift. !im Äönigr. ^^rcnfefn ift baö
©u(b bereit!? jur ©infü^rung genetjmigt.
!Öei beabfirtitigter Einführung wolle mon
\id) bireft an bie %crlag^t)anblung toenben.
?ür b\t Sommerszeit Brjlens cmpfofjren:
Sfirlr für ^lt lPolk$f(|nlr.
herausgegeben oon
^o^anttcd 8tangctttier(|(r.
Srünfte, Dielfac^ uerbeijertc unb oerme^rte
9Iufloge.
8» eleg. gel). ^reisSO^f., eleg. fort. 1 1».
%ai SBerMien bringt tn georbneter
3ufommenftcnung 3ü Sing» unb fiieber«
fpicle für ba^ Äinbergortenalter, 21 Spiele
für Änaben unb 9Räbd)en im Hilter hii ju
9 fahren, 39 lurn^» unb anbere Spiele
für ftnabcn unb 10 Spiele für SRäbc^cn
über 9 ^abrc, ferner 44 ÖJefenfc^aftSfpielc;
au&erbeni 44 ^^fanbou^Slöfungen, 50 SScfier*
unb Siätfclfragen , eine IHnja^I Vbjä^I«
Sporte, foraie Einleitung j^u ^audmufeen
unb C^artenfreuben ber l^ugenb; enblic^
einen DoIIftänbigen Se^rplan für ben Xucn«
unterriebt in ber SSolISfc^uIc für Änaben
unb aJJübdjen.
^egen (^nfenbung bed entfallenben
?3('tTag«' in SBricfmarfen ift bie $erlag#<
Ijanblung ju birefter 3ttfenbung bereit
ttnb tion bcutfdier {tilbung unb (Erue^ung übertiaupt,
mit rtnfmSinlianfl überötr JrfmöroörtEr unö einem neuen ^mlianBütifr Das llllienlfrijftnlrfrSdjnlf»
Oicrte nacl)gf bcfferte, njcnig Dermctjrtc '^luflagc
Don |lri»f. Dr. ^. ^iibrliranb.
80. «ßreid brofd). 3 3»., eleg. geb. SR. 3.60.
„(Sin langer Xitel fürroabr, aber einer, hinter bem aud) toaS Xüt^tigei ftedt!
53u(^ ift intereffont, no man auffrfjlägt; auf jcber Seite lieft mon eine Srüfle bet
micbtigften unb anregenbften @ebanfen. Selbft wenn man in biefem ober jenem $nnfte
mit bem SSerfoffcr nicl)t einocrftanben roäte — unb oufbrängen miü berfelbc feine Än-
fic^ten feinem — fo müfete mon feinen onj^ielienben Vorlegungen unb flaren Segrün-
bungen boct) mit Dotier 2lufmerffomfcit folgen. Xai ^uc^ fann ollen, welche fi(^ für^bie
int Xitel angegebenen ^4^unfte iutereffiercn, nur ouft roörmfte empfoblen loerben."
Sitteroturblott für fotboliftbc Gr^ieber.
SoelDezi eraclielzit:
19000
1 16 Bände geb. ä 10 M.
oder 266 Hefte ä 50 Pf.
160001
1 Abbildungen.
Brockhaus^
rsationS'Le.
/4. Auflage.
SeitenTextJ
Konve
xikon.
leoOTafeln.
SOOKarten]
1 120 ChroiDotafeüi nnd 480 Tafeln in SchwarzdraclL |
fiachdrackeioi Juliaa Klinkhardt, Ltipü^
j Google
Paedagogium.
Monatssclii'ift
Erziehung und Unterricht.
Heransflpegeben
unter MitwlrkuBg hervorragender Paedagogen
TOtt
I>i'. A^^'i'iedricli. X>itteie».
IT. Jalirifiiii.
a Heft, Juni 1893.
Leipzig.
Verlag vou Julius Kliukhardt.
Ji
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Inhalt d6B 9. Hefte
SeU«
Sia deqtsctier Xövdioiifllnt und die Schule. Von Beetof A. Oüd-Kaint . . Wt
Su pnktiicher Yonchlag sur Venoeidung tos ÜbeUt&ndea bei Befirfonen
und Prüfungen. Von Director A. Qoerth-Insterbarg 579
Pas Extemporale in der Volksachule. Von Oskar PartzBch-Drosdcn . . . 588
Der Moral -ünterricht für die Schule. Übersetzt von Schuliaspeetor Wyss-
Burgdurf, Schweiz ö93
Der intecwMULte Lehrer. Yen Dr. F. Horm^Altoi» 606
Pldagogiedie ItamUdieii, Aue Blseii'LothilBgeiL Au der Sohweb. —
Au=' Croetiei m
Au8 der FacbpieeBe • 613
Reoeniionen 617
AI>e4UiMi«ntt*Pr«ti pro Quartal M. 2.28.
Alle Bn^hhuw^^y^gffi PftiliiiTiietBHTi nehmen Besleillunsien luou
Eil deHtseker Kireheiflirst nd die Seliiile.
Tu einer Zeit, wo die Geistliclikeit die Schule wieder völlig
untei- ihre Herrschaft bringen möchte, um sie einseitig den kirchlichen
Zvsecken dienstbar zu machen, ruft man sich gern die Bestrebangen
jener Männer des geistlichen Standes ins Bewusstsein zni'ück, die, be-
seelt vom wahren Geiste des Christenthums, sich der damiederliegenden
Schale annahmen, damit die Jugend zum Wole der Menschheit und
zur eigenen Glückseligkeit erzogen und gebildet wei'de. In der zweltea
Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts waren es besonders die Männer,
die auf den erzMschöflichen und bischöflichen Stühlen saßen, die in
die Finsternis, die über den Schulen katholischer Länder lag, ein
kräftiges „Es werde Licht I*' riefen. Liebe zum Volke, Verständnis
ftlr die BedQi*fnisse des 'wirklichen Lebens, Duldsamkeit gegen Anders-
gläubii^e beseelte jene wahren Priester nnd eiAUlte sie mit dem emst-
lichen Willen, die yerabsäumte Volkseniehung zu bessern. Nach dem
Vorbilde des Abtes von Sagau, Ignaz von Felbiger, der im Jahre 1761
fftr den Saganschen Kreis eine neue Schulordnung aufstellte, reforrairt«
in Deutschland zunächst der Prälat Benedict Karin im Jahre 1769 das
Schulwesen des jetzt zu Württemberg gehörigen Reichsstifts Neres-
heim. Ihm fioJgte im Jahre 1773 das Eui-fürstentham Mainz onter
der Regierung des KurfUrsteii mid Erzhischofs Emmerich Jo^ von
Brcidbach-Bürresheim. Fast zu gleicher Zelt begann in dem Hoch-
stiit Fulda der Ffirstbischof Heinrich yon Bibra (regierte Ton 1759
bis 1788) seine reüormatorische Th&tigkeit auf dem Gebiete dea Schul-
wesens. Mit der grOBten Umsieht begann er sein Werk. Im Jahre
1771 setzte er da» Behdrde ein, die sich einzig mit der VerbeBsening
des Schulwesens beschSftigeu sollte, die „hocfaArstüdie Schnlcom-
mission«'. Derselben gehörten an: Ermenald yon BesiKort, Dom-
dechant» Weihbischof imd Beetor magnificiis der Unimsitftt; Damian
Ton Bitter, Domcapitnlar, vicariiis generalis, Kanzler der Universit&t;
Karl Ton Piesport, Domeapitidar, B^mngspräsident nnd Snperior
des ConTonts; Hof- nnd Begierimgsrath Job. Eberh. Kayser, der Ver-
MgofhuiL lB.J«k4: MDL 38
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— ÖÖ8 —
fasser der ,. Bauernphysik". In i hervorragends^te von ihnen war Kiiil
ynn Piesport, Minem Einfluss uiui seiner Thätigkeit i<t das meiste
zu venianken. Die eröte Verfügung der Scliulcommi^Muu iix luen am
13. ApvW 1771. Durch dieselbe wurde ein neues A BC. J>uchstabir-
imd L* -rlüichleiu zum Gebrauebe der iuldiaclieu i^* liul( u na<i) der für
die katiiulischen Sehleöier eiügelü]n i tu Tjelirart alltrt mein geboten und
das Feilhalten und der Gebrauch der bi>iiengeu ABC-Biu'her unter-
sagt. Im Jahre 1773 wurde Felb{fr<*r> Schrift- . >"i->nschaften,
Wissenschaften und Bezeigen rechtschalicuer t>chuUeute" au sämmt-
liehe Lehrer und Geistliche vertheilt, um diesft thunlichst fiir die be-
vorstehenden Reformen und über das, was demnächst von ihnen ver-
langt werden sollte, zu unterrichten, ..denn die natürliche Ordnung
einer standhaften Schulenverbesserung erfordert vor allem die um-
schatlende Hand an den Lehrern selbsf. Nachdem im Jahre 1774
die neue Lehrart auch in die mittlere und hohe Schule der Residenz
eingeführt worden war. wurde zu Beginn des Jahres 1775 die neu ein-
gerichtete niedere Schule für Knaben mit 3 Classen und 3 Lehrern er-
öffnet. In der Einleitung zu der am H. Januar 1 775 erlassenen Verord-
nung in Betreff der niederen Schulen in der Residenzstadt FuIdA wendet
sich der Fürstbischof an die Einwohner, Bürger und Insassen, um sie
willig fui' die neue Einrichtung zu machen: Der Fürstbischof bat
seine Sorgfiüt auf die Erziehung der Jagend und eine bessere Schul-
einrichtung gewandt, „weil nur hierin der Same eines blühenden
Staates liegt, dessen Früchte eifrige Glieder der christlichen Kirche^
brauchbare und emsige Bürger des Staates, gesittete und arbeitsame
Unterthanen ihres Regenten nnd endlieh Erben der nnTergiagüchea
Glückseligkeit shid".
Die Classen der Knabenschule wurden wegen der Menge der
Schüler in Abtheilnngen geschieden. Der Unterricht in den niederen
und mittleren Schulen war nnentrnltlich, damit niemand Grund habe,
seine Kinder der Schule zu entziehen. Die Knaben sollen die nie*
dere Schule vom 6< — 13. Jahre besuchen. Eltern und Lehrer werden
angewiesen I darauf zu achten, dass die Kinder stets reinlich^ sauber
und ordentlieh snr Schule kommen. Insbesondere werden die Eltern,
Vonnünder etc. ermahnt, die Schul^i den Kindern mcht veiiditlich
zu machen, sich dagegen mit den Schnleinriehtnngen und Schulh&cfaeim
bekannt zu machen, um sidi In genauer ÜbereinatimmuBg mit der
Schule »zum glacklkhen Endzwedc der besten Zucht zu bestrelien*.
Durch gutes Vorbild, durch Ermahnung der Kinder zur Auftnerk*
samkeit in der Schule, durch Befragen derselben Aber das Gelernte,
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- 659 —
^arch Besuch der öffentlichen Prüfunr^en, daiiuich, dass die Eätem
den Kindern Ehrfurcht gegen ihre Lehrer einflößen nnd deren An*
Ordnungen „als mit Liebe erfüllte Wolthaten zum wahren Besten
ihrer Kinder aufnehmen", erfüllen sie an ihrem Tbeile ihre Pflicht
Auch auf die häusliche Zucht und das Verhalten der Kinder auf der
Strafie etc. erstreckt sich die Verordnung, nnd es wird ein stilles
qnd anstAndiges Betraj^en empfohlen, jedoch dürfen die Kinder sich
anßer der Stadt auf offenen Platzen mit erlaubten und dem Körper
zuträglichen Spielen an den Erholungstagen belustigen. In Bezug auf
die häusliche Nachhilfe mid Privatunterricht werden die Eltern darauf
anfhierlcBam gemacht, dass es in ihrem und ihrer Kinder Interesse
liege, irann sie daf&r nach vorheriger Besprechung mit den Schui-
«ofidchtspersonen geprüfte LehriDrifte annShmen. Die Sehnlbficher
liaben die Eltern zu kaufen, arme Kinder erhalten solche aus öffentp
liehen Mitteln.
Die erste (unterste) Oasse der Stadtaehule ist in drei AbtheÜnngen
geschieden. Die dritte (obere) Abtheflung hat täglich von V« 8 bis
V« 10 Uhr Untmicht nnd zwar im Lesen, im Schreiben, in der Zahlen-
kemiliiis, in der Glanbenslehre und der Betrachtung der Erdkugel;
4ie erste (unterste) Abtfaeilung hat tägfidi von 10—11 Uhr Unterrieht
und zwar im klonen Katechismus und in der Bachstabenkenntnis;
die zweite (mittlere) Abtheilung hat an vier Tagen (Mittwoch und
donnabend Nachmittag ist frei) von 2—4 Uhr Unterricht und zwar
In der Glaubenslehre nnd biblischen Geschichte^ im Les^ nnd in der
Betrachtung der Erdkugel
Die zweite (mittlere) Classe wird in 2 AbtheÜnngen getrennt
vnterrichtel^ nnd zwar die untere AbtheQnig in wOdientUch 14 Stunden
in der Glanbenslehre und biblischen Geschichte (3 Stunden), in der
deutschen Sprachkunst (3), im Rechnen (3), im Schreiben (3) nnd In
der Eidbeeehreibttng und Tiandkari^nkenntnis (2); die obere Ab*
theilnng eriiSlt 14 Stunden Untefriekt^ und zwar in der Glanbenslehre
und biblischen Geschichte (2), in der deutschen Sprachkunst (3), ün
Bechnen (4), im Schreiben (3) und in der Erdbeschreibung: und Land-
kartenkenntnis (2).
Die dritte (oberste) Classe ist in zwei Abtheilungen geschieden,
wovon die erste (untere) w(k;hentUch 16 Stunden erhält, und zwar in
der Glanbens* und Sittenlehre, auch biblischen Geschichte (2), in
deutschen Anfifttzen (3), im Schönschreiben (3), in der Weltgeschichte
(1), in der Naturgeschichte (2), in der Körperlehre (1), in der Anwen-
dung der Körperlehre auf vei'schiedene Künste (1), iu dei- Köri^erlehrö
88»
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600 —
und deren Anwendime: auf !^taflt- und Landwinscbaft iTi, in dei- Mess-
kunst, im Zeichiii ii imd lu anderen mathema!i«/'heri K('nntiii>>.en (1),
im Zeichnen und in Mcdianik tlj. Die zweit« -li f iei Abtlu iluni' ha^
wöchentlich V2 stunden, und zwar in (\cr <41aubens- und Sittenlehre,
auch geistlichen Geschichte ( 2), in deutschten Aufsätzen (2), im Schön-
schreiben (21, in der Welt- und Vaterlandsiroschichte (2), in der
Naturgescliichte (2), in den matkematificheji Kenntnisäen and deren
Anwendung (2).
Tn t iiier beiioudeien „Instruction an die ehrer in den niederen
Schulen der Residenzstadt" wei'den diese eindringlich zum Studium (iejj
ihnen übers-ebt^nen Buches „Eigenschaften, Wissenschaften und Be-
zeigen rechtschaöener Schulleute" ermahnt und auf die hohe Ver-
antwortlichkeit ihres Berufes hingewiesen. „Um den großen Endzweck
des Unterrichtes, die Aufklärung des Verstandes, bei der verbesserten
Sciiuleinrichtiing desto sicherer zu erreichen, muss eine gute, den
8eelenkräl[en der Kinder angemessene Methode beobachtet werden.
Wir beifnügen uns hier, diesen einzigen und bei der Erziebnn«!; höchst
wichtigen Gnindsatz anzuführen: Man gehe bei dem Unterrichte immer
vom Leichten zum Schwereren, vom Einfachen zum Zusammengesetzten
fort, dies ist die Ordnung der Natur selbst, deren Gesetze man nicht
vernachlässigen kann, ohne auf Abwege zu gerathen. Die Kenntnis
der Kräfte des menschlichen Geistes, die durch den Lehrer entwickelt
werden sollen, ist hier unentbehrlich. Die gute Mt thode erfordert
Deutlichkeit, Ordnung, Gründlichkeit und Anmuth. Ks sind Anstaltea
getroffen, nach welchen künftig ausführliche Yorlesun^pn über die
Pädagogik und andere Wissenschaften werden gehalten werden, denen
die Lehre!' in den niederen Schalen noch eine ZeitUmg beiznwohnea
verpflichtet sind.
In Bezug auf die Disciplin fordert die Instruction, dass die Schule
mit einem schicklichen Gebete begonnen, die Unterrichtsstunden und
der ytundi niihiii L't tiiiu eiugrlialten werden, „Wenn ein Lehrer Liebe
zu seinen Kindera und überhaupt Beruf zu seinem Stan le hat, so
wird er die Augenblicke, die zur Bildung derselben bestimmt sind,
nicht ungenutzt vorbeigehen lassen." „Die Straten, im Falle Aus-
gelassenheit oder nifrkliche Trägheit dieselben erfordern, müssen die
Besserung der Schuldigen zur Absicht haben. Ein Lehrer hüte sich
sorgfaltig vor den so unanständigen Ausbrüchen des Zornes; er lasse
sich m\v nicht merken, dass Rache oder di*^ Befriedigung seines auf-
gebracliten Gemütlies die Ursache der Strate sei. Grobe Scheitworte
sind gar nicht an einem Iiehrer zu ertragen.'' „Eine anvermeidliche
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— 561 —
Conection mit Schlägen soll niemals ab nach geendigtor Seliiile ror*
genommen 'werden.** Die Lehier eoUen den SehUern ein aittsamee
Betragen auf den Straßen und eine luut&ndige AnflUimng zu Hanse
einechAite, ibien auch öfters die Regeln der H(tf]lcUceit nnd eber
feinen Lebensart erkiftren, nto durdi Lobeprttohe dam ermuntern nnd
fllwrhanpt den Trieb einer wahren Ehre in ihnen erregen. Was die
Ldirer selbsl betrifft, so werden ihnen friedfertige G^eeinnong gegen-
einander, Übereinstimmung, gegenseitige Untersttttzung ihres Ansehens
empfohlen; sie sollen nicht Verachtang gegen andere, Benrtheilung
ihres Beti^agens oder andere dergleichen ,,kleingeistlge Unarten'' an
sich blicken lassen. Jeder Lehrer soll eine Liste führen, in der Be-
merkungen über die Sitten, den Schul- uud Kii-chenbesuch, die Fort-
sclaitte der Schüler eingetragen werden.
^Dic besten KutwUrfe werden entweder nicht ausgeführt oder
IciUen nach und nach wieder zusammen, wenn sie nicht auf allen
Seiten untei-stutzt werden. Man liat dnn Erziehungswerk, einen Ent-
wurf, an dessen Ausführung dem tTemeiuwesen alles liegt, in den
Gaug gebracht. Aber die l^mriclitung wird weder dauerhaft, noch die Aus-
übung fruchtbai" sein, wenn es die Gemeinden niclit unterstützen. Werden
wol die Kinder das lerueü; was man von ihnen fordert, wenn sie nicht
täglich in der Schule erscheinen? Mau kennt die Nachsicht der Elt«rn
in diesem .Stucke. Und werden die Lehrer mit anhaltendem Eifer in
den Scliulen arbeiten, wenn sie das wenige, was ihre Unterhaltung
ausmacht, nur kreuzerweise und nicht selten mit Unwillen bekommen?
All i Ii (Iii st s Uli l,iiik)»arp BptraErfn kennt man. Hindernisse, bei welchen
eine l-^ui Hingerichtete 6chuie ni ' lit lif>tt li^'n kjinn.'' Die hochfürstliche
Schülc'üiiiuission will alle HiulenüsM , die der Krziehun? entireypu-
stehen, auf die Seite schaffen uud beslimmi deshalb, dass iTemeinde-
glieder als Schuldeputii'te herangezoo^en werden, die den Geistlichen
bei Lberwachnni^ des Lehrers, des Schulbesuchs unterstützen, viertel-
jährlich das Scliu!-idd einziehen und an das Amt einliefern, wo es
der Lehrer empfängt. Durch eine Vei^fÜgung der .Sclmlcommission
vom 11. Mai 1778 wurde noch ein vierter Lehrer für Latein an der
Kntibeuschule bestellt, damit auch die Kinder, welche später in die
mittleren Schulen eintreten sollen, zum Besuch der niederen öckule
angehalten werden können.
Den Unterricht der Mädchen vom 5.— 10. Lebensjahre überließ
man der Genossenschaft der „Englischen Fräulein". Aus den für die
Lehrer der Stadt Fulda eingerichteten Vorlesungen entwickelte sich
eine sog. Moster- oder Norm&lschuie fttr Lehrerbildung. Nach und
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— 602 —
nMh worden alle im Amt befiodttcheii Lehrer aus kleinen Städtaiv
ilecken, KirchdOifem und NebongemeiAdea nach Fulda berafn, jm
die nOtiiige Anleitung za emp&iigen. Gleichzeitig mit diesen warden
auch die Jungen Lente aiuigeblldeti die sich dem Lefarerberofe widmen
iroUtOB. Die ersteren worden auf Staatdcosten nnteriialteni dl»
letzteren mnssten flr ihren Unterhalt selbst anftooimen.
Die achon im Amte stehenden Lehrer warai zmn Besuch der
Lehrcurse so lange yerpfliehtet» big aie in allen Lehrftchem das Zeug-
nis der BeAhigung erlangt hatten. Die Pr&ftmg der SchnUonts-
candidaten wurde so lange ausgesetzt^ bis Stellen fikr sie frei worden^
damit sie sich nicht in der Hoffiinng eines sicheren Scholamtes dem
HflAiggang tlberlieden. In der Hosterschnle wnrde auch Mnsiknnter^
rieht ertbeilt Die Lehrart war die in dem Boche Felbigers dai^
gesteUte.
Nacb diesen sorgftltigen Verbereitnngen erschien im Jahre 1781
weiter eine „Allgemeine Qrdnnng Itlr die niederen Scholen des Bis*
thnms und FOrstenthnms Fulda.' Wir k(}nnen es uns nicht Tersagen»
nnseren Lesern die Einleitong zn derselben vdlstSndig mitzntheikii:
„Die Temflnftige Erziehung der Jagend ist der wichtigste Dienst» den
man dem menschlichen Qeschleehte erweisen kann. Die Erzidinng
gibt dem Menschen den Wert Durch sie werden dto FfthigkeiteD»
die in dem Kinde onthatig Hegen, entwickelt, dorch sie wird es sn
einem Heoschen ond zo ferneren Temtknftlgen Handlangen vorbereitet
und geschickt gemacht, ohne sie bleibt as dem Thiere fihnlich ond
bringt seine Kenntnisse nicht weiter als ein Hottentot Sie gibt nnd
nimmt Tagend, Laster, Yororthefle, Je nachdem sie beschaffen ist
Dieses GescbSft legt die Natur des Ehestandes den Kltem zur ersten
Pfticht auf; ihnen kommt so, sowol ftr das Wachsthnm nnd die Krift»
des zur Arbeit bestimmten K^ijiers, als f&r die Ausbildung der zur
Ewigkeit geschaffenen SMe zn sorgen. Aber viele kennen diese
Pflicht nicht, die meisten verstehen es nicht, sie aossufiben, andere
werden hieran dordi häoilge Nahrangs- und AmtsgeschAfte gehindert»
noch andere wollen gar nichts Doch ist die Jagend für die Kivdie
und den Stant ein viel zn kostbsrer Schatz, als dass sie so verwahr^
lost werden dürfte. Dem Staate mosste dsher allezeit daran geJegen
sein, dass sie ordentlich erzogen werde. Die Bfldnng der Leibeskrifte
flberlftsst er zwar den Eltern und bekttmmert sieh nicht weiter dorom,
aber für die Bildong des Geistes sorgt er in Offenüichen Scbnles.
Schon in den ersten Zeiten haben vrir Sporen davon. Die weisestoi
Gesetzgeber des Alterthoms fingen mit der Erziehung an nnd er*
— 563 —
richteten MTentiieke Sdmleii, wenn ne «an. Volk glflckfidL machen
wollten. Doreh dieses Jfittel haben sie die Finsternisse Tertrieben,
die Wildheit wschencht, die Sitten yerüBinert md ans Haufen loher
Heoscben Temflnftige Volker geliUdet Im Qegentheile sind aofgeUfirte
Völkeradiaften in den ehemaligen Zustand ibrer Hoheit zniflckgesunken,
da man die firziehnng Temaehlflasigt hat IMe Morgenländer liefern
den traurigen Beweis* HOren wol diese Eltempflichten xu unseren
Zdten auf? Sfaid die Eltern sorgftltiger fbr die Endehnng? Oder ist
die Olftckseligkmt des Staates schon so gegrflndet und befestigt, dass
wir die öffentlichen Schulen nicht nöthig haben? Keines von betden.
Öffentliche Schulen sind ein Bedflrftiis, das immer dauern wird, so-
lange Menschen als Kinder gebore werden, die keine entwickelten
Ffthigkeiten, sondern nur die Anlage dazu mitbringen. Diese Anstalten
sind inuner nOtMg, wenn die Beligion bestehen, wenn die Kfinste und
Wissenschaften blflhen, wenn der Staat durch nfttsliche Bürger er-
halten und der Himmel mit würdigen Ekwohnem soll bevölkert
werden. Dieses hat unser guAdigster Bischof und Landesl&rat schon
yorlftngst eingesehen, er, der seine ünterthanen als seine Kinder be-
trachtet und liebt, der nur für sie lebt und arbeitet, dass er sie alle
glücklich mache, hat die Erziehung der Jugend sieh zu ehiem be-
sonderen Geschfifte gemacht, er hat diesee Gkechift zu einer öffent-
lidien Landeaangelegenheit erhoben und arbeitet schon acht Jahre mit
vereinigten Erlften der gnädigst angeordneten Commission, mit
Mfinneni, die Muth und Geschicklichkeit haben, an der Verbesserung
und HersteUang der öffentlichen Schulen, dem Grunde, worauf die
Landesglückseligkeit ruhet Die aus dieser achtjährigen Bemühung
und einer zweimaligen allgemeinen Schulvisitation erfolgte Erfahrung
lässt einsehen, wie Schulen müssen eingerichtet sein, wenn sie den
höchsten Absichten des Landesfürsten entsprechen sollen. Diese Er-
fahrung lässt die Gegenstände, die man lehren, und die Art und Weise,
wie maü sie lehren soll, und die Zeit beurtlieilen, die man hierzu ver-
wenden müsse, dass das allgemeine Wol nach der heutigen BeschalFen-
heit jeder besonderen 'Gattung von Bürgern betordert werde; diese
Erfahrung hat auch alle Fehler, Übel und Krankheiten entdeckt, die
sich über das ganze Schulwesen verbreitet hatten; eben diese Wahr-
nehmungen geben endlich die Heilungsart selbst an, wie man diesem
Verderbnis entgegen arbeiten soll. Doch dajss man die daher ent-
standenen Mittel nicht verkenne, für übel gewählt oder allenfalls für
unkräftig halte, weil man die Ursachen iiichl einsieht, so nimmt mau
keinen Anstand, zuvor die Übel selbst bekannt zu machen, dass mau
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— 564
auf ihre Wirloiiig vm so sieberer BeUifiBen ktane. Der Bodzwocik der
njfldereiL Scbiden war za nnbestunrnt. Durch die fthewidigen Lehr-
g^geostAnde vnrde dieser Endxweck nicht eriaagt Die Lehrer irareii
in den Gegeastftnden eatweder gar nicht oder doch nicht geniig nnter-
richtet Die Lehrart wer nicht hinUnglich. Die Schalen waren
schlecht eingerichtet in Bttdcricht der SchnlmftCigkeit der Kinder, der
Eintheilang der dassen, der Schakeit, der Lehrstonden, der Lehr»
gegenatfinde, der Fortschreitang. Verschiedene Hindemisse henunten
die AnsfUhning aller EntwUife; die Lehrer hatten nicht Beistand
genag. Es fthlte ihnen am Ansehen, an hinliagücher Beaoldnng, an
gutehigeiichteten Schnlr nnd Wohnhftnsen, an Aufsehen (sie waren
sich seihet ftherlassenX an Belohnung nnd Anftranternng. Diese Lasten
von &nfierlichen nnd innerüdien Häugeio nnd Ersnkheilen drflcktea
nnsere Sehnten nnd hielten sie in Unth&tigfceit geÜBSselt GrOAten-
theils sind sie schon hinweggenommen. Die gegenwttrtige aUgemeine
Ordnnng soll diesen siechen Körper von den thiJgen Schwachheiten
hefreien, ihm neues Leben elnflOBen und dauerhafte Krifte Tersebatfen.
Sie wird es auch bewirken, wenn nnr die Verordnungen als 0^;ea*
miUel nach der Vorschrift angewendet werden."
Über die Bestimmung der niederen Schulen ^^^j rieht sich die „AU-
gemeine Schulordnung" folgendermaßen aus: ».Gesunder Menschen-
verstand, gründliche Krkenntiii.s Gottes und der Religion, nützliche
Kenntnisse und Wissenscliaften, riclitige Begriti'e der StandespHichten
und gute SitUu sind die Dinge, zu denen die Jugend niuss angeführt
werden." Die gröliere oder geringere Ausdelinung dessen, was iu der
bcliule getrieben wird, hängt vun der kunlügeu Lebens-stellung- ab,
wodurch auch die Gliederung der Schule iü niedere, mittlere und
liöhere bestimmt wird. Alle Kinder, auch diejenigen, welche später
die mittleren Schulen besuchen sollen . müssen die niederen Scliuku
besuchen. Die Lehi-gegenstÄnde der niederen Schulen werden von dem
künftigen Bedürfnis abhängig gemacht. In den Tiandschulen soll ge-
lehrt werden: Glaubenslehre, biblische Oesclnchte, ckiistliche Sitten-
lehi-e, Tipsen, deutsche Sprachlehre, Brielsciiieiben, Schön- und Fertig-
sclireiben, l^echuen, und zwar die vier Rechnungsarten, Dreisatz und
wenigstens die Gesellschaft srechnung, Anleitung zur Landwin^ckaft.
Erdbeschreibung, Vaterlandsgeschichte. Alle die.<e Dinge sollen sowol
die Knaben als die Mädchen (dtne I'ntorscliied !ern»'n. Jn den Schulen
der Landstädte sollm alle Gegen>iaij(ie wie ui den Landschulen ire-
lebrt werden. Doch sind die Kinder im Rechnen bis zur (^iialnii-
wui'zei und Cabikwuizel zu bringen und sollen das Nöthigste und
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665 —
Nützlichste aus der Naturgescliiclite und Nahirlelire, das Flächen- und
Körperausraessen iiel'>t lien leiclitesteu Beweisen aus de!- Mathnmaiik
lernen. In den Scliuien der Eesideuz soll, außer der Lan dwirtschaft,
dasselbe, aber ausführlicher sr^lehrt werden und zwar bei der Erd-
beschreibung die Staateuffescliiclirt , li^i dvi Naturgeschichte das Thier-,
Mineral- und Pflanzenreich ahgesunden, l!»d der Naturlehre die Ver-
nunftlehre, Grundlehre, Ki^rper-, Sitten- uud Arzneilehre, das Recht
der Natur, bei der Mathematik die Kechenkunst und zwar alle Gat-
tuniren, die Buchstabenrechnung ausgenommen, die Messkunst und Be-
wegungsknnst mit allen nutliigen Beweisen, die bürgerliche und Wasser-
baukunst, die Zeichenkunst. Die Mädchen in den Städten werden
nach dem Plane der Landschulen unterrichtet, an Stelle der Land-
wiitächaft werden sie in Haushaltungakaada, im Nähen, Stricken uud
im Lesen guter Bücher unterwiesen.
Die Aufnahme der Kinder findet zweimal im Jahre, zu Ostern
und Michaelis statt. Für die Kinder in den Städten dauert die Ver-
pflichtung zum Besuch der Schule vom 5. — 14., für die auf dem Lande
vom 6.— 14. Lebensjahre. Haben sie das 14. Jahr erreicht und sind
noch nicht fähig genug, so bleiben sie nocli schulpffichtig. Die Zahl
der SchulclasseOi entepricUt der Zahl der Lehrer. Die Clauen werden
in Abtbeilungen geschieden, die Tonemander getrennt unterrichtet
werden. Damit die Kinder, die an einen anderen Ort zur Schule
gehen, bei stürmischer nnd kalter Witterung einen Beistand haben»
„auch sonst gegen AossehweiAinfen gesichert werden", soU de täg-
lich einer unter den Yfltem abwechselnd znr Schule bringen und
abends abholen.
Täglich wird fünf Standen unterrichtet, Mittwoch Nachmittag ist
frei, in den Landschulen ist iin Sommer nur von 11 — 1 Uhr Schule.
Schulfrei ist in Städten der Monat Oetober, auf dem Iiande 14 Tage
in der Heuernte, 20 Tage in der Kornernte und an Orten, wa Wein
gebaut wird, wibrend der Bauer der Weinlese.
In den Sdiulen ndt melireren Ldirem wechseln die Lehrer alle
Stunden in den Cflassen. Die Landachnlen haben wddientlich 27 Stnn*
den, jeder Lehrer in den Landstädten hat ebenüdls wöchentlich
27 Stunden zu ertheaen. Die Lectionsplftne sind genau Torgesehrieben
und Abwedohungen von denselben untersagt.
In einer besonderen Instruction fftr die Lehrer wird die Schul-
zucbt aiiä eingehendste abgehandelt „Die Schulzacht, eine geschickte
Anwendung der Mittel, wodurch junge Leute zu dem Anftconi Verhalten
gewöhnt werden, das ihren jetdgen ümstfinden und ihrer kttnfkigen
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BestimmuDj^ gem&ü ist, bleibt mit der Lehrart, wenn sie frachtbar
sein soll unzertrennlich." Jeder Schüler ist nach ^seiner Gremüthsart
zu behandeln. Nicht die Furcht vor Strafe, sondern die Erkenntnis
der Vortheile, die mit einem guten Betragt u, und des Scliadens, der
mit dem Gegentheile verknüi>ti ist, eine gereinigte Ehrbegierde und
die KlnJinclit vor Gott und seinen Geboten soll die Handlungen be-
stimiiicii. Der Lehrer muss sich die Liebe und Hochachtung seiner
Schüler veischaffen, wachsam sein, auf gute Ordnung halten und ein
gutes Beispiel geben. Er muss die folgsamen Schuler anderen vor-
ziehen und die ungehorsamen bestrafen. „Er vertritt die Stelle der
Eltern, er liebe die Kinder auch also, wie es zärtliche Väter thun,
und lasse sie es empfinden, dass er sie väterlich liebe. Jemehr sie
bei der ersten elterlichen Erzieliang jsiiul \ ernachlä^sigt worden, desto
t'ifriger sei er, die Luckcu auszufüllen und den Abean? zu ei-setzen.
Er sehe auf <las Alter; was bei den Krwacliseuen Ausschweiiung, Bos-
heit und Laster sein kann, ist bei den Kleinen oft Unwissenheit oder
Leichtsi!Mi." Er mache keinen T'nterschied zwischen Kindern armer
und rnii lif^r Leute, reize das jugendliche Herz mehr durch Ermuntt-riing
und l'.t Iniiiiuiig, als dass er es durch Bestrafung zwinge. I n i lu- Straf-
iustrumeute, gefährliche und ..knechtische" SchlSge, Haarreißen, Ohren-
zwicken sind untersagt. ..Nicht zu bestrafen sind die Fehler des
Verstandes und Gedächtnisses, Unachtsamkeit, Flüchtigkeit und
fc>chlillrigkeit, wenn sie in der Xatiiranlage des Kindes liegen und aus
i'bereilung und Tinbesonnenheit, nicht aber aus Vorsatz und Muth-
willcn liegangen werden." Auch soll der Lehrer stets übf>rlp«rpn, ob
er odt^r die Eltern nicht Veranlai^sung zu den Untiertigkeiten der Kinder
gegeben haben.
Besondere Schulgesetze, die monatlich den Kindern einzuschärfen
sind, regeln deren Verhalten in der Kirche, in der Schule und auiier
derselben. Einige derselben sollen hier angefUhrt werden: „Beim Ein-
tritt in die Schulstube nehmen die Knaben den Hut ab und grüß^
den Lehrer freundlich. Die Mädchen machen nebst dem Gruße eine
anst&ndige Verbeugung." „Die Schüler müssen den Lehrp!- lieben,
ihm aUes Gute wünschen, von ihm alles Onte reden und denken,
Fehler, die sie allenialls von ihm sdien, anderen nicht offBBikMureo.^
»Keiner darf Straten oder andere in der Schale begangene FeUer in
Hanse anderen odei* öfifentlich erzählen."
Für jede unentschuldigte oder nicht genügend entsehnldlgte
Schulversäumnis haben Eltern in der Stadt 6 kr., anf d«n Lande
3 kr. am zahlen. Die Strafgelder werden znr Anscbafi^ ▼on Bft^en
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Ö67 —
und Heften für arme Schüler verwendet. Nach jeder Schuipriifung'
sollen sowol in b^idien wie auf dem Lande Preise und Geschenke aa
Schüler aiisgetheiJt werden, die sich durch Frömmigkeit, Feinheit der
Sitten, Fleiß, Folgsamkeit und au Kenntnissen und Wissen ausge-
zeichnet haben. Der Fürstbischof hat fiii* diejenij^e Landsrhuli' . die
sich al«^ die beste erweist, einen Preis voti 2 T^ouisd'or ;iiisL:e8etzt,
piiKM- bekcnjiiit der Leliier, den amlereii dir Si Iiüler. Ei* stellt auch
eine Vervieiiaclmiig und Erhöhung der Preise m Aussicht.
Um die Resultate des Schüinnternchts zn sichern und die aus
der Schule entlassene männliche TnL'^end vor Ausschweifungen zu be-
wahre, wird bestimmt, dass die Jugend männlichen Geschlechts vom
14. — 20. Lebensjahre auf allen Pfarreien, besonders die Lehrjnngen
und einheimischen Handwerksburschen in den Landstädten alle Sonn-
taorp -sogleich nach der Christenlehre in der gewöhnlichen Schule zn-
samiüeukommen und sich vom Lehrer 1 ' o Stunde lang unterrichten
lassen, wo sie das Schönschreiben, Briefsclireiben, Rechnen, Geschichte
und Land Wirtschaftskunde üben, aufirischen, im Gedächtnisse erhalten,
zur Fertigkeit und Vollkommenheit bringen.
Die Lehrmittel sind von den Gemeinden zu beschaffen. Es werden
gefordert: Naturaliencabinete, die wenigstens die Naturgaben des
Foldifichen Landes enthalteni Globus, Landkarten, mathematische In-
stnmieiite, Modelle, 2 Tafeln, worauf die Buchstaben, Buchstabir- und
Leseregeln gemalt sind, weni^tens eine schwarze Tafel, an welcher
vorgeschrieben und gerechnet wird, die heilige Schrift etc. Die
Lehrer sollen diese Stücke in gutem Stande erhalten und bei der
jährlichen Visitation nach emem Verzeichnisse vorlegen.
Die Schul^'ii hf r werden von der Schulcommission herausgegeben.
Es erschien 1771 eine Fibel, 1773 ein Katechisnm», eine biblische
Geschichte nnd :eine Sittenlehre, 1778 ein Eirchengesangbuch. Beim
Leseunterricht wurden gebraucht: Bochows „Eindei-freund" und „All-
gemeines Lesebuch für katholische Bürger und Landleute", eingei ichtet
von einem katholischen Geistlichen in Franken. An der Hand des
Lesebuches scheint anch der Unterricht in Naturgeschichte und Natur-
lehre erthettt vorden zu sem, denn ftr diese Gegenstände werden be-
sondere Lehrbftcher nicht genannt
Die Schulordnung sucht auch den Lehrerstaad in seinem Ansehen,
in der Besoldung etc. zu erhöhen. Es heiftt darin: »Keine Gemeinde
kann, sei es unter welchem Verwand es wolle, einen Lehrer annehmen
noch weniger abschaifen. Der Bang oder die Ehrenstnfe, deren sich
die SchuUehrer bei Öffentlichen Feierlichkeiten bedienen können und
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sollen, ist in den Landstädten nnniittelbar nach den Ma^istratsj)er.>ouen.
auf dem Lande nach den Amtsschreibern. Die .Pfarrer sollen die
Lehrer nicht zu niederträchtigen Diensten gebrauchen. Die Lehrer
sind nicht anzuhalten, den Messwein von anderen Orten abzuholen,
dieses müssen die Kirchen Vorsteher, Heiligeumeister besorgen, auch
sollen sie in dem Orte den ^lesswein nicht aus dem Wirtshanse, und
während der S(diulzeit nicht aus dem Pfarrhause abholen; dieseij kann
ein erwaclisener Schuiknabe lUun. Wedör sollen sich die Lehrer, sei
es in ilireu eigenen oder anderen Pfarreien in \\lrtshäuserü sehen
lassen, noch bei ofientlichen Zechen erscheinen, am allerwenijersten aber
mit dem Hute unter dem Arme die Zeche ausbieten oder ansagen,
das Geld einsammeln und die DauksMS'nnfr ab.^taiten. K>in Lehrer
darf bei ötientliclien Tänzen Musik machen. Alle, von denen man
weiß, dass ihre mit den Gemeiuden bis zur Gleichg-ütis-keit oder gar
zur Verachtung gekommen i 1 irk-rnntschaft dem Ans* Ii hu und folglich
dt'Hi Lp]»ramtft schädlich ist, sollen an aii l» it Dätze gesetzt werden-
Keiner soll iu Zukunft ohne wichtige und tl: iii-i n ie Ursache an dem
Orte wo er geboren ist oder seine Anverwandn ii hat. als Lelirer an-
ge.Nielit werden. Jene, die sich wirklich an solchen Orten befinden,
sollen versetzt werden. Alle «ollrn sich besser als der gemeine Land-
mann und zwar gleiehf?5nni^ in braunem oder grauem Tuche, schwarzt-n
BeinkleiflF!-n und Strümpfen kleiden. Kfin Lehrer soll sich ohne von
der hoclilürstlichen geistlichen Regierung erhaltenen Erlaubnis ver-
heiraten. Von der Besoldung sagt die Schulordnung: ,,Täglich unter
einem Hauten unerzogener Kinder mit Anstrengung der Sinne arbeiten,
in einem steten Kampfe wider sich entgegenstellende Neigungen und
Leidenschaften streiten und bei häufigen Anlässen zur Ungeduld Gegen-
wart und Heiterkeit des Geistes blicken lassen, macht den Lehrer
stumpf und schier zu jedem anderen Gfschäfte anfällig. Er sehnt
mch nach Buhe, da er die Tageslast getragen hat. Wer wird sie
ihm missgönnen? Abt jetzt sieht er eine schmachtende FamUie um
sich her, die Brat fordert; er selbst kann seine geschwächten Kräfte
nicht ersetzen. Dieses dringt in seine Seele und durchfrisst eein
mattes Uerz. Seine Arbelt oder Tlelmehr seine Starter fängt aufs
neue an, und weil er das, was zu seiner Iieibesnahnag nnd Xothdurft
gehört, sich nicht yerschaffian kaniL verwendet er einen Theil der
Sehnlzeit hierzu, hält sich an seine Mitbürgei-, die ihn für sein Ver-
dienst darben lassen, schadlos und macht das Schalgeschäft xa einer
Nebensache. So betrügt der Lehrer den Vater nnd der Vater seine
Kinder. Dieser ist nwar sorgfiütig genug, seinen Nachkommen SefailM
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zu sammeln, aber anch geizig geuiti:, nichts aul die Bildung ihres
Verstandes und Herzens zu verwenden. Weit gefehlt, dass hierdurch
(las bleibende Glück der Kinder gegründet werde. Es wird zerstört,
da sie weiter nichts lernen, als das väterliche Gut zu verzehren.
Man hat schon alle Quellen geöt^net, aus denen man der Dürftigkeit
der Lehrer etwas zufließen lassen kann, dass sie in den Stand gesetzt
werden, ohne diese Hindemisse ihr Amt gehörig zu besorgen. Wo
diese Quellen nicht ergiebig genug sind, bleibt die KigSmag des
Gehaltes allemal eine Schuldigkeit der Gemeinde."
„Die SchollehrerbesoIdBiig ist sehr verschieden; es ist aseh nieht
die Abeifikt zu bestimmen, was Jeder bedürfe oder haben soll; nur
das geringste Gehalt, unter welchem Ansatz keine Schulbedienung
sein soll, wird hier festgesetzt. Demnach sollen die Lehrer der Re-
sidenzstadt Fulda nicht unter 250 Gulden, in den Landstädten nicht
unter 200 Gulden, auf den Landpfarreien nicht unter 150 Guides,
auf den eigentlichen Filialen nicht unter 100 Gulden ind auf den
Nebeneebulen nicht unter 75 Gulden an barem Gelde oder Geldeswert
hahem." Anfierdem wordm den Lehrern noch die erheblkbaten Emo-
lomente anderer Art zugesichert. Wer die anderwSrtigeii traarigea
Gebaltsrerhältnisae der Lehrer in Beferaeht zieht, wird das anter*
Qfdentliche Intereaser welches Heinridi im Bibra am YoUuacbiilwesea
nahm, aneli Uerans erkennen. Anch Iftr besaere Wehn- und Sdiol-
itinne sorgte die Sdmlordnmig. Sie bestimmte: „Wo eine Schule ist,
soll auch ein Schnlhaos sein. Bei jedem Sebnlhanse soUea wenigstens
eine abgeeonderte Schnlstnbe» efaie Stnbe mt Wohnong des Lehrers^
äne Kammer iRlr die Elnder, Eflche» Eelleri StaU i&r einige Stücke
Yieh, ni^thiges Beblltnis lllr Fntter nnd Stroh und ein Abtritt mit
einer Thflre in oder an dem Hanse sein. So Tide Lehrer bei einer
Schnle shtd, so viele abgesonderte Schnlstaben sollen andi sein. Die
Sehnlstnben sollen nnbewohnt, yon Betten, WebstOUent Hobelb&nken
und anderem flaosger&tbe firei, hingegen mit Blnken, die zogleiGh zom
Schreiben eingerichtet sind, mit ehiem etwas erbebten Usch flr die
Lehrer, dass er die Kinder in der ganzen Schule ftberseben kflnnei
mit den nOthigen Tafieln, einem zu yerschlieBenden Schranke za dm
Schulbüchern und anderen Erfordernissen versehen sein. Die Schul*
und Wobnstnbe, obschon sie ein Ofen heizt, sollen li;eine gemeinschalt-
liehe Thfire, sondern jede ihre eigene haben, dass weder die Sdifller
durch das Wohnzimmer, noch der Lehrer und die Seinigen durch die
Schulstabe geiien dürfen.**
Neu- und Verbessemngsbanten mussteu ungesäumt vorgenommen
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— 670 —
werden, das nuthige Bauholz wurde erforderlichen Falle» aas den
hochfUrstlichen Waldungen abgegeben.
Die technische Aufsicht über die Land- und Stadtschulen war
den Geistlichen übertragen, diejenige über die Schulen der Residenz
dem Director der Normalschule. Letzterer sollte jährlich, wenigstens
alle zwei Jahre sämmtliche übrigen Schulen besuchen. Den öffent-
lichen Priitiingen sollen in der Residenz die Mitglieder der Schul-
commissiim. andere obrigkeitliche, hohe und niedere Standespersoneii.
auf dem Laude die Pfarrer, die lieauiten, Schuldeputirte, Schultheiüea
u. a. Gemeindevorsteher und von den Eltern, wer will, beiwohnen.
Die Lehrer prüfen ihre Schüler selbst, doch ist es jedem erlaubt, und
mau sieht es gerne, Fragen au sie zu thun, wenn sie uui- uarb ihren
Lehrbüchern eingerichtet sind und ihren Fassuugs- und Erfabrungö-
kreis nicht ül < im ( reiten. Der Director soll wenigstens den Tag
zuvor seine Aukuutt bekaunt machen.
Nicht nur auf das chi'iüiliche Schulwesen erstreckte sich die Für-
sorge des Fürstbischofs, sondern in gleicher Weise lag ihm daj» Wol
seiner Untertbaueu ohne Unierachied des Glaubens am Herzen. So
war er aiub bestrebt, das sehr im Ai'gen liegende Stliulwesen der
Israelit 11 zu beben und zu fördern. Er erließ zu diesem Zwecke am
20. Deceniber 1784 auch eine Verordnung für die „jüdische Lehr-
schule" seiner Kesidenz. Es heißt darin: „Bei der Einrichtung der
christlichen Schulen hat auch tür den Unterricht der jüdischen Kiaaer
gesorgt werden müssen. Der Jude soll nicht mehr wie zuvor vuu
Hauslehrern mit so f^^rußem Kostenaufwaude, nicht mehr von heruro-
zieheuden, unbekannten, oft für den Staat s-efäbrlichen Frenidliugen.
nicht mehr ohne Aufsicht, nicht mehr blos al^ Jude im hebräisch
Lesen und Schreiben, sondeiii in einer öflfentJichen Schule, von ge-
ijrüftcn Lehrern und nach der verbesserten Lehi'art seiner Bestim-
mung gemäß > * unterrichtet werden, dass er dereinst sich und dem
Staate, in wtkkem er geschützt wii*d, nützlich sein kann." Es wurde
verfügt, dass die Judenscliaft der Residenz eine öffentliche Schule
unterhalte, die alle Judeukindei- zu besuchen haben, Hauslehrer werden
nicht mehr geduldet. An der Schule sollen zwei Lehrer wirken. (Ui
Gehalt wird auf 2öU üiilden nebst zwei Klafter Bucheuscheith<dz iest-
gejietzt. Uber das Ansehen der Lehrer sagt die Verordnung ^Die
Juden sind kraft ihres Gesetzes schuldig, die Gelehrten besonders zu
ehien, wa^s für besondere Ein ti al>'» immer den Gelehrten nach den
jüdischen Gesetzen oder Geuohniieiten gebüren, diese sollen den
Lehrern erwiesen, was für Ehrenstufen jene zu einsteigen berechtigt
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— 571 —
sind, sollen ihnen vun allen an allen Orten ein<^eiaunu werden." Das
ist der Geist eines L^ssing, der in seinem ..Natlian den Weisen'- dem
Bekenner jeder Eeligion und Coufession zuruft- ..Ks ei£re jeder seiner
onbestoclienen , von Vururtlieileii freien Liebe nacii! Es sti'ebe jeder
von ench nm die Wette, die Krult rl* s Steines in Reinem Ring an
den lag zu legen, komme dieser Krati mit Sanflmutb, mit herzlicher
Verträgliclikeit . mit Wolthun, mit ininVsfer Kro-ebrnheit in Gott zu
Hilfe." W ie muthen jeden die Bestimmungen aus den vorstehenden
Verordnungen übnr fiie niederen Schulen an, aus einem wie warm
und edel fühlenden Herzen sind sie hervorgegangen! „In ihnen sprach
sich im Gegensatz zu der bis dahin im Katliolid<?mu8 gepflc^en
mönchisch- und jesniti.sch-liierarchischen Cultur, wenn auch vielleicht
auf eine einf^eitij^e \S eise, jenpr echte Gr^t des Ohristenthunis aus,
der anstatt an die Verherrli* Iiuhlt der Autorität des Papsttbums und
der Hierarchie dei- äußeren Kircheninstitute zu denken, sich auf das
zu richten suclue. was dem christlichen Volke noth that, damit es
christlich und gottselig erzogen werde" (HeppeV Am 21. Juli 1773
hatte Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden aulgeii l n, und alsbald
kam dieser Geist in der katholischen Welt zur Geltung. Die Ver-
treter diesei- Kichtimg, aufgeklärt, duldsam, wolwolleud, richteten natur-
gemäß ihren Blick auf den Volksnnterricht, den sie im Sinne der
o>»irekennzpichneten Verordnungen gestalteten. Al)er über die kaum
«uigegangene Saat ging der Drasch wagen der Napoleouischen Kriege
und hinderte ihre Eutwickelnirj: die hochgespannte Begeisterung der
Schöpfer der Schul Verbesserung -( heiterte au der hartnäckigen Gleich-
gütigkeit und Stumpfheit, und mit der Bestitution des Jesuitenordens
im Jahre 1814 erhielt in der katholischen Welt wieder die einer
Volksbildung nach df^iu Sinne des BeuedicUuers Heinncli von Bibra
feindiicke Bichtuug die Ob^rliAiid.
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£iii praktischer Y^rseklag zir Yermeidang von L beiständen
bei Refifiiraen und Prifu^i.
1 /i r AiikilndigUDg einer RevKsiuu pflegt all* , selbst <Lli*i pilicht-
1]^ll•-^Iell Lehrer und Tjelirerinnfn. in Aufreguitir zu versetzen; die
KriüU«eriing an stattet tiiu'lt-ii-' K'^vi>i'MiPn und Priliiiiii:t-n i^ewährt sehr
selten Befriwlisrunir, i flegt im Uegeiiili'Ml sic)i in irii meisten Fällen
mit unanf( iK'liiiKMi d* iiihlcn, gar oft mit peinigeudeii l'hantasiebildern
zu verbinden. 80 weit meine Erfahrung reicht, gelangen tüclitige und
charakterfeste Lehrer infolge der mit solchen Revisionen und Priifimoren
verbuntiiiuii Übelstände allmählich zu der Lebensweisheit, sich Len
alle ürtheile über ihre Amtsthlitigkeit, mögen dieselben von auulieh
angestellten Revisoren oder aus dem Publicum stammen, durchaus
gleichgiltig zu verhalten und dabei zu sprechen: ..,LaS8 (Üd Ij&OLtib
sciiwatzeni Ich weiß, wer ich bin und was ich leiste!**
Abel* solcher Lebensweisheit sind nur Männer fjihig, und wieNiel
bittere Erfahrungen müssen überwunden werden, ehe man zu derselben
gelangt! Solch ein Mann muss ja lernen, auf jede Anerkennung
zu verzichten und sein Gluck lediglich in sich selbst zu
finden. Vielleicht gibt es ein Mittel, auch schwächeren Seelen zu
helfen, die Übelstftnde bei Revisionen und Prüfungen auf ein möglichst
geringes Hafi «1 beschränken, flUr tüchtiges Arbeiten die nöthige An-
erkennung zu verschaffen und manch einen Lehrer, der nie mit einer
Revision zufrieden und stets geneigt ist, sich mit wirklich beeinträch-
tigten und ungerecht behandelten Männern auf gleiche Stufe zn stellen,
vor eitler und hochrotttbiger SelbstÜberBclifttsnng zu bewahren. Die
Sache ist gewiss wichtig und unseres ernsten Nachdenkens wert;
denn wir wissen sehr gut, dass unsere gerechte Forderung, jeder
Revisor solle ein t&chtiger Fachmann, solle in unserer Kunst^ der
Lehrkunst, selbst ein Meister sein, gegenwärtig nicht erfüllt werden
kann. Die amtlichen Revisionen werden zum großen Theil von Männern
▼oUsogen, die sich in unserer praktischen Lehrknnst nicht genOgeod
Von ZHtector A, Go9rth*lktterhm§.
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und sorgsam auijgebiklet haben, so dass sie nur als Dilettanten be-
zeichnet werden ditrfen.*) Da sie selbst bei der wtdwoUeiitlsteu
Absicht nur zu leicht in den Fehler fallen können, ihr Urtheil falscli
oder einseitig abzugeben, so müssen ^vir auf Mittel sinnen, ilmeu die
Revisionen zu erleichtern, und den Weg zu einem richtio'en Urtheil zu
ebnen. Solch ein Mittel kann für beide Parteien h<M-]ist • i -] ] iri üch
sein. Mit dem bloßen Solielten, Raisouniren, kraiikis-jin und Hüffen
auf eine Besserung der Verhältni>^>^e von oben iieiab kommen wir
keinen Schritt weitei": ^v^r irms^uu selbst Hand ans Werk legen.
Versetzen wir nns in Lag-e eines Kevisors.
Fa- soll in der ihm frenulen Scliule las Wissen und Können der
Schüler, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten prüfen und zugleich be-
urtheilen, in welcher Weise der Lehrer resp. die Lehrerin gearbeitet
hat. Je nach dem Ausfall diese)- Prüfung soll er über die einzelnen
Lehrkräfte, sowie aber die ganze Anstalt höiierea Orts sein Urtheil
abgeben.
Den zweiten Thcil dieser Aufgabe vermag ein nur dilettantisch
gebildeter Revisor nicht zu lösen. Wenn er beurtheilen soll, in welcher
Weise ein Lehrer seine Hauptkunst, die Fragekunst, handhabt, muss
er selbst sich in derselben tüchtig ausgebildet, muss jahrelang als ein
tüchtiger Fachmann gearbeitet haben. Mit der Theorie allein ist da
nichts anznfangen. Außerdem genügt es dazu wahrlich nicht, den
Lehrer eine oder wenige kui'ze Probelectionen halten zu lassen. Man
kann daraus höchstens erkennen» ob man einen noch ganz ungelenken
AniAoger oder einen Mann vor sich hat, dem in dieser Hinsicht Ver-
nachlässigung, Unbehoifenheit und Unklarheit im Denken nnd %>rechen,
Unbranchbarkeit vorgewoiÜBn werden darf. Selbst ein JPaohmann wird
darum häufige Beviskmen, verbunden mit Ho^itiren in verschiedenen
Standen brauchen, um einen tüchtigen Lehrer nach dieser einen Seite
hin richtig absch&tsen zu lernen. Der Lehrer darf femer verlangen,
dass der Revisor genau kennen lerne, wie er bei seinem Unterrichte
neue Begriffe beibringt, unklare, die ihm von den Kindern entgegen-
gebracht werden, ric^htig klärt, hohle, die HOT als Worte im Gredächt>
niaee liegen, mit Inhalt füllt, nnd wie er versteht, in allen Stunden,
selbst beim Betigionsimterrichte, anschaulich za unterrichten. Er
darf ferner verlangen, dass der Revisor kennen lerne, wie er in den
Stünden die geistige Zucht za handhaben, die Xinder je nach ihzer
4) In maadiai udenii dentaclieii Staaten, s. B. in Sadumi, ebeaao in öiter^
wtkSh, steht « ia dem ]MiiflI»t«a Paukte benex. D. R.
PadifgilnB. Aiif . BMI IX. 89
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Individnalit&t sm belianddn, interessant, gdstroU nnd geisUnldend m
lehren meteht Alle diese Fordemngen kann ein Dilettant im Sdral>
&die gaznicht eifttllen, ein Fachmann nur naeh längerer» sorgiUtiger
Prttfluig nnd Beabachtnng. Ein richtigee ürtfaeü wird danun in Beng
anf aUe die hier genannton Fordernngen nur ein tSchtiger Schal«
dirigent shgeben kOnnen, der mit adnen CoUegen jahrelang n-
sammen gelebt nnd gewirkt nnd mit ihnen tlgUch in lebendigoa
Tericehr gestanden hat; nftchst ihm ein tftchtiger fiidigemSfi vorge-
bildeter Berisor, wenn er sich eines Mmlichen lebendigen Yeikehn
mit den einzelwen Lehrern befleifljgt
Man sieht: in Bemg anf die Beartheüong unseres wahren WertsB
als Lehrer sind wir grOßteatheüs nnf uns selbst angewieeen, dn den-
selben nnr wenige Personen nnserer nächsten Umgebung nnd dahd
nnr tllchtige Fachmänner richtig absosehätcen TennOgen. Es dSifke
kein Mittel geben, fremden Berisoren, die nns nnr selten besodieB,
darfiber yolle Klarheit su yerscbaffsn.
Anders liegt die Sache, wenn es sich darum bandelt^ die posi-
tiven Kenntnisse nnd die Fertigkeiten sn prftfen, welche
die Scbftler dnrch nnsern Unterricht erlangt baben.
Ancb hierbei haben fremde Bevisoren einen BcJilimmen Stand. In
Beeng anf Lesen, Schreiben, Zeicbnen, Singen, Tomen mid auch
Bechnen ist es nicht sebwer, ein richtiges Urtheil nt ftüen. Im
Bechnen entscheidet die Sicheriielt, mit der An^abok anf der TsAl
nnd im Kopi^ gelOst werden. Über die Forderangen, welche an die
einseinen Olassen gestellt werden dürfen, gibt der Lebrplan resp. das
Stcfvenseichnis genflgende Auskunft Es pflegt anch hierbei selten
eine Klage über fidsche Benrtbeüong laut zn werdio.
Anch in Besng anf dentsche Grammatik nnd fremde SpradMn
können Bevisoren leicht nur rechten Einsicht gelangen, selbst wesa
sie nicht Fachlento sind. Fftr den Sprachontenicht sind im Lehrplane
ans den sorgsam ansgearfoeiteten Schulbddiem eine bestimmte Asaahl
von LecÜonen mit Begefai und Vocabeln vorgeschrieben. Wenn der
Bevuor mit dem Lehrbuche in der Hand prOft und Extemporalien
dictirt, durdi welche sieb die Fertigkeit in Anwendnng der Begebt,
Vocabeln und der Formenlehre ergibt, so kann er nicht leicht irren.
Durch einige Übung wird jeder unschwer an der rechten iänsieht
gelangen, um seine Anforderungen ftr das Wissen und Können in den
verschiedenen Altersstufen nicht zu hoch sn schrauben.
Aber einen schweren Stand haben die Bevisoren bei den Pr&fhngen
in Geschichte, Geographie, Naturgeschichte (Botanik und
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Zooloerie) Physik, Literatur- und Kirchengeschichte, wol
au<:h in Rclif^ion. Der Lehrplan, sowie das Stoflfverzeichnis geben
für alle diese Fächer das Material, welches durchgearbeitet werden
soll, nur iii grüßen Umrissen. Die Auswahl des Lehrstoffes aus diesen
großen (Gebieten muss dem Ermessen des Lehrers überlassen werden.
Selbst ein Fachmann kommt darum aut diesen (lebieten bei seinen
Prüfungen mit den Lehrern leicht in Conflict. Er tragt nach Dingen
und Thatsaclien, die seiner Ansicht nach durchaus gewusst werden
sollten: der Lehrer behauptet dagegen, ei- lege Hauptgewicht auf
andere Kenntnisse und klagt über ungerechte Aniurderungen.
Ich meine, es gibt ein einfaches Mittel solchen Conflicten vorzu-
beugen und dem Keviäor zugleich sein Amt zu erleicbterü. Man
prüfe Folgendes:
Gewöhnlich pflegt der Lehrer in den genauuien Disciplmcii in
folgender Weise zu um errichten. Er dictirt Anhaltspunkte, kurze
Iü)mlts;Higabeu (it-.^sen. was er in einer Stunde neu dui'chai'beiten will
(am Aautnge oder am Schlu.sse der Lehrstunde) und schreibt Namen
und Jahreszahlen etc. dabei an die Wandtafel. Durch diese kurzen
Vernierke haben die fc>chüler ofh^r Schülerinnen die nöthigen Mittel
erhall » II, -irli /mv WipderholiniL'- für die nächste Stunde zu präiuiriren.
Nach einer bestimmleii /fit, iniinli -if iis am Ende jedes Vierteljahres
wird eine General Wiederholung angestellt. Gewöhnlich pÜegt man
dabei auf jene iruher dictirten Anlialtspunkte und Inhaltsangaben
zurtickzn greifen. Ich meine, hierbei könnte man sorgfältiger zu Werke
gehen. Man dictire eine bestimmte Anzahl von Fragen oder
Aufgäben zur Beantwortung und fordere (hilm nur das, was
gute und mittelmäßige Schüler und Schülerinnen unserer eignen
Ansicht nach durchaus sicht'r wissen müssen, falls der Unter-
richt sich wirklich fruchtbringend erweisen und uns selbst
för unsere Arbeit die rechte Befriedigung gewähren soU.
Möglich, dass viele Lehrer bereits so verfahren. Aber gewöhnlich
pflegt man bei solchen Wiederholungen die Zöglinge auf die Hilfs-
böcher oder ihre Hefte zu verweisen und die Aufgaben zur Wieder-
holung und Präparation für eine bestimmte Stunde zu allgemein za
stellen. Dies ist ein Übelstaiul; denn die Schüler kennen in diesem
Falle ihre Aufgabe nicht genau; die besseren qnSlen sich mit Arbeiten
ab, ohne die Befriedigung zu haben, gut präparirt zur Stunde za
kommen; die schlechteren thun nichts und überlassen den Erfolg dem
Schicksal Bei solchen bestimmt und in genügender Anzahl gestellten
Fragen imd Angaben kann ein guter Erfolg nicht ausbleiben. Fallen
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die Antworten 1t1>erhanpt nangelbaft ans» so mnse der Lehrer ttftU
SU wiederholen aafs neue lehren und ersieht daraus, dasi er
zu schnell Vorwärts gegangen ist
Hau lasse diese Wiederholuügsiragen und Anllsaben das Jahr
hindnreh in ein besonderes Heft eintragen und Terpfliebte die
Schillert das Heft während ihrer gansen Sehnlseit beim Auf*
steigen von Classe zu Glasse zn behalten und in Jeder neuen
Olasse durch die in derselben gestellten Wiederholangs-
fragen und Aufgaben zu Ter mehren* Sokh ein Heft ersetzt fast
alle Hilfibttdier und erweist s^ in jeder Binsidit als sekt nüti^ch.
Gewöhnlich hört man die Lehrer oder Lehrerinn«! , welche in
einer der höheren Classen den Unterricht in einer von diesen Discipli-
nen übernehmen, darüber klagen, dass sie bei der Wiederholimi:, die
am Anfange des neuen Cursus angestellt werden soll, zu mangelhaftes
Wissen vorgefnnden haben und deshalb statt zu Wiederholungeu , zu
neuen Vorträgen gezwungen seien. Diesem ('beistände kann duicli
solche Hefte, die mau von Clause zu Classe behaii und vergrößeit,
vorgebeugt werden.
Es liegt auf der Hand, dass sich jeder Lehrer durch das Vor-
zeigen solcher Hefte jedeia Revisor gegenüber vollständig
sichern kann und demselben seine Prüfung wesentlich er-
leichtert. Jeder dieser Hei ren ist .^ebr froh, wenn ihm die Mülie
erspart wird, in dem Stott' lierumzusuchen und Fragen zu stellen. So-
bald dei- Lehrer auf ein derartiges Helt hinweisen und sagen kann:
„Hier ist die (Quintessenz meines Unterrichtes verzeichnet; diese Fragen
müssen die Kinder be*int werten, über diese Angaben müssen sie Ans^
kuuii geben können": so wird der Revisor mit Freude solch ein Heft
in die Hand nehmen und seine Prüfung zunächst an das dort Gebouiie
anlehnen. Es bleibt ihm daltei ja die volle Freiheit, sich durch Neben-
fragen zu ülierzeugen, in welcher Weise der .Stoü' verarbeitet und wie
ders»^ll<e vnn den Kindern aiit>efasst worden ist
Hier mögen zur Probe 1 ragen und Aufgaben folgen, wie sie fn
den Heften der Schüler nach Beendigung des Unterrichts in Zoologie
stehen können.
Hauptunterschiede im Bau der Rückgrat- oder Wirbelthiere» der
Schleim- oder Weichthiere.
Dit* Affen haben Arme und Beine; warum heißen sie Vierhan der?
Warum muss die Fledermaus ihre Beute, die Nachtschmetterlinge^
mit dem Maule fangen? Wie verfährt sie, tim die geisDgene Beate
xa verzehren? In welcher Stellung schiiUt sie?
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Wie ist zu erklären» da^s der Igel und andere Thiere 4 Monate
und darüber ohue jNalirang zu sich m nehmen, im Wiuterscliiaf
zubriugen können?
Woran erkennt man, dass Maulwurf und Spitzmans nicht Pflanzen-
fresser, sondern Fleisohfi'esser sind? Beschreibung eines Maulworfis-»
Dachs-, Fuchsbaus.
Woher kommt's, dass alle Katzeii stets sehr spitze» alle Hunde
stampfe Krallen an den Zehen haben?
Welche Wieselarten liefern uns Pelz^verk? \\'oher stammen die
schwarzen Flecken im Herrn elinkmi^en der alten Fürsten?
Besclircibimg eines Kuti^ der JbUnhatier. Der Magen der Wieder-
käuer; das Wiederkäuen.
In welclier Weise (und in welcher Zeit) wächst aus dem Kopfe
des Hirsches das Geweih nach dem Abwerfen der Stangen? Die
Kümmerer. Was heißt: Hirsch und Äeh fegen die Geweihe?
Diese Probe wird genügen. Noch eine andere ans dem geo*
graphischen Unterricht.
Gestalt, Größe, Lage von Afrika. Die voi^eführten Afrikaforscher.
Die Meereseinschnitte, die Kais. Die Gebirge, Seen, Flüsse. Die
Städte an den Flüssen, die Hochländer. Die Wüsten und großen Oasen,
pie Namen der Kfistenstriohe, Städte, Ortschaften an der Nord> Ost-,
fifid-, Westküste.
Die Ihuizdsisclien, spanischen, portugiesischen, englisdieii, deutschen
Besitzungen.
Bassen und Völker.
Erklärung der Ausdrücke: Halfa<]:ras, Teil, Schotts, Pyramiden,
Samum, Chamsin, Sudan, Nubien, Fellahs, Kopten, Mauren, Beduinen,
Suaheli, Booers, Karoo, Negus-Negesti
Anch diese Probe wird genügen.
Diese Idee, die wir hier ffir unsere Anstalt als praktisch sehr
br&uchlMur erprobt bähen, ließe sieh meiner Ansicht nach auch bei
den Staatsprüfungen fttr Lehrerinnen trefflieb verwenden.
Die ObebtSnde, welche solch ein Examen ndt bringt, bei dem
80 bis 40 Junge M Iddien — früher sogar 70 ^ geprüft und mit
amtlicb gestempelten, fllr alle Zeit gültigen Zeugnissen yersehen werden
sollen, in denoi filr die einzelnen Wissenschaften das Maß ihres Wissens
und Künnens ÜBsf^geetellt wird, sind von mir schon vor Jahren im
„Psedagoginm" eingäiend beleuchtet worden.*) Es bandet sich hier-
üoüte mm^s glauben, dase dleia wahrbeitsgetzeue DanteHmig, die atoiMiid
bwtieitea konnte, mir EtM and Veifolgaag «ngehzacht hat?
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bei iiiclit \\m die Prttftinfreii. welche vom Dirigenten und deii Lelu-ern
der Aii.^talt unter Vorsüz des Kgl. Provinzial-Scliiib-atlis vollzogen
"Werden, s' iidni! um .solche, bei denen Schuieriüueu verschiedener
Hiilsjseiiiinare g-enieinsam vor den ihnen jyanss fremden Exami-
natoren solch eine lür ihre Zukunft entscheidende Prulung
ablegen müssen. Solcli ein Examen findet hiei* in OstpreuÜen jahr-
aus jahrein in Königsberg i. Pr. statt.
Um zu beweisen, dass die folgenden Vorscliläge lediglich ans
dem Bestreben hervorgehen, den jungen Mädchen, die sieh zu solch
einem P^xamen mt;iden, die Vi rinreitung und die Prüfung zu erleich-
tern, sei hier ein Wort von dem berühmten Gelehrten, dein Oxforder
Pi »tesM 1 Max Müller, angeführt Derselbe sagt wörtlich: ,.I)ie Prii-
fun;:ni L^anz in die iiande von Fremden geben, iieißt, dieselben in
Lotterien verwandeln, und erzieht eine Art von Schlau];t 'i, Ge-
witztheit bei Lehrern und Schülern, welche der Unr^dlirlikeit naiie
verwandt ist. Ein Examinator kann ausfindig maclieii, \v;is An Schüler
nicht Aveiß: aber es wird ihm scliwer fallen, alles In i .iusziifiuden,
was er wirklich weiß."") Und sollte es ihm auch gelinir»'n zu >-r-
gründen, wieviel der Schüler w-cili, so wird ^^r doch nieuials eriahicii.
wie er es wei(> Über diesen letzten Punkt ist die Ansicht des
Lehrers, welciier den Schüler jahrelang beobachtet hat, unnmcräng-
lich noth wendig im Tiireio.se des Examinators, im Interesse der
Schüler und im Interesse ihrer Pelirer."
Diese BtMut i knnc^en sind su rn litiL^!. ila^s kein verständiger 1. einer
auch nur im mindesten daran i lütt In wird. Aber --'ie riiri--t n. so-
lange solche Stn;U^]>rüfiingen bestelieii, uubeachtet bleiben, weil die
vom Staate beruleiieii fremden Examinatoren ihre Thätigkeit doch
nicht selbst in den Schafft n stellen werden und bei Beachtung des
ürtheils von diesem oder jt-iinii Lehrer, der il Prüflinge vorberei-
tet hat, leiciit in den Verdacht kommen könnleu, dats -ie einzelne
ihnen vielleicht v , kannte Persönlichkeiten bevorzugen und andere da*
gegen zurttcksetztu.
Da die Verhältnisse einnntl liegen, durtte ein Mittel, diesen
Herren das Prüfen und Feststellen des Wissens und K inneus ihrer
Prüflinge zu erleichtern und zugleich die letzteren gegen Fehlgiiffd
aoriel wie n>r»glich zu sichern, doch allseitig willkommen sein.
Vergessen wir nicht: solch ein Examinator hat einen sehr
^ Namentlich in der kturzen Zeit von 10»15 Minuten, die bei solchen Lehn*
rinnenpiofttngen Ulf jedes juige MMcheii Ar jede eisaetaw WiaieaMduit gwCkgcA
mxm.
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scliwoi eii Sraiid und ist walirlich nicht zu benei^Wii Xeltnuni wir an,
es liabeu sich ztim Examen nur 30 junge M^1dcheu gmieidt-i — eine
verhältnismäßi«^ nur geringe Zahl — so brauclit er selbst bei lU Minuten
Prüfung pro Pei-son immerhin 5 Stunden, um für y-de das Maß ihres
Wissens und Könnens als Lehrerin nur in einem Fach, z. B. in
Gescliichte amtlich festzustellen. Da er selbst in diesem Fache
tüchtii;- bewandert sein muss und seine Studien darin von höheren
Gesichtspunkten geleitet sein müssen, su gilt es für ihn, an die Kennt-
nisse und das Urtheil der Prüflinge einen geringeren Maßstab anzu-
legen und seine Fragen darnach einzuriciiten. Das ist eine sehr
schwere Aufgabe, und sicherlich muss in den letzten Stunden auch
die rüstigste Kraft erlahmen, so dass bei dieser Erschöpfung die
Fragen nicht mehr in der noth wendigen soi^^tigen Auswahl gestellt
werden können. Man pflegt darum eine genügende Menge von Fragen
auf Zettel zu schreiben und diese Zettel unter die Pi*üflinge zu ver-
theilen. Der Examinator fordert dann zunächst kurze Antworten,
lesp. kurze Vorträge und sucht darauf durch Nebenfragen das Wisaen
und Können der jungeo Mädchen auch für Gebiete zu erforschen, auf
welche jene Zetteliragen nur hinweisen. Das ist für den Examinator
eine wesentliche Erleich teiung; aber den Prüflingen ist damit nnr
wenig geholfen* Hein Vorschlag ist der folgende: Man lasse von amt-
licher Seite ans jeder Wissenschaft die Kenntnisse, welche im
PrUfungsreglement verlangt werden, in Form von Fragen
und kurzen Inhaltsangaben (kleinen Aufgaben zu kurzen Vor-
trägen) ausarbeiten, znsammenstellen und durch den 7» ruck
verbreiten. Durch solch ein Büchelchen erfthrt jedes junge Mädchen
genau, wie sie geprüft werden wird, und vermag sich in Ruhe vorzn*
bereiten. Zugleich ist dies BQchelchen für den Ldirei* in einem
Seminar ohne Bereditigimg znr Staatsprüfung ein nothwendiges Hil&*
mittel, um seinen Unterricht nicht allein fruchtbringend, sondern 2a-
gleidi dem Zwecke entsprechend- einzmickten. Dies ist ftst für
jedes Fach ein dringendes Bedürfnis, weJl die Ansichten der
Lehrer nnd der Examinatoren hinsichtlich dessen, was gelehrt, ge-
wnsst nnd gekonnt werden soll, selten ttbereinstimmen, meistens weit
auseinander gehen. Die amtlichen Bestimmungen im Prttfbngsreglement
sind zu aUgemeiii gehalten und gestatten einer vorschiedenartigen Aus-
legung einen xu weiten Spiekanm. Während der Zeit, als die von
mir vorbereiteten jungen Mädchen zur Prttfinng nach Kdnigsberg i. Fr.
gesdiickt werden mnssten, verlangte ein Examinator bei Frttfiing in Geo-
gnq[»hie von der Provinz Preußen Angabe aUer Bahnstationen zwischen
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680 —
lnsterl)urp: und Thoru und die Kenntnis ganz winziger Bäche, die im
kSuiiiiner fa^st austrocknen. Ein anderer Herr forderte eine meiner
Schülerinnen auf, aus Kants ,,Kritik der reinen Vernunft" über dessen
Kategorientafel zu sprechen und die bekannten 12 Stammbe<niffe des
Verstandes aufzuzahlen. Der gaiiz merkwürdigen Fragen und An-
sprüche, die Ott in Literaturgeschiclite gestellt wurden, will ich
gar nicht g-edenkenl Man fürchte nicht, dass die juniren Mädchen bei
Verötfentlichuiig eines solchen Büchelchens mit der iuliahsaiigabe des
l*rüfungsstoffes in die Gefahr kommen könnten, sich wie so viele
Studenten zum Examen ,,einpaukeu /m lassen". Ich möchte wissen,
wie z. B. bei einer Inhalt «langabe wie die vorhin für Schulen geschil-
derte ein bloßes „Einpauken- möglich sein sollte! Die Lehrer müssen
zur rechten Vorbereitung für die gute und umlassende Beantwortung
solcher Fragen und Anhaltspunkte einen dni'chaus guten Unterricht
ertbeilen. Sie werden dadurch nur gen(>thigt,, viel Überflüssiges und
Nebensächliches wegzulassen undHauptgewii-ht auf ein wirklich nöthiges
und ersprießliches Wissen und Ivonnen zu legen. Ich bin überzeugt,
dass man solch eine Einrichtung von allen Seiten mit wahrhafter
Freude und Genugthuung begrüßen würde. Es könnt« dadurch viel
unnütze (^ual, Sorge und Angst, viel unnützes ijt ruen, viel Ärger und
Kuiauici aus der Welt geschafft, das bloße Glücksspiel, bei dem der
Zufall oder sogar menschliche Schwachen und Wunderlichkeiten eine
gar merkwürdige, oft sehr traurige Rolle spielen, in eine sichere und
allseitig ersprießliche und befriedigende Prüfung verwandelt werden.
Es ist unter Studenten jetzt gäng und gäbe, über ihre abgelegten
Staat spriiiungen ein sorgfältig ausgearbeitetes Protokoll zu führen und
dies Schriftstück ihren J^'reunden zur Verfügung zu stellen. Aus der
Zusannnenstellung vieler solcher Piotokolle ergibt sich, auf welche
Kenntnisse die alten wolbekannten Prüfungsherren jahraus jalu--
ein das meiste Gtswicht legen, auf welchen Gebieten resp. Fragen sie
mit Vorliebe verweilen, welche Aussprüche oder Ansichten — z. B.
solche, die von einem literarischen Gegner stammen — man ja nicht
vorbringen darf, durch welche Worte man ihr WolwoUen ciTingen
kann, so dass sie „liebenswürdig" examiniren. Mag man die Sache
tadeln — es ist unter den gegenwärtigen Prüfuugsverhältnissen
fremden Examina loren gegenüber ein Act der Nothwehr, und man
braucht sich nicht zu wundern, dass solch ein Verfahren auch schon
bei jungen Mädchen in Hilfsseminai'en ohne Berechtigung zur Abgangs-
prüfung im Schwange sein soll.
Em Voi-schlag wie der oben geschilderte ist selbstverständüch
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fnr Universitäten nicht geei^et. Derselbe ist anch fiir Seminarien,
in denen junge Leute beiderlei Geschlechts unter Vorsitz eines
Regierungsvertreters von den eigenen Lehrern gepnüi werden, nicht
nothwendig; alter Hir die Tausende, die jahraus jahrein sich einer Prü-
fung duich trenide Examinatoren unterziehen müs>sen, ist die geforderte
Anweisung und Einrichtung dmchaus nöthig und wird sich als hüchüt
segensreich erweisen.*)
*) Der Ausarbeiter einer solchen Schrift wttrde cB. unLiteraturtreschicbte
die genaue Inhal tFanjjahe bmiciitcnilcr Kunnt werke (Draiiicn, E\>(-n, lyriHclier
^Tediuhte), wichtiger ästhetischer Abhandlungen (wie J'hcr uaive and senti-
mentidische Dichtkunsf von Schiller, „Uber die Fabel" von Lessing), wichtiger, des
StodioiDs noch jetst werter Bflcher (wie Goethei „Wahrheit lud Dichumg")
fofdeni, und nicht Teitangen, dam die Jongen Kidehen Namtn und Weriw tob
Di(-htem und Schriftstellern frtlhorcr Jahrhunderte auiStfUen eoUent vm die iidh
eelbft LitezKrhistoriker tob Peeb gur nicht mehr bekflnunern.
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Has Extemporale in der Yolksschiile.
Von Ogkar JParUtaehrDreaden,
In den höheren Schulen et^Tiießt das Kxteniporale voti altersher das
Bürgerrocht. Die Schüler bi inL« n ihm freilich zu einem nicht geringea
Theile tiefe Abneigung entgegen, weil sie nm Erfahrung wissen, dass
es di( Jxliiff zwischen dem vSoll und dein Jhils-m oft in ihrer ganzen
Breite und Tiefe enthüllt, ja zuweilen sogai* größer ersclieinen lässt,
als sie in Wahrheit ist. Die Lehrer dagegen schätzen es als ihr zii-
verhissig-stps f'!-iifunf:?smittel, das sie p:ar niclit missen kr>nnen, weil die
hüheien .Seliuleu stets mit der Unredlichkeit einiger Schüler zu rechnen
haben und heute noch wie fi'äher fast dur<*hgängig an dem Fach-
System, an der dogmatischen Methode, an dem Ubermaü des Stoöes
und in gewissen Fächern auch an der Uberwucherung der mündlichen
Übung durch die schriftliche kranken. Diese Missstäude verhindern
die Entstehung eines sicheren und einhelligen Urtheils über den Schüler
und lassen den Lehrern das Extemporale als ein unentbehrlicheß
Prüfungsmittel erscheinen. In der Volksschule kanu es diese Be-
deutUDg niemals erlangen, weil die VoraaBsetzmigen, jene Übel, fast
gfinzHclL fehlen. Ea kann daher nur dann einen Flatz in ihr be-
anspracbeii, wenn es anderen Zwecken dienstbar zn machen ist. Das
ist auf zweierlei Weise möglich. Ks kann ihm eatweder die Be-
stimmimg gegeben werden, nicht allein für die Leistungen der Schüler,
sondern auch fftr den Stand der OlasaeD und für die Wirksamkeit der
Lehrer eine zuverlässige Statistik zu schaffen, oder es kann ihm der
Charakter eines Prüfungsmittels yOlli^i: abgestreift und der eines
Bildangsm Ittels aufgeprägt werden. Beide Gestaltungen des Ex-
temporales sind f&r die Volksschale wichtig und einer allseitigen
Beleuchtung wert.
L
Soll das Extemporale in dem angefthrten üm&nge als Prflfiuigs-
mittel dienen, so darf das Verikhren der höheren Sehnlen naliiüeh
nicht einfRcb copirt werden. Es machen sich vielmehr folgende Mafl-
legehi nötbig: die Aufgaben stellt ein Mitglied der Schulbehfirde —
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— 683 —
nicht der Classenlehrer — für alle Classen einer Stufe gleichlautend;
die Überwachung der Kinder und die Correctur dei' Aibeiten besorgt
ebenfalls nicht der Vorsteher der Classe, sondern ein anderer Lehrer
unter Controle des Vorgesetzten; jede Classe wird dergestalt in mehreret
verschiedene Aufgaben beai'beitende Gruppen getheilt, dass kein Schüler
sich bei seinem Nachbar Baths erholen kann; allen Classen wird das
gleiche Zeitmaß gewährt; die Arbeiten werden nicht censirti sondem
die Fehler werden in Gruppen gesondert, gezählt and dann mit den
Ergebnissen der Parallelclasm zusammengestellt.
Man sollte meinen, dass unter der Herrschaft dieser Bestimmungen
ein absolut treues nnd zutreffendes Bild der Leistungsfähigkeit der
Schüler, der Classen und der Lehrer erzielt werden müsste. Dem ist
jedoch nicht sol Versoche ^eveisen vielmehr das Gegentheil. Sie
fördern Ergebnisse zu Tage, die den berechtigten Erwartungen nicht
entsprechen und der Tfa&tigkeit des Lehrers das ungünstigste Zeugnis
ausstellen. Das lässt vermuten, dass die Glieder der Bechnnng fiilsch
sind. Und so ist es in der That
Einen sehr erheblichen Antheü an den schlechten Besnltaten hat
in erster Linie die Bestirnnmog, dass die Themen Ton einer anfierhalb
der Classe stehendni Persönlichkeit gegeben werden; denn sie be»
gOnstigt die Wahl soldier Aufgaben, denen der Schiller nicht gewachsen
ist, weil sie entweder sein Wissen nnd Können, oder seine Geistes-
kraft, oder aach beides ttbersteigen.
Der Erwachsene mit seinem reichen, klaren, geordneten nnd stetig
-wachsenden Wissen hegeht gar leicht den Fehler, hei dem Ehude zn
viel Toranssnsetsen, nnd zwar wird er am so eher eine Beate dieses
Jrrthnms, je weiter ihn Alter nnd Büdnng Ton der SphSre des Kindes
entfernt hahen, und je weniger er Gelegenheit hat« den Geist der
Schüler in Besag auf die Aufgabe zu sondiren. Zudem tSnscht sich
der Erwachsene in der Bogel gar sehr ftber die GröHe seines geistigen
Besitzes in üHlheren Jahren. Er Temnthet daher bei dem Kinde
Kenntnisse nnd Fertigkeiten, die er seihst erst in sp&teren Jahren
mit gereifterem Geiste erworben hat; er meint, dass das Kind ebenso
wie er alles das, was es mit seinen Sinnen mehrmals wahrgenommen
hat, auch denkend aufgefasst und den Beihen seiner Vorstellungen
und BegriffiB eingeordnet haben müsse, und dass es von dem, was ihm
Schule und Leben zum Bewnsstseln gebracht haben, wenigstens das
Wichtigste (nAmlich das, was gerade ihm wichtig nnd interessant er-
seheint) immer, selbst nach Jahren noch, prflsent im Geiste liegen
haben müsse. — Insbesondere bleibt bei der Wahl der Aufgaben sehr
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— Ö84 —
oft der Umstand außer aclit, da:?s das Kind die scliiiftliclie Darstellung
(Orthographie u. dergl.) bei weitem nit-ht mit der J^icherheit vollzieht
\vie der j^ereifte Älann, dessen Wis^scn und Können auf diesem Gebiete
feo gefestet ist, dass es fast unbewusst in die Erscheinung tritt. Anders
bei dem i\inde. Ks darf sein Xaclideuken nicht allein auf den Ge-
dankengeiialL richten, sondern es muss auch der äußeren Dar.stellunjr
bestuuiig volle Aufmerksamkeit zuwenden. Zwei so verschiedeneu
Herren gleichzeitig zu dienen, das geht jedoch meist über sein Wissen
und Können und immer über seine Kraft.
Der Unterschied zwischen der Geisteskraft eines gereiften und
geschulten iMannes und der eines Kindes, das noch in der P^ntwicklung
begritfeu ist. wird sehr oft zu genug veranschlagt. Allein, was dem
Unmündigen unübersteigliche Hiudernis.se bietet, das überwindet der
Erwachsene vennr»ge der Sicherheit, mit der er über seine Vorstellunijen
und Begritie verfügt, vei inöge der Fertigkeit, die er im l'i ulcii, u Ue-
dem uud t)i'dnen. in der sprachlichen und scliriftlicheu Gestaltung
seiner Gedanken be.sitzt, mit Leichtigkeit. Infolgedessen entsteht in
ihm der Wahn, dass das, was für ihn so leicht ist, für die Kinder
Uüiiiüglich zu schwer seiu könne, und er glaubt, von dem t-ignen
Können unbedenklich auf das der Kinder schließen zu dürfen. Aber
nichts lüi lalscher als diese .Meinung! Sie verkennt die Entwicklung
des Geistes und verstößt gegen Gesetze, die mit der Strenge der
Naturgesetze walten und nicht hinwegdecretirt oder durch vornehuJe?
Ignorirt 11 ;iußer Kraft gesetzt werden können. -Nur Beobachtung kann
über den ZuisLaiid des (ieistes unterrichten; niemals abei- können sub-
jectives Meinen oder l)loöes Vermuthen darüber entscheiden. Daher
sind angemessene, der Deistuns-sfahigkeit eutsi)rechende Aufgaben iuv
die Extemporalien einzig und allein bei genauer Kenntnis des positiven
Wissens und Krmnens wie der Geisteskraft der Prütlinge zu stellen«
Idacht doch selbst der mitten in dei' Schularbeit stellende Lehrer sehr
oft die Erfahrung, dass er mit Stoflf oder Behandlungsweise über die
Capacität seiner Schuler hinausgegangen ist. Wenn diese übei-schatzt
wild uiul die Aufgaben zu schwielig gestaltet werden, dann gibt das
Extemporale nicht das wahre, sondern ein entstelltes Bild \on den
Leistungen des Kindes, Ton dem Stande der Classe und von der
Thätigkeit des Lehrers. Der Zweck der Prüfungsai'beit wird also
durch einen derartigen Irrthum geradezu vereitelt, und es ist umsomehr
schade um die Zeit und die Mühe, die auf die Niederschiift uud die
CoiTectur verwendet werden mussten, als der sachliche Wert der
Arbeit nur gering und der SchUlei* uidit gefördert worden ist In
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— Ö8Ö —
der Schule ist aber jede Stunde verloreo» die ohne Nutzen für die
BÜdoBg der Zöglinge geblieben ist
Die andere Maßnahme, die ganz falsche flrgebnisse zeitigt, ist die
Zählung der Fehler und die Correctur durcli fremde Lehrer. Sie
gi'iindet sich auf den Glauben, dass so der AV'ert der Arbeit in der
objectivsten Weise gekennzeichnet und gleichzeitig allem subjectiven
Belieben der stärkste Kiegel vorgeschoben werde. Das ist jedoch nur
Schein! Die Güte der Arbeit und die Zahl der Fehler entsprechen
sich durchaus uu:lii, denn die Zahlung der Fehler ermittelt nur die
Menge der Verstöße, gibt aber kein Urtheil über den Wert der
Arbeit. Bei diesem Verfahren mnss eine inhaltbreiche und gewandte,
jedoch mit Form- und Schreibfehlern behaftete Arbeit einem dürftigen
und gewöhnlichen, aber fehlerlosen Machwerk den Vorrang lassen.
Zählang der Fehler kann nur bei Arbeiten gleichen Inhalts und Um-
fangs, wie bei Dictaten, Rechenaufgaben und Übersetzungen, als aus-
reichend erachtet werden, und auch da nur, wenn zweifellos festgestellt
ist, was als Fehler zu zählen ist, und wenn sich alle Correcr* n n
streng an diese Abmachung binden Die Fehler sind ja doch von sehr
veröchiedeaer Art. Kin Flüchtigkeiist'ehler dai"f den übrigen nicht
gleichwertig zugezählt werden, sonst würde nimmermehr eine gorefhte
Bezifierung der Leistungstahigkeii der Schüler und der Wirksamkeit t
der T.elirrr zu stände kommen k«inneii. Ult ist es aber schon für 'len
Classeiiiehrir hi l!\\>r. zu eutscheulen, ob ein Fehler aus Flüchtigkeit,
oder ans Inkenntnis entsprungen ist, wie viel größer ist diese
Schvat riiikcit lür den Lehre)-, der die Kimln- nicht kennt! In den
meisten i^'cillen wird er den b « hier zählen müssen und dadurch das
Urtheil zu Ungunsten des Schulers wie des Lehrers verschieben. Das
beliebte Verfahren führt nach alledem nicht zu einer objectiven Wer-
tung der Leistungen.
Dazu kommt noch, dass es das Verhältnis, das zwischen der
liänge einer Arlieit und der Zahl ihrer Fehler besteht, ganz nnbeachtet
lässt. Der unerfahrene Schüler bemüht sich, in der gegeb<^nen Zeit
in aller Eile seine ganze Weisheit darzulegen, ohne in seiner Emsig-
keit zu fragen, ob alles richtig ist. Der durch schlimme Erfahrungen
gewitzigte hat dagegen die Vorsicht als das bessere Theil erkannt
und bestrebt sich, jedweden Fehler durch Kürze und reifliche TT>er-
legnng zu vermeiden. Die Zahlen, die bei der Correctnr der so ent-
standenen Arbeiten erscheinen, geben natürlich keine zutretende Aus-
kunft über das Wissen und Können der betreffenden Schüler.
Von nicht geringem läinfloss auf den AnsfoU des Extemporales
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sind drittel» die ftniSeren ümstftnde, unter denen ee za fertigen Ist
Erzeugt schon der Gedanke, dass eine Prüfinig beTorstekt, in dem
Einde eine gewisse ünnihe, so steigert sieb diese in der ganx an»
gewOlnUebeii Lage, die das Extempmle schaiFtt an Befongenheit und
Verwirmng. Eine sokhe Geisteem&ssQng ist gewiss die nngünstigte
In die ein Examinand gerathen kann: er fördert Fehler za Tage, die
ihm bei mliigem Blnte niemsls entsddflpte vQrden. Diese Wirkung
ist bei dem einen Schfiler großer als bei dem andern; dean «e
von der Katar des Geistes abhängig. Sie bleibt sich jedoch auch bei
dem einen nicht gleich, sondern ist bald st&rker, bald schwächer,
welche Schwankungen theils durch die jeweilige Stimmung des Geistes,
theils durch die hemmenden oder fordernden Einflüsse der betheiligteii
Personen, der Zeit und der übrigen äußeren Umstände hervortreriifcn
werden. Die großen Unterschiede, die sich zuweilen zwischen luchreren,
III -aiiz kurzen Zwisclienriiunien gefertigten Ülausurarbeitcn tindeii,
und die sich am aultalligsten bei Rechenaufgaben und Dictateu zeigen,
erklären sich ganz uiigtzwuugen aus jenen Ursachen.
Der Jugend gelit fast allgemein die rulüg wägende Bedächtigkeit
ab, die allein ein fehlerloses Extemporale sichert; ein leichter Sinn
beherrscht sie und verleiht ilii- neben den Eigenschaften der Heiterkeit
und \VidersraHil>iahigkeit leider auch die der Flüchtigkeit, die wir
Lehrer so oft beklagen, die wir aber um jen^tr wijii n mit in den Kauf
nehmen müssen. Wird der Knabe durch Zurufe, i^^m würfe und Fragen
zu reiflicher Überlegung uud besonnener Thätigkeit genöthigt, und
werden so seiner Flüchtigkeit Zügel angelegt, so umschiftt er sicher
die Klippen, an denen er sonst regelmjißig strandet. Glausurarbeiteu
zeigen den Schüler daher nie — Aufnahmen sfotien die Regel nicht
um — auf seinem wirklichen, sondern st^ts auf einem niedrigeren
Standpunkte. Bei mechanischer Zähhincr der F^'hler bleibt diese Tliai-
sache unberücksichtigt. Daraus geht i Im ntall- l)t>rvor, dass das Ur-
theil üVier den iSchüler, welches hioa aul lif Ergebnisse der Extern-
puraiieu gegrüiulet wird, unrichtig sein muss. Am größten wird die
Differenz zwischen dem Schein und der \\ irklichkeit, wenn es nicht
gelungen war, für alle Abtheilungen der Ciasse gleich schwierige Auf-
gaben zu finden, und wenn das Unglück gerade den schwächeren
Schülern die schwierigeren TheuKn aufgebürdet hatte.
XiH-h T.age der Sache ist es ganz unmöglich, die Mängel, welche
das rrüfuugs-Kxtemporale begleiten, abzustellen. Sie können nur ab-
geschwächt werden, so dass sich die Resultate nicht zu weit von der
Wahrheit entfemea. Ui es nach alledem den Ji^temporalieft Dicht
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Eiöglich, die Leist uüg^sfäliigkeit der Schüler in zuverlässiger Weise zu
beziffern, so können aucli die Suuiuien der jafefnndenen Zahlen keine
sicheren Grundlagen lui eine Verj^leichung der Parallelclassen
untereinander abgehen. Es machen sich zwai- die ^Mängel dos Ver-
tiüirens in allen Classen geltend, aber in jeder in einem besonderen
Grade, wie aui? den vorstehenden Darlegungen ohne weiteres hervor-
geht. Noch weniger treilich k niien jene Zahlen die Tluitigkeit des
Lehrers werten, da sie — und dadurch wird ihre Uiizuverlässigkeit
gesteigert — keine ßücksicht auf die Vorbildung der Zöglinge, auf
die Proceutsätze der Nachzügler, der Schwachen und der Begabten
nehmen, obschon diese Momente von dem erheblichsten Einfluss auf
das Bild einer Classe sind. Das Prüfungs-Ex temporale erfüllt dem-
nach seine Aufgaben nicht und hat deswegen keinen Platz in der
Schule zu beanspnichen. Zu dieä>er Überaeugung führt noch zwingen-
der eine Betrachtung der Übel, die in seinem Gefolge in die Schule
fiinzielieu.
Der aufmerksame Beobachter macht bei Clan«urarbeiten, die zum
Zwecke der Prüfung gec-ebon werden, solir häutig folgende Beobachtungen.
Das Kind sieht sich uri»! »(zlich vor einem Thema, das ihm mr nicht
geläufig ist, ja das ilim vielleicht noch niemals in den Ömu gekommen
ist. Rathlos starrt es in die Ecken; zwar tauchen alsbald einige Ge-
danken auf, aber sie schwiiren wirr durcheinander, ohne sich zu ge-
stalten und zu einem schönen Bau zu gliedern. Befangenheit und
Aufregung lasten schwer auf dem Gemüthe; unter ihrem Drucke ver-
mögen von den in den Tiefen des (leistes schliiiiinit rnden (Tedauken
nur wenige zum Fliehte emporzusteigen, und der ruhende Pol in der
Erscheinungen iucht verhüllt sich dem Auge. Allein die Zeit drangt,
endlich wird die Jloßtmng aufgegeben und zur Feder gegriifeii. Der
Erfolg spiegelt dann ganz getreu den Zustand des Geistes wieder. In
solchen Zwangslagen wird jene schlatfe und oberflächliche Art zu
denken, die nach Diesterwegg treüenden Worten „Gedanken zu Papier
fördert, ohne eigentlich dabei zu denken geradezu befruchtet. Nach-
dem die Schüler den geschilderten Vorgang mehrmals durchgemacht
haben, lassen zwar Angst und Befangenheit nach, aber das Ergebnis
wird nicht besser, weil jenes Plus durch die nimmehr eintretende
Gleichgiltigkeit reichlich aufgewogen wird.
Es gibt jedoch fast in jeder Classe mige Schttler, die dem Ex-
temporale mit £>euden entgegensehen, da es ihnen in der Begei
bessere Oensnren einträgt als den Genossen. Das sind diejenigen ge-
weckten und lebhaften Geister, die gern an Tisleai naschen, aber zu
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aasdaaernder, ernster und strenger Arbeit nicht gestinat sind, nun
erscheint ein Extemporale als eine kurzweilige AbwecMitiig; legt es
doch ibi-em Denken tmd Thon gar keine Fesseln «a. Die leifibt er*
rungenen Erfolge Menden aber, erzeugen Ol)erhebiing über die bog*
sanieren Naturen, verdunkeln deo Wert emster, anbtltendsr Aibflit
und erwecken wd gar Animosität gegen den strengen Bicktar der
übrigen Leistungen. So erregen die Extemporalieii bei den efaMB
Missmuth, Unlust und Gkichgiitigkeit, hü äm anderen DQnkel md
Trotz.
Die Volksschule hat die Aufgabe, durch den Unteiridit den Geilt
zu bilden. Mancherlei ist ihr dabei hinderiich, auch das IBsütmpank,
das wie ein Hemmschuh wirkt,, sobald es als Prfilüngsmittel gestaltet
und zur entscheidenden Instanz bei der Frage nach der Fflitemg
der Schüler erhoben wird. Sehirache und ehrgeizige Natoren, die es
überall gibt und immer geben wird, lassen sich alsdann verleiten, das
Hauptgewicht je länger je mehr auf Wissen und Können 2U legen
und über dem Steffis den Z()gling, über dem »Was'' das »Wie" n
vernachlässigen. Sie widmen ihre ganze Kraft dem Einpanken des
Stoffes und dem Abriebt«! des Schülers und suchen die Entwickhng
der Geisteskräfte, die natuigemäß imm^ nnr langsam W sich gebt,
zu beschleunigen. Ihre Losung heißt: Präsentes Wissen! Der H«mAIi^
materialismus hält seinen Einzug in die Schule, und die Überbtrdng
fulgt ihm. So verliert aber die Schule d^ Charakter einer Bildungs-
stätte; sie wird ein Ort der Verbildung und der QnaL Um alF dem
vorzubeugen, hat die Schulconferenz in Berlin seinerzdt festgesetzt, dass
in den höheren Schulen sowol bei den Jahr^- wie aneh bei den Abgangs-
prüfungen nnr auf die Stoffe Bezug genommen werden ditlis^ die ii
dem verflossenen Jahre eingehend behandelt werden sind. Und was
d^ Gymnasiasten recht ist, ist dem YolksschfUer geiwisa billig.
Da die Correctur der Extemporaü^ weder dnrek den Glassefr
lehrer, noch durch einen Vorgesetzten erfolgen kann, aooten dorch
einen anderen Lehrer, der noch dazu oft Vertreter einer ParsUeldasse
ist, vorgenommen werden muss, so wird die EntsQheidnng Uber die
Leistungen des Lehrers trotz aller Cautelen dooh bis an- einem ge-
wissen Grade in Hände gelegt, die an dem Ergebnis iataresitrt M.
Daher kann gerade derjenige, wekher recht gewissenhaft cenigirt
und zählt, in den Verdacht kommen, dass er das BesHltal n üih
gunsten seines Collegeu herunterdrücken wolle, während dnr, welebir
nicht so rigoros vertährt, sich d^ Vorwurf zuziehen kann, dais er es»
in günstigem Sinnß beeinflussen wolI& Die Einrichtung sieit abs
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^Misstraiien und Unfiieden, ja sie kann 8^ar zu alifiiehtUcher Ver*
(liinkelmi<i: der Waliiheit vertuhren.
Bei dem beschriebenen VerfaUi'en wird die Leistungsfähigkeit der
Schüler oft mit Maßstäben gemessen, die der Lelirei* nicht als die
riclitigen anerkennen kann. Wenn die gefundenen Zahlen aber trotz-
dem als die absolut riclitige Weitung seiner Wirksamkeit hingestellt
werden, so muss eine solche Erfahrung auf die Berufsfreudigkeit
wirken wie ein Frost in der Frühlingsnacht auf das junge Grün.
Niemand wird behaupten wollen, dass die vagen firgebniase der £x-
temiKniilien diesen Schaden aufwiegen.
Sonach steht folgendes fest: das Extemporale, daa zu Prüfungs-
zwecken gestaltet wird, verfehlt seine BeBtinunung; es bef5rdert in
den Schülern oberflächliches Wesen und erzeugt Gleichgiltigkeit oder
Unzufriedenheit; es lenkt die Arbeit des Lehrers in falsche Bahnen,
saet Misstranen und Zwietracht, untergräbt die Collegialität und ge-
fährdet die BemUBfrendigkeit Deshalb mflnen sich P&dagogik irie
Moral gegen die ganze £inrichtang erklAren.
n.
Als Prüfungsmittel gehört das Extemporale nicht in die VoUcs-
sckole, wol aber Terdient es einen Platz in ibr als Bildungsmittel.
Ein solcbes ist es, wann alle die Maßregeln unterbleiben, die es nur
Gewimrang statistisdier GnnuUagem geschickt machen sollen, wenn
sejn Stoff dem SchUer innerhalb der einem nnreilen Heaschin ge-
aog«ien ^enaen hinreichend yertrant ist, and wenn es seinen Kräften
angemessen ist Es ist Jedoeh nicht Jede beUeUge An^^abe, die diesen
Bedingungen genügt, zor FOrderang der Büdung geeignet Verlangt
sie nftmlieh Ton dem Schiller blos den Nadmds, dass er das vor-
geschxielMne Pensum erfust hat, dann ist sie wol an PrOlongBawecken
redit passend, aber dem Büdnngsaweck der Schnle ledstet sie nur
ganz bescheidene Dienste. Site mnss anders bescbaffisn sehi. Sie mnss
versehiedeae Wege olftn halten, neue Beziehnngen herstellen and nene
Foiinen finrdern; sie mnss zn einer in Anfban nnd Ansdnick selbstp
ständigen Beprodnction dessen anregen, was finsch nnd nnverdnnkelt
im Geiste haftet und zn festem Eigeathnme geworden ist Sie mnss
auch dem schwächsten SchOler die Mäglichkeit gewähren, eine ver-
hältnism&ßig gute Leistong zn stände zn bringen, während sie anch
dem begabtesten Anstrengung Terorsachen mnss, wenn anders er
seinen Ehrenplatz uaA seinen Bnf behaupten will Aufgaben, die
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— Ö90 —
diesen Wmömaigak entspnclm, bietea sieh diem ClaniMiilflluor im
Gange des ünterriehto io genügender Meng«. Indem er sie in den
Formen des Extemporales bearbeiten ÜBst, gewinnt er ein wertroUes
IQttel, den Bildnngasweck der Schale m fOrdem.
Der Schaler wird dnreh die AniiKabe in eine FfiDe von Stoff ge-
steUt nnd genothigt, ein Gfanaes, das ihm Jedoch in allen TbeAeD ver-
traat ist, sn iUberschaaen» nnd snerst, ehe er aeuMsa Blidc auf die
Einadbeiten lenkt, einen Plan Aber das Ganse im Geiste anfirastellen.
So lernt er besser als anf andere Weise das Wesentiiehe von dem
Unwesentlichen scheiden nnd den Inhalt Ton der Form treanen. Die
Begaamkeit nnd Selbstthätigkeit des Geistes wird in der wirimamaten
Weise geflirdert Er wird von dem Gängelbande des Goaeepts nnd
von der Heimmg anderer befreit nnd geswungen, anf fremde HlUSe
und fremden Bath an verrichten nnd sich anf die eigenen FOfie an
stellen. Dabei erwirbt der Schlier die Erkenntnis, dass vorschneUes
und vnftbedegtes Handeln sich bald nnd empfindlieh rftdit.^ Diese Ep-
frkhmng wird ihm heilsam: sie mahnt ihn sn reiflicher Übedegung,
nnd sie gewohnt ihn, die Feder erst dann anxnsetaen, wenn der Ge-
danke klar vor dem geistigen Auge steht So ist das Eztempomle
ein wirksames llittei, der leichtfertigen Art an begegnen, die den
Gedanken an Pa^er bringt, bevor er ansgeieift ist Ebenaosehr wie
die Voreiligkeit bekSmpft es daa Ängstliche, zaghafte WiUen nnd
Probiren, das nnentBeUosseae nnd HerwAwanken awischen zwei
Wegen nnd vmiaagt nnd Ordert entschlossenes, thatkrifligeB Zu*
greifiBn und selineUeB läitscheldeB. FreOidi Unft dabei mancher Ver
atoß geg^ die Logik, mancher Mangel des Ansdmcka, mancher
SdneibfiBhler mit nnter, aber daa mindert den Wert der Übung nidtt;
denn sie befördert das Wachsthnm des Geistes^ Sie gewflhrt dem
Schüler die Befriedigung, in selbststftDdigei Weise thitig sein mid
aus eigener Kraft ein brauchbaiee Werk aehafitan au können. Sie
weckt nnd nihrt daa Gefllhl der VerantwortUidfteit für Jeden Strich
nnd jeden Satz in hSherem Grade als jegliche andere Arbeit Sm
stlikt das Woigefallen nnd die F^de am Schallbn nnd krüftigt den
Math zn selbststandigmr Thätigkeit Von soldmn fireien Arbeiten gilt
in ganz beaonderem llafie, was Heider vom Schreiben ttberim^t sagt:
»Der Griffel schärft den Verstand, berichtigt die Sprache, entwickelt
Ideen nnd nuicht die Seele in wnnderiMrer Weise thAtig."
Manche Schfller der Obendassen ,> besondors MIddien, find^ in
ihrem noch ongelänterten Geechmacke WolgefiiUen an sdiw&lstigem
Sat^an, am Häuf^ von Bildern nnd an gesuchtea Wendungen. Das
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— ööl —
Exteniptiiale Iiiudert sie, diesen Abwegen nachzugehen und nöthigt
•jsie, ihre Gedanke?! einfüL'h auszudrücken.
So ist das hxieijiporale nach -fielen Riclitimg-eu hin von dem
heilsams! 11 Einfluss auf das LeV>eTi des (Teistes. Nicht gleichwertig-,
aber iiumerliin "wichtiir mii: ist seine Wirkung auf die äußere Ord-
nung und die S(üiüuheit der schriftliclien Arbeiten. Ks ist selbst-
verständlicli, dass das Extemporale wol schnell, aber dennoch möglichst
sauber und sorgsam auszuführen ist, und dass Verbesserungen nur iu
demselben Maße gestattet sind wie in den ttbrioren l\(!inschriften. Da-
durch wird es ein wirksames Mittel ^e'^m die leidige Schmiererei in
den Concepten, die die Handschritt verdirbt und das Auge unempfind-
üeh macht gegen Unsauberkeit und Unschrmheit, und trägt so dazu
bei, dass das, was in den Ünterclassen mit unsäglicher Mühe und Ge-
duld erzielt word(m ist, nicht schon in den Oberclassen verfallt.
I>em Lehrer erweist das Extemporale noch insofern wertvolle
Dienste, als es ihm Gelegenheit gibt, tiefe Blicke in das Geistesleben
und in die Individualität des Zöglings zu thun. Kein fremder Einfluss
färbt sein Werk: er ist, ganz allein auf sich selbst gestellt, seinem
£mpfinden und Denken überlassen und gezwungen, die Erscheinung so
zu malen, wie sie sich ihm dargestellt hat. Die natürliche Folge davon
ist, dass die BeurtheUung des Schülers zutmöender, gründlicher und
umfassender wird. Gewiss ist auch dieser Nutzen des Extemporales
nicht nebensächlich, doch bedeatongsvoUer ist sein Einflnss auf die
OeisteBbUdimg. Was miuBg min gescbehen, um diesen za voller Geltung
zu bringen?
Das Extemporale kann seine woltiiAtigen Wirkungen augenschein-
Hell nnr dann vollständig ansftben, wenn es keine seltene, schnell vor-
ftbeigehende Erscheinung, sondern eine ständige Einrichtong ist. Es
muss so regelmäßig auftreten wie das Dictat, dessen Stelle es in den
Oberclassen einnehmen könnte. Die ei'sten Anfänge sind in die Ele-
* mentarcJasBe m verlegen, in der es allerdings nur in der bescheidensten
Form erscheint: als selbststSndiga Niedtoschriffc korzer Sfttze nnd ein-
ftcheor SSxempel. Aber es ist von der höchsten Wichtigkeit, dass das
Sind so zeitig wie möglich gewGhnt wird, erst das Ganze zu flber^
blieken nnd sich za eigen zn machen, ehe es an die Niederschrift der
Thfiile gäit Damm ist schon anf der Unterstufe darauf zu halteni
dass das Wogwischen, Durchstreichen und Ehiklammem zum Zwecke
einer Berichtigung oder einer besseren Ausführung auf Ausnahmen
besehrSiikt bleibt und nicht zur Gewohnheit wird. Was geleistet wird,
muss sof^eich möglichst gut gemacht werden. Dieses Ziel ist recht
40»
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wol emklibar, muß Endehnng es nur yon An&ng an fest ins
Auge funt und das Euid unter einliaitlicher, strenger Leitung erhält
Nach «nd naoh stedgen, dem Wachsen der Kraft entsprechend,
die AnfordemngeD, bis der Zögling auf der Oberstafe Aufgaben wie
die folgende MlbsfailSiidig zu lOeen imstande ist Gesetzt die Schüler
kttloi in natoriaindlieluni Unterrichte eine klare Kenntois d^ Organe
der Verdauung und des Blutkreislaufes erlangt, und sie hätten im
deutschen Unterrkhte das Wesen der Vergleichung erfasst, so wür^
sich ein Vergleich des Herz^ mit dem Magen als passende Aufgabe
für ein Extemporale darbieten. Das Thema würde dem Schüler vei>
traut sein und auch seiner Gestaltungskraft entsprechen. Es wären
sonach die Voraussetzung^ für eine inhaltlich und formell gute Leistung
gegeben. Bei der Correctur wären Anlage und Ausfuhrung nicht blos
an sich, sondern Tor allem auch nach dem Grade der dabei entfalteten
Selbstständigkeit zu beuitheikn und eine verständnisvolle, nutzbringende
Verbesserung der gemachten Fehler anzubahnen.
Es empfiehlt sich schon in den Mittelclassen, namentlich aber in
den Oberelassen, die freien Arbeiten, gleichviel aus welchem Gebiete
sie stammen, sämmtlich in einem Hefte zu vereinigen. Eine solche
Sammlung bekundet den Fleiß des Schülers und seine Leistungsfähige-
keit in den verschiedenen Fächern, sowie die Fortschritte, die er unter
der Leitung seines Lehrers gemacht hat, viel zuverlässiger, als es die
Prüfungs- Extemporalien bei der peinlichsten Auswahl der Aufgaben
und bei dem größten Aufwand von Vorsichtsmaßregeln jemals ver-
mögen würden.
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Der M^ral-Unlerrielit für 4ie iSeJuito.
ObszBeM ftiu dem MEthioal BMoid*, Ni. 8 toh 1880, toh St^nBaspeetor ITifJt-
TT *^
1- XeiT Dr. F. Adler in New York theilt in der angeftUu'ten
Kurnmerdes „Eth. Record" mit, dass die Gesellschaft lur ^Ethische
Cultur" in New ^'ork auch eine „ethische Schule" gegründet
habe, und er entwirtt dann ein Bild des Moral-Ünterriehtes in diesei*
Schule. Er sagt in Beziehung auf die Stolle:
1. Für l\iiifl<»r vom 10. bis 12. Jahre wei^den ausgewälüte Ge-
schichten aus dem Alten Testament beliandelt.
2. Für Kinder vom 12. Iiis 16. Jahre rindet ein systematischer
Luterricht über die principieiien Pflichten statt. Dabei wf*T-den Sprich-
wörter und weise Sprüche besprochen nnd auswendig geleint, auch
Wörden moralische Reden von den Schülern vorgetragen.
3. Für Knaben und Mädclien über 16 Jahren werdea aoflgewäblte
Biographien sorgfältig behandelt und studii t
Zu 1 : Es ist unnöthig , sich weitläurig zu verbreiten über den
Wert, den manche (beschichten des Alten Testaments als Einleitung
zum Moral-Unterricht haben. Die Ei'zählujigeu von Joseph und seinen
Brüdern, von Kain und Abel, von Jakob und Esau, von der Versuch-
ung im Paradies etc. zeichnen sich durch ihre Klarheit und Frische
aus und erwecken allezeit das Interesse der Kinder.
Zu 2.: In diesem Alter kann den Kindern die Kenntnis der
wichtigsten Pflichten des Lebens mitgetheilt werden. Man mag
einwenden, dass Schüler für abstractes Moralisiren wenig Interesse
haben. Aber es ist gar nicht noth wendig, dass die Methode dieses
Unterrichtes abstract sei. Man kann auch bei diesem Untemcht
die inductivc, sokratische Methode anwenden. Wir geben unsern
Schülern nicht abstracto Segeln des Betragens, sondern wii- fangen
nüt coneieten Fällen oder anschaulichen Beispielen an und leiten die
Schttler an, darin die Geeetse des Betragens zn entdecken.
•) Dei tiberaetaer hat bedeutend abgekürzt. W.
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Nach der iuductiveu Meiliude verfahren wir auf tolgrende Weise:
Wir setzen z. II den Fall, ^^s hnmlW sich um die Pflicht der
Wahrhaft icrk ei t, Wir belä.vlijit^n dt^n > Iml^-r nich^ mit t'eierlicheij
Ermahnnnp^eii, (iie W.dnheit zu sagen. Wir hiniur ii nicht daran,
den Kindern zu sairen: „Kmdcr, es ist br»»^ zu l'wjrir. • < i<t Inster-
haft, eine Lü«re m sagen!" Wir führen dem Kinde einen bestmimien,
cducreten Fall vor, z. B.t „Voi- einijrer Zeit las ich in ein^r Zeitung,
dass eine sorf^dose Person eine brennend»' Tuinte auf riiu n Haiifen
Stroh in einer Scheune fallen iieü; die Nciieune j^inp; im Feuer auf
und ererifF nocii versdiiedene andere Häuser. Vor (iericlit leui^neie
diese Person, den Brand verursacht zu haben. Wie nennet Ihr eine
solche Angabe?" — „Eine Unwahrheit *. - ..Warum nennt Ihr das
eine Unwahrheit?" — „Weil die .\ng:abe den Tliatsarhen widersprach.*
— Seid ihr mit einer solchen Erklärung zufrieden? Ist jede Ang-abe,
Avelche den Thatsachen widerspricht, eine Lüge? Nennt mir andere
Beispiele von Unwahrheiten." Viele Beispiele wei*den raitgetheilt, und
es zeigt sich, dass die moralischen Wahrnehmungen der Kinder
recht scharf sind; über die feinen T^ntei-scheidungen, welche sie machen,
bin ich beständig verwundert. Voa den angeführten Beispielea wähle
ich einige aus, oder ich füge selber neue liinzu, wie z. B.:
„Die alten Astronomen sagten, dass die Sonne sich am die Ekde
Ipwege und dass die Erde ein flacher Körper sei; dürfen wir sag«ll,
dass sie logen^? Die Kinder antworten nach einer kleinen Zögerung:
„Nein, sie logen nicht!" „Aber ihre Angabe war auch im Widerspruch
mit den Thatsachen!" „Doch sie kannten die Thatsachen nicht
gttt; sie sagten nicht absichtlich eine Unrichtigkeit." — Also nmr
eine Unwahrheit, die man absichtlich ond der Unwahrheit bewnsst
aussagt, ist eine Lüge."
«Aber, meine Kinder, habt Ihr noch nie von Angaben geliört,
welche bis anf einen gewissen Punkt mit den Thatsachen überein-
stimmen und doch eine Lflge sind? Nennt mir ein solches Beispiel?*
Die Kinder nennen als Beispiel den Knaben, der den ganzen
Nachmittag sich dem Spiel hingegeben nnd erst fttnf Uinnten vor dem
Schlnss der Schale noch das Vorzimmer der Schnle betreten hat, nm
zn Hanse seiner Matter anf ihre Befragung sagen zn können, er habe
die Schale besacht
„Warum nennt Ihr nun das eine Lttge? Die Angabe stünmt Ja
in einem gewissen Grad mit den Thataaehenl^ »Aber die Banpt-
Sache, das Fembleibeii vom Unterricht, ist weggelassen*^ „Also muss
eine Angabe in ihrer Hauptsache mit den Thatsachen fibemhistimmeB,
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— 595 —
wenn flie als wahr angesehen werden sqU.** „Aach «af andere Arten
wird hie und da gelogen, nflmlich dareh Anweadnng von düijpdsm-
lügen WOrtsm." Beis[^ele werden aach hier angegeben und behandelt
EndHeh gelangen wir an folgendei- Erklärung oder Definition Ton
einer wahrhaften Angabe: „Eine watirfaafte Angabe ist eine solche
welche mit Absicht in dem Hörer den Eiiidnick hervorbringen will,
der im wesentlich eii mit den Thatsachen übereiustininit."
,,Kann man aber eine Unwahrheit nur durch Worte verbleiten?
Kann man nicht auch im bh)ßen Benehmen und Handeln eine Liig-e
be^^ehen? Kanu man nicht aucli Ceremonien mitmaclien, an deren
Bedeutung man doch nicht glaubt? Kann man nicht in der Unter-
haltung mit anderen durch eine bloße Miene einen tulächen Eindruck
hervorbrinjren?"
Der Begriff einer bestimmten Tugend oder Untugend and die
verschiedenen Formen ihrer Erscheinnnj^ sind zu erkennen.
Im weiteren betrachten wir dann die Ursaciien. Welche Ursachen
leiten zur Falschheit? Ohne die Ursachen zu kennen, sind wir schwer-
lich im Stande, die Fehler zu heilen. Als Urj^acheu werden angeführt:
Gewjuuisucht, Furcht voi .Strafe. Eitelkeit, erregte Phantasie. Alles
di^s wird in iieispielen verausciiaulicht.
Zuletzt betrachten wir die Gründe gegen die Falschheit uud tür
die Wahrhaftigkeit. Darunter werden ;uijreführt: Die Schädigung
anderer; die Schwächung unseres Selb-f\ n 1 1 .niens; die Schwächung
des gegenseitigen Vertrauens in der GesellschaU, die schlimme Noth-
wendig^keit, immer weiter zu lügen, und endlich dei' Verlust dei*
Seibbtachtung.
Durch solche Unterreduugen und Zergliederungen wird
das Grcwissen erleuchtet; was unklar war, wird besiimmt,
und was chaotisch und dunkel w^ar, wird fr»^ordnet und
^^rhcllt. In solcher Weise wird die Abneigung gegen die
Lüge gestärkt, der Geist der \\ ;i h rheitsliebe vertieft und
die Fähigkeit, zwischen recht und unrecht zu, unterscheiden,
ausgebildet.
Wer will behaupten, dass ein solcher Sauerteig für das moralische
Bewusstsein des Kindes in Betreff der Wahrhaftigkeit nicht mehr
ntttae, als die bloße Ermahnung: „Du sollst nicht lügen?'' —
Auf die gleiche Weise wird das ganze Gebiet der Pflichten, so
weit diese im Bereich der Jfirf&hmng des Kindes liegen, bebaut. Wir
untemheiden Pflichten gegen das Eigenleben und Pflichten gegeib
das Gesell sehafteleben.
f
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— 596 —
Zu der enrteD Gruppe gehfirea: die Pflicht der SäteMialtiiiig^
die Pflicht der M&fiigung, der lelUkha lud aeeliBchen Beinhait; die
Pflichten der Büdong der EtkeDirtaiB und dee Gemfltha. Bei den
letsteren werden die Qefthle der Angst, der Ekktrflstong, dee Neida,
der Schadenfreude, der Eäftrsncht» des HMsee, der Boeheiti der Eitel-
keit nnd die Beberraehong der LeideDachaft genau heaprochen.
Zn der zweiten Gnqipe gehören die Pfliehten, die wir aUen
Menachen gegcnttber haben, wie: Achtimg vor dem Leben nnd dam
Eigenthnm anderer, nnd wie Gerechtigkeit nnd Wolwellen — nnd
ebenlGdJa gehören hierher die Famflienpfliehten: die Pflichten der
Eltern gegen die Kinder and der Kinder gegen die Eltem, nnd die
Pflichten der Geaehwiater. Aach die Pflicht der Frenndaehaft und die
Elemente der politlaehen Pflichten werden behandelt Und ala Krone
dea Ganaen gilt die Pflicht, die eich auf daa Ideal der Menachhidt
besieht ^
Eine swOlQahrige Erfihmng beatSikt mich in dem Glanben, daaB
durch einen aolchen Unterricht dem Schiller die Gewohnheit, Uber die
Begehl dea Betragene nachandenken, eingeacharft wir! Viele Lente
fohlen ihre Pflichten mehr, ala daaa aie dieaelben eikennen; aie han-
deln dann mehr nach dem alttliehen Takt Aber dieaer Takt rekfat
in neuen Situationen nicht umner aus. Gerade in unserem Zeltalter
der Umwandlungen genügt er nicht Nur eine Befolgung der Prin*
cipien dee Betragene kann una hetfen. Unter diesen Teratehe Ich
nicht metapb^Fsiache Principien, sondern aolche piaktiache Piinciplen
der Moral, in denen alle guten Menachen fibereinatimmen.
Die Aufgabe dea MeraUebrere besteht darin, den Ldialt dea kind-
lichen Gewiaeens au bereichern, zu kUren nnd zu ordnen.
Im weiteren habe ich den Gebrauch der Sprichwörter au er-
wähnen. Die Sprichworter enthalten die Weisheit des Volkea. Sfaie
gute ErkUnmg ausgewählter Sprichwörter Ist Ar die moralische £^
Ziehung Ton Nutzen. Auch das Tortragen menKMirter Beden nird
auf dieser Stufe gepüegt. Einsdne Reden des Jesaias, in denen daa
sittliche Gefühl einen mächtigen Ausdruck gefbnden hat, werden be-
handelt und gelernt Ebenso die „Bergpredigt" und die Bede des
Sokrates vor seinen Bichtem, wie Plate sie uns mitgetheilt hat
Zu 3): Auf dieser (der oberen Stufe madien wir einen ausgiebigen
Gebrauch Ton Biographien. Hier ist die genaue Erforschung der
Motive ein Hauptziel des Lehrers. Solche Studien gewähren dsa
Kindern eine Toralgliehe Gelegenhdt, ihr aittUches Gefthl zu verfduen
und bieten ihnen andi begeisternde VoibAder. Unsere Kinder
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Böllen mit den groften Ifftmierii und Frauen, mit den großen
Denkern, Menschenfreunden und Beformatoren bekannt
werden. Dies ist unsere beste Gesellschaft, und sie nimmt
uns willig auf. Ja, wir kennen unsere großen Männer zu
wenig. Lasst uns die Erinnerung an menschliche Vortreff-
lichkeit und Größe neu auffrischen. Geben wir unsern
Kindern auf ihren Lebensweg eine ideale Gesellschaft mit,
deren Beispiel das Leben der Kinder erhöht! Benutzen wir
mehr als bisher das Studium der Biographienl
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Der interessante Lehrer.
Vw Dr. Mom^^Altona,
Die %noiiymik in der Praxis, d. h. die ünterscliei(iii]|g imd
richtig"e Anwendunjx älmlicher (»der gleicliiuMloutcnder Wörter in der
Uü]gaügö8i»ra<_'lie des tiiglichen Lebens, wächst mit der zuneliüieiKien
Bildung, "Während sie im eotgegeugesetzten Fall aT)nimi)it. wpü r-l^en
der Ungebildete mit weniger Nachdenken, ninlir ilf iii (irtulil iieraus
redet, als der (lobiidete, und somit utK i mueii bescliränkieren Wort-
schatz verfügt. Wenig»'?' tritt di< I j lu iuinig in der Scliriftsprache
auf. wenn sie auch naturlicii bei der gioi'nii Verschiedenheit der
Leistungen nicht ganz fehlt, denn hier wird iu der "Reirel schon durch
die langsamere Thäiigkcii der ( 'oncfpiiuu Zeit und Gek ijeiiln it gt-g» li- n,
die Gedankeil feiner auszn-] iniiueü und den Aosdruck genauer abzu-
fassen und scliärfer zuzu^julzen.
Hierlier gehür^^n zwei Wörter, die im täglichen Leben sehr häufig
Vorkommen: ..Tnteret^sant'' und ,,geistreich". Wir * it werden nicht
oiese beiden Ausdrücke, je nacli dem Standi)unkit; (b-s ludt iidrn, ver-
tauscht oder in eiiKin schielen iSmnv gebraucht' Eine Hauptuisache
dn 1 Kr- tieiiiinig linden wir in der Thatsache, dass wir aus dem
Munde der Diunt n das W<«rt .inu ro>sant" häufiger hören, wahrend
die Herren sich mehr de- au b rn Ausdi-ucks bedienen. Damit hängt
auch der L^nterschied dci M.ideutiing zusammen, der darin l)esreht,
dass mau interessant mehr eine anl egende I^nterhaltuug nennt, während
daä andere Wort eine Eigenschaft bezeichnet, deren Äußerung eme
angespanntere Aufmerksamkeit und deren Anerkennung ein reiferes
ürtheil verlangt. Heide Ausdrücke finden natürlich nur bei einem
iutellectuellen Contacte zwei<^r Sui jtete ihre Anwendung, von denen
das eine jedenfalls ein leben li > » in muss, während das andere auch
dnrcli eine Schrift vertreten \\ c! ib n kann; denn man nennt mit dem-
selben Kecht Titicher geisti'eich odei- interessant wie Menschen. In
beiden Fällen trilft aber die Bemerkung zu, dass derjenige, der einen
MeiLschen oder ein Bucli gii.streicli oder interessant findet, sich eben
durch diese Bezeichnung ihm iu gewisser Weise unterordnet^ d. h. zu-
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gibt, dass pv von ihm Anregungen erhalten habe, die er sonst nicht
kannte, dass ein Bedilrhiis in ilmi gestillt sei, das er vorher nicht ge-
fühlt hat So erklärt es sich, dass jene Ausdrücke da ihren Platz
fiiHlcQ, wo außer der Unterhaltung eine Belehrung statt hat, sei es
auf schriftlichem, sei es auf mündlichein Wege. Dieser wird ein-
gesdJagen durch den Vortrag oder die belehrende Einwirkung einer
in diesem Punkt überlegenen Persönlichkeit Im allgemeinen kann
man solche Individuen Lehrer neunen, mögen sie nun auf akroa-
matisdiem oder examinirendem Wege, oder indem sie beides miteinander
vereinigen, das Interesse ihrer Zuhörer oder Schüler zu fesseln wissen.
Nun gibt es viele interessante Lehrer, die nicht geistreich sind,
aber kanm einen geistreichen Lehrer, der nicht interessant ist, voraus-
gesetzt, dass der Hörer oder Schüler derart veranlagt ist, dass er den
Geist des Lehrers zu yerstehen und xa wftrdigen weiß. Dass ein
gelstniebes Wesen edn Yonog eines Lehrers ist, sobald er sich anf
den Vortrag besebr&ikt und nur die Absicht hat, anregend zn wirken,
ohne sich darom wbl kOmmem und sieb davon ro ftbersengeii, ob der
Hörer ihn verstanden hat, ist nnzweifSsUiait Diese Behanptnng be-
sieht Bich anf die Thfttigkeit der UntversStätsprofessoren, mit Ans-
nähme der F&Ue, wo die Leitang eines Sendnan oder Examinatorinms
oder Dispntatorinms den akroamatisehen Weg nnmögUch macht Anf
Sehnten nnd Gymnasien dagegen ist das Verbfiltnis ein anderes. Hier
kommt ee nicht selten vor, dass der Sehfiler einen Ldirer geistreich
oder interessant nennt, ohne dass der Unterschied immer festgehalten
wird, wenn anch jener Ansdmck sich mehr in den oberen, dieeer mehr
in den nstem Classen ihidet Oft aber wiU der SchlUer mit dieser
Aaßernng sich nur den Ansehein gehen, als ob seine eigene Persön*
Ucfakeit dnreh die geistreiche nnd geistvolle Behandlung eines Themas
in den Angen des Lehrers gehoben werde, als ob die Reife sebes
Urthflihi und seber Veranlagung übeihanpt ihn bef&hige, die g^t-
reiehe Behandlang sn würdigen nnd in Ansprach zn nehmen.
Daran wfirde sich ohne sondeitichen Gedankensprang die Frage
knlkpfen, ob ein geistreicher oder interessanter Lehrer einem sogenann-
ten langweiligen oder pedantbchen vomudehen sei Wenn wir nns
an diesem Zweck daa Abbfld des Schnlmeisters in Sofcrates vor Angen
führen nnd seine Redeweise in den Dialogen des Plate nns ins G^
dllchtnis zurückrufen, so können wir nicht nmhin sn gestehen, dass
wir dort gerade nichts Brillantes gefimden haben, nichts derart, was
man heutzutage geistreich oder interessant nennt Im Gegentheil, wie
mancher Schülei*, und in der Regel nicht der geistloseste, wird sich
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bei dieser Leotiiie über die pedantische SilbeuBteclu i i i des Sokrates |
geärgert oder jrelaTij^weilt haben! ^^'erden doch die selbstverständ-
lichsten (iedauken und Aussprüche mit dem 8eeimiesser haarspalten-
der Analyse in die kleinsten Fasern ilnei- Bestandtheiie zerlegt!
Werden docli, um die Definition eines Hej^^i-ifles einzuleiten, Fragen
vorgelegt, die an ein iraf^e- und Ant Wortspiel erinnern! Diese soge-
nannte mäeutiselie Metliude, die 8okrates selbst die Hebammenkimst
des Gei'^tps nennt, ist das Ideal eines echten Schulmeisters und wird
ab solches \ on allen PäilH<jofren und .Tünp:ern des Sokrates angeseheu.
Bevor der kundige l.amlm.nm die Aus-^nnt dem Acker anvertraut,
muss der Hoden von alieiii Lukitiut gereiuigi wercien, weil sonst
dieses, das seiner Natur nach geiler und üppiger anfschießt als das
gute Korn, ihm Grund und Boden, .Satt und Nahrung entzieht. In
älndiclier Weise behandelt Sokrates die Seele und ihre Lebensftuße-
ruugen; iu ähnlicher Weise sucht der wahre Schulmeister durch Aus-
rodung falsche]- Scheiuvorstellun?*'!! den (reist für die Aufnahme des
Wahren, Guten und Schönen empläufjflich zu machen. Solcher Lehrer
wird nicht leicht von seinem Schüler interessant genannt werden,
weil er ihm die Leckerbissen nicht mundgerecht verabreicht, ja weil
er feogar ilin aus seiner lieben Bequemlichkeit zu reißen sucht. Be-
kanntlich ist der incTischliche Geist von Haus aus trag^e und bedarf
der steten Anrep:ung", uiii rm^ seiner T'^nthätigkeit herauszutreten und
seine Ki^enschaften zur (teltung zu bringen. Weiß der Leliiei aber
durch einen schön stilisirten Vortrag, durch gei.streiche Autitiieseu,
durch eine interessante Darstellung die l'hantasie und das Auffassungs-
vermögen des Schülers zu reizen und seine Autmerksamkeit zu fesseln.
80 wird dieser ohne Frage das lA»b seines verehrten Lehrers seinen
Mitschülern singen und seinen Eltern sein Entzücken nicht verhehlen.
Und iu gewisser W'eise hat er Recht, wenn er nur kein Schüler
wäre, sondern blos der Auregung bedürfte, um selbstständig seineu
Studien obzuliegen. Aber dazu ist er mit wenigen Ausnahmen, die
si(;h bei solchen finden, die erst in späteren Jahren sich entschlossen
haben, das Gymnasium zu besuchen, nicht im Staude, sondern er soll
erst lernen zu arbeiten. Das Ziel seiner gymnasialen Thätigkeit
besteht wesentlich darin zu lernen, wie er sj)ater auf der Univer-
sität sein Studium einzurichten hat, wie er mit seiner Zeit und seinei*
geistigen Kraft haushalten muss. Dies Ziel kann er nur durch eine
(Tvmnastik des Geistes erreichen, die anfangs fast an eiue Tortur ei-
inuert, ebenso aber wie das Turnen zuerst freilich Sclimerzen verur-
sacht, durch die öewöhnaiig jedoch und die Übung zum hohen Be-
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wusstsein der wachsenden Kraft und zur freudigen Ei neiieiung der
schließ licli liebgewonnenen Thätigkeit ftihrt. Daraus wurde alsu
folgen, dass die Eigenschaft, die im gewöhnlichen Leben interessant
genannt wird, mit dem Wesen des Lehrers nicht übereinstimmt. Aller-
dings ist es vSache des Lehrers. Interesse zu erregen, aber nicht auf
jenem Wege der geistigen Guuiiuundise, sondern durch nalirhatte
Hausmauusküst . durch kräftige, freilich nicht immer dem GeschiiiHi'k
des Schuler l»tiiagende, aber mit zunehmendem Alter und wachsender
F&higkeit steigende Aiii-^irn!)?
Bei Hipser Iti geuheit kommen wii* aui' die Bedeutung des Wor-
tes iiiieressant" ziulick. die oben bespi*ochen ist. Es ist nämlich
eine eigenthttmliche Erscheinung, dass das Adjectiv einen weiteren Um-
fang hat als das ^Substantiv „Interesse", weil ein ii ienes mehr in den
Conversationston eingediiingeu ist als diesem, und infolge dessen
mehr abgeschliffen und verallgemeinert ist. Ln gewöhnlichen Leben
wird ein verstandesraÄßig klai- denkender und redender M»'nsch nicht
leiclit interessant genannt werden, während oft jemand für interessant
gilt , der das fadeste und verwon'enste Zeug in ansprechender und
pikanter Kede vorzubringen weiLJ. Ähnlich stellt sich auch der Lehrer
zum Interesse. Ein sogenannter interessanter Lehrer wird oft nur
das äußere Interesse fördern, nicht das innere, sachliche, pädagogische.
Das wahre Interesse entsteht bekanntlich durch die Anknüpfung der
Belehrung an Punkte, die dem Schüler bekannt sind, und in der Ver-
meidung Ton Objecten, für die der Schüler in seinen Voi*stellungen
noch keine BerlUinuigspiiiikte hat. Hüten muss sich aber der Lehrer,
die Intervalle zu eng zn ziehen, die Anknüpfungspunkte zu bequem
zu machen, damit dem Schüler auch zu einer selbstständigen Operation
fleiner Combinationsgabe u. s. w. Gelegenheit gegeben werde. Interes-
sant ist ein solcher Lehrer für den Schüler insofern, als er ihn dordi
den Zusammenhang seiner Methode fesselt, während dieser Vorgang
iläa jeden zufällig Anwesenden langweilig und pedantisch zu sein
scheint. Eän Lehrer, der das Interesse des Schülers im wahren Sinne
des Wortes erregt, ^d in der Begel von ihm nicht interessant ge-
nannt werden, aber dafür das unzweideutige Lob erhalten, dass er
etwas bei ihm gelernt habe. Der SchtUer merkt nftmlieh nicht, wie
der Lehrer flm von einer Stufe zur andern ftihrt und so in ihm den
Olanben erweckt, daas er die Vennehrong seiner Kenntnisse seiner
eigenen Tfafttigkeit zu verdanken habe. In diesem Sinne dfirlen w
auch Solxatea' Lehrmethode and die Dialektik des Plato interessant
finden, aber nnr in dem Fall, wo der Znaammenhang festgehalten and
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keinen Augenblick unterbrochen wird, ebenso irie die HnibeMalik die
troekoute und langweiligste «Her Wiaacpfldiaftai genaimt md ven
denen, die das Interesse nur in dem Buuek oder Stittilns der Mgea-
blicklichen Amegung, nicht aber in der metfaodlaefaen, wnehnendoi
Anspannung des menschliche Geistes seheiL ünter dieean Geriekte-
punkt ist es zu erklären, dass Schfller ihren Lehrer nnr intepeasant
nennen, wenn er sie für den Augenblick durch anxtefaende, taittrrilende
Darstellung unterhält, während sie das sachliche Interewo, das sie
bei dem methodischen, fttr UnbetheiHgte langweiligen ünterridit fta*
seit, als solches nicht kennen lernen, also mit jenem Epitheton auch
nicht in Verbindung bringen können. Daraus wftrde also folgen, dass
ein interessanter Lehrer als solcher nicht immer ein guter ist, d. h.
einer, bei dem die Schüler etwas lernen, und uin^rekehrt zum Wesen
eines erfolgreichen Lehrers nicht mit Nothwendigkeit das Prädicat
„interessant" zu rechnen ist Wenn also ein Schüler sich gegen seine
Eltern daliiu ausspricht, dass die Stunde sehr interessant gewesen
sei, so liegt darin eigentlich mehr ein Tadel als ein Lob des Lehrers.
Enthüllt doch der Schüler mit dieser Äußerung einen guten Theil
Selbstgefühl; denn er sagt mit jenem Lobe doch nichts anderes, als
dass sein Ui theil im Stande gewesen sei, den Erörterungen des Lehrers
überall zu tulgen, während jenes Prädicat j^erade das Gegentheil be-
weist: sonst würde er es ja nicht gebraucht haben! Für den Lehrer
aber liefet darin der Vorwurf, dass er manches vorgetragen hat, was
nicht verstanden ist. denn sonst wäre es nicht interessant gewesen.
Außerdem ist in der Kegel anzunehmen, dass der sogenannte interes-
sante Lehrer besonders seiner persönlichen Eitelkeit fröhnt, sich bei
seinen Schülern ein Ansehen zu geben und durch geistreiche Antithesen
zu glänzen sucht, statt, wie es docli seine Aul'gabe ist, die scheinbar
laugweilige und pedantische Hebammenkuust des Sokrates anzuwenden
und so au dem Gei^t des Schülers eiue heilsame Wiedergeburt zu voll-
ziehen.
Andels stellt sich in diesem Fall die Bedeutung und Anwendung
deis Attributes „geistreich''. Dass Studenten einen Professor, gebildete
Zuhörer einen Redner geistreich nennen, ist eben deswegen maügebeiid,
weil sie mehr oder wenigei- die Reife des Urtheils besitzen, den Geist
des Eedners zu verstehen und zu würdigen. Nennt aber ein Schülei-
einen Lehrer geistreich, so verwechselt und identificirt er entweder
jenen Ausdruck mit dem andern, und dann gilt das oben Gesagte,
oder er hai den Lehrer nicht vollständig verstanden. Empfiehlt
jemand einem andern eine Leetüre, und dieser ist nicht zum vülügeu
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Yerständnis der Schrift darchgedrungen, schätzt aber dä^ Ui-theil
seines Freundes höher als sein eififenes^ oline dass er den Alaitgel
seiner Auffassungsgabe eingestehen will, su wiid er in der Regel das
Buch geistreich nennen. Gibt es doch manche Redner und Sclirift-
steller, die sich darin gefallen und etwas daiiu suchen, iiul ICosten
der Klarheit und Durchsichtigkeit geistieich zu erscheinen, und denen
es als ein größerer Vorzug gilt, durch geistreiche und ünklare Phrasen
zu imponiren, als durch einfache aber klare Darstellung das Verständ-
nis des Hörers oder Lesers zu erlangen!
Daraus folgt, ila..^.- mau einem Lehrer kein größeres Unrecht thut,
als wenn üiaii ihn langweilig nennt, aich selbst aber durch dieses
Geständnis unbewusst eine Blöße gibt, indem man sich ein Urtheil
über einen Gegenstand erlaubt, den man nicht zu würdigen wciü.
Nennt also ein Schiller einen Lehrer interessant, so kann man gewöhn-
lich daraus den Schluss ziehen, dass er nichts Gediegenes lernt;
nennt er ihn langweilig, so geht daraus hervor, dass er geistig zu
bequem ist, sich anzustrengen und die Arbeit des Lehrers zu theilen,
oder auch zu Lrcnusssüchtig, wenn nicht gar blasirt ist, als äa^s er
an der iiausniaunskost der Wissenschaft (üeschmack fände; nennt er
ihn endlich geistreich, so prahlt er mit etwa^, das er nicht verstan-
den hat.
Ein Schüler lernt einen tüchtigen Lehrer erst post festuiu kennen.
Das beste Lob für einen Lehrer ist, dass sein früherer Schüler spätei'
von ihm sagt: „Bei dem habe ich etwas Ordentliches gelernt.''
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Pidagoglselie Bnndseliaii.
A«« EliaAt-LothriBgren. On»6e IVettde lienMlit antw den Lducn
der höheren Schulen unBeres Landes: Das Besoldangsgesetz, von dem kk dfti
letzte M;il ;ils in Aussicht stehend berichtete, ist V"iii L.uidesiausschnss nudi
df n Vorschliii^en der Regiemng genehmigt, sofort vnin Bundesrath bestätigt
und vuui Kaiser vollzogen worden. Die neue Gehaltsurdnung ist gleich am
1. April in KitSt getreten» «ul aaa darf Aer ObendiiilbeliOrde fir die raettoee
Arlidty dndi dto al» ea aSgUeh maehtey aehoD in den OaterMMi die Briaaw
an die einzelnen Lehrer ergehen sn laaeen, anfrichtig Dank aagea. Die An-
gelegenheit ist nnn f<ilg"endenuiißen srere^j-elt: Bei der df^finin'ven Anstellung,
die 3 — 5 J:»hre nach dem abg^elegten Examen pro fac. stattza^den pflegt, so
weit das nämlich hinsichtlich der Zahl der definitiven Stellen möglich ist,
erhilt der neae „Oh^ehrer*^ ein An&ugsgehalt Ton 2600 IL, welches alle
3 Jalire mn 900 H. Mgt Ida som HVoiialgahalt von 6000 M. Dan kenmt
für ein Drittel der Oberlflloar eine beacHidare Zolage von 900 M. Diea in
gfi-oßen Zügen die BestimmnnETPn des nrncn Gehaltsgesetzes, und die reichs-
ländische Lehrerschaft der höheren Knabenschulen hatte offenbar allen Ii rund
mit den die^ährigeu Ostern zutriedeu zu öeiu. Aber leider — nicht alle!
Denn man hat die 80 seminarisch gebildeten Lehrer an di^en Scholen gänzlich
▼eigeaaen, nnd hier haRaebt alao nach wie vor Unordanig nd WlUkIr. Dlea
ist sogar den Ab»:eordnetea aufgefallen, nnd ea aowel in der Commissioitt»
berathun^ als in der Sitzung selbst die Eej?iernng dämm ang^esprochen wordea.
Vielleicht kommt diese Sache zum nächsten Osterfest, wer wriß*?* Die Re-
gierung hat gesagt, sie habe die Absicht, auch hier Ordnung zu schaffen; „die
Botschaft hör ich wol, allein mir fehlt der Glaube!"
Doch darf eine einen Blemeatarlehrer an einer hfiherea Lehranatatt
widerfohrene Freode nicht unerwähnt bleiben. Der zu Ostern aus dem Dienst
geschiedene Elementarlehrer Krey von der Realschule St. Johann in StraJSbnrg
hat den Kronennrden erhalten. Das ist gegenüber der sonst üblichen Ver-
leihung de» Allgemeinen Ehrenzeichens an Lehrer sehr erfrenlich. Lesen wir
doch in der letzten liste wieder, du6S die^e Auszeichnung in Elsat>s*Li>thringen
zu gleicher Zeit Terliehen worden ist an Straßen- nnd ScUeuanulrter,
Weichensteller, einen Naehtwiehter n. a., nnd an 4 Lehrer, wonmter eüi
Hanptlehrerü Doch darf man sich darüber anch wieder nicht so sehr wun-
dem: knramt es rl<irh immer wieder Vf»r, dass die Lehrer des betr. Bezirkes
bt'i Verieiliuniy: dieses Khrenzt ichens an einen ihrei- Amt.si?en«'Ssen eine Fest-
lichkeit verauütalLeu, der Behörde uuterthäuigst iiir die Ehi e dauken, die einem
der Ihrigen ividerihhran iat« nnd in den 2ieitangen iMhlldi darBber berichten.
Solange aich aber der Lehrörstand nleht aelber b^Mr ehrt, darf er aieh nidii
wundern, wenn er nicht anders behandelt wird als die Naditwichter, GeatSta-
wärter, FaUaetdiener, GefilngnlaanfiMher n. dergL —
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— eo5 —
Vor koizer Zeit ist eine dei- preuiiisciieu nacligebildete Pruluugäurdnaiig
Ar Turnlehrer und TomlehrerinBett erachiemn. Bs kann dies gewlMennato
all «itt ForkadifitI gelten, ein Beetreben auch dlcee Miete anarabamn.
Gleichwol weiß man eigentlich nicht recht, was eine solche Prüfungsordnung
soll. Der Zudrang- der Lehrer landauf und -ab zur Ertheilnng des Turnunter-
richts ist durchaus nicht stark, und mau nuiss schon froh sein, wenn sich über-
haupt Leute finden, die den Unterricht übernehmen, da für ben Lehrer, auch
Ar den „geprüften" Tnnilehrer, keinerlei Vcrthette damit Terhuidea sind. Man
bat neaerdings dem Xang^ dadnich abavhelftn geancht^ daas man Tonenne
Tosn kürzerer oder längerer Dauer, ndetzt auch einen für akademisch gebildete
Lehrer abli alten ließ; wenn nun aber aus dem Bestehen der Turnlelirerprüfung
nicht irgend welche Rechte ervsc hpen, so ist nicht wul denkbaj'. dass die
Leute, denen auch ohne Prüfung der Unterricht übertragen wird, sicli einer
Solchen zu unterziehen geneigt sein sollten. Anders steht es auf dem Gebiet
dea MSdcbeDtomena: da dttrfte die Prttftngaordnmig Anlaas mir AaabUdmig
?on TarslehTCrinnen geben.
Nun muss ich mich leider noch mit dem Herrn Birector Dr. Fischer von
der höheren Mädchensclni!^ in Straßburg auseinandersetzen. Es ist mir das
im h5ch8ten Grade unangenehm, weil ich vemuthe, es werde dem größten Theil
des Le^erpublicams unserer Zeitschrift gleichgiltig sein, ob in der Hauptstadt
dea Beldialandea eine gute oder eine schlechte öffentliche höhere K&dohensdinle
besteht, and iek thne ea nar, well ea aonat nach der Erwiderang dea Herrn
DirecUtra aeheinen könnte, als hAtte ieh etwas anderes heabaiehtigt» ak eine
Barstellnng des Sachverhaltes, nm wo möglich etwas zur Bessernng beizu-
tragen. Ich halte alles in meiner Darstellung aufrecht, außer den Umstand,
dass ich die Mülhanser Schule zu den voll ausgestalteten. lÜciassigeu ge-
rechnet habe. Ob es aber klug war vom Ilerrn Direct^ii*, gerade daran zn
eiümem, scheint mir sehr EweiMhaft; denn die Mttlhansener emieht mit
9 Schal- und 3 Seminaijahraa Ihr letitea Ziel» an dem StraBbai^ nnnmchr
10-j~3 braucht; und wenn der Herr Director ?;rh darüber erfreut zeig^ daaa
nach der letzten Piüfnng (oder infolge derselben'/) der Obei-schnlrath seiner
Lehreriimeuschuie noch ein ,Jahr zudictirt hat, so zeugt das v<m einer so
kindlichen Naivetät, dass man darüber kaum ernsthaft reden kann. — Der
Herr Director wirft mir sodann vor, ich wisse nicht, dass aar Bilangnng der
Bereebtigang für eigene Abgangsprttftmgen erst das Bestehen der Lehrerinnen-
sehnle während einer Belhe von Jahren nOthig sei. Mag sein, dass ich daa
nicht weiß; habe ich doch auch nicht gewiisst, dass die Schule nur etwa
300 Schülerinnen zu haben wünf^cht; aber ich halte dieses für gut so; denn es
scheint, da&s mau hinsichtlich der Zucht und Ordnung und der Leitstuugen in
den oberen Classen mit diesen '600 nicht fertig wird. Übrigens könnte der
Herr Directcr gelegentlich seine alten Jahresberiehte befragen; im Jahre 1876
£. B. hatte die Schale 348 Schülerinnen, 1887: 245. Dagegen weiB Ich,
daes die Lehrerinnenschide in den 70er Jahren schon einmal bestund, dass sie
dann aufflog und dass sie jetzt, um die Schule und den SchnH'osnch zu heben,
mit Mühe und Noth wieder eingerichtet worden ist: ich weiß auch, was der
Herr Director nicht zu wissen scheint, dass die Ansicht weit verbreitet ist,
die Ezamenabereehtigung würde unter der Direction Jischer wafaracheinlleh
nie angestanden werden. Hat es doch des Daawisehentretens des Oberaehnl*
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rathes bedurft, um dbu die Uuterriditsleljre ertlieilendea Semiuüidiiectoren die
pädagogiBcfa leUNtTeritftndUdiatca Aiordnangen Ar £itlMiliuif te üntcr-
rlohtdeetioiieii beim Diieetor IMmt n realklren. SolelM aad IhBUflhA Dfine
wiaME nuch audere Leute als ich. — Weil die deutsi lieii Beamten nnd Ot&-
eiere, meint der Heu Director feriior. ihre Kinder in die Privatinstitnt*«
schicken — denn das ist doch wol der »Sinn seiner Ansfnbmngreti — jrehen
sie nicht in seine Schule, und weil diese Institute stark besucht i^ieu, t»ei es
adne Sefaole weniger. Oewiai, «im nieht? Man kann ' dk Stehe amdi m
danteUen. Aber der Herr Dlreetor Int gribidlieh, man er fiaibt, ea aei
mir daa Yeriiiltnis der hSheren Stände zn den Privatinstituten unbekannt
Das ist eine ziemlich bekannt»» Sa<he und in jeder größei-en Stailt so, wie der
Herr Director f?:»ii7. richtisr austuhrt. Ifler ist nur das merkwürdig, dass äw
Straßburgei stä-liisclu^ Scliule eben um dieser StÄnde willen g-ejarriindt^t. ut-
Spräuglich vou deieu Kiudi^ni besucht und dnuu von dieseu veriaä&eu wardeu
iai Darf ich dann erinsem, daai d«r Herr Director m Avhng der 80« Jakra
einmal elaCD Vortn« geiialten hat, in weleheai er nngctthr ABtfihtta, daaa die
Anstalt eine Schule für die höheren Stände sein solle? Welch seltsame Iroaie:
gerade diese Stände, für die jspjnr Schule sein Eollte, lialten ihn veil;i«!<«en!
Hat er sich denn wirklich einmal emstlich damra gekümmert, warum das
alles so gekommen? — Der Herr Direct<»r meint sich damit trösten zu können,
daai Bau nicht alten gefidlen lüSnne. Leider liat er vergeoaon, die wenigen
ansofllhrea, down er ea recht macht. Wciui der Herr Dfradar eraater mit
sich n BftÜM gegangen wäre, so wäre der g.uuc Streit an dieser Stellt* un-
n()tliig gewesen. P^ch semip:! Tch kann hier die Sache durli nicht zu Ende
führen. Der Heir Diifctur möge, statt «ich mit dem schreekliclien Ot-^danken
abzuplagen, >>h ich einmal sein Nachfolger A\eni»'n küiuite, allezeit und aller-
wegen nur das Wol und Gedeihen der Schule im Auge halten und daruacit
fwachflii, ob ich recht oder nnreeht haha» «nd ob nicht TvirUiefa die Anaicht
verhemcht, ea aei liohe Zelt, daaa aa der Schile etaie Atdenuf etetreta.
Dann ItSnnen wir wieder miteinander reden. Er allein scheint das nicht n
ifviaaen, waa die Spatzen schon iange von den Dichem pfeifen. H. W.
Aus der Schweiz. Aui^er der Soi^e um Unterstützung der cantonalen
VolkcachttlBn dnreh den Bund (vgl DeeembaT' nnd ICinheft) baaohiftigt die
Lelirerachnfl — hie nnd da anch die Biiyerachaffc, oder die eantoanle Obe^
bahSrde — lebhaft die Regelung des gr^anrnrnten Fortbildungaachnl*
Wesens. Zu dessen Gunsten ist üljiigens wip wir früher berichtet —
f-clioii in jtner iutercantonaU'u „ Denkseiirift" und in der be.«f.n !f?en Eingabe
der Aarsrauer Lehrer an die Buudesversammluug ein Wort pe.spi ochen worden,
luimeihiii steht im \'ordergrund des Interesses — uatiiiiicherweise — die
Siehernng derVolkaadinle; die Angelegenheiten der Fortbüdnngnehnle koaunea
erat in sweiter Linie. Andi Tcrlnnten bezflglich dieser Sehnigattanir wcneai-
lieh verschiedene Ansichten, Hdnnngen oder Wünsche, der Hauptsache nach
duieh drei {irnppen vertreten, die sieh kurz als a) Radicale, b) Compromiss-
und Upportunitätti-l'olitiker, c) Gleichgiltige oder Passive bezeichnen lassen.
Sehr deutlich trat diese Spaltung im vorigen Jiüire auf der (ersten) Basler
Sehnlsjttode su Tage. Da lauteten die wichtigsten Thesen des entan Bsib-
renten (Sdünp heiftt der Wackere): «Um den Fordenngcn dca pmktiachfln
— Ö07 -
Lebens und dei^jemgen der Pädagogik in gleidiem Maße gerecht 2u weideM,
«i&d aUgcmeiiie obligatoiisehe ForthUdimgaBehiilflii la «nrieliteo. DitM ichlitJwi
«ifih nnmiUelbar an die TolksMliiilo an lud dauern (mit zmtkwiBaäBr B«*
«shränknng auf einige Vormittagsstanden der Woebe) für Jünglinge bis sau
zwanzigsten, för Mädchen bis zum achtzehnten Altersjalii e. Die Fortbildungs«
i^rliule entlastet zunächst die Volksschule durch L'beniiilnne der schwierigeren
Partien des bisher der letzteren überüagtmeu Unterrichtt^toffes. Daun folgea:
fir dl« Jiiugliuge VerfiMsangs-, GtMliM^ YerwiltiUiCt- «ad V«ilkiwffttthallti-
Jcende^ ftr die Midelieii DDtanlelit in HaulialtiiiiffBfcuide nadKindomstolMBir»
Oesundheitslehre nsd Krankenpflege." Der zweite Beferent dagegen wünschte
-das ..Obligatorium" nnr für die 18- und 19jährige männliche Jugend*); für
Mädchen sei es „znr Zeit unmöglich**. Und das bescheidene Schlussergebnis
<iei- Verhandlungen war: „Die Synode spricht den Wunsch aus, die Er-
■sdehnngsbehörde möge, ihren bisherigen Bestrebungen getreu, foruahren, for
die weitere Fortbildniiir der sieht mehr eehelipAichtigeii Jogeod wbl surgen.
Sie würde das Obligatorinm für die FortbUdugiichiileB der mfanlieheii Jefend
begrüßen, falls sich in Zukunft die Verbältnisse einem solchen günstig ge-
stalten sollten." — Ein ähnliches Schicksal erfuhr das Solothnrner Hanpt-
referat: die vorgeschlagene Verlängerung dei- obligatorischen Fortbildungs-
stihul^eit um ein Jahr wurde tUHfelehutj was Befureut den iicmksscbal- ^und
anderen eentnd gelugenen Orten*^ eis PiUeht ttberblnden wollte — die Br*
riehtong je einer gewerblichen und einer leadwirtedieftlichen FertUUnngs-
«chnle (Zweck: „allgemeine bürgerliche" und ^berufliche" Aubilduag) — ,
soll der „FreiwüliLl^rit" überlassen bleiben, und der Anti'ag, „zu Gunsten des
gesamiuten Furtbilduugsschulwesens eine wirksame finanzielle ünterstützung von
Seiten des Bundes anzustreben tiel mit Kücksicht aut die bekaiiuten Schritte,
Wtlelie hehofii Hebung des VolknohalweMos gethan worden sind. — Die
Anrganer heben eioh in mehreren Verhendliingen des Jshree enf die
einfache „bürgerliche Fertbildvngssehnle" (Devtech, Hechnen, Vaterlandskunde)
beschränkt. Eine 8(dche zu errichten, und zugleich ihren Besuch für alle nicht
„höheren" >i< hülfr verbindlich zu erklären, steht jet-At n^<ch jeder Gemeinde
frei; man wuuschL nun aber das „Obligatorium^ für den gesammten Cantoa,
und zwai' vorzugsweise um der uRecrtttenprüfangen" willen. ,,Es kann —
sagt ein angesehener Sdbnlnena — der Lehiendwft nnmüglich glcichgiltig
sein, welehen Bang unser Danton in der BeemtanprttAug einnimmt Naoh
diesem Rang werden in den weitasten Kreisen, gleiehTifl ob mit Recht oder
Unrecht**), die Leistungen unserer Volksschule bemessen. Nach diesen Lei-
stungen richtet sich auch, zu gutem Theil, die Willfährigkeit der (Temeinden
der Schule gegenüber.^ Das Ergebnis der Recrntenprüfnngeu aber sei „stets
■anrBckaaftthren auf die Eepetitiensottrse und bürgerlichen FortbiMungtachnlen''.
Die eantonalen „Cnltorgesellseheften'' haben denn anoh an die Begierang das
Oesadi gerichtet: «sie mSolite befiMerileh den Gesetsesentwnrf beaüglioh der
Aber nicht für diir gcsammtc; auch bezüglich der ,.Eiuftihrimg in dais Ver-
ständnis der Rechte und rflichteu ciues Bürgers" (im zweiteu Jahre) beantragte er
die bekannt» Ausnahmen — obwol der Bürgerunterri« ht an den „höheren" Schulen,
Oymuasien etc., nicht eiugefühn ist. — l uterriclitsztit . die von allen üinstchtigen
▼eiwerfonen Abendstunden (zweimal wöchentlich von 5—7 Uhr).
**) Hit Uaieohtl — „Qleiehviel''?
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— ao« —
' obligatoriflcheo bürgerlichen Fortbildungsschule für Koabeu dem Großen Käthe
(CaatMMriläe) ▼orlsgui''*'*)
SlBai Umliehen Ventol bat die xtreheriBoke 8eh«liyBode geflkrt,
Baehdem de Ewei gründlich darchgenrb> itete Vorträge — über die „allge-
Tii<^iiip" nhf^r di> .>*f rnfliche" FortbiIdun£r«'srhnlp — ^n^ehSrt. Der er?t«
Peiereiii, Hrir W eber, wünscht eine allgemeine I nrt'i Udnngsschule, ;U?r))!>h
wie sie in Baden, Hessen, Sachsen besteht: für die 15- bis ITjabii^en
wMienÜidi 3 Studea dai gtnse Jalir UndiiiTli; dis 18jährigen toito Im
Wfaiter aodi dao Bttrgenuiterrfdit mpbagm*j der Staat bwaUl dte Lflimr;
daa tbrige leisten die Gemeinden, die für die bemflichen Fortbildnngsscbnlen
'(nach dem Vorschlage des Herrn Hng) iMir die RUnniliclikeiten zii beschaffen
hätten, wogegen dem Staate die gesamniten Unterhaitäkosten und auch die Aus-
bildnng der Fachlehrer zutiele. Das von der Synode dem Erziehuugarath ein»
gereielite Qmath «ntrecfet wUk auf „a) BinfUmniff dar oUismtociaahaii For*-
bildiiiifiNlnde für die laiimiteta Jugend; b) wafliawada ataaUiobe üfttonllUanaf
der bernflidieB Sehvlea unter Berttekdditlpntr ^ landwirtschaftlichen, ge*
werblieben und ceiMerdeUea VerbUtoiflM MfHe der berafUobea Anabildrag
der MUdchen".
Weniger durch dieses (iesacb veranlasst, als vielmehr infolge zw^er Aa-
träge (die In CaitOMralik geafeellt irofdea) Ten Begiernngnalli beanflitgt^ bei
der Briiehinigiraftb an die Beslriai', Prinar- nad SeemidaradiilpfleceB eia
- Kreisschreiben erlmea, in welchen < r den genannten Mittel- und Unter»
behiird'^n folgende Fragen vorles-t** : „1. Wie stellen Sie sich zur Frage der
Eeorgauisatiou des Fortbilduugsschalweeens , insbesondere des ObhVatoriQms
oder Facoltativoms? 2. Denken Sie sich die Fortbildnngsschnle im unmittel*
baren AnuhTii— an die Primanehale, oder halten Sie einen Unterbncb nad
ToUendeter Primanehale ala aiif«nigt? 8. Sollten die Fertbadngaeefaoln
naeb Um Erniesaea eher noeh die aUgemelne Büdiing Tennittela oder mehr
das bemfliche Moment berücksichtigen? 4. Genügen für Ihre Zwecke f?)
Fortbildungsschnlen, welche die allgemeine nder speciell bürfTf^rlii^fK' Bildung
vermitteln, oder ist ein besonderes Bedürtnis für die Organisation der beruf*
Udien Avibüdnng veiilianden, und 5. wean ja, kann demaelben genfigt 1le^
den dvroh AilpaMing dee LefarplaiiB deiadben (I) aa die wlrteehaftHeheo (Indi^
striellen, gewerblichen, landwirtschaftlichen) Verhältnisse? 6. ^Vie stellen 81»
sich znm Obligatorium oder Facultativum, überhaupt zur Errichtong von
Mädchenfortbildungsschulen, und wie denken Sie 8ich den Ausbau derselben.''
7. Empfinden Sie es als Bedürfnis, dass für gewisse Berufszweige eigentliche
Fachschoien für die theoretische and praktische Bem&erlmiang gerundet
werden soUtea? 8. Welches wiren in dieaea Fälle in Ifareni LandeatbeÜi
diejenigen Berufsgebiete, für welche Sie die Nothwendigfcelt einer eig^tltebiM
Schule für Beruf- und Faclierlemung in erster Linie constatiren k5nntan?*'
— l>ie Antworten sollten bis Mitte Jannar eincellefert sein nnd werden wel
gegenwärtig von der Kanzlei der Erzieüungsdirection verarbeitet. —
*) Db&b das Gesuch von Hiehtlehzein amveht^ kann Ittr die Seohe aar w e»
günstiger sein.
**) Ich führe wörUich an; nun iPoUe eleo fSr das wieeheofale Kaadei-DeKtHh
aicht midi Tenatwoithoh jnacbea.
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- eo9 —
Wie tuau auä den eben mitgetiieiltcQ Jcragea ersieht, wird im Üauton
Zllrieh — wie ft1irig«Dt aad«rwirta aneh — ein Haaptgewicht auf 41« aof .
ir6W6rbli€)i6iL und bernfliohen FortbfldnngnehnleD gelegt. DIm bnt
«einen Grand zunächst darin, das« solche Anstalten seit 1884 vom Bande be-
deutend unterstützt''') und noch anderweit kräftig: gefördert werden. So hat
das schweizerische Indui^triedepartement 1890 iu Zürich eiue Ausstelliiug der
«gewerblichen Fortbildaugsschulen , Handwerl^erschuleu und ^werblichen
ZeieheneOTse", 1892 in Basel eine Ansstellong der „kunstgewerbltehen und.
techniacb'gewerbliehen Fachschnlen, Cime nnd Lehrwerkttttken** veranstaltet''^
Die Kataloge dieser beiden Ausstellungen, ausgestattet mit geschichUiehen
Eiulcitun^en, hMtn im Verein mit den Protokollen der Schlussconferenzea
uud einer ^esrliiclitliph-statistischen Schrift des bekannten Prof. n. Honziker
in Zürirh ( veroiieiiiiicht 1892 die neuere Literatur über die niederen und
höhereu Geweihe- uud Fachächuieü.***^
ünter den ycm Bunde imlintlltiteii BfldnngMtttteii flndeii sieh »neii
solche Ar das weibliche Gesebleebt, dessen haaswirtsehaftliehe und benif-
licbe Ansrüstong ebenfoUs Gegenstand hervorragender Bestrebungen geworden
ist — wovon u. a. die mehrfach erwähnte ^Dpnksfjhriff* und der lieute tnit-
getheiite Beschluss der letzten zürcherischen Schulsynode zeugt. Ferner
sind Beschlüsse zu Gunsten der „Mädchenfortbildnngsschulen'* — deren Er-
riehtnng als Pflicht des Staates and der Gemeinden erachtet wird — von den
vorhin genaaBten aargamlsehen Cnltargesellsehaften gefhsst wmdeo —
■h^t an vergessen der Solothurner Lehrer, die ganz besonders rährig ge-
wesen. Sie wÜBSehen — nach den Beschlüssen ihrer letztjährigen iluupt-
verbaninihui^' — .durch Griindiing von freiwilligen Müdchenfortbildungs-
schülen diiü übligatuimin vorzuljereiten~, und zwar wilren diese Fortbildanjrs-
schuleu uumitteibar au die Priuiarächule auzuschliel>eu, iu 2 oder 3 Wintern
irthrend wenigstens 4 Standen (wOchentUeh) absabalten and ▼onehndieh der
haoswirtsehaMehen Ansblldang an widawn; ftr die Lehrarinnen hfttte der
Staat za soi^en.
Er haTultlr sich dabei vorzugsweise um Angehörig'e g^v]nv^- oder unbe-
mittelter 1^'amilien, nm Mädchen, die frühzeitig ihren Lebensunterhalt durch
selbstständige Arbeit sich erwerben müssen und nur Aussicht auf eine be-
sdieiden« eigene Hänslichkeit haben. Was nun in der gesaaunten Schweiz
geschieht» mn Micha Midchen und Frauen in ihrem Wissen nnd Ktanen an
fördern, ist kfllzUch ansanuaenzastellen versucht worden: in einem anfangs
dieses Jahres erschienenen Schrifichen von Bud. Dietrich über ..Die schweize-
rischen Schnlen und (,'urse für all^emeinf^ hauswirtschaftliche und berufliche
Fort- oder Ausbildung des weiblichen Geschlechts". ii Die Arbeit umfasst:
L Yorbemerkuugen — II. Staiistitiche Beschreibuug der emzelnen Anstalten
*) Der Buudeäbeitra^; kann die Höhe der halben Gesamuttkosten erreichen.
**) Das Departement bat euch im vorigra Jaiire — durch den verdienten „Bs»
perten'* TT. Bendel in Srhaffhanscn — eine „Tnstnirtion für die ei<iü:cn. Expt^rten,
Vorstände und Lehrer der gewerbhchen Fortbüduugsscholen'^ ausarbeiten und dea
im Titel Genannten anentgeltlich zostdlen lasiea.
***) Eine >>:loi< h wertvolle Literatur ftber die aUgemeiaea Fortbildaags- aad
BOigerschulen der Schweiz gibt es nicht.
t) 88 Seiten 8^. PxeiB 60 Cts. Zu beaiehea dvxch das PestaioMianitt in Zürich.
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— 610 —
(HaupttheU) — Ul. Überfcicliten*) (A. Vertheilung der bescLriebeuen Schulen
und Oane tuf Caato&ef nach den GiQatott oder Unternehmern, nnck dv
Zeit der Grftidvnir oder enten Veranetnltiinff. B. FOrderang der genMln'
nlltiigen Anstalten durch Gem^nden, Caatone, Bund. Sehnlen and Cnrse att
C. unentgeltlichem Unterricht, P. vorwiegend nnbemlttelten Schülerinnen) —
IV. Ergebnisse. — Nach dieser Statistik — die keinen Anspruch anf Voll-
ständigkeit machen will and kann d. b. nach deren Erhebungen (die sich
anf die Jahre 1890 md 1801 entreckeo) besitit die Schweiz 124 AnalnltMi^
-welche die hn.eigtnlliehen (engeres) Sinne welhlkhen BÜdnnf^hedlrfliiwe he>
ft-iedigen, theflwelae eine Eigftnztmg oder Erweitemng des Volksschnl Unter-
richts bietf^n wollen und (lamm nicht panz ohne Grund und Rt^cht mit df-m
bpqncmen und beliebten allgemeinen Namen „weibliche Fortbildung-sschuh n-
belegt werden dürfen. — An 15 dieser Anstalten wiegen die Hauptfächer der
I rimariüchule vur, au 33 die eiiii'acheu Handarbeiten ; 8 (Franenarbeits-, In-
diutriesehnlen) sind hauptsächlich Bndongestlttea für Sdineideilnneii mid
„Arheitdehrerinnen* ; 17 pflegen anDi grUndlichtte die Hanshaltangikinet In
der Praxis and Theorie (3 daTon nennen sich „Dienstbotenschalen Unter
den 42 bloßen „Cursen" der veischiedenstoTi Art finden sich auch 5 Sama-
riteriniiencurse. — Am besten versdien sind die Kantone Baaelstadt und
Zürich; ferner St. Gallen, Bern, Aargau, Thurgau; weiterhin Glarus, Solothum,
Appeniell A. Bh., Luem. Dagegen acheinien liah die Oantene Vif| Sehwyz,
Oh- ond Mldwalden, Tetatn, Wallis nicht einnial heeeheidenflr Nih- oder Flick-
sehnten zn erfreuen; sie sind in der Statistik nicht Tertreten, Die Mehrzahl
der aufpefiihrfen Anstalten ist von eremeinnützig^n Vereinen (die Hälftei und
von (Tf-meinden (ein Vierteil gegründet worden; die liai en Staat-^^beitrilge tlielien
meistens den Lehrkräften zu. ChaiakteristiBch ist es. dass die ^roße Mehrzahl
der Schulen und Curse ("'y^) erst seit 1885, mehr als gar erst seit 1890
hesteht.
Die Aitett, von der Ich hier eiidgee Weseatliohe mitgetheflt, ist wus«>
führt worden im Auftrage der Fortbildungsschulcommission der
Schweizerischen Gemeinnützifr^n Gesellschaft. Diese Commission
wirkt seit 20 Jahren, und da sie um die Entwickeluüg des schweizerischen
Fortblldungsschulwesens sich außerordentliche Verdienste erworben, duriie ein
Ansmir ans ihrer GeseUebte**) wol gereofatfertigt sein. Br hflde sngMok den
Schlnse unseres Berichts. — Anftogs (1872) hatte die Gomniisilon anr den
Beruf, „Material zu sammeln'', und ihre Lelatu^en warai Us 1880 In der
That recht besclieiden: eine kurze Beschrefbung- der wichtigsten gewerblichen
Schulen des Inlandes zwei Studienreisen nach Deutschland 1875 und
1877, eine Zusamnieiiätelluug der geseiaslicheu lieütimraungen über die obliga-
torischen Fortbildungsschulen in Deutschland. Das Jahr 1880 brachte größere
Antjgraben: die Oommission sollte im Anfing der Gesellschaft »die ElnfBhnaf
der Fcrtbildnngsschiüen fOrdera", die geeignetsten Lehrmittel aosfindiff nuutea^
einen „Normallehrplan" entwerfen helfen; sie sollte femor b^iachbarte Oaa-
toae aar Veraastaltong gemeinsamer landwirtschaftUeher nad gewerUidwr
*) II und ril in Tabellen form.
**) Sie ist beäduieben von ihrem Actuar, Prof. 0. Uuaaiker, in der Üchweii.
Zeitschrift t Gemehmhtsfglnit, Jahrg. 1898.
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— 611 —
Cime UmtgOLt die Avibfldiuif von „Wanderlelmni'* aaregeft und tod den
T^ninlesbehürden Unterstützung jmev Cnrse nnd ^Bedachtnahine'* »nf diese
LehrertiMung (an der polytechnischen Schule, Zürich) hesrt'hren. Die I.ei-
ßtnnj^eu der ( ommission wurden jedoch zauächst nicht wesentlich andere, oui*
dass sie noch eine Ausstellung von Lehrmitteln für gewerbliche Fortbüdangs-
lefaBlen yennluete und eine bereits vorhandene Sammlung solcher Lehrmittel
(im PeiUlosiiaaiim bq Zttrieh) intenttttite. Kan efcsnd eben nodi immer in
der Periode des Tastens nnd Veimdiene, war noch unentschieden hinsichtUcli
des Zieles sowol wie des Weges. Das Jahr 1883 machte diesem Zustande
ein Ende: die roniniission ward nnnuielir beanftrae-r. ..in erster TJnie die
Förderung des bernflicheu ((gewerblichen) Fortbildungsschiihvesens ins Aiig-e
zu fassen"*. Dementsprechend gründete sie zauucliBt (1884) ein eigenes Organ,
die »Btttter Ar die gewerbl. FortbUdongsscliiile" (mit 1892 in den MBiSttem
f. d. Zeichen« nnd gewerbl. BemÜronteRiclit*' anl|gegangen)> md 1886 beweg
lie den Secretär des Sdiweiz. Gewerberereins und einen der „eidgenössischen
Experten" für das gewerbliche Bildnng^wesen in der Schweiz ihr beizutrptpn.
Im gleichen Jahre nahm die Commission auch die Förderung der „weiblichen
Fortbildung" in ihr Arbeitsprogramm auf. Sie bewies dies zunächst durch
AUbMung und Verbreitung einer bezüglichen Flugschrift (von Pfbrrer Brenner
in mUUieim» Tbirgan); eplter ging rie weiter: mit BundeMibvention UeS eie
im Herbst und Winter 1888/9 (in den Frauenarbeiteieiinlen in Zürich und
Basel) eine Anzahl Müdchen aus verschiedenen Tantonen zu Lehrerinn n für
„weibliche Fortbildungsschulen" ausbilden. In den Jaliren 1S01 mi l 1^'.*2
sodann veranstaltete sie die vorhin besjirochene Statistik. Zu Uuns^ten der
„männlichen Fortbildungsschulen" veraulasi^te die Commisäiuu 1891 die Heraus*
gäbe zweier Leltftden: Ar GeaeHsehafke-, Staate- nnd VerfbfisnngBknnde (von
Prof. O. HnnsUcer in Zfiricfa) und für Volkiwirtoebaftdebre (von Begiemnge*
ratll Affolter in Solothurn). Lebhaft beschäftigte sie sich .auch mit der Frage
des „Lehrlingsschutzes** fKeferent: GewerbesecretUr Krebs\ Paneben ii*^ß
man übriprens die früheren literarischen nnd praktischen ( »ricntirungsarbeiteii
nicht auüer Acht; so wurden Zeichen- und Gewerbeschnllehrer mit Stipendien
n Stadieareiaen nadi Genf, Lyon, Hfnehen, Stnttgart amgerUtlet.
AusCroatien. Das A gram er Lyceuni für ^lad clien. Die Lehr-
an«4talten Cioalicns sind Dank der Fürsorge des Cultuscbets Di-. Krsnjavi
abermals um ein wichtiges Uiied vermehrt worden. Am 10. October 1892
wurde ein auf acht Clausen berechnetes Lyceum für Mädchen eröffnet, desaen
Tier Unterdaaten ans der hVherea TQeiitereehale gebildet wnrden.
Damit ist dem weiblichen TheUe nnserer heranwachsenden Jugend eine
&zlehnngfstitte eröffnet, in welcher die MMcben sich eine umfassende Bildung
aneipien können, die sie beföhi^. den ihnen ang-cwiesenen Platz in derOesell-
schntt würdig auszufiilb n. ebenbürtige Genossinnen ilirer Eliegatten isu werden,
ihren i'tUchten als Mütter und Hausfranen in jedem Sinne zu genügen, und
Im NotUUle aneb die Eignung cur aelbatetliidieen Oeetaltnng ihrer Znknnft
■ich SQ erwerben.
Der Zweck des Madchen-Lyoeoms ist also, der weiblicben Jngend Gelegen-
heit zu bieten, eich eine hOheie allgemeine Bildang anzneignen nnd sich da-
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— 612 —
dnrcb nnch ztir eventaeUen Ableganir Fachprfifluigaii vad ArXJtiViniliti-
Stadien vorzubereiten,
In der ersten Classe des Lycenm find»M! Miidclieu Aufnahme, welche bti
der strengeu Aufüahuittprüt'uug die Keuutiätifitj det> iu der unteren Voiksscliule
gewouMaen Wiateai oMliWeiaen. Fllr den Eintritt in die «rate dMW ist
das zurückgelegte zehnte LelMB^j«hr erforderilob. Bei der entaudigeii Eii-
Bchreibung in das Lyc^nm hat jede Schülerin eine Aafnahmstaxe von 4 fl.,
dann einen Beitruir vm 1 fl. zur Schin"rinnen-Bib!ir)tliek za entrichten. T):\^
8chnlgeM beträgt monatlieh 5fl. Arme, jedoch Behl* begabte ächftlerinnen
köuueu davon befreit werden.
Aile Vonoliilften betrelBi der linerai und loBeren Sdinlverwaltong, wie
•ie für erontiseho llitteliehiilen In Wirktiaikeit itehen, gelten anoli flr dai
Mädchen-Lyoeam: namentlich sind in analoger Weise der Unterrichtieifolg
der Schülerinnen h den einzelnen Lehrgegenst&nden festzustellen, die Classi-
fication YorznnehineD uud die Zeugnisse zn ertheilen iedueh mit dem I nter-
schiede, d&sa die Wiederholung einer Clatibe grundsätzlich aus«
feseliloBten ist, damit niebt dnidi VenchnldelgtVDg flr sdiwielier an-
gelegte Schilerinnen ein geistige« Pieletariat kflaitUdi gexOcbtet werde.
Der üntflfricht im Lyceum nmfasst folgende dhUgate Gegenstände:
Keligionslehre, croatische, deotsche. ft nizr.sische Spraclie, alliremeine Literatur
in croatischen Übertragrnnpen. Weltgeschiclite, üeogi-aphie. Mathematik, Physik,
Aaturgeschichte, plülosuphische I'ropädeutiJ^ Zeichnen, weibliche Handarbeiten,
Oeaang, Gymiaalft und Kalligraphie; ftnar ali ralatir-oUigate FKehar: cng-
üache nnd lateinlBehe Spradie nnd Pidagogik. Keine SdiBlerin iat Tci]»fl«!iitet,
einen der relativ-oblig^at€n Geg:en.st5lnde zu betreiben. Will de diea aber, so
i^t f!ir die Wahl des (te^enstaudes freig-estellf, doch wird derselbe nach erfolg-
ter Eut«cheidnn? flir sie ein oblig^ater. und die Prüfung über denselben ebenso
vorgenommen, und übt der Fortschritt in demselben bei Bestini nmng der schlief-
lieiien Fortgangadaaie den gleidiea Eiaflnas aas, wie die allgemein obligaten
GegenatSade. Die Scbfllerinnen der Anstalt sind nicht Oberbirdet Sie haben
wöchentlich nur 27 Stnndea. Die Anstalt hat den Charakter einer Midcte*
schule beibehalten, da auch ITandarbeit in den Lehrplan anfg'enoTnmen "vrurde.
Mit der Gründling dieser Schule hat der strebsame Cnltuschef Dr. Krsnjavi.
der sich zum Ziele gesetzt hat, den Frauen Croatieus durch die Eröiinuug
neoer BUdungsbaimen weitere Beru&gebiete ^u erschließen, eine wichtige Station
in seinen Bestrebungen erreieht
Das croatische Schulwesen kann sich glücklich preisen, dnen aoldMn
Cultuschef m Iiaben. Wir wOn.schen dem vortrefflicheB Ifanne, dase er noch
viele Jah!f wirken müge zum Wole seiner Nation.
Volkäschulen iu Croatien und Slavouien. Iiu vorigen Schuljahre
waren in Croatien und Slavonien 1259 Volksschulen. Durchschnittlich kwnmt
eine Vblkasohnle anf 38,78 qkm nnd anf 1736 Einwehner. KaabcnaidnleB?^
mdebenschnlen 80, Gemischte Schulen 1105; mit einer Lehrkraft 824, mit
zwei T>ehrlvr:lften 278. mit drei 56, mit vier 101. Mit croatischer Unten ichts-
Sprache gab es 1158, mit deutscher 27, mit ungarischer 8, rn«=i-i^her 2 und
slowakischer 2 Schulen. Die Gesammtausgabe tiir sämmtliche \ oiksschnlen be-
lief sich anf 1520533 fl. 79 kr. Bibliotheken für Lehrer gab es 1142
mit 181 954 Bladen, fBr Soktter 914 ndt 49883 Binden. MMttt te
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— 613 —
Scholgiebiadaii warcii 992 Scbslnftrtoiu Did Ztlil sftniinfUofacr Lfthror ww
2024 — , also kommt ein Lehrer auf 1142 Einwohner. Schulpflichtige gab es
241 305. davon beracbtoa die VoikMchole 146101, d. h. 63*01% oder 8*02%
der Einwohner.
Aus dti Fachpresse.
76. Fritz Harkort (H Kim|>el. Hebs. 1893, 7 --10). Wie Harkort
ein halbes Jahrhundert als „ inbuii" der Volksschule und ihrer Lehrer, der
VoUmbttdoog ttberlutiipt (theUweiBe im Verein mit Dieeterweg) gewirkt, wie
Aber sein „VolknehnlideBl* Immer noch nicht cor Wirklichkeit geworden, wird
ausführlich und anschaulich nachgewiesen. Beoonders dankenswert die Aus-
züge aus Harkorts Schriften und T. an dt ausreden. — Am Schlüsse versrleicht
K. „Preußen.s Lehrer zu neun Zehnteln mit einem Walde jnnqrer, klüftiger
£i<:hbäume, und diese gelten in der Gesundheit mehr als ein Bestand, in
welchem hie nnd da eine gewaltige Eiche mit ihren knorrigen Ästen dem Sturm-
wind TrotB beut, die tbergrofle Mehrzahl der Gewaebee aber Bnecbwetk ist
Die Jnngen Lelirereichcn aber, angefüllt mit dem Geiste Harkorts, geben Hoff-
nung, dass das Volksschul- und Volksschullehrerideal einst, in nicht zu ferner
Zeit. Wirklichkeit werde.'' — Sind jener Vergleich nnd diese Hoffnnng be-
rechtigt ?*)
77. Ein Beitrag zur Begriindimg der Moral (J. C. M., Kef. 1893,
15). Belehnug Uber die Entstehung und Entwlcklnngsgescblebte der Moral
nidit in der Phflosopliie, sondern in der ^verglelehenden VSlkerknnde nnd in
der Cultnrgeschichte" zu finden. „Die Hauptsache war mir, nachzuweisen,
wie wahrscheinlich die Hyi>otliese erscheint, dass die Moral entstanden ist auf
dem Wege fortschieitender Lebensf iirsorge , und dass das moralische Bewusst-
sein, d. i. die Stimme des Gewissens, abhängig ist von dem jeweiligen Cultur-
itadlwn. Die Conseqnenz aber ist die, dass mit der weiteren Entwicklung der
MeoBchbeit eine EntwIoUnng der Moral Schritt halten, dass anf eine Ändemncr
der Ottltnrverhflltnisse eine Umwertung aller (aller?l) moralischen Werte
folgen mnss."
78. Moral und Religion (J. C. M., Ref. 1893, 17). Hier kommt es
dem Verf. weniger darauf an, das Verhältnis von „Religion" und ..Moral"
gründlich zu erörtern, als vielmehr bezüglich der letzteren einfach festzustellen:
1. n^^^ ^ Moral in venchledenen Zeiten TCHMhledea war, aber einen Fort-
schritt anfWeist, erklSrt sich ans der dnreh die fortschreitende Lebensfilrsorge
bedingten Culturentwicklnng. 2. Weü die verschiedenen Völker zu verschie-
denen Zeiten auf den Schauplatz der Geschichte getreten sind und eine indivi-
duelle Oulturentwickluns: durchmachten, so mussten auch verschiedene inoralische
Vorortheile bei ihnen gelten. 3. Die Lehren der Geschichte und Völkerkunde
widerstreiten der Behauptung, dass es ein ew^esMoralgesetz gebe.**) 4. Weil
*) H. Wanner (Hann. 1893. 7 -9'- schließt seinen Aufsatz ilher Tfarkort mit
deu Worten: „Baiig tragea wir heute mehi denn je: Wann wird uns ein zweiter
Hukoit entdien?*' — Berichte Über zwei Feiem (am Grabe Harkorts und in Hagen)
hictea die PZ. und die ADL.; letztefe bringt auJIerdem eine Sammlung Ton Aus-
sprüchen des Gefeierten (in Nr. 14).
**) Womit eher noch nicht bewiesen ist, dais es ein Ar alle Zetten gültiges
»Moialgesets« witklidi nicht gibt
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Jod« Zdt Auf taSebttlteni dar yomt^pegaiigeiien stebt*), Ton ihr Institationea
lud Ideen Uberninmt, so erU «ie aieb moralische Anschauungen.**) Da aber
unsere Zeit Vertreter verschiedener Culturstufen fder feudalen, der biir^erlicben
und der proletarischem nebeneinander sieht, so trifft sie auch aut verscliiedene
Moraltheorien, und keine von diesen wird auf allgemeiue Anerkennung rechnen
79. (BsyriKhe) Seh« Urkunden snt alter Zelt (IL Datienberger,
Rep. 1892/3, V). Nach der Urschrift gedruckt - 1. Bestellung des Sdat
meisters am St. Magnus-Stifte zu Füssen, 1461. i ..Item wir peben aiaem
Schulmaister ain truckne ptründ, und nit ain lierren pfi ünd.* ! 2. Be-
stellnngsbrief des Martin Kttiier, Schulmeisters in Mcmmiageii, 1469.
3. Extract der Seholordnnng in NQrdlingen, 1522. — 4. Besll(e des „Sebnl-
•mtes* Osterbergr 1611.
80. Faehnnterricht in der Primarschule (E. Balsiger, Schw. 1893,
7. 8 » ttipfiehlt sich deshalb, weil die Mehrzahl der Lehrer nicht für alle
Filcher gut beaulagt, folglich nicht für alle recht tauirlieli ist. „Jede Leiir-
krafi t>olI vor allem da verwendet werden, wo sie dais Üeste, Tnditigst« zu
leisten yennag.'' (ünd darauf ist sdun In SenlnamBtsniclit Btckslelit la
neluneD.) Olelehwol «kann es sieh nicht um da leiaes Faefasysten handeibi;
in jeder Claese behält eine bestimmte Lehrpersönlichkeit die überwiegende
Mehrzalil der Ünterrichts^stnnden und damit den maJ3gebenden und verantwort-
lichen erzieherischen EiuÜuss^. — „Ein stichhaltiger (irund gegen die Eiu-
fiihrung des theilweisen Fachunterrichts iu der Primarscbnle — sagt der
(bemiiebe) Hldeheneebnl-, frttbere (sanetgaUlsche] Seaünardlrsetor amScUnsee —
besteht nkbt. Dagegen kOnnen sieb aas der Anwendung dieses PrinelpB viele
Vorthelle ergeben: Vortheile in der HeraabUdnng, Stellnag und Wttrdigiog
der Lehrerschaft, und Vortheile in ( inem gründlichen, überall von znverläs-
sijsrer Sachkenntnis getragenen Schulunterricht — Vortheile, die zusammen-
genommen einen eminenten Fortschritt der gesauimteu Jugenderziehung bedeuten."
(Ist die letiste Behauptung nicht ein wenig fibertrieben?)
81. Beobacbtangen an Neulingen (Sehpr. 1693, 11). ssikhe
Untersuchungen wissenschaftlieh etaet ausgeführt werden, ist bei den jeüdgea
Standjainktc der psycliolngisclien Erkenntnis, bei dem gänzlichen Mangel an
Übung ieitens der Lehrer, hn (\r-v im ^>rhältnis zur Schwierigkeit der Arbeit
geradezu ungeheuren Zahl derer, (iie beobachtet werden solleya, ganz and gar
nnmfiglleh. Ob fiberhaupt je die Zeit kommen wird, we derartige Beobach*
tnngen und Venuehe yoUstindlg einwandfrei sind, nuias beiweiftlt werden.'
^Als Kittel, über die Vorstellungen, die vorbanden Bind, Klsrheit zu erlangen,
benutzen wir nicht die Mittheilung durch die Kinder, sondern die wirkliche
Bt-obachtuiig. Und zwar so: wir geben dem Kinde, indem wir ihm die
Wirklichkeit oder ein Bild zeigen, Veranlassung wahrzunehmen und dann dat»
Wahrgentmmene m benennen." Stoffe der Beobaditang: eine wirfcUeba
Wohnung — Wiese und Baeh — drei Bilder (HlbaeribnlUe — Frfihling —
Wald) — FsnillenTerbttltoisse der IDeinen. — Autfittmag der Arbeit: ten
*) Nicht jede Zeit — oder nicht mit beiden Beinen — oder ni(^t ihstf
**) Und nun kommt es darauf an, was sie damit nacht!
♦**) Verdient es aucl» nicht.
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8ftmmtlieh«n Lehrern der Sdiole, and swar mit AbtheüB&gen von je
4SoMUeni In 4x ^ 4 Stimdeii (ani bee<nid«n d«Ar VestÜMMteaNMlmittagen}.
Dabei : Aofreichnang der Ergebnisse in pfttktitic}! angelegten FomnlareD. —
Endlich: statistische Verarbeitung des gesammelten Stoffes, erst durch die
Elementarlebrer, dann dnrch eine Commission. — (Mit klaren Erläntrinn^en.)
82. Sprache und Sprachznclit (NeutV'ld. Poinni 189:5. 4). Treflliche,
kirz und klar gefa&ste Hatbscbläge — nicht nur lur unkundige Anfänger im
JAümmt. Um du Spreefavi «nd Baden iit et ja noch in gir vielen— hohem
wie niederen — Sdratfin ftbel beeteilt; gewtaee HahBOffai Idlmien nleht oft
genug wiederholt werden, z. B.: „Vor allen Dingen aasreden lassen, nidit
fortwährend unterbrechen! Fehler dtJrfen nicht 'hir^lii-^^lu n : ahpv die Schtilcr
selbst sollen sie verbessern, nnd nur im Nothfalle tritt der Lelirer ein. Ei«
gibt nichts, was die Anfuierksamkeit der Classe mehr anregt und das Sprach-
Temögen mehr fördert Schreifee Ablehnen and DaswischenfAhren eehttchtert
ein nd macht mvthloe. Daher kimimen die vielen, die nieht antworten mdgen,
aaeh wenn sie es könnten, nnd mancher verdirbt es, weil er es ganz gut machen
aber zaghaft nnd unsicher darangeht." „Jede Gegend hat ihre land-
liintigr^n Fehler. Diese müssen verb»'ftvprt werden. Inurif^r wieder znr Sprache
pebraclit uihI l»«'richtigt, iDüesen ei»- euUiich vertehwinden. Hier U^t auch die
eigentliche Aui^^abe der Grammatik. ^
89. Ane der Praxie (E. Bemer, Bad. 1893, 10). Gegen „Naehbtt-
dangen" im allgemeinen nnd gegen eiMe x« moreligtrenden Tabetn im beeen-
dern. (Beleirfel: ein unnatQrlicher „ Master knabr-^ in einer Nachbildung an
„Grille nnd Ameise«, vgl. Bad. 1893, 8). '1 refteiiri V.en'rrkt B. am Schlüsse:
„Nf limen wir an. die NachbfMnng werde zu Hause getertifct. Ein verständiger
Vater wirft vielleicht einen Blick hinein. Er wird lächeln. £fi ist dasselbe
lAehefai, dae am die Lippen des feingebildeten Menachen spielt, wenn in einem
TheatentOfik der nHerr Lehrer", mit dem Fluch der LieherUefakeit belaetet,
den Olymp zu dröhnendem Laehen zwingt."
84. Zur Reform des französischen Sprachunterrichts fPr. Bühler.
Schw. 1893. 6 — 9\ „Hauptpunkte": „1. Austcehen vom Laute, statt von der
Schrift; ^:^chuiung des Ohres und der Spraeliwerkzeug-e. um das Kind verstehen
und sprechen zu lehren. 2. AnschHUungäobject für den Sprachuntt^rricht sei
entweder ein epraehliehee Ganze oder irgend ein Gegenitend, an denen das
Denken in der fremden Sprache eelbet nnd ohne das hemmende Zwisehenglied
dee Dentechen erzielt werden kann. 3. Indnctive Ableitung der SpraehgMetze.
4. Abschaffen des dentscln'n t bersetzens oder Einschränken desselben auf blnße
Anwendung des durch Indaction Gewonnenen.** — Verf, ist ein Bekenner
Uildebrandischer Lehren,
85. Zan Zeichen anterrieht in der Volkeschnle (J. M., Aarg.
1898, 2). Verf. nrtheilt über den heutigen Stand dee Zeieheannterrieliti:
„Der Zeichenunterricht ist der zweitjilngste unter seinen vielen Brüdern, den
Lehrfächern der Volksschule. Während sich sein jüngerer Bruder, der Turn-
unterricht — von der Lehrerschaft liebend gepflfg-t*\ da tmd dort sogar ge-
hätschelt — allbereits zum lebensfrohen, kecken Junjreu entwickelt hat, der
sich reckt und streckt und jeden Herbst seine muntern Künste und Luftsprünge
Aber doch noch lange nieht ttbenU!
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ittm bMton giM, ittderZddMiiiuitaTlchtlBnnir Meh tla 8iMiiliohiiii,beiiaUMi6ry
•dUg«r BondM geblieben, von dem die Herfen Pädagogen noch niciht recht
wissen, was ans ihm werden Tind wie er an <\fr Seite seiner lieben Brüder
«•henialls beitnig^eu soll, das geplagte Meoschejikiud ebrlioh und rechtadiaffen
durclis Leben zu bringen."
Ein ünleoi deoticher Kontt eatbllt der aoeben pttnktlieb enebieBene
6. Band von BrockhauB'Konver8ations-Lexikott,14»Allfl., in der prächtigea
Liclitdrucktafel , (^t-ntf^r Altar", weiche den Artikel van Ejck bf-p-lHtet. Das
für die Entwick' Iuhl'^ I i Kunst wichtige Bild ist in seinen einzelnen Tlieüen
an weit voneinander eutleiuteu Orten verstreut, m dass es erbebliche Schwie-
rigkeiten machte, das monomentale Werk snin erttenmal in aeiner vrtpriing-
lieben Cl iwamMtflninheiiniBg getren wiedeisngeben (wie bei den Original nit
auf- und aoUappenden Flügeln). — Der 6. Band iat llberiiaiipti gleidi seinen
Yor^iin^em, mit einer Fülle illustrativen Schmuckes anspeetattet nnd reich an
vorzütrlicheü Artikeln. Neben den von 12 Karten und Plänen begleiteten
geagrapbischen Artikeln (es beieu nur Elsass - Lothringen, England, Erde,
Europa, Fioland, Essen, Erfurt, Fiiime, Floreai erwähnt), sind es vor allem die
natorwlasenaehaltliehen and teobnelegtooben Artikel, «elebe den 6. Baad aiw-
zeichnen. Unter den ersteren ragen die allein mit 20 Tafeln, darunter
3 Kcliöneu Chromoblättem (Enten, Fasanen, bnntfarbigre Fische) illu.strirten
zoologisclini Artikel hervor. Unter den technologischen, durch 7 ^eitarattafeln
und zahlreiche Textabbildungen erl&uterteu Artikeln mögen genannt werden
Elektrotechnik, Feuerlöschwesen, FlachsspinnereL Besonders anregend ist auch
der von einer inatmotiven Tabelle begleitete Artikel ErÜndnngea. ünter den
hio^raphischen Artikeln lei nur als wiederholtes Beispiel, mit welcher Präcisioa
die Bedaction den Tage8e^cigni.s^^cn folgt. Jules Ferrv s Tod erw ähnt. der eben
erst erfolgt»^. Einen besonderen Vorzug vor allen ahnlichen Werken besitzt
der neue „Brockiiuus' aber dadurch, dass er dafür soigt. dass jeder, der als
Abgeordneter, Stadtverordneter, Stadtrath, Geschworeuei, ^chOffe an der Ge-
eetagebong oder OeeetsanafUinuig betheiligt ist, Uber alle Gebiete des Eeebta
ind dttr Volkswirtschaft ausfttlirliche, zuverlässige Bdehrung aus ilun sehS^fBn
kann. Artikel wie Eltern, Familie, Erbschaft und was damit zusammenhängt
V' rden davon überzeugen, wie nothwendig: die im „Brockhaus" gebotene
juristische Belehrung ist. l>ass auch die volkswirtschaftlichen Artikel (z. B.
Erwerbsgeuosseuschaften, Fabrikgesetzgebung, Fabrikordnung u. a. m,), deren
Gebiet bidier einer grollen Aniabl der Gebildeten naheca eine terra incognita
war, nnentbehriieh aind, venteht aicb von selbst in unserer Zeit, welebe mit
der „Selbstverwaltung'' die weitesten Schichten des Volkes betraut hat.
Der nene „Br-ickhans", der keinen der Vorzüofe der früheren Auf'l:«?»"!!
preisgegeben hat, ist somit wieder in einer neuen zeitgemäßen fiichtong bahik-
brecheud.
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Recensioneii.
>'adrow»ki. AlrisB der Wortbildnn« im Dentsclieii. Wiesbaden,
Bechtohl. 40 Pf.
I>er genannte Abriss behandelt auf 40 Seiten die deutsche Wortbildungs-
lehre mit Hinweisen ftttf die ItSeinische Wortbildung, und zwar nicht auf
hi-ätoristh« T (irundlage, sondern nach der log^iscben Seite. Er geht nicht vob
der Wurzel aus und erörtert auch nicht die sogenannte innere Ableitung.
Ave dieeem Grunde kann er auch auf die Dantellung der deutsciien Laut-
gesetze vereichten. Was Nadrowski bei einer Neuaiiflaj^e seinp-^ S'-Jiriftchens
jedenfalls wird verbessern müssen, ist die Seite 40, wo er Frcindworte und
Lehnworte unteitschieddoe in einen Topf wirft; ferner gar manche Bemerkviig,
die sich auf den l'rspTTinp der ..Ableitungssilben' bezieht. So stellt er z. B.
— bold mit Bild zusammen (in Weibsbild); er meint {6. 5): Tischler scheint
Ton einem yerlorenea elten verbom „tischeln'^ abgeleitet; UmiMt erUfift er
8. 31 als Veränderung« weldie die Voeele n, e, m ducb Hinmtiitt eines
e-Lautes erleiden. W.
Bone^ Grammstieche Grundlage für den deutschen Unterriclit.
5. Aufl. Köhl 1802, DiHen^Manberg.
Das Bflchlein onthiilt in ansprechender Form die tiblichen grammatischen
Definitionen und £egein; hie und da beittcksichtigt es die Volks- und Um-
gangssprache vnd weut mif Sditdeorfelder liin. Eine neue Auflage wird manoiies
Unrichtige (vielleicht auch die Paragraphen 1—0) ausscheiden müssen: z. B,
SL 4 (tt. sehen — siehst (Ablautr), S. ö lange und kurze Silben je nach
den vocaien, S. 7 Be^bnis (Bohwankendes Gesdilecht), S. 11 (u. ö.): Die
Conjunction gibt das Verhältnis der Sätze iTilosT^i zu in;uider an, wie die
Plrapofiitioa dias Verhältnis der Wörter zu einander angibt. S. 16: Wozu die
(yereinzelt stehende) Bemerkung: Held im Altdeutschen stuk: des Beides.
Gl); Vor und '»der oder iiflegt man nur dann ein Komma zu setzen, wenn
ein neues Subjectswort i^i) folgt (doch wol ein neuer Satz). S. 71: Durch
„Fehlerhaftigkeit" ist kein Bu^«tabe in ein Wert gekommen. S. 81: Ist der
Plural „Hemder'' Schriftdeutsch? S. 86: das Masculinum der Zeh (statt die
Zehe), S. 87 die Form dreschen — dre.schfe erlaubt, S. 88 gedeihen — ge-
deihte, S. 88 kaufen — käufst, S. 89, preisen — preiste, rennen — rennte.
W.
HJ^zel, Übungen im Kaitenlesen, Eine Aufgabensaminlnng tür höhere
Schulen. 1. Heft. Die Erdtheile auAer Jüiiropa. Leipzig 1892, Wagner &
Debes. 60 Pf.
Es bleibt eine adtsame ErsMnnng, da« eine geographiselie Anijgaben-
Sammlung bislang noch nicht erschienen, während mathematische und physi-
kalische Übungsbücher in fülle voibaDden sind, von AuÜBatzbttchem und
Tbemettsaarailungen gar nlelkt sn reden. Bin paar Hetiiodiken, ein paar Lehr-
bib her habeu mehr beispielsweise einige Fragen mitgetheilt, zumeist die Lage-
Bestimmung betreöend. Eine systematische Öammiung, alle geographischen
Yerhältnisee (Lage, Uiuriss, AufhM, BewftHerung, Klima, Pflanzen- und Thiers
weit , Beyölkerung und Staatsverhältnisse) umfassend und in gleicher Welse
berücksichtigend ist erst die im Titel genannte. Sie darf somit schon deshalb
als eine erfreuliche Erscheinung auf dem Büchermarkte bezeichnet werden. Sie
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ist es aber auch vermög:e Une» initemi Wertes. Die Vtngta, wMerholeu äicfe
nicht jsrbaMoncnhiift, sie genHpcn tnm anfmorksamcn Betrachten der Karte
and ndtbigeQ zu einer vergleichenden Betrachtung, also zum selbstständigea
Urtheil; wo immer es tbunlicb, drängen sie auf eine wklftnuig der gcogmphiseheB
Thatsache nach ihrer Ursache und ihrer Stellung zu anderen, die ii! ihrem Ge-
folge auftreten. Am ScUuase jedes üapitels kaufen lie an bereits Besprochenes
in nmnunraeteQeadeB Au^aM» an. Der Ftamren liiid nieht venige« belqiiels-
weise über Arm ril i: 4nn. Der Y rfasscr kann versiicbert sein, rfas? ihm rlic
Lehreiwelt für öeme mtth»ame Arbeit ab einem wichtigen Beitrag zur Methodik
dankbar sein wird. An Uieonllichea Ameinandeneteiuigeo fdut et ins Iw-
kanutlicb nicht, an Parstellungcn aber, wie ein denkender, erfahrener Ltlirer
ui der äeltiile praktisch arbeitet, sind wir nicht reiok, aofar am. JUge das
n. Heft, Earopa tietreffend, recht bald ersdMlien. Eb wird dem gaBsen Steff
nach und clit^l)re(■helld der grllndlichereu Bchaudliiny: dos Tbcmas itii T'nt' r-
richt gewiss zu noch tieferer £rfaMung, zu noch lehrreicheren Zinammen- und
Oegenttbentdlm^en aaldten. W.
Keuuuui-StnK DentteblandB Helden im Krieg und Frieden. LBftnd.
HaiiDOT«r 1892, K. Meyer (Gastav Prior). Preis des Bandes 4 VL
Nicht im Lehrbucbstil fsondern etwa so wie die Gartenlauhei er/zühlt das
auf drei Baude berechnete Werk die Geschichte Deutachiauda, schwungroll,
mit Obergehung des NebarafteUifdi^ nad all demen, wofür sich k«m
Interesse mehr wachrufen iHsst. Das Buch will ein F iniili' n' ui h werden, au«
dem man zur Unterhaltung ieaend, nicht mtthsaui ätuUixend ilm Leben der
Ven^ keaaea lernen kann, nieht bU» die Kriegsgeeebiehte, eendcm haupt-
sächlich die Cultiirgeschichte. Per Verfasser schrril t Ü -rt- er weiß zur Techten
Zeit ein Uitat, ein (iedicht einzuschalten und bu die Dantdlung za beieben.
Mandimal frpüidi wflnsehte man eine giVBere Akribie, eine sorgfältigere
rflck : li'igung der neueren Forschungen. Der Vcrfasgei lehApft oft aas
Schritten zweiten Kanijcs, d. h. popnlarisir»?nden Werken. W.
M6yer, Edm., Leitfaden der (Teschiclite in Tabellenforiu für iireiißische
höhere LehraiiäUlteu. Iii. iiieii. Neue Zeit. BerUu 1892, Weidmauu.
2 H. 20 Pf.
Den Tiihi lK n wird mau nachsagen müssen, dass sie in lesbarer Form
geschrieben sind, und das ist ein großer \'ür/.ug. Dem 8tolie nach ist da«
Buch fast zu umfangreich, es ist aber gut <;(.'gliedcrt und fordert geradezu zu
einer denkenden Behandlung der Geschichte heraus. Der Verfosser thut »ein
m&i^lichstus, den Schüler auf den Kern der Ereignisse aufoierksam zu machen.
In dieser Hinsicht müssen die Einleitung und die jedem Regentenleben voran*
gestellten Ubeniehten beiondem berroigdeben werden. Sie sind cbaiakteri8ti.idi
mr daö Buch. W.
• L6itfaden für den Unterricht iu der Botanik an höheren Lehranstalten
von Karl Ströse. Oberlehrer am Herzogl. Friedrichs-Reaigyujuaaiuui in
Dessau. Uuterüture. Dessau, Verlagsbuchhandlung von Paul Baumann.
V IL 61 Selten. 60 Pf.
Einer „Einführung", weicht pliysikalis. he "Winke enthalt, fol^'t eine Mor>
phologie der Blüten, Blätter und Zweige der Pdanzen an der Mand t<hi Ob>
jecien, weldbie bierfttr besonders typisch sind: sodann folgen Besehreibengen
ganzer Pflanzen, um auch die Verschiedenheiten in anderen »'»rtrancn zu zeiireu
hierauf Früchte und Samen und endlich Lebenseracbemungen. Eine Art
Zusammenfassung des bisher Ciebotcnen ist im Capitel: ,.Die allgemeiae Gestalt
der Pflanze'' in der Beschreibung einzelner Pflanzen gegeben, welche in ver-
gleichcndtii B* -iclircibungen rerwandter Pflanzen yerrollständigt wird und mit
i:iaei Zu.-ainmeiifoääuug der morphologischen Grundbegriffe und Lebeas-
erscheinun^'en abschließt. Die Beschreibung von Vertretern monokotyler und
dikntyli r Familien zeigt uns ila> System der blühenden Pflanzen, worauf wieder
-Lebtuäeraclieiauttgcn" folgen. Mit ein^ Bestimmuuestabeile der wichtigsten
Bftame nnd Stzineber (Dentaohlaads) wird das BOeUain geeefaloeswi. — Die
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MeUiodc, welche der Vcrtas5er hier emsililagt, isi tiue vou der gebräuclüielica
abweichende, abor jedenfalls praktisch zu nennen, wenn niir aoeh dmn Lebzw
zur entsprechenden Zeit «lio nöthigcn Objcete zur Verfügunß: stehen, und zwar
in solcher Zahl, du£ä er alle Schüler damit bctheilen kauu, damit der Unter-
noht frvohtbringend werde. Die Ausstattung; des Bilcbleins ist sehr nett, doeh
mangcla vollständig AbbildangeB, die in Botanik so notliwendig sind wie
in der Zoologie. C. R. R.
Dasselbe. Oberstufe. Mit U4 indeuText gediuckteuHoIzscliiiitteu. EUiuda.
m imd 158 Seiten. 1 U. 60 Pf.
Im ersten Abschnitte behandelt: der \'erfas>er dlkotyle Arten, Gattiinseu.
Familien und Ordnungen; die Beschreibungen sind schematisirend gehalten,
und dadurch geht die Lebhaftigkeit etwas verloren; bei einzelnen Gattungen
sind 6e>timniung3tabellen eingestreut. Gcmcinsauie Merkmale der Arten sind
als Fauiilieuoharakter am Schlüsse jeder Abtheiiung zusammeugefasst. Der
zweite Abächuitt ist morphologischer Natur, indem unter Anlehnung an das
vorher Besprochene die Werkzeuge der Pflanzen und ihre Verrichtungen be>
schrieben werden. Das dritte Ciipitel bcliandclt die nacktsamigen Pflanzen,
das vierte die Monokotylen, das tünfte ist eine re petitorische und ergiiniieude
Übersii ht der Dikotylen. In alleii diesen Capiteln int auf ausländische Pflanzen
gcbilrende Küeksicht p;enommen. Im seehstea Abschnitte ist die geographische
VerhreituuK der Plianzen in sehr übcrBichtlichor und interessanter Weise be-
epnMlien. Im eiebenten Abschnitte folgt « ine BeaefaieibDiig vos Vertretern der
Sporenpflanzen und hierdurch auch der Übergang zum achten (^a]»itel: der
innere liau und die Lehenscrscheinnngen der Samenpflanzen angebahat. womit
das reichhaltige V>uch absehließt. Ist nun auch Mer, wie in den anderen
naturhistorischen Werken «ler Verfasser seinen e!^:cnen, vom gewßhulicLeu ab-
weich^dcn Weg gegangen, so ist nicht zu leugnen, dass derPiau dci> Buches
wol dofebdlaeht und unschwer durehführbar iit. Der Verfasser verfugt tlber
eine sehr klare T'iction und beherrscht den Gegenstand in vortn^fflirlior Weise.
WUnschaoswert wäre gewesen, dass das schem&tische Wc»tiu &ith nicht zu sehr
vordri^BI^ Die Auietattung des Werkes ist lehr zu loben, und die zahlreichen
Holzschnitte dienen doin Buche nicht nur zur Zierde, sondern bilden einen
wesentlichen Theit der auzuerkennenden Vorzüge. C. R. R.
M&ller und Pilling, Deutsche Schnlflora zum Gebrauche für die Schule
und zum Selbstouterricht. Gera, Verlag von TheodiOr Hofinann. 240 Pflanzen-
bilder in Farbendniclc. Das Werk «nehelnt sonSeliBt in SO Li6fenuig«n
. A 70 Pf., in 4 Theilen, v-m denen der l.Tlieil in ^^fappe 1 M. 60 Pf. k<.stet.
die drei übrigtti Theile Je 6 M.; der erste Theil eotli&Lt 48, die übrigen je
64 Bilder.
Unter den bisher erschienenen Pflanzenabbildungeu nimmt di(»Q, Ton
welcher uns die zwei ersten ThcUe vorliegen, einen der ersten Plätze du. Die
Pflanzen sind ein/.- ln auf (JtiarrMättcm ab»?( bildet, das Bild der Pflanzen ist
lebhaft und im hi^chsteu Grade naturgetreu, die Detaiidarstelluugeu von Blüte,
Fraeht und Same nnd anderen für die Charakterisirung der Pflanze wichtigen
Bestandtheilen sind sehr (rclunfrcn tmd eine bRchst dankenswerte Bei^rabe. Die
Abbildungen erscheinen nicht in systematischer Auleiuanderiolge, aber es ist
durcii aoi die Tafeln beigedmekte Bezeichnung der natttrlichea Familie und
der I.innfe'schen Classe und OTdniiuir, in weli Le die Pflanze gehört, sehr leicht,
die Bilder systematisch zu ordnen, im Anschluss an das Buderwerk sind bis-
ber zwei l%dle des „Lehrganges des botanischen Unteniehtes" von Prof.
Dr. T. D. Pillini; er-cliienen, welcher jetzt schon den n?^thigen Text liefert und
wird überdies gleichzeitig mit dem Erscheinen der letzten Lieferung der nScbul-
flora*' Ton demselben Terfiisser eine popuUie Botanik im g^eicheD Formate er-
scheinen. Wir eni]>fe]ilcn das <iedit gene Werk allen Freunden unserer Fbca
und insbesondere allen Lehrerkreisen. C. R. R.
A. Sprockhoff s Kleine BotaniL Die wichtigsten Culturpflanzen und deren
Feinde. Die verbreltetsten wildwachsenden Pflaazen nnch ihren Standorten
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in Oroppen und EisEelbildern sowie Gliedenmgr, Bau, Leben ind Übentfifat^
nebst einer nmfan^ei- Iipii AnleitUDg und Übnnj? im Bestimmen der Pflanzen
in übersichtlicher Form. Mit 176 Abbildungen auf 67 Stöcken. IV und.
151 Seiten, Hannover 1892, Verlag vuu Karl Meyer (Gustav Prior).
In einer eigeuthiinilirhen Reihenfolge führt der bekannte Verfasser die
' PfltBMn TOT. In erste Lini* Ktcllr er die Culturpflanzen, weil sie am leichtesten
za beobachten sind und für den Menschen die größte Wichtigkeit haben. Obst^
bäume und Sträucher, Gemflsepflanzen , aage^ute Feld{^flanzen, Waldbäume^
anKl&ndische Cnltnipflaszen, Zierpflanzen, Axneipfliuazen and Giftpflanzen
%T(rdea in sehr guten, prüc-isen Beschreibungen angeführt, bei vielen wird die
praktii^cbe Yerwcndunp; ungegeben, die Gewiimong und Benutzung ihrer Stoffe
nicht übergangen. Bei den Bäumen und dem QetNide werdm andi die Feind»
eingehend besprochen, doch leider nicht bei den anderen Pflnniren; zumal der
Schädlinge aus dem Pflanzenreiche ist nur beiut Getreide und der Kartoffel Er-
wähnung gethan, warum nicht andi hei den anderen Pflanzen, wo sie dodt
ebenfjaUs für die Landwirtschaft von grofier Bedeutung sind? Die wildwAt-bt^en-
den PllflDzen werden nach den Standorten in einigen typisebeu Arten recht
gQt dviehgeiioiBmea. XcHrpliolegle und Anatomie r-ind wul sobr kurz, aber aus-
reichend bespTochen. Einen rrrofien Theil des kb im n Werkes f37 Seiten)
nimmt eine analytische Bestmimungstabelle ein, \n eiche aukitet, zuerst die
Hanptgnippen, dann die Familien und endlich die Gattungen und Arten anf-
ziifinden, so dass ein ziemlich unifn -pndes Bild der deutschen Flora gegeben
wird. Die Auastattuag iit lobenswert, die zahlreichen Holnchnitte sind redit
gelnacM. a Bw B.
Bilder «m der Geschiehte der Physik. Für Fronde der NfttnrwisMii-
sehaften und ftr Stndirende an liffhereii Schoko. Von Dr. EngeB Netoliedia«.
Nach des Vf i fiissersTodefor^eertat und durchgesehen von Dr. A. Wacblowskl,
k. k. Gymnasialprofegsor. IV und 263 S itf t^. Wien nnd Leipzig?, Verlag
von I'ii-hler's Wittwe nnd Sohn, Bnchbaudiuitg für pädagogisdie Literatur.
1 ÖuiUen 80 Kreuzer = 3 M. 6Ü PI.
Es war ein glücklicher Gedanke Netoiiczka'b, den Lehrern der rhjtük
dnieli eine Geschichte der Phjsik die mannigfachen Wege nnd Irrtbümer tos^-
zuführen, auf wt b b« n und durch welche oft nach schwerem Kumpfe die Wahr-
heiten erstritten wurden, in deren ruhigem Besitze wir uns heute befinden.
Wir werden dudunh dieselben nicht nur hUier schätzen, sondern anch miU
unter hinter Einzelheiten kommen, die uns sonst unbekannt geblieben wären.
Nicht in systematischer Gruppirung uud auch nicht iu historischer Aufeinander*
folge werden in Einzelbildern, bei denen das biographisdie Ifokient eine be^
deutende Rolle spielt, alle Gebiete der Physik durchgenommen. Allpreraeinen
Überbli(kea über den Zustand der Naturlehre in verschiedeneu Zeiträumen
ftilgen Darstdhuigen Uber die Batwiciklnn^ einzelner Disciplinen von ittrao
ersten Anfansre an bi-- -/.n ihrem gegenwftrticren Standpunkte. Was der erste
Veriasscr glücklich begomien, setzte der zweite mit kundiger Hand nicht
minder glücklich fort, so dees Werk «utande gekommen ist, das aiebt war
unserer heimischen Literatur zur Ehre gereicht, sondern in s?ehr anregender
Form reiche Belehrung verbreiten wird. Der Inhalt des Buches ist ein so reieh-
haltiger, dass das bloße Namensverzeichnis der im Werke angeführten Gklefeartaa
2Vi Seite umfatst. Die Sprache ist sehr schOn und klar, und nirtrends st56t
man auf eine zweifelhafte Wendung. Allen Lehrern der Physik und auch den
Volk^schnllebTem , die mittels des ududtee des Buches den Vortrag ungemein
beleben kf^nnen, sei dieses Werk, da« auch im Preige sehr niedrig gesitefit und
sehr hübsch ausgestattet ist, aufs wärmste enplohlen. C. B. E.
Vermntwortl. Redscteur Dr. Fri«dricii Dittet. Bocbdreokerei Jniivs Klinkhtrdt, Leipsig ^
litcJitvtntMdliihtn l küiiim
Clarierschuie
ait di( vm
A.Gerstenberger
iflO*. tmZtkSiff.
k/f^t Ruh>nn
Irtsden. Äd.Br;^"
P^aninos;;™«»^^.^•~•Ä
IQi&hr. Garantie. Abzahlnnj? gestattet.
Btt Barzahlung Rabatt und J-reisendung.
WILH. EMMER, BerUs O, Sejdel-
■*^"Te20. Allerhöchste AuszeichnungBii:
Offfon, Staat«-MedaiUea etc.
Pianinos
von 8ä0 bU läW) Mk.
Harmoniums, ^•■*r*SJS*f"«"*'
*• Jiust^i. Alle Fabrikste. BSchitorE
Alle Vnrfh-i!- . IHu.vr
Willi. i;Tirl,,Ip},
gitetea 1
Burrabfttt.
•e cratis.
mm
imRUMEIITE -i-:
— Gröfsles i.agcr • !
Louis Ocrtclc»)
HANNOVER ;i
Ütar dflB seit Jahren bei den p. t.
Wdagogen etc. etc.
wohlbek«iui|«n
Holländischen Tabak
▼OB B, B6«k«r in SMs«n a. Harz hat
der Fabrikant tausendfaches Lob erhalten
uad sich den Besitz der Zuschriften schon
188B nad dnn 1892 notariell bestätigen
lassen. Das not. Dokument hat die Expe«
«MOB BiBfesahan. (10 Pfd. des Tabaks
MNja BiBBm Bentel frco. 8 Mark.)
lllfM 3f flltra btoa?arnfflf^r!f i^on
iii|wa grHurii iicBra «öd, n \»x\uxt
»oraflgl. Stridgarne a. SnumDoOe, iBiaoane
Soeben erschien:
Die Simultanschule.
Warnm maas «ie die l^eluile
der Znknft sein?
Von Scherer, Schuliaspektor
Preis MJi. 1,-.
A> TOmleh*g Vertag, Bielefeld.
Sir )t( Äomwfrs'.cit ßfUcns^jjfo^ffa:
3|ul( flir Dir ilgU»^i|il(.
3rünftf, üicfjoc^ üorbcncrtc uub oermcbrte
«uffogc.
8« deg. geb. «prci-:? so 1^'-, clrg. fort. 1 3K.
S)o§ ät^erfcben bringt in aeorbaetst
^itiamnirnfteaung 30 6ing' nnh Sfebes»
fpiclc für bo^ fitnbergartenaltfr, 21 ©picle
für Änoben unb «Kübc^fn im Älter m ui
9 3obreii, 39 turn- unb anbere 6|rfd^
für ftnobfn unb 10 gpicle für 3)?äbcficn
über y 3abrc, ferner 44 OJefeai'ebaftdtoiele:
augerbent 44 9fimbaii<I0fttngeB, 60 «^ier^
unb 9tdlfclfragen , eine ?lnja^r «bjä^I-
Worte, joroie Slnlcitung j^u ^audmufeen
unb ©ortenfreuben ber 5ugeub; enMii^
einen boöftonbigen ficbrt)tan für bfii Turn-
unterridjt in ber ^oXmAvAt für knobeu
unb äTIäbdien.
(i?cqfii (finfrnbniui bi'^^ fnJffltfcnben
Setragx- in iöru'fmarffn ift bic 'SktUkoA'
^onblung birefter Sufenbuno (mit
lelimlrittinpanltaltrn
$rei^ G() ^45f.
. geip^ffl- aulhi« »linr^arbt.
Für 30 Pf. franco liefert Ueljulch'»
Verlaß in Bielefel«: „Ratgeber f. Leiter
▼oa Yelkt- nad SdiattlbUetkekea.««
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Iiu Verlag von Julius KHukhurdt in Leipzig orsfhion soeben:
Lehrgang der Steilschrift
von
I^rajaz Taegrer.
In drei Theilrn (Current-, Latein- und Rondscbrift).
Preis complet in Mappe M. 3. — .
Zweclc diesos Sohriibwtrkeö ist, einerseits die Steilschrift, deren Vorzüe^e
bereits von hervorragenden pädagogistiien und medii inisrhcn Autoritäten anerkannt
wurden, zur deutlidicn Ansritauuug zu bringen, andererseits eine umfaiisende
methodische Darstellung des Schönschreibens zu versuchen, und endlich das Schreiben
der Steilschrift na<hhaltig anzuregen und zu l'irdern. In detn hier gebotenen
Lehrgange wird der Vcrsurh gemacht, in den Schreib- und Schönsclireibunterricht
der Volks- und Bürgerschulen eine umfassendere Entwicklung und vielleicht auch
eine entschiedenere und zweckmässigere methodische Behandlung zu bringen,
als dies in den bisherigen Schreibwerken geschah. Die musterhafte
Ausführung und Ausstattung des Werkes, sowie dessen niedriger
Preis werden sicherlich über.iU, wo man sich für die Steilschrift interessirt, die
wärmste Anerkennung finden.
3in meinem 'i^crlogc ift foebcu crjd)ienfn:
eines tnetQobt|'d) tieriünbenben ^(nferricQfd
in
StHcrilfuRiir, unorpnijdier Ebenie unl d|(ini)il)(r ^edioolaiie
S>ci6cL*,
ii-minatobiTlff)Tt'r.
Sroei Ii'ilf in einem :^anl>c. preie broftt». Ül. 3.—.
^.^prftfhenbfi* S5?frf i[t namentlich für 3omimuc bcüimmt. 9?a(^ ben (^runbfä^fn
ber llfrbin^»en^»•n lUettjobe erteilt bcr i8erfanor feit einer longen Stetige t)on 3at)ren ben
nnturjicfdiirtnltdien Unterridit mit beftom (Erfolg unb Ijat feine Crfalirungen in obigem
Si^erff ntetierrtolcflt. S'ir beu llntcrrirfjt in ber 9?aturgcf(^i(^te wirb ba^ifelbe Don
gröjjtcm ^JJuiu'n fein.
Ücipjtg unb »erlin W. 35. 5ultu6 Älinfbartt.
SooToen eraolieizit:
19000
1 16 Bände geb. ä 10 BL
[ oder 256 Hefte ä SO Pf.
160001
1 Abbildungen.
Brockhaus^
rsations-Le:
/4. Auflage.
SeitenTextl
Konve
xikon.
eoOTafeln.
SOOKartenJ
1 120 Cbromotarelo DDd 480 TafelD Ifi ScbwarzdrocL |
Buchdmckmi Julius Klinkh.inlt, Leipzig
t
Hierzu eine Beilage von Franz Vahlen in Berlin.
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l
Paedagogium.
Monatssclirifi;
Iii
Erziehung und Unterricht.
IIerausgeg^>en
unter Mitwirkung hervorragender Paedagogen
Ton
ir. Jainai
10. Heft, JoU 1893.
Leipzig.
Verlag von JiiUus Klinkbardt
•KL
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Ldialt to 10. Hiftes.
über das Migsverbältois Kwiscben den Bechtea (Freiheiten) und der Bildung
des Volkes. Von f P>i>t J. FvohsehAiiiiiier-XtbMlMii 681
FiieUoh der Oiofte und seine SteUnsg mm BeUgions- imd Morahmtemekte.
Von Th. Ludw. Wolf- Leipzig 631
Angaben der Geschichte im Leben der Gegenwart. Vob Joliftim JC«iilioli-
Mähr.- Schönberg &40
PAdagogfische Bandschaa. Die SO. Allgemeine deutsche Lührerversammlung.
\2 Berichte.) — Aus Westfalen. — C. Westprenßen. — B. Vom dentachcn
Ostseostnoid«. — Ans Croatieii. Henmnn Ifailiu ^ . 6öS
. 660
-Pnit m Qnitel 2^
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\
i%T Bilto^ des Volke«.
Notirwoidigkeit sclhrereii Brngens und Klmpfeiui der Meoi-
sohen der Uneft, um sieh im Dasein 2a erhalten imd m fördern,
hrsehte ee nit odi, dass sich bald betrikditliehe XTnterBeliiede in Beng
anf die tallerlicheii Verliäitiuflse derselben büdeten dnreh grOtee oder
geringere kOiperiiefae und gdetige Begabung, GeeddeUichkelt nnd
Klugheit, Fleü, Vorbedacht, IDUNgkeit, BegttuBtignng dnreh die Vm-
Stande u. & w. Die begonnenen ünteraehiede begünstigten dann eine
tnmer stärkere Vergrößerung derselben bei emadnen Ifenschen, ^e
bei Familien, Stammen n. s. w. Dazn kam, dass die primltiyen Men*
sehen nnd Stamme, "wie noch jetzt die wilden Horden, am die Be-
dingangen der Erhaltang des Daaehis in bestandigem Streit nnd Krieg
skh befimden nnd dnreh Tenäehtnng fremden Lebeas das eigene an
erhalten snehten. Bessere Einsicht mochte wol bald bewirkt haben,
dasa man die besiegten Feinde, anstatt sie erbarmnngsios an tOdten,
Heber am Leben lieft nnd sie als Sdaven an dienen awang, da dies
fOr den VortheÜ des eigenen Stammes nnd der Einzelnen weit förder-
licher erscheinen mnsste, als die gänzliche Vernichtung der Feinde.
Insofern war die Einführung der Sclaverei einigermaßen ein Fort-
schritt Uber den früheren noch schlimmeren Zustand der Menschheit
hinaus, insofeni wenigstens eines der Grundrechte des Mensclien, das
Kecht auf das Leben, eine gewisse Anerkennung fand, wenn auch die
iibriLieu ]>ersönlichen Rechte noch gänzlich uiissachtet wurden, ja kaum
recht zum Bewusstsein kamen. Aristoteles selbst suchte die ThatSiiche
und Berechtigung der Sclaverei noch dadui'ch zu begründen, dass er
annahm, ein ordentlicher Haushalt und ein gedeihendes Oemeinwesen
*) DMsar aiiBgflienhiiito Mmi iit am 14. Juni im Bade Efenth (Obexbajen)
Teraohiedeii. In ihm verlor das Ptedagogium und deeeea Herausgeber einen der
treneaten Frctindc und eine der stärksten Stützen. Geheuert von der Schwere des
VcTlnstcs, bin ich für jetzt außer Stande, die VoT7:<igc und Verdienste des Hcim-
gegangeuea gebQreud zu würdigen. — Vielleicht »püter. I>.
F«A«gogiain. 16, Jdirg. Heft Z. 42
Von y Prof. J. Frolufctiamtner-Müncheti.*)
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622 —
sei ohne lebendige Werkzeuge rSrhivenj kaum möjaflicli, und dnss er
auRnrdpm die oinen Menschen gegeiiiiiipr anderen für frehorene 8claven
hielt ilnt 1 «geringeren Begabnng und niederen Ge^iDuung wegen. Ohne
Zweifel ^v;lr die Sclaverei tiir das Gedeihen Gesellschaft und
Staat t'ii <elir förderlich, da diirrh s^Hnzliehe I iiteidrückuno:' der Rechte
der ( ineii Kechte und Kreilii iteii der anderen um so mehr /nr (rel-
tung kommen nnd selbst das geistige Leben sieh freier cnttalten
konnte bei dem einen Theil des Volkes — allerdings aiil Kosten
des anderen. Um dit^sei- Vortheile willen ward und wiid die
Sclaverei bei den Völkern solange aufreeht ci halb']i. denn mau
wnsste (lit Freiheit und Gleichheit .nller inii der ihuiiiouie d^ Ganzen
und dem Wole der «TemeinsfliMti nicht zu vereiniL^rn. Selbst das
Christenthum hat daher pnncipiell und wesentlich gegen dieselbe
nichts unternommen, wenn auch das Sclavenlos durch dasselbe viel-
fach gemildert werden mochte. Es bedurfte erst der Wissenschatt,
der Aufklärung und Ciiltnr der neueren Zeit, um ein klares Bewusst-
sein des Unrechts zu erzeugen, das darin liegt, dass ein Mensch den
anderen als Sache erwirbt und für seine Zwecke gebraucht, ihn seiner
persönlichen Rechte mid insbesondore seiner Fieihpit. ^eines Selbst-
bestimmungsrechtes verlustig macht und wie eine bewusst- und recht-
lose Sache behandelt. Infolge dieser Wissen sclmt^ und Aufklärung
kam der Humanitätsgedanke auf die Bahn und ward Humanität nicht
mehr als Gnade, sondern als Frücht dem Rechte geg^enüber angesehen.
Die allgemeinen Menschenrechte wurden verkündet, die als unver-
äußerlich betrachtet und geachtet werden sollten. Die französische
Revolution am ?]nde des vorigen Jahrhunderts wai* bestrebt, den
Oedanken praktisch durchzuführen nach den Schlagworten: Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit. Der Versuch führte zu <*rausamen, in-
humanen Maßregeln und scheiterte schließlich in seiner reinen Durch-
führung, immerhin aber blieb die Sache nicht so, wie sie zuvor ge-
wesen war, sondern der Absolutismus der Herrscher und ihrer <i imstliuge
musste allmählicli dem constitutionellen Systeme weichen, m welchem
dem Volke auch wieder Rechte oder Freiheiten bezüglich des Gemein-
wesens und Privatwirkens zugestanden wurden neben der eigentlichen
Regierungsgewalt und deren Organisation. Ein eigentlich befriedigen-
dei- und normaler Zustand konnte indes dadurch doch nicht en-eicht
werden. Das Schlagwort, das in der Revolution ausgegeben worden
wai'; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, schloss, vom politischen
Standpunkt aus betrachtet, für die praktische Durchführung unvei^ein-
i>are Forderangen in mkf die sich nicht zugleich diirch£&hrea lioita,
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- 623 —
da. die DurchfUhnuig des emen die der aaderen munOglieh machte
oder geradem als Gegenaate aoasehloss. Denn wo volle Freiheit des
Wirkens und Handelns gewahrt ist, da kann die Gleichheit nicht
entstehen oder aufrecht erhalten werden bei der natSilichen Ver-
schiedenheit menschlicher Begabung, Thätigkeit, Strebnngen nnd
Leidenschaften. Wo man dagegen Gleichheit aller Staatsbürger in
nnbedingter Weise (der natürlichen Verschiedenheft zum Trots) her-
steOen nnd aufrecht erhalten will, da nmss die Freiheit anij|;ehol»en
werden nnd müssen alle Bürger trots all ihrer Yerschiedeiiheit ah
Tal^t, Geschicklichkeit, Neignhg n. s. w. nnter das gemeinsame Joch der
Gleichftmiigkdlt in Besdiüftigmig nnd Lebensweise gebracht werden.
Was endlieh die Brüderlichkeit betrült, so kann dnrch sie allerdings
IVeiheit gewihrt und Gleichheit der Ifitmensefaen hergestellt nnd
geachtet werden, aber sie ist keine politische, sondeni etaie moraUsdie
Fordernng für das sociale Leben des Volkes.
Der Hanptgnmd aber, wamm die dnrch die pofitische Berolntion dem
Volke errungenen Bechte und Freiheiten keine gründliche Verbesserung
der Lage und keuie befriedigenden Zustande brachten, lag und liegt
darin, dass dasselbe die erlangten Bechte wegen Mang^ an Bildung,
wegen Ibrtdauemder geistiger Unmündigkeit nicht sdbststSndig und
richtig zu gebrauchen vermochte und Termag, sondern aus der ehien
Berormundung immor wieder in eine andere gerieth. Bechte und
Freiheiten wurden von den Begierungen den Vdlkm wol mehr oder
minte zugestanden, aber es wurde wenig oder gar nicht dalUr ge-
sorg:t, dass dieselben durch entsprechende Bildung, durch Unterricht
uud Erziehung befähigt würden, dieselben für sich und zum Besten
des Ganzen zu gebranchen. So wmden diese politischen Bechte nicht
zum Besten des Volkes, sondern derer ausgeübt, die es verstanden,
das Volk zu leiten und zn beherrschen bei der Ausübung derselben
oder dieselben sreradezu für sich und ihre Zwecke auszubeuten. Am
meisten gescliah untl jj^eschielit dies von Seite des Kirchenregimentes
im Namen der Religion oder Gottes. Ganz besonders ist dies
möglich dem festgeschlossenen Systeme der römischen Hierarchie, der
päpstlichen Kirche, die infolge der constitutionellen Vertassungen
das ganze poliiische Leben da V)elierrscht, wo das ungebildete gläubig
unterwoifene Volk in den Abgeurdnetenkammem die Majorität oder
wenigstens eine bedeutende Minorität bildet. Man kann beliaupten,
dass so viel an Rechten oder Fmheiten von der Staatsgewalt an das
Volk selbst abgegeben ward, ebenso viel diese Kirche an Herrschaft
über den Staat und seine Souveränität gewonnen hat, da jene Volks-
42*
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— 624 —
rechte nicht an das Volk, sondern an die Kirciiengewalt, den Clerus
übergingen, gleichsam von diesem conüscirt wurden und nur in ihrem
Sinne, zu ihrem Yorllieil ausgeübt werden dürfen. Auf den Trümmern
sozusagen der gewährten Hechte und Freiheiten soll das obengenannte
dritte Schlagwort, die „Bridcorlidikait'' unter den.Menicken ali Beiiitit
hergestellt werden.
Das Nämliche will aber auch von einer audei-eu , und zwar ganz
entjrejreiigesetzten Seite geschehen, nämlich von Seite der Social-
demokiatie, die ebenfalls durch die modernen Rechte und Freiheiten
der Völker freien Spielraum gewonnen hat, und die ebenfalls die Un-
bildang und Unmtlndigkeit des Volkes für ihre Zwecke zu benutzen
eifrig bestrebt ist Die sog. Gleichheit und Brüderlichkeit soll ebenfSälls
dnrcli Macht hergestellt werden, ohne dass das Volk gebildAund urtheils>
fähig gemacht zu werden braucht. Die Freiheit soll darüber in beiden
Fällen geopfert wei*den, der Kirche gegenüber durch urtheilslose
Unterwerfung durch den Gehorsam, mit Verzicht auf alles selbststän-
dige Urtheil und freies Sti-eben des Geistes im Gebiete der Wissen-
schaft und der Forschung; dem socialistischen Staate gegenüber
dorck YenlctLt auf jedes freie Streben und Wirken zunächst im
eigenen Interesse und dadareb auch zur Förderung des Gemeinwesens.
Der Staat soll hier eiae große Zwangsanstalt und Arbeitshans werden,
wie dort die Kirche eine geistliche Zuchtanst^lt für die in geistiger
Unm&ndigkeit Geludtenen durch Hemmung alier freien Bethätigung
der eigenthümlichen natürlichen Kräfte und Anlagen. Beide Mächte
sind also darauf gerichtet, den Fortsehiitt der Erkenntnis zu hemmen und
die modenie Geistasentwickelnng zum Stillstand sa bringen oder
geradezu Reactüm herbeizuführen. Beide brauchen in der That auch
geistiges Streben und höhere Geistesbildung und Wisaenschaft nicht»
da es sich darum bandelt» die Massen in gleichej* Weise in Unmündig-
keit zu erhalten und möglichst auf die gewöhnlichen Arbeiten des
Daseins zu besebrftnken im Interesse der Gleichlieit and der gettgigea
Unterordnung.
Dass beide Richtungen große Gefahren mit sich bringen für
Staat und Gesellaclmfl;» ist unschwer eimawehf«. Sie führen zurück
zur Barbarei, führen zum Untergang von Wissenschaft, Kunst und
aller edleren Bildung, sowie iheüa sor Verachtung und Vernach-
lässigung der Religion oder wenigstens zur Verrohung derselben in
Anfieriichkeiten und in Aberglauben. Denn wenn die ungehildetea
Massen durch ihre politischen Rechte und Freiheiten in der Lage
sind, unter Leitang herrochsltohtiger FiUirer über alle Angeisgenheit«
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— 626 —
des öffentlichen Lebens zu entscheiden, auch über das ideale Gebiet,
über Wissenschaft und Kunst, über religiösen Glauben und Jugend-
bildunj?, da kann naturgemäß nur Rückgang in all diesen Gebieten
eintreten, und da nuiss das Volk selbst in geistigen Verfall gemthen
und auch irdisch verkommen, trotz aller großen Vereprechnngen, die
ihm gemacht werden, — von den einen för das Diesseits, von den
anderen für das Jenseits, — wobei diese den Vortheil voraushaben,
dass die Erfüllung ihrer Verheißangea nicht controlirt werden und
Bis ülosorisch erkannt werden kana, — wie dies allerdings bei den
ftoderen, den Sodaldemokraten» mOglieh ist und za einem Ende mit
Sehrecken führen mnsB.
DasB das Volk wegen Unbildung noch nicht lUdg Ist, seine
poUtüchen Hechte selbslstAndig und mnttnftig zn gebranelie», zeigen
allenthalben Thatsachen zur Geniige, wenn man nnr die Art und
Weiae betrachtet, wie die Wahlen der VolksvCTtreter m Stande
kommen, und wie diese Vertreter des YollLes selbst sich verhalten.
Während allenthalben eifrig darttber gewachf^ wird, dass der Staat
keinen besthnmenden Etnflnss anf die Wahlen dieser Volksrertreter
doreh Beamte oder sonst ii'gendwie ausftbe, sucht der dems privatim
vnd In seiner öffentlichen sedaorglichen Thätigkeit in aller Wefise
dahin zn -witken, dass nnr Minner seiner Biehtang nnd Partei ge*
wlhlt -werden, nnd wehe denn GemdndA'liitgliede-, das etwa in einer
kathoUsehen Gemeinde oppositionea sieh verhalten wollte! Anch die
Weiber spielen dabei, wie bekannt, eine bedeutende Rette dnreh ihren
EinllBflB anf die Männer nnter der Lettnng ihrer Seelsorger nnd
Beichtväter, nnd können dadurch nicht wenig zum geistigen nnd
plqrsischen Bnin der YOUcer beitragen! Da dieser so wirksame dems
unter der unbedingten Herrschalt der BischOfb, diese wieder unbedingt
unter dem abeoluten, mit göttlicher Antorität ausgestatteten Papst
stehen, so ist dieser es, der die eigentfichen Sooreränitätsrechte in
letster Instanz ausübt; denn ihm darf die Staateregierang nicht das
Mfaideste in seiner geistlichen Herrschalt einwenden^ er aber kann alles
f|r geMüche Angelegenheit erklären oder damit in Verbindung
bringen, und ihm ist die Masse des Volkes weit mehr, weit unbedfaigter
unterworfen als der weltlidien Regierung, da demselben die Über-
zeugung beigebracht ist» dass er (das Xirchenobeifaai^t mit gOtÜicho*
Vollmaoht) mit sehier Hieraichie Uber das ew%e Los des Keuschen
entscheiden kann, tber die ganze selige Swigkelt oder V^dammiing
durch seine Volfanaeht und Zaubeigewalt, während der Staat nnr
zeüüche^ äuBere physische Macht besitst und alknftUs nur ein kurzes
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— 636 —
irdisclies Glück vermitteln kann, dab (i*>ch nur nehr beschränkt, un-
sicher nnd rasch verp'äns:lich ist. So wird der 8clilui>y gezogen, diiss
in (jonllictsfällen sicherer, vernünitiger sei, sich lieber der K liehe
zu unterwerfen alä dum vStaate. Damit besteht der Kirchenautontäi
gegenüber die eigrentliche Souveränität des Suaies nicJit mehr oder
nur so weit, als es dem kirdiilclicn Gewalthabj^r gefällt, sie be&telieu
zu lassen — im?ner mit dtiü Vorbehnlt. sie dun li -eine ubernatt\rliche,
unmittelbar goUlich gegebene VoUjnat ht aiitV.nlit lH ii und diu i Ii >vnw,
mystische Zaubergcwnlt andere zu besUmiueu oder die (xlaubigeu ia
geiistiichtii Fesseln zu halten.
Kaum Uiiiider bedndilich für Stnid w\i\ (Test Usrli iti isi *la> iiult
hixUem. dit^ SociHldemokratic. durrh ihie viilklMTurkcii'le. tau>''hiin::--
volle Agitation, ihr«- \ ni'>[iif^m'luiiL:t'ii und ihrt-ii 'i\M i Mrisitiu> . wi» - >
sich nni Walil der Vulk^^■^l■tl'HIt'l■ handelt. Die (ilrii'hheit soll li^i -
i^t^tt 11t wrriitii. wie schon lemtikt, durch vollstuiidi;:» TTmwälzuu^^
«IlfM' \'Hiliiiliuis.>e, dui*ch volle (Tlt'irli>ieihuig aller Mitgijeäci de** Ge-
nn'iüw . >riLs und Vernichtung .illei Clabüen- und RanguiH erschiede,
so\vi(^ (Ini ch ünmöjflichkeit alh s ireieu persönlichen Strebt n> und
Versei/iiiit;: aller in den Zustand roJü i Uucultur. da keinem iiichr
srestattet sein soll, für sich zu streben und zu riii^^en, um in ii-gend
einer Tüchtigkf^it sich auszuzeichnen. Talent-Kiiif iltung und freies
persönliches Streben der Kinzrhu n ist hier so uumöglich, wie innerhalb
der Herrschaft der absoliueii ilicraichie • — ja noch uninri^li« her, da
hier die Beschränkung allgemeiner ist. wahrend sie in der Kirche
sich wenigstens nur auf (bis eigentlich geii^Uge oder noch hähec
reJigiöse und kiichliche Gebiet beschränkt.
Unter diesen Umständen ist es fiir den modernen Staat von der
höchsten Wichtigkeit, daran zu denken, wie »-r seine Souveränität
und gesetzliche Ordnung erhalten und retirii künue, diesen beiden
gefahrlichen Mächten gegenüber, wie er insbesondere sich als Cultui -
staat geltend zu machen vermöge durch Schutz der Wissenschaft und
Civilisation und dui-ch Vorsoi go da^s insbesondere alle geistigen Kräfte
in ihm zui* voli« n Kntialtung k(Mnin<m und nach ihrer Eigenthumlich-
keit frei streben und Schäften k imen in Wissenschaft und Kunst unä
sonst allenthalben. Die beiden ihn bedrohenden Mächte wollen keinen
Culturstaat, ja nicht einmal einen Rechtsstaat, sondern nur einen
Polizeistaat für äußerliche Ordnung und DurcliiiUn ung von Zwangs-
uiaiiregeln zu Gunsten ihrer eigenen ihrrschati. Dw Kirrhe soll der
Staat wieder als weltlidier Arm dir u hium saeculare) dienen zur
Aafreohthaltiing, sun ächutxe ihrer GlaubeoasäUe und w äußerea
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— «27 —
Aufzwingung derselben, der Socialdemokratie zur Durchtühnin? der
Zwangsarbeitsordnung, die sie für das Ideal menschlicher Daseiiu»-
and Wirkensformen hält.
Das einzig sachgemäße, zweckentsprechende Mittel für den moderneu
Rechts- und Culturstaat, sich in dieser von zwei Seiten drohenden
Oefahr zu behaupten und seine Aufgabe zu erfüllen, besteht, wie wir
adum anderswo hervorzuheben Gelegenheit hatten*), darin, dass der
Stand der Lehrer der Volksschule an Bildung und Stellung gehoben
und als Organ der forlBelireitenden, ia das Leben «imofilhrenden
Wissenschaft und Cultur verwendet wird — gegenüber dem reactionäreE
Ctoricalismns und der verwildernden Socialdemokratie. Kein anderer
Stand ist im Staate so in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen, wie
der lidirerstand, der ebenso wie der Glems besttaidig mitten im Yoike
lebt, mit dem Volke verkehrt und bei jeder nenen Generation die
Fundamente der Bildong und Gesittimg zu legen hat, — nicht blos
mflUlig und ausnahmsweise den Lenten ans dem Volke nahe tzitti
sonst aber fremd Ueibt nnd zudem großentlieflB in unangenehmen
Veriiftltaiaeai ndi ihnen zu vericehren hat Der Stand der YoUn-
eeknlkhrer mnsB n]«> der Triger der Gnltnr Ar das Volk werden,
wenn da», mm die WisBensdiaft dnreh anstrengende Foredtiing er^
ringt, nicht nntdoe bleiben oder ab todtee Gnt nur theoretlBch anf-
beiwaM und wieder flberUafert werden soll
Es ist eine seltsame Encheinong, dass die Begienmgen so schwer
tadk entsehließen und so zOgemd daran gehen, gerade den Stand
der Tolksschnllehrer in Beeng auf Bildung and sodale Stellung
SU heben und sein Ansehen dem ToUro gegenüber dadurch zn erbOhen
und an stftrken, also gerade das Mittel anzuwenden zur Selbetbehaup-
tnng des Staates und seiner Aufgabe, das am sichersten, ja allein
zum Ziele führen kann. Es scheint, dass ein gewisses Hisstranen
bei den Staatseiganen obwalte gegen den Stand nnd Beruf, der
hauptsächlich den Staat zn einem Cnltorstaat bezüglich des ganzen
Volkes zu bilden geeignet und börote ist, während man die Stände
und Berufe, welche den Staat zum Polizei- undBechtsstaat zu gestalten
bestimmt sind, in aller Beiiehnng in fMem sneht nnd yellends als
Organe des Militirstaatea die hMste, günstigste SteDong «rhalten.
Aoeh gegen d0n den», der ebenftills das geistige Leben des Volkes
an entwickeln nnd m. bestimmen hat, veibfilt sieh der moderne Staat
*) 8. m. W.: Ober die OrgaDieation uud Coltur der GesellsoJiaft. MUucheu
1S86. Vorrede.
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— 628 —
gffOitntiMai Mbr mmlaniBiHiiI, wo nicht gmdM iiAlg% inlMit-
samar Nachgiebigkeii, obwol der Ctoraa, iosbesoiden te |ia|iitllriie,
stets offen und besliiniiit eiUirt, eigentlich in ktrter Bmekuug nir
dem Papste, der Kirche nnterthui za sein und ihm m dienen» se dass
in CenflictrfMlen die Staatsgesetce ab nicht gfiUtIg betrachtet nad
missachtet werden — wie in der neneren Zeil geangsim sich* geiagt
hat Da nnn der achtsigste Sati des pipsliichen Sjllahis (Sncydica
niit Syllahos von 1864)*) auf das entseMedsnste jede VenOhnuig der
rQAiischen Kirche mit der modenwn Civüisation aorftckweist, so ist
damit das Ziel gessigt, dem diese Kirche and im Grande Jede Mhcr
ftstgesetxte kirchUche Orthodeiie nstrebi Es sollen die Bedite nnd
Freiheiten, welche der Liberalismos mter schweren Kempten dem
Volke errangen hat» inIbJge der ünfthi^eit der nngebüdeten Maoson,
diese Bechte selbststindig nnd Tcmflnftig an gebraachen, dasn benitit
werden von der kirchlichen Antoritftt, dieselben wieder in wniditeni
resp. im Dienste und nadi Befehl dieser Antoritftt gegen den Staa^
gegen die Wissenschaft nnd moderne Ctvüisatiim sn Tcrwenden, wo-
durch nicht blos Fortschritt nnd Wissenschaft gehemmt nnd d«r altes
Barbarei mit ihrer Ihtolerana nnd Oransamkdt ia reUgütaen Dmgea
wieder die Bahn geDlfiiet» sondern die SonverSnitftt des Staate» seihst
gerade in den wichtigsten Angelegenheiten an^^ehoben wirl
Dies lilsst sich nicht indem, solange das Volk dneraeits na*
bedingt der idrcUlchen Anctoritftt (dem Papste nnd seiner sog.
direct gdttlidien Lehre oder der kirchfiehoa [theologischeil] Ans*
legüBg des irieldentigen Bibelwortes) sich glftnbig (selbst yon Stsats
wegen) unterwerfen mnss, andererseits nnfUiig ist, ?on senken poiiti*
sehen Rechten einen selbetstftndigen Gebranch an machen, sondern
dieselben dies« geistiicfaen Gewalt preisgibt, d. h. in deren Sinn nnd
Interesse sie ansinftben dnith cMcslen Einflnss oder dnreh kirch*
liches ICachtgebot sich bestimmen Übet Eine indernng, Siehemng
des Staates nnd seiner Angabe ist nnr dadurch uOißidk, dam ent*
weder dem Volke seine constitutione]! gewfthrten Bechte nnd "Mr
hdten, die es nicht zu gebraachen Torsteht, ?ielmehr viellhch ndes-
brauchen mnss, wieder entsagen werden, oder dass es fthig gesmdit
wird, dieselben frei Ton den kirchlichen Banden aif poUtinchem
Gebiete vernünftig zu gebranchen. Da das Erste doch als nn>
m(}fl^ch erachtet werden mnss, die kirchliche Gewalt wol auch wieder
wie ehemals auf andere Weise politischen Einfluss sn orlangen fer-
*) 8. m. Beietuhtang der yftpftUcIiiii Encjdic« (BioekliMiB, Letgeig 18S6).
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— 629 —
müdite bei schwachen absolutistischen Herrscliern . durch Frauen.
Beieilt Väter u. s. w., so bleibt nui dus Zweite übrig, der Weg-
der Bildung und besser' ii FA-nvimii^ des \ olkes, um es zur politischen
Miindifxkeit zu t ilu beu und dabei zuofleich von da.i kirchlichen Bevor-
iianidiüig zu belieien. Dazu ist nun, wie schon oben ausgeluhrt, die
Schule und der Lehrei'stand nothwendigr, und zui Kiiulluno; dieses
Berufa^i müssen die Lehrer gebildet und betaliigt werden. Sie ludmi
das Recht des Staates, so weit er Cnlturstaat ist und sein will, zu
vei-treten, das politische Gebiet der Kirche gegenüber in geistiger
Beziehung zu wahi*en und das Volk selbst vor übertriebenen, übei-
greifenden kii'chlichen Ansprüch* ii, vor dem kirchlichen Absolntismus,
der sich bei dem Volke gleichi^am als Gott selbst geltend niachen
will, zn schfttzen. Die Vertreter der Begierungen, abo des Staates,
wagen dies kaum mehr de?- kirchlichen Reaction gei::r:iiitM'! mit ihren
für absolut und f^ oniu li i^i Itt inl L^t inachten Anspruclien. Beliaui>tet
«in yertret(br der kii chlii iK n iierj srluifi irtrend einen Anspruch dpr
Kirchs f\]< einen direct vou Gott stammenden, oder von Christus der
Kirche ubei'ti'ageuen , ho wairt kaum mehr ein solcher Kegierungs-
vertreter eine solche Behauptung, wenn sie auch nocli so falsch und
nichtig ist, entschieden zurilrkzuweisen, sondern man pflegt sich —
da auf die Defensive zurückzuziehen und zu versichern, dass man
nichts sagen und thmi wolle. Und wird eine Regierung von den
Vertretern dei* Kirche und ihrer Herrschaft als unchristlich oder
gottlos dem Volke denuncirt, verdächtigt und in ihrem Ansehen unter-
graben oder geschwächt, so wird aucli dagegen kaum je entschieden
aufgetreten, sondern nur zu beschwichtigen gesucht in i?'urcht und
Nachgiebigkeit. Mit dem sog. Liberalismus der neuesten Zeit verhält
es sich kaum anders. So muss die kirchliche Reaction, die beständig
vorwärts geht und Compromisse nicht als Befriedigungs-, sondern nur
als neue Angriflsmittel betrachtet und verwendet, während die Ver-
tretung des modernen Staates mit seiner Cultnraufgabe beständig
zurttckweiclit scliließlich den Sieg auf allen Punkten erringen, be-
günstigt noch durch den herrschenden religiOeen Indüferentismus der
gebildeten Classen. Nur das Volk selbst kann dem Staate gegen die ,
wieder aufstrebende, den Staat der Unterjochung znftthrende Reaction
Schutz gewähren, wenn es so gebildet wird, da^ es seine politischen
Rechte selbstständig zn gebrauchen versteht Dazu aber wird das
Volk erst dann fähig, wenn es von einem pädagogisch dnrchgebildeten
Lehrerstand nnterrichtet und erzogen wird» — vas zugleich zur Folge
hat, dass es von der unbedingten Unterwerfling unter die Lehren,
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— «30 —
Satznng-en and Zauberkraite des Clerus bis zu ^mem gewissen Grade
wenigstens einancipirt ^ird in der Weise, tlass ihm die Hierarchie
nicht mehr als absolute, geradezu göttliche Auclorität gelten solle.
Diese hierarchische Auctorität wurde gerade in der neuesten Zeit auf
das Hridi.stt gesteigert und concentrirt. ja vprgöttlirht. wie ehedem
die riiinische Kirchengewalt ilirtT Apdtlicnsi'. und hat dadurch das
Volk <:anz in der Hand ceircnüher dem Staate, dei' im t-irpeentheil
den Alisitluti.sams aufgegt^bcn und fiadurcli (U i absolutistischen kirch-
lichen i'iwalt die Erringung unbediii^T( i lleri'scbaft nnd die Ver-
nichtung der staatlichen Souveränität erlt icliteii iiat. Die Staats-
männer glauben bfinfi?. der Religion */iiif n bienst zu ei weisen durch
Begflnstigung (l^^s kirdi liehen l>M(2iiiiHnL.s, walii-ciid sie im Gnunie nur
den politisch('!i .Misslnaut Ii der Keiigiou durch ilm rierns fönii i n und
das waliiv ( 'hi istenlhuni selbst dadurch schctdi^^t ii. sowie dein lieblosen
Fanatismus lui Gebiete der Religion ü'eieu Sjüeiraum gewahren. Ein
Fanatismus, dem ebenfalls nur der Lehreretand im V^^lke mit Erfolsr
von Jugend an entii^rgcn wirken kann, wodurch die Eiulieit iM>l>esi)ii-
dere It s 1> ut^< Ueu Vü!k( V gerettet und dem Ausbruch wilder Keügionj»-
kami^ie vorgebeugt werden kann.
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Friedrich der Or^ße und seine Stellnng mm ReUgitas- und
Moral unterrichte.
In einer Zeit, in der mau den Ruf der modemen Schule nach
dogmenfreiem Religionsunterrichte möglichst zu unieidrücken f>ucht,
gilt es aus allen Stauden Streiter für eine Idee zu Sachen, von der
die Schale nicht ahweichen darf und kann.
Das Dogma, so wie es jetzt von der Orthodoxie vertreten wird,
ist für die Dauer unhaltbar, wenn sich nicht ein großer Theil der
Bevölkerung feindlich fregeri alles, was Kirche heißt, auflehnen, ein
größerer gäuzlich theilnahmli s vorhalt' n soll. Der Bankerott des
dogmatischen Unterrichtes i^t unausbleiblich An. wo dieser emstlich
mit der Hindern pti Weltanschauung zusamuieiigeräth. Und dies ist
nicht uur etwa eine Schuld der Form, in der das Döging <lem Geiste
nahe gebracht wird. Es mnss daher an Stelle des VeraUendeu eiu
Neues treten, an Stelle des dogmatischen Religionsunterrichte*? ein
ethischer, wie beispielsweise an Stelle des systematischen Natnr-
gescliichtsuntemchtes der biologische getreten ist. Diese Forderung
ist ebenso otl erhoben worden, um ebenso ott zurückgewiesen zu
werden. Eine ge\^^chtige Stimme zu ihrem Gunsten gab kein Ge-
ringere]- ab, als Preußens grüßter König — Friedrich d. Gr. Auf
ihn zurückgehen heißt hier, wie in vielem anderem, vorwärts schreiten.
Sein religiöser, deistischer Standpunkt ist bekannt; wir wissen,
dass er die Toleranz zum Grundprincipe seiner Regierung machte;
das Wort, dass in seinem Staate jeder nach seiner Fa^on seli? ^verden
könne, ist bis zum Überdrusse citirt worden. Weniger bekannt zu
sein scheint seine entschiedene Stellungnahme zum Religions- und
Moralunterrichte, wiewol J. B. Meyers Ausgabe der pädagogischen
Schriften Friedrichs d. Gr.*) fast alles geeignete Material enthält.
Zwei Quellen bieten sich uns dar, aus welchen wir schöpfen
können; das sind die Schul-Reglements des Königs nnd dessen päda-
gogische Aofsfttxe Qud Briefe.
*) Langeosalza, Beyer & S.
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— e82 —
Die zahireiclieii iieglements, Rescripte und Müiisterial - Krla?>se.
sirh mit der Schule beschäftif^en , tragen wol alle semen Nameu,
wenige aber, was insonderheit ih'vi Kf»li?n snntemrht anlangt, seinen
Geist. Da sie aber die Billigung des Königs landen, sind sie bei
dieser Rf^tnH'htung nicht ganz aiißeraclit zu lassen. Die beiden
großen Scliuiordnnn^?'en, die Minden -liaveusberger vom Jahre 1754
und das mit «lieser tlieilweise wfirtlich übereinätimmende Gerti;i'-
Land - Schuh ( Clement vom Jahre 17«*M zpicren einen entschieden
pietistischen Zug, der aiit ilie Zeit I ] it ilri! h Wilhelms I. zurückweist.
Sie entstanden zum Theii in srliw. ien ivriegsjahren. und der iv<>ni?
hat sie wol kaum ernstlich geprütt. Es ist vornehmlich die erste,
welche ganz ausführliche Bestimmungen über den Keligionsuntcrricht
enthält Die Kinder sollen nicht eher aus der Schule entlassen werden,
bevor sie nicht in den Principien des Christenthiims einen gnten
Grund gelegt. Jeder Tag beginnt den Untenicht mit Gesang. Gebet
des Schulmeisters, Tjesen eines Psalmen seitens der Kinder und dem
Vaterunser; er wird ebenso mit G<*bet geschlossen. Nach dem
Anfangsgebet wird ein Stück aus dem Katechismus behandelt und
zwar so kurz, dass a1)^» Wochen der ganze Stoit desselben zu Knde
gebracht wird. Antängiich werdon nur Worte erklärt, dnim dci-
Inlialt, dei- durch Bibelsprüche illustrirt wird. Am Montag i&t außer-
dem die sonntägliche Predigt zu wiederholen. Der X;u hmittag ver-
läuft ähnlich, nur werden Jetzt die Kinder mit dem liili;ilte der bibli-
schen Bücher vertraut gemacht, und der Wochensi)ruch oder ein Stück
aus dem Katecliismiis wird auswendig gelernt. Nicht genug ist in
den Herzen der Kindel- aus den bibl. Historien der Gedanke an die
Allgegenwart Gottes und eine heilige Ehrfurcht vor seiner Majestät
zu erwecken. Gänzlich dem Geiste Friedrichs widerspricht die For-
derung, den Kindei*n die Eigenliebe als die Quelle aller Sünden zu
entdeckf'n, ilire Abscheulichkeit nachzuweisen and RigftPüinn oad
Eigenwillen mit allem Fleiße zu brechen.'")
Weit näher kommt seinen Intentionen das im Sinne der l^hilau-
thropen abgefasste Tveglement für die deutsch-reformirten Schulen des
Herzogtbumes Cleve und der (Grafschaft Mark (d. d. Cleve, 10. Mai
1782). Hierin wird vor allem gefordert, die sittlichen und religiösen
Pflichten zu leliren, sich aller Anzüglichkeiten gegen Andersglfiubige
zu enthalten. Die Religion soll nicht ffir den Kopf, sondern für das
HerZf wofui' sie oigenüick gehöre, behandelt und gezeigt werden, wie
♦) Vgl S. 037.
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— 88S —
jade BeligioDswahrheit einen Einfiass auf die danenide GlikkseUgkeit
de» IfenMben habe; dabei richte sich der dehnidieiier nach dem Muster
dee „weisesten Lehrers**«
Das» der K6me ^^^^ vemünftigeii Beligionmmterricht duichaoe
vflnschte, geht aus einem Catanetssch reiben an den Minister
y. Zedlitz henror, in welchem er sich wie folgt ausspricht: ^Dass
die Schulmeister auf dem Lande die Religion und die Moral den
jungen Leuten lehren, ist recht gut und müssen sie davon nicht ab-
gehen, damit die Leute bei ihrer Religion httbsch bleiben and Attache-
ment zur Religion behalten und sie soweit bringen, dass sie nicht
stehlen und nich^ morden.** Eingehender befasst er sich mit dem
Religionsunterrichte in seinen pAdagogischen Schrifken nnd in seinen
Briefen. Zahlreich sind die darauf beaOglichen Bemerkungen, die,
den int ein chankterislisch^ Zeichen, stets ans einem pnktisdiea
BedOnbiase entipringen* Es ist nichts Nenes, was er davfoietet^ nicht
immer bleibt er shdi censeqnent, nicht immer frei von Irrthnm. Stets
aber yertritt er seine Ideen mit Wirme nnd handelt im Glaaben an
ihzen laraktisohen Wert
Im allgemeinen swelfBlt er, dass mit jener „schdnen nweibeinigen
fBderloBen Basse** viel snznfimgen sei; rie verde vennnthlich immer
der Spielball der Scfamken sein, die sie belrQgen wollen. Niemand
werde es dämm dem Arate vorwerfen, wenn er seine Heihnittel aal
die mir anwendet» die heilbar sind. Er denkt mit F(mteaelle: Wenn
ich die Hand voll Wahrheiten hAtte, so wttrde ich sie nicht itlben,
am sie dem PnbUcnm mitsiilheilmi, weil es nicht der Mflhe wert
wftre. »Die UnvoUkommeDheit*', sehreiht er 1770 an D^Alembert,
amoralisdie wie körperliche, ist der Charakter dieses Erdballs; es ist
verlorene Mtthe, wenn man versncht ihn sn erleuchten. Man mnas
sieh begnügen, für sich selbst weise an sein, wenn man kami, nnd den
gemeinen Mann dem Irrthmne flbeilassen, wfthrend man versachti ihn
von Verbrechen abanhalten.*' Um das Volk aber in Schranken in
hatten, dasn branche es den ZQgel der Beligion nicht Eine Gesell-
schalt kflnnte nicht ohne Gesetse bestehen, wol aber ohne Beligion,
voransgeeetst, dass eine Macht vorhanden sei, die durch Ahlbare
Strafen die Menge zum Geihorsam zwinge. Überall seien die Beligiu-
nen ndt Aberglauben und absurden Fabeln verquickt; die Frage, ob
das Volk diese in einem religiösen Systeme entbehren kOnne, muss er
verneinen, weil Jene Thiere, welche die Schule vernünftig zu nennen
Seruht hat, wenig Vernunft haben.** Ein von allem Aberglauben be*
freitei* Staat würde seine Reinheit nicht lange bewahren, neue Abge-
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— 6S4 —
scliroacktheiten würden la kurzer Zeit an Stelle der alten treten.
Glekhwol erkennt er an, dass das Volk von dem schlimmsten Aber-
nnd Irrglauben befreit ist; gleichwol erblickt der große König darin
seine fiauptbeschäftignn^, die Unwissenheit, die Vorartheile sn be-
kftmi^en, die Kröpfe aufzuklären und die Sittel zn bilden. „Ich
wünsche mir nidits mehr", schrieb er als Kronprinz, »als ein edles
und freidenkendes Volk zn behemehen.** Aber es genügt nieht, die
Mensche anfmklftren, man muss ihnen den Muth des Geistes ein-
flößen können; sonst werden Empfindsamkeit nnd Todesangst Aber die
stftrkpten und methodischsten Schlussfolgerungen tiinmphlnn.
Um diese Forderang zn erfüllen, bednilla es eines religiösen
Unterrichtes, dem der bestehende nicht entsprach. Der Bsüd^ioiis-
unterricht krankte, wie hente noch, am Dogma. Des Königs prak-
üsofaM* Sinn erkannte den erzieherischen Unwert der Dogmen. Die
wichtigste Aufgabe des Beligionannterrichtes mnss ^e gM» aadwe
sein, als die Überlieferung nnverstandener Glanbenssfttae. „Jesus
lehrte Sittlichkeit", heißt es in einem Briefe an D'Alembert^ „und gab
keine Dogmen, die Concilien machten dergleicheD. Seine Religion war
reiner Deismus. Die Sittenlehre rnnss erhalten bleiben nnd wo es
nOthig ist, reformirt werden; man kläre die Leute im Amte, welche
auf Kegierung Einfloss haben, auf; mache den Abarglanben durchaus
Iftcherlich, lache ftber die Dogmen, erdrücke den falschen Eifer nnd
gewöhne die Lente an Duldimg. Was liegt dann, welcher BeligioB
ein Volk sngethan sei?" Und an Voltaire schrieb er: «Die Philo-
sophen konnten bei den Griechen nnd BAman gedeihen, weil die
Religion der Heiden keine Dogmen hatte; aber die Dogmen verderben
alles. Die Schriftsteller sind gezwängt mit einer Vorsldit sn
schreiben, die der Wahrheit hinderlich ist. Die Priesterschaft rädit
die kleinste Schramme, die def Orthodoxie wfdetflhrt; man wagt nicht
die Wahrheit oifen zu zeigen, nnd die Tyrannen der Seele weilen,
dass die Gedanken der Bilrger aUe anf denselben lieisten geschlagen
sind.'' Von den Theologen fordert er daher, dass sie sieh wen^
mit der Erklftrong nnverstladlieher Dogmen befiusen, dass sie nieht
Dinge zu beweisen suchen, die außerhalb der Erkenntnis Uegnn, dass
sie vielmehr praktische Moral predigen. Hierin ist auch eine Stelle
ans der Instruction fOr d^ Major Boreke, den Enieher seines Neffen,
des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm II., anznllhieD, in der es
lieißt: „Er (der Neffb) darf nicht m viel Bespect vor dem Geist-
lichen haben, der ihn nnterriehtet, md er mnss die Sachen erst
glanben, nachdem er sie geprflit hat.''
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— 686 —
Friedrichs Bcstimmimgen gingen überhaupt darauf hfaunut, te
Einflnss der Theologen auf die Schnlthätigkeit zu brechen, was sich
freitieh Didit durchweg enreidieii ließ. Auf di« Lehrstühle der Theo-
logie werden deshalb Theelogen Mer fikktong berufen, wie in Helle
Banmgirten, Senler, Ntaelt, Äug. Herm. Nleneiyer; und Teller, der
einee tJieologiscben Lehrbnchee wegen von Helmsifidt gehen minie,
tnüä. Anfaehme In Beriin; wfthiend andererMite der Beetor Hftfan in
KloeteivBergen entlMien wurde, »weil der Ecri ein ftbotriebener
pietietiecher Nanr** war. Im Sinne des Könige xefonnlrte sein Mbileter
T. Zedlitz amfiefast die bSberen Sdinfam, aelbstferatindlkli nkbt elme
anf heftigen Wid«nrta&d sn stoßen; wie denn dee Bredaner Stndt-
coneietorinm dem KOmgeworte zum Trotse, daes die beete Seete -
immer die sein werde, welche am meisten anf die Sitten wiikt nnd
die bOigerliebe GeaeUsehaft aieheier, müder und tngendhafler macht,
decMlIrte: Der Ünterlhan ist der beste, der am mästen t^ubt, und
der seUedkteste der, welcher am meisten risonnirt. Ein Wort, das
man sich heute als Schlagwort gegen Jede freie Begung nicht entgehen
lassen sollte»
Aus der Gleiehgiltigkeit gegen das Dogma geht die Tolerans
gegen Ander9gÜnbige hervor; denn diejenigen, die an%eldftrt und
menschlich sind, mflssen duldsam sehi. Damm soll des EQnigs Neffe,
der aehon erwfthnte Friedrich Wilhäm, kein ihnatischer Gahrinist
werden, wefl sonst aDes verleren wtbre* Seine Tolerans Heft es ihm
auch SU, die Jesuiten als Lehrer an der Breslaner (kath.) üniveralt&t
beimbehalten, obwol er von allen Seitan wiederholt gedrftngt wurde,
ihnen diese ZnflucfatstlUite nach der Aufhebung des Ordens durch
Clemens XIV. an untersagen; frefHeh spielt» hier auch nodi andere
Grftnde mit Diese Toleranz hindert 'Ihn aueh, In seinen AufkUrungs-
bestrebungen zu schnell nnd zu weit vorzngehen; ein gefiUirlicfaer
Fehler für Befonnatox^. Er wendet sich gegen Holbach und Ge-
noBsen, die rücksichtslos die Zertrümmerung jeder kirchlichen Antoritftt
fordern. „Eün Weiser", sagt er in der Prüfunjc der Abhandlung über
die Vorurtheile, die aus den Händen der P^nc} klopädisten hervorging,
„der über die Leiden nachgedacht liat, welche die Kirche seinem
Tateilande verursaclit , würde ohne Zweifel Anstreng iinj?en machen,
um ^ davon zu belVeien; aber er würde mit Vorsiebt zu Werke
gehen. Anstatt einen alten gotliisclien Hau unizustüriien, wiirde er
sich bemülien. dessen entstellende Fehler zu beseitigen". Und ferner:
^Die Toleranz niu?»« einem jeden in der Gesellschaft die Freiheit
sichern zu glauben, was er will; aber diese Tolernuz darf nicht soweit
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686 —
flehen, die Freelilieiten und Aua^scureituurren iinii'^r I »rausekople u^iit
m beißen, die '1a> irech beleidigen, was da* Volk wr. lirt. Um die
Jugend vor reli^iu^en Vorurtljeilen zu liewahien, würde es gut sein,
den GJeistliclien die Erziehnng" der Jugend zu nelHTi^ii und damit
Philosophen zu betrauen , er gibt aber zu bedenk« n . dass es
eine Vergewaltigung ist, wenn man deii Vätern die Freiheit
]iiijinu , ihre Kinder nach ihrem Willen /.ii erziehen, dass
♦'iTif i:e\valtii:iHi,L'- ist, wenn ninn die Kinder in die Schule der
liatui'liclitsn Jveli^'ion schickt, waiireud die Vater wrilleii, dass die
Kinder Katlndiken oder Pro1es(aiiieii werden, v.ie sie seibor. Wi»zu
auch schliwiilich alle-J Kt eilci n i^viij-'n diese oder jene Riclitung? tragt
der greise 8kej)tiki'i'; iiimiiils wird uns freliiiüeii . die Wahrheit zu
erkennen. Irrthum ist unser Erbe, in einem iiirieis nn Voltaire säet
er v«m sich: ,Was macht es mir. ob mau vor einem Sim-k miiiv-
sänertt^ii Biote^t kniet, vor dem Oi hsen Apis, vor der Bnndeslade oder
vor einer Bildsäule; es i^st nicht der MiWm wert, darunter zu wählen.^
Wichtiger ist. dass man das Tirliei] l üde, dass man die Menschen
tucrendhaft ina« h» , In dem berühmien Briete über die Erziehuiii; wird
geradezu als /irl L'^t l i dt 1 1 , nützli^'he und tugendhalle Bürger zu
bildeu. Darum ist beim Keligiuusuulerrichte der Tl-mptwert anf Aus-
bildung des Herzens zu lee-en und die Lehrsätze des Christ enthiuns
sind stets in Beziehung zu bringen mit den Pflichten des dttentiichea
und privaten Lebens fSrhnl-ReLH tlir die Univ. in Bre>laui.
Allein, so urtheüt der K nng, die christliehe Religion, wie di«
philosophischen Systeme haben <icli nnffiluV erwie-en. den Menschen
tugendhaft zu machen; der lu li^iniisuntt rricht erweist sich außer
iStairie, die Sittlichkeit zu beL^niiideii Daher muss neben dem Rf^li-
giousunterricht ein selbstständiger Moralunterriclit einhergehen. Die
Wichtigkeit der Moral ist sein Lieblingsgedanke; es izibt keine seiner
Schriften, in der er nicht mit Liebe von ihr redet. Zwei davon sind
hiei" v »! allen zu erwähnen: sein Versuch über die Kigenli« Ije als
Moralprincip und als Ausfuhrung und Erläuterung zu diesem der
Moralische Idalug zum Gebranch des jungen Adels.
In dem ersterwähnten K^say schreibt er: ,.Man raiisste heiue
anfangen das Beispiel der Alten nachzuo Innen und alle Ermuthigungen
anzuwenden, die das Menschengeschlecht besser machen können, in
den Schulen dem Studium der Moral den Torzus- geben vor allen?
anderen Wissen und eine leichte Methode 1 HirL-^M)!, sie zu leinen."*
Kr wünscht daher einen Moralkatechismns, den er später selbst aih
£M8te in dem oben erwähnten MoraUächen i>ialug.
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— da? —
Vor alleiu uiüssten die Lehrer selbst luoralisclie V'orbilder sein,
dann würdeu sie mit Hecht den Tit l Lehrer der Menschheit ver-
dienen; so wie etwa heute Fr oh sc ha in Hier fordert, dass der Lelu*er-
stünd der Vertreter des sittlichen Gewissens werde. Nach antikem
Vorgange, anlehnend an Aristoteles, die Stoiker, E[»ikur, baut i i iedrich
d. Gr. seine Ethik aiit den Be^iff der Tiij^end auf. Ohne Tugend,
darauf kommt er stets zurück, kann die menschliche Gesellschaft nicht
bestehen. Die Tugend wird definirt als „die glückliche Anlage des
Geistes, die uns antreibt, die Pflichten des Gesetzes zu unseiera
eigenen Besten zu erfüllen". Der Menstli soll moralisch handeln, weil
das zur Glückseligkeit, zum Seelenfrieden fiilirt. Seinen Versuch über
die Eigenliebe ab Morfil|>riT)fip beorinnt er mit einer Kritik der Motive
zur Tugend. Eine metapii} >i;sche licgiandung, wie si<' das ("hrisLeu-
thuTTi darl)iHtet. ist nuwirksaiii und unnöthiir. Au.s Liebe zu Gott
kann niemand (Vntes thun, weil diese Liebe nicht im Bf reich»^ der
Möglichkeit liegt, da unser engbegrenzter Verstand die Uneudiiclikeit
Gottes nicht begreif<Mi -ich Liebe nur anf gleichstehende Wesen
erstrecken kann. Aubetun«:. Dankbarkeit ist alles, worauf man sich
dem höchsten \\V<en gegenüber beschranken muss;. Alle bisher auf-
ge.«tellten M(ti al principe sind zu abstract abgefasst, zu wenig fasslich
dem Verstände des g^emeinen Mannes; es bedarf eines allgemeüiei*en,
einfacheren, und das kann kein anderes sein als die Eitrenliebe, „die
Eigenliebe, diese Hüterin unseres Daseins, diese Erbauerin unseres
Glückes, diese unversiegliche Quelle unserer Laster und unserer
Tugenden, das verboi-gene Princip aUer Handlungen der Menschen."
Aber, fragt er, hat man nicht bisher die Uneigennützigkeit als die
höchste Tugend gepriesen? Wie kann der Egoismus zur üneigen-
nCttsigkeit HUiren? Dieser Einwurf wird hinfällig, wenn man erwägt»
wie sehr yerschiedene Triebe die Eigenliebe in Bewegung setzen; ist
66 nicht so, dass selbst die Beispiele scheinbar größter Selbstlosigkeit
sich auf Kegungen des Egoismus zurückführen lassen? Die beiden
Decius, Vater und Sohn, die im Kampfe ihr Leben opüerten, thaten
das keineswegs aus Liebe zum Vaterlande, sondeni weil sie ihr
lieben geringer achteten als den Ruhm, der sie zur Unsterblichkeit
iBhrte. Dei- indiTidualistische Standpunkt, auf dem Friedrich d. Gr.
steht, ist sonaeh dnrdians kein Hindernis der socialen Tugenden.
Man soll sich nur einmal klar werden über die MoÜTe seines Han-
delns nnd bis in die innersten Falten seines Heraens sehen, ohne sich
durch von der Gewohnheit geheiligte Tagesmeinnngen irre machen zu
laBsen. Der Mitleidige gibt, weil ihm das Geben selbst Freade macht,
Pvdatnfiui. 1». Jahif . Heft X. 43
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— 688 —
man ist dankbar, weil man andere dadurch verpflichtet; wie denn
überhaupt jede 'i'ugend ihren Lohn — die innere Beli iedigung — in
sich träg^, jedes Laster seine Strafe. Ausschweifung, ünmäßigkeit.
Mtißigg^ang, Unwissenheit, Feigheit. Und mkUarkeit machen den Men-
schen verächtlich, sowie ihn (iehorsani. Trene, Kindesliebe, Nächsten-
liebe, Humanität, vor allem aber Vaterlaudslielie und Dankbarkeil
edel erscheinen lassen. Freilich muss man dazu sagen, dass, sobald
man die Ei^enlie^>p als Moralprincip atiprkennt. jede angeniemf
sittliche Weitschat zung aufhört. Es sril t k* im ii liu hter über Hand-
lungen oder T^nterlassuneren als da^ I ndi\ iduuiu selbst. Aus Eigenliebe
kann icii den Sieibenden verscbmachien kts>eii, aus f^igHuli* l e kann
ich ihn retten: das Motiv meiner HaudlnnL^m ist dasselbe. 1 'ie land-
läutigen Begritte (iut und Böse hören aut irgend welche andere al-
differenzirende Bedeutung zu haben. Nicht besser- zu macheu irilt
die Mensclien. sondern weiser, einsichtsvoller, damit sie ihr eigene*
Wol und dfnnit zugleich das Gemeinwol erkennen und dementsprechend
handeln. Darum fordert Fripfirich d. Gr. immer und immer wieder:
Man übe das Urtheü. Einem sogenaimten crassen Egoismus redet er
nie das Wort.
Noch ein Wort über den Moralkatechismus. Er war für da>
Cadettencorps zu Berlin bestimmt. Wir würden ihn gewiss nicht tür
die Jugend, selbst nicht für die reifere empfehlen-, schon deswegen
nicht, weil er sich sehr frei über den geschlechtlichen Verkehr aus-
lässt. Die Fragen scheinen gestellt zu sein, um dem Antwortenden
Gelegenheit zu geben, sein Licht leuchten zu lassen; im Monde einet
Jünglings würde die Antwort wie Phrase klingen. Diese geriogei
Ausstellungen mindern natürlich den Wei*t der Arbeit für uns dnrcJi-
aus nicht, da gerade dnrch diese Schrift die Wichti^^t, die dw
greife König dem Moralunterrichte beilegte, evident bewiesen wird.
„Ich reformire die Gymnasien, die Univeraitäten und selbst dk
DorÜBChulen. Aber dreißig Jahre gehören dazu, nm Früchte sn sehn.
Ich werde sie nicht genießen, aber ich werde mich damit trösten,
indem ich meinem Lande eineji bisher mangelndMi Yonog yerschaia*,
schrieb der K((nigsweise 1772 an D'Alembert. nnd sdne BemühmigSB
wurden aneh auf diesem Gebiete mit Erfolg gekrönt Dies bezeugt
unter anderen auch Hecker« der in seiner Predigt snm Gedächtnisse
Friedrichs II. seinen Hörem sramft: „Denket besonders daran « wie
sehr er eine allgemeine Beligionsfreiheit in seinen Staaten gescldtst
und dadurch Dnldnng nnd Menschenliebe, dieses königliche Gsseti
des Ohristenthmns, beordert hatt" Damit war Tiel erreicht» nnd die
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— 689
<iegenwaii kann Sick iü dieser Hinsicht durchaus nicht vor der Zeit
Friedrichs eines Vorzugs rühmen. Ks wai last im&usbleiblich , dass
4as Pendel der geistigen Entwickeiung im Volksleben, dem er einen
430 kräftigen Schwnng verliehen, einen starken Rückschwung machte.
Auf einen so freisinnigen Coltosminister wie Zedlitz folgte ein
Wöllner, aui einen Friedricli d. Gr. ein F'riedrich Wilhelm II.
Unser Zeitalter, in deni man nicht nur inj Geschichtsunterrichte
<\ai legressiven Methode huldigt, gleicht in der That sehr wenig dem
friedericiani.sf iien. Da aber der Lauf der Weltgesi^hichte sich in der
jb'orni von Wellt nbewegungen vollzieht, so ist zu hoffen, dass wir
einem solcbea entgegenstehen. Anzeichen d&f&r sind vorhanden.
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Aufgaben der tieschickte im iiebei der tiegenwart.
Von JMoim XmOM^UäktMdmberg.
JSs unterliegt für jeden Unbefangenen gar keinem Zweifel,
dass in den Hallen der Geschiebte eine h(k:h8t gemischte Gesellschaft
wandelt, und wenn sich auch in manchen Zeitläuften historische
Gestalten mit wärmerem Tone abheben, so stellt das von ihnen aus-
gehende Licht die trübe Flut vorausgegangener oder nachfolgender
Ereignisse in eine um so grellere Beleuchtung.
Vielleieht übeitriflFt die Geschichte des römischen Beicht aa
solchen Lichtetfecten alles andere, was uns sonst, die strenge Klio
in dassischen Quellen aufgezeichnet hat. Denn j^e Geschichte ist
nieht nur eine G^hichte der Brutalität im allgemein Völkerrecht
Uchen und im aligemein ethischen Sinne, sondern sie wird auch über-
aus häufig geradezu zu einer Geschichte des menschlichen Bestiahs-
mus. Von den ländläufigen und selbst wissenschaftlichen Darstellungen
der rörnisclien Kaiserzeit mösste sogar nach einem Worte Macanlay's
(Friedricli der Grote) behanptet werden, dass sie Handlungen und
Gestalten aberliefera, wie sie Usber außerhalb eines Tollhauses nicht
beobachtet wurden. Wenn nun in der Gegenwart selbst auf den
mittleren ünterriclitsstafen das Gemälde jener verfaulendea Cnltor,
ans dem sich die kindisdi-dämonischen Gestalten wahnwitziger Cäsaren
wahrhaft abscheulich vor das Auge drSngen, noch immer aufgerollt
wird, dann nimmt die Lehrerin, Ftthrerin und Trösterin der Mensch-
heit all mall lieh das Aussehen jener wandernden Museen an, welehe
anßerordeutiiche Misseth&ter und deren blutende Opfer mit dem Mittel
des zahmen und biegsamen Wachses der neugierigen Nachwelt 1lbe^
liefern.
„Die jungfräulich reine Natur hat das Schreckensbild verwehtS
die flacht zweier Jahrtausende verbalf der Welt m menschenwür-
digeren Anschauungen; und doch formen es Männer von Ein.sicht und
Verstand „in Erz und Stein, und stellen's in des Tempels Düster und
in die Uchte Flor hinein!" Gewichtige Weisheit, gewaltige Kunst
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— 641 —
vei'hilft dem todten Verbreclieii im Banne der deutseben Wälder zu
neuem Leben. Robert Hamerling hat in seiner bedeutendsten Dicli-
tuxig, dem gliitgeü'änkten ..Ahasver", mit snliarfem Meißel jener Welt
sogar ein ehernes Denkiüal gesetzt; derselbe Dichter, der im „Küuig
von Sion" einer andern großen Bewegung nur den Schaum abzu-
schö])ten wusste. Modernere Dichter widmen ihr groteske Huizkmuze
mit bunifarbiprer Decorations -Tünche, und die grüßte deutsche Schau-
spielerin entzLickL sittsame deutsche Hausfrauen in der R(dle einer alt-
rümischen Cäsarendirne. Da lolmt es sicli ^chon der Mühe, auch
noch den Schluss des angezogeueu Gediclitrs niederzuschreiben, und
mit dem gemüthvolien Theodor Storm zu klagen:
_So, Jedem reinen Aug' ein Schauder,
Kagt eä herein in onsre Zeit,
^ VerevigeDd den alten Ftml,
Ein BUd der UnyeraSlinUcbkeltl''
Die Bomantak des Hbngoleathnms, soirie die Grettelscenen rna-
siecher Temtorial*Ge8Gliiehte wurden der ünsterbliclikeit in viel
geringerem 0rade theÜhnftlg; vielleieht ans dem Gronde, -weß. ihnen
die beiden Dinge fehlten, welche die alt<r0miBche Welt so wertToIl
gemacht haben: die ansgeprobte Eigenthnmsmaeehme des römischen
Bedites nnd der Tomehme Farlamentsten des eUu»i9chen Latein in
den bezflglichen Quellen.
Der waste Blgenthnmsbegriff radbender IfongolensehwSrme gibt
dem Juristen kein System, nnd die tobenden FMche Ivans des
Schrecklichen sind dem Philologen nicht gesprochene Musik.*)
Fitr den dentschen Erzieher der Gegenwart aber shid Mongolen,
Römer nnd Kleinrossen gleich wertlos. Denn Handlungen, deren
Hauptmotive Wollost oder Grausamkeit sind, schlieBen sieh selbst von
der Schnlstnbe aas. „Welcher vernünftige Mensch" — sagt Alezander
Büchner von einigen Gestalten der französischen Literatur — „kann
sich iür das nichtswürdige Treiben von Eintagsfliegen interessireu,
"welche die nngesunde Wärme einer verfehlten rultiir ansbrütet?
Ohne Nutzen für die menschliche Gesellschaft, von keinem höheren
Gefühl, namentlich nicht der Liebe, sondern nur von Habsucht, Neid,
Stolz und Eitelkeit bewegt, flattern diese Geschöpfe und ihre Anbeter
eine Weile über dem Sumpfe dahin, der sie erzeugt hat, um dann
abzulalleu."
*) „Vielleicht würde auch die Geschichte von Rom" — sagt Jacobs — ..^vie
die von Pcrsicii nur in den Conipenlien der Weltgeschichte leben, wonn nicht der
starke Geist der röm. l'oesie uud Beredsamkeit, ihre Oefietzffpbiing: und praktische
Woithcit die Sprache der Weltbchenschcrin bis aut uusere Zeit euipioUleu Latteu."
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— 642 —
Hier liättc mau eine recht j^assende Vignette etwa für die claa>
dischen Kaiser.
Ein gleich tiiibes Bild bietet das Volk der römischen Kaiserzeit.
Es mag in gewissem Sinne reizvoll, f&r die Vertiefung historischer
Erkenntnisse sogar nützlich sein, dem Zersetznngs-Processe zu folgen,
dem jene Welt zum Opfer fällt.' Eine Beobachtung in der Richtung,
welche Cnlturformen und -Elemente ins germanische Mittelalter über-
nommen wurden, ist auch noch deshalb sehr lehrreich, weil sie den
maßlosen Schaden aufdeckt, den deutache Art und deutsche Eni-
wickelung durch jene Ronigängerei genommen haben. Für den
Zweck eines erziehenden Unterrichtes jedoch hat ein Volk, welche»
nicht im Stande ist, der „brutalen Autorität** die Macht ^einer öffent^
liehen, nnwiderstehliehen InteUigenz^ entgegenzusteUeD, keine Bede«-
tling anzusprechen.
Allerdings sind die Ei*eignisse zumal der ersten Zeit der Kaisei^
Terlockend Ar jede Ai-t der Darstellung: leicht fassliche, znm Theü
sogar überraschende Begebenheiten; ZnftUe nnd Erscheinungen fm
reichsten Wechsel; anfregende» mehr oder weniger pikante Sitoationen;
lebende Fackeln» Lffwenzwinger, nntkige Sehiven; FlanuneBmeae
flher BieMnstidten; Massenmorde In den Strafien; Schiffe mit Fall-
thOren; schreiendes Volk mtd blonde germaiilsGlie Wachen vor dem
Palaste des Cüsars. Dazn :die gierige Fliantasie balbwllchaiger
Knaben, deren liebste Leetttre eine aufregende Lidianergescbiclite mt»
im ZnschaaeiTanm.
Das ist die rechte Art, Jugendliche GemlUher fikr eine ¥eminfl%»
Würdigung geschichtlicher Vorginge heranzubilden. Wie wird das die
klugen Naschen rflhopfen, wenn nun die unscheinbare Gestalt Frank*
lins im schlichten Qnfikerrock in der Tbfire erscheint; wenn der gOtt»
licfa-einiSuhe Washington, den granen Miantel' über dem Arme, Tor den
(Mngress tritt, seinen MitbOrgem su ssgen: »Da ich das grofte Werk^
das meinen Händen anTertrant war, an Ende geführt habe, aielM ich
mich von der groüen ThatenbOhne zurück und spreche dem erhabenen
Congress, unter dessen Befehlen ich gehaaddt habe, ein beiiliefaea
liObewol aus. Ich lege mein Amt in die Hünde desaelbea sortis und
nehme Abschied Ton den Geschäften meines Üffentlicben LebensL''
(Hirz 1784.)
Es kann nicht oft genug gesagt werden, dass beim Gesdückts-
unterrichte alles Tennieden werden müsse, was dem Sinn ftr sehiiditft
GrOBe znwiderUlnft. . Man darf nidit nur yon einem üstketisdien
Geschmack reden, es gibt auch einen histtHriscben Geschmack, wekher
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— 643 —
einer Verbildung in gleichem Grade fällig ist. Bühnengestalten vom
Schlage der Wübrandf sehen Messalina können unter Umständen dazu
führen, dass die herbe Schönheit der Shakespeare'schen — übrigens
urgermanischen — Portia nicht mehr verstanden wird , und eine
beständige Beschäftigung mit den groß und breitspurig sich gebenden
Helden des römischen Theaters mnss endlich die warmblütigen, echt
volksthümlichem , dabei durchaus deutschen Träger der großen
deutschen Baaembewegong als eine Bande wüster Schnapphähne
erscheinen lassen. In der That sind sie ja den Juristen, Homanisten,
Chronisten und Hofkanzlem des 16. Jahrhunderts als solche erachienen.
Vielleicht wird die zünftige GeschichtsclireUm&g nnserer Tage Jener
bertUunten und lehneicben Volksbewegung aus den gleichen Gründen
aaöh BOT theilweiee gerecht: das bekannte Werk von Wilhelm Zimmer-
mum wurde von einem wissenschaftlichen^ Historiker einst im
dfenen Hörsal eine Kalendeigeichiehte genannt £uDlBche, von der
großen G^ehrsamkeit quellenmäßiger Forschung noch unberührte
Gemttther dürften gleichwol wflnschen, dass wir noch mehr dergleichen
hfttten.
Anfierdem liegt Saßere MachtentfUtong» Krieg und Erohemng,
erbumungslose Gransamkeit zu Gunsten der auf die Spita» geftiiebenen
Staataidee im Wesen des römischen Staates. Die großen socialen
Functionen des modernen OroBstaates treten an ihm nkht oder m
geEing in die Eracheimmg. Aber eben diese socialen FancÜonen, die
Wolfthrtapolitik, bilden die Vorausaetsong flr ehie swangloee oder
auch begetsterte Betfaätiguiig staatsbfligerlicher Pflichten. Die Sehn-
sucht der Gegenwart ist Ja der Übergang des anf mflitSrlacher Kaeht-
estMtuDg ruhenden Eriegsstaates in äm auf freier Association und
Yolkstfaflmlicher Verlbssung ruhenden FHedensstaat, der seinen Stola
alleui in der bfligerUdien Arbelt sucht Der Ton Mdurtea, Politikem,
Dichtem und Arbeitern erhobeiie Bnf „Die Waffen niedert^ die aus
mtem&tienalen Kreisen henrorgdienden Abrflstnnggvorschlfige sind
locale oder temperire Zeichen daftr.
Ea dürfte aber Jedem Einsichtigen klar^sein, dass die «mseitige
Betradktnng der Macht, ihrer Fonnen und Äußerungen, das denkbar
schlechteste Mittel ist, jenen Übergang anbahnen an helfea. Lange
Tor der Zeit^ d» der Staat sehie Truppen in die heimatlichen Thfiler
aiehen Itet, werden die Schulen abrüsten müssen. Eine Zelt, welche
sich anschickt, den modernen Großataat auf seine natürlichen Grund-
lagen surückmiflUireD, wird ea nicht dulden kOnnra, dass die stadirende
mterllndische Jugend ihren historischen Sinn an einem Werke schürft,
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(iah — wie räsar^ ..(lallischer Krieg" — menschliche Selbstsncht
uud istaatliche Brutalität mit einer Kälte des Gefühles schiMeit . die
nur von der überlegten Schlauhtii iii der Grappirung oder Dai-
steUuug de.s rhatsächlichen übertroöeu wird.
Der g:aiize Gegensatz des deutschen und des römischen \\ e.-eiis
•wird betüut und verschärft werden müssen, und die Berecht iguiitr
histurischer Stoflfe für den Unten'icht wird an dem Bedürfnisse der
Gejrenwart zu prüfen sein. Dies Bedürfnis aber o:iidelt in dem
Gedanken, dasi der Wert und die Wüide der bür<rerlicheii \rl»eit
die ethische Unterlage aller socialen Gebilde sein imis&e. rouii»ejus
unfl Napoleon werden Peter Vischer und Georg Stephenson die Schul-
bühne räumen müssen, uud das ^Streben zu füriimU'r Bildung wird sich
nach schlichten, volksthümlichen Vorbildern umzusehen haben. In der
Geschii hte des römischen Weltreiches gibt es nicht eine Figur, die
sicli au verstiLndlicheu, unmittelbar wirkenden BilduuL^selementen mit
— Johann Gottfried Seume messen könnte, und N\eiin Gregorovius in
pietätvoller Meisterschaft die rastlos wandernde Gestalt Harhians in
ehh-r Weise gezeichnet hat, die sein Buch nicht nur tür den Gelehrt^n-
hiniiiK-l der wissenschaftlichen Gescliichtschreibung wertvoll ersclieiueii
lässt. so kann uuu vielleicht bedauern, il.iss unser firoüer deutscher
Spaziergänger als ein Hadrian der bürgerlichen Wdi bisher nicht die
gleiche Beachtung gefunden hat.
In unserer vaterländischen Baukunst hat der hehuatliclie Gi aait^
der bürgerliche Sandstein vielfach dem vornehmeren romanischen
Marmor weichen müssen. Aber die rauhere Natur der nordischen
Bmten steht gegen den fremden Gast in uuerniii(ilicher ( )])|M)sition: —
die Pracht des neuen Burgtheaters in Wien weiß davon zu reden.
Jenes Natürliche, Heimatliche der Baukunst gleicht in allen Dingen
dem Zweckmäßigen, Volksthümlichen im Reiche der Bildung und
Erziehung: darum steht das Innerste unserer Volksseele zu dem
fremden, importirten Bildungsverfahren in derselben Oppositiun. Soll
sich der deutsche Bürger, der deutsche Volksmann an den l ugenden
der Cicero und Cat^ bilden?
Man kennt das schaife ürtheil, da^ Buckle über die deutsche
Literatur und ihr ^'erhältnis zum deutschen Volksthume geftJlt hat
„Der deutsche Geist hat sich unregeiniaiiio^ entwickelt uud in emö
Thätigkeit gestürzt, welche grüßer ist, als du- durchschnittliche Civili-
sation des Landes es erfordert. Die Folge davon ist, dass wir in
keiner Nation iu Eiircipa eine so tiefe Kluft zwischen den hödisten
und niedersten Geistern vortinden." Mit einigen Einschmnkungen und
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mit einem Zuj»aUe ini das Urtheil noch heule gütig. hat einen
Kern vm Wahrheit, wenn man dem I »fntsc]i*'n sag:t, sie hätten eine
sc hüng einstige Jjiteratiir ej-sten Hanget., be^sälieu aber keiüe National-
Literatur. In der Tliat hauten — und bauen? unsere Pieliter
mehr, als viplU'icht ersprießlich ist, mit altclassiöchem Mannor; dass
Goethe sich mit seinem Hexameter an der altdeutschen Thiersage
ein wenig versündigt liat, wurde von einem unserer grüßten ^'ers-
küiiätler hervorgehoben. Denselben Standpunkt vertritt die Behauptung
eines neueren Schriftstellers, dass wir erst seit Heinrich Heine einen
selbststHndigen deutschen Vers besäßen. Nicht mit Unrecht kann vou
dem bekannten Sehnsuchtsseufzer Schillers als von einer geistigen Ver-
irrung gesprochen werden. Erfreulicherweise war griechisches
Wesen das Ziel jener Sehnsucht, wie denn überhaupt griechischer
£mflass eher veredelnd als zerstörend auf deutsches Wesen gewirkt hat.
Da« jeaes Urtheil des scharf beobachtenden, sorgfältig sammeln-
den und vor allem maßlos fleißigen Engländers auch in Hinsicht
uiserer wisseBSChaftlichen Geschichtschreibung zutrifl't, dürfte kaum
eine nennenswerte Anfechtung erfahren. Wenn Voltaire bemerkt hat:
„Ich will so durchmchtig sein, wie ein klarer Bach, und würfe meine
Werke ina Feuer, wenn sie nicht so fasabar wären wie Lafontaine's
Fabeln" — oder fortfährt: „Die Franaosen wissen nicht, wie viel
M&he ich mir gebe, um ihnen keine Mühe zu machen!" — so kann
man vielleicht wünschen, daas dies ein deutscher Historiker gesagt
haben möchte. Litte der gerühmte Vortrag Leopolds von Bänke nicht
an der gekünstelten, akademischen Beaerre, so kftme er vielieicht
beeondm hei Zeichnung histoiiseher Figuren jeoMi Ideale ziemlich
nah. (VergL Adrian VL nnd Sixtus V. in den Päpsten.) Aber welchen
Wert kann es haben, wielchen Einflusa auf die historische BiUung des
Yolkes, wenn unsere „großen^ Gesehichtschreiber historische Mücken-
flngctei treiben? Lohnt es der Mühe au untersuchen, ob Monunsen
Unrecht hat, wenn er yon der Vertreibung der Tarqninier dies nnd
das behauptet; ob die Willebriefe Budolfs Ton Habsburg eine Ver»
fasBungsftnderung bedeuten oder ein rein persönliches Zugeständnis
darstellen; ob Thausings Untersnehnngen Aber die sogenannte Neumark
die Bedeutung einer Hypothese oder eines beglaubigten Factnms
beben; ob der persische Darias bei seinem Zage gegen die Skythen
wirklich die Wolga eneiehte; und endlieh, ob der alte, possenhafte
Schweppermann nach dem Treffen bei JfOhldorf thatsächlidt des
Oenusses xweier Hühnereier sieh erfrenen durfte? (Vergl. auch die
neuesten Untersuchungen ttber den Infiuiten Don Garlos von Max
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Bfidinffer. nachdem Hanke die ganze Angelegenheit mit dem Gewichte,
das sie veiiiieut, erledigt hat.) In seiner Schrift Uber MacchiaveUi
hat Macaulay hcreits \(n solchen Zielen gewai'nt. „In welcher Art
Philipp bei Cb iiuoea »eine Tnippen aufstellte" — sap-t der grolie
Geschichtschreiber — ..wo Hannihal Uber die Alpen zog, ob Maria
Stuart Darnley in die Luft sprengen oh Siquier Karl XTT.
erschoss. das sind Fragen, welche wie tausend andere derselben Ait
an und für sich gar keine tJedeutung haben. Nui" der, welcher
darauf a litei, wie mächtig Verhältnisse und Umstände auf (jefuhle
und Aüsicliten der Menschen einwirken, wie oft Lauster sich in
Tugenden verwandeln und Paradoxe in ewige Wahrheiten, liest die
Geschichte in der rechten Art.-'
Was dem Leser recht, .Millte dem Darsteller billig sein, und die
daraus hervorjrehendp Krirl;i>tiing des Weitijiai ktes an historischer
Literatur böte den .Nutzen ^^rößerer Übersicht bei würdigerer Auf-
fassung^ ^?eschichtli(•h^^r Vorgänge.
Fiei der Alnu i^une', welche die wissenschaftliche Geschicht-
lorschiHi«' der \ dkstliumlichen Gps<-hichtschreibnng entgegenbringt;
eine Abneigim;:::', die sich auch gegen den ,.Subjecfi^ isnius" Schillers
gerichtet hat, dessen historische Schriften dadurcli au Wert iibngeus
nicht verlieren; — bei dieser Abneigung kann es Wunder nehmen
dass die iient'ie und üfueste Arbeit ilt^r Geschiclitsldrsrher sich der —
Memoiren- i^iteratur zuwendet. Nicht nur haben iiandi.iüe Hic-toiiker
einschlä^ifre Schriften zu ihren Dnrsfplluiiui n benutzt, solche Scliviften
sogar selbststaiidi? mit Beirb it\\ 'rt* n vri m hpn und edirt, .Njiideru es
scheint sich in jt-neii neueren und neuesten Arbeiten sogar die den
Memoiren-A\'<Ml'eii t i<rentbnnilichfi |>sycholooiscli-biographische Methode
einzufinden, eine analyii>( ^^( Tll■Ml^ der Vennuthung und Voraus-
setzung, wie etwa in den riHiir>rcn I t sviiiq--Sc]ir!ften von Erich Schmidt
auf literar-historis( lit Iii Gebiete walii^'* nonuiicu werden kann Wenn
man sich an die Saclie hält und von dem ätzenden wi&senschatt liehen
StiU' ;it)sieht. deri jed<^« iil . i lit terie Sätzehen in das Probirglas wirft.
Ulli e.-? (diemisch zu iiiiltii, dabei aber an die kleinste '„'-Hwonuene
ldialsfif*he sogleich eine Behauptunn: ohne Probii^das Miikiuipft, —
so kann man die ^tunvisst'iisrliattlirdi.'' iMetJiode in lier .,Geschichie
des Ablalles iler Nif^derlande- \-ielltdi lit noch — kiiristlprisch finden.
Und was den Leser betritit, ifti volksthumlicli em]*tir!denden , wenn
auch wi.<j,enschaftlich ung'e.schultt'ii Leser, so wird man e< ilim oüen-
^ bar nit:ht immer verdenken dürfen, wenn er seine geistige Kost auÄer-
halb historischer Apotheken sucht und findet
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Die Geschichte der Familie Bonaparte^ derselben, die Grillparzer
mit der Grobheit eines einfach freien Bärgers eine „corsische Ban-
ditenfamilie" genannt hat, eine Bezeichnung, mit der die weltgeschicht»
liehe. Bedeutung ihrer Mitglieder durchaus erschöpft ist, hat eine
Flut yon wissenschaftlichen und volksthftmlichen Darstellungen erfahren,
die 80 ziemlich alles berücksichtigt, was von Wert ist Der Strom
von Blut, Unrecht und Graiuuunkeit, der aus dem ersten Napoleon
für Deutschland entsprang, ist oach Ansdehnnng, Entwickelung und
Mündung für die Unterhaltung der gebildeten Welt vom Jahre 2rKJ0
mit genügender Klarheit fixirt Der alte Clausewitz (Vom Kriege)
Kest tich besonders gut, In den Lehrbüchem ftUt das Kriegsgerassel
Jener Tage einen Raum yon solchem Umfange, dass die Watt's, Ful-
ton's, Stephenson^s, RessePs, Grillparzer's, Beetboren's u. 8. w. sich
glttekUch schfttzen dOr^m, anf einem Holsbftnkehen Ton sechs Zeilen
yor dem großen Portal der Geschichte Platz nehmen za kennen.
Wftren nkht die fMheitihdden des Jeweiligen Kriegsscbanphities
woldifttige und abUQilende Gegensätze, die Schar der vaterUn-
dischen Jngend betete yor einem Altar, dessen GMHie NapolefNi hiefie.
Die ersten Geister des Jahrhonderts sollten der dämodschein
Figur des Gorsen Jenen Tribut^ der dem Ungewöhnlichen natnrgemäft
mtheü wird. Nun schleicht die »wissensehaftUehe'* Forschimg heran.
Der Heros des Jahrhnnderts wird der hewnssten Ffilschnng seuies
Gebnrtsdatnms geziehen, sefai Eriegsrnhm erscheint in dem Gegensätze
yon Beqnisitions-^ystem und Magaonsyerpflegmig, yon Volksheer nnd
Soldheer, weit mehr als ein Besoltat ökonomischer vnd administratiyer
YerhaltiüsBe, denn als Leistong eines yom Himmel geihUenen Genies.
Und nnn kommen die Memoiren der Frau yon Btarasat und yemthen
uns — sehie Toilette- und Speisegeheimnisse.
Gleichwol gelangt das Werk noch in heryorragenden BlAttern
ZOT Anzeige; denn Über all den tiefernsten Wirtschafts* nnd BUdongs-
fragen der Gegenwart hatte das gebfldete Enropa immer noch ein
^times Stflndlein ftr den „großen' Mann, yon dem Fran y. B^nsat
mit sehr gltcklichem Einlialle sagt: „Es scheint fiut, als sei er nn-
wldermflich dazu bestimmt gewesen, entweder unter einem Zelte,
wo alles gleichgültig, oder anf einem Thront, wo alles erlaubt
ist> zn leben.'
Dabei mnss jedes tinbefangene Gemtlth allerdings das Glück des
Mannes preisen, dem seine Mitwelt erlaubte, so zn sein.
Das Beispiel Napoleons ist ein classischer Zeuge fttr die Thatsaehe^
wie leicht die Welt vor dem Erfolge im Staube liegt; nnd darin Ist
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— 64d —
er zugleich eine echt römische Gestalt: sein historischer Euiiui iiai mit
dem Oäsars die gleiche Quelle.*)
Aber er wird zu gleiclier Zeit mit jenem Jiömer aus dem (Gedächt-
nisse der Menschen schwinden müssen. Unfehlbar schlä0 die Stunde,
da man liistorisrhe Gestalten nach ihrer Bedeutung lur menschliche
"W üUalirt und tür menschliches (.Tliick .«schätzen wird.
Inzwischen aboi- wird die ,.wisseus<haliliclie'* Forschun«: in der
Studii*8tube und aut dem Katheder seinen Abfällen noch lange sorg-
föltig nachschleichen, denn jeder Goethe hat noch seinen Eekermaon
und seinen DQntzer gefunden.
Das Streben nach einer unserer Gesittung würdi^n Auffassung
der Beziehungen im geschichtlichen Leben der Völker beginnt sich
nun in den weitesten Kreisen zu zeigen und hat unter andern in den
bekannten Verträgen zur Milderung der Kriegführung einen sehr
bezeichiieiuien Ausdruck gefunden. Wie es Moynier, der Präsident
des internationalen Instituts für V.dkerrecht ausdrückt: „Der Krieg,
der in der Geschichte einen so g-roLien Platz einnimmt, dass man ihn
gewissermalien als einen beständigen t'actor der Geschicke der Mensch-
heit betrachten kann, ist der Kiiuk des modernen Denkens nicht ent-
gangen, das die Hinterlassensehaft der Vergangenheit nur
wolßeitrüft Annehmen m:i^ und dahin strebt, die gesellschafüichen
Zustande von Grund aus umzugestalten.** So ward durch den Pariser
Vertrag vom 16. A]>ril IH.jf) das Verbot der Kaperei fiir den Krie?^-
laii ausgespi-ocheu. Das ist im (Tiuude noch kein Act dei- Humamiät,
denn es versteht sich, dass die kriegführenden Mächte dem vaterlän-
dischen Capital die Möglichkeit gewähieu, auch in Zeiten des Kampfes
nützlichen Protit einzustreichen.
Einen Schritt weiter macht schon die berühmte Genfer (.-onvention
vom 22. Aug:ust 18()4. welche die ersten Anfordening(^n der Mensch-
lichkeit für den Vi\\\ dei- Kriegführung zu retten sucht. Seither hat
sich die Zahl der Friedensfreunde vermehrt, in viel höherem Maße
aber noch die Zahl der Umstände, welche selbst den Kriegsparteien
die Thatsache klar machen, dass auch ein siegreicher Krieg zu einem
nationalen Unglücke werden kann.
Diesei* ganzen Friedensbeweguug ging jedoch ein geistigei' Kampt
*) Aueh MommaeB spricht einmal fib«r Um im Stile der Frau t. Bimuat:
«Noch ia apftt4»«n Jahren blieb ihm eine gewine StutierhafUgkeit im Iniertti Auf
treteD oder richtiger das erfreuliche Bewasätsein der eigenen mSnsHoh sohOnea
Er*' hcinuner. S irq-fältip: «Icrkte er mit dem Lorbeerkranz, mit dem er in ipIUgsn
Jahren öffentlich erschien, die schmeraiich empfundeoe Giatae. . .
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— 640 —
v<«?-MU'^, Lange voi- den l'ariber u«'l <t-ii1( i V.-tirageii, vur dem IN trrs-
burger uud Brüsseler Congress hatten «jiclehrie, Staatsmänner, Mensclien-
h'ennde alier Art durch ihre Stimme den Druck eimr öffentlichen
Meinung erzeugt, wie es denn einige miithige Bürger \<m. Genf
waren, deren Initiative jt'iie Convention zustande brachte.
Unter den geistigen Bewegungen der Gegenwart ist die Friedens-
bewegung eine der volksthihnlichsten, edelsten und verstÄndüchst^n,
und sie sollte nicht nur in Thronreden, Delegations- Sitzungen und
Parlamenten, sondern auch in den fili' den Geschichtsunterricht
bestimmten Lehrbuchern ihren geschickten, wirkungsvollen Ausdruck
finden. jB)8 ist nothig, dass der innige Wunsch der österreichischen
Volkshymne: „Gottes Sonne, strahl' in Frieden auf ein glucklich Östei^
reich!'' in den Hensen der Jugend emen mächtigen Wiederhall erwecke.
Dies ^rde nicht nur ta einer vODig veränderten Auffassung und
Würdigung historisch ei- Vorgänge und Personen überhaupt flUiren,
es würde vor allem auch dem Wehrstande die bioe relative Bedeutung
geben, die ihm gebfirt; nnd vielleieht erwürben deh dann die Mit-
gtteder nnserer modernen Jugend die ftr die Werteehätiung der
bitargerlicben Ail>eit so überaus nothwendige EtkenntniB, dass dem
armen Erdenpilger noch grOBeres Unglück widerfidnren kOnne als das
HissgeBchicfc, seine Visitenkarte mit dem Titel eines Besenre- Lieute-
nants nicht sehmflcken zu dfirfien.
Glddiwol kann der Krieg und seine Fennen unter Umständeii
eine ganz ntttdiche Materie ftr den Unterriteht sein. Aber seine
Betrachtung mnss nach den Grundsätzen der Friedensbewegung
erfolgen, und neben den Momenten patriotischer Begeteterung, wetehe
die Eriegsflirie zu Zeiten entzünden mag, mnss das bleiche Gespenst
des Massenunglüdcs erscheinen, das auf den Spuren des Kampfes
daberseUeicht Die Tendenz, aus den guten Kriegsläuften irgend
einer Vergangenheit einen Patriotfomus erzeugen zu wollen, ist keine
erzieliende, weil de barbarisch ist Der Patriotismus; der sich seine
Nahrung nur aus dem Kanonendonner holt, führt zur VerwUdemng,
zn einem auf die 8pitze getriebenen Chauvinismus^ Der beste Patriotis-
mus ist doch nur der, der seine Quelle in dem sichtbaren nnd
fühlbaren Glücke der Gegenwart findet. Der beste der yater*
ländisrlien Dichter unseres Österreich, Grillparzer, fand bei Ver-
herrliclmiig seiner Heimat nur wenig kriegei-isehe Klänge, und in
seinem Kriegs- und L.igerdrania vom Kuiiig Ottokar schießt seine
Friedenshyniue zu einem Lobe des wirtschaftlichen Glanzes seiner
Heimat empor. 'Vergl. die Rede Ottokars von Horneck in dem
genauutcu Drauja.;
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— 6Ö0 —
Denn nicht immer bilden Kriege einen CulturmaSstab. Der Sie^
auf dem Schlachtfelde fällt nicht selten auch den Barbaren zu. Gleich-
wol ist die Auffassung selbst in der wissenschaftlichen" Geschieht-
schreibung^ niclit unbeliebt, den Primat der Watten Uber die Herrschaft
der geistigen uud ökonomischen Kraft eines Volkes zu stellen. Allein
dies i&t eine Vertauscfmn^'^ v n Folge und Gi*und. die nur dann ent-
schuldigt werden kann, weuii die bezüglichen Staatswesen nach ihrea
wiitschaftlichen Verhältnissen nicht genttg-end erforscht sind.
Eine vernünftige Auffassung des Krieges als geschichtliche
Erscheinung kann endlich auch dazu füiireii, den Überwundenen
gerecht zu wtiden. Tn der Kegel räumt geschichtliche Darstellung
nach farbenreicher Sciiil ierun? des Kampfes s-elassen das Schlachtfeld
ab und überlUsst die irostiose ^ dcv iie>it!gieu ihrem Schicksale
wenn nicht (\i-m Lächeln der Ziili iiei. In dieser Hiii>irl]i könnte
mau last behaupten, der Verzwrii limtrsschrei der edlen iTatnii Has-
dnibals töne vom Tempel des ivMjmu bis in unsere Tage hertin.
Merkwürdigerweise liegt es in der Teudtii/^ der Geschichte, dass
der Siejrer zum Historiker seines glficklichen Krieges wird: unter
dieser Jagge u'i It die Geschichtschreibung des alten Rom durch
das Meer der Jahrhunderte bis in die Häten der Gegenwart. Strh» !",
die Quellen über den E3dsteuzkami»f der punischen Kriege besonder.««
auf römischem Boden, so fließen die Berichte über Catilina und die
Scla?enbewegung fast ausschließlich aus dem Schöße einer großbfirger-
lieben Partei, die jenen Erscheinungen ebensowenig'; gerecht wurde,
wie die Berichte des Hofkanzlen £ck über die Bauernbewegug
grundsätzlich dem Kerne der Sache aus dem Wege gehen. AlUaMliap
hat besonders denteehe Oeeehiclitsclireibiing mit diesem UaireMa «sf-
geräumt*).
Aber man sollte immerhin meinen, dass der berttobtigten punischen
Treue die römische Brutalität mit einigem Nutzen gegenüber gestellt
werden kOnnte. Das Imperium Romanum igt niemals ein System der
Ethik gewesen. Auch leuchtet nicht ein, warum in den landlftnfign
Lebrbtcbem pnmsches Wesen allein naeli dem Gbaiakier der reichen,
weichliohea ksrtfaagischen StidtbeTOlkermig genidmet wird. Die
prftehtige Qestalt Hamflkare [foidert am^ ihr Becht; Xemmsea, der
nicht gerade Heroen-Cnltiu treibt, bebt ihn auf den schwereD Wogea
semes Stiles sn nichtiger Hohe empor. „Qrotortfger als Tum Ihm'
*i über Uannib&l sagt Moiniiiscu; ^ludes, weua iiuch Zorn. Neid und Gtiiitin-
heit seiae Geschichte geschrieben haben, sie haben das reme und grolle Bild nicht
iB trObM ▼enDocht*'
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— 6Ö1 —
— sagte er — ^üt vielleicht nieinab der groteiÜg« Kampf des
Menschen gegen das Schicksal geführt worden." Und am Schiasse
der bezüglichen Schildernng zieht er — bei Mommsen nicht gewöhn-
lich — Schamhorst zum Vergleiche heran. Freilich gehört der alte
Kriegsheld der Partei der Überwundenen an; die Römer sorgten
dafür, dass von dem, was er geleistet, kein Stein auf dem andern
blieb, und doch war es Cato, der brutalste aller Kömer, welcher den
Ausruf that, dass kein König wert sei, neben Hamilkai* Barkas
genannt zu werden.
Wenn der Krieg schon für den Sieger ein Unglück sein kann,
dann bedeutet er für den Besiegten das Elend. Gescliichtliclier
Unterricht aber wiid sich hüten müssen, zu diesem Elende noch das
Unrecht zu fügen. Zu keiner Zeit ist für diesen Zweck maßvollere
Schilderung: nöthig, als bei Darstellung jener Kriege, die als Existenz-
kämpfe zur Aufrollung irgend eines Weltbildes leider Material bieten
müssen. Der Unterricht bat keinen Anlass, den Sieger tönend zu
preisen, wol aber die Pflicht, des Besi^ten mit Gerechtigkeit und
Theilnahnie zu gedenken.
Denn eine vernünftige Reform wird auch hier iu die huiimueu
Bahnen der Friedensbewegung eiiizuleükeü haben.
Auch den Allen galt Betrachtung des Kampfes als Bil hiu-'-s-
mitt^l. Aber selbst abgesehen von dem durchaus veränderten Inhalt
der Gegenwart und der Gemeinsauikeit dieses Inhaltes bei allen
Culturvülkeni unserer Tage, war es der Kampf im dichterischen
Gewände der alten Heldengesänge, dem man Kinfluss auf die Jugend
zuschrieb. Und wie J. v. Kalke hervorhebt, „verkannte man bei den
Hellenen nicht, dass auch in den Gedichten Homers mancherlei ent-
halten sei. was dem jugendlichen Gemüthe nicht entspreche".
Wir wünschen aufrichtig, dass auch dif Geerenwart von gleicher
Erkenntnis in Hinsicht historischer Stoffe erfüllt wäre. Eine Schlachten-
schilderung von Theodor Kömer, das Gemälde eines Kampfes aus d^
Nibelungen, ein warm empfundenes Gedicht Gnllparzers an die Helden-
gestalt Radetzky's kann in geschickt gewählten Augenblicken und bei
spärlicher Henuizung des bezüglichen Motivs einen patriotischen
Funken entzünden; die düire Leichengeschichte eines Lehrbuches
kann dneefi^en mit dem Tode Cyrus', Crassus', I^egulus", mit der Ein-
äscherung von C^apua, Sagunt und Karthago nur Schauder erregen.
Was 5K)11 es frommen, die Leiden und das Elend einer blutrünstigen
\ < 1 gangenheit immer auls neue wieder vor das Auge und das
Gemüth der modernen Jugend zu stellen?
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— 6Ö2 —
Der Bildlingswert jeder geschichtlichen Epoche liegt nur iu dem
geistigen niid wiitsclrnftlichen Inhalte derselben. Was die Gegen-
wart aus den classisclien Triimniera von Hellas und Rom mit NuUtu
aufnehmen kaüii. das tlielH allein hu.> dtm VerstJiidnis der greo-
graidiibcken, ökonomischen und socialen Verhältnisse der alten Staats-
wesen.
Mag man diese (iebieie immerhin mit der t t\va> de- 1 adireuden
Bezeichnung „Oulturgeschichte" abthim,für Menschen, die ohne politische
Brille zu sehen gewohnt sind, bilden sie allein die . . . (ieschichte.
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«
PSdagogisehe Bandschau.
Die 30. Allgemeine deutsche Lehrer versammlnag. Die Allgemeine
deutsche Lehrerversaiuiiilaiig ist eine Schöpfting des Jahres 1848. Einem Anf-
rttt Iblgeod, d«r neben aadem bekennten Nemen eneh dicijenigen elnee
Berthelt, Dreeeler, Wender eie ünteiechriften tng, hatten steh ineliierB
Hundert dentseber Ldirer im September des genannten Jahres in Eisenach
znsammengrefnnden. Unter stürm ischera Beifall der Versammelten werde dort
der „Allgemeine deutsche Lelirerverein" ins Leben gernfea.
Sein Bestehen währte nicht lange. Dem Ansturm der Reaction kounte
er niebt Staad halten. Bereite auf der Tierlen eeiner Mitgliederversammlungen,
1852 in Gotha, wurde er an Grabe getragen. Dfe ^Allgemeine dentaebe
Lehrer Versammlung" trat an seine Stelle.
Was diese den deutschen Lehrern prewesen ist, hat die Geschichte ver-
zeichnet. Tn der dunklen Naclit der f'infzig-er Jahre war sie der Hoffnungs-
stern. der alljährlich zur Pting:8tzeit aulÜHiumte und die vertagte, eingeschüchterte
Lehrerwelt aufs neue mit Zuversicht und Vertrauen erfüllte. Die Allgemeine
denteche Lebierrenamailnng war dee Buiier, nm das eile die eich sobatten,
diei nnberllbrt Afteegeiete der Zelt, an dem Sebnlldeale elnee Pestelezei,
einee Dieeterweg festhielten.
Am Anfange der siehziger Jahre, als. beeinflnsst durch den Hochflng der
Zeit, die Ftingstzusammenktintte der deutschen Lehrer zu ungeheuren Masseii-
versammluugen anschwollen, erhob sich der Ruf nach Umgestaltung der Ver-
sammlung. Die Anregung ging von Berlin ans, wo jüngere, thatkräftige
Standeegeneeeen 1871 den Dentieben Lebreryereln begillndet hatten.
Man wiee von dieeer Seite daranf hin, daie. jene loeen Vereammlungen in ifann
ErwBgangen und B^hlüseen mehr oder minder von Ertlichen Einflüssen ab-
hängig seien, die Gesammtanschauung der deutschen Lehrerwelt in ihnen also
kaum zum Ausdruck kommen könne, und man forderte demgemäß die Um-
wandlung der freien Versammlung in eine solche von Delegirten der deutschen
Lehrerrereine. Ee wnrde Uber dleeen Yoreefalag' viel bin nnd her gesprochen,
eine Binigong kam jedoch niebt metande. Die Folge war, daae 1876 eine
Del^fjrtenvereammlnng deutscher Lehrervereine, der „Deutsche Lehrertag",
ins Leben gerufen wurde, der seitdem neben der Versammlang, abweehaelnd
mit ihr. zn^nmmentrat.
Ks iHi das Verdienst des Leipziger T.phrervereins, eine Einigung er^^ielt
zu haben. Als die Allgemeine deutsche Lehrerversammluug zu Mannheim
1891 Leipzig zum niehaten Venammlungsorte wlUte, erUftrte der dortig»
Lefarerterein, eine der Slteeten Glieder dee Dentsdien Lebrenrerelna, daae er
gern bereit eei, die Versammlnng ▼ORDbereiten, dass er aber anch die in den
sieh/itrt^v Jahren erfolglos gebliebenen Kiuii^nngsverliandlnngen wieder anf-
zouchmen gedenke. Muse doch, heißt es in dem Aufrufe, mit dem der Leip«
P»d^(«giniiii. Ii. Jahix. Haft X. 44
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- 654 -
ziger Lehromrein rieh im Deoember im Torigen Jalmi an ile dMlMkflii
Vardne wandte, das NebwwjaaadertwrtalMn Ton Ldowryqnianniihiwg vnd
Lehreirtaflr »sn der inifea Heiaiiiiff lUnttt die deutsche Lehranoliaft ia
Kwei sT^indsatzlirh geschiedene Lasrer gespalten sei. wodnieli unsere Stimme
der ÜflE^entlichkeit gegenüber bedeutend an Gewicht verlieren niiiss. Und doch
werden in beiden Versammlaogeü »eit Jahren nahezu dieselben Fragen be-
sprochen. Derselbe Geist beseelt die Verhandlungen. SeUwt die AniMMiin
beider VenMamnlaiigen beatehen cm Tbell ana deoaelbeii PenoneB. Der Z«-
aammenschloss erscheint gerade iB der Gegenwart um so nothwendiger, als die
Feinde der Lehrerschaft, besonders die Geprner jeder Srlb<;tstiindigkeit der
Schale, aUe Kräfte daran setzen. Deutschlands Lehrer durch Spaltung- unil
Zwietracht in verschiedene Lager zu trennen and dadurch zur Ohnmacht ku
verdammen'^.
Infolge der Anregung dee Lelpalger Lehrervereins find Ostern d. J. eine
gemeinsame Conferenz von Avaieliiissmitgliedem der Versammlung und solchen
des Lehrertages statt, in welcher die Grundzüge der Einigung festg:e5>t«llt nnd
schließlich von allen Anwesenden genehmig worden. Aof der Pfingstveraiuam'
long wurde die Einigung bestätigt.
Et war ein erhebender Aogenblick, aüs am «weiten Tage dar Yerhaiid-
litngea der langlllirige GeeebaftellUirer dar Ytnamaüwig, Oberlehrer MOrle
ans Gera, mit vor innerer Bewegung bebender Stimme den Vereammelten an-
rief: .,Das Streben der deutschen Lehrerschaft nach Vereinigung
ist erfüllt!" und als tausendstimmiger, jubelnder Beifall ihm antwortete.
Die 80. Allgemeine deutsche Lehrerversamuüuug war also die letzte in
der bisherigen Form. Darin, dass sie die Einigung der deatsehen Lahnr
herbeigeführt hat» liegt ihre HsnptbedentQiig.
Die von Sealschuldirector Debbe an BremeD, dem S^wiegersohne
Lühens, geleiteten Verhandlungen, an denen gegen 5000 Lehrer und Leh-
rerinnen theilnahraen, begannen Dienstag den 2?>. Mai. Die gerÄnmige Albert^
halle des ivrysiallpalastes war bis auf den letzten Stehplatz gefiillt. Mächtig
rauschten die Töne des Pfingstgesanges: „0 heü'ger Geist, kehr' bei nna ein*'
dnroh die weiten Riome. Naeh einem Hoeh aof Saefaaene König bagMUMB die
BegrSßnvgsreden. Zanftchst sprach der sächsische Cnltnsminister Y, Sayde-
witz. Er rühmte den ^besonnenen Fnrt.^chritt- der sächsischen Schnlgesetz-
gebuug, der '^irh Vdr allen gewagten und weitgehenden Experimenten gehütet
habe, nnd hob dann uamentlicli die Stellung die^^er ächulgesetzgebung zu den
beiden wichtigsten Verhandlnngsgegenständen, der Schulaufsichtsfirage nnd der-
jenigen der ^maltaaschnle, hervor. In ersterer Beaehang habe man n
Sachsen dafür gesorgt, dass der oi^anisclie Zasammenhang zwischen der durch
Einfühlung der Faclianfsicht auf eigene Füße gestellten Schule und den übrigen
Factoren des socialen Lebens, Familie, Kirche und Staat, nicht zerrissen werde.
\'ielmehr seien die Verhältnisse so geordnet, dass auch diese letzteren Factoren
innerhalb dei durch die Gesetzgebung festgestellten Grenzen lebendigen An-
thefl au der Entwickelung der YoUuschnle nehmen konnten imd mlteteo. Be-
treib der Simaltanschulfrage betonte der Minister, da^s seiner t)baraaBgaBg
nach eine Schule, welclie ihre Hauptaufgabe in der Erziehung zu sittlicher
Tüchtigkeit erblicke, nur möglich aui' religiöser Grundlage, diese jedoch
lediglich annehmbar sei in confehsioneller Form. Darob die oonfessioneils
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a
— 8W —
VolkRSfhule sei es in .Sachsen möglich g^ewesen, die Jugendbildiuig' s<> zu or-
ganisireu, da&i bei voller Wahrung der Gewisseusfreiheit der Gedanke der
üttUch-religiSflen Erziehong den g^ammten Unterricht durchdringe und er-
wirae. In den Belftdl, der diesen Worten des Uniften folgte, nMitm sieh
t«nittsdte Qachlante.*)
Die folgenden Begrtißnng:8reden des Oberbürgermdst^ Georgi ttad dM
Stadtrathes Walter, Vorsitzenden des st;idtischen Schnlausschnasea, bewegten
sich in den conventioneUeu Formen. Kinen frischen Ton schlug^ Germer, der
Vorsitzende des Leipziger Lehrervereins, an. Im Gegemtatice zu dt$r Be-
ftiedigong, 410 dnreh die vorangegangenen Beden hindorchgeid ringen hatte,
M «r bemror, daas der Ffbreofge 4m Stante« für die Sobole («in mnneben
deutschen Ländern", sagte Herr Germer; in allen wSre richtiger gewesen)
noch ein weites Feld oflfen gehalten sei. Mit Keclit erstrebe die deutsche
Lehrerschaft eine bessere Vorbildung für iiu-en Beruf, inti Iii f tiiPÜM und sitt-
liche Hebung der \ oiksma^en durch wirksameren ünterridii und vollkominenere
Ki'ziehung. Sie fordere, dass treue Lehrerarbeit gebürend gewürdigt und die
Fidagogik ala eine Wteenaoliaft und KuiBt geachtet werde, zn denn Ana*
fübmg war der geaehnlte Enteher berechtigt aei.
Den ersten Vortrag hielt Direetor Dr. Sachse aus Leipzig Uber ,|Die
Bedeutung der Volksschule". Er führte Folgendes aus:
Die Volksschule wird erst in neuerer Zeit als ein Factor de» öffentlichen
Lebens betrachtet. Da sie ein Kiud der neuereu und neuesten Zeit ist und
sich rapid entwickelt hat, so findet sie noch nicht die redite Würdignugj ihre
WertaehitEiittf im affentUeben Leben wird noeh von Ansohannngen Mherer
Zfltten beefaifluat.'
Gegenwärtig erwartet man von der Volksschule große Wirkungen in
B^'-^n? auf die Aufgaben des üttenflifhpn Lebens; ihre Arbeit ilns^egen achtet
niun i^t ring, weil sie es nur mit elementaren Kenntnissen und W ertigkeiten zu
thuu iiabe. Beides ist falsch. Sie kann zui* Bekämpfung der Socialdemokratie,
zur Hebung kiiehliehen Sinnes, znr Stärkung der Qimtlidiett SlttUdikeit dlreet
liiat niebta bettragen; denn yeratandeareUb, aelbBtatlDdige Übemeogmirf Lebeiia>
erfalirungen kommen erat nach den Jahren der BlenieiltailiDdnng, und erst in
der Zeit vom 15. bis i«m 24. Lebeoqabre reift md gedeiht die efgentUcbe
Bildung fürs Lebeh.
Aber wenn sie auch nicht die Schäden unserer Zeit bebtiligen kann, s<>
ist doch die Arbeit in ihr keine so genugidgige uod meclianisclie, wie man
beute bOren bann; denn sie beatebt niebt nnr darin, den Xindsni die Fertig-
*) Beehl iBteressaat ist die Ueüie Rede, mit wdcher Herr Debbe ans Bremen,
der T'rn ir^ nt der VoTsammlung, die Ansprache Seiner Excellenz zu beantworten für
gut befunden hat fjach dem stenogiaphisoheiL Berichte (a. .Allgem, Deutsche Lehrei-
settaag" Nr. 83. S. S88) sagte Herr Debbe wOrtHeb: „lek bitte Bw. Bzcellenz, mir
gestatten zu wollen, dass ich Ihmi nir di«- bf.rrliclieu, tief bedeutsamen Worte den
herzlichsten Dank der Versamuiiuug ausspreche und den Wunsch lUnzufuge, daas
der aihniebtige Gott Unten Kraft ireben möge, das Scepter des Ooltesdiensfees in
Sachsen noch recht lautre »o zu fühn n wie bisher." Die Worte „wie bisher" schließen
nach dem Zusammenhange ohne Zweifel eine Zustimmung siu streitf conlessionelieu
Richtung in sich, welche jedenfalls nicht im Sinne der Mehrheit der Yenammlnng
lag. HöfUcbkeit ist eine sdhOno Saebe, abw es gibt aa6er ihr aveh noch andeie
sehOne Sachen. D.
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kflittti dw Leiens, Keehnas uod Scbreibens beisahiiigMi (n welcher Arbeit
ja aiMh «in ÜBterottdMr ffMfgMt wire), wndmi sie hat es nit dsm wotedsi
Menschen, mit diB Oilsle, der das Ebenbild des göttlichen ist, zu than. B[tar
sind Geheimnisse za ersrründen und RSlliscl zu lösen, wie sie keiner Wissen-
schaft gewichtig:er gestellt sind. Daher die \'orliebe unserer (reistesheroen für
das Gebiet der Erziehung. Vt aa sie erkaunt und erl'un>cht, ist die Erkenntnis
eines gaastti Standes geworden, dei' die Ao^gabe hat, unterrichtend zu erziahen.
In dar nssmi Zeit sind aaf alloi GaUaten so nngeheoaN Fartsohritte
aa VMselchnen , dass der Begriff allgemeiaar fiüdang: eine andere Badeatnag
erhalten hat als früher. Die Schill«- hat diesem rapiden Fortschritt gegenüber
die größte Schonung der jugendlichen Geisteskräfte m beaditfii; - s sind ihr
Grenzen in der V'erarbeituug ueuer Erkenntnisse gesetzt. Das \\ is&eu ist
nicht Selbstzweck. Durch die Beschaffenheit des kindlichen Geistes iat die
Bsgreannff dsa Stolfes nad die Hathoda des Uhtanielites bestimmt. Dsber
wird die fortschreitende PidafOgik den Unterrichtstoff auf seinen Bildnngswert
prüfen, besondan in Besar daiaaf, ab er dia algana Tiiftt%keit das KIndea
anregt.
Das Wilsen der Gegenwart ist in dieser Form noch nicht veraibeitet und
die Methode für solck geistbildenden Unterricht noch nicht gefunden. Hier
mnss der IieJirer nadi eigener EMekt bandeln; denn es lassen sieh «al
Gnndsätze für EIrziehnng und Unterridit aufstellen, aber diese wirken nur,
wenn sie der Lehrer selbst thiltig zu den seinigen macht. Der Erfolg des
Unterrichts liegt in der Persönlichkeit des Lehrers begründet, in sittlicher und
Intellectneller Beziehimg. Da« ist die hohe Bedeutung des Lehrerbemfs, dass
ar eine Persönlichkeit voraussetzt und die große Verantwortlichkeit desselben,
dass dar I^ehrer das elgana fsistiga Sein aof nnftrtiffs Gaistsr ttbertrsgea
mala and smlt eins Menge naeh sich bildet. Daher kann kein Beruf so viel
Safsn stiften, aber auch keiner so viel Unheil anrichten wie der Lehrerberuf.
Diese Erwägungen stellen die Bedeutung der Volksschule in das rechte
lAokt und rechtfertigen die Ford« i uugen des Lehrerstandes nach iiiiiierer Vor-
bildang, eine Forderung, die nicht aas ehrgeizigem Streben, tionderu aus einer
tanemn Nothweadigkait harvarg egangan ist Obfl^cb fttr die LehrerbUdaag
in den letzten Jahnehnten viel gethan worden ist, so aass doch noelt anfai^
ordentlich viel geschehen; denn das Wissen, das in der Seminarzeit erworben
wird, ist zumeist nur encyklopädiBtiwh . es belebt und befruchtet nicht. Und
doch bedarf der Lehrer der V'olkssciiule der Durchbildung, eines sicheren
Blickes, eines klaren L'rtheilü, um die Kesultate der Wissenücliail, die Er-
fabrnngen des Lebeas sieh ansneigaen and amioselien Uct KIndar und Velk.
Jeder Portechritt in dar Pidagi^ ist von dar ValkssebaiiiidiagQgik ina-
gegangen, und das Fortschreiten in derselben wird mit der Ausgestaltung der
Lehrerbildnng continuirlieiier werden. Der Einwand, dass es sich bei der Lehrer-
arbeit zumeist um kleinliehe trnd merhanische Dinge liamlt le, ist nicht zu-
treffend, weil die Vulkäschule die Groiidluge zu jeglicher Üildimg g^ewährt und
die ersten BlndrBcka aaf den Geist die wichtigsten and bastlmmandstwi sind.
Jeder nrtheilt Uber die Valkssehala naeh salaen elgenaa Erflüinuigenp mi
daher <>ft die geringe Wertschätzung derselben. Andere Berufsarten geldlnter
Richtung haben e- TÜcht selten auch mit recht kleinlichen, mechanischen, ja
widerwärtigen Dingen zu thun, die dennoch ilirem Ansehen nicht schaden.
— aw —
Änrh betrert's der ethisfbpn Bildnng: stellt unsere Zeit andere Forderaug'en.
Da« Fabrikwesen, die Lockertin^^ der Familienbande nnd Familienzücht, der
gesteigerte £ampf ums Dasein, die Richtuug auf daa Siiuüicke liaben den Be-
griff llr BeQht «nd Wahrlult gwdiwldrt» das MUd IQr dai BSdIa abgestumpft.
Dm «eigen in enehnekender Wefn die statktiMheii SrlulnugfB» bwantora
die über die jogesdlichen Verbrecher nnd Selbstmörder. Energidosigkeit, ÜB-
^«friedenheit, Znchtloßig-keit und Gottlosigkeit zietien in unser von Natur kem-
gesuudes Volk ein. Jeder beklagt diesen Zustand und will ihn verbessern.
Alter es gibt nur ein heilendes Mittel, es heißt psychologische Benrtheilnng und
fftdagogischA Bckandlimg der fehlerhaftea Bichtoiigea und tocialeii Verimingen.
Vm ^dm Utm Efaid tdion nlt ErMg m tinm, ana» der Lelnw winen, wie die
Mensclieii fiidi 111111« eatvi^elten, was treibend nnd hemmend witfeite, was sie
gedacht nnd erstrebt, er mnss die Bedeutung jeder Culturerrungenschaft, die
TTrKRcliPM jedes CuUnrrü^'ks'ans'e« . die Weltansobaunns'pn d^r Diefiter nnd
ih üker kenueu. Ans dierft^m (imnde braucht der Lehrer eine ebenno gediegene
wibscD schaftliche Vorbildung, wie sie z. B. der Arzt besitzt. Hätte unsere Ei*«
xiehnng udt dtt VorMrittan d« Neaaeit i^eiehen Schritt gabalten, der Shh
stand der Unralie dnd Bathloaigkeit, in dm wir ans Jetat bednden, wlre nidit
mö^Hch gewaaea; denn das Wort Sclileiermacben: „Alle« Bevolatiinilre liegt
in dei- nnrichtififen Org-anisation der öffentlichen P^rziehnn»:", gilt noch heute.
Früher wii'kteu Farnilien.sinn. FamilirTisirte, die .Aufsicht und Zucht kleinerer
Gemeinwesen erziehend; dieser Einrluss ist geschwuudeu, und Strafg:esetz-
bnch and polizeiliche Verordnungen können ihn nicht ersetzen. Nur durch
VelkabUdang und VoUunraiehvng kaoB geiioUbD wwdan.
Der Lehrer der Volkaaolrale darf diMer Aai^iabe nicht fem stehen', aber
die Schale verliert den Zögling in einem Alter, in dem die eigentliche BUdang
fürs Leben erst \hv<>rt Anfani? nehmen kann. Der f<enng-e Einflnss der Fort-
bildungsschule reu iit nicht aus. Der junge Mensch ist sich nun selbst über-
lassen, denn es ist den gebildeten Kreisen noch nicht zum liewusstsein ge-
koBBien, daea alle Erscheinungsformeo des öffentUohea Lebens psyehologiBoh
betmeiitet and psdagogfaeh behandelt werden mflaaen. Aber dieeea BawaMtaein
maaa komaiea, Staat, Kirche, Presse, Literatur, Ifilitär. Innnngsvorsteher
müssen in diesem Sinne erziehend thätig sein. Der Unmündige soll zur ein-
sichtsvollen \\'ürdi2'nn!x der Xothwcndi^keit des GesetTies und des freien Ge-
horsams gef,'-en da.-.aelbe gebracht werden. Die Heilmittel für unsere Schäden
liegen nicht in der Wiedereinführung von i.nirichtungen der Vergangenheit; es
iat anmogUch, eine frUiere Periode nnaerer geschiditliebea Bntwickalan^ anrftck-
aarnfMi; jede Zeit braacht nene Ideen und neue Fllbrer.
Nur die Pädagogik kann die FfUiniDg fibernehmen. Werden die Erschd-
nnng:en des nffeutlichen Lebens nicht nnr nncli der politischen, socialen und
kirchlichen, sondern auch nach der pädagogischen Freite henrtheiU, dann
wird eine neue Periode onserer Entwickelang and geistigen Antschwungs ge-
koBimen sein.
IHeaa groAe Aviipibe lunm aar danli einen toib Staate eingeaetoten Er-
aiekersund geUiet werden. Da die Methode der erweiterten YolkablldlBg nicht
verHcbicden von derjenigen der Vcrikieehale sein kann, so kann dieser Stand
nur der der VolksschuUehrcr sf^in. Was eine Zeit an Tdeen nnd Bestrebungen
bewegt, mass der großen Menge zum Veittaadflis gebracht werdea. Übang
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— m —
in soleber Darbietnnir htt d«r VdkMeliiiUelmr. fitmi «U er dM organivhe
Mitteilt swiaehen den GclahrteBtlnui und der breitea ScUekt der Bov«!-
k«nmg bilden.
Ehe aber die Pädagogik zu diesem EinflusB g^elan^t, werden noch viek
Jahre vergehen. Ist sie doch norli nicht einmal an der Stelle f^ewürdigrt , an
der alle Richtungen g'eistig:er Hethätiguug and Forschuni? ihr Asyl g:efnndf!n
haben, an der Universität. Dort ist sie nor ein Anbäugsel der Theologie and
PhOoMpIdB.
Die Pidacogik wm tn ZnknaA aooh in vteloi Diag«ii ihie SUbm «i^
heben, in denen sie bisher noch nicht znm Worte gekommen ist. Bei der
Rechtsprechung darf es sich ni' ht alh^in um die Sühne für das Vei^ehen oder
Verbrechen handeln, sondern es müssen zugleich Mittel zur Besserung d^"« An-
geklagten in Betracht gezogen \Nerd6n. Dnrch ein liebevolles erziehendes i^an-
gehen aaf dem Volksgeist wird auch unser deutsches Volk, das von Jeh«r die
nUgUtoen WaMeitea Mit gntar Bii«talenDiir eitat hit, für die eiwftriwn
und doob so erhebenden christUoliei Ideen nieder zu gewiiMn mIb. Endlich
muss sich die Presse ihrer erzieherischen Th&tigkeit bewnsst werden. Der
Verbrecher darf in ihr nicht dnrch eine pikante Darstellung gloriti- i! t er-
scheinen. Die ForHchunpeii T'arwins und Hftckels, die ja nur Hypothesen sind,
dfirl'eu nicht als absolute VV aürueiten uutei' das Volk getragen werden, denn
die ▼erwirren nur. ündUUelie Sdnlften werden von der PoUnel verbeten;
wer behütet aber nneer Yolk vor dem Leeeecbend, der ibm eo bOliir »ve*
tngen wird?
Also: wenn die Pftdag^o^ik wirklich iieilsani wirken soll, dann darf sie
nicht nur bei sechs- ^is vierzelini;llir?LZt'Ti Kindern in Anwendung^ k(mim<^ii:
sondern sie muss Einflu.ss auf unser ^esauiiales T/eben {gewinnen. Das Xßt unser
Ziel. Lassen Sie uns ihm hofiiuiugsfreudig ent^ereg'enstrehen! —
Leider wurde die Wirkung des gedankenreichen und anregenden Vor-
trages dadurch gemindert» daas der Bednar aeiner adiwadwn Stimme wegen
nieht im Stande war, aidi einem grSBeren ZnhOreifcrefoe ventBndlidi nn maehen.
Eine Diaeoaaion Ibnd nieht statt.
Der f-i]{i:en(le Vortrag des Herrn Dr. Bartels (Gera) über „Die Frage
der Fachaufsicht" stand nicht auf der Hölie. die ein der All^-emelnen
deutschen LehrerTersammlun}^ ji^ebotener Vortrag einnehmen soll. r>nr H>^dner
erging sich einleitend iu längereu, zur Sache nicht gehörenden Austuiiningen
über die Schäden der Zeit und begründete dann in ziemlich flüchtiger, ua*
grttndUeber Weise die folgenden Thesen:
1. Die gesetsliebe Begelnng nnd die Beanfrichtigung des gesanimten
VoIlESsehnlweeena gebUrt allein dem Staate.
2. Znr inneren Leitnng nnd BeanMehtignng des VeUnsehnlweseas
sind im Interesse des Staates, der Kirche und der Schule nnr theecetiMih
nnd praktisch erfahrene Schulmänner zu berufen.
Die Schulaufsichtsbeamten müssen in erster Linie ans den Reihen
tiiclitiirpr und bewilhrter Volksschullehrer genommen werden. — Aber andi
. Iheologen und l'hilologen, die durch jahrelan^^e Arbeit in der Volksschule
sich die nöthige Sach- und Fachkenntnis erworben haben, können als Schal-
inspectoren bemfen werde».
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— 609 —
4. Die Localscljulautsicht in meLhotiiscb-technischer Hinaicht ist im
Interesse des Staates, der Kirche und der Schale aufzuheben.
5. Der Kindie sollAn ASban Ganatien gegebe» werdeB, da«
kinddlelifln ünteranm andi bei der Anfhebuif der LoGalaelnilaiifrieht dnreh
die Geistlichen gewahrt bleiben.
I)ie T>fprnssion schlug zunäclist Nebenweg'e ein. Heinrich (Prag) warf
die bekaniiiiieh in Österreich viel besprochene, für die reichsdeutschen Lehrer
aber zanächst völlig bedentnngslose Frage auf, ob die Schnlinspectoren definitiv
oder provisoriBcb angestellte Beamte sein sollten, and Tenpser (Leipzig)
ging auf DSrpAlda Mannte Theorie der Sehnlverwaltnng dnreli die Sehnl-
gemeinde ein. Tews (Berlin) erwarb sich daa Verdienat, den Hanptgesiohta-
pnnkt wieder hervorznheben, indem er als den Eempnnkt die Frage anstellte:
"Wer soll Sehnlanftichtsbeamter sein? Nach längerer Er^rtemn^ wurde die
1. These in der Fassung des Redners, die 2. mit folgendem Zusätze:
„ . . . welche sich ausschließlich der pädagogischen Wirksamkeit widmen,
ad es, dasB aie als nnmitteilbare Staatsbeamte, aei es, dass ale als Organe der
Selbstyerwaltang in grt^Beren Schalgemeinden dienen*;
die S. in folgender Fassung:
-Jeder tüchtige Volksschullehrer. gleichviel nb er Seminar- oder üni-
vprsitätsbildung genossen hat, kann 8chttlin?pprtor werde.«**;
die 4. mit dem Zusätze: „(Die Localsclmlaufsichtj durch Nichtfachmänner .
angenommen, die 5. dagegen auf den Autrag Stolle js, der hervorhob, dasä
die Kirefae sdion sellnt ilirs Interessen waluren werde, abgelehnt. —
HMi^nnkt der Lelpadger Versammlnng Uldete der Yortnig Seherers
(Worms) über „Die Simnltanselinle — warum muss sie die Schule
der Zukunft sein?" am zweiten Tage. Die folgende dürftige Skizze möge
wenigstens die Hauptgedanken des beinahe zweistündigen Vortrages angeben :
Der Zedlitz'sche Schnl^^etzentwurf machte die Schule zur Domäne der
Kirche im Sinne der Anträge Windthorst's. Dieser Entwurf war in seinen
Hanptbestinamnngen denVoUn- und Zeitgeist vflllig entgegengesetst Er erregte
tiefen ünwülen nnd musste deshalb znrttckgezogen werden. Genützt hat er
dadurch, dass er das Interesse des Volkes für die Schule neu belebte. Aller-
dings but sich dabei gezeigt, dass politische Parteien niemals pädagogische
Fragen gründlich erörtern können. Denn die prineipielleu Fragen, auf welche
sich die Urheber des Entwurfes stützten, sind von der Opposition weder grüud-
üdi exQrtert noch wideriegt worden. Darans entspringt die Forderung an die
deotsche Lebrersehaft, aich mit diesen Fragen grOndUeh wbl besehiftigen, sie
auf Versammlnngen sacUieh sn erörtern nnd sich das Kecht zu erkämpfen, in
soldien Fragen gehört zu werden. Nur volk- Klarlieit über die principiellen
Fragen bringt dem Ziele niüier. Bei der Simultanscliulfrage handelt es bich
einerseits um das Verliältnis der Einzelnen zu Staat und Kirche und ander-
seits um daä Verhältnis der Confession zu Religion und Sittlichkeit Darans ergibt
sich d«nn die Stellnng der Sohnle mm Staate nnd rar Kiiebe bea. rar GoniMon.
Unsere Zeit gihrt. Anf den Gebieten der Wissenscfaalt nnd Knnst, Philo*
Sophie und Religion entwickeln sich die Ideen noch; nirgends ist etwas Voll-
endetes. Noch iiat sich keine befriedigende religiös-sittliche Weltanschannng
gebildet, die den Massen des Volkes zugänglich gemacht werden und im
schweren Kampfe nms Dasein dieses zu seinen höheren Zielen hinführen kann.
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— 660 —
Aber ila wird allen AaMidieB nach bald ewaheiawi, and da die fonade '
Weiterentwickelong deB nationalen Lebens nur auf der Basis einer reli^ids-
sittlichen Weltanschauung' mSgli* Ii i«!, so ist es unsere Aufgabe, das heran-
wuclisende Geschlecht für eine s<»lciie Weltanschauung- reif zn inachen. Bisher
iiat man dies veruacUläääigt. Man ruft Halt, wenn man die Ergebnis wisdeii*
aeiiaffUflfa« Tomkmgm aaf dia VoltoMMang amawMulaa vannflhit Und
doch ist m «im Pflicht des Staates der OenUeehaft gegenllber, als deren Ver-
treter und Leiter dafür zu surgen, dass der Jugend eine volksthümliche und
vernünftige relig-iös-sittliche Weltanschituimg' übemittelt werde. Penn das
Kind, olivvul es zunächst ein CHied der Familie ist, ist in dieser mit dem >St;iats-
grgauijiüuuü verbuodeu, dessen gedeihliche Fortentwickeluug mit dei' des Eiuzel-
TWUOOB iWTftmTititiiliyiTigt Pjuhalb ntOM der Staat andi Uta dte geistige wp^«^
aelner Glieder, ala eiiiiin Mittel znr Eriialtang wad cmate Wcitaroatwieka*
Inng des Ganzen, sorgen und die für diese Culturarbeit beetehenden Gemein-
schaften, wie Familie, Kirche nrid '~^rhule, jede ihren Zielen entsprefiliend,
unterstützen. Insbesondere muss der Maat als die obei-ste Bilduug»gemeiii-
i>chaft datui' suigeu, dasä die ihm untergeurdneten Biidungsgeuieinschaften sich
gegenseitig oateiatlltMii and daie tieli Jede wieder ibreni Wceen aad Zueehe
femftA frei entwleketai kann. Indem d« Staat jedrai eelnor Bürger s« einer
nationalen und sittlich-religiösen Weltanschauung verhilft, sorgt er für das
Gedeihen des Ganzen, denn dndureh führt er eine Besserun? d^^r L'-esellschaft-
liehen Verhiiltnisse und eine l>e&öere VerstÄndigrnnf^ der Confessiuaea und StHndc
herbei. Daher muss er tür die religiös-sittliche und biirgeiliche Bildung durcii
ein eigenen BUdnngtweeen sorgen. Kor dann kann er einhattHfA geeinite
«id «insiditlge B^ger enriehen. PriTata UaterrieiitHUUtaltea kaoa er nsr
zulassen, wenn sie seinea l^en aasteeb^ öffuatlMe Unterricht büdet
zugleich ein heilsames Gej^enraittel gegen die sich naturg^emflß abschließende
Einwirknnir von Familie und Kirche. Nur der Staat kann den nüthigeii
Zwang uiu die SchulpÜichtigen ausübeu. Die Gemeinde kuiia . wo ee nöUüg
ist^ den Staat nntentfttaen, die Kirche dagegen nidit» denn sie pflegt lüelit die
nligiflee Bildang aa aioh, sendara nor eine bestimmte Form deteelbea. Beligka
und Confession sind aber nicht idcaitiedM» Begriffe. Alle die verschiedenen
Confessionen haben die Religion y\\v Grundlage. Die Heligion aber wurzelt
im (lemüthe. die v<>m Verstände geschaffenen Glaubenssätze dagegen sind Je
nach den Bildungsstufen veränderlich. Sie sind nicht der Kern der Beligiuu.
Anf den Willen, alM» anoh auf dia SittlichlEeit, kann maa nnr vem Qe&ttlis
ans einwirken, Dan raUfiasa GefBhl ninss ent gaweekt werden. Es wird aber
nicht durch philosophische Speculationen reifer ICänner, durch dogmatische
Bekenntnisse belebt, sondern durch religiöse Empfindungen, welche durch
Natureindrücke. Erzählungen <>dor Betrachtungen veranlasst worden sind-
Erst auf dieser Grundlage entwickelt sich das religiöse Vorstdlnngaleben und
wird zn aoaMonanflr AasbUdnag fthig. Die Qeatttlisbedllr&isBe waren n
allen Zeiten im weeenfliehen diendkaa, ab» die Glaahenssitia and Cnitns*
formen haben, als von der Jeweiligen WeltaniduHUing abhängig, nur zeitliche
Geltung. Dass nie sich verändern und veralten, lehrt uns die christliche
Kirchengesehichte. Hieraus ergibt sich, dass es bei der religiösen Bilduug
nicht auf dos FUi'wahr halten von Glaubenssätzen, sondern auf das religiÖM
GellUil ankonunt Baligion flUut nur GoniBHiDn, nidtt amgekekit. Wel ist
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der Eüifluss der Kirche auf das Gemeiudelebeu keiueswegü zu uiitei-ächätzeDf
aber ita BfUnngsgeiMlBaQlnft loHin ito den Staat im Mbwr EnWumgaaufgrabe
■Iflfa» vwtmoi. F6r die aUganeltte nUgfflie BOte« mam dit atentoelmte
BOKgmf Ohio Auüt die Pflicht zu ftbemelnwii, Kind schon zum Mitgliede
e!)i<^r besonderen Oliinhensgemeinschaft ansznbilden. Der Kirche kann di»»
Hchule besonders dann nicht überlassen werden, wenn die Staatsbürger ver-
schiedenen Religionsgemeinschaften angehören. Deun sie w iurde dann die Er-
xi«hiiBg naeb einseitig kircblieben Oesichtspnnkten trennen, wie es die Ge-
«oklohto das Vw^mk^tKunmnB gMdgt hat. Sdfllie Tranmig bedMtei aber
eine Spaltung der Nation. Diese zu verhttten ist Pflicht det Steatea. £r bat
daher auf allen Stufen Angehörige verschiedener Lebenskreise and Glaobens-
gern ein Bchaften zn vereinigen. Die deutsche Nationalselmle kann also nnr
einen simnltanen Charakter haben. Der Staat hat ( wie die jüngsten Schn!-
gesetzeutwürl'e bewiesen) über seine Aufgabe alä oberste Biidongsgemeinschaft
Boeb kain» TaQ» KLaibait criangt: er «beiilait dar JQiaba Doab haute di*
attüUeh-nUgitae JafeadUldnig. Zum Yaratiiidnia diaaar Tbataaeba «ad aar
Würdigung des Rechtes, auf weh^aa rieh die Kirche stützt, ist ein Blieb In
die Entwickelnng- de.s X'olksbildung^wesens erforderlieli. ^fit dem Christenthume
Zftjr die Schule als eine Anstalt der römisehen Kirche ein. die finrin nur für
sicii selbst erzog. Mit ileni Aufblühen der Stildte erwachte wi»l das Bedürf-
nis einer büxgerUcben Bilduug, aber die Stadtbchuleu wurden IruUdeui keine
natloaalea, aosdeni Beroibaehaien and aaletat XirehaBaabakB. Ent toeb die
Tareisten ElnwlrkaiigaB das HnManiainna, dar Bafonastfon lad dar SehSpflu«
der neuhochdeutschen Sprache entstanden die Anfiln^e der nationalen Schule.
Allein der Staat ilberließ die von ilim errichteten Schulen w ieder an die Kirche,
die eie naturgemäß confessioneli gestaltete. Aus die^r Thatsaehc aber ein
Recht auf die Schule abzuleiten, ist falsch. Erst im 17. und 18. Jahrhundert
wnrde sich der Staat seiner Angabe mehr bewowt. Er gründete Massenhaft
Sehilan, die «r aiadrttabUeh ab aelne SInriebtaiigaa beaaiabiiata. Das Aradiet
Ifftr die Schöpfung der deutschen Nationalschule. Leider wurde in FranEea
zur Zeit der Reaction die Confessionsschule wieder die staatliche. Erst mit
dem Wiedererwachen des nationalen Lebens kam die Sünultiinpebiile wieder
in die Höhe. Es erhoben sich aber schwere Anschuldigungen gegen sie. Sie
sollte dai» religiöse Leben schwächen, den Glauben im Gemüthe der Kindel' zer*
Stilraa, madanie Heidaii and SoeialAamokrateii aniebaa and den eaoftaalendlen
FHeden stfliaiL Abar Bewelae jMr bat nan nie arbraabt Das Balapiel der
Sudt Worms, wo seit 1834 eine Sisialtaasehule besteht, hat die Grim H , ii^.
keit dieser Verdächtig'nng-en dar^ethan. Noch nie hat in Wnrms tnn Social-
demokrat eine Stimme bei der Reiclistagswahl erhalten. Gleiches ist vor den
Simultanschulen Massaus stu berichten. 1840 petitiDuirte der ProvinzLaÜandtag
der Provüiz Preußen gegen die Aufhebung der Siuiulianschnlen als einen der
Previna Tavierblicfaen Bflebaebritt Die CoDlIaaaleMBabQle dagegen bat die
Soeialdemokratle and die religiöse Gleiehgflltigkeit nieht verhaten kAnaen.
Durch sie trat in Preußen seit 1848 eine Schärfnng der confeesioneUen Gegen-
sätze hervor. Diese h»t7teren mildert die Simultanschule, wenn ^i^ au'h nicht
im Stande ist, sie zu entfernen, da auch sie den confessionelleu Keiiginnsunter-
richtr hat. Endlich ist nicht m nnter8chätr.en, dass eine gegliederte Simoituu-
adlnle sicher mehr leistet, als mehrere ungegliederte Confesf^onasdiQlaD.
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— 6Ö2
Noch sind zwei Einwände zu beachten. Es heißt: Der EeligionBiuitemcht
mU dsa OMMntntlmiBftyeh ieln, beMMiien «mh «toii CMMtMmUntekt to>
alnthmaB» der llb«fliaii|ii afeht eoataiaaBlM ss «rtlMlleii iei Hi« iii wiete
die Verwecbslnng: von Religion und Oonfession. Religiöser Geirt soll den
Unterricht darchdringeo, aber nicht der coiifessiondle, weil die Gegensätze
niclit Yprscliiirft werden sollen. Das wftre gegen die Anfg-abe der Sclnile.
Wer glaubt, daas der (ieschichtsunterricht nicht confessionslos 2tt ertheilen i&i,
der miiM dann Mch zageben, dass er anch nicht partaitoi nd UliiMal ge-
geben weite ktaft. Und et wtoe dock «boiio n wlmMBign, mam ü&m
Fach von einem Parteistaodpmikte Mi gen^eben werden sollte, als wenn es
einseitig katholisch oder protestantisch ertheilt würde. Hier hat das Princip
der qnellenmStßig'en Wahrheit zn herrschen. Der (TeeclnehtKnnn^rricht soll
nationale Erziehung, nicht eonfessionellen Hadei- ptiepen. Ebenso verhält es
sich bei der ?ateriaudii>chen Literatur. Der schlinunste Vorwarf jedoch iüi
dflTi da« die Slniiilt«iBckiile religloadM mL Tkitnehe «bar lit, das in fkt
confeBsioneller BeUgioBSonterriefat unter geistlich« AvfUeht «rtkeUt witd.
Die Kirche hat also keinen Grund znr Unzufriedenheit, sie hat noch clnan
sehr großen Einfluss. ATicr auch manche nnabhängl?*' Pä(la«rogen sind Geafner
der Sininltanscliule in ihrer heutigen Ostalt. Trotzall «^rlrni iFt sif besser als
die Coulessiousöchule. Wenn sieh (iie erstere weiter enr\uckelu kann, wird sie
volle Wirkung erzielen. Es iäi daher die Aufgabe des Staates, die Simultan-
eoknle, wie aie Jetni Boden fewonaen bat, 01 erkalten nnd nene sn Mhaibn.
Beeieres werden vAr im 19. Jehriiiindeit nidit erreieben.
Wenn man die schlimmste Krankheit unserer Zeit, die Sochüdemokntlei
die anch ih-v i^rüütc Feind des liberalen Lelirerstandc» ist, dnrch Confessions-
schulen bekämpfen will , so verkennt man die Ursache dieses Übels. Dies hat
Panl Göhre in seiner bekannten iSchrift klaigelegt. Er sagt etwa: Durch
den dogmatiscken Beligionsanterricht erhftit der junge Mann eine Welttn-
sebaonng, die ▼oll TonWidenprildben ist Dleee werden demScktksr ao lange
niobt bewuset. soLmge er in elterlieben nnd kirchlichen Kreisen bkAbt. Tritt
aber der Jttngling in eine sociale Gruppe, z. B. eine Fabrik, so snrsren
Führer der {^ncialdemokratie dafür, seinen gei'-'tio-'^n Hmv^' r nfich einer festen
Weltanschauung- zu ihrem Vortheil zn bcTri* di-t n. l>ie oberlliiehliche, aber
volkBthüiuliclie Literatur der Socialdeuiokraüe wirft die dogmatische W^elt»
aowhannngr ftber den Hänfen und bringt die aeheinbnr widersprachakiae, alae
mehr befriedigende, atbeiatiaebe an deren Stelle. Daaa darin die LebKn der
Wissenschaft gefUlscbt nnd ftir Part ei/ wecke prftparirt afud, kOnnen die jungen
Arbeiter nicht beurtheilen. Mit dci- alten Weltanschannn??' werfen sie aber
auch zu^'-lcich die ewif;;-en sittlichen und religiösen Wahl heiten wep-. und davor
schätzen die besten Jün^rlin^'^svcieine ni< ht. Da dann uothwendig die innere
Ruhe weicht, werden sie unzufrieden zugleich mit den wirtschaftlichen Ver*
bUtnlMen, mid der Sodaldenokrat tat fertig, den Binnednat nnd daaronbaii
bebemebea.
Daraus erhellt, dass die Confessionsschule nicht das Ideal der Pädagogik
f-( in kann, da sie die .socialdemokratischcn Lehren indirect fordert. Es bedarf
drr Reliprionsunterricht einer pründlichen Keform, Eine Bolche haben die be-
deutendsten Pädagogen von je angestiebu In neuerer Zeit ist der Theologe
Pfleiderer in Berlin auf dieaen Gegenstand eingegangen. Er fordert, dass dü
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:!)citule sich au! deu bibiiecUeu (iebdiiclitBUuterricht beechiäukeu 6oUe. Kaum
üfi obeivte SUafb habe Yearstibidnifl für die Begiilb dw KateeUamu» dar noch
dun «ine altartlilliBUeli« S^adM ndet Den Uaag«! an religlBiwm Simia im
VolkA lehiebt er auf den dognmatisireBden Unterricht, dw die Herzen nicht
erwärmen kann. Wolle man die Eeli^on erhalten, dürfe man nnr den bibli»
Frhr-n rnteiTicht beibehalten. Eine solche Schule aber ist danii waüirhaft
isimuituu. In ihr könnten dann Kinder aller Uontessioneu den alten gemein-
B^en Schatz sittlich-religiöser Überzeugung empfangen. Kirche und Schule
kOanten» der ZwangrrerUndimg ledig, friedlich xnaanmienwlrken Ar gemein«
«ohaftliche Zwecke, iüinlieb Infart lieh dw Fftdagoge DSrpfeld.
Diesen Erörterungen entgegengesetzt, wurde bei der Debatte ttber den
Zedlitz'schen Schulgesetzentwnrf von den Vertretern dcHs^^lhen, ♦^benso grestem
an dieser Stelle, behauptet, dass es keine allgemein nlt^I]^ lie Moral ohne
BeligiuQ im Sinne der Coniession gäbe. Die Wissenschaft isi nicht im Zweifel,
daea Eeligion imd SitUieUiAit ihre eelhetetändigen WunelB heibeiL Deaiioeh
besteht swftMhen beiden Oebleteo ein inniger Zoflammenhang. Aach in der
Schule muss die Moral dem Kinde in religiösem Gewände en^pegeatreten.
Zwieehen Confession und Sittlichkeit besteht jedoch ein solcher Zusammenhang
nicht. Ja, bringet man die f^ittlichkr-it mit den dogmatischen Sätzen in A'or-
bindung, so würde mit dem Schwanken der letzteren auch die erstere öUiik
gefähi'det sein. Wir suchen den Schwerpunkt im (iemüthe, nicht im \er-
Btaade. Denn die nur Sifttliehkeit fülirende Frömmigkeit bedarf kelnee großen
Apparates von GlaabenuAtaen, am wenigsten solcher religioBa-philoM>iäü8ehe&
Charakters. Wir mHaiea also im Interef^se eioes einheitliefaep Unterrichtes
eine einheitliche Oestaltun»- des Religionsunterrichtes, der nur die allgemein
giltigen religiösen Grundans( h;unuigen des Christenthnms aufzunehmen hat,
fordern. Alle christlichen Contt Bsluucu erblicken in Leben und Lehre Jesu
die allgemeine Grundlage des Eeligionsunterrichtes. Aus diesem Stoffe ist das,
was religitMttUGh wertToU ist nnd ndt der gegenwftrtigen WeltaDsebaaing
niekt in Widerspruch stdit, aosznwfthlen. An diesen Kern schUeta sich dann«
um die Entwiokelnng einer deutsch-christlichen Weltanschauung zu fordern,
die Schätze unserer volksthümliclien religiös-sittlichen Nationalliteratur an.
Ein linch, dus diese beiden Stoffe vereinigt, müsete eine Nationalbibel füi*
unser Volk werden. Wer in den herrlichen Lehren unserer Geistesheroen
keine BeUgiositftt xn erkennen yennag, dem ist deatsch^natlenale Bfldnng and
Denkweise ttberbenpt fremd.
„Vorwärts ist das Losungswort
Das uns Gott gegeben;
Yorwftrts tOnt's im Sphärenklang,
Vorwärts hier im Leben,
Und seilMt aus da Sterne Licht»
Ans der &de Tkifm
Ist's, al> oh im Donuerton,
G^'ister Vorwärt« rieten."
Mit diesen Worten schloss der Kedner. Stürmischer Beifall folgte liuieii.
Was Ihn herrergeroien, war nicbt sam mindesten der Ton elirlicber Über-
zeagnngstreaet der dnrda den ganaen Vortrag hindaniikleiig. Man wnsite,
das war kein rednerisches Schaospiel, das war das Bekenntnis eines Mannes,
den sein Gewissen trieb, und der, allen Gegnern soni Trots, das furchtlos aas-
spradi, was er als Wahrheit erkannt liatte*
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— ÖÖ4 —
Den Yortn^ft lUsl» «Im taifBdetato Dlmwloii» Framie frto GtofMr
4«r StealtioMlnae trmtM aal BaM die letzteren beidate« QMek gehabt
hätten, kann nicht behauptet werden. Einigen von ihnen war es angenschein-
lich anch nicht dann»! y.n thnn. Scherer mit Gründen m bekämpfen. Sie be-
traten die Tribüne itdighcli um. wie es im Jargon der Oonveiitikel heißt.
„ZeugniiEi abzulegeu". Was dabei iusbesoudeie eiuer diesei* Redner an Coufoäiou
MrtatOy •bsnctef alte Bagiift. Im Übrigen wtrOe gegen SdMnr aag«likit,
dan leise Behaaptnng, die eonlMoiialla Sdinle schädige üb nattoaale BialMit,
oi^t zutreffe; man kOnne vielmehr ein guter Katholik und Prote.stant und
doch <1:!>MM fin p;Titer Deutscher sein; auch hätten die Jahre IBIH, 1848, 1870
bewitbtu, das8 trotz der CMiitVs.sionellen J^hnle die Idee der deutschen Einiieit
nicht erstuibeu aei. Feruei' wuide bemerkt, dHä8 es für einen Lehrer uumo^«
Udi Mi, der i& der 2. Umm Sehann auBgeBpnnheM YmeiMSImig im bla-
hciigai BeUsionraBtORtehta zusoatiiiuBaii, da maa dandt «Idln, hUbat
StftBip€a^beit verrichtet zu haben; auch der confes.«donelle Religionsunterricht
werde wenig-stens In evantrelis-hen Schnlen nrirli i 'iilagKgischen Grundsätzen
ertlieilt. Die Simultanscluüf einführen, iiieije s'»d<tiai, namentlich in pr<>te-
atan tischen Qeg^den, uicUu anderes, als das kirchliche Gefühl überhaupt ab-
aehwtebflB. Ferner koBum daaKiiid berdti mit «nIbmi—aMer GtiDditiBUBia^
in die Schule, denn die üim dsieli die II atter ibennhteltMi Bemente reUgiSitr
Bildung trftgen bereits confessionellen Ch^tikter an sich; eine katholische
Mutter b^'te nnders mit ihrem Kinrtp nl? »»inf pr'>tpftantis5che, Fiidlieh irre
Jacherer. \%mn er das Weseü der i uniession lediglich als eiüti Suiiiiii- von
Dogmen auffasse; es sei vielmehr eine bestimmte Art der Weitanschauuu^.
FttrSdiever apmehen Heyd (Dlll-WeiBenitein in Baden), Bsner
(Amgebnrg) nnd Specht (Earlarnhe). Alle drei wieaen darmf Idn, nie
in den Ländern oder Städten, denen sie angeUht^, die SimuItanschsOe sidi
bewährt habe und keine df ?• Befürchtungen eing-etroffen sei, die man aufh
hier wieder ausspreche. Sciiulrath Bauer schloss seine kurze, ab<»r äußerst
wirkungsvolle Rede mit der Aufforderung „Nicht locker lassen^, bis das Ziel
eneieht aei Koplbohfittete erregte Heinrieh (Prag), der erkürte, d«M in
ÖBtetreidi, wo die SimnltiDachnle aeit 20 Jahren beatehe^ noeh TÜeUiMh Uia-
Uarheit darüber bestehe, wie sie einzurichten sei; er wisse nicht, ob er äe
empHehlen k(5nne oder nicht. Dennoch stimmte er der ersten Tlie.se Scherers zu.
Die Tsnui Theil sehr bewegte Dehatte schloss Scherer mit einem glänzen-
den Schlusswort, in dem er in äußerst wirkungsvoller Weise seine Gegner ab*
Ahrle. Bd der aehiefiliehciiAhettniniinif wurden eelaeTbeeeninterjubdndflm
BflUklle der Venammlnng angenommen. Dia Sfttce lauteten:
1. Die einheitliche und gesunde Entwidbllnng der deutschen Nation
verlangt eine einheitliche und nationale Bildung, welche durcli einp nationale
Schule vermittelt werden nmss. Diese darf keine Trennung nach Gonfes-
sioueu keuneu, sondern muss einen simultanen Charakter tragen.
2. Wenn «ich im BeUgionannteiricht der Stannltanadude die Kind«
nedi naeh der OonÜmeion getrennt nnteiriohtet werden, ae mUeen deeh
AnawaUf An<n InTnig- und Bearbeitung des Lehrstoffs nach einheitlichen und
gleichen plidajjfogischen Grundsützen stattfinden, damit der einheitliche
Charakter dtT Schule gewahrt bleibt. An die Stelle des jetzigen dograa-
tisch-klrchlichen KeligionsuuiciTichts, der im dogmatisch-abstracten Kate-
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chiBmQs giptelt, iuusb ein päda^ugisclier Religionsunterricht treten, der die
biblische (ieschichte and die volksthilmliche religiüs-sittlidie I^ationallitaratur
BW MBdttttMdwn Qvnndlage bat lud daiaos die religüli-iitlilidten Lehren
aUittet Dieier BellgloiinuiteRielit wird von LelirBr «rtheilt oad fteht nur
unter Leitung nnd Anfsicht des SchnlverwaltangebeMDten. Der eonlMo-
nelle ünterriolit ist SmIm der Kirebe und steht uiter Urehlkher Leitnogr
und Aufsicht. —
Am dritten Versuuimhuigslage sprachen der Eeichs- und Landtagsabge-
ordnete Kickert, Vomtsender der IreseHschati iar Vulksbilduug, und Lehrer
TewB (Berlin), GeBflnlaettwttr denclbeii,1lherdieFrege: „Welche Stellung
»oll die Lehreraehaft sq den freiwilligen Blldiiiffebeetrebiiiiffen
«nd -VeranstaltiiBir^n einnehaen?'' Rickert wies hin auf das Bildungs*
streben der Yolksmassen. Dieses rnftsse befriedigt weyden. Audi das allg-e-
meine Wahlrecht lege der Gesaumjtheit die l'Hicht auf, die Masse in den
Stand zu setzen, dieses Recht zum Wole der Nation auszuüben. In der Volks-
scbnle werde der Grand zar i^emeinen VulksbÜdong gelegt. Es sei noth-
wendlg, iam in ihr dte gnwnmare Jugend ebne üntereohied der Stinds
einigt werde. Aber mit dem Yen der Schrie BiTeichten sei dai Ziel noch nieht
erreicht. Das Bildangswerk mfisse nach der SehidJBett fortsetzt werden.
An diesem Werke mnssten alle Parteien theilnehmen. Mittelpunkt dieser Be-
fetrebnniren zu werden, habe sich die „Gesellschaft für Verbreitung von Volks-
bildung" zum Ziel gesetzt. Dieselbe umfasse gegenwärtig 11 Verbände mit
etwa 000 Verehien. Dnrob Anasendung von Wanderlehrern, Eiarioihtnnp von .
Forfbildimgaehiilen, Tdksbibliotheken, Leeehalleo, Volkannterhaltoogiabenden
etc. Sache sie ihre Zweike sa erreicbes. Hochwichtig eel es, dass aooh die
Lehrer diese Bestrebungen unterstützten. Sie seien am besten gcrljCfnot. das
Verbindungsglied zwi^flien d»'n verschiedenen Ständen zu bilden. ..Nehmen
Sie sich, das isi meine iierziiche Bitte namentlich an die Herren auf dem
Laude, dieser Sache, die eine Sache de« Vaterlandes ist, augelegeutlichst an.
£a iet ein 0|jfer, dee reiche FHtakte tncen wird. Denn Sie werden nlcJit
hk» febeoy eondon euch eapftuigta in dna Verkehr mit aUea BevVlkenmgs*
ediichten. Sie können dae Volk überzeugen, dass es sich selbst eine Wolthat
erzeigt, wenn die Fordernng-en der Lehrerschaft bald erfüllt werden. Nehmen
Sie unsere Hand, die wir Ihnen bieten, au, um dem Volke die Bildung: zu ver-
mitteln, die es betHhigt, das allgemeine Wahlreoht «un Segen des Vaterlandes
aoszaöben."
Der sweite Bedatr, Tews (Berlin), wiee n. a. daraaf bis, da» die Be-
deatong der gekennaeiolHntQn Beetrebangen anob darin bestehe, dau durch
sie der Blldongserfolg der VoUttSOhile erhfiht werde. Nor da könne die Bil-
dung:, welche die Volksschule gewahre, von Erfolg sein, wo diese hinein^ebant
werde in eine allgemeine Volkscultur. Was wörde z. B. dem russischen Keiche
zur Zeit das allerbeste Schulgesetz nützen? In seinen weiteren Aosfährongen
richtete der Redner einen wannen Appell an die Lehrenehait, thflflnDehmea
an den VolhtbUdanfBbestrebnBgen. Aach die Lehrerverefaie eoUten nach dieeer
BichtBBg hin ihre Ziele erweitem. Jeder eiuzebie Lehrer, aameatlich jeder
Landschullehrer mtisste sich der Bildongssache als \ olksredner znr Verfiij^nrnR-
stellen. Er würde dadnreh indireet anch der VolkMchoIe und seinem Stande
ntttficea.
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Nach einer anbedeutenden DiscusBioQ gelangten die beidea Theten der
Redaer m Annahme. Sie lanteten:
1. VolInliildiDif imd Vdkigettttiiiff klHUMii dnreh die Ju$gmiimUbiuig
und den Jogendanterricht (einseUIeSlich der FortbUdiingHefaala) allefa niobt
dw<'m(l siphercrest(»llt wt^fli^i
2. Die Fortsptziui? <ler (.nlturarb(>it im reiferen Alter miies gröftteu-
theils der freiwilligen Thätigkeit überlaeeen bleiben and erfordert ent-
•predieade Etariditiiiigen. Ali Mldw ilid ni boMldiiieB: BüdimgsTereine,
VoIkibibliotlielEeD, VolkmrleiDBteii, (MBuitUdie Vortrlge betolirenden ÜBhalto,
ünterricfatBcarse für Erwachsene, VolksanterhaltsiignlMiMlA ato.
3. Die XXX. Allirf^meine denteche Lelircrversammlnng empfiehlt der
dentschen L(*hn'rschait. insbesondf re auch den Lehrervereinen, die that-
krSitige Uuterstät^utiR der freiwilligen Hildongsb^trebongen und Verau-
ttaltnngen, sowie dei-jeuigen Vierel&iguugen, wddie die Hebung «ad Ver-
Ußtaag der VolkabUdnng nun ZIde haben. —
Neben den Hauptvereaaunlnngen wnrden noch eine schier flbergruße Zahl
von Nebensitsiingen abgehalten, die aber gleieh£aUs £ut aammtUoh gut be-
sacht waren.
Wir enden unsern Bericht mit den Hchlussworten des VorsitKenden:
„Wenn wir nnn wieder sseanunenkommeii, dann sind einig Lefarerrereanunlnag
nnd Lehrertag. Stimmen Sie daher mit mir ein in ein ftwdigee Hodi anf
diese Vereinigung !"
MOge der Erlbig das gnte Weik krteea! — b.
Von der 30. Allgemein. Dentschen Lehrerversammlnng. (Von
einem andena CorrespondenteiL) Znr 30. AUgem. Deateehen Lehrerveraamm-
lang waren aofier den im Afirilhelte d. J. (S. 472) geoanaten 5 Themea Ar
die HanptTenammtimgen noch 17 Torträge für Neben versammloagea an-
gremnlflet. damntrr rlie Vorführung' von ö Rechenmaschinen und einer Lese-
maschioe. Da in t u i inf^ Nobenversammlnng angemeldffpr Vortra^r über
^die freiwiliigen Üilduu^sbestrebangen und -Vereinigungen und die Steilung
der Letirerschaft zn denselben** in die 3. Haapt versammlang verlegt warde,
80 verblieben (abgesehen von der VorfUiniag aener Lehnnittel) 10 Betonte
für die Sectionssitznngen. Es WQlde gesprochen: „über den Handfertig-
keitsnnterricht " (Rector I! i^^niann-Herlin nnd Director des Handfertig:-
keirsscniinais Dr. \V. G^i^tr.c-l.ciyzig), „über das bewnsste »Sehen, ein noch
tuigehubene» Vermächtnis Pestalozzis'' (Zeicheninspector Flinzer-Leipzigj,
„über die wirtschaftliche Selbsthilfe der Lehrer", über das Spiel and
seine Bedentnng, Aber den Unterrieht Schwaeh sinniger (Vorllhmng der
Leipz. Schwai hsirinigenschnle dardi Dir. Karl KichterK sowie ttber dea
heimatkundlichen und den Gesan^unterrielit. Ein 9. Referat pab Herr
Seh'ilr!»>li Fr. Polack- Worbis nluv das l'lienia; Was hemmt die ilnßere
und innere Entwicklung der Fortbildungsschulen?" Der Redner ist
der deutschen Lehrerschaft wolbekannt als pädagogischer Schriftsteller, am
bekanntesten and sngleieh beliebt dnreh seine „Brosamen. Erinneningen aas
dem Leben ehies Sehahnannes" ; er wtregewisBVon allen gern gehftrtwecien.
T>a Kt'in Vortrag Rnßerst bedeutungsvoll war (und recht wol, znsammen-
geaommen mit dem angemeldeten Referate des vortheilhaft bekannten IHr.
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— e67 —
Paclje. da« Thema für eine Haujit versuiuiulung hätte bilden k*'tinieii), so
geben wir deu Hauptinhalt dieses Vortf-ages iiach der „Fest^ituug" kui-z hier
Baferant ▼eiMtete dch snnllAliBe über den Zweek d«r ForfUUUiiig»-
Mdmle, den er ym* allem in der AasfüUang der „verhängnisvollen Lücke in
der Erziehuiiffskottc zwisclien Volksschule und Het rosdienst" erblickte, wozu
die Fort>iilduiigS}^flnrn iseVirn andfn-ei! Wolfahrtaeinrichtungen des Staritfs und
dei" üemeiudeu am lueialeu beitragen kann. Um die anliere Kiitwickluag der
Fortbildungsschule diesem Ziele entsprechend zu röidcrn, inuss diet>e überall
eingeführt, neeh denTenNUedenartifenBedMitoMn gegliedert nnd UurBenick
Tom 14 Ui enm 18. Jnhre flli' die mUnnlfohe Jugend nUgemein vetUndlidi
gemaebt werden. Soll die innere Entwicklung der Fortbildungsschule in
gedeihlicher Weise stattfinden, so mnss in ihr s;ichg-emäß nnd zweckbewnsst
darauf hiug:earlK itet werden, dass die Jnsrend i^eistig und sittlich gehalten und
gehoben und dadurch ein bestimmeoder EinÜuss auf Bildung und Wol£abrt
dee Volkes gewonnen wird.
Welche Hemmnisse stehen nnn einer gedeihlielien Entwioklnng der
Fortbildungsschule entgegen? In manchen deutschen Ländern ist der Besneh
der Fortbildungsfichnlen leider noch dem freien Willen der Schüler überlassen.
Nur im KöniprrMche Sachsen, .^üwic in den GroBherzotrthiiniem Weimar, Baden
und Hessen ist die Fortbildunirsscliiüe obligatorisch eingeführt.
Oft sind es iimng:elhafte Kiurichtnn^en, unzulängliche Mittel oder
unzureichende Lehrkräfte, die den Erfolg der Arbeit des Lehrers in der
Forlhlldnngsschiile aehi' in Fkige itellen. Kidit selten vobb noch der Wider-
stand vUier Eltern, Heistar nnd Arbeitgeber ttberwimden werden. Anek die
SeMUer geben noch oft genug ihre Unlust nnd Abneigung irnuenüber deui
T^nterrichte in der Fortbildungsschule /u eikennen. Mat^ auch daran oft die
nnef f i^'-n»»te rnterrichtszeit die Schuld trap:en, da der Unterricht fast tiberall
zu tiner 'I'a^'szeit ertheilt wird, in der die Rchfiler bereits abgespannt und
ermüdet sind, au int doch jedeufallb an maacheu Ort^^n neben der Ärnilichkeit
der Lebnaittel aoeb eine reUese UnterriehtS" und BndelningBweise dafür tw-
aatwerilich an maeben. Daan kommt, dass die FertkUdongssehnle meistens
den Sehfllem keinen Ersats sa bieten vermag Ar die eingesdirinkte Freikeit
nnd vermehrte Arbeit
Durch weicht' Heilmittel kann den erwähnten Miini?-eln abfi^eholfen
werden? Eine umfassende und einheitliche I'r-i::* Inni^ und Eino:liederuug' des
Fortbildungsächulweseus mus^ durch die Presse, sowie durch Vereine und
sachgemäße Vorstellungen an maßgebender Stelle erstrebt werden.
Folgende gesetzliche Bestimmuugeu wäieu zu tretieu:
a) Alle Jünglinge sind vom 14. bis 18. Leben^ahre zum Besiehe der Fort-
bildmgssckole Terpfliehtet. Für die U &dchen sind freiwillige Sonntags-
nnd Wirtsehaflascbnien etniorickteD.
b) IMe Schulen gliedern sich nach den örtlidn i TicdürfoisHen in Iftudliehey
gewerbliche und kaufmännische Fortbildungsschulen.
c) Die wöchentliche Unterrichtszeit hetriigft 3 — 6 Stunden. Besonderes Ge-
wicht niuss auf dofi Unterricht iu der Weltkunde gelej^t werden, dt-r
durchaus den Charakter des Gesi noungwinterrichts zu tragen bat. £s
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^ 668
sind hier vor allem Helden den GedaukeDB, der Arbeil, der Liebe und
dar Knrt tli lanohtflode VoiWlder dm SeMOfln ymmMum,
a) Der Uitmiclit mii» In der Bcgd in die AfMnett der SchUer, afait
aber in ihre Freizeit verlegt werden.
c) Es i'^t eine tArlmiünnisclie LfM'tnng: und Beanfsiclitie'iinjr fin?'nricbtf'n
f) I>ie Schulverwaitung mass ausreichend mitZuohLiiaLtelii aii'-br« stail^iL j^eiii,
um eineu geordneten Schall^Qch udthigrat'allg zu erzwin^eu, Stöfuogeu
de» UitanidiU m veriiftten ud den Lehier geg« IMeft nad BeeMl
f ) Bei der AosbildaDg der Lehrer ist anf die AnsrttBtiing f&r den Uatanleht
Tirul die Erziehung in der Fortbildmii^Rschnle Räckaiekt m nAnen.
h) Die Grandzöge eines Lehrplanes sind zn peben.
i) ZweckmAflige Lehr> und Lernmittel, die in Beruf und Leben eijiluhreu,
dnd -vonmahreibeiL
k) Die rtaatlichen ZnehAMe niMeii Meatend eriiakt, die KoileimllMae
der Gemeinden g^enaa festgestellt werden.
Der Widerstand von Eltern, Meistern nnd Arbeitgebern mnss durcli
peßet/.liche Maßregrein, die Presse, Vereinsvorträge, frenndliche Verständigrun^
nud ai^^enfäUige Leistungen der Schule besiegt werden. Die Unlust und Ab-
neigung der Scbiler iit m bekimpftn dandi die Verleguug dee ÜBteRiekti in
Ilm Arbeltenit, dnreh wtedigeBehendlonp» dmeh aoiielMBdeii tnd praktieoiMn
UnteRiofat, dnrch fe^lnde Lehrmittel, doreh merkbare Fortschritte und aller-
lei frenndliche Ersatzmittel für die entzogene Frt^üieit nnd r?ip vf^rraeUrte
Arbeit. Solche Ersatzmittel können z. B. Mg^ndi-. sein: a) « nu <rur< \ olk5*-
bäcberei, b) Zeitschrifteu für FurtbilduugsschUler, c) Tuinen. luiulahrteu,
Tte- nnd Volk^plele, d) Beenok von geweiUiohen Anlagen und demL,
e) Lehrlingalieinie alt nnloelriinder Auaattnng, f) üntarhahmcMlwidw,
g) PreisvertlieilliBgen, h) Veranstaltung znr reUgiSeen Weiterbildang dnrch
die Geistlichen. — Jm Scliliigsworte seines Vortra^fs nviVs fler Herr Referent
auf die betrübende Erscheinung hin, diiss in Preußen gegenwärtig 10**^,, d<>r
^AaÜichen Zuschüsse iiir die FortbilduugäscholeB den Giämeinden entzogen
werden eind. CHeidhwol wnmt er rtae Itittlorigkeit md iprldit die Heffinuf
aof den endlidien Sieir der cnten ftwhe ans. rStünniBcihcr BelUl*)
Dir. Pache* Leipzig ertheilte für die Debatte znnftekitBiBEni Wiesener,
Lehrer an eiüt r preußischen Strafanstalt, das Wort. Dieser machte die noch
vielfach stattnndende YeniacijUissigung- der Erziehung und Bildung" der aus
der Schule entlassenen Jugend vor allem für die Füllung dei ÖtrafaustAlteu
Terantwortlieb, hob dieNothwendlgkeltetawrSeiilllerUbltotiMII^
achnlen hervor nnd wiee anf die fiut nnglanUiclie Unwlaseoheit der Strlflinge
in der Eeligionskenntnis hin. Er befOrwortet eine von Zeit zn Zeit statt-
findende Unterweisung der Fortbildnngsschöler in der Religion, wobei besonders
die Bergpredigt und Gleichnisse Jesu zu berückßiclitigen seien.
Dir. Dr. Ötorl-Leipzig bekundet sein Einverständnis mit den Aus-
flUimngen dee Beferenten nnd ladet au Beeiehtiguug der Leipziger Ferf>
bUdangaeehnlen ein.
Ott-Earlendie skizzirt die din-tigen sehr gfinstigen Verhältnisse des Fort-
bildnng^«;chnhvesen8 nnd hebt vor allem hervor, dait dort eeit 12 JaionD der
Unterricht in den Tagesstimdeo stattfindet.
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— 660
i7leickzeitig mit dem Vvruage Polacks wurde ein 10. VoiUa^ über
»Diesterweg and Frohschammer'' gehalten, zu weldiMm die Anregung
jedniiUlt Tooi „Ftodaffogtam'* amgegingen itt D!€wr Vortng giplblte In
folgenden LeitiÜzen:
1. Es erscheint geboten in unserer Zeit, dass möglichst oft auf das pld»-
gogisch-refVinnii^^orisrln* f^ohaffp?) Diesterwegs hingewiesen werde.
Dasselbe tiudet ein Correlat in dem Wirken des zeitgenikssischea PhUo<
üopheu Frohschammer.
2. Dl€iterw«g imd Fmhsdiaanner leigai eine große Überciiiftiiiiaiiiiif
a) in itna pbUMOphiidirpMngQcbaliMi Onmdanieluuiiuifea
b) in der Erstretay praktisehfif Zfole flr Sduile nnd Leben;
c) in ihren Lebensschicksjilen.
3. Frohschammer pr?rhf>int daher ganz be?^onders als der Pliilosop}» im Sinne
und Geiste Dieslerwegb. — Es ist wini^i lu iis\m ii, d.iäö »ich m Anlehnung
an die AUgem. Deutsche Lehrerv uibaiiiiiiUiiig; ^ais ständige Nebenversamm-
long!) ein freie Vereinigung bUde, welche dw WJiken Dieiterwegs,
Frohaehjumne» and Ihnen gclitemrwandler lÜLnner mdur und mehr zu
verfolgen und filr die Gegenwart ftnditbringend zu machen sucht.
Diese Leitsatze fanden Annahme, nnd damit bildete sich als ständige
Nebenversammlung der Allgem. Deutsehen LehrerverBammliuig e'mf z^^'anglose
Vereinigrnng, welche den Namen: „Freie Vereinigung für philobuphische
P&dagugik" fuhren will. Der Name ist zwar der Suche nicht ganz adäquat*
aaoh die Velkeeelinlp&dagogik*) eoU berttekaichtigt weitel Doch die
Saeba seltat wird, naeh der d.Theae beortheUt, ohne Zweifel Bflllgangtoden.
Als geistiger Mittelpunkt sollen der „freien Vereinigung für philoi»
Pädagogik" z. Z. 4 Zeitschriften dienen, welche zn den trefflichsten ge-
hören, schon bisher der l'ädafi-* «irik und Pliilosophie zugleicli ihre Aatnierksam-
keit zugewendet (und sowie über i)i< »terweg aach über Frohschammer bereits
mehrfach geschrieben) haboi: die „Allgem. Deutsche Lehrerzeitung'*,
die »PflBdagoginm", die ^heini«cben BlKtter** (Frankftart a. If.) and
die sich neuerdings gut einfahrenden „Nenen Bahnen'* (Gotha). Diese
n freie Vereinigung f. ph. F.", welche keineswegs exdusiv sein will (These 3!),
rählt ztt ihren Mitgliedern bis jetzt folgende hervorragende Personen : a) Pastor
B. Ii a ehr in g- Minfeld L d. Pfalz, welci;er den Pfälzer Lehrern vortheilhaft
bekannt ist, auch der deutschen Lehrerschaii lu guter Erinnerung steht durch
aetea SchiifteD nnd VorMge (Dieaterwega Wegweiser, 6. AxA, IL Bd., & 49
n. 60; nAllgeai. BeatMbe Lebreraeitong'* 1887, Nr. 19 n. 27; 1889, Nr. 37
u. 38; 1891, Nr. 19; „Psedafogimn«, Jan. 1888 n. Marz 1803, Rundschau);
^b) Dr. Franz Kießling- Leipzig, den Lesern d. Z. durch seine ThUtigkeit auf
dem Qebiete dei- Methodik des naturgeschichtlichen Unterrichts empfohlen;
c) Prof. Dr. Rud. Hochegger-Ozemowitz. welcher sich in neuester Zeit einen
geachteten Nameu in pädagogischeu Kreisen erworben hat durch uiehr&che
PiUicatknan. („Nene Bahnen'* 1893, 1^, 6—71) Diefler iatatera Herr
gadenkt mit Bttebrioiit asf die „freie Verelnigong f. pbfioi» PÜ" von Zeit aa
^ VergL Dr. Hummel: „über du Verhältnis zwischen philimphisoher und
Volk?s?chul-P;idagogik". „Ptcdagogiuni" X, Tieft 3 fPec 1887), Rundschau! „Allgem.
Dentgclie Lehrcraeitung'' 1887, S. 4(M— 4Ü&. „ÜSßha. 2:kJiulzeitttng'* Jahrg. 1887.
VtodtLgvgium. 15. Jfthrs. Heft X. -^5
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— 670 —
Ml in ta 4 gtoBaalbUk SetlidiriAMi, «nd swtr nOgfiditt glflkMtft, «inea
BBsay Aber die jewdlen OMUcMiie pftdftf oyUeh-philoaopliiiehe IjU«-
ratiir n vertitaUielMii.
Ans Wettf«l«ft. (XVU. wtllUMlMr Pn>?iiiiial-LahTCrtei;.) Die
FÜQgsttage fUirtCB die westiäUaduii Ldirer dieses Mal im änfienten Osten
der Provinz zusammen. In dem am "Weserstrande schön gelegenen Minden
hinten ^v^ ihre 17. Proviüssialvei'saminlnng ab. Erschien es aach anfängflieh
als ein gewagter Veroucli, den Lebrertag su weit eatfemt von dem eigeutlicb^
Gentnmi w«ftlUii6heii LahrartretiiiwaMM, dat bawodaw in d« Mark, in
Wettall WeilAtei, In bete BUIte ataht, abbaltan nn wottoi, — nnA Xindeii
zu gehen, obwel dl» lÜBdai-EftTesiberf'nheB Lande in dem nicht nnverdienten
Rufe orthodox-congerN'ativ'er Parteianschaonng stehen, nnd ohwol den Lehrer-
vereinen dort in weiten Kreisen. nan>«»ntHch soweit sie unter dem Eiuttusse der
Geistlichen leben, nicht nur keine Sympathie, sondern oftene Faiadflcbaft ent-
gegengebnebt wird; — heute, ubA im mMm Tagen vaa Minden kann man
nit GenngtliaBnir ns^i: Alle BeArdttangen mtfen ebne Gnnid; dia weii-
fUlischa Librerschaft. die sich seit nunmelir 20 Jahren immer fester nnd ein-
iTTÜtisrer nm die Fahne des Provinzialvereins schart. Ii t i'irer Geschichte, aufs
ticuoste unteretötzt \ on der t'reidenkenden Bürgerscliart der allen festen Stadt
Minden, ein neues ehrenvolles Blatt hinzugefügt. Ungefähr 600 Lehrer be-
telUgten M an dem 17. weetfUinhen Lehrextage, and teln Veriaaf war so,
dan dia Fiaonda nit Oenagthaang aaf Ihn larikskblieken Idtonan; aiBgen sieh
die Feinde mit ihm abdaden, so gut sie es kOnnen — das ist ihre Sache.
Am 2. Pfingsttage, nachmittags 4 Uhr, eifsffiiPte der langjährisr Vor-
sitzende und Mitbegrüoder des westfäli.schen I'rovmzial Vereins, Eectcr Kulilo-
Bielefeld, die Belegirten Versammlung, zu der 47 Vereine 98 Vertreter
entsandt batten, mit einem kurzen RickbUdli aof daa abgelaufene Jahr. Er
wies daraof hin, dait das letata Jahr im Veif kleb aa dam "mhorgaheBdea hi
t: ;lie verlaufen sei. Lotetoteo lel dinh die ZedUta'sche Schulgesetzvorlage in
eijie beispiello.se Erregnng reraetzt worden. Rinn erfreuliche Erscheinung da-
bei sei die Einmütigkeit gewesen, mit der das deutsche freie Bürgerthnrn Hand
in Hand mit den Lehrern auf dem Plaue gestanden und den Sieg erningen
habe. Die Verhandlungen des preufiiscben Landtages in den letzten Wochen
hatten ^MledaniD dai laten—e der Lehrar in hoham Made heaaepraeht. M
deaaelben sei allerdings leoht waaig berausgekommen. Das Gute aber bättea
sie gehabt, dass wir Tinsero »STiten Frennde'^ einmal wieder in ihrer wahren»
(iestÄll kennen gelernt hätten. Wer sie jetzt noch immer nicht kenne, der
wolle sie nicht kennen lernen. — Nun, die im Herbste dieses Jahres fälligen
Landtagsw^en werden den preußischen Lehrern Gelegenheit geben, mit ihren
„guten Fraanden* abeandmaa. Werdea rfe ca thnn? — Man geha aleh ia
dieser Hinsicht doch keiner Täuschung hin. Bei vielen Lehrern ist hefah>
lassender, freundlicher Blick des Landraths, ein gnädiger Händedruck des Pfarrers
der Tod der Selbstachtnnqr. "W'lre es ftnders, — mancher der frJinlf^n^Ht^tlm»
Heiflsporae würde bei den Wahlen ulti ili»^ Klinge s];ringen.
Zur Vereiuseutwickeluug theüle dei' Vorsitzende mit, dass dei deutsdie
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— 671 —
Lekrerverein 53023 Mitglieder zähle, also um 8887 gewachsen sei ; der preußische
Lehrerverein habe 405Ü8 Mitglieder, 1098 mehr als im. Vorjahre, und der
ip«8tA]liolw FroTiMiallehrerTgreto Mi dtrch ZswBfliw Ton 86 iMm IDtglie-
dem auf 1689 gtlmdit TSm» AnMUtee stohm bevor. Dtote etfimUcho
Erstarknng des Vereiosweseii« haben wir in erster Linie unsem Feinden tt
verdanken; wi^ di« Kräfte des Einzelnen im Kampfe nms Dasein gestählt wer-
den, m püegeu auch die Vereinis^aogeii am besten zu gedeihen, lolaage sie
der Verfolgang ausgesetzt sind.
Von den Anträgen, die d&e BensUusfiaasnng unterbreitet wurden, sei der
Tm dem Vereine Altenbeken-Paderbora gestellte erwähnt; derselbe h»MellMg8s>*
d«n WortlaiK:
„Die Provinzial-Lehrerversammlangen finden nur alle zwei Jahre
statt. — Motive: Rntlai^ttins' dps \'orstande8; geriagere Beltstang der Pro-
Tinzialcasse nnd dn- i'iri/.einen MiLi^iii^der."
Von der Nuiiiweadi^ikeit, bezw. Zweckmäßigkeit dieser Maüregel, die be-
kuntlidi aofik vmi den VonitMiidaA deeDevliidiea Lehrenrereiiu belBrwortet
wird, konaton liob die Yertretor der BionlTflvaiM nicht Übawogen. Naehdeil
4er Vonitaende des ProvinzfalvereiBs sich Im Namen des Vorstandes gegen-
den Antrag crklJlrt hatte, wnrde er mit überwältigender Mehrheit abgelehnt;
^twa 8 Mitglieder stimmten dafür. — Wir persönlich stehen ganz auf dem
lioden dieses Beschlusses. Ob dt^r Voi-stand des westfjilischen Prövinzialvereins
mit Arbeiten üUerlagtet ist, kami luglicli uuerürtert bleiben, solange er sich
niciit ealbet lllwr dUeee Frage laBert Was die geringen Bekstnng der Fro-
TiasialeiaM anbelangt, eo wMe die dnreh die empfbUene Mafregel bewirkte^
repartirt aaf die 1800 Mitglieder, denn doch eine gaas minimale sein. Ctagea*
über der Fordernng aber, di^^ einzelnen Mitglieder zn entlasten, kann man mit
Recht das Bedürfnis hierfdr so lange verneinen, als die T/ehnTtage einen sidchen
starken Besach aufzuweisen haben, wie iu den letzten Jahren; waren doch vor
2 Jahren in Bochum ca. 1000 nnd im vorigen Jiüire in Dortmund weit Uber
1000 Lehrer aon Lefarertage endiieaen. Ei UeBe ia der That die Zeichen
der Zeh Khleeht verrtehen, wana ma trets elaea solehea Berachei nnd den
dadurch bekundeten Interesses fdr diese Veraaaimlangen eine Verminderung der-
selben durchführen wollte. Wenn aber sogar gesagt worden ist, der Nutzen
solcher Lehrerversammlun^Hn stehe in keinem Verhältnisse zw den durch sie
Terorsachten Kosten, so duritcn die Lehrer alle Veraulassaug haben, gegen ein
denrtigea Urtheil aaehdrtteUiei»t Verwahmng einzulegen. Das ist eine zwei-
aehneUige WaÄfe, nnbewnaat entlehnt an de» Areenale nnserer sehUmmeten
Feinde. Es ist jedenfalls eine eigene Sache, den Segen der Lehrer Versamm-
lungen in Mark und Pfennigen auszudrücken. Ihr Wert ist ohne Frage ein
großer: würden sie sonst von unseren Gegnern mit sa beispielloser Erbitterung,
mit allen WafTor »b-r Verleumdung und Niedertracht bekämpft werden? Die
(iauversammluugeu , die man au die Stelle der alle zwei Jahre auäfalleadeu
PreyinaialveHiamnilnngen aetnen will, haben nieht die werbende, agitatoriBohe
Kraft and naehhaltige Wirinug; dleee Erftthmag dürfte aas jeder, der ndtten
im Venindeben unsers Westens steht, beetttigen müssen. Bei der Beurthd*
Inng der Lehrertage und ihres Segens kommen so viele Imponderabilien in Be-
tracht, dass f s zTTin mindesten geratheu erscheint, an dem historisch Gewordenen
und alt Bewahrten nicht ohne zwingende Nolh zn rühren „zu einer Zeit, da
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- 672 —
Vdiie riMgttm (rtehai, «ad VM »liiiigi AattrenguDgeii nackl, umh»
BdlMB ra iptfBfMi." (GbwBitMr.)
Knrzerband abgetbu Wirte Mdi db AagSt ^ lucht suMknäßig
sei. anch für die westlich<»n Provinzen ein ^L€hrerhpin!- zu gründen. Die
Versaramlnnp war der M(im^llt,^ das« man vordfsrhaod die Beiträge nach
Schreiberkaa ieudeu solle, bis das dcolage «Lelirerlieim'' gesichert tei, in
•Mfn mOge naa lieh m AtaeUaM glaifeigar VcfMce aft Coz^ ud
Büdflgewlbidiiiftaii benUi«. Die ttWgcn BodOlM dtf VartMtamtim-
tangoi UnoMi hkr, te de dait mitcffehiiiiMi latarant eaUMlivni»
gaag«n werden.
Nach der Delegirtenverbauiinlung tand eine ältsong der „>Vilhe!!>i-
Augti8ta>Stiftiing*^ statL Die (Jasae hatte im letzten Jahre eine iumiabmc
von 1291 Haik uA cte» Auffabe m 939 MmA. Du CtemmUaBgea
MÜBTt tiflh Mif 29416 Maik. UatenMUt woita 26 WHmmk ud Walan
Mit 930 Mark, und iwar 15 mit Je 40 Marie aad 11 ait je 30 Mark.
Die Arbeit des zweiten Tages, des Dienstag, begann mit den im vorigen
Jahre neueingefülirten AbteiluDgsverj^nmmlnn^pn, die einen gutpn Het»uch
erzielten, trotzdem sie mit Rückaicitt aut die nachtolgende Hanptver&amnilang
auf mKurgena 8 Uhr angesetat iraren. Waasermaan-Mindea sprach ftber «Die
naderae OtgA*, Bilow>Boeham ttbir «Beoliaaiiatin dea aataEfeabklelitliokaB
üaterrichta* «ad Scihapp>Beriin Uber die .Nothwendigkeit der allgemeinen
Valks-ünd obligatorischen Fortbildüngsschule mit Rücksicht auf die sociale Frage.
Um 10' Uhr eröftnete Kuhlo-Bielefeld die Haupt vt rsanMnlnng. Im
Namen der Üegieniug begrüßte Oberregienmgsrath von Lüpice dieselbe. Er
erblkkt die Bedentimg aoldier Versammlongen in der nahen persdnUcheo Be-
itehaagi fai wekiie die Tlwihtaliiner aa elaaadcr liateBt ia der gegeaieMgea
Anregaag durch den Anstaasch der Erfahrungen, die ale in der Praxis und im
Leben gemacht liabeti und wünscht, da alles Arbeiten nichts hilft ohne die
Kraft de£ iTPi^fpc (Rottes, daes dio \'.?rsaTnmlnng getragen sein möge v ni ilem
Geiste der ersten Ftingsten. eniger angenehm als der erste Gruß wirkte die
BegrüBnng des Kreisschnlinspectors Eindermann- Minden, eines Geistlichea
■aMiUflk. OflSnlwr aalor dem Bfaflaaee eiaea danh aidhla gweehlftfUgtea
VcvartheOs, wie da^elbe von gewisser Seite geflissentlioli goallirtwifd, winschte
er. anknüpfend m die Worte des Vorredners, die Versammlung möge dtirch-
vphT sein von dem Pfingstgeiste, damit die Reden, di*' hior e-eführt", die
Beschlüsse, die gefasst würden, von dem Ireiötu der .Uäiiigung getragen
seien. Nur was maßToll sei, verdiene Beachtung; was das Maß überschreiCe,
aei wirimagskw, aei tehldlkh. Daram hoBd er, da» die Lehter maftTolI
wünschen, maßvoll denkea, mal^oll reden, malToU beeohließen mSohten.
Die Versammlung besaB den rechten Takt and ging mit Schweigen Aber diese
Maßlosigkeit zur Tagesordnung über. Die Grüße des Landeslehrew^rf^ins über-
brachte Strelitj-ilagdebnrg. Den ersten Vortrag hielt Merten-Dortmund über
„Die Pflege des idealen Sinnes durch die Schule Geistreich in seineu
AnafUmagen, voUeadel in der Fem aad in Mar Bede gilialtea, ma^te
dieser Vortrag eiaea sichtUohea ländraok auf die Hünr. Aaegeheod voa der
allgemein anerkannte Wahriieit, dass zwischen den BedttrÜBincm des Gem&ths
und den Ergebnissen menschlicher Wissenschaft ein alter, »li*» gosohlicht<'ter
2wi£t besteht, zeigte der Vortrageade aaaftohst, dass auch in der Geschichte
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— 673 —
der Pädagogik sich beide Richtungen immer g^pltf ik! ir»'ma''lit liabeu: Ver-^tand
und Gemüth, Utilität und Idealität sind die iieieise der erzieherisehpn CuUur-
ent wickelang bis zum beutigen Tage. Die so ausschliefiUche Betouuag des
«inttn oder udfiKii Wogei liewiilct« Im! d«r takenden Mitwdt mteerkmn«
Ftfiftiiig der «z eatMnt ▼ongetrageneii Lehrai, imd das Ergeitaii dar rat-
urtheilsfreien Untersncbung war: Wahrheit und Dichtung reichen sich aach
hier brüderlich die Hnnd Die nnansbleibliche Klärung: der Ansichten hatte
fole-endp Parteigruppirungen im Gefolge: Harmonische Entwicklung der ge-
sammteu Kräfte und Anlagen unter Berttcksichti^unjj der Individualität und
^Nationalität — Vorbereitung für das praktische Leben im engsten Rahmen,
also gettolitiijaBUige Amlgmuiff der aoUiwwdigen QlsalNBtlehreii und Dmair
mamiAUer FertigkelleiL Dte pSda^ogiieh« Fnne blU etaA enutUche Bd*
kimpflmg letztgenannter mittelalteriieher Ansichten für nutzlos, weil Päda<
gegen, wie MiHtÄrwochen>»latt nn<\ Jesuitenpater in Maria-Laach, mrht Be-,
sondern Verachtung verdienen. Bedenklicher siud gewisse Strömuiig^en im
Kreise zeitgenössischer Pädagogen, nämlich das Bestreben, an die Stelle allge-
meiner BUdong gewissermaBen Fachbildaog treten zu lassen: Handarbeit,
HaadfiBrtIgieeitr Oarten* vnd ObetüMmkande^ Btenen- nnd Seideoiaapensnelitt
Qeeetaeakiinde etc. Aufgabe der Schule ist aber nieht Beraftfertreter, sondern
Menschen auszubilden. Die allen Deutschen gemeinsame Geistesbildung, daa
flt^nientare Wissen und Können sind Gegenstand des TTuterrichtsbetriebes in
dem Umfange, dass auch mitteimilßig beaulagte Schuler eine relativ abge-
schlossene Bildung mit ius Leben nehmen. Nicht der Stoff au sich, sondern
die mit demielben «arbeitete Gdstesbüdang sind PrSminen der Bearthettung.
Die OeringflIgiglEeit des Brreiehten tallgUek dea poeftiven Steffel ist per ae
ein Vaagel, der aber gemildert wird, falls wenige Samenkömlein gepflanzt,
bezw. zur Entwicklung g-cbracht sind, durch die Hervorrnfung des idealen
Strebens, jenes thatkrftftigen Verlaagens in uns, nach einem Zostaade der Voll*
kommenheit.
Nachdem der Vortragende die verschiedenen Auffassungen des Begrifb
«ideal** Iran reeomirt hat, keount er an derDeAaition: »Ideal iat daa der Idee
fintepreohende; Ideale ilnd die indiTidseiQen Geataltiuigea denelben; Idealitil
lat die Liebe zur Welt der Ideen oder das Vermögen des Idealen überhaopt;
die Idee ist die bleibende, gemeinf?ame Vorstellung des schlechthin Vollkom-
menen oder die Kichtung unsers Geistes auf die Urbilder des Wahren, Guten
und Schönen." Gegensätze sind: 1. Die Richtung auf das Hässliche, die Lttge,
das Böse, 2. die sogenannten persönlichen Ideale (Ehre, Sorglosigkeit etc.),
3. daa HaterieUe^ sobald ea nicht all das Wlrkliehe, Gegebene, als Mittel asf-
gefasst wird, an dem die Idee in Erscheinung tritt. Weil zur VerkörperaniT
des Idealen praktische Fähigkeit und Geschicklichkeit gehört (die Kttnste), kann
das Praktische uns unter rtn-t'lndea Gegensat/ d^^s Idealen sein, Traumhafte
Vorstellungen, die auf der Linie einer von der Sittlichkeit losgeJij.sf'^n ange-
nehmen Zukunft liegen, wie manche soüialistisGhe Schwärmereien, siud krank-
hafte Überreiaangen; die Sehole darf der Jagend nnr die Tirtoeliea Ideale,
welehe die treibende Kraft büden, nnd den emporstrebenden Oelat aar Aoa-
rfctong fiirs Leben mitgeben.
Der Keim für Idealitnt lie^t im Kinde, zur naturgemäßen Entwicklung
ist die Beife des Denkens und Empfiadeas, der inneren Aoffassong and An-
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«igniiV nodiweiidig, ebcmo efae gewtaM gdbiiiHiiil^ett des DwkeM ni
SniiBdiiii. WflDB aieh dai Kind noboi Ootes Bltoe iMit» Pendn-
ifflMt^^ft^ in Heils- und WeltgeMfakbte ete. keoMB lernt, die keineswegs ideale
Kaster sind, so lernt ^Wh «1!*^ schlimmen M?l<^lifp no**h nicht in der Wirk-
lichkeit keßueo and hält sicli mit Vorliebe an tiiejeiiiKtu geschichtlichen Ge-
tt*Ueo, die sich ihm als Vertreter des Guten dai^teilao. — Der Cultus der
I'mmMiift erUliC tidi ans ta Mmü mteh dnem toi mt lioeligcMihltitflB
Yorkade. DarBlarirte laAt ib» toUikb idada SahwteMWfaii, wett Iba jeder
Siini für das Höhere, die Begeisteralf, die yornrtheilsfreie AnfTaasnng, abhanden
gekommen ij't. Ebensowenig: ist er im Stande, das Oroße nnd SehRne riebt i?
anfznfttfseu. Mit einem bewundernswerten Seliarfsinn leq-t sich der Blasirse
auf die Entdici^uug Ideiner Schwächen; empfängliche Auliiabme des Total-
«toifnto lit ikn umSgiieb. OMoh d» Diohtar mvm aber aadi UMHcr
Jagend die niiUidie Grille nr IdealgeitalC werden, wie angekdiit die ge-
admÜMMli Personen unserer Dichter ihr als wirkliche Wesen erscheinen. Die
persönliche Erhebung zu den den Schüler interessirenilpn Gestalten in Greschichte
und Dichtung etc. hat hohen Wert für die sittliche Lebensführunigr. trügt iiin
hinweg tibtrr Niedrigkeit und Gemeinheit des Lebens und lehrt ihn, alles Ua-
skoraliscbe ▼eraehten and baaMB. Die ilttlidi MUendeWirkaBf Ten Dkblaaf
nd Kamt Ikgi darin, daae beide ins TeiUrpcrle Ideen dee Schgnw vnd
Anten vor Augen führen. Darum muss man aadi dem guten Leaebaobe den
ersten Platz als Schulbuch zuerkennen. Der jrtf aramtp Inhalt mnas Zeugnis
ablegen vom Ringen nach Klarheit nnd Wahrheit und den Geist aus der ge-
meinen Wirklichkeit in die Region des idealen erheben. Zeit dazu findet auch
der fleißigste Arbeiter in jedeai B«rafe, wcna der eaHeWUle nnr nieht ftUt^
mekBeb, wem die Ideale Aaffbaning Welt «nd Henaehea BedlrCaie iafc;
er wird den aDea snetzenden 'Vnikangen des Egoismns und Materialismus
nicht erliegren. sondern ein Hüter nnserer sittlichen, nationalen und wirtschaft-
lichen Güter, ein Ehrer und Mehrer jeder menschlichen Tagend and deatedMn
Tbatkraft sein.
Den zweiten Vortrag hi^t W. GrftTfr^Haaua über daa Tbeaa: »Unsere
Seit and die gewerbliebe Jagend." Wegen BaannaBgcla miaaen wir aaf einen
eingehenden Bericht über diesen Gegenstand verziebtcaif weiaen aber dartaf
hin, dass der Vortrag abgedruckt ist in Kr. 3 der „Conferenzblätter" von
Schreck, Menileb und Lehrmann. Nach einer lebhaften Debatte atinunte die
Versammlung den Thesen des Referenten im allgemeinen zu.
Den Schlnss des Lehrertages bildeten ein Festesaea, ein Conoert and eine
DampMUirt naeb der Weeersebarte (poita westpbaUea).
C. Westprenßen. Die XI. Westpreußiprho Provinzial-Lehrer-
versammlung fand in den Tagen vom 22.-24 Mai in Klbing statt. Schon
einige Male hatte Klbing die Ehre, diese Versammlung aufnehmen zu künnen
nnd zwar zum letzten Male im Jahre 188H. Im Laafe dieser aehn Jkbre bat
daa freie LebrerreieinsweBen ciDen nageabnten AnMwang geaemmen, den
dem Provinzial-LebrerveKln, welcber im Jahre 1883 in 16 ZweifvaniBMi
392 Mitglieder umfasste, geboren gegenwärtig in 102 Zweigvereinen rund
19(X) Mit^lif'dcr an. — Tn der Versammlung, welche durch Hauptlehrer
Florian-ElbjDg eröffiuet wurde, begrüßte der Senior der westpreuÄiscben Lehrer-
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scliaft, der durch sein maaoliaftefi Kmtreten fttr die Staiid«8iiiier6i»6üu der
gamai iptnBlMhm Lelirenelitfl bekaiuite »Vater Ddtier* dJe OSit«. Der
SOjttxige GMi fordo-te in begeittertor Aupraobe die Lelner aif» die Ideale
hochzuhalten, nnd schloss mit den Worten: „Lehrer lind wir, Brüder,
Lehrf^r'" In den Vorstand fiir Hi*- IlauptversaramlüTiis: wurden provisorisch
g-ewiüilt die Herren Hauptlphrer J: ioriau-Elbiug {1. Vorsitsseuder j, Hauptlehrer
Kaudukki-Briesen (2. Vurbitzender), Lehrer Adler-Nenfabrwasser {'i. Vor-
■ÜMDder), SemiBarlehrer WiU>MarieBhiurg (1. Sehriftllihrer) und Mittelschnl-
letnt Xrtlhii-OiMdeBB (2. SehriflfUra). Vater Deltcer irarde eiaetinunig
wmm EhNBTenitieBden ernannt Auf die TageHvdnnog des Hanptvenama-
Inngstages worden folgende zwei Vorträge gesetzt: „Inwiefern und inwieweit
feird flie ^:<»<'ialpoliti8chen Ge*«»^!/^' in der Vnlk««<)inlp -/n l^erücksichti^en ?"
(Keierent Adler-Neufahrwaj:serJ und „Die Beiiandiuiig der verwahrlosten nnd
aittUch gefährdeten Jugend^ (Befereut Dreist, Director der Zwangserziehuu^-
•artalt CouadibanBer, und CttiwfcfeBt Hiiiptlehrer Floiiaa-ElbiQg).
Iii der HaaptTeraammUng (23. Mai) begrüflCe annietet Herr Ober-
bÜrgennelMer Elditt die TbeOnehnier 880 an der Zahl — naBeni der
Stadt. Badner wies darauf hin, dass den Lehrern das größte Gnt dea deutschen
Volkes anrertrant sei und dass sich die Wolfahrt des Volkes nur gründen
kdnne mif eine gute Volkserziehung: und Bchließt mit dem Wunsche, die
Verhaüdiung'en im Geiste eines Conienius und PestalosEzi geführt werden and
zum Segen der Schule gereichen mögen. Herr Bector Lacks-Magdeburg be-
gfllila die Yenaminliinir namcBt dea AnMchnieee dea pfenftteeben Laadea-
Leboramninar nnd erUirt sieb daianf die Venanunlnag nft der Wahl des
VoiafeMides nnd der Vortrüge tinTerstanden. Daiauf hielt Hr. Adler-Neufahr-
wasRcr seinen Vnrtra»" Aber (laÄ Thema: Inwiefern nnd inwieweit sind die
socialpolitisch en (Tesptze in der Volksschule zu berücksichtigen?
Den interessanten Austührungen, durch welche namentlich die sociale und
natjonale Bedeutung mehrerer zum Wole der arbeitenden Bevölkerung er-
laaaenen Oesetae betont wnrde, lagen folgende Leltsttne mgnnde^ welebe naeh
labhafter Debatte aadi angenemniett irnrden:
1. IMe VoHnsebnle bat die Pflleht, die soeialpoHtisehen Qesetse
(Kranken-, ünftU', Invaliditftts- und Altersversieberung) zu herücksiditlgeni
nnd zwar ans praktischen, ethischen nnd nationalen Gründen.
2. Bei der Auswahl des Stoffes ist Rücksicht zu nehmen nidit nnr auf
die Art der Schule, sondern aucli auf die (»rtlichen VcrhiUtnisse.
3. Man ^iehe in den In rrirli der N'olksschule nur dasjenige, was bei
der Durchfülü Uii^ der Vtr.sici»eiung Arbeiter und Arbeitsgeber unmittelbar
berührt, bescluäuke sich aku auf den Gegenstand uud den Umfang der
Veiaieherqng, sebUeda dagegen aas dte Stiafbeatiininnngea, die Beatim-
nmncen Ober die BUdnng von Venlebemngsanstaltea, Bemftgenossensehalten,
Schiedsgerichte.
4. Weil der Lehrplao der Volksschule keinen besonderen Platz der
Gesetzeskunde anweist, darum BchlieÜen sich die Belehrungen Uber jene
<T»'«i tze an hierzu geeignete üuterrichtiJgegenstUnde an. Dieser Anschluss
Wird am erfülgreicbsten geschehen beim Rechen- und Geschichtsunter-
richt; aber aodi der Unterricht iiu Deutschen bietet Gelegenheit zur
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huMglbt
5. Die eigentliche Behandlang des aasgewählten Stoffes bleibt der
Oberstufe der Volksschule vorbehalten; aber auch schon auf der Mittel-
stnfe kann das Veratändnis iiir denselben angebahnt werden.
Herr Oberlehrer Eat«ch, der Vonitzende des neuen westpreußiachen
PetUloiti- (Beehtt-) Vereint, muht aMum Aber den Staad dietee V«r-
eins einige Ißttliejlnnffen, weidien wir entaebn«, dav daa Statat jetat enOkih
die behördliche Genehmigung erhalten hat. Dem Vereine, welcher am 1. Oc-
toher 18*.K) auf (riund der Vereinig'nng der beiden nlten Pestalozzivereine
unserer Provinz in das Leben gerufen wurde, gehören zur Zeit in 77 zirk» ri
bereits 8Ö0 Mitglieder an. In den ersten 2^/, Jahren des Bestehens wurdeu
nrainnahaDt an Kitgliederbeitrftgen 13 019 M. und an Nachzahlungen 1806 M.
0aB GeaaantvMrmQgen, einaoMeBUeh dea Beaervelbnda, betritt benifea
48966 Mark. — Alsdann hielt Herr Dreist, Dircctor der Zwangserziebnng»-
anstalt zu Crmradsharamer. seinen Vortrag über die Beiiandlnng der Ter-
wahrlosten und sittlich gefährdeten Jugend.
Folgende dem Vortrage xagruade gelegte Tkeaen gelaugten zur An-
nabne:
1. Die Grenie der StraMndigkalt lit aof daa TeDendele 14. JAktm-
jnkr hinaufzurücken.
2. Bei Kindern, welolie das 14. Leben^ahr noch nicht vollendet haben
niid in der Erziehun? sn sehr vernachlässigt sind, dass sittliche Verwahr-
h«uiig eingetreten oder zu befürchten iät, hat staatlich überwachte £Ir-
Ziehung auch ohne das Vorliegen einer strafbaren Handlung einzutreten.
3. Gegen Persenen, wekhe bei Begehang einer straf baren Hmdiing
daa 14., aber nicht daa 18. Leben^hr voUendel haben, kann anf atantlloh
fiberwachte Erziehung oder auf Strafe erkannt werden.
4 Die staatlicli überwachte £niehang ist in der Begel in beaendersa
Anstalttii wahrzunehmen.
Herr Uauptlehrer Floriau-Elhing (Correfereut) vertrat folgende Thesen:
1. Die in emehredMndent Made nnehmende Varwnhrtoanng der Jagend
hat ihren Gmnd in unseren wirtachaftlichen nnd geaeUaehalÜIahen Yctiilll-
niaaen sowie in der Gesetzgebung.
2. Alle bis Jetzt getroffenen Veranstaltangen aar Bekftmpftang der Ver-
wahrlosung unserer .lugend sind unzureichend.
3. Wüiischeuhwert wäre eü, wenn der Beginn des stiafmuudigeu Alters
auf die VeDendong dea 14. Lebenqfahrea feetgeaetat würde.
4. Es ist vor allem Soige zu tragen, daae di^enigen Kinder, wdche
auf dem Wege der sittlichen Verwahrlosung sich befinden, durch besonderen
Besclilnss von ErziehnngsJlmteni in staatliche Zwangserziehung s-egeben
werden, auch wenn sie keine strafbare Handlung im Sinne des üesetze.s be-
gangen haben, sofern Eltein, Pileger u. s. w. ihrer Pflicht nicht nach>
kommen.
5. Die Brdehnngaftmter aetna aieh naaninwa noa Lehrem, BMitsn
nnd Verwaltungsbeamten.
6. Bei der Erziehung verwahrloster Kinder ist Anstaltserriebfing di*»
K^^, da die Familienerziebong schwerer zu überwachen ist, weniger Oe-
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währ für die Heranbildung eines sittlich featen Ciiarakters bietet, ja wol
gar eiue Gefahr für noch unverdorbene Kinder in Schule und H&m ist.
7. Auh fILr jagendUohYtmmfariwto mikikm 14 «ad 18 Jalireii ivtra
in enter Lfaiie auf SwaiigvetildiiDig ab «ntes Mittel sor Brnmag sn er^
kennen. Wird aoBerdem noch als Verschftrfang: der Strafe auf Gefängnis-
strafe erkannt, so kann der Vollzn^ d**r ]ct7t*^ren bei Wolverlialten in der
Zwangserziehottgsaogtalt ans erziehliclien Grimden ganz oder theilweise er-
lassen werden.
8. In den Gefängnissen ist dafür Sorge zn tragen, dass die jugeud-
liehen Gefimgieiiea vor llbebi ElnlliMii mQglielist bewahrt blefbeD.
9. Die BSniflhwig der sittiUteh gefUirdeten oder schoB yerwahrleetan
Jogend mnss doreh ein Reichsgesetz geregelt werden.
Am dritten Versamralung-stage fand zunächst die Delej»-irtenver8amm-
lun^ des I^rovinzia 1- Lehrervereins Statt, zu welcher 58 Vereine der
Provinü 110 Vertreter geschickt hatten. Der 1. Vorsiuende des Provinzial-
Lehrervereins constatirte, daes alle Zweigvereine eine recht r«ge Thfttigkeit
entftJtet haben, da suaauaca über 500 Yoiirtge und 60 Lectionen gehalten
worden sind. Die Bestrebnngen» die Lelirerschaft in zwei confessionelle
Lager zu spalten, haben in unserer Provinz wol einigen Erfolg gehabt (dem
katholischen Provinzialvpr>>:in<]e gehören zur Zeit etwa 70<) Mitglieder an),
auf die Mit|?licderzahl de.s iVeien Provin^ial-Lehrerverein« ist hierdurch jedoch
ein nennenswerter EinÜuss nicht ausgeübt worden, welcher Umstand wol auf
die ThatMMhe snritaiksnfttiren iit^ daas den dvndi die k^th^fliw^ Geistlichkeit
und das Oentnun groigesof enen katholitehen Lehiervereinen ISut atuBchUeBUch
solche katholische Lehrer beigetreten sind, welche dem Lehrervereinswesen bla
daliin fem gestanden haben. Im Anschlnss an eine Mittheilung über die dem
Oberpräsidenten Gossler (frülierem prenßischeii Unterrichtsminister) eingereichte
Petition weist \'ater Deltzer darauf hin, dass die Lehrer gut thäten, bei iliren
Petitioueu um Aufbesserung der Gehälter die Magen frage anBeracht zn lassen.
Die Beetrebnngen dea Lehrentandea iollten in enttt Unle daraif gerichtet
aala, die Binreihnng in eine beatinmte Beamtenatnfe m erzielen; die
materielle Besserstellung wQrde die natfllüehe Folge hiervon sein. Der Vor-
schlag- des Herrn Tlectors Ambrassat-Freystadt, dahin zn wirken, dass die
Voiksschullehrer zu Staatsbeamten erhoben werden möchten, schien
wenig Beifall zu hnden. — Mit einem Hoch anf den Kaiser wnrde die Ver«
Sammlung geschlossen, nachdem die Einladung fdr die nächstjährige Provinzial*
Lehrervevaamailiuig nach Xaileiiwevder mit BelfaU aviis?enoniniett werden.
In Daaalg tagten gleichzeitig mit der Provinzial-Lehrerversammlong die
Generalversammlnng des katholischen Lehrerverbandes fflr Deutsch-
land und die Generalversammlung^ des preußischen Vereins der Lehrer
und Lehrerinnen an Miuelsciiulen. Anf der ersteren \'ersammltingr »teilte
der Vertreter des Bischofs von Pelplin, Dr. Lüdtke, folgende Sätze auf: „Die
GrUndnag des katholiaehen Lehrerverbandea iat eine rettende
That f Br die katheliaehen Lehrer Dentaehlanda* und „Die Gründung
des katheliaehen Lehrerverbandes gereicht der gesellschaftlichen
Ordnung zum grr^ßten Heil und Segen.^ (Aof den Inhalt dieaea ürtheila
näher »mti zugehen, ist wol überfliissifj;.)
In der vierten Generalversammlung des Vereins der Lehrer nnd Leh-
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4eii JahredwrtAht, welchem wir mtnthnii, Ami im verfloisenen Jahre die Mitp
l^edarMbl von 222 auf 427 gewachsen ist, welche günstigfe EntwickelDnß:
znm pTÖßten Theile anf den .Ans<'hlnss der Proviozialvereine von Sadisten und
Hesseu-Nassan zorfickzuffibreu itst. Herr Mitlelschullelirer Tronmau hielt darauf
einen Vurlrag aber das Tiiema: „Unser Frogramiu.'' Da auf dem Gebiete
aw lüttsItdivLraeBi Ua Jetat aadi iniMr akbla gMeMaa iat, aa aiine
viedanun foigeaAm Ftagitaua aiifg«ataUt irardaa: 1. Einheitliche OrganisatioB
aller mittleren Schalen, eiosehUeAUdi dar höheren Mädchenschalen. 2. Wahrnngr
drr durch die Mittelfchnnehver- , bezw. Rectoratßpiiifnne' erworbenen Kechte.
3. i iiitu tLüche ausreichende Dotation. 4. Begdong der Pensions- and Eeiicteii«
verhaituisse.
B. Vom daataebaa Oataaaatraada^ Da im UMm JiOinahiitaii wirdan
garada dia PflBfatfarlan Tan nnserea Strandpftdagogen benutzt , nm die
.7ali?pfvf>rsanimlnngen kleinerer and größerer Berufsverbände abzuhalten, die
Eecbnungen zu legen und die Decfaaigw ei&znlMka. Das war denn auch in
dies^ Jahre wieder der Fall.
Li Marianbarg tagten am 23. Hai dia Lahnr h5b««r Lakraaataltaa
in dar Aala daa Gymaaaiwaia. lia waraa itbor 70 Mitglieder aas Ost- und
Waatpnata aradüaaan, welche darch Herrn Bfirgermeister Dr. Sandfachs be-
grüßt wnrden, and welche den Vorsitz dem Herrn Dirertor Dr. Kahle-Danzig
übertrngen. Dieser Verein besteht 19 Jahre und veriugi über ansehn-
liche Mittel, so dass für jede lünterbleibe&de Waise von Veieiiisuiiigliederu
200 Mark pro Jahr VatwaMtinig gezahlt werdw kftiM, Qrolta Yerdianala
am dia gnla Sadia bat ddk Hair Dtraatar Dr. Eicbhoni aaa Wddaa arwatbtt»
In Danzig tagte an demselben Tage zam ar^ten Male seit Erschaflfang
des Ostseestrandes ein „katholischer Lehrerverein". Durch einen harten
Druck des Cleras auf die Lehrer wurden letztere in Stadt und Land g^ezwnnpen.
aas den allgemeinen freka Lciirejrvereinen aaszutreten. Sie sollten specieli
bathoUMh« Vereise gtindaa. Anigeiretan sind aie, aavial dar BmMiteratattar
bat erihbraa könacB, mit laicbterta und aabwarerca Haraaa all«» ahar ein-
getreten in den neuen Goof^onsvrrein Mnd sie lange nicht aUe. Mit einer
Thriüie im Auge und einem Faustschlag anf den Tisch erkl;\rte mir ein ?o
geistig Gefes.'-elter: ..Ausgetreten bin ich aus dem mir lieb gewordenen all-
gemeinea Lehrervereiu, aber keine Macht der Erde soll mich zwii^en, dem
CiolMonafarelM baiantreteB." Man ftraeht ganz vergakeaa Mcb dam Gnnda
aa anerwartaler aid wdtrakheader peraOiiliaher VarganaltigaBg. Daa Wart
unseres Hem und Meisters: „Es wird eine Herde mtf ein Hirte werdea*i
wird unter solchen Umständen noch lange auf Erfsillnn^ warten müssen. Wenn
das am grünen Holze geschieht, was soll am dürren werden! — Haben die
katholischen Lelirer denn eine andere Mission in ilirem £rdeu^^aIlell zu er*
füllen, ais die evangeUscben? — „Die Labrar mdaii koibten", sagt dar
Prophat Er aagt aiabt, daia die katiiaUachoi, oder dia jfidiiQlMO» oder dia
meiaoaitischen Lehrer es sein w* t .len. Kanu man kaHboUsch lesen, schreiben,
rechnen lehren? — Hungern Weiber und Kinder evangelisch? — Solche
Käuze bat es imnit-r in alli-Ti Tonfessionen gegeben, die noch lieber, als mit
£oBinea nnd Korinthen, mit iroinmen Sprüchen, Liederversen, Heiligenbildern
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„recbneo*^, welche die geographischen Eenntjusse nnr so weit ausdehnen
mischten, als die Lande vom Stuhle Petri zu tlb«nehaii sind; doch die Ziktnft
baben ^km nis ud ninaier, wcnngleiGh te »alta Uln der Zett** noch mmnliM
Säcnlam hindurch bei jedem Jahreswechsel seinem Unbehagen nlter nnchrist-
liche Undnldsamkeit, Henchelei ii.t.w. dveh sein welterschllUendes »Hnbahn**
wird Ausdruck peV'on müssen.
Sehr schwere Zeiten hat die Provinz Westpreußen an den Gestaden
des baltischen Meeres durchmaclien müssen, weil ^ie Jahrhunderte hindurch
der Zankapftl swiwben dem Ord« «id Polen und qiäter awisehen ta Knr-
bnadenbnrfetii nnd Polen war, Bnt 1772 beginn für diesen Landeethefl
ein nenes Leben i denn Friedrich der Große vereinig^te ihn mit Bsinem Staate
nnd TTinrlite der „polnischen Wirtschaft" nach allen Iiichtung^en ein Ende. Zur
völligen provinziVIlfn Selbstptündifrkeit kam Westpreiißen erst unter Wilhelm L,
welcher die i'ioviiiz vun Ubipienßen losloste. Jetzt erhielt die neue Provinz
ihre eigene Verwaltung und als geiätigeu OberhiiVn l'iir die evangelischen
Bewohner einen QeBgra^SnpeiinlcBdenten.
% Aus Oroatlen. Dr. Isidor KISnjaYi, Cultniei^ef in Croatien.
Dieser für nnser Schulwesen wichtige Mann ist geboren am 21. April 1845
in Nasice-vSlavonipn. Nachdem er das Gjrmnasitim absolvirt liatte, widmete er
sich dem Lehrtache und diente vom Jahre 186Ö bis 1866 als Supplent am
Eiseger GynrnaBinm. Dann ging er an die Wiener Universität and wurde
daeelbel mm Doetor der Philosophie promovirt Naehher begab eor sieh nach
München und stodirte dort an der Akademie der Künste; von da ging er nach
Italien, wo er sich volle fünf Jahre mit archSologischen und historischen Kunst-
stndien befasste. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er znm anßerordentlir bpn
Professor der Kunstgeschichte und classischeu Archäologie an der Agramer
Universität ernannt. Auf dem Gebiete der Kunst ist das SchaÜen des
Dr. Eifajavi geradexn großartig. £r gründete in Agram den Verein Ittr
Knast nnd Kumtgewcrbe, der im Jahre 1801 eine intematioaale AnssteUani:
veranstaltete, Aldi eine vorzüglich eingerichtete Gewerbeschule fBr Knaben,
die sich eines gnten Rnfes erfreut, ist sein Werk. Für seine nnemnidliche
Thi^tigkeit wurdf ihm von Sr. Mi^tttt der £'ranB-Joee&-Ordea nebst aUer»
böchäter Anerkeiiiiuiig erthellt.
1890 wurde Dr. iuBui^^vi in Wien zum Boctur juris promovirt. Kr
erhielt dann Ten der eroalMien Landesregierung ein Bafseatiiiendinm nnd
begab sieh naeh Skandinavien, nm das dortige Sehnlweaan kennen sa lernen.
Im December des Jahlta 1891 wurde Dr. KiSnjavi Cultuschef. Mit Jubel
wurde seine Emennnrg- von allen Schulmännern begrüßt und mit Recht, denn
mit ihm kam Licht und Wärme über das croatische Schulwesen. Dr. Kiönjavi
ist „Reformator" im vollsten Sinne des Wortes. Was besonders betont
werden muss, ist, dass er als Cultuschef alle wichUg^^ Fragen mit den besten
P&dagogen des Landes bespricht ind Eta^nfiten etnbemft, nm die Amriditen
der Lehrer «ad Lehrerinnen über die Schulfragen sa hdreo. Bevor Dr. Kisn-
javi das Mädchen-Lycemn ins Leben rief (siehe das vorige Heft d. Bl.),
stellte er eine Enquete von 40 Müttern zusammen, um ihre Meinung darüber
zu hören. Mütter und Frauen sollen das erste Wort bei der Erziehung der
Mädchen sprechen. In Croatien werden also unter Dr. Kiäi\}avi wichtige
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— 680 —
Schulirageu nicbt am g:ruDeu TiscU ohne die Lehrersckaft enu^iedea —
gewiii ein groSer Fortsdiritt der Zelt Wir wflnsehen, daM Dr. SS^Jefi
recht Yiele Jahre alt Coltnsoher wirke mm Wele dee ereattNhen flehalwew
«nd dadoreb lun Wole der fniMii Nation. X
Am 22. Mai starb zu Leipzig Hci in ;nin Marius, seit 1862 daseibsi
ord. Professor and Director des Pädagogii^cheti Seminars au der UniversitAL
Geboren 1818 zn Trebnitz bei Bmiborg, erwarb er sich seine höhere Schal-
bildmg in den Fnucke'acfaen Stiftoagen an Halle^ ivoranf er die dortige Uai-
veiaitlt beaog. Selm yielaeitige und erfUgreidlie Thfttii^eit im prakUadHa
Sefaaldienst heechloss er als Director der Neii»tilUlter Realschule an Dreedn,
Wf»rnnf er an der Universität za Leipzii,'' raft großer Treue, anerkannter
Tüchtigkeit und aasgezeichnet4»m Erfolge an der Heraubildung von Lehteni
Ittr das höhere Schalwesen wirkte. Als Schriftsteller zeichnete er sicli durcii
eleganten Stil tmd im pädagogischen Faehe namentiüeh dnreh gr&odliche oad
wertvolle Arbeiten lüatorlachen Inhalte! ans, wofBr namenflleh die „Kema
Jahrbücher für Philologie und Pädagogik", ferner seine ^Biiiiteu Blatter*,
endlich die von K. A. Schmid rediglrte Geschichte der Erziehung, der«
MitarVM'itfT Ma8ius war. rühmliche Z^'n-^iMs«»' ablcg-en. Die persönlichen Eferen-
schalten des Verstorbeueu waren die tiuea stillen, friedsamen, fleißigpen anl
gewissenhaften Gelehrten, eines reinen uod zuverlässigen Charakters. Klirv
seinem Andenken!
Aus der Fachpresse.
R6. Der Allg-eraeiuen deutschen Lelirervprsammlung bisherige
Erfolg:e uud gegenwärtipf" !^»^ileutung (Chr. Weiulein, .\DL 1893. 2t\ ,,Sie
ist ein Kind des großen V oikerfrühlings von 184S • — „s^ab den kraftisTsten
Anstoß zu den Landeslehrervereinen, ist bahnbrechend für die Lehrerversamui-
Inngen überhaupt, dann ftar dne Me Lehrerprusse Inabeaondere geweaea* — >
war wShrend der Fdafklger and Seeludger Jahre «der in die reaettonlrttck*
liehe Sturmflut vorgeschobene Lenohtthnrm einer vernfinfUg gebliebenen Yelki-
schale" — hat „die Großmarht Presse für die Bestrebnng'en der Lehrer ^
Wonnen und dur<;h dieselbe das große I'nblicum, die llegieran^en, staatliciie
und städtische Körperschaften auf die Ideen der Lehrer aufmerksam geoiachf^
— „die Wertech&tzuug der Scholen und den Einfluss der dentaohen Pidagogik
nicht nar in DenteehlaBd, sendem aoeh im Aadand geeteigerf* — „der Sehde
die branchbarsten Bausteine und den gesetzgebenden K5rpersohafteii und o-
abhängigen Verwaltungsbehörden reiches Material geliefert" — „in Zeitea
deutscher Z^rriss^iheit das Gefühl der Zueammengchflrig-keit aller Dcatschea
geweckt und belebt und j^enährt. somit auch politisch gestaltend in Dentsdi-
land mitgewirkt, ein Verdienst, dm sowol Kaiser Wilhelm L in dem Groi
an die Allgemeine deatMshe Lebrerrereammlang in Hamburg 1872, all
aneh First Bismarck in sehmekhelhaftea Worten anerkannte.*
ß7. Art und B- lonnni? einer culturgemiBen Schulaufsicht
(E. V. Sallwürk, NB 1893, IV. Y). Vorbemerkung. 1. Der Träger der Schul-
aufsicht 2. Die Org-anisation des Schulwesen'? Die Befugnis der Schul-
aufsichtsbeamten. — Der erste Tlauitiabschnitt steht leider nicht auf der
HShe der Leistungen, die mau von Sallwürk gewohnt iät (es handelt sich um
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die Bechtfertigang des Grundgesetzes: alleia dem Staate gebürt die Anfticht
- Qber dms getammte BUdnB^wesen); die Geschichte der Gesellschaft (des Staates)
und d«r Kindie «od die friherai nid gegeiwftrtlfMi Weeheelbeiiehiingen
zwischeo beiden werden vehrftick mtrlehtig daijgeeteUt.*) — Im dritten
Capitel wiederholt S., was er schon anderswo, oder was andere schon gesagt;
fneu und *^!£rPTiarTifr precliit-n mir nnr der Wunsch: ^nuvrc Lehrer mßchtm anf
kurze Zeit wifnier lUh .Stuiiiuir zarUckgerufen werden iiiacL Antrag des „Kieiß-
sclmlaofsehers*'], und „wüs dem jungen Lehrer ein« L'tiicht wäre, das m&ute
für den alten ebiBedit lein" : «ee wSre damit abi Gauel geeehata, dmeli den
pldagogitclMa Leben befrnebtand bin nnd bedlntan kUnnte"). — Der s weite
Theil dagegen verdient ToUe Beachtung. Er handelt im weientUchen 1. vom
UntriTichtsministei •; 2. von den üniversitätcn ; 3. von seinem (Sallwürks)
.,System" einer . iiltnrgeraäßen** Schulaufsicht. Zu 1: „Wir verlang:en »^ippn
eigenen Unten khis.iainister (einen , der sich nicht auch zugleich mit den
geistlichen'', „JHedicinal-' oder anderen „Angelegenheiten'' zu befttsseu hat),
ud Hir einen solelien wird deb Arbeit genug finden. Umer» CSoltaaminialer
lind pelltiiefae OaMditen; aie bewegen aksb in nnanflilirliebcii Com]ireiilBMn
nnd Concordaten: diplomatische Berechnung leitet alle ibre Schritte. Dan iit
nicht die rechte Stimmung^ des obersten Vertreters unserer Bildungsintcresscn.
Für diesen gibt es nur eine Bewegung: aufwärts und vorwärts. Für ihn muss
es feststehen, dai>s er sein Amt auf Grund der unveriiuUtii liehen und unhe-
•cbrftnkten i^ziebongspflicht des Staates zu fuhren hat. Ei- darf nicht in die
Lage kemmeo, nit anderen Initaasen anf dem Gebiete der BUdnng zu pactiren.*"
Zn 3 : För Jede »Sefaieht" (?) swd Instanzen. „Die eine (a) eoU eine Vtr>
tretung der interessirten Kreise darstellen; sie hat ihren Anftrag ans dem
Volke. Die andere (b) vertritt die Verwaltung- des als Culturgr^tiossensciiaft
aufge fasston Staates; ilir Auftrag kommt von der Staatsregieninp:." — Für
die Volkssciiuien: a) Ortsschuiiath (Mitglieder: gleichviel Vertieter der Ge-
meindebehOrden, der ,Viter", der L^eracbalt; Vorsitz: Gemeindevoratand.
~ b) SebnlTnataad (ein Ldnrer; die Lelmr aind StaatwUener) nnd Knie-
aolmlanfiBeher (ans dem Lehrerstand; BefiUiignncr durchs „Staataienlnar Ar
Pädagogik"). Für die höheren ( Mittel-) Schulen: a) Kreissehultag (so viele Ab-
geordnete des Kreises, als dieser hf^here Schulen zählt; „ihnen g-ocfllt fipr
Staat eine Anzahl von Scliulmännern bei, welche er aus der Schulverwallungb-
behorde des Kreises, den \ urstäuden der Uüheren Scholen, den die Volksschule
beaaUditigenden Beamten and den Voiatlnden oder Lehrern der Lehier-
hüdungianalalten entnimmt" ; ein weiteree Drittel: Vertretung der Lebienebaft
der höhereu Schulen, von jeder ein Mitglied, jedoch nicht der Sehniverstand;
Vorsitz: Beamter der Kreisregierung), hl Beamte, ans der Lehrerschaft erwUlilt.
Für die Hochschulen „und diepnigen Angelegenheiten der niederen Schulkreise,
welche im Rahmen der örtlichen uder der Kreisverwaltung uiciit erledigt
werden können": a) Landesschal tag („Abgeordnete der landständischen Ver-
tretung" ; Vertreter der Hocbaolinlen nnd Efeiaeoindtage; von der obwrten
Untenlohtf7erwaltnnir «rwlblte Hitglieder der geiammtcn Schnlbeamteaaebaft;
*) Man Vingleiche mit Sallwürks Skizze etwa die entsprechenden Capitel bei
^ilh. Roscher, Politik: Geschiclitlii ht- Naturlehre der Monarchie, Aristoloatie
und Demokiatie. 2. Anfl. Stuttgart 1803» Cotta, vm a. 782 Seiten.
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Voraitz: Mitglied der obeiüten Schiilbeli&r4ft) — Miuisterium de« Uiit«r-
fiolitf (»der affentUobea BUdoDg").
88. Parallellsttiift oder Sneceiiian der ÜBtArriebtifleher?
(W. IClUffr, Ref. 1893, 13. 14). Verf. ist für die „Sncceasion^ Warum?
IMe „sttccessive Behandlongr der Lehrfächer" g^ewfthre die nöthige Zeit für
t'bnii^'^ nnd Finnbnng: (mache «"mit die viel aiosUitteneii Hausaufg-abea über-
tiüssig) und mehr Zeit „als bisher" (d. h. unter der Herrschaft des >ParaI-
lelismoii'^) für die Pflege der Muttersprache und für das Toraeu „uad andere
Leibeellbiingen**) ^ «rlaabe des Übergang m claea gmaäm ^Wm^Mrm-
wjmm' (den Geliiduraii des FMbintenlehtee lei ▼<«s«l»eQgt» wilveBd „«Ik
Vortheile nach allen Biehtangea lün sich ottfalten" könnten). VamMetanga:
vom IV. Schaljahre an zweistündige Datier der Lectionen — nur zwei FSrher
~ wöchentlich höchstens 24 Stunden. (Dazu: Relig-ion. Sing^en, Turnen: he-
zUglich dieser bleibe es g^nz beim Alteu — Summa 32 Stunden). Vor^ekki^
fär die Vertheilang der Lehrgegenstände auf die acht Schi^jahre: L und IL*;
S|ifeehear Lteen und SeMbea. — Ht 1. Sifeeheü, Leieii ud SehnllMi;
Bedmeo. 2. Heimatakiuide; Bedmen. — IV. 1. Ghnammatik nnd OrtiMgrapU»;
Naturgeschichte. 2. Grammatik and Orthographie; — V. 1. Rechnen (Bräche):
Pliysik 2 Zeichnen; Geschichte. — Vi, 1. Grammatik; Nat^^ot^sch{chte.
2. Kechnen (^bürgerliches); Geographie. — VIL 1. Geometrie: eine fremd«
Sprache. 2. Algebra; eine fremde Sprache. — VIU. 1. Ptgrsik nnd Cbraüe:
eine fremd« SJpnMdie. 2. Literatur; Oeeohichte.
89. Vor- ttttd Chor lesen (C. Ermabaeh, Deateoh 1898, IV). L „Hit
es nicht Toa jeher ale elae liohe aad lolnrer sa erittlende Aal^pibe gegeHei,
jemand etwas gut vorzulesen?** „Darum sollten vorzugsweise unsere Seoi-
narit^Ti da!'?^Mf luHl-v-ht «»'in, <1hu Sinn für musterhaftes Vorlesen zn wecken nnd
zu ptie^eii. ui(;ht durcii Kecepte, sondern durch gute Vorbilder. K« -vv'lre jro
hoffen^ daüs auf diesem Wege auch in die Tiefen der Bevölkerung aiimaklidi
der Stea fftr edkrei Sprechea aad die Liebe la aaicni DteMen elasBgai Den
gerade der Volkeaeballehrer Ist la dieier Besfehaair <de obur der Udeiaiaa
Vorposten aa betrachten, der die schwierigste, schließlich aber auch dia ^mk'
barste Stelle hierbei einnimmt.'' — „Auch durch das Vorlesenlasspn der
Schüler läset sich nuuulies g-ewinnen, wenn .sich der Ijchrer einen Stamm voa
Vorlesern heranzuziehen weiß. Da aber in höheren Schulen bei den wenigen
deutschen Stunden keine Zeit übrig bleibt, Vorleser in der Classe heranzubüdeQ,
so man ee Sitte werdea» den betrefftaden SehUeni beotimmte Aii^abea n
fftelleD, die sie daheim sa Useo babea. Beeoaden elgaea M aaeb 4Sib FMa
dazu.*" („Wer mit seiner Classe gat EU lesen versieb^ der ist ein Keister io
der Kunst des deut.^chen Unterrichts und dor Kr7Tf^hnn)a: zujrViHi." - Goetbe.
in den Gesprächen mit Eckermann, am 25. Januar 1836: ^Die guten Deutschea
wissen nicht, was es einen für Zeit und MOhe gekostet, um lesen zu lemeo.
Ich hi^ achtzig Jahre dazu gebraucht nnd kann noch jetzt nicht sagen, das
am Ziele wlre.* üad Ooetbe war „wegea ehiee gUeUlehea, freioB, be-
deateadea Vorleeens berflbmf ) — II. Dae Gboriesen „ist la der Praxis d«
höheren Schulen noch lange nicht helnüsch genug.'' (,,Wenn sich die hSheren
Sobalea im allgemeinea etwas melir voa der fialschea Vorstellang betoeiea
Die römisehen Zifiem bedeuten die Jahre, die aiabimihoii die äemestff.
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kiiiinteii, däflfl ihre 9 — ^12jährig^en Schüler durcliatliuiitlich ffanz anders gie-
artete Wesen seien, als die gleichalterigeu der liüigerscliulen, gelangten sie
gvwto twU ni daer gMam Weitadiitnniff dtr eleMentwren KfllMeii und
fl» MMh dtt Chartetem.**) Die Yl«len, dem ToIkaKhvllfllifer genogMuu Ve-
ktunten Vorz&ge des ClwrlMaii werden trefflich erläutert. Mit dem Leeeii
l<nr/er Verse solle man anfimgen. „Von schöner Wirkung" seien unter anderen
irulilinpseiiizug- v<m W. MftUer, Waldconcert von Dieffenbach . Li(>d der
Ueutsdien von Hoiimann (v. Fallersleben), Siegfrieds Schwert von Uhlaud, Das
Grab im Baaento von Platen; ferner alle gebetai-tigeu Gedichte, wie: Das
mlle Gfott TOii SCcmi, OrM Gott toh Gerok, Gebet wSlue&d der Sehlaelit
▼OB Körner; auch Meneh- und Wanderlieder.
90. Ein Dutsead Aufgabensammlungen (R. Sch., Pädag. Fährer
1808, 4 [Beila^re z. Scbpr.^). Verf. betont, was jedermann weiß: dass gich
„das Missliclie der pftdagojri.schen Überproductioii nirgends mehr als in den
Erzeugni^en, welche der Methodik des deatschsprachlidien Unterrichts zugute
Inrnmeii wUeB*, zeige — daee xwer hiaefdifUdi dee Anftatasimtenlehti eine
gate Tlieofie anerkmiiit, nklrttdeffkowoiiiger aber die FMndff meiit miiembel
eei. Beachtenswert findet Sch. in dem mit erfreulicher Schärfe kritielrteii
Dataend die Sammluniren von Krämer, Herberger und Dciring, Göhl.
91. Die ziikünflio;-e Sehnl wandkart e <\pr Schweiz f5?chw. 189?^,
12. 15. 18). Als Fiimdesgeschenk für alle V<ukbhi.iiuien in Aussicht jreiwmiueii.
Leider scheint aber die „vorberateude Fachconimiäsion" die Meinungen und
WtlDBehe der LehrerBchaft nieht hOren aa woUen; jedenfalle weiß diese aar
Stande neoh niolit, was sie an erwarten hat — Wir dtlrea zwei Sdmmea aas
Lehrerkreisen. I. Nach Fr. Beust, der „einige 40 Jahre lang nnunterbtoehea
den Unterricht in Heimatskunle und Geographie in allen I'rimar- und
Seenndarclassen derselben Schule'' (^nämlich in seiner ei^-^enen Privalschule)
ertheUt, bedarf die Trimarschule „einer richtig gezeichneten Karte mit be-
sdutnloer Genauigkeit; d. h. die Formen müssen so vereinfacht sein, dass das
Chaiakterietisohe deraelbea» wie ihr gegeaseitiges Veriiftltois dentlich ins
Auge IKUt, ohne dnrdi aa viel DetsU das Büd aaUar aa naehea**. Dabei denliea
wir uns die AasfUumng so kräftig, dass jenes von dem entferntesten Schüler
nncli \Mlik'tmmpn dentlich erkennbar ist. Diese Forderung der unbedingten
Klarheit ist nur durch Gli<-drrung und Trennung" des bisherig-en Tnlialts zu
erreichen. Ein dreifaches Kartenbild t^chemt uns das zweci^mabigste: «
1. eine orographisch-hydrograpbiscbe, 2. eine politische (mit Flftchencolorit),
S. eine GnrTsnkarte mit Verkehrswegen („die wichtigsten Laadstraßen, Beig^
p&sse und Eisenbahnen, also die intematloitalen Bahnen, wie die von und nach
den Verkehrs-. Cantons- und Bundeshauptorten"). Das dritte Blatt ist für die
h«>heren Schulstufen bestimmt (also würden die Volks- und Fortbildmigrsschulen
von dfii \'erkchrswegen nichts erfahren; doch erklUrt sich Verf. in einem
Nachtrag auch daiiiit einverstanden, dass die Eisenbahnen ins zweite Blatt
elageaeiehaet weiden). Die Karte soll «Tellstftadig ebne Schrift sein* , der
Hafistah der bisherige bldben (1:200000). — II. Ein Dr. Wd. (?) Ündei
diesen Xalistab (sicher mit Recht) zu klein; er fordert narhdnicklich einen
größeren (1:150 000 oder lieber 1:125 000), nur eine Karte, und weiter,
dass eine Angelegenheit von solcher Wichtigkeit «vor das Forum des Schweiz.
Lehrert^^es" gebracht werde.
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92, EtwAt Aber don ZateheninterrMt. (Btd. 1803^ 12. Wk
€■ ÜB den ZeicheavDtiiTiclit in den VolkOMSblilen Badens itabt» «fAren wir
&U8 folgenden Änßemng'en: ^Eb ist genugsam bekannt, an fl^n meisten
Volksschalen wenig oder gar nicht gezeichnet wird. Cii l v t im iii m auch da
nnd dort den Zeichenstift handiiabt, &o geacliieht das in den meisten Fällen in
keineswegs zweckentsprechender Weise.'' „Darin sind idle einig, dass for das
FrcIluuldMidiiifin iut gir ntditi gmiMt ud da» «• aa d«r VoUnnIwl»
yoUstftndig br&oh UbgL* üiiMlMa: „L Intcn^MoloHlgtrit der meisten L«h-
reoden; 2. Mangel an einem guten, praktischen LeknpuBge" (der die Interesse-
losigkeit theilweise verschuldet), — 'Inm sniflimn wird nun den Lehrern das
von Zeichenlehrer A. Kurnhas iu i'rüibui-g li- rder s V eilayr) heraasgi^g^t bene
äcbriftchen „Das Zeichaeu nach der Natur am Uymiuisium zu Freiburg i. Br.,
BUttor aas äm SUntttecb der ObortertlA im GymnaiiBitt'', Mäk wiraM»
emplblileii. Di« Ztlehiiiiiif«i der Fraßtorger QjuMtiaiaak (VÖrf. hat wUk aa
Ort und Stelle nberzeugt) seien im der Tbat ^gniartige Leistungen — aber
auch die \'olksschalclassen derselben Stadt (die ebenfalls nach dem Kom-
hasischen Lehrplan arbfitea) weisen „ungewohnte, glHnz^^nde, stauneoerregende
Resultate" auf. Und zwar — bemerkt unser bepeistei ler (iewährsmann —
„stellte sich Herr Eomiiaü bei Aufstellung des (noch nicht gedruckten; Lehr»
l^laoa IBr die Fnlbaiger VelkaMdmla aaf dea Staadpankt eiaea Leknta, der
den Zeieheaantenidit erfelieQeii ioU, oline beaoadeie Fertifkelt im Zeidmca
IQ bedUeD*. ^ ^
Der Grazer Lehrerven^n bat einen Bericht über seine Thätigkeit wahrönd
der 25 Jahre seines Bestehens [iSiiS — 1893jl herausgegeben, verfasst von
Alois Taucher (Selbstverlag des Grazer Lehrervereins). Ein schätzens'
werter Beibag aar OeaeUebte der Neaacbale in OiterreielL
Dai Bibliographische Inetitat in Leipalg oad Wiea bat nunmehr auch
den zweiten Band von Brehms Thierleben versendet, welcher die Welt der
Vögel darstellt und sich dem ersten würditr anschließt. Der vortreffliche Text
ist durcli eine Fülle ausgezeichneter Abbüdongen veranscbaulichti der Preis
▼OD 10 Mark (6 11.) fSr den ich^n Band ist lehr mftfiig.
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I>i( Kl U' und die Erscheinungen ihrer Oberfläche nach E. Ucclus
vt>u Dr. Ottü lile. 2. Timg-carboitete Auflag-e v<m Dr. Willi Ule. Privat-
docent an der Universität Halle. Mit zahlreichen Buntdruck kaiten. Voll-
bildern uud lextabbüdmigen. XII und 554 Seiten. Braunfichweig, Verlag
▼on Otto Mle. 15 LIefernngeu (= 1 Band) & 60 Pf.
Sch( II Ii ' rr!te Aos^be üle's war ein epochemachendes Werk, eine sehr
praktisch aagelegte physikalist^hc Erdbeschroihuuff, die rcichlichns Material aus
allen Gebieten di^er Disciplin zusaiuinenp:ctra^en hatte, so dass es in gleichem
Maiv. för den OeogispliMi wie für de» praktischen Naturhistoriker, speciell fttr
den Geologen ein fast unentb» !irli hvs Handbuch wurde und hhrr m\rh aller
Orten benutzt und auiwentttzt wurde; deuu iu sehr klarer Sehr« ib^t i. sc war in
demselben eine Fülle <Mt StofliM enthalten, welchen man souBt erst aug vieleB
Einzelwerkt n sii h sammeln musste. Doch die Zeit und mit ihr die Wissen-
schaft war unaufhaltsam fortgeschritten, so dass manche l'artieii veraltet er-
MUflnen, die in deoMÜbeD magfMj^wÄaam Theoüfea mul Folgeruigen nicht
mehr mit den Ansichten der Gegenwart ilbereinstimniten. Es war daher ein
ebenso nothwendiges als dankbares Unternehmen de^ Sohnes des ersten V^-
Hmm, du Weric des tetetenn wnmarbeiteii naä dem gegenwftitigea Staad-
l'iinkte der Wissenschaft entsprechend umzuirestalten, Dasß die Pietät den
äohn des VeacGRseeie beweg, „den Geist, welcher der ersten Autlage innewohntef
thuididist m eriultra", Charakter der Sprache mid Gedankengang naeh Thun»
liehkeit zn schonea, ist gewiss nur cum Vortheile der Xeuauflatre. Ist dieselbe
auch gekürzt, um sie wolfeiler und dadurch zugänglicher zn machen, so ist
der Inh^l doeh gleich reichhaltig geblieben, wie aus dem Inhaltsverseichnisse
sieh ergibt. Das feste Land umfasst die (^apitel: die Erde iüs Planet, die
Oontinente, die Gewässer der Continente, die Gewalten des Erdinnem. Im
zweiten Hauptabschnitte: der üccan uud die Atmosphäre, finden sich als Ab-
schnitte: der Ocean und seine Erscheinungen, die Atmosph&re und ihre Er-
Bchcinun^n. Als dritter Hauptabschnitt folgt: das Leben auf der Krde,
welcher iu die zwei Theile: du Pdauzen- und Thieriebea der Krde und der
Mieiisch zerfällt. Die Hohcschoitte sind, wol der billigen Herstellung wegen,
zumeist dieselben geblieben, doch die Karten sind bedentend verbessert neu
hergestellt worden. Überhaupt ist das ganxe Werk in einer mustergütigen
Anwtattung herausgegeben und wird wie die erste Anagnbe in vollkommen
ffcrechtfertiijter Weise- viele Freunde und Benutzer finden. C R. E.
Der Schmetterlingszüchter. Lebens- und Entwicklnngsweise unserer ein-
heimischen Schmetterlinge, nebst einer Anleitung zur Schmetterlingszncht.
Von K. a. Lutz. Mit 262 Abbildongeu auf 15 Tafeln in feinem Farben-
draeke imd 106 Tortffinvmtioiieii. 188 Seiten. Stattgart, Sfiddevtsohei
Verlags-Institnt. Preis elegant gebunden 5 IL
Unter den Schniettcrliuffsbüchem der neueren Zeit steht das vorliegende
in erster Linie, deim uiubt uur sind die Abbildungen sehr gelungen, frisch und
naturgetreu in den Farben und zart in den ZeushauBgeo, sondern auch der
Text ist vollständig ersehi'ipfend. die Besrhieibunifen klar und deutlieh. Vor
all^ aber ist es au loben, daas der VerfiBiSBer, der eben ein Freund der Natur
nd ihm OeaohBpfe ist, nieht sn rinnleeei Tftdten der SehmetlarUiige aitf-
PiBdvgqfiuib M. Jshif . Heft X. 46
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fordert, sondem in der Einleitung: die bocbbehersigeitKwerten Worte gebr&uciit:
„Wer gegen Thiere grausam ist, kann kein ^ter Manch sein. Wer wird
auch seine Lieblinge tödten! Die Schmetterlinj^e exi.stiren doch nicht blos m
unserem Vergnügen. Kennen lernen sollen wir sie, theilnehmen sollen wir an
ihrem Leid, an ihren Freuden — avdi dn Thier nreut sich. Darum fort mit
dem Schiiietterlingsnetz! fort mit dem Schmettorlinpfsfung! Wir treiben Schmctter»
lingszucbt!" Allerdings wird auf diese Weise die Anschauung am besten ge-
fordert und das Herz der Jugend nicht Tcrh&rtet. Und muss, um eine Samm-
lung dieser schönen Thiere zu erhalten, dennoch auch der Tod in ihren Reihen
seine Opfer suchen, fio verrichte er sein vernichtendes, für den Sammler aber
conservircndcH Handwerk in der wenigst schmerzhaften Weise. Es streiten
eben diesbezüglich zwei Naturen im Menschen, möge die menschlichere den
Sieg daTontragen. Entsprechend der Tendenz die Sehmetterlingszuoht vor d»-ni
Fange zu empfehluu, ist überall auf die Nuliningspftanzeii der Ilaupcu iim-
gmlMMu Sdutde^ da^^s nicht auch in den Abbildungen dieser Tendenz Rech-
nung getragen ist. und nicht die Nahnmsrspflanzen bei allen Eaup*'n abs^ebildet
erscheinen. Allen Lehrern sei dieses vorzügliche Buch bestens anempfohlen,
welches auSer durch den gediegenen Inhalt durch die splendide Ausstattoagf
r«fbr hübscher Einband) und billigen Preis sich auszeichnet. C. R. R.
Conra«! Hi^de, Die Naturgeschichte in der Volksschale. Kritische
Würdigung der Jange'schen Methode. Leipzig, Verlag von Siegismimd &
Volkening. 32 S. Preis 60 P£
In der periodischen Zeitschrift „Pädagogische Sammelmappe" veröffentlicht
der Verfasser eine Klarleffunp: der Principien der Jnnge'schen Methode und tritt in
sehr gediegener und überzeugender Weise flir dieselbe ein. Wir haben seiner-
zeit an dieser Stelle den „Dorfteich" gewürdigt, die Vorzfige dieser Methode
gebärend hervort^ehoben und nur "Bedenken ge&uBert, ob dieselbe auch in
großen Städten, wo mau dio Kinder uicht so leicht zur unmittelbarea An>
schauung der Natur und der Veränderungen in dnedlMB bfingen kann, praktiMli
durchfahrbar sein werde. Der Verfasser geht nun sehr energisch ins Zcng,
führt alle Vorzüge der Methode gegenüber den alten Lehrweisen der Natur-
geschichte an und kommt zu dem Resultate, da.ss diese LehrmetJiode die baite,
Gemflth und Verstand in gleicher Weise bildende sei, was wir gern unter-
schreiben. Das 6chriftchen ist in folsrende Abschnitte getheilt: L die allgemeine
geschichtliche Bedeutung der Methode; 2. das Princip und aeiie Bedeutung;
3. die Durchführung des Principes; 4. die allgemeine Ausgestaltung der Methode,
und 5. die Zukunft der Methode. — Die Vergliche, welche er in den einzelnoi
Abschnitten mit den bisherigen Lehrweisen , insbesondere mit der LttbnMckea
anführt, sprechen für das Princij» .Tunf^e's, und um die Zukunft darf den Ver-
ehrern desselben nicht bange sein, nachdem jetzt schon viele Lehrbücher nach
den Lebensgemeinsdiellea abgefasst sind und das rein Sjrstematimhe mehr «ad
mehr in den Hintergrund tritt. Es wird wol noch manchen Kampf kosten,
bis Junge allgemein als Reformator im naturhistoriscbeB Unterrichte anerkannt
vad gewfljdigt sein wild, eber der Ver&saer hofft dm meh dieier Zeitpukt
kommen wird. Er kann sich jedenfalls dag Yadienst audhnlben, da5 Seine
zum Gelingen beigetragen zu haben. C. R. R.
pr. Max Ebeliug, Oberlehrer an der 4. BealBchnle in Berlin^ Leitfaden
der Chemie fttr BealselialeiL MH 225 Abbüdongen. Berlin 1892,
Weidmauiieto Boidüiaiidliing. Ym und 167 B. lYeii 2 X. 20 Fl
In einer gedrängten Form sucht dir Verfasser den Lehrstoff der Chemie
duzuBtellen, um mit demselben in einem Jahre fertig zu werden. Es ati^
ana dteaem Gnade maacbe Blemente ganz ausgelassen, aaden aar kam er^
Hihnt, dagegen :-t irnrn i in « ausführlichere Behandlung gewidmet, welche
fttn praktische Leben eine grüäere Bedeutung haben. I^e sonst gewöhnlich
am Beginne der «ImBiMlieB LeftfUn atelnade EfaMtung, w^che gewiae
chemische Begriffe zus m nifUHtellt , ist hier an p i-^ uden Stellen eingefügt,
was wir nur billigen können. In der Methode üolgt der YfirfiMMtr den bewihi»
testen Faohmftnnen. Übenül, wo es passt, aiad £e ttÜMvalogie and auk die
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La^,^erungsverhiil' nisM der Erze beriicksichtii^t und ist den praktischen Ver-
wendungen gebüxende Aulmerkaamkeit gewidmet. Mit einem Worte, das
Werk ist als Schulbuch sehr ^ut angelegt und gewinnt außerdem duich eine
• splendide Ausstattung. Die delen, anderen gediegenen Werken entnommenen
Abbttdagaa antentatMiL den klar gesdiziebeMn Text in ansohanlichster Weise.
C. IL K.
Diobter im dentteJieii Sehvlliftiite. Henugegeben Ton ZiegUr. Biele-
feld 1892, Helmioli (Anders). 382 a
Stolz kann uns Lehrer erfüllen, wenn wir sehen, welche stattliche Zahl
Poeten aus unserem Berufe hervorgegangen. Lud es sind nicht einmal alle
saui^eskundigen unter den lebenden Lehrern, die ihr Scherflein zu d u im
Titel ^f^nanntcn Buche lieijrr-f'^ncrt. Bas ist nicht der alte Kflstcr aus Urgroß-
vaters Zeiten, ein ganz auderer Geist ist*», der aua diesen Blättern spricht.
Und wie formgewandt ist die Spiache, m meiBteriich die Technik! Bald
crn^t bnM ht i^nr - Hclialkhaft, sinnig und humoristisch, aber auch herbbitter
klingen die Weisen der zumeist jogeudliehen Diohtez»obar, die ihr Leid und
ihie Freude, Liebe rar Hebimt, Stols «nf die nationale OiOBe, Sdonudit
nadi der Natur verkünden. Heute noch unbekannte, aber auch schon aller-
iritats genannte Sänger sind unter den ÖO, keiner, der nieht in eigenartiger
Weite sänge, so ibm m walnfidi sdiwer fiele, dem einen tot dem «ndem om
Kranz zu reichen. Was eine echte Lehrerseele besonders erfreuen mag, das
verschafft ein Blick auf die Biographie fast jedes eimselnen. Durch ^acht zum
Licht! konnte man als Motto ihnen voranstellen. So möge denn das Büchlein
seinen Einivg halten in unsere Seminare, in das Haus des Lehrers, selbst in
dem abgelegensten Gebirgsdorfe. Das ist der Wunsch des Referenten. W.
Steiger, Die lyrische Poesie in der Schale. Bern 1893, Schmid, Franke
& Comp. 233 S. Preis 2 M. 50 Pf.
Das Buch Steigers erläutert 4() lyrische Gedichte (darunter 8 Gedloiite
H«'1>elsV Die weitaus gn^ßere Zahl ist in jedes Lesebuch aufgenommen. Die
Erläuterung gibt die Biographie des Dichters, unter dem Titel „Vorbereitung"
eine (mit Absicht etwas breit gehtütene) Binfthruncr in die Situation, aus der
das Gedicht entstanden iat, eine Gliederung des Inhalte, wobei sie den Ge-
dankengang und den ILittelpunkt heraushebt, endlich Verwandtes und hie und
da eine Ai^sabe sor eehriltlichen Lösung. Die Oloeke ist beeonders eingehend
besprochen, der Vorgang des Glockengi' l'i illustrirt ?n,f1 das Gedicht nach
seinem Qwige durch eine schematieohe Skizze recht lehrreich dargestellt. Fast
noeh wiehtiger ab die Erlintenrag dtnlct uns die Binleltung des Bndies, die
sich in populärer Weise über die T^yrik in ilir> m T^nterschicd von der Epik,
Uber die Tecbnik derselben n. 8. w. belehrend und klärend auaspnoht. Da
* ig| wiildidi in der Sohale YffweadbaieB gelwleii. W.
Fritsehe-AllM, Lelir- und Latebieli fUr den deutsclien Geschieh ts-'
Unterricht. Ausgabe B für Börger- und Mittekebnlen, Halle 1892,
Sehroedel. 248 S. Preis 1 M. 50 Pf.
Bis zu einer gewissen Grenze hin kann sich auch die Bürger- und Mittel-
adiiile der Qiudlenleetttxe im QesebifllitnuiterdfllA bedieMS. Sie ist gezogen
dureh die zur Verfügung stehende Zeit und durch die Art der Quellen, d. h.
ihre größere oder genngeie Anschaoliobkeit. Ein zu viel könnte wirklich
mehr eohadea als lAtaen. Sehroedels Leeebneh dflifte das Bedhte getrolfett
haben. Es sucht den Geschichtauutrnii lit .luüerdem dadurch zu beleben, das»
es neben den Quellen im eigentlichen Öinue ^stets in Obeiaetanng) aaob Dar-
stellungen aus der Feder eines neueren Sduilatellen oder Gediehte histofisdieD
Inhalts bringt. Das Büchlein sähe der Referent am liebsten, wenn auch nicht
gerade als Schulbuch in jeder Schule, SO doeh als liesebucb in jeder SchUler-
bibliothek des Deutscheu E^icbes. W.
ZuloiWi, Oeieliiehtlielie Sepetiiiensf ragen und Ansfüliriiniren.
4 Tbeile. 2. nmgearbdtete Auflage. Berlin 1892, Nicolai (R. Stricker).
Die Repetitionsfragen Zurbonsens, die T<ehib(icher Widmnnns und Dahn.s
sind bis jetzt die einzigen Bücher, die im Sinne Jagers mit dem geächiehUichen
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Lehrstoff „operiren". ihn also nacli ncnm Gesichtspunkten abfmsren, neue
Ideenreihen büdeu. Küa Wunder, das^ Zurboaseos i?' ragen txmh kuix^ Fxüi
fohon ehw Auflage erlebten. Die Auflage ist eine Terbeeserte nd asfc-
arbeitete. Namentlich Hind die vielen Druckfehler in den Zahlenan^sfaben ge-
tilgt. Manohe« liefie sich noch ▼erbeif«m. So koBBtea eine Anzahl mnannf
gehöriger Fragen radt iaieilioh dudi eiMS gen^HMiHn Titel ab OoMi
hozi;ichnet werden IV 13—21 odtt ^—^o im T. Thfil . Tn der Fraeo I, 70
fehlt der Hinwds auf den asweiten «ttischea äedbund. Ifzage 76 aoiUe chroB»-
loglMsli georiset Mte. (Frage 1 , 109 DnickftUer, to lidi in Frag« IH, 61
wiederholt.) Frage T. lOH fehlt licr Hennes <lf s Praxiteles, ein» s der \vt iiigen
auf uns gekommenen gnechiachen Uriginalwcrke. I, 162 fehlen einige Zahkn.
Der Raum auf Seite 99 lietfe rieb verwertea, s. B. die Binrichtung des griedd-
sehen Theaters, di s irriechischen Tempels u, .i. In Fnige II, .^4 ist Hermann
Ton Salm nicht genannt, IT, 54 wurde Albrecht abgesetzt 11, 75 Heinrich VI.
ein Miuncäjänger? II, 114 sind Bupreeht und Ludwig der Bayer nicht Wittel»-
bacher? II, 136 ist die- einzige Frage, die si( h mit der Lage des mittelalter-
lichen Bauern hcschättifrt. IT, 149 Drix-kfuhier. II, 290 fehlt ..\Vien^ III. 54
ist der Unlenicüicd zwirfclien Kubcu.s und Rembrandt sehr untenan gegeben.
Maiia Theresia ist kaum genannt. III, 156 ist die Frage mit Bezug auf
Österreich imri -htig beantwortet, eh* nso HI, 207. III, 210 ist nicht in chn
nologisclier « iniuung beantwortet und t:t> fehlt - Sedan. III, 224 ist wieder
einseitig preufiisch beantwortet. Da der IV. ThcU amaschließlich der brandeo-
bnrgiscb pri i;His( bell (ie»rhiihte irtwidinef ist, kannten im Tl. und III. Theil
eine Anzahl Fragen aus der preuüitscbcu Geschichte durch Fragen aus der
deutschen Territorialgeeoinelite, alio z. B. Bayern betreffend, oder aut d«r aüa^
reichischen rirschichte ersetzt werden. Es könnten ja solche sein, die die
prettßiscbe oder deutsche Geechiehte berühren. Und nun zum Schloss: itöchte
der Ytatmu, d«r j» eine ledtt hfllMeiie LiteMtniMMlüdite getehtMen hat,
niifct anek liternUrseaobielitUefae Ba^tioaBnagtn maaineaBMlanf
W.
Otto Kiehter, Üraudenburg-Preußens Vorzeit. HaimoTer uod Leipzig
1892, Oit 352 a Prds 3 M.
Auf Grund gediegener Tlilt'sx luiften erzählt Otto Richter in leht ndiger
Weise die Geschichte der Mark Brandenburg bi> zu ihrem Übergang an dss
Haus der Hohenzollem und die des Herzogthum» Preußen bis zu dessen Ver-
einigung mit der Hurk. Dort steht im Mittelpunkt Albrecht der Bär, hier
der deutsche Hrden znr Zeit seiner Rltlt' . Die Bilder sollen in erster Linie
der Belebung de* Gejichiebtaiiuterricbtes und der rrivatlcctüro der SohiUer
dienen. Anerkennenswert ist es, duss Richter die ( 'ulturverhältnisse i ingijhind
sehildert, so z. T^. den Zuftnnd der Wenden und Preußen vor dem Eindringen
der DeuLischeu, die Art der c^ilonisation, da* Leiten iu den Colonien, seien es
nun Städte oder Dürfer, die Mis^ionsthätigkeit der Cistercienser, die inneren
Zustände des deiit<cb(n Ordens, das Leben der I^itter, iasbeaODdero det Heclh
meisters auf der Marienbuxg in Friedenszeiten u. dgL W.
Evers, Braiid6nbargiaeli''pr«iiJli8clie Oeacbiohte bin tof die neveite
Zeit. Berlin 1892, Winekeknaan A SOhae. 688 8. Preis 7 V.
Evers Ic^t dns SchwcrcrrwHrhf nuf die Darstellnnj? der neueren preußischen
Geschichte. Die sogenannte Vorgeschichto behandelt er kurz. Sein Bach, frisek
ge!4cimeben, dflrfte sldi bald etaen Plate in den SdriUeibiWetiMkai enben;
auch dem Lehrer kann di-' einireheiid und doi h f!her<iehtlieh und populär ge-
haltene Darstellung bei »cinom Vortrag nützlich sein. Portiflts, ScUaohtea-
pläne und drei Karten, die Preußens territoriale Entwi<^nBg ledit kicr ▼aaa>
achaulichen, schmUcken das auch sonst gut ausgestattete Werk. Wie schon
die eingeschalteten Schlachtenpläne verrathen, le^t der Verfasser großen Wert
darauf, nicht blos Ursache und Ergebnis eines Krieges eingehend zu besprechen,
aondem auch den Verlauf jeder Schlacht bis in die Ywxhhimm Phasen liinein
zu verfolgen. Auch urkundliches Materini xicht er crem heran. Einzelne
Armeebefehle, z. B. bicgesdepescheu u. n. w., »lud mitgeüieiit, ja auch ^Lropli«u
Ton Qadiebtan, die die KriagB" oder 8icg«atinimang jnun Anadnek bringen»
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I
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sind in deu Text verwoben. Die Culturrerbältnisse (j^eistige. religiöse Ent-
wicklung, materielle Cultur) sind gemeinsam mit denen Deutschlands, von
denen sie sich füglich nidit leieht trennen ließen, als gesonderte Capitei be-
handelt, also z. B. „Literatur, Kunst und Wissenschaft, Religion, Kinhc imd
Volkshiidung in Deutschland und Preußen während der Rcp:icninn: Friedrich
Wilhelms III., während der Kegieruüg Friediicli Wilhclmü IV. ' u. s. vv. Was
an dem Buche, abgesehen Tom MiBflm frischen Ton, gefällt, ist, dass Ober
die Könige nirht die Männer aus dem Volke ?erß:iB.st, die jenen als Rather im
Frieden uüU im Streit zur Seite gestanden. Austührliche Biog^niphien (auch
mit Porträts) erzählen von deren Schirksalcn. und Au^ I,^lhln , Anekdoten
cbarnkterisireii sie nach ihrer Eigenart. Eine wilikommeiie Hei^abe ist endlich
der Aubaug. In lebensvollen Bildern treten uns einzelne Soeueu, die sich iu
Berlin in fUnf wichtigeD Phasen seiner Entwicklung abgespielt, entgegen. So
schildert z. B. das zweite Bild den Einzog blMldenbvigiMte Tiappw m BeiÜB
7A\T Zeit Joachims 1. lim Jahre läHS). W.
i^olaek, Das erste üeschiclitabaclL Mit 54 AbbildungaiL 0eta 1892,
Hofiuannn. Prein 75 Pf.
Ein eiiahrener Scboimanii stellt hier im Sinne der kaiiseilichen Wüuäctie
«len Oeschicbtaldmtoff du im Aimdhlniw u die Hetnurtvlnoido ud an^hend
von der Gcprenwart. rilckwärts schreitend zur Verpaugenbeit. Fflr eine prag-
matische Behandlung ist dieser Weg (trots einem Mennaun ürimm) nicht
der geeignete, d«r tum Ziel« fUtrt, wie die imtenioiiiineBeii Venmehe m Oe*
nüge es bereit« dem bewiesen haben, der nicht von vornherein an du» Mis»
lij^en eine« aolchen Pkoes glauben wollte. Audent stellt «ich die Sache, wenn
ttuui den erste» TTnterridit, die biographisebe Methode im Auge hat. Dft let
eine .sulcbe Belnuidluag der (icsc'liiihte nicht geradewegs zu verwerfen, beson-
ders wenn der Erzähler des Vergangenen an Denkmäler, Namen u. s. w., die
in die Gegenwart herein reichen, anzuknüpfen versteht oder anknüpfen kann.
Denn letzteres ist in manehcn (Jrten leichter möglich, an anderen schwerer,
an gar vielen ganz unmöglich. Man denke nnr an Dorfschnli-n! Abbildungen
thun es uickt. rolark geht bei der Erzählung der preußij'chen König.sges<diichte
zumeist, wenn aueb nicht ausschließlich, von dem aus, was ncn^h heute in
Berlin an die Könige und deren Thaten erinnert. Dieser Thcil verdient l)e-
sondere« Lob. Der .lugend wird die preußische Geschichte erziiUIt, greifbar
entgegentreten. Die .^tilisirung de.*^ Stoffes ist recht einfach und kindUch (bis
auf die Eiidcitung. die zu WilbeSm TI binüberleiten soll). Hie und da ist das
Lob etwas übentcbwengiich, die LiebLor sind zu grell angetragen. Gegenüber
oianchem gerade in jAngster Zeit erseUeneiun LiritÜMlem dar Oeadudite lässt
Polaeks Büchlein weniir-t' Tadel erkennen, wenn es ihn aoch nur flftchtig
streift j einige andere Leiiiäden glauben erst dann patriotisch 2u sein, wenn
sie dii WeibAvehfbai recht tttobtig schwingen. Dir. Dr. Jtnge hat In aeiiiem
Büchlein „Der Geschieh tsunt erriebt auf den höheren Schulen nach den Lehr-
Slftnen vom 6. Januar 1892" (Berlin, Yahlen) mit lobenswertem Freimuth die
teile beseieimet, wo dM geflchehMi wird nm — schon geschehen ist W.
Hiibner-Juraschek, Geographiseh-statistische Tabellen aller Läuder
der Erde. Ausgabe 1892| FraakAirt, Keller.
Httbaeit TsUbIb, beraits 01 nil aufgelegt, sind sn betamit, als dasi sie
nocb einer eingebenden Bespretduiug im „l'afdugogiuiu'' bedürften. Erwähnt
sei blos, dass die Ausgabe 1892 in einem bandlichen Taschenformat erschienen
ist, das den Gebrauch dieses Nachschlagewerkes, weil größere, für jedermann
leicht lesbare Lettern für den Druck verwendet und einige andere typographisebe
Neuerungen xnm Zwecke einer größeren Übersichtlichkeit eingefiihrt wurden,
ganz bedeutend ciieichtert. Möchten doch die Herren Verfasser der geogra-
phischen Leitfäden neben dem Bichem, die ilinen als ^.Quellen" dienen, auch
diesen Tabellen endlieh ein wenig mehr AufuiL-rksauikeit ßcbeukeu. So sonderbar
gerade dieser Wunsch klingen oiag, nmu kann es uus glauben, er iät nicht
eluie Omnd gestallt. -^t.
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TMMnan, Schulgeographie für Mittelschalen und höhere Mädcheii-
lehnlen. II. Thoil. Oberstufe. Halle 1892, Sohm. d. i. Pr.'is 1 M. 4()Pf.
Txonmau's i>chuigeographie fttr die Oberstufe ist ein koismiu gwrbeitetM
BlAMii, dai dw uibmm tkkt veditaiMli behudett. Bs beraeksidti|t
UlMWlie und Wirkung und gliedert don Stoff na<h i^ro^^^ruphisrhen Indivi-
dnalHlten üiehe z. B. die Dantelliing des Deutsdieu Keicbesj. Was uns be-
Müiden gMkDeB, ifnd die ttotea Hiiw«iie auf 41« DevtMhen und Um Ltge
in den außerdoutschcn Ländern, ferner die Vcrg-Ieichungen des Areals außer-
deutftclier L&nüer mit dem deutscher Provinzen oder des Deutschen Beiches.
Wie aiwriiMtidi wild dadmek die Oittle s. B. Idnide, wen et (& 125) heilt:
80 groß als Bayern, WOrttembcrg und Ho-;.si'n znsamniengenommen. Der ver-
gleichenden Betnushtung wird Oberhaupt in Tromnau's Buche ein großer äjpid-
mm gttwihrt Ihr ten «aeh di« nUnieheA OheariehtHallda nad SUmi.
W.
Carl Führer, Lehret- iu Herisaa, Praktische Eupf- und Zifferrechnangs-
attfgaben fllr FortbildingtichAlen. 2 Hefte je 50 S. 40 PI 8t GaOei,
Tfawnlhrti^
Der erste Theil enthält die Wiederholung des Rechnens mit ganzen Zahka,
Decimal- und gemeinen Hrüchen, der zweite Theil die einfacheren der bürger-
lichen Bechnungäarben nebst Flächen- und Kaumberechnung. Der Verfasser
lieft noh dabei tob dm richtigen Grundsatc leiten, daas für gewerbliclie Fort«
bildungsschulen nur ganz einfache Aufgaben zweckmäßig sind, weil von deren
ächiilem alles einigermaßen theoretisch verwickelte entweder gar nicht aufge-
■ommen oder zum mindesten nicht behalten winL Sbeaao lintfg ist der auf-
gestellte Grundsatz, das Kopfrechnen zumeist an gemeinen, das schriftliche
Bedinen an Decimfdbrttchen zu üben. Wer au derlei Schulen unterrichtet hat,
weiB, daai dai Istexean der SchlUer eine ihren BernlUeben eataenuaeM Bia-
kleiduug der Aufgaben erheisrht , diese lässt sich aber nicht mit wünschens-
werter Baschheit wilhrend der Unterrichtsstunde dem (iedächtuisse entnehmo.
Da idMr dar VeiAuBer in liehtiger Würdigung dea BedarfSos mit MlUie aad
SoigiUt auf eine handucrksmäßige Einkleiduiier seiner Aufgaben bedacht war,
ao mdaian wir seine Arbeit als eine dankenswerte bezeichnen und sie für die
genaBBta Stelb auf daa beate empUBhlen. H. &
H. L. Mapins, Seminar-Lehrer zu Wuiistoii. Rechenaufgaben über
Arbeiter- Versicherungsgesetze. Hanuüver, Carl Meyer. 24 S. 20 Pf.
Der Verfasser, schon längst vortheilhaft bekannt als Herausgeber der
Baeheid»IIAer toh Hever and anderer LdubeheUbt hat dnieh die nodene
Qaaetzgebung in socialer Richtung ein neues Feld der Th&tigkeit gefunden.
TVia admn Mber der Österreicher Kopetskv, so find dann lUgnus aich ver-
aalaait, die Paragraphe dea Rraakeacaaien-', iMtllareiaiehennigB'' imd Altaia-
versorg^ngs-Gesetzes, natürlich jeder d;is seiner Ilcinmt. durch Beispiele zu er-
ULotern. Der Yerfasaer nennt seine Arbeit ein Ergänsungsheft zu den
Beehambtteharn dar Vdka*, Uttel- and FortbüdungssdialeB, «od awar mit
Recht, deiA wenn man schon vom Rechenunterrichte materielle Bilduuc: ver-
langt, ao iit gewias daa Veraicherujmisweaen, welches ja in seiner höheren
BotwieUnng niter dem Titel der polttlaoiiea AiithmaCik ▼oritoauat, nnlehat
geeignet, in den Kreis der Betrachtung gezogen zu werden. Der Verfasser
behandelt seinen Stoff in Fragen und Antworten, an welche sich Terschiedeae
Beohnnngsaufgaben knflpfBn. IMe AntwoTtttB Bind aatfliHdi dea bezüglicbaa
Gesetzen unter Anfiihrung der Paragraphe entnommen: an manchen Stellen
lohien uns wol eine größere Ausführlichkeit wünschenswert, welche ohae
Zweifel mit Bflcksicht auf den Kostenpunkt unterbU^. iBUMahia mftneB wir
daa Vorliegende al> einen hOchst dankenswerten Anfang bezeichnen, um dia
Wolthat &g socialen Qesetm dem Vezständaiaie der grollen Meage nAher aa
bringea. H. BL
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A. Patuschka, Lehrer in Schmölln, 175 social-politische Reehenani-
^aben über Kraukeii-, Uufalli- und AUeraTersioberniig. Gdba,
Behrend. 40 S, 50 Pf.
Aut'GruDd der ffesetzUchco Beätiinniuiii<on und mit Zuküluu&iune gzößexer
Werke statistiBchen Inhalts gelingt es dem Verfasser, ein ebenso umiaagfciciiea,
als in den Einzelheiten gut ausgeführtes Bild des Versichemn^wesens tn ent-
werfen. Er Terkenut auch nicht die Noth wendigkeit, mit dieser wolthätigcn
Seite der G^aeCmelNiBg die 8chttler sehen in der Volkssehule vertraut zu machen.
Seine Erklärungrcn sintl rrrht klar un l fasslich, die durchzuführenden Rech-
UBogen hinreichend eini'acii, 6o daäb daei Vorli^ende als ein empfehleBSwerter
LümMf beseidunt wcsdea duub. H. B.
F. Seele, Lehrer In Barliiiy Aufgabensammlung fiu das Beebnen In
Fortbildungssrhnlcn. Berlin, Ciunbacb. 1 16 S. !:> Vf.
Im Vorworte wird bemerkt, daas das yorliegende Buch ein Auszug aus
des YerftMers „poputtiem Beobeulniohe** ad. Der Ibhalt umfinit nebst der
Wicderholuny des Rechnens mit ^'emeinen und Decimalbrüchen: die 'I)ürgor-
lichen Bechnungsarten, Inhal tsberechnungen, Quadrat- UAd Cnbikwnrzel und
sogenannte algebraische Anfigaben. Zn bemängeln finden wir die Angabe Uber
die Berechnung des Inhaltes eines Fasses, weU dieselbe nur dann richtig Hein
MTürdc, wenn der Spnnd- und der Eodcndurchmes^er pinander {gleich wären,
waa doch bekanntlich gar nie btatthudct. Es gibt dm praktisch hinreichend
genaue Formel, welche fettattet, den Inhalt des Fasses als eiaca QfUnder zu
berechnen, dessen Purrhmesser dem arit Inno tischen Mittel von jrwci Spntid- und
einem Bodendurcbmesser gleichkommt. Im übrigen erscheint der voiliogeude
Lebfbebdf lllr Fortbilduncfsschnlen recht brauehbar md Tadieat insbesonden
wcgt'n -f^infr L-rn('. n Iteirlihaltiijkeit beste Empfehlung. H. E.
K. Schiele, Ubeileiirt^r in Augsburg, Praktische Aufgaben für die ein-
fache Buchführung für Fortbildungsschulen, ü. Auflage. Augsburg,
Sehmld. 108 S. 1 K.
Als Inhalt finden wir die GeschäftsrotflUe eines Schreiner-, Spengler- und
GlaspT-Oeschäftes utif je zwei Monate, eines Spilerp;esclniftes auf vier Monate
und eines Buelibinder- und Posamentier-GeHchäftes auf je sechs Monate; es
folgen Erklärungen und Bemerkungen 11b«r die Führung der Bttcher, dann
über den Wechselvcrkehr und RrlÄuterunisfcn von Kunstausdrücken der Gewerbe.
£s ist nicht zu verkennen, das^ die Erlernung der Buchführung eine größere
Ansdehnnng der T^uchführnngsbeispiele erforderlich machen. Wir halten daher
das vorliegende Huch nicht nur für einen braurhbaren, sondf-rn mn h für einen
höchst erwünschten Lehrbeheif dieses ünterricht«zweiges, weiche Ansicht ja
aveb daiob die anwebidicbe AnntU der Neoavflagea blnmidiend bestätigt ninL
H. B.
Nen eraohienene Bftoher.
Proü R. Heidriüh| Hilfsbucli lur den Keligiousunterhcht in den oberen
Claaen. BnUn, Hdnee Verlag. 248 S. 3 M.
Prtt Dr. Felix Stoerk, Der ataatabflrgeiliche üntenriebt Bede, gehalten a.
d« ünirersität Greifswald. Freiburg in Br. nnd Leipzig, Mohr. 32 S. 1 H.
dement Nohl, Wider die Uhlig'sche Schrift: Die Einheitsschule mit latein-
losem Unterbau. Neuwied und Leipzig, Heusers Verlag. iK)S. 1 M. 50 Pf.
€. nentze, Anleitung zur Vorbereitung auf Homers Odyssee. Iii. Bändchen.
liCipzig, B. G. Teubner. III S. geb. 80 Pf.
CnrI Baapt, LiTios-Cemmentar. Leipzig, B. Q. Tenbnar. 82 8. eait, 40Ff
Ernst Sehlferi Nepea-Tocabnlar. Leipsigi B. GF. Tenbner. 40 S. eart
40 Pf.
L
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602 —
Wilb. Karffiülomäns, Dit sohiiftliche Ypikolir des Lehrerp mit seinen Vor-
geaetjcteii. Bi' lctVM. Hi lmirlts H?;chhaiidiuiig, 150 S. j^eb. 1 M. 7Ö Pf,
Dr. M. JftJui, Hannciien nmi kuchlein von Eberbaid. Für dea Sokol-
gebnaeh iMraosgegebeu. Leipzig, Kichard Richter. 60 Pf.
BmiimI Reilelt, Destiebes LeaelniGh fOr Mwrr. Mäddien-Blligmolivlea.
3 Bände. Wi* n und Prag, F. Tempski. Zasammen 5 Kr<»oen 50 Heller.
J. fi. Rothaug:, Lel i i i rli dei G^o^rniphie für Bürgerschulen. Wien und Prag,
F. Tempuky. 1. Stute, 108 S., fiO Kreuzer. 2. S'tnfe, 124 S., 1 Krone 40 TTfller.
Franz Jaeger, Lehrgang dei- Steilschrift. Leipzig nnd Berlin, Julius Klink-
hardt. Wien, Manz'sche k. a. k. Hof- Verlags- nnd üiiiversit&tsbachhandlong.
F. Pelti, D«r Zelflbeiuiiiteitiiilit in dar Vdki- und FortbadmigiKhiae. Breda«,
Franz Goerlich. 4d 8. 60 Pf.
A. Sattler, Schulinspector, Leitfaden der Geometrie. Für Volks-, Bürger-
und Fortbildungsschnlcn etc. in drei Stnfen. Zweite und dritte Stnfe. 3. Anfl.
Mit 225 Figuren und einer Aufgabeiisanunlung. Brannschweig 1893, Appei-
hans & Pfenuig&torff. 136 S. 00 P£
Otto Jaike, Die Hygiene der Enaben-Haadarteit Betträge zur gesitiidliflltB-
gemäßen Ausgestaltung des Handarbeits-Ünterrichta für Knaben. Hianilnu^g
und Leipzig, Leopold Voss. 105 S. 1 M. 80 Pf.
Poknrny's Naturgeschichte ftir Böi^ersehult !) in drei Stufen. Bearbeitet von
Jobet Gugler. Dritte Stufe. Mit 129 Abbiidun^en. 9 gekürzte Aaflage.
Prag und Wien, F. Tempsky; Leipjsig, G. Frey tag, 14ö S. 80 Kreuzer.
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Volksspieie, Jalirbucli des Centraiausschusses zur F'"'rderuug der Jugrnd-
und Volksspiele in Deutschland. IL Jahrgang. Kannuver-Linden, Verlag
von liHv db IJange. 19S S.
L. F. Oibelbeeker, Letnlnat, eine ComenintilbeL Hit diOriginalSliiiCtatleBen
von H. Leutemann. Carlsruhe, Verlag von 0, Nemni<^ 84S. geb. 60Pt
Dr. Jolni Koch, Praktisches Elementarbuch zur Erlernung der en^ieohen
Sprache. Berlin, Emil Goldschmidt. 168 S. cart. j M. 80 Pf.
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mm
»Utt
rt
r- Srdfs/es Layer ' y-'
Louis OcrtcK^i
HANNOVER i'^
Jß*tram9§f». StiftH tic £ngros Prtista.
Über den seit Jahren bei den p. t.
Herren Pädagogen etc. etc.
wohlbekannten
Holländischen Tabak
von B. Becker in Seesen a. Harz hat
der Fabrikant tausendfaches Lob erhalten
und sich den Besitz der Zuschriften schon
1885 und dann 1892 notariell bestätigen
lassen. Das not. Dokument hat die Expe>
ditlon •ingeiehen. (10 Pfd. des Tabaks
lose in einem Beutel free. 8 Mark.)
Ffir 30 Pf. franco liefert Helmleh*«
Verlag in Bielefeld : „Ratfreber f. Leiter
von Volks- und Schalbibllotheken.*«
3n meinem i^erloge ift erfc^ienen:
für ben
C^ntt^altenb:
1. 138 ein» unb meljrftimmffle SoIfSlieber.
IL 48 ein« u. breiftimmige Göoröle. III. Die
Siturgie- u. IV.SRotertal ^ur 9JotenI«nntnt*.
herausgegeben öon
a,t\fctx in S^arlottenburg.
2. öetb. unb t)erm. 91ufl. 148 Seiten 8".
wm- 19rrid nr^. 50 ^f., geb. 60 Vf. *«■
Die Süllelieber finb auf bie 3 Stufen
berteilt unb jtoar für bie Untet^ufe ein-
ftimmig: für bie SÄittelftufe finb einftimmige
Sieber ju totebec^olen unb na(^ ^ebürfnid
bie 2. Stimme ^inju^ufügen, toogegen bie
Cberftufe öor;^ugön)eiie ben breiftimmigen
(9efang ju pflegen ^at.
Der augerorbentlic^ billtge^reiS
bedSQd)Ieind, lO^ogen 9{otetttl||iens
ftf^ für 50 $f., toicb beffen (Einführung
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zeichnet n>erben, ba in i^ni, idqi? ''J^voj. Dr. ^renbt ali bad einzig 9ti(h|j9^ tüc biefrn
Unterrid)t empfiet)(t, bie il^erbinbung jmifdjcn (I()emie unb Mineralogie
met^oOtfch durdincfüdrt tft, n>&t)renb bri anberen berartigen SBerfen birje ^erbinbung
jaft nur auf bcm Xttelblatte fte^t. (£s btent fomit einer Dernünftigen i^on'
Acntration be« Unterrichte unb fte^t bat)er ganj auf bcm ^oben ber neueren 9)e«
formbejlrebungen im naturfunblicben Unterrichte. Xaö 3Serf ift burchaud an9 ber '^raji*
hert^orgegangen. Cbgleich bem Inhalte nach roif fenf chaf tlich, ift fein Unterricht«*
gang elementar, bie Unterrid)tdf orm, bie ber ^nbuftion. Tie aufgeführten,
äufeerft jatjircichfn ^Jerfuche finb fämtlich oon bem löerfaffer burchprobiert
roorben; fie finb mcift leicht autä^führbar. ber Sinteitung ift nicht nur ber Unter'
richt^ang fur^ bargriegt, fc^nbem ei finb i^\xq\exdj eine 9(njal)l praftijcher fBinfe für bir
^rfteQung unb Senu^^ung Derfchiebener ^Ipparatc gegeben. Xa^^ %BerT ift junächü für
Seminare gefdirieben, bod^ mirb [id) auch anberen h^h^^en Schulen mit iBorteil
t>emenben loffcn, ebenfo bürfte eS manchem t^olf^fchullehrer eine fchr enoänfchte ^pilfr
bei ber Vorbereitung für feinen Unterricht fein.
£eipM8 unb Säerlin W. 35. guliu* ÄHnf^atbt
aSerlag Don ^uHttd fllinffiarllt in l'cMisig.
pic etenxentaven (^>run5fagen
ber
ÖJcmcinDcrftänblich bargeftcüt üon Dr. ilboff ^of. ^iÄ.
^it 2 ^tcmftarlon unb mclir ufo 80 ^ÄoCaftfinittm.
Sortte, forgföltig hirdiirrrhtnt nnb Drnnrtirtr ^nllagr.
Pvti* tirpfd}. |H. ^.40.
Xai 'Sätxl eignet fich foiuot)! jum 3rlbftftnbium, ali auch jum (Gebrauch in
Schulen. Xlie erfte Vluflage bat aQfeitiq eine fehr günftige üHufnahme gefunben.
Soeben ersolielxxt:
19000
16 B&nde cr«b. & 10 BL
oder 256 Hefte 4 50 Pf.
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Brockhaus^
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Buc-LJiuckurvi Jaliui Klinkbardt, Leipzigs
Paedagogium.
Mouatsschrift
für
Erziehung und Unterricht.
Herausgegeben
unter Mitwirkung hervorragender Paedagogen
Ton
IT, iüSBUß
IL Heft, Aug'dst 1893.
' Leipzig.
Verlag von .Julius KHukhartit
Ji
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Inhalt des 11. Heftes.
Sott*
Die Stellung der Lehrer m ibxei fachwissenscbalt. Von Otto Fiedler-
Hirechberg i. öchL G93
Bm BMhnen un «ntak Sehi4jahr. Von Bector L, Holimsaii-Bflilia ... 701
Dm Tanai ia der tistflneieliiachen ToDnMoliiiK Yen C. SobSler-Amstettm 710
Die pUagogüNlieB Aosiditeii DostcQ'emdd's, Oogleieimortna: von A. Nen-
feld-Chortitza 717
Pidagogische Euudschau. I. luteruationaler Samariter-Cougress. — Geselläciiaft
für Verbreitung von Volkäbiidung. — Aus Wilrttemberg. — Aus dem
Giofiheizogtiiiim Baden. — Aus Sachten. — Ans Dresden. — Ans
Stiatbiiig L B. — Am der Sobweis 721
748
188
AbeiuieiiiMti- Preis pro Quartal M. 126,
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Ale SteUnig 4er Lehrer Jin ihrer Faekwieeeuehafl.
Von Otto IPiedter-Rir^ihag i. Schi.
ISaebfolge&de Br&rtenmgfln lesen keine akedemisehe Preia&ege,
sondem Mandeln einen Gegenstand von weitveiehender pnktladier
Bedevtang'. Welche SteUnngr zer WiMueliaft der Fftdagogik mese
der Lehrer eumebmen, der berufen ist, rmüsc den bestehenden Schnl-
emrichtongen die Jugend zu bilden?
Das Verbftltois des Lehrers zu seiner Jachwissensdtaft ist nicht
gern so, wie etwa das des Mathematikers anr Katheoatik oder des
Astronomen siir Astronomie^ Es gleicht mehr dem des BSehters znr
BeehtswissQASdiaft; denn wie dieseri übt auch der Lehrer seine Thl^
tigkeit im Auftrage des Staates ans and hat sie so ansmftben» wie
der Staat es vorschreibt Lehrer und Bichter sind nicht freie' Diener
ihrer l^^Hssensehaft^ Der Staat bestimmt die Anwendmig der Besaitete
pSdagogiseher Forschang aach Hafigahe des Zweckee, den an erreichen
ihm gerade nothwendig erscheint, und der Lehrer wird mit der Ans-
fuhrung dieser Bestimmungen betrant Unterrichtszeit und Unterriehts-
ziel, im allgemeinen sowol wie im besonderen der einzelnen Unterrichts-
fächer, ündet er in grundlegenden Bestimmungen vorgeschrieben. Dazu
erlassen die einzehien Zweige der Unterrichtsverwahung noch Aus-
lülii ungsan Weisungen, lu all diesen Gesetzen und Verordnungen steckt
eine Siunme pädagogischer Ideen, mit denen der Lehrer praktisch sich
nicht mehr auseinander zu setzen liai. Inwieweit aber eine theore-
tische Beschäftigung mit diesen Fragen wünschenswert, ja sogar noth-
wendig ist, wird sich weiterhin vou selbst ergeben.
In seiner eigentlichen Berufethätigkeit ist der Lehier ausführen-
der Ikainter. Dazu wird er vom Staate vorbereitet, und zwar ge-
scliielit diese Vorbereitung durch Einführung in seine Fachwissenschaft,
dif Pädagogik. Mit dieser Stellnng des Tyclirers als ausführenden
BeamLeu ist es nun eine eigenthiiniliclie Saciie. Vergleichen wir jseine
Thätigkeit mit der mancher andern ausführenden Beamten, so linden
wii* wesentlich Unterschiedliches. Der Postbeamte handelt nach seiner
Instruction, der Zollbeamte befragt den Tarif, and der Eisenbahu-
PaNbcoginm. 16. J«hzg. Heft ZI. 47
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— 694 —
beamte richtet sich nach dem Reglement. Ihre ausfülirlichen Dieast-
vorschi'iften lassen keinen vorauszuberechnenden Kinzelfall der Praxis
a^ßer acht. In der Berufsthätigkeit der Lehi'er ist das andei-s. Hier
findet eine Einwirkung auf lebendige Wesen statt, deren jedes eine
Einzelerscheinung ist mit selbstständigem Willen und nur ihm eignen-
den Eigenthümlichkeiten. Jedes Kind ist gewissermaßen eine neue
Welt, und vollkommen unberechenbar sind die Verhältnisse, mit denen
ein Lehrer es zu thun haben kann. Bei solcher Verschiedenheit nun,
UQter solch wechselnden Erscheinungen soll den Bestimmungen des
Staates über Jugendbildung nachgekommen werden. Es liegt auf der
Hand, dass das Studium von Instructionen, der ausführlichste Erlass
von Vorschriften den Lehrer nimmermehr in Stand setzen kann, das
vollkommen zu leisten, uras von ihm verlangt wird. Des Lehrei's
Thätigkeit ist eben keine subalterne, und obwohl Beamter, passt er
doch nicht in die Rangordnung anderer Beamtenclassen, weil seine
Arbeit eine ganz eigenartige ist. Äußerlich können wir wol eine
Gleichstellung mit den Subaltembeamten erstreben, im innem Dienst-
verhältnis darf sie nicht Platz greifen, wenn die Jngandbüdiuig in
der Schule nicht schwer geschädigt werden soll.
Ursprttnglich hat man sich die Thätigkeit eines Lehrers freilich
nicht anders gedacht, als dass sie eine bloße Mittheilung von Wissens-
stoff sei und eine Nöthigung, diesen Stoff durch das Gedächtnis dem
Geiste einzuverleiben. Der Wert des Schulunterrichts wurde damals
im Wissen gesehen, nicht im KOiuien. Dem bloßen Wissen wurde die
Kraft zugeschrieben, den Menschen zu veredeln und sein Geistesleben
auf eine höhere Stufe zu stellen. Ein Stofi^ebiet sollte in möglichster
Vollständigkeit zur Aneignung gelangen. Weniger aus dem Wesen
der Kindesseele heraus wurde das Was des UnteiTichts bestimmt, als
aus den Forderungen, welche Kirche und bürgerliche Geaellftchaft an
ihre Glieder richteten. Wenn es auch nicht ausgesprochen wurde, so
verlangte man damit, dass der kindliche Geist sich einem bestimmten
Wissensgebiete anpasse, von dessen Beherrschung man sich einen
greifbaren Nutzen versprach und nicht, ine es doch naturgemäß ist,
dass der Unterrichtsstoff auf die seelische Yer£M»nng des Kindes
Bftcksicht nehme.
Die Maßnahmen, den Unterrichtsstoff dem Geiste des Schülers m
eigen zu machen, gründeten sich ebenfalls nicht auf eine rationelle
Kenntnis der Kindesnatur. Durch die Praxis hatte sich eine Menge
Handgi-iffe herausgebildet, die Ton Geschlecht zu Geschlecht erbte.
Viele derselben ruhten gewiss auf tiefgründiger Beobachtnng. Das
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— 695 —
Genie irittt überall instinctiv das Richtige. Ebenso häufige wird aber
aucli Halbwalires oder gfur Falsches in die Methodik übergegangen
sein, das nicht leicht als solches erkannt werden konnte, weil einer-
seits die Wissenschaft der Psychologie noch tief in den Windeln lag,
andererseits ihre bereits feststehenden Resultate noch keine allgemeine
Anwendimg auf die Schnlpraxis gefunden hatten. Mdgen anch einzelne
henrcmgende Pädagogen hierin mne Ausnahme gemacht haben, die
groAe Mehrzahl der Lehrer — und davon ist hier nur die Rede —
mur handwerksmäßig auf ihren Beruf vorbereitet worden und übte
ihn auch handwerksmäßig aus. Es liegt mir natürlich fem, ihnen
Begeistemng für ihre Thätigkeit «bmprechen md ein ideales Streben
nach YervoUkonmnung bei ihnen sn Terneinen. Handwerksm&ftig
bedeutet hier nicht gleichgiltig, interesselos, sondern will sagen: das
specieU Technische der Lebrerthätigkeit £uid nicht seine Zurückfüh-
mng anf die wissensohafUiche Qnmdlage. Bs trat eben als Handgriff
auf» bei dessen Anwendung die Frage UxiriMissig ist: „Wanun wird
es so gemacht?« Für die Zweckmftftiglceit des Haadgriffea btttgte dte
Antoiität eines angesehenen Pftdagogen. Antoiitätsglänbe wohnt aber
nie mit kiitiscliea Bigenschaftea aosammen. Wo er aosseUiefilidi
herrscht, ist ans den ansgefahrenen Oekisen nicht heranssakommen.
Der Zweifel ist noch stets die Hntter des Fortschritts gewesen.
Selbst Ms in die Gegenwart Unem whrft diese Auffassung Tom Ver-
hiltnis des Lehrers xn seiner Fachwiwenschalt ihre Schatten. Wir
haben noch Schnlkanden, die kaum etwas anderes sind, als unwissen-
MhaftUebe Anweisungen zu unterrichten, yerbunden mit Lehrproben-
Sammlungen. Was von den pftdagogisehen HüfiBwissenschafteUt wie
Psychologie, Physiologie, Ethik in ihnen Plata geflmden hat, sind
mehr oder minder fragwürdige Bmchstttcke, die den Terschiedensten
Autoren entstammen. JBüu einheitliches System fehlt ihnen. Dazu
wird selten die Brttcke von der Theorie sur Praxis geschlagen. Die
theoretischen Brttrterungen stdien fttr sich, und der Teil, welcher von
der praktischen Pädagogik handdt, ist eben eme Instruction, ein
Reglement, eine AusfÜhrungsanweisung, oder wie man es sonst nennen
will Trotz seiner Dickldbigkeit wird er nie umfassend, nie durch-
greifend sein, weil das bei den nie voraussasehenden Angelegenheiten,
die er regeln will, und zwar bis ins Kleinste, eine absolute Unmöglich-
keit ist. Von dem stark scJioiastiscbeu Heigeschmack mancher noch
heute im Gebraiicli l>efindlichen piidagfos^schen Lehrbiicher will ich erst
gar niclit reden. Auf demselben uuii uchtbareu Grunde, dem derartige
Schulkuudeu entätauaueu, wachsen auch viele Leitfäden, methodische
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— 696 —
Anweisungen, Entwürfe zu Lehrproben und Lehrprobensammlungen.
Statt die Selbstthätigkeit des Lehrers zu wecken, ihn zur Selbst-
forscbung^ anzuregen, verleiten sie zu bequemer, gedHiikenioser Nach-
tretei*ei und vernichten das Wertvollste im Unterricht: die Personlich-
keil des Lehrers. Nui' so ist es deiikbai', dass noch ein jrelehrter
dogmatischer, spitzfindiger Katechismnsunterricht getrieben wird, dass
man den Volksschüler noch mit {grammatischer Gelehrsamkeit und auf
einer Stnfe mit Anfsatztibuugeu quält, wo seiu Sprachschatz nocli ^iel
zu klein und die Fähigkeit^ seelische Vorgänge durch die Sprache
klar auszudrücken, noch gar zu wenig entwickelt ist. Erst die letzten
.lahre haben uns Vereinfachungen im Rechenunterricht gebracht, wäh-
rend früher nur auf eine gewisse Vollständigkeit des Stoffes in diesem
Unterrichtsgegenstande gesehen wurde, liud Junge mit sdner Schrüt
„der Dorfteich", welche aut klare Einsicht in das Wesen der Lebens-
gemeinschaften der Naturobjecte und psychologischen Tiefblick sich
gründet, ist in der That eine „jun!;^e'' Erscheinung.
Was auf dem Eelde der Pädagogik heutzutage geleistet wird, ist
wesentlich kntisch. Gestüt/.i aui die Forschungen der Psyc^iologie,
die immer allgemeinere Verbreitung linden, beginnt man, sich mit den
bisher giltigen Überlieterungen auseinanderzusetzen. Vieles schon
immer Geübte erweist sich auch bei genauer wissenschaftlicher Prü-
fung als richtig. Anderes besteht diese Probe nicht unii mi]<> voll-
ständig laileii gelassen oder abgeändert werden. Die Herrscliau des
bloßen HandgriÖes aber ist vorüber. Die Kenntnis des Verfahrens
genügt für den Lehrer nicht mehr, es muss die Einsicht in das Ver-
fahren dazukommen. Denn bei der unendlich vielseitigen Thätigkeii,
welche das Geschäft der MenschenbiJdung ausmacht, kann der Lehrer
sich keineswegs mit einer nur einigermaßen genügenden Anzahl von
Recepten und Vorschriften versehen, und an einem lebendigen Orga-
nismus verliert der mechanische Handgrift' überhaupt leicht seine Kraft
Die Schule ist eben im Laufe der Zeit eine andere geworden, AulJer
Übeimittelung einer bestimmten Menge von Wissensstoff verlangt man
von ihr vor allem naturgemäße Fürdei'ung der Entwickelnng des
Menschen. Es ist das große Verdienst Pestalozzis, dieses Bilduugs-
princip aufgestellt zu haben: „Aller Unterricht des Menschen ist
nichts anderes, als die Kunst, dem Haschen der Xaiui uacli ihrer
eigenen Entwickelnng Handbietnng zu thun." Damit setzt er den
Zweck der Bildung in den Menschen selbst und uberholt so alle seine
Vorgänger, welche dui'chweg in planer Nützlichkeit den Zweck er-
zieherischer Thätigkeit sahen. Ein höheres Princip als das Pestalozzi'^
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— 697 —
ist nicht zu denken, veil es das einzig natiu'gemäße ist. Förderung
der KntwickeluDg des Mensclieu, K?-afrbiklung wird es lauten für alle
Zeit. Freilich findet eine Entwickelung d^s ^^ensplle^ aueli obue Ein-
wirkung der »Scliule statt; aber sie ist dnnu dem blolJen Zufall aniieim-
gegebau- Planmäßige B^irderung der Kutwickeliin? ist UTiclf^irb wert-
voller. Diese aber darf sich unmüglich auf bloße ErfalirungstUatsaciien
gründen und auf ein dunkles Gefühl für das gerade Passende, Ihre
Hichere Grundlage lindet sie nur in durchgreifender Kenntnis der
menschlichen Seele und ihrer Lebensäußemngen. Verharrt die Lehrer-
büdang auf der Mittheilnng des Handgriffes, zeigt sie blos, wie etwas
gemacht wird ud nicht auch überall warum, dann stimmt sie nicht
mit den Ford^nngen überein, welche an die Thätigkeit eines Jugend-
bildners gwtellt werden, und dieser Zwiespalt wird in der Praxis zur
Lelurerbildiingsfrage. £s ist also keineswegs Hochmath d^ Lehrer,
wenn sie eine Umgestaltung ihrer Ausbildung TeitaDgeil, nicht die
Hoffnung, eine bessere sociale Stellung dadurch ZU erringen» sondern
lediglkb die Empfindung des Nichtübereinstlmmens der Bernftbildttag
mit der geforderten Beru&thätigkeit, und diese Fardermg einer Mit-
gemftfien Umfonniing dar Bem&bildong wurselt in einem IdeaUsmos
über den sich zu fienen man alle Ursache haben sollte. ICan glaube
doch Ja nieht^ dass eine tiefere wiswBaoluiftliohe Bildoag» Tor allem in
P»yehologie und Ethik, den Lelurer seiner eigentUchen Angabe ent-
fremden und ihn an einem grObelnden, nnfimchtbaren G^elehrten maehen
Wirde. Das Gespenst des Dor^dulosophen, der in den Schnlstuiden
seoikend der aciiweren Arbeit der Jigendbildnng nachgebt nnd sich
intigeheim schon anf die fihrige Zeit des Tiiges ftent, wo er in dicken
Folianten »Jagd auf Motten" machen wird, schreckt einsiehtsvolle
Männer nicht mehr. Je scharfBicfatiger der Lehrer ftr seinen Beruf
gemaeht wird, desto mehr Interesse wird er an ihm haben. Von der
Ttetmtthle ewig gleicher, einf5rmiger Arbeit spricht nor der, der im
Handgrilfo seine Kraft mMptt Wer grOndlich in das Stodinm der
Menscbennatttr dngeftthrt ist nnd dnroh dasselbe den Schlfissel zur
Kindesaeele besitati findet immer Nenes und Intereesantes. Katar
ist nirgends einförmig. Ihr Farben* nnd Oestaltweichthnm neigt
sieh nkht nur in der malerischm Bergwelt, sondern aneh anf der
scheinbar 5den Hdde^ hier fireUieh nor dem Auge, das sehen gelernt
hat Sehend in der Welt des Geistes aber werden wir dnreh mög-
lichst grttndUches theoretisobes Stndinm der Faychologie nnd dnrch
sorgfältiges Beobachten eigener nnd fiwmder Sedenregungen. Wieso
das aber dnen Pidagogen von seiner mühsamen Kleinarbeit abziehen
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— 608 —
soU, begreife ich nicht. Eher meine ick, nun müsste ei* erst eine
rechte Freude an seiner praktischen Thätigkeit gewinnen. Soll dann
aber noch etwas Vorbeugendes geschehen, so weise man doch den
angehenden Lehrer darauf hin, dass Wissenschaft ohne Anweiuian-
auf das Leben todt ist Soviel gesunder Sinn wird gewiss in eiuein
jungen Manne stecken, dass er das einsieht, und dann muss ja die
Unterweisung, welche er in Vorbereitung auf sein Amt empfangt,
sowieso Theorie und Praxis auf das engste verbinden. Denn man
verstehe mich nur nicht falsch. Ich rede keinen einseitigen theore-
tisclien Studien das Wort Die praktische Übung soll voUkoinineu
und redit ausgiebig zu ihrem Rechte gelangen; aber Geist, Seele kann
sie nur durch ei-stere empfangen. Pädagogik i.st kein Handwerk,
sondern eiue Wissenschaft und ihre Ausübung: Kunst. Dem Lehrer
als ausführendem Organ darf man darum ihre Geheimnisse nicht
vorentiialten und ihn nicht blos auf den Handgrift' verwei.^eu. Es igt
auch wirklich nicht gefährlich, wenn der Lehrer rechten Einblick iu
das System der Erziehimg und klaren Ubei*blick über die zu treileu-
den ^laßnahmen zur l^ örderung der Jugendbiidung besitzt. Er wird
dadurch kein Krittler und Nörgler wei-den, der an jeder Verfßguiig
der vorgesetzten Behörden mäkelt Im Gegentheil. Die Starrköpfigsten
und Unfehlbaren sind die, welche auf eine bestimmte Formel geaicht
sind. Der Einsichtigste und Weitblickendste ist immer der I)uid^amste.
Und gestehen wir's nur: ein wenig mehr Toleranz in Fragen der
Jugendbiidung thut uns noth. Ein so exactes Studium wie Malheuktak
iiit das Studium der Menschenseele ja doch nicht. Jeder beobachtet
ein wenig anders als die andern; aber Syste-ni muss in der i'iidagogik
eines jeden liegen. Sie darf keine Alusterkaite ailei* müglicheu An-
schauungen sein.
Pädagogik ist angewandte Psychologie oder besser Menschenkunde;
denn die Kenntnis des Leibes und seiner Lebeusäußn iiii;;tJii ist fÖr
den Lehrer ebenso noth wendig, wie Einsicht in die seelische Thätig-
keit. Jeder Lehrer muss diese Anwendung erlangter Menschenkunde
Felbstihätig für sich schallen. Die Schüler sind nicht alle gleich zu
behandeln, sondern als Individualitäten, die sie sind, individuell. Jeder
Mensch hat seinen iliui eigenthümlichen Seeleninhuii, dt i /ti dem. was
neu an ihn herangebracht wird, sich auch ebenso eigenihiiinlitii ver-
hält, was wieder naturgemäß einen besonderen iiaudgiili u<»iliig machi',
wenn der Lehrer die Verbindung des Neuen mit dem bereits Vor-
handenen fordern oder — manchmal — gar erst möglich machen will.
Der rechte HaudgriH ergibt sich aus klaier Erkeuntuis der Sachlage
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699 —
von selbst, womit jedoch keineswegs gesagt sein soll, dass eine Ge-
wöhnung in ihm etwas zu Verachtendes wfire. Eine ge'ÄÜsse Routine
muss der Lehrer haben, und erwii'bt er sich durch längere Praxis aucli.
Aber — und darauf kommt es an — er darf in der Routine nicht
yerknöcbem, sondern moss. jederzeit die Verbindung mit der been-
denden Wissenschaft herstellen können, die wieder ihre Kritik in d6ii
ans unmittelbarer Beobachtung sich ergebenden Thatsachen findet.
Es ist ein hohes Ziel, das der Lehrerbildung geetedct ist, die
durchaus nicht mit den staatlich angeordneten Prüfungen AteeUieftt.
In der Natur der Sache liegt es vielmehr, dass die Sorge tun eine
möglichst vollkommene Fackbüdung den Lelirer während seiner ganzen
AmtsthAtigkeit nicht verlassen darf. Die Welt der Erscheinungen ist
immer neu und fordert fttr sich stetige Aufmerksamkeit und klares
Verständnis. Immer sei der Lehrer daher auch ein Lemer, und wenn
er der Fachschule entwachsen ist, sorge er auf andere Weise fdr seine
theoretische Fortbildung. Die WM daan findet er in der L^rer-
presse , in der Lebrerbibliothek nnd in den Lehrerrerssmmlnngen.
Freilich werden diese Einriehtangen auch immer auf der H5he der
Zeit KD erhalten sein. Und da smd es yor allem die Lehrerbiblio*
theken, die noch einen gewaltigen Schritt nach vorwärts m thnn
haben. Es ist yiel Geringfügiges und yieL specielle Etemarbeit in
ihnen anijsiespeiehert Eine XJnaahl methodischer Anweisangen besetzt
den Plate, nnd die Könige der Wissenschaft finden erst Eingang,
wenn das Grab sich über ihrer irdischen HfiUe geschlossen hat. Nem,
die LehrerhildiDtheken mflssen stets ein Spiegelbild des gegenwärtigen
Standes miserer Wissenschaft sein, indem sie die grondlegenden Werke
bedeutender Forscher enthalten und nicht nur ihre Ansmttnsnng durch
mehr oder wenige^ dazn herofene Geister vierten oder fOnften Banges.
Bis zn den QneUen sehier Wissenschaft mnss der Lehrer steigen.
Darbietnngen ans zweiter nnd dritter Hand dflifen ihn nicht be-
friedigen. Wasser hintndnander in viele Sdüflnche ge&sst, wird
schal Am frischesten schmeckt es, am erquickendsten ist es da, wo
es der Matter Erde entquillt. Lehre uns dieses Bild das rechte Ver^
h<nis zur Pädagogik gewinnen! Außerhalb des Entwickelungsganges
dieser Wissenschaft stellen wir» uns auf diesem Standpunkte nicht;
vielmehr weist der ganze Verlauf der Fortbildung der Pädagogik uns
geradeswegs aui ditbts Ziel liiu. Und wann wird es erreicht sein?
Ich ß-laube in allernächster Zukunft noch nicht. L»aa hängt doch noch
von ganz andern, viel mächtiger wirkenden Factoren ab, als von der
Einsicht und dem Wollen der Lehrer. Was wir aber in den engen
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(ireazeu, die uns als Diener des StaAtes gezogen sind, für die Herbei-
führung eines zeitgemäßen Verhältnisses zwischen Lehrer und Päda-
gogik wirken können, müssen wir aurh mit allen Kräften thun. Die
Arbeit wird nicht irana umsonst sein. Lassen wir nur erst die Er-
kenntnis allgemein platzgreifen, dass der Lehrer keineswegs ein bloßer
Handwerker ist, sondern der praktisch sich bethätigende Diener einer
Wissenschaft, und es wird die Frage der FachauMcht sehr schnell
ihre Erledigung gefunden haben, und V^m Lehrer wird mehr seine
Befähigung zur Übernahme höherer Stellen durch besondere Prüfungen
nadiweiaeii müssen, wie das ia andern BeamtenclasMO — smk aoJdiai,
die unter gleiohea Verh<masdn wie wir arbeiten — schon immer der
Fall gewesen ist
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Das Rechnen im ersten Schn^jahr.
Von Bector X« Mohm€UinrBerlin.
eise anf psychologische Gesetze gegründete, den Lehrstoff
in angemeeeener Welse berücksichtigende Methode ist sehr viel ge<
schehen. AU die Meister auf unserem Gebiete, denen wir die Durch-
fuhrung der rationellen Bechenmethode verdanken, wandten der Ele-
mentarstufe ihre besondere Aufmerksamkeit zu; alle waren bestrebt,
den Stoft' in eine Eeihe organisch zusammenhänß:eiidei' L bun^^eu zu
zerlegen und ihn in l)il(lendster Weise an die Scliuler zu bringen.
Seitdem Grube dem Princip der individutillen oder münographischen
BehandUuig der Zahlen eine lebensvolle Ausgestaltung verliehen hat,
stehen sich auf dem Gebiete des elementaren Rechnens besondere zwei
Richtungen gegenüber: die eine lässt auf der unteren Stufe, etwa im
Zahlenranm von 1 — 20, die Einreibet racli lang der Zahlen gelten, die
andere folgt auch hier dem Grundsatze der Vei-binduug der entgegen-
gesetzten Rechnungsarten oder beliRudelt auch diese getrennt. Beide
Kichtungen haben namhafte Vertirtii uml sowiii sie si<"h auf
die Anschauung gründen, trotz gegenseitiger Befelidung, beide berech-
tigt. Für den Zahlenraum von 1 — 10, aber nur für dieseu, erweist
sich die monographische Behandlung dei* Zahlan als durchaus prak-
tisch und zweckentsprechend.
Die nächste zu entscheidende Frage ist die nach den Ver'anschan-
lichuiigsmitteln. Am meisten entspricht allen Anforderungen die rus-
sische Rechenmaschine mit Verdeckbrett. Es lässt sich zwar nicht
leugnen, dass sie sich zur Herstellung stereotyper Zahlenbilder weniger
eignet als der Berliner Knopfapparat oder das Löcherbrett; indes wird
dieser Mangel bei weitem aufgewogen durch die Schnelligkeit, mit
welcher sich die Veranschaulichung vollziehen lässt. Im übrigen ver-
einigt sie in sich alle Vortheiie anderer Apparate, ohne m ihren Nach-
theilen zn participiren. Der größte Mangel, der unseren neueren
Apparaten anhaftet, ist ihre Künstlichkeit Die Bom'sche Pnnkt-
masehine z. B, erweist aicli fär einen Bechnngnng, welchem es
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— 702 —
Bich um Vori&]iTOiig der 1lbenlditlidi«ii Zahlenbflder bandelt^ ak dnidi»
ans uDgaeigBet Der dmige Vortheü, den dies Lehrmittdi beeitEt, ist,
daas ea wenig Baum beanapniebt
Wie bei mir, ao macht aioh woi bei den meiatea Amtagfooeaen
die Empfindimg geltend, dasa die maaiaehe Becheamawciiine ala Ver-
anachaalicboDgaiiiittel nicht anardclit, ireil die Kinder an aalten in die
Lage kommen, an deraelbeii wirklich die Operationen anasofllhren. Daa
Nftchstüegeiide wgre, die Obmigen von allen Kindern mit der ange>
borenen Bechenmaachine^ den Fingern, anafllhren an laaaeo. Allein bei
starker ^randehnng der Finger gew(ttinen sieh die Kinder an den
Gebranoh derselben. Immer wiedier aenkt aich auch i^terhin inwill-
kttrUeh daa Ange, mm die Ltang der geatettten Angabe aa den
Fingern abaaleaen. Mar durch grole Strenge gelingt es dem Lehrer
bei einaeinen Kindern, aie dahin zo bringen, die Operation ohne daa
80 aaheliegeiide, Terfllhreriache Hilferaittel in TtdlaieheD* Gewiss nnr
die Sehwierigkeit, von einer einmal angenommen Gewohnheit an
lassen, hat die Pädagogen veranlasst, auf ein Hilfsmittel aa summ, daa,
nachdem ea aelne Dienste geleistet hat, efailhch beiseite gelegt werden
kaim. So kam es aar Anitaahme des Stibchenrechnens in den
ersten Beehemmtenicht. Es ist bekannt, dass dasselbe in Kehr einen
warmen Fürsprecher geflmden bat HÜ der Stellung, weleha er md
andere Antoren dem St&bchenrechnen snweiaen, kann ich mich Jedock
auch nicht beitnandsn. Wie daaadbe betrieben wurde, war ea zugleick
Veranschanliflhunga- und Übongsmittel beim eigentliohen Bechenunt»>
richte: Jeder Schftler sollte seine Bedienmaschine in Gestalt kleiner
StAbchen in der Hand haben. Die Behauptung, daaa sich daa StSb»
chenrechnen nur ftr achwachbesetste Chmsen dgne, war bei solcher
Geetaitang desselben durchaus berechtigt Der grOfite Feind intensiver
Aufmerksamkeit ist die Zersplitterang. Wenn der Lehrer neben der
Oontrole', ob die Operation T<ni allen Schftlera richtig ausgefllhrt und
demnach Terstaaden wurde, sein Augenmerk aoglekdi anf den klaren
sprachlichen Ausdnick und die Befestigung durch Oben und Anwea-
dsn richten muss, so kann er schwerlich des reckten Erfolges seiner
Wirksamkeit sidier sein.
Ist unter solchen Umständen das Stibcheareehnen nun ftberhanpi
aus dem Untenichte an verbannen? Gewiss nicht, nmn muss Ihm
nur eine andere SteUnng anweiaen.
Eine solche fimd ich, indem ich dem eigentlichen Rechnen einen
Voroursns Torausgehen lieA. In den ersten beiden Wochen wurdegi
die Kinder mit dem ibhalt der Zahlen bekannt gemacht und aum bo»
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\
I
wuäÄien Zahlen getUhrt. Beides kann nur vermittplt Nveid« u durch :
Anschauung wirklicher Pin'i'e, sowie durch Vr jluhruug und Ein- i
prägung der Zahlenbüder, die den besten Totalemdruck bieten. Alle
zi^ängliehen Anschauungsobjecte müssen herbeigezogen werden. Je
vielseitiger die Gegenstände sind, an denen der Zahlenbegritt gewon-
nen wird, desto sicherer und klarer wird er. Auch die Gruppirung
der Gegenstände an vorhandenen Bildern kann xor Fettigiiag und Ver-
tiefung dei* Zahlenvorstellnng benutzt werden.
In der 3. und 4. Woche ließ ich die Kinder mit Hilfe von Stäb-
chen mit den Zahlen wirklich operirea imd sieh in kindlicher Weise
über die selbst vollzogenen Operationen aussprechen. Von Stunde sa
Stunde hatte aioh Jedes Kind s^bet nsoh Torgezeigter Probe mit «ton
Stftbehen zu versehen. Nur ausnahmsweise half ich «ob. Die Übungen
begannen mit 3 St&hehen. Die Opei*atiouen wurden ausgef&hrt durch
Abrttcken und Zusammenschieben, durch Ver- und AnlÜecken, durch
Wegnehmen und Hinleg<^t sowie durch Bildung yon gleichartigen
HÄofohen. Das an den vorliegenden StAbehen unndttflilhar Erkannte
wurde auf andere Gegenstände übertragen nnd klar ansgesprodien.
Im Eop& erfblgte das Znafthlen nnd Wegnehmen, die Vecgleichnng
und das Messen mr dann, wenn nmnittelbar snvor die Opevatton an
den Sttthchen wirklich ToUsogan wmda
In diaaer Fonn hUdet das 8t&bchearachnen den Mittelpnnkt eines
rein anf die Attschammg gegribdeten nnd nicht von derselben los*
gelösten Bechencorsos. Weniger die VeranscbanliebDng nnd Übnng t«i^
anlaset aber rar Heranziehong dieses Hittels, als vidmebr der Wunsch,
unter Selbstbeth&tigung den SchfUer in die nficbsHiegenden Bechen*
Operationen einxultthren. Die ganze Lehrthfttigkeit geht in der Über-
wadrnng der einzelnen Übungen auf, der Lehrer ist daher sehr wd
im Stande, auch bei starkbeaetater Classe Ihr die esaote Ausitthrung
der Übungen zu soigen.
Man könnte mir entgegenhalten, der Betrieb des ersten Beohen-
untenichts in dieser Form hemme die Kinder in ihren Fortacsbritteo.
Hieiaaf antworte ich: Es ist eine mflhselige, Obetaas ermfldende Ar-
beit, nach dem Yerstandesmääigen Zihlffli, mit der Eins beginnend,
das Kind sofort zum wirklichen Bedmen zu führen. Wochenlang wird
ea bei den Zahlen bis 5 festgehalten. Diesdben Anljsaben mtlasen,
wenn auch mit aufinnnternden Abänderungen, immer wiedm^ehreu.
Indem wir aber dem Kinde die anschaubai-en Dinge fürs erste ftbei*^
liau])t nicht entziehen, halten wir es keineswegs auf, weil wir nach
dieätiu vorbereitendeu Übuugeu schneller von Zahl zu Zahl fortschreiten
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kfimeü. Iffti rooliftfMgt Bmeh des E&idergarteui o. «. mit
dem Hinweis, dsss der tWgttg ans dem Fsiailleih in das Seiini-
leben ein sn sehneiBr ssL Der yorbereitende Cnrena flr den Beoibeo*
■ntemeht UeCei nnn den Lehrer ungesoelil «bi lUttel« denselbcB sn
müdem. Wird j» doek a«eh der Getaneh des Grübb von Dimbaf-
ten SebnlmlBBm ftr die erste Zeit nieht gern geseben.
Welcbes ist soa der geistige Besitz, den die SdMUer dnreb den
vorbereitenden Cnrsns erwwbeB linben? 8ie heben die ri/Mgß Zebkn-
verstellBog gewonnen nnd Ubmeii dieeelbe mit Hilflb dar ZsUenbÜder
sieber nnd schnell reprodneiren* Sie kennen die Fol^e «nd die Stel-
ling der Znblen nnd kdnnen dieselben nnob ihrer QMb vergleichen,
wenn sie nnoh den Untecsdded nooli nkbt ohne HilAmitttl anzugeben
veimSgen. Sie heben ndt den Zahlen «iridieh operirt, unter Selbst-
bethätifiuig sind ihnen aneh die Aaedrtteke hinnthnn, Unwegnehmen
n. a. geUtaflg geworden* Das aaechaalicbe Erkeanmi stand Jedoeh
bisher bestimsMiid im Vordergrunde, von nnn an liegt der Hai^tnacb-
dnick anf dem nnverlierbaren Festhalten, dem sicheren KOonen. Bis-
her war ein ansftthrUches Aoseprechen g^tatt^; von jetst ab hsadeit
ei akA nm prägnante Xflrse. Die hergebrachten Operationabeaeicj^
nnngen — and, weniger, enthalten in, getheilt durch — liegen dem
kindlieben Denken dorchans nicht so na^, wie viel&ch angenommen
whrd; man darf diesdb^ sonach nicht ohne Erkl&rang la^en, moss
viehnehr dorch elementares Verfahren in diese abgekilrste Sprechw^se
einfuhren.
Nehmen wir jetzt an, dass des weiteren Zahl für Zahl eine ein-
gehende Behandlnng erfilhrt, wobei die Species von Anfang an ber&ck-
siehtigt, die abgekürzten Sprechweisen verdeutlicht und angewandte
An^Saben lur Anregung und Übung eingeflochten werden. Neben der
ftrtgeeetzten Übnng des Zählens und Messens muss auch das Zerlegen
der Zahlen in Anbetracht der Wichtigkeit für die Folgezeit gepflegt
werden. Hierbei hat sich der Lehrer für oder gegen den Gebrauch
der Zahlenbilder zu entscheiden. Auch in diesem Punkte gehen die
Meinungen weit auseinander. Die einen führen zwar Zahlenbilder vor,
nntsen sie aber nur wenig aus oder lassen sie für die Zerlegung und
Übung ganz unbenutzt Die anderen halten sie für wertlos, ja einzelne
Kenerer haben sie sogar als schädlich hingestellt. Mich dünkt, dass
ein sehr einfacher Grund für die Herbeiziehung der Zahlenbilder
Bpiiobt Ob das Kind oder gar der Erwachsene später nocii au das
Bild denkt, ist dabei sehr gleichgiltig. Für die Zerlegung und Übung
ist es aber wichtig und weeentlich, die Aufmerksamkeit des Kindes
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aus der Vielheit der Anscbanungen auf ein Bild der Zahl zu concen*
triren. Hierzu am vorzüglichsten ^eeijniet ist das Zahlen bild, an
welches deshalb das Zerlegen der Zahlen mit den sich darauf grün-
denden Übungen am besten anknüpft; Die Zerlegung wird an der
i-ussischen Rechenmaschine mittels dnes Stabes, aaf dar Talai aber
mit Hilfe von Theilung^trichen dargestellt.
Den besten Totaleindruck bieten die Zahlcnbilder in der Fora,
wie sie auf Würfeln und Dominosteinen dargestellt sind. Die Zerlegung
dieser Zalilen macht sich jedoch nkht so einfach, dUB sie das Kind
mit Leichtigkeit ausführen kOimte, was ich fttr unbedingt nothweodig
halte. Das ist aber der Fall, wenn die Bilder in Gestalt der Geraden
und Ungeraden erschänen. Ich kann keinen stiehhattlgeD Giund
finden, der uns abhalten sollte, die ZahlentfOder wegen des besserai
TotaldndniekB snerst in der übenichtllehsten Gestalt vamiillhren nnd
dann hehnfii Zerlegong derselben in die Geraden nnd Ungeraden nm-
zaUIden« Sehen eine kleine UmgestslUmg hei einaeinen Büdem führt
znm ^ele. Nachdem b«i der 5 die 1 ans der Mitte heransgenonmeo
und an die Seite reehts oben gestellt worden ist, ftfart das Sind
selbst die Umgestaltang bei der 7 nnd 10 ans; ebenso rflekt es die 3
bei der 9 an die Seite^ wenn ihm gesagt wird, dass man, wie bei den
Übrigen Zahlen, nnr 2 Bethen haben wolle. ESnen weiteren Tortheil
gewfthren diese Bilder nnd die Art der Zeriegnng ans dem Grunde,
weO die Kinder an ihnen die Operationen Ähnlich wie an den Stftb*
chen durch Ter- nnd Abdecken, durch AoslOs^en und Hinzufügen
leicht ausführen können. Dabei hlelhen die Zahlenbilder in aUen Zer-
legungen dieselben, es hraw^en kdne Ymshiebiingen mehr stattsn*
flndeit Selbst in den TheOen kehrt das Bild der Zahl mdstens wieder.
Etee klefaie ünznträglichkelt ist Aieitich nkkl m umgehen: bei den
geraden Zahlen mflssen die ungeraden Theile durch einen schrägen
Thellungistrieh abgetrennt werden.
Gegen die verfrühte Einführung der Ziffer werden verschie-
dene Gründe angeführt Es genügt jedoch schon ein einziger, durch-
schlagender. Die Ziffer darf ei-st dann eingeführt werden, wenn das Kind
so weit in das Wesen der Zalilen eingedrungen ist, dass man eine
Verwechslung von Zalil und Ziüer uicht melir zu betiirchten hat Dies
wird auf dem Punkte der Fall sein, wo die 6 oder die 7 behandelt wei den
kann. Um die Verknüpfung im Geiste auts innigste zu gestalten und
die leichte Reproductioii zu fürdern, ^vird die Zitier neben dem Zahlen-
bilde geübt Schriftliche Übungsaufgaben schließen sich unmittelbai*
an. — Bis zur Einführung der Ziffer steht für die häusliche Beschäf-
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tignng Im Yordergniiide die NadiUldnng der ZeUenbilder, die Zav
legung: der Zahlen an dnedben durch TbeÜnngeetriche, sowie die Aes-
ftthrung der Opemtionen aa diesen BUdenu Ob mit Bttttner v. a. die
Aufgaben vertheUhaft snerst dnreli Pukte» Striebe elo., dann dneb
die ZahlenbOder aehrUyiek daigeetellt werden« IK eine Frage, über
die die Meinungen gleichiUla anaelnander gehen. Bie Bntgegenhal*
tung, daM nicht aneh die Operatienca dnieh die fiblichen Operations«
leiehen YeranachanUcht werden kffianea, llaat sieh jeden&lle nicht hin-
wegriomen. Allenfiüla geht ea beim Sabtrahiien, da man die gemalten
Kngeln oder Punkte durehatrelohen laaaea kann.
Daa Grandprincip beim ernten Beohenunterrichto ael nnanageeetste
Anregung anr Selbetbethatignng. Nirgenda paimTea Annehmen, Aber-
all aelbetthitige Aneignung« Dlee iat der leitende Gedanke:
1. bei der Festigung derZahleaToratellung durch vielaeitige Naeh-
bfldong der Zahkabilder,
2. bei derEinfthrung in dieBeehenoperationen durch daa Stftbchen-
wwihneni
S. bei der Zerlegung der Zahlen dnrdi Theünngaitridie^
4. bei der Aneftfarang der Operationen an denZahlenbüdem durch
Ver> und Abdeeken, reep. dnieh AnaUteohen nnd HinsoAgen.
Wie ungemein der Erfolg durch dieae unanageaetato Selbattiiätjgkeit
der ScfatUer gehoben wird, erlKhrt jeder, der nach Shnliehen Grand-
sfttcen yerfthit. Viele Thitnen werden dem Kinde dadurch erspart,
aein Frohsinn und seine Lemfrendlgkeit gehoben.
In Beang auf den erweiterten Zahlenranm fragt es aich zu-
nflchat, ob der Krela Begleich bis 100 anagedehnt werden aoU oder
ob ea nicht Torauziehen iat, erat bia aom nlchaten Zehner an gehen.
Da es dem Kinde leichter flllft, aleh die kleineren Zahlen vorsusteUen
als die gr5teen, so iat der letstere We^r einzuschlagen. Daa Princip
der Anschaulichkeit ist Ja daa alle übrigen beherrschende.
Ea handelt sich weiterhin darum, die Gründe darzulegen, die da»
zn dringen, den Ar den engeren Zahlemranm gewühlten Gang zu tot-
lassen. Die monographische Behandlung der Zahlen bietet zn grofie
Schwieri([^ten. Die Anzahl der Zerlegungen mehrt sich so, dasa ea
dem Kinde aehr schwer wii^ sich jederzeit eine klare YorskeUnng tou
den vielen Theüen so vider Zahlen zn machen. Dazu bietet die Zer-
legung keine Torthelle mehr ftr den weiteren Gang, und daa im frttheran
Zahlenknnse mühsam Erreichte und f&r die Folge stela Nothwendige
wird ^ler verdankelt als geklürt Denn wfthrend die Zerlegung der
Grundzahlen die Omdbedingung ftr die Ausführung der Addition
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und SubCraction auch im erweiterten Zahlenraiixne ist, erweist sich die
Zerlegung^ der Zahlen von 10 — 20 als eine ftr sich bestehende Übung
nur für die bezQgliehe Zahl tob Bedentang, deren Inhalt dem kind*
« Udien QeiBte dadurch näher garfickt wird. Derselbe Zweck wird er-
reicht, wenn diese Bechenftboog den Absehlnds hildat oder der Zer»
legnig In gleiche Theile yoranageht
Sollen wm die entgegengeeetcten Beohnnagsarten getrennt oder
in Yeibindnng behandelt werden?
Die YorbediBgongen der Anaftthnuig der Addition sind:
«) der Schüler siiiss die Zahlen rasch an 10 ergftnaen kennen,
Vollmachen der 10;
b) er mnas die Gfnindaahlen schnell an 10 addiren kennen;
c) die ZerlegiiBg der ZaU^ mtms sdmell 7on statten gehen.
Gans fthnlich TsrhSH es sich mit der Sabtraction. Yoransgesetat
resp. wiederholnngsweise geftbt wird
a) das Abaiehen der bezilgl. Eänerzahlen Ton 11-^19,
b) das Abriehea der Gnmdsahlen Ton 10,
c) die Zerlegung der GrondiahlaL
Die Analogie der Übugen spricht entschieden für die Neben-
einaoderbehandlnng beider Operationen, abgesehen davon, dass dnrch
die größere Abwechslnng erhi^htes Interesse eneogt wird. Ähnlieh ist
es bei der MaltipUeation nnd Division. Man behandle demnach die
eotgegengeeetsten Operationen in Yerbindang nnd lege Gewldit daranf
dafls ihre Wechselwirkung erkannt wird. D^ Stufengang der Übungen
ist dann der folgende:
1. Yersdiiebung der Operationen aus dem 1. in den 2. Zehner.
2, Die Grundzahlen werden auf die natüiiicliste Art — durch
Ergänzung zum Zehner — addirt und auf entsprechende Weise sub-
trahijt.
1. i'bung: Zuzahlen der Grundzahlen zu 9, Abziehen vun 11.
2. Übung: Addition zu 8, ^ubtraction von 12 etc.
Bei der Subtraction wird wegen der 2:leichen Zerlegung der Zah-
len stets von der entsprechenden Addiiiunsübuug ausgegangen. Je
weiter hinunter resp. hinauf, desto mehr verringert sich die Anzahl
der besonders zu lösenden Aufgaben; bei der 1 resp. 19 treten alle
Aufgaben repetitions weise auf.
Mit Zähigkeit ist an diesem geordneten Gange lestzulialten; denn
der Weg durch abgestufte Übuntren i>\ kein Umweg, sondern fülirt,
wenn auch langsam, so doch sieliei zum Ziele. Die Hauptsache, nach-
dem die Einsicht gewonnen wurde, ist unausgesetzte, nachhaltige
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Übung. 7a\ - Vi i ^^ehen rächt sich 8ie!> Man btttielte sich
dah^r jederzeit. den schwächeren Schülern P iihlnng: zu beiialten.
Neben der km/^^n Lösnnjü: oder di^m Xoniinlvei lehren ist bei tier
Einführung in dM>^ollie' »Miie ausi'ührliclu' Au^cinandpr.-t^tzun!? am Platz^^
Die für das llt^rlmt^n al'^'*Iut notJiw r]i[[iL:-e Kiii-/e -rblitdlt iui Anlange
solche dem kinuln heu Denken Hngepaij.-tc Ki r,rt(ninL''t^!i niiht ans. —
Vielfach wird es nuthija: und praktisch sein, lei der Zerlegung der
Grundzahlen auf die Zalih^nhilder znruckzugrrilt n, Alsdanu eiuptiehit
es sich, nicht Kugeln, sondern Punkte zu wählen, die sich im Finge
au der Wandtafel ausfuhren lassen. Bei der Addition der Grnii izalih'n
zu 'I, sowie bei dt i cn Subtractiun von 11 kann z. B. die Keine <!• r
iiii -Ik 11 Zerit iruiiu'f'n in 1 und die andere Zahl an der Wandtaiel
entstehen, die Schüiei' können dieselbe auch nachbilden uml in Zittern
ausdrückeo. — Ein wiehtiger Facti»: der Übung ist überall dieKeihen-
büdung.
Andere Zahlenbüder als die Zt hnpr mit den ani^f tVigien Einern
gebe man dem Kinde nicht, denn diese gerade sind die einlachsteii
und übersichtliclisten. iSolaufre kein tHtersan? stattfindet, können
die Einer als Uerade und l ngerade angKicjin weiden-, doch ist das
Auge des Kindes selion hier an den Uberblick einer Keihe zu L'ewrdinen-
Schließlich uorii ein Wort über das Vervielfachen. Eiuhalf i ^i-L*in
und Tkeilen. Auch diese Operationen werden am besten in \ erlnn-
dung beliandelt. Ob man dab( i m »u der Eininaleinsreihe ausgeht oder
an die zu messende Zahl ankuüplt, ist unwesentlich. Nehmen wir den
letzteren Kall an. Wie gestaltet sich dann die Behandlung der Zahl 12?
Einleitend wird man Ad<iitions- und Subtractionsühnngen berttck-
sichtigcu. Man kann alsdann die möglichen Zerlepim-t n in zwei un-
gleiche Theile vornehmen lassen, womit die Erkenntnis des Inhalts der
Zahl und damit das schnelle Addiren und Subtrahiren gefördert wird.
Es kann sich anschließc^n das Ergänzen der Grundzahlen zu 15, das
Vergleichen derselben mit 12 und umgekehrt, das Verp-lei'-ln n d.n- 12
mit den Zahlen bis 20 und an^^ewandte Autgabeii. ti^xuiders Zuz ihlea
zum Dutzend und Abziehen von demselben. Schließen sich weiteriiia
die Multiplications- und Divisionstibnngen an, so wird die Behand-
lung der Zalilen in diesem Kreise eine relativ monographische. —
Letztere t'hungen gründen sich auf das Messen der 12 mit den Zahlen,
die ohne liest darin aufgeben, z. B. 1) Die 12 hat 12 Km * u, 12 —
12 X 1, 12 X 1 = 12. 2} Von 12 kann ich 1 12 X wegnehmen, 1 in
12 = 12x. 3) Ans der 12 kann ich 12 gleiche Theüe machen. Der
12. Theü von 12=1 etc. Eür das Enthalteosein lautet die i; iage:
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Wieviel Musen, Zweien etc. hat die Zahl? Wievfelmal kann ich 1 ete.
wegnehmen? Für das Tbeilen ist die Frage so zu steilen: Was hat
die Zahl 12 X? Wieviel kommt auf jeden Theil, wenn ich 12 TheUe
bilde? Beim Theilen knüpft man am besten an angewandte Aufgaben an
Diircli die i'bunfreii iin Zahlenkreise von 1 — 20 werden die Haupt-
scliwierigkeitf II lui den erweiterten Zuhlenraum im Keime gehoben.
Die Übertragung der Gruudautgabeii des Addirens aud Subtralurens
auf den Zahlenkreis bis KX) geht mi allgemeinen leirht von statten.
Der vielfach vertreteneu Aleiuuug, dass diese Übung* u am besten für
die folgende Stufe zurückgestellt weiden, stimme auch ich zu, weil
die Grundlage des ganzen Bauet» nicht genug befestigt werden kann.
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Da« Tmei ii 46r MemiehiMkei Y^lkasekile.
X^tt TDni«D ist noch ein Stiafkind der Schule, wie schon ein
jj^lek enf den Lehrplan seigt Von 27 oder 29 üntenidttutandea
entiSdlen s. B. 2 mf das Timen, und diese stehen oft nur snf dem
Papiere. Die meisten Scholen hesitien noch keine TomheUe, der
Tnnranterricht beschrankt sich dann auf einige regenfreie Tage im
Sommer. Die Tomj^tse im Freien sind oft ganz nnzweekmflttg nnd
nicht selten fehlt es auch an Tomgeräthen. Ffir die Hftdchen endlich
ist das Tomen kefai Pflichtgegenstand mehr.
Diese Missachtong der körperlichen Pflege kann nor von den
nacfatheiligsten Folgen hegleitet sein. Die Klagen ftber sanehmende
Konaiehtig^eit, Bftckeomarksrerkrflmmongen o. dgL mehren ddL
Wollte man die Sache geoaoer ontersochea, so wOrde man noch eine
Menge anderer Gebrechen kennen lernen, die in der Schule eiieogt
oder doch weiter entwickelt werden. EHnen grofien TheQ der Sehold
tiigt allerdings aoch das Haos; allein die Eltern Terstehen es ge*
wOhnUch nicht heeser. Sie sehen z. B., dass sich das Kind über seine
Zeichnong oder seine Schrift stark beogt ond das Aoge seiner Arbeit
immer niher bringt; allein sie glaoben, das kOnne nicht enden sein,
ond das Eind folgt der Gewohnheit
Ich war einst Zeuge, wie ein Vater seinen Sohn Ton der schiefen
Schrift ond der ftblen Haltung, welche dieser damit Terbaod, dnrch
zutreffende Gründe abzubringeu suchte; allein es blieb vergebens, weil
es der Knabe nicht anders konnte, ond weil er auBerdem der Meinong
war, was er in der Schole lerne, müsse aoch das Beste seku Oft
kommt das Kind Tom langen Sitzen ermüdet nach Hanse. Es machte
sich jetzt am liebsten einige Stonden ün Freien heromtommeln; allein
die Eltern sind der Ansicht, das Kind verwildere nor dabei Das-
selbe moss, nachdem es viele Standen lang in der Schole geseaBoi
ist, noch den Best des Tages su Hause bei einer wertlosen Arbeit,
z. B. einer Stickerei, sitzen. Das ist oienbar unvorstftndig von den
Eltern, aber diese folgen nur dem Beispiele der Schule in der Gering*
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schätzuQg körperlicher Übungen. Jjiese triift der Vorwurf, dass sie
schlechte Gewohnheiten erzeugt oder doch weiter ausbildet, dass sie
die Ausbildung des Körpers vernachlässigt ttud durch alles dieses dem
Mternhausc ein schlechtes Beispiel gibt.
Ich will die Afangelhaitigkeit der gegeaw&rügeii Schttleionchtimg
einem Beispiele zeigen.
Verfolgen wir einmal einen Schultag. Die erste Stunde verfließt
den Schülern leicht, weil sie körperlich und geistig noch frisch sind;
in der zweiten beginnen sie bereits zu ermüden. Die Schüler weordeoi
zerstreut, und der gehemmte Thätigkeitetrieb macht sich in Störungen
Xioft Endlich kommt die Pause. Sie ist aber nur eine Unterbrechmig
im Untemchte» Der Schüler darf aeinen Platz nur zur Befriedi^Ti^
eines nothwendigen Bedürfnisses ycorUssen. Langsam verfließt die
dritte Stunde. Die geistige Ermüdung wächst, der Körper wird durch
das ewige Sitzen abgespannt. Die vierte Stunde bringt endlich etwas
Abwechslung; denn es ist eine Sehreibetnnde. Nnn aber ertönt der
Befehl ^Geradsitzen!" Die Schüler folgen gehorsam der Anordnung
— aber nnr anf Augenblicke. Die durch das lange SltM ennddetea
Muskeln versagen den Dienst Der Körper sinkt zosammen, die Brost
nähert sich der Bankkante, das ermüdete Auge der Sdirift. Wieder
ertönt der Bnf »Geradsitzenl* Wieder dieselbe Ersefaeramig. deUM-
lieh geben sich die Scfatter keine Mühe mdir, die Worte des Ijehrers
ernst nt nehmen. SoU der Lehrer sn der Tortur, die er ftben moss,
noch StiallBitt hinnifllgen?
Unsere SehieliMshrift fordert für sieh schon ehie mmatdriiehe
Haltung; mandnnal haben auch die Schiller nicht einmal Bamn gmng
2ttm Schreiben, weil die Gkuuen flberflillt sind; oft gleichen die Schnl-
hftnke wahren Marterbinken. Sind die Schfller dasn noch vom Sitien
ermUdet, so TerfUlen sie leicht in die onnattlrlichste Haltung. Aber
man lasse das Kind steil schreiben, gebe ihm genügend Banm und
setze es in die zweckmABigste Bank, immer wird man eine ähnliche
Erscheinung beobachten; der Ton dem langen Sitzen ermüdete Köiper
sinkt zusammen, Nnr wird hier die Ennftdung nicht so frflh ein-
treten. Der Schmer kann allerdings mit dem Anlehnen rftckwtrtB ab>
wechseln; das ist aber doch eine dürftige Abwechslung für ein Kind,
dessen bewegliche Natur immer nach Thätigkeit strebt; denn dasselbe
hat vielleicht schon mehrere Stunden in dieser Haltung verbracht,
Kndlicli schlägt das erlösende Glockenzeichen. Die Mittagspause
währt aber nur eine Stunde. Die Scliiile]- eilen nach Hause und essen
rasch i die Verdauuug müääeu äie erst in der Schule besorgen. Der
4B*
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Lehrer, welcli^^r jetzt geistanreg"ende Geefenstände vorzuneiimen hat,
ist zu beklagen \\y wird trotz der grfißten Mühe nur wenig erzielen,
•weil die Schüler zu geistiger Thätigkeit nicht aufgelegt sind. Sobald
sich das YprdfiüiiüL'-swf^rk yollzogen hat. wächst die Unrnhe. Die
zweite (mU i dritte stunde ist eine Zeich* ii^^tunde Die Erscheinungen,
welche wir beim Schreibpii beobachtet haben, treten anch hier auf
und noch bpdentend starker, weil die Erschöpfung der Muskeln noch
größere Foi is( liritte gemacht hat. Der Lehrer wiii'de sich einer recTit
anfreibendfi) und doch erfolglosen Mühe unterziehen, wenn er eine
gute Haltung durchsetzen wollte. Die Isatur tritt in ihr Recht.
Das einzige Mittel zur Abhilfe besteht darin, dass man die Stun-
den, in welchen das Kind zum Ruhigsitzen gezwungen ist, mit Turn-
und Spielstundon abwechseln lässt. Der Geist erhält dann Zeit zur
Erholung und der Körper bleibt stets frisch. Dann brain lit der Lehrer
auch keine sdüafie Haltung 2U dulden, weil sie nur auf Nachlässig-
keit beruht.
Verfolfren wir die Schüler ndcli weiter. Der letzte Glockenschlag
eiiidnt, und die Schüler treten nun den Hoimwe? an. Solange sie
dem Ange des Lehrers ausgesetzt sind, gelien sie vielleicht ruhig
ihres Weges. Dann löst sich alle Ordnung auf, und es beginnt ge-
wöhnlich eine wilde Jagd. Aus dem Scherz wird rasch Emst, und
es kommt zu wüsten Balgereien. Nichts ist vor dem Mnthwillen
sicher, weder das Bäuinchen am Wege noch der Vorübersrehende.
Wie ein Quell, welcher lange Zeit verstopft war, stürmisch losbricht,
so macht sich der gehemmte Thätigkeitstrieb in allerlei Tollheiten
Luft. Die Einsicht kommt immer erst nach vollbrachter That. Diese
Zfigellosigkeit zeigt sich nicht blos auf dem Schulwege. Ansbrüche
milderer Art kann man liäutig beobachten. Das Volk legt dieselben
dem Lehrer zur Last, freilich mit Unrecht. Die Einrichtungen der
Schule sind die Ursache, das Wirken des Lehrers ist ein eng»
begrenztes.
Geregelte und ausreichende körperliche t^bimgen würden der
Zügellosigkeit sicher einen Damm bieten. L)em nattlrlichen Bewegtin gs-
triebe der Kinder wird eine gefahrlose Ableitung geboten; sie lernen
es, sich selbst zu beherrschen und auf eine gute Haltung zu achten.
Ein Kind, welches seinen Körper nicht geübt hat, schrickt leicht vor
dem kleinsten Wagnis zuräck oder stürzt sich blindlings in die größte
Gefahr. Das Turnen gewöhnt es an TTberlegung. Es lernt seine
Kräfte kennen und wagt sich daher an nichts Unmögliches. Was es
aber ausführt» das that es mit Kraft und Sicherheit
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— 7JL3 —
Kebren wii- zu der lieimkehrendeii Sclmlju^end zurück, die wir
bei den AusbrticluMi juii;* n llicher TolUieiteii YerJieüen Dm'h wir irrten
nns. Nicht alle beikeiiigeu sich an diesem Treiben. Hiir i^-eht ein
Idasser, »iiller Knabe, der beinahe ängstlich seinen wüst i n KaMipraden
ausweiclit. Die andern Mit eine gewisse Achtung von ihm tern, und
sie versrlioiu'ii ihn mit ihrem Spotte, der sonst keine G-renzen zu
haben scheint. Es ist ein braver Schüler, vielleicht der bravste der
Olasse. Derselbe wendet seine Schritte rasch heimwärts, während
seine ^litschüler unter Ge{>liiakei aller Art nicht weiter kommen
können. £r tritt in die elterliche Wohnung. Seine Züge sind ab-
gespannt, er wäre der Erholung offenbar recht bedürftig; aber er
gönnt sich keine Ruhe. Eine schriftliche Aufgabe ist anzofertigen
und eine Zeichnung zu vollenden. Schließlich bereitet er sich, tm
einem Lebrbnche noch fUr Unterrichtsstunden des nächsten Tages vor.
Mit Stolz blicken die £ltam auf ihren Knaben. Auch der Lehrer iak
ja so stolz auf ihn; denn auf seinen Fleiß und auf seine Gewissen-
luilüg^it kann er sich verlassen. Manchmal streift alletdingB eul
besorgter Bliok der Mtarn das blaise Kind; aber m ginabttn, ea
müsse so sein.
Nnn ffit er fertig und geht hinaus. Hier belnaligeii ndi Kinder
aelies Altera» aller er bleibt als Znaohaiier dabei stebsA; ihn beftigvfeigt
aohen die nngeswinigiie FrSUiehkeit Geistig den andeni flberlegea,
stdht er an Kraft und Gewandtheit dooh Unter attn seinen Atters*
genoaseii ziirftdL Der Geist entwiekall deh raaeh, der KQrper Ter-
kümmert. Ein großes Opfer, daa er seiner Pflidittraoe taiingt! Wäh-
rend bei vielen andenn die kOiferlicbeo. Übangen als ZigeL diesMii
würden, «n Waghalsigikeit nnd Hoheit an Teiliiten, an wMen sin
bei diesem Kinde als ein Spon enebeinen, seinen KSiper niobt n
vemaddässlgen*
Ist das amsh die redite BUdnng? Der Beruf fordert nkdit nnr
einen entwiolEelten Geist, sondern auch einen iQstigen KOrper, der
ein tflcbtiges Werkzeug fttr den Geist abgibt Wie Tielen wird der
Knabe qiMer naefastehen mttseen, weldM diesen Vorzug eigentlieli
aiebt verdienen; denn ihr ganaea Yerdieast beatokt nur in einem
nistIgeD Köi'per, weleker eine grOBere Arbeitskraft zn entwiekeln
vermag.
Aber aneh der ünterrieht leidet unter der Vernachlässigung
der körperlidien Erziehung, wie ieh bereits bei dem angeführten Bei-
spiele angedeutet habe. Derselbe wird von Stunde zu Stunde schwie-
riger. Die Zei'sti'eutheit wächst, das GedaciiUuä vei'sagt den Dienst.
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— 714 —
Die Schüler wissen im nächsten Augenblicke nicLt mehr, wovon kui/s
zuvor gesprochen wurde. Ein leichtes Urtheil kostet ihnen bereits
grojje Alülie; selbst tüchtige Schüler erscheinen beinahe begriffsstutzig.
Diese Erschlaffung macht sich namentlich in den letzten Naclimittags-
stunden geltend, besonders wenn die Mittagspause recht kurz war.
Dazu gesellen sich noch die Störnnpren, durch welche sich der Schüler
ftr den erlittenen geistigen und körperlichen Zwang: zu entschädigen
sncht. Der Lehrer muss aber ^»ttinen Stoff an Mann bringen, sonst
kann er dem Lehrplane nicht gerecht werden. Er sucht den Unter-
richt also ilen Schüleni recht leicht zu machen. Dem Gedächtnisse
WH dt- 11 iiljf.raii Krticken und Stützen geschaffen, die Einbildungs-
kraft wild durch drastische Büder autgerftttelt, dem einfachsten Ur-
tliHile des Schülers kuoimt der Lehrer durch eine Anzahl hilfi*eicher
jb i i^ren entgegen. Der Lehrer entledigt sich anf diese Weise seiner
Auigabe; allem welchen Gt Nvinn haben die Schüler davon?
Der Geist des Kindes gleicht einem Magen. Solange er hungrig
ißt. empfanget er die ^Speisen mit Lnst Auch festere, schwer verdau-
liche werden leicht bewältigt. Ist er aber gesättigt, so erzeugt alles
folgende nur Widerwillen. Will man diese Abneigimo' überwinden, so
muss man Speisen anwenden, welche den Gaumen &taik reizen. Da-
durch überreizt man aber den Magen, so dass er schließlich keine ein-
fache Kost liiehr verträgt und nur jfür künstliche, wol zubereitete
Reizmittel empfanfflich ist. So ergeht es auch dem Lehrei' bei dem
Versuche, den öcluiiern alles recht zu erleichtern. Die Schüler höi'en
schließlich ganz auf, ihr Gedächtnis gründlich zu prüfen oder ihr
Denkvermögen wirklich anzustrengen. Die Selbstthätigkeit des Schü-
lers geht verloren und damit die Freude an dem Unterrichtt. Wi^m
die Schüler einei- Classe der Mehrzahl nach z. B. nicht im Stande
sind, eine Aufgabe selbstständig zu l<»sen, nachdem bereits ähnliche
Beispiele unter Anleitung des Lehrers gdlo&t worden sind, so ist das
ein Zeichen, dass die Sclniler geistig erschöpft sind und der Rnhe
bedürfen. Alles lo]«:* inli iil eiiadet nur den geistigen Magen, verwöhnt
denselben viml lit daw Schüler zu jeder ernsten Gei^^tcsarbeit für
die Zukunft untauglich. Wie ein iund, das man steis gängelt, bedarf
er immer einer Stütze. Nur beim selbststimtlippn Schaffen ^taält er
«OS Gefühl seiner Tüchtigkeit und Fre^ido an (1( r '[ liätigkeit.
Auf die Vernadilässigung körperiicher Übungen im Schulunter-
richte und die istige Überbürdunjr, welche damit in Verbindung
steht, lassen sie Ii ^iele sittliche Mängel mix r* i- Zeit wenigstens theil-
weiBe zurücklühren: der Mangel an SelbstgetüM, der im Schmarotzer-
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md Krieckertiiam znm Aasdrucke kommt; der Mangel an Selbst-
beherrschimg, weldier den Menschen der Leidenschaft rückhaltlos
«irtgegeitfthrt; das mangelnde Verständnis für eine gute Haltung, das
entweder zu langweiliger Schwerfälligkeit oder noch dfter zii ge-
schmackloser Ziererei tlihrt; der Widerwille gegen ernste Geistes-
arbeit nnd die Sncht nach Beuern und Seltsamen-, znletzt auch die
Geringschätzung unserer großen Meister in Kunst und Wissenschaft.
Die Einrichtungen der Schule waren in früherer Zeit allerdings
nodi viel eleader als heute; Ton einer körperlichen AnshUdnng war
keine Bede. Die Folgen dieser nngflnstigen Einrichtongen trafen aber
nnr wenige» weil der grGBte Theil der Jngeod sieh entweder ganc
oder doch beinahe der Schnle entsog. Hente hat abor anch das Ge-
ringste groBe Bedentang, weil es die ganne Jngend trifft nnd awar
in einem UmHuige wie niemals vorher. Gebrechen der Schnle werden
zn Yolksgebrechen. Bedenken wir femer, dass in den Gnkiirstaaten
die Landwirtschaft immer mehr zorllcktritt nnd dem Gewerbe den
Platz rftofflt, nnd dass die Fabrikaindnstrie immer mebr das Handweik
yerdrSngt Der menschliche Geist schreitet yon Triumph zn Triumph;
allein dem Gesondheltsziistande des Tolkes drohen dadurch mancherlei
G«&hren. Zonflchst wichst die Zahl derjenigen, welche nur geistig
thät^ sfaid und itren £Orper in einor durchaus nicht zutrSglldien
Unthitigkeit erhalten mflssen* An die Arbeiter in den Fabriken treten
allerlei Gefehren heran, welche von dem handwerksmftfligen Betriebe
leicht ausgeschlossen werden kOnnen. Banch, Staub und schAdliche
Dämpfe greübn die hmeren Organe oft hart an.
Auf welche Wlderstandstthigkeit dllribn wir dann rechnen, wenn
die Jugend schon geschwächt der Arbeit zugeführt wirdl, die an ihre
körperliche Rüstigkeit die größten Ansprüche stellt?
Unsere Zeit wird der Forderung, die auf eine ausgedehntere Be-
rücksiclitigung des Turnens hindjäugi, nicht entgehen können.
Meine Ansicliten darüber sind in Kürze folgende:
Die Stundenzalil iar das Turnen muss bedeutend vermehrt werden.
Es sollte kein Tag verstreiclien, an welchem nicht getni-nt wird. Für
Turnen und Spiel sollten täglich mindestens 2 Stunden festgesetzt
werden; eine davon entfalle aut den Vormitt^. Tum- und Spiel-
stunden sollten in geeigneter Weise in den Stundenplan eingeschaltet
"vsenien, dass den Schülern ihre geistige und köriierliche Frische be-
wahrt bliebe. Das Turiipn darf auch während der schlecliten Jahres-
zeit nicht ausgesetzt werden. Jede Schule sollte mii den nothwendigen
Tumräomen sowie mit den erforderlichen l uinpiätzen im Freien ver-
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sehen sein. Keine Schale, welche eine Turnhalle besitzt, sollte von
der Pflicht befreit werden, einen geeigneten Turnplatz für das Sommer-
tumen zu erwerben. Die Turnhalle soll nur einen Nothbehelf for die
kältere Jahreszeit oder für Regentage bilden. Zu Turnplätzen wähle
man schattige GraspUttae. Die Schüler sollen möglichat frti Ton alter
henunenden Bekleidung, barhauitt und barfuß die Übungen ansf&hrea
(die alten Griechen führten sie ja nackt ans). ¥ia die ünteraUtfB
aoU das Spiel in den Vonlergrund treten.
Das Kind wird in diesem Alter leicht ermüdet, wen ee längere
Zelt bei einer Beschäftigung bleiben muss. Wie beim üntenfehte in
den anderen Gegenständen itir eine reiche Abwechsluni^ gesorgt wer-
den mnss^ nm sich der Anfinerksamkeit and Mitwlrknng des Schiiten
«I venichern, ae moss aneh der Tannntenrieht ftr efnen angeneaas-
nen Wechsel Sorge tragen. Diesem Zwecke entqnicht am besten das
Spiel. Dasselhe bietet einen bestindigeii Wechsel awiadien Buhe and
Bewegung, md die körperlichen nnd geiatigeD Krftfte werden gteich^
miftig in Ani^mch genommen. Anf den QedMken felgt rasch dte
That, auf den Fehlgriff die Waninng, anf den aasgefthrten BtxM
da* verdiente BeifaD. Das Spiel gibt salbst ftr Sehers nnd M vth-
willen Baom. Alles ist hier harmlos; denn selbst der Mnthwille ent-
behrt der bOsen Absicht, weil er nnr daranf gerichtet iat^ den anden
ans seiner körperlichen oder geistigen SchwerflUiglrait henuunntten.
Im Spiele ertangt das Kind die Selbstständigkeit, dte es bei den
ftbrigen ünterricbtsgegenstiaden Termisst Altes, was es sonst tfant,
geschiebt aof Befehl des Lehrers; beim Spide kaam ea ToUstlDdig
frei handehi, wenn es sieh nnr im Kähmen der Spielordsuug hilt
Wann nnd wie es in den Geist des Spieles eingreift, ist meist ihm
selbst ftberlassen. Hlor kann es selbstMftndig seine kfiiperlidie Kraft
nnd Behendigkeit, seine Geistesgegenwart und seine Elngheit zeigen.
Das Spiel bietrt somit dne awangslose ffinllberleitimg an den enstm
Tnmttbnngen. Diese sollten anfaugs ebenlUIs dem Charakter des Spiels
tragen.
Anf der Mittelstufe sollten Spiel und Turnen einander das Gleich-
gewicht halten. Das Spiel soll bereits größere Anforderungen an die
geistige und körperliche Kraft und Bewegliclikeit des Scliiilers stellen,
das Turnen soll si-lion einen emsten Charakter auuehmen.
Bei den Knaben der Oberstule zeigt sicli besonders das Bestreben
nach solchen kOi-perlichen Übungen, bei welchen sie die entwickelte
Kraft zu zeij*-en vermügen. Dius Spiel trete hier gegen die ernsten
Turnübungen zurück. Dem Verlangen nach Selbststftadigkeit entr
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sprechen hier die Geräthübungen; denn die Art, wie der Schüler diese
Ülningen ausführt, hängt viel&ch von seiner Kraft und Behendigkeit,
seiner Klugheit und Qeistesg^egenwart ab. Die Spiele, weldie man
hier verwendet, mfissen der entwickelten Kraft und der geistigen
Stufe des Sohülerg aag^Mit Verden. Spiele der unteren Stufen arten
Mer leickt in Verzemuigen ans.
Die pMigtgMiei imsieiitai DeflWj^wski*«.*)
(kmfermtvorttag von A, Ifeufeld, Ldkr det OtiUrakK^MU tu CKoi^m,
J_/ie Kunst ist der Ausdruck der in uneiKllich raannigrfaltigor Form sich
äußernden Weltidee. Die Schrine Litoratnr hat Jen ^lenachen zu ihrem Gegen-
stand. Ilire Bedeutung' für den is^rzieher und die Erziehung ist größer als
die aller übrigen Künste.
Die aehOne Literatur leidinet ttni den Ueaichen in seinen Teracbiedenen
LelMnBaltem, Lebenslagen und -Bedingnugeii. Der Schriftsteller stfitzt sich
bei der Darsiellnng dea Lebens auf seine Erfahrung, Lebenskenntnie; besäße
er solche nicht, so kfinnte sein Bild nicht wahr sein. Aber das Knnstproduct
ist keine bloße Copie, auch nicht eine einfache Abstraction: der Schriftsteller
ist kein Chroniker, kein Protokoll ist, der uns mit photographischer Genauigkeit
und in chronologischer Reihenfolge eine Galerie von Gemälden vorflihrt. Der
KVnstler ist meiir als ein btoBer Oopist; die Walirlieit und Treue des Kunst*
pioduetes besteht darin, dass der Künstler die Idee der Erscheinungen
begreift und anschaulich zum Ausdruck bringt. Deshalb muss der Schriftsteller
mit ung-ewiilinlich tit f-Mn Verständnis des menschlichen Seelenlebens begrabt
sein. Nur in diesem Fall wird er sich von der äuiieren Wahrhaftigkeit des
Abschreibers erheben zur inneren Wahrhaftigkeit des schöpferisch producirea-
den Genies.
Wol keinem der neueren russischen Schriftsteller ist es gelungen, tiefer
in die Twboi^gensten ^eelenwinkel der verschiedensten und verschiedenartigsten
Individuen einzudringen, als Dostojewski. Es sind allerdings mehr die krank-
haften, von der Norm abweichenden Erscheinungen d'^s jt'^vschischen Lebens der
Gesellschaft und des Individuums, bei denen er ma btt-uaderer. manchmal fast
unb^reiflicher Vorliebe ven^eilt. Deswegen aber iat da^ Resultat, daa uns
dm Studium seiner Werke geben kann, nlehts destoweniger ein poBitives.
Die PSdagogik ist Lehre von der Brsiehung. Diese hat es mit dem In-
tellecte, dem OellUll und dem Willen zu thun. In diese Gebiete fallen auch
die Erscheinungen, 'welche dem Künstler als Material zun» Aufbau eines Lebens-
bildes dienon. ITieiaus schon ist klar, wrlfhe Bedeutung das Studium der
schönen Literatur auch fär den Pädagogen alä solchen hat. Dostojewski ist in
«) Vgl. Poläinaki. Über Dostojewski'» Kindcrtypen (Zeitschrift „Gyunuoinm'' 1891),
und Ofwt Mttller, Die xussisehea SehiiftsteUer aaeh 0«gol — ' beide rmtiadk,
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dieMT Hliiielit doppelt wichtig, einmal — weil er als feiner Ps^cliolc^e fast
nldit Mi&ei^dMii luvt, md sweiteni — wtfl « ii täam Wcriuft da»
ganse Beihe ?oii Kinder^ypen goeiclmet hat. Diat aoeh dieee niiit so den
ungewöhnlichen, anormalen, krankhaften gehören, that nichts znr Sache.
Werk«^. wip Striimp^ls „ Pildagogische Pathologie" oiier Sf^holr; „Charakter-
män^el des Kindes*' zeigen, daia sich auch die wiaseoschaftliche Pädagogik für
diese Typen iuteretssirt
L
fanlheit, Vmite«rkMiiik€it vnd andere derartige ISgeiiaehafleB, dflM
es jeder Lehrer zn thnn hat, sind krankhafte, nicht normale Erscheinsagea;
des Kind« s Natur ist beweglicli, seine Natur ist erfüllt von lebendigem Interesse.
Ks is-^T Ii"' 'list interessant, wie ein Künstler and Psychologe von dem Kaage
Dostojewski b solche Erscheinungen darciiellt, wie or ihre Entstehung erklärt,
welche Mitttil uud HandUaben zu ihrer Beseiuguug er dem Erzieher angibt,
Aldi diieeten, praktiielieii Nitaeii yennögen ipfr bleniia n lieheo.
DoBtojewiki'i SympatUen waren ateta mid gans auf Setlen der SdiWMlie>,
— wie sehr mnsste er die Kinder lieben! Er wollte sogar ein« qwdflUai
"Roman über die russischen Kinder schreiben; leider ist dieser Plan nnans-
geliüirt geblieben. Aber auch in seinen vollendeten Rouuineu sind yerachiedene
Kindertypen dargestellt; sehen wir ans dieselben etwas näher an.
Znineitt aind es Kinder, die anter dem Drnck der Koth nnd tittUdiei
Elendes heranwadiMO, nnter denn Efnflnes ddi eeliarf diarakterbirende (%a*
ntkteinnerkmale entwickeln. So NeUy in .Uniahenn^ i oakorblennije", m
Netta in „Nettotidika Neewanowa** nnd I^jaaehn In den Bonan: «Die BvMer
Karamasow**.
Alle diese Kinder haben, bei sonstiger Verschiedenheit nach Charakter-
auiage, Teniperauieut etc., doch ei'Stanuiieh viel und bedeatende Ähnlichkeit.
Sie lind yor allem nenschenachen; denn Noth, ICangd an ftenndlldien Ein-
dritoken, Boheit der Umgetang lauen nidit Neigung sn TertranUehem An-
aduniegen an die Vensdien ddi entwickeln. Diese Kinder erscheinen ans Iddit
stumpf, unentwickelt, und doch ist ihr Seelenleben oft selir inhaltsreich, ihr
Ueist sehr entwickelungsfühig. Sie sind gewöhnlich außeronli n*lich feinfühlig,
aber eben deswegen andererseits auch wieder sehr misstrauiscii , eigensüchtig,
emplüidlich. Gern vereinigen sich in ihueu die größten sittlichen Gegeusilt^
wie greocenloie Liebe mm Beleidigten mit eben eddiem Hass gegen den Ba»
Iddiger. Sie lieben die Einiamkdt nnd denken Tid nndi, aber da ea den
Oedanken an Material ans der Wirklichkeit mangelt, so bekommt Ihre PliMla*
^iie zn viel Spielraum, unter deren Einwirkung die erwähnten negattveo Slgenr
Schäften sich rasch bis ins Kiankhafte entwickeln
Nelly lebt unter beisouders schweren Umstunden. Deshalb entspricht ihr
Bild vorzüglich dem eben Gesagten: schon ihr klager, aber nusstranisdierBUdk
ist ipreehend; ihre Lippen zeigen atolnea SdbetbewnMiaeln, nnd dodidttartda
beim Anblick dnei lÜrcmdeii Heoadien. Sie tränt nicht einmal ihrem Bettir,
deiwegen sucht sie sogar das erwachte gute Gefühl der Dankbarkeit gewalt»
pam zn unterdrücken. Sie t^laubt niclit an uneigenniitzige Güte und kann des-
halb auch nicht einmal ge^en ihren Wolthilter ofl'en sein. Und doch war ihr
Herz gut uud zart, für Freuudlichkeit und Herzeusgute sehr empfänglich; nur
das8 ihre starke Eigenliebe diese Eigenschaften nidit M m Teiiehdn
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kommen lässt. Sie verbirgt ihren tauten Kein am liebsten auch vor flieh seibtit
und schafft sich selber Leiden, denn au diesen findet sie Gefallen.*)
An aIlg:emeiBer Eatwlckeliuig und Henteheikeimtaii ftalit Hdi^ lilflier
al» «Bdera Kinder ttnvt Alten; aber lie iat bestlndiir in geditekter Stf mmimg'
ind deshalb mt^Wg in anhaltender abetracter Gedankenarbeit.
Ihre Stimmung ist infolge ihrer leichten Erre)?barkeit sehr wechselhaft;
vorheri'schcncl aber sin»! f^ie ('^ffüblf tiefster Trau*T nnd größten Herzeleides,
sogar als sie zuerst das? wonnige iTefiihi der Liebe kennen lernt. Nelly phan-
tasirt weniger als die meisten Kinder in ihrer Lage: sie lebt nicht iu der
Gegenwart, flire ktetike Seele laeht in den Bfldeni i«r Vergaugenlieit Bub»
«nd Frieden.
Bei Xetta Neswanowa nnd Iljnscha ist das anders.
Netta lebte doch unter glinstigeren ümständen und deshalb entwickelte
sie sich auch etwas regelmäßiger. Schon physiscii war sie kräftiger, was
gewiss nicht zu unterschätzen ist. Ihre Umgebung stand et^\aä höher iu sitt-
licher Hinsicht, deshalb entwickelte sich in Netta auch nicht eine so gewaltige
Ürbittenng. Sie iit mebr nnterwürfig imd mhig, gaten — freUidi aber auch
•chlechten — EiiilHfcwen sngftnglioher. Im übrigen erinnert sie ganz an Kelly:
dasselbe furchtsame und misstranische Verhältnis zu Fremden, dieselbe Neigung
zum Grübeln in fl^r EUnsamkeit. Auch sie mncht fl*^n Kindruck eines fast
stumpfsinnigen Kindes, und doch war ihr Gemüth hoch entwickelt, ihr Ge-
wissen geschärft, ihr geistiger Horizont ausgedehnt. Jedeufallä hatte die Ent-
Wickelung ibrei Oemftthes bei ihr aof die inteUecteelle Entwickelnsg zorttok*
gewirkt Befreinng Ten dem Braek Ikrer travrigen Lebeuniittitftnde eneht sie
In dem freien Spiel der Phantasie, welche ihr Bilder Torgankelt, die Ja
weiter, desto stärker — mit. der Wirklichkeit in Widerspruch stehen, und von
denen mit der Zeit ihr Wille ebenso, wie ihre Gedankenwelt, vollständig be-
herrscht wird, 80 dasB Wiiklichkeit nnd Dichtung sich ihr unzertrennbar yer-
schmelzen.
Im GegenaaU mt Nelly und Netta ereeholnt Iljuscha anf den eiiten Blick
■ienUeh entwlekelt; aber bei nfthcfer Betraehtnng bemerkto wir» dam rta^
schiedene seiner Seeleneigenschaften nnterdrflckt sind, seine ganze Entwlckelungr
nicht voll ist. Iljnscha ist stolz, verbittert, rnrhsüchtig, obg'leich er von Natur
eher zartfühlend und gut war. Seine eigenf W irde wird stets beleidigt f^cs-
halb wird er so sehr empfindlich. Kr sieht nun überall nur Beleidigungen, und
alle Seelenkräfte erheben sicli gegen dieselben, — daher sein Stolz und die
Unaehtong jeder Aatotitftt Er unterwirft deh der Seknlordnnng niebt» be-
freundet lieh mit keinem Sehttler» iteht nit im Kampfe gegen die gaose Claeae.
Das Leben unterdrückte die in seiner Seele lebenden sympathischen Regungen,
ließ die guten Anlagen sich nicht entwickeln. Deshalb ist seine Innenwelt,
die anfänglich viel vei-sprechen mochte, nun thatsHchlich so enge. Er befindet
sich i^ts iu dem Zustande hoher psychischer Erregtiieit; seine Seele ist erregt
Tem GeflOde gekränkter Eigenliebe und Eadumcht Er ist physiseh nnd altt-
lleb aeirllttet ind Ündet deakalb andi in Phaataslebildeni keinen Treet, denn
adbat dieee aind kraakbaft: er siebt In aleh ateta nnr ebicn Vertheidiger ge-
* Wi. ^ehr liebt es DostejewaU ttberhanpt, da« seine Helden in ihren
Wunden wühlen!
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kräaktar Untohnld v. d«!. Und «ub In dkie» knaken Kinde k«UMft immer
wieder gerande» goto Besmifen mi VonelHiii.
Die Grttnde dlütr knnkhaften Emheinimg^eu? Wir haben als ersten
nnd bodeutendsten Gmud. als den am stärksteu einwirkenden Umstand die
schweren, ungesunden Lebensumstände bezeichnt t , und es wäre nicht besondei's
schwer zn zeigen — wie wir dies anch oben in der Form von Beispielen
gethaa haben — in wel(^er Weise gerade dieser oder jener Umstoikd det
bftudichen und loelalen Lebeni enttoheldend auf ta Inhalt nnd die Richtung
der VonkdllBgtwelt, des Gemüthes und des Willens eir wirkt. Nicht zo be-
streiten ist aber, dasB das Leben besonders da stark einwirkt, wo das Kind
für verschiedene psychische Krankheiten ])rUdisponirt ist. Vnd das war bei
den geuanuteu Kindern allerdings der Fall. Hier spielt vor allem die Ver-
erbnng kiirperUcher und geistiger Mingel eine Bolle; aher auch organiBcIie
FeUfir md XMngd nd KnnkheitflD, die lidi «nt spitar — mm Ttwil ab
Folge derselben schweren LebWMUiisttlide, zum Tbeil tdion als ResnltaA
fiilscher Erziehnng oder aucli ans anderen Grimdcn — entwickelt haben, üben
mit f>ntsclieidenden Ktntluss aus. Nun sehen wir uns darauf hin diese drei
Kinder au: Nelly leidet au Epilepsie, Netta au audereu nervösen AnßUlen,
Xynscha starb an Lungenschwindsucht. Alle diese Krankheiten flndea in dfirf-
tigen Lehel— mrtfaden guten «ad glüHllgeB Bodtti, all» kiOfeinen bervorgorofen
werden ebensowol durch psychische, all wath pl^JvlIldM Ursachen. Das körper-
liche Leben dieser Kinder wird zn wenig: nnterstützt, das Geistesleben findet
zu viel, wenn auch höchst einseitige, Anrf^yang; deshalb entwickelt es sich
znm Schaden des Kürpers; und die urganisciien Mängel wirkten dann wieder
auf das Geisteslehen zuräck. Eine geschlossene Kette ineinander greifender,
dok gegonmirtg Mlngander «id beeteflonender Faetonnl IHr nas liilden
doch den widitigaten die schweren Lebensumstände. Die Theorie der Ver-
erbung" ist außerordentlich wichtig im Sinne der Klärung unserer Ansichten
iibpr Erziehun^saufgaben und -Glitte! ; aber s^ie verdammt nns zu fast vollstän-
diger Pasfiivität. Dagegen kann die Bekanntscliaft mit der socialen Lage der
Kinder und ihrer Eitern, sowie mit iliren Lebensumstäudeu im allgemeinen
vu stets Impids sein n eifrigw Arbeit an din gnAen Weik der Eksieluing^
wä «• non dudiüntSRidift and BUdnag, sei es diinh Vwlmsiwiiiit der socialen
Lage oder sonst wie.
Den genannten Kindern am nächsten stehen bei Dostojewski zwei Jünglinge
(Arkadij Dolg^rukij im „Podi-ostok'' und AleschaKaraniasow), — beide geneigt zu
Speculatiou, zu grübelnder Vertiefung iu die eigeue Innenwelt und zu vollstän-
diger AUflsnng von der Avtsnwelty wenn aaeb TenelijMaa In jeder snderea
Hinsicht. Arkadij DolgorakQ pbantasirt anAnglieh tet aanMiMinlHtsb 6ber
seinen Vater, der ihm in einem besonderen Glanz erscheint; in der Schnle theilt
er sich von den Collegen ab, um in 'b-r Einsamkeit über seinen Vater f^r* zu
phantasiren: dann föugt er an, in seiner Phantasie das Leben nmzugeöUihen.
Endlich ruft das Ilewusstseiu seiner Verlaäseuheil und seiner schweren socialen
Steihmg das Bedflrfbis aach Protest hervor. — In Aleseha Kanunasow Ist es
der Gedanke an seine Hntter, der seine ganze Seele behcmcht. In iittUober
Hinsicht besteht zwischen den beiden Jünglingen ein großer Unterschied. Die
Eaupteigenschaften Polsrorukij's sind Srlbtitlipbe, Neid, Machtliebe; Karamasow
dagegen war wenig daraut bedacht, sich hervortreten zu lassen j hatte aber
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dafür eine besondere Grabe. Liebe zti sich zu erwecken. Xucli (b in Temi^ra-
ment ist jener hewe^^lich. tliiitipr, s(!hroff, dicsfr - still und ruhig. Beide sind
sie infolge iiirer Abgeschlossenheit von der Außenwelt sittlich rein. In ihnen
haben wir ein Beispiel datör, welch entiobeidenden Einfluss ein starker £ia-
dfuek, ein domüiiniidefl Gefllhl, ein voiliemclieiideB Seelealiild a»fU»ii ktmi.
Bei jenen zneret genannten Kindern iit der unmittelbare Einltaui der Lflibeaa-
bediDgrnngen, hier sind rein psychische Motive entscheidend.
Znr dritten Gruppe der von Dostojewski dargestellten Kindprt^'pen ge-
hören: die Fürstin Katja i in „Nettotschka Neswanqwa") und Lisa Chodilakowa
(in den „l^rüderu ivaraintUiow^j. Dies sind zwei firsdieinongsformen des
itolcen, in«cbtUe1)enden, behanUelie& Chankten. Eal^jn — dne «fafc^WU^H
genmde Kfttnr mit schOnen tfttlieben Anlagen — eteltt die poettive Seite dietee
Charakters dar; die krankhafte und schlecht erzogene Lisa — die Kehrseite.
Katja war von Natur reicli begabt: .sie erfasste leicht und dachte viel.
Nach ihrem Tenip' raiiifnt war sie sehr feurig" und 1 pwp<r'.ii'}; ; "luß^^ro Einwir-
kungen auf feie waren sehr Btaik, fanden aber in liir docli stuike Ueg-enwir-
kuug, besonders in ihrem Stolz, der oft in Eigenliebe und Selbütäucht überging.
Wen de nicht gaax behemehen'komitei ttber den noiite sie weirigufein elnmnl
die Oberiiand sn gewinnen. Unre BlgMiliebe gebar in ilir oft andere bBae Ge-
fühle und führte sie zu unsympathischen Handlungen. Andererseits aber for-
derten diese Eigrenlii ^^^ nnd dieser St-dz aneli ihn« Kutwickelong und stiililten
ihren Willen. Üauu aber war in ihr di»^ TJebe zur Wahrhaftigkeit so stark,
daüs sie in den meisten Fällen den Si^ über sich selbst davontrug und so
vor manchem Unheil gerettet wurde.
Was den Ursprung derCharaktereigenBehalten Ea^a^ anbetriflti to trnnn
dieselben zum gr5Bten Theil ererbt, zum kleineren Ibeil anensogen von der
hartnäckigen, stolzen, harten Mutter und dem höchst sympathischen Vater. In
zweiter Reibo waren sie Resultat des Einflusses der Lebensumstände ihrer
Kinderjahre; diese waren freundliche gewesen, und harmoniscli hatten sich des-
halb alle ihre Geisteskräfte entwickdt. Sie wurde von ihrer Umgebung ge-
hätschelt, nnd daker kam ikre Eigensndit
In dem ErniefanngssyvteB, naeh dem Ea^a enogen morde» mangelte es
an yerstindiger Consequei\z: das Gereehtigkeitsgeftthl wurde in Katja stet.s
beleidigt und sie fand ihre Lehrer nnansstehlich; aber ilir heller Verstand half
ihr doch, zu ihren Erziehern ein ertrflgliches Verhältnis anzobahnen. Kwtz,
eine anziehende, einbeitlielip harnxiniscli entwickelte Nutur.
Aach Lisa ist stolz uud machtäüchtig, aber diese Eigenschaften kommen
in Ibr krankhaft nom VorBChein. Die Seeknkftfte beflndoi aidi bei ibr nidit
im Gldcbgewiebt, wie dies bei Ka1i|a der Fall ist. In ihrem Hanae ist lisa
Despot, nnd wie bei allen Despoten, entwlekeit aldi in üir eine kraokliafte
8chwHcbe des Willens.
Ant b bei der Entwickelung dieses C'harakters wirken die zwei Factorcn:
Vererbung und Erziehung zusammen. Katja fand, wie wir sahen, in ihrer
Mutter einen festen Willen, in ihrem Vater dagegen vt^rständige, sittliche
AntoritiL Lisa'a Hntter dagegen war eine nerrOse, gedenken- nnd ^fffllenloie
Dame, die ihrer Tochter in allem nachgab. Uaa wnrde cn frlh als erwad^
aenes Mädchen behandelt; dies und eine Lectflre, die ihren Jahren nicht ent-
sprach, wirkte ebenlUla schädlich auf sie ein. So wnrde Lisa ein physisch
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angemndes und daza ein hysterisches Kind: ohne Oleiehg^wicht der p8ychkich«a
Functionen, leioht err^bü', eigealiebend, launisch, despotisch in der FanuUe,
roh «d4 gtiwim «Mw dim w«^— > ymMuhmBt AMtttib, ffie fwtebt
«elbit» dMi Ihr mudnutT iia WmMk kmmb, flnNtebtr viel Bte sa Uma.
Ihre Phantasie nlflhMl Ihr s, B. das Bild eines gekreuzigten Kindes mit ab-
feMhnittenen Fin^m, \mi\ m roh ist sie, dass dies Bild in ihr nicht Ab^^chen
ond Mitleid, sondern Lustgefühle wachrnft. Natiirlieli zoig-t ^ivii sie manch-
mal gute Regongea, aber diese werden gewöhnlich bald durch andere, durch
MhlMhte Twdrliigt, UngewOhiilidi Mh xeigen deh in Ar Ssßum slnnUeher
LdtaMfatft, thdli ik F«äge ihrar allfaiiMiM Mchtea Emgtaifcdt, «heilB
«ater dem Einflüsse schlechter LMtfire.
Dostojewski zeichnet femer noch ehie besondere Gruppe von Kindern,
ilie 7.n früh in eine Ideenwelt eingefiibvt werden, welche ihrem derzeitigen Ue-
(iankenikreise nicht entspricht. So Koija Jvrasäotkin in den „ Brüdern Earama-
«ow**, io Ko^ Iwolgia im nldiot". Die inteUMMle Satwicheliuig dieser
Kinder iit flheriMpt eine gui «igeathtaUehe.
N&her charakterisirt finden wir nur Kolja Krassotkin: eine reizende Natur
Im Grunde, aber schon verdorben, ehe er eigentlich angefangen hat zu h-hm.
Ziemlich frivol urtheüt er Uber allerlei Dinge ab, die er gar nicht versteht.
Sein scharfer, aber eben doch nur kindlicher Verstand verstrickt sich in einem
Ideenlos, der aach fttr einea reiferen Ventend sa eohwer ist Er nrthetlt
weftrt MehHCrenwigwi, wirMiehee Wiüen geht ihm yoUattedlg th, BrnMfat
itele den Brwadisenen zu spielen, eehimt sich z. B., trotz seines bewegUdun
Temperamentes, kindlicher Spiele, Er gibt sich überhaupt nie natürlich, son-
dern sucht sich nur stets von der vortheilhaftesten Seite zu zeigen. Trotz
alledem ist aber doch im übrigen sein Herz rein geblieben. In seinem Herzen
leben aoMchtige warme Gefühle; trotz aller eeiner Predigten über Franen*
Emaaeliinllmi ist er ksoedi; aein Verstand hleiht seharf ud Üiidiir» DerGnind
liierftr ist der, dtts er TonNntur viel kräftige geennde Elemente in sich hatte
nnd die übertragenen Ideen nur oberflächlich sein kindliches Bewnsstsein be-
rührt .-n. Wenn Dostojewski ihm trotzdem ein unglückliches Leben prognciÄti-
cirt, SU konnte daran eben nur sein falsch erzogener Verstand schuld sein.
Eo^a wurde anfänglich von seiner Mutter erzogen und von dieser zu selir
in ihre Intereteen^Sphlre hinetogiaogen. SpSter entoof sieh der ▼« Natur
atarrsinnige und mnMiftngife Ko^a ganz dem Einfluß seiner Mutter und unter-
warf dieselbe ganz dem seinigen. Mit Kindern hat Kolja keinen Umgang.
Bücher MnA Pfine einzigen Freunde. In der Schule verstand man diese Natur
nicht und konnte deshalb natürUch auch keinen veredelnden Einfloas auf sie
ausübe
Aneh Ko^a Iwolgin hat von Natar ein gMtes, Uebendea Bisa, F9r aeine
Offenheit nnd Geradheit wird er auch von allen geliebt. IVote seiner Neignog*
zum Raisonniren hat er noch viele »'cht kindliche Eigenschaften, mit denen
seine anerzogene Wichtigthuerei gar nicht recht harmonirt. Auch er liebt es,
im Tone der dicken Revuen politische und sociale Fragen in liberalem Sinn
zu verhandeln. Der Grund ist auch hier darin zu suchen, dass Ko^a ohne jede
AniWeht ind fernUnftige Leitimg anftnudia.
Interessant ist die Kindheit Smerc^jakowe („Brttder Earamaaow**), atea»
nneheUehen Sohnes des alten Kanunasow, spater Lakais desselben.
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723 —
Smerdjakow gehört zu den Personen, deren sittliche Gefühl in seiner
Entwickelang krankhaft zorückgebliebea igt. Bin kraakliafter Zustand, der
sich fVr d«i oberllAoUlehea Beobachter manehsial nur sehr nndeotUeh ftafert.
Um so interessanter ist es» die Kindlielt toldier PemMien niher 01 betrioliteB«
Smerdjakow wird von einem guten, frommen und liebenden Diener er-
zogen. Die warme Fürsorglichkeit der Umgebung stößt aber bei dem Knaben
auf volle Gefühllosigkeit und Undank. Der Knabe ist ferner thierisch g-rau-
sam. Er hat zwar einige Deuktäiiigkeit, aber sein Verstandesleben ist doch
ein recht eigentlillBliches: er ist nn&hig za indnetiTem Denken. In seinen
Sophismen liegt ein gewieser SdiarMnn» aber sie sind nach ihrer Bildnngtart
efnsritig. Als Kind kann Snier4}«kow keine Beobaditaiigsgabe gehabt haben.
Er g-ehört zu den stnmpfen oder apathischen Nattfren; seine Denkfähigkeit
wächst nur aus sich selbst heraus, organisch; äußere Einflüsse auf seine Ent-
■wickelung sind unbedeutend. Solche Einseitigkeit ist ganz natürlich, da eben
das Gebiet des bittlicheu und ästhetischen Fühieus iu ihm ganz unentwickelt
war, weswegen anch die Gesammtnunme seiner Vonfeellnngen und Begrlilb nnr
•elir gerinir Min konnte. FHT üin um Sohnle, enlelilklier Einflnss der Fa«
mflie eto, wiiknngsio«, — er gehörte in eine spedelle AnsteH für Seelenkmake.
n.
Es ist eine der für die Pädagogik wichtigsten Fragen, unter welchen Ein-
flüssen sich die allgemeinen Grundlagen der geistigen Natur des Kindes aus-
bilden. Die Analyse der von Dostojewski gezeichneten Kiudertjpen weist anf
eineBellie Ton Bedingungen hin» die fttr dieAnsbUduig deeOhan^ten wichtig
sind. Hierher gehOrt vor aUem die VerutNing geistiger Eigenschaften. Man
mnss diesen Factor nicht nnterschfttzen, um danadh seine Maßnahmen treffen
zu kSnnen. Alescha Karamasow hat von seiner Kutter die religiöse Richtung
tjeiner Oedankonwelt ererbt; ererbt ist eben diese Richtung auch in seinem
lirudcr Iwan, bei dem sie aber, infolge sein^ vullständig verschiedenen Cha-
nktert nnd Bndebnngsganges, gann anden anftiitt Aoeh sonat hat Alesefaa
in geistiger Hinddit maaehe iLhnliehkeit mit seiner fMh Tentorhenen Unttsr.
Aber auch Eigenschaften des Vaters, besonders die Neignag SB Starken
ftthien und Affecten, haben sich znni Theil auf ihn vererbt
Besonders häutig ist die Verrrbnug nervöser Krankheiten mit allen ihren
Folgen für die geistige Entwickt Uuig. Die cpileptischp Nelly ist die Tochter
eines Säufers, die hysterische Lisa hat eine hysterische Mutter etc. Diese Art
der Verertning ist besonders wiehtig nnd darf ron den Pädagogen nieht anßer
Acht gelassen werden. Die Frage ist nur, ob solehe ererbte fitgeaschaften
durch die Erziehung beseitigt werden können. An Earamasows SOhnen sehen
wir, dass dies allerdings der Fall ist. Alle sind sie von Natur ziemlich gleich
begabt, aber nur Iwan ist tauglich fürs Leben, während Alescha stets unbe-
stimmten Zielen nachgeht, Dimitri seine Zeit ganz einfach todtschlägt. \Voher
dieser Unterschied? Er ist nur zu erklären durch den Uhtersdued iu ihrer
Brdehnng. Dimitri nnd Alescha erhalten keine Anleitung, während Iwan frOh-
xeitig einem t&chtigen Pädagogen übergeben wird nnd sieh nnter Lenten be^
flulet, die ihn wol beeinflussen konnten.
An zweiter Stelle steht der Einflnss der Lebensbedingungen, der sich einer-
seits in der Ausbilduntr der Vorstellungswelt, andererseits in dem Seelenleben
des Menschen überhaupt äuiicrt, indem diese Lebensbedingungen verschiedene
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— 724 —
Seeleuregungen hervorrufen. Dostojewski tSÜat oft Beispiele dafSr an, vde
selbst eine nnbewnsste Vorstf'llnn? nirlit nnr eine gewisse Stimmxing hervor-
rofeü, sondern anch direct d* n Wilit u becniilusseu kann. Ist dies riciitig, am
wie viel gröüer muss daau der Kiuliuss der gauzen Summe der Vorstellongen
aeini Bttondeia groB Jtt aatttilidi d«r Etaflnai deijenigon VontoUiingen,
wdQhe beMfkdm Itet in d«r 86«le ibgalaieit Bind, s. B. nit liettiiUBtM Q»*
fühlen in Verbindung ttehfliL Eine TOitenwheade Vorstellung führt zu einer
dominirenden Gemüthsstimmting und gibt aach dem Willen eine bestimmte Rich-
tung'. TVshalb sagt eine df^r lian lelnden Pereonen Dustojewski's, dass es
keine köstlicheren Erinnerungen als die der ersten Kinderzeit im Eltern-
hause, und AleBchu Karauiasow behauptet, dass eiue sehöne, heilige EriimerUBg
»IIB der Zelt der Kindheit die bette Jürdehnng aeL Sein der Meneeh fkh
tdldier Erinnenngen hinftber neluMn Ibb Leben, fo Irt er gerettet ilr hmv
Doetiyewiki edbet führt an einer Stelle seines Tagebaches eis, wi« ftr ibn
nnd Nekrassow eben aolclie Erianernngea der Leiteteni ihiee gnmiii LebM
gewesen seien.
Suchen wii' uus uun noch, an der Üaud dur VVei'ke Doet«|jewski s, einige
Einzelfragen zu beantworten.
Hohen In der Seele dei Kindes nicht Erllte bot Abwehr der ren «nte
einnIrkeiideB Einflüsse? Wir heben gesehen, daai Kelly und die fibiigea m
uns betrachtetMi Kinder ängstlich, misstranisch nnd verbittert sieh von der
Umgebung abschließen, die Einsamkeit lieben, sich von einer Tin>>e'=;timmteii
SebnKueht beherrschen lassen. Das ist die negative Seite des Kinüusses der
Urückcuden Lebensumstände und der ümgebnng. Aber dieser Einduss äoi^
sieh doch eneh in poeitiver Form. Nicht alle Natarankgen werden unter-
drückt Dn Mangel an Welt- nnd Hensehenhanatnis enetnt eine mgewflh»'
liehe Feinfühligkeit für psychische Begangen nnd ein ungewShnliehaaYeiBtlai-
nis für sittliche Motive und Handlungen. Die Kinder verachteter, aber edler
Bettler, sagt jemand bei Dostojewski, lernen die Walirheit so}tr>n im Alter von
neun Jahren kennen. Nicht alle guten Ciiaraktereit:* nscliatteii werdeu unter'
drückt, so dai»8 bie bei zarter Behandlung sich leicht weiter entwickein.
Noch eine Frage: Ist das QeflU der eigenen Wirde in den fflndani wtr
wickelt und wie ▼erhalten sie sieh bei Beleidigoagen desselben?
Ein nngebildet 1 Krzieher, Tonchard (im „Podrostok") beleidigt absicht-
lich, um zu strafen, djis eben erst sich zeigende Gefühl der eigenen Würde
seines Z;»p;lings. Dieser racrkt die Kränkung anfänglich nicht: Vald aber be-
ginnt er, die ihm zugeschriebenen niedrigen Eigenschaften that^üchlich anzu-
nehmen j endlich tritt eiue starke Beactiuii ein, erst in der Form paäsiven
Heeses nnd Tevdecfcter Bosheit, dann in demEatMUnss m fliehen. Wir sehen
daraas: das Ehrgafllhl entwickelt sich gleiefaasltig mit der aligeniflinen Bnfc*
widtelang des Bewnsstseins.
Kann aber die Seele des Kindes eben solchen Widerstand auch bei einem
Druck auf .seine sittliche Natur leisten V Tin alleremeinen darf man annehmen
— und Dostojewski bestätigt dies — das Kind sich änßeieii EinÜüiiäen
in sittlicher Hinsicht am zugänglichsten zeigt. Der alte Zosimas („Brider
Karamasow") sagt Tor seinem Tode» man mflsee sieb jede Minvte davor hitttn,
dass man nicht unbedacht bösen Samen in die Seele des Kindea streue, in
Bokher gar BQ leicht Wanel schlage. InHidge ihrer NaehahnMUgMaBhtMhMn
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— 725 —
die Kinder fast uubewusst die schlechteu Eigenschaften der sie umgebenden
Erwachsenen an. Alier Bostojewaki zeichnet doch aaoh Naturen, die gegen
dieaei gewaltaftfiige Hindnstoheii In Log nnd Betrog eaergisch protaatlreii.
Ans Liebe zn ihrem Stfofrater führt Netta einen Diebstahl ans; aber sie fllhlt
doch stets die sittliche Verantwortlichkeit hierftir nnd zwar so stark, dass sie
vor Anfregnng endlich einen nervösen Anfall i f kninmt. r>ir SVp!p des Kindes
ist also dnrchaus nicht eine tabnlarasa; den (TinudJond des 1 iih l ens bilden
einige angeborene Eigenschaften, die auch nicht immer durdi äuiieren EinÜnsa
gans beseitigt werden kUmien.
Bieber hatten wir ei alt 7ererbnng vnd tnßeren Bfaidttsnn sn thron.
Aber es gibt Fälle, wo im Bewnestsein des i^fenschen nnbewnsst Tdeen anf-
tanchen. dnrch welche der weitere Fortgang- des Innenlebens bedingt und be-
stimmt wird. Dostojewski bee-niis't sieh leider mit einem kurzen Hinv.-oi'^ hier*
auf, ohne diesen Fall durch einen künstleriscli geschaffenen Typus 2u iliustriren.
lU.
Wir bemerken, im in allflo von mit betnehteten Kindem das Gefühl
eine absolot domtnfnade Stellnng eteaimint Wo die Kinder noeb nieht tnaly-
fiiren btanen, fflblen sie die Wahrheit berana, besonders besUgHch des Seelen-
lebens ihrer ümgebnng. Dabei kommt es vor, dass sie irren, aber dann be-
merken sie auch bald den Fehler und beruhigen sich nicht, bis sie die Wahr-
heit gefunden haben. Der Wille ist bei den meisten dieser Kinder wenig
gestählt, daher unterwerfsn aie sieh leicht fremdem Willen. Da sie Überhaupt
lUebt erregbar aind, so weeheeln in ihnen die Geflible sehr lefeht, mtt inter
Einfluss eines ganz nnbedentraden ümstandes. So ist z. B. der kleine Smimow
bis in den Tod betrübt über den Verlust des Iljnscha; aber als er eine Schar
Sperlinge vorüber fliegen sielit. ist filr einen AngenbUek alle Trauer vorbei,
und er wirft mit Steinen nuch den ^'ögelii.
Alles weist darauf hin, dass die Gefühlsseite in der Seele des Kindes am
meisten Sofiereii TOnün—*« offen eteht Der Eindeueele afaid &at alle GeAhle
sngSngUch, webei die Stttrke nnd Tiefe derselben oftmals die bSohste StnfB er-
reicht. Die von Dostojewski ge>ceichneten Kinder zeigen gleich Iiil u fi- egoistische
nnd altruistische Getliiile, nnd beide erreichen in ihnen die gleiche Intensität,
wie aus der Theilimhme de)- Willpns-eieniente an denselben und aus den Formen
ersichtlich ist, in denen diese detiihle sich ilußern. So sind liei ihnen z. B.
Kaclisucht, Eigculiobe und Hass sehr eründeriäcli bezüglich der Mittel zu ihrer
BelHedigung. Eigenthttmlieh für die Natur der Kinder ist, dass diese oft ohne
Abeicht oder Wonach sn rAohen giofle Oransamkeit neigen; das gilt sogar Ton
Kindem, denen solches Gefühl von Natur gar nicht eigen zn sein scheint. So
steckt Hjuscha Smerdjakow eine Nndel in ein Stück Fleisch und gibt es einem
Hniidp iiMv um zn sehen, was daraus werden werde. Den Grund hiervon
haben wir lucLt in kindlichem Unverstand, auch nicht in Hoheit zu suchen,
sondern in der leichten nnd raschen Erregbarkeit, bei schwacher Entwiekelong
des Wülens. Ferner sind die Kinder in Gesellschaft stets rober, als wenn sie
allein sind. Wenn die Kinder allein sind, sagt Iljuscha's Vater, sind sie w ahre
Engel Gottes; in der Schule sind sie oft mitleidlos. In diesem Falle wirkt
eben der Wille weniger intensiv, die erregten (iefühle kommen energischer
zum Ausdruck.
Das Gewissen ist bei den Kindern oft ungewölmUch geschärft, wie schoa
Pedagogitun. 15. Jahrg. Ueft >il, 49
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— 726 —
dar aDfeftthrte FaU mit Nett» beweist, wo der innere Schmerz zoletit im einm
nervöfpii Anfall seinen Ausgang fand. Die Stilrke der sittlicheu Erregung
kann, unfoige der Frische des .sittlichen Getülils, sograr oft die praktische
dentung der Handlung bei weitem überschreiien. Aber bei aller ihrer sitt-
lichen Keinheit können die Kinder doch nicht die Uufiittlickkeit in jeder Form
M^flnmii and rind dcdnlb niiHw^tiMfl iBiotoiBakr. Slo mw«*«" sadL oraltohA
GetfivIdM lUiNii, obne dabei aaHnikSreii, im Henaa kaaaok aad vaia a aii».
Dostojewski bezeichnet solchen Cynismos als rein äußerlichen. Daraus dürfen
wir nun freilich nicht schließen, duss solche sj.räf lir für die Kinder anch
unschädlich sind. — Wir bemerkten ferner bei allen Kindern ein \"orherrscbeji
der rkuitääie. Es fragt sich, welchen Charaktei' dieselbe im allgemeinett
ti-ägt. Da» hängt ab vom Wesen der dai Kind omgebenden Wirklichknit lud
T«n dar pqrdio-pl^ologfieliatt Eigenthdmllohkait daa Kindaa adlMt. Jone ha-
akimmt dan Inhalt dar Phantasien, welcher gewöhnlich der Wirklichkeit voO*
ständig entgegengesetzt ist. Welchen Einflnss die psycho-phyaiologische Orga-
nisation hat. ■/,c\irt da* B^^isp?«'] '1er Lisa Chochlakow;!, in dt^ren Pljantnsi»^ alle-
EigenthümiiciikeiU'u eines neivosen, hysterischen 6abjecte8 zun» Au&druck
komn^n. Wa» den EinüUHS der Phautanie auf das Seeleuleben de« händeä au-
betrillt, so teaaabaa wir nur an Netta Neawanowa la danken, für welche ihn
Phantasten den gaozea Inhalt ihres TnnanleihaM blldataa* Wir hfiren oft m
«Qtlaufenen Kindern; meistens sind diese ihrer Phantasie gefolgt, die ihuen
wunderbare phantastisclie N orstellnn^en, Bilder und Entschlüsse vorgankeli
und ihren Willen vollständig regiert. Mnnf'hn.al bekommt die Phantasie einen
prophetischeu Charakter. Als Netta zum erstenmal das hell erleuchtete Haia
des Füi'&teu X. sah, schien es ihr, als habe sie dies alles schon einmal gefieheü.
— und sie hatte aa wd auch, aber natürlich aar in ihrer Phantaaia. Frei-
lich Hast sich diese Beohaohtnng nicht iräraUgemeinem and kfinnaa wir an
danolben kaina Schlueafolgemagan liehan. (S^laai
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Pädagagische Bandsehau.
I. lulernationaler Samariter-Congreas in Wien 1893. Bureau:
Wien, I., KlntiMnlnir 7. Dm Empfangs« und Fest-GomHA dtetet GongNtses
%tX Bloh bereits oomtitBirt und znm Obmann« den Hofrath Ernst Lndwig
wSblt. Als Festprogramm wnrde festgesetzt: Für den 7. September abends
eine zwanglose Znsammenknnft, fiir den 8 wnM*^ von rler k. k. CTcn(^ral-Tnten-
<lanz ein*» Festv<»8tellnn»' in der k. k. Hotoper bewilligt, am 9. findet der
Empfang im Rathhan»» durcli den Bürgermeister and die Gemeindevertretang
Ton 'Wien ttett Am 10. 8mtanber wird ein GnrtoDllMt abgehaltmi wwta,
bei wdohem die erston Kflnstlsr Wiens Ikn Mltwtrlnmg sngMagt Imben;
nn8erdmn sind Ansflttge in die ümgebinig Wiens und am 11. September eine
gemeinsfime Fahrt nach Bmlapest geplant.
Die Aomeldangeii zum Congress haben bereits die Anzahl von 400 über-
sehritten nnd zwar sind zalilreichr Vertretangen von Ros^ierungren, Städten,
äi'ztlichen Gorporationen, Feuerwehren, Samariter- Vereinen uud anderen
Hnmaaltltmrelnen oflloiell angesagt. Von hervomgenden FM^nUeUteiten
tlnd neaerlich dem Congiesse befgetreton; PMu Ihnfl SehSnaieh^arotnfb,
die Grafen Cavriani in Krakau, Schaaf^ntseh in Lienz, Wimpffen in Algier,
die gelieiinen Räthe Graf Risniarck-Bolilen, General der Cavallerie in Zflssow,
Freiherr von Horst, General und Minister a. D. in Graz, General-Lieutenant
von Radecke in Potsdam u. s. w. Die Vorarbeiten für den Congress sind
nunmehr abgeschlossen, nnd werden die einleitenden Befisrate in der nftohsten
Zeit zur Versendvog an die Hitglieder gelangen.
Der Centralausscbnss der Gesellschaft für Verbreitung von Volks*
bildung hat in seiner letzten Sitzung besdil'^^s'^n . die Generalversamm-
lung, welche anfangs Juni in Weimar stÄtthndeu sidlte , der Zeitverhältnisse
wegen aber vertagt wurde, im November d. J. in Berlin abzuhalten. Auf
der Tageeordnnng stehen anBer den gesebSfllieliea Voliaiidlnngen folgende
Gegentt&nde: 1. Stlftnngen für Unterriehtih nnd Bildmigssweeke (Lelirer
J, Tews^Berlin). 2. Welche Veranstaltungen sind für das nachscimipflichtige
Alter zu treffen, damit die Resultate des Schulnnterrichts und der Schul-
erziehun^: gfesicliert werden, und die durch die socialen Verbältnisse der
Ge;?enwart bedingte Ausgestaltung erfahren, und welche Veranstaltungen
dieser Art muss die Gesellschaft f. V. v. V. zur Zeit ganz besondera zu fördern
snchen? (Lehrer Gew. Sagner nnd Prof. d. Velde^rlitn). 3. Die all*
gemeine VoUnsehnle (Prof. J. B. Meyer-Bonn nnd Abg. Bieicert'Danrig).
Ans Wörttemberg". Allir m ine Wfirttembergische Reallehrerversamm-
lung. Dieselbe tagte am 28. Juni d. J. in den KAnmen des köuiglichen Real-
sohulgebändes in Stuttgart. Es hatten sich die Amtsgenossen aus Stadt und
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— 728 —
Land so zahlreich wie je dazu eingeAmden, hatte doch die CnltmiDistehail-
aVtheUnng für G«lekrC«B* lud RenkohiilflB in dankenswerter Weite diewii Tig
für di» tiMOnelinieDdflD Ijehrer alf Sehnltny frdgtgfbcn. Die lM»he Behörde
^bewies ihr Interesse an den Bestrebungen des Reallehrer?«rein8 anch dadnreby
dass Se. Exce1!»'Tiz d^r Herr Cultminister Dr. v, Sarvrey sowie Direcfor Dr. v.
Dom und die übei-studienrathe v. Hensskr, Günzler nnd Abieiter der Vei-samm-
long anwohnten nnd den Verhandlongen Ton Antaug bis zum Schlosse folgten.
JH» Ttfhnndhingen in den Abtheilvngen begannen nm 8 Uhr. In der
iMrtimatiifth ■ natarwiwMnebaftlichOT ipMMli warnt Prathwar D. HOlder-
TftUngen über die algebraischen Bediiignogen f&r die Lösbarkeit geometriaelnr
ConKtmctionBaufgaben mit Hilfe von Zirtel nnd Lineal. Da jede Strecke ans
gegebenen Strecken sirh cnnstrnirpn !?^sst. wenn sie dui-ch einen gewissen
Qnadratwarzelansdruck ausgu drückt werden kann, der nur vierte, dritte und
mittlere Proportionakn oder die Anwendung des Pythagorfters zur Constmction
TMdaagt^ ao kaauit aa damif a% sa 'nknaalian, ab die GlaidMnig; a»f walte
JaÜi jlHilBehllialili Allf]|ii1ii führt, durch einan loloheu Wurzelansdruck befriedigt
werden Vann. Es ergibt sicli, dass hierzu nötliig ist, 1. dass der Grad der
Gleichniig cihp Pr<tpnz von 2 «ei, und 2. da.ss all«" Wnrzeln der Gleichung
durch den Quadratwurzeiausdrnck dargestellt werden köuiicü (nach Petersen).
Anwendnngen des Gefundenen auf EreistheUnng, auf die Trisection d^ Winkels
iib4 ^ Att^abatt, die sa einar GlaMhug 4. Qfadea ftbvan, BeMoMtn da»
iBteressanten Vortrac, dem über 50 Zuhörer gespannt folgten.
Nicht minder angenehm fesselte der 2. Vortrag des Dr. Kuoß-Cannstatt
iilif r die elektrischen Erscheinungen des AV'assers, der durch hübsche, gelungene
\ ersuche belebt war und uur das eine Bedauern erregte, dass die Kfirze der
Zeit nicht gestattete, auch den 2. Theil des Vortrags zu genießen, der von der
l4iftaialdxioittt| daran IMgar Stanbthafiebm afnd« baadahe.
In der npranhlkh-Matariaeben Abtheilnng. welche Bector Kayer-Biberacb
leitete, gab derselbe zuerst einen Bericht über eine Ferienreise von 8 Wochen,
die er nach Kurland gemacht hatte, in welchem er sich sehr befriedigt über
die Ej-fulge derselben aussprach und nicht hlm den Studierenden, soudern auch
d^ Amtsgenossen solche Kelsen als besten Bepetitionscui's in der fremden
Synoba empfahl. Huu folgte Proteor Sebmierar-EisliBgeB mit einem fesaeln-
den Votteag tber „La D^bäde** Ten Zela» werin er die Gfiidalgia, Teodm
lad Stellung des berühmten Romans klar zeichnete.
Punkt 10 Thr eröffnete Kector Dr. Kam"?]<^r-Tnbin?en die Hauptversamm-
lung im FesUaale d^ Hauses und gab dem ^ViiUbciie Ausdruck, es möchten aus
der Versammlung heraus die auch unsere Amt&geno&seu von deu humanistischen
Anflteltan bewageodaB Fragan ttbar VarbaaBcnag der SteUnng der Iiehrar tn
wJrtaobaftlieber nnd aoeialer fliariabt in Angriff nnd Behandlung genoauaaBi,
nnd insbesondere der eine oder andere College die allerdings nicht geringe,
n^fv gewiss daakfliiewerte Mühe aof akb nehmen, daa gtatiaüacbe Kaledftl
zu sammeln.
Professor Beiijwangei' sprach mit begeieterudeu Worten über „die Schule
als Endeberin nun Staa.tabtliger''. Hinwelaead anf die Wicbtigfceit dieaer Er-
ziehung angaaiofata der eben YoUaogaMn Wablen zum Deutschen Reichstag
steUte er als Forderung hierzu auf: Pflege der Religion in der Schule, Erzie-
bnag ZOT BQkhter^lnag nnd Wabrfaaftigkdt, ato den anndiagaB aUar
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— 7» —
Charakterbildung; Erhaltung des Volksliedes in der Schuld, in^bp-nndere auch
durch Aut'nahnie in die Lesebücher, vor allem aber Verwei t iing des i " schichte-
unterricbtB und der Heimatkunde, der LiteraturgeficUickte und geograpkiscliei*
lOhanktalifUar ar Waafang d«i BhigwAUi ud te TflteilMiUlebe^ Die
Plege dar Matterepnaha wd palclMiMha Sohalfeieiu ' wmta beMndara
ampfohleD nnd fUr die oberen Class^ und Fartibüdungsschulen auch Belehruni^
fiber Verfassung des fiEfprien Vaterlandes gewünscht, ohne Einfuhrung in die
Politik der Parteien. Keiolier Bei&ll lohnte den Redner. In der darauf-
folgenden Besprechung eraptalil Bector Mayer-Biberach insbesoudere die Tor-
geschlagene Beleiimng fiber Ver£s»sang etc.
Den 2. Voierag Uslt FmL Dr. Fiiik-TObingeD ttbar tlmntbtii» nd iar-
flkellende Geometrie in der Schule. Er ftaito doi Inhalt MlnM direh «toe
lichtvolle geschichtliche Entwicklang der Gleometrie eingeleiteten Miregendon
Vortms's in folgende Leitsätze 7:ns:^mmen: 1. Pif^ OmmptriP bildet für die
mittlbre und obere Stufe das Centrum des matheniaüscheu Unterrichts. 2. Der
Unterricht in dei' Geometrie trägt von Anfang an im großen und ganzen ein
wiMMMMäidM» Gepräge. 3. Dim üaMiiiBlit ia dttr SnkUdlaehan OMMrie
fcUgt der ia der pn^eetiveii nnd endlich der in der elementaren jmalyiMBn
.Geometrie. 4. Die beia Unterricht -m Im obachtenden Lchrweisea sind tiit den
-MethodenderEntdeckergenmetrischerTheilgebiete in möglichste Übereinstimmong
KU bringen. 5. Der theor* ti=5' hen Geomptrir taw freite geht die darstellende
Oeometrie. Letztere ist: a» eine darsttilleude Geometrie arithmetisch-alge-
braischen Charakters; b) eine darstellende Geometrie mit speciliseh projectivem
Ctaaktar und wrfiUU In danlfllkäd» QaoiiMtri* der Bbm (aetther geome-
trindiea Zainhiii« g«iUBt) nd danfeallaade Oeonetile daa BMnaa (Hnige'aalie
daaoriptt Oeometrie, Perspective und Axonometrie). 6. Das geometrische Zeiclinen,
•walobes nur technisches Zeichnen ist, gehfn-t in die Fortbildungsschule. 7. Bei
der Ansführong der Zeichnungen für die darstellende Geometrie sollt« die
farbige Tinte eine hervorragende KoUe spielen. 8. Theoretische und l u stellende
Geometrie aoUeii ateta in die Hand eines nnd dessdben Lehrers gelegt werden.
— Dia Yaraammlniig dankte dam gaivindlanBadiiardiirdilaldMAaaBalMiuid
liaacUoss, die Debs^ Aber die Laittttee woA nAchato Jahr m varaahlabea»
Als letzter Redner tbeilte Rector Mttllra' der Venanuiilnng mit, dass die
von der vorjährigen Versammlnng beschloRs^ne Eingabe an das Mini^fnrinm,
iu '.' t'lcher um die Ausdehnung der Bf»rechtigung unserer lOolassigen Real-
schulen auf die Vorbeieitong zum Foi-sttach, Post- und Eiseubahndieust gebeten
warian aoUta, swar van dan Ham Staatimiiiiater daa Kirchen- nnd Schul-
waaana mi die lÜBlrtarlan dar Finanaan and daa AaaivSrdgen alt warmer
Bmpffehlnng gegeben wurde, von diesen aber ala znr Zelt noch nicht erf&U-
bar zurückkam. Es sei jedoch alle Hoffnung vorhanden, dass Wttrttambarg In
dieser f'rage bald dem fieiapiel Preußens und Badena folgen irorde..
Aus dem Großherzogthum Baden. (Eude Jnni.) Die GroAherzog-
liebe ObeiacbulbaliXlrde(Obenahn]falk) naeht In Uoam jüngsten „Varavlnnnga-
Untt" den Caadidatan daa blOieran Sahüaaiftaa dniabana kefaie Oofl^Umente.
Wie s. Z. im „Psedagoginm" mitgetheüt wnrde (Jahrg. 1889). steht es eiaem
Candidaten fr^i. sich in einem der drei folgenden Hau^itE''>biete prüfen zu Ias?sen:
in Latein oad Grieehiach (als Haaptfikch), famer in Hauptfitohem aas dem Gle*
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— 780 —
hhtit der neueren Spractien und der Geschichte und endlich m dm fiaiq^
fidiern ans dem matbeiEatiEch-naturwipp*'n»-obafllicheü Gebietf.
^Nicht Beitel)," so schreibt srpijiiiinu Jl(lif>rdF. „■\^;Ui1mii die Candidaten
als Hauptiächer, wuiin &it geprüil zu ^udeii \Mmisdieu^ dafe Deutsche und
^ Oeichiehift»" filfo ntdit <larattf wsttunAautt diM m knm nSi^ick Mi^
f,thm Lehrer, dar nir in dkwa Fftehem— und Tiellekht aoek in der Phik»-
lophie und Geographie (als Nebenfkch) — unterrichten könnte, eine Lehranf-
gäbe 2^l^^n^p!feen, die ihn voll beschä^gen und ihm eine ausgedeh Totere Tmd
-nachhalt ip;t'ic WirkFnnikeit in einer Schnlclasse eiöflfnen würde: vit liutrln ^vird
dringend ei v» üii^^ciit btiD, das« sich mit der hifitori&cheii und geiniamäiibcheik
YttbttduDg nodi dfe LaluMIbiguDg m ftmdiyeMiclwiB Untenridite^ wenif-
•taat Us ia diA lUttnlflm» Terbtede.^ In glddlier Weise werden Tadel und
Bath in Bemg auf andere CombinationeB (Geschichte, Geographie und phUo-
fiophische Propädeutik) eitlieilt. Recht vielsagend sind norh folgende ."^ätze
der oherschnlräthlichen ^Bekanntniachnng'': . . . ^In AiiH linnß- der Gegtn-
btande, weiche als Nebenlächer erwälilt werden, sciieint uehxlach die An-
aduHHUif aa kamchiB, dav Uar abarilahHche, ungrttadlkha Kfnatalaw
aVI|^^ • • •
In Hinsicht auf die Candidaten der altclassischen Sprachen wird u. a,
gesagt: ..Candidaten, welche Yx^im Staatsexamen nicht einmal diejenip-p Leichtig-
keit und Sicherheit im Verstimdnifcf^r latemi&chei' und i* rliischer Texte zeigen,
welche bei der Gjmnasial-KeifepruiQng gefordert wird, iiabeu es sich selbst
aawaafcittbta, wenn ümm ebm LekriMOkigong in den attea Sprackta ttkar-
kaapt akkt laeHnant wsdaa kaaa.* Ekaaao wird den Cmdldatwa daraatke-
matisch-ualurwisgenschaitliehen Fächer gOMgt» „was zu ihrem Frieden dient*^.
Die S'clilusssätxe der oberscLiilrntliHrhen Bekanntmachung' lassen besonders
„tiel blicken" und sind ganz i;« eii£jiirt rorf^- nnd verbindungssfichtigen Aka-
demikern, die, mit Ack und iüacii im Amte eingelotitf, mit souveräner Ver-
aaktaav kttnkdertltekfa aaf dieBcal- aad VolkwchBllakrer, vnlgoflgkalanditinTy
daa Star aa ataekea. flle iaalea:
kDmt Zadiaag asm hBkmi Lehrerbernf hat in den letzten Jahreia riflkt>
lieh zugenommen; dagegen waren die hei den Staatsprüfungen ge-
machten Erfahrungen keineswegs alle erfreulich. Daraus erwachst
für die Behörde die ernste Verpflichtung, mit vollem Nachdruck aui i:j:iulLuiig
dar Badfagungen aa beatoken, daM die kdaeai Lehiar eine gedetUteka Mim-
wJrkaag auf dia GeiatatMldiuit ^ ^ aavartnatan Jagaad nMgil«k
„Nur einer verhältniaai&iig geringen Anzakl dar gaprtftaa
•Candidaten haben bedingungilose Bps^ häftigungszeugnisse aus-
gestellt werden können, weil die meisten die in der Prüfungs-
ordnung enthaltenen Anforderungen zu leicht genommen haben.
Dem gegeattbar atkaa wir uns Teiankat, daraaf aaflaokaaaiza aMchaa, da»
kflaftig aar tokka Candidaten auf Znlaasung snm Prob^akr wardn reckaen
kHaaen, denen in ihrem Zeugnisse nicht die Bedkigaag gtataDt Stt, daat da
-einen Thell der Prüfung wiederholen müssen."
I^ieser Eriass hat in den Beiheu der akademisch gebildeten Lehrei- sehr
verschnupft, doch, wie wir meinen, mit Unrecht. Dem Staat muse daran ge-
l<3gen &Qm, tüchtige Iiakrer aa adiaHea; waiia ar dakar aaf fl^kldan aalkMrt^
Mm aiackt aad Jiltial aar BaaaMgaay daraalkeB aagibtt aa iil dlea Jikkfc aar
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sehr lobenswert, sondern auch recht und bilUg, zumal iu Anbetracht der That-
BMlie, diM M KittelB6hii2|Hrataarai gibt, die-^ivie leHMt ihrefiehfller Wimm
— Hiebt te Staad» sind, ohne ^Sehlaiieli'' dto IJMmt gifchwefg« denn die
anderen Schnldafldker zu dociren. UnbegrslfUelMrweise sind diese Herren
trotzalledem Classenvorstän'lp der oberen Classen und obendrein mit einem
gewissen Etwas versehen, welches an das bekannte Sjfirichwort von Dummheit,
Stolz and Holz erinnert. Manchem „höheren Lehrer" steigt der Professortitel,
w«lober ntt der ddbittvtti AngfceUmig erlangt wird, so in den Kopf, dass er
das andanemde ttd grllodllohe Weltentadiua als proAin und oar noeh gat
genng ffir die Volksschnllehrer und Heallehrer erachtet. Hier sei eingeschaltet^
(l;i8S vor dem Jahre 1870 man den Unterschied zwischen „liölieren" und .nie-
deren'' Lehrern nicht ? > «rhr -ff liervortreter als irtzt: bf ido Kateg-orien
der Lehrer verkehrten in collegialer Weise miteiiiuiuler uii*i siiciiten sich gegen-
seitig zn fordem. Als anfangs der 70 er Jahre ein iühlbai-er Mangel au nka*
demlaeh gebfldeleii Lebreni eintrat, zog bmh ans Nerddentsehlaad solche her^
filier nnd verlieh ihnen Ycnngeweise gnteSteUen. Die Belrihrde bat mit einigen
derselben jedoch ttble Erfahrungen gemacht, so dass man vielfach annahm, die
norddeutschen Schnlbehörden hätten die Betreffenden „fortgelobt". Mag dies
richtig oder nicht richtig sein, so viel steht fest, dass von dieser Zeit an
ein Auseinandergehen der akademisch und seminarisch gebildeten Lehrern con-
statlrt werden kann, nieht mm Voitbell der Sehnle; das Anseinaadecgeben ist
sogar so anbefiToll gediehen, dass an naneben Lehranstalten, an denon Glieder
beider Lebrerkategorien tbätig sind, sich eine völlige Absonderung Tollsogen
hat. — "Diejenigen Leute akademischer Couleur, die wir vorhin etwas naher
schilderten, sind meistens „ja-otegirt". d. )i. sie waren vorsichtig in der Wahl
ihrer Vettern, infolgedessen sie auch gegenüber denjenigen gefeit sind, die ihre
Unterrichtserfolge nsd Beföhigung za beurtbeilen haben. — Wir behalten nns
TOT, ein aadermal eingehender anf diese nnd andere Ersdiebnagen im Ißfctel-
sehalwesen znrUckznkoromen.
Hinsichtlich des oben erwähnten Erlasses sei noch erwähnt, dass, wenn
derselbe ernsthVh durchgeführt wird, der Andrang zum ^tn^linm b"hiif^? Krl;tn-
gnng eine.s iiöheitti Lehramtes, der Pchon stark nachgeicis.i?eu iiai. weiit^re Ab-
nahme hnden dürfte. Es wäre unter Berücksichuguiig des oberschulrätblichen
Erlasses wol erwlgnngswert, ob man nlefat schon in den miteren Clanen der
Oymnairien dlePromotlsa strenger, als dies bisher gesohehen, voUniehen soQte,
irenigstens so lange, als die oberen und obersten Classen dar Mittelschulen eine
unverhältnismäßig hohe Schülerzahl aufweisen. Solange die Universitäten
eine abnorm hohe Prilsenzziffer anfweisen, wird das sog. Gelelirten-Proletariat
aller Facultäten durch verschärfte Bedingungen der Staatsprüfungen nur ver-
mehrt; wom ein junger Menscb sein VennSgen dem Stodimn — oder besser
Klchtstodlom sweehlos zun Opibr gebraeht hat» so wird er sweiftQes der-
jenigen poUtlsehen Partei zngetrieben, die ein Hort aller ünnfriedenen ist
nnd in der er als ein sehr gern gesehener Agitator aufgenommen wird. —
Trotz der unerfreulichen, mehrt'acli erwähnten Erfahrung des Oberschui-
rath^ ist das Cuiiosum auü Karlsruhe zu verzeichnen, dass die Stadtbehörde
dieser Residenz- und „Schulstadt^^ als zweiten städtischen Rector der Volks>
sehnle (städtfsohen Schalinspector) einen Lehramtsprnktikanten (Candidat
für das hObere SehnUhch) dem Oberschnlrathe nr AnsteUnng prllsenttrte. Die
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PrlMBtatikM ward» bereits genehmigt. Dtaw Tbatnohe bUdet 9üm wAltcna
Boleg für die melur ak eigenartig« Beietzug der SehelMfeichtestaUM in
Baden, fiber die im „Paedagogium'' öften begrtindete Klage gefaiirt wurde.
Sie ist am ro anffalleuder — für dm in die Mysterien Ein jj^'weiliten allerding?
nicht — , als an der vielgegiiedei teii Volksschnle der ^Scliulötadt" il) Karls-
ruiie erfalirene, tucbüge und als Ii«aUtihrei' geprüfte Lehrer wirken, die offen-
bar einciii LfllittiiitaiiialctikaBlea, der nie eine daflnitt?e LabiHelle beUeidet
eder äcb Utorariiob ab ein «HeiiAer derSdbnle'' lienrorfetban bat» venuMen
gewesen wären. Diese Emennnng reibt sich würdig dei\jenigen an (Btt^zmig
der Kreiaschulrathsst eilen dnreh Theologen, vrgl. Heft VI des ^Paedagoginms".
S. 404 fF.), die seit Jahren erfolgten und durch welche der badische \"olks-
schuUehi-erstand in den Aogea des Volkes and der Nichtbadener couipromittii t
wird, weil aaa die Mitglieder dewolben nieht Ar beAbigt bäU» wie di^euigea
In Bajem, Baiftbien n. i. w., SehnlanlUebltfiDler aifHedeaeteUend an Ahran.
Piee ist ein ünreehi sondergleichen, da dies den Vollcsschallehrerstand vet^
letzende V»^rfnliren durch nichts begründet und gerechtfertigt werden k;^nn.
Wie wir hören, sollen anch in zwei weiteren, kleineren Anitsstädtchen Lehr-
amtspraktilumUa als „erste Lehrer*' (Oberlehrer) ernannt weixlen; bewahr-
b«itet aieb dieeea Gerftdit» ao werdn wir etwas genaier und in «iTerbUbBter
Spraebe die ünaflbea dlMer Bnebeiamg neaBen, damit nan aack aaswlrta
erkennt, dam in Baden nicht alles Gold ist, was glänzt. —
Infolge des nenen Schnlr^^-f tzes haben, wie schon früher berichtet wurde,
die meisten, vorab die ^^rfiiiteii Städte des Landes die Lehrergehalte geregelt.
Eine betrübende Aasnahme macht hierin nur die i-eiche „(^oldstadt" Pforz-
heim. Den Leltt« doftaa jnitbet man an, alt einem Oelmlte anHHÜnNBBen,
der bei der giMten S^^arMmkeit nieht aoneiditf nm einigermaflea aaatiadiy
aa leben, mnthel Ihnen efau angeatrengte, aafreibende Thätigkeit aa and i^aaht
ein Übriges gethan zu !i;(VM>n, wenn man denselben honigsüße Warte- oder aog.
Huftröste spendet, während diejVnisren. denen die Lesoldongsregulirnng in
Händen liegt, jammern, das« sie mit einem Oelialte von Tanacdüdea nicht aos-
aakomoien Termdgea. Ea tot tairig, daw dieie Herren nieht einaehea, dam
dardh ein BokhesVertudtea. denLehicm gegenüber dearScbnle geschadet wird;
mahnt doch schon die Bibel — und Pforzhei^ iat eine fteaune Stadt — , die
Lehrer ihr Amt nicht mit Senfzen volinihren zu lassen. Aber auch da, wo
die Gehaltsregalii'Oügen der Lelirei' in Städten vorgenommen wurden, AUigt
man an, di^ Lehrer in ihren schwerverdienten Nebenbezügen (ÜbersUmdea,
Vergütung von Fortbildaagtsoboliuiteoidit a. dergl.) sa beeehneidea, ao dam
eiioh die Aofbemenag, mit der man aelbit bei WaUanilaeea lad andeteii paa-
eendoi nnd vnpaaiendenGei^ieoiieiten reoomaürt, eich nur als eine bescheidene^
anznreichende Thcnernngszulac" flarstcllt. Hatten die Oberhäupter dieser
^^tiidte statt 10, 12, 15 und löÜÜO (tausend; Mark nur die Hälfte, oihsr
Lehrergehalte, wir wären sicher, dass sofortige Änderung, d. h. ansreichende
Oebaltsbeznge, beschafft würden. Wenn man satt ist, lässt si^'s g:ut iber
Hanger reden. Aneh in dimer Hinsieht werden wir noek eingehend beif ehten.
Ans aUem geht hervor, daae auch den badieehen Lehrern, die durch das neue
Schulgeset?: unzweifelhaft etwas gefordert wurden, immer noch die Dante'schen
Worte beim Eintritt im Scknlamt gelten; »Laeciate og&i speiaoaa, voi Gk'ea*
träte."
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— 7«» —
Aus Sachsen. (März bis Juni 18Ü3.) Zwei Erfolge, von deueu der
eine tat ffdlAtigem, der andere auf nateriellem Gebiete gelegen ist, sind
Horn Berichterstatter der willkontmeiie Anlass zu den folgenden Mittheilungeo.
A. Vom 22. bis 25. Mai tagte auf sächsischem Boden die 30. Allgem.
Deutseht- Lehrerversammlung, welche in der Geschichte dp'^ rlf-ntsrhpn
L^hreistHiideö hinfort einen Eckstein darstellen wird: denn daicii sie wurdö,
wie ein Veteran der deutschen Lehrerzusammeukünfte, Oberlehrer H. Mörle-
Qera, aaffte» dM Streben der dentedm I^ebror moli EUsIgkeit erlUIll In
den GmndanecliBnnngen Aber Schale and Eniehnng, Sber Volksbfldnng nnd
Volkswül war die Majorität der Lehrer längst einig, weil alle, die sich nur
halbwegs als Schüler Pestalozzi's und Diesterweg's fühlen, in diesen ^ Funda-
mentalansichten" — wie sie Pestalozzi nennt — wol kaum Aüti[)odeu sein
können i furmeli aber bestand uuch eine Trennung, indem, abwechselnd, all-
jllirlidi ein »Deatecher Lehrertag" oder eine «Allgemeine Dentsche Lehrer-
Tenaaunlnng^ alaMfiuid, welehe von yenefaiedenen Centten ms einbem(te nnd
geleitet wurden. (Vergl. die alljilhrl. Berichte in PiBdagngivm.) Diesem
Übdstande ist durch die 30. Allgeni. Deutsche Lehrerversammlung abgeholfen
worden, über die eigentlich pädagogischen Themata, welche in den Vor-
trägen behandelt und in den Debatten erörtert wnrden. hat das Pädaguginra
bereits in der vorigen Nummer berichtet; hier soll nur über daä erwähnte und
sweifetaebne wiobUge ^Einigungsverfiilirea'' beriobtet werden.
Ab die Vorbereitungen zur d(X Allgem. Dentwhen Lefarervenanalnng
7.Ü treffen waren, ging vom Leipziger Lebrervereine, der an dieser Stelle
schon einmal als einer der thätigsten unseres Landes bezeichnet w'>r!<'ti i-^f.
eine Anregung ans, welche überall Zustimmung fand, nnd für welche diesem
Vereine Dank gezollt werden muss. Im letzten Winter nämlich sandte der Leip-
ziger Lehrerverein ein Bnndnebreiben u die denttcben Lebxervervinn, wnlohMy
•nf wdiulgeBoUobtliebe Tbntaacben und gemnobte Erfithmngen Unweieend, von
bleibendem Wert ist und im wesentlichen folgendes besagte: Im Sept. d. J.
1848 wurde der Allgem. Deutsche Lchrerverein begründet. Nur kurz
war sein Bestehen. Schon 1852 niusste fr len Mächten des Rückschrittes
weichen. Die Allgem. Deutsche Lehrerversamiuluug trat au seine Stelle.
In den 45 Jahren ihres Bestehens hat dieselbe sich wolbegründeten Anspruch
«nf die Aobtnng und den Dank der dentieben Lebrer erworben. Sie war in
den Zeiten der Beaetion ein flort derer, die an dem Ideale einer freien Sobnle
nnd eines freien Lehrerstandes festhieltlBD. In ihr haben die hervorragendsten
Pädagogen der deutschen Volksschule (Diesterweg, Fröbel, Lüben, Wich. Lange,
Dittes, Berthclt u. a.) das Wort ergriffen. Anch die Wiederbegründung desj
(^Deutschen Lehrervereins" i. J. Iö71 hat ihr irortbestehen und ihre auiegeu-
den Wirknngen auf den dentieben Lebrentand niebt aofgebalten. lOt dem
Jabre 1876 trat Ibr, da eine Verehiigong mit dem MDenteeben Lebrenrer^e"
damals noch nicbt gelang, eine Versammlung von Vertretern der deutschen
Lehrervereine, der ' „Deutsche Lehrertag", zur Seite. Seit beinahe 2 Jahr-
zelinten tagen beide Versammlungen abwechselnd nelxineinander. In diesem
Zeiträume haben sich aber die Verhältnisse, in denen ein solches Nebeneinander*
bestehen eine Berechtigung hatte, wesentlich geändert: Die Vereinigung der
Lehrer DentieUanda iit dnreb die Bildung von Orte* und Kreisverelnan nnd
deren Zuaammenacbhuu zu Provinzialp nnd Landesverbänden im ganaen Belobe
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eine viel innii^ere pewordeii. Nur eine winzige Minderheit von Lehrera steht «
^geDwärtig deu Vereinen noch fem. Damit int die Bedeutung des „Deutschen
LehmtagM** gestiegoa. Ästeifi Uialalddleh nlclits aoderei ab efaM Ddb-
gliftdiTersanimlung: dei ^ Deutschen Lehrerrereins", ist er jetzt die Vertretung
fast sämmtHcher Lehrervereine des Relchai ond damit Ib Wahriieit dto Ver>
tretnng des deutschen Lehrerstandee.
Diese Veränderung der Sachlage legt den Wunsch nahe, eine Ver-
einigung der beiden großen Versammlungen, des Deutschen Lehrertages und
der AUgen. Deutadien L«lirer?€nannnlaof , auiutrelMii. Mihb doch antar
den gegenwärtigen Verhältnissen ihr NebcneinandeilM-trhen unbedingt Unztt*
träglichkeiten hervorrufen; insbesondere knnn es zu der irrigen Meinung tuhron,
dassdie (U'UtF<^!i»^ Lehrerscliaft in zwei grundsätzlich verschiedene Lager gespalten
tei, wodurch unsere Stimme der Öffentlichkeit gegenüber bedeutend an Gewicht
Terlieren muat. Und doch werden in beiden Versammlungen seit Jahren nabe*
cn dittidben Ihngan batprodieDl Danelbige Geiat bcaedt die bcidefaeiUgeB
Verhandlungen f Selbst die Ausschösse der zwei Veraammlungen bestehen zum
Theil aus denselben Personen! Dazu kommt, dass durch das alljährliche
Zusammentreten einer großen Standesveisanmilung der Lehrerachaft erhelliche
Opfer an Kraft, Zeit und Geld auferlegt werden. Endlich erscheint ein
Znaanuaeuddnss gerade in der Gegenwart am ao aotkwoidiger, ala dieFe^^
der Lehreiaehalt, besondera die Gegner all« flelbatatliidf|^dt dar Sehide, alle
Kräfte daran setzen, um unter die Lehrer Zwletraeht in säen und sie dnrA
Spaltnsg in verschiedene fconfessh-nelle) Lagpr r.nr Ohnmaclit zu venlammpn.
In Anbetiacbt dieser Verhältnisse liat der Leipziger Lehrerverein im
Juli 1891, als er dem Ausschüsse der Allgem. Deutschen Lehrerversamiulnug
von aefner Bereitwilligkeit, ihr zn Pfingsten 1893 in Leipzig eine gaadldie
StXtte sa bereiten, Mlttbettnng suchte, demaelben gleiehaeitig ft>lgeadea Be*
aehlaaa unterbreitet: .Der Leipziger Lehrenrerdn eiitlärt sich bereit, für den
in Mannheim gefassten Beschlus« einzutreten und dessen Ausfiihrnng möglichst
zu lordern, will aber auch nicht verschweigen, dass er auf der 30. Allgem.
Dentschen Lehrerversammlnng die in früherer Zeit abgebrochenen Veriiaad-
IVDgen bdiofli VenehBidiiDig der AUgem. DevtaeiheB Lehfegyeraammlmig nlt
dem Dentaehen Lehrert^ wieder auflnane&men gedenkt!* Zngleleh enthtelt daa
Leipziger Rundschreiben Andentungen über den Weg, der zur Vereinigung
fahren k<mnp, uiul es schloss mit den Worten- Indem wir den Vorständen der
deutschen L Ii km vereine von unserm Vorhaben Mittheilung machen, geben wir
uns der Holiuuug liin, dass auch sie in ihren Kreisen bemüht sein werden, das
Einigungswerk an ftrdem. Wel alnd auf beiden Seiten Opfer an bringen.
Der EntschluBs hio^ kann aber JedenlaQa niebt aehwer faUen, da es gilt,
einen bestehenden schädlichen Dualismus zu beseitigen und daftr daa Ideal
einer geeinten deutschen Lehrei-schaft einzutan^'^lipn
Alle Lehrervereine haben, soviel bekannt ge\s uidm ist, ihre Zustimmung
zu dem l'lane kundgegeLeu. Darauf hat in den üütert'erien ijn Leipziger Lehrer-
Terefathanse, weldiea 1884 noch der aeUge Dr. Karl Kehr etnwelben half,
eine Ungere, aber friedliche Berathong atattgeftmden awiaohen Vertretern der
^Allgem. Deutschen Lehrerversammlung" und des „Deutschen Lehrertages".
Auf dem Boden dieser Berathnng ssind dann von einer Commifssion Satzungen
festgestellt worden, durch deren einhellige Annahme am 24. Mai von der
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30. Allgem. Deutschen Lehrerversammlung die Verfsf^bmelznnff von Lehrer-
versaiumluiig and Lehrertag be£chlo6&eu wurde. Dem bclireiber dieser Zeilen
sowie jedem anderen Theilnehmer an der Versammlung wird der Aogenblick,
d» dtMr BmcUiss gefkart wurde, gewiv iiBT«rg«S8lle1i Metbenf Zion
Zdcben der Zustimmang erhob sich die große Versammlang anter stürmi-
schem Beifalle, als Mörle, der Vertreter der Allgem. Deutschen Lebrer-
versammlunjr, die Worte g^esprochen : „Das Streben der deutschen Lehrer
nach Eiiiiirkeit ist erlüiiti Nach brüderlichen Berathurigen hat man d^n
Beschiuss getas&t, LebrerTersammlung and Lehrertag zu verschmelzen, und
4«r VUm mr Vorciniguug Irt lieitrgelegt In In Um HMndn beindlieba»
Salnuf an. I0I1 glaube, di« Sie deaeelbeB aeAvt Ihre GenehnigiBg geben
und dedireh tanken werden» man ist eins darin, dass die deutsche Lehrer»
Rchaft von nnn an als ein Bruderverein dastehe!" Und aufrichtiger Jübe! wurde
laut, als College Clausüitzer-Berlin , Vorsitzender des „Deutschen Lehrer-
vereins", folgende S&tze an die VerBummlung gerichtet hatte: „Mit großer
EVeade begrfißt der AosachOM dei Beatfichen Lehrertages Ihren hochherzigen
Beeehbuw. Was seit Jalmeluiten (Wien 1B70I) Mkai eiaeiint nnd »etreH
wurden ist. steht voT VMB: die EloigkeU der devtaehen Lehrenabaftl In einer
Zeit, wo Feinde ringsom stehen, wo man unsere Reihen zu sprengen sucht, da
kommt die Botßchaft ans Leipzig: Sie waren einmftthig bei ein ändert
Wir sind jetzt ein cini^ Volk von Brüdern und bleiben „auf ewif? ungetheilt!**
Die endgiltigen äatzungeii der geeinten Veit>amiuluiig bind diese:
Allgemeine Deetaelie LebrerTeraammlnng (Deetaeher Lehrer-
tag.) I. ZnsammensetsQDg der Teraammlung. § 1. Die eeitber ge»
trennt nebeneinander tagenden Vereinigungen: „Allgemeine Deutsche Lehrer-
Versammlung" und „Deutscher Lehrertaff" bilden künftig nur eine einzige
Körperschaft unter dem Namen ^Allgemeine Deutsche Leluerversammhing
(Deutscher Lehrertag).'' Diese Versammlung tagt in der Hegel alle zwei Jahn?
lad eeirt aieb nuamaen:
a) ana Vertnten der dcntaelMn LehrerrereiBe, d. Ii. der Landea- and Pro-
vinzialvereiB«, and zwar aiod dicee bereehtigt, anf je SOO Mitglieder
einen Vertreter zu wählen;
b) aus Lehrern und Lehrerinnen, wdehe sich zur Theilnahme melden;
c) aus Freunden der Schule. ^
n* Leitung der Versammlung. § 2. Die geschäftlichen Angelegen«
beiten der YenanlaBg erledigt der geaehiflaniireBde Aaaaehnas. Dieeer
beetalit:
a) aus einem engeren AnssdiliBae , welcher von den bisherigen fünf Mitglie-
dern »'Titrt^rt'n Ausschusses der ^Allgem. Deutschen T.ehreiTcrsamra-
lung uüd eljensM Vielen Mitgliedern des engeren Ausschusses des „Deutschen
Lehrertageti'' gebildet wiid;
b) aae etaieBk weiteren Anaaobvaae, der aieh ana den lOtgUedem dee bie-
berigen weiteren Aaaaehaaaea der „ AUgeni. Dentaeben Lehrerveiaaianilang**
and den Vorsitzenden derjenigen Provinzial- und Landes-Lehrerverelne
zusammensetet, wekhe aieb daroh Abgeordnete an der Vereanunlnog be-
theiligen.
ErgänzUBgswahlen für den engereu Ausächuss tinden vorläutig durch die-
jenige KSrpaadiaft statt, wekhe die oraprfingliebenWablen bewirkt bat. Bin
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Vt^tamg dm ndtorai AtMMlmm «tftlgt teeh ditm, ygitihiiHhTi te
Oenthmigoiif dnrch die Vertnttntnmalaag,
% 3b Die Leitong der Verhandlongen fa der Versammlong liegt einem
Yersammlangsvorstande ob, weldiMr anf YocmUic d«t AaMohMm dvrob dl«
Vertreter gewfililt wird,
ITT, Tiif^esordnuiij?, § 4. Anf die Tiigesordnung der Vcrsammlaue
3iiu(l luilideöteiis vier Tlieiueii zu ttteUen; zwei derseibeu sind VereiiistUeiaeii,
4. h. TliOBMU, mUhe m ta in der VwiMnmlimy vutMtMi VMmb yqv-
§ 5. Die Aaswahl der Vereinsthemen Mrird durch ^ YonMaie 4er !■
^ 4 bezeidineten Vereine nnd den Anpsrhns«? bewirkt
§ 6. DiP Auswahl der ubrig-en iheraen, sowie die weitere ie^tötelluiig
4er Tagesordnung: bleibt dem Ausschüsse vorbelialten.
JV. Stimmreclit. § 7. Die AuäsohusbQÜtglieder haben alle Rechte der
Vertreter. Z« den AMBWinfen Vber VeivliutheBQii, Oiiiiaieatioiiefrageii
«ad die Wehl d«e Vewmiwliiiigifewtondeg stiid nar die Verinter, eowie die
Mitglieder des AmscbtiBses berechtigt Sonstige Abstimranngen erfolgren dureb
die grenze Versamtnliing mit Ansnahine der unter § le aa^gef&fart«! Freaade
der St'hule, welclie kein Stimmrecht liaben.
V. Bestreitung der Küsten. § 8. Zur Bestreitnng der Kosten, welche
dnrch die Geschäftsführung erwachsen, hat der jeweilige Ortsaasschoss der
Yertsmmhuig Ton den zu erhebenden nieiinelimerbeltrtgea pro ThftHnefimer
20 PflBBaige an den geaehSfiiAhreaden Anaetildni 2) sa eatriditen.
YL Organe. § 9. Alle auf die VersammloDg bezüglichen Bekannl-
tnachnn^en sind durch die „Allgem. Deutsche LehrerzeiUu^'* (Dreedea) aad
die „Pädagogische Zeitung'^ (Berlin) zu verüffentliohen.
VII. Satzunfrsnnderung. § 10. Eine Abänderung der vorstehenden
Satzungen ist frühestens nach Ablauf von sechs Jahren zulässig. Abän-
derun^vorschlAf e sind mindestens acht Wochw vor der Veivammlong de»
Amgena Aawehaeee elaiareieliea aad dandi dieeen wiadariaimi ider Woehea
TOT der betreffenden Versammlung zu verOffiBotUehea« Abänderungen k5nnen
nur mit einer Zweidrittelmehrheit der inwaeeodeA Aien hefiain^iedfr
und Vertreter beschlossen werden.
Wir haben Uber diese Angelegenheit, die uns namentlich seit der 87er
Lebrervenaaunlung in Gotha sehr am Hetsea lag, etwee aaafflhrliflur W
richtet, alt ee eeast in «FiBdagocrinm" erlaabt iit: Die Wiehtigkett im
9*elie wird oneeren Beriobt rechtfertigen! — An der Gitndaaf des erst«
„Allgem. Deutschen Lehrervereins", der seit 1852 nur in Form der Allgem.
Deutschen Lehrerversammluogeu weiter bestehen konnte, hat sich ri848)
die sächsische Lehrerwelt lebhaft betheiiigt; ich erinnere nur an Männer
:wle Berthdt, der aaa in 80. LelMai^alire iteht, und ünsky, deeien Ifk. Ga-
tetetay in dea letaten Tagen (9. Jnnl) yoa VenluNni leatUeli geataltrt
wurde. Eine glückliche Ffignng hat es gawellt, dase non aaf elehsischem
Boden nnd unter reichlieher Mitwirkung der sächsischen Lehrer — sie stellten
laut Theilnehmerverzeichnis das Haui)tconTing'ent der 4725 Besucher — die
4)ädagugische Einigkeit der politischen zur äeite trat» indem sich jener
«rste AUfeuL Dentaohe Lehnrrerain (die AUgeak DeatMhe liefcrerwatw-
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Jung) mit dem neaeu Deutschen Ldirerverei&e frei und leicht und trendig
versckmoLz !
W«r lAeh fllMr die nni abgeaeUiNmiie Frage TöllkonimeB orientireii
ivfll, üeM em^ehlen wir die von Jnl. Beeger begrfindete „Pldagog Isebe>
Revue" (Leipzig -Wnrzen, 1893, Nr. 3 ff.) und die „Allgem. Deutsche
Lehrerzeitnng^ (18U3, Nr. 21 ff.), in welcher die stenographischen f^ ri hte
über die Verliandlnngen der AUg^em. Dentschen Lehrerversammlmigeii er-
scheinen, sowie die auch im „Paedagogium" ^1887) besprochene Schrift: „Ge-
tehiehte der Allfr^in. Dentiehen LehrerTeraAmiiilnng(en). Von
Chriittan Weialeiii, Lehrer in FBrtli.* (Leipri^, KUnklurdt) Diese klein»
Schrift, welche auch über die seit 1876 abgehaltenen Dentschen Lehrertage
kurz berichtet , ist ein wertvoller Beitrag ZOT (Sesohiobte des dentachen Schill-
Wesens, namentlich des I/ehrerstJin le^;, —
B. Wir lenken den Blick zurück auf unser engeres Staatsgebiet und
können die erfreuliche Angabe machen, dass die hierländische Lehrerschaft
MnkdiilMi Ihrer aateriellen SteDung abormals einige Ferteehritte ssa ver»
seiehaen hat. Wenn aneh die vorliegende Zeitschrift hauptsächlich den idealen
Interessen gewidmet ist, so werden die geehrten Leser doch auch hin und
wieder solche ^fitt)ieilnTiir»^i> , welche das nüchterne reale Gebiet betreffen,
willig entge^euiieluueii. da ein hier geinaciiter Fortschritt vielleicht auderswo
als nachahmenswert hiDgestellt werden kann.
Gerade vor Jahreafriat (Juni- ind Jollheft 92) kennte im „Faedagogium'^
heriehtet werden, data, wie es gleiehseitig in Teiadiiedenett dentachen Staaten
geschah, die LehrergehlUter eine gesetzliche Aiifbesserongerfkihrea. Dorch diese
gesetzliche Nenregelun^ %viir(]»Mi besonders diejenipff'n Lehrpr angrenehin be-
troffen, welche Vtislnriir das Minimal^ehalt bezogen hatten; weniger berührt
worden davon die Lciirer in den größeren Städten, wo man „der Verhält-
nlaM halber" schon Ubigst ein höheres Entgelt hatte zahlen mfissen, als daa
DMW lüniinalfelialt hetragt Ava GrOndeo der BÜUgkeit haben «ich nunmehr
die meisten Stadtverwaltlingen bewogen gefunden, die Gehälter der Lehrer,
namentlich der Lelirer an den höhei-en Schulen (Realschnlen, Gymnasien. Real-
gymnasien), zu erhöhen. Da nämlich der Staat selbst höhere Schulen unter-
hält und die Lehrer au denselben als Staatsbeamte» fismriren. so Avaren „auch ^
die Lehrer der städtischen höheren Lehranstalten den Lehi^ru an den gleich-
artig« StMtdehfanataUen Im Gehalte gl eiehana teilen*. Nicht ganz a»
finekHeh waren die Lehrer an den Volkaachnlen, weil dieae Sdtnlen 0e-
meindeanstalten sind und die Lehrer an ihnen nicht unmittelbar vom
Stprxte besoldet werden, obwol derselbe große Summen zu den Lehrerbesol-
duugen (an die Gemeinden; beisteuert. Trotzdem kf^nnen nach den Nen-
regelungen der Gebälter auch die VoUisschullehrer der größeren Städte „auf
abaahbiga Z^*^ sufeieden aalns Vehrere dfeaer Stidte idbnUeh haben für
ihre Lehrer aog. Dienatalteraataffeln eingefUurt, wenn dieselben aneh ztt'
nSchat <— wie z. B. in Dfeaden — ^ nnr als eine Art Ergänzungs- oder Hilfs-
staffel anffi:efa.>?!st werden, die man der bisherijSfen Si eilen- oder \ach-
rückungsstat'fel hinzufiigte. Das PrinciiJ der Bezahlung nach dem
Dienstalter scheint in neuerer Zeit überhaupt mehr und mehr zur Durch-
fUhnuig zu gelangen, nachdem es im Etat des dentschen Beichspostwesens zur
Anwenduig gekommen iat» wenn aneh Torent noch in beaehittnktem ümfhnge»
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9
P
In (kr SUdt SwidUa hat naa itaai Mure dk fi»l«Hil« Stafld
Oeltnng gesetzt:
Provisorische oder Hilfslehrpr. welche in äcr R- ?el die Wahlfiibij^keits-
priifnni^ bcHtandpn haben (inüsHen). erhalten 1300 jÜL* Naoh drti Jahna
werden sie standig, die ätäadigen Lelirer erhalteD
Tom 4, — T.DieM^ahr (27. — 30. Leben^t^u-): 1500 Kk.
8. « (31. . ): 1660 ,
11. • ^ (34. « ): 1800 ,
14. n n (37. , ): 2000 ,
« 17. , „ (40. , ): 2200 ,
. 20. „ . (43. , ): 2400 ,
,23. « , (46. , ): 2600
, 26. „ . (49. ^ ); 2800
29. „ . i^2. )i 3000
In Chemnitz gelten z. Z. tül>,'eniie HestimTnnn^en: Das TiehaU eine«
llüfsk'hrers (23.-26. Lebewu'ahr) beträgt IHöü Mk.; die Zahl der Hilfs-
lebier^tellen macht den 7. Thail aämmtlicher Lebrerstelien ans. Das G^alt
«ines ständigen Lehf«», walditt im SehiMkmta dar SMt Cbanilte oIm
UDtarbndiiiBf dne Dfaoatseit von nkn Jaluraii (ala Httfth odor aOadlsv
Lebrer) nritekgdaft hat, wird dorch Dienstaltanaalagia arhöht; sofern er
nirht nach i^einer Stellang in eiaar dar 13 BaaaMmgaeiaaaea glciiehTiel odar
^ar mehr (V) bezieht, erhält er
nach einer Dienstzeit von 10 Jahren (33. Leben^ahr): 2100 Mk.
» n n n 16 B (38. . ): 2400 „
n • » « 20 , (43. „ )t 2700 n
„ • n n 25 „ (48. „ ): 3000 .
, 30 „ (53. ): 8300 _
In Leipzig biud die Bezüge der fast 12U ) Personen starken städtischen
Yolksschullehrerschaft folgendermaßen geregelt: Die Directoren erhalten ein
AiiÄuigsgehalt von 4600 Hk. nnd dl« AlteraBalafn ▼« je 300 Hk. nadi 6-.
10-, req». l&jihricer Dteoatseit. Die ständiffcn Lahrer aind ia 14 Oahalto-
«lassen vertheilt, von denen die 14. 1350 Mk., jede folgende 150 Uk. mehr
nnd die 1. 3300 Mk. GehaU für >itp]]e hnt. Lehrerinnen werden in der
Ile«rel nnr bis zur 7. (Masäf i2-4u> Mk. l » t. i It-rt. f240(j Mk. ist auch in
Chemnitz und Dresden das Höchstgehalt lur die „unverheirateten Damen'.
Kaiieher Ldhrer erreioht ea aeitlebeiia — nie. Letderl — ) Die piOTiaoriiehen
I^rer Leipzigs, d. h. die niohtatändigea Lehrer, welche eher bereita die swcita
(Wahir^igkeits-) Prüfang bestanden haben, empfangen ein Jahresgehalt von
13r>ri Mk.. die eif^entlichen Hilfslehrer fwelche nnr die erste oder Matnritftts*
prüiuiig- abgelegt haben) ein solches von i2(X) Mk. Die Zahl der provisorisrhen
oder lliUäkhi'er beträgt nach der Schulordnung den 7. Theil der gesanuntea
Lehrariohaft (einaohließlicb der Zahl der Directoren). — Die Frialw flr die
Oewähmng von Dienakaltersaalagen aind fBn^äbrige und werden vom er-
f&llten 25. Lebensjahre an g-erechnet. Falls demnach ein Lehrer in den Ge-
haltsclassen nicht bereits soweit „v-irsreriickt" ist, das« s>eiri Einkommen
gleichviel oder mehr (?) beträgt, erhält er nach einer im Schuldienste Iteipziga
verbrachten Dienstzeit von
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5 Jahren (SO. Leben^jalir): 2100 Hk.
10 „ (36. n ): 2400 „
16 » (40. , ): 2700 «
aO „ (45. „ ): 3000 ^
26 „ (50. , ): 3300 „
30 ^ r55. ^ ): 3600 „
(Man vergleiche mit dieser kurzen Angabe die Festschrift zur 30. Allgem.
Dentadifiii LebTenremiiiailiuiig» in wddier BkUt «Ine lelirraielie Dirlegnng der
Ldpiiger SehnlTeiliiltiilsee tieflndet!) Die in Leipsig anllrQetellte Stafld tot
ohne Zweifel die günstigste, wdflbe bisher von einer Gemeinde den Lehrern
beschert wurde. Die Versichemn^en von der alten Schal- und Lehrerfrenn l-
lichkeit in der Leipziger Bürgerschaft (!^. AUgem. Deutsche LehrerzeitUDg
Nr. 23 von d. J.i) waren also keineswegs blos höfliche, aber leere Redens-
»rtenl Und mdem Teriaiitety daes man die beetofaenden Bestiamiingen noch-
mls einer Beviedon nnterwerfea wolle, wae doch wol nur heißen kann, dnas
man sie hei passender Oelegenlieit nocb TerbeMem will. Alao alle Ehre der
alten Pleißestadt!
über die Gehaltsverliiütnisse dn- Lrhrer Dresdens h:it das „Paedagogium"
ßclion ein paai" Mal eine kurze Mitthttiiung gemacht ( Jahrgang 1888 u. 1890,
Kuudscban!). — In diesem Frül^altre sind nun diese Verhiütnist»e ebenfalls
einer Neuregelung nntenogen weiden, über wdfihe unlängst der nmtUdie
^Dresdner Anzeiger" anthentlsohes Material TeHÜBmtüelite, das aefar Interessant
ist nnd zur Grundlage unserer Angaben dienen mag.
Über die Verhältnisse, wie sie bisher lagen, sei folgendes bemerkt: Die
Directnren bezogen einen Anfangsgehalt von 390(i Mk. ('einschließlich 750 Mk.
Wohuuiigsgeld) und erhielten vier Dienstalterszuiageu vüu je 150 Uk. nach
6*, 10-, 16 und 20 jähriger int Bireetont Tertowbter Dienatieit. Our Diroh-
admlttsgebilt belief sidi auf 4030 ICk. Fttr die ständigen Volkaselinllelirar
bestanden sieben Gehaltsclassen : Ja (3000 MkO. Tb f2700Mk.), II (2400 Mk.),
III (2:^.'n >rk.), IV (2100 Mk.), V (1800 Mk.), VI (1500 Mk.). Je 20«',,
dieser Summen galten als Wohnnngsgeld. Jede der Gehaltschussen war mit
, einer gleichgroßen Anzahl von Lehrern besetzt, nur in Classe la befanden sich
haJb 80 viel Lehrer, als Hilik- oder provisorische Lehrer vorhanden waren.
Letstere empfingen einen Jalnesgelialt von 1200 Mfc.; ihre ZaU betrog. den
7. Tbeil aller Lehrerst :i n also z. B. am 1. Mai 1892, wo 670 Lehrerstellen
existirten: 95, sodass 575 ständige Stellen verblieben, wovon 47 auf Classe la
kamen. In den einzelnen Classen wurde bei Vacanzpii von unten nar.h oben
vorgerückt (bezw. nachgerückt) bis in die oberste Gehaltsclasse; eine Ans-
nahnie bildeten nur die Lehreriuneu, welche blos bii» in die Classe U mit
2400 Mk. anMckten, dabei jedoch die Bftekaidit genossen, dass, sobald sie an
die Beihe kamen mr AnfrlMknnff in die Classe Ib mit 2700 ML, die Zahl
ihrer wöchentlichen Pflichtstunden (30 bezw. 28) um »echs bezw. vier vermindert
wurde (auf 24). Dienstaltersztilagen gab es nur für die Directoren (s. oben!)
und für die Lehrer der obereten Gehaltsciasse la. welchen man Tier Zulagen
von je 150 Mk. in 5 jährigen Zwischenräumen gewälirte, so dass sie, wenn sie
20 Jahre in der obersten Gehaltseiasse waren, die Summe von 3600 Mk. be-
aogeo. Aber soviel wir wissen, haben nnr zwei oder drei Lehrer daa cur Er-
reiehiing dieser Somme nOthige Alter ki voller DienstlUiigkeit erlan^rt. Im
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fiMgeD vaieii Altaitralmco etwti üttMtaiuites, »MUage für to BelnAmte
die HOsUchkeit rorlmg, in eine höhere Gebaltsclame anfzarfieken". Leider
dauerte es aber oft recht lange, ehe die „ Möglichkeit " die Gestalt der WahP'
scheinlichkfit oder gar der Wirklichkeit annahm! Aüch eine sog. Ergünznn^-
oder Nothstaffel, weiche dfU Lehrern nach einer bestimmten Dienstzeit ein be-
stimmtes Einkommen garantirte, war neben der Stellenstaffel nicht vorhanden.
Di6 MnUcii gfftto&w&n S6ii6ft DMtiimuinigeB tfod MgsiidA;
1. FSr #Bimt1lche itliidige Lelmntelica mrdai acht QehaltselaaMB
gebildet.
2. Die oberste Classe zerfallt in die Abtheilang; la mit 3200 Mk. nnd
die Abtheilnng Ib mit 3(XX> Mk. Jahresgehalt.
3. FSr die ftln-igeu Cleaeen II— Vm werden die Gehalte anf 2800,
2600, 3400, 3900, 3000, 1800 wd 1600 Ul fettgeeetit
4. Sftmmtliche ständige Stellen werden anf dieee adit Clanen gleich-
müCig- vertheilt, \vobei die AbtheUoiigai la und Ib zonmmen all eine .
Classe gerechnet werden,
5. Den ständigen Vertretern der Directoren an den stadtischen Volki-
•ebnlen Oberlehrern'') wird Tom Blntiltte in diese Stellung an, den bereits
im Amte beflodUcheD vom Inkrafttretes dieser Beatimimmges*) ab eine
jlbrliche Stellungs- oder Functionalzulage von 400 Mk. gewahrt.
6. Den in Gelialt«ol risse la (mit M*2'^n >!)( Gf^halt) stehenden Lehreni
nnd Oberlehrern wird nach einer vom Eintritte in diese Ciasse ab zu rech-
nenden Dienstzeit von fünf Jaliren eine Zulage von jährlich 200 Mk., nach
abeimale fGnf Jabren eine zweite Zulage von 200 Mk. gewlbrt
7. De^foBlgen Lebrvni und Oberiebfem, die bei dem Inkrafttreten der
Beslimmnngen unter 6 bereits der bisherigen GehaltsclaaM la (mit 3000 Mk.
Jahresg-ehalt) angehört haben , wird die in dieser Classe rerbrachtc Dienstr
zeit bei Berechnung der Fristen Hir die Gewährung von Dienstaltemnlagen
mit angerechnet.
8. Fftr die Lehrerixuien an den BtKdtiaeben Scbnlm wird die Anxald
der wOdientliebeB Pfliehtstimden (aehon) bei ibrem BIntoitle in die Gehalts-
classe IV (2400 Mk.) auf 24, und sobald sie in dieser Classe bis zum Etah*
tritte in die Gclialtscla.sse ITT vorgeriK-kt sind, anf 22 ermäßigt. Tin fibrigea
bleibt e$ dabei, dass sie nur bis in die Classe mit 2400 Mk. JahresgehatI
einrücken.
9. Die Zahl der dUHdebrenteOflu aoll In Zukunft nieht mehr als den
8. Tbefl atanmtUoher Lebrerstellen — anter denen der Directoren — bfr>
tragen. Das Gehalt der Hilfslelner (provisorischen Lehrer), welche die
AValilHihig-keitsprüfang bestanden linbcn, i«! ^nf M0() Mk. jäfiilif^h 'also
50 Mk. liöhcr noch als in Leipzig^ testgesetzt worden. Bei Neuaubtellnng:
von Lehrkräften (Hilftilehrern), welche diese zweite Prüfung noch nicht
anrfickgelegt haben, kann jededi das OehaH Teittnilg nur auf 1300 Hk.
nonnirt werden (wie in Leipzig).
10. Für die Directoren der stÄdtischen Volksschulen ist das Anfangs-
geha:t auf jährlich 4200 Mk. (einscliließlich WohnnngsentschfldigTing:) fest-
gesetzt worden i ee werden ihnen nach einei' — vom Eintiitte in eine
*) Dieselben eind (raekwirinnd) mit 1. Jan. 1888 in Kxaft getteteal D. Ziaa
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Direetontelle an einer (hiesigen) Öffentlichen Lehranstalt zn bereolinenden
— Dienstzeit von 5, 10 resp. 15 Jahren Dienstaltersznlagen von je 300,
:W nn l 200 Mk. (in Summa 800 Hk.) «gewährt werden. Höchstgehalt abo
50U0 Mk.
11. Den ständigeu Lehrern, die im Dienste der Schalgemeinde Dresden
ohne ÜBterbreehnng eine sehnjährige Dienitseit (als sfe&ndiger oder als
HDMehrer) znrftckg«legt haben, werden Dienstsltersznlagen in der Weise
gewährt, dass — dafem der einzelne Lehrer nicht nach seiner Stcllnng in
einer der Gehalts' bs^^pn g-leichviel oder TOehr*)(?) bezieht — ihr jftbiüches
Einkommen beträgt nach einer Dienstzeit von
10 Jahren (33.-34. Leben^ahri:
18 „ (3a-37. , ):
lÖ „ (38.-39. , )
18 „ (41.-42. « )
23 „ ^46.-47. „ )
28 n (51.-52. , )
33 „ (56.-57. „ )
38 „ (öl. -(i2. „ )
2200 Mk.
2400 ,
2600 ,
2800 ,
3000 «
3200 „
3400 „
3ÜÜ0 „
Der Schwerpunkt auch dieser Neuregelang liegt darin, dass neben der
Stellen- oder Nachrfickongsstalfel die sog. Noth-, Ergänsnoga- oder Gafantie»
Staffel eingeführt wurde. Wie aas dem offlciellen Berichte ersichtlich ist, hat
die Dresdner Lehrerschaft die Aufstellung- einer derartigen Nothstaffel lebhaft
gewünscht, „allerdings in einem Umfange, wie sie in Leipzig" hpsteht."
'Wenn die Staffel diesen Umfang noch nicht erhalten hat, so ist immerliiii mit
flirar GewShrung ein großer Fortscbritt und eine gewisse Beruhigung
dier Gernttther erdelt Soviel wir wissen, hat auch die Lehrersoliaft Dresdens
nicht gesäumt, dem Oemeinderathe („Stadtrathe") and den Oemeindevertretem
(..Stadtverordnetencolleginm") ihren Dank zu erkennen zu ^eben, den sie auch
fort und fort durch erluUite Berufsfreudig-keit und treue, rHiehterföUung be-
thätigeu werde. Recht sol — Wie jedes Übel sein Gutes hat, so heftet sich
auch allem Guten ein Übel an die Ferse, mid wenn dieses Übel in Form einer
Caimdnerpredigt erscheinen sollte. Wie nlmlloii ans dem oflIcieBen Berielite
im Dresdner Anzeiger ebenfUQs an ersehen ist, hat ein Gemeindevertreter, der
schon viel in seinem Leben gesprochen, bei Berathung der Gehaltsvorlagen
die Aufforderung zum Danke an die Lehrer richten m müs.sen geglaubt.
Leider ist diese Anffordernng- erst bekannt geworden ((lurcii die Presse), als
der Dank l iügbi abgestattet warl Derselbe Herr hat bei dieser Berathung
n. a. gesagt, man habe sieh wol an sehr leiten lassen Tom „Interesse*) der
Lehrer^, »ehr noch als vom „tutereaM**) der Steneraabler** n. s. f. Als ob
die Lehrer nicht auch Bürger und StenersaMer wären! Durch Namensnennung
im .. y^a dago^um " würden wir dem Herrn zuviel Ehre erweisen. Es sei nur
bemerkt, (iass solche Leute, wenn sie nicht Mitglieder eines verehrlichen Col-
legiums wären, einfach als Schwätzer würden bezeichnet werden. Doch —
freuen wir uns Heber des Guten und der Gaten, die immer noeli in gH^ltoer
Zahl TOtiiaiidea sind als die B^nl
*) Wird in Zukunft kniim vorkommen' Per "Einapuder
*♦) Siehe: J'acdagagiunr XIV. Jalirg. ^Juiihett Ib^i), S. 640!
Padugoffiiua. 15. Jiüiig. B«ll XL
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Ans Dresden. Die V^M waltnng: des ^"^ hulw esens ist ein CTe£:-eQ-
Staad, der — vom pPsda^o^iuiu*- voq Aubegiim im Auge behalten — neuer»
(Uiigt wWer bAtMi «IMt irird. Ym d«m fMkit« Iferiiigelwr d. BL
wata iMreito tot etUolMa Jalmii, ab die hOehti eDpfelilflosw«rte» aber jeden-
lüh nicht genügend toaditet« Schrift von Prof. Dr. F. Zrddlowgki- Lemberg
iibpr „dag Scbalwe«*pn and seine Verwaltung?" IMyn^ 1889, 0. Wig:andl
erschienen war, einige scharte, alier zütrpflFende lieiiierkuns-»?! über dieses
Thema gemacht, bezw. wiedergegeben, i:^ scheint nun doch aiimaidich, als ob
iiielii »allM beim AUen bioiben« sollte. So müde in Mlwliefte dei „Mm-
fogikUBf* TM dleaen Jabre (S. 400—401) ua Bremen bericblet, daaa dia
dortige Senatscoromiasion für das UnterricbUweKn „die Hilfe eines standigen
fachmRnnischen f^'iratli«^»-'- in Anspruch genommen habe, nnd dass dieser
pädagogisfhe Beiratii bereitö gewählt nnd angestellt sei. Eine ähuliehe
Einrichtung besteht seil fast zwei Jabren auch am hiesigen Orte: Die Ver>
waltnng dea Sdmlweaaiis Hegt dem 0«aaBunt49tadtntbe ob, spedatt daai
atldtiaehan SeholdeeanaBten, der (wie auch der SchnldecerMOt Liaipslga) «Ar
juristisch gebildeter Mann ist und im st&dtischen Schulausschusse den Vorslti
fuhrt. i'Vergl. die i:>; 24 — Hl des sSehsischen V()lkssf!nilfre«etzf*s v. 2B. AprQ
1873 nnd die i;;^ öl — 59 der dazu gehöiigeu Au&tulirungH^entrdnuug.i Am
I.August IbUI wui-de nun dem städtischen Schnldecementeu mit Oeuehmiguug
dea ünteciiehtaaiiniaterimna ein p&dngogiaeb gebildeter Beiratb snr Seite ge-
atellt, welcher zugleich ]\Iitglied dea städtischen Scbulausschusses ist und den
Namen: städtischer Schulcnmmissar führt. Das Anfangsgehalt der nen-
hegriindetcn Stellung betrügt 6(XKJ ^Ik. und steigt noch durch einige Dienst-
alterszulagen auf ( — wenn wir nicht iireu — ) 7200 Mk. Zugleich ist vom
ILiuisieriuw dieser Stelle die Pensionsberechtigung gewährt worden. Der
Unter aebied twiaelun der Bremer nnd der hier getrolüHiien Wnrichtnng
iat nan aber dieser: Dort wurde der fachmännische Beirath in der Schnl-
verwaltung von der Lehrerschaft gewünwht und beantragt, hier von d^r
Schulverwaltuug selbst, nämlich vom Herrn Schuldecernenten (Dr. jur.
Nake); in Bremen existirte vor Schaffung der neuen Einrichtung keine
eigentliche fachmännische Beaufsichtigung der Volksschulen, da dort die Schule
von der Bfligeiachaft verwaltet wird« Staat und Gemeinde aber nahen
identisch sind, wilirend hier die Gemeinde zwar auch das Schulwesen xa
verwalten hat, aber die staatlich angestellten Aufsichtsbeamten
{Hezirks.schulinspecUiren) das.selbe überwachen, so dass eine neue Beauf-
sicbtiguug nicht nöthig erscheint; die Bedenken aber, welche durt (^Itilöj
die Schuldepntation hatte („rOckaiehtsloBe Veifbiger*', S. 400), wnrdn
hier eher von der Lehrerschaft gehegt, ala der Plan der nenen BmtttBtioa
durch das Amtsblatt seiner Zeit bekannt wurde. Erfreulicherweise sind diese
Bedenken unbegründet tr' w^ sen, und wir Iioffen, dass dies auch in Bremen
der Fall sein werde! Als .Stadt5mhulcommissar fungirt hier zur Zeit Herr
Dr. phiL Otto Erwin Prietzel, bis zum Antritte seiner jetzigen Stellung Eeal-
aobnldiiector an LSban in der Laoaiti. Bebnlb der Einholung von Infor-
mationen nnd nm die (ca. 700) Lehrkrftlle an den Scbnlea kennen in
lernen, steht dem Commissar das Becht an, dem Schulimterrichte zuzuhören.
Ein eigentlicher Aufsichtsbearater ist er nach dem Gesetze nicht; denn als
solcher Aingirt bereits, wie bemerkt, der königl. BeairkjwchaUnspector (für
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BrwdMi'Stadt), siir Zelt Herr Schiilnlih EidieBbeiv» des b^ahrten A. Berthdt
^N^acbfolg^er. Im gtnsen Lande gibt es 28 Bezirksscholinspectoren. - (VangL
Vülksscbulgesetz vom 26. April 1873, §§ 32—35 nebst Aii^fdhrnn^-Ver.
Ordnung §§ 60 — 67. Erschieaea bei Eogsbtfg ia Leif^ und bei Meia-
boid & Söbne in Dretden.)
Ans StraBbarg L E. Sehr geehrter Herr Redactear! Ich bedaare leb-
haft, infolge des Berichts im Jimiheft 8. 605 ff. Ihre Gastfrenadschaft noch-
mals in Anspruch nehmen y.n iuHssen, denn voü der s^-anzen Ansfiibrung des
Herrn ü. W. ist nur das Knie rtchtiii:, dass es dem großteu Theü des Lese-
pablicams „unserer" Zeitschrift gleichgültig ist. ob die Stiaßburger städtiscbß
jadebeniehnle gut oder MhIeehftiit(?D.B.). Dagegen dSfIteeifMr die LeMrakhi
anintereseaot eein, sa aehen, mit welchen Wate mein Qegner kftmpft Deui
seine Angaben sind entweder 1. unerweislich, oder 2. falst h aufg-efasst,
oder 3. absichtlich (? D. R.) falsch dargestellt, oder 4.gleiebgäUi9, o4eir
endlich ö. geradpzu erfanden. Hier der Beweis.
„Die Mülliauser Schule erreicht mit 9 Schul- und 3 äerninarcliissea ihr
letztes Ziel, zu dem Straßbarg nunmehr 10 -|- 3 Jahre braochtk" ^a, ist denn die
LehrerinnenprBftuig das letato Ziel der hMieren H&dcheiiaehale? B[aA denn
Herr R. W. wirklich keine Ähnnng davon, data für dtogehtlerimiMi der letzteren
der Abschluss mit der ersten Classe erfolgt und dass, um den Standpunkt
dieses Abschlnsses erhöhen, alle deutschen Schulen von irgend welcher Be-
deutung einen lOjkhiigen Lehrgans' eingeführt haben oder ebizutuhren bestrebt
fiind?^) Es kommt im vorliegeudüii Fall nur darauf au, zu beweifleu, 1. dasä
die Wlilhaoaftr Schule mit 9 adbteigenden Claaaea BovieL leiitety als ftberbanp.t
eine lOdaiaige, und dann 2. daaa die uurige ?rlrUiidi Ja üiraa .Ldatnagea
hinter derselben zurückstellt ~ was ohne „Abitarientenpräftug" nnerweislich
ist**) In meiner Entgegnung im Februarheft S. B29ff. habe ich besonders
betont, dass in den beiden letzten PrHfane'en von 18 Priitliugi n nach zwei-
jähriger Vorbereitaug uor eine das Ziel nicht erreicht liabe. Ich theiite
ohne wdtara Bemerkung mit, daas aaek «laer Verfügung dea Obwaebalratba
ftr die Zukunft ein dreijähriger Lehrgang eingeführt aei. Darfttwr aoU ipk
mich „erfreut" gezeigt haben. Falsche Auffassung! Im Princip bin ich
natürlich sehr für diese Einrichtung, für den Augenblick aber hätte ich für
unsre junge Anstalt aus bestimmten Gründen nneh etwas Aufschub gewünscht;
dass aber „nach der letzten Prüfung (oder luiolge derselben?) der Oberachul-
rath seiner (des Director F.) Lehrerinnenschule noch eiu Jahr zudictirt hat,*'
ist eine äbalehtlieb (?D.R.) falacb dargestellte Thatiaehe. DleElafUinuig
des dreijährigen Lehrgangs ist eine ganz allgemeine, fOr alle Schulen dea
Keichslandes gegebene. Das mnsste Herr R. W. wissen, er, der ja alles
weiß. Wu'^Rt'^ er ja doch, dass „die Examenberechtigung nntmr der Directien
Fischer wahrscheinlich nie zugestanden werden wird.^*'^*)
♦) I>ic Berliner höhere Mädchenschule bildet fast allein eine Ausnahme.
**) Es bedarf wol kaum der Versicheruiig, dass mir nichts ferner liegt,, als
eino Herabsetznng der Mttlhamer stftdisehen hfheren Xftdehenschute.
fihiultt denn der Herr R. W., der Kais. Obcrschulrath würde, vielleicht pour
mcs beaux yeux, unsem Prüfüngcn die Lehrberechtigung erthcilt }mbea, wenn er sie
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Dass die Schule ^nur etwa 'diX) iSchttleriiinea zu haben wünscht", ist
wieder eine, müde ausgedrückt, falsche Auffassung. Ich habe gesagt, mit
900 SdiUerimien iden rnntn BlnttM «mtbend gaflUt nad mkr all ««Her»
80—40 kSttuten wir iiidit «nAialUBeii. Da «ntdeiAt deim H«r R.
daaa ivir schon einmal 348 SchültriaiMi hatten. Gewiss, es war aber dadurch
eine «niohe rnnn^]ir!)e Überflillnng entrtudeii, daas daa BflugannelalBnait
weitere Aiiinaijiuen nntersagren mnsste.
JDass wir „wie es scheint'' mit der Zucht und Ordnung and den Leistuagen
in ta obem daaaai nldit taüg wardan Iktanan, war mir ncn. Der Bewela
dca GegantheOa lit Mar lehwer zu Uafem. ladeiiaii Harr R, W. wird mir
selbst bezeugen, daaa «u uiaerer Solraila nidit lanter verwahrleata Oeaoii9pfe
Iwonrorgegangen sind.
Dass es „des Dazwischentr- ns d- .- < M erschnlraths bedurft hat, um die
pädagogisch selbstverständlichsten Auurdiiuugen für die Ertheüung der Unter-
rleirtaliaetlaiMii beim Direetor FiKbar m realiairen*i Itt dne reine Erfftt-
ding; Dtaa Mebrnngavaraehiadenbeitan Torkommen kSnnen, wird wol niemand
leugnen. Im geg-ebenen Fall aber wurde die einzige, die in Betracht kommen
könnte, auf durchaus frr nndscbaftllcbe Weise und jedenfiüla ohne irgend welchea
Dazwischentreten des Uberscbulraths geregelt.
Dass die städtische höhere Mädchenschule um der höheren Stände willen
gegrflndet wurde, iafe eine falicbe Anffftaanng. Sie wnrde gegründet im
Interesse der deolaolien Colonie, da die einsige damals vorhandene, wilUieb
im iltnfsrtiPQ Geiste geleitete Schule ans melirfachen Gründen ihren Zweck
nicht zu en-eichen im Stande war. Dass ich aber zu Anfang der 80er Jahre
in einem Vortrag ausgeführt habe, die Anstalt solle eine Schule für die höheren
Sünde aein, iat nnwahr. Ich sprach über die Reform des IQldchenaehulweien»
and fBkrte ans, da» ea wttnachenawert sei, die Schuljahre bia zum 18. Lebena-
jtiira m verlängem, dagegen aber die Zahl der wScbentlicben Standen zu Ter-
kurzen. Dabei mnsste ich zngpRtehen. dass der mittlere Börgerstand nnr selten
in der Lage sei, die Kinder so lange zu entbehren, weshalb die Reform nur
die höhereu Stände im Auge haben könne. Dabei betonte ich in der dar-
nnf folgenden Diaenaaion ausdrücklich, daas ick ans praktiackaa
Gründen nicbt daran denke, meine Ideen an nnaarer Seknle lar
Anafftkrvttg zu bringen.*)
„Dass ich ,Ter¥:essen* habe, die Wenigen anzuführen, denen ich es recht
mache'* ist ein Gedanke, den ich, wenn er nicht so verwünscht gescheit wäre^
versucht sein würde u. s. w.
Und damit genug. Andere niebtaaageade^ nm keinen alirkeren Anadnek
sn gebranebeni AnalÜbrangen übergehe ieb, wie leb denn tbaikanpt lür midi
hiermit den Zeitangkampf acblieüe.**} Dr. Fiaeber.
nicht fUr reif gehalten hätte? Haben doch die meisten unserer Prüflinge gleich naeii
abgelegtem Exiunen Anstellang gefimden.
*) Per verstorbene Professor Studeniund, dem ich einst meine Idee mittheilte,
fasste diei»elbü uiit Begeisterung auf; er wollte mit aller (iewait, ich sollte dem da-
maligen Statthalter MaataaiSBl ein« n aosgearbeiteten Plan vofkgen, am dieae Betom
an unserer Schule Torztinchmcm. Natürlich lehnte ich es ab, weil bei einer so tief
einscbueideuden Änderung eine einzelne ächule unmöglich vorangehea kann.
**) Sinventaadmi. D. IL
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Ans der Schweiz. Der ^Schulartikel" iing<^r*^r Rundesverfapann?^,
d. h. seine _ Ausführung ** mittelst Buadesge ideru, die den eantiDialeu
Yolksschuieu zu speudeu wären, ist nun endlich in der Bundes Versammlung
lor Sprach» getommwa. Der Katloiialnlli hat ikdi d«r Angelegenheit «Hg»*
nomnmi md an Inl TifSQ (▼<» & — 7. Jmü) fiber ale Y«rhaad«lt DI« drei
Etaigaben der Lehrerschaft — von denen wir frflher berichtet — sind dabei
^r nicht erwähnt worden! Gleichwol ist das g:roße Or^an der deutscli-schwei-
zerischen Lehrerschaft (d. h. ihr Obfrleiter. ein Mann von ung-ewöhniichea
Einflnss) mit dem EIrgebnis der Verhaudlungeu im ganzen zufrieden. »Wir
ft&im. uns dei BnMaides fma 7. Jmii'' — sehreiM der «Chefi^acteor'' der
Lehreradtnng, wenn er aneh Torslehtigerweiae hinnfOgt: ^Kfl% dfirfen wir
dem Q$agB der Dinge nicht zusehen." — Die Verhandlungen selbst boten des
Interessanten viel. Zunächst zeigte es sich, dass die Freunde der Sache nicht
einig sind. Nationalrath Lurti, der zuerst sprach (da er den betreffenden An-
trag — genannt „Motion" — gestellt), wünscht nur ein ^Subventionsgesetz"
{für die Primarschale), dnrch welches insbesondere auch die „Uuentgeltlichkeit
der Leteniitfeel md SohidiBeteritHen**) geriehert werden eoE N.-K Jeen-
haarj iit xadieeli er Terleagt ein gemein -eidgeeMeehee Sohelgeieti. Oohat,
Erziehnngsdirector des Cantons Bern, stellt Anträge, die nur ein „Schulsecre-
tär** an5?fiihren könnte, das aber wäre ein neuer Beamter, den das Volk heute
wol ebensowenig mag wie 1882, als sein Bild zam ersten Male auftAuchte.
Bandesrath Schenk, der Leiter des „Departement des Innern" (welches auch
die Sehalangelegenhfliteii der SidiwelB nrnfkast) meint: „Eine Million sollte der
Band Ar die VoUniehiile muliediiigt enegebea, und für dieee Aeagabe mlteeeii
alle Parteien harmonisch zusammenarbeiten.'' **) Gldchwo! rntli i . zunächst,
am de« lieben Friedens willen, von der Volksschule ganz abzusehen, und dafür
4ie ünterstfttzung dem Fortbild ungsschuiwesen zn widmen.***) Wie nänilicl»
— das ist offenbar der Sinn dieser Anregung — schon seit 1884 die ge-
werblichen FortbüduugsBcholen in gesetzlich geregelter Weise namhaft
♦'i E^^ gitit bei lins eine Art Faniitikrr, die sich die „Lehrmittel" 'und wve
dnuu und dran hängt) und dezen .Unentgeltüchkeit" su Qegenstäodea ilues Cult»
ansenehen. So klagen sie namentlich durflber, doss es Tansenden unserer Volks-
Schüler an den nöthigen guten Lehrmitteln manirlc', deshalb mangle, weil den Can-
tonon und Gemeinden und Eltern ihre Armut nicht bestatte, das Erforderliche aa-
zuschaffen. Dem gegenüber ist su betonen: ee Teichen kleine Posten (und die
lassen sich gewiss überall auftreiben); man spare nur. statt zu verschwenden; man
erwäge und prüle sachlich-kritisch, statt eine alte Gewohnheit, einen „ans Heiz ge-
wachsenen" „Urväter- Hausrath" festetthalten, der Bequemlichkeit, einer Tradition oder
einer Autorität zu frOhnen. Ks himdelt sich hier überhaupt um eine Angelegenheit,
di(» ins Ben^ich „des Inneren^ gehört, um einen Grundsatz. Der unsere ist (ein
wenig auf dio Spitze getrieben^: Je weniger Lehrmittel, desto besser die Schule —
während andere die „Lehrmittolfrage*' zu einer Haupt- und Staatsfrage aufgebauscht
haben, nnrl den Uiitorricht.st rfolg (von Erziehung ist bei ihnen kaum die Rede"* (i\T
goaichert hiilten, wenn sie eiueu rcichtu Sthata von LrlirmitLelu aulgcspt-ichert,
wenn jede Classe ihr besonderes Lesebuch nnd ihian besonderen Leitfaden u. a. m.
besitzt. Kurz: die ..Schulfrasre" ist bei ihnen wpsentlirh ..Lehrmittelfitage*' — und
die klingende Antwort darauf nM nun der allguiigti „Buud" geben.
**) Diese Million würde aber, auf „Lehrmittel'* Terweeiet, nisht eimnal fttr
den Canton Bern auprciehcn, wie Gobat berechnet!
Ungefähr derselbe Gedanke, den ich im vorigen Jahre geäußert und be«
gvttadet.
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imttnlltit mto, w ton mumtlur du GlcidiM ta allgemeitteii XtfCbfl-
4il]i|^ und den im eogeren Sinne bfirgftrbildenden Sdinlen widdtfidinB. —
ITorpn wir weiter die Gegner der Sache. Die Ansffihrnngen dieser Herren
sind ungemein geistreich. Da erklärt ein Mann ins dem Lande Uri, dass er
gge^^en alle uud jede Eiumischang des Bundes in den rrimarunterricUt auf>
tretoi mtUse". Er erinnert sich auch jener Ungeheuer, der „Zwingvögte'
(die MMUitUoh erAudea rind, aber Ar nnscrai Timer telbftvenClaidlkh wirk-
lich existirt haben), und erfüllt von dleM Schreckgebflden, propb^^t Min*
Phantasie „Sehnhögte'* . die jenen an Schensäligkeit mindestens nicht nach-
stehen. £iu Graubündner wiedei'holt diese Leistung. Auch ein Genfer deda-
mirt von dem „unheilvollen Einflüsse'' des Bandesgeldes auf „die cantonale
AntoHomie". Derselbe Herr bemerkt weiter: ^Die Hauptsache im Ualerrleki
•eieii tichtice FldiffOfw ud Uniier wie Peetaleatl i. a. DiiM bitten oloht
Tvrmittelst gefüllter Barsen, sondern verm^e ihrer Talente ind ihrer Li V
zur Schule Großes vollbracht." (Leider hat der Herr vergessen, eine Fabrik
anzugeben, wo man „Männer wie Pestalozzi a. a."^ en grug bezieben kann —
natürlich gratis.) Ein St Galler will dem Wunsche nach Unteratätznng der
Volkncinto dnziA den Band die EifUlung hauptalohUeh deihalb vanagen,
weil tonet — der Band mit OeeefaKften flberiaelet wiide! Ei bartehe aber
auch gar kein Bedürfnis nach BandeAilfe: „Das schweiaeiieche Sdhulweeen*)
sei eines der besten in ganz Europa, und die Einmischung des Bundes würde
dasselbe eher verschlechtern." Ähnlich findet der Schnlmonarch von Frci-
bnrg**) (auch in der Schweiz gibt's Monarchen) „unser Unterrichtsweseai aus*
geielfllmet''. Aber «neben jedet Welmkaaa zogieieh ein Sebnlbani etellen*)
das k8Bae man doeh niehtl Man Mt: mit TeEninftigen, eaAliehea GrSndcn
vermögen diese Herren nicht zu kämpfen. Wer sind sie überhaupt, wen ver-
treten sie? Die Röralinge beider Kirchen*** f. die in naturgemäß Bnndesfeinde
sein müssen — die ^Föderalisten", denen die cantonale Sonveränität das
Höchste ist, die statt eine» stramm disciplinirten Bundesstaates einen losen
Staatenband wfinechent) — die feigea AnhJbiger den alten lieben Schlendriane.
Daa SeUnMargebnie der NatlonaivathaTerheadlangen (Vcnehlag des Ber-
ners Steiger) war: „Der Bundesrath wird eingeladen zu untersuchen nnd dar-
über Bericht und Antrag einzubringen, ob nicht zur Ausfülinins: der Bestim-
mung des Artikels 27 der Bundesverfassung, welche einen ^'tnugcndeu Primar-
unterrichb vorschreibt, und nach Maßgabe des Staiide& der Bundes-
finansen die Oantone Tom Bande tnaaziell nntentfltat werden aenen.** 'Wie
diese Entacbeidong von einem Vertreter der Lebrerachaft aoi^ommen worden,
haben wir bereits mitgetheilt Wie eine große politische (die sog. freisinnige)
Partei darüber artheilti vemehmen wir aas einem Xjeitertikel der lyNenen Zir»
*) TN» es Hiebt gibt! Wir haben SB eratonale „Scholweeen". Aber dies man
u irl:]'ch in besclicidcncni Rinne von einem soh wcizerischen Scboiwwn epiOdMa
dürtte: gerade das will man mit Hilfe der Bnndi-sgcldec erreichen.
**) Froibvig hat steh bekanntlidi in den jüngsten Jahrw die — Ehre enge*
tban, eine ])äp8tlichc Leib-Universitit SU axichten. Dem Tatiean dieat also jettct
eine zwiefache ^Schwcizergarde".
Audi die sog. refbrmirte Kirche hat Uur Bom.
t) Daruntor ii;] iruni-cherweise gerade di(; ür-KirlL' nos-cu, deren erstes
„Bündnis" ^i2t>lj man 1^91 zum Anläse naluu, den „tiuujahrigen Bestand der Eid-
geaoaeenediaft'' la feiern.
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eher ZeitaDg**» der neben etUehen SeUefhelten md FUehllirhelten mebme
Iteaehtentwerte Bemerkungen bringt. Verfasser sagt: „TVenn schlieAUcli doch
eine so große Mehrheit (81 gegen 35) für die Motion Curti s-rstimmfe, so ge-
schah es nur aus dem Grunde, weil mit den vom Nati'inaliaih angenommenen
AbUndemnprsvorschlilgen H^rrn von Steiger die Motion bedeutend abge-
scliwächt wurden war, weun uian nicht gar behaupten will, mit dem Zosatze,
da» die Untentlltsnng derVcdkatehnle nadi IffaUgnbe des Standes der Bnndee-
iinnozen zu geschehen hnbe^ sei der Hotton selbst die ^itse abgebrochen wor-
den." Die „Bandesfinanzen" stehen nämlich gegenwärtig schlecht — nnd in
der nächsten Znkanft dttrfte es nicht anders sein. „Obgleich also — meint
die ^N. Z. Z." weiter — der Artikel 27 noch auf Jahre hinaus nicht in deia
Sinne zur Ausführung kommen wird, wie ihn seine Urheber verstanden haben,
SO hat es doeh sein Gutes, Ton Zeit zn Zeit die Angelegenheit öffentlich zu
bespredien. Dadurch werden die Cantone, die sieh im BttdEstande befinden»
ermahnt, ndir als bisher fiir ilir Sehnlwesen zn thim; denn je mehr sie in
dieser "Richtung leisten, mit um so größerem Rechte können sie eine Ein-
mischnng des Bundes zurückweisen.'* Also darauf kommt's an: ..von Zeit zn
Zeit** eine ..Ermahnung" — nnd Erwerbung des „"Rechts", die ..Einmischung
de» Bundes zarückweiseti ' zu dürfen. Deuioach würden auch die „Freisinnigen"
eine BetheUignng des Bundes an den Sorgen ftr das Volksschnlwesen lieber
nicht sehen.
Es dürfte nicht unpassend erscheinen, im Anschlnss an das Vorstehende
anf die in der zweiten IHllfte des Juni erschienene neueste "^Vröffentlichung
über „das schweizerische Schulwesen*' aufmerksam zn m;i'^!u"i. Das
Schriftchen (III Seiten (troßoctav) ist nämlich — anlHsslich der Weltaus-
Stellung in Chicago — mit Bnndesgeld hergestellt, d. h. im Anftrag des
Schweizerischen Departements des Linem herausgegeben irorden von der t,ünion
der Schweiz, perm. Schnlausstellungen", unter OberleUung des Prof, Dr. 0,
Hnnziker ("S^orstand des Pestalozzianums in Zürich).*) Man findet in dem
Schriftehen: I. Eine Darstellung der ..geschichtlichen Entwicklung und der
gegenwilrtigtn \'erh;tltiiiüsc" (,,Schulorgaüisatiüu — Schulf^konomie ~~ Sehiil-
auleicht — Schulhygieine — Anderweitige Bestrebungen für das leibliche,
geistige und sittliche Wol der schnlpiiichtigen Jugend — Lehrpersonal —
Statistische Angaben betr. Schulen, Sehttler nnd LebrkrUte — Dhenicht des
Schniwesens nach den Cantonen — Schulergebnisse, d. h. Ergebnisse der Ee-
erntenprüfungen"); dazn als „Beilagen": „Übersicht der cantonalen Verfassungen,
Gesetze nnd Lehrplänc der Volksschulen — Gedrucktes Quelleumaterial —
Monographien schweizerischer Hoch- und Mittelschulen." — II. „Statistische
Tabellen UberFrequena- nndFlnansverhUtnisse in den Jahren 1890 und 1891/'
— in. „Die Becmtenprttlhngen (mit einer Karte)." — IV. „Die Hochsdiolen
(Allgemeines — Eldg.pol. Schule in Zürich — Hochschulen Basel, Zürich, Bern,
Genf, Lausanne, Freiburp; Akademie Neuenburg)." — V. ..Die permanenten
Schulausstellungen (Allgemeiaea — Zürich — Bern — Freiburg — Neuenborg).
*) Bearbeitet rind: I. und IV. und an« V. „AtlgemetDes" and „Zttrich" Ton
Hunzikcr — II. von Dr. jur. A. Huber. caiitonaler Erzi' liuii'TM'e r« filr in Zfuich —
III. und V. „Bern'' von üymnasiaUebrer E. LUthi, Vorätaud der Bemer Schulaua-
stellung — die Abedmitte Uber die Museen in Freiburg nnd Nenenbing von derai
Loten. — Das Sehriltehea ist ni bedehen beisi Pestalossisaiim in Zttrich.
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A«i der Fftehprette.
93. Die Bedentang: der Philosophie der Cregenwart für die
PKdagogik (R. Hoeiiegger, NB. 1893, VI). Die fltlHg« AMt nfMtet
tidi auf 290cUv8eiten ttber Wiiiidtt Pld]M0|^6 Qod Meht am SeUniB derea
BedentQDg für die Pädagogik festznstellen. Ans diesem letzten Abschnitt:
Nach W. „hat sich die PSdaf^og-ik a]"? Einzelwissensrhaft eng: an die T'hilo-
BOphif anzuleimen''. „Seine l^sychologie ei'irtnet für die Tlie"rie der Pädagogik
in vielfacher Hiutticht ganz neue Bahueo. Sie thut iusbesoudere die Unhalt-
iMfkalt jeder I>yeb<degie dar, wdehe, wie die Hari»arftitebe» ihre BMieimfniiwe
von der Voranssetzung eines SubetauEbegrUfee a])bängig iMdit. Das Wesw
des spelischen Lebens ist nicht eine unveränderliche Substanz, sondeni Thätig-
keit." ,,Eine Püdafrog-ik auf den Gnindlagren ««»^iner PhiIos(»phie würde wol
als Hauptprubleiu sich die Lenkung des Willens stellen. Denn der Wille er-
scheint nicht blos als das seelische Grandphänomen und die Bedingung alkr
geistigen EDtwieUimg, loiideiii die mfiflidiite VerwlrkUdiniig deaelbea (?ljeiie8
j.Hauiitproblems"?) auch gemäB der ethischen Anschauung Wundts als Ziel jener."
Seine W<>ltan.schauun^ ist eine „idealistiaehV* lUld aein IdeallsmOS grttadet sich
auf die Thatsachen der Krtahrung:.
94. L'^cole et la democratie (A. Gavard, L'Educateur'*') 1893« !}•
Nach der Ankündigung erwartet man, der Verf. werde etwa das Yeriilltiiia
der Demokratie rar Scheie, oder die charakteriftiBchen OmdsftUe und Slgeii-
schaften der demokratisr hen Schule, oder noch QoettUlte pädagogische Wünsche
der Demokratie im einzelnen scharfsinnier erörtern. Er bef,^innt denn auch:
Die Hepublik muss die besten Schulen besitzen; dies zu behaupten ist nicht
vermessen („c'est la räpnblique qoi doit poss^er les meilleores 6col^ il n'est
ipas tteiMre de rallllmer'} — mid daa iat richtig. Weiter (nadi daem
oberiUchlichen Ürtbell Aber die Honarehie) hetont G. die üntenehiede swlaehea
der altea and der neuen („demokratisirten'*) Schale and die (in der deatBChen
Fachpresse wJlhreud der letzten Jahre hanfie: penngr eri^rterten) Se<?nungen der
allgemeinen \'()lks8chale, die er allerdings mit Kechi als eine demokratische
Errungenschaft anspreclien darf. Aber im Haupttheil seines Aufsatzes hält G.
nicht» waa er yenprochea: er idueibt yiehaehr In mehr oder weniger ^^lan-
senden, oft kühnen, «iweilea komlaehen Phnuea a) llher die groden Aoljgabea
nnd Ziele, welche die reine Erziehungslehre dei Volksschule stellt oder ateckt
Cznr Zeit jedoch weder in der Demokratie noch in der Monarchie gelöst oder
erreicht sind, zum Theil auch weder hier noch dort ernstlich, ich meine that-
kräftig, erstrebt werden) — b; über allbekannte Unterrichtaregeln und manches
andere, ichon oft Qesag^te.
95. Die Eralehnng anrSaaherkeit andOrdnQng8liebe(A.Goerth,
C. 59, rv., V.). Eine Abhandlang (zunächst „an eine gebfldete junge Mutter" ge-
richtet), die anch von erfahrenen Berufspädagogen mit Gennss gelesen wird, den
Eltern aber ^^eradt-zu eine Fülle guter Lehren in schöner Fumi bietet, Beispiel:
Die Knaben sollen nach ihren Streifizügen in Waid und Flur etc. „ihre arg be«
aohmntaten Stteflsl nnd Kleider selber reinlfoa and die Xiaat nicht fremden
*} „Organe de k Soeiiti p^dagogique de la Sutne nmaade.*
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— m —
Schultern aafbflrden dflift»'* — damit sie frtUi lernen, wm des Xannee PflkM
Ui: „fBr Min Tbnn nnd Laasen selber einsastehen." «Sie sollen firtth einsehen
lernen, dass es ein unedles, BeUMlsaclitiges Verlangen ist, ein groDes, beglücken*
des Vergnügen anf Kosten unserer Mitmenschen zu genießen, Blüte edelsten
Gemüthes ist die Rücksicht. Kinder sollen lernen, untergeordnete, dienende
Personen rücksichtsvoll zu behandeln, deren Arbeit als eine rechUchaAene,
nothwendige zu ehren und deren Becbte anzoerkennen und zu schützen."
96. Die Hyperbel und die Schale (Fr. Kobin, Dentsch, 1893, lY.).
Verf. glaubt, dass die albernen Übertreibungen, welche sich die moderne Ge»
Seilschaft in ilirer Um^angrsaprache erlaubt (Gebrauch der bekannten Über-
treihung-swöiter, wie furchtbar, kolossal), dnrch die Schale bekämpft werden
könnten: „wenn diese sich nach allen Richtung-en hin bemüht, das Natürliche
nnd das sprachlich Richtige im i^chrif iiichen und mündlichen Gedaokeuaasdruck
cur Oettong sn bringen — wenn sie den liehtigen lezlkalisehen Gebrauch der
missbranchten WSrter lehrt md ein|»rlg:t — wenn die Sjmonymik in unserem
Sprachunterrichte die gebärende Beachtung findet, die Ibineren Unterschiede
bedeutnngs verwandter Wörter den SchiilfM-u \h\r gemacht werden."
97. Sechs Wochen Feriencurs im ueufranzösischen Seminar zu
Genf (G. Steinschneider, Zeitschr. f. d. Realschule, 1893, III.). St. berichtet
über den Ours, an dem er theilgenommen (15. Juli bis 31. August 1892; ein
zweiter dauert nur 3 Wochen, vom 1. — 21. October). Die Curse sind fOr
dentschsprecbende Lehrer nnd Studenten bestimmt und umfassten im Sommw
1892: I. theoretische und praktische Phonetik, verbunden mit Declamations-
Übungen — Grammatik — Methodik für den Unterricht nacli Anschauungs-
^ bildern — „Excursiooen" („promenades litteraires") behufs zwangloser Unter-
' haltuDg und Belehrung; — II. literatorgeschichüiche Vorlesungen — Vortrags-
tbungen (literarische Themen, bestimmt oder freigew&hlt) — Übersetxnng
einw deutschen Novelle — «analytische Lectfire" der „Chefs-d^oenvre des
^sateurs frauQais da XIX™® siMe von V. Tissot et C. Collu.s 'Paris, Delagrave).
— - Di.' TlH'ilnehmer erhalten eine von der faenlte des lettres (I. Serti».n der
philosopiuschtii Facultät) ausgestellte BestätijE^ims- i!ir>'.s Be*«nches, kein eig^ent-
liches Zeugnis. {Dan Anstaltsleitern stehen \Vuhimugsadresseu in groikr Zald
cur Verfügung; man wende sich an Prof. Bouvier, Boorg de Four 10.)
98. Die schnlgeographlsehen Vortr&ge auf dem X. deutschen
Geographentage in Stuttgart (Eibensteiner, Geo. 1893. VIII^IX.). Ein
sehr dankenswerter Bericht. — Drei Vorträge fallen in Hetraclit: I. Prof.
Dr. Neumann (^Freiburg): Die Geo;^ruphie al.s Gcj^enstand des akade-
mischen Unterrichts. N. behauptet am Scldusse seiner Übersicht: „Ein
grofier Theü der Schnlfh^ würde ans der Welt geschafft, wenn tüchtige all-
geinein<geogfaph]sche und allgemein-landeskundliche Kenntnisse die Lehrer In
den Stand setsten, den Unterricht in Sprache, Geschichte und Naturkunde mit
dem Bande der Geographie zu verbinden. Was uns feiilt, ist nicht eine Eiu-
beitsschnle; was wir erstreben müssen in allen Schulgattungen, da.s ist der auf
Grundlage der Vaterländskunde aufgebaute Einheitsnnterricht." — II. Prof.
Dr. Kiichhoä (Halle): über die Vorlereituug der Geographielehrer
anf ihren Beruf. K. wünscht im allgemeinen: „Hsn mOge die Erdkunde
anfhdren lasseot das einsige JFwk an unseren Schulen zu sein, In welchem bald
gepraftei bald ungeprüfte Lehrer untenichten dflrfen*' — und welter: „Der
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denttcihe Geographentag UBere itdi fwidtor etaunal) knt und ttnailltUir tb«r
die Nothweodigkeit geographischer Facbamliildiuig mnerar eriknndlicheB UbatS-
an den höheren Lehranstalten/'*) „Es ist nicht blos die in dem Wesen der
Erdknnde als Wissenschaft liegende Scliwierig'keit, die "Bf-riUirnn? vüt Sf^ch-
bardisciplinen. die dem Mittelschullelirer das Universitälssüidimu ^»'biei»-!
auferlegt; es kouiiut noch ein Zweites hinzu: die eigen thüinliche Schwierigkeit
der «rdkmidUehea UnterrlelitBflitlMOnng." (Dleee SebwierigkeiteD, die ineiulig-
ftkdien großen Aufgaben, denen sich der Geographielehrer widmen muss, wer*
den ausführlich dargelegt.) — III. Dr. Peucker (Wien): Über Terraindar-
stellung auf Schulkarten. Andeutung der Bodenerhebungen mittelst
Höhencnrren; das „stufenweise Übereinanderliegen der Schichten" soll durch
verschiedene Farbent5ne, das „Gelände" durch „Böschungsschnmmerung" ver-
tDBchtiüloht werden.
99. Die Geographie in Schulen mit einffteben VerhältnUee»
fBail. 1893, 20^ Jeder Versuch einer Auseinandersetzungr mit den schwie-
rig-sten riiteniclitsverliältnissen darf von vornherein der Anerkennung und
gründlichen Würdigung sicher sein. — Verf. hat vorzüglich Dorfschulen im
Auge. „Nimmt man — sagt ei- — die Zeitung zur Hand, die der Eldobaoer
Ileet, iflin laadwirtsehftftlidiee WoebealdAtt ud seinen Kalender, so hat nun
ungefähr einen Haßstab, den man an den Geogn*aphie8toff dieser Schulen be-
züglich der Qnantitnt anlegen darf; vielleicht noch etwas mehr mag die Schule
dem Kinde bieten." Dieses „Mehr*' soll darin bestehen, dass „man ihm die
Heimat unserer NährpHanzen, unserer Fatterkräuter, der Rohstoffe zu unseren
Kleidern, das Vaterland noserer Havstliiere md soldier, die ee ans Wort und
Bild hat kennen leniea, die Fundorte unserer Metalle and all der Dinge, di».
zu Bedürfnissen aneh dea bftnerliißben Hanshaltes geworden sind, zur Kenntnis
bringt." Daraus folge, dass — besonders bei den Gebieten anCerhalb der
engeren und weiteren Heimat — der physikalische Theil" am meisten zu be-
schrlUiken sei. — Mau muss dem erlahrenen Schulmanne, der hier spricht,
bdpfliditeii, wenn man den YeriiUtnissea, wie ile elnnialsind, Bedinnng tragen
will — und um so eher darf man ihm heipfliehten, als er andererseits ver-
langt, die Sdlttler seien an (häusliche i Selbstprfifung zn gew&hnen, anzuleitav
sich Fragen zn stellen wie die folgenden: „Welche Länder, Städte, Flüsse,.
Berge haben wir in der letzten Stunde, haben wir überhau]it bis jetzt kennen
gelernt ? Wo sind sie auf der Karte zu finden, und wie liegen sie zu einander?
Weshalh hahoi wir sie genannt, nnd wodnreh treten de an nna in Beriehnug?
In welcher Weise bähen wir sie ans gemerkt?" FreHibh bedürfe das Kind —
um die Antworten zu finden, um weiterhin Lust am Suchen zu gewinnen, über-
haupt selbstständig arbeiten zu lernen nnd zugleich Sicherheit in sicli und
Selbstvertranen zu erlangen — eines Hilfsmittels; nnd zwar soll dies sein:
„ein Atlas, welcher in schuner Anordnung und Ausführung Text und Bild zu-
*)Zu rügen ist die -X^ußerung: „Darin besteht der große Unterschied
zwischen dem wissenschaftlichen und dem Elementarlehrer , Aam jener über dem
Lebibnche steht, das sieh in den Händen der Schüler befindet." — Wahr dagegen
ist dies: „Eine Üniveräitat ubne geographische Professur ist ebenso unvollendet wie
ein«^ der es an Leiurkräften für Geschichte oder Philologie, für Ph^k oder Mathe
matik mangelt."
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gleich enthält, so zwar, das& Bild und iiUL'^eli rig:er Text sich gegeüüber steheo.*
(Letzterer möchte vom Leliier ,,nicht ala Leitfaden miesbraucht werden!")
100. Ül>er den Beehenitiiterrlekt tn der Fortbildmiffsselinle
(0. OoUliir» F. 1693^ VL). Etliche treffliolie Bemeriraiigeii. I. AUsemefaM»
und GrandsätzlichM: Dm „Antodidaktenthum", zu welchem die Schule den jvigiB
Menschen erheben soll, „ist dnrch alle T^ntprrirhtsfächer anzustreben, in gans
hervorragendem Maße dnrch den Rechen Unterricht, und in keiner Schule mehr
als in der (mit dem geringsten Zeitmaß bedachten!) Fortbildungsschule/' Für
den ForthndungsschlUer lel dae Rechnen das, was dem (g^eichalterigen)
,,h8heren'' SchQler ftemde Sprachen, wlssenseliallllcbe Kalhemalik nnd Logik:
Haui tmittel zur „Schulung der Denkkraft". — II. Zum ünterrichtsbetrieb:
innerhalb einer Lection nicht .,allzu lange" reines Kopfrechnen ('aus Kiicksicht
auf die durch ihre Berufsarbeit ermüdeten Schüler); Notiren der Aufgaben,
auch der „Zwiächenresuit&te" gestatten. Anregung m ,,T?echenreinsciiriften";
6. misst diesen „ungeheuren" (erziehlichen) Wert bei (sie „bringen Gründlich-
keit ine Beehnen''). Anfertigung knapper AnftAt]» im Rechenheft (s. B. Uber
Rabatt, Bffscten, Wedud — „volkewirtschaftliehes Rechnen!")- »iSo ein^
gestreute kleine Aufsatze wirken für den Schüler wie ErfrischnngeD, nnd ich
habe gefanden, dass die Sr-h iiier gerade diese Arbeiten recht gern machen."
101. Uber Geiiiiienwesen im Zeichenunterricht (E ff f^n berge r,
Müu. f. d. Z.-U. i. d. Vülkssch., 1893, Y.). „Einige kurze Andeutungen, um
na «eigen, wie die Idee, SdiiUer sn nateiflebtliehen HDfUeietnngen heran-
xvniehen, aneh im Zeiehenantenieht pnktiaofae Verwendnng finden kann.*' Einer
„systematischen Durchführung derselben" will E. nicht das Wort reden , ,,in
vereinzelten Fällen bediene er sich selbst der Unierstützung von Gehilfen, und
er habe noch niemals schiimine Erfahrungen gemacht." Kein „ausgeprägte»
Heitersystem"; „in der Hauptsache darf es sich uur darum handeln, wenige
Schwache und Schwerfällige oder Nachhinkende einer besonderen Controle zu
nntentellen*': etwa se, daas man de einneln zu „betenden Qnten" gesellt —
«»der dass man mebraren einen Gehilfen beigibt, derVoibild nnd Beratber selD
mOsste.
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Recensionen.
Uidesabnro Endo, Das Leben and die pädagogische Bedeatang des
CoDfuciut». 55 ä. Leipzig, Karl \V. Hiersemann.
Bidlird Pahaer, Veit Lsdwig tob Seekendorff nnd seine GedaBken
fiber Ersiehang and Unterricht. Ein Bettn« nr todiiehte der Fl-
dagogik des 17. Jahrhandem. 59 S. Leipzig, B. G. Teubner.
Alfred Spitzner, Natur und NAtnrgemftßlieit bei J. J. Bonsteni.
101 S. Leipzig:, E. Ungleich.
Ernst Temmillg, Beitrag ^ur Darstelluug uud Kritik der uuraliäcken
Bildnngslehre EMt'e. 55 B, Branmohweig, Fr. Yleweg Sein.
ThMder SimoD, Darstellung der Seinslehre Lotze's in ihrem Ver-
hftUais zu der TTerbarf's. 76 S. Leii>zi^-Reudnitz. Max Hoffmann.
Diese Diisercanoueo beweisen, dass noch isuuec tüchtige janffe Kräfte sich
fibr pUkMopliisch-päda^frisdie Fragen interawiTeB, und dass die nkenntnis aU-
Diählich durchdringt, wif nothwendi^ zu einer (rründlichen Schalung die Übung
in correcter Auffaflsoag und sacfagemftfter W&zdigung bedeutender Xieistug«i
der Vergangenheit sei. Diese historisak-kritiselie Bkditung ist ftr die fjUm-
gogi-- he Wissen-»('h-ift und Praxis viel ersprießliclier , als das ülSubige Nach-
beten des Enchiridions der äatsnngen irgend eines Kathederweisen, oder das
natvralistisehe AuMpimen der ei^sea S^mtei. Die angefahitea Disser*
tationen — wenn auch nicht durchaus unanfechtbar — seusjen sämmtlieh vnn
erasteu Stadium und gründlicher Arbeit, so dass sie anoh der gereifte Jb'ach-
nun Bteht eline Befkiedigung liest
Oduur Hey, Die Scknle and der erganisehe Ban der Volkeeekttle in
Frankreich mitBerfleksicbtigung der neue^^teaBefbmen. 226 S. Beriin,
Verlag des Bibliographischen T^nrcnn« 3 Mk.
Aal eigenen Beobachtuugeu uud grOndlichen Studien des Yerfasaerä be-
mhend, erfUlt dieses Bvdl ▼olbtladig die Erwvtnagen, weldK sein Titel «l^
we<tvt. Es sollte insbesondere von Seiten der SohnlbehOrdea DeutMlllsndi be-
achT>'t \tT)i\ geliürig gewtirdiik^t werden.
H. 8. Volker, Handbach der deatschen Volksbiidnngsbestrebangen.
Gewidmet den VolkilbOdangsTevelneB md aUn VeikaftemidflB. 131 Seften.
■ Znrieh, Oter Sdmiidt
!Mit v<dlem Verständnis und warmer Begeisterung werden hier die in
neuerer Zeit von sehr Tcrschiedencn Seiten ausgehende und in büchüt uiauuig-
fiiltigen Formen auftretenden YolInbUdangsbestrebangen dai^estellt und be>
Icurlitet, sowol in theor(;tisoher als auch iu prakttacher und statistischer Hin-
äiclit. AUei £ur baebe Gehörige : Wesen, Zwecke, Mittel, Bedingungen, Organe
der Volksbildung — wird r^tiT ToUstlBdig und dabei in so ansprechender
Weise behandelt, dass Verfasser seine Arbeit mit Recht als ein .Handbuch" l>e-
seichnen konate, das sich gewiss jedea Freunde der Sache als ein guter Üath-
geber erweisen wird.
misera Bilderbneh. Ißt Test tob BdllfA Jtrdai. Wien, Sdmrd
H91»l 1 fl. 20 kr. = 2 Mk.
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— 763 —
Der FrtUüiog, der Baaernhof» der Pommer, der Waid, der Herbst, das Öe-
birgre, der Winter« dl« Stadt — dat sind die Objeote, welohe auf den acht
großen Blattern dieses reizenden Buches in meist» rhnfror Zeiohnunir und
ladiftBdem Farbendruck zur DarsteUimg kommen. Uierzu eiu treftlichcr, erlitt-
tender, Idndliober nnd gemflthbildender Text in nnnteiiprilti«:em Braek. Kuib
ein herrliches Bilduntjsm Ittel für die Fiimilfr nsttibc, von Irrn aher auch der
Lehxer in den Unterclawen der VoUbUchuIe mt bestem Kiioige Uebraucb
mairbim kann.
Meinhold'g Bilder fttr den AnichaiftBKinnterrieht. Dneden, C. C.
Meinhold & Söhne.
Zwanzig große Bilder fdi denGobraucb in Scbulclasseiu ebenfalls in Farben*
druck auiffefttbrt und sebr empfeklentwert. Zur Dmelelinng kommen natftr-
lieh auch liier, aber in ffrijßerem Umfanije, die Jahreszeiten und der mensch-
liehe Verkehr, namentlich sofern er mit jenen zusammenhängt. Das ganze
Werk wild in 4 Lieferungen zn je 5 Blittcrn und zum Preise von je ö ]ilark
ausgegeben; auch werden einzelne Blätter nach freier Wahl des Bestellers ge-
liefert und zwar, falls mindestens 5 Blätter auf einmal bezogen werden, eben-
falls zum 'Preise von 1 Mk. pro Blatt. Die hiermit gewährte Möglichkeit der
freien Auswahl bringt es mit sich, dass diese Bildert^eln auch, ganz nach Be>
darf and Wunsch, zur Erj^rÄnzung ähnlicher Lehrmittel benutzt wer»!"!! k5nnen.
Gräsers Schulausgaben classischer Werke. 39. Heft: (leiitz, Öster-
reichische Manifeste von 1809 nnd 1813. herausgegeben von Eugen
Gnglia. 44. und 45. Heft: Goethes dledickte (Auswahl in chronologischer
Folg« mit Elnlattong nod Anmerkungen toh Ladwig Blume.) 278 S.
IMk.
Das 39. Heft der Gräeer'schen SchnlRu *(r tbo enthält zwei Manifeste aus
der Feder des als Stilisten hochj^efeierten irt-utz. Guglia hat sie nach der
Wiener Zeitung nbfediaaltt uud mit den zum Verständnis n<)thi(?en Anmer-
kungen versehen. Vorausgeeclii« kt ist eine Einleitung, in der der H r ui^irober
eine Skizze de^ Lebens und Wirktius dieses eigenartigen Mannes entwirft, der
in jungen Jahren, als er noch in preußischen IHensten stand, voll edler Leiden-
schaft u:es:en Napoleon auftrat, mit wahrer Sehergabe die kommenden Ereig-
nisbu aufdeckte, später für Metternichs Pläne jouri^stische Stimmnng machte^
in seinett alten Tagen um feilen Lohn arbeitete, um seinen Oenttssen huldigen
zn l:''nucn, und a]> Reacfionär and Epikuräer einer der bestffebasste?«"tcu Deut-
schen war. Schade, dass Guglia den dten Qentz nicht noch mehr als eine
Ocitnlt der Wiener Localgesoniebte behandelt niri i. Bi Detnüt Uber Minen
Währinger Aufenthalt aus seinen Tagebüchern oder aus dem Briefwechsel
u. den^L beigebracht hat. In erster Luiie wird ja das Bttchlein doeh aumei^
von Wienern gelesen werden.
Blume's Ausgabe eines Schnl-Goethe (in demselben Sinne gfcsiirochen, w ie
wir von einrai Schul-Horas oder Schal-Homer reden) verdient besondere Beach-
tung. Die lyriseben Oedidite Geethe's rfnd oft fftr SidiuteweÄe ansgewftlilt
worden; alle diese Schuläus<:^abcn sind zu dürftis:. Sic geben k»'iii F.ild der
Goethe'schen Ljiik, nur Bruchstilckfi, nur oinzelno Seiten. Blume bietet die
Tolbtindigete Auswahl und doch kein einnigei Gedieht, das etwa AnstoA er-
rej?te. Dem Abdruck liegt die Weimarer Soidii<;n-Aiit»n:abc zugrunde, hie und
da steht in den Anmexkungtti eine Variante, die zu lehrreichen Besprechungen
AidsM bieten kann. Die Anraerkunf^en, volle 170 Seiten, sind in dieeer Art
noch in keiner Schulausi^abe enthalten: Wegriiumuue; der sprachlichen uud
sachlichen Schwierigkeiten des Textes, Angaben über die perHönlichen Be-
ziehungen, die in dem Gedldite versteckt sind, über die Zeit des Entstehens
und ersten Druckes, ob und von wem das Gedicht in Musik gesetzt wurde, über
die Veränderungen, die Goethe später an einzelnen Stellen seines Gedichtes vor-
genommen, alles und jedes mit den entsprechenden Belegen aus einem äußerst
reichen Quellenmaterial, insbesondere aus Dichtung und Wahrheit und dem
Btiefwecbse! Onetbe'?; und der Zeitgenossen rerpehen und durch Tfln weise auf
die Goethe-Literatur uud verwandte Erscheinuugeu gestützt. Mau »iebt, der
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^ Tnrfmni {gt echt philologisch s« W«dce geffanfen, tüchtig ausgerttstet; Wm
ftrar Toa Irtlietiiohd« Qwiuiker vai der IwUMai hamhadtoaea Biegese.
W.
Milds, Antwahl ant den (^edlohtan Waltkan ?o& der Yog elweld«.
Leipaig 1898, Teabner.
Schulz wühlt aui Walthere fiedichten 95 Lieder und Sprflche au» nnd er-
läutert (kn Uli ttelhochdtiu lachen Text mit Rilcksicbt auf di« grammatiscbea
Schwierigkeiten, die die mittelhocbdeutflchen Formea dem Anfänger benitML
Darin liegt das Eigenartige dieser Ausgabe. Ein Worterbuch im Ashanisre be-
lehrt Uber die Bedeutung der bei Walther vorkummradea W(^ter und Phrasen.
Billotenaff wie Lezikoa liad •oi«flatig gearbeitet. W.
"WilMms, Deataehe Schalgrammatik. 8. Auflage. I. Ftr die ant« rstea
Claasen bis Sexta. 75 Pt IL Für. Quinta Ms TM«. 1 Mk* 25 Pt .
Berlin, Pa-nl Paroy.
Alau kann von dem Buche kurzweg sagen, es enthält Bemerkungeu, wie
sie nur ein Autor geben kean, der einst i»e]bt;t Schulmann gewesen und jetzt
als TTothschulprofessor den gcsammten Stoff wisseusrhaftlich behandelt. Für
den Liihrcr jeder VuUüiscUule wird der II, Theil von besonderem Interesse sein.
Dinge, die sonst dogmatisch hingestellt werden oder mit ZnbilfeiahHMi dee Alt*
dentsdieu erläutert werden, sind hier iu der denkbar einfachsten Art am neu-
hoehdeutüdiea Sprackuiaierial erklärt. Vieles enthält überhaupt keine der
Schulgrammatiken, obwol es im alltftglichen Leben geqnochen wird \ind durch
v-r-iri'^ Form auff)Ült oder wie anderes {z. B. Zusixmmenschreibung der Würter
u. (iergl.i eine Folge der Willkür und Laune zu seiu scheint, liier wird es
erkl&rt und auf eine Regel zurQckgetührt. Zum Auswendiglernen ist das Back
ni' ht bestimmt; es ist keine j^esetzgebemle, sondern eine beschreibende Gram-
j] LTik, daher schon deshalb die Dar^teUung vielfach anders als iu dcu ablieben
Granunetikea. Die vorsichtige Fassung der Geseta^ d»» Zartheit, mit der den
Äußerungen des Sprachgeistes gegenüber^etreten wird, die Feststellumr !•<
<jebräuchlicbeu uud Erlaubten, an der üand der geschichtlichen Betraiiuao^
der Sprache — all das sticht so sehr ab von dem «etetorischen Wesen andeter
Schulnrraniniatiken aad SpnokUldkeri dam man et nnaonefar ackitat, je leUeaBf
mau es äadet. W.
H&knel nnd Patzig, Zar Wortbildung und Wortbedeutung im deat-
aeben Spraebaoterriekt (Lekretkeft aar denteekenSpnekaokale). Le^iig
1893, Ferd. Hirt * Seka. 1 Mk. 25 Pf.
Im Sinne Hildebrands ireschrieben, will dieses Heft dem Lehrer, der die
Sprach&chule derselben Verfasser beim l'nterrieht benutzt, eine Art Handhabe
bieten, wie er die dort gegebenen Regeln fruchtbar aui^gcstalten , den Bilder-
gehalt der Sprache klarlegen und das Sprachverständuis überhaupt fordern
kann. Die Bemerkungen zu den einzelneu Puragraphcn der secbi» Hefte der
Sprachschule sind reich an metlmdischen Winken, aber auch anXotizMi ^raeb>
wissenscbaftlieher Art, die der BeieHenlioit der Verfasser alle Ehre machen.
Gar manches wird vielleicht auf diesem Wege erst in breitere Schichten
dringen. Jedenfalls bat der Unterricht in der Wortbildungslebre durch die in
dem Bachlcin Termidite Herandekoag der Bedeutoagelehre «a bildendem Wert
gewonnen. W,
SromkMk, Deateeke Spreek>, Lese- and Spraekftbniigaii. Qitten
Aufgabe für Lehrer: 2 Mk. Kleinere Aaegabe für Scklller: L 30 Pf.,
II. 45 Pf. Leipzig? 1 893. Teubner.
Sutermeister gab im Jahre 1B80 einen kleineu „Antibarbanu" für die
schweizerischen Tolksaehnlen beniu (Ztbrieb, Sdiulthess). Eiaea iladlehea
Zweck verfolgt Krumbach mit dem obenireuanuten Büchlein, einer Art
SchiUer-Wustmann, und zwar stellt er im I. Theil« Fehler gegen die richtige
Aamprache der Vooale uad OoMonanten, wie sie besoadem e^^sohea Sebllkn
eigenthtimlich aiad, zusammen, im II. Theile Fehler gegen die Grammatik und
den Stil Daidi die gegenftberg^teUte Yerbesserong sucht er anf dem
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— 7ÖÖ —
kttnesten und bequemsten Wege von dem Eintlusäe des Dmlcctä der Umgangs-
ipnwdie und auch des steifen „papiernen-' Stils (Übersetzungsstils) zu befreien.
Die errijßero Ausgabe für Lehrer bringt die wiasenschaftlicho Begründung des
Gelehrten, luethüdische Winke, sowie Hinweise auf die einschlägige Literatur.
Das Bachleta veidieat als biauchbai empfohlen zu werden. W.
Dr. K. Böcher, Director des Bealgymnasiams ia Elberfeld, Lehrbach der
Physik für h5here Lehranstalten sowie zur Einführung in das Stu-
dium der neueren Physik, Mit 470 in den Text gedruckten Abbildungen.
XII und 584 Seiten. Berlin 1892, Weidmannache Buchhandlung. 6 Mk.
In dem beiliegenden Werke erblicken wir dn anf Grund vie^ähriger Er-
fahrung zusammengestelltes, den besten Quellenwerken folg^cndes Lehrbuch der
Phjrsik. Wie einst der Verl die Aui^be auffaaste, ersehen ¥rir aus seinen
wddnrohdachtCT Erwftgangea in der sieaiUA «ugedehnten Yerrede. Ihnen
gemäß zerfällt das Werk in z^sei Theile: die für rlic Unterclassen bestimmte
erste Stofe, welche auf 123 Seiten eine aal ^duction beruhende elementare
Physik entUlt, vnd die streite Stofis, welche vorwiegend avf DednetioB beruht
nnd reichlich mit matheinatiBchcr Begründung der Sätze yersehen ist. Im
ersten Theile folgt imnMr der Beobaditung oder dem Versuche das Geeetc,
wdohem hKnflg Bnllrangen nnd praktisehe An#endvngen angefügt erBchdaen;
Beweise und besti\tip;ende Versuche nehmeu hier die Stdile der Begründung
ein. Im sweiten Theile, dem eine Beihe Toa D\atheatttiMhen Hil&äätzcu yor-
angestellt ehid, wird nralehst immer raf die eatopredieBdMi Faragraphe der
ersten Stufe hingewiesen, sodann aber gleich auf die Erscheinung und ihre
Begründung übergegangen. Überall ist die Beschreibung präcis und klar, hie
und da vielleicht etwas an kurz gefasst. Auch die Anordnung des Stoffes ist
auf beiden Stufen im wesentlichen gleichartig, doch dem jeweiligen Bildungs-
grade entsprechend. Auf die neuesten Forschungen und Erfahrungen im Gebiete
der Physik ist stets gebürende Rücksicht genommen. Die Abbildungen sind
xnmeist schematischer Natur, da der Verf. (allerdings nicht für alle Fälle be-
rechtigt) der Meinung ist, Abbildungen von Apparaten seien überflüssig, da
die Apparate stets vorgezeigt und in Thätigkeit versetzt würden. Die Aus-
atnttnng des WerkM ist vorzüglich und doch der Preis relativ nicht hoch be-
nessen. Wir können allen Fach<2:enossen dicBM Lehrbttoh der Physik als ein
mustergiltiges auld wärmste empfehlen. C. B. £.
ÄMOSt B«rtnwi, Phytikftlitoliei Prakticmn. YII «. 93 Mten. Berlin
1892, Xicolaische Verlagsbuchhandlung (R. Stricker). 1 Mk. 50 Pf.
Das Werkohen hat den Zweck, dem weniger trcfibton Lehrer der Physik
alle für die einzelnen Partien der Physik zur Beweisführung nothwendigen Ex-
perimente anzugeben. Zu diesem Zwecke sind dieeeUmi systematisch geordnet
und ist den einzelnen Partien in kurzen Worten vorangestellt, was durch die
Experiujentc bewiesen, resp. gezeigt werden soll. Neben den Versuchen sind
iiuiner die Apparate und Utensilien, die dasu nothwendig sind, angegeben
Das Werkchen kann dem Lehrer recht gute Dienste leisten, insbesondere da
der Verf. durch Unterstreichen der Versuchsnummor die vorbereitenden, und
durch ein vorgeetelltes Sternchen die besonders widitigen, also die Hauptver-
suche kennzeichnet. T>.is Btlchlein ist allen Lehrern der Physik, besonders
den etwas zaghafteren und weniger geschulten bestens zu empfehlen, zumal
di« m^teo 7er8aehe mit sehr diuhdien, billig m besdudÜBnden Mitnln aus-
führbar sind. C. R. R.
Dr. F. Kudio, Professor am Polytechnicuui in Zürich, Die Elemente der
analytischen Geometrie des Kaumes. 156 S. 12 Fig. im Text.
Leipzig, Tenbner. 2 Mk. 40 Pf.
Der Verf. hat sein Werk, wdches er als die Fortsetzung der von ihm mit
Dr. Ganter herausgegebenen analytischen Geometrie der Ebene bpzoirlinet,
für den Gebrauch an höheren Lehranstalten, technischen Hochschulen und zum
Selbststndinm bestimmt und zu diesem Zwecke auch mit zahlreichen Übungs»
aufgaben versehen. Man findet in denselben nach den einleitenden Sätzen über
Projectionslehxe und Coordinatensysteme die Ebene, die gerade Linie, die
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T
— 756 —
Kiicrtl und ihre Gleichungen Abgebandelt: du letzte Cauitel Terbreitet sich
ttbtr Kiiuuicurven im idlgemeinea, über das drcinchsige EUipsoid und die Ro-
tatiouyflacben d« r llyporbr l iiTvi Piirahf ! W'A der Stoffvertiefung wurde soweit
geganguu, aL m ohne AnNNeaduu^' der idttcrt-nzialrechnung möglich ist. Der
Vwf. erfreut sich eiur l«icbtf(i!>«:licheQ Darstelluaßrüwcise und 1>edient ri«h b«
derselben aller Formen und nilfsmittel, welcho die moderne Rechenkunst zur
Verwendung bringt. Gau2 besouders vürdiunt hervorgehoben 2U werdeo, daäs
der Verf. eine schon lange empfundene Schwierigkeit glücklich Uberwundoi
hat. Wir meinen die Zweideutigkeit, welche sich anf die zweierlei Seiten der
Richtung einer Geraden, sowie auf die zwei Seitcu einer Ebene, in deren
Gleichungen bisher noch vorgefunden hat. Der Verf. bebebt dieselbe mit Hilft
einfaoher SRtze der I^jectionslehre unter geböritjer liedaebtuabmc auf den
biuu der Vorzeichen. — Recht interessant war t& udü lu. linden, da^s auch
dieser Schriftsteller bot der Berechnung des Rauminhaltes eines Parapoloides
zur Beiii'htung d- r Wichtigkeit nnd allgemeinen Giltif keit der Kaumformel
de» Prisuiuiüidi jj von Simpson gelangt. — Wir em^eblen das Werk der So-
aehtmig aller Faehgenotien, als eine ganz modenn BeMbeitong eines nodi
wenig ge]>flt i't'Mi Zu > < der Mathematik. H. E.
Br. BertJiold iiartiuHuu, Direotor, und Julias Kiüisam, Oberlehrer za
Annaberg in Sachsen, Beekeabneh für Stadt- nnd Landschulen.
B-AiNir. 4 Heften m je 48 — 72 mid je 26 Pfl Leipzig, Keewlring.
,T i I f (Ii r vier Hefte ist in zwei Stufen gefboilf. sonach würde der Inhalt
jeder Stufe Je einem Schuljahre entsprechen. Nur tUr das erste Hall^abr eat-
uat 4ieM B-Avtgebe kelae StoflkaflOinnf , tondefra et wird la dner Fttlottte
auf die A-Ausgabc verwiopcn. Auf der z^v^it^n STntV den Zahlcnraum bis ICO
enthaltend, findet man viel zu wenig Übungen der MultipUcation und IXTiaiita^
mnek liat der Yeil aieht erkeiBt, «debe Wiehtiglceit der eireitni Deeede ei-
Vr rTimt Sie bildet zum crsfenmale den Übergang von einem Zehner zum
anderen; dabei ist der Schüler im Stande, aeiue Finger lUs Kechenmaaehire sa
ta lelnmeliat, inten er die erst gegebene ZUd in Gediehtniese festUUt, die
zweit gegebene durrh die Finger raarkirt und auf diese Weine durch vor- oder
xttokw&rts zählen das Ergebnis erlangt. Wird diei^eä etwa im Laufe des
iweitee Battjehne fleifig geflbt, so wird deeBeehnen in den liIttiereaDeeadeB
mehr nnd mehr (ledftobtn::-- 1 hr /weiten n<-ftrs «^r^tc Stufe flbf das
Rechnen im Zahleuraume bi^ lUO mittelst Rechnen in Reihen; dieser Wey
ist jedenfUk der wdMnilg«m; maii kann eelnn in xweiten SehvIQähre ntt
dem Erlemen des Einmaleins beginnen und im dritten das^'f ]!>e bis zur völ-
ligen Gcläuligkeit aneignen. Die vierte Stufe bringt nur Au%aben im Zah-
lenraum bis 1000, w^iend man Iwi gdhönger VoHlbiuiig in vierten Adnl*
jähre leicht den Zahlcnraum bis zn den Hülionen erweitem kann. Das
dritte Ueft enthält in der ersten Stufe den Zahleuraum der Millioaen nnd
in der zweiten Stalte Mehrfach benannte Odilen und Decimalbrttche , dta
sehr langsamer Vorgang. Das fünfte Schu^ahr kann leicht den LcbrsUiff der
gemeinen Brüche abthun, und dati nechste die bü^^chen Rechnungsarten be-
sinnen, wihrend wir In dem vorliegenden dieie Ahedinitte ent in Tierten
Hefte dem siebenten und achten SchiUjahre zugewiesen finden.
Auf dem Umschlage leoeu wir die Bnchhändleranzeige, dass die Methodik
des Dr. Berihold Hartmann ungetheilten Beifall gefun£n liabe. Wir müssen
doch bemerken, dass wir diesem Beifall nicht zu-istinmien. Allerdings finden
wir da8 Buch cliarakteribtit»th tiir die gegenwärtige Stute der Entwickeluv
des Rechcnuntcrricbtes in Deutschland; allein wir fügen hinan» deee die |M£>
tische rMircbtTihrung den thcoretiscben Auscinandcrsrtzungen nicht entspricht,
und dab» uiau in Umfang und Vertiefung die^eb ynterrichtes leicht viel weiter
m gehen vermag, wie dies in der That in Österreich der Fall ist. Wir
mü'isi'u dab«T bemerken, das> die vorliegenden Reoheniwfte nur Inierst mäßige»
Ansprüchen an den Rechen Unterricht genügen. H. S.
Vuaatwonl. Redacteor Dr. Fziedriob Dittea. Bvebdnickaei Jnlina Klinkliatd^ *'-nfprtgi
läsmmmSamas.
iint prakti5:^irt. Ii.r;erf d^kei
Ciavierschule
A.Gmtaiberaer
Ui<U'{ www (i«(iiM>iru{tUtiu
Pianinnc ^^i^ ^ i Haptnoniums
riaiimUS von «O Mk. an, und FlOgel,
lOjähr. Garantie. Abzahlung gestattet.
Bei Barzab! Iii: ll^li itt und Freisendung.
WILH. EMMER. BerUn C^Seydel-
■tra8äe20. Allerhöchste Auszeichnungen:
Ofden« 8tMt»>HedaiUen etc.
Pianinos >
on 350 bis 1500 Mk.
Harmoniums. i'-- «nd «m.rik^ fv-tufe-
Or^-cln (K:4ti Vi von Mk. m> an.
AI!'- V"r'h'';le. lÜMfr- Ka{.il<.>;e gOtit.
Wim. Rödolph iii GH O—Ml,
PitBV-TenaBO-Oflaeblft OMtMhIaada.
mm
\m ßrörstes Lager ^']{^
Louis OcrtcK»^
^HANNOVER • . <
Über den seit Jahzeii bei den p. t.
Bteneft Pftd f£^ogen etc. etc.
wohlbekannt«!!
Holländischen Tabak
Ton B. Becker in Seesen a. Harz hat
der Fabrikant tausendfaches Lob erhalten
und sich den Besitz der Znsehriften schon
188,5 und dann 1892 notariell bestätigen
lassen. Dm not. Dokument bat die Expe«
diUoR eingesehen. (10 Pfd. des Tabaks
kee in einem Beutel ürco. 8 Mark.)
Soeben enchien (Preis 66 PL):
Roseggep,
ein Volkser/K'hrr.
Von IS. O-xosclx.
A. Relnück*! Verlag, Bleiefeld.
fi
UQi
ü0r .
|E.Ries,f)re$den
Piano-Magazin,
Secsfrassc21,I.K''
S3crlag »oii dulttt« ftHnrHorbt in Üri|iiit*
9rr |litrrri(|t in Intr^ifR,
Mf -£au(fplirf, 5fn ^nrd)aumu]»uiiKrric^t
don Dr. n. dimng.
OJc. 8. %xtii geheftet »t 3^00l
„Ta^' bcbcutcnbftf SSerf iifirr l«ic STJdficibc
bcö Ülementarunterridit^ am bem iÖi'ridjtÄ-
io^rc unb jcbenfaHäi m\ti ber tJorjüflUcfjfte«
überhaupt. %\\\ roiifniid^nftlicficr uiib liifto-
rifcber ©runblofle ftcUt eä( bie Scoriii b«
genannten 2)i«iitp(tnen au^fuM^I, für anb
lci*i'af;Iiffi bar, fo tnf? ber eiementorlefircr
einen cbcnjo bcn bcnfenben (^etß bdriebi«
genben »ic bcn erforberniflfe« btf Venfl
entfprcd)cnbcn iöf flipeifer erbält. Tro^ ber
überaus jaiilreulifn 2d)nften, welche bera
(Elementamnterrtdne bereite genibmet ttev
bcn firb, orfiteint ^süttinfl^ iiucb aU ein
CriiiialiDf rf, in roeldjem felbft ber genjieatejte
Kenner noc^ neue Oiebanfen unb Vünlt
finbft. ^iatürlidi wirb au4 olliiemcin ©e-
lanutei» mit tor^etracien, ^ie unb bo mag
ba< 8u(^ mand^em Sefer ^u tOfUMufig et«
fcbcinen, b«|onberi* oueifütjrlicf) finb ftreittge
%mfU bf^anbelt. '^üein tau- loar ni^t
$u Oennetben, wenn eine ab(]f runbete, (fiifett»
lofe unb (iriinblirfie 'äJiet^obif be? Irlemcntac«
unterrichtet geboten werben follte, »elcbe
aOe gfortfd^ritte }um Vu^bnicf bringt, bie
auf biefcm (Vicfiirtr burrfj unabläffige^ UJod)«
t'eiiffn unb ^Irl'eiten biai jur Gegenwart er»
rcid)t finb. Unb bicl bot Oütting jroetfeltol
qrlii''tft: fein '^Uirt) ftet)t onf ber .'ööbe beg
^)üDaciogi)d)tn ii>i))fn-ö unb itönnen* unb ift
ein fpredicnbeiS ^^engni^ bfc j^frn^tboifdt
jener ^bcale unb (Mrunbiti^e, iPeldie (iomf«
ntui^, '43eftalo\^i unb t^re (Deii'tcepenöonbten
ber Scbulwelt aU ein unerfdii>pf(i^ fkt*
mfid^tni? ^interlaffen baben."
^^äbagog. ^al^redberic^t. m. 38.)
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3n meinem SPedage ift erfc^ienen:
Mßlt ber Jlöbngogtk.
(ßcfamtausgabc
ber
Pftjdjologie unb Cof|ih, OBqicljungs- wnh Kuferridjtsldjrc, jHetljobih
hex )[)olkftfrijulc, (JBcfdjirijtr bcr Cn-jicljung unb öes llnfcrnt^ts
OOIt
Dr. i(rtebrtd| ^iticö,
friil)fr I^irfftor be? t^äbnnoflium« in Sien.
4. neu üurdiscfcticitc tluflaiir.
isreiS 7 flcbunben in Seinroanb 8 in ^»alblcber 8.50.
5n obiflet SJcrciniflunß bilben bic l>xHei'id)tn g(^riften einen oollftönbjgen
Äur?ii5 ber lfrvel)unflö» unb Ünterrirtitönjinfnfcfjaft.
2)er fltuf, iücld}en ber ^lutor in ber üol)rcnDelt fle:nc§t, bürgt l^inteic^nb für bic
©ebiegenboit feinet ÜBerfe^ unb niörfit ba# Stubium be^fclben einem jeben fie^rer, ber
auf ber ^öiic ber päbat^ogtfcfjen ^^ilbung ftcl)cn w\U, uncntbrbrlict).
Xro^ bed bebeutcnb ernuinii^tca $reijeii ift bie ^Hu^ftattung eine fc^r fplenbibe,
unb au(^ nact) biefer Seite ^in ift bad SKOglid^fte gefc^et|en, um bem !6uc^e bie roeitefte
Verbreitung ju fidjern.
3u bejict|cn bütd) jcbe 33u(l)f)onblung.
Ittllti« $liltkl|iirbt, ^crraa^bu(^f)anbrung.
ücipliq, Berlin, )Birn.
:6erlag bon ^ulind ftlitir^r^t in üeipiifi.
I^cr päbatjogifdjcn 3af;rbüd)cr fünfjrfjufBr Banli.
-pernihJij^ijcbcii von ber ShJicner ^übagogifAcn C5efcüf(^aft.
!:Rebigifrt ooii f cr>. I:rank.
"^j^rcio brofd^icrt H.— .
Soeben orsolieliit:
19000
1 16 Bände geb. & 10 BL
1 oder 2S6 Hefte a 50 Pt.
160001
Abbildunp,
Brockhaus^
rsationS'Le.
/4. Auflage.
SeitenText.1
Konve
xikon.
leoOTafelii.
300 Karten]
1 120 CbromotafelD nod 480 Tafeln iB SciiwarzdrocL |
Hierzu eine Beilage von Wilhelm Engelmann in Leipzig.
BucUdrackcrci JulioB Klinkhardt, Leipzig
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Monatsschrift
fttr
Erziehung und Unterricht.
Heitivgvgeben
untar BUtwlrkung hervorragender Paedagogen
TOtt
I>r. JP^rledrioli ]>lttes.
n. jdDiiiit
12. Heil, September 1893.
..Leipzig.
Verlag von Julius Klinkhardt
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lElialt des 12. Heftes.
Setto
Eigenart oder Einheitlichkeit? Von Realgymnasial-Director Dr. Dronke-Trier 767
Kampf der Volksschule um die Hausaufgaben. Von Oberlehrer Wilhelm
Taschck-Vüslau 762
Die Aufgabe der Strafanstaltsschule. Von Johannes Neu mann- Plötzeosee
bei Berlin 766
Die pädagogischen Ansichten Dostojewski'!. ConforenzTortrag Ton A. Neu-
feld-Chortit«a (Schluss) 772
Ein Arbeits- und Freudentag. Von K. Albert 782
Pädagogische Rundschau. Deutschland. — I. Internationaler Samariter-Con-
gress in Wien. — Aus dem Großherzogthum Hessen. — Aus Ungarn 791
Aus der Fachpresse 799
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rsationS'Le.
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Konve
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Eigenart oder Efailieitlichkeit?
ff edes Kind hat von Natur aus seine Eiccenart; die Schärfe der
einzelnen Sinne, die Fassungskraft gegenüber den sinnlichen Wahr-
nehmungen, die Vorstellungsgabe, das Gedächtnis iu seinen ver-
schiedenen Richtungen, die Gabe der Zusammenfassung einzelner
Dinge zu einem Gfanzen, die schöpferische Kraft des Geistes sind
flerart verschieden, dass man wol sagen kann, dass selbst in einer
giuüeii Ulasse nie zwei völlig gleich beanlagte Schüler vorhanden sind
ebensowenig wie der größte Eichbauin zwei völlig gleiche Blätter
heiTorbringt. Diese Eigenart des Kindes zeigt sich ja schon vielfach
im zarten Alter, tritt aber in den weiteren Jahren immer schärfer
hervor und verlangt dann auch im erziehenden Unterricht volle Be^
rücksichtigung. Die Elementarschule, welche ihren Schülern nur
diejenige Bildung geben kann und soll, tlie jeder Staatsbürger haben
niuss, um sein Tieben als einzelner Mensch nnd als Mitglied der
biugeriichen Gemeinschaft fiihrfn zn können, hat die Scliüler während
der Jahre, in denen die Verhohiedenheiteu noch luinder srharf hervor-
treten; sie soll eben nur die allen efemein«Hmpn Anlagen ausbilden und
hat daher im allgeiiieinfn nicht die Autir;il'»', bei ilt m üntemchte zu
individuaiisireri.* I>ei (leii höheren fc? 1iu1(mi aVier i<t es die Pflicht,
die Eigenart der '/a'x^Hu'^-^. vollauf zu berücksichtigen. Hier treten
aber neben den Besouderheiien der Schüler auch noch iliejrTiigen der
Lehi'er und ;uich des Dii-ectors einer Anstalt in Wettbewerb. Den
Verschiedenheiten in den Anlagen der Schüler kann Rechnung ge-
tragen werden hauptsächlicii durch die einzelnen Schularten und
durch dif» Tndividualisirung beim Unterrichte.
Die Neiioniuung des höheren Schulwesens in Preuß^-n wiederum
nnrichti^crweise den Hauptnaclidruck bei der Emtheilung der An-
stiüten ani deren Zweck, als Yorbereitang für die spätere Lebeos-
*) Auch rlic Volk'' v.ni] ^^rhon die Elflmentmoinüe miiii die Kigenait der
Kinder beachten und — mdividuaiiäiTen. D.
1. iMitav. Bdizn. 61
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— 768 ^
Stellung zu dienen. Das auf das rein formale Denken, auf die Aus-
bildung des Vermögens des Deductionsschlusses sich aufbauende
humanistische Gjrmnasium ist und bleibt das einzige Lieblingskind der
leitenden Kreise. „Ich will meinen Sohn zu einem gebildeten Manne
machen, und deshalb schicke ich ihn auf das Gymnasium", so sprechen
oft unverständige Väter und drücken damit eine landläufige Ansicht
aus. Ißt die Gabe des sicheron Gebrauches der fünf Sinne, ist ein
gutes Anschauungsvemügen, besonders wenn es mit der G^be des
sicheren klaren Inductionsschlusscs verbunden ist, geringer als die
andere Gabe? Wir sind alle Kinder derselben Mutter Natur und es
ist eine eitle, ungereclitfertigte Überhebung, wenn der eine stolz auf
den anderen herabblicken zu dürfen glaubt, weil ihm andere Anlagen
ohne sein Verdienst zutheil geworden sind. Das praktische Leben
stellt an jeden andere Anforderuugeu , an den Theologen andere als
an den Techniker, an den ausübenden Arzt andere als an den ELsen-
bahnbainneister u. s. f. Die Induction muss sich noch die gleiche Be-
rechtigung ^vie die Deduction erstreiten; letztere hat noch die Macht
in Händen und möchte dieselbe als Alleinherrscherin behalten. Der
preußische Staat hat sich auf ihre Seite gestellt, das Gymnasium ist
Vorbereitungsanstalt für alle Fächer, die Realschule nur lür einzelne
Stände, und daher bleibt das Voruilhoi! gegen diese Lehranstalt, ja
sogar theilweise gegen die Stände bestehen, auf welche sie vorbereitet;
zu einer Gleichberechtigung der beiden BilduDgsgäagd hat man sich
nicht entschließen können.
Zwischen diesen beiden Schulen hatte sich das Realgymnasium
entwickelt, ein kräftig wachsender Baum, der schon reiche Früchte
trotz seiner Jugend gebracht hatte, und der zu den schönsten Er-
wartungen berechtigte. Trotz aller Worte, das«; anrh diese Schulart
gcpliegt werden soll, deuten alle Handlungen darauf hin, dass das Real-
gymnasium Temichtet werden soll; nur j^anz große, in Schnlsichen
vom Staate gänzlich unabhängige Gemeinden werden in Zukunlt noch
Realgymnasien halten können, sonst wii'd diese Schulart verschwinden,
trolzdem sie ein nöthiges Glied war und ist; auf Grund der realen
Elemente gab sie ihren Schülern eine abs:e«;chlnsspTie dnng, welche
aber mit der humanistischen in Verbindiins; stand, wahrend jetzt die
briiicn lüldnnp^sarten — die in der Cultur des Alterthnms und die m
derjenigen dn Neuzeit wurzelnde (Gymnasium — UbeiTtalsi liule) —
onvermittf 1t, ihne innpren Znsammenhang einander gegenüberstehen.
So geben die beste Ii (ndfui Schularten schon ein Mittel, wenn auch
kein in jedei^ Hinsicht genügendes, die Jagend ihren besonderen An-
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— 759 —
tagee «Btaprechend auch einen Tersrhiedenen Biidangsgang dnreh»
maeben zn lassen. Dass dabei der Leb i er seine Schüler je nach ihrer
Eigenart im ünterriclit versdiiodfln behandelt, ist eine alte Forderung,
welche schon zu der Bcstimmong gef&hrt hat, dass in den mittleren
^nnd oberem dasMcn die Schfileriahl geringer sein soll Leider stehen
die B^timmungen TieUS^h nur auf dem Papier. Aber unberücksichtigt
aiiid bei dem SchnlorganisDii» die besonderea geistigen Bigensdialliii
der eipgelneB Yolksstfmme, die Anlagen nnd die Ansl^dimg Ton
Lehrern nnd Directoren; in dieser Beriehmig ist eine IhdlTidaaliiiiiaig
Hiebt etunal yenneht» geediwelge TnD berttcksiehtigt, viebnehr atebt
gerade hier eine stramme Einheit etwaigen Bestrebungen der Eigen-
art feindlich gegenüber. Freilieb ist aaeh noch sehr wenig der
Charakter der elaidnen StSnune nnd noch weniger deijenige eiudner
Beairke nntersacbt^ nnd man begnügt sich mit aUgemeJnfln Bodens*
arten, wie: »die Jagend in X. ist lebhaft, aber frech'; ^bk T. sind
die SditUer sehr scbwerftUIg nnd langsam" «. s. 1 Wie wichtig
wSre es da, einmal wiridich die GbaraktereigeDBcbalten unserer Jngend
zn stndiien nnd in vergleiflliender Weise ansammenansteUenl An
manchen Anstalten hat man mit der ftuBerea Disciplln UaA gar niehta
n Schate, sogenannte CrimlnaHMle kommen nnr sehr selten -m und
zwar dann fast anssebUeftlicb bei fremden, ron einer anderen Anstalt
hergezogenen Scbftlem; dagegen sind einaelne Sehnten besonders
dadurch bekannt^ dass das Unwesen der Yabindnngen gar nicht ans-
smrotten ist Wahiheltaliebe nnd gerade Ofbnheit sind mit Beeht
hodigesehfttste Eigenschaften der Jagend; leider findet man aie nur
an einzelnen Orten als beneidenswertes Erbtheü der Schüler, wttrend
▼entocktes^ hinterhaltiges Wesen in anderen Gegenden allgemein ver*
breitet Ist Selbst nahe bei efaiander gelegene Orte »igen hAnfig
Gegensitae in den Anlagen nnd Neiguugen der Jngend. Leichte
Fassnngsgabe Ihr S{aaehen aber bedingt andere ioBere nnd innere
Behandlnng des sprachlichen TJntertl^tes, als sehweve, langsame Zange,
nehweres Erteen des WortbUdes, soUedite Ansspracihe (namentliöh
im FraniOsiMhen und Engtischen). Bei einer phantasiereichen Jngend
mnas nidit bloe die Eniehnng, sondern auch die Auswahl und Be-
handlnng der Leetüre, namentlich der dentsf^n, eim verschiedene sein
gegenüber einer nüchternen Jngend, deren Sinn wesentiieh auf das
praktische Leben gerichtet ist In ausgedehnten Gegenden Deutsch*
lands überwiegt der Sinn für die Geschichte, in anderen der rein
speculatiye, philosophische. Allen diesen Gegensätzen gegenüber kennt
die OrgaDisatiou nui' einen einzigen Lehrplan für das Gymnasium;
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— 700
jGTnndsäiziicii soll ja jetzt eine ge'uissi^ Kreiljüit in der inneren Ge-
staltung der Schulen gestattet sein, im luaktiijchen aber ist von solch
einer Berücksichtigung der durch das Leben und die »leistesanlafctn
bedingten Verschiedenartigkeit wenig zu bemerken; bo ist z. E die
Angliederuug von Realg.vmnasialc]aps^»n an die eines Gymnasiums
absolut verboten; es müssen Obersecuuda bis Uberprima den Lehrplan
einer Oberrealschule annehmen für die Schüler, welche in den mitt-
leren Olassen den griechischen Unterricht nicht besuchten, sondern
thats:i<'hlich dem Plan eines Realgymnasiums bereits folgten. Man
geht öogar, ¥rie vielfach behauptet wird, mit dem Plane um, nicht
blüs den Lehrplan, sondern auch die Lehrbücher zu vereinheitlichen;
es gibt sogar Lehrer und Dii*ectoren, welche fftr diesen letzten Plan,
demzufolge die Schnitt nicht ein lebender Organismus, sondern eine
todte Sache ist, schwärmen.
Lehrer und Diiectoren sind Menschen mit allen jenen geistigen
Vciöchiedenheiten, durch welche die Vertieter der Art hnnn sai>iens
sich voneinander auszeichnen. Nicht jeder Lehrer kann nach jeder
Methode und nach jedem Lehrbuche, das ja von bestimmten grund-
legenden Anschauungen des Verfassers ausgeht und daraui den ganzen
Lehrgang ausbaut, guten Unterricht ertheilen. Für den einen Lehrer
ist der physikalische Unterricht auf den Anstalten so zu ertheilen,
dass die Schüler die äußeren Bedingungen klar erfassen, unter denen
eine bestimmte Erscheinung zutage tiitt; die Construction der Ai^parate
bildet den Haupttheil des Unterrichtes; bei anderen Lehrern wii-d das
Hauptgewicht aul das Verständnis des inneren Zusammenhanges der
Erscheinungen gelegt, Construction der Apparate erscheint hier als
untergeordneter Factor; endlich verlangt ein Theil der Lehrer von
den Schülern in erster Linie, dass sie das durch Experimente erkannte
Gesetz — die Einheit in der vielfaltigen Erscheinung — scharf und
correct mathematisch ausdrücken köniieii, luu d uin uus dieser Formel
selbständig weitere Schlüsse zu ziehen. Alle drei Methoden sind be-
rechtigt und koimi^ii, consequent durchgeführt, zu guten Kesuli;iiea
iuliieü. Aber nicht jeder Lehier kann nach jedei' Melkode uuter-
richten.
iJerjenige Director ist der beste, der die geistigen Kigeuthundich-
keiten seiner Schüler, seiner Lehrer uud seiner selbst richtig zu er-
kennen w^eiß, der jeden an die richtige Stelle rerwei^L, wo er mit
Kuckfdcht auf die gegebeueu äußeren und mnereu Verhältnisse das
möglichst Beste leistet. Ei muss die Anstalt alb emen lebendigen
Organismus betrachten, desseu l'Üegei' und Hüter er ist. Schwer ist
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«8 oft, recht schwer. b(;i den scharfen gegensÄtzlichen Neigungeu iiud
Richtungen seiner Lehrer eine innere Eünheit herzustellen, der sich
alle fügen nnd unteiuidnen. Dazu bedarf es andanemder, aufmerk-
samster Beobachtung aller V'erhältnisse und zu Tage tretenden Er-
scheinungen. Nicht die mechanische Arbeit, monatlich sich in ein
Notizbüchlein die Prädicate der schriftlichen Arbeiten aller Schiller
einzutragen, lehrt uns die Jugend in ihren geistigen Anlagen und ihrer
Entwickelung kennen; nicht die Forderung, dass der Lehrer des
Deutschen jedes Thema eines Aufsatzes für die oberen Classen vorher
selbst bearbeitet und dem Director zur Begutachtung einreicht, ver-
schafft ein richtiges Bild von dem Fleiß und pädagogischen Geschicke
des Lehrers. Der Gesammtorganismus der Schule setzt sich aus vielen
einzeiuen Theilen zusammen; der Director darf aber nicht aus lauter
Bestreben, diese Einzelheiten zu erkennen, in leerem Mechanismus
untergehen, die Übersicht über das Ganze, über den Zusammenhang
aller Theile verlieren.
Um das Beste leisten zu können, bedürfte aber der Director einer
größeren Freiheit, er dürfte nicht mit gebundenen Hiinden eine Marsch-
route innehalten müssen, von deren Unrichtigkeit er vielleicht selbst
überzeugt ist. Ein scliwerer Fehler aber würde es sein, wenn man
dem Drängen einzelner, dem mechanischen Betrieb mehr zuneigender
Lehrer nachgäbe, Schule und Lehrer als unselbständige Maschinen an-
sähe und nicht blos gleiche Lehrpläne, sondern auch gleiclie Lehr-
bücher einführte. Es wäre das ein unglückseliger Rückschritt, eine
schwere Schädigung uuserer frischlebeuden und blühenden Austalteu.
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Kampf dir VilkMekito ui üib IkMau^Um^
Sobnge Hattm%ab6ii in d« YaOciiehiile gortellt wcrta —
und dfti mi^ Mhon 00kr längs Iwr moi^ w€il ideh di0 titwrtwi T/m^
die je «ine SdialA beaiidift habeot w die FolgeUMl «iiMr „idieht-
gebnehten* Aittj^ebe erinam kflOM — klnpA die VoDraMbele
tbm tMffiotm Empt gesen geviaee üaetiode, irelcfae es w-
■diiildeiL, daes 1. die AjolUgßbtin, aieht von allen Sc^tOeiii, nd d«s
de 2. ?on vielea in einer nicht beMedigeadea AoeflUiniag g^
braclit werden.
leb iriU hier Ten der Frage der Berechtigung der Hiiiaia%ftbea in
toTelk8Bchnle nni B^?flfliwi_ mHhdflm ich MfliiMn 8ttndiim>fct jirwiftr
Frage gegeniber beroita im Jahrgänge 1886 dieser Zaitadiiift klaiw
gdegt nnd ndeh gegen die Angaben geSnBert habe. leh beabdehtige
dieamal von der Tfaateacfae anaiagehen« daaa die in Bede stehende
beliebte Beschllligang der SehaUugend immer aeefa tnrecht besteht
nnd vom Gesetie gelbrdert wird, dass aber nicht ans der Welt an
aehaffendeUmstinde derVolkaschnle einen endlosen, ermüdenden Ejuapf
nm die Hanaaaijgabe anfdriagmi, ans dem sie nie als Siegsiin herrer-
gehen kann, um sodann die Gonaegnemen m mähen, die sich danns
fttr das Verhalten der TolksBchnle ergeben.
Als der Hansanijsabe ftandliche Umstände mflmen folgende vier
anerkannt werden, n. s.: Geistige Unsnl&nglichkeit, absolute
Liederlichkeit, Zeitmangel nnd endlich Baummangel im
Blternhause.
Der Unterricht in der Volksadiule ist ein Massennntemeht^ und
dementsprechend sind auch die Angaben Massenanfgaben. Sie
snid auf die Burcbschnittsleistnng einer Scbnlclasse berechnet, ao
dass anf die Individnalitit der Einseinen nicht Bflcksicht genommen
wird, ja schon sns laßeren Offinden nicht Badnidit genommen
werden kann. Da gibt es BeOhigter^ an welche die Aaiisabe an ge-
linge, und anderseits wiader Sohwldiliiige, sn die dieselbe Anijsabe
an hohe Anforderungen stellt
Ifit diesen letzteren wollen wir uns beschifügen. Jeder Lehrer
kennt seine Schwächlinge, nnd obswsr er weiß, daas ihre AxMfcen
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— 763 —
immer unter der DurLlischnittslfci.stiiiig der Classe stehen, werden sie
zur Lusuiig der Hausaufgaben dennoch verpflichtet, weil es der
MasseuuiiteiricJit so mit sich bringt. So oft der Lehrer dim Aufgaben-
heft eines solcken Schülers in die Hand niuimt, beschleicht ihn ein
Gefühl des Unbehagens, bevor ei- noch das Heft öffnet. Das wieder-
holt sich mm ein- wie das auderemal das ganze Jahr hindurch, nnd
da es dieser Kategorie von Schülern nicht an gutem Willen, sondern
an der Fähigkeit mangelt, so nützt auch weder freundlicher Zusprach
noch Strenge, denn da heißt es: Was nicht gelii, das geht nicht!
Welche Conseqnenz ergibt sich hierans für die Volksscliule?
Könnte man die Hausaufgaben im Offertwege vergeben, so wäie
den Schwächlingen bald gehullen; deuu sie wüi'den vorsichtshalber
kein Oöert einbringen. Allein das ?eht nicht, nnd da man sie von
einer Vei'pflichtung , die keine Ausnahme leidet, nicht befreien kann,
so erübrigt der Schule nichts anderes, ais den Leisleu, über den alles
geschlagen wird, beiseite zu legeu, ^renerelle Aufgaben zu vermeiden,
und nebst Aufgaben für die BeiMigten aucii solclie für die
Schwächlinge zu stellen.
Ist dies möglich, beziehungsweise durchführbar? Erwächst damit
dem Lehrer nicht eine bedeutendere Last und wird hiei^durch seine
Kraft ni( ht übermäßig absorbirt? Ja gewiss, die Last würde ver-
mehrt, die Kraft des Lehrers nur von den Aufgaben absorbirt werden;
allein leider ist dies die Consequenz davon, dass die Volksschule immer
noch verpflichtet ist, Aufgaben zu geben. Der Kampf, den sie mit
den Schwachbefahigten um die Hausaufgabe führt, kann in einer
andern Weise zu ihren Gunsten nicht entschieden werden.
Wahrhaft unerquicklich gestaltet sich der Kampf, den die Schule
gegen die absolate Liederlichkeit Woche um Woche, Jahr um
Jahr bestehen mnss. Ich halt« es anter der Würde der Schule,
dass sie sich von Bürschchen, die ans Liederlichkeit und beharrlich
jede Aufgabe schlecht oder ancli gar nicht bringen, einen die
Geduld der Lehrer auf harte Proben stellenden, die ihm so nöthige
QemiÜismhe raubenden Kampf aufMngan lässt, bemehungsweise ihn
aufhimmt Die Autorität der Schale muss in diesem Punkte so hoch
atehea, dass die Möglichkeitf sie beliebig an verletzen, ihren Zög-
lingen völlig entrückt wird. Um dies zu erreichen, gibt ee ein
einfaches, probates Mittel Soliald nftmlieh die Elitegarde der lieder^
liehen Au^gabenyerfertiger als unTerbeeserlieh erkannt ist, wird ihr
allea Vertrauen in ihre Wchttreue entzogen und sie wird einfach
eomiaandirt» die Hanaanlgahe Woche ftr Woehe in der Sehnle
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— 764 —
lelbtt anter Anfflieht des L«hrert sn Idsea» alMr iridit nach-
trägrHch, vnan. otw« dte LMMicUuK üsIiob prodneirt irwde, m*
dm anticipando, atao toit' dm lestgofetiteii Ttmitai nr Eiih
liefmag äet Avilsabe, won aidi am bwten der Tag eignet, aft d«
die Avllgabe gartaUt wird. Den « JtngiBB^ imin bewteeen waideii,
da« ibr HederifeheB Ween gegömUMr ißt Aatnitat dar Sduile
nlebt aafkommt, and tMwten Boehait daUntenrteokt, das die Sehnte
die Ifacht bat» dieae Boahett kaltnatelten.
Das bfer in YotsoUag gebiaehtei TOilMiigende Yeribbren wMe
also den Lebrer an einer Verilagemng seiner SchiHhitli^Deit swingen.
& mttnte seine freie Zelt besobrinkett nnd konnte unter ünsttndea
sogar Mleriellen Spaden erleiden. leb gebe dlee m nnd bedaaare,
daae steh ans der Steibmg der Hanaanifcabe im üntenMitBbetrieb
keine günstigeren Coneeqnemen iteben lassen; — das sdUan die Ver-
tbeidiger der Aufgaben schon Ungst erkannt babenl
Es ist ftmer eine allerorts yoriunanende Braebebumg, dass die
Heranniebimg Bcbnlpfliobtiger Kinder za hlnstiffbeB oder FeUaibeiten
als Ursache der Nichteinliefening der ffansanflgabe angegeben nird
LeUar sind die sodalea VerbiltaisBa in gewissen Volksschichten
seteherart, dass sieh die MKbüfe der Kinder nicht entbehren
bunt Dies naber sa beqnechen, tiiat in der Seele weh — aber
* trotadem mass die Schale anf ihrer Anerdnang beatehan, die Aaf-
gabe nmss gemaoht werdsnl Aber wie? waanf Das Kind hat keine
Zät, d. h. es wird ihm keine Zeit dasn geiamen. Was bleibt da der
Schule übrig, als sie Tcrlegt die An^iaben Ar seiche Sinder anf
einen gOnstigerea den Sonntag. VieUaieht, daas das Xhid an
diesem l^ege doch eher die aar Anftartlgang ebier Aufgabe aöthige
Maße gewinnt
Da haben wir sdion wieder, da Aaijsaben über Sonntag in der
Begel nicht gegeben werden nnd aach nicht gegeben werden sollen, die
doppelte Iiieferaeit der Haasaafgabe. Aber was will man soast
titain? Das Kind strafen, wflre in den meisten raiea dieser Art an-
gerecht — wie knmait msn da aas dem Widentreftt awisehea Ar-
amt aad PtHchtarfUlang heraas? Die »doppelte Ltetenit" tat dem
Lehrer gewiss nicht angenehm — naa, wenn die Vertreter der
Hanesa^be etwas Beeseiee Tomsehlagen wissen, m werden wir es
dankbar anaehaien.
Dem Zeitmaagel steht der Baammaagel würdig aar Seiten Es
hat eben nidit Jedermann das Glück, eine menschenwürdige Wehanng
sa bedtxen; soweit haben wir es schon gebracht, dass ieifige
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766 —
Meüsclieü in Keiierlöclieru wohuen diuteii, uud es steht außer Fra^re,
dass wii' uns wieder jener Zeit nähern, wo der Mensch als Höhlen-
bewohner mit dem Herrn Petz MedUch beisammen hauste und sich
mit dem Abuageu von Knochen die Zeit vertrieb. Aber das thnt
nichts, wir können ja unsere Höiilen „elektrisch" beleuchten — und
(1.1 heutzutage die Elektrizität viel mehr gUt n\9 Behaglichkeit des
Familienlebens und moralischer Jb ortschritt, so ist der Güter
höchstes eine Wohnung nicht!*) — Doch Spaß beiseite! Im Zeitalter
der Höhlenbewohner vei'frrfiirten die Kinder noch keine Hans.iulgahen,
wahrscheinlich mangels der noth nicht üblichen Schreibschritt.
Aber heutzutage müssen auch die Kinder der Höhlenbewohner
Aufgaben machen. Sie müssen z. ß. vormittags im Auftrage der
hungernden Eltern aus einem Kehrichthaufen halbverfaulie Erdäpfel
oder Lumpen und nachmittags für die Schule die Zeitwörter aus
einem Lesestücke heraussuchen. Das erstere thun sie gewiss, das
zweite ebenso gewiss nicht. Und warum nicht? Nun, weil sie vor
lauter Finsternis kein Licht sehen, wie sollen sie da die Zeitwörter
sehen? Ausser den bedauernswerten Höhlenbewohnern gibt es im
Zeitalter des „riesenhaften Fortschrittes*^ auch solche Leute, die zwar
eine Wohnung, aber keine Möbel haben, am allerwenigBtea aber den
Patriardien der Möbel, einen Tisch.
Wenn nun die Kinder solcher FamÜMii keine Aufgaben bringen,
mä sie sie nicht bringen können: was mnss dann die Schule thun?
Da gibt es abermals nnr ein Auskunftsmittel: sämmtlichen Ein*
dem dieser Kategorie mnss es gestattet wrrden, ihre Aufgaben in
der Schule zu machen. Hierzu wird den Kindern Tag und Stunde
bestimmt (das Lehrzimmer mnss im Winter zn diesem Zwecke geheizt
werden), und so können sie, selbstverstftndUeli nieder unter dar Aof-
sicht eines Lehrers, ilir Pensum anfertigen.
Und damit ▼ftren wir für jetzt fertig. Möglich, dass der gfttige
Leser schon aus dieser aphoristischen Darlegung des Eriegnrästandes
zwischen Schale und HanBanflptbe henosflndet, dass die letztere eher
ein störendes, denn ein ftrderiiches U^temohtsmittel ist vnd des-
halb ans dem Sdnüorganlsmns beseitigt werden sollte. Sofern aber
ein YerflMhter der Hansanligabea in diesen meinen Avseittander-
setsangen ein Haar ibidet, so mOge er dasselbe nnr ohneweitera ans
Lieht ziehen. Da bitte ich, sieh gär nicht za geniren!
*) Mau darf mich deshalb nicht für einen Feind der Elektricität haiton: im
Gegentheil hoffe ich, daas sie aach zur Erleuchtung intellectaeUer Finstemiä daa
ihrige beitfagen weide. '
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Die Aufgabe der StraCuuitaltflscliiile.*)
I Der Verbrecher, ein Terftchter und Zersterer der ekene-
nisehen nad idealen Lebeneerdnnng.
X/er Mensdi ist den HümicImw aUM, aast B. m Jbenn; in
seinffln „Zweck im Bechf (L Bd.). ]n difliem koiiai Sati ist an-
glleidi das Waaen, der Inhalt und der Wart dea manaefalidKn
Lebens in nnttbertrafflicher Weise ausgediftekt Dieaer Sats entliflii
dia fizistenaialbedingang spedfiach menaehlidi«! Ikebana. So wie daa
Ein- und Ausaüunen die Grondbedingnng allaa Labana ist, ao ist dia
Gemeinschaft, der Verkehr die Vonuuaetmng aUaa geiatig'gaacfaicht-
liehen Lebana. Die ganze Menschheit ist ein einheitlicher geiatigar
Organismus, der nur dann wirklich labt, wann alle einzelnen Glieder-
wirkaam sind, nicht nur durch andere, sondern auch für andere leben,
wann jeder ffiiiffiifBf^ dan Dienat, den die GeaeUachaA Iwttffift
auch erwidert
Aber wie im phyaiachen Laban, aa kommen auch im geseU-
BchaiUichen Leben Störungen vor, die zwar die Fuactioninuig dea
ganzen Apparatea nicht hindern können, sondern nnr eine Torüber>
gahanda Stockung und eine BaacbfidigQng einidner Theile aar Folge
haben: daa sind die Verbrechen.
Doch dieses Bild ist noch nicht völlig zutreffend für die mensch-
liche Gesellschaft Hieniach wäre noch eine GeseUachaftaordnung
dankbar, die nur auf dem Egoismus begründet ist, wenn anch nicht
anf dam beschränkten, nur an den Augenblick denkenden, so doch
anf dem weitsehenden, daa ganie Leben überschauenden. So hoch
wir anch die Erfolge dieaaa Bgoiamna achätzen müssen (vgL Jheiing,
Zweck im Recht I.), so gewiaa sind wir doch, dass unter diaav
alleinigen Voranssetzung das menaehliche Leben ein unvollkommenes
aain und bleiben würde, walchea aneh der Wirkliehkelt nicht ant-
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— 767 —
spricht und den Wert (l( s nien>( lilirhen Lebens nicht zum Ausdrnck
"brinert. Die Mfnscheii selien ineiiiauder nicht nur Mittel zur Er-
reichung eigener Zwecke, die sie durcli besondere (Tegenleistimgen
und Concetsiouen sicheru wollen, sie werden durch ein enges sociales
Band zusammengehalten, dnrch den altruistischen Trieb zu einer
bleibenden persönliclien Lebensgemeinschaft zusammengefügt Der
Mensch ist mit ein(!in bestimmten Kreise von Mitmenschen solidarisch
verbunden: mit ilmen Kieuir nncl Leid, Glück und T'n^dürk theüen,
ihr Glück fördern, ihr ünglöck minderUt das macht seinen höchstea
liCbensinhalt aus.*")
Doch es scheint diese Auffassung mit der herkömmlichen in "Wider-
spruch zu stehen. Zum Beweise, dass das nicht der Fall ist, sofern
wenigstens die Ideale des Wahi-en, Schönen und Guten richtig ver-
standen werden, mögen einige Andeutungen folgen. Was bedeuten
denn eigentlich die Ideale des Wahren, Schönen und Guten? Das
Wahre ist — das mnss wol allgemein zugegeben werden — nicht
die abstracte Wahrheit, das Wissen von Dingen, die aui Bealität
Anspruch machen. Die Außenwelt und ihre Eiforschung hat nur in-
sofern f&r uns Intere^, als sie mit uns selbst in Beziehung steht,
und wiederum ist es insbesondere der Mensch, der uns am meisten #
interessirt. Die geistig-geschichtUdifla WiMeUMSbftften haben ihn ja
SU ihrem Gegenstande. Wir wollen, wenn wir ans mit dieser Haupt-
gni]^ der Wissenschaften befassen, letztlich mur — mit Menschen
in personliche ideale Lebensgemeinschaft treten: so ist es in der Ge-
schichte; oder den Menschen stadiren: dazu treiben wir Psychologie,
Rechtsphilosophie, Ethik u. s. w. Auch mit dem Ideal des Schönen
Teriiält es äoh im letzten Grunde nicht anders; denn das Object der
KVBst ist nur die idealisirte Wirklichkeit. Das höchste nur denk*
hm SehOnheitsideal ist die Gestalt des Menschen, bei dem die har-
monisch ausgebildete hohe Persönlichkeit in der äußeren Erscheinung
einen Ansdruck findet Mit ihm beschäftigen sich die schönen Ettnste,
"wie Poesie, Malerei und Plastik. Das Ideal des Guten bezieht sich
Ja augenscheinlieh auf das Verhältnis der Menschen zu einander; aber
auch diese Idee wird durch den Einfltuw dee Gfaiistenthums und der
Kaotischen Philoeophle gewöhnlich falsch Tenrtanden, ninüich als eine
*) Die ideale Lehengordnnn«^ hier ausführlicher darzustellen, ist fflr unser
Thema durchaus erforde rli' Ii : de uii nur dann kann die Aufgabe des Unterrichts in
der Straf&nsUltfifichüle auch im einzelnen richtig beurtheüt werden, wenn wir stelä
im AMgp Mnhm, da« « ffieie ntfldiGh-atffidM LebtDMidinBg ist, auf d«x«n
WiededMBitelliiia in ien Mngnea «b In enter Uale aiüHmuiit
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Form des Handelns, welche ohne Rücksicht aui irgend einen Zweck
absolute Gültigkeit hat. Vielmehr ist die Idee der sittlichen Güte als
feuie Form der persönlichen Lebensgemeinschatt in einer natürlichen
Anlage, dem socialen Trieb des Menschen, begründet. iJieser Trieb
setzt sich iu Handlung um und fällt sodann dm cliaiLs unter die Kategorie
des Zweckes, indem die AN'olfahrt des Menschen zur leitenden Idee
wird. Welches ist also das wahre Motiv, den Idealen des Wahren.
Schönen und Guten naclizustreben? In der Idee und in der Wirklicli-
keit mit Mensehen in vertrauten Verkehr zu treten.
Doch überall in der Natur gibt es Abnormitäten und Störungen.
Wol alle Menschen ohne Ausnahme bedürfen der Gemeinschaft und
empfinden auch Sympathie mit andern; aber viele haben nur einen
engen Horizont, viele fühlen Menschen gegenüber, die außerhalb ihres
Gesichtskreises leben, gar keine Verpflichtung; sie sind innerhalb
ihres begrenzten Kreises abgeschlossen von der übrigen Welt. So
auch der Verbrecher: Er achtet nicht jene menschliche Lebensordnung,
er macht seine eignen Zwecke geltend auf Kosten der Gesellschaft,
er lässt sidi mir von seinem bescfarftakten, hüiiden Egoismus leiteD
und gibt das gemeinsame Interesse preis. Aber flein Ziel erreiefat «•
« doch nicht, ihn ereilt die gerechte StraiÜB, er wird eine Zeit lang der
menschlidien OeeeUschaft entzogen, und hinter Scbloss imd Riegel
hat er Zeit genug, über Mtne HwidlnngBweise nachaudenken. Wenn
er irateiditiger gewesen «Ire und sanldttt aach nur äußerlich die
Folgen des Verinrechens sieh yorgesteUt hitte, so wtre er vielleicht
mit deai Stra^eseta nidit in OonHict geralfaen. Waan er noeh in-
telUgenter gewesen wftre and die Solidaritftt der GeaellBoihafta- nnd
Individmlfatoroeaen erkannt bitte» so wflra fielkieht diese vemttnftige
Oberlegung eine noch iHrkBaiaere Schranke selaes ßgoismaa gewesen.
„VieUeiehtl** sage ich; denn aodi diese Hemmnngen kannten in edaem
bestimmten Angenblick ihren Dienst versagen. Der SSgoiamns, der
Uiqnall aller Yerbraeben» ist eben anberedkenbar.
n. Die bierans folgende Aufgabe der Strafanstaltaaehnle.
Hieraas eigibt sich die ganae Angabe, wekbe die Straibnstait
in pädagogiseber Besietaong an Utoan bat, d. b. im besoodonn di» an
der Anstalt aagestelltai Oeistlicben nnd Lehrer. Die Lebensidflale
der GeAoigaaen mflssen dnrch die wabren meaaehliehen Ideale ersetxt
werden; die socialen Triebe, die in jedem JCeosdien weoigsteos im
Keime vorbanden sind, mfissen erregt werden nnd so der anbagngstSi
rftcksicfatsilose Bgoismos anf das ihm gebOroBda Haft besebitnkt
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— 700 —
werden. Dazu ?nll die Wirksamkeit des Geistlichen dienen, indem er
sie auf dem cbrifc-tlichen Heilswege zu Gliedern des Reiches Gottes
macht; die Wirksainkeit des Lehrers, indem er sie durch T^nterricht
in ein tieferes Verständnis des ttigti schlichen Lebens eiiifulnt und so
sie zu brauchbaren Gliedern der men^chlichfn Gesellschaft macht.
Der Geistliche geht aus von der transceiideiiTen n iigiösen Welt-
ordnung, der Lehrer von der natiiilK h-sittlicheii Weltordnnne-. Beide
aber treffen auf dem Wege zusauinien und erren lieii dasselbe Ziel.
Doch uns interessirt hier nur die Aufgabe des Straianstalts-
lehrers und der Schule. Gehtn wir also auf dieselbe näher ein: die
Gefangenen mlhw durch erziehlichen Untenicht — so wOrde die her-
kömmliche Pädagogik sa^en — zu höheren Idealen, nämln h denen
des Wahren, Guten und Schönen g-efiihrt werden. Nach den obip^eTi
Ausführungen darf ich liier an die Stelle setzen: Tu den Gefangeneu
soll das wahre Menschheitsideal ^nr Vorstellung gelangen; sie sollen
wieder eingegliedert werden in den proßen geistigen Organismus dei-
>rpTischheit, sich der ökonomischen und idealen Lebensordnung ein-
fügen, um wieder wahrhaft Menschen zu AYerden. durch und für andere
zu lebeü, Sie müssen mit den Menschen in t Uf ii Verkehr treten,
um sie achten, schätzen, verehren und liebpn xu lernt n. Sir müssen
im Unterricht mit der Welt der Wiiklirhkeit und der VVVlt der
Ideale l ek.innt gemacht weiden, um in beiden Lebenssphären heimisch
zu werden.
Hiernach zerfallen die Hau})tnnterrichtsßichei' in zwei irnippen:
Die geschichtliuliin I )i.<ciplinen (Heiigion, Geschieht©) und s olche, die
sich mit der Idealweit beschäftigen (Dent«ch, GesangV Uiw/m kommt
dann noch eine dritte Grupptj von teclmiächen Discipimen, von denen
nur der Rechenunterricht methrMÜM-h ertheiH wird. Der Betrieb
dieser Unterrichtsfächer ergibt sich als zw^ckiiiäUig; denn einerseits
ww ih durch den Mangel der elementai'sten Kenntnisse die Existenz
des i^riaTigenen nach seiner Entlassung noch schwieriger gemacht,
andrerseits würde die nothwendige Grundlage für höhere humane
Bildung fehlen. Jedenfalls aber stehen die technischen «DiscipUnen
durchaus in zweiter Linie.
Es wurde vorhin als die Hauptaufgabe des Unterrichts be-
zeichnet, dass der Gefangene in ideelle Lebensgemeinschaft mit den
Menschen treten müsse. Das geschieht zunächst im Keligions- und
Geschichtsunterricht. Im Religionsunterricht, der wol seitens des
Lehrers mehr als ein biblischer Geschichtsunterricht aufzufassen ist,
weiilen den Leuten Persönlichkeiten vorgefiUirt und anschaulich dar-
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— 770 —
gestellt, zu welchen sie, wenn überhaupt noch ein Funke von sitt-
lichem Bewusstsein iü ihutn ist, doch eine innere Zuneigung em-
pfinden. Ihr besseres Selbst erwacht, \ve.]\u sie Angesicht gegen An-
gesicht Jesu von Nazaretli gegenübei stehen. Wie nichtig und wie
eitel müssen ihnen alle ihre beschränkten, sinnlichen Lebensidealc er-
scheinen, wenn sie sich in die Geschieht« des Neuen Testaments ver-
tiefen! Sollte es da nicht m<)f:li(]i sein, dass ein Gefangener sich
gedrungen fühlt, mit Paulus auszurufen: „Ich unglücklicher Mensch,
wer wird mich erlösen von diesem Leibe des Todes?" Sollte es da
nicht denkbar sein, dass diüiser Icste Vor&ütz, bich aas seiner Sünde
aufzui arten, \s irklich von Erfolg begleitet würde?
Iii alüilicher EicLtung kaim auch der Geschichtsunterricht wir-
ken, der sich am zweckmäßigsten auf die Geschichte des Va.ieriandes
beschränkt. Auch in diesem Unterrichtsgegenstand können den Leuten
Persönlichkeiten dargestellt werden, die sie zu achten sicli verpflichtet
fühlen, und die sie in ihrem Glauben bestärken, dass wahres mensch-
liches Leben ein Leben ist durch andere und für andere, und dass nur
unter dieser Bedingung das Leben mit einem unvergängliclien wert-
vollen Inhalt erfüllt wird. Doch der Erfolg ist an eine Voraussetzung
geknüpft, dass man des Guten nicht zu viel bietet. Es daif nicht
vergessen werden, dass wir es in der Geschichte ificht mit Ideal-
menschen zu thun haben. Das wissen gerade die Gefangejien am
besten. Daher ist eine übertriebene Lobrednerei unter allen Um-
ständen EU Tenneidfiiu Das Zkl wird verfehlt, und darum kann der
Grundsatz „Der Zweck heiligt dk Ifittd" hier am allerwenigsten
Goltimg haben. Dass mit dem geacfaielitlichen Unterricht der geo-
graphische Hand in Hand gehen mnss, ist selbstverständlich. Unter-
ridit in der Geographie m erthdien, nur in dem Zweck, Namen von
Gebirgen, Flftnen md SMdten ia daa Gedächtnis einzuprägen, ist
schon im allgemetam Hnpädagogiaefa, geschweige denn in einer Straf-
Bbe \Ma: iMHMkt noeh nicht gemg gew&rdigte Avtgßhe der
StiaAartalMnila Ist die Beaeliiitignng mit der Uealwelt dar aeh^teen
Künste, der Diehtang und dem Gesänge. Der deutsche ünterriolit
hat die Angabe, dem Ge&ngenen in imswer KatlsiiafllfeBimtsr elna
Welt vorsnfUiren, die die idealisirte Wiiididikeit darstellt, in dar er
heimiseh werden aolL Ton dar Bfldnngsstolb der GeC^ngenei ind der
pädagogiachea länsidit des Lehrers hängt es ab» welelie Stoft er ftr
den Unterricht Ar geeignet hält Fttr die mteran Stotsii Ist Jete»
thlls das Lesebttch, wenn es den gestdLten Aofordervagen entspriefat.
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— 771 —
das beste Lehrmittel. Sonst ist es wol gerathen, dass dei Lohrer selbst
aus unserer reichen Literatur geei^'ncte Stücke auswählt. Gerade
durch diesen Unterriclit kann die segensreichste Einwirkung auf die
Gefangenen statt fniden Unsere Nationalliteiatur gehört der Neuzeit
an, sie behandelt alh- niu- denkbaren Lebensverhältnisse und Lebens-
beziehungen. Unsere t pische, draTnatis(^lie und IjTische Poesie ist
die beste Vorstellung inen schlichen Lebens, wie es sein soll und wie
nicht, und hat zugleich die größte Gewalt über die Gemüther. Sie ist
' das Product der 15est«n, Vollkommensten unserer Nation und ist
darum am meisten geeignet, die hörhsten Lcbensideaie zur Darstellung
zu bringen, z. B. das Ideal der Familie, der Jb'renadBcliaft» des StaateSf
der Humanität u. s. w.
Auch der Gesang gehört hierher, er ist eine Darstellung mensch-
licher Stimmungen und Gefahle und zugleich geeignet, diese Wirkung
in den Hörem hervorzurufen, den Menschen zn vergeistigen und für
höhere Ideale zugänglich zu machen. Sowol geisüidie Lieder wie
auch Volkslieder würden dazu ans den Liederbüchern aasgewählt
werden können. Jene im Anschhus an dea Beligiomnmtemcht imd aa
sonntäglichen Gottesdienst.
Über die technischen DiscipUnea, die dnrcbaiu in zweiter Linie
stehen sollen, ist wenig Allgemeines za sagen, weil das Näheve gans
von dan individaellen Verhältnissen al)hängt Auch fftr jofandlicbe
Mangene kommt immer in erster Linie die eigentliche hnmane Bil-
dang in Betracht, wenn auch zuzugeben ist, dasa hier namentlich bei
aolchen, die noch im schulpflichtigen Alter atehen, der Unterricht in
den technischen Diaoq^Unen einen etwas grOfieren ümüMig an-
nehmen dart
Eine andere Auffassung der Aufgabe der Stralttstaltsschnle, die
nAoUch, dasB dorch Aufklärung über die Bedingungen des Oesell-
schafUdebens und durch sachliche Ausbiidnng fOr einen Beruf Besserung
erreicht werden könne, scheint mir nnantreffend zu sein. Nnr dorch
Vernichtung des Erankheitskeimes kann gittauDlehe Heilung erfolgen:
und der Krankheitskeim ist der nnheredienbare Egoismus des Indi-
viduums, der durch keine Schranke, auch nicht durch vemfinftige
Btiehrung in seinen jEQr die QeseUschaft schädlichen Folgen gehemmt
werden kann, wenn er nicht selbst unwirksam geworden .isL
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Die fiibmisekei Auieitoi DMmewskfflL
IV.
w
▼ Teiche Folgerungen können wir nun über den Gang des geistigen
W;;i^'1)st1mniR der Kinder ziehen? Psychologie nnd Pädag'S'jlc frrlirn Uber
(iieäeu Gegenstand keine genttgende Aufklärung; um so wichtiger ist eine
Analyse des uns hier zu Gebote stehenden Materials auch in dieser Hinsicht.
Wir itollMi ms wieder eiiice Bfnadfrigon.
Wau und wodurch begimniL die Kind« ein» bewonte StaHur eis-
ximehmen gegenüber alle dem, was sie um sich sehen?
Die erste Zeit des Lebens geht von unserem Bewusatsein unbemerkt
vorttber; die erste Tbatsache, welche in anserem (Gedächtnis haftet, können
wir nicht genau zeitlich bestimmen -, jeden^sUs ist dieee Zeit bei TsraohiediraeA
Kindern eine sehr Tenehiedene. Den enten Anrtoft sn einer aoMieii bewose-
ten Stellungnahme geben gewöhnlich besonders tief einschneidende Eindrücke.
So war es bei Netta ein Streit — natürlich nicht gerade der erste — zwischen
Vatpr und Mutter. Seit ich plötzlicli mich selbst it» meinem Bewusstsein fest-
hielt, schreibt Netta, entwickelte ich mich rasch, unerwartet, und viele durch-
aus unkindliche Sindrteke wnden fir wSA lo eeiuiBCklich xngftnglidil
Die ersten ElndrftdLe, welche bewnsst «zijsenommen werden, sind ent-
soheidend für die ganze weitere Entwiekebrng. Von demelbeii Abend an, fährt
Netta an der oben citirten Stelle foi*t, begann ich m denken, zu nrtheilen und
zu beobachten Aber Netta's Urtlieile waren wegen des Vorherrschens des
Gefühles und der Schwäche ihres Willens noch sehr unsicher. Phantasie und
GellU gnitalt« ibr cfae beMBiweeignnWeit Doeh bnM bilden iMiifehUge
Begijflft ans, von denen das Kind sicfa leiten tisst, — Begriffe rm G«t md
B5se, Ehre und Schande. MeaebMnl freilich stellt sieii die Kind zu tief
gehende Fragen, die zu lösen es nicht imstande ist. Interessant iRt es zu be-
obachten, sagt Dostojewski, wie die complicirtesten Begriffe im Kinde ganz nn-
bemerkbar sich entwickeln ; es kann vielleicht' noch nicht zwei Gedanken ent-
wickeln nnd Ttntelit doeb mandiwiil eobon die ileAtea Lebeasfrigen. WMn
dai Kind mr dnieb ünteRiebtnnittel nnd belehrende Spiele erzegen, lo wflide
ee nie m dernaginublichen, fast gefährlichen Tiefe des Verständnisses gelangen,
die es ihm — wer weiß wie — möc-lirli mnoht. polrhe Ideen zn verdrinen. die
ihm ganz unzugänglich zn sein scheinen. Kin mnf)ahiige.< Jvind weiii maach-
nal TOn Gott und vom Bösen so wouderbare Sachen, hat über sie Gedanken
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— 773 —
von to inarwtrteter Tiefe, datt mm imwfllkftrlidi nt den Gadankan ktamt»
dteMB Sind fldMi Tim Katar iigvodwelcli» aaEenxrdiatUdie Xittd smr Er»
mfghmag Ton Kentnissen gegeben, die um wSäbA aar anlMkaant und, sondern
welche wir mif Grund der Pfldfiprncik pop^ar verwerfen mössten. Das Kind
hat die Fähigkeit, solche Idpeii und V orBteiiuDgen aufzunehmen und sich rasch
anzueignen, von denen es nach der Anaicht vieler Eitern und Pädagogen in
dioaom Alter noeh nichts wissen und verstehen kann. Weiber kommt das? In
ta meislea FiUsn geht loleher Brifthnlniwg «lae starke aittltebe Ersehtttte-
nmir voraus, die sa einer Steigerung aUar Kilfte des Kindes führt, besonders
aber des Gefühles, äa^ ?;tet8 dem Bewnsstsein vorausgeht. Nicht alle Kinder
erfahren solche Erschütterungen, und solrhp entwickeln sich auch gewöhnlich
später; manche Fragen gehen an ihrem Ik^vusstsein ganz vorüber. Deshalb sagt
auch Snegirew, dass die Kinder reicher Ei lein in ihrem ganzen Leben nicht zu
aoMiar Tiefe der SrksmitaJs gelangen, wie sie sein aeli]||ahrig€i liju^cha er-
reicht hat Aber aaeh hier ist, wenn aoeb aiebt so selmff, deeh gewte eine
plötzliche Theanag, der pKttaUehe Bsgina eines ganz neaen Lehens an be-
merken.
Ist das einmal geschehen, so muss sich das Verhältnis zur Umgebung äU'
dem. Die Erwachsenen sehen in dem Kinde eben immei- noch ein naives Kind
und merken nicht, wie sehr dieses ihren sittlichen Charakter oontrolirt und wie
scharf es ihn rietet. Sehr hBnflflr geiathen sie deshalb in eine gaaa schiefe
Stellung. Es gibt viele Kinder, sagt Dostojewski, die schon sehr Mh aber
das Leben ihrer Familie nachdenken und unter dem lasterhaften Wandel ihrer
Eltern, wie ihrer ganzen Umgebung, leiden. Das sollten wir stets beacht»>n!
Früh schon lernen die Kinder auch ihre sociale Stellaug und die hieraus resui-
tirenden Unterschiede zwischen ihnen und anderen Kindern verstehen. Die
Kinder in den Ffaidelhänsem wissen es sehen sehr früh, „dass sie schlechter
sind als andere Kmder, ond nicht mit vollem B^ht, sondern sozasagen nar
aus Menschlichkeit leben". . . Es ist leicht erklärlich, dass mit der Entwicke-
Inng des Bev.nsstseins e'owfifmlioli ein Schatten auf d^n ideal-reinen Geist des
Kindes fällt, dass es niciit melii eine so einheitiiclie Natur bleibt, wie es früher
war. Schlechte Getillüe linden in seiner Seele Platz, es verliert plötzlich das
in seine Seele gelegte Hiin»dralfth, Jetat entwickelt sich das Ehifefllhl, das
Bewasstseln der persBnlichen Hechte, die es an vertheidigen oder — je nach-
dem — auch in anderen Kindern zu seinen Gunsten ztt unterdrücken suchte
In Katja scheint dieses Gefühl allerdings stets j^elpbt y.n haben, im allgemeinen
aber steht seiin J^nt Wickelung doch im Zusammenhang mit der allgemeinen in-
tellectaellen Entwickeiuug. Dieses Ehrgefühl ist oft ungewöhnlich stark ent-
wiekdA. Netta ftthlt» daas sie ihren Vater nicht mehr lieben kann, als er ihr
Ar den Diehatah], an dem er sie bewegen, ein Geschenk Terspiieht Kaija
wird in ihrem Elurgefilhl jedesmal beleidigt, wenn sich jemand ihr nicht onter^
thäni^^ erweist, und sei es der Hund ihres Yatezs. Sie ist befriedigt, wenn sie
nur so oder anders eint n Sieg davonträgt.
Die intensive Äuüernng des Ehrgefühles hängt ab von der Schwache des
'Willens und der Steigerung des Gefühles bis zum Afect. Eine normale
ÄnBemng desselben aber ist stets Beweis and Folge der WeiterentwIdnlQng
dea Bewusstseins.
Die dritte Stafe in der Entwickelnng des Kindes ist das Erwachen be-
FarftflAgta». U. Jtbif , Bült ZXL iS8
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— 774 —
wavter iTnpMMielMr NiigtufMi, rnkke dir guchtoefctltBhwi IM« nah»*
stehen.
Als Netta in das Hans Kfttja's nberf!pd»']t, T«t dieser Zoneiejinir l»»ner
ganz sonderbar, weil eben ihre Liebe nicht n\>rr eine dewühnijeitüiiebe hinaiiP-
geht. Unter dem Eiufluas verscUiedener Uuiätaude entwickelt üch aber auch
in tbr «Im «mtlkhe Zueigong n Mttta «id «Iddinitlf tadttt rieh ihr
gamtM WeiM. Sfe wird J«tit aiflhicBkUflher, «mtw» fkr Oianktar «feer
imbestftndiger. Sie venacht das erwachende Gef&hl za verbergen, aber dies
?p1iT'^t ihr nicht. Als die GefHhle einmal ansg^sprochen sind ist Katja mit
einem Mal eine ^anz andere {geworden, ihr panzes Seeleiilebeu lüt nun ein
OOttiplicirteres, das Gebiet der iiir zugänglichen Gefühle hat sich erweitert, die
CMUile Mltat iMbea Ml Tertfaft. ^ Sobdd fai da« GMIktai aMh mar dbe
Spar Ton geediieditlidier Liebe anftancbt, weicht dai flaatoalabea Book aalff
von seiner nrsprQnglichen kindlichen Furm ab. Da^ geschieht häufig schon
sehr Mb, in dem „kleinen HpMrn" Postojewski's z. B. schon mit 11 Jahren.
In ihm wird dieses Gefühl ausschiieülich durch ästhetische und sittliche Ein-
drücke, sowie durch das GefUhl des UiUeid» herYorgerufeu. Eben diese Fähig-
Mt «lier, isUielitclM BfidrOdn ««teelmMi ud fKr die gefliaMuMtoda
anderer Sympathie zn empfinden, ist adum Beweis bedeutend vorgeschritteiMr
Seelenentwickelnng. Seinerseits übt nun wieder das Entstehen solcher Neigung
selbst großen Einfln^s auf die geistigrp FTitwickelung des Jünglings, der Jung-
irau aus. Eine neue Reihe bisher ungckannter Gefühle tritt gleichzeitig mit
dieser Neigung auf, aadwe erreicbea «eaigstens eine bisher nicht gekannte
Lrtaoalttt. Der Jüngliag, die Juncfraa begiiUMn nun «atli, die SoUtalMitaa
der Natur zn bewunden aad m lieben etc.
Natürlich enthalt diese junge Liebe in ihrem Anfangsstadiam nicht alle
Elemente der gewöhnlichen geschlechtlichen Liebe. Vor allem ist natQrlich
die physiologische äeite des GeföiUes nur sehr schwach entwickelt. Ebenso \nt
aoch der Tri^ nr AaoAherang an daa Gegenstand der liebe, der Wuutich,
iliB ra Mtnen, lange nidit daa Haaptmewanty wMluiIb dem aoeh der sUfliae
Held" nichts von Eifersucht verspürt. Das Hanptmonient ist hier daa filOBCBt
der Sympathie, welche in seiner Seele auch keine egoistischen Regungen auf-
kommen ließ. Kurz fl;>« Gefühl des „kleinen Helden" bestand aus einer Treibe
der reinsten und erhabensten Öeelearegimgen, die durch ästhetische und 6itt>
Hobe .QndrttfllEe kaf vui|§eiaAtt waveD»
Nidil immer fteüidi lind die OellUe dleter Art ao nln. So nimmt dat
plijiiAlflgische Element bei der nur um 3 Jahre äHeran and neUedit enpaymiea
Lisa eine bedeutende Stellung ein nnd wird von Ihrem iddeelit wafffinBa
Willen nor aehr ungenügend regiert.
V.
Fragen wir uns nun, worauf die vorgeführten Eiadar ihre Beziehnagea
zu iln r ( mgebung gründen nnd wodoioh- ihre ßj^patUen nnd Anlipalhiea
bestimmt werden.
Die Kinder haben über ihre Umgebung eine ganz bestimmte Meinung und
daich diiad]»e beifcimmen de fiir Veriudtea, lobald ihr BewMüaiin erwadit.
Bie Omadlage limr SjmpatU«! Hegt in dmi EfgeMdiifteii üircr dgawa
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— 776 —
Natur, aber auch ia dem Verhalten der Umgebung iIjuüu gegenüber, in dem
Weien der Penonen f&nr Umgebung, wie ee den Kindern enehelat Es
kenntt vor, da« die Kinder Iber die BrwadiseDai die Oberliand gewinneo, ja
sogar sie als Schlltslinge bebandeln, sobald sie bemerken, dass sie für jene
nothwendfp sind nnd dass jene eiripn sehr schwachen 'sVillni haben. Wir finden
femer Beispiele, dass Kinder ihre Eltern sittlich verlin u, wenn diese plötz-
licb ana irgend einem Grnnde in einem ganz neuen Lichte vor jenen erscheinen.
In dnam Angeablkk war mein Hen Termmdet, bemerkt Ketta bezüglich
doanin, Am Ibr Vater ile snm IMebetabl anleitetet leh fühlte, daas er nrieb
nieht bedanere nnd nicht liebe, weil er nlofat nietfcte, wie sehr ich ihn-Hebe^
nnd g:lanbte, ich werde der Geschenlce weg-en etwas fdr ihn thun. Nun ver«
Btand ich ihn durch und durch und merkte, dass ich ihn nieht mehr lieben
kann, dass ich meinen Vater verloren habe. ^ — Hier sprachen sittliche Instincte
and das Schmerzgefühl über den sittlichen Fall des Vaters, den »ie früher nie
in dieaem Liebte betimehtet hatte, aowie eadlieh daa Bewnaatsein gekiSnkter
menacbMoher Würde. Aber die Liebe starb doch nnr ganz aUniShllA ab.
Dostojewski schildert nm auch die Entstehung und Entwickeinng- kind-
licher Freundschaft fzwischen Katja und Netta). Die Motive der Sympathie
lagen lür Netta in Eiudräeken ästhetischen Giiarakters — in der Rchilnheit
Ka^a's (Schönheit als Motiv freundschaftlicher Zuneigung ist auch von
L. Toletoi bingesteUt); für Ka^a dagegen wann die Metire aittUoben
Gfaarahteif : de liebt Netta von der Zelt an, wo de dieielbe beleidigt hatte
Hil l um Verzeihung bitten mottte. Vielleiclit fühlte sie hier zom entounal
Mitleid, (Tewissensbisse weg-en ihrer früheren rohen Behandlung Netta's. sowie
iiire eigene Schuld. Doch alles diese.'? war noch zu Avenig-: Katja wurde hin-
gezogen durch die geduldige Liebe, Uüte und Aufopferungsfähigkeit Netta«.
Die Äußerungen der Liebe beider Hftdchen waren sehr verschieden. Netta,
Ungeritten von der SehOnheit Ka1ja*a, ancbt ihr sdeh aelbet an geftdlen, wagt
ee aber nicht, sich zu erklären, sondern ttanert nnd idiwärmt heimlich. Ihr
Znstand erinnert lebhaft an die Wallungen der ersten Liebe (natürlich ge-
schlechtlichen Liebe). Katja lässt si« h Vfm dem Geffihl nicht auf einmal tiber-
mannen, sie sucht es zu unterdrücken, vergeh wei{i:t es und wird dabei auf-
fahrend, nervös. Erst als sie das Ungerechte ihrer Haudia ng-^ weise erkennt,
lodert aie dieaalbe: ein aptkbt nnn ihre Qefühle am, wird feffigi^^ zart, dienet-
fertig nnd gibt aUe HaehtaneprUehe anf. Dieae F^nndadiaft erwncha ganz
von selbst, ohne Zuthun dritter Personenf wie überhaupt die Innenwelt der
Kinder sich nicht ganz in die für sie voigeseiehneten Bahnen einfügen lüsst,'
sondern sich selbstJlndig^ entwickelt.
Die in DostojewHki's Arbeiten ausgesprochenen Ansichten beruhen auf
gründlicher Kenntnis des wirklichen Lebens nnd bcsofarünken si^ nicht anf .
einselne Eraehelnnngen. Aber da die von ihm beobachtete Wirklichkeit dea
Erzieh nngs Wesens mehr negative Seiton darstellte, als positive, so haben anch
Dostojewski's Ansichten zum j^rrößtcu Theil einen negativen Charakter. Wir
betrachten, wie in Feinen Werken das Verhältnis der Erwachsenen zu den
Kindern gezeichnet wird, welche Erziehungsaufgaben und -Ziele in ihnen
unserer gebildeten Gesellschaft zugeschrieben werden und woran es uns über-
hanpt in dieser Hinsicht tMi.
In .Nettottohka Nsawanewa'' nnd im „Kleinen Helden" nnlchnet Desto»
68«
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1
— 776 — I
jewdd unser Verhältnis zu den KJiidvB. £r zeigt, wie wir die Eigenthfimlich«
keiten des Seelenlebens der Kinder gtir nicht in Betracht ziehen, weshalb viele
Ereignisse de«>selbea nicht nur nicht mit der nöthigen Vorsicht behandelt
werden, sondern oft Gegenstand gruben Spottes sind. Netta's Vater leitet
diese zum Diebsttdil an, ohne zu merken, was hierbei in ihr Torgeht; wir
adiM Mfafliii, wvIfllMt die Folffoi U&nw wina. Dtt Slai naikt sehr ffll»
wie wenig es den ErwacfaMDM oft bei iln en BeziehaifM n ihm anf dte
Wahrheit ankommt. — Ferner beurtheilen die Erwachsenen das Si elpulebea
der Kinder oft ganz falsch , \veil sie von Vorurtheilen eingenommen sind.
Andereraeita drängt mau sich oft gewaltsam in das Seelenleben des Eilpes
ein, am dasselbe seinem Regime zu unterwerfen, was gewöhnUdi tuh fito
Folg«ii hal, btMBdcn muk nw das Kind n Ikniini Zwook rtnag bswaoht..
In diesem Fall ist das Kind stets unruhig and eine rahige bann Mische Entp
Wickelung desselben wird dadurch unmöglich jreinnf'ht. S^Uptk i iroillcli, aber
doch nicht ungewöhnlich, ist das bewusste Unterdrücken der Pei-ß()oliciikeit des
Kindes oder absichtliche (rraosamkeit in der Behandhmg desselben. Auf ihr
begründet Iwan Kannanow ao^nr adne philoacqpihlMiie WeKanachanung. Sin
ist für Um der bette Beirais der Untaagliehkelt jeoar Frindpien» auf denen
die sittliche Weltordnang beruht. Und man mnss geateben, dass die yon ihm
gewählten Beispiele allerdings sch:\aderhaft sind Besonders schrecklich ^ht^r
ist es, dass die l\;xecntoren bei ihrer Grausamkeit eine gewisse Wollust - ui-
pfinden. Gerade die Schatzlosigkeit der Kinder, ihre engelhafte \ ertrauens-
MÜglDBtl BMlit dai BIM dM HSmerm Mm; du CMOd kt IMmI ao ge-
ttflignrt» daai dnr Wüle iliin alMn fdioreht» darVcntaad kdnoi EinilnM anf
diesen aus&bt . . . Den ursprfingliflhen Grind solcher Roheit and Grausam-
keit sieht Dostojewski in der FaoUtelti UnlMwagUdikalt nnd «gaistisciMn Fii^
sorglichkeit für die eigene Ruhe.
Die von Dostojewski gezeichnete Familie ist in socialer Hinsicht eine on-
baitimnit famiadito; nie bealelit sm Elementen, nelAa liinaliditlkih derStnaiet-
sog^^iBrigkeit nnd was viel wichtiger ist — hlwdiditHflh ihrer Ühanwignngan
und Begriffe keine Gemeinsamkeit haben, durch nlditl Tereinigt sind, was sich
natürlich ;\ti d-^ii Kind»>rn zeigt. Die Grundsätze, nach den^n sich das
Famiiieuieben gestallet, hui i, mehr oder weniger zufdllig, nicht lur alle gleich,
wie das in den alten, tradiuouell gestalteten Familien der Fall war. Deshalb
iloUt m Wik nn JeAor ntttUohfln Ordmu« den FamiUenlelMDe. Die Viter ge-
hOien entweder n den schon erwUluiten faulen und onbewes^en Egeliton,
denen ihre Kinder zur Last fallen, und die sich deswegen auch wenig kümmern,
oder zu solchen, welche die Sache ernst nehmen, wnch Ideen haben, aber keine
festen, bestimmten, bewusst ausgearbeiteten, sondern zuftillige, von außen über-
aomuieue; bei der Erziehung ihrer Kinder setzen diese alles auf diese eine
sttfUüge, sie bducndiende Idee und sind dealialb nnHUg nn conieqneDter,
voller ErrielmngMtteit» ja mnaehmal fügen sie den Kindern sogar unsftglichen
Schaden zu — je nachdem, welcher Art die sie beherrschende Idee ist. Die
meisten Mütter erziehen ihre Kinder nnr für die Welt oder für difsp oder jene
Carriere. Das ganze Familienleben überhaupt entbehrt, wie schon gesagt,
jeder sicheren sittlichen Grundlage. In den Familien ist von höheren Lebens-
zwecken fut nie die Bede; an die Idee der ünstertOiofakeit denkt man nidit
nir viebt» nonden eft ipottet wui sogar iBSbet dteaelbe, mA inOegenwnrt dw
i
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i
— 777 —
Kinder. Unsere Kinder sind meist granz sich selbst flberlaaen, da die Familie
ihnen nichts Positives g^eben kann oder will, da sie nur praktischen Interessen
naclijafrt. Dies ist um so getUhrlicher, da ja doch die Entwiekelang des
W iiiens der Kinder eine nur sehr schwache ist, so dass sie den zoiUllig ein-
wirkenden Anschaminfen nicht Widentaai IMsfeen kSonen. Es ist selbst-
▼«nttodUeli, dsM to ▼€ra>flbmwiigt«n Kiado* flm EKern nidit Uebea
kOniiMir da ihr Herz mit diesen durcii nidits verbanden ist und die Brinne-
nugen an das elterliche fiana oft alle gar m trflber Art aind.
VI.
Was das VerhUtnii der Oesellsehaft si den Kindern betriflt, so sprieht
bierflber klar genug die Lag« d«r StraSenkindsr, weiebs niebt nur keine Ets
siehnng genießen, sondern überhaupt auch keine gesicherte Existenz fttfano,
wiewcl rhri^tns STP^f^i^t hat: lasset die Kinder zu mir kommen! Eine solche
Lage dies^* T Kinder gebiert ein furchtbares sociales Elend, unter dem die ganze
G^ellschalt zu leiden hat, denn diese Kinder werden zumeist Verbrecher. Die
theoreltieliaiGnnidrittse nnserar Oceelliwhsft sind wa aOgwinein, n nnbostfanrnt,
«der sb sind snIUUg, nnmotMrt, vnbewnsst» nleht mit ubernengnng angenom-
men, sondern sehr rasch in jedem einzelnen FaUe, je nach BedHrfkris» ana*
g-earbeitet. in eine anziehende Form frf^kleidet, ohne Analyse g:epredigt, an-
genommen und vielleicht bald durch neue ersetzt. Aber auch dem Inlialte
nach hält Dostojewski die Ideen, aus denen sich die Anschauungen unserer
Intelligenz in den siebziger Jahren zusammensetzten, für gefährlich, vor allem
ans dem Grande, wbH sie nieht patriotisch waren. Wenn die Kinder nicht
auf dem festen Boden der NationalllSt) okne natürlidieWslirlietti ohneAditling
für das Vaterland, in Verachtung gegen das Volk erzogen werden, so mOssan
sie anbedingt eino gnn? falcrhe 'Ricbtnng im T.pb-'n i'inRcIiLiEfr'n.
Ein weiteres gruLW s ( bei isieht Dostojewski in den geiaieteten Erziehern:
Gouverneuren, Gouvemauteu, iionnen etc., die man iianptäächlich der fremden
Sprachm ivegen engagirl Vem pijdMklegiBfliien nnd etldsohen Standpnnkle
ans qpdeiit er sieh flberhanpt gegen den Gekfaneh fremder Spraelien In
Umgang mit den Kindern ans, wen Gedankenwelt nnd Sprache von einander
abhängig sind: je hesper fester, sicherer wir uns eine Sprache ancicrT^en,
desto fester und siclierer entwickelt sich auch unsere DenkthUiigktit,
desto tiefer begründet sich auch unsere Gedankenwelt. In sittlicher Hin-
stellt ist die BevonEngttng fi^der £fprsidien schidlich, da wir, wenn wir
unser Leben lang eine für nns todte, krankhafte, gestohlene Sprache sprechen,
auch stets bei dem Anadmdt nnaerer selbst und unserer Seele grr)6e M&he an-
wenden müssen, was auf den Seelengehalt selbst nicht ohne Einfluss bleibt.
Wir merken dann, dass unsere Gedanken knr7, Icirlit nnd cynisch sind, —
cynisch eben wegen ihrer Kürze, wegen dtjs schweren, kleinlichen Aiiüdruckes,
au den sie stets gebunden waren. Auikrdem gibt es noch einen und zwar
einen ebenao sehwerwiegendM Qtnnd — den natienalen. Wer nieht das «iste
mttal aar Versdmielanng mit seinem Volke — die Volksspradie — befaemeht,
gehört nach seinem Geist überhaupt noch nicht oder nicht mehr zu diesem
Volk: flas i|pin mssisehe, vielleicht ausgezeichnetp. Tfohmaterial verwandelt
sich in dem nicht rassisch sprechenden Bassen in ein intemati^males, nnpersön-
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Ijdu's. Volks- und vaterlandslofieB Gewäsch. Die Idee der Nationalität, die
naiiuuaie Geschichte bleibt aolchem Menschen immer lUiverstAadlich.
Dostfiijewtki entwirft m dnor SHU« ttit BiM dea GottY«mmtfii^pQg>
Feiiüiditto SofffiOt in jeder Hlidolit, aber in der Art» wie ile jeder Mittel-
mäßigkeit eigenthümlich ist, — dae kt sein Hauptmerkmal. Wie groß aach
die Natorgaben und -Anlagen der Kinder sind, — in der Atmosphäre dieser
pedantischen Mittelmäßigkeit ersticken sie, nn l z\s;u zuerst die Denklahigkeit,
da der Gedanke am meisten Nabrang von auüeii bezieht, daou ab^r auch die
Regungen de« Herzens und Willens, die an sich noch fähiger sind zum Wider-
stend. Ei Jet Ja Uar, de« der fenie Ideenkreii dee gewttilleken Xinte
dnreli den Cbankter, die Ideen and die BiolitBDff bcImt ümgelnuv beettaimt
ivifd.
Von der Schule haben wir d«« Hecht, nicht mehr nur zufällige, sondern
auch willkürliche, bewubste, mcthndische Einwiiknnt: anf dit Kiuler zu ver-
langen. Leider gibt Dostojewsla uoi- wenig üatenai zur Bcunheiiuug on&erer
Sdivle, aber diee Wenige etellt de in keinen gaten Uebte to. üaner gaans
Schalleben tvigt nadi eeiner Daiitelluiig dben fbraaleot Bobloem Anstridi.
Ein Kind mit guten Seelenanlagen aiais tlell hier vereinsamt nnd unglücklich
fühlen; die Mittelmiißigkeit unterdrilckt hier alles Höhergtehenflo, dn? -h ibr
nicht Ireiwillig leicht und rasch assimilirt. Unsere Schule schaät nicht guustie-t?
Erziehnngsbedingungen, läest sich nicht von der Natur der Kinder leiten, son-
dern begnügt sieb mit ihren ersUrrteo, todten Formen. ¥anrJimal erwifant
Doitidewiid fewiMe SehaUttea, aber nnr en paeeant» eo daee lieh danach
niebt ein lebendigee JSild des Schullebens zeichnen lässt. In seinem Tage-
buch beklagte sich Dostojewski, da.ss die Schule gleiciigültig sei gegen allt'
höheren Lebensaufgaben, nur praktischen Interessen und niedrigen Zielen nach-
jage, und dass die Lelirer alle um- üehalt beziehende Beamte seien. Was
bpecieil die GymuasialbUdung anbelangt, so ist es für Dostojewski unbebireit-
bare Thateacbe) daee alte Spiaehoi nnd Kafliematlh die Onndlage dee Lehr-
Iiiaaee bilden mtaen; aber daneben Teriangt er gröAera BerHelcilehtignc der
Muttersprache, sonst mfisse auch die ganze sittlich entwickelnde Kraft der
alten Sprachen, dieser vollendetsten Formen des menschlichen Gedankens, die
schon einmal den ganzen barbarischen Westen zur höchsten Stufe der fint-
wickelang und Givilisation emporgehoben haben, verloren gehen. Zur Aneig-
nung der Hnttenpradie rtth er, viele Ifanterwerke der literatnr, TOn der
Utesten Zeit an, gründlich darehsnaitelten and «adi aaewendig nn lernen.
Energisdi epridit er sich gegen jede ÜberefloDg bei Neuerungen im
Schulwesen aus, — ein t'bel, das uns so sehr anhaftet. Das classi^che
.System habe bisher eben deshalb nuch nicht gute Früchte zeitiL^- ti können,
weil seine Einführung tibereilt war, wie bei uns alles plötzlich geäciueht. Es
fehlte natürlich an gut vorbereiteten Lehrern, und „da dachte mau sich die
tachechisoben Lehrer aus, diese kalten, theilnahmloeea, der Jagend fetndüchea
Lente, die nicht mir nieht russisch sprechen Itonaten, aonditn sogar die
russische Sprache verachteten. Diese Lehrer wurden selbstverständlich ge>
hasst, verachtet, verspottet. Und sie verdienten es, denn durch sie wurde
sogar oft das i)atriot!8che Gefühl der Kinder verletzt, und daran haben wir
doch gewiss keinen LberÜmtö*' . . . Hier, wie sonst, linden wir l||i Dostojewski
nnr eine nagatiTe Dantellnng dea Lebeaa, aber ivir meriun doon, daie er ha>
Digitizeci by Cjüügle
— 779 —
stimmte positive Ideale hat, ifii deaea alle seiiie UrUieUe beroIieD. Woxin
bestehen nnn diese Ideale?
Die Eindertypen Dostojewski's sind alle einigermaßen idealisirt; kein
Kind ist alMoliit tdikelit imd Yoteboi; dflähilb tteUt der SehviftBtdler
an die EnUhfir idMk Fordenmgen. Ast eimr Stelle Mgt DesfeqjewBld: ,,Haii
behauptet, wir müssen die Kinder verbeBsem. Erheben wir ans nicht &ber
die Kinder, denn wir sind !!flilecht«r als sie! Wenn wir sie etwas lehren, nm
sie zn verbessern, so 1* i ik n wir doch auch manches von ihnen und werden
schon durch liire Berüliraug besser; sie veredeln unsere Seele schun, indem sie
unter uns enehdnem. Mbalb mtteeen wir de aebten flbr Our engelhaftes
Wesen, ihre Unschuld, selbst bei einer lasterhaften Gewohnheit, wegen ihrer
tJnveraatwortlielikalt nnd rfihrenden Schntzlosigkeit.'' — „Wisst ihr", schreibt
er weiter, — n'^^^ ^'^ lieißt, ein Kind kränken? Das Herz des Kindes ist
voll unschuldiger, fa&t imbewusster Liebe ; dieSchläg'e, welche man den Kindern
zufdgt, rufen Verwunderung und Thräuen hervor, die Oott sieht und zählt. —
Die eehleehten Haadhingen der Kinder sind lange nicht immer Zdehen litt-
Ueher Verderbthett. Die Kinder tragen kehie särald an ihren sehleohten Qe-
wVImQngen, denn lie haben nocli nicht so viel Verstand, nm das Schlechte hi
sich zn erkennen, und ihr Wille, wie ihr Gedanke, unterwirft sich leicht
äußeren Einflüssen. " Wie man sich zu den Kindern verhalten gnll. zeigt
Dostoipwski in beiiieui „Idioten". Fürst Myschkin isi zu tieii Jündern offen,
erklärt ihnen alles, einfach, uiuht heuchlerisch die Seiten der Dinge ver-
bergend, in denen die Brwaehienen nnr Qynlielies sehen weQen. ICan gab
ihm hierin nldit recht, aber es neigte sieh bald, das» er Üintillehlieli doch recht
hatte. Einem Kinde, tagt der FBmt ml\m% kann man allei, alles sagen. Ich
habe mich stets gewundert, wie wenig die Erwachsenen ■ — di*^- Kinder, die
Eltern — ihre eigenen Kinder kennen. Man muss vor den Kindern nichts
unter dem Vorwand verbergen, daäs sie klein sind und das» es für sie zu früh
ist, alles an wimo. Ein trauriger nnd nnglUddiidier Oednnkei Wie gnt
merken die Kinder es, da« die Vftter ale lOr klein nnd viTerinndig halten,
während sie doch alles verstehen! Die Erwachsenen wissen es nicht, dass
Kinder oft sogar in den schwierigsten La^en des Lebens einen guten Rath
geben können. — Die Kinder liebten den Fürsten anfänglich nicht, wol nnr
seines Äuüeren wegen. Als er ihnen aber einst das Unrecht ihres Veihaltens
zu einem unglücklichen Mädchen klarlegte, änderten sie es und wurden zugleich
Mine Frennde. Er eelbst wnrde dnndk die E^nndaehalt der Kinder von seiner
HebtncheUe geheilt — Auch Alesdin Kanunasow beg^n bei einer Begegwmg
mit Schülern auf der Straße ohne absichtliche List eme Unteriialtung mit
einer sachlichen Bemerkung. Anders, sa^^t Dostojewski, kf^nn ein EnTachsener
auch gar nicht anfangen, wenn er das Vertrauen der Kinder gewinnen will.
Man muss gerade ernst nnd sachlich anfangen, als ob man ganz gleich mit
ihnsn. sd.
In seinem T^geimek sagt Dostq^ewsU: „Snoht liebe nnd sammelt in enren
Herzen Liebe an! Die Liebe ist so aUmächtig, dass sie auch uns verwandelt.
Nur durch Liebe, nicht durch Tin?ere natürlichen Rechte über sie, erwerben
wir die Herzen der Kinder. Die Natur hilft uns hierbei, da sie es so ein-
richtet, dass man die Kinder lieben muss. Wie sollte mau auch nicht? Können
wir nicht mehr die Kinder lieben, wen können wir dann überhaupt noch lieben
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— 780 —
and was wird dauu aus ami Der JBander w^n wird aich die Zeit der Ver-
Yollkommiiiiiiff d«r MeiifeUMlt wktoeiL*
Hieraut ist kSir, wtt 0otm«waki von ZMm ud Mttteln der BnMiiiar
hllt. Die Endehnng mius vor allem humanitäre ZweokA yflrfoilgeii; deshalb
mnss sie vor allem nnä im Gan7f>n darauf zielen, im Kinde Keime ^eg Positiven
und Schnnen anzuleg-t n, aus dt tun es w.'ihreud des ipanzen Lebens Geistea-
uahruug schöpfen kaxm. Hierzu mimen aber \ äter und Lehrer selbst von
eliMT UHmno LebeMMee begeiaterl Min. Ja, sogar «Ueiii der Glnk« ao
aokdie kann denBnialMr n ciMn yrttni/MmMatam Mf dwKiadtMfililgieB.
Ohne sololwii OcirteHcliati Milte aber kein Klad anf den Meoawar pUmm
werden.
Eine große erziehend ■ Kraft sieht einer der Helden Dosiojewski'ß im
Gebet. Bei judem auii ich Ligen Gebet kommt dem Menschen ein neues Gefühl,
ein uener Oedaake, — daAalb iat daa Gebet Bnieluiaf ... Daa Eind ba-
daif dar Sonne, der Frende, der Eiadnapiele, dee heilen BeiBpielea, — and
\^'enig8ten8 einen Tropfen Liebe mnaa es haben. „Es soll kein Kinderqnälen
mehr geben: erhebt eurh und prediget dies!" Wek)ien Finflnss di^ Liebe hat.
haben wir schon früher gesehen. Schon ein freundiiciies W on kann ein Kind
retten, das anf dem W^e zum Verderben isL Ohne Liebe darf deshalb
nienaad Endeber waidea, Dia Kinder waehaen dann aar in nnaeran Henen
fest, wenn wir sie von fbrer Gebort an nnasChörlich beobachten, nns ihnen tS^
lieh, ja stundlich etwas mehr annähern . . . Die Liebe ist also das einzige
Erziehungsmittel; der Stock ist ein Prodnct der Faulheit des Erziehers. Alles,
was man durch Arbeit und Liebe, Verstand, ErklSmng, Ermaimung, Geduld^
Beispiel erreichen kann, das wollen schwache, faule, ungecUüdige Eraeher mit
den Stock emieben. Und daa Beoaltat? Iat daa Kind Ürtiir, binterlisüf, m
wird es sich fugen, aber den Brzieher betrügen; der Stock veibeoMft es also
nifht. sonflfrn verdirbt es nur noch mehr. Ein schwaches, feiges, zartes Kind
maciit man durch Schläge willenlos. Ein gutes, offenes, offenherziges Kind
wird durch Schläge verbittert nnd dazu geführt, dass es den Lelirer hasst;
dieaer Elndetbass aber ist mit onnat&rlichem Cynismns and dem VeiiBat des
Gereebtigfceilegefilhiee "vaibnnden.
Damit Boll natüi li h nicht jede Strafe verpönt sein. Die Lehre aber
sollen wir nü-? ziehen, dass wir bei der Strafe nie mich nur den Schein auf-
kommen lassen dürfen, als haben wir den Glauben an das Kind, an die Mög-
lichkeit seinw Besserung verloren. Das beste Erzi^ungs- nnd Verbeaseronga-
mittel aber ist die Arbeit: sie fällt das Leben der Eindw nttaUeb aas, be>
hindert die weitere freie EatftJtnag der oebleebten Ndgongea, nft In den
Kindern einen geaandenWetteifer hervor, rettet sie vor trübseliger, apafUiehar
Stimmung. Ein weitrres Ei zit lmng^Nmittel sieht Drstojpwski in gegenseitigem
(tericht der Kinder über ilire Eehler und Vergeiien, — eine Maßregel, die
allerdings nidit ohne Gefahr ist, weil dnrch sie sehr leicht Eigenliebe und
Haas entwlekelt werden kann. Ebenso aieht er in eine» anegeeoeht hMUehea
Benehmen (daa Anreden ndt «Ste** ate.) eine kanatUeha lUtagel, die Mian
deswegen anch nicht in allen Fällen anwendbar ist. Andi in der Leetüre sieht
T>(istnio\vski ein grttes Mittel zur geistigen Entwickelung nnd Erziehnnjr ^V'as
die Kinder lesen sollen, lässt sich natfirlich nicht immer nach luisereii eigenen
ästhetischen Ansichten bestimmen. Besonders günstigen h^iutluss üben die
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— 781 —
reinen, heiligen, schönen Bilder der biblischen Getehielite au, wenn Bie ohne
weitlänti^es Moralisircn niitirethent werden.
Und das Besultat aüeü Gesagten? Wir sollen stet» uutmerksam die
Nitor dflt Kind« ttndinn, ile bd Jedir Kilnahine bertekdchUgen, die todteii
Formen pftdafogieelier Tlworie niflht der lebendig Beotmhtting des geisttgen
Wachsthnmes der Kinder Torzieben; wir Mülflii Sorte tngeiit dtM nicht eines
dieser Flein^n Ärgernis an nns nehme!
Es lielkin sich auf (Truiid dt - frofiafrtpn mit Leiclitijikeit nooU verschiedene
Sätze für die Unteirichtä- und Emeiiuugäpruxifi in Fainiiie und Schule auf*
«teUea; aber idi bin ibemogt» da» dar denkMida Leaer diea bereite gethaa hat
Chortitza, Südrasaland. A. Neufeld.
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Ein Arbeits- und Freadeutag.*)
\'on K. Aihei-t.
Träumerische Zeit des ITerbstei
Zieht im grttnen Waldgebirge
Leite da, dto hiffgea BBhea
Da md dorten Ivtlf ftrlmid,
Alles mit dem zarten blauen
Dnft'gen l^'^lileier Überziehend.
Durch die Wälder geht ein seltsam
GeiBterhaftes, trfibes Bauschen,
DiM die MemdieMeete leite»
Wi« berttort vom Hendi det Todes»
AlUNUigHchwer zusammenschauert»
Doch die wnndervf.Hpn Tage,
Kühl und lind nml dennoch sonnigTf
Wecken neben jener dunkeln
Sdnraniiitli, die lett Vttorta^en
Binn is uMn Vcikee Honen
Allgewaltig wach wird, ft'ohe
Lust am Leben und Genießen.
Gleich als gält b ein letzte« Freuen
Vor dem Gang zur kalten Gruft.
Während draußen im QeUrge
Anf den Wiesen duft'g-es Gmmmet
Dorrt im milden Srrtb! <\pt Sonne,
ümprewandt von Hinken Händen,
Hegt äich's rings auf allen Wegen,
Die zn Walthers Wohnort fuhren.
Anf den wolgepflegten Straßen,
Die sich dnrch die Tliäler winden,
Auf den halbverwachs'nen 1 'faden,
Die sich durch die Wälder ziehen,
Wandern heut* die Schnlmonarehea
Kit den Fnwea vod den KIndeni
Nadi dem lieben Neuenhain.
Alle prangen in dem besten
Festtag^schmucke, und die Aug-en
Blicken sämmtlich hell und freudig
Bei den Jnngen wie dem Alten.
*) Adb der noch ungednudtten DiditiiBg: .Ldiien Eide&welUUai", «iebe
Paedag. Jahrg. XIV, S. 671 ff.
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— 783 —
Manchmal auch erschallt ein helles
Jancbzen aus der Kleinen Munde,
Draußen weit das Echo weckend,
Dmi ai« Blteni doppelt frShlieh
In die schöne Gegend aehaiien.
Also kommen sie zum ^Lftmmlein",
Wo bereit'? «l^^r dicke Ifrui^knecht
Harrt, dif- (iiiste zu begrüben
Und zum kühlen Saal zu führen.
F^he, Mle Angedehter,
Augen Toller Lmt und Leben
Schauen denen, die da kommen,
Hent im festlich ansg-esrhmnckten,
Altvertrantpn T?anm entgegen,
Und von aUen Seiten grüßen
liebe, woIbekAmite Stimmen.
«Heim*» ruft der himmeDsnge
Cantor Lengebein, berOehtigt,
Weil er Tahr nm Jahre rasUoi
In dem Waldgebirge kraxelt,
„Ueisa, von den Freuden allen,
Die dem Lehrerstand erblühen,
Bldbai mir die liebsten immer
Diese trauten Conferenzen,
Die wir nnn seit langen Jahren
Immer so gemiithlich halten,
Frisch und froh, den Geist belebend
Und das manchniui gar verstaubte,
Hüde Lebrerherz erfrlMshend!
Wo sich eitle Efarsacht breit macht
Und den weniger gewandten
Gegner streicht mit StachelruthMi
Gift'gen Witzes, wo nur trocken
Au dem dürren Knochen kahler
Weidkeit hin und her gezerrt wird —
Da erbltlhet nimmer Segen
Ans Vereinigung und Wortstreit!
Soll der Streit doch nicht verwunden,
Nicht verbittern, nicht das pitrne
Werte Ich mit Glanz nnisti itlilen, '
Sondern nur die eigne Jlleiuuug
Dorch die anderem beetftrkeii
Und, wenn*B nOthicr» auch Terbevem.
Wir in UBserm Kreise wissen
Nichts von federn Zank nnd hohlem
Flunkern; einer ist dem andern
Herzlich wert, und sollte jemals
Einer kommen, der da strebte^
— 784 —
Sti»'it. and Zwietracht zq eutfächeii,
t übrt' ich ihn in sUller Stnade
H5ch8teD Gipfel, da« er nimmer
Nimmermehr herunterkäme!"*
Alle hichen ob <ier Drohong,
Freaea sich der »cbönw Wort»
Von dem QtHt/t in dl6Mn ICtHk.
In 'i'Mii \v. it - II. grünen irarten,
Der &ICU hmtcrux Hufe dehuet,
attm Fnin iMld Od Kind«
Bei dem wtis'cm htnmm Hokkit,
Der bei allen Sommerfremden
Sil"!! «Vs höchsten Ruhms erfreat.
Aul den langen Tafeln prangen
Berge juies gnteu Kuchens,
Den naa snr in »wril« Ltne*
TrUEt in iamer gleicher Ott«.
Hei, wie frtut sich des die Jugend,
UtH wie labt sie, mm Ergötzen
Dt 1 haglich mndeu \Virtia,
Sich ao der beliebten Speise,
Dtti die mttar «elurea nlMOil
Dnrdi die kfihlen LanheDgiage
Schwirret emsie'f*'' n epiander
V«>n dpn Freuden und den SurgeUi
Die ein Frauenherz bewegen.
Nirgends stechen Uee Bücke,
Nifseodi bohreft gift'ge Worte
SHoh verwviideiid in ein Hers.
DriaiMii den Seele haben
Sich die Mftnner all' gesammelt,
Um der Arbeit, die des Lehren
Leben fiillt. in hoher Treue
Erst ihr heilig: Recht zu gönnen
Uud die Freude, die dann sp&ter
Felfen eell, dordi eie an adela.
Walther, den naa anserkorea,
Leitend Ordnung zu erhalten.
Heißt mit warmem Gruß willkommen,
Wünscht der Arbeit froh Gedeih'n.
Zwar, so meint er, was so manche
Stola behaapten, daae aiaa beeeer,
Schneller und auch nmlSuignioher
Seines Wissens Schatz vermehre.
Wenn man in der stillrn Klanse
Hinter seinen Büchern hocke,
— 786 —
Sei nicht völlig unbegründet.
Alwr reteher Scfeii qiuUe
Domock AVA yereintem Streben,
Wenn man nur im rechten CMtle
Sich ans hohe Werk bpp-obe.
Manches traute Band der Freundschaft
Schließe man in solchen Stundeiii
t^d die tAm gftaXtptm Baute
WIMem wieder neu fefeetigt.
Einer wirke anf des endern
Fühlen, Wollen, Wirken ein.
Freundiic!} lernr man sich dulden,
Auch wo nuiu veiächieden denke.
Zögelnd nnd am rechten Platze
Doch aiieh iponieiid irirke loklie
Arbeit in dem giMem Ereis,
Der den einzelnen zum Gllede
Eines frroßen Ganzen machei,
Ihm Creiegeiiheit verschaffe,
Sich und seine Lebrerarheit
Hit den andeni, ihrem Wirken
Sorgeam prüftad, n Terglelekeo.
Was ein echtes, rechtes Stnbea
In Gemeni^j 'haft so gewähre,
Könne man daheim im stillen,
Engen Kreise nimmer üuden.
Dort Tergleiche sich der Lehrer
Tag für Tag mit solchen Wesen,
Die au Bildung weit in dankler
Tiefe unter ihm verharrteu.
Die ff mit unendlich großer
Muhe erst emporzuheben
Sich bestrebe. Leicht erwecke
Solch Vergleichen falsche Scbfttziing.
Doch mit denen, die am gleichen
Werke rfistlg schaffend streben,
In den Wettbewerb zu treten —
Das erzeufre jene Demuth,
Die den rechten Manu so ziert.
Was die Stunden solohes frohen,
Hendlchen Zneammenflndens
Weihe nnd unsch&tsbar nacihey
Sei die freudi^re Erreg-nnc-.
Sei die köstliche Begreistrung,
Die das Streben neu beseelen
Und im Grau des Alltagslebens
Wirken wie im nebebreichen
Herbste lostig Sonneiilioht.
— 786 —
Alle, die da eifrig lauschen,
Zollen wolverdienten Beifall.
Dann ergreift der redesiclire,
Vielgew.iüdte, vielerfahrue,
Schou ergraute Vater Edling
Friieh das Wort und iprieht Uanttmd
Von des Lehramts hoher Würde
Und von seinen vielen Freuden.
Manchem Hörer wird es seltsam
Bei der bilderreichen, warmen,
Von der innigsten Begeistrong
EingegebM Bed»; MImt
Heben dck dto HiKplw, Mint
Lencliten alle Augen, schlagen
Alle Herten. Jener trfibe
Wust und jene kleinen Leiden
Ohne Zahl, dl« Mkwm SehftttHi
In dat LdmrtobMi mffMit
Sie versinken vor der Fülle
Goldnen Lichtes, das der Redner
"Wie ein zauberkund'ger Schf!r
Um des Lehrers Wirken webt.
Dft «r «idflt Mit din Wuisdie»
Keiner mOge tkh TerMUem,
Noch den Muth ertödten lasden,
Sondern in des Zagrens Stunden
Immer an ds« viele Schiene,
Das er Ta^ iur Tag eilebe
Und nit trauoi Sin enehaib^
Denkaiii neii lUh «i bekbea, ^
Da erdröhnet Iwoter Znmf,
Und gar mancher difickt dem Sfunoher
Tiefgeröhrt die Freundeshand.
Solche Worte Iftsst man immer
Nadi erprobtem, gtitem Grondsats
Ohne Hin- und Widerreden
In den Herzen still verklingen —
Sicher, dass sie als ein' sanftes
Echo noch nach vielen Tagen
Dnrch die Seelen maluieiid leben.
Kurze Rast — daan kommt der biedxe
„Oberflrster" an die Reiiie,
Jener Hüne, hoch an Wüchse,
Breit an Schultern, voUbebartet,
Der so gern im grOaeii Walde
Auf dee WUdee Flhrte atrelfet.
Ist er gleich in Jeder fMen
787 --^
Stunde draofiwi, eifrig ^ȟread
Mit der Flinte und dem Hunde,
Weiß doch jedermann in weiter
Rande, dass iu seiner Schule
Alles ist in bester ürdnuug.
Er erwiblte lioh mm Vortng
Ein Gebiet der goldnon Praiii;
Von der Mattersprache spricht er,
Von der Kunet, sie recht zn lelurea;
Hält Kodann mit Nenenhainer
Kinderu eiue woldurckdacUte
LeeÜon. Altdaiui begiaufe man,
Was in Theorie und Praxis
VorgefBhrt. nach allen Seiten
Klar und gründlidi zu beleueiiten.
Otters stößt des einen Meinung
Mit der Ansicht eines uiderp
Wol nsamiiMB; aber nieaeb
Kränkt man sich mit scharftn Worten,
Heizt man sich durch Eiteliceiii
Und 80 lernt denn jeder etwas:
Der, dass ihm noch vieles fehle»
Jener, deae er wol mf xttlbttm
Wege sdireite» oder mudieB
Anders, klüger machen mteor
Um sein Ziel mit raschen, richem
Schritten besser zu erreichen.
Dann, nachdem dem ij^ast gebureud
Ward gebsUtgt» tritt der Frobeliui
Audi tne mlTcrdleBte Beeht.
Dranßen hebt sich frohes Leben,
Da die Männer aus dem S;uiie
In den duft'geu Garten treten.
liimafg treiben rieh die Tfiühmn»
Spielend Ben im weiebea Onee,
Knfend, lachend, ^'cherzend, neckend.
In die Schar der Männer stellet
Sich der nberforster" fragend.
Wer beim lost'^eu Kegelbclueben
Wecker mitznthnn gedeeke.
Viele finden sich, und polternd
Bollen gleich danach die Engeln,
Prasselnd fällt die Schar «Vr Kegel.
Oftmals &cliüttert froh Gelüciiter
Aas der Kegelstabe Thttre.
Und flrwnbr, Bin Laeben iet oa,
Waa daa Aage dort eiachnitl
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— 788
Jeder treibt die Kunst auf seine
Eigne Art «If^r eine ernsthaft
Und mit sioizer iierrenmiene,
Gleich als mossten uch die K^el
Sehen vor lefaiM BUckea kf«B.
Jener Dicke setzt sich nieder,
Wenn die Knpel aus der Haad nUt,
Re^eli-echt zur tiefen Hocke,
Schaat dann loit verschränkten Armen
Gar erwartttDfsvdl, wa# seine
Haodgnuwto uitifte.
Dieser bie^ sich hin und wieder.
Eifrig- mit den .Armen lenkend
Und vpr7\vpiff'hi!l : „Kehrt enohl*' maobendf
\Veun 1: orloua boäh&i't war.
J«Mr bacott Goilofa^
Dar lüiiKiiCar SduBaOiaM giilalirialiti
Lenkt mit seinem Unken Beine,
Wie der Tllnzer aof dem Seile
Wiegend sich zu halten sncht.
Wieder andre kraii'n sich ängpstlich
Hinterm Obre, spiüi*B mit laafsm
Halse wie nadi Basb dar Gaier.
Kara, es ist ein wonderlMurei,
Ufgemftthlicb-laat'gea
Jtitzo Halt! Die Männer treten
DraaBeo In der gritaieii Halle
Zorn bekannten Kreis zosammoi.
Statt des Taktstocks schwinget BdUaip
In der Hand ein Eichenstäblein,
Als Symbol des deutschen Sanges.
Lud uuu klingen einst und heiter
Altrertrante, neue Walmi.
Laitttloa lanscht die Schar der Klndari
Lantlos auch die Schar der Frauen.
Leise schleichen sirli die weil'gea
Badegäste, die dsiü liebe
Nenenhain noch nicht verlassen,
Aach bcna «od frea'n alcib iaidflr
Über solchen vollen, kräftigen,
Wolgeschulten Männerchor.
Jubelnd klatschet alles Beifall,
Wenn ein neues Lied geendet.
Denn die Freude au der edeln
Hailea ist tief gewonelt
In den dentadien Lehrerbann,
In den Hearsea aller derer,
— 789 —
Die dem Lehrer uahe steh u.
Wieder toUt die Sdiar der KleineD,
Wieder plaudern froh die Fraoeii,
Wieder freuen sich die Männer
Bei dem lust'gen Kc^relscliiebeo,
Laben sich am Gerstensaft«,
Den der Wirt zmii „weißen Lämmlein"
Ffthrt in ganz beeondrer Gtte,
Sclmiaiioiieiid frOhlich Plfeherkrant
Aber Edling klopft — und stflle
"Wird es in der frohen Runde.
Vom geliebten, harnilos-liist'je:eü
Spiele reißen &icU die Mänuer
Los nnd ordnen sich von neaem
Zum Geeaog «m ihren Leiter.
So verfließen froh die Stunden,
Lampen leuchten schon im Grünen,
Wo bei schlichtem ImblBs allee
Froh vereint zosaaunen sitet»
ICaneher Vateri mandie Hntter
Denket sorKend sdion dee HeimwegSi
Denn die Nacht ist kühl, nnd mefgeo
Hanl ein arbeitreiclier Tag.
Doch die Jngend drückt drückt sich,
Meint, es sei noch alizun uiic,
Und der Heimweg- -werde sicher
Wenig Schwierigkeit bereiten,
Denn der Mond, der liebe ALt%,
Sende Tageshelligkeit.
Ileinilich sieht mau da und dorten
Wol auch zwei zusammen flüstern,
Und mit einemmal erhebt sich
Drinnen in den groBen Saale
Lnetigee GetSn. Die Fiedel
Singt bestrickend, und mit vollen,
Kräftigen TTnvTnonien locket
Sie b«gleitt'ü(i das Ciavier.
Hei, wie wirkt des Wakei« weiche
Weise, rhythmisdli «if nnd nieder
Wogend, auf die jungen fienenl
Was noch steht im Jugendlenze,
Sell.st das eben erst der Schulbank
Froh entschlüpfte Küchlein, eilet
Flink zum Tauze, and die Alten
Müssen's wol geadiehm leaeen.
Xanelier Jtlne^ing, numdiee H&gdlein
Dreht aich noch ein wenig drollig,
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— 790 —
Tlnt noeh windarlidie Sprttnge,
Eaim d«n reehtea Tftkt nlehl flndsii.
Doch was thut's? Es lacht Ja mentBl,
Und sio '^in'l «jo froh, so glticklioh,
Üben sie du- Kunst des Tanzes
Gleich recht weuig nach der Regel,
Die man Itnut im Salon.
Aldi dlt Alten mftdm nntliig»
Schwingen wacker sich im Reigen,
Uiiil s:'Av mancher, dom der Winter
Fliicken schon autu Haupt gestreuet,
Tbut eti froh deu Jüngsten gl^ctu
ünermfldlieli, nnenftttUeli
Ist die Jngend bei dem Tanze.
Enden soll die Lost. «Ii bettelt's
Rinprsnm par so lieiß-beweglicli:
,.Nur uoch eiiieu einz'gen Walzer!*
Wer vermöchte da mit kalten
Worten otrenff sb widentehen?
Lange, lange ist's vom lotsten
Tanzt' Lis zum allprlftzti^n.
Aber einmAl kommt er doch.
Friedliflii Uchelnd steht des Mondes
Ooldne Scheibe boeh am Himmelt
"Da znm Aufbruch alles rüstet.
H. rzlich ist der Abschied; freudig
Klinp:! es nochmals von den Lippen:
„Ueutts war es wieder herrlich,
Wie so viele Male sehonl*
Und gar maoehea If&gdleins Uppe
Bittet Walthem zärtlich schmeichelnd:
„Bitte, halten Sie doch baldigst
Wieder solche Conferenz!"
Noch ein letzter Gruß, dann geht es
Auf Tenchiednen Wegen heimivtrta.
Friedlich ist die Wandrang, scfarioket
Gleich 80 maaehes MMgdlein plOtiiicli
Bang zusammen, wenn der Bet^hirsch
Donnernd brüllt vom Felsen nieder,
Oder wenn der Waidkauz kläglich
Wimmert in der Qipftl DonksL
Lange, lange malt IMnnrong
Immer wieder vor die Seele,
Was der schone Tag gebracht,
Und im Traum der stillen Nächte
Taucht, was man so froh durchlebte.
Oft noch Hinnbestriokend an£
Pftdagogüieke Buidseliaii.
DentsehUnd. Dan der nunrallsefae VerfkU bedeakUehe Bimeniioneii
annimmt und gerade an sehr geflihriichen Stellen sieh fteteetet, wird nonmehr
selbst von sehr vorsichtigen Beobachtern offen ausgesjjrocheii. So berichtet die
„N. Fr. Fr.": „An der Berliner Universität hat Professor Dr. .Sclnnollpr
jüngst sein CoUeg über Nationalökonomie mit einer au die Studenten ge-
richteten Ansprache geschlossen, die in akadüuiischeu Kreisen Aufsehen erregte.
Professor Scbmoller sprach sich gegen das übliche Leben and Treiben der
HehraaM der Studenten an den denteehen üniTersitfttea am, indem er, an die
ünidtte des Schwänzens der CoUegien anknüpfend, fortftihr:
,,Wa8 mich schmerzt, ist die Thatsache, dass so viele Stndirende zwei
bis drei Jahre überhaupt nichts thiin, nichts lernen, n)^ Rnmmpln
und Faulenzen. Ich habe auch ^iir nichts dagegen, dass die Jugend sich
elQiual aastobe, einige Tollheiten mache. Aber zwei bis drei Jahre in
eontinno nichts tliun» das wird sonst In der ganzen Welt keinem
Erwachsenen gestattet, das Icommt in kefaier anderen Oanidre vor; das
hat in keinem Erziehnngssystem der Welt sonst einen Platz. Wer zwei bis
drei Jahre nnr faulenzt, Frühschoppen trinkt, Oomment lernt, sich einem
trägen Genussleben erg-ibt, der mnss körperlich und geistig zu Grunde
gehen. Aus dem kann nui- ausnahmsweise später etwas werden. Nun kann
man sagen, es sind ja nnr einige! Und gottlob! giht es viele bessere Elemente.
Aber der Peroentsats der Fanlenser ist doch sn groft. Er macht mir
Kanuner, nicht wegen meiner, sondern well ich an die Znknnft denke, weil
ich mich frage, oh unser Beamten st and den großen, schweren Anfgahen ge-
wachsen sein wird, f'j nen wir entgegpngehpu . ob er überhaupt in Charakter,
Bildung und Wissen nicht zurückg-eht. Vnd für diese Fragen ist das Ent-
scheidende, was der Student auf der Universität gettiebeu und gelernt hat.
Wir dllifbn nicht so yiele Referendare, AasessoreD, Bichter, Landrftthe und
Geheime Bftthe haben, die nichts anf der Universität gelernt Iiaben, als die
Äußerlichkeiten nnd Genüsse des Stndentenlebens. Unsere besitzenden
und gebildeten Hassen sägen den Ast ab. auf dem sie sitzen, wenn sie einem
Drittel ihrer Söhne Derartiges gestatten. Die Zukunft des Vateilandes macht
mir Sorge. Unter den Fehlem aristokratischer Gesellschaf tsclasseu stehen die
frivolen Anssebzeitnngen der heranwachsenden Oeneratlcn, die voIlendB in
materiaUstisdier Zeit nor genlefien, patent nnd schneidig anftreten nnd nichts
arbeiten will, in erster Linie. Nichts erbittert mehr als solches Treiben. Oft
hat CS in der Geschichte den Aulass zu Umwälzungen gegeben. Nicht
also um tlie harmlose Frage, ob der Student einmal mehr oder weniger schwänze,
handelt es sich, sondern um das geistige nnd sittliche Niveau anserer
68*
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^ 792 —
Beamten, unserer Lehrer, unserer führendeu Kreise überhaupt, um die
Zukunft dM preitfliidieii imd dAntMhai Stutea. ünd mO. mk dJ» an Htnet
liegt, habe kh mir ^«stattet, Ihnen fegttillber am SeUuM mein Herz an-
Nicht raintier trübe BcTrachtnnpen über li>'iitipfp ?!Ittenza8tiinde in Deutsch-
land maolitp unlängst ein anderer hochberühniter l'rf'fesyor dt-r Berliner üni-
versität, i iieudür Alouioibeu. Ein Überblick über das Treiben der politischen
Parteian flUurte ihn an dem Ergebnis, „data aa tbel um aaser Vatarland
baatellt Ist, fibler yielleieht als seit Measehengedenken.* — Solche
Stimmen sollten doch endlich eine ernste WQrdigimf finden I
T. Internationaler Sainariter-Cotigress In "Wien. Da^; hoch-
achtungäVi/ll uuterzeichuet« Präsidium beehrt Bich hiermit die ilittheüung zu
machen, dasa dia Abbaltoog des L Üntematfonalen SamariCer'CongreBsca in
Wien, mit Rücksiebt aaf die unsichere sanitira Lage Eniopap, bis xom Jahre
1894 versclicben wtirde. Wien, 9. Aognst 1893. Ffir daa Fkisidhm:
Dr. Theodor Biilroth.
(Da uns diese Mittheilung erst am 13. Augn^t zugegangen ist, konnten
wir sie leider nicht rechtzeitig veröffentlichen. D. E.)
Ans dem Großherzogthnm Hessen. In unserem Großherzogthnm
ist gegenwärtig die Schulfrage wiederum, ^vte in den TOer Jahren, in den
Mittelpnnkt des öffentlichen Intmsi-es getreten. Nicht nur. dass man ^uh
allenthalben bemiiht zeigt, die verschiedenen Schulanstal teu auf der Hühe der
Zeit zn halten und, wo es noththut Verbesserungen zu schaffen, auch die
spedell den Lebrerstand berUbrenden VearliUtaisae erwecken gegenwlrtig
die Anflaarksaaikelt weitester Kreise. Mit Genng-tlmung- können wfe dabd
constatiren, dass \,A den verschiedenen in Fluss befnidliehen Fragen anrh d^r
hessische Lehreretand sich bemfiht zeigt, mitzored^ and gestaltend in die
Angelegenheiten einzugreifen.
In dem Brennponkte dar Diacassion dca Tages steht ohne Zweifel die Be-
aeldangsfrair«- I^u Besoldnogsgesata, daa gegenwlrclg- sa Beeht besteht,
datirt vom 23. Juli 181K). Nach demselben bezieht jeder Lehrer (nidit be»
rücksichtigt sind die in den Stftdtea mit mehr als lOOüO Seelen amtireadsa
Lehrpersonenj
nach öjahnger Dienstzeit einen Gehalt von 1000 Mark
» »V ff »» It M n im
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.. 25 .. „ , 1600 „
Obschon es von allen het>hischen Volksschuiiehrern mit Freuden bep^rüüt \vni rlt .
dass dnrdi dims neue Dotationsgesetz eine finanzielle Besseiuug gegen triiher
geschsffltoB wnrde, so zeigte aidi doch bald, dass die geplante generelle
GehaHsanfbesserong dvtcli dasselbe nieht verwirklidit wnrde. Dies waris
namentlich auch l^i der am 25. Angnst 1892 zu Friedberg stattgehabten
Generalversammlung des „Hessischen Landesleliiervereins" eingehend be-
gründet. Das Repnltat der vielfachen Berathmigen und Besprechnng-en war,
dsm von dem Vorstande deü genannten Vereines eine Petition mit einer 20
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793 -
Seiten starken „Denkschrift", in welcher über die zur Zeit bestehenden Sdiol»
nnd IidirarnrhiltnlaBe dei QToSherzogthanu Betrachtnngdii ang^ettellt aind, ss
die Begi^nmgr vnd die IL Kaiurar der StSade tAfsing. Die BMtrelwBgea
gehen dahin: Der Anfangsg^ehalt jedes definitiv ano:est* Ilten Lehrers ist
1200 M. und steigt \->m n zu 5 Jahren nm 200 M., so das» der Maximal-
gehalt nach 25 Jahren 22' Kl M. betriig-t. Jeder Schul Verwalter bezieht 9<)'>M.
vor und 1000 M. nach dem Staatsexamen, nach drei Jahren tritt derselbe
in die Bedite efnei deAnitiT angestellten Lebren. Die Wohnnngtenteohädigung
irird mit SOO U. Itersehnel Die Viearlatssteneii sind M&oliebeB. Artikel 60
des Sehnlgesetzes (in ihm vird es dem Lehrer zur Pflicht gemacht, den
Organistendienst der betr. Keligfionsg-cmeinschafl zu übernehmeu) ist zu streichen.
Für den Organistendienst wird 150 M. für einmaligen Dienst und 250 M. für
zweimaligen Dienst an Sonntagen festgesetzt: für Lectorendienst wird 2 M.
vergrütet. Leider wnrde diese Petition aas rein äußeren Gründen (derSchluss
der Leglsiatarpeiiode stand anmittelbar bevor) znr&ek|restellt. Wie Jedooli
nunmehr besehlesMn wurde, wird bei dem nftdisten Landtage die Eingabe ein*
febracht werden, nnd der ganze hessische Yolksschnllehrerstand gibt sich der
Hoffnnni^ hin. dass alsdann seine wolberechti^ten Wünsche endlich einmal
Berücksichtii^ung: finden. —
Von weitereu, den Lehrerstand als solchen speuiell berührenden Inter*
esssn Ist aameatUch in neuerer Zelt die Frage der AnsMldnnff der Yelks-
sehnllehrerlnnen Gegenstand lebhafter Discnsston geworden, nnd in der
That ist die Art nnd Weise, wie diese Aasbildnng zur Zeit geschieht, ein
wunder Pnnkt tinserer Schnlgesetzj^ehnng'. Trotzd« m nilmlich seit 1874
weibliche Lehrkräfte an den Volksschulen N'erwendung finden, bestellt bis
heute noch keine Anstalt, die die jungen Mädchen zum Lehrberufe vor-
bereitet! Viehnehr mflssen die Aqdraatinnen sich privatim fUr ihren späteren
Btfnf YoriMselten ond ilire Frttihng' spftter an dnem Lehrerseminar ablegM.
Bsss hierdnreb in der That, wie schon üfters betont wurde, ein „nach i^l eich-
mäßigen pädagogischen Principien geschultes Lehrerinnenmaterial" („Material'*,
welch schönes Wort!) nicht erzielt werden kann, lie^t auf der Hand. He-
rechtes Befremden hat nun mit Recht der Vorschlag des seitherigen Directory
des Lehrerinnenseminurs für das höhere SchulCach, des Herrn Dr. Wulkow
<n Darmstadt, geflinden. Dmr Vorschlaff des genannten Herrn geht sRmlieh
daUn, „die Uftdehen-Mittdachnle an Dannstadt dnreh Hinznfüganflr einer Sdeoten-
dasse mit zweijährigem Cursus- zu einer Bildungsanstalt fflr Volksschullehre>
rinnen n m zu ?e stalten. Dass in diesem Reformvorschlaor — gelinde gesagt —
keine hohe Schätzung des Lehrerstandes liegt, ist einleuchtend. Denn die
genannte „Mädchen-Mittelschule" der Residenz entlässt ihre Schillerinnen mit
dem 14. Lebensjahre, ihre Lehrziele gehen kaum Aber diejenigen einer mehr*
Massigen Vollnsehnle hinans^ Diese Mldehen sollen nun swel Jahie spiter
befähigt sein, eine Stelle als Lehrerin zu beUeiden! Wie wir hören, denkt
auch das hessische Schulministerinni nicht daran, die Wnlkow'sehen Beform-
pläne zur Verwirklichunfj: zu brinjj-en.
Dass der Lehrerstand auch hierzalaude nicht die Achtung genießt, die
er verdient, merkte man so recht deutlich jüngst bei mehreren Ordens*
Terle'ihnn gen. Hehrere -verdiente nnd über 60 Jahre amtireode Lehrer worden
mit dem ,,allgemeinen Bbrenieiehen* bedacht, wttfarend, wie ans derselben
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I
— 794 —
Hauer des «BegiennigslilattM'' si eneban wir, iHn. Amtsgeriolitsdieiter
den ttVerdi^storden Philipps des Grofimfithig^n" verlieben bekam. Dtm
mehrcrp (Wf^f^r Volksschullelirer in Anljetracht dieser Thatgachn die ilinen zn-
gedachieii Oiüen ablehnteu, kann man ihnen sicherlich nicht übel uelimen!
Auch die Verordnung, nach welcher es deu Lehrern nur d&oii gestattet
Mia nU) auf die Jag^ n geben, iram Ibra Letotangen in Um Sobiile gnt und
ibn FsmiUeaverbUtsiBM geordoete sbid, erregte mit Recht schon vieteB Spott
und eine abf&llige BenrtheQung. „Alle Hasen in Hessen-Dannstadt zittern,
wenn eine Scbulvisitation gut ansfKllt", mit diesen "Worten haltet die „Frank-
ftirter Latern" ihren Bericht über diese Angelegenheit ein. Dass der Lehrer
dem theuren Weidmauiüt vergnügen nicht allzusehi- nachgeht, daran iimaeiu
flui OMb nnaerer Anrieht obnediet sdne pecuMren VerhUtnfiBe.
Nach diesen wenig erbaulichen Bildern möge auch «tms Erfreuliches
mitgetheilt werden. Es betrifft dies nHinlich das Vereins wesen der hessi-
schen \'ülks8f!jr,]lphror. Die „Ludwig- und Alicestiftnng" fSterbccasse für
hessische \'ojks£cuullehrer nnd Unterstüt^uugsca^yäe für bedürftige Leluer»-
witwen nnd -Waisen) zählt zur Zeit 1922 Mitglieder. Die einmalige Sterberate
beMvt 180 H.» dM Stlftnagsoaiiital 182982,25 M. An Untentitgnuigm
worden im abgelaufenen Becbnmigsjahre in 102 Fällen 4000 M. verausgabt.
Einer besonderen Blüte erfreuet sich der „Hessische Landeslehrer verein". Der-
selbe verfügt gegen v-ürri-j ühvr cino Mitgliederzahl von 2527 hessischen
Lehrern, die 102 Bezirks vereine bilden; somit umiasst der Verein mehr als
aller Yolksschullehrer des Grofiherzogthums. Im Sommei' d. Js. feiert
der gennantfl^ 1868 gegrüiidete LelireiTerein das Fest aetnce 25 jttrigeo Be-
stehens, aas weSdiem Anlass die diesjährige General versammlang, mit der
besondere Festlichkeiten verbunden sein werden, in dem Geburtsorte des Ver-
eins, in Darmstndt tagen wird. Möge auch knnftigbin das so widitige
Yereinfileben der Lehrer blühen und gedeihen, dem Einzelnen zur Anregung
aad F9rd«ning, der Qeaanuntbeit aar Ehre und zum Nntaen.
Leider maaa teh dieeen Beilobt mit der MittbeUnng eeblieSent daae der
OrOnder und Förderer des hessischen Landeslehrer Vereins, Johann Sclmitt,
der auch die Redaction des „Schulboten für Hessen'* bis in die letzten Tage
mit rühmlicher 'JYeue und Energie gefblirt hat, am 6. August im 79. Lebens-
jahre verschieden ist — zum tiefsten Leidwesen der hessischen Lehrerschatt.
Ana Ungarn. HJemiit nehme ich mir die IMhelt, fttier die nemrai
Geschehnime anf dem QeUete dea üntarriefateweeena ntfiin«a VaMandaa in
berichten.
In erster Keihe muss ich dem der Legislative unterbreiteten Bericlit dei^
Ministers über den Staad des Unterrichtswesens vom Schuljahre 1890/91
nnd 1891/92 Beaditanir widmen. Br ia( in awei Binden nnd einer Beilage
enehienen. Der etile Band berichtet «ber das Gebaren dee Landee-TJater-
richterathes vom Talire 1891/02, Uber den Stand des Kleinkinderbewahrwesena
vom Jahre 1890 91 und 1891 92 und über den Stand des Volksschulunter-
richts vom Jahre 1890 91; der zweite Band enthUlt den Bericht über die
lUttelschuieu, hühtren Lehranstalten, Fachschulen und Facbcnrse, die humaui-
tlren nnd Cnltor-Analaltea; die Beilage UaMM «ler den Stand dea Landü-
Lelureiiienaioni- and Üntentitaniisa-Fenda yom Jabve 1891.
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Es würde zn weit führen, den austiiliiiicheD Bericht ia den Details zn
verfoigeu; möge es genügen, dessen wichtigste Daten zu erwähnen.
Der umi orgsaiilrte Untonlfliiturath hU sieh mit Avnrbeitaif tos
schiedener UjiterrichtB-BeglemeDtB und -Entwflrfen betet; er revidirto die
SchloBsberichte der Institute und die eingesendeten ünterrichtspläne, recensirte
im Jahre 1891 463 BOnde Lehrbücher, darnnter 330 Bände für die Volks-
nnd Fachschulen, im Jahre 1892 — im ersten Semester — 128 Bände, dar^
anter 67 Bände für die Volks- und Fachschulen. Za dem Belmi'e hielt der
UntenlchtBnth im Jtbn 1891: 72, im enten Senwstor 1892: 61 Sttmmgen.
Im Jahre 1892 rind die Glieder des üntenlditareilieB^ um benere Etmielit
in das Schullebeo an sewlimen — ala BegienuigBeommiaBbB in die Tenehie-
denen Anstalten ansgesandt worden.
Es sei mir gestattet, meiner persönlichen Meinung Ausdruck zu geben,
datis das inaugorirte System der Lehrbücher-Keceusionen zur Entwlckelung der
SchullUeratur nicht sehr dienlidi ist £s würde viel besser sein, wenn diese
amtUoben Beeendonen nnr daranf allien, ob die eraohiflnenen Bfleher nicht
staatsfeindliche Lehren enthalten; die Beurtheilangr der aachlichen und metho-
diachen Tüchtigkeit dea Bnehea aollte den Facherganen und der Prazia Aber*
lassen werden.
Was das Jvl^^inkinderbewahrwesen anbelang:t, so bildete diö llaiii-tsoige
des Ministers die Vorbereitung der Vollstreckung des Gesetzartikels XV vom
Jabse 189L ^ dem ZmukB lieA er die Kinder Ton 3 — 6 Jabren an&eichnen»
lieft einen Cora snr Anabildnng der Lehrer und Lehrerinnen T<m Kinder-
bewahrieminarien abhalten, bereitefee die Eniefatnng der EindezbewahrMmi*
nsrien vor n. s. w.
[ii hf^trett" der Elementarschulen bildete die Hauptsorge des Ministers die
Verbessenrng der Schulbücher nnd Lelirmittel. AuJßerdem trachtete er dire
Bienenzucht, Obstbaumzncht ond die Hanaindnabrie dnreh die Sehnten mOgUehat
an Terbreiten.
Die Hebung nnd Yezbessemng der Lehrer- nnd Lebrerinnenbildimg war
ein eminenter Gegenstand der Fürsorge des Ministers. Zn dem Behufe wnrde
an^eriHnet. dn?'? die Directoreii am Ende jedes Schuljahres von dem Znstande
des insiiluirt eiiitn ausführlichen Bericht erstatten. Außerdem wurden in die
einzelnen Lehrerbildungsanstalten liegierungscommissäre gesendet.
Yen atatiatiaehen Daten aeien folgende aageAhrt; ImSdraljafare 1891/92
beatanden 645 Bewabranatalleni 00 danemde KindecMjle, 176 Sommeraayle,
in ^ofaen 73827 Kindern nnd nwar 34895 Knaben nnd 38932 Mädchen
erzogen wurdöi. Das leitende Personal bestand aus 993 Kindergärtnerinnen
und 41 Kindergllrtnem, worunter 166 ZU einem religiösen Orden gehörten;
Wärteriuneu gab es 708.
Die Gesammtaaslagen der Bevahranatallen betragen 497666 fl. Baa
bewegliehe nnd anbewegliehe Capital aar 0ntentlktaong dea Bewahrweaena
betrug 23G3158 fl.
Für die Bildung der Kindergärtnerinnen bestr^rdpn 5 Anstalten mit H2
Lehrkräften. Die Zahl der Zöglinge war 246. Zur Erhaltung dieser An-
atnlten ist im geiiaunten Jahre 33481 H. verwendet worden.
Die wichtigsten Daten der Volksschule vom Jahre 1890/91 sind folgende:
Die Zahl dar aehulpfiichtigen Kinder hn Alter Ton 6—12 Jahren beHnir
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1882054, im Alter toq 12—15 Jahren 709332, zusammen 2591376, das
bette 17-09% der BeTMkttniiig; "na ihamt beraefaton die SMe 3117588
und zwar 1626069 im Alter von 6—12 Jahren, 491513 im Alter von 13
bis 15 Jahn'ii, (1. h. S'['7'*'^, der schulpflichtigen Kinder. Von den (5- hiß
12jährigen Kindern sind 1 592067 in den Elementar- t'olk'^^Fflmh-Ti, die übrigen
in den Biirg^erschulen, höheren Mädchen- nnd Mittelschuieu uniemchtet worden.
Von den 13— Idjähri^ren Kindani find 412S45 in den aUgemeinen Wieder-
ludiuigwcluileii» die mtrigen in hSheren Aiutalteii mterriolitet wordeiL —
Nach den Geschlechtem sind unter den schulpflichtigen Kindern 1323848
Knaben, 1267528 Mädchen gewesen; nnter den die SVhnle factisch Besuchen-
den: 1 136572 Knaben. 081010 Mädchen. Das Schuljahr konnte in 84*93%
der Schulen vollständig (in 10 Monaten) beendet werden.
Im Sdra^alii« 1890/91 beMuulflii 16870 VelkiMlnlen— elM vm 2072
Bielir alfl im Jahre 1868. — Kaeh dem Chuakter dodee812 (4-81 V») «ten^
liehe, 1934 (11 47 V ) eommnnale, 13904 (82*41%) coafeerfomJle, 220
(1-31'".,) Privat-scluilen.
Nach dem Grade waren diese \'olk88chulen: 1. Elementare Volksschulen
16619 (98-52 °/o)» 2. höhere Volksschulen 61 (0-36%), 3. Bürgewchulen
173 (102%), höhere MftdehenMduilen 17 (0*1%).
Nach den GeschlechtsverhlltataB waren et: Gemischte 14311 (84*18%),
für Knaben 1204 (TIO^U), für Mädchen 1355 (8-63 «/o).
Lehrer ^ab es: 25133, nnd zwar Befähigte 22133, ohne Bcfähigungs-
zeagnis .iOUÜ; darunter 21Ö9Ö (86-32%) Lehrer, 3438 (13-68%) Leh-
rerinnen.
Es sei hier noch angeführt, dws derLehrer-PensionBfoodB im Jahre 1891
an Pentioiien, Witwenunterstütsongen, WnlMiiurtentftteaigea, Peiuiflonnlacsea,
Abfertigungen 814589-37 fl. ausgezahlt hat.
Lehrerbildunprf5ansta]ten «rah es znsaromen 71. und zwar: 25 staatliche
(darunter 7 für Mädchen), 46 confessiunelle. Diese Anstalten .sind säiumtlich
mit 4 Jalirgängen eingerichtet, 4 confessiouelle Anstalten der Art nehmen nur
jedes sweito Jahr ZSgUnge auf. £i dm 71 Aastelton sind etngeMfarieben
worden 45.'* 5 Z< - linge, daninter 1418 Midehen. Zur Untersttttzung der
ZöpliiiK»' sind 2H7 748 fl. verwendet worden, u. z. 136680 11. aus dem Staats-
bud?:et, das übrige ans confessionellen Fonds. Auffallend ist es, (\;r<% zur
Untei-stützung der Zöglinge der 7 staatlichen Lehreriunensemiuare beinahe so
viel gegeben wurde, wie fBr die 18 Lehrerseminare: dort 62693 fl^ hier
73987 iL Die eimmtiicheii Anala^en der Lehrer* ud Lehrerinnenttuteltan
betrogen 827119 fl., wovon 499500 ± von der Stentecwe gedeckt wurden.
Lehrbefälugungsdiplonie wnrden 1 154 erworben, wntnm 109 nun Unter»
rieht in der Biirg-erschule berechtigen.
Die angeführten Daten beweisen zur Genüge, dass der ungarische Staat
dte Jnhrhnndeito langen Yerrtnmnisse in der VoUuendehung mit voller Knft
gat CT mnehisn bestrebt ist. Dabei mag hie nnd da noch eine ünsnktlmmliflh-
keit Qbersehen worden sein. Aus den statistiaehflii Daten Ist z. B. sieht er-
sichtlich, ob die Regriemng: den Unterscliied zwischen den getheilten und nnge-
theilten Sclmlen der Beachtung würdigen möchte. Die bisherige Nicht«
beachtung schadet sowol den getheüton wie ungetheüten Schulen. In der
Hersnbildnng Ton Lehrern und Lehrerinnen Ihmer aeheint disBegiarang iMh
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nicht sehr planmäßig- vorzugehen, da es im Lande 210(H) Lehrer und nur
öOOO LehreniiDen, also siebenmal so viel Lelirer als Lehrerinnen gibt,
md dMh die JfeitaMtm^ dm Httdehensöglinge beinahe so groß wie die der
Knahwfnaiglliige Ist Ich wtlB, m» man da vorhrbiKt: dai so amg^beae
Geld sei nicht wei?!:?^ werfen, denn die za Lehrermnen enogenen Mädchen,
wenn sie nnch nicht ansübende Lehrerinnen werden, könnten ihr Wissen als
Mütter verwerten. Das ist möglich; aber solche Luxusansgahen kann sieh
ein Land, wo das Minimalgehalt der Lehrer nur bedingnngsweise 4iX> iL
beträgt, fiir jetzt noch nicht gestatten.
Qttra bttten wir in den Beiiofate die Qesammtansgabea der Yolkssdiiilen
gelesen. leli weiß, dass die ZnsammensteUuig dersellMn niciit olme Schwleiiip-
keittti ist, denn die Scholen werden ans sehr Terscliiedeneo Fends erbaltm;
aber die ^Io^li(;hkeit ist doch vorhanden.
"Was die Mittel-, ifoch- und Fachfchnlen anbelangt , will ieh mich mög-
lichst Iturz fassen. — Die Haaptsorge der Kegierung scheint die \ orbereitung
der einlieitlichen Mittelsdiide gewesen n sein. Verordnungen sind erlassen
worden: 1. Über dm Ünterridlit in den nicht obl^ten Oegenstflnden der
Mittelschule; 2. Über die Recension, Genehmie^uni^ und Gebrauch der Schul-
und Uilfsböcher: H. t^ber Schlittschablaufen, Badoi and Schwimmen; 4. Über
das Landes- und Kreis-Wettturnen.
Mittelschulen bestanden 183, und /.was: 151 Gymnasien, 32 Kealschnleu,
mit 1075 Classen, darunter 67 Parallelclassen (in den 5 ersten Jahrgängen)
bei den Gymnasien nnd 251 Klassen bei den Bealsobnlen.
In den 181 Mittelschnlen zAhlte man im Schuljahre 1891/92 zusammen
47216 Zöglinge, wovon anf die Realschule 8300, also 17-5<*/<> entfidlen.
Die Znnahnie der Zahl der Zögling-e im Verhaltni.'? zum ^"n>f'n Tahre ist
1955. also -l'^ ''/q. Auffallend ist die bedeutende Abnahme in den höheren
Classen. In der ersten Classe sind gewesen 11813, in der zweiten 8593, in
der dritten 7139, In der Tierten 6032, in der fünften 4388, in der seelisCeii
3526| in der siebenten 2978, in der achten 2747. Im gannen haben das
Sehi^jahr mit Erfolg 34305 Zöglinge beendet; 4654 sind In etoem, 1977
in zwei Gegenstftnden dnrchgefaUen, 2927 mässten die Classen unbedingt
repctiron.
Zu der Keifeprüfung haben sich 2416 gemeldet, 2184 die Pr Ofling mit
Erfolg bestanden.
In den beiderlei ICittelsehnlen haben 3142 IQttelsehnllehrer gewirkt
Das Oesammtvermögen der Mittelsehnlw ist anf 26384000 fl. geschätzt.
Die Auslagen im Jahre 1891/92 betrugen 4526000 fl. für die Gymnasien
und 1130000 fl. für die Bealschnlen, wovon 4113000 aus der Staatseasse
gedeckt wurden.
Wenn mau die statistitichen Daten der Zöglinge der einzelnen Classen
Tergleieht, so tot es aofBüIend, dass in den swei ersten Classen so viel gewesen
sind — 20406 — wie in den seefas oberen Classen. Wer da weiß, dass in
Commnnflii, wo es Mittelschulen gibt, die oberen zwei Classen der Volksschnle
nicht ausgebaut sind, dem kommt die Sache natürlich vor. Aber ist es so
richtig? Bei weittiu nicht! Wieder ein Beweis, dass in anserer Scholorgauir
sation etwas krankt
Von den Hochschulen sei folgendes erwShnt: Ein nems Begnlativ der
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— 7^0 —
Üb. uf. ünirmttU in Bidftpoft rar Ordaang der SMmt der DMpU»
nd der CoUegiMigdder iet ait Oendunigvag de» MinietwiuM nnigagehea
worden. Da« Personal an der Badi^pefter Universität bestand im Schuljahre
1891/92 ans ordentlichen Professoren. 2^ anßerordentlifhen Professoren
und 81 Docenien, die zusammen 593 Vorlcßuntfen liielten. in 1953 \vr.f>h'-T)t-
Uchen Stunden, lu den vier FacuiUlUu der Buda|HiäU:r Universität amd im
cnten SeMter 3464, im sweifeen 3192 HSver eingeedirielMA weidoi. Die
Auslagen der Badapester UaiTenikit betrece» 788004 IL, vm 112917 fl.
aMbr als im vorigen Jahre.
An der Klausenbnrg-er Franz-.Toseph-Unirersität wirkten 62 Professoren,
sie hielten 296 CoUegieu. Dia Zahl der Hörer betrug im T. Semester 621,
im IL Semester 575. Die Aaslagen bezifferten sich aaf 251902 fl.
All dem kSiügl. PolTteoimie«» in Bidepeet wirkten inigeeiMmt 77 Lehr-
krüflte, von deien 27 ordentUdie, 3 außerordentliche Professoren wenn. Die
Zahl der TIHrer ist im I. Semester 718, Im IL Semeeter 666 feweees. Die
Erhaitungskof^ren betrugen 202 (K):^ Ü.
Theologische Akademien bestanden im Laude 52 mit 1829 Il&rern und 346
Prefteioren. J oridlsche Akademien gab es 1 1 mit 815 Hörern and 167 Professoren.
Noch ttber einen wiciitigen Oegenataad mniB loh Borieht errtatten, ee irt
die Begelnng der Lehrergehälter in Ungarn. Das Gesets liierfiber ist ia
Abjreordnetenhause im April und Mai verhandtlt worden; es besteht ans
17 Paiagrapbfcn. Die wichtigsten Punkte dr ^ selben sind folgende. Das Mininial-
gehalt eines Lehrers au einer Staats- oder Comroonalschule beträgt 400 Ü.,
an einer confe«ionellen Schale 300 fl. Sollte der Lehrer an den letztgenannten
Sehnkn iveaiger alt 300 il. liaben, io triti der Staat ergSanead ein. Jeder
Lehrer bekommt eine Quinquernialwilage f<m 60 bis 250 fl. Die Quinquennal-
Zulage kann in das mehr als BOO fl. betragende Gehalt der Lehrer nicht ein-
gerechnet werden. Wo die Lehrer ihr Gehalt in Naturalien beziehen, sind
die Schalerhalter anzohaltes, dass dieselben in gnter Qualität g^ben werden,
widrigenfsUi nie d«i Wert derselben in terem Oelde "^fft^lfp «fteoen. Der
Xinieter ist emfiehtigt, dort, wo die Confeaeionen Ihre Scholen nicUt den
gesetzlichen Bestimmvngen genrilB einrichten, die Errichtung einer staatichen
oder Gemeindeschule zu veranlasp^n In solchen Gemeinden, w»» melirere die
staatliche Subvention in Anspruch nelnnende confessionelle SchuJeu bestehen,
femer dort, wo wol nur eine derartige Schule besteht, aber wichtige Staats-
Interewen in Frage konunen, kann der lliniiter naek AnbOrang den Verwal-
tanfwnHcknaNi, statt der BewilUgnng der staatlichen Untenttttnng jene
eonfteeionellen oder G^meindeschulen schließen aad eine Staatsschnle errichten.
Wenn der Staat zur Ergänzung des Gehalt p<j wenisrstens RO fl. beisteuert, so
ist bei der Wahl des Lehrers die Genehmigung der Regien; iiir einzuholen.
Wenn an einer coufe&sion^n oder Gemeindeschale nacheinander zwei Lehrer
wegen ecantifeindlieher Handlangen dnrck DIaeiplinamrtkaile aligeaetnt wudan,
kann der ICinister dSeae Schale aeUieBen nnd an deren Stelle eine ataatüdie
Schule errichten. Das Ministerium ergänzt die Bezüge eines Lehrers dordi
staatliche ünterstützunie: bis nnf 400 fl., w^-tiu die obere Schulbeh;*rde darum
bittet und die Einflussnahme der Ke<<ierung bei der Besetzung der Lphrer-
stclle zugesichert wird. Es soll noch erwähnt werden, das« das Muiimum
der HiliUehrafgekUter anf 200 Gulden ftelgeeetat iet
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— 799 —
SchlieiUicb kann ich als Coriosam nicht onerwähut lassen, daBs die Ver-
luuiidliiiiir dieies Gesetns im Oberhanae Am dar ümehe, 4a« die BeprlMa*
tanten dar grOßten GonfeMioa das Landea — die tathaUichen, Bisdiltf» —
nicht in gehöriger Zahl erscheinen konnten, einmal vertagt winde. Einl^
Magnaten (luitürlicli clericale) wollten es das zweitemal unter dem erwähnten
Vorwande uüchmals vertagen, aber die Regifmng' ging* diesmal auf diesen
Plan nicht ein, worauf etliche den Sit2uugääaal verließen. So ist dieser
Oaaataaiitwiiif ohne ihr !&ilihia aom Gaaetz gewofdan.
Zum SoUnwe mabesBarlohtea kann isk nldit Tanehwelgtea, daaa bei der
Begelnng' dar Oahälter der Staatsbeanaen auch die Bezüge der SeniiiMiMi i i
geregelt wnrden. Tlicilweise ist ilir \\'unsch erfüllt worden, indem ein Theil
von ihnen in dieselbe Gehaltsciasse gereiht wurde, in welcher ihre Cn!]« L^ni
an den Mittelschulen sind. Wieder als Cnriosum m\m kh anführen, dass bei-
nahe sfimmtUche Staatabeamten, also auch die Mittelschnl- und Seminarlehrer,
walcha in dar Frovins dianen, In niedere Gahaltoelawop gaiaiht wurden ala
ihre CollaKea in der Hauptstadt. Die Gerichtsbeamten in der Haaptstadt
beziehen auch mehr Oehalt, aber das Plus nicht als Gehalt, sondern als
TlieofirangtEulai^e. £b ist maaahmal doch gat, wenn man dem Fener nabe sitat.
Ana der Facbpreaee.
102. Pestalozai nnd die zürcherischen Humanisten [0. Himziker,
»stal' .•'zibl. 1893, VIT). H. betont einleitungsweise, dass die Ursache „der
Spannung, die zwischen P. und den gelehrten Wortführern des damaligen
geistigen Lebens in Zürich bestand**, nicht nur Pcstaiozzi's politische Ge-
sisnnng gewesen (wenngleich er sich schon allein durch die Thataaoha, im
Aargan die Anfhebnng des Zehntena , „dar damaligen BaiqjrtnlhrqveUa dar
Geistlidikflit nnd der Anstalten fftr hühere Bildnng'' dorohgeMtzt zu
haben, den Groll der Herren l'rofessoren zuziehen mnsste), sondern anch, und
zwar zumeist, der in den ^Aristokraten des (ieistes" einerseits und 1'. ander-
seits verkörperte Gegensatz „zwischen der humanistischen Gelehrsamkeit und
der volksthümlichen Bewegung, der Gegensatz, der schon drei Jaluhunderte
frllber awiiohen Eraamna nnd Lather eine nnftberbrilokbara Elnft gwobaffm.'*
[Die Hamptatflcke des Anfntaai bflden fibrigena: a) Aaaallc;e ana Htnning'a
Anfiseidmnngen über Pestaleszl, geschrieben zu Yverdon; b) Mittheilnngen
über einen Züricher Lehrer P.'s (Professor Steinbrüche!); c) eine wesentlich
philologische Untersuchung, deren Gegenstand ein© möglicherweise von Stein-
brüchel stammende, von P. kritiairte Übersetzung der „ersten olynthischen
Bede" von DemeethaBea iat]
103. Die Bedeutung der Philoaophie der Gegenwart für die
Pädagogik (E. Hochegger, NB 1893, VII). „Rückblick und Ergebnisse":
„Die Pädagogik wird als etliische Wissenschaft ganz besonders auf die Philo-
sophie verwiesen." „Eine philosophische Begründung der Pildagogik bedeutet
uichi etwa die EUnfiibmng eines aprioristischeu Veitahrens in die letztere,
sondern nur die Kläi ung der letzten Begriffe und der Methoden, welche in
dieaer WittCDtehaft zur Anwendung gdangen, sowie eine befHedigende, Ton
der Vemnnft feibrdcrte Erginsung des pftdagogisehen Wi^sena.* „Die P.
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— 800 —
beduf vor iDem einer erkennäiiftheoretlMhea tturfnnnng Die berktomlidieo
Syitfloie der P. enungeln M alle dner ioklie&. Sie wmelii in iltorai
philosophischen und psychologischen Systemen und deren Irrthttmern. Die
Thf'one der wissenschaftlichen Pädag-ogik befindet sich in dieser Hinsicht noch
im KiickRtande preierPiiöber d^n andern (feistes Wissenschaften, welche mehr oder
minder alle sciion entsprechend der Entwickelung und den Fortschritte
wiaeeaeehitftlichen Dcaluiit tieh nmgertaltet htben, neaeOmdlegang erfldmB
oder eben erfUiren. Stmetwftre en1lnerUSriie]^ irfogyitenie» wiedaaH«riM^
oder auch das Pestalo^zi's, fast zu alleinherrschenden in der Pädagogik ge-
worden sind." „Die hi^h.Mi^'e Kiehtung in der Pädagop^ik ist durchwegs f?^
intellectnalistiseh. Jene mtellectualistische Piehtiing verschuldet &&, dass die
gittlich-prakiische Lebeobbilduiig, wie auch die religiöse und künstlerische Aus-
bildung von der modernen P* nieht genOgende Beaelitnng gefunden hat'
„Wenn die P. eich dar I^iloeoplile der Gegenwart zuwendet, welebe irieder das
Bild des ganzen Menschen hervorholt, wird lie die finnitelne m einer waihr-
liait allgemeinen Pfldagogik finden."
104. Di«' socialiitilitische Ijcdeiit ung der Fortbildungsschule
(P. Kraschwitz, F, 18Ü3, Kr. erblickt in der F. „eine Stätte socialei-
Wirkiaaikeit*', „einen BerUiningepnnkt flr die Beetrelmngen der einte»'
reichRtan Faotoren nneeres aodalen Organifunu". „Was in ihr gelernt und
getlian wird, werde in stetem Lebensbezuge aufgefasst: die elementaren
Kenntnisse und Fertigkeiten als eine sftciale Forderung, der jeder Mensch ge-
nügen muss, wenn er da» liecht iu Anspruch nehmea will, eine einigermaßen
wQrdige Stellung im socialen Organismus zu erlangen; die weiter gehenden
Belelarnngen ana dem Gebiete der Bealkenntnisae, der Vollkawirtatdialtalelin
und Bechtskunde als Grundpfeiler künftigen Bfirgerglftdka nnd künftiger
Bnrgertngend ; die Zuclit der F. berulie auf dem Bestreben, dieie Anatalt als
einen Kechtsstaat im kleinen erkennen zu lehren."
105. Über dramatische Schfileraufführungen (H. Gloel, Deutsch
1893 V/VI). Ol. sucht nachzuweisen, dass die gSchüleranffahrangen be-
reehtlgt nnd wtoscfaenswert" sind. Nnr eind aeine Beweisniittel die bekannten
alten, die den Pädagogen nieht überzeugen kSnnen. Sein letzter Tin seiner
Art aber auch nicht neuer) Trumpf: Überzeugender als Jeder Grund ist für
manche vielleicht eine Äußerung des Kaisers Willielm II. Nach einer Auf-
führung von Aischylos' Persem im Kaiserin-Augusta-Gymnasium za Charlotten-
bürg 1891 sagte er nlmlieli mm Direetor der Anstalt: ,pDie DanteUnn^ hat
mich aehr engriffen. ESne solche ElnfUmmg in den Odst der Dichter wirkt mehr
iür die allgemeine Bildung als fünfzig Seiten Grammatik. * *) — FOr 61. „ge-
hören die Schulauflführungen zum Ideal der Scfinle" „Alle zwei bis drei
Jahre müsste nach meiner Ansicht au jeder höheren Schule ein ganzes Drtima
aufgeführt werden. Einzelne Scenen aber können in jedem Jahre dargestellt
werden. Am besten IBsst «ich dam der Gebnrtrtag des Landesfltrsten oder
des Kaisen benntsen.* Folgen sahkeiehe Voraehlige, «praktlaGhe Beam*
knngen** nnd zwei „Prologe" (zu H^yses «Eolberg" nnd mm »Teatanent daa
Grollen Korfttrsten'' Ton Pntlits).
*) ^Einführung in den Geist der Dichter" — „fünfzig Seiten Grammatik":
welch glückliche GegenttbeisteUung! Wir schlagen sie al^ Au£iatzthema fttr Prima vor.
I.
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— 801 —
106. ünterricht in der Wortkunde (E. Wilke, PZ. 1893, 24).
„Dm iitmhau. luis^rei' Zeit geht iu der l'ädagugik daUiu, zur Isatur zuröck-
snkehren» das Kind ab Kind m behandeln, den Lehrer freier auf dai Eiad
einwirken an laeaeo and darom die alten ünteniehtsAnrnien an aerbfediflo.
Ein richtig: betriebener ünlenicht in der Wortktmde scheint mir ein wichtiger
Schritt in dieser Ivichtnng zu sein," W. legt die bekannten Yortheile solchen
Unterrichte dar, brinä:t eine Anzahl Beispiele, beruft und stützt sich im ganzen
und einzelnen auf Üadoli' Hildebrand (was uiciit anders zu erwarten ist). Mit
Becht betont er aaeb, dase der Lehrer, wenn er sich eine weit and tief gehende
WorCkenntnlas erworben bat, ein felnea OelHhl dafür beeitat, oV die Kinder
•dlne Worte verstehen oder nicht.
107. Die Anfgaben des öffentlichen Lebens und der Ge-
schichtsunterriciit (G. Schönfeldt, Ref. 189:^, 2H). Der „naturgemäße
Ort" für die (in unserer Zeit dringliche) Lbermittelnng- »-iner ^elementaren Ue-
sellschaftskunde" ist in der VoUcsächule „der liumauiätitiche liealunterricht,
deoea Lehrgegerstand ja Uenseh und MeMcbenleben Jet IVeOicb beeteben
anch bei den ttbrigen Flebein Qelefsenheit nnd Veipiliflbtnng, genllsohafte-
kundlicbe Stoffe zu verwerten; aber die VermitÜnng näherer TT^mitiifat xaä
des Verständnisses derselben ist Icdiirllch dem Unterrichte in Geographie und
Geschichte, und zwar wesentlich dem letzteren zn überweisen. Die Gescliichte
ist ja die Wissenschaft von den tiuibeaden ii'actoren, iiiren Ursadien and
IMnrknngen, ihrer gegenseitigen Bedingtheit. Indem nnn der Geiehklit»*
nntenicbt diesen WerdeproeeM anfdeckt, mit den elafkchen LebensverbKItniwen
der Vergangenheit beginnt und langsam an den oomplicirteren und verwickel-
teren formen fortschreitet, dabei diese stets mit entsprechenden der Gegen-
wart in Verglei»'li «tt-llt, Avird das Kind in Stand gesetzt, sich in den manni{^-
fachen Institutionen der Gegenwart zurecht zu finden. Sciiließt der Gesclücbts-
unterricht ~ wie er es dem Wesen der Geschichte entsprechend moss — mit
einer eingehenden Betracbtong des socialen Lebens der Gegenwart^ der heutigen
Binrlebtnngen, Zustände nnd Ansehannngen (welche als maBgebende und yer-
pflichtcnde in den Gesetzen gleichsam geronnen sind): so ist das im wesent-
lichen durch die Volkssehnle erreicht, was sie in Bezng auf die Vorbereitung
zu den Aufgaht-n des üüentlichen Lebens überhaupt thun kann.'^ „Die Un-
wissenheit der Aieiigo iiber öffentliche Angelegenheiten, ihre intellectueUe und
moralische Unfäliigkeit, im Öffentlichen Leben mitratheo nnd -tbaten an kOnnen,
sind snm nidit geringen Tbeile dnrch den bisherigen Gesefaldittmitenricht ver«
sehnldet"
108. Fr. Ednard OaeMer's Wirken im Dienste d. s sreos^raphi-
fichen Unterrichts iK. Oppermann, Ke]». 1893, IX). Gaeblers Kniwieklungs-
gang: 1842 zn Pegau in 8ach«eu geboren — zum Lehrer auisgebildet —
Knpferstecher — Topograph (zunächst bei G. Westermann, dann Besitser dnea
eigenen „geographischen Institats" in Leipzig). 0« beaeiolinet die Gaebler^
sehen Kartenwerke als ,fdie bei weitem besten für Schnlzwecke: wegen der
Einheil liebkeit ihrer Anlage und der Übereinstimmung zwischen Wand- und
Atlaskarte, wessen der zweckmüßi^ren nnd richtigen Zusammenstellung und
klaren Anordnung des Stoffes, \segeu der markigf'n weithin sichtbaren Zeich-
nung, wegen deä trefflich gewählten sauberen Koluritä und der gediegenen
Ansstattung."
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I
— 802 —
109. Specialkarten und Reliefs in der Schule (E. KicUter,
dSohb. 1893, vn). S. wHuMditi da» der üntenidit in dar Heimatetamda,
(««eh der im Twltm) auf die Beoiitzoiiflr der Spedaikute (d. i wol aine Art
„Qeneralstabs-" oder „topogpraphisdie* Karte) anfgoVjaut werde, naddassanch
auf den weiteren Stadien des noosraphln-Untf^rriplits (in h5hem Schalen!) die
Spedalkarte bis zn vollem \'ersian(lnis (hTselb»-ii l^Miiitzr werde." Da aber
„die äpecialkarte fiii- die Schule zu wenig übersichtlich, zu dicht beschrieben
und in der Tarralndantettimg an mlnnttito" aei, „w&re ea am beatent elnflMh
die im Maßstäbe 1 : 60000 ausg^eführte ZelduHingdarSpaeialkartapliotographisch
auf den doppelten Maßstab (1 : 30000) zn vergrößern; dann hätte der Schüler
Strich für Strich die Specialkarte in ^pr H?tTvi Tiur viel dentliclier". (Diese Arbeit
hätte — für ^^sterreicli — das lecimiscii so reich ausgrestattete militärisch-
geographische Institut auszurühreu.) — Für Jede Schule verlangt E. ein
»Beltaf der Umgaliimgr*. Lehrgang: „Von dar liekaanten WirUiehlceit sam
Balief, vom Relief zur vergrößerten Spedalkarte, von dieser znr enger ge-
lelchneten Specialkarte und von dieser weiter zn Karten kleineren Maßstabes.*^
— Schließlich berichtot II. über zwei beachtenswerte Ertinduneren: a i neuer
Storchschnabel (Pantograph) des Graveurs Kieuzle in Leobeu zur leichteren
Herstellung der Gipsreliefs; b) eine Art branner Pappendeckel, erfanden von
einem Oberafcen Hopela Kirnaeb in Gras (Weaen nnd HenteOnnsr Qeiialm«
nia); die Harne besitzt den Vorzng, bei leichter Befeuchtung bildsam und für
alle von ent^preciienden Jiutmmeaten eingedrfickten Zeichen der Karte aof*
nahmefähi^ zu werden.
110. £ine nene Methode für den Kechenunterricht in ein- und
sweiclaasigen Schalen (E. Baßmann, Schpr. 1893, 20 — 23.) Zweck der
»nenen Methode'*: Beadiitnlranf der „atlUen BeaehAftigong^, grellerer Oawfnn-
antbeil dea einaelnen Kindea am nnmittaUiaren Unterricht des LehrerUf Ver-
einigung' der verschiedenen Altersdassen zu gemeinj?nmer Arbeit nnd damit
für den Lehrer Erleichterung der t'bersicht und Controle: im besonderen Ver-
mehrung nnd Vervollkommnung der Übungen im „Kopfrechnen". Mittel:
Gliederung der Schüler Tom 3. Ma 8. Schn^ahre in nur drei Abtheiiangen,
deren Jede ihren 9toff sweimal dttrchnimmt, nnd die immer znaammen*)
arbeiten^ woraus weiter folgt, dass in jeder Stunde Aachen gleicher Art
(nur verschieden hinsichtlich der Schwierigkeit) zu lösen sind. T)ie Darstellnnsr
ist viel zu breit (der in einer Nummer besetzte Raum hätte genügt) und
ziemlich unklar, die Ausdrucksweise im einzelnen tlüchtig oder stümperhaft;
dam Staren den Anteta eina Xenge Pmeldiahler**).]
*) Qenau ist das nicht: nur am Anfanfr jeder Stunde werden A-j-B-j-C
„mündlich" beschäftigt, spät^ hios B -f- 0, endlich C aliein. — In der Einleitung
verwebt Verfasser („Pfarrer und Sohulin^^ector") auf die „ausführlicheren Ai»-
fUhruDgen" seiner „Anleituig anm BedieiumtMiiehte in dar einfllamigen Schnle".
Essen, Bädeker 1883.
**) Wir hallen ana lohon oft gaftagt, ob denn die Bt^, von eilen Oonaatoian
verittiDcn sei!
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Recensionen.
Dr. Friedrich Pitfes, Gesammelte Schriften. In zwancrlosen und gelb-
ständigen Heft«u. £rsusU<dft. I. Das menschliche Bewns.stseio. IL Das
Äitlitttitelie. Ziral «ekrOnte Prelndiiiften. Leipzig 1893, Jolini KHnk-
bardt. XII und 167 Sdteo.
Vielfachen Aufforderungen, sowie der eiir^ ocn Hingst gehegten Absicht
f»ntsprc<:bend, Iahsv ich meiner „Schule der Pädagogik" nunmehr eine Samm>
Inns: meiner fibrigen Schriften folgen. Dm flowen erschienene erste Heft
(lit-<T Saniralung enthält meine zwei ältesten philosophi^f h-iiiiilaffogischen
Muaogrü|^hien, die lür iiieiue späteren literarischeu Arbt-iteu uüd überhaupt
für (üe Pädagogik als Wissenschaft von grundlegender Bedeutung sind. Ln
Hinblick auf die AnsfÜbrungcn in meinen h^pSterrn Si h ritten (wie sie in der
,,Schule der I'Ädiigogik" vorliegen) habe ich mehrere Partien der hier vor-
liegenden AbhaadlOTgen bedeutend gektlrzt, zugleich aber, um Vortrage
allenthalben Zusiimmenbang und ne!;chlo8scnheit /.n wahr<»n, neu disponirt und
stilisirt, hie und da auch, tkeü» um einzelne Punkte genauer auszuführen, theiL»
um meine Stellung zu pädagogiflohea Zeit- undStnitflngm klar n becdduuM,
die Örigiiialtexte durih Zusätze erweitert.
Indem icii lui übrigen aut den austuhrlicben „ Vorbericht" zu der hier
begonnenen Sammlung verweise» bemerke idi nur loek, da^s die Annahme den
Torliegenden Heftes niemanden zu etwas weileien Tetpfliehtett sondern daa
Untrrnehmen ein durchaus zwaugsloses ist. Dittes.
Dr. Autou (jiudely, Über des Johann Amoa Comaniiis Leben vnd
Wiiken. Zweite neabearbettete Auflage. Mit vtar AbUldvogea. Znaim
189B, Karl Bomemaim, 109 a 2 Mk.= lfl.
Trotz dp" jTwnireu Umfanges ein alles Wesentliche euthaltcnd«! Beck.
Überall merkt uiuu lu demselben, dass ein gewiegter lli^^toriker die Feder ge-
führt und ane dem Qbcrrcichen Stoffe mit siehe rem Blicke die bedeatJamen
Momente auegowählt und in du-: hellste Lirht jj^estcUt hat. 5n3 viel man auch
in deu letzten Jahreu Uber Couit-uiu^ gclei^ea iiat, die^uä Buch le&üelt ua<,h
immer und darf sich seitot neben dem groften Werke von Kvacsala noch mit
Ehren sehen lassen. Es uimirit nutcr den kürzeren Werkrn Uber Comenius
unbe&tritteu den ersten Platz ein, weun es auch einige kleiue Mangel stilistischer
An aafmiat.
J. J. Scheel. Allerlei Schülernrbilder. Federzeichnongen lllr Seliil* md
Äinderfreunde. Hamburg, Konrad Kloß. 132 S. 1 Mk.
Beschreibungen und Charakteristiken einer Anzahl (12) von Schul-
knaben Hamburgs, alee Bilder aai dem wtrkliefaen Leben, nicht etwa
finirirtc Beispiele zu I>enionstrafiiiTien au-; der theoretir^ehen r;id,i:;ot:ik. Einzelne
wenige Striche dieser Federzeichnungen und ein paar kleine Abschweitungen in
denselben hidwn ans nicht gans gefeUen; doeb iet denea neamnea wel aiebt
eine T>ruckseite. Dii.-* Biiehlein im Giinzoii aber ist eine treffliehe Leii^tuna:
sowol der lieohüehtung und Aulfassun^, aiä der i>mr&ielluu|$; »loaig, khens-
wahr, aam Herzen sprechend, ebeaae emeliettd als lehrreich; sein Inhalt reicher
und wertv(dler ul-' der manches anspruchsvollen ^<)InJl<■udiuul^ von Katheder-
weisheit aber ^wiasenschattiiche'* Psychologie und Pädagogik. Als unter-
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hultt ndo 1111(1 bildende LectUre all« n Meu^^oben- und KindeifireiEiiidaD, hvoaden
V(ilks-;fhii!l'']irorn. namentlif^h jiiiip:r'U. s<lir /.u cinpfeyen.
Prof. Viktor Kiy, Hans Saclis. Sein LeWu und Wirkeu zu dessen vier-
hvnderljjftlirigeni Oebnrtstagie dem d«!iteehea Volke geschfldtrt. Leipzig 1893,
Karl Sdioltxe, 85 S., nebst einem Bildnis des Dichters. 60 PI
Dieses Biirhlt'iii scliildert ilen Lebenslauf, den CharaktoT. das öffentliche
Wirkeu und be*joadcra die dirlurrische Thätigkeit des wackeren Hans Sachs.
In letzterer Beziehung Tt rdi« nt l^sondcrs hervorgehoben zu werden, dass dar
V«?rfa!5ser in sein TUidilein eine gtdungcno Auswiilil v r. P'- iln-n dt^r vcMcliitidcneu
Dichtuuü^arten, iu welcher sicii Haiu Sachs hervor^i tbau, eiogei»chaltet hat,
wdduri Ii diis entworfene Lebmsbild erst reehA uschaulich und wertvoll wird.
Das Htichlein niuss durchaus als sehr gelun?<^n und schätzenswert bezeichnet
werden. Wenn das dcutsdie Volk sidi mit deiMs. ll»eu recht vertraut macht,
daan wird es seinen Hau Snd» wiiUieh kennen, ^• liätMii und lieben lemeSt
aus ihm auch mchrGenuss und Erbauung: "^' hr jvteu. als ans prnnzen Bibliotheken
modernster Factur. Volksfreunde sollten daher das Ihrige zur Massenverbreitung
des angezeigten Sohriftchens thnn.
Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte. Ein Handbuch fdr die
Heimatakimde im Oetduchtannterricht. Leipsi« 1892, VoigtUnder. 457 S.
4 Mk.
Die Verlagsbandlnng Voigtländer hat den glüeklidlieB Oedanten gefikast«
ihren Lehrbüchern der dcutsrlien Geschichte von Andrä dip floschicht«* df-s
Jünzelstaates oder der Provinz ab Anhang beizugeben, in welchem oder ijn
w«l<dier daa Lehrlmcli gel»raue1it wird, und in dem obengenanoten Bache diese
Einzeldarstelhmgen in Fonn l iin^s Handbuches der Heimatskunde 7.^ ^ r^ ir in:
im Ganzen 1^ AoMtce, und zwar 12 Pru vi tuialgeichichten Ficuöenä, 4
Bayerns nad 12 der Qbrigen deutaehen Staaten, jede wt Ton einem Fachmanne
der betreffenden Provinz oiJer des Staates bearbeitet. Gymnasialdirector
Schmeiaer in Hamm leitete die Herausgabe. Die Behandlung iat in den
meiaten H^ten die gidebe: m«nt ^e kirne Übenidit viid daui kidter
ausgeführte Erzählungen besonders wichtiger Abschnitte aus der Geschichte
des betreffenden Landes, also in form von Bildern. L>ie:>e Behandlung lag ja
iB der Natur der Sache. Beeht hflbaeh eind die beigegebMMi KirtOMn. die
dem Verständnis zu Hilfe kommen, z. B. die Ausbreitung der HaaM am 1400,
die territoriale Entwicklung Hessens, Badens u. ä. W»
Erzählungen ais der Geachiehte. 1^ HUftbadi fSr den enteft Ge-
Bchiehtsiiiiteniofat aaf kfihoren Lehnumtalteo. L Theü heranagagoben tob
Schmidt and Enderleiu, U. Theil herausgegeben von Ulhiieht» HL Theü
herauagegeben von Schmidt. Dresden 1893. Hfieker.
Diese drei Bändchen sind mit Bhcksicht auf die BedürluiSbe sächsischer
S^idflii abgefiunt. Im Jt und nodh mebr im IIL Theile iat der Laadea*
gpsrhichte Raum gegeben. Sie sind kein trorkcner Au?tznff ctvra an« einem
Werke fUr die Uberclassen, sondern trisch geschriebene Bilder mit DetaUa,
wie ate die kindliche Natar verlangt, geacfarallekt, auch im Satzbav and im
Erzählerton der jugendlichen Art anp:rpas8t. Recht praktisch vrar es, am
Schlüsse des III. Theiles (,.\euzeitj zum Zweck der Wiederholung dee Alter-
tbtutta und Hittelalters eine Zeittafel über die Gesumm tgeschichtc aniafÜgea.
Schade, das die Biiihlein nicht aiirh durch eine Anzahl Tllustnitionen noch
mehr lUs durch das blo£e Wort und die Schilderung dem Anächauangsujiter-
rii^te dienen. W.
Stein, Lehrbuch der Geschichte für die oberen ClMten höherer
Leln aiistalten. L Band: Alterthnin. 5 Aufl. 2 Mk. H. Band: Mittel-
alter und neuere Zeit bia lt)48. ö. Aufl. 2 IL 20 Pf. Paderborn, Ferd.
Schöningh.
Steins Lehrbuch iat in seiner 5. Auflage nach den preußi^en Lehrplänen
vom 6. Januar 1899 umgearbeitet und, da dteae eine aiemlich eiaaehaeideade
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— 806 —
üiDgefltaltuiig des Buches nach Seite der StoffauswabI bcdin^n, ist die Auf-
lage in dieser Hinsicht eine von den früheren wesentlich verschiedene. In
einem ist sie die alte geblieben, was die durchsichtige GUederuo^ des Stoffes
und die Hervorhebung der leitenden Ideen betrifft^ Vorzüge, die einige andere
Lehrbuch Verfasser bereits herausgefunden haben. Nebcu der politi^en Oe-
Bchichtc behandelt Stein in eigenen Cftpiteln, die er nach ji der grOBeren
Epoche einschaltet, auch die CülturzustSnde, wie sie sich in den \\M "enschaften,
in der schönen Literatur, Bankunst und Malerei äußern, freilich wie fast alle
deutschen Lehrbflcher ohne beigegebene lUnstrationcn. Blne iMiinidaie SoigfUt
auch die neu aufgefundene Schriit df» Aristoteles bereits im Texte verwertet.
Wie er überall mit dem neuesten Stande der Forschung bekannt ist ud
strittige Fragen behandelt, zeigen seine Anmerkungen in beiden Binden.
Auf einen Paragraphen mochte der Beferent noch besonders auünerksam
machen, da er geeignet ist, als UxaUßt für ihwlfehit Fragen zu dienen, die tun
ihres bildmiden Wertes willen recht oft gegeben werden sollten, insbcFondere
als KecapitulatioQstragen. £s ist der § 116, II. Band: „Geschichtlich geo-
graphische Übenidit der Llwler Bnropas um 1648." Da heiSt <w s. B. vnter
4: ^Schweden w,\r durch die gläcklichen Kriege Gustav Adolfs eine Großmacht
geworden. Ks hatte EstUand (1695) und Livland (lti09j von Polen, ferner
GlENlitti oder Sttdflttnlaiid nsd Ingermmmlnad (1615) m Brndud, die Jiucils
GbddWQd ni:dru;el von Däncinrir'A 1G45) und im WMtiUiachttlMedciiBfttiiCB,
Verden, Vorpommern und Wismar gewonnen." W.
£. Blume, Quellensätze zur Geschichte unseres Volkes. T. Band:
Urzeit, llerowingische und Karolingische Zelt 5 Mk. 50 Pf. Ii. Band:
Von der Zeit Kourads I. bis zum Ende des Zwiachenreiches. 6 llk. 50 Pf.
in. Sand: Von der Zelt BvdoUi von Habebnif bis zun SeUiuw des
Mittdalters. 6 M. 50 Pf. Cdthen, Otto Schulze.
Gegenüber Bflcbcm, die abgerundete Quellens tfh 4: e, Abschnitte aus dem
und jenem mittelalterlichen Chronisten bringen und üch aumeist auf die
Kriegs- und Begentenfeseiiidite beschränken, bietet Blume in den drei statt-
lichen B&nden Quellensätze, die sich auf das Culturleben unseres Volkes
während des Mittelalteis beziehen. Eine zusammenhängende Darstellung hätte
er ja auch bei IceiBera d« Amialitten gefiinden. Um luin «u dfesen eimeliien
Mosaikstt^fkrhen ein bequem zu tlberschauendes Bild zu j^^ewinnen, hat Blume
seinen i^ueüensätzen eine leicht lesbare, orientirende Übersicht beigegeben,
in der er nf dto elnidnen QuellensfttBe hinweist. Dadurdi ist der Genweb
des Buches, dessen Ilcr-^trllnng eine außerordentliche BeleKcnhcit in den mittel-
alterlichen Chroni^teu und Diditeni, einen aoBeigewöhnlichen Fleifi und Xoebe
rar Seebe bedingte, for jeden eo Mebt tb nOglich gemedit. Geic^, ee
interessire sich einer für die Jagd im Zeitalter der f^ächsiecben, saUsehen und
bobenstaufischen Kaiser, nnn so findet er im IL Bande, S. 90 eine kurze Zn-
aeamautellung dessen, was derttber noieie Quellen dieeeeZeitnnimee boffchten
vad debei stehen die Verweise auf die hinten angefügten Quellensätze Im
L und DLBai^ kann er dann nachlasen, wie es mit der Jagd im ersten und
letetflo Tbdle des IGttebdtefB stand und was nni daTon Qoeuen eniblen. ta
dieser Weise sind alle Seiton des Culturleln in Quellensätzen behandelt.
Keine Frage, dass diese Art der QueUenbenutzaug im Dienste doi eultur-
gwehiehtliäuen ünterricbtee ebeneo nen wie easiebei^ bik; freifidi erfordert
sie, weil immer nur einzelne kleinere Fragm» lui geboten werden, gereiftere
Leser, die der nöthigen äußerlichen Concentratiun entrathen können« und setzt
außerdem, sofern die Besprechung der Quellensätze im Seminarunterrichte zu ge-
schehen hätte, ziemlich viel fireie Zdt des Seminaristen voraus, da ja die
erste Lectttrc doch außerhidb des Unterrichtes müsste gepflegt werden. Mit
Vortheil wird sich Blumes Sammlung jedenfalls gelegentlich im Unterrichte
verwerten lassen. Es ist doch etwas anderes, in irgend einem Lehrbuch
z. B. allgemein gehaltene Wendungen über 5?imouie, Acht, Bann, Gottesurtheil
u. 8. w. zu lesen und etwas anderem, aus Blumes Quelleobätzen die 2ieitgeno88en
Rande zu^wandt und natürlich
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— 806 —
im Mkher Woiw, ▼idMeht gtr ia dan San« llwr tll nte n Uton
lod Terhandefai m sehen. W.
FricdlEnder, Grundrißs der Weltgeschichte far den Unterricht in
den Oberclassen höherer Schulen. H Thf^il ; Das Mittelalter, die
tteoere and die neneste Zeit. Leipzig 18Öi5, Voig:Uäiider. geh. 4 MIl
PiMlIadw fett im Umm LMoebt d«B iMrgfltaMhtM ««MUelrtiidHB
T.< hr-t ;ff gründlich gesichtet. An Tahrcszahlcn bietet er nur die nothwendigstcn.
Di« jkLriegagetchiohte tritt gegeuObez der CuXtur- und VoUtagescbichte ins-
bewMitot in Hitttlalter MrtdE. Die BSneirilg« ier deatKl»« Kaiser s. B.
sind wie die Lombardenklmpfe und die Kreu/zfljte nur nach den Hauptv-endn-
punliten mit Herroiiiebuig der Unnchen und Folgen enüiilt Die fünpnkguns
«M SteflN wM dOfdi cAm Mn|:Altlg abgewogene Gruppirung. ferner &rah
ZtdMrasg in kleinere Tbe 1- init eutsiireohenden Titeln und durch alle Hilfs-
idtw dA8 DxwokM geOMext. Das Buch wendet sich ttbezhiumt mehr an das
fndifliOie alt aa das wwehairiiBha Gedlditnii. Der Sehttler wiid iw ikn fial-
leicbt weniger Thatsaohcn, weniger Detail u!~ ms m Uren Lehrbficham ItfMa,
aber gewiss einen klaren Einblick in den Gang der Geschichte. — ^r.
Hots, Leitfad«» fir den Geographieanterricht in Secandar- nsd
HltteUehvlan. Baael, Bakb.
Schweizer Schulen mi§ Schweizer LelnMAar itflhaa in gutem Rufe. Das
vorliegende schiUligt ihn nicht. Was an dem Rfirhlein geeilt, ist die Aus-
scheidung des Unweseutlichcu, der Namen, wenn üc dem Schüler zu nichts
anderem als zu einem bloten Klang ohne Vorstellungsgehalt kOnnen gemacht
werden, der Zahlen, wenn sie nicht der Yergleichung dienen und vom Schfiler
nicht auch behalten werden können. Anächauuug, Einblick in den caosalen
Zusammenhang, leichte LeabaiAeit: das sind die Ziele, denen das Büchlein von
Hotz nachstrebt. Es serlegt nach dem Vorgang der wissenschaftlichen Erd-
kunde tp^ußere Räume, die nur durch ein politisches Band zusammengehalten
sind, in die physisch zusammengehörigen Thcile, die dann als geographische
Individnalitäten einzeln betrachtet werden. Fttr die praktischen i^tirfiüsse
der Schüler hat es an geeigneter Stelle ^ im Budi 2^tieute zusammen-
gastttUt (a. BL Oateneidi-UagHik 8. 106). W.
Pitz, Vergleichende Erd- und Völkerkunde iA abgerundeten Dar-
stellungen für Schule und Haus. 3. Anflage. Nene Bearbeitung von
Aug, Auler. I. Band. Köln 1892, DuMont-Schauberg. 6 Mk. 60 P£.
Die vorliegende dritte Auflage der allgemein bekannten BSder von Pütz
ist eine vollständig uuigcHrbeitete Auflage, durch deren Herstellung sich Auler
ein Verdienst um das Buch erworben hat. Eine Anzahl Artikel hat der Her-
ausgeber selbst geschrieben, die weitaus größte Zahl ist von ihm berichtigt,
«ehr viele sind neu ausgewählt. Kirchhoffs Länderkunde, dann Ratzel. Supan,
Ltfher boten Darstellungen, die an Stelle veralteter Bilder traten. Der eiste
Baad besdiiftigt sich mit der physischen Erdkunde (S. 1—175, 28 abgerundete
Darstellungen; und mit der Länder- und Völkerkunde von Mitteleuropa (Alpen,
Schweiz. Deutschland, Niederlande, Belgien. Österreich, Rumänien, S. 175—558).
Da dasBnoh in eister Linie ftlr reifere Schüler bestimmt ist, so hat Anler nnr
solch«' Bilder aufgcuumiuen, die eine denkende Behandlung des Stoffes bezwecken.
Bloäe Schilderungen, die auf den ursächlichen Zusammenhanf kein Gewicht
legen, sind darum ausgeschlossen. Dttrin unterscheidet es sicn von Bflchem,
die für die Tnterhaltung allein be.-^timmt .sind oder für eine andere Altersstufe
der Benütser. Wenn wir an dem verdienstUdien Boche etwas ausstellen sollen»
io wlie es blos, dasa derHeraaigebeT — nur hie und da ist es noütwendig, z. B.
S. 472 (141 m) oder S. 473 (eine kleine Stadt). S. 473 u. S. 474 i Sammlungen
im Belvedere), S. 474 (abgesperrter Theil), & 475 (Stadtheater) — nicht allen
Veribrierttttgen, denen eine moderne Stadt von Jahr zu Jahr unterworfoi ist,
Hechnung getragen hat. Mit Hilfe eines Bädeker oder eines anderen Reise-
handbuches neuesten Datums liefen sich ja solche veraltete Angaben in son^
gelungenMi StadtfWfiildenuigm toieht beaeitigen. W.
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— A>7
Ibtzat, Erdkunde. Ein Hilt'sbnch für ta geagitpbiacheii Unterrielit. 3.A]ifl.
Berlin 1893, Parey. 2 Mk. 50 Pf.
Diese Erdkunde iat nicht nur Schülern, iioaderu Lernenden jeder Art, ja
auch Lelmm wa empfehlen. Der Beferent kennt aemlidi alle im Umlauf be-
findliehen geographischen Lehrbtlcb^r. Mancfie m?>c:en bequemer su studiren
sein, manche in ihrer Stoffiftoswahl den prakUscben Bcdürfuisäcu ausschließlicher
foreebt werden, andern «iner bestimmten Altersstufe oder Schulgattung mehr
angepasst sein als Matzats Lehrbuch — kein^ aber jrf^wfihrt ein Wissen, das
sugleich Bildung ist, so wie dieses Eilfabuch, dag alü Motto den äatz Lesängs
tngen kOonte: üatoiiolitflB heUt denktn lekren. Zmn bloBen Auswendigw
lernen ist's nicht geeignet, nicht eine Seite; ohn*" Atli?, ohne Rechen- und
Zeichenatiffc läast noh mit ihm nicht arbeiten: ja es »etat, wenn man von dem
«Esten AbwhBitte aMekt» «rah «ine menüleli gnol« BttamtHbaH mit doi
naturwissenschaftlichen F irhrru yoraus. Das erklärt den elgenartigren Cha-
rakter des Buches zur Geniige. Wifd dag Wissen Toa dec £rae hier schwerer
awcffbmi als mm «ndctM Bfieli«», s<» hallet «■ tiMk to |;aueB Art des Br*
wcxbcns um so sicherer und i^t es um so vielseitiger. Keine Vorstrllung, die
nicht mit anderen in Beziehung gesetzt wftrde, andfiie wedtte, durch sie ge-
stilikt wflfde. IMbei ist diMM Bich aneh «uih d«r BrnterieHen mite hin wert*
voll liuirh dio Fülle des gesichteten und auf den besten {Ji.cllou lirnihRn<lrn
Zahlenmaterials» insbesondere was die klimatischen Yerhäitniase angeht. Es
ist moh tn dieser Hinrieht originell. W.
Jlarteu, Sem.-Lehr. in Hannover, Eaumlehre mit besonderer Berück-
tlehtignng des geometriiehea Zelohnen» für lüttdaehalfla nd mebr-
dMrfge Volkasdnleo. 88 8. 32 Bg. im TaH und 6 TsübIii. HauioTer, GoedaL
1 Mk. 20 Pf.
Bei der Raumlehre in Verbindung mit dem geometrischen Zeichnen geht
nach unserer Erfahrung stets die Geometrie im Zeichnen unter; es ist auch
bei vorliegendem Lehrbehelfe nicht anders, es sagt ja der Verfasser selbst in
seinem BoglcitAvorte, dass in Bezug nuf Anlage und Durchführung des Lehr-
ganges die stärkere Betonung des Zeichnens nicht ohne Einflusa auf dessen
Gestdtnng geblieben sei. Und weiters: „Die Lehrsfttze habe ich ohne Beweis
gegeben. In Bezug auf die Art der Beweisführung wird man sich in den
meisten Fällen mit Anschauung, beziehungsweise Nachmessen begnügen müssen,**
— Dtaait ist eigentlich wol genug gesagt. — Die Geoinetrie ist ein so eigen-
artiger Gegenstand, dass deren rntcrricht die geistige Thätigkcit von Lehrer
und Schülern ganz und vollständig in Anspruch nimmt, denselben nur neben-
bei, gelegeuhcitlich betiBibeD. ist nicht viel licsser, als ihn ganx auszuscheiden.
Damit Wüllen wir übrigens dem vorliegenden Bächlein nichts B^se'^ T^t^chgesagt
haben, im Gegentheile, es ist. wenn man das Zeichnen zur Hauptsache des
Unterrichtes mtchen willig im Vorliegenden eine recht brauchbare Wegweisung
geboten, besonders die Fignren sind recht verständig entworfen und tadellos
ausgefilhrtj dem Texte sind eine gro6e Menge von (^nstructionsaufgaben bei-
gefügt, dOMi didaktische Verwendung mittelst Sterncben und Kreozchen sofig^
föltig unterschieden wird. In Bezug der Bercchnunp-^mifgabcn findet man
leider wieder unnützerweise Terschiedene NiLhernngstormelu, obwol auch die
richtigen Formeln daneben stehen. Wenn man den Ihr eine Unterrichtsstvfil
dafür entschl "^F' n hat, die Geometrie zeichnend, anstatt beweisend zu lehTSB,
so mag dat> Vorliegende als ein brauchbarer Lchrbehelf bezeichnet werden.
H. E.
Wrobel, Dr. E., Gyn.-Lehrer zu Rostock: Übungsbuch zur Arithmetik
und Algebra. Anhang für höhere realistische Lehranstalten. 66 Seiten«
80 Pf. Eesnltate hierzu. H2 S. 60 Pf. Rostock, Werther.
Den ersten und zweiten Theil dieses Werkes haben wir schon angezeigt
und hervorgehoben, dass dasselbe der Aufgabe nsammlmig von Heis ebenbürtig
zur Seite steht, ja dieselbe an Sorgfalt der Anordnung und daher an Brauch-
barkeit übertrifft. Der vorliegende Anhang enthält Aufgaben über Gleichungen
64*
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«
— 808 —
dritten, vierten und kdlMren Gradt-H, über den Moivre'schen Lehxaats, über ua>
«ndliche Reihen und aber Ifaxima ood IDiiiina. Jedem nlnioliiiii dieser Ak>
schnitte werden die ndthiiEren Erklärungen und Lehrsätze voTanjgfcachickt,
folgen sodann zumeist mehräkche Methoden der Behandlnog, beziehungsweiM
Liisungen. endlich schliotai itok den auBgereclineten Hasterbeiipielcn solche xor
BelhhtstÄndigen Berechnung an. Die ^Resultate'* enthalten nicht blos die ein-
fache Angabe der Ixteung, tiondcra auch nützliche Fingerzeige. Wir köonea
BMÜ «mhin nooiulMk recht nachdrücklich auf dieses Werk anfinerksam zu
machen, walcfew wdoogter eiaea kadmteadeii dMtktiioba« i^oitaehritt mit sioli
bringt U. £.
Neamanii, Prot Dr. Karl Wilhelmi asu Baxmen: Lehrbneh der »llgemelAen
Arithtt«Uk nsd Algebra. 6. ▼mrbeM. o. rem. Aul 315 8. Bmen,
HeMu 1892. 2 Hk. 80 Pf.
Die erste Auflatfe dieses Buches datirt vom Jahre 1865 und hatte aus-
gesprochecernvalieu den Zweck, der Aufgabensammlung von H eis ak Lehrbuch
mr Sdte su at^en. Diese weitverbreitete Aufgabensammlimg yerdient alle
Anerkennung in Bcmg: auf Umfang und StofTverticfung, da sie aUes bietet,
wa8 überhaupt in den Schulen in diesem Unterrichtbzweige geleistet werden
kaniL Und alle Voisfige, welche man dieser Aufgabensammlung nachrOhmt,
feiten auch von diesem Lehrbuche, welches sich der äinmilnng genau anschnuQgt
ntsprechend der weiten Verbreitung der Aufgabensammlung von Heis erfrevt
sich auch das vorliegende Lehrbuch starker Nachfrage und wiederholter Auf-
la^n. Allein seit dem Jahre 1865 ist die Didaktik der Arithmetik auch nicht
• BtiU gestanden, sondern hat nach zwei Richtungen hin; den Standpunkt dieser
Bücher überholt. Erstens hat sich die Überzeugung festgest^^Ut, dass die
Vielheit von Sätsen über Addition und Snbtraction von Summen und Differenzen
einem ganz unnöthi^pen Erschwernis gleichkommt, weil man fttr die Durch-
führung von jeder dieser Rechnungsarten mit einem einzigen Lehrsätze aut-
laugt, und zweitens fehlt dem vorliegenden Lehrbuche, sowie der Sammlnag
von Heis der logische Faden, welcher ihre Leser durch du Wirrnis von Pro*
ductcn, Quotienten, Brüihen u. dgL hindurch leiten würde. Schon vor vierzig
Jahren hat der Österreicher Hembyze mit seinem Lehrbnche Klarheit in
diese Sache gebracht, und das in Österreich vorwiegend verbreitete Le^i!rack
von Müönik ist seinen Spuren gefolgt. Der logiscJie Leitfaden ißt aber folgen-
der: Die Division ist die Umkeiurung der Multiplication; nachdem die Regeln
fttr die Ausitlhrung der Division festgestellt sind, gelangt man alsbald nr
Erkenntnis, dass die Division nur eine bedingungsweise ausführbare Rechnungs-
art ist. Sonach ergibt sich die Frage, unter welchen Bedingungen die Am-
lUirung mL^glich sei, und mit deren Beantwortung kommt man sn den Theil-
barkeitskennzeichen, woran sich ganz naturgemäß die Sätze über Maß und
Vielfaches anreihen; nun erst ist das Rechnen mit Brflchen hinreickend vor-
beroitet tnad kann ohne weiters durchgefShrt mad«a. — Wie «ber.deht es
bei Heis und Neumann aus? — Glei Ii I lIiu Beginn der Operationen rvvriten
Ranges findet man die Piodacte von Differenzen als etwas Selbstvenitftnd 1 ichm
Usgärtellt S^ter ent evg^t sieh, daas diese selbstrerstindfidiett Fiodnet»
Regel und Beweis ftlr die Multiplication negativer Zahlen enthalten. — Dsss
dittBes ein Cinnilus vitiostts, wäre nacbg^ade Zeit einzusehen. — Den Sdaluss
des fraglichen Äbiddiittee bilden die TFbeflbeifceftBregeln: vorher gdien die
Sätze über Maß und Tielfachf-, vor drni whrt noch r-ftht das Rechnen mit
Brttchen. £s muaa aiao der Schüler den Üeneralnenner Buchen, ohne den Begriff
dee VieUhehen m keineii, und or vanm ein gemdBedu^chei IbB anzugeben
vcrHi"[T( n ahne dass ihm die Tbeilbarkeitsreffeln bekannt sind. — Es wäre in
der That Zeit, dieses Durcheinander zu beheben und etwas mehr kgiscbe
OUedening in einen VBtanlehteweig zu bringen, in wdAflB dnr Kntlp ^
Logik ganz besonders empfindlich ist. H. £.
Scbaeffer, K., Sem .-Lehrer, und Weidenbammer, 6., Rect.: Aufgaben über
Arbeite.rvrrsirliernng, Ergänzungsheft zu B5hme'8 Rechenbäldien.
20 ä. Auilosuiigea hierzu 7 S. BerUn 1892, Müller. 15 2t
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— «09 —
Der Waoacli der Behörden, die Woltbaten des Yersicherungageietzes schon
4em SohtllBr gel&ofisf zu machen, bestimmte die Verfasser zur Hflnratgibe dieses
Ergftnzungsheftes. Dasselbe enthält die wichtirrston Bestimmuniren der Ge-
■etse Ober Alters-, Unfalls- und liuraakenTersiclicrung nebst daraogereihten,
■dv lahlreichen Reehnongtan^ben. Diese Aufgaben bewegen sich im unbe*
jE^rfD/ten ZaLlriiume der (tanzen und in Hunderte! von Mark urh^t rinfachen,
gemeinen Brüchen und bilden daher einen recht passeuden Ü bungsstuti illr das
▼iart» fldiBQaiif. H. E.
Leitfaden der Zoologie für höhere Lehranstalten von Dr. Paul Wossidity
Director dos Eealgjrmnasiums in Tamowitz. Vierte verbesserte Auflage.
Mit 518 in den Text gedruckten Abbildungeo. Berlin^ WeidmannacJi« Baehr
handlang. VIU n. ääö Seiten. 3 Harl^.
In nuMAer Tolge «nelMiiitn von dteoeiD ausg^eidneten Iieln^nebo oene
Auflagen, rin l'^wris, dass dasselbe viele Freunde gcfnnrlen bat. Die yierte
unterscheidet sich von den frOheren durch die BeifDgung einer Thicttoogny^
nd dwrdi üntefirainnsm Vber dl« QoMidheitdoh»»; aout wtat weinfäit vM
an dem "Werke zu verbessern. Die ausgezeichneten Abbildungen sind durch die
, Danteünn^ der Hundwexfczeuge der Insecten in hOchst geLongener Weise ver-
nohit wonwa* C, S.
Itfeltfaden der Botaaik Ar Mhere Lehranstalten yon Dr. Paul Wdfltidlo,
Director des kOn. Bealgynmassnms in Tamowitz. Mit 525 in den Text ge-
drückten Abbildur^en nnd oinpr Karte der V^tationsgebiefp in ßnntdruck.
Dritte verbes^iert« Autlage. Berlin, Weidmanmohe Bodüi&ndlong. VIU o,
288 Seiten, o Mark.
Wir habea m dieeeor Neuauflage dee toh uns schon gebllieiid gewürdigten
Lehrbuches nur zu beTiicrVrn, da-'^ r^: durch efn7Plne ^'orbessenine'en und Ver-
mehrungen (bei den Kjyptogameu} noch gewonnen hAt und daher au£s wärmste
empfohlen weiden kann, aageMUhnete Auftatting des Werkes sei hier
abömalfl hervorgehoben. C. B. R.
Anfangsgründe der Mineralogie för Gymnasien, Realschulen nnd höhere
Bürgerschulen. Von Dr. Paul WossidlO} Director des Kealgymnasiums in
Tarnowitz. Mit 378 in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin, Weid-
mannsche Bnchhandlnng. VI n. III Seiten. 1 Mk. 80 Pf.
Das Lehrbuch beginnt mit der Beschreibung von eiaaelncn ^iineralien, die
aber nicht in der gewöhnlichen schablonenhaften Weise durchgelUhrt ist. Aua
den Kinzelbeschreibungen resultirt &k zweiter Theil die Kennzeicbenlehrc,
welche eich in die Gestaltenkunde, die physikalischen Merkmale und das
chemische Verhalten thcilt; eine systematische Zusammenstellung auf Grund
de» chemischen Verhaltens beschließt diesen Theil. Der dritte Theil behandelt
die Erdbildung, welcher ebenso wol die Petrognraphie als eigentli>-)ie Geologie
enthält. Dieser Theil ist mit Vcsnndrrcr Sorgfalt gearbeitet und durch gute,
der Natur entnommene Abbildungen von Güsteinsformen untersttttat. Auch die
pallontologischen Abbildungen sind höchst gelangen. Überiumpt rdhi sich auch
diese Mineralogie in würuigster Wri.r den übrigen ausgezeichneten Werken
des Verf. an. Die Aus.<itattung ist huthöt anerkennenswert. C. R. R.
Kurses Leiirbuch der allgemeinen Zoologie in gemeinfassUciier Dar-
eteUniif . Naeh den QnmdiUxeii der vergldöhenden Zoologto für MImm
LelmHittalteii, oowie mm SelbstimtaRiclit bearMtet toh Hr. PasI Klaiuekf
0. Lehrer am kön. Lehrerinnenseminar zn Callnberg. Mit 18 AbMdmifiB.
BnaUu, Ferdinand Hirt. 81 Seiten. 1 Mk. 25 Pf.
In hllndiger Weise stellt der Verl die wesentlichsten Partien der alke-
meiiieB l^logic, wddM gewlAalldi in den sjretematlMdMoi IiduMehem fthwa,
zusammen und bietet damit eine dankenswerte Ers^Snznng für den zoologischen
Unterricht. Die verschiedenen Gesetze, welche die Natur bei Erhaltung and
rOfdenng des Xadiridnams nad der Art tf«di gegeben hat aad befolgt, sind
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— 810 —
in kkrer nnd interessanter Weise durchgeführt, wie z. B. lümikrj, Gesetz der
Aupa-snug, Gesetz des Zusammenhanges, (resety- der Arterhaltuuc: ett. Der
Verl bat es sehr gut yerstanden, ohne lu kios und onyerst&niUiQb sa werden,
in fedringter Form eia intergwintei BIflUaiB n MhAffen, d« tMob NiImb
stiften dürfte. Die Ab||j]|laageii «Iii wAtmtHmA, htÜBA tibflr sehr gnt warn
besseren Verständnisse. C R. R.
Chemie iur die Volksschule. Mit zaklreichen von den Schülern seibsu
itiDdiK MiflUiiliairai yenaehen und etwa 340 Fngcn md AxdjgAm Iw-
«rbeltet von L. Basemanii. Mit 13 Abbildnngai. HvUMvveivLhulflii, Yer-
lactaattalt von Carl Marx. ß3 vSeiten. 40 Pf.
Wer dieses Büchlein in die Hand nimmt und einen Leitü&den der Chemie
erwartet, wird sieb entt&uscht finden, denn er wird üich einem praktischen
Eaushaitungsbuehe $reg«nflber seh^, in welchem die gewöhnlichen Erscheinungen
des Lebeu.s auf chemischem und physikalischem Weije erklärt werden. Wir
wollen daiuit «lern Büchlein nichts Nuchthciligei« nachreden, sondern erblicken
darin sogar einen Vorzug. Was soll in der „Volksschnle" , wo den Schflieni
ohnehin zu viel Systematik verschicrtcTieT Art eingepaukt wird, auch noch eine
systematische Chemie? Uro den Charakter des Werkcliens zu zeichnen, eronilgt
es, die Titel etniger der 32 CapitelaamfUiren: Die Spiritnslampe, das Petroleuin,
das Kohlenoxydpras nViederhe!<'htmgSTer«uche), das Fett im menschlichen Körper.
Fleisch und Bouillon, vom Hunger (Spirituosen, Thee, Kaffee), der Uefepik
(Weinbercitung), die Bierbereitung etc. Überall finden wir die Erkltemig sehr
ppmcin fasslich und doch der Wissenschaft cnt'-pnv'hend ; h-ider sind nur wenipre
Abhildungcu zni Erklärung beigefügt. Die Auijrabeu sind recht swi gewählt
und die aufgestellten Fragen zur "V^deriiolung des Lehrstoffes recht geeignet.
Doch scheint uns hie und da etwas zu viel des Guten gethan, uie in der Be-
rechnung: des SaLigehalteü des DoUart mit st-inea Gewichtsmeugen Salz, der
Wag^oniadungen, der Lftnge der Waggonreihe etc. Die hygieiuschen Winke,
welche überall, wo es pas?cnd i-;t sich eingestreut vorfinden, sind sehr dankens-
wert Kurz, dii& Büchlein ist ein recht praktischer Lehrbehclf für die SchuJcn,
zumal in gleicher Weise „Cheniiestunden für die Volksschulen" fUr die Hand
des Lehrers erschienen sind. In Bezucr auf die Spraclic des Büchleins wäre
noch zu bemerken, dass dieselbe sehr klar ist, aber manche Provinzialismen
enthält, die nicht Überall verstanden werden <iürftea. C. R. &
Lehrbuch der Schnlgesundheitspflege für Lehrer und Seminaristen von
£. Uolfmann, Seminarlebrer iu Rheydt. Langensalza, Druck and Verlag
von Herrmann Beyer & Söhne. VH! u. 118 Seilten. 1 Mk. 60 Pf.
Die Hygiene spielt eine immer wlditigeie Rolle in unseren Schul verhältntsaen;
da immer mehr Anfoidernngen an die geistige Thätigkeit der Kinder s^estellt
werden, die leicht ihrer köiperlichen Entwicklung Schaden bringen künuen, ist
et heiligt Fflidit dsr Sdinle, solchen Nadithetlen entgegenzuarbeiten und die-
selben entweder zw verhüten oder doch mindestens auf das geringste Maß
berahzudrücken. Der Verf. unternimmt es nun, gestützt auf lange Erfahrung,
fQr die Hand des Lehren ein Bndi zu Hefem, welches für alle Falle, in denen
der Schulmann, ohne Arzt zu sein, für die Gesundheit der Sehtller wirken kann,
die Normen zusammenzustellen. In welchem Umlaoge er seine Aufgabe be>
handelt, ergibt sich aus folgenden Titeln: Luft, Li(^t, Wärme, Reinlichkeit,
die Schulbank, die äußere Haltung der Schüler in den Schulstunden, der Unter-
richtsbetricl) , die körperlichen Strafen, die Leibesübungen iu ihrer Bedentang
für die Gesundheitspflege; den Schluss bildet ein Abschnitt: die Gesundheits-
lehre als Unterrichtsstoff fflr die Volksschule. Der Verf. zeigt überall die
nöthige Sachkenntnis, fOhrt die physikalischen, chemijichen und anatomiflch-
physiologMnn Partien sehr klar durch und faßt zumeist auf den bebOrdHdMn
AnoTdnuii«ren, welche für die Förderung der Gesundheitspflege in den Schulen
erlassen wurden. Da da« Buch für deatsohe Lehrer geechneben wurde, ist
uMdMi nvr auf die für sie in Betradrt kommente YesriiiltBiMe Blleksicht
genommen worden, ül)gleich es vielleicht angpzeisrt s-ewescn w^ftre, hie und da
auch das, was sich in anderen Ländern yachabmenswertes findet, so ber&ck-
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— 811 —
gichtigen, z. B. betreffs der Schulbankirage. Becht eingehend beBchAfti£t iioli
der Verf. aueh mit der Haltung der Sehttler behn Schrefben vni plaldht für
die rechtsschiefe deutsche Kurrentschrift. Auch <lon Jufifcudspielen widmet er
proßc Auftrierksamkeit, was umsomehr zu loben ist, da eine Regelung derselben
allerorten angestrebt wird; knrz, es ist keine Partie der Gesundheitspflege ver-
nachlässigt. Mit dem Capitel der körperlichen Strafen werden manche
Philanthropen nicht ganz einverstanden sein. Jedenfalls kann das Buch Nutzen
stiften und dürfte sich viele Freunde inoerhalb der Lehrerkreise und auch
außerhalb dennUwi erwerben. C. B. B.
Das Schülerturnen an Volks- nnd BürsreT^^^huIen. Eine Znsammenstellaiig
lehrplanmäßiger Turnübungen von Frauz Zdarsky. Heraosgegeben vom
Lehrerhausvereiue in Wien, ö Theile. 3 fl. 85 kr.
Die wliegend« ZwarnnMosteUniig' dm TnniStagiBtofiw «n dM Volln-
nnd Bürgerschulen wird vielen Lehrern und Lehrerinnnen als v-inkonir;i ncr
Leit&den gute Dieaste leisten und ist geeignet, eine wesentiicho Fürderung
des Tunrantflarrichtes bei den geMmten Sehdkiitegorlen m bewidceo. Der m
Turnlchrerkreiscn vortheilhaft bekannte Verfnss^rr zrig^t auch in diesem Werke,
dase er das behandelte Gebiet theoretisch und praktiadi beherrscht, und daas
ihm £e Br&hruogen einer laagjährigen Lehrpnudg snr VerfOgung iteben.
Lobend hervorgehoben verdient besonders zu wenlen. dass der behandelte sehr
reichhaltige Tumtibungastoff den ofdciellen Lehr^länen entepricbt und methodisch
geordnet erscheint, sowie dass der Turnnnterricht an den Knaben- nnd M&ddien«
schulen gesondert behandelt wurde , da er ja auch in wesentlich verschie-
dener Weise zu ertheilen ist. Die fftr jede Classe aufgestellten ätuudenpläae
sind empfehlenswert und weiden vielen Lehrpersonen eine erwünschte Bei«
Ida. A. Btthm.
Neu erschienene Bfioher.
W. Freyeir, Die gefetlge Entwlckelmig in der enten Kindheit, nebet Ai^
veiflaDg für Eltern, dieselbe zu beobachten., Stattgert, Berlin, Leipdg,
Deutsche Verlagsgesellschaft. 201 S. 4 Mk.
Koiirad Duden, Vollstündif^es orthographisclies Wörterbuch der deutschen
Sprache. Nach den neuen amtlichen Regeln. 4. Auflage. Leipzig und
Wien, Bibliographisdies Institut. XVIII u. 344 S. In Leinen gebunden
1 Hk. SOPfL
Karl Bartseh, DentMhe Liederdichter dee 12. bis 14. Jahrhunderts. 3. AoiL
besorgt von Wolfgang Golther. Stuttgart, Göschen. 407 S. 5 M.
Ludwig riilaild, Emst, HerTiog von Seliwaben. Trauerspiel in fünf Auf-
zügen. Für den Schnlgebrauch herausgegeben von Dr. P. St&taner. Leipzig,
Hicliard Kichter. 88 S. öO Pf.
Br. K. F. Kumier nnd Br. Kaarl Stejskal, Einführung in die Qeechiefate
der denteohen Lltwetar. Wien, Kau. 270 S. 1 iL SO kr.
Wegweiser durch die deutsche Jugendliteratur. Im Auftrage dee
PSdagogisclien Vereins in Di-esden herausgegeben von der Commission zur
Bptirtheilung von Jugendschriften. ö. Heft. Lidpadg nnd Berlin, Julius
Xlmkhardt. 70 S. 80 Pf.
Ed. Wießner, Lieder- und Spielbnchlein Ar Bewegungsspiele m Sohnlfeiten
ete. Gotha» Behren! BO 8. 15 F£
Br. Karl Biliar^ Kncyklopädisches Handbuch des gesammten Tnniwesens und
der verwandten Gebiete. Heft 1 — 4 ä 3 Bogen LexikonfenniA. Preis des
TTeftf^« Pf. Wien und Leiii'/ig-, Pichler.
(lUstav Kalb, Per erste Unterriehl in der Knabeahaiidarbeit. Mit 336 Ab-
bildungen. Gera, Hofmann. IIU S. 1 Mk. 25 Pf.
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JIr. HnrckhArd, Leitfaden der VerfaB&nngykimde der 8ttermclujKli>iuig«ri8dieo
Monarchie. Wien, Mauz. 139 S.
J« 8eh*]i, DispoiMoMi n Ldoftotai itt ViAMohnli alt ttoam ait*
wMam Uetkmm. 2. Aul. BrcdM, Ooflrtkb. 148 8. 1 Mk. 60 Ft
& Schwoehow, Die BearVt itnng i)ä4afOflMhar Thww. 2. Alflaie. Qtn,
Hnfm.iTiTi '267 8. 2 Mk. 40 Pf.
F. ^iniiidi;:, Kin]u»itl!che« Eeligionsbrich für evau^'- lisclie Volkßschuleü. Vcr-
einiaciiie Au^jgabe (B). Leipzig aud Berlin, Julias Kiiakli&rdU 1958. 65 Pf.
Kirl V«elk«r, fiililliite LcmMi flr tvaugeliadM SoUfan. 2 AalL Q«m, '
Ifofmann. 6S0 a, nit 2 AbUltacMi Hl« 2 XirCtt. 1 Xk. 40 PI
F. Onindig, Handreichmig zor Behandlung der biblischen Oetdikdito. 1. liefe-
rong. Leipzi«r nnd B^tüh, Tnlin« Klinkhardt. 80 S. 80 Pf.
Dr. Wilh. Ricken. Le I mü de la France en cioq mois. Nach G. Brono
für die deutsche äcUuljagejid bearbeitet. Berlin, Gronau. 43 S. ÖO Pf.
Cieero't r1i«toriicke Soliriftei. Auwahl tbe die flekiU mIm» EinL «4
Vmbwrit Dr. 0. WMtnUlM. hOpt^, IMmr. 366 a IMLSOPt
Gkrestomathie ans Schriftstellern der sogenannten silbernen La-
tinitftt für den Schulgebranch znnaniTn engestellt von Theodor Opitz ud
Alfred Weinhold. Leipzig. Teubiu r. 477 S. 2 Mk. 80 Pf.
(J. Heutze, Anleitung zui- \'ürbereitang aut Homers Odysse. 4. Btoddien,
Q«iiiigXDC^XXIV. Leipzig, Trainer. 116& IiiL6iiiwaiidg«Annid«B80Pt
XenophOBl Anabasis und Hellenika in Auswahl. Text und Commentar
T4B a Sorof. I. Bändchen: Anabasis, Buch I— IV, Text 199 S. 1 MIl
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Tettbner. 210 S. In Leinwand gebunden 2 Mk. 60 Pf.
Kkelilg-8c]UMi4«r, SdnawtotarlNMk n CInr. 3. Anfli««. Leiprif, TmAmt.
DenUeket Lesebuch fttr kSkere Lehranstalten. Heransgegebea rm.
Lehrern an dem Real^mnasinm zu DObeliL 4. TkeU. (2. AWMWBg)*
Obertertia. Leipzig, 1893, Teubner.
SchiUing, Verkannte Thieie. iTür die Jugend geschildert. Minden in Weet>
fileii, MMOwsky. 50 Pf.
WoU; Du notkwoidigifee Xitorlal Iber Tfaemai eiift den DstenioktegeUeto
der deutschen Sprache. Minden ia Westfalen, Marowsky. 70 Pf.
SUm, Der Aufsatz in der Volks- und Mittelschale. L B. 2. Bildcliea,
k 1 Mk. ÖO Pf. Halle. 1893, Schrödei.
Woklrabe, I>ie Stellung des Aufsatzes im Qesammtuuterricht. Halle, 1893,
SduOdel 1 Mk.
CMtiimtf PrekftiMhe Anleltiiiiir mr AbUMnmg 4rat8elNir AniMttse in Briete
an einen jungen Freund. 6. Auflage. Leipzig, Tenhlier. 2 M. 40 P£
Renßner. Geschichtliche Bückblicke und Betrachtungen an vaiaerliadiechBH
Scbalfeiern. (8 Reden.) HaUe, Schrödei. 1 Mk. ÖO Pf.
Juüs, G^präche in Poesie und Prosa für Scholen. Zum Vortiai^e bei i ru-
lking»R und anderai ftierikhen AnHinen, "BäntaAvarg 1893, Dom (Maier^.
Krüger, Drei Eaieer (Wilheln I, IViediioli HL md WlUnlm H.). & AdL
1893, Baedeker. 1 Mk.
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^tlaq t>on ^uUM SiUnt^tv^t, Berlin W. 0, ftdt^enet Str. 24.
Sit mHaem VecTage finb ecfi^eii:
gefatnliefte fit Si^miwAmHl
^raudqegeben uon <riiiü Xvwmtin in, tJcrltti.
$eft VII tierftufe, »rut(4.
m
IX. Cftcrfmfe, ItfieiiiifA.
^eftlfliK bfi 'I^fnuBunüi bcr Sfitfrt 8, 4, fi »r.
3n^alt£)anga&c ber einzelnen ^efte:
4^eft I ttiitrrfttife, lentf«.
„ U. Uiitcrfliiff, aeiitfdp, fIfU.
, m. aKtttelftttfe, druM4l.
, 17. IHttflftiire, fteutf<|, fleif.
, y. SNittdftufr, latcinif«.
» VI Wittdfmfj, latciNif<<ir ftetl. w^^*^^,
^«ft in. Oikrftnfr, latdnif<^ Ri^ NMtM, ftdl
„ XIII. ^lun&fdirift.
, XIV. dir4ieit<ieü für IKittcis Hit# Oerftufc.
» XV. «r<|ni|(|t fif IHMds ttal Olcffiiifr, fieif.
3ebeS biefer ^fte, bad oom ^nbe jum ®d^reib«n benu^ »irb, alfo au(6 bai
35iftat», lÄufffl^t)eft u , hat bic bcutirfton obor lateiniicfifit Sc^riftfomicn, lucldic in biefem
&efte einzeln ober iu ^jjeibinbungeu ,su jc^ieibeu [inb, in ber riditiqeu iHroHe uiib ^age
m genetii'ctfr unb alt)^betif(^t Siei^folge atö Oetgabe.
^KoAt mit ben Sc^tiflformen ift am i?orbcrn Xocfct feft^ifffebt, fo boft
ftct>3 bic fiage beä \"»cfteö l^at unb unoerlierbar mit Dc;iiicUH'n iHTbunbcn ift.
SSerben bie Seiten 1, 3, 5 ;c. bei ^\iti bef^ricboi:, io biont bic obere €eite
bcg Slatto? oXi ^öorlagc, xotXi^ti babei bei;, auf bem Tecfol, bem 1., 2. iölfltt, alfo immer
unmittelbar neben ber 3cbreibiette liegt, ^eim '-bejc^retben ber 8eitcn t, 4, 6 u. liegt
bo« %(att lUK^ mlcii gcft^Iagtii nctai ban 4>efte, alfo oiM^ nmitteaat «ftes licc
6(i^rei6fe{ti'.
Xa bieje^ ^IMatt immer bei ber jule^t qefd}rtebenen 3eite ber \?irbeit liegen mug,
fo fftDt ollel iBIätttni iDeg, unb bei ber j^orreftut man nnr Me mangd^aftr»
formen anjut'trcic^en, weil ja bic üorfrfjriftSmo&ige (^ocm unmittelbar baneben f|et}t.
%(x. nun bad itinb in jebem ^eftc bicfe rid^tiqen unb frönen @c^riftformen täglid) fie^t,
fo erpit ed naturgemäß burd; bie oft roieber^oUe Slnft^nnng eine rictitige ^orfteUung
bon ben ^romtoi, itnb bcnfl^t fu^ nun au^i, fei« X^iis xA\ bct )6oc^eflium in (ünflong
ju brimv"-
'^i ift unfer 9emfi]^ flcnwfcii, üMl^t Mcnig tCttcn HoR ^c^« bfcfe bofftr ober
fs befter ^tu^ftattung geben.
%\t 'Nfformtiefte fiiiD iiatb *^o^icr, llmfanfi unb l'iniatiir brtt brften ber
ffttt grbräu(bli(4cii cinfatbru Oefte slctctttertii). fie bdbrn aber dnvdi Die friiv
)lifc(finäl9igc ifiiiriditunn bcd ^orlaneblatttd oor allen anbcrra Offtrn otoise
^orsnge. llnb ba Der jU eis für iebc0 0cft cbcnfttttg nur War! — >10 beträgt,
\$ ftM» fie iiligcf ttig oBe owberea.
Jluf befonberen H^unftf) iß bie l^erlagsbudj^anblung gtm ir&BSff,
ISmtlirfie Jlrftn ber ßeformliefle in je eintni (Exemplar franto jur
JUnTtiiit {u übecfenben; bei erfolgenber (Einfül^rung gelani^t felb^erßänbUd) ber
btfßr btctil^iitfc Btfrag nrfsbK luv j^fmi^imii.
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liiiversite de Cieneve^
Aimäe 1803—1894.
FMsMt des »elMie«« (j oompru iWe de Ghimie), das MimUrum et
dee mtMmmeem m^aIm (löiniiiaue de Ungne ttaai^än), de UvmHp de IM*-
de JKcAedM (^tudeimddicalei et pluumieceatiqnei). BmI« doiteira.
Les cours s'ouvriront le 22 Octobre 1893.
On pe«t le pfoeuer le piegnimine des cours, ainst qae les prog^rammee
diteOlte des examens df irrmlos an bureau dn 8e<'rt tairo raissier (Cnivcreitt'). —
Les InHcriptioM pour led (Nauens d'Ootobre scront re$aee du Icr na
8 Octobre.
PovT Pension et logement, eittd ino pour zeceToii gratoitement dee infor-
metiene rar les tteblisaemeats d'inetnietion de Oenire, s'adieaser m Beiea« de
leaseignraieBts Macatilk, 6 Qaai du Moat-BIane.
Le Beeteur: PrafeMear Cdistave JallUrd«
blickt Ja«^
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iKfctVintiHlifickMt l titfiHft
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Allo Vorthi ii>3. lUulr. Katalog« gtattt.
Wilh. rttidolph In — , , ^
(fri)<^t»'B Piano-Ver»and-G«»cb«ft DoaMeblanU.
1»
nin**
in _
|KRies,f)resilen|
Piano-Maga-zin,
Seestrassc21,l
Uber den seit Jahren bei dM p. t.
Henea Pädagogen etc. etc.
wohlbekannten
Holländischen Tabak
vou B. Beeker in Seesen a. Harz hat
der Fabrikant tau.sondfachos Lob erhalten
und sich den Besitz der Zuschriften schon
IH.'jö und dann 1892 notariell bestätigen
lassen. Da.s not. Dokument hat die Expe«
dition oingesehon. (10 Pfd. des Tabaks
leee ia eiMm Beutel ftoe. 8 Kedc.)
Louis Ocrtcl<t>
HANNOVER
Jnstrumfitte.Saittn9tt.tu Enqns Preisen,
Hierzu 2wel Beilagen; 1. von Julius Klinkhardt in Leipzig. 2. von HermailO
Oesterwitz in Dessau.
BnelidjniCkani Jall« XUaUud^ Leipzig
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