AETAS
KANTIANA
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THE LIBRARY
OF
THE UNIVERSITY
OF CALIFORNIA
ALUMNUS
BOOK FUND
AETAS KANTIANA
Das kritisdie Wetk Emmanttcl Kants, 1724-1804, bedeutet einen
entscheidemlen Wendepunkt in der Geschichte der deutschen Fhilo>
aophie; besaer, der PliVosophie flbahaupt. Zwischen 1780 und ISOO
liess Kant encheinen : Dk KHtfk der nbien Vemunft, 1781; Dle
Krttik der pnktisehen Vemunft, 1788; Die Kritik der Vrt^hkmft,
1790; Dle Religion bmerhdlb der Grenzen der bhsaen Vemuf^,
1793; Die Metaphysik der SUUn, 1797. Nicht aufgefuhit sind datwi
jene unzahligen Schriften, die dazu bestimmt waren, die in diesen
grundlegenden Werken ausgesprochenen Prinzipien zu verteidigen.
Kant hatte nicht nur Schiiler und Bewundcxer. An Gegnern fehl-
te es nicht. Es waren dics vor allcm die Verfechter des Wolffschen
und Leibniz'schen Rationalismus. Andererseitz waren es Fichte,
SchcUing und anderc Idcalisten, die aus den von Kant aufgesteilten
Prinzipien die extremsten Forderungen zogen.
Wenige Perioden waren so fruchtbar an Auseinandersetzungen
von Ideen, an Versuchen von Systembildungen. Die Kant'?vche Kritik
gab den Anstoss zu einer ganzen philosophischen, kritischen und po-
lemischen Literatur. Sie ist auch heute noch sehr machtig.
Trotz der ver&chiedenen und oftmals gegensatzlichen Stromun-
gen, die sie charakterisieren, bilded die Aetas Kantiana ein unteilba-
res Ganzes : etwa die eisten vierzig Jahre der Bewegung. DiesesGan-
ze, diese Aetas Kantiana, besagt eine enorme Literatur. Sie umfasst
viel mehr als die grossten Autoien diesei Epoche, sie seien nun kan-
tianisch odei nicht.
Dies ist dei Giund, warum es niitzlich, ja notwendig schien, die
Werke in eincm mo^ischt vollstandigen Corpus zusammenzustellen.
Unter dem Namen Aetas Kantiana werden also, im Neudruck, die
Originale odei die bestem Ausgaben der reprasentativsten Weilce der
Kant*schen Aera publiziert weiden; mit Ausnalime, wohlgenieikt,
der grossen Gesamtauajgaben, die Idcht zugiQglich shid.
IMPRESSION ANASTALTIQUE
CULTURE ET CIVILISATION
115 avenue Gabrlel Lebon, Bruxelles
1968
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V e r s u c h
uber die tichertLe uad leicbteste
Anwendung der Analysis
in de& philosophisdieii Wissenschaften
V o s
J0I18I111 Chfistoph Hoffbancr^
4tt Vhileiepltie «ad 4*r R«ckt« Doctor nnd otdjeatliciitfli
^xofoctot dor Philotopkio s« Hallcw
Einm
fOB te Konlgl. Pnuftitcliai AkademiA &u V^itMBtchAftiB
im Jehre 1^09
gekrdnte Pr eisschrif
mit eini^ca von der.Akademie Ter«nla£iten Zufiuen»
Leipzig 181 o.
Bey Garl Hciaricli Reclam.
I
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tOAN STACK
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8
D • s
erlauchten Kdniglichen
Akademie der Wissenscliaften
m B^rliii,
pbiio0ophi«c]i«t Klatto.
764
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Dieselben Grunde^ welche midi
zu diesem Versuche aufforderten,
bestimmen mich^ ihn der er-
lauchten Akademie pliilosophi*
scher Klasse, durch welche er
veranlafst ist^ ehrerbietigst zu
widmen.
Es kann nicht die Sache Eines
Gelehrten seyn, die Verdienste
einer Akademie — oder mit wel-
chem Namen man sonst den eln:-
wiirdigen Verein der beriihmte-
sten Manner in ihrem Fache^ be*
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nennen mag^ der seinen Beruf
in der Erweiterung iind Ausbil-
dung der Wissenschaften sieht^
iind zu dieseqti Zwecke durch
Probleme, die Forschimgen der
Gelehrten zu leiten und zu bele-
ben sucht — zu wiirdigen* Al-*
lein wer ware wohl iu der Lite-
ratur der Philosophie so fremd,
dals es ihm unbekannt ware, dais
unter allen beriihmten Akade-
mieen Europens, die erlauchte
Akademie, durch welche der ge-
genwartige Versuch veranlafst ist^
fur die Kultur der Phiiosophie
und die richtige Anwendung
derselben am wohlthatigsten ge-
wirkt hat? Fragen, wie: iiber den
Ursprung der Sprache; die
Natur des Denkens und
Empfindens; die Evidenz^
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die in metaphysischen Wis-
senschafteu zu hoffen ist;
iiber den g e g e n s e i t i g e a
Einflufs der Meinungen
in die Sprachen und dieser
in jene; diese und mehrere an-
dere Fragen verdanken, wie je-
der weiis y der erlauchten Akade-
mie Erorterungen , die nur die
Frucht des Wetteifers der scharP-
sinnigsten und gelehrtesten For<«
scher seyn konntea.
Ich theile zu sehr mit allen
Freimden der Philosophie die
Dankbarkeit^ zu der sie sich
langst gegen die Akademie^ die
aui^ solche Gegenstande die For-
schungen der PhiJosophen zu len-
ken wiifste, verpflichtet erken-
nen, als dais icli mich nicht zu
diesem Ver&uche, dessen Gegen-
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3tand inich schon vorher beschaf-
tigt hatte, hatte veranlafst sehen
soUen. £ben dieselbe Dankbar-
keit forderte mich um so melir
zu den Untersudmngen auf ^ de-
ren Resultate ich in den Zusa-
tzen zu dieser Schrift mittheile,
da die Akademie den fiir mich
ehrenyoUen Wunsch geaulsert,
dafs ich die von ilu* veranlafste
Preisschrift mit einigen Zusatzen
begleiten mogte,
Indem ich es mir erlaube,
der erlauchten Akademie philo-
sophischer Klasse, diese ehrer*
bietigst offenthch zu iiberreichen,
finde ich es nothig, mich iiber
einige sie betieffende Punkte zu
erklaren.
In der ersten dieser Ab-
handlungen habe ieli die liatur
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der folgemden Analy&is weiter
untersucht, als die Grenzen einer
Preissclirift es gestatteten. Die
Fragen: Bey was fiir Satzen sie
zum Beweise fiiliren konne; zu
welchen Resultaten sie auch da,
wo sie das Gesuclite nicht giebl^
leiten konne; ob diese Metliode
nicht allein bey der Untersu-
chuug, sondern auch bey deui
Vortiage der Walirlieit anzubrin-
gen sey: diese und almUche Fra-
gen zu erorteniy mulste ich mich
in eine tiefer eingehende Unter-
suchimg dieser Mediode einlas-
sen, als deren man sie bisher
vielleicht gewiirdigt hat, ob die-
se analytische Methode gleich die
Methode der alten Geometer
war, und sie selbst auch in der
Philosophie, ei^e, wiewohl be-
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achranktere Anwendung findet —
Der zwejte Aufsatz schlielst sich
an den ersten an und bestatigt
mehrere Satze desselben durch
Beyspiele. Die dritte Abhand*
lung sollte eigentlicli nur eine
& 45. aufgestellte, die Logik l^e-
tielFende, Beh^uptung rechtferti-
gen. Hierdurch wurde ich zu
den Bemerkungen iiber das ei*
genthumliche Problem der be-
sondem philosophischen Wissen-
schaften gefiihrt, die ich aber
nicht weiter verfolgen durfte^
wenn ich mich niclit in einige
hier zu Weit fiihrende £rdrtenm-
gen einlassen wollte^ die sich
nicht in die Grenzen Einer Ab-
handlung zusammenziehen lassen.
Der Gegenstand der vierten
und fiinften Abhandlung ist
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mit dem Gegenstande der Schrift^
der sie beygefiigt sind, zu nalie
verwandt, als dals ichmelir iiber
$ie sagen diirfte.
Waren diese Aufsatze gleich
durch die oben erwahnte AulFor-
derung der Akademie veranlalst;
so durfte ich es bey ihnen doch
nicht vergessen, dafs sie auch
fiir andere Leser bestimmt seyn
sollten. Aus diesem Grunde bin
ich in der Abhandlung iiber die
folgernde Analysis von den er*-
sten logischen Elementarsatzen
ausgegangen, ob ich gleich, wenn
diese Aufsatze niu: der Akademie
hatten vorgelegt werden solJen,
sie stillschweigend hatte voraus-
setzen und viele Funkte in der
Abhandlung hatte unerortert las-
sen kdnnen. Allein ich glaubte^
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aiif ]ene Art der Absicht dersel-
bea und meinem angelegendi-
clien Wunsclie der erlaucliten
Akademie meine Verelming tha*
tiger zu beweisen^ am gemaise-
sten zu vexfaliren.
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V o r r e d e.
Die Einleitung zu dieser Schrift wiir*
de mich aller Vorrede zu .der&elbea
iiberheben, 'wenn ich nicht ein Paar
Worte iiber ihr yerhaltni& zu einer an-
dem, denselben Gegenstand betreffen-
deoi erst yor Kurzem yon mir herau&-
gegebeneny Sclu-ift ^ zu sagen hatte.
*) Ueber die Analpis in der Pbilosopbie^ dB
gr&ikeatheili aaalytischer Versucb^ ver-
anla&t durcb die erste^ dieseo Oegeastaad
betrefiende IVeiifrage der Kdnlglicbea Aka>
demie der WisiDnscbaften zn Berlin^ nifbst
Abha2idlaii|;ea varwandteA Inhalta. Uaiie
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u
Die letzte Schrift wurde durcli
die erste, dieAnalysis und ihreAnwen**
duiig in der Philosophie betreffende,
Preisaufgabe der Kdniglicfaen Akademie
der Wissenscliaften zu Berlin, veranla&t,
Pie Aufgabe verlangte unter andem,
die Natur der Analjsis und der analy*
tischen Methode zu bestininien. Die
neuere Preisfrage, die ich in dieser
Schrift zu beantworten versucht habe»
aetzte diese Puiikte als erdrtert voraua.
Gleichwohl mu&teioh mich auf sie, aus
^ea in der Einleitung zu dieser Schrift
angegebenen Griinden, einlassen, wenn
dieses gleich in einer Kiirze gescha-
hen konnte, die dort nicht zweck-
malsig gewesen ware» Aus diesem Grun-
de habe ich mich in den Zusatzen zu
der gegeiiwartigen Schrift, oft auf jene
fruhere bezogen. So wie in jenerSchrift
die fiegrifie der analytischen und synthe-
tisdien Methode ausftihrllcher als in
dieser erdrtert sind^ so enthiilt diese
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lU
aur^er demi was ihr gan2 eigenthumlich
isty die weitere Ausfuhrung mehrerer in
jener nur angedeuteten Ideen. Zudem
giebt dfo Vergleichong des ersten Ab-
ftchnitts dieser mit dem ersten Abschnit-
te jener Scfarilty ein Beyspiel, das hier
an seinem Orte ist* Denn was bier
synthetisch tiber die analytische und
synthetische Metbode gesagt ist, ist
in der ersten Schrift analytiscli vorge-
tragen*
Als ich am £nde des vorigen Jahrs
zur Herausgabe der erwHhoten Schrirt
schritt, batte ich zu wenig Aussichten
zu der zur Heransgabe der gegenwar-
tigen erforderlichen Mulse; weshalb ich
damalsi wann diese Schrift erscheiDen
wiirdei noch nicht bestimmen konnte.
Einem unverhofFten Zufalle verdanke icb
indessen wenigstens einen Theii der Mu-
fsCi did ich mir besonders zu den Zusat-
zen zu dieser Schnft wunschte» und
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beoutzte iha fur dieselben und fiir die
Herausgabe dieser Schrift, da ich sie
soa&t vielleicht zu vreit hinaos hatte
verschieben miissen,
Halle den iQten Maj i8io.
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I n li a 1 t
Eiideitung.
Pretsrrage der Akadcmie» 5. i. — EintbeiliiDg dcr Ab>
jbaadluog, S. a.
Erster Absclinitt.
Ueber die analytische und syntbeti-
scbe Methode im Allgemeinen.
Zweck alier Mpthode ; logische Vollkommenheit der
£rkenncui£s, S. 3., ist entweder urtpruni^lich oder
abgeletm* ebend. — Materi«lle uud rormelle Be-
dingungen der «bgeleiteten logischen VoUkonameo*
beit einer Erkenntnils, S. 6. — Synthf^tische Mniho*
de, S. 8* welchem Sinne sie von (Imii Griindea
su den Folgen lorttchreitet , und in welciiem Sinne
Ton dem Einfachen cu dem ZoMmmen|f«teixten.
S. 8 u. f. — Erlauterung durrh ein Beyspiel, S. le. — .
Anwendungaul dieSiiizeimd BegrifFe, un«l die Vprhjn-
dung beider, S. 13. — Dals die synthetisrlift Metlio-
de nicht von einfacbern su den susamman^csetztera
firkenntnissen fortgehe, S. 13. — In wolchem Sin-
ne sie nicht von Sachgrunden und nicht von Etkennt'
nilsgriinden zu ihr^tn Folgen fortgeht, S. 16 — Ent-
Wurf und Aufldsung desseiben, S. 17. — Foioerua»
nen aut dem Bisiieri^en auf die analytiscbe nDetbt».
de, S. ig. — Geschaft der Analysis boy BegrlJBPen
im AUgemeinen, S. 19. — Bev H» n Sui/en, S. 20. —
Scbwieriekeit dabey und ein dabey 7.u benutzende*
Uidiail, 9. aa. — Folcernde und blolt versucbcn.
de« BBd nioitaittde nnd bewebende Analyaia. S. a^.
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II
Aahangzu dem ersten Abs chnitte.
Uab«r di« An«lysis ia <i«r Mathe»
matik.
Di0 Mathematik ist dio Wissenscbarc von dem Zusam-
menhao^e der Groisen, S. 24« — ADalysis, als ma-
thematische Wiatenacbalt, iro G^-^ensatxe der Aritb-
neitk undGeometrie, 5 35. — Oaft di<>ser Analysit
Methode nicht nothwendiK ftnAlyiiacb im vorberbe-
«chripbenen Sione i t, S. 28- -~ Geomeirische Ana-
Ivsis im vSinne der Alten , S. 30. — In wiefern ihr
aas Verfahren des Al^ebraiaten ahniich ist, S. 50.
Betaltat, S. Si«
Zweyter Absclmitt.
Ueber die Tfaeile der Philosophie ia
Beiiebung aiif die Analytit.
Ueber den Zvreck und den Begriff der Philotophie»
S. 34* ~ Warum di« Mathrmatik nicht au ifar
recbnet werde, ebend. — Nabere Beitimmung det
Problems der Akademie, S. 35« — Warum zum Be-
hufe desselben zvirischen den einselnen Theilen d«r
Pliilosophie unterschieden werden miiste, ebend.
Eintheilung der Pbilosophie nach den Alten, in Lo»
gik, Ethik und Physik , ebend. — Acarbelik, in
wiefern sie roetaphysische Grundsiitze uud Grund-
beeri£fe hat, S. 36. — BloGi spekuiaiive Pliilosophia
VBO pragmatitcbe Pfailotophie, S. 37. ^ Drey itlaa-
een aerphiJoaopliischen Wissenschafien, S 38u f. — >
Jlein pbdoaophische Wissensrbaften , S. 38. — Wie
weit sie ihren Gegenstand konstruiren k6nneo«
S. 39. — Philoaopbische Erfahrungswiaienechaften
vnd ihr awiefaches Problem, ebend. — Angewand-
te pbilosophische Wissenschafien , S. 40. — Analy-
aia in den rein phiiosophischen Wissenschafien,
S. 42 u. f. — Anfangspunkt derselben nach der
blofien Ahndune und dem Glaubeii, S. 4S* ^ Wahr-
heitsgefuhl bey rier unvollendeten Analysis, S. 44****
Analysis in der Metayihysik , S. 44. — Anaiysis in
der reinen Logik, S. 45 u. f. Wie weit die rei-
ne Logik Kennseichen der Wahrheit «nd dea Pcl-
echenangebe, S.^g*— Wieweit jeneADalTiie lur sich
fiUire« S. 49U. £ — Geatettende imd reraietende io-
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XXI
gische Re^ela, S, 50. — Die Lmchtigkeit» dlaletx*
tea durch dte Analyiit d«i»nt1iini. ebend. «i^ Waram
dieenteo durch jene Anelvftis allein nicht HargHthan
werden kunnfn, S. 51. — Was dlpsp Analysis, allein
genommen, m Ansehunp der verbietenden Rei^eln
nicht leisiet. aber wiesieKleichwoblxurKeDntniGi der
Gnindwahrheiii»n ftifari, S. 51. — Wie weit niit der
Analytis in rler Lo^ik die Syothesis au verhirtden ist,
S. 55- — Vorlheil*» hey <\er Anwendung der Analy»
•ia indf rLo|(ik, clie in derMciaphv^ikrehleo, S.53 —
Analjniit in der B"handlung derMoral, moraliadiit
Geluhl unH moraliaiher Sin n , S. 5:;. — Wonacli
derselbe urthf-ilt, S 57. — Wie in dcr Nattir dea
Willens Has Sittengesetz liege, S 58- — Grund al-
ler Verpflirhfune , S. 59. Quelle der meicten
inoraliscben Irrtnumer. S 60. — Schwirri^keit der
moraliscfaen Beurt^ eilune hej einer Collision voa
Pflirhten, S. 61. — Verhiiltnirs Hes Naturrechtt zur
Moral, S. 63. — Wi«* der gemeine Menschenver-
•tftnd bej der BeunheiluDg dea Rerhtlichen verfahrf,
S* 64* Warum die rechtliche Beurtheilung meU
•tens unverwirkelt^*r \nt ala Hie sittlirhe, und wO-
durcb sie eleichwohl ofi irre gefiihrt wird» S. 66. —
Welchee HulFsmittel die Analysia in der Behandluof
der Aeatherik hat, S.67. Probleme in der Beban«t»
lung der ErfahrungswissenschaFien bey den Satzen
derselben , S. 63 u. F — Ob die Induktion in den
Erfahrungswissenschaften analytisch oder •yothetisch
verfahre » S. 69. — Probleme in der Behaadtiuig der
BegrilTe in den ErFahruncswisKenschaften, S. 71. —
£rschlo9sene ErfahrunesDegrifte, S. 73. — Waan
aie chimeriscb aind uod was bey deoselben in^beson-
dere su beobachteD m, S. 75 u.f. — Warunfiladi
erschlossene Bogriffe nicht immer •ofort Stt vorwef»
fen sind, S. 75. — WorauF es bey den angewandten
pbiio«ophi«ciiea Wia«ea«cbaftea «akoaune , ebead.
Dritter Abschnitt.
yerineb •in«r B«aatwortiing dcr eiAt
selnen Frag«a de« Problemf.
Uebanidit dat Folgonden , S. 7?.
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IV
Erster A^bsatK.
Wie weit ift eine Sicberung flir dle
Anwendung der Analysis in der
Pbilosopbie uberhaiipt moglich?
Wat zu etner |>anzlich sichern Anwendung der Analy*
eis in der Philosophie erforderi wiirde, S. 78« — Ob
da« JSrrorderte Siatt finde» ebead.. <— Warum mr
nicht Hoffiiunij babeii* dasu mu geUmgeB, S. 80 ii« &
Zweyter Absatz.
Yon den Mitteln, welcbe die Anwen-
dun^ der Analysis in der Philoto-
pbie erleichtern und sichern*
Woranfes hipibey abgeseben it?, S. 85. — Keraue
folgende Regel, S. 85. — - VVelrlie Frag^^n int-
besoodere fiir die foi^ernde Analysis gehorea»
£. 86 u. f. Hieraus fltelaende Reeei (thr <lie Veiw
bindung der Formen derAnalysis, S. 89' Wie die
Anaiysis durch eine Verbindung roic der Syothetia
unterstiit^tt und gesichert werde, ebend. — Waa
zur Abkiiraung und Erleichierung des analytischea
Verfahrena sn beobachten ist^ 9' • ~~ Warum man
aus dem, was man analytisch f;eninden hat, die Fol«
gen, die es darbietet, zu ziehen habe, S.92. — Wie
aligfmein rein umkehrbare Sitze die Analysis unter*
ituisen nnd bierana flieCiende Regel , 8. 93. — All"
gemeinbeit eines Satxra in vmehiedenem Sinne»
• 94- ~" Warum zum Behufe der Analysis dio
Hauptsarze in t^iner Mdierie in ibrer grdfsten Alige-
meinheii aufzusieiien sind, ebend. — Warum aie
fleirbwohl diu BegriEfe nirht immer in ihrer grd&Can
ilgemeinheit aufKuateilen braucht und bieraus fol-
gende- Regei. fiir die Anaiysis, nebst einer andern filr
das synrhecisihe Verfahren, S. 96. — Vorsich-
tigkeits - Rei^el, die bey B«grifF<*n in Erfahningawiiaen»
•cbaften aosuwendHn isi, S. 97. — Einflnli der
Sprarh*? in die Wal<rh( it oder Falsrhheit unserer Be-
grill^e, S. 97. — Wif* die Sprache durcli ihren Wor-
lervortadi die Cnrwitkelung der Begriffe unteratutst,
5. 98. — Wie die Vifideutigkeit einei Worts die
Ijenutziing flieses Vorf'ieils erschwere, und hieraus
fiieisende Regd« S. 99. — Wie und woacu die Sy-
Digitized by Gopgle
V
flonyraen einar eder mehrartr S]mch«B iur dle Ana^
J\-»is «u benui«en sind , S. tot. — Hierau* folgendo
Kegel, S. 105. — Falscher Etnwurf, den man ge^ea
naanclrte DeHnitlonen macht, S. 105. — Noch ein«
Be^el iiir deo AnalytttB 111 det BefaandluDg d«r B»i
graffe* «bend.
Dritter Absatz.
Isfc die An alysi s in dem gansen Gebietci
der Fbilosopbie anvirendbar oder
findet in einigen Theilen dersel-
ben nur das ay ntlietisciie Verfaii*
ren Statt?
Warum jich daa, wasmnn analytisch gefunden hat,
thetisch darstellen las*e, S. 107. — £in Unlerscbied
der folgernden und blofs vertuchenden Analysit,
S. log. Werum das syntheciech GeFiindene anch ei-
ner enalytischen Darstellung fiibic itt, «bcnd* Folfe
hieraoa nnd Schlniebemerkttng» S. lo^
Z u s a t z e.
L
Nabere fietrechtung der folgerndell
Analysif und der glei chgeltenden
nnd r e ciproka beln Urtbeile in Be«
ziebung auf dieseibe». S.ii3 — 133.
I. GlcichgeltendeUriheile. II. Reciprokabele Urtfaeilej
III. Wie pin reCiprokabeles auf awev pleirhppltende
Uriheiie fiihrt, und diese ein reciprokabeiei Urtbeii
feben. IV. Schlecbihin und bedingt reriprokabele
Irtheile. V. Schlnsse aus einem gleichgeltendett
Urtheile auf das anHere. VI. Uebereinstimmung
eleichgeltender Urth^ilp in Ansehung ihrer Foigen.
vlL Wo das eine gleichgeltende Urtheii iolgt, fol^t
anch das andere. VIII. Resultat aus dem Bisheri«
^en , und , woraus die GIeichi>uliigkeit zweyf^r Ur-
theile erkannt vrerde» IX» Abfolge eanea Urtheila aut
Digitlzed by Coogle
VI
der VwiilBdune nietinvw Urtbeile niiil wi« daria die
AbPolge jenet Urtheils ge^runHet ceyn kann. X. Na-
here Betrachtung dflr folfiPrnHen AnaJysis. Beweii-
fchlusse und Fol^erunc&sr* lus«i6 hey derseiben.
XI Enthymematiacbe ^rnlur^^keue, in welcher sich
diaAnaktia uBdSvntbetta daratellen UUat. XIL Wenn
die Atifilysit zu dem geauchten fieweiae fuhrt; flo
aind alle SatJtfi in ihr und der Syniheait gleirhgel-
tend. XUI in welcbem Falle die Svntbesis die
SchluMe dcr Analytiifl scbl^chthin amkebrt tind eine
biertut folKende RH^el. XIV. Gleich^elcende Sicra
konnen nur vermirrpljt ^leichgeltrnder Satze aus ein-
«nder gr^lol^Prt werden. XV. Verschiedene Falie
in Ansebung Her Annahme, von welcher die Analysia
auen^ht XVI. Wo die Analysis Toa der bloisen
Aussa^e des zu heweisenden Satzes ausgeht^ ist der
Sffz, xu d^sspn Bpweise sie frihrt, reciprokabel.
XV 11. Waruin ilie Anal^sia aus der Aussage des au
bemsend^n Saues mit Recbc anf Voravseecsung
desaelhen Foljiern kann, ob glf^tch der zv beweisende
Satz in diespm Falle falsch seyn kann. XVIII War-
um die Analysis nicht allein aua der Aussage, son«
dem aucb ans der Voraussflsunff des au beweisen-
den Satars folgern kann. XIX. Werum* audl» WO
die Analynis aiich aus der Vorausspt^ong des zu be-
weisenden Sai^tps folgert, dieser, r^e.nn sie zum Be-
weite desselben lubrt, reciprokabel , aber vielleicbc
mur bfdin^ reciprokabel iac. XX. Wie die Anal^
sis zu indirekten Beweiaen fuhrt. ' XXI. Wie dio
Analysis start zu dem gesuthten fieweise einea Satzes
su fuhrent den Beweis des umgekebrtenSataes giebt.
XXII. Wie man dorch die Analyfis den Beweis etnat
Satzes und seiner Umkehrung Bndat. XXIIL Wal-
rben Gebrauch der Philoaopb YOB dtr JbJganidaB
Anaijsia au auchea babe.
n.
£ine allgemeine Anmerkuxig Qber den
sweytea Abachnitt dioter Schrifk^
S, 153.
Scheinbarer Widerspruch zwi^rhen einer in demsplhen
aufgestellten und einer andern Behauptune des
Verf«S. 153- BeyspielovoBderAowendbarkeicderfol-
gmidaa Aaai/aia in der Logik» S» 154. Wio hierin
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■VII
der Grand Ui ledprokabflii SitMD d«r l ogik liegt,
Bemerkungen fib«r dai Problem der
Philosophia und dat eigenthfimli*
che Problem der betondera pbilo-
flophiichen Wiasenschefteh, S. i58«
Untertcbied xwischen ienem und dietem Probleme, S.
■58* VV'ie avch jeue pbiJosophische Wiisentchafc
eine Voraussetivine als gegeben beirarhret, S. 159.
Wie fern die Lo^ik voraussetsi, es ^ehe Wahrheit,
und Kennxeichen derselben angebe, S. 159 — » Was
in jeder philotophitcben WiteeBtcbafi ge&ucbt wer*
de; Febler in der Behandlung derselben, S. 162. —
Hieraus foigende Regel fiir aie Behandlung dersei*
ben . S. 163. — Wie jener Febler insbesondttre bey
der Bebandlung der EriahrungswitsenachtFten beKan»
1l$n werde, erMotart diircb «• Heyapiei dtr Ptyclio-
0gie, S. 165 V* £
IV.
Ueber dle K onstrnktio n logiscber 6e-
griffe^ die embleznanatische Dar-
stellung derselben nnd die logi-
schen Postnlate, S. 169.
In Triefern die Logik ibre BegrifiPe konstruiren kann,
S. 169. — > Kenamifcdon dar loaitchen Begriffe durch
Formeln, S. 170« — Durch Beyspiele, S. 171. — .
Vorzuge der ersten vor d^-n Iprztpn, S. 172. — Em-
blemmatiscfae iogiache Zeichen, ebend. — Dienst,
den sie leisten , S. 173. — Ihre Verschiedenheit voa
den iogischen Formeln und warum sie weniger ala
diese ieisien, S. 174. — Postulate in den Veroimr^
wissenschaUen, ebend. — Warum der Logiker ste
la aeiner Wissenschalt nicht auiidrucklicb auijsustei-
lea braucht« aie ilim aber demioch imentbebrlich
aiad» S. 176.
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TIU
V.
Ueber dle iwecfcmirtigere Anwen»
dung dei <yntbetitclien oder eaft*
lytltchen Vortrags, S. 178«
Vorzuga des analytiscliAD Vortrass im AWf^emf^inf^a,
178* — Vortheile H«'a ayDtneri0cH*n bnv H<;m
Vortra^e einjtelner Maierien iinH tianzer Wiiiiienachar-
ten , S. 179 u. f. — VV^ie w*»ii mit d»fmsp|lM n im
ItfLeteii Falle die Ordouog der Kiassifikation jtii ver*
lliiidfn itti S. t8o< — Vorstife, wf*!':!*^ «leDnorh in
gewisAen Fall^n Her analytische Vortra|{ auch b^^y |raii*
»en Wi^^^nschaften hai, S. ?8a u. f. — Inshpson-
dere in Kiickiicht aoicher Siiixe , die in ihrfr Ail^e-
meinheit nichl leirhr (vefafat w^rden, ebenH. ; anlrhor
dio una vorlaufig bekanntfr siad, als ihro Griind*,
S. l84» bevvSalzen und Bpgjriffen , die leicht Mif««ver-
•tandniaJien ausgesetzt »ind, S. i>^5; solcher auf wel-
che wtr Iteine beaoodere Aufmerkaanakpit zu richten
|i;«wobnt tinH, vnd eine bieraoa fblgimfle Regelt
S. 186. — Wanim in den angegebenen Fallen aiiff
die versuchende, nicht die foigemde iinaljMt fOMfh
frenden itt, S. iS8»
£ia.
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Einleitung.
D i« Aafgabe einer erUucbten Akademie iit:
die Mittel aafsasucbeii nnd ansugeben^
dnrcb welcbe die Anwendang der Analjrsia
in der Philosophie geticbert und erleicbtert
irvird; auch xa bestimmen: ob die analyti*
•che Methode in dem ganzen Gebiete der
Pbilosophie gleicb anwendbar sey* oder ob
in einigen Theilen der*elbtil &ur dia sjfntb^
Uscbe Metbode Statt balie.
Eine grandliche Beantwortung dietar Fra-
gen mnrs sicb an den Begrlff jener Metboden uad
die eigenihrimliche Bescbaffenheit der einzelnen
philosophiicben Wisienschafien bahen. Dafs zum
Behufe der ohigen Aufgabe, die BegrifFe von je-
nen Methoden schon binlanglicb erortert» aucb
die Natur der einselnen pbilosopbiscben Wissen»
achaften acbon binlanglidb in Betracbtung geao*
gen sey , wagt der Yerfasser des gtgenwirtigen
Yarsucbs nicbt voraus sa setseii.
A
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Er ^lflii^t <!aher, f?#»r Absicht <?^r erTinrli-
ten AkacJemie nicht zuwifier zu hanMn, wenn eff
a} die B"gri([t' von der a^ialytiarheo uad tyil*
thi*tisclieii M^thode nbetkeiipt bfttimiiit;
s) die einc^tnro pbitotophischea Wliaentcbel»
teii im Verblltoiite tu der eaai^^tiscbeo IMe»
tbode , oder die Vortbelfe, die sie fdr clle»
selbe darbieten , und die Hindernisse, wel*
che Hie Anwr-ndung jener Metbode in det
einen oder «adern lindea ineg» io Betradl»
tnng neht: ood denn ertt
3) die Beaotwortnng der vorgelegten Fregea
vertucbt.
Nech den Vorbereitangen., dle intbeiondev»
'die unter Nr. s. entbaltenen Betrachtungen mit
tich Fuhren^ glaubt der Verfasser bey dfr Beant*
wortung der vorgelegten Fregen iidi am to l^aiia
iw luMHiitt kdnnen*
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s
Erster Abscliiiitt.
Ileber lie analftische und syn*
thetische Methode im Allge»
meinen.
"Von der analytischen und synthetischen Metho-
de kann hier nur in dem Slnne die Rede seyn, in
welchem die Logik zwiscfaen der einen und der
•Qdern unterfcbeidet. Der Zweck aller Metho*
de ittf firkenntmsse sn der grdrsttmdglichtteis
Vollkommenheit, dle tie^ In der Etgenicheft ele
BrkenntDisse betrechtet» hebea kdnnen, kors,
lur grofsten logiichen VoHkommenheit eu brin-i
gen. Die Erkenntnifs, welche die ^Tofste logi-
•che VoUkommenbeit hat, ist nicht allein wahr^
sondern uberdem gewi&^ und hat den grofsten
Grad der Klarheit, wenn wir mu dieser anch dia
Deutlicbkeit eahlen.
Jei)e dieser Yollkommenheiten ist entwe-
der ursprCkngHch» oder abgeleitet. Erste»
res, wena die Erkenntnifs jene Vollkommenheic
aicht erst durch eine andere Erkenntniis hat;
A z
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4
tiTic! letsteres in dem entgegpngesetxten Fal1e«
Der Satz, der durch einen Beweis seine Gewifs-
htit aus cinem oder inebrern andern hat, bat ei-
se abgefeitete; dfr fiir sich gewis.<;e Satz eine nv»
•prilJii^licbe Gewifsbeit. Eine Erkenntnifii kans
dar andem nnr Gewirtbelt. |;eben in aofem $im
selbtt gemfs it t. Bey den S^tsen f die durcb
nen indirekten Beweis dargethan werden,
lchelnt (iieses eine Ausnahine xu leiden, die aber
doch niir scheinbar ist. Denn wenn wir einen in-
direki bewiesenen Sau ancb desbalb als wabr an*
aehnien, weil aus $ein* nt Gegentbeile etwas Fal-
acbes folgt , und dieses aein Gegentbeil eban det*
balb falscb ht; so mlissen wir doch, um des sn
beweisenden Sa'tes gawifs sii seyn» Gewilsbelt
davon haben, dalk aus seinem Gegentheile etwas
Falsches folge. AIso grundet sicb auch bier Ge-
wirsheit auf Gewirsheit. Der indirekt bewiesene
Sats bat seine Gewifsbeit von der Gewifsheit,
daA aua sainem Gegentbelle etwasFalscbes folga;
io wie der direkt bewiesene» von der Gewifsbeltt
daft er an« Sataen folge^ deren Gewilsbnit kelnmn
weitern Zwetfel onterworfen ist.
So wie es sich hier mit der Gcwifsheit ver*
halt, so verhalt es sich auch mit der Klarheit.
£s verstebt sich , dAfs icb unter dieser selbst dia
Deutlichkeit mit begreife; denn dasObjekt, in
welchem ich seibst mebrere Merkmale unterscbei*
de> kann lcb dnrch eben diesa Merkmala wiedar
von andern unt#fr«cheiden. Icb babe also immer
von demselben aucb eiae kiare Vorstellung. £ben
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f
10 vetatebt cs licb» dafs hier nor von der abgelei-
tetea Klerheit , die einp Brkenntoils darch ande-
re bet» die Rede itt. SoU ein Beg>i£P aeine Klnw
beitvon einem endern Begrifte beben; so mnfii
dieter And«>re Bpgriif selint klar &eyn. Der deut-
liche Begriff, durcb Wf-Ichen icb in teinem Gegen-
ttande mebrc^re Merkmale untericheide» setxt
tcbon einen kiaren Bt>gnff von jenen Merkunaleo^
«md andem die klare £rkenntni[t voreut, daiii
dieae Merkmale in }rnem Gegenttande antntref*
fen sejren. Bs liegt also am Tage , dalk eine Ei^
kenntDifs» die wir nicht als urspriinglich klar be«
tracbten konnen , ihre Klarheit nur auf die Kiar-
beit anderer Erkenntnikse grunden konne.
Anf die iUarbeity in dem eben angegebeneii
weitem Sinne. und die Wabrheit /uhit sich
alles auTuck^ was su der logischen Vollkommen-
beit gehdrt; dt»nn die Gewifsbeit, die allerdinga
ein Besiendfheil derselben ist, bestehet in der
Wahrheii, in sofern wir uns ibrer idar bewuist
aind.
Die logische yoUkommenheit einer £rkannt«
nifs haty ffie es sich aus dem Bisherigi>n erg^ebt»
nwejerlej Bedingungen» oder Grunde; wenn slo
•bgeleitet ist, Bininel nilmljch setit jede logisch
vollkommoiie Brkemitairs^ wenn ihre Vollkom*
menheit ebgeleitet ist, eine Vollkf Riuienheit an*
derer flrkenntnisse voraus» von welcht n sie die
ihrige hai; und dfvnn auch ein Verhaitnifs zu je-
aen lirkenntnisven, obne welchea sie ihre Voii«
kominenheit sucht voa daaaelbeii entlebneo kdna»
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te* Ein SatE kann uns durch einen andem wah*
ren Satz nur dann gewi(s werden , wenn wir er-
kenneny dafs er aus demselben folgt; und eia
Begriffnur deutlich durch mehrere klflre B4>grifFi^
.wena wir die Ohjekte dieier letsten Be^riife Mer
nle Merkmele det Ob}ekts von jenem erkcnnen*
Die Vollkommenheit einer Erkenntnifsy in
welcher die Volikomuienbeit einer endern £r-
ktfnritoila so gegriindet ist, mag eine m a teriel*
le; iiin^eg^n dea erwnbnte Verheiinift der eitten
su der letaten eine lormelle Bedingmig dev
Jogiscben Vollkommenheii; der lctiten Erkennt»
luls genannt werden.
Dieses vorausgesetst , glaube ich zu den Be*
griffen, auf weicbe et bier ebgeieben ift« kom-
men tn kdnnen*
Ist es nns um eine logisch vollkommene Er-
kenntnifs zu thun; so konnen wir zwey Falie^
.wenn wir bey den einfecben steben bieiben^ un-
tencbeiden.
B r 1 1 e n ff : Wir betrtcbteo eine £rkenntni&
nlt gegeben, und wir halHso sie jetst nur zur Voll«
kommenheit zu erheben. Wir h^ben z. B. Grun«
de^ einen Satz als wabr vorauszusetzen> und et
kommt nar darauf an, uns seiner Webrbeit lu
^vertichern; oder ein Begriff itt unt gegeben » den
wir nocb %ot Deutlicbkeit tn erheben p oder von
detten Realttat wir unt noch en verticbem he*
ben. Denn in einem tolchen BegrifFe konnte ein
Widerspruch versteckt tejn> dernur erst durck
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mn9 genaum Batinckelang dmdlMn tUli nf-
lenb^ne.
Zweytent; Wir heben Btkenatnltte > an
welche wir uos nur a)s Grunde htlien^ ohne
Soch zii wissen, wohin sie uns fuhren.
Jeder dieser Falle verdient eine besODdere
B» t' «chtung. icli betrechte euvdtdem den twef*
ten Fail.
Erstent elio tlnd nnt Brkenntoitte gegn»
ben> die wir aicht ertt en der logitcben Voll»
kommenheit lu erheben baben» oder die wir alt
logtsch voilendet betrachten konnen; so konnea
Wir von ihnen lu andern fortschreiten, die^ wena
Wir eu ihnen auf die gehorige Art kommen, voa
jenen telbtt eiae lo|$i«€be Vollkominenbeit erbel»
tea. Batie, die vollkomnien ge wift tind » lubrcii
nat en endern Sataen, die wtr eut ibnen folgera^
and die altdenn ons eben so gewift ala jene tind*
Klare BeQ:iRt , ciie wir mit einander verbinden,
liibten uns zu einem deuilichen BegriiTe, wenn
^ir oeben jenen Begi iffen auch schon der Griiii*
de vertichf rt sind^ die uns die Reaiitat det ietn-
ten Begriffs veibutgem Indein wir to fortgefacQf
hat die Brkenntnirsy an der wir geltngea» dietd-
be VoIlkomiift>nhett » als die» von der wir ent-
gingen. Die Erkenntnifs selhst, und ihre VoU-
kooinienheit , wird uns mit Einero Male gegeben.
Dieses ist derFall, wo wir, wie icb es voiber
nannte» gebdrig von den ons schon gegebenen
Bikipnntnissen ao andem loriacbreiten* Wes ich
aiit diiteA Autdcncke ttgea woiia# nrgiebt tich
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leicfat •ai dem ob«ii Geiigteii. la d$n sdhon ge>
gobeaea voUeadetf^n ErKenntBisseii beiten wlr
a&oilich die faeterieUea Bedingungen von der
ToUkommenbeit derjenigen Erkenntnifs, su wel«
chen wir darch sie gelangten, and nun knm es
nur darauf an, von den formellen Bedingungen
Ton der VolUionimenheit der letrtert nbertengt
sn teyn* Diesei Verfehren beobecbiet fiuldip
det ia teinen Elementen bit euf wenige Autneb*
men, Qber welcbe lcb mlcb ia dem l^olgenden
erkllren werde; and dietet Verfabren Itt det
tyntbetische.
Dieses fynthetische Verfahrcn schreiiet i) im-
mer von GrAnden ku Folgen, und a) von dem
Einfachen su dem Zusemmengesetiten fort. Bei-
de Bebeoptungen findet men fest In jedem Lebr*
bncbe der Logik, welchet ticb eaf eine genenem
Untertcheidung d«r enelytischen und syntbeti-
schenMethode einUfst; allein ich zweifle» ob sich
irgend eines hieruber mit der gehori^en Besiimml-
faeit erklart. Ich glaube also, diese beiden Behaup-
tttogen hier noch naher eikleren zu mussen.
In welcbem Sinne die erste Behenptong wa
aehmentey: deftn^mlich dle tynibetischa
Methode \on don GrAndeo sn deaFol-
gen foriscfareltef ergitbt sich leicht ens dem
Vorhergehenden, und so auch der Beweis detsel-
ben. £in Satz oder Begrifif n^mlicb » anf wel-
chen icb bey dem tynihetischen Verfehren ge-
komroen bin^ hat seine logische VoUkommenheit
dnrch Setie^ Begriffe nnd Schlutte^ die ihm vofi*
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li«rgegangeii flind. Scina lo^cb* Vonkofnfncil*
beit ist also die Folge der logisehen Vollkofiiin«ni*
beit anderer Erkenntnisse. Was hier im Verhilh-
nifs von Grund und Folge steht, ist also nicht
blofs Erkenntnifs nnd Erkenatnirs^ deren |ede
vielleicht lalscb tejrn kdnnte; aoch weoiger itt
es Geg^nttand und Gegenstend; flondem di«
Vollkoniaienheit einer firkenntnift^ nnd din
Vollkominenbelt elner endem.
Diese Behauptung scbeint Einwurren ausge-
tHtt tu seyn. Auf diese werde ich aber erst \7ei*
ter unten zuruckkomaien^ um jetst den Faden
aicht tu lange fallen sa lessen.
IMo Bweyte Behenptnng» deft dle tya»
thetische Methode von den Binfachen
■n dem Znsenimengesetsten fortgehe,
^ird nach dem Obigen leicht verstanden» und
eben so leicht eingesehen. Wenn icb namlicb
bey dem syntbetiscben Verfabren anf den Sats j4
einen andern B grunde; to sind aUe Bedingun*
gen der loglschen Vollkororoenhelt yon ^ anch
Bedinguogen sn der logischen Vollkommenheit
wonB. Wenigstens tind sie es fSr mich^ derich
so syntbetiscb von ^ za B fortgeschritten bin*
Aber uberdem ist die logiscbe yollkommenbeic
yon B nocb an andere Bedingungen gabunden^
J9 muft wenigstens aus ^ , vielieicbt erst in Veii*
bindnngmitaoch endern Satsen: C, D, folgen*
la dlctem letxtcm Felle wilrde sn der)[loglsi^ea
Vollkommenbeit von B, aoch |die) logische Voli*
kommenheit voa C nad D eiforden^ AUeia
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wenn H «neh flnrdi A all«fn « otine C und 1> ^
b. 7 sn Hiilfe nehmeo bu dAffent f(»Igte; $o 011*1 fW
t»» ich doch der Anfolp*» des aus gewiii teyn^
nm rler logischen Vollkommenheir von J3 versi«
cb<in zu leyn. Dieses brrordernirs findet «ber
keines«re|(et bey der lof^iscben VollliOfDnieDbeii
von A Stett. M«o tchreitci bey der eyntheti-
•chen Methoda von dem Rinlichen su dem Zn*
iemaieiigesetxten fort, h«>ilit tlso nicfatt anders,
alt man ^eht von denienigen Erkenntnissen ^ da>
ren logisrhe Vollkommeriheit an weniger Bedin»
^un^en gebunden ist, lu denjenigen loit, su de*
ren VoUkomtnenbeit a>iftar janen Badingnngaa
&ocb andera arfordari wardan.
£ha icb tn einigen Folgenmgea Ibrtgehaf dio
mir wenigsteni nicht nnndihig schainan> om el*
nigen irrigen Vorstellnngen en bege^nen^ will
ich rnich an ein Beyspiel balten. Euklidei be*
weiset (B. I. S. 36.) den Sati: d a fs Paralla*
logreinsie, die auf gleichen Grundli»
Bien und in ainarlay Parailalan ticJi
bafindan, ainandar giaich iind» auidam
6attaf dirt Parallalogramma^ dia anf
minari ejr Grnndlinien ond in ainarley
Parailelen sich befinden, einnnder
gleich sind, auf folgende Art:
V^vnn ABCD A D B H
«nd E F H G
Parallelograinma
•ind f dia swi*
ichen ainerlay
ParalVtilaB A H
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nnd B G, und Gber gleiclien Grnndlinlen JR 0
und F G sich befinden; und uaaD B li und C J£
ai«bet: $o erhait man das Parallelogramin C£ JTj
iralcbft jedem iener beidenPenllelogramme^ dei
mgefflbnen Satiet Vfegen, gleich tejn ranlt;
wesbalb danii beide Parallelogramine unler ciil>
ander selb^t gleich seyn m&Men.
Die Gewifshelt des bewiesenen Sarzes gr(ia«
jdet sich bier auf die Gewifsheit i) des Satzet^
Sdafii Paraiielogramme» die swiacfaen eiaerley P**
nUelen, nnd aofeinerley Grnndlinien steben^
gleicb tind; a) dalt BBCH ein Parallelogramni
tey , welcbes sicb mit A B CD, nnd to ancb mit
MFGH auf einerley Grundlinien und zwiscben
denselben ParaJlelen befindet; 5) dafs zwey Gr6«
rsen^ die einer dritten gieich sind^ einander selbsi
gleicbtind» nnd ilberdem auf dieOewifsbeitj dafa
dar sn lieweitendeSatB aot jenenSiiaen folge. Za
den Bedingungen aelner Gewiftbeit gebdrai aU^
Bedingungen , welcbe anr Gewifsbeit jener Vor>
aussetzungen erfordert werden. Man kann die
Gewifsbeit diesesSaizes, in sofern er auf die ange-
gebene Art bewiesen ist, als aus der Gewilsbeit
jener Voraussetzungen , oder was auf einet 11«^
•nslaaft^ aut der Gewiltbeit der Pramitten« aua
welcben er gefolgert itt» und dar GewtCtbeit deff
AbfoIg« (cons€^U0ntia0) ant dentelbeB an»
tammengetetit betracbten; weidgstens in dem
Sinne> alt man eine Bewegung^ die das Uesuitai
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nicHrcrer b«>wpgeTi(!pTi Krafr^ !ft, als aus m^hrem
B^wp^ungeo zusamnneng^setst ansleht. Kdnnen
alln Rewpise nur durch ^chluue gelahrt werdeD;
to l ifst iich allg<»meSii tageiit da& die G«ipiltheit
des tn bf weHejid#»n Smtet «ut der GewUtbeit dtfr
Pramissten nnd der Gonseqnent dfeiet Sattet aut
jenen Pramissen znsiimmen^esetEi sey.
In dem n «mlichen Sinne kann inan sagen«
dafs die logische VoIIkunimenheit eines Begrilft^
deren m«n tich auF dem syntheMtchen Wege veiw
tichert liat* auf der logitchen Vollkommenliflit
derjenigen Begiiffe berube» von welcben man anf
ihn gernbrt Ist* SoH der Begrif} innerllch wahr
teyri, to mQssen es aoch die BegrifFe seyn, aus
welchen er nbgeleitet ist; seine Zusammensetsung
daif, wenn auch j^^nes ist , keinen Widerspruch
•nthalren. Seine Dt^utlichkeity die an dem fadcb*-
tten Grade erhotien teyn toll» tettt die grdlttn
KlMf heit jener Begnffe vorant, Bey elnam ricb»
tig beobicbieten synthetiscben Vtafabren geht
auch hier der Weg immer von dem «filnfachem
su dem Ztisammengesetztern, in dem vorhin an-
gegebenen Sinne, fort. Die Vollkommenheit
des RegrifTs, zii welcbem man gfihdrig gelangt isty
ist n tmlich a'i< der Vollkomtnenbeit anderer^ ia
waicben die teinige gegruadet itt^ antammengn»
tntst.
Bey einem vollkommeB tyntfaetftchen Veiw
fflhren ist es nicht genug, dafs man so gehorig
von BegrifF#*n *u BegriiFsn und von ^aiicn za Sa-
taen iortschraite ; es wird auch eifojrdent da£i
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Viftn gehorig «^on B«»gn(fen zn den ^atKen, vnd
ToaSstt^^n Bu den Begnifrny die aorihnt i) b*>rn^
lieB» foFtg«be* Den ortten Punkt fiibren lnft
•UaLogiker an« der %wtf%m ich^inl ihter Auf»
nerkMmkeit nebr entgangen su aeyn* Allein es
liegt am Tage , daft die Wabrbeit eines BegriFs
to gut von der Wabrboit eines oHer mehrerer SH»
Ue abh^gcn kann, als die Wahrlieit von Satzen
aaf BegriJSen beruhen knnn. Um dieses mif einem
Beyi piele aus der Logik su bel^gen ; so setzt dio
Wabrbeit det Bagrifft von ainein indirekten Be*
waiaey aofaon dia Wahrbeit der Bebanptung voiw
mw, dafs ein Sats wabr seyn mfistey wenn ana
seinem Gegentbeile etwas Falsches foli^t. AJIein
Wenn inan ancb von Sjtzen tu Begriffen auf diese
Art fortschreitet^ so gebt man in d«'m mehrmais
^ngagebenen Sinne von deoB Einfachen zu dem
Zosammengesetstan» aban aowoiil ais von Grun-
4«n sn deran Folgen^ fort.
Bs erbellet sur GenQge snt dem Yorherge-
benden, dafs man nicbt behaupten konne, dia
synthetische Methode gehe von den einfachern
su den zusarnmengesetztern tirkenntni ssen
fort. Diese BebauptuDg wurde« in welcbem mog-
lichan Sinna man sia aucb oebmen woilroj docii
kainatwagat allgaaiein wabr seyn; denn» nach
Yartchiadenhait der Palla» muft man von Begri£»
fan su Sitsen nnd ilnren Beweisen und vonSatzen
und SchJusien su den Begriflen for^gehen. Also
in dem Sinne, dafs man unter dnn Kirifachera
nnd Zussaimsngasautarn^ das varstabea wiJ^
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was dai nnniittelbare Produkt' einer einfachern
oder zusammengesetztern Operation des Verstan«
des Utt li&t ficb nicht behanptea^ die Metbodo
gehe von dem Biiirecbeni ea dem Zosemmengeii
•etttetn fort. Ehen to wenfg la&t tich bebaop-»
ten, dalff die syntbetitche Merhode von der ein«
fflchern eu der zusfimmengesetztern Erkenntnifs,
Wenn wir die Erkenntnifs nach ihrer iVlAteiie
nehaien» fortgebe^ wir mogen aucb das Einfai*
cfae QBd Zusammengeieute ontertcheideaf wia
wir woUea» Denn et ist ans den Anfangsgr&Q«
den der Lo|^1t bekanntt dafi Begrifte, die in Att>
•ebung ibrer Einracbbeit and Zusammenfeteta^
heit verglichen werden konnen, in Rucksicbt ih-
res Umfanges im umgekehrten Verb iltnisse ste-»
ben, als in Ansebung ihret Inhalts. Der Regriff,
Welcher den grofsten Umfang hnt, hat den klein»
•tea Inbalt^ oder enihalt die wenigsten Tb«ilvoff»
stellangen» and umgeltebrt. Der aJlgemeine B«*
griff ist alta in Antebnag leinet Inbelu einfacber
als der weniger allgemeine; in Antebung seinea
Umfangs ist er aber eine lusammengesetitere Er-
kenntnifs. Ehen dasselbe lafst sich auf das Rllge«
meine und weniger allgemeine Unheil anwenden.
Dat allgemeine Urtheil: Aile Kdrper sind
•cbwer enthalt mebr Particalir» Erlienntnltta
•It dat weaiger allgemeine UrtbeO : AlleStei'^
ne tind tchwer. fit itt altoin Antebung seines
Umfangs eine sotammengesetttere, wenn gleich'
in Anseb^ng seines Inbalts eine cinrachore £iv
kefl2UAi£i> alt das leute UrtheiL
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Wlr iir)5gexi nun eineErkenntnirs TiMrh Uirem
Inhah* oder wir mdgen s\e, nacb ibrem Umlan*
betrachtet, einfacber oder ftniamnieDgetetater
]ienn««; lo Ufit •ich nicht allgeiDetn behenpten»
daft die aynthetitcheMethode von der i^nracljera
zu der ftusamniengeietstern Erkenntnila forrgehe.
Wenn wir von dem AUgemeinen aiif daj Beson*
dere aui vorfaer ausgemflchten Pramissen schlie*
ften; so geben wir allerdings von einer» in Anae*
bniig ihrea InbaltSy •inlacbera^ na •inersusam-
mengfi^tatem Etkenntaifst iind iwar tynihetUcb
fort. AUein nicbt immer gehen wir euf dem syn-
tbetiichen Wege> von dem AHgemeinen tn dem
Besondern fort. Euklides beweiset^ wie wir
Torbin (S* lo.) geseben haben, den allgemeinem
Satz: dafs Parallelogramm e, die giei^
•Ae Grandllnien haben und swiscbeii
•incrlej P«r«llelea ttebea» •laaader
gleich ti&d^ aad gam tynthetltch ant dem
wenlger aUgemcinen Satte» daft Ptrallelo»
gramme, die auf e^ise^/^y Grun dli nien
u. t. w. steben, einander gleicfa sind.
Et erbellet zur Genuge aus dem so eben Gesag*
ten^ daft ticb eben so wenig bebanpten laste^
der Fortgang d^r tjmtbetitcben Metbode tey voa
der •iBfacbera tn dcr •utammenge^etatera fir>
kmuitnlit^ wemi wir nalcr der •infachera and ao»
tammengesetttera Etkeaatnirs» in At»tlcbt auf ih»
rcnUmfang» unierscheiden woUen.
Was ich hier zuDachst von den Sitzen darge-
tb«a babe^ gilt anch vo^ den Begiiffen. Xcb dmf
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a6
bi«r voranuetzen, dafs Euklides bey feinea
Aufgaben, wiei. f3, cinenTriangel zu beschreiben^
vor allen die Ahsicbt gehnbt babe, die MogUcfah
keit der $«ch« und die Wahrheit det Begri£Ff voa
deraelben dartotbuB. B n k 1 i d uberseogt uni aber
aicbt Boerst von der Mo|;licbkeit eioef Trienfiela
fiberhenpf» tondern aeine Geonietrie lingt tnit
der AuTgabe an, einen gleichseitigen Triai^
gel zu beschreiben.
In welchem Sinne die synthetische Methodo
von Grunden su Folgen fortgiihe, lafst sich ebeii-
lelit leicht eot dem VorbergehendeB bettiainieii»
Sollen Sechgrunde Gronde von etwat teyn ^ wes
wir nnt elt detObjekt einer Erkenntoift denkens
to lafst sich wenigstens nicbt allgemein behaap-
ten, dafs wir bey der synthetischen Methode von
Sachgrunden zu ihren F*oIg«»n forrschreitcn. Denn
weon der Geometer den aligemeinen, aut einem
betondern onter ihm eothaiteneji Saiae» oder
docfa aot alleo ndglicheo ooter ihm enthalt^^nen
Fallen» darthot» wie Enklidet s.B.(B.llI.S^ao^
beweiset, dafs der Winkel am Mittelpunkte nocb.
einmal so grofs sey «Is der Winkel an der Peri-
pherie des Kreises, der mit ibm auf einerley Bo-
geo tteht; to geht er nicht von sachlichen Grun-
den nn ibren Folgen fort. Eben to weoig lafst
aicb behanpteiif da(t die Gronde^ von welchea
die syntbetitcbe Metbode aotgebt, blorteErkeniife*
nifsgrunde oder tolcbeGrondetbidy die nns swar
von Erkenntnifs ku Crkenntnifs fubren, wo «ber
der Gegenstand der ersten nicht der Grund von
dem
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«7
dcni Gegemtande der letEtcn ist, wie wenn wir
voa der Wirkung auf die Ursacbe zuruckscblie-
li«n. In einem aUgemeinern Sinne la£it sich inp
deft sagen, dafii jena Grunde beides^ iowobl Er-
kenntnift • als Sacbgrundo y sind. Dte Yollkom-
menbeit der einen Erkenntnlfs ist namlicb bier
die Ursacb von der Vollkommenbeit einer andern
Kikenntnifs, und jene Erkennmirs die Ursacho
von dieser; fiir denjenigen namlicb^ der voo je-
ner Erkenntnifs zu dieser forrging. Sach- und
Erkenntnirs-Grnnd ist bier eins; weil £rkennt-
aisse nnd Erkenntnintgrunde dic Sacben lind, di«
vrir bier im ZusammenhNn^i^ betrachtii^n.
Icb wiirde jetzt znr Betracbtung der Analy-
sis fortgehen konnen, wenn ichnicht cinem, schoa
oben angedeuteten , Einwurfe begegnrn mufste.
Icb sagte oben (S. 9.} absichtlich, dafs die
logischo Vollkommenbeit einer £rkenntniis fur
denjenigen p der von janer Erkenntniis au einer
andem fortscbreitet » ein Grand von der logi*
scben Vollkommenbeit dieser andern werde. Ich
betrachte jene Erkenntnifs also nicht als Eikennt-
nifs uberhaupt, sondern als Erkenntnif'; eines ge-
wissen Suhjekts. Hier mufs ich eines ailerdings
acheinbaren £inwurfs gewartig seyn. Man konn»
te niimUch einwenden , da(s bier nicbt von sub*
jektiven Griinden, welcbe fur diesen oder jenea
gehen mogen , sondern von objektiven^ die eine
allgeinelne Guliigkeit haben, die Rtde scy. lch
erwiedere» dafs dic objektive Gultigkeit uieiiier
Griinde in nichts anderm bestehe, als daiis sie «ich
B
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18
l>ey ic^em, dem es gefallen mag, dentelbe»
Wt^g, fluf welchem ich zu meiner Ueberzeugung
gekoaimen bin, zu gehen , eben so geltend ma-
chen liiMen, als bey mir, ohne dafs deshalb jener
Weg der einftige eeyn mufste. Jedea Satx rofl^
ten wir als irabr annebmen , der aos Pramisteii
folgty die wir als ausgemacbt annebmen. EiB
und eben der Sats kann daher dem Einen durch
diese^ dem Andern durch jene Pramissen gewili
geworden seyn, und jeder kann die vollkom-
inenste Ueherzengung von demselben baben*
Damobngeacbtet aber mufa scnne Ueberaeugung
sich dnrcb die ricbtige Anwendung der logischen
Gesetze rechtfertigen lassen* Oiese Gesetse gel-
ten aber iQr {eden Verstand , ihre objektive Giil*
tigkeit ^ieht daher aucb seiner £rkenntni(s objek-
tive Gultigkeit.
Nacb diesen BetracbtttBgtil kaan ei nicibt
ichwer werden» den l^egriFF der analyiiscbea M«>
thodeaus dem Vorhergehenden an folgem. Dena
da die analytische Meihode nur die umgekebr-
te Ordnung der syntbeiiscben beobacbtet: so
gehi sie
s) von dbm Zasammengesettleni ni dem Eii^
facbern ;
s) von den Folgen zu den Grunden fort; vor>
•nsgeseUt » dais die Ansdrucke : e 1 a f a c h
Hnd susammengeselst^ undso anch:
Grniid und Polge, dio ?oihia bMtinin^
te BedeutuDg haben;
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t9
5) setEt tie df 6f •§ lo lange fort « bfs sie aof Er*
kenntnisse kommt, die els logUch Volteifc»
det zu betritchten sind.
Zu diesem Behufe mufs immer der Be^rifi
oder Sm, der tur logischen VoiikommenheiC
gebracht werdeii toU^ ais wahr vorausgeteutwer*
deii« weon euch mit dem Vorbehalte, dieie Vor«
eutsettnng allenfalls rurucluonehnien. Denn ei«
ne Erkenntnifs tur Jogischen Vollliommenheit ««
erheben^ daran kann man nicht eher denken^ alt
bit man schon Grund hat, sie als wahr vorauszu-i
ietien; wenn dieser Grund auch bey einer wei-
ternUnteriuchungtich altunttattiiart zeigen sollte.
Bey einem gegebenen Begriffe scheint dae
Geschaft der Analysis sehr leicht; denn alles,
vsras derBegrilFauuntericheidendarbietet, mu6
iich in jedein Falle, auf den er seine Anwendung
findet, ebenfalls unterscheiden lassen. Allein es
fcommt hier nicht allein darauf an, den Begriff
gu xergliedern; man mufs sich auch seiner innem
Wabrheit^ oder davoni dals er keinen Wider-
iprnch enthalt^ veriichem. Die blofseZeiglio-
derung» wenn wir hierunter die Operation ver»
stehen, welche darauf abeweckt, den Begriff
xur Deullichkeit zu erheben, reicht bierzu nicht
imroer hin. Denn alle einfachere BegrifFe, auf
welche sie uns fubrt, mussen nicht allein wafac
ieyn> tondem ihre Verbindung darf auch keinen,
.vielieicht vecsteckten» Widerspmch entlialten. ItC
der Begrifi von moglichea Fallen richUg abstre^
hirt; so Ut ot iwar keinem Zweifel unterwov-
B n
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zo
fen, Mt er vom Wldersprnclie frey ley ; ellelii
von der Richiigkeit der Abelrektion Qberaeugt
Tnan sich nicht immer so leicht. Denn es iit sehr
faauRg, dflfs man tich von einem wirklichen Falle
eine gnnz ffllsche Vorsielhing macht^ und daher
gleubt, einen Be|>riff d > von «bstreblren lu konnen,
in welchem eber ein Widertpracb vertteckt Hegt.
Hier kommt es nnr darauf en » die Mdglickkeit
dietesFehlers sn beweisen. Detbelb ist es genug^
wenn icb mtcb enf die Felle bcrufe, die der ge>
meine Mann von Gf^spenstern , Vorgeschichten,
dem Alp, und dergleichen anfiihrt, um die Moglich-
keit eines Gt spenstes u. s. w. damit xu beweisen*
Aile diese chimerischen BegrifFe sind nnstreitig
von wirklicben FiiUen ebstreblrt; eber der Abfl*
traktlon leg eine felscbe Vorttellnng eum Grun-
de. Diese Bemerkniig welter sn verfolgen, Ist
hier noch nicbt der Ort, da ich jetxt die Analysis
erst im Allgemeinen hetrachte.
Bey den Sutzen ist das Geschaft der Analjtis
ecbwieriger* Sit» kann es nicht mit Silteen von
unmittelberer Gewirebeit, sondem anr mlt tol-
cben su: thon beben^ welcbe nnt dnrch eadero
gewiis werden tollen. Der Bewelt det Setset
wird deher gesucht. Griinde, die die Wehrbeit
eines solcben Sntzes vermuthen iassen, mussen
schon gegeben seyn, weil es sonst ungereimt
teyn wurde, sich «uf einen solcben Versuch eia*
sulassen* Hat man noch keine weitere Anzeigen»
in welcber Region man dieOrilnde des sn bewel*
tenden Sauet su tacbea habe; io, tchelnt et>
kano maB nur «oihmaliHch dieae ocler jene Prft»
tni«ften annehaaem Sollen diete sn dem angege-
benen Zwecke taugen; so niurs der Satz, mit
welchem <iie Analysis beschaftigt itt, aus ihnen
folgen. Dieses ist also das erste Erfoidernirsy
nnd desien versichert man sich tcbon durch dio
Logik. Jene Siitae mussen aber ancb sweytenf
intgesammt gewils teyn. Itt unter den angenom»
menen Prlmiiten aucb nur etne einzige, deren
Wahrbeit nocfa dahin stebt ; to tind vielleicbt alla
Vorkehrungen, die wir zu dem Heweise getrof-
fen, ver^ebens. E$ ist hier also bey einem zwey-
ten» dritten» u. t. w. Schritte eben das zu thun,
was bey dem ertten gescbafae. Itt noch irgend
eine Pramitse su beweisen; so muls man nnter
der obigeo Voraustetanng sicfa nnr ertt wieder
nacfa Pramissen umsehen , aut welchen die PrS-
misse des vorhergehenden Schlusses folgen wur-
dc. Fingerzeige, die der Gegensiand nach Ver-
tchiedenlieit der Umstande vielleicbt giebt^ kana
ich hier nocb nicht in Betrachtung aieben» ton*
dem daraiif ertt Ruckticht nefamen^ wenn ich
von der Analytit in Besiefaung auf die betondern
pbilosophlscfaen Wissenscbaften faandle.
'Nur eines Punkts kann ich hier im Voraus
erwahnen, der in vielen Fallen die Anwendung
derAnalysis nicht aliein erleichtert und sicbert^
tondem aucb dem philosophisclien Analysten^
wenn er teinet Gegenstandes im Allgemeinea
nifichtig ist • etne Art von Leitfaden gtebt^ der
Iba oft an den gesuchten Prftmissen filfarL
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Sl
Et giebt Bimlicli Sitiej die gegmseitig anf
einander folgen^ fo dmfk, wenn wir den enten
elt wahr voreutsetien d&rfen , wir euf den swey*
ten; und wo der zweyle alt wabr gegeben ist,
auf den ersten Sniz ricbtig schliefsen konnen.
Diese aquipollenten oder gleichgelten-
den Sdtze> wie die Logiker lie nenneni macben
eine Art der Anaiysit moglicb^ die den Ge&btem
ofc fcbnell enm Ziele fubrt^ indem aie ibn enN
weder von Unenfldtberkeit dar Aufgabey die er
Torbaty fiberscugt, oder sur ilnflStuDg Xubit,
wenn sie moglich ist.
Ist namlicb die Aufgabe, einen Beweis fur
einen Sbiz A zu finden; so luiDn man diesenSats
einttweilen als wahr annebmta und ent ibm fol-
gern* Fubren diete FoJgerungen^ wenn rie ricli»
tig gezogen sind, und ibnen auTaer A keineSatie
sum Grunde liegeo , deren Wabrbcit nicbt ena»
gemacbt ware, zu einem faltcben Satse; lo ist A
/alsch, und der Beweis von A unmogUcb. Fuh»
ren jene Folgerungen aber zu einera Satze B,
dctten Wabrbeit tcbon ausgemacbt itt: to ist
BWer A nicbt notbwendiger Weite wabr; allein
es kenn t eyo> delli A und B gleicbgeltende Setse
tind^ nnd eut B wiederum A, mit Hintnsiehuog
der Pramitten^ durcb deren Hfilfe B eut A ge-
folgert wurde, ricbtig geschiusseu werden kann.
In diesem letzten Falle, von dem man sicb nur
dadurcb versicbern kann, dafs man von B auf
die vorbemerkte Art zuruckscblieittf iiAt meit in
B die getncbte Priniitte gefunden*
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Die AnalytU dieiar Art, die ans dtm Ge-
•achteoy ele w^lre ee gegebeii^ tchlieih» will ich
die folgernde; die endere , welche die Grfiii»
de enf eiaem endem Wege •aebt» die blofe
versucbende nennen, da sie einzig und allein
durcb Versiiche, die alierdings durcb eine ge«
wisse Scharfsicht geleitet werden konnen , tu ib-
rcm Ziele kummt. Jede dieser Arten der Analy*
aia eigaet aich , wie aich eua dem Folgeodea er»
geben wird^ vor der «ndera fur Fregett eiaef ge-
wisten Art. Ibre Aaweadnng findet nicht elleia
bey derUnteftncbung eiaes vorgegebenenSatiea»
aondern aucb, wo eln BegrifF zu er6riern> ein
unbestimmter Satz durcb eine richtige Bestim-
mung aur Allgemeinbeit zu erbeben iat u. a. w*«
Sutt.
Anraerdem neane ich die Aaeljiii erdr*
ternd oder beweiaend, je necbdem aie anr
Bebandlnng der Begriffe oder Lehraitse enge-
wendt wird. Denn eines gesuchten Lebrsatzes
aind wir nicht eher gewifs, als wir seinen Be*
Weis baben: und aucb da, wo die Analysis ein
gani endrea Problem su Idsen bat , als lur einea
gegebenen Sata einenBeweia tu fiaden» wo sie
B. B. dle Bedingnng liaden soll , unter welcber
SetB aicb allgemein behauptea Ufkt, der ohne
jene Bedlngung nicht ellgemein wehr seyn wQv-
de> hat man sicb der Wahrbeit des so besiimm*
ten Satzes durcb einen Beweis zu versichern.
Wie nach Verschiedenheit der besondern
l^hlloaophiicheii WiaaenacheftflB jede dieaer Arten
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der Annlysis ln ibnen anznwenden^ nnd wie dio
verschiedcnen Amn der Analytia in ihnen lu vef»
binden sind, kann nor eine nahere Betracbtnng
derselben lehren. £he icb su dieter fortgehe,
nnft icb> einige Bemerkungen uber die Analysis
in der Mjthematik vorausschicken ; denn bey
den Maihematikern hat jenes Wort mehrere Be»
deutungen, von denen nur einige sich auf den
vorbin angegebenen BegrifiP zuruckfubren Jastea,
Dieser Umstand wilrde bier weniger in B»*
trachtnng kommen, wenn er nicht aelbft die Lo-
giker in der Beatimmnng jenes BegriHs irre ge-
fiibrt bdtte.
A n Ji a n g
lu dem ersten Abscbnitte.
ITebor die Analysis in der MAthemaiik.
M an erklart die Mathematik gemeinbin durch
die Wissenscbaft von den Grdrsea. RicbtJger
definirt man sie wobi dnrcfa die Wistenschaft vob
dem Zusammenhange der Grdfsen. Wenigttent
wird man diete Definition in jedem mathemati-
schen Satze, und auch da, wo sie nicht zu pas-
sen scheint , bey einiger Aufmerksamkeit wieder*
finden. Lehrt der Geometer z. B., dafs in dem
gleicbscbenklicbteA Triangel die Winkel uber det
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Grandlliiiie einander glekh iind; lo teigt er noM,
wie die Gleicbbeit jener Winliel von der Gleicb»
heit der Seiten uber der Grundlinie abhinge;
und wo eines von dem andern abhangt^ ist Zu«
lanamenhang.
Ks ist keine unnothige Bemerkungy die ich
hier dber den Begrift der Matheoiatik gemacbt
habe; denn auch der Pliilotoph bat es mit der
Grdfse xn thun^ oliglelch den Zotemmenhang
der Gr6r«en %u besiimmen nicht sein Geschaft
ist. Die reine Maihematik^ welche^ genau ge-
nommen, nurMathematik genannt werden kann,
ancbt den Zufammenbang zwischen Grd£iea> in
to fern f ie a priori gegeben s ind , oder gans a
priori ohne Beyhulfe der Erfabrung gefunden
werden kdonen, So bet die Matbemetik dett
Zufammenhang der Zahlengrdlaen 9 als solcher,
in der Arithmetik; und der raumiichen Grofsen,
als solcber^ in der Geometiie zum Gegenstande;
SO wie die Analysis sicb mit der Grofse als Grd-
Ise^ sie sey eine Zabl oder ausgedehnte Grofse^
beschaftigt. Die intensive GrdDso liehe ich nicht
in besondere Betrechtnng, da wir diese aur nech
•nsgedehnten oder Zahlengrdlsen» die von ihr
ebhangen^ schatsen« Weil die Analysis sich rait
Grofsen, in der Eigenschaft als Grofsen uberhaupt
betrachtet, beschaftigt; so mussen ihre L.ehreny
•owohl auf die ausgedehnten oder rdamlicheOy
•Is euf die Zablen- Grofsen^ anwendbar seya.
Nech dem eben Gesagten versteht der Me«
ifaematiker unter Anaiysis eiae besondere Wis*
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s6
Mu cbtlk. Dtotar 0iiitt«ad wMe hUK, wo ttnff
▼on der M«tbode die Rede iftf Bicbi in Betncli-
taiig kommen, weHQ det Won Aoaljtit de,
wo ei eine Methode anseigt, nicbt dadurcb ebeil*
falls zweydeutl^ geworden ware. Der Matbemft*
tiker kann nimlicb» indem er et mit einergewisiea
Art von Grdffen tn tbon het^ dieie OBtweder ale
OroGien aberiieapt iMtrecbten, oder or kenn aidi
bey dentelbon en den Begriff von einor beioodera
Art von Girdrse heltea. In deni ersten Pelle iflt
ieine Behandlungsart analytitch, in dem
sweyten geometirisch oder aritbmetiscb^
je nacbdem er mit Zablen oder ansgedebnten
Grdrsen bescb<irtigt ist. Wenn Euklid s. B. tm
lilnlten Buche teiner Elemento die Lebro vom
den Proportionen ao ellgemotn vortrigt^ dtfi do
•owohl von eusgedebnton t elt Zehlea>Gf6ftett
gilt, so behandelt er seinen Gegenstand enaly*
tisch; hingeg«n in dem siebenten und acbten
Buche» wo er voranssetftt, dafs alle Verbahnili-
glieder Zabien sind^ aritbmetiscb. Wenn fev»
lier der Geometer den Satt, daft die DiiFereiia
mipqrcr Seiien dee THangela kleinor elt dio dritttt
aey» oat einor btena geeigneten Konitmktioli
Beigt; ao helt er ilch en dio Grttode» dio dor
Ge< metrie eigenthumiicb sind^ nnd sein Beweia
ist rein geometriscb Wenn er ibn hingegen
«tti dem Seue^ defi in jedem Triangel jede awey
*) KStlnar a. B. beiraitac den Sau, da(t det Uo»
tertcbiad ewayar Seiten einet Triangeb Ueioer» ak
die drine Uf, enf fbJftnde lit rnn geeneBtidit
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«7
SeEten grdfisar alt die dritte sind^ nnd^ dar<weiiii
vnier diey Grdlien jede xwey grdff er ak dle drife»
te «tnd, aucb der Unterschied jeder zwey Gro-
Aen kleiner^ als die drittc seyn musse^ lolgerte;
lo wurde er scbon aus einem annlytischen Satze
tchliefsen. Denn der letzte Satx gehort keinet-
wegt dec Geometrie eigentbAmlich an, und eben
ao wenig der Zafalenlebre; aondern er gilt voa
Grdlsen uberhaupL
Die anal]rtitcbe Bebandlnng der Grdftea ia
dem eben bescbriebenen Sinne ist von jedor an«
dern nichi in der Korm^ sondem in dem Gegea-
ttande^ den sie unmittelbar im Auge bat^ vev*
achieden* Sie balt sich an den Gegenstand nnr^
in ao fem er.als Grdfte uberbaupt, nicbt into
fenn er intbetondere alt ttetige oder 2*ablen- Gr6»
fte betracfatet wird^ ob sie gleich anf die eiao
^e die andre Art ¥on Grdften angewandt wer-
den kann. Sie hat daher keine Metbode^
ibr eigentbumlicb ware; wenn Methode andert
die Ordnung seyn soll^ in welcher die einzelncn
Schritte» dietiethut^ auf einander folgan. SoU
dieaes dcr Sinn des Worts Methode seyn; to
iit in der Analyaisjr alt Wittentchaft, die analjp*
Wann in dem Triangel y^BC AC^ AB und
AD = AB i«t; «o ist </ = <?. £•
i«t »lso cin spitxer, uod daher f
ein stumpfer Winkel. Also iat im
A BD C, f der griifsie Winkel und
BC die grofftte Seite, daher ist D C
Q -^BC (Kastner Anfaogsgr. der Geo-
metr. 5. Zui. j4
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tische Methode nielit mefar anirendbir «Is dit
syntbi«tiscbe. Die Boirbstebenrecbnung, die tnan
mit Ueclit ais ein»'n Theil der Annly^is hetracb-
tet^ weil sie es nicht mit Zahlen als ZahleD, son-
dern init Grofsen als Gmfsen uberhaupt zu thun
bat> wird in den Lehrbricbern der MatbeoiatilL
gemeiniglicb eben so syntbetiscb vorgotragen^
als die Elemente der Geomctrie. Jeder Letw-
satt wird aus vorher vorgetragenen Lebren ei^
wiesen , die ein^elnen Schlftsse in seinem Bew^i«
se hiingen eben so wie dorl lusammen, und gc-
ben inimer von Vorderscljlajsen xu Nachschliis-
een foit. Cs erhelit^t hieraus von selbst, dafs dio
nnalytiscbe iiebandlung geometrischer LebrsAtM
imd Anfgabeny wenn daronter diejenige verstan-
den wird , dorcb wetche die Analysis oder allge-
meine Grofsenlehre nnmittelbar auf ausgedehnte
Grofsen «n^ewandt wird, eben so wenig eine
gani syniheiische Mtthode ansschliefsi , als die
Buchstahenrechnung. Dicse Behanptun^ kann
nnr desbalb kiefremden, weil man im Gegensats
der enNlyti^cbfn Bebandlungs- oder vielmebr Bo-
tfacbtnngsart geometriscber Grolsen^ dio rein
geom.etnsche eine syntbetiscbegenennt bftt, wenn
sie ^ich «n die Konstrulition der GrSfsen, von
welchen die Rede isr , htlt, und dabcy von aus-
gemacht wahren Voraussetiungen lu den Folgen
derseiben fortgebt, eniweder um Aufgaben su 15-
mHf oder «u nenen Lebrsatsen tn iiommen.
Hier sind wir an dem Pnnlttey wo sich zwef
Bedontongen desWoru Analysii bey dem Me*
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«9
thcmatlker scheidea. Denii aacb bey der rein
geometriscben Bebandlun^ '*i^g' dehntc»r Grofseii
nnterscheidet er ein syntheiiscbes and iiniilyti-
sches Verfrthren. Synthetisch ist iljin
rein geoinetrische Behandlung ausgedehnier Gt6'
£ten, wenn er anf die ehen beschriehene Art
verfahrt: allein anaiytiscb ntcbt uberali^ wo
ne von Voranssetsnngen ansgeht^ die in dem
^egenwartigen Angenblicke nocb unausgeinacht
sind ; sondem nnr da> wo sle das Gesocbte rinsi*
weilen als ^egehen ansieht, und aus dtmsellNn,
niit Hintuziehung anderer VoransSetznngen , auf
ansgemachte Voraussetzungen tu kommen sucht^
vermittelst deren sie dann darcb eine Uiiikehrung
der Scbliisse sicb des Gesnobten versicbern kann,
Wenn Euklid iit dem Beweise eines Lebrsaues
irgend einen Sats nnbewiesen voranssettt, den
ernach demselben so fort als ein Lemma bewei-
set ^); so verfabrt er nicbl in diesem Sinne ana-
lytiscb, ob sein Beweis gleich in dem Sinne der
Logik nicht gans synthetisch^ sondern zumTheil
analyiiscb ist» indem er von Episyllogismen an
Prosyllogismen forigebt. Denn der Beweis det
Sataes ist erst mlt dem Beweise einea solcben
JLemma geendigt. Dieses sind , um es im
Vorbeygehen zu heuierken, die wenigen schon
vorhiii (S. i^.) erw<lhnten Ausnahmen, in wel-
chen sicb liuklides» wenn auch nur um emen
Scbritt^ von dem ganx syntbetiscben Veriabren
nntfernt*
^ a. fi. B. VL S. as; nnd B. X. S. SS.
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30
lene rain gtometriscba Andljait, die luit
Pappus m ausfulirlichtten betcbreibtf itt
•Ito nicht mitder logiscben Anelytit u b erh a u p t
genommen einerley, sondern sie ist eine Art
derselben; diejenJge namlich, welche ich obeil
(S. a/j.) die folgerndc Analysis nannte. Diese»
welche bey den ahen Geometern ausschliefsend
den Nemen der Analysit filbrte , bringt den Geo»
neter ofter va dem Ziele , wa der Auflotnng tei^
aer Aofgaben^ oder sn dem Beweite einet ge-
guchten Saues^ wenn es andert ndtbig ist , lileff
beides zu unterscheiden^ als der Pbilosopb et
von ibr allein hoiFen kaiin. Denn die Mathema-
tik bat eioen Reicbtbam an reciprokabeln, oder
•olchen Satten# in «relcben die Voranttetsnng»
:von der die Rede itt, und die Auttege gegentei-
tig ant einender folgen. Diete reciproliabeln
Satze, an welchen die Philotopbie tebr erm itt,
fiibren aber auf gleichgeltende, und erleicbtem
die Folgerung des einen aus dem andern gleicfa-
geltenden Satie. Und bierin liegt das Wesen
dieter folgemden Analysis , in so fern sie uns anr
Attfldtnng von Aufgaben fuhrt^ wia ent demobeii
(& na.) Getagten erhellt.
Wie der Geometcr bey teiner Analytit dei
Gesuchie als gegeben betracbtet, to tobeint et
euch der Algehraist zu thun ; und deshalb nennt
man seia Verfabren aucb wobl analytiscb. AUeixi
*) Pappi Alexandrtni Ccliea. mntkenuuic4H
rum Hhr, VIL Die Sielle fiadet sich auch in dee
VenedederJlBsgabedta £ttltUd ven Oregori»
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ei ttt mir Schtili» daft dcr Algebnlit d«t Ge»
anehte als gegeben betrechtet, Denn sein ojre»
pritemirt die Grofse^ die er damit befteichnet»
nicht als gegehen^ sondern als cine (irorfp, weU
cbe die Eigenscherten hat ^ die ihr in der Aiif^a-
be beyg< Iegt werden* R$ sey , um t in ganz « in-
facbes Beyipiel to nehmea» die Frcge: ewey
Zablen su findeBy deren Snninie 50
nnd deren Unterschied 4 i<t. Wird nun
In der Anlegung der Rechnung die kleinere Zebl
x genannt, und aus den i^edmgungen der Aufga*
be gescfaIossen> es sey 2a-[-4 = 50; so wird bey
dem Anfange der Recbnung und bej der Fort*
•eiiung derse ben noch nicbt angenommen^ dalt
«~a5 tey. Der Autdmcii: dafii men die unbe»
kannte Zahl alt bekannt anteben tolle» itt nur
filr den Anfanger, und vortreflich gewfthlt. Al-
lein Aber dieser Geralligkeit gegen den Anf jinger
sollte man es nicht vergessen , dafs man den Ans«
druck nnr nacb den Begri£Fen desselben gewihlt
babe. — Dieses ware eine dritte Bedentnng^
die des Wort Analysis batte*
Ich fatte allet Bitherige ftntammen. Damit
fdi mich um to unBweydentigerautdfjickenkannj
will ich des , was ich , im Sinne der Logik , voi^
hin synthetiscb genannt habe, einstweilen
progreasiv, und was ich in eben demselbea
Sinne anaiytitch genannt iiabe> xegretsiv.
Einmal Yerfehrt derMathematiker alto ana»
Ijtitch, wena n atiain Gegenttend bkft ala
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3^
Grofse betracbtet, obne dim eigantbfimlicha Be*
•chafFenbeit deaselben in fietraditang mxl ftiebeiij
d. b, ob es eine aosgedebnte oder Zablen*Groise
ist. Bey dteser Bebandlnng der Grd&en kann er
lCgressiv und prOf^: rsi^iv verfaliren.
Zweytens vurffihrt der Geometer analy»
tisc h , vvenn er bey der Auflosung seiner Aufga-
ben, oder der fiehandlung seiner Lehrsatie» das
Gesncbte alt gefunden' betrachtet, und ans d«r
Annabme desselben auf die Voraossetsungen^ aii
welcbe er sich au halten bat, schliefst. Dieset
Verfahren ist regressiv ; aber nicht das einzig mog-
liche regressive Yerfahren^ soQdein nur eine ArC
detstlhen.
Drittens nennt nian aucb das Verfabren det
Algebraisten analytisch. Dieset ist aber bit
nuf einen Punkt gana progressiv, Ans aeinen De*
tit tcblieist er die Grundgleicbungy ant dietcB
die folgenden Gleicbungen , bis er die Gleichung
bat, die ihm den gesuchten Werth angiebt. Je-
dcr Schritt ist hier })rogressiv. Nur ob ieineAuf-
gabe auflosbar sey> weifs er nicht eber, als bit
er die Auflosung gefunden. Dteses ist der einsi-
ge regressive Punkt in seinem Verfabren. Ane*
Ijtitch kann tein Verfabren allerdings im Sinne
det Matbematikers beifsen » da die Algebra Gr5*
fsen nicbt gerade als Zahlen, sondern als Gro-
fsen uberhaupt behandelt; allein analytiscb kann
es nicht in so fern genannt werden, als es Jbol-
gen a-if ibre Grunde anruckfubrte. Der Alge*
braist kana allerdingt von der lelitfa Gleichnng^
die
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3S
ditt iboi den gesuchten Werth angicbt, auf die
trste tnrucktcblie&en» wenn er durch Anwen-
don^ der entgegengeiemen Operation von dev
leolgent durdi welcbe er diese letste Gleichnng
ans der vorletcten gefonden bat^ «us jener {wi«-
derum diese folgert, und so fortfahrt. Allein din
ganze Reihe von Gleichungen bildet eine Kelte von
Grunden und Folgen , in welcher jedes GHed
aus jedem benachbarten so gut folgt^ als es els
•in Gruod desselben betracbtet werden kann;
wesbelb dem Algebraisten keine yerbindlicbkeiK
obliegt, sdne Scblusse auf die vorbesdifiebeiia
Art umsnkeliren.
C
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Zweyter Abschnitt
Ueber die Theile der Pliiloso-
phie in Beziehung auf die
Analysis.
wenig man sich bisber ub«r den Begriff der
Philosopbie vereintgt hat, so einig mdgte men
<locb aber die Tendeni derselben seyn. Oenn
dieae in wobl keine andere^ als allef im Zosem-
menbange mit seinen ersten Grdnden su erken*
nen. Ich rede von der Tendeni der Philosopbie,
Die Frage isi also nicht^ wie viel zu jenem Be-
liufe gescheben sey> und wie viei nocb %xl tbua
ist.
Wendet man efai , defs diesemnach aucfa die
Matbemetik iii das Gebiet der PbOosopbie gebd->
ven wiirde; so erwiedere ieb iwejeriey*
Brsteos: Die Matbemaiik scbrinkt sich blofs
auf den Zusammenhang zwiscben Grofsen und
Grofsen ein. Wolhe man sie dcr Philosopbi^f^
vindiciren; so konnte das aus keinem andera
Grunde geschff ben , alsweilmen» nm allea auf
seinen ersten Grund anrfidtf abren sn kdanen^ anek
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S5
4eii ZuMninienbang switcb«n GrdPten iind Groftea
su Hulft nefamen mdrtte, Eine Wiiitentchiift nher,
4ie jenen Zweck bat« kann sicb nur auf die alt
gemeintten GrOndereintcbrSnken, die bey dem
einen Gegenstande so gut als bey deiu audern
aur Sprache kommen konnen.
Zweytens: In ihrem ersten Knrstehen war
'die Philotophie noch nicht von dcr MaHtematik
getcbieden. Nur bey ibrem Forucbritie tcbnitt
man diete vcni:ibr> alteln inticb su vollendea-
det Gancety eb. Der Philotopbie blieben nur
die Gegenstande vorbehalten, die dem Men-
schen in dem Menscben selbst zun ichsr gegeben
tind. Von dieser Fhilosophie und der Anwend-
barkeit der Analysis in ibr itt hier die Rede.
Die Frage hieruber su entscheiden^ itt nn-
streilig awitdien den Theilen dieter Philotopbie
sn untertcfaeiden. Dena der Gegenttand det* ei-
nea k5nnte fdr dle Analytis elwat darbieten>
was wir bey dem andern vergebens sucben. Um
hier Auch nicht einmal stillschweigend dieser oder
jener in neuern ^eiten versucbten Einiheiiung
der gesammten Philosophie zu widersprecben»
balteicb mich an die Eintheilung/ welche die
Alten von der Pbllotopble macblen^ wenn tie
die Logik, Ethik nnd Pbytlk alt dle Tbeile der-
selben nnteirtcbieden ; nur daft icb mir eine Ep-
ganzung» und vielleicht anderweitl^-e Jierichti-
gungen derselben vorbehalten mufs. Dcnn wenn
die Alten in ihrer Logik den Menschen als ein
cskeanendet, in ibrer Etliik alt ein &eybaadel]i»
C a
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3«
des Wesen, und dabeyin ihrerPhystkdif; GottbcU,
die Welt ond anch d^n Menfcbeili fo welt ihn di«
Logik und Ethik noch nicfat wam Gejjenstande bal*
ten«b<sirachten ;to scheinen sieden empfindenden
Menscben» oderden Menscben, in sofem er Lust
geniefst und der Unlnst auvgesetzt ist, nichl $o
abgesondert im Auge zu halien. Zwar setzten sie
ihn als einea solchen in ihrer Ethik voraus; aber
•ine eigene ab^esonderte Betracbtung widmetea
tle dem enipfindenden Menschen nicht 90, wie
diese scbon dem erkennenden oder handelndea
gewidmet war. Den Nenem war es vorbehalten»
dic Philosophie mit der Aesthetik zu berei-
chern, wiird© ich sagen; wenn diese Wissen-
jchaft nicht mehr als jede andere im Werden
ware. Icb rede bier nicbt von der Theorie der
bildenden oder der redenden , oder der der an*
dern ener^ischen schdoen K&nste; tondehi von
der Wittentchaftf welche die alJgeroeinen Prin-
dpien , die In der Tbeorle der einen wie der an-
dern erst zur Amwenduni^ kommen, und die auch
obne diese Anwendungen an sich moglicb ist^
znm Gegenstande hat. Ich rede bier also von.
einer Wissenschaft» deren Grundbegriffe uad
Gmndsatte in eben dem Sinne metapbytitch aa
nennen tind» alt die eitten G undlehren der
Moral und det Nainrrecbtt. Diete Bemerknng
war ndthig» um einem fiiBwnrTe sn begegnen,
den ein sonst leicht verursachtes Mirsverstandnifs
vernnlassen konnte. Dt nn bey dem analytiscben
Gange^ welchen der menscbiiche Verstand in
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se\nen Forucbriuen aliniiitf Ut «t liiturlicbt
diiri «r tcbon viel ia der Anwendong •iniehiflr
Lviirfa versacht ond vielleicbt encb getbaa bat»
obne sicb diese in ihrer volligen Allgemeinbeit
in das Kiare geset^i haben. Der Mensch pbi>
losopbirt ersi pt agmatisch, ehe er spekulirti und
alle Spekiilation wird ertt durch vorbergegange-
aes pragmatisches Pbilosoptiiren geweckt. Dena
der sicb selbst uberlassene Aleascb bendek aicht^
nm su dealien , sondern wo er sein NecbdealwB
nofbietet, gescbieht es , um wa handeln.
Eine blofs spekolative Fhilosophie, wenn
ich unter Philosophie das Resultat des Philoso»
phirens verstehen und speknlativ die Pbilosopbie
nennen darf , in io fern sie blors die Wilsbegier*
de befriedigen soil» liann bey allgemeinen Vev*
nunrtwabrheiten steben bleii>eny obne sicb nm
ibre Anwendbarkeit auf Gegenstiindn der Brfahp
rung, oder om die Beziefaung jen^r Erkenntnissa
aui die GegenstHnde in der Wirkiichkeil zu be-
kummern. Allein die Philosophie, die mebr
als blofs spekulativy die auch pragmatisch seyn
soli» kann dieser nicht entbehren. Denn alla
nasere Handlungea besieben sich anf witklicba
G«fgeastinde; imd das Wirkliche als Wlrklidia
koanen wir nor aus der Brfahmng erkennen. So*
bald die Philosophie pragmatisch werden soll,
miirs sie die Erfahrungs • Seelenlebre und die
Physik» wenn difse die Erfahrungiwissenschaft
von der Korperwelt seyn soll, in sicb aufneh*
mea. Dar Meaacb mids sich aelliit^ ar nmlk
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«ben to dia AuPsenwelt kenaeBf mii^felnen Ab-
tichtcn gemiifr hendeln sn kdn^en. AHein so
a5thig| ibm jene nnd diete Kenntnilt itt, to
wenig darf er jene Gegenttiinde veraaGblattigen«
fiber welchen die blofse Speknlation die Wlrl^
licbkeit und alles wirkliche Handeln vrrgifst.
Die ausgebildetste Psychologie allein kann den
Menscben nicbt von teinen Pfiicbten unterricb-
ten. Dtete en kennen» muft er enf die Netnr
det Wiiient oder det Begehmngtverm6gens, ia
to fera et nnter dem Gel>ote der Vernnaft
tteht» snrllckgehen. Bbcn to wenig kann dio
Psycbologie allein ibn vor Imhnm schutzen»
"Nur wenn er die in der Vernunft gegebenen
Denkgesetze mit jener £rkenntnir> verbindet^
kann er , was er tucbt , au finden bolFen* Idi
meine Aegeln» die ihn wenigttent vor dem
Lrrthnme tchfitaen*
Alie pbiiotophitche Wittentcbeften latteil
tichy entweder im Gaeten oder in IhrenThei»
len^ anf drey Klassen zuruckfuhren. Sie sind
entweder reine Vernunftwissenscbaften, oder im
eigentlichen Sinne so genannte Erfahrungswis»
ten:»cbaften« odex endiicb angewendte Witteik»
tcbeften.
Die reine yemnnftwlttentchaf^ ttellt ihm
Beheoptungen uBabhaDgig von der Erfehrung
auf; ja ibre Voraussetzungen , von welcben tie
redet^ braucht sie nicbt erst aus der Erfahruttg
su entlehnen ; wenn sie diese gieicb in der £r«
/abrung^ wenigttent in gewitten fallen^ darttd»
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l«ni oder da», wovon cEe reii«t» koBstriiU
ren kann. Dieses, tageich, kdnne tie in ge*
wissen Fallen. Die Moglichkeit^ einen Schlufs
von der oder der Fonn zu machen, hegt in der
Vernunft. Sie kann ihn in jeder Materie , die
in eine solche Form pafst, oder auch io blofseii
Synibolen» dertlcUen; und indeoi aie dieaes tbut»
legt lie ihn in dner wirlUichen Erfehmng dar^
oder konstrnirt ihn. Dae Wolien det Gnten^
welchet die Moral gebietet^ ist allein dorch den
Willen m6glich. Dieses gilt selbst von dem Voll-
bringen des Gutcn, in so fern von dem Willen
unsre ubrigen Veroiugen abhangig sind. £ben
daber ist nor jenes WoHen dnrcb die Yernuiift
darttellbar. Nur In der im engttea Sinne toge-
nannten Metaphytik Itt der Gegenttand durch
die Vemnnft moht darttellbari wiewohl der Be-
grilF derselben scbon in der Vemnnfr Hegt. Gott>
die Welt und was sonst ein Gegenstand der Me*
taphysik seyn mag, denkt die Vernunft zwar;
allein sie wirklicli su machen, vermag sie nicht.
In den £rfabningtwitienschaften haben die
etiiaehien Bebauptuagen ihre Gewi&heit aut der
Erfahrnngy ja die Voranttetanngen^ von wd-
chea tie reden» tind nnr durch die Erfahrung
gegeben, und werden nicht erst durcb Begriiie,
die ihnen vorhergingen , realisirt. Sie erbeben
tich von Singalar>S^tzen zu allgemeinen. Dieses
ist der erste Scbritt in ihnen, den die Richtigkeit
der loduktioo p durcb weichen er getcbeben itt»
verb&rgea niufi« So lange die Witsentchaft anr
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diesra Schritt gethan hat^ enthalt lia awar «llge-
meine Wflhrbeiten; «llein noch werden diesa
niclit ini Zusammenbange mit eiriHnder erkannt.
Gleichwolil strebt die Wissenschaft auch nach
der Kenntniis des ZnsammenbaDges^ und bieraa
galengt sie auf zwiefacheni Wege: Efnmal wenn
nnf gefandene Erfahrnngtwahrheiien reina Ver»
liunfterhenntnlste aine Anwendung /indeni und
nn Scfaltissen fGhren; so gelangen wir tnr Kennfc»
nifs lies Zusammenhanges nicbt allein in der ge-
fundenen Konklusion mit jener Vernunftwahr-
heit, sondern auch mit der £rfahrungspramisse,
Zweytens konnen wir auch £rfahrDngsurtbeila
nit andem verbinden» nnd darani Folgerungan
ableiten. Oft /inden wir auf diesen Wcge frey>
llch eioe Ronklnsion> die ons schon dorch dia
Indnktion bekannt war; allein dennocb ist hier
mebr als nichts gefunden. Denn in Wissenscbaf-
ten suchen wir nicht allein allgemeine Wahrhei-
ten» sondern euch den Zusammeniiang dersel*
ben, Denn es verstebt sicfa » dafs hier nur von
Wissenscbaften in dem engem Sinna» nnd nicht
von der Kenntnils dai IndivtdoaUaB^ als Indivi»
dnallem , die Rede aey.
In den angewandten pbilosophischen Wis-
tenschaften werden liegrifFe und Lehren der rei-
nen Wissenschaften auf allgemeine Voraussetzun-
gen^ die uns durch die £rfahrung gegeben sind,
angewandt. Die angewandte Logik wendet dia
Denkgesetse aof das menschliche Danken an> io
wia dio angawandta Moral dla Vaninaftprind-
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4«
pien von Pflichten auf Verhallnisse anwcndct, in
welchen wir den Menscben der lirfabrung zu*
Col^e treEeA.
Ich sagte vorhin> da(s alle philosophlschen
Wissenschaften sich entweder im Ganten
oder in ihren Theilcn unter die angegebe-
nen Klassen bringen lassen. So mufste ich mich
flusdrucken> wenn meine Behauptung nicbt %vk
•llgemein werden und dardber ibre Wahrbeil
verlieren aollte* Denn wenn gleich die ganse Me-
taph^^sikeine retneyernunftwistenircbart, diegan^»
»e Erfahriings- Seelenlehre hingegen, wie schon
ihr Name sa^i, eine Erfahrungswissensc!)«ft ist;
fo baben doch dieLogilc und Moral neben einem
reinen auch einen angewandtenTbeil. Das nam«
liche gilt von der Aesthetik, wenn anders die
Tbeorte der einselnen tchSntn Kanfte in ihr Ge«
biet fallen soU.
Um die Fragen^ anf die es hier ankommt^
niD so genauar beantworten su kdnnaa^ babe
ich awischen dtasen drey Arten von Wistenscbaf*
ten unterscheiden mussen, weil die Analysis in
Erfabrungswissenschaften ein ganz anderes Pro»
blem, als in Vernnnftwissenschaften hat, ob«
gleich ibre Verfabrungsart in beiden diaselba ist«
Miarfttt kommt noch, da(s sich> nach Verschie*
danheit jener Wissenschaften, in denselben ver»
tchiedene Vortheile fQr die Analysis darbieten,
io wle aof der andern Seite sie in dem einen
vod deni anderu besondere ^chwierigkeiten hat«
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4«
Dlesej vorausgesetit, komme ich zu der
Analysis in den reiuen philosophiscben Wissen*
schAften. Die BegriiFe nnd Satse der reinen Pbi-
lotopbie liegen, «reAigtteDS eingevridLelt^ in der
Vernnnft. An Anlalt, dle wenigstent bis snv
Ahnduug zn entwickeln, lehlt et vntdaber oicbt,
Aber von dieter Abndnng bis zur Untersuchung
ist noch ein weiter Weg. Was wir ahnden, ist
uns i]ioch dunkel; und was wir untersuchen sol*
len, mnlt uns kJar, wenigstens bit sn dem Grada
klar teyn, dait wir unt den Gegenttand nnterer
Untenncbung bettimmt angebett kdnnen, Dia
Untterblicbkeit der Seele abndet die Vemnnft
auch tchon bey dem nngebildeten Naturmen-
schen; aber wie weit musscn wir nicht scbon vor
ihin voraus scyn, wenn die Frage uber sie der
Gegenstand einer eigentlicben Uatertnchung wet^
den toii?
Ertt von dietem Pnnkte an kann von der
Anwendung der Analytit die Rede aejm; wenn
anders Analytit eine Metbode, derenAnweiu
dung immer ein absichtlich beobachtetes Ver-
fahren erfordert , bedeuten soll. Denn die Ahn-
dungj in welcher dunkele Vorstellungen mit Ge-
fQblen von HoHnung und Furcht verwebt sindj
mult sich ertt xn einar klaren Vorttellung det
Geabndeten entwickeln. Diete Entwickelnng»
to erwuntcbt tie dem Mentchen aneh teyn mnft^
geschieht gleichwohl ungesucht, nnd kann da-
her nicht Analysis in dem Sinne, von welchem
bier nur dte Kede lejn kann^ genannt werden.
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Durch diese Entwickelung wlrd der Mensch all-
Diablig vom Ahnden zum Glauben, oder wenig-
atens zum Meinen gebracht. Denii wer s. B.
was glaubt^ muft doch wissen^ ob ea das oder
janet ist, was er glaubt. Wenn er den Gegen^
ttand seiHer Meinung auch nicht dentlich denkt,
ao mufs er ihn slch doch mit der Klarheit vorsteU
len kolinen, mit welcher wir die Meinungen
Anderer auffassen und darlegen konnen. Dio
Griinde seines Glaubens sind dem sich kaum ent^
wickelnden Verstande GrftDde der Sache. Er
Will sie sich angeben, nnd nnn beginnt die Ana-
lysif. £r sieht sich nach yoraussetxnngen .xm,
aut welchen seina fiehauptung folgen wdrde.
Die Richtigkeit der Folgerung, oder die aich-
tigkeit seines Schlusses iii der Form mag am Ta-
ge liegen; so hat er doch noch nichts gewonnen,
wenn er nicht auch der Wahrbeit teinar Pramia*
•an gawils ist. Wir woUen hiervon dan ^nfacb*
atan» nnd fut dan AnalystanlaichtastanFall aatsai^
dafa namlich alla seina Pramlssan, nnr mit Ana>
nahma einar ainsigen , entwedar von selbst evi«
dent, oder, wenn dietes nicht iit, sureicbend
bewiesen sind; $o kann er jene Pramisse doch
nicht ohne allen Grund, oder als ainen ihm
ganz zweifelhaften Sats als wahr annahman. Eg
mufs also XOr ihn ein aubjektivar Grund vorhaa»
dan aeyn, jenan Sata vor dar Hand als wahr an^
snsahan^ und Iflge diesarGrund auch nur in dem,
wat man, wann auch nicht richtig, das Wahr-
heiugefuhi genannt hat. Grunde, deren wir
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uns fiiclir bestimiiit bawnrtt tlnd» dle iilia abcr
bestimriipn , eincn Sfttz iilf wabr sn b«>fracbte]|^
kiiii Jigen sich , wie hekanntist, in Gefnhl«n «n,
die Ifluier zu uns redeny «ts j^ne Grunde selbst.
Wenigstent itt ei ausf>efnacht> dali dieies Ge»
fiihl u.>< uin ao at^iker e«greift» je uneatwickei-
ter jene Gninde aind. Denn mit der vdili|satea
Gewifsheit ist immer die ToHkommenaie Rube
vetbunden. lenea Gefithl wird indefa aefar ua»
achicklich das Wahrheiisgefuh] genannt, da et
nicht allein unsere wahre, sondern eben sowobl
unsere vermeinte (Jebt rzeugung begleitet.
Je weiter die Analyaia aum Behuf einer Fr«»
ge fortgeachriiten iti, um ao mebr kdnnea wir
jenen OeCriblen Indela in der Regel folgea* Uns
lie^t afsdann die Beaiebung deaSatcea» euf dea
wir eiiuTial gekominen sind , zu der Frage unse-
rer IJntersuchung nicbt mebr so nahe \orAugen.
Pas lutfresse an dem Gegeosrande der Untersn-
cbnng wird uns daher alsdann nicht oiehr so sehr
blenden* Wir aind in der Aegion aUjgemelner
.Webiheitea» die Imoner elnfecber werdent und
deren Verkettung una immer leicbter wird. Die>
aes ist wenigstens der Fall^ wenn die Untersu»
chung nur durch die Liebe zur Wahrheit , oh«
ne alle Ntben- Uucksicbteni auf Hecbthaberey^
Ruhmsucbt u.s. w. belebt wird« Jenea Wahrheits*
gefuhiy wie icb es einmal aennen willt muft
aucb da den Leitatern bej der Analyaia «bgeben^
wo wir fur den Sats, den-wir elnatwellea eaneh^
men» una GriiAde nngeben kdnnen^ die ana iba
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wahr zu nnden hoffen lassen. NorSchade! dafs
wir in der Metaphysik keinen andern als diesen
Leitsrern baben, uad uiuerer tahn n\c\n eher
gewifs seyn kdnneDt «)« er unt eniweder zn SatE^ii
gebracht hat» deren Evidens^^unj» wenn wir
Hbrigens logisch richtig verfahren tind , des Ge»
tnchte verbtSrgt , oder tu Sdtten , die wir sonst
als ricbtig bewiesen zu betrachten belu^t sind.
Denn alsdann^ und nur alsdmn erst, konnen
wir» wenn es uns gefallt, die bisherige Gedan*
kenreibe umkebren» und in einer folgerechten
Reihe von Scbl&tieii von Wahrbeit au WabrfaeiE
fortgehen » und bey dem Satse^ voii dem die Un»
tersuchung ausging, endigen.
In der Logik — und ich rede hier^ wie ich
kaum zu bemerken brauche, nur von der rei-
nen — sind wir besser berathen. Der Gegen-
stand derselben ist in iinserm Veritande; nicbt
blola der Moglichkeit aach^ sondem ia seiner
Wirklichkeit. Die Denkform ist im Verstande»
und die Logik legt sie in den Denkgesetxen , de-
ren Zusammenhang sie nachweiset, dar. Alles
unser Denken geht auf Wahrheit. Allein, was
Wabrheit uberhaupt sey, diese Frage geht die
Logik so wenig an» als die Mathematik sicb dar*
anf einiafst, nns sn segen^ was Groise sey. Nur
nm die Gesetee des Znsammenhenges awiscben
Webrbeit und Wahrbeit bekummert sie sich» wio
der Mathemetik et nm den Zusammenhang twi-
scben Grofsen und Grofsen tu ihun ist. Des-
halb kaxui die Logik Kennteicben von Wabrheir
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«ngebeii , obne tlcli auf 4af aUgemeine Keimsei-
chen der Wabrheit eiBxnlasseii. Dars es irgend
Wahrlieit gebe , setzt sie voraus. Unter dieser
Voraussetzung kann sie Kennzeichen von Wahr-
heit angeben, und diese mit geoinetriscber Siren-
gd darlegen. Wenn der Logiker sagt^ daa Ur-
tbeil: ^ ist JB sey Wabibeit^ wenn es aos einem
wabren Urtbeilet C ki B, foJgt» oder eincm
Jabchen Urtbeile bontradictorisch entgegenge»
tetct tst; so giebt er mir. ein solches Kennzeichen
an. Seine Frage ist nicht, ob C \st B wahr, oder
ob ein Uriheii, das jenem ersten kontradictorisch
entgegengcseut ist, lalscb sey; sondern er be-
bauptet nur, dafs, wenn dieses oder jenet itt,
nncb das obige Urtbeil. wabr sejn mOsse. la
eben dem Sinne« wie die Logik Kennteichen der
Wabrbeit angiebt, giebt sie auch Kennzeichen
des Falschen an. Ist das Unheil; Etliche A
sind B , falsch; so ist auch das Urtheil: Alle
^ sind B, falsch* Den Logiker geht es nicht
«n^ ob dieses, adec ob jenes Uribeil indereiw
aten Form faiscb sey; nnr wenn die Falschbeit
desselben aot anderweltigen GrQnden gegeben
ist, berecbtigt er mich tu dem Schlasse, dafs
eitt Urtfaeil von der zweyien Form, das niit je-
nem einerley Materie hai, falsch seyn musse.
Ob es wahr sey, dafs einige Diagonalen ^mit der
Seite des Quadrau, in dem sie gesogen sind^
commensarabel sind, gebt ibn nicht an; allein
wenn wir wisten» dafii dietes lalscb se^r; so itdn*
Ben wir «nl temn Gewibx dreitt bebaupten^ ei
47
•cy fahch, dafs alle Diagonalen mit der Seite
det Quadrats, in dem »ie ^esogen sind^ com-
mausurabel seyMi.
Icb bilte hier&ber nicbt ao weitlittfig seya
darfen» wenn diecer Pnnkt nicht dem Loglker
eine Art der Anelysis sum Behufe leiaer Wissen<*
scbaft darbote^ die der AnaJysis der aiten Geo»
meter ahnlich ist.
Um den Beweis eines Satzes jl sii /inden>
nabmen, wie ecbon oben (S. 29 ) bemerkt ist^ die
elten Geometer den Sets A einstweiien eis wabr
en> folgerten ent demselb^» ali ob er ensgemacht
wflre^ bis tie entweder euf dnen eusgemacht
wabren y oder falscben Sats kamen. War dat
erste^ so kehrten sie dle Ileibe vun Scbiusten
nm. Folgte dann jener Satz A\ so waren sie
von der Wabrheit desselben uberseugt , sie wa-
ren durcb eine Analysis zu einem synthetischen
Beweite geffihrt. War hingegen der Sets, enf
den tie gekommen weren> felsch; to lag em Te*
ge^ dafs jener Seta falsch tey. Anf die namliche
Art verfuhren sie bey der Auflosung der Aufga-
ben^ indem sie das Gesucbte annabmen^ und
euf die obige Art daraus schlossen,
£in abnlichet Yerfabrea kenn derLogiker^
nnd enf kiinefem Wege, inm Bebnfe «einer
Wittentchaf^ «nwenden. In der Lehre von den
fichiiitten itt z. B. nicbt allein sn zeigen, welche
Scblusse in der Form richtig» sondern aucb,
Vtrelche in der Form falsch sind. Ist der iiicblurs
in der Foxm xicbtig; to mult^ wenn die Fxaniit-
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$cn wahr sind, auch die KonlilusTon nothwen-
dig' wahr seyn. Lafst sich nun, wenn auch nur
io ein^m einxeluen Faile 9 seigen, dafs, bey ge-
gebenen wabren Pramiuen^ die Konkiusiooi din
eine Schluisart^ wenn sie f]cbti|r wHre» geben
w&rde^ falscb sey; so- ist jene Scbinfsart falscb.
Ist z. B. es scbon ausgemacht, dafs, wenn eine
Pramisse verneinend ist, keine andere als fine
vemeinende Konklusion foJgen konne, so wurde
auf diesem Wege der fieweis ieidit sejn^ dals
nus Pramisseny wie diesn:
Aile B sind C.
Kein A ist B,
oder !n der ersten Fignr bey einem vemMnenden
Untersatze nichti folge. Denn cin Beyspiel jener
Form, in wfclchem heide Pramisst-n unstreitig
wahr sind , und die Konklusion eben so unstrei»
tig faiscb wSre^ ist leicbt gefunden* Man nebme
B. B.:
Alle Sf eine sind Kdrper*
Keine PHHrse iti ein Steia.
Hier muls entweder:
Keine Pflanze ist ein Kdrper
oder:
£tiicbe Pflanzen sind nicbt Kdrper
folgen; wenn anders bier uberbenpt etwasfolgt.
Jenetf wie dieses^ istfalscb; und also istench
der Scblufs in seiner Form falscb. Kommt es
darauf an, die Falscbheit ebfier Scblulsart darzu-
thun; so ist dieses Verfahren vollig genugend.
Die lUcbtifikeic einer Scbluiiart kann auf diesem
We^p
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Wege «bcr nicht lofort gefunden werden. Denn,
wenn ich anch in allen Fallen^ an welcbe ich
mich zum Behufe einerForm, von demiRiclio
tigkeil oder Falscbheit die Frage ware^ hieke^.
<leii SatB^ dea icb alt die Konklution des Schla«-
Mt betrachtete^ als wahr befande; «owtirdedie-
aeinodi keiiietweget beweisen^ dafs jene Form
fichtig sey. Hier mufs also das Allgemeine in
den einzelnen Fallen, die nur erst eine YarintN
thung f ur die Richtigkeit der Form geben^ aoch
«ntwickelt werden.
£s laitt «ich leicbt dartbnn^ dafs dieseAna^
Ijiia aicht alleiit bey der Lebre von den ScblQs*
aen^ «ondem fiberall, wo die Frage von der
Uebereinstimmung oder Entgegensetzung von
Urtheilen \st, aich anwenden lasse. Denn, dafs
z. B. ein allgemein bejahendes und aUgemein ver-
neinendes Urtheil, welche einerlejr Subjekt nnd
Pradikat baben^ «ich nicbt kontradiktoriscb ent*
gegengesetst tind, seigt der erste der beste Fall,
inwelcbem beidefalschifaid, wie: Alle Men-
ahen tind Mohren, und: Kein Mensch
ist ein Mohr.
Das Wesentlicho dieser Analysis besteht dar-
in, dafs sie sich eines Saties durcb Falle^ die
nnter ihm entbalten sind, su vetaicbem sncbt.
Sie aetst jenen Sats alt wabr vonns, scfaliertt
eltdann anf Falle, die nntcr ibm entbalten sind.
Widerspridit ancb nur efai Fall der Konklusion
jenes Schlusses, «o i«t jener Satz falscb; stimmen
mehrere damit uberein^ ohne dals man einen
D
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^efan^en ^atte^ der jeaem Satse widerfpracTie;
so hat man wenigstens Grund, den Satz als wahr
anzunehmeiif nndi teinen Beweif aua allgenneinfla
Orilnden xn venncben. Bejr ein«r Art lof^iacbcr
8IM i$i aber ein einsiger tolcber Fell ram B«-
weite dei Sataes hinreicbend*
Alle logifche Satie nimlich k^Snnen elt Re»
geln^ an welcbe wir uni beym Denken balten
konnen, betrachtet werden. Diese Ilegeln geben
nnniittelbar in dem oben (S. 45» 46.) bestimm-
ten Slnne Kenmeichen der Wahrbeit oderFaUch*
hdt an. Jene will icb gestattende^ diete
verhietende Regehi aennen. Esitt i»B. el>
21 e gestattende Regel: von der Wabrbeit detVoiw
dersatzei, in einem Bedingungsurtheile, voraua-
gcsetftt, dafs das Bedingungsurtheil wabr ist, auf
die Wahrheit des NRchsatzes in demselben zn
schliefsen; eineverbietendeRegel^ von derFalscb-
heit det Vordersatsesi unter der namlichen Voii»
•ttssetsnngf enf die Falschbeit des Nachsataet 8«
•chiieCien.
Dieses voransgesetcty ISAt sidi hebanpten^
eine verbietende Denkregel iinde schon in einem
einzelnen Falle^ der su ibr stimmt, einen Be-
weis. Ich haite micb an das eben gegebene Beyw
tpiel> und beweiie damit meinen Sats. Denn
dals ich nicbt von der Falscbheit dei Vorder*
aaues in elnem wabren Bedingnagsnrthelle aof
die Falschbeit des Nachsataes schliefiMii kdane»
ist schon mit demBejspiel dargetban: Wenn in
einera Yiereck alleWinkel gleich tiikd.
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so sind die einander gegenSberstelieil*
den Seiten gleich. Beym Rhombus ist
es falscb^ dafs alle seine Winkel gleich
sind; «Ito ist es auch falscb^ dafs sei"*
ne •inander gegenuberstebenden Sei^
ten*gleich sind. Uier batte mta^ einen Scbluls^
dessen Prlmisten wabr waren^ und dessen Kon-
klusion doch fslsch ware. DerSchlnls kann al-
&o nicht in der Form richtig scyn. Eine gestat-
tende Regel kann in noch so vielcn Fallen, die
man fOr sie anfiibren mogte> und welche sle zu
bestitigen scbeinen^ ibren Beweis nicbt fmden.
Rine verbietendo bat ibn schon in einem einzi-
gen, nnd eben desbalb ist es nnoidgUcb^ irgend
ein anderes Beyspiel eafanfinden» das ibr wideffi'
sprache. Ebcn daher kommt die logische Ana-
lysis hier geichwinder zuui Ziele, als die geome-
triscbe. Der Logiker darf aus dem ganzen Vor-
rhthe menscblicher £rkenntnilsj wo es den Be-
weis einer soicben verhieteaden Regel gilt, oft
nur d«s erste beste Beyspiel aiisheben; und eben
so kann er ridi oft von derFalschbeit eioesSitiea
uberseagen , den er irriger Weise als «ne gesutp*
tende Regel angenommen batte. Schon Aristo-
teles wendet das erste Verfahren uberall an, um
'die falscben Scblufsarten , die r^onov^; aVvXXoYif t-
xou^> wie er sie nennt, aus^umersen; nur wo er
die Gultsgkeit einer Scbluisirt tn heweisen hat»
geht er meistens von erwiesenen logischenSltien
ans. Oft indels> wo er eine solche gestattende
Regel dartbun will> stellt er sie auf, bestitigt
D a
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aCe danti durch Beyspielei iificl f&brt ife ertt si^
letsi auf ibren logbcfaeil Gnmd zor&ck. Maft
darf sich bieruber nicht wundern/ da sein gaa*
xer Vortrag so anal^tisch ist#
Bey dem Vortbeile , den diese Metliode ina*
betondere bay der Aulfindiiiig der verbletendeii
llegelR dcrbietet> ist docb lueht eof der Acbt iv
latsen, dafs man nicbt bey detf dnrcb siegefnn*
denen Beweisen siehen bleiben darf^ wenn es
einero anders um den Zusammenfaang der logi-
scben Sitze unter einander zu tbun ist. Allein
eof diesen fiibrt oft scbon das Beyspiel» das xnns
Beweise desSatiet gebraucbt wnrde* Hat man
in dem oben (S. 48«) angeffibrten Bejspiele ge-
Innden, deft eine vemeinende Konklniion nidit
ens einem vemeinenden Untertatze und einem
bejahenden Qbersatze in der ersten Figur ge-
schlosien werden konne; so fubrt einige Auf-
merksamkeit auf dasselbe^ aacb leicbt aul dca
•igendicben Grund. Denn man aiebt bald^ wev-
Qin beideSitie: KeinePfUnse ist einKdfi*
per, nnd: £tiicben.s. w. bey |eneBpMmia«
ten falscb seyn kdnn^a. Denn das Pridikat
Kdrper kommt Kwar «Ilen Steinen^ aber die-
sen nicbt allein zu. Der Grund, nm dessent-
triilen bier die Konklu^^on falscb ist^ kann in je-
dem andern Faile der n&mlicben Form eintreten;
nnd das ist genng, nm ans allgemein logiscben
Crunden danntbnn^ dab hicr keiiie venieiim*
ide Konklnsion foige.
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5S
Blit HQlfe differ Analyilf kami man tich da*
her in der Logik leicht su den eigentlicbea
Gnindwahrbeiten, und eben daher aucb lu den
eigentlich wiMenicbaftlicben BeweisgrujLden^ hin-
iinden» lU aie nicfat ellein in der Lehre voil deil
Schlfiuen^ sondern •chon in der Lehre von den
Begriffen^ nndbetonders ibren yerbaltnitten in
Abiicht eof ihre Uebereinidinniung und £ntge«
gensetsung ibre Anwendung findet. Denn um
die Logik, wenn ich ef so nennen loll^ rein lo^
giich voncutragen^ mufs man sich bey der Lehre
von den Schluaien^ doch an jene als Grondleh-
len halten^ wenn men enden etvres leiiten wiU^
wodnrcb die Wiiianicbaft innerlicb vervollkonniK
net oder erwmtert werdea aoU ; nnd so ist weni([^
stens Lambert und Herr v. Segner verfahren.
Bey dietem allen ist es docb zweckmafsigf
in der Logik mit der Analysis die Syntbesis sa
varbinden; wenigsteniao weitt dali man jedes*
mal sich innerbalb eines gewissea Bealrks der
Wisienschaft bilt» innerbelb dessen man elies ni^
ter sidi nnd mit dem scbon vorber erdrterten^
durch die Anwendnng der Aaalysis In Zusem*
menhang bringt. Gabt man so zu Werke, so ist
der Uebergnng von dem einem Bezirke in den
folgenden doch immer synthetiich. Ohne io zu
verfahren wurde man beynabe jaden Satz ruck*
wirts bis BU seinen erstenGrimden verfoJgan mtls-
sen, de man liingegea» wenn man auf die obige
Art verfihrt^ ehien Sets nur anl andere, scboa
vorliin bewiesene Siiue suxuckaufuhren braucht.
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54
Dat GeicbSft dmr Analytif wird bierdorch nidit
alleia k&ner nnd leicfater so obexteben; toadem
obne to %a verfebren, wurde et der Analjtit
aucb an aller Sicherbeit fehlen. Denn um ttcb
darfluf einzulassen, eiaen Satz zu beweisen^
mufscn ihr schon Grunde> welchelseine Wahrbeit
\eraiutben lassen^ gegeben seyn. Die ineiAteo
fiatee tind aber von ihren allerersten Grunden sa
•ntfemt^ alt dalt diete tcbon aof oine tolche Yei-
mutbong f&breii kdnnten* Zn allem dieten
komnit nocb , delt die yorbemeldete Yerbindung
der Syntbesis mit der Analysis, dieser erst den
Gegenstand, mit welcliem sie beschaftigt seyn
soll^ geben mufs. Jeder unoiittelbare Gegen*
ttend der Analysis ist alt ein Problem ao betrach-
teo, von dessen Frage man oft nlcbt eiomei ^
aen Begriff beben kann^ weon man ticb nicbfc
•cbon andere witteotebaftlicbe Kenntnitte sn eU
gen gemacht faat. Aus dietem Gronde faet anch
AristoteleSy so analytisch er auch in seinem
Organon verfabren ist^ doch mit jener Analysis
die Syntbetit auf die obige Art verbunden. Denn
Itt teiner ersten Analy tik untersocbt er dieSchluf
te bloit nacb ibrer Form, in der aweytea («y«Av«
riKoc C^tqx') handelt er von den Beweiteo»
Ueber die Anwendnng der Analjtit in derLo-
gik bin ich vielleicht schon zu weitlauftig gewesen.
Indefs roehrere bier aufgestellte Bebauptungen er*
warten nur eine Verallgemeinerung, durch wel-
cbe sie eine Anwendbarkeit aucb auf dieBehand-
lung der ubrigen pliilotopbitcben Wifteatcha f ten
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55
•iliiltM Koch Age ich dia BamerKailg hiatQ^
dart die Aiielyris in der Meupbyiik nidits bat,
was ihre Schritte sichern und leiten konnte^ alf
dat allgemeine Wabrheitsgefuhl, dafs aber kel-
neiweges einen zuverlassigen Fiihrer in ihr ab^
giebt; die Logik bingegen neben }enem Wahri
heitigefilhle* noch den Vortheil het^ ihre vorlao*
figen Behaoptmigen, an andenreitigen Brkennl-
niiiett priifeii» oderiie, wieLambertet mehiw
mabls in seinem Organon nennt^ durcb die £r»
labrung auf die Probe stellen tu kdnnen,
Diesen Vortbeil hat die praktiscbe Pbiloso-
phie nicbt. In alier firfahrung^ die iiierher geso-
gen werden konnte^ leben wir awar^ wie die
Mentchen handeln; aliernicht^ wietie handeln
•oilen. Wir finden eben to> welche Rechte tio
Ifir dcb in Aniprnch nehmen ; ob dietet aber niit
oder ohne Grund geschebe, daruber giebt uns
die Erfahrung keinen Prufstein. Dennoch baben
wir bier ein Kennzeichen^ das selten triigt^ wenn
wir uni enderi nur den Fall^ uber welcben wir
nrtbellen wollen , mit der gehorigen fiettimmt-
heit denken. Ich meyne dat moralitche Ge-
iHhl, oder eielaiehr den moralitcheaSina,
wie man ei genennt hat; denn beidei ist doch
nicht dasselbe, obgleich das eine mit dem an-
dern aufs das innigste verbunden ist. Denn eine
Handiungy die wir als sittlich-gut betracbten, ev-
fuUt uni; mit dem Vergnugen det Wohlgefallens
«n ihver G&te. Dieses VeignClgen lalst .nnend-
li^ viale Gf eda to^ dit iwisdten die kaum merk*
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56
licba Lnst der Uofieii WBgang, und die cntliiH
fiasdtcbe Bewnaderuiig grolter HandlmigeBy dia
thn die Krafte der menicblichen Scfawacbheit
hinaus zu geben scheinen, fallen. £ben so er-
regt eine Handlung^ die in nnsern Augen mora-
liscb fehlerhaft iit» bey uns ein Mifsfallen^ das
ia imandiicfaen Graden^ zwiscben der leiaeftan^
kanm gaf Obltan Unloek dat blolMn Mifrfallane nnd
dai Abtcbeneey dar nmara gania Seela ainainunt»
sn findan ist. Janas Woblgefalian nad dieses Miis-
fallen empHnden vrir durch das sittliche Gefuhl.
Dieses sitiliche Gefiihl ist nicfat der Grund von
welcfaem unsere sittlichen Urtfaeile ansgehen , ob
as gleich diese oft zu unserm Bewufstseyn bringt»
Denn nnsar sitUicbes Gafuhl luna sich bey ainac
Uandlnng aicht ahar ftnlseni^ alt wir na alnar
sittlichan Benrthailnng aatarworfan habaa. Di^t
se Beurtheilung iit aber nur in den Wenigsten Fsl»
len das Resnltat eines entwickehen Kaisonne-
ments; ja selbst in wenigen Fallen wird derjeni-
ge > der es fallt> es auf klar gedachte Griinda aa>
ruckfahran kdnnen^ und in sofem radaa wir ▼oa
aiaam moralischaa Siana> dar aicbts an*
dert Ut, als das oban (S. 43.) erwahata Wahr*
baitsgafikld^ anf dia sittlieha Banrth^Iang ange*
wandt.
Dieser raoralische Sinn wird uns, vorausge^
setzt^ dafs wir den Fall^ der beurtheilt werden
soII> richtig gefaist baben, selten trilg^n. Dennt
ob eina Handhing sittlich sn biUigaa sejf hangt
aicht sowohl Toa daa Folgea ab» welcha jaaa
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67
Han^oiig faar^ sondcmvielinehr vondciiFoIgen^
die ef baben wf&rde> wenn Jeder fOr den Fall, der
bey der Handlung vorausgesetzt wird, es sich zur
Kegel inacht«t, auf dieselbe Art zu bandeln. Die
Folgen einer Handlung konnen wir ia vielen Fal-
len mit Wabrscbeinlicbkeit^ dieFolgen, irddia
•ine Handlungsweite begleiten wurden^ wenig-
•tens to weit aie hier in Betracbtung koniBien»
wobl immer mit der grcilsten Znyerlatsigkeit be*
ttimmen. Dieses ist auch der Prufstein, an wel-
chen sich der gemeine Mann hiilt, wenn er uber
die Sittlichkeit einer Haodiung urtheilen wi]I«
^yWiegut ware et» weon jeder to dachtel" und,
>>wes wurde darant enttteben, wenn jeder to
f^faandehi wollte!** boren wir ihn tagen, wenn er
mne Hendlnng alt moralitch gut ansseidinen,
oder seine MifsbiUigung derselben zu erkennen
geben will. Den Fall, dafs nnter einer gewissen
Yoraussetzung jeder so oder so bandeln werde#
kann er sich leicht Hngiren, und wie er nnd je*
der Andere sich dabey befinden wurde^ Weun tel»
Be Fikaon in Wirldichkeit abei^ngej kann er
leicbt absehen. Steht et hier gut mit Jedem, so
nennt er die Handlung gut; im entgegengesets-
ten Falle mirsbilligt er sie.
Soweit fahrt die sicb selbst uberlastene Ver-
nunft, wenn sie sicb einmal auf den naturlicheil
Wege bey dem Menscben bis zu einem gewitsen
Pnnkte entwickelt hat in der Beurtheilnng der
Sittlichkeit der Handlungen; eber ench keinen
Schiitt weiter. Blen wfirde den gemeinen Mann,
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58
der B. B. die ErfaUmig eiaM VtrtpreclMM Alf
Pflicht erklirc, weil er et vkht eadexe elf gnt be-
trachten kanii^ wenn jeder fo handelii wftrda»
tnit der Frflge: ^^Waram denn eben desbalb eine
^^Handlnng fiir moraliscb^ut za baiten aey?" in
(Verwirrung tetsen.
Auf jene Art zu nrtbeilen^ treibt ibn achon
die'Netar dea Willeiif, oder det von der Vei^
aunlt gele&teten Begehmngt* Verm6geni. Dieier
Wille lebt vnd wirkt in ihm , wie die orgeniacbea
Krafte In seinem Kdrper^ obne dafs er von ihm
eine genauere Kenntnifs hatte. Desbalb kann er
keinen Scbritt weiter ruckwiirts tbun.
Ich sagte vorbin^ die J^atur des Willens trei-
be jeden Menacben to au nrtheileB^ nnd in deft
Ketar dea Willenf llage daa SittengetetB. Oer Be»
weif biervon acbeittt leicht. Der Wille iulfert
sich in dem Begebren, daf von den Begrifiwi veo.
Mittel und Zweck ausgcbt, diese Begriffe mogen
bey den Menschen auch nocb so unentwickelt
•ejB. Bines und dabey das andere woUen, waa
ttdt jenem nicbt liefieben kann , widerstreitet deK
Ketnr def WilleaRf eben fo febr» alf ea der Natnr
dei Verfundef auwidar ifS, dafjenlge» waa fidi
widerspricbt^ alf webr anaimebmen» Der Wille
des Men$ch«n verirrt sich nicbt anders» ab wenn
er dcn Widerspruch in seinen Bestrebungea
ubersiebt, so wie ider Verttand uur da irrt, wo
ibm der Widenprach in a einen ^Annabsien ent-
gebt. Der Menfcb, der ficb nur Elnen Zweck
vorgefelat bitta^ dikcfte anr illei meideB» wii
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59
mit cliesem Zwecke im Widerspruoh Ut und nur
aacb dem «treben^ wat ibm befdrderlich ist. Der
Men«ob baf aber mebraiie Zwecka, die ibji tcboii
•eine Natur tbeilt anch gebo VerhaltDiwe aicli
yorsniselken, veraniesien. In diefe Zwecke Ue-
ber^nttimmung su bringen^ fordert ihn scboa
seine Natur auf. Weiter braucbte er aber nicht
an|;ehen, wenn er filr sich allein vorhanden vra«
re. Allein er lebt in Verbindung nut seinen Miu
menscben, die, gleicb wie er^ aacb Be|prifien
^on Mittel nnd Zweck bendeln^ deren Htndlun-
gen derErr^cbnngielnerZweckej eben towoht
bef5rderlicby eb hindeilieh leyn konnen. Bey
aller Uebereinsummung seiner Handlungen unter
sich, wurde er daher der Erreichung seiner Zwe*
cke, wenig gewils seyn, wenn die Handlungs-
weite idUier Mitmenschen mit der aelnigen hn Wi*
dertpmcfae wire. £r mu& elt o eine Ueberei»-
•timmnng nwifchen aeiner nnd derHendlnng^weft»
f e eller Qbrlgen Mena dien wollen. Was er to
wollen mnb, muft aus dem nimlicben Grunde
jeder seiner Mitmenscben wollen. Jene Ueber-
einstimniung steht aber nicht zu erreicben> wenn
nicbt Alle und Jede ihre Handlnngen gewitiea
Regela unterweifen. Delt Jeder necfa dieaen Re-
gebi^ die nichti endert elt die dttlicfaen Getetse
telbst tlnd, hendele, itt einWuntch^ der aut
derKetnrdet Willens bervorgeht^ da jeder als-
dann der mogliclisten Erreichnng seiner Zwecke
gewifs ware. In jenem Wunsche liegt der Grund
eller Yerpiiiditwig» Um, jene Uandlangiwei»
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66
se allgemein xa sehen , ist es eine unerlilsliche
Bedmgang, deli ich eie sn der meinlgen mache*
Dieses stefat in meiDer Gewelt. Defe ein And«nr
iriellelcfat jene Henillniigsweise nicfat sn der •einl<
gen medit> entbindet niich meiner Pfliciit nidit»
Denn immer ist die Beobacbtung der besagtea
Handlungsweise von meiner Seite, eine Bedin-
guDg obne welche|ene Uandlungsweite nicht all-
gemein tcyn kenn, wie iie «t doch nech «einem
Wiiien tejn «olL
Hier wer es genng, ta s«g«n, wie die Gill-
tigkeit der iitdichen Getette^ jcbon in dem Wil-
len als Willen, d. b. nicht in flofStm er snfalliger
Weise nach diesem oder jcnem wirklich strebt^
sondern in sofem er uberfaaupt nach etwas stre-
ben kann , liege. Denn eben deshalb wird der
Menscb uber sehie PAicht nicht to leicfat trren»
TorattsgetetBl;» delt cr von dem betondem Gejgtn-
ttande, abtr wdchen defaey die Freg^ Ut, ge*
b6rig unterricbtet itt. Eben defaer faet dle Anelf»
sis bier scbon ein vorlauHget Kennzeichen fur die
Wahrheit ciner Behauptung, von der sie einen
ikberzeugenden Beweit tucht* Dieses Kennzei-
cfaen kann nenm to mebr nuteen, wenn tie von
der genanem Entwickeiti!'/ det Felit» von dem
einmel die Rede ist, eatgefat» oder dictea erst
in facto genan daranstellen tncht. Denn nntert
meisten moralischen Irrthumer flieCien immerdodl
Aus einer falschen oder nicht gehorig voUttan-
digen Kenntnils des Falls , wovon die Rede seyn
Rieg. Den Gnifaenugen a. B. rulurt dat £lcnd det
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6't
fiulen Bettlers oft zu sehr, als dafs er zu der Be*
iuuiUDg kominen konnte , dafs Mildthatigkeit ge-
gen denselben nnr dem Schein nach Wohlthatig-
keit uj, Die «neigenniltsigste Dienstgeiiiisen>
beit glanbt Andeni ancb iolcbeDienste nicbt vmtm
sagen su d&Tfen» die ibnen mebr necbtbeilig als
behulflich sind; so wie umgekcbrt derMenscb,
wenn er slch zur Unieit eine Vorsorge fur Ande-
re anmaafst, ihnen, in einem ahnlichen Falle,
nncb dis glaubt verweigern «i konxien> was er
ibaen de jure scbuldig irftre*
Dieses Ifibrt «uf eiaen andem Pnnkt, der
'die mortlisciie Benrtbeilnng leicbt irre leitet.
Denn dieser liegt in dem YerbaltaiiBe der einen
FHicht zu der andem.
£s giebt Pilichten> die dem Menschen nicht
so ohne EinscbrSnkung obliegen» als wir sie in
Wortenanssprecben; iondern immer nur nnter
Toraniietsnngen» die wir ttillscbweigend binsu*
dcnken; nnd bieraus entstdbt der scbeinbare Wi-
derspruch zwiscben den Pffichten^ den man mit
dem Namen der CoUision derselben belegt hat.
Bey der Bcunbeilung der PHichten in einem Col-
lisionsfaIIe> kann man allerdings «uf die obige
Art verfabren^ allein die Richtigkeit jenes Yer-
Idireiis wird in ^elen FfiUen scbirieriger. Das
dringende BedilrfiiUb einei Armea fordere a. B.
meine Wobkhatigkeit an einer Zeit aof , wo icb
sie ibm nicht beweisen kdnnte^ ohne einen Glau-
biger unbeiriedigt zu lassen ^ der jetzt auf seiner
Forderung^ wenn aucb aus JSigensinn^ bestebt»
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6a
Gesetzt ich stande jetzt hey mir an^ was hier tu
thunsey: so durfte ich nur die obige Frage an
nlcbtbnn; icb durfte, wena der Unwille gegen
•inen eigensinnigen Gliobiger» mid Tbeil-
liahiBe aii dem filende meinet Blltmenacben micb
genelgt ;macbte, die Pflicbt der WoliItb«ti|^Mltf
ench euf Kesten det Rediti einet Andeni in ef^
fullen, nnr den Fall setseny dals Jeder in mei-
ner Lage eben to bandele, und gleich wQrde ich
aeben, dafs bierans eine Unsicberbeit des Rechts
fliefsen wurde^ die dem Intereste eines Jeden zu>
wider lenfen wurde^ tmd aelbtt dem Vermdgend-
ftea die Krifte tnm Wobltbna imil>en kAmite.
Dieaer Fell ist leicfat» nad dodi wird hler der
Mensch, den ein woblwoliendes Hen belebt^ vor
der Gefahr su irren, nicht sicber seyn. Der Fall
war leicbt , weil es nur auf einen einugen Punkt,
enf die Verlettung eines fremden Recbts ankam,
'AllelB wo ehie Pflicbt mit eiiier endeni }n Colli-
iloB kommt, obne deis debey desRecfat dnet
Drittoi irgend im Spiele wivs^ ist die Frage vlel- ,
fUdg schwever. Denn hier kommt es euf genene
Bestimmung des Falls oder darauf an, dafs nicbt
unnothige Bestimmungen in denselben gezogen
und dagegen die notbigen Qberseben werden. FQr
•Ue Colliidonsfalle kenn die Moral nicbt Regela
gebeit; Bur ellgemebM Regsln kano sie enfiitelleB^
weldie die moralische Bennhcllusg leiten kd»
Bea, wenn sle ench aidit sn nBnmstdlslichen Fol*
gerungen for jedea^ in der Wirklichkeit vorkomn
mendenfall^ f uliren mdf eik
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Ani dleaem Gnmda wlrd der Tbeil d«r Ma«
ttH, der die Verbindung der einselnea Pflicbtein#
in wclcber tie sicb versteilcen oder einschrenkeDf
aoch immer ebnes weitem Aobanes bedurfen, ge-
setztauch, was indessen keineswegs voreuszuse-
tzen ist, dafs die Lehre von den einzelnen PfJich-
ten^ fur sich keiner weitern Bearbeitung bedurf-
te. Aus deni namlichen Gmnde , kann der beii-
denkende Menn^ der ent sorgf altiger Beobeeli*
tnng das Lel>en nnd die yerbeltnisse ia dems^
ben kennt^ ffir die Verbindnng der elncelnen
Pflichten uni Vorschriften geben, xu welchen
die tiefsinnigsten Rrorterungen , von den ersten
Grunden der Slttlichkeit fur aicb aliein nie fuhren
werden. Wolf^ Baumgarten nnd Keat
werdea bey aliem ibrtn Tiefsinn einera Garvo
aoch des Verdienst uberlessen miissen» die Voiw
ediriften der Morel anf die Individndlen Verbalfe*
aisse in der Wirklichkeit anzuwenden.
Neben der Moral steht als ein anderer Theil
der praktischen Philosophie^ das Naturrecbt^
dessen Hauptwahrheiten dem gemeinen Yerstan-
de, anf die aimlicbe An eis die eigentlich sittii-
cfaea offenber werden , obgleich das Recfat mit
der PBlcht von entgegengesetster Natnr ist. Dens
die Pflicht fordert etwas zu tbun oder «u unter-
lassen und benimmt mir die Freyheit auf die ent«
gegengesetzte Art zu handeln; das Recht hinge-
gen bestebt in einer Freyheit zu handeln, die mir
in sofem snsteht, als Andere mir.enfieine gewis-
•e Welte ialiendelagestfttteiimfissen. Dienin*
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64
iiche Rcgcl, nach welcher ich unler elner gewis-
sen Yoraussetzung eia Recbt babe, gi^bt jedem
andeni^ der slch in meinem Falle beHndet, daf
aainlicbe Recbt. #»Wts dem Einem Aecbt i$t,
„i9t dem Andem nicbt Uniecht^ hdren ynr in
dem Munde elnet Jeden> und dieset irdtet
ichon auf die Regcl hin, wonach der gemeine^
sich sclbst uberlassene Verstand uber Recht und
Unrecht oder^ um ei unzweydeutiger anszudru-
cken^ dai Rechtliche und Widerrechtli*
cbe UTtheilt. Itt nSmlich die Frage dMVOn, ob
Jemand in einem Ftlle ein Recht babe; to beent*
worten wir sie nns dadurch, dait wur einstweip
len ein solcbes Recht in jedem Falle jener Ar^ eih
nehmen. Konnen wir woUen, dafs dieses sey;
so iit nach unserm Urtheile das Recht vorhanden.
Denn wir lionnen alsdann es nicht allein wollen ;
londem wir mOssen es sogar der Natnr des Wil«
lens wegen woUen. Das Kdnnen nnd Mfitieii
fallt bier sntammen^ wie ticb, to wie ancb dio
eben aufgesteUte Bebauptung, sogleich ergelm
wird. Man seize den Fall> Jemand wolle sich
die Freyheit nehnnen, von einem Vertrage eigen-
machtig abzugehen. [Et fragt iich, ob er, indem
er es sich erlaubt^ sich von einem Vertrage ;Ios-
Basprechen» jedem Andem das nimlicbe Recbt
einranmen kdnne. Er wird ticfa jene Frage Ter-
neinend beantworten nnd daraus ricbtig tclilie-
Den, dafs er von diesem Vertrage abcugeben,
iLein Recht habe. In dem entgegengesetzten Fal-
U, wo jemand sich anf die angegebene Art die
Fran
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65
BtMge, ob er ^ Recht habe» von dem Andcra
die Erfilllung elnea Vertragt au fordem » vorieg*
te, wurde er wollen kdnnen» dafs in seiDem Fal-
le Jeder dat namlicfae Recht babe^ und ebenda-
her von seinem Recbte uberzeugt seyn. Alleia
warum konnte er in dem ersten Falle dem An-
dern nicbt das naoilicbe Recht zugesteben» dat
er tich aelbtt heransznnebmen geneigt w^re ? und
warum kann er ea in dem letttenFalle ? Die Anu
wort ergiebt aieh leicht. Daa Recbt dfis Einen^
fillirt fCir den Andern immer eine Einadirankung
mit sicb. Eben dieselbe Regel, die als ein Gesets
geiten soll, nacli der ein Kecbt jederzeit in ei-
nem gewissen Falle vorhanden ist, giebt jedem
elne Frejbeit der Willkuhr und beschrankt ibn
aof der andern Seite in seinenHandJongen. Nach
einer Freyheit der Willkuhr atrebt der WiUe ael-
ner Natur wegen> unil fliebt daher jede £in*
achrankong dertelben, weil er ohne jene Freyheit
der Willkiihr, eine in dem Menschen verscbIos«
sene Kraft seyn wurde> die immer zwar sich za
iiu(sern strebte^ aber nie sich aursern konnte.
Kann der Mensch bey der Freyheit^ die ibm ei*
aem Geserze zufolge suatehen w&rde» jedem
Andem die nimlicbe Freyheit einr&umen^ to
kann ernichtallein woilen^ aondem mnff esao*
garwollen, dafs jenes Gesetz geite, oder, dals
jeder die Freyheit habe, die es ihm zuspricht;
weil er sonst jene Freybeit nicbt fiir sicb in An-
apruch nehroen konnte. Kann icb hingegen eine
Freyheit meiner Willkulir nicht nm den Preia^
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66
dafs lcli jedera Andera dfe nSmHelieFr^yheit eiiv*
raumen und micb daher der daraut fur mich aat*
fpringenden Einscbrankuag nnterwcirfen toUt
woUcn; fo kann et auch kein Gesott i^eben^ dat
nir jene Freybeit als efn Geaets eftnraonite* Ich
kann s. B. kein Recht haben» eigenmicbtiger
Weise von emem Vertrage , den icb einmai ein-
gegangen h\n, abzugehen, wcil dietes Recbt
meine Freybeit, eiofn Andern, der sicb mir in
•inem Vertrage enbelschig gpmacht hat, in An«
ipmcb sn nehmen, vemicbien w&rde* Dieto
Frejbelt muft ich eber wollen, weil tie bey
ellen fiintchranknngen^ dietie filr roicb, wena
tie iiaeh^em eHgemeinen Gesetse fQr jeden ^ih,
mit sicti fuhrt, mich doch nicht weitfr ein-
scbriinkt, als ich micb einscbrinken wilL Denn
immer bin icb docb Herr daruber, ob ich einea
Veitrag eingehen will oder nicht.
Aut dero Bisherigen erhellet ench^ wefnm
die jecbtlicho Benrtbeiinng in den meisten Fillin
Boch nnverwickelter tey^ elt die tittllche. Be^
dieser kommt oft die ganse Individnalitat dct
Falls^ bey jener hingegen kommen nur gewisse
allgemeine Bestimmungen desselben in Betracb^
tung. Dennocb gebt die recbtliche Beurtheilung
aucb leicbt isre. £inmai namlieh werden di^|eni*
gen Bettlromnngen^ enf welcha es bej der Beiir>
tbeUung eiaet Fellt enkonHnt, nidit Imnier ge-
hdrig in Betrecbtnng gezogen und dann eucb wird
das Sitiliche leicht roit dem R.echtlicben verwech^
teU. Am meisteA vermengen wir Piliditeii
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«7
Billigkdt mit den Recbtspfllchteii. Wir BnAmt
«8 s. B. mibillig» dals jemand in einem gewiwes
Falle auf der Brfallang eines Contrakts bestehe,
iind nur zu leicht schliefseQ wir alsdann^ dafs sein
Mitpaciscent ihm dasjenige von Rechcswegen ver-
.Weigern durfe, was er nicht billiger Weise for«
dem kenn. Den Fall dbergebe icb naturllchf wo
imser recbilicbes Urtlieil dorcb ein Pfivatinter-
esse inre gefilbrt wird*
Wie die Logik den denkenden nnd dio
praktiscbe Pbilospbie den bandelnden Menscben
zum Gegenstande hat^ so bescbaftigt sich die Aes^
thetik mit dem fuhlenden. Nicbt wie der Mensdi
denkt; oder wie er wirklich bandelt, sondeia
wieer denken nnd bandeln soUte^ ist in jeneB
Wissenschaften die Frage. So ist aucb in der
'Aestbetilt nicbt dle Frage, was ihm gefallt odec
ibm mirsfallt^ was ibn r0brt^ cnmLacben be«
atimmt u. s. w. ; sondern von dem Scbonen^ Erha-
benen, dem Ruhrenden^ Lacherlichen, mit ei-
nem Worte von deo Gegenstandcn^ die gewisse
Gefuble nicbt blofs erregen> sondern sie g1eich«
aem erregen soUten^ ast In ibr dieFrage. Hier
bat die Analysis annacbst in dea Urtheflea der
Gebildeten einen Pt fifstein. — Aber wer ist der
Gebildete? Sind wir sicber^ dafs nvcht auch das
Urtheil des Gebildetsten durch NebengrQnde,
|iie Mstbetisch nichts entscheiden» irre gefuhrt
werden kdnne? Zum Glftck aber hat hier die
Natnr den Menscben langst zu Versucben in der
sebdnoii Knnst gafQbrt^ efae nocb der GedenlLo
E a
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«II TheoTie denelbcii da war. Der Ge»
echmack der Keniter elneeliier KQnste » wie der
Mosik, der bildeitdeii Koiift n. s. w. mogte unter
sich nicht so uneins «eyn, und des Kenners Ur-
theil mogte sogar in vielen FalleH das Urtheil
des ungebiideienKunstsinns bestatigen. Hier faaC
der Aesihetiker scbon VorlauHge Wahrbeitsgrun»
de lur Bebaapf nngeiit dle er leicht aus der Tbeo-
rie der oder der Knnst abstrafairt nnd die er im-
mer versnchen kann* aof Ihre allgexneinen Grun*
de surucksurubren. Nur mogte er noch nicht in
dein Besitz erster asthetischer Grundwahrheiten
seyn, wle dcr praktische Pbilosoph und der Logi^
ker solche Grondwahrheilen in seiner Wisfen*
tchaft hat, wenn gleich unter den Bvarbeiteni der
prakiiscbenPbilosopbie^ uber das erste Piindp
ibrer Wissenscbaft noch Streit t eyn mag.
Vielleicht bln ich scbon su weitlaufig uber
die Analysis in den reinen philosophischen Wis-
senschaften gewesen. Ich wende mich daher au
den Ei fahrungfwissenschaften.
Die Erfahningswissenscbaften sollen elnmal,
wie scbon oben bemerkt Ist, aos einaelnen Er-
fabruDgen ellgvmelne Saiae ableiten^ und danii
den Zusammenbang dleser Sitie anfsnchen. Hier
Ist auv6rderst dle Frage: Wie verfahren wir in
dem einen und in dem andem Gesch^t analy*
tisch? und wie synthetiscli ?
Man behauptet gewdhniicb» dafs die loduk*
tionydiesicb io deii Erfatjrungswissenschaften von
dem £iatebien an dem Allgcineinen erbebt^ aiMN
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lytifcli verfabre. Sincl di« Begriffe, welcbe ich
In dena Vorhergehenden von dcr Analysis und
SynthesiSf als Me-thoden, gegehen habe^ rich-
ti^; so ist jene Behauptung, wenigstens nicht all-
gemein wabr, tondem man mnDi ewey FlUle uor
tertcheiden,
£nte]u: Man bat eioeMeiige einieTnerFSHef
dte eur Bflnrilndnog der physifcbenGewirtbeit
net Sattet binrelcben; nnd sclilieGit ens ibnea
dieien allgemeinen Satz. Physisch nenne ich aher
die Gewif&heit des ellgemeinen $atzef ^ die aul
Indulition beruht.
Zweytenf ; Man hat swar nicht eSne binrei-
cbende Menge einselner Faiie» die eine ^hyAm
fcbe Geifiifbeit begrunden konnen; elleSn doch
Grunde» die Wabrbeit jenet ellgemeinen Setiee
sn vermutben und sucht sich daher der Zulaag-
lichkeit der Falle sur physiscben Gewilsbeit su
versichern.
In dem ertten Falle ist das Verfahren tynthe-
titcb; im sweyten analjtitcfa* Die «inselnen F4l»
l9t von welcben dle Indiiktion anf dat Allgemd*
aeadilieltt, tind hier Pramitten* Wo diete In
der snr pbysiscben Gewifsheit erforderlicben
VoUstandigkeit gegeben slnd, und also nur nocb
die Konklution aus ihnen zu ziehen ist, ist das
VerCabren tyntbetisch. Denn man geht nicht von
dem Satse en den Grunden , durcb welcfae man
aicb aeiner verttcfaert» snrQck, aondem umg^
kebrt von dieten sn jenem Satse vorwartt. An>
dm veiiiek ei dcfa da^ wo men alcfa noch der
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Bor physisclieil Geirirsbelt erfoi^erllcbeii eincel»
nen F^IIe va versichem faat. Denn da ist noch
idie Kede von der Wabrheit der Framissen , auf
Welche der «Jlgemeine Saix zu grunden ist. Dflfs
maii jenea und diesen Fali nicbt immer von eiii!*
ender umertchied> rubrte wohl daher^ dafs nnn
linier dmn GrGndenj von welchcn die Synlbctu
eusgeben nnd enf welcfae die AaeJyslt enrOckge-
ben eoll^ Secbgrande nnd nicbtGrdnde verttend,
von welchen die YoUkommeiiiieit derfirkenntnifs
ebbangt«
In der Aufsuchung des Zusammenhangs zwi-
ecben ellgemeinen Satzen^ die in einer £r/ab-
rungswittenscbeft entbelten sind» kann man eben
eo syntbetiecb nad eucb enelyiJtcb verfafaren*
Denn ersiene kenn maa m^^hrere, liereiu ge-
fundeneSatae mit einender verbinden und aus ih-
nenfolgern. Die KonkJusion des Schlusses, den
mansoHndet; ist eben deshalb^ weil man sie
eua den Pramissen geFolgert hat, init ihnen im
Znseuunenhenge» Ist die Konklusion nicbt ein»
tefaon eut endem Gr&nden bekannter« Sats; eo
liet Boea enf dlese An eiaen neuen Sets und xo-
gleich eucb den Zusammenfaang desselben mit
andern gefunden; und Bwar synthetisch. In dem
entgegengesetzten Falle findet m«n den Zusam-
menhang jenes Satzes mit den Pramissen gleich-
falls synthetisch^ ob men gleich zu keinem neuea
Setae gelengt ist. Zweytent kenn men ench
dea Zusemmenheng elnet bekennten Setiet mh
endei n Setien^ ale eeiaea GrQadea^ encfaea. Hler
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7»
ist das Verfabreo gattft anal^tisch; denn einett
ZofammenbaDg zvnieben jenem und einem avF
dem Satce voraoisnsetsen, mnrs pien immer
schon einigen Grund haben. Dieses Znsammen'
hangsiicb xu versichern, kann man wohl nicht
•nders verfahren, als dafs man andero Satze einst-
weilen ali Hypothcsen annimmt. Leisien diese
Hypothesea den bekannten Anfordernngen^ dio
man an Hypothesen macbt^ GenQge; so gewin-
aen sie ebon daber an^Wahtioheinlichkeit» und
eben daher bat man anch nm somehrWahrschein»
licbkeit, dafs man den gesuchten Zusammcnbang
gefunden habe. In der Zusammensiimmung be-
kannter Erfahrongen zu jener Annahme, liegt
Immer der Uauptgrund, der sie veranlafst. Man
hat darin also immer einen Grnnd^ den Beweia
l&r einen solcben angenommenen Sata an sucbeB.
Istman so glucklich ihn au /indett; so hat man
nicbt allein die Aufgabe geloset, durch welchd
inan xu diesem Satxe gefuhrt \vurde> SOHdem
aucb einen neuen Satz. geftinden.
Aufserdem, dals in Erfahrungswissenschaf-
iiill die Analysis Satze xu suchen und ihrenZusam-
menhang anfsnfinden hat, bescbaftigt sie sich
auch mit Begriffem Dieset Getchah l&hrt sich
aber , wie sich bald ergeben whrd, in der Hanptp-
sacbe aof die Auffindung des Zusammenhangos
nwiscben Satzen zuruck.
Bs bedarf kaum derBemerkung, dafsjich un-
Ur Begriffen , von denen in den Erfahrungswis-
tmchahna die Btde .aeyn kann, anr «ligemeino
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7«
oder Begrifie im engem Suine« dardi welcbe
wir tuu Gegenstande# vennittelst ibnan gemein*
temer Merkmele vorstellen» verstehe. Hiermuls
swisdien swejerley Begriifen nnterschieden wer-
den. Denn erstens giebt es Jjegriife, durch
welcbe wir uns Gegenstande nach den Merkma-
len vorttelien> die wir unmittelber wabrnehmen.'
Dergleichen sind die BegrifiFe von Farben> Td«
nen, von VorsteUnngen» GeTublen^ dem Begehrea
n, s. w. Diese BegriflFe bet die AneljsSs snr in
entwickdn. Die Webrbelt derselben wird na*
mittelbar durch die Erfahrungen^ aus welchen
wir sie abstrabirt haben^ verburgt. Anders ver-
balt cs sicb mit einer zwey ten Art von Begrif-
fen^ ciie wir nicht unmittelbar von demjenigen,
was nns in der £r£sbmng gegeben itt, ebstrebi^
ren, sondem m welchen wir Welmefar erst dnrdi
Scbltisse ens der Erfehmng gelangen. yerende-
ruogen s.B.^ die wir an einerSacbewebmebmen,
nothigen uns^ bey derselben, Yermogen oder
Fdbigkeiten, und uberdem eine Kraft, die sie
hervorbringt^ vorauszusetzen. Die Begri£Fe die-
ser Vermdgen nnd KrSfie ebstrebiren wir elso
nicht nnmittelbar von demjenigen , wes sich .uns
in der Erfahrnng derstellt^ sondern wir kommeii
su ihnen erst durch Schldsse 9 die wir von dem,
was uns die Erfabrung unmittelbar zeigt, auf et«
was machen, was unsem Sinnen nicht dargestellt
werdea kaon. So scbirefien wir von unsern Vor-
stellungen enf ein Vemdgen sn Voistellnngen ;
von der Bewegung^ die wir wahmebmeni «uf ei-
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ne Kraft, die $ie liervorbrlngt n. s. w. BegrifFe
von diesen Gegenstandea wili ich orschlos*
•ene Begrifte nennen.
Wenn wir dnrcb so cinfache nnd natQrlicba
ScblQsse» wie die eben angefubrten , su erschlos-
•enen Begriifen gelangen; so kenn dieRichtig-
iceit derselben keinem Zweifel unterworfen seyn.
Denn alles kommt hier nur darfluf an , ob wir
die Erfahrungen wirklicb angestelit baben, von
welcben sia ensgeben und ob aus ibnen richtig
gefolgert ist. Ailein wa dieser Klasse gehdren
ench ella cbimerisdie Begrifiej die ibren Ur-
•pmng einem Pebler des Erscbleichens (vitium
subreptionu) zu verdaoken haben^ und in Anse^
hung derenwirunsam leicbtestenteLuschen lassen,
wenn die Sprache ibnen besondere Namen ge*
geben hat. Darf icb luer noch die Gespenster^
yorspol^ef Bingebnngenf 2Uul>erey n»s, w. en-
l&hren? Alia diese nnd ilmen Sbnlicbe Begriffo
•chleicben dch ein oder dringen sicb euf ^ weil
wir von wirklichen Erfahrungen entweder auf
Ursacben, die gar nicht existiren^ oder auf einen
Zusammenbang, zwischen einera ^ von uns wabr-
genommenen Ereignisse und einem andern, das
wir gleiciifells wahrgenommen iiaben> scblieisea^
ob glmch ein lolcbar.Zasammanhang nicbt voi»
banden ist.
So viel Vorsicfat bey Begriffen dieter Art n6«
thig ist, 80 wurde nian doch durch diese Vor-
sicht selbst irre gefuhrt werden, wenn man jeden
Begiifi, bey dem ein s^lcher £rsddeicbungsfeh*
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lcr untcrgplaufen seyn konnte, so fort ▼crwerfen
wollte. D»inn was wir durch einen falschcn
Schiurs erschiossen haben» ist desbalb nicht so*
fori faJsch. Sind daher nicbt anderweitigo
Giuode vorhanden^ welche die Falacbbeit einei
•olcbea Begri£Bi anrter Zweifel tetseit; ao iit di«
Wahrbeit detseiben imnier noch su ontertndien.
Hat man durch die Analytls den Begriff erst ser»
gliedcrt; so koromt es darnuf an^ auszumachen,
ob ein solcher Zusamnicnfaang, den jener BegrifE
vorauttetst, oiogiichist. Liist ticb aei^en ^ dalt
•In tolcher Zataaimenbaog unter an tich mog]^
cben Vorauttetaungen» nacb bekanntenNatorgo-
aetxen wirliHch aeyn mutse; to itt die Wabrbelt
det Begriffs lceincm Zweifel unterworfen , weno
gleich der Begriff , vvie er einmal ^ang und gabe
ist, vielleicht anch einiger Berichligun^ bedrirfte.
Der gemeine Mann z. B. glauiit an Ahndungen^
in weichen er ank.iinftige £reignitte im eigentli-
chen Sinne vorher sa empfioden meiot. Die
Empfiodong liann aber der empfnndenen Sacho
to wenig vorhergeheo , als eine andere Whrktmg
ibrer Ursach. Es ist aiso unstreitig, dafs das Zu«
kunftige jetzt noch nicbt empfunden werden kon-
ne und dafs jener Begriif von einer Ahndung zum
Thell falsch sey. AUein es bedarf nur einer klei*
nen Abandemng jenet Begriff« ood er itt nicht
alieiB bencbtigtff tondent teine Richtigkeit liegt
aucb am T ige. Deon wat der uogebildete Mentcli
als eine VorempBndung det Zuk&oftigen betrach*
tet^ ist nichtt alt ein Gefiibl> dat in diesem Au-
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75
genblicke nicbt von dcm Zukunftigen ielljjt, lon-
dern vielmebr von einer mebr oder minder un-
entwickelten Erwartung deMelben erregt wird*
Dafi wir des ZukiUsttiga wenigitens als wahr-
icbei&lieh vor«iitielienk5ii]ien; dafs dieGefuhle^
die aine aolcbe yortaiiidit in Bewegung setit^
die YoTStellung dessen^ was wir vorauiseben»
selbst verdunkeln konne, so, dals wir uns unse-
rer Yoraussicbt niclit mehr als einer solchen be-
wufiit bleiben^ ist zu bekannt, als ddis es hier
Bocli hewiesen werden durfte. Dieses fieyspiel
leigti wie wir einen Begtiff^ der ans Mnem FeiiF
ler desEraohleicheiis cntstaaden aeyn mag» alchfc
immer sogleich als gans lalscb sn verwerbn he«
ben. Auch erhellet aus demselben , dafs in £r«
fahrungswissenscbaften die Wahrheit erscblosse^
ner Begri£fe auf die nflmliche Art dargetban wer^
den musse, ali der Zusammenbang der Satse^
von deren Wahrheit man fitnigens achon Qbeii"
leugt ist.
la den angewandten philosophischen Wi».
senscbeften , settt roan bUllg dle ansnwendende
Tbeorie schon voraus; nur sicb \oii den Fallen
der Anwendung einen genauen und richtigen Be-
grlif zu macben, ist bier ein so angelegentlichea
els oft acbweres Getchaft* Die Gesichtspnnkte»
worenl et dabey im AUgemeinen ankommt» lin*
det maa schon eos der anauwendenden Wisseiw
adiaft; aber was man dieser Geslcbtsponkte we-
gen wissen mufs^ kann nur dieErfahrung und in
den meisten FaUen nur eine £Efabrung lehrea^
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7«
die Beobaditoii^geltt voraiitf etii. Man ii«1iine
z. B. in der angewnndten Lo^ik dic Lt-hre von
den Vorurtbeilen, oder in dem ascetischen Tbei-
le der Moral , die Lehre von deo HindernisseD^
Welcbe die Erfulhing unservrPilicbten in denNei>
gungen findet. Hier kann nnr die feintte Ptycbo-
logle nnd eine PtjchologiOt die |ederticb wohl
&nr durch den Beohachtungt|!eitt, der ihm voii
Natur xu Tbeil geworden iat, za eigen naacht,
die Erfahrungspramissen an die Hand geben«
Was Epiktet^ oder vielmebr Arr i an und an«
fserdem A n t o n i n und S i m p 1 i c i u s uns hier
binterJatten habea » wird filr die Behandlong dar
Moral iminer eln Motter bleiben , detten eifirigei
Stodiom welter alt alle Regela tShrt, die dem
Genie unnothig sind, und welche ein Anderer
nicht wurde liraudien konnen*
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77
Dritter Abscliuitt.
Versuch einer Beantwortnng der
einzelnen Fragen des Problems.
Die Auflosung einer an sich scbwiengen Auf-
gahe kann sehr leicht seyn, wenn sie einmal
xweckmarsig vorbereltet ist; so wie eine an «icil
leicbte Aufgabe obne soiche Vorbereitongen wa
loien schwer teyn kann. Dethalb glanbte icb,
die vorbergebenden Betrachtungen vorausscbi*
cken su oifisien* Ich glaobe^ den Absicbten ei-
ner erlauchlen Akadeniie am gemarsesten zu ver-
labren^ wenn icb zur Auf losung des Prohlems
L dietrage: Wie weit ist eine Siche>
rnng der Aoalyiit in der Philoto-
phie aberhanpt mdglich? an beant«
wonea;
n. dieRegeln» welcha die Anwendnng
der Analysis in derselben sichern
und erleichtern, zu bestimmen; und
ni. dieFrage: Ist uberall in der Philo-
tophie die Analysitj oder itt ia
einigen Theilen dertelben nnr
dat tyathetitcha Verfahrea an»
wandbar? au beantwonen ancfae*
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7B
Erster Abaatz.
Wie weit i$t eine Sichernng fur dia
Anweadnng der Anaiyait iA der
Pliiiotophia mdgiicli?
Solhen wir elner gnnz sichern Anwendang der
AnalysU in der Pbilosophie gewifii feyn; so munK
ten wir nns in dem Bentxe gewisser Regeln befioi»
den^ de^en Anweadang in nnterer Gewalt wan
vnd
L nns jedesmal uberzcugte, ob eine vorgegebe-
ne philosophische Anfgabe , diese sey auch
welche sie wolle, einer Aufiosung fahig sey?
Denn wir mogen uns durch die Analjsis ei*
net BegriiFsy Sataet> des Beweises desselben^
oder was es sonst sey, Tersicfaeni woUen; so
kann dietet docb imnier als eine Aufgabebetrad»»
tet werden.
IL Wenn wir von der Auf losbarkeit ciner Anf-
gabe uberzeugt waren; so mfifste uns die
Anwendung jener Kegeln. au der Auflo-
iong der Aufgabe fubren;
det einen aber so wenig als des andem dfirfen
Wir nns scbmelcheln. Denn
Brstens kdnnen wir awar sicher scbliefsen^
dafs eine Aufgabe nicht su losen sey, wenn wir
das Gesuchte als gegeben annehmen und alsdann
auf falscbe Folgeo gefubrt werden; vorausgeseut^
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79
dafs wir aafser demtelben unsern Folgerungen
keine andere aU ansgemacbt wabre S^ue, suni
Grande Ugeo. Aucb iites gewifs, dafs wenn aus
jener Vorenisetsnngf keine feitcbe FoJge g»>
sogen werden kenn» die Aufgebe anf lo«ber seya
mQsse. Allein nan kann ans etnem Satae viela
Folgen ftiehen, die intgesammt wabr tmd, obne
datin einen Beweis £u haben, dafs aus i^nem Sa«
tie gar nichts Falsches folge. Daher konnen sol-
cbe Folgerungen an sicb nur mehr oder minder
Wabrscbeinlicbkeit fur die Ao£ldibarkeit einer
Aofgabe gebcn^ sie aber nicfai anlier allen Zwel*
lel setcen.
Zweitens. Gesetit, dafs wlr von der Anf*
losbarkeit einer AuPgabescbon uberzeuge sind und
es nur darauf ankommt , die Auflc3iung zu Stan-
de su bringen; so gehen uns doch dieRegehi ab>
derenAnwendung unt zu der Aufldsang so stcber
fabrte^ ali a. fi. die Anwendiing der Regel* Detri^
snr Beantwortung einer fnr ile gebdrigen Reciiv
Bongsfrage. Denn ea tey a. B« die AafgalM» el-
nen Satz zu beweisen. Will icb hier die folgern-
de Analysis , oder diejenige Art der Analysis anp
wanden, die das Geiuchte einstweilen als gege»
ben betrachtet und durcb Scblusse aus demsel-
ben tich seiner an verticbem tncbt; to ist anertt
die Frage^ welche anderweitige Primitten mife
demtelben au Terliinden teyen , nnd dann ancbt
ob die Konklnslon^ die lch so folgere, wahr tey.
Bin ich des letztern auchaus einem anderweitigea
Grunde gewils ; so Ist doch noch auuumachan#
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80
ob ich von dieser Konklusion anf den beweisen*
den Satz zuruckschliefsen konne. Fiir die blofs
versuchende Analysis , welcbe den su beweisen-
den Sats als erweisbar betracbtet nnd zu densel-
ben Pramiisen anmniint^ deren Wabrbeit noch
anaiamacben ist^ glebt et ebea to wenig nnd vieU
leicht noch weniger eine sicbere Begel* Denn
bey jedem Satie, den tie einstweilen als wahr
annimmt, tritt die namliche Frage ein, als bey
demSatze, um dessentwillen die ganze Analjsia
in einem Falle angestellt wird. Immer stebt ei
Bocb daiiiD^ ob dieserSatz wabr sey^ nnd, obwir^
wenn er anch wabr ist^ ^inen Beweis detielbea
linden werden. In der erorternden Analjti^
welche BegrifFe au entwiekela bat, sind w!r ge-
meiniglicb glucklicber. Allein auch bier ist das
Gluck an keine Regel gebnnden. Denn ein siche-
xesMittel^ einen gegebenen Begri£t zu zerglie-
dem nnd die Zergliederung bis znr voilstandigea
Deutlicbkeiifomulubren» giebt et nicht. Nodi
weniger haben wir ein solches Mittel uns von der
Wabrheit eines Begriffs en fil»erceugen^ wenn
diese uns nicht schon anderweitig verburgt ist.
Denn hier gilt alles, was vorhin von der Anal^sia
geiagt ist, in sofern sie Beweiie sncht.
Sind wir gleich nicht in dem Besitze von He*
geln^ deren Anwendnng den Gebrauch der Ana*
lyiis vollig sidier stellte; so sdieint ei doch^ dali
wir Hoffnung haben ^ daliin su gelangen. Dena
die Hauptscbwierigkeit, die wir jetzt nocb immer
bey der folgemden Analysis finden^ liegt einmal
dar-
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darin^ dafs wir kein Mittel hdbt>n> aiis einer An*
nahine^ wenn sie, ohne dafs wir es wiss^^n, falsch
seyn sollte» einen falschen Satz zu folgern^ dnrch
welcben nns die Falscliheit jeaer Annahme offen«
bar wurde; und denn aucb, dals wir nicht sicber
tindy von der Wabrheit elner Konklnsion auf
die Wahrh^it der PTamisteB tnrflekschliersen sn
konnen. ^iun ist es aber bekannt, dafs schon
Anslolelcs Fnlle au<^gezeithnot hat, in welchen
man von der Falschheit einer Piamisse auf die
Falschheit einer Konkhjsion schlielsen kann; in^
gleichen auch Falle^ in We^chen man von der
Wahrbeirder Konkluiion und der Widirheit der
•inenPramisse auf die Wahrheit der andera schlie*
sen kann''^»
Allein so unstreitig wahr auch alle Saire sind,
die Aristoteles und die spaiern Logiker hieruber
eufstellen ; so ist in ihnen fiir die voUige Sicherung
der Analysis docb nicbts gewonnen. Dena die
Satae der ersten Art^ konnen dabey nicbt enge*
wandt werdeiif weil die folgemde Analysis den
sn beweisenden Sats scbon als wabr annimnit;
und die Satze der zweyten Art gehen auf eine
Voraussetzung, deren Ausoilttelung in vielen
FiUien wohi schwerer iit, ali der Beweis des Sa-
tzes, wenn dieser anders mdglich ist, sonst g^
fundeii wiirde. Z. fi. iii einem Scblusse. der er«
stenFigur, in welcbem die Konklnsion allgemein^
der Untenata sowobl als die Konklusion wabr^
*) AntUyu i^rior» iiir, IL
F
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iiBd'ill>«rdeni «l^rtTiittfrMts twHn anikat»irb«r itt;
mufs auch der Oberiau wahr •eyn. D%sm hej
4tia ScLliirse :
Alle B sind 0.
Alle A sind J9«
AJf o AiU ^ aind C.
wflrde mtti uBter der eDgenomiDeDmi Yontitla»
tsnng» ant der Konkluiion n&d der Umknbnuig
4m Untertiittef feiilferieii k6nneii;
Alle ^4 smd C. (Konklnsion des vorigea
Sclilurset.)
Alle B einii (Umkelirang seinct Ua«
terMtses.)
Also AUo B aiild C» (ObertetB doi ertteii
Scb]nsfea.y
AUtlii «idi der reinen Umkebrberkeit det Vn*
tertauet in eanem Schlnste to vertichern, ist
in vielen Fillen scbwerer, als fur den Obersati^
wenn dieser wahr ist, einen Beweis xu iinden.
So wie es sich mit dieser Hegel verbaltf verhalfc
es sich mit allen ahnlichen. Hiersu kommt nocb^
deii wir tie tcbwerlicb voiltieftdig bebon^ imd^
wtt die HeopUacbe itt, wonn wir ilo oncfa volU
ftandigonnmeriroakdanten» aio una doeb nicht
zu der gewunsdvten Slcberheit fuhren konnten.
Denniramer murste esnoch derSagacitat derAna^
lysten iiberlassen bleiben, mit de.n Voraussetzun-
gen, von welchen er teine Operation anfangt^
aolche S^tno ra vorbinden, welclio laFolgonoih
gea lubrent die geredo ibm adioa alt «iiigo«
macbt wabr^ o4*r laiach bekaaat alad.
85
Das Ilesultat hieraus ht, dAfs wir uns nicht'
mit der HofFnung scbmeicbeln durfen, fur die
Analysis in der Pbilosophie sicbere und jeder-
icit zomZiele luhrendeKegela sa erfinden, d. fa,
Kegela derett Aawendang in niuerer Gewelt wt^
tBf und nns in jedeni Felle von^der Annosberkeit
oder UneuflSibarkeik einer Anfgabe fibeneugte,
nnd wo die Aafl6«nng mdglicb were^ nns zu der-
selben fuhrte. Denn sind solcbe llegeln nicbt
fur die folgernde Analysis sn erfinden> so darf
tnan sie nocb weniger fur die blols versuchende
hoffeD.
Alieia wir wQnlen eelur nnrecbt tbnit^ weitti
wir deshalb euf die Aaweadnag der Anelysis in
der Philosopbie^ Venicbt tbuo» oder eUe RegeiB
fur sie verwerfen woUten. Dentt giebt es gleicb
iLeine Regeln, deren Befolgung uni in jedem
Falle zur Auflosung einer Aufgabe fuhrte ; fo las-
sen sich, wie aus dem Yorbergehenden eribeUet,
doch Regeln angeben , deren Befolgnng nns das
Gescbaft der Analysis erleicbtert« nnd nns leicbt
vor vergeblicben Yersncben bewilirt, wenn mm
uns aucb nicbt deii Ausgang nnserer Untemelt-
muiigen allgemein verburgen kooneo. Diese Re-
geln fur dle Analysis nicht acbten, bielse eben.
so viel, als die Kegeln dcr Lebensklugbeit, weil
aucb der Kiugste nicht inuner zu seinem Zwecke
gelangt, verwerfen wolien. Denn wenn gleich
die Befolgnng dieser Regeln nicht in jedem FaUe
ni)s tu unsem Zwecken ffibrt; $o kdnnen wtr de
docb aicbt ungesuaft vemacfalassigen^ uad es
F %
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^4
li!cbtUlAl»nd«stelIeli» SialSi wir tins bey derBeoU
achtnng dezselben im Gazuea wohl befindeii
werden.
Da die Regeln durch welche die ADwitiidiit^
der Anelytis erleichtert wird^ sie «beafallf $U
chern» oder ihre Unsicherhelt vennindem; eo
werde icfa sie in dem folgendea Abscfamtte*sn bo*
sriMmen snchafl*
35
Zweyter AbsatK.
Von den Mitteln» welche die Anwen*
dung der An«iiysis in der PbilotO-
phie orleichtern und sichevii.
Iit yoa der Antlysis in der Philosophie die Re-
de; to setzt man eine Anwendnng derselben vor*
ftutf durch welehe xiicht etwa einselne Fragea»
ohne enf den Zotantmenhaag in tehen, in wel«
diem tie nit einer 'Wlitentchaft ttehen m6gen,
er5rtert werden sollen > sondem vielmebr , daft
es dabey auf eine Bereicherung ganzer Wiiitn-
schaften abgesehen ist. Daber:
Erttent wird der Analyst sich
mit Nntaen an den Begrill der
Wittentchaft, in welche tein
Gegenttand tchligt, nnd die ei«
genthumlicheBetchaffenheit deft-
telben im Allgemeinen halten.
Dieser wird ihm schon Vortheile anweisen,
die oft mit glucklichem Erfolge benuur werdeu
kdnnen* Was oben (S. 45 n. f.) von der An-
wendnng der Analysit in der Logik^ nnd der
praktitchen Pldlosophie gesagt itt^ wiid dietet
bettatigen«
Die Netur einer Wissenschaft wird uns z. B.
oft dariiber belebren^ ob in ibr die folgernde
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ocler d!e ▼ersucbWde Analjrsls antiibriiigen iit»
Gebt die Analysif aiif Satse aus ; so giebt uns die
Natur der Wissenscbaft oft wenigstens Winke
daruber, an was fur Hulfspramissen wir uns vor-
fielimlich eu balten habeii. Denn die folgenide
Anelym het iwar^ ia to fern ale von dem Ge-
luchten^ elt w&re et gegeben^ ia Ibren Fo]ge»
mngen eusgebt^ «aen fettea Pnnkt^ en den tle
tlcfa eiattwmlen balt; aUein mit demielben mn(t
aie andere S^tse als Framissen verbinden. £s
lionnen, wie ans dem Vorbergehenden erhellet^
dem Analyiten fur die Wabi dieser Pramissen
keine Kegeln gegeben werdea, die ibm au eiaer
tichem Riebttchnor dientea; alleln um to nutc-
licher wirdea Uun Winke mjn, 4ie*«r la der Na>
tur dar Wlttentcbaft lindet.
Zweytent; Obglelcb dle folgemde AnelytU
iu philosopbischen Wiisenscbaften, wo es darauC
enkommt, einen Satz wissenschaftlich zu bewei-
ten, von sebr eingescbranktemGebraucbe ist; so
aind ihr doch Anfgaben einer gawitten Art> wiean-
gewiaten. Dcna
i) bejr dar Entwickelang einei gegebanen Ba«
grifit X, Itt a) dle Frege, ob dle Merk-
male B, C, die wlr dorch Ihn unter-
acheiden , dem Gegenstande des BegrifiFt
allgemein zokommen; i) ob alle jene Merk-
male zusammengenommeu^ den Begriff aus-
fi&hrlich deutlich macben ; nnd c) ob nieiit
ligead eint dietar Merkmele tcfaoa in dea an»
dera liega. Bey der Untartndinag dlesar
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87
Frigea haUen w!r nnt imiiimr aii dlft Mg/nm
Analy«if.
Bejr iler Erdftemiig d«r mtai Fragd
iGbliefien wir:
^iHier pafst derBegriE, alio mnrs hler.
^>eiich dat Meiknial aiizutre£feii 8eya'\
Findet lich das Mejrkinal in allen Falien» enl
dte wir •cbliers^; ao aebea wir nnaere Ai^
nelime wenigiteni benatigt, Stoiaen wb
nnch anr enf einea elneigeB Fell» wo der.
Begriff eawendbar^ aber daa Merlinial A
nielit anzutrefFen iit; so leben wir^ dafs ei
aicht in den Begriff gehore.
Auf eine ahnliche Art iclilieljen wir snr
Beantwortutig der sweyten Frage: ^iHier fiw
^^dea tich die Merlimele ji, B, C sniammea;
y^alao mnla hier aacb derBegriff JTensnweiit
j^den acyn'*. Fladea wir dea BegiiS ober*
ell nnter dieaer Toraniaetaong anwendbar^
so weit wir gescbloiien habtn, lo lehen wir
uniere Annabme gleichfalls heitatig . la
dem entgegengeietzten Falie haben wir di«
Ueberzeagung> dafs nocb wenigatfaa eia
Merkmal nnr Anafubrlicbkeit dea Begiifb
fehle.
Dnrcb ScU&fae der aamlichefi Art k5n-
aen wlr nna von dem dritlen iLrrordernifse
veriicbem^ wiewobl dieies in vielen F/ilIen
schwerer iit. Denn man nebme ». B. einen
Menscben» der aicb denfiegniF der Kreiali-
aie ebitrebitt hat nnd aua dea B^riff dep-
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ielben bettimmt ansngeben gleabt> wenn er
tie tiU elne krunime Llnie In elner Ebe-
ne beschreibt , die in allen Punkten von ei-
nem Punkte dcr Ebene gleicbweit absteht;
ao wnrde er sich nicbt leicbt uberzeugen
konnen^ dafs die Krumme ein hier uber-
flussiges Merkoial sej, Denn ibm ist der
leicbte geometritcho Sets nnbekennt^ da(t
«Ine gradeLinle in einem gegebeneinAbttaii-
de, nnr In sweyen ihrer Puokte von einem^
aufier ihr befindlichen Punkte enifemt seyn
konne. Die Anwendung hiervon, auf den
philosopbischen Analysten, ist leicht. Die
Frage» von der hier die Rede ist, ist oft
schwersu beantworten^ weil einMerkmal^
nnt unt noch nnbekannten GrQndoij in ei*
nem andem liegen kann.
n) Bey der beweisenden Anelysit linden wiroft
leicbt^ dafs ein Satz, so allgemein, wie wir
ibn angenommen haben, falsch und nicht zu
bevreisen sey. Demungeachtet kann die-
ter Sau unter einer gewissen Einichranknng
doch wahr teyn. Daft jederKorper auf
dem Watier tchwimmt ist s. B. laltch ; d aft
jeder Kdrper, der tpecifltch leich*
ter ist als das Wasser^ auf demsel-
bcnschwimme, ist allgemein wahr. In
Fallen dieser Art kommt es daraufan, die
Bedingung zu finden^ nnter welcber ein
Sau atlgemein bebaujitet werden kann. £t
erheliet leicht» dalt wfar dieter Bedingnng
69
uns mefstens leichter idnrch die folgemde alf
die versuchende Analysis versichern. Denn
allei^ was eben von dcr Anvyendung der
Analysis bey BegrjiFen gesagt i$t, iixidet auch
hier eine Anwendung.
In Fallen dleser Art hat man oft nocb einen
eigentlich wistenscbaftlichen Benreis eincs solcfaen
Satzes> und swar durch die vetsuchende Analjsis,
SLU suchen. Hieraus fliefst die Regvl:
da Is dieAnalysis durcb einczw^eck-
marsige Verbindung ihrer For*
mtn, namlich der folgernden und
versnchenden Analysis^ unterstiltst
wird:
Bey welchen Fragen^ jene oder diese Im AIU
gemeinen mit Gluck anzubringen tey^ ergiebt
sich aus dem eben Gesagten^ und in einem vorge^
gebenen Falle giebt uns auch die eigentbumli-
che Bescbaifenheit desselben oft beleiurende
Winke bieriiber.
Drittens; Wird die Anelysis auch
durch eine sweckmftfsige Verbin»
dung mit der Synthesit unttr*
stiitzt nnd gesichert.
£s ist i) rathiam^ dasjenige^ dessen man
sich analytisch versichert zu haben glaubt^ sich
so darzusteiUn^ als ob man ganz sjntheliscb dft>
BU gekommen ware. Diese Regel braucbt eigenu
lidd nur fur die blofs versnchende ^naljns geg««
ben su werden; denn die folgemde ist von selbsi
■n sie gebunden > da sie^ wenn sie von ihrer Aa-
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30
aahme aiif «tatfi •utgemidit wahnoi Sttz gekom»
men ist^ von dieicm auf ]ene Annahme^ darefa M«
nen oder mebrere Schlusse, zuruckkehrt. Jeder
Fehler in einer Annahme oder in FolgerungeAj
die man gezogen, wird dnrch eine solche Ver»
bindttJig der Sjnthetii mit der AneljiU Dm so
eher vermieden^ well er, Wepn «r hej der Aii*>
lyiis gMecht tejii aolire, alGfa enf dem umgo>*
kebrten Wego der Sjmhoiit leichtor ontdodkb
Demi iit a) ei euch n&ulieh, dio Analyili
incht bey jeder ihrer OperetloBon» bfs auf die op»
Sten Principien in der Materie fortzufuhren^ son«
dern vielmebr in der Materie ^leichsam Ruhe*
pnnitte sa machen, um so bey der Erorternng
doi einen Abscbnitts den andern als schon erdt^
lort nt betrechten. Wie hiednrch dem Analy*
ilen die |]feberiicht ioiner Operationon orleieh-
tert • wto dioie dedurch anf eino swockmaisigo
An abgekiirzt Yrevden , ja wie tr, ohne dioiei wbl
beobacbten» nicb maaclies Problem gar nicht eia-
mal aufgeben kounte, erhellet scbon aus meinan
vorbin (S.53 — 5V)* ««f Veranlassung der LogU^
libet dleioo Punkt angestellten Betrachtungon*
AUoi diatei sind f&r den Analyiton £rleiGhtemn>
gen ioinei Verfalirons» dio ^lomiolbon mohr
Sicherbeit geboa und dio er einer Vorbindung dor
Syntbesit roit der Analysis verdaakt.
AUain wann auch, auf dio ebon angegalMiio
Arty dio ainadnon Abthoilungen in oinor Matorio
i^nthaiischniit oiaander ▼arbaadon aiiid; tokann
Uigiiizea by LiOOgle
9«
•t dochseyn^ dafs man bey der Antlysis einet
Satief nocb aiif Piindpien gefubrt wird^ dta
tchoa in einer frilhern Abtheiluog ihre Erorto*
mng hatten iindeii lollen. AkdAnn if t, wSo ea
sich von fdbit veritefatj» dae Vmimnte sogleida
mcbsuholen.
Viertena: Es ist zur Abkurzung und
leicbtern Uebersicht des analjti»
echen Verfahrena rathsam, dassel-
be wo ndjlich ao •nsnlegon^ defa
man bay der Anfldanng dor Aufga*
be immor nnr elnon Punkt au vtr«
folgen hat.
Gesetzt^ man suche den Beweis des Satzes
ist B und sehe, er folge aus : ^ i s t C und ; C
ist jS; ao komoat man ieicbter xum Ziele^ wenn
nan nnrnoch oine jontrPramissen za beweiiea
bat» ala wonn man aoch von boiden den Bewels sn
audien hfttte. K5nnto man dio Pr&misse A ist C
ab ausgemacht ausehea und hatto man nnr dio
Pramisse C ist J3 %u beweisen; so wurde man in
diesem Gescb^te leichter und ungebinderter fer«
tig werden , wenn man bey dem Scblusse, dnrcV
weichen : C i s t i3 dargetban werden sollte^ nnr
dne Pramisio an boweisen h2tteu«s*w«> als wenn
man irgtnd wo f&r iw^aoch dea Beweia lu ffih*
rea hattt* Was hier von dtr Anwtndnng der
Analysis bey Satien gesagt ist^ wendet stch von
Selbst^ mit einigen Abanderungen^ auf ihre An«
wenduDg bey Begrlfifen an, Von dieser Ilegel
lunn. maa indessen mebr bey dem «naljrtiscbea
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9»
Vor»rage ^?nen, was man schon gefnnden hat,
alv hfj der Analytia» die man erst zur KrHn^ung
eines Beweitet s. w. anstellt, Gebrauch ma-
cben. Dena bej der letaten mala man die Be*
grilFe iind Satte meisteos nefaroen^ wle sle sich
einerit darbieten.
Funftt»ns: Hat man durch die Analy-
sis sich eines bib^riffs oder Sat^et
vertichert; so i&i es rathsam^ die
Folgeo> die et nnmittelbar dev-
bietet, eu sieben.
Dieser Scbritt ist svrar syntbetlsdi» aneht er
erUichtert die Analysis In vlelen Fellen. Denn
aiis ^folge Bf nnd es sejCln der Analyfis auf
als einen Grund, zuruckrufuhren ; so kannes seyn^
dafs ich von C nuf B auf eine Itichtere Art gefuhrt
werde, als unmiitelbar auf Ist man aber bit
2<,gekommen> soisin>an umer der angenomme-
nen Voraussetattng aucb bejA, dennCmnls anch
ans folgeo* Dte B«obacbtnng fener Regel ge*
wabrtnlcbt allein Vortbeile bey der versncbenden
Analysis, wie aus demOesagten erhellet, sondern
unterstuizt auch , wie in die Augen f.ilh, die fol-
gernde Analysis. Euklids Data hatten keine
endere Tendens> als die Anal^sis der alten Geo-
nefter in dieserHinsicht zu erl^cbtem; nnd doch
•indsle» nach Robert Simson's, diesei gro*
Isen Kennersder alten Analyiit, Bebauptung, gans
sjmthetisch
*) Euklidt Data^ verbeMert ood vermslirt von Ro*
bert Simaon* Aut dam Englischeii ubanetst von
J« G. 8 ch w ab. Voirede 8. S*
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93
Secbstent: Itt man so auf einen «11-
gemeineii Sats gekonmen, bey
welchem men wenigstent Grnnd
hat, einttweilea voraasxnsetsen^
defs er, ench refn umgekehrt,
wahr sev; so ist es rathsaniy sich
von der etvvaigen reinenUmkehr»
barkeit desselben bu versichern.
Durch solche retn umkebrbare Saue wird
die Analysis sehr nntersttltat. Deui man kana
bey denselben aicfatalleiA von der Voranssetsnngy
von dersieredeni anf die Aitsiage und von der
Abweseobeit der Aussage , anP die Abwesenbeit
der Vorau<$erxung, vvie bey jedem allgemeinen
Satze, schHefsen , sondern uberdem geJten auch
die Schlusse von der Aussagef auf die Vorausse-
tsungy und von der Abwesenheit dieser^ auf die
Abwesenbeit jener. Ist der Sata : wo^ist, da
i$t B9 reinnmkehrtNir> so gelten dieSchlusse;
i) A i9t, also ist B. %) B ist nicht, al-
so ist auch^nicht. Z^Bist, also ist^.
4) ^ ist nichty also ist B nicht; wo sie
nnr anzubringen sind; da hin^^egen in de.m entge*
gengeseizten Falle nur die beiden ersten Statt /in»
den*
Ein allgemetn bqabender Sat«f nnd von die»
tem ist bier ntur die Kede^ ist von selbst allge-
mein umkehrbar, wenn er in seiner grSrsten AIU
geoieinbeit aufgestellt ist. Denn Bllgemein ist
zwar jeder Satz^ der von allen unter einem Be-
gri£^e enthaltenen Ob)ekten etwas behauptet.
94
In dies«mSiime ist derSatt: Alle Mineralien
tind fchwer, ebensowohl aligeineui^ els der
SftU: Alio Korper alBd schwer; uad ein.
Seta liaiia nicht allgom«in«rf nle eadmr Mjn^
AUela in ^Samn andem Sinao iwnnen wir oinen
•olchenSetB eUgemelnery oder weniger allgeniein,
von }e mebr oder weniger Dingen er redet^ nnd
er ist £u seiner grofsten AlJgemeinbeit erhoben^
wenn er etwas von ellen denjenigen Dingen aui-
lagt, Ton welchen Of nnr bohauptet werden kenn,
Dafs ein aolcher^ nn leiner grdfsten AUgemeinboftt
•rboboaert nllgenioin bofoliondor Soin reln nnn^
fiiLohrt wwdoB luaui, folg^ von enlbiU Hkrm
rnMIot:
Siebenteni: Bey der Analysis wer*
dcn wir uns unser Geschjlft in ei»
nerMeterie erleichtern; wennwir
die HauptiitBe in derselben, In
dor grdfeten Allgomoinhoit oaltnp
•tellon •nebon.
Dio beeondom Begoln hiof«a» kann m«n
leicht euf dem , wee oben bey der sweyten Regel
bemerkt ist, Enden^ wenn gleich diese Regeln
nnr alt Katbschlage^ nicht als unfehibar sioher
luhrende Anweisungen su betrachten sind.
Dem ungeachtet ist ea fur die Analysia in
dorPliiloeophiooin groiacryortbeii, defii sio in
^oUttFillondioBt^nffe^ «nf welcbo aio «ariiclb»
geht, nlcht in ibrer grdfiten Allgemetabeit «nisn*
•tellen braucht. Denn einmal ist sie dadnrch der
Uaterscheidttngen swiichen dem Begri^fe in
Uigiiizea by LiOOgle
95
<der wpitrn und enf^trnfiedeutwng, wo diese soast
Ststt Bjiclet, aberboben* und dann eucb bahen
nnc leichter «n den weniger allgemeineD Be»
griff, el$ en den allgenieinern* Allein ofi kenii
der weniger allgenaeine BtgrSff, in einer Materie,
gam an frineni Oite seyn und irrc fuhrcn , wenn
man ticb an ihn in eincr andern Materie halt.
Ariatotelei s. B. erkUrt den Syllogismus, mid
lAr f cine Analjrtili gans ricbtig, durch eine fi.«de>
ia welcberi gewiiierVoraiitsetanttgen wc^n^ et*
waf Ton ihnen vencbiedenea ala notbwendig be»
alimnit wird Der fiegriif palit eber aicbt anf
alle Scfaluise: denn wir icbliefften encb ent ange»
noDimenen Veraustctxungen auf etwas^ was durcb
aie keinesweges nothwendig, aber docb mchr
oder mindcr wahrscbeinlicb wird. In eineui wei*
.ternSiiuie tcblielien wir alio^ wcna wir ange«
aoounener yoreoiietanngen wegen etwes eade>
MS.ala wabr enaebmen. Dieaer weitere fiegrtff
wOrde ia der Syllogiitik, welcbe licb aur mit
denjenigen Schlussen beschaftigt, in wclcben die
Konklusion aus den Pramissen folgt^ oder noih-
wendig wabr seyn unut$, wenn die Pramissea
wahr sind, cu nichts fuhren. Jene Araitotelische
Defiaiiion iit alio in derSjrilogiatik gens an ibrem
Orte; ia der logiicheo Lebre voa derWebrichein*
liobkeithingegen» reieht maa mit ikr nicbt aua.
Denn dei Webrffcbetnliche ichliefsen wir oft aus
VoraasseUuiigen^ die gans ausgenmtcht sind, aui
*) ^nniyi* prlor. L» i. Cap, i. Topte, M» t. Cap* i.
96
welchen es aber kemcswegs folgt. Hier kann al-
fo die Konkiusion nicht unter VorausseLzung der
Prainiisen nothwenrlig tejn^ ob fie eigleicb auch'
bey einigea ScbiQssen itt, in welcben wir eintf
wabrccbeinliche Konklnsion •cbiiefien; namlich
in denen , wo die Koaldufion twar «aa den Pra-
tnissen folgt^ aber nnr wabTacheinlicb ist, weil
wenigsteni eine Pjramisfe nur wahrscbeinlich ist.
Auf diesen Fall bat Aristoteles auch alles in
aeiner Logik des Wabrscbeinlicben oder seiner
Topilc Bttriickfubren woUen. Allein ancb bey •ei*
nem grolaeiiScbarfainn mnltta ihm dieief nnr tum
Schftin gelingen. Hierani loJgt cine
Achte Regel: Hat man nimllch bej
der analytischen Bebandlung ei-
nes Gegenstandes einen Begriff
vorausgese tzt; lo mufs man, wenn
jener Begriff snm Bebuf der bia«
herigen Unteriuchnng ench ellge-
mein genng gefafit war^ vor ell^n
Dingen dahin tehen» ob dieier
Begriff nicht snm Bebufe einer
neuen Untersuchung einer Yer-
allgemeinerung bedurfe.
Die Regel ist bier so ooihwendig als es ratb*
lam ist, bey dem tyntbetiscben Verfabren eine
Regel sn befolgen, die gerade dai Gegentbeii fbr»
dert. £i kann n&mlicb tayn, dals ein Bcgriff,
den wir iti der grofsten Allgemeinheit ricbiig ge-
fafsthaben, naher besiimmt werden raufs, wenn
er ittdiesen oder jenen bestimmten Folgen/ auF
wei-
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97
Welche es trns ankommt, fubren toW, wle diatet
«cbon ans deoi Torbia Gesagten erUellet.
Neuntens: Bey der Anwendung der
Analysif in Erfabrnngs wissen^i
•eheften mnrs man die erscbiosse*
aeii Begriffa (S. 75.) von den Qbri*
gen nnterscheiden. Bey jenen ist
es rathsam, sich nicbt blofs auf
die Zergli ederung desBegriffs ein<
suschranken^ sondern auch sich
f einer Realitat auf die vorhin (S,^^.)
bescfariebene Art^ ^en versicheriu
Um noch sicherer zxl gehen» ist ea
In vielanFailen nQtelich, bey don
Begriffen> diewirblofs ebstrahirt
und nicht erschlossen zu haben
glauben, zu untersuchen, ob bey
ihnen nicht etwa eln Erschlei-
chnngsfehler nnterlauXe*
Diese Vorsicht Ist nm so rathsamer, da meh-
rere solcher BegrifPe^ durch einen Namen, den
sie in derSprache gefunden^ als achte Miinzen
in Umlauf gesetztsind^ und durch dieses truge*
riscbeBegleubiguDgsmittel sich oft lange in einem
Besitae erheiten, dessen Widerrechtlichkeit dio
Philosophie daitnthnn hat« Ich wiU hier nichC
enf die Gespenstery Kobolie nnd andere Idole
des Aberglflubenj zuruckkommen; denn auch bey
den Erscheinungen^ die unter die aufsern Sinne
lallen, sind wu ahAUcben Brscbleichungsfehlem
G
98
ausgesetzt. Der gemeine Mann glaubt die Sonn^
aufgebeiij io emer geb«iuten Stube die Feiuter
schwitzen sn sehen u. s. w., indem er von der
Seche, die er slehl, ibm anbewtiftt, enf eine be»
stininite BeWendtttilk dersetben schliefst. Seine
felscben Scblflste gehen in die Sprache fiber ^ die
in dergleichen Fallen die Dinge nicbt nacb ihrer
wahren Beschaffenheit, sondern nach dcr wah-
ren oder irrigen Vorstellung^ welche wir uns da-
Von macben , bezeichnet ^).
Die Sprecbe leistet nns enf der endern Seite
f&r die Analysis » nnd insbesondere die Analysis
der Begrilfe» einen Vorkheil, der die eben er-
Wfibnte Gefabr^ von ibr irre gefubrt in werden^
unendlich uberwiegt. Ibr Wortervorrath entbalt
neben einer^ allerdingt nicht kleinen^ Zahl cbi-
merischer^ einen reichen 6cbatz wahrer fiegriife^
dle wir an jenen Wortern j trefflich entwickeln
kdnnen» Die Regel, nech welcher wir hietbey
verfalnen^ iit sn bekeniit, als dals sie hi«r aagege-
ben werden dflrfte. Denn Jeder weifs , dels wir
durch ein Wort an die Gegenstinde, nuf welcbe
wir es anwenden konnen, erinnert wcrden und
in der Betrachtung dieter Gegenstande einen An^
lals sur Entwickelung jener Begri6fe heben. Ai*
Itfin ttn Ufflstand tritt hier ein» der nns die Be*
nntanng jei^es V«rtbeilf «rsdiwerk» Dean oit be*
leicluiet ein Won aicht Eincn^ oder cnch nicht
Mlcha€l,is, De tinjluenee des oppinion9 4wr tm
iangago, et du. langage aur /m opitUont^ dSrama
Uigiiizea by LiOOgle
99
melirm Begrlffs^ die ticb aitf einon eindgen ttn
rdckfaliren liefien; tondem dat Wort ist ein Zei«
chen fur eine ganze Kette von Begriifen. 2n die«
•er Kette mag allerdings das ersle Glied mit dcixi
mwejten^ das xweyte mit dem dritten u. s. w. sich
Immer enf etwet Allgenieineres zuriickfuhren let«
ten; oft werden eber swey Glieder» die niclit sa
welt von einender ebiteben» mit einender niditi
welter gemein belMB, elt wet jedem Begriffe mit
jedem endem gemein itt. In dietem Felle bet eip
Wort eine Vieldeutigkeity die uns den vorhin'er«
W^bnten Vortheil; an denselben einen Begri£f tii
entwickebit oft umto mebr ertcbwert^ je ver-
ateckter tie itt.
Hieraus fliefst eine
Zebnte Regel: Will men tich einet
Wortt bedienen^ nm en den Fal«
Ibu, enf welcbe et engewendt wer-
den kenn, den Begriff, welcbea
et beeeichnet, ea entwlckeln; to
mufs man sich zuerst davon uber-
zeugen^ ob das Wort nicbt etwe
vieldeutig sey, ImFalleeiner sol-
cben Yieldeutigkeit^ het men die
Bedeutnngen entsnbebea« enfwel-
cbe et einem enkommt»
Versiumt man die erste Vorsicht, so wird
man oft vergebens einen BegTi£P sucben. £s ist
zwer eineMenge von Begriffen vorhanden^ allein
keiiia Blalittt fOr tie^ die docb det Getucbte itt.
Q a
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too
Eio Bcyipiel hiervon hat man oben (S. «4 0
dea ▼erscfaiedananBedentuiigeil geaeban, ia wcl>
cbeil das Woit Analystt bey dan Marht^matl*
kem genommen wird, Denn alle diese Bedeii»
tungen auf eine ein/:ige zurucktufnhren , die ih^
nen gemein und sonst auf nichtt anwendbar wa«
ira> mo^re unindgiich teyn. Daa namliche ist bef
nntahlig vielen andsro Wdrtern der hmlU Zum
Oluck babeii vicle dief«r Worter eine Vieldami^
keit» die ihnen mit andern gemein ist nnd sich
daher bey VVortern fi"ir Gfgensr.-lnde einer ge»
Wissrn Art, auf allgHmeiae Be^ela turockfubrea
lafs^ die una in den Staud tetren , aiehrere Be»
daatungenf oder ort mehrere Klassen ▼on Be-
deutungen^ bej jedem tn nnrerachaiden. Eben
dadurch wif d at nns dann leichter, diejenigan Be-
dentungen anssuheben^ om welche as uns gerada
zu thunist. DieWdrter: Ordnung und Gesell*
t c h a f t z.B. beteichnenso, einmal einen Inbegriff
von Dingen und dann auch ein Verh iltnifs unter
denselben. Beiderley Bedeutungen auf eine ein«
dge suriacluufuhren^ wurde nnmoglich sejn. Hat*
ta man aber a* B. bey dem ersten Worta dia Be-
dantungen dar ainanKiettavottdenendcr andam
unterschieden; so hatte man dadurch anch dio
Entwickelung dcr Begriffe^ diein ihnen dasWort
beseichnet, zweckmafiig vorbereitet. Die Unter-
scbeidung twischen denKIassen derBedeutungen
dea ersten WortSj Iftlstsich aber, desangegeba»
aan Grundes wegen, anch bay dem swajtan an«
wandan^ nnd bahat so glaidisam.dett Wag snr
lOi
Entwicfcelung mehrmr Begriffe^ dle daiselbe
beseidinet.
Bey der Entwickelung derBegrlfie aaf die-
fem Wege , wird der Philosoph in der Sinnver-
wandtschaft der Synonymen seiner Spracbe^ ein
•chiubaret Uulfsmittel Finden, den fiegriffen^ dia
•r sucht, die gToftte Bestimmtbeit so gcben* Di«
genenere Betrachtnog derselbea» wird leitteil
Scbarfsimi euf Unterschiede enfmerkftm mecbeny
die nm to leichter iibersehen werden, je weniger
sie bey dem alltaglicben Gebrauche, den die
"Menge von der Spracbe macbt, in Betrachtung
kommen. Die besiinnmte Auifassung dieser Un-
terschiedo nnd der Uebereinstimmnngen in dea
Bedentnngea siaaverwendter Wdrter, fubft oft
snBegrtffen nnd einemZnMmmonbeng mebrerer
Begri£Pe» welcbe die blofte Speknlatioa vergC"
bens zu ergrubeln sucben wurde. Die deutsche
Sprache z. B. hat die beiden Subitantiven Recht
und Befugnifs, die iateinische nor das Jus.
Eine gluckliche Bettimmnag der Sinnverwandl»
schaft der ersten Wdrter, kommt den Dent-
tcben ia der Aecfatspbilosopbie um so erwunscb-
ter xn Statten> de das etne jener Wdrter, dat
WortReoiht, eine Vieldeutigkeit hat^ die durch
seine ZiitHrnmensreI]ung mit dem andein Wor-
te^ leicht unachddlif b g*^^macht wird.
Nicht allfin die Betrachtung derSynonymea
cSner nnd eb<?o derselben Sprache, sondein ench
die VergUichnng synomymer oder tinnverwandp
ter Aasdriicke vertchiedener Sprechea unter ein-
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los
•nder» wlrd dem Aaalyiten^ wemi «r mii dar
Kenntnifi dieserSpncben aatgerOstet iit, die vov-
betdiTiebenf n Yortbeile gewabren. Et bt kenm
mdglich , einen Begriff zn emwickeln , obne tm-
lien Pieichthum an Begriilen zu vermehrcn. Die«
aen Geniim kann der Philosoph am meisten von
der Vergleichung sinnverwandter Ausdrucke la
verschiedenen Sj^rachen bofTen. Denn nur der
kleioate Tbeil dtx Worter einer Sprecbe itt fnit
Wortem etner endem Sprache vdUig gleichbe»
dentend* ' Geben wir uber die Gegenitinde biaf»
ans^ welcbe d!e Natur telbst unsem aortera Sin-
nen darstelit; so /inden wir, dafs die meisten
Worter verschiedenpr Spiachen, lo gleich aucb
ibre Bedeutungen un« scbeinen mogen, docb nur
olmgefahr in demSinoe gleicbbednoteod genannt
werden iLdnnen, in welcbem wir Mfinsen von d-
nerley Namen» die al>«r nicbt nech dem namli»
cben Mttnafnlie getcblegen tind^ wo et nieht auf
kleine Untertcbiede anliommt, gleicb setzen.
Hieraus wird, umes im Vorbeygehnzu bemerken,
die liingst scbon gemachte Bemerkung erklarlicb^
daG jedes Volkiseine eigene moralUcbe und psy*
cbologiscbe Spracbe babe , wenn Spracbe bier in
dem blolfettTorratbe von Wfirtern beetefaen •oll.
Der philosopbische Analyit gewinnt anf di^
tem Wege nicbt blofs einen Reicbthnm an Begrif*
fen und Folgerungen aus denselben. Denn wenn
er sein Geschaft nicht blofs zur Halfte verricbtet;
so ist der £rirag noch viel grofser. Jeder Begriff^
der ricbtag abstrabirt oder ricbtig «ricbloiteii itt^
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103
«tellt oinen mSglidiea Gegeiiftaiiil , ^ wvAn idi
diesen Ausdruck in seinem Wfitesten Si me neh*
xnen soll, vor. Mit dem BegnfTe selbst^ wie
niis einWort auf ibn fdhrt, haben wir noch nicht
cUe Versicherung, dafj er iiinerUch wahr odec
•eiii Gegenttend denkber sey* Zu der Untertn*
cbung uber die Frege^ wird ficfa deher der Phi-
lofophy der durch die Benatinng der Spracbe sa
ibm gefabrt itt, in vielen Failen verenlelit tebeD^
und diese Uritersuchung wird ihn oft in ein Sy*
stem neuer^ bisher nngeehndeter^ Wahrheiten
liihren*
Alles Bisherige befasse ich in eine
Eilfte Regel: Bey der enelytiacbeii
Bebendlnng eines Begriffsf lessa
men die ensebeinend gleicbbe*
deutenden AusdrQcke fur densel-i
ben^ es sey in einer oder in meh-
rern Sprachen, nicht unbenutzt^
und suche die Bedentang einet je«
den derselbeii genatt sn bestim**
men. Ist dieses gelnngen» to bafe
inan so ▼iele-Begriffe^ elstoien sinn»
▼erwandte Ansdrdcke bat> deren
innere Wabrbeit aber deshalb
nochnichtausgemachtist. Sollte
. diese noch su erdrtern seyn, sosu-
cbemen den Beweis der Wabrheit
eines solcben Begriffs» oder sicJi
voli .der Felscbheit desselbeft sa
fiborsaugea.
io4
VVle su derBMtiiiimuiig derBedentttHg eines
Wortf , teiiie Abtcemmong n. t. w. tvt beDuteen
«ey, braucht dem Sprachkenner nicht gesagt zn
werden; und ein Anderor wurde von allen Re-
geln lueruber keinen Gebraucb macheu kunaen.
Die allgemeben Regebi, an Wdrtern^ die fie*
grifie» welche lie be«eichnea> sa entiridLeln» sa
welchen schon die Logik fuhrt^ «Ind leicht ena
dem^ wet bey dereweyten undsehnten yorhln
enfgestellten Re^^elbemerkt ist, abzunehmen.
AUe und ]ede Mittel oder, was eben soviel
sagty alle Regeln zur Erleichterung und Siche-
rung derAaaljiis, in den pbiiosophischen Wissen»
jcfaaften, ansugeben, wiirde nnmoglich, ja et
wttrde vielleicht iweckwidrig teyii» de die Men->
ge derselben verwirren nnd ebea deher dia
iweckm^fsige An#endung derselben erschweren
wurde. Dieses kann daher nicht die Forderung
einer erlauchten Akademie seyn. lch wurde da«
her ibrer Forderung in der Angabe der vorste*
henden Hanptregehi, fur die Sicherung und £r-
leichterung dei enelytischen Verfahrens ia der
Philosophie» nedi meinenKreften necbgekommen
sn seyn glaubeny wenn tn Ihaen nlcbt noch eina
Wamung fur den Analysten tu iBgen were.
Denn jemehr er die Vortheile, welcbe ihm
die Sprache aul die vorbemeldete Art, zunachst
fur die £atwickelung der BegriiFe> darbietet, su
scbatzen und zn benutzen weifs, um so geneigter
wird er , sicfa nur an die fiegrilie ku halten » f Qr
die er bereits In der Sprache eutenNamea findet.
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105
WeniglteBi •rUara ieh «i nlr hleraus^ dafs ofters
und selbst von scbarfslnnigen Maanern, einer
Definition, in der ein Pbilosoph einen Begriff
darlegt und diesen ein fur allemal fur seinen Vofw
trag an einen Nanaen.kD.upft, der Vorwarl ge*
macht wird^ tie bettimnie den Begri£Fgegen den
Sprechgebrauch. E8.megimmer eeyn^ deJt der
Philosoph seiaen Begriff mit eihem scfaonvoriian-
denen Worie scbicklicher hiltte beEeichnen oder
selbst ein neues, nach der Sprachanalogie pas-
eenderes, Wort fur denselben hatte biiden kon-
nen; so kann jener Vorwurf ihn doch aicht trel^
fen« Denn in jener Deiinition beheuptet er kei-
aesviregSf daft das Worty dae ihm nur enrBe*
teiclmuttg des Definiti im yerfo]ge seines Voib
tragf dienen soll^ in der Sprache bereits die Be-
deutung habe, welche die Definition angiebt;
sondern ihm soll es nur einstweilen dienen, sich
derNothwendigkeit zu uberhebenj jedesmal^ «ro
er auf den BegriH znruckkommt> die ganse De-
finition ai^ wiederholea. Die Frege ist hier also
nnr, ob der Begrifi innerlich wahr sejr nnd ob er
lur Sache gehdre? Hlerfiber entscheidet aber
der Sprachgebrauch nichu; jnit dlesem in dem
angegebenen Falle gegen eine Definiiion streiten,
heifst also voraussetzen^ dafs unsereBegri£^e nicht
iiber noiern Vorratb an Wortem und ihren Be*
deutungen in der Sprache liinausgehea kdnnen*
Hierans folgt die
Zvrdlfte Regel: Der Anelyst schran-
ke sich aicht auf die Bt^griffe ein^
io6
fur welcbe die Sprache, 5n 3er er
seinea Gegenstand beJiiandelt>
schon einen Namen faat^ sondern
aebme aach dieienigen Begrifle
vit, eaf welche ibn die Betreeb*
tung aeinet Gegenitandea fiihrt;
gesetzt «ucb, dafs fur so einenBe-
gritf erft ein V^^^ort £U bilden oder
dafs einstweilen ein tcbon vor*
handenet Wort snr Beaeich*
nnng dettelben gebrancht wevden
mflftte,
Denn dio Analytit toll nicbt alletn nntem
tchon vorhandenen Kenntnisse antbilden, tie
aoJl uns felbtt atn nenen HegrifFen und Sataen fiih-
ren , und diese werden dem Analysten oft um so
wiUkommener seyn, weil sie ihm nicht telten
telbst die Analysis der Begriffe erleicbtem, anf
die ibn die ^^prache binweitet» Fehlt et Ibm
nicbt an der genauern KenntDift teiner Sprache»
die am wenigtten dem Philotophen abgeben toll*
te; so werden wirihmselten den Vorwurf macheu
l&onnen, dafs er in der Bezeichnung der neuenBe-
griffe^ die sein ScharFsinn aus dem Zutammen*
hange mit andern Begri£[en oderSiltsen, entwi-
ckelt bat^ der Sprache Gewalt angethan habe.
Ein Vorworf» sn dem wlr uni tontt leider nnr sn
oft herechiigt taben!
Uigiiizea by LiOOgle
107
Dritter Absatz.
Ist die analytifcbe Methode in dem
gansen Geb^ete der Pbilosopbie
enwendber, oder findet in eini-
gen Theilen derselben nur das
tynthetiscbe Verfabren Statt?
man enalytlsch gefmiden bet, synthetitch
darsostellen ^ isr leicht; wenn nicbt sogarschon
eine vollkommen durcbgefuhrte Analytts^ ihr Ge-
scbart in einer Synthesis erst geendigt hat. Das
letzteist^ wie sicb aus den vorhergebenden iie-
trachtungen (S. ae n. f.) ergiebt^ bey der folgern-
deo Anelysii^ wenn sie die Auflosnng ibier Anf-
gabe m Stende bringt» der Fall. Denn sie nimmt
das Gesncbte els gegeben an^ schlielst darana
fort, bi$ sie in dero hier angenommenen Falle^
wo sie ibr Problem loset j zu einera ausgemacbt
wahren Satze kommt. Dieses ist ibr ersterScbritt,
Bay ibrem sweyten folgert sie ans jenem ausge-
Riacbt wabren Satze und komnit dnrch richtige
Scbliisse enf das Gesucbte» das bey dem erstctt
Sehritte nnr els gegeben engenommen war,
inrfick. Nehmen wir diesen eweyten Schritt fSr
sicb allein; so ist er t\n Fortgang von der gege-
benen Wabrbeit^ zu einer voiher gesucbtea. £r
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io8
itt «IfO tynthetisch, und die Analytitj su der cr
gabort t endigt mit der Syntbetit.
Dietet itt freilich nicbt bey der bloft vertn-
chenden Anelysis der P«11. Allein wet man dorch
die versucl^ende Aiialysis gefunden hat, sjoihe-
tisrh darzusteilen , ist leicht, weil man nur bey
dem Punkte^ «uf welchen man auletzt gekomman
itt, nmkehren nnd an demjenigen, von welcham
men autgegangen itt^ snruckgehea derf. Diete
Rilckkehr» bej der wir den namlichen Weg nnr
in entgagengasetxter Riditung verfolgen , itt aber
nichls anders alt eine synthetische Darstellung
dessen, was wir durch die Analysis gefundcn hat*
ten. Die Analysis endi^te bey der ausgeuiachten
Wahrheit, und von dieser schreiten wir bey die-
terB.uckkebr su ihren Folgen fort, bie wir v^e-
der bey demPunkte engelangt tind» von dem
die Analysis ausging. Unter RQcitweg itt alto
encb bier gans tynthetltch; nur daft er bey die»
ser versuchendeu Analysis, nicht zur Sicherung
unseres Verfahren^ absolut nothwendig war.
Denn wo die versuchende Analysis endigt, bat sie
•ine eotgemacbte Wahrbait. Dafs aus dieter al>
let ▼orhergehende folge ^ itt durch ihre vorber-
gehenden Schritte enlter Zweifel.
Datjenigay wat man auf tynthetitchem Wage
gefunden hat » anelytlsch darBustellen , ist wenig-
sten< demjeni^en, der leines Gegenstandes mach-
tig ist, niclit schwerer. Es mufs ibm wenigstent
leicht teyn, den iie^t iif oder Sat£, in detten 13o>
tita er itt« to dersiutelleD» alt ob «r ilia tochte.
und nnn ruckwSns in den Voranuettungfn zu*
ruckzugehen^ durch welche er 9ich semer versi-
chert, bis er an einem festen Punktendigt; mit
Emeni Worte: ei kann ihm nicht schu ierig wer-
den, bier liie vertncbend* aaelytitcbe Forin ia
der Dmtellnng eBtnwenden^ <o mnig hier ench
der Aasdmcky ▼eraacbeode Annlysis, sn pesaeii
tcheint, de f&r iba bier nicbti nir^br sn veranchen
ist. Die foigernde AnaJysis hingegen, JHfst sich
in der Darstellung eines gefundenen Satzes, nur
de anweaden, wo derFall sich fur sie ei^net^ oder
wo wir aus dem Sette iclbst die Prsimissen t eut
welcben wir ibn nnt vorber bewieaeii beben^ fol<*
gem kdnneB* Hiermit iat indelt wenig verloren,
Denn et iey> deft et bcy der enelyiischen Daiw
stellung nur darauf abgetehen sey , sich die Ue-
bersicht einer [leihe von Wahrheiten um so ge«
lauHger zu machan^ oder bey Andern ihr durch
das Interesse der Untersuchung mehr £ingang sa
veitchaffen; to wird das eine wie dat ander«
dnrch die yertncheDde Anilytit eben towobl tlt
die folgemde «mlcht*
£i erhellet hieraus, dafs in allen pbiIosophi«
schen Wissenscbaften das anaiytische Verfahrcn
sowohl, als das synthetische Statt finde. Denii
die Rede kann bier nnr von der Anwendung je«
aer Metboden» tnr Dtntellnng philosopbiscber
Wissettschtfteii^ teyn. Denn in derErfiadnng
nnd trtten Znttnuneilttellnog der Wthrbeiten,
geht^ weaigstens wo wir tuf bestimmte Reiulute
IIO
•usgehen , d!e Analysis iler 6ymhes!s vorher imd
tnuls sie vorbereiten.
Ob aber nicht hier oder da die Analysii,
lelblt wo es nur die Darstellang der icbon gefan-
deaen WahrbeUeo gilt^ vortbeiibafter^ als .dio
Sjnthefie aiunweiidea sej» iit eine endereFng^
eiif welche ich mich aber nicbr einkiiM darf»
'd« sie endier den Gransen det Problemt liegt,
welchet von der erlaacbten Akademie in der
Preitbrage auigegeben ist.
Z u s a t z e.
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113
I.
Nahere Betrachtung der foljrern-
den Analysis und cler gleichgel-
tenden und reciprokabelen Ur*
theile in Beziehung auf die-
selbe.
/.
Gleiehgeltende Urtheile.
Cj 1 ei cli geltcnd oder aquipollent nenne
ich uberhaupt swey Urtheile, wenn jedes derseU
ben aui dem tadern folgt» Uierbey kommt «s
nlcht daranf an, ob diases f dion nnmittalbar oh»
n« allenBaweis |edeni einlenchtet^ der tolche $&•
tte klar anfgefafst bat» oder ob es noch einet Be*
weises bedarf. Die Satze : In dem Triangel
^ ist das Quadrat seiner einen Seite
den Quadraten seiner beiden ubrigen
6eiten zusam m engenomm en gleich und:
der Triangel^ ist recbtwiiiklicfat» sind
eben sowohl gleicbgeltend als die Satce; das
Licht macbt die Oegenstande sichtbar
und: die Gegenstftnde waf dendurchdas
XX
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x<4
Liclit «icbtbar geinaclit. — Diete B«Bcr-
luiiff fit nicht iHDiMiigy dc BeliTere LogilMr/
wcnnn tie von den niiBiittelbureB Scblfissrn » o^er
^vvie sie gewohnlich, weon «uch oicht ^ane ricb-
tig, genanot werden^ unmittelbareo ) olgen han-
deln, unter drn Sc!)lusseo au# gleichgelteodenUr*
theilen solche versteben, in welchen «us einem
UrtlieileeiBeiideiet» des mtt ibic affiMibergleichp
Hekenil ift , |;efolgert wird ^
Andi scbeint es nicfct muiothig, sn beiner«
ken, wenn zwey Urtheile gleichgeltend ge-
nanat werden, lo wenig die Wahrbeil ali die
Falscbheit derselben voraof^esetn werde, son-
deninur von einem Verbeluiisse des eioen %u dem
andem die Rede ffey, ohne nocb uber die Webr»
beit odcr Feltcbheit dertelbeD etwet wa bcitiiifr»
men. Dait«*1be gilt von dem Anscbniclie: ein
Urtheil folge eut dem endern.
Die AcqnipoUcnz , odtr das Verhaltnifs
gleichgeltender Urtbeile ist, wie scbon aus dem
oben (5. z2. 23.) Gctagten erbeilet, fur die fol-
gernde Analysis von der grdrsten Wichtigkeit, da
die folgemde Anelytit eof die dort i>etcbriel»ettB
Art unmittelber anr so dem Beweite einei Setsea
eui einem mit ihm gleichtgriteDden Setse Ifibrt.
Ant dem Folgenden wird tich ergeben, dalt die
Z. B. Bammgartsn jferoMls Logiea S* ^&i»
Rataarut Varaimrdebre S* Vergl. attch
Chauvint Lndeoa pkiio*, saA voee jte^uipot*
i^ntia und Waich pbilosophischat Laucon An«
iU<|uipoUaes.
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ii5
Analysis so nur zu dem Beweise efnes reciproka-
beln Satzes fubrt. Hteraus erhellet schon ^ dafs
die HeciprokabilitMt eines Urthbili mit der Aequi*
poIlenE Bweyer oder mebrerer Unbeile, uiui dio*
99 mkt jener in Varliindniig ttehe.
//.
Reciprokahele Vrtheile.
Reciprokabel neiint man gewdhnlicil all-
gemein bejebende Urfbeile> die wahr nnd rein
umkebrbar sind. Ift dteses; so kann der 8ubfckt«
begrilf des Urtheils zum PradikaibcgrifFe, und
dieser zum SubjekibegriiTe desselben, der Wahr-
heit des Urtiieils unbeschadet genommen werden*
Denn ivo der eine Begril^ seine Anweiidung fln-
det> iindetsie aucb der andere. Das Urtlieil:
Alle gieichseitigeTritngeliind gleich-
winkelichteTriangeI> ist redprokabel; da-
her ist es auch wahr: Allegleichwinkelich-
te Triangel tind gleichseitige Trian-
gel^ und dafs; wo der fiegriiF des gleiQhiei-
tigen Triangels seine Anwendung iindet^
auch derBegri£E des gieichwinklich ten, und
wo dieser^ auch jener seine Anwenduog finde*
Eserhelletleichtf daft etwas ahnlicbes bey
den Bedingungsurtbeilen Statt iinden konne, Ist
niimlich in einem Bedingungsurtheiie sein Vor-
dersatz x mit seinem NachsaUe ^ glcichgcJtcnd;
so ist nicht aJIein das Bedingungsurtheil:
Wenn a ist» so ist .
loodernaucb das Bedingungsuithoil:
Wenn /3 ist> so ist
H a
ii6
wahr. Denn sn der Wahrbeit eiiie« Bedlngungs*
urtheils wtrd nichts weiter erfordert, aIs dafs sein
Nachsatz aus seinem Vordersatze folge. In dem
BedingungsortlieiJe : Wenn in einem Vier-
ccke z wey gegen einander &berliegenr^
da Winkei susammen iwey rechte be»
tregen; so lifst fich nm daiielbe ein
Rreis beschreiben^ ist der Vordersats:
Zwey gegen einender fiber liegende
Winkel dei Vicreckes u. s. w. gleichgcl-
tend mit dem Nachsatze desselbenr Um das
Viereck u. s. w. Desbalb ist aucti das Bedin-
^nngsurtheil wahr: Wennsich nm ein>y ier»
eck ein Kreis beschreiben lafst; to be-
tragen twey in demselbeneinender ge-
genuberstehende Wlnkel swey rechte.
Hieratis erbenet , da(^ der vorhln aufgestelU
te Begriffsicb dahin erweitern lasse^ dais ein re-
ciprokflbles Urtheil ein solches sey, in welchem
die Voraussetzung und die Aussage« seinerWahr-
heit nnbescbadet ^ mit einander verwechselt wer-
den konnen. Auf das reciprokable Bedingnngs-
nrtfaeil /indet diet er Begrift von selbst seine An*
wendnng; auf das kategorische ist er nicht weni-
ger anwendbar. Denn wer behauptet: AUe ^
sind B, bchauptet auch, etwas sey unter der
Voraussetsung, dals es ^ ht, aucb B,
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"7
fVie ein reciprokables anf zwey
gleichgel tende Urtheile fiihrt, Ufid
diese ein reciprokables UrtUeil
geben^
Ans detn eben Gesagten folgt:
i) Mit einem reciprokabeln Urtbeile het maii
jederzeit zwey gleichgeltende Urlheile.
Denn ist das Urtbeil : A 1 1 e ^ s i n d B als
ein reciprokables Urtheil gegeben; so hat man
euch dasUrtheil: Alle B sind Aus dem
erttenfolgt: ti* A sst, iat B nnd auf den
leuten: Wat B ist^ iet £• liilst ficfa da*
her behaupten: Wenn ^ (dietet tey auch was
fur ein Objelct es wolle) A in, to itt X B;
ingleichen: Wenn^ZJist, soistJT^. E$
sind aUo die Urtheile: JC i$t ^ und: JC isi B
gleicbgeltend. Die Satie: dieser Triangel
itt gleicbteitig und: dieser TriengeJ
ist gleichwinklicht» tind gleicbgeltead» weil
datUrtheil: Alle gleichteitige Triangel
tind gleichwinkelichte Triangel, reci*
prokabel isr. Von demBedingungsuiiheile erhel'
let es von selbst, dafs, wenn es reciprokabel ist^
mit ihm zwejr gleichgeltende Urtheiie gegeben
tind. Denn ridprokabel kann es nicht seyn, wenn
tein Yordersati nnd Nachtata nicbt gleicbgeltend
slnd.
n) Mit awey gleicbgeltenden Urtbeilen itt nm*
gekebr jederEeit em: reciprokahles Urtiieil
gegeben.
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Denn hiit man dic heiden gleichgeltenden
Urtheile a und j3, «o wird auch das Bedingungs-
urtheil wahr seyn: Wennaist, so ist/S, und
diem wird auch reciprokabel sryn , weil aiis |3
•uch X folgt. Hiitte man die gleichgahendeii Ur«
tbeile: JIT itt ji tiad: X itt Bi $o hatte maii
•ach det reciproktbele Urtheil: ^ ii t Ji.
ir.
Sehlechtliin nnd bedingt gleichgel*
tende und r ecip r okable Vr theilem
Die A.usiage io eineni Urtheile kann ensflB»'
ineiigetetst teyn, imd doch einfich tcbeiiieii>
weil tie ttlUtdiwi^geiid mit eioer Bettimmung ge-
aommeii wird» mit welcher tach die Yoreutte»
tsung genommen wird, so, dafs das Urtheil^
ivenn die Aussage desselhen ohne jene Bestim-
mung genominen wird, zwar wabr, aber nicbt
reciprokabel bleibt. Das Urtheil : Allegleicb*
teitige Xriengel tind gietcb winklicbt,
itt nur redpiokebeI> wean det Pradiket gleich»
winklicht mit der Bettimmnng» delt et eiit
Triangelsey, genommen wird» oder wenn fenet
Urtheii so genommen wird, wie ich es oben (II.)
absichtlich ausdrnckte. Etwas Aebnliches gilt in
Ansebung der Aec|uipoUenx der Urtbeile* £t
Juuin&ilmlicb tejn^ de£i swey Urtbeile nnter ei-
ner enderweitigen Yorenttettung glelchgeltend
tind; to» daft, wenn nien diete Vorenttetiuiig
mit dem ertten dieter Urtbeile vetbindet» det
zweyte^ und weno man sie mxt dem z\Ye^tea ver-
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119
bmdet^ du erM tolglu Aus <der GldchseltiglMit
•iner genidliiiicbten Fignrfolgty nnter der Vop^
aniteisiiiig , dafs jene Figar dreyteitig isi, ench
ifare GleicbwinMicbkeit, aas der Gleicbwinklich-
kait der Figur iolgt unter detielben Yomnsse*
tzung ihre Gleichseiiigkeit. Die Urtheile: die Fi*
gur A ist gleicbseitig und: die Figur X
iftgleicbYrinkl i cfat, sind also nnr nnter dev
Toranasetsung^ dela Xein Triengel aey^ gleicii»
geltend* Urtheilo dieeer Art wiU ich b e d i n g t
gletcbgeltend nennen. Solche bedingt glelchgel*
tende Urtheile geben iwey schlech:hin gleich-
geltende Urtheile, wenn man die Voraussetzungy
unter welcher sie gleicbgeltend sind, alt wabr
«inimmt und sie mit ibrer Voraussetzung und
Auttagn verbindet. Die Uribeile iJ^fist gleicb*
•eitig nnd X iat gleicbwinklicbt, lind
gleicbgeltend, nnter der Vorautsettnng» dtttX
ein Triangel ist, und gehen daber die scbleeht*
bin gleichgelt#»nden Urtheile: Der Tria ngel
ist gleichseitig und: Der Triangel^ ist
gleichwinklicbt.
Eben so^ wie zwischen den Schlechthin nnd
den bedingt gleicbgeltendeii Urtbeilen nnter-
«chieden ist, kann man auch die •cblecbthin
nnd bedingt redprolieblen Urtbelle nntertcheiF
den. Aucb erbeiiet leicht^ dafs ein bedingtreci^
prokabU:s Urtheil absolut reciprokabel werde^
wenn mit seiner Aussage dleBestimmung verbun-
den w''rd, nnter welcher aeina Voraussetsnng
nnd Austege gegenseitig nna einender loljgen.
SchlUsse von einem gl eichgelt enden
TJr t heile a uf d as and er e,
Um die Natur der gleicbgeltenden Urtheilo
genauer kenaen su lemea, mfissen wir nns aa
den BegriiF von Grund nnd Folge hehen. Folgt
aut dem Urtbeile ocdas Urtheil P so gelten fol-
gende Satze:
i) Wenn « wahr ist, so ist /3 wahr.
a) VVenn |3 fdlsch ist, so ist « falsch.
3) Wenn ^ wahr ist, so ist deshalb nieht noth«
wendiger Weise « wahr.
4) Wenn « falsch lst« to isl nicht sothwendi-
ger Weise ^ falscb.
Der erste Sats ist fur sich klar; der zweyte
folgt unmiitelbar aus dcmsell)en, der dritte und
vierteSatz erhellet daher, dafs aus einem falscben
Satze, wie; Der Cirkel ist ein Viercck,
ein wabrer, wie: Der Girkel ist eina Fi-
gur^ folgenkSnae.
Sind ft und 0 gleichgeltend, so ist nicht al-
leln: i)Wenn«wabr9 ist aucb^wahr; 2) Wcnn
jSfalscfa, ist ancb a falsch ; sondern aucb : 3) Wenn
/Swahrist^ so ist auch a wahr und: 4) Wenn
«falscbist^ so ist aucb p falscb. Kura man kann
^ Icb bezeichne bier und in dcm Folgenden , wie et
aucfa fchon oben geschehen ist, ganze Urtheile» wo
IhraMaterie oad Form nicht weiter in Betracbtung
kommt , durch einen griecbischen Bucbstaben. Kur
wo die btstiaimte Form «iJiefUrtheils in BeifaditnDg
kommt, wird et anders beaei^net.
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121
von derWahrheit des einen anf die Wtbrbett des
andern und von der FaJschbeit des eineu auf die
Fahchheit des andernUrthcilsscbliefseri. Das er*
•te erheUet daber^ dals aas dem als wahr ge^^eha»
neaSaUd der aodere mitibm gleicbgeltende iolgt,
und das aweyte daber» dafs der faUcbe Sats aut
dem aDdem mit ibm gleicbgehenden folgt
Uebereinstimmnng gleichgeltender
Urtheile inAnsehung ihrerFolgen,
Wenn 0 i|i2s a und 7 aus |3 folgt, so fo]gt
i) 7 aus »; aber a) es ist nicbt notbvreQdig, dafs
K aus Y folge. Denn oe konnte falsch und den-
noch /3 und also aucb y wabr seyn. (V.) In
diesem Falle kann aber « nicbt aus 7 folgenf weil
aus einem wahren Saue nicbts Falschcs folgcn
kann. Hieraus erhellet, dafs wenn /3 aus a folgt^
1) alles^ was aus j3 folgt^ aucb aus a folge» ob
g^eicb a)nicbt desbalb aUes^ was aus «folgt, anch
ant /3 folgt.
Sind « nnd j3 hingegen gleichgeltend; to
folgt, was aus dem einem' Urtbeile folgt^ auch
aus dem andern. Folgt y aus so folgt es auch
aus 01. f weil /3 aus a folgt, und folgt es aui oc^ so
folgt es aacU aas /3 , weil a aus |3 folgt.
*) Oieter und die zunachtt folgenden Siua batten kei-
nei Beweises bedurft, 'wenn die Rede in denselben
von gleicbgeltenden Urtfaeilen in dem nacli I.Anroer-
kung in mebreren Lebrbucliern der Logik berge-
brarbien Sinne , und nicbt io der oben angegebenan
Cttdeutung nvore.
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xsa
theileii folgt, foJgt elio anch «iie «iem andem.
\Wo das eine gleichgttltende Urtheil
folgt, folgt auoh das andere.
Wenn tus a das Urtbeil |3 folgt^ so folgt
i) riWml), wo oc foJgt, auch j3; «ber 2) wo p
lolgt, Xolgt nicbt nothwendiger Weise aucb oe.
Das erste erhellet yon selb^t und das sweyte da-
faer, da(s (nach V.) » falscb und^vrahr feyn vnd/l
dabej aus eineni endem wahren Urtbeile folgen
konnte, aus welchem alsrfann auch« folgen mufs>
te, welches, da « falsch iat, unmoglich ist.
Sind «und |3 hi- gf^geu gleichgeltend, so mufs,
w6 das eine Urtheil folgt, auch das andere fol-
gen; wetl die Abfoige beider Urtheile aos «uiail-
dcrgcgenseitigist.
vin.
ResuUat aus dem Bisherigen und
worans die Gleichgiiltigkeit zwe^er
Uriheile erkannt werde»
Au» dem Bisherigen (V — Vll.) erfaellet,
daPs ein gleicbgcltender Sat« dem andern uher-
ell substituirt werdcn kdnne, cs sey als Grund
oder als FolgCf oder wo mir schlechihin von dcr
Wafarb^t eines Saries die Rede ist. Die Aequi-
ponena aweyer Uriheile eTkenBcn wir aber aiit
zwe^erJej GrundeiU Oenii
Uigiiizea by LiOOgle
^»5
i) Wenn zwey Urtheileannd/Smit emem drlt-
ten 7 gU'icbgel:end sind; so sind sie auch
unur einander telbit gleicbgeltend. Denn
auf « folgt y, aos Y wiederum fi. £s •rhel-
let bUo, da(s «af |3 folge, uDd eban $o,
dali «va ^ wMenini ee folge^ nnd « nnd /3
dafaer gleicbgeltend sind.
a) Ergiebt sich aucbdie Aequipollenz zweyer
Urtbeile daraus^ dafs, wenn wir daselne ali
wabr annehmen, wir durch Schlusse aua
demselben, auf dai andere imd von dieaem
durch Scbliiaae to wiederum eol das eiste
soruckkommeii.
la den meisten Fallen weidcii diete ScfalQsse
eni mehrem Pramissen gezogen; oft Ist telbst ei-
ne VeiketLung mehrerer SchJusse zu diesem Be-
hufe noihig. Aus diesem Grunde mufs bier noch
der Fall hetrachtet werden, wo ein Urtheii aoi
sneltrem andem sasammennenommen folgt,
IX.
Abfolge^)
yerbindung mekrerer Vriheile und
wie darin die Abfolg e j enes XJrtheils
aus ein em oder mehr er ern j ener Ur'
theile ^^griindet seyn kann^
£in UrtheU k fol^t ans der Verbindun^ von
R nnd wenn x notliwendig walir seyn mnls,
^ Des unjreTvolinlichern Wons: Abfolge mufs ich
mich hier bedienen, da dat gewohnlichere Folgo
«mre^deuiig itt, indem et •inmal von demjeai^en ge»
124
wenn a und j3 zusammengenomroen wabr sind;
oder mlt andern Worten; ist x die Konklusion
eines in der Form richtigen Scbiuises^ des^en
PramUsen « ond lind; s<» lolgt x «ut « und p
snsamroengeDonimen*
Uierbey konimt ea nun wiedemm niclit dai^
nuf an, ob « ond |3 beide webr» oder ob aucb nur
eins wahr sey. AUein vvenn das eine jener Ur-
tbeile, z. B. /3, als wahr gegeben iu; so lafst sich
bebaupten^ x folge aus dem andern a* Denn in
diesem Falie in, wenn « wabr ist, a. und wahr
nnd aucfa x wabr j oder ei lafst licb behanpteo^
wenn « wahr ist, so ist x wahr» d. i.x folge aui fi.
Folgt X aui der Verbindung von mefar ali
zwey Satzen B. aus a, (i, y; so lafit sich eben so
behanpten, dalis x «us a folge , wenn tille ijbrige
Urtheile als wahr g^geb^n sind. E» ist also all-
gemein wahr^ dals» wenn ein Unheil x aus x in
Verbindung mit mehrerem Urtheilen lolgt und
alle diese Urtfaeile wahr lindy x auch ans « folge.
Wenn aber in dii^sem FaUe, wo x aui in
Verbindung mit mehrern andem Sitsen |3| 7, I
folgt, auch nur die Wahrheit eines einzigen die-
ser Satze nnausgpmacht ware; 10 lafst sich nicbt
behaupten, dHfsxausafolge^ weil es aus a, /3|
ftutammenc^fnorDmen folgt. Denn eskonnte seyn^
dals jenes Urtheiifaisch, alie ubrigen aber wafar
braucbtwlrd, wai folgt, und sweytrat das Verhalt»
nifs desselbfn z\i Hpinjenig^n , woraus e$ folgt, zu
bezeichnea. Dieses Vexbiiitoiis nenne icfa dahei Ab-
fol|;e*
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*a5
waren und nur «os « gerade das Ge|;«ntheil von
X foigte.
Aua dea Uriheile. :
A ist B
AHe B siod C
AUe C8indi>
Iblgt ist C.
Ware hier nun die Wahrheit des Urtheils:
Alle C sind nocb unausgeinacht; so ware
esmoglich, dafs: Kein C ist D, wahr wiirc,
Alsdann wurde, wenn das Urtheil: AUe^aind
wahrware, folgen: A ist nicht C
Hierana erbellet, dals ein Urtheili das aua
in Verbindang mit nocb andemUrtheilen folgt^
nur da aua a gefolgert werden k5nne^ wo jene
nndern Urtheile schon als wabr gegeben sind.
Folgt ein Urtheil x aus der Vcrbindung meh-
rerer Urtbeile a , ]3> 7, h, (, { und mehrere dieser
Urtheile, z. B. e, ^ sind als wabr gege1>en; ao
erhellet leicht aus dem ebeu Creaegien^ dafa x ana
den Qbrigen Urtbeilen p, y jener Verbindang
susannnengenoinnienay ocb wenn ihre Wabrbeit
noch nichtgegeben isi, gefolgert werden konne,
ob es gleicb nicht «us einem oder mehrern dieser
dbrigen Urtheile allein genommen^ gefoigen wer-
den kann.
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126
X.
Nuhere Betrachtung der folgernden
Analysis* B eweisschlUs 4e und Folm
gerungsschliiise^bey derseiSeUm
Gesetzt die (oben S.aa und S.50 beschriebe-
ne) folgerade Analysis*) fjhre zu dem gesucbten
Beweisc ; so Ijfst sicb zweyerley unterschelden:
1) di« Analy«ii «elbtt and 2)()or Beweis, uder die
Synthesity «uf wclcbe sio fiibrt. Dennderta
beweisende SaU inaicbtscbou d^sheibw«br> wdl
dieAnelysisoderdieAnnebine d«s sa beweise&deii
Satses^ tnltdeii, aasdemselbengezogeneiiySeblds-
sen auf elaen wahrenSatz fuhrt, sondern es wird,
wie aus decn Vongen(V., 3) erLellet, auch erfor-
dertt 'de& dieser tnit deroielben gleicbgeltejid sey*
Ist H dena beweisende Sau ; « der wabre Sets^ enf
*) Dia S. 50 dtlrta Stalie das Pappus» baba icfa nacb
Uarm Klugals U«banetauDg und aum grotstsn
Tbail S 31 und 5. 48 n. f. in mainani analydachia
Varsncba, mit logisdiaa Asioarkungan nitffatbailt»
Atti dtaien Aamarkungen arhaUac» dals ai janar StsU
la in aiaaalnan Punktan «ubinlinglicharKlailieit fili«
la. iCaruber bai mia sich nicbt au tvunilem, de
PappusSamnilung in ihrem griecbischeD Origlnil nuf
aoch in Handtchriflen existirt; TVfsiialb Gregort
in der Vorreda ieiner Ausgabe <Ief Euklides, diesa
Sleila auch nur aus Uandscbriften hat im Griechi*
acben mitrheilen konnen. Dafs daher aucb dieta
Stelle vieilf^tcVic noch krltischer Verbeaserun^en be-
durfe, ist wohl nur zu wahrscheinlich. Herrn Klu-
geU Ueberseuuug folgt indessrn ireu dem Origina-
le dieier Steile. und das oben S. ai imd 30 Geaagia
giibc den Inhait dirtalbcn genau an.
i»7
%e1cben dle Analysls fubrt^ und ist ubrigens die
AttquipoUeaz von a und k gegeben : so ist der Be-
weU von X leichu Denn der Schlufs ist so fort
gemacht: ntUtwabx, vreil « wahr isti mit wel*
chem es gleichgelMod ift. In den roelsten Fallen
ist aber dBe AequipoUeDs von « nnd » ooch nicht
gegeben> sondern murs dadnrch dargetban wer-
den^ dAGi roan aus x das Urtheil a folgert. Die
Scbiutse^ durch welche dieses ge.scbieht, enthal-
tennnn 1} deo gesuchten Bewcis^ da a als wahr
gegehen ist nnd aeigen s) dafr « und x gleichgel-
tend sind, da der Analysis sn Folge «ns », wo*
Yon sie ausging» aneh « folgt.
Nimmt man die Analysit fQrslch^ so thut sia
nichts anders dar^ als^ dafs aus x das Urtheil x
lolge^ dessen Wahrheit anders wo gegeben ist.
Dietes gescbifiht entweder durch einen einfacben
Schlnls^ der ant mit Hinsuaiehnng einer oder
Biehrerer Pramlssen^ gesogen wird» oder es ge»
schleht dnrch eine Yerkettong Ton Schldisen.
In dem ersten Felle miissen alle PrSmlssen , die
nian mit y. verbindet, ausgemacht wahr seyn^
wie aus dcm Vo»bergehenden (IX.) erhellet. In
dem swejten Falle lafst sich die Analysis als eine
enthymematische Schlufskette, wie : xlstwahr^
also ist p wahr, also ist 7 wahr, also
I s t xwuht, darstellen* la dieser Scfalulsketta
folgt jeder Satsaas'dem snnHchst vorbergehoii*
den und also auch aus dem eriten. Jedet dieacr
Satzc wird tinstweilen als wahr angenommcn^
weil der erste Sats als wahr voxausgcscist wird«
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1^8
£s erhellet leicbtj daCr^ wmn in dicf er R«i«
htt voa Sauen ir]gend eilier, wie T,B.y, ma dem
BunSciin vorhergebendeti^nicht unmittelber^ $on»
dem ent vermittelst enderer Satse folgt^ diese
andern Sitee insgc.^amint Yfhhr seyn mussen.
Denn sonst wurde, wie aas dem Vorhergehen-
den (TX.) erheliet^ 7 nicbt aas p gefolgert wer-
den iLonnen*
Der Beweit des geniciiten Sattei Ifilit tidi
•beBfelli^ wenn er nicht in einem einfeclien
ScbluMe bestebt, dorcb eine entbymematiacbe
Schlti61cette darttelleo. Da diese Schlufskette
von a als einera ausgemacbt wabren Satze aus-
gebt, so sind alle in ihr vorkommende S&tze nnd
•udi die Konkiusion derselben wahr*
Deshalb will icb die SchlQssedesderSjnthe*
aia BeweittchlQsse^ dieSchl&tse derAnalytit
Folgerungstchlutte nennen. Denn jene ge-
ben den Beweit des behandelten Setces» da biaf
gegen diese nichtt weiter darthtm, als dafs dle
Vorausset7.ang, von der die Synthests ausgeht
nnd deren Wahrbeit «nderwarts gegeben ist, aus
dem zu beweisenden Satze fol^e. In sofem
die Schlusse der Symhesis auf den an bewebaii»
den Sata fabren nnd von dietem die Analjsit ant»
gegangenwar, kdnncii ii« anch Rlicktchlilf*
!• genannt werden.
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XL
Enthymematische Schlufskette, i»
welcher sieh die Analy sis und Syn»
thesis darstellen la/sC.
Bitey derSm xia bewaisen^ uad femer
die entbymematische
ADalysis: x ist wahr^ also ist /3 wabr^ also
ist 7 wahr, also ist 5 wabr, also ist *
wahr; a ist aber als wahr gegebeii, (so,
dala Kwischen x und oc^ die drey SJtze /3,
'^p als Glieder der entbymematisclien
Scblufskette^ vorkomroen).
Synthesis (oder der gesucbte Beweis) :
aist wabr, also istXwahr, aJio ist ^wabr,
alfio ist V wahr, und also ist x wahr, wel-
ches su erweisen war, (so, dafs aucb bier
awiscben tt und x drey Satse X, (i, v vor-
kommen) ;
so lafst sicb die Analyiis sowobl als dle Syatb»>
sis in eine ScblnCikette von drey Glledem msam-
menzieben. Es ware alsdann
Die Analysis: x ist wahr^ also ist y wabr,
also ist « wabr. Knn ist aber « als wabr
gegeben.
Die Syntb esis: » ist wahr> alsp ist w wabr>
also ist X wabr.
Denn jederSaiz, auf welcben die Analysis
von X aus komml, murs (nach VI.) aus x folgen,
aus jedem Satse abeo der zwischen x und a iallt,
inofs wiederum « foigen. £s erbeUet leicbt, dafs
I
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130
d6r Beweis vollig allgdmem gelte , d\e ^katnll
der Glieder zwiscben y. und « ley so groft, als sie
woile, und, dafsstattYjedej andereZvvischenglied
an die StelJe aller ubri^en birte ^eaetzt werden
kdjiiitiki. Des Geiegte irendet iich von «elbst auf
die Syntbesit «n.
Zur &rl3utening halte icb mieh «n eineil der
leichtMten geometilschen Elementtfsfttsft^ an
den Satz:
Einegerade hinieAB, wel-
cbe auf CD, dem Halbmes-
ser eines Kreises, CrHl,
in elnem Puolite der Peri-
pheriadesielben» ienls,*
recht iteht> beruliit den
Krdi»
I. Analysis.
\^ AB beruhrt den Kreis in D,
a) Also faUt jederPuokt derselben (tolierD), wio
E ood Ff eulserbelb dei Kreiiei.
3) Alio iit jeder dioier Ponkte von dem Mittel*
punhie C weiter entlemt eli 1>.
4) AIso ist CD die kur^este Linie vonC Koi AB»
5) Daber isc CD^ufABy und
6) A B auf CD oder dem Ualbmesser senkrecht»
Dieses ist oboc wohr, weil Oi dio Voroniio-
ttung iit.
ji, Synthoiic.
i) A B ist senkfpcbt auf CD.
a) Daber ist CD senkrecht tutAB.
S) Daber ist CD die jLuizesteiiAio vonCauf
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13«
4) Daber iit jeder Pnnki in^i^^ aii(serl>, wei*
ter von C entfernt als Z>.
5) AIso fallt jeder dieser Punkte^ wie £ imd
enfserbalb des Kreises.
6) Daher ber&brt^^ den Kreis.
Aus diesem Beyspiele, in welcbem ich ia
der Aneljiii nnd in der Synthetis keinen Zwi-
■ciieatete der entfaymematiicben Schlalskette
i&bertpnuigen hebe^ sieht man togleich i) dala
tich die Analysis^ und so auch die Synthesis^ wie
oben^ in drey Satzen geben lasse. Die ganie
Analysis und Synthetis konnte folgeiide feyn:
I. Analysis.
i) AB bertthrt dcn KreU in D.
n) Alio iit jederPiinkt der gereden Linie^^B,
welcher von D vertcbieden iit> wwter alt D
von C entfernt.
5) Daher ist A B aui CD ienkrecht« Dieset ilt
wahr u. s. w.
II. Synthesis.
i) A B ist senkrecbt auf CD inD,
a) Daheriit jeder Pnnkt in.^if« attfteri?, wi«
£ nnd F, voit.C weiter alt D cntfenit.
5) AJto beri&brt jiB den Kreit.
Anch erhellet a) dafs in der Analytis ttatt
dcs hicr angenommenen Zwischensatzes (Nr. 5.
der ausfuhrlicfaern Analysis) jeder andere der-
ielben hatte genommen werden konnen. £bea
daiMlbe gflt voa der Syntbesis. £s verstebt slch
dabcy von telbtt, dalt die Abfblge dietei Sattet
ant demjenigen» voa wclchem dic Analytit aut*
I n
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i3a
gtthf, schon als antgemadit mutte betracbtat ww»
den konnen; nnd eben so, dafs die Abfolge des
Satses> in welchem die Analysis endigt, aos die-
sem miitlef n Salte gleichffllls schon ausgemacht
s*»y. Wns liier von dor An«lyvS)s gf-sagt ist , wen-
det sich von sclUst auT die Synthesis an^ auf wel-
che die Aoalysis fulnt. Denn aucb in dieier mu(s
es klar s^yn, dafs i«der SaU ans dem nachst vor^
bergehenden folge.
XIL
Jf^enu die Analysis zu dem gesueft^
ien Beweise fiihrtt so sind alte SUtze
in ikr und der Synthesis gleieh'
g e l C e n d,
Wenn die Analysis auf den Beweis desge*
suchten Satzesfuhrt» uud sie und dieSyntbesisnicht
ia einem einsigen eiofacben Schlusse» sondeni
in einer Verkettung von Schlussen besteht; so
l.ilstsich, wie aus dcm (XI.) Gesagten erijellfct,
jede in einer enthy mcrr.atlichen Schluf&kette von
drey Gliedern vorstellen. In diesen Scblufsketten
ist oun jederSatz mit jedem andern gleichgeltend^
%Of dafs nicht nur jeder Sats in der Analjsis mit
jedem andem Satae der Analysls^ ioadeni aucb
mit jedem Satae der Sjrnthesis gleicbgeltend ist.
Denn es sey der Sats x tn beweisen und
I. Die Analysis: Ks sey x wahr, so isl ^
Wrthr und aiso auch a wahr, Nun ista wabr.
II. Die Syntbesis: Weil « wahr ist^ so ist
7 wahr und also anch le wahr;
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Bo wfirae» weg«ii der Analytis» aus ^3 der $au
•ns « ferner (der Sjnthesis wegen) :c folgen. Al-
90 folgt X aus /3. Zu Folge der Anal^ sis folgt
aberauch (i aus x. AIso sind ^ und jc gleichgal-
tend. Eben so lafst sich zeigen, dafs 7 und x
gleichgehend sind. Denn in dcr Synthesis folgt
eus Y der Sats x, Aus x folgt (io der Analjrsis) a,
«ns « foigt ferner (in der Syntbesis) y, AUo folgt
eus X anch wiederum y, nnd y uod x sind gleich-
geitend.
Well nun /3 mit x gleichgeltend ist, und y
gleichfalls mit x gleich-^dtend ist; so erheUet,
daU uud Y mit einander gleicbgeltend seyn
miissen.
Bestande in der Analysis oder&yntliesisj oder
in beidenj die entbymematiscfae Schlnlskette eus
mebr els drey Gliedern-; so wQrden gieicbralls
elle Satae' derselbeii gleicbgeltend seyn. Denn
wftre s. B.
Die Analysis: x sey wahr, also ist /3, also
ist also ist € und also auch oc wahn Die-
ses ist aber als wahr gegeben ;
•o wurde sie sich (nach XI.) in eine dreygliedriga
Analysis: x ist wahr, also ist d nnd daher
auch «c wahr,
verwandeln lassen nnd diese Analysis, verbnnden
mit der vorigen Synthesis, wurde ergeben , dafs
d mit X gleichgeltend sey. Daaselbe wurde sich
in Ansehung eines jeden Gliedes der Synthcsis
darthun lassen, wenn diese mehr als drey Glic-
der hatte. £s ist also allgemein wahr, dais alie
t54
SatMf die in «iaeiB «lalytitcli gtfbiidiinit Btw«l-
Min der Analytiif die sa ibm ffibrt> and dem
BevreUe lelbtt, oder der Sjntfaetis , altGHeder
einer entbymematiscbenSchlui&kette vorkommeny
gleicbgeltend <ind> weil jeder der«elben gleicb-
geliend mit x oder dexn Satse ict^ der bewieiea
werden «olL
XIIL
^ln welehem Falle die 3ynihesis die
Sehlus4e der Analysis sehleehihin
Ufnhehrt und eine hieraus folgende
RegeL
Itt in der
Aneljtis: £1.1^7 le wabr> eboift/S^ eleoin
elto iat «t wabr v. i. w.
|eder Sets mit dem folgexiden oftenbar gleicbgel-
tend p d. h. kana man von jenem enf dief en nnd
von dieten anf jenem tcbliefsen^ et tey dafs die
Abfolge des einenSatzes aus dem andem lur slch
lilar, oder dafs sie scbon bewiesen ist; so kfinn
die Synlbesit die OxdnuDg der Satze der Analy-
^ nnr nmkebren. In diesem Falle wdrde din
eben gegebeae Anelytia za folgender
Syntheeit: Weil « wahr itt, to itt ancbY
nnd alto ancfa ond daber ancb le wabr.
f Abren. Dietet war der Fali bey dem oben (XI.)
gegebenen geometriscben Beyspiele. Allein oft
siebt inan bey einerlleihe vonSatzen leicbt, dnfs
aus dem ersten der zweyte , aus dietem der drit-
te n. s. w.^ mit einem Worte» daft ans jedcm der
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X35
naclitt folgeode gefolgert werden k6nne, oboe
zu wissen, ob aus diesem «uch jener folge. Die<
fes kann indessen seyn, wenn wir es ^leich noch
nicbt vorauszQsetzen berecbtigt sind.
Uieraiu ergiebt sicb , dafs es rathsam sey,
wenn men durch die lolgerode Anelym den Be»
welt eiaea SeiMs tnciilt in der Anelytii jedea^
anch«BsicberleubtenSpm»g, snvenneideB. Denn
wenn ans se der Sete /9, eofl /3 lemer y fblgt , und
dieses mir bekannt ist; so kann ich xwar ricbtig
aus X den Satz 7 folgern. Wenn in diescm Falle
aus p wiederum », und aus -/ wiederum (i, und
daher ans 7 aacb » nmgekebrt lolgt; so kann e«
••br mdglieb leyn, dala icb> wenn icb den Sats
babe: Wenn « iat; ao iit y, nidit 10 lorc
weiri» ob auiYwiederum «folge^ dennocb ab«r
leicht flode^ /3 folge aus 7, und ocfolge aus /3.
XIF.
Gleich ge Itend e S dt zc hilnnen nuf
V e r mi 1 1 e l s t gleichgeltender S d t ze
aus einander gef olgert werden, und
eine hierau^ fliefsende Regel,
Oh lolgt ein Sats |9 ans einem andem y, ver-
mittelst eines dritten 6 und kann aucb vermittelit
desselben aus ibm gefolgert werden , (d. b. wenn
i ali wahr gegeben ist^ und 7 als wahr angenom*
xnen wird ; so ist aucb^ aufolge einei in der Form
ricbtigen Scblaiiea« deisen Pramiaien d und 7
•ind , p ali wahr aasunebmen). Ea kann dabey
leyn, dais fi nnd 'y lelbit gleichgeltend aind, ohp
13^
iie 4als maii ao von 0 auf darch llalfe det Sa«
ise< d , soruducUiieff eii koimte. Um dieses %n
erlamefHy halte icb mich enein oben (S. 3tO# >a
einer andem Abdcbt gegebenes, BeytpieU £s tey
die Frage: Zwey Zahlen zu finden, deren Summe
r:r 50 und deren Unterscbied tt: ^ist; so wurdc,
wenn die kiemere Zabl x wdre^ die algebxaiscbe
Aufiosung deiselben »ept *
U»Ut
1) ez+4z:5o
») eI<o ax rr 50 4 ^
(Weil Gleiches von Gleichemabgezogen ii.s,w.}
3) also X zi 23.
(WeilGleiches durch Gleiches dividirtn. s. w.)
Diese enthymematisdie Schl iiiskette laistsich
nmkehren.
Eiiit
1) xzras
a) daher %x:z^» s3 ^ 4^*
(Weil Gleichesmit Gleichem multiplicirt u.s.w.)
3) daber 2x-J-4~4^"t"4~ 5o.
(Weil Gleiches su Gieichem addirt u. s. w.)
In der Auflosung wurde Nr. 2. aus Nr« i,^
vermittelst des Grandsatses: Gieiches von
Gleichem ebgeeogen n. s. w. gefolgert; la
der Umkehmng der Schldskette hingegen , wav-
de der dritte Sats, oder Nr. i. der Aufldsung, aus
dem zweyten, oderNr. 2. der Auflosung, durch
den Grundsatz: Gleiches zuGleichem ad-
dirt u. s. w.^ gefoigeru £s wurde eben so Nr.5.
der Aufldsnng ans Nr, 2,, vermitteist des Gxnnd*
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«
»57
satzes: Gleiches durcb Gleiches divi-
dirt a.s.w., hingegen Nr. 2.der Auflosung, wel-
ches anchNr.a. in dtsrUmkehrung der Schlnr«ket»
ta ist, {enemSatfte^ der In der UmkebrQng der
Scfalurskette Knerst tiebt, dnrcbdenSaU: Glei*
chet mit Gleicbem multiplicirt u. s.w.,
gefolgert. — Atle Gleicfanngen , in welcfaen die
Auflosung besteht, sind, wie von selbst erbellet,
gleichgehende Satze ; und jeder derselben wirdaus
dem vorhergehenden, vermittelst eines andem
Satzes^ gefolgert, als dieser aut ihm in der Um-
kebrang der Scblusse gefolgert werden kann. hl»
lein der Satz, durcb welcben in der Aufldsung
■ns der ersten Gleicbung die sweyte hergeleitet
wurde, ist mit demjenigen gleichgeltend , durch
welchen in der Umkehrung der Schlufskette wie-
derum aus dieser jene Gleichnng gefolgert wur-
de. Deun dafs die Siitze : Gleiches zu Glei-
cbaro, giebt Gieicbes und: Gleicbes von
Gleiehem abgesogen^ giobt gleicbo
Reste, gleichgeltend sind^ erhellet leicbt dar-
aut^ dafs die Addition nnd Subtraktion entgegen^
gesetste Operationen sind. Aus demselben Grun-
de ergiebt sich auch die Aequipollenz der Satzc:
Gleicbes mit Gleichem raultipli-
cirt u. s. w. nnd: Gleicbes durch Giei-
ches dividirt u.s. w.^.
*} ZumtUebarflttSse aeige !cb dietss iiiir an dsn bsiden
«rttes Satsen. Veraiitteltt det ^atses » dafi die Ad-
ditton undSabtraktion entgegeagessutsOperationen
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138
Im Allgmieinea aUo wlrd es md|$IJcb teyn»
weno eiit einem gleicligeitencien Setie a ein en»
derer gleicligeitender iieu », und swar vermi^
telat einer Neben • Prlmiste y folgt , ent x wie-
derum x vennittelft einer andern Nebenpramisse
d zu iol^ern, welche mit y gleichgeltend ist.
Denn wenn « und x gleicbgelteod sind; so liann
« nnr folgen» wo x foigt und umgekebrt^ x kann
anr Xolgen» wo « folgt* Die Premijten^ welcb«
•iod, folgt «ui dem exsten der awejfte und aus die»
•em jeaer. Denn
I.
W«il Gleichet su (^•ichem Gleiches giebt, und die
AHdition uBdSnbtraktioa entgegengesetate Operatio-
Ben sind ; so giebt Gleidies von Gleiebem» Gleicbet*
Beweist JEsseyasA» bs=B; ao ist* weil
Gletcbes au Gleicbem u. s. w., (a + b) =s (A+B.)
Weii dieAddiiion uBdSubtraluioa eotgegengesete»
te Operationen stnd; so ist
(a + b) — b 8s a := A s ( % + B) B
vttd (a + b) — b ss (A + B) ^ B.
a.
Weil Gleicbes von Gleichem gleicbe Beste giebt;
f o giebt Gleifltea su Qleicbeni gleicbe SummeD.
Beweisx Es aey A=a» B=:bi tso ist* wail
Gleicbes fon Gleichem Gleidiee glebt« (A— B)ss
(a— b). Weil die Addidee vnd Subtraktien entge-
gengetetste Operationea siod; se ist
(A — B) + B=:Aa=a = Ca — b) + b.
Et bedarf keiner Bemerkuag, dals dem UBgtadi-
tet nicht der eine dieser Satae ans dam andera auf
dle ohigeArt bewiaten werden koane, da ein soI>
cher Beweis nur von einem Sntze ausgebea kmute»
dar Bicbt.gewisser istials der an beweiseade.
X39
<dorc]i eiac ridiilge Polgemiig von » enf % iShnm,
werden ebo den Pramissea gleicbgekend leyn,
die eben to Ton x enf k fubren. Hiereut erbeU
let, dafs, wenn aus a und 7 zusamiTieDgenom-
inen, x folgt, und wiedcrum aus x und d zusam-
xneageDommen^ « folgt; 7 luid d gleicbgeitend
aeyn mDssen, weil a nnd x gleicbgeltend sind»
Dietes lalst ticb noch Tereligemeineni. Kenn
nemlich von den beiden gleichgelteaden Setsen^
% und tt, eus «e der Seti durch die Verbindung
der Nebenprlmissen^ ij nnd eut x blngegen
oc, dnrch die Verbindung der Nebenpramissen^
c und gefolgert werden: so werden yj und ^
ensemmengenommen , oder in ibrer Yeibindung
gleicbgeltend mit e und ^ EusemmengenonH
ineiif d. li* mit der Verbindang dertelben seyn.
Hierent folgt fOr die folgemde Anelytit eina
Regel. Itt nnen namlich dnrch ScfalQtte ent deni
Satze, desien Beweis men sncht, auf einen wah-
ren Satz gekommen\ von welchem man nicht 50
fort auf jenenSate zuruckschliefsen kann; so sub^
stituire man den in der Analysis eelirenchten
HuUspremissen^ wenn diese nicht seibtt nun Zie-
lefuhren, ilinen ^icfagelteade Sitse. Zn die»
tem Ende gebe roea jenea SchlOtten uad ilurec
VerbinduDg die obenbetcbriebeneentbymemeii*
sche Form.. Hstte raan nun sum Hebufe des su
beweisenden Satzes die enthymematische
Scbiufskette :
X ist webr> elto ist y wehr> elto ist « wehr;
« ist eber elt wehr gegeben ;
i4o
micl es war0 k aus 7 , verinitteht der Hulfspra-
misse ( gefolgert^ inan tihe aber iiicbt, wie
aus X und ruckwarts 7 ^olge; so versucbe
man^ ob nicbt ruckw^U^ «us ol, der Satft y
folgert werden konne , wenn orian dein e eiiieB
andenL ifam gleicbgeitendeii &ata subsiituirt.
xr.
Verschiedene Pdll e in Ansehung der
Annahme, von welcher die Ana^lyeiM
ausgeht,
Icb babe oben (II.) im Allgemeinea bey je-
demSatse die Voraussetinng und die Auisage des
Satftes unterschieden. Diese UAtencbeidung
Xommt bey den verscfaiedenen Wegen, welcbe
die Analysis in ifaren Folgernngsscfaldssett ein«
scbliigt, in fietracbtung. Um micb hieriiber um
so deutlicher erklaren zu konnen, befasse ich die
VorausietKung eines Sat^es und die Aussage des*
•elben, in sofern sie als wabr betracbtet werden,
nnter dem Namen einer Annefame, so, daCi
lch die eiffe oder die endere» wo sie alt weiir
l^etrechtet wird> eine Annefame aenne. Hier
sind nnn swey Fllle an unterscheiden :
1) Die Analysis halt sich blols en die Aussage
des xn beweisenden Satses, ali eine An»
iiabme» obne die eigentbfimliclie fiescbaf*
/enheit der Yoranssetsung» von welcfaer je«
ner Sats redet, bey ibren Folgerungen tlim
Grunde ku legen.
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2) Die AnalyVs halt slch in Folgerungen nicht
aUein an die Aussage des Saues^ sondern
auch an die Voraassetzung deiselben; ao
dafs sie etwas, wai ia dieser gegeben ist,
anch als eine Annabme behandelt.
Jeder dieser Fille erfordert eine besondere
Betrachtun|j.
yp" o die ^ nalysis von der blofsen
^uss age des zu beweisenden Satzes
ausgeht , ist der Satz, zu dessen Be»
weise sie fUkrt, reeiprokabel»
Wenn die Analysis sich blofs an die Aussage
des zu btweisenden Sat2.es iialt; so verstcht es
sich von selbst^ dafs sie ibren Folgeruags«chluao
«en iLeine anderweltige, davon unabbangige, An-
nahmeny deren Wabrbeit noch tinausgemacbt
wilre» sum Grnnde legen durfe. Denn ein Sats^
der auf der Annahme der Anssage in Verbindung
mit einer solchen Annahme folgte^ wiirde des-
halb doch nichtaus derAussage fo]gen(lX.). Die-
ses gilt^ wie in die Aiigen fallt, nur von den An-
nabmen, die von der Aussage unabhangig sind
und init ibr als Hulfspramissen verbunden wer-
den. Denn wenn A aus der Aussage, eus X
weiter folgt ; so folgt f& ans der Anssage» diese
mag wabr oder falseh seyn , und es folgt (lc eben
so wohl , wenn >. falsch «is wenn es wahr isi. Die
Analysis iri ihren FoIgerungsschUissen hat «ber
nichts. weiter zu zeigen, als daTs der ^%iz, in dem
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14«
sie endigty «lu iier Anlialiiiief >on 'der tie ans-
g\n§, folge. Daf< dieterSats wabr oder falsch
ney, wird aus andervrarts her gegebeoenGruudeii/
als waHr angenoinmen.
Hak die Analysis ia ibren Folgerungsschlus-
aen lich bloli an die Aussage des zu bewciienden
Sataet; so hetracbtet tie die Vorantteunng dea
Sataet, blolt alt eine tolcbe, su der jene Austage
paltt, Itt der an bewdtende Sata ein iLatfgorl»
scher, toltt die Aussage desselbeo das Pradikat,
In dem Falle, von dem hier die llede i«t, wiirde
das Subjekt des Satzes aber nicbt nach seiner ei-
genthiimlichen BeschaiFenheit, sondem als ein
Sobjekt uberhaupt in Betracbrung kommai^ daa
irinet tolcben Pradikatt fablg itt. Hierant ergiebf
aich^ daltf wenn die folgernde Analytit in dem
Falle» wo tte bloft aut der Aotsage det Sauea
folgert, obne die eigenthumlicbe Bescbaffenheit
der Vorauss' tzung in Betrachtung *u ziefaen, sa
dem Beweise des gesuchten Sataes iubrt^ dieser
ein reciprokabler teyn musse.
Oenn es sey der su beweisende Sau : ^igtSj;
vnd die Analjrtit endige in dera Saue deaten
Wabrheit anderwfirts gegelien Itt; to wird ant sk
der KobeweitendeSau: ^ittB, folgen. Da die
Analysis in ibren Folgerungsschlussen lich nicht
auf die eigenthiimlicbe BeschafFcnheit des Subjek-
tes grundete, sondern dieses nur als eiji Subjekt^
Welcbes desPriidikats ^ f<ihig ist^ betrachtete; so
erheUetf daliiderSaU: jiUtM, aut demSatae fol»
ge: Irgoad etwaa iat B. Ut ea eber wahr:
Uigiiizea by LiOOgle
143
A ist l^, weil irgend etwas B iit; so Itann niclits
seyn, was nicht aucii A w.irc, oder das lir-
theil: A \%\ h ^ ist reciprokabel. H.iiie man eia
Bedin^angsunheii : Wenii p. iit; so ist v, zu
beweisen; so wtirde in dem angegebeoenI*'alJe ia
den Foi|;erangsscblusisen Her Analysis aus v ge-
folgert. Fttbrten nun die Beweisschlusse anf den
Sau: Wenn (» ist; so ist v; so wiirde eben>
falls erbellen, dafs v nnr onter der Vorausse-
trung, j^sevwahr, Stntt Hnden konne, oder^
dafs jenes Bedingungsnrtheil reclprokabel sey,
Die Wabrheit des Satzes: YVenn ist; so ist
Vs ergabsicb aus den Beweisschliissen scbon an
vndf&rsicby anch obne daraul su seben» daft
man an diesen Bewcisscblassen erst durcb die
Analysis gelangt ist; dals jcuer Sata aber recipro*
liabel sey, erbellet daraus^ dafs er aus der Aus-
sage desseiben foigte. Denn das Resultat der Ana-
lysis und Syntbesis Eusammengenommen , ist:
Wenn v ist; so ist^ cs wabr: Wenn ist;
so ist v;d. b. wenn v unter irgend einer VoFaus*
aetsnngStatt /indet; so liBdet es anter der Vor-
anssetsnng Stati*
ABwvTf in dem oben (XI.) gegebenen Bey<«
sjpiele von der analytiscben Behandlung eines
geometrischen Lehrsatzes, eine Linie, welche
auf dem Halbmesser des Kreises senkrecht steht.
Indem die Analysis das tu beweisende : A B be»
rubre den Kreis^ einstweilen als wabr vorans^
settta» betrachtetesie AB nur alseineLinie fibefw
haupt^ die denKreit befulirif und lieineswegs
i44
•Is eine sokhe^ die auf CD tenkrecht sicbe; son-
dernfolgertedieses vielmehr aus der ebenerwabo-
ten Ann«hrne. Weil aus dieser Annabme dieYor-
aussetzung des zu beweisebden Satzes in der Ana-
ijsii ricbtig folgte; aas diejer VorautseUung hhi^
gegen Sn der Syntbesis wiederum jene Annahnie
folgte ; so liegt em Tage, daft der zn beweisende
Satz redprokabel seyn mfisse, da die Aussage
desselben nur unter der Voraussetfeung des Sa-
tzes Statt Bnden iLann^ und uoter dieser SiaU JBn-
den mu£i.
XFIL
Warum die Analysis aus der Aussa»
ge des 'zu heweisenden Satses mii
Reckt auf die Voraussetzung foU
gern kann; dafs aber der zu b-ewei'
sende Sacz in diesern Falle falsch
seyn kann,
Ist die Voranssetsong eines Sataesy desses
Beweis man suchtt etwas an sicb mogllches^ d.Ii*
etwas^ daPs unter irgend einer mogHchen Bedin-
gungy Siatt Hnden kann; so ist ile selbst eine
Wahrbeit. Denn wer diese Voraussetzung als
wahr annimmt^ behauptet nicbts weiter, als dafs
dasjenige> was die Vorauisetenng entfaalt, in ir-
gend etnem Falle Statt iiode. Hieraus erbenet^
dalsj wenn die Analysis in ihren FolgerUngs-
scblussen ans der Aussage des su beweisenden
Satzes> aaf die Toraossetzung zuruckkommt, sie
einen wabren Satz folgere. Allein dem ungeacb-
tet
Uigiuzeci by LiOOgle
i45
tet kann cs seyn, dafs derSatz, dessen Beweis
gesiicht wird j f« Is ch sey und also keines Bewei-
ses faing ist. Denn es sej der Satz : A 1 1 e s i n d
^faUch, aber derSatt: AU^ B %\ndA, ifahr;
nntl cs werde der Beweii jeaef SatBas» von dei*
seQ Falschbeit oian noch nicht uberzeugt ist^ ge*
sncht; so warde die Anelysit aus der Annahme:
eiwas sey jB, allerdings folgern konnen, es sey
auch yJ , odcr dnrch richtige Folgerungen, ia
welcban sie vonJB ausgeht^ auf den wahren Sats:
i^ist^» komnien kdnnen» obgleich der Sats,
dessen Beweis gesucht worde^ falscb^ nnd dap
her sein fieweis unmoglich wttra.
Der allgemeine Sets: Eia Viereck, nm
welches sich ein Kreis beschreiben
1 a fs t , i s t s in R e k t a n ^ e i, ist fal^c!], obgleich
d<'r Satz allgemcin wabr ist ; Ein Rektangel
ist einViereck, um welcbes sichu. s. w.
Cesetzt jemand^ der jenen Satz noch nicht als
falsch einsahe, versucbte den Beweis des Satzes;
so wurde er vielleichtsclilielsen: MDasYiereck
ist ein Rektangel; also betragen jeder swey Sfi*
ner Gegenwinkel susammen zwey rechte; also
lafst sich um dasselbe ein Kreis besclireihen." Al-
lein von diesem Ictzten Satze aus, wurde er nie
wiedcr auf die Aussa^e des au beweisendenSatzes
schlielsen k5naen*
K
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iifi
Warum die Analysis niehi allein
dijis der Aussage, s ondern aneh ans
der y or an s $ e t znn §^ des zn h ew eisen^
den Hatzes folgern kann,
Weil » was in der Voreutsetsaog eineiSakaet
liegt; alt Wabrheit su betrechten itt; to kenn dle
Analyais es in ihren FoI|jeriingjschlussen tum
Grunde legen, Euklid, oder werderVerfasser
der^ den funf ersten Sauen des dreyzehnten
Bucht temer £lemeote beygefngten , SchoHen
|tt*)9 in welchen jene Sittte enaljtitcb bebandelt
werden^ folgert in der Analytit det ertrenSatset,
Bicht allein ant der Austage» tondem auch der
Voraussetziing desselben. DerSataitt: Wenn
eine gerade Linie AB
D ^ ? B in C
nach ttetiger Proportion getchnitten
ist> (d. h. to geschnitten itt, daft diegante Linie
sicb zu ihrem grofsem Abtchnitte So mbalt, wi«
dieser zu dem kleinern) undan dengroisern
Abschnitt AC ein, dcr Halfte der ge-
acbnittenen Linie gleicbes Stuck ~
DA, angetetat wird; to itt dat Qua-
drat ^onVC oder der Summe ans dem
grdftern StQcite der getcbnittenen Li»
nie nnd der Hftifte dertell>en das fun£*
fache de& Quadrats der Halfte der ge->
•) DeeH in Codd Mt, bemeritat Gregori btj dia*
tem SchoiioD» dai er glcichw olii mitthMlt»
Uigiiizea by LiOOgle
»47
< ch ni tteiLen Linie. Die Voraussciznng de$
SaitA*$ ist: i) ^ B ist stctig in C geschmt-
ten. ») ist der grolste Abscbnitt dertelbeil
5) jD^z: I 0. Die Anolysis gebt dAvoti aas,
•s tey VCq n ^DAq und folgert, es «ey
4 (j — ^ q. Dieser Folgcrung werden aber
die S iize, es sey i) stetig gescbnitten;
JJ^ zzi '^'^ Grunde gtlegt.
pf^arum auc/ij wo die Analysis auch
aus der Voraussetzung des zu &ewei-
senden Satzes folgert, dieser, wenn
sie zum Beweise desselbeu flihrt , re»
cip r okab el , aber vielleicFtt nur ^e»
dingt r e ci p r ok a h e l ist,
Auch in detti zulctzt b'?tri|cbteten Falle wird,
wenn die Anaiysis auf den gesucbten Bit weis fdbrt,
der lu beweisendeSats inimer reciprokabelseyn;
nur, dafs er vielKicht niclit absolut, sondem
nur bedlngt reciproltabel ist.
Das erste erhellpl auf die namliche Art, als
in dem vorhin (XVI.) bttrachtcien Falle. Der
zn hevveisende Sati sey x, seine Vorau<setzung
emhaltecbund |8> und seine Aussage scy 7; so,
dafs der au beweisende Sata die Form batte:
Wenn « und j3 ist; so ist 7. Nunfahredie
Annahme 7 in der Analysis durch rlchiige Folgo-
run^sschlussc auf den wahren Sat« X, ans wel-
chem der zu bewcisende Satz y. oder; Wenn u
und /3 ist; so ist V* der Synthesis wegen,
K 'A
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tolgi; 90 tolgt «iu Y towoH* fi, oder y Vnnn
nm, wenii beide S&tze tuianinien wahr sind^
wahrseyn; d. h. : Wenn 7 ist; so ist a und
iit ein wahrer Saic.
Das zweyte: dafs in dem arigenoniinenenFal-
le.derSatz x viiflleicht nur bedingr reciprokabel
tcyn konne , Jafst sich anl foJgende Art darthun.
Wird In den FolgerungtschJiisseii der Analysb
•n(ser y nocb dieAnnafanie /3 zum Gronde geiegt^
vnd alsdann der wabre Satc X gefotgerr, aus wel-
"chem die Synthesis in ihren Beweisscliliissen den
zu beweisenden Satz : Wenn a und |3 ist; so
itt y, darthut; so erbeilet aus diesem Raisonne-
ment nicbt> dafii y nur wenn «. ond /3 antam»
snengenommen wahr tind^ wabr teyn konne;
wohl eber erhellet dareat» daJt « nnd /3 nicht
satammengenommen wehr teyn kdnnen^ wenn
nicht auch /3 und y zusammengenommen wahr
sind. Denn es kann seyn, dafs beide Annabmen
a und Y gegenseitig aus einander folgen, aber
nur in dem Falle, wo die Annabme /3 Sutt iindet.
Keiner der beiden Saue: Die Fignr JL itt
gleichteitigy nnd$ Die Fignr 2C itt
gleichwinklicht, fol^t aut dem andern ea
tich ; wohl eber in dem Felle, wo ^ ein Tri«
enge 1 is t.
In dem zuletz.t (XVIII.) angeluhrtengeometri-
tchen Beyspiel j w\ar der Satz, auf dessen Beweit
die Anelysis fuhrie^ reciprokabel. Denn wenn
i>Cq= 5i>^tl ist; to itt =: f die
Halfte einer aach ttetiger Proportion getchnilte-
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M9
neii Linfe^ ans deren Halfte nnd grolfenn Ab«
•choitttf DC anjtaminangesetat Sfi; ond ia DA
die Halfte einer sfetig ge&chnittenen Linie^ aus
derenHdlfte und groliserni Abscbjaitte D C zusam*
mengeseUt ist; so ist i>Cq — ^DA
JVie die Analysis zu indirekten Be*
weisen fuhrtm
Wenn dle Aanalime aines Satzes, desienBe-
weis raan sucht, zwar nicbt eu dem gesuchien Ee-
weiie, aber doch eu eincra Saize fuhrt, der ent«
weder aus^emacbt wabr oder ausgeroacht falscii
ist; fo hat xnan indemletztenFalle in derAnalytit
feibft den Beweif des liontradiiitorifcb entgegenp
gef etatenSatcet von demjenigen, den man bewdf en
wollte. In Veninnftwlsfenf cbaften gebt man nnr
auf allgemeine Saize aus. Daber balt man es
nicbt der IVIuhe wertb, die Allgemeinheit eines
Satzes in einem besondern Falle nocb bestirarat
Ku bezeicbnen. Den allgemeinen Satz : Alle^
f i n d ^ drukt der Geometer gemeiniglicb fo auf :
A\%^Bm Folgt nnn auf einem fo beceicbneten
Satae etwaa Falscbef ; fo erbellet» daff ^ nicbt
By oder dals kein^ 19 f ey* DieAnalysts giebt
also in diesera Falle den indirekten Beweis des
kontrar entgegengesetzien Satzes von derojcni-
gen, dessen Beweis gesucht wurde. Dieses wi-
derspricfat dem eben Ges agten nlcht, nach wel-
cbem in dem angenommenen Falle die Analya ia
den Bewela det kontndiktoiifch entgegengeseta*
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t«n Satzet von demjenigen, dessen Beweis man
CQchfe, giebt. Denn ist einSatz wahr, der einem
andern kontrar entgep#»npest'iit ist; so ist auch
das kontradiktorische Gegcmheildes letztenSatzes
wahr. Denn weil der erste Satz wahr isk> niali
der awey te faUch iind daher der dritte wabr sejn.
Wie die j^nalytis, siaii zu dem ge*
4uchten Beweise eines Saizes zu
fUhren, den Beweis des umm
gekehrien Saizes giebi.
Fubrt die analytische Bebandlnng einet
Saties anf die VoranssHs ing dei au beweisenden
Sataes^ die als eine Wahrheit betracbtet wird,
snruck; so hat man in ihr den Beweis seinfs um-
gekehrten Sattes. Hat die Analysis hierhey in
ihren Folgerungen sicb blols an die Aussage des
Satses gehahen« ohne von seiner Voraussetsung
irgend eiwas zam Grunde au iegeni so gilt iene
UmkehruDg des Satses unbedingi als Wahrheit»
in dem entgegengesetatenFalle glh sie wenigstens
bedingt, niimlich unier der Besrimmung, welche
aufierder Aussage des Satzps in der Analysis zum
Grunde gelegt wurde. EinBtyspiel dem hier
Gesauien findet man oben (XVII). Denn wenn
glfich derSatz: Rin Viereck, um welchea
aicheinKreis beschreiben Ufst, ist ein
Rektangel, falschist; so thm doch die (a, a.
O.) gegebene Analysis desselbeii dar, dais ana
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151
der Aussaj^e desselbcn seioe Annahme Ibl^o mid
also jeneir Saii aingekebit wabr sey*
XXil.
Vf^ie man dnrch die A naly sis deit
Beweis eines Satzes und seine
Vmkehrun g findef.
Hieniis crbellet^ dafs» wenn die analyd*
scbeBebandlung.einesSatses aii dem gesttcbten
Beweise dettelben fubrti man durcb sie nlcht al*
]«iu zu diesem Beweise^ sondern anch zu dem
Bevveise des umgekebrten Satzes von demjenigen^
dessen Beweis gesucbc wurde^ gelaii|;t. Dia
BeweisscblussederSynthesis enihalten jenen» und
dieFoigerungsscbiatta derAnaljrtit diesen Beweis^
gosetu aucb^ dals man auf die Syntbosis nicht
dnrch dio Analysis gefuhrt waro«
XXUI.
TVe lchen Gebrauch der 1? hilos oph
von der folgernden j4 nalysis zu
machen habe,
Dio Mathematbtlt bat einon Reicbtfanm oa
rodprokabeln Saiacny der dor Pbilosopbie ab-
gebt. Eben daher ist sio anch reicber an glevcb*
geltenden Satzen als die Philosophie. In so feni
dieser Reichthuui in den allgemcinsten Gro-
isen Beziebungen gegrundet ist^ babe icb s>:iner
schon anderwarts erwabnt Aufserdetri fuhrt
oucb die oigentbamliche fieschaf^enboit der
*) ADaiytiscbar Vanuch S. 52-53.
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15'
rsiunilichen Grorsen zuS^tcen die einander gleicb-
geltend sind^ . und eben daher aach zu recipro*
kabeln SatMH^ die die geometriacfae Analyiis
der Alten nntentQuten. Allein, wenn diePlii*
lotopbie^ in Verglclcbnng mlt der Matheniatik«
gleieh an reciprokabeln und gleicbgeltenden
Sitzen arm itt; so fehlen sie ihr deshalb nicht
ganz. Aus diesem Grunde darf der Bearbeiter
philosophischer Wissenschaften nicht auf die fol*
gernde Analysis in der Bebandlung der Lehrtatie
dertelben Veraicht thim. Nur bey dem Vortrege
detgefnndenenlirird et;^ wenn etdienBeweit elnet
Sttmet gilt^ tlch ihrer nlcht mlt Vortheil bedie-
Ben; tondemdemBevYeise seinerLebrtatzeentwe-
'der die syntbetische Form, oder die versuchend
analytische geben^ wenn ich die oben (S.^?»". f.)
eng^tgebenen Falle autnehme. Dalt das erste
leicht tey, erheUet ent dem Getagten (XXH.).
Die GrCinde^ wamm enbey dem Vortrege der
gefnndenen Sitie» tich der folgernden Analyila
aicht mit Vonhell bedlenen wQrdej behalt lch
eiaem der foigeuden Aufsaue vor.
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153
n.
Eine allgemeine Anmerkung
iiber den zweyten Abschnitt
dieser Schrift.
In dcm Eweyten Abschniite dieser Schrift habe
ich der folgernden Analjsis, wie et fchelat^ eino
•utgedehntm Anwendbarkeit ia der Philosophio
sttgesteaden^ alt sio nadtmeinem analytUefaen
Yenttcho S« 53. hat. Donn» nach dem oben 5«
47 II. f. Getagten^ ist die folgemdo Analytb aneh
Bur AnfHndung des Beweites logiscber Lehrsaue
anwendbar. Allein in jener erstenSchrift warvoxi
der Philosopbie uberbaupt, nicht von einzelnen
philosophitchen Witsentchaften insbetonderedio
Rede. Die Analytis mag alto in der Logik von der
Anwendbarkeit seyn^ die ich hier ihr beygelegr
habe; so beweisetdas dochnichu gegen das dort
Getagre, dadieLogiknnr einen tehrkleinenTbeil
der geiammten Philosophie ausmacht. Hierbey
besteht es auch voUkonimen, dafs die Logik^ wio
ich oben a. a. O. bemerkt habc^ auf eine kuracfo
Art sum Zielo f &hro.
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154
Ich habe vorhin zwischeo den gestattcnden
und verbietenden logischen Regeln (S. 50.) un«
tercbied«n. Um den Bewcis der ein(^n und der
•ndern zu fiodeDy kenn der Logiker di# foigem*
de AnaLysis anvrenden. Ich gebe von beidtn
ein B^y»pieL
£1 sey zu beweisen, dafs aus:
Alle sind C
AUe B sind nicbt foige
AUe A sind C.
Analysis. Weil: Alle ^ sind C nicht
folgt; so kann: Alle ^ sind C falsch
scyn, wenn gleicb jene Pramissen wahr
•ind. Dieses i^t aber nchtig. Denn bey
den wahren Prauiissen:
AUeMohren sind tchwan^
AUe Mobren tind Memcheot
wiirde die Konklasion: Alle Mentehea
sind schwarz, falsch seyn.
Syntbesis. Weil die KonkJusion : Alle-^^
sind Cf hey den Praiiiissen: Alle B
aind C nnd: Aile B sind falsch
teyn kenn » so folgt sie nlcht.
Die Synthesi^ er^it bt <icb von selbst. Denn
der in der Aualysis aus der Voraussetzuag: ,,es
loJge: Alle jii Stnd C nicht aus den Praonis-
ten" gefolgf*rte Sata: jenes Urtbeii konne falsch
teyn» wenn gleich jene Pramisscn wahr sind» itt
mit dem Satze gleich^eltend, dals jenet Urtheil
nicht aus ibn«a foige.
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155
£s Ufst Mh, wle In dio Angen tilltt, das
ganse Raisonnement der.Analyiis nnd Synthesis
so in elns cnsamnaen ^eben: Aus den Pramlsscn
Alle B iind C
Alle B lind ^
folgtnicht: Alle sind C
Daher kann, wenn gleich jene Prdmissea
wahrsind> die Konklosionfaisch seyuj wie bey
demScblusse: Alle Mohren sind schwara
n. s. w. Allo Menschen sind schwars.
2) Ks sey Ku beweisen, dals ans deuPriimissen:
AUe C sind B
Kein^-/ ist B
folge: Kein^ ist C,
Analysis, Weil lioin ist C ans jenen
Pramissen folgt^ so mnfs: Kein ^ ist O
wabr seyn» wenn jene beiden Pramissen
Busammen wahr sind. Dieses ist aber rich-
tig. Denn weil der zweyten Pramiise zu
FolgeKein B ist, so kann Kein
C ieyn, da somt ^ , B seyn wurde, welp
ches der ersten Pramisse widersprache.
S 7 n t h 0 s i s. Weil die Konklusion wahr seyn
mnist wenn die Prtaissen wahr slnd; so
folgt ste ans denselben^ nnd der Schluls
ist richlig.
Die Synttiesis ergiebt sich auch hier von
selbst. Denn die beiden Satze : Eine Konklu-
sion Tolgt aus gegebencn Pr<iini&sen> und: Wenn
jene Prainissen wahr sind, so murs auch die
Konklusion wahr seyn^ sind gleicligeitend. Die
156
Analysis fiihrt auch hier/ tbcr dennocb nicht so
kurz durch ein Beyspiel, *um Zicle, als in dem
•rsten Falle» DieGruode hienroa hab» ich oben
(S. 51.) «nge^ben,
Der Grnnd^ dardi welchen £ese lolgernde
Analjsia aach in der Logik anwendbar itt^ liegt
in den reciprokabeln Sauen, die sie eathalt^ und
der daraus folgenden Acquipollenz mehrerer
Safze (S. 117.), deren lich die Analysis in der
Logik bedient. Iit namlich ein Scblula in dec
Form falsch; 10 kattn aua den Pramisien, wie aie
in demScblusse engegeben aind, snsanmieDge-
nommen, die Konklosioa nicht gefolgert werden,
oder es ist m5gtich, dafs die Konklusion falsch
sey, wenn gleich die PrMmissen wahr sind. Die-
ter Satz ist aucb nmgekehrt wahr. Dienamlicbe
Bewandtnils bat es mit dem Satze> aus welchem
tich alie gestattende Regeln filr die Schiaase ab-
leitcn lassen. Ist der Scliinis in der Form ricli-
tig» so kana, wenn die Frimissen, wie sie in
dem Schlnise angenommen werden^ wahr sind,
die Konklusion nicht falsch teyn; und itt das
ietzte, so ist das erfte. Dicter Scblurt itt
in der Form ricbtig, und: Die Konkln*
aion desselben kann nicht faisch leyn^
wenn die Primissenj wie sie in dem*
aelben geg^ben s^d, wehr sindj sindal-
ao gleichgelteode Sitae. Ist also der letcte wahr>
der aus der angenommenen Richtigkiiit einet
Schlusses folgt, so ist auch jene Annahme, die
tol ibn (uhit, wahr. £ben so v^hait es sich in
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157
dem andern FaU^ wo man dia Analjsis zum Be-
weise verbietender Regeln anwendet. Die Ae-
poUenm der Annehme nnd det darans gefolgertctt
Satiet itt in beidenFalien klar, nnd daher istder
Sats schon durch die Analysis allein bewicfcn,
wenn die Wahrheit dcs gcfolgerten Saues au$rge-
macht ist. Eben so hat dieLefare von den UrtheU
len nnd'dieLehre von denBegrilfen reciprokable
Sltae^ Sind zwj Begriffe Wechsel-
bagriffe; ao itt daa allgemein bejahende
Urtheil wahr^ ia welehem der eine alt
Snbjektbegriff, der andere als Prftd^
katbegriff vorkommt a. a. m«
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158
Bemerkungen uber das Problem
der Philosophie und das eigen-
thumliche Problem der beson-
dern philosophischen VVis-
senschaften.
WoMn dle Philotophie wenigstens strfbt,
hahe icb S. 31. anapg, b*»n. Oiesf"n Zwfcke:
alles auf seine ersten Grunde auriick zu fiihren,
ist auch der ei^enthrimliclie Zwffck. d^r beson*
dero philosophischeti Wissenscbaften nntergeord-
xiet, cf tey oun, da& es bey dem Pbilotophiren
blo& der Spekulation , wie ich es am schicklicb-
sten benennen Bu konnen i^lflube, gilt, oderdaft
es dabey auf eine Anwendbarkeit der Philoso-
pbeme auf dfls menschliche Leben ahges» hen ist.
AUein wenn ^leich derZweck eint-r jeden philoso-
phischen Wissenscbaft dein Zwecke der gesamm-
ten Pbilosopbie untergeordnet ist; so ist er doch
mit demselben nicht einerley. Das Probl^m ei-
ner besondern philosophischen Wissenscbaft ist
also ein anderes, als das Prohlem der Philosophie
ilberhaupt, ob gleich zar Lusung desselben in
159
seinem gaflzen Umf^iTige seine AnflosnTig pe;ucht
"Wird. Dieser Ptinkt ist fur dle richtipe Belifiiid-
lung der einzeiaen pbilosopbiscbea W i»«ensciiaf-
ten wicbtig.
Jede Wissentchaft gebt von einer Voraut-
eetsung tns, deren Wabrheit sie als gegcben be*
tracbtet^ und also nicht erst aussnmacben bat^
wenn die Untersnchang jener Voraussrtzung
gleich eiuer andern Wissenschaft voibt^ljahen
seyn raag. Ob Gegenstande im Kaume wirklicii
sind, oder ob die VorsteUuog von dem Rauine
undallem, was in ihm isr, nur einBlendwerk sejTi
bat der Geometer nicbt ausaumachen. JHie
seine Begriffe und Bebauptungen beireffen nicht
die Wahrheit oder Falscbheit jener Voraus-
setzung, sondern Gidrsen und die Abban^igkeit
derselben von einander^ die unier jener Voraus-
setzung Statt Hndet. DieaelbeBewandtnirs hat es
mit jeder pbiiosopbischen Wisseiiscbaft. Ob
Irgend etwas, was aufser ibren Granaen liegt,
Wahrbeit sey^ das lalst die Logik dahin gestellt
seyn. Kur «renn dieses als Wabrbeit gegeben
isty dafs alfdann^ unter nachvveislichen Voraus-
setzungen, jenes wahr oder falsch seyn musse^
dafur kann sieKennzeicben angeben^ weil, wenn
es uberhaupt Wahrbeit giebt^ Wabrbeit von
Wabrbeit nnr aacb den Oenlsgesetsen abhangen
kann. Dafs es Wahrbeit gebe, nimmt sle so an^
wie der Geometer es annimmt» dafs cs einen
Hanm und Gegenstande in deniseiben gebe.
Denn nur unter jeaer Vorausseuung kann die
i6o
Frage davon seyn, wie Wahrheit von Wahrheit
abhfinge. Zwnr definirt die Logik die Wahrheit
durch die Uebereinfttiimnuiig «iner Vorstellung
mit ihrem GegejMtaDdcy nnd hat Recht» sie so sa
deliiiiren; nllein vondieterOelinition kdnnen ?rlr
snr Erkenntnift einer bestimmten Wekrheit erit
dann Gebrancb macben, wenn ont etwat anders alt
Wahrheit gegeben ist. Dafs z.B. ein Bedinf^nngs-
nrtheil w^ahr sey , wenn stin Nachsatz aus semen
Vordersatzen folgt , erheliet aut jenem Kenn/ei-
chen, weil ich mir ein Bedingnngturtbeil als cin
aolcbet Urtheil denke» in welcbem ein Urtbeil
elt die Folge einet andem gedacbt wird» lo ei»
aem vorgc^ebenen Bedingungsnrtheile finde ich
also Wabrheit, vrenn ich aus andern Grunden
weifs, dafs xwiscben seinem Vordersatze und
Nachsatze jene Beziehung Stntt finde. Allein^
wo die wenigstens vorgcbliche Wahrheit mir
aicht in einem Verbttltnittesoeiner andern Wabr*
heit gegeben ist, kenn icb von jener DeBnitioA
kelnen Gebrencb mecben^ weil et mir nicbt
m6glich ist, uber mmne Vorttellungen bioant an
gehen, da, was ich dcn Gegenstaiid derseiben
nenne^ mir nur durch eine Vorsrellung gegen-
wartig ist. Jene Oehnition belehrt micb uber
die Wahrbeit «Iso nnr in dem oben angefulirten
Felle; nicbt de^ wo icb micb nicht einer Webr-
heit dnrcb die endere versicbera kenn. £t er*
hellet elso p daft ich hiersn ein enderee Kennaei^
chen haben mufa, wenn dieses Kennseichen mir
brauchbar^ d.h.so betchafPen seyn soll, dafsseine
An»
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Anwendmig fn jedem FalJe# wo voa der Wefar-
beift oder PelicbheU ciner Erkeniitiilis die Rede
tejQ tnag , in meiner Gewelt steht. Ein i olchet
Kennxeicben bat die Logik nlcbt, gleicbwohl
nimrat lie Bn, dafs es Wabrheit gebe^ und (rngt,
unter dieter Vorausietsung^ nach dem Zusam-
nienfaange zwiscfaezi Wehrheit und Wehrheit
aaeh den Denkgetetsen*
So wie die Logik voreastetil> delt et Wehr-
beit gebe; so seftt die Morel voreus, et gebo
Pflichten; das Natarrecht» es gebe Recbte; die
Erfabrungs - Seelenlebre^ dafs die Erscbfinun-
gen, die unler den innem Sinn fallen, gewisien
Getetten tknterworfen tind und dais zwischen
diesen Getetten sich ein Zutemnienhang bo*
iiade n. t. w. Dalt et PBichten nnd Rechte ge-
be» itt eineyorentietsang, derea wisseatcbelk*
licfae £r5nerang der Moral and deni Neturrechto
vorber geht. In diesen beiden Wissenscbaften
ist nur die Frage , welche Pflichten und Rechte
ich babe^ und wie die Gesetze, welcbe jene^ und
die Gesetze» welcbe diete bettinimen, jeda un*
ter sich sutainnienhangen. In der Erfahrangt*
6eelenlehre itt elien to nor die Frege, welchen
Getetsen dio Ertcbeinongen det Innem Sinnes
nnterworfen sind, uoi den Zotaniinenhang jener
Gesetze unter sicb darzutbun. Dieses ist das eigen*
thOmUche Problem jener Wissenschaften. Je weiter
wir ih der Auflosung desselben fortschreitenf je
mebr gewinnen wir fur das Problem dergetainmten
Piiilotopliio» Nnr Schade^ dalt oine veneihliche
L
i6a
Xielie tu fMtm wdiueheiuwenben Gewinn
1U8 leicht verleitet^ ibn enf einem mirecbteii
Wege lu suchen, und nns fo leiebt det eigea-
thumliche Problem tiieser VVissenschaften mit
dem Probleme der Philo^ophie verwechseln
lafst-; dalf Wir bey jedem Schritte, den wir in
ibneD thon> mehr nech dem Zutammenbange def«
ten^ woitt er Hna gefubrt bat» mit aeinen ersten
Gri&nden^ als mit fehien GrQnden nnd Folgen
innerbalb der Wifsentchafk^ der ea angehort,
ZQ fragen, geneigt sind! Denn wenil einmal der
Zusammenhang alles de«cn, was einer Wissen-
jchaft angehort, unter sich; und dabey auch die
Bewebung dieser Wisfenschaft au der gesamm-
ten Philofophie gegeben ware: fo wiirde in An-
aehung desten^ was tn jene Wisfentcheft gebort^
dat Problem der Philotophiif geldset «eyn. Ge*
setzt, wir h^tten in der Morel eine gens in tich
vollendete Wissenscbaft , und wflfeten dabey wie
und warnm die Moral in das Gtbiet der Philoso-
phie gebore, to wiirden wir eben deshalb den
Zutemmenheog jeder Pflicht mit ibrem letsten
Gmnde erkennen, nnd das Problem der Phaofo-
pbie in Antebung dieaet Punfctes w&te geloset.
Dafs wir nna vielleicbt in Antehong fceiner
pbilosophischen Wissenscha/t in dem angenom*
menen Falle befinden , beweiset nicblt gegen des
Getagte. Denn je mehr wir uns jener Voraus-
Setsnng nabem, um so naher kommen wir auch
der Audotung jenct Problems, und um so mehr
gewinnt die besondere philotophitcbe Wisten*
Uigiiizea by LiOOgle
schAft, der unser Fieifs gevvidmet iit, an innerer
Vollkorritnenheit,
Die Regel, die bieraus fur die Beliandlung
der einzelnen philosophischen Wissenschaften
Aitrfsty ist; Maa betracbte jede derselben bey ih-
rer Bearbellnng als eia fiir sicb bestebendes und
clarch sioh selbst *n voUendendes Ganse^ sq wdt
sie nicfat anf Lehnsatse» die sie ans einer andern
Wissenscbaft zu entnehmen hat, fortbauen muls.
Dieses leute ist insbesondere in Ansehung der
angevirandten praktischen Philosopbie und der
•ngewandten Logik der FalL
In Ansefaung dieser ist der gerugte Febler
indessen seltner als in Ansehnng der Erlabrnngs-
wissenschaften. Denn In den Vemunftwlssen*
scfaaften gewinnen wir oiit jeder ricbtigen Folge-
rung aus dem hisher gewonnenfen, nicht alleia
cine neue Wahrheit, sondern anch die Erkennt^
nirs des Zusammenbanges derselben mit ihren
Grunden. Sind wir der Pramissen,- ans welchen
wir in ibnen scbliefsenj gebdriggewifs; soistdas
Gefundene innerbalb der Wissenscbaft von selbst
im Zusammenhange mit seinen ersten Grunden
dargestellt. In den Erfahrungswissenschafien
vcrhalt sich dieses anders. IVIit den Krfahrungen,
auf deren Gewiihr wir einen allgemeinen Sats
mit pbysischer Gewifsheit (S. 69.) ais ein Geseti
voranssetten konnen» baben wir noch nicbt den
Zusammenhang dieses Gesettes mit andern> in
welchen es gegrundet Ist, ob wir gleich oft in
diesem Falid la dem gefniidcnen Gesetse den
L M
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i64
Grunr! anderir bereiUgtftw^eiianGewtie liaW
Denn wenn vrlr auM mebrecn vreoiger ellgememen
Getetten ein eiJg^mpini^i^i richiig ebttrehlrt be-
beii; io le«een ticfa omgeiiehrc jeoe Gesette .mrer
dieses wiederum subiammiren nnd daher auch aus
demselben rolgem. ht uns die Wahrbeit dieset
ellgemeineD Gesetzes dnrch eine «ur physiscben
Gewiftbeit hinlangliche Indi.kiion verbuigf to
baben wir in ibm den Grond von jenen bnon^
dem Gesetiem Je allgemeiner ein Getets itt,
«m so scbirererwirdetneiarlich, desselbe auf
noch ein ellgemeineret EuruclciQfuhren, und
Wenn et uns gegebenist, speciellere aus dem-
•elbeo henuleiten, d. h. den Zusammenhanir
derGesetze unter einander dar«utbun. Dennellh
mal ist es fur sicb kUr, . dafs es um to tchwerer
«t, zu einem Sai«e einen noch alJgemeiaem wa
£nden, je alJgemeiner jener Sate Itt; ond ewey.
tcnt Jidnnen wir in vielen Fallen den weniger
nl|gemeinenSat« ant dem allgemeinem nur ver-
inittaltt eines oder mebrerer andern Satze herlei^
ten. Wcnn uns diese gleich vieUeicht langtt bo-
kannt sind; so sind wir doch nicht immer 1«
Siande, sie mit jenen auf die gehorigeArt tn ver.
bmden, um to vermitteltt ihrer, den ge.uchten
Zutammenhang detweniger allgemelnen mit dem
ullgemeinenSatie au finden. Der erste Umstand
^Sfl u!!i°?*"' ""^' «nehr eifrige als geordnete,
Wiftheglerde, gleich zu den allerailgemeinstail
Satzen unsere Zufiucht zu nchmeu, Wir »
•cbweren uns dadurcb aut dam aweytaii Grundo
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i65
unm GMchaft^ weil et um to «cbwerer ist, ei»
iiea Seti eus einfm andern abzuleiten» )e ellge-
m^er dieicr letste Sats ist. Ofi macben wir so
einen Sprong ubar elna Wiitenschaft hinant nnd
nebmen sn metaphjsischen GrQnden untere Zn-
£ucht, anstatt sie bey pbysi.schen, wenn icb zu
diesen auch die psychologiscben xahlen toU^ zu
tuchen.
Zu dam erwahnten Fehler werden wir nicbt
ellein da verldtet^ wo wlr den Grund einet Ge*
tetaet tuehen^ tondern aucb da, wo etderfirltli-
rung einselner merltwiircligeA Tbattachen gilt.
Dieses sind meistens solchej die uns befremden^
weil sie von dem gewobnlichen Laufe der Natur
abzuweicbeny oder diesem gar zu widersprecben
tcbeinen. Naturlich tind dietes eben deshalb selt^
nereFdUe^ die unt, wennwlrtie in^acto, d.b.
to wett tie unt in der Erfabrnng vorliegen^ gehS*
rig kennen^ nnd den X^nf der Natur^ mil dem
wir tle In Binstimmnng sn bringen tuchen^ rich«
tig aufgefafst haben, gerade arn leicbtesten zu
erklaren seyn mussen. Oft sind wir aber nicbt
mit dem Facto nacb alJen seinen in fietracbtung
kommenden Unstanden bekannr^ und die Unbe*
kannttchaft mit einem einsigen» nnt entgeben*
den^ Umttande verwandelt den aaturlichtten
Fall In ein Wunder, Bben to oft macben wir
nnt mit Begriifen, die zu allgeraein oder mtt zu-
fall gen Nebenbestimmungen aus dem Laufe der
Natur abstrabirt sind, an die Erklarung solcher
Thatiaclie&. ]j| dem eineii oder demgandem
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t6G
Ffifle werdea wir unf vergeben« Umerhalb der
Wissentcbeft Badi ErUirungsgrQndeB der une
befreradenden Ertcbeinung umtebn, nnd eo*
statt uniere vorher angenommeiien Begriffe vott
dem Laufe derNatur, der gleichsam einAI)druck
d«ir Naturgesetze itt^ su prufen und nothigen
Falls fiu berichtigen^ oder, wenn es notbig und
moglich i«t, eine genanere Erkundigung nach
dieteoi oder jeneiD ons nicbt infacto binlanglidl
bekennten Umstande eineaaieben^ nebmen wir
sn Figmenten unsere ZuHucht^ die, wenn sie
aucb Wabrheit wHren, doch nicht in das Gebiet
der Wissenschaft geboren wurden, und niacben
so einen Sprong ans der Wiifenscbaft binaus.
Man nebme s«B. die Erscheinnngen^ welcbe
nns der Nachtwandler darbietet. Wat uns d*>
bey am meitten befremdet ^ itt, dals setne Sinna
wenlgstens sum Tbell sclilafen und dabey doch
seine willkuhrlichen Handlongen eben lo gluck-*
lich von Statten gehen^ als ob er sie unter Lei-
tung seiner Sinne verricbtete. Jenet» dafs eia
Sinn schlafe und doch dnbey andere wacheOf
iinden wir bey dem gewdhnlicbenSchiiifer; ebea
so seben wir dfters> daft Leute im Scblefe ibnen
gelaufige Hendlungen^ die sie im Wacben ange-
fangen baben, forttetsen. Das eine wie das
andere befremdet uns aber zu wenig, weil wir es
taglich seben, als dafs wir es mit unserm Begrilfe
vom Scblafe vergleicben sollten. Gescbabe die-
tet; to wurden wir es mit demselben unvereinbar
finden nnd nns yeranlaftt sehe&> nnsesa Begriff
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▼om SchTafe in iMrldiilgeii. leli red« Toa d»
gewohnlichen Begriffe vou; Schlafe^ hkj welchem
ixiftn den Menschen dei Gehrauchs aller seiner
Siiuitt beraubt und zu allen willkuhrlicben Hand-
lungen ganz unfahig betracbtet. £rweitert
»an den Begriff det Scblafa $o, da& er eueh euf
die kemetire^ aeltnen Brfahmngen ptiat, wo
wir ^fiVLte B. B. mehr schlefend eli wechend ih^
nen geiau/ige Handlungen yerrichten aehen'^);
wo wir eben lo lehen^ dafi sie auf Dinge boren^
die einmal fur lie ein Interesie baben> obgleich
ibr Auge und Obr allen andern Eindrticken ver-
achloaien iit: ao aind jene £rfabrungen mit ibm
libefeiDatimniig nad wat wir endem Necfatwandt
ler wehmehmenV ist von denisell>en nnr dem
Gredet nicht der Art nach^ verachiedea. Dieaee
wird uns weniger irren. Denn wir werden uni
leicbt bescheiden, dafs Schlafen uad Wachen in
der Wirkiichkeit nicbt scbarf abgescbnittene Zu*
stande sind, sondem vieinsehr wie Tag und
Necht, Waznie nndlUite^ allniehiig in einender
libergehen,
Doch hela Wort weiter* Bine vollsti»»
ifKge Erklarnng jenes Znstandes ware hier am
nnrecbten Orte. Dai Gesagte beweiset icbon,
was ei beweisen loll, dafi wir in diesem und ibm
ehnlicfaen FilUeB nns aach den gesuchten Erk a-
nagsgriiadea anr • ianerhaib der Wisienschaft
aasehea soUteB» weaa wir enf Verenlessnng der»
*) Meine Psychologle in ibren HaupUBWflnduagan auf
die Uechtspflege 199. 204«
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i6B
mHbm «vch inne mttlitflii^ dalf d!«i«t
od«r joies In ibr noch tn bfliichtigvnj oderetwM
ondert m crgansoB sey* Denn wer wellk nicbt»
dafs man zur Erklarang jener Erscbeinungen mei-
jtens einen ganz andem Weg elogejchlagpn ist;
dalj xnan der Seele neue Verinogen bat geben^
oder ticb an pfaysiologiscbe Grunde bat baltea
wollen» die fur die Psycbologie ebea to woDlg
Aiitbeuto geben worden, «b von der Ptycfaolo^
fjie IQr dM Pbyiiologjln sn boffon iit.
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IV.
IJeber die Konstruktion logi-
scher Begriffe» die emblemmati-
fiche D a rstell ung derselben und
die logisclieii Postulate.
die Logik ihie Begriffe Ton iJftlielleB mid
ScblftMeii komtToirea konne» erhellet aus dem
oben (S. 39.) Gesagten. De diese Bebauptung
tuffatlen kdnnte, babe ich lie «nderwiirti aui»
ItUirlicher dargethan.
Die Logik kann ihre BegrifPe nnn entweder
in oiner fAr lio pawendon Materio, oder In all«
gemelnen Fomeln darttellen* In boiden Fallen
halt tie sicb , iro s» B. ron einem Schlusse eincr
gewissen Form die Rede iit, an einen solcben
Scblufs^ nicht an den blorsen Begriff desselben;
uebt bey einem solcben Schlusse aber nur dasjo-
nige in Betracbtung, was tchon in dem allgo»
Beinen Begriffe doMolben liegt, In dom orttott
Falio abstrahirt sio von «llem filgonth&mlichoa
dor Materio^ in der sio den Begriff konstmirt
haty oder des individueUenBeyspiels^ «nwelcbes
*} ABBljtitcher Venttch S* iie*
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170
sie sicb zum Behnfe eines Begriifs halt; im zwey*
tcn enthalt die Konstruktion nichti, als was zur
Form des SchlusseSy Urtbeils, oder wovon die
Ilede seyn mag, gehort^ und die Materie wird
bloif dafcb allgeineiiie Zeicben^ fur da»ieni|(e^
wat in dieForm einet tolcbenUrtbeilf peift, aa»«
gedruckt, Wer«ichB.B.: AUe find B elt
dte Formel det ellgem^in befabanden Urtbeils
denkt, denkt nicbt blofs den Begriii des allge-
mein bejahenden Urtheils; sondern durch jene
Formel ist ibm aucb dasjenige gegenwartig, waa
in seinem Verstande vorgebt, wenn er irgend ein
folcbef allgemein bejahendef Urtheil fallet^ dia
Materie desfelben meg ancb «ayn^ welebe ti»
woHe. £ben s o wer ficb In:
Alle B sind C
Alle ^ sind B
Also: Aile ^ sind C
die Formel eines Scblusses denkt^ denkt nicbt
blolf den angemeinen Begriff etnef Scblntfef ^
•ondem ibm ift alles gegenwartlga was in seinem
Yentande vorgebt, wenn er irgend einen Schlnla
macbty In welchem i) beide PrSmisfen allge-
mein bejahend sind, a) der PradikatbegriiF def
Untersatzes der SubiekibegrifF des Obersatzef
ist u. s. w. Es sind bicr B. C nicbts anderf
flls dieGlieder {iermini) einef solchen Scblusfes;
B der termimu m^ditts u. f. w. In jedem beson»
dem pasfenden Beyspiele elnef f olchen ScblnffCf
k5nnen die Begri£Pe desfelben diefelbe Stelle ver-
treten. Allein auch in dem passendsten Beyspieie
Uigiiizeci by LiOOgle
171
Ist imner inelif eiitbalum, dtt AlIgenHMiie^
das dadarcb veranscbiiilicht werden soll; und
das^ was aufser dem Allgemeinen so in dem Bey-
ipieie entbalten ist^ murs durcb Abstrakiion aof
demtelbeiL entfernt werden, wenn das fieyspiel
vm deii verlen^teii Dtenst leitten tolL Dieter
Umttend l&oromt intbetondere bier in Betrecb-
tang. Wir tcbyelten nimlich ent engenommenea
Premitten nur laltcb , wenn wbr eut ihnen eine
Konklusion ziehen, welche durcb die Form der
Pramissen nicht bestimmt ist. Die Form der Ur-
tbeile und die davon abbangende Form der
Scblfiktte fassen wir daher leicbter durch Fov»
meln ilt dnrcb Bejtpiele auf. Woii^ent itil
dietat der Fell bej dem im Denken nicbt Un-
geHbten; nnd fOr dieien kenn nur ein witteiH
tchaftlicber Unterricht seyn. Dietes gilt vors&g-
lich von der Logik^ die uns znnacbst nicht den-
ken und scblielsen lehren soll, sondem vielmehr,
wie wir nicht zu schliefsen befngt eiiid. Ueben
wir dietee gehorig begriifen; to lenien wir auch
jenes ; ab«r nicbt aoa Regeln, dio nnt die Logik
geben nnd iricbtig anwenden lebren k6nnte^ eon*
dem dnrcb eigene-Uobnng nnd eine dadurch ev-
hobete Scharfsicbt.
Die logiscben Formeln leisten uns den
Dienst^dafs sie dieUrtheile undScblusse^ fur weli
cbe wir sie gebraucben, dadurch xur lotuitioil
bringen» de(t wir euf ibre Verenlettonf ebte ein
eolcbet Urtbeil oder mnen Schlult^ den sie dar*
•tell«n> machaa uad to die Sacho selbit, tod
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'7*
der die Rede ist, nnd nicbt allein den Begriff
derselben vergegenwartigen.
Hieria sindsle einerandern Artvonlogiscben
Zeicben, die men mm ichicklichsten emblem-
matif cheneiiiitfa kdnnlef ilhnlicb, wiewohlei«
•tcb von densalben in eiaer RAckiicht frasentlicfa
vnterscheiden* Lambert s.B. stellte in seineoi
Organon, bekaonilich dieForm der Urtbeile nnd
SchlQsse^ in Zeichnnngen von Linien, di« unter
und neben einaoder faUen, Ploucquet *)
darcb B.ekcangel , die in und aufser emander fal»
l«n, dar; ond £oler niacbia von Kreisen einen
ihnlichen Gebtauch Diese emblenimati*
schan ZelcbeB« substitalraa Vorhiiltniss*» in
welchen Gegenstande^ dla imter den anrtern
Sinnfallen^ stehen^ Verhaltnifsen zwischen Be-
griifen und Urtheilen, welche letztere Verhalt-
nisse auf eine lllinliciie Art von einander abb^
^ 'Untertuchung und Abanderung der logikaliscbQii
Koastruktionen des Herrn Prof. Lambert. Tubin<-
gen 1765. Auch in der: Sammlung der Schriften,
welche den logischen Kalcul des Herrn Pioucquet
betr. Tubiogen 1773. S. 157. Pioucqaei bilt sicb.
bejr imnen Kenttruknonen» wie er sie nenBt» aa dea
Inhait» LamhnC bingegen aa dan Vmiukg der
EegriSt.
^ Lettres a une princeise d*j4llemagne sur divers
sujets de physi^fuc et de philosophie^ Mitau
1770—1773. leltres 103 — 107. In der spatem
Condorcefichen Ausgabe der Eulerschen Briefe
•ind diejenigen, welche die Logik und Metapbysik
beueffen, und sebr sweduniUiii ne^i^elassen*
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m
gen als jene mteii. Sto lcofninea dem iimeni
Sinne durch den aufsem zu Hulfe; nicht etwa
wieWorte und andre willkuhrlicheZeicbendiesei
fibeihaupt thuuj sondern dadurch, daPs sie an
Gegenstandendea duiaern Sinnes etwas darstellcn^
was einem Gegemtande des ianem Sinnes ^na*
log ist. Dennoeb leisten jene Embleme^ so sebr
aie ancb von dem Schailsian Ibrer Eriinder cea-
l>en^ doch weniger als die Konstrnbiionen in
Formeln. Denn gesetzt auch , dafs em lolches
Emblem dem Gegenstande, den es uns vernn-
scbaulicben soll, aucb genau anpalst; so wird es
uns gewifs nicht leichter^ von jenen Emblemen
Gehranch lu machettf als uns in dle Formeln
BQ findes, Denn dasn wird erfordcrt, dais wir
wlssen^ wte die Verhaltnisse> welcbe eln solchet
Emblem den iufsern Sinnen unmittelbar darstellt^
von einander abhangen. Hierzu koramt noch,
dafs man von dem Parallelismus dieser Embleme
mit demjenigen, was sie zuletzt darstellen sol-
len^ oder davon^ dals sie als Zeicben ganz la
dem Beieichneten passen^ sich nicbt eber uhef^
teugen kann» als man mit dem letsten schon
■nderweitig beltannt geworden ist.
In den Formeln der Urtheile und Schlusse
/indet derjenlge, der sie denkt, aui dem ange-
gebenen Grunde^ eine Konstruktion derselben.
In dea emblemmatischen Zeicben der Urtheile
nnd Schiusse hiagegea liegt keiae Konstrnktion
derselhen» wobl aber eine Konstruktion von el>
was Rftnmlicbem^ waa in seinea Yerhalmissea
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«74
dm hogiMf^w, da» iB| inm ZdehMi cli<ii«B
foll, aiialog itr. Dieit Bcmerkang itt viellaldife
nicht uberflunlgy da nicht allein Ploucquet,
aondern aneh Lambert^) seinaEmblama Kon-
jtruktionen nannte.
Nach dem Biiherigen kann es nicht befrem-
den, wenn in der Logik von einer Komtruktion
ibrer BegriHa dia Rede iit, £ben io wanig kana
aufUUetti wenn Herr v.Segner in aeiaer
Lopk Postnlate anlitellt Demt wai pottt^
lirt wirdy wird alf wahr angenommen^ ohne
leine Mdglichkeit su beweisen, weil man diese
alj evideht beirachtct. Jede reine Vernunftwis-
senichaft mafs solcbeMoglicbkeiten voraussetzen^
wenn auch nur> um durch dieselbe die Wahr-
heit ihrer ersien Begrifie nnd Voranisettnngen^
:von denen sie redet^ dersnthun* Dcnn die
*) SammluDg der Schri&eii v* s. w. 5. t^r,
Spedmen logieam tmipsruiiiter demorutracae
Jenae 1740. p, lo. — Die Poatalate« die a. a. Orte
•n^aatellt worden aiads f)^^ idea, quacunt/ue
miiquam earum fmae lit ea ^nUneatmr aiHralM»
ra, II) Ideae ^maevie aaneeaiieutae eompanere»
lU) Ideam, infinite oppoeitam emiemmfne, /orm
maref <L. h. su jedemfiegiitfe «ntu andera deo-
ken» der blob die Vemeiiiniif dtatelbeB amhalt.
Z. B. an dem Begriff des acbwanen* den Begriff.
desjanigen, was nicht acbwars ist. — Diese Postii>
late gehoren unktreitig alie her; ob aber in ibnen
die Ansahl de^PostuIate, wenn dieae einma] an%ca
ateUtwerden •ollten, Tollstandig angegriMn §9f, kian
ich liier dabin geateilt §9fn iaaaen.
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»75
WalirlieU eifiM Btgrifls» der in dner Wifsen-
tcheft , noeh ohne Anwenduni; auf diefen oder
jenen Gegrnstand^ angenommen wird, besteht
in nichts anderm , als in der innern Moglichkeit
«eiues GegenstandeSy oder in der Abwesenheit
alles Widerspruchf in dem BegriBe desselben.
Denn nnr unter dieser Bedingung tind wir be-
recbtigty eof deofelben die Denkgefette ancu*
wenden, nnd was tie ergeben» alf Wahrheit ta
betrecbt«*n. Denn von einem Objekt, in desten
Begriffe irgpnd ein Widersprnch versteckt lage,
werden, selbst nach den Denkgesetren , wider-
sprechende Saize wahr teyn mussen. Der eckige
Cirk(>l wtirde als ein Ciikel rund> und weil er
eckig ware^ auch nicht rund teyn. Das soge-
nannte Noihrecht (J^avor neeeisUaiU), dat den
Katnrrecht^lebrera t b viel sn schalfen. gemacht^
wGrde als Recht» euf der eioen Seite mir die
Befugnifs ertheilen, das Recht eines Andern za
verletzen; auf der andern Seite hingegen mir
diese Befugnifs ganz und gar nicht gebcn, Wj^ii
dat l\eclit det Andem diete Befugnilt aufbeben
wfirde.
DiePoftnlate» welcheEnklid antdrucklich
anfstellt, beuehen tich swar lediglich aof teine
Geometriey nicht ench euf tetne Aritbmetik; al-
lein in den arithmetischen Buchern seiner Klc-
mente nimmt er ebenfalls solche Moglichkeiten
an^ ohne sie zu beweisen. £r verlangt t. B., wo
sein Zweck et erfordert, von einer Zahl ein Viel*
facbet su nehmen* die Ueinere Zebl von der
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grSfieni abEuzieben n. f. w. Za dieser rmd Sblli
lichen Forderungen halt cr sicb berechtigt, ohne
lie sicb gleiclisam^ wie m der Geometrie durch
ausdrucklicb eufgestellte Postulate ein fQr alle
Male aasbednngen za faaben; nnd scbwerlich
werdea wir ons anch irgendwo ▼ersucht sebnii,
ibm seineFordemng streitlg so macfaen^ weil dia
Gerecbtigkeit derselben in fedem einsehien^Falle
am Tage liegt.
£ben so knnn derLogiker, obne sich auf
ein fur bHp Mal voransgesc jckte Posiuiaie be»
siehen^ Moglichkeiten voranssef/eTi, welche Nie*
mand ibm ebsnstreiten Lust haben wird. £r
kann sicb selbsr anf Bejspiele^ die anfserfaalb der
Logik liegen, berufen* wie icfa es oben(S. lao. V.)
zum Beweise des Satses, daft aos eii^em ralschen
Urtheil cin wahres folgen koune, gethan habe^
und ist in so fein noch besser berailien, als der
Matbematiker im Vortrage der Arithmetik. Al«
lein, nm teiner Wissenschaft dte grofste Vollkom*
menheit zn gebeny mufs er uns seigen» wie eine
Mdgiichlteit von der andern abhangt, nnd so al-
les mit einigen Grnndmoglicbkeiten in seiner
Verbindung darstelleny wenn er anders sich
uberall an Grunde hHhen will, die seiner Wissen«
schaft eigenthijmlicli sind. Alsdann mufs er aber
logiscbe Postulate haben> die seinem syntheti*
scben Yortfage snm Gmnde liegen. Ob as. in
nnderer Rucksidit der Muhe werth wire^ den
Fieils anf die Beerbeitung der Logik sn verwen-
den^ der zu einer solchen Darstellung derselben
erfor-
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177
erfordert wurde , ist eine andere Frage^ auf de-
deren Veranlassung icb nur Folgeodes aafuhre*
^^Die Kunit; welche sur £rrindaiig aller analy*
^^titchenLehriaueandMetbodeii «ngeweDdt ist/*
sagt eia b«rQbmter Analytt y^verdient tehr
^^die Aofmerliianilieit des Philosopheo, weil roea
^ydadnrcfa Toa einer betondem Untersucbungs-
^^kraft belebrt wird, und dei Maihcmalikers in»-
^^besondere darum, weil er daduich dieie Kraft
^^mit Ueberlegung anwenden iernt. Jena
Kraft iit unttreitig eine logiiche Krafr, bey derea
Betrachtung dieAufmerltcamlLait auf tie uad thre
Pr^dukte our durch eine mdglichst vollendete
KenntniJa der Denkgeietse nnd ihrea Zuaammeiic
hanges zwecl^maliig geleitet werden kann.
Heir RliSgei in seinem nathenaciichen Worter-
bttche Art. Anaijsis als wissanschaftlichas
System. 8. gs.
M
Ueber die zweckmarsigere An«-
wendung des sjnthetischen oder
analyttsotien Vortrags»
LJi€ iPrage liegt eigentlicfa> Hrie icboh ohtk
(S. iio.) bemerket ist, aufserhalb des Problemf
der Akademie; allein wegen ihrerVerwandtichaft
mit deinselben, mogen folgeAde Gedanken uber
iie hier ibre ^telle iindeii.
Der analyiische Vortrag reitzt und unterhalt
•ni mefarern Grilnden, die ich anderwartt eror-
tert hebei icbon en licb die Anfmerkienikeit
nebr eli der ijrnthetiicbe^. Dei Intereiie» dee
cr lo erregty kenn der Scbrifiiteller — nnd, wee
von dem Vortrage dei Scbriftatellen gilt, lafst
sich, mit gehdrigen Abanderungen, auch auf
den miindlichen anwenden — durch eine zweck-
mafsige Form , die er ihm ertheilt, nocb erbd-
ben **). Allein dem ungeacbtet wCirde ttien die
*) Analytiscber Veriucb S. 79.
**) Kbend. S. S8.
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279
analytisclie Metliode inirsbrauchen, wenn inaii
ciii iiberaU anweodea woUte»
CTtteai giebt et Materien^ inwelcheatU
les auf wenige und oft nur auf einen eiozigenSatz
ankommt, der nur richtig angewandt seyn will,
nm unazu den Folgerungen zn fuhren^ ,um wel*
che es nns tn tbnn ist. Je leicbter diese Folge»
rnngeB in jedem sn er5rteniden FaUe gesogenjt
nnd je Irncbtberer oder reicher an Folgen jena
Sltse nndp mn to weniger w&rde in der Beband-
luDg einer solcben Materie die analyiiscbeMetbo*
de an ihrem recbten Orte seyn. So viel z.B. un-
ter den Naturrechtslehrern auch uber den allge-
meinen Grund der Gultigkeit der Vertrage ge»
ttritten ist; so einig mogten sie doch darin Hjn,
defs die Wirkungen eines gultigen Vertrages le-
diglich nach dem erkldrten WiUen der Padscen-
ten tn ermessen sind. Was dieter bey eiQemVer*
tragesey^ ergiebt sich aus dem BegrilFe dessel-
ben unmittelbar; und ist es einraai ausgemacht^
dafs dic Wirkungen des Vertrags nur von dcm er-
klarten Willen der vertragschliersenden Tbeile
abbangen; soergebensicb dieselben beyjeder Art
von Vertragen von selbst als leicbte Gorollaria*
In einer Abhandlnttg von den besondern Arten
derVertrage t. B. wOrde daber die analytitdie
Methode wohl nicbt an ihrem Orte seyn.
Zwcytens eignet sich die synihetische Me<^
thode.fur den Vortrag gaiuer Wissenscbaften. Je^
M a
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dpm Bei^ffe nnd jedemSitie la&i ticb in demtel-
ben telne bettimmte Stelle enweiten« lo, delt
man, weDn er einmal erorteit itt, notfalgen Fellt
immerauf ihn verweiien kann. Zndem itt jpne
fynlhetiscbe Zusamrn*^nstfllung auch noihwendig,
lim das bisber AusgeniHchte Yon dem noch zu cr-
6rtemden zu unterscbeiden. hej dem Umfange
•iner aach nicbt au weitlauftigen WitteDtcfaaft
w&rde di«tet tcfawer und oft telbtt nnmSglich
werden, wenn die Materialien dertelben nlcfat
synthetitcb, sondern analytiscfa stuemmengeord-
net waren. Am Ende der ganzen Darstellung der
WifSenscbaft wijrde xwar alles in ihr zu beweisen-
de ricbtig dargethan seyn; allein welcbesmensch-
liche Gedachtnilt ware im Stande » bis dabin al-
letau behalten, um an ubertehen, was bither ant^
gemacbt undnoch entxnmacfaen itt? Der engege*
beue Vortbeil der tynthetltcbenJMethode /ur den
Vortrag ganzer Witsenicfaaften, iit allgemein an-
erkannt und desbalb bat man sie ancb dieLebr-
metbode genannt*
Die Ueberticbt dei Zusammenbangs der ein-
telnenTfaeile einer Witientcbaft wird auch durcfa
eine sweckmaltige Abtfaellung der Wlttentchaft
in Abscbnitte erleichtert. Die Ordnung, dle hler-
durch in den Vortrag kommt, iit die Ordnung
dar Klassifikation, die dai Gleichartige zusam-
jnenstellt und ei von dem Ungleichartigen trennt-
Die Gleichaztigkeit und UAgieicbartigkeitf von
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181
der hier die Rede int, betrifib dle Reiiiltate, di#
der lyiilhetische Vortrag bey jedem teinerScfariu
te innerbalb eines Abschnitts giebt. Denn in ei^
neoi solchen Abichnitte werden BegrifFe und Sa^
ts6, welcbe sicb auf einerley Gegenstand bezieo
hen, zusamaiengettellt. Allein so sebr dersyn*
tbetische Vortreg durefa iene Anordntuig» wo mm
roit ifani verelnber ist^ niiterstutst wird; so wenig
liftt er ficfa ilberell in sie swangen. Dena dia
Orunde^ auf vrelche es bey einem Satee oder Be«
griffe, wenn diese an ihrem Orte mit der grofs-
ten Deutlicbkeit und Gevvifsheit gegeben werden
ioUen» enkommtf leuensicb nicht ubereU als go«
geben voreusseuen^ wo ein solcfaer Sets oder
Begri£P, wean es blols die Ordnnng der Klessifi*
ketioa gSlte, seineStelle finden wardey oder g4r
mdlste. Die Bemerhnng wfirde faier fiberflflssig
seyn, wenn man nicht oft glaubte^ der Yortrag
sey nm so wissenscbaftlicher, je mehr er jener
Ordnung der Klassiiikation folgr, und daber au£
Kotten der Grundlichkeit» den Schein derselben
erkeiifte, nnd s. B. Settea eiae Stelle eawiete»
wo der Beweit derselbea aiefat gefadrig gefQhrt
werdea kena , ob tie gleicfa, wenn es nnr enf die
Ordnung gefundener Resultate und nicbt auf die
Ordnung ankame^ in welcber man sicb dersel*
ben versicbern kann^ daselbst an ihrem rechtea
Orte seyn w&rdea*
Um nicht zu weitlauftig iiber einen Neben^
punkt la werden^ verweise ich eul det# wet
W ol f gegen einige Tadler des Euklides, die dem»
selben daraus einen Vomurf gemacbt, dafs er
8icb nicht an die Ordnung der Klassifikaiion ge«
bojidenj trefiend arinnert ^).
Bey alleii eben angegeb^ eD VortheUen dlf •
lynthetttcfaeii Vortrags in den «rwabntsa Falleiit
bat dodi der analytiscfae» nnter gevnssen UmstaiH
den, teine enttcbiedenen Vorsuge^ wenn matf
aucb den Umstand abrecbnet^ dals er die Auf-
^erksamkeit mebr reitzt. Aus diesem Grunde
kann es aweckmarsiger seyn^ aucb bey dem Yor*
trage einer gansen Wissenscbaft finm Tbeil anal|j«
tiedi ond nicfat gana lynthetiacfa an verfahxen.
Cratent na mlich tind gerade d! • aUeralU
gemeinsten Grundsatze, so evident sie auch je^
dem sind, der sie einoial aufgefafst bat^ oder
klar denkt^ docb in ibrer rcinen AUgeroeinheit
(w abstracto) gedacbt, lur den Yerstand^ dem
es noch an aller wittentchaftlichen Bildnng fehlt^
icfawer anfonfassen, obergleicfa» wennertieut
«inem betondem Falie {in eoncreto) dtakt, nadt
ibnen gans ricbtig ortbeilt. Man wOrd« s. B« datt
gemeinen Mann , nuch wenn es ibm nicbt an ei«
nem gutem naiurlichen Yerstande fehlte^ nur ver-
•J Vernnnfiipe Gedanken voh denKraFten dei mensdi-
lichen Verstande», Cap. lo, §. 22. Phil. rat. §.8*9-
und betonders : Nachricht von seintn deut>
schen Schxifi«n> Ciip. 3* §• 34*
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m
wlrren , weha mnu ilcli bey €hem Bewdte, des
mm, ibm luf&hieii liatte^ atir ein matheinaUsches
Azioiii^ wie Euklides es ausdruckt, berufen woU-i
te, ob man gleich ihn leicht und jicher flberzeu-
gen wurde, wenninan jene GrundsataestiUschwei-
gend vorauiieute. Fordert es der Zweck det
Yortraga, solche Grundiatse ut ibrer J^^ gr ^mtim
beit auadracklicb eiifoiittelleii: und iit bej deifc<
•elbeii euf Leter oder Htor der oben erwlhmeif
Ari Aflcksicbt ra nebmen> to wOrde ai aweck-
Widrig atyB, lynthetiich von lolcben Grundiataen
aatEugeben, und aul der andern Seite aber um
so rathsamer, analytiich auf lie luruckaugeben,
gleichsam ali loUten tie von den Fallen> enf wel^
che wir lie ttiUichweigendeiigewandt baben, em
«bttrebirt werdea. Dean werdea sie eueb voii
dem wenlger hhigen und ungeabien Kopfe leicbt
ia ibrer lucktcii AUfemeinheit nd^tractoj
eufgeldtt, ^
Bej dem Vortrage einerganzen WisaentcbeA^
mag man daher, wenn maa enf tolcbe Grnodti*
tae einmal analytiscb ear&ckgekommen Itt^ beiw
aach tyqtbelUcb yoa ibnea weiter lortgehen , bit
ahalicba Grilade wieder .u einem analytiscben
Mckgange adthigan. Der Yortrag wQrde in dem
«iigegebenenFallegemischt, «nfangi analyiUchen
hernach lynthetiicher, und xuletat gani syntbe.
Uich leyn, wenn bey dem Leser oder Hdrer,
dem «r bettimmt ^ire, ,cboa «Ile Hiademittn
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184
entfcrnt waren, die dem ganz syntlietischen Vor-
trage in dem angenommenen Falle den Eingang
•rschweren. Der erste Unkeiricht fur die Jngend
In der Geometrle wurde unitreitig «us dem en*
gegebenenGroiide diese&Gang sa nehmeii haben»
Zweytent giebt es Satee , die unt irorTSn»
bekannttr sind , als die allgemeinern Grunde^
auf welchen sie beruben, aus wrlcben sie daber
syntbetisch hergeleitet, oder aof welcbe sie ane-
lytisch zuriickgefuhrt werdfn mussen. Zu die-
•em Behufe m&isen dlese ellgemeinem Grunde
dergethan und deutUch dargesiellt werden, Die
Darstellungdteser ellgemeioen Grflnde wirdteich»
ter von uns mit der notbigen Bestimmtheit aufge»
faOit werden, wenn wir auf analyriscbem Wege
£u ihnen ^efiibrt werden, als wenn wir synihe*
tisch daso gelangt sind. Wir durfen alAdann viel-
leicht our noch einen oder zwey ^chritto rriclb-
wirts thun , om den Beweis derselben ku haben»
nndmit demselben eucfa dervolIigdeutUchenl£in«
Sieht des S Jtses verticbert zn seyn , der nnt vor*
ber schon bekannter war als seineGrrmde, auf
wclche wir anfllytisch luruckgrfuhrl wurden. Von
der Filiclu nicitt zu lugen^ seinem gegebenen
Versprechen nachsuliommen n. s. w. bd)t sich j#-
der ubenengty wenn er gletch den Gnind seiner
Verti/licbtung sich nicht sollte engeben kdoiiea.
Eine Abhandlung, welche die ersten Grilade der
Sitltichkeit anm Gegenstaade hatte» wird daher
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glacklicfaeranalydicb alf fjmtbetifch ibraiGegaii-
atand bebandeln^ wenn ea anders daranf abgese»
ben iftf die Wabrbelt nicbt alleih danuftellenj
iond«>m auch derDarftellangden leichtesten Eiiv
gang za verschaffen. Am sicbersten erreicht
mnn diesen Zweck, wenn mnn, was sich so aaa-
lytixch ergeben hat, synthetisch susammenstellt.
Uiervon ist der Grund fcbon oben (S.^^und^o.)
>i^^<^geben. Anf dem Geaagten erbellet aucb^
daif die Anwendnng der Analyfif, in der erwab»
ten Absicbt, nicbt allein bey Abbandlungen, die
ficb aof einen beflimnitern Gegenstand einschrSn-
Iten, sondem auch bry demVortrage ganzerWis-
senschafien, es versteht sicb bey besondern Punk«
ten, an ihrem Orte sey, und daff dabey der Yoiw
trag der YViiieiuchah im Ganaen ayntbetifcb f^
kann.
Dri tteaf giebt ee Begriffe und Satze, die
leicbt Mifsverjjtiindnissen ausgesetzt sind. Vor
diesen Mifsverstandnissen verwahrt man sich,
oder loset sie leicbter, wenn man in den cinxel-
nen Fallen, wo sie eine Verwirmng vemnacheii
iLonnten , analytif cb auf dicfe Begriffe oder Sitae
snrucligehty alf wenn man syntbetifdi auf deniel-
ben folgert. Solcben MiifverstSndnisfen if t frei-
licbofty wie es tcheint, durcb eine einzige Be«
merkung bey dem Begriffe oder sSalee, bey wel-
cbem sie tu befurcblen sind, vorgebaut; allein ef
ift auch uoftreitig, dala man in vielen FaUen anf
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dflt Gedacbtnift des Lesert oder Hdrers za viel
recbnen wurde^ wenn nian ^lauben wolIte> soder
Gefahr gant vorgebaut zu haben. Die Lebre von
der Collision der I'ilicbten in der Moral> nnd
voA der Unveranlterliclikeit der nrtpruoglicbeii
Becbte im Neturrecht erlaatert dietet vielleicht.
AUety wet die Moral Qber jene lebrt, bebevptek
tie nnr nnter der Vorauttetsung , wo ewey FiUe
nur in Ansebung einzelner Punkte und nicht in
Ansehung ihrer.ganzen Individualitat in Betrach-
tung komoaen. Ich bin unitreitig, wie man sich
autdruckt, mebr sur Miidtbatigkeit als zur Frey-
gebigkeit verpiiicbtet; aliein man wilrde faitch
acblielsen» wenn maa annehmen wollte, ia jedam
Falle hdra die Pilicht der bloften Freygebigkeil
auf, wo aia m Atr vMildthiti^keit Schnmkea
tet^tf.
Viertent endlich giebt et S^tie, die jeder-
maail bekannt sind j die aber eben desbalb tM
tdemand einer betondera Anlmerktamkeit wfi9>
digt. Glelcbwohl liegt in dieten Sitaea dae cv-
giebige Erkeantniltqttelle fftr die Erfahmngtwi^
tentcbaften. Sollte der Vortrag derselben gana
syntbetisch leyn^ so wtirde er von diesen Satsen
ausgeben mussen. Allein der Scbriftstellery der
seinen Vortheil verstebt und seinen Leser kennlf
wird in seinen Beweisen Jieber analytiscb su tol-
chen» durch die alltlglichtte Erfehmng liekaaa-
taa^ Satiea sttrackgdtan» «la iie tjathetitdb der-
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«elben sum Grunde legen. Denn ihm kann
nicbt eatgehen^ dafs dleseSatze iMngstwieder von
•ein«in« vieileicht ancb aiebt lii«igeii » Leiereui
der Acht gelesfsn aeyn wQfden^ wenn er devon
Gebreacli mecfaea wollte» und deft er der An£»
merksatnkeit seines Lesers gewifs ist^ wenn er
des ihmfremde^ vieHeicbt sein Erstaunen erregen-*
de mit dem ibm I^ngst bekannten in eine uber-
rascbende Yerbindung biingt. Der Psjfchologp
der liey seinem Yortrege vob den Jedermann be>
kaanten £rlelimiigttitaeB «nsgeheit nnd gaaa
scbulgereebt su den allgemeinea Gesetaea fortge»
lieii woHte, euf wdche }ene dnrdi dae Induktioii
fuhren> wurde bej den meisten seiner Leser seii
nen Zweck gewifs veifeblen; sie wQrden es su
bald mude sejn> an ihnen langst bekannte Dinge
erinnert zn<werden^ als dals au ihrem Unterridl*
t» devon Gebreneh genecht werdea konnte«
Wena aolehe Erfehmagea blngegea em de ia
des Aadcaken des Les^s;sBr&ckgeriif«i werdei^
wo er fa Ibnea den BeweSs daerlhm aeoea Wehihi
heit sehen^ oder wo sie ihn zu dem Erklaraugsi
grunde ihm auHallender Erscheinungen, derglei<4
chen ich oben (S. i66.) erwilint habe, auf einem
knrzen Wege lahrea» wird er sie gern und echaw
fer in des Auge nebineii» els er es bis jeist in thnai
gewobat war^ da er aonmebr weifs, delt er
la ibnea liUigst dneo nntikiiuiteii Reichtbiini be«
sessen*
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iS8
Ans di«ieni Grande kann, um es im Voibey*
gelien lu bemerkeny der Unterricbt in den Na>
tnrwittenschaften niid bMonden der Seelenlebrs
fur die reifere Jngend treflicb genoiet werdciiy
denBeobachinn^sgeitt nnd datNachdeakenBair6i'
cken. Der Beobechter tleht in vielen Fillen nicht
meh^ als jeder Andcre; allein w«s er siebti weils
er, wennes derMuhe wei tb ist| zu Bemerkungen su
erbeben, die er dieeine mit derandernsu verglei-
chen und eheo dadurcb aocb lemt» teinemBliclie
dle gebdrigie Richtung so geben. Ich wflrde mit
dieter praktischen Bemerkung eine Reibo voii
Abbandluogen tcblieften , deren Gegenttand nnr
zn theoretiscb ist, wenn andeisnur daspraktisch
heifsen soll, was einer unmittelbaren Anwen-
dung auf dasLeben fabig ist, wenn ich nicbt nocb
oinet Punkts erwabnon mfiftte. Iti allen bisber
erwftfanten Fallen, wo der analytitcbe Vortrag
swockmirtiger alt dtf tynthetitcbe itt, kann di»
tet nnr ron der blola vertochenden, nicbt der foU
gernden Analysis gelten, aucb da^ wo die letste
an sich aowendbar ware.
Denn bier ist nicht die Frage von dem G««
brancbet den wir bey nntern Medltationen^
tondern bey dem Vortrtgey davon macben tol*
len, Dieiet voraotgetetat reden awey Gr&nde
gegen die Anwendung der folgernden Analytb
bey dem Vortrnge. Er&tens: In dem Verfab-
ren der folgernden Analysit itt die Verimupfong
Uigiiizea by LiOO^lt:
189
der Schluue ebeii ao progretslv» eli in dem rein
iynthetiichen Verfehren. Die ADaiysis im Ga-
gensjitse der Symheiis» sn der sie fuhrt ($. ia6.)
wurde telbtt eine Syothetis (ebend.) det Satzet
seyn» in dem sie endigt, wenn der Saii, aus
welchem sie bis dahin gefolgert, schon ausge*
nacht wabr ware. Allet itt bier fortscbreitend
von Vordertchlutten lu Nacbschlusten. Dio
Schliitsein ihr slnd nichtenalytisch, tondem syn-
thetisch verkettet, wenn gleich das ganao Ver*
labren mlt Recbt analytisch genannt werden
liann, weil die Folgerung, zn der es fuhren toll,
eine schon anderwarts autgemacbte Wahrbeit
teyn soll. Aus diesem Grunde bietet es keinen
der Vortbeile dar^ die man in den angegebenen
FaUen (S. i S*— 'i S^*) von der Anwendung der Ana*
ly sis er warten kanni Hienu kommt aweytens
ein Grnnd^ desten icb schon vorher hatte erwah-
nen toUen. Dat Verfahren der folgeTnden Ana-
lysis enthalt immer einen scbeinbaren Cirkel.
Aus einem noch zu beweisenden Satze schliefst
die Analysit (S. ia6.) einen andern Satz; aut
eben diesem andem Satse beweitet alsdann dio
Synthesis jenen ersten Satt. Der Cirkel itt^ wlo
kanm getagt an weiden brancht, nur scheinbar^
nlcbt wirkliob* Dena die Analytit toll keinea-
wegt den Sats, den tie folgert, darthun; son-
dern nnr zeigen, da(s er wahr seyn wurde, wenn
der zu beweisende Satz, von dem die Anaiysit
autgnig^ als wahr gegeben war« oder kox^ dais
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